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für liiitljolifriif €irri)ciîfitngfL
^îterfcr gal^rgang.
Jl a ïÇ e lt.
Brutl; miö Urrlaç uou 3acobi & Co.
1887.
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Jttlj(ilt0-ll)crîeW)iuf}
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Seite
2)aê .^-eu,^................9
3)ie Watellofe...............Gô
9(m Slllevlieiligcnicitc.............
9(tn SBei[)nnd)t§îe)"te .............89
^^iuîinlic ÎC.
©Ott jitm ©vufi..............................1 !
Stiu S-efte bev Grfdieinung beS ^evvn. §ljmiiu5 juv îyeSper 2 ;
5-c|"t ber heiligen brei Äonige.........a ;
(Srtiävung bev yauretQni[d)cn üitcmei......1, 13, 20
Gin ikincf) ini ©vegoviu^banfe in Slocfjen......') j
^öaufteine............... 10, 18 |
ÎDie 9Jîftrioni)d)C îliiti^bon „Avo llogina coolomin" . . . l-2 i
"?(ni g-cftc Wovia SJcvfitnbigung. .Ç)l;innuiS jttv Slîc^V"" • • l" !
Soll in ben (ycfon9fc{)nIen and) cliunô gclejen loevbcn . . lî) ;
ïie Cftevfequen.^ „Victimao pascliali".......;
Jlntans llovac nomon............'2() i
^Ta? .'ijodiamt .... 27, 33, 44, r)0, 58, G5, 73, 82, »0 |
berühmte iMisorere beS Don Grogorio Allegri ... 29
iiapft^Jubiliiimi.............29 |
Seile
®ie ^^fingftfequenj..............32
büd)iu. 33iid)ofê uon Siuj üOerorbnung über iîirdjeus
mufif...........3C, 4Ü, .V2, 59, GG
iîird)ennuifif unb Ïage^v^'^fK.........37, CO
î>ic grol)n(cid)nam?[equcnj „Lauda Sion".....41
So^ 9nicluja................45
Aspor^'os mo ...............49
griebrid) .(ïöncu f..............
tSin heiliger aifuiifu8......•......52
Salvo Kogina..............57
î)tc SBicbcvcrÖffnung bcsJ iîloftcriS 'ikuniu......G7
îie neue Orgel in ber llird)c ju Cbcrbilf......G9
Dio.s irao................75, 83
®er beiliqe Olregor 1., ber tóvofje (tyorlf.) .... 7G
.<livd)eiiial)v..............81, 89
Stinmien bev .<ïivd)c.............85
i>cvfrf)icbcucê.
©eile 7, M, 1.5, 22, 23, 21, 30, 31, 32, 38, 39, 40, 47, 55 fil, 03, 70, 72, 80, 80, 87, 88, 92, 93, 91, 95, !)G. |
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4> gio^rgottg.
fur fiaiÇorifcf;e gxx(!(}mfânç^cx.
®rnttê=S3cila9c juut Drgau für ïatîjolif^^e tir^emniirit
„©crije, baß bu mit tein ^erjen fltaubjt, waS bu mit bem SOhmbe ftnafl» unb in SlBerle.
fccl^ätigft, icaS bu mit beut ^erjen fltaubft." Concit in Sart^ago B, 3. 398.
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Oüoit ^nm döruf]!
©^nell eilen bo^in be§ S3ûcE)e§ r. uvnielnbe SBeOen, rafch faufcn vorüber bie heulenben Sogen be§ ©turmeS: boch träge ift bie Seile unb langfam ber Sturm gegen ben Derraufchenben Strom ber Seiten. ®o ift unê, lieber Sefer, mieber ein Jabr bahingefchmunben tote ein ÜJïorgentraum. ®in Jahr ! tuelch' große 3abl »on ©tunben, melch' lange 9îeihe »on Dagen ift bahin gefloh'n in'â unexmeßliche aJJeer ber ©t»igteit: fte finb bahin, unmieüerbringlich bahin ! Unb mir arme üiienfchenlinber, bie loie ©taubförner im Sturme fortgeriffen toerben »om Strome ber 3eiten, mir hüben bie Schmeüe eineS neuen Jahreê bereits toieber überfchritten unb fotf^en auf ber ©chroeHe beS-- felben nach feiner 2luffdhrift; mer aber fann fie entziffern? Unb bo^! ®§ rinnen bie Jahre beS SebenS bohin, Unb ©onnen um ©onnen erbleichen, ^eil Denen, bie reid) einft an ^immel^geminn Das 3iel ihreS DafeinS erreidhen! ©0 beginne mit (Sott benn »on Dîeuem ben Sauf, ©mpftehl Jhm, »ettrau' Jhm bein Saiten! Unb blide getröftet jum Rimmel hinauf, (£r mirb felbft im ©türm' bich erhalten! Jhm loeihe bein §erj, Jhm meih' beine Kraft, Jh>n meihe bein Seben unb ©terben, Er ifl es, ber SlßeS bier leitet unb fdhafft: Ü)?it (SJolt nur fannft §eil bu ermerben!
aJcMt (5^0tt tritt auch ber fird)liche ©änger in'S neue Jahr ein unb loeiht bem .^errn fein $)erj unb feine ©timme! (ïr hält fefl baran, baß cS um feinen Sängerberuf eine hD(l)= mid)tige ©ad)e ift; benn ber .^err, ber fo über unS mad)(, baß jebeS ^aar auf unferm Raupte gejählt ifl uub feineS JU Soben fällt, ohne baß ber himmlifdhe Vater barum meiß ODÎatth. 7.): berfelbe .§err fleht auch auf bie 3legungen unfereS Î)erjen8 unb jählt bie '^5ulSfd)läge unb tnerft cS baher fchon, loenn baS §erj bcS bra»en ©ängerS fdinellcr fd)lägt in ber begeiflerung für feinen beruf. Unb toenn ber .^eilanb fagt, baß jeber Drunf falten SafferS, ben i»ir beut yiäd)flen reichen, feine bergcltung unb feinen Sohn finben foll, fo loeifl auch Sort Darauf h«"/ baß 5)iii)tS in unferm Seben
für baS Sluge (SotteS bebeutungSloS ijl; eS jeigt unS aber ouch, wie hoch ber §err bie ü)jühen unb Dpfei: anfd)logen mirb, s^el^e unfere ©ängerchöre loährenb beS obiieloufenen JahreS jur berherrli^ung beS ©otteSbienftcS unb bomit. jur ©rbouung ber ©läubigen mit freubigem ^lerjen gebrocht haben. |
Jn einetn ölten Segenbenbudhe laS idh jüngfl golgenbeS: 2ln einem frühen orgen mod)te fidh ein Dogelöhner .auf ben Seg, _ um Slrbeit fiir ben Sog ju fuchen. Sfoch ferner ©emohnheit lenfte er feine ©d)tit(e ober Porerfi jur noheu Kird)e, um mit ©ott ben Dog ju beginnen, ©onj in ®e= banfen »erfunfen, überhörte er ben ©tunbenfd)log ber Dhurm= uhr gonj unb fom ju fpät ouf bem ÜJiorftpla^e an, mo tnon bie Dogelöhner ju hingen pflegte. DoS madhte ihn redht trourig; benn ber begonnene Dog fonnte nur mehr ein fit enger gofttog für ihn merben.
Dodh ftehe! bo fomtnt ein reidher 3Kann beS SegeS, für ben er jumeilen fdhon georbeitet hat. Der fieht ihn boftehn unb nähert fid) ihm mit ber groge: „Sorutn ftehft bu hier müßig? hajl bu feinen 9)Jeifler?" — „3Jein, (ant= mortet ber Daglöhner) ich habe mich in ber Kirdhe »erfpätet unb habe boher feinen -Dleifler mehr gefunben."
Der 9ïeid)e benft bei fidh, ber Daglöhner müffe mohl ein frommer ÜJJann fein, unb frogt: „älJöchtejl bu für midh benn heute no^ eine Slrbeit übernehmen?" — Unb bo ber Slrme freubigft feine bereitmifligfcit erflärt, fogt ber reidhe ÏDJonn: „©o gehe i»ieber jurüdt in bie Kird)c unb bete biefett Dog für mich, fo tüiU id) bir boS Éffen fd)idfen unb bir benfelben Sohn geben, melcl)en bie onbern Slibeiter erhalten, bie für mid) auf" bem gelbe orbeiten!"
Der SlrbcitSmontt freute fich borob fehr; er ging lüieber jur Kirche jurüdt unb betete. illS eS Ü)?ittag gem'orben loor, fd)idtte mon ihm boS Gffen, mie beu Slnbern, bie auf bcm gelbe befd)äftigt maren; unb olS ber geierobeub gefommen, ging _ er in feines ''KieifterS §auS unb erhielt nidjt nur ein reichlid)eS Slbenbbrob, fonbern eS murbe ihm oud) berfelbe Sohn ouSbejohlt, mie benen, mcld)e für beu Teid)en Sjjonn int ©d)meiße ihreS 2lugffid)tS ben Dag über gearbeitet hatten. — Slls er nun froh unb glüdlid) beu .»peintmeg ongetteten hotte, begegnete ihm ein olter "DJann, ber etraaS (£hrfurd)t= gebietenbeS in feinen ÜJiieneu i»ie in feinem gonjen Sleußern hotte. Der Sllte »ertrot ihm ben Seg unb" ri^tcte an ihn bie groge: „SoS hat bir ber rcid)e Woun jnm Sohne ge= geben bofür, boß bu heute ben Dag über für ihn gebetet hafl?" Der Daglöhner ermicberte, baß er fid) burd) fein ©ebet jiuei ©d)ining »erbient habe. Da ober runjelte ber Sllte bie ©tirne unb fogt in befehlenbem Done: „©ehe fofort mieber JU ihm jurücf unb heiß' ihn mehr geben, benn er hat bidh nidht bejohlt!" —
Der Dogelöhner magte feinen Siberfprudb, obmohl er om liebflen heimgegangen lüäre; aOein ber Sllte hatte etmoS in feinem Sefen, "moS "ihn beherrfchte, ohne baß er ftd) borüber |
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aïechenjchaft ju geben berntodhle. @r ging alfo jutüdC, richtete ben Sluftrag au§ unb fïaunte nt(bt njentg, baß ber 9ïetcbe weitere fec^S ©d)illing bem vereinbarten So^ne bereitwilligft hinjufügte. — ©lenben ©(^ritteS fuc^t er nun feine nung gu erretd^en. ®ocb ba! auf ber §ölfte be§ SBegeS erwartet i^n ber geheimntßtolle Sllte fd^on wieber unb fagt: ,,9ïun hat er bir allerbingS etwaS jugelegt, allein fed^S ©dhiding ifï immer nod^ ju wenig: geh' jurüdE unb heiß' ihn mehr geben !"
®er Daglöhner geht gehorfam wieber hin unb forbert mehr. Der Steide jeigt ftdh fofort bereit unb gibt ihm fogar jwanjig (Schilling!
Unb flehe! in berfelben 9îadht wirb bem reidhen SDÎanne burdh ben geheimnißüoüen Sllten (bet ein Engel beS |)errn war) eröffnet: „SBäte baS ©ebet beS armen DaglöhnerS ni^t gewefen, fo wärejt bu in biefer 9îadht eineS jähen DobeS geftorben!"
So baS alte Segenbenbudh- äWan mag nun übet bie Segenbe felbfl benten, wie man will: baS ift febenfatlS nidht ju leugnen, baß, (wie überhaupt in ben frommen Segenben, fo au^ hier) hinten bem Sunberbaren ein tiefer Sinn unb eine innere Sßahrheit, wie ein ©olblorn ftdh berftedft hält.
Die „Slrbeit," weldhe ber fromme Dagelöhner in ber Kirdhe ju ©unften jenes Sîetdhen geleiftet, hatte felbjl in ben Singen biefeS Söeltmenfdhen ben mehr als jehnfadhen ffîerth im Sergleidh ju ben Slrbeiten, weldhe bie übrigen Dagelöhner währenb berfelben ßeit auf betn gelbe für ihn ausgeführt hatten. Darin liegt nun ohne grage eine tiefe Sahrheit oerborgen, nämlidh: SaS immer oon unfettn Dhun ber Seele unfereS SOîitmenfdhen 9Jugen bringt, hat in ben Singen ©OtteS (unb barum audh für ben nadhbenfenben Eh^^if^en' einen unoergleidhlidh höheren Serth, als alle Dpfer, bie wir lebiglid) für boS irbifdhe ©lüd unb Soçlfein beS 9îâdhfîen fingen mögen. Unb wenn nun baS ©efagte feinem 3weifel unterliegen fann, fo barf nach metner Slnfldht bet eifrige firdhlidhe ©änger mit wahrer Seftiebigung auf baS abgelaufene Menberjahr jurüdfd)auen! 9îicht um wetthlofen SBeifaH ju gewinnen, hat er ja gefungen: nein, er pugt nid)t für fo billigen ^^JreiS; er fingt für einen unüetgleichlidh höheren „Sohn", benn auf feiner gähne ijt bie Deoife ju lefen : „Dem §ettn Rimmels unb ber Erbe jur Ehr' unb ben SDiitchriften jur Erbauung!"
Sie mandhem Sefudher beS §odhamteâ mag ber 9îuf um Erbarmen (Kyrie eleison), ber an ben (Sonn^ unb gefttagen beS abgelaufenen JahreS oon ber ©ängertribüne jum Sater ber Erbarmung emporgeftiegen, oon großetn, ja unermeßlichem Sottheil unb 9Zugen gewefen fein! Sie mondheS oerirrte ©diäftcin ber beerbe jefu Ehrifti tnag ber erneuten ©nabe unb Erbarmung beS guten ^ixkn gewürbigt worben fein auf ben ftehentlid)en Üïuf beS EhoreS: Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, miserere nobis: D bu Samm ©otteS, baS bu hinwegntmmjl bie ©ünben ber Seit, erbarme Didh unfer! — Sie üiele fromme ©ebanfen, wie oiele heilige Sîegungen beS .§etjenS mögen bei ben Sefu^etn beS liturgifchcn ©otteSbienfteS burd) ben wütbig ausgeführten hl- ©efang, jumal burd) ben Ehoralgcfang, ges wedt worben fein! Unb wie banfbar würben barum bie"üJiit= dhriften erft fein, wenn audh bier jebeSmal ein Sote ootn Rimmel eingreifen würbe, um auf ben unermeßlichen Sortheil hinjuweifen, ber ihnen jahraus jahrein burch bie erhabene „Slrbeit" beS EhD«^ etwächft! Unb tote würben fte baS Slmt ber ©änger ehren, wie würben fte beren Semühun= gen auf jebe mögltdhe Seife ju unletftügen fudhen ! Sie würbe namentlid) in ben Stäbten baS §odhamt fleißiget be- fudht werben üon foldhen, bie wohl bie 3eit baju haben, aber aus Sequctnlichfeit unb Sauheit ftdh nun mit einer ftiûen hl- aJîeffe begnügen! |
Jdh fann mir benfen, liebet Sefer, baß bu hier eine Entgegnung auf ber Bunge haft. Du wirft tnir ju bebenfen geben wollen, baß heuer ein „Sote," bet bie Seute über att' baS ©efagte auffläten fönnte, fd)iDetliih tommen wirb, unb baß bn baher auf einen großen Dheil beS gebad)ten „SohneS" großmüthig oerji^ten müffeft! — Die Sintwort wirb mit inbeffen nidht fo fdiwer, als bu blr üieKeidht gebacht haft: Jdh behaupte, baß beine ïluSftchten, beine Chancen, beßhalb um fein §aar ungünftiger ftch gcftalten fönnen; benn je lücniger bte ïlîitdhriften baS ju fchägen wiffen, waS bu für fte thuft unb opferft, befto reld)et wirb ber „Sohn" bei Dem= jenigen auSfaUen, ber felbft ben Dtunf falten SafferS oet= gelten witl, ben wir bem Sîâdhftan in Siebe reidjen.
Unb wirft bu enbtid), lieber Sefer, eS mir wohl als SInmaßung auslegen, wenn i^ nun fage, baß biefe ßeitfchrift, „Der Sote beS hl. ©regotiuS", bei blr bie SteCe jenes ge= heimnlßüollen Sitten in ber Segenbe oetfehen wICt? 9)Zöge beßhalb ber „©regoriuSbote" im begonnenen Jahre ftetS baS rechte Sort ftnben, um ftd) btr, lieber Sefer, möglichft nüg= lieh JU mad)en! ©dhönen.
l.Crudólis Heródes, Dcum Rogom venire quid times? Non éripit mort'Uia Qui régna dat coelestiiv.
2. Ibant Magi, quam viderant, Stellam sequóntes praóviam : Lumen requirunt li'imine, Deum faténtur mûnere.
3. Lavâcra puri gûrgitis Coeléstia Agnus âttigit: Poccâta, quae non détulit, Nos abluéndo siistulit.
4. Novum gcnus potentiao Aquao rubescunt hydriao, Vinüraquo jussa fündero Mutavit unda originom.
5. Jesu, tibi sit gloria, Qui apparuisti Gentibus, Cum l'atre ot almo Spiritu In sempltorna saeoula. Amen.
Ml Itfit ber (ErCrijctuuuö beö i^erru. ijîjiumiô ^ur Ï)e0pcr.
."pcrobcä! 9(rqcr! (5nq borf) an, S3aä bcbft bu bei beä SönißS 9Jat)'n?
®cr greift fein irbi|d)@ut bit an, Set .§immcläl)crrfrf)aft geben fann.
S8üiu üJJorgenlanb bie 23cifcn geh'n
®em Sterne nad), bcu jiegefeb'n: Sic gc[)'n jum üid)t burd) üid)teö Stiahl,
Sefcheutcn Jfjn als öott jumal.
3)a3 öiDttcSlomm, jo milb unb fliit.
Steigt nieber in bic Jotban« i(utC):
GS mufd) uns ab unb nahnt iu ' Sjulb
Iginweg bic frembc Sünbcnfd)ulb.
Gin neue« ®unber jeiget (^ott: 2)cö ÄrugcS SSaffer färbt fid) roth; Sein ®cfen nnbcrt ftd) fofort Unb wirb JU üBciu nad) feinem ©ort.
(?§ fei ®ir Sob, ber 2)u, o (Shrift, 35en Reiben hfut' ct)d)iencn bift; ÖJelobt iu ber Srcifaltigfeit Son nun on biä in Gmigfcit. Stmcu.
3JJehtfadh geäußerten Sünfdhen entfpredhenb, loetben wir in ben folgenben 3Jummctn ble SeSpet^^i)tnnen bet {)ix- ootragenbm gefte beS Kirchenjahres mit einer furjen Er= läutcrung bringen. |
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Det SSeïfaffev be§ tooïfiehenben HhttW"^ tfi bev ^rtefiet ©oetiuS ©ebultuê, roeleer (wabrfdèetnltdh tn jtalien) in bet erften Hälfte be§ 5. jahr^unberlS lebte.
Die ^ircbe begebt an bem Dage ber ©rfd^einnng beS Herrn eigentlich ein breifacheS gefi, inbem fte ba§ Slnbenïen an brei munberbare ©reigniffe au§ bem Seben jefu üerherr- licf)t, mobur^ er ftch al§ ©obn ©otteS unb üJieffiaS offenbart, jn ber Slntipbon jum Magnificat ber 2. S3eêper heißt eë baher: „ffiir feiern einen burch brei Sunber auSgejei^neten gefttag: heute führte ber ©tern bie Seifen jur Grippe; heute murbe auf ber Ho^jeit Saffer ju Sein; heute wollte fich Ghïifiu^ johanneS taufen laffen, um unS ju erretten."
Unfer H^mnuS preifi nun ber 9ïeihe nadh biefe brei Sreigniffe auS bem Seben jefu, unb jioar bie Slnbetung burd) bie Seifen in ber l. unb 2. ©trophe; bie Daufe im jorban in ber 3. ©trcphe unb baS Sunber ju J?ana in ber 4. ©trophe.
3«V Erläuterung: Die beiben erfien ©trophen führen unS iu ben tönigSpalaft ju jerufalem; bie Seifen ftnb eben angeïommen unb treten mit ber grage oor HerobeS: „So ift ber neugeborne ift)nig ber juben?" — Sir fehen ben tüdEifchen HerobeS Oor ©chrecten jufaramen= fahren; „alS aber .HerobeS bieS hörte, erfchraf er." (iOJatth. 2.) Der Did)ter b»S Hh'"""^ gibt unfern ©efühlen ber ©ntrüfiung unb beS 2lbfd)eue8 SluSbrudC in ber grage: „ ©raufatner HerobeS! maS fürd)tefi bu bie ?lnïunft beS giJtt: iid)en fönigS? Der reißt nicht oergänglidhe 3ïeidhe an fidh, ioeld)er bie"hi'ninlifd)eu Oerlciht." (©trophe 1.)
2. ©trophe: Der Hh'"""^ foi^^ ben weiteren 33erlauf ber Gegebenheit furj unb fnapp ju fd)ilbern. Sir fehen bie Seifen, nad)bem fie bie ?lntwort beS iïönigS gehört, weiterjiehn auf bcr ©traße nad) Sethlehem; bcr munberbare ©tern geht oor ihnen hi-'r unb führt fie mit feinem Sichte jum „wahren Sid)tc, baS ieben ü}?enfd)en crleudhtet, bcr iu biefe Seit fommt" (joh. 1.) Dod) taffen wir ben Did)tcr fclber rebcii: „Die Seifen gingen hin, ber Seitung beS ©terncS, wcldhcu fie (im Worgènlónbc) gcfchen, folgenb: fie fud)cn burd) baS Sicht baS (wahre) Si^t unb bc-- fcnlien ©ott burd) ihre ©obe." — Der Did)ter fpridht uur oon einer ©abc; er benft offenbar an ben Scihraudh, bcr bem göttlichen Jlinbe jum 3eifï)e" bcr ïl nbe tung bar= gcbrad)t murbe.
3. ©trophe: „DaS Hi'"'nelSlamiu berührt baS 93ab bcr reinen gluth (bcS jorbon): Die ©ünben, oon benen cS felbft frei war, h^t cS auf fid) gc^ nommcu, um unS rein ju mafchen." — Der HVi"""^ führt uns hier in eiligem ginge über brcißig jähre himoeg an ben jorban. johanneS ber Däufcr jcigt auf bcn Heilanb mit bcn Sorten: „©chet baS Samm ©otteS!" (joh, 1.) Daher nennt jhn aud) bcr baS „HimmelSlamni", welchcS (wie eS in ber Daufwaffermeihc am Gharfamftag heißt) burd) bic „53crührnng" ber gluthen bcS jorban baS Saffer für baS hl- Dauffaframent einweihte. — Den folgenbcn 33erS (pciccata quj;ic noQ dctulit) haben wir etwaS freier überfcljt. Sörtlid) heißt cS fo: „Die ©ünben, über bie (Sr feine Sluflage erhoben b. h- bcrcn ©r fidh nith' ft^ulbig gab." Der ©inn wirb fofort flar, menn man fidh erinnert, baß bie juben, meld)e ju bcm Däufcr johanneS hinauSeilten, ihre ©ünben befannten unb fich taufen ließen. (ÜJ^atth. 3.) DaS Samm ..©OtteS fonnte fclbfircbenb eine berartige ©elbfianflage nidht erheben, benn eS burfte ja bor feine geinbe mit ber |
grage hintreten: „Ser ouS eudh 'ann midh einer ©ünbe befchulbigen?" (joh. 8.)
4. ©trophe: „®tne neue Seife ©einer 9)îadht= äußerung: eSröthenfidh bte Soffer tmßruge, unb ouf bcn öefehl. Sein ju firömen, änbert bie Soge (b. h- baS Soff er) ihren Urfprung." — jn bemfelben rofdhen gluge, mie oorbem on ben jorban, merben mir hier ouf bie Hochjeit ju tono oerfe^t, um boS britte ©eheimniß bicfeS fefiU^en DogeS ju betradhten: DaS SBoffer mirb munberbor in Sein termanbelt/ unb jmor nidht bloS bem ©efd)madfe bemerfbor, fonbern boS forblofe Soffer nimmt auch ! bie gorbe beS ScineS on. Daß gerabe rother Sein ent= flonben fei, borf ber Didhter fdhon beßholb annehmen, meU in ^olöftino Korwiegenb rot he Drouben gejogen mürben.
„Die Soge (boS Saffer) änbert ihren Urfprung" b. h- fie änbert ihre $)îatur: eS ifi als märe fie nidht auS ber Quelle gcf^öpft, fonbern ouS ber Droube gefeltcrt.
Damit enblid) bcr geneigte Sefer feinen „folfdhen 2lrg= mohn" hinfidhtlidh unferer bidhterifdhen 93egobung in fidh auf^ fommen loffe, bemerfcn mir nodh, boß bie metrifdhe Ueber= fe^ung bcn „Hh^nen ber îothoUfdhen ilirdhe" oon ^odhtler entnommen ift. SlöcrbingS gloubten wir beu Sefern einen Dienfi burdh ben Slbbrudf ju erweifen, bo biefelbe unS fehr glüdflid) JU fein fdheint.
©dhönen.
ÎDaô Ifft Ut Ijctüjjcu Uti Äöuttjc,
wie baS gefi ber Grfdhcinung beS Herrn hier ollenlhalben genonnt wirb, hat für bie ©rjbiöjefc iîôln eine gonj befonbere iöcbcutung boburch, boß bie ^Reliquien bcr heiligen brei iîônige iin Kölner Dome aufbewahrt merben. ®8 ifi ein ©dhoî^, um beffen ®efi^ bic ©tobt unb bic (Srjbiöjefe iîôln Oon ber Uebertrogung ou bis heute bcncibct worben finb. Sir ocrbonfcn biefen foflboren ©dha<; bem ©rjbifdhofe 9îaiuolb oon Düffel (1159 —1167). Derfelbe mor iîonjler bcS îîoifcrS griebrid) 53arbaroffo unb befaß ©igcnfdhoftcn, bie bem ,<îîaifcr in feinem oerhängnißooOcn Sîompfc gegen bie iîirdhe ollerbiugS fehr ju ©totten fomen, bie ihm fclbcr ober. In feiner (Sigcnfchoft olS îîirdhcnfûrfl, mohrlich ni^t jur ßlcrbc gereichten. ^)fod) feiner jbec hätte bcr iîoifer uid)t nur boS àîcdht gehabt, 5iifchöfe fonbern oudh'ißäpfte ju ernennen; mit einem Sorte : bcr ifaifer märe nidht bloS boS Oberhaupt beS 9îcidhcS, fonbern oud) bcr îîirdhe gewefen ! Sie fom benn ber îlîann ju fold)cn ?lnfd)auungcn? mirb ber Scfcr fragen. Der Oruiib boju mar fd)on frül; oon Slnbern gelegt morben: er war nämlich olS nochgcborncr ©ohn einer mädhtigen ©rofcu» fomilie für bcn geifllichcn ©tonb Don feinen ©Itcrn befUiumt morben, ohne boß mon oorher fich vergcwiffert hätte, ob er oudh 9îcigung unb S3cruf boju habe. DtcfeS S3erfohren, welches boinalS fehr im ©dhmungc mor, hat ber ßirdhe un= fäglt^c Sunben gefd)logcn.
Die 9lcliguicn bcr heiligen brcl ilönigc moren gemäß ber UcbetUeferung fdhon unter ben erfien d)rifllicheu J^oifern nodh iîonfiontinopèl unb oon ba nodh 9Jlailoub gebrodht morben, mo fle in ber .<îirche beS heiligen ©ufiorgiuS ruhten, bis ber iîoifcr griebrich 33arboroffo im johre 1162 bie ©tobt TîaU lonb eroberte. Der (Srjbifrf)of erhielt nun oom Jîoifcr, ber ihm io JU großem Donfe oerpflichtct mar, bic Selber ber heiligen brei Jfönige, foroie bie ^Reliquien ber beiben 3Jlarthrer 9lobor unb gelij jum ©efchenfe für feine |
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(ötnifche ©oraïtrche. Bereits auf bem §etmtóege auS|3!tolten hatte ber Grjbifchof am 12. ^unt 1164 in einem, an baS üDomïapitel geri^teten ©chretöen ber ©eifllid^ïeit, bem Slbel nnb ben Bürgern bon ßi)ln aKitthelïung gemaft bon bem merthooHen ®efd)enfe beS ^aiferS. „B5ir treilen @udh mit (fchtieb er), baß ber ^aifer in feiner greigebigfeit Un§ brei fehr foftbare ©aben gefchenft ha^ nämlich bie Seiber ber heiligen bret Äiinige, bie einft bem §errn in ber Grippe ©efdhenfe brad^ten uub beren 9ieltguten bi§ fe^t jufïDïaitanb tn ber Jïirdhe beS heitiflen (guflorgtuS geruht haben. 3lußer= bem bringen 2Bir mit bie Seiber ber heiligen ÜJIarthrer Sfiabor unb gelijc unb moKen mit biefem unoergleidhlidhen ©dha^e bie ©tabt löln bereid^ern unb fd()müdfen. ^eil unS|getnbe|ben 2Beg oerfteïïen, moKen SBir burdh Burgunb unb granfreich reifen unb fdhidten @udh biefe ^iad^ridht auS Bercetti, ^ba mir heute ben SBeg nach Durin unb bem 9)ïont GeniS antreten. — SBir ermahnen @uch, baß ^h^ auf ben Gmpfang berfelben @udh mit mijglichfter geierlid)feit borbereitet unb für UnS bittet, baß ©ott UnS eine glüdtlidhe |)eimfehr oerleihe."
®S gelang 3ïainalb, ben Slad^ftellungen feiner ©egner glüdtlidh jii entgehen, unb am Dage tor bem gefte beS heil- SlpoftelS ^afobitS murben bte heiligen 9ïeliquien 5 Oon ben ^iJlnern mit großer greube unb gebührenber geierlid)feit em= pfangen unb in bie ©tabt geführt, mo fie feitbem ihren_^lag iu ber erjbifdhijfndhen Eathebrale haben. ^J^ch je^t feiert bie Êrjbiijjefe aUfährlidh an biefem Dage baS „geft ber Ueber:^ tragung ber heiligen bret tiJnige."
gür bie ©tabt ^öln mar;ber Befi^^biefer,|tn bamaliger geit für unfdhä^bar gehaltenen .^eiligthümer^auch üom größten moterieöen ^ïugen. 5Ridht nur bte beutfchen Könige nämlicb, fonbern auch bie gürften meit entlegener'''Sänber bradhten ihnen ihre @hrfurcht bar, unb jahüoS ; ftrömte_^" bie SJJenge frommer 2Ballfahrer bort jufammen, für ^ bie Kölner eine Oueüe großen SleichthumS.
2lnfangS roirb baS foftbare .§eiligthum roohl nodh in einem jiemlidh befd^eibenen ©greine-aufberoahrt toorben fein, balb ober fühlte mau baS Bebürfniß, biefen oerehrten Ueber= rejlen eine roürbige Behoufung ju geben, unb fo entftanb fdhon unter Siainalb'S 9?adhfotger jener rounberbore Dret= fönigenfdhretn, roelcher noch heute, obgefeben Oijn feinem heiligen ^uh'olte, ber größte ©dha^ beS Kölner DomeS ift.
Slüfonntäglidh, roenn oor bem ^ochomte ber Celebrant bie roeiten §aüen ber Kölner Domfirche jur SluStheilung beS ÜBeihtoafferS bttr^fd^reitet, fingen bie ihn begleitenben priefter unb Clerifer außer ber Sintiphon Asperges me oudh eine Sintiphon jur Berehruug ber heiligen brei Könige: „Tria sunt munera etc. Drei herrlidhe ©efdhenfe bradhten bie SBeifen bem §errn, unb biefelben haben eine geheimnißootle Bebeutung: in bem ©olbe roirb ouf bie ajtadht beS Königs hingeroiefen; im B5e ihr auch fehen mir bie ^ohepriefter roürbe angebeutet; in ber 9D?hrrhe ober roirb auf boS SSegräbntß Oes §errn hingeroiefen."
Unb menn im feierUdhen ^odhatnle an ©onn= unb gefi= tagen bei ber Opferung bie ^ncenfotion (Beräudherung) ber Opfergaben, beS SlltorS, beS CleruS unb beS anmefenben BolfeS ftattgefunben, begibt ber Diofon fidh jum Dre{= fönigenoltor, um bie heiligen Ueberrefte burdh ^ncenfotion ju üerehren. ©dhönen. |
(Etkltinttt0 kr faurelaiitfdiett fiiaul
IX.
Bisher haben irtr bte Borjüge ber allerfeligften 3nng= fron gefeiert, bie fie inährenb ihreS irbifdhen SBanbelS jierten, foroie bie SJiodht, bie fte für bie flreitenbe Kirche ausgeübt hat unb nodh immerbar ouSübt. ^JJunmehr fteigeu mir im ©eifte jur triumphirenben $?irche in ben |)itnmel ouf, um fie JU feiern als bte Königin ber himmlifdhen §eer-- fdhaoren.
Regina Angelorum, ora pro Königin ber ©ngel, bitt* fiir nobis. uns I
aJiorio fleht jmor burdh ihre menfdhliche 9?atur on unb für ftch unter ben himmlifchen ©eiftern, beren ?Jatur eine höhere ©teüe gegeben ift, als ben SJfenfdhenfinbern. Slllein ihre BJürbe ots" ÜJJutter ©otteS fomie bie ®naben=Borjüge, momit ber §err fie gefdhmüdft hat, erheben fie über bie Chöre ber höd)ften Cngel.
2)Jögen bet flommenbe Cherub unb ber leudhtenbe ©eraph bem ^throne ber göttlidhen 3J?aieftät nodh fo nahe ftehen : 3)?aria ftonb burdh i'hi^e ©otteSmutterfchaft ber ©ottheit ohne oüe grage näher.
Unb toer mar eS benn, ber ihr bte frohe Botfdhaft ihrer beOorftehenben ©otteSmutterfdhoft brachte? SBor eS nidht ein hoher himmlifdher Bote? Der ©efonbte ifi ober ftetS geringer, als bie ©ebieter, beren ^wifdhenträger er ift. Unb ift boS gonje Sluftreten beS CrjengelS ©obriel im ."pönSdhen ju 9?ajareth nidht ähnlich bem Benehmen eineS irbifdhen ©efonbten, ber oor einer mädhtigen Königin erfdheint? ÜJfon oergleidhe nur einmol bamit bie anberritärtS oon ber ht- Schrift er= jählten Cngelerfdheinungen: 93?ario allein empfängt einen fo hohen himmlifdhen Boten, um ihre eigene SBürbe unb ©röße erflären ju hören, um gleidhfom bie ©lüdtroünfdhe ©otteS felbfi burch einen jener glüdffeligen ©eifier entgegen ju nehmen.
Kcgina Patriarcharum, ora Königin ber ^atrtarffjen, Bitt' pro nobis. filr uuSt
Cin jeber ber alten Crjoäter jeidhnete fidh ouS burdh irgenb eine befonbere Jugenb unb BoOfommenhett unb ermarb fidh boburdh baS befonbere BJohlgefollen ©otteS. ffier berounbert nicht in Slbrohom ben unerfchütterlichen ©louben unb ben treuen ©ehorfam? ©ein ©ohn ^foof ift ein ü)?ufter ber ©otteSfurdht unb gröjumigfett. ^afob gibt unS ein erheben= beS Beifpiel ber ©onftmuth unb ©ebulb. 9|ofcph glänjt im meißen ©eroanbe uubefledfter 9?einheit 2c. jc.
9J?oria ober, ohne TOafel ber ©ünbe erf^offen unb mit oHen ©noben unb Boüfommenheiten beS hl- ©eifteS in ihrer Cmpfängniß ouSgeftottet, fdhreitet oor ben Crjoätern einher gleidh einer Königin, alS eine Dugenbmeifterin otter grommen, bie jemals ben i)errn mahrhaft Oerehrten. 9)?an benfe j. B. einen Stugenblidf an ihren ©louben im ©tolle ju Bethlehem: fie betet;;;thr"et genes tinb, ein hülflofeS ormeS ^linbTalS ben .§errn Rimmels unb ber Crbe on! ©ie flieht mit 3hm, bem oamädhtigen|©ott, noch Steghpten. 2öelch'£ein bemüthiger ©ehorfom mährenb threS gonjen SebenS! „©iehe, idh,bin eine ÜKogb beS §errn": boS tfi ihr SofungSroort oon ber BerfüuDtgung an bis jur §öhe beS ©olgatho! BJer unter ben ®tjbätern hätte folche Dugenbproben'julbeftehen gehabt! |
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Regina Proplietarnm, ora töniginHöer ^w^Jhcicn, Hit' pro noMs. für unSI
^erolbe beS §errn erfdjtenen' bie ^rop^eten im Sllten _33unbe, flagten Jfrael feiner ©ottüergeffenheit unb 2:reu= lofigfeit, an, aber fie üerfünbeten aud) im Sluftrage ©otteS bie enblid)e Slnfunft be§ erfehnten 9ïeiter§ unb feineê 9ïeiche§ auf Erben; |fie erf^auten bie 3Jiutter be3 §etrn in ferner 3ufunft unb üerfünbeien i^re SBürbe unb i^re Vorjüge.
®a ergebt j. SB. ber 1)1. ©e^er Jfaias feine ©timme: „eine Jungfrau mirb empfangen unb einen ©o^n gebären, nnb fein 9ïame mirb fein Emmanuel (®ott mit unë)." Selche Verehrung,rmeld)e Söeraunberung mo^te ber ^.prop^et in feinem ^erjen f)egen über btefeS munberbare ©eheimniß, über jene Jungfrau bie al§ Jungfrau einen ©o^n empfangen unb Jung= frau bleiben follte! Sie mag er geftaunt baben, baß eine irbifd^e Jungfrau in il)rem ©d)Doßc einen ©o^n tragen foHte, ber ba fei „©ott mit unS", ©ott unbSJJenfcbsuglelcib! Kurj, bie Propheten haben ben erfehnten S)ïeffia§ ben 'bölfern nur Pertünbet: 2)?aria aber l)at Jl)n ber Wenfd)heit geboren!
Regina Apostolorum, ora Könioin ber Slpoftel, bitt' für pro iioi)is, unö!
9iäd)fl ihrem göttlid)en ©ohne mar OJJatia für bic hl. Slpoflel naturgemäß bie theuerfte unb geliebtefte "ißerfon. Sie jni3gen fie fleh an ihrem erhabenen Dugenbbeifpiel fchon ju Sebjeiteu beS §errn erbaut haben! Sie modjten fie bamalS fdjon 9}?aria als bie SDiutter ihreS Königs, als ihre Königin üerehren unb lieben! Sie aber erft, nadhbem ber ^err einem aus ihrer 2){itte feine 3JJutter als beffen 2}Jutter feierli^ übergeben hatte! Sie erfi, nadhbem ber .perr vor ihren Slugen aufgefahren mar, unb fie feinen legten ©egen empfangen hatten! Sie modhten bie SBerivaiften je^t um ajïaria fidh fammeln, bei ihr Droft unb 9ïalh fudhen, bei ihr ihr §erj auSfd)ütten, mit ihr über JefuS unb ©eine Siebe unb ©üte fidh fromm itnterhalten! 9ïach Jefu |)immelfahrt, ftehe! ba fchaart fich IJt« ganje Kird)e Jefu, gegen h"nbertjwanjig ©eelen utnfaffenb, fammt ben ©äulen unb Vorftehern (ben Slpofieln) utn ÜJiaria im SlbenbtnahlSfaale unb oerharrt unter ihrer Seitung im ©ebete unb in ber Vorbereitung auf bie becorftehenbe §erabfunft beS hl- ©eifteS. Um 2})aria, im §aufe beS Johannes, - toerfammelten ftdh ohne 3<oeifel bie Slpoflel fort unb fort, hielten in ihrem beifein ihre be= rathnngen über bie SluSführung ber üom §errn erhaltenen Slufträge jur SluSbreitung beS EuangeliumS. 9{id)t umfonfl aber nennt fchon ber hl- JgnatiuS, ein ©dhüler beS hl- SlpofielS Johannes, aO'Iaria „bie Sehrmeiflerin ber Stpojiel.'" yJicht umfonfi mirb fie Pon ben hl. Vätern genannt „bic Vorfißenbe im 9ïa1he ber Slpoflel", „ber große Drofl ber etflen Kird)e", „bie allgemeine Sufli^ht ^er erflen ©läubigen." — So foOten audh bie Slpoflel eher unb lieber fidh ^ath'S erholen unb flärfenben 3ufprud) für ihren fdhroeren unb erhabenen beruf, als bei SJJaria, Die bem öeilanbe unenblidh näher fianb, als fie? Jn meld)eS ©ebet hätten fie fleh lieber empfehlen foHen bei ihrem Slbfchiebe, alS in baS ihrer ÜJhttter unb Königin? — Sie aber üJfaria fchon bei ihren Sebjeiten »on ben Slpofteln als ihre Ü)2utter unb Königin Perehrt murbe, fo auch bort oben im Sanbe ber ©eligen, mo ihr ïh^^''" Dhrone ihres ©ohneS junächft fleht- ©chönen. |
(Eilt iBeftttl) tm iit0ortuj5^aufc in Mû^tn.
Es mirb ben Sefern bfS. bl. nidht unbefannt fein, baß ber Sîebaîteur beS ©regoriuS^blatteS unb Domdhorbirigent iOerr bödteler bereits am 1. 9îooember 1881 in Slachen eine Kirchen m ufif=©ch nie gegrünbet hat jur SluSbilbung tJon Ehorbirigenten unb Organiflen. ES liegt auf ber ^anb, baß bnS befteheu eineS folchen JnftitutS tjon ungemeiner bebeutung unb Dragmeite fein muß für bie angeftrebte beffexung unferer firdhenmufifalifdhen ßuflänbe. Ser foß bie Ehorregenten unterridhten über ben Ghoralgefang, über bie Direftion beS ©efangd^orS? Ser gibt ben angehenben Orga; niften eine entfpredhenbe Slnleitung ju mahrbaft firchlichem Drgelfpiel unb namentlidh ju einer regelrechten begleitung beS EhoralgefangeS? _Ser unterridhtet ben Organiflen toie ben Ehorregenten über bie liturgifd)en borfd)riften ber Kirdhe be= jüglidh ber geier beS §Dd)amteS, ber VeSper unb Eomplet? ES mag Jemanb in ber meltlid)en 2)?nfit nodh fo fehr erfahren fein, er mag felbft bie .Ç)Dchfd)ule für 3Jîufif in berlin mit Erfolg befudbt haben, fo ifl bamit aber nodh nidht gefagt, baß er ben einfadhfien Ehoralfa^ ridhtig »oxtragen ober nadh ben 9îegeln ber Kunfl auf ber Orgel begleiten fönne. DaS mifl eben gelernt fein ! So aber lernt man baS ?
©oUte barum bie angeftrebte .^ebung unb befferung ber firdhenmufttalifd)en 3«nänbe hier am SRhe'in eine folibe bafiS gemiunen, fo mar baju bie ©rünbung eineS JnfiitutS er= forberlid), in iDeld)em tüdhtige Ehorregenten unb Organiflen herangebilbet merben. Daß bie ©rünbung ber Slachener a)?ufitfd)ule aber audh einem mirflichen bebürfniffe entfprach, geht u. a. fthon barauS herbor, baß biefelbe im Jahre 1883 bereits fünfjehn ©djüler, im Jahre 1884 Pier unb jmanjig ©d)üler, 1885 neun unb jmanjtg unb im eben abgelaufeneu Jahre fogar breißig ©dbüler jähüe. Unb ba bie Slnflalt bie erfte @änger= unb Organifienf^ule in 9îheinlanb unb Sefi= falen ift, meldhe gemäß einer borfchrift beS Kölner ^roüinjial^ EoncilS Dom Jahre 1860 errietet ifi, fo hat unfer lüürbigfier ^err Erjbifdhof feine befonbere
oberhirtlidhe gürforge ihr jugemenbet unb burdh hoheS ©dhreiben üom 5. gebruar 1886 eS" als ©einen Sunfd) funbgethan, „baß biefe Schule mit ber 3eit ihreS privaten EharafterS enttleibet itnb ju einem Diöjefan^Jnftitute mit firdhlidhem Eharafter umgeftaltet meröe."
Unter bem 31. Oftober t. J. hat bie Slnfialt nun burdh ben unermüblidhen §errn bödteler eine Umgefialtung erfahren, moburdh ber Sunfdh unfereS Oberhirten (bie Slnftalt ju einem Diöjefan=Jnflitute erheben ju fönnen) in nahe SlnSficht gerüdft morben ift. §err bödteler hat nämlidh an bem oben begeidh= neten Dage bie Kirdhenmufiffchule unter bem 9îamen „©regoriuS=§auS" in baS frühere Karmeliteffenflofier (SouSbergfiraße 14) Perlegt, mo bte aJJufiffd)üler nadh einer beftimmten DageSorbnung jufammenleben unb unter ber Seitung eines geif'tlidhen JnfpeftorS ihre ©tubien betreiben. Jn ber mit bem ©regoriuShaufe verbunbenen ©t. JofephSfirdhe Perfehen bie ©dh'üler täglich bie verfdhiebenen Dienfie als Küfier, Organiflen, Ehorbirigenten unb Ehorfänger unb toerben auf biefe Seife praftifdh ange= leitet, ihren einfügen beruf mit möglidhft großer boHenbung ju verjchen.
Die feierlidhe Einmeihung beS ©regoriuShaufeS murbe om ©onntag ben 31. Ottober Perfl. JahreS burdh i'en, unter= befjen jum Domfopitulor ernonnten hoth®- §errn ©tobtr |
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bechanten Dr. ÜDubelmann tooüjogen. Dte geter rourbe ein= geleitet burdh ei" berofelben celebrirteS feierlti^eS |)odhaint, bei roelcbem ein ^h^il be§ Sladhener DoradhoreS bte SluSfübrung ber ©efänge übernommen hatte. iRacb bem $)odhanite unb unmittelbar oor bem eigentlidhen (Sinroethung§afte hielt |>err Domfapitular Dubelmann eine auSgejetdhnete Stnfprache an bie oerjammelten Sehrer, ©dhüler unb ©önner beS @regoriu§- haufeS, inbem er bie Stellung ber fünft im Dienfte ber Kir^e behanbelte mit befonberer 9?üdffi^t auf bte neue Slnftalt, roelche bie ^^3flege ber mufitalifcben Kunfi al§ ihre §auptauf= gäbe betrachte. Unfere hl- 9?eligion (fo ungefähr führte ber hochroürbige 9iebner au§) umfaßt ben ganjen ®?enfchen; fie roie ben Einjelnen foroohl roie bie ©efaromtheit heiligen, oer^ ebeln unb bem Dienfte ©otteS roeihen. Der Dreteitiige ©ott aber ift ba3 Urbilb ber ^eiligfeit, ber Urgrunb aller Sßoll- fommenheit. Jh« müffen roir anbeten, Jhm bienen, Jht" hulbtgen, unb bamit SlöeS in gotteSfürchtiger gorm unb ©eftalt gefdhieht, barum nimmt bte Kirdhe bie u n ft tn ihre Dienfte, roeldhe beftrebt ift, ba§ ©(hi3ne äußerlich barju= ftellen, gletchfam ju Oerförpern. 2BeiI aber nur bie fatholifdöe Kirdie im ocllen SBefige ber Sahrheit ift, beßhalb fann bie OoDftänblge Entroidlung ber religiiJfen Kunft auch nur in ber fatholifdien Kirche ex reidht roerben. Die Kirche ift, roie bie ©efchichte unb bte Erfahrung übereinftimir.enb lehren, eine treue ^üterin unb Pflegerin ber Dichtfunft, ber ©aufunft, ber Silbhauerfunft, aHcileret, ä)?uftt jc. ©te bietet bem Künftler bie Jbeale, bie er oerfiJrpern foü. gür ben fdhaf= fenben Künftler (j. 33. ben Komponiften) roie für ben auS-- übenben Künftler (j. S. ben tüd)tigen Organiften) ift nidht nur bie natürli^e Segabung ho^ anjuf^lagen, e§ fommt nicht nur bte burdh gleiß Ju erlangenbe tedhnifdhe gertigfeit in Setradht, fonbetn audh eine roahrhaft religtijfe ©ttmmung be§ |)etjen§ unb ©emütheS. Daä beroeift flar bie ®efd)id)te'; benn immer, roo ba§ .^i^dhfte geleiftet rourbe, roar ber Künftler ein frommer Ehrift. (Der Sefer benfe nur an ^aläftrina, ber in ben Firmen feinen grennbeS, beä großen hl- ']3hilippu§ 5)ieri feine ftomtne ©eele ou§haud)te). Sluf ben angeführten ©ru'nbfägen ruht audh bie neue Slnftalt. ©ie hält f\teng feft an ben Seftimmungen unb Slnorbnungen unferer hl- Kird)e unb fudht berühtnte Sorbilbet nad)juahmen. ©ie toid nicht nur tüchtige Ehorregenten, Küfter unb Drganijten auSbilben, fonbetn ihre ©d)ület au^ ju itjahrhaft tugenbhaften ajfännetn erjichen. hieben bet liturgifdhen unb mufifalifd^en Unter- roeifung unb Uebung roirb barum audh ebenfo hoher Söerth auf eine religtij§rftttltdhe Erjiehung gelegt. Deßhalb ift bte ©^ule ein Jnternat (b. h- bie ©^üler haben Ihr Untcr= fommen, Pflege ic. in bet Slnftalt felbft) unb fleht utiter geiftlldher 2Iufficht unb' Seitung. a}?öge fie eine ^flanjflätte großen ©egenS fein! 2)Ji}ge au§ ihr eine große Sltijahl religiiJSsgefinntcr SWännet herborgehen, toeldhe, gleidh ben Scoiten beS Sllten SunbeS, ble ^tlffiet in ihren heiligen gunftionen unterftügen, auf baß ber ©otteSbienft felbft in "bet fleinften Dbrffir^e fich mt^ ben ©runbfägen ber Kttd)e ge= ftalte unb roahrhaft ©otteS roürbig roerbe, babei aber audi bie ©läubigen Erbauung ftnben! 10?i5ge bet im Sluftrage beS hodhroürbigften §etrn ErjbifchofS ertheilte ©egen ein Unter= pfanb beS ©egenS ©otleS für ble Slnftalt feitt!
Sia-h ^üem, roaS ich nun übet baS ©regoriuShauS bis bahin gehi5rt unb gelefen hatte, roar ich felbftrcbenb nl^t toenig begierig, bte Slnftalt einmal in Slugenfdbein ju nehmen. Senn idh aber meine Erroartungen fdhon jlemlich hod) hinaufgefdhraubt hotte, fo muß idh ^er Sahrheit gctnäß fagen, boß biefelben |
' bei meinem jüngft ouSgeführten Sefudhe roeit übertroffen 1 rourben. Der §err Direftor Siedelet ift eben ein 9)?onn, einjig in feiner Srt, bod geuer unb Dhotfroft, begeiftert, toie nid)t ajîondher, für bte hl- SOîufif, für beten gijrbetung ihm fein Dpfer ju groß, feine 'Dïühe unb Sefdhroerbe ju oiel ift.
J(h fann bem §ertn übrigens roie gerufen, benn eben hotte ber geiftlldhe §etr, roeldher bis ju betn ftünblldh ertcats teten Eintreffen beS öerrn JnfpeftorS Krabbel, in ber ©t- JofephSfltche feit bet Einroeihung beS §aufeS bie hl- iüïeffe celebrirte, roegen Kronfheit für ben folgenben Dag obfagen laffen. Jch hatte olfo am folgenben Dage ©elegenheit, bie •ïDïufiffdhüler in ihren gunftionen beim ©otteSbienfte ju fehen unb JU hören.
Sährenb bet bon mir celebrlrtcn fliüen hl- '^effe be= fanben fi(h bie ©ihüler, roeld)e nidht ben Dienft am 'Zitate hatten, in bem an baS Ehor fich onfdiließenben großen Dta= toriutn, roofelblt audh bte Drgel ihre ©tefle hat. ©ebete unb ©efänge roed)felten in fdhöner Seife mit einanber ob. Der ©efong unb baS begleitenbe Drgelfpiel rourben fo biSfret, fo anbäd)tig ausgeführt, roie idh eS lange nld)t tnehr gehört habe. Daju fommt, baß bie Kirche eine ber fdhönften in 9ladhen Ift, reidh bemalt unb mit brei, ber fpätromonifdicn Souart ber .fir^e entfpted)enben Slltären gefdhmndt ift. Kein Sunber, boß td) ben §ertn Jnfpeftor faft beneibete um boS fdhöne ©otteShauS unb ben fchönen ©otteSbienft bofelbfl — unb oer ,^etr Direftor fogt nidht juoiel, toenn er Oon einem „aJïuftergotteSbienfte" fpricht; benn eS ifl eben SlfleS mufterhaft!
DoS §auS, ein früheres Klofter, madht einen übetouS fteunblidhen, gerotnnenben Einbrud. Jn fürjefter ßeit Ifl im Jnnern SlllcS auf baS -^raftifchfle eingertd)tet roorben : bo finb jroel größere ©chulfäle, ein ©petfefaal, jtoei ©chlafföle, bie Btmmer bcS DtreftorS unb beS JnfpeftorS, ein ®pfe(IfdhoftS= jimmer, ein Sibllothefjitnmer, jehn UebungSjimmer, bte ju= gleid) als ^rioatjtmmer oon folchen benugt roerben fönnen, bie jeitroeilig in ber Slnflolt fi^ aufhalten rootlen.
aiJon merfte cS ben jungen Seuten an, rote fte fid) bereits cln^ gelebt haben in ihr neueS §eitn unb in bic tnit bemfelben oerbunbene ^auSorbnung. SiS jegt jählt bie Slnftolt 25 ©d)üter, oon benen nur oier in bet ©tobt bomijilirt finb, ober am gonjen Untertidhte unb an ollen gotteSbienftllchen gunftionen theilnehtnen. Die Seföftigung ftetien Sormherjige ©dhroeftern, roährenb für männliche Seblenung Innetholb beS .^aufeS geforgt ift.
DaS Jnoentor beS §aufeS umfaßt ble Ooflftänbige Einrid)tung ber ©chlaffäte unb '^tiootjimmer, bet ©dhulfäle unb beS ©peifefoalcSj ferner befigt bte SInflolt außer ber Kirdhenorget eine fleine UebungS=Drgel, einen '^5ebal= uttb brei UebiingSflügct, fetner odit, tneift neue, ^lonlno'S; enblldh eine große ftrchentnufifolifd)e Sibliothef unb — eine ©dhulb oon'c. jehntoufenb äliorf 1
Der §etr Direftor ift ein tnulhiger üJïonn: er rcdhiiet auf ©Ott unb gute Seute! Jd) hoffe, boß er fich nomentlidh oud) in ben ©efong^Ehören nicht gctöufcht ftnbe! Sßenn Jeber ouS unS ein ©d)etflein beiträgt, Ift boS großartige llnter- nehtnen gcfidhert! — Der Ünterjeld)nete ift gern bereit, frcunbtidhft gefpeitbete (oudh fleine) ©oben on ihre Slbteffe ju beforgen unb botübet im ©regotiuS-Soten ju qulttiren.
©chönen. |
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ï)OTiif4)te Hadjiiditen.
Unfern Sefern n?irb e§ aufgefallen fein, bajj bie, einer großen 53eliebtbeit fi(h erfreuenben, „SiturgifdEjen Untcrhallun= gen" in ber heutigen gf?uuitner fehlen. ifï bieS, wenn wir nicht irren, feit ber (Srünbung bc§ Slatte§ (1. Dejeiuber 1883) ba§ erfte 9}?al. Der ©runb ift barin ju fuchen, baß ber 33erfaffer, ber nach jnhalt unb gortn gleich auêgejeich= neten, Suffä^e, hoch», ^exx SI. «Brunê, tintcr bem 16. ^ïoDcmber oerfl. jahrcä tjom hochmürbigftcu ^errn ©rjbifchofe gum ';|3farrcr in §eifingen, Dcïanat èffeu ernannt luoröcn ift. — jubetn mir bem hochgefchä^ten greunbe audh an biefer ©teile unfere beften ©lücC-- uub ©egenSroiinfdhe ju feiner Seförberung entbieten, benu^en toir bte ©elegenheit, um ihn unfereS märmften DanteS für feine treue ^Üiitarbciterfchaft ju berfichern. äöie fprechen babei audh bie Hoffnung auS, er merbc feinen „Urlaub" nicht ollsu meit auSbehnen, oielmehr balb toieber gu ber, con amore bisher betriebenen, ©chrifi= fteHcrci jurüdElehren, nadhbem er in 'feinem neuen Sirfungê= freife bie tuühfamen erften 33orbereitungeu ju feiner 2ltntS= thätigfeit getroffen haben wirb. — |
?ta^Ctt, 16. Dejetttber. Der ^ochw. ^ctr brabbel, fcither Dirigent bcS DotndhoreS in ©ichftätt, ift heute in feine gunitionen als jnfpeltor beS ©regoriuShaufeS ein= getreten. |
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g^crlttg mt g-t1cï>vtifj Ruftet tu aicflctt^ünrg.
Qü bestehen burd) alle SBitdjhnnblungen,
iïtcttcnlcUcr, ßcruarl», öic ÖCOattiUmifl ÖCV Ovacl. dritte febr oermelnte ?litflage. 1886. 8°. 168 «pretê gebmtben 1.20.
ttilicl, (Op. 7.) „Lauda Sion", (Sammlung oon 150 smei^ brei^^ unb ijierftimmigeu ©rabttalien, Dffertorieu, |)t}mnen uub martanifchen Sintis phouen nebft 5 breiftimmigen ajïeffen für baS ganje Kirchenjahr, (fiehe mv. 676.)'
^artiti«, in Ghaa^n gebmtben, 290 Seiteit iit Quart, «fSreiê 9Jt. 12.—.
85 „ „ „ „ „ 3.-.
84 „ „ „ „ „ 3.-.
42 „ „ „ „ „ l.GO.
78 „ „ „ „ „ 3.-.
für ^tirdhett=^ uub ©dhulaugelegen=
10 bie Slufchaffung biefeS SerfeS
ber Soften aus Derfügbarcu älZitteln ber
Sopran=@ timme, 9llt= SEenor::
Das fgl. bai)er. ;©taatSminifteriuiu heiten ^at laut a)?iniflerialblatt 1883 empfohlen unb bie 23erredhnttug tirchenftiftungen geftattet,
lUnncr, Sof., 12 SBaiiöttifcl« s«i« llutcvvtdjtc im föcfmin. ©riifjies
golio=gormat. (64X06 Gtnt.) (f. 9h-. 52.) ^{ette Oerbefferte «luflnge.
^rei8 m. 9.
SSom fgl. baljer. (Staatöminifterinnt beä jitnern für iJirdjen; unb Sdjttlangelegens heiten tuttrbe laut Gntfd)Iießung bom 29. jttli 1871 bcr ?lnfauf biefer 3;afeln allen ßird)enOerwaltungen, @d)nllehrcrfemtn«ricn, ''^3riiparaitbcnfd}itlcn unb IDInfitinftituten oit§ Sliftung8= intb Sicgientitteln geftattet.
— — (^cfnuflö'fiBcl. Grfter 65cfangnnterrid)t. J^wcite Sluflagc. 20 <B. in 8°. (f.
5«r. 685.) Ginjeln 15 3)ntcenbpreiö 1.50.
— — (öcfrtunöfiöcl. Shtagabc mit ntnfifalifdjeit Sefenbungen. 1884. 8". 52
Ginjeln 40 ^f., ®ultenbprciS ajf. 4.—.
®i»[e ©tfaiiflJfifccI tfl itnfireitig baä ÜJtfie, wa« bie v<ic5c Siteratur fiir beu cvfien ©cfanfiimtenic^t aufjuweifen ^af. SBIU ein Setirer fernen gute gottjtljritte Oicri" erjtelen, fo lubfle er fii^ biefer Riljct beHeuen.
Siugcnbcr^cr, 3ol)., 2;r)covctifdj:)ivnftifrf)c .^rtrmo«ittmfrf)ule, für ben
Iird)lld)en (55ebraud) mit über 300 Icidjten Sßorfpieleit jc. in nllcit ^Tonarten uttb ben S3eglcitungeit jtt beit 93tcfi= tutb SSefper=iI{eSpoitforieit, ^riifatioiten, $atcr noftcr, ^falmtönen, Adspcrgos, Vidi aquam, 0 salntaris, Tantum ergo uttb Voni Creator. 228 in Qitart, $reiö 9J{. G, geb. 8.
eine $)atmcnluinf(iule, fpeUcH für bie Äirdie terediuel, war ein Sebilrfnife, wel((uin boS vors tiegenbe Sönift entfiegenfommt. Ter I., tbeoretifdje Slbeil, feft feine m»fitatifi$en Jfenntniffe vitiau« ; er beginnt bei bcn erften 3lnfang«grünten ber ?Rütenfcnntni5 unb fctjreilet fluicniueife fo lueit »crnii, aI8 ein „Organift'' anftänbigerhjeife tommen nui6. ®atel ift StOeJ, ti>a« ba« 3i\flrumcnt unb beffen SJe^aublitng betrifft, nibglidjfl eiuoc^, teictt unb turj unb bo« mbglicl)ft »onftäubig vifawmenfleftent. iDer II., prafttfclfe, ZfjtH bietet eine äluäwabi »cn fiber 300 fOrjercn nnb längeren IonfS(jen in otttn ®ur» unb TO o 11.2,0 neu, Jowiii in ben allen flirrtjentonarten, jur Sernjeubimg leim ©otleJbienfie fowoP «13 »Ui^ jur ttebung. SEeu tecfttufe iitben bie llrdjlic^tn Serorbnungen über baS Crgeifpiet.
^ingcubcrgcr, 3ol). ßlU-JC lirnWifrfjC ^cölllfrfjulc, 48 ©eiten .in 4». ^]5rei§ 5m. 1.40, gebunben 'JJJ. 2.40.
eine äu^erft V'taftifd, eingcric^itetc, reiO^^aCtige ©ommluug Slnfäuflen bi« ju »irtuofen leiftungen erftrecten unb jebem Drgel- (refp. $armcniuni.)a()ieler toon grofetem Ülufjen fein werben.
stehle, 3. (E., Liber Motettonilll ad 4 voe. imparcs per totum annum. Editio tertia. (f. 3?r. 261.) «l^reiö Partitur 9)?. 3.50, geb. W. 4.-.
eint trefflibbe Sommtung gräfitenl^eil« leidster tUJotetten. |
gjcflnn udu g. Ruftet, ÜlcflCUëButfl»
®ie gahl ber Dtecenfionen über bie Streitfd^rift:
fgl bnljcrifc^e ßnltuö-SJnntftcrium, bic ba^crlfdjc 3lbgcorbnctcn=ißttmmcr
unb ber
^actfiett-^etettt.
Buglcid; ein §nu&buth jttrScurtliciluno üou tatholifdjcr ÄtrdjcHmufif; für aJlurtUoicu.
.'perauägegebett inm Dr. ^r.
154 Seiten gr. 8". ^:)Jrci§ W. 1.50. mehrt fid) oon aSod)e ju aBod)e nnb baS jntereffc an biefer ^.jjublilatiou oerbreitet fid) immer allgetneiner.
Sllle fath. a3lnttcr bringen bie günf« tigftcn aiecenfionen.
Servito Domino in laetitia
êtfm^- «nb êebetliiid)
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Wit tird)lid)er (Genehmigung. ^Prctö: brüfd). TOf. 1,20, gcb. m. 1,50.
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Albert Jacobi & Co |
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Empfehlenswerthe Kirchencompositionen aus dem Verlage von Alfred Coppenrath in Regensburg*
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Für eine Singstimme:
Brunner, JB., Messe zu Ehren der sieben Schmerzen
Maria. Für eine Singstimme oder vierstimmigen Clior mit Orgelbegleitung comp. Part. M. 1.20, 2 Stimmen ä 25 Pf.
JMenhofer, A,, Messe in F. Fiir eine Singstimme mit Orgelbegleitung. Partitur 1.—, Singstimme 20 Pf.
Edenhofer, A,, 50 OiTertorien für die Feste des kathol. Kirchenjahres. Für eine Singstimme mit Orgelbegleitung componirt. Partitur M. 2.50, Singstimme M. 1.—.
Fröhlich, J, <?„ Aelit Choral-iMesscn (1. 2. 3. 5. 7. 10. 12. 13. Messe) und 1. und 3. Credo nebst den Gesängen „Asperges me" und „Vidi aquam." Aus dem Ordinarium missae des officiellen Graduale in moderne Notenschrift übertragen, die Melodie gegliedert, mit Vortragszeichen vei'sehen, zum abwechselnden Vortrag durch zwei Chöre eingerichtet, diatonisch begleitet und Pedal- und Finger- satz angegeben Vereinsgabe des Kirchenmusikvereins der Diocese Rottenburg pro 1882/84. 2. verb. und verm. Auf- lage. Partitur M. 2.50, Singstimme M. 1.20.
Joos, Osw., Op. 11. Kurze uud selir leichte 3Icsse im Tonumfang von einer Octave d T für einstimmigen Kinder-, Frauen-, Männer- oder gemischten Chor. Partitur 80 Pf., Singstimme 20 Pfg.
Molitor, J. B., Op. 23. Missa in lionorein St. Josephi sponsi b. M. v. Leichte und kurze Messe für eine Sing- stimme mit Orgelbegleitung. Partitur M. 1.20, Sing- stimme 15 Pf.
Molitor, eT", B., Op. 25. Missa „0 crux." Leichte uud kurze Messe für eine Singstimme mit Orgelbegleitung. Partitur 80 Pf., Singstimme 20 Pf.
Benner, J,, Missa pro defuucdis in F. ad unam vel tres voces (Sopran, Alt und Bass) inaequales cum organo comitante composita. Partitur M. 1.40, Stimmen ä 15 Pf.
Stein, Jos., Op. 19. Kurze und sehr leichte Messe für eine Singstimme oder Unisono-Chor mit Orgelbegleitung. Part. M. 1.20, Stimmen ä 20 Pf.
Stein, Jos, Op. 39. Kurze und sehr leichte Älesse für eine Singstimme Unisono-Chor mit Orgelbegleitung componirt. Partitur M. 1.20, Stimmen ä 20 Pf.
Für zwei Singstimmeii:
Brunner, Ed., Messe zu Eliren des Iii. Alphonsus für
Sopran und Alt mit Orgelbegleitung. Partitur M. 1.—, Stimmen ä 20 Pf.
Salier, M., Op. 10b. Litauiae ss. nomiuis Jesu. Ad duas voces aequales organo comitante. Part. 70 Pf., Stim ä 20 Pf.
HaUer, M., Op. IIb. Litauiae iauretauiie Ii. M, virgiuis. Ad duas voces aequales organo comitante compositae. Partitur CO Pf., Stimmen ä 15 Pf.
Koenen, Friedr., Zweistimmig-e Messe iii A für dio vor-
' einigten Ober- und Unterstimmen mit Begleitung der Orgel. Partitur M. 1.20, Stimmen ä 20 Pf.
Koenen, Fr., Op. 39. Missa in honorem St. Ileriberti. Für zwei gemischte Stimmen mit Orgelbegleitung. Partitur M. 1.20, Stimmen ä 25 Pf.
Koenen, Fr., Op. 43. Missa in honorem St. Ursulae. Für zwei gleiche Stimmen mit Begleitung der Orgel oder des Harmonium, Jeicht ausführbar (in tono myxolydico mixto) componirt. Partitur M. 1.20, Stimmen ä 25 Pf.
Koenen, Fr., Op. 49. OiTertorien für dio höheren Marien- feste für zwei gleiche Stimmen mit Orgelbegleitung. Par- titur M. 1.20, Stimmen ä 25 Pf.
Mitterer, J., Missa „Veni sponsa Christi" ad duas voces aequales et Organum composita. Part. M. 1.20, Stim. ä 30 Pf.
Weber, G. F., (Domkapelim, in Mainz.) Leichte Messe für zwei gleiche Stimmen mit Orgelbegleitung, Partitur M. 1.—, Stimmen ä 15 Pf.
Wut, Franz, Op. 9. Missa „Exultet" für 2 Singstimmen mit Orgelbegleitung. Partitur M. 1.50, Stimmen ä 25 Pf.
Witt, Franz, Op. 25a. Missa pro deruuetis „Requiem" duabus vocibus concienda comitante organo. 2. Aufl. Par- titur M. 1.70, Stimmen ä 35 Pf. |
Für drei Singstimmeii:
Bergmann, J„ Op. 3. Requiem für drei Männerstimmen oder dreistimmigen gemischten Chor und Orgel. Partitur M. 1.20, Stimmen ä 20 Pf.
Haller, M., Op. 13. Missa sexta ad III voces pares organo comitante. Editio tertia. Partitur M. ].—, Stimmen ä 20 Pf., Orgelstimme zur Ausführung mit Männerstimmen 50 Pf.
Marxer, PaurTh.,'^ \i\\rifi und leichte Messe zu Ehren der allerseligsten Jungfrau Maria für Sopran, Alt und Bass (Tenor ad lib.) componirt. Partitur M 1.—, Stimmen ä 20 Pf.
Ohersteiner,'^ Joh., Missa In honorem Sancti Rupert! für Sopran, Alt und Bass (Tenor ad lib.) mit Orgelbegleitung. Zweite Auflage. Partitur 80 Pf, Stimmen a 20 Pf.
FlUatid, Jos., Op. 14. Leichte Messe für drei gleiche Stimmen mit nicht obligater Orgelbegleitung. Part. M. 1.40, Stimmen ä 20 Pf.
Santner, Carl, Dreistimmige A'^oealmessc für Sopran, Alt und Bass mit Orgelbegleitung. Partitur M. 1.40, Stimmen ä 20 Pf.
WUtherger, IL, Op. 10. Älissa in honorem St. Georgu. Für drei Männerstimmen^ (Tenor I u. II, uud Bass) oder Frauenchor: Sopran I u. II, und Alt. Partitur M. 1.40, Stimmen ä 20 Pf.
Für vier Singstimmeii:
Haller, M., Op, 13b. Missa sexta. Ad IV \rocos inaequales organo comitaute. Partitur M. 1.—, Stimmen ä 20 Pf.
Haller, M., Op. 31. Missa^tcrtia decima, in honorem St. Ursulae V. et M. ad IV. voces inaequales composita. Par- titur M. 1.40, Stimmen a 20 Pf.
Koenen, Fr., Op. 47. „Introibo ad altare Dei." Missa ad IV voces inaequales. Part. M. 2.—, Stimmen ä 20 Pf-
Koenen, Fr., Op. 54. Missa in honorem St. Erici, regia et patroui Sueciae. Für vier gemischte Stimmen. Partitur M. 1.20, Stimmen a 20 Pf.
Mitterer, J., Missa in honorem s. Thomae Aquinatis. Ad IV voces inaequales cum organo. Zweite, gänzlich umge- arbeitete Aullage. Partitur M. 1.—, Stimmen a 20 Pf.
Mitterer, J., Missa in hon. s. Caeciliae. Ad IV voces inaequales cum organo ad. lib. Zweite Auflage. Partitur M. 1.—, Stimmen ä 20 Pf.
Modlmayr, Jos., Katholische Kirchengesäiig-o vermischten Inhalts' für vier und acht Männerstimmen componirt. I. Heft: Marianische Antiphonen. Part. M. 1.40, Stimmen a 25 Pf — II. Heft: Mariengesänge. Partitur M. 1.—-, Stimmen ä 15 Pf
Filland, J., Op. 14b. Leichtc Älesse für gemischten Chor mit Orgelbegleitung oder Instrumentalbegleitung ad lib. Partitur M. 1.40, Stimmen ä 20 Pf
Stein, J., Op 25. Missa iu honorem Roberti in einfachem und leichtem Stil für vierstimmigen Männerchor componirt. Partitur M. 1.20, Stimmen ä 20 Pf.
Stein, J., Op. 33. 31issa pro defunctis nebst Libera und Salvo. Abwechselnd mit einstimmigen Sätzen dos Choralroquienis und freien vierstimmigen Sätzen für Männerchor componirt. Partitur M. 1.20, Stimmen ä 20 Pf
Weher, G. V., (Domkapelim, in Mainz) Kurze und leichte Messe (ohne Credo) für vierstimmigen gemischten Chor. Pirtitur 80 Pf, Stimmen ä 15 Pf.
Weher, G. F., (üomkapellm. in Mainz) II. kurze und leichte Messe für vierstimmigen gemischten Chor. Part. M. 1.—i Stimmen ä 15 Pf.
Witt, Er., Op. 9b. Missa'j „Exultet" für vier gemischto Stimmen mit Orgelbegleitung und Orchester ad üb. (2 Violinen, Viola, Contrabass, 2 Clarinotten in B, 2 Hörnor, 2 Trompeten, 2 Posaunen.) Partitur M. 1.50, Stimmen ä 25 Pf., Orchestorstimmen M. 2.40. |
3SerantR)ortli(her SRebotleur 3i3. Scf)önen in Dberbilf, 3)rud nnb 58erIog üon 91 Ibert ^Jacobi & (So. in Sladjen.
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^'Cörttar 1887.
fur fiafßoftfc^e ^ircf^eufänger.
®ratt0=S5ciIaöc aum „®reöoriuö«att", Drpu für Mi)äx\^t tir^enmurit
„Sorge, bog bu mit bem ©etjeu gtaubft, hJoS bu mit bem Sffiunbe rmglî, unb in SBerlen
bet^ätigft, naS bu mit bem 6«ien gtoubft." Eoncil in Sart^ago B, 3. 398.
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5Daj5
Seit ber §err auf feinen ©dhultern, §at ba§ fernere èreuj getragen, ®'ran man i^n, al§ moQ' er'ê laffen,^) geft mit îlîâgeln angefc^lagen, §at'§ jur emig einj'gen Sage') ©Ott gemadht für feine grommen, Unb eâ foü fein §eil, fein ©egen, Sïufjer burdh ba§ Kreuj mehr fommen. Unb beS Rimmels fel'ge Pforten ©DÛ'S ber ganjen Seit etf^Iiej3en, aber feinen" anbern ©chtüffel ©oQ fie fennen, al§ nur biefen. SIfler ©naben einj'ge Ouefie') glief3en foü au§ biefem §otje, Unb e§ foü bte ©ünbe fterben ©roig b'ran mit ihrem ©tolje. 2lüe' foüen b'rauê bie 2Ir(he gür bie gahrt burch'S Seben bauen, Unb ber Slrche gleich foü'S retten Slüe, bie fidh Vertrauen! Slnbern Seg unb anbre bvüdfe ©oü'S nid)t geben mehr hienieben, ÜDie ben Sanb'rer führ' jur .§eimoth Unb JU ihrer Salinen grieben. (Sinjig foÜ'S ber bauin be§ SebenS ©ein für Slüe, reich an Sabe, Unb bie frohe ©iegeéfahne, — ©terben mir, — auf unferm ©rabe! Darum fteht ba§ Kreuj erhoben Sluf ben Rinnen aüer Dhürme, Sluf ben à)Jaftcn aüer ©d}iffe, ©egclnb burch ite^ älfeereS ©türme; Sluf ber berge höchflen ©pi(3en, 3n ber Dhäler tiefflen ©chluchteu. Stuf ben öffentlidhen Segen Unb ben einfamft unbefudhten. bon ben Dempeln unb Slltären ©trahit eS in ber ©läubigen ©eelen, Unb in feinem §auf' unb ßimmer Darf be§ KreujeS Drofl fe fehlen. So ber. Shrifl nur hin fein Sluge Sîidhten mag ju aüer ©tunbe, Stü bem Kreuje er begegnen Sluf bem ganjen Êrbenrunbe. |
a)]it beS KrenjeS heil'flein ^eidben ©egnet er fidh aöe Dage; ©egnen läßt bamit er SlüeS Durdh ^er ^^^riefler heil'ge ©pradhe; Sein unb brot unb ©alj jum 2)?ahle, .t)au§ unb §of unb ©aat unb gluren. Unb ber Ehrift, meil folch ein ©egen Jn bem Kreuj liegt uub foldh grommen, .^»at in ©eifl unb §erj unb ©pradhe bilblid) auf baS Kreuj genommen.«) Slllem Kummer, aüem Sehe .t)eirge Seihe muß e§ geben, Silien ©dhmerjen, felbft ben bängften. Die bie ©eele heiß burdhbeben. 3ädht mehr troftloS feine Seiben Drägt er unb mit Ungebulb, ©onbern in ber §anb, bie jüdhtigt, greift er feineS ©otteS $)ulö. yad)t mehr ift'S ein hcrjloS ©dhicffal,«) Das ihn um feiu ©lüdf betrüget, ©onbern eS ift ^otteS ©d)idfung, Der er fidh 'n Demuth füget. yjid)t mehr ifl'S bie laute Klage,') Der er in fidh felbft begegnet,
einen Dhränen Sheit fegnet.
©onbern felbft iu Gr beS baterS Se
©0 vom Kreuje ift ber ©egen 9iid)t ju trennen, nid)t ju fcheiben. Daß, mo Seiben, Kreuj mir nennen, Jft ein ©egen jebeS Seiben. gür ben grommen ift'S bet Slnfer«), Den ©Ott au fein ©chifflein hänget, Unb baS Seit in banger Süfte, So bic ©ünbe glüht unb fenget. gür ben gtommen blühen 5Rofen Duftig aus ber Dornenftone, Dräufeit balfam felbft bie 9)h)trhe Sunberbar auS hehrer 3one. gür ben ©ünber ift'S am Rimmel Jn bet 3Jacht ber ©tern beS DrofteS, Unb mit ihm oon ©otteS Siebe Jn ber ©ünbe feinen foft eS.») , gür ben ©ünber ifl'S bie mädht'ge, Unflditbare §anb, bte rettet. Die ihn niebermirft am Slbgrunb,") Daß ihn nidht bie Diefe bettet. 5)lut ifl fehr baS Kreuj Perfchieben, |
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Unb nidht Slüe, bte e§ tragen, Können, ba§ eß ©ott gefcbidet, ©idh 3U ihrem Drope fagen.") Seidhter läßt lein Krenj fidh tragen, 2U§ aü Krenj au§ ©otteS §änben; Denn luir »iffen, baß gnäbig Sßtrb jn unferm |)eile menben. SCudh ba§ Kreuj, ba§ unS bereiten ^nb're, brüdEt fo fehr nidht nieber;") Denn rcill'S ©ott ber §err nidht bulben, 5Jiimmt bon ben Schultern »oteber. ©injig nur, bie wir oerfchulbet, ©inb bie aHerherbften Setben; Unb barum fein Kreuj audh fdhwerer, SllS, baS mir un§ felbft bereiten!
©ebeon o. b. §eibe.
SCnmerfung: SSorftchenbeS Schrgebt(ht bc§ grcifcu S5ed)an= ten oou SBobparb ift eine bor fctiöuften Slüthen aui bem fatho = lifdiert ®i(htcrgarten ber 9?eujcit. Sßir glaubten baffelbe jur bc= Oorftchcnbeu gaftcnjcit herfcfeeu ju foflen, weil bie ßircbc gerabe in biefer hl- B'^'t Ärcuj aufriditet, um in un§ bic rcd)tc 58ußgcftnnung ju mecfen. — (Sinige fleine (ärläutcrungcn werben manchem ficfcr oieltcidit miEfommcu fein: b. h- alS moltc (£r e§ nicht tragen. — ') ®a§ ßreuj ift gleidjfam bic 38agc, auf ber mir einft im (Scripte gewogen werben: je naihbcm wir bem §crrn unfer trcuj nachgetragen hoben, wirb unfer Sohn brobcn ausfallen. — ') Ghriftuä hat aUe (Snabcn, bic roir iu bcu hl. ©otramcntcn empfangen, burd) feinen Dpfcrlob am ßreuje un§ oerbient. — 2Bie 5Roc unb bic ©einigen burch bic Strchc gerettet rourben, fo werben wir gerettet bur^ baS Srcuj be§ $crrn, wenn Wir unfer iïrcuj bcrcitroiHig ihm nad tragen. — ') „Rrcuj" nennt ber ISbrift bie Seibcn, bic ®ott i^m jufd)ictt. 3)amit „weiht" er glcid)iam aßen Jïummcr unb allcä 2Beh, baä if)n brücft. — ®) ®ie Reiben glaubten an ein blinbcê „@d)ictfal''. SSir Ehriften glauben bagegen an einen tocltrcgicrenbcu ©ott, ohne beffen ©iOcn fein §aar oon unferm Raupte fällt. ('I«attt).). — ') S)ct wahre Ghrift fennt eine maßlofc Klage nach 5lrt ber Reiben nicht. — ®crabc bie Sciben fcftigen bie Seele beä grommen in ber Siebe ©ottcä unb bewahren ihn üor manchem gchltritt. — 3)cr Sünber foll burih bic Sciben jitr fflottcä-- Itcbc jurücfgcfü^rt roerben; barum ift ba§ ihm auferlegte ßreuj oI§ ein Reichen ber „tofcnbcn" SSaterlicbc ©ottcä ju betrad)tcn, ber il)n nid)t ewig ju ©runbc geben laffen roill. — Ser ©ünber ift im SSegriffc, fid) in ben Stbgrunb ber Jii51Ic ju ftürjen. Slm 3}anbc beä Slbgruubcä hält bic unfid)tbarc §anb beä öerrn ihn jurücf, Wirft ihn burd) bic Sciben gleidifam ju SSoben, bamit er bcu oerbänguißüollcn Sprung in bic Siefc nicht auäjufübrcn ücrmögc. — ") Scibcr bebenfen aud) oiele Gl)riftcn nid)t, baß Krcuj unb Sctb eine Sd)icfuug ®ottcä ift, unb fo cntbcl)ren fic beä beften Sroftcä. — ") ®aä Srcuj, baä unfere Ü«itmenfd)cn unä burcb ihr licblofeä ißerhalteu bereiten, ift unä aud) infofern oon ®ott aufgelegt, alä ßr, ber 2ltlmäd)tigc, cä jeben Slugcnbltcl üon unfern Sd)ultern nehmen fönnte.
ßnnßmt
IX.
GS tp nidht genug, baß bie einjelnen JnterüaUe (Söne) im Ghoralgefange richtig getroffen roerben, fonbern ber ©änger muß amh einen fchönen, guten ©efangSton bilben lernen. Der ©efangSton muß roohlflingenb b. h- üoQ unb babei bodh lieblidh unb ebel fein. 3)îag Jemanb nodh fo gut treffen, iP aber babei bie Donbilbung fehr mangel= haft, pngt er ungebilbet unb rauh, fo fann oon einem guten ©efänge abfolut nidht bie 9îebe fein. 9lm leidhteften rotrb ber Dirigent mit feinen ©ängern hinpchtlidh ber Üonbilbung jum 3iele fommen, roenn er ben ©ängern einen fchöne Don oorfingt. |
©0 fdhrieben roir in ber legten 9îummer beS oorigen Jahrganges. Sir pellten bamalS auch in SluSpdjt, baß roir über bte Sebingungen jur Silbung etneS fdjöncn DoneS auSführitdher unS noch auSfprc'^en roürben. Sir thun bteS heute, inbem roir namentlich baS auSgejeirhnete ©dhriftdhen unfereS hodhgefchägten greunbeS, beS §rn. ©eminar= Oberlehrers ^.ßtel „Ueber ben ©efang"1) bei unfern SluSführungen üerroerthen.
^^adh unferer 2lnpd)t nun roirb cS für unfere ©änger nidht nur interePant, fonbern audh nüglidh fein, junäihp etwaS 9JähereS über bie Gtnridhfung beS menfd)lid)en ©timm^ apparoteS ju erfahren. Senn nämlid) Jemanb ein mup« falifdicS Jnprument (©etge, Klaoier 3C.) erlernen roill, fo unterliegt eS feinem 3'üeifel, baß ber Sernenbe junädhp bie Gintid)tung beS betreffenben JnPrumenteô itn SlUgemetnen fennen lernen muß, bamit er mit SluSpdht auf Gtfolg auf bemfelben feine Uebungen üornehmen fönne. Unter allen aJîufifinftrumcnten nimmt aber befanntlid) bie menfchlid)e ©timme bie heroorragenbpe ©teile ein. Kein anbereS Jn= Prument fann pch an äuSbrudSfähigfeit mit ber menfd)tichen ©timme meffen. Daher toirb eS fid) ber äJJühe lohnen, tnit biefem herrlichen 3?iuptinprutnente, toeldheS ber gütige ©chöpfer unS gefdienft, pch ettoaS näher b:fannt ju ma^en.
DaS menfchlidhe ©efangorgan ip ein ebenfo eigenlhürolich wie finnreich conPruirteS SlaSinPrumcnt, weld)eS pch ant bePen mit einer Orgeljungenpfeife üergleidhen läßt. (Gine foldie ßungenpfeife wirb ber .^err Dirigent ober OrgaitiP gewiß gern in ber heiroifd)en Otgel jetgen unb ihre Gin- rid)tung befdhreiben.) DaS ©efangorgan ip nun jufammen- gefegt 1. auS einem 2lthmungSapparat, nämlid) ben Sungen unb ber Suflröhre; 2. auS einem DönungSapparat nämlid) bem Kehlfopfe; 3. auS einem SRefonanjapparat, nämlid) ben inneren Sänben beS Srupfapens, beS §alfeS, ©dilunbeS, ©aumenS unb ber ^fafenhöhle.
Den SlthmungSapparat bilDen alfo bie Sungenpügd, roeide biefelbe Slufgabe haben, toie bie Slafebälge in ber Orgel. SluS ben Sungen prömt bie cingeathmete Suft in bie Suftröhre unb auS biefer in ben DönungSapparat, ben Kehlfopf, in iDeld)ein bte Söne heroorgerufen roerben. Ju bemfelben bepnben fidh nämlich jroei fehr elaftifd)e flcinc ©ebnen, ©timmbänber genannt, toeldhe pdt) einanber näi)ern ober üon einanber entfernen, je nachbem pd) bte Kehle fdhlteßt ober^ öffnet. Seim einfachen Slthmen treten pe loeit aus einanber, um bie Suft bur^julaPen. Sill man ba- gegen fpredien ober fingen (alfo irgenb einen Don her^or-- bringen), fo müften pe p^ fihließen unb burdh bie auS ben Sungen fommenbe Siift in tönenbe ©dhroingungen ücrfcgt roerben.
Die gegen bie ©timmbänber getriebene Suft bringt nun roohl Söne üon bePimmter iQöhe, 'ciber ohne allen SohUlang herüor: eS fehlt bie fogenannte 9îefonanj. SaS barunter JU berPehcn ift, roirb ber Sefer fd)nell einfehen, roenn er eine ©aite üon einer ©eige loSlöft, auSfpannt unb anjupft. entpeht bann auch ein Don, aber berfelbe ip boch grunboer* fdhieben üon bem Done, toelchen biefelbe (angejupfte) ©aite heroorbringt, nadhbem pe roieber auf ble ©eige aufgefpannt |
1 S. S^wann'fdhe SJerlagähanblung, ®üffcIborf, 1873,
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mprben ijl. ®ie Berftärfunq unb Verlängerung be§ Doneê rcirb Dor ïïaera burd) bie unmittelbar unter ben ©aiten liegenbe unb mit ben g^SiJcbern terfebene ®edCe (bie fogen. 3ie onanjberfe) bemirft, meiere an ben Si^roingungen ber ©tätte t^eilnimmt. (4lu§ bemfelben ©runbe hält ber §err Dirigent bie angefd)lagene Stimmgabel an einen harten ©egenftanb, um beu Don beutli(her hören ju fönnen; ebenfo tönt eine ©pielDofe ftärler, wenn fie auf bem Slijche fteht, al§ menn fie frei in ber §anb gehalten toirb.) Die hohle Bauart ber ©eige aber gibt bem Son ber ©aite, ber _fi<^ an ben SBänben bridit, bie SSei^e uub fRunbung; unb bie in bie 9ïefonans= bedCe eingefd)nittenen g=Söcher enblid^ haben ben ^toedC ben alfo oerftärtten unb abgerunbeten Don nadtj außen burdh= julaffen.
Der eigentlidie 9ïefonanjboben ber menfdilid^en ©timme ift nun ber ©aumen (b. h. ber obere Sheil ber 2J?unbhöhle) unb jmar ber oorbere, nahe bei ben Bähnen liegenbe, Dheil beffelben. Sin biefem oorberen Dheile beS ©aumen§ nämlidh bricht fidh l'er auêftrömenbe Suftftrahl; ber tu ber j?ehle er= jeugte Don erhält h«er nid)t nur eine Berftärfung, fonbern auch Sïunbung unb B}eiche. Die in bem unteren She'te ber 3)Junbhöhle liegenbe 3 u n g e oerbient ebenfalls unfere Bead)tung; benn bei unrid)tiger Sage berfelben muß bie flangfd)önheit beê SoneS nur ju fehr leiben. Der Oorbere Dheil ber ßunge ift nämlich frei bemeglidh; ber hintere Sheü berfelben bagegen liegt feft unb ift Oerbuuben mit bem fogen. iïehlb'eifel Diefer hat eine mid)tige Slufgabe. Beim" gurücfjiehen ber gunge nämlich (j. B. beim ©djlucfen) macht ber i?ehlbec!el mit bem h'nteren Dheile ber 8unge eine abmärtS gehenbe Bemegung unb legt fid) feft über ben 5?ehlfopf; baS ijl aber nothmenbig, batnit beim Sinfchludten ber ©peifen unb ©etränfe ÜOU Diefen fid) nid)tS in bte Sïehle Oerirre. ©cfd)ieht eS jumeilen bod), fo mirb ber aufbringliche ©aft'buici) heftiges .Ruften toieber hinauSgemorfeu.
Sind) bie SBongcu, bie 3ähnc unb bie Sippen haben bei ber ©eftaltung beS DoneS mitjumirfen. Die Badten geben bem Done 9tuubung unb gülle, bie Böhne oer= leli)en ihm ben fogen. 2)fet'allflang, ber mieber burdh bie über unb unter ben Bähnen liegeitben Sippen eine fanfte Dämpfung erfährt.
Der geneigte Sefer mirb bielleidht fragen, moher eS ïomme, baß bic ÜJ^ännerftlmmen tiefer flingen, als bie grauen= unb ^inberftimmen ? unb baS müffe hoi) mohl an bem ^inftrumentc felbft mahrnehmbar fein? (SS ift in ber Shat fo: iDïan hat on ben ft'ehlföpfen oon ä)fäunern unb grauen eingehenbe Unterfuchungen oorgenommeu unb gefunben, baß bei bett a)(ännern ber itehlfopf größer, bie" ©timmbänber beffelben länger unb bic Sänbe beffelben ftörfer finb, als bieS beim Eehlfopfe ber grauen ber goü ift. Daher olfo ber große Unterfd)ieb in ber ^öhe ber iïlongforbe bei ä>fänner= unb grouenflimmen. Der iïehlfopf ber «naben ift in Bejng auf ©röße, Sänge ber ©timmbänber uub ©tärfe ber i?ehifDpf= mänbe bem ber grauen fehr ähnlidh, meßhalb ber Jïnobe oudh eine ber grouenftimme ähnli^e, jo foft gleidhflingenbe, ©timme fingt. Bei ber fpöteren (Sntmidtelung beS ^ïnobeu erleibet boS ©efongorgan beffelben nod) ben büi oben ange= gebenen Bejiehuugeu große Beränberungen; boS gonje Organ eilt in biefer ^J3eriobe iu feinetn B3ad)Sthum ben übrigen Dr= gonen oorouS; eS befinbet ftdh in einem unfertigen, fronfhoften Buftonbe, meßhalb iu biefer 3eit beim ©ingen große Borficht onjumenben ifl. ÜJÏonche meinen, bie Jïnaben bürften in biefer ^eriobe gor nicht fingen; eS fcheint bieS inbeffen nicht gerobeju nothtoenbig, aber oudh nidht einmol rathfom ju fein, meil olSbonu bie einjelnen Sheile otlju oiel t)on ihrer ©efdhmeibigfeit oerlieren. äRan finge boher menig b. h- jebeSmal nur lurje 3eit, fobonn leife unb nur in ber Souhöhe, bie man leidht beherrfcht. ^^iod) ber Beränberung beS OrgoneS, olfo nodh ber fogen. 2)ïutationSperiobe, ifi bie J?nobenftimme eine oöüig anbere gemorben; fie hat nidht nur eine anbere Klangfarbe befommen, fonbern oudh eine ganj neue Donreihe, mit einem 2ßorte: fte ifi jur 50?ännerftitnme gemorben. Sludh bte SJJäbdienftimme erleibet eine Beränberung; onetn boburch mirb meber bie Donreihe nodh oud) bie fflongforbe eine fo mefent' lieh onbere, mie bieS bei ber 2)ïutation ber Snobenfiimtne ber goQ ifi; in ber 9ïegel hat bie SWäbchenfiimme burdh bie tation ihren früheren Umfang etmoS bergrößert, nnb ihr ßlong jeigt eine größere güQe. |
©ehen mir nun einen ©d)ritt meiter unb betrodhten bie Sonbilbung, unb jmar junäd)ft bie Slufgobe ber Spge babei! B5ir fogten fd)on, baß beim ©inothmen bic ©timm= bänber meit auSeinonber treten; boß biefelben fidh ober fd)lteßen tnüffen, menn ein Son erjeugt merben foll; boS ©diließen ber= felben gefdhieht ober ftetS beim SluSothmen. Daher fommt cS, baß nur beim SluSothmen ein ©efangtou möglidh ift, unb boß ferner ber ©efongton nur fo lange bouern fonn, olS boS SluSothmen ununterbrod)en cor fi^ geht. BJirb boS 3luS= ftrömen beS SlthemS oudh nur auf einen ^Zoment unterbrod)en, fo hat bieS oudh eine Unterbrechung beS SoneS jur golge. Slber nodh mehr: auch jebe Uugleid)heit, jebe Unruhe im StuSothmen mad)t fich im Sone fofort bemerf5or,_ ja mad)t benfelben für beu ©efong unbroud)bor; benn bie _©runb= bebingung ju einem guten, braudiboren ©efangtou ift bodh offenbar bie, boß er gteidjmäßig ttnb ruhig fei. BJer boher fchön fingen lernen mill, muß gonj befonberen gleiß barouf oermenben, baß er jiemlich anbouernb unb ruhig ouSothmen lernt. 9htn hängt ober boS ruhige SluSothmen in heri?orragenbcr 2Beife ob oon unfertu ©in'athmen. BJer haftig, ftoßmeife einathmet, fattn ben Slthem nid)t bei fid) behalten, fonbern er ift gejmungen ebenfo haftig unb unruhig mieber attSjuathmen- Sßir mad)en biefe Erfahrung, fo oft "mir etiooS onholtenb ftorfe förperlidhe Be= megungen' oornehmen (j. B. beim fd)ueneu Saufen) ober fo oft mir heftig erregt finb. Shtr ein ruhigeS ©iuothmen mad)t ein längeres' Sluffparen ber Suft unb ein ruhigeS, gleichmäßiges siusathmen berfelben möglich. @S muß gleidh= fom eiu ©infougen ber Suft fein. — DoS gemöhnliche Slthmen ober, mel^eS bei ber Unterhaltung, beim ©pred)en, ooUftänbig ausreicht, genügt feineSmegS für boS ©ingen, ireil cS nicht fröftig gen.tg ift. .Öietfür ift nur baS fog. gtonfen= othmen auSreid)enb. Bei biefem ftärfereu Slthmen hebt unb fenft ftch bie Bruft ganj oamählid) unb gonj regelmäßig. Damit ober biefe Bemegung beS BruftfaftenS leidht unb un^ gehinbert oor fich gehen fiinne, muß ber ©änger eine ent= fpted)enbe Haltung beS ßörperS beobadhten: er oermeibe jebe Beengung ber Bruft burd) Jfreujen ber Slrme ober burdh enge 5?leiber; bobei bemohre er eine gerabe Vollung beS Ober: förperS unb fteOe bie güße möglid)ft enge jufammen.
^n ber nädhften 9Zummer merben loir boS über boS Slthmen ©efogte für unfere ©efongSjmedte meiter ju üermerthen fuchen. ©chönen. |
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Die Jlanamfdie :Ättltpl)0«
„Ave Regina Coelorum "
(58ou ber Komplet Oon 2Kana=Sid)tmeß bi§ jnm ©rünbonnerftag.)
Ave, Regina coelórum, Ave, Domina Angelórum: Salve, radix, salve, porta. Ex qua mundo lux est orta. Gaude, virgo gloriósa, Super omnes speciósa: Vale, O valde decóra, Et pro nobis Christum exóra.
HtmmelSïönigtu üoH (S^re! Herrfd^erin ber @ngel§eere! S[»e SBurjel! 51oe D^Dr! 2lu§ ®ir ging ba§ Sid^t herßor. greu ®id), jungfrau rei^ an ^ïu^me! Herrlidhfte im ^eiligt^ume! Snmuthreidhe! Sebe mo^I, S3itt' beim ©o^ne milbeboïï!
®er SSerfaffer biefer Slntip^ou iji funbefanut. Urfprung reicht aber hinauf biê in bie erften dhriftlidhen jahr= hunberte. jn ihr mirb ilJaria als Himmetêïönigin gepriefen, ba burdh ific bie SBohUhat ber Slïenf^merbung unb bamit ber ©rlöfung erfüllt morben ift. Die Sintiphon ift mie auè einem (Suffe gefdhrieben; fie ift gleidhfam ein (Sturm oon Seifall unb ©hrenbejeugung bor ber Königin beS Rimmels uub fie fdhUeßt mit einer Slnrufung um ihre gürbitte mie mit einer ehrfurdhtëoollen SBerbeugung.
, Der geneigte Sefer beadhte ferner bie hübfdhen 9ïeimpaare am ©dhluffe oon je jmei ju einanber gehörenben 33erfen; bann ba§ mieberholte Ave bei Seginn be§ erften unb jaeiten 33erfe§, ba§ mieberholte Salve im britten 33erfe! ©nblidh ber Sohlflang ber SSofale in biefer Sintiphon muthet un3 fchon beim Sefen mie SJÏufit an! Daju fommt nun noch bie herr« U^e ©horal=üyielobic, eine mahre ?jjcrle alter latholifdher ßtrchenmufif! —
guv (gdttUtcrtltlfl: 9)Ut bcm Üiamen „Sintiphon" bejeidhnet man junächft gcmiffe, meift bcr heiligen ©dhrift ent= nommene ©prüdhe, melche Oor unb naih benï^falmen balb ganj balb theilmeife gefpro^en ober gefungen merben, je nach- bem ba§ betreffenbe Óffijium mit höherer ober minbcrer geier ('alê duplex ober semiduplex etc.) gehalten roirb. Der Urfprung be§ 5Ramcn§ „2lntiphon" reicht inö höchfte Sllterthum hinauf: Cantus antiphonus mar bcr abrjc^felube '.^falms gefang, roobei ein ©hoi^ bcn erften 93er§, ber anbere ©h.or ben jroeitcn 93er§ x. ju fingen hatte, ©päter hob man einige S3erfe au§ bcn ju fingenben ^43falmen (ober anbere paffcnbe ©tellcu au§ ber heiUgen ©chrift) herauö unb fang fie jmifchen ben einjelnen 5)3falmoerfen, unb biefe ©ä(je nannte mau „Slntiphonen"; fie hatten neben bem ^]3falmengcfange ihre eigene aJJelobie, ftimmten aber itn Don (Donart) mit bem 'IJfalmcngcfange überein. jn ber je^igcn Siturgic (j. 33. in bcr SBcSper) h^t mciften§ jeber ^faltn feine eigene Slntiphon. ©ine Slu§nahme finbet fidh i" ^er ©omplet, beren brei erfte ^falmen flet§ unter einer Sintiphon gefungen merben.
2öa§ bte Sebeutung ber älutiphonen onlangt, fo enthalten fie gleidhfam ben ©runbton, ber burch ben folgenbcn ';j3falm hinburchflingen foQ; fic geben ben ®cfi(ht§puiilt an, oon meldhem au§ bie Strdhe ben ^falm bei ber jeroeiltgen geier aufgefaßt roiffen roiH. |
33on biefen Slntiphonen itn eigentlichen ©inne finb bie üier ajîarianif chen Slntiphonen (1. Alma Redemptoris ; 2. Ave Regina; 3. Regina coeli; 4. Salve Regina) ju unterfdbeiben ; benn biefe letteren finb für fich beft ehe nbe ©efänge, cigentlidh Hhninen unb Slnrufung cn ber allers feUgften jungfrau, bie täglich ben firchlichen Dagjeiten ange* hängt merben. Daß biefelben baher audh beim (©dhluffe be§ HodhamteS fehr mohl gefungen merben fönnen, haben roir bcrcitâ früher bemerft. ©eben roir junächft eine ntöglichfl roortgetxeue Ueberfe^ung außer ber oben obgebrudEten metrifchen Uebertrogung ton ^^3achtler:
„©ei gegrüßt. Du Königin ber Hiinoiel!
„©ei gegrüßt. Du §crrfcherin ber ©ngel!
.„©ruß Dir, Du Surjel, Du Pforte.
„Daraus ber 2BeU ba§ Sicht ifi aufgegangen!
„greue Dich, o glorreidhe jungfrau,
„Du ©chönfte cor Sillen!
„©ruß Dir, Du herrUch ©cfdhmüdfte,
„Unb bitte für un§ bei ©hrifiuSl"
2ßir begegnen hier junädhft jroei ©hrentitcln 2)îaria'§, bic unê bereits auS ber ©rflärung ber Sauvetanifdhen Sitanci befannt finb. Der SluSbrudf „§errfcherin bcr ©ngcl" ift alS eine fdhöne ©tcigerung bcS DitelS „Königin ber Hiuttnel" (bet Heiligen) anjufchen, locil bie 9Jatur ber ©ngel an fich erhoben ift über bte mcnfchUche Sîotur aiJorio'S. Slüein ihre ©otte§= mutterfdhaft hat fte über bie höchften ©höre ber ©ngcl erhoben. SUS ^y^utter ©OtteS ficht fie ber ©ottheit näher, olS bte feUgen ©eiftcr, bie ben Dhron bcS SlOcrhödhftcn umgeben.
SßerS 3: Salve radix, ©ruß Dir, Du 2öurjel! offenbar eine Slnfptclung auf jfaioS XI. 1: ©S roirb he^' torgehen ein3îciS auS bem Surjelfiocfe jcffe, unb eine 53lüthe fieigt etnpor ouS feinen Söurjcln." „jcffe (jfoi)" fleht in biefer ©chriflftcCe jur Scjeichnung bcr ticffien erften ÎBurjel beS Hawfeâ Daoib. Der heilifl^ SlmbrofiuS fogt ju biefer ©teile: „Der ©tomm ift Dooi gotnilie; ÜRorio, bie jungfrau, boS cbelfte 9îeiS oitS biefetn ©tomme ; © h r i fi u ö bie Slüthc, auS meldher eroigeS Seben buftet."
aibcr (mirb bcr Sefer fragen) 'fiiorio mirb bodh hie^' „2Burjel" genannt ; mie ift benn boS ju oerftehcn mit 9Jüdtftd)t ouf obige i^cbriftflcae? Üiun unfer Dichter faßt boS SilD ton ber „Surjcl" fo auJ, boß er fich ÜJforia mit bem Surjcl» fioJe jcffe (Dotib) olS ein ©tu ©onjeS, olS ©ine himmlifch« ■-^Jflaujung bonft. Die bichterif(he greiheit gefiottet ihm bieS nicht nur, fonbern er terroerthct biefen ©ebonfen in einer überaus effefttollen Söeife.
Salve, porta, ©ruß Dir, Du Pforte! SÖÏoria ift für ©hrifluS bie HimmelSpforte ju unS. j» biefe Pforte geht ein bcr unerfchoffetu: ©ott ; auS ihr Ijeta"^ tritt ber fleifchgemorbenc ©ottmenfch, „ieneS mahre Sich'; roclchcS erlcu^tct jeben îlîenfchen, bcr in btefe Seit fommt.
(joh. 1.)
55erS 5: Virgo gloriosa, ©lorreidhe jun|' fron! nennt fie ber Dichter roegen ber Herrlichfeit, bie thj als bcr iïönigin ber ©ngel unb HetUgen bort oben ju Dhe» geroorben ift.
3JerS6: Super omnes slpieciosa, Du©(hö"P' |
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üor Sllten! ©itte grauen (fagt ber berühmte ©eifleSmann Juan de Avila) finb nur bafür beforgt, i^r Slngefid^t ju f^müdten, um ju gefallen unb üon ben 2)îenfchen i^rer ©^ön^eit megen bemunbert ju merben; unb bod^ merben bie Slugen, bie betrachten, unb ba§ Slngefid^t, meld)c§ be= tradt)tet mirb, gar balb im ©rabe fein, toll Uebel= geruch unb enlfe^licher ^öfjlichteit ! ®ie heilige Jungfrau ba= gegen trug, beffer berathen, bafür ©orge, ba§ Slntli^ ihrer ©eele (b. h- ba§ ©emiffen) mit manigfad^en Dugenben unb mit ber ©albung be§ heiligen ©eifteâ ju f^müden. ©o er= füOte fie in herrlicher 2ßeife ben SluSfpruch beS Propheten : „Sllte ©chiJnheit bief er K önigin ift inmenbig" (^falm 44), wohin nämlidh bie Slugen ©otteS fehen. Sin Schönheit ber ©eele aber überragt 3)fatia aOe ^eiligen ©otte§; feiner unter Sitten fann mit Jh^ oerglichen merben,
S3er§ 7: Vale! Seb' mohl! (heißt e§ mörtlidh): ber Didhter nimmt nun gleidhfam Slbfdhieb üon ber erhabenen §errs fdherin beä ."gimmelS; er vergißt aber nicht, ftdh unb un6 SlQe Jhrer gürbitte gu empfehlen, ber wir fo fehr bebürfen. — Üiamentlidh biefe beiben ©dhtußoerfe haben etmaS unge= mein 3arte§ unb SlnmuthigeS; fie athmen ein Vertrauen ju unferer himmlifchen aJîntter, ba§ eincS heiligen bernharb nidht unmürbig märe. — 2)Jögeu unfere ©efangihöre baS herrliche ^reiSlieb redht oft ber milben .^»immelStönigin in frotnmer Slnbacht fingen!
©dhönen.
(Eiiiläntug kl' fnnretantfdjtu fitauri.
X.
Regina Martynini, ora pro .^iüntoin ber aJînrtljrer, bitt' für nobis. nitSI
Ein ebenfo ernfler, al§ wahrer unb fd[)öner Ehrentitel ber allerfeligften Jungfrau! Jfl ÜJiaria groß unb bewun= bernngSwürbig iu ihren greuben, in beu ©ehcimniffen ihrer Erioählung, Gmpfängniß unb Himmelfahrt, in ihrer SBürbe als Jungfrau uub iWutter jugleid), fo weiß id) nid)t, ob fie nicht nod) größer unb unferer sBewunberung würbiger erfd)eine in ben ©eheimniffen ihrer Seiben unb ituoerglcid)= ltd)en ©d)merjen. Jn ber Dhat, iüfaria toüibe nicht fo erhaben unb groß vor nnS baftehen, würbe unS nidht fo lieb unb theuer fein, al3 bie3 nun ber gaO ift, wenn wir fte nid)t unter bem Kreujie flehen fäben, wenn wir nid)t baS ©d)wert ber ©d)mer5en in ihrer bruft erblidften. ©eil ber Erjengel ©abriel ihr bie „botfd)afl" gcbrad)t, ficht ba: bilb beS leibenben ErlöfcrS aÜe ©tunben " ihreS SebenS flar vor ihrer ©eele. ©ie wirb bie li^utter beS ErlöferS, ber für uns am KreujeSbolje ©enugthuung leijien fofl! DaS loeiß fie attS ben Propheten ! Dennod) ivähltfie: „5DJir gefd^ehe nach Deinem Sorte!" Jeber ©ebanfe aber an thr ÖerjenSfleinob loirb eine neue SunOe für ihr järtlid) liebenbeS, aj^utterherj; jeber blicf auf Jefu Sintli^ muß fich in ihre ©eele bohren gleidh einem ©d)werte. 9îun iji ihr ganjeS Seben ein SWeer voller bitterfeit unb Seiben, VoDer ©orgen unb Slengflen. llnb um fo viel ©eelenleiben fd)mer3tid)er finb, als 'förperliche Seiben, nnb um fo viel bie Sunben beS §erjenS heftiger brennen, als alle giebergluth beS KörperS; um fo viel " ifi 2)îaria'S SDÎarterthum fchmerjticher, größer |
unb härter, als bie Seiben aUer hl- âJîartçrer. 3ubem litten biefe nur fttrje Qeit, faum einige ©tunben ober hö^ftenS einige Dage — unb baS Seiten war nberfianben, unb bie ©iegeSpalme in ihren §änben! Slber 3)iaria — jeber Dag ihres SebenS war ein 2:ag beS ä)?arterthumS, jeber Dag mar in gewiffem ©inne für fie ein Eharfreitag! 9)îaria leibet als ü)?utter! ©ie leibet, meil fie ben Sei'benben fo unbe= fdhreibli^ liebt; fie leibet mehr, als fte leiben würbe, menn fte bie graufamften Dualen für Jhn erbulben bürfte. Darum fagt ber hl- bernharb mit 9îedht: „Deine ©eele, o 3}iaria, hat wie ein ©dhwert ber fd)ärffte ©dhmerj burdhbohrt, fo baß wir nidht mit Unredht in bir mehr als eine ÉJ^arthrin Ver- ehren, ba in bir baS ©cfühl beS aJîitleibenS bie Empfinbung beS föTperlid)en SeibenS überboten hat." Unb ber hl- Slm= btofiuS ruft anS: „3)faria fianb neben bem Kreuje ihrcS ©ohneS, bie 5Dîntfer fd^aute bie entfefelid^en Seibfn ihres Ein= geborenen! Daß fte bort gefianben, lefe idh; ^'aß fte ge= weint habe, lefe idh nidht." — gürwahr, ihre ©celengiöße auf ©olgatha redhtfertigt voDfonimen ihren Ehrentitel'einer Königin ber ajfartprer.
Regina Coufessorum, ora Königin ber JSefenner, bitt' pro uobis. für unS!
SlUe bie frommen unb heiligen ©eelen, weldhe but^ treuen ©tauben unb ein heiliges, nadh Jefu Sehre unb bei= fpiel eingeridhteteS Seben für Eh^'ftum, als ben ©ohn ©otteS unb Erlöfer ber 9)fenfdhhcit, ein beharrlid)eS unb flanbhafteS ; befenntniß obgilegt haben: alle biefe nennt bie Kirdhe „be= i fenner." Die hl- Slpoftel nadhahmenb prebigten fie ber Seit 1 burdh ihr heilifieS Seben; nnb 5D(ar(i;rer toaren fte baburd), , boß fie ihr gleifd) fommt feinen begierben unoufhörli^ I freujigten, bomit eS ihrer ©otfeSliebc nidht hinbevnb in ben j Seg trete. SohlloS ift bie ©d)aor biefer ^leiligen; befonberS Jüud)S fie, olS bie blutigen Verfolgungen onfhörten, meldhe fo viele 2);oïtt;rer hervorgebvodht halten. — Slllein unter allen hl. befenncrn ift 2)?ario bte Erfte, bie Vornehmfte, bie j Königin, ©ie hat burdh ihr Seben Ehriflum befannt, toie ' fein onberer bcfenner. Sie oud) immer ihr ©taube, ihr j Veriroucn, ihre Ergebung auf bie ^robe geflellt mürben: fie , legte ein herrlid)cS bcfcnntnifj ob für ihren göttlidhen ©ohn ! nnb Selterlöfer, SJ^ögen ihre Verioanbten, mögen ihre 9Joch= i barn unb üJiitbürger ju Jicjoreth fich ungläubig verhalten : gegen Jefu göttlid)e ©enbung: a)îorio bleibt ihrer Ueber= jeiigung treti, 3}tögen felbft bie ''l^riefter unb Sehrer beS VolfeS'feiner fpotten," Jhn verodhtcn, verläftern unb Verfolgen: iDJario toirb oud) burch biefe herben ^]3rüfungcn in ihrer Ueberjengung nid^t jum Sonfeu gebrodht. Unb boch fahen bie Uebrigen fofi nur ©röße unb SWmacht unb göttlid)e Serfe an Jhm "nnb von Jhm; moren Beugen jener wunberboren .Leitungen, Beugen feiner SJiodht über bie Elemente nnb über ben Dob; währenb ä)foria oudh DeS SWmädhtigen ©dhwodhheit in ber Krippe gefehen, mährenb fte 3euge gewefen ber ©prod)= lofigfeit ber ewigen SeiSheit, ber ^ülfSlofigfetl beS SlQmâdh» tigcn unb feiner Empfänglidhfeit für ^ttnger, groft unb ©d)merj! Slber fte glaubt, ivie fte fpäter glaubt, bo Er eittem Verbred)er gleidh jum ,Ç)ohn unb ©pott ihreS VolfeS on bem aJiorterpfah'le beS KreujeS hängt! Do fleht fie unter bem Kreuje unb befennt feine UnfchulD unb peiligfeit, feine Sürbe unb ©ottheit unb fich atS feine Wutter! gür JtfuS oflein hat fte gelebt; mit JefuS möchte fie fterben, om liebfien für Jhn unb flatt ©einer. Sie groß fleht û)îaria ba unter beu hl- befennern ! Sie berechtigt ifi unfere bitte: Königin ber be * |
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fettner, bitt' fiir nn§, ba§ auch wir Jefnm befennen mit ^erj unb SDiunb, in Sort unb Xbat!
Regina Yirginum, ora pro Äötttgtn fier Jungfrauen, Bitt' uobis. für nnS!
233ir haben fdion früher pefehen, metihe ^ulbtgungen bte Kirche gerabe ber Jungfräuli^feit ÏJÎûvia'S joßt. Daher ijt e§ fehr natürlich, biejenige eine ^îôntgtn ber Jungfrauen ju nennen, bte aöe anbern Jungfrauen fo weit übertraf. Sîte war eine Jungfrau, weber oor ihr noch nadh ihr, fo rein, fo ootlfotumen, fo in ÎBerth unb SBürbe bewunberungS» Würbig, tote û)îaria, bie Jungfrau ber Jungfrauen.
Regina Sanctorum, omnium, Äönigitt aßtr ^eillfltn, bitt* ora pro nobis. fUr unS!
Diefer ©hrentitel bilbet gletchfam eine @dhIu§folge aller onbern. SBenn SOÎorto bte Königin ber (gngel, ber 'ißatriardhen, ber Propheten, ber ?lpofiel, ber äJfort^rer, ber SBefenner unb ber Jungfrauen ift, fo ifi fie oudh bie Königin oEer (Slüdt- feltgen, oüer ^eiligen. 3ur 9îedt)ten ihreS göttlidben ©ohneS übt fie eine §errfchaft ber Sormherjigfeit ouS über bie^ jenigen ©laubigen, bie, in baS ©ünbenleben biefer Seit oer= jiridft, bodh jur §eiltgfeit berufen ftnb ; fie übt eine §>err= fdhuft ber ®üte unb §ulb au§ über bte ©läubigen, bie in biefer SBelt wohrhoftig heilig leben burch treue Slu§übung ber Dugenben unb ^flidhten, bie ber ©loube un§ oorf^reibt; enblt^ eine §errfdhaft ber §errlidhfeit über oße ©lücffeligen, bie bereits bte Belohnung ihreS heiligen SebenS bort broben genießen. 2Benn eS boher redht unb^eilfam ift, bie einjelnen |)eiligen um ihre gürbitte onjurufen, wie oiel mehr berechtigt ift bonn unfer unabläffigeS glehen : D Königin oller ^eiligen, bitt' für un§! ©chönen.
Die kei fd)tt)ar^$e)leditett 5'aineukörnleiit
Sl. ©retrh (ein fronjöfifdher Gomponift, geboren JU Süttidh 11. gebruar l741j, bem ftdh fchon frühjeitig baS Serfiänbniß ber ajjufif erfd)loß, unternahm, um fich mehr unb mehr ouSjubtlben, eine Steife nach 9iom, Der gar arme Jüngling ging ju guß oon bannen, baS Stänjel auf bem Siüdfen, ben ©tob in ber §anb, ntif feinen frifdben, reinen unb hoffnungSoollen Jahren, begleitet oon bem ©egen feines SoterS unb ben dhränen ber üjjutter.
Die Kirdhenmuftf war ©retr^S erfteS ©tubium ju 9?om, für bie er fi^ um fo mehr begeifterte, oIS ^opft (Siemens XIII. bie feltfeer gor weltlldh geworbene mit heiligem gifer in boS ©eletfe jurüdtführte; fo warb fie Wieberum ftreng feierlich unb fromm, unb ihre würbigen Döne f^webten wie auf (Sngelsfdhwingen bem §imtnel ju, nadhbem fie, wie eS ihre Seftimmung erheifdht, ber ©ünber §erj erfdhüttert, ge= rührt unb jum Sefferen erhoben. —
Sährenb feines SlufentholteS ju 9?om, olfo in ber Slüthe= jeit feines SebenS, fann nnb componirte ©retr^ gern in einem ftiöen, fofi öbe ju nennenben Kloficrgorten.
Eines DogeS crblidEte er bort im ©ortenhäuSdhen einen ölten IDiöndh oon ehrwürbigem SluSfehen, weldher allerlei ©ämereien burdh ein 2)iifroffcp mufterte unb oon einanber fonberte.
Der ajjufifer trat üufmerffom unb fdhweigenb näher.
„Siebt Jhif bte Slumen?" fragte ber gjlöndh.
„©ehr!" |
„Euer Silter fudht nur bte Slüthen beS 2lugenbltdES, in benen ber Keim berIRidhligfeit liegt; bte ^|3f['ge ber Slumen, weldhe bent Soben entfprießen, liebt tneift nur Derjenige, welcher hiemeben feine Slufgabe gelöft hat. Da ift e§ ihm, als ob er feiner Erinnerungen warte unb pflege; bie Slumen mahnen ihn on fein SerDen, ffiadjfen, Slühen unb ©ebeihen, jeboch oudh an fein Sevwelfcn unb beShalb ganj befonberS au ben SlufblidC in jeueS beffere Sanb, too bie Slumen beS eroigen SebenS buften nnb nie oerbuften!"
-„Seßhalb ober, mein ^|5ater, muftert Jhr biefe Körnletn ouS, roeldhe ben übrigen boch fo ähnlich fehen, roie ein Soffer^ tropfen bem onbern?"
„©dhaut burdh baS ÏÏÏifroffop, unb Jhr roerbet olSbolb einen fchroorjen ^unft entOeien. — Doch nein! ich toitt Eudh burdh eigene Erfahrung belehren!"
Unb ber ^Jlöndh nahm einen alten Slumentopf, ftedfte auf einer ©eite brei Körner oon ben guten, auf ber anbern eben fo oiele oon ben fchroarjgefledften in bte Erbe unb fagte: „^ier, neben bem Sïiffe, ftecfen bie fdhledhten, bie jroangS= roeife ouS DretbhauS='|5flanjen geroonnen finb; benft boran, fo oft Jhr hier luftroonbclt!"
©retr^ oerfäumte nidht, jebeSmal nadh bem alten Dopfe ju fehen; balb fdjoffen fedhS .Keime frifch unb grün herOor, unb bie ouS bem fdhroorjgefledften ©amen roudhfen, ju beS SeobadhterS Erjiounen, fdhneOer unb ftärfer ouf, olS bie brei anbern; fdhon roähnte er, ber olte''|5ater rotffe ni^t redht, tooS er fage unb thue, alS er plögli^ inerfte, roie bie brei lieben ^Häiijchen JU fränfeln begannen. 2ln jebetn Slbcnb loelftc unb fenfte ftch ein Slatt, roährenb bie gegenüberftehenben ge= funben 'ißflanjen ouS jebem Sufthouch, jebem ïhantropfen fräftigenbe Dtahrung jogen. DMt unbef^reiblicher Sehmuth foh ber Jüngling baS |)inroelfen biefer Slumen, beren legte gerabe an bem Dage ooHenbS oerborrte, an bem bie gegen» überfiehenben KnoSp'en ju reidhen Slüthen fidh entfalteten.
Den Jüngling überfam e§ roie eine Slhnung, rote eine Sorbebeutung für feine Bnlunft, olS er boS Seifen biefer brei ^flanjen reiflldh betrodhtete.
gjadh breißig Jahren roor ©retrt; ju ^ortS ber in oller Seit hodhgefeierte Eomponift; er mar glüdClidh burdh feinen SJuhm uttb feinen reid)lichften ©elberroerb, burdh fei" Seib unb burdb feine olte SDiutter, beren ehnoürbigeS §aupt fein 5auS heiligte; er toar befrnberS glüdflid) burch feine brei 3:öd)ter — Jenni), Suctlia unb Slntoinette; ber ^egtern Donfpathin toor SIntoinette, bie ©emohlin beS Königs oon gronfreid), SubroigS beS VI. Jebe ber ïöchter ©i;etrg 'S rourbe nur fed)Sjehn Jahr? alt, unb eS ftarb Eine nad) ber Slnbern unter lounberfatncn Sejiehungen unb Umftänben. Der unglüdliche aJtciiier erjog fie nämlich in ber bärteften Ein» fettigfeit unb ©trenge g-robe nur für bic Kunft, für Die Erbe, für bie ni^tigen greuben beS SlugenblidS, unb legte felbft in fie ben fdhroarjen .ïteim beS frühen SerroelfenS.
Diefe ïödjter lofen ja bereits bie üJoten, ehe fie boS 21SE oerjionben; fte erfanben in einem ällter bereits aJielo- bten, in roeldhem anbere älJäbchen tnit ber ^.ßuppe fpielen; unb eS louroen fo biefeSunberfinber gor halb — Kinber beS DobeS!
©retrg, in feinem ©^merje fehr berebt, ruft, ba er feine Erinnerungen auffd)reibt, bie geber hinroeglegenb, einmal bte ouS tieffler ©eele bringenbe Klage ouS: „D meine greunbe! .. . eine Dhräne, eine üth^äne ouf boS theure ©rob meiner brei fchönen Slumen, bem Serroelfen ge= |
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weiht, wie bie brei fthwarjgeftedCten ^î'ôinlein jeneS guten ©{önchS im iîloftergarten ju 8ÎDm!"
„5Behe mir!" tief ber Slermfte oft, wenn er Don bem aÜäufrühen §infd)eiben feiner ^îinber fpradh: „im ©treben noch tünftlerifd)er SSoUenbung ijabe ich bie ®efe^e ber 9Jatur mit güfjeu getreten; mit bem befteu §er5= blut hübe ich bie fdhlechtefte meiner Opern bethaut, unb meine armen^ß'leinenJd im Boraus bem Sobe terpfänbet." —
Um feinen unfagbaren ©ram ju linbern, fpielte ber arme Bater täglid) bie aüen ©horaUDielobieen au§ 5Rom, wie er im S'Ioftergarteu wanbelnb fie auS bem J?trchlein oer= nommen. BefonberS herjjerreißenb lautete baS ernftefte Sieb: „„De profundis clamavi ad te Domine; Domine exaudi vocem meam! SluS ber Siefe ruf i^ §err, ju
bir; §err, erhi5re mein glehen!""--
Die brei oerlorenen Siid^ter erfe^te ihm ©ott burdh bie fieben Einher feineS oerftorbeneu BruberS, für bie er treu^ lieh forgte, unb bie ihn audh beerbten. —
xnih ^txkm.
ßcfcfvüdjlc. Der |)eibelberger ^rof. Dhtbau t(t 1840) meldher ein oortrefflicheS Büchlein über ajfufit gefchrieben hat, fogt borin u. Sl.: „DaS unberborbene Boll hat ©inn für bie üJiufif menn fte, notürli^ unb gefunb, bem reinen menfdhlichen ®e= fühle entfpri^t; unb burdh nichts fann mehr auf baS Boll eingemirft werben, als burch eine oerebelte ü)?ufif."
Der Didhter ©öthe fogt irgenb wo: „Wufif im beflen ©inne bebarf nidht fo fehr ber 9Jeuheit, olS manche ju glauben fcheinen; im ©egentheil: je älter fie ift, je gemohnter fie unS ift, befto mehr wirft fie." — äBoS ©öthe h'er fogt, wirb fofort einleuchten, wenn wir on einjelne Cho^alftüdCe benfen, bie wir fehr oft hinten: man nehtne nur bie '!)3räfation in ber hl. a«effe! Sie oft haben wir bie einfache ajfelobie gchi3rt! Uub bodh übt fie, gut borgetragen, ftetS biefelbe SBirfnug auf uns aus, felbft wenn bie glänjenbfltc tnehrflimmige (Som'= poftiion eines ^oleftrino ober Örlonbo Soffo unS furj üorher entjüdft hat.
Der fronjöfifche Gomponift Berlicj fagt: a«ou erlebt eS fo häufig, bofj boS gefammte ^ublifum eineS OpernhaufeS, weites burdh einen unreinen Son fofort oufier fidh gerofhen würbe, bennodh 9D?uflfftüdEe, beren SluSbrudt offenbar ein folfcher ift, nicht nur ohne SWißt^ergnügen, fonbern fogor mit großem Behogen onhört.
CtÖfCtttitClllICtt. Der berühmte eomponijt ber „©dhi3pfuug" erhielt einft in SBten ben Befudh eineS ehrfomen wohlgenährten gleifdherS, ber ihn ohne Umfdhweife fDlgenber= maßen onrebete: „Bon jeher, hochgeehrter .§err Eapellmcifter, habe idh ein gauj befonbereS BJohlgefoOen on Shi^en SD^enuetten gefunben. 9htn beborf idh für bic nahe ^odhjeit meiner Dodhter eineS fehr fdhönen unb gonj neuen iVcnuettS, weßhotb ich midh bertrouenSooQ an ®w. ©noben wenbe mit bem Ber- fpredhen, ^h^^e iWüheiDoltung in fehr onftäubiger BSeife oner= fennen ju wotlen."
Boter §ai;bn lädhelte über biefe originelle ^ulöignng unb berfproch bem funftftnnigen gleifdhermeiper, ohne eineu beflimmten ^reiS ju förbern, er werbe boS gewünfchte Don-- pdf liefern. ®r hielt ou^ B5ort. |
(Einige Doge borauf oernimmt ber berühmte Donfel?er ÜJfufit unter feinen genftern. hoic^ht unb glaubt, feine con amorel'gefchriebene neuefte Cotnpofition ju erfennen. (Sr ijffnet beßhalb einen genflerflügel unb fleht einen herr» lidhen Od)fen mit oergolbcten §i5rnern, befränjt unb ton älfufifern umringt, ^n bemfelben SlugenblidCe ftürjt oudh fchon ber loacfere gleifchermeifter ju ihm inS ßimmer, brüdft bem überrafd)ten Donfünftter in fchlid)tcn, ober loormen SluS- brüdfen feine greube unb Danfborfeit auS unb fogt jutn ©dhluffe: „^d) glaubte, hodhoerehrter §err Eopellmeifter, boß ein gleifdheruteifter ^hnen feine Danfborfeit für eiu fo herr= licheS aJienuett nicht beffer bejeugen fönne, olS menn er ^hnen feinen beften Odhfen oerehrt."
Boter §ahbn mußte boS ftottlidhe Shier olS ©efdhenf annehmen, ©ein trefflich gelungenes Sonftüd ober blieb biele ^ahre hinburch unter bem ^Zamen beS „OdhfenmenuettS" bie ffionne tanjluftiger BJiener 3}?ännleiu unt) ©eiblein.
gilt ncilCiS ^ttttät^icr! ©ouoemante: „SJuu nennt mir einige §auSthiere!" — (Smmh: „DoS ^IJferD, bie Eo^e, bie Euh.'" — ©ouoemante: „9Jodh einige, Eorl!" — Eorl; „Die ©ans, bie ^enne." — ©ouoernonte: „©ut, t^ bo^te nodh an ein oierfüßigeS; man bulbet eS im Limmer! . . . unb es macht oft rechten Sörm, fo boß loir obeubS nidht ein= fd)lofen fönnen — nun, Smmt)?" ~ ®mmh (juoerfichtüdh). „DoS mooier!"
C'itt Smtt|»limcitn Der tlooieroirtuofe D. fpielte üor einer Diethe üon Rohren üor beu oHerhöi^ften §errfchofteu eines enropäifchen §ofeS. SllS er geenbet, trat eine ber hohen Berfonen on ihn heron unb fproch hntbreidhft olfo: „©choun'S, ich hab' beu Dhotberg gehört — (tiefer Bücfling b.S EünftlerS) — idh ^ab' auch beu Sifjt gehört, ober — (erneuter Bücfling beS hocherfreuten Birtuofen) — fo, toie ©ie, hat halt no^ feiner gefchwi^t!"
(©d)lOflfcrliß! Sluf bem Dheoter einer fleinen'it5roüin= jialftobt ereignete fich einft golgenbeS: ^n einem Suftfpiel hotte eine ^ciuptperfon, ein DffijicrSburfche, Ju fogen: „^err Hauptmann, cS wirb eben jum güttcrn gebtofen." Do nun aber in bem ©täbtdhen ein Srompeter leiber nidht oufjutreiben war, ber boS gebad)tc ©ignal hätte blafeu fönnen, fo ließ ber finbige 9{egiffeur boS ©ignal burch bie Biolinen tnarfireu! Der DorfteOer ber obigen ajfelbung ober war nidht :oeniger fiubig, beun er rief: „§err Hauptmann, eS wirb eben jutn güttcrn gegeigt!"
G3ctrotfc«. (Sin ^rofeffor ber 9??ebijin tritt, bon feinen ©chülern umgeben, in ber Elinif an boS Bett eineS Eronfeu, ber on Delirium tremens leibet unb fragt ben ^IJotienten: „3hr ©cwerbe?" — ^.fJotient: „2JJufifout!" — ^IJrofeffor: „5ÜJeine ^erren! (SS ift eine Shatfadje, boß bie Behonblung üon BloSinprumenten bie Eehte bcrmoßeu ouStrocfnet, boß nur burdh auSgiebigen uub häufigen ©ebroudh üon ©etränfen ber Bläfer feinen SU-ruf ouSjuüben üertnog. (Sine natüilidhe golge biefeS a)?ißbroudhS üon ©etränfen ift bie Eronfheit, bie mir hier üor unS haben. B3eldheS ^nftrument blofen ©te?" _ ';)3otient (mit matter ©timme): „Bioloncea!" |
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^onautuört^er ^«iffcptiffen.
2öir erlauben un§ mieberholt J^e Slufmerlfamfeit auf unfere ßeitfchriften JU lenîen unb bte Sitte beijufügen, bte Verbreitung berfelben mit aÜer Energie förbern halfen ju mollen. red^t lotrîfameê ä)Jt'tteI jur größeren Verbreitung hat fid) bie ä^Ctt^eilttttg tJOtt ^voDcilummcVll ermiefen. 2luf ffiunfd) uerfenben mir febe älnja^l gVtttiê tttlÖ fvaitfo unb bitten balb gefdQigft oer-- langen ju moKen.
SlbonnementS auf bie Seitfdiriften : ^mbrofius, (Ed)a ber ^unalfu l<nferer Rieben jirau non fourbes, filerolurblntl, ^îonikit, îlolburgo, lapljttcl, îlûtgeber fürs ^ausmcfen, ^ittll)olifd)C ^djuljcilung uub ^djuljengcl nehmen ode budhhonblungen, ^.JJoftefpebitionen fomie bie unterjeichnete VerlogS- honblung entgegen.
^aottttcmctttâ öcfovgt 21. 2lïöcït Socoöi & 60. in Siatfjcn.
$ocha(htung§t3oII.
liJurÇÇttttbfttng Jlitcr in J>ôn(itt«)ôt:tÇ.
Pr Me giafteitaeit.
^crtJorragcnbe "^eftatf^fttttgößtttf^cr. iJlönbl, €., S. J. ^Sa^ Seiben unb <Sterkn unfereö ^crrn unb ^eilanbeö
3efu eirifti in 52 ^Betrachtungen. 310 I60. m. 1.00. |)iliort, Dr.f 2)ie göttlithe :^iek im (Srlöfiiiig^lriei-fe. aJJit einem Slnhange Pon ©ebeten. 460 12o. jmf. 2.40.
j^oflfelije, ^Allele, ©räfin Pon, JSetraihtungcu über ha§ Scheu 3efu mit be^ fonbern Söerüdffidhtigung feines Sehens im allerh. Oalramente. 2 S3änbc, ^reis OK. 5, eleg. geb. 7.00.
___ TOevt 3ac(i0i &
gtüt ben ^aonat ^farj.
SouDh, 2)cr 6tent beö ueunacljutcu Sarjr^uubertg, Scr (jclligc
ajjit einem SBormorte Pon Sh- Laurent, SBifchof Pon Ehei^foneS.
168 8'. ^reiS m. 1.20.
aWottatsaKövSsBcttct, ein ^äcfchen (31 Settel). ^reiS 30 ^fg. ©c^ct gtt Soicl»^» Söüchlein für alle Verehrer beS hl- jofeph »on 21. ö. 76 ISO. 20 ^fg.
Bu beziehen burd) alle S8ud)hanblun3en.
iBcflttg ton TOevt SatiiM & go., «latfjcM.
^ör bie er|ic ff. §omtttunton.
2tl§ eines ber oorjügli^fteit SBerfe jttr Vorbereitung auf bie hl.^ßontmunion toirb ben Herrn ©eiftitdhen empfohlen:
^anfd;, SI., Dombechant ju |)ilbesheim, 2(ttvci)ctt fiiv öcit Sög öcv cvftc»
gomtttttttion öcr tinöcv. 184 fi. 8«. ^reis 'm. 1.6O.
SIIS Srfo^ für bie üielfod) ttnf(hi3neit Eommunion = S(nbenfen=^ Silber eignet fid) tjorjüglich:
^aaft^, % ©crßife «teilt «it^tl S(nbcn!eu mi beu 2:00 bec erfteu hl (JomnmuioH uub jugleich als ®ebctbüri)leiu fiir alle (Sommuuioutflae. 142 18". ^reis 40 ^fg., einfach geb. 60 ^f., |hochfein|geb. ^DL 1.50. ®a§ reijenb aus^ftattete Büchlein DoU inniger erbaulid)er ©ebanfen, mirb fdf)on an »ielen Orten ben yJeocommunitonten al§ eomntunion=3lnbenfen gef^entt. ®affelbe »erbient nadh eompetentem Urtheile allgemein eingeführt ju toerben. 3u bejiehen burd) alle SBuchhanblungen.
betrag von Jlfßctt S^ti^oßi & go., Jlaj^m. |
I A.Coppenrath'sKircheninusikverlag |
(H. Pawelek) in Kegeusburg.____
laisieiitatioiies
Jeremiae Prophetae
in concentu IV vocum auctore Jean. Baptista Kercr,
qiias
nunc primum in publicam iucem profert Ign. Mltterer. Partitur M. 2., Stimmen ä 40 Pf.
Zur Feier der U. Leidenswoele ein warm zn empfehlendes, erprobtes Werk.
2 „Miserere" u. 2 „Slabat niater"
für
Sopran, Alt, Tenor und Bass
mit oder oline Orgel
oder
für eine Singstimmo u. Orgel. Partitur 80 Pf., Stimmen ä 15 Pf.
Sechs Lieder
zum
Gebranclie wälireiul der heil. Fastenzeit etc.
für
Sopran, Alt, Tenor u. Bass
mit
Org:eli)egleitung.
Partitur M, 1., Stimmen ä 20 Pf. |
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3nfertton8fle6ü^ren :
bie flefp. spefitjeile 30 iKpfg.
SSeftettungeu
neunten aHe «Poft'SilnjîoXten
unb Söu^^anbtungen an,
itt Slagen SClbert 3acobi Sc ffio.
2to:tuemeiitäprei(? pro Sal^r:
SDfJarl 1.20.
!öei Sejitg Bon v fvi • cnS
10 lèjrentpl. 60 <pf.
«Porto 6et birefter ©enbung
mirb eftra berei^net.
für fmffjofift^e ^ircf^cnfâtiflcr.
@rntt«=S5EiIn9e sum „@reptiit«=S8lntt", Drpit füi> fatïioltf^e fflit^cnmurtl.
„©erge, ba§ bu mit bent ^etien gtauijft, loa« bu ttiit bem SDZunbe Ttngft, unb in aBette*
bet^iStiflft, loa? bu mit bem Çetjeu gtaubfl." Eoucil iu (Sott^ago B. 3. 398.
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1.Ave, maris slella, Dei Älater alma, Atque semper Virgo Felix coeli porta.
2. Sumens illud Ave Gabrielis ore, Funda nos in pace, Mutans Hevae nomen.
.3. Solve vincla reis Profer luttieu caecis. Mala nostra pelle. Bona cuncta posée.
Tribushonorunus.Ameu. ©tetS bic gleit^c (Sl)rc! Slmen.
3)er aSerfoffer beö Oorftebeubeu ^l)mnu8 ift iinbefaimt. Ginige fcl]reibeii benfelben bem beiül)mtcn Ci)mnenbiditer ißenantinö &ortunatuS ju. loeldier in bcr 2. .<pätftc bc3 6. jaf)rt)unberi§ lebte, ^ebenfnnd ift ber )iji)mnnä fel)r olt.
Serfclbc ift ein f)errlid)c§ ^rcidlicb auf bic aner)cligftc Jungfrau. 9J?it jnrtcr Slnmntt) nnb tieffter 3nbrunft tonimt Dtc Öittc bcr fünbigen ®Jcnfd)[)eit jum ?Ut§brud: SlHc bte Sljrentitcl
Qui pro nobis natus Tulit esse tuus.
5. Virgo siugularis Inter omnes mitis. Nos culpis solutos Mites fac et castos.
G. Vitam pi aesta pu ram. Iter para tutum, Ut videntes Jesum Semper collaetemur.
7. Çit laus Deo Patri, Summo Christo decus, Spiiitui sancto |
®ruß Dir, ©tern beS 3){eere§ ! §obe ©OtteSmutter, jmmer reine jungfrou, ©el'ge |)immelSpforte !
Du Oernobmft boS Ave SluS eontt ©obrielS aiîunbe : griebe unS befd^eere, üBenbenb ©oo'S 9Jamen.
SöS boS 33anb ber ©ünben, bringe Sid^t ben SSliuDeu, jebeS Seiî) Oertreibe, jebeS ©ut' erflelje!
4. Monstra te esse matrem, ßeige Did[) olS Ülfutter: Sumat per te preces Si^on Dir ne[)m' bie Sitten
G[)riftuS, ber für unS ja üßoKt' Dein ©ol}n einft merDeu.
SluSerlor'ne jungfrou! Du oor allien tnilDe! UnS, oon 6d)ulö geliifet, 9)iMlbe tnocb' uub reitte.
©ib ein reineS Seben, (Sine fi^'re 9Jeife, Dofj toir, jef.im fc^oueub, ©ein' uns eioig fieuen.
Sob fei ©Ott bem Söoter, '■IJreiS bem böcbPeu ©o^ue, Unb bcm heil'gen ©eifte
Mam feiküuMßuuö.
3UÏ SJcê^Jcr. |
fflïaria'ë finb angerufen; alle Uebel ber menfd)It^cn 9Jotur bar« gcftettt; QUe ®üter, bic in ®efaf)r fd)iocbcn ober bte un§ nod) fehlen, crflc()ct. Unb mcldjc (Sinfadibcit bei aller §öl)c bcr Sinf» faffnng! 0 iijaria (ba§ ift furj bcr jnljalt) fei unfere «Mittlerin bei bem, bcr auê Siebe ju unê Sein Sohn fein rooKtc, auf bafj loir, bic ja aud] Seine Sïinbcr finb, nad) bcr irbtfd)en ®anber^ fdjatt jefum, bie gebenebeite grud)t Scineê Scibeê, oon Stngefid)t an 3lngcfid)t fd)auen bürfen!
3ur (^vlautcruufi :
I.Stropljc: „Seigegrüßt, bn ïlJeercêitcrn, l)ohc ©otteSmutter, affjeit reine Jungfrau, feligc ^'fortc beä ^'mmclä 1" — 3)ic oom Stdjtcr ocrmcnbetcn ®[)reniitel ber allcrfcIigftcn jungfrau haben mir bereits in nnfcrcr „ertlürnng bcr Saitrctanifd)cu Sitanci" (johrgnitg 1880) furj erläutert.
2. Strop[)c. „^»ic ®n bcrnahinft einft jcncö Ave (fei gc» grüßt!) r.itä ®abrieI8 Wunbc, grünbc unö im grieben, inbem. ®u crncncrft bcn 9Zamen Gun."'— „S-riebc auf Erben bcu Wen)d)cn, bic guten ©itlenä finb" (Site. 2.) loutctc bic fro()c 5üotfd)aft, a"lä bcr geboren toarb, bcr burd) bcn Grjengcl ''''nbriel mit bon 3[Bortcn oertnnbct luorben: „Avo gratia plena otc." (Suf. 1.) Scr S)id;ter ficht alfo, Warin möge unä jenen auf bcn gluren 33et[)Ict)cmä ocrI)cißcncn gricben ocrmittcln.
.,jnbcm ®n crncncrft bcn ??nntcn Eon'- b. 1). inbem Su 9Jhittcvftcnc oertrittil bei bcn burd) Seinen Soßu ISrlöftcn! Gua bcifit nämlid) in nnfcrcr Spract)c „ïliuttcr bcr Scbenbigcn"; ■iUJarin aber fommt biefer ïitcl mit beut üollften 9icd)tc ju, jn mit größerem 9fed)tc, ntä nnfcrcr Icibltd)cu Stnmmuttcr.
Sic Sorte „mutans Hovao nomon" finbet bcr geneigte Scfcr in bcr metri)d)cn Uebcrfej,uing anberS micbcrgegcbcn: „ioenbcnb (b. ()• nmfebrcnb) (Joa'S ^Zamcit". Sic baä? JJnn, bcr hciÜÖ'^ ?nbeituä bcr ®rofjc fagt n. n; Avo (fei gegrüßt!) beiße sino vo («vao) b. i. „ohne 2Bc()", unb eö fei bic Untfchrung beö Wantcnä „ßoa'. Waria aber fei uon bcm „Sei)", tocld)cö über "èoa burd) bic Sünbe gefüinincn, oerfdjont geblieben. — SJicI- Icidit loin bcr Sid)tcr auf bicfc Scntung. bic ja gcri^bc nid)t oriqinalitcr bcm t)ciligen Sllbcrtnä jiijufommcn braud)t, in feinem ,^))mnuä anfpielen niib fagen: ®Jaria mi3gc aud) unö oon biefem „Sei)" möglid)ft befreien [)clfcn. jebenfanä ift bic Stelle bnnfcl unb loot)! eine bcr fd)nücrigftcn, bic'in bcn alten .'pl)mncn über- haupt oorfommen.i llcberfcjjt man aber baö mutans ctioaä freier mit „crncncritb", fo fd)cint mir bcr Sinn gnr nid)t jiocifclhaft, !uic anä bcm Obigen IjerUorgcOen bürfte.
Strophe. Scr Siditcr bittet Waria, „bic bcr Sünbcr", fic möge b"n Siutbern unb namentlid) ben ocr- ftorften ©nnbern („bcn 331inbcn"J bic er(eud)tuug unb Söctehmug crioirfcn; ferner „a(ä ïröitoritt ber 93ctriibtcn" möge bic aller» fcligftc jungfrou burd) ihre Söittcn jeglid)eö „Seib" oon unö ab' i tDciibcn, anbcrfcit^ ober bei bem Urheber aHeö ©uten unö nUcö baö crficben, luaö toir jn unferm lcibiid)en unb geiftigen fflohl» crgel)en bebürfen.
4. Strpp()C. Beige bid) (führt bcr Sid)ter fort) nl§ unfere «Dïutter, ü aJJaria! Sir'jclbft, alö jünbigc SMcnfchcnfinbcr bürfen nur jagenb unferm fo oft bclcibigten ©rlöfer nahe treten. Slbcr |
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wenn ®u, o SUnrirt, mit mütterliijcr ßietic für un3 cinftc'hft, fo ftnb mir ber er^örung ftc^cr, ba ber §err berjenigen feine SBittc abf(hlagen wirb, beren (So^n (Sr nm unfcrtwiffen einft werben wollte.
5. ©trophc- „Sïu§erfor'nc Jungfratt, bic bu Mc an ÜJiitbc übcrtriffft, befreie un§ (bur^ beine Sitten) non aUcr Sünbcnfcbulb unb mad)' unê fanftmütbig unb teuf^!" — Sic „ïïïtïbe" (fagt ber heilige S^bontaë) ift bic S^a^fidjt ber Oberen gegen bte Unter» gebenen; bic „Sonftmuth" aber foH auch öic Untergebenen äicrcn nad) bem ^ortc be§ §crrn: „Scruct oon mir, benn id) bin
fanftmüthig unb bemüthig üon .feväcn......unb
ihr roerbet 3ïu[)C finben fiir eure Sccic!" (SWatth. XI.)
baher ÜJJaria neben bem ßrcujc ihreä (SohneS ftanb unb fein erftc§ „3Sort", ocniahm: „SSatcr ocvscih'ihnen, benn fic Wiffen nid)t ronê fic thun!" (Joh. 19) — ba hat fte, beren Seben in Stßcm ba§ trcuei't; Slbbilb beê Seben§ ihrcê gött^ liefen @ohnc§ wor, ohne otlcn grocifel iu ba§ ®cbct ihrcê @ohnc§ „ooß aKilbe" cingcftimmt. 28ic hcd) ftcbt in biefer §inftd)t bie heilige Jungfrau über un§ mit unferer flcintid)cn Cïad)fu^t, bic ft(h jcbcn Stugenblirt geltenb mod)cn WiH! ®cr ®tchtcr bittet ba^cr aJïaria, fic möge un§ nid)t nur bic SScrjcihung aüer unferer Sünbcn, fonbern aud) bic biefen Sünben cntgegcngefcgtcn ïugcnbei!, oor aiüent bic Sanftmuth unb gcufdiheit erflehen, bamit wir ihr felbft unb ihrem göttlichen ©ohne möglithft ähnlich toerben.
6. Strophe- S^r rein Oou aHcn Sünbcn (fährt ber Siebter fort) möd)tcn roir toerben burd) bi^, o Waria, bamit unfere ^ifgerreifc hier auf (Srbcn ba§ "^^ht ocrfcblc; nämlich beinen ©ohn iu uncnblid)cr ©lüdfcligfcit mit bir anfd)aucn ju bürfen.
3n Iiturgifd)cr öinfid)t bemcrfen wir no^, ba| bic erfte Strophe unfcreê ,'5l)muu§ fnieenb ju fingcit ift, um ber crljabcncn §immel§tönigin unfere tiefe Gbrfur^t ju bezeugen.— Um cnblich bcu ^hrottuê gut ju fingen, muf^ man fid) aber ni^t nur ben Sicjt flar gcmad)t haben, fottbern aud) bic heïïtichc SJlcIobic faft „auêwcnbtg" Wiffen. ®a§ ift inbeß bei biefem, tote bei bcu onbern ^igmncu um fo Icithtcr ju cniclen, alö fic eben ft r o p h i f ch c ©efänge ftnb, in benen alfo bic 'Bcclobic ber erften Strophe in ben ua^foIgcnbeit^Strophcn ftcts loiebcrfchrt.
Sd)i5ncu.
jBaufidue.
X.
jDo§ ruhige ©nothnten ifi olfo für ben (Sänger unbe^ btngt erforbevlt4 weil berfelbe (roie roir legthin fahen) nur unter biefer SSebingung ben 3lthein lange bei fleh behalten unb ruhig unb gleirf)mäßig ouêjlrömen loffen fonn. Damit ober bie Dhäligfeit beê SlthmcnS eine bewußte toerbe, muß ber Sänger eben roiffen, ttjie oiele ïöne in einem SIthcm JU fingen feien; benn e§ ift ein gehler, fo lange tnit einer Suftmenge ju fingen, bi§ biefelbe gänjlich oerbromht ift. 'Daher ift Oon oielen neueren Gomponiften bte jroedfmäßtgc Ginridhtung getroffen, boß • geroiffe ßei^en — fog. Ülthem= ftriche — in ben gebrucften Stimmenheflen ben Sängern angeben, roie oiele Döne in einem Slthein ju ftngen finb. Sluch. unfere Ghoi^albücher haben manche Sllhemjeid)en; allein bei notenreidhen Stüdfen roirb ber ^err Dirigent bie Sänger auf bie ©ruppirung (boS 3wfammengehörige) ber Döne o"uf= merffom mo^en unb barno^ boS Slthemnchmen beftlmmen müffen. Jn ber älteren 2luSgabe ber fog. Kölnifchen ©robuolien finben ftch hinfid)tlidh ber 2Ithemjcidhen jubem nicht toenige gehler. Ob bte neue SluSgobe in biefer §infidht ftdh gcbeffert hol, ift mir leiber nidht befannt.
Benn nun ode Sänger eines GhoreS genau ntffen, roonn fie neuen 3lthcm ju nehmen haben, fo roerben fie oudh gïeichjeitiq ju othmen im Stonbe fein. DaS ift ober ein ^unft, ber für bte Grjtelung eines fdhönen Gho^SefangeS oon |
ber größten Sebeutung ift. Dorum fann ber Dirigent nid&t oft unb elnbrtnglidh genug borauf hintffifcn. Senn ber geneigte Sefer jemals ©elegenheit hat, ein tüdhtIgeS Streid)= Orchefter ju hören, fo wirb er bie Wahrnehmung mad)en fönnen, boß aOe ©elger genau benfelben Strich, biefelbe Sogenführung haben, ©erabe baburdh erhält baS oorgetragene ÜJJufifftüd bte größte Klangfülle, bie höchfte Sauberfeit unb geinheit. SaS ober bei ben @treidh=Jnftrumenten ber Sogen-- ftridh, baS ifl beim ©efonge boS 3lthmen: ber ©efang roirb in Sejug auf Doufüne unb ^räjtfton bann am beften roirfen, toenn oße Sänger ridhtig unb genau jufommen othmen. —
S)?an hat nun oudh Gyperimente an ouSgefchnittenen Kehltöpfen gemadht, um feftjufteaen, roie oiel Slthem eifor= berltch fei, um einen Don ju erjeugen. Diefe Unterfud)ungen haben gejeigt, baß ein fehr fleineS -llJoß oon Slthem fdion hinreidhenb fei, um jeben Son, ber überhaupt tu bem Um^ fange ber betreffenben Slimme liegt, heroorjubringen. '-f^it Sejug hierauf hat ein Sad)funbiger bie Semerfung gemacht: „GS ift JU oerrounbern, baß roir oud) beim fchroächften öauch fdhon einen jtemtidh ftarfen Don erlangen; ja, eS gibt fein Jnjtrument, roetcheS auch beim jorleften Slafen fo teid)t an' fpridht, rote bie Stimmbänber im menfd)lichen Kehlfopfe/ foroohl bei Sruft= olS bei golfetlönen." (galfettöne finb biejenigen, bte toir mit ber fog. Kopfftimme heroorbringen.) Sllfo ein fehr geringes ©faß oon 2lthem, ein ganj jarteS Slnblofcn ber ©timmbänber tfl fd)on hinreidhenb, um jeben Don, ber überhaupt Oon bem Kehlfopfe erjeugt roerben fann, erftingen ju laffen. GS liegt nun ober oudb ouf ber §oub, baß boS Singen mit möglichft roenig 3lthem ben Kehlfopf am roenigften angreift, obnugt unb ermübet, roeil feine heftige Grfd)ütlerung beffelben ftattfinbet, Sid baher ber Söng'ïï fein Sing^Drgon redht fdjoncn, fo tnuß er fid) üben, jeben Don feines Stimmumfanges leife onjugeben »nb onSjuhotten. 9?ur burd) baS Singen mit roenig Slthei" (burd^ boS Selfe=fingen) gelangt ber ©änger ju ber gä )igfet'/ ben Slthem ju fporen, unb nur hterburch erioirft er fi(b einen tongen SUhem, boS nothroenbigfte Grforberniß fäi^ jeben Sänger. Jemonb hat gonj ridhtig einmal gefagt: „Gin tüdiliger Sänger fommt" mit einem glngerhut ooö 2lthem roeiter olS ein „gioturfänger", ber boS gonje 9JJaul boß nimmt." —.
Serben bie Sänger fleißig on boS Scife=flngen gewöhnt, fo wirb baburd) eine fatale Klippe umfegeU: boS Sinfen! GS ift eine ganj geroöhnl}d)e Grfri)einung,' baß Sänger, benen boS gortc^fingen jur unbern 5Ratur 'geroorben ift, fofort onfougen ju finfen, fobatb fte eine ©tcfl'e piano oorjutragen haben. Set ©ängern, bte boS ^^Jiono.-fingen gehöiig g^''^' ! haben unb fleißig cuUiolren, roirb boS nid)t oörfommeu. ^ greilid) hat ber ©änger oud) oft ftorfe Söne jn er- ; jeugen. Doju ift fetbftreben'b eine größere Suflmenge unb alfo ; ein fräftIgereS Slthmen erforberlich. Slber auch bei ben ftärtften Jönen borf man nie ben ooßen 2lthem in bie Kehle roerfen, : fonbern muß benfelben ftetS jügetn unb regutiren. GS ift aud) j ein Jrrthum, roenn mon meint, ber ftärffte 2ltl)em roerbe ; auch ben ftärfften Don heroorbringen. Die Kehle ifi e^^" I feine Drompete, burd) roeld)e man bte Suft fo hart unb geroolt- ; fom, roie möglid), ftößt; fonbern fie ift oielmehr ein, gegen . oße ©ctooltthot fehr empfinbtidheS, jorteS Organ. 5?iantent= lieh tiefe 3;öne fpredhen bei ftorfem, hartem ^them gor nid)l an, fonbern nur bei gcjügeltem unb letalem. —
?IIS hochftoffifdheS Scifpiet bofür, roie mon eS in biefer |
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^infid)t ni (ht madhen foÜ, fd^webt iniv In biefem lugen= blicfe mieber ber ©efang be§ alten fei. Küfterg unb feiner ©etreuen in meiner fleinen §eimathgemeinbe bor. @tne annähernb jutreffeube ©thilberung ju geben Oon ihrer Krt unb Söeife ju fingen, holte ich nicht für möglidh: ba§ fpottete eben alter Bef^reibung. ®a§ ©h^ïperfonal mit bem Direftor unb bem bamaligen Orgonijlen fui^ten ftdh aber felbft ju übertreffen in ihren Seiftungen, fo oft ba§ Te Deum an bie 9îeihe fam. Die im Berhältniffe jur Jîirche fehr ftorfe Orgel geberbete fidh unter ben öänben beS Weifter^Organiften mie ein in§ Diajen gebradhteS Ungethüm; .Lüfter, ©horfänger unb rca§ nur fingen fonnte (b. h. ben lateinifdhen Sejt oor fich NtO' that fortissimo mit. 2Ba§ aber baS brolligfte an ber ©adhe mar: felbft auf bem Chore hatte 9îiemanb bie OJielobie üor ftch; bietmehr fang tnan oben auf ber Dribüne loie unten im ©chiffe ber Kirche „nadh eigenen feften," nämlich mit ©dhnörfeln unb Berjierungen, rote e§ eben gebeut beliebte ober mie er e§ oon KinbSbeinen an gemohnt roar. Unb biefen entfe^Uchen ©peftafel fanben bie Seute — fdhon! Denn i^ habe ältere Seute Damals fagen hören, boß fie fonft nie tnit= fängen, nicht einmal bei ber „Deutfchen ülïeffe", mohl ober beim Te Deum! — Unfer alter Sehrer mar jroor fein großes Sumen m ber üJïuftf; oKein er hatte unS ©chulbuben" benn boch beijubringen geroußt, boß ©efdhrei unb ©efong jmei ganj oerfchieDene Dinge feien. Darum biente unS ©chulbuben befagteS Te Deum meniger jur ©rbouung, olS oielmehr jur Beluftiipng, mährenb ber Sehrer ob beS ©efongeS ftetS ungemein grimmig breinfdhauie. — Sludh erinnere idh mich feh^ mohl, boß roir Buben regelmäßig oUe jufammen liefen, roenn ott^ jührlich einmal eine benodjborte ©emeinbe in 't^rojeffton ju einem noheu ©olfohrtSorte unfer Dörfchen paffirte. Der Kantor ber ^^rojeffion hatte nicht nur ein oußergeroöhnlicl) ftarfeS fonbern oud) fo merfroürbig freifdhenbeS Organ, roie id) cS nie mieber gehört habe. Offenbor rooüte er obeubrein beroeifen, boß er unferm alten Küfler „über" fei. ^leute, nod) breißig unb mehr .Rohren, fonn id) mir nodh tebhoftiben fehr beleibleit'lÜJann mit feinem bon ber Slnftrengung beS ©ingenS hod)geröthe(en ©efid)te borfteUeu, rote er mit moieftätifdhen ©chritten, boS 'JJotenbudh meit oon fid) haltenb, Oor bem ']5farrer ber betreffeubeit ®e; meiube boherfdhritt. DaS mar eiu ©oubium für unS ©d)itl^ buben, für boS mir bie amüfanleften ©piele im ©tithe ließen. —
Dod) idh gtoube nidht ju irren, roenn iih bie Behoup= tuug ottSfpre^e, baß oudh h^nte nodh «n Dielen Kirnen bie „Deulfd)e ©ingmeffe" in einer Slrt unb 2Beife ejefutirt roirb, bor Der unfer bomaligeS Ghorperfonol fid) nid)t jn fd)ämen broud)fe. 3[m fchmerfteu Güraff{rfd)ritt bemegt fti bie l^ielobie feoher, toährenb ocr Orgonift oielfad) ein UebrigcS thut unb audh feinem ^nftmiueute bie 3ügel fließen läßt. Bîoher ou^ t)aS teibige ©çhleppen tu unfern beutfchen ©efängen? S^unbie ?eute fingen jeben Don mit oller ihnen ju ©ebote jtehenbeu straft herouS: fie erjeugen ouf biefe B}eife Söne, über bie thnen bie §errfdhaf( tjon oornherein entjogen ift. Dorum müffen fie, meun oudh ni^t für jeben neuen Don, bann ober fldher für jebeS ju ftugeube ©ort neuen Slthem fchöpfeu. Stuf ^iefe Sßeife entfteht aber eiu ©efchrei, boS oou fd)önem ©e-- fange fomeit entfernt ift, toie ein Befenftiel oon einem fönig= ^ Richen ©cepter, um mit bem fei. Sllbou ©tolj ju reben. — |
BJelche ategel ifl olfo bei ftorfen Dönen ju beobachten? : 5)iefelben bürfen nur in ber Sßeife gebilbet roerben, boß ber ; ?lthem im Slnfong beS DoneS'etmoS mehr leicht, offmähtig aber ; »mmer DoUer auSftrömt. 31 lie ftorf gefungenen Döne müffen , barin gleidh fein, boß ihnen ein SlnfdhroeHen boroufgeht; fie unterfdheiben fi^ nur bmdh bie größere ober geringere ©dhnellig= feit, mit ber biefeS Slnfdhmellen bei oerfdhiebenen Dönen auS= geführt merben muß. Sllfo noch einmol: SlOe ftorfen Döne loffe man jeberjeit ouS fdhroa^en Dönen burdh ciEtmähligeS crescendo entftehen.
Unter bie SieblingSfehler beim Slthmen (notürlidh foroetl eS für ben ©efang in Betracht fommt) gehört beffen ^inein^ foufen in ben erften Don eines ©efongftüdteS. ^jt berfelba ein JU accentuitenber ^ouptton, fo tnog bte ©ache bieHeidjt I nodh gehen. Slllein meiftenS gehört berfelbe einer unbetonten i Borfilbe tc. an, unb bann rietet biefer gehler ein bretfodheS Unheil an: 1) erhält btefer erfte Son einen gon^ falfdhen unb harten Slccent; 2) erfdheint in golge beffen ber nun on bie 3ïeihe fommenbe ^auptton hat6 erflidtt ober menigftenS fehr berfümmert, unb 3) mad)t folcher ©efong einen höljernen unb orbinären ©inbrudf.
Sludh irt eS eine arge Unfttte, unmittelbar bor ho^en Sönen nodh Slthem ju fdinoppen. 2)tan ftört bobur^ ben eben fidh bilDenben hohen Son im freien §erauSftrömen. 9J?on modhe eS ftdh baher jum ©efelj, ftetS oor tieferen Sönen Slthem JU fchöpfen, oorouSgefeUt, boß ber ho^e Son nidht unmittelbar auf ein ^aufe folgt. ©dhönen.
Mi iu ben 05cfauöfdjulcu nud) timB pUfeii lücfkn?
StuS ber öftcrrcid)ifd)cn 8eitfd)rift „J?irchend)or."
Fides ex auditn — Der ©loube fomtnt ouS bem §öreu. ©euügt eS, baß bie tnullf. Beitf^hriften unb bie cinfd)tägige Siteratur blcS im ^^3farrhaufc ober in ber Orgoitiftenflube gelefen roerben, bonn ober liegen bleiben, unb bie ©änger bloS Oon ben 9ioteu leben? SlllerbingS ift boS gefprochene Sßort immer baS befie, meil bobel boS Dunfel immer oudh erflärt toerben tonn unb bie ©änger bereits etrooS fDrtgefd)ritteu unb bemonbert fein müffen, foßen fie boS ®efd)riebeiie ootlftönbig ju lefen unb ju üerftehen bermögen. Selber fehlt ober für bie Borlefungen fehr üielfodh bie 3eil, mon hat bereu longe nid)t genug für bie ©efougübungen, ein geft brängt boS onbere, unb tnit bem beften BJillen, üorouS- gefe^t, boß etroaS Orbentlid)eS geleiftet mirb, finbet tnon feine 3eit, um ben ©ängern nebenbei oudh nod) etrooS ju bieten, JU erflären unb jtt erjählen. Unb boch foöten bie ©änger, foßen fie nicht bloße Brotfänger roerben, ähnlidh roie mir Brotjurifteu unb Brotlheologeu haben, etroaS toiffen, über gar mondje grogen menigftenS einiges Berftäubniß haben unb fid) über boS ^jiothmenbige 9?echenfd)aft geben fönnen. Die (Shorfänger fottten in ihrem goche meuigpenS ju ben intelli^ genten BolfSfloffeu gejählt merben fönnen unb nicht ouf bem ©tobium geiftiger Boftorbe ftehen bleiben. Siturgie unb Kirdhenjohr, Kircheufprache unb Kirchenjtt;! finb Objecle, roeld)e einer oftmaligen (Erörterung bebürfen uub nidht gor fo leid)t jum Berftäubniffe gebracht roerben fönnen, §ieju foutml bic ©efougStechnif, bie 3Jlurifgefdhid)te, bie ©egenmort, über meldhe boS B}efentlid)e ju miffen bem (Shorotfänger gor toohl onfteht, CS üerfteht fich »üoht üon felbft, baß nicht oUe Chor= fänger auf bie nämliche ©tufe beS SBiffeuS gehoben merben tönuen, mondhe ^nbioibueu bringen eS über bie .^onblonger^ bienfte nie hinouS, unb eS folgt hieraus nur biefeS einjige nicht, boß oOe iu ber Unmiffenheit beloffen merben foüen. (gbenfo hat bie (irfohrung fchon oft gejeigt, baß bie 3eit, |
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It^riften unb ba§ Sefen jmar feine Söunber Jöiïfen, aber ebenfo geiüiß ifl eS, baß bie gadbtrottetn feine burgf^aft teiften, fie t^un Dienfte, fo lange bie natüïlicbe Suft am ©ingen on= bauert, läßt bann biefe mie e§ bei ben meiften ©ängern jutrifft, nach, fo merben fie nnauêfîehtid) faul ober fte reißen ganj au§. Éê ift richtig, baß ba§ 2Biffen ben Ehorfänger nicht ausmacht, baß eine förnige grijmmigfeit auch für bie Daner ausreicht, aber bie mahre grijmmigfeit hat fi(h bem Siffen nodh niemals t)erfd)loffen unb finbet in ihm fogar eine ©tü^e.
SBenn audh bte Verbreitung bon B^itfchriften unb anberer Seftüre unter baS Ehorperfonal feine Sunber thut unb man oft JU glauben üerfucht ift, baß aCleS umfonfi fei, fo foll man fidh baburch bodh "ii^t abfchredfen laffen, benn etmaS bleibt immer hängen unb bie gegentheilige Erfahrung hat immer au^ bie Einficht ju Dage geförbert, baß in jenen ©emeinben, mo man ben ©ängern unb ben gamilten etmaS jum Sefen bot, eine gemiffe ©eneigtheit unb lleberjeugung in bie Erfdheinung tritt unb unter ben ©ängern eine gemiffe 3ähigfeit, ber Musica sacra Dpfer ju bringen unb fie auf einen ber Kir^e Jcürbigen ©tanb ju erheben. Der Unter= fdhieb jmifchen ben beiberlei ©emeinben mächft mit ber Sänge ber 3eit unb mirb mit biefer ju einem fehr erheblichen. ÜJian ftetle einmal bie gamilien gegen einanber. DaS jn= biüibuum ifi fdhließlich nodh baS menigfte.
Ser nur für ben SlugenblidE forgt unb nicht für bie ßufunft Porbaut, beffen ^erb fommt auS ber Slrmuth nie heraus. äJJit ber gegenm rtigen ©eneration foH fo geroirth= fchaftet metben, baß bie fommenbe fidh auch in eine Erbfchaft theilen fann. DaS fi3rnct)en, baS im ©änger gegenmärtig fpurloS unterjufinfen f^eint, mirb erfi fpäter auffeimen. Die glegeljohre unb Bet Seidhtfinn gehen vorüber, in ber harten ©chule beS SebenS reifen erft bie ernften ©ebanfen unb moS ber QJîenfdh in feiner Jugenb verfäumt hat, baS prebigt er fpäter feinen Kinbern vor. Sllfo etroaS langfam mit bem Einmanb: baS Sefen hilft nichts! Die Bufunft foÜ in'S Sluge gefaßt metben unb it>ir foQen eS allen ErnfteS barauf abfehen, in ber ©emeinbe im ©roßen unb ©anjen bie Et= fenntniß aufjubauen, baß eS eine Kirdhenmufif gibt unb geben muß, mie fie befchaffen fein muß, ton mera fte ausgeführt unb maS babei geleiftet metben muß tc.- tc. Db nun biefeS Siffen im Volte aufgebaut metben fann, ohne baß in bie gamilien bie einfchlägige Siteratur mehr ober meniger ver-- breitet mirb, ifl mehr alS in Btoeifel ju jiehen.
Von roem foü fie angefchafft b. h- getauft merben? Dem gefchenften ©aul fchant bet Sauer unb ber ©täbter ebenfalls nicht ins üiiaul, unb maS fchon aüeS, burch ©chenfung ober auf bie Kitchenrechnung hin in'S §auS gefchicft unb un= aufgefchnitten ju KäSpapier honotirt tcotben ifi, bavon fi3nnte bie 9îebattion ein langes Sieb fingen, ©o lange nur eine halbe SJÎarf — unb foUte eS audh eine ganje fein — auf betn ©piele fleht, fällt ber ©taat Dänematt nicht jufammen, jumal ba für baS SirthShouS unb für ben SuyuS no^ eine ü)ïenge ©eib rollitt. Die Saare, bie ber 5Dîann audh felbft bejah'lt h^t, Uefi et auch eher. |
©0 ber „Kirdhendhor." — Sir fdhließen unS bem ©e= fagten um fo Ueber an, als mir in ber ©chtuß=9Jummer beS I. Jahrganges beS ©regoriuS^^boten in ähnUchet Seife unfer ,Çerj auSgefchütlet haben. 9?ur meinen loir mit 9ïüdtfidht auf ben ©chlußfa^ beS obigen SlrtifelS, baß auch ^Jîandher für fehr viel ©eib fich eine ïfîenge büdjer tauft, ohne bie= felben nur einmal aufjufchneiben, unb baß manches iSudh in prachtvotlem Einbanbe im rei^ gefdhni^tcn bücherfchtanfe nur fo jut 'ißatabe bafieht, ohne baß eS je einem anbern Bmecte ju bienen hätte. Daher mischten mir audh nidht Vet= anlaffung geben, baß biejenigen unferer Sefer, für melche ber SlbonnementSpreiS auS einer reidh gefpidften Kaffe bisher vor; gelegt morben, jur ßahlung attS ber eigenen herangejogen mürben. Vielmehr fommen mir auch heute miebet auf bie ni(ht fehr erfreuliche Dhatfache jurüdf, baß manche VeteinS-- vorftänbe (fomohl ''^3räfibenten als Dirigenten) ben „©regotiuS= boten" al§ ©tatiä-beilage jum „©regoriuS=blatte" jugefanbt erhalten unb felbft biefe ©ratiS-9iummer bei ihren ©ängern nidht einmal circuliren laffen, fei eS auS bequemlichfeit ober aus irgenb einem anbetn faulen ©runbe. Set ni^t ganj Vernagelt ifi, mitD unfdhmer cinfehen, baß eS bei ber ©tün^ bung unfereS blatteS auf ein ©elbgefdhäftdhen unmiJglidh ab; gefehen fein tonnte, vielmehr auf ettoaS ganj SInbereS. Sollten mir bte ©epflogenheiten Slnberer nadhahmen, fo mürben mir feht günftige Urtheile übet unfete Beitfchrift feitenS foldher ^]5etfi5nlichteiten anführen tijnnen, beten ^)iamen in bet firchen= mufifaUfchen Seit einen feht guten Klang haben. SlQein mit meinen: „EineS f^idft fidh nidht für SlQe!" Die Bfit= fchrift geminnt — freiliih langfamet, als man hätte ermatten filmten bei ben Daufenben von ©ängern fchon hier am 3ïhein
— von Jahr ju Jahr mehr boben, meßhalb unS oudh bet ©ebanfe, bie glinte in'S Korn ju tvetfen, niemals fetner gelegen, olS gerobe jeljt. Kurj, mit metben eS unS oudh in Bufunft angelegen fein laffen, bie eblen beftrebungen unferer ©efongihöte, fo viel an unS liegt, ju fijtbern, unb bitten baher unfere geneigten Sefer, ettvoige SluSPeClungen ober bot; fchlöge hinfichtlich bet Einridhtung beS blatteS fonber ©dheu unb Bagen unS jugehen ju laffen. 2)Ji3gen ou^ manche unferer „SluSführungen" in früheren Jahrgängen beS ®te= g 0r i uS: b la 11 eS foft für boS ©egentheil ju fpredhen fdheinen: eS bleibt benno^ mohr, boß mir für mohlmoHenbe belehtung
— fomnie fie, moher fie motle — ftetS jugänglich moreti. 9^ur mit bem fogenannten „©dhulmeiftertone" muß man hübfdh bobleiben; benn ber poßt gonj prädhlig für ©dhuljungen, nid)t ober für gereifte SJJännet, olfo ouch nidht für bie 9)iit= glieber beS EäcilienvereinS.
©dhlicßlich verfehlen mir oudh on biefer ©teile nidht, benjenigen unferer Sefer, meldhe nodh eine jmeitefirdhenmufifolifche Beitfchrift ju halten gemiClt finb, ben „Kirdhenchot" unfereS gefdhä^ten greunbeS g. J. bottlogg in ©urtiS bei groftonj (Defterreich) ongelegentlidh ju einpfehlen. Die Beitfdhrift erfcheint in 12 yiummern unb toftet pro Jahr 1,50 a}iatf (bei Slbnohme von 4 Ey^mploren mirb ein fünftes Ejemplot gratis beigel-gt). ^Diefelbe ifl in populärer gortn gefchrieben unb vortrefflich rebigirt. Die "$Reb,
C^tiUäi'mt0 bei' faufetauifdjeu ükul
XI.
llegiua sino labe original! Königin, ohne SJiofel ber concepta, ora pro nobis. filnbe entpfanocu, bitt' für
nnS!
Die unbeflectte Empfängniß ®ioriä mirb in ber Kirche feit Jahrhunberten gefeiert, ober erft im Johre 1841 gemattete ^IJopft ©regor XYL, boß in bie ^^räfotion ber hl- unb in bie Sitanei bev hl. Jungfrou bie Sorte oufgenommen |
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würben, welche icnen glorrcithcn Sßorjug aiîûria'â auêfprechcn. 5}Sapft ?5iu§ IX erhob bie Sc^rc oon ber nnbe[(ccften (gm- pfängni§ aJîariâ am 8. Dejember 1854 ju einem ©laubenâ-- fa(j unb orbnete jugteici) an, baß nun iu aüen fitchen bc§ ©rbtrcifcS biefer (ährcnoorjiig aiîaria'ê in ber ^^väfation ermähnt loerbe, uub büß bie Sauretanifdhe Sitanci bcn Buf^^ erhalte: Königin, ohneaiîafel ber ©rbfünbe empfan= gen, bitt' für un§!
Diefer ©hi^entitet 2)îaria'§ crinuert un§ baran, mie fehr ber §err bie juïünftige 'iJJutter ©eineS ©ohneâ liebte, unb mie heilig biefe jungfrau fein mußte, baß er fie burdh ein 2Bunber feiner ©nabe um ber SJerbienfle ©hrifti miHen betn allgeineinen gluche ber ©rbfünbe entjog. — „©§ h^t ©inige gegeben, toie jeremiaS unb johannei ber Däufcr, fagt ber gciftooHe juan be Sloila, bie Oon ihren 2)?üttern ohne bie ©rbfünbe geboren mürben unb nadhher fehr heilig lebten; bod) biefe fiinncn mit bir, o a)?aria, einen 33ergl'eidh nid)t aii§haltcn; benn hatten fie aud), als fie geboren mürben, îcine ©ünbe auf fidi, fo fittb j^ie bodh iu bcr ©ünbe em^ pfangen toorbcn; uttb haben fte aud) feine Dobfünbe bc-- gangen, fo haben fie bod) läßlid)e ©ünben begangen — moüon nod) DJtemanb frei gemefen außer bir. „Du fommft toie bie ÜJbrgenröthc hertJor." ©Icidhmte bic ajîorgenrijthe tnit ber Dîacht nichts gemein hat, fo h^fî bu, o a){oria, nichts mit bcr ©ünbe gemein; bu fe^^efl jene, bie bid) nid)t fennen, in S3crmunberung unö ©tfiaunen; bu bereiteft benen greube, bic bid) crblirfen: benn ein Söcfen fehen mit einem Seibc, bcr fid) niemals gegen feine ©eele empörte ober aud) nur 9îcgungcn gegen fie cmpfanb, bcr ohne Sibcrflrebcn ber SJernunft gehord)te; einen i^erftanb fehen unb einen iBillen, bie ftdh immer ©ott untenoarfen — baS toar in bcr Dhat ctmaS Unerhörtes; .fold)eS hat man bis feljt an 9^tcmaubcn gcfchen, unb baS fah man nadh ï'it "wr noch an beinem gött= liehen ©ohne! ïiit 9îed)t munbern fid) ba bie ©ngcl uttb bic ganje 5îird)e: „mer ift bie, melche mie bie ^Uj'orgen= röthe heroorfommt?" (,§ohclicb G.)
Regina sacratissimi Kosarii, ftönißin bcS hodjheiliflcn Ofofcn-- ora pro nobis, frctnjcS, bitt' für uuS!
jn ber Oration beS ÜtofentranjfcftcS am 1. ©onntage im Oftober läßt bie fird)e bcn priefter beten: „O ©ott, beffen ©ingeborener burd) fein Seben, feinen Dob unb feine aiufcrftehung unS bcn "^irciS beS ^eilcS crioorbcn hat, Oer» leihe gnäbigft, baß roir bie ©eheimniffe beS 9îofenfranjcS nicht bloS crmägcn, fonbern and) nad)ahmcn, roaS fic ent=: haUcn." —
aßenn toir alfo fagen: „Jïönigin bcS 1)1-^îofenfranjcS", fo barf man natürlid) nid)t (mie "eS leiber oiclfad) gcfchieht) an bie 9'îofcnfranj:©chnur benfen; biefe nennen toir im nneigetit« lid)eu ©inne aClcrbingS aud) „9Ïofeufranj", toie toir aud) ein ©chulgebäube furjmcg „©d)ule" ju nennen pflegen. —
Die §auptfad)c beitn 9îofcnfraujgcbcte bilben eben bie „frcubcnreid)en", „fd)mcrjhaften" uub „glorreid)cn" ©chcim-- niffe, toeldhe toir bei jebem einjelnen „Sloe S/Jaria" einlegen. Unb ift aiJaria nicht bie „Königin" biefer ©eheimniffe? Da fchauen toir im freubenrcichen 5Rofcntranjc bcn 2ßclt= hcilattb im ©d)ooßc ber jungfrau; feine ©eburt auS ber jungfrau im ©taßc ju 53ctl)lchcm; feine DarffcOung im Dempel; enblich baS freubige ÎBieberfinben beS jroölfjährtgcn jefuSfnaben! Da fchattcn toir im fchmerjhaftcn 9îofett= franje eine um unferer ©ünben miOett betrübte aWutter, bte mit bem heißgeliebten ©ohne leibet in unfagbarem aßch! |
Ober foUte Ü)?aria — felbft roenn fie j. 53. bei bcr ©eißelung, bei ber Dronenfrönung perfi5nlidh ni^t jugegen mar — toeniger begnabigt gcrocfcn fein, alS eine gottfelige Katharina oon ©mmerich unb Slnbcre, rocldhe bic ©injelheiten ber '»fjaffton in rouuberbaren ©efid)ten fchauen burftcn, obgleidh aHeS baS fid) oor beinahe jrocitaufenb jähren jugetragcn? — ©o erfdieint alfo neben bem leibenben ^eilanbe int fdhmerj» haften 9îofcnfranje imtner unb überall baS S3tlb feiner mit= leibenben aJJutter! ©benfo crblidEm mir bann im glorreidhen Stofenfranje bie 55erhcrrlid)ung beS ©rlöfcrS in feiner 3luf= erftehung unb §itnmclfahrt, aber juglcidh aud) bie batnit t3er= bunbene SScrherrlidiung ©einer hl- 2)îutter unb fd)UeßUch ihre ©lorie in bcr Slufnahme unb Krönung im Rimmel!
iZßenn roir baher beten „Königin beS "hl. JRofenfranjeS", fo bitten toir, ÎJÎaria tnöge unS bie ©nabe erflehen, baß toir tnit ihr unb ihrem göttli^en ©ohne bie 2ßege ber Dctnuth, ber ©elbftücrleugnung, bcr ©ebulb, beS ©eborfamS jc. roanbcln, roie bieh- ©eheimniffe beS freubenreidhen unbfd)tnerjhaftcn 9îofcn= franjcS unS biefeS lehren — batnit roir einft aud) an ber ©lorie beS §errn unb feiner hl- 2)?uttcr theilnehmen bürfen.
9iod) eine Setuerfung tnöge hier ^piafe finben, bie, ftrcngc genommen, oielleid)t nidht hierher gehört: ©S gibt fog. Dau = fdhcin=Jlatholifen, bic bie öftere 2Bicberholung berfelben @ebetS= toorte itn 9îofenfranjgebete abgcfd)macft ftnben mollen! ©onber- bar! Die ©ngel (SjottcS tt^erben nicht mübe ihr ©anctuS immer unb imtner toieber tjor betn Dhrone ber göttlichen 2ßahr= heit ju ftngen! Ob bie Scutd)en baS benn mohl begreifen? ©roßer ©Ott! alS Dein eingeborener ©ohn itn Oelgarten ©lut fd)ioi^te, ba hat er ficher mehr alS jchn SlutS^ tropfen für unS Oergoffen; als ©r gegeißeU rourbe, hat ©r ohne ^"'eifcl mehr als jchn graufatne ©d)läge erhaUcn; als er mit Dornen gcfiönt muvbe, ba haben gcroiß mehr als jchn ©piljen fein heiliges ^aupt oerrounbet! Unb nun bcm .'pcilanbe jehntual "für foldhe Siebe unb ©rbar= mung, foroie feiner heiligen 2)htttcr für ihr SDîitleibeu bei ber heil- '^3affion, int ©ebete unfern Danf a Sjufprechen, baS foDte eine Slbgefdhmadfthcit fein! — gahren roir fort, bicfcS herrU^e ©ebet ju üben unb ju Ueben! 2ßir befinben uns ba in oortrefflichcr ©efcllfd)aft ! îlidht nnr bie _§eiUgcu feit bett Dagen bcS hl- DominifuS, fonbern namentlich aud) unfer großer ''^Japft Sco ehren, lieben unb üben baS 9îofen= franjgcbct. Unb gerabe unfer hj- 33ater hat Oor ungefähr jroei 'jähren beu ©hrcntitel „.Königin beS hl- 3îofenfranjeS" bcn übrigen Ditcln ber SauTrtanifd)en Sitanci beigefügt ; unb in bcn gcgciiroärtigcn 93cbrängniffen ber ^îirche fe^t er fein ganjeS Sßertraucn ouf ben ©rfolg beS 9îofenfranjgebcteS, boS in ber gonjen fatholifd)eu iÖ3clt'oon iDîiaionen Sippen jur milben §immelSfönigin Dag für Dag emporflcigt. — ^
Agnus Del, qui tollis pec- D bit SüttttU OottcS, tüclihcS
cata muudi: parce uobis htuitteonitnint bie ©ünben
Domine, bcr SBclt, ücrf^onc unS
0 $err!
Agnus Dei etc. exaudi» uos, D bu Sûttttu (SotteS 2C., crhü«
Domine. uuS o §crr!
Agnus Dei etc. miserere £) bu Stimm ®otteS :c., erbarme
nobis. bich uufcr!
Die Slnbetung jefu ©hrifti unter bem ©innbilbe beS tnofellofen Sommes "fdhreibt fich auS bcr ßeit ber Slpoftel her, ©chon ber ^^5rophet jfoioS, bcr bie Umftänbe beS bittern ScibcnS beS ^cilonbeS burdh eine göttU^e Offenborung oor- |
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auSfah, hatte gejagt: ®r icetbe jum Sobe geführt merben glet^ bem Samme, ba§ tjor bem, ber eS fcheert, ben 9)?unb nicht aufthut. (SfaiaS 53.) SllS ferner ber ht- Johannes ber Säufer ben §eitanb jnm erfien 3Jtate erbliJte, rief er in prophetifd^er Begeifterung auS: „Siehe ba§ Samm ®otte§, metdheS hinu'^flnimmt bie ©ünben ber 2BeIt!" (^oh- 1.)
Jjn ber ©rfd^etnung, metche ber ht- Slpoftel unb @oan= gelift Johannes auf ber ^nfel 'ißathmoS hatte, erfdhien ihm ber ^eilanb in ber ©eftalt eiueS SammeS. ®ie ©etigen aber, erftaunt über bie ©iege ber unbef(ed£ten SammeS unb über bie ^errtid^feit feines SriumpheS, riefen au§: „®aS Samm, ba§ ermürgt morb, ift mürbig ju nehmen 2J?adht unb ©öttlidhfeit unb SBeiSheit unb .Rroft unb ©hre unb §errlidh^ feit unb '!ßrei§!" — ,,Unb jebeS ©efchöpf (fogt ferner ber Slpoftel), ma§ bo tft im ^immel unb ouf ©rben unb ttnter ber @rbe, unb ma§ auf bem ÜJZeere ift unb brinnen, hörte ich Jagen: ®em, ber auf bem Zijxont fi^jt, unb bem Somme 5ßreis', uub ©hre unb §errlicf/feit unb ©emalt oon ©migfeit JU ©migfeit!" (Offenb. 5.)
3|n ben Kotafomben (unterirbif^en ©robgeiDi^tben) 9lom% roohiu bie erften Sh^ften iu ben Reiten ber ?3erfolgungen fl(^ flüdhteteu, um hier ben ©otteSöienft ju feiern, finbet n'ton nodh ba§ ?amm ©otteS in gemaltem unb ouSgehauenem Bilö^ merf, umgeben oon ben Lämmern ber Kirchen oon ^erufolem unb berer, bie ouS bem §eiöenthume fich jum ©h^ftenthum befoniiten, bie ftch ähnlidh gemocht, inbem ihnen ©eine ©^merjen, ©eine ©ebulb unb Demuth mittheilte. Do§ ©ebet „o bu Somm ©otteS ic.'' ift baher olS ein fehr alles, on beu §eilonb gerichtetes ©ebet ju betrachten, toorin mir bie ©üte beffen anflehen, ber einft otS fchulblofeS Opfer- lamm ftdh für uns ©ünber bohin gob. Christc audi nos. ßhriftitS höre uuS!
Christe exaudi nos. ShriftuS erhöre tiitS!
SBir haben bie Sitonei begonnen mit ber Slurufung ber oClerheitigften Dreifaltigfeit unb beenben fie, inbem mir unS on ben ^errn meuben, burd) beffen Berbienfte toir bie ©noben JU erlangen hoffen, um melcher millen mir bte ollerfeligfte Sungfrou um ihre gürbitte angerufen haben. ©chiJneu.
„Der Drc!)or0elnmun."
'sin ber BJeifjbornhedte, meldhe bie B3iefen beS BromhofeS umfäumte, fdhleppte ftdh ein Drehorgelfpieler hin. ©r tnußte in frühern Rohren eiu ftattlid)er üjjdnn gemefen fein: in ben fdharfeu ßügen beS SlntlißeS unb beut geuer ber Slugen moren noch ©puren ber beffern 3eit jurüdtgebtieben; ober je^t mor er gänjlich heruntergefommen. Der ftrüppige Bart, boS mirre ^oor, bie oernad)lä§igte Kleibung oerrieihen nur ju beutlidh, bo§ er jene ©totion erreidht hatte, mo bie Hoffnung für immer enbigt.
@in lejjter Ueberreft ouS ber alten ßeit fchien feine Drgel ju fein. DoS ©ehäufe berfelben mar oon feinem ©benholj gefchni(?t, bie metallenen _^feifen bli(3len in ber ©oitne,unb ber Klang mor Oon unoergleid)li^er gülle unb ©dhön= heit. Sllt unb 3lnng loufd)teu auf bie munberfome 2)?elobie, mie fie f^mebte unb mächtig fchmoll unb fo herjergreifenb «ogte:
„G« fang tjor langen Sahren
®ohI auch bie SJa^tigna." |
Der Drehorgelmoun hatte boS ©nbe ber |»edCe erreidht unb moüte eben feinen BJeg ju bem ftottlidhen Bramhof, bem grijßten beS Dorfes, nehtnen, olS eine Knobenftimme oom ©infohrtSthor her rief: „Broudhft gor nidjt ju fommen!" „BJorum benn nicht?"
Bater unb 3J?utter finb nicht ju §auS, unb boS alle Bieh oon ©roßmutter ifl hatb taub unb hört bodh nidhtS baoon!"
„®ie? 3n foldher B3eife mogft bu oon beiner ©roß= mutter fprechen?"
„SBeShotb benn md)t? ©oOteft 'mal hören, mie Boter unb a)?utter boüon fpred)en. „SllteS Bieh", baS ijt nodh flar nidhts. „Sllter ©oton", „alte ^eye", „üermolebeiteS Suber" fogen fie, unb loenn fie bann noch nicht hö"n mill, geben fic ihr einen gufjtritt, unb menn oud) boS no^ nid)t hitft/ merfen fte ihr eine 9iiibe ou ben Kopf, i'ieh', fo!"
Der Knobe morf nicht uncjcfchidtt, boS mußte man ju= geben, ©r hatte üon Slnfaug mit einer bieten BJurjel nod) bem Kopfe beS DrehorgelmonneS gejielt unb führte ben SBurf i je^t mit einer fo meifterlichen ©emanbtheit ouS, boß ber ; burdhlodherte §ut beS armen ©pielmonneS ineit megflog.
§ämi)^ tad)enb fchlenberte boS .??inb in bie B3iefe. Der I Drehorgelmoun funnte nur mit Diühe feinen rom BJinbe ; fortgetriebenen §ut mieber erhafchen. Dann trat er burch ' boS große ©infahrtsthor auf ben meiten Borpla^ beS 33rom= i hofeS, unb fd)merniüthig flagte bie feltfame Sßeife.
fang üor langen Sahnen ffloh' aiid) bic 9lad)ti9all.'- ?lm §erbfeuer faß bie ochtjigjährige ©roßmutter uub firidfte. ^m üorigen ^ohre fonnte fie no^ fpinnen, ober , ein 3®eig nach bem anbern fiel üon bem morfchen ©tomtne: fpinnen fonnte fie nid)t mehr. Die 3eit fd)reibt jebem Ü)?en= fd)enfinbe feine ©efd]id)te in'S Slntli^, bolb mehr, balb minber beutlich. §ier hatte fie fehr beutlich gefchrieben: „Biel Kreuj, üiel ShT^änen, ober nod) üiel mehr ©ottoertrouen."
3hr gegenüber faß ein neunjehnjährigeS ^UJäbdhen, emfig mit einer Viäharbeit b-fchäftigt unb nur jumeilen einen Blidf oon ängfttid)er Siebe unb ©orge ouf bie Sitte toerfenb, fo tiebeooH, olS märe eS ihre Dochter gemefen. Slber eS toor eiu frembeS Sßaifenfinb, meld)eS feit jmei '^aijxtn auf bem Bromhofe biente. Unb je(jt mar ber Blict beS aJfäbd)enS gänjlich oermirrt unb rothloS; beun plötjlid) hatte bie Sllte fid) aufgerid)tet unb ihr motteS Sluge leud)tete auf unb eine Dhräne glänjte auf ber gefurdhten ißonge.
„©ertrub", fogte fie, „moS ift boS für eine ÜJfelobie? 3Kir fommen bie Sh^cäncn mit ©emalt. DoS ift boS Sieb, melcheS mein ©ohn mir immer üorfong, olS ber Bater ge= ftorben mar. Konnft bu ben ©pielmatin nid)t rufen
Diefer fom unb fpielte no^ einmal unb noch einmol, unb eben legte ©ertrub ouf ber ©roßmutter ©eheiß ein fleiueS ©elbftüdf utib ein Butterbroö in feine gebräunte ipanb, olS bie ©eitenthüre heftig oufgeftoßen mürbe,
aiJit jornflammenbem ©eftd)t fom »er Bouer herein, bie Bäuetin mit ihm. Die fchmere golbene Uhrfette jitterte ouf feiner Bruft, erregt fdhmong er ben Knotenftodf gegen ben ©inbringling: „3)?enf^, mir ouS ben Slugen, ober ich miß bidh jn beinem Dubelfafteu tonjen lehren ... Unb bu, alter ©oton!" mollte er bie "HJutter onfohren, ober eS mar nidht mehr nöthig. Sluf ©ertrub geftü(jt, monfte boS gebrod)ene B5eib ftiH in fein ©dhtafgemo'ch. Der ©pielmonn ober hatte , boS ungoflliche §auS fchon üerloffen, unb broußen üon ben onbern §öfen her hörte man bie äßeife flogen: |
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fang öor langen Jahren Sïïohl aud) bie SïadjtigaH."
®eï trübe Dag roürbe für bte Sitte nocb einen trübem SHbenb gebradht b^ben, trenn nid^t jutn ©lücf ber Srambof in großer Slufregung geitjefen roäre. Slm anbern Dage foQte ber „^merifaner" foinmen, ber fteinreid)e 2lmerifaner, ber große Kaufherr üon Gtncinnati. Der Srambof foQte feinen eigentlidien §errn unb Sefiger lüteberfeben, ©roßmütterleinS etnjigen ©obn, ber auf feibS ÏBodhen feine 9}?utter unb feine entfernten Serroanbten, ben fegigen ^äc^ter unb Seriüalter be§ ©ehi5fte§. befui^en rooQte.
Unb früb am anbern Dage ftanben Sauer unb Säuertn unb 'tbï im ffierfen gefd^idCter Knabe bort am (SlnfahrtSthor neben ber SBeiß^-ornbede.
„Jegt beißt es aufgepaßt, iïBeib!" flüfterte ber Sauer. „(grftenS barf er fict) nicbt üerbetrat^en. Zweitens muß er biefe'3 Kinb jum Erben einfegen. Drittens lunß er feben, tüte roir feine SDïutter auf ben §änben tragen!" Der Knabe iDor ntcbt angerebet, aber aitci) er nidCte üerftänbnißinnig; er roar überhaupt ein fe^r „fluger" Junge.
©ut, baß bie jnftrufiion für Seib unb Kinb furj roar; benn auf ber ^ß^e beS gegen überliegenben §ügelS tüir bette eine ©taubroolfe empor, jmei prächtige Etappen ftürmten ben Seg binab, ein Sagen, fo fct)ön, roie baS Dorf nocb nie einen gefehen, l)tett om Sbore unb ein ftottlicber §err toor ouSgeftiegen. Ér gab feinen Sebtenteu Sluftrag, boS ©epädC in'S §auS ju fc^affen, roed)fette mit bem Sauer einen furjen §änbebrudC unb fcbritt bann über bte D'une beS Sromhofeä. Die Sllle, oon ©ertrub geleitet, roanfte lt)nt einige ©d)ritte entgegen, bann barg fie, üor greube toeinenb, i()r ,§oupt an ber Sruft tl)re3 @c>t)neS, ber fie mit ftarfem Sinn liebenb umfing ttnb forgticb in'S §auS geleitete.
Sei Dif(t)e faß bie ©roßmutter „natürlidh" obenan. Der 2lmerifoner fprocl) roenig, roie boS fo heute erftärlidh roor. Um fo mehr fprad^en bte Slnbern. „Sor ©roßmüttercben oudh glüdflich?" fragte ber Slmerifaner. „Sünfchte ©roß^ mütter^en ouch Sein? Sor ber fleine Knobe nidht ©roß^ mütterdhenS Siebliug?" Er tnußfe eS loohl fein; benn fo ; freunblich, fo oufmerffam fonnte fein anberer Gnfel bie Sllte bebienen, rote bieSmol ber erhaltenen Jnflruftion gemäß ber fleine Daugentd)tS.
yfoch bem Effen, roeldheS nur furje ßeit in Slnfprud) genomnten hatte, tub ber Slmerifaner Sllle in boS Sohnjimtner ein, tüo ber Sebien'e fein ©epäd niebergelegt h^tte, unb roollte bi" ©ef^enfe ouStheilen. „Komm' bu juerft \" Der fleine Knabe toar oor greube o»n ©innen. Ein ©choufel= pferb! ©olbatenfpiele! Eine große ftappernbe Sinbmühle! ©ofort fletterte er ouf ben §o"tjfchuppen, um bte Sinbmühle ouf JU ftellen.
Es judte fo fonberbor nm bie Sitnpern beS SlmerifonerS; ble jtiHe ©ertrub fah eS beutlich, als boS Kinb fortlief unb bie Slnbern oßein ließ.
Eine üerfchloffene, eifenbefdjtagene Kifte ftoitb ouf betn Sifche.
„Dies ift euer ©efd)enf," roanbte fid) ber SImertfaner an ben Souer unb bie Sätterin. „Jh^^ (?abt fo otet ©uteS on meitter SJïutter gethan, boß idh eS eud) nid)t ganj oeri gelten fann, ober ihr foßt bod) ben banfbaren Sißen fehen.
Er rooßte nunmehr bie Kifte iiffnen; ober boS ließen ble ^äd)ter beS SramhofeS ntd)t ju. ©ie nahmen thm bie Serfjenge auS bev §anb unb meißelten unb hämmerten, unb boS roor eine fehr mühfome Slrbeit. Unb fie hämmerten noch mehr unb fie bohrten noch tiefer unb bte eine ©chraube fiel, unb ber anbere Stiegel gab nodh unb enbtidh brodhen bte Sänbe ber Uinhußung.auSelnanber unb ihr Jnholt rourbe fidhtbor. |
ES gibt Serhängniffe Im Seben, ble toir ürrahnenb fürdhten unb unüermeiblidh fommen fehen. Sir roiffen anfangs nidit recht, roaS eS ift, rooS bo fommen fofl, ober no^ unb nod) nimmt bte ©odhe greifbare gormen unb überroältigenbe ©eftoltung an. ES gibt ober oudh Serhältniffe, roo baä Entfeglidhe rofenb fdhneß roie ber Slig üor unS hintritt unb in feinem gonjen Umfange ouf eintnal offen üor unS liegt.
©0 tror eS hier. *
Der Sauer unb bie Säuerln praßten, olS bte Kifte geöffnet tüor, teidhenbtoß jurüd: fie fahen in ber gefprengten ilmhüßung bie ftlberbefchlagene Drehorgel, ble DogS juoor ber üon Ihnen fo brutal foilgeiotefeue ©pletmonn getragen!
Der amerifaner roor eben ber ©pletmonn! DoS roußten fte in einent SOZoinent. DoS roeltere ahnten jte; hotte er ja geftern mit eigenen 'äugen gefehen, rote fte bie jlKutter be= honbelten, unb hatte er fo fo eben nod) eine $robe ber dd- hofteften §eu^etei oon ihnen erfahren. Er roar in Slmerifa auf baS SooS aufmerffam gemadht roorben, baS feiner lieben ÜJJutter bereitet rourbe. Er hatte mit eigenen Singen fidh überjeugen rooßen. In roie roeit jene Sarnungen begrünbet roaren; aber feine Sefürdhtungen roaren noch um oiel über= troffen.
Er ftanb ba, fdhroere ©dhioeißtropfen auf ber gtühenben ©lirne. Die morfige <Qanb jitterte unb bebte. Do fiel ©ertrtib'S Slid role'bittenb auf ihn. „üJJutter," feud)te er.
„laß uns üon hinnen gehen, ehe benn ein Unglüd gefdhieht l" * *
©ieben Jahre fpäter — ber Sromhof roor üon betn Ungejiefer feiner bisherigen Seroohner längft befreit — faß bie alte Ü)}utter ou ber altgeroohnten ©teße beS §erbeS. Der Slmerifaner, nunmehr Semohner beS SramhofeS, faß neben ihr unb hielt järtlich ihre ^onb In feiner 3ted)ten. Sor ihm faß ©ertrub, nunmehr feine ©ottin. ßu ihren güßen fpielte ein fd)öneS Kinb mit einer filbcrbefd)lagenen Drehorgel, ©ein Slermd)en roar fd)Dn fräftig genug, bie Orgel ju brehen, unb eS lonf^ten Slße ber lieben, ollen Seife:
„G« fang üor langen Jahren SBohl aud) bic Sîad)tigan."
(3lh. a5bl.)
(EntflciJ mih
Ccfcfviidjtc. ©(humann fogt: Uebe Dich, uub roenn Du ou^ nur roenig ©timme haft, ohne S)ülfe etneS JnftrumcnleSS'uom Stall ju fingen. Die ©chärfe Deines ©ehörS roirb ^boburch gerointtcn. §ajt Du ober eine floitg-- ooße @fimmt\ fo fäume nicht fte auSjubitben; betrad)te fte ols baS fd)önfte ®efd)enf, boS Dir ber §immel oertichen!
3m ß^oiiccvtfrtrtl. Jn einer ©tobt beS roeftlidhen 9?orbbeutfd)lanb poffierle gctegentlich elneS WufitfefteS bem gcftbirigentcn baS beflagenSroerte 2)nßgefd)id, baß er üon ber §öhe fetueS DirigentenfigeS einen brißonten ^]5urjetbaumin bie îiefe beS OrâefterS üoßführte. Eine Dome, bie ben SDr= gong üoß mitlclbigen ©d)redettS betrachtete, rief ouS : „Slber lieber ©ott, muß benn boS fein?" Jhr 9îachbar, ein |
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ïiebenSrourbtger junger 9}?nfifer, erwtberte guworfominenb: „Jch glaube, gnäbtge grau, tn ber Partitur fleht nichts bacon!"
@ttt Öurftlgcê Der inbuftrieae üBivth eineS
berg=9ïeftaurantS ftellt bei (Gelegenheit feinen Kegelbuben als ©cho in einem gegenüberliegenben 2ßalDe auf. Sirth: „©o, meine ^errfchaften, unb hier habe ich baS fchönfte É^o, melcheS ©ie je gehört haben. Senn einer »on Den Herren bie ®üte haben miß unb rufen! ^Rentner Knetfchfe erbebt feine ©tentorflimme. (SS merben nun bie tjerfchiebenften ©ä^e gebrüdt unb baS ®cho antmortet auf jeben berfelben aufs ^romptefle. Enblich ruft Knetfchle: „SiQfi Du einen ©dhnapS ?"'— Echo: „Ei ja, menn fie fo gut fein motten !" |
Serlittcr 2Si<$. „Sluf bem Sege nach bem ^rebifch= thor" in ber fä^fifchen ©chmeij, fo erzählte furjlich ein berliner ©paßoogel, „lungert immer eine ^Dïenge „börfen^ fpelulanten", ich iiieine ©imulanten, herum, bie — ber eine als blinber parfner, ber anbere alS Jnoalibe auf Krüifen, auf bie börfe ber 9ïeifenöen fpefufieren. Unfer gührer machte unS eben auf bie fich ^urch fith felbft erflärenbe Dhatfache aufmerffam, ba§ eS nach einem toarmen Siegen immer öiel ^egenmürmer gebe, als ein fahrenber aJJann mit einem Salbhorn an unS herantrat, unb Ü)äene machte, fid) für ein fleineS Douceur ju probugieren. Die oorbetllen matfen ihm rafch ein paar "ißfennige in ben ^ut, bamit er fd)Dn liebet nicht fpiele, aber ber mit mir am Enbe beS 3ugeS fchreitenbe riditige berliner fagte: „'!)?ee, oor nifdbt iS nicht. Erfi blafen \" Der „in bet greiheit breffierte Salb^ hornift fam fchliefjlich in berlegenheit nnb geftanb,' baß er gar nicht fpielen fönne. — „^JJa, mop fchl'eppen ©ie fidh i)enn mit bem Horn?" „DaS iS ©te ja nur, um ben Hetrfchaften ©d>te(f einjujagen, fie geben bann oiel letdhter maS." ^ „JottooK! tief ber berliner, „baS ifl baS „©chredf-- hörn" bet fädhfifchen ©d)meij. Unb ©ie fteHen fidh immer nur fo, als ob ©ie blafen fonnten?" „Ja, baS iS ä ganj erlaubter Si^ t3on mir, idh bin nämlich auS b l a f e to l |
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Jm SSerloge ber ©udifjanblunu fi. ?(ucr in ®ourtumüvtÖ ift crfd)icncn unb I burd) oHc 58uchhanblungcn ju bejiet)en:
beut fekii mtb für Ub ftbnu S^Sfnt:
)d)rifteu. Herausgegeben Horn Onfel Üubmicj. 2. 3lbtbcitunn, Rinder: Schritten, l. Öieferung: 2)cr (3d)nl;Su9lt)tn- 1- Söänbdjeu. 2)iit tnrbigem tlmfd)logbilb unb oielen bunten JHuftrationcn. $rei§ eicg. in garbenbruc!= umfd)Iag fartonniert 50 fpfg.
gerner crfihicn im gleidien SScrtage:
Slttvjc, Icrjvvcitfje ^rsärjütttneit attg dem ßcOcii dcv Itckit
^etliOett ^attC§ fiiv Sl^ttdltttlCV» ^rci§ eleo. tart, 40 mQ-
Jloi* Qi4l1t-(>6ltiti>l greunb, Scbrer uub gühvcr bet ffinber. Ja^rg.
XfKl tfJ^UjU^tttlja* 1885 nnb 188ö, ^reiä jcbcä bänbd)en§ in rcijcu^ bcm garbcnbrudumfd)Iag gebunben 1.20.
iSBir empfehten biefe üicr aßcrlicbft auSgeftatteten ?ßcrtd)cn nUeu ßinbcr» uub Jugenbfreunben auf bo§ angeIcgentHd)ftc unb bitten herjlich um red)t jahlrci,^;; ßeidiä^te Slufträge. HochachtungSoott
^ur bie er|ie Df. ^omutuittoii.
Slls eine? ber üorjüglichften SSerfe jur SSorbereitung auf bie ht- (^wnmunion wirb ben Herrn ©eiftlichen empfohlen:
^aafd), Si., Dombechant ju .^ilbeSheim, 2(tivcbctt fiiv bCtt bcv cvftctt 6;ommttttion Öcr mtiöcv. 184 fl. 8". ^reis 1.60. SllS ßrfa^ für bie bielfa^ uufd)i3neu Gomnutnioit = Stubenfen= bitber eignet fid) oorjüglid):
^aafdj, 31., löcrgiß mcitf ttit^t! Stnbciifcu mi ben Dag ber crftcu hi. Gomniimton unb jugleich als (Bckthiithlciu fiir nllc GtJiniunuioutaoc. 142 18«. ^reiS 40 ^fg., einfach geb. 60 ^f., hochfein geb. 1.50. ®ag reijenb auS^ftattete S3üd)Iein t5oII inniget erbaulid)er ©ebanfen, mirb fd)on an Dielen Orten ben ^eocomntunifanten a(§ (Sontmuttion=9l)tbenfeit gefchenft. ®affelbe tjerbient nach eompetentem Urtheile allgemein eingeführt ju tüerben. 3u bejiehen burd) alle S8ud)hanbtungen.
"^erfag tiott ^tUxt ^iacoßi & go,, Jlar^cn. |
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aSerantmortlicher Siebatteur SB. ©d)i3nen iu Oberbilf. — 3)rucf uub SSetlag non Sllbert Jacobi & Go. in Slad)cn. |
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%pvil 188?.
®repriusl)ote
fur ßaißofifrf;e ^irt^enfattger.
©rati«=55etïn9e jum „©regorhie^^ïatt", Organ für ïamW tir^^enmuftL
3nfertion8gebü^rtn :
iie get». HJetitjeile 30 iH»>fa
SSeflellungett
nel^men alle ipoft-anlialten
unb »ucÇ^onblungen an,
itt 8lae^ett3Cltitrt3»(ikiAeo-
SlonnementäpreiS pto
marl 1.20.
öei aejug üoit treniof en«
10 gfempl. 60 spf.
^orto bei bireftcr ©enbuna
Wirb «ftr« tere(^net.
„©orge, bag bu mit bem ^ersen gtoitbft, toaS bu mit bem äKunbe ftitgfi, uitb in »Jerfe«
tet^ätigfi, was bu mit betn ^lerjen glaufifl." CEontil in Karthago to. 3. 398.
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2. Agnus i-edémit oves Christus innocens patri Reconciliâvit Peccatôres.
S.Moi-s et vita duéllo Conflixére rairdndo. Dux vitac môftuus Kegnat vivus.
4. Die nobis, Maria,
Quid vidisti in via?
„Septilcrum Cbristi viventis;
„Et gloriam vidi re- surg^ntis;
„Ang^licos testes
„Sudarium et vestes.
„Surr^xitChi'istus, spes mea,
„Praecedetvosin Gali- laeam.
5. Seimus Christum sur- 5. Ê^ftuS, — beu tool)rt)aft
®ic ©equenjen finb Iiturgifd)c Ö5cfän(ic, mc(d)c an mebreren geften itt ber bl- 'Keffe oor bem Gunnoclium itjre Stene I)aben, iit früheren Seiten aud) bei bet 5öc«per unb anberen geierluljreiteu gefungen murben. ®cr 9?ame „©cquenj" (go gcnciaufl) meHt offenbar auf ihren Urfprunn t)in. ©d)ou in früheren Qcücix reihten fid) nämlid) an tai 9iaclu,a beö Gradualo mcbicrc meto« biöfe SJotenfiguren, meldje über bem legten a beS yiUeluja ju
rexisse A mörtuis vere: Tu nobis* victor, Rex
misei'ére. Amen. Alleliija. |
2. ®a§ Samm ertöfte bie
©d^aafe, Ëhï'fti Unfct)ulb bcfc^ü^t bie Sünber oor eioiger ©träfe.
3. Sob unb Seben ju jioeiten, ©ie Iämpften>in fonberbor
©treiten, Den Sebenäfürft fiet^e im
©terben §errfcl)üft unb Seben cr= trerben !
4. ©og on un§, û)îotia, aßoS fal}jt bu om iBeg' ba? „Ghrifti .^errtid^teit, ber er=
ftanben
„2lu§ bem ®rob', ouS beS
Dobe§ Bonben; „Sngel tJon ®ott gefonbt, „©dbioeißtuch unb ouc^ ®e= loonb ;
„Gtjrift ijt erftonben, mein .Çoffen,
„3n ©otiliio monbclt er offen.
erftonben mir miffen, — erborme, ©iegreic^er König, biet) über
un§ Sinne! Slmen. Sttleluio.
5Dte (Djlerfeqnen^ „Victimae paschali."
l.Victimae pasclnäli 1. Dmiîopfer, o eh^'iienfc^aüv, Laudes immolent Chri- Bring' bem Operlamme stiani. bar! |
finden mireu: man nannte Jie ^ubileu ober SZeumen. Qu ben alten 3litualbüd)crn ber rönitfd)cn Kirche fommen fic untr bemc aZamen „Soquentiae" (natürli^ ohne Stest) üor. 3m 9. unb 10. Sabrl). et[)iclten fic aber eine fold|c 2htSbehnung, bafj c8 bem Sänger fd)n)er würbe, bic notenreichen Wclobiecn ohne untergelegte SBortc im @ebäd)tniffc ju bchalteit. juerft würbe biefen 3)ieIobicn nad)n3ci§Iid) ein befonberer Scjt untergelegt iu einem ßlofter gronfrcid)§, ®imcbia, bem heutigen Jumieges, untcrholb 3?oucn an ber (Seine. bicfeS Iloftcr 851 «ou ben SZormanncu jerftört miubcu, tarn ein 5Pricftcr oon bort in'§ Äfoftcr ju @t. (SaHeit (S lwcij) unb brad)tc ein ülutiphonar mit, in wel^ent jcttcn Scquenjeu Serfe untcrgetegt tcarcn. 3n ®t. GiaUcn lebte bamalS SZotfcr BttlbuIuS (ber „©tammler" genannt wegen feitter fd)wcreu 9tu§fprod)c). ®icfcr war hod)erfreut, al§ er bic Jejtc ju beu Scqttenjen in bem illntiphonnr üon Jumioges fah. ®r iHniud)tc nun felbft paffenbe SCBorte für bic Scqucnj'TOcIobien ju crfinbcn, unb fo war ber ?(nftof3 jn feiner fiu^tbaren S)id)tung üou Scquenjtejtcu gegeben.
ben eigentii^cu §t)mucn unlerfd)ctbcu fid) bte ©equcn« jcu alfo fehr w'cfcntlict): Sei jenen war ber S^cjt (bic SGBortc) ba§ erfte, unb ju biefem 2;c£tc würbe eine TOelobic crfunben; bei ben Scqucnäcu bagegen war bic 3itbcInteIobie baS erfte unb bie .^lauptfachc, ttnb ju biefer yjiclobie würbe nod)her ein Üci't ücrfafu uub jwor fo, bafj auf jebe 2;oubewcgung eine eigene Silbe fam.
$)infid)t(id) ber gorm beä ScitcS ftchcu bic Scquenäcu in ber Witte jwifd)en freier ^rofa unb ben eigentlich metrtfd)cu Herfen, ttnb e3 ift hier nicht bie entfpred)enbe 2äugc ober Äürje, fonbern bie gabt ber ©ilbcn mafjgebcnb. ®cr tnufifaltfd)c lEBohl^^ flang bcS XcjteS forbert freiltd) oft eine freiere Söcrfeljung ber s©orte, was nflciu ihnen fd)on f)infid)t(i(^ ber äußern gorm ba3 Slnfehen cineS poetifd)cn ©rguffeä ücrleiht, ganj abgefehen üou ihrem inneren QJchalt, ber fic oft beu bcrrlid)ftcu (Srjcugniffen ftrd)licher ^Pocfic würbig an bic ©tefte treten täfjt. ®er 3lbt 9?otfer (t 912) fd)uf oorjüglichc ©equcnjen (P, Scl)ubigcr ttjeift if)m r)0 ©cqncnä'Wclobieeu ju); biefelben wnrcn balb überafl befannt unb fo geehrt, boß man währenb beö SlbfingcnS berfelben, gleid)wic beim To Deum, oKc ober bod) bie jwei größten ®lüctcn läutete, ©ic crreid)ten in ben folgenben 3[Qhrhunberten eine hohe Sahl, fo baß cinjclnc ^JcßDüd)cr bereu 50—100, für bic hö^ften gefttage oft jwei unb brei enthielten. iBci ber akform bc8 S)Jcßbud)c3' burd) ^iu5 V. murben nur fünf beibehalten, tucldjc bic fdiönften unb beften fein foUcn, nämlid): 1. bic Dftcrfcqucuj „Victimao paschali"; 2. ^fingftfequcnj „Veni sancto Spiritus"; 3. für grohnteid)nam „Lamla Sion'-; 4. bie ©cqucnj „Stabat Mater" unb cnblict) 5. „Dies irao".
®cr ?lutor unferer Oftcrfequeuj, bicfeS „unftcrbli^cu OftcrgcfangcS", ift ber bnrgunbifd)c 5lJrieftcr ®ipo, wcldjcr alS ^offaplon unter ben beutfd)cn ßaifcrn Äonrab II. unb beffen ©ohne .^cinrid) III. jwi|d)en 102.1—10,50 blühte, „öättc 8S3ipo, (fogt ©d)nbigcr lu feinem uortrcfflid)en ®crtc „bic ©ängcr^ fchulc ©t. ßJnaenS",) „oud) einjig fein Victimao paschali ge- fchrieben, fo ließe fid) fd)on au3 biefem ©tüdc allein ber '»Keifter ber Jönc erfennen, ber jebem ju feiner geit nn bie ©citc geftellt werben barf; benn eine fo populär unb babei bod) fo überaus |
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lüürbeDoïï gehaltene ïïlîelobie fe^t niât geringe Senntniffe ber bamaligen îonfegîunft öorauä."
Sie ©equenj befteht au§ fünf Slbfä^en: nämliih bie ©inlei^ tung§=SerftfeI (1); bann folgen oier einjeilige Strophen, nai^ berfelben Welobie gefangen toerben (2 u. 3) ; baran fd)Iicfet ftc^ eine achtjeiligc- ©trophe (4); enbti^ ber Schluß, toelcÉcr (raie Scöubiger fogt) in biefer Sequenj juerft in einem $aar üon Soppeloerftfeln befteht, toorin ftd) bie ÏÏJÎelobic toieberholt, toie c§ päter mehr unb mehr Sraudh rourbe, toährenb früher ber Schluß tet§ eine eigene ïfîelobie aufroieS.
Sur (grïttutevuiifiî
1. Sic „Victitna pasclialis" ift ba§ wah^hcifte ^a)^a=Dpfer, 3cfu§ (îhriftuê, oon betn ba§ i^ofc^alatnm bcr Sfraclitcn nur ein aSorbilb war (2. Such Wofeg 12,27); benn burd) ©hrifti Slut ift bic fflZenf^hfit i^on ihretn geiftigen Sürgengcl (bem Xcufcl) befreit loorben. —
Christiani (bic Ghrifîcn) offenbar im ©egcnfa^e ju ben juben, toelche nach jeitcr SSor)d)rtft im 2, S3uchc ïïîofcê baS ^afchalamm fchladjten mufften. Bir Khriften foßen ^rciëgefânge (laudes) alê Opfer barbringen (immolent), ba baê SSorbilb feine Erfüllung gefunben hat- —
2. 2; h eil: Agnus redemit oves. Soê „Samm Oottcê" hat fi(h ber irrcnben S^äflcin erbarmt unb fic erlöft burch feinen ïob am ßreujc: bic folgenbcn SBortc Christus innocens etc. geben fofort felbft biefe Seutung.
8. ^hcil: Mors et vita etc. „Ïob unb Seben lämpften miteinonber in wunbcrbarem Btoeitampfc: bcr ^err bcê Scbcnê („gührer jum Seben") belunbct feine .çcrrfchaft, ba gr, obtoohl geftorben, lebtl"
Sie hl. SSätcr fprechen bon bem (Srlofuugêtocrlc oft alê oon einem Bkocifampfe bcê .ticilanbcê mit bcm 2;cnfcl, bcr „bcê S:obcê ©emalt hotte", (§cbr. 2.); in toeld)cnt ^îampfc bcr §crr gerabe ba alê Sieger baftanb, alê ber Sööfc jh" im îobc übertounben JU haben glaubte. „O Sob, too ift bein Sieg?" ruft bcr hl- ^auluê befanntlid) im crftcu Äorintherbricfc c. 15 auê. — vita („baê Seben") ift auf bcn heilanb ju bcjichcn, ba ©r oon fic^ felbft gefogt: „jd) bin bcr SScg, bic Sßahrheit unb baê Scbcn." (joh. 14.) unb toieber: „3th bin bic Slufcrftchung unb baê Seben." (jol). 11.)
4. Xhcil: „Sog' unê ïïlîaria (9Jtagbalcna), toaê hoft bu gefehen auf bcm ffiJegc (jum ©robc unb Oon ba jurüd)?" —
So fragen toir mit bem Sid)tcr îJJaria iïUagbaleno, bic mit bcn anbern frommen grauen am Oftermorgcn jum ©rabc ging. (SKatth. 28.) — Ser ®td)tcr läßt fic antworten: „Saê ©rab beê Icbcnbcn Ghriftuê fah ich «nö bic .t)crrlid)teit beê 9lufcr= ftanbenen, (boê ßrbbcbcn, gîicbcrftcigcn bcê, Gngclê, baê 2Bcg« toäljcn bcê Stcincê, bic tobcêöhnlid)e gurcöt' bcr ®â(ï)tcr 2C.) „id) fah Sngel alê Bcuflen (ber Slufcrftchnug), boê S^toeißtud) (loomit baê §aupt bcê §errn bebcdt geiocfctt) unb bic Sci^cnfleibcr (worin ber Scib gehüllt ttjorben war)."
Saê ftnb bic Sctociêmomcntc, bic bcr Sichter bic hl. ^Dïagba» lena üorführen laßt; fic hält biefelben für htnieid)citb, fo baß fie ni^t einmal bcn Seweiêgrunb bringt, ben man auf obige grage hätte erwarten foilen: jd) habe jhn gcfchcn, Er ift mir crfthienen, unb ich habe mit jhm Igcfprocben! SSiclmchr brid)t fic ab unb ruft jubclnb auê : „Slufcrftonbcn ift Shriftuê, meine Hoffnung. Sr wirb eud) ooraugchcu nad) ©allifäa (wie ber Engel gefagt hat) 2)krf. 16." — SBic EhriftuS einft bic jünger auffovbcrn ließ, jhtn na(h ©oliläa ju folgen, fo foHcn oud) wir Ehriften alê feine jünger jhm folgen nad) bem wahren ©aliläa b. i. jum ©immcl. — Shriftuê ift ferner, wie fiir SJÎagbalcna, fo für jeben reuigen Sünbcr „bic Hoffnung", ber .<pofftmngêanîcr. —
i£Scld)c ißoefic tu biefem ©a)je! Seid)' l)crrlid)e Sramotit! 5îcin SSunber, baß man in alter aud) bcm ©cfangêoortrag einen cntfprccheitben Eharaftcr aufbrüdtc, inbem man bic gragc „Die nobis, Maria" etc. »om gcfammtcn SSoltc fingen ließ, toal)« renb bic Slntwort bcr hl- ïïîogbalcna burch bcn 9Kunb cincê einjelnen Sângerê gegeben würbe. Sorauf aber bclunbctc baê ganje SBolt wieber freubig feinen ©lauben an bic 5luferftchung bcê .§crrn burch ben S^lußfa^ Seimus etc. |
5. ïhejil' r,®ir wiffen, boß! Shriftuê wahrhaft Oon bcn 2;obtcn oufcrfianbcn ift: Su, o fiegreidier ^errunb Äßnig, erbarme Si^ unfer!"
Seimus („Sir wiffen") brüdt bic uncrfd)üttcrlid)c ©cwigbcit bcr gläubigen Eftriften oon bcr 9lufcrftcl)ung Dcg ^crrn nn§. Sarum heißt c§ ja au^ in einem beutfd)cn Slufcrftc^ungSlicbe ,,jch weiß, bafj mein Erlöfcr lebt", (job 19) —
Sen ©d)(uf} bilbet ein turjc§ aber inl)altrcid)c§ ©ebet um Erbarmen, gcrid)tet an ben ficgreichen Sönig unb §ctrn, ber Sob unb igötlc iibcrwanb Er ift ,,Sieger toie deiner", aber aud) wie deiner ju ©nabe unb !Bacmt)crjigfcit geneigt.
Um f(hlicßlichnod) ein Sort über beniöortrag bcrEhoral' fcquenjcn ju fagen, fo bemerteu wir, baß fic am wirtungäoollft''" oon jroei ocrfchicbcnen Ehören (ßnaben= unb '2Känncrd)or ctb' toccbfelnb) oorgctragcn worben, biä bei bcr Sd)luBftrDpl)e beibe Ehörc fid) ocrcinigcn. Saß bic Sequenzen nad) ihrem Sluibau unb ihrer gnitjcn Einrid)tung einen folgen Sciifclgcfang forbern, wirb jcbcm fofort cinlcud)tcn. ®(hlcppcnbc§ gichcn würbe bie majcftätifd)c Schönheit unferer Oftcrfcqucnj attsnfcljr becinträcfi' tigcn. 9JJon bcad)tc forgfältig bcn mctriid)cn Slcccnt unb fd)cuc bei bet Einübung nid)t, bcn Scjt wieberholt recitiren ju laffen, beoor man jum Singen übergebt. — '3Kögc fcitcnS unferer S?ird)cn- djörc biefem flaffifdien ©efange bic SlufmerffamEcit gcfd)cnft werben, bie berfelbe Oerbient! Sd)öncn..
Mutans Hevae nomen."
9)
S®ir fogten bereits, boß biefe ©teßc ouS bem in bcr üorigen Siummer bf§. 331. erflärten §htnnu§ Ave maris Stella eine bcr fdhroicrigfleu fei, bie in bcn oUcn §vmnen überhaupt üorfotnmen bürften. Dorum fohen roir unS noA etrooS §ülfe um. Seiber ging bie nod)ftehcnöe ©rflärung unfereS greunbeS Dr. 9Î., ber unS"an theDlDgifd)em '2Biffc« roeit „über" ift, juft noch 9iebüftionSfchluß hier ein, fo boß roir fie in ber legten 9iuinmer uid)t mehr 'bringen fonnten. gür unfern großen ^opierforb foll-fie ober ouch nicht fein; bcr mag fich mit minbcrroerthigeu](3achenlbe= gnügen, mie bisher! 9llfo hier ift fie:
„Eva heißt umgefehrt : Ave.Mutans heißt bcfanntlich „ unt= fehrenb." '«ÜUria tft in aiücm boS ©egenteil ber ©oa. Die lettere ift bie Urfoche beSDobcS, gjlario beS ScbenS; ©üa beS BermürfniffeS mit (Sott, 3Jloria ibeS griebenS mit ©Ott, ber burch boS freunbfd)aftliche Ave bcS ©ngclS im Sluftroge beS 2iacrhöd)ften üerfünbet roirb. — ©S hat ©ott gcfoOen, boß boS erfle SBort, roomit ber ©ngel bie allerfeligfle jttngfrou ontebctc, bie Utnfchrung Ootn iJiatncn ber ©oa war, bomit burd) boS ©ort ber ©egetifa^ ber '^Jerfonen ,©0o uttb aJîorio fhmbolifch ouSgebrürft tüürbe. ©d)ön unb bebeutungS- oott ift es, boß biefer ©egenfo^ Iber Sorte, biefcS „Sort' fpiel", in ber ©prodhe ft^ finbet, bte eben"bic ©prod)e bcr Kirche ift unb als folche üon^©roigfeit hei^ " »o^ ®d"cS oÜ^ loiffenbem 9luge boftonb."
©0 unfer greunb. yjainentlidh bie lettere ©emerfung holte ich für intereffont unb roerthüoa. Der ;gencigte Sefer mi5ge nämlidh bebenîen, boß b«r ©ngel feincStocgS in lateinif eher ©prodhe ju ü}faria gercbet, olfo ou^ boS 2Bort Ave nicht gebraud)t hat; fonft roäre bie ©tfläruttg jener ©teile jiemlidh einfod). 3ur ßeit ©hrifti roor i« ^43aläftina ober ouch bie olthebräif dhe ©prad)e nicht mehr" gebräuchÜd). Diefelbe roor in golge ber SSegführung nod) S3abi;lou burch bie fhro=cholbäifche (ober roie man fte oud) nennt: orotnäifdhe) ©prodhe üerbrängt morben. jn biefer ©prodhe hat boher ber §err einft geprebigt, unb in biefer hat ber ©ngel ohne Brocifcl ju 9Äoria gercbet. |
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9Iϧ nämtidh bte Jubett ttit Ja^re 606 bor (S^r. tn'§ bab^ïonifcbe Sanb beporiirt hjurben, maren |'fte^ burcb bie äußere ^Rotbrnenbigfeit gejmungen, ble ibrer "b^brätf^en ÜJhttterffiracbe oerroanble épra^e ber ©leger anzunehmen. ®aö Serftänbniß unb bte Uebung ber SQïutterfpracbe ging ba= burd) aHerbtntjS noch nid^t Oerloren, fonbern fte rebeten unter fid) ba§ angeftatnmte §ebräifcb, unb in ben ©^nagcgen marb ba§ @efeg in eben biefer ©prache gelefen. Sluch nach ber 9ïudfehr au§ Sabelen (im Jahre 536 o. Shr.) bebienten bte ©elehrten in ihren ©^riftroerfen fich immer noch be§ §ebräifchen._ ïllïein ba§ neue ®efd)lecht, ioeld)e§ in $alä .tna einjog, toar unter bem ©influffe ber bab^lonifdhen Sanbesfprad)e geboren nnb herongema^fen. ©o fam e§, baß ba§ .T:)ebräifd)e fd)on tn bem erfien jahrhunbert nad) ber ©efüngenfd)aft immer mehr bem Sabhlonifchen ober Ghal= bäifd)en meid)en mußte, ©dhließlich tottrbe ba§ §ebräifche nur nod) oerfionben, aber nicht mehr gefpro^en.
3)aS §ebräifd)e mar alfo für bi'e Juben eine „tobte" ©prad)e gemorben, mie e3 für un§ bie lateinifdhe ifl. ©ie lafen olfo aud) ba§ Sllte Deftament in einer „tobten" ©prache! aSir braudien ben geneigten Sefer mahl faum barauf auf- merffam JU machen, mie totd)tig gerabe biefer Umftanb für bie 9ïeinerhaltung be§ altteftamentlidhen DeyteS mar. Eine ntd)t:gefpro(hene ©prachform Ifi itnmer eine ©chugioehr gegen eigentnäd)tlge Slenberungen, mie |a auch ble fir^e ihre litur= gifcheu ©ebete jc. burd) ben ©ebrouch einer „tobten" ©prache in Ihrer urfprünglichen 9ïeinheit erhält uttb erhalten »Irb bi§ jum ©nbe ber Sage. 2)te 9ïeb.
lodjamt.
I.
®ie geier be§ Kird)eniahrc§ OoUjieht fich borjugSioeifc im hl- a>?eßopfer, meld)e§ Quelle nnb Si)iittclpunft alleS über= natürlid)en ßebenS in ber .ftirdie Ift. Ju bcu toechfclnben ©ebeten unb ©efängen ber h- 3Jïeffe fpiegelt fid) ber Serlauf beS KirdhenjahrcS ab; e§ finben barin bie ©ebanfen ber Kird)e ihren ^uSbrud, ble bafür empfänglidien ©eelen aber reid)lid)e S'lahrung für§ übernatürlid)e Sebett". Der geneigte Sefer möge mit un3 ben Serfud) machen, fid) Oon ber „Intierlldjen §errlid}fett" ber .Kirche in ber geler beS Kird)cnjahreS einen anuähernben Segriff ju tnadhen, inbem mir bie oeränberlld)ett aj?cßgefänge, meld)c beim .^ochatnte Oom ^rieftet ftlll ju beten, oom Ghore bagegen felerlid) ju ftngen fmb, einer eln= gehenben Setrachtung unterjiehen. GS finb 1. ber In- troitus ober Gingang, 2. baS Graduale ober ber Stufen= gefang, 3. baS Offertorium ober ber DpfernngSgefang, 4. ble Communio ober ber Kotntnttniongefang.
1. Der Introitus wirb Oom'Ghore gefungen, fobalb ber ^ricfier baS ©taffel-- gebet beginnt. Der ''^Jriefter betet benfelben, loenn er nad) SoOenbung beS ©taffelgebeteS jum Slltare hinaufgefllegen ift, auf ber fog. Gpiftelfeltc. Jn älterer 3eit mürben '■^Jfalmen ju Seglnn ber 1)1- äJieffe gefungen, mährenb ber Sifd)of bic ^ontififalfleibung anlegte unb jutn Slltare fd)ritt; fobalb ber Sifd)of ba§ Seichen c\ab, murbc ber ^faltnengefang beenbet mit bem Sobfprud): Gloria Patri etc. (Ghre fei bem Sater k.). 2lu§ biefem ©ebrand) Ifi ber Introitus in feiner heutigen ©eftalt entfianben, unb barum nnterfd)etbet man fegt brei Dheile an bemfelben: ble Sintiphon, ben ^^JfalmoerS unb |
ba§ Gloria Patri. — Die Sorte be§ Introitus fmb in
ber Siegel ber heil- ©ehrift be§ alten SunbeS entnommen. Durdh ihre Slnmenbung im Gingange ber hl- SOïeffe foH ber ßufammenhang be§ alten SunbeS mit bem neuen bargelcgt loerben. Der alte Sunb mar ble Sorbereitung auf ben neuen; GhriftuS ber §err, meldher fidh ^er heil. äWeffe opfert, mar baS 3lel beS ©efegeS; im ©lauben an ihn fmb ble Säter gefiorben unb fellg gemorben; maS fie nid^t ge= fehen, baS ift unS jutheil gemorben. Sluf bem Slltare er= neuert fich baS ©ebädhtniß feineS SebenS unb SelbenS, unb cS follen baran gemiffermaßen geifiigermeife Dheil haben ble im ©lauben an ihn gcftorben finb unb fid) fegt feiner Sln- fchauung im §immei erfreuen. — Der Introitus emhält aber jugleidh jebeSmal einen ©ebanfen, ber unS bei ber geier beS hl- älfeßopferS beherrfdhen unb erfüllen foH: er gibt bte ©timmuug an, in ber mir ben betreffenben Dag ober baS etnfallenbe gefi feiern, ober er gibt eine Sehre, bie mir oor aüein barauS jiehen follen. ©o lautet ber Introitus oom Slf^ermittmodh: „§err. Du erbarmefi Didh aller; Du haffeft ni^tS, maS Du gemadht haft; Du bifi nadhj'ldhtig gegen ble ©ünben ber ïlïcnf^en um ber Suße toillcn; Du oerfchoneft fte, benn Du bifi ber §err, unfer ©ott." (Such ber SeiShelt 11, 24 unb 25). Dann folgt ber ^falmOerS: „Grbarme Did) meiner, o ©olt; erbarm Didh meiner 1 benn auf Dich oertraut meine ©eele." (-|3f. 56, 1.) Ghre fei ic. — gürwahr ein roürbiger Gingang jur beginnenben ßeit ber Suße uttb ©cipeSerneuerung!
9)?and)mal tönt biefer einleitenbe ©efang laut unb freu big: Gaudeamus omnes in Domino (grctien toir uns Slrie im §errn); balb tief flagenb: Miserere mei, quoniam tribulor (Grbarme Didh meiner, benn id) bin fehr bebräugt); in ber Dfterjeit flingt baS SlHeltija überall mieber, toie ein ©eläute fröhli^er ©loden; an be n gejien ber ^eiligen merben beren Dugenben unb Driumphe angebeutet; ift cS ein gelfi oeS .t)errn, fo loirb baS gefeierte©eheim-- nlß feierlidh angefünbigt.
SluS bem ©efagten ergibt fidh, warum bic Klrd)e münfdht, baß ber ©efcing^or "mit bem Introitus unb nid)t mit beut Kyrie beginne. Dhne jenen fehlt ja bem öffent= lid)en ©otteSbienfie ber ©runbton — baS „3clttnotlo", mürbe ein Sagnertaner fagen —, meld)er burdh bte ganje geier hlnb.irdhflingen foH. — Da fönnte man unS. nun Otelletd)! bie nieberfchmetternbe Semerfung entgegenhalten, baß ble ©läubigen bte in ber lateinifd)en KIrdhenfpradhe gefungenen Sorte' beS Introitus ja bod) nicht oerfieheu! Gi! Soju merben benn mohl fo oiele J^öne GrbauungS= unb 2lnbad)tS= bü^cr gebrudl, melche Introitus, Kirdhengebet, Gpiftel n. f. m. für alle ©onn-- unb gefttage lateinifdh unb bcutfd) enthalten ? Sludh fann id) ba nicht umhin, unfern Slltoorbcrn hohe§ Sob JU fpenben, meld)e fogar ble ©onntage im bürgerlid)en Kalcnber nad) ben SlnfangSmorten beS Introitus genannt haben: Invocabit, OcuH, Laetare u. f. m.! Unfere blebern Sorfahren hatten eben mehr Jntereffe unb Serftänbuiß für baS ©ebet ber Kird)e, alS unfer oon „Silbung" IrtefcnbeS 19. Jahrhunbert. „Damals erfaßte man (um mit ©ueranger JU reben) bie ©ebete ber Kirdhe redht mohl, unb bie mit biefen J©ebeten oerfnüpflen Geremonien ber Siturgie galten nicht, toie heuer, als ein bloßeS ©chaugepränge ober als ber SluSfluß eines Dberf(äd)lld)en poeltfd)en ©efühleSl Ser oermödhte unS biefeS geiftige Grfaffen übernatürlldher Dinge mleberjugeben ?"
Serfudhen mir nmt, ben Utnrglfchen ©runbgebanfen |
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»ntget ber folgenben ©onn unb gefitage ïurj barjulegen! 2Bir bemerîen nodh, baß, wenn man ben au§ ber hl- ®^tlft entlehnten ©horgefängen eine angemeffene, erbaulid^e Deutung geben rniö, oller unb aüe Kiinfielei ju üermeiben ift.
^udh mirb ber Sefer bie rid^tige Deutung in ber Sîeget tiel leidster treffen, menn er ba§ ©üangelium be§ DageS in§ 3luge faßt. DiefeS nämlidh ifl ihm »on Jugenb auf befannter,^alS bie übrigen mechfelnben Dheile ber !}. ïïîeffe, befinbet fidh ober mit biefen Dheilen felbfloerflänblidh im fdhBnften Stnllonge.
Sllleluja! Der §err ift mohrhaft ouferflonben! fingt am h- Dfterfefle bie Kirdhe in ihren Dogjeiten. Der ©rfïanbene ifl ber emige, ouS bem SBefen beS boterS geborene ©ohn, meldher, um ben 9?othfdhIuß ber h- Dreifoltigfeit ouS= juführen, „fich felbft entäußert, inbem er KnedhteSgeflolt an= nohm" unb „olS unfer Dflerlomm gefdhlodhtet morben". 2ßir feiern (fagt ber berühmte Slbt ^îupertuS) boS ^:i5afcho b. h- ben „Uebergong" beS §errn unb feiner ©rlöften; benn ©h^iP"^ ift übe^gegongen tjom Dobe jum Seben, ton ber TOebrigfeit jur ©lorie, ton ber Knedhtfdhoft jur §err= fchoft. 2lber auch mir finb übergegangen ton ber ginflerniß jum Sidhte, ton ber Slrmuth jum SReidhthum, ton ber ©dhulb jur ©nabe. Dorum ifi heute alles im (otholifihen ®otteS= bienfte fo toU Sidht unb Sonne, toll greube unb Drofl! — Der JutroituS ber hl- ÛJîeffe ifi auSbem 138. ^folm genommen, in meldhem ber fiJnigli^e ©änger bieg2inmiffen= heit unb Sdlgegenmort ®otteS preifi:
Eosurréii ot adiiuc 'tocum , Jch bin aufcrftanbcn unb sum, Alloluja, posuisti super ' no(5 bin id) bei bir, SHtcInja : me manum tuam, Alleliija: ; bu hoft beine §anb auf mid) mirabilis facta est sciéntia ! gelegt, StKeluia : munberbar tua. Allelaja, Allelnja. — ; ift bein Sßiffcn. SlHelnja,
j Siaelujo. —
Ps. Domino probästi me et ^f. §err, bu haft mich cognovisti me: tu cognovisti prüfet nnb fenneft mid): bu sessionem meam et rosur- fenneft meine (Srniebrigung rcctiönem meam. — ; unb meine Stuferftehung. —
Gloria Patri etc. ' ®hre fei :c.
Die Sorte beS Introitus legt bie Kirdie bem auf= erfionbenen §eilanbe in ben SJunb. 9?ur ©ott ber SIC(= miffenbe, beffen 'blidC fidh nichiS entjiehen fonn, termog bie ©röße beS DpferS ju f^ö^en, melcheS ehriftuS burd) feinen KreujeStob für unS gebro(ht, nur ber boter oermag boS Dpfer beS ©ehorfomS in feiner gonjen ©röße ju mürbigen. Daher
Du haft midh geprüft ... Du (aOein) fennft meine ' ©rnlebrigung unb meine Sluferftehung. —
Die terblenbeten Juben hotten gehofft, ben ^errn für immer bem ©robe ju überliefern. Slber fchon nad) berlouf ton brei Dogen fonnte er triumphirenb ausrufen: Eesurrexi „td) bin oufetfionben"! Die Juben fennen ben nicht, ben fte gefreujigt haben; miffen nicht, boß (£t ber emige ©nhu beS boterS ift, ber olS folcher „bei bem bater ift" ton ©migfeit her. — ©^irmenb hat ber bater „feine ,§anb ouf ihn gelegt",bomit nach i)" Seiffagung beS ^folmifien ben h- nidht betührte bie bermefung. llnb fo ift „@r benn oufetfionben ton ben Dobten als bet Erftling ber ènts fdhlofenen", mieber SlHmiffenbe eS längfi hatte torouSterfünben loffen, benn „munberbar ift fein Siffen." |
Damit ber Sefer fich an ber SluSbrudfSroeife beS Introitus nidht ftoße, möge eine ©teOe ouS bem Kote^iSmuS beS KonjilS tonDrient hier^lo^ finben: „Sennglet^ mit in bet ©^tift mitunter lefen, EhriftuS ber §etr fei tom bater oufermedtl motben, fo ifi bteS auf ihn nur, infofetn erSJZenfdh mor, JU bejiehen, gleidhitjie hingegen bo, wo gefagt mirb, boß er ouS eigener Kraft ouferftanben fei, bieS ouf ihn, olS ©ott, JU bejiehen ifl." — Doß bie Unterorbnung beS „'ïRenfcheit^ fohneS", meldbe fidh eigentlich auf bie gonje heil. Dreifoltigfeit bejieht, fomohl in bet ©prad)e ber hl. ©dhrift olS ber Kirdhe ouSbrüdCli^ nur auf ©ott botet bejogen mirb, hat feine guten ©rünbe, ouf bie mir unS hier felbflrebenb nidht ein= loffen fönnen.
Sir gehen über ju bem Introitus beS jmeiten DfiertogeS:
Introduxit vos Dóminus in terram fluéntem lac et mei, Alloluja: et ut lex Domini semper sit in ore vestro. Alleluja, Alleluja. —
Ps. Confitémini Dómino et invocate nomen ejus: annnn- tiate inter Gentes opera ejus. —
Gloria Patri etc.
©eführt hat euch ber ^»err in ba? Sanb, bartn ^IKilcb unb §oitig fließet, fflKcIufa: bomit bc§ ^errn öiefefe immer in eurem SKunbe fei. aiacluja, Slßeluia.
^f greifet ben §errn unb rufet an feinen Siamcn: mad)ct funb unter ben aSöIfern feine aSerfel — ©hre fei Jc.
Der De):t beS JntroituS ifi bem jmeiten budhe SJZofiS entnommen; ber ipeerführer JfroelS fchärft bort bem bolfe bie geier beS ^afdhofefteS ein, melcheS mie ein Denfmol fein foü, bomit beS §errn ©efefe immer im fflîunbe beS bolfeS fei: „©ebenfet biefeS DageS, bo ihr ouS Egypten gejogen, ou S bem §oufe ber Kned)tfd)aft ; benn mit ftörfer .t)anb hat eudh ber ^ett ouS biefem Drte geführt, batutn foflet ihr (om '!Pafd)afefte) fein gefäuerteS brob effen. Unb menn bich nun ber §ett führt in boS Sonb . . . ., morin 3Jitldh unb §onig fließt, fo follfi bu biefen heil- Dienfi feiern in biefem ÜWonot ... unb bu foßft beinem ©ohne erjählen on biefem Doge unb fagen : DoS ift'S, maS mit bet §err ermiefen, olS idh aus Egypten jog. Unb eS fei bir, mie ein ße^en ouf beiner §anb unb mie ein Denfmol tot beinen Slugen, bomit beS §etrn ©efe(j immer in beinem Slîunbe fei; benn mit flatfer ^onb hat bidh ^«r §etr ouS Egppten geführt." —
Die Slnmenbung ifi ni^t fchmet. Sit Ehriflen feiern boS ^ofdhofefi jum SInDenfen on unfete befreiuung ouS bet Knechtfchaft beS DeufelS, weld)e härter unb brüdfenber mar, olS bie bet Egi)ptet. DoS itohte „Dflerlomm^' ift gefchlad)tet motben jut SRettung bet gonjen ü)ienfchheit. Unb toie SDJofeS bie ©einigen burdh boS rothe ÏReer führte, beffen gluthen fie ton ben Eghptern trennten, fo hat ber §etr fein bolf burch boS Soffer bet Doufe ton ben Ungläubigen gefd)ieben. — Die Hebräer rourbeü ton Jofue in boS Sonb " geführt, ton meldhem megen feiner oußerorbentlid)en gur^tborfeit gefagt lüutbe, boß es ton Wildh unb §onig fließe: unS Ehriflen hat ber §etr geführt in boS 9îeidh feiner Sahrheit unb ©eredhtig« feit;: bort nährt et fein bolf mit bem Wöhren âïJonna. Dut^ biefe ©roßthaten feinet ©üte loin er unS bohin bringen, boß in 3ufunfi fein ©efe^ fletS in-unfetm üJïunbe fei unb gemiffenhoft beobodhtet merbe. — 3)Ut 3fledht forbert unS baher bie Kird)e im ^folmterS (^^Jf.|l04)2auf : greifet ben ^Qerrn unb rufet on feinen Dîomen: 50îochet funb unter ben bölfern feine Serfe!
DerîErhobenheit ■ bet ©ebanfen in ben beiben JntroituS entfpridht toU unb gonj ber mufifolifdbe SluSbrudC in ben ©regorionifdhen Seifen. Seldhe SO^ojeftät in bet hhpo^ph^^?' gifchen d^elobieton Djletfonntag! S;ld)e änmuth in bem |
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entfpredbenben ©afee öoin jtticiten Oftettage, at§ roenn bev ©änger unS ba§ heilige Sanb tn Sönen malen roollte, bo§ öon äRtldh unb §onlg fließt. — $S5ir haben ba§ Bertrauen, baß unfere Ghöre fid^ bemüht ha^>en, ben herrlidhen Sßeifen bodauf geredet ju ro''rben. ©dhönen.
Daß beniljtnte Mxftmt kB Don êreprio
forapouirt um baS 3abr 1640.
3)iefe§ in Siom in bem größten Slnfehen ftehenbe SBerf i ifl bie Kompofitiou beê BfalmS „Miserere mei Deus", ba§ SDÏittmodh unb greitag tn ber heil. SBoche in ber fiytinifdhen Ä'apeHe aufgeführt roirb, Der römifcl)e ©dhriftfleOer Slnbreaê ' Slbami, ber 9fadhridhten oon ber päpftlidhen Kapeüe biê ju : bem ^ahre 1714 tnitlheill, äußert über OiefeS berühmte SDerf ■ folgeube§: üerfchieDenen bergeblidheu Berfuchen älterer
Kompcniften oor mehr als hunbert fahren, eben biefe Beerte fj in 2«ufi! ju fefeen, baß bie .t)äupter ber Kirche Oöflig bamit jufrieben mären, hatte Don ©regorto Slüegri ba§ ©lüdÉ, eine Kompoftlion ju liefern, bie fidh eioigen 9ïühm ermarb; benn tnit menigen mohlmobulirten uub mohlangebradhten Sloten fejjte er ein ïUHferere, roelcheS noch lange jährlich an eben ben Dagen mirb gefungen roerben uub lange noch jeben in (grftaunen fefeen roirb, fo roie eS je^t afle guhörer entjüdtt. — Daß ber erhabene ©inbrudC, ben biefeS B3erï iu ber (Sharroodhe in ber päpftlidhen Kapelle auf baS ©emüth beS .ÖörerS madht, einjig unb mit ^JiidhtS ju oergleidhen fei, barüber ift nur eine ©timtne. ©S läßt alles, roaS idh bisher oon , Kirdhenmuftf gehört habe, roeit hinter fid) jurücf. O bie unbefchreiblidhe «öarmonte! toie ba aÜeS ineinanber fließt unb ftimmt! Balb hört man ben leifen flagenben J^ammer beS einen, bann greifen bie anbern roieber ein, unb fo mallet ber i Bußgefang fort, bis am ©nbe jeber ©trophe aKe fid) üer= einigen. — ^UJir rourbe bie ©teile unficher unter ben güßen. 9Jie hat mid) eine ©teile fo ergriffen unb bemegt mie biefer ©efang; himmlifch muß bie ©eele beS 2}?anneS gemefen fein, ber eine foldhe .§armonie erfinben fonnte."
©S fann nun freilidh nid)t geläugnet merben, baß ein Dheil biefeS außerorbeutlichen ©ffefteS ben mitroirfenben Um-- j ftänbeu jujufd)rei&en fei, unter roeld)eu biefer erhabene ©efang ertönt. Keine aWuftf ber Sß.'lt fleht mohl fo gan^ an ber ©teile, roohiu fie gehört, als biefe, um ©tnpfinbungeu ju üer= ftärfen, ihnen gorm unb ©pradhe ju geben, bie fchon im gjnnern beS ^erjenS fich regen. ©S ift bctS §öchlle, ba? ©r= habenbfte unb 9iührenb|"le in ber flïeligion beS ©htiflüi: ^^er Dob beS ©tlöferS ber ^.Dïenfdheu —"bem jene ftiUen Dage heilig finb, beit jene Drauettöne feiern. Der i^apjl liegt fnieenb oor bem Slltare, bie Karöinäle fnieeu oor ihren ©iften. Die i'id)ter ber KapeOe, bie gacfeln auf bem ©eläuber roerben auSgelöfcht — eine tiefe heilige ©tiae ruht auf bem ©anjen; | ber erhabene ©egenftanb biefer geier brängt fid) jebem ©e= müth auf unb "ftimmt e3 ju frommen ©efühlen. — Bier ©timmen, bie reinften, bie man hören fann, heben nun ben einfachen ®efang an, ber balb leifer, balb ftärfer, balb in einjelnen Bartteen, balb tu ©hören bahlnroallt. ©o roirb bie nömliche ÜJluftf mehrere Ü)Zale mit oeränbertem Dejl roieber^ holt, bis ber lefete BerS beS ^falmS mit jroei ©hören be= fdhlof[en roirb, in roeldhen ber ©efang immer langfamer, feierlicher, fchmä^er, enblic^ ju erlif^en fdheint. SDïan benfe ! |
fidh hierju baS f^öne ©ebäube ber ftytinifchen Kapette; man bebenfe meiter bie BoQfommenheit ber päpftlidhen ©änger, bie biefe 5D?ufif ouf eine Slrt oorjutrogen roiffen, bie nur bort möglich ift, Doher hört man bie ollerreinfte ^[ntonotion, ein Srogen ber Söne, ein ßufommenftimmen aÜer, boS ni^tS JU roünfd)en übrig läßt. UeberbteS hat btefe Kapelle für biefeS SBerf eine Slrt beS BortrogeS, ber nicht in ben 9?oten mitbejeidhnet, fid) bloS burdh Ueberlieferung hier erholten unb fortgepflonjt hol, ein gemeinfdhoftlidheS SBadtJfen unb Slbnehmen, Befdjleunigeu unb Berjögeru ber Bemegung bei geroiffen ©teilen, oußerbem geroiffe Slrteu beS SluSbrudfeS unb ber Berjögerungen, bie biefem SBerfe oieHeidht einen ©eift ein» hauten, ber feine SBirfung ooHenbet. üi, 20?jtg.
|)a)))l-3ttbtläum.
©S ift (fdhreibt mon ouS 9tout) bolb nid)t mehr möglich, oQe jene Stationen unb Körperfdhaften oufjujählen, bie fich om 3ubelfe|le beS heiligen BaterS bereits fd)on betheiligen, ober ongefünoigt haben, ftdh boron ju betheiligen; unb bie SluSfleOung ber ihm gemod)ten ®efd)enfe mag äußerft prodht= ooH merben. ©h'nefen unb ^fapauefen, bie foft ju ben oom ^Jîittelpunfte ber fothol 9ieligion entfernteften ÏJotionen gehören, fünben bereits ihre Slbreffen unb ©efchettfe on ben heiligen Bater on. ©S roirb biefe '■^3riefter=3ubelfeier eine ber impD= fonteften Demonftrotionen ber gonjen fathoUfd)en ©h^'P^n^fi^ merben, unb eS wirb fchmer fein", in ber ®efd)i^te boS Beifpiel eines fo glänjenben unb einftimmigeu 3eugniffeS beS ©loubenS, ber Siebe unb ber Slnhänglichfeit on ben ©tottholter ^efu ©hrifti JU finben. Belgien bereitet man ein golbeneS Budh bor, welches bem heiligen Bater borgebradht wirb. DiefeS Buch, weld)eS ein SBunber ti)pographifcher SluSftottung fein wirb, foll bie Shaten eutholten, bie fidh attf ben ^Çopft be= jiehen olS Bertheibiger unb Berbreiter beS fotholifchen ©loubenS, als Befd)ü^ev unb Befötberer ber philofophifd)eu ©tubien, olS ©lootSitionn unb gürften, olS ben eifrigften Beförberer beS d)riftlid)eu gortfchritteS in ollen 3weigeu ber menfd)lid)en Shötigfeit uub olS ben einjigen uttb fidherfteu §offnungSanfer ber menfchlid}eu ©efeafchoft. " §err ©ottfrieb Kurth, ^rofeffor ber ®efcl)id)le on ber Unioerfität ju Süttich, ift beauftragt, in berebter SBeife bie ©efd)id)te beS großen je(jt regierenben ^ßopfteS in gebrängter Kürje ouSjuorbciten. Der fehr berühmte unb berebte'Berfojier, Slutor mehrerer Bîerfe, uttb unter biefen beS fehr gefchöljten SBerfeS „Urfprung ber mobernen ©ioiti-- fotion", 'ift joohrhaft würbig, boS £ob beS regierenben ^^3apfleS JU feiern, — Sludh bie geinbe ber Kird)e thun baS Sh^iflf» fo biet fiî fönnen, um bem heiligen Bater ju fdhoben ober bet Jubelfeier, bie ftd) oaentholben funbgibt, Dämme ent- gegeujufe^en. ©o fonnte mon iu ben liberoleu Leitungen iefen, boß ein frember §err bem ^opfte eine Slîiaion groncS gefchenft habe, ©leidh würbe tjou competenter ©eite biefe Sfachridit bementirt. 3wedt biefer folfdjen 9îodhridht war, ben ©ifer im ©eben ju bämpfeu; beun menn er ohnebieS fdhon eine SJJiaion groncS foU erholten haben, wäre eS nid)t mehr nothwenbig, fo oiel unb befläubig bem heiligen Boter Opfer JU bringet!, ©ine jweite folfdhe 3'"fadhridht, bie man iu Umlauf fe^te, war, boß eS mit ber Berwoltung im Botican'fd)ledht flehe, baß man bereits in ©chutben ftecfe. Sludh biefe SJod)^ rieht wurb fogleich bementirt, obgleich eS faum nothwenbig gewefen wäre, bieS ju thun. ©S Ift wahrer Uufinn,^fo etrooS oudh nur ju benfen, nodh weit mehr, fo etiooS in^bie BJelt |
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hinou§äufdörelcn ! ®et «'«'B er
nur tont Sllmofen feiner Ktnber lebt unb baß er nur ba§ ausgeben fann, waS er bat ; aber er lebt mit fo »eifer ®par= famfett, baß er unglaublt^ oiel auStbeilen fann. Stilen Setbenben bet 2ßelt, mo e§ immer mijglidh ifl, fommt er ju ;§ülfe. §at er ja in menig Jabren bem oon ber SRe^ gierung JtalienS fo gefd^äbigten Jnftitute ber ^ropaganba fafi eine 2)îillion geben fiJnnen.
Der €akanU
^art am Ufer be§ obern ßürc^erfee'S liegt ba§ ®i3rf- chen Söllingen. Dort ftanb Inno 1850 ber greife Ganter flauS Senj auf bem freien Sorploge beS alten tird^teinS, um einen Seic^enjug ju erwarten. Derfelbe blieb lange au§. Der 9Ute ließ feine Slidfe über bie fonnenbefd^tenene gläd^e be§ lieblitbften aüer ©tbmeijerfeen fd^meifen. Drüben am anbern Ufer erhoben ftdf) im Sorbergrunbe bte fanften §ijl}en= jüge ber 2)?ardh unb babinter, immer fleiler unb fleiler, bie fallen, jerriffenen ©ipfel ber Sllpen.
„Son bort ^er, auS bem milben SBöggigt^ale flammt etgentlicb ber granj", murmelte bet Sitte, mäbrenb bet iDjotgens minb mit ben filbermetßen Si5dEdl)en fpielte, bie fidh neugierig unter bem fdhroarjen ©ammtfäppdhen heroorbrängten.
Gt roar etn fonberbarer ©efelle geroefen, ber granj, ben fie heute im griebhofe am tadhenben ©ee jur eroigen 9iuhe betten rooüten. ÜJïan nannte ihn im Sanbe roeit umljet nur ben ©eigetfranj. Slrmer Seute finb roar er als fnabe hlnauSgejogen in bie roeite Seit, unb man fagte, ble feurigen Seifen, bie er feinet Sioline entlodfte, habe er oon ben 3igeu= netn gelernt, mit benen et ehematS burdh aßet fetten Sauber geftreift. SUS alter 3)îann roar er, getrieben oom §eimroeh, als edhter ©dhroeijet roieber jurüdgefehtt in feine heimathlidhen Serge, arm unb oerlaffen, roie er Oor fünfjig ober fedhSjig Jahren auSgeroanbert. Sluf ben firdhroeihen in bet âlîat^ unb im ©eebejirf fpielte er ben Sinjern unb ©chiffSleuten jum jTanje auf unb ernährte fidh bamit fdhledht unb redht. flauS Senj, bet audh etwas oom ©eigenfpiet_ oerftanb, hatte ben Sllten einmal in bet Ginfamfeit, im SätbeSgrunbe be- taufdht, roie et mit ben SiJgtein um bte Sette mufijierte unb babei aü' fein Seib unb Sehnen, baS geuer bet Jugenb, unerfüllte Hoffnungen, ^erjenStuft unb §erjenStetb unb enb= lidh bie ,§infättigfeit beS SebenS in ïönen barfleOte, glüdflich, roeltoergeffen, felbfloetgeffen. Gr erfannte in bem müben ßugOogel einen edhten f ünjlter unb ließ eS fidh nidht nehmen, ihm nun ein 3leguiem ju fingen. Senn audh unentgeltlidh, eS roar ein Slft ber Kollegialität, ben ein ÜJÏufifer Dem anbern erroieS, unb KlauS Senj hielt oiel auf Kotlegiatität.
Gnblid) taugte ber Seichenjug an, roenige ?ßerfonen nur, lauter alte grauen, bie eben baheim nichts ju oetfäumen hatten. Die üJJänner meinten, eS fei bei bem fd)önen Seilet roidhtiger, baS gelb ju befteöen, atS bem ©eigerftanj „jut Sei^e" JU gehen. 9îur Küfier unb Dobtengräber, aber beibe in einem einjigen alterSfdhroadhen 9)îânndhen "oereinigt, warteten ihres SlmteS.
Der ©eiftlldhe fprad) bie lilurgifd)en ©ebete für bie Seelenruhe beS Dahingefdjiebenen, bie Seihrauchroölflein qualmten in bte §öhe, baS ©rab roarb jugef^aufelt, baS fchlidhte ^otjfreuj in ben §ügel gefenft. jeber bet Seibr trogenben befprengte biefen mit Seihrooffer, unb man begob fidh Sum DrouergotteSbienft in bte Ktrd)e, — boS 9îequiem foöte beginnen. Dod) oon bet Drgetempore herunter ertijnte fein ^^ßrätubium. Die Kijpfe ber grauen roonbten fid) rüd- roärtS. SoS mödhte roohl fein? |
KtouS Senj, bet Gontor unb Otgonifl, roor in größter Sertegenheit. Ohue Satglreler ifl ja bet größte Künftler auf biefem Jnftrumente madhtloS. Sie et oudh feine be= forgten Stide umherfdhroeifen ließ, bet ©efud)te roor ntdöt ju "finben. SaS roor ba ju thun ? Kein einjigeS 9JîannSbttb in ber Kirdhe, als et unO ber Küfter, unb biefer roor oorn beim Slltare unentbehrlidh. GinS ber onroefenben ölten 9}?ütter= dhen fonnte er bodh unmöglidh erfudhen, boS ©efdhäft beS SolgtreterS ju übernehmen. Unb boch follte ber ©eigerftanj fein Requiem hoben! Slber eine bet oier jungen Ghotfängerinnen, bie fid) fchon Dorn an ber Sehne oufgepflonjt hatten unb leife fichernb in ihre afotenblölter fdiouten? Unerhörte Qn- muthungen on eine ^ttmobonno oon Söllingen om obern 3ür(herfee!
^.ßeintidhe Sertegenheit ! „Seim ©eigerftanj bo gibt'S fein Drouetmohl unb fein Drinfgetb" hatte om borgen ber oon ber .Kirdhengenoffenoerfammlung erroählte Drgetlreter gebad)l unb roor hinaus jut Slrbeit auf ben Karloffetader gefd)ritlen
SereilS betete bet ^J3rtefter ben JntroituS unb fronte unroitlig rüdwärtS, olS bie Orgel nodh immer ftumm blieb.
KtauS Senj fragte fid) in ben paaren unb trippelte uertegen hin unb her- „Gin Königreich für einen Otgel= jiehet", hätte et mit ShofeSfpeore fogen fönnen, loenn ihm biefer befonnt geioefen roäre. So begnügte er ftdö benn, halblaut ouf ganj geroöhnlid)e Slrt ju tomeutiren unb bem èoumfeligen ben Kudnd on ben §alS ju roünfd)en.
Do "fomen Dritte bie Dreppe herauf, gemüthli^e, tanfl= fome Dritte. Die ®Jäbd)en hörten auf ju tid)etn, unb gierig roie ein 9îaubOogel fpähte boS Sluge beS Sitten noch" ber über ber Srüf'tnng auftoudhenben ©eftall.
„§a Surfd)e, boS foUft Du mit büßen"! rooßte er ben Serfpäteten anfd)nauben unb Ihot einen Schritt OorroärtS, um fid) gleid) auf ben Strgtofen ftürjen ju fönnen.
" Dodh, looS bo jum Sorfd)etn fom, roor ntd)t boS breite, gutmüthige ©eficht beS DtgellreterS. Gine tanbfrembe gnomie fdhante ihm entgegen, geiftboße Stirne, fdhorfgefchniltene ßüge, leuchtenbe Singen." Gin ftäbtifd) gefleibeler yJîonn, im Sllter oon breißig bis fünfunbbteißig johren, trot auf bie Gmpore. Slm aiJorgen früh war et oon SîappetSwil, ber Sîofenftobt am ßürdherfee, aufgebtod)en unb in ben lad)enben ÎDÎaimorgen hinein, nodh Often gepilgert. Gt hatte oorhin oon ferne bem Segräbniß jugefehen unb trot, er wußte roohl felbft nicht roarum, in boS f"(htichte Kirdhlein.
Seinahe erfdhrodeu übet bie jütnenbe ûJîiene beS greifen GontorS rooßte er fi^ gleid) rotebet jntüdjiehen. Dod) biefer errolfdhte Ihn nod) beim Sîodjipfet unb flüfterte halblaut unb in ben elnfd)meid)elnbften Socftönen:
„Um ©otteS roißen, roenn Jhr oudh nidhtS oon 9}?ufif oerfleht, jieht mir ble Otgel!"
Sounig flog eS über boS geiflooße Sintiig beS gremben. Gr ntdle ' ein Ja. SoS fonnte er onberS thun, alS fid) gefangen geben? Sdhneß jeigte ihm bet Gontor bte höchft einfadhe ÜJaniputalion, unb mit Slrmen unb Seinen begann et eine Strbeil, inbeß biefer nadh oorn eilte, furj prälubierte unb bann fräftig einfegte: Eequiera aeternam dona eis. Der ÜJlonn fpielte gor nidht übel; bie Sopran« unb Slltfängerinnen thaten ebenfoHS ihr 9JîôgtichfteS, unb fo |
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würbe baS ^Requiem glüdfCtcb ju ©nbe geführt. Der le^te Don loar oerbatit, nnb fi'^tanS SJenj trat ju feinem neuen Ovgel= ;(teber, ber fid) mit feinem feiöenen goulaib öen ©^ioei§ üon ber ©tirne mifcbte. Die ungewohnte Slrbeit fd^ten i^n ftarf erbiet ju haben.
„©0, heute haben wir bie ©adhe gut gemacht, jdh hab'S bem armen ©eigerfranj ju Sieb' gethan. ©portelu' gibt'S feine bafür. Süfeinen beften Danf! äöenn jh^'^ nidht tjerfdhmäht, fo fomtnt mit mir hinüber; bei einem ®la§ aiepfelmoft fönnt jhi^ ©uch »'on ©uren heutigen mufifalifchen Seiftungen erholen!"
Dem gremben jndfle e§ wie üerhaltenes Sächeln um bie 9J?unbwintel.
„©S ift ein guter Dropfen, fommt nur!" ©r folgte bem 2ltten uadh beffen junggefetlenwirthfdhaft, wo na(h beS DageS 3)?üh' unb Saft ein gafj gofbgelben ®el= joferfafteS ben SSorn ju angenehmer ©rbotung bitöete.
Der ©aft ließ fich ben mürjigen ©aft nnb baS fdhwarje Srob redht wohl fchtnedfen.
„Das habt ^hi^ Leblich oerbient, SDiann, obgleich eS üon ©Urem ju rafcheu Sluftreten einigemal arg plumpste, ja, ja, fo eine Orgel utu| tuan ju behanbeln wiffen unb in ber iÜJufif auch ^leinigfeiten nicht gleichgültig nehmen," fagte ^lauS iöenj, inbem er neben bem grentben ^la^ nahm unb fidh auch ein @laS einfchenfte. Daun fam er inS ©efprädh unb erzählte alles, toaS er oon betn ©eigerfranj mufjte; mie er ihn eintnal broben itn Sudheithaitte belaufd[}t unb entbedft habe, bafj an bemfelben ein ^?ünftler üerloren gegangen fei, unb anbereS mehr.
Den gretnben fdhten baS Dhema }u feffelu. ©r hovdhte aufmerffatn jsu, bis ihn ber Gantor fragte:
„§e, 9jfann, üerfteht jhr eigentUdh audh ttmaS üon DKufif?"
fo ein wenig!" „pttet jhr üorhin baS 9iequietu mohl fpielen fiinnen? ^ennt ihr bie alten Jlicdhentonarten ? DaS Agnus Dei hat tu ber Begleitung fo üiele t^ unb j? baß eS fdhon 9loutine braudht, utn nicht fledCen ju bleiben. Unb befonberS bie un= gewohnten §armonieen uub SluSweidhungeu im Dona eis, bie haben fchon mandhen umgeworfen, äßollt jhr'S einmal probieren?" 33ei biefen Sorten jeigte ftdh ein gutmüthigeS, überlegenes Sädheln auf ben Sippen beS alten ©antorS iion Bollingen. „Sßirft'S wohl bleiben laffen", follte eS bebeutnt- Der greittbe fd[)ieu bie Sorte nicht beadhtet ju haben, ©r mar nodh ganj üertieft in bie ©chidffale beS artneu ©eiger; franj. Da fiel fein 33lict auf baS in ber ©dCe ftehenbe Jllaoier. ©S mar ein fdhlichteS, armfeligeS jnfirument. ©r iJffnete eS unb begann ju fpielen. ©dhon bie erften Slfforbe, mu^tig angefchlagen, belehrten ben ©antor, baß ben ä>Jann ba feine ^artnonieen unb harmouifdhen ^erioe^Slungen beirren fönitten. Derfelbe begann ju phantafiren; unb je länger er fpielte, befto griJßer würben bie Singen unfereS guten S3enj.
©0 hatte er aber noch »ie fpielen gehi3rt; baS ging weit über feine fünft, über ©eflimpcr, toie er i'e(jt feine eigenen Seiftungen benannte. Jfonute cS mi3gUd) fein, baß fol^e ÜJJelobieen in feinem jnftrumente fchlummertcn? ja, ridhtig, — bie ScbenS-- gefdhid)te beS armen ©eigerfrattj jog, in älfuftf gcfleibet, an bem ©antor oorüber, ber tnit Bewuttberung utib Slnbacht juhörte unb bie §änbe faltete üor ©taunen unb Slnbadht. ©in 9?equicm ertönte, aber anberS als bcr ©antor eS üorhin gefpiclt, unb mit einer fubelnben, himmlifch ücrflärten Seife fchloß ber grentbe unb toanbte ftdh """ unferm ©antor, bem bic Dhränen über bie Sangen rollten. |
Die 2)iufif hatte ben Unbcfannten mächtig aufgeregt, ©rinnerten boch bie ©dhicffale beS artneu ©eigerfrauj üiel au feine eigenen! ©oQte toohl einft audh er fo üerfannt unb Oergeffen fterben?!
Ohne eine Bemerfuug beS ©antorS abjmoarten, warf er feine farte auf ben Difch unb eilte, erfüllt üou feineu ©ebanfen, hinaus, um feinen ©pajicrgang fortjufc(jen. 2111= tnählig fam bie Bewegung in feiner i3ru[t wieber ju 3ïuhe, unb er freute fidh foftU^ bcS jntcrmcjjo, hier in biefem fteinen Dörfchen jum örgcltrctcr gepreßt worben ju fein. Sin Seib unö ©eele geftärft", fehrte er nadh einigen Dagen nadh 3ü"ch jurücf JU feinen ©tubien, feinen fompofttionen, ©ntwürfcn unb ^IJläncn, bie feinen 9ïatncn in ber golge berühmt tnadhen foCtcn.
^?lauS Benj nahm bie iïarte üom Dtfdhe unb laS barauf: 9ïtd)arb Sagner.
©in ihm unbefannter 9?ame! ©r hatte nodh nichts üon „9ïienji", „gliegcnbeu §otlänbcr", „Danuhäufer" unb „Sohen= grin" gehört, bie fchon batnalS ihren Schöpfer berühmt madhten.
„Der fann'S ju etwaS bringen", fagte er für ftdh, un^ was bie §auptfadhe ift, ber ©eigerfranj hat fein JRequiem befomtuen!" Damit ging er hi"auS in bcn ©arten, um nadh feinen Sieblingen, bcn Blutnen, ju fehen.
Stiele jähre fpäter erft wttrbe ihtn bie eigentlidhe Be^ beutung beS SJJanueS flar. yJichr alS einmal hat er bie ©efdjichte erjählt, unb fein ©efi^t leuditcte auf, toenn er auf ben 50Jomont icncS Ü)?aimorgcnS ju fprechen fam, ba 9ïidharb Sagner beu golbigen ©clfofcrfaft in feinem ©tübdhen fidh fo gut fchmecfcn Ueß. (5«. 93?.)
(Eru|le0 unb ^txkxcB.
Der alte ^JJUtthefon fchreibt in feinem, noch heute gefdhäl^tcn Budhe „bcr ooDtommcne Jfapellmeiftei" (^omburg 1730) alfo: „Sluch bie äußerliche ©tcOung beS ScibeS, bie Scnbung bcS ©efidjtcS, bie Dragung beS ^aupteS, bie Bc= megung ber §äube unb, wenn oom ^.ßapier gefungen mirb, bie" Haltung beffelben — aüeS bicfcS trägt nid)t menig jum 5üorthcil unb jur guten Sirfung ber ©timme cineS ©änqerS bei, bem eS feiten fowohl Don ©tatten gehen wirb, roenn er auf einem ©tuhl fi^ct, als roenn er gerabe aufredjt flehet, fich >»eber üornc noch hinten überbieget ober frümmct, üieU roeniger üon einer ©eite jur anbern manfet, wie ihrer SBiele thun.
SBieroohl toegcn beS ©i^enS, roenn man fidh nidht gar ju gcmächlid) jurücflehnct, fonbern fein emporhält unb bie Slrmc ftü^el, ift mir in Slnfehung beS SlthemS eine fleine SlnSnahme cingefatten: inbem id) cheuialS felbft burch ©rfahrung gelcrnet habe, baß fidh ^ie Suft babei mcrflidh f paren läßt. Der Scib ift ruhiger unb hat toeniger Bcroegung im ©i^en alS im ©tchen: mau fann baher üiel länger in einem Don, ohne Suft JU fchöpfcn, aushalten. Doch muß bie Untere ftü^ung auf bcm Slrmftuhl nicht mit bem ©abogen, fonbern mit Den §änben gefdhehen, unb man muß tric ein iïutfdhcr auf bem Bocf fi(jcn. Söir habcn'S ücrfucht, ouch »on Slnbern üerfucheu loffen, unb fichc, man hat eS bewährt bc^ funben. — |
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, ^triftiger @rtt«t>. Ein ©efangfchüter eT^ielt vom Dirigenten einmal eine fehr beröe Section barüber, baß er beim (Singen gar fo fe^r fc^reie. „Ja," jagte ber, „baS gibt gar fein Sunber; mein früherer ©efangle^rer bat un§ bie 9Joten alle eingeprügelt, borum fonn id^ nic^t onberS ol5 fc^reien." —
ein (Saïcant ?Jac6 einem feierlichen ©otteS= bienfle fommt berfelbe jum Drgoniften unb fogt: „.^eut' hoben mir ober 'mol fc^ön gefpielt!" Organift: „Du bummer Kerl, bu bift bodh f'^^er nidht f^ulb boron, baß es fo fdhi3n ging!" 9llS inbeß om folgenben ©onntoge ber Organift beginnen moHte, gingS nidht. mar fein Sinb bo. Der Organift rennt jum balgtreter: „Ei, tritt boch!" Der ober ladht fchelmifch: „Jhr habt jo gefagt, Jh^ fönntet'S aCein!" — |
9JlttfifttUfc^! boron: „Jch fonn, mie gefogt, Jhre grl. Dochter nicht heirothen, benn fie ifî mufifalifdh, mie idh höre, unb ich haffe alle 2)înfiî." — banquier: „9îicht§ für ungut, §err boron! Slber menn einer fo folfch finflt fpielt, mie meine ©oroh, fann man bodh '»"h' fase" von ihm, boß er ift mufifalifch !" — |
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Messe für Männerchor.
ßcniarbB Op. 23. Missa in hon. beatae Mariae virginis, für 4ft. a«ännerchor. ^ort. m. 1.60, ©timmen a 25 ^fg. SZaCb bem Urtheile bc§ Ofcfcrenten beê eöcilicnücreing-SatalogeS (Sïr. 724) eine ber beften ber im Kataloge aufgenommenen TOännerc£)or=1Keffcu
ÜfkE0 Op. 10. Missa in hon. S. Ambrosii, für 4ft. a)ïanner^or (ohne Credo), ^art. Tl. 1.20., compl. ©timmen 40 ^f. S)ic ïïïeffc ift mit großer ®emnnbtbcir gef^ricben, babei leicbt au§füt)rbat mnvbig uub mohltlingenb. 9luct) für fd)mächere Sijöre ju empfehlen.
„ Op. 13. Missa in hon. S Joannis Evangeiistae (Ohne Credo) für 3 ajiännerftimmen ^art. 1,00 compl. ©timmen 40 ^fg.
gr. ©dbmibt 9?r. 466) fd)reibt über biefe SJeffe: „®icfe für cinfo^e
Gbovüerhältniffe gef^ricbene SUeffe «crbicut megen i^rer fd)öncn 9trbeit, ifjcer mürbigen ebleu Haltung bie 9lufnahme in baê 9iepertoir aud) gröfjerer ßhöre jc.
ÖJiltbergcr ^lug., Op 3. Missa in hon. s. Augustini für 4ft. 3}tännerchor ?Jrei§ ^art. 1.60, compl. ©timmen 60 ^fg. „ Op. 15, Missa in hon. s. Aloysii, für 2 gleidje ©timmen. ^reiS ^art. 2 m., compl. ©timmen 80 ^fg.
Sie „9t. SSUtberger'fdjen ßompofttioncn" finb fo aflgcmcin befonnt unb beliebt, boß fte einer befonberen (Smpfe^Iung nid)t bebürfen.
2luf SBunfch feubcn wir vorftchcnb l)crjeid)netc üJicffen gerne jur 9lnfid)t.
ißerlag öou Jifßcrt ^acoH & go. ttt JlacJett^
beut febcit tntli für bus feüctt. SÄ'.
f^riften. §etou§gegebcn vom Onfel üubmig. 2. 9lbtheitung, SliltÜci': Sdjriftcn, 1. Lieferung: Sd)nl:8uötui0. l. S3önbd)cn. ^Diit farbigem Umfchlagbilb unb vielen bunten jauftrotionen. ^reiS cleg. iu garbenbrurf- umfd)Iog fartonniert ,50 fpffl.
gerncr erf^icn im gleid)en berlage:
Stnv^c, le^rrcitfjc ^'rsärjatunctt am betit ßclictt der Uclieti
ÖClUöett ^attc§ fiiv 8lSJtt(fittdCt% ¥rei§ elcg. fart, 40 ^fg.
Jl<vi* greunb, fiehrcr unb gührcr ber Kinber. Ja^rg.
Vtl 1885 unb 1886, $rei3 jebe§ bäubchcn? in reijcn.
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©ei Sejug Oou ireiticftn?
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^(Jotto bei birelter ©eiibung
toirb eftr» fierei^net.
„©orge, bog bu mit bem ^erjcn glonbjt, loa« bu mit bem SKunbe ftngft, nnb in SUJerteu
Èet^fitigft, hJoS bu mit bem Jierjen glauift." Eoncit in dart^ago O, 3. 398.
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1. Komm, 0 heil'ger ©eift, unb toebf,
Senb' un§ODnbcr^tmmel§böl)e Deines Siebtes heil'gen ©trabl! Komm, 0 Sater Du ber Slrmen, ©nabenfpenber ooH Erbarmen, güd' bte §erjen olljumal!
2. Du, 0 füßer ©afi ber ©eele
©albeft fte mit ^immelSöle, gäcbelfi linbe SJuhe ihr; Sabfal in beS SebenS Wühen, Kühlung in beS Kampfes ©lühen, Jroft im 2Beinen tfl bei Dir.
3. 3ünb' in Deiner ®läub'= gen §erjen
Deines ©lanjeS helle Kerjen, ©el'geS, toonneüolleS Sicht! 9JichtS ifl in ber ü)?enfd)en ©eele Ohne Jrrthum, ohne gehle, SBenn Dein Slnhauch ihr gebricht.
4. 210' toaS unrein ifl, baS toafche,
geudhte an, maS bürr »ie Slfche, Unb toaS »unb ifl, mn^e heil; SlOeS ©tarre beug' gelinbe, 5ffiaS erfaltet ift, entjünbe, DaS Serirrte lenf jum §ell.
5. ©euß' üon lichten ^im« melSauen
Jn uns, ble Dir gläubig trauen, ©lebenfält'gen ©nabenflrom; ©Ib ber Dugenben Sollenbung, ©ib beS SXobeS fel'ge Senbung, E»'geS gefi im eitj'gen Dom ! 2lmen. Siaelufa.
Siefc ©equeni loar iu früberen jahrhunberten einer ber bc (iebteften fird)licl)en ©efänöc. lieber ben -^lutor berfelben ift man nidit einig; einige nennen al« foldien Jfönig JRobert II. üon granf' rcich (t 1031), anbere fdjrcibcu fic bem «ßapftc Jnnocenj IU.
Die JOfingPfequen^ ,Veni sancte Spiritus.'
1. Veni sancte Spiritus, Et emitte coélilus Lucis tuae radium! Veni pater paüperum Veni dator münerum, Veni lumen cordium!
2. Consoldtor óptime, Dulcis hospes animae, Dulce retrigérium; In labóre réquies. In aestu tempéries. In fletu solatium.
3. 0 lux beatissima Reple cordis intima Tu6rum fidelium: Sine tuo niimine Nihil est in h6mine, Nihil est inn6xium.
4. Lava quod est sór- didum,
Riga quod est aridum, Sana quod est saücium. Flecte quod est rigidum, Fove quod est frigidum, Rege quod est dévium.
5. Da tuis ftdélibus In te confiténtibus Sacrum septenarium; Da virtutis méritum, Da saliUis éxitum. Da pet'énne gaudium.
Amen. Alleluja. |
(t 1216) JU. Scr fromme Siditer hat c3 wohl üerftauben au§= jubrücfcn, was ber hf- @cift un§ fein foU unb wtrfliih ift. (Sr fagt uns, boß biefer öcift ift ber (SJeift göttli^cr gricuchtung, ber aSatcr ber Slrmen, ber Spcnbcr gciftigcr ®abcu, ba§ 2i^t ber ^crjcn, ber S^roft ber Seele, bic milbcftc (Srquiclung im Beben, bic 3fluhe in ber Slrbeit, bic Sänftigung im heißen Kampfe, ber Sröfter iu S(hmcrjcn. Unb lotc uncnblid] wahr finb bic SSortc: Sino Tuo numino nihil est in liomine, nihil est innoxium. „0£)nc bic Kraft beincr (5)ottt)cit ift ber 3Kcnfd) nichts, ift in ihm feine Unfchulb." ®arum foll ber (Seift rciiitgcn, waS unrein; crfrifd)cn, wa§ trocten; heilen, waS ücrrounbct; beugen, WaS h^rt unb unbcugfam; erwärmen, was crfaltct; leiten unb regieren, toaS in bic Jrrc geleitet 'ft! SSon Jl)in ift aße 2;ugenb; (£r ocrleiht einen hcilfamcn StuSgang; (Sr ift bic unücrgänglichc greube. —
Unfere Scquenj weift alfo ciitc herrlid)c (ScbanfeufüHc auf trojj bcS fnapp unb eng gehaltenen fprachliihcn SluSbrucfeS. Ser geneigte Sefer bcad)tc ferner bic präd)tigcn ©cgcnfäjje, jumal in ber 2. Strophe: labore requios, in aestu tomperies; in fletu solatium; bann in ber ganjen -1. Strophe: Lava quod ost sordidum, Riga quod ost aridum etc.
3Bic Icicht unD anmuthig fließt bie Spradjc bahin, unb wie wunberbar fdjön wirtt in ber 1. Stropl)c bic oicrnuilige ^Bieber« fehr bcS Veni (.i?omm!) unb bem entfprcd)cn& in ber lejjten Strophe ba5 ebenfo oft wicber()oltc Da (@ib!) ®aS „kommen" Ultb „bic ®abcn" beS heil, ©ciftcä will ber fromme Sid)ter burd) fein berrlid)e8 2icb crflc()en.
i^inficbtlid) ber gorm überfcf)c mau nid)t, baß iu jeber ber fünf Strophen ber crftc SßcrS mit bem jiociten, ber britte SSerS mit bent fcd)ftcn unb ber üicrtc 58crS mit bem fünften fid) reimt. 3nv (Srlnutcruno: Jn ber erften Strophe ücrfeljcu wir unS geiuiffcrmaßcn iti bie 3cit, Wcld)c jwifdicn ber §imntelfal)rt bcS ^»errn unb ber ^icrabtunft bcS hl- ©eiftcS liegt; wir oercinigen unfer ©ebet ntit bem ber Jünger Jefu, bamit am 1)1. ^^Sfingflfefte baä im ©nabelt- wcgc fid) erneuere, loaS einft bic Jünger, im ÖJcbctc ücrl)aircitb, erwarteten: bic ^erabfunft bcö oom ^errn üerfprod)cncu S:ri5ftcrS.
Ser 1)1. ®eift crlcud)tct bcu Serftanb unb criunrmt baS ©emüth, barum ift baS gcucr, bic öid)tflammc fein Sl)inbül. (Sö ift nicht irbifd)cS, fonbern geuer, baS oom .^litnmel (coelitus) einft fam unb je^t noch foiumt. Um einen Stral)l biefcS l)imm< iifd)eu 2i^tcS bitten lutr nun, inbem wir baS SSertraueu f)aben, baß bic Kraft beffclbcn nuSrcid)cnb fei, um bic mäd)tigilen 2Bir=> fungen in unferer Seele heroorjnrufeit. —
Ser hl. (SJeift wirb „58atcr ber Slrmen" (pator pauperuni) genannt; cS finb bic Sinnen im ©eifte gemeint, b. l). biejeiiigen, lücld)c baS Sebürfniß ber ©nabe in Scmtilh empfinben. —
Dator munerum b. i. „Spcnber ber (geiftigen ©aben") au uns, feine hülfSbcbürftigcn ßinbcr. —
Lumen cordium „üid)t ber §crjen", wirb ber 1)1. ©eift cnb= ltd) genannt. Sic innere ßrlcud)tung, wcld)c (Sr bewirft, ift bic erfte uub notl)Wcnbigftc ©abc; benn fic läjjt unS cincrj'cits bie eigene Ohnmacht nnb Sünbhaftigfcit unb anbcrfcitS ©otteS ©naben» traft unb (Sibarntung rc^t crtcnucn. — |
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2. (Stropje. „O bu üorsügliiïiftcr ïröftcr, liebreicher ®aft, fiißc» Sabfal ber Seele." — Veni (.Jïoinni") ber 1. ©tropee fann ju biefen unb ben folgenben 58erfcn ber 2. Strophe erganjt iDcrben. —
®er ©cifaiib felbft Ijat ben hl- ®eift mieberholt „ïröfter" genannt. (3oh. 14 unb 15.) Sr bringt ïroft in ber größten SJoth, nömlicf) in ber burd) bic ©ünbe bcniirttcn Scclcnnoth. —
Dulcis hospes animao ((icbnidicr ©eclcngaft). SBcr bcnft hier nicht unwillfurlich au bic (Sintehr bcê §errn bei unb au bic SBirfnng; ,,§cutc ift biefem ^aufc §cil miebcrfahrcn!" (Sufaê 7.) Stehntid) mirb bic SSirfung fein, menu ber himmli)d)c ïröfter tn unferer ©ccïc ©nfchr balt. 5BcId)' fuße „(grquidung" (refrigerium) mirb unS ju ïh^tl: in labore requies etc. „®cm uon bcï SInftrengung ©rmübctcn bic gemünfd)tc JRuhc; in ber
(bcê Kampfes gegen bic SScrfudiungen) mirb un§ crfrif^enbe KühiUng; in Kummer unb ©^merj (in biefem „^halc ber jähren") tinb5,tnbc ïroftung!"
•? ©trophe. 3Söhrenb bie 2. ©trophe fi^ mehr an baS Venip-ater pauperum (Komm S3oter ber Strmen!) onf^Ioß, reiht bie 3. ©trophc fich me^r on baê Veni lumen cordinm (Komm Si^t ber .'êcrjen!): „O bcfdigcnbcê Sid)t, crfütte bie geheimften galten ber §)crjcn bcincr ©laubigen: benn ohne beine ©ottcê^- froft ucrmag ber aficufd) niditê (gu feinem §eilc) unb bleibt nidht ungcfähtbet (oon ©ünben)."
4. ©trophe. 3» biefer ©trophe bitten mir ben hl. ®cift, er möge feine mächtige ©otteStroft in unS mtrfen laffen gegen bic argen SScrmüftungcn, roel^c bic ©ünbe in un§ SDïenfdhcn nngen^tet hot. S)urch biefelbe ift bie ©celc bcficctt unb barunt ein Slbf^cu in ben Singen bcê §crrn gemorben. ©omit bebarf fie juerft ber ^Reinigung: Lava qnod est sordidum „ffiafdhe rein, maê beffedt ift"! —
S)urd) bie ©ünbe aber ift bie ©cclc aud) einem bürrcn (Srbrcid) glcid) gemorben, meld)c« feine grud)t hertjorjubringcn Vermag: Eiga quod est aridnm „S3efcud)tc, maê bürr ift"! —
2)ie ©ünbe hat ber ©cclc ferner tiefe SSunbcn gefchlagcn, moron fte franft unb fiecht: Sana quod est sancium „.^eilc, moê nermunbet ift"! —
Unb fo malt bie ©cclc für boê ©ute geworben, fo ftarr unb unbeugfam roiberftrcbt fic nur ju oft bem göttlid)cn SEßiCcn: Fleete qnod est rigidum „33eugc, Waê erftorrt ift"! —
Kälte (Sauheit) niad)t unê hart unb ftarr, barum: Pove quod est frigidum „(Stmärrnc, maê crfoltct ift"! —
3)nS ßhriftcnthum cnblich ift ber einjig Wahre SScg jum htram« lifchcn SSatcrtanbc; SO?and)c weichen bonon ab unb eilen bem gähnenben Slbgrunbe ju: Roge quod est devium „gühre bic Srrenben Wieber auf ben redjten SBeg"! —
5. ©tropbc. „aSerleihc beineu ©läubigen, bic ouf bich öcrtrauen, bic fieben hl. ©oben; gib unê bic grud)t ber SCugenb, ucricihc unê ein fcligeê Gnbe unb bic immerwährcnbe greube!"
®ie 7 hl. ©oben licrmijgen in unê tugcnbhafteê Seben unb ©treben ju bemirfen. gaHS wir biefen ®nabcnrcid)thum treu benn|en, mirb bic ©nabe ber Söehnrrlichteit biê an'ê Gnbc unb ;iule|t bie ewige ©eligfeit nnfer Sohn fein!" —
©owohl ïcjt alê SDÏelobic biefer hcrrlid)en ©cqucnj beWeifen, Wie tief ber ©eift beê 3ïutorê glcid)fam in bie ©tut bcê ht. ©eifteê fid) gctaud)t hotte, che er ben §t)ninuê auS feinem gottbcgnabelcn Snnern hcrauêftrömcu ließ; benn auê biefem ©ciftc fommt ja haê geuer ber Siebe, bic rcd)te ©albung unb ber ©trom ht. S3c= gciftcrung. Unb moê fpceicn bic SOJclobie betrifft, fo mödhten roir jeben, ber einigermaßen ©efühl für SJUtfif hat unb biefe ©equenj irgenb einmal in cntfpred)enbcr ÏBcifc nortragcn hörte, fragen, ob ihm biefe einfache (Shovolweifc nid)t wie ou§ onberer sSelt onS :Ohr gcftungcn höbe? ®a begreift man, wie ber befannte mufifolifdic ©diriftftener Xh'baut, alê ^rotcftant, fogen fonnte: „3)ie tatholifdjc jïirdjc hatte Don oaen bic bringenbftc Sßcranloffung jttr Beibehaltung ber großen Urgeföngc, roeld)c bie ©regorioni«' fehen genannt roerben, jener wohrl)aft himmlifd)en, erhabenen ©c= fange unb Intonationen, weld)c in ben fchiinftcn Reiten ber Kirche tjom ©enic gcfdjoß'cn unb tjon ber Knnft gepflegt, baê ©emüth tiefer ergreifen, alê biele unferer auf ben Gffeft bcrcdinetcn neueren Kompofitioncn." ailßd)tcn barum unfere Kirdjcnchore mit bemfelben ©ifer unb gleiß unfere heirüthe« ©horalwelfen fid) ju eigen mad|en, womit fic on bic Einübung mehrftimmiger |
SSofalrocrfe hcranjutreten gemohnt ftnb. S)te Erfahrung beftätigt tJoKauf, waê ber crleuchtftc ^ßnpfl Scncbift XIV. bcjcugt, baß „biefer ©efang, wenn er genau eingehalten (b. h. fdlön auêgcführp Wirb, bie .^crjen ber ©laubigen jur Slnbadht unb grijmmigfcit ftimmt unb uon frommen ©hriftcn am liebftcn gehört Wirb " — ®ic fanfte weiche Slnmuth fold)cr ©efänge muß einem ^crjen tjcrftänblich werben, baê — beten fann. ®cr grcgorianifd)c ©e» fang ift glcid) bem täglichen 93rob: er ift eine ©pcifc beê ©e» mütheê, bic nie mibcrfteht.
©^licßlid) bemerfen wir no^, boß bic t)orjüglid)e metrifd)c Ucberfcgung bem „©ciftlidien Blumcnftrouß" öon SKclchior, Sar« binol üon ®iepcnbrod, entnommen würbe, währenb roir unferer furjen Erläuterung baê t>ortrcfflid)e Sßcrt üon ®ompropft Dr. ^aüfcr ju ©runbe legten. Schönen.
5DaB i^odiami
II.
®er 3ntroitu§ be§ ingftfonntogeS loutet:
Spiritus Dómini replóvit orbem terrarum, Alleluja: et hoe quo continet ómiiia, sciéntiam habet vocis. Alleluja, Alleluja, Alleluja.
Ps.: Exurgat Deus et dissi- pentur inimici ejus: et ftigiant, qui oderunt eum, a facie ejus. Gloria Patri etc.
2)cr ©eift beê .^»crrn hot ben erbtniê crfüQt, SlHcIuja: unb (Sr, bcr Slücê jufammen« hält, hat bic 2Siffenfd)aft bcr ©prad)c. Slttclnjo, Siaeluja, SlDeluja.
Êê erhebe fid) ©ott, unb eê mögen ouêcinunbcr ftieben feine geinbe, uub fliehen uor x^ra, bic ihn haffen.
ghre fei JC.
®ie Slntiphon beS ^ntroituS ift betn 1. Kapitel beS BudheS ber Bîeiêheit entnommen. Die Kirdhe üerfteht ben Sluêfpruch: „ber ©eift bcâ iperrn hat erfüllt 2C." offenbar fo, boß ber 2iae§ jufommenholtenbe unb belebeube heil. oufS 9îeue bie Bewohner be§ @rbfreife§ erfüQte unb burdh boS BJunber ber ©pradhen feine ©egenmort funbgab. SSoS bem= noch bei bem einjelnen äJfenfdhen bie ©eele für ben Seib, bo§ ift für bie ertöfte SlJenfdhhelt ber heit- ©eift, ber beu gonjen mi)ftifdhen Seib ©hnfti erfüüt, belebt unb feine 2ßei§= heit burdh benfelben ouêfpridht. [gür folche Sefer, bie bie loteinifdhe ©proche üerftehen, bemerfen wir tm Borbeigehen, boß hoc, quod ein ®räciSmu§ ift für et hic spiritus qui].
®er ^:}3folmoer§ Exurgat jc. ift qu§ bem 67. ^falm genommen. Die Kirdhe bittet bovin ben jur Siechten ©otteS erhöhten ©ieger über bie höHifchen geinbe, boß berfelbe ouch fürberhin un§ beiftehe wiber bie geinbe unfereS jp^ileS, boß er fein auf ©rben begonnenes ïïöerf nun feflige nnb ooHeube burdh feinen ht- ©eift, ben er ouSgegoffen über fein Bolf. — Unter ben üerönberlichen, üom ©efongdhore im 3Jamen ber ©emeinbe üorjutrogenben ©efängen beim §odhomte nimmt bie jweite ©teHe ein:
boS Graduale, yjîit biefem 9Jomen bejeichnet mon boS ©efongftücf, toeldheS jmifchen ©piftel unb ©oangeliûm feine ©lette hat unb boS ©littet unb Biubegtieb biefer beiben biblifchen Sefungen fein foH. Der 9Jome „Graduale" ober „©tufengefong" ift üon bem Drte hergenommen, üon bem ouS berfelbe urfprünglidh burdh i^en Borfäuger gefungen rourbe, nämli^ üon ber erhöhten ©teÜe (älmbo), auf weldhem üorher bie ©piftel gelefen worben. —
Dos Graduale befiehl auS jwei Sheiten, bon benen ber erftere ben Spornen „Responsorium" (Bîedhfel» |
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gefang) ^ot, ber anbere aber „Versas" (V.) ^fiadh
römtfdöem Brandl intoniren jmet ©änger ba§ ©efangftüd, unb ber (S^or fä^rt fort bi§ jum V., meldher mieber' üon jmei ©ängern oorgetragen mirb. — ju ben meifien gäOen finb beibe STh^le Graduale ben ^falmen entnommen; nidht feilen lommen ouch ©teilen ouS ouDern SBüchern be§ ollen unb neuen Deftamenteë jur SSeruenbung, unb nur einige 3J?ale begegnen un§ nidhtbiblif^e Dejte, j. 53. in bem Kespon- sorium ber ©eelenmeffe („Requiem aeternam . . ."). ©0 treffen mir in ber Siturgie überall ouf bie Sorte ber hl. ©dhrift, melche bie tirdhe überouä treffenb ouSgemählt hat unb mie funlelnbe ©belfteine in ihrem ©otteSbienfte glänjen läßt.
®ie Bebeutung beS Graduale läßt fich leidht erfennen, menn man bebenft, boß biefer ©horgefong mit ben brei oer= änberlidhen ©efongftüdten (Introitus,Offertorium,Communio) ein (SonjeS bilbet, bo§ ben ©runbgebonfen ber betreffenbeu firdhlidhen ßeit unb ber jemeiligen STogeS^ ober Opferfeier jum SluSbrucfe bringt. Slehnli^e ©ebonfen, ©efühle uub ©ntfchlüffe, roie fie bereits im Introitus lout geroorben, werben im Graduale mieber ouSgefprodhen, oufgefrifdht unb roeiter= geführt, bomit roir immer mehr oom ©eifle ber DogeSfeier burdhbrungen roerben unb immer mehr unS oerfenfeu" in bie liefen beS ©eheimniffeS, roeldheS bur^ Dorbringung beS hl- Opfers oerherrlidht roerben foll. 5luS bem ©efogte'n ergiebt fidh auch ber innere J^ufammenhang jroifdh'n biefem ©efonge uub ben beiben biblif^eu Sefungen (©piftel unb ©oongclium'); in beiben fpiegelt fich bic ©igenthümlichfeit ber jeroeiligcn firdhlidhen geier, ober felbftrebenb iu oevfchiebcner Seife, ioie eS ber ©horotter einer belehrenbcn Sefung unb cincS be= geiftertcu ©efangeS mit fidh bringt, jn ben fefnugcn läßt ©Ott fidh S« "nS herab, rebet ju unS unb madht feine ©c= hcimniffe unb feinen Sßillen funb, ermuntert nnb ermahnt, broht unb tröftet; im ©efonge bogegen fdhroingen roir unS JU (Sott empor, geben unfere 'Slnbacht uub Siebe 'funb, loben, bonfen, flogen ober fubcln. .ffurj, im ©robuolgefouge fprcdhen roir freubige ober fdhmerjlid}e ©mpfinbungcn unb SBorfä^e ouS, roeld}e burd) bie DogeSmcffc im Sltlgcmcincn, foroie burdh bic biblif^cn Scfungcn im Befonbern in unS crrocdft roerbcn. jn gemiffcm ©inne borf mau olfo fogen, biefer ©efong fei ein 9Jad)flong ober ein SluStönen bcr ©piftel — unb ein ongemeffencr Uebergong jum ©oongclium. ©inige Beifpiele in biefer unb ben nädhften ïïlummern roerbcn bcui Sefer bicS borthun.
aifit bem Graduale ift in ber 9ïegel nodh ^er Sllle= luia=S3erS oerbunben, ein ^pfoimoers' ober (feiten) oudh ein oon ber ocrfoßtcr ©a(j, meldher mit jroei i>Ulclnia begonnen unb mit einem 9llleluj;o gefd)loffen roirb. jn ber Ofterjeit (b. h- »om roeißen ©onntage bis Drcifaltigfeit) tritt biefer Smelufo^ïJcrS fogor an bie ©teile beS gonjcn Graduale unb heißt bonn „boS große Sl.llclujo." Dur^ biefen Sllleluia=33crS roirb ber ©ebonfe beS Gradualo no^ befiimmter ouSgebrüdCt unb flarcr entfaltet.
jn ber 3^legel brüdft boS Graduale mit bem Slflcluio» ScrS bie ©efühle unb ©utfd)lteßungcu auS, burdh meldte bie ©läubigen auf ben jnholt ber ©piftel eingehen, auf boß er in ihnen lebenbig unb roirffom merbe; burch bie Beifügung beS „Staclufo" erhält bcr ©robualgefong einen freubigen ©horotter. |
SoS bebeutet baS Sort „Siaelufo"? ©in olter ©chrift» fteller fogt borüber golgenbeS: „DoS onmuthige äßort „SlQc^ lufo" hat oom 104. ^fJfolm feinen Slnfong genommen, benn mir finben eS früher Oon feinem ©dhriftfteHer ongeroenbet. ©S ift boS geftroort ber tirdhe geroorben; eS fdhmüdft fid) bomit bie ßunge beS ©ängerS; freubig ruft eS entgegen ber ©hor beS §errn, unb gleidh einer unerfdhöpflidhen Ouetle roirb eS toiebcrholt in immer tjcrfdhiebencu Seifen."
Budhftäblich bebeulet boS hebräifche 3Bort „Stadujo" fo Oiel ols „Sobet ben §errn!" jm SWunbe b'îr tirdhe hat eS fidh Î" ouSbrudCSooHem 9îuf ber greube unb beS jubelS üer^ flärt, burd) melden fidh bie tir^e ju bem emigen greuben= unb Sobgefong beS Rimmels emporfdhroingt. —
DoS bie ©teile beS Graduale ocrtretcnbe „große Sineluio" loutet am ^fingftfonntoge mie folgt:
Allel lija, Alleluja.
V. Emitte Spiritum tuum et creabuntur: et renovabis faciem terrae, Alleluja.
V. Veni sancte Spiritus reple tuórum corda fldelium: et tui amoris in eis ignem accende.
Slllcluja, aneluja. V. (Senbc au§ Seinen ®cift, unb fic werben neu flcfchaffcn : uub bu erneucrfl boê' Slngefi^t ber Erbe, Slllcluja.
V. Äomm heiliflcr ©eift! erfülle bic .Çcrjcn betner ®läu' bigen unb cntjünbc iu ihnen baä gcuer beiuer Siebe.
Die ©piftel (Slpoftclgcfchichte II, 1—11) üerfünbet uns boS ©reigniß beS DogcS. SllS bie Slpoftel unb bic übrigen jeugcu ber §immcifahrt ©hrifti om ^fingftfcfte in jerufalcm ücrfommclt waren, entflonb plo^lidh üom Rimmel her ein ©ctofe, ähnliih bcm ^cronnohcn eineS gewoltigen ©turmcS. DiefeS ©etiJfc conjentrirte fidh «uf ^aS §ouS, in loeldhem fie fidh befonben, unb erfüllte boSfelbe. Ueber ihnen jeigte fidh eine fcnerähnlichc ©rfcheinung, iocld)e fidh jungenortig fpaltete uub ouf jcbcm üon ihnen ruhte. §ierburch ücrmittelte fich für [ie bie güHe beS hl- ©eifteS. ©ofort fingen fie on, in ücrfchiebenen, ihnen bis bal)in frembcn ©prochen ju reben, ein jeber, roie cS ber heil- ©eift ihm jutheiUe.
jm V. Emitte 2c. flehen wir nun, boß bcr §crr feinen heil, ©eift oudh unS eingieße, batnit ou^ mir neu gefchaffen, umgcroonbclt roerben, roie einft bie Slpoflel. S3or ber §erob= fünft beS hl- ©eiftcS toaren biefelben bie Unioiffenheit uub ©dhwadhhcit felbfi ; ober nad)bcm ber heil, ©eift über fic ge- fommen, finb fie ioie neu gcfdhaffcu. gurd)tloS ücrfünben fic boS ©üongeliuin bcS ©etr'cujigtcn ; fie finb bereit, ihm bis in ben Dob ju folgen ! —' jn ähnlt^er Seife miJge bcr hl- ©eift bur^ feine crlendhtenbe unb ftärfenbe ©nobe oudh in unS fid) wirtfam crioeifen. Breitet bann bie iîirdhe burch bie ©nobe beS heil- ©eifteS fid) itnmer weiter ouS, fo toirb auch ^«S Slngefid)t ber ©rbe, boS Slngefidht ber a3îcnfdhen= welt ftd) erneuern' burdh boS Sidht ber Sohrheit unb Die aiîocht ber ©nobe.
Sährenb ber oorflchenbe V, onS bem herrUdhen 103. '.)3falm genommen roor, iftbergolgenbc (Veni sancte Spiritus) oon ber ßirdhc -hinjugefügt. Die in bem erftcren V. ent= hoUene Bitte erhält hier einen no^ innigeren, flehentlid)cn SluSbrudC: bie iîird)e roenbet ftch nämlich ^i^eft on bie britte göttlid)c ?f5erfon unb fleht utn feine gnobenreidhe ©in-- fehr, auf boß bie reine ©lut himmlifcher Siebe in unS entflomtnl loerbe. Unb utn biefer Bitte mehr 3'îachbrucC ju geben, roirb bicfelbc fnteenb üom ©höre gefungen, toie au(h bcr cclebrirenbe priefter bei Slbbetung biefeS V. boS iMe beugt. —
jn betn folgcttbcn ©oongclium üerheißt fet«en
Slpoftcln bcn heil, ©eift, melier feinen Beiftonb ber lîirdhc nietnolS entjichen rocrbe, unb jeber, ber ©ott Uebe unb feine ©ebote haUc, bürfe ftch olS einen roohren Dempel ©otteS betrodhten. — Sährenb olfo in ©pifiel unb ©oongclium bie |
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©nabenwtrîiingen be§ ®et|îe§ gefc^ilbert werben — mie ïonnte bie Kirche it)ter innigen ©e^nfud^t nad^ biefein ®d{)öpfer- ®eifl beffet SluSbrudE geben, olS eS tn obigem „3mifdt)en= gefange" gefdhieht? — ©(^önen.
Dtt !)od)ui. Btfd)of tjou tm} (Ö)efiemtd))
hat am heil- Dflerfejle biefeS JahreS eine oberhirtliche „33er= orbnung über bie Kird^enmufif" erlaffen, auS ber mir unfern Sefern golgenbeS mittheilen:
„Die fatholifdhe Kirche jieht alle Künfle in ihren bereidi, um fie jur ®hre ©otteS ju oermenben. Daburdh erhalten bte Künfte felbfi eine hohe 2Bürbe, eine religiöfe Seihe unb merben ihrer fdhönften unb erhabenften Seflimmung jugeführt.
Sie aber adeS, maS bon bem menfglichen Sollen unb ©treben obhängt, ben Sanblungen unterliegt unb nidht bloS üerüoHfommnet, fonbern audh »erf^limmert ju merben pflegt, fo »erhält eS fich au<h mit ben Künften, melche bie Kirche jum Dienfte unb Sobe ©otteS angemenbet miffen miO- 9Jament= lieh finb Kirdhengefang unb Kirchenmufif ben ßengniffen ber ©efdhichte jufolge im Saufe ber Beil oftmals entartet unb ihrer erhabenen Slufgabe untreu geroorben, fo baß unfere hl- Kirdhe »eranlaßt war, gegen arge äuSfchreitungen ihre ©timme JU erheben unb D^orm'en für ben ©efang unb für bie 9}?ufif bei ber geier beS ©otteSbienfieS feftjufleüen, bamit aUeS Sell= liehe uttb Ungejiemenbe barauS befeitigt mürbe.
Die »om hl- ©eifte geleitete Kirdhe befunbet in biefen berorbnungen fomie in aüen ihren ©efe(jen unb S3orfchriften nicht bloS eine große ©ntfdhiebenheit, fonbern jugleidh auch eine große unb fehr meife a)?ilbe; fte oerfleht eS, ®?;treme JU »ermeiben unb »eränberten ßeitoerhältniffen gebührenb 3?ech= nung ju tragen,
bom ©oncil »on Drient haben loir jmei Defrete über bie Kirdhenmuftf. Jn betn Einen (22. ©i^ung) mahnt baS Eoncil bie bifdhöfe, aüe auSgelaffene ober fchlüpfrige SJiuftf aus ben Kirchen ju entfernen, „jene SJJufif aber, melcher entmeber burdh bie Orgel ober ben ©efang etmaS SluSge laffeneS ober ©dhlüpfrigeS beigemengt mirb, foüen ■ fie (bie bifchöfe) aus ben Kirdhen jurüdfroeifen." — Earbinal ^|5aaa»icino be= richtet in feiner l@efchidhte beS Drienter EoncilS (buch 18), baß »or ber Slbfaffung biefeS DefreteS bie grage über bie ßuläffigfeit ber DJinflf bei ber geier beS ©otteSbienfieS in berathung gejogen roorben fei. „SlnfangS (fagt er) rooüte man bie 2)?ufif ganj unb gar »on ber 2)?effe entfernen: bodh bie 3J?ehrjahl uttb befonberS bie ©panier empfahlen fie on, inbem fie »on ben älteflen ßeiten her »on ber Kirdhe fei an- gemenbet morben, unb ein fehr geeignetes 3JJitteI bilbe, auf eine fonfte Seife ben ©emüthern ©efühle ber grömmigfeit einjuflößen; nur foKte bie Slrt beS ©efongeS unb bte be= jeichnung ber Sorte ©efinnungen ber grömmigfeit funbgeben unb boS betflehen ber Sorte nidht »erhinbert metben." Jn bem onbern Defrete »erorbnet boS Eoncil (24. ©iljung), boß bie ^topinciolf^noben unb interimiflifdh ber bifdhof mit beijiehung »on jmei Kononifern ben ©efong unb bie ÜJJufil beim ©otteSbienfie mit 9iüdtrtdht auf ben !Jiuöen unb bie ©itten ber »erfchiebenen Diöjefen regeln foUen. „DoS Uebtige, mos jur gebührenben Seitung ber gotteSbienftlichen betti^= tungen gehört unb maS hinfidhtlidh einer ongemeffenen Seife beS ©efongeS unb ber 9)?elobie . . . nothmenbig fein mirb, boS mtrb bie ^^ro»injialfhnobe mit Stüdffi^t ouf ben ^Jlutjen unb bie ©itten einer jeben ?5ro»inj, jeber in einer beftimmten gorm »orfdhreiben. Unterbeffen ober fann ber bifchof mit ni^t roeniger olS jmei Kononifern, beten Einer »om bifdhöfe ber onbere »om Kopitel gemählt merben fott, für boSjenige, mos jroecfmäßig erfcheint, gürfotge treffen." — bon großer bebeutung tfi in biefem Defrete bte Seifung, boß bei ber ^Regelung beS ©efangeS unb bet 2)îufif in ben Kirdhen auf ben 9îu^en unb ouf bie Sitte n (Eigenarten, ®epflogen= heiten) bet Diöjefonen 9Ïüdtficht ju nehmen fei. |
^opfl benebift XIV. »erbreitet fich in feinet Eonflitution Annus qui »om 19. gebt. 1749 ouSführlidh über ben Ehorolgefong, übet ben figurirten ©efong unb übet bie Jn= flrumentolmuilî in ber Kirdhe. Jm §3 fogt et: „Der mufi« folifche ©efong (musicus cantus), roie er jegt in ber Kir^e burdh ben ©ebtou^ übUdh ift unb mit begleitung ber Orgel ober onberer Jnfîrumente ausgeführt ju toerben pflegt, muß ber Slrt fein, boß er feinen Slnflong on profane, n)elt= Udhe obet theotrolifche Seifen enthalte."" ©päter giebt et bonn mehrere Jnftrumente on, meldhe in bet Kirdhe juläffig unbroeldhe nnjuläfftg finb. benebitt XIV. gefiottet (permittit) olfo bie Juftrumentolmuftf jur begleitung beS polpphonen ©efongeS in ben ©otteShäufern unb beruft fidb bobei auf ben ©ebroudb (usus). Jn feinem gelehrten Serfe de Synodo . Diocces. XI. budh fommt er "auf biefen ©egenflonb noch einmal ju fpredhen unb fogt, bo eS fchmer möre, ben einge- rourjelten ©ebroudh bet mufifolifdhen Jnflrumente ouS ben Kirchen ju entfernen, fo fehlen eS boS befte, ben ÜÄitlelmeg einjufchlogen, nämlich meber otte ju etlouben, noch oQe ^u »erbieten, fonbern nur jene, bie mehr füt boS Dheater, cSß für bie Kirdhe paffen; unb beruft ft^ ouf bie oben ongeführte Eonflitution. Sllfo nicht eine fir^liche borfchrift, fonbern nur bie ©eroohnheit hat ben »ielflimmigen figurirten ©efong unb bie Jnflrumente in bie 9?äume ber ©otteShöufer eingeführt. Unfere hl- kirdhe hat ober biefer ©emohnheit mit weifet ÏÏÎilbe 9îechnung getrogen unb nur ärgerlidhe SluSfchreitungen flrenge »etboten. Ueber bie beftimmung bet Jnflrumentolmufif im Slllgemeinen fdhreibt P. Jungmonn (in feiner Sleflhetif) gol« genbeS : „ES mar fehr natürlidh, menn man »on jeher ben ©efong mit ben Dönen muftfolifdbet Jnflrumente ju begleiten fidh gewöhnte unb boburdh nicht nur bie ©änger unterftü^te, fonbern jugleidh ber ÛJÎelobie größere ©tärfe, höhere gülle unb gefleigerte Sitffomfeit »etlieh. hierin Uegt ohne Bn^eifet bie erfte unb eigentlidhe beftimmung ber Jnflrumentolmufif: ben ©efong einjuleiten unb ju begleiten, ettooige Raufen burdh entfpredhenbe ÜJielobten ouSjufüQen unb bur^ ein ^fZoch^ fpiel bie fünftlerifche ^robuftion objufdt)ließen." SaS im befonbern ben ân^edt ber fit cht ich en Jnflr.=aïîuftf betrifft, fo äußert ber iPopft in ber obigen Eonflitution fidh barüber: „Uebet ben Sebtoudh ber Jnflrumente, meldhe bei Der firchl- ÜJÏuftf juläffig finb, haben mit nur gu mahnen, boß fie einjig boju »erroenbet merben fotten, um bie Kroft beS ®e= fongeS ju erhöhen, bie bem Deyte entfpredhenben ©efühle ben ©läubigen einjuflößen, ihre §erjen ju onbädhtiger Erroägung ber religiöfen Sohrheiten ju ftimmen unb jur Siebe ©otteS unb ber göttlichen Dinge ju erheben. (gortf. folgt.) |
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lirdieumufik unb tageßiifeffe«
I. S.rief.
Den 1. 5mat 1887.
Sieber S. ©eitbem id) midi überhaupt mit Ktrd)cnmui'if befoffe, bin id) terhältnijjmäßig oft in ble Soge gefommen, feltfam oerfd)robene Urtheile über 6l)oral forno^l roie über polyphone Kird)enmufif gebulbig onbijren ju müffen. ®enn id) foge „gebuloig", fo ift bie§ im eigentlichen Sortoerftonbe ju nehmen. Jd) habe nämlich gefunben, baß, roenn man jener befonnten Slrt oon Kritifaftern, rote fie fid) faft in jeber größeren @efeafd)aft finben, fcharf ju Setbe rüdt, fie foft auê= tiohmSloS ihre fehr mongelhaften Kenntniffe ouf firchen-- tnuftfolifd)em ©ebiete roie ju ihrer ©ntfchulbigung jugeftehen.
roäre beêholb graufom, roenn man ihren ïiroben mehr Beachtung fd)enfen roollte, ofó fie felber bofür beanfprud)en. äubem roirft bu unb jeber @infid)lige jugeftehen, baß ohne Segriffe, ohne ©runbfäge, bie auf beiben ©eiten feflftehen, über äfthetifche grogen eine Erörterung nid)t möglich ifl, bei loelchet fidh ivgenb ein 9ïefultat erioarten ließe, ©obalb boher jemanb Irgenbioie ju oerftehen gibt, boß Ihm @Tunb= fäge unb Segriffe auf flrd)enmufifalifdhem ©ebiete obgehen, fo läßt roan ihn ruhig bei feinem „fu bjeftioen ©efchtiiode", ber jo ohnebieS boS '^^rloilegium in Slnfprud) nimmt, olle ©rünbe Ignorlren ju bürfen unb über odeS ju reben, ohne oorher einem cingehenben ©tubium fid) untergieien ju müffen.
aKit ben fritlfd)en Sieferoten in ben SogeSblätteru oer= hält fich, tote id) meine, ble ©oche inbeß roefentlid) anberö: bte Serfaffer getiren fidh bo ol5 ©ad)oetftänbige, al§ „ffenner" unb — ba§ große ^^3ublifum hat ftd) boran geroöhnt, fie als folihe ju betrod)ten unb ouf ihr Urtheil mehr ober roeniger ©eroid)t JU legen. Jh^e Semerfnngen über ^?ufif=2i3erfe unb =Sluffühiungen finb borum gonj geeignet, auf boä Urtheil beS großen lefenben ^^3ublifumS beflim'menb einjuroirfen unb jroor foroohl noch ber pofttioen, roie nod) ber negotioen ©eite. Daß borum eine nodbträglid)e „Korreftur" m'ttunter gonj . am ^loge, jo geboten fei, liegt auf ber ^onb, benn „eö irrt berajfenfch, fo lang er fttebt!" Ein oerftänbiger Sleferent roirb ftetS borouf gefaßt fein, baß feine öffentlidhen Kritifen unb Urtheile ebenfo öffentlid) geäußerten gjleinungëoetfchieben= heiten begegnen. 31eferenten ober, beren JJeroen ba§ nid)t ertrogen, üerbienen roohl nidht, boß boS Seferpubllfum ihre Elaborate toeiter einer Seochtung roerth halte. Ober meinft Du nid)t oudh?
Du mogft e§ Oerjeihen, lieber greunb, boß fdhon gleidh ber etrooS long geroorbene Slnfong meiner heutigen Epiftel fich oußergeroöhnlid) frtegertfch onläßt; onetn, rooS ein h'efiger aKuftfreferent unS jüngjl geboten, roor rotrflid) ftorf, „eS ging überS Sohnenliebl" Der ü)Zonn berld)tete bo über bie oor einigen aBod)en hier flottgehobte Slufführitng ber C-dur= Ü}?effe üon Seethooen; "er ftreifte.ouch ben ®regorin= nifchen Ehorol unb beffen „blinbe Serounberer" in jenem Sleferote, unb boS in einer 2ßcife, baß id) heute nod) nid)t gonj mit mir barüber im Sïetnen bin, ob Id) ber bei biefer ©elegenheit bocumentirten Unroiffenheit beS 5Dïufif^9ïefereiiten in ©ad)en beS ©reg. GhorolS bie ^alme juerfennen foÜ ober über ber Unüerfrorenheit, mit ber er boS „mufifalifdhe ©loubenS-- befenntnlß" ber foth. Klrd)e, boS jebem halbroegS angelernten Klrchenmufif.-©chüler theurer fein muß, roie bie fubllmften |
9)teffen üon ';|3oleftrino unb SoffuS — olS ontiguarifdhe 9^oritä. in bte Slumpelfommer fpebleren möd)te.
Doch Du fodft blr felbft ein Urtheil bilben! ©eben toir ihm olfo eintnol boS ©ort! 9Jadhbem er über bie äußere 2lnorb= nung beS Programms ju bem in 9ïebe jtehenben Konjerte ftdh fehr ouSführlidh unb jtoar ettooS ftirnrunjelnb ouSges fprodien — ob pro nihilo? mog Ihm ganj gelegentltd) einmal §err SJJufifbireftor Daufch fogen! — fährt er alfo fort: „Dagegen toiffcn toir'S ber Dlreftion Donf, boß fie ben mit gutem 9ïecht ouS ben Kird)en üerbannten SJfeffen für getnif^ten ©efang juroeilen ble Dhore beS KonjertfooleS öffnet. S3ir pcrfönlidj — bie Sïeboftion borf für biefen ©ag nidht üerantmortlidh getnacht toerben! — gehören nicht ju ben blinben Serounbern beS ©regorianifd)en Kird)engefangeS, fchon beSholb ni^t, roeil er, obgleich ble ©d)Dpfung elneS genialen 'J?apfteS nnb jur ^elt feiner Entftehung eine epochemodhenbe ^eugeftaltung ber Kirdhenmufif für baS ganje Slbenblonb bebeutenb, bcdh bei ftrenger Durdhführung für baS Ohr beS heutigen §örerS ftörenbe gärten enthält, roelche bei ben 3luS= führiingen in ber Siegel fehr tnobifijiert roerben müffen. Die Seethoüenfd)e C-dur-'iJicffe nun, ein onS ber tiefften ©eele beS großen 9}ieifterS geftoffeneS, on ©ebanfen nnb ©timmungen rcid)eS Donroerf, tntt einer Jnflrumentation, ble fidh ben beften Kompofitionen beS in feiner glgantlfd)en ©röße nodh unübertroffenen ïonfegerS loürbig anreiht, üetfehlt oudh im Konjertfoale eineS geroaltigen EinbrudS ni^t, unb roenn oud) fdhroerlid) einer ber .^onjertbefucher beim §ören berfelben gebetet haben tnog, fo roirb er Pd) einer gehobenen, religiöfen ©timmung gleichroohl nid)t haben erroehren fönnen. Jft oud) ber .^ompontft on bie nidht nur ouS bem SBefen beS jnhaltS heroorgeh^-nbe, fonbern oud) burd) ble firdhltdie Drobitlon bebingte beftimmte Ehorofterifirung gebunben, fo hat bod) Seethooen felbft Innerholb biefer ©chranfen im eminenten ©inne fd)öpferifd) frei gemirft." ©o ber §err Sïeferent. —
Die Stebaftlon ging etrooS flüger ju ffierfe, olS ihr fad)Oerftänbigcr §err' Serid)terftatter; benn ju ber obigen Semerfung iiber ben Ghoral mad)te fte folgenbeS große groge- jel^en: ,.ffiir laffen hier unferm Sïeferenten gern baS Sort, ohne uns feiner Slnfi^t anjufd)lleßen, ülelleidht roerben roir In ben nädhften Sagen Seranlaffung nehmen, unfere abroei= d)enbe ©ieinung ju motloiren."
SZßoS ber "§err Sïeferent bo über bie C-dur=3Dïeffe fogt, tongirt mid) notürlid) junädhft roeniger, roohl ober, rooS er über Ghorol fd)reibt. äöo ober ift in h'efiger ©tabt ber Ehor, roeldher bie Ghorolfäge nidht fo ouSju-- führen oermag, roie fie in ben Ghorolbüchern notirt flehen! Ober"roeld)e Ehoralfäge finb eS, bie eine fhenge Durchführung nid)t juloffen, fo boß fie fehr mobifljirt roerben müffen?"
Die hiefigcn Ghor=a)?itglieber roerben nidht roiffen, roie Ihnen Ift, unb'Du frogft jebenfallS erftount, roie benn jemanb fo fdhretben fönne, ber innerhalb ber legten jehn Jahre einem Ehorolhod)omte In hiefiger ©tobt beigeroohnt unb boS Jnnere eines Ghoratbud)eS gefehen hat; üorouSgefegt, baß bie fd)roorjen oleredigen ^ioten nidht ctroo §lerogli)phen für ihn ftnb!
Jch gebenfe, Deiner SBißbegierbe tu meinetn nädhflen Sriefe ju "§ülfe ju fommen. gür heute fonflotire id) nur nod), boß roir oudh hier roieber ben intereffonten goll oor uns haben, boß jemonb über eine ©a^e öffcntlidh in ble aBett hiuauSf^reibt, über roeldhe ihm ble elementorften f ennt= niffe abgehen.
£eb' roohl unb oergiß nicht Deinen greunb Sruno S®. |
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Mb bem Mtn tms beutfd)Ctt ^mft^m.
„DroftlofeS Setter! Drübe 5llu§ft(hten! ÜWorsen geht'S heimiüärtS!" fo murmelte gegeu Slbenb be§ 3. ©eptem= ber 1831 ein funger, genial auSfehenber iJiann unb fdhritt im PriJmenben 9?egen oon feinem ©afl^ofe au§ ber alten Äirdhe ju ®argan§ im @t. ©aöer-Oberlanb gu, um ficb bte Sangemeile be§ benfbar trübflen SRegentageS mit OrgeU fpielen ju oertreiben. einer oom fdiönften Setter
begünftigten ©ihmeijerreife befanb er fi^ auf bem ^eimmege. @erne bätte er nod^ ba§ SlppenjeHerlänbdjen, reijenb am gufje be§ mächtigen SllpfteinS ober @änti§ hinä^goffen, befugt; aber baS Setter, ba§ beiHofe SRegenmetter! Die ganje 9?ad)t unb ben ganjen Dag hatte e§ h^i^untergeplätfchert; e§ mar fchneibeub falt mie im Sinter: auf ben bem alten ©töbtchen junädhft befinblidhen Mügeln tag ©chnce. Der aSiuter fchien heuer früh S^nb einrürfen ju mollen. ©emiß mußte unfer fünftler aHeS ©rnfteS an bie §eimfehr benfen. Slbieu, liebeS f^öneS ©dhmeijerlänbdhen! —
jc^t mar bie Kirche erreidht. SBor bem '■^3ortale ftanb ber Lüfter, ein alteS, ei§graue§ SJJänndhen. ©ben hatte er bie firdhe gefchloffen. Den großen ©chlüffel in ber Siechten, bie Sinte in ber ©eitentafdhe feineä SollroammS oergraben, ftanb er ba uub mufterte ben Siahenben mit fritifcheu BlidCen, inbem er bie fleinen grauen Sleuglein unter ben ftarfen, bor- fügen Brauen etma§ jufammenjog, einem 5Diienenfpiel, ba§ ben ihm untergebenen IDJiniftrantenfnaben, bie oft gar ju ungeftüm über ben in ben 2)?eßfännchen noch Oorhanbenen Sein herfielen, febeSmal jur ®enüge fagte, baß fchlimme Saune oorhanben fei unb man ftch »er feinem (äritnme hüten müffe.
(Sben mollte er betn gremben, ehe biefer ihn anreben fonnte, gertngfdhä^ig ben 9iürfen fehren. SlbenbS utn 5 Uhr ijffnet man feinem Unbefannten bie ^irdhenthüre, auch nicht gegen ein Drinfgclb.
Da auf einmal fuhr ein SBinbftoß baher unb riß ihm ben §ut, einen alten, grauen gelbel oom fopfe unb begann mit bem ehrmürbigen 5Reliq jienftüdf au§ bem erften Dejennium unfereS jahrhunbertS einen toflen Danj über bie Seichen ftcine unb ©rabfreuje. ©ine haflifle ^anbbemegung fonnte bcn glüdhttgen nidht mehr jurürfhalten. DoS ü)'jänndhcn eilte ihm ohne longeS Befinnen noch; aber, o meh! immer meiter entfernte ihn in nedfifchem ©piele ber milbe ©efellc; er immer hinterbrein, fo f^ncH cS bie oUen tnodhen erloubten. S3er= gebU<he ülJühe! Der grembe ober, bcr biefer milben jogb mit hcimUchem Bergnügen jugefdhout, fom gerabe redht, ben Deferteur mit bcr ©pige feineS jugefloppten 9icgcnf^irmcS oufjufongen unb mit freunbUdhem Säbeln bem boherfeuchcnben Lüfter JU überreidhen.
ilonnte nun biefer ber höflichen Bitte beS grembcn, ihn eintreten unb ein ©tünb^en Orgel fpielen ju loffen, falten Dro^ entgegenfeljen? Unmöglidh. ®r öffnete bie firchcnthüre unb erflärte fidh fogor bereit, bie Balgen ju jiehen, obtoohl biefeS cigentlidh boS Slmt beS gronjofenjofob, einer fehr unter- georbneten ^Uerfönlidhfcit beS ©täbtchenS fei. Der grembe folgte feinem gührer auf bie ©mpore unb betrachtete bie Orgel, ein fleineS rauchiges Scrf, bie untere Oftooe im 9)lanuol unb -jicbol gebrochen. geierUdhc ©tide herrf^te im ©otteShoufe, unb bie ©dhotten ber Dämtnerung biefeS ©ünb- fluthtageS legten ihre ©dhleier aUgemodh um ©dhiff unb ©hor; nur Oorn oor bem Dabernafel flodferte baS emige Sidhtdhcn unruhig in feiner Simpel. |
„jht habt ober fein Sidht unb feine Piloten! Sie moEt jhï benn bie Orgel fchlogen?" meinte jofue ©cd, ber Lüfter, jum 3eidhen, boß er oudh etmoS oon ber 23ïufif oerftehe.
„Saßt midh nur gemähren, guter greunb!" „§m! §m!" brummte ber 2llte, „merbe eS mohl toiffen"! Domit fchritt er an feinen 'ißoften, um ben Dicnft ju bc= ginnen. ©S fam ihm fonberbor Oor, baß biefer grembe ohne Sicht unb ohne üïoten fpielen fonnte, mährenb bodh l'er Orgonift, beffen getreuer jutimuS er feit jähren mar, ftetS einen Bunb §efte tnit fich fdhlcppte unb an ben 9?adhmittogen ber goftenfonntoge, on benen ber ©otteSbienft bis gegen 4 Uhr mährte, ftctS mit einer brennenben SodhSferje bcm fchon etioaS f(hroadh gemorbeneu 2lugenlidhte nachhelfen mußte.
Der grembe begann ju fpielen. ©in einfodheS ÜJJotio im Baffe modhte ben 'Slnfong; boron f^miegte fidh nun Slfforb um Sltforb, boS Dhcmo in reidhen Bcrjicrungen mieberholenb, fo fdhön uub toeich, mic jofue ©eel boS jnftrument bis fegt nodh nie hatte erfUngen hören. Der J?ünftler hatte in letter Seit Slltmciftcr joh. ©eb. Ba^ jlubirt unb Uebte eS nun, in beffen ©inn ju photitofiren. ©ine ^offagc ouS ber D-dur-guge ouS bem loohltemperirten Äloüier jog ihm bur^ bcn ©inn. Ungcfäutnt leitete er in biefelbe über, begann fte im ^cbol unb übte fic itnmer fchnctler unb fdhnetler.
2lber, o meh, '»aS mar baS ? DoS tiefe Fis blieb ftedten unb fdhnorrtc ununterbrodien fort, mie er fich audh wit Suß- fpi^cn unb 3lbfo|} obmühtc, ben oorloutcn Brutntner jum ©chtoetgen ju bringen. Unraiflig hörte er ouf. ©S toor boS nichtSnu^igfte Orgclmerf, auf betn er fidh ie beioegt!
SllS "er fichtjoin ©pieltijch entfernte uub bcm Slltcn bc» beutete, boß er genug gefpiclt habe, fdhoute biefer unmiUig auf unb mit bem ginger' ouf bie Orgel jeigcnb, bie in ihrer Bcrftocftheit baS oerhängnißüolle Fis no^ immer forttönen ließ, fogte er in feinem breiten Dialcft:
„Die ©oche muß miiber in Orbnung gebrodht merben. ©0 läuft man nidht fort! 9IlS Witglieb berSRcdhnungSfommiffion unb oerontmortlichcr Lüfter biefcS ©otteShoufeS habe idh »on SlmtSmegcn ftreugc borauf ju achten, boß fein ©tücf bcS fird)-'ninoentarS Icidhthin befdhäöigt mirb. ©ntioeber felbft reporirt ober für aflfädige Soften gutgeflonben. Unb Ueber^ morgen ift ©onntog, bo halten mir ^odhomt. DoS gäbe bei betn'©efnorrc eine heitere ÏÜJuftt unb einen fchönen Sïüffel oom ^^Jforrer, nnb bcn hätte notürlich idh ju tragen! 33or= märtS, oortoärtS!"
„Die Dofte mirb fidh »»n felbft mieber reguliren. 3)?on
hat Beifpiele---"
„^JJid)tS, nidhtS! je(jt muß bie ©oche iu Orbnung gebrokt merben! jch loiQ ni^t in meinen ollen Dogen mein '2lmt unb meine 9ï'putotion einbüßen!"
Sohl ober mche, ber grembe mußte in bie Orgel hinein^ flettcrn unb unter ben bieten ^^3fcifen herumfudhen, toährenb ihm ber 2Ute, ber je^t ©runb ju haben gloubte red)t biffig ju fein, mit einer oon einem SlUar geholten ferje leudhtete unb ba;,u hie unb bo hämifd)e Bemerfungen fallen Ueß.
„Senn ihr nichts fönnt, fo loßt on frembcn Orten boS Orgelfdhlogcn!" tönte eS oon feinen Sippen, mährenb boS heidofe Fis im ©ubboß, olS ben Böigen ber nodh »orräthige Slthem ausging, mit einem loehmüthigcn ©eufjer erftorb, ber gonj geiftcrhoft burdh bie bunfle tirdhe fdhmebte unb oorn tnit ©hor ein leifcS ©dho fonb. |
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Der grembe mar ganj gebulbtg. Kein Saut bcS ?lerger§ entfuhr i[)m. (Sä fehlte 'in ber >iBinblabe, ba§ fîanb nun 'nodh längerem Unterfudhen bei i^m feft. Slucb biefe noch oufmo^en? Bielleidht ben ßorn beä DrgelrlSerberuS nod) mehr förbern? Do mar bie Fis-'|5feife. ©chnetl entfchloffen ftedlte er, olS ber Sllte bei ©eite fchoute, fein feiûeneâ goulorb in bie'Deffnung. Der Dämon mar gebannt. Sluch olS bie Balgen mieber in Beroegung gefegt" rourben, (benn ^ofue ®eel roollte fich i^er grünblichen àîeparotur oerfichern), oerhielt er fidh ruhig. Bergnügt unb überlegen lächelte ber Küfter oor ftch ^in; biefem gremben halte er imponirt. „(Sottlob, bie ©oche ift roieber in Orbnung!" murmelte er uttb flieg in feinem Dberlänber=^flegma bie ©liege hinunter, inbeß ber grembe, nodhbem er fich Oerftdhert hatte, bop bie Balgen mieber leer roaren, bie Dhüre jum Orgelgehöufe leife noch einmal öffnete, mit einem raffen ®riff fein goularb padEte unb in bie Dofdhe fd)ob. 3iae§ blieb ruhig, ©dholthaft judfte eê um feine 21?unb>oinfel ; ber ©dherj mar gelungen. 3ll§ er brunten bem Sllten einen halben ©ulöeu in bie fdhroielige 9îedhte brüdtte, heiterte fidh Neffen Slîiene auf uub mit einem nochmaligen gutgemeinten: „Sofft boS Drgelfdhlogeu fünftig bleiben, menn ^l/x'S nicht beffer oerfteht" entlief?'er ben gremben, ber pdh quer über bie ©troße roieber in feinen ©ofthof begab.
grüh morgens roor biefer fdjon roieber ouf. Do§ Detter hotte fidh ein roenig oufgeheat. „gelij; "J}}enbelSfohn" fd)rieb er in'S grembenbu(|, oerobfchiebete fich »on bem freuub; lidhen Bîirthe unb reipe mit ber Diligence tholobroärtS bem ©piegel beS Bobon ju.
BJer mar ber gretnbe, ber geflern brüben in ber Kirche fo meifterbaft bie Drgel fpielte? fragte ber roürbige ^forr= herr oou ©orgonS, oli er am Slbenb fidh im Söioen bei einem ©^öppd)en alten 9j;aienfelber gütlid; thot.
Der Sirth holte boS grembe'nbudh. ©r halte ben 9'îomen fdhon toieber oergeffen.
„gelif ajfenbelSfohn!" loS ber ^.ßforrer hodh erfreut; benn er mar ein begeifterler SJJuftffreunb unb roußte, boß in biefem Üïomen ein bebcutenber Künftler pcdte. yjodh lange erjählte er bem Sirthe oon bem jungen Dolente, boS fidh in Deutfdhlonb fiegreidh Bahn breien merbe, erjähtte ihm oon beffen Kompofitioncn, beffen Siebern, fo boß fidh ^er Söroen= mirth fehr gefchmcidjelt fühlte, einem fold)cu ID^onne bie ®opiid)feit feines §aufeS geliehen jn haben. Sluch bem Küper fogte er om anbern 5üforgen, boß biefer einem ber bebeuteubi ften Künpiern ber ©egenroort bie Balgen gejogen habe, ^ofne ©eel fniff fchroetgenb bie Sippen jufammen;, er roußte mehr. 6r bodhte on ben .^ut uitb on ben erhaltenen ©ulben'; oud; mar gegen boS Urtheil beS ^^Jfarrherrn fchroerlich aufjufommen. Die ©ejchi(hte bon bem ftörrifdjen Fis uub bem ©uchen beim Kerjeufd)ein jroifdhen glebermäufeu unb ©pinngeroeben follte nidht ru^bor toerben.
©onntog!! DoS ©lodtengeläute roor 'oerflungen. DoS «Prebtgtlieb „Komm' heit'ger ©eift" fottte beginnen. Der Orgonift roor bereit; ber gronjofenjofob jog bie Balgen; ober um ©ctteSroitten moS mar boS? Dumpf fchnorrte boS unglücftiche Fis burd) bte Rotten, fo unheimlich unb herjbe= thörenb, boß fid) Sitter Köpfe umroanbteu. Der Dämon Iroor roieber loS unb hotte boS baueben liegenbe G fteunbnodhbar= lid> gebeten ebenfottS mitjuthun. 3e"gt ging brinnen in ber ©ofriftei bem olten Küper ein Sicht auf unb mitbenBJorten; „^ochroürben, bo ip nur bcr oerbommte ü«enbelSfohn ©chulb boron!" oerlteh er feinem ©rimme gegenüber bem ^forrherrn, |
ber ben S?Jiffethäter in ben Gimmel'erhoben hatte, berebten SluSbrucE, Der Pfarrer lä^elte, mährenb er im ®oangelieu= budh ben De^-t jum heutigen ©oongelium burdh ein hinein- gelegtes Blatt morfirte, unb fd}ritt jurKonjel. |)eute rourbe K'in Slint gehalten, fonbern nur pitte SOfeffe gelefen, unb bo mar, mie ^ofue ©eel olS ehemaliges SJMtglieb ber 9ïedhnung§= fommiffion uodhher ben Sonbleuteu oon ben Bergen erjählte, einjig unb ottein ber 9)?enbetSfohn ©chulb boron.
Die Störung on bem alten Orgelroerfe mor üon ber funbigeu ^onb beS Organiften mit einigen einfachen a)lani= pulotionen bolb befeitiget. Srogbem übte auch roeiterhin boS berüchtigte Fis noch hie uub bo feine ©opricen befonberS im SBinter, roenn nodh prenger KäUe plö^lich Shouroetter eintrat. Donn pflegte jur größten greube beS ^forrherrn, ber iu feinen mufifotifdhen ^eilfchi^iften immer mehr üon gelif yjjenbelsfohn's fteigenbcm !Ruhme loS, ber olte Küper immer üor bie Shn^^^ ber ©ofroPei unter ben ßhorbogen ju treten, mit feinen jufommengefniffenen Sleuglein nodh ber Orgel: empöre ju fdhouen unb ingrimmig ju murmeln: „Do ip nur ber ÜJfenbelSfohn ©chulb boron, tooS broudht er bie Orgel ju fdhtogen, toenn er'S ni^t üerpeht!" SÏ. 3Jijtg.
drulleö unb j^eitcm»
2)lc awcioöic ÖCV „ajlavfciltaifc."1) Die „Köln. SJolfSjtg." frijchte üor einiger ßeit folgenbe ©rinnerungen auf: Doß bie Ü3]elobie jur 2)farfeittaife urfprünglich eine beutfdhe unb jroor eine firchlidhe, boS „Credo" einer SDïeffe roor, roerben üiettei^t nur roentge unferer Sefer roiffen. ^ohonneS Sd)err üerpdhert eS unb tritt beren BcroeiS an in feinem ÏBerfe: „Blüdier unb feine Seit unb fein Sebeu." ©r fogt: „DoS mit ber ^ohreSjohl 177G üerfeheneOriginal ber ÜJJeffe, melche ber lurpfätjifche «poffopettmeiPer m 0 n n tomponirte, hat ^ommo iu ber mufifoUfchen Biblio^ thef ber ©tobtfirche ju liÜJerfeburg oufgefunben. 2BaS für midh bie ©odhe gonj unjroeifelhoft modht, ip eine Jugenb erinnerung, roeide burd) ^ommo'S Beröffentlichung in mir roieber belebt rourbe. ^cl) habe nämlich üor ßeiteu iu einer fatholifd)en Dorffirdhe ©^roabeuS in ber ©htiftnad)t auf ber Drgel eine BJcihnochlSfoutote felber mitgefungen, bie iu jener 9^odht jum erpen a)?ale oufgeführt rourbe. Beim Berloffen ber Kirdhe fogte ein 93efounter, ein alter ©olbot, ber ein gut ©tüdt ateüolulionSfriege unb fämmtlid)e Üiopoleonifdhe gelbjüge üon 1805 biS 1814 mitgemacht hatte, ju mir: „BJißt 3hï auch, tüoS Öhï eben ouf ber Drgel gefungen? es ip bie 9}?arfeiflaife! ^cf) Ijab'S gleich bei beu erften Dönen qemerft!" — DoS fiel mir auf, roeil idh fl'fn üon bemfelbe"n olten KriegSmonne oft oernommen, rooS bie a)ïor= feittoife ju ihrer 3eit ju bebeuten gehobt, unb id) theilte boS ©ehörte bem Orgonlpen mit, ber mein eigener Boter toor. „Die aJïorfeittoife?" gob er jur Slntroort. „ffiorum nidht gor? Die ïDïufif, roeld)er id) boS neue BJeihuochtSftüdt unter- legte, ip ein ©tücf ouS einer alten 5Dïeffe." — .^dh felbp (fährt ©d)err fort) habe fdhon uieberholt ouS ber Umgegenb beS BobenfeeS üerpcheru hören, boß bie „SJforfeittoife" einer |
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|)ot&mann'fchen ïlïeffe, jebodh nt^t bem „Credo", fonbern bem „Benedictus" entnommen fei. ®ie ^ol^mann'fchen SDïeffen ftnb in ber ehemaligen Konftanjer Diöjefe befannt gemefen; je^t finb fie, nadhbem bie KirdhenbehiJrben gegen biefe ^rt üon Jnftrutnentalmeffen überall geeifert haben, tjolls änbig tjerf^oHen. 3Jieffen im Dïarfeiöa ifenft^f mürben) mchl noch in mandhen ^farrfirdhen beim bolfe Slnflang finben." Ja, leiber!) —
^raltifr^er SJorft^ïag, sin ber ©pige einer ^ar= titur, bie üor einiger in ©an granjiêco (Slmerifa) erfchien, mar golgenbe§ jn lefen: „Jn golge ber Üngefchidt= lichfeit unfereS ©e^erperfonalS ftnb jmei ©eiten biefer titur Derfehrt gebrndtt. Diejenigen, loeldhe baS ^)eft nidht gern umfehren, fi)nnen ftdh fiislt^ iui" ©pielen auf bea Kopf flellen.'"
^ttt ©arberobier (ber jugleidh Opevngläfer
auStheilt) fagt ju einem eben eintretenben Sanbmann: „brouchen'S a ©laS? — Slntmort: „O no, i trinf glei' aus ber glafch'n." |
SSctfc^rte 2Bett. Die grau beS gtechtsanroalts 36., melche fehr „mufifalifch" ift unb baher alle „feinern" Eoncerte befudht, hat ihren hoffnungSooHen ©prößliug ju einem iu ber Stahe ftattgehabten ©artenconcerte nicht mitnehmen mögen, meil er baS le^te Ü)?al gar ju unartig gemefen unb ihr ben erhofften mufifalifchen ©enuß grünblich oerborben hatte. Der Knirps ifl barüber natürlidh fehr erbojl, unb alS ^ama heim fehrt, legt er fich mit feinem neuen ©onntagSflaat auf bie Erbe, „©leidh ftehfi bu öon ber Erbe auf, gri^dhenl" — gri^ch-n bleibt ruhig liegen. — „SBiüfl bu gleich aufflehen, bu ungezogener Junge!" — grt^: „3fein, üKama, juerft mu§ i^ einen Slpfel befommen!" — SRutter: „9îein, bu befommft feinen Slpfel!" — gri^: „Dann fleh' ic^ "i^^t auf, ich miß bir betnen Eigenftnn fdhon abgemöhnen ;" — grau OîedhtSanmalt Oeranftaltete audh jumeilen einen „tnufifalifdhen" Slbenb. bei folchen ©elegenheiten toar griç= chen meift fehr laut unb ungeberbig, roe|halb ÜJlatna eineS SlbenbS, als bie greunbinnen fie eben üerlaffen hatten, bem fleinen glegel folgenbe Ermahnung hielt: „Dein betragen tnuB immer gleich liebenSmürbig fein, griçdhen, ob mir nun ©efedf^aft haben, ober ni^t. Dîamentli^ muß bu Jebem gegenüber gleidh artig fein!" — gri^ : „Ja, aber, liebe âjîama, bu bift bodh audh nidht Jeben fo!" — Ü)?ama: „Jdh bin nicht fo? 2öte meinft bu baS? — gri^: „9?un, menn bie Danten ba finb, bann bittefi bu fie immer recht fehr, baß fie noch ein ©tücE Kuchen effen foUen; midh aber hafl bu noch ^ein einjigeS SDÎal barum gebeten!" —
DättfdjUttg. Ein grember fleht am genfier eineS ®aft= hofeS unb muiicrt bie borübergehenben. !)3lö|tidh ruft er ben ©afthofbeftfeer herbei unb fragt: „.Kennen©ie ben çerrn bort? gürmahr, ein intelligenter Kopf! DiefeS f^märmerifdh emporgerichtete Sluge, ber finnige Ernft auf feiner ©tirne! Er ifi gemiß ein Eomponift unb benft gerabe über ein neueS opus nadh!" - ©aflhofbefi^er: Der? DaS iji ein hieftger ©chneibermeifier, bem erft fürjlich ein §ut gefiohlen murbe. 9fun paßt er jebenfaUS auf, baß ihm ber neue nicht audh ceg^ fommt!" |
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Messe füi* Männerchor.
jßeruarl)0 3of., Op. 23. Missa iu lion. beatae Mariae virginis, für 4ft. 2)2ännerchor. ^art. m. 1.60, ©timmen ^ 25 ^fg. 9Za(h bem Urtheile beê 3iefercntcu be§ GäcilienoercinS'KatalogeS (Sïr. 724) eine ber beften ber im Kotalogc oufgenomntcnen Wänitercbor=2)ieffcn
llekes irr., Op. 10. Missa in hon. S. Ambrosii, für 4ft. aKätmerchor (ohne Credo), ^art. ü«. 1.20., comfjl. ©timmen 40 ^f. ®ie SDieffe ift mit großer ©emanbtheit gc^d)ricben, babei Ieid)t ausführbar toürbig unb mohltlingenb. ^lud) für fchmächcrc Gbörc ju empfehlen.
„ Op. 13. Missa in hon. S Joannis Evangeiistae (Ohne Credo) für 3 2Wännerftimmen ^art. m. 1,00 com^jl. ©timmen 40 ^fg.
gr. «Schmibt (ß.=SS.=K. 9ïr. 4G6) fct)reibt über biefe fflïeffe: „®icfc für einfad)e ehoroerhältniffc gef^ricbcnc ^effe tjcrbicnt toegen ihrer fchönen Slrbcit, ihrer mürbigen cbicn Gattung bie Stufna^me in baS 3lepertoir aud) größerer Chöre jc.
UliUbcrger Op 3. Missa in hon. s. Augustini für 4ft. aJïdunerchor ^reis ^art. 1.60, compl. ©timmen 60 ^fg.
Sluf Söunfdh fenbeu mir oorftchcnb üerjcichncte 'Beffen gerne jur 9lufid)t
Sertag öou JiCßerf gttcoßt & go» itt Jla(f?ett>
Verlas Udu ^(Dcrt SocDat & (^0. in Slatheu.
<^arutontumf(pttl'e
juglci^ auch als
Öorfdjule ffir ba0 (Drgelfpiel
.^crattêgegeben üon
âiofepf;
Dp. 20. 5prei§ 1.20. |
gitr S3ereï)ritttg bcg i). ^iitli^eg.
Jn unferm SSerlagc erfdjicn foeben: 3^i)nUicr, P. ®ombc(hant unb Sireftor ber ^riefter ijom heiligen Slutlijjc in SourS,
<ÄattbD«(f; ber ^ruberfdjaft tiow ÇÏ. Jlttifiije fammt ©ebeten uub fic« flciucu SngjeitcttüomüKcrhciligften SJaineu ©ottcS. Slutorifirte Uebcrfe^ung XII unb 204 Seiten. 24®. ^rci§ 75 «Pf.
'Die Berehrung bcS heil. StntlijjcS jur Sübnc ber tjielen Unbilben, bic ®ott burch ba§ glud)cn, bic Enthciligttng ber SonU' unb geiertage 2c. crlcibet, gcminnt, toie biofcâ ber hï. SSoter in feinem Srctjc oont 9. ®cj. 1884 gemünfcht, aud) in ®cuffd)Ianb gröfjerc ÎScrbreititng. Jn 9lad)cn, Köln k. t)aben fid) bereits ®ruberfd)often gebilbet unb ftehen luciterc 33rubet)d)aftttgrünbuugcu bemnädjft in u3fid}t, fobaß t)offcntIid) balb au^ in unferem 58alertanbe bic Verehrung beö heil. Slntli^eS eine allgemeine fein toirb. ®ic uorftehcnbcn 6d)riftchen, bic unS ntit ben brubcrfd)aftêrcflcln, bem Seben ber ©tiftcrin nnb beä ^auptfi3rbcter3 beS „ÎBcrfeS ber Sühne" befannt mad)en, füllen baju bienen, ber fo fcgeuârcid)en nbad)t iteue greunbe unb eifrige görbercr ju criocrbcn.
S)ic fämmtli^cn SScrfdjen finb mit firch' Iid)er Slpprobation üerfehen. |
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s«nt mr
für fittfÇoftftfe ^trr^ettfäitfler.
@rotiê=SSctIa()e junt „©tCBothiS^SÖIntt", Drgmt für latljolif^e tir^cnraurtL
„©erge, baß bn mit bem Çerjen gtaubp, loaS bu mit bem SDÎunbe fingfl, unb in äöerteu
ietljäliflft, h)o§ bu mit bem Çsrjen gtanift." Œoncil in dart^ago P. 3. 398.
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1. Lauda Sion Salvato- rem,
Lauda ducem et pastoreni In liyinnis et canticis! Quantum potes, tantum aude,
Quia major omni laude, Nec laudare sufficia.
2. Laudistbema specialis Panis vivus et Vitalis Hodie proponitur.
Quem in sacrae mensa
coenae Turbae fratrum duodenae Datum non ambigitur.
3. Sit laus plena, sit sonora
Sit jucunda, sit decora Mentis jubilatio; Dies enim solemnis agitur In qua mensae pritna rc
colitur Ilujus institutio.
4. In hac mensa novi regis
Novum pascba novae legis Phase vetus terminât: Vetustatem novitas Umbram fugat Veritas, Noctem lux éliminât.
5. Quod in coena Chris- tus gessit Faciendum hoc expressit In sui memoriam: Docti sacfis institutis Panem, vinum in salutis Consecramus hostiam. |
1. Deinem ^eilanb, beinem Sebrer,
Deinem §ivten unb Ernährer, ©ion! [timm ein Soblicb an! 'iU-eif nach Kräften ©eine ffiürbe Da fein Sobfprud), feine Sterbe ©einer ©röße gleichen fann.
2. DiefeS Srob foafl bu erheben,
2Bel(he3 lebt uub gibt baS Seben, DaS man heut' ben Ehriften meift:
DiefeS 33rob, tnit bem im ©aale EhriftuS bei bem Slbenbmahle ©eine 8wi3lfe hat gefpeijl.
3. Unfer Sob foll laut er^ fdiaUen,
Unb baS ^erj in greuben toaßen, Denn ber Üag hat ftdh genah't. Da ber §etr jum Jifd) ber
©naben UnS juerft hat eingelaben, Uub baS aiiahl geftiflet hat.
4. S3on beS neuen KijnigS ©peife
SBirb beS alten ^JJaffah'S Seife Durd) ein 3JeucS abgethan: Unb ber Sahrheit muß baS Seidhen,
Unbbte9iad)t bem£id)te toetchen, Unb baS 9ieue fanget an.
f). SaS oom §errn beim SDfahl gefdhehen, «gieß er un':' aud) fo begehen Um JU feiern feinen Dob: Bu bem Dpfer, Jh" B» ehren gjad) ber Sorf^rift ©einer Sehreii,
Strb oerioanbelt Sein unb Srob
Bte ifi'(ji)ttlettl)ttam0|equeu^ ,Lauda Sion'. |
6. Dogma datur Chris- 6. Doih mie unS ber ©laube tianis lehret,
Quod in carnem transit Sirb baS 33rob in gleifd) oer=
panis fehref.
Et vinum in sanguinem: Unb in Ehrifti S3lut ber Sein. Quod non capis, quod non SaS babei baS ?lug' nitht fiehet vides, Dem Serftanbe felbft entfliehet,
Aniinosa fifinat fides ©ieht ber fefte ©laube ein. Praeter rerum ordinem.
7. Sub diversisspeciebus, 7. SuubergroßeS ift ent-- Signis tantum et non rebus halten
Latent res eximiae: Unter jmeierlei ©eflalten, Caro cibus, sanguis potus Die jebod) nur ßeidhen finb :— Manct tarnen Christus totus M lut unb gleifd) ju îranf unb Sub utraque specie. ©peife.
Da fleh bodh in beiber Seife EhriftnS ungetheilt befinb't.
8. A sumente non con- 8. Ser ju biefem ©ofttnahl cisus, eilet,
Nonconfractus,nondivisus3îlmmt Jh» flanj uttb imjer= Integer accipitur. theilet,
Sumit unus, sumunt mille Unjerbrochen, unoerfehrt. Quantum isti, tantum ille Einer fommt, unb SEaufenb Nec sumptus consumitur. fomtnen,
Keinerhat noch mehr genommen, Unb Er bleibt bodh unoerjehrt.
9. Sumunt boni sumunt 9. gromme fommen, Söfe mali, fommen,
Sorte tamen inaequali U"b fie haben Jh" genommen Vitae vel interitus: ®ic jum Seben, bte jum Dob, Mors est malis, vita bonis. 33i)fcn mirb Er ©traf unb^öüe. Vide, paris sumptionis ©uten ihreS ^leileS DtteUe: Quam Sit dispar exitus. Sie oerfchieben loirft baS Srob !
10. Fractodemum sacra- 10. Sirb ble §oftle auch mento gefpalten,
Ne vacilles, sed memento, Sanfe nld)t, bu foUft fefthalten, Tantum esse sub fragmento Daß bie Üheile baS enthalten, Quantum toto tegitur. SaS baS ganje Srob enthält. Nulla rei fit scissura ÜiiemalSfannbaSSefenmeld^en, Signi tantum fit fractura Üïur gebrDd)en toirb baS 3eld)en, Qua nec status'nec statura ©ad)'unb Sefen finb ble gleichen, Signati minuitûr. Seibe bleiben unentftellt. |
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11. ©e^t' bte he^rc @ngel§= fpeife,
Brob ber ^ßilger auf ber Steife, ffia^reS 35vobbem Kinberfreife: ben funben wirf e§ ^i"! (Schon in Sfaal'S Opfertobe, 3n be§ pftertammS ®ebote,
ber 53äter jWannabrobe 2BieS auf e§ ein tiefer «Sinn.
12. ©uter §irte, 33 rob ber ©eelen!
®ein ©rbarnien laß nicht fehlen, ®idh als §irt unb ©(hü(?er lüähten;
ffion' im Sanb be§ SebenS jählen Uns JU Deinen ©eligen! Du, ber SiaeS meiß unb leitet. Der bie 9)?enfchenfinber meibet, Unb an ©einem SlZahle leibet, ©e^' uns, toenn bie ©eele fcheibet, 3n ben KreiS ber ^eiligen. Imen. 2llleluia.
3)er SSerfaffer biefeS herrlid)en §l]mnu§ auf baS h^il. Saïra» ment ift naC^ aUgemeiuer Slnnuahmc ber hl. ShomaS üon ?lquin (t 1274), »elcber ouf ©eheiß beS ^apfteS Urban IV. jn bcr ongeorbueten grohnlciihnomlfcicr bic Siturgie Oerfaßte. ®t. ïhotnoS bichtetc feilten weltberühmten ©efong nach bem SJIoße ber älteren ©cquenj „Landes crucis attolamus" üon 2lbam üon 6t. SSictor (t 1157) unb entlehnte üon biefer au^ bereu glonj« üoßc ©ingwetfc, welche man bis üor einiget gelt bem Sinter bcS „Lauda Sion" jujuf^reibcu gewohnt war.
®ie ©equenj ift glei^fam ein in bidhtcrifehe gorm gebrachtes ©rcbo öom onerhciligften Slltorêfaframcnlc unb als folcheS unübcr» trcfflich unb nnübertroß'cu ;bcun fotdfpräjifcgaffung bcr fchwierigcn Sehte üom SlltarSfafromentc in Siebform erforbert eine ■äKciftcrf^aft, wie fie eben nur bem „Sngcl bcr @d)ulc" eigen war; bic ^nnigtcit unb ©luth bcr ©cfütjlc ober, welche wir in bcr gonjen ^fingftfcquenj bcwunbcrten, fommt hier erft in ben beiben legten Strophen jum SluSbrud; bofür finb bic= felben ober ouch üon einer unüerglcichlichcn Schönheit, juntal bic Ic^te Strophe, worin bic Kirche ju bem im. Sofromcutc ücr- borgenen ^eilonbc als ju bem guten §irtcn fleht. —
®ieSequenj beginnt mit einer (Sinleitung (Strophe 1—3), Worin jum Sob unb 5ßrciS bcS ^cilonbeS oufgeforbert wirb unb jWAt mit Scjug auf bie einfc^ung beS allcrhciligften Sofra^ menteS, ju beten Grinnerung boS grohnleichnomSfcft begangen wirb. 3n ben folgenben Strophen (4 unb 5) Wirb fobonn baS heilige Sofroment gepriefen olS boS wahfre ^ofdhaOpfer, iu »oelchem baS olttcftomentlichc ^afdjaopfcr feine Erfüllung gefunben; ferner oIS baS immcrwährcnbc Opfer, weldjeS bcr ^crr JU ©einem ©cbäditniffc für immer, bis jum Enbe ber ïogc, einfette, ®ie folgenben beiben Strophen (G unb 7) finb bcr 3BefenSücrwonblung, bic folgenben Strophen (8 unb 9) bagegen ber Kommunion unb ihren Sßirfungen gewibmet. ®ic 10. Strophe Wiü einen 3'oeifcl befeitigen, ber ben ©läubigen Otts bem Breden unb ^heilen bcr ©oftic oufftogcn fönnte, 3n ben beiben Schlußftrophcn hebt ftd) bet ©efong ju hohem li)tifchcm ©chwung, um boS heil, ©aframcnt alS.Srob bcr Engel, boS fchon im alten SBunbc oorbebcutet war, ju preifen unb ben unter SSrobSgeftolt üerborgenen §citanb, ben guten §trten, ;um feinen Schu^ h<" auf Erben unb um bie einftige Seligfeit in einet unoergleid^Iith innigen SDSeifc onjuflehen. —
®ie erften neun Strophen finb fcihSjeilig; ber erfte unb jtoeite SÖerS, ber niertc unb fünfte, bet britte unb feChSte SJerS burch Enbreim gebunben. 2)ie Strophen 10 unb 11 finb ac^t« jeilig; h'eï finb bie brei erften SSerfc miteinonbcr gereimt, bei' gleichen bet fünfte, fechfte unb fiebente unb enblid) ber üierte mit bem ochten SSerfe. ®ie Sdilußftrophc weift jchn î?crfc auf, üon benen bie üier erften unter fich fll^itb flingcnbcn ®d)(uß, ebenfo bie üier 33crfe üor bem legten, n)ctd)cr felbft mit bem fünften SBcrfe gereimt ift. —
11. Ecce panis Ange- lorum,
Factus cibus viatorum, Vere panis filiorum, Non mittendus canibus! In figuris praesignatar Quum Isaac immolatur, Agnus Paschae deputatur, Datur manna patribus.
12. Bone pastor, panis vere,
Jesu, nostri miserere. Tu nos pasce, nos tuerc, Tu nos bona fac videre In terra viventium: Tu qui cuncta scis et vales Qui nos pascis bic mortales, Tuos ibi commensales, Cohaeredes et sodales Fac sanctorum civium. Amen. Alleluja. |
Sur erlnntcvttMß.
1. Strophe. Sion b. i. bic Kirdie, bereu Borbilb bic „î:od)tcr SionS", bic Einwohncrfchaft gcrufolcmS roar.
in hymnis et canticis b. h. in gereimten ©efängen unb in nicht gereimten (>Çfatmen). Zweimal wirb bcr crmuntcrnbc guruf (lauda) wieberholt; benn bcr ©egenftanb bcS SobpreifcS ift bcr hö^fte unb erhobenftc im Rimmel unb auf Erben: „Sobe, 0 Sion, Seinen) §cilanb, lobpreifc (Seinen) gührer unb Ritten in §^mncn nnb ^falmcn! (lobpreifc Sh") fo fannft,
benn nod) ©cbühr oermogft Su 3hn nid)t ju preifen, ba Er übet oHcS Sob erhaben ift.''
lauda ducom et pastorem: Ehrift"^ ift bcr „gührer", ber bte Wcnfd)hcit ju ©ott jnrudführcn foft junächft burd) feine Schrc unb fein Seifpicl, fobonn alS öucfl unb Urheber oller ©nabe. Er ift ferner „Set gute §trt" (Joh. 10), bcr uoH Erbotmcn auf bic Erbenwüftc hernicberftieg, um bic oerirrtcu Sd)ûftein ju retten.
2. Strophe, ©roß unb wunberbar ift ber ©ottmenfd) in oE' feinen 38crtcn unb ©cheimniffcn, aber ben ©egenftanb einer befonbeten SSctcbrung u nb 2lnbad)t (laudis tlieraa spec- ialis) bilbet heute für unS baS „lebenbige unb lebcn = fpenbcnbc 93r ob" (panis vivus et Vitalis), barum errcid)t heute om grohnlcid)nnmSfc tc unfer ©ottcSbicnft feinen ©lanj' nnb §öhepunft burd) bic *Projcffion, SluSfc^aug jc.
Scr ©loube lehrt unS unb gewährt bic jwcifcllofe ©cwißheit (non ambigitur), baß bcr §crr „ouf bem Xifd)c bcS hl. StcbcSmohleS bcr Sd)aar bcr ^wölf Brüber" ©ich felber als boS „lebcnbc unb bclcbcnbc Brob" jur übcr^ natütlid)en ©cclcnnohrung „bargcreid)t" habe.
3. ©trophe. „Boll unb üolltommcu" (plena) foft borum unfer Sobprcis fein, b. h- bcr ganje liJenfd) foll.Qih'n lobfingcu: Sic ©timmung beS ipcrjcnS unb unfer SebcnSiimnbcl foHcnmit bcr©prad)c beSaJîuubcSûbcrcinftiinmen. Siefer münblidjc SobprciS fott „wohltöncnb, ftimmungSu oll (sonora) ;cr« fchottcn, bcr §crjcuSjubcl (mentis jubilatio) freubig (jucunda), ober nid)t ouSgetoffcu, foubern ongcnteffcit, jicrlid) (decora) fein! SBohrlid), eine SKohnung für ben tird)lid)cn ©änger!
„Dies solemnis". Sic fird)lid)c gcicr bcr Einfe^ung bcS hl. ©aframentcS wirb am grohnlcid)namStagc nadjgeholt. Unter ben ©Chatten bcr ehorwod)c fonnte ja bic geftfreubc am ©rüii« bonnerftogc nicht ouftommen — barunt „recolitur"; cS tuirb bic Einfe^ung nod)malS bcgongeii, erneuert.
4. ©trophe: 3n bcr 2. ^lälfte bcr 3. ©trophe war fd)on bcr ©runb unferer geftfreubc im Slllgcmcincn angegeben. biefer ©trophe nun wirb olS füld)cr ©runb jur gcftfrcubc im SBcfoii« bcrn bcr ©egcnfa^ bcS neutcftnmcntalifd)cn OftermohlcS ju bem alt- tcftoincntlicben herüorgchobcn. Scr S^achbrucf liegt offenbar ouf bem üictmol Wicbcrholtcn novus. EhriftnS ift bcr „novus rex" gegenüber bem ^ricftcrfönigc 'ûJîetdiifcbct ou« bem Slltcn Sunbc,
Unfer „Pascha" (Oftcrlamm) ift Ghr'ftnS: „Pascha nostruni immolatus ost Christus" (EhriftuS ift olS unfer Dftcrlomm gc-- fd)tad)tet worben) heißt cS in unferer Oftcrpräfation (nod) 1. Kor. 5.) Sorum heißt boS hl- SlltarSfotromciit olS ncutcftantcntlid)eS Opfer novum Pascha novao legis „baS neue ^afd)a bcS 9îcucn BunbeS!"
Pascha unb Phase bebeuten baffelbe: Ofterfcier, Oft et" lomm; Wörtlid) beißt cS „bcr Bor üb et gong" (beS §crrn) 2 fflîofcS 12, 11. SaS alttcftamcntlid)c Phase, olS boS Scr' oltctc unb als boS Sd)attcnüorbilb (vetustas ot urabra) muß wcid)en (fugat) üor bcmSîcucn unb ^ irtlid)cn (novitas et Veritas) b, h- üor bem h'- Opfer bcS neuen öunbeS! bic SZaeht (noï) b. i. boS Subenthum ü6crhoupt, wirb burd) boS Sicht (lux) bcS EüangcliumS ocrfd]cud)t (éliminât).
5. Strophe. Soë üorbilblid)c iDftcrlamm bec 3uben würbe alljährlich borgcbrocht. So fott oud) boS neutcftamcntltd)c ipofdjo-- opfct nicht ein einjig äJtol bargcbrad)t werben: fonbern cS ift eingefe^t für aUc Orten unb für ottc Reiten. Beim Slbcubmohle |
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in jerufnicm (in coena) hat bcr §ert c3 fo angeorbnet ju ©einem ©cbäd)tniß (in sui memoriam).
®ic priefter finb burch btefe hl- Sfnorbnungcn ' angctnicfen (docti sacris institutis) Srob uttb SBcin ju confccrircn jum Opfer bcä §ci(§ (in salutis Iiostiam), b. i. ju Shrifi'i gleifd) unb SBIut.
6. Strophe. 2tn bie borhcrgchenbc Strophe eng an» fchlicfeenb fährt nun ber $^mitit§ fort: ©Inubcuölchrc (dogma) loirb e§ allen Ehriften übergeben, bafj bei bcr Eonfc=^ cration eine SBcfenäoermanblung Oor fich fleht. ®a§ ift offenbar ein grofjcö Sunber (praeter rerum ordinem); e§ ift ein ©c» l)cimniß, baä über mcnfd]Iid)c goffungäfraft ebenfo hinattägcht (quod non capis), luic über bic Sinuc (quod non vides).
7. Strophe. ®ic Sehre Oon bcr Sefenäocrnjanblung loirb lucitci bnhin ausgeführt, bafj Shriftuä unter jcbcr ©cftalt (alfo fotoohl bcä 'flrobcä toie beä Seineä) gauj gegcntoärtig ift. Srob unb ©ein (diversae species) finb nad) bcr ßonfccration ui^t mehr bcm Sefen unb bcr Sachc na^ (non rebus^, fonbern nur in bcn äufscreu ©cftaltcn (signis tantum) noch oorhanben. ®ic „großen Singe'- (rox eiimiae), bic unferen Icibiid)en 5lugcn oerborgen finb (latent) tocrben im golgen bcn angeführt: cä finb Ghrifti glc'fd) alä Speifc unb Sein iï3tut alä Sran!, jebod) fo, baß ß[)riftuä unter jeber üon beiben ©cftaltcn (sub utraque specie) ganj, alfo mit gleifd) unb SBlitt gegeus loärtig ift.
8. Strophe. 2lber no^ mehr:-Scr .^crr ift nidjt nur unter jcbcr ©cftnlt gans gegenmärtig, fonbern Er wirb auch »on jcbcm Empfänger, fo SBiclc ihrer immer fein mögen, ganj unb ungcthcilt empfangen. Siefcä neue Sunber hebt bic @trop[)c mit bcu ocr=' fd)tebenflcn 3luäbrüdcn hcroor, biä fic cnblid) cffcftoofl abfd)licßt mit bcn Sorten: nee sumptus consumitur, b. h- unb wirb Er aud) genoffen, fo witb Er bod) uid)t aufgejehrt: cä bleibt immer cbcnfooiel übrig, alä oorher bagctocfcn.
9. Strophe- toerben bic Sirfungen bcr würbtgcn (boni) fowohl alä ber unwürbigen (mali) Äotnmuuiou gc= fd)ilbcrt.
10. Strophe: .<öicr wibcriegt bcr h'. Cerfaffcr einen Ein» Wurf, bcr oicHcidjt auä bcm S3rcd)cu unb SScr theilen ber hl. -tioftic hergeleitet toerben fönnte: Sir foHcn feinen Slugenblid Wanten (no vacilles^: aud)iu bcm fleinftcn Sheildien ift ühriftnS gan? gegenwärtig, wörtlid) „oerborgcn" (tegitur), benn baS Sefen (rci), b. h- baä gleifd) unb Sölut Ehrifti, würben Oon'bcr ïhcilung (scissura) nid)t betroffen. SfJtir bic 58robägcftatt (signi) wirb gebrod)en, woburd) weber bic göttltd)c TOajeftät (status) nod) bte 1)1. 9}Jcnfd)hcit (statura) bcä unter bem nußcnt geichcn ocrborgcitcu Ehriftuä (signati) beein- tväd)tigt wirb (minuitur).
11. Strophe: Panis angolorum b. i. bic Spcifc, nad) bcr bic Engel gelüftet, ifx jur Spcifc bercr geioorben, bic nod) aitf Erben waacu (viatorum). Eä ift aber baä ®rob bcr treuen .^ïinber ©otteS unb barf nid)t bett .'punbcu liorgcioorfcn werben (non [mittondus canibus). Ser 1)1- ®erfaffcr bad)tc offcnbor au baä Sort bcä .<perrn: „Eö geht uid)t nn, bcn ßinbcrn baä S3rob JU nehmen, um cä ben ."punben (bcu Ungläubigen) oor- juiücrfen (IRatth. 15.)
So iftä iu bcn 58orbilbcrn (figuris) bcä Slltcn Sunbeä oor- bebcutet (praesignatur). 58cim Dpfer jfaafs mußten bic ihtcd)te am gufjc bcä 93crgcä jurüdbeiben; bom Dftertamm burfte fein Ungläubiger effen; baä SOianna würbe in bcr Süfte nur bcn ©läubigen, nid)t ettoa aud) bcn übrigen Süften- bcwohncrn, gegeben.
12. Strophe- 5?un toenbet ber .'t)t)innuä ftd) bitteub au bcn guten §irtcn, bcr unä, feine Sd)äflein, mit biefem .^immcläbrobe bcglüdt hat: bittenb um Erbortnen unb Schujj hier auf Erben ttnb um bic ewige Seligfeit bort oben in terra viventium.
Qtt bcr oorftehenben „Erläuterung" benulUett wir bte ciit. fprcihenbcn Serfc oon Dr. ßatjfcr unb ©il)r; bic metrifd)c Uber- fc^ung ift au§ ben „.^»jmnen" oon ^ad)tlcr. .
Eä bürfte nun manchc Sefer intcrefftren, aud) eine alte Uebcrfcfeung bcä bcrül)mteu $i)innuä fennen ju lernen, wcld)c ftdh im ffölnifchcn ®efangbud)c oon 1610 finbet unb nad) bem 5D?aße bcä loteinifchcn Scjtcä oerfaßt ift. |
1. Lauda Sion Salvatorem.
Sobe Sion beinen Herren, beinem .^eilanb gib fein ehren, mit Sobfprüchen onb ©efang.
grcw bi^, bann er ift fo herrlich, baß bu jhn fannft loben toarliCh, ni(|t guugfam bein Icbcnlang.
2. Laudis thema. .^eut wirb in bcr Äirdhcn ©ottcä Saframcnt bcä ^immclbrotä nnjubcttcn fürgeftcHt.
Sclchä ber |)err bcu jwölff SBrübern, alä bcn orfpruug aller güttcru hat jti cffen außgethcilt.
3. Sit laus plena. Srumb foH heut fein lob ctllingcn, onb hod) burch bic wolden bringen, jum gefterntcn ©ottcähauß.
Senn biß große Safranientc onb fein oifprung onb fein cnbc legt onä biefer gel)rtüg auß.
4. Jn hac mensa.
Scr ncw löuig onb »iegentc, ncw ©efcö, ncw Scftamcntc, neue Ofteru lobcfau:
Erlcu^tcn mit jhrcr flarheit crfüllcu mit jhrcr warhcit bcr alt gigurcn allcfampt.
5. Quod in coena. Saä Ehriftuä in feinem 5?ad)ttnahl hat oertid)tct onb befohlen.
thttn wir jum gebcd)tnuß fein.
Surd) fein meditigä Sort aHcinc tocihcn wir S3rot onb Seine Jtt cin'm gnabcu Opfer ein.
6. Dogma datur.
jn bcm Dpffer onä ju gute
wirbt brot fleifd), wein wirbt ju blute,
wcld)ä bod) feiner mercten fann.
ga fold) wcrcf begreift mit ntd)tc ber ocrftanb nod) baä gefidtte, nrieiit bcr ©laub nimmt eä an.
7. Sub divorsis speciebtts.
SJnter bcibcrlel) ©cftaltcn, tounbcrbarlid) fci)n onb walten Ehrifti wahtcä fleifd) unb blut.
9Jnb jwar in beu jctd)en beibe, Ehriftuä ganj onb ongcf^etbc iSel)berfcitä oerbleibcn thut.
8. A sumonte.
Sllfo loirb er üollenfommeu ajou ben Ehriften eingenuinmcn, SBiib wirbt auch ocrjchret nit.
Einer cmpfaht j^n aüetne, Ober taufcnt in gemeine, Ser ein nimpt fo oiel alä fie.
9. Sumunt boni.
©ut Onb böß cmpfahcti jhn bel)bc, $lber fehr weit onberfchciben Sic frud)t ihrer SJtcßung ift. |
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®cnrt ben guten toitbt ba§ leben, ben böfen ber 3:Dbt gegeben, 0 merl biß, önb bnt bii^ ßf)rift.
10. Fracto demum. gcbrodincnt ©oftamentc glaub önb bic^ bation nit weube, baß ein jebe§ ftüdlc b'benbe Diel ba§ ganfe in ihm hdt-
®aun biß ift bie wäre Summe beg üerborgnen |)ciligt^umbc, g'f^hi^t tein g'matt ünb fompt nid)t§ ümbe, mann ba§ brochne S3rot äcrfelt.
11. Ecce panis. ©d)amt ba§ SSrot ber Gngeln heilig, Wirt eine ^ilgerfpeife feiig, mad)t bie tinber ©otte? fröhlich ünb gehijrt nit fiir bie |)unb.
®iß ift Sfaal unfchulbig, Dnb ba§ Dfterlamb gebultig, önb bie fo ©ott fe^nb gebulbigt,1) haben bif} SD^anna aKe ftunbt. ■
12. Bone pastor.
®uter §irte, Jefu Ehrifte, bu weibe, bu un§ frifte 2Sibb'r§ teuffelS fünft onb lifte, entliih geig on§ bie woHüfte, bie bein (Srben fepnb bereit.
D Jefu bich ä" wenbe, beut onb bein h^ff önb henbe, baß wir bort nach biefem eltenbe, bein tifchgänger fe^n ohne enbe am tifd) ber bnfierblichfeit.
Ser aufmerffame Sefer wirb gefunben haben, baß nid)t nur in ber SKitte ber Strophen, fonbern aud) am (Snbc üon je jmei jufamntengehorigen Strophen ber SJeim iit ber beutfdjen Ueber- trogung (ebenfo toie im loteinif^en STeEte) jur SSerwenbung ge= fommen ifi. Schönen.
Daß j(^od)ami
III.
Der Introitus am gefie ber hh- Slpoftel $etru§ unb ^auluS ift, mie bie Epifiel be§ gefteS, ouS bem 12. Eopitel ber Slpofielgefchichte genommen.
Um boS Johr 44 ber ^rijiUchen Beitredhnung nömUdh, als bie Sehre beS ©efreujigten fchon unter ben |)eiben ®in= gong gefunben hatte, broch in Jerufolem eine 6hriftenPer= folgung ouS. Der tönig §erobeS Slgrippo moOte ftth boburch olS eifrigen Juben bethätigen unb bei feinen ©loubenSgenoffen einfchmei'cheln. SllS erfieS Opfer fiel JofobuS ber Sleltere, beS Johannes bruber. DoS jübifche bolf gab feinen beifoll JU erfennen unb ermuthigte boburdh ben blutmenfdhen ju meiterem borgehen. Er ließ boher ben Slpoftelfürften greifen, uerfchob ober 'bie §tnridhtung, bis bie Djiermodhe abgelaufen fei. 'iJetruS murbe inS ©efängnis gemorfen, unb fedhSjehn ©olboten ju feiner bemo^ung befiimmt. Die Kirdhe ihrer= feitS hörte nicht ouf, für ben ©efangenen inftänbig ju beten. — ES mar nun in ber 9Zadht, bie bem Doge ber beobfidh- tigten ©dhouftellung unb ßinridhtung iJorouSgtng. ^etruS fdhUef ruhig in ber äRitte ton jmei ©olbaten; feine 5)änbe moren mit Ketten gefeffelt-, oudh ^ox ber Kerferthüre moren ©olboten jur bema^ung oufgefteHt. Da erfdheint plöljUch ein Engel (SotteS unb erfüllt ben Kerfer mit glänjenbem 2ld)te. Er mecEt ben ^^3etrtiS, beffen geffeln mie oon felbfi abfallen, heißt ihn ftdf) onfleibcn unb ihm (bem Engel) folgen. Der Slpoftel gehöret, ohne recht ju miffen, ob er madhe ober tröume. ©ie poffieren jtoei Sad)en unb gelongen an boS jur ©tobt führenbe eiferne Dhor. 5Hudh biefeS öffnet fidh oon felbfi, unb fie gehen beibe nodh eine ©troße meiter, bis ber Engel oerfd)roinbet. Do erft fommt ^etruS jum Döllen, floren bemußtfein unb fpridht bie Sorte, meldhe bie Kit^e als Sintiphon jum Introitus beS gefieS ftngen läßt: |
9lun weiß i^ wahrhaftig, bafe ber §crr feinen Gugel gefonbt unb nti^ cntriffen hat bec §anb beê Aerobes unb aöer Srwar' tung beë SSoIfeg ber Juben.
5|3f. §err, bu haft mich Se' prüft unb fenneft mid): bu aüein fennft mein gnnjcä S^h"" Soffen. —
©hre fei JC.
Der aufmerffame Sefer mirb fragen, in melcher bejie- hung bie Sorte beS Introitus jn bem gefte ftehen, mel^e^ bodh ouf ben DobeStag ber beiben 'Slpoftel hiiweift? Sie fommt hier ber geftgebanfe jum SluSbrucf? Dennodh ift bieS ber gall! Bunädhft ifi ju beodhten, boß bie liturgifdhe geier fich »crjugSmeife ouf ben ©rnnbftein ber Kirche, ben hl. ^etruS, bejieht. bergegenmärtigt man fid) fobonn ben Sortlout beS fefttäglid)en EüangeliitmS, in meldhem "-^elruä olS boS gunboment ber ju grünbenben Kirche ©olteS bejeidhnet toirb, jener Kirdhe, meldje bie Pforten bet ^öKe nidht übet= lüältiaeu foHen, fo mirb bte fdhöne bejiehung beS Introitus jut g^anjcn geier fofort flor. ES mar ja bie Slbfidht beS |)ero"beS, boS §onpt ber Kirdie bem ©efpötte unb bet ©rau= famfeit beS Röbels prtiSjugcben. JafobuS ber Sleltere mor fdhon bet berfolgungSmuth" jum Opfer gcfoQen, ohne baß bet §ett mit einem Sunber ju feinet "§iettung eingetreten. Slflein bie Erhaltung beS ^i^etruS mar für bie ©efommtfirdhe nothmenbig, bo ber Slpoflel nodh nidht ongefongen hatte, jener Kirche olS ."pirt Porjuftehen, meld)e bur^ ihn unb utit feinetmiHen bte ajfutter unb Sehrmeifterin aller übrigen ouf bem gonjen Etbfreife merben foKte. Kutj, bie berheißung beS §errn bei Eäfotea=^hiltWt beginnt, jum ©taunen ber berfolger, fdhon bolb nodh ber ©tünbung ber Kirche in Er® füllung JU gehend
Die Sorte beS ^folmberfeS (ouS 13G) legt bie .Kirdhe bem Slpoftel in ben ajjunb: UnfäglicheS haben bie Slpojiel füt bie ©oche Ehrif^ti gethon unb gelitten. 9iut bet Slflmiffenbe Ptrmog ihr Sirfen, ihre Seiben (sessio) unb ihre nunmehrige §ertlidhfeit (ressurrectio) üollfommcn Ji^ mütbigcn. (bielleidht loirb bie -hier gegebene berbeutfchin^S mondhe Sefer mehr beftiebigen, als "bie oben im Eontei't gegebene.)
DoS Graduale loutet:
^f. 44. 3u gürften toirfj bu fic fejjcn ouf ber ganj"' erbe: ÖJcbenfcn mirb ma'i (feiern) beineS SiomcnS, o .per'- V. Statt beiner SSätcr wcr&ci| Söhne bir geboren: batu»" werben bic SJölfcr bidh prcif*"^'
Nunc scio vere, quia misit Dominus dngelum suum et eripuit me de manu Herodis et de omni exspectatióne plebis ludaeórum. —
Ps. Domine, probästi me et cognovisti me ; tu cogno- visti sessionem meam et resurrectiónem meam. — Gloria Patri etc.
Ps. 44. Constitues eos prin- cipes super omnem terram : mémores erunt nominis tui Domine,
V. Pro patribus tuis nati sunt tibi filii : proptérea populi confîtebùntur tibi. |
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Alleluja, Alleluja. j Siadujn. Sfaduja.
V. Tu es Petrus, et super j V. ®u bijt ^ctvuö (gelë) hanc. petram aedificabo Eecló- j uub auf bicfeu gclfcu min td) siam meam. i tnciuc Strd)e boucit.
Alleluja. Sltleluja.
®en ïïpoftcïn mar oom §errn bte 9}ïiffiDn für bie ganje Seit gegeben, ein überaus erhabenes 31mt: fie finb bie „dürften" in bem üotn „Könige ber §errlicbïeit" gegrün^ beten SJelcbe ©otteS auf Grben. Sie berbreiten ben ©tauben, ben fie Don ibrem anbetungStüürbigen aiïeifter empfangen baben. — Statt ber berflorbenen „Säter" (3tbrat}atn, ®amb tc.) merben bem Könige ber §errtict)fett biete „Söljne" au§ gelben unb Juben geboren. ftnb bie ©ö^ne, metcbe au§ ber geheimnißüDtlen Serbinbung G^^ifü init feiner Sraut, ber Kirdhe, ^eroorgehen. Sluf betn ganjen Grbfreife preifen i^n biefe feine ©ö^ne, mährenb oorbetn bie Stnbetung beS toa^ren ©OtteS auf baS «eine Sott ber Juben befd^räntt mar. — Der jmeite V. leitet jum folgenben Goangetium tn furjer, fräftiger Seife über: „Du bift i^etruS, unb auf biefen getfen toin icb meine Kirdbe bauen." — Diefe bebeutungSootlen Sorte finbcn, mie nid^t anberS ju crmarten mar, einen f)odf)= pathetifd^en StuSbrudt in ber ©regorianifd^en Gfiowt-aJiclobtc. Ueberbaupt mirb erft bie rtd)tigc Grfaffung beS liturgifdhen De),-teS ben ©dhtüffet tiefem jur cnlfprcdhenben Siebergabe icner attehrioürbigen Dietobieen. ©d)önen. |
Ginem oon jebem ©väSlein, bon jeber Stume bie Shau- tröpflcin entgegen. Der |)tmmel fpiegelt fid) in ihrer ''!J5rad)t; fein Sunber, fie tommen ja oom §inunet, bie ^Jfatur ju erquiden. Gin foldher Dhau fällt audh im blühenben 33Jaten beS geiftlifcheu SebenS, in ber heil- Dfterjeit, nämlldh baS SlKetuja unb todht unS entgegen oon jeber Stume beS goltes= blenftllchcn ©efangeS. Slu^ in ihm ftrahlt etioaS ^oheS, ift eS bcdh ein Silb unb Jnbcgrtff ber himniltfi^en greube. SaS thun bie .^eiligen? ©ie halten ^rojefl'ionen, tuft= manbeln burdh bic ©efilbe beS ^|3arabiefeS unb j'ingen freubootl Sinetuja. Son ihrem Ueberflujj träufeln bie Dröpflein nieber jur Kird)e. 9iad) biefem erquidenben ÜThau fehnen ftd) bie Zeitigen in biefer geitlidhfeit. SaS roerben fie barouS fdhöpfen, roenn ber hl- ©eift eS ihnen einträufelt? äJJir fcheint, ber Diener ©otteS hat baoon ÏDÏan^eS gefoftct, barum fann er fo fdhöneS baoon fchreiben." —
Dlupert oon Deug läßt bann in einem loelteren Kapitel GinigeS folgen über bte ©efchichte beS SlOetuja, baS roir ber Kürje roegen übergehen, um beim britten Sheile Ju oerroeilen. Son ben oielen Slßelnja, roeldhe in ber Siturgie gefungen roerben, nimmt Üïupert baS roidhtigfte heraus, nämlidh baS= jenige, roeldheS in ber ülïeffc nadh bem ©rabuate gefungen roirb. DaSfetbc ift in feiner llturgtfchen ©lellung bebculungSOotl, feiner älfctobie nadh reidh unb lieblidh, fo baß eS einer eingehenben Scad)tung tojhl »erth ift. Son unfern Kirdhendhören ift eS faft oergeffen, cinjclne SlnSnahmcn abgeredhnet; roie cS fd)eint, roiffen fte nidhtS bamit anjufangert. Die mittclalterlidhen ©änger badhten barüber anberS, toie neben bieten anbern ©teileii folgenbeS unfereS9ïupert beroeift:
„GS rotrb alfo baS Sinduja, gefungen nad) bem ©rabuate, ein Sieb ber greube nadi ber Trauer ber Suße; uub roeil ro tr gar fehr ftrcbcn, bte gütle ber Dröftung auSjubrüden, roeldhe jenen, bie hintcbcn trauern, aufbewahrt Ift, fo jnbitiren roir mehr, als roir fingen, unb bchnen bte eine turje ©tlbc btefeS chiroürbigen Sortk auS In mand)e 5)iennien unb ^Jïeumcu' gruppen, baß bie ©eele bei fotd)' fröhlichem ©Ingen oon ©taunen erfüllt unb bahin oerjüdt roirb, roo bie ^eiligen frohlodeu in .•gerrlidjfeit uub fid) freuen in ben erotgen ©cjeltcn."
Daju macht ber bereits crroähnte Senebiftlnerpater roieber folgenbe Semerfung: „Der ©änger benft atfo an ble erojge greube; baOon roirb fein ^erj Ooll, überooH, er fann'S nt^t mehr faffen, barum qulHt cS über; er beginnt ju fingen: „SlÜetuja!" unb fängt an ju jubitiren. GS ift ein furjeS Sort, aber fein Jnijalt ift groß, nämlid) bie tu Gioigfelt nidht oergehcnbe greube. Kein Sunber, baß 3}?etDbie auf iDfctoble 'fid) brängt, unb ber füße Jubel fo lang unb roelt fid) hiubehiit- Das roaren bie ©ebanfen unb Gmpfinbungcn, oon roetd)en bie heiligen 9)iäuner erfüllt roaren, roeldhe biefe DJfetobien componirt unb juerft gefungen haben, ©ierootltcn, baß bie Gbrtflen ebenfo bächten nnb fühlten. Darum gaben fie uns baS SlHclnja tnit feinen JubeltncloDicn. So ble heil, ©eheimniffe gefeiert roerben, ba foH ber ü)fittetpunft ber greube beS Ghriften fein; ba foO er feinen Droft finbcn. Der fromme Senebiftinerabt 9?upert hat biefe Jnbetnietobien täglt^ im Ghore mit feinen Srübern gefungen. Gr fennt fie; er liebt fie; barum brängcn fie jene Sorte beS SobeS ihm In ben 9)Junb. 9Jun frage id) bidh, ^'eber Sefer, fingfl Du uidht audh gern foldjc älfelobien unb oerfofteft Du nid)t 2tchnlld}eS babei? Jn ber hl-Sdhrift fleht irgenbroo: Beatus populus, qui seit jubilationem, ju beutfdi: „©lüdfeltg baS Solf, baS ju jubitiren oerfteht." — |
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©O bev jüngere hl-^enebift. Unb nun frage
icb lieber Sefer: „jft baS ntd)t fd^ön gefagl? gürroa^r tdh ni^t/ ob id; mi^ tnehr freuen foU über bie falbung§= tiDÖen iöorte be§ alten ehrwürbigen SlbteS ober über bic Ibaufrif^en ©rgüffe jeneê jüngeren ©ohneê be§ 1)1. Bcnebift. 3)er eine ifi bereits eingegangen in baS Sanb ber ©eligcn unb fingt bem unbeflecEtcn Samme mit ben ©dhaoren ber (Sngel unb ^eiUgen ba§ laufcnbftitntnige SWeluja — ber anberc ficht tägUdh mit ben Brübcrn im Sho^^ fic fd)öpfcn „t3on bem erquidfenben Dhau", ber Con bem Ucberfluffe bet ©eligen hei^nicberträufeU; fie haben 9}fandhe§ babon oertoftet, borum fingen fie fo fd)t5n ihr SlOelujo, bog c5 mie ou5 einer onbern SBclt boS O^x tJcS ^örciS berührt. — Unb toenn Su, lieber Sefer, bie obigen Bctnerfungen ber beiben ©öh^e beS hl. Bencbifl micberholt aufmerffam burdhfiubiren moHtcji, fo mürbe ich midh für ®id) freuen, jdh menigflenS glaubte, CS mürbe ber Slbbrurf biefer SluSführungen Dir n'ü^Kcher fein, als bie gortfegung tneineS „friegerifd)en" Briefes, bejüglidh bercr bis jur nödjften Plummer Dich ju gebulben, idh Dich unb §errn S. frcunblidhft bitte.
Bruno 2ß.
^tB Ijodjtt). ßxfdjofB UOU ftn^ Öerorbmutg über ted)eiunitfth.
(gortfeljung.)
2ludh hat eS in bcn Reiten, wo bie .tirdhcnmufif ihrer erhobenen Slufgobe untreu geioorben, nidht an yJKinnern üon fird)lidhcr ©efinnung uub fünftlerifdhcr Düdhtigfeit gefehlt, toeldhe bte Sleform ber tirdhcumufit onfirebten. Um unnijthige 2Beitläufigfcit ju ücrmeiben, bef^ränfc id) midh 5« meinem 3medfe, ouf bie grojjartige Bcioegung hinsuioeifcn, locldhe iu unferer bei bem argen BcrfoUe ber 5lirdhcnmufit für bie Sieform berfelben befonberS in Deutfchlanb fidh funbgibt. Oefierreidh hat fid) biefen löblichen Beftrebungen iu meiteu 5ïreifen ongcf^loffen. Bei unS befieht feit 12 jähren ber Diösefan=6öctlicnüercin, unb idh halte eS für meine '43flicht, ben ouSboucrnbeu unb einfi^tSüolleu Bemühungen beS BcreinS= ßomitcS bei biefetn Slnloffe öffentlich tneine belobeubc Slncr: fcnnung auSjufpredhcn.
' SllS man üor mehreren jähren mit lebhafter Begeifterung bie 9ïeform ber JUrdhenmufif in Eingriff nahm,' tooritcn ©inige bloß ben ©horolgcfang beim ©otteSbienftc juloffcn. ©ie finb boburdh, üicncid)t ohne eS ju toiffen, firenger gemefen, ols bie tirdhe, bo meber boS ©onjU oon Dricn't, nodh irgenb ein '^apft ein folchcS, in fehr üiclen 5?irdhen gouj unouSführboreS ©ebot erloffen hat, nnb ju 9?om im ' ©t. ^.peterSbome unter ben Singen beS Oberhauptes ber 5ïirdhc bei bem feftlidien ©otteSbienftc Bofolmcffen mit Begleitung ber Orgel oufgeführt merben. (jd) felbft habe im jähre 1885 in festo dedicaUonis Basiiicarum S. S. Apost. Petri et Pauli eine im neuen ©t^lc componirtc, red)t erbouliche Bocolmcffe bei bcm oom ©orbinalbecone pontificirten |)odh= omte gehört, meldhe üon jmei ©hören mit Begleitung Der Orgel meifterhoft oufgeführt murbe.) äJJit erfortcn |
boher ?tnbere ben poliphonen, figurirten ©efong bei ber geier beS ©otteSbienfieS für erlaubt unb im ©intlonge ftehenb mit ber ©efeggebung unb ^rojriS ber 5ïirchc. ©ine lange ©ontroüerfe murbe nidht ohne große ©rbitterung über bie groge geführt, ob oudh bie jnftrumentolmufil bei ben litur= gifdicn ^onblungeu ftotthaft fei. Diefe unleiblidhe ©ontroüerfe mor ober ooHcubS überflüffig, nadhbem boS ©onjil oon Drient bte ^lirchcninufiE ni(ht ücrbotoi, ober toohl üerorbnet hatte, bie ^roüincialfhuobeu, bejiehuugSmeife bie Bifchöfe mögen bei bcn SBetfungen de congrua canendi seu modulandi ratione bie ©itten ihrer Diöcefcn berücffid)tigen, nun ober in Ocfterreidi, Dcutf^lanb, jtaUen, ja üiellet^'t überall ©itte uub (Gepflogenheit mar unb ift, bie jnftrumcntat=2)?ufif jur Begleitung beS ©efongeS in ber jHrchc onjuiDciibcn, unb na(hbcm $opfi Benebict XIV. in ber oben ermähnten ©on- flitution üon ber Begleitung bcS mufitalifdhen ©efongeS burd) bic Orgel ober „anbere jnftrumente" fpri^t unb ncbftbcm eine ganje 9?cihe firchli^ juläffiger jnftrumente oufjähU- S^iemonb ift bered)ttget, alS unjuläffig ju ücrmctfcn, looS bic Sluctorität bcr Itirdhe, oor ber pch Sl'llc jtt beugen haben, für juläffig erflärt; unb bcr lirdhcnmuftfaltfche ^uriSmuS tougt cbenfoiocnig ctiooS, olS ber moroUf^c.
3Im 25. ©eptember 1884 hat bic hl- 9iiten.-©ongre= gation an bic Bifchöfe jtalienS eine Berorbnung (regola- mento) über bie Musiea sacra erlaffen, burd) mcld)e ber figurirte, oierftimmige ©efang unb bie jnfirumental=93Jufif in Berbinbung mit biefem ©efonge ouSbrüdtlidh jugeloffen, unb anberc bebeutenbe ©onceffioncn getnod)t mürben. ©S fonben fich aber leiber in bcn itreifeu beS beutf^en ©äcilien^ BereinS ^Jllänncr, meld)e fid) uid)t fchcutcn, bicfeu firdhlid)cn ©rloß ob feiner 2)Jilbc mit foli^er ©eringfdhä^uug ju be= honbelu unb barüber mit folcher ©ingenommenheit über bte eigenen 3lnfd)auungen objufprc^cn, olS ob üon ihrem Urthcile bic moßgebenbc ©ntfdhclbuug obhinge, So ift bo bie Be= fd)cibcnheit? n?D bie ber 'fird)lid)en Sluctorität gebührenbe Untenoürfigfeit? mo bie ''iMctät, bie ©hrerbietung gegen ben Slpoftolifd)e'n ©tuhl, bie mahrhaft fird)lidhe ©efinnung? SllS id) baS ^lirotcctorat beS Sinjcr Dibcefon = ©äjilieuücrcineS übernahm, f^ricb id) gleid)fam olS']3orolc bie Sorte: „Sir gehen mit 3iom." Dabei loirb e§ oud) bteiben. DoS muß öud) bcr ©runbfo^ cineS jeben Gäjilien=BercinS fein, ber ©vuubfa(5 eines jeben '^3rtcftcrS, cineS jeben ilothoUfen, quicunque sit Ule. ®ir in Oberöfterreidh merben unS bei ber görberung ber fatholifchen Äirchenmufif fietS mit innigfter ©rgcfcenheit oii bcn heiligen SlpoftoUf^cn ©tuhl onfchließen, unb feine Seifungen befolgen, fie mögen milbe, fte mögen ftrengc fein. DoS ift römifd}=fatholifd).
aj{and)c, benen boS Regolamento üom 25. ©eptember 1884 ju lof fd)ien, tröfteten fich mit ber Jpoffnung, eS merbe boS neue Caeremoniale Episcoporum flrcngere Bor= fd)riftcn entholten unb bie jnftrumcntol^ajhifit in ber tird)c gänjlid) üerbietcu. DaS ift jebod) nicht gcfd)chcn; benn bie Editio typica, Ratisbonae 1886, fpridht nid)t bloß üou ©ängern (cantores), fonbern oud) üon ÜJiufifcrn (musici), unb räumt ben Bifchi^fcn boS 9^cd)t ein, oußer bcr Orgel onbere tnufifolifdhe jnftrnmente bei ber gotteSbienftlidhcn geier ju geftatten unb Diefelbe ju befUmmcn. SluSbrüdflidh genehmigt baS neue Caeremoniale bcn hartnonif_^en (figurirten, poU;phonen) ©efong, beffen nothmenbige ©igenfchofteu eS genau bejeichnet (Lib I. cap. 28. n. 11. et 12). ©onod) t/rrfd)t jioifdhen biefem Caeremoniale unb ben früheren ©rläffen beS 3lpoftDltfd)cn ©tuhlcS üollc Uebercinftimmung; nur mirb ben Btfd)Dfen überloffcn, in Betreff ber Bermen= bung bcr mufifolifchen jnftrumente ju üerorbnen, moS fte für gut befinben, uub bicS fehr toeife, meil eben bie mup= folifchcn jnftrumente nidht überall ouf betn fothoUfdhcn ©rb-- freife biefelben ftnb, unb nidht ju oUen 3eitcn biefelben bleiben, |
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üfterbteS aud^ bie .^oiibhabuiig berfelben {e nadh bem ©ilbnng§= grabe ber 5)iufifer üerfd)ieben ift, fo baft unter Umftänben "ein éinfdhreiten bagegen nothroenbig fein fonn.
^^rincipieä olfo ift bo§ Caeremoniale Episcoporum nidf)t gegen bie 3nlirumentatt9)ïufif bei ber geier be§ ©otteS- bienfteS, benn fonft fönnte fie auch ber Bifchof nid^t erlauben. 3IuS ben oom Slpoftoüfdhen ©tuhle über bie Musica sacra bisher erloffenen Beftimmungen ergeben fict) folgenbe ®runb= fäge, bie ich in meiner Diöcefe beobodhtet roiffen roitl.
(gortf. folgt.)
ilîiifikautiîu0efd)td)ttu.
ein geroiffer §enifd)cl mar Oor oielen $^ahreu in ber füniglid)en .KopeKe ju Berlin ongefteKt unb fdhlug bie ^fjoufen. DoS ©ehalt roor nicht ollju ho^, man mußte nebenbei ©elb SU fdhaffen fudhen. ©ine paffenbe ©elegenheit boju bot boS nur menige ©dhritte oon bem Sheoter entfernte „©nglifdhe ^>auS" iu ber ^ägerftroße, in melchem häufig Konjerte ftûtt= fanben,^ unb roo ber oortreffliche ^.]iaufenfchiäger fehr gern befdiöftigt rourbe. Slußerbem goben burdhrcifenbe Künjller im Konjertfaole beS ©d)oufpielhau'feS Koujerte, bei roelcheu Çentfchel gleichfoÛS mitroirfen mußte. Do nur er allein bei biefem :;Vftrumeute ftonb, roor cS eine fchmierige Slufgobe, überoH feine Pflicht ju erfüOen, befonberS roenn Dper unb iîonjert on einem Slbenb jufommenfielen.
©lüdflicherroeife finb bie ^l^oufen in ben ältern Opern nid)t oKjufehr befchäftigt, unb bie Konjertgeber mußten yjad)= pdht haben, oud) mar ajfeiper ^eutfchel "pünftlid) mie eine Uhr, er mußte ouf bie ©efunbe, mann er im Dh^ater gebroudht rourbe.
Die Oper Deobata bom bamaligen KopeClmeifler Slnfelm äßebcr rourbe gegeben. 3m gtnole' bcS legten SlfteS rettet bie Dochter beu unfdhulbig eiugeferfcrten Batcr. ©ie erbricht boS ©itter beS ©efängniffeS — ber Bater ift befreit. Diefen 3Jfoment morfiert ber Komponip burdh einen mächtigen Boufenfchlog unb läßt, ben ©ffeft ju erhöhen, bie ^]>oulen bis bohin fdhroeigen.
Das ginole beginnt, ber ^oufenfdhläger fehlt. Der Kopellmeiper fleht mehrere OTole nodh beu "l^ouîen — .^entfdhel fehlt. Sfîâher unb näher rüdft boS ©olo. 2öeber oerjroeifelt, ber große ©ffeft roirb oerloren gehen! Da öffnet fidh ber grüne Borhoug, ber, um ben Suftjug ju berhinbern, bor bem ©ingang hing, ber ^l^oufer tritt" geräufdhloS ein, bie '^3aufen ftehen in ber yiähe, er greift nod) einem ©d)lägel unb blidft nodh bcr Bühne — nod) finb einige Dofte ju poufieren. ^egt — BumS! ertönt ber ©d)log, rid)lig ouf'S §001. äi3eber, ber beu '^fjoufer uidht fommen fah," fährt jufommen, ber Softftodf entfällt feiner §anb, er fjnft auf feinen ©tuhl, benno^ geht baS giuofe, ohne ben Dirigenten fehlerfrei ju ©nbe. Der Kopellmeiper ip roüfhenb über ben ©treidh, er berflogt ben ':13oufer beim ^utenbauten ©rof Brüht unb bringt borauf, boß §entfchel roegen BerfäunuiiS beS gonjen SlfteS minbelteuS jehn Dholer Strafe johlen müffe.
Der ^|3aufer proteftirt: „er habe nichts oerfäumt, fein ©olo fei richtig eingefegt, moS fönne er bafür, roenn bcr .§err Kopeflinciper beif ©tocf falleu ließe" k.
Der ©rof roar guter Saune, bem ^oufer :ourbc bie ©träfe erloffeu, jebod)" bei ©trofe oerorbnet, jeber, ber in einem ©tücfe befd)äftigt fei, müffe oor Beginn beS SlfteS an feinem ^lo^e fein. — |
Biele gahvc fpäter hält ber befannte $D?eherbeer|bte ©enerolprobe jum „''Propheten" ob. ^n einer Slrie ip ein ■il^aufenroirbel im piono ouSjuführen. Dem Komponipen tp bie ©teile nicht fdiroodh genug, er läßt mit bem Bemerfen aufhören, bie ^]?aufen tooren ju porf. äRon fängt mieber an, itjieber läßt Ü)fei)erbeer aufhören unb ruft: „Die Raufen mehr piano!" §entf^el, roeldher bie ©teUe oft unb jur friebenhcit ber früheren Dirigenten gefi^logen, roirb ärgerlidh unb fagt ju feinem nächPeu jïottegen: „,§eute möfeU ber SlUe roieber über oïleS, nun fdhloge tch gor nidht!" Bon neuem beginnt boS ©tücf. Die Slugen beS ^ouferS bltdCeu feft auf beu Dirigenten, bie ©teUe fommt — unberoegUd) ruhen oie ©flöget auf ber ^^3aufe. „Brooo, lieber §entfdhel!" oerfegte 3Jïei}erbeer. „Shir noch ein flein roenig mehr piano!" Sf. 2)Jjtg.
€ni|ie0 uitb £)üUm.
^Sauit cffcn lüiv Odöfc«--övutcu. K. m. o.
SBeber roar in feinen jüngeren S^ahren einem übermüthigen ©treidhe nid)t obgeneigt. ©in mupfalifdher ©dherj ouS feiner Jugenbjeit loar ein ergöglidheS Beugniß feiner ittioüdhPgeu Sottne. gür irgenb eitie feplid)e ©elegenheit, bei meldher, einem olten §erfommen gemäß, oon ben Bätern ber betr. ©tobt Diinberbrateu oerfpeift rourbe, hatte ber junge SBeber bie Gompoption einer Gontote übernommen. DoS ©ebid)t, jebenfallS minber genießbar als ber Braten, fd)loß mit ben SBorten:
„Unb roenn toir SlßeS gut ODilbrodht Unb für boS B3Dhl ber ©tobt geroodht, Dann effen mir Odhfenbroten."
Der fchelmifdhe Sonfüufttcr fomponirte boS ©ebicht, inbem er ber legten ©trophe bie gorm einer guge gob. Der ©efongoerein beS benadhbarten OrteS hatte bie StuSführung beS SÖnftücfeS, Söcber felbp bie Seitung übernommen, unb in gefpaunter ©rroortuug foh SlCeS ber tnupfolifdhen Ber= herr'lichung beS gePeS entgegen. Der Dag brodh an. Die „Bäter" hatten pdh mit gejiemcnbcr SBürbe bem burdh bie Drobition geheiligten ©entipe beS faftigcn SïinbeS hingegeben, unb nun folgte bie Gontote. Der erpc Sheit beS DonjtüdfeS ging onPonbStoS Vorüber, jo bie ßuhörer forgten nidht tnit ihrem Beifall. Do^ nun fam bie guge. 2)ïit einbriuglid)er Bepimmtheit fegte bie ©timme beS erpen DenorS ein:
„Daun effen roir Odhfen"---9Hdht minber energifch
folgte ber jroeite Senor: „SBir Odhfen"---Unb fort
ging eS int lieblichPen Dongemälbe burdh olle ©timmen: „Dann effen roir Odhfen — roir Odhfen —bis bonn enblich, gonj om ©chluß, noch einer jroeitoftigen ^^3aufe eine
einjelne ©timme pd) hö^en ließ mit bem Sorte---
broten---. Den ©ffeft biefer „Berherrlidhun-j" auf
bie Suhörer fonn mon pdh benfen.
^tim ©i'cilllict. Der roadfere „erfie Baß"beS BrutnmelS^ haufer ©efongoereinS liep boheim feinem BJeib ben Beridht über eine ju granffurt ftottgefunbene ©öthe--geier oor. SUS er on bie ©teile fommt, ber ©ängerdhor habe bie geier eingeleitet butch boS Sieb: „SttttUlU fchläft ber ©änger", unterbrid)t ihn bic grau mit ben SBorten: „Sin betn fullft bu bie bci'm ©lopen en BifpiU nehmen bu otte ©norfer!. |
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Messe
Wtrke für Un êtfmi^mittm^il
©ernoviiiS, Sof., ©cfaimmetliobc für Sehrer an bolfsfchulen. ^reiê
60 ^fg.
--Jingftlicl. Sïadh ber ©oImtfation§=9)?ethobe für bte .'panb beê
23o«§fchüter§. ^rei§ 30 ^fg.
--Singfi^nlc für ben ©ebrau^ an höheren Unterrichtêanftalten,
ft)n)te audh für bie oberen Klaffen gehobener bolfêf^ulen. 9ïach
ber ©olmifationêmethobe. ^reiê 60 ^f.
§err SJïuftflebrei: SSeritarbS, ber als Coniponift jtt ben bebeutcnftejt unferer
3eit ääblt, überjeut burd) feilte „Singfdjulen" baß er aud) ein beluanberter 9JZnfit=
^äbagoge genannt luerben muß. Knapp in ber gorm unb ebenbeßbalb Ieid)t Der^
ftänblid), enthalten bie 3Ser{d)en bie midhtigften (gingregeln. ®ie SBernarbg'fihen
©tngfcbulen bitben merthnolle „Vademecums" für bie §anb be§ Sehrenben mie aud)
be§ Semenben.
SJeriag Don Jlfßcrt ^acoßi & go. in ^tndjcn.
Jlttfik fiir ©rgel unö larmoutum.
Ömiatbê Sofv ©eminarlehrer ju Kempen, Op. 9; 36 Icidjt ans'
fül)rkre ©rgeljlüdic. Ii. »erhefferte Sluflage mit einem Slnhange
üon furgen Drgelfä^en in alten Donarten, ^reis 1.60.
--- Op. 9 ^x. 2. 27 leidjt ausführbare (Drgclftüriic, fomie ^rälu=
bium unb Doppelfuge in D-moll für üolleé Sßerf. ^rei§ 30?. 1.60.
— — Op. 12. 6 iriigcii für Mc ©rgcl in üerfdhiebenen hoppelten
(Sontrapunftêarten. ^rei§ 80 ^f.
--Op. 24. (DrgelpräluMfii (leidht ausführbar). ^rei§ 2.00.
--Op. 26. i^armoiuumfdjulc. Zugleich auch als borfchule für baS
Orgelfpiel. ^reiä 1.20.
--Op. 27. ö^rholungeu am Harmonium. Slusmahl leichter unb
beliebter bolfsmeifen, Opernmelobien u. f. m. "ißreis 1.20.
®ie a3ernarbê'fd)en Gompofitionen, anerfanntermaßen ben beften auf bem
öebiete be§ Drgel' u. §armoniumfpielS gehÖrenb, finb jebem Drgel unb .f)armonium=:
,fpieler bringenb ju empfehlen. ®ie Seidjtouêführbarfeit berfelben macht fie nnd)
für ben jungen Drganiften nnentbehrlid;.
iöerlag uon Jlfßcrt ^acoßt & go. ttt Jla(f;ctt.
SSerantmortlidjcr ïïlebattenr 22. S d) ö n e n
in Dberbiit. — Srud unb SBerlag oon
Gilbert Jacobi & tJu. in Stachen.
gcflofl tiun Sllficrt & (fu., ^(ttifjcn.
Soeben erfi^ien:
für Ïïfn Qlefanöuuterridjt an l)ó|)erett ^cl)ran(laltcn,
üon % (ftremetö,
©efangle^tet am Äaiitt-Äarl'ÖDmnaftura unb an ben ftäbt. t)ii6eren Siid)terMuteu ju Sa^tn.
I. Ocft» iwei^ mkö breiftlmmige Sieber, 72 S. ïl. 8". ^rei§ 50 ^fn-
®er nerbienftüolle §erou§geber hat mit emfigem gleiß unb großer Sad)feuntniß au3
ber 3J?enge be§ üorhanbenen SlïaterialS eine poffenbe Sluömahl getroffen, bie fid) namentlid)
für bie ©efangübungen höherer ©d)nlen befonberS eignet.
3)en betr. ©efanglehrern mirb ba§ hübfd) auêgeftattetc S8erM)en eine höd)ft midtonimene
®abe fein.
für Maiiiierclior.
jßmmrös 3of., Op. 23. Missa
in lion. beatae Mariae vir-
ginis, für 4ft. 3)?änner^or.
^art. 9K. 1.60, ©t. ä 25 ^fg.
9ïnd) bcm Urtheile beê Sfieferenten
beê eöcilicnücrcinê'fiatalogeê (Sir. 724)
eine ber beften ber im iïotalogc auf'
genommenen Wämter^or--3)Jeffcn
Itckes JFr., Op. 10. Missa in
hon. S. Ambrosii, für 4ft.
3!)2ännerchor (ohne Credo), ^art.
1.20., compl. ©t. 40 ^f.
®ie ÏHcffe ift mit großer ®eivanbthcit
gcfd)riebcn, babei leidu ausführbar mürbig
nnb mohltlingenb. 9lud) für fd)roäd)crc
Eböre ju empfehlen.
— Op. 13. Missa in hon. S.
Joannis Evangeiistae (Oh"e
Credo) für 3 0)iännerftimmen
^art. 1.00 compl. ©t. 40 ^fg.
gr. Sd)mibt 9lr. 40G)
fd)rcibt über biefe ®fcffe: „Siefe für
cinfad)c ©hor'^erhältniffe gefd)ricbcnc
9JJcffc oerbicnt megen i[)rcr fchönen
Slrbcit, Iihrer mürbigen IcMeu Haltung
bic ïlufnahmc in bnê 3icpertoir aud)
gröfsercr Gljörc jc.
ÖJiUbcrgcr Op 3. Missa
in hon. s. Augustini für 4ft.
a)ïmtnertf}or ^reis ^art. 1.60,
cüuipl. ©timmen 60 "ißfg.
— Op. 15. Missa in hon. s.
Aloysii, für 2 gleid)e ©t. ^reiS
^art. 2 m, compl. ©t. 80 ^fg.
®ic „91. SSiItbevgcr'fd)en ßornpo«
fitionen" finb fo allgemein befannt
unb beliebt baß fic einer befonberen
Empfehlung nid)t bebürfen.
9luf SBunfd) fenbeu >ir oorftchcnb
üerjeid)nctc Wcffen gerne jur 9lnfid)t.
^crlttß ÜDU
^((licvt 3(tcubt & (Su. iu Sladjcu.
3u bejiehen burd) «löcrt JrtCODi & (£o.
in Rinthe«.
Eiltet für ^atrjDiitcn.
glTttllrirte 'g^raj^tmtsgaße.
Sie heiligen ©djriftcu bcS alten uub
neuen ïcftameuteê nad) ber 9lu§gabc uon
& "^eifj^r.
84 Siefcrungen h 50 ^fg.
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4 So^tflottfl^
für firtfOoftft^c ^irt^enfängcr.
@ratt«=$cita9t piti „@t:e8oriu«=5Blatt", Dtpit für MjoItfC^c titC^enuiuriL
„Serge, bag bn mit bem ^erjcn gtaubft, looS bu mit bem SBJunbe rmgH, unb in ÜBerleu
betlätigft, loag bu mit betn ^erjen gtaubft." Eoucit iu Sart^ago b, 3. 398.
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Aspérges rae, Dómine, hyssópo et muudabor: la- vdbis me, et super nivem dealbabor.
Ps. Miserére mei, Deus, secündura magnam miseri- córdiam tuam.
V. Glória Patri etc.
Aspérges me etc. (i-e- petltur)
V. Osténde nobis, Dó- mine, miscricói-diam tuam.
P. Et salutare tuum da nobis.
V. Dómiue, exaudi ora- tionem, meam.
R. Et clamor meus ad te véniat.
V. Dóminus vobiscuin.
R. Et ciim spiiitu tuo.
Orémus.
Exaiidi nos, Domine, sancte Pater, omnipotens, aetérne Deus: et mittere dignéris eanctum Angelum tuum de coelis, qui custó- diat, foveat,protegat, visitet atque deféndat omnes ba- bitdntes in boe habitaculo. Per Christum Dominum nostrum. R. Amen.
SIiu ©ünutage foU bie rf)rljlli(hc ©etueittbe ftd) im ©cifte ertieuern unb immer wieber bem §errn fid) aufopfern unb toeihen: ©ie foU am Dage beS §eirn gereinigt loerbeu oon aOem fünbt)aften, irbifchen ÜBefeu, baS fid) au beu „Scrt^ tagen" angefegt l}at. ©ie foH geheiligt toerben b. l). neuer- bingS bem ^errn fidt) ioeil)en, unb eó foÜ il)re Kinbfcl)aft ©otteS neu belebt toerben. — ®urdh bie feierli^e ïïefprengung mit gemeintem 2Baffer oor betn i^odhamte loirb bieS augebeutet, unb baju Jebem, fe nad) feinem ©eeleujuftanbe, bie nü(l)igc ©nabe gegeben. — |
®ie Sefprengung mit SBeihmaffer an ben ©onntagen l)at aber noch "ne anbere Sebeutung: fie foU ble oerfammelten ©läubigen auf bie geier ber hl- 3}?effe Oorberetten. 2Bie SllleS, wa§ bei ber geier ber hl- ^Jîeffc Serwenbung fmbet (©eräthe, '•^oramente 2C.) Oor bem ®ebraud)e gereinigt unb geheiligt toirb, fo aud) bie chrtfllidhe ©emeinbe, toenn fte jur geier ihres erhabenen ©otteSbienfteS ftch Oerfammelt: Die Sanbe, welche fie an bie ©ünbe, an baS Jrbifd)e unb ©innlid)e feffeln, follen gcfprengt toerben; fie foÜ mit heiligen ©ebanfen unb GnlfdhUeßungeu erfüllt werben; alle Kräfte ber ©eele follen ber heil- geier fich juwenben. Durdh baS gcioeihte Saffer fod ber geinb bcS §eilS unb überhaupt SldeS fern gehalten loerben, toaS bte Slnbadht fiiJren unb bie ©eele Oom gi3ttlid)en Dienfte abjiehen fijnnte.
Sefprenge mid), o§crr, mit ^fop, uuD id) loerDe rein: toQf^e . midh, unb ich »e^be toeißer, alS Sdhnee.
Ps. GrOorm' 3)td) meiner, 0 ©Ott, nad) Deiner großen Sarmherjigfeit.
V. (Shre fei bem Sater :c.
Sefpvenge midh jc. (wie oben)
y. (Srjcige un§, o ,'Qerr, Deine Sannberjigfeit!
R. Unb fd)ent' tinS baS §eil Deiner ©nabe.
V. .§err, crhi3vc mein ©ebet!
R. Unb lafj mein Stufen ju Dir bringen!
V. Der ,§crr fei mit eudh
R. Unb mit Deinem ©eifte!
Säffet un§ beten!
©rhi5re un§, .Cierr, heiliger Sater, antnäd)liget ewiger ©ott! unb feube Deinen heil. Gngel Oom Gimmel, auf baß er behüte, beioahre, befd)üge, heimfudhc uttb befd)irmc SlUe, bie ba loeilen tu biefer Sehanfung, burd) Ghriftum unfern .§errn. R. Slmen.
Die feierliche Sefprengung ijt üon ber Kirdhe für aße ©onntage oorgcf^riebcn, unb jwar fod fie oor ber §auplmcffe gefihchen, mag biefe feicrlid) gefungen werben ober nid)t. gür bie gefttage bagegen, ioeld)e nid)l auf einen ©onntag faUcn, ift bie Sefprengung nid)t borgefd)rieben.
.Knieenb Oor bem Slltare ftimmt ber ^jjriefter bte Sintiphon Aspérges rae (unb in ber ijfterlichen ßeit Vidi aquam) an, worauf ber Ghor ben ©efang fortfegt. Der ^jiriefter befprengt juerft ben 3Utar in KreujeSform, hierauf ftd) felbft, bann, n'ad)bem er pdh erhoben, KlcrnS unb ©läubige. Sährenb ber Sefprengung betet er j'titl bie angeftimmte Slntiphon unb unb ben iHölm" Miserere (in ber öfterlid)en 3cit ben']ïfalm Conütemini). Slttar, ^^ricfter unb ©loubigc foHen alfo, tote oben gefagt, jur geier beS hodbheiligen DpferS gereinigt unb geheiligt toerben. Diefe ^Reinigung unb Heiligung geht auS oon bèm Slltare unb feil burd) ben ']3rteper auf baS Solf übergehen: 9iein uub heilig foden ^^Jriefter unb ©läubige ben erhabenen ©otteSbienft fetern.
Die Sintiphon Asperges me brüdt biefe hoppelte Sirf^ famfeit beS SeihwafferS in fd)i3ner Seife auS. Der pd) anfdhlicnenbc ^]3falm Miserere, Oon bem ber Ghor ben erften Sers pngt, gibt ber Sußftimmnng SluSbrud, weld)e für biejenigen" erforbcrlid) ift, bie ber Sirfungen ber Sefprengung thcilha'flig werben wollen. Sludh ber „'^fop", mit bem bte Sefpreng'ungeu im Sl. Sunbe gefthahen, weifet barauf hiu-
^JJad) beut ©efege befprengte nämlidh ber ^riefler ben oom SluSfage ©eheilten fiebeumal mit bem in 9îelnigungS- waPer getaudhten '^fopbüfd)cl. Dann wufdh ber SluSfägige feine Kleiber, babete pdh uttb würbe nun als rein in. bie ifraelitifche ©emetitbe, auS ber er währenb ber Kranfheit auSgefd)loffen war, wieber aufgenommen.
gerner lefen wir im "Sudhe ber Könige cap. 5 bon bem auSfägigen 9Jaaman, bem ©t)rler, baß fein gleifdh, na^bem er "pch auf baS ©eheiß beS ^IJropheten im Jorban gehabet hatte, „rourbe roie baS gleifdh eines Knaben"; baS |
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tji aber baSfeïbe, tote unfer „weiß roerben rote ©dhnee."
Die SBefprengung mit geroethtem äBaffer — praal burdh ben priefter — iji ein ëaïramentale unb tilgt ben 2luSfaè ber <Seete, unfere läßlidt)en ©ünben. Sir flehen olfo mit bem ^ßriefier, ber ^err möge burdh ©oïromen- tole unfere ^erjen reinigen unb fie fo erfdhließen für bie reichen ©noben, meldhe im nodhfolgenben ©otteSbienfie un§ geboten merben.
Stögen unfere ©h^^^e ben fdhönen ©ebetSgefong ftetS roürbig unb mit entfpredhenber ©ommluug ouSjuführen fu^en!
©dhöu en.
5üa0 J^ödiamt
IV.
Ueber ben
Ofrediivium§5@c|att0
junöchfi einige oflgemeine Bemerfungen : Bon ber Slpofiolifchen ßeit on bis etroo jum 11. johrhunbert befionb ber ©ebroudh, boß alle ©laubigen, melche jum Difdhe beS §errn jugeloffen mürben, beim hl- Opfer ihre ©oben barbrachten. SJZeift burfte nur Brob unb Sein bor gebrodht merben. ^uS biefen Opfers gaben murbe bonn bie Opfermoterie entnommen. Diefer oftmals eine längere ßeit in 3lnfprudh nehmenbe Opfergang marb mit ©efang begleitet, unb jroar rourbe feit ber ßeit beS hl. ©regor ein Slntiphone mit mehreren Berfen gefungen. Die Sintiphon rourbe junädhft gonj unb bonn nodh ben ein= jelnen Berfen theilroeife micberholt. 3llS Dom 11. johr- hunbert ou ber Dpfergong oQmählidh außer Uebung fom, murbe ber ©efang geïürjt, unb fo ijl tu unferem 9)?eßbudhe nur nodh ^^ie init „Offertorium" bejeidhnete Slntiphon ge- bUeben. Diefelbe loutet j. B. om gefte ÜKoriä ©eburt: Beata es, Virgo Maria, quae Selig bift ®u, o jungfrau
omnium portasti Creatorem : genuisti, qui te fecit, ét in aetornum permanes Virgo.
SKario, bic ®u bcn ®d)öpfcr ber !B3clt getrogen: ®u hoft bcn geboren, ber ®i(h crf^uf unb blcibft bodh ewiglich uuocrfchrtc jungfrou.
Sludh boS Offertorium ifi fofi regelmäßig ouS ber 1)1- ©dhrift unb jroor meifi ouS ben ^fo'lmen .genommen unb nur einige 3Äole, — roie oben — oon ber ftrdhe eigenS tterfoßt. ©einem juholte nodh bejieht eS ftdh feineSroegS ouf bte nodhfolgenbe Opfcrhonblung, roie ber ^Jîome onjubeutcn fcheint; fonbern ber Don, roclcher im jntroituS uub ©robuole angefchlagen roorben, erflingt im Offertorium toieber. ®S bringt, roie bie tjorhergehcnben ffiechfclgefänge, ben ©runb= gebonfen ber jeroeittgen gefti^eit ober DogeSfeier jum SluSbrudf.
^ic (Communio
enbUdh ifi ber leljte ber Sedhfclgcfänge. ©erobe mie boS Offertorium ifi biefe nodh ber Communion beS 'ißriefterS ge= fungene Slntiphon ein obgcfürjteS ©efongfiüdf, b. h- nui^ nodh ein Uebereft jencS längeren ^folmgefongcS, ber »on ben Dogen ber Slpoftel biS etroa jum 12. johrhunbert bie Communion ber ©laubigen begleitete. ©S roor olfo ein „fêommunionUeb", ouS einer größeren ober fleincren ànjohl t)on Berfen befiehenb, trelchcS bie Slnbadht ber fommunijieren^ ben ©läubigen fteigern follte. ©päter tourbe audh biefer ©e-
fang obgefürjt unb bis ouf b obigen gefte loutet fie, mie fo Beata viscera Mariae virginis, quae portaverunt aetemi Patris Filium.
:e Slntiphon bef^ränft. 3um gt:
Selig ber Seib bcr jungfrau TOarta, bcr ben Sohn bcS ewigen SSatcrä getrogen hat. |
Sludh bie Gotnmunio ifi in ber 9ïegcl ber hl. ©dhrift entnommen — hier ouS betn ©oongeUum bcS hl- SufoS, 11, 27 — ober burdhauS nicht immer ben ^folmcn, fonbern nodh öfter onbern biblifchen Büdhern. jhrem jnholte nadh bejieht fie fich, »ie bie übrigen brei Sechfelgefänge auf bie geftjeit ober DogeSfeicr — furj iu ben tocchfeluben ©efängen beroegt bie Siturgic ftdh PetS im ©cleife beS ^trdhcnjohrcS. —
©chönen.
JFriektd) ämxt\i t-
©inen fdhtocren Berlttfi hat ber beutfdhe KäciUenoerein unb nomcnlltch unfere £ölnif(he ©rjbiöjefe ju beflogcn. griebridh Äönen, DomfopcUmeificr unb ©efonglchrer otn ©rjbifchöflidhcn ^riefierfcminor in Mn, "^JrüfcS beS Diöjefan-- 6äciUcn:BereinS, hat ein thotenreicheS, unferer heiligen 9ïe-- Ugion unb bcr Pflege ber heiUgen ÜJ?ufif geroibmcteS Seben am 6, biefeS SDïonatS befdhloffen. Senige DobeSfäQe haben im Soufe ber legten johre eine fo oOgemcine Drouer bei bcr ©eiftlidhfeit unfereS ©rjbiSthumS oerurfo^t, roie ber gingang beS 2JtanncS, auf beffen frifdhen ©robhügcl einige Blumen beS SobeS ju ftreuen roir für unfere '^Jfli^t holten. Sohl foum treniger groß Dürfte bic Sheilnohtnc bei Den yjïitgliebern unferer jïir^endhöre fein, roelche ihn julc^t nodh in ber ^ftngftrooche, bei ©elegenheit ber ©eneral=Bcr- fommlung beS "Diöjefan:GäciUenüereinS iu Slodhen, feineS 2lmteS malten fohen. ÜZiemonb ouS unS fonnte bomolS ahnen, boß bei feinem anfdhcinenb oortrefflidhen ©efnubheitS^ juftonbe roir fo bolb ben Bcrlnfi unfereS ^43räfeS ju beflogcn hoben toürbcn. --
griebrich boenen toar am .30. ïïlpril 1829 ju9lheinbadh bei Bonn geboren, ©ein Bater toor Sehrer an ber bortigen ©lementorf^ulc. ©ehr bolb erfaunte er baS mufifalifdhe Dolcnt beS fleinen griebridh foroohl roie beS älteren BruDcrS §einridh, unb nun Ueß er fi^ bie ^^3flege ihrer oortrefflidhen Slnlogen freubigfi unb na^ Gräften angelegen fein. BefonberS boS élooier- unb Orgclfpiel rourben eifrig geübt, ©ine folgenr reidhe Beränberung in ber beiben i?naben Seben brachte aber bie SlnPcaung beS |)oitSgcifilidhcn Bicrmonn bei einer bcttoch-- borten abeligen gamilie. Derfelbe toor ein ©ohn bcS botnoligcn ^oberborner DomfopetlmeifterS. Der ©ciftlidhe hatte feine greube on ben eifrigen mufifalifchen ©tubien ber J?noben uub übernohm nun für |)cinridl) bcn Uuterridht auf ber ©eige unb für unfern griebridh ouf betn Bioloccll. Bolb eröffnete fidh ben S?noben eine neue Seit, olS ein ©trcidh=Ouortctt cin^ geridhtet roerbcn fonnte, in bcm Bicrmonn bie erfie, §eiuridh bte jtveite Bioline, ber Boter bie Biolo unb griebrich boS BionlonceH übernohm. Sohl feiten Dürfte ein glüdflidhcreS Ouortett jufomtnen geroefeu fein, unb bie Icibe'nfdhoftlidhcn ©pielcr führten moudhmol bis jur fpöten ^fochtflunbe ihre Bogen. Slfehrcre johre htnburch mürben ^lci;cl, §al)bn, aOJojort unb Bccthooen fleißig gcfpielt, (oudh bonn no^, olS burdh 9ïüdt6erufung BiermannS ber Unterridbt unterbrodhen merben mußte unb ein Berroanbter bie oerloffcne erfte BioUne übernahm) — mährenb onberfeitS ber Boter eS nidht unterließ, ben fnoben eine tüdhtige ^lenntniß ber ^ormonielehre beiju-- bringen. jn einetn SUter üon brcijehu johren tjcrUcß bonn griebridh boS BoterhouS, um fidh in älZünftereifelben ®hmnofial= flubien ju mibmen. BiolonceOo unb ©eige tnußten nun für einige geil ruhen. Sin ihre ©teile troten bie loteinifdhe unb griedhifche ©rommotif, melche oorläufig beS ^noben gonje 8eit unb ^oft in Slnfpruch nahmen. |
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S3atb aber mar e§ i^m tnöglldh, audh lüteber tägltdh etn ©tünbdhen ber geliebten ü)ïujtï ju mibmen. Stn SKnregung fehlte e§ audh in 9)fön{iereifel nicht. Der bamalige ©efangtehrer ajjohr, ein oorjügticher ®eiger, hat'e au§ ©dhülern ber oberen flaffen ein Keine« Drdhefter gebitbet, bem auch ber Direftor, ber 3tetigion§tehrer unb ber ©efdhi^têprofefïor an= gehiirten, unb metdheS unter ÜJJohr'S Leitung befonberS |>ahbn'fdhe ©h^iptionien unb an ho^en gefttagen aui mohl 2){effen mit Orchefterbegteitung in ber Kirche jur Slufführung brachte. 2ln biefen 2JJufifprobuctionen nahm audh grtebridh Koenen Dheil. SllS ^rimaner grünbete er felbft ein ©oloquartett unb mürbe burdh feinen Bruber ."geinridh, ber bereits in Bonn Sheotogie ftubierte, für bie Sßerfe ^aleftrinaS begeiftert. (Heinrich Koenen ftarb als Domoicar in KiJln am 16. ^nni 1865. ®r mar ftetS für bie Kirdhenmufit thätig, unb alS grüchte feines ©dhaffenS finb gu Oerjeidhneu: 1. eine ©amm= lung oou älteren Kirchenliebern, für gemifdhten ©hor bearbeitet unb mit fritifchen 9?otiäen berfehen. 2. eine ajïeffe: „Tota pnlchra es", für gemif^ten ©hor/ eine tüdhtige contra= punftifche Slrbeit.) 2luf ber Stfabemie in äJiünfter trafen mieber brei greunbe beS ©oloquartettS jufammen; burdh einen neuen Gommilitonen mürbe baS Ouartett tofljählig unb unter= mavf fich niit auSbauernbem ßifer ber Bftege ber alten 2)?etf}er. Koenen oerfuchte fidh fleißig in ©ompofitioli biefeS StileS, unb bie ahnungSlofeu greunbe fangen biefelben jumeilen als ^IJaleftrina'fdje B3erfe. ©r nahm bort audh au ben 2lufführungen im Dom unb im fläbtif^en 3)iuftfoerein Dheil. 9ïadh Been= bigung ber theologifchen ©tubien iu Bonn trat er 1853 in baS '^iriefterfeminar ju KiJln. ®cmohnt, feine ©elegenheit JU feiner mufifalifd)eu SluSbilbung unbenugt Oorübergehen ju laffen, fuchte er bie inftrumentale Kirchenmu|if, mie fie ju ber geit unter bem Domtapellmeifter Seibl gepflegt mürbe, nicht nur JU hören, fonbern audh in ber riditigeu Seife ju beur= theilen, jumal ihmjburdh baS ©JuDiu'in ber Siturgie ein tieferes Berftäubniß für bic SlnforDerungen einer guten .Kirdhen= mufif ermöglicht marb. Den -1. ©eptember 185J ^(um ';i3riefter gemeiht, fanb er beim ©efelleuoater .Kolping ju Köln im ©ängerd)or beS fatholifil)en ©efeUeuoereiuS juerft ©elegenheit, für bie Kirdhenmuftf thätig ju fein, uub redht balb machte er bie ©rfahrung, baß in ben Kirnen oon ben ÜJJännerdhören utand)eS Serthlofe unb Unfirchliche gefungen mürbe. DaS bemog ihn, bie eblen gemüthoollcn älietobien beS alten beutfdhen Kird)enliebeS für a)iännerchor ju harmonifiren.
3[m Qfahre 1862 mürbe Koenen Oom Karbinal oon ©eiffel nadh SiegenSburg gefdhtcft, um bort unter ber Sinleitung oou Domcapeameifter ©d)rem8 fidh fpejiel bem ©tubium ber Kirdhenmufif ju mibmeu. Die Beraulaffung hii^i^jn gab bie ouf bem ''^3rooinjialconcil ju Köln projeftirte Steform ber Kird)enmufit. Sluf legterem ©ebiete log boutolS oieleS im Slrgen, bo man ftdh nicht attgemein ju ber Slufldht oerfteheu mollte, boß bie Kir^eumufif otS Dienerin beS SlltoreS puf= treten uub bem eutfprechenb oudh ton ihren 9)titteln feinen fdhronfenlofen, fonbern nur einen burch bie liturgifdhe ^onblung bebingten ©ebroudh mochen müffe.
md) Berlouf eineS ^ohreS fehrte er noch Köln jurüdt, mürbe olS ©efonglehrer im ©rjbifchöpichen ^^5riefterfemtnor angepeilt unb übernohm bie Direftion beS oon i^^n "cu orgoniprten, nunmehr ouS Herren unb Knaben gebilbeten
DomdhoreS. — , ^ rx |
3m Söhre 1869 fdhloß er fidh bem Siagemeinen beutfdhen ©äcilienberetne an, mürbe inS »{eferenten^6oaegtum oufge-- nommen unb grünbete om 19. 50iai 1869 ben Dtöjefan^ ©äciltenberetnifür bie ©rjbibjefe Köln, beften «^täpbent [er bis JU fetnem|Dobe geblieben ip. 9îeben ber Direftion beS DomdhoreS, melier unter fetner Seitung BorjüglidheS leipete, oerlegte er pdh nun oudh mehr benn borbem auf bte ©ompo-- fition. ©ine Slnregung boju goben nomentlidh bie Bebürfniffe, melche bie firdhenmupfolifdhe àîeformbeprebuugen oHenthalben heroorrtefen. ©S mirb foum ein ©hör in unferer ©rjbtöjefe pch pnben, ber nidht bie eine ober anbere feiner ©ompoptionen, bie fegt bie Sîummer 58, olfo gerabe bie ßohl feiner SebenS» fahre oufmeifen, in fein firdhenmupfolifdheS 9îepertortum auf= genommen hätte.
Bon feinen oußerfirdhlidhen ©ompoptionen feien befonberS ermähnt eine geipiiche Kontote „boS .^eiligthum bon 3lnti= odhien," ferner eine SeihnodhtSfontote, fobonn bie 2KuPf ju toerfchiebenen,\'Don g. SubmigS gebidhteten Dramen; enblidh eine Sieberfommlung „25 Sieber für eine ©ingPimme mit Klooierbegleitung", bie er in ©emeinfdhoft mit feinem begobten Bruber |einridh fdhon in ben fechjiger Rohren herouSgegeben.
Bei ©elegenheit ber ©eneroloerfommlung beS allgemeinen beutfdhen ©äcilienbereinS in Köln im 9;ahre 1873 mürbe Koenen jum BtcepräfeS gemählt. Sludh biefe einpußretche ©leae befleibete er biS ju feinem Dobe. Segen Berhinberung beS ©enerolpräfeS hatte er bte in ben legten jehn Rohren Pattgehabteu*©eneraloerfamralungen in ©roj, in SJlünPer unb aWoinj JU leiten, ^m ^ohre 1880 murben er unb ber ©enerolpräfeS Sitt ju ©hrenbomherrn ber Kothebrole bon ^oleprina ernannt.
SUS ']îrâfeS beS DiöjefanberetnS mie olS Dirigent er« freute Koenen p^ ber .^odhodhtung unb Berehruug aßer ©äcilioner. Diefe Scrthfchägung grünbete gonj befonberS oudh in beu oorjüglidheu ©igenfdhoften unb Dugenben, bie ihn als baS ajhifter eineS ^.fJriefterS noch bem §erjcn ©otteS er= fcheinen ließen. Daher mar er, mie fein jmeiter, ber SÄonn, ber ben ©ücitienberein unferer ouSgebehnten ©rjbiöjefe ju leiten berufen mar. Die ©rfolge, bte bisher in ber {Reform ber firchenmupfolifdheu Berhältniffe bei unS bereits ju ber= jeicbuen pnb, pe Pub jum grofien Dheil feiner Slnregttng, feiner liebenSmürbigcu ©rmunterung, feiner felbpiofen Ihätigen Beihülfe ju oerbonfen. ©o longe ein ©äcilienberein in unferer ©rjbiöjefe bepeheu mirb, mirb boS berufSfreubige gßirfen unb ©treben beS Beremigten nicht Oergeffen fein!
Slm 8. bfs. ÛJÎ. rourbe feine irbifche ^üOe in unferer rheinif^en Metropole ju ©robe getrogen unter Dheilnohme einer oußerorbeutlich großen ßoht oon ©eiplichen ouS oßen Dheilen ber ©rjbiöjefe unb beS gefommten DomfopitelS. Der hochro. §err ©rjbifdjof roor burch ben §errn ©enerolbtfar oertreten. Bon 9îah unb gern roar eine âlîenge ber herr^ lichpen Kränje unb Blumeufpenbeu auf ben ©org nleber= gelegt roorben. ©rgreifenb tönten bie Klänge beS bon bem Berjtorbenen componirten Miserere burdh bie mit einer bid)ten ÏDfenfdhenmengc befegten ©troßen, mährenb bon ben Dhürtnen beS Domes", ber ©etntnarfirdhe unb ber ©t. ©ereonS= firdhe bie ©lodten hineinflongen. SllS ber ©arg in bie ©ruft gefenft toorb, fang ber üerrooipe Domdhor bie SDîotette „Ju- storum animae" ton Sitt otS legten ©dheibegruß. R. I. P.
©dhönen. |
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l)od)tt). iBifctujfB tion Derofbmtttg I übet' :^ti'd)ßjiinu)tL
(gortfe^ung.)
Ktrchltdjc ©rimbfö^e fiir Me Kirtfjcnmufif.
I. Der otelfitinniige, figurirte, harmonifd^e ©efang ift bei ber geier be§ @o'tte§bienfte§ erlaubt, jebodh muß ber ®efang bie De^teSmorte beutlidh jum Sïuêbrucfe bringen, audh bürfen bie De^lmorte beim ©loria ober Erebo nicht tjerfürjt unb miHïürtidh Cerftellt fein.' (Conc. Trid. Sess. 24. de Kef. cap. 12. Benedictus XIV. Const. die 19. Febr. 1749. S, R. C. (Regolamento) die 25. Sept. 1884. Ceremoniale Episc., Editio typica Eatisb. 1886. Lib. I. cap. 28. n. 12.
II. ift eine mäßige Jnftrumental=3D?ufif jur be-- glettung beS ermähnten ©efangeê geftattet; jebodh barf biefe bem berfiänoniffe be§ ©efangeS ni^t hinberlidt) fein. Bene- dictus XIV, Const. die 19. Febr. 1749. coli, de Synodo Diöc. Lib. XI. cap. 7. n. 6. S. R. Cong. (Regolamento) die 25. Sept. 1884.). «DJit bejiehung auf baS Caeremoniale Episcoporum (Lib. I. cap. 28. n. 11) geftatte idh bte bisher in unferen Kirnen beim (S^otteS= bienfte gebräu^ti^en 3)?ufifinftrumente. Jtn 3®eifet, ob ein mufifaltfcheS Jnftrument im ©otteSbienfte juläffig fei ober ni^t, hat ftdh ber 9ïector ber Kirdbe ober ber Èhorbirigent an baS bifdhöfliche Drbinariat ju menben.
III. ES bürfen nur foldhe aiiufttalien beim ©otteSbienfie toermcnbet merben, meldhe burdhauS nichts SBeltlidheS ober DheatralifcheS enthalten unb überbieS geeignet finb, ber ber= herrlidhung ©otteS ju bienen unb bie Erbauung ber ©läubigen JU förbern. (Conc. Trid. Sess. 24. de Ref. cap. 12. Benedictus XIV. Const. die. 19. Febr. 1749. S. R. C. (Regolamento) die 25. Sept. 1884. Caeremoniale Episc. Lib, I. cap. 28. n. 12.) Jch füge nodh bei, baß bie DonftüdEe, bie man beim ©otteSbienfte jur Aufführung bringen miß, ben ©runbfäticn ber Donïunft entfprechen unb über bte SKittelmäßigteit beS KunftrocrtheS fidh erheben foKen, bamit fie auch in biefer bejiehung ber SBürbe itnb Erhaben-^ heit beS fatholif^en ©otteSbienfieS entfprechen.
Eine große, menn nidht bie größte ©chmierigfeit bei ber Einführung ober görberung ber trahren unb ihreS ^JZamenS mürbigen Kirdhenmuftf liegt in ber grage, toeldhe ïKufifalien im Einjelnen bie oben bejeichneten Eigenfdhaften an fidh tragen. 9)?an muß aber nothmenbig auf bie grage eingehen, menn bie allgemeinen beftimmungen über Kirchenmufif praftifdh burdh= geführt merben foKen. ©ibt eS nidht gerabe über Kirchen= Inuftfalien bie perf'Riebenfteu Urtheile?
Sludh jene Ehorbirigenten, mel^e feine geeigneten Don= fiüdfe bei ber geier beS ©otteSbienfieS probuciren, moüen ben bormurf ber Unfirdhlidhfcit ober ber SOBerthlofigfeit ihrer ^robuctionen über fidh ni<ht ergehen laffen. Da eS mein fefler Stile ift, eine bem SiKen unb ©eifte ber Kirdhe ent= fpredhenbe Musica sacra in meiner Diöjefe bur^megS jur ©eltung ju bringen, fo mußte tdh midh au^ mit biefer grage befaffen.
Jdh habe beShalb baS .Komitee beS Eäcilient)ereinS an» gegangen, mir ein berjeichniß ber 9}?uf{fmetle totlegen ju ttoHen, bie ju gotteSbienftlidhen Bwedfen geeignet unb nicht geignet erfcheinen, idh habe midh überbieS mit einem anerfannt tüch= tigen SDïufiffenner unb bemährten firdhlidhen Donfünfllet berathen, nebftbei auch meine eigenen, aöetbingS fehr mangelhaften aJiufiffenntniffe ju §ülfe genommen. Jm nädhfiftehenben gebe idh baS JRefultat aUer Erwägungen unb berathungen über ben ermähnten ©egenflonb. |
Ehorolgefong.
Jn bie groge über ßuläffigfeit ober bortrefflidhfeit firdh= lidher Eompofitionen borf ber Ehorolgefong nidht hineingejogen merben. Dotüber fonn eben gar fleine groge, fein ßmeifel fein; benn eS ift ollgemein befannt, baß bet ältefie unb eigentUdhe Kir^engefong unb „bie Surjel oflet echten Kirdhen« älJufif'; bet Ehorol ift, bttrch Sürbe, Erhabenheit unb Kraft ouSgejeichnet, lüie fein onberer ©efang unb für bie gefammte fothoUf^e Kirdhe bei uielen liturgif^en §anblungen torge« fdhrieben ifi.
Jn neuefter ßeit mürben bie „SJömifdhen Ehorol=@efänge," mit ben ©efongSmeifen ber neueren Offtcien üermehrt, t)on bet heil, üütencongregation burdh ben päpftlidhen Dppographen Ruftet in SiegenSburg im Drnife herausgegeben. Der heil- bater will, baß biefe gonj outhentifdhe SluSgabe benü^t merbe. gut bie gemöhnlichen 'ißfotrfirchen ouf bem Sonbe, mo ein befchränfterer ©ebraudh beS EhorolS ftottfinbet, eignet fidh baS „Manuale chorale", boS bie gebräudhlichfteu Ehoralgefänge in bioUnfcblüffel mit ben jc^t üblidhen 9ioten übertragen enthält. 5RegenSburg 1886. griebrich '43ufiet. $reiS 1 50«., in Seinmanb gebunben 1 SJJf. 50 ^^fg. DiefeS feht btou^bore unb hanbfome budh foflte fi^ in ben §änDen ollet ^fott« geiftlidhen unb oflet Ehorbirigenten befinben. Jch geftatte, baß auf jeber ©eelforgflotion ein Ei-emplot für ben i|3fatrer C^forttiitor, EjpofituS) unb ein onbereS für ben Ehorbirigenten als bleibenbeS Eigenthum bet Kirdbe auS bcm .tirdhenüermögen angefchafft toerbe.
Der EhDta^®efang »erlangt eine grünblidhe Erlernung unb häufige Uebung. SllS Sehtbudh jur gtünblidhen Erlernung biefeS ©efongeS empfiehlt fi^ bie „Ehorol^Schule" tjon SlmbroS Kienle, bei §erber in greiburg, unb noch mehr bet „Magister choralis" (audhim Sinjer^]3riefterfeminat gebraucht) üon gronj XoO. §abetl, bei '".jJuftet in SliegenSburg.
(gortf. >lgt.)
(Ein IjetUgei' Jttifiktts.
Jm Petfloffenen Johre brodhte ber „KirdhUdhe Slnjeiger für bie Erjbtöjefe Köln"' boS nodhftehenbe hohe SluSfdhreiben unfeteS hoch»ürblgfien §ertu EtjbifdhofS ^h^t'PPii^ d. d. 19. Slpril 1886:
„©eit beiläufig toufenb Jahren blüht in einigen ©egenben unfeteS ErjbiSthumS bie berehntng beS ht- SltnoibuiS: junächft in StrnolbSmeiler, mo fein Seib ehrenoofl beftottet tfi, bann oudh in ben benadhbarten Ortf<haften, toeldhe jähtiici) butdh Darbringung üon SDpfetgoben on' feinem ©tobe ih" als ihren befotibeten gürfpredhet üerehren, beffen Sohltho en fie fidh ï'iS ä^r ©tunbe erfreuen. Domit inbeß biefe ber= ehrung burdh bie befiätigung beS SlpoftoUfdhen ©tuhleS eine größere SlnSbehnung erlange, hat bie Eongregotion ber hh* äiiten, ouf Slntrog ©r. Eminenj beS KorbinolS ^ouluS ^WeldhetS unb no^bem bet bemeiS für bie ©tetigfeit ber berehrung beS heiligen SlrnolbuS unb ihre gortbcluer bis ouf, unfete Doge erbtodht »ootben, boS Officium uttb bie SDïeffe beS hl- SlrnolbuS genehmigt unb jugleich geftattet, boß ber 9Rame beS h^- SlrnolbuS bem Kolenborium unb proprium unfereS ErjbiSthumS einüerleibt, unb boß fein gefi |
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am 18, Juli tu ber Ktrdbe ju Slrnolbsweiter unter bem atituS eines festum duplex majus, in ben übrigen tircben beS fölniftben grjbiätbumS aber unter bem 9JituS etneS festum duplex minus gefeiert werben fönne. Jubem wir biefe Defrete ber Gongregation ber Otiten jur öffentlicben Kenntniß bringen, empfehlen wir UnS unb Unfere ©rjbiöjefe bem ©cbuge beS 1)1. SlrnotbuS." —
„3Ber war benn ber SlrnolbuS?" wirb man^er j Sefer fragen. Sefanntlicb »ar Kaifer Karl ber ©roße ein | großer greunb ber ilRufif. ®ie -liflege üon Kunfl unb ffiiffen^ i fcbaft ließ er fid) überhaupt fehr angelegen fein unb fud)te, ; inbem er fid) felbft als leuchtenbeS Seifpiel an bie ©pige ■ ber Silbung feiner 3eit unb feineS SanbeS ftellte, ben fatfer= liefen §Df JU Slad)en ju einem ©ammelplag für ©elehrte unb Künftler ju madjen. Den ©efangunterridht beforgte ber - Seftor ©ulpiciuS. ©o fagt ber berühmte Sllcuin, ber'Seh*^«^ ber fatferl. §offdhule:
„©ulplj führet als Seftor bie ©chaar ber unfchulbigen Kleinen, „Daß er fie leite unb lehre, ben redhten ?lcceut ju beadhten, „Unb baß fie fingen jumal mit tlangooder ©timme bte Söue, „Sihhlh'tt"^ 2;aft unb beS ©angeS ®efüg fie erlernen
oon ihm eS."
Katjer Karl wohnte biefem Unterridhte öfter in eigener 'IJerfon bei unb prüfte audh »ohl bie ©d)üler im ©efang. ©benfo fehr war er auf bie mufifalifd)e Silbung feiner Üöihter bebadht, benen er täglid) mehrere ©tunben in ber SlJufif erteilen ließ. Die 'ißalaftfapelle, weldhe unter fetner Oberleitung ftanb, hatte tü(htige ©änger unb 3Kufifer auf^ juwetfen. Ser nid)t feft im Sefen unb ©ingen war, wagte eS md)t, .fid) jur Slufnahme in biefelbe anjumelben. §atte Karl bte ©roßeit feines 9ietd)eS ju fidh gelaben, fo ließ er JU beren Slmüfement nad) aufgehobener 2:afel bte funftret(hflen ©änger unb SRufifer auftreten. Die ©timtnen unb Klänge maren bann fo lleblid) (meint ber SOWndh oon ©t. ©allcn) baß §erjen oon ©teln tr»eidh tourben, unb ber Sihein tnit ' feinen gluthen ftille ju halten fd)ien. —
Da fam audh einft auS ®ried)enlanb ein 2Äufifer an ben faiferlidhen §of, ber fid) befonberS Im ©efänge nnb im |)arfenfpiel herüorthat. ©leidh einem jtoeiten Daoib wußte er ben Kaifer fo burdh fein ^piel ju ergögen, baß biefer ihn balb lieb gewann; babei befaß er ein fo einnehmenbeS Sffiefen (weldh' liebenSwürbige (Sigenfdhaft olelen DJiufifern befanntlid) nld)t juerfannt wirb), baß er bem großen mädhtigen Kaifer balb unentbehrli^ tourbe. Sluf 3?eifen uttb Jagben mußte er ihn begleiten unb faft beftänbig in feiner yiähe weilen: eS toar ber hl- SlrnolbuS, beffen ©orge nidht nur barauf gerid)tet toar, feinen hohen ^errn unb ©ebieter burd) bie Kunft beS ©aitenfpielS ju ergögen, fonbern audh betn .^errtt i^imtnelS unb ber Grbe, Oor bem bie mädjtigflen trbifd)eit 9;?adhthaber nur ©taub finb, burdh ein ftreng tugeubhafteS Seben ju bienen. ©anj befonberS jeid)nete er fid) burdh thätige yMchftenliebe auS; ja ben Sinnen unb S'fothleibetiben tüibmete er feine ^auptforge, Inbem er SllleS, waS er an ©elb unb ©ut tnit feinem ©aitenfpiel erwarb, getreulich tnit ihnen thcilte. ©0 ftedte er alfo feine Kunft ooaftänbig In ben Dienft ber dhriftli^en Sohlthätigfeit unb batnit in ben Dienft ©OtteS. SefonberS eine heroorragenbe S;hat unfereS «Qciligcn oerbient eS, baß wir fie unfern Sefern mittheilen.
3ur Beit Karl'S beS ©roßen lag ble ©tabt Düren inmitten großer Salbungen, in benen ber Kaifer oft ju jagen pflegte. Die Umgegenb ber ©tabt war fdhon bamalS nicht arm an Dörfern; aber ble Gin wohner berfelben flagten |
befiänbtg über |>Dljmanget, benn ble Salbungen waren fönig= ll(heS Sefigthum, unb bie Sauern burften fein §olj in ben= felben fäClen. Der heil. Slrnolb hatte bie 9^oth ber Seute mit eigenen Slugen gefdhaut unb bcfdhloß, ihnen ju §ülfe ju fommen.
GineS DageS hatte ber Kaifer wieber große Jagb bort gehalten unb loollte nadh ©d)luß berfelben tnit feiner Se= gleitung in Düren ein gnteS 3KtttagSmahl halten. SllS ber kaifer fidh eben jur Safel fegen wollte, trat SlrnolbuS ju ihm unb bat bemüthig um bie ©ewährung einer ©nabe: ber Kaifer möge ihm bodh ein fo großes ©tüd Salb fdhenfeu, als er umreiten toürbe, währenb ber §errfd)er mit ben ©einigen beim ïüiahle flge. „DaS fei Dir gewährt," fprach bet Kaifer unb fegte ftdh ä« währenb SlrnolbuS feinen 9ïltt begann, auf ben er fleh aHerbir.gS gut oorbereltet hatte. Sin Oers fd)tebenen ©teden beS SalbeS nämlidh flanben ^ferbe bereit, welche ber Stblöfung harrten. Unb nun geht eS in faufenbem ©alopp oorwärtS ttnb eS wirb eine ©trede SalbeS utnvitten, ble fich 5»ei bellen in ble Sange unb eine halbe äRcile tu ble Sreite crflredt. JebeSmal aber, wenn SlrnolbuS abfteigt, um baS 'ißferb ju toed)feln, tnadht er mit bem ©dhwerte ein üJterfjeidhen in eine ber atn Sege ftehenben GIdhett. Diefe S[>?erfjeidhen finb nodh Jahrhunberte fpäter Oon gorftleuten als folche erfannt toorben.
yfadhbem SlrnolbuS feinen originellen Sllitt beenbet hatte, fehrte er freubig unb eilcnbS ju feinem |)errfd)er jurüd, ben er nod) bei ber Dafel traf. S'tatürlid) »ar Kaifer Karl nidit wenig erftaunt über bie unerioartet fdhnetle 9ïüdfehr feines ^ofmufifuS. ©eine Serwunberung follte aber noch g^ö^er toerben, als er oernahut, loclch' grof^e ©trede SlrnolbuS in ber fttrjen Bett umritten uub bitrd) ©dhwerthiebe an ben Säumen marfirt habe. Slber Kaifer Karl war gewohnt, ein gegebenes Sort ju halten. Gr jog feinen 9ïing oom ginger unb übergab mit bemfelben nad) bamaliger ©itte iu @egen= wart beS ganjen §offtaateS bem SlrnolbuS baS ganje, Oon bemfelben umrittene ©tüd Salb jum oollen Glgcnthum. Siefgerührt loarf biefer fidh bem Kaifer ju güßen unb banfte Ihm für biefen großen SetuelS fürftltd)er §ulb .unb ©nabe, ihm ©OtteS ©egen Oerheißenb alS Sohn für feinen Gbelmuth-
SllS nuntnehrlger Seftger beS SalbeS oertheilte nun SlrnolbuS benfelben unter bte angrcnjenben jwanjig Dörfer, worüber fpäter eine fchriftlldhe Urfunbe aufgenomtnen würbe. 3)litten niiter benfelben lag baS Dorf Sllre, fpäter aber SlrnolbSwetler genannt, eine ©tunbe oon ber genannten ©labt Düren entfernt. Jtn Jülidher Sanb ift ber' Ort gar wohl befannt; im 9Jïonat Juli pilgern ganje Büge oon Saa= fahrern borthin, benn ble Kirdhe ju SlrnolbSweller birgt bte irbifdhen Ueberrefte beS heil- 3)?anneS, ben bte ganje ©egenb als ihren ©dhugpatron Oerehrt.
Ohne baß ber Sïame beS hl- SlrnolbuS in baS Serjel$= uiß ber ^jeiltgcn aufgenommen war, tourbe er in fener ©egenb in heroorragenber Seife oerehrt. SJÏan pilgerte ju feinem ©rabe unb betete bort, um auf feine gürbitte oon ben oerfd)iebenften ,^ranfheilen befreit ju werben. Die borligen Sanbleute rufen ihn au, batnit er ihren Slehftanb befchüge ihre gelbfrüdhte oor ©dhaben bewahre. Slflgemetn aber wirb er angerufen, um burdh feine Sertniltelung eine fellge ©terbe^ ftunbe JU erlangen. DaS Selfpiel, weld)eS er burd) bte ernfte Sorbereitung auf feinen Dob gegeben hat, mag juerft bie Ser= anlaffung baju gegeben haben. JebenfallS ip baS Sertrauen ber ©läubigen auf feine gürbitte ntd()t unbegrünbet gewefen, benn eS foU fein Setfplel befannt fein, baß ein eifriger Ser- |
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djxtx be§ §etltgen etneS jähen, unbothergejehenen SobeS gejïoïben fet. ©ett unootbenfltdhen geiten üeben e§ anch bie &ute jener ®egenb, ihren ©öhnen ben Sïamen „Irnolb" jn geben. eS ijï gerabeju auffaüenb, wie häufig biefer SZame bort ift. ^ebenfaKS ifï er auch ein ed)t beutfdher S^arae, beun er bebeutet offenbar fo oiel ol§ „@hrenhoïb." einige ©prachforfcher meinen aüerbingg, ,,Sïrnolb" fei äbju= leiten üon bem ©tammwoxte Slra ober 2lrin unb baS bebeute 3lor oberlbler; „olb" aber bejeichne tn ber SRegel „SBalb", unb fo mürbe „3lrnolb" fooiel bebeuten mie „Slblerwalb."
ÏÏSegen feiner Kunftfertigïeit in ©efang unb-©aitenfpiel berehren jahllofe ©änger unb ajjuftïer ben heil. SlrnolbuS olS ihren ^atron. ©ein geft begeht unfere ©rjbiöjefe, mie oben bemerït, am 18. Suli. Bruno 2D.
km Mm mm kutfdjcti
3lu§ ber 3ugenb gelij ^OïenbelSfohn^Bartholb^'ê erjählt baS jüngfl etfchienene üortreffliche SBerfchen üon S am pab tu S golgenbeS: Der 11jährige 9)îenbelSfohn machte in ben erfien Sagen beS S^oüember 1820 in Begleitung feines SehrerS gelter einen Befuch bei bem Dichterfürften ©öthe: „Der glügel (beridhtet ein Slugenjeuge) mar geöffnet, bie Sichter ouf boS Bult gejîeïït. gelip aJîenbelSfohn foHte fpielen. ©r fragte gelter, gegen ben er eine burchauS îinblidhe Eingebung jeigte: „®oS foll idh fpielen?" „9^un, moS Du îonnfî, maS Dir nidht ju fdhmer ift", ontmortete biefer. ©S mürbe enblidh feftgefegt, ba§ er frei phontofireu foKe, unb er bot gelter um ein Shemo.
Diefer fegte fidh an ben glügel unb trug mit feinen fteifen ^önben (er hotte tnehrere gelähmte ginger) ein fehr einfaches Sieb in G-dur in Driolenbcmegung üor. ©S modhte üieüei^t 16 Dotte haben, gelip fpielte eS einmal gonj nodh unb brodhte bonn, inbem er bie Sriolenfigur in beiben §änben einige 9Kole übte, gemiffermoßen feine ginger in boS ©eleife ber §ouplftgur, bomit fie fich ganj unmiUtürtich borin be; megen möchten. Qe^t begonn er ober fogleich im milbeften Allegro. SluS ber fonften älfelobie mürbe eine onfbroufenbe gigur, bte er bolb itn Bofj, bolb in ber Dberftimme nahm unb mit fchönen ©egenfägen burdhführte; genug, er gob eine im feurigften gluffe fortftrömenbe ^hantofie. StKeS gerieth in boS höthfte ©rftounen; bte fleine Knobenhonb arbeitete in ben Sonmoffen, beherrfdhte bie fdhmierigften Sombinationen; bie Mfogen rollten, perlten, flogen mit ätherifdhem §audh; ein ©trom bon §ormonieen ergoß fidh; überrofdhenbe, contro= punftifdhe ©äge entmidfelten fidh bojmifdhen; nur bie 9)îelobie blieb menig berüdffi^tigt unb burfte toenig mitfpredhen in biefem ftürmtfdhen äReere bon Sönen.
93îit bem, ihm fdhon bomolS eigenen, richtigen Softe behnte ber junge Künftler fein ©piel nicht ju lange auS. Defto größer mar ber ©inbrudt gemefen; ein überrofdhteS gefeffelteS ©chmeigen herrfdhte, olS er nodh einem energifdh ouffdhnellenben ©dhlußoftorbe bie §änbe ruhen ließ.
gelter mar ber ©rfte, ber bie ©tifle unterbrodh, inbem er laut fogte: Du hoft mohl bon Kobolben unb Drodhen geträumt. DoS ging ja über ©todf unb Btoct!" ©öthe aber mar üon ber innigften greube erfüllt, ©r herjte ben fleinen Künftler, inbem er beffen Kopf jmifdhen bie §änbe nahm, ihn freunblidh ftreidhelte unb fcherjenb fogte: „Slber bomit fommft Du nidht burdh J ntußl unS nodh ntehr üorfpielen, beücr mir Didh gonj anerfennen." |
„Slber mos foU ich nodh fpielen?" fragte gelif. ©öthe mar ein großer greunb ber gugen üon ®adh. ©S
mttrbe boher an ge% bie Slufforberung gerichtet, nun oudh eine guge beS SlltmeifterS üorjntrogen. Der Knabe fpielte biefelbe "oöllig unüorbereitet mit üoQenbeter ©icherheit. ©öthe'S grettbe muchS bei bem ftounenSmerthen Bortrog beS Knaben. Weiterhin forberte er ihn bonn auf, eine SJJenuet ju fpielen.
„©oü ich bie fchonfte, bie eS in ber gonjen SBelt gibt, mähten?" fragte ber Kleine mit leuchtenben Slugen* „9hn unb meldhe benn?"
geliy fpielte bie SRenuet ouS Don ^non. ©öthe blieb fortwährenb loufdhenb om ^nftrumente flehen. Die lebhoftefte greube glönjte tu feinen gügen. ©r münfchte no^ ber 3Kenuet auch bie Ouüertüre ber Dper. Dodh bieS fdhlug ber fteine ©pieler runb ob mit ber Bemerfung, fie loffe fidh nidht fo fpielen, wie fie gef^rteben ftehe, unb änbern bürfe man nichts boron. Dagegen erbot er fich, bie Duüertüre ju gigoro jujugeben. ©r begann fie mit überrofchenber 2eichtig= feit ber §anb; ©idherheit, JRunbung unb Klarheit jeidhneten bie ^offogen ouS. Dabei führte er bie Drchefler:©ffefte fo üortrefflich ouS, mochte foüiel feine güge in ber 3nftrumen= tation bemerfbor burdh beutlidhe §erüorhebung einjelner ©timmen, boß bte BJirfung eine hinreißenbe toor.
©öthe wuibe immer heiterer, immer freunblidher; ja, er trieb ©dherj unb S^lecfereien mit betn geiftüolleu Knaben.
„Bis jegt," fagte er, „hoft Dit mir nur ©lüdfe gefpielt, bie Du fonnteft; jegt wollen tDtr einmal fehen, ob Du auch et.üoS fpielen fonnft, woS Du nodh nicht fennft. ^i) werbe Didh auf bte ^ißrobe ftellen!" ©r ging hinouS unb fom nodh einigen 2J?inuten jurüdC mit mehreren Blättern gefdhriebcner ycoten iu ber §anb. „Do habe ich ©inigeS ouS meiner 2}?onufcriptfammlung geholt. ?lun woOen wir Didh prüfen. BJirft Du boS hier fpielen fönnen?"
©öthe legte eiu Blatt mit ftoren ober Hein gefdhriebenen Sïoten auf baS ^ult. ©S war ÏRojorl'S §anbf^rift. geli^- erglühte freubig bei bem 5Ramen. ©r fpielte mit üoDer ©icher= heit boS nidht "leicht ju Icfenbe äRouufcript bom Blott. Der Bortrog war fo, olS wiffe eS ber ©pieler feit fahren auS= menbig, fo fldher, fo flor, fo abgewogen.
„DoS ift nodh nicljtS!" rief ©öthe, „boS fönnen oudh Slnbere lefen. ^egt wiH idh Dir ober etmoS geben, wobei Du ftedCen bleiben wirft. 5Run nimm Didh in Sldl)t!"
©0 fdherjeub langte er ein onbereS Blott herüor unb legte eS aufS ^ult. DoS foh in ber Shot feltfom ouS. ÜKon wüßte faum, ob eS SJoten waren ober ein liniirteS, mit Sinte befprigteS, an unjähligen ©teßen üerwifdhteS Blott. geliy lodhte üertnunbert auf.
„3öie ift boS gefdhrieben! B5ie foü man boS lefen?" rief er ouS. Doch pti^glidh rourbe er ernPhaft, benn inbem ©öthe bie groge ouSfprodh: „51?un rothe einmal, roer boS gefdhrieben?" rief gelter f^on, ber hinjugetreten mar unb bem atn ^nprutnente pgenben Knaben über bte Slchfel fdhoute: „DoS hat ja Beethoben gefdhrieben! DoS fann man ouf eine ü)?eile fehen! Der fdhreibt immer roie mit einem Befenpiel unb mit bem Slermel über bte frifdhen Sloten ge= roifcht!"
Bei bem 9?amen „Beethoüen" mor geli^ ernPhoft ge= roorben, ja mehr olS ernphaft. ©in heiliges ©taunen üerrieth pdh in feinen gügen. ©r blidCte unbertoanbl ouf boS SWanufcript, unb leudhtenbe lleberrofdhung pog über feine güge. Dies |
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Stiles rea^ïte aber nut ©efunben, benn ©öt^e moElte bte Prüfung fcharf fteöen unb bem fteinen fêunjtler feine geit jur SSorbereitung taffen.
„©tehil ®u", rief er, „fagt' id^ ®it'S nid^t, ®u mürbeft ftecf^m bleiben? je^t berfudhe uub jeige, ma§ ®u fannft!"
geliy begann fofort ju fpielen. (SS mar ein einfaches Sieb, aber um auS auSgePrid^enen halboerioifchten Übten bie gültigen h^i^auSjufinben, beburfte eS einer feltenen ©dhnellig= feit unb ©id^erbeit beS UeberblidfeS. Seim erften Durd^fpielen hatte benn audh S^ij; oft lachenb mit betn ginger bie ridhtige ?Zote ju jeigen, bie an ganj attberer ©teile gefudht merben mußte, unb mandher gehlgriff marb mit einem rafdhen „9ïeiu fo l" oerbeffert. Dann rief er: „jel?t mill idh eS jbnen oor= fpielen!" Unb baS jmeite M fehUe benn au^ nidht eine mok. „Das ifi Beethooen", rief er einmal, als er auf einen melobifchen 3ug ftieß, ber ihm bie (Sigenart beS J^ünfilerS auSjuprögen fdhien, „baS iji ganj Beethooen; baran hätte idh ihn erfannt!"
Wl'ü biefem legten ^robefiüdfe Ueß ®öthe eS genug fein, es mar au^ mahrUdh mehr als genug, utn beS Knaben glänjenbe Begabung in baS henjie Sidht ju ftellen. —
(EfufleB unb ^ükm.
CcfcfdWc. 2Ber Adagio benft. Ad ante rebet. Allegro hanbeU itnb ^refto üerbeffert, maS er gefehU: ber ift ein BirtuoS!" —
jebe êonb iji fräftig genug, um für'S ©roße, SlClge-- meine ihr fleineS (ätmaS beijufteuern! —
©in fcevwh^itcï 5ßebner beSl3lltetthuinS ridhtete, als eine fetner 3ïeben toon ber oerfammelten BolfSmenge beflatfdht murbe, an feine greunbe bie grage: „DaS Bolf jollt mir gegen mein ©rmarten Beifall: füllte idh irgenb eine Dumm= heit gefagt haben?!"
èclftcêgcficinuavt. g. ^lentfchel erjähU in ber aWjtg.'golgenbeS: jn granffiirt am 2)ïain murbe üor üielen jähren „Die ©tunime üon ?)]oviici" gegeben, jm legten ginale (nadh ber alten ©cenirung) ftürjt fidh geneKa in ben flammenben Befuo. Die ©cene^ifi überrafdhenb fd)i5n. DaS publifum ift entjüdft. ßapellmeifter (Suhr, meldher birigirt, bemerft pliJljlidh ju feinem ©dhredfen, baß bie .^interioanb anfängt ju brennen, ©ufjr ift rafdh gefaßt. (£r meiß, baß ihm Siae gehordhen. ®r gibt bem ©oufleur baS Reidhen jum gaOen beS BorhangeS unb miuft ben älJufifern ju fdl)ließen. Der Borhang fällt. Bermunbert fehen bie ÏÏIJufiter auf ihren Diri=: genten. Diefer üerläßt ruhig feinen ^la^ unb flüfiert im ißorbcigehen ihnen ju: „®ehcn ©ie ohne ©törnng hinaus; nodh ha^en mir geil- DaS Dheater brennt!" — DaS an= mefenbe publifum ahnte niihtS üon bem Unheil unb üerUeß baS Dheater. 9Ziemanb oerunglüdfte; baS .^auS brannte nieber. — griebridh Jßilhelm HI. üerlieh bem ^?apellmeifter megen feines umfidhligen unb entfi/loffenen ^anbelnS ben rolljen Slblerorben. Da bie Dheaterbränbe in letter geit ftdh er= fdhredfenb mehren, fo märe ju münfdhen, baß biejenigen, melche JU befehlen haben, oorfommenben gaßS eine gleiche ©nergie unb Ueberlegung befunbeten. |
Derfelbe ^entfchel erjähU nodh einen anbern gaQ üou ®etjieSgegenmart eines SDïufiferS, mie folgt: ©s mar ju Slnfang biefeS jahrhunberts. ©ineS ber erften beutfdhen äWufiffefte fam jur Slufführung. Die ^Proben itjaren üor= trefflich aegaugeu. Daufenbe toaren üerfammelt unb blidften mit ©pannung nadh bem gewaltigen Ordhefter. Der junge ©pohr leitete bie jnPrumentaUften, g. ©chneiber bie ©änger, bet alte Dürf faß an ber Drgel. Unter ben mitwirfenben ajjufifern waren faft nur berühmte 9famen ober foldhe, bie eS fpäter tourben. — ©ine üon ©chnabel componirte èan= täte begann, jn ber SKitte beS ©tüdfeS h^t bie SCrompete ben Don b ju fdhmettern. geft unb golbrein fe^t ber Bläfer ein. -Siaein er hat Tid) im ©infe^bogen 1) üergriffeu. ©tatt es-- hat er e=Bogen aufgefegt, ©dhneibenb erti5nt fiaU beS b ein h. SllleS im Orchefler iji ftarr üor ©^redten; benn ©änger unb Ordjefter fiJnnen fo nidht fortfahren. ©S mirb nidhtS übrig bleiben als wieber üon üorne anjufangen. Dodh bet alte ^apa Sürf ift no^ ba! faum ift baS Oerhängniß^ üolle ©dhmettern ber Drompete oerflungen, fo fe(jt bie Orgel tnit mächttgem flauge in h^dur ein, unb Dürf mobuUrt aus biefer Donart jurüct nadh C^dur. Der erfdhredtte Drotn= peter hatte unterbeffcn geit gefunben, ben Bogen ju wedhfeln; ©pohr gibt bem Bläfer neuerbingS baS Beidhen jum ©in= felieu — gläujenb geht bie '^pièce ju ©nbe unb nur SBcnige im anbädhtig üerfammelten ^4?wbUfum ha&en ben ©dhnifeer erfannt!
^piattïicvt tltdjt itt JJCï tirc^c! jn ber firdhe ju 33Ï. muß toegcn ihrer befonberen Bauart bie Orgel fietS fehr angegriffen werben, locntt fie burdhbringen foß; wer bahcr in ber 9Jähe berfelben etwaS ju fagen h^t, muß fehr laut fprcdhen. Slm le(3ten ©onntage erjä'hlte ein Bauer, ber gleidb über bcm ©höre feinen ©i(5 h^t, feinem «Jiadhbar jicmUdh laut, baß er ein ^ferb getauft h^^e. Der Orgoniji, längft unmiUig über bieS (Sepiauber, befthloß, beibe bafür ju firafen, unb fefete plö^lidh mit bet Orgel ab, alS eben ber er= jählenbe Bauer, bieS nidht »^ertnuthenb, ben anbeten auf bie grage nadh betn greife ganj laut jufdhrte: „Sldhtjig Dhaler."
— Die ganje Berfammlung fah nadh betn -lilauberer, ber üon nun an fch wieg. —
„6lc fitlil tUOl)l fcf)r ntttitfalifciö'^" «in §err eine junge Dame. — gräulcin (fchüdhtcru;: „9ïein, gar iiicl)t." — §err: „Slbcr in'S Dheater gehen ©ie mohl oft?"
— gräulcin: „©ehr wenigi" — §ert: „BieKeidht malen ©ie?" — gräulcin: „O, ja!" — §err: Sohl Slquarene?"
— gräulcin: ,.9Jein, faffee!"
„pftldjc" Sln)jcttmciftcv. Der beïannle fapen= mciflcr- juliuS 9ïie^ leiftete einft golgcnbeS: jn einer ^robe rief eine gajiircnbe ©ängerin burdh ihr galfch=®ingen eine förmlidhe Slufrcgung im Ördhefler herüor. 9ïtc^ flopft ab unb wcnbet fidh on bie ©ängerin tnit ben äßorten: „SDïein grätilein, bitte jhr A anjugebcn, bamit baS Ordhcfier barnadh ftiiumen fann!" |
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l^crlag pon ^f^bcrg in jasnabruck.
Jnmifmi^ jum jmämäfn^m 5d)ulmiterrirt)t für Me 5(t)ullel)rer.
SSon
Vernarb ^t>erßerg.
3fJeu herausgegeben uon W. |3ürgrl, geiftlicher ©eniinaibirettor.
Grfter Sheit- 8". 192 Seiten. ^rei§ 1 Warf. ®ic „Kath- Sdiuläcitung" in iSreSlau fchreibt in 9?r. 21 ü. 27. ajjai b. J.: ®er Spante Döerberg hat, namentlich in füt[)Dlifd)rn Sebrertrcifcn, einen guten Kfnng. ift baber mit greuben ju begrüßen, baß feine „Stmceifttug", beren erfter Sheü, ent» haltenb bic GrjichungStehre, in neuer 9lu§gabe bereite vorliegt, burd) bie beruf'-ne gcber bc§ §crrn Scminorbireftorä Sürgel ber SSergeffenbeit cntriffeu morben ift. 5)ie großen jüge bc3 unoergleid)ltchcn S3ud)c§ fönnen nid)t bcß'er nl§ mit bin folgenben fdiönen 35?orten Öertjorgehoben merben: „S)ie Slnmeifnng ift: 1. Seid)t ocrftänblid). 2. Scfdjeibcn in i^rcn gorberung. 3. ©rünbli^. 4. SKir ift fein Untcrrid}tgbu^ für Sdiullchrcr befannt, meld)e§ bag, mag bei allem, befonbcrg bei bcm Untcrrid)t in ben gemeinen Sdjulcn bgg atlcrroict)tigite ift, nämltt^bic ßinpflanjung ber religiöfen ®efinnnng, ober ber ®ottcSfurd)t, fo nacbbrüdlid) fomohl in bie ^erjen ber 2cl)rcr alg ber Sdjülcr tion einem 6nbe big ,^nm anbern betreibt, alg bic gcbod)tc Slnroeifung." „ücitcnber ©runbfa^ bei ber neuen Siuggnbe toar ben urfprünglidien Scjt treit unb tioHftänbig mieberjugebcn. 9fur bn, mo e§ unbc= fdiabet ber ®cut(id)fcit ober ncih ber Drgnnifation be? hcnt'flcn Schulmcfcng gcfd)e()en tonnte, finb tncbrerc mcitlöufige unb antiquierte ätugfübrungen gctiirät cbcr ou§gcfd)icbcn morben." 9Bir fd)(ießcn un» gerne unb mit ganjcm §erjen bem ?Sunfd)c beg §crau8gcbcrg an; „Wöge bag golbene Sud) feinen SSeg in red)t tiiclc 2el}rcrhänbc ftiibcn unb feine mcifen 2el)rcn in recht üielen ©djulen angemenbet merben!" S)rud unb 5ßapier finb Dorjüglid); ber i}5reig ein fehr niebriger.
mn iDencMg nad) Jcrit|alcm miii Uom
im 1883.
oon Jiarf 370 ®citcu. Qt. 8. iPiciä 2 Miarf. Stucltc «UffOßC.
®cr aScrfaffcr fchilbert in anmutbigcr, frifd)cr i^Jcife bic ©nbrüdfe, bic er auf feiner 5pilgcrrcifc nach Jerufaleni in fi(h aufgenommen. ®ic ßeibcn unb greuben ber See- unb Snnbreife, baä Scrmeilen nn ben heiligen Stätten, bie mnnnigfncl)cn Srlcbniffc unb Slbentcuer merben in lebhaften garben gcfd)ilbcrt. ®cr Sefer begleitet im ©eifte ben tühnen SJeifenben auf feiner mübeuoHen aber aud) intercffanten Steiie, genießt mit ihm bic Schönheiten ber 9?atur, ccrioeilt mit ihm an ben heiligen Drten unb fühlt fid) befriebigt ob ber glüdlichcu §eimteht beg «ßilgcrg.
gcyfttfl UHU glfPcrt 3oci)Di & ßo., iJfttchcu.
Soeben erfchien:
für bfn Clirfanguntcrridjt an |)ól)crett |'cl)ran(laltcn, öon (^«mers,
©efangle^ret om Jtai[€r.Sfatt=.®t)miiortum [unb an ben ftäbt. ^B^eren SEiidjtetfi^uleii ju ?la^en.
I. öcff. ®tn= aitici= unö breiftimmiflc Sieber, 72 S. II. 8». «Preig 50 ^Pfß. |
Messen
fiir ifiäiiiierchor.
jßcruarb0 Op. 23. Missa iti hon. beatae Mariae vir- ginis, für 4ft. ÜWännerdhor. ^art. m. 1.60, @t. ä 25 ^fg.
5ïnd) bcm Urtheile beg Üicferentcn beg Cncilicnticrcing=Kntalogcg (Sir. 724) eine ber beften ber im Kataloge aitf= genommenen U?dnncrd)or=Wcffcn
itckcs JTr., Op. 10. Missa in hon. S. Ambrosii, für 4ft. 2i)?ännerd}or (ohne Credo), ^art. m. 1.20., compl. ®t. 40 ^f.
®ic ïïïcffc ift mit großer ®croanbtl)cit gefchriebcn, babei lcid)t ausführbar, mürbig nnb mohltlingenb. Sind) für fcbmnd)erc ßhöre ju empfehlen,
— Op. 13. Missa in hon. S. Joannis Evangeiistae (Ohne Credo) für 3 Sïiaunerfliinineu ^art. 30Ï. 1.00 compl. ®t. 40 ^fg.
gr. Schmibt SRr. 46G)
fd)rcibt über biefe ïlicffc: „®icfe füc einfa^c Ghoröcrl)ältniffc gefcbricbrnc fflïcffe ücrbient megen ihrer fd)öncn Slrbeit, | ihrer mürbigen !eblcn .ï)nitung bic 9lufnol)me in bag JRepertoir ancl) größerer Chöre Jc.
ÏDillbfracr M^., Op 3 Missa in hon. s. Angustini für 4ft.
g«ännerd)or ^reiS ^art. 1.60, compl. (Stimmen 60 ^fg.
— Op. 15. Missa in hon. s. Aloysii, für 2 gteidje ©t. ^rei§ ^art. 2 9)?., compl. @t. 80 ^fg.
®ie „31. 3Siltbergcr'fd)cn Gompo» fitionen" finb fo allgemein bcfnnnt unb beliebt bnß fie einer befonberen (Sntpfehlung nid)t bcbürfcit.
Sluf Sunfd) fcnbcn mir tiorftcI)cnb ticr3eid)nctc iUJcffcn gerne jur ?tnfid)t.
^crlitß üdu ?»Dcvt & (fo. in Slrtdjcu.
3u beliehen burd) «(Ilcvt ^HCUDi in ?((td)cn.
^iOelfüt-jSdtrjoiifctt.
^ITttllririe ^^rniOfausöixße.
®ic heiligen Sd)riftcn beg alten unb neuen STeftamcnteg noch ber Slnggobc tion
84 Siefcrungen ä 50 ?ßfg. |
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4 So^rflOttfl.
für fîttfÇofîfcl^e ^trt^enfängcr.
©tnttó^Scilagc jiim „@rcpritt«=SIntt", Dtflait für Mjolif^c tirtjeiiuturit.
„®orge, bag bu mit beut Çerjen glaubft, tcaS bu mit bem SBÏunbe fingfl, unb in ®erleu
bet^ätigft, ma§ bu mit bem gerjen gtaubft." Eoncil in Sarttjago b. 3. 398.
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5Dn0 „Salve Regina".
Salve Regina, Mater mi- fibmciin, uoit tiiié gegrüßet, sericordiae, vita, dul- üJhttter ber Sarmherjigfeit,
cédo et spes nostra, Unb unfer Seben, ©üßigfeit,
salve. Unb unf're§offnung,fei gegrüßt!
Ad te clamamus exules ßu Dir, ju Dir flel}'n loir Ser» filii Hevae. Ad te suspi- bannte,
ramus gemeutes et flen- ÜBir Kinber ofljuinat
tes in hac lacryiBarum biefem armen 2:i)ränenll)al
valle. Uub feufjen hier im (Srbenlanbe.
Eja ergo, advocdta nostra, SBobïon! So toenbe bann ben illos tuos misericordes Deinen, óculos ad nos convérte. D©cl}ügerin ber (Sbriften Du!
Dein Üluge OoH ber Diitöc ju, Unb laß e§ unê barmherzig fcbeinen!
Et Jesum benedictum fruc- ©teü' Jefum, bie gebenebeite tum ventris ttii nobis grucl)t Deines SeibeS, milb unb post hoc exilium osténde. tlar,
DJad; ber SerbannungSjeit unS bar,
Unb führ' unS jn ber eio'gen greube!
0 Clemens, o pia, o dulcis D milbe, o fromme, o füße Virgo Maria. Jungfrau iliarta!
®:cfe I)errlid)ftc ber oier Warinnifdjen 9Intib()oncn ift ein Sieb, baS filier nidjt iu bumpfer Stubirftube burd) grübelnbeö ^od)benfcn, fonbern meit c()cr nod) frommer 33etrad)tuni] in golge l)ö()ercr (fingcbung entftanben ift. „S^üti .^letligen ift eö oerfaßt, (fdireibt ber el)riuütbigc Kanifinö), oon .^eiligen ift c? gebilligt unb and) Don .^eiligen cingefül)ri worben. SDJit feiner füfjeii Sin- mutt), feinem reid)cn Jnl)altc unb feiner gebeimuifjuotlcn Sicfc erioeidjt eö baä ^crj, nöf)rt ben ©eift unb ciitflammt bic inncrftcn triebe ber Seele für bie iöcrel)rung ber l)Ciligeu 9Kuttcr ©otteö."
grül), fd)on in: ^)iittclolter befannt unb in baS Gl)orofficium ber Wöndjc aufgenommen, flingcn un§ ()cutc bic wunberooH | pbraf^iricn Wclobiccn entgegen unb Wcl)cn unö on, wie ein ©ritß anä jener ßeit ber 9iicfcnboiuc, jener ßcit ber poeficoottcn ©ri^fj» artigfeit uub bc§ rcid)cii religiöfen ßebcnS. ©crnbc feiner cin^^ bringlid)cn ßicblid)tcit toegen, gerabe weil cä bic betraditcnbc 5}crnunft oollauf befriebigt, unb baö ©cniütf) b'ureißt jit ber heiligen gürfpred)erin, inbem roir fic grüßen, alö fäl)cn roir fic lcibl)aftig oor unä — gerabe bcßljalb roirb WDt)l faum ein ©ebet |
beffer unb eifriger Ocrrid)tet werben, alâ eben baê Salve Eegina
®cr SJcrfa'ffcr ber l)crrlid)cu 9lntipl)on if^t nad) faft aUgc- meiner ?lnnof)mc ber fflfönd) ^ermann, mit bem Söeinamcu Contractus (ber 2al)me), einer ber berül)mtcften ©clchrtcn unb wot)l ber tüd)tigftc ïontuiiftlcr bcë 11. 3al)rl)unbcrt§. 9îur ber ®d)lufjfot^ 0 Clemens, 0 pia, 0 dulcis virgo Maria ift üom Ijl. !ücrnl)aib binjugcfügt. Sllö ber .^X'iligc nämlid) einft int Saifcr^ bomc ju Speicr oor einem Waricnbilbc auf ben fîniccn lag, wäbrcnb bic Äläitgc bcö Salve Eegina burd) bic cl)rroürbigcn Çiûllcn ertönten, ba mad)tc er am ödiluffc ber 9tnti'pl)ou feinem uon aiebc juv atlcrfeligftcn Jungfrau glül)cnbcn §crjcu glci^fam üuft, inbem er mit lauter Stimme hinsufügtc : „0 ntilbc, o gütige, 0 fuße ^ungfrou 33iaria !"
©rfüutcruuß:
Salve Eegina „©cgrüßet fcift bu Königin". S8ir grüßen 'iDîaria mit beut (Sl)rcntitcl, ber ihr in ber laurctonifd)cu üitaiici in jefinfadier Ipinfidit jitgefprothcii wirb. (Sgl. ©reg.»Sote 1 unb folg.) — Mater misericordiao „Uhittcr ber 5l3armhcrj igfci t". 9JJaria ift biejenig:, burd) weld)c ber göulid)c erlöfer, wie brr Slpofiel fagt (.'^cbr. 2, 17) in 9lftcm feinen Äinbcrn gleid) werben louHtc, bamit er barmf)cr,yg unb ein wnt)rcr 58erntiltlct würbe bei beut 93ater, um unfere Sünbcn» fd)ulb ju fühlten. Unb nl4 er feinen unfd)ulbigeu 2cib auf baö Cpferljolj bc8 ffreujeö fpanncn ließ, bem lautloö ftcrbcnbcn Cfterlammc gleid), ba toar ein fdjmci'älid) jucfcnbcS aJiutfcrOcrj in ber 9?äl)C, wcld)c3 in barmljcraigcr ÎOhtttcrlicbe ju nuS an biefem Sübnopfer tl}cilnahm. ©0 bat benn ®iaria uu3 iu Sd)tnerjcn geboren unb „cö ift nid)t crl}ört worben", bofj ein reuiger Sünber fie, bic Wutter ber lBarmt)crjigfeit, ocrgcbenô angerufen hätte.
Vita „®u unfer ücbcn". 2)îand)cr „hat ben 9îamcn, baß er lebe nnb bod) ift er tobt." (Dffcnb. 3, 1). 'äKaria ift unfer Scbcn, weil burd) fie unö ©nabe loivb jur Oîcttung auô einem fflîeerc jahltofcr Sunben. Sic l)at ben glud), ben Goa über baö Wciifdieiigefd)lcd)t gcbrnd)t, in Segen ociwanbclt S8ic jene bcit 3;ob, fo "bat fic, bic jiucitc glücflid)crc ba§ iiebeu ge- boren, ba fic bie ÎJÎiitter bcö Urljebcrö nOcö iicbeiiö ift.
Dulcodo „^u unfere Süßigfeit". ®cr Slrjt gibt bem Jîranrcu gern bittere ®cbitainentc in füßer Utul)üllniig, bamit ber Jïraii'fc baö itotl)iocnbtgc «Çcilmiltcl Icld)tor ncl)mcn fönne. ->tud) bic öeibcit nnb ürüüfalc finb meift Slrjneicn gegen bic Kranthcilen unferer Seele. Sic finb bitter; aber wer l)ättc cö nod) iiid)t erfahren, baß ®îaria fic Wunberbar oerfüßt? Ufag aud) bic 'iSunbe brennen, mag bic irnbfal auönel)menb bitter fein: ein anbdd)tigeö ©cbct jur „Sröflerin ber SSctrübtcn", ein nitbäd)» tigcr SBlicf auf il)r ©nab^-nbilb flößt füße Siuhc uttb crgcbungS« oollen grieben in unfer gequälteö §crj.
Spes nostra „® u unfere .Çioffnung". SSicl taufcnbmal itn Seben gefd)icl)t cö, bafj ein ganjcö ^ecr uon gweifcln unb brüctonbcn "Sorgen über unö bahinjagt. Keine Seele in ber SSelt fann mit irbif"d)cn îroftgriinben bic SJorwüvfc cincö ftrafcnbcn ©ctoiffcnö bimocgbiöputircn, iiad)bcnt Saton unb Sünbe ihr furd)tbarcö ßcrftörungöwcrf an unferer Seele Oollbradjt l)abcn. Ju fold)cn Sagen, bic in ihrer herben 3îoth unö erbeben mad)cn, |
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ja gerobe in foI(^cn Sogen loirb SRaria, bertraucnêüoH üon unê ongerufen, fid) qI§ „Srßfteriu bcr aSetrübtcn", alê „guffud^t ber (Silnbcr", alê eine nie täufc^enbe „§offuung" unfer Sllter bc= inährcn.
Ad te claraamus etc. „gu Sir rufen toir üerbonnte Ätnbcr Süo'ê, 5U Sir fcufjcn mir traucrnb unb locincnb in biefem Sbi^äncntbolc." 2tlê Kinber Soo'ê finb wir mit unfern ©tammcltern ouê bcê ÏJorobiefcê §crrli(^= tcit ncrbanut. Unfere geiftige Sßuttcr ift bcrcitê eingegangen in baê l)imntlijd)c SSatcrlonb mit feiner unauêfprc^ti^en Selig» ïcit unb greube. ®iu SWuttcr^crj ober fd)IÖ9t nie rofcber unb toörmcr, alê wenn cê cineS bcr geliebten Kinber in ©cfobr, in 9?otb, in Seib unb S^röncn fie^t. Sarnm erinnern roir SKaria'ê 2Sutterbcrj gleid)fam on unfere bcbröngtc Soge in biefem Shiöncn« t^ale, bamit fic unê um fo mc^r i^rcê mächtigen éd)ngcê roürbige:
„Scufjcnb ringen Wir bic §änbe „S'rum ju Sir, o ïïïuttcr, rocnbc „Oinöbig boê SSerbcrbcn ab! „Su fannft bcilen, Su fannft retten „Unê ouê Sdhmod) unb S^Jotl) unb Letten, „®cil unê ©Ott Sir übergab; „SBeil Sir ni(htê fonn roibcrftcbcn, „Seine Sicgeêfahnen roebcn „Selber über buitf'lem ©rob! —
(©cb. ü. b. .^eibe.)
Eja ergo etc. „SSoblon, Su unfere gürf prc^eriit, roenbc Seine bormbcrjigcn Slugen ju un§."
ollen dompofitionen bcê Salvo Eegina, in Welcben bic berrli^en Slurufungen beffelben einen cntfpre^cnbcn mufifaüfcbcn Sluêbruct gefunben, l)cbt fi^ bie 3Kclobic (rote bei bcr Gboral» Slntiphon) on biefer Stelle ju einer befonberen Snnigteit unb Bnrmc. Scr Untcrfcbieb in ber Sluffaffung bc3 biêl)cr non unê bebanbcltcn Sesteê im SSerglei^c jum folgenben ift ganj unücr' fennbor. Unb mit 9tc^t! ben bi§berigcn Slnrufmigcn roor cê baê jcrfnirfd)tc Seroußtfein unfercê Sünbcnclcnb? unb baê Bcfcuntnifj unfercê ormfeligen Unucrmogcnê, jDcld)cê roir mit einem bcmüll)tgcn ©rußc bcr erhabenen „Jïönigin" üorftetlten. SJun ober Ijcbt fi^ bic SDÏcIobic, um bem feften Vertrauen Slnê» bruct JU geben, rocld)cê ber ©croaljrung ber Sitte fid)cr ift. Eja ergo! 9ïun benn, Su liebe SKutter, rocnbc unê ju Seine S>ülfe, Seinen S31id üoll licbcnber a3arm£)crjigtcit!
Et Jesum etc, Unb nad) biefer Verbannung jeigc unê Scfum, bic gcbcnebcite grucbt Scineê Ccibcê!" Gin aWaricnbilb, auf bem bic b'. ïl'Juttcr it)r göttlidjcê Kinb in ben SlrmcH Ijält, cê ift an ©nabcnorten oft in tunftlofcr Gin= fflihbcit JU fct)cn; unb bod) blidcn ïoufcnbc mit SSerchrung unb unbcfd)rcibltcbcm Vertrauen ju bemfelben empor. Scn anblicf Sefu ober, roie er jur 9ted)tcn bcS S?atcrê tliront, mit ïlïoria bcr föniglidjcn Mittlerin jur Seite — biefen 9lnblicf ti5nntc nnfer leiblid)eê Sluge nimmermehr ertragen, Gê ift oud) nur ein Pfoacbeê 93ilb uon Sffuä, rocld)eê bic Guangcliftcn unê geben; cê ift nur eine unüoatommcnc ®orfteC(utig, bic roir unê Don bcr Grl)abcnt)cit feiner ??ordtgc madicn; rocfiljolb bcr 1)1, 3ol)anncê ebenfo roat)r olê fd)ön feinen $8crid)t über boê ßcbcn 3efu alfo fchlicfjt: „Gê gibt nod) üicIcS Slnbere, tuoS ^efuS getl)an l)at; tuoÏÏtc man aber StücS inêbcfonbcrc autfd)rcibcn, fo roürbe bie SSclt bic 33nd)cr nid)t faffen". — ®eil nun ober bcS ^immelö bö^ftc Scligtcit im Sd)aucn nnb in bcr Siebe befteht, bo bort oben jeber Sd)lcicr bcr ©eheimniffe fäHt, bcr ©ott iu feiner ©röße, feiner Uncnbli(btcit bem irbifcben Jlugc üerbirgt, borum bitten roir SJiarto, unfere mödjtigc gurfprccl)crin, baß fic alê „gufludit bet Süuber" unfere Seelen einft beim 2:obc bem böfen geinbe entreiße unb fic jur Slnfdjouung ©ottcê fül)re: boß fic unê noch biefem cicnbcn iiebcn jcigc bie gcbcnebcite grud)t i()teê Scibcê, Sefuê! — |
O Clemens etc. „O gütige, o ntilbc, o füße frou ÏRarifl!" O bu gütige Jungfrau! SBore ein Slirf unê ücrgönnt in oll' bic treuen ®Zuttcrl)eriicn bcr Grbc: roahrlicb fcincê fd)lügc roärmet für ihr Kinb, mic Scincê, o SKario, für bie§ elenbc ©cfd)ted)t bcr 3)lcnfcbenl Kcincê >iöeibeê Siebe roörc rocrfthätiger, oufopfernber! — O Su milbc Jungfrau! Schmerj ouf Sc^mcrj häufte bie unbontbore 9Dïcnfd)heit nuf Sidj t)on bem Slugenbltdc an, bo Su, oon Scthlchcm'ê ïhorcn nbgctoicfcn, baê Klcinob Scincê jungfr8uli(^en §crjicnS in ber horten Krippe bergen mußteft, biê jum legten entfcglicbcn §ammcrfchlage bcr genfer auf ©olgatha, bcr Sein Snncrcê beben mad)tc oor un- föglid)cm Scibc! Unb bod) tratcft Su baê SScrmäd)tniß bcê ftct' bcnbcn Sohneê miüig an, baê einem harthcrjigcn ©cfdjlcchtc unb beffen eben fo unbautboren 3Jad)tommcn Siel) jur -llfuttcr gab;!
0 füße Jungfrau 2)ioria! Sic Ghöre bcr Sungfraucu, „bic bem Sommc folgen" in bcê §immelê Scligfcit, finb jahl' rei4 aber cê ift nicbt fdjrocr, unter ihnen bic uottlommcnfic ju finben. „©onj fihön bift Su, meine grcunbin, unb eine aJiofel ift nid)t on Sir." ®iefc Stimme bcê göttlidicn Sröutigomë paßt im uoUcn Umfange einjig nur auf bic motctloê $Rcinc, bic nid)t nur üon ben gcringften UnooHtommcnhcitcn bcê Grbcnlebcnê frei geblieben ift, fonbern oud) bic Grbfdjulb ber Stommcltcrn in ihren golgeu ni(ht fonnte. Soê 9ïcinpc, ^ci» ligftc bcr Grbc ift üor ©ottcê Slugen aud) baê Sd)önftc, unb eineê folchen aReiftcrroerfcê bcr Si^önhcit h^t cê bcburft, um boê croigc 3Bort in glcifcheêgcftolt ber fünbigcn Grbc ju fiih.ntcn. Scr ©ohlgcrud) bcr erhabenen Sugcnbrocrfe ober hält bic «traf' gcrcditigfeit ©ottcê jurüd, roährenb unfer, auê fünbiger Sccle oufflammcnbcê ©ebet mieber jur Grbc jurüdroeht, mic einft bcr Dpferrouch bcê Brubcrmörbcrê Kain. Sarum laßt unê oft nieber» fniccn unb beten unb fingen: OSu füße Jungfrau iJJo' rio! —
Slnmerfung: üorftchenbcn Grflärung bcnugtcn mir eine fehr ouêfuhrlichc, ober uortrefflid)c SJcorbcttung in ben „St. Sc» nebiftê=Stimmcu", bereu Seftürc beftcnê empfohlen fei.
Sd)ö neu.
Slm gefie 9Jïariö=§imm roie folgt:
Gaudeamus omnes in Domino, diem festum colobräntes sub i honoro beatae Mariae Virginis : do cujus Assumptióne gaudent Angeli et collaudant filium Dei
Ps. Eractavit cor meum ver- bum bonum, dico ego opera mea rogi, V, Gloria Patri otc.
5Da0 j^odjttttil
V.
elf Ohrt lautet ber ^utroituS,
grcuen mir nn§ olle im$)crrn, bo roir boS geft feiern ju Gh^cn ber aUerfeligften ^ungfrou 'üJfa^ rio: über bereu Slufnahmc (in ben .t>immcl) fid) freuen bic Gngel unb loben ben ©oh« ©otteS.
Ps. 2Kcin §crj rooUt auf in licblid)cr 31cbc: aü' mein "Jlmu weit)' id) bent Könige. 44. Y. Ghre fei jc.
Die Kird)e forbert ihre Kinber ouf, ben Dag freubig ju begehen, on welchem bie Bewohner be§ himmlifchen ^erufolemS bec Slnfunft ihrer Königin entgegenjaud)jteu unb bem ©ohne ®otte§ wegen einer folchen ÜJ?utter ihre ®lücfroünfd)e bar= brod)ten. „SBer oermag ju benfen (fogt ©t. 33eruharb), toie herrlich bie Königin heute ihren (Sinjug geholten, mit melcher ©hrfurcht bie i/immlifchen ©d)oaren ihr entgegen ge= gongen, unter roeldjen Sobgeföngen fie jum Shrone ber §err- iichfeit geführt unb mit roeldher Siebe fie oon ihrem göttlid)en ©opne aufgenommen roorben!" — Darum preift bie Kir^e im Berein mit ben ©hören ber ©ngel ben ©ohu ©ottteS, „ber fo ©roßeS ou SJtoria gethon". (Suf. 1,38) — Die Sorte be§ ^folmocrfeS (Eructavit) legt bie Kird)e ber oHer« feligflen ^nngfrou in beu 5)J?unb: „^Diein §erj moHt ouf iu lieblidher Siebe: aß' mein Shnn meihe ich bem .Röntge!" gonje§ Seben mar bem himmUfd)en Könige geweiht, e§ toor eiu JU ©Ott unabläffig ouffleigenber Sobgefoug! Sie mag ihr |)erj „aufgewoüt" fein, ol8 fte nun ihren ©injug hielt in ba§ 9?eidh ber ©eligen, wo fte für bie gonje ©wig® |
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feit i^v Magnificat am D^^one bet .^ettlid^feit fingen barf! —
®et geneigte Sefer mei§, mie fc^iSn bie ©horafmelobie ben freuöigen Deftintjalt ifluftrirt. 2öie feurig flingt gleich im Anfange baê aufforbernbe Gaudeamus, nnb mie ift helle greube auêgegcffen über ba§ ®anje! Sie anmuthig unb meid) fließen bie größeren Üïotengruppen bahin, unb mie fdiön finb bie einjelnen ©äge abgerunbet! ^ïein Sunber, baß unfere 6änger gerabe biefen jnlroituS mit befonberer Bor-- liebe fingen.
®a§ Graduale lautet:
Um bcr SIreue, ©üte unb ®c» rcd)tigtett miHen (hcrrfdje) unb c§ mirb bid) munberbor führ n beine Ütccbtc.
V. .^öre, 2;od)tcr, unb fiehc unb neige bein Ol)r, benn c§ »erlangt ber iSönig nad) bciner ©d)önbeit.
Slücluin. Mcluja.
V. Slufgcnommen ift SRaria in bcn .^»immcl, unb eS freut ftch baä .^ccr bcr (Sngel.
Slttelnja.
Propter veritâtem et man- suetiidinem et jnstitiam : et de- diicet te mirabiliter dextera tua.
V. Audi filia, et inclina aurem tuam, quia concupivit rox speciem tuam.
Alleluja. AUeluja.
V. Assumpta est Maria in coelum, gaudet eiercitus An- gelórum.
Alleluja.
üDte beiben erften Dheile be§ Graduale finb mieber bem 44. ^i3falme entnommen. Sîamentlid) ber erfle ©aö bietet für bie ©rflärung nid)t unerhebliche ©dhmicrigfeiten.
Propter veritatem etc. hier ift ju ergänzen: intende, „herrfche!" gaffen mir baä gcfttag§ge_hetmniß in'S Singe, fo ift bet ©inn bcr fd)mierigen Stcße biefer: ?limm Bcfijj, o SD'îaria, oon beiner hitntnlifd)cn .§crrlid)feit unb mad)e (gebrauch oon ber ïÜJacht bciner gürbitte am Dhrone beinc§ göttlidhen ©ohne§; benn beine îreuc (propter veritatem) unb beine ©üte (et mansuetudinem) unb beine © ered)tigfeit (et justitiam) fino bie h^heu Borjügc, bie un§, beine finbet, SunberbarcS oon beiner Sirffamfeit erhoffen laffen (et deducet te etc.). — Der geneigte Scfcr bead[)te babei, ioie bie f ird)e mit bramatifcher Scbcnbigfeit jldh in bcn aJJoment ber Slufnahme üJZariä Oerfe(jt.
2lud) im folgeuben V. jeigt fid) bic§: Audi filia etc. §öre, 0 Dod)ter (DcS hi"""liffben BaterS) unb fd)aue auf unb neige bein Dh^/ benn ber fönig ber §ertltd)teit ruft bir: @r Dcrlangt nadh bit, bie bu mit aUcn §errlidhfcitcn ber ©nabe unb Dugenb gcfdhmüdtl bift; ©r loiH Dich erheben jur fönigin be§ Rimmels!
Der folgenbe V. Assumpta est etc. ift oon bcr firdhe hinjugefügt unb foll ju bcm (Soangclium überleiten. Derfelbe bient gleidhicitig jur jauflration beS auf bie aflcrfcligfte jungfrou ongeioenbetcn SorteS beS §crru: „SJforio hat "bcn bcften Dheil crmählt, bet ihr nidht wirb genommen werben." 5üie rei^ ift in bcr ©horolmclobie biefer V. ouSgeftottet itn Berhältniß ju beiu bisherigen Dheile beS Graduale, weil eben hier ber ^ouptgebonfe beS gefttogS toieber jum SluSbrudf fommt! —
DoS Offertorium micberholt benfelben nodhmolS, ober mit ftctS wcdhfclnbet, jubilircnbct ü?Jelobie: Assiimpta est Maria in coe- Slufgcnontmcu ift ïlîaria in
lum: gaudent Angeli, collau- dantes benedicunt Dominum. Alleluja.
Die ©ngel freuen fidh
bcn Gimmel: cä freuen fid) bic Sngcl, inbem fie loben unb preifen ben §errn.
Siaeluja. fogt ein oUer ©d)riftftener).
meil bie große Südte, bie burdh ben gall SuciferS uub fcineS |
SlnhongcS in ihren feiigen Üleihcn cntftonben, nun toieber ouSgefiint merben follte. DoS mar ober nur möglich ge= werben burdh bie 3J?itmirfung Derjenigen, meldhe fie om heutigen'Doge jubelnb begrüßten, ©üblich bie ©ommunion:
Waria hat bcu beften S^heil erwählt, bcr ihr nicht wirb gc^ nommen werben in (äwigfcit.
Optimam partem elegit sibi Maria, quae non auferétur ab ea in aeternum.
Der ©ommuniongefong micberholt ben dhorofteriflifdhen ©ebonfen bcS ©oongeUumS, meldher in übertragenem ©inne ouf Die ollerfeligftc jungfrau ju bejiehen ifi. „^JZotio hat ben befien Dheil erwählt," nämlidh bie ©eligfeit, ben grieben unb bie Sluhe beS Rimmels, ©o flingt benn boS Assumpta est Maria burdh bie fämmtlidhen Sechfelgefäuge oom In- troitus bis jur Communio, hiuburdh- Siber oUe ©hre, bie ber erhobenen |)immelSfönigin gejoHt wirb, bejieht fidh julc^t wieber auf ben §'etrn: 3JHt ben ©ngelu preifen wir jhn für aü' „boS ©roße, boS ©r on 9}Zaria gcthon". (Suf. 1.).
SRöge tie milbe ^immclSfonigin unS bie ©nobe er= flehen, boß oudh toir „ben befien Dheil" erwählen unb einft boTt oben on betn ^reiSgefong bet ©ngel in festo Assump- tionis theilnehmen bürfen, nadhbem wir hier ouf ©rben fo oft iu finblichcr Siebe unb Berehrung ihr Sob gefungen haben!
©dhönen.
Ijorl)«). jBifdjofjs mi fx\i} i)mrbuuu0 ttbcf i^ii-djcuinuftk.
(gortfegung.)
Bcrjeichnlft ietter Sircheitfompofitioncn, ujcl^he für firdili^c Sluphruugcu (jceiguet ftnb.
1. SI u S ä 11 e r e r 3 c i t. SluS bem ©horolgcfaugc hat fich ber ntufifalifd)c (oiel= ftimmigc, nod) Den Siegeln ber fünft gefdhoffene, figurirte) ©efong cnttoidfelt, bet in ben Serfcn 'ifiolcftrinaS unb feiner ©d)ule jut 3)ieifterfd)oft gelangt ift. jn ueueficr 3eit fittb oiele Seife biefet aiicifier thcilS in Partitur, thcilS oud) in ©injelftimmcu crfd)ienen. 3« nennen finb:
1. Die ©efammtauSgabe bcr Serfc '■fjaleflrinoS, Scipjig bei Brcitfopf unb Härtel; 2, Musiea divina Oon ^roöfc, 9fegenSburg, bei ''|5nftet; 3. Musiea sact-a oon ©ommer, Berlin bei Droutwein; 4. Cantus divinus, Scipjig bei 5ßetr. Broun; 5. bie „Südf'fdie ©ommlung", Scipjig bei ^^etr. Broun.
Unter biefen ©oinmlungcn mirb befonberS bie Südf'fche ©ommlung .gerühmt, infofern fie billig ift unb proftifdhe Berhältuiffe berüctfichtigt., 9iodh bcm Urthcile ©adhfunbiger finb in ber genannten "©ammlung bic ä){effen bon ©oluppi, Bcrnobci, ©äfoli, ©oSciolini, bic" 3}Jcffe „Aeterna Christi munera" oon '!}Jalefirino leichtere ajfeffen.
jm Sltlgcmciuen eignen ftdh ^ie ittt 'i}3oleftrlnaflhlc fomponirten Bofoltncffen nur für jene firdhen, benen ein be= bcutenber ©hot tüdhtig gefdhultcr ©änger jur Bcrfügung fleht, mos ober nur in jenen Sanb= ober ou^ ©tobtfirchcn ber gall fein bürfte, bei benen eine ©tngfdhule befiehl.
Sludh ifi JU überlegen, ob ni^t ju befürdhtcn flehe boß bie ©läubigen ouS äJiongel on ©inn unb Bcrfiänbniß für ben ungewohnten ©efong im ^olcftrinoßhlc bem ©otteSbienfie entfrembet würben. 9iu(jen unb ©itten (utilitas et mores)^ |
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Seilung heïauSgelefen f)at. Der $err 9îebaïteur bénît „toor", unb bie ?efer benfen „nach". Darf man fidh munbern, baß in gragen ber Knnft genau baffelbe fich abfpielt, ■ mie in gragen ber ^clitif? Da§ '!]3ublifum befudht bie ©emälbe-- Sluêftellungen. mitt miffen, ma§ eâ ba gefehen hat. meiß aber erfi bann, ma§ e§ gefehen hat, nadhbem e§ bie Kunftfritif in ber ßeitung gelefen hat. ®c befudht e§ oudh bie Goncerte : ouch hier meiß ber DurchfdhnittS^EDncett.- befudher erft bann, mo§ er gehört hat, nachbem er feine ßeitung borüber gelefen. Ja, felbft menn ber „ajfufifintereffent" au3 irgenb einem ©runbe eine bebeutenbere 6oncert=Sluf- führung üerfäumt hätte, fo miü er boch miffen, ma§ er üerfäumt hat. Unb fo lieft er mieber feine Leitung! —
Slngefidht» biefer unbeftreitboren EifohrungSthotfachen fonn e§ nicht genug bebauert merben, boß bie ^^itungen vielfach ni(ht genug Serth barouf legen, boß ber ?efer rinn auch mirfli^ bie Sohrheit erfahre. Da§ leljtere ift ober gor nicht benfbor, kenn bie betreffenben Kritifer, fei e§ burdh bie froffefte Unfähigfeit, fei e§ loegen ihreS utiguolifijirboren 2ei(htfinn§, ju einem objeftioen Urtheil nid)t befähigt finb.
Ein Efcmpelchen jur JQuftrotion be§ ©efagten! Der befannte 'î^ionift Eugen b'älbert gob tor ungefähr fünf Jahren in einer ©tobt am 3flieberrhein ein Eoncert. DoS Programm mar, mie e§ bei foldhen ©elegenheiten ber 9îe= clame halber ju gefdhehen pflegt, bereits mehrere Sodhen öorher in oOen Leitungen ber ©tobt befannt gegeben morben. DoS Eoncertpublifum mar auf bie ?eiflungen bcS jungen KünftlerS um fo mehr gefponnt, olS berfelbe nidht nur jum erften 5Dîole on Ort unb ©teÜe bebütirte, fonbern ouch ein noch ungebrucfteS, üom Künftler felber componirteS, großes EoncertftüdE (mit Orchefterbegleitung) bem 'programme gemäß üorlrogen foHle. Jnbeß große Knnftler haben oftmals ihre Tonnen, unb Eugen b'Sllbert fdheint ou^ nidht ganj fiei boüon JU fein, menn er im Slllgemeinen oudh alS ein fehr liebenSmürbiger Ehorofter gefchilbert mirb. Denn mie im .•^onbumbrehen änbert er om Eoncertobenb baS ^^Jiogramm bohin ob, baß er feine eigene Eompofition foKen läßt unb boS berühmte Eoncert in B-clur üon ÜDJeifter bcethoüen on beffen ©teKe rücft. Sarum er eS gethon? Jd) fagte: ouS Saune! bieKeicht hatte er üon ber" ftrengeren mufifaUfdien 9îid)tung gehört, bie in fener ©tobt bie oorherrfdhenbe fein foK. bieaeid)t mar ihm äudh ein Unheil ju Ohren gefommen, boS ihm in jene ©tobt üorouSgeeilt loor: Eugeit b'Sllbert fei ein üDrjügUd)er .KloüierüittuoS; oKein cS fei fonberbor, ja onffoHenb, boß er nie ein beelhooen'fdheS Eoncert bisher porgjtrogen. DaS liege ober entmeber on feinem „Sollen" ober on feinem „Können" unb baS eine toie boS anbere biene gerobe nicht ju feiner Empfehlung! — Sllfo Engen b'^Ubert fpieU boS S3eethoüenfd)e Eoncert unb jmor ohne Üiotenüorloge unb in üorjnglidher Seife! Unb om anbern Doge fom bie Kritif, uttb looS fogte fie? Eugen b'Sllbert fei ein ^ionift erften SüangeS ; nnb nun folgte boS befannte ©erebe über Slnfchlog, ^;i3affagenfpiel, bejoubernbeS '^iiano k, jc. Slber (nun merf, lieber S.) hinfid)tli^ ber Eompofttion fönne man ihm leiber nicht fo rüdthaltloS beifoK fpenben. Er habe ein gonj hübfdheS Dolent, er möge aber gefäKigfl feine üjjühe fd)euen baffelbe toeiter ouSjubilben, jumol bur^ boS ©tubium guter ÜJiufter. bor SlKem möge er fi(h etmoS nod) S3eethoüen um: fehen 2c. !!, Unb boS '|}ublifum? (fragfl bu.) Shtn ja, boS große ^.publifum loS eS unb glaubte eS unb gloubt eS bis auf ben heutigen Dog! Jo, felbft bie bieberen bhi^ifter, bie on jenem Slbenb mährenb beS EoncerteS in ihrer ©tomm= fneipe mit ernfier a)?iene hinter ihrem SSierfruge foßen, finb febenfoKS beS anbetn DogS berfelben Slnficht gemefen (unb üieKeicht heute nodh). baß "ber Eugen b'Sllbert jtüor ein be= beutenber SßirtuoS fei, boß et ober nod) üiel mehr SSeethoüen ftuDiren müffe, um eS ouch i" ^er Eompofition jur 3D?eifter= fd)aft JU bringen. |
Du ftehft, lieber S., bie ©adhe tüäre ungemein fpaß = haft, loenn fte nicht ouch '^^^e fehr errfte ©eite hätte. Jft eS benn nidht trourig, boß ein 9ïeferent, ber höd)fteuS bei foldher ajjufif fid) juted)t"finben bürfte, bei meldher bie große Drommel bie ^auptroKe fpielt, nun, ohne eine öïiene ju üetjiehen, über jeben Künftler unb jebeS Knnflmetf jn ®etid)t fujen borf ? Unb befinbe id) mi^ baher im Unre^t, menn id) „Ur^ theile", mie trit fie jüngft über ben ©reg. Ehorol lofen, ein menig fdharf unter'S a)teffet nehme? Ober pflegt mon einen fritifdhen „9iaben", ben ein fo gearteter Sïecenfent ouS feiner ho*gehenben Slrdhe onfpiegen läßt, etmo mit einem Oeljmeig im ©d)nobel miebet heimjufd)iden ? — Dodh fehe, bte Epifiel mirb ju long! Sllfo bis nädhflenS!
Sie immer Dein S3runo S.
JDau ei'fte Jlnfthfefl.
„gängt bie ©onne an ju flechen, Dopfet fd)ießen ©roS unb Kräuter Uub bie bäume fdilogen ouS: ajfuß beS geinbS ©emalt jerbtedhen, Sammt bet Sinter fd)neK 9?eißauS! Erb' nnb .§immel glänjen heiter, Unb mir SJJufifonten fohren, duftig ouf bem Schein hinunter, Dromtneln, pfeifen, geigen, blafen, Unb bte §ötner fUngett munter."
(Eidhenborff.)
Der £enj mar früh gefommen im Johre beS §etrn 1818; ber junge Ufoi jählt'e erft jehn Sage unb fdhnn fränjte et bie Erbe m'it feinem üebUd)ften ©d)t"nudt. Die bäunte blühten unb in ben ©ebüfchen bcS ^ofgortenS fdhlugen bie SfaÄtigoHen.
Slber biefe Kommetfängetinnen beS Königs 2enj hatten in biefetn Johre eine ernfthafte uub nid)t ju unterfd)äöenbe Eoncurrenj befommen; neben bem ©efongfefte, boS fte oH= jähvlid) ihrem blumengefrönten unb blumenfpenbenben ^ettfd)er gaben, bereiteten auch bie 2)Jenfchen ein geft beS ©efongeS unb fongen mit beu bögein um bie Sette.
Slls nod) beS SintetS ©d)nee ouf gelb uub gluren log, bo trat eine Slnjohl Kunftfinniger ouS Düffelbotf unb bet 9(iad)bavftobt Elberfelb jufammett, unb fie fchloffen eine bereinigung jut Slbholtung ber 9Jiebettheinifdheu Wufiffefte "in ben '>|jfingflt ogen. ßmei 3)?änner be= fonberS modhten ftd) um biefen bunb üerbient: Die 9Jlufif= bireftoren ©d)otnftein in Elberfelb unb burgmüttet in Düffelbotf. Jn borUegenbem moKen mit unS hauptfädhlidh tnit beut Se(}teten befd)äftigen.
burgmüHcr mar in 2)Jogbeburg geboten; er mibmete fidh ber 5ü?ufif unb fom nodh monntgfodhen ©dhidffolen olS Dircftor eineS DheaterorchefterS an ben. Schein, ©omoht bie große Düd^tigfeit in feinem gache, olS bie freie, heitere Slrt unb Seife, boS Seben ju nehmen, mel^e ben 9lheinlänbetn fVmpothifd) mor, modhten ihn oKermärtS beliebt unb per: |
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bev üDiöjefanen totö ba§ (Sonjtl toon Dnent, tote obett ange-- fü^ït tüurbe, bet ber görberuttg ber ïtrcïiltcben ü}?ufif berüdC= fid^tigt lotffen.
Unfere ^etltge Ktrc^e bu^i^igt bem Umfturje be§ Seftebenöen jum ^ïad^theUe ber guten ©ad^e, bte beförbert werben foil.
2. 2[u§ neuerer Bett.
SHflbefonnt ftnb bte Donïünfiter 2)?ojart unb Jofeph §ahbn, unb übgïetdh ntd^t aße Kircbenïompofitionen biefer tn ihrer SBetfe unübertroffenen 9Keifter in SlUem ben Slnfor^ berungen ïirdhiicher ajiufif entfprechen, fo oerbienen fie boch megen ber gefdhmadooKen, genialen, mufiergüïtigen Kunfi, bte ftdh on ihnen funbgibt, unb wegen be§ reltgtöfen 9tuf= fd)Wunge§, ju bem fie fidh im ©roßen unb ©anjen erheben, eine pietätboöe Seurtheilung unb Sehanblung.
Jn Sejug ouf ÓJïojart ift bie neue ëtitnmenauSgabe feiner SDÏeffen bet Srettfopf unb §ärtd in Seipjtg ben tirdh= Uchen Slnforberungen, foweit e§ möglid) ift, geregt geworben, gür Kirchen, welche bte Kräfte jur würbtgen Slufführung befigen, fei befonberS auf bic 33;effen 6, 7, 10, 11 unb 13 biefer SluSgabe hingewiefen. (Die iOïeffen ïïir. 6, 7 unb 13 haben ju ben ©ingfttmmen nur 2 Siolinen, Saß unb Orgel.)
Son 3}jDjart Oerbtenen nodh erwähnt ju werben: 1. Offertorium de venerabili Sacramento, „ Venite popuU", für 2ftimmtge ©höre, 2 Siolincn, Saß unb Orgel; Ave verum Corpus' für 4 ©ingfttmmen, ©treidquartett unb Orgel — ein 9J?ujter Itrdiltchen JnftrutnentalwerïeS; 2. für 5Dflartenfefie Die ajïotetten: Sancta Maria, mater Dei, unb Alma Redemptoris mater.
Slnbere fird)lidhe Gompofitionen lT?ojart§, (namentlidh fein Requiem) fowie bie älieffen Jofeph ^abbn'S eignen ftdh nur für folctie Ghöre, bie über tüdhtige Socal= unb" Jnftru= mentalfräfte oerfügen.
Son DWidhael §ai}bn finb bie ©rabualien unb Offer= torien bemerïenêwerth, weil fie bte betreffenben Dej;te für bte ©onn^ unb gefttage be§ Kir^enjahrcS enthalten unb forreït ' jum SluSbrudfe bringen.
3. SluS neuefter Beil.
3luS ber großen ßahl ber Gomponijten unferer Beit mögen folgenbe erwähnt werben, bie fidh burdh ïirchliche SDïüftfwerfe heroorgethan haben: ©edhter, ^|5re^er, ©tehle,
2GaSpar Gtt, Kempter, ÜJZettenleiter, Uhl, ^iel, SBilt, /pafler, 2ltbltnger, §ahn, ©retth, Srofig, ©chnobl, König, Bangl, ^anifch. n
Gine ehrenbolle ©teße nimmt unter ber Bahl ber firdh= . ltdhen Sonfeger audh Johann Go. ^abert,-Ghorbirigent in
/©munben ein, beffen oortreffliche Seifluitgen unb gro'ße Ser= - bienfte im gadhe e^ter Kird)enmufi! oolleS Sob Oerbienen, ©eine äJJufifwerfe (Sofalmeffen, Jnftrumcntalmeffen, Litaneien u. f. w.) entfpredhen, wie nur wenige auS ber ueueften Beit, auSgejeiihnet ben ©rnnbfägen ber Donfunft unb jugleidh ben liturgifdhen ©efegen, unb tönnen ohne Uebertreibung mufter^- haft genannt werben. J(h empfehle beShalb §abertS firdh- lidhe SKuftfwerfe auf baS wärmfte, unb wünfche, boß feine eblen, cpferboßen, auSbauernben Semühungen im Dienfte unferer hl. Kirdhe befonberS in Oberöfterrcith bie oerbicnte Slnerfennung ftnben mödhten. |
Serjctchotß jener Sir^cnforapnfttioncn, wel^c ftdh für firdhli^e Sluffil^rungen niiht eignen
hierher gehören bte SEonftüde üon Sühler, ©dhieber= mo^er, Dtabeßi, Sigfa, Donaf, ÜHüfler, ©d)mib, Ohnewalb, ®rei)er, SBanhaü, Serner, a)?arefd), Sögerbauer, Sojet, Sleimfchauer, Sauer, Kreujer, Seber, 3Karfttt, Seiß, Stafd)el, Demel, ©dhrom, Serneder, ba fie Weber einen befonbern Kunftwerth nodh ein herbortretenbeS firdhlidheS ©epröge haben.
Sludh ttiuß bemerft werben, baß im Gotaloge beS „GäciltenoereinS für bie Sänber beutfd)er Bunge" nebft oor^ trefflidhen Serfen audh foldhe in nid)t geringer Bahl enthalten finb, bie einen unbebeutenben ober gar feinen tünftlerifd)en Serth haben, obgleidh fte bejüglidh beS DejteS ben firdjlidhen Slnforbetungen entfpred)en. ^udt) biefe finb (wie oben bei ©runbfag III bemerft würbe; nidht ©otteS würbtg, unb fönnen um fo leidjter bei ©eite gefegt werben, alS an ge^ biegenen Serfen fein a}?angel obwaltet.
Sludh jene Serfe faßen unter baS Serbot, weldhe mtt= unter ganj wütbige 2)?ufif enthalten, aber ben Dej't beS ©loria unb Grebo fe^r oerfürjt unb oerftümmelt enthalten. Die meiften SDfeffen gührer'S, §orat'S, 9totter'S gehören hierher. ©old)e äUeffen bürfen (na^ ©runbfog I) nidht auf= geführt toerben.
©trenge oerbtete idh Sieber unb ©efänge, jumal „§odh= jeitSlieber" mit ganj weltlid)en Strien unb ähnlidher Jnftru= mentalbegleitung, bte, toie idh meinem tiefen Sebaueru erfahren habe, häufig bet „^othjeitSämtern" aufgeführt Ju toerben pflegen. JdE) forbere bie ^farroor^önbe in virtute obedientiae auf, biefen groben Unfug, burdh ben baS ©otteShouS profaniert, Grbauung unb fromme Inbadht ber Slmoefenbcn unmöglidh gemadht lüirb, mit aßer Gntf^te; benhett objuftefien.
GS ift fird)lidheS Serbot, boS td) hiemit erneuere, bei einer oom "^riefter gefungenen 9J?effe (Missa cantata) Kir^en^ lieber in ber SDlfSfprache ju fingen, mögen fie auch nadh Jnhalt uub aD'Jelobie erbaulidh fein. Sohl aber fönnen bei ';}Jrtoatineflen opprobirte Ktrd)enltebcr in ber SolfSfprad)e ge-- fungen werben, toie j. S. bei ©d)nlmeffen nad) ber Ootn bifchöflid)en Orbinariate gegebenen Sorfchrift. GS ift oon großer Sidhtigfett, baß auf bie SluSbilbung ber ©dhuljugenb im fird)lid)en SolfSgefange gleiß unb Gifer oerwenbet werbe; baburih aßetn fann erreicht werben, baß oudh ble Grwadhfenen beim ©otteSbienfte gut unb rld)tlg ftngen. Sie crbaulid), wie crhebenb ijt eS, wenn bte im ©otteShaufe jahlrelch üet:- fammelten ©läubigen gleidhmäßig In fd)öner Harmonie mit mäßiger Segleitung ber-Orgel ftrdhltd)e Sieber fingen! Bu'u ©efänge foldher Steber empfiehlt fich befonberS boS "oom ober= öfterre"ichifd)en Diöjefan^GäciltcnOereine herausgegebene „Orgel' buch" utit bem baju gehörigen „®efangbüd)"lein", oon ben hodhw. Orblnarioten Sien, ©t. 'ißölten uub Sinj opprobirt.
(gortf. folgt.)
Mxé^mmxifxk xxnh lage^pi-eD^.
II. Srief.
Den 15. Juni 1887. Sieber S. Jeber, ber unfer BeitunglefenbeS ^ubllfum einigermaßen fennt, wirb wiffen, baß ber weitaus größere Shell beffelben etft bann ein Urtheil über grogen in= ober auSlänbtfdher ^olitif hat, nadhbem man fidh baffelbe ouS feiner |
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fchafften iî)m bte ©teHung be§ ftabtîfdhen SKupfblreÏtorS in Düffelborf. Sïotürlidh war bieS Stint niä)t reidh gen^a botirt, um baOon ju leben; er mußte fidh ba^er bequemen, S)îufi£= unterridht ju geben. (£r îam alê Serrer in ba§ |)au§ be§ greiherrn Oon ©anbt, too er ben DiJdhtern flaoierftunbe ertheilte. gu ber füngften faßte ber feurige, lebenbige Künftler eine leibenfcftaftli^e Sîeigung, meldhe oou bem gräulein ermiebert mürbe. Da§ ';|3aar mor bolb einig, einen S3unb für ba§ Seben ju fdhließen, 3ll§ man im §aufe beä greiherrn botion erfuhr, herrfd)te bort bie grijßte @mpi3tung. Dem ÜHuftfer mürbe bie Dhüre gemiefen, bie Dodhter fchidfte man in ein Klofler. Slber biefe erjmungene Drennung hob bo§ geheime ©innerftänbniß nidht auf. Der ÜJïufiflehrer entführte ba§ gröulein bon ©onbt; fo mürbe ba§ Sûwort ber ©Hern erreidht unb bie ^ochjeit gefeiert.
SSurgmüller mar nodh ein SRuftfont au§ ber alten ©chute; flug, trefflidhen ^erjenS, luftig, toll, gür feine Kunfl unb beren SluSübung befeelte i^n eiu toahrer geuereifer. Der '^Jlon, SJîufiffefte ju feiern, ifl befonberS in feinem Kopfe entftonben, unb bie SluSführung ift hauptfächlich ihm ju bonten. (Sr mürbe bobei üortrefflidh unterftügt burdh bie mit fchönen ©timmen begabten unb lebhaft für bie ©odhe ein= genommenen ."perren oon Sßorringeu unb SBetf^î^, meldhe oudb für boS geplante geft bie ©oloportieen übernahmen. Unb fo mürbe benn mirflidh om 10. unb 11. 3Dîai 1818 boS erfie Sîieberrheinifche aRupffeft in Düffelborf gefeiert.
Die ©tobt befonb fi^ in fieberhofter Aufregung, unb ber SSedter'fche ©ool oermo^te foutn bte Slnjohl berer ju foffeu, melche ftch begierig htnjubröngten, an ber niegefonnten, fdhönen geter theiljunehmen.
3ur Slufführung fomen jmei Oratorien; om er Pen Soge „Die Sa^^eSjeiten", om jioeiten ,Die ©dhöpfung" bon ^o^bn. Der ®rfolg mar über oQe SBefdhreibung ; tioS ^ubUfum lodhte unb meinte unb jubelte. mor ein großes gomilienfeP, meld)eS Qebem otn |)erjen lag, an bem 3*-'ber birelten ^ntheil nahm.
SBir tönnen ben ©hiJren, meldhe, auS 209 ©timmen jufommengefegt, fo moienfrifdh ihr „Komtn', hotber Senj" hinouSjubelten, mit foldh meiheooller 3u"igteit ihr „Die Rimmel erjählen bie ©hre ®otteS" fongen, nicht mehr loufdien, ober mir fönnen boch SlHerlet üon biefem etPeti SDJupffePe erfahren, menn toir unS in boS fleine ©tübchen hinter bem Söedfer'fchen ©oole hineinfchmuggelu.
8u fpäter 9îachtpunbe, ols „ber ©chmorm ftch tet= laufen," hatte pch hier eine ©efellfdhoft um ben tunben Difch jufammengefunben. Do faß bie folopole ©epolt S3urg= müOerS, bo foßen SBorringen ttnb üüetfchfi}, gifler auS Köln, meldher bie SoßfoU jum Dheil gefungen hatte, §eiben= reich ouS 2Bien, Olbrich unb ©dhornpein ouS ©Iberfelb, Submig Berger ouS Berlin unb oiele Kunftfreunbe ouS beu beiben Bunbespäbten.
„9ïun eilet froh ber SldterSmonn", Ueß pdh, in fröh= lidher ©rinnerung pugeub, ein Dilettont üernehmen, ujurbe ober fdhneQ t3on gifeer jur 9îuhe oermiefeu, melcher rief: „©tiQ, um ©otteSmiOen ! ©te pfufdheu mir jo in'S ,^anb= merf, unb eS mor oudh nidht gonj rein ! 9îehmen ©ie fid) in Sidht, in foldhen Dingen oerPeht unfer gutmüthiger BurgmüQer feinen ©paß!"
„Sïein, nein, bo iP er fürdhterlidh!" pimmte Worringen bei, „man benfe nur on boS üerPimmte Klocier." |
„BJoS mor'S benn bomit?" fragte |)eiDenreid), unb Worringen »rjählte : „©ineS SlbenbS begob pch nnfer Ü3?upf^ bireftor ouS bem SBeinhouS. gmei Ofpjiere, bie nodh ihnt bie ©tube üerließen, fanben ihn noch auf ber ©troße, mie er mit bem guße eifrig auf ber ©tbe herumfdharrte. ©ie fragten, tooS er fuche. ©r ontmortete: einen ©tein! gu gleicher ßeit hörtm fte im jmeiten ©totf beS nädhften ^oufeS bie Döne eines oerpimmten KlooierS unb einen jämmerlich folfchen ©efong. ©iner ber jungen Seute fonb einen gemaltigen ■)3pafterpein unb gab ihn bem SRupfer, ber ihn fofort mit ber größten ©icherheit iu boS heHerleudhtete ßimmer iDorf, ouS 'meld)em bie Söne erflongen. Die ©dheib^n flirrten jerbrochen auf bie ©troße unb oben ließ Reh ©efchrei üeri nehmen. Burgmütler rief ihnen mit ppegmolifcher ©eelenruhe JU, pe möchten ihr Klooier pimmen loften, uttb fd)lenberte no^ |)aufe."
iUeS lodhte; felbp Burgmüller flitnmte mit ein, fogte bonn ober: „©^meigt oon foldh unpnnigen ©odhen, ber heutige Slbenb tp ju feierlich boju. SBir moflen unS lieber Oon "§eibenreidh erjählen laffen, meld)er einer Stufführung ber „©dhöpfung" in ©egenmort .^at)bn'S beigen ohut hat."
Diefe SBorte riefen allgemeine Berinunberung herüor, unb unmiQfürlid) rüdfte ^eber näher on ben BJiener heron unb loufchte mit gefponnter ©rmortung.
©S mor im 1808, olfo genau üor jehn fahren,
bo bereitete ein Berein üon Künpiern unb KunPfreunben, ju meldh legteren ju jöhten oud) ich bie ©hre hatte, ein ©oncert jur Borfeier üon ^o^on's 76. ©eburtStoge üor. Die gonje SlriPofrotie betheiligte fi<h boron, theilmeife oftio, ©olieri birigierte. Der gepfool mar feenhaft g'efchmücft unb erleudhtet, bos' herrli^e SBerf erhielt in jeber Sßeife einen mürbigeu Sïohmen. SUS Slße terfommelt maren, öffnete fidh bie glügel» thüre unb ber plberhoorige 3)ïeiper morb in einer präd)tigen ©önfte in ben ©oal gj'trogen; gürften, 'ißrinjen, §erjöge fchritten ju beiöen ©eiten berfelben unb über ben ©veiS neigte pche in unfterblid)er§eroS: Subto. ton Beethoüen. ^JOïan fur'd)tete, eS tnöd)te .S)at;bn ju fühl in bem großen 9ïaume fein, bo gaben bie Domen ihre herrlich gefticften §iMen ju feinem ©d)uge, unb feine ©pige mar jtu foPbor, feine güße bomit JU bebecfen. Die Slufführung gelang tounberbor! SllS heute, meine lieben rheinifd)en greunbe, Donf ©urer aJïühe, ©uren ©orgen uub Slrbeiten, bie „©dhöpfung" in ihrer gonjen mojeftätifdhen ©d)önheit Ott mir oorüber brouPe, bo gebad)te ich jeneS SlbenbS unb beS mir emig unoergeßlichen SlugenblicfS, olS 5>ai)bn, nod)bem baS: ©S merbe Sid)t! Unb eS morbSi^i! erflungen, ouSrief: „9Ji^t idh — ein höherer hot baS gemQd)t!"
Die Stührung erpidCle.feine ©timme; bem meidhmüthigen Burgmütler poffen bie Dhfäneu über bie Bïongen herob unb eine Söeile heïïfd)te eine feierliche ©tille.
Submig Berger unterbrod) biefelbe eubli^ fidh in fetner liebenSmürbig einfad)en Seife on .^eibenreich U)enbenb: „©te haben unS üon einem Künftler erjählt, ber im Slbenbroth feines SebenS ponb, ben nun fchon ber unerbittlid)e Sob uns entriffen; mid) brängt eS, üon einem Knoben ju fpred)en, ben nod) heHeS SRorgeuroth umfd)immert, ber ober, läufst mich ni^t olleS, ouf beS SebenS ©ounenhöhe angelangt, ber großen ©ïeiper ©iner fein mirb.
3dh habe in Berlin einen ©dhüler, ber neun 3>ah*e jählt unb geli^- ?D?enbelSfohn heißt- Senn jetnolS bie grou ajjuftfo ftd) einen berufenen jünger gemählt hat, fo ip eS biefer. DoS Kinb lernt fpielenb unb mit einer Sluffoftung, bie midh, feinen Sehrer, mondhmol befd)ämt. ©S ift eine grifche ber ©ebanfen in ihm, eine Siefe ber ©mppnbung. |
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bte ftd) feltfaiti tuit bet tenten Ktnblidifeit feineS ®emütl}e§ paaten. Dabei befi(jt bet Knabe eine an'S SBunbetbate gtenjenbe ©ebödblnißfdiätfe ; fpiele id) ibm eine ©teQe auS einet ©infotite, fo fe^t et ftcb anS Klaüiet unb gibt mit biefe Stelle in einet lleinen ^jJ^antofie loiebet, tr>eld)e nicht nut jebe SJote enthält, fonbern aud) ben Eharafter betfelben mit bem ^injugetbanen getreulich mieberfpiegelt. 'DJein Heiner ©chüler Ïomponirt aud) fchon, ©onaten h^t et gefchrieben unb ein Dtio, meld)eS in feinem eigenen gamilienïtetfe aufgeführt unb Don ihm geleitet murbe. Unb baS ©diijnfte ift, bafj geUç gat nichts üon einem 2Bunberîinbe an fich h^t, fonöetn fid) feine queQftifche ïïatürlichteit bemahtt. ©ie belächeln meinen (SnthufiaStnuS! Slber mahrlich, id; liebe biefen Knaben, unb übet feiner Kinberflirn fehe id) leud)tenb ben ©tern beS JRuhmeS fdhmeben!"
„Deinen (SnthufiaSinuS belä^eln?! theurer berget" rief ©chornftein; „®ott behüte unS tot einem folchen barbaren^ thum !',
burgmüller aber erhob fiih uub fagte, fein ®taS er= greifenb: „Der SJÎorgen fdieint in'S genfler, greunbe. ©he mir auSeinanbetgehen, laffet unS trinfen auf baS 2Bohl jenes Knoben. |>od) lebe geliy, bet ®lüdElid)e ! DJJijge ihm bie halten, maS bie (Segenmatt »erfpricht: niiJge et
groß metben in ber Kunfl, möge et baburch felbft glücflich fein unb bie Seit beglüden!"
gellen KlangeS tiinten bie ©läfer, unb ber erfte ©trahi bet ©onne brad) burd) bie 2)îorgenmolten.
©0 fdhloß baS erfte 3iiebetrheinifd)e ü)ïuftffeft.
Die Jahre »ergingen; nod) u?aren nicht jmei Johr= jehnte »erraufcht, ba birigirte auf bem fiebenten SJJuftffefte in Düffelbotf gelij; 3JJenbelSfohn am 22. SJJai fein erfteS großes Oratorium „"^SauluS", ttnb bieS ÜJJuftffeft verbreitete feinen 9îuhm burch bie ganje ®eU. —
(Düff eib. 9}?uftfantengefchid)ten.)
(Et'n|lc0 uub ^tikm,
CefCfnid)tc. 9Î. ©d)uman n fagt: (SS ifl mit bet SDÎuftf mie mit bem ©chad)fpiel: Die Königin (üJielobie) hat bie höchfte ©cmalt, aber ben 2luSfd)lag gibt immer bet König (Harmonie).
2. (Sine tabclnbr©timme hat bie^©tärfe bcS KlangeS üon mehr als jehn lobenben.
3. bei bet großen ©chneHc bet (Sntmicfelung bet SDfufif, mie feine anbete Kunfl ein beifpiel anffteden fann, muß eS tüohl üortommen, baß felbft baS beffere feiten länget alS ein Jahtjchnt im ajfunbe ber ^Dfitmelt lebt.
4. Ës ift büS U ngemöhulidhen, baß eS nicht oKe Dage gefaßt mirb. 3um Ober f läd)lichen ifl ber größere Dheil ftetS aufgelegt.
5. Sir mären am 3iel? — mit itten! Die Kunfl mirb bie große guge fein, in ber fich bie üerfchiebenen bölfet= fchaften ablöfen im ©ingen. |
nefûUeil. Der üot einigen Jahren geftorbene Siebercomponift Sl b t langt eineS Dageé in irgenb einem .»Qarj: Orte an, in bem er bie Dheaterferien üerbtingen mollte. Die Knube baüon üerbreitet fich rafch, ""b bie unüermeibltd)e Siebertafel beS OrtS bringt bem ho^gefeierten aJîeiflet ein großes Slbenbflänbchen, baS Slbt üon bem geöffneten genfier aus anhört. Slm ©d)luß biefer Oüation tritt Slbt unter bie ©ängcrfihaar unb bebanît ftdh. Dabei fagt er u. 31. ju einem Der borftaubSmitgUeber ber îiiebertafel : ,,©agen ©ie 'mal, lieber §err ï, lüaS mar'n taS füt ein fd)öneS Sieb, taS ©ie ta jule^t fefung'n haben? DaS hat met mitflich fehr gut fefaü'u!" — „Slber §ett Kapenmeiflet. . ift bie üerblüffte Sieberfrage beS Slugerebeten, „ . . . baS fennen ©ie nicht? ©ie fd)erjcn!" — „Scee, nee, mitflich nid); üon mem iS eS'n eijentlid)?" —„Slber, §ett ^offapeümeifier, baS fann boch nur ein ©d)erj fein! — baS Sieb ifl ja üon Jhnen!" — „J nu fehn ©e mol au!" fchmunjelte Slbt, „taS hätt' idh mitflich nich miebergefannt ! Sfu, bei ber Unmaffe ©adhen, bie ich fema^t hab' . . . ober flaub'n ©ie Dietteicht, baß ich jebeS Sieb fenne, baS üon mir iS?" 9Äan mirb bie ber= blüffung begreifen, bie ftdh bet guten §atjer bemädjtigte, alS Slbt fo — aufridhtig üon feinet ^robuftionSfraft fprach, »ie im botflehenben angebeutet, benn im Original lauteten SlbtS Sorte nodh fehr üiel braftifd)er.
Selöftevfentttllife. Künftlerin (nadhbem fie ihre Sltie beenbet hat unb abgegangen ifl) : „Jn biefem ©aale ju fingen ift eine Dual, befonberS menn er nicht gefüllt i|l; benn bann entfteht ein Echo unb bet ©efang Hingt fchauberhaft." — KapeOmeifter: „©ott fei Danf! y?un hat fie'S üon bem ®dho felber gehört. (Sinem anbetn mürbe fie bo^ nicht glauben, baß fie mivflid) fd)aubethaft fingt!"
Dviftigev ^rttliö. Ein befannter Suftfpielbidhter, ber mit feinem Seibe nid)t fehr harmonirt, lülK bie 3eit, ba bie grau tn'S bab gereift ift, ju fleißigem ©chaffen an einem neuen bühnenmerfe benu^en. Slber et meiß felbft nid)t, mie'S jugeht, bie Slrbcit rücft nidht üon ber ©teOe. (St betlagt fl^ bei einem greunbe batübet. „DaS ifl boch fd)met ju ergrünben (meinte biefer). Du hafl ja Deine grau in'S bab gefd)idtt!"— „SJun?" fragt ber Dieter hödhlich erftaunt.— „èi, mer foll Dir benn je^t — bie ©jenen ma^en?"
Ju jmcltcr ïlnflrtflc erfd)ien in ber Slrnitifclllc»;'fd)en
S8ud)hanblum] in 9tugöburg uub ift burd) jebe Söudjljanblung ju bejiehen, iu S(ad)en burd) ?tUicrt Joco&i & 6o.:
Jft. /rau)i0liu0rafen.
9)llfftou§= unb gcbcn^bilber auö bcc (Öcft^iihtc bc8 ^Qpujincrorbcnö, »on P. ilttflttfltn ^«rftiii 3fö,
•ißrieftct ber bal)cr. K\-ipUäiner=OrbettSproüinj. aiJit (!rlaubniß ber Drben?obern unb ©cnehmigung beä bifdjöflidhen
DrbinariatS SlugSburg. OJr. 8». 478 <3. ^reiö brofd). SJJ. 4.80. (3ugleid) jmeiter battb t)Dn JIg'« „®cift beg hl- granjigftt? SeraphifuS".) Jnhalt: Gin gcfühnter Gh"rfreitag. — T'cr Seraph in SlöcDli. — Gin neuer St. SUe^iuö. — ®ic 3}Jeufd)enfifd)et am ©enfcrfec. — SUtSflug in'3 ©nllifcrlattb. — ®cr lebenbige Sobte.
— „Gm auSgefpntuqcner Kapttjincr." — ®ie biirtigcn ^;}5rophetett auf aJkranhao. — benebift üon Ganfclb. — ©efreujigt. — St. granjiöfitg iu Valencia. — Slu3 bem 3;obtenbüd)lein oon Soutö.
— Gin Ghriftfinb. — ®er ^rcbiger im 3?atifau. — «pianbereien eines alten KaptijinerS. — Gin barfüßiger .^erjog. — B^ci SBege in'S ^atabieS. — ®er Säuger üon ®iaria=§i(f. — SJad) ben Geberit be§ fiibaitou. — Gin jmeiter JunipcntS. — Sonnen« üerbrannt mtb Grftorett. — ®er ïlliniftrant Unferer üieben grau.
Jtt cntpfehlenbc Grinnerung bringeit jugleid) beffelben SSetfeS 1. nnb 3. SBanb, meld)e tmter bem Sitel: „©eift be« heiligen granjigfuö SerophifuS" etfd)ieticn finb. Jebet Süanb bilbet ein für fid) abgefd)loffcne3 ©anj. ^^reiS i 9K. 4. |
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^regorittöl^au^i in Jlacfiett.
®ie 9(nftalt ^dt ben angefjenben Lüftern, Drganiften unb ©horbirigeuten bie nijthige t^eoretifche unb praftifd^e 5(u§bilbung ju »erfchaffen. ®a§ neue fahr beginnt mit bem 1. SfJooember. 'ißeufiong- unb Unterri(ht§preiä fährli^ 600 9J?arf. ^rofpeftuS üerfenbet unb Slumelbungen nimmt entgegen
®er ®ireftoT, ^Ödcfet.
jn unfcrcm Berlage crfd)ien fo eben:
P. R. ftoimi ^attötioftiUe.
tatl)oUfd)e^ Uiitcrrid)tö= uub ^rljauuuö<3Bud)
auf oUc ®ou«5 unD Dcê fiattseit SoOvcê,
worin GrHärungen aßer fonn- unb fefttäglidhen ßpifteln nnb Eoangelien fammt bctrauä gezogenen ©loubenêï unb Sittenlehren unb einer SrHitruug bei uiidjtigfteu Äir^eugcbröndje, einem Uuterridhte über baS hl. Sficfjopfcr, ber «eibeuSoefchidjte unfcrcS .öerru jefu Gbrifti, bie epiftcÏK uub Goaitgelicu für bie ^eilige gaftcu= unö Cluatemlierjciteit, fowie bic Sird)CH=' gcbcte ucbft bteleu Söetrndjtuugcu enthalten finb.
9Jeu herausgegeben oon Dr. g'V. .^aljluaiK).
Sicöetitc, ttmßcoröcitctc uttö mit bcu J^cftcn rïjctiilnuöiff^cr uuD 1 niiöcvcv Cicuißcu ucvmcïjrtc üluftagc -tws
Oon
Dr. m. etfjeclieit,
^rofeffor am (£rjbifd)öflitf)cn 5ßricftcr-@cminar in Köln.
SßrciS 3 9)larï, gcbuttbeu iu ^alblcbcr mit Sitcl 4 Ü)ïürï; tu ^IJarthtcu tion iniu&cftcn fe^S efcntplarcu toftct baS gebunöenc gfctnplor 3 Söiarf.
S)ic SIpprobation biefer 7. SInffngc (antct:
„Cic befannte ^anbpoftiöc beê P. ©ojfinc, bcrcn 7. umgearbeitete unb ocr^ mcbrtc 9luflagc in Sfai^cn jc^t crfd)eint, empfehlen wir lucgcn iijrcS trofflid)cn, jur rcligiöfen Seiehrung unb Erbauung bicncnbcn jnhalteê aücn Unferen (Sribiö^cfancn rcd)t angclcgentlid)."
Sföln, 22. jult 1887. Scr Grjbifóof Oon JTi)ln,
t spijilippus.
grüher haben unfere §nnbpofti(Ic beftcnë empfohlen bic l)od)lüürbigften .perren: ,<perr Erjbifchof oon Äöln f ^ßauluä, jc^t Eorbinal in 9iüm_, bcr Sifdwf oon ,§ilbcöheim f iLUlhelm, unb ber 33ifd)of oon gulba, f ©corg, ernannter gnrftbifdiot oon SrcSlou
Sic SScrlngäbudibanblnng
Gilbert ^atohï & (£0. in 5ïad)cn.
3n S8crlagc oon ?}U6frt jacoJi & ßo. ift crfdjicnen:
von tlciieiiig und) Mnfaim nnb iUm
iiit ^af^vc 1883.
oon s^axt 370 Selten, av. 8. fpvciö 3 9)ittvf.
Stueitc ^uflaoc. -IM
Scr SSerfaffer fdhilbcrt in anmuthigcr, frifchcr'Seife bic Ginbrüde, bic er auf fetner ^ilgerreifc nach jerufalcm in fidh aufgcnotnmcn. Sic ßeiben nnb greuben ber See« unb Sanbrcifc, bas SScrwcilen au bcn heiligen Stätten, bic mannigfad)cn Erlcbniffc uttb 9(bcittcucr werben in lebhaften garbcit gcfdjilbcrt. Scr ücfcr begleitet im ©eifte bcn fühncn Ütcifenbcn auf feiner tnül^cuoHcn aber aud) intcrcffantcn 3]cife, getxtcßt mit ihm bic Sd)önhciteu bcr 9?atur, ccrraeilt mit i^tn an ben hcit'acn Orten unb fühlt fid) bcfricbigt ob bcr gtüdlid)cn .^citntehr bcê ißtlgcrä. |
Messen
für Mäiiiierchor.
ßmiarb0 Op. 23. Missa in hon. beatae Mariae vir- ginis, für 4ft. aJZännerdhor, ^art. m. 1.60, (St. h 25 ^fg.
9Jnd) bcm Urtheilc bcê 3ïcfcrentcn bcê GacilicnOcrcinS=J?atalogcê CiJlr. 724) eine bcr beften bcr im Äatniogc auf' genommenen ÜJJänncrd]or=2)?effcn
Uclics iFr., Op. 10. Missa in hon. S. Ambrosii, für 4ft.
9)?ännerdhor (ohne Credo), ^art.
1.20., compl. ©t. 40 Sic ÏÏJJcffc ift mit großer ©cmaitbthcit gcfdjricben, babei Icidit nttêfübrbar, würbig nnb lüohltlingcnb. Vlnd) für fd)U)äd)crc Gt)örc äU cmpfehictt.
— Op. 13. Missa in hon. S. Joannis Evanselistae (Ohne Credo) für 3 SfJiännerftimmeu, ^art. 1.00 cotuvl. ©t.40^fg. gr. ed)mibt 406)
fd)rcibt über bicfc ffl^K-ffe: „Sieic für cinfndjc Chorocrhnltniffc gefdtriebene 5Jicffc oerbient wegen ihrer fd)i3ncn 9lrbcit, ihrer würbigcn cblen .«öaltung bic 9lufnabtnc in baê Sïcpcrtotr aud) gröficrcr Ghöi^e k.
aUUbcrticr iAun., Op 3. Missa in hon. s. Angiistini für 4ft.
9Hännerd)or ^rei§ ^art. 1.60 compl. (Stimmen 60 "ipfg.
— Op. 15. Missa in hon. s. Aloysii, für 2 gleiche ©t. ^reiS ^art. 2 m., compl. ©t. 80 ^fg. Sic „91. Siltbcrgcr'fd)cn ßompo«
fitioncn" ftnb fo allgctncin betannt unb beliebt bofe fic cittcr befonberen Gmpfct)tung nid)t bebürfen.
9luf Sunfd) fenbett wir oorftchcnb Ocrjcidjuctc Weffen gerne jur 9litfid)t.
ajcvlttö ÜOU
3U6ctt ^ittcobi & 60. tu Slaihcu.
3u bcjichctt burd) «llftcrt jrtCoDi & (£0. in 9(adjcu.
»iDctfürtathonre».
Sic heiligcit Sd)rijtcn bcê alten unb
neuen ïcft'antcittcê nad) bcr 9tu§gnbc oon &
84 Sicfcrungcn h, 50 ^fg.
SSerüntwortlid)er 3febafteur S. S d) ö n en in Oberbilf. — Srud unb SSerlag oon 9flbert jacobi & Go. iu Stachen. |
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Sciltcmftcv 18S7.
für Ut^otif^c ^ircf;en|anger.
@ratié=^eilaoe 311111 „®rcnoriuö=S3(att", Drpii für fatljoItftf)c ttr^^enmurtl
„©crge, bajj bit mit bem $»crjeii glanbft, inaS bu mit bem SOÎunbe fîngit, unb in SBerleu
betfjätigft, »aS bu mit bem ^crjen glantift." Soncil in Karthago », 3. 398.
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3nm Icfit kr Mnxi Ülarti
2)ic 9)intc«üfc,
Gin ü'&erfi?li3' grol)Iocîen
2)uïd)bet)t bte ferapl}ifd)en 9îeth'ii, läuten îtiflallene ©loien
®ie geier ber .§iintnltfdE)en ein. Sie jci)imuteru bie @terne Ijemieber, Sie blühen bie Sllien fo l}el}r, Sie flrahlet ber ©cb^äne ©efieber, Sie riefeln bte '43evlen tut 3)K'er!
D filien, o 'perlen, o ©cbioäuc, O ©terne mit filOernem ©d^ein, .^ri^ftalle in blenbenber ©cl)öne, D loähnt eud) ntdjt leud}lenb, nid)t rein! ©d)aut hin auf bie Seucl)tenbe, 9îeine, Die Jungfrau! — fdjon tritt fie herüor, ®ie îaube, bie maïetlDS (Sine, Uiuhulbigt ooin himtnlifdjen ©hör.
®ie ©eraphim fingen Jh«^ Sieber, ®er brcimal^feligen^Sraut, Som Üh^on ber "Sreifaltigfcit nieber
3)er ©ohn, ber eioige, fd)aut. 2iom ©onncngeioanbe umglänjet, Saufdht ©ic auf ber Siebe ©ruf?, '3)aS^'$anpt''init2bcn*©ternen befränjet, Sotr. a)ionbe getragen ber guf?.
©0 tritt ©ie an§ Srbengeftabe SUS Silie utnftarret oon Dorn, Sllleinjig ganj ooll oou ber ®nabc, Sîur ©ie "frei oom göttUcbcn ^]orn. ©0 hält ©ic fegt mütterli^ Sadhe, ©0 ift ©ic als ^errtn bcfteHt: Vertreten (nirfdht unten ber ©radh?, llmringelnb bie fiinbige Seit.
ajîarta, toie mußt ®u unS lieben, Du ©tern, o Du flarer, ber ©ce! Ser frei oon ber ©ünbe geblieben. Der loeif?, tote bie ©ünbe thut toeh- Sir ahnen, toir cleube ©Unben, Sldh faum mie fo clenb loir finb t Drum lafi Didh SJÎntter erfmben Som ärmPen, oom fränfeften Kinb. |
Du ÏRuttcr beS ciotgen SebenS Schiit uns oor eiotgcm Dob, Du bitteft fa nimmer oergebenS, Dein glehn toirb bem ©ohne ®ebot. Du Kinb unb Du ^errtn ber ©naben, O tritt für unS ©ünbtge ein! Die ©dhlange — nidht fann fie mehr fdhaben, 2J?aria mufj ©icgerin fein. X.
Baö jl^odjamt
3um gcfti maxiä ©eburt.
Der Seisheit ©otteS toären oiele Sege offen geftanben, bie Seit ju erliefen; unb cS toäre nidht nothmenbig ge- ioefen, baß ber ©ohn beS ctotgen SaterS itn ©dhooße einer irbifdjcn 9Jhitter menfdhli(heS gleifd) annahm. ^IJa^bem aber einmal oon ber ©ottheit befdjloffcn loar, baß ber emige ©ohn als loirfli^eS ©lieb unfereS ©efd)led}tcS in bte Kette ber fünbigen Kinber (goa'S fidh eingliebern laffe unb unS ganj gleid) merbe (bte ©ünbe ausgenommen), fo mußte ©r ftd) eilte SJhitter toählen, in beren gebcnebetten ©dhooße Gr meufdilid)eS gleifd) annehmen toollte.
Seber 9^cbeffa, nod) ©ufanna, nodh 9tuth, no^ irgenb eine anbere ber erhabenen grauen beS a. SunbeS ift biefer Ghre loürbig: SJJaria toirb erioählt auS Slllen ihreS ©e= fd)led)teS! Durd) biefe Sahl >oirb fie erhoben über ade Gngel unb ©Jenfchen! Unb loetiu nun bie Seit mit großem ©epränge ben ©eburtstag irbifdhcr gürflen feiert, fo barf cS gewiß audh ber Kitdhe ind)t Oeriochrt fein, mit Jubel ttnb Danf bcu heutig«» Dag ju begehen, an tocldhcm nadh wier= taufenbjährigem ©ünbcn'elenb bic ©nabeumutter bcS aJienfd)en= gefd)led)tcS geboren ii:arb. Jn Sort unb SEon befunbet gleidh ber JntroituS ben geftd)arafter:
Salvo sancta Parens, enixa pnér^era Kogoni: qui coelum terramquo regit iu saecula saeculóruni.
I's. Eructavit cor ntouin verbum bouutn: dico ego opera mea Rogi. Gloria Patri etc.
©ruß ®ir, hciliflc 9Kuttcr! 3)ic ®u geboren haft ben Äonig: S)er .§imniet unb (Srbc bchcrrfd)t in (Sioigfeit.
5)5f. ïïîein ^erj toallt auf in Ucblid)er 3lcbc: „nU' mein 3;huu mcihc id) bem Jîi5itigc." ®()rc fei ÎC.
Sir haben hier einen ber wenige gälle, baß bte Slnlt= phcu beS JntroituS weber ben '•.|3faltncn nod) überhaupt ber hl. ©ehrift entnommen ift. Die Kird)C hat ben Sejt aboptirt aus bem ,§auptwerfe bcS d)tiftliihen Did)tcrS ©cbuliuS, weldher wahrfdhcinlidh in ber erften ."pälftc beS 5. JahrhunbertS blühte. Derfelbe ift befanntliih auch ber Serfaffer ber betbcn |
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a!Bet9itod)t§=§hmtteti: A solis ortus cardine unb Crudelis Herodes.
SDer $fdnitier§ (Eructavit) ifl au§ bem 44. "ilJfalme. SBie am gefte 5D?ariä=§immelfahrt unb fonft oft, legt bie Kirdhe biefen S3er§ ber aUerfeligften Jungfrau iu ben 5DJunb: ganjeS Seben mar bem ^ö'^ften Ki3nige gemeint; e§ mar ein JU ©Ott unabläfilg aufftetgenber Sobgefang. ®a§ ©rabuale lautet:
Benedicta et venerâbilis es, Virgo Maria : quae sine tactu pudôris inventa es mater Salvatôris.
V. Virgo Dei genitrix, quem totus non capit orbis, in tua se clausit viscera factus homo.
Alleluja. Alleluja.
V. Felix es sacra Virgo Maria et omni laude dignls- sima: ;quia ex to ortus est sol justltiae, Christus Deus noster. Alleluja.
§ocbgcbcncbeit unb ijcrcb' rungSmürbig bift Su, o 3ung> frau SKaria! Sie Su ebne SSerlcgung bet jungfräulicficn SSürbe aJuttcr beê Erlijferê gemorben.
V. Jungfrau, ©ottcSgebäre^ tin l Gr, ben baê SBcltaE nidit umfaffen fann, Gr ru{)tc alê mcnfdhgcmorbcner (©otteêfobn) in Seinem ©thooße. Slttelufa. Sllleluja.
V. ©elig bift Su, o beil- Sungfrau SKaria, unb aïïeê Sobeê überaus mürbig: benn auê Sit ging b^r^or bic ©onne bet ©erc(htigfeit, ftuê unfer ©ott. SlUeluja.
Sludh ba§ ©rabuale ift nid^t au§ ber ^1. (Sdhrift ge= nommen, fonbern bon ber Kirdhe berfaßt. Dem oufmerffamen Sefer mirb übrigens ber fdhiine Bufammen^ang jmifdhen ©rabuale unb ^ntroituS nidht entgangen fein. — ÜJfofeS (fagt bie i). ©chrift) meibete einft feine §eerbe in ber 9fähe be§ Berges ^oreb; ba fieht er einen Dornbufdh, melcher brennt, ober nicht berbrennt. ©r ftount unb mill hingehen, um baS 2Bunber in ber 9iähe ju fdhouen. Unb flehe! ber §err rebel ouS bem Dornbufdhe: „3ftahe nidht herju, löfe beine ©dhuhe, benn ber Ort, morauf bu ftehfl, ift heiliges Sonb ... idh ^a^e gefehen bie Bebröngniß meines BolfeS in Sleghpten ... idh bin herobgefiiegen, fie ju erretten." — ^n ber Dh^t, eine munberüoHe ©rfdheinung! Dodh nodh munberborer ift boS, moS mir ©h^ift^n mit bem Sluge beS ©loubenS fdhauen: SBir fehen eine Jungfrau; ©ott ift in ihrem ©dhooße, unb fie mirb nidht oerjehrt! ©ie ift gefegnet unb ijt bobei Jungfrau! Unb ber §err ifi herobgefommen, um fein Bolf ouS ber brüdfenben Knechtfchaft beS DeufelS ju erretten! — Dorum preifen unb berehren mir ÜJiorio, bie fo hodh geehrt morb toom §errn felber.
Das Offertorium:
Boata es, Virgo Maria, quae omnium portasti Crea- torem : genuisti, qui te fecit, et in aeternum permanes Virgo.
©elig bift Su, o ^ungfrou 2Koria, bic Su ben ©dhöpfct bcr aSclt getrogen: Su hoft Scn geboren, Scr Sid) crf(huf unb blcibft bo^ cmiglid) bic unbcrfehrtc Jungfrau.
Der herrlidhe Deyt beS borftehenben OffertoriumSgefongeS ift oudh bon ber Kirche oerfoßt. ^eber ©tern (fogt ber große hl. SllbertuS), ijt größer olS er ju fein fdheint. ©o modhte audh aJiorio („ber 2)Jorgeujlern") in ben Slugen ihrer ©tommeSgenoffen flein unb gering erfd^einen. Der ©loube ober fegt unS ©h^ipen gleidhfom ein neueS Sluge ein, mittels beffen lüir bte erhobene Doppelmürbe ber ©otteSmutterfdhoft unb unoerfehrten ^ungfraufdhoft an ÜJJoria bemunbern bürfen, unb fo jubeln mir ihr ju mit unferer hl- Kirdhe: „©elig bift bu, 0 ^ungfrou |
Die ©ommun i'o.
Beata viscera Mariae Vir- ©elig bcr Seib bcr Jungfrau ginis,quae portaverunt aetorni TOorio, bcr bcn©ohn beS emigen Patria Pilium. SSotcrS getragen hat.
Der oorllehenbe Dejt ift ouS betn ©üongeUum beS h- SufoS (11, 27) genommen. Die ehrenben SBorte, bte jeneS BJeib im ©oongelium ouSrief, olS ber §err einen ormen SDlenf^en heilte, ber befeffen unb ftumm mar — jene für 9)kria ehrenben SBorte hat bie gonje fotholifdhe Kirche feit= bem beteub nodhgefprodhen. 2ßer mirb (fogt 3;uan , be Sloilo), bie geheitnnißoonen SBorte erflären, bie biefeS Söeib ouSge- fprodjen? „©elig ber Seib, ber Dich (ben ©ohn ©otteS) ge- tragen" — eine SBürbe über jebe Sßürbe, ein 9iame (®otteS= gebärerin) über jeben SJomen, ber im §tmmel unb ouf ©rben einem bloßen ©efdhöpfe gebühren fonn! ©dhönen.
Beö l)od)tt). €tfdjof0 m\ üm} Öerorbming übet' ftrdjemituftli.
(©chluß.)
Durdhführung ber angegebenen Seifungen.
1. Die geifiltchen Kirdhenborjteher (^13farrer jc.) merben für bie SluSführung ber Oorftehenben Seifungen berontmortlidh gemad)t. ©te haben bohin ju mirfen unb barüber ju madhen, boß bie ©hD^'birigenten;,biefetben''iu Sltlem genau .beobad)teii, unb haben etmo oorfommenbe, unbeugfome Siberfpenftigfdt ber ©hocbirtgenlen bem bifdhöflichen Orbinoriate fd)riftlidh onjujetgen.
2. Die Siepertorien ber KirdhenmufifolienTtnb''nodh ben ongegebenen fir^lidhen ©runbfögen unb praftifd)en Siufen einjurid)ten.
3. Sn Bmetfeln über Kirchenmufifolien haben bie Kird)en= borfteher ober ©horbirigenten ftd) an.boS Komite beS Diöjefon= ©äctlienbereinS ju meuben, melcheS bereitmiaig Stoth unb Sluffchluß ertheilen mirb. Qch münfdhe überhaupt, boß btefe einen lebenbigen Berfehr mit bem genonnten Komite unter= holten möchten; gefchieht biefeS, fo mirb SlUeS recht gut gehen.
SllS Slnhong mögen nodh einige Bemerfuugen über boS 0rgclf|)ict folgen.
©S ifl eine häufig üorfommcnbe Klage, boß tn unferen Dogen aufjbem Sonbe 'feiten gute Organiften ju finben feien. Diefe Klage fcheint mir nidht unberedhtigt ju fein. Die Uebung mo^t ben'aJJeifier, unb gerabe beim Orgelfpiele ift bie Uebung befonberS nothmenbig unb jmar plantnäßige Uebung auf bem Klobier, um fich immer mehr ouSjubilben. ©tue gute Orgelfdhule,^bie ju biefem ßmedfe empfohlen ju merben berbient, hat ©.''.Robert in ©munben gefchrieben.
3n Betreff beS ^rölubirenS auf ber Orgel ftnb folgenbe Seifungen ju beobodhten. DoS ^rälubium felbft borf nidhts Seltiid)eS, SeichtferligeS, DheotrolifdheS entholten. Das prälubiren barf nidht mit hafti^er ©ilfertigfeit, nidht ftürmifdh, Inicht ftoßmeife gefdheheu; eS muß anftänbig, an? nehmlidh, erboulidh, ber Sürbe unb ^eiUgfeit ber Siturgie entfpredhenb fein. Sludh foH baS ^rölubium baS nodhfolgenbe liturgifche ©efongflüdf paffenb einleiten, unb bie Orgel olS BegleitungSinflrument ben ©efong nidht übermudhern, fonbern angenehm unterftügen.
3ni Befonbern ift ju bemerfen, boß nadh lirdhlidher Borfdhrift beim feierli^en ©in; unb SluSjuge beS BifchofS ju |
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prälubiren tff, währenb ber fiißen ©ebete be§ Bifd^ofS tnit gebämpften unb lieblichen 9ïegifïern; ferner bajj bei einetn bifchöflicben ^^jontificalainte au^ währenb ber SBanblung bie Orgel ju fpielen ift, jebodh nur mit fe^r fanften, lieblidhen unb langen Slccorben in mittlerer Sage.
Ungeübte Orgelfpieler mi3gen nach guten Borlagen (^rä= lubien.-Büchern) fpielen, mie foldhe ©ed^ter, ?llbrecht§berger, gührer, §abert gefchrieben haben.
Um ben Orgauiften ein richtiges Berftänbniß einer un= tabeligeu Begleitung beS ©ho^^aleS ju üerfchaffen, baju bient iu üortrefflicher SBeife baSÏÏSerf: „®ie §armDni= fiïuug beS ©regor. dhoralgefangeS" üon ''^Jaul ©dhme^, mit einer Borrebe üon Düffelborf, ©dhroaun'fdhe Ber=
lagShanblung. (gür ben ©dhulgebraudh unb jutn ©elbft- Pubiutii).
ein prattifdheS Borlagebudh jur ridhtigen Orgelbc= gleitung ber ©horalmeffen auS bem Ordinariura Missac fann fehr ba§ Seif empfohlen merben: „?ldht ©horalmeffeu", in moberne ?{otenfchrift übertragen, mit unb ginger=
fa^ üerfehen u. f. m. üon j. ©. gri^hUdh, 8ïegenêburg bei ßoppenrath.
©egeben ju Sinj am ht. Ofterfefie 1887.
t ©rneft 3«aria, Bifchof.
Slutnerfung ber 3iebaftion: jn bem oorftehenben hohen (Srlaffe ift loieberholt beS ijfterreichifchen (Somponiften j. §abert in ©inunben in ber ehrenüollften Seife ©rtoähnung gethan. Sir freuen unS beffen unb mischten toünfdhen, baß bie üortrefflicl)eu (Sompofitionen beffelben bei un§ etivaS mehr befannt toürbcn olS bicS bislang bcr gall loar. §crr ©cminar=Oberlehrer 4>iel in Bopparb frfjreibt üon ihm, „baß §abcrt ju unfern talcntoollftcn, ben cbcljien firdjli^en ©ttjl fultiüireuben firdjenfoinponiften jähle." — Ser mit bcn (£onipofttionen ^abcrt'S einen Berfud) madhen miQ, fei (mit Sïüdffidjt auf ben bcr anerfeligften jungfrau geioeihten 3Jlonat Oftober) junädhft auf beffen „Sauretanifdhc Sitaneien" 2. Buch; op. 42 bis 49 (im ©clbftüerlage beS ©omponiftcn) aufmerffam gcmadjt. 3)aS Scrf enthält" neun (Sompofitioncn ber Saur. Sitanci: a) 2 für 4ftimmigcn gemifditcn C-hor a capclla; b) 3 für 4ft. gcmifd)ten ©hor mit Orgelbeglcitung (letztere thcilS obligat, thcilS ad Ubitum); c) 2 Sitaneien" für Gftim. gern, ©her a capclla; d) eine Sitanei für 4ftim. meibli^en (Ehor unb e) biefelbe (Sompofition für gemifchteu fiebenftimmigen (Sho^- Die S)luxn- tuern 3 unb 4 finb fo leidht, baß ein "ßho^/ ^er biefe nicht JU betüältigen üermag, baS oierftimmige ©ingen überhaupt am bcften bleiben ließe.
Slußerbem empfehlen toir für ben 8ïofcnfrauj=Wonat bie Sitanei^CSoinpofitionen üou "^Jicl, bie locgen ihrer Einmuth unb Seihe fich fd)on üiele grcunbc ermorben haben. Die ©dhmann'fdhe BerlagShatibluug in Düffelborf fenbet bie (£otn= pofitionen auf Sunfch bereitmiKigfl jur älnfidht.
®S toäre fi^erli^ ju münfchcn, baß baS ©ingen mehr' ftimmiger Sitaneien mährenb bcr Oftober;2lnbadh"tcu ctmaS mehr gepflegt loürbe, jumal an bcn ©onntagen. DaS Bolf üerfügt über 3—4 9}Jaricnlteber, bie ihm geläufig finb; eS fingt biefelben Dag für Dag — mie fd)i3n ift eS ba, loenn menigftenS au ben ©onntagen beS Oftober eine loohlthucnbe ^bmechSlung mögUd) ift. gu^em Uegt baS Scihna^tSfcft nod) jiemU^ fern, fo baß im '^probefoale „ftille 3eit" fein bürfte. ©dhönen. |
Den Sefern unfereS BlatteS mirb eS nidht unbefannt fein, baß bie ©öhne beS hl- Benebift nidht nur burdh '^te gelehrten gorfdhungen auf bem ©ebiete beS®regortanifdhen èhorals unter unS herüorragcn, fonbern namentUdh audh in ber aiuSführung bicfeS ©efangeS nadh bem Urtheil üon ©adhüerftänbigcn bisher unübertroffen baftehen. BefannUidh mürben bie frommen '^PatreS burch ^en unfeligen „fuUur= fampf" aus ihrem tlofter Beuron (^ohenjoiïern) üertrieben. jnbcß bie üor einiger ßeit au^ üon unS auSgefprodhene Hoffnung, baß bie Stebereröffnung bcS flofterS Beuron in Bälbe ftattfinben merbe, ift nun in Erfüllung gegangen, ju ber üorigen 2ßodhe jogen bie hodhtüürbigcn ^atreS in baS flofter ein. 2lm ©onnabenb 9Jadhmittag um 4 Uhr murbe bie Borfeier gehalten mit ''^Jontififalücfper unb Slnbadht om ©nobenoltore. Biele fromme ^ilger fomen fdhon om @onn= obettb üon fernen ©egenbcn, um boS greuben^ unb Donffcft in ber fchön üerjicrten ^lofterfirdhe mitjufciern uub empfingen bie hl- ©ofromeute.
?ltn ©onntog ü)?orgen, ben 21. ?lugufl, üerfünbcten boS greuben= unb Donffcft bie BöHerfolüeu, meldhe freubigen unb mächtigen Stberhod fonben an ben gclfcn beS fdhönen DonautholS. DoS geft felbft murbe eingeleitet bnrdh eine ■iProjeffion üon bem ßlofter in bie firdhe. Der ^rojeffion gingen, nodh ^ein ,D. B.', 18 Scltgeiftli^e in ©hi^ri^ö^eu üoron, hierauf bie 2J?itglicbcr beS BenebiftinerorbcnS unb bic 3 Siebte üon ben 3 gilialen üon floftcr Beuron mit bem (Srjobt Dr. SOîouutS Solter. hierauf begonn boS ^ontififal= ouit, oon bcm ©rjobt celebrirt. Üiodh betn ©oongclium beftieg Slbt Bencbifl üom flofter ©luauS bie fouüel unb hielt eine ergreif cnbc 'f3rcbigt über bie DcïtcSmorie: „SDZußtc nid)t ©hi^iftuS leiben unb 'fo in feine .^crrUdhfcit eingehen." Suf. 24, 2G. ©r fdhilbertc bie Seiben ber ÛJîenfdhen, ber gotnilien, ber fotholifdien firdje unb oudh ^eS BcnebiftinerorbenS, munterte auf jur Dreue gegen ©ott unb bie h- ilirdhc, jutn ©ebet unb jur ©ebulb, benn bie mit Dhränen fäen, toerben mit grohlodfcn ernten. — Biele Dhränen floffen in ber mit Slnbäd}tigeu ongcfüllten floflcrfirdje. Dhränen ber Drouer, ols ber geftprebiger barouf jit fprcdhen fom, mie bie glieber beS OrbenS iu harter SöintcrSjeit 1875 boS ftille gricbenSthol üerloffeu unb heimathloS in bte gerne jiehen mußten, toie fle mit ©dhmerjen Scbctoohl gefogt bcm fdhönen ©otteShouS, bem fdhönen flo^er unb bem fdhönen Donous thol. Dhränen ber greube, bo er berührte, mie eS bie SciS= heit ©OtteS fo gefügt, boß jc^t flott beS ©inen üier flöfter beftehen, bie ber Beuroner ©ongregotion angehören: îlîoreb= fouS in Belgien, ©mottS in ber ©tobt ^f3rog unb ©edfou in ©teiermorf, ' alle finb ju Slbtcien erhoben " unb Beuron ift bie ©rjobtei, um meldhe ber hochmürbigfte ©rjobt fidh fo »iele Berbienftc ermorben hat.
üZodh bcm üormittägigcn ©otteSbienftc, melcher ben Slb: fdhluß fonb in einem feierlidhen Debeum, begoben [ich ^ie ®eiftlid)en in boS flofter. ©tobtpforrer §Ddh tu gribingcn fprodh im ■JZotnen ber 18 ©cipUdhen in einer Slnrebe an i)cu ©rjobt feine greube ouS über bie Siebereröffnung beS floftcrS unb Slüdffchr feiner 5DlitgUeber unb brodle hierfür bie gejiemenben ©lüdtroünfdhe bor. Der hochwürbigfte ©rjopt bonfte üon §erjen für bie Dhcilnohmc, meldhe bie in ber Seit lebeuben ©eiftUdhcn jeigen gegen bie ÏHitgUeber beS OrbenS unb mieS borouf hin, mie erfreuUch e§ fei, menn |
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2Beït= unb DrbenSgeipitdhe «tnanber gegenfeitig unterjîû^en tu ber SBiïïîamïeit unb im ©treben nadb chriftlidier SBdII= Kommen^eit. hierauf mar gefteffen im Klofter. Um 2Va Ul}r mar ^ontificalüefper unb jnm ©c^luß ^rojeffion mit bem (Snabenbilbe, momit ba§ fd)öne greuben= unb ©anlfefl enbete, melcheS ^rieflet unb Saien in freubigem Slnbenlen behalten merben.
Selche greube ifjt e§ für bie ©îitglieber be§ Dtben§, meldte nun ba§ gemeinfdhaftlidbe ©hergebet mieber terrichten unb miteinanber im ©otteSfrieben im Klofier leben unb im ©otteSliauS i^re ?Db= unb S8itt= unb ®anî= unb bußgebete unb =®efänge jum §immel emporfenben Ïi3nnen unb bte ©läubigen burch ihr onbächtigeS ©ebet jinb ihren feierlichen ©OtteSbienfi erbauen unb burch bie SluSfpenbung ber ht- ©aïramente, moju fte ju feber 3eit bereit finb, ' mit ©ott berfiJhnen, tröflen unb ftärfen Ïi5nnen, baß fie aufS D^eue für ihren Shrijlenberuf leben unb mirïen. Selch eine greube für bie Seltgeifllidhen, baß fte auS ber 9îâhe unb üon fern hierherfommen unb ft^ geiftiger Seife erneuern unb ftärfen fi5nnen für ihren midhtigen beruf. Seldh eine greube ifl baS Klofter beuron für bie frommen 'ißilger, melche gerne ben ©nabenort befuchen, ben 9îofenfranj betenb unb 9)?utter= gotteSlieber fingenb jur 3)iutter ber ©naben unb barmherjig: feit, unb mit Énbacht bie h- ©aframente empfangen unb ben üielen h- ÏÏJÎegopfern beimohnen, tüelche täglidh auf ben SU= tären bargebra^t merben.
SDîôge beuron mit feinem fdhönen Klofier, ber pradht-- üollen Kirdhe im romantifdhen üDonauthal eine ©tätte ber ©nabe, beS ©egenS unb beS §eiteS fein unb bleiben für bie freunblidhen 2Jîitglieber beS DrbenS, für ben SeltfleruS unb baS gläubige bolf. ®aS malte ©ott !
Der ©rünber ber beuroner Kloflerfamilte ift Slbt üKauruS Solter. Derfelbe ift geboren ju bonn am 4. Juni 1825 unb poHenbete in feiner baterflabt feine ©tubien. Die feiner brüber traten mit ihm in ben '^Jrieflerftanb; ber eine ift gleichfalls benebiftiner, ein anberer Jefuit unb ein britter ift als Seltgeiftlidher geftorben. ©leidh nadh ber ^rieflermeihe murbe ber ältefie bruber Sieftor am 'i|3rogi;tn= nafium ju Jülidh. balb folgte er bem beifpiel feines bruberS Grnft, ber in Jtalien in ben benebiftinerorben getreten mar, nnb murbe Sîooije ju ^^erugia (1846). Slm 15. Sfoüember beS folgenben JahreS legte er ^rofefj ab, murbe Seftor ber Dheologie ju ©t. ^aul in 9îom. '^3iuS IX. gab ben beiben brübern Solter feinen ©egen unb ben Sluftrag, in Deutfdh= lanb ein neues .Klofter nadh ^er Siegel beS h- benebift ju erridhten. borerfl machten fie eine SaÖfahrt in baS h- Sanb unb lernten auf bem Sege bahin bie üermittmete gürftin Katharina üon §bhenjollern, geb. ^rinjeffin üon -Hohenlohe: Salbburg=©dhitlingSfürfl, fennen. Diefe fromme grau gab bie ÛJÎittel Jttr Errichtung eineS KlojlerS her. 3«erft murbe in äWaterborn bei Eleüe ein berfuch gemadht, ber {eboch balb mieber aufgegeben murbe. beuron, im romantifdhen Donau= thal, follte bie Siege ber neuen OrbenSfamilie toerben.
■iPfingften 1863 mit ber Derj »üurbe ber liturgifdhe ©OtteSbienft eröffnet. Den beiben brübern hatte fidh ^or= läuftg nur P. benebift ©auter angefchloffen, ber an biefem Dage bie ^rofeß ablegte. ^tuS IX. hatte beftimmt, baß baS ^riorat jur ^btei erhoben merben follte, fobalb bie 3aht ^er 'ißrofeffen jmölf erreidht habe.
• ©dhon am 20. ©eptember 1868 hatte bie benebiftion beS SlbteS in 9îom burch ^'en Karbinal ü. 9ïeifadh flattge-- funben. P. Seobegar Jneidher, le(jter Slbt beS 1861 aufge= hobenen Klofier? 9îheinau bet ©dhaffhaufen, übergab bem neuen beuroner Slbt feine ^^Jontififalinfignien. |
balb genoß beuron audh mit üoDlem Sîe^t ben 9îuf einer Kunftfd)ule unb murbe üon üielen Künfllern uub Kunft= freunben befudht. Die Siturgie lüurbe üon ihnen in üor^ jüglicher Seife gepflegt, unb ber beuroner Ehoral erfreute fich in ber Kirchenmufif eineS auSgejeichneten $RufeS. Die midhtigften Kunftmerfe ber herüorragenben beut oner SÖJaler= fchnle finb ju fehen in ber ©t. SÄonrnSfapeQe bei beuron, im Sîefeftorium unb ben ©äugen beS KloflerS, in ber KonrabS= fapeOe am Dom in Eonftanj, in ber 3Rothfird)e ju 2)ießfirch, im Erjflofler ju SJ^onte Eaffino, in ber Slbteifirdhe ju EmauS uub in mehreren '13riüatfapellen hoher .'perrfdhaften in ©adhfen unb böhmen unb enblich in ber bifdhofSfapetle ju ©ecfau.
Die Dübinger theologifche gafultät hat bie berbienfle beS ErjabteS jn toürbigen gemußt unb ihm 1877 baS Doftor= biplom üerliehen. bon feinen fchriftfteUerifdhen Slrbeiten er= mahnen mir: jiüei brofdhüren über bie v^atafomben SlomS, ein ofcetif^eS büd)lein über bie Eçercitien ber h- ©ertrub, baS epo(hcmact)enbe Serf über bie '43falmen: „PsaUite sapienter", üon bem ber letzte (fünfte) banb balb üoUenbet ift ; unb enbltd) baS aScetifdhe Serf „Eleraenta vitae monasticae", baS auS Slnlaß beS 1400jährigen ©eburtS= fefleS beS h- DrbenS;'':j3atriardhen 1880 erfd)ieneit ifl.
1872 murbe in 9J?arebfouS bei SJamur baS erfte gilial^ flojler unter P. ^lacibuS, bem bruber beS SlbteS, gegrünbet. DaS Jahr 1875 bradhte leiber für baS einjige benebiftiner^ flofler in 'jJreußen bie Slufhebung. Sohl fein unter baS Klcftergefe^ fatleubeS §)auS fanb fo fräftigen ©dhutj biS in bie höchflen 9îegionen hinein, mie beuron. ^Dîan hoffte einige 3eit, unter bem Ditel einer Kunftfchule baS Klofter ju retten. Die fürftUdh .^ohenjoÜern'fcbe gamiUe hat atteS üerfucht. SJHnifler galt fanbtc einen Kommiffar, um ju unterfud)en, ob bie bluhenbe SlnjlaU alS Kunftfdjule gelten fönne. DaS Ergebniß ijl betannt. Slm 24. Ottober 1875 erfd)ien ber 9legierungSpräflbent ©raaf mit bem Oberamtmann üon ©igtnaringen unb eröffnete bcm Slbt bie ÏÏJfiniflerialüerfügung, monadh baS Klofier bis jutn 2. December anfjulöfen fei. ©dhon üorher hatte fid) Slbt SDJauruS an ben Kaifer con Deftcrreidh gemanbt, nnb biefer hat ihm ben 9îath gegeben, in bem beinahe auSgeftorbenen ©erüitenflofler ju bol'berS bei §an in Dirol ein llnterfommen ju fu^en. Dort tDohnten bie ©öhne beS h- benebift üier üolle Jahre jur SOÎiethe in fehr ungenügenben 9îâumlid)feiten. 1876 murbe eiu 'ipriorat in Erbington bei btrmingham in Englanb gc: grünbet, unb mit ber boftigen Kirche ein ^rogijmnajium üer= bunben.
Durd) bcrmittelung beS KarbinalS ©chmarjenbcrg unb burd) bie greigebigfeit beS KaiferS üon Oeflerreich murDe ben beuroner berbannten baS ©tift EmauS in überlaffen, unb am 1. gebruar 1880 fanb bie Uebcrfiebelung üon bolberS nad) EmauS ftatt. Jm ©eptember 1883 ging üon hier eine Eolonie nadh ©edfau ab. gürftbifchof 3merger in ©ra^ hatte bringenb gemünf^t, baß beuroner 9Jïön^e tn feine Diöcefe fommen uub bie keftattration beS KlofterS, baS feit ber Slufhebung unter Jofeph H- an eine^bergtnannS- gefeflfchaft gerathen mar, übernehmen möd)ten.
SUS am 25. Oftober 1884 güxft Karl Slnton üon ^ohenjoHern baS golbene Ehejubiläum feierte, hielt Slbt 5DîauruS on ber ©eite beS beutfdhen KoiferS|jbie geflrebe. Der Slbt mor ©egenflonb befonbercr SluSjeichnung üon ©eiten ber bobifdhen unb fronprinjlidhen .^errf^often. be= |
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fannttidh foü er aud) auf ber SifdjofStifite beS 33te§Iaucr DomfapitelS geftanben baben. Selber »ar bie ©efunbbeit be§ GrjabteS in golge feiner oielen ©orgen unb geiftigen wirbelten angegriffen, ©in SBinteraufentbalt in (SanneS bat {ebod^ feinen ßuftänb in erfreultd)er Seife gefräftigt. Unter tbni ift bie Babt ber Steligiofen feiner Gongregatton auf 225 ange^ niad)fen; 11 finb bereits geftorben.
Slbt SlacibuS SeUer ift geboren iu Sonn ant 24. Slprit 1828 unb tnad)te benfelben Sit^) ngSgang burd), toie fein älterer Sruber. Selgifcbe Katholifen, wpld)e ein neueS Klofter grünben rootlten, tüurben Oon ^iuS IX. «uf Seur^u aufmerffatn gemad)t. am 15. Otober 1872 bejog P. i^lacibuS ein befd)eibene§ ^äuSd)en, ba§ fieben ©tuitbeu oon ber aJfaaS entfernt, in ber Diöcefe ^Jiamur liegt. Sluf ber malbigen einfatnen .«pöbe tourbe unter ©ebet ber Sauplag au§: gefucb't. 3)aS Klofter älfarebfouS, an bem jegt fd)on fiinfäel)n Jahre lang gebaut toirb, ift tu rein gothtfd)em ©tile auf= geführt nad) bem "i)3lane etneS ber griJßten ©othifer ber 'jieitjeit. ®er impofantefte Dheil ift bie grofje Kirche tnit brei ©d)iffen uttb brei hohen 5;h"f"ien, Oon benen freilid) erft einer fertiggefteHt ift. gür biefeS herrltd)e Klofter ift P. ^.jJlactbuS om 1. gjiai 1878 alS erfter 2lbt oom Sifd)of oon yfatnur feierlich eingefegt unb benebtcirt morben.
9lbt Dr. SenebictuS ©auler in ©mouS, geboren am 24. Sluguft 1835, ftamtnt ouS SangenenSlingen" iu .<QDhcn= joUern. 5)Jad)bem er einige 3clt in ber ©eelforge Sertoenbung gefunben, fd)lof3 er fidö alS ber erfle 9Jooije ben beiben Srübern an. (Sr toor bann langjähriger üJooiäenmeii'ter ber neuetf (S,Dngregalion unb Seftor ber Sthetilogie. Slbt Senebift ift ber jlräger unb loiffenfdjaftUche Segrünber ber Scuroner (ShDralfd)ulc. ©eine 1865 bei §urter erfthienene unb bem ©pifcopat ®eutfd)lanb3 bebicirte ©d)rlft: „(Shoral uub Si-- lurgie'" fann olS epod)emad)enb bejeidjnel toerben. Sor einigen Jahren eifd)ien bei "i^uftet ein meitereS Süchlein auS feiner geber: „DoS 9)Jönchthum unb feine greunbe." 2lbt ©auter ift als Kanjelrebner fehr gefd)ät}t. SllS baä Klofter ju ©tnouS jur felbftftänbigen Siblei erhoben toerben follte, fiel bie Sohl auf ben bisherigen ^l3rior ©auter, ioeld)er oon Korbinal ©djioarjcnberg ain 26. Slprtl 1885 feicrlid) be= ncbiclrt lourbe. Die Künftler beS OrbenS ha^en bie alte Kirche unb boS Oerioohrlojlc Klofter feitbem in einer Seife reftaurirt, baf? ©mauS eine ber gröpleu ©ehcnSiüürbigfeitctt ^43ragS gcicorben ijt. Jn ber Dheorie beS Chorals bot Slbt Senebift tüd)tige ©chülcr gefunben an P. Johannes Sieffing, P. §ugo ©aiffer uub natnentlid) an P. SlmbrofiuS 5tienle, betn toir bte Ueberfegung ber CShorolmelobien oon P. '^olhier unb eine fehr gebtegene „(Shoralfd)ttle" oerbonfen, unb oon bem noch anbere Serfe in biefem gach ju erioarten finb.
JlbephonS ©chober in ©edau, ber jüngfle ber Seuroner Siebte, ift in ^fuHenborf (Soben) geboren. 1870 trat er tu Seurou in bcu Drben unb legte om 1. Slpril 1872 bte '^jrofcfj ab. Bulegt bcfletbetc er boS Slmt cineS ^^JrtorS in dmouS unb tourbe in biefem ©ommer am 3. Juli olS Slbt oon ©edou eingefegt; Die Senebiftion nahm gütpbifd)of gioergcr Oon (%aj oor. ©eit bem 12. Jahrhunbert mar boS Klofter JU ©edau jugleid) ©ig eines Sifd)of3 unb bie jegt naih ©roj übergefiebelten Sifchöfe nennen fid) nod) immer Sif^öfe oon ©edau. Der ©ebäubefomplej; ift oou ungeheurem Umfang, ©eitbem Jofeph U. baS Klofter oufgehoben hat, ift für Unterhaltung ber ©ebäulid)feiten beinohe nid)tS mehr ge= fd)ehen. Salb märe baS Klofter jur iRutne gemorben. Um- faffenbe 9teporaturen nnb 5)Jeubauten finb in Oier Jahren bereits ausgeführt toorben; ober ber meitouS größte 2:heil harrt nod) ber SluSführung. Jn ben legten Jahren haben bte Klcrifer ber (Kongregation hier ihre ©tubien gemocht; ouih toar beftimmt, baß bic .^unftfchule naih ©edou oerlegt toerbe. Seil ober jegt baS SDiutterflofter Seuron toieber eröffnet mirb, ftebeln Klerifer unb Künftler nad) Seurou über. |
Die neue O)r0el in ber tird)e }m O^berbillu
Sorouf unfere gonje ©emeinbe feit ÜJfonoten mit Un^ gebulb gehorrt, enbtid) ifi cS in ©rfütlung gegangen: Die neue Orgel ftek feit einigen ^agen fertig gebaut Do. Dle= felbe ift erbout Oon bem in gad)freifen hochgefchägten Orgel= bauer ^errn ©. ©tohlhuth in Surtf^eib bei Slochen unb jmor mit folgettber DiSpofition:
I. im ^ouptiocrfe -13rinjipol 8', Sorbun 16', §ar= monieflöte 8', ©ambo 8', Oftao 4', Oftaoflöle 4', Ouinte 2%', Oftooin 2', Jerj 1'/», aJiMftur 5fod), Drompete 8'. II. im ']5ofitio: ©eigenprinjipol 8', ©eboft 8', ©olicional 8', gugoro 4', Oftooflöte 4'. III. im ^]3cbal: ^rinjtpol 16', Oflaobaß 8', ©ubbaß 16', ^^3ofaune 16'; im ©onjen olfo 20 ategifter unb (um oielen bieSbejüglidhen grogen ju genügen) 1188 ^.pfeifen.
Das Serf ponb bereits om' 24. a«ai c. im Sltelier beS WeiperS fertig gebout bo. i^err Dom^orbireftor Södeler in 3lad)en, ber olS fad)üerpäubtger 9teoifor Weit über unfere Grjbiöjefe hinouS gefd)ägt toirb, untcrjog auf (Srfudhen beS SorftanbeS beS hiepgen OrgelbauüeretnS DaS Serf an Ort unb ©teile einer eingehenben ^^Jrüfung. DoS Stefultat mar hocherfreulidher Slrt toie nadhftehenbes" ©utodhten betoeifen bürfte:
„DoS Serf läßt in oßen 5:heilen ben ebenfo lüdhtigen ols gemiffenhaften 2)Jelper erfennen, meld)er nid)t bloß ouf ber .^öhe ber KuuP Peht, fonbern oud) unertnübliih bePrebt ip, jebe üieuerung, meld)e jur ."perPcllung eineS in jeber §ins peht oollcnbeten KunPmerfeS ihm btenlich fein fonn, jn be: nugen. Jm einjelnen fei heroorgehoben:
1. Die fräftige, majePättfd)e unb bod) in jeber §tnp^t ongenehnt loirfenDe Jonfüße, toeldhe auf bie ©röße ber Kirdhe bcrcdhnet ift.
2. Die fdiöne unb dhorofteripifdhe Jntonotion ber ein» jelncn ©timmen, jumol ber tu harntonif^en Obertönen her= gePeßten güöftimmen, toeld)e einen Gornet bilben, toie er mohl eMer tiid)t herjufteßen ift. ©ine oußergcmöhnlidhe Ü}ietfterfd)aft in ber Jntonotion befunben bic beiben ßnngen: Piinmen Drompete 8' nnb Sofanne 16'.
3. DoS OTalcrtol fomohl ju bem 'jjfeifenmerfe olS ben Sinbloben unb übrigen SePonbthetleu ber Orgel iP boS bepe unb geelgnetfte; ntrgettbmo jeigt fi^ eine unangebradhte ©pars famfeit."
4. Die aiJfed)anif mirft ruhig uub pd)er unb hat eine hödhft ongenehme unb in bor ganjen ©fale egale ©plelort jur golge.
5. Die Siubopporatc liefern hi«rcid)enben unb ruhig mirfettben Sinb, fo boß beim ooflpen ©plele feinerlet ©dhmonfungen bemerfbar mürben.
6. DoS ©ehäufe, ber feitenS ber Sluftroggeber genehmigten ßeidhnung entfprechenb, tp üon gutem aUJateriol, fouber unb folibc hergepeßt, unb mocht einen burchauS mürbigen, bem Äunpmerf'c enlfprcdhenbcn Ginbrud. |
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©omit bürfte man bem mohüöbïichen KirdienOorftanbe in Oberbilf bie unbebingte Slnna^me empfehlen, ba biefeS auf unberte berechnete SBert ohne
ben beften biefer 2lrt beijujahlen ifi unb nicht bloß Kennern jur größten 3nfriebenheit gereicht, fonbern au^ ben ©täubigen beim ©otteSbienfte jur fteten ©rbauung bienen wirb.
Stachen, 25. 2«ai 1887. Böcfeter,
®Dmd)Dr=®irigent.
Slm greitag ben 2. bfS. 23JtS. nachmittags hatten bte SRilglieber beS hiefigen KirchenOorftanbeS unb beS BorftanbeS beS Orgelbau=S3erein§ foioie Qntereffenten geiftlichen uub meltlichen ©tanbeS ton 9fah unb gern in Der hiefigen .^'ird)e fich eingefunben, um baS frf)öne Orgelroerf jum erften iOJale oon ïüïeifterhanb fpielen ju hören. §err ©. ©tahlh«lh< ber ©ohn beS ©rbauerS unferer Drgel, ift eben ein Drgel-- tjirtuofe, ber, maS lethnifche ©eioanblheit angeht, feineS ©leiten fucht. ©r fpielte ben glän?|enben Slllegrofag auS ber F-nioll- ©onate tjon iDfenbelSfohn unb bie ©h'^i'atüariationen bon bemfelben Komponiften; bann ein munberbar fd)öneS ''t3aftorale unb ben prächtigen erften ©ag anS ber ©onate G-dur Don a)ferfel, ferner Slnbante uub Slllegro üon 2J?enbelSfohn unb enblid) bie unübertreffliche G-moli=guge oon Slltmeifter ©. S3och.
SBer in ber Siteratur für Drgel ettoaS beioanbert ift, toirb uns Stecht geben, toenn mir behaupten, baß bie SluS- mahl beS ''IJrogrammS faum tteffenber hätte fein fönnen, um bie Orgel fomohl in ihrer ganjen Kraft unb Wajeftät, als auch ben SJeichthum unb bie äJfannigfaltigfeit ihrer Klangt färben bem §örer oorjuführen. S3on ben jarteften unb fanft^ teften ©timmen, mie mir fie im ''^Paftorale unb beu ©horal-- tjariationen bemunberten, bis ju ben gemaltig branfenben Sonmetlen, bie nur ber alte S3adh erbenfen burfte, immer mieber fiel unS ein, maS ein ©ad)Oerftänbiger über unfere Orgel geäußert hatte: baß biefeS unfer Orgelmerf ben befteu feiner Slrt betjujählen fei. Slber auch immer toieber non neuem bemunberten mir ben jungen .^'ünftler, ber baS SBerf feines BaterS in einer fo herrli^en SDeife oorjuführen oerftanb. 9iamentlich bie SBiebergabe ber G-molUgnge mar fomohl burch bie feinfühlige Stegiftrierung als aud) bie glänjenbe Üeberminbung ber bebeutenben ted)nifd)en ©dhmiertgfelteu ganj baju angethan, ben Buh^rer jur Bemunberung hinjurei'ßen. Die Stnmefenben lauf^ten bem prächtigen Orgelfonjerte biS jum ©dhluffe mit gefponnter Slufmerffomfeit.
©S toirb unfere Sefer oud) intereffiren ju erfahren, boß bie Drittel jum Baue ber Orgel burd) freimilligeBeiträge oufge^ bracht murben. ©in ouS hiefigen ©eiftlidhen unb ben Dirigenten refp. Delegirten fämmtlidher hiefiger ©efongoereine gebilbeteS Komite grünbete im Sluguft Oerfl. ^ohreS einen Drgelbauüerein. Die gonje ©emeinbe trot bemfelben bei, ba §err ©oplon ©tormS oon hier einen bieSbejüglidhen 9ïunbs gong burdh bie gonje ouSgebehnte giliole fid) nidht oerbrießen ließ. Die Dhätigfeit ber hiefigen ©efongoereine im ©ommeln ber Beiträge mar über oßeS Sob erhoben, ©ine SBohlthäterin fpenbete fofort 3000 äRorf, Slnbere goben 150 ü)Jorf, 100 aJZorf 2C., ober felbft ber ärmfte Slrbeiter mollte nid)t jurüdt= bleiben, fonbern fpenbete oon bem fouer üerbienten Sohne ebenfalls fein befdieibeneS ©dherflein.
SBir beglüdtmünfdhen bie foth. ©emeinbe Oberbilf ju bem herrlichen Snftrumente, meldheS oorouSfichtlidh nod) nodh ^ahrhunberten oon ber OpfermiUigfeit hodhherjiger SBohlthäter unb ber gefommten ©inmohnerfdhoft erjählen roirb. — Unb |
: fo möge bie Drgel benn tagtäglich erflingen jur I ©hre beS §errn unb jur ©rbouitngnnb ht-greube unferer ©em.einbe ! ©dhönen.
Bte §ei|lerljaife.
„Du looiblii^er äReifter ^rregong, ©og' an, roo bift bu geblieben? Die gloden fliegen in toirbelnbem Drang, ©täuben jufommen uub jerflieben."
(©cheffel.)
DoS mar ein harter Sinter im ^ohre beS §eilS 1189! Der ©dhnee log nun f^on loochenlong, uub bobei fror eS in beu 9{äd)ten, boß eine ©iSbecfe ben 9thein bebedfte unb fogor bie oiel rofcher fließenbe Düffel, roelche fich fonft lange genug gegen ben Sinterbann ftröubte, feft jugefroren roor.
" 3n "^Duiffelborpe, in einem roohnlid)en großen |)oufe, proffelte ein mädhligeS geuer ouf betn §eerbe, jucfenbe Sid)ter burdi) boS trauliche ©emad) ftrohlenb. Ueber eine '^Jergoment: roOe gebücft, fouerte ein Knobe oon fiebjehn Rohren om Beben unb fud)te beim geuerfdheiu feine ©dhriftjüge ju entjiffern. 3hm gegenüber im Sehnftuhl faß ber ©ebieter beS §aufe§, Çerr'Slrnolb oon Sioevne. ©r nannte nidht nur baS §auS fein eigen, fonbern ihm gehörte auch ber ©runb unb Boben, auf meinem boS Dörfd)en ftonb. ©eit= bem er ouS bem .treujjuge heimgefehrt tüor, lebte er in Düffelborf in bem olten "§aufe, boS fein ©roßootei hier erbaut hatte.
„gronfo, gronfo", rief .«qerr tJon Dioerne jegt miß-- biOigenb, ,,laß Dir nicht oom Sidhtfdhein bie Slugen blenben. 3d) meine fd)ier in jebem SlugenbUde, bie glomtne müffe on Deinen Sodfen emporjüngeln "unb Di^ oerbrennen! SoS fümmern Didh benn bie oUen ©dhrtftjeidhen, bie Du foum berftehft?"
„Kaum berPehft? Slber Ohm!" rief ber Knobe ber-- rounbert; „Du loeißt bodh, aH mein ©innen unb Drachten, Ott mein Semen unb Deuten ift nur auf folcheS geridhtet. Dogelang fige id) ju §aufe über fotd)en 3eid)en, ja idh bin glüdlich, roenn ich il)^er etUd)e erobern fonn. Kürjlid), benfe nur, gab man mir boS „A solis ortu" jum ©nt-- jiffern. Unfer berühmter Stubolph ton Dettg hat mir gefagt, boß eS ein Klogegefong auf ben Dob beS großen KoiferS Kort fei, unb beiß" man eS nodh feinem ©terben unter toufenb Shränen unb ©eufjeru orterortS gefungen habe, ^d) ober habe eS gonj beutlidh Oerftoitben unb nodh betn Sunfdhe beS gelehrten SOïönd)eS übertragen."
©ine Seile herrfdhte ©dhroeigen im ©emodhe.^ ^löglid) erflong eS »ie tjon einetn lounberboren ©etön; toie ©eiten= fpiel tönte eS unb tote roehflogenbe SKenfchenftimmeu bojroifchen. SJiit einem ©dhredfenSrufe "fproug ber 9îitter oon Sioerne empor; gronfo brängte fidf) ou ihn. „Um ©ott, Ohm, looS ift'«? Ser fpielt fo fdhön unb herjbettTegenb in Deinem çoufe bie ^orfe?"
^err Slrnolb fließ ben Knaben ungefiüm bon ft^; „ftill"! flüfterte er h^ifer. Behn äWinuten long mährte nodh boS geheimnißoolle ©piel, bann brodh eS mit einem Seh^ laute ob.
„Ser fpielte bo ?" fragte gronfo mieber ; „Oheim, fogt tnirS, id) muß eS miffen!"
„Siitter Slrnolb hatte feinen ^log roieber eingenotnmen ; er ftügte ben Kopf in beibe §änbe unb fchoute ernft ftnnenb |
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ÜDV ftd) ntcber. „§ctch auf, Knabe, tcb will 3)tr erjählen, iDaS mir fc^on oft ben ©inn befd)ir>ert bat. ®u bift ftug über Deine Jal)re, bi)l ber Kauft ber iühififa ergeben unö befähigt, iu jenen alten ©d^riften ju lefen. Slüeä bieS gibt Dir üieneid)t ein iHnred)t auf meine ßrjählung.
3)^etn S3ater lebte unb mattete in biefem .§aufe, meine 2)Jutter mar tobt, nnb ic^ ein bürfd^letn tjon üroötf Jaljren. Da — e§ mar an einem nnbarmhersig falten Sinterabeube, juft, mie eg ber beutige ift — ba pod^te e§ ungeftüm au unfere Pforte. ?lld mir ijffneten flanb ein jum'Dobe er= fd)öpfter ÜÄijndf) brauf^en unb bat um Slufna^me- 2Btr liejjen i^n ein, am näd)ften Dage toar er noth ju franf, utn loeiter JU manbern, unb mein bater gab i^m Unterfd)lupf. ®r erholte fid^ am loarmen geuer unb gegen Slbenb mar er fo gefräftigt, baß er au§ feinem äJJantelfacf eine fleine .§arfe entnahm unb unS barauf bie hevtlidbften Seifen üorfpielte. Sludh pacEte er mehrere ^ergamentftreifen ou§ — jener, in bem Du heute fo eifrig ftubirt hajl, mar brünier — unb las unb fchrieb unS unbefannte Ziffern. SllS ber Slbenb beS jmeiten DageS fam, bat mein bater ihn, ju beridhten, mie er in biefem fdhmachen 3uftanbe fich t)abe auf eine Steife begeben fiJnnen. Der grembe ladhelte geheitnnißüoH. SllS aber mein bater in ihn brang, fagte er: „©dhaut, ebler ^err, mir 9)?öndhe finb Diener bes'griebenS, bennodh geht cS audh t'ei unS ni^t imtner friebli^ her! Ser feine 3ln= fchauuitgen aufreiht erhalten mill, nun, bet fann ja nid)t ohne Kampf unb ©treit befteheu. Jd) bin ein ^Rufifer; bie Pflege beS KirdhengefangeS ift mein Slmt. Sfad} beftem Siffen habe i^ berbeffetungen angebradht, tuo immer eS anging, aber babei nidht bie'biöigung meiner ©enoffen gefunben." ÜJieine Steuerungen fanben heftige Sibetfa^er; eS fam ju erregten Sluftritteu unb fdhließlidh — üertrieben fie midh auS bem ftiHen Klofter ju ^ompofa, baS nidht meit ton Sioüenna iu Jtalien liegt, ©eitbem irre iih nun in ber Seit umher —"
Die Sorte beS iI)?i5ndheS mttrbcn butdh taut haß enbe ©dhritte unterbrodhen unb, haflig bie Dljüt aufftoßenb, trat meines baterS bruber, ber '']5rätat in .KaiferSmerth mar, inS ©emadh. „Seißt Dtt, men Du behctbctgfl?" rief er; „einen ungetreuen ^^3rieftet, einen Ü)Ji3n4 ben fie auS beut Klofier gejagt haben!"
Siuhig erhob fidh ^et alfo berflagtc. „berjeiht, ^ctt ^rdlat, Jhr feib falfd) beridjtet! Dfionanb batf midh einen ungetreuen ^rieftet nennen! Die ©treitigfeiten, in meld)e idh oermidfelt bin, betreffen nur bic .^anbhabung beS Kirchen^ gefangeS."
,,S{ur bie §anbhabung beS KirdhengefangeS?" untere bradh mieberum ber ',)3tälat.
„ÜJteine SJeuerungett finb betbeffetungeu 1"
„©eib Jhr gar fo fing, ffüget inohl gar, als unfet heiliget bater, i:papjl Johann XIX? Dod) "maS prcite ich mich mit Eudh! beantmortet mir nur eine grage: feib Jhr aus bem Klofier ';)3ompofa tjertrieben morben obet nidht ?" „Ja!" -
„SeitereS haben mir nidjt ju miffen! berlaßt fofort biefeS |)auS!"
„Slber, bruber, er ifl fdhmadh unb franf," magte mein batet üorjufleHen.
„SaS fümmertS unS? Er hat baS ©lücf perfcherjt, tu ©efeUfdhaft ehrenboHer 5Wänner ju Permeilen." |
Der grembe erhob ftdh mühfam, et richtete einen fragenben blicf auf meinen bater, aber biefer fchüttelte ben Kopf unb loanbte fidh ab. Da raffte er feine Pergamente jufammen unb »erließ ba§ ungaftliche §auS, toelcheS ihn vertrieb, itie ihn baS .ttojler üertrieben hatte. Jener -ßergamentflteifen blieb jurücf unb bie fleine §arfe. Sin mannen Slbenben aber ti3nt fie plo^lidh, alS ob eine ©eijlethanb fie fpiele, unb eS Hingt baju toie Sehegefang. ©eit meinen Kinber^ jähren bin ich niemals länget auf biefer unfeter befi(jung gemefen, höre alfo in biefen Sochen juin etflen 9}?ale bie (äeifterharfe. Unb idh fage Dir, gtanfo, ich vermag ihr ®eti3n nicht ju ertragen'' ©tetS fehe idh ben tobtblaffen 2)Zönch üor mir, ber üon unferer ©(hmeKe oetjagt murbe, unb bet mohl in bet fchatfen Siitterfälte umfam, ben ber ©d)nee begrub \"
gtattfo flürjte in hödhfler Erregung auf ben Siitter ju; feine §änbe etgreifenb, rief et: ,S?ein, Oh^, nidht geftorben ift et an jenem rauhen Sinterabenbe, nid)t begraben im ©d)nee! ©ott erbarmte fich feiner! Seldh eine munberbare güguug! Der Kranfe mar Sfiiemanb anbetS, alS ©uibo üon Slrejjo,' ber berühmte 2)Jönch, ber große ÜJïuftfmeiflet! Er murbe auS ^]3ompofa üetltieben, er irrte heimathloS itn Sanbe umher, er fchrieb ben Micrologus de disciplina artis musicae, üon meldbem jcnet^ergamentflreifen ein btudhPücf enthält. Daß mirS nicht gleid) auffiel! ïlïein berühmter Sehrer in Eolonia hat mir'S genau beridhtet unb midh in ©uibo'S Slrt eingemeiht. Senn id) ein aJJann bin — er ridhtete fidh flolj" empor, — tüill idh fein Sïad)fotger metben unb auf bem üon ihm ®efd)riebenen unb Erbauten meiter batten,"
„Uub maS meißt Du üon feinen fpäteren SebenSgefdhtdCen? SaS gibt Dir bie lleberjeugung, boß er nidht in jener ©chnee^ nocht geftorben ifl?
gronfo fdhüttelte ben Kopf. „Er erfror nidht; boS geuet in feinet ©eele mar nod) nidht etlofdhen; boS hielt ihn aufted)t, unb noih üielen üjlühfolen fom er in feine botcrftabt jutüdf. Die berfolgungen unb bie Ueberjengung üon bet 9Jid)tigfeit feinet neuen ©efongSmcthobe cthi3hteu nur feinen Eifer unb er erridhtete in Sltejjo eine Ü)iuftffd)ule. Da betief ihn bet -f^apft, loeldher fid) perfijnlich üon feinen gähigfeiten übetjeugen lüollte, nodh Siom. Et legte bort Johann XIX, ein'na^ feinet älfethobe üerfoßteS ^^hitiphonor üot uub befähigte ben '■^opft boburdh, in einet einjigen Slubienj ridhtig üom blotte ju fingen. Doburdh üon bet Slidhtigfeit ber ©uibo'fdhen SOïethobe überjeugt, jeichuete Johann ihn ouf jebe Seife ouS, unb et murbe mit großen Ehren= bejcugnngen in'S Klofier ju '13ompofo jurücfgcholt, mo er nun feine tüeiteren großen Serfe übet bic eble ©efongeS: funfl fchrieb."
Slrnolb üon Diüerne toat in tiefeS SJochbenfen üerfunfen; enblidh fagte er: „ßmor bin i^ nun übet boS ©d)idtfal beS üon unS "bettriebenen beruhigt, obet idh ïaun bodl) nimmer üergeffen, tooS ihm in biefem §aufe gefd)ah! SIHißte idh i3fter boS Di5nen biefer ©ciflethorfe hören, bie ich, alS eine fo metthüoüe Sïelignie, nid)t ju jetflöten moge, fo mürbe idh fronf unb fiedh metben, id), ein 9littet, ber fo mond)en Kontpf befionb. §öte, gronfo, maS id) thun min. Songft hege idh boS betloiigen, bem ©tofen Engelbert üom berge näher ju treten — ihm mtü id) mein befitjthum in Duiffelborf über= geben, üieHei^t gefiottet er mir bofür, fein §ouSgenoffe unb Saffenbruber ju merben, mie idh eS lange erfehnt habe!" |
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Unb fo gefcbah eS. Slrnoïb bon ïiberne ttat jetne (Erb- güter JU üDüffeltJorf au ben (Srafen ©ngelbert Dom Berge ab; baburcb rourben bte ©rafen üom Berge Befi^er bc§ ®orfe§ OU ber Düffel unb finb e§ in ben Derfd)iebenen D^nafiieen geblieben btS jur Sluflöfung eineS felbftünbigen SanbeS Berg.
Die ©eifterharfe Oerfdfiroanb fpurloê am Dage ber Uebergabe be§ aUen §aufe§ an einen neuen Beftger; nie tnebr ertijnte i^r roebmüt^igeS ftageUeb.
Unb granfo? 2ßenn rotr unfern Sefern üerratl)en, ba§ bie SZachtoelt i^n grauto üon föln nannte unb il}n al§ ben erften beutfdhen 2}ïufi!tucifter prieê, beffen Berbienfte um bie fortfchreitenbe (grfenntniB ber ©efe^e ber mufifalifchen §ar= monie hochbebeutenb finb, ber ein berühmtes ÜBert fd)rieb: „CompeDdium de discantu" fo roirben fie barauS erfehen, baf? ber jüngUng, toel^er in Düffelborf bie ©pur ©uibo'S oon Slrrejjo roieberfaub, al§ SDïann bie Slbfii^t ausführte, ioel(l)e er Ijamals hegte: nämlich auf bcS italienifchen ©ang= meifterS ïïïethobe unb Sehren roeiter ju bauen ju ÏJulj unb grommen ber lieben grau ilJufifa.
(Düff. äWufifantengefch.)
€t*u(lc0 unb
ßcfcfvu(^tc. ®he nicht auf alleS Sieben, bo§ in ÜHchtS als hohlen ^^^hrafen befteht, ernflUdh gefahnbet unb feber ■^ßh^afenhelb oorgeforbert roirb, um über ben ©inn feiner ißorte äluSfunft ju geben unb Beroeife für feine Behauptungen beijubringen: ift an ein unbefangenes Urtheilen unb ©enießen in ber DJinftf nicht ju benfen! |
®ittC Ccficttêöcft^vciouug Slöt'ê toar irgenbmo ge^ brudCt loorben unb hatte baS peinlidhfte Sluffehen heroorgerufen, meil ber betreffenbe Biograph eine roahrhaft flaunenSioerthc Bornirtheit oerrieth- Slbt toar müthenb, fo roeit feine außer^ orbentU^e ©anftmuth baS juUeß. „Senn idh baS feroußt hätte l" inurmeUe ■ er bei ber Seftüre beS SlrtifelS. „ja roarutn haben ©ie benn bem SWenfdhen baS SJÏaterial über^ haupt geliefert?" rourbe er gefragt, „ja fehen ©te, baS roifl idh jhnen fagen, baS toar nämlich fo: Der fcrl fommt unb roir trinfen 'n ÄläSd)en Sein, uub bann hat er mir baS VlöeS abgv'preßt unb iu fein ÜJotijbudh gefchrieben. jch hätt'n gern 'nauStomplimentiert, aber ich bracht'S nidht fertig, ber ilfann rooüte fa bamit 'maS oerbienen. jch hätt'n gern bte 20 iUïarf gefeben, bie er für ben Slrtifel ju friegen hoffte, bloS um 'n lo's ju wer'n." — „ja marum haben ©ie eS benn ba nidht gethan, §err ^offapeUmeifter?" — „ja, fehn
©ie--idh n^iö jhncn 'mal roaS fagen ... idh ^atte
bie 20 SSJlaxl nämUch felber nich-" — 2)?j(g.
©Cf^ÖnißllUfl. Der fleine |)anS hat fo lange auf bcm ^:|3ianD geflimpert, biS eine ©aite gcfprungen ift. Um einer Beftrafung oorjubcugcn, crftattet er felbft folgenbe Slnjcigc: „aj^üttcrdhen, baS flaoier hat fidh eine ©aite ocrrenft."
t»Olt iBülutti trug einft in einem fonjcvt gleidh hintereinanbcr nidht roeniger als 15 flaoicrftürfe oon SiSjt hijdhft briUant Oor. ©in Donfünftier ftanb nach bem 10. Bortrag plö^lich auf mit bcr Bcmerfung: „Unoerglcidhlidh! Slber ich laffc midh nun nicht länger übcrlifjten!"
— (gilt mniitaliff^Cê ^Pfcrb. ^|>räfibent ©rant hatte uotorifch ein fchlcchteS ©chijr für ïüfufif. SllS er noch 5)aupt= mann ber SlrtiQcrie roar unb im 2)Janooer bie fommanboS gcblafcn rourben, rannte er beftürjt auf einen feiner famerabcn ju unb fagte: ©roße ©üte! SaS fort id} thun? jch fmb^ feinen Uutcrfchieb jroifchen bcm „Slngriff" unb bem „9iüctjug"- ©ein greunb rieth ihm, fein ^ferb gegen baS eineS ©crgeantcn, „ajfajeppa", ju oertaufd)en; eS merbe fiiicrlidh ihm auS bcr .^flemme helfen, ©iltg that ©rant fo unb odhtcte genau auf feines DhicrcS ©eberbcn. ©rtijntc baS ©ignal „BorroärtS', fo fchicfte fich üJZajcppa baju an unb „BorroärtS" flang eS ans ©rant's SKuub. ©chaUte baS Signal „»«U", ftanb baS fluge Xiilex feft, olS rote ein gelS unb uufcr Djfijier gab nun entfpredhenb Drbre. ©id)er trug ihn baS tou= funbige Dhicr burch beS ilJanöocrS foinplijierte Bcroegung.
2)ïjtg. |
|
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I. .^left. Gin= uttb breiftimmigc Sieber, 72 6. 11. 8». ^rciS 50
jm nntcrjeidjnctcti 3Sertagc crfchien:
.^nvmpithtmfrfjttïe
juglcid^ aud) alö
Hocfdjulc fur ïias (l^rgclfpicl.
herausgegeben Bon
Sofc|iI) ©crußrbS.
g?cvlitrt tiou gaocrt ^nrulit & go. ^
jur ^iebeifammfmtg
für b^u ©cfauüuutcrricht nn höl)c«u ^djïanftflUcu.
oon % /trcincrs,
Op. 26. ^5rci§ Warf 1.20. ^JUöcrt jücolii & gü., Slachcu.
SScrantroortlid)et Stcbaftcnr SB. ©d)öncn in Dbcrbilf. — Srucf uttb $8erlag Oou Silbe rt jacobi & (5o. in Slawen. |
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lOïtoöcr 1887
fur Utl^otifi^c ^trt^ettfattger.
®ratiê=53eUngc pm „®regoriuê=^ïatt", Drgan für fatïjoItf(!^c tir(|ettmufit
„©erge, bag bu mit bem öEtjen gtautfl, »08 bu wit bem SUJunbe fingB, unb in SBerte
bet^Stigfi, waS bu mit bem ©erjen gloubft.' (Eoncil in (Jartl^ago t), 3. 398.
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Ml :?lUerljctlt0e«fe|le.
„©elig ftnb 2C. ©eltg ftnb int ©eijt bte Slrmen, ®te ju ibre§ 3?äcb(leii Süßen ©ueben 9iacbfid)t unb ©rbarmen, Unb mit ®ienerir»ott il)n grüßen, gremben ge^leS ficb erbarmen, gremben ©lürfeS überfließen: Ja, ju tbreS 9Jä(b[ten güßen ©elig, feltg finb bie Slrmen!
©elig ftnb ber ©anftmnth Kinber, Denen güriien toirb jum Säckeln, Unb ber 2Jhlbe ©aat ntcbt minber grucbtbar fprießt au§ Dorn unb ^ed^eln. Deren legtet Sort ein liuber Slebe§bau^ burcb 2;Dbc§ri3cbeln, Üöenn baS Buden toirb jum Sädheln. ©elig finb ber ©anftmutb Kinber!
©elig finb bie Drauer tragen Unb il)r Srot mit Dl)ränen tränten, Ueber eigne ©ünben Ilagen Unb ber fremben nld)t gebenfeu. Sin ben eignen SSufen f^lagen, grember ©cbulb bie 93lide "fenlen: Die i^r Srob mit Dbränen tränten, ©eltg^finb bte Drauer tragen!
©elig, loen ber Dürft ergriffen 9Jacb bem ^Rechten, nad) bem ©uten, SJJutbig ob auf morfcben ©d)tffen, 2)hitl)tg fteuernb auf ben glull)en, ©oUte unter ©türm unb 5Rtffen Slu^ baS Seben fic^ Oerbluten: 9facb betn 9ted)ten, nach bem 63uten, ©elig, toen ber Dürft ergriffen!
Die ©armierjigen ftnb feltg, ©0 nur auf ble SBunbe feben, 3ilcbt erprenen falt unb mäblig, 2Ble ber ©ci)aben mocbt' entfteben, Seife nur unb fanft unb mählig Saffeh brtnn ben ©alfatn geben: ©0 nur nach ber 3Bunbe fehen. Die ©armherjigen ftnb fellg! |
Ueberfelig reine §erjen, Unbefleciter Jungfrau'n ©innen! Denen Kinbeêluft ba§ ©dherjen. Denen ^immelêhaudh ba§ üWinnen, Die rein wie SlltareS Kerjen Anbeten ibr flar beginnen: Unbefledter Jungfrau'n ©innen, Ueberfelig, reine §erjen!
Unb beS griebenS fromme 2ßädhter ©elig. In bem ©dhreden toaltenb, Unb "ber Ginigfelt Serfedhter §od) ble toeiße gähne h^ltenb, äJJilb unb feft gen ben Gerächter, Sie ben Daun ble Klinge fpaltenb: ©elig, In bem ©chreden toaltenb, ©elig finb beS griebenS Sächter!
Die um Dich Verfolgung leiben, §ödhfter gelbherr, Deine ©dhaaren, ©elig, toenn fie aHeS meiben, Utn "Dein ©anner ft^ ju loahren! 9Jibg' e§ nie oon ihnen fdheiben, 9^icht iu Sufl nod) in ©efahren! ©elig, feiig Deine ©dhaaren! ©elig, ble Verfolgung leiben!
Unb fo muß Idh feiig nennen Sllle, benen fremb mein Dreibett, ÜJJuß, inbeß bte Sunben brennen, gremben ®lüdeS §erolb bleiben. Sirb benn nid)tS Oon Dir mid) trennen, SilbcS, faftloS tnorfri)eS Dreiben? aJJuß idh feiber mich jerreiben, Sirb tnld) feiner feltg nennen? Sl. 0. Droftes^ülfShoff. (.,Da§ geiftl. Jahr.")
VII.
Slllerfeelentag. Jn ba§ ©ctoanb ber Drauer gehüßt fleht heute bte Kirdhe für bieienigen ihrer Kinber, toeldhe nodh am Drte ber Sieinis gung bulben unb ihrer balbigen ©rlöfung entgehenharren: |
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Eéquiem aetéruam dona ois, j ®ic ctoigc Dînîjc gib i^ncn Domine : et iux perpétua liicoat. o §crr; unb ba§ cmigc Sid)t eis. ! Icu^tc ihnen.
Ps. Te decet liymuus Deus in Sion, et tibi reddétur votum
in Jerusalem: oxaiidi orationem ! falem foil bir ba§ ©clitbbc cr meam, ad te omnis caro véniét. ^ fiiHttócrbcn: erhöre mein ©cbct!
! gu bir fon jn atteS gtcifcb I ïommen !
S)a§ „Gloria Patri" füdt aeg, um bie Srauer ber Kirche anjubeuten.
; ©roige Stu^e tm ©dhooße ©otteS unb ba§ eicige Si^t in ber ©lorie be§ ,§immelS erfleht bie Kirche für ihre leibenben Kinber.
®er PfalmüerS (au§ bem 64. '^Jfülm) brucft tm SRunbe ber armen ©eelcn ba§ fehnfüdhtige Berlangeu auS, bem §errn im htmtnlifchen ©ton baê felige 2ob= unb ®anflieb fingen unb bort ba§ ©elübbc üoüfommen erfüllen ju tonnen, met^eS fie f^on bei Beginn ihrer irbifchen ''.ßitgerfdhaft abgelegt, aber erfi in ber §eimath, im himmlifdjen ^erufatem, OoÜfommen erfüllen merben, nämlich ba§ Saufgelübbe. Die Bitte um (Einführung in ba§ 9ieid) be§ emigen griebenä mirb ber §err um fo eher erhören, ba fa „aOe§ gleifch", b. h- bie gauge 2){enfdhhett ju ihm fommen foÜ: „er u^iK, Daß aüe 9Jleufchen feiig merben." (1 Um. 2, 4).
jDaê Graduale latttet: Eequiem aetérnam dona eis,
®ie ewige iRuhe gib ihnen, 0 öerr! unb ba§ ewige Sid)t Ieud)tc ihnen.
V. Sn ftetem Slnbenfen wirb bcr ©ercdite bleiben ;t)or fd)Iim= mer Kunbe hat er fi^ nidjt ju fürchtcn.
2;rattu§: Befreie, o §crr, bic Seelen oHcr abgcftorbcncn ©läubigen oon jcglidjem Banbe bcr Sünbcn.
V. Unb inbem bcinc ©nabe ihnen ju .'gülfc fommt, mögen fic bem räd)cnbcn Strafgeri^tc entgehen.
V. Unb bcê ewigen öid)tcê Seligtcit genießen. '
Domine : et lux perpétua liiceat eis.
V. In memôria aetérna erit .justus: ab auditione mala non timébit.
Tractus : Absolve, Domine, i'mimas omnium iidélium de- functirum ab omni vinculo delictorum.
V. Et gratia tua illis suc- currénte mereântur evâdere judicium ultionis.
V. Et lucis aetérnao beatitû- dine pérfrui.
Die Kirdhe mteberhoft hter ih^e im Introitus ou§ge= fprodhene Bitte, ber -iperr möge ihren leibenben Kinbern bie Stühe be§ §immel§ unb baê 2i^t ber ©lorie gewahren. Diefe ihre Bitte ift wohlbegrünbet, toeil bie im gegefeuer leibenben ©eelen gerecht unb gotte§fürd)tig gelebt ober toenig^ ftenê in ber ®nabe ©otteê hinübergegangen f'inb: „ber ®ercd)te aber toirb ewig leben in gefegnetem Slnbenfen" ; er broucht fich nidjt ju fürdhten oor ber „fdhlimmen Kunbe" be§ Berbammungêurtheitê au§ bem îDJunbe beê göttUdhen 9îid)terê. — Dann fleht fie im Tractus, ber ^err möge baê legte .§inberniß ber ©lotie entfernen; unb inbem fie biefe ©eelen fi(h plöglich üorftellt im 3)?omente beê Slbfcheibenê auê bem Seibe unb auê biefer SBelt, fleht fie um ein gnâbigeê ©eridht für biefelben, bamit fie jum ©enuffe ber eioigen greuben jugelaffen merben. |
§ler begegnet unê jum erften 9)iale ber fog. Tractus; e§ ift bieê ein mufifalifcher Sluêbrucf, unb berfelbe bejieht fich atfo junädhft nicht auf ben Inhalt, fonbern auf bie ©tng= meife. Die eigenthümli^e, bur^ ben 5Ramen „Tractus" (toon traheré; jiehen) d)arafterifierte Slrt be§ ®e= fangeê beftanb nun barin, baß alle Berfe gleidhfam in einem äuge (uno tractn) bon einem ©änger unb jmar in langfam gebehnter ajîelobie ootgetragen würben, ohne baß ber ^ox, wie bei Ben 9tefponforieu, abwechfelnb mit eingriff. Die anhallenbe unb langgejogene Bortragêweife ift — im ©egenfage ju bem Sedhfelgefange beê Graduale unb beê VlHelufa^BerfeS — offenbar fehr geeignet jum Sluêbrudfe ht. ïrauer unb Bußgefinnung. Sluê biefem ©runbe ift biefer ©efang an bie ©teile beê jubitirenben SWeluja getreten; er fommt nur oor an folchen Dagen, bie in befonberer Seife beu SBerfen ber Buße unb ber ©rflehung ber götttid)en ©nabe unb Bartnherjigfeit gewibmet ftnb. Sa§ alfo an biefen ernften Dagen ber Drauer ober ber Buße bie fdhwarje ober biolette garbe für ba§ Sluge tfi, baê foll ber ergreifenbe ©efang beê Draftuê für baê Dhr fein, greilich muß berfelbe JU biefem ßwetfe auch gefungen merben!
Ps. ®ir jicmt SobpreiS, 0 ©Ott, auf @icn nnb in 3cru=
äRit ber nun folgenben ©equenj „Dies irae" befdhäf= tigen mir un§ in einem befonberen âuffage. Daê Offertorium lautet wie folgt: Domino .Jesu Christo, Eex I .^icrt ^efuê Ëhriftuê, tönig glóriae, libera animas omnium 1 bcr ©forte, betüahrc bic Se:Icn fidehum defunctórum de poenis j aller abgcftorbencn ©laubigen inférni et de profiindo lacu: üor beu feinen bcr .§Stte unb libera eas do oro leónis, ne ab- üor bem tiefen Slbgrnnbc: rette sórbeat eas tartarus, ne cadant fic üor bem 9{ad)cn bcê ßölocn, in obscvirum : sed signifor baß nid)t bic ."göUc fic ücrfdjiingc, sanctus Michael repraesentet baß fic nicht ftürjcn in bic
ginftcrniß: fonbern bcr Banner» tröger, ber h^- SJÎic^acl, bringe fie in baê Ijt- Sic^t, baêbu bem SIbraham cinftcnê ocrfprodjcn haft unb feinen Sta^fommcu.
V. Opfer unb ©cbctc bcê 2obcê weihen wir bir, o .<î?crr! Sîimni bu fie an für jene Seelen, bereu Slnbenfen wir Ijeutc begehen; laß fic, 0 ^crr, Dom Ïobe über» gehen jum 2cbcn, — baS bu , bem Slbraham ücrfpr0d)cu Ijaft ; unb feinen Slad)fomntcn. Diefeê Dffertorium fdheint baê einjige ju fein, meldheê feine urfprüngliche ©ePaU bemahrt hat ; eê befteht nämlid} auê einet Sintiphon, einem Berfe unb ben wieberholten ©(^Iuß= Worten bcr Slntiphon (Quam olim). Der ^nhaU biefeê Dffertoriumê'gUt ollgemein olê fchmer oerftänblidh. Die ©dhwierigfeit liegt in einigen Sluêbrüdfen, ouê benen hetüor^ jugehen f^eint, olê ob bie Kirdhe um ©rlöfung ber Berftor= benen ouê ber §ötle (libera ... de poenis inferni . . . de ore leonis) ober um Bewahrung bcr obgefdjiebenen ©eelen üor bet .^öüe flehe (ne absorbeat eas tartarus;. 9iad) ber ©loubenôlehre be;r Kirdhe fönnen ober bie ©trafen ber Berbammteu meber aufhören nodh obnehmen, onberfeitê finb bie armen ©eelen im gegfeuer ber cnblichen ©eligfeit im §immel gewiß unb fidher'. Sie finb bie Bitten beê Dffertorium olfo ju erflären? Berfud)en irir eS! Die foth. Siturgie gewinnt gerabe baburd) eine befonbere grifche unb Sebenbigfeit ober (toenn man miß) boê ©epräge erhobenfter ^oepe,gboß bie ©eheimniffe ber hl- ©efdhidjte gtetd)fam au§ ber Bergongenheit in bie -©egenmort üerfegt unb fo gefeiert merben, alê ob fte fidh gerabe" fegt, üor unfern Slugen, üoIl= jiehen follten. ©o heißt eê j. B, in ber Slbüentêjeit: „Dhouet ihr Rimmel üon oben", olê ob mir ben ©rlöfer noch enoorteten; am §immelfahrt§toge ridhtet fidh ih"^ an ben §errn, „ber heute gen .Rimmel oufgefohreu iP", olê menn ber mieberfehrenbe 3ohreêtog bcê fir^lidhen gefteS ber Dog ber |)immelfohrt felbp tüäre.
Diefer Slnfchauung gemöfj Pellt pd) nun auch bie Kirdhe
eas in luceni sanctam : Quam olim Abrahao promisisti et semini ejus.
V. Ilóstias et preces tibi, Domino, laudis offórimus : tu süscipe pro animabus illis, quarum hodie memóriam fâ- cimus : fac cas Dóraino, do morte transite ad vitam. Quam olim etc. |
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in iljrem 3:obten=Dfrijimn, felbft wenn e§ fidh um längft SSetftorbene ^anbelt, ftet§ in ben Beitpnnlt i^reS SlbfdheibenS, b. b- fie »erfe(jt ftd^ in ben SJJoment, mo ba§ Sod§ be§ S3er= ftovbenen noch nid^t entfd()ieben ift, Dtelmeljr eben entfd^ieben merben foK. Unter biefen Umfiänben fann, fa muf? fie beten, mie [ie e§ t§nt, o^ne bem Dogma ju no^e ju treten. Die „Dramatif" aber oerleiht bem Dobten=Offijinm nid^t nur etraa§ §od)poetifd)e§, fonbern audb etmaS Erhabenes, ©xoßs artiges unb Erfd^ütternbeS: Die Seben ben merben mit hcilfamer gurdit erfüCt; ben leibenben ©eelen bringt biefeS ®ebet §ülfe, Droft unb Erlöfung. Die Communio enblich lautet:
3)a§ cmincSid)t Icud)te ibnen, 0 §crr, mit beinen Zeitigen in Kmigteit; benn gütig bift bu.
V. ®ic emige 3inl)C gib ihner., 0 §ctr, unb baS emige Sid)t leuchtc ihnen mit beinen ^eiligen inGmiglcit; benn bu bift gütig.
Sludh biefer 5DJeßtheU hat feine urfprünglidhe gorm be= loahrt. Der Jnhalt bebarf feiner meiteren Erflärung mehr.
Die Ehoral me lobieen ber Dobtenmcffe burchmeht ein rührenber Klageton, ein tiefer Ernf^. Slöein tro^bem ift biefer ©efang ohile Düfterheit, unD bie fi(h auSfprechenbe Klage ifi burdhauS nid)t bte Klage ber berâmeiflung. Dettn toie ber Jubel in ben firdhlt^en ©efängen gemilöal ift burd) baS Slubenfen an bie ©d)mad)heit uub Slrmfeligfeit unferer menfd)lid)en Sfatur, fo anbcrerfcitS ber fid) auS= fpie^enbe ©d)merä um bie berftorbcnen burdh bie bernhigenbe .»poffnung auf bie barmherjigfeit beS i;)errn. ~ a)fi3gen bie ©efänge ber Dobtenmcffe mit ihrer munberbareu ©chiiuheit üon unfern ©efangd)ijrcn ohne .§aft unb Ueberflürjuug, üielmehr tnit Slnbadht unb ©ammlung als ein mahreS ©c- fangSgebet ausgeführt merben! ©d)bnen.
l.ßorneStag unb ©dhrcdfenS= ftunbe !
glammenb finft bie Seit ju ©runbe
SJach ©ibi;û' u. Daüib'S aifunbe.
2. ©terne ftnrjen, gelfen fplittern 3u ber Erbentief' Erjittern
Dies irae".
55
1. Dies irac, dies ilia Solvet saeclum in favilla Teste David cum Sibylla.
2. Quantus tremor est futiirus, Quando judex est ven- tiirus
Cnncta stricte discussürus! bor bem 9îidhter in ©emittern.
3. Tuba mirum spargens sonum
Per sepülchra regiönum Cogetomnes ante tlironum.
4. Mors stupöbit et na- tura
Cum resurget creatura Judieanti responsuia.
5. Liber scriptus pro- ferötur
3. Sann in ber '"^Jofaune Done
Dann bie Dobten jeber 3one Er entbietet feinem Dhrone.
4. Sann bie Seiber fidh er^ heben,
Slntmort im ©erichte geben, Dob unb audh Statur erbeben.
5. Ohne ©äumen aufge= fchlagen
Lux aotérna lûceat eis, Dó- mino: cum sanctis tuis in ao- tórnum, quia pius os.
V. Eéquiom aetérnam dona ois Domine, ot lux perpétua lûceat eis.
Cum Sanctis etc. |
In quo totuni continetur, Sirb baS budf), barin bie
Klogen
Unde mundus judicétur, DeS ©eridhteS eingetragen.
6. Judex ergo cum se- 6. Offen jeigt eS, moS üer= débit, brochen,
Quidquid latet, apparébit, bon bem Sîid^ter mirbS ge=
rodhen,
Nil inultum remanébit. Sirb fein Urtheil nun ge--
fprodhen.
7. Quid sum miser tune 7. Seh mir Slrmen, Seh dicturus, unb Sehe!
Quem patrônum rogaturus, ©o id) ohne §ülfe flehe. Cum vix Justus sit se- Sluch bie ^eil'gen jagen fehe. curus.*)
(Sin fehr gefd)a_^tcr ©d)riftftcllcr unferer Sage fagt: „®aS grofjartigftc uub prä^tigfte Sieb ber ^ird)c ift ber ©efottg für bie S;obtenfcicr : ba§ mcltberühmtc unb nie genug bemunbcrtc „Dies irae". 2IU'3gejeid)nct burd) SKajcftöt, (Srhabcuheit unb cr»= fd)ütternbc Kraft tiJnt c§ mic Sonncrf^Uigc in bie Seele. — SJoch jnhalt unb gorm ift biefer .<pi)mnu8 eiu ûoÏÏcnbctcô Kunftluerf; nod) bcm llrt()cil ber Kenner bcjctd)net er mohl baö ööd)fte, mos in biefer Slrt ber *)3oefie jcmalô üom ntcnfcl)lichcn (Sicniuö ift crreid)t morben. ®ic Sd)rccfen bc8 allgemeinen 6)erid)tS, bei bcm all bic ftolje ©itclfcit ber Seit ju Staub uub 3lfd)c mirb, finb in biefem Sobtcngcfange mit fo fdjaurig erhabenen unb granbioiS einfad)cn gemalt, bafj bic ©eele fid) unmilltürlid)
nn bie ^)Jfortcn ber (Smigfeit ücrfej^t glaubt unb fdjon jum SoroitS üon bcm SSch unb ber gurd)t jenes Sngcö ber S)rnngfalc burd)« bohrt mirb."
Sînd) oHgcmciuer Sinnahme gilt nlö ißcrfaffcr ber granjiS» fnncr ^homnä üon (îelano, meld)cr iu ber erften §älftc beö 13. JahvhunbcrtS lebte uub ein greunb beö 1)1. Stifters bcS gronjiS» fnner»OrbcnS mar.
®cr ergrcifenbc ®cfang ift in Scqucnjcnform ücrfofjt unb jmor in gleid)art igen rhi)thtnifd)cu ttitb gereimten Strophen, mic baS „Stabat mator". ®cmi3hulid) mirb eS, Wie oben, in brcijcilige Strophen abgethcilt. Slflcin bie Choral» îlîelubie meift fd)on bnrauf hin," bofj jebeSmol jmei fotd)er Strophen jufammcngchürcn. ®ic 9kime jcid)nen fid) burd) SJoll» tiJnigfiiit unb Kraft auS. — Statt ber lc{ucn .gialbftrophc ift ein befonbercr Sd)Utfjgcfnng, mic bei Sciiucnjcit üblid), augefügt, ber nnd) eine befonbere Chorolmelobic hat.
eJcfungcn mirb baS Sieb ämifchen ber (Spiftcl uub bcm Cüongclium ber îobtenmeffcn nnb jmar ift cS om Siacrfcclcu» tage, am SüccrbigungStagc, beim 3inhrgcbäd)tniffc 58orfd)rift; in ben gemöhnlichen Scelcnmcffcn tanu cS gefungen refp. vejitirt merben. ÏÏJnn jählt baä 2icb bcfjhalb ju bett Scqucnjen, obmohl c8 ftreng genommen feine Seqttcnj ift, (bic ja an ©teile bcS Alloluja.®cfangcS ber gefttoge tritt). GS ift üielmehr nlS gortf fetutng_ bcS StroftuS anfjufaffen. ®cr geneigte Sefer oer» glcid)e bie beiben föcföngc ntit einanber unb übcrjcugc fid), in lueld)' üürtrcfflid)cr Sßcifc boS Dies irae fid) beut îrnftuS i:t= haltlid) anfd)licfjt.
Ueber boS (Srgrcifenbc ber SJiclobic braud)cn mir mohl fein ÎBort ju fagen. 3n meiner Jugenb hörte id) einen fd)lid)tcn î)3rotcftauten barüber iu einer 3Bcifc reben, bic mid) bomolS iu erftouncn oerfejjtc. Selbftrcbcnb hatte jener 3)îann bic im Köl= njfd)ci_i (yrabunlc an jmeiter Stelle obgcbrucfte 2Jiclobic gehört; bie bic crftc Stelle cinnehtncnbc Singmeifc toürbc ihn fid)er« lid) fehr fühl gelnffcn haben.
bejüglid) beS JnhaltcS bcS „Dies irae" bemerfen mir, bo)! bas Sieb in jluei Shcilc jcrfaïït: ber crftc Xhctl (Strophe 1—C) enthält eine Sdjilbcrung beS jüngftcn SCogcS, bic Strophe 7 bilbet beu Ucbergang ju bem jmeiten 2:hetlc(Stropf)c8—l»), tücld)er bic ©efühle uub bitten ouSbrüdt, bic ber lebenbige ®e»
2)ic übrigen Strophen folgen in ber nädhften Siuntmcr
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böttïe an bo§ fchredli^e SOBeïtgeriiSt jebem G^riftcn na^etegt. Sic 33ilten aber bejie^en fiiS theil§ auf ben ©dnger felbft, ttjeilê auf ben SSerftorbenen, für beffen Seelenruhe ba§ Seelenamt ge= halten wirb.
3ur (Srlautcrttttß.
1. Strophe- „jener Sag, ber Sag beê gorneS toirb bic Sßclt in 9lfChe ocrroanbcirt nad) bcm8eug= niffe Saoibê unb bcrSibtjIla. — SteSibl)IIen maren beibnifcf)e Prophetinnen ober SBeiffagerinnen. Sefonber§ berühmt waren bic cr^thrätfcbc unb bte fomif^e Sibijtte, ba biefen Seiben ÏBctffagnngcn über baê üBcItgcricht unb SBcItenbc jugefchrieben würben. Seit bem 13. johrhunbert werben bic Sibl)flen in ber (hriftli^en Ifunft unb befonbcrê in bcr OTalcrci bcn Propheten gegcnübcrgcfteKt. jm d)rtftli_chcn 31Iterthum Wie aud) im ïiïittel» olter war ber ©laube an bic Slcchtheit bet fib^nianifdjcn SSeiê:» fagungen oietfad) oerbreitet. Scr hl- Sluguftinuê führt in feinem berühmten SSertc „über bte Stabt ©ottcê" jwar eine auf ben aSBcltuntcrgang bcjüglidic Stelle ber er^tbröifcben Sibljtlc an; altein er legt biefen Sluêfprücben leinen großen ffierth bei. feiner Stuftet (18. SSuch, ®op. 23) wirb oHcrbtngê nidjt ohne ®runb geglaubt, ba^ au^ außerhalb jfroelê einjelnen ^erfonen jutünftige ©eheimniffe offenbart worben feien; alletn er tabelt cS burdjauë nicht, Wenn jemanb jene üBciffagungen für erbietet halten wollte.
.g)inweifungen bc§ Söntgê Saoib auf bcn SScltbranb am jüngften ïagc finben fi.l) 5ßfolm 10, 6 unb 7; ferner $falm 49, 3; enblidh ^falm 101, 26 unb 27. Ucbrigcnê hat ber Sid)ter wohl nid)t fo fehr an beftimmte ^crfönlichfeitcn gc= ba^t, fottbcru wollte ganj allgemeiu auf bte gcugniffc bcr hei» Ii gen !ßrop^ette uttb juglei(h ber profanen 3nf"nft^ocrfün- bigungcn bejüglt^ beê ©eri^têtageê hinweifen : S a o i b ift bann alê ber SRcpTÖfcntant jener uttb bie Stbt)lla alê bie Dïc= präfcutantin b efcr ju betrauten.
„2:ag beê gorncê" b. i. ÏCag ber Oergeltcnbcn ©crcchtigtcit ©ottcê, welche ftd) in tioKflem Silaße rä(henb auf bic f ünb ige ÜJÏenfihhcit erftredcn witb.
2. Strophe. „Selcheê gittern wirb cntftehcn ' wenn ber IRiditer lommcu wirb, um ?lUc§ genau ju unterfud)en."
Ser §crr fagt fclber: „(Sê werben ge'ihen fein an bcr Sonne, bcm SDJonbe unb bcn Sternen; unb ouf ßrbeu große 2Ingft unter bcn SSölfcrn" JC. (fiutaê Kap. 21.)
Cuncta „9llleê" b. i. ©ebanfen, Sßorte unb Scrfe unb Unterlaffungen bcê'©uten.
3. Strophe. „Sie ^ofaunc, wunberbar er» flingcnb burdh bte ©räbcr bcr (oier) .^tmmelê^ gegenben, wirb Stile oor b c m SC h i " n c (b e ê 3Ï i d)= t c r ê) 0 c r f a nt m e l n."
Ser §crr hat felbft gefagt: „Unb ßr wirb feine Gngcl mit ber ^ 0 f 0 u n c fenben unb mit lautem S Ch o 11 c, uttb fic werben ocrfammeln Seine Vluêcrwöhltcn oon bcn oier 2Binbcn her, con einem Cnbc bcê ^tmmclê biê jum anbern Gnbc.^ (Watth. 24, 31.)
„SBunberbar" (mirum) nennt ber Siditcr ben ^ofauncnton, weil berfelbe nid)t nur an bcn fcrnftcn Gnben bcê GtbbaUê ge» hört toirb (spargens sonum), fonbern toeil bemfelben eine bte Sobteu erwerfenbc Kraft (coget) üon ©ott ücrlichcn wirb.
„Sllle" (omnos) b. h- bic uoch Sebcnben ebenfo toie bie üom Siobc Grftonbeneu.
Saß berSid)ter namentlich in biefer Strophe fehr wirfungê» üoU üoHtöncnbc totale jur Sluêmofung beê 3nhalteê oerwcnbct, wirb bcm auftnerffamen Scfcr nid)t entgangen fein. ÏJamentlid) baê „spargens" fcheint unê fehr gut gewählt, um baê Sd)metteru ber Pofaunc nad)juahmeu.
4. Strophe. „2:0b unb S?otur (S^öpfung) werben ftch eutfe^cn, wann wieber erftehen Wirb baê ©cfchoffcttc (ber2RenfCh)r um Oor bem 3tid)tcr ftd) ju üerautwortcn." — „ïob unb Sïatur" ftnb alê ÏBerfoncn gebacht; beibe gerathen inê höchfte (Srftaunen übet bic Sluferftehung bcr Sobten: ber „Sob" muß ftch wunbern, toeil auf bcn 5f?ofauncnruf bic 9Jicnf(hcnleiber jum Scbcn jurüd« {ehren, wclcbc er fich (bem Sobe) für immer Oerfallen glaubte; bie „Sïatur" onberfeitê, weil fie ^JZcnfchcu erftehen ficht auê bcr |
SScrwefung, ber fonft nur ntcbrigeê ©ewürm cntwächft. — „creatura" ift ju crgänjcn humana: bie ®?cnfthentreatur.
5.Strophe, „©tn gef d)rtcbc ncê S3uch wirb gebracht Werben, in bcm Sllleê enthalten ift, worouê bie SlDlcnf(hheit gerichtet werben foll".
Stpfer î'crê mit feiner bilblidöcn Sarftcltung bcr 9111» W i f f c n h e i t beS 5Rid)tcrê, betn aUe unfere ©ebanfen, $3ortc unb ïBcrtc fo biê inê Slcinfte bcfanitt finb, alê hätte er barüber genaue 9îotijen geführt, ftü^t fid) offettbor auf cinc'Steüc auê bcr ©eh. Offenbaruttg bcê hl- 3ot)anncê : „Unb id) fah bie Sobten, bie großen unb bie fleinen, ftehenb oor bcm S!)rone; utib Söüdher irurbcn aufgcthon; unb ein an bercé Sud) toarb aufgcthan, wcl^cê ift baê Sud) beê Seben ê. Uttb bie Sobtcn wttrbcn gcri(htct betn gemäß, waê in biefen Süihern gc= fd)ricben ftaitb, nad) ihren SBerfcn." (Dff. 20, 12.)
6. Strophe. „®enn a l fo b c r 3îiih ter ju ©er i^t fi^t, bann wirb, waê immer ocrborgen ift, offenbar, unb 9îichtë wirb ungcrä^t bleiben."
Sa bcr 9îid)tcr allroiffenb ift, fo muß (ergo) in biefem fd^rcdli^cn ©erid)tc aud) baê SSerborgenftc an'ê Sageêlicht fommen. — „Sedebit": Si^enb übt bcr 3îid)tcr fein 9lmt auê. Cffenbar fotl bic fi^cnbc SteHung hinrocifcn auf bic mnjcftätifd)c Roheit unb SBürbc bcê allmächtigen, aUwiffcttbcn unb unenblid) gcred)ten ÜBcltcnriditcrê.
7. Strophe. „33aê werbe i^ 9ler,rtftcr bann üor» bringen? 3Seu alê gürfpre^ er (Sndiroaltcr) anrufen, ba bcr ®cred)tc foum ftd)er ift?" — Siefc Strophe leitet, toie fd)on bcmcrtt, ju bcm jwcitcn Sheile über. 2lngcfid)tä bcr großen Strenge bicfcê ©criçhtcê fühlt bcr 3Dîcnfd) nitr um fo Icbenbigcr feine Slrmfctigfcit, feine Sünbhaftigtcit — uttb gerabe bicfcê fd)mcrjlid)e ©cfühl brnngt it)n ju bcmütl)iger Selbftanflagc, bic fid) jmar bcr ©nabe für unwürbig erflärt, aber bennod) (wenn au^ ni^t ohne gur^t) auf ©nabe hofft.
„Quem patronum" : bic gürbitte ÏRaria'ê uttb bcr ^eiligen hilft unê nur in biefer 3eitlid)tcit, fo lange bic Prüfung bauert. ©Ott erhijrt j c ^ t gern il)rc ©ebete; aber unfere eigene OTit" toirfung muß htnjutommcn. Saffcu wir cê baran fehlen, fo würbe unê im ©crichte feine gürfprnd)c retten fönnen.
„Cum vix justus" : ®eun felbft bcr © c r c d) t c „lau m" befteben wirb, b. h- wenn felbft ber ©crc^tc in 9tngft unb Sorge fein muß: um wie oiel mehr id), wenn id) tnciner Slrmfcligfcit gebcnfc? (gortf. folgt.)
Der Ijeilige |)ap)l (Tregor 1. Ux dörope»
IV.
9?odh einer Unterbredhung, bie etwaS länger getoorbcn, als toir wünfdhten, fahren roir nun fort in ber Se'dhnung beS begonnenen fleinen SebenSbilbcS jeneS großen görbererS ber 5?iTd)enmurtf. ©he mir inbeß nod) boju übergehen, bie Berbienftc ©regorS auf bem ©ebiete ber h^- Slinfif^ bor= julcgcn, müffen roir oltf einen ber fd)önftcn ©belfteine in feinerBcrbienftfrone hintoeifen: bie Befehrung ©nglonbS jur foth- ^tr^e. 2Bir benfen nämUdh, boß unfere Sefer ft^ utn fo mehr jur Berounberung unb Berehrung h'n9e= jogen fühlen müffen, je mehr fte erfohren, toeld)' große ßiele in bcr 9iegierung unb 3luSbreitung ber ftHrdhe ber ^.ßopft fid) gcftedft, unb roie er tro(j oller 3)]üherooltung feines opofto= lifdhen ?lmteS Bett unb i?roft fonb, utn bem heil, ©efonge jene berounberungSroürbige ©orgfolt unb Pflege jujutücnbcn.
Die römifche ^rooinj Br'itonnien, roelche h^he^ , «Q^ 9?orben hiuoufging, olS boS heutige ©nglonb, mar dhriftlith feit ber geit, bo ©onftontin ber ©roße burdh feine Befchrung (313) boS ©hriftenthum jur heici^f<henbcn 9teUgion beS römifdhen SJeithcS gemodht hatte. SllS p ©übe bcS 4. unb im Anfange beS 5. johrhunbertS Britonnien üon ber finfenben 9)?adht beS römifdhen ^RcidheS feinen ouSretdhenben |
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ïl)teït, fahen bte Sriten'ficb genötbigt, fid) fet6|î mit ben SBaffeit in beï §anb gegen bie ©eeräuberel ber ©acbfen unî) gegen bie Sarbaren ©cbotttanbS unb JrïanbS jn »er^ theiDigeu. Ja ber rBniifdhe Kaifer .'ponoriuS erfannte ge= raiffermaßen bie Unabbängigfeit Sritannten§ an, unb baS Sanb iDurbe tion ben Sifcböfen, ben ©bleu unb ben ©täbten regiert. ©0 ging Sritannien ft^on itn Ja[)re 449 für tininer bem rijmif^en 9îeidhe »erloren. ®ie 6 'fjrotjînjen löften ficb in 33 Don einanber unabhängige §errfd)aften auf, ble in btel= fache 3®ifte tniteinanber geriethen. étner ber Häuptlinge rief bie fächfifd)cn Seeräuber ju .'pülfe, roeldje inbeß immer neue ©chaareu üon ©tamuteSgenoffen au fid) jogen unb fchliejjlid) bie Sriten auê bem Sanbe fagten. Die fiegreichen ©ermanen (®eulfd)en) bie man inSgcfammt Sin gelfa ch f en nannte, grünbeten 7 Ki3nigreid)e ; baS Ghriftenthum aber rotteten fie gänjlich auS, fo baß ble Sifd)ijfe mit ihren ^eillglhümern In bte Serge Oon 2öale? ober in bie Sretagne (graiifreich) fliehen mußten. ®rft J50 Jahre nad) gefl= fet3ung ber toilben ©ad)fen In Gnglanb gefd)ah ber erfte ©chritt JU ihrer Sefehrung burd) unfern großen '^apft ©regor.
SllS er einft, ba er ben opoftolifdien ©tuhl noch ntd)t befticgcn hatte, auf bent ©flaoenmarfte ju 3îont einige Jugenbltd) jchiJne ©eftalten tnit langen gelben Soden erblidte, fchmerjte ihn ber ©ebanfe, baß fie ben; 9îeid)e ber gtnfterniji oerfaKen fein foHten, unb er frug: „S3ie heißt euer éolf?"
— „Die aingeln." — „Ja, (Sngel, ©cnoffen ber (Sngel, follt ihr toerben. UnD euer Sanb?" — „Dcira."1) — „SluS bem ^oxn foflt ihr errettet merben. Unb euer Ki3nlg?"
— „©üa." — „äldelnja foDt Ihr fingen lernen." — Ilnb ©regor faufte bie Jünglinge unb ließ fie auëbilben; er faßte batn'alS fogar ben ®ntfd)luß, felbfl nach Gnglanb ju gehen unb bem Solfe ber 2lngelfad)fen ben ©lauben ju prebigcn. SlQeln ber bamallge '>J3apft l^elaglnS gab e§ ni^t ju, toetl er feiner ju nothtoenbig In 9îom beburfte. —
31l§ ©regor aber ben 1)1- ©tnljl befticgen hatte, toar ©nglattb ein ^auptgegcnftanb feiner .^-itrlenforgc. 2lu§ betn oott ihm gegrünbeten Klofter oon ©t. Shtbren fanbte er im Jahre 596 ben ^.propft SluguftinuS nebft einigen anbern aJJöndhen nadh ©nglanb ab.
âlô aber SluguflinuS unb feine ©efährten nadh einer mehrtägigen 9îeife inS granfeulanb gefotntuen toaren unb ihnen bort ntd)t nur ble ©efahren ber ©ecreife, fonbern aud) bie grimmigen ©itten ber Slngelfad)fen red)t grell gefd)ilDert mürben, entfanf ben ©laubenöbotcn ber SJJutl). ©ie fdhidten ben SluguftinuS jurüd nach ^îoi"/ m» ben ^|5apft ju bitten, er möge fie nld)t fDld)en ©efahren ausfegen. Slllcin ber •-^opp blieb feft unb befahl ihnen bte 9îetfc fortjufegen. „Biehet nur muthig OorinärtS, rief er, ©ott f^ügt eud); ber Sohn beS Rimmels martet euer!" |
Der ©runb, toeSmegen ber ^13apfi übrigens barauf red)nete, baß feine ©efanbten nicht all^u fd)led)t mürben auf= nomtnen toerben, fd)eint ber Umftanb geioefen ju fein, baß ber König ©thelbert Oon Kent (elneS ber obenermähnten 7 Königreidhe) mit einer Ghriftin auS bem fränfifd)en KönigS-- haufe oermählt mar. ©obalb baher Slugußin auf ber Jnfel Ühanet im Königreidhe Kcnt angelangt toar, fdhidte er frän- flf^c Dolmetfd)er an ben Köittg; "benn bie granfen unb ©adhfen rebeten einerlei ©pradhe, mährenb Sluguftin nur bie lateinifdhe ©prad)e oerftanb. König Gthetbert ließ ben ©laubenSboten fagen, fie mö^ten ihn auf ber Jnfel Dhanet erwarten, er werbe fie aber Injwifchen mit aOem 9iDthwen= bigen Oerfehen. aBirflich fam ber König, um bie „frohe Sotf^aft" (©oangelium), Die fte für ihn mitgebiadht hätten, felbft" JU üernehmen. Da er fie aber für ^auberer hielt, fo getraute er ftdh nid)t unter ein Dad) mit ihnen ju treten, fonbern er empfing fie auf freiem gelbe unter einer „heiligen" (Sidie ftgenb unb umgeben üon ben ©roßen fetneS 9îel"(heS. Ju '^3rDjeffiDn mit üorgetragenetn Kteuje unb mit bem Silbe beS ©efreujiciten auf einer îafel, 'iPfalmen unb ^tjmnen fingenb, nahten bie 5[)Jönd)e betn Könige. Diefer ließ fie nieberfigen, uub nun erflärte Sluguftiu bem Könige unb beffen Segleitern bie Sehre beS GhriftenthumS. -Jcadh ben Ü}jittheilungen beS Sifd)ofS ©regor üon DourS fprad) er ungefähr golgenbeS': „ïöir ftnb oon bem loeiten 9îom herübers gefommen, um bid) ju belehren, wie bu nld)t allein hier auf ©rbcn, fonbern audh nadh bem Dobe nod) glüdliiher herrfd)eu unb bie .Krone ber Unfterblid)feit erlangen fannft, toeldbeS GhriftuS ben ©läubigen burd) feineu Dob enoorben hat. — Dann fprad) er üon bem llebeüollen 9?athfd)luffe ©OtteS jur Grlöfung, üon Ghrifli Dob, feiner Sluferftchung, _ .S^iinmclfahrt, üon feiner Söieberfunft jnm ©erid)te. Gr fprach begeiftert oon ben Sunbern Jefu, jum Sewelfe feiner gDtt= liehen Sehre; tote bie .Reiben überall ihre ©ögen oerworfen unb baS Ghriftenlhum angenommen hätten. Gr fd)loß Inbem er fagte, ©regor, ber oberfte §lrt ber d)rlftlidhen îQelt, habe fie hergcfanbt, toeil Ihn bie gürforge für bie dhrlfUtihc §eerbe abgehalten hätte, felbft herjufomtnen unb für baS ciotgc Sohl beS Königs ju forgen.
Der .^önig Gthelbcrt antwortete auf ble SluSführungen beS SluguftinuS, baS ©efagte fei redht fdhön, aber er ücrmöge nidjt auf einmal aufjugeben, waS er mit feinen Slngelfad)fen fo lange geglaubt habe; „toeil ihr aber auS toeiter gerne unS aufgefud)t habt, um unS baS ju geben, toaS ihr felbfl befigcf unb für baS Sßahre haltet, fo fcheint mir biefer euer Glfer uneigennügig ju fein. Jd) toill eud) baher nidht entgegen fein, fonbern SllleS reid)en laffen, toaS Ihr bebürfet ; id) toill eud) aud) an eurer S^^eblgt nid)t hinbern; befehret alle, bie fich ^on eudh befchren laf^fen woHcu!"
Die Slrbelteu ber ÏÏDîifj'ionâre loareu fidhtlldh üom ©egen ©OtteS begleitet, benn ber König Gthelbcrt felbft befehrte fid) fd)on 'im erpen Jahre unb mit ihm 10,000 Slngelr faffen, unb nun crfdhloß pdh ben ©laubenSboten cht König= rei^ nad) bem anbern. 'i^app ©regor aber leitete oon 9îom auS ben ©ang ber SDîlfpon ; er toarnte üor jeber Uebereilung unb üor jeber" ©cwallthätigfelt j. S. üor ber ßerpörung ber heibnifdieu Dempel, jutnal toenn biefe in d)rlplid)e ©otteS« hänfer umgewanbclt werben fönnten. Ja, nidht einmal ble Opfertnahljeiten, toeldhe nadh heibnifchem SîltuS üblidh gewefen waren, feilten üerboten werben; eS follte ihnen oielmehr bie gärbung üon Danffeften für ©otteS Sohlthaten gegeben toerben. — Den âlîifponarcn würbe üon ben toilben ©àdhfen ein nennenSwerthcr aSiberpanb nidht geleipet; eS toar, als menn ihr Drog gebrod)en unb ihr ©emüth für bie Sehre beS §eilS lonnberbar bereitet werben toäre. „Der alte èlaube hat feine Kraft mehr," rief ein DberprIePcr bem Könige Gbwin üon 9îorthumberlanb ju. Gr toar eS, ber auf einen jum Serbrennen bepimmlen Dempel bie erPe Sanje toarf. 2ltS baS Solf aber Paunenb fah, baß fein heiliges geuer ben greüler ergriff, toar berSlnbrang jum Daufbrunnen fo gewaltig baß 'Paulinus, weldher fpäter ber erpe Sifdhof Oon ^^orV |
1 ira ju bcutfd): ^orn.
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rourbe, 36 Doge long h'^te^einonber ununterbrochen bo§ ©ofroment fpenben mußte.
jm Stnfonge be§ jobreS 598 hatte SïuguftinuS, ber unterbeffen bon einem frontifchen Srjbifdhofe bie bijcböfliche ÜBeihe ouf ©efe^I beê ^oppeS eTbotten hatte, jroei éefanbte 'noch 9ÎDm gefdhicft, um bem ^opjte bie freubige Botfchaft über üllc§ bo§ mitjuthcilen, roa§ fi^ in ©nglanb biëher ereignet, unb ihn bann ouch über einige fünfte um 9îûth ju fragen. —
Die greube be§ ^apfleS erhellt ouS einem Briefe, ben er fofort bem ■^?otri..rdhen @uIogiu§ Oon 2llej:anbrien fchrieb : „Der Bote, melcher beine Briefe mir einhänbigte, fonb mi^ fronf unb hat mich fronf oudh wieber oerlaffen. Um Dir Deine Siebe ju oergelten, melbe idh Dir, boß bie englifche 9îation, rocïdhe bis'hcr Bilbcr onbetetc, bie au§ §dIj unb ©tein gemodht maren, unb iu ben ginftcrniffcn be§ Unglaubens faß, burch einen DrbenSmouu, ben ich bohin obgeorbnet habe, unb ber auf mein ©ehciß im gronfcnlonbe jum Bifdhof orbinirt murbe, befchrt roorben ift. ©ben empfonge idh eine neue Botfdhaft oon bem glüdEOdhen gortgongc feiner Bemühun= gen. ©r unb feine Begteiter ocrridhten'fo oiele Sunberbinge, boß fte gleidhfam anberc apoflcl geioorben finb 2c."
Der heit. '^3apft freute fidh "felbftrebenb, boß Sluguftin neben ber Schrgobe oud) bie Jîroft ücrlichcn roor, 9Bunber= thotcn ju ocrrichten; allein er erïonnte barin oud) eine ®efahr für ben bemüthigcn ©inn feines ©dhülerS. Durd) üöterliche ©rmohnungen fuchte er berfelben ju btgegnen. 3'iad)bcm er ihm in einem ?lntroortfdhreiben feine greube über beu he^T^- lid)en ©rfolg ber ÜJliffionSorbciten ouSgefprodhen, roornt er ihn üor eitler Ueberhebung. Bei aißcm, rooS er öußerlidh unter ©otteS Beiftonb üerrid)te, möge er fich felbft prüfen unb ftd) boron erinnern, boß biefe ©nobengaben ihtn für boS ju befchrenbc Bolt unb fcineSroegS für feine eigene ^erfon ücrlichcn feien. üJïofeS (fdhreibt er), bcr boch P ^en ©r= roöhltcu gehörte, rouriDe bei oüen 2ßunbcrn, bie er mirfte, an feine ©dhulb erinnert: roie fehr müffen toir olfo fürdhten, bie roir unferer ©troöhlung nodh immer nidht ganj geroiß finb! 2lud)Berroorfene lönnten (noch 3)ïatthöuS 7,22) Sunber thun: borum möge Sluguftin burdh ben ©ebanfen on aCleS bicfcS feinen ©eip in Demuth beugen, ohne ober fein ©ott= üertrouen ju üerUercn, roclcheS eben burd) bie Dhnuth geftärft merbe.
^urj, ber unüergänglidhe 3îuhm ?lugufiin'S, beS erften ©rjbifchofS üon ©onterburt) unb beS SlptiflelS üon ©nglonb, fällt fchließlidh mieber jurüdf ouf ben unüerglcidhlidhen "^^^opft.
©dhön cn.
ÜlojarfB fob «nb ßt^tMifi |
©in geiftreidher norbbeutfdher ^ritifer fom fürjUd) ge= legcntUdh ber Befpredhung ber ScbcnSfdhidffole berühmter ober ormer unb f. 3- tu großer Bcbrängniß Icbenber Donfe^er oudh auf äJJojort ju «ben unb äußerte bobei, nodhbem er bie UnmögUdhfeit, foldhen Seuten ju helfen, borgethon ju haben glaubte, boß auch SDJojort, toenn man ihm heute 1000 DhU. gefchcnft, morgen meitere 1000 Dhlr. ©dhulben gemadht hätte. ©S ift nidhtS "unrichtiger unb unroürbiger, benn 2)?ojort olS einen leidhtfinnigen, friüolen ©efellen hiniiuftellen. Diefer größte unferer Donfe^cr ücrbrodhte fein furjeS, unb boch für bic (Snlroidtlung ber .^unft fo fru^tbor unb fcgenSreich ge= IPorbeneS Seben in unouSgefeljter ongeflrengter Slrbeit. DoS bemeift einfodh ein BUct in boS Bcrjeidhniß feiner Scrfe, roeldheS über fiebenhunbert 9îutnmern aufjohlt. Slber Ülïojort toar nidht allein ein cmfiger, uncrmüblid) fd)affenber ^îomponift, er roor oudh ^îlooieroirtucfe unb 33îufitlchrer. Ser roiH eS ihm üerbenfen, toenn er boS Unterridhtgeben nidht als ©cfdhäftSfochc betrieb? ïücnn er überhaupt fein ©efdhäftSmann toor? Dcßhalb broudhtc er nod) immer fein Bcrf^toenber unb ©dhulbenmochcr ju fein. Dhotfodhe ift nur, boß ihm, toie fehr üielen großen unb geiftig hod)bcbeutenbcn Slîânnern," feine jahlreidhcn Slrbeiten nid)t fo üiel eintrugen, boß er onftäubig (nidht lujuriöS) unb forgenfrei (nidht in 9îeichthum unb Ueppigfeit) leben fonnte. aj'jöglidh, boß ihm mit 1000 Ühlïn- "'cht geholfen geroefeu toäre, ober ft(hcrUch hätte er eine foldhe §ülfe, roäre fie ihm einmal geroorben, toeber ücrtrunfen, noch üerfpiclt. ^2lbcr toer ift benn überhaupt geneigt, einem ©^riftftcller, einem Did)ter, einem Donfcfjer, roenn er in 9foth unb ©orge ift, ju helfen?
2)îojart, ouS unbctnittclter âlîufifcrfomilie flommenb, fom, nachbem er feine gonje jugenb auf S'unftreifen üerbrodbl hatte, bereu ©rträgniffe bie DogeSbebürfniffe beS eUerUdhcn ^oufeS toieber oufjehrtcn, arm unb nur ouf fein Dalent ongeroiefen, olS funger SDîann nod) 2öien. ©r badhte ni^t boron, ohne einen (&3ulbenf(heiu iu bei Dafdhe ju haben, ftdh in einer '^Proditctoge cinjumicthcn, unb boju beging er ollcr- bingS bie „Unflugheit", ein ormeS Stäbchen ju heirothen. Slber: „roo fich ^J^id)tS mit ^fidhtS ücrbinbct, ift unb bleibt bic ©nmme flein", fingt Sfocco im gibeUo, unb fo fom eS oud) bei DJÎojort. ©eine Slrbeiten tourben mit ben benfbor niebrigftcn Honoraren bejohlt, unb bie reidhen funftfreunbc, bie ©önner, bte mufifoltfdien geinfd)tnedCcr beuteten fein fel= tcncS mufitolifd)eS Üolcnt unoufhörUch, ohne ju erröthcn, ouS.
Der 3}Jûun olfo, ber aiîiUionen üon 9}Jcnfd)cnherjcn burd) bie a)M)t, ben 9îcij, bie jouberhofte ©d)önheit feineS ©pielS cntjüdEte, üerlebtc in ber glonjüollen, rcidjcn Jîoifcr- ftabt ein gebrücfteS, forgenüoHeS Dafein; oft fehUe eS in feinem .§ou"fc otn Slîothrocnbigften. Umfonft foß er 9'Jäd)tc hinburd) otn ©dhrcibtifdi, feine emigen DJîelobiecn in fliegenber |)aft oufS ^^3opier rocrfenb. jhtn trug fein unfterbU^er Don juon foum fo oiel ein, olS einem olS SWeifter gcpriefcncn, jebenfallS praftifd)eren äJhtfifcr unferer 3ett ein jeber Doft feiner mühfotn herüorgequältcn Donfä^e. SWjufrühe moren in folchcm 9îingen mit einem elenbcn ©efdhiJc unb füntmer- lidhen Soofe feine Gräfte crfd)öpft. jhn, ber bie Seit tnit ben hcrrUd)ftcn ©oben überreif bcfdhcnftc, ihn, ben SiebUng feines BolfeS, boS ihn in feiner befannten Dottfborfeit foft ^ungerS fterben Ueß, fe^en toir, fünf unb brcißig johre alt, nod)bem er nodh im juU 1791 bie „3ouberflöte" unb „DituS" fomponirt hotte, je(jt im Dftober unb 9Joüember mit ongeftrengtcm gleiße an feinem 9îcquiem arbeiten. UnheU-- boreS ©icdhthutn hatte ihn bereits erfoßt, bie trübftcn ©e- bonfcn fidh feiner bemäd)tigt. Dbroohl feit bem 20. 9Roüctnber fchon bettlägerig, ftrebte er bod) mit fteberhofter Ungebulb, feinen ©d)rooneiigefang ju üoUcnbcn. SllS bie gefchroollcnen ^änbe ihtn nicht mehr geftotteten, bie geber ju halten, bif= tirte er feinem greunbe ©üßmatjr bie legten üon ihm her= rührenben ^heile bcS unftcrblid)cn ScrfcS jn ber üom britten jum üierten Dejember hatte fidh bie .fi'ronfhcit jum hödhftcn ©robc gcftcigert. Dennod) faß IDÎojart, nodhbem er fidh îaum ctrooS erholt, roiebcr im Bette unb ücrftänbigte fidh mit feinem 2«itarbeiter über bic gortführung bcS ÜtcguicmS. Da traten ^îodhmittogS jroei Uhr alle Uebe greunbe bei ihm ein, bie ©änger ©chocf, §ofer unb ©erl. jn trauter Seife |
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fangen fte bte fertig geiüorbenen Ehöre, SDJojart 311t, .^ofer Denor, ©c^acf ©opran, ®erl bafj. ©üßinatjr fajj nin Ktaoier. 6ie iDoren bis ju ben Sorten huic ergo parce im La- crymosa gefommen, bei beren Sfieberfc^reibung ber von innerer Ergriffenheit bebenbe SDJeifter einige Dage tjor^er bie geber anS ber §anb legen muffte. 2Iuch jefet erfchütterte ihn baS ©ünbenbefenntniß unb ba§ glehcn um ©nabe iDteber fo fehr, baj3 er Deiftummenb ba§ SJotenblatt fallen ließ, fein Slntli^ mit ben §änben bebetfte unb in einen ©trom heifjer Dhränen ausbrach- Die greunbe üermo^ten ihn faum mieber JU beruhigen. Diefe Slufregung terf^limmerte feinen ^uftanb in bebenflichflet Slrt. Die Hoffnung, betn Seben mieber jurücf= gegeben ju merben, SJJojart felbft längfi fchon aufge= geben. ES toarb jeljt ein ©eiftlidher üeranlafjt, bem äJJeifter in ben fpäten 9ia^mittagftunben bie legten Drijftungen ber 3Jeligion ju fpenben; ebenfo fonnte ber Slrjt nur nad) bringenbem bitten ju einetn legten befudhe veranlaßt merben. ©eine berorbnungen, falte Umfd)läge auf ben glühenben Kopf, vermehrten aber nur bie Seiben beS Kranfen unb raubten ihm baS bemußtfein. Slengfllich bltclten bie Um= ftehenben auf ben regungSloS liegenben geliebten 2)?ann. Enblich jeigt eine rhi}thmifd)e Sippenbeivegung unb baS 2luf= blafen ber Sangen, baß fein ©eifl mit einem '^Jaufenmotiv aus bem Slequtem befchäftigt ifl, Um bie ?))HtternachtSftunbe richtet er fich nodjmalS auf, bie meit geijffneten Slugen ftarren glanjloS in ben matterheüteu 9Jaum, bann finft fein tnübeS §aupt in bie Kiffen jurücf unb fehrt fid) ber Sanb ju. ©d)lummer feffelt feine fich nie mehr bem Sicht erfd)lteßenben Slugen; gegen 1 Uhr flanb baS große .'gerj ftill.
Slm aiiorgen erfchienen ernfte Wänner, bie ben ftarren Körper mit einem fchmarjen, von ber Dobtenbruberf^aft ge= lieferten Dud)gemanbe befleibeten unb auf eine bahre, neben feinem nun Verflummten Klavier, nieberlegten. Die Drauer= funbe verbreitete fid) bli^fchneU in aüen bevölferuugSfreifen SienS. Silien fehlen plö^lich bie bebeutung ber fünftlerif^en ©enbung beS Heimgegangenen flar ju merben. DaS fleine KaiferhauS, in bem äjfojort ftarb, unb bie 9?auhenfteingaffe, in ber eS lag, ftellte ben ganjen 5. Dejember hinburd) baS bilb einer auf= unb abmogenben gebrängten ajfenge ftill trauernber ober laut flagcnbcr 2JJenf^eu bar.
Einer ber erflen, bie im Dtauerbaufe erfchienen, toar ber reiche ;perr baron ©ottfrieb von ©ivietcn, i^räfeS ber faiferlid)en bibliothef, ©ehcimrath u. f. m., ein befannter .Kunftmäcen, loenn eS fid) um fchöne Sorte hanbelte. Er hatte Von 3)lojartS begabung ben rei^ftcn Dribut gejogen. Senn er ihm bie ©nabe ermieS, ihn hie unb ba jum Slbettbeffcn JU laben, ließ er fidh halbe SJädhte Von ihm vorfpielcu. Diefer fehr fluge Kunftfreunb fanb bie arme Eonftanje, 5UJojaftS Seib, in bebenflichftetn 3"ftanbe. berjmeiffung hatte fte er: faßt unb lüiberftanbSloS übermannt, ©ie ivoUte mit bem ®c= liebten gerben, von einer Drennung von ihm nid^tS h^^en; um mit feinem töbtUd)en KranflieitSftoff ihren Körper ju vergiften, hatte fie fich in baS Sager gebettet, auS bem ber berflorbene foeben entfernt morben mär. Unfägli^e 9)?ühe foflete eS, bie fchmer Kranfe ju bctvegen, baS §auS ju Ver: laffen; bann unterfud)te ber baron bie vorhaubenen baar= beftänbe; 60 ©ulben 8 Kreujer. Daju fam ein befolbnngS^ refl von 133 ©ulben 20 Kreujer. DaS gefammte Jnventar mod)te 400 ©ulben loerth fein. 800 ©ulben ioaren als vet: lorene Darlehen gebud)t. DaS ganje bermögen beS großen Dobten betrug faum fo viel, als ber betrag, ber heilte für ineS feiner äutographen bejahlt mirb. Der funflbegeiflerte baron bered)iute fogleiA, baß man für baS biüigjle begräb niß, eines britter Klaffe, forgen müßte, mofür im ©anjen fammt bem einfadhfien ©arg, ber in ein allgemeines ©rab auf bem ©t. äJfai'er griebhof eingefenft merben follte, 12 ©ulben ju jahlen ioaren. Der vornehme ©önner, nodh baju ein JunggefeHe, ber feiner gürforge ivegen mohl auch in ben ßeitungen unb von ben biographen gepriefen lourbe, fanb außer bienftfertiger berfügung feine ü}?ittel, feine funflbegeiflerte Danfbarfeit burdh hilfreicheren uub mürbigen SluShtttdE ju bethätigen! |
bereits auf ben Dag nadh i'em Slbleben 33?Djart'S, alfo auf ben 6. Dejember 3 Uhr murbe bie beerbigung fejigefe(jt. Die Kürje ber 3eit unb bie Slermlidhfeit ber berh'ältntffe ge= ftatteten feine Draueranjeige. DaS öffentlid)e berjeidhniß ber in Sien ©ejlorbenen veröffentlidhte nur furj:
„Den 5. Dejember. Der mohlgeborene §err Solfgang SlmabeuS ÜJJojart, f. f. Kapedineifter unb Kammer--Kompo= fiteur im flein .KaiferhauS 970 in ber ÜJaudhfteingaffe; am ht^tgen griefelfieber, alt 36 Jahre."
ES mar ein trüber Dag, ber 6. Dejember, an bem S)?DjartS fterbliche 9fefte in bie Erbe gebettet iverben foHten. ©raue, fchmere Sölten bebedften ben ^immel unb entluben fich fdhauernb in faltem Siegen unb eifigem ©chneegeflöber. Dodh bie menigen greunbe fanben fich pünftlidh um 3 Uhr unter ber KapiftranSfanjel ber nörblid)en KreujfapeHe beS ©t. ©tephanSbomS ein, um ber fird)üdhcn Einfegnung beS ©arges unb feineS fltllen bemohnerS beijumohnen; bann folgten fie bem Seichen,vagen bur^ bie große ©d)ulergaffe, im ©anjeu 5 'IJerfonen: ©ivieten, bie Kapellmeifter ©alieri unb Siofer, ©üßmai}r unb ber Eeüift DrSler. ü)fit madhfenbem Ungeftüm praffelte bie falte gluth auf bie SJegenfd)irme. Darf man fich munbern, baß bie ©uten um ihre t'heure ©efunbheit beforgt mürben. Slm ©tubenthor hielten fie furjen S?ath, bann eilte "jeber beflügelten ©dhritteS heimmärtS.
Dhne jebmebcS ©eleit gelangte ber Sagen jum grieb-- hof. Dort marb eine große ©ruft, ein SKaffengrab, baS alle 10 Jahre mieber geräumt ju merben pflegte, geöffnet, in bet bereits viele Sinne unb Elenbc Slufuahm'e gefunben hatten. ü)}an gefeilte ihnen tDott= unb fangloS ben großen Dobten bei. Slls baS Setter fid) mieber geflätt, fanb fleh fein greunb Veranlaßt, fein bemunbetet, feinet von benen, füt bie et gc= arbeitet, bie er mit unvergänglid)en ©aben befd)enlt hatte, feinet betet, bie fich an feinen Setfen bereichert hatten, aud) nid)t bet ehrenmerthe ©dhifaneber, bem et burdh bie ßauber^ flöte glänjenb emporgeholfen, baS ^tä^d)en aufjufucheu, mo man ben hohen 3)Jeiftet hinsebettet, unb feine atme, vom tiefften Schmetje gebeugte grau lag noch modhenlang fdhmer batnieber. SllS fie ein greunb ihteS ©atten, ber ©äuget J. Deiner, erinnerte, bodh ' ^'e Siuheftätte bcS Slbgefchiebenen butdh ein Denfjeid)en fcnntlidh ju madhen, maren bie 49 ©ulben 30 Kreujer, bic ihr ber brave §ett von ©mieten nadh Slbjug ber begtäbnißfoßen ehtlidifl eingehänbigt hatte, längft verjehrt; müßte fie bod) audh für ihre jmei Knaben fotgen. SllS fie cnbUd) im ©tanbe mar, geleitet von einigen befanntcn, ben Kirdhhof ju befudhen, mar bet alte Dobten= gtäbet geftorben unb ber neue mußte nidht ju fagen, mo man beu „Sjjufifanten" 9}iojart hingelegt.
Deutfchlanb fennt bie ©tätte nicht, mo ber größte feiner Komponiflcn, bet größte Donmeifter, ben bie Seit überhaupt jc gefehen hat, ju emiget Sluhe gebettet murbe. (SJ. iüJätg.) |
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^imftfrttifcr. 'ü)?an erjählt toon bem berühmten franjö^ fifchen Suftfpielbtchtet llioltère, baß er feine ©tücfe feiner ajïagb üorlaê unb nur ba§ fïeben ließ, roaS biefer gefiel unb fte jum Soeben jtóong. Jn öbnlicber Seife bebiente ficb ber berühmte italienifdhe Dperncoinponift Sim orofo (f 1801) be§ UrtbeilS feineê Sebienten unb jroor ouf folgenbe Seife: Gtmorofo tonnte häufig nicht fd£)lofen unb fobalb er ouf= mo^te, tlingelte er feinem Sebienten, ließ fid^ SidE)t bringen, unb fegte fid^ on boê Klaoier. Der Sebiente moOte bodh, Db= gleidt) ein ebenfo großer üJfufifenthufiajt, mie fein §err unb mie fofi olle Kinber Jtalten§, lieber fchlofen olê juhören, unb mochte fidh'ê, fo gut e§ gehen mDÜte, in einem Sehnftuhl be-- quem, um bo feinen ©dtjlof fortjufegen, biê ihn fein §err mieber fortfdhidfte. ©o lange fidh Seberigo eine gute Soge im ©tuhle ouSfudhte, prälubirte ©imorofo. ©oh er ihn ober nohe am ©nfdhlafen, fo überließ er fidh, bo§ 5luge auf ben Sehn-- fiuhl geridhtet, gonj bem geuer feiner Segeifterung. Surbe ber ©dhläfer nur burdh bo§ ©eröufdh beS jnftrumenteS ge= fiijrt, fo gäbnte er, behnte bie Slrme unb fudhte eine günftigere Soge, unb (Eimorofa murmelte, etmaS oerbrteßltdh, in feiner ajïutterfprache: , Capisco, Federigo, ci5 è morto, scolo- rato, senza vigore; ma un poco di pazienza!" (Jdh begreife, geberigo, ba§ ift tobt, forb^ unb froftloS, ober nur ein menig (Sebulb!) ^ïod) biefem aJïonologe burdhliefen bie gemonbten ginger ©marofo'S mit neuem ©ifer bie Saften beê KlooierS, griebridh bogegen ijffnete bie Slugen, bte ftch bolb belebten, fein nodh immer etmoS fdhmerer Kopf ridhteté fich in bie §i5he, unb bie §änbe fdhlugen medhanifch ben Dolt. „griebridh, Dinte unb geber unb"Rapier!" rief bann Gimorofo, „gef^roinb, boS ift nid[)t f^ledht! Unb er trug bte Jmprooifotion, bie griebridh, wenn auch unbewußt unb foft gegen feinen Sitten gebilligt hatte, ouf bo§ Rapier, unb ber arme Sebiente fonnte nun wieber ju Sette gehen.
mc ßiäst EtiJUicv ÜÖtC. a«eifter Siëjt hat bte |
Uebung feiner |»änbe bi§ in fein hoheS Sllter gepflegt. Senn er im §aufe feiner Sothter in Sahreuth weilte, faß "er bereit? om frühen äJJorgen am Klaoier. Sluf feinem ^;}3ulte log ein neues Serf ouS ber beutfdhen ober ber fransöfifdhen Siterotur. Gr bejeichnete in bem Sudhe eine Slnjohl ©eilen, bte et lefen wollte, bonn begann er gleidhjeitig ©falen ju fpitlen unb ju lefen. Sor er mit bem Sefen fertig, bann erhob er fidh audh oom Jnftrumente. SRan fragte ihn, ob bie ginger^Uebungen ihn beim Sefen nidht flirrten, ober toenigflenS feine Slufmerf: famfeit oblenften. „ Jdb höre btefelben gor ni^t" fagte SiSjt. „Jdh habe midh an biefe Slrt beS Uebenä gewöhnt, olS idh grauen ftridfen unb gleidhjeitig lefen foh; wenn man beim ©eflapper ber ©tridfnobeln ju lefen oermog, toerbe ich bodh bte'Uebungen fpielen fönnen. ©o höbe idhftetSeinen hoppelten 9?u= gen: währenb metn®eift9leue§lernt,übenmeineginger boSSllte."
ScUiUal" ^^ieben bem Dichter Sictor o. ©cheffei wohnte in §elbelberg eine longe ßeit ein glötift, ber unouf= hörlich ba§ Sieb mit Soriationen „?Jach ©eoiHa"! blieS. Soß Serjweiflung fdhrieb ihm eineS 2J?orgenS ber Dichter: „Jdh bin Oon Jhrer ©ehnfucht nodh ©eoiQa im hödhften ©rabe überjeugt, bitte ©ie ober herjlidhft, fidh fobolb olS möglidh auf ben Seg ju madhen. SiS jur nädhjten ©totion wiü ich gern baS gahrgelb bejohlen."
— DoS "folgenbe origineOe Konj ertprog ra mm läßt fidh ber „Ulf" ouS einem oerregneten ©ommerfurort tnelben:
1. Duoertüre jum „Sofferträger" für 4 harmonifih ob-- geftimmle Sllpatfo=$Regenfchirme eingerichtet. Sorge= trogen oon einetn Dilettonten^Quortett.
2. „Sohl, nun fonn ber ®uß beginnen!" — SebenbeS Silb nod) einem ®?Dtto ouS ©^illerS ©lodfe; gefteHt Oon fedhS rheumotifchen SlnftoltSgäjten.
3. Sarlationen über boS Shema „©eht ben i^tmmel' wie heiter!" Sluf bem 9Jebelhorn geblafen Oon einem änitgliebe ber KurfapeKe.
4. „Sinterftürme wi^en bem Sonnemonb"; mit ben gähnen geflappert oon einem burchreifenben Sirtuofen. |
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2)cr miljfjcltigftc ïat^. taicuber
für ben geringen SßreiS oon 40 '^fß. (geb.
60) ift unftreitig ber illuftrirte
ilafpeiter für djriftUdjc gamilicn
auf ba§ Jabr 1888. Serfelbe enthält ein tKuftrirteS Kalenöarinm mit oielen nügtidjcu OTittbcilungen, üJotijtafeln 2C.; fünf ftfjöue, fittenreine (Erjählimgen, fowie fonftigc lehr = rei ehe Sei träge: jum 5prtefterjitbilätmt Sco XIII., jur uächftjäbriaeu Sla^ener ^eillgthumSfahrt u. n. qjhiüpp ^aieuö lieferte bic gortfegung feiner intercffantcn «ßlaubcrcien „Slm rmtöen wclcbe bc^
fonberê für ben ^anbroerfcr Ichrrcich
finb. ®ie Wobigetroffencn ^ortrötê Oon Sr. §eiligtcit Seo Xin., ßarbinal SRflittpoaa, Dr. Sinbthorft, gürft Söwcnftctn gcrcid)cn mit b. anbern herrlidjen Silbern (hl. ßllfabeth, Slnfidit bon aittjoreth, Uebtrtrogtmg bcS hl- SoufeS ic. }c.) bem Kalcnbcr jur befonberen Bierbc. ^ßreiSrötlifcl u. Satibfolenber bilben eine angenehme ängabc. aSorräthig in aßen Suehhonblungcn. Slachen. Jgn. Sihwcther'S SerlgShbIg. |
Sur bctiorflcbcnben ^UlcrfccIculwaihc foebcn erfd)icncn:
Aiipr IhQ "R/i^iiiPill für vierstimm, gemischteu Chor. MUtJl, JUb., jLtLlj[Ullylll Part. u. Stimmen M. 2.— netto.
S)aö Eequiom be§ ho^W- ^räfcct am fgl. Stubicufcminar
in Slmbcrg, finbc id) al§ eine fel)r gute aompofition oou ganj würbigem (Sl)araftcr unb glaube, baß c§ für mittlere Gl)örc eine fehr willfommcnc ©abe fein Wirb.
P. U. KormnUller.
für vier- stiram.
gemischt. Chor mit Begleitung von 2 Tenor- u. 2 Bassposaunen oder Orgel-Ausgabe mit 4 Singstimmen und Orgel M. 3.20 netto. Blechbegleitung apart M. 1.— netto.
Kequiem bc§ .|rn. Jgu. SJJitterer ift w erthooll J)infid:tlid) beê ©c halteS alä hinfid)tlid) ber gorm. iDiefer Gompofition ift bic 6d)ulc ber alten Kirchcnfomponiftcn oorattégcgongcn, fic trägt ben fird)lid)en ©eift ber Sllten unb bat bic fließcnbc gorm bcè gortfd)ritteä in ber Kir^cumufif. ©cwiß Wirb biefeä Eeqniem überall freubig begrüßt werben.
Bu bcjicl)cn burch oKc «"b 3KufifaIienhonbIungcu (in Stadien burd)
a^crkg m Litton mim & ttt ^tuflêliurfl.
Mitterer, Jg., Missa pro defimctis
SlIbcrt 3acobi & So.) fowie bireft oou ber 2^erIogël)lilg. SBOm & Sah».
2Serantwortlid)er 9tebafteur 23. Sd)öucu in Oberbilf. — ®i-ud unb SSerlag oon SllOert Jacobi & So. iu Sladhett.
Sluf bcu biefer iJJummcr bciliegenbcn ïgrofïictt ber girma Söreitfopf & partei in Seipjig ma^cn wir unfere Sefer bc« fonberä aufmerffam. |
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êregoriusliote
fur ^trc^enfanfler.
@tatt«=S3el(agc jum „@te9otiuä=®Iatt", Dtgmi fik Mjolif^c tiri^crannriL
3nfertion8flebü^r«n
bie gefç. «Petitjeite 30 mpfg.
SeileUungen
neunten aEe ^ofî»an|latten
unb »ucö^anblungen an,
in Slawen Xlbert Sticobi & (So.
ISni^eint atte SKonate.
aonnementSpreiS »to
5DIatt 1.20.
Sei stjus "O" i'ei'ir' «nS
10 ®rein»I. 60 ?[5f.
<Poïto 6ei bireller ©enbung
hîitî) ejtva berechnet.
„Serge, bog bu mit bem &eritn gtaubft, mS bu mit bem SDÎunbe pngfl, unb in SBerte
bet^ätigft, h)0§ bu mit bem ©erjen glaubft." Eoncit in Karthago B, 3. 398.
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Das fird)euittl)r.
I.
®o§ neifll »ieber feinem (gnbe ju. îûer t§ noch nicht müßte, bem loürbe eS h^nfe, bo ich biefeê fchteibe, fchon !(or merben; benn eê broufï eben ein ©turmioinb boher, toie idh folchen nicht oft erlebt: bem geftrengen j^errn genügt eê nicht einmol, ben ormen Bäumen bie legten Blätter ju ent= reißen unb biefe Bebouernêioerthon trog ihreê -ötißgefdhidS einen mirbelnben Sonj oufführeu ju laffen, fonbern gonj erbormungêloê jerrt cr on ben Bäumen felber fo milfi herum, boß mondhe »on ihnen laut ächjeub unb ftöhnenb ben frudhtlofeu SBiberfiaitb aufgeben unb Dhnniäd}tig ju Boben finten, ^a, märe eê bem §errn ©turmioinb möglich, er riß unê heute mohrhoftig boê Doch über beut Kopfe loeg. Kein äßunber, baß man biefen §errn in'ê 'l^feffertonb loünfcht unb im Oorauê ben cnrüdfcnben groft unb ©chnee boju, unb [tott ihrer ben grübling mieber herbeifehut, ben grüh= ling mit feinem frifdien ®iün unb feiner Blüthenprocht ober ben ©ommer mit feinen Blumen unb grüchlcu. — Unb bod)! Sie traurig unb eintönig mürbe eê fein, menn immer nur ©ominer märe, unb ber §erbft unb fpäter ber grühling einmal ausblieben! 30, boS gonje ^ahr ift fd)ön, unb eê lonn oudh nid)t onberê fein," beun ®ott felbft h^t eê fo gemodht!
Betrodhten mir nun ober einmal ein onbereê ^î^hi^f boê ©Ott ber iperr oudh gemodht, uub metcheö nid)t nur meit herrlidher, olS boê natürlid)e ^^h^/ fonbern oud) meit frud)tr barer unb mid)iiger für unê ift ! ®a§ natürlid)e ^ohr belebt SldeS auf ©rben, moê Dbem hat; feucê onbere aber belebt bie ©elfter, bie ©eelen ber ©h^'fteu; fo felbft bie htin'"= lifchen ©eifter, bie ©ngel unb ^eiligen bort oben, nehmen boron Sheil: eS ift boê hetÜpe Kirdjcnjohr! Sie ber Boutn ober in iebem notürlid)eu ^ohre eineu neuen ^ohrcêring um feineu ©toinm legt unb boburch ftörter unb mächtiger mirb, unb mie er onbetfeitê mit feinem Sipfel oon ^ohr JU 3ahr höher emporftrebt, fo foll oudh unfere ©eele iu iebem fitd)Udhen ^ahre einen neuen „Sïing" on= fegen, fräftiger, oontommener merben unb bem .^liinmel ent- gegenmod)fen. |
§ot boê Kird)enjohr nun audh feine „Seiten"? Unb melcheS ift benn fein grühling, fein ©ommer, fein §erbft? — ©In frommer ©ohn beê hl. Benebift beontmortet bie grage ungemein treffenb, mie folgt: ®er grühling beS Kirchenjahres beginnt mit bem Sl boent, ©einen fd)önflen Blülheufchmudt hat biefer firchlidhe grühling im hochheiligen SeihnadhtSfefte. ®ie 2KittagShöhe beS flrdhlidhen ©om= merS aber ift erreid)t im hl- Dfterfefte, beffen ©luth= loärme bis jur ©enbung beS ht- ©eifteS om hl- ^fingft= fefte ftdh ouSbfhnt; enbli^ bietet bonn ber §erbft beS fird;lid)en ^ahreS bie iu ber ©nobe beS hl- ©eifteS gereiften grüd)te jur geifiigen ©rute an. ®er oufinerffome Sefer mirb fragen: So bleibt ober ber Sinter? ®ibt eS einen foldhen im" Kird)cnjahre nicht ? Sïein, lieber Sefer, boS fird)lidhe ^lohr fennt einen SBinter nicht! Unb loorum mohl? 9ïun in ber Siotur läßt bcr ©dhOpfer beu Sinter regelmäßig eintreten bomit bie ©rbe ruhe, bomit fie ftih erhole oon oü' bem Sad)fen unb ©proffen unb Blüthen. ®oS geiftlidhe ^ohr ober, in meld]eut unfere ©eele iDodhfen foö, hat feine .^roft oon ben Berbienfleu ^efu ©h^iftir bereu güHe nie erfdhöpft merben fonn. Sir ober fmb Baume, bie on ben emigen ^eilSmoffern gepflonjt finb unb ouS ihnn SebenSfoft unb SebenSfroft jiehen. Seil nun ober biefe SebenSguellen nie oerfiegen, fo fönnen oud) biefe „Bäume" unaufhörlich modjfeu unb haben nid)t boS Bebürfniß minier lidher 9ïuhe, Sie ober geht boS Sad)feu uub ©ebeiheu unferer ©eele im Kird)enjahre oor fid)? 9htn mir folten ©h^ifto bem §errn öhnlid) merben, obgleid) mir füubige !üien= fehen finb! ©S mirb eine gonj leichte Slrbeit oUerbingS nidht fein, beu alten Slbom berort umjubilben, boß er oon ben erhobenen Sugenben beS §errn einen fd)madhen Slbglonj in feinem Sebenêmaubel jeige. ®ie Kirdhe ober, bie Brout beS §errn, hat bie erhobene Slufgabe erholten, biefe Ummonblung JU bemirfen. ^n biefem ^medfe hat fie oorjugSmeife bie geier beS .KirdjenjohreS ongeorbnet. ^m Kirchen joh r|e mirb nämlid) boS Sebeu ©hvifti auf ©rben mieber^ holt. 3n i'iner munberboren 9ïeihcnfolgc jiehen bic ®e= heiinniffe unferer ©rlöfung on unferm ©eifle, jo felbft on unfern äußern ©innen, tinferu Slugen unb Dhren, burch bie geier ber fir^lichen geftjeiten oorüber uub erfüllen unfere ©eele mit Sid)t uub 5fraft. Sir leben biefe ©eheimniffe mit, mie einft bie beneibenSmertheu ©inmohner Oon Diojoreth, bon 3erufalem unbKophornaum oor ungefähr jmeitoufenb Rohren. — ^n jebem ^ohre fehrt mieber bie heil. SlboentSjeit, (bie mir bemnächft beginnen), bie 3eit ber fehnfüchtigen, freubigen ©rmortung Oon ©hriftfinbleinS ©eburt. Sir erleben bie gnobeuooUe heilige 9iacht auf ben gluren oon Bethlehem; mit eiten mit ben frommen Ritten jur Krippe, um mit ihnen boS ©hriftfiublein onjubeten; mir fchließen unS ober oudh bem glänjenben ßuge ber Seifen ouS bem 2)}orgenlanbe on unb opfern mit ihnen boS Befte, moS mir haben, unS felbfi. Sir fehen bonn, mie boS götttid)e Kinb mit Wlaxxa unb ^ofeph noch Sleghpten flüd)tet, mie cS nod) befiimmter ßeit jurüdC= fehrt, mie eS junimmt on Sllter unb Körperfiärfe, unb an SeiSheit unb ©nobe bor ©ott unb oaen guten 9[)?enfdhen. |
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2Biv nehmen aber auch Dheit an ber büße Jefu in ber Söüfie, begleiten i^n mitleibêtjoü auf feinem Opfergange in ber hï. SharnjDihe, fe^en ba fein heiliges Seiöen nnb ©terben vor unfern Slugen fich Doüjiehfn, mie roenn mir felbft mit ilfaiia, Johannes unb ben frommen grauen auf bem Eal= Darienberge ftänben. Slm hl- Oftermorgen jubeln mir bem Sluferftanbenen ju, erfreuen unS mährenb ber üierjig Dage nach Oftern feineS troftooHen Umganges, bnt er unS burch feine Himmelfahrt uur entzieht, um' ben Drofter, ben hl- ©eifl, 5U fenöen, ber bei unS bleibt,|'um baS ErlöfungSmerl in uns JU üoüenben.
Das ftnb, üeber Sefer, bie geheimnißüoKen, fcuchtreidhen „JahreSjeiten" unferer hl- Kirche. Jeber, ber biefelben mit= lebt, mitempfinbet, loirb babur^ immer mieber neuen ßumachS an SebenSfraft erhalten unb ©hrifto ähnUcher merben! —
Jn melcher JahreSjeit befinben irir unS benn gegenit»ärtig? Jch beule, bis ber bote beS hl- ©regoriuS in Deine §änbe gelangtfein mirb, haben mir üieHei^t ben „grühling" begonnen mit ber hl- Slbnentjeit. Diefe ^eit ber ©rmartung beS gi5tt= lidhen KinbeS fteUt bilblich bie tjiertaufenb Jahre tjor ShriftuS bar, SBaS in biefer langen ßeit im ©etnütheber ffieU üorgegangen toar, baS foü jegt im ©emüthe jebeS einjelnen auS unS t)or= gehen: ©rfenntniß unferer ©ünbhaftigfeit, Siieue unb borfalj jur befferung, aber auch tiefe ©ehnfucht nadh bem Seben in ber ©emeinfchoft mit ©hrifluS. Doher ift biefe heilige 3eit eine Beit ber büße unb beS ©ebeteS. SBie einfi bie Slltoäter auf bie Doge beS ^»eilS coli fchmerjlichen ©ehnenS motteten, fo fott je^t ouch bie Ehriftenheit harren auf ben ©eburtStog beS EtlöferS. ©dhon ber Introitus beS erften Slboentfonn= togeS fucht, mie bu meiter unten lefen fonnft, ben ©eift nach oben JU erheben ju bem, bet ouS bem Elenb rettet unb üon bem geinbe, ber ©ünbe, befreiet.
Diefe Erhebung unb biefeS glehen fe^t fi^ fort in bem Kirchengebete biefeS DogeS: „Söir bitten bich, o Herr, er^ mecfe beine 9}facht unb îomme }u unS, Damit mit ßnrih Deinen ©chu^ üon ben broheitben ©efahren ber Sünbe befreit, burch Deine befteiung obet. befeligt merben, ber Du lebft unb regierft mit ©ott bem botet in Einheit beS hl- ©eifteS, ©Ott, tjon Emigfeit ju Emigfeit. Slmen."
Die Epiftel ifi jene, bie einft einen fo erfchütternben EinbrudE ouf ben boS §eil fuchenben SluguftinuS gemocht hotte: „brüber, ihr miffet, boß bie ©tunbe bo ift, oom ©dhlofe aufjuftehen. Denn je^t ift unfere 9îettung nähet, olS bo mit JU glauben anfingen. Die Siocht ifi üotüber; bet Dog'aber ongebt odhen. Segel ob bie 3Bet(e ber ginfterniß unb jiehet on bie 9Ïüftnng beS SichteS ! SBie eS om Dage ftch jiemt, laßt unS ehrbar monbeln, nidht in nädhtlichen ©chmou= fereieu unb Dtinfgelogen, nid^t in Unjucht unb Ueppigteit, nidht in §oß unb 9Jeib, fonbern jiehet on ben §ettn j'efum Ehriftuml" (DÏömer 13.) |
DosEüongelium ober, iücl^eS heute üerlünbct mirb, ift baS üom SBeltgeridhte. SBie einft bie Erfdheinung beS §ertn ju bet 3eit, olS er „üoH ©nobe unb Sahrheit" jur Erbe herabfom, jugleich ein ©ericht unb eine berurtheilung beS gürften biefer Seit mor, fo ift eS immer nodE) fein ©eift unter unS, ber in ber Kirdhe bleibt bis onS Enbe ber Doge unb ber jeneS ©eridht unb bie beturtheilung fortfeÇt. Unb erfennen mit ciefeS ©eridht etmo ni^t? ©iehe, eS ift im Jnnetn eineS jeben üon unS! ES ifi ober ouch in ber ©efdhichte bet Seit, in ben großen ©dhidtfolen bet ïWeufdh^ heit; unb jener 2Jîann hat borum mohr gerebet, ber gefagt hol: „Die Seltgefihidhte iji boS Seltgericht!" — Da£ britte unb le^te ©erijht aber ifi jeneS, üon melchem boS Eoongelium beS DogeS îpri^t; berjenige, beffen gnobenüotte Slnfunft mit om hl Seihno^tSfefte ermorten, ift on jenem furdhtbaren Doge Sîichter, benn er ift bet König beS Sîei^eS, boS et ge= ftiftet, unb boS 9îei^, ju bem et unS als bürget berufen, ift baS 9îei^ bet ^eiligîeit unb broben boS 9îeich bet ©eligfeit. — Doch eS ift 3ei"t, jum ©chluffe ju eiten, bomit bet freunbUdhe Sefer nidbt ungebulbig merbe. Jdh moKte nur jeigen, in meldh' munbetboter Seife bie Siturgie beS erften ^BüentfonntogeS fich eignet, bie ©läubigen in bie redhte 3Ib= üentftimmung ju üerfehen. Sie erhebenb ift ober für bp firdhlidhen ©änger boS bemußtfein, boß er berufen ift, in biefer gnobeuDotten Beit in herüottoqenber Seife mitjuhelfen, baß bem §errn bie Sege ju ben §erjen bet ©läubigen be= reitet metben. Denn nidht nur bet Dej:! bet hl- ©efänge im Slboent othmet bußgefinnung unb ©ehnfudht nodh ^em §eite, fonbern ouch bie '3Jïelobieen berfelben fönnen, gut üorgetrogen, eines ethebenben EinbrudS ouf fromme Ehtifienherjen ftetS fidher fein. ©chönen.
VIII.
1. Slbü entfonnt^og. Die Siturgie ber hl- Slbüentjeit jielt borouf h'". glommen bet ©ehnfucht noch bet Slnfunft beS §ettn in unS JU eutjüttben unb auf bie '^3flid)t hins«roeifen, bem §ettn „ben Seg ju unferm §>erjen ju bereiten". DoS fprid)t fidh mährenb 'biefer 3eit im flemflen betfifel, in ber lleinften S[n= tiphon ouS. DoS fprid)t fich nomentlid) audh ouS in ben lücchfelnben ©efängen beS ^odhamteS.
Introitus. | Introitus.
Ad to levilvi dnimam meam: i 3u ®ir crt)cb' id) meine Seele! Dens meus, in to confido, non îlîein ©Ott, aitf',S)i^ ücrtvauc crubéscam: nequo irrideant id), loß mid) nid)t jtt ®d)anbcu mo inimici mei: ótenim uui- vérsi, qui te exspóctant non confundentur.
merben, laß meine geinbe nid)t ipotten über mid)! ®enn Slfle, meld)c auf ®id) harren, merben nidbt ju ©d)anbcn.
Ps. ®cinc ^ege, o §err, jcige mir, unb ®cinc ^fabc lehre mid).
V, (Sl)re fei bcm SSnter jc. ?8icbcrholuttg ber Slnt.l: 3u ®ir erbcb'idju.f. m. bis jum^lJf.
DoS Eüongelium beS DogeS fchilbert unS boS Selt= enbe unb bie furdhtbotje Slnfunft beS SeltridhterS: Dorum erheben mit §etj unb ©inn über bie üergänglid)en Dinge biefer SeU unb flauen ouf ju ©ott, unferm le^jten 3iele, unb JU EhrifiuS, bem emigen Sidhte ber ©läubigen. Jm ber-- trauen auf ben §etrn flehen mir ihn on um ©chu^ unb §ülfe gegen oCle Siberfodher unfeteS §eileS, fomie um Sei= fung unb gühtung auf bem Sege ber Dugenb, auf boß mit ber'Slnfunft beS furdhtbaten SeltridhterS-getroji entgegenfehen fönnen. — Der Dejl beS Introitus ift ouS ^^Jfolm 24, 1 bis 3 genommen.
Ps. Vias tuas Domine, de- mónstra mihi: ot sémitas tuas édoce mo.
V. Gloria Patri etc.
Eep.: Ad te Jevcivi usquo ad Ps.
Graduale.
TJnivérsi, qui te exspéctant, non confundentur, Domine.
V. Vias tuas. Domine, notas fac mihi : et sémitas tuas édoce mo.
Alleluja, Alleluja.
Graduale. Sine, bic ouf S)id) harren, merben ntd)t ju Schonbcn mer»' ben, O §crrl
V. ®einc 28egc, o .'^crr, madhe mir fuub, unb ®einc ^fobe lehrc mid). Siaelujo, Sltteluja. |
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V. Osténde nobis, Domine, misericórdiam tuam: et salu- târe tuum da nobis. Alleluja.
jm Graduale wieberholt bie £irche bie oertrouenS- octlen SBorte beê Introitus. ©ie braudht nidht ju fürchten, büß fie baä Ohr bcê §errn bamit crmübe. — jm jmciten BetfnS C^^falm 84, 8) befunbet fie ihre ©ehnfudht na^ bem „§eile": fie bittet, ber ^jeilanb miJge am lommenben 2Bcih= nachtéfefte in bic ^erjcn ihrer |[iuber ©infehr halten.
Daê Offertorium ift inhaltlid) ganj gleidilautenb mit bcm Introitus bcê Dageê. Sährenb ber Opferung bcê Brobeê unb Seineê hält bie 5ïird)e ihre Slugen auf ®cn gcrid)tct, ber ba fommen foü, unb fingt beharrl'idh biefelben Sorte: Ad te levavi animam meara: Deus meus in te confido, non erubescam; neque irrideant me ini- mici mei: -etenim universi, qui te exspectant, non confundentur.
Commun|io. Set 5err wirb feinen Segen geben, unb unfer ßrbreidh Wirb suum. feine 5rud)t geben.
Diefer ®efang bebient fidh bcr fdhönen Sorte beê "ipfalmeê 84, 13, um auf bie Sirfung ber göttlid)en ®nabe im ©rbrei^ unfereê §erjenS mährenb bcr Siboentjeit hini|u= meifen. ©dhönen
Dies irae".
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(gortfegung.)
8. Rex tremöndae ma- 8. Darum heut' Dein i?nie jestdtis umfangen,
Qui salvdndoa salvas gratis ©ich, " Dein ^inb in Salva me, fons pietdtis! Bangen,
Dann ben §clfer ju erlangen.
9. Recordäre, Jesu pie, 9. §cut' oernimm, ioo§ idh Quod sum causa tuae viae, Dir fage,
Ne me perdas illa die! Sic bu "^Jein crträgft unb
^lage,
Daj3 idh leb' an jenem Dagc;
10. Quaerens me sedisti 10. Sie um midh aud) Du lassus, gelitten,
Redemisti crucem passus ©tcrbcnbmicl) auch haficrflritten: Tantus labor non sit cas-Sahr' bcu '43rci8 unb h^f' SU8! mein Bitten.
11. Juste judex ultiönis, 11. Sluf gcrcdhter Sage Donum fac remissiönis mägcn
Ante diem ratiönis! älfußt bu, wirft ©ericht buhcgcn:
Slbcr heut' nodh ^aft bu ©egen.
12. Jngemisco tanquam 12. §cut'mein§eilanb, Didh
erbarme.
Culpat rubet vultus meus. Seil idh ^eb' in ©chain bie Supplicânti parce deus! Slrme,
Dief crfeuf j' im ©ünbenharme.
15. Qui Mariam absol- 13. Sllê bem ©dhä^er bu visti toerjichcn.
V. gcigc un§, o §cr, Seine aSarmbcrjigteit unb Sein §eil gib uns! SlCcIuja.
Communio. Dominus dabit benignitâtom: et terra nostra dabit fructum |
Et latrönem exaudisti Du oergebcn, bcr SDîarien, Mihi quoque spem dedisti. jft mir '^offnuug mitoerliehcn.
14. Freces meae non 14. §crr, in reuigem ©e= sunt dignae, müthe
Sed tu bonus fac benigne Scnb' ich mtd) ju Deiner ©üte. Ne perenni cremer igne. Daß midh Deine Siebe hüte, —
15. Inter oves locum 15. Daß fie fern ber Bödte praesta ©teile
Et ab boedis me sequéstra, Deinen ©dhäflcin midh (jefetlc. Statuons in parte dextra. So jur 9îedhtcn ^immclêhclle
16. Confutâtis male- 16. ©tcÜ' beu §eil'gen mid) dictis jufammen,
Flammis acribus [addictis Sann Du ju bcn heft'sen Voca me cum benedictis! glommen
Die Berlor'nen mußt oer- bommen.
17. Oro supplex et ac- 17. Sllfo in ber Büßer mdb, clinis, gleh' idh, Peh' in bilterm Setbe
Cor contritum quasi cinis^h' topu h'ev tdh fünbig fdheibe Gere curam mei finis!
18. Lacrimósa dies illa, 18. @h' mir Hoffnung wirb Qua resürget ex favilla genommen, Indicandus homo reus. Seil ber Dhränentog gefommen
Bor betn finfiern 9ïi^terthrone.
19. Huic ergo parce deus! 19. §eut' erhöre, heut'tier- Pie Jesu, Dómine, fchöne!
Dona eis réquiem. Amen. Sluch in Deinem grieben nun
Soß, bie hier ootlenbet, ruhn! Slinen.
8ur:(grlttutcruuö. Stuf bic gebrängte,v ober fehr wirfungSOollc Sorftctlung be^ „letjten Singe" in ben oorhcrgehcnbcn Strophen folgt nun boS inuigfte SBitt- unb Sußgcbct cincê reuigen ^crjcnS.
S.Strophe: „ffijnig bcr furdjtborcn 5Dlajeftöt, bcr Su nnê ©nobe (ohne (Sntgclt) bic 3lu Serto ähltcu feiig mad)ft, rette mid), o SuOncll bcr Grbormungl" (Sbriftuê, bcr nßgcwntticjc ßönig auf bcm Shronc ber glitt» Iid)cn ®crcd)tigfeit, rettet biejenigen, bie feiig werben, umfonft (gratis), b. h- auê ©nobe unb Sarmhcrjigfcit. ©r heilt fic (ju» nnd)ft in bcr hl- Saufe) oon bcr Sünbe, fpcnbct ihnen feine ©nabe unb mod)t fic fdtheßlid) bcr hinimlifd)cn OJloric theilhaftig : alleö bicfcê auê reiner ^ulb unb ©üte. (Sclbftrcbcnb wirb babei oorauêgcfe^jt, baß bic, weld)e jum ®ebrnud)c bcr S3crnunft ge« langt finb, mit ben ihnen uerliehcncu ©nabcn mitwirfcii.) Sarum flehen wir: „rette mid)" (salva mo) ju jhm, ber für unê jejjt nod) bic unoerfiegli(he Ouelle bcê erbormcnS ift (fons pietatisl unb baê größte 33crlangen hat, unê fcltg ju niadjcn.
9. Strophe, „©ebeufe, o gütiger jcfuê, baß id) bic Urfad)e Seiner (irbi jd)cn) ^ilgcr f^aft war unb laß mid) baher nn jenem Sage uid)t ju Sd)nnbcu tocrben."
Äinblid) ücrtraucnöOotl ift bic Bitte, ber „gütige jcfuê" möge bod) lebhaft gcbenfen, boß CSr jur ïïlcttuug bcê ©c» ten bcn einft üom Rimmel jut (Srbc herobgcfticgen unb feinen bcfchtoerlidien Sebcnê« unb öcibenêwcg (viao tuae) oon ber Grippe biê jum iîteujc jurüdgelcgt habe. Sic beiben toid)tigflcn unb bebeutfamften ïïîomentc bicfcê „ÏBcgcê" — nämlid) fein öffcntlidicê Scbcn unb fcln bittcrcô Seiben — Werben nod) fpc- jieH erwähnt iu bcr folgenbcn Strophe.
10. Strophe. „3Rich fuchcnb faßeft Su mübc (am jaf obSbrunncn), h^ft m i Ch e 11 ö ft burd) Seinen |
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ßrcujcStob: laß biefe Dpfer nicht fni^tlo? fein (an mir)!"
Sedisti lassus, „Su faßcft miibc": meift hin auf bie (Steïïc auê bem ßüangeliuni bcg h'- Johanncg (4, 6 unb 7), wo erjäblt wirb, wie JefuS am Jafobêbrunnen bei ©idior bic ©ünbcrin erwartet. ®iefcè fünbigc ®cib, bem ber §cilanb fojufagen fu^cnb nad)gcgangen wor biê jur (Srmübung, faßt ber 5Dichter até die präfentantin feiner felbft unb ber fünbigen a)?cnfd)hcit nbcrljau^^t auf. burftc er wohl fogen: „Quaerene me sedisti lassus;
ber gute .^lirt „fucbt" baë oerirrte (gdjäflein (mit heilfamcn ^cim= fuchungcn, SScgnabiguugen unb gügungcn geht er un§ gleid)fam nach) unb über jebe gerettete ©eele freut er fich mit feinen Gngcln unb jwar umfomehr, je größere ©orge unb TOübc fic i^m toorljer bereitet hat. (SDlatth. 18.)
Eedemisti etc. „Srlöft h^ft S)" burch 2)cin Seiben unb ©einen Sob am Sreujc". ®er „gute §irt" fu(ht feine ocr» irrten Sihäflein nid)t nur bi§ jur ^rmübung, fonbern „er gibt fein Seben für feine ©chafe." (Joh. 10.)
Tantus labor etc. SBir hoben hier inhaltli^ biefelbe Sitte, wie in ben beiben oorhergehenben Strophen. Sürbe ber Setcnbc ni^t gerettet, bann Wäre baS unfäglich mü^c« unb fchmcrjoolle 6rlöfung§werf an ihm tierlorcn!
11. Strophe: „©erechter Dti^ter, ber Su räd)cft (baS Söfe), fcbenfe mir gnäbigSSerjcihung, beöor ber 2;og ber $Re(hcnfdiaft fommt."
®et Söctcnbe weiß, baß ber .§err aB gerechter Üïi^)tcr für bie Seleibigungcn @Dttc§ ©enugthuung förbern muß (juste judex ultionis), borum bittet er Jhn um ©nabe unb Vergebung, che noch ber Sag ber Sßecbcnf^aft anbri(ht (ante diem rationis). ®enn jegt fann 6r bem reuigen Sünber bic Sßcrjcibung noth al§ ©nabengcfihcnf (donum remissionis) angcbcibcn loffen währenb om Sage be§ ®cri(htc§ ben Sünber nur Strafe treffen tonn.
12. Strophe: „J(h fcufje auf als ©ünber, t)or ©dhulb wirb fchamroth mein Slngcficht, fchont bcê bemüthig gichcnben, o ©ott!"
§erjinnige SWcue ift eë, wel^e bem Setenben tiefe Seufjcr (ingemisco) auf bie Sippen brängt, a(§ wäre er feiner Sünben Wegen bereits »crurtheiit (tanqnam reus); herjinnige SRcuc ift c§, Welche mit S^amröthe feine Sangen bebedt (rubet vultus mens) unb auf biefe untrügli^en geidjen aufrichtiger Sefehrung hin miigc ber .gicrr fein ©ebet um Scrjcihung erhören (supplicanti parce Deus),
13. Strophe: „®a 3)u ajlaria (aJtagbalcna) lo§- fprocheft unb bcn©d)ädber erhörtcft, hoft 3)u auch nrir Hoffnung (auf Scrjeihung) gegeben."
®cr §crr h«t ber Süßerin 3Kar ia 3J?agbaIena öffentlid) Bejcugt, bafj Gr ibr „liicl oergcbcn h"bc", weil fic J^n „oiel ge« liebt". 9?0(h wunberbarer ift bic Sefehrung bcé „Sd)öd)crë" am ßrcuje. 3n fürjcftcr geit wirb bic Schulb langjähriger Ser- brechen getilgt unb bem reuigen Sünber bic C^iimmclêtronc gcf^cnft.
©crabe oer ^inwciê auf bic Sefehrung unb Söegnabigung beê „Scbä^erS" ift ungemein treffenb; benn ber ()l. 9luguftin fagt: „Scad)tc, wie felbft ba§ Äreuj ein 3ïid)tcrftuhl wor: ber ati^tcr thronte in ber SKittc, wä()rcnb ber eine 3täuber, wcidicr glaubte, freigefpro(hcn, ber onbere bogegen, wcld)er läftcrte, t)erbammt würbe. S^on hier beutete ber ."pcrr an, waS (gr einft bei Seiner Sicbeifünft töuu werbe an ben Scbenbigcn unb ben Sobtcu, bic einen jur SfJcdjtcn, bie anbern jur Sinten ftctlcnb: ber eine ©d)äd)cr repräfentirt jene, bic jur Sinfen, ber onbere jene, bie jur 9ïcd)tcn ftehen werben. So breite ber §crr mit bem ©cri^tc, olê 6r gcrid)tet warb."
Ginc Süßcrin unb ein Süßer, jwei überaus troftooHc ®cifpielc unb Grweife ber unbcgrcnjtcn Grbarmung werben in ber Strophe üorgcjübrt: ber Sctenbc bcfcnut bamit feine eigene Schulb unb Sünbhaftigfcit; er gibt fid) aber aud) her Hoffnung hin, boß nun er mit 9?üclfid)t auf feine bußfertige ©cfiunung ebenfo ©nabe finben werbe (mihi quoque spem dedisti.)
14. Strophe. „2J1 eine Sitten finb jwar ntd)t wür^ big, aber ®u, ©ütiger, bewirte gnäbig, baß ich ni^t Brenne im ewigen geuer!"
®ie Grhi5rung unferer SBitten ift unb bleibt t)on Seiten ©ottcê immer ein GrweiS ber §ulb unb Sarmherjigfeit. ®oê ft ober bcfonberê ber gaK bei bem Suß» unb SReuegebetc beê |
Sünberê. ©Ute Serfe (befonberê gaften unb Sltmofen) fteigern ben Serth beê ©cbctcê in ben Slugen ©otteê. S)cr Setcnbc befennt nun im ©cfühlc feiner Sünbhaftigfcit, boß fein ©ebet gar ormfcltg fcji (non sunt dignae) unb baher ni^t tierbicnc, erhört ju werben. SlHcin, _waê bem ©cbctc fcljlt, oermag Jefu. ©üte ju crfegcn; borum bic Sitte: „Sed tu itonus fac benigne" ®ann wirb bic golge fein, baß ich, (unb barauf fommt ja fdjlicß» lid) SlUcê an) bem ewigen gcucr entrinne, wie Wagbalcno unb ber Schächcr.— Somit wcnbct ftdb ber Slicf wieber bemjüngftcn ®crid)te ju in ber folgenben Strophe.
15. Strophe: „Unter bieSc^äflcin ftcllc mi(h unb öon ben Södcn trenne mich, inbem S)u mich jnr SRecbtcn ftellcft."
3)em Urtbcilfprucbc wirb bie Scheibung ber ©uten oon bem ©Öfen oorauSgehcn. Senn einft alle Slbomêfinber Oor bem 3tiitcrftuhlc beê ÜJlenf^enfohneê ocrfammelt fein werben, wirb Gr „fic fd)cibcn oon einanber, wie ber §irt (om Slbcnb) bie Sd)afc oon bcu Sijden fonbcrt, unb Gr wirb bic Sd^afc ju feiner SRec^» ten, bie Sode aber ju feiner Sinfen ftellen." (SDtatt^. 25.) Unter ben fanjtcn, folgfamcn Sdjafcn tjcrfleht ber §crr bic ©uten unter ben wibcrfpänftigen, flößigen Söcfen bic Söfcu. — Selch' hohe ^Pocfic liegt in ber Sitte: „©önnc mir ein 5{Slägd)cn unter ben Sdjofen, fcheibc (sequestra) mich oon bot Sijden, ftcllc mich jur Stedten!"
16. Strohe: „Senn bic Verworfenen, ihreê Un= rcd)tê überführt, ben heftigen glommen übcront- wortct toerben, rufe mi^ ju ben ©cbcncbcitcn!"
Confutatis heißt cigentlid): „nachbem üc nicbcrgcfd)ntcttcrt finb." 2)cr §crr bringt fic nömli^ junt Sd)Wcigcn, er über^ führt fic ihreê Unrcchtê, bo fic ihn fragen: „^crr, wann haben toir 'i)id) hungrig gefclicn jc." (SOlatth- 25.) unb ber ^err wirb ihnen fagen: „Sohrlich fage ich endi, w^ê il)r einem meiner gcringftcu Srüber nid)t gctljan hobt, bcsê habt il)r mir nicht gethan." (ÜJJath. 25.) — ®ic glommen, benen bie Scrbammten geweiht Werben, (addictis) nennt ber ^Dichter „heftig" (acres), weil eê höHifchc ©luthen finb, bie uncnblich heftiger peinigen, als irbifdieê geuer. —
Unter bic gohl ber „©cnebeitcu" wünfcht ber Sctenbc ouf^ genommen ju werben, bamit er mit ihnen cittjichcu fönne in baS 91cid) ber ewigen §crrlid)tctf. ®amtt bicê nun gcfchchen ti5nne, muß ber Sob ein f elig er fein. Scn üermog bcr^Kcnfch ober ohne ©ottcê befonbere ©nobe uid)t ju erlangen. Jn ber folgenben Strophe bittet er beßhalb um eine glüdlichc Sterbe» ftunbe, woju jcbc ïobtcnfcicr bic crnftcftc ÏÏ^Jahnung gibt.
17. Strophe: „S)cmüthig unb ocrtroucnêuoll, ba boê .^crj ber Slfchc gleid) jcrricbc n ift, flehe id): trage ® orge für mein Sc bcnöcnbc!"
Slfchc ift baê Sl)mbol ber Sußc, weil bttr^ bic Sußc bcS Wcnfd)cn ho^teê §crj glei^fam jcrmalmt unb jcrricben mirb. S)ahcr wor cê oon Slnfang an in ber Sird)c gebräuchlich, bic ©ünber, toclchc öffentliihe ßird)cubußc thun mußten, mit Slfche ju beftrcuen.
„Gero curam mei finis": trage Sorge für mein Gnbe, (b. i. Scbcnêenbc), baß meine Sterbeftunbc eine glüdElidic fei. —
18. Strophe: „S h rä ncnr eich wirb jen er Sag fein, an bem crftcheu wirb öuê bem ©taube ber fd)ulb« bclabcnc iUJcnf^, nm gerid)tct ju werben." —
®ic Segnen? fchrt in biefer Strophe toieber jurücf jur Sc» trachtung beê jüngftcn Soges; ober ber oufmcrtfamc Scjcr wirb ben ©cgcnfojj itid)t ocrfcnncn jtoifchcn bem Slnfangc unb bem Gnbe bcê Stcbcê: ®ort heißt cê im §iublicfc auf ott „dies irae" (Sog beS Sonics); hier im .^inblidc ouf ben aJJcnfd)en bogegen „lacrlmosa dies" (Sog ber Söhren); bort heißt cS, boß an jenem Sage bie Seit in 9lfd)c fid) oltflöfcn toerbe jum Icjjtcn QiJcrichte, h'et bagegcit, boß ber aRcnfch ouê Slfchc cr= ftehen werbe jum legten ©erichte, (ber Wcnfd), welcher bcrcitê fd)ulbig befunben ift it. bem bcf o n bereu ©crid)tc „homo reus"). —
S)ie nid)t bereute uub fomit nicht erlnffcnc Schulb ift eê gerobe, locld)e ben jüngftcn Sog unb boê an bemfelben ftatt« pnbenbc Scltgericht ju einem ©cgenftanb ber gurcht uub ju einet Duelle ber Shröncn ma^t. Slufri^tigc Sußc unb Stfch^' rung ift boê einjigc 9ïecept bogegen. |
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19. ®tïDpî)c: „Sh" oUd fi^ouc, 0 ©Ott: gütiger § err Scfu, gib if}nen (ben .§ingef(hieben en) bic (ctoigc) 3fiul}e. Stmen."
®urcb ba§ „ergo" fdjiicßt bicfc ©tropee M Gngftc nn bic t)orbergehcnbc ein uub entbält bic iöittc jür beu ober für bie SScrftorbciien, Jür njeld)c bûê Sobtcnomt gehalten loitb. -Sabei ift wobt ju bcachtcn, wa§ roir bcrc'.tâ in bcr borigcn Sîummer bf§. 331. bfri'orgehobcn bnben, bafj bie Sirdjc beim Sobtenamt (unb beim ganjen Officium für bic ^Ibgcftorbencn) ft^ in ben Slngenblid »erfegt, ba bic ©cclc bcê abgefd)icbcncn cor bem ."pcrrn jum befonberen ®crtd)tc crfchcint.
®er ©ebantengang ift folgenber: ba andj bie ©eelc biefeê Slbgeftorbcncn, beffen roir jcgt gebenfen, Dor bem ftrengen 5Rid)ter crf(5cincn muß; ba ferner Sîicmanû fid) rühmen fann, ohne ©cl)ulb unb gehler ju fein, unb es am jüngften Sage, bem Stage ber Sähren, feine ^ülfc mehr gibt: barum (ergo) flehen roir „parce, Dens", loß ihm ©nabe unb ©d)onung angebeihen!
®ie ßird)c pflegt aber, fo oft fie für einen be ftimmt en SPcrftorbcnen betet, aud) bcr ©cclcn aller Slbgeftorbcncn fürbitt» roeife ju gebenfen. ®arum fdilicfet ber Siebter fein hcrrfii^cê Sieb mit bcr alten ©ebctêformcl: „Dona eis requiem" (©ib ihnen (b. h. allen tjcrftorbencn ß-hriftgläubigcn) bic (croigc) 9îuhc!
ainmcrfung: tjorftchcnbcn Griöntcrung bcnugtcn mir bie auêgejcichnetcn 9Irbciten Don Sompropft Dr. Äatjfcr unb Dr. ©ihr. — Sic mctrifd)e llcbcrfejjung, rocld)c fid) bem JOriginalc foroohl burcb ßroft unb (Sinfacl)heit bcê Sluëbrurfô tnic burd) SSoHtönigfcit bcê îlcimcê möglidift eng anfd)Iießt, ift üon 3. 5Bapc. Scr funbige Sefer icirb bic öußcrorbcntlichen ©d)roierig« feiten nid)t ücrfenncn, rocld)c bei ber Uebertragung uom Sidjtcr übcrroinbcn roaren. Somit bie bcê Satcinifdien unfunbigcn Sefer burd) bie (nothmenbig) ctrooê freie Uebertragung inbefj nid)t irre geführt roürben, hoben roir nod) eine roortgctreue Ucberfegung bcr ©trophen in bcr Erläuterung beigefügt.
©djöncn.
Slimmcn bcr Äii'djc,
<Se. ©tninenj ber Korbinol uub (Srjbifchof Söenoit ÜJJorie üon 9lheijnS h^t üor einiger 3ett folgenbeS h^i^vli^e 9ïunbfd)reiben erloffeu:
^od)roürbige .sperren unb Iheuere Ü)U tor bell er! 33on allen Shi^'l^" ber h- Siturgie läf^t im Slflgemciuen feiner mehr ju roünfd)en übrig, ofö ber 5?ird)eugefang. 3Jid)t nur bie SluSführung biefeS ©efongeS ift in üielen kirdhen, befonberS ouf bem Sonbe, unooOfommen, fonbern oud) bie ßohl ber ©änger hat foft überoQ obgeuommen; fte ift uujureichenb in beu meiften Sonbfirdheu. SBie oft haben roir nicht in biefer ^inftchl bic glücflicheren Seiten jurüdCroünfchcn hören, in benen bie ©läubigen bie fchön en Stücfe unferer reli» giöfen ©efänge ouStoenbig roußten unb ©cfollcu baron fanben, ihre ©timme bobei erfd)anen ju loffen, unb fo jugleich eine angenehme Sefchöftigung für ihren ©eift, eine Sfoh^ung für ihre grömmigfeit uub eine mä^tigc Slujiehung jur h- ©totte hin fanben! §eute, too unfer Bolf fehr üertrout ift mit bem römifdhen ©efong, beffen äBieberhcrf^lellung bic natürlid)e golge iener glüdlidhen liturgifchen SJcform mar, loeldie bie Kirchen gronfreidhS enger mit bem ajiitlelpunfte ber folho- lifd^en ©inheit üerbunben hat, fdheint ber Slugenblidf ge= fommen, unfere Slnftrengungen ju üereinigen, um bie olten ©eroohnheiteu roieber ou'peben ju laffen.
©d)on fleht tnon biefelben iu mehreren "ißfarreien ber Diöjefe, Donf glüdtlid)cn Umftänben, oOmäUg roieber erflehen, unb bie ©läubigen betheiligen fidh flern on ben leidhteften uub om häufigfleu üorfommenben ©efängen, roie an ben ^]}folmen, ben pehenben ©efängen ber älJeffe, ben Slntiphonen on bie feligftc Jungfrau u. f. ro. 2Bir fönnen bie Berfndhe, roeldhe in biefer 8iidhtung gemad)t roorben fiub unb roeldhe ihre erfte SBelohnung in bem erjielten ©rfolge gefunben haben, nidht genug loben uub ermuthigen. |
©S ijl üoflfommn flor, bof? boS gernbleiben üou ber Kird)e, roeld)eS unS ou üielen Orten betrübt, jum Sheil bem geringen ^ntereffe jujufdhreiben ijl, roelcheS bie fird)lichen |)onblungeu bieten, unb bem geringen Slntheil, ben bie ©läubigen boron nehmen fönnen. ©S ifl ferner ebenfo flor, boß eines ber mäd)tigften unb jugänglicbflen äJfittel um boS Bolf in bie Kirnen ju bringen unb eS bort feftjuholten, borin befleht, ihre Sheilnohme ju loedten, inbem mon fie ein= meiht in bie Dinge, bie bort gefd)ehen, unb befonberS in ben ©efong beS SobeS ©otteS. ©eroii bie Verbreitung bicfeS ©efangeS roürbe in ber ©egenroort nnb 3uf"nft, mie ehemals ein auSgejeid)neteS üJïittcl toerben, um bie d)riftli^en Uebungen im ©djooße unferer Beüölferung p erholten.
UebrigenS fehen roir nidht ein, rooS für ©rünbe bie ©läubigen üorbringen fonnten, um nidht thätigen Slntheil Ju nehmen on ben geheiligten ©efängen beS göttiid)en DienfleS. SBir rooCleu nicht glauben, boß tnon eS üerächtüch finben fönne, feine ©timme mit beu üom heil, ©eifle eingegebenen ©efängen ju üereinigen, roeldhe bie Kirdhe ouf bie Sippen ber ©laubigen legt. „2Bie?" rief üor faft oierjig Rohren einer unferer großen S3ifd)öfc ouS, „in ber SBelt befingt man SlHeS: ben 9ïahm, bie Sugenb, bic ©^önhcit, bie greube, ben ©dhmerj, boS ©ute unb odh! oft ou^ boS ©d)led)te, unb man tüiü ftch f^ömen, bic erhobenen SBahrheiten ber ^Religion JU beftngen! SBie? in ber SBeU fingt mon für bie glonj= lofeften gefte, für bie unbebeutenbjleu 'Slnläffe, für eiu eitleS Vergnügen, für einen reinen Seitoertreib; man betrodhtet eS immer als eine ehrbare ©rholung; unb toenn eS gilt unfern ©chöpfer _ unb unfern ©ott ju "loben, bo foUte tnon eS für eine ©rniebrigung unb für eine ©dioube halten, roenn man fingt!"
9Jodh einmal, toir glouben nidht, boß biefeS ©efühl bie ©läubigen obholten fönnte; eS toäre ju untoürbig ihrer ©teflung, ihreS ©harofterS unb ju beleibigenb gegen ©Ott. Slber inond)e halten [id) üieüeid)! beShalb fern, roeil fie ihre priüataubad)ten üorjiehen. tnüßt, hod)ro. unb \[)i\xxe
SJIitorbeiter, fold)en begreiflid) machen, boß fie, feltene ^uS= nahmen abgered)net, unferm $errn lüohtgefäHiger feien unb mehr ©noben ouf fid) herobjiehen loerben, roenn fie fid) bur^ beu ©efong mit ben heiligen ©ebeten üereinigen, roeld)e bie Kirdhe on ollen Sagen unferer öffentliiheu "Verfamtnlungen uns üorlegt. „©S i'ft gut," fogt ber hl- Sernhorb, „(Sott JU üerherrlidhen burch '13falmeu unb geiftlid)e ©efänge. SBenn toir genährt unb gejlärft toerben burd) baS ©ebet, fo toerben. toir ermuntert unb erfreut bur^ beu ©efong ber "•fifoltneu, ^m ©efong ber Kird)e finben bie betrübten ©eelen greube. bie ermübeten ©eifier ©rholung, bie Sauen eineu Slnfoug beS ©iferS, bie ©ünber fühlen ftdh hingejogen jur 3teue. ÜJJog baS .^erj ber SBeltmenfchen nod) fo hart fein, roenn fie einen fchönen ^^folmengefong hören, fo cmpfiubcn fte roeuigflenS einen Slnfoug ber Siebe ju beu göttli^eu Dingen. ©S gibt fogor foldhe,'»etd)e ber bloße ©efong ber ^folmen, ben" fie nur roegen einer einfodhcn, notürlidjeu Befriebigung anhörten, JU Shränen ber 9ieue unb Befehrung gerührt hat !"
SBenn nun, hüch»»- unb theure 5üiitorbeitex, ©ure 'IJforr: finber in ihrem guten SBiHen gehinbert roürben burch bie Unfenntniß beS Itlurgif^en ©efongeS, fo jögern roir ni^t, ©ure hingebungSüoHe ütiithilfe in Slnfpruch ju nehmen, um |
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biefen ®efang in ben fteinffen »ie in ben. größten ^faïteien üDÏtStï)ümIith ju madhen.
2Bii; fü^ten UnS mn fo me^r ermnthigt, UnS jnv SlnS- fü^rung biefeS ©ebantenS on (Sneren (Stfet ju wenben, atS ÏBir im boranS fid^er finb, ber Dolmetf^ (Suerer eigenen ffiünfdie ju fein, ba ein SBunfch in biefem Sinne, melcher auf ber am 23. unb 24. September 1883 abge= haUenen Diöjefanfpnobe auf bie beftimmtefte SEBeife auSge- fprochen mar, foeben burch alïe Defane auf ber ^^^^rofpnobal: berfammlung oom ïefjtoergangenen 22. September erneuert morben ift. Diefen äßunf^ in betracht jiehenb, münfdhen 2Bir alfo fehr lebhaft, baß bie (gläubigen Unferer Diöjefe fo t)iel als möglid) an ben ©efängen ber Sircbe theilnehmen, baß bie §erren Pfarrer fte häufig baju einlaben, baß fte ihnen bie Slufführung burdb bte 'Sahl ber üorjutragenben Stüdte erleidhtern, baß fie ihre (Shotfnaben unb fogar alle Kinber ihrer Pfarreien an biefelben gemöhnen, unb enblich, baß in ben (StjiehungShäufern bie äöäl'nS« fr»hse'tig ju biefer h^ilfamen ©emohnheit herangebilbet merben.
Um oUen biefen inbioibueCien beftrebungen ©inheit ju toerleihen unb ihnen (Srfolg ju fi^ern, fe^en ffiir burch gegen= märtigen ©rlaß ein Kirchengefang=.^omite ein, mel^eS ganj befonberS bie Slufgabe hat, bie Slufführung beS (ShoralgefaugeS in ben Kird)en burch bie ©läubigen ju "ermuthigen unb ju begünftigen. DiefeS Komite mirb' folgenbermaßen jufammcn= gefegt . . . DiefeS Komite mirb in berbinbung ftehen mit aflen ©liebern beS DiöjefanlleruS; eS mirb allen jenen, bie eS münfchen merben, nü^lidhe SluSfünfte ertheilen, unb mirb aHe iDïittheilungen entgegen nehmen, bie an baffelbe gerichtet merben.
Sir rufen ben Segen ©otteS herab über aïïe biejenigen, meldhe fich i^iefeS Serl angelegen fein laffen merben, unb SBir hegen bie füße Buterfidht, baß unfere gemeinfamen Stn= ftrengungen recht balb mit Erfolg gefrönt fein merben jur Erbauung Slüer, Jum §eile ber Seelen unb jur Ehre ©otteS.
itttbnht.
ES mar Silüefter=3lbenb. „Stoch ein ©läSdhen, Sllter?" fo frogte Srou Drifler ihren SDfonn, ben mohl^ beflonten Sächter ber SJocht in ber fleinen Stobt E. Der Sllte ontmortete nicht; feine Slugen hingen mit fo gefponnter Slufmerffomfeit on bem üor ihm liegenben QeitungSblatt, baß ihm beinohe bie pfeife ausgegangen n^äre.
„Schon mieber einer 1" brummte et enblich tot fidh „boS geht bcdh mitflich jegt imtnerju!"
„SoS benn?" frogte bie gtou, inbem fie boS ©loS PoH punfch fchenfte unb eS ihrem 3}?anne hinfdhob, „ifl fchon miebet einet üerunglürft?"
„betunglüdft? J ©ott bemohre; entbedft ift mal miebet einer, höre boch nur!" |
Damit nohm Drillet boS BeitungSblott unb laS: „Sie man ouS ber Sïefibenj X. melbet, gelang eS bem gürftlidh ^'fdhen Jntenbonten 3- eine merthüoHe Eroberung füt bie fürftliche !^of=Dpern--bühne ju machen, inbem er auf feiner jüngflen 3ieife, beim Slufentholt ouf bet Eifenbohuftotion S., einen jufäüig om büffet leife Por fi^ h^nfingenben Kellner als gonj tot jüglidh jum ^elbentenor begabt erfonnte. Derfelbe mirb torerft nodh in U. ouSgebilbet, ift jebodh bereits engogiert unb foU ju ben f^önften Hoffnungen betedhligcn". „S'ift bo^ bie 5ÜJöglichfeit! menn biefe Entbedferei "fchon früher SDfobe gemefen märe, bann fänge idh längfi im berliner Dpetnhoufe oHobenblichlbie fchönflen Sltien. Du meißt eS, Sllte, moS für eine fchöne Stimme ich gehabt habe — unb Der bortrag! jo ber bortrag modht aOeS. Damals als idh in Dj. noch bei ben Seibbragonern ftonb, ift mit mol eine hübfche ©efchi^te paffiert. EineS fdjönen DageS fommt unfet Hauptmann in bie Kaferne. „Kinber", fogt er, „unter Eudh foQ ja ein munberfd}öner Denor ftecfen, n3et3'iifl:".benn taS? SlÜcS jeigt notürlid) ouf mid). „Du, Kleiner ?" "frogt er, „no, benn tritt mal üot unb finge'ßrobe! SoS für ein ted)t hohes Sieb fingft Du benn gern?"
„Die Dhräne, ^err ^ouptmonn", fag' idh. „yfo benn mal touS mit ber Dhräne!" fagte unfer Hauptmonn unb ftrcidht fich ^en bart. Jch fonge benn auch ganj fchüd)tern an:
,,3)?acht manfinS Seben'foum ben erflen Sdhritt, „bringt mon olS Kinb fd)on eine Dhräne mit." Du fennft eS ja. Unfet Hauptmann mar gonj meg. „Junge", fogte er, „Didh möchte ich üor 'greuben ouf ben Slrm nehmen! DaS geht jo mit Deinet Höhe bis in bie puppen. Du mußt bie Hauptportie in unferer munfolif^en Aufführung übernehmen!" —
Der Sllte fd)mteg, ganj übermältigt tJon feinen fd)önen Etinnerungen; auch gron Dtiüer, melche bie ©efdiidhte fdhon hunbertmol gehört hatte, faß oon neuem tief ergriffen ftumm auf ihrem Stuhl, ^lö^lid) ergriff Driller fein ©loS, ftürjle eS hinunter uub fdhob eS feinet grau jum güOen hin.
„ES mirb boch nidht ju üiel merben, 2Jfonn?" mohnte biefe, „Du fiehft fdhon gonj roth ouS."
„DoS fonn nicht helfen", meinte Drillet, „moS anbete in biefer ilceujohrSnodit bis 2)ïittetnad)t gemüthlidh ouStrinfen fönnen, muß unfeteinS oHeS bis 10 Uhr fdhoffen. Slber ich gloube, eS ift gleid) fo loeit, hilf mit ben '^elj onjtehen; fo, nod) boS Horn unb bie Saterne, unb nun Profit SJenjahr, Sllte!" Damit nahm et bte Soterne jut Hanb unb fd)titt but^ ben fleinen glur in bie fiernhefle Sinternodht hinouS. DoS tüor eine Kälte! eS fnodfte oHeS! Der SJodhtmädhter jog ben breiten Krogen feineS S^ofpeljeSj in bie Höhe unb hub mit fröftiger, loeithinfthollenbet Stimme on^jju fingen:
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.^ört if)r .'perrn unb laßt eud) fa s gen, bie ®Iol=te bie hat |
in berStabtfei Sd)ab gefd)id)t;;u)tb Io ? bet ©ott ben
fv u * *__" _____
Herrn. Sut!
Er fegte fcaS Horn ob. „Die mirb mir nodh
fouet metben", bachte et. ,.ES ifl tuohrhaftig fein bet= gnügeu, ben Seuten, bie heute nod) nidht einmol hinhören, oQe Stunbe etmoS „fagen" ju müffen." Et fdhcitt meiter; but^ bie genfier flröhlte bet ©lonj bet üetfcheibenben SeihnachtSferjen, Suft unb Jubel in jebem Hanfe bei ber |
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©plüenerbotole! — „,§ut! — freilidh im ©ommer ift'S fein ^unftftüd, 9iadhtroäd)ter ju fein, ba möchte mohl fcbcr gern nachtroädhtern, ober im Sinter; hätte mon heute nidht fein ®Io§ SormeS im y)?ogen, ich gtoube man fröre entjoci. Ob mon nidht irgenbmo einen fleinen Unterfchlnpf finbet, roo mon ftdh bi§ 11 Uhr nicbcrloffcn fönnte? DoS roorme 3cug mocht bodh ^echt mübe. jo hier im 9?eubau, roo bie halbhohen SJfonern ein roenig fdhü^cn, fonn mon fidh gut ouf bo§ breite Souholj fe^en. ©o — bie alten Beine roollen heute bodh 3ar nidht mehr fort. — a)?on fottte nidht glouben, baß bie poor (Slöfer fo mübc modhen fönnten — borum fogte oudh ber ^oufmonn, oon bem id) heute ben ©i-troft holte, fo etiüoS oon ©dhlutnmcrpunfdh! Slbcr fchön roirb einem bornod), iounberfd)ön f DotnolS, too id) als junger SKcnfdh in ber mufifalifdhen Slufführung mitroirfte, gob tnir unfer ^ouptmonn oudh fdhöucS Beug; idh tronf fo üiel, boß mich bie onbercn nodh ,<^oufe bringen tnußten — jo bo= molSl e§ rooren bodh fd)öne Betten! — — — — —
,.©ie hoben eitte proihtooHc ©timme!" erflong e§ plö^» lidh an fein Oh^; „roürben fte nicht geneigt fein, mir ju folgen? — „ÜJÏit §orn uttb Soterne?" fragte Driüer. — „©ctpiß, fo mitten au§ ber ,,täglidhcn" Bcfd)äftigung herouS roiö idh biefcS jutücl oon ©timme ihrer höheren Bejïimmung entgegenführen."
„3)oS flingt jo roie gcbrudft", bochlc ber ücrbnjte 9Jod)t: mödhter unb folgte tnit oQcn jnfignien feiner Sürbe bem üoroneilcnbcn eleganten ber f^ncß tnehrere ©traßen
burdhfdjrtit unb enblich üor einem größeren |)Otel §att modhte. Sluf fein tlingeln murbe fchnell geiiffnet; ein befrocftcr JïcClner crfchien unb führte bte beiben üor eine Bitntnerthür. ®cr §err flopfte unb trat ein. Drifter folgte. Um ben Difch foßen ein poor feine §erren; bie @efcllfd)aft fdhien auf ben legten Slnfömtnling gcioortet ju haben unb brodh jcljt bcitu SnblidC beS ^JochtrodchtcrS in ein louteS ©eläd)ter ouS.
„.^onntefi roohl bcn Seg jcljt nid)t mehr ollciu finben?" riefen fte. „©chnen Mner, bie Borole!"
„©tia bod)", fogte DriQerS Begleiter, hier flenc ich Such meinen focben cntbcdftcn Denor üor, jur Beit nodh 9?adht=
roäihter in (5., bolO ober"--
„©ingen! erft hören loffen, ^robc fingen!" rief oUcS burdheinonber. Die Dhür öffnete ftd) unb ber i?eaner erfdhien mit ber bompfenben Botole. ©dhncll tourbe ein ©loS gefüllt unb bem üerlegcn boflehenbcn 9Jod)troäd)ter hi"9ercicht. „Drinfen ©ie fich 2J?uth, mürbiger ^Jlonn, unb bann legen ©ie loS mit ihrer Slrie!" — „Slber tooS fbU id) ftngen?" frogte Dritter, ßr toor fo beflotnmcu boß ihm nidht einmol fein ©lonjUeb, „bie Dhröne," einfiel. — „©ingen ©ie, mos jhnen einfällt, lieber a)?onn", ermunterte jcfet freunblidh fein Begleiter, „unb roenn cS boS Sieb roäre, rooS fie oll= obenblidh ber Bürgfd)oft üon 6. ju fingen pflegen, ©crobe fo einfo^e ©ad)en gehen oft om mciflcn ju ^erjcn." —
„DoS fogte mein §oupttnonn ou^ oft", bodhte Driller, tronf fdhneU" boS ihm jutn jtocitenmol borgereidhte ©loS auS unb hub mit fo fdjöncr Betonung, olS ihtn nur mögUch roor, an:
„§ört jhr ^errn unb loßt ©udh fogen." Dut! tut! tnodhtc boS §orn jutn ©dhluß fo laut, boß boS Bimtucr bröhnte uub bie Bulji^rer rot unb blau üor Sodhen rourben. |
„SoS tneint ihr", rief DriHerS Bcfannter üon ber ! ©troße, „roenn idh biefe ^.ßerle üon ©litntne jum Dheatcr= : iutenOonten noch 26. bringe?"
i 9}Jehr hörte bcr ©änger nid)t. Broüorufen, §änbe= flotfchen unb ©läferfUrrcn ücrlor ftch in üerroorrcncin ©eiöfe.
„J?erl, tooS hat er hier ju f^lofen, noch boju in ber ÜieujohrSnocht, roo bie Scute bie ©tunben boppcU laut obgerufen hoben roollen!" a)üt bicfeu Sorten herrf^te ben oerjüdftcn élad)trodd)ter eine rouhc ©timnte on unb eine berbe §onb fdhüttelte ben Berfdhlafenen am jïrogen.
®rfd)i oefen fprang ber in bie §öhe unb ftorrte mit rocitaufgeriffcnen Slugen betn erjürnt üor ihm ftchenben ^^3olijei=Soutmiffar tnS ©eficht.
„©(hon 12 Uhr?" ftommelte er entfe^t. „Sldh bu i meine ©üte, nun bin idh totrfli^ entbeit!"
CJf. 9;jff.--Btg.)
(Eru|lej5 unb ^tikxtB.
©cct^oUctt M SDJosnrt, es mx im ^ahre 1787, als Beethoüen, bamalS ein üieloerfpreiheuber fiebenjehn= jähriger Jüngling, ju furjetn Slufenthalte ttadh Sien fam. 9)?ojart hatte bereits mehrere bebeutenbe Dpern unb eine Üïethe ber hevrlidhfteu Serfe für tammermufif gefdhrieben. ©elbftrebenb murbe ber jugenbUdhe Bcethooeu bem ÜJÏeifter I jugeführl, jumal eS ber Sunfch beS Baters 33eethoüen mar, baß (Srfterer balbigft iu 9Jiüjart'§ Uuterridht fomme. Sir h^il^en nur einen furjen ©ericht über bie pchtige, aber barum nidht uuintereffante ^Begegnung biefer beiben großen beutfd}cit Doubichter. SSeethoüeu (fo heißt eS in bem gebachten Seridhte) tüurbe ju aJïojart geführt unb fpielte ihm auf beffen Slufforberung eltoas auf beiu tlaüiere vor. Da üJiojart es füv ein forgfältig einftubicrteS ^arabeftüdf hielt, fo blieb er fehr fühl, uub baS gefpeubete Sob fiel, betu entfprechenb, auch jiemlidh fühl aus. 33eethoüen merftc baS fofort. Darutn bat er aJïojart um ein Dhetna ju einer freien ^h«"tafie. Das Dhema murbe gegeben, uub ^öeethoücu, iüeld}er fletS bortrefflidh ju fpielen pflegte, meun er gereijt tuar, baju nodh augefeuert burd) bie ©cgenioart beS ÜOU ihm hoi)t»erehrten 3}?eifterS, erging fidh nun iu einer Seife auf betu tlaüiere, baß üDlojart, beffeu Sluf= nierffatnfeit uub ©pauuung fid) imiuerfort fteigerte, enblidh auffpraug unb ben im 9lcbenjimtuer fi^euben g-reunben jurief: „Sluf ben gebt Sicht! Der mirb einmal in ber Seit üou fidh reben madjen!"
?ltt§iifclfctt. S3ei ben alten (Sriedhen unb ütömern luar eS ©itte, baß gefchidfte a)?ännev gehalten lüurbeu, mel^e mittels eines ^'feifdjen'S, ohne »5om Bolfe gefehen ju merben, nidht uur bie öffentlid}eu 9lebner, fonbern üorjugStueife aud) bie ©d}aufpielev mahnten unb lüarnten, fo oft fie bie ©timme erheben unb üerftärfen, ober biefelbe mäßigen ober finfeu laffen follten. ©beufo madhten fie bie- felben burdh ieueS ©igual aufmerffam auf anbere gehler im ©predhen ober ©iugeu. Bielleidht rührt boher bie fu= riofe ©eiüohnheit, im Dheater ober audh fonft benjenigen „auSjupfeifen", ber eS ui^t redht macht ober beffen ganje "ijjerfonlidhteit fich mißliebig gemadht hat. — Daß baS „^öeifallflatfdhen" beu allen Slijmern bereits fehr geläufig mar, bürfte mehr befannt fein, ©o mirb üom Äaifer |
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5Iuguftuä ein fe^r erjählt: er
bereits in ben legten ^ögen lag, rcenbet er fid} plö^lic^ an bie fein Säger Umftehenben mit ben Sorten: „greunbe! Klafc^t in bie §änbe: bie Somöbte ift ju @nbe!
^änftlerftdl^. Stuf ber Dpernprobe etneê ^rooina:= theaterê menbet ft^ ein Denorift an ben Direftor: „§err Direftor, biefe àrie liegt mir ein menig ju hoch!" — Der Direftor: „DranSponteren mir fie um einen Don"! — Der Denorift: „@in halber genügt ooüfommen, §err Direftor!" — Der Direftor (ftotj): „ä«ein §err, in meinem Dheater mirb nichts hatb gemadht!"
Sic grofecn Scrîc S» mth S»
^ôttîieïè finb bei Sehjeiten ber ^îeifter burdhgehenbê mit fehr befcheibenen SDÎitteIn aufgeführt morben. Da§ unter« liegt faum mehr einem Seibe ïlîeifter hatten «ut
fleine ©hö'^e Serfügung, bei benen bie einjelnen |
(Stimmen fehr fdhîoadh befe^t maren. ;Ja, eS mirb öon einer Stuffuhrung beS „30îeffta§" unter ber Sireftton ^önbelS berichtet, bei melcher bte ©oliften au^ bie ©höte ausführten. Unfer heutige^ ^ublifumjft nach "biefer Oîtch^ tung fehr oermöhnt, fo baß fotche Stufführungen nidht bte geringfte Strïung erjielen mürben. ÜKan^e unferer tirdhen^öre finb ober genügenb befe^t, baß ;fie lei^tere ©höre oon Raubet bei paffenben (Gelegenheiten (natürlidh oußerhalb ber Kirche) mit ©rfolg oermerthen tönnten.
^&getvum|ift. Die berühmte ©ängerin Pauline Succa mürbe in einer ariftofratifchen ©efeflf^aft,^^ ber fie mit ihrem hettlidhen (Gefang (Sutjütfen bereitet hatte, oon einem gefdhniegelten fungen 53aron gefragt: „Kennen <Sie oielleicht ben ûlten aßann bort am Dfen, ben mit ber polijet^ mibrigen Sifage?" — ben ïenn i fehr genau" antmortete jornfunfelnb bte Dioa, „baS ift mein Satter!" — §ödhft oerlegen ftotterte ber 5Baron eine Sntfchulbigung, mürbe aber mit ben Sorten unterbrodhen : „(GenierenS ijhnen nit, baS ift mir fdhon oft mit meinem aUen Satter paffiert, aber ich ^^abe bie alte Sifage bodh oiel lieber, als bte f^iJnen ^ratjen ber jungen aJZobepuppen." |
In meinem Verlage erschien soeben:
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Die
Harmonische Modulation
/ der
Kirelieiitonarteii.
321 Modulationen nebst einer Einleitung von Mich. Haller.
Op. 30.
M. 4.50, 6 Fi. ä M. 4.. 12 Ex. ä M.3.50.
Eine für jeden kath. Organisten hoch- willkommene Gabe aus berufenster Feder. 321 Modulatienen von und nach den verschiedenen Kirchentonarten in den gebräuchlichsten Transpositionen, die das Werk nicht blos zurpraktischen Verwerthung, sondern auch für theo- rethische Studien sehr geeignet er- scheinen lassen.
A. CoppeDralh's Kirchenmusik-Yerlag
(H. Pawelek) in Regrensburg.
Zum 50 jähr. Priester-Jubiläum des Iii. Vaters Leo XIII.
im Volkston, von H. F. Müller, Dechant in Cassel. Ausgabe a.) für 2st. Kinderchor oder 4st. gemischt. Chor k 20 Pfg. Ausgabe b.) für 4 st. Männer ehor ä 20 P?g.
gr. 8". 8 Seiten. Fein ausgestattet. — 30 Expl. M. 5. 50 ExplM. 8. 100 Expl. M. 15.
Diese Lieder des durch sein Weihnachts-Oratorium rühmlichst be- kannten Komponisten empfehlen sich durch ihre leichte Ausführbarkeit und werden gewiss allen Lehrern (besonders'Ausgabe a.) und Kirchenchordirigenten willkommen sein.
Durch alle Buchhandlungen zur Ansicht zu beziehen. Fulda, 15. Oktober 1887. A. Maier, Verlag für Kirchenmusik. |
Zum Papst-Jul)iläum.
Verlag von Alfred Coppenrath In Regensburg.
Mitteler Ig-n., Festclior z. 50-
jährigen Priesterjubiläum Sr. Heiligk. des Papstes Leo XIII. Für vierstim. gemischten Chor mit Begl. des Harm. od. 9 st. Blechbegleit. ad. lib. Text v. Bruder Norbert. Part. M. 1,20; 4 Singst, à 20 Pfg., 9 Blech- stimmen M. 1.20.
Dieser herrliche Festchor ist von Fachmännern als die hervorragendste aller aus Anlass des Jubiläums er- schienenen Compositionen bezeichnet worden. Derselbe ist leicht nnd von grossartiger Wirkung, und entspricht somit ganz den Anforderungen des hohen Festes. |
^n unferem SSerlage erfdhien:
Ucliungêftüdc f. tirdjeufäuger
jur ©rlaugung ber Drcfffit^crlhcit im i^tguralocfûiigc
Oon
^ö^iekï, Direïtor. ^reiS 40 ^fg.
41 ^ox' Uttb l^îarÇfpicfe ßx bte ^rgcf,
(Icicht bis mittclfcfjioer)
oon
Sofc|JÏ) öcniavöis.
Opus 29.
^reis 2 2»arf. «Uücvt 3ocobi & (Ço., 3larf;en.
tlcclaq uon 3^1bert 3ttcobi & (£o., ]Xad)cit
2)DjnIopclItnclftcr tn Kbln t- ^ird)cngcfän0c für 4ftimm. gemifdjten (Shor. 32 40. '^r. 3«. 1.—
S'iiitfiuibstoûnjijj Sicbcr für eine ©ing. ftimme mit ^Begleitung beS pianoforte 84 ©. 40. Pr. aW. 4.50.
SSerantiuortlidier SRcbafteur 28. ©d}önen in Oberbilf. — Srucf uub Sßertag tjon Sil bert jacobi & (So. in Sladjeu. |
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für fmfpofifc^e ^ire^enfättger.
®ratî«=5Scilage smu ,,®rcgoriuê=^Iatt", Drgau fiir ïat()oItf(^e tir^^cnmurtt
„©erge, baß bu mit bem Çerjen glaubft, »a8 bu mit bem aKunbe fingfl, unb itt SBerle
bctptigft, inaS bu mit bem Çetjen gloubft." Œoncil in (Sart^ago », 3- 398.
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ïûdljuadjtcn.
3u Setr;(ef)em liegt tn einem (Statt ein hotbeä Kinbetein, Dem [ingen bie ®ngel mit füßein ©(J^att 6/ar liebliche Oïîelobein.
©s liegt gebettet auf hartem ©tro^ i^n e.nem Krippetein, Unb lât^elt boch fo freubig frol; — jarte Äinbelein.
Unb mit beu ?lei.glein fo hett unb flar Q31idft es in'S iperj hinein, Unb rebet bort fo munberbar — ®aS liebe Kinbeteiu.
2ötc jög eS fü gern an feine 53ruft ®ic Slîenfchen groß unb flein, D folgten fie nur in feiiger 8uft ®eni ©ottestiubelein !
3u ißethteheni liegt in einetn ©talt ®in gijltlidh Kiubelein, ®em fingen bie (Sngel mit füßem ©chntl, Unb loir — mir ftimineu eiu.
P. ®iel. S. J. t
NB. bem obiflcit fdjöiien üicbc f)abc id) üot einigen 3al)rcu eine einfad)e Wclobtc mit ßlaüicrbcglcituiig nefegt. ®ic- felbe ift obgebrudt in bcr aScil)nad)t>3nnmmcr bcr 3eitfd)rift „St. u. SÎ. "aSelt" 1884, U)cld)c feparot ju ucrbältnißmäßio fc^r billigem ^lireifc »on ber BcrlogSbanblung ('Ikn^igcr, Ginficbeln) bcjogcn loerben fonn. Sic ßompofition läßt fid) paffenb bei Sefchecrnngcn jc. ticri»crtl)cn ; nur möge mon biefelbe nid)t in ber ßird)c fingen laffen, benn bafür ift fte nid)t gefegt!
Scr 9îcb.
Btt0 Itrdjcnjnljr,
II.
SBie h^rlid), lieber Sefer, ift ein ©onnenoufgong! ^Jocf) lagert nächtliches Dunfel über ber ©egcnb, nod) fd)lummern bie (Srbe unb ihre ©emohner. öangfom aber Uchten fich bie finfteru ©Rotten; brüben im Dften beginnt bie SJocht juerft |
ihren bunflen ©ommtmontel ju heben; ber ^immel röthet ftd); mehr unb mehr toirb ber nä^tli^e ©^leier gelüftet. •Ddt freubigem ©touneu genießen mir baS prächtige ©chou» fpiel, boS fidh nun üor unfern Slugen entfaltet. SSolb er= gießen fleh ©tröine lieblidhen "UmpurS über bie SBotfenflreifen beS öfiUcheu Rimmels unb maßen fonft nieber auf bie gelber uub gluren, auf bie ©täbte unb Dörfer, olS moÓten fte oQe bie ©d)lafenben ouf bem meiten (Srbfurunb medCen unb ihnen boS äfohcn beS hevi.tid)en SogeSgeftirneS onfünbigeu. Untere beffen flammt eS im Dften heQer unb heller ouf, immer fd)öncr oergolben fich bte Sßolfeu, immer mehr erheitern fi^ bie ©efilbe; ©ie fommt — bie Königin beS DageS! Qu feiertid) ftillcr aJiojeftdl taucht bie ©onne ouS bem Sidt)t= meer empor, ein mäihtiger geucrboO, herrlicher bligeub olS aJiiUioneu Diomonten, "óimmel uub (Srbe mit ihren Sidbt: ftrohlen übergießenb. iBüS ginftcrniß ouf (grben, muß bie glucht ergreifen; maS Sid^t ift om ^immel, ocrhüllt ehr= erbietig feui Slugeft^t; moS bo fchläft, ermodht ju neuem Sebeu! —
Söhrenb ober, lieber Sefer, unferm leiblidheu Sluge boS , flrohlenbe ©eftirn erglänjt, melcheS bie ©rbe erleudjtet, unb beffen mojeftätifdjeu Slufgong toir eben betrodhtet: ift unferm, (SeifteSouge eine onbere herrliche ©onne oufgegaugen, bie in unoergleid)lich höherer i'rod)! uub llioieflät om girma= mente beS geifiigen 4)immelS erftrohU. 33on biefer ©onne ift bie ©onucnfugel nur ein matteS, fchmocbeS Slbbilb, benn eS ift „bie ©onne ber (ikredhtigfeit", bie oou ©toig= feit her im Sidjtfdjooße beS BoterS ruhte, bonn „in ber güße ber 3ei'eii" ber Seit aufging, um, mie ein 9ïiefe, ihre Bahn JU bur^loufen. Bor biefer ©onne erbleidheu bie ©terne: bie l^otriovdjen uub "il^ropheteu trog oll ihreS ïugcnbglonjeS! SluS golfcigftem SJforgenrothe, üüiorio'S reinftem ©dhooße, ging in ber Seihno^t jene ©onne ouf, in ber bie güQe ber ©ottheit mohnt, trat bie ^immelSbohn ber ©rlöfung on, um enblid) auf ©olgatho ben hedfleu ïüïittogSglanj ber Siebe ouSjuflrohten! —
Sie iubelt bie Kirdhe oUjährlidh auf Seihnodhten ob , biefem herrlid)en „©onnenoufgonge!" Sie freut fidh Sung unb SIU on bem lieblichen SeihnadhtSfefte! ^iit feierlidhen Klängen rufen fd)on um'9J?itternad)t bie ehernen Boten ber ©hriftnocht, bie ©lodfen. ©ie rufen, febem ©hriften ber^ uehmlich, moS einft über Bethlehems Üluen ein ©ngel beS Rimmels gemclbcl: „^ih üerfünbige eudh eine große greube; . benn heute ift euch in ber ©tobt DooibS ber §eilanb gej boren, meld)er ift ©hriftuS, ber §err!" — Diefer freubige 9ïuf ber ©lodten oerfehlt feine Sirfung nicht: SllleS Oerläßt . boS ^)ouS unb ftrömt ber fejtlidh erleudhteten Kirdhe ju. — |
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ïl'ïtt heïUgei-' gveube üeïnthmen bie (Gläubigen ^ifv, baß eïji^ienen jei in bcï SDïcnjdhheit ba5 eioige Sßovt, bsï (Stn= geborne be§ 33ater§, jum ^eitc ber ÏÏSelt. §ier oernehmen fie, mie ber hï- SUhanaftuS fagt, ber ©öitUche fei ÜJienfch gemorben, um bie 9)?enfchcn göttUd^ |u machen, b. h- um fie in bie mahre ©inheit mit ©ott ju bringen, bie burch bie ©iinbe oerlorcn gegangen mar. Unb freubiger podht ba§ §erj be§ ©h^ifien, ba baS feftUche ©lorta ertönt, baê un§ ber htmmUfche ©efangchor einft oorgefungen: „©hre fei ©Ott in ber .^öhe unb griebe ben 2Jfenf^en auf ©rben, bie guten 2ßillen§ finb!" Die ^)a{Icn be« Dempcï5 geben ihr ©cho mieber juriicï oon ber h^hen, heiligen SBotfdhaft, oon bem ©oangeUum, baê ^immet unb ©rbe ju= gleich umfaßt unb biefer ben grieben gibt. Du aber, lieber (Sänger, barfjl im S^amen ber ©läubigen ben herrUchen Sob= gefang fortfe^sen:
Laudamus te, mir loben Dich, Benedieimus te, mir preifen Di^, Adoramus te, mir beten Dich an, Glorificamus te, mir fingen Deine ^errUchïeit! Gratias agimus tibi propter raagnam gloriam tuam, mir bauten Dir, Deiner großen §errlichfcit megen;
Domine Deus, Rex coelestis, Deus pater omni- potens: ^crr, ©ott, iïönig bcê Rimmels, allmächtiger ©ott unb Bater!
Domine FiU unigenUe, Jesu Christe, §err ©inge= borner ©ohn, jcfuê ©hriftu«! :c.
9ïun, lieber Scfcr, fo fletle bi^ benn im ©cipe oor ba5 Jïripplein hin unb fing bcm holben Jïinbe biefe« herrliche jubeUieb mit ^erj unb ÜJfunb: unb übernatürUche gruh= UngSfreube mirb beiu §crj erfüllen in biefer ho^heiliäcn SBeihnacht unb bich ahnen laffen, maS bciner bort martel, mo einft bie „©onne bcr ©ere^tigfeit" im ©lanje unb in ber §crrl!chfeit himmlifcher ©lorie oor un§ erfdheinen mirb!
©dhönen.
5Oa0 j^odjttittt»
IX.
geft bcr öJcöuvt .^crni. •
3ur I. ÏÏUeffe mährenb ber 3?adht.
2öa§ einft bic ^.ßatriard^en fchnUdhfi crmartet, bie ^ro= phetcn oorauêgefagt, bie ©crechten ju fefjen gemünfcht, eê ip am heuligen Dagc in ©rfüOung gegangen: ©ott felbft ip auf ©rben im glcifdhe erfchienen unb hat unter ben 2Kcnfdhen gemohnt! Darum greube unb jubel in bcn firchlichen ©ebeten unb ©efängen bicfcê fcftlidhen Dageê!
Introitus.
Dominus dixit ad me: Fi- lius mens es tu, ogo hodie genui te.
Ps. Qnare fremuérunt gen- tes: et pópuli meditati sunt inänia ?
V. Gloria etc.
jutroituê. Ser .^err fprad) ju SRtr: SDÏein 6ohn bip bu! .^)eute habe jd) bid) gejeugt. «ßf. 2, 7.
iRarum toben bie Reiben unb fituten auf GitleS bieSSölter?
m. 2,1.)
V. (Shrc fei jc.
Sir treten im ©cipe jur itrippe hin unb ftnben ein hülflofcS tinb, aus SJJaria, bcr reinen SJiagb, geboren. Dod) fiehe! ber ©laube öffnet un§ Sluge unb Dh^: «DaS Sort ip gleifdh gemorben," ruft ber SicbcSjünger unS ju, unb baS emige 2öort felbft fpricht: „Der §crr fprach ju 2Kir: 3Jiein ©oh« I §eute habe jdh bich gejeugt." — ©S ip ber emige ©ohn beS emigen BaterS, oon ®miglcit her (..heute") aus bcm Bater gejcugt! Sobfingen toir ihm banïcrfüEt in heiligen Seifen! |
Quare fremuerunt gentes? 2ldh, obtoohl ber §err in fein ©igenthutn. fommt, geräth bie oerblcnbete Seit in ©ährung unb Bcmcgung, ©ie toill fidh biefem neuen Könige nidht untermerfen (^erobcS). ©ic tobt in eitlem Unterfangen gegen einen ©ebietcr, ber ba fagt: „ÜJicin jodh ip füß unb meine Bürbe ip leidht," unb toieber: „ßommt ju mir ?lCle, bie jhr mühfelig unb belaben feib, i^ mill eudh erquidtcn !"
Der geneigte Sefer beadhte bie ruhige üj^afepät, toclche über bie ©horalmelobie bcr ^Äntiphon auSgegoffcn ijt, foroie bie bejcidhncnbe ^eroorhebung bcr bebeutungSooHcn Sorte; meus (mein ©ohn)ego (jd)), genui (habe gejeugt).
Graduale. ©rabualè.
3tuf beiner Seite ip ber Sieg am Sage beiner S[Rad)t: itn ©lanje ber ^eiligen habe jd) au3 (meinem) S^oße oor bem SKorgenftern bich geboren.
V. fpri^t ber §err ju meinem §errn: Se^e bi^ ju menter Ülechten, bis beine geinbe jdh jutn Schemel beiner güße mad)e. Slöeluja. Slflelnja.
(Pf. 109, 3 u. 1.)
V. Ser t»err fprach 5« ®iir: SDJein Sohn bift bu, heute habe jd) bi^ gtjeugt. SlÓelujo.
Offertorium. Laeténcur coeli at oniltet terra ante fäciem Domini: quoniam venit.
Tecum principium in die Tirtütis tuao: in splendoribus sanctórum, ei i'itero ante lu- ciferum genui te.
V. Diiit Dominus Domino meo: Sede a dextris mois: donoc ponam inimicos tuos scabéllum pedum ^ tuórum. Alleluja. Alleltija.
V. Dominus dixit ad me: Füius meus es tu, ego hódie génui te. Allelitja.
Die 2!Sorte Tecum principium etc. legt bie iTirche bem eroigen Bater in bcn aiïuttb, rocldhcr alfo ju betn ^inbc in ber Grippe fpridht: „2llS gottmenfdhlidher Äönig unb eroiger §oherprieflcr follp bu herrfchen; bie |)crjen ber SDJenf^cu roerben ftdh ^ii^ unterroerfen, ba fie beine Sunbermadht (iu die virtutis tuae) fdhauen."
In splendoribus etc. „Denn jdh h^be bidh »^dï aller 3cit gcjeugt, bidh, ben SlllerheiligPen, »on beffen ^eiligfeit ber ©ngel unb 5D?enfdhen ^eiligfcit uur einen fchmadhen Sieber= fdhein ju geben oermag."
Dixit Dominus etc. Unb mieber laufcht bie ilirdhe mit betu ^falmiften bcn Sorten, meldhe ber §err jum ©ohne fpridht: „?Umm DheU an meiner 9)?ad)t unb ^errfdhaft, bis jch bir beine geinbcTjutn ©dhctncl bciner güße mad)c, b. h- bis aüe beine geinbe" beinem ©cepter (bcm hl- i?reu|e) fid) beugen merben."
Dominus dixit etc. Unb roiebcr nitnmt baS göttlidhe ^inb in bcr Grippe, roie jur Bepätigung beS ©efagten baS Sort: „Der §err fpradh ju a)Ur: üïïeiu ©ohn bip bu: heute habe j^ bidh gejeugt."
Dffertoriutn. GS freue fid) ber ".^itnntel, unb e§ frohlode bic Erbe oor bem .öerrtt, ba Gr gelomntctt ift. Pf. 95, 11 unb 12.
ü)ïit betn pfalmipcn forbert bie Äird)c ^immel unb ©rbe, aUe tjcrnünftige unb oernunftlofc ©reatur auf, mit ihr einjupimtnen in ein jubel= unb DanlUcb ob ber Slnfunft beS ©rfehnten. Selch' ein jubcl in ber ©horalmelobie ju bcn Sorten: quoniam venit (ba ©r gefotnmen iP).
Communio. In splendoribus sanctórum, Ol titero ante luciferumjgénni te.
Gomtn unto, jm ®lanje ber .^leiligen habe jch aus (tneinem) Schöße bor betn 9Jforgenperne bid) geboren.
Pf. 109, 3. |
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Die Ktrcfie wtebevhoU biefen S3er5 beS ©rabuate mit feinet fchönen bejiehung jur heiligen Eommunion: 2Bir em= pfangen im heiügen ©alramente ba§ Kinb ton S3ethtel)em unter brobeSgefialt, jenen üor bem SJïorgenftern gezeugten ©ohn beê emigen baterê. — D, baß mir burdh einen heiligen SebenSmaubel ©einer unb ©einer ^eiligen ©emeinfdhaft thcil= haftig ju merben üerbienen! —
3ur III. ÜJieffe am Dage ber ©eburt be§ ^errn.
Puer natus est nobis, et filius datus est nobis: cujus imporium super hiimerum ejus: et vocabiturnomen ejus magni
consilii Angelus. Q
Ps. Cantate Dómino canti- cum novum: quia mirabilia fecit.
Gloria Patri etc.
Gin Kinb ift unê geboren mtb ein (Sohn ift unê gefchenft, auf beffen (3d)ulter ^errfchaft ruht, ttnb fein 9?ante mirb fein: „Gugel be§ großen aîathfdiIuffeS."
Singet bem Herrn eiu neues Sieb; benn SBunberbareJ hat er gethan! Ghre fei 2c.
Die Antiphon biefeS Introitus ber III. SeihnadhtSmeffe ift auS bem IX. Eapitel beS ''Propheten JfaiaS genommen. Heute fehen »ir nämlich biefe Seiffagung budhftäbltd) erfüllt : ba§ Kinb üon SSethlehem ift jeneS üom '|5ropheten angefün» bigte Kinb, btffen ©eburt ganj Jfrael fehnfüdhtig ermartete. 3luf ber ©d)ulter biefeS KinbeS ruht Herrfdhaft, benn eS ift mit ber Herrfchaft über Himmel unb Erbe au5= gerüfict. llnb tüer benft bei biefen Sorten nicht uniüilUürlid) an baS heilige Kreuj, in meinem ber üïïcffiaS triumphieren fonte unb megen beffen ©ott ihn erhöhte unb ihm einen SJamen gab, ber ba ifi über alle SJamcn." 2.) Er
heißt: Engel (Sote) beS großen 9îathfdh^nffeS, bcttn er foO ben großen 9iathfd)luß ber Erlöfung erfüllen, (gür ©d)riftfunbige fei im Vorbeigehen bemerft, baß ber üon ber bulgata abmeichenbe Dfi't auS ber Itala, refp. ber Septna^ ginta aboptiert ift.)
Jm "jjfalmenüerfe (^f. 97) bebient bie Kird)e fid) ber begeiflerten Sorte, momit ber fromme König Daüib einft jegliche Ereatur jum Doufe aufforbcrte für bie munberbare Hülfe, meldhe ber Herr ihm unb feinem bolfe gegen johlreidhe uub mädhtige geinbe hatte ongcbeihen loffen. Slber ©rößcrcS ttnb SunberborereS hat ber .Hexr heute on unS gethon, ba er felbft in KnedhleSgeflolt erf;hten, um unS üon ben 3Jiäd)tcn ber .Höfle ju befreien. Dorum gebürt ihm heute ein nett'.eS Sieb: e§ jiemt fnh toohl, ihm on biefem heiligen Doge tu oußerorbentlidher Seife jn banfen mit .Hcrj unb 9Jhinb! — Uub, Ueber Sefer, meld)' fd)öneS ergreifenbeS 'i^athoS in ber Ehorolmelobie biefeS Introitus! ©tonnen unb bemun= berung, Jubel unb Danf finben hier einen SluSbrucf, mie er feinem beutfdhen SethnachlSliebe eigen ift!
DoS Graduale (^|3f, 97, 2, .-5.) lautet, mie folgt:
Vidérunt omnes ünes terrae , SItlc Guben ber Grbe haben salutilre Dei nostri: jubilâto I gefehen baS .t)cit ini|crcô ©otteS: Deo omni» terra. ' jubelt ©ott alte Sonbe!
V. Notum fecit^Dóminus salutaro snum: ante conspóc- tum Gentium revelavit justi- tiam suam.
Alleluja. Alleluja.
V. Dies sanctificiitus illüiit nobis: venito gentes etadorate Dóminum: quia hódic de- scéndit lui magna supertor- ram.
V. ihtnb gcthan hat ber ,^)err Seinl.peil : îlngcfichts ber Söl= fer geoffenbovet Seine ©ered)= tigfeit. Sttteluja! ÏUtelujo!
V. Gin heiliger log ift an= gcbrodjcn : .Rommet Jhr SBülfer, unb bclet on ben .'gervu ! ®cnn heute ift boS große Sid)t auf bie Grbc herabgeftiegeit!
'Jdleluja!
Alleluja. |
SlOe Enben ber Erbe, b. h- bie 9}?enfd)en biS ju ben Enben beS ErbfreifeS fehen uitb haben gefehen boS Heil unfereS ©otteS: ben H^ilanb — unb jtüor enttüeber mit ihren leiblidhen Slugen, mic ber fromme ©imeon, ber bonferfüHt ouSrief: „Stun entläffefi Du, o Herr, Deinen Diener nodh Deinem Sorte in grieben: benn meine Slugen haben Dein Heil gefehen" (Suc. 2.)— ober mittels ber prebigt beS EüongeUumS mit bem ^uge beS ©laubenS nodh bem Sorte beS borläuferS im Eüongelium Pom 4. Slbüent= fonntog: unb alleS gletfdh mirb boS Hetl ©otteS fdhouen." (Suc. 3.) Dorum jubelt ®oU bem Herrn Jhr ©läubigen ber gonjen Erbe! Sobet unb preifet ihn, bo oudh Jhr ben ©cho(j beS mohren ©laubenS gefunben unb bomit boS Heil aus ©ott ju fehen gemürbigt morben feib!
Kunb gethon hat ber §err ic. b. h- inbem ber ©ohn ©OtteS heute fidhtbor erfchien, hat ber ^nx fein ben bätern gegebenes berfpredhcn, bie gefallene sJicnfdhheit ju erlöfen, erfüllt, ©eine ©eredhtigfeit, feine Dreue erfcheint boher heute in ihrem fdhönften Sidhte.
Die Sorte beS legten Versus finb üon ber Kirdhe hei» gefügt unb leiten in fd)önfier Seife über ju bem folgenben Eoangelitttn: Kommt jur Krippe, Jhr bölfer, betet on baS emige Sort beS boterS! betet onboS große Sidht, meldheS üom §immel gefommen unb „meldheS erleuchtet jeglidhen ^IJlenfdhen, ber in biefe Sel^ fommt!" (Joh- 1.)
bon hoher ©chönheit ifl ber folgenbe OffertoriumS= gefong: ü}Jit ben frommen Hirten lüirft bie Kirdhe fidh im ©eifie üor ber .Krippe beS göttlidhen KinbeS nieber unb betet: (^folm 88.):
Tui sunt cooli, et tna est terra: orbcm ternirum et ple- nitiidinem ejus tu fundiisti: justitia et judicium praepara- tio sodis tuao.
3)ein finb bie .^immcl uub Dein bic Grbe, ben GrbfrciS ttnb moö ihn erfüllet, haft ®u ge= grünbet; ©ercdjtigfeit tntb 9M)t finb bic Stülien deinesXhroitcS.
Sind) mir locrfen itnS im ©eifle mit ben Hirten üor ber Krippe nieber. SoS biefe Hirten tnit bcm Sluge beS ©loubenS in bcm hiilflofen Kinblein erfonnten, baS erfennen oud) mir: CS hat fid) erfüllt, maS ber heilige Johannes in feinem Eüongcliuut fd)reibt: „Unb boS Sort ift gleif^ gc = m 0 r b e tt unb hat u n t e r u n S g e to o h n t." .'gimmel nnb Erbe gehören biefem Kinbe, benn Er hat fie gefdhoffen! Sllle Dhrone ber Erbe ftnb fein Eigeuthnm; eS fianb bei Jhm, ben herrlidhften berfelben ju befteigen I ajiit einem Sittfe hätte bicfeS Kinb ben ormen ©toU mit bem ©lanje beS H'nnnelS auS= fd)müdten fönnen! Sluf feinen Sinf loären ©dhooren üon Engeln erfchienen, um Jhm ju bienen, um feine Herrlidhfeit unb SJfojeftät ju offenboren! — DiefeS unb unenblidh mehr fogt uns ber ©loube üon biefem Kinbe! Dotum gereidicn uns meber bie Krippe, nodh bic Hülflofigfeit unb Slrmuth ^eS KinbeS jnm Slnfioß; nein, übermältigt üon 9iühruug über feine unk'greiflid)e Siebe toerfen loir onbetenb unS nieber unb preifen mit ben Engeln unb Herten unfern ©ott für SllleS, maS er an unS gethon.
© e r e dh t i g f e i t unb Si e d) t ftnb bie ©lügen Deines DhroneS: Die Krippe ifl ber Dhron biefeS KönigSfinbeS! Ein bemüthiger Dhron! ben bic göttlid)e ®e = r e dh t i g f e i t ermählte, um unfern ©tolj jugleich ju Jühnen unb JU befd)ämen. SJ^it üollem Siechte mirb boher hier bie göttlidhe ©ered)tigfeit bie ©tilge (ber Untergrtinb) beS bemüthigen ShroneS im ©toKe ju bethlehent genannt.
Der geneigte Sefer üerfäume eS nid)t, bte muftfalifche JUnflraliott biefeS OffertoriumSgefongeS (4. Don) mit ber Sintiphon unb bem 1. Versus ijcS Graduale (5. Don) ein |
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»entg ju tfergleldhen! Dort im Graduale ^ubel unb Danf! §ter (Staunen unb Slnbetung! Slber beibe burcbnjebt freubige gefttag§fiiinmung! ^fod) mebr: ber 2. Versus be§ Graduale leitet fomobt tejctUcb mufllalifcb ju bem (an= betenben) Offertorium über.
ÜDer (Kommunion Sgefang lautet:
Vidérunt omnes fines terrae salutare Dei nostri.
©eîebcn baben alle Enbcn ber erbe baê Çeil unfcreê ©ottcê.
§ier tji bte Antiphon be§ Graduale mieberholt, benn biefe wenigen SBorte rufen nocb einmal furj ba§ große beimniß be§ STageS in'§ ©ebäcbtniß; fie erhalten aber eine befonbere Sebeutung burdh ihre jefeige ©teHung in ber hl- 3Jieffe (eigentlidh jur Kommunion ber ©laubigen gefungen): ®er @ohn ®otte§ h^t unfere menfdhliche ^ïatur angenommen, um un§ iDienfdhen feiner göttUcben ilfatur t heilhaft tg ju madhen, unb ba§ Ünterpfanb biefer eroigen ®abe ifl ber jeitïidhe ©enuß feineS ht- in ber Kommunion!
NB. SSir haben obigen Sluffa^ im oerfloffcncn S^brc für bic Icibcr eingegangene „ßeitfchrift für fath- ffir^enmufit" oon S. Robert gef^rieben. 2)ieê jur Sïotij für bie früheren Abonnenten jener 3citi(hrift.
(Scbönen.
SiiffeïÖorf. ©ben oor fRebaïtionsfchlu^ ge^t uns bie S^iac^richt ju, bag unferm gefchöjjten greunbe, §errn ©eminar-Oberlehrer ^iel in ©opparb, burdh Ser« leihung beS ïitelê ctneê „Äijnigl. aWufiïbireïtor'S" eine mohloerbiente Sluêjeidhnung ju Sheil gemorben fei. „^UeS ïennt ben ©öngerSm'ann, „Caufdht ben füßen ïijnen, „Sie uns tragen hiwoiein'ärts, „Sie ben §errn oerföhnen. — ftod^em Slm 26. Sluguft tagte hier bie XI. ©eneral- Oer f amml un g b eSUn ter ftü^ungS Oer eins röm«ïath. Lüfter ïïlheinlanbs unb SSeftfalenS.*) Sor (Srijffuung beS offiziellen Sh^'I^^ Oereinigte bie ÜJiitglieber junädhft ein in ber ©t. "ißaulSÜrdhe oon §rn. Dberpfarrer-unb päpftl. ©eheimtämmerer §rn. 9ïeal celebrirteS ^ochamt, bem ftdh ein gemeinf^aftlidheS Siner anfdhloß. Mährenb beSfelben herrfchte eine gemiithlidhe ©timmung, hervorgerufen unb gehalteit burdh bie oortrefflidhe Äüdhe unb ben guten Heller beä |)errn 9ïeftaurateur5 ©dhrnilj, fomie theilS launigen, theilS ernften Slnfpradhen unb SToaften beS ."perrn Ober« Pfarrer ïïieal, Soß, ^eterS u. f. ro. 9?ach Sr Öffnung ber ©eneraloerfammlung gegen 3 Uhr marf ber Sorfifeenbe, ^fter Sog ou§ ©ffen, junädhft einen SïüdEblidt auf baS erfte Sejennium. Öaufe beS oorigen 3;ahreS hatte ber Sorftanb bte (Sh«, JJom ho^lfüïï'igften ^crrn bifdhof tu Slubtenj empfangen ju merben. §odhberfelbe hat bie 58eftrebungen beS SereinS lobenb anerfannt unb barauf htngemiefeu, baß audh in ber Siöcefe ©rmelanb ein ähn« lidher Serein beftehe. ®r oerfpradh, für ben Serein ju thun, maS in feinen ßtäften ftehe. ber am 19. Slpril biefeS :^ahre§ in Sobbert^ bei Kempen abgehaltenen Sor« ftanbsfijjung mürbe bie hübfch auSgeftattete Slbreffe für
Seridht oerfpätet eingegangen. |
bas papft«S(lbum oon ben Sorftanbsmitgliebern unter« jeichnet. SaS ^Referat ber legten, 10. (Seneralocrfammlung oerlaS ber ©dhriftführer .'pr. 93ecferS, ebenfo bie beutfche Ueberfejjung ber ^apftabreffe. SaS am 31. §ult b. ^ obgelaufene SereinSjahr fann ein günftigeS genannt merben: fein aJiitglieb ftarb in biefem 3et träum unb 14 Herren traten bem Unterftü^ungSoereine theils als orbentliche, theils als ©hrenmitglieber bei. Slugenblitflidh umfaßt erfterer 197 ajiitglieber uub 36 ehrcrimitglieber, mel^e fidh auf bie einjelnen Siöcefen roie folgt oertheilen: Mn 122, OJZünfter 50, ^aberborn 40, Srier 18, Dlbenburg 2, Himburg 1. Ser Seridht über ben ©tanb ber ^affe ent« häU günftige Slngaben. Sie ©nnahme betrug 17 397 30?. 89 Pfg, bte SluSgabe 1022 ÜW. 22 Pfg, ber ©ffectiobe« ftanb mithin 16 375$»?. 67 Pfg. ^ierju fommt ein (Sin« nahmereft oon 711 SW. 25 Pfg., fobaß ber Seretn ein ©olloermögen oon 17 086 2)?. 92 Pfg. aufmeift. Sie ©terbelaffe, roeldher bie 3)ïitglieber beS Ünterftü^ungSoereinS allerbingS nidht beitreten müffen, jählte am 31. iguli 1886 187 aj?itglieber, am 31. :^ult 1887 beren 219. Sie (Sinnahme betrug 1366 91 Pfg. bie SluSgabe 621 3«. 97 Pfg. mUfjin bleibt ein Äaffenbeftanb oon 744 ü». 94 Pfg. 3u Ste^nungSreoiforen für baS nädhfle (^efdhäftS« jähr rourben brei §erren auS bejro. bei Solu gcroählt. Ser Slntrag, bie Unterftü^ungSfumme pro 1887/88 üon 150 9)?. auf 200 3)?. ju erhöhen, fanb nur geringen Beifall; mau feilte bie bisher gejahlte auf ein "roeitereS ;^ahr feft. Ad pof. 4: „(Stroaige meitere SInträge unb ^ittheilungen bcS SorftanbeS", bat .'perr 9Jenbant Ütahni im jntereffe ber ^affe um balbige 9tegulirung aller ben Serein betreffenben ©elbgefdhäfte. Sie leljte pofition ber S^ageSorbnung betraf Slufnahme neuer SJfitglieber. SBie uns mitgetheilt roirb, troten 10 tüfter beru Serein bei. (Ehe Soß bie Serfammlung für gcf^loffcn erflärte, bradhte er ©r. .'peiligïeit Papft öeo xill. unb bem ge« fammten (SpiScopate ein breifach bonnernbeS §och, in baS alle Slnmefenben ooll 23egeifterung cinftimmten. (Gegen 5 Uhr mußten allerbingS oiele ÜTheilnehmer bereits fich jur Slbreife rüften, man^e jebod) blieben noch mehrere ©tunben in trauU^cr Unterhaltung beifammen. Sluf SBteberfehen! 53tS nädhfteS ^ahr in" töln! fo rief man fi^ fdheibenb ju, unb biefer hersü^ie @ruß roirb fidherlidh im nädhften ^ahre eine glänjeube Setheiligung jur golge haben.
MÛ) duc ^jfti'djcuînuftk^^
^n ben aBeihnadhtSferien oerreifc idh gemöhnlidh in meine Saterftabt. @ine (Stunbe Oon berfelben iiegt baS Sorf 1, mofelbft mein greunb, ein alter ^err, alS l'ehrer unb ilantor fungtrt. Serfelbe, plöfjlich erfranft, h''!'^ bringenb
bitten laffen, ihn in ben gefttagen ju befud)en, ba er bei Slufführung einer kirchenmufif ficher auf midh rechne. (So machte idh midh redhtjcilig am erften geiertage früh mif ben Seg, um menigftenS nodh bie (Senexalprobe mitmachen ju fönnen. Ungeföhr eine halbe Stunbe Oor Seginn beS ®DiteS= bienfteS fani ich in ber (Sdhule an, mofelbft ich bie ganje SorffapcKe unb bie (Sänger oerfammelt fanb. 3ïdh Oerïange |
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meine „Stimme". feberleid^t !" antiDortete mein greunb, „fie liegt fd^on in ber Kirche". „Dann rafdh ba^in jur ^ijtobe!" bat id). Dort ^ieC eS: „éie müffen bie Rauten jd)Iagen !" „^d) bie '^Jaufen? ©oÙ idh benn nic^t Orgel fpielen ?" „®a§ nicht, benn im ©horal braudhen mir bte '^aule; mir haben eine große Drommelpaute". „So ift ber ©chlögel JU ber Srommel, ju ber '^jaufe?" „Der ift oer: loren". Der erfmberifd)e ©dhmieb, bie erfte ®eige, befann fidh "id)t lange, er brad)te rafd) einen |)ammer unb ein ^aar Strümpfe oon „fetner Sllten", mie er fagte. „Da§ gibt ein herrlid)eê 'ipolfler, unb ber Don mirb nidht ju hart", be= merfte er, feineu Schnaitjbart brehenb. SJJit ber ©ebulb eines jur ©i^ladhtbanl geführten Samme§ fügte id) mii^, nur begierig, rca§ nod) lommen merbe, um fo tüiüiger in alle Slnorbnungen, al§ fd)on bie ©lodten jum Beginn beS ©ottc§= bienfteâ löuteten. Dem mir überbradhten Jammer jog idh bie blauen Strümpfe an, unb ber gefpräd)ige Sd)mieb raunte mir nodh mährenb be8 3"ïammenlöutenS inS Ohr : „Strengen Sie fich nur tüd)tig bei ber germate att, bamit ber Sirbel orbentlich jur ©eltung fommt, benn ber hebt bie ganje Kird)enmufif". Die Orgel unb ba§ ©ingangSlieb hatten be= reitS begonnen. ,,9cun aber meine Stimme!" bat iih- 3ll§ id) baS erfte Blatt ummeubete, fah ich, bafj bie §älfte be§ jmeiten Blattes abgeriffen mar unb fehlte, ^ch fagte: „.ttier fehlt ja ein Stüd". ,,3la", antmortete er mir, „mir fijnnen cS nicht finben, Sie müffen beu 9teft — phantafieren". „Slber id) fann bod) nidht —". 3n bemfelben Slugcnblidfe fagte nach einem furjen ©ebete ber ©eiftliche Slmen. Die ganje ©emeinbe athmete auf, räufpcrte ftd) unb huftete bie üblid)eu paar Dofte. Der Senior bcS îlîufitforpS übernohm bie Direftion, jählte halblaut ,,©inS, jmei, brei", unb mit „oier!" begann bie Kirdjenmuftf. Der ©efong mar oor lauter Bled)mufif foum ju ücrnchmen: 6—7 iünber frcifchten ben Sopran unb ebeufooiele bte Slltftimmen; ein boumlonger 9îicfe fang beu Stenor unb beu Boß brüllte ein 33ierfd)ri}tcr. 2tu ben |)l}mnu3 reihte fich ein furjcS Orgelprälubium, unb nun fonte ber ©ho^al: „Kommfl Du nttn, ^efu", folgen. Der Dirigentenoifor monbte fidh jnr Orgelbonf unb flüftecte bem Orgelfpieler ja: „Sdhmieb, bu mußt transponieren uttb in „Fis" fpielen, meil bie Orgel" — cS mar ein oltcS ge; brechlid)eS, im ©h^ïton ftehenbeS Serfdhen — „einen halben Don hiJher ficht". „Sld) moS", fogte ber Orgelfpieler, „tronS-- ponieren fonn id) nid)t, id) fpiele übrigens, mie eS ber Kom-- ponift oorgefdhrieben hat". üJJeinem greunbe mochte bod) nidjt gonj mohl ju a)htthe fein, benn ich fah »-'on feiner Stirne große Schmeißtropfeu auf bie Soßen fodeu ; er mad)te einen oerjmeifelten Sdhluß. 3iin Slugenblidte fegte bie ^Dhtftf ein, ber Schmieb orgelte richtig, mie eS auf bem Blatte ftonb — Vs Son ju" Ijod). „Fis fis! ' fdirie ber Kapell: meifter. „Sldj moS", rief ber Organijt, „mer §err loirb, mirb §err", unb jog müthenb ofle 3îegifter mit bem ©imbel^ Peru. 2}?ir mor bei biefen Diffononjcn ganj tounberlich ju ÜKuthe, eä toor mir, olS befänbe idh »nidh in ber Solfj?- fdhluctjt, flatt im §eiligthum, bis id) mid) befoun, boß ondh ich eine ütolle hatte, unb mit Berjmeiflung unb mohrcr Dobeô= ocrodhtung fchmong ich ben in Strümpfen eingemidelteu §am= mer unb tnifdhte bie nöthigen Donner beS ^euS in bie ioun= berlidjen Klänge ber irbifchen Kirdhenmufif. üJïeine germoten ober tjerftonb ich befonberS effeftooll ouSjubilben, baß fte fidh ben jürnenbeu ©emittern ber ütlpen mürbig jur Seite fleOeu fonnten, unb bei ber Sdhlußfermote beS legten BerfeS fteigerte fidh bie Begeifterung fo fehr, boß baS mohrtidh übergebulbige |
DromtnelfeH meinen tottdhligen §ammetfchlägen nidht länger miberftehen fonnte: eS gob feinen ©eift auf. Strahlenben SlntligeS fprong mein greunb Schmieb oon ber Orgelbonf unb f^üttelte mir bie §anb. goft hätte er tnid) in ber Kirche ge; füßt. „SlfleS glüdflich ju ©nbe gebradht!" pfterte er befeligt. âlîir monte eS ober bur^auS nicht mohl merben, obgleich bie Seute bei meinem SluStritt ouS ber Kirdie midh mit Sob unb Bemunberung überfdhütteten unb auch ein mir befreuubeter Slrjt meiner Baterflobt, ber jufäHig in ber Kird)e bie aJîuftf tnit angehört hotte, mir ouf bem ÏÏJachhauferoege fogte : „§öreu Sie, ols eS heute auf bem ©h^ie otn milbeften herging unb man nid)t toußte, loaS gehauen ober geftochen mar, flopfte ein neben mir ftehenber Bouer mich auf bie Sdhulter unb flüfterte mir mit oerflärtem Sintiige ju: „DoS ift bie guge!"
(SluS ber Djtg.)
(Eine tüdljuadjtBbcftljeermtö,
©S toar fo um bie ßeit, mo jeber ©h^iftenmcnfd) fiih gebruugen fühlt, barüber nodhjubenfen, maS er feinen Sieben oom ©hriftfinble befdheeren loffen möchte, olS idh niit meinem Bruber Konferenj hielt, mie loir'S biefeS ^ahr mit unferm Onfel halten möchten. Diefer „Onfel" mor eigentlid) fein Onfel im toohren Sinne beS SorteS; feine Bermaubtfd)oft mit uns mar eine unbefinirbare, fo boß toir oon KinbS= beinen on ihn eben nur immer „Onfel" genonnt hotten; eine meitere äluSfunft über ben BermonblfchaftSgrab oermodhte idh nidht ju geben. 9)Hr fpejieU mar ber Sllte nun einmal ni^t befonberS getoogen. n^or leiber nidht „mufifotifch", unb biefer 9)?ongel mar für ihn ber Stein beS SlnftoßeS.
„Soß mich" mit bem ^i^rmifdh 'n 9iuhe!" pflegte er feiner Sodhter, bem ©retdjen, gegenüber ju äußern.
„SoS mia beun fo ein" "Kerl — (..Kerl", fogte ber Onfel!) — ber nidht einmal eine redhte Sonleiter auS feiner oeitrocfneten Kehle herausbringen fonn!"
Der Onfel rcd)nete nämlidh nur bie „muftfalifchen" Seute JU ben UKenf^en. Wein Bruber, ber einige Stüdfe auf bem ©ello ju fragen oerftonb, hatte boher einen Stein im Brett. Die Suneigung ober Slbncignng beS mürrifd)en, fnurrigcu Sitten mor mir inbeß burd)auS iticht gleidhgüUtg. Stber iDoS t^un? Sie follte idh mich bei ihm cinfd)meidheln, jumol baS ©reidhen eS fo feljr münfdjte? Die befte ©e= legenheit hierju, meinte ich, fei ber ©h^Ptag. Unferm Onfel fiel nämlich beileibe nie eiu, unS etmoS ju f^enfen — ih, ©Ott behüte! — ober er mollte befdhenft fein, — moju beun hat mon jmei 9Jeffen?
„©inen hübf^en SobofSbeutcl," f^lug mein Bruber bor. „SU) mo, mos fällt Dir ein, oiel ju unorigiuell!" ,,©iuen Sd)lafrDdC, eine JeouSfappe . . ." „5)01 cr. yjein, lieber ©mit, boS ift nidhtS! Beflnue Did) bod), — etmoS urmü^fig Originelles muß eS fein! Bebenfe, morouf eS mir bobei onfommt!"
„^0, bo hilf!" feufjte ©mit. „Sie mollen mir'S on= fongen, Onfel unb ©retten auf eineu Sdhlog ju geitjinuen?"
„Ucberlegeu toir!" ermiberte idh ruhig, beu Seigefinger ber redhten .^onb an bie ^Jiofe haltenb unb midh meit in ben Slmerifoner jurüdflehnenb.
©ine jeitlang foßen mir mäuSdhenftiH, große 9taudh« molfen oor nnS hinblofenb.
„§alt, id) hab'S!" rief idh PlögKd). „flun?" fragte ungläubig ©mit. |
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„3)u îamifî ihm meinetmegeti eine §au§fappe, einen ©tiefelfnecht ober eine üidt)tpu^fcbfere faufen", fcbtng tdh t^ot. „j^ bogegen lafl« ihm «in ptothtDolIeS ®tui ju fetnev gli5te tftrfertigen !"
„j roo—§!" rief mein Brttber crftonnt unb tnöre tjor Ueberrofchung mit offenem SJÎunbe beinohe ge^
f(hnoppt.
„^natürlich!" fuhr ich flotj auf. „jfi bo« Dein ©rnfl?" fragte ©mit, al5 ob ich SBunber ju mitten beobfiètige. „SoTum benn nidht?"' „Unb bie glöte — ?" „SBtrbe icb beim Onfel mitnehmen!" émil brodh in ®elochter ou§. „Ïtber, Du Unglücf^menfih, bonn roeifj er'S ja unb hat feine Ueberrofdhung!"
„Stnil !" rief ich überlegen in tobelnbetn Don. „©loubft Du benn, ich fei fo bumm, bcm Dnfcf ein ®tcrben§roi3rt^en JU fogen?"
©mil fîorrte mich Oerbuit ou. „9?un jo", rief ich ärgcrlidh- „Die glöte wirb mit oüem ©lonj ouSgeführt i"
DicSmol erfdhrof mein Srubcr fo heftig, boß ihm feine ©oyoboruffenpfeife ouS ÏÏJÎuttb unb §anb ju S3obcn fiel, glüälichcrrocife ohne ©choben ju nehtnen.
„^)i5r' tnidh on, ©mil", fuhr idh fort. „Der Onfct hat ftch i" leöter 3eit in'S ©eigen oernarrt — ttidht?" ©mil nidfte.
„Sflun, ftchfl Du, fo lange er geigt, cyiftiert bte gföte nidht mehr für ihn, forocit fenuft Du ja ben Slltcn." — SBiebcr ein 9îtdtcn. — ,,©r toirb cS alfo nicht bemerfen, boß feine gliJte fehlt." ©mil jog bte Slugenbraunen in bie §iJhe unb fniff ein 2luge ju, toaS einen ftarfen ßroeifel au?= brüdten follte. 0ber ttubeirrt fuhr idh fo^t: //^angc treibt er fein Biolinfpielcn nicht, bofür fenuft Du ihn oudh- Dann fommt bie gliJte roiebcr ju ©hren. ©loube mir, ich toerbe gurore tnodhcn!"
„§m, io", brummte ©mil unb rieb fich öie ©tirnhont, jum Bei'hen, bofi ihm bie ©ochc nidht gonj glott fi^ie.
„SRcmblctn, ich ith«'^ '"c- fchritt feiuc ©tUgeguungcn energifch ob.
„jn ©otteSnomen, tneinctholben!" tnurrte ©mil, rofdh oufftehcnb unb fich jutn SluSgehcn rüftcnb.
,.$)iJrft Du, i^ ober toitl tnit betn ©treidh nichts ju thun haben!"
„9'iidht ni5Hig!" fdhmunjelte idh. „©ring'S oUcin fertig!" —
©cfogt, gcthon. iJfach betn nädhften Bcfudh hatte idh bic gißte , in ber Dafche unb fd)lich mit unruhigem ©croiffcu heitn. Bon fcnem Doge on fonnte i^ ou^ boS ©efühl ciueS Diebes unb §ehlcrS.
Slm 22. Dejember hatte ich bieglöte „geftohlcn". Slm 23. früh ÜWorgenS trug id) fie jum f unfltifchler unb bc= fteHte gleid)jfitig bie ©ilberbefdhlägc. jn ncroöfcr Unruhe blieb i^ fobann btn Dog über ^u |)Oufe. Sefen fonnte id) nidht, fihreiben toitbcr nicht, routen nur jnr y?oth, ohne Behagen, ohne Scnuß. jmmcr bcr ©ebonfe: je^jt tncrft'S ber SDnfel, o roi|! SBie oiele ©chroeißtropfcn i^ mir on jenem logi oon berg©tirne geiDifd)t, roie oiele ©eufjer ich ouSgeftoßen — ich eS nicht tnehr. ©egen Slbenb hielt'S midh ni^t länger ju ^oufe, idh mußte hinrennen in beS DnfclS Bchoufung unb auSfpioniercn, ob man nod) ni^tS oon betn Diebftahl bemerft. ©ottlob nein! Der Sllte faß im Sehnftuhl, rauchte eine lange '|3feife unb fein foltigcS ©cfidht umfpiclte bie reinfte ©utmüthigfcit. ©retchen roor redht lifbcnSroürbig. |
©mil thot, ols ob er nidht« toüßtc, mcrfte ober ohnte, unb boch mußte er meine Slufregung gcroohren! Situ 24. D^odhtnittogS follte ich ntein ©tui befommen! 9Jur nodh ben halben Dog ©lüdf! bodjte ich im ©tillen. DoS §erj flopfte mir bie goitje Beit, meine §änbe jittertcn. ©d)lafen fonnte idh bie ^Jkcht burdh nicht eine ©tunbe. ajfeine Pöantofie toob furchtbare ^D^ärd)en. jch foh tnich fliehen, hörte hinter mir fchreien: haltet ihn! haltet ben Dieb! polijiflen jagten mir nodh. ©rmattct brodh idh jufatnmen. SJion f^leppte mich ouf bie Slnflagebonf. ... jdh h'elt'S in tneinem Bette ni^t tnehr ouS. ©dhroeißtricfenb fleiöete i^ midh an, jünbetc bie Sampe an unb fuchte mir in bem foltgeroorbentn Bimntcr bie B<'t ju oerfürjen. ©in tnäd)tigeS ^Hcuegefühl übcrfom mid). Slber nun gab'S fein BnrüdC!
Slnbern DogS begab idh tnidh nodh 10 Uhr ju ©retdhen unb half iht wie alle johre oorher bol nicblidh« Bäutnchen puljen. Der 'älte »oor um biefe Beit beitn grühfd)oppen.
DoS SKittogeffen fdhmedtte mir heute gor ni^t recht, jn oder ^oft oerfdhtang ich einige Biffen unb eilte ouS betn ©ofthof.
Utn fünf Uhr eilte id) ju tneinem i^unfttifdhlcr. boS ©tui bttrfte fid) fehen laffen! i^'oftet oud) ein fchön ©tüdf ©elb! „jn einer ©tuubc", tjcrfprodh bcr üJicifter, „fönnen ©ie bo« Ding obholen laffen!"
©^log fcd)S Uhr modhte id) mi^ ouf ben SBcg jutn Dnfel. ©in Dieuftmonu toor beauftragt, utn fieben Uhr bie glöte in bem Jfunftetui bohin ju bringen. ,^ui, roie fd)lug mir boS §erj, olS id) mich beut .^aufe näherte. iffior'S Slhnung ober gurdht? äJJir toor, olS müßte id) toieber utn= fehren. ©S foftcte mid) olle ©nergie einjutreten.
atichtig! ^ol'S bcr genfer! ©retchen fotn tnirftnit ocr= meinten Slugen entgegen.
„^Kit ber Befd)ecrung ifl'S nichts!" flogte fie. „,^cutc DJocht totttbc Popo'S glöte geftohlcn!" „§eute 9Jacht?" rief id) tobtcnbleidh- „ja, benf Dir, '}5apa hörte ein ©eräufd), ortete ober nicht barouf unb biefen 2)?orgeu — ift bie glöte fort!" „Unb ber Ditfel — ?"
„§ot fofort bei bcr ^olijei Slnjeige gemocht!" 2)ädh brohtcn bie güße itn ©tidje' ju loffen. Die ©inne oergingen mir. 233enn bic "^JoHjci mich als Dieb entbedfte? Unfinn, troftete idh mich fcfort, nod) eine ©tunbe nur, bo fonn ja nid)tS poffieren, aQcS finbet feine fotnifche Söfung, bie Ueberrafd)ung toirb utn fo cflotontcr! Jfoltblütig unb ge« foßt beruhigte ich ©rctd)en. SlttcS mar jur ©hriftfcier bereit. ^13iö(jlidh ftolperte bcr Dnfcl herein, roüthcnb uttb brummenb, „©chon gehört, gri(je? Sich, ntciue glöte, meine liebe, herrlid)e. glöte!"
©S gelong mir noch onftreugcubcu^SlüSführungen, bcn poltcrnbcn Slltcn ju tröjlcn. ©o tourbe cS bereits fieben. DoS Bäumchen tourbe bclfudhtct, bie Bcfihccrung begann.
„©inen ÜJJomcnt ©cbttlb, Onfelchcitl!" fogte idh, nadh= bcm ©retdhenS Dheil Oorüber.
„jdh habe Dir eine befonbere Ueberrofchung jugebadht!" jd) feßtc mid) ju «Örctchcn. SWeine Slttfregung^ hatte bcn ©ipfcl erreid)t. ®retchcn flüfterte tnir gerabe ju, boß fte fich geftern mit bcm Sicutenont oon ©elbect ocrlobt habe, olS ich ein ©eräufd) auf ber Dreppe oernohm. SDicitt Dienft« |
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inann! ($« hat aÜ«? fein ®ute5 auf ber 2öelt. 2öäve ich biefen Slbenb nid^t fo fchon in anfgcrcgtefter Stimmung ge= mefen, mer meiß, ob i^ bie ffunbe oon biefer Verlobung fo ruhig hittflenommen hätte! Jd^ achtete im biefem'.äRoment faum barauf. iäES'flopfte.
„Dnfel, fegt fommt bie befcheerung!" rief id^ in quedf-- ftlberiger greube.
Ja, ifgt fam bie befd^eerung!
Hfi^etn trot ein SJionn in Uniform — ein ^olijift! Do8 Käftd^en, bo« munberfdfjijne,* bem SUten hi"hattenb, tief er:
„Herr Jntenbanturrath, bie glitte —!" log noheju ohnmächtig im ©tuhl.
„®ie gli3te — meine glöte?" fchtie ber Sllte, bo§ ptodht= »oHe (Stui jmeifelnb betradjteub. ®onn, mit einent 9iudE riß et ba§ Stui auf unb enthob bo« Jnftrument feinem föft= liehen bette.
„Himmel, ja! ©retdhen, gtige, meine gißte! Unb ba§ herrliche (Stui! Hahaho, ber bumme Dieb! SBo ift ber echurfe?"
blidfte hülfloS umher.
Jn biefem iD?oment erfdhien in ber Dhür ©mil'S fdholf= hofteS ©efidht. ÜJJit einem blidf, ber p fogen fd}ien: Du bifl furirt! trat er »or unb flotte bie ©odhe auf. Der tllte fchüttelte fich bot Sochen.
(Smil hotte ouf bet ©troße meinen Dienßmonn getroffen, ihm bie glöte obgenommeu uub einen ihm befonnten $olijipen boju cermod)t, ben ©dherj ouSjuführen.
btoudhe idh meinem (ärlebniß no^ etmoS hinjuiufügen? Jch benfe nein. Die berftdhetung mog genügen, boß' ich ollerbingS fntiert mor! ' ' i)?jtg.
(Ei'U(ie5 mtb j^cittuö.
Srreimut^ cllte^ itütlftlcvs. bon §an5 9{irf)ter mirb ein hwl^f^er aus Sonbon bericl}tet. Der l^e- rühmte Dirigent führte in einem ber Sonbouer „9Udhter^ fonjerte" unter anberem 93rahuts' „Slfobemiftf}c geft:= oubertüre" auf. Sie gemi3h»lirf) birigirte er auSmenbig — fein fahelhaftes ©ebädhtniß ij^t ja allbefaunt; bennoch gefdhah eS bieSttial, boß er einen Sed)fel beS DafteS üou 'A 3" V2 ^evgaß, moburdh eine fleiue bermirrung im Drdhefter entftaub, bie audh i'« ^uhlilunt nicht unbemerft bleiben fonnte: 30iand) ein Dirigent hätte in foldhem galle feinen ^rrthuiu burdh mütheubc blidfe aufs Drd}efter ju bemänteln gefucht. — Siidhter flopfte ab, trat Dor unb fpra^ unter athemlofem ©chmeigen bes "ißublifums: „ÜJieine Damen nnb .sperren, baS berfehen mar nidht ©dhulb beS DrdhefterS, fonbern meine eigene", hierauf ließ er bie Ouüertüre uodhmalS beginnen. Ütaufchenber Seifall lohnte ben hcxlf^'^tsen Künftler für feineu grei^ niuth.
3tn ^aünröfottcßium ^vicJJvir^: Sll^cdttö I.
ging eS befanntlidh mitunter fehr bunt 311. ©s murbe »iel geraudht, fehr oiel getrunfen, berbe ©dhe^^Se mürben übermäßig belaßt. Der fönigli^en gamilie, befonberS bem jungen K^rouprinjen, maren biefe 3"f^wttten!ünfte fehr berhaßt, bennod) mar er häuftg'.'gejmunaen, bort ju erfcheinen, entmeber auf SBuufdh feine« bater« ober aul „politifdheu" (Srünben. |
Der Kernig hatte Pon ben ißripatfonjerten feiner Kinber gehört unb mollte au^ einmal ein foldheS Konjert haben. (Sr ließ beShalb ben 3)îufiîmeifler beS Kuhnheim- fchen 9îegimentes ju fidh îommen unb befahl biefem — bas foftete ja nichts! — mit feinen Seuten ein Äonjert cmSjnführen.
„Slber maS sipartes! berfieht er!" fchloß ber iïönig feineu 33efehl.
Der ü)?ufilmeifter, melcher ben (Sef^madf beS Königs fannte, arrangirte ju biefem ein SOÎufifftiidf fiir
fechs gagotte.
Ser jmei gagotte in ber tieferen Sage buettiren ge» hört, fennt bie Sirfung. ßS ift genau, ol§ gehe man an einem ©lalle Poriiber, mo fich Dhiere befinben, beren ©timmen mie ihre 9îeinli^feit nicht int beften Oîufe flehen.
9îun benfe man fid) baS ^nfammenmirfen Pon fechS gagotten! Der (Sffeft mar um fo größer, ba bie SWufiîer mit oollem (Srnft ihre Partien bliefen.
©d}on mährenb ber SDîufif erfdholl lautes Sadhen unb Särmen üon allen ©eiten, jum ©dhluffe jebodh anhaltenber ^Beifall, ©anj befonberS hatte bie Slufführung bem Kijnige gefallen, er lad}te übermäßig unb iuar in ber beften Saune.
„9^un griV, rief er feinem ©ohne ju, meldher ber berfammlung beimohnte, „mie gefällt Dir mein Konjert?" Der Kronprinj nahm bie (Gelegenheit mahr, feinem |)erjen Suft ju madhen.
„Däufdjeube Slehnlid)feit! Cbenfo als befäube man fid) iu einem ©auftalle!" ermiberte er.
Sllle Slnmefenben ntadjten lange tîJefidhler. Jeber hat ben SlnSfprud) Perftanben. Das heitere (^efid}t beS KiiuigS jieht fidh iu ernfte galten; finfter blidt er bor fidh ^'n — aber er fchmeigt; bidfe èîaudhmolfen ftrijmen aus feiner pfeife.
Sine Heine "ißanfe tritt ein. (S^rnmbfom ift ber erfte, ber mieber boS Sort nimmt. Dîadh feinem Kruge grei* fenb, oerfe^t er:
„©pülen mir bie 'ißiöc hinunter!"
Die Slnmefenben folgten feinem ©eifpiele, man trinft unb raucht meiter.
Je^t minft ber König bem SÖ^ufifmeifter. Jn fteifer .^altuug tritt biefer jnut aJionordhen.
„er hat uns blamirt", fagt ber Ki5uig halblaut, „er mirb fid) ju rcPand)iren fu^en! berftanbeu?"
„3u 23efchl, SOZojeflät!" Perfekte biefer, nidht im minbeften außer gaffung 9ebrad)t. —
Ó'ïodhmalS mirb eiu Konjert angefe^t, audh ber Äron= priitj ift eingelaben.
9)Zan bringt fechS ^ulte, bann mirb nodh ein fiebenteS fleinereS J)or biefelben geflellt. Der ÜJïufiïmeifter legt auf jebeS "ipult eine ©timme. SllleS ift jum Slnfange fertig — nur bie a)îufiîer fehlen, gragenb blidCt jeber umher. Sind) ber Krouprinj mirb neugierig, er tritt an baS fleine ^ult, barouf liegt eine glötenftimme. (5r befiehl bie ©timme — befanntlidh mar ber Kronprinj birtuos auf biefem Jnftrumcut — unb inbem er fie mieber auf bciS |
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Pult. legt, roenbet er fidb art b'en SD'Jufifmetftcr mit ber ^rage: „SeS^alb liegt heute bie[e ^tötenftimme hier?"
• „Sie ift fürs fleine gerfelchen,- Roheit!"
Stcfe 9iau^moIten fieht man auffteigen, feber fuiht ba§ hö^uifd^e (Gefid^t ju verbergen ober baS loute öa^en ^u unterbrücfen. Ser ^ronprinj oerftummt, er" ift ge= fchlagen. 9^ur ber tönig lad^t heß auf, bann ruft er ben 2Kufitmeifler.
„er hat feine ©a^e-gut gemacht!" fagt er ju ihm, „gehe er ju meinem tämmerer unb laffe fiih au§ meiner ©dhatulle einen —. Schaler geben!"
©utev (Sin franäöfifjer ©änger mit einer
furd^tbaren ©timme mar im 3"^eifel barüber, roeldhe tunftndhtuug für fein Organ am geetgnetften fei. (Sr ging ju bem berühmten komponiften (Sherubini, ber ihn fingen ließ;- urib ber ©änger fang, baß öer g-ufiöoben äitterte unb bie ^nfterfd^eiben flirrten. „D^uu",. fagte er, nadhbem er ju @nbe' rotir, „illüftrer aJJeifter, roa§ foll idh merben?" — ,,®in luftronator", fagte (Sherubtni ruhig. |
^lößcfcvtint. öerr ' (jur ^immeroermietherini: „Sa§ roar {a eine furi|fbare erfte 9'Jacht! SJeihtS klaoier« fptel, linfS kinbergefihret, über mir ®etrampel. Unb ba§ füll ein .ruhiges IJimmer fein?" — Sermietherin, eut^ rüftet: „§at baS ^^u^uter ben Öärm gemacht ober bie g^achbarfdhaft?"
3m 2Bo|ttpti0fcit0fi)tt3crt. „2öa§ foftet ber (Sintritt?" — „D^ach S3elieben!" - „.^ter. finb 10 Pfen« nig". — „SaS ift ju roenig. Sa§ Seliebeu fängt erft bei 20 Pfennig an".
- 63cfiafd)'ßft§;9lcr|ttifUett. |)ausfrau: „©o benfe ich, eS ift nun alles für bie ©oirie beforgt: bte @anS« Ieber, — §ummer, — groei ©d]infen,- '— sroet pro« fefforen, — ein berühmter SJJaler, — ein leiblidher ajhtfifer ... , — fo, fet^t ift alles fertig". |
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SJerlag öon g. Si^mami tn SiüffclUovf,
Sn unferem SSerlage erfchienen:
^ifautcr
§erau§gegeben «ou St'nttj Oumnitt, ©emtncirlehrer, Op. 19.
Preis brofthiert m. 4., gcbuitben 4.80.
Sßorftehenbe Älabierfchule,. tpu ben erften (Siementeil bis jit bent SUibium ber SJleiftertöerfe reirfjenb, ift unter befonberer 3tüclfid)tnahnte auf baS fpiitere Stnbium bei Drgel unb beä Harmoniums abgefaßt. 53ei 33a[)I ber tcdjnifdjen Uebungen, (Stäben, SBorfpielftücfe jc, ift bem aUgenteinen ©efdjmade 3{ed)nung getragen. 2)icfelben finb nid)t nur lehrreid) fonbent attd) fehr anfpredjcnb unb' baburd) geeignet, bic iJuft juin Ueben beitn Sdjüler nicht erlahmen ju laffen. §err Sd)ulrath Dr. Sdjüiic, Seminavbireltor in SBalbenburg in <3ad)fen, urtheilt über ba§ S3uch wie folgt:
„2)ie neue Slaoierfcbule Oon |)anima finbe id) burdjtoeg fehr inflvuftio angelegt.
„3n berfelben mirb tteben einer tnd)tigen 2;ed)nit an tlaffifdjen Sonftürfcn jugleid)
„eine gebiegene ©efdhmadSbilbung erftrebt u. f. m."
fthnlither SSeife haben fid) außer-ber gefammten gad)prefie noch mehrere mafj^ geblid)e Perfonlichfeiten belobigenb über baS 2Serf-au§,iei).irüd)cn, u. Sl. .^err Slutonboor, $rof. am f. f. ^ïonferoatorium für 2JJufi£ in 3Sten, imb .^crr Sentiuor'khrer ^^iel in a3op|)arb.
®er Se^t ift auS praftifcheit ©rünben beutfd) unb cngüfch abgefaßt.
SBci einer ßllgenteiucn (ginführung ier Schulc an SßilöungSnnftoItcn erfolgt crhcbltchc PrciScrmö'^igmta. Söcnn eine fol^c bcabfid^tigt »irii, beliebe mau fi^ an bic SBerlagShimblmtg ju mcubcn.
Sluf 58erlangen loirb baê 3Berf aud) jur S(nfid)t geliefert.
Ji^crlog ümt ®ri^ttJ(itttt in S)iijfelÖorf.
Koenen, Fr., Domine Deus. Doppelchor mitOrgelbegleitung.
Partitur 80 Pfg. Stimmen 1 Mark. — —, Jagerchor, Trarah, Trarah, wir kehren daheim,
Männerchor mit Pianoforte-Begleitung. Part. 80 Pfg. St. 50 Pfg. Zur Ansicht» durch jede grössere Buch- und Musicalienhandluug zu be- ziehen, sowie direct von der Verlagshandlung
Mans LicJitf Hof-Musikalienhandlung in Leipzig. |
pr fatrjoliMje ^^creiitc.
Soeben erfd)ien: rnttUn, Pfarrer, SiCfiCVê
^tttJUH» S)ramatifd)e§ Spiel für bic hl. 23eil)nad)tSjett. 2., öcrbcffcrtc nttb iuir^ ein syorfiJlcI (ötc 4 Propheten in •ber iyorljöllc) crtocitcrtc Sluflugc. ilJrciS 80 ^'fg. (10 (Sïcmplflrc 9K. 'G.) üJJufif oou gric&vith Äocncn, locil. Sontfapcll« meiftcr in Stälu. SJ^rciS SDJarf 2.00 (5 Gycntplarc »K 7.50.) ®aS Srama jctrf)nct ftd) btird) cblc Sprache, ge]d)icttcu Dialog, f.iadcnbe .'panblung befonberS aus nnb eignet fich oorjiiglich .^ur Slnfführnng an ben®cil)nachts=, ^^apft«, SDveifonigenfeftenic.
5)effelben 58erfaffcr§ reijenbc Suftfviel' bichtungen:
SlJtoluö. — Bwiwqct bet
Preis 1 m, (7 (Sfcmplnrc 5
empfehlen loir ben tatholifd)cn er einen bei feftlichcu (Gelegenheiten jur Slufführung. Sin pntriotlfrfjcn ©ebenttagen ntögc
Dinbolpr) Scfirlc's gvnnttircniv
ftleineS firicgSbilb iu einem Slufjugc, Preis GO Pfg. (7 G-ycinpIarc »L 2.40) iu ollen fotl)oIifd)cn Süccciitcu jur §lnffül)rung gelnugen.
»erlog oou ?ni)crt3ntoI)i ^Indjcii. Der lug uou Ulbert 3ncobi&Ca, ladjcit- tJ^V^ ^OCHCIl,
SoutfapcIImciftcr in Jtölu t- Itirdjcugcfiinge für 4ftimm. gemifdhten (Shor. 32 ©. 40. pr. 3«. 1.— günfuiibjUJmiatg l^icbcr für eine ©ing« ftimme mit Begleitung beS pianoforte. 84 ©. 4». Pr. 9J?. 4.50.
SSerantmoit(id)er SRebafteitr 28. Sd)oncn i" Oberbilf. — ®rucf uub SJcrlag Oon Sllbert $^acobi & (So. iu SIad)ctt. |