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für liiitljolifriif €irri)ciîfitngfL

^îterfcr gal^rgang.

Jl a ïÇ e lt.

Brutl; miö Urrlaç uou 3acobi & Co.
1887.

h-

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Jttlj(ilt0-ll)crîeW)iuf}

Seite

2)aê .^-eu,^................9

3)ie Watellofe...............Gô

9(m Slllevlieiligcnicitc.............

9(tn SBei[)nnd)t§îe)"te .............89

^^iuîinlic ÎC.

©Ott jitm ©vufi..............................1 !

Stiu S-efte bev Grfdieinung beS ^evvn. §ljmiiu5 juv îyeSper 2 ;

5-c|"t ber heiligen brei Äonige.........a ;

(Srtiävung bev yauretQni[d)cn üitcmei......1, 13, 20

Gin ikincf) ini ©vegoviu^banfe in Slocfjen......') j

^öaufteine............... 10, 18 |

ÎDie 9Jîftrioni)d)C îliiti^bon „Avo llogina coolomin" . . . l-2 i

"?(ni g-cftc Wovia SJcvfitnbigung. .Ç)l;innuiS jttv Slîc^V"" • • l" !

Soll in ben (ycfon9fc{)nIen and) cliunô gclejen loevbcn . . lî) ;

ïie Cftevfequen.^ „Victimao pascliali".......;

Jlntans llovac nomon............'2() i

^Ta? .'ijodiamt .... 27, 33, 44, r)0, 58, G5, 73, 82, »0 |

berühmte iMisorere beS Don Grogorio Allegri ... 29

iiapft^Jubiliiimi.............29

Seile

®ie ^^fingftfequenj..............32

büd)iu. 33iid)ofê uon Siuj üOerorbnung über iîirdjeus

mufif...........3C, 4Ü, .V2, 59, GG

iîird)ennuifif unb Ïage^v^'^fK.........37, CO

î>ic grol)n(cid)nam?[equcnj „Lauda Sion".....41

So^ 9nicluja................45

Aspor^'os mo ...............49

griebrid) .(ïöncu f..............

tSin heiliger aifuiifu8......•......52

Salvo Kogina..............57

î)tc SBicbcvcrÖffnung bcsJ iîloftcriS 'ikuniu......G7

îie neue Orgel in ber llird)c ju Cbcrbilf......G9

Dio.s irao................75, 83

®er beiliqe Olregor 1., ber tóvofje (tyorlf.) .... 7G

.<livd)eiiial)v..............81, 89

Stinmien bev .<ïivd)c.............85

i>cvfrf)icbcucê.

©eile 7, M, 1.5, 22, 23, 21, 30, 31, 32, 38, 39, 40, 47, 55
fil, 03, 70, 72, 80, 80, 87, 88, 92, 93, 91, 95, !)G.


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4> gio^rgottg.

9lv. h

Srtitnnv 1887.

fur fiaiÇorifcf;e gxx(!(}mfânç^cx.

®rnttê=S3cila9c juut Drgau für ïatîjolif^^e tir^emniirit

„©crije, baß bu mit tein ^erjen fltaubjt, waS bu mit bem SOhmbe ftnafl» unb in SlBerle.
fccl^ätigft, icaS bu mit beut ^erjen fltaubft." Concit in Sart^ago B, 3. 398.

Oüoit ^nm döruf]!

©^nell eilen bo^in be§ S3ûcE)e§ r. uvnielnbe SBeOen, rafch
faufcn vorüber bie heulenben Sogen be§ ©turmeS: boch träge
ift bie Seile unb langfam ber Sturm gegen ben Derraufchenben
Strom ber Seiten. ®o ift unê, lieber Sefer, mieber ein Jabr
bahingefchmunben tote ein ÜJïorgentraum. ®in Jahr ! tuelch'
große 3abl »on ©tunben, melch' lange 9îeihe »on Dagen ift
bahin gefloh'n in'â unexmeßliche aJJeer ber ©t»igteit: fte finb
bahin, unmieüerbringlich bahin ! Unb mir arme üiienfchenlinber,
bie loie ©taubförner im Sturme fortgeriffen toerben »om
Strome ber 3eiten, mir hüben bie Schmeüe eineS neuen Jahreê
bereits toieber überfchritten unb fotf^en auf ber ©chroeHe beS--
felben nach feiner 2luffdhrift; mer aber fann fie entziffern?
Unb bo^!
®§ rinnen bie Jahre beS SebenS bohin,
Unb ©onnen um ©onnen erbleichen,
^eil Denen, bie reid) einft an ^immel^geminn
Das 3iel ihreS DafeinS erreidhen!
©0 beginne mit (Sott benn »on Dîeuem ben Sauf,
©mpftehl Jhm, »ettrau' Jhm bein Saiten!
Unb blide getröftet jum Rimmel hinauf,
(£r mirb felbft im ©türm' bich erhalten!
Jhm loeihe bein §erj, Jhm meih' beine Kraft,
Jh>n meihe bein Seben unb ©terben,
Er ifl es, ber SlßeS bier leitet unb fdhafft:
Ü)?it (SJolt nur fannft §eil bu ermerben!

aJcMt (5^0tt tritt auch ber fird)liche ©änger in'S neue
Jahr ein unb loeiht bem .^errn fein $)erj unb feine ©timme!
(ïr hält fefl baran, baß cS um feinen Sängerberuf eine hD(l)=
mid)tige ©ad)e ift; benn ber .^err, ber fo über unS mad)(,
baß jebeS ^aar auf unferm Raupte gejählt ifl uub feineS
JU Soben fällt, ohne baß ber himmlifdhe Vater barum meiß
ODÎatth. 7.): berfelbe .§err fleht auch auf bie 3legungen
unfereS Î)erjen8 unb jählt bie '^5ulSfd)läge unb tnerft cS baher
fchon, loenn baS §erj bcS bra»en ©ängerS fdinellcr fd)lägt
in ber begeiflerung für feinen beruf. Unb toenn ber .^eilanb
fagt, baß jeber Drunf falten SafferS, ben i»ir beut yiäd)flen
reichen, feine bergcltung unb feinen Sohn finben foll, fo loeifl
auch Sort
Darauf h«"/ baß 5)iii)tS in unferm Seben

für baS Sluge (SotteS bebeutungSloS ijl; eS jeigt unS aber
ouch, wie hoch ber §err bie ü)jühen unb Dpfei: anfd)logen
mirb, s^el^e unfere ©ängerchöre loährenb beS obiieloufenen
JahreS jur berherrli^ung beS ©otteSbienftcS unb
bomit. jur ©rbouung ber ©läubigen mit freubigem
^lerjen gebrocht haben.

Jn einetn ölten Segenbenbudhe laS idh jüngfl golgenbeS:
2ln einem frühen orgen mod
)te fidh ein Dogelöhner .auf
ben Seg, _ um Slrbeit
fiir ben Sog ju fuchen. Sfoch ferner
©emohnheit lenfte er feine ©d)tit(e ober
Porerfi jur noheu
Kird)e, um mit ©ott ben Dog ju beginnen, ©onj in ®e=
banfen »erfunfen, überhörte er ben ©tunbenfd)log ber Dhurm=
uhr gonj unb fom ju fpät ouf bem ÜJiorftpla^e an, mo tnon
bie Dogelöhner ju hingen pflegte. DoS madhte ihn redht
trourig; benn ber begonnene Dog fonnte nur mehr ein
fit enger
gofttog für ihn merben.

Dodh ftehe! bo fomtnt ein reidher 3Kann beS SegeS,
für ben er jumeilen fdhon georbeitet hat. Der fieht ihn
boftehn unb nähert fid) ihm mit ber groge: „Sorutn ftehft
bu hier müßig? hajl bu feinen 9)Jeifler?" — „3Jein, (ant=
mortet ber Daglöhner) ich habe mich in ber Kirdhe »erfpätet
unb habe boher feinen -Dleifler mehr gefunben."

Der 9ïeid)e benft bei fidh, ber Daglöhner müffe mohl
ein frommer ÜJJann fein, unb frogt: „älJöchtejl bu für midh
benn heute no^ eine Slrbeit übernehmen?" — Unb bo ber
Slrme freubigft feine bereitmifligfcit erflärt, fogt ber reidhe
ÏDJonn: „©o gehe i»ieber jurüdt in bie Kird)c unb bete
biefett Dog für mich, fo tüiU id) bir boS Éffen fd)idfen
unb bir benfelben Sohn geben, melcl)en bie onbern Slibeiter
erhalten, bie für mid) auf" bem gelbe orbeiten!"

Der SlrbcitSmontt freute fich borob fehr; er ging lüieber
jur Kirche jurüdt unb betete. illS eS Ü)?ittag gem'orben loor,
fd)idtte mon ihm boS Gffen, mie beu Slnbern, bie auf bcm
gelbe befd)äftigt maren; unb olS ber geierobeub gefommen,
ging _ er in feines ''KieifterS §auS unb erhielt nidjt nur ein
reichlid)eS Slbenbbrob, fonbern eS murbe ihm oud) berfelbe
Sohn ouSbejohlt, mie benen, mcld)e für beu Teid)en Sjjonn
int ©d)meiße ihreS 2lugffid)tS ben Dag über gearbeitet hatten.
— Slls er nun froh unb glüdlid) beu .»peintmeg ongetteten
hotte, begegnete ihm ein olter "DJann, ber etraaS (£hrfurd)t=
gebietenbeS in feinen ÜJiieneu i»ie in feinem gonjen Sleußern
hotte. Der Sllte »ertrot ihm ben Seg unb" ri^tcte an ihn
bie groge: „SoS hat bir ber rcid)e Woun jnm Sohne ge=
geben bofür, boß bu heute ben Dag über für ihn gebetet hafl?"
Der Daglöhner ermicberte, baß er fid) burd) fein ©ebet jiuei
©d)ining »erbient habe. Da ober runjelte ber Sllte bie
©tirne unb fogt in befehlenbem Done: „©ehe fofort mieber
JU ihm jurücf unb heiß' ihn mehr geben, benn er hat bidh
nidht bejohlt!" —

Der Dogelöhner magte feinen Siberfprudb, obmohl er
om liebflen heimgegangen lüäre; aOein ber Sllte hatte etmoS
in feinem Sefen, "moS "ihn beherrfchte, ohne baß er ftd) borüber


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aïechenjchaft ju geben berntodhle. @r ging alfo jutüdC, richtete
ben Sluftrag au§ unb fïaunte nt(bt njentg, baß ber 9ïetcbe
weitere fec^S ©d)illing bem vereinbarten So^ne bereitwilligft
hinjufügte. — ©lenben ©(^ritteS fuc^t er nun feine
nung gu erretd^en. ®ocb ba! auf ber §ölfte be§ SBegeS
erwartet i^n ber geheimntßtolle Sllte fd^on wieber unb fagt:
,,9ïun hat er bir allerbingS etwaS jugelegt, allein fed^S ©dhiding
ifï immer nod^ ju wenig: geh' jurüdE unb heiß' ihn mehr
geben !"

®er Daglöhner geht gehorfam wieber hin unb forbert
mehr. Der Steide jeigt ftdh fofort bereit unb gibt ihm fogar
jwanjig (Schilling!

Unb flehe! in berfelben 9îadht wirb bem reidhen SDÎanne
burdh ben geheimnißüoüen Sllten (bet ein Engel beS |)errn
war) eröffnet: „SBäte baS ©ebet beS armen DaglöhnerS
ni^t gewefen, fo wärejt bu in biefer 9îadht eineS jähen DobeS
geftorben!"

So baS alte Segenbenbudh- äWan mag nun übet bie
Segenbe felbfl benten, wie man will: baS ift febenfatlS nidht
ju leugnen, baß, (wie überhaupt in ben frommen Segenben, fo au^
hier) hinten bem Sunberbaren ein tiefer Sinn unb eine
innere Sßahrheit, wie ein ©olblorn ftdh berftedft hält.

Die „Slrbeit," weldhe ber fromme Dagelöhner in ber
Kirdhe ju ©unften jenes Sîetdhen geleiftet, hatte felbjl in ben
Singen biefeS Söeltmenfdhen ben mehr als jehnfadhen ffîerth
im Sergleidh ju ben Slrbeiten, weldhe bie übrigen Dagelöhner
währenb berfelben ßeit auf betn gelbe für ihn ausgeführt
hatten. Darin liegt nun ohne grage eine tiefe Sahrheit
oerborgen, nämlidh: SaS immer oon unfettn Dhun ber
Seele unfereS SOîitmenfdhen 9Jugen bringt, hat in ben Singen
©OtteS (unb barum audh für ben nadhbenfenben Eh^^if^en'
einen unoergleidhlidh höheren Serth, als alle Dpfer, bie
wir lebiglid) für boS irbifdhe ©lüd unb Soçlfein beS
9îâdhfîen fingen mögen. Unb wenn nun baS ©efagte feinem
3weifel unterliegen fann, fo barf nach metner Slnfldht bet
eifrige firdhlidhe ©änger mit wahrer Seftiebigung auf baS
abgelaufene Menberjahr jurüdfd)auen! 9îicht um wetthlofen
SBeifaH ju gewinnen, hat er ja gefungen: nein, er pugt nid)t
für fo billigen ^^JreiS; er fingt für einen unüetgleichlidh höheren
„Sohn", benn auf feiner gähne ijt bie Deoife ju lefen : „Dem
§ettn Rimmels unb ber Erbe jur Ehr' unb ben SDiitchriften
jur Erbauung!"

Sie mandhem Sefudher beS §odhamteâ mag ber 9îuf
um Erbarmen (Kyrie eleison), ber an ben (Sonn^ unb
gefttagen beS abgelaufenen JahreS oon ber ©ängertribüne
jum Sater ber Erbarmung emporgeftiegen, oon großetn, ja
unermeßlichem Sottheil unb 9Zugen gewefen fein! Sie
mondheS oerirrte ©diäftcin ber beerbe jefu Ehrifti tnag ber
erneuten ©nabe unb Erbarmung beS guten ^ixkn gewürbigt
worben fein auf ben ftehentlid)en Üïuf beS EhoreS: Agnus
Dei, qui tollis peccata mundi, miserere nobis: D bu
Samm ©otteS, baS bu hinwegntmmjl bie ©ünben
ber Seit, erbarme Didh unfer! — Sie üiele fromme
©ebanfen, wie oiele heilige Sîegungen beS .§etjenS mögen bei
ben Sefu^etn beS liturgifchcn ©otteSbienfteS burd) ben wütbig
ausgeführten hl- ©efang, jumal burd) ben Ehoralgcfang, ges
wedt worben fein! Unb wie banfbar würben barum bie"üJiit=
dhriften erft fein, wenn audh bier jebeSmal ein Sote ootn
Rimmel eingreifen würbe, um auf ben unermeßlichen Sortheil
hinjuweifen, ber ihnen jahraus jahrein burch bie erhabene
„Slrbeit" beS EhD«^ etwächft! Unb tote würben fte
baS Slmt ber ©änger ehren, wie würben fte beren Semühun=
gen auf jebe mögltdhe Seife ju unletftügen fudhen ! Sie
würbe namentlid) in ben Stäbten baS §odhamt fleißiget be-
fudht werben üon foldhen, bie wohl bie 3eit baju haben, aber
aus Sequctnlichfeit unb Sauheit ftdh nun mit einer ftiûen hl-
aJîeffe begnügen!

Jdh fann mir benfen, liebet Sefer, baß bu hier eine
Entgegnung auf ber Bunge haft. Du wirft tnir ju bebenfen
geben wollen, baß heuer ein „Sote," bet bie Seute über att'
baS ©efagte auffläten fönnte, fd)iDetliih tommen wirb, unb
baß bn baher auf einen großen Dheil beS gebad)ten „SohneS"
großmüthig oerji^ten müffeft! — Die Sintwort wirb mit
inbeffen nidht fo fdiwer, als bu blr üieKeidht gebacht haft:
Jdh behaupte, baß beine ïluSftchten, beine Chancen, beßhalb
um fein §aar ungünftiger ftch gcftalten fönnen; benn je
lücniger bte ïlîitdhriften baS ju fchägen wiffen, waS bu für
fte thuft unb opferft, befto reld)et wirb ber „Sohn" bei Dem=
jenigen auSfaUen, ber felbft ben Dtunf falten SafferS oet=
gelten witl, ben wir bem Sîâdhftan in Siebe reidjen.

Unb wirft bu enbtid), lieber Sefer, eS mir wohl als
SInmaßung auslegen, wenn i^ nun fage, baß biefe ßeitfchrift,
„Der Sote beS hl. ©regotiuS", bei blr bie SteCe jenes ge=
heimnlßüollen Sitten in ber Segenbe oetfehen wICt? 9)Zöge
beßhalb ber „©regoriuSbote" im begonnenen Jahre ftetS baS
rechte Sort ftnben, um ftd) btr, lieber Sefer, möglichft nüg=
lieh JU mad)en! ©dhönen.

l.Crudólis Heródes, Dcum
Rogom venire quid times?
Non éripit mort'Uia
Qui régna dat coelestiiv.

2. Ibant Magi, quam viderant,
Stellam sequóntes praóviam :
Lumen requirunt li'imine,
Deum faténtur mûnere.

3. Lavâcra puri gûrgitis
Coeléstia Agnus âttigit:
Poccâta, quae non détulit,
Nos abluéndo siistulit.

4. Novum gcnus potentiao
Aquao rubescunt hydriao,
Vinüraquo jussa fündero
Mutavit unda originom.

5. Jesu, tibi sit gloria,
Qui apparuisti Gentibus,
Cum l'atre ot almo Spiritu
In sempltorna saeoula.
Amen.

Ml Itfit ber (ErCrijctuuuö beö i^erru.
ijîjiumiô ^ur Ï)e0pcr.

."pcrobcä! 9(rqcr! (5nq borf) an,
S3aä bcbft bu bei beä SönißS
9Jat)'n?

®cr greift fein irbi|d)@ut bit an,
Set .§immcläl)crrfrf)aft geben
fann.

S8üiu üJJorgenlanb bie 23cifcn
geh'n

®em Sterne nad), bcu jiegefeb'n:
Sic gc[)'n jum üid)t burd) üid)teö
Stiahl,

Sefcheutcn Jfjn als öott jumal.

3)a3 öiDttcSlomm, jo milb unb
fliit.

Steigt nieber in bic Jotban«
i(utC):

GS mufd) uns ab unb nahnt iu
' Sjulb

Iginweg bic frembc Sünbcnfd)ulb.

Gin neue« ®unber jeiget (^ott:
2)cö ÄrugcS SSaffer färbt fid) roth;
Sein ®cfen nnbcrt ftd) fofort
Unb wirb JU üBciu nad) feinem
©ort.

(?§ fei ®ir Sob, ber 2)u, o (Shrift,
35en Reiben hfut' ct)d)iencn bift;
ÖJelobt iu ber Srcifaltigfeit
Son nun on biä in Gmigfcit.
Stmcu.

3JJehtfadh geäußerten Sünfdhen entfpredhenb, loetben wir
in ben folgenben 3Jummctn ble SeSpet^^i)tnnen bet
{)ix-
ootragenbm gefte beS Kirchenjahres mit einer furjen Er=
läutcrung bringen.


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Det SSeïfaffev be§ tooïfiehenben HhttW"^ tfi bev ^rtefiet
©oetiuS ©ebultuê, roeleer (wabrfdèetnltdh tn jtalien) in
bet erften Hälfte be§ 5. jahr^unberlS lebte.

Die ^ircbe begebt an bem Dage ber ©rfd^einnng beS
Herrn eigentlich ein breifacheS gefi, inbem fte ba§ Slnbenïen
an brei munberbare ©reigniffe au§ bem Seben jefu üerherr-
licf)t, mobur^ er ftch al§ ©obn ©otteS unb üJieffiaS offenbart,
jn ber Slntipbon jum Magnificat ber 2. S3eêper heißt

baher: „ffiir feiern einen burch brei Sunber auSgejei^neten
gefttag: heute führte ber ©tern bie Seifen jur Grippe;
heute murbe auf ber Ho^jeit Saffer ju Sein; heute wollte
fich Ghïifiu^ johanneS taufen laffen, um unS ju
erretten."

Unfer H^mnuS preifi nun ber 9ïeihe nadh biefe brei
Sreigniffe auS bem Seben jefu, unb jioar bie Slnbetung
burd) bie Seifen in ber l. unb 2. ©trophe; bie Daufe
im jorban in ber 3. ©trcphe unb baS Sunber ju
J?ana in ber 4. ©trophe.

3«V Erläuterung: Die beiben erfien ©trophen
führen unS iu ben tönigSpalaft ju jerufalem; bie Seifen
ftnb eben angeïommen unb treten mit ber grage oor HerobeS:
„So ift ber neugeborne ift)nig ber juben?" —
Sir fehen ben tüdEifchen HerobeS
Oor ©chrecten jufaramen=
fahren; „alS aber .HerobeS bieS hörte, erfchraf er."
(iOJatth. 2.) Der Did)ter b»S Hh'"""^ gibt unfern ©efühlen
ber ©ntrüfiung unb beS 2lbfd)eue8 SluSbrudC in ber grage:
„ ©raufatner HerobeS! maS fürd)tefi bu bie ?lnïunft beS giJtt:
iid)en fönigS? Der reißt nicht oergänglidhe 3ïeidhe an fidh,
ioeld)er bie"hi'ninlifd)eu Oerlciht." (©trophe 1.)

2. ©trophe: Der Hh'"""^ foi^^ ben weiteren
33erlauf ber Gegebenheit furj unb fnapp ju fd)ilbern. Sir
fehen bie Seifen, nad)bem fie bie ?lntwort beS iïönigS gehört,
weiterjiehn auf bcr ©traße nad) Sethlehem; bcr munberbare
©tern geht oor ihnen hi-'r unb führt fie mit feinem Sichte
jum „wahren Sid)tc, baS ieben ü}?enfd)en crleudhtet,
bcr iu biefe Seit fommt" (joh. 1.) Dod) taffen wir
ben Did)tcr fclber rebcii: „Die Seifen gingen hin, ber
Seitung beS ©terncS, wcldhcu fie (im Worgènlónbc) gcfchen,
folgenb: fie fud)cn burd) baS Sicht baS (wahre) Si^t unb bc--
fcnlien ©ott burd) ihre ©obe." — Der Did)ter fpridht uur
oon einer ©abc; er benft offenbar an ben Scihraudh,
bcr bem göttlichen Jlinbe jum 3eifï)e" bcr ïl nbe tung bar=
gcbrad)t murbe.

3. ©trophe: „DaS Hi'"'nelSlamiu berührt baS
93ab bcr reinen gluth (bcS jorbon): Die ©ünben,
oon benen cS felbft frei war, h^t cS auf fid) gc^
nommcu, um unS rein ju mafchen." — Der HVi"""^
führt uns hier in eiligem ginge über brcißig jähre himoeg
an ben jorban. johanneS ber Däufcr jcigt auf bcn Heilanb
mit bcn Sorten: „©chet baS Samm ©otteS!" (joh, 1.)
Daher nennt jhn aud) bcr baS „HimmelSlamni",
welchcS (wie eS in ber Daufwaffermeihc am Gharfamftag heißt)
burd) bic „53crührnng" ber gluthen bcS jorban baS Saffer
für baS hl- Dauffaframent einweihte. — Den folgenbcn
33erS (pciccata quj;ic noQ dctulit) haben wir etwaS freier
überfcljt. Sörtlid) heißt cS fo: „Die ©ünben, über bie (Sr
feine Sluflage erhoben b. h- bcrcn ©r fidh nith' ft^ulbig gab."
Der ©inn wirb fofort flar, menn man fidh erinnert, baß bie
juben, meld)e ju bcm Däufcr johanneS hinauSeilten, ihre
©ünben befannten unb fich taufen ließen. (ÜJ^atth. 3.) DaS
Samm
..©OtteS fonnte fclbfircbenb eine berartige ©elbfianflage
nidht erheben, benn eS burfte ja bor feine geinbe mit ber

grage hintreten: „Ser ouS eudh 'ann midh einer ©ünbe
befchulbigen?" (joh. 8.)

4. ©trophe: „®tne neue Seife ©einer 9)îadht=
äußerung: eSröthenfidh bte Soffer tmßruge, unb
ouf bcn öefehl. Sein ju firömen, änbert bie Soge
(b. h- baS Soff er) ihren Urfprung." — jn bemfelben
rofdhen gluge, mie oorbem on ben jorban, merben mir hier
ouf bie Hochjeit ju tono oerfe^t, um boS britte ©eheimniß
bicfeS fefiU^en DogeS ju betradhten: DaS SBoffer mirb
munberbor in Sein termanbelt/ unb jmor nidht bloS bem
©efd)madfe bemerfbor, fonbern boS forblofe Soffer nimmt auch
! bie gorbe beS ScineS on. Daß gerabe rother Sein ent=
flonben fei, borf ber Didhter fdhon beßholb annehmen, meU in
^olöftino Korwiegenb rot he Drouben gejogen mürben.

„Die Soge (boS Saffer) änbert ihren Urfprung" b. h-
fie änbert ihre $)îatur: eS ifi als märe fie nidht auS ber
Quelle gcf^öpft, fonbern ouS ber Droube gefeltcrt.

Damit enblid) bcr geneigte Sefer feinen „folfdhen 2lrg=
mohn" hinfidhtlidh unferer bidhterifdhen 93egobung in fidh auf^
fommen loffe, bemerfcn mir nodh, boß bie metrifdhe Ueber=
fe^ung bcn „Hh^nen ber îothoUfdhen ilirdhe" oon ^odhtler
entnommen ift. SlöcrbingS gloubten wir beu Sefern einen
Dienfi burdh ben Slbbrudf ju erweifen, bo biefelbe unS fehr
glüdflid) JU fein fdheint.

©dhönen.

ÎDaô Ifft Ut Ijctüjjcu Uti Äöuttjc,

wie baS gefi ber Grfdhcinung beS Herrn hier ollenlhalben
genonnt wirb, hat für bie ©rjbiöjefc iîôln eine gonj befonbere
iöcbcutung boburch, boß bie ^Reliquien bcr heiligen brei
iîônige iin Kölner Dome aufbewahrt merben. ®8 ifi ein
©dhoî^, um beffen ®efi^ bic ©tobt unb bic (Srjbiöjefe iîôln
Oon ber Uebertrogung ou bis heute bcncibct worben finb.
Sir ocrbonfcn biefen foflboren ©dha<; bem ©rjbifdhofe 9îaiuolb
oon Düffel (1159 —1167). Derfelbe mor iîonjler bcS
îîoifcrS griebrid) 53arbaroffo unb befaß ©igcnfdhoftcn, bie bem
,<îîaifcr in feinem oerhängnißooOcn Sîompfc gegen bie iîirdhe
ollerbiugS fehr ju ©totten fomen, bie ihm fclbcr ober. In
feiner (Sigcnfchoft olS îîirdhcnfûrfl, mohrlich ni^t jur ßlcrbc
gereichten. ^)fod) feiner jbec hätte bcr iîoifer uid)t nur boS
àîcdht gehabt, 5iifchöfe fonbern oudh'ißäpfte ju ernennen; mit
einem Sorte : bcr ifaifer märe nidht bloS boS Oberhaupt beS
9îcidhcS, fonbern oud) bcr îîirdhe gewefen ! Sie fom benn ber
îlîann ju fold)cn ?lnfd)auungcn? mirb ber Scfcr fragen. Der
Oruiib boju mar fd)on frül; oon Slnbern gelegt morben: er
war nämlich olS nochgcborncr ©ohn einer mädhtigen ©rofcu»
fomilie für bcn geifllichcn ©tonb
Don feinen ©Itcrn befUiumt
morben, ohne boß mon oorher fich vergcwiffert hätte, ob er
oudh 9îcigung unb S3cruf boju habe. DtcfeS S3erfohren,
welches boinalS fehr im ©dhmungc mor, hat ber ßirdhe un=
fäglt^c Sunben gefd)logcn.

Die 9lcliguicn bcr heiligen brcl ilönigc moren gemäß ber
UcbetUeferung fdhon unter ben erfien d)rifllicheu J^oifern nodh
iîonfiontinopèl unb oon ba nodh 9Jlailoub gebrodht morben,
mo fle in ber .<îirche beS heiligen ©ufiorgiuS ruhten, bis ber
iîoifcr griebrich 33arboroffo im johre 1162 bie ©tobt TîaU
lonb eroberte. Der (Srjbifrf)of erhielt nun oom Jîoifcr, ber
ihm io JU großem Donfe oerpflichtct mar, bic Selber ber
heiligen brei Jfönige, foroie bie ^Reliquien ber beiben
3Jlarthrer 9lobor unb gelij jum ©efchenfe für feine


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4

(ötnifche ©oraïtrche. Bereits auf bem §etmtóege auS|3!tolten
hatte ber Grjbifchof am 12. ^unt 1164 in einem, an baS
üDomïapitel geri^teten ©chretöen ber ©eifllid^ïeit, bem Slbel
nnb ben Bürgern bon ßi)ln aKitthelïung gemaft bon bem
merthooHen ®efd)enfe beS ^aiferS. „B5ir treilen @udh mit
(fchtieb er), baß ber ^aifer in feiner greigebigfeit Un§ brei
fehr foftbare ©aben gefchenft ha^ nämlich bie Seiber ber
heiligen bret Äiinige, bie einft bem §errn in ber Grippe
©efdhenfe brad^ten uub beren 9ieltguten bi§ fe^t jufïDïaitanb
tn ber Jïirdhe beS heitiflen (guflorgtuS geruht haben. 3lußer=
bem bringen 2Bir mit bie Seiber ber heiligen ÜJIarthrer Sfiabor
unb gelijc unb moKen mit biefem unoergleidhlidhen ©dha^e bie
©tabt löln bereid^ern unb fd()müdfen. ^eil unS|getnbe|ben
2Beg oerfteïïen, moKen SBir burdh Burgunb unb granfreich
reifen unb fdhidten @udh biefe ^iad^ridht auS Bercetti, ^ba mir
heute ben SBeg nach Durin unb bem 9)ïont GeniS antreten.
— SBir ermahnen @uch, baß ^h^ auf ben Gmpfang berfelben
@udh mit mijglichfter geierlid)feit borbereitet unb für UnS
bittet, baß ©ott UnS eine glüdtlidhe |)eimfehr oerleihe."

®S gelang 3ïainalb, ben Slad^ftellungen feiner ©egner
glüdtlidh jii entgehen, unb am Dage tor bem gefte beS heil-
SlpoftelS ^afobitS murben bte heiligen 9ïeliquien 5
Oon ben
^iJlnern mit großer greube unb gebührenber geierlid)feit em=
pfangen unb
in bie ©tabt geführt, mo fie feitbem ihren_^lag
iu ber erjbifdhijfndhen Eathebrale haben. ^J^ch je^t feiert bie
Êrjbiijjefe aUfährlidh an biefem Dage baS „geft ber Ueber:^
tragung ber heiligen bret tiJnige."

gür bie ©tabt ^öln mar;ber Befi^^biefer,|tn bamaliger
geit für unfdhä^bar gehaltenen .^eiligthümer^auch üom größten
moterieöen ^ïugen. 5Ridht nur bte beutfchen Könige nämlicb,
fonbern auch bie gürften meit entlegener'''Sänber bradhten
ihnen ihre @hrfurcht bar, unb jahüoS ; ftrömte_^" bie SJJenge
frommer 2Ballfahrer bort jufammen, für ^ bie Kölner eine
Oueüe großen SleichthumS.

2lnfangS roirb baS foftbare .§eiligthum roohl nodh in
einem jiemlidh befd^eibenen ©greine-aufberoahrt toorben fein,
balb ober fühlte mau baS Bebürfniß, biefen oerehrten Ueber=
rejlen eine roürbige Behoufung ju geben, unb fo entftanb
fdhon unter Siainalb'S 9?adhfotger jener rounberbore Dret=
fönigenfdhretn, roelcher noch heute, obgefeben Oijn feinem heiligen
^uh'olte, ber größte ©dha^ beS Kölner DomeS ift.

Slüfonntäglidh, roenn oor bem ^ochomte ber Celebrant
bie roeiten §aüen ber Kölner Domfirche jur SluStheilung beS
ÜBeihtoafferS bttr^fd^reitet, fingen bie ihn begleitenben priefter
unb Clerifer außer ber Sintiphon Asperges me oudh eine
Sintiphon jur Berehruug ber heiligen brei Könige: „Tria
sunt munera etc. Drei herrlidhe ©efdhenfe bradhten bie
SBeifen bem §errn, unb biefelben haben eine geheimnißootle
Bebeutung: in bem ©olbe roirb ouf bie ajtadht beS Königs
hingeroiefen; im B5e ihr auch fehen mir bie ^ohepriefter roürbe
angebeutet; in ber 9D?hrrhe ober roirb auf boS SSegräbntß
Oes §errn hingeroiefen."

Unb menn im feierUdhen ^odhatnle an ©onn= unb gefi=
tagen bei ber Opferung bie ^ncenfotion (Beräudherung) ber
Opfergaben, beS SlltorS, beS CleruS unb beS anmefenben
BolfeS ftattgefunben, begibt ber Diofon fidh jum Dre{=
fönigenoltor, um bie heiligen Ueberrefte burdh ^ncenfotion ju
üerehren. ©dhönen.

(Etkltinttt0 kr faurelaiitfdiett fiiaul

IX.

Bisher haben irtr bte Borjüge ber allerfeligften 3nng=
fron gefeiert, bie fie inährenb ihreS irbifdhen SBanbelS jierten,
foroie bie SJiodht, bie fte für bie flreitenbe Kirche ausgeübt
hat unb nodh immerbar ouSübt. ^JJunmehr fteigeu mir im
©eifte jur triumphirenben $?irche in ben |)itnmel ouf,
um fie
JU feiern als bte Königin ber himmlifdhen §eer--
fdhaoren.

Regina Angelorum, ora pro Königin ber ©ngel, bitt* fiir
nobis. uns I

aJiorio fleht jmor burdh ihre menfdhliche 9?atur on unb
für ftch unter ben himmlifchen ©eiftern, beren ?Jatur eine
höhere ©teüe gegeben ift, als ben SJfenfdhenfinbern. Slllein
ihre BJürbe ots" ÜJJutter ©otteS fomie bie ®naben=Borjüge,
momit ber §err fie gefdhmüdft hat, erheben fie über bie Chöre
ber höd)ften Cngel.

2)Jögen bet flommenbe Cherub unb ber leudhtenbe
©eraph bem ^throne ber göttlidhen 3J?aieftät nodh fo nahe
ftehen : 3)?aria ftonb burdh i'hi^e ©otteSmutterfchaft ber ©ottheit
ohne oüe grage näher.

Unb toer mar eS benn, ber ihr bte frohe Botfdhaft ihrer
beOorftehenben ©otteSmutterfdhoft brachte? SBor eS nidht ein
hoher himmlifdher Bote? Der ©efonbte ifi ober ftetS geringer,
als bie ©ebieter, beren ^wifdhenträger er ift. Unb ift boS
gonje Sluftreten beS CrjengelS ©obriel im ."pönSdhen ju
9?ajareth nidht ähnlich bem Benehmen eineS irbifdhen ©efonbten,
ber oor einer mädhtigen Königin erfdheint? ÜJfon oergleidhe
nur einmol bamit bie anberritärtS oon ber ht- Schrift er=
jählten Cngelerfdheinungen: 93?ario allein empfängt einen fo
hohen himmlifdhen Boten, um ihre eigene SBürbe unb ©röße
erflären ju hören, um gleidhfom bie ©lüdtroünfdhe ©otteS
felbfi burch einen jener glüdffeligen ©eifier entgegen ju
nehmen.

Kcgina Patriarcharum, ora Königin ber ^atrtarffjen, Bitt'
pro nobis. filr uuSt

Cin jeber ber alten Crjoäter jeidhnete fidh ouS burdh
irgenb eine befonbere Jugenb unb BoOfommenhett unb ermarb
fidh boburdh baS befonbere BJohlgefollen ©otteS. ffier berounbert
nicht in Slbrohom ben unerfchütterlichen ©louben unb ben
treuen ©ehorfam? ©ein ©ohn ^foof ift ein ü)?ufter ber
©otteSfurdht unb gröjumigfett. ^afob gibt unS ein erheben=
beS Beifpiel ber ©onftmuth unb ©ebulb. 9|ofcph glänjt
im meißen ©eroanbe uubefledfter 9?einheit
2c. jc.

9J?oria ober, ohne TOafel ber ©ünbe erf^offen unb mit
oHen ©noben unb Boüfommenheiten beS hl- ©eifteS in ihrer
Cmpfängniß ouSgeftottet, fdhreitet oor ben Crjoätern einher
gleidh einer Königin, alS eine Dugenbmeifterin otter grommen,
bie jemals ben i)errn mahrhaft Oerehrten. 9)?an benfe j. B.
einen Stugenblidf an ihren ©louben im ©tolle ju Bethlehem:
fie betet;;;thr"et genes tinb, ein hülflofeS ormeS ^linbTalS
ben .§errn Rimmels unb ber Crbe on! ©ie flieht mit 3hm,
bem oamädhtigen|©ott, noch Steghpten. 2öelch'£ein bemüthiger
©ehorfom mährenb threS gonjen SebenS! „©iehe, idh,bin
eine ÜKogb beS §errn": boS tfi ihr SofungSroort oon ber
BerfüuDtgung an
bis jur §öhe beS ©olgatho! BJer unter
ben ®tjbätern hätte folche Dugenbproben'julbeftehen gehabt!


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Regina Proplietarnm, ora töniginHöer ^w^Jhcicn, Hit'
pro noMs. für unSI

^erolbe beS §errn erfdjtenen' bie ^rop^eten im
Sllten _33unbe, flagten Jfrael feiner ©ottüergeffenheit unb 2:reu=
lofigfeit, an, aber fie üerfünbeten aud) im Sluftrage ©otteS bie
enblid)e Slnfunft be§ erfehnten 9ïeiter§ unb feineê 9ïeiche§
auf Erben; |fie erf^auten bie 3Jiutter be3 §etrn in ferner
3ufunft unb üerfünbeien i^re SBürbe unb i^re Vorjüge.

®a ergebt j. SB. ber 1)1. ©e^er Jfaias feine ©timme:
„eine Jungfrau mirb empfangen unb einen ©o^n gebären, nnb
fein 9ïame mirb fein Emmanuel (®ott mit unë)." Selche
Verehrung,rmeld)e Söeraunberung mo^te ber ^.prop^et in feinem
^erjen f)egen über btefeS munberbare ©eheimniß, über jene
Jungfrau bie al§ Jungfrau einen ©o^n empfangen unb Jung=
frau bleiben follte! Sie mag er geftaunt baben, baß eine
irbifd^e Jungfrau in il)rem ©d)Doßc einen ©o^n tragen foHte,
ber ba fei „©ott mit unS", ©ott unbSJJenfcbsuglelcib! Kurj,
bie Propheten haben ben erfehnten S)ïeffia§ ben 'bölfern nur
Pertünbet: 2)?aria aber l)at Jl)n ber Wenfd)heit geboren!

Regina Apostolorum, ora Könioin ber Slpoftel, bitt' für
pro iioi)is, unö!

9iäd)fl ihrem göttlid)en ©ohne mar OJJatia für bic hl.
Slpoflel naturgemäß bie theuerfte unb geliebtefte "ißerfon. Sie
jni3gen fie fleh an ihrem erhabenen Dugenbbeifpiel fchon ju
Sebjeiteu beS §errn erbaut haben! Sie modjten fie bamalS
fdjon 9}?aria als bie SDiutter ihreS Königs, als ihre Königin
üerehren unb lieben! Sie aber erft, nadhbem ber ^err einem
aus ihrer 2){itte feine 3JJutter als beffen 2}Jutter feierli^
übergeben hatte! Sie erfi, nadhbem ber .perr vor ihren Slugen
aufgefahren mar, unb fie feinen legten ©egen empfangen
hatten! Sie modhten bie SBerivaiften je^t um ajïaria fidh
fammeln, bei ihr Droft unb 9ïalh fudhen, bei ihr ihr §erj
auSfd)ütten, mit ihr über JefuS unb ©eine Siebe unb ©üte
fidh fromm itnterhalten! 9ïach Jefu |)immelfahrt, ftehe! ba
fchaart fich IJt« ganje Kird)e Jefu, gegen h"nbertjwanjig
©eelen utnfaffenb, fammt ben ©äulen unb Vorftehern (ben
Slpofieln) utn ÜJiaria im SlbenbtnahlSfaale unb oerharrt unter
ihrer Seitung im ©ebete unb in ber Vorbereitung auf bie
becorftehenbe §erabfunft beS hl- ©eifteS. Um 2})aria, im
§aufe beS Johannes, - toerfammelten ftdh ohne 3<oeifel bie
Slpoflel fort unb fort, hielten in ihrem beifein ihre be=
rathnngen über bie SluSführung ber üom §errn erhaltenen
Slufträge jur SluSbreitung beS EuangeliumS. 9{id)t umfonfl
aber nennt fchon ber hl- JgnatiuS, ein ©dhüler beS hl- SlpofielS
Johannes, aO'Iaria „bie Sehrmeiflerin ber Stpojiel.'" yJicht
umfonfi mirb fie
Pon ben hl. Vätern genannt „bic Vorfißenbe
im 9ïa1he ber Slpoflel", „ber große Drofl ber etflen Kird)e",
„bie allgemeine Sufli^ht ^er erflen ©läubigen." — So foOten
audh bie Slpoflel eher unb lieber fidh ^ath'S erholen unb
flärfenben 3ufprud) für ihren fdhroeren unb erhabenen beruf,
als bei SJJaria, Die bem öeilanbe unenblidh näher fianb, als
fie? Jn meld)eS ©ebet hätten fie fleh lieber empfehlen foHen
bei ihrem Slbfchiebe, alS in baS ihrer ÜJhttter unb Königin?
— Sie aber üJfaria fchon bei ihren Sebjeiten »on ben
Slpofteln als ihre Ü)2utter unb Königin
Perehrt murbe, fo auch
bort oben im Sanbe ber ©eligen, mo ihr ïh^^''" Dhrone
ihres ©ohneS junächft fleht- ©chönen.

(Eilt iBeftttl) tm iit0ortuj5^aufc in Mû^tn.

Es mirb ben Sefern bfS. bl. nidht unbefannt fein, baß
ber Sîebaîteur beS ©regoriuS^blatteS unb Domdhorbirigent
iOerr bödteler bereits am 1. 9îooember 1881 in Slachen
eine Kirchen m ufif=©ch nie gegrünbet hat jur SluSbilbung
tJon Ehorbirigenten unb Organiflen. ES liegt auf ber ^anb,
baß bnS befteheu eineS folchen JnftitutS tjon ungemeiner
bebeutung unb Dragmeite fein muß für bie angeftrebte
beffexung unferer firdhenmufifalifdhen ßuflänbe. Ser foß bie
Ehorregenten unterridhten über ben Ghoralgefang, über bie
Direftion beS ©efangd^orS? Ser gibt ben angehenben Orga;
niften eine entfpredhenbe Slnleitung ju mahrbaft firchlichem
Drgelfpiel unb namentlidh ju einer regelrechten begleitung
beS EhoralgefangeS? _Ser unterridhtet ben Organiflen toie ben
Ehorregenten über bie liturgifd)en borfd)riften ber Kirdhe be=
jüglidh ber geier beS
§Dd)amteS, ber VeSper unb Eomplet?
ES mag Jemanb in ber meltlid)en 2)?nfit nodh fo fehr erfahren
fein, er mag felbft bie .Ç)Dchfd)ule für 3Jîufif in berlin mit
Erfolg befudbt haben, fo ifl bamit aber nodh nidht gefagt, baß
er ben einfadhfien Ehoralfa^ ridhtig »oxtragen ober nadh ben
9îegeln ber Kunfl auf ber Orgel begleiten fönne. DaS mifl
eben gelernt fein ! So aber lernt man baS ?

©oUte barum bie angeftrebte .^ebung unb befferung ber
firdhenmufttalifd)en 3«nänbe hier am SRhe'in eine folibe bafiS
gemiunen, fo mar baju bie ©rünbung eineS JnfiitutS er=
forberlid), in iDeld)em tüdhtige Ehorregenten unb Organiflen
herangebilbet merben. Daß bie ©rünbung ber Slachener
a)?ufitfd)ule aber audh einem mirflichen bebürfniffe entfprach,
geht u. a. fthon barauS herbor, baß biefelbe im Jahre 1883
bereits fünfjehn ©djüler, im Jahre 1884 Pier unb jmanjig
©d)üler, 1885 neun unb jmanjtg unb im eben abgelaufeneu
Jahre fogar breißig ©dbüler jähüe. Unb ba bie Slnflalt bie
erfte @änger= unb Organifienf^ule in 9îheinlanb unb Sefi=
falen ift, meldhe gemäß einer borfchrift beS Kölner ^roüinjial^
EoncilS Dom Jahre 1860 errietet ifi, fo hat unfer
lüürbigfier ^err Erjbifdhof feine befonbere

oberhirtlidhe gürforge ihr jugemenbet unb burdh hoheS ©dhreiben
üom 5. gebruar 1886 eS" als ©einen Sunfd) funbgethan,
„baß biefe Schule mit ber 3eit ihreS privaten EharafterS
enttleibet itnb ju einem Diöjefan^Jnftitute mit firdhlidhem
Eharafter umgeftaltet meröe."

Unter bem 31. Oftober t. J. hat bie Slnfialt nun burdh
ben unermüblidhen §errn bödteler eine Umgefialtung erfahren,
moburdh ber Sunfdh unfereS Oberhirten (bie Slnftalt ju einem
Diöjefan=Jnflitute erheben ju fönnen) in nahe SlnSficht gerüdft
morben ift. §err bödteler hat nämlidh an bem oben begeidh=
neten Dage bie Kirdhenmufiffchule unter bem 9îamen
„©regoriuS=§auS" in baS frühere Karmeliteffenflofier
(SouSbergfiraße 14) Perlegt, mo bte
aJJufiffd)üler nadh
einer beftimmten DageSorbnung jufammenleben
unb unter ber Seitung eines geif'tlidhen JnfpeftorS
ihre ©tubien betreiben. Jn ber mit bem ©regoriuShaufe
verbunbenen ©t. JofephSfirdhe Perfehen bie ©dh'üler täglich
bie verfdhiebenen Dienfie
als Küfier, Organiflen, Ehorbirigenten
unb Ehorfänger unb toerben auf biefe Seife praftifdh ange=
leitet, ihren einfügen beruf mit möglidhft großer boHenbung
ju verjchen.

Die feierlidhe Einmeihung beS ©regoriuShaufeS murbe
om ©onntag ben 31. Ottober Perfl. JahreS burdh i'en, unter=
befjen jum Domfopitulor ernonnten hoth®- §errn ©tobtr


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bechanten Dr. ÜDubelmann tooüjogen. Dte geter rourbe ein=
geleitet burdh ei" berofelben celebrirteS feierlti^eS |)odhaint,
bei roelcbem ein ^h^il be§ Sladhener DoradhoreS bte SluSfübrung
ber ©efänge übernommen hatte. iRacb bem $)odhanite unb
unmittelbar oor bem eigentlidhen (Sinroethung§afte hielt |>err
Domfapitular Dubelmann eine auSgejetdhnete Stnfprache an
bie oerjammelten Sehrer, ©dhüler unb ©önner beS @regoriu§-
haufeS, inbem er bie Stellung ber fünft im Dienfte ber
Kir^e behanbelte mit befonberer 9?üdffi^t auf bte neue Slnftalt,
roelche bie ^^3flege ber mufitalifcben Kunfi al§ ihre §auptauf=
gäbe betrachte. Unfere hl- 9?eligion (fo ungefähr führte ber
hochroürbige 9iebner au§) umfaßt ben ganjen ®?enfchen; fie
roie ben Einjelnen foroohl roie bie ©efaromtheit heiligen, oer^
ebeln unb bem Dienfte ©otteS roeihen. Der Dreteitiige ©ott
aber ift ba3 Urbilb ber ^eiligfeit, ber Urgrunb aller Sßoll-
fommenheit. Jh« müffen roir anbeten, Jhm bienen, Jht"
hulbtgen, unb bamit SlöeS in gotteSfürchtiger gorm unb
©eftalt gefdhieht, barum nimmt bte Kirdhe bie u n ft tn
ihre Dienfte, roeldhe beftrebt ift, ba§ ©(hi3ne äußerlich barju=
ftellen, gletchfam ju
Oerförpern. 2BeiI aber nur bie fatholifdöe
Kirdie im ocllen
SBefige ber Sahrheit ift, beßhalb fann bie
OoDftänblge Entroidlung ber religiiJfen Kunft auch nur in ber
fatholifdien Kirche ex reidht roerben. Die Kirche ift, roie bie
©efchichte unb bte Erfahrung übereinftimir.enb lehren, eine
treue ^üterin unb Pflegerin ber Dichtfunft, ber ©aufunft,
ber Silbhauerfunft, aHcileret, ä)?uftt jc. ©te bietet bem
Künftler bie Jbeale, bie er oerfiJrpern foü. gür ben fdhaf=
fenben Künftler (j. 33. ben Komponiften) roie für ben auS--
übenben Künftler (j. S. ben tüd)tigen Organiften) ift nidht
nur bie natürli^e Segabung ho^ anjuf
^lagen, e§ fommt
nicht nur bte burdh gleiß Ju erlangenbe tedhnifdhe gertigfeit
in Setradht, fonbetn audh eine roahrhaft religtijfe ©ttmmung
be§ |)etjen§ unb ©emütheS. Daä beroeift flar bie ®efd)id)te';
benn immer, roo ba§ .^i^dhfte geleiftet rourbe, roar ber Künftler
ein frommer Ehrift. (Der Sefer benfe nur an ^aläftrina,
ber in ben Firmen feinen grennbeS, beä großen hl- ']3hilippu§
5)ieri feine ftomtne ©eele ou§haud)te). Sluf ben angeführten
©ru'nbfägen ruht audh bie neue Slnftalt. ©ie hält f\teng feft
an ben Seftimmungen unb Slnorbnungen unferer hl- Kird)e
unb fudht berühtnte Sorbilbet nad)juahmen. ©ie toid nicht
nur tüchtige Ehorregenten, Küfter unb Drganijten auSbilben,
fonbetn ihre ©d)ület au^ ju itjahrhaft tugenbhaften ajfännetn
erjichen. hieben bet liturgifdhen unb mufifalifd^en Unter-
roeifung unb Uebung roirb barum audh ebenfo hoher Söerth
auf eine religtij§rftttltdhe Erjiehung gelegt. Deßhalb ift bte
©^ule ein Jnternat (b. h- bie ©^üler haben Ihr Untcr=
fommen, Pflege ic. in bet Slnftalt felbft) unb fleht utiter
geiftlldher 2Iufficht unb' Seitung. a}?öge fie eine ^flanjflätte
großen ©egenS fein! 2)Ji}ge au§ ihr eine große Sltijahl
religiiJSsgefinntcr SWännet herborgehen, toeldhe, gleidh ben
Scoiten beS Sllten SunbeS, ble ^tlffiet in ihren heiligen
gunftionen unterftügen, auf baß ber ©otteSbienft felbft in "bet
fleinften Dbrffir^e fich mt^ ben ©runbfägen ber Kttd)e ge=
ftalte unb roahrhaft ©otteS roürbig roerbe, babei aber audi
bie ©läubigen Erbauung ftnben! 10?i5ge bet im Sluftrage beS
hodhroürbigften §etrn ErjbifchofS ertheilte ©egen ein Unter=
pfanb beS ©egenS ©otleS für ble Slnftalt feitt!

Sia-h ^üem, roaS ich nun übet baS ©regoriuShauS bis
bahin gehi5rt unb gelefen hatte, roar ich felbftrcbenb nl^t toenig
begierig, bte Slnftalt einmal in Slugenfdbein ju nehmen. Senn
idh aber meine Erroartungen fdhon jlemlich hod) hinaufgefdhraubt
hotte, fo muß idh ^er Sahrheit gctnäß fagen, boß biefelben

' bei meinem jüngft ouSgeführten Sefudhe roeit übertroffen
1 rourben. Der §err Direftor Siedelet ift eben ein 9)?onn,
einjig in feiner Srt, bod geuer unb Dhotfroft, begeiftert, toie
nid)t ajîondher, für bte hl- SOîufif, für beten gijrbetung ihm
fein Dpfer ju groß, feine 'Dïühe unb Sefdhroerbe ju oiel ift.

J(h fann bem §ertn übrigens roie gerufen, benn eben
hotte ber geiftlldhe §etr, roeldher bis ju betn ftünblldh ertcats
teten Eintreffen beS öerrn JnfpeftorS Krabbel, in ber ©t-
JofephSfltche feit bet Einroeihung beS §aufeS bie hl- iüïeffe
celebrirte, roegen Kronfheit für ben folgenben Dag obfagen
laffen. Jch hatte olfo am folgenben Dage ©elegenheit, bie
•ïDïufiffdhüler in ihren gunftionen beim ©otteSbienfte ju fehen
unb JU hören.

Sährenb bet bon mir celebrlrtcn fliüen hl- '^effe be=
fanben fi(h bie ©ihüler, roeld)e nidht ben Dienft am 'Zitate
hatten, in bem an baS Ehor fich onfdiließenben großen Dta=
toriutn, roofelblt audh bte Drgel ihre ©tefle hat. ©ebete unb
©efänge roed)felten in fdhöner Seife mit einanber ob. Der
©efong unb baS begleitenbe Drgelfpiel rourben fo biSfret, fo
anbäd)tig ausgeführt, roie idh eS lange nld)t tnehr gehört habe.
Daju fommt, baß bie Kirche eine ber fdhönften in 9ladhen Ift,
reidh bemalt unb mit brei, ber fpätromonifdicn Souart ber
.fir^e entfpted)enben Slltären gefdhmndt ift. Kein Sunber,
boß td) ben §ertn Jnfpeftor faft beneibete um boS fdhöne
©otteShauS unb ben fchönen ©otteSbienft bofelbfl — unb oer
,^etr Direftor fogt nidht juoiel, toenn er
Oon einem
„aJïuftergotteSbienfte" fpricht; benn eS ifl eben SlfleS
mufterhaft!

DoS §auS, ein früheres Klofter, madht einen übetouS
fteunblidhen, gerotnnenben Einbrud. Jn fürjefter ßeit Ifl im
Jnnern SlllcS auf baS -^raftifchfle eingertd)tet roorben : bo finb
jroel größere ©chulfäle, ein ©petfefaal, jtoei ©chlafföle, bie
Btmmer bcS DtreftorS unb beS JnfpeftorS, ein ®pfe(IfdhoftS=
jimmer, ein Sibllothefjitnmer, jehn UebungSjimmer, bte ju=
gleid) als ^rioatjtmmer oon folchen benugt roerben fönnen,
bie jeitroeilig in ber Slnflolt fi^ aufhalten rootlen.

aiJon merfte cS ben jungen Seuten an, rote fte fid) bereits cln^
gelebt haben in ihr neueS §eitn unb in bic tnit bemfelben
oerbunbene ^auSorbnung. SiS jegt jählt bie Slnftolt 25
©d)üter, oon benen nur oier in bet ©tobt bomijilirt finb,
ober am gonjen Untertidhte unb an ollen gotteSbienftllchen
gunftionen theilnehtnen. Die Seföftigung ftetien Sormherjige
©dhroeftern, roährenb für männliche Seblenung Innetholb beS
.^aufeS geforgt ift.

DaS Jnoentor beS §aufeS umfaßt ble Ooflftänbige
Einrid)tung ber ©chlaffäte unb '^tiootjimmer, bet ©dhulfäle
unb beS ©peifefoalcSj
ferner befigt bte SInflolt außer ber
Kirdhenorget eine fleine UebungS=Drgel, einen '^5ebal= uttb
brei UebiingSflügct, fetner
odit, tneift neue, ^lonlno'S; enblldh
eine
große ftrchentnufifolifd)e Sibliothef unb — eine ©dhulb
oon'c.
jehntoufenb äliorf 1

Der §etr Direftor ift ein tnulhiger üJïonn: er rcdhiiet
auf
©Ott unb gute Seute! Jd) hoffe, boß er fich nomentlidh
oud) in ben ©efong^Ehören nicht gctöufcht ftnbe! Sßenn
Jeber
ouS unS ein ©d)etflein beiträgt, Ift boS großartige llnter-
nehtnen gcfidhert! — Der Ünterjeld)nete ift gern bereit,
frcunbtidhft gefpeitbete (oudh fleine) ©oben on ihre Slbteffe ju
beforgen unb botübet im ©regotiuS-Soten ju qulttiren.

©chönen.


-ocr page 9-

ï)OTiif4)te Hadjiiditen.

Unfern Sefern n?irb e§ aufgefallen fein, bajj bie, einer
großen 53eliebtbeit fi(h erfreuenben, „SiturgifdEjen Untcrhallun=
gen" in ber heutigen gf?uuitner fehlen. ifï bieS, wenn
wir nicht irren, feit ber (Srünbung bc§ Slatte§ (1. Dejeiuber
1883) ba§ erfte 9}?al. Der ©runb ift barin ju fuchen, baß
ber 33erfaffer, ber nach jnhalt unb gortn gleich auêgejeich=
neten, Suffä^e, hoch», ^exx SI. «Brunê, tintcr bem 16.
^ïoDcmber oerfl. jahrcä tjom hochmürbigftcu ^errn ©rjbifchofe
gum ';|3farrcr in §eifingen, Dcïanat èffeu ernannt luoröcn
ift. — jubetn mir bem hochgefchä^ten greunbe audh an biefer
©teile unfere beften ©lücC-- uub ©egenSroiinfdhe ju feiner
Seförberung entbieten, benu^en toir bte ©elegenheit, um ihn
unfereS märmften DanteS für feine treue ^Üiitarbciterfchaft ju
berfichern. äöie fprechen babei audh bie Hoffnung auS, er
merbc feinen „Urlaub" nicht ollsu meit auSbehnen, oielmehr
balb toieber gu ber, con amore bisher betriebenen, ©chrifi=
fteHcrci jurüdElehren, nadhbem er in 'feinem neuen Sirfungê=
freife bie tuühfamen erften 33orbereitungeu ju feiner 2ltntS=
thätigfeit getroffen haben wirb. —

?ta^Ctt, 16. Dejetttber. Der ^ochw. ^ctr brabbel,
fcither Dirigent bcS DotndhoreS in ©ichftätt, ift heute in feine
gunitionen als jnfpeltor beS ©regoriuShaufeS ein=
getreten.


g^crlttg mt g-t1cï>vtifj Ruftet tu aicflctt^ünrg.

Qü bestehen burd) alle SBitdjhnnblungen,

iïtcttcnlcUcr, ßcruarl», öic ÖCOattiUmifl ÖCV Ovacl. dritte febr oermelnte
?litflage. 1886. 8°. 168 «pretê gebmtben 1.20.

ttilicl, (Op. 7.) „Lauda Sion", (Sammlung oon 150 smei^ brei^^ unb
ijierftimmigeu ©rabttalien, Dffertorieu, |)t}mnen uub martanifchen Sintis
phouen nebft 5 breiftimmigen ajïeffen für
baS ganje Kirchenjahr, (fiehe
mv. 676.)'

^artiti«, in Ghaa^n gebmtben, 290 Seiteit iit Quart, «fSreiê 9Jt. 12.—.

85 „ „ „ „ „ 3.-.

84 „ „ „ „ „ 3.-.

42 „ „ „ „ „ l.GO.

78 „ „ „ „ „ 3.-.

für ^tirdhett=^ uub ©dhulaugelegen=

10 bie Slufchaffung biefeS SerfeS

ber Soften aus Derfügbarcu älZitteln ber

bauerhoft geheftet.

Sopran=@ timme,
9llt=
SEenor::

Das fgl. bai)er. ;©taatSminifteriuiu
heiten ^at laut a)?iniflerialblatt 1883
empfohlen unb bie 23erredhnttug
tirchenftiftungen geftattet,

lUnncr, Sof., 12 SBaiiöttifcl« s«i« llutcvvtdjtc im föcfmin. ©riifjies

golio=gormat. (64X06 Gtnt.) (f. 9h-. 52.) ^{ette Oerbefferte «luflnge.

^rei8 m. 9.

SSom fgl. baljer. (Staatöminifterinnt beä jitnern für iJirdjen; unb Sdjttlangelegens
heiten tuttrbe laut Gntfd)Iießung bom 29. jttli 1871 bcr ?lnfauf biefer 3;afeln allen
ßird)enOerwaltungen, @d)nllehrcrfemtn«ricn, ''^3riiparaitbcnfd}itlcn unb IDInfitinftituten oit§
Sliftung8= intb Sicgientitteln geftattet.

— — (^cfnuflö'fiBcl. Grfter 65cfangnnterrid)t. J^wcite Sluflagc. 20 <B. in 8°. (f.

5«r. 685.) Ginjeln 15 3)ntcenbpreiö 1.50.

— — (öcfrtunöfiöcl. Shtagabc mit ntnfifalifdjeit Sefenbungen. 1884. 8". 52

Ginjeln 40 ^f., ®ultenbprciS ajf. 4.—.

®i»[e ©tfaiiflJfifccI tfl itnfireitig baä ÜJtfie, wa« bie v<ic5c Siteratur fiir beu cvfien ©cfanfiimtenic^t
aufjuweifen ^af. SBIU ein Setirer fernen gute gottjtljritte Oicri" erjtelen, fo lubfle er fii^ biefer Riljct beHeuen.

Siugcnbcr^cr, 3ol)., 2;r)covctifdj:)ivnftifrf)c .^rtrmo«ittmfrf)ule, für ben

Iird)lld)en (55ebraud) mit über 300 Icidjten Sßorfpieleit jc. in nllcit ^Tonarten uttb
ben S3eglcitungeit jtt beit 93tcfi= tutb SSefper=iI{eSpoitforieit, ^riifatioiten, $atcr noftcr,
^falmtönen, Adspcrgos, Vidi aquam, 0 salntaris, Tantum ergo uttb Voni
Creator. 228 in Qitart, $reiö 9J{. G, geb. 8.

eine $)atmcnluinf(iule, fpeUcH für bie Äirdie terediuel, war ein Sebilrfnife, wel((uin boS vors
tiegenbe Sönift entfiegenfommt. Ter
I., tbeoretifdje Slbeil, feft feine m»fitatifi$en Jfenntniffe vitiau« ; er beginnt
bei bcn erften 3lnfang«grünten ber ?Rütenfcnntni5 unb fctjreilet fluicniueife fo lueit »crnii, aI8 ein „Organift''
anftänbigerhjeife tommen nui6. ®atel ift StOeJ, ti>a« ba« 3i\flrumcnt unb beffen SJe^aublitng betrifft, nibglidjfl
eiuoc^, teictt unb turj unb bo« mbglicl)ft »onftäubig vifawmenfleftent. iDer II., prafttfclfe, ZfjtH bietet
eine äluäwabi »cn fiber 300 fOrjercn nnb längeren IonfS(jen in otttn ®ur» unb TO o 11.2,0 neu, Jowiii
in ben allen flirrtjentonarten, jur Sernjeubimg leim ©otleJbienfie fowoP «13 »Ui^ jur ttebung. SEeu tecfttufe
iitben bie llrdjlic^tn Serorbnungen über baS Crgeifpiet.

^ingcubcrgcr, 3ol). ßlU-JC lirnWifrfjC ^cölllfrfjulc, 48 ©eiten .in 4». ^]5rei§
5m. 1.40, gebunben 'JJJ. 2.40.

eine äu^erft V'taftifd, eingcric^itetc, reiO^^aCtige ©ommluug
Slnfäuflen bi« ju »irtuofen leiftungen erftrecten unb jebem Drgel- (refp. $armcniuni.)a()ieler toon grofetem
Ülufjen fein werben.

stehle, 3. (E., Liber Motettonilll ad 4 voe. imparcs per totum annum.
Editio tertia. (f. 3?r. 261.) «l^reiö Partitur 9)?. 3.50, geb. W. 4.-.

eint trefflibbe Sommtung gräfitenl^eil« leidster tUJotetten.

gjcflnn udu g. Ruftet, ÜlcflCUëButfl»

®ie gahl ber Dtecenfionen über
bie Streitfd^rift:

fgl bnljcrifc^e
ßnltuö-SJnntftcrium,
bic ba^crlfdjc
3lbgcorbnctcn=ißttmmcr

unb ber

^actfiett-^etettt.

Buglcid; ein §nu&buth jttrScurtliciluno
üou tatholifdjcr ÄtrdjcHmufif;
für aJlurtUoicu.

.'perauägegebett inm Dr. ^r.

154 Seiten gr. 8". ^:)Jrci§ W. 1.50.
mehrt fid) oon aSod)e ju aBod)e nnb baS
jntereffc an biefer ^.jjublilatiou oerbreitet
fid) immer allgetneiner.

Sllle fath. a3lnttcr bringen bie günf«
tigftcn aiecenfionen.

Servito Domino in laetitia

êtfm^- «nb êebetliiid)

junöd)ft für

\)ö\)m ^cljranftalteu

hernnägegebcn Oon

5|Jctcv öattv»

^nuUc .Auflage

beforgt Bon

ginfloß .^trctttcrs,

®om»Dt3anift tii Stachen

Wit tird)lid)er (Genehmigung.
^Prctö: brüfd). TOf. 1,20, gcb. m. 1,50.

Slad)cn ^ülOcvt ^atoU & «0»

Altartafeln

in reicher Auswalil vorräthig,
bosondoro Kähmen werden nach Be-
tellung billigst geliefert.

Albert Jacobi & Co


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Empfehlenswerthe Kirchencompositionen aus dem Verlage von Alfred Coppenrath in Regensburg*

Für eine Singstimme:

Brunner, JB., Messe zu Ehren der sieben Schmerzen

Maria. Für eine Singstimme oder vierstimmigen Clior mit
Orgelbegleitung comp. Part. M. 1.20, 2 Stimmen ä 25 Pf.

JMenhofer, A,, Messe in F. Fiir eine Singstimme mit
Orgelbegleitung. Partitur 1.—, Singstimme 20 Pf.

Edenhofer, A,, 50 OiTertorien für die Feste des kathol.
Kirchenjahres. Für eine Singstimme mit Orgelbegleitung
componirt. Partitur M. 2.50, Singstimme M. 1.—.

Fröhlich, J, <?„ Aelit Choral-iMesscn (1. 2. 3. 5. 7. 10.
12. 13. Messe) und 1. und 3. Credo nebst den Gesängen
„Asperges me" und „Vidi aquam." Aus dem Ordinarium
missae des officiellen Graduale in moderne Notenschrift
übertragen, die Melodie gegliedert, mit Vortragszeichen
vei'sehen, zum abwechselnden Vortrag durch zwei Chöre
eingerichtet, diatonisch begleitet und Pedal- und Finger-
satz angegeben Vereinsgabe des Kirchenmusikvereins der
Diocese Rottenburg pro 1882/84. 2. verb. und verm. Auf-
lage. Partitur M. 2.50, Singstimme M. 1.20.

Joos, Osw., Op. 11. Kurze uud selir leichte 3Icsse im
Tonumfang von einer Octave d T für einstimmigen Kinder-,
Frauen-, Männer- oder gemischten Chor. Partitur 80 Pf.,
Singstimme 20 Pfg.

Molitor, J. B., Op. 23. Missa in lionorein St. Josephi
sponsi b. M. v. Leichte und kurze Messe für eine Sing-
stimme mit Orgelbegleitung. Partitur M. 1.20, Sing-
stimme 15 Pf.

Molitor, eT", B., Op. 25. Missa „0 crux." Leichte uud
kurze Messe für eine Singstimme mit Orgelbegleitung.
Partitur 80 Pf., Singstimme 20 Pf.

Benner, J,, Missa pro defuucdis in F. ad unam vel tres voces
(Sopran, Alt und Bass) inaequales cum organo comitante
composita. Partitur M. 1.40, Stimmen ä 15 Pf.

Stein, Jos., Op. 19. Kurze und sehr leichte Messe für eine
Singstimme oder Unisono-Chor mit Orgelbegleitung. Part.
M. 1.20, Stimmen ä 20 Pf.

Stein, Jos, Op. 39. Kurze und sehr leichte Älesse für eine
Singstimme Unisono-Chor mit Orgelbegleitung componirt.
Partitur M. 1.20, Stimmen ä 20 Pf.

Für zwei Singstimmeii:

Brunner, Ed., Messe zu Eliren des Iii. Alphonsus für

Sopran und Alt mit Orgelbegleitung. Partitur M. 1.—,
Stimmen ä 20 Pf.

Salier, M., Op. 10b. Litauiae ss. nomiuis Jesu. Ad duas
voces aequales organo comitante. Part. 70 Pf., Stim ä 20 Pf.

HaUer, M., Op. IIb. Litauiae iauretauiie Ii. M, virgiuis.
Ad duas voces aequales organo comitante compositae.
Partitur CO Pf., Stimmen ä 15 Pf.

Koenen, Friedr., Zweistimmig-e Messe iii A für dio vor-

' einigten Ober- und Unterstimmen mit Begleitung der Orgel.
Partitur M. 1.20, Stimmen ä 20 Pf.

Koenen, Fr., Op. 39. Missa in honorem St. Ileriberti.
Für zwei gemischte Stimmen mit Orgelbegleitung. Partitur
M. 1.20, Stimmen ä 25 Pf.

Koenen, Fr., Op. 43. Missa in honorem St. Ursulae.
Für zwei gleiche Stimmen mit Begleitung der Orgel oder
des Harmonium, Jeicht ausführbar (in tono myxolydico
mixto) componirt. Partitur M. 1.20, Stimmen ä 25 Pf.

Koenen, Fr., Op. 49. OiTertorien für dio höheren Marien-
feste für zwei gleiche Stimmen mit Orgelbegleitung. Par-
titur M. 1.20, Stimmen ä 25 Pf.

Mitterer, J., Missa „Veni sponsa Christi" ad duas voces
aequales et Organum composita. Part. M. 1.20, Stim. ä 30 Pf.

Weber, G. F., (Domkapelim, in Mainz.) Leichte Messe für
zwei gleiche Stimmen mit Orgelbegleitung, Partitur M. 1.—,
Stimmen ä 15 Pf.

Wut, Franz, Op. 9. Missa „Exultet" für 2 Singstimmen
mit Orgelbegleitung. Partitur M. 1.50, Stimmen ä 25 Pf.

Witt, Franz, Op. 25a. Missa pro deruuetis „Requiem"
duabus vocibus concienda comitante organo. 2. Aufl. Par-
titur M. 1.70, Stimmen ä 35 Pf.

Für drei Singstimmeii:

Bergmann, J„ Op. 3. Requiem für drei Männerstimmen
oder dreistimmigen gemischten Chor und Orgel. Partitur
M. 1.20, Stimmen ä 20 Pf.

Haller, M., Op. 13. Missa sexta ad III voces pares organo
comitante. Editio tertia. Partitur M. ].—, Stimmen ä
20 Pf., Orgelstimme zur Ausführung mit Männerstimmen
50 Pf.

Marxer, PaurTh.,'^ \i\\rifi und leichte Messe zu Ehren
der allerseligsten Jungfrau Maria für Sopran, Alt und Bass
(Tenor ad lib.) componirt. Partitur M 1.—, Stimmen ä
20 Pf.

Ohersteiner,'^ Joh., Missa In honorem Sancti Rupert! für
Sopran, Alt und Bass (Tenor ad lib.) mit Orgelbegleitung.
Zweite Auflage. Partitur 80 Pf, Stimmen a 20 Pf.

FlUatid, Jos., Op. 14. Leichte Messe für drei gleiche
Stimmen mit nicht obligater Orgelbegleitung. Part. M. 1.40,
Stimmen ä 20 Pf.

Santner, Carl, Dreistimmige A'^oealmessc für Sopran, Alt
und Bass mit Orgelbegleitung. Partitur M. 1.40, Stimmen
ä 20 Pf.

WUtherger, IL, Op. 10. Älissa in honorem St. Georgu.
Für drei Männerstimmen^ (Tenor
I u. II, uud Bass) oder
Frauenchor: Sopran
I u. II, und Alt. Partitur M. 1.40,
Stimmen ä 20 Pf.

Für vier Singstimmeii:

Haller, M., Op, 13b. Missa sexta. Ad IV \rocos inaequales
organo comitaute. Partitur M. 1.—, Stimmen ä 20 Pf.

Haller, M., Op. 31. Missa^tcrtia decima, in honorem St.
Ursulae V. et M. ad IV. voces inaequales composita. Par-
titur M. 1.40, Stimmen a 20 Pf.

Koenen, Fr., Op. 47. „Introibo ad altare Dei." Missa
ad IV voces inaequales. Part. M. 2.—, Stimmen ä 20 Pf-

Koenen, Fr., Op. 54. Missa in honorem St. Erici, regia
et patroui Sueciae. Für vier gemischte Stimmen. Partitur
M. 1.20, Stimmen a 20 Pf.

Mitterer, J., Missa in honorem s. Thomae Aquinatis. Ad
IV voces inaequales cum organo. Zweite, gänzlich umge-
arbeitete Aullage. Partitur M. 1.—, Stimmen a 20 Pf.

Mitterer, J., Missa in hon. s. Caeciliae. Ad IV voces
inaequales cum organo ad. lib. Zweite Auflage. Partitur
M. 1.—, Stimmen ä 20 Pf.

Modlmayr, Jos., Katholische Kirchengesäiig-o vermischten
Inhalts' für vier und acht Männerstimmen componirt.
I. Heft: Marianische Antiphonen. Part. M. 1.40, Stimmen
a 25 Pf —
II. Heft: Mariengesänge. Partitur M. 1.—-,
Stimmen ä 15 Pf

Filland, J., Op. 14b. Leichtc Älesse für gemischten Chor
mit Orgelbegleitung oder Instrumentalbegleitung ad lib.
Partitur M. 1.40, Stimmen ä 20 Pf

Stein, J., Op 25. Missa iu honorem Roberti in einfachem
und leichtem Stil für vierstimmigen Männerchor componirt.
Partitur M. 1.20, Stimmen ä 20 Pf.

Stein, J., Op. 33. 31issa pro defunctis nebst Libera und Salvo.
Abwechselnd mit einstimmigen Sätzen dos Choralroquienis
und freien vierstimmigen Sätzen für Männerchor componirt.
Partitur M. 1.20, Stimmen ä 20 Pf

Weher, G. V., (Domkapelim, in Mainz) Kurze und leichte
Messe (ohne Credo) für vierstimmigen gemischten Chor.
Pirtitur 80 Pf, Stimmen ä 15 Pf.

Weher, G. F., (üomkapellm. in Mainz) II. kurze und leichte
Messe für vierstimmigen gemischten Chor. Part. M. 1.—i
Stimmen ä 15 Pf.

Witt, Er., Op. 9b. Missa'j „Exultet" für vier gemischto
Stimmen mit Orgelbegleitung und Orchester ad üb.
(2 Violinen, Viola, Contrabass, 2 Clarinotten in B, 2 Hörnor,
2 Trompeten, 2 Posaunen.) Partitur M. 1.50, Stimmen
ä 25 Pf., Orchestorstimmen M. 2.40.


3SerantR)ortli(her SRebotleur 3i3. Scf)önen in Dberbilf, 3)rud nnb 58erIog üon 91 Ibert ^Jacobi & (So. in Sladjen.

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^'Cörttar 1887.

fur fiafßoftfc^e ^ircf^eufänger.

®ratt0=S5ciIaöc aum „®reöoriuö«att", Drpu für Mi)äx\^t tir^enmurit

„Sorge, bog bu mit bem ©etjeu gtaubft, hJoS bu mit bem Sffiunbe rmglî, unb in SBerlen
bet^ätigft,
naS bu mit bem 6«ien gtoubft." Eoncil in Sart^ago B, 3. 398.

5Daj5

Seit ber §err auf feinen ©dhultern,
§at ba§ fernere èreuj getragen,
®'ran man i^n, al§ moQ' er'ê laffen,^)
geft mit îlîâgeln angefc^lagen,
§at'§ jur emig einj'gen Sage')
©Ott gemadht für feine grommen,
Unb eâ foü fein §eil, fein ©egen,
Sïufjer burdh ba§ Kreuj mehr fommen.
Unb beS Rimmels fel'ge Pforten
©DÛ'S ber ganjen Seit etf^Iiej3en,
aber feinen" anbern ©chtüffel
©oQ fie fennen, al§ nur biefen.
SIfler ©naben einj'ge Ouefie')
glief3en foü au§ biefem §otje,
Unb e§ foü bte ©ünbe fterben
©roig b'ran mit ihrem ©tolje.
2lüe' foüen b'rauê bie 2Ir(he
gür bie gahrt burch'S Seben bauen,
Unb ber Slrche gleich foü'S retten
Slüe, bie fidh Vertrauen!
Slnbern Seg unb anbre bvüdfe
©oü'S nid
)t geben mehr hienieben,
ÜDie ben Sanb'rer führ' jur .§eimoth
Unb
JU ihrer Salinen grieben.
(Sinjig foÜ'S ber bauin be§ SebenS
©ein für Slüe, reich an Sabe,
Unb bie frohe ©iegeéfahne,
— ©terben mir, — auf unferm ©rabe!
Darum fteht ba§ Kreuj erhoben
Sluf ben Rinnen aüer Dhürme,
Sluf ben à)Jaftcn aüer ©d}iffe,
©egclnb burch ite^ älfeereS ©türme;
Sluf ber berge höchflen ©pi(3en,
3n ber Dhäler tiefflen ©chluchteu.
Stuf ben öffentlidhen Segen
Unb ben einfamft unbefudhten.
bon ben Dempeln unb Slltären
©trahit eS in ber ©läubigen ©eelen,
Unb in feinem §auf' unb ßimmer
Darf be§ KreujeS Drofl fe fehlen.
So ber. Shrifl nur hin fein Sluge
Sîidhten mag ju aüer ©tunbe,
Stü bem Kreuje er begegnen
Sluf bem ganjen Êrbenrunbe.

a)]it beS KrenjeS heil'flein ^eidben
©egnet er fidh aöe Dage;
©egnen läßt bamit er SlüeS
Durdh ^er ^^^riefler heil'ge ©pradhe;
Sein unb brot unb ©alj jum 2)?ahle,
.t)au§ unb §of unb ©aat unb gluren.
Unb ber Ehrift, meil folch ein ©egen
Jn bem Kreuj liegt uub foldh grommen,
.^»at in ©eifl unb §erj unb ©pradhe
bilblid) auf baS Kreuj genommen.«)
Slllem Kummer, aüem Sehe
.t)eirge Seihe muß e§ geben,
Silien ©dhmerjen, felbft ben bängften.
Die bie ©eele heiß burdhbeben.
3ädht mehr troftloS feine Seiben
Drägt er unb mit Ungebulb,
©onbern in ber §anb, bie jüdhtigt,
greift er feineS ©otteS $)ulö.
yad)t mehr ift'S ein hcrjloS ©dhicffal,«)
Das ihn um feiu ©lüdf betrüget,
©onbern eS ift ^otteS ©d)idfung,
Der er fidh 'n Demuth füget.
yjid)t mehr ifl'S bie laute Klage,')
Der er in fidh felbft begegnet,

einen Dhränen
Sheit fegnet.

©onbern felbft iu
Gr beS baterS Se

©0 vom Kreuje ift ber ©egen
9iid)t ju trennen, nid)t ju fcheiben.
Daß, mo Seiben, Kreuj mir nennen,
Jft ein ©egen jebeS Seiben.
gür ben grommen ift'S bet Slnfer«),
Den
©Ott au fein ©chifflein hänget,
Unb baS Seit in banger Süfte,
So bic ©ünbe glüht unb fenget.
gür ben gtommen blühen 5Rofen
Duftig aus ber Dornenftone,
Dräufeit balfam felbft bie 9)h)trhe
Sunberbar auS hehrer 3one.
gür ben ©ünber ift'S am Rimmel
Jn bet 3Jacht ber ©tern beS DrofteS,
Unb mit ihm oon ©otteS Siebe
Jn ber ©ünbe feinen foft eS.») ,
gür ben ©ünber ifl'S bie mädht'ge,
Unflditbare §anb, bte rettet.
Die ihn niebermirft am Slbgrunb,")
Daß ihn nidht bie Diefe bettet.
5)lut ifl fehr baS Kreuj
Perfchieben,


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10

Unb nidht Slüe, bte e§ tragen,
Können, ba§ eß ©ott gefcbidet,
©idh 3U ihrem Drope fagen.")
Seidhter läßt lein Krenj fidh tragen,
2U§ aü Krenj au§ ©otteS §änben;
Denn luir »iffen, baß gnäbig
Sßtrb jn unferm |)eile menben.
SCudh ba§ Kreuj, ba§ unS bereiten
^nb're, brüdEt fo fehr nidht nieber;")
Denn rcill'S ©ott ber §err nidht bulben,
5Jiimmt bon ben Schultern »oteber.
©injig nur, bie wir oerfchulbet,
©inb bie aHerherbften Setben;
Unb barum fein Kreuj audh fdhwerer,
SllS, baS mir un§ felbft bereiten!

©ebeon o. b. §eibe.

SCnmerfung: SSorftchenbeS Schrgebt(ht bc§ grcifcu S5ed)an=
ten oou SBobparb ift eine bor fctiöuften Slüthen aui bem fatho =
lifdiert ®i(htcrgarten ber 9?eujcit. Sßir glaubten baffelbe jur bc=
Oorftchcnbeu gaftcnjcit herfcfeeu ju foflen, weil bie ßircbc
gerabe in biefer hl- B'^'t Ärcuj aufriditet, um in un§ bic
rcd)tc 58ußgcftnnung ju mecfen. — (Sinige fleine (ärläutcrungcn
werben manchem ficfcr oieltcidit miEfommcu fein: b. h- alS
moltc (£r e§ nicht tragen. — ') ®a§ ßreuj ift gleidjfam bic 38agc,
auf ber mir einft im (Scripte gewogen werben: je naihbcm wir
bem §crrn unfer trcuj nachgetragen hoben, wirb unfer Sohn
brobcn ausfallen. — ') Ghriftuä hat aUe (Snabcn, bic roir iu bcu
hl. ©otramcntcn empfangen, burd) feinen Dpfcrlob am ßreuje
un§ oerbient. — 2Bie 5Roc unb bic ©einigen burch bic Strchc
gerettet rourben, fo werben wir gerettet bur^ baS Srcuj be§ $crrn,
wenn Wir unfer iïrcuj bcrcitroiHig ihm nad tragen. — ') „Rrcuj"
nennt ber ISbrift bie Seibcn, bic ®ott i^m jufd)ictt. 3)amit
„weiht" er glcid)iam aßen Jïummcr unb allcä 2Beh, baä if)n brücft.
— ®) ®ie Reiben glaubten an ein blinbcê „@d)ictfal''. SSir
Ehriften glauben bagegen an einen tocltrcgicrenbcu ©ott, ohne
beffen ©iOcn fein §aar oon unferm Raupte fällt. ('I«attt).). —
') S)ct wahre Ghrift fennt eine maßlofc Klage nach 5lrt ber
Reiben nicht. — ®crabc bie Sciben fcftigen bie Seele beä
grommen in ber Siebe ©ottcä unb bewahren ihn üor manchem
gchltritt. — 3)cr Sünber foll burih bic Sciben jitr fflottcä--
Itcbc jurücfgcfü^rt roerben; barum ift ba§ ihm auferlegte ßreuj
oI§ ein Reichen ber „tofcnbcn" SSaterlicbc ©ottcä ju betrad)tcn,
ber il)n nid)t ewig ju ©runbc geben laffen roill. — Ser
©ünber ift im SSegriffc, fid) in ben Stbgrunb ber Jii51Ic ju ftürjen.
Slm 3}anbc beä Slbgruubcä hält bic unfid)tbarc §anb beä öerrn
ihn jurücf, Wirft ihn burd) bic Sciben gleidifam ju SSoben, bamit
er bcu oerbänguißüollcn Sprung in bic Siefc nicht auäjufübrcn
ücrmögc. — ") Scibcr bebenfen aud) oiele Gl)riftcn nid)t, baß
Krcuj unb Sctb eine Sd)icfuug ®ottcä ift, unb fo cntbcl)ren fic
beä beften Sroftcä. — ") ®aä Srcuj, baä unfere Ü«itmenfd)cn
unä burcb ihr licblofeä ißerhalteu bereiten, ift unä aud) infofern
oon ®ott aufgelegt, alä ßr, ber 2ltlmäd)tigc, cä jeben Slugcnbltcl
üon unfern Sd)ultern nehmen fönnte.

ßnnßmt

IX.

GS tp nidht genug, baß bie einjelnen JnterüaUe (Söne)
im Ghoralgefange richtig getroffen roerben, fonbern ber
©änger muß amh einen fchönen, guten ©efangSton
bilben lernen. Der ©efangSton muß roohlflingenb b. h-
üoQ unb babei bodh lieblidh unb ebel fein. 3)îag Jemanb
nodh fo gut treffen, iP aber babei bie Donbilbung fehr mangel=
haft, pngt er ungebilbet unb rauh, fo fann oon einem guten
©efänge abfolut nidht bie 9îebe fein. 9lm leidhteften rotrb ber
Dirigent mit feinen ©ängern hinpchtlidh ber Üonbilbung jum
3iele fommen, roenn er ben ©ängern einen fchöne Don
oorfingt.

©0 fdhrieben roir in ber legten 9îummer beS oorigen
Jahrganges. Sir pellten bamalS auch in SluSpdjt, baß roir
über bte Sebingungen jur Silbung etneS fdjöncn
DoneS auSführitdher unS noch auSfprc'^en roürben. Sir
thun bteS heute, inbem roir namentlich baS auSgejeirhnete
©dhriftdhen unfereS hodhgefchägten greunbeS, beS §rn. ©eminar=
Oberlehrers ^.ßtel „Ueber ben ©efang"1) bei unfern
SluSführungen üerroerthen.

^^adh unferer 2lnpd)t nun roirb cS für unfere ©änger
nidht nur interePant, fonbern audh nüglidh fein, junäihp etwaS
9JähereS über bie
Gtnridhfung beS menfd)lid)en ©timm^
apparoteS ju erfahren. Senn nämlid) Jemanb ein mup«
falifdicS Jnprument (©etge, Klaoier
3C.) erlernen roill, fo
unterliegt eS feinem 3'üeifel, baß ber Sernenbe junädhp bie
Gintid)tung beS betreffenben JnPrumenteô
itn SlUgemetnen
fennen
lernen muß, bamit er mit SluSpdht auf Gtfolg auf
bemfelben feine Uebungen üornehmen fönne. Unter allen
aJîufifinftrumcnten nimmt aber befanntlid) bie
menfchlid)e
©timme bie heroorragenbpe ©teile ein. Kein anbereS Jn=
Prument fann pch an äuSbrudSfähigfeit mit ber menfd)tichen
©timme meffen. Daher toirb eS
fid) ber äJJühe lohnen, tnit
biefem herrlichen 3?iuptinprutnente, toeldheS ber gütige ©chöpfer
unS gefdienft, pch ettoaS näher b:fannt ju ma^en.

DaS menfchlidhe ©efangorgan ip ein ebenfo eigenlhürolich
wie finnreich conPruirteS SlaSinPrumcnt, weld)eS pch ant
bePen mit einer Orgeljungenpfeife üergleidhen läßt. (Gine
foldie ßungenpfeife wirb ber .^err Dirigent ober OrgaitiP
gewiß gern in ber heiroifd)en Otgel jetgen unb ihre Gin-
rid)tung befdhreiben.) DaS ©efangorgan ip nun jufammen-
gefegt 1. auS einem 2lthmungSapparat, nämlid) ben
Sungen unb ber Suflröhre; 2. auS einem DönungSapparat
nämlid) bem Kehlfopfe; 3. auS einem SRefonanjapparat,
nämlid) ben inneren Sänben beS Srupfapens, beS §alfeS,
©dilunbeS, ©aumenS unb ber ^fafenhöhle.

Den SlthmungSapparat bilDen alfo bie Sungenpügd,
roeide biefelbe Slufgabe haben, toie bie Slafebälge in ber
Orgel. SluS ben Sungen prömt bie cingeathmete Suft in bie
Suftröhre unb auS biefer in ben
DönungSapparat,
ben Kehlfopf, in iDeld)ein bte Söne heroorgerufen roerben.
Ju bemfelben bepnben fidh nämlich jroei fehr elaftifd)e flcinc
©ebnen, ©timmbänber genannt, toeldhe pdt)
einanber
näi)ern ober üon einanber entfernen, je nachbem pd) bte
Kehle fdhlteßt ober^ öffnet. Seim einfachen Slthmen treten pe
loeit aus einanber, um bie Suft bur^julaPen. Sill man ba-
gegen fpredien ober fingen (alfo irgenb einen Don her^or--
bringen), fo müften pe p^ fihließen unb burdh bie auS ben
Sungen fommenbe Siift in tönenbe ©dhroingungen ücrfcgt
roerben.

Die gegen bie ©timmbänber getriebene Suft bringt nun
roohl Söne üon bePimmter iQöhe, 'ciber ohne allen SohUlang
herüor: eS fehlt bie fogenannte 9îefonanj. SaS barunter
JU berPehcn ift, roirb ber Sefer fd)nell einfehen, roenn er eine
©aite üon einer ©eige loSlöft, auSfpannt unb anjupft.
entpeht bann auch ein Don, aber berfelbe
ip boch grunboer*
fdhieben üon bem Done, toelchen biefelbe (angejupfte) ©aite
heroorbringt, nadhbem
pe roieber auf ble ©eige aufgefpannt


1  S. S^wann'fdhe SJerlagähanblung, ®üffcIborf, 1873,

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11

mprben ijl. ®ie Berftärfunq unb Verlängerung be§ Doneê
rcirb Dor ïïaera burd) bie unmittelbar unter ben ©aiten
liegenbe unb mit ben g^SiJcbern terfebene ®edCe (bie fogen.
3ie onanjberfe) bemirft, meiere an ben Si^roingungen ber ©tätte
t^eilnimmt. (4lu§ bemfelben ©runbe hält ber §err Dirigent
bie angefd)lagene Stimmgabel an einen harten ©egenftanb,
um beu Don beutli(her hören ju fönnen; ebenfo tönt eine
©pielDofe ftärler, wenn fie auf bem Slijche fteht, al§ menn
fie frei in ber §anb gehalten toirb.) Die hohle Bauart ber
©eige aber gibt bem Son ber ©aite, ber _fi<^ an ben SBänben
bridit, bie SSei^e uub fRunbung; unb bie in bie 9ïefonans=
bedCe eingefd)nittenen g=Söcher enblid^ haben ben ^toedC ben
alfo oerftärtten unb abgerunbeten Don nadtj außen burdh=
julaffen.

Der eigentlidie 9ïefonanjboben ber menfdilid^en ©timme
ift nun ber ©aumen (b. h. ber obere Sheil ber 2J?unbhöhle)
unb jmar ber oorbere, nahe bei ben Bähnen liegenbe, Dheil
beffelben. Sin biefem oorberen Dheile beS ©aumen§ nämlidh
bricht fidh l'er auêftrömenbe Suftftrahl; ber tu ber j?ehle er=
jeugte Don erhält h«er nid)t nur eine Berftärfung, fonbern
auch Sïunbung unb B}eiche. Die in bem unteren She'te ber
3)Junbhöhle liegenbe 3 u n g e oerbient ebenfalls unfere Bead)tung;
benn bei unrid)tiger Sage berfelben muß bie flangfd)önheit
beê SoneS nur ju fehr leiben. Der Oorbere Dheil ber ßunge
ift nämlich frei bemeglidh; ber hintere Sheü berfelben bagegen
liegt feft unb ift Oerbuuben mit bem fogen. iïehlb'eifel
Diefer hat eine mid)tige Slufgabe. Beim" gurücfjiehen ber
gunge nämlich (j. B. beim ©djlucfen) macht ber i?ehlbec!el
mit bem h'nteren Dheile ber 8unge eine abmärtS gehenbe
Bemegung unb legt fid) feft über ben 5?ehlfopf; baS ijl aber
nothmenbig, batnit beim Sinfchludten ber ©peifen unb ©etränfe
ÜOU Diefen fid) nid)tS in bte Sïehle Oerirre. ©cfd)ieht eS
jumeilen bod), fo mirb ber aufbringliche ©aft'buici) heftiges
.Ruften toieber hinauSgemorfeu.

Sind) bie SBongcu, bie 3ähnc unb bie Sippen
haben bei ber ©eftaltung beS DoneS mitjumirfen. Die Badten
geben bem Done 9tuubung unb gülle, bie Böhne oer=
leli)en ihm ben fogen. 2)fet'allflang, ber mieber burdh bie
über unb unter ben Bähnen liegeitben Sippen eine fanfte
Dämpfung erfährt.

Der geneigte Sefer mirb bielleidht fragen, moher eS ïomme,
baß bic ÜJ^ännerftlmmen tiefer flingen, als bie grauen= unb
^inberftimmen ? unb baS müffe hoi) mohl an bem ^inftrumentc
felbft mahrnehmbar fein? (SS ift in ber Shat fo: iDïan hat
on ben ft'ehlföpfen oon ä)fäunern unb grauen eingehenbe
Unterfuchungen oorgenommeu unb gefunben, baß bei bett
a)(ännern ber itehlfopf größer, bie" ©timmbänber beffelben
länger unb bic Sänbe beffelben ftörfer finb, als bieS beim
Eehlfopfe ber grauen ber goü ift. Daher olfo ber große
Unterfd)ieb in ber ^öhe ber iïlongforbe bei ä>fänner= unb
grouenflimmen. Der iïehlfopf ber «naben ift in Bejng auf
©röße, Sänge ber ©timmbänber uub ©tärfe ber i?ehifDpf=
mänbe bem ber grauen fehr ähnlidh, meßhalb ber Jïnobe oudh
eine ber grouenftimme ähnli^e, jo foft gleidhflingenbe,
©timme fingt. Bei ber fpöteren (Sntmidtelung beS ^ïnobeu
erleibet boS ©efongorgan beffelben nod) ben büi oben ange=
gebenen Bejiehuugeu große Beränberungen; boS gonje Organ
eilt in biefer ^J3eriobe iu feinetn B3ad)Sthum ben übrigen Dr=
gonen oorouS; eS befinbet ftdh in einem unfertigen, fronfhoften
Buftonbe, meßhalb iu biefer 3eit beim ©ingen große Borficht
onjumenben ifl. ÜJÏonche meinen, bie Jïnaben bürften in biefer
^eriobe gor nicht fingen; eS fcheint bieS inbeffen nicht gerobeju
nothtoenbig, aber oudh nidht einmol rathfom ju fein, meil
olSbonu bie einjelnen Sheile otlju oiel t)on ihrer ©efdhmeibigfeit
oerlieren. äRan finge boher menig b. h- jebeSmal nur lurje
3eit, fobonn leife unb nur in ber Souhöhe, bie man leidht
beherrfcht. ^^iod) ber Beränberung beS OrgoneS, olfo nodh
ber fogen. 2)ïutationSperiobe, ifi bie J?nobenftimme eine oöüig
anbere gemorben; fie hat nidht nur eine anbere Klangfarbe
befommen, fonbern oudh eine ganj neue Donreihe, mit einem
2ßorte: fte ifi jur 50?ännerftitnme gemorben. Sludh bte
SJJäbdienftimme erleibet eine Beränberung; onetn boburch mirb
meber bie Donreihe nodh oud) bie fflongforbe eine fo mefent'
lieh onbere, mie bieS bei ber 2)ïutation ber Snobenfiimtne ber
goQ ifi; in ber 9ïegel hat bie SWäbchenfiimme burdh bie
tation ihren früheren Umfang etmoS bergrößert, nnb ihr ßlong
jeigt eine größere güQe.

©ehen mir nun einen ©d)ritt meiter unb betrodhten bie
Sonbilbung, unb jmar junäd)ft bie Slufgobe ber Spge
babei! B5ir fogten fd)on, baß beim ©inothmen bic ©timm=
bänber meit auSeinonber treten; boß biefelben fidh ober fd)lteßen
tnüffen, menn ein Son erjeugt merben foll; boS ©diließen ber=
felben gefdhieht ober ftetS beim SluSothmen. Daher fommt
cS, baß nur beim SluSothmen ein ©efangtou möglidh ift, unb
boß ferner ber ©efongton nur fo lange bouern fonn, olS boS
SluSothmen ununterbrod)en cor fi^ geht. BJirb boS 3luS=
ftrömen beS SlthemS oudh nur auf einen ^Zoment unterbrod)en,
fo hat bieS oudh eine Unterbrechung beS SoneS jur golge.
Slber nodh mehr: auch jebe Uugleid)heit, jebe Unruhe im
StuSothmen mad)t fich im Sone fofort bemerf5or,_ ja mad)t
benfelben für beu ©efong unbroud)bor; benn bie _©runb=
bebingung ju einem guten, braudiboren ©efangtou ift bodh
offenbar bie, boß er gteidjmäßig ttnb ruhig fei. BJer boher
fchön fingen lernen mill, muß gonj befonberen
gleiß barouf oermenben, baß er jiemlich anbouernb
unb ruhig ouSothmen lernt. 9htn hängt ober boS
ruhige SluSothmen in heri?orragenbcr 2Beife ob oon unfertu
©in'athmen. BJer haftig, ftoßmeife einathmet, fattn ben
Slthem nid)t bei fid) behalten, fonbern er ift gejmungen ebenfo
haftig unb unruhig mieber attSjuathmen- Sßir mad)en biefe
Erfahrung, fo oft "mir etiooS onholtenb ftorfe förperlidhe Be=
megungen' oornehmen (j. B. beim fd)ueneu Saufen) ober fo
oft mir heftig erregt finb. Shtr ein ruhigeS ©iuothmen
mad)t ein längeres' Sluffparen ber Suft unb ein ruhigeS,
gleichmäßiges siusathmen berfelben möglich. @S muß gleidh=
fom eiu ©infougen ber Suft fein. — DoS gemöhnliche
Slthmen ober, mel^eS bei ber Unterhaltung, beim ©pred)en,
ooUftänbig ausreicht, genügt feineSmegS für boS ©ingen, ireil
cS nicht fröftig gen.tg ift. .Öietfür ift nur baS fog. gtonfen=
othmen auSreid)enb. Bei biefem ftärfereu Slthmen hebt unb
fenft ftch bie Bruft ganj oamählid) unb gonj regelmäßig.
Damit ober biefe Bemegung beS BruftfaftenS leidht unb un^
gehinbert oor fich gehen fiinne, muß ber ©änger eine ent=
fpted)enbe Haltung beS ßörperS beobadhten: er oermeibe jebe
Beengung ber Bruft burd) Jfreujen ber Slrme ober burdh
enge 5?leiber; bobei bemohre er eine gerabe Vollung beS Ober:
förperS unb fteOe bie güße möglid)ft enge jufammen.

^n ber nädhften 9Zummer merben loir boS über boS
Slthmen ©efogte für unfere ©efongSjmedte meiter ju üermerthen
fuchen. ©chönen.


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12

Die Jlanamfdie :Ättltpl)0«

„Ave Regina Coelorum "

(58ou ber Komplet Oon 2Kana=Sid)tmeß bi§ jnm ©rünbonnerftag.)

Ave, Regina coelórum,
Ave, Domina Angelórum:
Salve, radix, salve, porta.
Ex qua mundo lux est orta.
Gaude, virgo gloriósa,
Super omnes speciósa:
Vale, O valde decóra,
Et pro nobis Christum exóra.

HtmmelSïönigtu üoH (S^re!
Herrfd^erin ber @ngel§eere!
S[»e SBurjel! 51oe D^Dr!
2lu§ ®ir ging ba§ Sid^t herßor.
greu ®id), jungfrau rei^ an ^ïu^me!
Herrlidhfte im ^eiligt^ume!
Snmuthreidhe! Sebe mo^I,
S3itt' beim ©o^ne milbeboïï!

®er SSerfaffer biefer Slntip^ou iji funbefanut.
Urfprung reicht aber hinauf biê in bie erften dhriftlidhen jahr=
hunberte. jn ihr mirb ilJaria als Himmetêïönigin gepriefen,
ba burdh ific bie SBohUhat ber Slïenf^merbung unb bamit ber
©rlöfung erfüllt morben ift. Die Sintiphon ift mie auè
einem (Suffe gefdhrieben; fie ift gleidhfam ein (Sturm oon
Seifall unb ©hrenbejeugung bor ber Königin beS Rimmels
uub fie fdhUeßt mit einer Slnrufung um ihre gürbitte mie
mit einer ehrfurdhtëoollen SBerbeugung.

, Der geneigte Sefer beadhte ferner bie hübfdhen 9ïeimpaare
am ©dhluffe oon je jmei ju einanber gehörenben 33erfen;
bann ba§ mieberholte Ave bei Seginn be§ erften unb jaeiten
33erfe§, ba§ mieberholte Salve im britten 33erfe! ©nblidh ber
Sohlflang ber SSofale in biefer Sintiphon muthet un3 fchon
beim Sefen mie SJÏufit an! Daju fommt nun noch bie herr«
U^e ©horal=üyielobic, eine mahre ?jjcrle alter latholifdher
ßtrchenmufif! —

guv (gdttUtcrtltlfl: 9)Ut bcm Üiamen „Sintiphon"
bejeidhnet man junächft gcmiffe, meift bcr heiligen ©dhrift ent=
nommene ©prüdhe, melche Oor unb naih benï^falmen balb
ganj balb theilmeife gefpro^en ober gefungen merben, je nach-
bem ba§ betreffenbe Óffijium mit höherer ober minbcrer geier
('alê duplex ober semiduplex etc.) gehalten roirb. Der
Urfprung be§ 5Ramcn§ „2lntiphon" reicht inö höchfte Sllterthum
hinauf: Cantus antiphonus mar bcr abrjc^felube '.^falms
gefang, roobei ein ©hoi^ bcn erften 93er§, ber anbere ©h.or
ben jroeitcn 93er§
x. ju fingen hatte, ©päter hob man einige
S3erfe au§ bcn ju fingenben ^43falmen (ober anbere paffcnbe
©tellcu au§ ber heiUgen ©chrift) herauö unb fang fie jmifchen
ben einjelnen 5)3falmoerfen, unb biefe ©ä(je nannte mau
„Slntiphonen"; fie hatten neben bem ^]3falmengcfange ihre
eigene aJJelobie, ftimmten aber itn Don (Donart) mit bem
'IJfalmcngcfange überein. jn ber je^igcn Siturgic (j. 33. in
bcr SBcSper) h^t mciften§ jeber ^faltn feine eigene Slntiphon.
©ine Slu§nahme finbet fidh i" ^er ©omplet, beren brei erfte
^falmen flet§ unter einer Sintiphon gefungen merben.

2öa§ bte Sebeutung ber älutiphonen onlangt, fo
enthalten fie gleidhfam ben ©runbton, ber burch ben folgenbcn
';j3falm hinburchflingen foQ; fic geben ben ®cfi(ht§puiilt an,
oon meldhem au§ bie Strdhe ben ^falm bei ber jeroeiltgen
geier aufgefaßt roiffen roiH.

33on biefen Slntiphonen itn eigentlichen ©inne finb bie
üier ajîarianif chen Slntiphonen (1. Alma Redemptoris ;
2. Ave Regina; 3. Regina coeli; 4. Salve Regina) ju
unterfdbeiben ; benn biefe letteren finb für fich beft ehe nbe
©efänge, cigentlidh Hhninen unb Slnrufung cn ber allers
feUgften jungfrau, bie täglich ben firchlichen Dagjeiten ange*
hängt merben. Daß biefelben baher audh beim (©dhluffe be§
HodhamteS fehr mohl gefungen merben fönnen, haben roir
bcrcitâ früher bemerft. ©eben roir junächft eine ntöglichfl
roortgetxeue Ueberfe^ung außer ber oben obgebrudEten
metrifchen Uebertrogung ton ^^3achtler:

„©ei gegrüßt. Du Königin ber Hiinoiel!

„©ei gegrüßt. Du §crrfcherin ber ©ngel!

.„©ruß Dir, Du Surjel, Du Pforte.

„Daraus ber 2BeU ba§ Sicht ifi aufgegangen!

„greue Dich, o glorreidhe jungfrau,

„Du ©chönfte cor Sillen!

„©ruß Dir, Du herrUch ©cfdhmüdfte,

„Unb bitte für un§ bei ©hrifiuSl"

2ßir begegnen hier junädhft jroei ©hrentitcln 2)îaria'§,
bic unê bereits auS ber ©rflärung ber Sauvetanifdhen Sitanci
befannt finb. Der SluSbrudf „§errfcherin bcr ©ngcl" ift alS
eine fdhöne ©tcigerung bcS DitelS „Königin ber Hiuttnel" (bet
Heiligen) anjufchen, locil bie 9Jatur ber ©ngel an fich erhoben
ift über bte mcnfchUche Sîotur aiJorio'S. Slüein ihre ©otte§=
mutterfdhaft hat fte über bie höchften ©höre ber ©ngcl erhoben.
SUS ^y^utter
©OtteS ficht fie ber ©ottheit näher, olS bte
feUgen ©eiftcr, bie
ben Dhron bcS SlOcrhödhftcn umgeben.

SßerS 3: Salve radix, ©ruß Dir, Du 2öurjel!
offenbar eine Slnfptclung auf jfaioS
XI. 1: ©S roirb he^'
torgehen ein3îciS auS bem Surjelfiocfe jcffe,
unb
eine 53lüthe fieigt etnpor ouS feinen Söurjcln."
„jcffe (jfoi)" fleht in biefer ©chriflftcCe jur Scjeichnung
bcr ticffien erften ÎBurjel beS Hawfeâ Daoib. Der heilifl^
SlmbrofiuS fogt ju biefer ©teile: „Der
©tomm ift Dooi
gotnilie; ÜRorio, bie jungfrau, boS cbelfte 9îeiS oitS
biefetn ©tomme ; © h r i fi u ö bie Slüthc, auS meldher eroigeS
Seben buftet."

aibcr (mirb bcr Sefer fragen) 'fiiorio mirb bodh hie^'
„2Burjel" genannt ; mie ift benn boS ju oerftehcn mit 9Jüdtftd)t
ouf obige i^cbriftflcae? Üiun unfer Dichter faßt boS SilD ton
ber „Surjcl" fo auJ, boß er fich ÜJforia mit bem Surjcl»
fioJe jcffe (Dotib) olS ein ©tu ©onjeS, olS ©ine himmlifch«
■-^Jflaujung bonft. Die bichterif(he greiheit gefiottet ihm bieS
nicht nur, fonbern er terroerthct biefen ©ebonfen in einer
überaus effefttollen Söeife.

Salve, porta, ©ruß Dir, Du Pforte!
SÖÏoria ift für ©hrifluS bie HimmelSpforte ju unS. j»
biefe Pforte geht ein bcr unerfchoffetu: ©ott ; auS ihr Ijeta"^
tritt ber fleifchgemorbenc ©ottmenfch, „ieneS mahre Sich';
roclchcS erlcu^tct jeben îlîenfchen, bcr in btefe Seit fommt.

(joh. 1.)

55erS 5: Virgo gloriosa, ©lorreidhe jun|'
fron! nennt fie ber Dichter roegen ber Herrlichfeit, bie thj
als bcr iïönigin ber ©ngel unb HetUgen bort oben ju Dhe»
geroorben ift.

3JerS6: Super omnes slpieciosa, Du©(hö"P'


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13

üor Sllten! ©itte grauen (fagt ber berühmte ©eifleSmann
Juan de Avila) finb nur bafür beforgt, i^r Slngefid^t ju
f^müdten, um ju gefallen unb üon ben 2)îenfchen i^rer
©^ön^eit megen bemunbert ju merben; unb bod^ merben bie
Slugen, bie betrachten, unb ba§ Slngefid^t, meld)c§ be=
tradt)tet mirb, gar balb im ©rabe fein, toll Uebel=
geruch unb enlfe^licher ^öfjlichteit ! ®ie heilige Jungfrau ba=
gegen trug, beffer berathen, bafür ©orge, ba§ Slntli^ ihrer
©eele (b. h- ba§ ©emiffen) mit manigfad^en Dugenben unb
mit ber ©albung be§ heiligen ©eifteâ ju f^müden. ©o er=
füOte fie in herrlicher 2ßeife ben SluSfpruch beS Propheten :
„Sllte ©chiJnheit bief er K önigin ift inmenbig"
(^falm 44), wohin nämlidh bie Slugen ©otteS fehen. Sin
Schönheit ber ©eele aber überragt 3)fatia aOe ^eiligen
©otte§; feiner unter Sitten fann mit Jh^ oerglichen
merben,

S3er§ 7: Vale! Seb' mohl! (heißt mörtlidh): ber
Didhter nimmt nun gleidhfam Slbfdhieb üon ber erhabenen §errs
fdherin beä ."gimmelS; er vergißt aber nicht, ftdh unb un6
SlQe Jhrer gürbitte gu empfehlen, ber wir fo fehr bebürfen.
— Üiamentlidh biefe beiben ©dhtußoerfe haben etmaS unge=
mein 3arte§ unb SlnmuthigeS; fie athmen ein Vertrauen ju
unferer himmlifchen aJîntter, ba§ eincS heiligen bernharb nidht
unmürbig märe. — 2)Jögeu unfere ©efangihöre baS herrliche
^reiSlieb redht oft ber milben .^»immelStönigin in frotnmer
Slnbacht fingen!

©dhönen.

(Eiiiläntug kl' fnnretantfdjtu fitauri.

X.

Regina Martynini, ora pro .^iüntoin ber aJînrtljrer, bitt' für
nobis. nitSI

Ein ebenfo ernfler, al§ wahrer unb fd[)öner Ehrentitel
ber allerfeligften Jungfrau! Jfl ÜJiaria groß unb bewun=
bernngSwürbig iu ihren greuben, in beu ©ehcimniffen
ihrer Erioählung, Gmpfängniß unb Himmelfahrt, in ihrer
SBürbe als Jungfrau uub iWutter jugleid), fo weiß id) nid)t,
ob fie nicht nod) größer unb unferer sBewunberung würbiger
erfd)eine in ben ©eheimniffen ihrer Seiben unb ituoerglcid)=
ltd)en ©d)merjen. Jn ber Dhat, iüfaria toüibe nicht fo
erhaben unb groß vor nnS baftehen, würbe unS nidht fo lieb
unb theuer fein, al3 bie3 nun ber gaO ift, wenn wir fte
nid)t unter bem Kreujie flehen fäben, wenn wir nid)t baS
©d)wert ber ©d)mer5en in ihrer bruft erblidften. ©eil ber
Erjengel ©abriel ihr bie „botfd)afl" gcbrad)t, ficht ba: bilb
beS leibenben ErlöfcrS aÜe ©tunben " ihreS SebenS flar vor
ihrer ©eele. ©ie wirb bie li^utter beS ErlöferS, ber für
uns am KreujeSbolje ©enugthuung leijien fofl! DaS loeiß
fie attS ben Propheten ! Dennod) ivähltfie: „5DJir gefd^ehe
nach Deinem Sorte!" Jeber ©ebanfe aber an thr
ÖerjenSfleinob loirb eine neue SunOe für ihr järtlid) liebenbeS,
aj^utterherj; jeber blicf auf Jefu Sintli^ muß fich in ihre
©eele bohren gleidh einem ©d)werte. 9îun iji ihr ganjeS
Seben ein SWeer voller bitterfeit unb Seiben,
VoDer ©orgen
unb Slengflen. llnb um fo viel ©eelenleiben fd)mer3tid)er
finb, als 'förperliche Seiben, nnb um fo viel bie Sunben beS
§erjenS heftiger brennen, als alle giebergluth beS KörperS;
um fo viel " ifi 2)îaria'S SDÎarterthum fchmerjticher, größer

unb härter, als bie Seiben aUer hl- âJîartçrer. 3ubem litten
biefe nur fttrje Qeit, faum einige ©tunben ober hö^ftenS
einige Dage — unb baS Seiten war nberfianben, unb bie
©iegeSpalme in ihren §änben! Slber 3)iaria — jeber Dag
ihres SebenS war ein 2:ag beS ä)?arterthumS, jeber Dag mar
in gewiffem ©inne für fie ein Eharfreitag! 9)îaria leibet
als ü)?utter! ©ie leibet, meil fie ben Sei'benben fo unbe=
fdhreibli^ liebt; fie leibet mehr, als fte leiben würbe, menn
fte bie graufamften Dualen für Jhn erbulben bürfte. Darum
fagt ber hl- bernharb mit 9îedht: „Deine ©eele, o 3}iaria,
hat wie ein ©dhwert ber fd)ärffte ©dhmerj burdhbohrt, fo baß
wir nidht mit Unredht in bir mehr als eine ÉJ^arthrin Ver-
ehren, ba in bir baS ©cfühl beS aJîitleibenS bie Empfinbung
beS föTperlid)en SeibenS überboten hat." Unb ber hl- Slm=
btofiuS ruft anS: „3)faria fianb neben bem Kreuje ihrcS
©ohneS, bie 5Dîntfer fd^aute bie entfefelid^en Seibfn ihres Ein=
geborenen! Daß fte bort gefianben, lefe idh; ^'aß fte ge=
weint habe, lefe idh nidht." — gürwahr, ihre ©celengiöße
auf ©olgatha redhtfertigt voDfonimen ihren Ehrentitel'einer
Königin ber ajfartprer.

Regina Coufessorum, ora Königin ber JSefenner, bitt'
pro uobis.
 für unS!

SlUe bie frommen unb heiligen ©eelen, weldhe but^
treuen ©tauben unb ein heiliges, nadh Jefu Sehre unb bei=
fpiel eingeridhteteS Seben für Eh^'ftum, als ben ©ohn ©otteS
unb Erlöfer ber 9)fenfdhhcit, ein beharrlid)eS unb flanbhafteS
; befenntniß obgilegt haben: alle biefe nennt bie Kirdhe „be=
i fenner." Die hl- Slpoftel nadhahmenb prebigten fie ber Seit
1 burdh ihr heilifieS Seben; nnb 5D(ar(i;rer toaren fte baburd),
, boß fie ihr gleifd) fommt feinen begierben unoufhörli^
I freujigten, bomit eS ihrer ©otfeSliebc nidht hinbevnb in ben
j Seg trete. SohlloS ift bie ©d)aor biefer ^leiligen; befonberS
Jüud)S fie, olS bie blutigen Verfolgungen onfhörten, meldhe
fo viele 2);oïtt;rer hervorgebvodht halten. — Slllein unter allen
hl. befenncrn ift 2)?ario bte Erfte, bie Vornehmfte, bie
j Königin, ©ie hat burdh ihr Seben Ehriflum befannt, toie
' fein onberer bcfenner. Sie oud) immer ihr ©taube, ihr
j Veriroucn, ihre Ergebung auf bie ^robe geflellt mürben: fie
, legte ein herrlid)cS bcfcnntnifj ob für ihren göttlidhen ©ohn
! nnb Selterlöfer, SJ^ögen ihre Verioanbten, mögen ihre 9Joch=
i barn unb üJiitbürger ju Jicjoreth fich ungläubig verhalten
: gegen Jefu göttlid)e ©enbung:
a)îorio bleibt ihrer Ueber=
jeiigung treti, 3}tögen felbft bie ''l^riefter unb Sehrer beS
VolfeS'feiner fpotten," Jhn verodhtcn, verläftern unb
Verfolgen:
iDJario toirb oud) burch biefe herben ^]3rüfungcn in ihrer
Ueberjengung nid^t jum Sonfeu gebrodht. Unb boch fahen
bie Uebrigen
fofi nur ©röße unb SWmacht unb göttlid)e Serfe
an Jhm "nnb von Jhm; moren Beugen jener wunberboren
.Leitungen, Beugen feiner SJiodht über bie Elemente nnb über
ben Dob; währenb ä)foria oudh DeS SWmädhtigen ©dhwodhheit
in ber Krippe gefehen, mährenb fte 3euge gewefen ber ©prod)=
lofigfeit ber ewigen SeiSheit, ber ^ülfSlofigfetl beS SlQmâdh»
tigcn unb feiner Empfänglidhfeit für ^ttnger, groft unb
©d)merj! Slber fte glaubt, ivie fte fpäter glaubt, bo Er eittem
Verbred)er gleidh jum ,Ç)ohn unb ©pott ihreS VolfeS on bem
aJiorterpfah'le beS KreujeS hängt! Do fleht fie unter bem
Kreuje unb befennt feine UnfchulD unb peiligfeit, feine Sürbe
unb ©ottheit unb fich atS feine Wutter! gür JtfuS oflein hat
fte gelebt; mit JefuS möchte fie fterben, om liebfien für Jhn
unb flatt ©einer. Sie groß fleht û)îaria ba unter beu hl-
befennern ! Sie berechtigt
ifi unfere bitte: Königin ber be *


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14

fettner, bitt' fiir nn§, ba§ auch wir Jefnm befennen mit
^erj unb SDiunb, in Sort unb Xbat!

Regina Yirginum, ora pro Äötttgtn fier Jungfrauen, Bitt'
uobis. für nnS!

233ir haben fdion früher pefehen, metihe ^ulbtgungen
bte Kirche gerabe ber Jungfräuli^feit ÏJÎûvia'S joßt. Daher
ijt e§ fehr natürlich, biejenige eine ^îôntgtn ber Jungfrauen
ju nennen, bte aöe anbern Jungfrauen fo weit übertraf.
Sîte war eine Jungfrau, weber oor ihr noch nadh ihr, fo
rein, fo ootlfotumen, fo in ÎBerth unb SBürbe bewunberungS»
Würbig, tote û)îaria, bie Jungfrau ber Jungfrauen.

Regina Sanctorum, omnium, Äönigitt aßtr ^eillfltn, bitt*
ora pro nobis. fUr unS!

Diefer ©hrentitel bilbet gletchfam eine @dhIu§folge aller
onbern. SBenn SOÎorto bte Königin ber (gngel, ber 'ißatriardhen,
ber Propheten, ber ?lpofiel, ber äJfort^rer, ber SBefenner unb
ber Jungfrauen ift, fo ifi fie oudh bie Königin oEer (Slüdt-
feltgen, oüer ^eiligen. 3ur 9îedt)ten ihreS göttlidben ©ohneS
übt fie eine §errfchaft ber Sormherjigfeit ouS über bie^
jenigen ©laubigen, bie, in baS ©ünbenleben biefer Seit oer=
jiridft, bodh jur §eiltgfeit berufen ftnb ; fie übt eine §>err=
fdhuft ber ®üte unb §ulb au§ über bte ©läubigen, bie
in biefer SBelt wohrhoftig heilig leben burch treue Slu§übung
ber Dugenben unb ^flidhten, bie ber ©loube un§ oorf^reibt;
enblt^ eine §errfdhaft ber §errlidhfeit über oße ©lücffeligen,
bie bereits bte Belohnung ihreS heiligen SebenS bort broben
genießen. 2Benn eS boher redht unb^eilfam ift, bie einjelnen
|)eiligen um ihre gürbitte onjurufen, wie oiel mehr berechtigt
ift bonn unfer unabläffigeS glehen : D Königin oller ^eiligen,
bitt' für un§! ©chönen.

Die kei fd)tt)ar^$e)leditett 5'aineukörnleiit

Sl. ©retrh (ein fronjöfifdher Gomponift, geboren
JU Süttidh 11. gebruar l741j, bem ftdh fchon frühjeitig baS
Serfiänbniß ber ajjufif erfd)loß, unternahm, um fich mehr
unb mehr ouSjubtlben, eine Steife nach 9iom, Der gar
arme Jüngling ging ju guß oon bannen, baS Stänjel auf
bem Siüdfen, ben ©tob in ber §anb, ntif feinen frifdben,
reinen unb hoffnungSoollen Jahren, begleitet oon bem ©egen
feines SoterS unb ben dhränen ber üjjutter.

Die Kirdhenmuftf war ©retr^S erfteS ©tubium ju
9?om, für bie er fi^ um fo mehr begeifterte, oIS ^opft
(Siemens XIII. bie feltfeer gor weltlldh geworbene mit heiligem
gifer in boS ©eletfe jurüdtführte; fo warb fie Wieberum ftreng
feierlich unb fromm, unb ihre würbigen Döne f^webten wie
auf (Sngelsfdhwingen bem §imtnel ju, nadhbem fie, wie eS
ihre Seftimmung erheifdht, ber ©ünber §erj erfdhüttert, ge=
rührt unb jum Sefferen erhoben. —

Sährenb feines SlufentholteS ju 9?om, olfo in ber Slüthe=
jeit feines SebenS, fann nnb componirte ©retr^ gern in einem
ftiöen, fofi öbe ju nennenben Kloficrgorten.

Eines DogeS crblidEte er bort im ©ortenhäuSdhen einen
ölten IDiöndh oon ehrwürbigem SluSfehen, weldher allerlei
©ämereien burdh ein 2)iifroffcp mufterte unb oon einanber
fonberte.

Der ajjufifer trat üufmerffom unb fdhweigenb näher.

„Siebt Jhif bte Slumen?" fragte ber gjlöndh.

„©ehr!"

„Euer Silter fudht nur bte Slüthen beS 2lugenbltdES, in
benen ber Keim berIRidhligfeit liegt; bte ^|3f['ge ber Slumen,
weldhe bent Soben entfprießen, liebt tneift nur Derjenige, welcher
hiemeben feine Slufgabe gelöft hat. Da ift e§ ihm, als ob
er feiner Erinnerungen warte unb pflege; bie Slumen mahnen
ihn on fein SerDen, ffiadjfen, Slühen unb ©ebeihen, jeboch
oudh an fein Sevwelfcn unb beShalb ganj befonberS au ben
SlufblidC in jeueS beffere Sanb, too bie Slumen beS eroigen
SebenS buften nnb nie oerbuften!"

-„Seßhalb ober, mein ^|5ater, muftert Jhr biefe Körnletn
ouS, roeldhe ben übrigen boch fo ähnlich fehen, roie ein Soffer^
tropfen bem onbern?"

„©dhaut burdh baS ÏÏÏifroffop, unb Jhr roerbet olSbolb
einen fchroorjen ^unft entOeien. — Doch nein! ich toitt
Eudh burdh eigene Erfahrung belehren!"

Unb ber ^Jlöndh nahm einen alten Slumentopf, ftedfte
auf einer ©eite brei Körner oon ben guten, auf ber anbern
eben fo oiele oon ben fchroarjgefledften in bte Erbe unb fagte:
„^ier, neben bem Sïiffe, ftecfen bie fdhledhten, bie jroangS=
roeife ouS DretbhauS='|5flanjen geroonnen finb;
benft boran, fo oft Jhr hier luftroonbclt!"

©retr^ oerfäumte nidht, jebeSmal nadh bem alten Dopfe
ju fehen; balb fdjoffen fedhS .Keime frifch unb grün herOor,
unb bie ouS bem fdhroorjgefledften ©amen roudhfen, ju beS
SeobadhterS Erjiounen, fdhneOer unb ftärfer ouf, olS bie brei
anbern; fdhon roähnte er, ber olte''|5ater rotffe ni^t redht, tooS
er fage unb thue, alS er plögli^ inerfte, roie bie brei lieben
^Häiijchen JU fränfeln begannen. 2ln jebetn Slbcnb loelftc
unb fenfte ftch ein Slatt, roährenb bie gegenüberftehenben ge=
funben 'ißflanjen ouS jebem Sufthouch, jebem ïhantropfen
fräftigenbe Dtahrung jogen. DMt unbef^reiblicher Sehmuth
foh ber Jüngling baS |)inroelfen biefer Slumen, beren legte
gerabe an bem Dage
ooHenbS oerborrte, an bem bie gegen»
überfiehenben KnoSp'en ju reidhen Slüthen fidh entfalteten.

Den Jüngling überfam e§ roie eine Slhnung, rote eine
Sorbebeutung für feine Bnlunft, olS er boS Seifen biefer
brei ^flanjen reiflldh betrodhtete.

gjadh breißig Jahren roor ©retrt; ju ^ortS ber in
oller Seit hodhgefeierte Eomponift; er mar glüdClidh burdh
feinen SJuhm uttb feinen reid)lichften ©elberroerb, burdh fei"
Seib unb burdb feine olte SDiutter, beren ehnoürbigeS §aupt
fein 5auS heiligte; er toar befrnberS glüdflid) burch feine brei
3:öd)ter — Jenni), Suctlia unb Slntoinette; ber ^egtern
Donfpathin toor SIntoinette, bie ©emohlin beS Königs oon
gronfreid), SubroigS beS VI. Jebe ber ïöchter ©i;etrg 'S
rourbe nur fed)Sjehn Jahr? alt, unb eS ftarb Eine nad) ber
Slnbern unter lounberfatncn Sejiehungen unb Umftänben. Der
unglüdliche aJtciiier erjog fie nämlich in ber bärteften Ein»
fettigfeit unb ©trenge g-robe nur für bic Kunft, für Die
Erbe, für bie ni^tigen greuben beS SlugenblidS, unb legte
felbft in fie ben fdhroarjen .ïteim beS frühen SerroelfenS.

Diefe ïödjter lofen ja bereits bie üJoten, ehe fie boS
21SE oerjionben; fte erfanben in einem ällter bereits aJielo-
bten, in roeldhem anbere älJäbchen tnit ber ^.ßuppe fpielen;
unb eS louroen fo biefeSunberfinber gor halb — Kinber
beS DobeS!

©retrg, in feinem ©^merje fehr berebt, ruft, ba er
feine Erinnerungen auffd)reibt, bie geber hinroeglegenb, einmal
bte
ouS tieffler ©eele bringenbe Klage ouS: „D meine greunbe!
.. . eine Dhräne, eine üth^äne ouf boS theure ©rob
meiner brei fchönen Slumen, bem Serroelfen ge=


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15

weiht, wie bie brei fthwarjgeftedCten ^î'ôinlein jeneS
guten ©{önchS im iîloftergarten ju 8ÎDm!"

„5Behe mir!" tief ber Slermfte oft, wenn er Don bem
aÜäufrühen §infd)eiben feiner ^îinber fpradh: „im ©treben
noch tünftlerifd)er SSoUenbung ijabe ich bie ®efe^e
ber 9Jatur mit güfjeu getreten; mit bem befteu §er5=
blut hübe ich bie fdhlechtefte meiner Opern bethaut,
unb meine armen
'leinenJd im Boraus bem Sobe
terpfänbet." —

Um feinen unfagbaren ©ram ju linbern, fpielte ber
arme Bater täglid) bie aüen ©horaUDielobieen au§ 5Rom,
wie er im S'Ioftergarteu wanbelnb fie auS bem J?trchlein oer=
nommen. BefonberS herjjerreißenb lautete baS ernftefte Sieb:
„„De profundis clamavi ad te Domine; Domine
exaudi vocem meam! SluS ber Siefe ruf i^ §err, ju

bir; §err, erhi5re mein glehen!""--

Die brei oerlorenen Siid^ter erfe^te ihm ©ott burdh bie
fieben Einher feineS oerftorbeneu BruberS, für bie er treu^
lieh forgte, unb bie ihn audh beerbten. —

xnih ^txkm.

ßcfcfvüdjlc. Der |)eibelberger ^rof. Dhtbau t(t 1840)
meldher ein oortrefflicheS Büchlein über ajfufit gefchrieben hat, fogt
borin u. Sl.: „DaS unberborbene Boll hat ©inn für bie üJiufif
menn fte, notürli^ unb gefunb, bem reinen menfdhlichen ®e=
fühle entfpri^t; unb burdh nichts fann mehr auf baS Boll
eingemirft werben, als burch eine oerebelte ü)?ufif."

Der Didhter ©öthe fogt irgenb wo: „Wufif im beflen
©inne bebarf nidht fo fehr ber 9Jeuheit, olS manche ju glauben
fcheinen; im ©egentheil: je älter fie ift, je gemohnter fie unS
ift, befto mehr wirft fie." — äBoS ©öthe h'er fogt, wirb
fofort einleuchten, wenn wir on einjelne Cho^alftüdCe benfen,
bie wir fehr oft hinten: man nehtne nur bie '!)3räfation in ber
hl. a«effe! Sie oft haben wir bie einfache ajfelobie gchi3rt!
Uub bodh übt fie, gut borgetragen, ftetS biefelbe SBirfnug
auf uns aus, felbft wenn bie glänjenbfltc tnehrflimmige (Som'=
poftiion eines ^oleftrino ober Örlonbo Soffo unS furj üorher
entjüdft hat.

Der fronjöfifche Gomponift Berlicj fagt: a«ou erlebt
eS fo häufig, bofj boS gefammte ^ublifum eineS OpernhaufeS,
weites burdh einen unreinen Son fofort oufier fidh gerofhen
würbe, bennodh 9D?uflfftüdEe, beren SluSbrudt offenbar ein
folfcher ift, nicht nur ohne SWißt^ergnügen, fonbern fogor mit
großem Behogen onhört.

CtÖfCtttitClllICtt. Der berühmte eomponijt ber
„©dhi3pfuug" erhielt einft in SBten ben Befudh eineS ehrfomen
wohlgenährten gleifdherS, ber ihn ohne Umfdhweife
fDlgenber=
maßen onrebete: „Bon jeher, hochgeehrter .§err Eapellmcifter,
habe idh ein gauj befonbereS BJohlgefoOen on Shi^en SD^enuetten
gefunben. 9htn beborf idh für bic nahe ^odhjeit meiner
Dodhter eineS fehr fdhönen unb gonj neuen iVcnuettS, weßhotb
ich midh bertrouenSooQ an ®w. ©noben wenbe mit bem Ber-
fpredhen, ^h^^e iWüheiDoltung in fehr onftäubiger BSeife oner=
fennen ju wotlen."

Boter §ai;bn lädhelte über biefe originelle ^ulöignng
unb berfproch bem funftftnnigen gleifdhermeiper, ohne eineu
beflimmten ^reiS ju förbern, er werbe boS gewünfchte Don--
pdf liefern. ®r hielt ou^ B5ort.

(Einige Doge borauf oernimmt ber berühmte Donfel?er
ÜJfufit unter feinen genftern. hoic^ht unb glaubt, feine
con amorel'gefchriebene neuefte Cotnpofition ju erfennen.
(Sr ijffnet beßhalb einen genflerflügel unb fleht einen herr»
lidhen Od)fen mit oergolbcten §i5rnern, befränjt unb ton
älfufifern umringt, ^n bemfelben SlugenblidCe ftürjt oudh
fchon ber loacfere gleifchermeifter ju ihm inS ßimmer, brüdft
bem überrafd)ten Donfünftter in fchlid)tcn, ober loormen SluS-
brüdfen feine greube unb Danfborfeit auS unb fogt jutn
©dhluffe: „^d) glaubte, hodhoerehrter §err Eopellmeifter, boß
ein gleifdheruteifter ^hnen feine Danfborfeit für eiu fo herr=
licheS aJienuett nicht beffer bejeugen fönne, olS menn er
^hnen feinen beften Odhfen oerehrt."

Boter §ahbn mußte boS ftottlidhe Shier olS ©efdhenf
annehmen, ©ein trefflich gelungenes Sonftüd ober blieb biele
^ahre hinburch unter bem ^Zamen beS „OdhfenmenuettS" bie
ffionne tanjluftiger BJiener 3}?ännleiu unt) ©eiblein.

gilt ncilCiS ^ttttät^icr! ©ouoemante: „SJuu nennt
mir einige §auSthiere!" — (Smmh: „DoS ^IJferD, bie Eo^e,
bie Euh.'" — ©ouoemante: „9Jodh einige, Eorl!" — Eorl;
„Die ©ans, bie ^enne." — ©ouoernonte: „©ut, t^ bo^te
nodh an ein oierfüßigeS; man bulbet eS im Limmer! . . .
unb es macht oft rechten Sörm, fo boß loir obeubS nidht ein=
fd)lofen fönnen — nun, Smmt)?" ~ ®mmh (juoerfichtüdh).
„DoS mooier!"

C'itt Smtt|»limcitn Der tlooieroirtuofe D. fpielte
üor einer Diethe üon Rohren üor beu oHerhöi^ften §errfchofteu
eines enropäifchen §ofeS. SllS er geenbet, trat eine ber hohen
Berfonen on ihn heron unb fproch hntbreidhft olfo: „©choun'S,
ich hab' beu Dhotberg gehört — (tiefer Bücfling b.S EünftlerS)
— idh ^ab' auch beu Sifjt gehört, ober — (erneuter Bücfling
beS hocherfreuten Birtuofen) — fo, toie ©ie, hat halt no^ feiner
gefchwi^t!"

(©d)lOflfcrliß! Sluf bem Dheoter einer fleinen'it5roüin=
jialftobt ereignete fich einft golgenbeS: ^n einem Suftfpiel
hotte eine ^ciuptperfon, ein DffijicrSburfche, Ju fogen: „^err
Hauptmann, cS wirb eben jum güttcrn gebtofen." Do nun
aber in bem ©täbtdhen ein Srompeter leiber nidht oufjutreiben
war, ber boS gebad)tc ©ignal hätte blafeu fönnen, fo ließ
ber finbige 9{egiffeur boS ©ignal burch bie Biolinen tnarfireu!
Der DorfteOer ber obigen ajfelbung ober war nidht :oeniger
fiubig, beun er rief: „§err Hauptmann, eS wirb eben jutn
güttcrn gegeigt!"

G3ctrotfc«. (Sin ^rofeffor ber 9??ebijin tritt, bon feinen
©chülern umgeben, in ber Elinif an boS Bett eineS Eronfeu,
ber on Delirium tremens leibet unb fragt ben ^IJotienten:
„3hr ©cwerbe?" — ^.fJotient: „2JJufifout!" — ^IJrofeffor:
„5ÜJeine ^erren! (SS ift eine Shatfadje, boß bie Behonblung
üon BloSinprumenten bie Eehte bcrmoßeu ouStrocfnet, boß
nur burdh auSgiebigen uub häufigen ©ebroudh üon ©etränfen
ber Bläfer feinen SU-ruf ouSjuüben üertnog. (Sine natüilidhe
golge biefeS a)?ißbroudhS üon ©etränfen ift bie Eronfheit,
bie mir hier üor unS haben. B3eldheS ^nftrument blofen
©te?" _ ';)3otient (mit matter ©timme): „Bioloncea!"


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16

^onautuört^er ^«iffcptiffen.

2öir erlauben un§ mieberholt J^e Slufmerlfamfeit auf unfere ßeitfchriften
JU lenîen unb bte Sitte beijufügen, bte Verbreitung berfelben mit aÜer Energie
förbern halfen ju mollen. red^t lotrîfameê ä)Jt'tteI jur größeren Verbreitung
hat fid) bie ä^Ctt^eilttttg tJOtt ^voDcilummcVll ermiefen. 2luf ffiunfd)
uerfenben mir febe älnja^l
gVtttiê tttlÖ fvaitfo unb bitten balb gefdQigft oer--
langen ju moKen.

SlbonnementS auf bie Seitfdiriften : ^mbrofius, (Ed)a ber ^unalfu
l<nferer Rieben jirau non fourbes, filerolurblntl, ^îonikit, îlolburgo,
lapljttcl, îlûtgeber fürs ^ausmcfen, ^ittll)olifd)C ^djuljcilung uub ^djuljengcl
nehmen ode budhhonblungen, ^.JJoftefpebitionen fomie bie unterjeichnete VerlogS-
honblung entgegen.

^aottttcmctttâ öcfovgt 21. 2lïöcït Socoöi & 60. in Siatfjcn.

$ocha(htung§t3oII.

liJurÇÇttttbfttng Jlitcr in J>ôn(itt«)ôt:tÇ.

Pr Me giafteitaeit.

^crtJorragcnbe "^eftatf^fttttgößtttf^cr.
iJlönbl, €., S. J. ^Sa^ Seiben unb <Sterkn unfereö ^crrn unb ^eilanbeö

3efu eirifti in 52 ^Betrachtungen. 310 I60. m. 1.00.
|)iliort, Dr.f 2)ie göttlithe :^iek im (Srlöfiiiig^lriei-fe. aJJit einem Slnhange Pon
©ebeten. 460 12o. jmf. 2.40.

j^oflfelije, ^Allele, ©räfin Pon, JSetraihtungcu über ha§ Scheu 3efu mit be^
fonbern Söerüdffidhtigung feines Sehens im allerh. Oalramente. 2 S3änbc,
^reis OK. 5, eleg. geb. 7.00.

___ TOevt 3ac(i0i &

gtüt ben ^aonat ^farj.

SouDh, 2)cr 6tent beö ueunacljutcu Sarjr^uubertg, Scr (jclligc

ajjit einem SBormorte Pon Sh- Laurent, SBifchof Pon Ehei^foneS.

168 8'. ^reiS m. 1.20.

aWottatsaKövSsBcttct, ein ^äcfchen (31 Settel). ^reiS 30 ^fg.
©c^ct gtt Soicl»^» Söüchlein für alle Verehrer beS hl- jofeph »on 21. ö.
76 ISO. 20 ^fg.

Bu beziehen burd) alle S8ud)hanblun3en.

iBcflttg ton TOevt SatiiM & go., «latfjcM.

^ör bie er|ic ff. §omtttunton.

2tl§ eines ber oorjügli^fteit SBerfe jttr Vorbereitung auf bie hl.^ßontmunion toirb
ben Herrn ©eiftitdhen empfohlen:

^anfd;, SI., Dombechant ju |)ilbesheim, 2(ttvci)ctt fiiv öcit Sög öcv cvftc»

gomtttttttion öcr tinöcv. 184 fi. 8«. ^reis 'm. 1.6O.

SIIS Srfo^ für bie üielfod) ttnf(hi3neit Eommunion = S(nbenfen=^ Silber eignet fid)
tjorjüglich:

^aaft^, % ©crßife «teilt «it^tl S(nbcn!eu mi beu 2:00 bec erfteu hl
(JomnmuioH uub jugleich als ®ebctbüri)leiu fiir alle (Sommuuioutflae.
142 18". ^reis 40 ^fg., einfach geb. 60 ^f., |hochfein|geb. ^DL 1.50.
®a§ reijenb aus^ftattete Büchlein DoU inniger erbaulid)er ©ebanfen, mirb fdf)on
an »ielen Orten ben yJeocommunitonten al§ eomntunion=3lnbenfen gef^entt. ®affelbe
»erbient nadh eompetentem Urtheile allgemein eingeführt ju toerben.
3u bejiehen burd) alle SBuchhanblungen.

betrag von Jlfßctt S^ti^oßi & go., Jlaj^m.

I A.Coppenrath'sKircheninusikverlag |

(H. Pawelek) in Kegeusburg.____

laisieiitatioiies

Jeremiae Prophetae

in concentu IV vocum
auctore
Jean. Baptista Kercr,

qiias

nunc primum in publicam iucem profert
Ign. Mltterer.
Partitur M. 2., Stimmen ä 40 Pf.

Zur Feier der U. Leidenswoele ein warm
zn empfehlendes, erprobtes Werk.

2 „Miserere" u. 2 „Slabat niater"

für

Sopran, Alt, Tenor und Bass

mit oder oline Orgel

oder

für eine Singstimmo u. Orgel.
Partitur 80 Pf., Stimmen ä 15 Pf.

Sechs Lieder

zum

Gebranclie wälireiul der heil.
Fastenzeit etc.

für

Sopran, Alt, Tenor u. Bass

mit

Org:eli)egleitung.

Partitur M, 1., Stimmen ä 20 Pf.


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188?.

êxtpméàt

l£ri(^eiut aÏÏe SKcuate.

3nfertton8fle6ü^ren :
bie flefp. spefitjeile 30 iKpfg.

SSeftettungeu
neunten aHe «Poft'SilnjîoXten
unb Söu^^anbtungen an,
itt Slagen SClbert 3acobi
Sc ffio.

2to:tuemeiitäprei(? pro Sal^r:

SDfJarl 1.20.
!öei Sejitg Bon v fvi • cnS

10 lèjrentpl. 60 <pf.
«Porto 6et birefter ©enbung
mirb eftra berei^net.

für fmffjofift^e ^ircf^cnfâtiflcr.

@rntt«=S5EiIn9e sum „@reptiit«=S8lntt", Drpit füi> fatïioltf^e fflit^cnmurtl.

„©erge, ba§ bu mit bent ^etien gtauijft, loa« bu ttiit bem SDZunbe Ttngft, unb in aBette*
bet^iStiflft, loa? bu mit bem Çetjeu gtaubfl." Eoucil iu (Sott^ago B. 3. 398.

1.Ave, maris slella,
Dei Älater alma,
Atque semper Virgo
Felix coeli porta.

2. Sumens illud Ave
Gabrielis ore,
Funda nos in pace,
Mutans Hevae nomen.

.3. Solve vincla reis
Profer luttieu caecis.
Mala nostra pelle.
Bona cuncta posée.

Tribushonorunus.Ameu. ©tetS bic gleit^c (Sl)rc! Slmen.

3)er aSerfoffer beö Oorftebeubeu ^l)mnu8 ift iinbefaimt.
Ginige fcl]reibeii benfelben bem beiül)mtcn Ci)mnenbiditer ißenantinö
&ortunatuS ju. loeldier in bcr 2. .<pätftc bc3 6. jaf)rt)unberi§
lebte, ^ebenfnnd ift ber )iji)mnnä fel)r olt.

Serfclbc ift ein f)errlid)c§ ^rcidlicb auf bic aner)cligftc
Jungfrau. 9J?it jnrtcr Slnmntt) nnb tieffter 3nbrunft tonimt Dtc
Öittc bcr fünbigen ®Jcnfd)[)eit jum ?Ut§brud: SlHc bte Sljrentitcl

Qui pro nobis natus
Tulit esse tuus.

5. Virgo siugularis
Inter omnes mitis.
Nos culpis solutos
Mites fac et castos.

G. Vitam pi aesta pu ram.
Iter para tutum,
Ut videntes Jesum
Semper collaetemur.

7. Çit laus Deo Patri,
Summo Christo decus,
Spiiitui sancto

®ruß Dir, ©tern beS 3){eere§ !
§obe ©OtteSmutter,
jmmer reine jungfrou,
©el'ge |)immelSpforte !

Du Oernobmft boS Ave
SluS eontt ©obrielS aiîunbe :
griebe unS befd^eere,
üBenbenb ©oo'S 9Jamen.

SöS boS 33anb ber ©ünben,
bringe Sid^t ben SSliuDeu,
jebeS Seiî) Oertreibe,
jebeS ©ut' erflelje!

4. Monstra te esse matrem, ßeige Did[) olS Ülfutter:
Sumat per te preces Si^on Dir ne[)m' bie Sitten

G[)riftuS, ber für unS ja
üßoKt' Dein ©ol}n einft merDeu.

SluSerlor'ne jungfrou!
Du oor allien tnilDe!
UnS, oon 6d)ulö geliifet,
9)iMlbe tnocb' uub reitte.

©ib ein reineS Seben,
(Sine fi^'re 9Jeife,
Dofj toir, jef.im fc^oueub,
©ein' uns eioig fieuen.

Sob fei ©Ott bem Söoter,
'■IJreiS bem böcbPeu ©o^ue,
Unb bcm heil'gen ©eifte

Mam feiküuMßuuö.

3UÏ SJcê^Jcr.

fflïaria'ë finb angerufen; alle Uebel ber menfd)It^cn 9Jotur bar«
gcftettt; QUe ®üter, bic in ®efaf)r fd)iocbcn ober bte un§ nod)
fehlen, crflc()ct. Unb mcldjc (Sinfadibcit bei aller §öl)c bcr Sinf»
faffnng! 0 iijaria (ba§ ift furj bcr jnljalt) fei unfere «Mittlerin
bei bem, bcr auê Siebe ju unê Sein Sohn fein rooKtc, auf bafj
loir, bic ja aud] Seine Sïinbcr finb, nad) bcr irbtfd)en ®anber^
fdjatt jefum, bie gebenebeite grud)t Scineê Scibeê, oon Stngefid)t
an 3lngcfid)t fd)auen bürfen!

3ur (^vlautcruufi :

I.Stropljc: „Seigegrüßt, bn ïlJeercêitcrn, l)ohc ©otteSmutter,
affjeit reine Jungfrau, feligc ^'fortc beä ^'mmclä 1" — 3)ic oom
Stdjtcr ocrmcnbetcn ®[)reniitel ber allcrfcIigftcn jungfrau haben
mir bereits in nnfcrcr „ertlürnng bcr Saitrctanifd)cu Sitanci"
(johrgnitg 1880) furj erläutert.

2. Strop[)c. „^»ic ®n bcrnahinft einft jcncö Ave (fei gc»
grüßt!) r.itä ®abrieI8 Wunbc, grünbc unö im grieben, inbem.
®u crncncrft bcn 9Zamen Gun."'— „S-riebc auf Erben bcu
Wen)d)cn, bic guten ©itlenä finb" (Site. 2.) loutctc bic
fro()c 5üotfd)aft, a"lä bcr geboren toarb, bcr burd) bcn Grjengcl
''''nbriel mit bon 3[Bortcn oertnnbct luorben: „Avo gratia plena otc."
(Suf. 1.) Scr S)id;ter ficht alfo, Warin möge unä jenen auf bcn
gluren 33et[)Ict)cmä ocrI)cißcncn gricben ocrmittcln.

.,jnbcm ®n crncncrft bcn ??nntcn Eon'- b. 1). inbem
Su 9Jhittcvftcnc oertrittil bei bcn burd) Seinen Soßu ISrlöftcn!
Gua bcifit nämlid) in nnfcrcr Spract)c „ïliuttcr bcr Scbenbigcn";
■iUJarin aber fommt biefer ïitcl mit beut üollften 9icd)tc ju, jn
mit größerem 9fed)tc, ntä nnfcrcr Icibltd)cu Stnmmuttcr.

Sic Sorte „mutans Hovao nomon" finbet bcr geneigte Scfcr
in bcr metri)d)cn Uebcrfej,uing anberS micbcrgegcbcn: „ioenbcnb
(b. ()• nmfebrcnb) (Joa'S ^Zamcit". Sic baä? JJnn, bcr hciÜÖ'^
?nbeituä bcr ®rofjc fagt n. n; Avo (fei gegrüßt!) beiße sino
vo («vao) b. i. „ohne 2Bc()", unb eö fei bic Untfchrung beö
Wantcnä „ßoa'. Waria aber fei uon bcm „Sei)", tocld)cö über
"èoa burd) bic Sünbe gefüinincn, oerfdjont geblieben. — SJicI-
Icidit loin bcr Sid)tcr auf bicfc Scntung. bic ja gcri^bc nid)t
oriqinalitcr bcm t)ciligen Sllbcrtnä jiijufommcn braud)t, in feinem
,^))mnuä anfpielen niib fagen: ®Jaria mi3gc aud) unö oon biefem
„Sei)" möglid)ft befreien [)clfcn. jebenfanä ift bic Stelle bnnfcl
unb loot)! eine bcr fd)nücrigftcn, bic'in bcn alten .'pl)mncn über-
haupt oorfommen.i llcberfcjjt man aber baö mutans ctioaä freier
mit „crncncritb", fo fd)cint mir bcr Sinn gnr nid)t jiocifclhaft,
!uic anä bcm Obigen IjerUorgcOen bürfte.

Strophe. Scr Siditcr bittet Waria, „bic
bcr Sünbcr", fic möge b"n Siutbern unb namentlid) ben ocr-
ftorften ©nnbern („bcn 331inbcn"J bic er(eud)tuug unb Söctehmug
crioirfcn; ferner „a(ä ïröitoritt ber 93ctriibtcn" möge bic aller»
fcligftc jungfrou burd) ihre Söittcn jeglid)eö „Seib" oon unö ab'
i tDciibcn, anbcrfcit^ ober bei bem Urheber aHeö ©uten unö nUcö
baö crficben, luaö toir jn unferm lcibiid)en unb geiftigen fflohl»
crgel)en bebürfen.

4. Strpp()C. Beige bid) (führt bcr Sid)ter fort) nl§ unfere
«Dïutter, ü aJJaria! Sir'jclbft, alö jünbigc SMcnfchcnfinbcr bürfen
nur jagenb unferm fo oft bclcibigten ©rlöfer nahe treten. Slbcr


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18

wenn ®u, o SUnrirt, mit mütterliijcr ßietic für un3 cinftc'hft, fo
ftnb mir ber er^örung ftc^cr, ba ber §err berjenigen feine SBittc
abf(hlagen wirb, beren (So^n (Sr nm unfcrtwiffen einft werben
wollte.

5. ©trophc- „Sïu§erfor'nc Jungfratt, bic bu Mc an ÜJiitbc
übcrtriffft, befreie un§ (bur^ beine Sitten) non aUcr Sünbcnfcbulb
unb mad)' unê fanftmütbig unb teuf^!" — Sic „ïïïtïbe" (fagt
ber heilige S^bontaë) ift bic S^a^fidjt ber Oberen gegen bte Unter»
gebenen; bic „Sonftmuth" aber foH auch öic Untergebenen äicrcn
nad) bem ^ortc be§ §crrn: „Scruct oon mir, benn id) bin

fanftmüthig unb bemüthig üon .feväcn......unb

ihr roerbet 3ïu[)C finben fiir eure Sccic!" (SWatth. XI.)

baher ÜJJaria neben bem ßrcujc ihreä (SohneS ftanb unb
fein erftc§ „3Sort", ocniahm: „SSatcr ocvscih'ihnen, benn
fic Wiffen nid)t ronê fic thun!" (Joh. 19) — ba hat fte,
beren Seben in Stßcm ba§ trcuei't; Slbbilb beê Seben§ ihrcê gött^
liefen @ohnc§ wor, ohne otlcn grocifel iu ba§ ®cbct ihrcê @ohnc§
„ooß
aKilbe" cingcftimmt. 28ic hcd) ftcbt in biefer §inftd)t bie
heilige Jungfrau über un§ mit unferer flcintid)cn Cïad)fu^t, bic
ft(h jcbcn Stugenblirt geltenb mod)cn WiH! ®cr ®tchtcr bittet ba^cr
aJïaria, fic möge un§ nid)t nur bic SScrjcihung aüer unferer
Sünbcn, fonbern aud) bic biefen Sünben cntgegcngefcgtcn ïugcnbei!,
oor aiüent bic Sanftmuth unb gcufdiheit erflehen, bamit wir ihr
felbft unb ihrem göttlichen ©ohne möglithft ähnlich toerben.

6. Strophe- S^r rein Oou aHcn Sünbcn (fährt ber Siebter
fort) möd)tcn roir toerben burd) bi^, o Waria, bamit unfere
^ifgerreifc hier auf (Srbcn ba§ "^^ht ocrfcblc; nämlich beinen
©ohn iu uncnblid)cr ©lüdfcligfcit mit bir anfd)aucn ju bürfen.

3n Iiturgifd)cr öinfid)t bemcrfen wir no^, ba| bic erfte
Strophe unfcreê ,'5l)muu§ fnieenb ju fingcit ift, um ber crljabcncn
§immel§tönigin unfere tiefe Gbrfur^t ju bezeugen.— Um cnblich bcu
^hrottuê gut ju fingen, muf^ man fid) aber ni^t nur ben Sicjt
flar gcmad)t haben, fottbern aud) bic heïïtichc SJlcIobic faft
„auêwcnbtg" Wiffen. ®a§ ift inbeß bei biefem, tote bei bcu
onbern ^igmncu um fo Icithtcr ju cniclen, alö fic eben ft r o p h i f ch c
©efänge ftnb, in benen alfo bic 'Bcclobic ber erften Strophe in
ben ua^foIgcnbeit^Strophcn ftcts loiebcrfchrt.

Sd)i5ncu.

jBaufidue.

X.

jDo§ ruhige ©nothnten ifi olfo für ben (Sänger unbe^
btngt erforbevlt4 weil berfelbe (roie roir legthin fahen) nur
unter biefer SSebingung ben 3lthein lange bei fleh behalten
unb ruhig unb gleirf)mäßig ouêjlrömen loffen
fonn. Damit
ober bie Dhäligfeit beê SlthmcnS eine bewußte toerbe, muß
ber Sänger eben roiffen, ttjie oiele ïöne in einem SIthcm
JU fingen feien; benn
ift ein gehler, fo lange tnit
einer Suftmenge ju fingen, bi§ biefelbe gänjlich oerbromht ift.
'Daher ift
Oon oielen neueren Gomponiften bte jroedfmäßtgc
Ginridhtung getroffen, boß • geroiffe ßei^en — fog. Ülthem=
ftriche — in ben gebrucften Stimmenheflen ben Sängern
angeben, roie oiele Döne in einem Slthein ju ftngen finb.
Sluch. unfere Ghoi^albücher haben manche Sllhemjeid)en; allein
bei notenreidhen Stüdfen roirb ber ^err Dirigent bie Sänger
auf bie ©ruppirung (boS 3wfammengehörige) ber Döne o"uf=
merffom mo^en unb barno^ boS Slthemnchmen beftlmmen
müffen. Jn ber älteren 2luSgabe ber fog. Kölnifchen ©robuolien
finben ftch hinfid)tlidh ber 2Ithemjcidhen jubem nicht toenige
gehler. Ob bte neue SluSgobe in biefer §infidht ftdh gcbeffert
hol, ift mir leiber nidht befannt.

Benn nun ode Sänger eines GhoreS genau ntffen,
roonn fie neuen 3lthcm ju nehmen haben, fo roerben fie oudh
gïeichjeitiq ju othmen im Stonbe fein. DaS ift ober ein
^unft, ber für bte Grjtelung eines fdhönen Gho^SefangeS oon

ber größten Sebeutung ift. Dorum fann ber Dirigent nid&t
oft unb elnbrtnglidh genug borauf hintffifcn. Senn ber
geneigte Sefer jemals ©elegenheit hat, ein tüdhtIgeS Streid)=
Orchefter
ju hören, fo wirb er bie Wahrnehmung mad)en
fönnen, boß aOe ©elger genau benfelben Strich, biefelbe
Sogenführung haben, ©erabe baburdh erhält baS oorgetragene
ÜJJufifftüd bte größte Klangfülle, bie höchfte Sauberfeit unb
geinheit. SaS ober bei ben @treidh=Jnftrumenten ber Sogen--
ftridh, baS ifl beim ©efonge boS 3lthmen: ber ©efang roirb
in Sejug auf Doufüne unb ^räjtfton bann am beften
roirfen, toenn oße Sänger ridhtig unb genau
jufommen
othmen. —

S)?an hat nun oudh Gyperimente an ouSgefchnittenen
Kehltöpfen gemadht, um feftjufteaen, roie oiel Slthem eifor=
berltch fei, um einen Don ju erjeugen. Diefe Unterfud)ungen
haben
gejeigt, baß ein fehr fleineS -llJoß oon Slthem fdion
hinreidhenb fei, um jeben Son, ber
überhaupt tu bem Um^
fange ber betreffenben Slimme liegt,
heroorjubringen. '-f^it
Sejug hierauf hat ein Sad)funbiger bie Semerfung gemacht:
„GS ift JU oerrounbern, baß roir oud) beim fchroächften öauch
fdhon einen jtemtidh ftarfen Don
erlangen; ja, eS gibt fein
Jnjtrument, roetcheS auch beim jorleften Slafen fo teid)t an'
fpridht, rote bie Stimmbänber im menfd)lichen Kehlfopfe/
foroohl bei Sruft= olS bei
golfetlönen." (galfettöne finb
biejenigen, bte toir mit ber fog. Kopfftimme
heroorbringen.)
Sllfo ein fehr geringes ©faß oon 2lthem, ein ganj jarteS
Slnblofcn ber ©timmbänber tfl fd)on
hinreidhenb, um jeben
Don, ber überhaupt
Oon bem Kehlfopfe erjeugt roerben fann,
erftingen ju laffen. GS liegt nun ober oudb ouf ber §oub, baß
boS Singen mit möglichft roenig 3lthem ben Kehlfopf am
roenigften angreift, obnugt unb ermübet, roeil feine heftige
Grfd)ütlerung beffelben ftattfinbet, Sid baher ber Söng'ïï
fein Sing^Drgon redht fdjoncn, fo tnuß er
fid) üben, jeben
Don feines Stimmumfanges leife onjugeben »nb
onSjuhotten. 9?ur burd) baS Singen mit roenig Slthei"
(burd^ boS Selfe=fingen) gelangt ber ©änger ju ber gä )igfet'/
ben Slthem ju fporen, unb nur hterburch erioirft er fi(b
einen tongen SUhem, boS nothroenbigfte Grforberniß fäi^
jeben Sänger. Jemonb hat gonj ridhtig einmal gefagt:
„Gin tüdiliger Sänger fommt" mit einem glngerhut ooö
2lthem roeiter olS ein „gioturfänger", ber boS gonje 9JJaul
boß nimmt." —.

Serben bie Sänger fleißig on boS Scife=flngen gewöhnt,
fo wirb baburd) eine fatale Klippe umfegeU: boS Sinfen!
GS ift eine ganj geroöhnl}d)e Grfri)einung,' baß Sänger, benen
boS gortc^fingen jur unbern 5Ratur 'geroorben ift, fofort
onfougen ju finfen, fobatb fte eine ©tcfl'e piano
oorjutragen
haben. Set ©ängern, bte boS ^^Jiono.-fingen gehöiig g^''^'
! haben unb fleißig cuUiolren, roirb boS nid)t oörfommeu.
^ greilid) hat ber ©änger oud) oft ftorfe Söne jn er-
; jeugen. Doju ift fetbftreben
'b eine größere Suflmenge unb alfo
; ein fräftIgereS Slthmen erforberlich. Slber auch bei ben ftärtften
Jönen borf man nie ben ooßen 2lthem in bie Kehle roerfen,
: fonbern muß benfelben ftetS jügetn unb regutiren. GS ift
aud)
j ein Jrrthum, roenn mon meint, ber ftärffte 2ltl)em roerbe
; auch ben ftärfften Don heroorbringen. Die Kehle ifi e^^"
I feine Drompete, burd) roeld)e man bte Suft fo hart unb
geroolt-
; fom, roie möglid), ftößt; fonbern fie ift oielmehr ein, gegen
. oße ©ctooltthot fehr empfinbtidheS, jorteS Organ. 5?iantent=
lieh tiefe 3;öne fpredhen bei ftorfem, hartem ^them gor
nid)l
an, fonbern nur bei gcjügeltem unb letalem. —

?IIS hochftoffifdheS Scifpiet bofür, roie mon eS in biefer


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19

^infid)t ni (ht madhen foÜ, fd^webt iniv In biefem lugen=
blicfe mieber ber ©efang be§ alten fei. Küfterg unb feiner
©etreuen in meiner fleinen §eimathgemeinbe bor. @tne
annähernb jutreffeube ©thilberung ju geben Oon ihrer Krt
unb Söeife ju fingen, holte ich nicht für möglidh: ba§ fpottete
eben alter Bef^reibung. ®a§ ©h^ïperfonal mit bem Direftor
unb bem bamaligen Orgonijlen fui^ten ftdh aber felbft ju
übertreffen in ihren Seiftungen, fo oft ba§ Te Deum an
bie 9îeihe fam. Die im Berhältniffe jur Jîirche fehr ftorfe
Orgel geberbete fidh unter ben öänben beS Weifter^Organiften
mie ein in§ Diajen gebradhteS Ungethüm; .Lüfter, ©horfänger
unb rca§ nur fingen fonnte (b. h. ben lateinifdhen Sejt oor
fich NtO' that fortissimo mit. 2Ba§ aber baS brolligfte
an ber ©adhe mar: felbft auf bem Chore hatte 9îiemanb
bie OJielobie üor ftch; bietmehr fang tnan oben auf ber Dribüne
loie unten im ©chiffe ber Kirche „nadh eigenen feften," nämlich
mit ©dhnörfeln unb Berjierungen, rote e§ eben gebeut beliebte
ober mie er e§ oon KinbSbeinen an gemohnt roar. Unb biefen
entfe^Uchen ©peftafel fanben bie Seute — fdhon! Denn i^
habe ältere Seute Damals fagen hören, boß fie fonft nie tnit=
fängen, nicht einmal bei ber „Deutfchen ülïeffe", mohl ober
beim Te Deum! — Unfer alter Sehrer mar jroor fein großes
Sumen m ber üJïuftf; oKein er hatte unS ©chulbuben" benn
boch beijubringen geroußt, boß ©efdhrei unb ©efong jmei
ganj oerfchieDene Dinge feien. Darum biente unS ©chulbuben
befagteS Te Deum meniger jur ©rbouung, olS oielmehr
jur Beluftiipng, mährenb ber Sehrer ob beS ©efongeS ftetS
ungemein grimmig breinfdhauie. — Sludh erinnere idh mich feh^
mohl, boß roir Buben regelmäßig oUe jufammen liefen, roenn ott^
jührlich einmal eine benodjborte ©emeinbe in 't^rojeffton ju
einem noheu ©olfohrtSorte unfer Dörfchen paffirte. Der
Kantor ber ^^rojeffion hatte nicht nur ein oußergeroöhnlicl) ftarfeS
fonbern oud) fo merfroürbig freifdhenbeS Organ, roie id) cS nie
mieber gehört habe. Offenbor rooüte er obeubrein beroeifen, boß
er unferm alten Küfler „über" fei. ^leute, nod) breißig unb mehr
.Rohren, fonn id) mir nodh tebhoftiben fehr beleibleit'lÜJann mit
feinem bon ber Slnftrengung beS ©ingenS hod)geröthe(en ©efid)te
borfteUeu, rote er mit moieftätifdhen ©chritten, boS 'JJotenbudh
meit oon fid) haltenb, Oor bem ']5farrer ber betreffeubeit ®e;
meiube boherfdhritt. DaS mar eiu ©oubium für unS ©d)itl^
buben, für boS mir bie amüfanleften ©piele im ©tithe
ließen. —

Dod) idh gtoube nidht ju irren, roenn iih bie Behoup=
tuug ottSfpre^e, baß oudh h^nte nodh «n Dielen Kirnen bie
„Deulfd)e ©ingmeffe" in einer Slrt unb 2Beife ejefutirt roirb,
bor Der unfer bomaligeS Ghorperfonol fid) nid)t jn fd)ämen
broud)fe. 3[m fchmerfteu Güraff{rfd)ritt bemegt fti bie l^ielobie
feoher, toährenb ocr Orgonift oielfad) ein UebrigcS thut unb
audh feinem ^nftmiueute bie 3ügel fließen läßt. Bîoher ou^
t)aS teibige ©çhleppen tu unfern beutfchen ©efängen? S^unbie
?eute fingen jeben Don mit oller ihnen ju ©ebote jtehenbeu
straft herouS: fie erjeugen ouf biefe B}eife Söne, über bie
thnen bie §errfdhaf( tjon oornherein entjogen ift. Dorum
müffen fie, meun oudh ni^t für jeben neuen Don, bann ober
fldher für jebeS ju ftugeube ©ort neuen Slthem fchöpfeu. Stuf
^iefe Sßeife entfteht aber eiu ©efchrei, boS oou fd)önem ©e--
fange fomeit entfernt ift, toie ein Befenftiel oon einem fönig= ^
Richen ©cepter, um mit bem fei. Sllbou ©tolj ju reben. —

BJelche ategel ifl olfo bei ftorfen Dönen ju beobachten? :
5)iefelben bürfen nur in ber Sßeife gebilbet roerben, boß ber ;
?lthem im Slnfong beS DoneS'etmoS mehr leicht, offmähtig aber ;
»mmer DoUer auSftrömt. 31 lie ftorf gefungenen Döne müffen ,
barin gleidh fein, boß ihnen ein SlnfdhroeHen boroufgeht; fie
unterfdheiben fi^ nur bmdh bie größere ober geringere ©dhnellig=
feit, mit ber biefeS Slnfdhmellen bei oerfdhiebenen Dönen auS=
geführt merben muß. Sllfo noch einmol: SlOe ftorfen Döne
loffe man jeberjeit ouS fdhroa^en Dönen burdh ciEtmähligeS
crescendo entftehen.

Unter bie SieblingSfehler beim Slthmen (notürlidh foroetl
eS für ben ©efang in Betracht fommt) gehört beffen ^inein^
foufen in ben erften Don eines ©efongftüdteS. ^jt berfelba
ein JU accentuitenber ^ouptton, fo tnog bte ©ache bieHeidjt
I nodh gehen. Slllein meiftenS gehört berfelbe einer unbetonten
i Borfilbe
tc. an, unb bann rietet biefer gehler ein bretfodheS
Unheil an: 1) erhält btefer erfte Son einen gon^ falfdhen
unb harten Slccent; 2) erfdheint in golge beffen ber nun on
bie 3ïeihe fommenbe ^auptton hat6 erflidtt ober menigftenS
fehr berfümmert, unb 3) mad)t folcher ©efong einen höljernen
unb orbinären ©inbrudf.

Sludh irt eS eine arge Unfttte, unmittelbar bor ho^en
Sönen nodh Slthem ju fdinoppen. 2)tan ftört bobur^ ben
eben fidh bilDenben hohen Son im freien §erauSftrömen. 9J?on
modhe eS ftdh baher jum ©efelj, ftetS oor tieferen Sönen
Slthem JU fchöpfen, oorouSgefeUt, boß ber ho^e Son nidht
unmittelbar auf ein ^aufe folgt. ©dhönen.

Mi iu ben 05cfauöfdjulcu nud) timB
pUfeii lücfkn?

StuS ber öftcrrcid)ifd)cn 8eitfd)rift „J?irchend)or."

Fides ex auditn — Der ©loube fomtnt ouS
bem §öreu. ©euügt eS, baß bie tnullf. Beitf^hriften unb
bie cinfd)tägige Siteratur blcS im ^^3farrhaufc ober in ber
Orgoitiftenflube gelefen roerben, bonn ober liegen bleiben, unb
bie ©änger bloS Oon ben 9ioteu leben? SlllerbingS ift boS
gefprochene Sßort immer baS befie, meil bobel boS Dunfel
immer oudh erflärt toerben tonn unb bie ©änger bereits
etrooS fDrtgefd)ritteu unb bemonbert fein müffen, foßen fie boS
®efd)riebeiie ootlftönbig ju lefen unb ju üerftehen bermögen.
Selber fehlt ober für bie Borlefungen fehr üielfodh bie 3eil,
mon hat bereu longe nid)t genug für bie ©efougübungen,
ein geft brängt boS onbere, unb tnit bem beften BJillen, üorouS-
gefe^t, boß etroaS Orbentlid)eS geleiftet mirb, finbet tnon feine
3eit, um ben ©ängern nebenbei oudh nod) etrooS ju bieten,
JU erflären unb jtt erjählen. Unb boch foöten bie ©änger,
foßen fie nicht bloße Brotfänger roerben, ähnlidh roie mir
Brotjurifteu unb Brotlheologeu haben, etroaS toiffen, über
gar mondje grogen menigftenS einiges Berftäubniß haben unb
fid) über boS ^jiothmenbige 9?echenfd)aft geben fönnen. Die
(Shorfänger fottten in ihrem goche meuigpenS ju ben intelli^
genten BolfSfloffeu gejählt merben fönnen unb nicht ouf bem
©tobium geiftiger Boftorbe ftehen bleiben. Siturgie unb
Kirdhenjohr, Kircheufprache unb Kirchenjtt;! finb Objecle, roeld)e
einer oftmaligen (Erörterung bebürfen uub nidht gor fo leid)t
jum Berftäubniffe gebracht roerben fönnen, §ieju foutml bic
©efougStechnif, bie 3Jlurifgefdhid)te, bie ©egenmort, über meldhe
boS B}efentlid)e ju miffen bem (Shorotfänger gor toohl onfteht,
CS üerfteht fich »üoht üon felbft, baß nicht oUe Chor=
fänger auf bie nämliche ©tufe beS SBiffeuS gehoben merben
tönuen, mondhe ^nbioibueu bringen eS über bie .^onblonger^
bienfte nie hinouS, unb eS folgt hieraus nur biefeS einjige
nicht, boß oOe iu ber Unmiffenheit beloffen merben foüen.
(gbenfo hat bie (irfohrung fchon oft gejeigt, baß bie 3eit,


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20

It^riften unb ba§ Sefen jmar feine Söunber Jöiïfen, aber ebenfo
geiüiß ifl eS, baß bie gadbtrottetn feine burgf^aft teiften, fie
t^un Dienfte, fo lange bie natüïlicbe Suft am ©ingen on=
bauert, läßt bann biefe mie e§ bei ben meiften ©ängern
jutrifft, nach, fo merben fie nnauêfîehtid) faul ober fte reißen
ganj au§. Éê ift richtig, baß ba§ 2Biffen ben Ehorfänger
nicht ausmacht, baß eine förnige grijmmigfeit auch für bie
Daner ausreicht, aber bie mahre grijmmigfeit hat fi(h bem
Siffen nodh niemals t)erfd)loffen unb finbet in ihm fogar
eine ©tü^e.

SBenn audh bte Verbreitung bon B^itfchriften unb anberer
Seftüre unter baS Ehorperfonal feine Sunber thut unb man
oft JU glauben üerfucht ift, baß aCleS umfonfi fei, fo foll
man fidh baburch bodh "ii^t abfchredfen laffen, benn etmaS
bleibt immer hängen unb bie gegentheilige Erfahrung hat
immer au^ bie Einficht ju Dage geförbert, baß in jenen
©emeinben, mo man ben ©ängern unb ben gamilten etmaS
jum Sefen bot, eine gemiffe ©eneigtheit unb lleberjeugung
in bie Erfdheinung tritt unb unter ben ©ängern eine gemiffe
3ähigfeit, ber Musica sacra Dpfer ju bringen unb fie auf
einen ber Kir^e Jcürbigen ©tanb ju erheben. Der Unter=
fdhieb jmifchen ben beiberlei ©emeinben mächft mit ber Sänge
ber 3eit unb mirb mit biefer ju einem fehr erheblichen.
ÜJian ftetle einmal bie gamilien gegen einanber. DaS jn=
biüibuum ifi fdhließlich nodh baS menigfte.

Ser nur für ben SlugenblidE forgt unb nicht für bie
ßufunft Porbaut, beffen ^erb fommt auS ber Slrmuth nie
heraus. äJJit ber gegenm rtigen ©eneration foH fo geroirth=
fchaftet metben, baß bie fommenbe fidh auch in eine Erbfchaft
theilen fann. DaS fi3rnct)en, baS im ©änger gegenmärtig
fpurloS unterjufinfen f^eint, mirb erfi fpäter auffeimen. Die
glegeljohre unb Bet Seidhtfinn gehen vorüber, in ber harten
©chule beS SebenS reifen erft bie ernften ©ebanfen unb moS
ber QJîenfdh in feiner Jugenb verfäumt hat, baS prebigt er
fpäter feinen Kinbern vor. Sllfo etroaS langfam mit bem
Einmanb: baS Sefen hilft nichts! Die Bufunft foÜ in'S
Sluge gefaßt metben unb it>ir foQen eS allen ErnfteS barauf
abfehen, in ber ©emeinbe im ©roßen unb ©anjen bie Et=
fenntniß aufjubauen, baß eS eine Kirdhenmufif gibt unb geben
muß, mie fie befchaffen fein muß, ton mera fte ausgeführt
unb maS babei geleiftet metben muß tc.- tc. Db nun biefeS
Siffen im Volte aufgebaut metben fann, ohne baß in bie
gamilien bie einfchlägige Siteratur mehr ober meniger ver--
breitet mirb, ifl mehr alS in Btoeifel ju jiehen.

Von roem foü fie angefchafft b. h- getauft merben? Dem
gefchenften ©aul fchant bet Sauer unb ber ©täbter ebenfalls
nicht ins üiiaul, unb maS fchon aüeS, burch ©chenfung
ober auf bie Kitchenrechnung hin in'S §auS gefchicft unb un=
aufgefchnitten ju KäSpapier honotirt tcotben ifi, bavon fi3nnte
bie 9îebattion ein langes Sieb fingen, ©o lange nur eine
halbe SJÎarf — unb foUte eS audh eine ganje fein — auf betn
©piele fleht, fällt ber ©taat Dänematt nicht jufammen,
jumal ba für baS SirthShouS unb für ben SuyuS no^ eine
ü)ïenge ©eib rollitt. Die Saare, bie ber 5Dîann audh felbft
bejah'lt h^t, Uefi et auch eher.

©0 ber „Kirdhendhor." — Sir fdhließen unS bem ©e=
fagten um fo Ueber an,
als mir in ber ©chtuß=9Jummer beS
I. Jahrganges beS ©regoriuS^^boten in ähnUchet Seife unfer
,Çerj auSgefchütlet haben. 9?ur meinen loir mit 9ïüdtfidht
auf ben ©chlußfa^ beS obigen SlrtifelS, baß auch ^Jîandher
für fehr viel ©eib fich eine ïfîenge büdjer tauft, ohne bie=
felben nur einmal aufjufchneiben, unb baß manches iSudh in
prachtvotlem Einbanbe im rei^ gefdhni^tcn bücherfchtanfe
nur fo jut 'ißatabe bafieht, ohne baß eS je einem anbern
Bmecte ju bienen hätte. Daher mischten mir audh nidht Vet=
anlaffung geben, baß biejenigen unferer Sefer, für melche ber
SlbonnementSpreiS auS einer reidh gefpidften Kaffe bisher vor;
gelegt morben, jur ßahlung attS ber eigenen herangejogen
mürben. Vielmehr fommen mir auch
heute miebet auf bie
ni(ht fehr erfreuliche Dhatfache jurüdf, baß manche VeteinS--
vorftänbe (fomohl ''^3räfibenten
als Dirigenten) ben „©regotiuS=
boten" al§ ©tatiä-beilage jum „©regoriuS=blatte" jugefanbt
erhalten unb felbft biefe ©ratiS-9iummer bei ihren ©ängern
nidht einmal circuliren laffen, fei eS auS bequemlichfeit ober
aus irgenb einem anbetn faulen ©runbe. Set ni^t
ganj
Vernagelt
ifi, mitD unfdhmer cinfehen, baß eS bei ber ©tün^
bung unfereS blatteS auf ein ©elbgefdhäftdhen unmiJglidh ab;
gefehen fein tonnte, vielmehr auf ettoaS ganj SInbereS. Sollten
mir bte ©epflogenheiten Slnberer nadhahmen, fo mürben mir
feht günftige Urtheile übet unfete Beitfchrift feitenS foldher
^]5etfi5nlichteiten anführen tijnnen, beten ^)iamen in bet firchen=
mufifaUfchen Seit einen feht guten Klang haben. SlQein
mit meinen: „EineS f^idft fidh nidht für SlQe!" Die Bfit=
fchrift geminnt — freiliih langfamet,
als man hätte ermatten
filmten bei ben Daufenben von ©ängern fchon hier am 3ïhein

— von Jahr ju Jahr mehr boben, meßhalb unS oudh bet
©ebanfe, bie glinte in'S Korn ju tvetfen, niemals fetner
gelegen, olS gerobe jeljt. Kurj, mit metben eS unS oudh in
Bufunft angelegen fein laffen, bie eblen beftrebungen unferer
©efongihöte, fo viel an unS liegt, ju fijtbern, unb bitten
baher unfere geneigten Sefer, ettvoige SluSPeClungen ober bot;
fchlöge hinfichtlich bet Einridhtung beS blatteS fonber ©dheu
unb Bagen unS jugehen ju laffen. 2)Ji3gen ou^ manche
unferer „SluSführungen" in früheren Jahrgängen beS ®te=
g 0r i uS: b la 11 eS foft für boS ©egentheil ju fpredhen fdheinen:
eS bleibt benno^ mohr, boß mir für mohlmoHenbe belehtung

— fomnie fie, moher fie motle — ftetS jugänglich moreti.
9^ur mit bem fogenannten „©dhulmeiftertone" muß man
hübfdh bobleiben; benn ber poßt gonj prädhlig für ©dhuljungen,
nid)t ober für gereifte SJJännet, olfo ouch nidht für bie 9)iit=
glieber beS EäcilienvereinS.

©dhlicßlich verfehlen mir oudh on biefer ©teile nidht,
benjenigen unferer Sefer, meldhe nodh eine jmeitefirdhenmufifolifche
Beitfchrift ju halten gemiClt finb, ben „Kirdhenchot" unfereS
gefdhä^ten greunbeS g. J. bottlogg in ©urtiS bei groftonj
(Defterreich) ongelegentlidh ju einpfehlen. Die Beitfdhrift
erfcheint in 12 yiummern unb toftet pro Jahr 1,50 a}iatf
(bei Slbnohme von 4 Ey^mploren mirb ein fünftes Ejemplot
gratis beigel-gt). ^Diefelbe ifl in populärer gortn gefchrieben
unb vortrefflich rebigirt. Die "$Reb,

C^tiUäi'mt0 bei' faufetauifdjeu ükul

XI.

llegiua sino labe original! Königin, ohne SJiofel ber
concepta, ora pro nobis. filnbe entpfanocu, bitt' für

nnS!

Die unbeflectte Empfängniß ®ioriä mirb in ber Kirche
feit Jahrhunberten gefeiert, ober erft im Johre 1841 gemattete
^IJopft ©regor XYL, boß in bie ^^räfotion ber hl-
unb in bie Sitanei bev hl. Jungfrou bie Sorte oufgenommen


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21

würben, welche icnen glorrcithcn Sßorjug aiîûria'â auêfprechcn.
5}Sapft ?5iu§ IX erhob bie Sc^rc oon ber nnbe[(ccften (gm-
pfängni§ aJîariâ am 8. Dejember 1854 ju einem ©laubenâ--
fa(j unb orbnete jugteici) an, baß nun iu aüen fitchen bc§
©rbtrcifcS biefer (ährcnoorjiig aiîaria'ê in ber ^^väfation
ermähnt loerbe, uub büß bie Sauretanifdhe Sitanci bcn Buf^^
erhalte: Königin, ohneaiîafel ber ©rbfünbe empfan=
gen, bitt' für un§!

Diefer ©hi^entitet 2)îaria'§ crinuert un§ baran, mie fehr
ber §err bie juïünftige 'iJJutter ©eineS ©ohneâ liebte, unb
mie heilig biefe jungfrau fein mußte, baß er fie burdh ein
2Bunber feiner ©nabe um ber SJerbienfle ©hrifti miHen betn
allgeineinen gluche ber ©rbfünbe entjog. — „©§ h^t ©inige
gegeben, toie jeremiaS unb johannei ber Däufcr, fagt ber
gciftooHe juan be Sloila, bie Oon ihren 2)?üttern ohne bie
©rbfünbe geboren mürben unb nadhher fehr heilig lebten;
bod) biefe fiinncn mit bir, o a)?aria, einen 33ergl'eidh nid)t
aii§haltcn; benn hatten fie aud), als fie geboren mürben,
îcine ©ünbe auf fidi, fo fittb j^ie bodh iu bcr ©ünbe em^
pfangen toorbcn; uttb haben fte aud) feine Dobfünbe bc--
gangen, fo haben fie bod) läßlid)e ©ünben begangen — moüon
nod) DJtemanb frei gemefen außer bir. „Du fommft toie bie
ÜJbrgenröthc hertJor." ©Icidhmte bic ajîorgenrijthe tnit ber
Dîacht nichts gemein hat, fo h^fî bu, o a){oria, nichts mit
bcr ©ünbe gemein; bu fe^^efl jene, bie bid) nid)t fennen, in
S3crmunberung unö ©tfiaunen; bu bereiteft benen greube,
bic bid) crblirfen: benn ein Söcfen fehen mit einem Seibc,
bcr fid) niemals gegen feine ©eele empörte ober aud) nur
9îcgungcn gegen fie cmpfanb, bcr ohne Sibcrflrebcn ber
SJernunft gehord)te; einen i^erftanb fehen unb einen iBillen,
bie ftdh immer ©ott untenoarfen — baS toar in bcr Dhat
ctmaS Unerhörtes; .fold)eS hat man bis feljt an 9^tcmaubcn
gcfchen, unb baS fah man nadh ï'it "wr noch an beinem gött=
liehen ©ohne! ïiit 9îed)t munbern fid) ba bie ©ngcl uttb
bic ganje 5îird)e: „mer ift bie, melche mie bie ^Uj'orgen=
röthe heroorfommt?" (,§ohclicb G.)

Regina sacratissimi Kosarii, ftönißin bcS hodjheiliflcn Ofofcn--
ora pro nobis, frctnjcS, bitt' für uuS!

jn ber Oration beS ÜtofentranjfcftcS am 1. ©onntage
im Oftober läßt bie fird)e bcn priefter beten: „O ©ott,
beffen ©ingeborener burd) fein Seben, feinen Dob unb feine
aiufcrftehung unS bcn "^irciS beS ^eilcS crioorbcn hat, Oer»
leihe gnäbigft, baß roir bie ©eheimniffe beS 9îofenfranjcS
nicht bloS crmägcn, fonbern and) nad)ahmcn, roaS fic ent=:
haUcn." —

aßenn toir alfo fagen: „Jïönigin bcS 1)1-^îofenfranjcS",
fo barf man natürlid) nid)t (mie "eS leiber oiclfad) gcfchieht)
an bie 9'îofcnfranj:©chnur benfen; biefe nennen toir im nneigetit«
lid)eu ©inne aClcrbingS aud) „9Ïofeufranj", toie toir aud) ein
©chulgebäube furjmcg „©d)ule" ju nennen pflegen. —

Die §auptfad)c beitn 9îofcnfraujgcbcte bilben eben bie
„frcubcnreid)en", „fd)mcrjhaften" uub „glorreid)cn" ©chcim--
niffe, toeldhe toir bei jebem einjelnen „Sloe S/Jaria" einlegen.
Unb ift aiJaria nicht bie „Königin" biefer ©eheimniffe? Da
fchauen toir im freubenrcichen 5Rofcntranjc bcn 2ßclt=
hcilattb im ©d)ooßc ber jungfrau; feine ©eburt auS ber
jungfrau im ©taßc ju 53ctl)lchcm; feine DarffcOung im
Dempel; enblich baS freubige ÎBieberfinben beS jroölfjährtgcn
jefuSfnaben! Da fchattcn toir im fchmerjhaftcn 9îofett=
franje eine um unferer ©ünben miOett betrübte aWutter, bte
mit bem heißgeliebten ©ohne leibet in unfagbarem aßch!

Ober foUte Ü)?aria — felbft roenn fie j. 53. bei bcr ©eißelung,
bei ber Dronenfrönung perfi5nlidh ni^t jugegen mar —
toeniger begnabigt gcrocfcn fein, alS eine gottfelige Katharina
oon ©mmerich unb Slnbcre, rocldhe bic ©injelheiten ber '»fjaffton
in rouuberbaren ©efid)ten fchauen burftcn, obgleidh aHeS baS
fid) oor beinahe jrocitaufenb jähren jugetragcn? — ©o
erfdieint alfo neben bem leibenben ^eilanbe int fdhmerj»
haften 9îofcnfranje imtner unb überall baS S3tlb feiner mit=
leibenben aJJutter! ©benfo crblidEm mir bann im glorreidhen
Stofenfranje bie 55erhcrrlid)ung beS ©rlöfcrS in feiner 3luf=
erftehung unb §itnmclfahrt, aber juglcidh aud) bie batnit t3er=
bunbene SScrherrlidiung ©einer hl- 2)îutter unb fd)UeßUch
ihre ©lorie in bcr Slufnahme unb Krönung im Rimmel!

iZßenn roir baher beten „Königin beS "hl. JRofenfranjeS",
fo bitten toir, ÎJÎaria tnöge unS bie ©nabe erflehen, baß toir
tnit ihr unb ihrem göttli^en ©ohne bie 2ßege ber Dctnuth,
ber ©elbftücrleugnung, bcr ©ebulb, beS ©eborfamS
jc. roanbcln,
roie bieh- ©eheimniffe beS freubenreidhen unbfd)tnerjhaftcn 9îofcn=
franjcS unS biefeS lehren — batnit roir einft aud) an ber
©lorie beS §errn unb feiner hl- 2)?uttcr theilnehmen bürfen.

9iod) eine Setuerfung tnöge hier ^piafe finben, bie, ftrcngc
genommen, oielleid)t nidht hierher gehört: ©S gibt fog. Dau =
fdhcin=Jlatholifen, bic bie öftere 2Bicberholung berfelben @ebetS=
toorte itn 9îofenfranjgebete abgcfd)macft ftnben mollen! ©onber-
bar! Die ©ngel (SjottcS tt^erben nicht mübe ihr ©anctuS
immer unb imtner toieber tjor betn Dhrone ber göttlichen 2ßahr=
heit
ju ftngen! Ob bie Scutd)en baS benn mohl begreifen?
©roßer ©Ott! alS Dein eingeborener ©ohn itn Oelgarten
©lut fd)ioi^te, ba hat er ficher mehr alS jchn SlutS^
tropfen für unS Oergoffen;
als ©r gegeißeU rourbe, hat ©r
ohne ^"'eifcl mehr als jchn graufatne ©d)läge erhaUcn;
als er mit Dornen gcfiönt muvbe, ba haben gcroiß mehr
als jchn ©piljen fein heiliges ^aupt oerrounbet! Unb
nun bcm .'pcilanbe jehntual "für foldhe Siebe unb ©rbar=
mung, foroie feiner heiligen 2)htttcr für ihr SDîitleibeu bei
ber heil- '^3affion, int ©ebete unfern Danf a Sjufprechen,
baS foDte eine Slbgefdhmadfthcit fein! — gahren roir fort,
bicfcS herrU^e ©ebet ju üben unb ju Ueben! 2ßir befinben
uns ba in oortrefflichcr ©efcllfd)aft ! îlidht nnr bie _§eiUgcu
feit bett Dagen bcS hl- DominifuS, fonbern namentlich aud)
unfer großer ''^Japft Sco ehren, lieben unb üben baS 9îofen=
franjgcbct. Unb gerabe unfer hj- 33ater hat Oor ungefähr
jroei 'jähren beu ©hrcntitel „.Königin beS hl- 3îofenfranjeS"
bcn übrigen Ditcln ber SauTrtanifd)en Sitanci beigefügt ; unb in
bcn gcgciiroärtigcn 93cbrängniffen ber ^îirche fe^t er fein ganjeS
Sßertraucn ouf ben ©rfolg beS 9îofenfranjgebcteS, boS in ber
gonjen fatholifd)eu iÖ3clt'oon iDîiaionen Sippen jur milben
§immelSfönigin Dag für Dag emporflcigt. — ^

Agnus Del, qui tollis pec- D bit SüttttU OottcS, tüclihcS

cata muudi: parce uobis htuitteonitnint bie ©ünben

Domine, bcr SBclt, ücrf^onc unS

0 $err!

Agnus Dei etc. exaudi» uos, D bu Sûttttu (SotteS 2C., crhü«

Domine. uuS o §crr!

Agnus Dei etc. miserere £) bu Stimm ®otteS :c., erbarme

nobis. bich uufcr!

Die Slnbetung jefu ©hrifti unter bem ©innbilbe beS
tnofellofen Sommes "fdhreibt fich auS bcr ßeit ber Slpoftel her,
©chon ber ^^5rophet jfoioS, bcr bie Umftänbe beS bittern
ScibcnS beS ^cilonbeS burdh eine göttU^e Offenborung oor-


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22

auSfah, hatte gejagt: ®r icetbe jum Sobe geführt merben
glet^ bem Samme, ba§ tjor bem, ber eS fcheert, ben 9)?unb
nicht aufthut. (SfaiaS 53.) SllS ferner ber ht- Johannes
ber Säufer ben §eitanb jnm erfien 3Jtate erbliJte, rief er
in prophetifd^er Begeifterung auS: „Siehe ba§ Samm
®otte§, metdheS hinu'^flnimmt bie ©ünben ber
2BeIt!" (^oh- 1.)

Jjn ber ©rfd^etnung, metche ber ht- Slpoftel unb @oan=
gelift Johannes auf ber ^nfel 'ißathmoS hatte, erfdhien ihm
ber ^eilanb in ber ©eftalt eiueS SammeS. ®ie ©etigen
aber, erftaunt über bie ©iege ber unbef(ed£ten SammeS unb
über bie ^errtid^feit feines SriumpheS, riefen au§: „®aS
Samm, ba§ ermürgt morb, ift mürbig ju nehmen 2J?adht unb
©öttlidhfeit unb SBeiSheit unb .Rroft unb ©hre unb §errlidh^
feit unb '!ßrei§!" — ,,Unb jebeS ©efchöpf (fogt ferner ber
Slpoftel), ma§ bo tft im ^immel unb ouf ©rben unb ttnter
ber @rbe, unb ma§ auf bem ÜJZeere ift unb brinnen, hörte
ich Jagen: ®em, ber auf bem Zijxont fi^jt, unb bem Somme
5ßreis', uub ©hre unb §errlicf/feit unb ©emalt oon ©migfeit
JU ©migfeit!" (Offenb. 5.)

3|n ben Kotafomben (unterirbif^en ©robgeiDi^tben) 9lom%
roohiu bie erften Sh^ften iu ben Reiten ber ?3erfolgungen
fl(^ flüdhteteu, um hier ben ©otteSöienft ju feiern, finbet n'ton
nodh ba§ ?amm ©otteS in gemaltem unb ouSgehauenem Bilö^
merf, umgeben oon ben Lämmern ber Kirchen oon ^erufolem
unb berer, bie ouS bem §eiöenthume fich jum ©h^ftenthum
befoniiten, bie ftch ähnlidh gemocht, inbem ihnen
©eine ©^merjen, ©eine ©ebulb unb Demuth mittheilte.
Do§ ©ebet „o bu Somm ©otteS ic.'' ift baher olS ein fehr
alles, on beu §eilonb gerichtetes ©ebet ju betrachten, toorin
mir bie ©üte beffen anflehen, ber einft otS fchulblofeS Opfer-
lamm ftdh für uns ©ünber bohin gob.
Christc audi nos. ßhriftitS höre uuS!

Christe exaudi nos. ShriftuS erhöre tiitS!

SBir haben bie Sitonei begonnen mit ber Slurufung ber
oClerheitigften Dreifaltigfeit unb beenben fie, inbem mir unS
on ben ^errn meuben, burd) beffen Berbienfte toir bie ©noben
JU erlangen hoffen, um melcher millen mir bte ollerfeligfte
Sungfrou um ihre gürbitte angerufen haben. ©chiJneu.

„Der Drc!)or0elnmun."

'sin ber BJeifjbornhedte, meldhe bie B3iefen beS BromhofeS
umfäumte, fdhleppte ftdh ein Drehorgelfpieler hin. ©r tnußte
in frühern Rohren eiu ftattlid)er üjjdnn gemefen fein: in ben
fdharfeu ßügen beS SlntlißeS unb beut geuer ber Slugen
moren noch ©puren ber beffern 3eit jurüdtgebtieben; ober je^t
mor er gänjlich heruntergefommen. Der ftrüppige Bart, boS
mirre ^oor, bie oernad)lä§igte Kleibung oerrieihen nur ju
beutlidh, bo§ er jene ©totion erreidht hatte, mo bie Hoffnung
für immer enbigt.

@in lejjter Ueberreft ouS ber alten ßeit fchien feine
Drgel ju fein. DoS ©ehäufe berfelben mar oon feinem
©benholj gefchni(?t, bie metallenen _^feifen bli(3len in ber
©oitne,unb ber Klang mor Oon unoergleid)li^er gülle unb ©dhön=
heit. Sllt unb 3lnng loufd)teu auf bie munberfome 2)?elobie,
mie fie f^mebte unb mächtig fchmoll unb fo herjergreifenb
«ogte:

„G« fang tjor langen Sahren

®ohI auch bie SJa^tigna."

Der Drehorgelmoun hatte boS ©nbe ber |»edCe erreidht
unb moüte eben feinen BJeg ju bem ftottlidhen Bramhof, bem
grijßten beS Dorfes, nehtnen, olS eine Knobenftimme oom
©infohrtSthor her rief: „Broudhft gor nidjt ju fommen!"
„BJorum benn nicht?"

Bater unb 3J?utter finb nicht ju §auS, unb boS alle
Bieh oon ©roßmutter ifl hatb taub unb hört bodh nidhtS
baoon!"

„®ie? 3n foldher B3eife mogft bu oon beiner ©roß=
mutter fprechen?"

„SBeShotb benn md)t? ©oOteft 'mal hören, mie Boter
unb a)?utter boüon fpred)en. „SllteS Bieh", baS ijt nodh flar
nidhts. „Sllter ©oton", „alte ^eye", „üermolebeiteS Suber"
fogen fie, unb loenn fie bann noch nicht hö"n mill, geben fic
ihr einen gufjtritt, unb menn oud) boS no^ nid)t hitft/ merfen
fte ihr eine 9iiibe ou ben Kopf, i'ieh', fo!"

Der Knobe morf nicht uncjcfchidtt, boS mußte man ju=
geben, ©r hatte üon Slnfaug mit einer bieten BJurjel nod)
bem Kopfe beS DrehorgelmonneS gejielt unb führte ben SBurf
i je^t mit einer fo meifterlichen ©emanbtheit ouS, boß ber
; burdhlodherte §ut beS armen ©pielmonneS ineit megflog.

§ämi)^ tad)enb fchlenberte boS .??inb in bie B3iefe. Der
I Drehorgelmoun funnte nur mit Diühe feinen rom BJinbe
; fortgetriebenen §ut mieber erhafchen. Dann trat er burch
' boS große ©infahrtsthor auf ben meiten Borpla^ beS 33rom=
i hofeS, unb fd)merniüthig flagte bie feltfame Sßeife.

fang üor langen Sahnen
ffloh' aiid) bic 9lad)ti9all.'-
?lm §erbfeuer faß bie ochtjigjährige ©roßmutter uub
firidfte. ^m üorigen ^ohre fonnte fie no^ fpinnen, ober
, ein 3®eig nach bem anbern fiel üon bem morfchen ©tomtne:
fpinnen fonnte fie nid)t mehr. Die 3eit fd)reibt jebem Ü)?en=
fd)enfinbe feine ©efd]id)te in'S Slntli^, bolb mehr, balb minber
beutlich. §ier hatte fie fehr beutlich gefchrieben: „Biel Kreuj,
üiel ShT^änen, ober nod) üiel mehr ©ottoertrouen."

3hr gegenüber faß ein neunjehnjährigeS ^UJäbdhen, emfig
mit einer Viäharbeit b-fchäftigt unb nur jumeilen einen Blidf
oon ängfttid)er Siebe unb ©orge ouf bie Sitte toerfenb, fo
tiebeooH, olS märe eS ihre Dochter gemefen. Slber eS toor
eiu frembeS Sßaifenfinb, meld)eS feit jmei '^aijxtn auf bem
Bromhofe biente. Unb je(jt mar ber Blict beS aJfäbd)enS
gänjlich oermirrt unb rothloS; beun plötjlid) hatte bie Sllte
fid) aufgerid)tet unb ihr motteS Sluge leud)tete auf unb eine
Dhräne glänjte auf ber gefurdhten ißonge.

„©ertrub", fogte fie, „moS ift boS für eine ÜJfelobie?
3Kir fommen bie Sh^cäncn mit ©emalt. DoS ift boS Sieb,
melcheS mein ©ohn mir immer üorfong, olS ber Bater ge=
ftorben mar. Konnft bu ben ©pielmatin nid)t rufen

Diefer fom unb fpielte no^ einmal unb noch einmol,
unb eben legte ©ertrub ouf ber ©roßmutter ©eheiß ein fleiueS
©elbftüdf utib ein Butterbroö in feine gebräunte ipanb, olS
bie ©eitenthüre heftig oufgeftoßen mürbe,

aiJit jornflammenbem ©eftd)t fom »er Bouer herein, bie
Bäuetin mit ihm. Die fchmere golbene Uhrfette jitterte ouf
feiner Bruft, erregt fdhmong er ben Knotenftodf gegen ben
©inbringling: „3)?enf^, mir ouS ben Slugen, ober ich miß
bidh jn beinem Dubelfafteu tonjen lehren ... Unb bu, alter
©oton!" mollte er bie "HJutter onfohren, ober eS mar nidht
mehr nöthig. Sluf ©ertrub geftü(jt, monfte boS gebrod)ene
B5eib ftiH in fein ©dhtafgemo'ch. Der ©pielmonn ober hatte ,
boS ungoflliche §auS fchon üerloffen, unb broußen üon ben
onbern §öfen her hörte man bie äßeife flogen:


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23

fang öor langen Jahren
Sïïohl aud) bie SïadjtigaH."

®eï trübe Dag roürbe für bte Sitte nocb einen trübem
SHbenb gebradht b^ben, trenn nid^t jutn ©lücf ber Srambof
in großer Slufregung geitjefen roäre. Slm anbern Dage foQte
ber „^merifaner" foinmen, ber fteinreid)e 2lmerifaner, ber
große Kaufherr üon Gtncinnati. Der Srambof foQte feinen
eigentlidien §errn unb Sefiger lüteberfeben, ©roßmütterleinS
etnjigen ©obn, ber auf feibS ÏBodhen feine 9}?utter unb feine
entfernten Serroanbten, ben fegigen ^äc^ter unb Seriüalter
be§ ©ehi5fte§. befui^en rooQte.

Unb früb am anbern Dage ftanben Sauer unb Säuertn
unb 'tbï im ffierfen gefd^idCter Knabe bort am (SlnfahrtSthor
neben ber SBeiß^-ornbede.

„Jegt beißt es aufgepaßt, iïBeib!" flüfterte ber Sauer.
„(grftenS barf er fict) nicbt üerbetrat^en. Zweitens muß er
biefe'3 Kinb jum Erben einfegen. Drittens lunß er feben,
tüte roir feine SDïutter auf ben §änben tragen!" Der Knabe
iDor ntcbt angerebet, aber aitci) er nidCte üerftänbnißinnig; er
roar überhaupt ein fe^r „fluger" Junge.

©ut, baß bie jnftrufiion für Seib unb Kinb furj roar;
benn auf ber ^ß^e beS gegen überliegenben §ügelS tüir bette
eine ©taubroolfe empor, jmei prächtige Etappen ftürmten ben
Seg binab, ein Sagen, fo fct)ön, roie baS Dorf nocb nie
einen gefehen, l)tett om Sbore unb ein ftottlicber §err toor
ouSgeftiegen. Ér gab feinen Sebtenteu Sluftrag, boS ©epädC
in'S §auS ju fc^affen, roed)fette mit bem Sauer einen furjen
§änbebrudC unb fcbritt bann über bte D'une beS Sromhofeä.
Die Sllle, oon ©ertrub geleitet, roanfte lt)nt einige ©d)ritte
entgegen, bann barg fie, üor greube toeinenb, i()r ,§oupt an
ber Sruft tl)re3 @c>t)neS, ber fie mit ftarfem Sinn liebenb
umfing ttnb forgticb in'S §auS geleitete.

Sei Dif(t)e faß bie ©roßmutter „natürlidh" obenan. Der
2lmerifoner fprocl) roenig, roie boS fo heute erftärlidh roor.
Um fo mehr fprad^en bte Slnbern. „Sor ©roßmüttercben
oudh glüdflich?" fragte ber Slmerifaner. „Sünfchte ©roß^
mütter^en ouch Sein? Sor ber fleine Knobe nidht ©roß^
mütterdhenS Siebliug?" Er tnußfe eS loohl fein; benn fo ;
freunblich, fo oufmerffam fonnte fein anberer Gnfel bie Sllte
bebienen, rote bieSmol ber erhaltenen Jnflruftion gemäß ber
fleine Daugentd)tS.

yfoch bem Effen, roeldheS nur furje ßeit in Slnfprud)
genomnten hatte, tub ber Slmerifaner Sllle in boS Sohnjimtner
ein, tüo ber Sebien'e fein ©epäd niebergelegt h^tte, unb
roollte bi" ©ef^enfe ouStheilen. „Komm' bu juerft \" Der
fleine Knabe toar oor greube o»n ©innen. Ein ©choufel=
pferb! ©olbatenfpiele! Eine große ftappernbe Sinbmühle!
©ofort fletterte er ouf ben §o"tjfchuppen, um bte Sinbmühle
ouf JU ftellen.

Es judte fo fonberbor nm bie Sitnpern beS SlmerifonerS;
ble jtiHe ©ertrub fah eS beutlich,
als boS Kinb fortlief unb
bie Slnbern oßein ließ.

Eine üerfchloffene, eifenbefdjtagene Kifte ftoitb ouf betn
Sifche.

„Dies ift euer ©efd)enf," roanbte fid) ber SImertfaner
an ben Souer unb bie Sätterin. „Jh^^ (?abt fo otet ©uteS
on meitter SJïutter gethan, boß idh eS eud) nid)t ganj oeri
gelten fann, ober ihr foßt bod) ben banfbaren Sißen fehen.

Er rooßte nunmehr bie Kifte iiffnen; ober boS ließen
ble ^äd)ter beS SramhofeS ntd)t ju. ©ie nahmen thm bie
Serfjenge auS bev §anb unb meißelten unb hämmerten, unb
boS roor eine fehr mühfome Slrbeit. Unb fie hämmerten noch
mehr unb fie bohrten noch tiefer unb bte eine ©chraube fiel,
unb ber anbere Stiegel gab nodh unb enbtidh brodhen bte
Sänbe ber Uinhußung.auSelnanber unb ihr Jnholt rourbe
fidhtbor.

ES gibt Serhängniffe Im Seben, ble toir ürrahnenb
fürdhten unb unüermeiblidh fommen fehen. Sir roiffen
anfangs nidit recht, roaS eS ift, rooS bo fommen fofl,
ober no^ unb nod) nimmt bte ©odhe greifbare gormen unb
überroältigenbe ©eftoltung an. ES gibt ober oudh Serhältniffe,
roo baä Entfeglidhe rofenb fdhneß roie ber Slig üor unS
hintritt unb in feinem gonjen Umfange ouf eintnal offen
üor unS liegt.

©0 tror eS hier. *

Der Sauer unb bie Säuerln praßten, olS bte Kifte
geöffnet tüor, teidhenbtoß jurüd: fie fahen in ber gefprengten
ilmhüßung bie ftlberbefchlagene Drehorgel, ble DogS juoor
ber üon Ihnen fo brutal foilgeiotefeue ©pletmonn getragen!

Der amerifaner roor eben ber ©pletmonn! DoS roußten
fte in einent SOZoinent. DoS roeltere ahnten jte; hotte er ja
geftern mit eigenen 'äugen gefehen, rote fte bie jlKutter be=
honbelten, unb hatte er fo fo eben nod) eine $robe ber dd-
hofteften §eu^etei oon ihnen erfahren. Er roar in Slmerifa
auf baS SooS aufmerffam gemadht roorben, baS feiner lieben
ÜJJutter bereitet rourbe. Er hatte mit eigenen Singen
fidh überjeugen rooßen. In roie roeit jene Sarnungen begrünbet
roaren; aber feine Sefürdhtungen roaren noch um oiel über=
troffen.

Er ftanb ba, fdhroere ©dhioeißtropfen auf ber gtühenben
©lirne. Die morfige <Qanb jitterte unb bebte. Do fiel
©ertrtib'S Slid role'bittenb auf ihn. „üJJutter," feud)te er.

„laß uns üon hinnen gehen, ehe benn ein Unglüd gefdhieht l"
* *

©ieben Jahre fpäter — ber Sromhof roor üon betn
Ungejiefer feiner bisherigen Seroohner längft befreit — faß bie
alte Ü)}utter ou ber altgeroohnten ©teße beS §erbeS. Der
Slmerifaner, nunmehr Semohner beS SramhofeS, faß neben
ihr unb hielt järtlich ihre ^onb In feiner 3ted)ten. Sor ihm
faß ©ertrub, nunmehr feine ©ottin. ßu ihren güßen fpielte
ein fd)öneS Kinb mit einer filbcrbefd)lagenen Drehorgel,
©ein Slermd)en roar fd
)Dn fräftig genug, bie Orgel ju brehen,
unb eS lonf^ten Slße ber lieben, ollen Seife:

„G« fang üor langen Jahren
SBohl aud) bic Sîad)tigan."

(3lh. a5bl.)

(EntflciJ mih

Ccfcfviidjtc. ©(humann fogt: Uebe Dich, uub
roenn Du ou^ nur roenig ©timme haft, ohne S)ülfe etneS
JnftrumcnleSS'uom Stall ju fingen. Die ©chärfe Deines
©ehörS roirb ^boburch gerointtcn. §ajt Du ober eine floitg--
ooße @fimmt\ fo fäume nicht fte auSjubitben; betrad)te fte
ols baS fd)önfte ®efd)enf, boS Dir ber §immel oertichen!

3m ß^oiiccvtfrtrtl. Jn einer ©tobt beS roeftlidhen
9?orbbeutfd)lanb poffierle gctegentlich elneS WufitfefteS bem
gcftbirigentcn baS beflagenSroerte 2)nßgefd)id, baß er üon
ber §öhe fetueS DirigentenfigeS einen brißonten ^]5urjetbaumin bie
îiefe beS OrâefterS üoßführte. Eine Dome, bie ben SDr=
gong üoß mitlclbigen ©d)redettS betrachtete, rief ouS : „Slber
lieber ©ott, muß benn boS fein?" Jhr 9îachbar, ein


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24

ïiebenSrourbtger junger 9}?nfifer, erwtberte guworfominenb:
„Jch glaube, gnäbtge grau, tn ber Partitur fleht nichts
bacon!"

@ttt Öurftlgcê Der inbuftrieae üBivth eineS

berg=9ïeftaurantS ftellt bei (Gelegenheit feinen Kegelbuben als
©cho in einem gegenüberliegenben 2ßalDe auf. Sirth: „©o,
meine ^errfchaften, unb hier habe ich baS fchönfte É^o,
melcheS ©ie je gehört haben. Senn einer »on Den Herren
bie ®üte haben miß unb rufen! ^Rentner Knetfchfe erbebt
feine ©tentorflimme. (SS merben nun bie tjerfchiebenften
©ä^e gebrüdt unb baS ®cho antmortet auf jeben berfelben
aufs ^romptefle. Enblich ruft Knetfchle: „SiQfi Du einen
©dhnapS ?"'— Echo: „Ei ja, menn fie fo gut fein motten !"

Serlittcr 2Si<$. „Sluf bem Sege nach bem ^rebifch=
thor" in ber fä^fifchen ©chmeij, fo erzählte furjlich ein
berliner ©paßoogel, „lungert immer eine ^Dïenge „börfen^
fpelulanten", ich iiieine ©imulanten, herum, bie — ber eine
als blinber parfner, ber anbere alS Jnoalibe auf Krüifen,
auf bie börfe ber 9ïeifenöen fpefufieren. Unfer gührer
machte unS eben auf bie fich ^urch fith felbft erflärenbe
Dhatfache aufmerffam, ba§ eS nach einem toarmen Siegen
immer öiel ^egenmürmer gebe, als ein fahrenber aJJann mit
einem Salbhorn an unS herantrat, unb Ü)äene machte, fid)
für ein fleineS Douceur ju probugieren. Die oorbetllen
matfen ihm rafch ein paar "ißfennige in ben ^ut, bamit er
fd
)Dn liebet nicht fpiele, aber ber mit mir am Enbe beS
3ugeS fchreitenbe riditige berliner fagte: „'!)?ee, oor nifdbt iS
nicht. Erfi blafen \" Der „in bet greiheit breffierte Salb^
hornift fam fchliefjlich in berlegenheit nnb geftanb,' baß er
gar nicht fpielen fönne. — „^JJa, mop fchl'eppen ©ie fidh
i)enn mit bem Horn?" „DaS iS ©te ja nur, um ben
Hetrfchaften ©d>te(f einjujagen, fie geben bann oiel letdhter
maS." ^ „JottooK! tief ber berliner, „baS ifl baS „©chredf--
hörn" bet fädhfifchen ©d)meij. Unb ©ie fteHen fidh immer
nur fo, als ob ©ie blafen fonnten?" „Ja, baS iS ä ganj
erlaubter Si^ t3on mir, idh bin nämlich auS b l a f e to l


Jm SSerloge ber ©udifjanblunu fi. ?(ucr in ®ourtumüvtÖ ift crfd)icncn unb
I burd) oHc 58uchhanblungcn ju bejiet)en:

beut fekii mtb für Ub ftbnu S^Sfnt:

)d)rifteu. Herausgegeben Horn Onfel Üubmicj. 2. 3lbtbcitunn, Rinder:
Schritten, l. Öieferung: 2)cr (3d)nl;Su9lt)tn- 1- Söänbdjeu. 2)iit tnrbigem
tlmfd)logbilb unb oielen bunten JHuftrationcn. $rei§ eicg. in garbenbruc!=
umfd)Iag fartonniert 50 fpfg.

gerner crfihicn im gleidien SScrtage:

Slttvjc, Icrjvvcitfje ^rsärjütttneit attg dem ßcOcii dcv Itckit

^etliOett ^attC§ fiiv Sl^ttdltttlCV» ^rci§ eleo. tart, 40 mQ-

Jloi* Qi4l1t-(>6ltiti>l greunb, Scbrer uub gühvcr bet ffinber. Ja^rg.

XfKl tfJ^UjU^tttlja* 1885 nnb 188ö, ^reiä jcbcä bänbd)en§ in rcijcu^
bcm garbcnbrudumfd)Iag gebunben 1.20.

iSBir empfehten biefe üicr aßcrlicbft auSgeftatteten ?ßcrtd)cn nUeu ßinbcr»
uub Jugenbfreunben auf bo§ angeIcgentHd)ftc unb bitten herjlich um red)t jahlrci,^;;
ßeidiä^te Slufträge. HochachtungSoott

^ur bie er|ie Df. ^omutuittoii.

Slls eine? ber üorjüglichften SSerfe jur SSorbereitung auf bie ht- (^wnmunion wirb
ben Herrn ©eiftlichen empfohlen:

^aafd), Si., Dombechant ju .^ilbeSheim, 2(tivcbctt fiiv bCtt bcv cvftctt
6;ommttttion Öcr mtiöcv.
184 fl. 8". ^reis 1.60.
SllS ßrfa^ für bie bielfa^ uufd)i3neu Gomnutnioit = Stubenfen= bitber eignet fid)
oorjüglid):

^aafdj, 31., löcrgiß mcitf ttit^t! Stnbciifcu mi ben Dag ber crftcu hi.
Gomniimton
unb jugleich als (Bckthiithlciu fiir nllc GtJiniunuioutaoc.
142 18«. ^reiS 40 ^fg., einfach geb. 60 ^f., hochfein geb. 1.50.
®ag reijenb auS^ftattete S3üd)Iein t5oII inniget erbaulid)er ©ebanfen, mirb fd)on
an Dielen Orten ben ^eocomntunifanten a(§ (Sontmuttion=9l)tbenfeit gefchenft. ®affelbe
tjerbient nach eompetentem Urtheile allgemein eingeführt ju tüerben.
3u bejiehen burd) alle S8ud)hanbtungen.

"^erfag tiott ^tUxt ^iacoßi & go,, Jlar^cn.

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aSerantmortlicher Siebatteur SB. ©d)i3nen
iu Oberbilf. — 3)rucf uub SSetlag non
Sllbert Jacobi & Go. in Slad)cn.


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%pvil 188?.

®repriusl)ote

fur ßaißofifrf;e ^irt^enfattger.

©rati«=55etïn9e jum „©regorhie^^ïatt", Organ für ïamW tir^^enmuftL

Œrf^eînt oïïe SKonote.

3nfertion8gebü^rtn :
iie get». HJetitjeile 30 iH»>fa

SSeflellungett
nel^men alle ipoft-anlialten
unb »ucÇ^onblungen an,

itt 8lae^ett3Cltitrt3»(ikiAeo-

SlonnementäpreiS pto

marl 1.20.
öei aejug üoit treniof en«

10 gfempl. 60 spf.
^orto bei bireftcr ©enbuna
Wirb «ftr« tere(^net.

„©orge, bag bu mit bem ^ersen gtoitbft, toaS bu mit bem äKunbe ftitgfi, uitb in »Jerfe«
tet^ätigfi, was bu mit betn ^lerjen glaufifl." CEontil in Karthago to. 3. 398.

2. Agnus i-edémit oves
Christus innocens patri
Reconciliâvit
Peccatôres.

S.Moi-s et vita duéllo
Conflixére rairdndo.
Dux vitac môftuus
Kegnat vivus.

4. Die nobis, Maria,

Quid vidisti in via?

„Septilcrum Cbristi
viventis;

„Et gloriam vidi re-
surg^ntis;

„Ang^licos testes

„Sudarium et vestes.

„Surr^xitChi'istus, spes
mea,

„Praecedetvosin Gali-
laeam.

5. Seimus Christum sur- 5. Ê^ftuS, — beu tool)rt)aft

®ic ©equenjen finb Iiturgifd)c Ö5cfän(ic, mc(d)c an mebreren
geften itt ber bl- 'Keffe oor bem Gunnoclium itjre Stene I)aben,
iit früheren Seiten aud) bei bet 5öc«per unb anberen geierluljreiteu
gefungen murben. ®cr 9?ame „©cquenj" (go gcnciaufl) meHt
offenbar auf ihren Urfprunn t)in. ©d)ou in früheren Qcücix
reihten fid) nämlid) an tai 9iaclu,a beö Gradualo mcbicrc meto«
biöfe SJotenfiguren, meldje über bem legten a beS yiUeluja ju

rexisse
A mörtuis vere:
Tu nobis* victor, Rex

misei'ére.
Amen. Alleliija.

2. ®a§ Samm ertöfte bie

©d^aafe,
Ëhï'fti Unfct)ulb bcfc^ü^t bie
Sünber oor eioiger ©träfe.

3. Sob unb Seben ju jioeiten,
©ie Iämpften>in fonberbor

©treiten,
Den Sebenäfürft fiet^e im

©terben
§errfcl)üft unb Seben cr=
trerben !

4. ©og on un§, û)îotia,
aßoS fal}jt bu om iBeg' ba?
„Ghrifti .^errtid^teit, ber er=

ftanben

„2lu§ bem ®rob', ouS beS

Dobe§ Bonben;
„Sngel tJon ®ott gefonbt,
„©dbioeißtuch unb ouc^ ®e=
loonb ;

„Gtjrift ijt erftonben, mein
.Çoffen,

„3n ©otiliio monbclt er
offen.

erftonben mir miffen, —
erborme,
©iegreic^er König, biet) über

un§ Sinne!
Slmen. Sttleluio.

5Dte (Djlerfeqnen^ „Victimae paschali."

l.Victimae pasclnäli 1. Dmiîopfer, o eh^'iienfc^aüv,
Laudes immolent Chri- Bring' bem Operlamme
stiani. bar!

finden mireu: man nannte Jie ^ubileu ober SZeumen. Qu ben
alten 3litualbüd)crn ber rönitfd)cn Kirche fommen fic untr bemc
aZamen „Soquentiae" (natürli^ ohne Stest) üor. 3m 9. unb 10.
Sabrl). et[)iclten fic aber eine fold|c 2htSbehnung, bafj c8 bem
Sänger fd)n)er würbe, bic notenreichen Wclobiecn ohne untergelegte
SBortc im @ebäd)tniffc ju bchalteit. juerft würbe biefen 3)ieIobicn
nad)n3ci§Iid) ein befonberer Scjt untergelegt iu einem ßlofter
gronfrcid)§, ®imcbia, bem heutigen Jumieges, untcrholb 3?oucn
an ber (Seine. bicfeS Iloftcr 851 «ou ben SZormanncu jerftört
miubcu, tarn ein 5Pricftcr oon bort in'§ Äfoftcr ju @t. (SaHeit
(S lwcij) unb brad)tc ein ülutiphonar mit, in wel^ent jcttcn
Scquenjeu Serfe untcrgetegt tcarcn. 3n ®t. GiaUcn lebte bamalS
SZotfcr BttlbuIuS (ber „©tammler" genannt wegen feitter
fd)wcreu 9tu§fprod)c). ®icfcr war hod)erfreut, al§ er bic Jejtc
ju beu Scqttenjen in bem illntiphonnr üon Jumioges fah. ®r
iHniud)tc nun felbft paffenbe SCBorte für bic Scqucnj'TOcIobien
ju crfinbcn, unb fo war ber
?(nftof3 jn feiner fiu^tbaren S)id)tung
üou Scquenjtejtcu gegeben.

ben eigentii^cu §t)mucn unlerfd)ctbcu fid) bte ©equcn«
jcu alfo fehr w'cfcntlict): Sei jenen war ber S^cjt (bic SGBortc)
ba§ erfte, unb ju biefem 2;c£tc würbe eine TOelobic crfunben;
bei ben Scqucnäcu bagegen war bic 3itbcInteIobie baS erfte
unb bie .^lauptfachc, ttnb ju biefer yjiclobie würbe nod)her ein
Üci't ücrfafu uub jwor fo, bafj auf jebe 2;oubewcgung eine eigene
Silbe fam.

$)infid)t(id) ber gorm beä ScitcS ftchcu bic Scquenäcu
in ber Witte jwifd)en freier ^rofa unb ben eigentlich metrtfd)cu
Herfen, ttnb e3 ift hier nicht bie entfpred)enbe 2äugc ober Äürje,
fonbern bie gabt ber ©ilbcn mafjgebcnb. ®cr tnufifaltfd)c lEBohl^^
flang bcS XcjteS forbert freiltd) oft eine freiere Söcrfeljung ber
s©orte, was nflciu ihnen fd)on f)infid)t(i(^ ber äußern gorm ba3
Slnfehen cineS poetifd)cn ©rguffeä ücrleiht, ganj abgefehen üou
ihrem inneren QJchalt, ber fic oft beu bcrrlid)ftcu (Srjcugniffen
ftrd)licher ^Pocfic würbig an bic ©tefte treten täfjt. ®er 3lbt
9?otfer (t 912) fd)uf oorjüglichc ©equcnjen (P, Scl)ubigcr ttjeift
if)m r)0 ©cqncnä'Wclobieeu ju); biefelben wnrcn balb überafl
befannt unb fo geehrt, boß man währenb beö SlbfingcnS berfelben,
gleid)wic beim To Deum, oKc ober bod) bie jwei größten ®lüctcn
läutete, ©ic crreid)ten in ben folgenben 3[Qhrhunberten eine
hohe Sahl, fo baß cinjclnc ^JcßDüd)cr bereu 50—100, für bic
hö^ften gefttage oft jwei unb brei enthielten. iBci ber akform
bc8 S)Jcßbud)c3' burd) ^iu5 V. murben nur fünf beibehalten, tucldjc
bic fdiönften unb beften fein foUcn, nämlid): 1. bic Dftcrfcqucuj
„Victimao paschali"; 2. ^fingftfequcnj „Veni sancto Spiritus";
3. für grohnteid)nam „Lamla Sion'-; 4. bie ©cqucnj „Stabat
Mater" unb cnblict) 5. „Dies irao".

®cr ?lutor unferer Oftcrfequeuj, bicfeS „unftcrbli^cu
OftcrgcfangcS", ift ber bnrgunbifd)c 5lJrieftcr ®ipo, wcldjcr alS
^offaplon unter ben beutfd)cn ßaifcrn Äonrab II. unb beffen
©ohne .^cinrid) III. jwi|d)en 102.1—10,50 blühte, „öättc 8S3ipo,
(fogt ©d)nbigcr lu feinem uortrcfflid)en ®crtc „bic ©ängcr^
fchulc ©t. ßJnaenS",) „oud) einjig fein Victimao paschali ge-
fchrieben, fo ließe fid) fd)on au3 biefem ©tüdc allein ber '»Keifter
ber Jönc erfennen, ber jebem ju feiner geit nn bie ©citc geftellt
werben barf; benn eine fo populär unb babei bod) fo überaus


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26

lüürbeDoïï gehaltene ïïlîelobie fe^t niât geringe Senntniffe ber
bamaligen îonfegîunft öorauä."

Sie ©equenj befteht au§ fünf Slbfä^en: nämliih bie ©inlei^
tung§=SerftfeI (1); bann folgen oier einjeilige Strophen, nai^
berfelben Welobie gefangen toerben (2 u. 3) ; baran fd)Iicfet ftc^
eine achtjeiligc- ©trophe (4); enbti^ ber Schluß, toelcÉcr (raie
Scöubiger fogt) in biefer Sequenj juerft in einem $aar üon
Soppeloerftfeln befteht, toorin ftd) bie ÏÏJÎelobic toieberholt, toie c§
päter mehr unb mehr Sraudh rourbe, toährenb früher ber Schluß
tet§ eine eigene ïfîelobie aufroieS.

Sur (grïttutevuiifiî

1. Sic „Victitna pasclialis" ift ba§ wah^hcifte ^a)^a=Dpfer,
3cfu§ (îhriftuê, oon betn ba§ i^ofc^alatnm bcr Sfraclitcn nur
ein aSorbilb war (2. Such Wofeg 12,27); benn burd) ©hrifti
Slut ift bic fflZenf^hfit i^on ihretn geiftigen Sürgengcl (bem Xcufcl)
befreit loorben. —

Christiani (bic Ghrifîcn) offenbar im ©egcnfa^e ju ben juben,
toelche nach jeitcr SSor)d)rtft im 2, S3uchc ïïîofcê baS ^afchalamm
fchladjten mufften. Bir Khriften foßen ^rciëgefânge (laudes)
alê Opfer barbringen (immolent), ba baê SSorbilb feine Erfüllung
gefunben hat- —

2. 2; h eil: Agnus redemit oves. Soê „Samm Oottcê"
hat fi(h ber irrcnben S^äflcin erbarmt unb fic erlöft burch feinen
ïob am ßreujc: bic folgenbcn SBortc Christus innocens etc.
geben fofort felbft biefe Seutung.

8. ^hcil: Mors et vita etc. „Ïob unb Seben lämpften
miteinonber in wunbcrbarem Btoeitampfc: bcr ^err bcê Scbcnê
(„gührer jum Seben") belunbct feine .çcrrfchaft, ba gr, obtoohl
geftorben, lebtl"

Sie hl. SSätcr fprechen bon bem (Srlofuugêtocrlc oft alê oon
einem Bkocifampfe bcê .ticilanbcê mit bcm 2;cnfcl, bcr „bcê S:obcê
©emalt hotte", (§cbr. 2.); in toeld)cnt ^îampfc bcr §crr gerabe
ba alê Sieger baftanb, alê ber Sööfc jh" im îobc übertounben
JU haben glaubte. „O Sob, too ift bein Sieg?" ruft bcr hl-
^auluê befanntlid) im crftcu Äorintherbricfc c. 15 auê. — vita
(„baê Seben") ift auf bcn heilanb ju bcjichcn, ba ©r oon fic^
felbft gefogt: „jd) bin bcr SScg, bic Sßahrheit unb baê Scbcn."
(joh. 14.) unb toieber: „3th bin bic Slufcrftchung unb baê
Seben." (jol). 11.)

4. Xhcil: „Sog' unê ïïlîaria (9Jtagbalcna), toaê hoft bu
gefehen auf bcm ffiJegc (jum ©robc unb Oon ba jurüd)?" —

So fragen toir mit bem Sid)tcr îJJaria iïUagbaleno, bic mit
bcn anbern frommen grauen am Oftermorgcn jum ©rabc ging.
(SKatth. 28.) — Ser ®td)tcr läßt fic antworten: „Saê ©rab
beê Icbcnbcn Ghriftuê fah ich «nö bic .t)crrlid)teit beê 9lufcr=
ftanbenen, (boê ßrbbcbcn, gîicbcrftcigcn bcê, Gngclê, baê 2Bcg«
toäljcn bcê Stcincê, bic tobcêöhnlid)e gurcöt' bcr ®â(ï)tcr
2C.) „id)
fah Sngel alê Bcuflen (ber Slufcrftchnug), boê S^toeißtud) (loomit
baê §aupt bcê §errn bebcdt geiocfctt) unb bic Sci^cnfleibcr
(worin ber Scib gehüllt ttjorben war)."

Saê ftnb bic Sctociêmomcntc, bic bcr Sichter bic hl. ^Dïagba»
lena üorführen laßt; fic hält biefelben für htnieid)citb, fo baß fie
ni^t einmal bcn Seweiêgrunb bringt, ben man auf obige grage
hätte erwarten foilen: jd) habe jhn gcfchcn, Er ift mir crfthienen,
unb ich habe mit jhm Igcfprocben! SSiclmchr brid)t fic ab unb
ruft jubclnb auê : „Slufcrftonbcn ift Shriftuê, meine Hoffnung.
Sr wirb eud) ooraugchcu nad) ©allifäa (wie ber Engel gefagt
hat) 2)krf. 16." — SBic EhriftuS einft bic jünger auffovbcrn ließ,
jhtn na(h ©oliläa ju folgen, fo foHcn oud) wir Ehriften alê
feine jünger jhm folgen nad) bem wahren ©aliläa b. i. jum
©immcl. — Shriftuê ift ferner, wie fiir SJÎagbalcna, fo für jeben
reuigen Sünbcr „bic Hoffnung", ber .<pofftmngêanîcr. —

i£Scld)c ißoefic tu biefem ©a)je! Seid)' l)crrlid)e Sramotit!
5îcin SSunber, baß man in alter aud) bcm ©cfangêoortrag
einen cntfprccheitben Eharaftcr aufbrüdtc, inbem man bic gragc
„Die nobis, Maria" etc. »om gcfammtcn SSoltc fingen ließ, toal)«
renb bic Slntwort bcr hl- ïïîogbalcna burch bcn 9Kunb cincê
einjelnen Sângerê gegeben würbe. Sorauf aber bclunbctc baê
ganje SBolt wieber freubig feinen ©lauben an bic 5luferftchung
bcê .§crrn burch ben S^lußfa^ Seimus etc.

5. ïhejil' r,®ir wiffen, boß! Shriftuê wahrhaft Oon bcn
2;obtcn oufcrfianbcn ift: Su, o fiegreidier ^errunb Äßnig, erbarme
Si^ unfer!"

Seimus („Sir wiffen") brüdt bic uncrfd)üttcrlid)c ©cwigbcit
bcr gläubigen Eftriften oon bcr 9lufcrftcl)ung Dcg ^crrn nn§.
Sarum heißt c§ ja au^ in einem beutfd)cn
Slufcrftc^ungSlicbe
,,jch weiß, bafj mein Erlöfcr lebt", (job 19) —

Sen ©d)(uf} bilbet ein turjc§ aber inl)altrcid)c§ ©ebet um
Erbarmen, gcrid)tet an ben ficgreichen Sönig unb §ctrn, ber Sob
unb igötlc iibcrwanb Er ift ,,Sieger toie deiner", aber aud) wie
deiner ju ©nabe unb !Bacmt)crjigfcit geneigt.

Um f(hlicßlichnod) ein Sort über beniöortrag bcrEhoral'
fcquenjcn ju fagen, fo bemerteu wir, baß fic am wirtungäoollft''"
oon jroei ocrfchicbcnen Ehören (ßnaben= unb '2Känncrd)or ctb'
toccbfelnb) oorgctragcn worben, biä bei bcr Sd)luBftrDpl)e beibe
Ehörc fid) ocrcinigcn. Saß bic Sequenzen nad) ihrem Sluibau
unb ihrer gnitjcn Einrid)tung einen folgen Sciifclgcfang
forbern,
wirb jcbcm fofort cinlcud)tcn. ®(hlcppcnbc§ gichcn würbe bie
majcftätifd)c Schönheit unferer Oftcrfcqucnj attsnfcljr becinträcfi'
tigcn. 9JJon bcad)tc forgfältig bcn mctriid)cn Slcccnt unb fd)cuc
bei bet Einübung nid)t, bcn Scjt wieberholt recitiren ju laffen,
beoor man jum Singen übergebt. — '3Kögc fcitcnS unferer S?ird)cn-
djörc biefem flaffifdien ©efange bic SlufmerffamEcit gcfd)cnft werben,
bie berfelbe Oerbient! Sd)öncn..

; j

Mutans Hevae nomen."

9)

S®ir fogten bereits, boß biefe ©teßc ouS bem in bcr
üorigen Siummer bf§. 331. erflärten §htnnu§ Ave maris
Stella eine bcr fdhroicrigfleu fei, bie in bcn oUcn §vmnen
überhaupt üorfotnmen bürften. Dorum fohen roir unS noA
etrooS §ülfe um. Seiber ging bie nod)ftehcnöe ©rflärung
unfereS greunbeS Dr.
9Î., ber unS"an theDlDgifd)em '2Biffc«
roeit „über" ift, juft noch 9iebüftionSfchluß hier ein, fo boß
roir fie in ber legten 9iuinmer uid)t mehr 'bringen
fonnten. gür unfern großen ^opierforb foll-fie ober ouch
nicht fein; bcr mag fich mit minbcrroerthigeu](3achenlbe=
gnügen, mie bisher! 9llfo hier ift fie:

„Eva heißt umgefehrt : Ave.Mutans heißt bcfanntlich „ unt=
fehrenb." '«ÜUria tft in aiücm boS ©egenteil ber ©oa. Die
lettere ift bie Urfoche beSDobcS, gjlario beS ScbenS; ©üa
beS BermürfniffeS mit (Sott, 3Jloria ibeS griebenS
mit
©Ott, ber burch boS freunbfd)aftliche Ave bcS ©ngclS im
Sluftroge beS 2iacrhöd)ften üerfünbet roirb. — ©S hat ©ott
gcfoOen, boß boS erfle SBort, roomit ber ©ngel bie allerfeligfle
jttngfrou ontebctc, bie Utnfchrung Ootn iJiatncn ber ©oa war,
bomit burd) boS ©ort ber ©egetifa^ ber '^Jerfonen ,©0o uttb
aJîorio fhmbolifch ouSgebrürft tüürbe. ©d)ön unb bebeutungS-
oott ift
es, boß biefer ©egenfo^ Iber Sorte, biefcS „Sort'
fpiel", in ber ©prodhe ft^ finbet, bte eben"bic ©prod)e bcr
Kirche ift unb
als folche üon^©roigfeit hei^ " »o^ ®d"cS oÜ^
loiffenbem 9luge boftonb."

©0 unfer greunb. yjainentlidh bie lettere ©emerfung
holte ich für intereffont unb roerthüoa. Der ;gencigte Sefer
mi5ge nämlidh bebenîen, boß b«r ©ngel feincStocgS in
lateinif eher ©prodhe ju ü}faria gercbet, olfo ou^ boS
2Bort Ave nicht gebraud)t hat; fonft roäre bie ©tfläruttg
jener ©teile jiemlidh einfod). 3ur ßeit ©hrifti roor i«
^43aläftina ober ouch bie olthebräif dhe ©prad)e nicht mehr"
gebräuchÜd). Diefelbe roor in golge ber SSegführung nod)
S3abi;lou burch bie fhro=cholbäifche (ober roie man fte oud)
nennt: orotnäifdhe) ©prodhe üerbrängt morben. jn biefer
©prodhe hat boher ber §err einft geprebigt, unb in biefer
hat ber ©ngel ohne Brocifcl ju 9Äoria gercbet.


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27

9Iϧ nämtidh bte Jubett ttit Ja^re 606 bor (S^r. tn'§
bab^ïonifcbe Sanb beporiirt hjurben, maren |'fte^ burcb bie
äußere ^Rotbrnenbigfeit gejmungen, ble ibrer "b^brätf^en
ÜJhttterffiracbe oerroanble épra^e ber ©leger anzunehmen.
®aö Serftänbniß unb bte Uebung ber SQïutterfpracbe ging ba=
burd) aHerbtntjS noch nid^t Oerloren, fonbern fte rebeten unter
fid) ba§ angeftatnmte §ebräifcb, unb in ben ©^nagcgen marb
ba§ @efeg in eben biefer ©prache gelefen. Sluch nach ber
9ïudfehr au§ Sabelen (im Jahre 536 o. Shr.) bebienten
bte ©elehrten in ihren ©^riftroerfen fich immer noch be§
§ebräifchen._ ïllïein ba§ neue ®efd)lecht, ioeld)e§ in
$alä .tna einjog, toar unter bem ©influffe ber bab^lonifdhen
Sanbesfprad)e geboren nnb herongema^fen. ©o fam e§, baß
ba§ .T:)ebräifd)e fd)on tn bem erfien jahrhunbert nad) ber
©efüngenfd)aft immer mehr bem Sabhlonifchen ober Ghal=
bäifd)en meid)en mußte, ©dhließlich tottrbe ba§ §ebräifche
nur nod) oerfionben, aber nicht mehr gefpro^en.

3)aS §ebräifd)e mar alfo für bi'e Juben eine „tobte"
©prad)e gemorben, mie e3 für un§ bie lateinifdhe ifl. ©ie
lafen olfo aud) ba§ Sllte Deftament in einer „tobten" ©prache!
aSir braudien ben geneigten Sefer mahl faum barauf auf-
merffam JU machen, mie totd)tig gerabe biefer Umftanb für
bie 9ïeinerhaltung be§ altteftamentlidhen DeyteS mar. Eine
ntd)t:gefpro(hene ©prachform Ifi itnmer eine ©chugioehr gegen
eigentnäd)tlge Slenberungen, mie |a auch ble fir^e ihre litur=
gifcheu ©ebete
jc. burd) ben ©ebrouch einer „tobten" ©prache
in Ihrer urfprünglichen 9ïeinheit erhält uttb erhalten »Irb bi§
jum ©nbe ber Sage. 2)te 9ïeb.

lodjamt.

I.

®ie geier be§ Kird)eniahrc§ OoUjieht fich borjugSioeifc
im hl- a>?eßopfer, meld)e§ Quelle nnb Si)iittclpunft alleS über=
natürlid)en ßebenS in ber .ftirdie Ift. Ju bcu toechfclnben
©ebeten unb ©efängen ber h- 3Jïeffe fpiegelt fid) ber Serlauf
beS KirdhenjahrcS ab; e§ finben barin bie ©ebanfen ber
Kird)e ihren ^uSbrud, ble bafür empfänglidien ©eelen aber
reid)lid)e S'lahrung für§ übernatürlid)e Sebett". Der geneigte Sefer
möge mit un3 ben Serfud) machen, fid) Oon ber „Intierlldjen
§errlid}fett" ber .Kirche in ber geler beS Kird)cnjahreS einen
anuähernben Segriff ju tnadhen, inbem mir bie oeränberlld)ett
aj?cßgefänge, meld
)c beim .^ochatnte Oom ^rieftet ftlll ju
beten, oom Ghore bagegen felerlid) ju ftngen fmb, einer eln=
gehenben Setrachtung unterjiehen. GS finb 1. ber In-
troitus ober Gingang, 2. baS Graduale ober ber Stufen=
gefang, 3. baS Offertorium ober ber DpfernngSgefang,
4. ble Communio ober ber Kotntnttniongefang.

1. Der Introitus
wirb Oom'Ghore gefungen, fobalb ber ^ricfier baS ©taffel--
gebet beginnt. Der ''^Jriefter betet benfelben, loenn er nad)
SoOenbung beS ©taffelgebeteS jum Slltare hinaufgefllegen ift,
auf ber fog. Gpiftelfeltc. Jn älterer 3eit mürben '■^Jfalmen ju
Seglnn ber 1)1- äJieffe gefungen, mährenb ber Sifd)of bic
^ontififalfleibung anlegte unb jutn Slltare fd)ritt; fobalb ber
Sifd)of ba§ Seichen c\ab, murbc ber ^faltnengefang beenbet
mit bem Sobfprud): Gloria Patri etc. (Ghre fei bem Sater k.).
2lu§ biefem ©ebrand) Ifi ber Introitus in feiner heutigen
©eftalt entfianben, unb barum nnterfd)etbet man fegt brei
Dheile an bemfelben: ble Sintiphon, ben ^^JfalmoerS unb

ba§ Gloria Patri. — Die Sorte be§ Introitus fmb in

ber Siegel ber heil- ©ehrift be§ alten SunbeS entnommen.
Durdh ihre Slnmenbung im Gingange ber hl- SOïeffe foH ber
ßufammenhang be§ alten SunbeS mit bem neuen bargelcgt
loerben. Der alte Sunb mar ble Sorbereitung auf ben
neuen; GhriftuS ber §err, meldher fidh ^er heil. äWeffe
opfert, mar baS 3lel beS ©efegeS; im ©lauben an ihn fmb
ble Säter gefiorben unb fellg gemorben; maS fie nid^t ge=
fehen, baS ift unS jutheil gemorben. Sluf bem Slltare er=
neuert fich baS ©ebädhtniß feineS SebenS unb SelbenS, unb
cS follen baran gemiffermaßen geifiigermeife Dheil haben ble
im ©lauben an ihn gcftorben finb unb fid) fegt feiner Sln-
fchauung im §immei erfreuen. — Der Introitus emhält
aber jugleidh jebeSmal einen ©ebanfen, ber unS bei ber
geier beS hl- älfeßopferS beherrfdhen unb erfüllen foH: er
gibt bte ©timmuug an, in ber mir ben betreffenben Dag ober
baS etnfallenbe gefi feiern, ober er gibt eine Sehre, bie mir
oor aüein barauS jiehen follen. ©o lautet ber Introitus
oom Slf^ermittmodh: „§err. Du erbarmefi Didh aller;
Du haffeft ni^tS, maS Du gemadht haft; Du bifi nadhj'ldhtig
gegen ble ©ünben ber ïlïcnf^en um ber Suße toillcn; Du
oerfchoneft fte, benn Du bifi ber §err, unfer ©ott." (Such
ber SeiShelt 11, 24 unb 25). Dann folgt ber ^falmOerS:
„Grbarme Did) meiner, o ©olt; erbarm Didh meiner 1 benn
auf Dich oertraut meine ©eele." (-|3f. 56, 1.) Ghre fei
ic.
— gürwahr ein roürbiger Gingang jur beginnenben ßeit ber
Suße uttb ©cipeSerneuerung!

9)?and)mal tönt biefer einleitenbe ©efang laut unb
freu big: Gaudeamus omnes in Domino (grctien toir
uns Slrie im §errn); balb tief flagenb: Miserere mei,
quoniam tribulor (Grbarme Didh meiner, benn id) bin fehr
bebräugt); in ber Dfterjeit flingt baS SlHeltija überall
mieber, toie ein ©eläute fröhli^er ©loden; an be n gejien ber
^eiligen merben beren Dugenben unb Driumphe angebeutet;
ift cS ein gelfi oeS .t)errn, fo loirb baS gefeierte©eheim--
nlß feierlidh angefünbigt.

SluS bem ©efagten ergibt fidh, warum bic Klrd)e
münfdht, baß ber ©efcing^or "mit bem Introitus unb nid)t
mit beut Kyrie beginne. Dhne jenen fehlt ja bem öffent=
lid)en ©otteSbienfie ber ©runbton — baS „3clttnotlo", mürbe
ein Sagnertaner fagen —, meld)er burdh bte ganje geier
hlnb.irdhflingen foH. — Da fönnte man unS. nun Otelletd)!
bie nieberfchmetternbe Semerfung entgegenhalten, baß ble
©läubigen bte in ber lateinifd)en KIrdhenfpradhe gefungenen
Sorte' beS Introitus ja bod) nicht oerfieheu! Gi! Soju
merben benn mohl fo oiele J^öne GrbauungS= unb 2lnbad)tS=
bü^cr gebrudl, melche Introitus, Kirdhengebet, Gpiftel n. f. m.
für alle ©onn-- unb gefttage lateinifdh unb bcutfd) enthalten ?
Sludh fann id) ba nicht umhin, unfern Slltoorbcrn hohe§
Sob JU fpenben, meld)e fogar ble ©onntage im bürgerlid)en
Kalcnber nad) ben SlnfangSmorten beS Introitus genannt
haben: Invocabit, OcuH, Laetare u. f. m.! Unfere blebern
Sorfahren hatten eben mehr Jntereffe unb Serftänbuiß für
baS ©ebet ber Kird)e, alS unfer oon „Silbung" IrtefcnbeS
19. Jahrhunbert. „Damals erfaßte man (um mit ©ueranger
JU reben) bie ©ebete ber Kirdhe redht mohl, unb bie mit
biefen J©ebeten oerfnüpflen Geremonien ber Siturgie galten
nicht, toie heuer, als ein bloßeS ©chaugepränge ober als
ber SluSfluß eines
Dberf(äd)lld)en poeltfd)en ©efühleSl Ser
oermödhte unS biefeS geiftige Grfaffen übernatürlldher Dinge
mleberjugeben ?"

Serfudhen mir nmt, ben Utnrglfchen ©runbgebanfen


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28

»ntget ber folgenben ©onn unb gefitage ïurj barjulegen!
2Bir bemerîen nodh, baß, wenn man ben au§ ber hl- ®^tlft
entlehnten ©horgefängen eine angemeffene, erbaulid^e Deutung
geben rniö, oller unb aüe Kiinfielei ju üermeiben ift.

^udh mirb ber Sefer bie rid^tige Deutung in ber Sîeget tiel
leidster treffen, menn er ba§ ©üangelium be§ DageS in§ 3luge
faßt. DiefeS nämlidh ifl ihm »on Jugenb auf befannter,^alS
bie übrigen mechfelnben Dheile ber !}. ïïîeffe, befinbet fidh
ober mit biefen Dheilen felbfloerflänblidh im fdhBnften Stnllonge.

Sllleluja! Der §err ift mohrhaft ouferflonben!
fingt am h- Dfterfefle bie Kirdhe in ihren Dogjeiten. Der
©rfïanbene ifl ber emige, ouS bem SBefen beS boterS geborene
©ohn, meldher, um ben 9?othfdhIuß ber h- Dreifoltigfeit ouS=
juführen, „fich felbft entäußert, inbem er KnedhteSgeflolt an=
nohm" unb „olS unfer Dflerlomm gefdhlodhtet morben".
2ßir feiern (fagt ber berühmte Slbt ^îupertuS) boS ^:i5afcho
b. h- ben „Uebergong" beS §errn unb feiner ©rlöften;
benn ©h^iP"^ ift übe^gegongen tjom Dobe jum Seben, ton
ber TOebrigfeit jur ©lorie, ton ber Knedhtfdhoft jur §err=
fchoft. 2lber auch mir finb übergegangen ton ber ginflerniß
jum Sidhte, ton ber Slrmuth jum SReidhthum, ton ber ©dhulb
jur ©nabe. Dorum ifi heute alles im (otholifihen ®otteS=
bienfte fo toU Sidht unb Sonne, toll greube unb Drofl! —
Der JutroituS ber hl- ÛJîeffe ifi auSbem 138. ^folm
genommen, in meldhem ber fiJnigli^e ©änger bieg2inmiffen=
heit unb Sdlgegenmort ®otteS preifi:

Eosurréii ot adiiuc 'tocum , Jch bin aufcrftanbcn unb
sum, Alloluja, posuisti super ' no(5 bin id) bei bir, SHtcInja :
me manum tuam, Alleliija: ; bu hoft beine §anb auf mid)
mirabilis facta est sciéntia ! gelegt, StKeluia : munberbar
tua. Allelaja, Allelnja. — ; ift bein Sßiffcn. SlHelnja,

j Siaelujo. —

Ps. Domino probästi me et ^f. §err, bu haft mich
cognovisti me: tu cognovisti prüfet nnb fenneft mid): bu
sessionem meam et rosur- fenneft meine (Srniebrigung
rcctiönem meam. — ; unb meine Stuferftehung. —

Gloria Patri etc. ' ®hre fei :c.

Die Sorte beS Introitus legt bie Kirdie bem auf=
erfionbenen §eilanbe in ben SJunb. 9?ur ©ott ber SIC(=
miffenbe, beffen 'blidC fidh nichiS entjiehen fonn, termog bie
©röße beS DpferS ju f^ö^en, melcheS ehriftuS burd) feinen
KreujeStob für unS gebro(ht, nur ber boter oermag boS
Dpfer beS ©ehorfomS in feiner gonjen ©röße ju mürbigen.
Daher

Du haft midh geprüft ... Du (aOein) fennft meine
' ©rnlebrigung unb meine Sluferftehung. —

Die terblenbeten Juben hotten gehofft, ben ^errn für
immer bem ©robe ju überliefern. Slber fchon nad) berlouf
ton brei Dogen fonnte er triumphirenb ausrufen: Eesurrexi
„td) bin oufetfionben"! Die Juben fennen ben nicht,
ben fte gefreujigt haben; miffen nicht, boß (£t ber emige
©nhu beS boterS ift, ber olS folcher „bei bem bater ift"
ton ©migfeit her. — ©^irmenb hat ber bater „feine ,§anb
ouf ihn gelegt",bomit nach i)" Seiffagung beS ^folmifien
ben h- nidht betührte bie bermefung. llnb fo ift „@r
benn oufetfionben ton ben Dobten als bet Erftling ber ènts
fdhlofenen", mieber SlHmiffenbe eS längfi hatte torouSterfünben
loffen, benn „munberbar ift fein Siffen."

Damit ber Sefer fich an ber SluSbrudfSroeife beS Introitus
nidht ftoße, möge eine ©teOe ouS bem Kote^iSmuS beS KonjilS
tonDrient hier^lo^ finben: „Sennglet^ mit in bet ©^tift
mitunter lefen, EhriftuS ber §etr fei tom bater oufermedtl
motben, fo ifi bteS auf ihn nur, infofetn erSJZenfdh mor,
JU bejiehen, gleidhitjie hingegen bo, wo gefagt mirb, boß er
ouS eigener Kraft ouferftanben fei, bieS ouf ihn, olS ©ott,
JU bejiehen ifl." — Doß bie Unterorbnung beS „'ïRenfcheit^
fohneS", meldbe fidh eigentlich auf bie gonje heil. Dreifoltigfeit
bejieht, fomohl in bet ©prad)e ber hl. ©dhrift olS ber Kirdhe
ouSbrüdCli^ nur auf ©ott botet bejogen mirb, hat feine
guten ©rünbe, ouf bie mir unS hier felbflrebenb nidht ein=
loffen fönnen.

Sir gehen über ju bem Introitus beS jmeiten
DfiertogeS:

Introduxit vos Dóminus in
terram fluéntem lac et mei,
Alloluja: et ut lex Domini
semper sit in ore vestro.
Alleluja, Alleluja. —

Ps. Confitémini Dómino et
invocate nomen ejus: annnn-
tiate inter Gentes opera
ejus. —

Gloria Patri etc.

©eführt hat euch ber ^»err
in ba? Sanb, bartn ^IKilcb unb
§oitig fließet, fflKcIufa: bomit
bc§ ^errn öiefefe immer in
eurem SKunbe fei. aiacluja,
Slßeluia.

^f greifet ben §errn unb
rufet an feinen Siamcn:
mad)ct
funb unter ben aSöIfern feine
aSerfel —
©hre fei Jc.

Der De):t beS JntroituS ifi bem jmeiten budhe SJZofiS
entnommen; ber ipeerführer JfroelS fchärft bort bem bolfe
bie geier beS ^afdhofefteS ein, melcheS mie ein Denfmol fein
foü, bomit beS §errn ©efefe immer im fflîunbe beS bolfeS
fei: „©ebenfet biefeS DageS, bo ihr ouS Egypten gejogen,
ou S bem §oufe ber Kned)tfd)aft ; benn mit ftörfer .t)anb hat
eudh ber ^ett ouS biefem Drte geführt, batutn foflet ihr
(om '!Pafd)afefte) fein gefäuerteS brob effen. Unb menn bich
nun ber §ett führt in boS Sonb . . . ., morin 3Jitldh unb
§onig fließt, fo follfi bu biefen heil- Dienfi feiern in biefem
ÜWonot ... unb bu foßft beinem ©ohne erjählen on biefem
Doge unb fagen : DoS ift'S, maS mit bet §err ermiefen, olS
idh aus Egypten jog. Unb eS fei bir, mie ein ße^en ouf
beiner §anb unb mie ein Denfmol tot beinen Slugen, bomit
beS §etrn ©efe(j immer in beinem Slîunbe fei; benn mit
flatfer ^onb hat bidh ^«r §etr ouS Egppten geführt." —

Die Slnmenbung ifi ni^t fchmet. Sit Ehriflen feiern
boS ^ofdhofefi jum SInDenfen on unfete befreiuung ouS bet
Knechtfchaft beS DeufelS, weld)e härter unb brüdfenber mar,
olS bie bet Egi)ptet. DoS itohte „Dflerlomm^' ift gefchlad)tet
motben jut SRettung bet gonjen ü)ienfchheit. Unb toie SDJofeS
bie ©einigen burdh boS rothe ÏReer führte, beffen gluthen fie
ton ben Eghptern trennten, fo hat ber §etr fein bolf burch
boS Soffer bet Doufe ton ben Ungläubigen gefd)ieben. —
Die Hebräer rourbeü ton Jofue in boS Sonb " geführt, ton
meldhem megen feiner oußerorbentlid)en gur^tborfeit gefagt
lüutbe, boß es ton Wildh unb §onig fließe: unS Ehriflen hat
ber §etr geführt in boS 9îeidh feiner Sahrheit unb ©eredhtig«
feit;: bort nährt et fein bolf mit bem Wöhren âïJonna. Dut^
biefe ©roßthaten feinet ©üte loin er unS bohin bringen,
boß in 3ufunfi fein ©efe^ fletS in-unfetm üJïunbe fei unb
gemiffenhoft beobodhtet merbe. — 3)Ut 3fledht forbert unS baher
bie Kird)e im ^folmterS (^^Jf.|l04)2auf :
greifet ben ^Qerrn unb rufet on feinen Dîomen:
50îochet funb unter ben bölfern feine Serfe!

DerîErhobenheit ■ bet ©ebanfen in ben beiben JntroituS
entfpridht toU unb gonj ber mufifolifdbe SluSbrudC in ben
©regorionifdhen Seifen. Seldhe SO^ojeftät in bet hhpo^ph^^?'
gifchen d^elobieton Djletfonntag! S;ld)e änmuth in bem


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29

entfpredbenben ©afee öoin jtticiten Oftettage, at§ roenn bev
©änger unS ba§ heilige Sanb tn Sönen malen roollte, bo§
öon äRtldh unb §onlg fließt. — $S5ir haben ba§ Bertrauen,
baß unfere Ghöre fid^ bemüht ha^>en, ben herrlidhen Sßeifen
bodauf geredet ju ro''rben. ©dhönen.

Daß beniljtnte Mxftmt kB Don êreprio

forapouirt um baS 3abr 1640.

3)iefe§ in Siom in bem größten Slnfehen ftehenbe SBerf i
ifl bie Kompofitiou beê BfalmS „Miserere mei Deus",
ba§ SDÏittmodh unb greitag tn ber heil. SBoche in ber fiytinifdhen
Ä'apeHe aufgeführt roirb, Der römifcl)e ©dhriftfleOer Slnbreaê '
Slbami, ber 9fadhridhten oon ber päpftlidhen Kapeüe biê ju :
bem ^ahre 1714 tnitlheill, äußert über OiefeS berühmte SDerf ■
folgeube§: üerfchieDenen bergeblidheu Berfuchen älterer

Kompcniften oor mehr als hunbert fahren, eben biefe Beerte
fj in 2«ufi! ju fefeen, baß bie .t)äupter ber Kirche Oöflig
bamit jufrieben mären, hatte Don ©regorto Slüegri ba§ ©lüdÉ,
eine Kompoftlion ju liefern, bie fidh eioigen 9ïühm ermarb;
benn tnit menigen mohlmobulirten uub mohlangebradhten Sloten
fejjte er ein ïUHferere, roelcheS noch lange jährlich an eben
ben Dagen mirb gefungen roerben uub lange noch jeben in
(grftaunen fefeen roirb, fo roie eS je^t afle guhörer entjüdtt.
— Daß ber erhabene ©inbrudC, ben biefeS B3erï iu ber
(Sharroodhe in ber päpftlidhen Kapelle auf baS ©emüth beS
.ÖörerS madht, einjig unb mit ^JiidhtS ju oergleidhen fei, barüber
ift nur eine ©timtne. ©S läßt alles, roaS idh bisher oon ,
Kirdhenmuftf gehört habe, roeit hinter fid) jurücf. O bie
unbefchreiblidhe «öarmonte! toie ba aÜeS ineinanber fließt unb
ftimmt! Balb hört man ben leifen flagenben J^ammer beS
einen, bann greifen bie anbern roieber ein, unb fo mallet ber i
Bußgefang fort, bis am ©nbe jeber ©trophe aKe fid) üer=
einigen. — ^UJir rourbe bie ©teile unficher unter ben güßen.
9Jie hat mid) eine ©teile fo ergriffen unb bemegt mie biefer
©efang; himmlifch muß bie ©eele beS 2}?anneS gemefen fein,
ber eine foldhe .§armonie erfinben fonnte."

©S fann nun freilidh nid)t geläugnet merben, baß ein
Dheil biefeS außerorbeutlichen ©ffefteS ben mitroirfenben Um--
j
ftänbeu jujufd)rei&en fei, unter roeld)eu biefer erhabene ©efang
ertönt. Keine aWuftf ber Sß.'lt fleht mohl fo gan^ an ber
©teile, roohiu fie gehört, als biefe, um ©tnpfinbungeu ju üer=
ftärfen, ihnen gorm unb ©pradhe ju geben, bie fchon im
gjnnern beS ^erjenS fich regen. ©S ift bctS §öchlle, ba? ©r=
habenbfte unb 9iührenb|"le in ber flïeligion beS ©htiflüi: ^^er
Dob beS ©tlöferS ber ^.Dïenfdheu —"bem jene ftiUen Dage
heilig finb, beit jene Drauettöne feiern. Der i^apjl liegt
fnieenb oor bem Slltare, bie Karöinäle fnieeu oor ihren ©iften.
Die i'id)ter ber KapeOe, bie gacfeln auf bem ©eläuber roerben
auSgelöfcht — eine tiefe heilige ©tiae ruht auf bem ©anjen; |
ber erhabene ©egenftanb biefer geier brängt fid) jebem ©e=
müth auf unb "ftimmt e3 ju frommen ©efühlen. — Bier
©timmen, bie reinften, bie man hören fann, heben nun ben
einfachen ®efang an, ber balb leifer, balb ftärfer, balb in
einjelnen Bartteen, balb tu ©hören bahlnroallt. ©o roirb bie
nömliche ÜJluftf mehrere Ü)Zale mit oeränbertem Dejl roieber^
holt, bis ber lefete BerS beS ^falmS mit jroei ©hören be=
fdhlof[en roirb, in roeldhen ber ©efang immer langfamer,
feierlicher, fchmä^er, enblic^ ju erlif^en fdheint. SDïan benfe !

fidh hierju baS f^öne ©ebäube ber ftytinifchen Kapette; man
bebenfe meiter bie BoQfommenheit ber päpftlidhen ©änger,
bie biefe 5D?ufif ouf eine Slrt oorjutrogen roiffen, bie nur
bort möglich ift, Doher hört man bie ollerreinfte ^[ntonotion,
ein Srogen ber Söne, ein ßufommenftimmen aÜer, boS ni^tS
JU roünfd)en übrig läßt. UeberbteS hat btefe Kapelle für
biefeS SBerf eine Slrt beS BortrogeS, ber nicht in ben 9?oten
mitbejeidhnet, fid) bloS burdh Ueberlieferung hier erholten unb
fortgepflonjt hol, ein gemeinfdhoftlidheS SBadtJfen unb Slbnehmen,
Befdjleunigeu unb Berjögeru ber Bemegung bei geroiffen
©teilen, oußerbem geroiffe Slrteu beS SluSbrudfeS unb ber
Berjögerungen, bie biefem SBerfe oieHeidht einen ©eift ein»
hauten, ber feine SBirfung ooHenbet. üi, 20?jtg.

|)a)))l-3ttbtläum.

©S ift (fdhreibt mon ouS 9tout) bolb nid)t mehr möglich,
oQe jene Stationen unb Körperfdhaften oufjujählen, bie fich
om 3ubelfe|le beS heiligen BaterS bereits fd)on betheiligen,
ober ongefünoigt haben, ftdh boron ju betheiligen; unb bie
SluSfleOung ber ihm gemod)ten ®efd)enfe mag äußerft prodht=
ooH merben. ©h'nefen unb ^fapauefen, bie foft ju ben oom
^Jîittelpunfte ber fothol 9ieligion entfernteften ÏJotionen gehören,
fünben bereits ihre Slbreffen unb ©efchettfe on ben heiligen
Bater on. ©S roirb biefe '■^3riefter=3ubelfeier eine ber
impD=
fonteften Demonftrotionen ber gonjen fathoUfd)en ©h^'P^n^fi^
merben, unb eS wirb fchmer fein", in ber ®efd)i^te boS Beifpiel
eines fo glänjenben unb einftimmigeu 3eugniffeS beS ©loubenS,
ber Siebe unb ber Slnhänglichfeit on ben ©tottholter ^efu
©hrifti
JU finben. Belgien bereitet man ein golbeneS
Budh bor, welches bem heiligen Bater borgebradht wirb. DiefeS
Buch, weld)eS ein SBunber ti)pographifcher SluSftottung fein
wirb, foll bie Shaten eutholten, bie fidh attf ben ^Çopft be=
jiehen olS Bertheibiger unb Berbreiter beS fotholifchen ©loubenS,
als Befd)ü^ev unb Befötberer ber philofophifd)eu ©tubien,
olS ©lootSitionn unb gürften, olS ben eifrigften Beförberer
beS d)riftlid)eu gortfchritteS in ollen 3weigeu ber menfd)lid)en
Shötigfeit uub olS ben einjigen uttb fidherfteu §offnungSanfer
ber menfchlid}eu ©efeafchoft. " §err ©ottfrieb Kurth, ^rofeffor
ber ®efcl)id)le on ber Unioerfität ju Süttich, ift beauftragt, in
berebter SBeife bie ©efd)id)te beS großen je(jt regierenben
^ßopfteS in gebrängter Kürje ouSjuorbciten. Der fehr berühmte
unb berebte'Berfojier, Slutor mehrerer Bîerfe, uttb unter biefen
beS fehr gefchöljten SBerfeS „Urfprung ber mobernen ©ioiti--
fotion", 'ift joohrhaft würbig, boS £ob beS regierenben ^^3apfleS
JU feiern, — Sludh bie geinbe ber Kird)e thun baS Sh^iflf»
fo biet fiî fönnen, um bem heiligen Bater ju fdhoben ober
bet Jubelfeier, bie ftd) oaentholben funbgibt, Dämme ent-
gegeujufe^en. ©o fonnte mon iu ben liberoleu Leitungen
iefen, boß ein frember §err bem ^opfte eine Slîiaion groncS
gefchenft habe, ©leidh würbe tjou competenter ©eite biefe
Sfachridit bementirt. 3wedt biefer folfdjen 9îodhridht war, ben
©ifer im ©eben ju bämpfeu; beun menn er ohnebieS fdhon
eine SJJiaion groncS foU erholten haben, wäre eS nid)t mehr
nothwenbig, fo oiel unb befläubig bem heiligen Boter Opfer
JU bringet!, ©ine jweite folfdhe 3'"fadhridht, bie man iu Umlauf
fe^te, war, boß eS mit ber Berwoltung im Botican'fd)ledht
flehe, baß man bereits in ©chutben ftecfe. Sludh biefe SJod)^
rieht wurb fogleich bementirt, obgleich eS faum nothwenbig
gewefen wäre, bieS ju thun. ©S Ift wahrer Uufinn,^fo etrooS
oudh nur ju benfen, nodh weit mehr, fo etiooS in^bie BJelt


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hinou§äufdörelcn ! ®et «'«'B er

nur tont Sllmofen feiner Ktnber lebt unb baß er nur ba§
ausgeben fann, waS er bat ; aber er lebt mit fo »eifer ®par=
famfett, baß er unglaublt^ oiel auStbeilen fann. Stilen
Setbenben bet 2ßelt, mo e§ immer mijglidh ifl, fommt er
ju ;§ülfe. §at er ja in menig Jabren bem oon ber SRe^
gierung JtalienS fo gefd^äbigten Jnftitute ber ^ropaganba
fafi eine 2)îillion geben fiJnnen.

Der €akanU

^art am Ufer be§ obern ßürc^erfee'S liegt ba§ ®i3rf-
chen Söllingen. Dort ftanb Inno 1850 ber greife Ganter
flauS Senj auf bem freien Sorploge beS alten tird^teinS,
um einen Seic^enjug ju erwarten. Derfelbe blieb lange au§.
Der 9Ute ließ feine Slidfe über bie fonnenbefd^tenene gläd^e
be§ lieblitbften aüer ©tbmeijerfeen fd^meifen. Drüben am
anbern Ufer erhoben ftdf) im Sorbergrunbe bte fanften §ijl}en=
jüge ber 2)?ardh unb babinter, immer fleiler unb fleiler, bie
fallen, jerriffenen ©ipfel ber Sllpen.

„Son bort ^er, auS bem milben SBöggigt^ale flammt
etgentlicb ber granj", murmelte bet Sitte, mäbrenb bet iDjotgens
minb mit ben filbermetßen Si5dEdl)en fpielte, bie fidh neugierig
unter bem fdhroarjen ©ammtfäppdhen heroorbrängten.

Gt roar etn fonberbarer ©efelle geroefen, ber granj, ben
fie heute im griebhofe am tadhenben ©ee jur eroigen 9iuhe
betten rooüten. ÜJïan nannte ihn im Sanbe roeit umljet nur
ben ©eigetfranj. Slrmer Seute finb roar er
als fnabe
hlnauSgejogen in bie roeite Seit, unb man fagte, ble feurigen
Seifen, bie er feinet Sioline entlodfte, habe er oon ben 3igeu=
netn gelernt, mit benen et ehematS burdh aßet fetten Sauber
geftreift. SUS alter 3)îann roar er, getrieben oom §eimroeh,
als edhter ©dhroeijet roieber jurüdgefehtt in feine heimathlidhen
Serge, arm unb oerlaffen, roie er
Oor fünfjig ober fedhSjig
Jahren auSgeroanbert. Sluf ben firdhroeihen in bet âlîat^
unb im ©eebejirf fpielte er ben Sinjern unb ©chiffSleuten
jum jTanje auf unb ernährte fidh bamit fdhledht unb redht.
flauS Senj, bet audh etwas oom ©eigenfpiet_ oerftanb, hatte
ben Sllten einmal in bet Ginfamfeit, im SätbeSgrunbe be-
taufdht, roie et mit ben SiJgtein um bte Sette mufijierte unb
babei aü' fein Seib unb Sehnen, baS geuer bet Jugenb,
unerfüllte Hoffnungen, ^erjenStuft unb §erjenStetb unb enb=
lidh bie ,§infättigfeit beS SebenS in ïönen barfleOte, glüdflich,
roeltoergeffen, felbfloetgeffen. Gr erfannte in bem müben
ßugOogel einen edhten f ünjlter unb ließ eS fidh nidht nehmen,
ihm nun ein 3leguiem ju fingen. Senn audh unentgeltlidh,
eS roar ein Slft ber Kollegialität, ben ein ÜJÏufifer Dem anbern
erroieS, unb KlauS Senj hielt oiel auf Kotlegiatität.

Gnblid) taugte ber Seichenjug an, roenige ?ßerfonen nur,
lauter alte grauen, bie eben baheim nichts ju oetfäumen
hatten. Die üJJänner meinten, eS fei bei bem fd)önen Seilet
roidhtiger, baS gelb ju befteöen, atS bem ©eigerftanj „jut
Sei^e"
JU gehen. 9îur Küfier unb Dobtengräber, aber beibe
in einem einjigen alterSfdhroadhen 9)îânndhen "oereinigt, warteten
ihres SlmteS.

Der ©eiftlldhe fprad) bie lilurgifd)en ©ebete für bie
Seelenruhe beS Dahingefdjiebenen, bie Seihrauchroölflein
qualmten in bte §öhe, baS ©rab roarb jugef^aufelt, baS
fchlidhte ^otjfreuj in ben §ügel gefenft. jeber bet Seibr
trogenben befprengte biefen mit Seihrooffer, unb man begob
fidh Sum DrouergotteSbienft in bte Ktrd)e, — boS 9îequiem
foöte beginnen. Dod) oon bet Drgetempore herunter ertijnte
fein ^^ßrätubium. Die Kijpfe ber grauen roonbten fid) rüd-
roärtS. SoS mödhte roohl fein?

KtouS Senj, bet Gontor unb Otgonifl, roor in größter
Sertegenheit. Ohue Satglreler ifl ja bet größte Künftler
auf biefem Jnftrumente madhtloS. Sie et oudh feine be=
forgten Stide umherfdhroeifen ließ, bet ©efud)te roor ntdöt
ju "finben. SaS roor ba ju thun ? Kein einjigeS 9JîannSbttb
in ber Kirdhe, als et unO ber Küfter, unb biefer roor oorn
beim Slltare unentbehrlidh. GinS ber onroefenben ölten 9}?ütter=
dhen fonnte er bodh unmöglidh erfudhen, boS ©efdhäft beS
SolgtreterS ju übernehmen. Unb boch follte ber ©eigerftanj
fein Requiem hoben! Slber eine bet oier jungen Ghotfängerinnen,
bie fid) fchon Dorn an ber Sehne oufgepflonjt hatten unb
leife fichernb in ihre afotenblölter fdiouten? Unerhörte Qn-
muthungen on eine ^ttmobonno oon Söllingen om obern
3ür(herfee!

^.ßeintidhe Sertegenheit ! „Seim ©eigerftanj bo gibt'S
fein Drouetmohl unb fein Drinfgetb" hatte om borgen ber
oon ber .Kirdhengenoffenoerfammlung erroählte Drgetlreter
gebad)l unb roor hinaus jut Slrbeit auf ben Karloffetader
gefd)ritlen

SereilS betete bet ^J3rtefter ben JntroituS unb fronte
unroitlig rüdwärtS, olS bie Orgel nodh immer ftumm blieb.

KtauS Senj fragte fid) in ben paaren unb trippelte
uertegen hin unb her- „Gin Königreich für einen Otgel=
jiehet", hätte et mit ShofeSfpeore fogen fönnen, loenn ihm
biefer befonnt geioefen roäre. So begnügte er ftdö benn,
halblaut ouf ganj geroöhnlid)e Slrt ju tomeutiren unb bem
èoumfeligen ben Kudnd on ben §alS ju roünfd)en.

Do "fomen Dritte bie Dreppe herauf, gemüthli^e, tanfl=
fome Dritte. Die ®Jäbd)en hörten auf ju tid)etn, unb gierig
roie ein 9îaubOogel fpähte boS Sluge beS Sitten noch" ber
über ber Srüf'tnng auftoudhenben ©eftall.

„§a Surfd)e, boS foUft Du mit büßen"! rooßte er ben
Serfpäteten anfd)nauben unb Ihot einen Schritt OorroärtS, um
fid) gleid) auf ben Strgtofen ftürjen ju fönnen.

" Dodh, looS bo jum Sorfd)etn fom, roor ntd)t boS breite,
gutmüthige ©eficht beS DtgellreterS. Gine tanbfrembe
gnomie fdhante ihm entgegen, geiftboße Stirne, fdhorfgefchniltene
ßüge, leuchtenbe Singen." Gin ftäbtifd) gefleibeler yJîonn, im
Sllter oon breißig bis fünfunbbteißig johren, trot auf bie
Gmpore. Slm aiJorgen früh war et oon SîappetSwil, ber
Sîofenftobt am ßürdherfee, aufgebtod)en unb in ben lad)enben
ÎDÎaimorgen hinein, nodh Often gepilgert. Gt hatte oorhin
oon ferne bem Segräbniß jugefehen unb trot, er wußte roohl
felbft nicht roarum, in boS f"(htichte Kirdhlein.

Seinahe erfdhrodeu übet bie jütnenbe ûJîiene beS greifen
GontorS rooßte er fi^ gleid) rotebet jntüdjiehen. Dod) biefer
errolfdhte Ihn nod) beim Sîodjipfet unb flüfterte halblaut unb
in ben elnfd)meid)elnbften Socftönen:

„Um ©otteS roißen, roenn Jhr oudh nidhtS oon 9}?ufif
oerfleht, jieht mir ble Otgel!"

Sounig flog eS über boS geiflooße Sintiig beS gremben.
Gr ntdle ' ein Ja. SoS fonnte er onberS thun, alS
fid) gefangen geben? Sdhneß jeigte ihm bet Gontor bte
höchft einfadhe ÜJaniputalion, unb mit Slrmen unb Seinen
begann et eine Strbeil, inbeß biefer nadh oorn eilte, furj
prälubierte unb bann fräftig einfegte: Eequiera aeternam
dona eis. Der ÜJlonn fpielte gor nidht übel; bie Sopran«
unb Slltfängerinnen thaten ebenfoHS ihr 9JîôgtichfteS, unb fo


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würbe baS ^Requiem glüdfCtcb ju ©nbe geführt. Der le^te
Don loar oerbatit, nnb fi'^tanS SJenj trat ju feinem neuen Ovgel=
;(teber, ber fid) mit feinem feiöenen goulaib öen ©^ioei§
üon ber ©tirne mifcbte. Die ungewohnte Slrbeit fd^ten i^n
ftarf erbiet ju haben.

„©0, heute haben wir bie ©adhe gut gemacht, jdh
hab'S bem armen ©eigerfranj ju Sieb' gethan. ©portelu'
gibt'S feine bafür. Süfeinen beften Danf! äöenn jh^'^
nidht tjerfdhmäht, fo fomtnt mit mir hinüber; bei einem ®la§
aiepfelmoft fönnt jhi^ ©uch »'on ©uren heutigen mufifalifchen
Seiftungen erholen!"

Dem gremben jndfle wie üerhaltenes Sächeln um bie
9J?unbwintel.

„©S ift ein guter Dropfen, fommt nur!"
©r folgte bem 2ltten uadh beffen junggefetlenwirthfdhaft,
wo na(h beS DageS 3)?üh' unb Saft ein gafj gofbgelben ®el=
joferfafteS ben SSorn ju angenehmer ©rbotung bitöete.

Der ©aft ließ fich ben mürjigen ©aft nnb baS fdhwarje
Srob redht wohl fchtnedfen.

„Das habt ^hi^ Leblich oerbient, SDiann, obgleich eS üon
©Urem ju rafcheu Sluftreten einigemal arg plumpste, ja,
ja, fo eine Orgel utu| tuan ju behanbeln wiffen unb in ber
iÜJufif auch ^leinigfeiten nicht gleichgültig nehmen," fagte
^lauS iöenj, inbem er neben bem grentben ^la^ nahm unb
fidh auch ein @laS einfchenfte. Daun fam
er inS ©efprädh
unb erzählte alles, toaS er oon betn ©eigerfranj mufjte; mie
er ihn eintnal broben itn Sudheithaitte belaufd[}t unb entbedft
habe, bafj an bemfelben ein ^?ünftler üerloren gegangen fei,
unb anbereS mehr.

Den gretnben fdhten baS Dhema }u feffelu. ©r hovdhte
aufmerffatn jsu, bis ihn ber Gantor fragte:

„§e, 9jfann, üerfteht jhr eigentUdh audh ttmaS üon
DKufif?"

fo ein wenig!"
„pttet jhr üorhin baS 9iequietu mohl fpielen fiinnen?
^ennt ihr bie alten Jlicdhentonarten ? DaS Agnus Dei hat
tu ber Begleitung fo üiele t^ unb j? baß
eS fdhon 9loutine
braudht, utn nicht fledCen ju bleiben. Unb befonberS bie un=
gewohnten §armonieen uub SluSweidhungeu im Dona eis,
bie haben fchon mandhen umgeworfen, äßollt jhr
'S einmal
probieren?" 33ei biefen Sorten jeigte ftdh ein gutmüthigeS,
überlegenes Sädheln auf ben Sippen beS alten ©antorS iion
Bollingen. „Sßirft'S wohl bleiben laffen", follte eS bebeutnt-
Der greittbe fd[)ieu bie Sorte nicht beadhtet ju haben, ©r
mar nodh ganj üertieft in bie ©chidffale
beS artneu ©eiger;
franj. Da fiel fein 33lict auf baS in ber ©dCe ftehenbe Jllaoier.
©S mar ein fdhlichteS, armfeligeS jnfirument. ©r iJffnete
eS
unb begann ju fpielen. ©dhon bie erften Slfforbe, mu^tig
angefchlagen, belehrten ben ©antor, baß ben ä>Jann ba feine
^artnonieen unb harmouifdhen ^erioe^Slungen beirren fönitten.
Derfelbe begann ju phantafiren; unb je länger er fpielte,
befto griJßer würben bie Singen unfereS guten S3enj.

©0 hatte er aber noch »ie fpielen gehi3rt; baS ging weit über
feine fünft, über ©eflimpcr, toie er i'e(jt feine eigenen Seiftungen
benannte. Jfonute
cS mi3gUd) fein, baß fol^e ÜJJelobieen in
feinem jnftrumente fchlummertcn? ja, ridhtig, — bie ScbenS--
gefdhid)te beS armen ©eigerfrattj jog, in älfuftf gcfleibet, an
bem ©antor oorüber, ber tnit Bewuttberung utib Slnbacht
juhörte unb bie §änbe faltete üor ©taunen unb Slnbadht.
©in 9?equicm ertönte, aber anberS als bcr ©antor eS üorhin
gefpiclt, unb mit einer fubelnben, himmlifch ücrflärten Seife
fchloß ber grentbe unb toanbte ftdh """ unferm ©antor,
bem bic Dhränen über bie Sangen rollten.

Die 2)iufif hatte ben Unbcfannten mächtig aufgeregt,
©rinnerten boch bie ©dhicffale beS artneu ©eigerfrauj üiel
au feine eigenen! ©oQte toohl einft audh er fo üerfannt unb
Oergeffen fterben?!

Ohne eine Bemerfuug beS ©antorS abjmoarten, warf
er feine farte auf ben Difch unb eilte, erfüllt üou feineu
©ebanfen, hinaus, um feinen ©pajicrgang fortjufc(jen. 2111=
tnählig fam bie Bewegung in feiner i3ru[t wieber ju 3ïuhe,
unb er freute fidh foftU^ bcS jntcrmcjjo, hier in biefem fteinen
Dörfchen jum örgcltrctcr gepreßt worben ju fein. Sin Seib
unö ©eele geftärft", fehrte er nadh einigen Dagen nadh 3ü"ch
jurücf JU feinen ©tubien, feinen fompofttionen, ©ntwürfcn
unb ^IJläncn, bie feinen 9ïatncn in ber golge berühmt tnadhen
foCtcn.

^?lauS Benj nahm bie iïarte üom Dtfdhe unb laS
barauf: 9ïtd)arb Sagner.

©in ihm unbefannter 9?ame! ©r hatte nodh nichts üon
„9ïienji", „gliegcnbeu §otlänbcr", „Danuhäufer" unb „Sohen=
grin" gehört, bie fchon batnalS ihren Schöpfer berühmt
madhten.

„Der fann'S ju etwaS bringen", fagte er für ftdh, un^
was bie §auptfadhe ift, ber ©eigerfranj hat fein JRequiem
befomtuen!" Damit ging er hi"auS in bcn ©arten, um
nadh feinen Sieblingen, bcn Blutnen, ju fehen.

Stiele jähre fpäter erft wttrbe ihtn bie eigentlidhe Be^
beutung beS SJJanueS flar. yJichr alS einmal hat er bie
©efdjichte erjählt, unb fein ©efi^t leuditcte auf, toenn er
auf ben 50Jomont icncS Ü)?aimorgcnS ju fprechen fam, ba
9ïidharb Sagner beu golbigen ©clfofcrfaft in feinem ©tübdhen
fidh fo gut fchmecfcn Ueß. (5«. 93?.)

(Eru|le0 unb ^txkxcB.

Der alte ^JJUtthefon fchreibt in feinem, noch heute
gefdhäl^tcn Budhe „bcr ooDtommcne Jfapellmeiftei" (^omburg
1730) alfo: „Sluch bie äußerliche ©tcOung beS ScibeS, bie
Scnbung bcS ©efidjtcS, bie Dragung beS ^aupteS, bie Bc=
megung ber §äube unb, wenn oom ^.ßapier gefungen mirb,
bie" Haltung beffelben — aüeS bicfcS trägt nid)t menig jum
5üorthcil unb jur guten Sirfung ber ©timme cineS ©änqerS
bei, bem eS feiten fowohl Don ©tatten gehen wirb, roenn er
auf einem ©tuhl fi^ct, als roenn er gerabe aufredjt flehet,
fich >»eber üornc noch hinten überbieget ober frümmct, üieU
roeniger üon einer ©eite jur anbern manfet, wie ihrer
SBiele thun.

SBieroohl toegcn beS ©i^enS, roenn man fidh nidht gar ju
gcmächlid) jurücflehnct, fonbern fein emporhält unb bie Slrmc
ftü^el, ift mir in Slnfehung beS SlthemS eine fleine SlnSnahme
cingefatten: inbem id) cheuialS felbft burch ©rfahrung gelcrnet
habe, baß fidh ^ie Suft babei mcrflidh f paren läßt. Der
Scib ift ruhiger unb hat toeniger Bcroegung im ©i^en alS
im ©tchen: mau fann baher üiel länger in einem Don,
ohne Suft
JU fchöpfcn, aushalten. Doch muß bie Untere
ftü^ung auf bcm Slrmftuhl nicht mit bem ©abogen, fonbern
mit Den §änben gefdhehen, unb man muß tric ein iïutfdhcr
auf bem Bocf fi(jcn. Söir habcn'S ücrfucht, ouch »on
Slnbern üerfucheu loffen, unb fichc, man hat eS bewährt bc^
funben. —


-ocr page 34-

32

, ^triftiger @rtt«t>. Ein ©efangfchüter eT^ielt vom
Dirigenten einmal eine fehr beröe Section barüber, baß er
beim (Singen gar fo fe^r fc^reie. „Ja," jagte ber, „baS
gibt gar fein Sunber; mein früherer ©efangle^rer bat un§
bie 9Joten alle eingeprügelt, borum fonn id^ nic^t onberS ol5
fc^reien." —

ein (Saïcant ?Jac6 einem feierlichen ©otteS=
bienfle fommt berfelbe jum Drgoniften unb fogt: „.^eut'
hoben mir ober 'mol fc^ön gefpielt!" Organift: „Du bummer
Kerl, bu bift bodh f'^^er nidht f^ulb boron, baß es fo fdhi3n
ging!" 9llS inbeß om folgenben ©onntoge ber Organift
beginnen moHte, gingS nidht. mar fein Sinb bo. Der
Organift rennt jum balgtreter: „Ei, tritt boch!" Der
ober ladht fchelmifch: „Jhr habt jo gefagt, Jh^ fönntet'S
aCein!" —

9JlttfifttUfc^! boron: „Jch fonn, mie gefogt, Jhre
grl. Dochter nicht heirothen, benn fie ifî mufifalifdh, mie idh
höre, unb ich haffe alle 2)înfiî." — banquier: „9îicht§ für
ungut, §err boron! Slber menn einer fo folfch finflt
fpielt, mie meine ©oroh, fann man bodh '»"h' fase"
von ihm, boß er ift mufifalifch !" —


Messe für Männerchor.

ßcniarbB Op. 23. Missa in hon. beatae Mariae virginis, für
4ft. a«ännerchor. ^ort. m. 1.60, ©timmen a 25 ^fg.
SZaCb bem Urtheile bc§ Ofcfcrenten beê eöcilicnücreing-SatalogeS (Sïr. 724) eine
ber beften ber im Kataloge aufgenommenen TOännerc£)or=1Keffcu

ÜfkE0 Op. 10. Missa in hon. S. Ambrosii, für 4ft. a)ïanner^or
(ohne Credo), ^art.
Tl. 1.20., compl. ©timmen 40 ^f.
S)ic ïïïeffc ift mit großer ®emnnbtbcir gef^ricben, babei leicbt au§füt)rbat mnvbig
uub mohltlingenb. 9luct) für fd)mächere Sijöre ju empfehlen.

„ Op. 13. Missa in hon. S Joannis Evangeiistae (Ohne Credo)
für 3 ajiännerftimmen ^art. 1,00 compl. ©timmen 40 ^fg.

gr. ©dbmibt 9?r. 466) fd)reibt über biefe SJeffe: „®icfe für cinfo^e

Gbovüerhältniffe gef^ricbene SUeffe «crbicut megen i^rer fd)öncn 9trbeit, ifjcer mürbigen
ebleu Haltung bie 9lufnahme in baê 9iepertoir aud) gröfjerer ßhöre jc.

ÖJiltbergcr ^lug., Op 3. Missa in hon. s. Augustini für 4ft. 3}tännerchor
?Jrei§ ^art. 1.60, compl. ©timmen 60 ^fg.
„ Op. 15,
Missa in hon. s. Aloysii, für 2 gleidje ©timmen. ^reiS
^art. 2 m., compl. ©timmen 80 ^fg.

Sie „9t. SSUtberger'fdjen ßompofttioncn" finb fo aflgcmcin befonnt unb beliebt,
boß fte einer befonberen (Smpfe^Iung nid)t bebürfen.

2luf SBunfch feubcn wir vorftchcnb l)crjeid)netc üJicffen gerne jur 9lnfid)t.

ißerlag öou Jifßcrt ^acoH & go. ttt JlacJett^

beut febcit tntli für bus feüctt. SÄ'.

f^riften. §etou§gegebcn vom Onfel üubmig. 2. 9lbtheitung, SliltÜci':
Sdjriftcn,
1. Lieferung: Sd)nl:8uötui0. l. S3önbd)cn. ^Diit farbigem
Umfchlagbilb unb vielen bunten jauftrotionen. ^reiS cleg. iu garbenbrurf-
umfd)Iog fartonniert ,50 fpffl.

gerncr erf^icn im gleid)en berlage:

Stnv^c, le^rrcitfjc ^'rsärjatunctt am betit ßclictt der Uclieti

ÖClUöett ^attc§ fiiv 8lSJtt(fittdCt% ¥rei§ elcg. fart, 40 ^fg.

Jl<vi* greunb, fiehrcr unb gührcr ber Kinber. Ja^rg.

Vtl 1885 unb 1886, $rei3 jebe§ bäubchcn? in reijcn.

bem gatbenbrudumfd)tag gebunben 1.20,

©ir empfehlen biefe oicr aüerlicbft auSgeftatteten 53erfchen oKcn ffiinber^
unb Jugeubfreunben auf ba§ angelegentli^ftc unb bitten hcrjlid) um rcd)t jahtrei^c
gefdiötte Slufträge. .^o^achtungSvoH

"gJtt($9anbCttttg Üttcr, in 2)ouauü)örth.

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ÏWÈ

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-.z-^ .s ®

Altartafeln

in roiclior Auswahl vorräthig,
bosondoro Eahrjon werden nach Be-
stellung billigst geliefert.

a

3

Albert Jacobi & Co.

aSerantmortlid)er ïïlcbafteur ÏÏ3. ®d)ouen
in Oberbilf. — ®ruct unb 58«tlag von
9llbert Jacobi k Eo. in Stachen.


-ocr page 35-

maïimi.

êuptimklt

fixx Ml^otifd^c ^irt^ettfänger.

@rati«=S5eiïagc juui „®regorui«=SBlatt", Drpn für fatïjolifi^e tirc^enmurit

4

ISri^eint alle SKonate.

QnferttonSgcbül&ren!
bie geip. SPetitseite 30 iHt>fg

Selieltungen
neunten aUe spoft»aiiflaIten
unb SuÉ^^anblungeii an,
in aae^en Älbut Sntobi & «j.

StoiinementSVrei^ »ro

!Kart 1.20.
©ei Sejug Oou ireiticftn?

10 gfetn»!. 60
^(Jotto bei birelter ©eiibung
toirb eftr» fierei^net.

„©orge, bog bu mit bem ^erjcn glonbjt, loa« bu mit bem SKunbe ftngft, nnb in SUJerteu
Èet^fitigft, hJoS bu mit bem Jierjen glauift." Eoncit in dart^ago O, 3. 398.

1. Komm, 0 heil'ger ©eift,
unb toebf,

Senb' un§ODnbcr^tmmel§böl)e
Deines Siebtes heil'gen ©trabl!
Komm, 0 Sater Du ber Slrmen,
©nabenfpenber ooH Erbarmen,
güd' bte §erjen olljumal!

2. Du, 0 füßer ©afi ber
©eele

©albeft fte mit ^immelSöle,
gäcbelfi linbe SJuhe ihr;
Sabfal in beS SebenS Wühen,
Kühlung in beS Kampfes ©lühen,
Jroft im 2Beinen tfl bei Dir.

3. 3ünb' in Deiner ®läub'=
gen §erjen

Deines ©lanjeS helle Kerjen,
©el'geS, toonneüolleS Sicht!
9JichtS ifl in ber ü)?enfd)en ©eele
Ohne Jrrthum, ohne gehle,
SBenn Dein Slnhauch ihr gebricht.

4. 210' toaS unrein ifl, baS
toafche,

geudhte an, maS bürr »ie Slfche,
Unb toaS »unb ifl, mn^e heil;
SlOeS ©tarre beug' gelinbe,
5ffiaS erfaltet ift, entjünbe,
DaS Serirrte lenf jum §ell.

5. ©euß' üon lichten ^im«
melSauen

Jn uns, ble Dir gläubig trauen,
©lebenfält'gen ©nabenflrom;
©Ib ber Dugenben Sollenbung,
©ib beS SXobeS fel'ge Senbung,
E»'geS gefi im eitj'gen Dom !
2lmen. Siaelufa.

Siefc ©equeni loar iu früberen jahrhunberten einer ber bc
(iebteften fird)licl)en ©efänöc. lieber ben -^lutor berfelben ift man
nidit einig; einige nennen al« foldien Jfönig JRobert II. üon granf'
rcich (t 1031), anbere fdjrcibcu fic bem «ßapftc Jnnocenj IU.

Die JOfingPfequen^ ,Veni sancte Spiritus.'

1. Veni sancte Spiritus,
Et emitte coélilus
Lucis tuae radium!
Veni pater paüperum
Veni dator münerum,
Veni lumen cordium!

2. Consoldtor óptime,
Dulcis hospes animae,
Dulce retrigérium;
In labóre réquies.
In aestu tempéries.
In fletu solatium.

3. 0 lux beatissima
Reple cordis intima
Tu6rum fidelium:
Sine tuo niimine
Nihil est in h6mine,
Nihil est inn6xium.

4. Lava quod est sór-
didum,

Riga quod est aridum,
Sana quod est saücium.
Flecte quod est rigidum,
Fove quod est frigidum,
Rege quod est dévium.

5. Da tuis ftdélibus
In te confiténtibus
Sacrum septenarium;
Da virtutis méritum,
Da saliUis éxitum.
Da pet'énne gaudium.

Amen. Alleluja.

(t 1216) JU. Scr fromme Siditer hat c3 wohl üerftauben au§=
jubrücfcn, was ber hf- @cift un§ fein foU unb wtrfliih ift. (Sr
fagt uns, boß biefer öcift ift ber (SJeift göttli^cr gricuchtung,
ber aSatcr ber Slrmen, ber Spcnbcr gciftigcr ®abcu, ba§ 2i^t ber
^crjcn, ber S^roft ber Seele, bic milbcftc (Srquiclung im Beben,
bic 3fluhe in ber Slrbeit, bic Sänftigung im heißen Kampfe, ber
Sröfter iu S(hmcrjcn. Unb lotc uncnblid] wahr finb bic SSortc:
Sino Tuo numino nihil est in liomine, nihil est innoxium.
„0£)nc bic Kraft beincr (5)ottt)cit ift ber 3Kcnfd) nichts, ift in ihm
feine Unfchulb." ®arum foll ber (Seift rciiitgcn, waS unrein;
crfrifd)cn, wa§ trocten; heilen, waS ücrrounbct; beugen, WaS h^rt
unb unbcugfam; erwärmen, was crfaltct; leiten unb regieren,
toaS in bic Jrrc geleitet 'ft! SSon Jl
)in ift aße 2;ugenb; (£r
ocrleiht einen hcilfamcn StuSgang; (Sr ift bic unücrgänglichc
greube. —

Unfere Scquenj weift alfo ciitc herrlid)c (ScbanfeufüHc auf
trojj bcS fnapp unb eng gehaltenen fprachliihcn SluSbrucfeS.
Ser geneigte Sefer bcad)tc ferner bic präd)tigcn ©cgcnfäjje, jumal
in ber 2. Strophe: labore requios, in aestu tomperies; in
fletu solatium; bann in ber ganjen -1. Strophe: Lava quod ost
sordidum, Riga quod ost aridum etc.

3Bic Icicht unD anmuthig fließt bie Spradjc bahin, unb wie
wunberbar fdjön wirtt in ber 1. Stropl)c bic oicrnuilige ^Bieber«
fehr bcS Veni (.i?omm!) unb bem entfprcd)cn& in ber lejjten
Strophe ba5 ebenfo oft wicber()oltc Da (@ib!) ®aS „kommen"
Ultb „bic ®abcn" beS heil, ©ciftcä will ber fromme Sid)ter burd)
fein berrlid)e8 2icb crflc()en.

i^inficbtlid) ber gorm überfcf)c mau nid)t, baß iu jeber ber
fünf Strophen ber crftc SßcrS mit bem jiociten, ber britte SSerS
mit bent fcd)ftcn unb ber üicrtc 58crS mit bem fünften fid) reimt.
3nv (Srlnutcruno:
Jn ber erften Strophe ücrfeljcu wir unS geiuiffcrmaßcn iti
bie 3cit, Wcld)c jwifdicn ber §imntelfal)rt bcS ^»errn unb ber
^icrabtunft bcS hl- ©eiftcS liegt; wir oercinigen unfer ©ebet ntit
bem ber Jünger Jefu, bamit am 1)1. ^^Sfingflfefte baä im ©nabelt-
wcgc fid) erneuere, loaS einft bic Jünger, im ÖJcbctc ücrl)aircitb,
erwarteten: bic ^erabfunft bcö oom ^errn üerfprod)cncu S:ri5ftcrS.

Ser 1)1. ®eift crlcud)tct bcu Serftanb unb criunrmt baS
©emüth, barum ift baS gcucr, bic öid)tflammc fein Sl)inbül. (Sö
ift nicht irbifd)cS, fonbern geuer, baS oom .^litnmel (coelitus)
einft fam unb je^t noch foiumt. Um einen Stral)l biefcS l)imm<
iifd)eu 2i^tcS bitten lutr nun, inbem wir baS SSertraueu f)aben,
baß bic Kraft beffclbcn nuSrcid)cnb fei, um bic mäd)tigilen 2Bir=>
fungen in unferer Seele heroorjnrufeit. —

Ser hl. (SJeift wirb „58atcr ber Slrmen" (pator pauperuni)
genannt; cS finb bic Sinnen im ©eifte gemeint, b. l). biejeiiigen,
lücld)c baS Sebürfniß ber ©nabe in Scmtilh empfinben. —

Dator munerum b. i. „Spcnber ber (geiftigen ©aben") au
uns, feine hülfSbcbürftigcn ßinbcr. —

Lumen cordium „üid)t ber §crjen", wirb ber 1)1. ©eift cnb=
ltd) genannt. Sic innere ßrlcud)tung, wcld)c (Sr bewirft, ift bic
erfte uub notl)Wcnbigftc ©abc; benn fic läjjt
unS cincrj'cits bie
eigene Ohnmacht nnb Sünbhaftigfcit unb anbcrfcitS ©otteS ©naben»
traft unb (Sibarntung rc^t crtcnucn. —


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326

2. (Stropje. „O bu üorsügliiïiftcr ïröftcr, liebreicher ®aft,
fiißc» Sabfal ber Seele." — Veni (.Jïoinni") ber 1. ©tropee
fann ju biefen unb ben folgenben 58erfcn ber 2. Strophe erganjt
iDcrben. —

®er ©cifaiib felbft Ijat ben hl- ®eift mieberholt „ïröfter"
genannt. (3oh. 14 unb 15.) Sr bringt ïroft in ber größten
SJoth, nömlicf) in ber burd) bic ©ünbe bcniirttcn Scclcnnoth. —

Dulcis hospes animao ((icbnidicr ©eclcngaft). SBcr bcnft
hier nicht unwillfurlich au bic (Sintehr bcê §errn bei
unb au bic SBirfnng; ,,§cutc ift biefem ^aufc §cil miebcrfahrcn!"
(Sufaê 7.) Stehntid) mirb bic SSirfung fein, menu ber himmli)d)c
ïröfter tn unferer ©ccïc ©nfchr balt. 5BcId)' fuße „(grquidung"
(refrigerium) mirb unS ju ïh^tl: in labore requies etc. „®cm
uon bcï SInftrengung ©rmübctcn bic gemünfd)tc JRuhc; in ber

(bcê Kampfes gegen bic SScrfudiungen) mirb un§ crfrif^enbe
KühiUng; in Kummer unb ©^merj (in biefem „^halc ber jähren")
tinb5,tnbc ïroftung!"

•? ©trophe. 3Söhrenb bie 2. ©trophe fi^ mehr an baS
Venip-ater pauperum (Komm S3oter ber Strmen!) onf^Ioß, reiht
bie 3. ©trophc fich me^r on baê Veni lumen cordinm (Komm
Si^t ber .'êcrjen!): „O bcfdigcnbcê Sid)t, crfütte bie geheimften
galten ber §)crjcn bcincr ©laubigen: benn ohne beine ©ottcê^-
froft ucrmag ber aficufd) niditê (gu feinem §eilc) unb bleibt
nidht ungcfähtbet (oon ©ünben)."

4. ©trophe. 3» biefer ©trophe bitten mir ben hl. ®cift,
er möge feine mächtige ©otteStroft in unS mtrfen laffen
gegen bic argen SScrmüftungcn, roel^c bic ©ünbe in un§ SDïenfdhcn
nngen^tet hot. S)urch biefelbe ift bie ©celc bcficctt unb barunt
ein Slbf^cu in ben Singen bcê §crrn gemorben. ©omit bebarf
fie juerft ber ^Reinigung: Lava qnod est sordidum „ffiafdhe
rein, maê beffedt ift"! —

S)urd) bie ©ünbe aber ift bie ©cclc aud) einem bürrcn
(Srbrcid) glcid) gemorben, meld)c« feine grud)t hertjorjubringcn
Vermag: Eiga quod est aridnm „S3efcud)tc, maê bürr ift"! —

2)ie ©ünbe hat ber ©cclc ferner tiefe SSunbcn gefchlagcn,
moron fte franft unb fiecht: Sana quod est sancium „.^eilc, moê
nermunbet ift"! —

Unb fo malt bie ©cclc für boê ©ute geworben, fo ftarr unb
unbeugfam roiberftrcbt fic nur ju oft bem göttlid)cn SEßiCcn:
Fleete qnod est rigidum „33eugc, Waê erftorrt ift"! —

Kälte (Sauheit) niad)t unê hart unb ftarr, barum:
Pove quod est frigidum „(Stmärrnc, maê crfoltct ift"! —

3)nS ßhriftcnthum cnblich ift ber einjig Wahre SScg jum htram«
lifchcn SSatcrtanbc; SO?and)c weichen bonon ab unb eilen bem
gähnenben Slbgrunbe ju: Roge quod est devium „gühre bic
Srrenben
Wieber auf ben redjten SBeg"! —

5. ©tropbc. „aSerleihc beineu ©läubigen, bic ouf bich
öcrtrauen, bic fieben hl. ©oben; gib unê bic grud)t ber SCugenb,
ucricihc unê ein fcligeê Gnbe unb bic immerwährcnbe greube!"

®ie 7 hl. ©oben licrmijgen in unê tugcnbhafteê Seben unb
©treben ju bemirfen. gaHS wir biefen ®nabcnrcid)thum treu
benn|en, mirb bic ©nabe ber Söehnrrlichteit biê an'ê Gnbc unb
;iule|t bie ewige ©eligfeit nnfer Sohn fein!" —

©owohl ïcjt alê SDÏelobic biefer hcrrlid)en ©cqucnj beWeifen,
Wie
tief ber ©eift beê 3ïutorê glcid)fam in bie ©tut bcê ht. ©eifteê fid)
gctaud)t hotte, che er ben §t)ninuê auS feinem gottbcgnabelcn
Snnern hcrauêftrömcu ließ; benn auê biefem ©ciftc fommt ja
haê geuer ber Siebe, bic rcd)te ©albung unb ber ©trom ht. S3c=
gciftcrung. Unb moê fpceicn bic SOJclobie betrifft, fo mödhten roir
jeben, ber einigermaßen ©efühl für SJUtfif hat unb biefe ©equenj
irgenb einmal in cntfpred)enbcr ÏBcifc nortragcn hörte, fragen,
ob ihm biefe einfache (Shovolweifc nid)t wie ou§ onberer sSelt
onS :Ohr gcftungcn höbe? ®a begreift man, wie ber befannte
mufifolifdic ©diriftftener Xh'baut, alê ^rotcftant, fogen fonnte:
„3)ie tatholifdjc jïirdjc hatte Don oaen bic bringenbftc Sßcranloffung
jttr Beibehaltung ber großen Urgeföngc, roeld)c bie ©regorioni«'
fehen genannt roerben, jener wohrl)aft himmlifd)en, erhabenen ©c=
fange unb Intonationen, weld)c in ben fchiinftcn Reiten ber Kirche
tjom ©enic gcfdjoß'cn unb tjon ber Knnft gepflegt, baê ©emüth
tiefer ergreifen, alê biele unferer auf ben Gffeft bcrcdinetcn
neueren Kompofitioncn." ailßd)tcn barum unfere Kirdjcnchore
mit bemfelben ©ifer unb gleiß unfere heirüthe« ©horalwelfen
fid) ju eigen mad|en, womit fic on bic Einübung mehrftimmiger

SSofalrocrfe hcranjutreten gemohnt ftnb. S)te Erfahrung beftätigt
tJoKauf, waê
ber crleuchtftc ^ßnpfl Scncbift XIV. bcjcugt, baß
„biefer ©efang, wenn
er genau eingehalten (b. h. fdlön auêgcführp
Wirb, bie .^crjen ber ©laubigen jur Slnbadht unb grijmmigfcit
ftimmt unb uon frommen ©hriftcn am liebftcn gehört
Wirb " —
®ic fanfte weiche Slnmuth fold)cr ©efänge muß einem ^crjen
tjcrftänblich werben, baê — beten fann. ®cr grcgorianifd)c ©e»
fang ift glcid) bem täglichen 93rob: er ift eine ©pcifc beê ©e»
mütheê, bic nie mibcrfteht.

©^licßlid) bemerfen wir no^, boß bic t)orjüglid)e metrifd)c
Ucberfcgung bem „©ciftlidien Blumcnftrouß" öon SKclchior, Sar«
binol
üon ®iepcnbrod, entnommen würbe, währenb roir unferer
furjen Erläuterung baê t>ortrcfflid)e Sßcrt üon ®ompropft Dr.
^aüfcr ju ©runbe legten. Schönen.

5DaB i^odiami

II.

®er 3ntroitu§ be§ ingftfonntogeS loutet:

Spiritus Dómini replóvit
orbem terrarum, Alleluja: et
hoe quo continet ómiiia,
sciéntiam habet vocis. Alleluja,
Alleluja, Alleluja.

Ps.: Exurgat Deus et dissi-
pentur inimici ejus: et ftigiant,
qui oderunt eum, a facie ejus.
Gloria Patri etc.

2)cr ©eift beê .^»crrn hot
ben erbtniê crfüQt, SlHcIuja:
unb (Sr, bcr Slücê jufammen«
hält, hat bic 2Siffenfd)aft bcr
©prad)c. Slttclnjo, Siaeluja,
SlDeluja.

Êê erhebe fid) ©ott, unb eê
mögen ouêcinunbcr ftieben feine
geinbe, uub fliehen uor x^ra,
bic ihn haffen.

ghre fei JC.

®ie Slntiphon beS ^ntroituS ift betn 1. Kapitel beS
BudheS ber Bîeiêheit entnommen. Die Kirdhe üerfteht ben
Sluêfpruch: „ber ©eift bcâ iperrn hat erfüllt 2C." offenbar fo,
boß ber 2iae§ jufommenholtenbe unb belebeube heil.
oufS 9îeue bie Bewohner be§ @rbfreife§ erfüQte unb burdh boS
BJunber ber ©pradhen feine ©egenmort funbgab. SSoS bem=
noch bei bem einjelnen äJfenfdhen bie ©eele für ben Seib,
bo§ ift für bie ertöfte SlJenfdhhelt ber heit- ©eift, ber beu
gonjen mi)ftifdhen Seib ©hnfti erfüüt, belebt unb feine 2ßei§=
heit burdh benfelben ouêfpridht. [gür folche Sefer, bie bie
loteinifdhe ©proche üerftehen, bemerfen wir tm Borbeigehen,
boß hoc, quod ein ®räciSmu§ ift für et hic spiritus qui].

®er ^:}3folmoer§ Exurgat jc. ift qu§ bem 67. ^falm
genommen. Die Kirdhe bittet bovin ben jur Siechten ©otteS
erhöhten ©ieger über bie höHifchen geinbe, boß berfelbe ouch
fürberhin un§ beiftehe wiber bie geinbe unfereS jp^ileS, boß
er fein auf ©rben begonnenes ïïöerf nun feflige nnb ooHeube
burdh feinen ht- ©eift, ben er ouSgegoffen über fein Bolf. —
Unter ben üerönberlichen, üom ©efongdhore im 3Jamen
ber ©emeinbe üorjutrogenben ©efängen beim §odhomte nimmt
bie jweite ©teHe ein:

boS Graduale,
yjîit biefem 9Jomen bejeichnet mon boS ©efongftücf,
toeldheS jmifchen ©piftel unb ©oangeliûm feine ©lette hat unb
boS ©littet unb Biubegtieb biefer beiben biblifchen Sefungen
fein foH. Der 9Jome „Graduale" ober „©tufengefong"
ift üon bem Drte hergenommen, üon bem ouS berfelbe
urfprünglidh burdh i^en Borfäuger gefungen rourbe, nämli^
üon ber erhöhten ©teÜe (älmbo), auf weldhem üorher bie
©piftel gelefen worben. —

Dos Graduale befiehl auS jwei Sheiten, bon benen
ber erftere ben Spornen „Responsorium" (Bîedhfel»


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327

gefang) ^ot, ber anbere aber „Versas" (V.) ^fiadh

römtfdöem Brandl intoniren jmet ©änger ba§ ©efangftüd,
unb ber (S^or fä^rt fort bi§ jum
V., meldher mieber' üon
jmei ©ängern oorgetragen mirb. — ju ben meifien gäOen
finb beibe STh^le
Graduale ben ^falmen entnommen;
nidht feilen lommen ouch ©teilen ouS ouDern SBüchern be§
ollen unb neuen Deftamenteë jur SSeruenbung, unb nur einige
3J?ale begegnen un§ nidhtbiblif^e Dejte, j. 53. in bem Kespon-
sorium ber ©eelenmeffe
(„Requiem aeternam . . .").
©0 treffen mir in ber Siturgie überall ouf bie Sorte ber
hl. ©dhrift, melche bie tirdhe überouä treffenb ouSgemählt
hat unb mie funlelnbe ©belfteine in ihrem ©otteSbienfte
glänjen läßt.

®ie Bebeutung beS Graduale läßt fich leidht erfennen,
menn man bebenft, boß biefer ©horgefong mit ben brei oer=
änberlidhen ©efongftüdten (Introitus,Offertorium,Communio)
ein (SonjeS bilbet, bo§ ben ©runbgebonfen ber betreffenbeu
firdhlidhen ßeit unb ber jemeiligen STogeS^ ober Opferfeier
jum SluSbrucfe bringt. Slehnli^e ©ebonfen, ©efühle uub
©ntfchlüffe, roie fie bereits im Introitus lout geroorben, werben
im
Graduale mieber ouSgefprodhen, oufgefrifdht unb roeiter=
geführt, bomit roir immer mehr oom ©eifle ber DogeSfeier
burdhbrungen roerben unb immer mehr unS oerfenfeu" in bie
liefen beS ©eheimniffeS, roeldheS bur^ Dorbringung beS hl-
Opfers oerherrlidht roerben foll. 5luS bem ©efogte'n ergiebt
fidh auch ber innere J^ufammenhang jroifdh'n biefem ©efonge
uub ben beiben biblif^eu Sefungen (©piftel unb ©oongclium');
in beiben fpiegelt fich bic ©igenthümlichfeit ber jeroeiligcn
firdhlidhen geier, ober felbftrebenb iu oevfchiebcner Seife, ioie
eS ber ©horotter einer belehrenbcn Sefung unb cincS be=
geiftertcu ©efangeS mit fidh bringt, jn ben fefnugcn läßt
©Ott fidh S« "nS herab, rebet ju unS unb madht feine ©c=
hcimniffe unb feinen Sßillen funb, ermuntert nnb ermahnt,
broht unb tröftet; im ©efonge bogegen fdhroingen roir unS
JU (Sott empor, geben unfere 'Slnbacht uub Siebe 'funb, loben,
bonfen, flogen ober fubcln. .ffurj, im ©robuolgefouge fprcdhen
roir freubige ober fdhmerjlid}e ©mpfinbungcn unb SBorfä^e
ouS, roeld}e burd) bie DogeSmcffc im Sltlgcmcincn, foroie burdh
bic biblif^cn Scfungcn im Befonbern in unS crrocdft roerbcn.
jn gemiffcm ©inne borf mau olfo fogen, biefer ©efong fei
ein 9Jad)flong ober ein SluStönen bcr ©piftel — unb ein
ongemeffencr Uebergong jum ©oongclium. ©inige Beifpiele
in biefer unb ben nädhften ïïlummern roerbcn bcui Sefer bicS
borthun.

aifit bem Graduale ift in ber 9ïegel nodh ^er Sllle=
luia=S3erS oerbunben, ein ^pfoimoers' ober (feiten) oudh
ein oon ber ocrfoßtcr
©a(j, meldher mit jroei i>Ulclnia
begonnen unb mit einem 9llleluj;o gefd)loffen roirb. jn ber
Ofterjeit (b. h- »om roeißen ©onntage bis
Drcifaltigfeit)
tritt biefer Smelufo^ïJcrS fogor an bie ©teile beS gonjcn
Graduale unb heißt bonn „boS große Sl.llclujo." Dur^
biefen Sllleluia=33crS roirb ber ©ebonfe beS Gradualo no^
befiimmter ouSgebrüdCt unb flarcr entfaltet.

jn ber 3^legel brüdft boS Graduale mit bem Slflcluio»
ScrS bie ©efühle unb ©utfd)lteßungcu auS, burdh meldte bie
©läubigen auf ben jnholt ber ©piftel eingehen, auf boß er
in ihnen lebenbig unb roirffom merbe; burch bie Beifügung
beS „Staclufo" erhält bcr ©robualgefong einen freubigen
©horotter.

SoS bebeutet baS Sort „Siaelufo"? ©in olter ©chrift»
fteller fogt borüber golgenbeS: „DoS onmuthige äßort „SlQc^
lufo" hat oom 104. ^fJfolm feinen Slnfong genommen, benn
mir finben eS früher Oon feinem ©dhriftfteHer ongeroenbet.
©S ift boS geftroort ber tirdhe geroorben; eS fdhmüdft fid)
bomit bie ßunge beS ©ängerS; freubig ruft eS entgegen ber
©hor beS §errn, unb gleidh einer unerfdhöpflidhen Ouetle
roirb eS toiebcrholt in immer tjcrfdhiebencu Seifen."

Budhftäblich bebeulet boS hebräifche 3Bort „Stadujo" fo
Oiel ols „Sobet ben §errn!" jm SWunbe b'îr tirdhe hat eS
fidh Î" ouSbrudCSooHem 9îuf ber greube unb beS jubelS üer^
flärt, burd) melden fidh bie tir^e ju bem emigen greuben=
unb Sobgefong beS Rimmels emporfdhroingt. —

DoS bie ©teile beS Graduale ocrtretcnbe „große
Sineluio" loutet am ^fingftfonntoge mie folgt:

Allel lija, Alleluja.

V. Emitte Spiritum tuum
et creabuntur: et renovabis
faciem terrae, Alleluja.

V. Veni sancte Spiritus
reple tuórum corda fldelium:
et tui amoris in eis ignem
accende.

Slllcluja, aneluja.
V. (Senbc au§ Seinen ®cift,
unb fic werben neu flcfchaffcn :
uub bu erneucrfl boê' Slngefi^t
ber Erbe, Slllcluja.

V. Äomm heiliflcr ©eift!
erfülle bic .Çcrjcn betner ®läu'
bigen unb cntjünbc iu ihnen
baä gcuer beiuer Siebe.

Die ©piftel (Slpoftclgcfchichte II, 1—11) üerfünbet
uns boS ©reigniß beS DogcS. SllS bie Slpoftel unb bic
übrigen jeugcu ber §immcifahrt ©hrifti om ^fingftfcfte in
jerufalcm ücrfommclt waren, entflonb plo^lidh üom Rimmel
her ein ©ctofe, ähnliih bcm ^cronnohcn eineS gewoltigen
©turmcS. DiefeS ©etiJfc conjentrirte fidh «uf ^aS §ouS, in
loeldhem fie fidh befonben, unb erfüllte boSfelbe. Ueber ihnen
jeigte fidh eine fcnerähnlichc ©rfcheinung, iocld)e fidh jungenortig
fpaltete uub ouf jcbcm üon ihnen ruhte. §ierburch ücrmittelte
fich für [ie bie güHe beS hl- ©eifteS. ©ofort fingen fie on,
in ücrfchiebenen, ihnen bis bal)in frembcn ©prochen ju reben,
ein jeber, roie cS ber heil- ©eift ihm jutheiUe.

jm V. Emitte 2c. flehen wir nun, boß bcr §crr feinen
heil, ©eift oudh unS eingieße, batnit ou^ mir neu gefchaffen,
umgcroonbclt roerben, roie einft bie Slpoflel. S3or ber §erob=
fünft beS hl- ©eiftcS toaren biefelben bie Unioiffenheit uub
©dhwadhhcit felbfi ; ober nad)bcm ber heil, ©eift über fic ge-
fommen, finb fie ioie neu gcfdhaffcu. gurd)tloS ücrfünben
fic boS ©üongeliuin bcS ©etr'cujigtcn ; fie finb bereit, ihm
bis in ben Dob ju folgen ! —' jn ähnlt^er Seife miJge
bcr hl- ©eift bur^ feine crlendhtenbe unb ftärfenbe ©nobe
oudh in unS fid) wirtfam crioeifen. Breitet bann bie iîirdhe
burch bie ©nobe beS heil- ©eifteS fid) itnmer weiter ouS, fo
toirb auch ^«S Slngefid)t ber ©rbe, boS Slngefidht ber a3îcnfdhen=
welt ftd) erneuern' burdh boS Sidht ber Sohrheit unb
Die
aiîocht ber ©nobe.

Sährenb ber oorflchenbe V, onS bem herrUdhen 103.
'.)3falm genommen roor, iftbergolgenbc (Veni sancte Spiritus)
oon ber ßirdhc -hinjugefügt. Die in bem erftcren V. ent=
hoUene Bitte erhält hier einen no^ innigeren, flehentlid)cn
SluSbrudC: bie iîird)e roenbet ftch nämlich ^i^eft on bie
britte göttlid)c ?f5erfon unb fleht utn feine gnobenreidhe ©in--
fehr, auf boß bie reine ©lut himmlifcher Siebe in unS entflomtnl
loerbe. Unb utn biefer Bitte mehr 3'îachbrucC ju geben, roirb
bicfelbc fnteenb üom ©höre gefungen, toie au(h bcr cclebrirenbe
priefter bei Slbbetung biefeS V. boS iMe beugt. —

jn betn folgcttbcn ©oongclium üerheißt fet«en

Slpoftcln bcn heil, ©eift, melier feinen Beiftonb ber lîirdhc
nietnolS entjichen rocrbe, unb jeber, ber ©ott Uebe unb feine
©ebote haUc, bürfe ftch olS einen roohren Dempel ©otteS
betrodhten. — Sährenb olfo in ©pifiel unb ©oongclium bie


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36

©nabenwtrîiingen be§ ®et|îe§ gefc^ilbert werben — mie
ïonnte bie Kirche it)ter innigen ©e^nfud^t nad^ biefein ®d{)öpfer-
®eifl beffet SluSbrudE geben, olS eS tn obigem „3mifdt)en=
gefange" gefdhieht? — ©(^önen.

Dtt !)od)ui. Btfd)of tjou tm} (Ö)efiemtd))

hat am heil- Dflerfejle biefeS JahreS eine oberhirtliche „33er=
orbnung über bie Kird^enmufif" erlaffen, auS ber
mir unfern Sefern golgenbeS mittheilen:

„Die fatholifdhe Kirche jieht alle Künfle in ihren bereidi,
um fie jur ®hre ©otteS ju oermenben. Daburdh erhalten
bte Künfte felbfi eine hohe 2Bürbe, eine religiöfe Seihe unb
merben ihrer fdhönften unb erhabenften Seflimmung jugeführt.

Sie aber adeS, maS bon bem menfglichen Sollen unb
©treben obhängt, ben Sanblungen unterliegt unb nidht bloS
üerüoHfommnet, fonbern audh »erf^limmert ju merben pflegt,
fo »erhält eS fich au<h mit ben Künften, melche bie Kirche
jum Dienfte unb Sobe ©otteS angemenbet miffen miO- 9Jament=
lieh finb Kirdhengefang unb Kirchenmufif ben ßengniffen ber
©efdhichte jufolge im Saufe ber Beil oftmals entartet unb
ihrer erhabenen Slufgabe untreu geroorben, fo baß unfere hl-
Kirdhe »eranlaßt war, gegen arge äuSfchreitungen ihre ©timme
JU erheben unb D^orm'en für ben ©efang unb für bie 9}?ufif
bei ber geier beS ©otteSbienfieS feftjufleüen, bamit aUeS Sell=
liehe uttb Ungejiemenbe barauS befeitigt mürbe.

Die »om hl- ©eifte geleitete Kirdhe befunbet in biefen
berorbnungen fomie in aüen ihren ©efe(jen unb S3orfchriften
nicht bloS eine große ©ntfdhiebenheit, fonbern jugleidh auch
eine große unb fehr meife
a)?ilbe; fte oerfleht eS, ®?;treme
JU »ermeiben unb »eränberten ßeitoerhältniffen gebührenb 3?ech=
nung ju tragen,

bom ©oncil »on Drient haben loir jmei Defrete
über bie Kirdhenmuftf. Jn betn Einen (22. ©i^ung) mahnt
baS Eoncil bie bifdhöfe, aüe auSgelaffene ober fchlüpfrige SJiuftf
aus ben Kirchen ju entfernen, „jene SJJufif aber, melcher
entmeber burdh bie Orgel ober ben ©efang etmaS SluSge laffeneS
ober ©dhlüpfrigeS beigemengt mirb, foüen ■ fie (bie bifchöfe)
aus ben Kirdhen jurüdfroeifen." — Earbinal ^|5aaa»icino be=
richtet in feiner l@efchidhte beS Drienter EoncilS (buch 18),
baß »or ber Slbfaffung biefeS DefreteS bie grage über bie
ßuläffigfeit ber DJinflf bei ber geier beS ©otteSbienfieS in
berathung gejogen roorben fei. „SlnfangS (fagt er) rooüte
man bie 2)?ufif ganj unb gar »on ber 2)?effe entfernen: bodh
bie 3J?ehrjahl uttb befonberS bie ©panier empfahlen fie on,
inbem fie »on ben älteflen ßeiten her »on ber Kirdhe fei an-
gemenbet morben, unb ein fehr geeignetes 3JJitteI bilbe, auf
eine fonfte Seife ben ©emüthern ©efühle ber grömmigfeit
einjuflößen; nur foKte bie Slrt beS ©efongeS unb bte be=
jeichnung ber Sorte ©efinnungen ber grömmigfeit funbgeben
unb boS betflehen ber Sorte nidht »erhinbert metben." Jn
bem onbern Defrete »erorbnet boS Eoncil (24. ©iljung),
boß bie ^topinciolf^noben unb interimiflifdh ber bifdhof mit
beijiehung »on jmei Kononifern ben ©efong unb bie ÜJJufil
beim ©otteSbienfie mit 9iüdtrtdht auf ben !Jiuöen unb bie
©itten ber »erfchiebenen Diöjefen regeln foUen. „DoS Uebtige,
mos jur gebührenben Seitung ber gotteSbienftlichen betti^=
tungen gehört unb maS hinfidhtlidh einer ongemeffenen Seife
beS ©efongeS unb ber 9)?elobie . . . nothmenbig fein mirb,
boS mtrb bie ^^ro»injialfhnobe mit Stüdffi^t ouf ben ^Jlutjen
unb bie ©itten einer jeben ?5ro»inj, jeber in einer beftimmten
gorm »orfdhreiben. Unterbeffen ober fann ber bifchof mit
ni^t roeniger olS jmei Kononifern, beten Einer »om bifdhöfe
ber onbere »om Kopitel gemählt merben fott, für boSjenige,
mos jroecfmäßig erfcheint, gürfotge treffen." — bon großer
bebeutung tfi in biefem Defrete bte Seifung, boß bei ber
^Regelung beS ©efangeS unb bet 2)îufif in ben Kirdhen auf
ben 9îu^en unb ouf bie Sitte n (Eigenarten, ®epflogen=
heiten) bet Diöjefonen 9Ïüdtficht ju nehmen fei.

^opfl benebift XIV. »erbreitet fich in feinet Eonflitution
Annus qui »om 19. gebt. 1749 ouSführlidh über ben
Ehorolgefong, übet ben figurirten ©efong unb übet bie Jn=
flrumentolmuilî in ber Kirdhe. Jm §3 fogt et: „Der mufi«
folifche ©efong (musicus cantus), roie er jegt in ber Kir^e
burdh ben ©ebtou^ übUdh ift unb mit begleitung ber Orgel
ober onberer Jnfîrumente ausgeführt ju toerben pflegt,
muß ber Slrt fein, boß er feinen Slnflong on profane, n)elt=
Udhe obet theotrolifche Seifen enthalte."" ©päter giebt et
bonn mehrere Jnftrumente on, meldhe in bet Kirdhe juläffig
unbroeldhe nnjuläfftg finb. benebitt
XIV. gefiottet (permittit)
olfo bie Juftrumentolmuftf jur begleitung beS polpphonen
©efongeS in ben ©otteShäufern unb beruft fidb bobei auf
ben ©ebroudb (usus). Jn feinem gelehrten Serfe
de Synodo .
Diocces. XI. budh fommt er "auf biefen ©egenflonb noch
einmal ju fpredhen unb fogt, bo eS fchmer möre, ben einge-
rourjelten ©ebroudh bet mufifolifdhen Jnflrumente ouS ben
Kirchen ju entfernen, fo fehlen eS boS befte, ben ÜÄitlelmeg
einjufchlogen, nämlich meber otte ju etlouben, noch oQe ^u
»erbieten, fonbern nur jene, bie mehr füt boS Dheater, cSß
für bie Kirdhe paffen; unb beruft ft^ ouf bie oben ongeführte
Eonflitution. Sllfo nicht eine fir^liche borfchrift, fonbern nur
bie ©eroohnheit hat ben »ielflimmigen figurirten ©efong unb
bie Jnflrumente in bie 9?äume ber ©otteShöufer eingeführt.
Unfere hl- kirdhe hat ober biefer ©emohnheit mit weifet ÏÏÎilbe
9îechnung getrogen unb nur ärgerlidhe SluSfchreitungen flrenge
»etboten. Ueber bie beftimmung bet Jnflrumentolmufif im
Slllgemeinen fdhreibt P. Jungmonn (in feiner Sleflhetif) gol«
genbeS : „ES mar fehr natürlidh, menn man »on jeher ben
©efong mit ben Dönen muftfolifdbet Jnflrumente ju begleiten
fidh gewöhnte unb boburdh nicht nur bie ©änger unterftü^te,
fonbern jugleidh ber ÛJÎelobie größere ©tärfe, höhere gülle
unb gefleigerte Sitffomfeit »etlieh. hierin Uegt ohne Bn^eifet
bie erfte unb eigentlidhe beftimmung ber Jnflrumentolmufif:
ben ©efong einjuleiten unb ju begleiten, ettooige Raufen
burdh entfpredhenbe ÜJielobten ouSjufüQen unb bur^ ein ^fZoch^
fpiel bie fünftlerifche ^robuftion objufdt)ließen." SaS im
befonbern ben ân^edt ber
fit cht ich en Jnflr.=aïîuftf betrifft,
fo äußert ber iPopft in ber obigen Eonflitution fidh barüber:
„Uebet ben Sebtoudh ber Jnflrumente, meldhe bei Der firchl-
ÜJÏuftf juläffig finb, haben mit nur gu mahnen, boß fie
einjig boju »erroenbet merben fotten, um bie Kroft beS ®e=
fongeS ju erhöhen, bie bem Deyte entfpredhenben ©efühle ben
©läubigen einjuflößen, ihre §erjen ju onbädhtiger Erroägung
ber religiöfen Sohrheiten ju ftimmen unb jur Siebe ©otteS
unb ber göttlichen Dinge ju erheben. (gortf. folgt.)


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lirdieumufik unb tageßiifeffe«

I. S.rief.

Den 1. 5mat 1887.

Sieber S. ©eitbem id) midi überhaupt mit Ktrd)cnmui'if
befoffe, bin id) terhältnijjmäßig oft in ble Soge gefommen,
feltfam oerfd)robene Urtheile über 6l)oral forno^l roie über
polyphone Kird)enmufif gebulbig onbijren ju müffen. ®enn
id) foge „gebuloig", fo ift bie§ im eigentlichen Sortoerftonbe
ju nehmen. Jd) habe nämlich gefunben, baß, roenn man
jener befonnten Slrt oon Kritifaftern, rote fie fid) faft in jeber
größeren @efeafd)aft finben, fcharf ju Setbe rüdt, fie foft auê=
tiohmSloS ihre fehr mongelhaften Kenntniffe ouf firchen--
tnuftfolifd)em ©ebiete roie ju ihrer ©ntfchulbigung jugeftehen.

roäre beêholb graufom, roenn man ihren ïiroben mehr
Beachtung fd)enfen roollte, ofó fie felber bofür beanfprud)en.
äubem roirft bu unb jeber @infid)lige jugeftehen, baß ohne
Segriffe, ohne ©runbfäge, bie auf beiben ©eiten feflftehen,
über äfthetifche grogen eine Erörterung nid)t möglich ifl,
bei loelchet fidh ivgenb ein 9ïefultat erioarten ließe, ©obalb
boher jemanb Irgenbioie ju oerftehen gibt, boß Ihm @Tunb=
fäge unb Segriffe auf flrd)enmufifalifdhem ©ebiete obgehen,
fo läßt roan ihn ruhig bei feinem „fu bjeftioen ©efchtiiode",
ber jo ohnebieS boS '^^rloilegium in Slnfprud) nimmt, olle
©rünbe Ignorlren ju bürfen unb über odeS ju reben,
ohne oorher einem cingehenben ©tubium fid) untergieien ju
müffen.

aKit ben fritlfd)en Sieferoten in ben SogeSblätteru oer=
hält fich, tote id) meine, ble ©oche inbeß roefentlid) anberö:
bte Serfaffer getiren fidh bo ol5 ©ad)oetftänbige, al§ „ffenner"
unb — ba§ große ^^3ublifum hat ftd) boran geroöhnt, fie
als folihe ju betrod)ten unb ouf ihr Urtheil mehr ober roeniger
©eroid)t JU legen. Jh^e Semerfnngen über ^?ufif=2i3erfe
unb =Sluffühiungen finb borum gonj geeignet, auf boä Urtheil
beS großen lefenben ^^3ublifumS beflim'menb einjuroirfen unb
jroor foroohl noch ber pofttioen, roie nod) ber negotioen ©eite.
Daß borum eine nodbträglid)e „Korreftur" m'ttunter gonj
. am ^loge, jo geboten fei, liegt auf ber ^onb, benn „eö
irrt berajfenfch, fo lang er fttebt!" Ein oerftänbiger Sleferent
roirb ftetS borouf gefaßt fein, baß feine öffentlidhen Kritifen
unb Urtheile ebenfo öffentlid) geäußerten gjleinungëoetfchieben=
heiten begegnen. 31eferenten ober, beren JJeroen ba§ nid)t
ertrogen, üerbienen roohl nidht, boß boS Seferpubllfum ihre
Elaborate toeiter einer Seochtung roerth halte. Ober meinft
Du nid)t oudh?

Du mogft e§ Oerjeihen, lieber greunb, boß fdhon gleidh
ber etrooS long geroorbene Slnfong meiner heutigen Epiftel
fich oußergeroöhnlid) frtegertfch onläßt; onetn, rooS ein h'efiger
aKuftfreferent unS jüngjl geboten, roor rotrflid) ftorf, „eS
ging überS Sohnenliebl" Der ü)Zonn berld)tete bo über bie
oor einigen aBod)en hier flottgehobte Slufführitng ber C-dur=
Ü}?effe üon Seethooen; "er ftreifte.ouch ben ®regorin=
nifchen Ehorol unb beffen „blinbe Serounberer" in jenem
Sleferote, unb boS in einer 2ßcife, baß id) heute nod) nid)t
gonj mit mir barüber im Sïetnen bin, ob Id) ber bei biefer
©elegenheit bocumentirten Unroiffenheit beS 5Dïufif^9ïefereiiten
in ©ad)en beS ©reg. GhorolS bie ^alme juerfennen foÜ ober
über ber Unüerfrorenheit, mit ber er boS „mufifalifdhe ©loubenS--
befenntnlß" ber foth. Klrd)e, boS jebem halbroegS angelernten
Klrchenmufif.-©chüler theurer fein muß, roie bie fubllmften

9)teffen üon ';|3oleftrino unb SoffuS — olS ontiguarifdhe 9^oritä.
in bte Slumpelfommer fpebleren möd)te.

Doch Du fodft blr felbft ein Urtheil bilben! ©eben toir
ihm olfo eintnol boS ©ort! 9Jadhbem er über bie äußere 2lnorb=
nung beS Programms ju bem in 9ïebe jtehenben Konjerte
ftdh fehr ouSführlidh unb jtoar ettooS ftirnrunjelnb ouSges
fprodien — ob pro nihilo? mog Ihm ganj gelegentltd)
einmal §err SJJufifbireftor Daufch fogen! — fährt er alfo
fort: „Dagegen toiffcn toir'S ber Dlreftion Donf, boß fie
ben mit gutem 9ïecht ouS ben Kird)en üerbannten SJfeffen
für getnif^ten ©efang juroeilen ble Dhore beS KonjertfooleS
öffnet. S3ir pcrfönlidj — bie Sïeboftion borf für biefen ©ag
nidht üerantmortlidh getnacht toerben! — gehören nicht ju ben
blinben Serounbern beS ©regorianifd)en Kird)engefangeS, fchon
beSholb ni^t, roeil er, obgleich ble
©d)Dpfung elneS genialen
'J?apfteS nnb jur ^elt feiner Entftehung eine epochemodhenbe
^eugeftaltung ber Kirdhenmufif für baS ganje Slbenblonb
bebeutenb, bcdh bei ftrenger Durdhführung für baS Ohr beS
heutigen §örerS ftörenbe gärten enthält, roelche bei ben 3luS=
führiingen in ber Siegel fehr tnobifijiert roerben müffen. Die
Seethoüenfd)e C-dur-'iJicffe nun, ein onS ber tiefften ©eele
beS großen 9}ieifterS geftoffeneS, on ©ebanfen nnb ©timmungen
rcid)eS Donroerf, tntt einer Jnflrumentation, ble fidh ben
beften Kompofitionen beS in feiner glgantlfd)en ©röße nodh
unübertroffenen ïonfegerS loürbig anreiht, üetfehlt oudh im
Konjertfoale eineS geroaltigen EinbrudS ni^t, unb roenn oud)
fdhroerlid) einer ber .^onjertbefucher beim §ören berfelben
gebetet haben tnog, fo roirb er Pd) einer gehobenen, religiöfen
©timmung gleichroohl nid)t haben erroehren fönnen. Jft oud)
ber .^ompontft on bie nidht nur ouS bem SBefen beS jnhaltS
heroorgeh^-nbe, fonbern oud) burd) ble firdhltdie Drobitlon
bebingte beftimmte Ehorofterifirung gebunben, fo hat bod)
Seethooen felbft Innerholb biefer ©chranfen im eminenten
©inne fd)öpferifd) frei gemirft." ©o ber §err Sïeferent. —

Die Stebaftlon ging etrooS flüger ju ffierfe, olS ihr
fad)Oerftänbigcr §err' Serid)terftatter; benn ju ber obigen
Semerfung iiber ben Ghoral mad)te fte folgenbeS große groge-
jel^en: ,.ffiir laffen hier unferm Sïeferenten gern baS Sort,
ohne uns feiner Slnfi^t anjufd)lleßen, ülelleidht roerben roir
In ben nädhften Sagen Seranlaffung nehmen, unfere abroei=
d)enbe ©ieinung ju motloiren."

SZßoS ber "§err Sïeferent bo über bie C-dur=3Dïeffe fogt,
tongirt mid) notürlid) junädhft roeniger, roohl ober, rooS er
über Ghorol fd)reibt. äöo ober ift in h'efiger ©tabt
ber Ehor, roeldher bie Ghorolfäge nidht fo ouSju--
führen oermag, roie fie in ben Ghorolbüchern notirt
flehen! Ober"roeld)e Ehoralfäge finb eS, bie eine
fhenge Durchführung nid)t juloffen, fo boß fie
fehr mobifljirt roerben müffen?"

Die hiefigcn Ghor=a)?itglieber roerben nidht roiffen, roie
Ihnen Ift, unb'Du frogft jebenfallS erftount, roie benn jemanb
fo fdhretben fönne, ber innerhalb ber legten jehn Jahre einem
Ehorolhod)omte In hiefiger ©tobt beigeroohnt unb boS Jnnere
eines Ghoratbud)eS gefehen hat; üorouSgefegt, baß bie fd)roorjen
oleredigen ^ioten nidht ctroo §lerogli)phen für ihn ftnb!

Jch gebenfe, Deiner SBißbegierbe tu meinetn nädhflen
Sriefe ju "§ülfe ju fommen. gür heute fonflotire id) nur
nod), boß roir oudh hier roieber ben intereffonten goll oor
uns haben, boß jemonb über eine ©a^e öffcntlidh in ble
aBett hiuauSf^reibt, über roeldhe ihm ble elementorften f ennt=
niffe abgehen.

£eb' roohl unb oergiß nicht Deinen greunb Sruno S®.


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Mb bem Mtn tms beutfd)Ctt ^mft^m.

„DroftlofeS Setter! Drübe 5llu§ft(hten! ÜWorsen geht'S
heimiüärtS!" fo murmelte gegeu Slbenb be§ 3. ©eptem=
ber 1831 ein funger, genial auSfehenber iJiann unb fdhritt
im PriJmenben 9?egen oon feinem ©afl^ofe au§ ber alten
Äirdhe ju ®argan§ im @t. ©aöer-Oberlanb gu, um ficb
bte Sangemeile be§ benfbar trübflen SRegentageS mit OrgeU
fpielen ju oertreiben. einer oom fdiönften Setter

begünftigten ©ihmeijerreife befanb er fi^ auf bem ^eimmege.
@erne bätte er nod^ ba§ SlppenjeHerlänbdjen, reijenb am gufje
be§ mächtigen SllpfteinS ober @änti§ hinä^goffen, befugt;
aber baS Setter, ba§ beiHofe SRegenmetter! Die ganje 9?ad)t
unb ben ganjen Dag hatte e§ h^i^untergeplätfchert; e§ mar
fchneibeub falt mie im Sinter: auf ben bem alten ©töbtchen
junädhft befinblidhen Mügeln tag ©chnce. Der aSiuter fchien
heuer früh S^nb einrürfen ju mollen. ©emiß mußte unfer
fünftler aHeS ©rnfteS an bie §eimfehr benfen. Slbieu, liebeS
f^öneS ©dhmeijerlänbdhen! —

jc^t mar bie Kirche erreidht. SBor bem '■^3ortale ftanb
ber Lüfter, ein alteS, ei§graue§ SJJänndhen. ©ben hatte
er bie firdhe gefchloffen. Den großen ©chlüffel in ber Siechten,
bie Sinte in ber ©eitentafdhe feineä SollroammS oergraben,
ftanb er ba uub mufterte ben Siahenben mit fritifcheu BlidCen,
inbem er bie fleinen grauen Sleuglein unter ben ftarfen, bor-
fügen Brauen etma§ jufammenjog, einem 5Diienenfpiel, ba§
ben ihm untergebenen IDJiniftrantenfnaben, bie oft gar ju
ungeftüm über ben in ben 2)?eßfännchen noch Oorhanbenen
Sein herfielen, febeSmal jur ®enüge fagte, baß fchlimme
Saune oorhanben fei unb man ftch »er feinem (äritnme hüten
müffe.

(Sben mollte er betn gremben, ehe biefer ihn anreben
fonnte, gertngfdhä^ig ben 9iürfen fehren. SlbenbS utn 5 Uhr
ijffnet man feinem Unbefannten bie ^irdhenthüre, auch nicht
gegen ein Drinfgclb.

Da auf einmal fuhr ein SBinbftoß baher unb riß ihm
ben §ut, einen alten, grauen gelbel oom fopfe unb begann
mit bem ehrmürbigen 5Reliq jienftüdf au§ bem erften Dejennium
unfereS jahrhunbertS einen toflen Danj über bie Seichen ftcine
unb ©rabfreuje. ©ine haflifle ^anbbemegung fonnte bcn
glüdhttgen nidht mehr jurürfhalten. DoS ü)'jänndhcn eilte
ihm ohne longeS Befinnen noch; aber, o meh! immer meiter
entfernte ihn in nedfifchem ©piele ber milbe ©efellc; er immer
hinterbrein, fo f^ncH cS bie oUen tnodhen erloubten. S3er=
gebU<he ülJühe! Der grembe ober, bcr biefer milben jogb
mit hcimUchem Bergnügen jugefdhout, fom gerabe redht, ben
Deferteur mit bcr ©pige feineS jugefloppten 9icgcnf^irmcS
oufjufongen unb mit freunbUdhem Säbeln bem boherfeuchcnben
Lüfter JU überreidhen.

ilonnte nun biefer ber höflichen Bitte beS grembcn, ihn
eintreten unb ein ©tünb^en Orgel fpielen ju loffen, falten
Dro^ entgegenfeljen? Unmöglidh. ®r öffnete bie firchcnthüre
unb erflärte fidh fogor bereit, bie Balgen ju jiehen, obtoohl
biefeS cigentlidh boS Slmt beS gronjofenjofob, einer fehr unter-
georbneten ^Uerfönlidhfcit beS ©täbtchenS fei. Der grembe
folgte feinem gührer auf bie ©mpore unb betrachtete bie
Orgel, ein fleineS rauchiges Scrf, bie untere Oftooe im
9)lanuol unb -jicbol gebrochen. geierUdhc ©tide herrf^te im
©otteShoufe, unb bie ©dhotten ber Dämtnerung biefeS ©ünb-
fluthtageS legten ihre ©dhleier aUgemodh um ©dhiff unb
©hor; nur Oorn oor bem Dabernafel flodferte baS emige Sidhtdhcn
unruhig in feiner Simpel.

„jht habt ober fein Sidht unb feine Piloten! Sie moEt
jhï benn bie Orgel fchlogen?" meinte jofue ©cd, ber
Lüfter, jum 3eidhen, boß er oudh etmoS oon ber 23ïufif
oerftehe.

„Saßt midh nur gemähren, guter greunb!"
„§m! §m!" brummte ber 2llte, „merbe eS mohl toiffen"!
Domit fchritt er an feinen 'ißoften, um ben Dicnft ju bc=
ginnen. ©S fam ihm fonberbor
Oor, baß biefer grembe
ohne Sicht unb ohne üïoten fpielen fonnte, mährenb bodh l'er
Orgonift, beffen getreuer jutimuS er feit jähren mar, ftetS
einen Bunb §efte tnit fich fdhlcppte unb an ben 9?adhmittogen
ber goftenfonntoge, on benen ber ©otteSbienft bis gegen 4
Uhr mährte, ftctS mit einer brennenben SodhSferje bcm fchon
etioaS f(hroadh gemorbeneu 2lugenlidhte nachhelfen mußte.

Der grembe begann ju fpielen. ©in einfodheS ÜJJotio
im Baffe modhte ben 'Slnfong; boron f^miegte fidh nun Slfforb
um Sltforb, boS Dhcmo in reidhen Bcrjicrungen mieberholenb,
fo fdhön uub toeich, mic jofue ©eel boS jnftrument bis fegt
nodh nie hatte erfUngen hören. Der J?ünftler hatte in letter
Seit Slltmciftcr joh. ©eb. Ba^ jlubirt unb Uebte eS nun,
in beffen ©inn ju photitofiren. ©ine ^offagc ouS ber
D-dur-guge ouS bem loohltemperirten Äloüier jog ihm bur^
bcn ©inn. Ungcfäutnt leitete er in biefelbe über, begann fte
im ^cbol unb übte fic itnmer fchnctler unb fdhnetler.

2lber, o meh, '»aS mar baS ? DoS tiefe Fis blieb ftedten
unb fdhnorrtc ununterbrodien fort, mie er fich audh wit Suß-
fpi^cn unb 3lbfo|} obmühtc, ben oorloutcn Brutntner jum
©chtoetgen ju bringen. Unraiflig hörte er ouf. ©S toor boS
nichtSnu^igfte Orgclmerf, auf betn er fidh ie beioegt!

SllS "er fichtjoin ©pieltijch entfernte uub bcm Slltcn bc»
beutete, boß er genug gefpiclt habe, fdhoute biefer unmiUig
auf unb mit bem ginger' ouf bie Orgel jeigcnb, bie in ihrer
Bcrftocftheit baS oerhängnißüolle Fis no^ immer forttönen
ließ, fogte er in feinem breiten Dialcft:

„Die ©oche muß miiber in Orbnung gebrodht merben.
©0 läuft man nidht fort! 9IlS Witglieb berSRcdhnungSfommiffion
unb oerontmortlichcr Lüfter biefcS ©otteShoufeS habe idh »on
SlmtSmegcn ftreugc borauf ju achten, boß fein ©tücf bcS
fird)-'ninoentarS Icidhthin befdhäöigt mirb. ©ntioeber felbft
reporirt ober für aflfädige Soften gutgeflonben. Unb Ueber^
morgen ift ©onntog, bo halten mir ^odhomt. DoS gäbe bei
betn'©efnorrc eine heitere ÏÜJuftt unb einen fchönen Sïüffel
oom ^^Jforrer, nnb bcn hätte notürlich idh ju tragen! 33or=
märtS, oortoärtS!"

„Die Dofte mirb fidh »»n felbft mieber reguliren. 3)?on

hat Beifpiele---"

„^JJid)tS, nidhtS! je(jt muß bie ©oche iu Orbnung
gebrokt merben! jch loiQ ni^t in meinen ollen Dogen mein
'2lmt unb meine 9ï'putotion einbüßen!"

Sohl ober mche, ber grembe mußte in bie Orgel hinein^
flettcrn unb unter ben bieten ^^3fcifen herumfudhen, toährenb ihm
ber 2Ute, ber je^t ©runb ju haben gloubte red)t biffig ju
fein, mit einer oon einem SlUar geholten ferje leudhtete unb
ba;,u hie unb bo hämifd)e Bemerfungen fallen Ueß.

„Senn ihr nichts fönnt, fo loßt on frembcn Orten boS
Orgelfdhlogcn!" tönte eS oon feinen Sippen, mährenb boS
heidofe Fis im ©ubboß, olS ben Böigen ber nodh »orräthige
Slthem ausging, mit einem loehmüthigcn ©eufjer erftorb, ber
gonj geiftcrhoft burdh bie bunfle tirdhe fdhmebte unb oorn
tnit ©hor ein leifcS ©dho fonb.


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39

Der grembe mar ganj gebulbtg. Kein Saut bcS ?lerger§
entfuhr i[)m. (Sä fehlte 'in ber >iBinblabe, ba§ fîanb nun 'nodh
längerem Unterfudhen bei i^m feft. Slucb biefe noch oufmo^en?
Bielleidht ben ßorn beä DrgelrlSerberuS nod) mehr
förbern? Do mar bie Fis-'|5feife. ©chnetl entfchloffen ftedlte
er, olS ber Sllte bei ©eite fchoute, fein feiûeneâ goulorb in
bie'Deffnung. Der Dämon mar gebannt. Sluch olS bie
Balgen mieber in Beroegung gefegt" rourben, (benn ^ofue
®eel roollte fich i^er grünblichen àîeparotur oerfichern), oerhielt
er fidh ruhig. Bergnügt unb überlegen lächelte ber Küfter
oor ftch ^in; biefem gremben halte er imponirt. „(Sottlob,
bie ©oche ift roieber in Orbnung!" murmelte er uttb flieg
in feinem Dberlänber=^flegma bie ©liege hinunter, inbeß
ber grembe, nodhbem er fich Oerftdhert hatte, bop bie Balgen
mieber leer roaren, bie Dhüre jum Orgelgehöufe leife noch
einmal öffnete, mit einem raffen ®riff fein goularb padEte
unb in bie Dofdhe fd)ob. 3iae§ blieb ruhig, ©dholthaft
judfte eê um feine 21?unb>oinfel ; ber ©dherj mar gelungen.
3ll§ er brunten bem Sllten einen halben ©ulöeu in bie
fdhroielige 9îedhte brüdtte, heiterte fidh Neffen Slîiene auf uub
mit einem nochmaligen gutgemeinten: „Sofft boS Drgelfdhlogeu
fünftig bleiben, menn ^l/x'S nicht beffer oerfteht" entlief?'er
ben gremben, ber pdh quer über bie ©troße roieber in feinen
©ofthof begab.

grüh morgens roor biefer fdjon roieber ouf. Do§ Detter
hotte fidh ein roenig oufgeheat. „gelij; "J}}enbelSfohn"
fd)rieb er in'S grembenbu(|, oerobfchiebete fich »on bem freuub;
lidhen Bîirthe unb reipe mit ber Diligence tholobroärtS bem
©piegel beS Bobon ju.

BJer mar ber gretnbe, ber geflern brüben in ber Kirche
fo meifterbaft bie Drgel fpielte? fragte ber roürbige ^forr=
herr oou ©orgonS, oli er am Slbenb fidh im Söioen bei
einem ©^öppd)en alten 9j;aienfelber gütlid; thot.

Der Sirth holte boS grembe'nbudh. ©r halte ben
9'îomen fdhon toieber oergeffen.

„gelif ajfenbelSfohn!" loS ber ^.ßforrer hodh erfreut;
benn er mar ein begeifterler SJJuftffreunb unb roußte, boß in
biefem Üïomen ein bebcutenber Künftler pcdte. yjodh lange
erjählte er bem Sirthe oon bem jungen Dolente, boS fidh in
Deutfdhlonb fiegreidh Bahn breien merbe, erjähtte ihm oon
beffen Kompofitioncn, beffen Siebern, fo boß fidh ^er Söroen=
mirth fehr gefchmcidjelt fühlte, einem fold)cu ID^onne bie
®opiid)feit feines §aufeS geliehen jn haben. Sluch bem Küper
fogte er om anbern 5üforgen, boß biefer einem ber bebeuteubi
ften Künpiern ber ©egenroort bie Balgen gejogen habe, ^ofne
©eel fniff fchroetgenb bie Sippen jufammen;, er roußte mehr.
6r bodhte on ben .^ut uitb on ben erhaltenen ©ulben'; oud;
mar gegen boS Urtheil beS ^^Jfarrherrn fchroerlich aufjufommen.
Die ©ejchi(hte bon bem ftörrifdjen Fis uub bem ©uchen beim
Kerjeufd)ein jroifdhen glebermäufeu unb ©pinngeroeben follte
nidht ru^bor toerben.

©onntog!! DoS ©lodtengeläute roor 'oerflungen. DoS
«Prebtgtlieb „Komm' heit'ger ©eift" fottte beginnen. Der
Orgonift roor bereit; ber gronjofenjofob jog bie Balgen;
ober um ©ctteSroitten moS mar boS? Dumpf fchnorrte boS
unglücftiche Fis burd) bte Rotten, fo unheimlich unb herjbe=
thörenb, boß fid) Sitter Köpfe umroanbteu. Der Dämon Iroor
roieber loS unb hotte boS baueben liegenbe G fteunbnodhbar=
lid> gebeten ebenfottS mitjuthun. 3e"gt ging brinnen in ber
©ofriftei bem olten Küper ein Sicht auf unb mitbenBJorten;
„^ochroürben, bo ip nur bcr oerbommte ü«enbelSfohn ©chulb
boron!" oerlteh er feinem ©rimme gegenüber bem ^forrherrn,

ber ben S?Jiffethäter in ben Gimmel'erhoben hatte, berebten
SluSbrucE, Der Pfarrer lä^elte, mährenb er im ®oangelieu=
budh ben De^-t jum heutigen ©oongelium burdh ein hinein-
gelegtes Blatt morfirte, unb fd}ritt jurKonjel. |)eute rourbe
K'in Slint gehalten, fonbern nur pitte SOfeffe gelefen, unb bo
mar, mie ^ofue ©eel olS ehemaliges SJMtglieb ber 9ïedhnung§=
fommiffion uodhher ben Sonbleuteu oon ben Bergen erjählte,
einjig unb ottein ber 9)?enbetSfohn ©chulb boron.

Die Störung on bem alten Orgelroerfe mor üon ber
funbigeu ^onb beS Organiften mit einigen einfachen a)lani=
pulotionen bolb befeitiget. Srogbem übte auch roeiterhin boS
berüchtigte Fis noch hie uub bo feine ©opricen befonberS
im SBinter, roenn nodh prenger KäUe plö^lich Shouroetter
eintrat. Donn pflegte jur größten greube beS ^forrherrn,
ber iu feinen mufifotifdhen ^eilfchi^iften immer mehr üon gelif
yjjenbelsfohn's fteigenbcm !Ruhme loS, ber olte Küper immer
üor bie Shn^^^ ber ©ofroPei unter ben ßhorbogen ju treten,
mit feinen jufommengefniffenen Sleuglein nodh ber Orgel:
empöre ju fdhouen unb ingrimmig ju murmeln: „Do ip
nur ber ÜJfenbelSfohn ©chulb boron, tooS broudht er bie
Orgel ju fdhtogen, toenn er'S ni^t üerpeht!" SÏ. 3Jijtg.

drulleö unb j^eitcm»

2)lc awcioöic ÖCV „ajlavfciltaifc."1) Die „Köln.
SJolfSjtg." frijchte üor einiger ßeit folgenbe ©rinnerungen
auf: Doß bie Ü3]elobie jur 2)farfeittaife urfprünglich eine
beutfdhe unb jroor eine firchlidhe, boS „Credo" einer SDïeffe
roor, roerben üiettei^t nur roentge unferer Sefer roiffen.
^ohonneS Sd)err üerpdhert eS unb tritt beren BcroeiS an
in feinem ÏBerfe: „Blüdier unb feine Seit unb fein Sebeu."
©r fogt: „DoS mit ber ^ohreSjohl 177G üerfeheneOriginal
ber ÜJJeffe, melche ber lurpfätjifche «poffopettmeiPer
m 0 n n tomponirte, hat ^ommo iu ber mufifoUfchen Biblio^
thef ber ©tobtfirche ju liÜJerfeburg oufgefunben. 2BaS für
midh bie ©odhe gonj unjroeifelhoft modht, ip eine Jugenb
erinnerung, roeide burd) ^ommo'S Beröffentlichung in mir
roieber belebt rourbe. ^cl) habe nämlich üor ßeiteu iu einer
fatholifd)en Dorffirdhe ©^roabeuS in ber ©htiftnad)t auf ber
Drgel eine BJcihnochlSfoutote felber mitgefungen, bie iu jener
9^odht jum erpen
a)?ale oufgeführt rourbe. Beim Berloffen
ber Kirdhe fogte ein 93efounter, ein alter ©olbot, ber ein
gut ©tüdt ateüolulionSfriege unb fämmtlid)e Üiopoleonifdhe
gelbjüge üon 1805 biS 1814 mitgemacht hatte, ju mir:
„BJißt 3hï auch, tüoS Öhï eben ouf ber Drgel gefungen?
es ip bie 9}?arfeiflaife! ^cf) Ijab'S gleich bei beu erften
Dönen qemerft!" — DoS fiel mir auf, roeil idh fl'fn üon
bemfelbe"n olten KriegSmonne oft oernommen, rooS bie a)ïor=
feittoife ju ihrer 3eit ju bebeuten gehobt, unb id) theilte boS
©ehörte bem Orgonlpen mit, ber mein eigener Boter toor.
„Die aJïorfeittoife?" gob er jur Slntroort. „ffiorum nidht
gor? Die ïDïufif, roeld)er id) boS neue BJeihuochtSftüdt unter-
legte, ip ein ©tücf ouS einer alten 5Dïeffe." — .^dh felbp
(fährt ©d)err fort) habe fdhon uieberholt ouS ber Umgegenb
beS BobenfeeS üerpcheru hören, boß bie „SJforfeittoife" einer


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40

|)ot&mann'fchen ïlïeffe, jebodh nt^t bem „Credo", fonbern
bem „Benedictus" entnommen fei. ®ie ^ol^mann'fchen
SDïeffen ftnb in ber ehemaligen Konftanjer Diöjefe befannt
gemefen; je^t finb fie, nadhbem bie KirdhenbehiJrben gegen biefe
^rt üon Jnftrutnentalmeffen überall geeifert haben, tjolls
änbig tjerf^oHen. 3Jieffen im Dïarfeiöa ifenft^f mürben)
mchl noch in mandhen ^farrfirdhen beim bolfe Slnflang finben."
Ja, leiber!) —

^raltifr^er SJorft^ïag, sin ber ©pige einer ^ar=
titur, bie üor einiger in ©an granjiêco (Slmerifa)
erfchien, mar golgenbe§ jn lefen: „Jn golge ber Üngefchidt=
lichfeit unfereS ©e^erperfonalS ftnb jmei ©eiten biefer
titur Derfehrt gebrndtt. Diejenigen, loeldhe baS ^)eft nidht
gern umfehren, fi)nnen ftdh fiislt^ iui" ©pielen auf bea Kopf
flellen.'"

^ttt ©arberobier (ber jugleidh Opevngläfer

auStheilt) fagt ju einem eben eintretenben Sanbmann:
„brouchen'S a ©laS? — Slntmort: „O no, i trinf glei'
aus ber glafch'n."

SSctfc^rte 2Bett. Die grau beS gtechtsanroalts 36.,
melche fehr „mufifalifch" ift unb baher alle „feinern" Eoncerte
befudht, hat ihren hoffnungSooHen ©prößliug ju einem iu
ber Stahe ftattgehabten ©artenconcerte nicht mitnehmen mögen,
meil er baS le^te Ü)?al gar ju unartig gemefen unb ihr ben
erhofften mufifalifchen ©enuß grünblich oerborben hatte. Der
Knirps ifl barüber natürlidh fehr erbojl, unb alS ^ama heim
fehrt, legt er fich mit feinem neuen ©onntagSflaat auf bie
Erbe, „©leidh ftehfi bu öon ber Erbe auf, gri^dhenl" —
gri^ch-n bleibt ruhig liegen. — „SBiüfl bu gleich aufflehen,
bu ungezogener Junge!" — grt^: „3fein, üKama, juerft
mu§ i^ einen Slpfel befommen!" — SRutter: „9îein, bu
befommft feinen Slpfel!" — gri^: „Dann fleh' ic^ "i^^t
auf, ich miß bir betnen Eigenftnn fdhon abgemöhnen ;" —
grau OîedhtSanmalt Oeranftaltete audh jumeilen einen
„tnufifalifdhen" Slbenb. bei folchen ©elegenheiten toar griç=
chen meift fehr laut unb ungeberbig, roe|halb ÜJlatna eineS
SlbenbS, als bie greunbinnen fie eben üerlaffen hatten, bem
fleinen glegel folgenbe Ermahnung hielt: „Dein betragen
tnuB immer gleich liebenSmürbig fein, griçdhen, ob mir nun
©efedf^aft haben, ober ni^t. Dîamentli^ muß bu Jebem
gegenüber gleidh artig fein!" — gri^ : „Ja, aber, liebe
âjîama, bu bift bodh audh nidht Jeben fo!" — Ü)?ama:
„Jdh bin nicht fo? 2öte meinft bu baS? — gri^: „9?un,
menn bie Danten ba finb, bann bittefi bu fie immer recht
fehr, baß fie noch ein ©tücE Kuchen effen foUen; midh aber
hafl bu noch ^ein einjigeS SDÎal barum gebeten!" —

DättfdjUttg. Ein grember fleht am genfier eineS ®aft=
hofeS unb muiicrt bie borübergehenben. !)3lö|tidh ruft er
ben ©afthofbeftfeer herbei unb fragt: „.Kennen©ie ben çerrn
bort? gürmahr, ein intelligenter Kopf! DiefeS f^märmerifdh
emporgerichtete Sluge, ber finnige Ernft auf feiner ©tirne!
Er ifi gemiß ein Eomponift unb benft gerabe über ein neueS
opus nadh!" - ©aflhofbefi^er: Der? DaS iji ein hieftger
©chneibermeifier, bem erft fürjlich ein §ut gefiohlen murbe.
9fun paßt er jebenfaUS auf, baß ihm ber neue nicht audh ceg^
fommt!"


Messe füi* Männerchor.

jßeruarl)0 3of., Op. 23. Missa iu lion. beatae Mariae virginis, für
4ft. 2)2ännerchor. ^art. m. 1.60, ©timmen ^ 25 ^fg.
9Za(h bem Urtheile beê 3iefercntcu be§ GäcilienoercinS'KatalogeS (Sïr. 724) eine
ber beften ber im Kotalogc oufgenomntcnen Wänitercbor=2)ieffcn

llekes irr., Op. 10. Missa in hon. S. Ambrosii, für 4ft. aKätmerchor
(ohne
Credo), ^art. ü«. 1.20., comfjl. ©timmen 40 ^f.
®ie SDieffe ift mit großer ©emanbtheit gc^d)ricben, babei Ieid)t ausführbar toürbig
unb mohltlingenb. ^lud) für fchmächcrc Gbörc ju empfehlen.

„ Op. 13. Missa in hon. S Joannis Evangeiistae (Ohne Credo)
für 3 2Wännerftimmen ^art. m. 1,00 com^jl. ©timmen 40 ^fg.

gr. «Schmibt (ß.=SS.=K. 9ïr. 4G6) fct)reibt über biefe fflïeffe: „®icfc für einfad)e
ehoroerhältniffc gef^ricbcnc ^effe tjcrbicnt toegen ihrer fchönen Slrbcit, ihrer mürbigen
cbicn Gattung bie Stufna^me in baS 3lepertoir aud) größerer Chöre
jc.

UliUbcrger Op 3. Missa in hon. s. Augustini für 4ft. aJïdunerchor
^reis ^art. 1.60, compl. ©timmen 60 ^fg.

Sluf Söunfdh fenbeu mir oorftchcnb üerjcichncte 'Beffen gerne jur 9lufid)t

Sertag öou JiCßerf gttcoßt & go» itt Jla(f?ett>

Verlas Udu ^(Dcrt SocDat & (^0. in Slatheu.

<^arutontumf(pttl'e

juglci^ auch als

Öorfdjule ffir ba0 (Drgelfpiel

.^crattêgegeben üon

âiofepf;

Dp. 20. 5prei§ 1.20.

gitr S3ereï)ritttg bcg i). ^iitli^eg.

Jn unferm SSerlagc erfdjicn foeben:
3^i)nUicr, P. ®ombc(hant unb Sireftor ber
^riefter ijom heiligen Slutlijjc in SourS,

<ÄattbD«(f; ber ^ruberfdjaft tiow
ÇÏ. Jlttifiije
fammt ©ebeten uub fic«
flciucu SngjeitcttüomüKcrhciligften SJaineu
©ottcS.
Slutorifirte Uebcrfe^ung XII unb
204 Seiten. 24®. ^rci§ 75 «Pf.

'Die Berehrung bcS heil. StntlijjcS jur
Sübnc ber tjielen Unbilben, bic ®ott burch
ba§ glud)cn, bic Enthciligttng ber SonU'
unb geiertage 2c. crlcibet, gcminnt, toie biofcâ
ber hï. SSoter in feinem Srctjc oont 9. ®cj.
1884 gemünfcht, aud) in ®cuffd
)Ianb gröfjerc
ÎScrbreititng. Jn 9lad)cn, Köln
k. t)aben
fid) bereits ®ruberfd)often gebilbet unb ftehen
luciterc 33rubet)d)aftttgrünbuugcu bemnädjft
in u3fid}t, fobaß t)offcntIid) balb au^ in
unferem 58alertanbe bic Verehrung beö heil.
Slntli^eS eine allgemeine fein toirb. ®ic
uorftehcnbcn 6d)riftchen, bic unS ntit ben
brubcrfd)aftêrcflcln, bem Seben ber ©tiftcrin
nnb beä ^auptfi3rbcter3 beS „ÎBcrfeS ber
Sühne" befannt mad)en, füllen baju bienen,
ber fo fcgeuârcid)en nbad)t iteue greunbe
unb eifrige görbercr
ju criocrbcn.

S)ic fämmtli^cn SScrfdjen finb mit firch'
Iid)er Slpprobation üerfehen.


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s«nt mr

für fittfÇoftftfe ^trr^ettfäitfler.

@rotiê=SSctIa()e junt „©tCBothiS^SÖIntt", Drgmt für latljolif^e tir^cnraurtL

„©erge, baß bn mit bem Çerjen gtaubp, loaS bu mit bem SDÎunbe fingfl, unb in äöerteu
ietljäliflft, h)o§ bu mit bem Çsrjen gtanift." Œoncil in dart^ago P. 3. 398.

1. Lauda Sion Salvato-
rem,

Lauda ducem et pastoreni
In liyinnis et canticis!
Quantum potes, tantum
aude,

Quia major omni laude,
Nec laudare sufficia.

2. Laudistbema specialis
Panis vivus et Vitalis
Hodie proponitur.

Quem in sacrae mensa

coenae
Turbae fratrum duodenae
Datum non ambigitur.

3. Sit laus plena, sit
sonora

Sit jucunda, sit decora
Mentis jubilatio;
Dies enim solemnis agitur
In qua mensae pritna rc

colitur
Ilujus institutio.

4. In hac mensa novi
regis

Novum pascba novae legis
Phase vetus terminât:
Vetustatem novitas
Umbram fugat
Veritas,
Noctem lux éliminât.

5. Quod in coena Chris-
tus gessit
Faciendum hoc expressit
In sui memoriam:
Docti sacfis institutis
Panem, vinum in salutis
Consecramus hostiam.

1. Deinem ^eilanb, beinem
Sebrer,

Deinem §ivten unb Ernährer,
©ion! [timm ein Soblicb an!
'iU-eif nach Kräften ©eine ffiürbe
Da fein Sobfprud), feine Sterbe
©einer ©röße gleichen fann.

2. DiefeS Srob foafl bu
erheben,

2Bel(he3 lebt uub gibt baS Seben,
DaS man heut' ben Ehriften
meift:

DiefeS 33rob, tnit bem im ©aale
EhriftuS bei bem Slbenbmahle
©eine 8wi3lfe hat gefpeijl.

3. Unfer Sob foll laut er^
fdiaUen,

Unb baS ^erj in greuben toaßen,
Denn ber Üag hat ftdh genah't.
Da ber §etr jum Jifd) ber

©naben
UnS juerft hat eingelaben,
Uub baS aiiahl geftiflet hat.

4. S3on beS neuen KijnigS
©peife

SBirb beS alten ^JJaffah'S Seife
Durd) ein 3JeucS abgethan:
Unb ber Sahrheit muß baS
Seidhen,

Unbbte9iad)t bem£id)te toetchen,
Unb baS 9ieue fanget an.

f). SaS oom §errn beim
SDfahl gefdhehen,
«gieß er un':' aud) fo begehen
Um JU feiern feinen Dob:
Bu bem Dpfer, Jh" B» ehren
gjad) ber
Sorf^rift ©einer
Sehreii,

Strb oerioanbelt Sein unb Srob

Bte ifi'(ji)ttlettl)ttam0|equeu^ ,Lauda Sion'.

6. Dogma datur Chris- 6. Doih mie unS ber ©laube
tianis lehret,

Quod in carnem transit Sirb baS 33rob in gleifd) oer=

panis fehref.

Et vinum in sanguinem: Unb in Ehrifti S3lut ber Sein.
Quod non capis, quod non SaS babei baS ?lug' nitht fiehet
vides, Dem Serftanbe felbft entfliehet,

Aniinosa fifinat fides ©ieht ber fefte ©laube ein.
Praeter rerum ordinem.

7. Sub diversisspeciebus, 7. SuubergroßeS ift ent--
Signis tantum et non rebus halten

Latent res eximiae: Unter jmeierlei ©eflalten,
Caro cibus, sanguis potus Die jebod) nur ßeidhen finb :—
Manct tarnen Christus totus M lut unb gleifd) ju îranf unb
Sub utraque specie. ©peife.

Da fleh bodh in beiber Seife
EhriftnS ungetheilt befinb't.

8. A sumente non con- 8. Ser ju biefem ©ofttnahl
cisus, eilet,

Nonconfractus,nondivisus3îlmmt Jh» flanj uttb imjer=
Integer accipitur. theilet,

Sumit unus, sumunt mille Unjerbrochen, unoerfehrt.
Quantum isti, tantum ille Einer fommt, unb SEaufenb
Nec sumptus consumitur. fomtnen,

Keinerhat noch mehr genommen,
Unb Er bleibt bodh unoerjehrt.

9. Sumunt boni sumunt 9. gromme fommen, Söfe
mali, fommen,

Sorte tamen inaequali U"b fie haben Jh" genommen
Vitae vel interitus: ®ic jum Seben, bte jum Dob,
Mors est malis, vita bonis. 33i)fcn mirb Er ©traf unb^öüe.
Vide, paris sumptionis ©uten ihreS ^leileS DtteUe:
Quam
Sit dispar exitus. Sie oerfchieben loirft baS Srob !

10. Fractodemum sacra- 10. Sirb ble §oftle auch
mento gefpalten,

Ne vacilles, sed memento, Sanfe nld)t, bu foUft fefthalten,
Tantum esse sub fragmento Daß bie Üheile baS enthalten,
Quantum toto tegitur. SaS baS ganje Srob enthält.
Nulla rei fit scissura ÜiiemalSfannbaSSefenmeld^en,
Signi tantum fit fractura Üïur
gebrDd)en toirb baS 3eld)en,
Qua nec status'nec statura ©ad)'unb Sefen finb ble gleichen,
Signati minuitûr. Seibe bleiben unentftellt.


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42

11. ©e^t' bte he^rc @ngel§=
fpeife,

Brob ber ^ßilger auf ber Steife,
ffia^reS 35vobbem Kinberfreife:
ben funben wirf e§ ^i"!
(Schon in Sfaal'S Opfertobe,
3n be§ pftertammS ®ebote,

ber 53äter jWannabrobe
2BieS auf e§ ein tiefer «Sinn.

12. ©uter §irte, 33 rob ber
©eelen!

®ein ©rbarnien laß nicht fehlen,
®idh als §irt unb ©(hü(?er
lüähten;

ffion' im Sanb be§ SebenS jählen
Uns JU Deinen ©eligen!
Du, ber SiaeS meiß unb leitet.
Der bie 9)?enfchenfinber meibet,
Unb an ©einem SlZahle leibet,
©e^' uns, toenn bie ©eele fcheibet,
3n ben KreiS ber ^eiligen.
Imen. 2llleluia.

3)er SSerfaffer biefeS herrlid)en §l]mnu§ auf baS h^il. Saïra»
ment ift naC^ aUgemeiuer Slnnuahmc ber hl. ShomaS üon ?lquin
(t 1274), »elcber ouf ©eheiß beS ^apfteS Urban IV. jn bcr
ongeorbueten grohnlciihnomlfcicr bic Siturgie Oerfaßte. ®t.
ïhotnoS bichtetc feilten weltberühmten ©efong nach bem SJIoße
ber älteren ©cquenj „Landes crucis attolamus" üon 2lbam üon
6t. SSictor (t 1157) unb entlehnte üon biefer au^ bereu glonj«
üoßc ©ingwetfc, welche man
bis üor einiget gelt bem Sinter
bcS „Lauda Sion" jujuf^reibcu gewohnt war.

®ie ©equenj ift glei^fam ein in bidhtcrifehe gorm gebrachtes
©rcbo öom onerhciligften Slltorêfaframcnlc unb als folcheS unübcr»
trcfflich unb nnübertroß'cu ;bcun fotdfpräjifcgaffung bcr fchwierigcn
Sehte üom SlltarSfafromentc in Siebform erforbert eine
■äKciftcrf^aft, wie fie eben nur bem „Sngcl bcr @d)ulc" eigen
war; bic ^nnigtcit unb ©luth bcr ©cfütjlc ober, welche wir in
bcr gonjen ^fingftfcquenj bcwunbcrten, fommt hier erft in ben
beiben legten Strophen jum SluSbrud; bofür finb bic=
felben ober ouch üon einer unüerglcichlichcn Schönheit, juntal bic
Ic^te Strophe, worin bic Kirche ju bem im. Sofromcutc ücr-
borgenen ^eilonbc
als ju bem guten §irtcn fleht. —

®ieSequenj beginnt mit einer (Sinleitung (Strophe 1—3),
Worin jum Sob unb 5ßrciS bcS ^cilonbeS oufgeforbert wirb unb
jWAt mit Scjug auf bie einfc^ung beS allcrhciligften Sofra^
menteS, ju beten Grinnerung boS grohnleichnomSfcft begangen
wirb. 3n ben folgenben Strophen (4 unb 5) Wirb fobonn baS
heilige Sofroment gepriefen olS boS wahfre ^ofdhaOpfer, iu
»oelchem baS olttcftomentlichc ^afdjaopfcr feine Erfüllung gefunben;
ferner oIS baS immcrwährcnbc Opfer, weldjeS bcr ^crr
JU ©einem ©cbäditniffc für immer, bis jum Enbe ber ïogc,
einfette, ®ie folgenben beiben Strophen (G unb 7) finb bcr
3BefenSücrwonblung, bic folgenben Strophen (8 unb 9)
bagegen ber Kommunion unb ihren Sßirfungen gewibmet.
®ic 10. Strophe Wiü einen 3'oeifcl befeitigen, ber ben ©läubigen
Otts bem Breden unb ^heilen bcr ©oftic oufftogcn fönnte,
3n ben beiben Schlußftrophcn hebt ftd) bet ©efong ju hohem
li)tifchcm ©chwung, um boS heil, ©aframcnt alS.Srob bcr
Engel, boS fchon im alten SBunbc oorbebcutet war, ju preifen
unb ben unter SSrobSgeftolt üerborgenen §citanb, ben guten
§trten, ;um feinen Schu^ h<" auf Erben unb um bie einftige
Seligfeit in einet unoergleid^Iith innigen SDSeifc onjuflehen. —

®ie erften neun Strophen finb fcihSjeilig; ber erfte unb
jtoeite SÖerS, ber niertc unb fünfte, bet britte unb feChSte SJerS
burch Enbreim gebunben. 2)ie Strophen 10 unb 11 finb ac^t«
jeilig; h'eï finb bie brei erften SSerfc miteinonbcr gereimt, bei'
gleichen bet fünfte, fechfte unb fiebente unb enblid) ber üierte mit
bem ochten SSerfe. ®ie Sdilußftrophc weift jchn î?crfc auf, üon
benen bie üier erften unter fich fll^itb flingcnbcn ®d)(uß,
ebenfo bie üier 33crfe üor bem legten, n)ctd)cr felbft mit bem
fünften SBcrfe gereimt ift. —

11. Ecce panis Ange-
lorum,

Factus cibus viatorum,
Vere panis filiorum,
Non mittendus canibus!
In figuris praesignatar
Quum Isaac immolatur,
Agnus Paschae deputatur,
Datur manna patribus.

12. Bone pastor, panis
vere,

Jesu, nostri miserere.
Tu nos pasce, nos tuerc,
Tu nos bona fac videre
In terra viventium:
Tu qui cuncta scis et vales
Qui nos pascis bic mortales,
Tuos ibi commensales,
Cohaeredes et sodales
Fac sanctorum civium.
Amen. Alleluja.

Sur erlnntcvttMß.

1. Strophe. Sion b. i. bic Kirdie, bereu Borbilb bic „î:od)tcr
SionS", bic Einwohncrfchaft gcrufolcmS roar.

in hymnis et canticis b. h. in gereimten ©efängen unb
in nicht gereimten (>Çfatmen). Zweimal wirb bcr crmuntcrnbc
guruf (lauda) wieberholt; benn bcr ©egenftanb bcS SobpreifcS
ift bcr hö^fte unb erhobenftc im Rimmel unb auf Erben: „Sobe,
0 Sion, Seinen) §cilanb, lobpreifc (Seinen) gührer unb Ritten
in §^mncn nnb ^falmcn! (lobpreifc Sh") fo fannft,

benn nod) ©cbühr oermogft Su 3hn nid)t ju preifen, ba Er übet
oHcS Sob erhaben ift.''

lauda ducom et pastorem: Ehrift"^ ift bcr „gührer", ber
bte Wcnfd)hcit ju ©ott jnrudführcn foft junächft burd) feine Schrc
unb fein Seifpicl, fobonn alS öucfl unb Urheber oller ©nabe.
Er ift ferner „Set gute §trt" (Joh.
10), bcr uoH Erbotmcn
auf bic Erbenwüftc hernicberftieg, um bic oerirrtcu Sd)ûftein ju
retten.

2. Strophe, ©roß unb wunberbar ift ber ©ottmenfd) in
oE' feinen 38crtcn unb ©cheimniffcn, aber ben ©egenftanb einer
befonbeten SSctcbrung u nb 2lnbad)t (laudis tlieraa spec-
ialis) bilbet heute für unS baS „lebenbige unb lebcn =
fpenbcnbc 93r ob" (panis vivus
et Vitalis), barum errcid)t heute
om grohnlcid)nnmSfc tc unfer ©ottcSbicnft feinen ©lanj' nnb
§öhepunft burd) bic *Projcffion, SluSfc^aug
jc.

Scr ©loube lehrt unS unb gewährt bic jwcifcllofe
©cwißheit (non ambigitur), baß bcr §crr „ouf bem Xifd)c
bcS hl. StcbcSmohleS bcr Sd)aar bcr ^wölf Brüber"
©ich felber als boS „lebcnbc unb bclcbcnbc Brob" jur übcr^
natütlid)en ©cclcnnohrung „bargcreid)t" habe.

3. ©trophe. „Boll unb üolltommcu" (plena) foft
borum unfer Sobprcis fein, b. h- bcr ganje liJenfd) foll.Qih'n
lobfingcu: Sic ©timmung beS ipcrjcnS unb unfer SebcnSiimnbcl
foHcnmit bcr©prad)c beSaJîuubcSûbcrcinftiinmen. Siefer münblidjc
SobprciS fott „wohltöncnb, ftimmungSu oll (sonora) ;cr«
fchottcn, bcr §crjcuSjubcl (mentis jubilatio) freubig (jucunda),
ober nid)t ouSgetoffcu, foubern ongcnteffcit, jicrlid) (decora) fein!
SBohrlid), eine SKohnung für ben tird)lid)cn ©änger!

„Dies solemnis". Sic fird)lid)c gcicr bcr Einfe^ung bcS
hl. ©aframentcS wirb am grohnlcid)namStagc nadjgeholt. Unter
ben ©Chatten bcr ehorwod)c fonnte ja bic geftfreubc am ©rüii«
bonnerftogc nicht ouftommen — barunt „recolitur"; cS tuirb bic
Einfe^ung nod)malS bcgongeii, erneuert.

4. ©trophe: 3n bcr 2. ^lälfte bcr 3. ©trophe war fd)on
bcr ©runb unferer geftfreubc im Slllgcmcincn angegeben.
biefer ©trophe nun wirb olS füld)cr ©runb jur gcftfrcubc im SBcfoii«
bcrn bcr ©egcnfa^ bcS neutcftnmcntalifd)cn OftermohlcS ju bem alt-
tcftoincntlicben herüorgchobcn. Scr S^achbrucf liegt offenbar ouf
bem üictmol Wicbcrholtcn novus. EhriftnS ift bcr „novus rex"
gegenüber bem ^ricftcrfönigc 'ûJîetdiifcbct ou« bem Slltcn Sunbc,

Unfer „Pascha" (Oftcrlamm) ift Ghr'ftnS: „Pascha nostruni
immolatus ost Christus" (EhriftuS ift olS unfer Dftcrlomm gc--
fd)tad)tet worben) heißt cS in unferer Oftcrpräfation (nod) 1. Kor. 5.)
Sorum heißt boS hl- SlltarSfotromciit olS ncutcftantcntlid)eS
Opfer novum Pascha novao legis „baS neue ^afd)a bcS 9îcucn
BunbeS!"

Pascha unb Phase bebeuten baffelbe: Ofterfcier, Oft et"
lomm; Wörtlid) beißt cS „bcr Bor üb et gong" (beS §crrn)
2 fflîofcS 12, 11. SaS alttcftamcntlid)c Phase, olS boS Scr'
oltctc unb als boS Sd)attcnüorbilb (vetustas ot urabra)
muß wcid)en (fugat) üor bcmSîcucn unb ^ irtlid)cn (novitas
et Veritas) b, h- üor bem h'- Opfer bcS neuen öunbeS! bic
SZaeht (noï) b. i. boS Subenthum ü6crhoupt, wirb burd) boS
Sicht (lux) bcS EüangcliumS ocrfd]cud)t (éliminât).

5. Strophe. Soë üorbilblid)c iDftcrlamm bec 3uben würbe
alljährlich borgcbrocht. So fott oud) boS neutcftamcntltd)c ipofdjo--
opfct nicht ein einjig äJtol bargcbrad)t werben: fonbern cS ift
eingefe^t für aUc Orten unb für ottc Reiten. Beim Slbcubmohle


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43

in jerufnicm (in coena) hat bcr §ert c3 fo angeorbnet ju
©einem ©cbäd)tniß (in sui memoriam).

®ic priefter finb burch btefe hl- Sfnorbnungcn
' angctnicfen (docti sacris institutis) Srob uttb SBcin ju confccrircn
jum Opfer bcä §ci(§ (in salutis Iiostiam), b. i. ju Shrifi'i
gleifd) unb SBIut.

6. Strophe. 2tn bie borhcrgchenbc Strophe eng an»
fchlicfeenb fährt nun ber $^mitit§ fort: ©Inubcuölchrc
(dogma) loirb e§ allen Ehriften übergeben, bafj bei bcr Eonfc=^
cration eine SBcfenäoermanblung Oor fich fleht. ®a§ ift offenbar
ein grofjcö Sunber (praeter rerum ordinem); e§ ift ein ©c»
l)cimniß, baä über mcnfd]Iid)c goffungäfraft ebenfo hinattägcht
(quod non capis), luic über bic Sinuc (quod non vides).

7. Strophe. ®ic Sehre Oon bcr Sefenäocrnjanblung loirb
lucitci bnhin ausgeführt, bafj Shriftuä unter jcbcr ©cftalt (alfo
fotoohl bcä 'flrobcä toie beä Seineä) gauj gegcntoärtig ift. Srob
unb ©ein (diversae species) finb nad) bcr ßonfccration ui^t
mehr bcm Sefen unb bcr Sachc na^ (non rebus^, fonbern nur
in bcn äufscreu ©cftaltcn (signis tantum) noch oorhanben.
®ic „großen Singe'- (rox eiimiae), bic unferen Icibiid)en
5lugcn oerborgen finb (latent) tocrben im golgen bcn angeführt:
cä finb Ghrifti glc'fd) alä Speifc unb Sein iï3tut alä Sran!,
jebod) fo, baß ß[)riftuä unter jeber üon beiben ©cftaltcn
(sub utraque specie) ganj, alfo mit gleifd) unb SBlitt gegeus
loärtig ift.

8. Strophe. 2lber no^ mehr:-Scr .^crr ift nidjt nur unter
jcbcr ©cftnlt gans gegenmärtig, fonbern Er wirb auch »on jcbcm
Empfänger, fo SBiclc ihrer immer fein mögen, ganj unb ungcthcilt
empfangen. Siefcä neue Sunber hebt bic @trop[)c mit bcu ocr='
fd)tebenflcn 3luäbrüdcn hcroor, biä fic cnblid) cffcftoofl abfd)licßt
mit bcn Sorten: nee sumptus consumitur, b. h- unb wirb Er
aud) genoffen, fo witb Er bod) uid)t aufgejehrt: cä bleibt immer
cbcnfooiel übrig, alä oorher bagctocfcn.

9. Strophe- toerben bic Sirfungen bcr würbtgcn
(boni) fowohl alä ber unwürbigen (mali) Äotnmuuiou gc=
fd)ilbcrt.

10. Strophe: .<öicr wibcriegt bcr h'. Cerfaffcr einen Ein»
Wurf, bcr oicHcidjt auä bcm S3rcd)cu unb SScr theilen ber
hl. -tioftic hergeleitet toerben fönnte: Sir foHcn feinen Slugenblid
Wanten (no vacilles^: aud)iu bcm fleinftcn Sheildien ift ühriftnS
gan? gegenwärtig, wörtlid) „oerborgcn" (tegitur), benn
baS
Sefen (rci), b. h- baä gleifd) unb Sölut Ehrifti, würben Oon'bcr
ïhcilung (scissura) nid)t betroffen. SfJtir bic 58robägcftatt
(signi) wirb gebrod)en, woburd) weber bic göttltd)c TOajeftät
(status) nod) bte 1)1. 9}Jcnfd)hcit (statura) bcä unter bem
nußcnt geichcn ocrborgcitcu Ehriftuä (signati) beein-
tväd)tigt wirb (minuitur).

11. Strophe: Panis angolorum b. i. bic Spcifc, nad) bcr
bic Engel gelüftet, ifx jur Spcifc bercr geioorben, bic nod) aitf
Erben waacu (viatorum). Eä ift aber baä ®rob bcr treuen
.^ïinber ©otteS unb barf nid)t bett .'punbcu liorgcioorfcn werben
(non [mittondus canibus). Ser 1)1- ®erfaffcr bad)tc offcnbor au
baä Sort bcä .<perrn: „Eö geht uid)t nn, bcn ßinbcrn baä
S3rob JU nehmen, um cä ben ."punben (bcu Ungläubigen) oor-
juiücrfen (IRatth. 15.)

So iftä iu bcn 58orbilbcrn (figuris) bcä Slltcn Sunbeä oor-
bebcutet (praesignatur). 58cim Dpfer jfaafs mußten bic
ihtcd)te am gufjc bcä 93crgcä jurüdbeiben; bom Dftertamm
burfte fein Ungläubiger effen; baä SOianna würbe in bcr
Süfte nur bcn ©läubigen, nid)t ettoa aud) bcn übrigen Süften-
bcwohncrn, gegeben.

12. Strophe- 5?un toenbet ber .'t)t)innuä ftd) bitteub au
bcn guten §irtcn, bcr unä, feine Sd)äflein, mit biefem
.^immcläbrobe bcglüdt hat: bittenb um Erbortnen unb Schujj
hier auf Erben ttnb um bic ewige Seligfeit bort oben in terra
viventium.

Qtt bcr oorftehenben „Erläuterung" benulUett wir bte ciit.
fprcihenbcn Serfc oon Dr. ßatjfcr unb ©il)r; bic metrifd)c Uber-
fc^ung ift au§ ben „.^»jmnen" oon ^ad)tlcr. .

Eä bürfte nun manchc Sefer intcrefftren, aud) eine alte
Uebcrfcfeung bcä bcrül)mteu $i)innuä fennen ju lernen, wcld)c
ftdh im ffölnifchcn ®efangbud)c oon 1610 finbet unb nad) bem
5D?aße bcä loteinifchcn Scjtcä oerfaßt ift.

1. Lauda Sion Salvatorem.

Sobe Sion beinen Herren,
beinem .^eilanb gib fein ehren,
mit Sobfprüchen onb ©efang.

grcw bi^, bann er ift fo herrlich,
baß bu jhn fannft loben toarliCh,
ni(|t guugfam bein Icbcnlang.

2. Laudis thema.
.^eut wirb in bcr Äirdhcn ©ottcä
Saframcnt bcä ^immclbrotä
nnjubcttcn fürgeftcHt.

Sclchä ber |)err bcu jwölff SBrübern,
alä bcn orfpruug aller güttcru
hat jti cffen außgethcilt.

3. Sit laus plena.
Srumb foH heut fein lob ctllingcn,
onb hod) burch bic wolden bringen,
jum gefterntcn ©ottcähauß.

Senn biß große Safranientc
onb fein oifprung onb fein cnbc
legt onä biefer gel)rtüg auß.

4. Jn hac mensa.

Scr ncw löuig onb »iegentc,
ncw ©efcö, ncw Scftamcntc,
neue Ofteru lobcfau:

Erlcu^tcn mit jhrcr flarheit
crfüllcu mit jhrcr warhcit
bcr alt gigurcn allcfampt.

5. Quod in coena.
Saä Ehriftuä in feinem 5?ad)ttnahl
hat oertid)tct onb befohlen.

thttn wir jum gebcd)tnuß fein.

Surd) fein meditigä Sort aHcinc
tocihcn wir S3rot onb Seine
Jtt cin'm gnabcu Opfer ein.

6. Dogma datur.

jn bcm Dpffer onä ju gute

wirbt brot fleifd), wein wirbt ju blute,

wcld)ä bod) feiner mercten fann.

ga fold) wcrcf begreift mit ntd)tc
ber ocrftanb nod) baä gefidtte,
nrieiit bcr ©laub nimmt eä an.

7. Sub divorsis speciebtts.

SJnter bcibcrlel) ©cftaltcn,
tounbcrbarlid) fci)n onb walten
Ehrifti wahtcä fleifd) unb blut.

9Jnb jwar in beu jctd)en beibe,
Ehriftuä ganj onb ongcf^etbc
iSel)berfcitä oerbleibcn thut.

8. A sumonte.

Sllfo loirb er üollenfommeu
ajou ben Ehriften eingenuinmcn,
SBiib wirbt auch ocrjchret nit.

Einer cmpfaht j^n aüetne,
Ober taufcnt in gemeine,
Ser ein nimpt fo oiel alä fie.

9. Sumunt boni.

©ut Onb böß cmpfahcti jhn bel)bc,
$lber fehr weit onberfchciben
Sic frud)t ihrer SJtcßung ift.


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44

®cnrt ben guten toitbt ba§ leben,
ben böfen ber 3:Dbt gegeben,
0 merl biß, önb bnt bii^ ßf)rift.

10. Fracto demum.
gcbrodincnt ©oftamentc
glaub önb bic^ bation nit weube,
baß ein jebe§ ftüdlc b'benbe
Diel ba§ ganfe in ihm hdt-

®aun biß ift bie wäre Summe
beg üerborgnen |)ciligt^umbc,
g'f^hi^t tein g'matt ünb fompt nid)t§ ümbe,
mann ba§ brochne S3rot äcrfelt.

11. Ecce panis.
©d)amt ba§
SSrot ber Gngeln heilig,
Wirt eine ^ilgerfpeife feiig,
mad)t bie tinber ©otte? fröhlich
ünb gehijrt nit fiir bie |)unb.

®iß ift Sfaal unfchulbig,
Dnb ba§ Dfterlamb gebultig,
önb bie fo ©ott fe^nb gebulbigt,1)
haben bif} SD^anna aKe ftunbt. ■

12. Bone pastor.

®uter §irte, Jefu Ehrifte,
bu weibe, bu un§ frifte
2Sibb'r§ teuffelS fünft onb lifte,
entliih geig on§ bie woHüfte,
bie bein (Srben fepnb bereit.

D Jefu bich ä" wenbe,
beut onb bein h^ff önb henbe,
baß wir bort nach biefem eltenbe,
bein tifchgänger fe^n ohne enbe
am tifd) ber bnfierblichfeit.

Ser aufmerffame Sefer wirb gefunben haben, baß nid)t nur
in ber SKitte ber Strophen, fonbern aud) am (Snbc üon je jmei
jufamntengehorigen Strophen ber SJeim iit ber beutfdjen Ueber-
trogung (ebenfo toie im loteinif^en STeEte) jur SSerwenbung ge=
fommen ifi. Schönen.

Daß j(^od)ami

III.

Der Introitus am gefie ber hh- Slpoftel $etru§
unb ^auluS ift, mie bie Epifiel be§ gefteS, ouS bem
12. Eopitel ber Slpofielgefchichte genommen.

Um boS Johr 44 ber ^rijiUchen Beitredhnung nömUdh,
als bie Sehre beS ©efreujigten fchon unter ben |)eiben ®in=
gong gefunben hatte, broch in Jerufolem eine 6hriftenPer=
folgung ouS. Der tönig §erobeS Slgrippo moOte ftth boburch
olS eifrigen Juben bethätigen unb bei feinen ©loubenSgenoffen
einfchmei'cheln. SllS erfieS Opfer fiel JofobuS ber Sleltere,
beS Johannes bruber. DoS jübifche bolf gab feinen beifoll
JU erfennen unb ermuthigte boburdh ben blutmenfdhen ju
meiterem borgehen. Er ließ boher ben Slpoftelfürften greifen,
uerfchob ober 'bie §tnridhtung, bis bie Djiermodhe abgelaufen
fei. 'iJetruS murbe inS ©efängnis gemorfen, unb fedhSjehn
©olboten ju feiner bemo^ung befiimmt. Die Kirdhe ihrer=
feitS hörte nicht ouf, für ben ©efangenen inftänbig ju beten.
— ES mar nun in ber 9Zadht, bie bem Doge ber beobfidh-
tigten ©dhouftellung unb ßinridhtung iJorouSgtng. ^etruS
fdhUef ruhig in ber äRitte ton jmei ©olbaten; feine 5)änbe
moren mit Ketten gefeffelt-, oudh ^ox ber Kerferthüre moren
©olboten jur bema^ung oufgefteHt. Da erfdheint plöljUch
ein Engel (SotteS unb erfüllt ben Kerfer mit glänjenbem
2ld)te. Er mecEt ben ^^3etrtiS, beffen geffeln mie oon felbfi
abfallen, heißt ihn ftdf) onfleibcn unb ihm (bem Engel) folgen.
Der Slpoftel gehöret, ohne recht ju miffen, ob er madhe ober
tröume. ©ie poffieren jtoei Sad)en unb gelongen an boS
jur ©tobt führenbe eiferne Dhor. 5Hudh biefeS öffnet fidh
oon felbfi, unb fie gehen beibe nodh eine ©troße meiter, bis
ber Engel oerfd)roinbet. Do erft fommt ^etruS jum Döllen,
floren bemußtfein unb fpridht bie Sorte, meldhe bie Kit^e
als Sintiphon jum Introitus beS gefieS ftngen läßt:

9lun weiß i^ wahrhaftig, bafe
ber §crr feinen Gugel
gefonbt
unb nti^ cntriffen hat bec §anb
beê Aerobes unb aöer Srwar'
tung beë SSoIfeg ber Juben.

5|3f. §err, bu haft mich Se'
prüft unb fenneft mid): bu aüein
fennft mein gnnjcä S^h""
Soffen. —

©hre fei JC.

Der aufmerffame Sefer mirb fragen, in melcher bejie-
hung bie Sorte beS Introitus jn bem gefte ftehen, mel^e^
bodh ouf ben DobeStag ber beiben 'Slpoftel hiiweift? Sie
fommt hier ber geftgebanfe jum SluSbrucf? Dennodh ift
bieS ber gall! Bunädhft ifi ju beodhten, boß bie liturgifdhe
geier fich »crjugSmeife ouf ben ©rnnbftein ber Kirche, ben
hl. ^etruS, bejieht. bergegenmärtigt man fid) fobonn ben
Sortlout beS fefttäglid)en EüangeliitmS, in meldhem "-^elruä
olS boS gunboment ber ju grünbenben Kirche ©olteS bejeidhnet
toirb, jener Kirdhe, meldje bie Pforten bet ^öKe nidht übet=
lüältiaeu foHen, fo mirb bte fdhöne bejiehung beS Introitus
jut g^anjcn geier fofort flor. ES mar ja bie Slbfidht beS
|)ero"beS, boS §onpt ber Kirdie bem ©efpötte unb bet ©rau=
famfeit beS Röbels prtiSjugcben. JafobuS ber Sleltere mor
fdhon bet berfolgungSmuth" jum Opfer gcfoQen, ohne baß
bet §ett mit einem Sunber ju feinet "§iettung eingetreten.
Slflein bie Erhaltung beS ^i^etruS mar für bie ©efommtfirdhe
nothmenbig, bo ber Slpoflel nodh nidht ongefongen hatte,
jener Kirche olS ."pirt Porjuftehen, meld)e bur^ ihn unb utit
feinetmiHen bte ajfutter unb Sehrmeifterin aller übrigen ouf
bem gonjen Etbfreife merben foKte. Kutj, bie berheißung
beS §errn bei Eäfotea=^hiltWt beginnt, jum ©taunen ber
berfolger, fdhon bolb nodh ber ©tünbung ber Kirche in Er®
füllung
JU gehend

Die Sorte beS ^folmberfeS (ouS 13G) legt bie
.Kirdhe bem Slpoftel in ben ajjunb: UnfäglicheS haben bie
Slpojiel füt bie ©oche Ehrif^ti gethon unb gelitten. 9iut bet
Slflmiffenbe Ptrmog ihr Sirfen, ihre Seiben (sessio) unb
ihre nunmehrige §ertlidhfeit (ressurrectio) üollfommcn Ji^
mütbigcn. (bielleidht loirb bie -hier gegebene berbeutfchin^S
mondhe Sefer mehr beftiebigen, als "bie oben im Eontei't
gegebene.)

DoS Graduale loutet:

^f. 44. 3u gürften toirfj
bu fic fejjcn ouf ber ganj"'
erbe: ÖJcbenfcn mirb ma'i
(feiern) beineS SiomcnS, o .per'-
V. Statt beiner SSätcr wcr&ci|
Söhne bir geboren: batu»"
werben bic SJölfcr bidh prcif*"^'

Nunc scio vere, quia misit
Dominus dngelum suum et
eripuit me de manu Herodis
et de omni exspectatióne plebis
ludaeórum. —

Ps. Domine, probästi me
et cognovisti me ; tu cogno-
visti sessionem meam et
resurrectiónem meam. —
Gloria Patri etc.

Ps. 44. Constitues eos prin-
cipes super omnem terram :
mémores erunt nominis tui
Domine,

V. Pro patribus tuis nati
sunt tibi filii : proptérea
populi confîtebùntur tibi.


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45

Alleluja, Alleluja. j Siadujn. Sfaduja.

V. Tu es Petrus, et super j V. ®u bijt ^ctvuö (gelë)
hanc. petram aedificabo Eecló- j uub auf bicfeu gclfcu min td)
siam meam.
 i tnciuc Strd)e boucit.

Alleluja. Sltleluja.

®en ïïpoftcïn mar oom §errn bte 9}ïiffiDn für bie
ganje Seit gegeben, ein überaus erhabenes 31mt: fie finb
bie „dürften" in bem üotn „Könige ber §errlicbïeit" gegrün^
beten SJelcbe ©otteS auf Grben. Sie berbreiten ben ©tauben,
ben fie Don ibrem anbetungStüürbigen aiïeifter empfangen
baben. — Statt ber berflorbenen „Säter" (3tbrat}atn, ®amb tc.)
merben bem Könige ber §errtict)fett biete „Söljne" au§ gelben
unb Juben geboren. ftnb bie ©ö^ne, metcbe au§ ber
geheimnißüDtlen Serbinbung G^^ifü init feiner Sraut, ber
Kirdhe, ^eroorgehen. Sluf betn ganjen Grbfreife preifen i^n
biefe feine ©ö^ne, mährenb oorbetn bie Stnbetung beS toa^ren
©OtteS auf baS «eine Sott ber Juben befd^räntt mar. —
Der jmeite V. leitet jum folgenben Goangetium tn furjer,
fräftiger Seife über: „Du bift i^etruS, unb auf biefen getfen
toin icb meine Kirdbe bauen." — Diefe bebeutungSootlen
Sorte finbcn, mie nid^t anberS ju crmarten mar, einen f)odf)=
pathetifd^en StuSbrudt in ber ©regorianifd^en Gfiowt-aJiclobtc.
Ueberbaupt mirb erft bie rtd)tigc Grfaffung beS liturgifdhen
De),-teS ben ©dhtüffet tiefem jur cnlfprcdhenben Siebergabe
icner attehrioürbigen Dietobieen. ©d)önen.

Ginem oon jebem ©väSlein, bon jeber Stume bie Shau-
tröpflcin entgegen. Der |)tmmel fpiegelt fid) in ihrer ''!J5rad)t;
fein Sunber, fie tommen ja oom §inunet, bie ^Jfatur ju
erquiden. Gin foldher Dhau fällt audh im blühenben 33Jaten
beS geiftlifcheu SebenS, in ber heil- Dfterjeit, nämlldh baS
SlKetuja unb todht unS entgegen oon jeber Stume beS goltes=
blenftllchcn ©efangeS. Slu^ in ihm ftrahlt etioaS ^oheS, ift
eS bcdh ein Silb unb Jnbcgrtff ber himniltfi^en greube.
SaS thun bie .^eiligen? ©ie halten ^rojefl'ionen, tuft=
manbeln burdh bic ©efilbe beS ^|3arabiefeS unb j'ingen freubootl
Sinetuja. Son ihrem Ueberflujj träufeln bie Dröpflein nieber
jur Kird)e. 9iad) biefem erquidenben ÜThau fehnen ftd) bie
Zeitigen in biefer geitlidhfeit. SaS roerben fie barouS fdhöpfen,
roenn ber hl- ©eift eS ihnen einträufelt? äJJir fcheint, ber
Diener ©otteS hat baoon ÏDÏan^eS gefoftct, barum fann er
fo fdhöneS baoon fchreiben." —

Dlupert oon Deug läßt bann in einem loelteren Kapitel
GinigeS folgen über bte ©efchichte beS SlOetuja, baS roir ber
Kürje roegen übergehen, um beim britten Sheile
Ju oerroeilen.
Son ben oielen Slßelnja, roeldhe in ber Siturgie gefungen
roerben, nimmt Üïupert baS roidhtigfte heraus, nämlidh baS=
jenige, roeldheS in ber ülïeffc nadh bem ©rabuate
gefungen roirb. DaSfetbc ift in feiner llturgtfchen ©lellung
bebculungSOotl, feiner älfctobie nadh reidh unb lieblidh, fo baß
eS einer eingehenben Scad)tung tojhl »erth ift. Son unfern
Kirdhendhören ift eS faft oergeffen, cinjclne SlnSnahmcn
abgeredhnet; roie cS fd)eint, roiffen fte nidhtS bamit anjufangert.
Die mittclalterlidhen ©änger badhten barüber anberS, toie
neben bieten anbern ©teileii folgenbeS unfereS9ïupert beroeift:

„GS rotrb alfo baS Sinduja, gefungen nad) bem ©rabuate,
ein Sieb ber greube nadi ber Trauer ber Suße; uub roeil ro tr
gar fehr ftrcbcn, bte gütle ber Dröftung auSjubrüden, roeldhe
jenen, bie hintcbcn trauern, aufbewahrt Ift, fo jnbitiren roir
mehr, als roir fingen, unb bchnen bte eine turje ©tlbc btefeS
chiroürbigen Sortk auS In mand)e 5)iennien unb ^Jïeumcu'
gruppen, baß bie ©eele bei fotd)' fröhlichem ©Ingen oon
©taunen erfüllt unb bahin oerjüdt roirb, roo bie ^eiligen
frohlodeu in .•gerrlidjfeit uub fid) freuen in ben erotgen
©cjeltcn."

Daju macht ber bereits crroähnte Senebiftlnerpater roieber
folgenbe Semerfung: „Der ©änger benft atfo an ble erojge
greube;
baOon roirb fein ^erj Ooll, überooH, er fann'S nt^t
mehr faffen, barum qulHt cS über; er beginnt ju fingen:
„SlÜetuja!" unb fängt an ju jubitiren. GS ift ein furjeS
Sort, aber fein Jnijalt ift groß, nämlid) bie tu Gioigfelt
nidht oergehcnbe greube. Kein Sunber, baß 3}?etDbie auf
iDfctoble 'fid) brängt, unb ber füße Jubel fo lang unb roelt
fid) hiubehiit- Das roaren bie ©ebanfen unb Gmpfinbungcn,
oon roetd)en bie heiligen 9)iäuner erfüllt roaren,
roeldhe biefe
DJfetobien componirt unb juerft gefungen
haben, ©ierootltcn,
baß bie Gbrtflen ebenfo bächten nnb fühlten. Darum gaben
fie uns baS SlHclnja tnit feinen JubeltncloDicn. So ble heil,
©eheimniffe gefeiert roerben, ba foH ber ü)fittetpunft ber
greube beS Ghriften fein; ba foO er feinen Droft finbcn.
Der fromme Senebiftinerabt 9?upert hat biefe Jnbetnietobien
täglt^ im Ghore mit feinen Srübern gefungen. Gr fennt
fie; er liebt fie; barum brängcn fie jene Sorte beS SobeS ihm
In ben 9)Junb. 9Jun frage id)
bidh, ^'eber Sefer, fingfl Du
uidht audh gern foldjc älfelobien unb oerfofteft Du nid)t
2tchnlld}eS babei? Jn ber hl-Sdhrift fleht irgenbroo: Beatus
populus, qui seit jubilationem, ju beutfdi: „©lüdfeltg
baS Solf, baS ju jubitiren oerfteht." —


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46

©O bev jüngere hl-^enebift. Unb nun frage

icb lieber Sefer: „jft baS ntd)t fd^ön gefagl? gürroa^r
tdh ni^t/ ob id; mi^ tnehr freuen foU über bie falbung§=
tiDÖen iöorte be§ alten ehrwürbigen SlbteS ober über bic
Ibaufrif^en ©rgüffe jeneê jüngeren ©ohneê be§ 1)1. Bcnebift.
3)er eine ifi bereits eingegangen in baS Sanb ber ©eligcn
unb fingt bem unbeflecEtcn Samme mit ben ©dhaoren ber
(Sngel unb ^eiUgen ba§ laufcnbftitntnige SWeluja — ber
anberc ficht tägUdh mit ben Brübcrn im Sho^^ fic fd)öpfcn
„t3on bem erquidfenben Dhau", ber Con bem Ucberfluffe bet
©eligen hei^nicberträufeU; fie haben 9}fandhe§ babon oertoftet,
borum fingen fie fo fd)t5n ihr SlOelujo, bog c5 mie ou5 einer
onbern SBclt boS O^x tJcS ^örciS berührt. — Unb toenn Su,
lieber Sefer, bie obigen Bctnerfungen ber beiben ©öh^e beS
hl. Bencbifl micberholt aufmerffam burdhfiubiren moHtcji,
fo mürbe ich midh für ®id) freuen, jdh menigflenS glaubte,
CS mürbe ber Slbbrurf biefer SluSführungen Dir n'ü^Kcher
fein,
als bie gortfegung tneineS „friegerifd)en" Briefes,
bejüglidh bercr bis jur nödjften Plummer Dich ju gebulben,
idh Dich unb §errn S. frcunblidhft bitte.

Bruno 2ß.

^tB Ijodjtt). ßxfdjofB UOU ftn^ Öerorbmutg
über ted)eiunitfth.

(gortfeljung.)

2ludh hat eS in bcn Reiten, wo bie .tirdhcnmufif ihrer
erhobenen Slufgobe untreu geioorben, nidht an yJKinnern üon
fird)lidhcr ©efinnung uub fünftlerifdhcr Düdhtigfeit gefehlt,
toeldhe bte Sleform ber tirdhcumufit onfirebten. Um unnijthige
2Beitläufigfcit ju ücrmeiben, bef^ränfc id) midh 5« meinem
3medfe, ouf bie grojjartige Bcioegung hinsuioeifcn, locldhe iu
unferer bei bem argen BcrfoUe ber 5lirdhcnmufit für
bie Sieform berfelben befonberS in Deutfchlanb fidh funbgibt.
Oefierreidh hat fid) biefen löblichen Beftrebungen iu meiteu
5ïreifen ongcf^loffen. Bei unS befieht feit 12 jähren ber
Diösefan=6öctlicnüercin, unb idh halte eS für meine '43flicht,
ben ouSboucrnbeu unb einfi^tSüolleu Bemühungen beS BcreinS=
ßomitcS bei biefetn Slnloffe öffentlich tneine belobeubc Slncr:
fcnnung auSjufpredhcn.

' SllS man üor mehreren jähren mit lebhafter Begeifterung
bie 9ïeform ber JUrdhenmufif in Eingriff nahm,' tooritcn
©inige bloß ben ©horolgcfang beim ©otteSbienftc juloffcn.
©ie finb boburdh, üicncid)t ohne eS ju toiffen, firenger gemefen,
ols bie tirdhe, bo meber boS ©onjU oon Dricn't, nodh
irgenb ein '^apft ein folchcS, in fehr üiclen 5?irdhen gouj
unouSführboreS ©ebot erloffen hat, nnb ju 9?om im ' ©t.
^.peterSbome unter ben Singen beS Oberhauptes ber 5ïirdhc bei
bem feftlidien ©otteSbienftc Bofolmcffen mit Begleitung ber
Orgel oufgeführt merben. (jd) felbft habe im jähre 1885
in festo dedicaUonis Basiiicarum S. S. Apost. Petri et
Pauli eine im neuen ©t^lc componirtc, red)t erbouliche
Bocolmcffe bei bcm oom ©orbinalbecone pontificirten |)odh=
omte gehört, meldhe üon jmei ©hören mit Begleitung Der
Orgel meifterhoft oufgeführt murbe.) äJJit erfortcn

boher ?tnbere ben poliphonen, figurirten ©efong bei ber
geier beS ©otteSbienfieS für erlaubt unb im ©intlonge ftehenb
mit ber ©efeggebung unb ^rojriS ber 5ïirchc. ©ine lange
©ontroüerfe murbe nidht ohne große ©rbitterung über bie
groge geführt, ob oudh bie jnftrumentolmufil bei ben litur=
gifdicn ^onblungeu ftotthaft fei. Diefe unleiblidhe ©ontroüerfe
mor ober ooHcubS überflüffig, nadhbem boS ©onjil oon Drient
bte ^lirchcninufiE ni(ht ücrbotoi, ober toohl üerorbnet hatte,
bie ^roüincialfhuobeu, bejiehuugSmeife bie Bifchöfe mögen bei
bcn SBetfungen de congrua canendi seu modulandi
ratione bie ©itten ihrer Diöcefcn berücffid)tigen, nun ober
in Ocfterreidi, Dcutf^lanb, jtaUen, ja üiellet^'t überall ©itte
uub (Gepflogenheit mar unb ift, bie jnftrumcntat=2)?ufif jur
Begleitung beS ©efongeS in ber jHrchc onjuiDciibcn, unb
na(hbcm $opfi Benebict XIV. in ber oben ermähnten ©on-
flitution üon ber Begleitung bcS mufitalifdhen ©efongeS burd)
bic Orgel ober „anbere jnftrumente" fpri^t unb ncbftbcm
eine ganje 9?cihe firchli^ juläffiger jnftrumente oufjähU-
S^iemonb ift bered)ttget, alS unjuläffig ju ücrmctfcn, looS bic
Sluctorität bcr Itirdhe, oor ber pch Sl'llc jtt beugen haben, für
juläffig erflärt; unb bcr lirdhcnmuftfaltfche ^uriSmuS tougt
cbenfoiocnig ctiooS, olS ber moroUf^c.

3Im 25. ©eptember 1884 hat bic hl- 9iiten.-©ongre=
gation an bic Bifchöfe jtalienS eine Berorbnung (regola-
mento) über bie Musiea sacra erlaffen, burd) mcld)e ber
figurirte, oierftimmige ©efang unb bie jnfirumental=93Jufif
in Berbinbung mit biefem ©efonge ouSbrüdtlidh jugeloffen,
unb anberc bebeutenbe ©onceffioncn getnod)t mürben. ©S
fonben fich aber leiber in bcn itreifeu beS beutf^en ©äcilien^
BereinS ^Jllänncr, meld)e fid) uid)t fchcutcn, bicfeu firdhlid)cn
©rloß ob feiner 2)Jilbc mit foli^er ©eringfdhä^uug ju be=
honbelu unb barüber mit folcher ©ingenommenheit über bte
eigenen 3lnfd)auungen objufprc^cn, olS ob üon ihrem Urthcile
bic moßgebenbc ©ntfdhclbuug obhinge, So ift bo bie Be=
fd)cibcnheit? n
?D bie ber 'fird)lid)en Sluctorität gebührenbe
Untenoürfigfeit? mo bie ''iMctät, bie ©hrerbietung gegen ben
Slpoftolifd)e'n ©tuhl, bie mahrhaft fird)lidhe ©efinnung? SllS
id) baS ^lirotcctorat beS Sinjcr Dibcefon = ©äjilieuücrcineS
übernahm, f^ricb id) gleid)fam olS']3orolc bie Sorte: „Sir
gehen mit 3iom." Dabei loirb e§ oud) bteiben. DoS muß
öud) bcr ©runbfo^ cineS jeben Gäjilien=BercinS fein, ber
©vuubfa(5 eines jeben '^3rtcftcrS, cineS jeben ilothoUfen,
quicunque sit Ule. ®ir in Oberöfterreidh merben unS bei
ber görberung ber fatholifchen Äirchenmufif fietS mit innigfter
©rgcfcenheit oii bcn heiligen SlpoftoUf^cn ©tuhl onfchließen,
unb feine Seifungen befolgen, fie mögen milbe, fte mögen
ftrengc fein. DoS ift römifd}=fatholifd).

aj{and)c, benen boS Regolamento üom 25. ©eptember
1884 ju lof fd)ien, tröfteten fich mit ber Jpoffnung, eS merbe
boS neue Caeremoniale Episcoporum flrcngere Bor=
fd)riftcn entholten unb bie jnftrumcntol
^ajhifit in ber tird)c
gänjlid) üerbietcu. DaS ift jebod) nicht gcfd)chcn; benn bie
Editio typica, Ratisbonae 1886, fpridht nid)t bloß üou
©ängern (cantores), fonbern oud) üon ÜJiufifcrn (musici),
unb räumt ben Bifchi^fcn boS 9^cd)t ein, oußer bcr Orgel
onbere tnufifolifdhe jnftrnmente bei ber gotteSbienftlidhcn
geier ju geftatten unb Diefelbe ju befUmmcn. SluSbrüdflidh
genehmigt baS neue Caeremoniale bcn hartnonif_^en (figurirten,
poU;phonen) ©efong, beffen nothmenbige ©igenfchofteu eS
genau bejeichnet (Lib I. cap. 28. n. 11. et 12). ©onod)
t/rrfd)t jioifdhen biefem Caeremoniale unb ben früheren
©rläffen beS 3lpoftDltfd)cn ©tuhlcS üollc Uebercinftimmung;
nur mirb ben Btfd
)Dfen überloffcn, in Betreff ber Bermen=
bung bcr mufifolifchen jnftrumente ju üerorbnen, moS fte
für gut befinben, uub bicS fehr toeife, meil eben bie mup=
folifchcn jnftrumente nidht überall ouf betn fothoUfdhcn ©rb--
freife biefelben ftnb, unb nidht ju oUen 3eitcn biefelben bleiben,


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47

üfterbteS aud^ bie .^oiibhabuiig berfelben {e nadh bem ©ilbnng§=
grabe ber 5)iufifer üerfd)ieben ift, fo baft unter Umftänben "ein
éinfdhreiten bagegen nothroenbig fein fonn.

^^rincipieä olfo ift bo§ Caeremoniale Episcoporum
nidf)t gegen bie 3nlirumentatt9)ïufif bei ber geier be§ ©otteS-
bienfteS, benn fonft fönnte fie auch ber Bifchof nid^t erlauben.
3IuS ben oom Slpoftoüfdhen ©tuhle über bie Musica sacra
bisher erloffenen Beftimmungen ergeben fict) folgenbe ®runb=
fäge, bie ich in meiner Diöcefe beobodhtet roiffen roitl.

(gortf. folgt.)

ilîiifikautiîu0efd)td)ttu.

ein geroiffer §enifd)cl mar Oor oielen $^ahreu in ber
füniglid)en .KopeKe ju Berlin ongefteKt unb fdhlug bie ^fjoufen.
DoS ©ehalt roor nicht ollju ho^, man mußte nebenbei ©elb
SU fdhaffen fudhen. ©ine paffenbe ©elegenheit boju bot boS
nur menige ©dhritte oon bem Sheoter entfernte „©nglifdhe
^>auS" iu ber ^ägerftroße, in melchem häufig Konjerte ftûtt=
fanben,^ unb roo ber oortreffliche ^.]iaufenfchiäger fehr gern
befdiöftigt rourbe. Slußerbem goben burdhrcifenbe Künjller im
Konjertfaole beS ©d)oufpielhau'feS Koujerte, bei roelcheu Çentfchel
gleichfoÛS mitroirfen mußte. Do nur er allein bei biefem
:;Vftrumeute ftonb, roor cS eine fchmierige Slufgobe, überoH
feine Pflicht ju erfüOen, befonberS roenn Dper unb iîonjert
on einem Slbenb jufommenfielen.

©lüdflicherroeife finb bie ^l^oufen in ben ältern Opern
nid)t oKjufehr befchäftigt, unb bie Konjertgeber mußten yjad)=
pdht haben, oud) mar ajfeiper ^eutfchel "pünftlid) mie eine
Uhr, er mußte ouf bie ©efunbe, mann er im Dh^ater gebroudht
rourbe.

Die Oper Deobata bom bamaligen KopeClmeifler Slnfelm
äßebcr rourbe gegeben. 3m gtnole' bcS legten SlfteS rettet
bie Dochter beu unfdhulbig eiugeferfcrten Batcr. ©ie erbricht
boS ©itter beS ©efängniffeS — ber Bater ift befreit. Diefen
3Jfoment morfiert ber Komponip burdh einen mächtigen
Boufenfchlog unb läßt, ben ©ffeft ju erhöhen, bie ^]>oulen bis
bohin fdhroeigen.

Das ginole beginnt, ber ^oufenfdhläger fehlt. Der
Kopellmeiper fleht mehrere OTole nodh beu "l^ouîen — .^entfdhel
fehlt. Sfîâher unb näher rüdft boS ©olo. 2öeber oerjroeifelt,
ber große ©ffeft roirb oerloren gehen! Da öffnet fidh ber
grüne Borhoug, ber, um ben Suftjug ju berhinbern, bor
bem ©ingang hing, ber ^l^oufer tritt" geräufdhloS ein, bie
'^3aufen ftehen in ber yiähe, er greift nod) einem ©d)lägel
unb blidft nodh bcr Bühne — nod) finb einige Dofte ju
poufieren. ^egt — BumS! ertönt ber ©d)log, rid)lig ouf'S
§001. äi3eber, ber beu '^fjoufer uidht fommen fah," fährt
jufommen, ber Softftodf entfällt feiner §anb, er fjnft auf
feinen ©tuhl, benno^ geht baS giuofe, ohne ben Dirigenten
fehlerfrei ju ©nbe. Der Kopellmeiper ip roüfhenb über ben
©treidh, er berflogt ben ':13oufer beim ^utenbauten ©rof
Brüht unb bringt borauf, boß §entfchel roegen BerfäunuiiS
beS gonjen SlfteS minbelteuS jehn Dholer Strafe johlen müffe.

Der ^|3aufer proteftirt: „er habe nichts oerfäumt, fein
©olo fei richtig eingefegt, moS fönne er bafür, roenn bcr
.§err Kopeflinciper beif ©tocf falleu ließe" k.

Der ©rof roar guter Saune, bem ^oufer :ourbc bie
©träfe erloffeu, jebod)" bei ©trofe oerorbnet, jeber, ber in
einem ©tücfe befd)äftigt fei, müffe oor Beginn beS SlfteS an
feinem ^lo^e fein. —

Biele gahvc fpäter hält ber befannte $D?eherbeer|bte
©enerolprobe jum „''Propheten" ob. ^n einer Slrie ip ein
■il^aufenroirbel im piono ouSjuführen. Dem Komponipen tp
bie ©teile nicht fdiroodh genug, er läßt mit bem Bemerfen
aufhören, bie ^]?aufen tooren ju porf. äRon fängt mieber
an, itjieber läßt Ü)fei)erbeer aufhören unb ruft: „Die Raufen
mehr piano!" §entf^el, roeldher bie ©teUe oft unb jur
friebenhcit ber früheren Dirigenten gefi^logen, roirb ärgerlidh
unb fagt ju feinem nächPeu jïottegen: „,§eute möfeU ber
SlUe roieber über oïleS, nun fdhloge tch gor nidht!" Bon
neuem beginnt boS ©tücf. Die Slugen beS ^ouferS bltdCeu
feft auf beu Dirigenten, bie ©teUe fommt — unberoegUd)
ruhen oie ©flöget auf ber ^^3aufe. „Brooo, lieber §entfdhel!"
oerfegte 3Jïei}erbeer. „Shir noch ein flein roenig mehr
piano!" Sf. 2)Jjtg.

€ni|ie0 uitb £)üUm.

^Sauit cffcn lüiv Odöfc«--övutcu. K. m. o.

SBeber roar in feinen jüngeren S^ahren einem übermüthigen
©treidhe nid)t obgeneigt. ©in mupfalifdher ©dherj ouS feiner
Jugenbjeit loar ein ergöglidheS Beugniß feiner ittioüdhPgeu
Sottne. gür irgenb eitie feplid)e ©elegenheit, bei meldher,
einem olten §erfommen gemäß, oon ben Bätern ber betr.
©tobt Diinberbrateu oerfpeift rourbe, hatte ber junge SBeber
bie Gompoption einer Gontote übernommen. DoS ©ebid)t,
jebenfallS minber genießbar
als ber Braten, fd)loß mit ben
SBorten:

„Unb roenn toir SlßeS gut ODilbrodht
Unb für boS B3Dhl ber ©tobt geroodht,
Dann effen mir Odhfenbroten."

Der fchelmifdhe Sonfüufttcr fomponirte boS ©ebicht, inbem
er ber legten ©trophe bie gorm einer guge gob. Der
©efongoerein beS benadhbarten OrteS hatte bie StuSführung
beS SÖnftücfeS, Söcber felbp bie Seitung übernommen, unb
in gefpaunter ©rroortuug foh SlCeS ber tnupfolifdhen Ber=
herr'lichung beS gePeS entgegen. Der Dag brodh an. Die
„Bäter" hatten pdh mit gejiemcnbcr SBürbe bem burdh bie
Drobition geheiligten ©entipe beS faftigcn SïinbeS hingegeben,
unb nun folgte bie Gontote. Der erpc Sheit beS DonjtüdfeS
ging onPonbStoS
Vorüber, jo bie ßuhörer forgten nidht tnit
ihrem Beifall. Do^ nun fam bie guge. 2)ïit einbriuglid)er
Bepimmtheit fegte bie ©timme beS erpen DenorS ein:

„Daun effen roir Odhfen"---9Hdht minber energifch

folgte ber jroeite Senor: „SBir Odhfen"---Unb fort

ging eS int lieblichPen Dongemälbe burdh olle ©timmen:
„Dann effen roir Odhfen — roir Odhfen —
bis bonn
enblich, gonj om ©chluß, noch einer jroeitoftigen ^^3aufe eine

einjelne ©timme pd) hö^en ließ mit bem Sorte---

broten---. Den ©ffeft biefer „Berherrlidhun-j" auf

bie Suhörer fonn mon pdh benfen.

^tim ©i'cilllict. Der roadfere „erfie Baß"beS BrutnmelS^
haufer ©efongoereinS liep boheim feinem BJeib ben Beridht
über eine ju granffurt ftottgefunbene ©öthe--geier oor. SUS
er on bie ©teile fommt, ber ©ängerdhor habe bie geier
eingeleitet butch boS Sieb: „SttttUlU fchläft ber ©änger",
unterbrid)t ihn bic grau mit ben SBorten: „Sin betn fullft
bu bie bci'm ©lopen en BifpiU nehmen bu otte ©norfer!.


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Messe

Wtrke für Un êtfmi^mittm^il

©ernoviiiS, Sof., ©cfaimmetliobc für Sehrer an bolfsfchulen. ^reiê
60 ^fg.

--Jingftlicl. Sïadh ber ©oImtfation§=9)?ethobe für bte .'panb beê

23o«§fchüter§. ^rei§ 30 ^fg.

--Singfi^nlc für ben ©ebrau^ an höheren Unterrichtêanftalten,

ft)n)te audh für bie oberen Klaffen gehobener bolfêf^ulen. 9ïach
ber ©olmifationêmethobe. ^reiê 60 ^f.

§err SJïuftflebrei: SSeritarbS, ber als Coniponift jtt ben bebeutcnftejt unferer
3eit ääblt, überjeut burd) feilte „Singfdjulen" baß er aud) ein beluanberter 9JZnfit=
^äbagoge genannt luerben muß. Knapp in ber gorm unb ebenbeßbalb Ieid)t Der^
ftänblid), enthalten bie 3Ser{d)en bie midhtigften (gingregeln. ®ie SBernarbg'fihen
©tngfcbulen bitben merthnolle „Vademecums" für bie §anb be§ Sehrenben mie aud)
be§ Semenben.

SJeriag Don Jlfßcrt ^acoßi & go. in ^tndjcn.

Jlttfik fiir ©rgel unö larmoutum.

Ömiatbê Sofv ©eminarlehrer ju Kempen, Op. 9; 36 Icidjt ans'
fül)rkre ©rgeljlüdic. Ii. »erhefferte Sluflage mit einem Slnhange
üon furgen Drgelfä^en in alten Donarten, ^reis 1.60.

--- Op. 9 ^x. 2. 27 leidjt ausführbare (Drgclftüriic, fomie ^rälu=

bium unb Doppelfuge in D-moll für üolleé Sßerf. ^rei§ 30?. 1.60.
— — Op. 12. 6 iriigcii für Mc ©rgcl in üerfdhiebenen hoppelten

(Sontrapunftêarten. ^rei§ 80 ^f.
--Op. 24.
(DrgelpräluMfii (leidht ausführbar). ^rei§ 2.00.

--Op. 26. i^armoiuumfdjulc. Zugleich auch als borfchule für baS

Orgelfpiel. ^reiä 1.20.

--Op. 27. ö^rholungeu am Harmonium. Slusmahl leichter unb

beliebter bolfsmeifen, Opernmelobien u. f. m. "ißreis 1.20.

®ie a3ernarbê'fd)en Gompofitionen, anerfanntermaßen ben beften auf bem
öebiete be§ Drgel' u. §armoniumfpielS gehÖrenb, finb jebem Drgel unb .f)armonium=:
,fpieler bringenb ju empfehlen. ®ie Seidjtouêführbarfeit berfelben macht fie nnd)
für ben jungen Drganiften nnentbehrlid;.

iöerlag uon Jlfßcrt ^acoßt & go. ttt Jla(f;ctt.

SSerantmortlidjcr ïïlebattenr 22. S d) ö n e n
in Dberbiit. — Srud unb SBerlag oon
Gilbert Jacobi & tJu. in Stachen.

gcflofl tiun Sllficrt & (fu., ^(ttifjcn.

Soeben erfi^ien:

für Ïïfn Qlefanöuuterridjt an l)ó|)erett ^cl)ran(laltcn,
üon % (ftremetö,

©efangle^tet am Äaiitt-Äarl'ÖDmnaftura unb an ben ftäbt. t)ii6eren Siid)terMuteu ju Sa^tn.

I. Ocft» iwei^ mkö breiftlmmige Sieber, 72 S. ïl. 8". ^rei§ 50 ^fn-

®er nerbienftüolle §erou§geber hat mit emfigem gleiß unb großer Sad)feuntniß au3
ber 3J?enge be§ üorhanbenen SlïaterialS eine poffenbe Sluömahl getroffen, bie fid) namentlid)
für bie ©efangübungen höherer ©d)nlen befonberS eignet.

3)en betr. ©efanglehrern mirb ba§ hübfd) auêgeftattetc S8erM)en eine höd)ft midtonimene
®abe fein.

für Maiiiierclior.

jßmmrös 3of., Op. 23. Missa
in lion. beatae Mariae vir-
ginis,
für 4ft. 3)?änner^or.
^art. 9K. 1.60, ©t. ä 25 ^fg.
9ïnd) bcm Urtheile beê Sfieferenten
beê eöcilicnücrcinê'fiatalogeê (Sir. 724)
eine ber beften ber im iïotalogc auf'
genommenen Wämter^or--3)Jeffcn

Itckes JFr., Op. 10. Missa in
hon.
S. Ambrosii, für 4ft.
3!)2ännerchor (ohne Credo), ^art.
1.20., compl. ©t. 40 ^f.

®ie ÏHcffe ift mit großer ®eivanbthcit
gcfd)riebcn, babei leidu ausführbar mürbig
nnb mohltlingenb. 9lud) für fd)roäd)crc
Eböre ju empfehlen.

— Op. 13. Missa in hon. S.
Joannis Evangeiistae (Oh"e
Credo) für 3 0)iännerftimmen
^art. 1.00 compl. ©t. 40 ^fg.

gr. Sd)mibt 9lr. 40G)

fd)rcibt über biefe ®fcffe: „Siefe für
cinfad)c ©hor'^erhältniffe gefd)ricbcnc
9JJcffc oerbicnt megen i[)rcr fchönen
Slrbcit, Iihrer mürbigen IcMeu Haltung
bic ïlufnahmc in bnê 3icpertoir aud)
gröfsercr Gljörc jc.

ÖJiUbcrgcr Op 3. Missa
in hon. s. Augustini
für 4ft.
a)ïmtnertf}or ^reis ^art. 1.60,
cüuipl. ©timmen 60 "ißfg.

— Op. 15. Missa in hon. s.
Aloysii,
für 2 gleid)e ©t. ^reiS
^art. 2 m, compl. ©t. 80 ^fg.
®ic „91. SSiItbevgcr'fd)en ßornpo«

fitionen" finb fo allgemein befannt
unb beliebt baß fic einer befonberen
Empfehlung nid)t bebürfen.

9luf SBunfd) fenbeu >ir oorftchcnb
üerjeid)nctc Wcffen gerne jur 9lnfid)t.

^crlttß ÜDU
^((licvt 3(tcubt & (Su. iu Sladjcu.

3u bejiehen burd) «löcrt JrtCODi & (£o.
in Rinthe«.

Eiltet für ^atrjDiitcn.

glTttllrirte 'g^raj^tmtsgaße.

Sie heiligen ©djriftcu bcS alten uub
neuen ïcftameuteê nad) ber 9lu§gabc uon

& "^eifj^r.

84 Siefcrungen h 50 ^fg.

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4 So^tflottfl^

^

S«« 1887.

für firtfOoftft^c ^irt^enfängcr.

@ratt«=$cita9t piti „@t:e8oriu«=5Blatt", Dtpit für MjoItfC^c titC^enuiuriL

„Serge, bag bn mit bem ^erjcn gtaubft, looS bu mit bem SBJunbe rmgH, unb in ÜBerleu
betlätigft, loag bu mit betn ^erjen gtaubft." Eoucit iu Sart^ago b, 3. 398.

Aspérges rae, Dómine,
hyssópo et muudabor: la-
vdbis me, et super nivem
dealbabor.

Ps. Miserére mei, Deus,
secündura magnam miseri-
córdiam tuam.

V. Glória Patri etc.

Aspérges me etc. (i-e-
petltur)

V. Osténde nobis, Dó-
mine, miscricói-diam tuam.

P. Et salutare tuum da
nobis.

V. Dómiue, exaudi ora-
tionem, meam.

R. Et clamor meus ad
te véniat.

V. Dóminus vobiscuin.

R. Et ciim spiiitu tuo.

Orémus.

Exaiidi nos, Domine,
sancte Pater, omnipotens,
aetérne Deus: et mittere
dignéris eanctum Angelum
tuum de coelis, qui custó-
diat, foveat,protegat, visitet
atque deféndat omnes ba-
bitdntes in boe habitaculo.
Per Christum Dominum
nostrum. R. Amen.

SIiu ©ünutage foU bie rf)rljlli(hc ©etueittbe ftd) im ©cifte
ertieuern unb immer wieber bem §errn fid) aufopfern unb
toeihen: ©ie foU am Dage beS §eirn gereinigt loerbeu oon
aOem fünbt)aften, irbifchen ÜBefeu, baS fid) au beu „Scrt^
tagen" angefegt l}at. ©ie foH geheiligt toerben b. l). neuer-
bingS bem ^errn fidt) ioeil)en, unb eó foÜ il)re Kinbfcl)aft ©otteS
neu belebt toerben. — ®urdh bie feierli^e ïïefprengung mit
gemeintem 2Baffer oor betn i^odhamte loirb bieS augebeutet,
unb baju Jebem, fe nad) feinem ©eeleujuftanbe, bie nü(l)igc
©nabe gegeben. —

®ie Sefprengung mit SBeihmaffer an ben ©onntagen l)at
aber noch "ne anbere Sebeutung: fie foU ble oerfammelten
©läubigen auf bie geier ber hl- 3}?effe Oorberetten. 2Bie SllleS,
wa§ bei ber geier ber hl- ^Jîeffc Serwenbung fmbet (©eräthe,
'•^oramente
2C.) Oor bem ®ebraud)e gereinigt unb geheiligt
toirb, fo aud) bie chrtfllidhe ©emeinbe, toenn fte jur geier
ihres erhabenen ©otteSbienfteS ftch Oerfammelt: Die Sanbe,
welche fie an bie ©ünbe, an baS Jrbifd)e unb ©innlid)e
feffeln, follen gcfprengt toerben; fie foÜ mit heiligen ©ebanfen
unb GnlfdhUeßungeu erfüllt werben; alle Kräfte ber ©eele
follen ber heil- geier fich juwenben. Durdh baS gcioeihte
Saffer fod ber geinb bcS §eilS unb überhaupt SldeS fern
gehalten loerben, toaS bte Slnbadht fiiJren unb bie ©eele Oom
gi3ttlid)en Dienfte abjiehen fijnnte.

Asperges me.

Sefprenge mid), o§crr, mit
^fop, uuD id) loerDe rein:
toQf^e . midh, unb ich »e^be
toeißer, alS Sdhnee.

Ps. GrOorm' 3)td) meiner,
0 ©Ott, nad) Deiner großen
Sarmherjigfeit.

V. (Shre fei bem Sater :c.

Sefpvenge midh jc. (wie oben)

y. (Srjcige un§, o ,'Qerr,
Deine Sannberjigfeit!

R. Unb fd)ent' tinS baS §eil
Deiner ©nabe.

V. .§err, crhi3vc mein ©ebet!

R. Unb lafj mein Stufen ju
Dir bringen!

V. Der ,§crr fei mit eudh

R. Unb mit Deinem ©eifte!

Säffet un§ beten!

©rhi5re un§, .Cierr, heiliger
Sater, antnäd)liget ewiger ©ott!
unb feube Deinen heil. Gngel
Oom Gimmel, auf baß er behüte,
beioahre, befd)üge, heimfudhc
uttb befd)irmc SlUe, bie ba
loeilen tu biefer Sehanfung,
burd) Ghriftum unfern .§errn.
R. Slmen.

Die feierliche Sefprengung ijt üon ber Kirdhe für aße
©onntage oorgcf^riebcn, unb jwar fod fie oor ber §auplmcffe
gefihchen, mag biefe feicrlid) gefungen werben ober nid)t.
gür bie gefttage bagegen, ioeld)e nid)l auf einen ©onntag
faUcn, ift bie Sefprengung nid)t borgefd)rieben.

.Knieenb Oor bem Slltare ftimmt ber ^jjriefter bte Sintiphon
Aspérges rae (unb in ber ijfterlichen ßeit Vidi aquam)
an, worauf ber Ghor ben ©efang fortfegt. Der ^jiriefter
befprengt juerft ben 3Utar in KreujeSform, hierauf ftd) felbft,
bann, n'ad)bem er pdh erhoben, KlcrnS unb ©läubige. Sährenb
ber Sefprengung betet er j'titl bie angeftimmte Slntiphon unb
unb ben iHölm" Miserere (in ber öfterlid)en 3cit ben']ïfalm
Conütemini). Slttar, ^^ricfter unb ©loubigc foHen alfo, tote
oben gefagt, jur geier beS hodbheiligen DpferS gereinigt unb
geheiligt toerben. Diefe ^Reinigung unb Heiligung geht auS
oon bèm Slltare unb feil burd) ben ']3rteper auf baS Solf
übergehen: 9iein uub heilig foden ^^Jriefter unb ©läubige ben
erhabenen ©otteSbienft fetern.

Die Sintiphon Asperges me brüdt biefe hoppelte Sirf^
famfeit beS SeihwafferS in fd)i3ner Seife auS. Der pd)
anfdhlicnenbc ^]3falm Miserere,
Oon bem ber Ghor ben erften
Sers pngt, gibt ber Sußftimmnng SluSbrud, weld)e für
biejenigen" erforbcrlid) ift, bie ber Sirfungen ber Sefprengung
thcilha'flig werben wollen. Sludh ber „'^fop", mit bem bte
Sefpreng'ungeu im Sl. Sunbe gefthahen, weifet barauf hiu-

^JJad) beut ©efege befprengte nämlidh ber ^riefler ben
oom SluSfage ©eheilten fiebeumal mit bem in 9îelnigungS-
waPer getaudhten '^fopbüfd)cl. Dann wufdh ber SluSfägige
feine Kleiber, babete pdh uttb würbe nun als rein in. bie
ifraelitifche ©emetitbe, auS ber er währenb ber Kranfheit
auSgefd)loffen war, wieber aufgenommen.

gerner lefen wir im "Sudhe ber Könige cap. 5 bon
bem auSfägigen 9Jaaman, bem ©t)rler, baß fein gleifdh,
na^bem er "pch auf baS ©eheiß beS ^IJropheten im Jorban
gehabet hatte, „rourbe roie baS gleifdh eines Knaben"; baS


-ocr page 52-

50

tji aber baSfeïbe, tote unfer „weiß roerben rote ©dhnee."

Die SBefprengung mit geroethtem äBaffer — praal burdh
ben priefter — iji ein ëaïramentale unb tilgt ben
2luSfaè ber <Seete, unfere läßlidt)en ©ünben. Sir flehen
olfo mit bem ^ßriefier, ber ^err möge burdh ©oïromen-
tole unfere ^erjen reinigen unb fie fo erfdhließen für bie
reichen ©noben, meldhe im nodhfolgenben ©otteSbienfie un§
geboten merben.

Stögen unfere ©h^^^e ben fdhönen ©ebetSgefong ftetS
roürbig unb mit entfpredhenber ©ommluug ouSjuführen fu^en!

©dhöu en.

5üa0 J^ödiamt

IV.

Ueber ben

Ofrediivium§5@c|att0

junöchfi einige oflgemeine Bemerfungen : Bon ber Slpofiolifchen
ßeit on bis etroo jum 11. johrhunbert befionb ber ©ebroudh,
boß alle ©laubigen, melche jum Difdhe beS §errn jugeloffen
mürben, beim hl- Opfer ihre ©oben barbrachten. SJZeift burfte
nur Brob unb Sein bor gebrodht merben. ^uS biefen
Opfers
gaben murbe bonn bie Opfermoterie entnommen. Diefer
oftmals eine längere ßeit in 3lnfprudh nehmenbe Opfergang
marb mit ©efang begleitet, unb jroar rourbe feit ber ßeit beS
hl. ©regor ein Slntiphone mit mehreren Berfen gefungen.
Die Sintiphon rourbe junädhft gonj unb bonn nodh ben ein=
jelnen Berfen theilroeife micberholt. 3llS Dom 11. johr-
hunbert ou ber Dpfergong oQmählidh außer Uebung fom,
murbe ber ©efang geïürjt, unb fo ijl tu unferem 9)?eßbudhe
nur nodh ^^ie init „Offertorium" bejeidhnete Slntiphon ge-
bUeben. Diefelbe loutet j. B. om gefte ÜKoriä ©eburt:
Beata es, Virgo Maria, quae Selig bift ®u, o jungfrau

omnium portasti Creatorem :
genuisti, qui te fecit, ét in
aetornum permanes Virgo.

SKario, bic ®u bcn ®d)öpfcr
ber !B3clt getrogen: ®u hoft bcn
geboren, ber ®i(h crf^uf unb
blcibft bodh ewiglich uuocrfchrtc
jungfrou.

Sludh boS Offertorium ifi fofi regelmäßig ouS ber 1)1-
©dhrift unb jroor meifi ouS ben ^fo'lmen .genommen unb
nur einige 3Äole, — roie oben — oon ber ftrdhe eigenS
tterfoßt. ©einem juholte nodh bejieht eS ftdh feineSroegS ouf
bte nodhfolgenbe Opfcrhonblung, roie ber ^Jîome onjubeutcn
fcheint; fonbern ber Don, roclcher im jntroituS uub ©robuole
angefchlagen roorben, erflingt im Offertorium toieber. ®S
bringt, roie bie tjorhergehcnben ffiechfclgefänge, ben ©runb=
gebonfen ber jeroeittgen gefti^eit ober DogeSfeier jum SluSbrudf.

^ic (Communio

enbUdh ifi ber leljte ber Sedhfclgcfänge. ©erobe mie boS
Offertorium ifi biefe nodh ber Communion beS 'ißriefterS ge=
fungene Slntiphon ein obgcfürjteS ©efongfiüdf, b. h- nui^
nodh ein Uebereft jencS längeren ^folmgefongcS, ber »on
ben Dogen ber Slpoftel biS etroa jum 12. johrhunbert bie
Communion ber ©laubigen begleitete. ©S roor olfo ein
„fêommunionUeb", ouS einer größeren ober fleincren ànjohl
t)on Berfen befiehenb, trelchcS bie Slnbadht ber fommunijieren^
ben ©läubigen fteigern follte. ©päter tourbe audh biefer ©e-

fang obgefürjt unb bis ouf b
obigen gefte loutet fie, mie fo
Beata viscera Mariae virginis,
quae portaverunt aetemi Patris
Filium.

:e Slntiphon bef^ränft. 3um
gt:

Selig ber Seib bcr jungfrau
TOarta, bcr ben Sohn bcS ewigen
SSatcrä getrogen hat.

Sludh bie Gotnmunio ifi in ber 9ïegcl ber hl. ©dhrift
entnommen — hier ouS betn ©oongeUum bcS hl- SufoS, 11,
27 — ober burdhauS nicht immer ben ^folmcn, fonbern
nodh öfter onbern biblifchen Büdhern. jhrem jnholte nadh
bejieht fie fich, »ie bie übrigen brei Sechfelgefänge auf bie
geftjeit ober DogeSfeicr — furj iu ben tocchfeluben ©efängen
beroegt bie Siturgic ftdh PetS im ©cleife beS ^trdhcnjohrcS. —

©chönen.

JFriektd) ämxt\i t-

©inen fdhtocren Berlttfi hat ber beutfdhe KäciUenoerein
unb nomcnlltch unfere £ölnif(he ©rjbiöjefe ju beflogcn.
griebridh Äönen, DomfopcUmeificr unb ©efonglchrer otn
©rjbifchöflidhcn ^riefierfcminor in Mn, "^JrüfcS beS Diöjefan--
6äciUcn:BereinS, hat ein thotenreicheS, unferer heiligen 9ïe--
Ugion unb bcr Pflege ber heiUgen ÜJ?ufif geroibmcteS Seben
am 6, biefeS SDïonatS befdhloffen. Senige DobeSfäQe haben
im Soufe ber legten johre eine fo oOgemcine Drouer
bei bcr ©eiftlidhfeit unfereS ©rjbiSthumS oerurfo^t, roie
ber gingang beS 2JtanncS, auf beffen frifdhen ©robhügcl
einige Blumen beS SobeS ju ftreuen roir für unfere '^Jfli^t
holten. Sohl foum treniger groß
Dürfte bic Sheilnohtnc bei
Den yjïitgliebern unferer jïir^endhöre fein, roelche ihn julc^t
nodh in ber ^ftngftrooche, bei ©elegenheit ber ©eneral=Bcr-
fommlung beS "Diöjefan:GäciUenüereinS iu Slodhen, feineS
2lmteS malten fohen. ÜZiemonb ouS unS fonnte bomolS
ahnen, boß bei feinem anfdhcinenb oortrefflidhen ©efnubheitS^
juftonbe roir fo bolb ben Bcrlnfi unfereS ^43räfeS ju beflogcn
hoben toürbcn. --

griebrich boenen toar am .30. ïïlpril 1829 ju9lheinbadh
bei Bonn geboren, ©ein Bater toor Sehrer an ber bortigen
©lementorf^ulc. ©ehr bolb erfaunte er baS mufifalifdhe
Dolcnt beS fleinen griebridh foroohl roie beS älteren BruDcrS
§einridh, unb nun Ueß er fi^ bie ^^3flege ihrer oortrefflidhen
Slnlogen freubigfi unb na^ Gräften angelegen fein. BefonberS
boS élooier- unb Orgclfpiel rourben eifrig geübt, ©ine folgenr
reidhe Beränberung in ber beiben i?naben Seben brachte aber
bie SlnPcaung beS |)oitSgcifilidhcn Bicrmonn bei einer bcttoch--
borten abeligen gamilie. Derfelbe toor ein ©ohn bcS botnoligcn
^oberborner DomfopetlmeifterS. Der ©ciftlidhe hatte feine
greube on ben eifrigen mufifalifchen ©tubien ber J?noben uub
übernohm nun für |)cinridl) bcn Uuterridht auf ber ©eige unb
für unfern griebridh ouf betn Bioloccll. Bolb eröffnete fidh
ben S?noben eine neue Seit, olS ein ©trcidh=Ouortctt cin^
geridhtet roerbcn fonnte, in bcm Bicrmonn bie erfie, §eiuridh
bte jtveite Bioline, ber Boter bie Biolo unb griebrich boS
BionlonceH übernohm. Sohl feiten Dürfte ein glüdflidhcreS
Ouortett jufomtnen geroefeu fein, unb bie Icibe'nfdhoftlidhcn
©pielcr führten moudhmol bis jur fpöten ^fochtflunbe ihre
Bogen. Slfehrcre johre htnburch mürben ^lci;cl, §al)bn,
aOJojort unb Bccthooen fleißig gcfpielt, (oudh bonn no^, olS
burdh 9ïüdt6erufung BiermannS ber Unterridbt unterbrodhen
merben mußte unb ein Berroanbter bie oerloffcne erfte BioUne
übernahm) — mährenb onberfeitS ber Boter eS nidht unterließ,
ben fnoben eine tüdhtige ^lenntniß ber ^ormonielehre beiju--
bringen. jn einetn SUter üon brcijehu johren tjcrUcß bonn
griebridh boS BoterhouS, um fidh in älZünftereifelben ®hmnofial=
flubien ju mibmen. BiolonceOo unb ©eige tnußten nun für
einige geil ruhen. Sin ihre ©teile troten bie loteinifdhe unb
griedhifche ©rommotif, melche oorläufig beS ^noben gonje 8eit
unb ^oft in Slnfpruch nahmen.


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51

S3atb aber mar e§ i^m tnöglldh, audh lüteber tägltdh etn
©tünbdhen ber geliebten ü)ïujtï ju mibmen. Stn SKnregung fehlte
e§ audh in 9)fön{iereifel nicht. Der bamalige ©efangtehrer
ajjohr, ein oorjügticher ®eiger, hat'e au§ ©dhülern ber
oberen flaffen ein Keine« Drdhefter gebitbet, bem auch ber
Direftor, ber 3tetigion§tehrer unb ber ©efdhi^têprofefïor an=
gehiirten, unb metdheS unter ÜJJohr'S Leitung befonberS
|>ahbn'fdhe ©h^iptionien unb an ho^en gefttagen aui mohl
2){effen mit Orchefterbegteitung in ber Kirche jur Slufführung
brachte. 2ln biefen 2JJufifprobuctionen nahm audh grtebridh
Koenen Dheil. SllS ^rimaner grünbete er felbft ein ©oloquartett
unb mürbe burdh feinen Bruber ."geinridh, ber bereits in Bonn
Sheotogie ftubierte, für bie Sßerfe ^aleftrinaS begeiftert.
(Heinrich Koenen ftarb
als Domoicar in KiJln am 16. ^nni
1865. ®r mar ftetS für bie Kirdhenmufit thätig, unb alS
grüchte feines ©dhaffenS finb gu Oerjeidhneu: 1. eine ©amm=
lung oou älteren Kirchenliebern, für gemifdhten ©hor bearbeitet
unb mit fritifchen 9?otiäen berfehen. 2. eine ajïeffe: „Tota
pnlchra es", für gemif^ten ©hor/ eine tüdhtige contra=
punftifche Slrbeit.) 2luf ber Stfabemie in äJiünfter trafen
mieber brei greunbe beS ©oloquartettS jufammen; burdh einen
neuen Gommilitonen mürbe baS Ouartett tofljählig unb unter=
mavf fich niit auSbauernbem ßifer ber Bftege ber alten 2)?etf}er.
Koenen oerfuchte fidh fleißig in ©ompofitioli biefeS StileS, unb
bie ahnungSlofeu greunbe fangen biefelben jumeilen als
^IJaleftrina'fdje B3erfe. ©r nahm bort audh au ben 2lufführungen
im Dom unb im fläbtif^en 3)iuftfoerein Dheil. 9ïadh Been=
bigung ber theologifchen ©tubien iu Bonn trat er 1853 in
baS '^iriefterfeminar ju KiJln. ®cmohnt, feine ©elegenheit
JU feiner mufifalifd)eu SluSbilbung unbenugt Oorübergehen ju
laffen, fuchte er bie inftrumentale Kirchenmu|if, mie fie ju ber
geit unter bem Domtapellmeifter Seibl gepflegt mürbe, nicht
nur JU hören, fonbern audh in ber riditigeu Seife ju beur=
theilen, jumal ihmjburdh baS ©JuDiu'in ber Siturgie ein
tieferes Berftäubniß für bic SlnforDerungen einer guten .Kirdhen=
mufif ermöglicht marb. Den -1. ©eptember 185J ^(um ';i3riefter
gemeiht, fanb er beim ©efelleuoater .Kolping ju Köln im
©ängerd)or beS fatholifil)en ©efeUeuoereiuS juerft ©elegenheit,
für bie Kirdhenmuftf thätig ju fein, uub redht balb machte er
bie ©rfahrung, baß in ben Kirnen oon ben ÜJJännerdhören
utand)eS Serthlofe unb Unfirchliche gefungen mürbe. DaS
bemog ihn, bie eblen gemüthoollcn älietobien beS alten beutfdhen
Kird)enliebeS für
a)iännerchor ju harmonifiren.

3[m Qfahre 1862 mürbe Koenen Oom Karbinal oon
©eiffel nadh SiegenSburg gefdhtcft, um bort unter ber Sinleitung
oou Domcapeameifter ©d)rem8 fidh fpejiel bem ©tubium ber
Kirdhenmufif ju mibmeu. Die Beraulaffung hii^i^jn gab bie
ouf bem ''^3rooinjialconcil ju Köln projeftirte Steform ber
Kird)enmufit. Sluf legterem ©ebiete log boutolS oieleS im
Slrgen, bo man ftdh nicht attgemein ju ber Slufldht oerfteheu
mollte, boß bie Kir^eumufif otS Dienerin beS SlltoreS puf=
treten uub bem eutfprechenb oudh ton ihren 9)titteln feinen
fdhronfenlofen, fonbern nur einen burch bie liturgifdhe ^onblung
bebingten ©ebroudh mochen müffe.

md) Berlouf eineS ^ohreS fehrte er noch Köln jurüdt,
mürbe olS ©efonglehrer im ©rjbifchöpichen ^^5riefterfemtnor
angepeilt unb übernohm bie Direftion beS oon i^^n "cu
orgoniprten, nunmehr ouS Herren unb Knaben gebilbeten

DomdhoreS. — , ^ rx

3m Söhre 1869 fdhloß er fidh bem Siagemeinen beutfdhen
©äcilienberetne an, mürbe inS
»{eferenten^6oaegtum oufge--
nommen unb grünbete om 19. 50iai 1869 ben Dtöjefan^
©äciltenberetnifür bie ©rjbibjefe Köln, beften «^täpbent [er
bis JU fetnem|Dobe geblieben ip. 9îeben ber Direftion beS
DomdhoreS, melier unter fetner Seitung BorjüglidheS leipete,
oerlegte er pdh nun oudh mehr benn borbem auf bte ©ompo--
fition. ©ine Slnregung boju goben nomentlidh bie Bebürfniffe,
melche bie firdhenmupfolifdhe àîeformbeprebuugen oHenthalben
heroorrtefen. ©S mirb foum ein ©hör in unferer ©rjbtöjefe
pch pnben, ber nidht bie eine ober anbere feiner ©ompoptionen,
bie fegt bie Sîummer 58, olfo gerabe bie ßohl feiner SebenS»
fahre oufmeifen, in fein firdhenmupfolifdheS 9îepertortum auf=
genommen hätte.

Bon feinen oußerfirdhlidhen ©ompoptionen feien befonberS
ermähnt eine geipiiche Kontote „boS .^eiligthum bon 3lnti=
odhien," ferner eine SeihnodhtSfontote, fobonn bie 2KuPf ju
toerfchiebenen,\'Don g. SubmigS gebidhteten Dramen; enblidh
eine Sieberfommlung „25 Sieber für eine ©ingPimme mit
Klooierbegleitung", bie er in ©emeinfdhoft mit feinem begobten
Bruber |einridh fdhon in ben fechjiger Rohren herouSgegeben.

Bei ©elegenheit ber ©eneroloerfommlung beS allgemeinen
beutfdhen ©äcilienbereinS in Köln im 9;ahre 1873 mürbe
Koenen jum BtcepräfeS gemählt. Sludh biefe einpußretche
©leae befleibete er biS ju feinem Dobe. Segen Berhinberung
beS ©enerolpräfeS hatte er bte in ben legten jehn Rohren
Pattgehabteu*©eneraloerfamralungen in ©roj, in SJlünPer unb
aWoinj
JU leiten, ^m ^ohre 1880 murben er unb ber
©enerolpräfeS Sitt ju ©hrenbomherrn ber Kothebrole bon
^oleprina ernannt.

SUS ']îrâfeS beS DiöjefanberetnS mie olS Dirigent er«
freute Koenen p^ ber .^odhodhtung unb Berehruug aßer
©äcilioner. Diefe Scrthfchägung grünbete gonj befonberS
oudh in beu oorjüglidheu ©igenfdhoften unb Dugenben, bie ihn
als baS ajhifter eineS ^.fJriefterS noch bem §erjcn ©otteS er=
fcheinen ließen. Daher mar er, mie fein jmeiter, ber SÄonn,
ber ben ©ücitienberein unferer ouSgebehnten ©rjbiöjefe ju
leiten berufen mar. Die ©rfolge, bte bisher in ber {Reform
ber firchenmupfolifdheu Berhältniffe bei unS bereits ju ber=
jeicbuen pnb, pe Pub jum grofien Dheil feiner Slnregttng,
feiner liebenSmürbigcu ©rmunterung, feiner felbpiofen Ihätigen
Beihülfe ju oerbonfen. ©o longe ein ©äcilienberein in
unferer ©rjbiöjefe bepeheu mirb, mirb boS berufSfreubige
gßirfen unb ©treben beS Beremigten nicht Oergeffen fein!

Slm 8. bfs. ÛJÎ. rourbe feine irbifche ^üOe in unferer
rheinif^en Metropole ju ©robe getrogen unter Dheilnohme
einer oußerorbeutlich großen ßoht oon ©eiplichen ouS oßen
Dheilen ber ©rjbiöjefe unb beS gefommten DomfopitelS. Der
hochro. §err ©rjbifdjof roor burch ben §errn ©enerolbtfar
oertreten. Bon 9îah unb gern roar eine âlîenge ber herr^
lichpen Kränje unb Blumeufpenbeu auf ben ©org nleber=
gelegt roorben. ©rgreifenb tönten bie Klänge beS bon bem
Berjtorbenen componirten Miserere burdh bie mit einer
bid)ten ÏDfenfdhenmengc befegten ©troßen, mährenb bon ben
Dhürtnen beS Domes", ber ©etntnarfirdhe unb ber ©t. ©ereonS=
firdhe bie ©lodten hineinflongen. SllS ber ©arg in bie ©ruft
gefenft toorb, fang ber üerrooipe Domdhor bie SDîotette „Ju-
storum animae" ton Sitt otS legten ©dheibegruß. R. I. P.

©dhönen.


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52

l)od)tt). iBifctujfB tion Derofbmtttg
I übet' :^ti'd)ßjiinu)tL

(gortfe^ung.)

Ktrchltdjc ©rimbfö^e fiir Me Kirtfjcnmufif.

I. Der otelfitinniige, figurirte, harmonifd^e ©efang ift
bei ber geier be§ @o'tte§bienfte§ erlaubt, jebodh muß ber
®efang bie De^teSmorte beutlidh jum Sïuêbrucfe bringen,
audh bürfen bie De^lmorte beim ©loria ober Erebo nicht
tjerfürjt unb miHïürtidh Cerftellt fein.' (Conc. Trid. Sess.
24. de Kef. cap. 12. Benedictus XIV. Const. die 19.
Febr. 1749. S, R. C. (Regolamento) die 25. Sept.
1884. Ceremoniale Episc., Editio typica Eatisb. 1886.
Lib. I. cap. 28. n. 12.

II. ift eine mäßige Jnftrumental=3D?ufif jur be--
glettung beS ermähnten ©efangeê geftattet; jebodh barf biefe
bem berfiänoniffe be§ ©efangeS ni^t hinberlidt) fein. Bene-
dictus XIV, Const. die 19. Febr. 1749. coli, de
Synodo Diöc. Lib. XI. cap. 7. n. 6. S. R. Cong.
(Regolamento) die 25. Sept. 1884.). «DJit bejiehung
auf baS Caeremoniale Episcoporum (Lib. I. cap. 28.
n. 11) geftatte idh bte bisher in unferen Kirnen beim (S^otteS=
bienfte gebräu^ti^en 3)?ufifinftrumente. Jtn 3®eifet, ob ein
mufifaltfcheS Jnftrument im ©otteSbienfte juläffig fei ober
ni^t, hat ftdh ber 9ïector ber Kirdbe ober ber Èhorbirigent
an baS bifdhöfliche Drbinariat ju menben.

III. ES bürfen nur foldhe aiiufttalien beim ©otteSbienfie
toermcnbet merben, meldhe burdhauS nichts SBeltlidheS ober
DheatralifcheS enthalten unb überbieS geeignet finb, ber ber=
herrlidhung ©otteS ju bienen unb bie Erbauung ber ©läubigen
JU förbern. (Conc. Trid. Sess. 24. de Ref. cap. 12.
Benedictus XIV. Const. die. 19. Febr. 1749. S. R.
C. (Regolamento) die 25. Sept. 1884. Caeremoniale
Episc. Lib, I. cap. 28. n. 12.) Jch füge nodh bei, baß
bie DonftüdEe, bie man beim ©otteSbienfte jur Aufführung
bringen miß, ben ©runbfäticn ber Donïunft entfprechen unb
über bte SKittelmäßigteit beS KunftrocrtheS fidh erheben foKen,
bamit fie auch in biefer bejiehung ber SBürbe itnb Erhaben-^
heit beS fatholif^en ©otteSbienfieS entfprechen.

Eine große, menn nidht bie größte ©chmierigfeit bei ber
Einführung ober görberung ber trahren unb ihreS ^JZamenS
mürbigen Kirdhenmuftf liegt in ber grage, toeldhe ïKufifalien
im Einjelnen bie oben bejeichneten Eigenfdhaften an fidh tragen.
9)?an muß aber nothmenbig auf bie grage eingehen, menn bie
allgemeinen beftimmungen über Kirchenmufif praftifdh burdh=
geführt merben foKen. ©ibt eS nidht gerabe über Kirchen=
Inuftfalien bie perf'Riebenfteu Urtheile?

Sludh jene Ehorbirigenten, mel^e feine geeigneten Don=
fiüdfe bei ber geier beS ©otteSbienfieS probuciren, moüen ben
bormurf ber Unfirdhlidhfcit ober ber SOBerthlofigfeit ihrer
^robuctionen über fidh ni<ht ergehen laffen. Da eS mein
fefler Stile ift, eine bem SiKen unb ©eifte ber Kirdhe ent=
fpredhenbe Musica sacra in meiner Diöjefe bur^megS jur
©eltung ju bringen, fo mußte tdh midh au^ mit biefer grage
befaffen.

Jdh habe beShalb baS .Komitee beS Eäcilient)ereinS an»
gegangen, mir ein berjeichniß ber 9}?uf{fmetle totlegen ju
ttoHen, bie ju gotteSbienftlidhen Bwedfen geeignet unb nicht geignet
erfcheinen, idh habe midh überbieS mit einem anerfannt tüch=
tigen SDïufiffenner unb bemährten firdhlidhen Donfünfllet berathen,
nebftbei auch meine eigenen, aöetbingS fehr mangelhaften
aJiufiffenntniffe ju §ülfe genommen. Jm nädhfiftehenben gebe
idh baS JRefultat aUer Erwägungen unb berathungen über
ben ermähnten ©egenflonb.

Ehorolgefong.

Jn bie groge über ßuläffigfeit ober bortrefflidhfeit firdh=
lidher Eompofitionen borf ber Ehorolgefong nidht hineingejogen
merben. Dotüber fonn eben gar fleine groge, fein ßmeifel
fein; benn eS ift ollgemein befannt, baß bet ältefie unb
eigentUdhe Kir^engefong unb „bie Surjel oflet echten Kirdhen«
älJufif'; bet Ehorol ift, bttrch Sürbe, Erhabenheit unb Kraft
ouSgejeichnet, lüie fein onberer ©efang unb für bie gefammte
fothoUf^e Kirdhe bei uielen liturgif^en §anblungen torge«
fdhrieben ifi.

Jn neuefter ßeit mürben bie „SJömifdhen Ehorol=@efänge,"
mit ben ©efongSmeifen ber neueren Offtcien üermehrt, t)on
bet heil, üütencongregation burdh ben päpftlidhen Dppographen
Ruftet in SiegenSburg im Drnife herausgegeben. Der heil-
bater will, baß biefe gonj outhentifdhe SluSgabe benü^t merbe.
gut bie gemöhnlichen 'ißfotrfirchen ouf bem Sonbe, mo ein
befchränfterer ©ebraudh beS EhorolS ftottfinbet, eignet fidh baS
„Manuale chorale", boS bie gebräudhlichfteu Ehoralgefänge
in bioUnfcblüffel mit ben jc^t üblidhen 9ioten übertragen
enthält. 5RegenSburg 1886. griebrich '43ufiet. $reiS 1 50«.,
in Seinmanb gebunben 1 SJJf. 50 ^^fg. DiefeS feht btou^bore
unb hanbfome budh foflte fi^ in ben §änDen ollet ^fott«
geiftlidhen unb oflet Ehorbirigenten befinben. Jch geftatte,
baß auf jeber ©eelforgflotion ein Ei-emplot für ben i|3fatrer
C^forttiitor, EjpofituS) unb ein onbereS für ben Ehorbirigenten
als bleibenbeS Eigenthum bet Kirdbe auS bcm .tirdhenüermögen
angefchafft toerbe.

Der EhDta^®efang »erlangt eine grünblidhe Erlernung
unb häufige Uebung. SllS Sehtbudh jur gtünblidhen Erlernung
biefeS ©efongeS empfiehlt fi^ bie „Ehorol^Schule" tjon
SlmbroS Kienle, bei §erber in greiburg, unb noch mehr bet
„Magister choralis" (audhim Sinjer^]3riefterfeminat gebraucht)
üon gronj XoO. §abetl, bei '".jJuftet in SliegenSburg.

(gortf. >lgt.)

(Ein IjetUgei' Jttifiktts.

Jm Petfloffenen Johre brodhte ber „KirdhUdhe Slnjeiger
für bie Erjbtöjefe Köln"' boS nodhftehenbe hohe SluSfdhreiben
unfeteS hoch»ürblgfien §ertu EtjbifdhofS ^h^t'PPii^ d. d.
19. Slpril 1886:

„©eit beiläufig toufenb Jahren blüht in einigen ©egenben
unfeteS ErjbiSthumS bie berehntng beS ht- SltnoibuiS:
junächft in StrnolbSmeiler, mo fein Seib ehrenoofl beftottet tfi,
bann oudh in ben benadhbarten Ortf<haften, toeldhe jähtiici)
butdh Darbringung üon SDpfetgoben on' feinem ©tobe ih"
als ihren befotibeten gürfpredhet üerehren, beffen Sohltho en
fie fidh ï'iS ä^r ©tunbe erfreuen. Domit inbeß biefe ber=
ehrung burdh bie befiätigung beS SlpoftoUfdhen ©tuhleS eine
größere SlnSbehnung erlange, hat bie Eongregotion ber hh*
äiiten, ouf Slntrog ©r. Eminenj beS KorbinolS ^ouluS
^WeldhetS unb no^bem bet bemeiS für bie ©tetigfeit ber
berehrung beS heiligen SlrnolbuS unb ihre gortbcluer bis
ouf, unfete Doge erbtodht »ootben, boS Officium uttb bie
SDïeffe beS hl- SlrnolbuS genehmigt unb jugleich geftattet,
boß ber 9Rame beS h^- SlrnolbuS bem Kolenborium unb
proprium unfereS ErjbiSthumS einüerleibt, unb boß fein gefi


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53

am 18, Juli tu ber Ktrdbe ju Slrnolbsweiter unter bem
atituS eines festum duplex majus, in ben übrigen tircben
beS fölniftben grjbiätbumS aber unter bem 9JituS etneS
festum duplex minus gefeiert werben fönne. Jubem wir
biefe Defrete ber Gongregation ber Otiten jur öffentlicben
Kenntniß bringen, empfehlen wir UnS unb Unfere ©rjbiöjefe
bem ©cbuge beS 1)1. SlrnotbuS." —

„3Ber war benn ber SlrnolbuS?" wirb man^er j
Sefer fragen. Sefanntlicb »ar Kaifer Karl ber ©roße ein |
großer greunb ber ilRufif. ®ie -liflege üon Kunfl unb ffiiffen^
i
fcbaft ließ er fid) überhaupt fehr angelegen fein unb fud)te, ;
inbem er fid) felbft als leuchtenbeS Seifpiel an bie ©pige
■ ber Silbung feiner 3eit unb feineS SanbeS ftellte, ben fatfer=
liefen §Df JU Slad)en ju einem ©ammelplag für ©elehrte
unb Künftler ju madjen. Den ©efangunterridht beforgte ber
- Seftor ©ulpiciuS. ©o fagt ber berühmte Sllcuin, ber'Seh*^«^
ber fatferl. §offdhule:

„©ulplj führet als Seftor bie ©chaar ber unfchulbigen Kleinen,
„Daß er fie leite unb lehre, ben redhten ?lcceut ju beadhten,
„Unb baß fie fingen jumal mit tlangooder ©timme bte Söue,
„Sihhlh'tt"^ 2;aft unb beS ©angeS ®efüg fie erlernen

oon ihm eS."

Katjer Karl wohnte biefem Unterridhte öfter in eigener
'IJerfon bei unb prüfte audh »ohl bie ©d)üler im ©efang.
©benfo fehr war er auf bie mufifalifd)e Silbung feiner
Üöihter bebadht, benen er täglid) mehrere ©tunben in ber
SlJufif erteilen ließ. Die 'ißalaftfapelle, weldhe unter fetner
Oberleitung ftanb, hatte tü(htige ©änger unb 3Kufifer auf^
juwetfen. Ser nid)t feft im Sefen unb ©ingen war, wagte
eS md)t, .fid) jur Slufnahme in biefelbe anjumelben. §atte
Karl bte ©roßeit feines
9ietd)eS ju fidh gelaben, fo ließ er
JU beren Slmüfement nad) aufgehobener 2:afel bte funftret(hflen
©änger unb SRufifer auftreten. Die ©timtnen unb Klänge
maren bann fo lleblid) (meint ber SOWndh oon ©t. ©allcn)
baß §erjen oon ©teln tr»eidh tourben, unb ber Sihein tnit
' feinen gluthen ftille ju halten
fd)ien. —

Da fam audh einft auS ®ried)enlanb ein 2Äufifer an
ben faiferlidhen §of, ber fid) befonberS Im ©efänge nnb im
|)arfenfpiel herüorthat. ©leidh einem jtoeiten Daoib wußte
er ben Kaifer fo burdh fein ^piel ju ergögen, baß biefer ihn
balb lieb gewann; babei befaß er ein fo einnehmenbeS Sffiefen
(weldh' liebenSwürbige (Sigenfdhaft olelen DJiufifern befanntlid)
nld)t juerfannt wirb), baß er bem großen mädhtigen Kaifer
balb unentbehrli^ tourbe. Sluf 3?eifen uttb Jagben mußte
er ihn begleiten unb faft beftänbig in feiner yiähe weilen:
eS toar ber hl- SlrnolbuS, beffen ©orge nidht nur barauf
gerid)tet toar, feinen hohen ^errn unb ©ebieter burd) bie
Kunft beS ©aitenfpielS ju ergögen, fonbern audh betn .^errtt
i^imtnelS unb ber Grbe,
Oor bem bie mädjtigflen trbifd)eit
9;?adhthaber nur ©taub finb, burdh ein ftreng tugeubhafteS
Seben ju bienen. ©anj befonberS jeid)nete er fid) burdh
thätige yMchftenliebe auS; ja ben Sinnen unb S'fothleibetiben
tüibmete er feine ^auptforge, Inbem er SllleS, waS er an ©elb
unb ©ut tnit feinem ©aitenfpiel erwarb, getreulich tnit ihnen
thcilte.
©0 ftedte er alfo feine Kunft ooaftänbig In ben
Dienft ber dhriftli^en Sohlthätigfeit unb batnit in ben Dienft
©OtteS. SefonberS eine heroorragenbe S;hat unfereS «Qciligcn
oerbient eS, baß wir fie unfern Sefern mittheilen.

3ur Beit Karl'S beS ©roßen lag ble ©tabt Düren
inmitten großer Salbungen, in benen ber Kaifer oft ju jagen
pflegte. Die Umgegenb ber ©tabt war fdhon bamalS nicht
arm an Dörfern; aber ble Gin wohner berfelben flagten

befiänbtg über |>Dljmanget, benn ble Salbungen waren fönig=
ll(heS Sefigthum, unb bie Sauern burften fein §olj in ben=
felben fäClen. Der heil. Slrnolb hatte bie 9^oth ber Seute
mit eigenen Slugen gefdhaut unb bcfdhloß, ihnen ju §ülfe ju
fommen.

GineS DageS hatte ber Kaifer wieber große Jagb bort
gehalten unb loollte nadh ©d)luß berfelben tnit feiner Se=
gleitung in Düren ein gnteS 3KtttagSmahl halten. SllS ber
kaifer fidh eben jur Safel fegen wollte, trat SlrnolbuS ju
ihm unb bat bemüthig um bie ©ewährung einer ©nabe:
ber Kaifer möge ihm bodh ein fo großes ©tüd Salb fdhenfeu,
als er umreiten toürbe, währenb ber §errfd)er mit ben ©einigen
beim ïüiahle flge. „DaS fei Dir gewährt," fprach bet Kaifer
unb fegte ftdh ä« währenb SlrnolbuS feinen 9ïltt begann,
auf ben er fleh aHerbir.gS gut oorbereltet hatte. Sin Oers
fd)tebenen ©teden beS SalbeS nämlidh flanben ^ferbe bereit,
welche ber Stblöfung harrten. Unb nun geht eS in faufenbem
©alopp oorwärtS ttnb eS wirb eine ©trede SalbeS utnvitten,
ble fich 5»ei bellen in ble Sange unb eine halbe äRcile tu
ble Sreite crflredt. JebeSmal aber, wenn SlrnolbuS abfteigt,
um baS 'ißferb ju toed)feln, tnadht er mit bem ©dhwerte ein
üJterfjeidhen in eine ber atn Sege ftehenben GIdhett. Diefe
S[>?erfjeidhen finb nodh Jahrhunberte fpäter Oon gorftleuten
als folche erfannt toorben.

yfadhbem SlrnolbuS feinen originellen Sllitt beenbet hatte,
fehrte er freubig unb eilcnbS ju feinem |)errfd)er jurüd, ben
er nod) bei ber Dafel traf. S'tatürlid) »ar Kaifer Karl nidit
wenig erftaunt über bie unerioartet fdhnetle 9ïüdfehr feines
^ofmufifuS. ©eine Serwunberung follte aber noch g^ö^er
toerben, als er oernahut, loclch' grof^e ©trede SlrnolbuS in
ber fttrjen Bett umritten uub bitrd) ©dhwerthiebe an ben
Säumen marfirt habe. Slber Kaifer Karl war gewohnt, ein
gegebenes Sort ju halten. Gr jog feinen 9ïing oom ginger
unb übergab mit bemfelben nad) bamaliger ©itte iu @egen=
wart beS ganjen §offtaateS bem SlrnolbuS baS ganje, Oon
bemfelben umrittene ©tüd Salb jum oollen Glgcnthum.
Siefgerührt loarf biefer fidh bem Kaifer ju güßen unb banfte
Ihm für biefen großen SetuelS fürftltd)er §ulb .unb ©nabe,
ihm
©OtteS ©egen Oerheißenb alS Sohn für feinen Gbelmuth-

SllS nuntnehrlger Seftger beS SalbeS oertheilte nun
SlrnolbuS benfelben unter bte angrcnjenben jwanjig Dörfer,
worüber fpäter eine fchriftlldhe Urfunbe aufgenomtnen würbe.
3)litten niiter benfelben lag baS Dorf Sllre, fpäter aber
SlrnolbSwetler genannt, eine ©tunbe oon ber genannten
©labt Düren entfernt. Jtn Jülidher Sanb ift ber' Ort gar
wohl befannt; im 9Jïonat Juli pilgern ganje Büge oon Saa=
fahrern borthin, benn ble Kirdhe ju SlrnolbSweller birgt bte
irbifdhen Ueberrefte beS heil- 3)?anneS, ben bte ganje ©egenb
als ihren ©dhugpatron
Oerehrt.

Ohne baß ber Sïame beS hl- SlrnolbuS in baS Serjel$=
uiß ber ^jeiltgcn aufgenommen war, tourbe er in fener
©egenb in heroorragenber Seife oerehrt. SJÏan pilgerte ju
feinem ©rabe unb betete bort, um auf feine gürbitte oon
ben oerfd)iebenften ,^ranfheilen befreit ju werben. Die borligen
Sanbleute rufen ihn au, batnit er ihren Slehftanb befchüge
ihre gelbfrüdhte oor ©dhaben bewahre. Slflgemetn aber wirb er
angerufen, um burdh feine Sertniltelung eine fellge ©terbe^
ftunbe
JU erlangen. DaS Selfpiel, weld)eS er burd) bte ernfte
Sorbereitung auf feinen Dob gegeben hat, mag juerft bie Ser=
anlaffung baju gegeben haben. JebenfallS ip baS Sertrauen
ber ©läubigen auf feine gürbitte ntd()t unbegrünbet gewefen,
benn eS foU fein Setfplel befannt fein, baß ein eifriger Ser-


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djxtx be§ §etltgen etneS jähen, unbothergejehenen SobeS
gejïoïben fet. ©ett unootbenfltdhen geiten üeben e§ anch bie
&ute jener ®egenb, ihren ©öhnen ben Sïamen „Irnolb"
jn geben. eS ijï gerabeju auffaüenb, wie häufig biefer
SZame bort ift. ^ebenfaKS ifï er auch ein ed)t beutfdher
S^arae, beun er bebeutet offenbar fo oiel ol§ „@hrenhoïb."
einige ©prachforfcher meinen aüerbingg, ,,Sïrnolb" fei äbju=
leiten üon bem ©tammwoxte Slra ober 2lrin unb baS bebeute
3lor oberlbler; „olb" aber bejeichne tn ber SRegel „SBalb",
unb fo mürbe „3lrnolb" fooiel bebeuten mie „Slblerwalb."

ÏÏSegen feiner Kunftfertigïeit in ©efang unb-©aitenfpiel
berehren jahllofe ©änger unb ajjuftïer ben heil. SlrnolbuS
olS ihren ^atron. ©ein geft begeht unfere ©rjbiöjefe, mie
oben bemerït, am 18. Suli. Bruno 2D.

km Mm mm kutfdjcti

3lu§ ber 3ugenb gelij ^OïenbelSfohn^Bartholb^'ê
erjählt baS jüngfl etfchienene üortreffliche SBerfchen üon
S am pab tu S golgenbeS: Der 11jährige 9)îenbelSfohn machte
in ben erfien Sagen beS S^oüember 1820 in Begleitung
feines SehrerS gelter einen Befuch bei bem Dichterfürften
©öthe: „Der glügel (beridhtet ein Slugenjeuge) mar geöffnet,
bie Sichter ouf boS Bult gejîeïït. gelip aJîenbelSfohn foHte
fpielen. ©r fragte gelter, gegen ben er eine burchauS îinblidhe
Eingebung jeigte: „®oS foll idh fpielen?" „9^un, moS Du
îonnfî, maS Dir nidht ju fdhmer ift", ontmortete biefer. ©S
mürbe enblidh feftgefegt, ba§ er frei phontofireu foKe, unb er
bot gelter um ein Shemo.

Diefer fegte fidh an ben glügel unb trug mit feinen
fteifen ^önben (er hotte tnehrere gelähmte ginger) ein fehr
einfaches Sieb in G-dur in Driolenbcmegung üor. ©S modhte
üieüei^t 16 Dotte haben, gelip fpielte eS einmal gonj nodh
unb brodhte bonn, inbem er bie Sriolenfigur in beiben §änben
einige 9Kole übte, gemiffermoßen feine ginger in boS ©eleife
ber §ouplftgur, bomit fie fich ganj unmiUtürtich borin be;
megen möchten. Qe^t begonn er ober fogleich im milbeften
Allegro. SluS ber fonften älfelobie mürbe eine onfbroufenbe
gigur, bte er bolb itn Bofj, bolb in ber Dberftimme nahm
unb mit fchönen ©egenfägen burdhführte; genug, er gob eine
im feurigften gluffe fortftrömenbe ^hantofie. StKeS gerieth in
boS höthfte ©rftounen; bte fleine Knobenhonb arbeitete in
ben Sonmoffen, beherrfdhte bie fdhmierigften Sombinationen;
bie Mfogen rollten, perlten, flogen mit ätherifdhem §audh;
ein ©trom bon §ormonieen ergoß fidh; überrofdhenbe, contro=
punftifdhe ©äge entmidfelten fidh bojmifdhen; nur bie 9)îelobie
blieb menig berüdffi^tigt unb burfte toenig mitfpredhen in
biefem ftürmtfdhen äReere bon Sönen.

93îit bem, ihm fdhon bomolS eigenen, richtigen Softe
behnte ber junge Künftler fein ©piel nicht ju lange auS.
Defto größer mar ber ©inbrudt gemefen; ein überrofdhteS
gefeffelteS ©chmeigen herrfdhte, olS er nodh einem energifdh
ouffdhnellenben ©dhlußoftorbe bie §änbe ruhen ließ.

gelter mar ber ©rfte, ber bie ©tifle unterbrodh, inbem er
laut fogte: Du hoft mohl bon Kobolben unb Drodhen
geträumt. DoS ging ja über ©todf unb Btoct!" ©öthe aber
mar üon ber innigften greube erfüllt, ©r herjte ben fleinen
Künftler, inbem er beffen Kopf jmifdhen bie §änbe nahm,
ihn freunblidh ftreidhelte unb fcherjenb fogte: „Slber bomit
fommft Du nidht burdh J ntußl unS nodh ntehr üorfpielen,
beücr mir Didh gonj anerfennen."

„Slber mos foU ich nodh fpielen?" fragte gelif. ©öthe
mar ein großer greunb ber gugen üon ®adh. ©S

mttrbe boher an ge% bie Slufforberung gerichtet, nun oudh
eine guge beS SlltmeifterS üorjntrogen. Der Knabe fpielte
biefelbe "oöllig unüorbereitet mit üoQenbeter ©icherheit. ©öthe'S
grettbe muchS bei bem ftounenSmerthen Bortrog beS Knaben.
Weiterhin forberte er ihn bonn auf, eine SJJenuet ju fpielen.

„©oü ich bie fchonfte, bie eS in ber gonjen SBelt gibt,
mähten?" fragte ber Kleine mit leuchtenben Slugen*
„9hn unb meldhe benn?"

geliy fpielte bie SRenuet ouS Don ^non. ©öthe blieb
fortwährenb loufdhenb om ^nftrumente flehen. Die lebhoftefte
greube glönjte tu feinen gügen. ©r münfchte no^ ber
3Kenuet auch bie Ouüertüre ber Dper. Dodh bieS fdhlug ber
fteine ©pieler runb ob mit ber Bemerfung, fie loffe fidh
nidht fo fpielen, wie fie gef^rteben ftehe, unb änbern bürfe
man nichts boron. Dagegen erbot er fich, bie Duüertüre ju
gigoro jujugeben. ©r begann fie mit überrofchenber 2eichtig=
feit ber §anb; ©idherheit, JRunbung unb Klarheit jeidhneten
bie ^offogen ouS. Dabei führte er bie Drchefler:©ffefte fo
üortrefflich ouS, mochte foüiel feine güge in ber 3nftrumen=
tation bemerfbor burdh beutlidhe §erüorhebung einjelner
©timmen, boß bte BJirfung eine hinreißenbe toor.

©öthe wuibe immer heiterer, immer freunblidher; ja, er
trieb ©dherj unb S^lecfereien mit betn geiftüolleu Knaben.

„Bis jegt," fagte er, „hoft Dit mir nur ©lüdfe gefpielt,
bie Du fonnteft; jegt wollen tDtr einmal fehen, ob Du auch
et.üoS fpielen fonnft, woS Du nodh nicht fennft. ^i) werbe
Didh auf bte ^ißrobe ftellen!" ©r ging hinouS unb fom nodh
einigen 2J?inuten jurüdC mit mehreren Blättern gefdhriebcner
ycoten iu ber §anb. „Do habe ich ©inigeS ouS meiner
2}?onufcriptfammlung geholt. ?lun woOen wir Didh prüfen.
BJirft Du boS hier fpielen fönnen?"

©öthe legte eiu Blatt mit ftoren ober Hein gefdhriebenen
Sïoten auf baS ^ult. ©S war ÏRojorl'S §anbf^rift. geli^-
erglühte freubig bei bem 5Ramen. ©r fpielte mit üoDer ©icher=
heit boS nidht "leicht ju Icfenbe äRouufcript bom Blott. Der
Bortrog war fo, olS wiffe eS ber ©pieler feit fahren auS=
menbig, fo fldher, fo flor, fo abgewogen.

„DoS ift nodh nicljtS!" rief ©öthe, „boS fönnen oudh
Slnbere lefen. ^egt wiH idh Dir ober etmoS geben, wobei
Du ftedCen bleiben wirft. 5Run nimm Didh in Sldl)t!"

©0 fdherjeub langte er ein onbereS Blott herüor unb
legte eS aufS ^ult. DoS foh in ber Shot feltfom ouS. ÜKon
wüßte faum, ob eS SJoten waren ober ein liniirteS, mit
Sinte befprigteS, an unjähligen ©teßen üerwifdhteS Blott.
geliy lodhte üertnunbert auf.

„3öie ift boS gefdhrieben! B5ie foü man boS lefen?"
rief er ouS. Doch pti^glidh rourbe er ernPhaft, benn inbem
©öthe bie groge ouSfprodh: „51?un rothe einmal, roer boS
gefdhrieben?" rief gelter f^on, ber hinjugetreten mar unb
bem atn ^nprutnente pgenben Knaben über bte Slchfel
fdhoute: „DoS hat ja Beethoben gefdhrieben! DoS fann man
ouf eine ü)?eile fehen! Der fdhreibt immer roie mit einem
Befenpiel unb mit bem Slermel über bte frifdhen Sloten ge=
roifcht!"

Bei bem 9?amen „Beethoüen" mor geli^ ernPhoft ge=
roorben, ja mehr olS ernphaft. ©in heiliges ©taunen üerrieth
pdh in feinen gügen. ©r blidCte unbertoanbl ouf boS SWanufcript,
unb leudhtenbe lleberrofdhung pog über feine güge. Dies


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55

Stiles rea^ïte aber nut ©efunben, benn ©öt^e moElte bte
Prüfung fcharf fteöen unb bem fteinen fêunjtler feine geit
jur SSorbereitung taffen.

„©tehil ®u", rief er, „fagt' id^ ®it'S nid^t, ®u mürbeft
ftecf^m bleiben? je^t berfudhe uub jeige, ma§ ®u fannft!"

geliy begann fofort ju fpielen. (SS mar ein einfaches
Sieb, aber um auS auSgePrid^enen halboerioifchten Übten bie
gültigen h^i^auSjufinben, beburfte eS einer feltenen ©dhnellig=
feit unb ©id^erbeit beS UeberblidfeS. Seim erften Durd^fpielen
hatte benn audh S^ij; oft lachenb mit betn ginger bie ridhtige
?Zote
ju jeigen, bie an ganj attberer ©teile gefudht merben
mußte, unb mandher gehlgriff marb mit einem rafdhen „9ïeiu
fo l" oerbeffert. Dann rief er: „jel?t mill idh eS jbnen oor=
fpielen!" Unb baS jmeite M fehUe benn au^ nidht eine
mok. „Das ifi Beethooen", rief er einmal, als er auf einen
melobifchen 3ug ftieß, ber ihm bie (Sigenart beS J^ünfilerS
auSjuprögen fdhien, „baS iji ganj Beethooen; baran hätte idh
ihn erfannt!"

Wl'ü biefem legten ^robefiüdfe Ueß ®öthe eS genug fein,
es mar au^ mahrUdh mehr als genug, utn beS Knaben
glänjenbe Begabung in baS henjie Sidht ju ftellen. —

(EfufleB unb ^ükm.

CcfcfdWc. 2Ber Adagio benft. Ad ante rebet.
Allegro hanbeU itnb ^refto üerbeffert, maS er gefehU:
ber ift ein BirtuoS!" —

jebe êonb iji fräftig genug, um für'S ©roße, SlClge--
meine ihr fleineS (ätmaS beijufteuern! —

©in fcevwh^itcï 5ßebner beSl3lltetthuinS ridhtete, als eine
fetner 3ïeben toon ber oerfammelten BolfSmenge beflatfdht
murbe, an feine greunbe bie grage: „DaS Bolf jollt mir
gegen mein ©rmarten Beifall: füllte idh irgenb eine Dumm=
heit gefagt haben?!"

èclftcêgcficinuavt. g. ^lentfchel erjähU in ber
aWjtg.'golgenbeS: jn granffiirt am 2)ïain murbe üor üielen
jähren „Die ©tunime üon ?)]oviici" gegeben, jm legten
ginale (nadh ber alten ©cenirung) ftürjt fidh geneKa in ben
flammenben Befuo. Die ©cene^ifi überrafdhenb fd)i5n. DaS
publifum ift entjüdft. ßapellmeifter (Suhr, meldher birigirt,
bemerft pliJljlidh ju feinem ©dhredfen, baß bie .^interioanb
anfängt ju brennen, ©ufjr ift rafdh gefaßt. (£r meiß, baß ihm
Siae gehordhen. ®r gibt bem ©oufleur baS Reidhen jum gaOen
beS BorhangeS unb miuft ben älJufifern ju fdl)ließen. Der
Borhang fällt. Bermunbert fehen bie ÏÏIJufiter auf ihren Diri=:
genten. Diefer üerläßt ruhig feinen ^la^ unb flüfiert im
ißorbcigehen ihnen ju: „®ehcn ©ie ohne ©törnng hinaus;
nodh ha^en mir geil- DaS Dheater brennt!" — DaS an=
mefenbe publifum ahnte niihtS üon bem Unheil unb üerUeß
baS Dheater. 9Ziemanb oerunglüdfte; baS .^auS brannte nieber.
— griebridh Jßilhelm HI. üerlieh bem ^?apellmeifter megen
feines umfidhligen unb entfi/loffenen ^anbelnS ben rolljen
Slblerorben. Da bie Dheaterbränbe in letter geit ftdh er=
fdhredfenb mehren, fo märe ju münfdhen, baß biejenigen, melche
JU befehlen haben, oorfommenben gaßS eine gleiche ©nergie
unb Ueberlegung befunbeten.

Derfelbe ^entfchel erjähU nodh einen anbern gaQ üou
®etjieSgegenmart eines SDïufiferS, mie folgt: ©s mar ju
Slnfang biefeS jahrhunberts. ©ineS ber erften beutfdhen
äWufiffefte fam jur Slufführung. Die ^Proben itjaren üor=
trefflich aegaugeu. Daufenbe toaren üerfammelt unb blidften
mit ©pannung nadh bem gewaltigen Ordhefter. Der junge
©pohr leitete bie jnPrumentaUften, g. ©chneiber bie ©änger,
bet alte Dürf faß an ber Drgel. Unter ben mitwirfenben
ajjufifern waren faft nur berühmte 9famen ober foldhe, bie
eS fpäter tourben. — ©ine üon ©chnabel componirte èan=
täte begann, jn ber SKitte beS ©tüdfeS h^t bie SCrompete
ben Don b ju fdhmettern. geft unb golbrein fe^t ber Bläfer
ein. -Siaein er hat Tid) im ©infe^bogen 1) üergriffeu. ©tatt
es-- hat er e=Bogen aufgefegt, ©dhneibenb erti5nt fiaU beS
b ein h. SllleS im Orchefler iji ftarr üor ©^redten; benn
©änger unb Ordjefter fiJnnen fo nidht fortfahren. ©S mirb
nidhtS übrig bleiben als wieber üon üorne anjufangen. Dodh
bet alte ^apa Sürf ift no^ ba! faum ift baS Oerhängniß^
üolle ©dhmettern ber Drompete oerflungen, fo fe(jt bie Orgel
tnit mächttgem flauge in h^dur ein, unb Dürf mobuUrt
aus biefer Donart jurüct nadh C^dur. Der erfdhredtte Drotn=
peter hatte unterbeffcn geit gefunben, ben Bogen ju wedhfeln;
©pohr gibt bem Bläfer neuerbingS baS Beidhen jum ©in=
felieu — gläujenb geht bie '^pièce ju ©nbe unb nur SBcnige
im anbädhtig üerfammelten ^4?wbUfum ha&en ben ©dhnifeer
erfannt!

^piattïicvt tltdjt itt JJCï tirc^c! jn ber firdhe ju
33Ï. muß toegcn ihrer befonberen Bauart bie Orgel fietS fehr
angegriffen werben, locntt fie burdhbringen foß; wer bahcr
in ber 9Jähe berfelben etwaS ju fagen h^t, muß fehr laut
fprcdhen. Slm le(3ten ©onntage erjä'hlte ein Bauer, ber gleidb
über bcm ©höre feinen ©i(5 h^t, feinem «Jiadhbar jicmUdh
laut, baß er ein ^ferb getauft h^^e. Der Orgoniji, längft
unmiUig über bieS (Sepiauber, befthloß, beibe bafür ju firafen,
unb fefete plö^lidh mit bet Orgel ab, alS eben ber er=
jählenbe Bauer, bieS nidht »^ertnuthenb, ben anbeten auf bie
grage nadh betn greife ganj laut jufdhrte: „Sldhtjig Dhaler."

— Die ganje Berfammlung fah nadh betn -lilauberer, ber
üon nun an fch wieg. —

„6lc fitlil tUOl)l fcf)r ntttitfalifciö'^" «in §err
eine junge Dame. — gräulcin (fchüdhtcru;: „9ïein, gar
iiicl)t." — §err: „Slbcr in'S Dheater gehen ©ie mohl oft?"

— gräulcin: „©ehr wenigi" — §ert: „BieKeidht malen
©ie?" — gräulcin: „O, ja!" — §err: Sohl Slquarene?"

— gräulcin: ,.9Jein, faffee!"

„pftldjc" Sln)jcttmciftcv. Der beïannle fapen=
mciflcr- juliuS 9ïie^ leiftete einft golgcnbeS: jn einer ^robe
rief eine gajiircnbe ©ängerin burdh ihr galfch=®ingen eine
förmlidhe Slufrcgung im Ördhefler herüor. 9ïtc^ flopft ab unb
wcnbet fidh on bie ©ängerin tnit ben äßorten: „SDïein
grätilein, bitte jhr A anjugebcn, bamit baS Ordhcfier barnadh
ftiiumen fann!"


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56

l^crlag pon ^f^bcrg in jasnabruck.

Jnmifmi^ jum jmämäfn^m 5d)ulmiterrirt)t
für Me 5(t)ullel)rer.

SSon

Vernarb ^t>erßerg.

3fJeu herausgegeben uon W. |3ürgrl, geiftlicher ©eniinaibirettor.

Grfter Sheit- 8". 192 Seiten. ^rei§ 1 Warf.
®ic „Kath- Sdiuläcitung" in iSreSlau fchreibt in 9?r. 21 ü. 27. ajjai b. J.:
®er Spante Döerberg hat, namentlich in füt[)Dlifd)rn Sebrertrcifcn, einen guten Kfnng.
ift baber mit greuben ju begrüßen, baß feine „Stmceifttug", beren erfter Sheü, ent»
haltenb bic GrjichungStehre, in neuer 9lu§gabe bereite vorliegt, burd) bie beruf'-ne gcber
bc§ §crrn Scminorbireftorä Sürgel ber SSergeffenbeit cntriffeu morben ift. 5)ie großen
jüge bc3 unoergleid)ltchcn S3ud)c§ fönnen nid)t bcß'er nl§ mit bin folgenben fdiönen 35?orten
Öertjorgehoben merben: „S)ie Slnmeifnng ift: 1. Seid)t ocrftänblid). 2. Scfdjeibcn in i^rcn
gorberung. 3. ©rünbli^. 4.
SKir ift fein Untcrrid}tgbu^ für Sdiullchrcr befannt, meld)e§
bag, mag bei allem, befonbcrg bei bcm Untcrrid)t in ben gemeinen Sdjulcn bgg atl
crroict)tigite ift,
nämltt^bic ßinpflanjung ber religiöfen ®efinnnng, ober ber ®ottcSfurd)t,
fo nacbbrüdlid) fomohl in bie ^erjen ber 2cl)rcr alg ber Sdjülcr tion einem 6nbe big ,^nm
anbern betreibt, alg bic gcbod)tc Slnroeifung." „ücitcnber ©runbfa^ bei ber neuen Siuggnbe
toar ben urfprünglidien Scjt treit unb tioHftänbig mieberjugebcn. 9fur bn, mo e§ unbc=
fdiabet ber ®cut(id)fcit ober ncih ber Drgnnifation be? hcnt'flcn Schulmcfcng gcfd)e()en tonnte,
finb tncbrerc mcitlöufige unb antiquierte ätugfübrungen gctiirät cbcr ou§gcfd)icbcn morben."
9Bir fd)(ießcn un» gerne unb mit ganjcm §erjen bem ?Sunfd)c beg §crau8gcbcrg an; „Wöge
bag golbene Sud) feinen SSeg in red)t tiiclc 2el}rcrhänbc ftiibcn unb feine mcifen 2el)rcn in
recht üielen ©djulen angemenbet merben!" S)rud unb 5ßapier finb Dorjüglid); ber i}5reig ein
fehr niebriger.

mn iDencMg nad) Jcrit|alcm miii Uom

im 1883.

oon Jiarf
370 ®citcu. Qt. 8. iPiciä 2 Miarf.
Stucltc
«UffOßC.

itng

®cr aScrfaffcr fchilbert in anmutbigcr, frifd)cr i^Jcife bic ©nbrüdfe, bic er auf
feiner 5pilgcrrcifc nach Jerufaleni in fi(h aufgenommen. ®ic ßeibcn unb greuben
ber See- unb Snnbreife, baä Scrmeilen nn ben heiligen Stätten, bie mnnnigfncl)cn
Srlcbniffc unb Slbentcuer merben in lebhaften garben
gcfd)ilbcrt. ®cr Sefer begleitet
im ©eifte ben tühnen SJeifenben auf feiner mübeuoHen aber aud) intercffanten Steiie,
genießt mit ihm bic Schönheiten ber 9?atur, ccrioeilt mit ihm an ben heiligen Drten
unb fühlt fid) befriebigt ob ber glüdlichcu §eimteht beg «ßilgcrg.

gcyfttfl UHU glfPcrt 3oci)Di & ßo., iJfttchcu.

Soeben erfchien:

für bfn Clirfanguntcrridjt an |)ól)crett |'cl)ran(laltcn,
öon (^«mers,

©efangle^ret om Jtai[€r.Sfatt=.®t)miiortum [unb an ben ftäbt. ^B^eren SEiidjtetfi^uleii ju ?la^en.

I. öcff. ®tn= aitici= unö breiftimmiflc Sieber, 72 S. II. 8». «Preig 50 ^Pfß.

Messen

fiir ifiäiiiierchor.

jßcruarb0 Op. 23. Missa
iti hon. beatae Mariae vir-
ginis, für 4ft. ÜWännerdhor.
^art. m. 1.60, @t. ä 25 ^fg.

5ïnd) bcm Urtheile beg Üicferentcn
beg Cncilicnticrcing=Kntalogcg (Sir. 724)
eine ber beften ber im Kataloge aitf=
genommenen U?dnncrd)or=Wcffcn

itckcs JTr., Op. 10. Missa in
hon. S. Ambrosii, für 4ft.
2i)?ännerd}or (ohne
Credo), ^art.
m. 1.20., compl. ®t. 40 ^f.

®ic ïïïcffc ift mit großer ®croanbtl)cit
gefchriebcn, babei lcid)t ausführbar, mürbig
nnb mohltlingenb. Sind) für fcbmnd)erc
ßhöre ju empfehlen,

— Op. 13. Missa in hon. S.
Joannis Evangeiistae (Ohne
Credo) für 3 Sïiaunerfliinineu
^art. 30Ï. 1.00 compl. ®t. 40 ^fg.

gr. Schmibt SRr. 46G)

fd)rcibt über biefe ïlicffc: „®icfe füc
einfa^c Ghoröcrl)ältniffc gefcbricbrnc
fflïcffe ücrbient megen ihrer fd)öncn
Slrbeit, | ihrer mürbigen !eblcn .ï)nitung
bic 9lufnol)me in bag JRepertoir ancl)
größerer Chöre Jc.

ÏDillbfracr M^., Op 3 Missa
in hon. s. Angustini für 4ft.

g«ännerd)or ^reiS ^art. 1.60,
compl. (Stimmen 60 ^fg.

— Op. 15. Missa in hon. s.
Aloysii, für 2 gteidje ©t. ^rei§
^art. 2 9)?., compl. @t. 80 ^fg.

®ie „31. 3Siltbergcr'fd)cn Gompo»
fitionen" finb fo allgemein bcfnnnt
unb beliebt bnß fie einer befonberen
(Sntpfehlung nid)t bcbürfcit.

Sluf Sunfd) fcnbcn mir tiorftcI)cnb
ticr3eid)nctc iUJcffcn gerne jur ?tnfid)t.

^crlitß üdu
?»Dcvt & (fo. in Slrtdjcu.

3u beliehen burd) «(Ilcvt ^HCUDi
in ?((td)cn.

^iOelfüt-jSdtrjoiifctt.

^ITttllririe ^^rniOfausöixße.

®ic heiligen Sd)riftcn beg alten unb
neuen STeftamcnteg noch ber Slnggobc tion

84 Siefcrungen ä 50 ?ßfg.


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4 So^rflOttfl.

^(ttöttft 188Î.

für fîttfÇofîfcl^e ^trt^enfängcr.

©tnttó^Scilagc jiim „@rcpritt«=SIntt", Dtflait für Mjolif^c tirtjeiiuturit.

„®orge, bag bu mit beut Çerjen glaubft, tcaS bu mit bem SBÏunbe fingfl, unb in ®erleu
bet^ätigft, ma§ bu mit bem gerjen gtaubft." Eoncil in Sarttjago b. 3. 398.

5Dn0 „Salve Regina".

Salve Regina, Mater mi- fibmciin, uoit tiiié gegrüßet,
sericordiae, vita, dul- üJhttter ber Sarmherjigfeit,

cédo et spes nostra, Unb unfer Seben, ©üßigfeit,

salve. Unb unf're§offnung,fei gegrüßt!

Ad te clamamus exules ßu Dir, ju Dir flel}'n loir Ser»
filii Hevae. Ad te suspi- bannte,

ramus gemeutes et flen- ÜBir Kinber ofljuinat

tes in hac lacryiBarum biefem armen 2:i)ränenll)al

valle. Uub feufjen hier im (Srbenlanbe.

Eja ergo, advocdta nostra, SBobïon! So toenbe bann ben
illos tuos misericordes Deinen,
óculos ad nos convérte. D©cl}ügerin ber (Sbriften Du!

Dein Üluge OoH ber Diitöc ju,
Unb laß e§ unê barmherzig
fcbeinen!

Et Jesum benedictum fruc- ©teü' Jefum, bie gebenebeite
tum ventris ttii nobis grucl)t Deines SeibeS, milb unb
post hoc exilium osténde. tlar,

DJad; ber SerbannungSjeit unS
bar,

Unb führ' unS jn ber eio'gen
greube!

0 Clemens, o pia, o dulcis D milbe, o fromme, o füße
Virgo Maria. Jungfrau iliarta!

®:cfe I)errlid)ftc ber oier Warinnifdjen 9Intib()oncn ift ein
Sieb, baS filier nidjt iu bumpfer Stubirftube burd) grübelnbeö
^od)benfcn, fonbern meit c()cr nod) frommer 33etrad)tuni] in golge
l)ö()ercr (fingcbung entftanben ift. „S^üti .^letligen ift eö oerfaßt,
(fdireibt ber el)riuütbigc Kanifinö), oon .^eiligen ift c? gebilligt
unb and) Don .^eiligen cingefül)ri worben. SDJit feiner füfjeii Sin-
mutt), feinem reid)cn Jnl)altc unb feiner gebeimuifjuotlcn Sicfc
erioeidjt eö baä ^crj, nöf)rt ben ©eift unb ciitflammt bic inncrftcn
triebe ber Seele für bie iöcrel)rung ber l)Ciligeu 9Kuttcr ©otteö."

grül), fd)on in: ^)iittclolter befannt unb in baS Gl)orofficium
ber Wöndjc aufgenommen, flingcn un§ ()cutc bic wunberooH |
pbraf^iricn Wclobiccn entgegen unb Wcl)cn unö on, wie ein ©ritß
anä jener ßeit ber 9iicfcnboiuc, jener ßcit ber poeficoottcn ©ri^fj»
artigfeit uub bc§ rcid)cii religiöfen ßebcnS. ©crnbc feiner cin^^
bringlid)cn ßicblid)tcit toegen, gerabe weil cä bic betraditcnbc
5}crnunft oollauf befriebigt, unb baö ©cniütf) b'ureißt jit ber
heiligen gürfpred)erin, inbem roir fic grüßen, alö fäl)cn roir fic
lcibl)aftig oor unä — gerabe bcßljalb roirb WDt)l faum ein ©ebet

beffer unb eifriger Ocrrid)tet werben, alâ eben baê Salve Eegina

®cr SJcrfa'ffcr ber l)crrlid)cu 9lntipl)on if^t nad) faft aUgc-
meiner ?lnnof)mc ber fflfönd) ^ermann, mit bem Söeinamcu
Contractus (ber 2al)me), einer ber berül)mtcften ©clchrtcn unb
wot)l ber tüd)tigftc ïontuiiftlcr bcë 11. 3al)rl)unbcrt§. 9îur ber
®d)lufjfot^
0 Clemens, 0 pia, 0 dulcis virgo Maria ift üom Ijl.
!ücrnl)aib binjugcfügt. Sllö ber .^X'iligc nämlid) einft int Saifcr^
bomc ju Speicr oor einem Waricnbilbc auf ben fîniccn lag,
wäbrcnb bic Äläitgc bcö Salve Eegina burd) bic cl)rroürbigcn
Çiûllcn ertönten, ba mad)tc er am ödiluffc ber 9tnti'pl)ou feinem
uon aiebc juv atlcrfeligftcn Jungfrau glül)cnbcn §crjcu glci^fam
üuft, inbem er mit lauter Stimme hinsufügtc : „0 ntilbc, o
gütige,
0 fuße ^ungfrou 33iaria !"

©rfüutcruuß:

Salve Eegina „©cgrüßet fcift bu Königin". S8ir
grüßen 'iDîaria mit beut (Sl)rcntitcl, ber ihr in ber laurctonifd)cu
üitaiici in jefinfadier Ipinfidit jitgefprothcii wirb. (Sgl. ©reg.»Sote
1 unb folg.) — Mater misericordiao „Uhittcr ber
5l3armhcrj igfci t". 9JJaria ift biejenig:, burd) weld)c ber
göulid)c erlöfer, wie brr Slpofiel fagt (.'^cbr. 2, 17) in 9lftcm
feinen Äinbcrn gleid) werben louHtc, bamit er barmf)cr,yg unb
ein wnt)rcr 58erntiltlct würbe bei beut 93ater, um unfere Sünbcn»
fd)ulb ju fühlten. Unb nl4 er feinen unfd)ulbigeu 2cib auf baö
Cpferljolj bc8 ffreujeö fpanncn ließ, bem lautloö ftcrbcnbcn
Cfterlammc gleid), ba toar ein fdjmci'älid) jucfcnbcS aJiutfcrOcrj
in ber 9?äl)C, wcld)c3 in barmljcraigcr ÎOhtttcrlicbe ju nuS an
biefem Sübnopfer tl}cilnahm.
©0 bat benn ®iaria uu3 iu
Sd)tnerjcn geboren unb „cö ift nid)t crl}ört worben", bofj ein reuiger
Sünber fie, bic Wutter ber lBarmt)crjigfeit, ocrgcbenô angerufen
hätte.

Vita „®u unfer ücbcn". 2)îand)cr „hat ben 9îamcn, baß
er lebe nnb bod) ift er tobt." (Dffcnb. 3, 1). 'äKaria ift unfer
Scbcn, weil burd) fie unö ©nabe loivb jur Oîcttung auô einem
fflîeerc jahltofcr Sunben. Sic l)at ben glud), ben Goa über
baö Wciifdieiigefd)lcd)t gcbrnd)t, in Segen ociwanbclt S8ic jene
bcit 3;ob, fo "bat fic, bic jiucitc glücflid)crc ba§ iiebeu ge-
boren, ba fic bie ÎJÎiitter bcö Urljebcrö nOcö iicbeiiö ift.

Dulcodo „^u unfere Süßigfeit". ®cr Slrjt gibt bem
Jîranrcu gern bittere ®cbitainentc in füßer Utul)üllniig, bamit
ber Jïraii'fc baö itotl)iocnbtgc «Çcilmiltcl Icld)tor ncl)mcn fönne.
->tud) bic öeibcit nnb ürüüfalc finb meift Slrjneicn gegen bic
Kranthcilen unferer Seele. Sic finb bitter; aber wer l)ättc cö
nod) iiid)t erfahren, baß ®îaria fic Wunberbar oerfüßt? Ufag aud)
bic 'iSunbe brennen, mag bic irnbfal auönel)menb bitter fein:
ein anbdd)tigeö ©cbct jur „Sröflerin ber SSctrübtcn", ein nitbäd)»
tigcr SBlicf auf il)r ©nab^-nbilb flößt füße Siuhc uttb crgcbungS«
oollen grieben in unfer gequälteö §crj.

Spes nostra „® u unfere .Çioffnung". SSicl taufcnbmal
itn Seben gefd)icl)t cö, bafj ein ganjcö ^ecr uon gweifcln unb
brüctonbcn "Sorgen über unö bahinjagt. Keine Seele in ber SSelt
fann mit irbif"d)cn îroftgriinben bic SJorwüvfc cincö ftrafcnbcn
©ctoiffcnö bimocgbiöputircn, iiad)bcnt Saton unb Sünbe ihr
furd)tbarcö ßcrftörungöwcrf an unferer Seele Oollbradjt l)abcn.
Ju fold)cn Sagen, bic in ihrer herben 3îoth unö erbeben mad)cn,


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58

ja gerobe in foI(^cn Sogen loirb SRaria, bertraucnêüoH üon unê
ongerufen, fid) q
I§ „Srßfteriu bcr aSetrübtcn", alê „guffud^t ber
(Silnbcr", alê eine nie täufc^enbe „§offuung" unfer Sllter bc=
inährcn.

Ad te claraamus etc. „gu Sir rufen toir üerbonnte
Ätnbcr Süo'ê, 5U Sir fcufjcn mir traucrnb unb
locincnb in biefem Sbi^äncntbolc." 2tlê Kinber Soo'ê
finb wir mit unfern ©tammcltern ouê bcê ÏJorobiefcê §crrli(^=
tcit ncrbanut. Unfere geiftige Sßuttcr ift bcrcitê eingegangen
in baê l)imntlijd)c SSatcrlonb mit feiner unauêfprc^ti^en Selig»
ïcit unb greube. ®iu SWuttcr^crj ober fd)IÖ9t nie rofcber unb
toörmcr, alê wenn cê cineS bcr geliebten Kinber in ©cfobr, in
9?otb, in Seib unb S^röncn fie^t. Sarnm erinnern roir SKaria'ê
2Sutterbcrj gleid)fam on unfere bcbröngtc Soge in biefem Shiöncn«
t^ale, bamit fic unê um fo mc^r i^rcê mächtigen éd)ngcê
roürbige:

„Scufjcnb ringen Wir bic §änbe
„S'rum ju Sir, o ïïïuttcr, rocnbc
„Oinöbig boê SSerbcrbcn ab!
„Su fannft bcilen, Su fannft retten
„Unê ouê Sdhmod) unb S^Jotl) unb Letten,
„®cil unê
©Ott Sir übergab;
„SBeil Sir ni(htê fonn roibcrftcbcn,
„Seine Sicgeêfahnen roebcn
„Selber über buitf'lem ©rob! —

(©cb. ü. b. .^eibe.)

Eja ergo etc. „SSoblon, Su unfere gürf prc^eriit,
roenbc Seine bormbcrjigcn Slugen ju un§."

ollen dompofitionen bcê Salvo Eegina, in Welcben bic
berrli^en Slurufungen beffelben einen cntfpre^cnbcn mufifaüfcbcn
Sluêbruct gefunben, l)cbt fi^ bie 3Kclobic (rote bei bcr Gboral»
Slntiphon) on biefer Stelle ju einer befonberen Snnigteit unb
Bnrmc. Scr Untcrfcbieb in ber Sluffaffung bc3 biêl)cr non unê
bebanbcltcn Sesteê im SSerglei^c jum folgenben ift ganj unücr'
fennbor. Unb mit 9tc^t! ben bi§berigcn Slnrufmigcn roor
cê baê jcrfnirfd)tc Seroußtfein unfercê Sünbcnclcnb? unb baê
Bcfcuntnifj unfercê ormfeligen Unucrmogcnê,
jDcld)cê roir mit
einem bcmüll)tgcn ©rußc bcr erhabenen „Jïönigin" üorftetlten.
SJun ober Ijcbt fi^ bic SDÏcIobic, um bem feften Vertrauen Slnê»
bruct
JU geben, rocld)cê ber ©croaljrung ber Sitte fid)cr ift. Eja
ergo! 9ïun benn, Su liebe SKutter, rocnbc unê ju Seine S>ülfe,
Seinen S31id üoll licbcnber a3arm£)crjigtcit!

Et Jesum etc, Unb nad) biefer Verbannung jeigc
unê Scfum, bic gcbcnebcite grucbt Scineê Ccibcê!"
Gin aWaricnbilb, auf bem bic b'. ïl'Juttcr it)r göttlidjcê Kinb in
ben SlrmcH Ijält, cê ift an ©nabcnorten oft in tunftlofcr Gin=
fflihbcit
JU fct)cn; unb bod) blidcn ïoufcnbc mit SSerchrung unb
unbcfd)rcibltcbcm Vertrauen ju bemfelben empor. Scn anblicf
Sefu ober, roie er jur 9ted)tcn bcS S?atcrê tliront, mit ïlïoria bcr
föniglidjcn Mittlerin jur Seite — biefen 9lnblicf ti5nntc nnfer
leiblid)eê Sluge nimmermehr ertragen, Gê ift oud) nur ein
Pfoacbeê 93ilb uon Sffuä, rocld)eê bic Guangcliftcn unê geben;
cê ift nur eine unüoatommcnc ®orfteC(utig, bic roir unê
Don bcr
Grl)abcnt)cit feiner ??ordtgc madicn; rocfiljolb bcr 1)1, 3ol)anncê
ebenfo roat)r olê fd)ön feinen $8crid)t über boê ßcbcn 3efu alfo
fchlicfjt: „Gê gibt nod) üicIcS Slnbere, tuoS ^efuS getl)an l)at;
tuoÏÏtc man aber StücS inêbcfonbcrc autfd)rcibcn, fo roürbe bie
SSclt bic 33nd)cr nid)t faffen". — ®eil nun ober bcS ^immelö
bö^ftc Scligtcit im Sd)aucn nnb in bcr Siebe befteht, bo bort
oben jeber Sd)lcicr bcr ©eheimniffe fäHt, bcr ©ott iu feiner
©röße, feiner Uncnbli(btcit bem irbifcben Jlugc üerbirgt, borum
bitten roir SJiarto, unfere mödjtigc gurfprccl)crin, baß fic alê
„gufludit bet Süuber" unfere Seelen einft beim 2:obc bem
böfen geinbe entreiße unb fic jur Slnfdjouung ©ottcê fül)re: boß
fic unê noch biefem cicnbcn iiebcn jcigc bie gcbcnebcite grud)t
i()teê Scibcê, Sefuê! —

O Clemens etc. „O gütige, o ntilbc, o füße
frou ÏRarifl!" O bu gütige Jungfrau! SBore ein Slirf unê
ücrgönnt in oll' bic treuen ®Zuttcrl)eriicn bcr Grbc: roahrlicb
fcincê fd)lügc roärmet für ihr Kinb, mic Scincê, o SKario, für
bie§ elenbc ©cfd)ted)t bcr 3)lcnfcbenl Kcincê >iöeibeê Siebe roörc
rocrfthätiger, oufopfernber! — O Su milbc Jungfrau! Schmerj
ouf Sc^mcrj häufte bie unbontbore 9Dïcnfd)heit nuf Sidj t)on
bem Slugenbltdc an, bo Su, oon Scthlchcm'ê ïhorcn nbgctoicfcn,
baê Klcinob Scincê jungfr8uli(^en §crjicnS in ber horten Krippe
bergen mußteft, biê jum legten entfcglicbcn §ammcrfchlage bcr
genfer auf ©olgatha, bcr Sein Snncrcê beben mad)tc oor un-
föglid)cm Scibc! Unb bod) tratcft Su baê SScrmäd)tniß bcê ftct'
bcnbcn Sohneê miüig an, baê einem harthcrjigcn ©cfdjlcchtc unb
beffen eben fo unbautboren 3Jad)tommcn Siel) jur -llfuttcr gab;!

0 füße Jungfrau 2)ioria! Sic Ghöre bcr Sungfraucu,
„bic bem Sommc folgen" in bcê §immelê Scligfcit, finb jahl'
rei4 aber cê ift nicbt fdjrocr, unter ihnen bic uottlommcnfic ju
finben. „©onj fihön bift Su, meine grcunbin, unb
eine aJiofel ift nid)t on Sir." ®iefc Stimme bcê göttlidicn
Sröutigomë paßt im uoUcn Umfange einjig nur auf bic motctloê
$Rcinc, bic nid)t nur üon ben gcringften UnooHtommcnhcitcn bcê
Grbcnlebcnê frei geblieben ift, fonbern oud) bic Grbfdjulb ber
Stommcltcrn in ihren golgeu ni(ht fonnte. Soê 9ïcinpc, ^ci»
ligftc bcr Grbc ift üor ©ottcê Slugen aud) baê Sd)önftc, unb
eineê folchen aReiftcrroerfcê bcr Si^önhcit h^t cê bcburft, um
boê croigc 3Bort in glcifcheêgcftolt ber fünbigcn Grbc ju fiih.ntcn.
Scr ©ohlgcrud) bcr erhabenen Sugcnbrocrfe ober hält bic «traf'
gcrcditigfeit ©ottcê jurüd, roährenb unfer, auê fünbiger Sccle
oufflammcnbcê ©ebet mieber jur Grbc jurüdroeht, mic einft bcr
Dpferrouch bcê Brubcrmörbcrê Kain. Sarum laßt unê oft nieber»
fniccn unb beten unb fingen: OSu füße Jungfrau iJJo'
rio! —

Slnmerfung: üorftchenbcn Grflärung bcnugtcn mir eine
fehr ouêfuhrlichc, ober uortrefflid)c SJcorbcttung in ben „St. Sc»
nebiftê=Stimmcu", bereu Seftürc beftcnê empfohlen fei.

Sd)ö neu.

Slm gefie 9Jïariö=§imm
roie folgt:

Gaudeamus omnes in Domino,
diem festum colobräntes sub i
honoro beatae Mariae Virginis :
do cujus Assumptióne gaudent
Angeli et collaudant filium
Dei

Ps. Eractavit cor meum ver-
bum bonum, dico ego opera
mea rogi,
V, Gloria Patri otc.

5Da0 j^odjttttil

V.

elf Ohrt lautet ber ^utroituS,

grcuen mir nn§ olle im$)crrn,
bo roir boS geft feiern ju Gh^cn
ber aUerfeligften ^ungfrou 'üJfa^
rio: über bereu Slufnahmc (in
ben .t>immcl) fid) freuen bic
Gngel unb loben ben ©oh«
©otteS.

Ps. 2Kcin §crj rooUt auf in
licblid)cr 31cbc: aü' mein "Jlmu
weit)' id) bent Könige. 44.
Y. Ghre fei
jc.

Die Kird)e forbert ihre Kinber ouf, ben Dag freubig ju
begehen, on welchem bie Bewohner be§ himmlifchen ^erufolemS
bec Slnfunft ihrer Königin entgegenjaud)jteu unb bem ©ohne
®otte§ wegen einer folchen ÜJ?utter ihre ®lücfroünfd)e bar=
brod)ten. „SBer oermag ju benfen (fogt ©t. 33eruharb),
toie herrlich bie Königin heute ihren (Sinjug geholten, mit
melcher ©hrfurcht bie i/immlifchen ©d)oaren ihr entgegen ge=
gongen, unter roeldjen Sobgeföngen fie jum Shrone ber §err-
iichfeit geführt unb mit roeldher Siebe fie oon ihrem göttlid)en
©opne aufgenommen roorben!" — Darum preift bie Kir^e
im Berein mit ben ©hören ber ©ngel ben ©ohu ©ottteS,
„ber fo ©roßeS ou SJtoria gethon". (Suf. 1,38) — Die
Sorte be§ ^folmocrfeS (Eructavit) legt bie Kird)e ber oHer«
feligflen ^nngfrou in beu 5)J?unb: „^Diein §erj moHt ouf iu
lieblidher Siebe: aß' mein Shnn meihe ich bem .Röntge!"
gonje§ Seben mar bem himmUfd)en Könige geweiht, e§ toor
eiu
JU ©Ott unabläffig ouffleigenber Sobgefoug! Sie mag
ihr |)erj „aufgewoüt" fein, ol8 fte nun ihren ©injug
hielt in ba§ 9?eidh ber ©eligen, wo fte für bie gonje ©wig®


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59

feit i^v Magnificat am D^^one bet .^ettlid^feit fingen
barf! —

®et geneigte Sefer mei§, mie fc^iSn bie ©horafmelobie
ben freuöigen Deftintjalt ifluftrirt. 2öie feurig flingt gleich
im Anfange baê aufforbernbe Gaudeamus, nnb mie ift helle
greube auêgegcffen über ba§ ®anje! Sie anmuthig unb
meid) fließen bie größeren Üïotengruppen bahin, unb mie fdiön
finb bie einjelnen ©äge abgerunbet! ^ïein Sunber, baß
unfere 6änger gerabe biefen jnlroituS mit befonberer Bor--
liebe fingen.

®a§ Graduale lautet:

Um bcr SIreue, ©üte unb ®c»
rcd)tigtett miHen (hcrrfdje) unb
c§ mirb bid) munberbor führ n
beine Ütccbtc.

V. .^öre, 2;od)tcr, unb fiehc
unb neige bein Ol)r, benn c§
»erlangt ber iSönig nad) bciner
©d)önbeit.

Slücluin. Mcluja.

V. Slufgcnommen ift SRaria
in bcn .^»immcl, unb eS freut
ftch baä .^ccr bcr (Sngel.

Slttelnja.

Propter veritâtem et man-
suetiidinem et jnstitiam : et de-
diicet te mirabiliter dextera tua.

V. Audi filia, et inclina
aurem tuam, quia concupivit
rox speciem tuam.

Alleluja. AUeluja.

V. Assumpta est Maria in
coelum, gaudet eiercitus An-
gelórum.

Alleluja.

üDte beiben erften Dheile be§ Graduale finb mieber
bem 44. ^i3falme entnommen. Sîamentlid) ber erfle ©aö
bietet für bie ©rflärung nid)t unerhebliche ©dhmicrigfeiten.

Propter veritatem etc. hier ift ju ergänzen: intende,
„herrfche!" gaffen mir baä gcfttag§ge_hetmniß in'S Singe, fo
ift bet ©inn bcr fd)mierigen Stcße biefer: ?limm Bcfijj, o
SD'îaria, oon beiner hitntnlifd)cn .§crrlid)feit unb mad)e (gebrauch
oon ber ïÜJacht bciner gürbitte am Dhrone beinc§ göttlidhen
©ohne§; benn beine îreuc (propter veritatem) unb beine
©üte (et mansuetudinem) unb beine © ered)tigfeit
(et justitiam) fino bie h^heu Borjügc, bie un§, beine
finbet, SunberbarcS oon beiner Sirffamfeit erhoffen
laffen (et deducet te etc.). — Der geneigte Scfcr bead[)te
babei, ioie bie f ird)e mit bramatifcher Scbcnbigfeit jldh in bcn
aJJoment ber Slufnahme üJZariä Oerfe(jt.

2lud) im folgeuben V. jeigt fid) bic§: Audi filia etc.
§öre, 0 Dod)ter (DcS hi"""liffben BaterS) unb fd)aue auf unb
neige bein Dh^/ benn ber fönig ber §ertltd)teit ruft bir:
@r Dcrlangt nadh bit, bie bu mit aUcn §errlidhfcitcn ber
©nabe unb Dugenb gcfdhmüdtl bift; ©r loiH Dich erheben jur
fönigin be§ Rimmels!

Der folgenbe V. Assumpta est etc. ift oon bcr firdhe
hinjugefügt unb foll ju bcm (Soangclium überleiten. Derfelbe
bient gleidhicitig jur jauflration beS auf bie aflcrfcligfte
jungfrou ongeioenbetcn SorteS beS §crru: „SJforio hat "bcn
bcften Dheil crmählt, bet ihr nidht wirb genommen werben."
5üie rei^ ift in bcr ©horolmclobie biefer V. ouSgeftottet itn
Berhältniß ju beiu bisherigen Dheile beS Graduale, weil
eben hier ber ^ouptgebonfe beS gefttogS toieber jum SluSbrudf
fommt! —

DoS Offertorium micberholt benfelben nodhmolS, ober
mit ftctS wcdhfclnbet, jubilircnbct ü?Jelobie:
Assiimpta est Maria in coe- Slufgcnontmcu ift ïlîaria in

lum: gaudent Angeli, collau-
dantes benedicunt Dominum.
Alleluja.

Die ©ngel freuen fidh

bcn Gimmel: cä freuen fid) bic
Sngcl, inbem fie loben unb
preifen ben §errn.

Siaeluja.
fogt ein oUer ©d)riftftener).

meil bie große Südte, bie burdh ben gall SuciferS uub fcineS

SlnhongcS in ihren feiigen Üleihcn cntftonben, nun toieber
ouSgefiint merben follte. DoS mar ober nur möglich ge=
werben burdh bie 3J?itmirfung Derjenigen, meldhe fie om
heutigen'Doge jubelnb begrüßten,
©üblich bie ©ommunion:

Waria hat bcu beften S^heil
erwählt, bcr ihr nicht wirb gc^
nommen werben in (äwigfcit.

Optimam partem elegit sibi
Maria, quae non auferétur ab
ea in aeternum.

Der ©ommuniongefong micberholt ben dhorofteriflifdhen
©ebonfen bcS ©oongeUumS, meldher in übertragenem ©inne
ouf Die ollerfeligftc jungfrau ju bejiehen ifi. „^JZotio hat
ben befien Dheil erwählt," nämlidh bie ©eligfeit, ben grieben
unb bie Sluhe beS Rimmels, ©o flingt benn boS Assumpta
est Maria burdh bie fämmtlidhen Sechfelgefäuge oom In-
troitus bis jur Communio, hiuburdh- Siber oUe ©hre, bie
ber erhobenen |)immelSfönigin gejoHt wirb, bejieht fidh julc^t
wieber auf ben §'etrn: 3JHt ben ©ngelu preifen wir jhn
für aü' „boS ©roße, boS ©r on 9}Zaria gcthon". (Suf. 1.).

SRöge tie milbe ^immclSfonigin unS bie ©nobe er=
flehen, boß oudh toir „ben befien Dheil" erwählen unb einft
boTt oben on betn ^reiSgefong bet ©ngel in festo Assump-
tionis theilnehmen bürfen, nadhbem wir hier ouf ©rben fo
oft iu finblichcr Siebe unb Berehrung ihr Sob gefungen haben!

©dhönen.

Ijorl)«). jBifdjofjs mi fx\i} i)mrbuuu0
ttbcf i^ii-djcuinuftk.

(gortfegung.)

Bcrjeichnlft ietter Sircheitfompofitioncn, ujcl^he für firdili^c
Sluphruugcu (jceiguet ftnb.

1. SI u S ä 11 e r e r 3 c i t.
SluS bem ©horolgcfaugc hat fich ber ntufifalifd)c (oiel=
ftimmigc, nod) Den Siegeln ber fünft gefdhoffene, figurirte)
©efong cnttoidfelt, bet in ben Serfcn 'ifiolcftrinaS unb feiner
©d)ule jut 3)ieifterfd)oft gelangt ift. jn ueueficr 3eit fittb
oiele Seife biefet aiicifier thcilS in Partitur, thcilS oud) in
©injelftimmcu crfd)ienen. 3« nennen finb:

1. Die ©efammtauSgabe bcr Serfc '■fjaleflrinoS, Scipjig
bei Brcitfopf unb Härtel; 2, Musiea divina Oon ^roöfc,
9fegenSburg, bei ''|5nftet; 3. Musiea sact-a oon ©ommer,
Berlin bei Droutwein; 4. Cantus divinus, Scipjig bei
5ßetr. Broun; 5. bie „Südf'fdie ©ommlung", Scipjig bei
^^etr. Broun.

Unter biefen ©oinmlungcn mirb befonberS bie Südf'fche
©ommlung .gerühmt, infofern fie billig ift unb proftifdhe
Berhältuiffe berüctfichtigt., 9iodh bcm Urthcile ©adhfunbiger
finb in ber genannten "©ammlung bic ä){effen bon ©oluppi,
Bcrnobci, ©äfoli, ©oSciolini, bic" 3}Jcffe „Aeterna Christi
munera" oon '!}Jalefirino leichtere ajfeffen.

jm Sltlgcmciuen eignen ftdh ^ie ittt 'i}3oleftrlnaflhlc
fomponirten Bofoltncffen nur für jene firdhen, benen ein be=
bcutenber ©hot tüdhtig gefdhultcr ©änger jur Bcrfügung
fleht, mos ober nur in jenen Sanb= ober ou^ ©tobtfirchcn
ber gall fein bürfte, bei benen eine ©tngfdhule befiehl.

Sludh ifi JU überlegen, ob ni^t ju befürdhtcn flehe boß
bie ©läubigen ouS äJiongel on ©inn unb Bcrfiänbniß für
ben ungewohnten ©efong im ^olcftrinoßhlc bem ©otteSbienfie
entfrembet würben. 9iu(jen unb ©itten (utilitas et mores)^


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352

Seilung heïauSgelefen f)at. Der $err 9îebaïteur bénît „toor",
unb bie ?efer benfen „nach". Darf man fidh munbern, baß
in gragen ber Knnft genau baffelbe fich abfpielt, ■ mie in
gragen ber ^clitif? Da§ '!]3ublifum befudht bie ©emälbe--
Sluêftellungen. mitt miffen, ma§ eâ ba gefehen hat.
meiß aber erfi bann, ma§ e§ gefehen hat, nadhbem e§ bie
Kunftfritif in ber ßeitung gelefen hat. ®c befudht e§
oudh bie Goncerte : ouch hier meiß ber DurchfdhnittS^EDncett.-
befudher erft bann, mo§ er gehört hat, nachbem er feine
ßeitung borüber gelefen. Ja, felbft menn ber „ajfufifintereffent"
au3 irgenb einem ©runbe eine bebeutenbere 6oncert=Sluf-
führung üerfäumt hätte, fo miü er boch miffen, ma§ er
üerfäumt hat. Unb fo lieft er mieber feine Leitung! —

Slngefidht» biefer unbeftreitboren EifohrungSthotfachen
fonn e§ nicht genug bebauert merben, boß bie ^^itungen
vielfach ni(ht genug Serth barouf legen, boß ber ?efer rinn
auch mirfli^ bie Sohrheit erfahre. Da§ leljtere ift ober
gor nicht benfbor, kenn bie betreffenben Kritifer, fei e§ burdh
bie froffefte Unfähigfeit, fei e§ loegen ihreS utiguolifijirboren
2ei(htfinn§, ju einem objeftioen Urtheil nid)t befähigt finb.

Ein Efcmpelchen jur JQuftrotion be§ ©efagten! Der
befannte 'î^ionift Eugen b'älbert gob tor ungefähr fünf
Jahren in einer ©tobt am 3flieberrhein ein Eoncert. DoS
Programm mar, mie e§ bei foldhen ©elegenheiten ber 9îe=
clame halber ju gefdhehen pflegt, bereits mehrere Sodhen
öorher in oOen Leitungen ber ©tobt befannt gegeben morben.
DoS Eoncertpublifum mar auf bie ?eiflungen bcS jungen
KünftlerS um fo mehr gefponnt, olS berfelbe nidht nur jum
erften 5Dîole on Ort unb ©teÜe bebütirte, fonbern ouch ein
noch ungebrucfteS, üom Künftler felber componirteS, großes
EoncertftüdE (mit Orchefterbegleitung) bem 'programme gemäß
üorlrogen foHle. Jnbeß große Knnftler haben oftmals ihre
Tonnen, unb Eugen b'Sllbert fdheint ou^ nidht ganj fiei
boüon JU fein, menn er im Slllgemeinen oudh alS ein fehr
liebenSmürbiger Ehorofter gefchilbert mirb. Denn mie im
.•^onbumbrehen änbert er om Eoncertobenb baS ^^Jiogramm
bohin ob, baß er feine eigene Eompofition foKen läßt unb
boS berühmte Eoncert in B-clur üon ÜDJeifter bcethoüen on
beffen ©teKe rücft. Sarum er eS gethon? Jd) fagte: ouS
Saune! bieKeicht hatte er üon ber" ftrengeren mufifaUfdien
9îid)tung gehört, bie in fener ©tobt bie oorherrfdhenbe fein
foK. bieaeid)t mar ihm äudh ein Unheil ju Ohren gefommen,
boS ihm in jene ©tobt üorouSgeeilt loor: Eugeit b'Sllbert
fei ein
üDrjügUd)er .KloüierüittuoS; oKein cS fei fonberbor,
ja onffoHenb, boß er nie ein beelhooen'fdheS Eoncert bisher
porgjtrogen. DaS liege ober entmeber on feinem „Sollen"
ober on feinem „Können" unb baS eine toie boS anbere biene
gerobe nicht ju feiner Empfehlung! — Sllfo Engen b'^Ubert
fpieU boS S3eethoüenfd)e Eoncert unb jmor ohne Üiotenüorloge
unb in üorjnglidher Seife! Unb om anbern Doge fom bie
Kritif, uttb looS fogte fie? Eugen b'Sllbert fei ein ^ionift
erften SüangeS ; nnb nun folgte boS befannte ©erebe über
Slnfchlog, ^;i3affagenfpiel, bejoubernbeS '^iiano
k, jc. Slber (nun
merf, lieber S.) hinfid)tli^ ber Eompofttion fönne man ihm
leiber nicht fo rüdthaltloS beifoK fpenben. Er habe ein gonj
hübfdheS Dolent, er möge aber gefäKigfl feine üjjühe fd)euen
baffelbe toeiter ouSjubilben, jumol bur^ boS ©tubium guter
ÜJiufter. bor SlKem möge er fi(h etmoS nod) S3eethoüen um:
fehen
2c. !!, Unb boS '|}ublifum? (fragfl bu.) Shtn ja, boS
große ^.publifum loS eS unb glaubte eS unb gloubt eS bis
auf ben heutigen Dog! Jo, felbft bie bieberen bhi^ifter, bie
on jenem Slbenb mährenb beS EoncerteS in ihrer ©tomm=
fneipe mit ernfier a)?iene hinter ihrem SSierfruge foßen, finb
febenfoKS beS anbetn DogS berfelben Slnficht gemefen (unb
üieKeicht heute nodh). baß "ber Eugen b'Sllbert jtüor ein be=
beutenber SßirtuoS fei, boß et ober nod) üiel mehr SSeethoüen
ftuDiren müffe, um eS ouch i" ^er Eompofition jur 3D?eifter=
fd)aft
JU bringen.

Du ftehft, lieber S., bie ©adhe tüäre ungemein fpaß =
haft, loenn fte nicht ouch '^^^e fehr errfte ©eite hätte. Jft eS
benn nidht trourig, boß ein 9ïeferent, ber höd)fteuS bei foldher
ajjufif fid) juted)t"finben bürfte, bei meldher bie große Drommel
bie ^auptroKe fpielt, nun, ohne eine öïiene ju üetjiehen,
über jeben Künftler unb jebeS Knnflmetf jn ®etid)t fujen
borf ? Unb befinbe id) mi^ baher im Unre^t, menn id) „Ur^
theile", mie trit fie jüngft über ben ©reg. Ehorol lofen,
ein menig fdharf unter
'S a)teffet nehme? Ober pflegt mon
einen fritifdhen „9iaben", ben ein fo gearteter Sïecenfent ouS
feiner ho*gehenben Slrdhe onfpiegen läßt, etmo mit einem
Oeljmeig im ©d)nobel miebet heimjufd)iden ? — Dodh
fehe, bte Epifiel mirb ju long! Sllfo bis nädhflenS!

Sie immer Dein S3runo S.

JDau ei'fte Jlnfthfefl.

„gängt bie ©onne an ju flechen,
Dopfet fd)ießen ©roS unb Kräuter
Uub bie bäume fdilogen ouS:
ajfuß beS geinbS ©emalt jerbtedhen,
Sammt bet Sinter fd)neK 9?eißauS!
Erb' nnb .§immel glänjen heiter,
Unb mir SJJufifonten fohren,
duftig ouf bem Schein hinunter,
Dromtneln, pfeifen, geigen, blafen,
Unb bte §ötner fUngett munter."

(Eidhenborff.)

Der £enj mar früh gefommen im Johre beS §etrn
1818; ber junge Ufoi jählt'e erft jehn Sage unb fdhnn fränjte
et bie Erbe m'it feinem üebUd)ften ©d)t"nudt. Die bäunte
blühten unb in ben ©ebüfchen bcS ^ofgortenS fdhlugen bie
SfaÄtigoHen.

Slber biefe Kommetfängetinnen beS Königs 2enj hatten
in biefetn Johre eine ernfthafte uub nid)t ju unterfd)äöenbe
Eoncurrenj befommen; neben bem ©efongfefte, boS fte oH=
jähvlid) ihrem blumengefrönten unb blumenfpenbenben ^ettfd)er
gaben, bereiteten auch bie 2)Jenfchen ein geft beS ©efongeS
unb fongen mit beu bögein um bie Sette.

Slls nod) beS SintetS ©d)nee ouf gelb uub gluren
log, bo trat eine Slnjohl Kunftfinniger ouS Düffelbotf unb
bet 9(iad)bavftobt Elberfelb jufammett, unb fie fchloffen eine
bereinigung jut Slbholtung ber 9Jiebettheinifdheu
Wufiffefte "in ben '>|jfingflt ogen. ßmei 3)?änner be=
fonberS modhten ftd) um biefen bunb üerbient: Die 9Jlufif=
bireftoren ©d)otnftein in Elberfelb unb burgmüttet in
Düffelbotf. Jn borUegenbem moKen mit unS hauptfädhlidh
tnit beut Se(}teten befd)äftigen.

burgmüHcr mar in 2)Jogbeburg geboten; er mibmete
fidh ber 5ü?ufif unb fom nodh monntgfodhen ©dhidffolen olS
Dircftor eineS DheaterorchefterS an ben. Schein, ©omoht bie
große Düd^tigfeit in feinem gache, olS bie freie, heitere Slrt
unb Seife, boS Seben ju nehmen, mel^e ben 9lheinlänbetn
fVmpothifd) mor, modhten ihn oKermärtS beliebt unb per:


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353

bev üDiöjefanen totö ba§ (Sonjtl toon Dnent, tote obett ange--
fü^ït tüurbe, bet ber görberuttg ber ïtrcïiltcben ü}?ufif berüdC=
fid^tigt lotffen.

Unfere ^etltge Ktrc^e bu^i^igt bem Umfturje be§
Seftebenöen jum ^ïad^theUe ber guten ©ad^e, bte beförbert
werben foil.

2. 2[u§ neuerer Bett.

SHflbefonnt ftnb bte Donïünfiter 2)?ojart unb Jofeph
§ahbn, unb übgïetdh ntd^t aße Kircbenïompofitionen biefer tn
ihrer SBetfe unübertroffenen 9Keifter in SlUem ben Slnfor^
berungen ïirdhiicher ajiufif entfprechen, fo oerbienen fie boch
megen ber gefdhmadooKen, genialen, mufiergüïtigen Kunfi,
bte ftdh on ihnen funbgibt, unb wegen be§ reltgtöfen 9tuf=
fd
)Wunge§, ju bem fie fidh im ©roßen unb ©anjen erheben,
eine pietätboöe Seurtheilung unb Sehanblung.

Jn Sejug ouf ÓJïojart ift bie neue ëtitnmenauSgabe
feiner SDÏeffen bet Srettfopf unb §ärtd in Seipjtg ben tirdh=
Uchen Slnforberungen, foweit e§ möglid) ift, geregt geworben,
gür Kirchen, welche bte Kräfte jur würbtgen Slufführung
befigen, fei befonberS auf bic 33;effen 6, 7, 10, 11 unb
13 biefer SluSgabe hingewiefen. (Die iOïeffen ïïir. 6, 7
unb 13 haben ju ben ©ingfttmmen nur 2 Siolinen, Saß
unb Orgel.)

Son 3}jDjart Oerbtenen nodh erwähnt ju werben: 1.
Offertorium de venerabili Sacramento, „ Venite popuU",
für 2ftimmtge ©höre, 2 Siolincn, Saß unb Orgel; Ave
verum Corpus' für 4 ©ingfttmmen, ©treidquartett unb
Orgel — ein 9J?ujter Itrdiltchen JnftrutnentalwerïeS; 2. für
5Dflartenfefie Die ajïotetten: Sancta Maria, mater Dei, unb
Alma Redemptoris mater.

Slnbere fird)lidhe Gompofitionen lT?ojart§, (namentlidh
fein Requiem) fowie bie älieffen Jofeph ^abbn'S eignen ftdh
nur für folctie Ghöre, bie über tüdhtige Socal= unb" Jnftru=
mentalfräfte oerfügen.

Son DWidhael §ai}bn finb bie ©rabualien unb Offer=
torien bemerïenêwerth, weil fie bte betreffenben Dej;te für bte
©onn^ unb gefttage be§ Kir^enjahrcS enthalten unb forreït
' jum SluSbrudfe bringen.

3. SluS neuefter Beil.

3luS ber großen ßahl ber Gomponijten unferer Beit
mögen folgenbe erwähnt werben, bie fidh burdh ïirchliche
SDïüftfwerfe heroorgethan haben: ©edhter, ^|5re^er, ©tehle,

2GaSpar Gtt, Kempter, ÜJZettenleiter, Uhl, ^iel, SBilt, /pafler,
2ltbltnger, §ahn, ©retth, Srofig, ©chnobl, König, Bangl,
^anifch. n

Gine ehrenbolle ©teße nimmt unter ber Bahl ber firdh=
. ltdhen Sonfeger audh Johann Go. ^abert,-Ghorbirigent in

/©munben ein, beffen oortreffliche Seifluitgen unb gro'ße Ser= -
bienfte im gadhe e^ter Kird)enmufi! oolleS Sob Oerbienen,
©eine äJJufifwerfe (Sofalmeffen, Jnftrumcntalmeffen, Litaneien
u. f. w.) entfpredhen, wie nur wenige auS ber ueueften Beit,
auSgejeiihnet ben ©rnnbfägen ber Donfunft unb jugleidh ben
liturgifdhen ©efegen, unb tönnen ohne Uebertreibung mufter^-
haft genannt werben. J(h empfehle beShalb §abertS firdh-
lidhe SKuftfwerfe auf baS wärmfte, unb wünfche, boß feine
eblen, cpferboßen, auSbauernben Semühungen im Dienfte
unferer hl. Kirdhe befonberS in Oberöfterrcith bie oerbicnte
Slnerfennung ftnben mödhten.

Serjctchotß jener Sir^cnforapnfttioncn, wel^c ftdh für firdhli^e
Sluffil^rungen niiht eignen

hierher gehören bte SEonftüde üon Sühler, ©dhieber=
mo^er, Dtabeßi, Sigfa, Donaf, ÜHüfler, ©d)mib, Ohnewalb,
®rei)er, SBanhaü, Serner, a)?arefd), Sögerbauer, Sojet,
Sleimfchauer, Sauer, Kreujer, Seber, 3Karfttt, Seiß, Stafd)el,
Demel, ©dhrom, Serneder, ba fie Weber einen befonbern
Kunftwerth nodh ein herbortretenbeS firdhlidheS ©epröge haben.

Sludh ttiuß bemerft werben, baß im Gotaloge beS
„GäciltenoereinS für bie Sänber beutfd)er Bunge" nebft oor^
trefflidhen Serfen audh foldhe in nid)t geringer Bahl enthalten
finb, bie einen unbebeutenben ober gar feinen tünftlerifd)en
Serth haben, obgleidh fte bejüglidh beS DejteS ben firdjlidhen
Slnforbetungen entfpred)en. ^udt) biefe finb (wie oben bei
©runbfag III bemerft würbe; nidht ©otteS würbtg, unb
fönnen um fo leidjter bei ©eite gefegt werben, alS an ge^
biegenen Serfen fein
a}?angel obwaltet.

Sludh jene Serfe faßen unter baS Serbot, weldhe mtt=
unter ganj wütbige 2)?ufif enthalten, aber ben Dej't beS
©loria unb Grebo fe^r oerfürjt unb oerftümmelt enthalten.
Die meiften SDfeffen gührer'S, §orat'S, 9totter'S gehören
hierher. ©old)e äUeffen bürfen (na^ ©runbfog I) nidht auf=
geführt toerben.

©trenge oerbtete idh Sieber unb ©efänge, jumal „§odh=
jeitSlieber" mit ganj weltlid)en Strien unb ähnlidher Jnftru=
mentalbegleitung, bte, toie
idh meinem tiefen Sebaueru
erfahren habe, häufig bet „^othjeitSämtern" aufgeführt Ju
toerben pflegen.
JdE) forbere bie ^farroor^önbe in virtute
obedientiae auf, biefen groben Unfug, burdh ben baS
©otteShouS profaniert, Grbauung unb fromme Inbadht ber
Slmoefenbcn unmöglidh gemadht lüirb, mit aßer Gntf^te;
benhett objuftefien.

GS ift fird)lidheS Serbot, boS td) hiemit erneuere, bei
einer oom "^riefter gefungenen 9J?effe (Missa cantata) Kir^en^
lieber in ber SDlfSfprache ju fingen, mögen fie auch nadh
Jnhalt uub aD'Jelobie erbaulidh fein. Sohl aber fönnen bei
';}Jrtoatineflen opprobirte Ktrd)enltebcr in ber SolfSfprad)e ge--
fungen werben, toie j. S. bei ©d)nlmeffen nad) ber Ootn
bifchöflid)en Orbinariate gegebenen Sorfchrift. GS ift oon
großer Sidhtigfett, baß auf bie SluSbilbung ber ©dhuljugenb
im fird)lid)en SolfSgefange gleiß unb Gifer oerwenbet werbe;
baburih aßetn fann erreicht werben, baß oudh ble Grwadhfenen
beim ©otteSbienfte gut unb rld)tlg ftngen. Sie crbaulid),
wie crhebenb ijt eS, wenn bte im ©otteShaufe jahlrelch üet:-
fammelten ©läubigen gleidhmäßig In fd)öner Harmonie mit
mäßiger Segleitung ber-Orgel ftrdhltd)e Sieber fingen! Bu'u
©efänge foldher Steber empfiehlt fich befonberS boS "oom ober=
öfterre"ichifd)en Diöjefan^GäciltcnOereine herausgegebene „Orgel'
buch" utit bem baju gehörigen „®efangbüd)"lein", oon ben
hodhw. Orblnarioten Sien, ©t. 'ißölten uub Sinj opprobirt.

(gortf. folgt.)

Mxé^mmxifxk xxnh lage^pi-eD^.

II. Srief.

Den 15. Juni 1887.
Sieber S. Jeber, ber unfer BeitunglefenbeS ^ubllfum
einigermaßen fennt, wirb wiffen, baß ber weitaus größere
Shell beffelben etft bann ein Urtheil über grogen in= ober
auSlänbtfdher ^olitif hat, nadhbem man fidh baffelbe ouS feiner


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fchafften iî)m bte ©teHung be§ ftabtîfdhen SKupfblreÏtorS in
Düffelborf. Sïotürlidh war bieS Stint niä)t reidh gen^a botirt,
um
baOon ju leben; er mußte fidh ba^er bequemen, S)îufi£=
unterridht ju geben. (£r îam alê Serrer in ba§ |)au§ be§
greiherrn
Oon ©anbt, too er ben DiJdhtern flaoierftunbe
ertheilte. gu ber füngften faßte ber feurige, lebenbige Künftler
eine leibenfcftaftli^e Sîeigung, meldhe oou bem gräulein
ermiebert mürbe. Da§ ';|3aar mor bolb einig, einen S3unb für
ba§ Seben ju fdhließen, 3ll§ man im §aufe beä greiherrn
botion erfuhr, herrfd)te bort bie grijßte @mpi3tung. Dem
ÜHuftfer mürbe bie Dhüre gemiefen, bie Dodhter fchidfte man
in ein Klofler. Slber biefe erjmungene Drennung hob bo§
geheime ©innerftänbniß nidht auf. Der ÜJïufiflehrer entführte
ba§ gröulein bon ©onbt; fo mürbe ba§ Sûwort ber ©Hern
erreidht unb bie ^ochjeit gefeiert.

SSurgmüller mar nodh ein SRuftfont au§ ber alten ©chute;
flug, trefflidhen ^erjenS, luftig, toll, gür feine Kunfl unb
beren SluSübung befeelte i^n eiu toahrer geuereifer. Der
'^Jlon, SJîufiffefte ju feiern, ifl befonberS in feinem Kopfe
entftonben, unb bie SluSführung ift hauptfächlich ihm ju
bonten. (Sr mürbe bobei üortrefflidh unterftügt burdh bie mit
fchönen ©timmen begabten unb lebhaft für bie ©odhe ein=
genommenen ."perren oon Sßorringeu unb SBetf^î^, meldhe
oudb für boS geplante geft bie ©oloportieen übernahmen.
Unb fo mürbe benn mirflidh om 10. unb 11. 3Dîai 1818
boS erfie Sîieberrheinifche aRupffeft in Düffelborf gefeiert.

Die ©tobt befonb fi^ in fieberhofter Aufregung, unb
ber SSedter'fche ©ool oermo^te foutn bte Slnjohl berer ju
foffeu, melche ftch begierig htnjubröngten, an ber niegefonnten,
fdhönen geter theiljunehmen.

3ur Slufführung fomen jmei Oratorien; om er Pen Soge
„Die Sa^^eSjeiten", om jioeiten ,Die ©dhöpfung"
bon ^o^bn. Der ®rfolg mar über oQe SBefdhreibung ; tioS
^ubUfum lodhte unb meinte unb jubelte. mor ein großes
gomilienfeP, meld)eS Qebem otn |)erjen lag, an bem 3*-'ber
birelten ^ntheil nahm.

SBir tönnen ben ©hiJren, meldhe, auS 209 ©timmen
jufommengefegt, fo moienfrifdh ihr „Komtn', hotber Senj"
hinouSjubelten, mit foldh meiheooller 3u"igteit ihr „Die
Rimmel erjählen bie ©hre ®otteS" fongen, nicht mehr loufdien,
ober mir fönnen boch SlHerlet üon biefem etPeti SDJupffePe
erfahren, menn toir unS in boS fleine ©tübchen hinter bem
Söedfer'fchen ©oole hineinfchmuggelu.

8u fpäter 9îachtpunbe, ols „ber ©chmorm ftch tet=
laufen," hatte pch hier eine ©efellfdhoft um ben tunben Difch
jufammengefunben. Do faß bie folopole ©epolt S3urg=
müOerS, bo foßen SBorringen ttnb üüetfchfi}, gifler auS
Köln, meldher bie SoßfoU jum Dheil gefungen hatte, §eiben=
reich ouS 2Bien, Olbrich unb ©dhornpein ouS ©Iberfelb,
Submig Berger ouS Berlin unb oiele Kunftfreunbe ouS beu
beiben Bunbespäbten.

„9ïun eilet froh ber SldterSmonn", Ueß pdh, in fröh=
lidher ©rinnerung pugeub, ein Dilettont üernehmen, ujurbe
ober fdhneQ t3on gifeer jur 9îuhe oermiefeu, melcher rief:
„©tiQ, um ©otteSmiOen ! ©te pfufdheu mir jo in'S ,^anb=
merf, unb eS mor oudh nidht gonj rein ! 9îehmen ©ie fid) in
Sidht, in foldhen Dingen oerPeht unfer gutmüthiger BurgmüQer
feinen ©paß!"

„Sïein, nein, bo iP er fürdhterlidh!" pimmte Worringen
bei, „man benfe nur on boS üerPimmte Klocier."

„BJoS mor'S benn bomit?" fragte |)eiDenreid), unb
Worringen »rjählte : „©ineS SlbenbS begob pch nnfer Ü3?upf^
bireftor ouS bem SBeinhouS. gmei Ofpjiere, bie nodh ihnt
bie ©tube üerließen, fanben ihn noch auf ber ©troße, mie er
mit bem guße eifrig auf ber ©tbe herumfdharrte. ©ie fragten,
tooS er fuche. ©r ontmortete: einen ©tein! gu gleicher ßeit
hörtm fte im jmeiten ©totf beS nädhften ^oufeS bie Döne
eines oerpimmten KlooierS unb einen jämmerlich folfchen
©efong. ©iner ber jungen Seute fonb einen gemaltigen
■)3pafterpein unb gab ihn bem SRupfer, ber ihn fofort mit
ber größten ©icherheit iu boS heHerleudhtete ßimmer iDorf,
ouS 'meld)em bie Söne erflongen. Die ©dheib^n flirrten
jerbrochen auf bie ©troße unb oben ließ Reh ©efchrei üeri
nehmen. Burgmütler rief ihnen mit ppegmolifcher ©eelenruhe
JU, pe möchten ihr Klooier pimmen loften, uttb fd)lenberte
no^ |)aufe."

iUeS lodhte; felbp Burgmüller flitnmte mit ein, fogte
bonn ober: „©^meigt oon foldh unpnnigen ©odhen, ber
heutige Slbenb tp ju feierlich boju. SBir moflen unS lieber
Oon "§eibenreidh erjählen laffen, meld)er einer Stufführung
ber „©dhöpfung" in ©egenmort .^at)bn'S beigen ohut hat."

Diefe SBorte riefen allgemeine Berinunberung herüor,
unb unmiQfürlid) rüdfte ^eber näher on ben BJiener heron
unb loufchte mit gefponnter ©rmortung.

©S mor im 1808, olfo genau üor jehn fahren,

bo bereitete ein Berein üon Künpiern unb KunPfreunben, ju
meldh legteren ju jöhten oud) ich bie ©hre hatte, ein ©oncert
jur Borfeier üon ^o^on's 76. ©eburtStoge üor. Die gonje
SlriPofrotie betheiligte fi<h boron, theilmeife oftio, ©olieri
birigierte. Der gepfool mar feenhaft g'efchmücft unb erleudhtet,
bos' herrli^e SBerf erhielt in jeber Sßeife einen mürbigeu
Sïohmen. SUS Slße terfommelt maren, öffnete fidh bie glügel»
thüre unb ber plberhoorige 3)ïeiper morb in einer präd)tigen
©önfte in ben ©oal gj'trogen; gürften, 'ißrinjen, §erjöge
fchritten ju beiöen ©eiten berfelben unb über ben ©veiS
neigte pche in unfterblid)er§eroS: Subto. ton Beethoüen. ^JOïan
fur'd)tete, eS tnöd)te .S)at;bn ju fühl in bem großen 9ïaume
fein, bo gaben bie Domen ihre herrlich gefticften §iMen ju
feinem ©d)uge, unb feine ©pige mar jtu foPbor, feine güße
bomit
JU bebecfen. Die Slufführung gelang tounberbor! SllS
heute, meine lieben rheinifd)en greunbe, Donf ©urer aJïühe,
©uren ©orgen uub Slrbeiten, bie „©dhöpfung" in ihrer
gonjen mojeftätifdhen ©d)önheit
Ott mir oorüber brouPe, bo
gebad)te ich jeneS SlbenbS unb beS mir emig unoergeßlichen
SlugenblicfS, olS 5>ai)bn, nod)bem baS: ©S merbe Sid)t! Unb
eS morbSi^i! erflungen, ouSrief: „9Ji^t idh — ein höherer
hot baS gemQd)t!"

Die Stührung erpidCle.feine ©timme; bem meidhmüthigen
Burgmütler poffen bie Dhfäneu über bie Bïongen herob unb
eine Söeile heïïfd)te eine feierliche ©tille.

Submig Berger unterbrod) biefelbe eubli^ fidh in fetner
liebenSmürbig einfad)en Seife on .^eibenreich U)enbenb: „©te
haben unS üon einem Künftler erjählt, ber im Slbenbroth
feines SebenS ponb, ben nun fchon ber unerbittlid)e Sob
uns entriffen; mid) brängt eS, üon einem Knoben ju fpred)en,
ben nod) heHeS SRorgeuroth umfd)immert, ber ober, läufst
mich ni^t olleS, ouf beS SebenS ©ounenhöhe angelangt, ber
großen ©ïeiper ©iner fein mirb.

3dh habe in Berlin einen ©dhüler, ber neun 3>ah*e
jählt unb geli^- ?D?enbelSfohn heißt- Senn jetnolS bie grou
ajjuftfo ftd) einen berufenen jünger gemählt hat, fo ip eS
biefer. DoS Kinb lernt fpielenb unb mit einer Sluffoftung,
bie midh, feinen Sehrer, mondhmol befd)ämt. ©S ift eine
grifche ber ©ebanfen in ihm, eine Siefe ber ©mppnbung.


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bte ftd) feltfaiti tuit bet tenten Ktnblidifeit feineS ®emütl}e§
paaten. Dabei befi(jt bet Knabe eine an'S SBunbetbate
gtenjenbe ©ebödblnißfdiätfe ; fpiele id) ibm eine ©teQe auS
einet ©infotite, fo fe^t et ftcb anS Klaüiet unb gibt mit
biefe Stelle in einet lleinen ^jJ^antofie loiebet, tr>eld)e nicht
nut jebe SJote enthält, fonbern aud) ben Eharafter betfelben
mit bem ^injugetbanen getreulich mieberfpiegelt. 'DJein Heiner
©chüler Ïomponirt aud) fchon, ©onaten h^t et gefchrieben unb
ein Dtio, meld)eS in feinem eigenen gamilienïtetfe aufgeführt
unb Don ihm geleitet murbe. Unb baS ©diijnfte ift, bafj
geUç gat nichts üon einem 2Bunberîinbe an fich h^t, fonöetn
fid) feine queQftifche ïïatürlichteit bemahtt. ©ie belächeln
meinen (SnthufiaStnuS! Slber mahrlich, id; liebe biefen Knaben,
unb übet feiner Kinberflirn fehe id) leud)tenb ben ©tern beS
JRuhmeS fdhmeben!"

„Deinen (SnthufiaSinuS belä^eln?! theurer berget" rief
©chornftein; „®ott behüte unS tot einem folchen barbaren^
thum !',

burgmüller aber erhob fiih uub fagte, fein ®taS er=
greifenb: „Der SJÎorgen fdieint in'S genfler, greunbe. ©he
mir auSeinanbetgehen, laffet unS trinfen auf baS 2Bohl
jenes Knoben. |>od) lebe geliy, bet ®lüdElid)e ! DJJijge ihm
bie halten, maS bie (Segenmatt »erfpricht: niiJge et

groß metben in ber Kunfl, möge et baburch felbft glücflich
fein unb bie Seit beglüden!"

gellen KlangeS tiinten bie ©läfer, unb ber erfte ©trahi
bet ©onne brad) burd) bie 2)îorgenmolten.

©0 fdhloß baS erfte 3iiebetrheinifd)e ü)ïuftffeft.

Die Jahre »ergingen; nod) u?aren nicht jmei Johr=
jehnte »erraufcht, ba birigirte auf bem fiebenten SJJuftffefte in
Düffelbotf gelij; 3JJenbelSfohn am 22. SJJai fein erfteS großes
Oratorium „"^SauluS", ttnb bieS ÜJJuftffeft verbreitete feinen
9îuhm burch bie ganje ®eU. —

(Düff eib. 9}?uftfantengefchid)ten.)

(Et'n|lc0 uub ^tikm,

CefCfnid)tc. 9Î. ©d)uman n fagt: (SS ifl mit bet
SDÎuftf mie mit bem ©chad)fpiel: Die Königin (üJielobie)
hat bie höchfte ©cmalt, aber ben 2luSfd)lag gibt immer bet
König (Harmonie).

2. (Sine tabclnbr©timme hat bie^©tärfe bcS KlangeS
üon mehr als jehn lobenben.

3. bei bet großen ©chneHc bet (Sntmicfelung bet SDfufif,
mie feine anbete Kunfl ein beifpiel anffteden fann, muß eS
tüohl üortommen, baß felbft baS beffere feiten länget alS
ein Jahtjchnt im ajfunbe ber ^Dfitmelt lebt.

4. Ës ift büS U ngemöhulidhen, baß eS
nicht oKe Dage gefaßt mirb. 3um Ober f läd)lichen ifl ber
größere Dheil ftetS aufgelegt.

5. Sir mären am 3iel? — mit itten! Die Kunfl
mirb bie große guge fein, in ber fich bie üerfchiebenen bölfet=
fchaften ablöfen im ©ingen.

nefûUeil. Der üot einigen Jahren geftorbene
Siebercomponift Sl b t langt eineS Dageé in irgenb einem .»Qarj:
Orte an, in bem er bie Dheaterferien üerbtingen mollte. Die
Knube baüon üerbreitet fich rafch, ""b bie unüermeibltd)e
Siebertafel beS OrtS bringt bem ho^gefeierten aJîeiflet ein
großes Slbenbflänbchen, baS Slbt üon bem geöffneten genfier
aus anhört. Slm ©d)luß biefer Oüation tritt Slbt unter bie
©ängcrfihaar unb bebanît ftdh. Dabei fagt er u. 31. ju einem
Der borftaubSmitgUeber ber îiiebertafel : ,,©agen ©ie 'mal,
lieber §err ï, lüaS mar'n taS füt ein fd)öneS Sieb, taS ©ie
ta jule^t fefung'n haben? DaS hat met mitflich fehr gut
fefaü'u!" — „Slber §ett Kapenmeiflet. . ift bie üerblüffte
Sieberfrage beS Slugerebeten, „ . . . baS fennen ©ie nicht?
©ie fd)erjcn!" — „Scee, nee, mitflich nid); üon mem iS eS'n
eijentlid)?" —„Slber, §ett ^offapeümeifier, baS fann boch
nur ein ©d)erj fein! — baS Sieb ifl ja üon Jhnen!" —
„J nu fehn ©e mol au!" fchmunjelte Slbt, „taS hätt' idh
mitflich nich miebergefannt ! Sfu, bei ber Unmaffe ©adhen,
bie ich fema^t hab' . . . ober flaub'n ©ie Dietteicht, baß ich
jebeS Sieb fenne, baS üon mir iS?" 9Äan mirb bie ber=
blüffung begreifen, bie ftdh bet guten §atjer bemädjtigte, alS
Slbt fo — aufridhtig üon feinet ^robuftionSfraft fprach, »ie
im botflehenben angebeutet, benn im Original lauteten
SlbtS Sorte nodh fehr üiel braftifd)er.

Selöftevfentttllife. Künftlerin (nadhbem fie ihre Sltie
beenbet hat unb abgegangen ifl) : „Jn biefem ©aale ju fingen
ift eine Dual, befonberS menn er nicht gefüllt i|l; benn bann
entfteht ein Echo unb bet ©efang Hingt fchauberhaft." —
KapeOmeifter: „©ott fei Danf! y?un hat fie'S üon bem ®dho
felber gehört. (Sinem anbetn mürbe fie bo^ nicht glauben,
baß fie mivflid) fd)aubethaft fingt!"

Dviftigev ^rttliö. Ein befannter Suftfpielbidhter, ber
mit feinem Seibe nid)t fehr harmonirt, lülK bie 3eit, ba bie
grau tn'S bab gereift ift, ju fleißigem ©chaffen an einem
neuen bühnenmerfe benu^en. Slber et meiß felbft nid)t, mie'S
jugeht, bie Slrbcit rücft nidht üon ber ©teOe. (St betlagt fl^
bei einem greunbe batübet. „DaS ifl boch fd)met ju
ergrünben (meinte biefer). Du hafl ja Deine grau in'S bab
gefd)idtt!"— „SJun?" fragt ber Dieter hödhlich erftaunt.—
„èi, mer foll Dir benn je^t — bie ©jenen ma^en?"

Ju jmcltcr ïlnflrtflc erfd)ien in ber Slrnitifclllc»;'fd)en

S8ud)hanblum] in 9tugöburg uub ift burd) jebe Söudjljanblung
ju bejiehen, iu S(ad)en burd) ?tUicrt Joco&i & 6o.:

Jft. /rau)i0liu0rafen.

9)llfftou§= unb gcbcn^bilber auö bcc (Öcft^iihtc bc8
^Qpujincrorbcnö, »on
P. ilttflttfltn ^«rftiii 3fö,

•ißrieftct ber bal)cr. K\-ipUäiner=OrbettSproüinj.
aiJit (!rlaubniß ber Drben?obern unb ©cnehmigung beä bifdjöflidhen

DrbinariatS SlugSburg.
OJr. 8». 478
<3. ^reiö brofd). SJJ. 4.80. (3ugleid) jmeiter battb
t)Dn JIg'« „®cift beg hl- granjigftt? SeraphifuS".)
Jnhalt: Gin gcfühnter Gh"rfreitag. — T'cr Seraph in
SlöcDli. — Gin neuer St. SUe^iuö. — ®ic 3}Jeufd)enfifd)et am
©enfcrfec. — SUtSflug in'3 ©nllifcrlattb. — ®cr lebenbige Sobte.

— „Gm auSgefpntuqcner Kapttjincr." — ®ie biirtigcn ^;}5rophetett
auf aJkranhao. — benebift üon Ganfclb. — ©efreujigt. — St.
granjiöfitg iu Valencia. — Slu3 bem 3;obtenbüd)lein oon Soutö.

— Gin Ghriftfinb. — ®er ^rcbiger im 3?atifau. — «pianbereien
eines alten KaptijinerS. — Gin barfüßiger .^erjog. — B^ci SBege
in'S ^atabieS. — ®er Säuger üon ®iaria=§i(f. — SJad) ben
Geberit be§ fiibaitou. — Gin jmeiter JunipcntS. — Sonnen«
üerbrannt mtb Grftorett. — ®er ïlliniftrant Unferer üieben grau.

Jtt cntpfehlenbc Grinnerung bringeit jugleid) beffelben SSetfeS
1. nnb 3. SBanb, meld)e tmter bem Sitel: „©eift be« heiligen
granjigfuö SerophifuS" etfd)ieticn finb. Jebet Süanb bilbet ein
für fid) abgefd)loffcne3 ©anj. ^^reiS i 9K. 4.


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64

^regorittöl^au^i in Jlacfiett.

®ie 9(nftalt ^dt ben angefjenben Lüftern, Drganiften unb ©horbirigeuten
bie nijthige t^eoretifche unb praftifd^e 5(u§bilbung ju »erfchaffen. ®a§ neue
fahr beginnt mit bem 1. SfJooember. 'ißeufiong- unb Unterri(ht§preiä fährli^
600 9J?arf. ^rofpeftuS üerfenbet unb Slumelbungen nimmt entgegen

®er ®ireftoT, ^Ödcfet.

jn unfcrcm Berlage crfd)ien fo eben:

P. R. ftoimi ^attötioftiUe.

tatl)oUfd)e^ Uiitcrrid)tö= uub ^rljauuuö<3Bud)

auf oUc ®ou«5 unD Dcê fiattseit SoOvcê,

worin GrHärungen aßer fonn- unb fefttäglidhen ßpifteln nnb Eoangelien fammt bctrauä gezogenen
©loubenêï unb Sittenlehren unb einer
SrHitruug bei uiidjtigfteu Äir^eugcbröndje, einem
Uuterridhte über baS hl. Sficfjopfcr, ber «eibeuSoefchidjte unfcrcS .öerru jefu Gbrifti, bie
epiftcÏK uub Goaitgelicu für bie ^eilige gaftcu= unö Cluatemlierjciteit, fowie bic Sird)CH='
gcbcte ucbft bteleu Söetrndjtuugcu
enthalten finb.

9Jeu herausgegeben oon Dr. g'V. .^aljluaiK).

Sicöetitc, ttmßcoröcitctc uttö mit bcu J^cftcn rïjctiilnuöiff^cr uuD 1
niiöcvcv Cicuißcu ucvmcïjrtc üluftagc -tws

Oon

Dr. m. etfjeclieit,

^rofeffor am (£rjbifd)öflitf)cn 5ßricftcr-@cminar in Köln.

SßrciS 3 9)larï, gcbuttbeu iu ^alblcbcr mit Sitcl 4 Ü)ïürï; tu ^IJarthtcu tion iniu&cftcn fe^S
efcntplarcu toftct baS gebunöenc gfctnplor 3 Söiarf.

S)ic SIpprobation biefer 7. SInffngc (antct:

„Cic befannte ^anbpoftiöc beê P. ©ojfinc, bcrcn 7. umgearbeitete unb ocr^
mcbrtc 9luflagc in Sfai^cn jc^t crfd)eint, empfehlen wir lucgcn iijrcS trofflid)cn, jur
rcligiöfen Seiehrung unb Erbauung bicncnbcn jnhalteê aücn Unferen (Sribiö^cfancn
rcd)t angclcgentlid)."

Sföln, 22. jult 1887. Scr Grjbifóof Oon JTi)ln,

t spijilippus.

grüher haben unfere §nnbpofti(Ic beftcnë empfohlen bic l)od)lüürbigften .perren: ,<perr
Erjbifchof oon Äöln f ^ßauluä, jc^t Eorbinal in 9iüm_, bcr Sifdwf oon ,§ilbcöheim f iLUlhelm,
unb ber 33ifd)of oon gulba, f ©corg, ernannter gnrftbifdiot oon SrcSlou

Sic SScrlngäbudibanblnng

Gilbert ^atohï & (£0. in 5ïad)cn.

3n S8crlagc oon ?}U6frt jacoJi & ßo. ift crfdjicnen:

von tlciieiiig und) Mnfaim nnb iUm

iiit ^af^vc 1883.

oon s^axt
370 Selten,
av. 8. fpvciö 3 9)ittvf.

Stueitc ^uflaoc. -IM

Scr SSerfaffer fdhilbcrt in anmuthigcr, frifchcr'Seife bic Ginbrüde, bic er auf
fetner ^ilgerreifc nach jerufalcm in fidh aufgcnotnmcn. Sic ßeiben nnb greuben
ber See« unb Sanbrcifc, bas SScrwcilen au bcn heiligen Stätten, bic mannigfad)cn
Erlcbniffc uttb 9(bcittcucr werben in lebhaften garbcit gcfdjilbcrt. Scr ücfcr begleitet
im ©eifte bcn fühncn Ütcifenbcn auf feiner tnül^cuoHcn aber aud) intcrcffantcn 3]cife,
getxtcßt mit ihm bic Sd)önhciteu bcr 9?atur, ccrraeilt mit i^tn an ben hcit'acn Orten
unb fühlt fid) bcfricbigt ob bcr gtüdlid)cn .^citntehr bcê ißtlgcrä.

Messen

für Mäiiiierchor.

ßmiarb0 Op. 23. Missa
in hon. beatae Mariae vir-
ginis,
für 4ft. aJZännerdhor,
^art. m. 1.60, (St. h 25 ^fg.

9Jnd) bcm Urtheilc bcê 3ïcfcrentcn
bcê GacilicnOcrcinS=J?atalogcê CiJlr. 724)
eine bcr beften bcr im Äatniogc auf'
genommenen ÜJJänncrd]or=2)?effcn

Uclics iFr., Op. 10. Missa in
hon.
S. Ambrosii, für 4ft.

9)?ännerdhor (ohne Credo), ^art.

1.20., compl. ©t. 40
Sic ÏÏJJcffc ift mit großer ©cmaitbthcit
gcfdjricben, babei Icidit nttêfübrbar, würbig
nnb lüohltlingcnb. Vlnd) für fd)U)äd)crc
Gt)örc äU cmpfehictt.

— Op. 13. Missa in hon. S.
Joannis Evanselistae
(Ohne
Credo) für 3 SfJiännerftimmeu,
^art. 1.00 cotuvl. ©t.40^fg.
gr. ed)mibt 406)

fd)rcibt über bicfc ffl^K-ffe: „Sieic für
cinfndjc Chorocrhnltniffc gefdtriebene
5Jicffc oerbient wegen ihrer fd)i3ncn
9lrbcit, ihrer würbigcn cblen .«öaltung
bic 9lufnabtnc in baê Sïcpcrtotr aud)
gröficrcr Ghöi^e k.

aUUbcrticr iAun., Op 3. Missa
in hon. s. Angiistini für 4ft.

9Hännerd)or ^rei§ ^art. 1.60
compl. (Stimmen 60 "ipfg.

— Op. 15. Missa in hon. s.
Aloysii,
für 2 gleiche ©t. ^reiS
^art. 2 m., compl. ©t. 80 ^fg.
Sic „91. Siltbcrgcr'fd)cn ßompo«

fitioncn" ftnb fo allgctncin betannt
unb beliebt bofe fic cittcr befonberen
Gmpfct)tung nid)t bebürfen.

9luf Sunfd) fenbett wir oorftchcnb
Ocrjcidjuctc Weffen gerne jur 9litfid)t.

ajcvlttö ÜOU

3U6ctt ^ittcobi & 60. tu Slaihcu.

3u bcjichctt burd) «llftcrt jrtCoDi & (£0.
in 9(adjcu.

»iDctfürtathonre».

Sic heiligcit Sd)rijtcn bcê alten unb

neuen ïcft'antcittcê nad) bcr 9tu§gnbc oon
&

84 Sicfcrungcn h, 50 ^fg.

SSerüntwortlid)er 3febafteur S. S d) ö n en
in Oberbilf. — Srud unb SSerlag oon
9flbert jacobi & Go. iu Stachen.


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Sciltcmftcv 18S7.

für Ut^otif^c ^ircf;en|anger.

@ratié=^eilaoe 311111 „®rcnoriuö=S3(att", Drpii für fatljoItftf)c ttr^^enmurtl

„©crge, bajj bit mit bem $»crjeii glanbft, inaS bu mit bem SOÎunbe fîngit, unb in SBerleu
betfjätigft, »aS bu mit bem ^crjen glantift." Soncil in Karthago », 3. 398.

3nm Icfit kr Mnxi Ülarti

2)ic 9)intc«üfc,

Gin ü'&erfi?li3' grol)Iocîen

2)uïd)bet)t bte ferapl}ifd)en 9îeth'ii,
läuten îtiflallene ©loien

®ie geier ber .§iintnltfdE)en ein.
Sie jci)imuteru bie @terne Ijemieber,
Sie blühen bie Sllien fo l}el}r,
Sie flrahlet ber ©cb^äne ©efieber,
Sie riefeln bte '43evlen tut 3)K'er!

D filien, o 'perlen, o ©cbioäuc,
O ©terne mit filOernem ©d^ein,
.^ri^ftalle in blenbenber ©cl)öne,
D loähnt eud) ntdjt leud}lenb, nid)t rein!
©d)aut hin auf bie Seucl)tenbe, 9îeine,
Die Jungfrau! — fdjon tritt fie herüor,
®ie îaube, bie
maïetlDS (Sine,
Uiuhulbigt ooin himtnlifdjen ©hör.

®ie ©eraphim fingen Jh«^ Sieber,
®er brcimal^feligen^Sraut,
Som Üh^on ber "Sreifaltigfcit nieber

3)er ©ohn, ber eioige, fd)aut.
2iom ©onncngeioanbe umglänjet,
Saufdht ©ic auf ber Siebe ©ruf?,
'3)aS^'$anpt''init2bcn*©ternen befränjet,
Sotr. a)ionbe getragen ber guf?.

©0 tritt ©ie an§ Srbengeftabe
SUS Silie utnftarret oon Dorn,
Sllleinjig ganj ooll oou ber ®nabc,
Sîur ©ie "frei oom göttUcbcn ^]orn.
©0 hält ©ic fegt mütterli^ Sadhe,
©0 ift ©ic als ^errtn bcfteHt:
Vertreten (nirfdht unten ber ©radh?,
llmringelnb bie fiinbige Seit.

ajîarta, toie mußt ®u unS lieben,
Du ©tern, o Du flarer, ber ©ce!
Ser frei oon ber ©ünbe geblieben.
Der loeif?, tote bie ©ünbe thut toeh-
Sir ahnen, toir cleube ©Unben,
Sldh faum mie fo clenb loir finb t
Drum lafi Didh SJÎntter erfmben
Som ärmPen, oom fränfeften Kinb.

Du ÏRuttcr beS ciotgen SebenS
Schiit uns oor eiotgcm Dob,
Du bitteft fa nimmer oergebenS,
Dein glehn toirb bem ©ohne ®ebot.
Du Kinb unb Du ^errtn ber ©naben,
O tritt für unS ©ünbtge ein!
Die ©dhlange — nidht fann fie mehr fdhaben,
2J?aria mufj ©icgerin fein. X.

Baö jl^odjamt

3um gcfti maxiä ©eburt.

Der Seisheit ©otteS toären oiele Sege offen geftanben,
bie Seit ju erliefen; unb cS toäre nidht nothmenbig ge-
ioefen, baß ber ©ohn beS ctotgen SaterS itn ©dhooße einer
irbifdjcn 9Jhitter menfdhli(heS gleifd) annahm. ^IJa^bem aber
einmal oon ber ©ottheit befdjloffcn loar, baß ber emige
©ohn als loirfli^eS ©lieb unfereS ©efd)led}tcS in bte Kette
ber fünbigen Kinber (goa'S fidh eingliebern laffe unb unS
ganj gleid) merbe (bte ©ünbe ausgenommen), fo mußte ©r
ftd) eilte SJhitter toählen, in beren gebcnebetten ©dhooße Gr
meufdilid)eS gleifd) annehmen toollte.

Seber 9^cbeffa, nod) ©ufanna, nodh 9tuth, no^ irgenb
eine anbere ber erhabenen grauen beS a. SunbeS ift biefer
Ghre loürbig: SJJaria toirb erioählt auS Slllen ihreS ©e=
fd)led)teS! Durd) biefe Sahl >oirb fie erhoben über ade
Gngel unb ©Jenfchen! Unb loetiu nun bie Seit mit großem
©epränge ben ©eburtstag irbifdhcr gürflen feiert, fo barf cS
gewiß audh ber Kitdhe ind)t Oeriochrt fein, mit Jubel ttnb
Danf bcu heutig«» Dag ju begehen, an tocldhcm nadh wier=
taufenbjährigem ©ünbcn'elenb bic ©nabeumutter bcS aJienfd)en=
gefd)led)tcS geboren ii:arb. Jn Sort unb SEon befunbet gleidh
ber JntroituS ben geftd)arafter:

Salvo sancta Parens, enixa
pnér^era Kogoni: qui coelum
terramquo regit iu saecula
saeculóruni.

I's. Eructavit cor ntouin
verbum bouutn: dico ego
opera mea Rogi. Gloria
Patri etc.

©ruß ®ir, hciliflc 9Kuttcr!
3)ic ®u geboren haft ben Äonig:
S)er .§imniet unb (Srbc bchcrrfd)t
in (Sioigfeit.

5)5f. ïïîein ^erj toallt auf
in Ucblid)er 3lcbc: „nU' mein
3;huu mcihc id) bem Jîi5itigc."
®()rc fei ÎC.

Sir haben hier einen ber wenige gälle, baß bte Slnlt=
phcu beS JntroituS weber ben '•.|3faltncn nod) überhaupt ber hl.
©ehrift entnommen ift. Die Kird
)C hat ben Sejt aboptirt
aus bem ,§auptwerfe bcS d)tiftliihen Did)tcrS ©cbuliuS,
weldher wahrfdhcinlidh in ber erften ."pälftc beS 5. JahrhunbertS
blühte. Derfelbe ift befanntliih auch ber Serfaffer ber betbcn


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66

a!Bet9itod)t§=§hmtteti: A solis ortus cardine unb Crudelis
Herodes.

SDer $fdnitier§ (Eructavit) ifl au§ bem 44. "ilJfalme.
SBie am gefte 5D?ariä=§immelfahrt unb fonft oft, legt bie
Kirdhe biefen S3er§ ber aUerfeligften Jungfrau iu ben 5DJunb:
ganjeS Seben mar bem ^ö'^ften Ki3nige gemeint; e§ mar
ein
JU ©Ott unabläfilg aufftetgenber Sobgefang.
®a§ ©rabuale lautet:

Benedicta et venerâbilis es,
Virgo Maria : quae sine tactu
pudôris inventa es mater
Salvatôris.

V. Virgo Dei genitrix,
quem totus non capit orbis,
in tua se clausit viscera
factus homo.

Alleluja. Alleluja.

V. Felix es sacra Virgo
Maria et omni laude dignls-
sima: ;quia ex to ortus est
sol justltiae, Christus Deus
noster. Alleluja.

§ocbgcbcncbeit unb ijcrcb'
rungSmürbig bift Su, o 3ung>
frau SKaria! Sie Su ebne
SSerlcgung bet jungfräulicficn
SSürbe aJuttcr beê Erlijferê
gemorben.

V. Jungfrau, ©ottcSgebäre^
tin l Gr, ben baê SBcltaE nidit
umfaffen fann, Gr ru{)tc alê
mcnfdhgcmorbcner (©otteêfobn)
in Seinem ©thooße. Slttelufa.
Sllleluja.

V. ©elig bift Su, o beil-
Sungfrau SKaria, unb aïïeê
Sobeê überaus mürbig: benn
auê Sit ging b^r^or bic
©onne bet ©erc(htigfeit,
ftuê unfer ©ott.
SlUeluja.

Sludh ba§ ©rabuale ift nid^t au§ ber ^1. (Sdhrift ge=
nommen, fonbern bon ber Kirdhe berfaßt. Dem oufmerffamen
Sefer mirb übrigens ber fdhiine Bufammen^ang jmifdhen
©rabuale unb ^ntroituS nidht entgangen fein. — ÜJfofeS
(fagt bie i). ©chrift) meibete einft feine §eerbe in ber 9fähe
be§ Berges ^oreb; ba fieht er einen Dornbufdh, melcher
brennt, ober nicht berbrennt. ©r ftount unb mill hingehen,
um baS 2Bunber in ber 9iähe ju fdhouen. Unb flehe! ber
§err rebel ouS bem Dornbufdhe: „3ftahe nidht herju, löfe
beine ©dhuhe, benn ber Ort, morauf bu ftehfl, ift heiliges
Sonb ... idh ^a^e gefehen bie Bebröngniß meines BolfeS
in Sleghpten ... idh bin herobgefiiegen, fie ju erretten." —
^n ber Dh^t, eine munberüoHe ©rfdheinung! Dodh nodh
munberborer ift boS, moS mir ©h^ift^n mit bem Sluge beS
©loubenS fdhauen: SBir fehen eine Jungfrau; ©ott ift in
ihrem ©dhooße, unb fie mirb nidht oerjehrt! ©ie ift gefegnet
unb ijt bobei Jungfrau! Unb ber §err ifi herobgefommen,
um fein Bolf ouS ber brüdfenben Knechtfchaft beS DeufelS ju
erretten! — Dorum preifen unb berehren mir ÜJiorio, bie
fo hodh geehrt morb toom §errn felber.

Das Offertorium:

Boata es, Virgo Maria,
quae omnium portasti Crea-
torem : genuisti, qui te fecit,
et in aeternum permanes
Virgo.

©elig bift Su, o ^ungfrou
2Koria, bic Su ben ©dhöpfct
bcr aSclt getrogen: Su hoft
Scn geboren, Scr Sid) crf(huf
unb blcibft bo^ cmiglid) bic
unbcrfehrtc Jungfrau.

Der herrlidhe Deyt beS borftehenben OffertoriumSgefongeS
ift oudh bon ber Kirche oerfoßt. ^eber ©tern (fogt ber große
hl. SllbertuS), ijt größer olS er ju fein fdheint. ©o modhte
audh aJiorio („ber 2)Jorgeujlern") in ben Slugen ihrer
©tommeSgenoffen flein unb gering erfd^einen. Der ©loube
ober fegt unS ©h^ipen gleidhfom ein neueS Sluge ein, mittels
beffen lüir bte erhobene Doppelmürbe ber ©otteSmutterfdhoft
unb unoerfehrten ^ungfraufdhoft an ÜJJoria bemunbern bürfen,
unb fo jubeln mir ihr ju mit unferer hl- Kirdhe: „©elig
bift bu, 0 ^ungfrou

Die ©ommun i'o.

Beata viscera Mariae Vir- ©elig bcr Seib bcr Jungfrau
ginis,quae portaverunt aetorni TOorio, bcr bcn©ohn beS emigen
Patria Pilium. SSotcrS getragen hat.

Der oorllehenbe Dejt ift ouS betn ©üongeUum beS h-
SufoS (11, 27) genommen. Die ehrenben SBorte, bte jeneS
BJeib im ©oongelium ouSrief, olS ber §err einen ormen
SDlenf^en heilte, ber befeffen unb ftumm mar — jene für
9)kria ehrenben SBorte hat bie gonje fotholifdhe Kirche feit=
bem beteub nodhgefprodhen. 2ßer mirb (fogt 3;uan , be Sloilo),
bie geheitnnißoonen SBorte erflären, bie biefeS Söeib ouSge-
fprodjen? „©elig ber Seib, ber Dich (ben ©ohn ©otteS) ge-
tragen" — eine SBürbe über jebe Sßürbe, ein 9iame (®otteS=
gebärerin) über jeben SJomen, ber im §tmmel unb ouf ©rben
einem bloßen ©efdhöpfe gebühren fonn! ©dhönen.

Beö l)od)tt). €tfdjof0 m\ üm} Öerorbming
übet' ftrdjemituftli.

(©chluß.)

Durdhführung ber angegebenen Seifungen.

1. Die geifiltchen Kirdhenborjteher (^13farrer jc.) merben
für bie SluSführung ber Oorftehenben Seifungen berontmortlidh
gemad)t. ©te haben bohin ju mirfen unb barüber ju madhen,
boß bie ©hD^'birigenten;,biefetben''iu Sltlem genau .beobad)teii,
unb haben etmo oorfommenbe, unbeugfome Siberfpenftigfdt
ber ©hocbirtgenlen bem bifdhöflichen Orbinoriate fd)riftlidh
onjujetgen.

2. Die Siepertorien ber KirdhenmufifolienTtnb''nodh ben
ongegebenen fir^lidhen ©runbfögen unb praftifd)en Siufen
einjurid)ten.

3. Sn Bmetfeln über Kirchenmufifolien haben bie Kird)en=
borfteher ober ©horbirigenten ftd) an.boS Komite beS Diöjefon=
©äctlienbereinS ju meuben, melcheS bereitmiaig Stoth unb
Sluffchluß ertheilen mirb. Qch münfdhe überhaupt, boß btefe
einen lebenbigen Berfehr mit bem genonnten Komite unter=
holten möchten; gefchieht biefeS, fo mirb SlUeS recht gut gehen.

SllS Slnhong mögen nodh einige Bemerfuugen über boS
0rgclf|)ict folgen.

©S ifl eine häufig üorfommcnbe Klage, boß tn unferen
Dogen aufjbem Sonbe 'feiten gute Organiften ju finben feien.
Diefe Klage fcheint mir nidht unberedhtigt ju fein. Die Uebung
mo^t ben'aJJeifier, unb gerabe beim Orgelfpiele ift bie Uebung
befonberS nothmenbig unb jmar plantnäßige Uebung auf bem
Klobier, um fich immer mehr ouSjubilben. ©tue gute
Orgelfdhule,^bie ju biefem ßmedfe empfohlen ju merben
berbient, hat ©.''.Robert in ©munben gefchrieben.

3n Betreff beS ^rölubirenS auf ber Orgel ftnb
folgenbe Seifungen ju beobodhten. DoS ^rälubium felbft
borf nidhts Seltiid)eS, SeichtferligeS, DheotrolifdheS entholten.
Das prälubiren barf nidht mit hafti^er ©ilfertigfeit, nidht
ftürmifdh, Inicht ftoßmeife gefdheheu; eS muß anftänbig, an?
nehmlidh, erboulidh, ber Sürbe unb ^eiUgfeit ber Siturgie
entfpredhenb fein. Sludh foH baS ^rölubium baS nodhfolgenbe
liturgifche ©efongflüdf paffenb einleiten, unb bie Orgel olS
BegleitungSinflrument ben ©efong nidht übermudhern, fonbern
angenehm unterftügen.

3ni Befonbern ift ju bemerfen, boß nadh lirdhlidher
Borfdhrift beim feierli^en ©in; unb SluSjuge beS BifchofS ju


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prälubiren tff, währenb ber fiißen ©ebete be§ Bifd^ofS tnit
gebämpften unb lieblichen 9ïegifïern; ferner bajj bei einetn
bifchöflicben ^^jontificalainte au^ währenb ber SBanblung bie
Orgel ju fpielen ift, jebodh nur mit fe^r fanften, lieblidhen
unb langen Slccorben in mittlerer Sage.

Ungeübte Orgelfpieler mi3gen nach guten Borlagen (^rä=
lubien.-Büchern) fpielen, mie foldhe ©ed^ter, ?llbrecht§berger,
gührer, §abert gefchrieben haben.

Um ben Orgauiften ein richtiges Berftänbniß einer un=
tabeligeu Begleitung beS ©ho^^aleS ju üerfchaffen,
baju bient iu üortrefflicher SBeife baSÏÏSerf: „®ie §armDni=
fiïuug beS ©regor. dhoralgefangeS" üon ''^Jaul ©dhme^, mit
einer Borrebe üon Düffelborf, ©dhroaun'fdhe Ber=

lagShanblung. (gür ben ©dhulgebraudh unb jutn ©elbft-
Pubiutii).

ein prattifdheS Borlagebudh jur ridhtigen Orgelbc=
gleitung ber ©horalmeffen auS bem Ordinariura Missac
fann fehr ba§ Seif empfohlen merben: „?ldht ©horalmeffeu",
in moberne ?{otenfchrift übertragen, mit unb ginger=

fa^ üerfehen u. f. m. üon j. ©. gri^hUdh, 8ïegenêburg bei
ßoppenrath.

©egeben ju Sinj am ht. Ofterfefie 1887.

t ©rneft 3«aria, Bifchof.

Slutnerfung ber 3iebaftion: jn bem oorftehenben
hohen (Srlaffe ift loieberholt beS ijfterreichifchen (Somponiften
j. §abert in ©inunben in ber ehrenüollften Seife
©rtoähnung gethan. Sir freuen unS beffen unb mischten
toünfdhen, baß bie üortrefflicl)eu (Sompofitionen beffelben bei
un§ etivaS mehr befannt toürbcn olS bicS bislang bcr gall
loar. §crr ©cminar=Oberlehrer 4>iel in Bopparb frfjreibt
üon ihm, „baß §abcrt ju unfern talcntoollftcn, ben cbcljien
firdjli^en ©ttjl fultiüireuben firdjenfoinponiften jähle." —
Ser mit bcn (£onipofttionen ^abcrt'S einen Berfud) madhen
miQ, fei (mit Sïüdffidjt auf ben bcr anerfeligften jungfrau
geioeihten 3Jlonat Oftober) junädhft auf beffen „Sauretanifdhc
Sitaneien" 2. Buch; op. 42 bis 49 (im ©clbftüerlage beS
©omponiftcn) aufmerffam gcmadjt. 3)aS Scrf enthält" neun
(Sompofitioncn ber Saur. Sitanci: a) 2 für 4ftimmigcn
gemifditcn C-hor a capclla; b) 3 für 4ft. gcmifd)ten
©hor mit Orgelbeglcitung (letztere thcilS obligat, thcilS ad
Ubitum); c) 2 Sitaneien" für Gftim. gern, ©her a capclla;
d) eine Sitanei für 4ftim. meibli^en (Ehor unb e) biefelbe
(Sompofition für gemifchteu fiebenftimmigen (Sho^- Die
S)luxn-
tuern 3 unb 4 finb fo leidht, baß ein "ßho^/ ^er biefe nicht
JU betüältigen üermag, baS oierftimmige ©ingen überhaupt
am bcften bleiben ließe.

Slußerbem empfehlen toir für ben 8ïofcnfrauj=Wonat bie
Sitanei^CSoinpofitionen üou "^Jicl, bie locgen ihrer Einmuth
unb Seihe fich fd)on üiele grcunbc ermorben haben. Die
©dhmann'fdhe BerlagShatibluug in Düffelborf fenbet bie (£otn=
pofitionen auf Sunfch bereitmiKigfl jur älnfidht.

®S toäre fi^erli^ ju münfchcn, baß baS ©ingen mehr'
ftimmiger Sitaneien mährenb bcr Oftober;2lnbadh"tcu ctmaS
mehr gepflegt loürbe, jumal an bcn ©onntagen. DaS Bolf
üerfügt über 3—4 9}Jaricnlteber, bie ihm geläufig finb; eS
fingt biefelben Dag für Dag — mie fd)i3n ift eS ba, loenn
menigftenS au ben ©onntagen beS Oftober eine loohlthucnbe
^bmechSlung mögUd) ift. gu^em Uegt baS Scihna^tSfcft
nod) jiemU^ fern, fo baß im '^probefoale „ftille 3eit" fein
bürfte. ©dhönen.

Den Sefern unfereS BlatteS mirb eS nidht unbefannt
fein, baß bie ©öhne beS hl- Benebift nidht nur burdh '^te
gelehrten gorfdhungen auf bem ©ebiete beS®regortanifdhen
èhorals unter unS herüorragcn, fonbern namentUdh audh
in ber aiuSführung bicfeS ©efangeS nadh bem Urtheil üon
©adhüerftänbigcn bisher unübertroffen baftehen. BefannUidh
mürben bie frommen '^PatreS burch ^en unfeligen „fuUur=
fampf" aus ihrem tlofter Beuron (^ohenjoiïern) üertrieben.
jnbcß bie üor einiger ßeit au^ üon unS auSgefprodhene
Hoffnung, baß bie Stebereröffnung bcS flofterS Beuron in
Bälbe ftattfinben merbe, ift nun in Erfüllung gegangen, ju
ber üorigen 2ßodhe jogen bie hodhtüürbigcn ^atreS in baS
flofter ein. 2lm ©onnabenb 9Jadhmittag um 4 Uhr murbe
bie Borfeier gehalten mit ''^Jontififalücfper unb Slnbadht om
©nobenoltore. Biele fromme ^ilger fomen fdhon om @onn=
obettb üon fernen ©egenbcn, um boS greuben^ unb Donffcft
in ber fchön üerjicrten ^lofterfirdhe mitjufciern uub empfingen
bie hl- ©ofromeute.

?ltn ©onntog ü)?orgen, ben 21. ?lugufl, üerfünbcten
boS greuben= unb Donffcft bie BöHerfolüeu, meldhe freubigen
unb mächtigen Stberhod fonben an ben gclfcn beS fdhönen
DonautholS. DoS geft felbft murbe eingeleitet bnrdh eine
■iProjeffion üon bem ßlofter in bie firdhe. Der ^rojeffion
gingen, nodh ^ein ,D. B.', 18 Scltgeiftli^e in ©hi^ri^ö^eu
üoron, hierauf bie 2J?itglicbcr beS BenebiftinerorbcnS unb bic
3 Siebte üon ben 3 gilialen üon floftcr Beuron mit bem
(Srjobt Dr. SOîouutS Solter. hierauf begonn boS ^ontififal=
ouit, oon bcm ©rjobt celebrirt. Üiodh betn ©oongclium
beftieg Slbt Bencbifl üom flofter ©luauS bie fouüel unb hielt
eine ergreif cnbc 'f3rcbigt über bie DcïtcSmorie: „SDZußtc nid)t
©hi^iftuS leiben unb 'fo in feine .^crrUdhfcit eingehen." Suf.
24, 2G. ©r fdhilbertc bie Seiben ber ÛJîenfdhen, ber gotnilien,
ber fotholifdien firdje unb oudh ^eS BcnebiftinerorbenS,
munterte auf jur Dreue gegen ©ott unb bie h- ilirdhc, jutn
©ebet unb jur ©ebulb, benn bie mit Dhränen fäen, toerben
mit grohlodfcn ernten. — Biele Dhränen floffen in ber mit
Slnbäd}tigeu ongcfüllten floflcrfirdje. Dhränen ber Drouer,
ols ber geftprebiger barouf jit fprcdhen
fom, mie bie
glieber beS OrbenS iu harter SöintcrSjeit 1875
boS ftille
gricbenSthol üerloffeu unb heimathloS in
bte gerne jiehen
mußten, toie fle mit ©dhmerjen Scbctoohl gefogt bcm fdhönen
©otteShouS, bem fdhönen flo^er unb bem fdhönen Donous
thol. Dhränen ber greube, bo er berührte, mie
eS bie SciS=
heit
©OtteS fo gefügt, boß jc^t flott beS ©inen üier flöfter
beftehen, bie ber Beuroner ©ongregotion angehören: îlîoreb=
fouS in Belgien, ©mottS in ber ©tobt ^f3rog unb ©edfou in
©teiermorf, ' alle finb ju Slbtcien erhoben " unb Beuron ift
bie ©rjobtei, um meldhe ber hochmürbigfte ©rjobt fidh fo »iele
Berbienftc ermorben hat.

üZodh bcm üormittägigcn ©otteSbienftc, melcher ben Slb:
fdhluß fonb in einem feierlidhen Debeum, begoben [ich ^ie
®eiftlid)en in boS flofter. ©tobtpforrer §Ddh tu gribingcn
fprodh im ■JZotnen ber 18 ©cipUdhen in einer Slnrebe an i)cu
©rjobt feine greube ouS über bie Siebereröffnung beS
floftcrS unb Slüdffchr feiner 5DlitgUeber unb brodle hierfür
bie gejiemenben ©lüdtroünfdhe bor. Der hochwürbigfte ©rjopt
bonfte üon §erjen für bie Dhcilnohmc, meldhe bie in ber
Seit lebeuben ©eiftUdhcn jeigen gegen bie ÏHitgUeber beS
OrbenS unb mieS borouf hin, mie erfreuUch e§ fei, menn


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2Beït= unb DrbenSgeipitdhe «tnanber gegenfeitig unterjîû^en
tu ber SBiïïîamïeit unb im ©treben nadb chriftlidier SB
dII=
Kommen^eit. hierauf mar gefteffen im Klofter. Um 2Va Ul}r
mar ^ontificalüefper unb jnm ©c^luß ^rojeffion mit bem
(Snabenbilbe, momit ba§ fd)öne greuben= unb ©anlfefl enbete,
melcheS ^rieflet unb Saien in freubigem Slnbenlen behalten
merben.

Selche greube ifjt für bie ©îitglieber be§ Dtben§,
meldte nun ba§ gemeinfdhaftlidbe ©hergebet mieber terrichten
unb miteinanber im ©otteSfrieben im Klofier leben unb im
©otteSliauS i^re ?Db= unb S8itt= unb ®anî= unb bußgebete
unb =®efänge jum §immel emporfenben Ïi3nnen unb bte
©läubigen burch ihr onbächtigeS ©ebet jinb ihren feierlichen
©OtteSbienfi erbauen unb burch bie SluSfpenbung ber ht-
©aïramente, moju fte ju feber 3eit bereit finb, ' mit ©ott
berfiJhnen, tröflen unb ftärfen Ïi5nnen, baß fie aufS D^eue für
ihren Shrijlenberuf leben unb mirïen. Selch eine greube für
bie Seltgeifllidhen, baß fte auS ber 9îâhe unb üon fern
hierherfommen unb ft^ geiftiger Seife erneuern unb ftärfen
fi5nnen für ihren midhtigen beruf. Seldh eine greube ifl baS
Klofter beuron für bie frommen 'ißilger, melche gerne ben
©nabenort befuchen, ben 9îofenfranj betenb unb 9)?utter=
gotteSlieber fingenb jur 3)iutter ber ©naben unb barmherjig:
feit, unb mit Énbacht bie h- ©aframente empfangen unb ben
üielen h- ÏÏJÎegopfern beimohnen, tüelche täglidh auf ben SU=
tären bargebra^t merben.

SDîôge beuron mit feinem fdhönen Klofier, ber pradht--
üollen Kirdhe im romantifdhen üDonauthal eine ©tätte ber
©nabe, beS ©egenS unb beS §eiteS fein unb bleiben für bie
freunblidhen 2Jîitglieber beS DrbenS, für ben SeltfleruS unb
baS gläubige bolf. ®aS malte ©ott !

Der ©rünber ber beuroner Kloflerfamilte ift Slbt
üKauruS Solter. Derfelbe ift geboren ju bonn am 4.
Juni 1825 unb poHenbete in feiner baterflabt feine ©tubien.
Die feiner brüber traten mit ihm in ben '^Jrieflerftanb; ber
eine ift gleichfalls benebiftiner, ein anberer Jefuit unb ein
britter ift
als Seltgeiftlidher geftorben. ©leidh nadh ber
^rieflermeihe murbe ber ältefie bruber Sieftor am 'i|3rogi;tn=
nafium ju Jülidh. balb folgte er bem beifpiel feines bruberS
Grnft, ber in Jtalien in ben benebiftinerorben getreten mar,
nnb murbe Sîooije ju ^^erugia (1846). Slm 15. Sfoüember
beS folgenben JahreS legte er ^rofefj ab, murbe Seftor ber
Dheologie ju ©t. ^aul in 9îom. '^3iuS
IX. gab ben beiben
brübern Solter feinen ©egen unb ben Sluftrag, in Deutfdh=
lanb ein neues .Klofter nadh ^er Siegel beS h- benebift ju
erridhten. borerfl machten fie eine SaÖfahrt in baS h- Sanb
unb lernten auf bem Sege bahin bie üermittmete gürftin
Katharina üon §bhenjollern, geb. ^rinjeffin üon -Hohenlohe:
Salbburg=©dhitlingSfürfl, fennen. Diefe fromme grau gab bie
ÛJÎittel
Jttr Errichtung eineS KlojlerS her. 3«erft murbe in
äWaterborn bei Eleüe ein berfuch gemadht, ber {eboch balb
mieber aufgegeben murbe. beuron, im romantifdhen Donau=
thal, follte bie Siege ber neuen OrbenSfamilie toerben.

■iPfingften 1863 mit ber Derj »üurbe ber liturgifdhe
©OtteSbienft eröffnet. Den beiben brübern hatte fidh ^or=
läuftg nur
P. benebift ©auter angefchloffen, ber an biefem
Dage bie ^rofeß ablegte. ^tuS
IX. hatte beftimmt, baß baS
^riorat jur ^btei erhoben merben follte, fobalb bie 3aht ^er
'ißrofeffen jmölf erreidht habe.

• ©dhon am 20. ©eptember 1868 hatte bie benebiftion
beS SlbteS in 9îom burch ^'en Karbinal ü. 9ïeifadh flattge--
funben.
P. Seobegar Jneidher, le(jter Slbt beS 1861 aufge=
hobenen Klofier? 9îheinau bet ©dhaffhaufen, übergab bem
neuen beuroner Slbt feine ^^Jontififalinfignien.

balb genoß beuron audh mit üoDlem Sîe^t ben 9îuf
einer Kunftfd)ule unb murbe üon üielen Künfllern uub Kunft=
freunben befudht. Die Siturgie lüurbe üon ihnen in üor^
jüglicher Seife gepflegt, unb ber beuroner Ehoral erfreute
fich in ber Kirchenmufif eineS auSgejeichneten $RufeS. Die
midhtigften Kunftmerfe ber herüorragenben beut oner SÖJaler=
fchnle finb ju fehen in ber ©t. SÄonrnSfapeQe bei beuron,
im Sîefeftorium unb ben ©äugen beS KloflerS, in ber KonrabS=
fapeOe am Dom in Eonftanj, in ber 3Rothfird)e ju 2)ießfirch,
im Erjflofler ju SJ^onte Eaffino, in ber Slbteifirdhe ju EmauS
uub in mehreren '13riüatfapellen hoher .'perrfdhaften in ©adhfen
unb böhmen unb enblich in ber bifdhofSfapetle ju ©ecfau.

Die Dübinger theologifche gafultät hat bie berbienfle
beS ErjabteS jn toürbigen gemußt unb ihm 1877 baS Doftor=
biplom üerliehen. bon feinen fchriftfteUerifdhen Slrbeiten er=
mahnen mir: jiüei brofdhüren über bie v^atafomben SlomS,
ein ofcetif^eS büd)lein über bie Eçercitien ber h- ©ertrub,
baS epo(hcmact)enbe Serf über bie '43falmen: „PsaUite
sapienter", üon bem ber letzte (fünfte) banb balb üoUenbet
ift ; unb enbltd) baS aScetifdhe Serf „Eleraenta vitae
monasticae", baS auS Slnlaß beS 1400jährigen ©eburtS=
fefleS beS h- DrbenS;'':j3atriardhen 1880 erfd)ieneit ifl.

1872 murbe in 9J?arebfouS bei SJamur baS erfte gilial^
flojler unter
P. ^lacibuS, bem bruber beS SlbteS, gegrünbet.
DaS Jahr 1875 bradhte leiber für baS einjige benebiftiner^
flofler in 'jJreußen bie Slufhebung. Sohl fein unter baS
Klcftergefe^ fatleubeS §)auS fanb fo fräftigen ©dhutj biS in
bie höchflen 9îegionen hinein, mie beuron. ^Dîan hoffte einige
3eit, unter bem Ditel einer Kunftfchule baS Klofter ju retten.
Die fürftUdh .^ohenjoÜern'fcbe gamiUe hat atteS üerfucht.
SJHnifler galt fanbtc einen Kommiffar, um ju unterfud)en,
ob bie bluhenbe SlnjlaU alS Kunftfdjule gelten fönne. DaS
Ergebniß ijl betannt. Slm 24. Ottober 1875 erfd)ien ber
9legierungSpräflbent ©raaf mit bem Oberamtmann üon
©igtnaringen unb eröffnete bcm Slbt bie ÏÏJfiniflerialüerfügung,
monadh baS Klofier bis jutn 2. December anfjulöfen fei.
©dhon üorher hatte fid) Slbt SDJauruS an ben Kaifer con
Deftcrreidh gemanbt, nnb biefer hat ihm ben 9îath gegeben,
in bem beinahe auSgeftorbenen ©erüitenflofler ju bol'berS bei
§an in Dirol ein llnterfommen ju fu^en. Dort tDohnten bie
©öhne beS h- benebift üier üolle Jahre jur SOÎiethe
in fehr ungenügenben 9îâumlid)feiten. 1876 murbe eiu
'ipriorat in Erbington bei btrmingham in Englanb gc:
grünbet, unb mit ber boftigen Kirche ein ^rogijmnajium üer=
bunben.

Durd) bcrmittelung beS KarbinalS ©chmarjenbcrg unb
burd) bie greigebigfeit beS KaiferS üon Oeflerreich murDe ben
beuroner berbannten baS ©tift EmauS in überlaffen,
unb am 1. gebruar 1880 fanb bie Uebcrfiebelung üon
bolberS nad) EmauS ftatt. Jm ©eptember 1883 ging üon
hier eine Eolonie nadh ©edfau ab. gürftbifchof 3merger in
©ra^ hatte bringenb gemünf^t, baß beuroner 9Jïön^e tn
feine Diöcefe fommen uub bie keftattration beS KlofterS, baS
feit ber Slufhebung unter Jofeph H- an eine^bergtnannS-
gefeflfchaft gerathen mar, übernehmen möd)ten.

SUS am 25. Oftober 1884 güxft Karl Slnton üon
^ohenjoHern baS golbene Ehejubiläum feierte, hielt Slbt
5DîauruS on ber ©eite beS beutfdhen KoiferS|jbie geflrebe.
Der Slbt mor ©egenflonb befonbercr SluSjeichnung üon
©eiten ber bobifdhen unb fronprinjlidhen .^errf^often. be=


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69

fannttidh foü er aud) auf ber SifdjofStifite beS 33te§Iaucr
DomfapitelS geftanben baben. Selber »ar bie ©efunbbeit be§
GrjabteS in golge feiner oielen ©orgen unb geiftigen wirbelten
angegriffen, ©in SBinteraufentbalt in (SanneS bat {ebod^ feinen
ßuftänb in erfreultd)er Seife gefräftigt. Unter tbni ift bie
Babt ber Steligiofen feiner Gongregatton auf 225 ange^
niad)fen; 11 finb bereits geftorben.

Slbt SlacibuS SeUer ift geboren iu Sonn ant 24.
Slprit 1828 unb tnad)te benfelben Sit^) ngSgang burd), toie
fein älterer Sruber. Selgifcbe Katholifen, wpld)e ein neueS
Klofter grünben rootlten, tüurben
Oon ^iuS IX. «uf Seur^u
aufmerffatn gemad)t. am 15. Otober 1872 bejog P.
i^lacibuS ein befd)eibene§ ^äuSd)en, ba§ fieben ©tuitbeu oon
ber aJfaaS entfernt, in ber Diöcefe ^Jiamur liegt. Sluf ber
malbigen einfatnen .«pöbe tourbe unter ©ebet ber Sauplag au§:
gefucb't. 3)aS Klofter älfarebfouS, an bem jegt fd)on fiinfäel)n
Jahre lang gebaut toirb, ift tu rein gothtfd)em ©tile auf=
geführt nad) bem "i)3lane etneS ber griJßten ©othifer ber
'jieitjeit. ®er impofantefte Dheil ift bie grofje Kirche tnit
brei ©d)iffen uttb brei
hohen 5;h"f"ien, Oon benen freilid)
erft einer fertiggefteHt ift. gür biefeS herrltd)e Klofter ift
P. ^.jJlactbuS om 1. gjiai 1878 alS erfter 2lbt oom Sifd)of
oon yfatnur feierlich eingefegt unb benebtcirt morben.

9lbt Dr. SenebictuS ©auler in ©mouS, geboren am
24. Sluguft 1835, ftamtnt ouS SangenenSlingen" iu .<QDhcn=
joUern. 5)Jad)bem er einige 3clt in ber ©eelforge Sertoenbung
gefunben, fd)lof3 er fidö alS ber erfle 9Jooije ben beiben
Srübern an. (Sr toor bann langjähriger üJooiäenmeii'ter ber
neuetf
(S,Dngregalion unb Seftor ber Sthetilogie. Slbt Senebift
ift ber jlräger unb loiffenfdjaftUche Segrünber ber Scuroner
(ShDralfd)ulc. ©eine 1865 bei §urter erfthienene unb bem
©pifcopat ®eutfd)lanb3 bebicirte ©d)rlft: „(Shoral uub
Si--
lurgie'" fann olS epod)emad)enb bejeidjnel toerben. Sor einigen
Jahren eifd)ien bei "i^uftet ein meitereS Süchlein auS feiner
geber: „DoS 9)Jönchthum unb feine greunbe." 2lbt ©auter
ift als Kanjelrebner fehr gefd)ät}t. SllS baä Klofter ju
©tnouS jur felbftftänbigen Siblei erhoben toerben follte, fiel
bie Sohl auf ben bisherigen ^l3rior ©auter, ioeld)er oon
Korbinal ©djioarjcnberg ain 26. Slprtl 1885 feicrlid) be=
ncbiclrt lourbe. Die Künftler beS OrbenS ha^en bie alte
Kirche unb boS Oerioohrlojlc Klofter feitbem in einer Seife
reftaurirt, baf? ©mauS eine ber gröpleu ©ehcnSiüürbigfeitctt
^43ragS gcicorben ijt. Jn ber Dheorie beS Chorals bot Slbt
Senebift tüd)tige ©chülcr gefunben an
P. Johannes Sieffing,
P. §ugo ©aiffer uub natnentlid) an P. SlmbrofiuS 5tienle,
betn toir bte Ueberfegung ber CShorolmelobien oon
P. '^olhier
unb eine fehr gebtegene „(Shoralfd)ttle" oerbonfen, unb oon
bem noch anbere Serfe in biefem gach ju erioarten finb.

JlbephonS ©chober in ©edau, ber jüngfle ber Seuroner
Siebte, ift in ^fuHenborf (Soben) geboren. 1870 trat er tu
Seurou in bcu Drben unb legte om 1. Slpril 1872 bte
'^jrofcfj ab. Bulegt bcfletbetc er boS Slmt cineS ^^JrtorS in
dmouS unb tourbe in biefem ©ommer am 3. Juli olS Slbt
oon ©edou eingefegt; Die Senebiftion nahm gütpbifd)of
gioergcr Oon (%aj oor. ©eit bem 12. Jahrhunbert mar boS
Klofter
JU ©edau jugleid) ©ig eines Sifd)of3 unb bie jegt
naih ©roj übergefiebelten Sifchöfe nennen fid) nod) immer
Sif^öfe oon ©edau. Der ©ebäubefomplej; ift oou ungeheurem
Umfang, ©eitbem Jofeph U. baS Klofter oufgehoben hat, ift
für Unterhaltung ber ©ebäulid)feiten beinohe nid)tS mehr ge=
fd)ehen. Salb märe baS Klofter jur iRutne gemorben. Um-
faffenbe 9teporaturen nnb 5)Jeubauten finb in Oier Jahren
bereits ausgeführt toorben; ober ber meitouS größte 2:heil
harrt nod) ber SluSführung. Jn ben legten Jahren haben bte
Klcrifer ber (Kongregation hier ihre ©tubien gemocht; ouih
toar beftimmt, baß bic .^unftfchule naih ©edou oerlegt toerbe.
Seil ober jegt baS SDiutterflofter Seuron toieber eröffnet
mirb, ftebeln Klerifer unb Künftler nad) Seurou über.

Die neue O)r0el in ber tird)e }m
O^berbillu

Sorouf unfere gonje ©emeinbe feit ÜJfonoten mit Un^
gebulb gehorrt, enbtid) ifi cS in ©rfütlung gegangen: Die
neue Orgel ftek feit einigen ^agen fertig gebaut Do. Dle=
felbe ift erbout Oon bem in gad)freifen hochgefchägten Orgel=
bauer ^errn ©. ©tohlhuth in Surtf^eib bei Slochen unb
jmor mit folgettber DiSpofition:

I. im ^ouptiocrfe -13rinjipol 8', Sorbun 16', §ar=
monieflöte 8', ©ambo 8', Oftao 4', Oftaoflöle 4', Ouinte
2%', Oftooin 2', Jerj 1'/», aJiMftur 5fod), Drompete 8'.
II. im ']5ofitio: ©eigenprinjipol 8', ©eboft 8', ©olicional
8', gugoro 4', Oftooflöte 4'. III. im ^]3cbal: ^rinjtpol
16', Oflaobaß 8', ©ubbaß 16', ^^3ofaune 16'; im ©onjen
olfo 20 ategifter unb (um oielen bieSbejüglidhen grogen ju
genügen) 1188 ^.pfeifen.

Das Serf ponb bereits om' 24. a«ai c. im Sltelier beS
WeiperS fertig gebout bo. i^err Dom^orbireftor Södeler
in 3lad)en, ber olS fad)üerpäubtger 9teoifor Weit über unfere
Grjbiöjefe hinouS gefd)ägt toirb, untcrjog auf (Srfudhen beS
SorftanbeS beS hiepgen OrgelbauüeretnS DaS Serf an Ort
unb ©teile einer eingehenben ^^Jrüfung. DoS Stefultat mar
hocherfreulidher Slrt toie nadhftehenbes" ©utodhten betoeifen
bürfte:

„DoS Serf läßt in oßen 5:heilen ben ebenfo lüdhtigen
ols gemiffenhaften 2)Jelper erfennen, meld)er nid)t bloß ouf
ber .^öhe ber KuuP Peht, fonbern oud) unertnübliih bePrebt
ip, jebe üieuerung, meld)e jur ."perPcllung eineS in jeber §ins
peht oollcnbeten KunPmerfeS ihm btenlich fein fonn, jn be:
nugen. Jm einjelnen fei heroorgehoben:

1. Die fräftige, majePättfd)e unb bod) in jeber §tnp^t
ongenehnt loirfenDe Jonfüße, toeldhe auf bie ©röße ber Kirdhe
bcrcdhnet ift.

2. Die fdiöne unb dhorofteripifdhe Jntonotion ber ein»
jelncn ©timmen, jumol ber tu harntonif^en Obertönen her=
gePeßten güöftimmen, toeld)e einen Gornet bilben, toie er
mohl eMer tiid)t herjufteßen ift. ©ine oußergcmöhnlidhe
Ü}ietfterfd)aft in ber Jntonotion befunben bic beiben ßnngen:
Piinmen Drompete 8' nnb Sofanne 16'.

3. DoS OTalcrtol fomohl ju bem 'jjfeifenmerfe olS ben
Sinbloben unb übrigen SePonbthetleu ber Orgel iP boS bepe
unb geelgnetfte; ntrgettbmo jeigt fi^ eine unangebradhte ©pars
famfeit."

4. Die aiJfed)anif mirft ruhig uub pd)er unb hat eine
hödhft ongenehme unb in bor ganjen ©fale egale ©plelort
jur golge.

5. Die Siubopporatc liefern hi«rcid)enben unb ruhig
mirfettben Sinb, fo boß beim ooflpen ©plele feinerlet
©dhmonfungen bemerfbar mürben.

6. DoS ©ehäufe, ber feitenS ber Sluftroggeber genehmigten
ßeidhnung entfprechenb, tp üon gutem
aUJateriol, fouber unb
folibc hergepeßt, unb mocht einen burchauS mürbigen, bem
Äunpmerf'c enlfprcdhenbcn Ginbrud.


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70

©omit bürfte man bem mohüöbïichen KirdienOorftanbe
in Oberbilf bie unbebingte Slnna^me empfehlen, ba biefeS
auf unberte berechnete SBert ohne

ben beften biefer 2lrt beijujahlen ifi unb nicht bloß
Kennern jur größten 3nfriebenheit gereicht, fonbern au^
ben ©täubigen beim ©otteSbienfte jur fteten ©rbauung
bienen wirb.

Stachen, 25. 2«ai 1887. Böcfeter,

®Dmd)Dr=®irigent.

Slm greitag ben 2. bfS. 23JtS. nachmittags hatten bte
SRilglieber beS hiefigen KirchenOorftanbeS unb beS BorftanbeS
beS Orgelbau=S3erein§ foioie Qntereffenten geiftlichen uub
meltlichen ©tanbeS ton 9fah unb gern in Der hiefigen .^'ird)e
fich eingefunben, um baS frf)öne Orgelroerf jum erften iOJale
oon ïüïeifterhanb fpielen ju hören. §err ©. ©tahlh«lh<
ber ©ohn beS ©rbauerS unferer Drgel, ift eben ein Drgel--
tjirtuofe, ber, maS lethnifche ©eioanblheit angeht, feineS ©leiten
fucht. ©r fpielte ben glän?|enben Slllegrofag auS ber F-nioll-
©onate tjon iDfenbelSfohn unb bie ©h'^i'atüariationen
bon bemfelben Komponiften; bann ein munberbar fd)öneS
''t3aftorale unb ben prächtigen erften ©ag anS ber
©onate G-dur Don a)ferfel, ferner Slnbante uub
Slllegro üon 2J?enbelSfohn unb enblid) bie unübertreffliche
G-moli=guge oon Slltmeifter ©. S3och.

SBer in ber Siteratur für Drgel ettoaS beioanbert ift,
toirb uns Stecht geben, toenn mir behaupten, baß bie SluS-
mahl beS ''IJrogrammS faum tteffenber hätte fein fönnen, um
bie Orgel fomohl in ihrer ganjen Kraft unb Wajeftät,
als
auch ben SJeichthum unb bie äJfannigfaltigfeit ihrer Klangt
färben bem §örer oorjuführen. S3on ben jarteften unb fanft^
teften ©timmen, mie mir fie im ''^Paftorale unb beu ©horal--
tjariationen bemunberten, bis ju ben gemaltig branfenben
Sonmetlen, bie nur ber alte S3adh erbenfen burfte, immer mieber
fiel unS ein,
maS ein ©ad)Oerftänbiger über unfere Orgel
geäußert hatte: baß biefeS unfer Orgelmerf ben befteu
feiner Slrt betjujählen fei. Slber auch immer toieber
non neuem bemunberten mir ben jungen .^'ünftler, ber
baS
SBerf feines BaterS in einer fo herrli^en SDeife oorjuführen
oerftanb. 9iamentlich bie SBiebergabe ber G-molUgnge mar
fomohl
burch bie feinfühlige Stegiftrierung als aud) bie glänjenbe
Üeberminbung ber bebeutenben ted)nifd)en ©dhmiertgfelteu ganj
baju angethan, ben Buh^rer jur Bemunberung hinjurei'ßen.
Die Stnmefenben lauf^ten bem prächtigen Orgelfonjerte biS
jum ©dhluffe mit gefponnter Slufmerffomfeit.

©S toirb unfere Sefer oud) intereffiren ju erfahren, boß bie
Drittel jum Baue ber Orgel burd) freimilligeBeiträge oufge^
bracht murben. ©in ouS hiefigen ©eiftlidhen unb ben
Dirigenten refp. Delegirten fämmtlidher hiefiger ©efongoereine
gebilbeteS Komite grünbete im Sluguft Oerfl. ^ohreS einen
Drgelbauüerein. Die gonje ©emeinbe trot bemfelben bei, ba
§err ©oplon ©tormS oon hier einen bieSbejüglidhen 9ïunbs
gong burdh bie gonje ouSgebehnte giliole fid) nidht oerbrießen
ließ. Die Dhätigfeit ber hiefigen ©efongoereine im ©ommeln
ber Beiträge mar über oßeS Sob erhoben, ©ine SBohlthäterin
fpenbete fofort 3000 äRorf, Slnbere goben 150 ü)Jorf, 100
aJZorf
2C., ober felbft ber ärmfte Slrbeiter mollte nid)t jurüdt=
bleiben, fonbern fpenbete oon bem fouer üerbienten Sohne
ebenfalls fein befdieibeneS ©dherflein.

SBir beglüdtmünfdhen bie foth. ©emeinbe Oberbilf ju bem
herrlichen Snftrumente, meldheS oorouSfichtlidh nod) nodh
^ahrhunberten oon ber OpfermiUigfeit hodhherjiger SBohlthäter
unb ber gefommten ©inmohnerfdhoft erjählen roirb. — Unb

: fo möge bie Drgel benn tagtäglich erflingen jur
I ©hre beS §errn unb jur ©rbouitngnnb ht-greube
unferer ©em.einbe ! ©dhönen.

Bte §ei|lerljaife.

„Du looiblii^er äReifter ^rregong,
©og' an, roo bift bu geblieben?
Die gloden fliegen in toirbelnbem Drang,
©täuben jufommen uub jerflieben."

(©cheffel.)

DoS mar ein harter Sinter im ^ohre beS §eilS 1189!
Der ©dhnee log nun f^on loochenlong, uub bobei fror eS
in beu 9{äd)ten, boß eine ©iSbecfe ben 9thein bebedfte unb
fogor bie oiel rofcher fließenbe Düffel, roelche fich fonft lange
genug gegen ben Sinterbann ftröubte, feft jugefroren roor.

" 3n "^Duiffelborpe, in einem roohnlid)en großen |)oufe,
proffelte ein mädhligeS geuer ouf betn §eerbe, jucfenbe Sid)ter
burdi) boS trauliche ©emad) ftrohlenb. Ueber eine '^Jergoment:
roOe gebücft, fouerte ein Knobe oon fiebjehn Rohren om
Beben unb fud)te beim geuerfdheiu feine ©dhriftjüge ju
entjiffern. 3hm gegenüber im Sehnftuhl faß ber ©ebieter
beS §aufe§, Çerr'Slrnolb oon Sioevne. ©r nannte nidht
nur baS §auS fein eigen, fonbern ihm gehörte auch ber
©runb unb Boben, auf meinem boS Dörfd)en ftonb. ©eit=
bem er ouS bem .treujjuge heimgefehrt tüor, lebte er in
Düffelborf in bem olten "§aufe, boS fein ©roßootei hier
erbaut hatte.

„gronfo, gronfo", rief .«qerr tJon Dioerne jegt miß--
biOigenb, ,,laß Dir nicht oom Sidhtfdhein bie Slugen blenben.
3d) meine fd)ier in jebem SlugenbUde, bie glomtne müffe
on Deinen Sodfen emporjüngeln "unb Di^ oerbrennen! SoS
fümmern Didh benn bie oUen ©dhrtftjeidhen, bie Du foum
berftehft?"

„Kaum berPehft? Slber Ohm!" rief ber Knobe ber--
rounbert; „Du loeißt bodh, aH mein ©innen unb Drachten,
Ott mein Semen unb Deuten ift nur auf folcheS geridhtet.
Dogelang fige id) ju §aufe über fotd)en 3eid)en, ja idh bin
glüdlich, roenn ich il)^er etUd)e erobern fonn. Kürjlid),
benfe nur, gab man mir boS „A solis ortu" jum ©nt--
jiffern. Unfer berühmter Stubolph ton Dettg hat mir gefagt,
boß eS ein Klogegefong auf ben Dob beS großen KoiferS
Kort fei, unb beiß" man eS nodh feinem ©terben unter toufenb
Shränen unb ©eufjeru orterortS gefungen habe, ^d) ober
habe eS gonj beutlidh Oerftoitben unb nodh betn Sunfdhe beS
gelehrten SOïönd)eS übertragen."

©ine Seile herrfdhte ©dhroeigen im ©emodhe.^ ^löglid)
erflong eS »ie tjon einetn lounberboren ©etön; toie ©eiten=
fpiel tönte eS unb tote roehflogenbe SKenfchenftimmeu bojroifchen.
SJiit einem ©dhredfenSrufe "fproug ber 9îitter oon Sioerne
empor; gronfo brängte fidf) ou ihn. „Um ©ott, Ohm,
looS ift'«? Ser fpielt fo fdhön unb herjbettTegenb in Deinem
çoufe bie ^orfe?"

^err Slrnolb fließ ben Knaben ungefiüm bon ft^;
„ftill"! flüfterte er h^ifer. Behn äWinuten long mährte nodh
boS geheimnißoolle ©piel, bann brodh eS mit einem Seh^
laute ob.

„Ser fpielte bo ?" fragte gronfo mieber ; „Oheim, fogt
tnirS, id) muß eS miffen!"

„Siitter Slrnolb hatte feinen ^log roieber eingenotnmen ;
er ftügte ben Kopf in beibe §änbe unb fchoute ernft ftnnenb


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71

ÜDV ftd) ntcber. „§ctch auf, Knabe, tcb will 3)tr erjählen,
iDaS mir fc^on oft ben ©inn befd)ir>ert bat. ®u bift ftug
über Deine Jal)re, bi)l ber Kauft ber iühififa ergeben unö
befähigt, iu jenen alten ©d^riften ju lefen. Slüeä bieS gibt
Dir üieneid)t ein iHnred)t auf meine ßrjählung.

3)^etn S3ater lebte unb mattete in biefem .§aufe, meine
2)Jutter mar tobt, nnb ic^ ein bürfd^letn tjon üroötf Jaljren.
Da — e§ mar an einem nnbarmhersig falten Sinterabeube,
juft, mie eg ber beutige ift — ba pod^te e§ ungeftüm au
unfere Pforte. ?lld mir ijffneten flanb ein jum'Dobe er=
fd)öpfter ÜÄijndf) brauf^en unb bat um Slufna^me- 2Btr liejjen
i^n ein, am näd)ften Dage toar er noth ju franf, utn loeiter
JU manbern, unb mein bater gab i^m Unterfd)lupf. ®r
erholte fid^ am loarmen geuer unb gegen Slbenb mar er fo
gefräftigt, baß er au§ feinem äJJantelfacf eine fleine .§arfe
entnahm unb unS barauf bie hevtlidbften Seifen üorfpielte.
Sludh pacEte er mehrere ^ergamentftreifen ou§ — jener, in
bem Du heute fo eifrig ftubirt hajl, mar brünier — unb
las unb fchrieb unS unbefannte Ziffern. SllS ber Slbenb
beS jmeiten DageS fam, bat mein bater ihn, ju beridhten,
mie er in biefem fdhmachen 3uftanbe fich t)abe auf eine Steife
begeben fiJnnen. Der grembe ladhelte geheitnnißüoH. SllS
aber mein bater in ihn brang, fagte er: „©dhaut, ebler
^err, mir 9)?öndhe finb Diener bes'griebenS, bennodh geht
cS audh t'ei unS ni^t imtner friebli^ her! Ser feine 3ln=
fchauuitgen aufreiht erhalten mill, nun, bet fann ja nid)t ohne
Kampf unb ©treit befteheu. Jd) bin ein ^Rufifer; bie Pflege
beS KirdhengefangeS ift mein Slmt. Sfad} beftem Siffen habe
i^ berbeffetungen angebradht, tuo immer eS anging, aber
babei nidht bie'biöigung meiner ©enoffen gefunben." ÜJieine
Steuerungen fanben heftige Sibetfa^er; eS fam ju erregten
Sluftritteu unb fdhließlidh — üertrieben fie midh auS bem
ftiHen Klofter ju ^ompofa, baS nidht meit ton Sioüenna
iu Jtalien liegt, ©eitbem irre iih nun in ber Seit
umher —"

Die Sorte beS iI)?i5ndheS mttrbcn butdh taut haß enbe
©dhritte unterbrodhen unb, haflig bie Dljüt aufftoßenb, trat
meines baterS bruber, ber '']5rätat in .KaiferSmerth mar, inS
©emadh. „Seißt Dtt, men Du behctbctgfl?" rief er;
„einen ungetreuen ^^3rieftet, einen Ü)Ji3n4 ben fie auS beut
Klofier gejagt haben!"

Siuhig erhob fidh ^et alfo berflagtc. „berjeiht, ^ctt
^rdlat, Jhr feib falfd) beridjtet! Dfionanb batf midh einen
ungetreuen ^rieftet nennen! Die ©treitigfeiten, in meld)e
idh oermidfelt bin, betreffen nur bic .^anbhabung beS Kirchen^
gefangeS."

,,S{ur bie §anbhabung beS KirdhengefangeS?" untere
bradh mieberum ber ',)3tälat.

„ÜJteine SJeuerungett finb betbeffetungeu 1"

„©eib Jhr gar fo fing, ffüget inohl gar, als unfet
heiliget bater, i:papjl Johann XIX? Dod) "maS prcite ich
mich mit Eudh! beantmortet mir nur eine grage: feib
Jhr aus bem Klofier ';)3ompofa tjertrieben morben obet nidht ?"
„Ja!" -

„SeitereS haben mir nidjt ju miffen! berlaßt fofort
biefeS |)auS!"

„Slber, bruber, er ifl fdhmadh unb franf," magte mein
batet üorjufleHen.

„SaS fümmertS unS? Er hat baS ©lücf perfcherjt,
tu ©efeUfdhaft ehrenboHer 5Wänner ju Permeilen."

Der grembe erhob ftdh mühfam, et richtete einen fragenben
blicf auf meinen bater, aber biefer fchüttelte ben Kopf unb
loanbte fidh ab. Da raffte er feine Pergamente jufammen
unb »erließ ba§ ungaftliche §auS, toelcheS ihn vertrieb, itie
ihn baS .ttojler üertrieben hatte. Jener -ßergamentflteifen
blieb jurücf unb bie fleine §arfe. Sin mannen Slbenben
aber ti3nt fie plo^lidh, alS ob eine ©eijlethanb fie fpiele,
unb eS Hingt baju toie Sehegefang. ©eit meinen Kinber^
jähren bin ich niemals länget auf biefer unfeter befi(jung
gemefen, höre alfo in biefen Sochen juin etflen 9}?ale bie
(äeifterharfe. Unb idh fage Dir, gtanfo, ich vermag ihr
®eti3n nicht ju ertragen'' ©tetS fehe idh ben tobtblaffen
2)Zönch üor mir, ber üon unferer ©(hmeKe oetjagt murbe,
unb bet mohl in bet fchatfen Siitterfälte umfam, ben ber
©d)nee begrub \"

gtattfo flürjte in hödhfler Erregung auf ben Siitter ju;
feine §änbe etgreifenb, rief et: ,S?ein, Oh^, nidht geftorben
ift et an jenem rauhen Sinterabenbe, nid)t begraben im
©d)nee! ©ott erbarmte fich feiner! Seldh eine munberbare
güguug! Der Kranfe mar Sfiiemanb anbetS, alS ©uibo üon
Slrejjo,' ber berühmte 2)Jönch, ber große ÜJïuftfmeiflet! Er
murbe auS ^]3ompofa üetltieben, er irrte heimathloS itn Sanbe
umher, er fchrieb ben Micrologus de disciplina artis
musicae, üon meldbem jcnet^ergamentflreifen ein btudhPücf
enthält. Daß mirS nicht gleid) auffiel! ïlïein berühmter
Sehrer in Eolonia hat mir'S genau beridhtet unb midh in
©uibo'S Slrt eingemeiht. Senn id) ein aJJann bin — er
ridhtete fidh flolj" empor, — tüill idh fein Sïad)fotger metben
unb auf bem üon ihm ®efd)riebenen unb Erbauten meiter
batten,"

„Uub maS meißt Du üon feinen fpäteren SebenSgefdhtdCen?
SaS gibt Dir bie lleberjeugung, boß er nidht in jener ©chnee^
nocht geftorben ifl?

gronfo fdhüttelte ben Kopf. „Er erfror nidht; boS
geuet in feinet ©eele mar nod) nidht etlofdhen; boS hielt
ihn aufted)t, unb noih üielen üjlühfolen fom er in feine
botcrftabt jutüdf. Die berfolgungen unb bie Ueberjengung
üon bet 9Jid)tigfeit feinet neuen ©efongSmcthobe cthi3hteu
nur feinen Eifer unb er erridhtete in Sltejjo eine Ü)iuftffd)ule.
Da betief ihn bet -f^apft, loeldher fid) perfijnlich üon feinen
gähigfeiten übetjeugen lüollte, nodh Siom. Et legte bort
Johann XIX, ein'na^ feinet älfethobe üerfoßteS ^^hitiphonor
üot uub befähigte ben '■^opft boburdh, in einet einjigen
Slubienj ridhtig üom blotte ju fingen. Doburdh üon bet
Slidhtigfeit ber ©uibo'fdhen SOïethobe überjeugt, jeichuete Johann
ihn ouf jebe Seife ouS, unb et murbe mit großen Ehren=
bejcugnngen in'S Klofier ju '13ompofo jurücfgcholt, mo er
nun feine tüeiteren großen Serfe übet bic eble ©efongeS:
funfl fchrieb."

Slrnolb üon Diüerne toat in tiefeS SJochbenfen üerfunfen;
enblidh fagte er: „ßmor bin i^ nun übet boS ©d)idtfal beS
üon unS "bettriebenen beruhigt, obet idh ïaun bodl) nimmer
üergeffen, tooS ihm in biefem §aufe gefd)ah! SIHißte idh
i3fter boS Di5nen biefer ©ciflethorfe hören, bie ich, alS eine
fo metthüoüe Sïelignie, nid)t ju jetflöten moge, fo mürbe idh
fronf unb fiedh metben, id), ein 9littet, ber fo mond)en Kontpf
befionb. §öte, gronfo, maS id) thun
min. Songft hege idh
boS betloiigen, bem ©tofen Engelbert üom berge näher ju
treten — ihm mtü id) mein befitjthum in Duiffelborf über=
geben, üieHei^t gefiottet er mir bofür, fein §ouSgenoffe unb
Saffenbruber ju merben, mie idh eS lange erfehnt habe!"


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72

Unb fo gefcbah eS. Slrnoïb bon ïiberne ttat jetne (Erb-
güter JU üDüffeltJorf au ben (Srafen ©ngelbert
Dom Berge
ab; baburcb rourben bte ©rafen
üom Berge Befi^er bc§
®orfe§
OU ber Düffel unb finb e§ in ben Derfd)iebenen
D^nafiieen geblieben btS jur Sluflöfung eineS felbftünbigen
SanbeS Berg.

Die ©eifterharfe Oerfdfiroanb fpurloê am Dage ber
Uebergabe
be§ aUen §aufe§ an einen neuen Beftger; nie tnebr
ertijnte i^r roebmüt^igeS ftageUeb.

Unb granfo? 2ßenn rotr unfern Sefern üerratl)en, ba§
bie SZachtoelt i^n grauto üon föln nannte unb il}n al§ ben
erften beutfdhen 2}ïufi!tucifter prieê, beffen Berbienfte um bie
fortfchreitenbe (grfenntniB ber ©efe^e ber mufifalifchen §ar=
monie hochbebeutenb finb, ber ein berühmtes ÜBert fd)rieb:
„CompeDdium de discantu" fo roirben fie barauS erfehen,
baf? ber jüngUng, toel^er in Düffelborf bie ©pur ©uibo'S
oon Slrrejjo roieberfaub, al§ SDïann bie Slbfii^t ausführte,
ioel(l)e er Ijamals hegte: nämlich auf bcS italienifchen ©ang=
meifterS ïïïethobe unb Sehren roeiter ju bauen ju ÏJulj unb
grommen ber lieben grau ilJufifa.

(Düff. äWufifantengefch.)

€t*u(lc0 unb

ßcfcfvu(^tc. ®he nicht auf alleS Sieben, bo§ in ÜHchtS
als hohlen ^^^hrafen befteht, ernflUdh gefahnbet unb feber
■^ßh^afenhelb oorgeforbert roirb, um über ben ©inn feiner
ißorte äluSfunft ju geben unb Beroeife für feine Behauptungen
beijubringen: ift an ein unbefangenes Urtheilen unb ©enießen
in ber DJinftf nicht ju benfen!

®ittC Ccficttêöcft^vciouug Slöt'ê toar irgenbmo ge^
brudCt loorben unb hatte baS peinlidhfte Sluffehen heroorgerufen,
meil ber betreffenbe Biograph eine roahrhaft flaunenSioerthc
Bornirtheit oerrieth- Slbt toar müthenb, fo roeit feine außer^
orbentU^e ©anftmuth baS juUeß. „Senn idh baS feroußt
hätte l" inurmeUe ■ er bei ber Seftüre beS SlrtifelS. „ja
roarutn haben ©ie benn bem SWenfdhen baS SJÏaterial über^
haupt geliefert?" rourbe er gefragt, „ja fehen ©te, baS
roifl idh jhnen fagen, baS toar nämlich fo: Der fcrl fommt
unb roir trinfen 'n ÄläSd)en Sein, uub bann hat er mir
baS VlöeS abgv'preßt unb iu fein ÜJotijbudh gefchrieben. jch
hätt'n gern 'nauStomplimentiert, aber ich bracht'S nidht fertig,
ber ilfann rooüte fa bamit 'maS oerbienen. jch hätt'n gern
bte 20 iUïarf gefeben, bie er für ben Slrtifel ju friegen hoffte,
bloS um 'n lo
's ju wer'n." — „ja marum haben ©ie eS
benn ba nidht gethan, §err ^offapeUmeifter?" — „ja, fehn

©ie--idh n^iö jhncn 'mal roaS fagen ... idh ^atte

bie 20 SSJlaxl nämUch felber nich-" — 2)?j(g.

©Cf^ÖnißllUfl. Der fleine |)anS hat fo lange auf
bcm ^:|3ianD geflimpert, biS eine ©aite gcfprungen ift. Um
einer Beftrafung oorjubcugcn, crftattet er felbft
folgenbe
Slnjcigc: „aj^üttcrdhen, baS flaoier hat fidh eine ©aite
ocrrenft."

t»Olt iBülutti trug einft in einem fonjcvt gleidh
hintereinanbcr nidht roeniger
als 15 flaoicrftürfe oon SiSjt
hijdhft briUant Oor. ©in Donfünftier ftanb nach bem 10. Bortrag
plö^lich auf mit bcr Bcmerfung: „Unoerglcidhlidh! Slber ich
laffc midh nun nicht länger übcrlifjten!"

— (gilt mniitaliff^Cê ^Pfcrb. ^|>räfibent ©rant hatte
uotorifch ein fchlcchteS ©chijr für ïüfufif. SllS er noch 5)aupt=
mann ber SlrtiQcrie roar unb im 2)Janooer bie
fommanboS
gcblafcn rourben, rannte er beftürjt auf einen feiner famerabcn
ju unb fagte: ©roße ©üte! SaS fort id} thun? jch fmb^
feinen Uutcrfchieb jroifchen bcm „Slngriff" unb bem „9iüctjug"-
©ein greunb rieth ihm, fein ^ferb gegen baS eineS
©crgeantcn,
„ajfajeppa", ju oertaufd)en; eS merbe fiiicrlidh ihm auS bcr
.^flemme helfen, ©iltg that ©rant fo unb odhtcte genau auf
feines DhicrcS ©eberbcn. ©rtijntc baS ©ignal
„BorroärtS',
fo fchicfte fich üJZajcppa baju an unb „BorroärtS" flang eS
ans ©rant's SKuub. ©chaUte baS Signal „»«U",
ftanb
baS fluge Xiilex feft, olS rote ein gelS unb uufcr Djfijier
gab nun entfpredhenb Drbre. ©id)er trug ihn baS tou=
funbige Dhicr burch beS ilJanöocrS foinplijierte Bcroegung.

2)ïjtg.


®emnäd)ft erfdjetnen in unferem SBerlage:

S3ö(fdcr, ©iïeïtor, ^cOtttttj^pïfic für ^irff^ettfätttjer,

langung ber 2:reffftd}erheit im gignralgefange.

^txmm, Sow Op. 24., 41 ^or- ttttb ^arfjfptefe für bie ^rgef

(leidjt bis mittelfdjioer.)

muxt Sacöüi &

Altar-Kerzen.

' Den Herren Geistlichen, Küstern etc. empfehle ich mein reichhaltiges
Lager in la.
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C55^iaitale5rcv am Jïaifcr.flart»C5«mitartum itiib nit
beu [labt. Ijütjereii Ïl3d)ter(d)iitcn ju Slad)«ii.

I. .^left. Gin= uttb breiftimmigc Sieber,
72 6. 11. 8». ^rciS 50

jm nntcrjeidjnctcti 3Sertagc crfchien:

.^nvmpithtmfrfjttïe

juglcid^ aud) alö

Hocfdjulc fur ïias (l^rgclfpicl.

herausgegeben Bon

Sofc|iI) ©crußrbS.

g?cvlitrt tiou gaocrt ^nrulit & go. ^

jur ^iebeifammfmtg

für b^u ©cfauüuutcrricht nn höl)c«u
^djïanftflUcu.

oon % /trcincrs,

Op. 26. ^5rci§ Warf 1.20.
^JUöcrt jücolii & gü., Slachcu.

SScrantroortlid)et Stcbaftcnr SB. ©d)öncn in
Dbcrbilf. — Srucf uttb $8erlag Oou Silbe rt
jacobi & (5o. in Slawen.


-ocr page 75-

lOïtoöcr 1887

4

Oln 10.

fur Utl^otifi^c ^trt^ettfattger.

®ratiê=53eUngc pm „®regoriuê=^ïatt", Drgan für fatïjoItf(!^c tir(|ettmufit

„©erge, bag bu mit bem öEtjen gtautfl, »08 bu wit bem SUJunbe fingB, unb in SBerte
bet^Stigfi, waS bu mit bem ©erjen gloubft.' (Eoncil in (Jartl^ago t), 3. 398.

Ml :?lUerljctlt0e«fe|le.

„©elig ftnb 2C.
©eltg ftnb int ©eijt bte Slrmen,
®te ju ibre§ 3?äcb(leii Süßen
©ueben 9iacbfid)t unb ©rbarmen,
Unb mit ®ienerir»ott il)n grüßen,
gremben ge^leS ficb erbarmen,
gremben ©lürfeS überfließen:
Ja, ju tbreS 9Jä(b[ten güßen
©elig, feltg finb bie Slrmen!

©elig ftnb ber ©anftmnth Kinber,
Denen güriien toirb jum Säckeln,
Unb ber 2Jhlbe ©aat ntcbt minber
grucbtbar fprießt au§ Dorn unb ^ed^eln.
Deren legtet Sort ein liuber
Slebe§bau^ burcb 2;Dbc§ri3cbeln,
Üöenn baS Buden toirb jum Sädheln.
©elig finb ber ©anftmutb Kinber!

©elig finb bie Drauer tragen
Unb il)r Srot mit Dl)ränen tränten,
Ueber eigne ©ünben Ilagen
Unb ber fremben nld)t gebenfeu.
Sin ben eignen SSufen f^lagen,
grember ©cbulb bie 93lide "fenlen:
Die i^r Srob mit Dbränen tränten,
©eltg^finb bte Drauer tragen!

©elig, loen ber Dürft ergriffen
9Jacb bem ^Rechten, nad) bem ©uten,
SJJutbig ob auf morfcben ©d)tffen,
2)hitl)tg fteuernb auf ben glull)en,
©oUte unter ©türm unb 5Rtffen
Slu^ baS Seben fic^ Oerbluten:
9facb betn 9ted)ten, nach bem 63uten,
©elig, toen ber Dürft ergriffen!

Die ©armierjigen ftnb feltg,
©0 nur auf ble SBunbe feben,
3ilcbt erprenen falt unb mäblig,
2Ble ber ©ci)aben mocbt' entfteben,
Seife nur unb fanft unb mählig
Saffeh brtnn ben ©alfatn geben:
©0 nur nach ber 3Bunbe fehen.
Die ©armherjigen ftnb fellg!

Ueberfelig reine §erjen,
Unbefleciter Jungfrau'n ©innen!
Denen Kinbeêluft ba§ ©dherjen.
Denen ^immelêhaudh ba§ üWinnen,
Die rein wie SlltareS Kerjen
Anbeten ibr flar beginnen:
Unbefledter Jungfrau'n ©innen,
Ueberfelig, reine §erjen!

Unb beS griebenS fromme 2ßädhter
©elig. In bem ©dhreden toaltenb,
Unb "ber Ginigfelt Serfedhter
§od) ble toeiße gähne h^ltenb,
äJJilb unb feft gen ben Gerächter,
Sie ben Daun ble Klinge fpaltenb:
©elig, In bem ©chreden toaltenb,
©elig finb beS griebenS Sächter!

Die um Dich Verfolgung leiben,
§ödhfter gelbherr, Deine ©dhaaren,
©elig, toenn fie aHeS meiben,
Utn "Dein ©anner ft^ ju loahren!
9Jibg' e§ nie oon ihnen fdheiben,
9^icht iu Sufl nod) in ©efahren!
©elig, feiig Deine ©dhaaren!
©elig, ble Verfolgung leiben!

Unb fo muß Idh feiig nennen
Sllle, benen fremb mein Dreibett,
ÜJJuß, inbeß bte Sunben brennen,
gremben ®lüdeS §erolb bleiben.
Sirb benn nid)tS
Oon Dir mid) trennen,
SilbcS, faftloS tnorfri)eS Dreiben?
aJJuß idh feiber mich jerreiben,
Sirb tnld) feiner feltg nennen?
Sl. 0. Droftes^ülfShoff. (.,Da§ geiftl. Jahr.")

VII.

Slllerfeelentag.
Jn ba§ ©ctoanb ber Drauer gehüßt fleht heute bte Kirdhe
für bieienigen ihrer Kinber, toeldhe nodh am Drte ber Sieinis
gung bulben unb ihrer balbigen ©rlöfung entgehenharren:


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74

Eéquiem aetéruam dona ois, j ®ic ctoigc Dînîjc gib i^ncn
Domine : et iux perpétua liicoat. o §crr; unb ba§ cmigc Sid)t
eis. ! Icu^tc ihnen.

Ps. Te decet liymuus Deus
in Sion, et tibi reddétur votum

in Jerusalem: oxaiidi orationem ! falem foil bir ba§ ©clitbbc cr
meam, ad te omnis caro véniét. ^ fiiHttócrbcn: erhöre mein ©cbct!

! gu bir fon jn atteS gtcifcb
I ïommen !

S)a§ „Gloria Patri" füdt aeg, um bie Srauer ber
Kirche anjubeuten.

; ©roige Stu^e tm ©dhooße ©otteS unb ba§ eicige Si^t
in ber ©lorie be§ ,§immelS erfleht bie Kirche für ihre leibenben
Kinber.

®er PfalmüerS (au§ bem 64. '^Jfülm) brucft tm SRunbe
ber armen ©eelcn ba§ fehnfüdhtige Berlangeu auS, bem §errn
im htmtnlifchen ©ton baê felige 2ob= unb ®anflieb fingen
unb bort ba§ ©elübbc üoüfommen erfüllen ju tonnen, met^eS
fie f^on bei Beginn ihrer irbifchen ''.ßitgerfdhaft abgelegt, aber
erfi in
ber §eimath, im himmlifdjen ^erufatem, OoÜfommen
erfüllen merben, nämlich ba§ Saufgelübbe. Die Bitte um
(Einführung in ba§ 9ieid) be§ emigen griebenä mirb ber §err
um fo eher erhören, ba fa „aOe§ gleifch", b. h- bie gauge
2){enfdhhett ju ihm fommen foÜ: „er u^iK, Daß aüe 9Jleufchen
feiig merben." (1
Um. 2, 4).

jDaê Graduale latttet:
Eequiem aetérnam dona eis,

®ie ewige iRuhe gib ihnen,
0 öerr! unb ba§ ewige Sid)t
Ieud)tc ihnen.

V. Sn ftetem Slnbenfen wirb
bcr ©ercdite bleiben ;t)or fd)Iim=
mer Kunbe hat er fi^ nidjt ju
fürchtcn.

2;rattu§: Befreie, o §crr,
bic Seelen oHcr abgcftorbcncn
©läubigen oon jcglidjem Banbe
bcr Sünbcn.

V. Unb inbem bcinc ©nabe
ihnen ju .'gülfc fommt, mögen
fic bem räd)cnbcn Strafgeri^tc
entgehen.

V. Unb bcê ewigen öid)tcê
Seligtcit genießen. '

Domine : et lux perpétua liiceat
eis.

V. In memôria aetérna erit
.justus: ab auditione mala non
timébit.

Tractus : Absolve, Domine,
i'mimas omnium iidélium de-
functirum ab omni vinculo
delictorum.

V. Et gratia tua illis suc-
currénte mereântur evâdere
judicium ultionis.

V. Et lucis aetérnao beatitû-
dine pérfrui.

Die Kirdhe mteberhoft hter ih^e im Introitus ou§ge=
fprodhene Bitte, ber -iperr möge ihren leibenben Kinbern bie
Stühe be§ §immel§ unb baê 2i^t ber ©lorie gewahren.
Diefe ihre Bitte ift wohlbegrünbet, toeil bie im gegefeuer
leibenben ©eelen gerecht unb gotte§fürd)tig gelebt ober toenig^
ftenê in ber ®nabe ©otteê hinübergegangen f'inb: „ber ®ercd)te
aber toirb ewig leben in gefegnetem Slnbenfen" ; er
broucht fich nidjt ju fürdhten oor ber „fdhlimmen Kunbe"
be§ Berbammungêurtheitê au§ bem îDJunbe beê göttUdhen
9îid)terê. — Dann fleht fie im Tractus, ber ^err möge
baê legte .§inberniß ber ©lotie entfernen; unb inbem fie biefe
©eelen fi(h plöglich üorftellt im 3)?omente beê Slbfcheibenê
auê bem Seibe unb auê biefer SBelt, fleht fie um ein gnâbigeê
©eridht für biefelben, bamit fie jum ©enuffe ber eioigen
greuben jugelaffen merben.

§ler begegnet unê jum erften 9)iale ber fog. Tractus;
e§ ift bieê ein mufifalifcher Sluêbrucf, unb berfelbe bejieht
fich atfo junädhft nicht auf ben Inhalt, fonbern auf bie ©tng=
meife. Die eigenthümli^e, bur^ ben 5Ramen „Tractus"
(toon traheré; jiehen) d)arafterifierte Slrt be§ ®e=
fangeê beftanb nun barin, baß alle Berfe gleidhfam
in einem äuge (uno tractn) bon einem ©änger unb jmar
in langfam gebehnter ajîelobie ootgetragen würben, ohne baß
ber ^ox, wie bei Ben 9tefponforieu, abwechfelnb mit eingriff.
Die anhallenbe unb langgejogene Bortragêweife ift — im
©egenfage ju bem Sedhfelgefange beê Graduale unb beê
VlHelufa^BerfeS — offenbar fehr geeignet jum Sluêbrudfe ht.
ïrauer unb Bußgefinnung. Sluê biefem ©runbe ift biefer
©efang an bie ©teile beê jubitirenben SWeluja getreten; er
fommt nur oor an folchen Dagen, bie in befonberer Seife
beu SBerfen ber Buße unb ber ©rflehung ber götttid)en ©nabe
unb Bartnherjigfeit gewibmet ftnb. Sa§ alfo an biefen
ernften Dagen ber Drauer ober ber Buße bie fdhwarje ober
biolette garbe für ba§ Sluge tfi, baê foll ber ergreifenbe
©efang beê Draftuê für baê Dhr fein, greilich muß berfelbe
JU biefem ßwetfe auch gefungen merben!

Ps. ®ir jicmt SobpreiS,
0 ©Ott, auf @icn nnb in 3cru=

äRit ber nun folgenben ©equenj „Dies irae" befdhäf=
tigen mir un§
in einem befonberen âuffage.
Daê
Offertorium lautet wie folgt:
Domino .Jesu Christo, Eex
I .^icrt ^efuê Ëhriftuê, tönig
glóriae, libera animas omnium 1 bcr ©forte, betüahrc bic Se:Icn
fidehum defunctórum de poenis
j aller abgcftorbencn ©laubigen
inférni et de profiindo lacu: üor beu feinen bcr .§Stte unb
libera eas do oro leónis, ne ab- üor bem tiefen Slbgrnnbc: rette
sórbeat eas tartarus, ne cadant fic üor bem 9{ad)cn bcê ßölocn,
in obscvirum : sed signifor baß nid)t bic ."göUc fic ücrfdjiingc,
sanctus Michael repraesentet baß fic nicht ftürjcn in bic

ginftcrniß: fonbern bcr Banner»
tröger, ber h^- SJÎic^acl, bringe
fie in baê Ijt- Sic^t, baêbu bem
SIbraham cinftcnê ocrfprodjcn
haft unb feinen Sta^fommcu.

V. Opfer unb ©cbctc bcê 2obcê
weihen wir bir, o .<î?crr! Sîimni
bu fie an für jene Seelen, bereu
Slnbenfen wir Ijeutc begehen;
laß fic, 0 ^crr, Dom Ïobe über»
gehen jum 2cbcn, — baS bu
, bem Slbraham
ücrfpr0d)cu Ijaft
; unb feinen Slad)fomntcn.
Diefeê Dffertorium fdheint baê einjige ju fein, meldheê
feine urfprüngliche ©ePaU bemahrt hat ; eê befteht nämlid}
auê einet Sintiphon, einem Berfe unb ben wieberholten ©(^Iuß=
Worten bcr Slntiphon (Quam olim). Der ^nhaU biefeê
Dffertoriumê'gUt ollgemein olê fchmer oerftänblidh. Die
©dhwierigfeit liegt in einigen Sluêbrüdfen, ouê benen hetüor^
jugehen f^eint, olê ob bie Kirdhe um ©rlöfung ber Berftor=
benen ouê ber §ötle (libera ... de poenis inferni . . .
de ore leonis) ober um Bewahrung bcr obgefdjiebenen
©eelen üor bet .^öüe flehe (ne absorbeat eas tartarus;.
9iad) ber ©loubenôlehre be;r Kirdhe fönnen ober bie ©trafen
ber Berbammteu meber aufhören nodh obnehmen, onberfeitê
finb bie armen ©eelen im gegfeuer ber cnblichen ©eligfeit
im §immel gewiß unb fidher'. Sie finb bie Bitten beê
Dffertorium olfo ju erflären? Berfud)en irir eS! Die foth.
Siturgie gewinnt gerabe baburd) eine befonbere grifche unb
Sebenbigfeit ober (toenn man miß) boê ©epräge erhobenfter
^oepe,gboß bie ©eheimniffe ber hl- ©efdhidjte gtetd)fam au§
ber Bergongenheit in bie -©egenmort üerfegt unb fo gefeiert
merben, alê ob fte fidh gerabe" fegt, üor unfern Slugen, üoIl=
jiehen follten. ©o heißt eê j. B, in ber Slbüentêjeit:
„Dhouet ihr Rimmel üon oben", olê ob mir ben ©rlöfer
noch enoorteten; am §immelfahrt§toge ridhtet fidh ih"^
an ben §errn, „ber heute gen .Rimmel oufgefohreu iP",
olê menn ber mieberfehrenbe 3ohreêtog bcê fir^lidhen gefteS
ber Dog ber |)immelfohrt felbp tüäre.

Diefer Slnfchauung gemöfj Pellt pd) nun auch bie Kirdhe

eas in luceni sanctam : Quam
olim Abrahao promisisti et
semini ejus.

V. Ilóstias et preces tibi,
Domino, laudis offórimus : tu
süscipe pro animabus illis,
quarum hodie memóriam fâ-
cimus : fac cas Dóraino, do
morte transite ad vitam. Quam
olim etc.


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75

in iljrem 3:obten=Dfrijimn, felbft wenn e§ fidh um längft
SSetftorbene ^anbelt, ftet§ in ben Beitpnnlt i^reS SlbfdheibenS,
b.
b- fie »erfe(jt ftd^ in ben SJJoment, mo ba§ Sod§ be§ S3er=
ftovbenen noch nid^t entfd()ieben ift, Dtelmeljr eben entfd^ieben
merben foK. Unter biefen Umfiänben fann, fa muf? fie beten,
mie [ie e§ t§nt, o^ne bem Dogma ju no^e ju treten. Die
„Dramatif" aber oerleiht bem Dobten=Offijinm nid^t nur
etraa§ §od)poetifd)e§, fonbern audb etmaS Erhabenes, ©xoßs
artiges unb Erfd^ütternbeS: Die Seben ben merben mit
hcilfamer gurdit erfüCt; ben leibenben ©eelen bringt
biefeS ®ebet §ülfe, Droft unb Erlöfung.
Die Communio enblich lautet:

3)a§ cmincSid)t Icud)te ibnen,
0 §crr, mit beinen Zeitigen in
Kmigteit; benn gütig bift bu.

V. ®ic emige 3inl)C gib ihner.,
0 §ctr, unb baS emige Sid)t
leuchtc ihnen mit beinen ^eiligen
inGmiglcit; benn bu bift gütig.

Sludh biefer 5DJeßtheU hat feine urfprünglidhe gorm be=
loahrt. Der Jnhalt bebarf feiner meiteren Erflärung mehr.

Die Ehoral me lobieen ber Dobtenmcffe burchmeht
ein rührenber Klageton, ein tiefer Ernf^. Slöein tro^bem ift
biefer ©efang ohile Düfterheit, unD bie fi(h auSfprechenbe
Klage ifi burdhauS nid)t bte Klage ber berâmeiflung. Dettn
toie ber Jubel in ben firdhlt^en ©efängen gemilöal ift
burd) baS Slubenfen an bie ©d)mad)heit uub Slrmfeligfeit
unferer menfd)lid)en Sfatur, fo anbcrerfcitS ber fid) auS=
fpie^enbe ©d)merä um bie berftorbcnen burdh bie bernhigenbe
.»poffnung auf bie barmherjigfeit beS i;)errn. ~ a)fi3gen bie
©efänge ber Dobtenmcffe mit ihrer munberbareu ©chiiuheit
üon unfern ©efangd)ijrcn ohne .§aft unb Ueberflürjuug,
üielmehr tnit Slnbadht unb ©ammlung als ein mahreS ©c-
fangSgebet ausgeführt merben! ©d)bnen.

l.ßorneStag unb ©dhrcdfenS=
ftunbe !

glammenb finft bie Seit ju
©runbe

SJach ©ibi;û' u. Daüib'S aifunbe.

2. ©terne ftnrjen, gelfen
fplittern
3u ber Erbentief' Erjittern

Dies irae".

55

1. Dies irac, dies ilia
Solvet saeclum in favilla
Teste David cum Sibylla.

2. Quantus tremor est
futiirus,
Quando judex est ven-
tiirus

Cnncta stricte discussürus! bor bem 9îidhter in ©emittern.

3. Tuba mirum spargens
sonum

Per sepülchra regiönum
Cogetomnes ante tlironum.

4. Mors stupöbit et na-
tura

Cum resurget creatura
Judieanti responsuia.

5. Liber scriptus pro-
ferötur

3. Sann in ber '"^Jofaune
Done

Dann bie Dobten jeber 3one
Er entbietet feinem Dhrone.

4. Sann bie Seiber fidh er^
heben,

Slntmort im ©erichte geben,
Dob unb audh Statur erbeben.

5. Ohne ©äumen aufge=
fchlagen

Lux aotérna lûceat eis, Dó-
mino: cum sanctis tuis in ao-
tórnum, quia pius os.

V. Eéquiom aetérnam dona
ois Domine, ot lux perpétua
lûceat eis.

Cum Sanctis etc.

In quo totuni continetur, Sirb baS budf), barin bie

Klogen

Unde mundus judicétur, DeS ©eridhteS eingetragen.

6. Judex ergo cum se- 6. Offen jeigt eS, moS üer=
débit, brochen,

Quidquid latet, apparébit, bon bem Sîid^ter mirbS ge=

rodhen,

Nil inultum remanébit. Sirb fein Urtheil nun ge--

fprodhen.

7. Quid sum miser tune 7. Seh mir Slrmen, Seh
dicturus, unb Sehe!

Quem patrônum rogaturus, ©o id) ohne §ülfe flehe.
Cum vix Justus sit se- Sluch bie ^eil'gen jagen fehe.
curus.*)

(Sin fehr gefd)a_^tcr ©d)riftftcllcr unferer Sage fagt: „®aS
grofjartigftc uub prä^tigfte Sieb ber ^ird)c ift ber ©efottg für
bie S;obtenfcicr : ba§ mcltberühmtc unb nie genug bemunbcrtc
„Dies irae". 2IU'3gejeid)nct burd) SKajcftöt, (Srhabcuheit unb cr»=
fd)ütternbc Kraft tiJnt c§ mic Sonncrf^Uigc in bie Seele. — SJoch
jnhalt unb gorm ift biefer .<pi)mnu8 eiu ûoÏÏcnbctcô Kunftluerf;
nod) bcm llrt()cil ber Kenner bcjctd)net er mohl baö ööd)fte,
mos in biefer Slrt ber *)3oefie jcmalô üom ntcnfcl)lichcn (Sicniuö
ift crreid)t morben. ®ic Sd)rccfen bc8 allgemeinen 6)erid)tS, bei
bcm all bic ftolje ©itclfcit ber Seit ju Staub uub 3lfd)c
mirb, finb in biefem Sobtcngcfange mit fo fdjaurig erhabenen unb
granbioiS einfad)cn gemalt, bafj bic ©eele fid) unmilltürlid)

nn bie ^)Jfortcn ber (Smigfeit ücrfej^t glaubt unb fdjon jum SoroitS
üon bcm SSch unb ber gurd)t jenes Sngcö ber S)rnngfalc burd)«
bohrt mirb."

Sînd) oHgcmciuer Sinnahme gilt nlö ißcrfaffcr ber granjiS»
fnncr ^homnä üon (îelano, meld)cr iu ber erften §älftc beö 13.
JahvhunbcrtS lebte uub ein greunb beö 1)1. Stifters bcS gronjiS»
fnner
»OrbcnS mar.

®cr ergrcifenbc ®cfang ift in Scqucnjcnform ücrfofjt
unb jmor in gleid)art igen rhi)thtnifd)cu ttitb gereimten
Strophen, mic baS „Stabat mator". ®cmi3hulid) mirb eS,
Wie
oben, in brcijcilige Strophen abgethcilt. Slflcin bie Choral»
îlîelubie meift fd)on bnrauf hin," bofj jebeSmol jmei fotd)er
Strophen jufammcngchürcn. ®ic 9kime jcid)nen fid) burd) SJoll»
tiJnigfiiit unb Kraft auS. — Statt ber lc{ucn .gialbftrophc ift ein
befonbercr Sd)Utfjgcfnng, mic bei Sciiucnjcit üblid), augefügt, ber
nnd) eine befonbere Chorolmelobic hat.

eJcfungcn mirb baS Sieb ämifchen ber (Spiftcl uub bcm
Cüongclium ber îobtenmeffcn nnb jmar ift cS om Siacrfcclcu»
tage, am SüccrbigungStagc, beim 3inhrgcbäd)tniffc 58orfd)rift;
in ben gemöhnlichen Scelcnmcffcn tanu cS gefungen refp. vejitirt
merben. ÏÏJnn jählt baä 2icb bcfjhalb ju bett Scqucnjen, obmohl
c8 ftreng genommen feine Seqttcnj ift, (bic ja an ©teile bcS
Alloluja.®cfangcS ber gefttoge tritt). GS ift üielmehr nlS gortf
fetutng_ bcS StroftuS anfjufaffen. ®cr geneigte Sefer oer»
glcid)e bie beiben föcföngc ntit einanber unb übcrjcugc fid), in
lueld)' üürtrcfflid)cr Sßcifc boS Dies irae fid) beut îrnftuS i:t=
haltlid) anfd)licfjt.

Ueber boS (Srgrcifenbc ber SJiclobic braud)cn mir mohl
fein ÎBort ju fagen. 3n meiner Jugenb hörte id) einen fd)lid)tcn
î)3rotcftauten barüber iu einer 3Bcifc reben, bic mid) bomolS iu
erftouncn oerfejjtc. Selbftrcbcnb hatte jener 3)îann bic im Köl=
njfd)ci_i (yrabunlc an jmeiter Stelle obgcbrucfte 2Jiclobic gehört;
bie bic crftc Stelle cinnehtncnbc Singmeifc toürbc ihn fid)er«
lid) fehr fühl gelnffcn haben.

bejüglid) beS JnhaltcS bcS „Dies irae" bemerfen mir,
bo)! bas Sieb in jluei Shcilc jcrfaïït: ber crftc Xhctl (Strophe
1—C) enthält eine Sdjilbcrung beS jüngftcn SCogcS, bic Strophe 7
bilbet beu Ucbergang ju bem jmeiten 2:hetlc(Stropf)c8—l»),
tücld)er bic ©efühle uub bitten ouSbrüdt, bic ber lebenbige ®e»

2)ic übrigen Strophen folgen in ber nädhften Siuntmcr

bfS


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76

böttïe an bo§ fchredli^e SOBeïtgeriiSt jebem G^riftcn na^etegt. Sic
33ilten aber bejie^en fiiS theil§ auf ben ©dnger felbft, ttjeilê auf
ben SSerftorbenen, für beffen Seelenruhe ba§ Seelenamt ge=
halten wirb.

3ur (Srlautcrttttß.

1. Strophe- „jener Sag, ber Sag beê gorneS
toirb bic Sßclt in 9lfChe ocrroanbcirt nad) bcm8eug=
niffe Saoibê unb bcrSibtjIla. — SteSibl)IIen maren
beibnifcf)e Prophetinnen ober SBeiffagerinnen. Sefonber§ berühmt
waren bic cr^thrätfcbc unb bte fomif^e Sibijtte, ba biefen Seiben
ÏBctffagnngcn über baê üBcItgcricht unb SBcItenbc jugefchrieben
würben. Seit bem 13. johrhunbert werben bic Sibl)flen in ber
(hriftli^en Ifunft unb befonbcrê in bcr OTalcrci bcn Propheten
gegcnübcrgcfteKt. jm d)rtftli_chcn 31Iterthum Wie aud) im ïiïittel»
olter war ber ©laube an bic Slcchtheit bet fib^nianifdjcn SSeiê:»
fagungen oietfad) oerbreitet. Scr hl- Sluguftinuê führt in feinem
berühmten SSertc „über bte Stabt ©ottcê" jwar eine auf ben
aSBcltuntcrgang bcjüglidic Stelle ber er^tbröifcben Sibljtlc an;
altein er legt biefen Sluêfprücben leinen großen ffierth bei.
feiner Stuftet (18. SSuch, ®op. 23) wirb oHcrbtngê nidjt ohne
®runb geglaubt, ba^ au^ außerhalb jfroelê einjelnen ^erfonen
jutünftige ©eheimniffe offenbart worben feien; alletn er tabelt cS
burdjauë nicht, Wenn jemanb jene üBciffagungen für erbietet
halten wollte.

.g)inweifungen bc§ Söntgê Saoib auf bcn SScltbranb am
jüngften ïagc finben fi.l) 5ßfolm 10, 6 unb 7; ferner $falm
49, 3; enblidh ^falm 101, 26 unb 27. Ucbrigcnê hat ber
Sid)ter wohl nid)t fo fehr an beftimmte ^crfönlichfeitcn gc=
ba^t, fottbcru wollte ganj allgemeiu auf bte gcugniffc bcr hei»
Ii gen !ßrop^ette uttb juglei(h ber profanen 3nf"nft^ocrfün-
bigungcn bejüglt^ beê ©eri^têtageê hinweifen : S a o i b ift bann
alê ber SRcpTÖfcntant jener uttb bie Stbt)lla alê bie Dïc=
präfcutantin b efcr ju betrauten.

„2:ag beê gorncê" b. i. ÏCag ber Oergeltcnbcn ©crcchtigtcit
©ottcê, welche ftd) in tioKflem Silaße rä(henb auf bic f ünb ige
ÜJÏenfihhcit erftredcn witb.

2. Strophe. „Selcheê gittern wirb cntftehcn '
wenn ber IRiditer lommcu wirb, um ?lUc§ genau ju
unterfud)en."

Ser §crr fagt fclber: „(Sê werben ge'ihen fein an bcr
Sonne, bcm SDJonbe unb bcn Sternen; unb ouf ßrbeu große
2Ingft unter bcn SSölfcrn" JC. (fiutaê Kap. 21.)

Cuncta „9llleê" b. i. ©ebanfen, Sßorte unb Scrfe unb
Unterlaffungen bcê'©uten.

3. Strophe. „Sie ^ofaunc, wunberbar er»
flingcnb burdh bte ©räbcr bcr (oier) .^tmmelê^
gegenben, wirb Stile oor b c m SC h i " n c (b e ê 3Ï i d)=
t c r ê) 0 c r f a nt m e l n."

Ser §crr hat felbft gefagt: „Unb ßr wirb feine Gngcl mit
ber ^ 0 f 0 u n c fenben unb mit lautem S Ch o 11 c, uttb fic
werben ocrfammeln Seine Vluêcrwöhltcn oon bcn oier
2Binbcn her, con einem Cnbc bcê ^tmmclê biê jum anbern
Gnbc.^ (Watth. 24, 31.)

„SBunberbar" (mirum) nennt ber Siditcr ben ^ofauncnton,
weil berfelbe nid)t nur an bcn fcrnftcn Gnben bcê GtbbaUê ge»
hört toirb (spargens sonum), fonbern toeil bemfelben eine bte
Sobteu erwerfenbc Kraft (coget) üon ©ott ücrlichcn wirb.

„Sllle" (omnos) b. h- bic uoch Sebcnben ebenfo toie bie üom
Siobc Grftonbeneu.

Saß berSid)ter namentlich in biefer Strophe fehr wirfungê»
üoU üoHtöncnbc totale jur Sluêmofung beê 3nhalteê oerwcnbct,
wirb bcm auftnerffamen Scfcr nid)t entgangen fein. ÏJamentlid)
baê „spargens" fcheint unê fehr gut gewählt, um baê Sd)metteru
ber Pofaunc nad)juahmeu.

4. Strophe. „2:0b unb S?otur (S^öpfung)
werben ftch eutfe^cn, wann wieber erftehen
Wirb baê ©cfchoffcttc (ber2RenfCh)r um Oor bem
3tid)tcr ftd) ju üerautwortcn." — „ïob unb Sïatur"
ftnb alê ÏBerfoncn gebacht; beibe gerathen inê höchfte (Srftaunen
übet bic Sluferftehung bcr Sobten: ber „Sob" muß ftch wunbern,
toeil auf bcn 5f?ofauncnruf bic 9Jicnf(hcnleiber jum Scbcn jurüd«
{ehren, wclcbc er fich (bem Sobe) für immer Oerfallen glaubte;
bie „Sïatur" onberfeitê, weil fie ^JZcnfchcu erftehen ficht auê bcr

SScrwefung, ber fonft nur ntcbrigeê ©ewürm cntwächft. —
„creatura" ift ju crgänjcn humana: bie ®?cnfthentreatur.

5.Strophe, „©tn gef d)rtcbc ncê S3uch wirb gebracht
Werben, in bcm Sllleê enthalten ift, worouê bie
SlDlcnf(hheit gerichtet werben foll".

Stpfer î'crê mit feiner bilblidöcn Sarftcltung bcr 9111»
W i f f c n h e i t beS 5Rid)tcrê, betn aUe unfere ©ebanfen, $3ortc
unb ïBcrtc fo biê inê Slcinfte bcfanitt finb, alê hätte er barüber
genaue 9îotijen geführt, ftü^t fid) offettbor auf cinc'Steüc auê
bcr ©eh. Offenbaruttg bcê hl- 3ot)anncê : „Unb id) fah bie Sobten,
bie großen unb bie fleinen, ftehenb oor bcm S!)rone; utib
Söüdher irurbcn aufgcthon; unb ein an bercé Sud) toarb
aufgcthan, wcl^cê ift baê Sud) beê Seben ê. Uttb bie
Sobtcn wttrbcn gcri(htct betn gemäß, waê in biefen Süihern gc=
fd)ricben ftaitb, nad) ihren SBerfcn." (Dff. 20, 12.)

6. Strophe. „®enn a l fo b c r 3îiih ter ju ©er i^t
fi^t, bann wirb, waê immer ocrborgen ift, offenbar,
unb 9îichtë wirb ungcrä^t bleiben."

Sa bcr 9îid)tcr allroiffenb ift, fo muß (ergo) in biefem
fd^rcdli^cn ©erid)tc aud) baê SSerborgenftc an'ê Sageêlicht
fommen. — „Sedebit": Si^enb übt bcr 3îid)tcr fein 9lmt auê.
Cffenbar fotl bic fi^cnbc SteHung hinrocifcn auf bic mnjcftätifd)c
Roheit unb SBürbc bcê allmächtigen, aUwiffcttbcn unb unenblid)
gcred)ten ÜBcltcnriditcrê.

7. Strophe. „33aê werbe i^ 9ler,rtftcr bann üor»
bringen? 3Seu alê gürfpre^ er (Sndiroaltcr) anrufen,
ba bcr ®cred)tc foum ftd)er ift?" — Siefc Strophe
leitet, toie fd)on bcmcrtt, ju bcm jwcitcn Sheile über. 2lngcfid)tä
bcr großen Strenge bicfcê ©criçhtcê fühlt bcr 3Dîcnfd) nitr um fo
Icbenbigcr feine Slrmfctigfcit, feine Sünbhaftigtcit — uttb gerabe
bicfcê fd)mcrjlid)e ©cfühl brnngt it)n ju bcmütl)iger Selbftanflagc,
bic fid) jmar bcr ©nabe für unwürbig erflärt, aber bennod) (wenn
au^ ni^t ohne gur^t) auf ©nabe hofft.

„Quem patronum" : bic gürbitte ÏRaria'ê uttb bcr ^eiligen
hilft unê nur in biefer 3eitlid)tcit, fo lange bic Prüfung bauert.
©Ott erhijrt j c ^ t gern il)rc ©ebete; aber unfere eigene OTit"
toirfung muß htnjutommcn. Saffcu wir cê baran fehlen, fo würbe
unê im ©crichte feine gürfprnd)c retten fönnen.

„Cum vix justus" : ®eun felbft bcr © c r c d) t c „lau m"
befteben wirb, b. h- wenn felbft ber ©crc^tc in 9tngft unb Sorge
fein muß: um wie oiel mehr id), wenn id) tnciner Slrmfcligfcit
gebcnfc? (gortf. folgt.)

Der Ijeilige |)ap)l (Tregor 1. Ux dörope»

IV.

9?odh einer Unterbredhung, bie etwaS länger getoorbcn,
als toir wünfdhten, fahren roir nun fort in ber Se'dhnung
beS begonnenen fleinen SebenSbilbcS jeneS großen görbererS
ber 5?iTd)enmurtf. ©he mir inbeß nod) boju übergehen, bie
Berbienftc ©regorS auf bem ©ebiete ber h^- Slinfif^ bor=
julcgcn, müffen roir oltf einen ber fd)önftcn ©belfteine in
feinerBcrbienftfrone hintoeifen: bie Befehrung ©nglonbS
jur foth- ^tr^e. 2Bir benfen nämUdh, boß unfere Sefer
ft^ utn fo mehr jur Berounberung unb Berehrung h'n9e=
jogen fühlen müffen, je mehr fte erfohren, toeld)' große ßiele
in bcr 9iegierung unb 3luSbreitung ber ftHrdhe ber ^.ßopft fid)
gcftedft, unb roie er tro(j oller 3)]üherooltung feines opofto=
lifdhen ?lmteS Bett unb i?roft fonb, utn bem heil, ©efonge
jene berounberungSroürbige ©orgfolt unb Pflege jujutücnbcn.

Die römifche ^rooinj Br'itonnien, roelche h^he^ , «Q^
9?orben hiuoufging, olS boS heutige ©nglonb, mar dhriftlith
feit ber geit, bo ©onftontin ber ©roße burdh feine Befchrung
(313) boS ©hriftenthum jur heici^f<henbcn 9teUgion beS
römifdhen SJeithcS gemodht hatte. SllS p ©übe bcS 4. unb
im Anfange beS 5. johrhunbertS Britonnien üon ber finfenben
9)?adht beS römifdhen ^RcidheS feinen ouSretdhenben


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77

ïl)teït, fahen bte Sriten'ficb genötbigt, fid) fet6|î mit ben
SBaffeit in beï §anb gegen bie ©eeräuberel ber ©acbfen
unî) gegen bie Sarbaren ©cbotttanbS unb JrïanbS jn »er^
theiDigeu. Ja ber rBniifdhe Kaifer .'ponoriuS erfannte ge=
raiffermaßen bie Unabbängigfeit Sritannten§ an, unb baS Sanb
iDurbe tion ben Sifcböfen, ben ©bleu unb ben ©täbten regiert.
©0 ging Sritannien ft^on itn Ja[)re 449 für tininer bem
rijmif^en 9îeidhe »erloren. ®ie 6 'fjrotjînjen löften ficb in
33
Don einanber unabhängige §errfd)aften auf, ble in btel=
fache 3®ifte tniteinanber geriethen. étner ber Häuptlinge
rief bie fächfifd)cn Seeräuber ju .'pülfe, roeldje inbeß immer
neue ©chaareu üon ©tamuteSgenoffen au fid) jogen unb
fchliejjlid) bie Sriten auê bem Sanbe fagten. Die fiegreichen
©ermanen (®eulfd)en) bie man inSgcfammt Sin gelfa ch f en
nannte, grünbeten 7 Ki3nigreid)e ; baS Ghriftenthum aber
rotteten fie gänjlich auS, fo baß ble Sifd)ijfe mit ihren
^eillglhümern In bte Serge
Oon 2öale? ober in bie Sretagne
(graiifreich) fliehen mußten. ®rft J50 Jahre nad) gefl=
fet3ung ber toilben ©ad)fen In Gnglanb gefd)ah ber erfte
©chritt JU ihrer Sefehrung burd) unfern großen '^apft
©regor.

SllS er einft, ba er ben opoftolifdien ©tuhl noch
ntd)t befticgcn hatte, auf bent ©flaoenmarfte ju 3îont einige
Jugenbltd) jchiJne ©eftalten tnit langen gelben Soden erblidte,
fchmerjte ihn ber ©ebanfe, baß fie ben; 9îeid)e ber gtnfterniji
oerfaKen fein foHten, unb er frug: „S3ie heißt euer éolf?"

— „Die aingeln." — „Ja, (Sngel, ©cnoffen ber (Sngel,
follt ihr toerben. UnD euer Sanb?" — „Dcira."1) —
„SluS bem ^oxn foflt ihr errettet merben. Unb euer Ki3nlg?"

— „©üa." — „äldelnja foDt Ihr fingen lernen." — Ilnb
©regor faufte bie Jünglinge unb ließ fie auëbilben; er faßte
batn'alS fogar ben ®ntfd)luß, felbfl nach Gnglanb ju gehen
unb bem Solfe ber 2lngelfad)fen ben ©lauben ju prebigcn.
SlQeln ber bamallge '>J3apft l^elaglnS gab e§ ni^t ju, toetl
er feiner ju nothtoenbig In 9îom beburfte. —

31l§ ©regor aber ben 1)1- ©tnljl befticgen hatte, toar
©nglattb ein ^auptgegcnftanb feiner .^-itrlenforgc. 2lu§ betn
oott ihm gegrünbeten Klofter oon ©t. Shtbren fanbte er im
Jahre 596 ben ^.propft SluguftinuS nebft einigen anbern
aJJöndhen nadh ©nglanb ab.

âlô aber SluguflinuS unb feine ©efährten nadh einer
mehrtägigen 9îeife inS granfeulanb gefotntuen toaren unb
ihnen bort ntd)t nur ble ©efahren ber ©ecreife, fonbern aud)
bie grimmigen ©itten ber Slngelfad)fen red)t grell gefd)ilDert
mürben, entfanf ben ©laubenöbotcn ber SJJutl). ©ie fdhidten
ben SluguftinuS jurüd nach ^îoi"/ m» ben ^|5apft ju bitten,
er möge fie nld)t
fDld)en ©efahren ausfegen. Slllcin ber
•-^opp blieb feft unb befahl ihnen bte 9îetfc fortjufegen.
„Biehet nur muthig OorinärtS, rief er, ©ott f^ügt eud); ber
Sohn beS
Rimmels martet euer!"

Der ©runb, toeSmegen ber ^13apfi übrigens barauf
red)nete, baß feine ©efanbten nicht all^u fd)led)t mürben auf=
nomtnen toerben, fd)eint ber Umftanb geioefen ju fein, baß
ber König ©thelbert Oon Kent (elneS ber obenermähnten 7
Königreidhe) mit einer Ghriftin auS bem fränfifd)en KönigS--
haufe oermählt mar. ©obalb baher Slugußin auf ber Jnfel
Ühanet im Königreidhe Kcnt angelangt toar, fdhidte er frän-
flf^c Dolmetfd)er an ben Köittg; "benn bie granfen unb
©adhfen rebeten einerlei ©pradhe, mährenb Sluguftin nur bie
lateinifdhe ©prad)e oerftanb. König Gthetbert ließ ben
©laubenSboten fagen, fie mö^ten ihn auf ber Jnfel Dhanet
erwarten, er werbe fie aber Injwifchen mit aOem 9iDthwen=
bigen
Oerfehen. aBirflich fam ber König, um bie „frohe
Sotf^aft" (©oangelium), Die fte für ihn mitgebiadht hätten,
felbft" JU üernehmen. Da er fie aber für ^auberer hielt, fo
getraute er ftdh nid)t unter ein Dad) mit ihnen ju treten,
fonbern er empfing fie auf freiem gelbe unter einer „heiligen"
(Sidie ftgenb unb umgeben üon ben ©roßen fetneS 9îel"(heS.
Ju '^3rDjeffiDn mit üorgetragenetn Kteuje unb mit bem Silbe
beS ©efreujiciten auf einer îafel, 'iPfalmen unb ^tjmnen
fingenb, nahten bie 5[)Jönd)e betn Könige. Diefer ließ fie
nieberfigen, uub nun erflärte Sluguftiu bem Könige unb
beffen Segleitern bie Sehre beS GhriftenthumS. -Jcadh ben
Ü}jittheilungen beS Sifd)ofS ©regor üon DourS fprad) er
ungefähr golgenbeS': „ïöir ftnb oon bem loeiten 9îom herübers
gefommen, um bid) ju belehren, wie bu nld)t allein hier
auf ©rbcn, fonbern audh nadh bem Dobe nod) glüdliiher
herrfd)eu unb bie .Krone ber Unfterblid)feit erlangen fannft,
toeldbeS GhriftuS ben ©läubigen burd) feineu Dob enoorben
hat. — Dann fprad) er üon bem llebeüollen 9?athfd)luffe
©OtteS jur Grlöfung, üon Ghrifli Dob, feiner Sluferftchung, _
.S^iinmclfahrt, üon feiner Söieberfunft jnm ©erid)te. Gr fprach
begeiftert oon ben Sunbern Jefu, jum Sewelfe feiner
gDtt=
liehen Sehre; tote bie .Reiben überall ihre ©ögen oerworfen
unb baS Ghriftenlhum angenommen hätten. Gr fd)loß Inbem
er fagte, ©regor, ber oberfte §lrt ber d)rlftlidhen îQelt, habe
fie hergcfanbt, toeil Ihn bie gürforge für bie dhrlfUtihc §eerbe
abgehalten hätte, felbft herjufomtnen unb für baS ciotgc Sohl
beS Königs ju forgen.

Der .^önig Gthelbcrt antwortete auf ble SluSführungen
beS SluguftinuS, baS ©efagte fei redht fdhön, aber er ücrmöge
nidjt auf einmal aufjugeben, waS er mit feinen Slngelfad)fen
fo lange geglaubt habe; „toeil ihr aber auS toeiter gerne
unS aufgefud)t habt, um unS baS ju geben, toaS ihr felbfl
befigcf unb für baS Sßahre haltet, fo fcheint mir biefer
euer Glfer uneigennügig ju fein. Jd) toill eud) baher nidht
entgegen fein, fonbern SllleS reid)en laffen, toaS Ihr bebürfet ;
id) toill eud) aud) an eurer S^^eblgt nid)t hinbern; befehret
alle, bie fich ^on eudh befchren laf^fen woHcu!"

Die Slrbelteu ber ÏÏDîifj'ionâre loareu fidhtlldh üom ©egen
©OtteS begleitet, benn ber König Gthelbcrt felbft befehrte
fid) fd)on 'im erpen Jahre unb mit ihm 10,000 Slngelr
faffen, unb nun crfdhloß pdh ben ©laubenSboten cht König=
rei^ nad) bem anbern. 'i^app ©regor aber leitete oon 9îom
auS ben ©ang ber SDîlfpon ; er toarnte üor jeber Uebereilung
unb üor jeber" ©cwallthätigfelt j. S. üor ber ßerpörung ber
heibnifdieu Dempel, jutnal toenn biefe in d)rlplid)e ©otteS«
hänfer umgewanbclt werben fönnten. Ja, nidht einmal ble
Opfertnahljeiten, toeldhe nadh heibnifchem SîltuS üblidh gewefen
waren, feilten üerboten werben; eS follte ihnen oielmehr
bie gärbung üon Danffeften für ©otteS Sohlthaten gegeben
toerben. — Den âlîifponarcn würbe üon ben toilben ©àdhfen
ein nennenSwerthcr aSiberpanb nidht geleipet; eS toar, als
menn ihr Drog gebrod)en unb ihr ©emüth für bie Sehre beS
§eilS lonnberbar bereitet werben toäre. „Der alte èlaube
hat feine Kraft mehr," rief ein DberprIePcr bem Könige
Gbwin üon 9îorthumberlanb ju. Gr toar eS, ber auf einen
jum Serbrennen bepimmlen Dempel bie erPe Sanje toarf.
2ltS baS Solf aber Paunenb fah, baß fein heiliges geuer ben
greüler ergriff, toar berSlnbrang jum Daufbrunnen fo gewaltig
baß 'Paulinus, weldher fpäter ber erpe Sifdhof Oon ^^orV


1  ira ju bcutfd): ^orn.

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78

rourbe, 36 Doge long h'^te^einonber ununterbrochen bo§
©ofroment fpenben mußte.

jm Stnfonge be§ jobreS 598 hatte SïuguftinuS, ber
unterbeffen bon einem frontifchen Srjbifdhofe bie bijcböfliche
ÜBeihe ouf ©efe^I beê ^oppeS eTbotten hatte, jroei éefanbte
'noch 9ÎDm gefdhicft, um bem ^opjte bie freubige Botfchaft
über üllc§ bo§ mitjuthcilen, roa§ fi^ in ©nglanb biëher
ereignet, unb ihn bann ouch über einige fünfte um 9îûth ju
fragen. —

Die greube be§ ^apfleS erhellt ouS einem Briefe, ben
er fofort bem ■^?otri..rdhen @uIogiu§ Oon 2llej:anbrien fchrieb :
„Der Bote, melcher beine Briefe mir einhänbigte, fonb mi^
fronf unb hat mich fronf oudh wieber oerlaffen. Um Dir
Deine Siebe ju oergelten, melbe idh Dir, boß bie englifche
9îation, rocïdhe bis'hcr Bilbcr onbetetc, bie au§ §dIj unb
©tein gemodht maren, unb iu ben ginftcrniffcn be§ Unglaubens
faß, burch einen DrbenSmouu, ben ich bohin obgeorbnet habe,
unb ber auf mein ©ehciß im gronfcnlonbe jum Bifdhof
orbinirt murbe, befchrt roorben ift. ©ben empfonge idh eine
neue Botfdhaft oon bem glüdEOdhen gortgongc feiner Bemühun=
gen. ©r unb feine Begteiter ocrridhten'fo oiele Sunberbinge,
boß fte gleidhfam anberc apoflcl geioorben finb 2c."

Der heit. '^3apft freute fidh "felbftrebenb, boß Sluguftin
neben ber Schrgobe oud) bie Jîroft ücrlichcn roor, 9Bunber=
thotcn ju ocrrichten; allein er erïonnte barin oud) eine ®efahr
für ben bemüthigcn ©inn feines ©dhülerS. Durd) üöterliche
©rmohnungen fuchte er berfelben ju btgegnen. 3'iad)bcm er
ihm in einem ?lntroortfdhreiben feine greube über beu he^T^-
lid)en ©rfolg ber ÜJliffionSorbciten ouSgefprodhen, roornt er
ihn üor eitler Ueberhebung. Bei aißcm, rooS er öußerlidh
unter ©otteS Beiftonb üerrid)te, möge er fich felbft prüfen
unb ftd) boron erinnern, boß biefe ©nobengaben ihtn für boS
ju befchrenbc Bolt unb fcineSroegS für feine eigene ^erfon
ücrlichcn feien. üJïofeS (fdhreibt er), bcr boch P ^en ©r=
roöhltcu gehörte, rouriDe bei oüen 2ßunbcrn, bie er mirfte, an
feine ©dhulb erinnert: roie fehr müffen toir olfo fürdhten,
bie roir unferer ©troöhlung nodh immer nidht ganj geroiß
finb! 2lud)Berroorfene lönnten (noch 3)ïatthöuS 7,22) Sunber
thun: borum möge Sluguftin burdh ben ©ebanfen on aCleS
bicfcS feinen ©eip in Demuth beugen, ohne ober fein ©ott=
üertrouen ju üerUercn, roclcheS eben burd) bie Dhnuth geftärft
merbe.

^urj, ber unüergänglidhe 3îuhm ?lugufiin'S, beS erften
©rjbifchofS üon ©onterburt) unb beS SlptiflelS üon ©nglonb,
fällt fchließlidh mieber jurüdf ouf ben unüerglcidhlidhen "^^^opft.

©dhön cn.

ÜlojarfB fob «nb ßt^tMifi

©in geiftreidher norbbeutfdher ^ritifer fom fürjUd) ge=
legcntUdh ber Befpredhung ber ScbcnSfdhidffole berühmter ober
ormer unb f. 3- tu großer Bcbrängniß Icbenber Donfe^er
oudh auf äJJojort ju «ben unb äußerte bobei, nodhbem er
bie UnmögUdhfeit, foldhen Seuten ju helfen, borgethon ju haben
glaubte, boß auch SDJojort, toenn man ihm heute 1000 DhU.
gefchcnft, morgen meitere 1000 Dhlr. ©dhulben gemadht hätte.
©S ift nidhtS "unrichtiger unb unroürbiger, benn 2)?ojort olS
einen leidhtfinnigen, friüolen ©efellen hiniiuftellen. Diefer
größte unferer Donfe^cr ücrbrodhte fein furjeS, unb boch für
bic (Snlroidtlung ber .^unft fo fru^tbor unb fcgenSreich ge=
IPorbeneS Seben in unouSgefeljter ongeflrengter Slrbeit. DoS
bemeift einfodh ein BUct in boS Bcrjeidhniß feiner Scrfe,
roeldheS über fiebenhunbert 9îutnmern aufjohlt. Slber
Ülïojort toar nidht allein ein cmfiger, uncrmüblid) fd)affenber
^îomponift, er roor oudh ^îlooieroirtucfe unb 33îufitlchrer.
Ser roiH eS ihm üerbenfen, toenn er boS Unterridhtgeben
nidht als ©cfdhäftSfochc betrieb? ïücnn er überhaupt fein
©efdhäftSmann toor? Dcßhalb broudhtc er nod) immer fein
Bcrf^toenber unb ©dhulbenmochcr ju fein. Dhotfodhe ift nur,
boß ihm, toie fehr üielen großen unb geiftig hod)bcbeutenbcn
Slîânnern," feine jahlreidhcn Slrbeiten nid)t fo üiel eintrugen,
boß er onftäubig (nidht lujuriöS) unb forgenfrei (nidht in
9îeichthum unb Ueppigfeit) leben fonnte. aj'jöglidh, boß ihm
mit 1000 Ühlïn- "'cht geholfen geroefeu toäre, ober ft(hcrUch
hätte er eine foldhe §ülfe, roäre fie ihm einmal geroorben,
toeber ücrtrunfen, noch üerfpiclt. ^2lbcr toer ift benn überhaupt
geneigt, einem ©^riftftcller, einem Did)ter, einem Donfcfjer,
roenn er in 9foth unb ©orge ift, ju helfen?

2)îojart, ouS unbctnittclter âlîufifcrfomilie flommenb,
fom, nachbem er feine gonje jugenb auf S'unftreifen üerbrodbl
hatte, bereu ©rträgniffe bie DogeSbebürfniffe beS eUerUdhcn
^oufeS toieber oufjehrtcn, arm unb nur ouf fein Dalent
ongeroiefen, olS funger SDîann nod) 2öien. ©r badhte ni^t
boron, ohne einen (&3ulbenf(heiu iu bei Dafdhe ju haben, ftdh
in einer '^Proditctoge cinjumicthcn, unb boju beging er ollcr-
bingS bie „Unflugheit", ein ormeS Stäbchen ju heirothen.
Slber: „roo fich ^J^id)tS mit ^fidhtS ücrbinbct, ift unb bleibt
bic ©nmme flein", fingt Sfocco im gibeUo, unb fo fom eS
oud) bei DJÎojort. ©eine Slrbeiten tourben mit ben benfbor
niebrigftcn Honoraren bejohlt, unb bie reidhen funftfreunbc,
bie ©önner, bte mufifoltfdien geinfd)tnedCcr beuteten fein fel=
tcncS mufitolifd)eS Üolcnt unoufhörUch, ohne ju erröthcn, ouS.

Der 3}Jûun olfo, ber aiîiUionen üon 9}Jcnfd)cnherjcn
burd) bie a)M)t, ben 9îcij, bie jouberhofte ©d)önheit feineS
©pielS cntjüdEte, üerlebtc in ber glonjüollen, rcidjcn Jîoifcr-
ftabt ein gebrücfteS, forgenüoHeS Dafein; oft fehUe eS in
feinem .§ou"fc otn Slîothrocnbigften. Umfonft foß er 9'Jäd)tc
hinburd) otn ©dhrcibtifdi, feine emigen DJîelobiecn in fliegenber
|)aft oufS ^^3opier rocrfenb. jhtn trug fein unfterbU^er Don
juon foum fo oiel ein, olS einem olS SWeifter gcpriefcncn,
jebenfallS praftifd)eren äJhtfifcr unferer 3ett ein jeber Doft
feiner mühfotn herüorgequältcn Donfä^e. SWjufrühe moren
in folchcm 9îingen mit einem elenbcn ©efdhiJc unb füntmer-
lidhen Soofe feine Gräfte crfd)öpft. jhn, ber bie Seit tnit
ben hcrrUd)ftcn ©oben überreif bcfdhcnftc, ihn, ben SiebUng
feines BolfeS, boS ihn in feiner befannten Dottfborfeit foft
^ungerS fterben Ueß, fe^en toir, fünf unb brcißig johre alt,
nod)bem er nodh im juU 1791 bie „3ouberflöte" unb
„DituS" fomponirt hotte, je(jt im Dftober unb 9Joüember mit
ongeftrengtcm gleiße an feinem 9îcquiem arbeiten. UnheU--
boreS ©icdhthutn hatte ihn bereits erfoßt, bie trübftcn ©e-
bonfcn fidh feiner bemäd)tigt. Dbroohl feit bem 20. 9Roüctnber
fchon bettlägerig, ftrebte er bod) mit fteberhofter Ungebulb,
feinen ©d)rooneiigefang ju üoUcnbcn. SllS bie gefchroollcnen
^änbe ihtn nicht mehr geftotteten, bie geber ju halten, bif=
tirte er feinem greunbe ©üßmatjr bie legten üon ihm her=
rührenben ^heile bcS unftcrblid)cn ScrfcS jn ber üom
britten jum üierten Dejember hatte fidh bie .fi'ronfhcit jum
hödhftcn ©robc gcftcigert. Dennod) faß IDÎojart, nodhbem er
fidh îaum ctrooS erholt, roiebcr im Bette unb ücrftänbigte fidh
mit feinem 2«itarbeiter über bic gortführung bcS ÜtcguicmS.
Da traten ^îodhmittogS jroei Uhr alle Uebe greunbe bei ihm
ein, bie ©änger ©chocf, §ofer unb ©erl. jn trauter Seife


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79

fangen fte bte fertig geiüorbenen Ehöre, SDJojart 311t, .^ofer
Denor, ©c^acf ©opran, ®erl bafj. ©üßinatjr fajj nin Ktaoier.
6ie iDoren bis ju ben Sorten huic ergo parce im La-
crymosa gefommen, bei beren Sfieberfc^reibung ber von
innerer Ergriffenheit bebenbe SDJeifter einige Dage tjor^er bie
geber anS ber §anb legen muffte. 2Iuch jefet erfchütterte ihn
baS ©ünbenbefenntniß unb ba§ glehcn um ©nabe iDteber fo
fehr, baj3 er Deiftummenb ba§ SJotenblatt fallen ließ, fein
Slntli^ mit ben §änben bebetfte unb in einen ©trom heifjer
Dhränen ausbrach- Die greunbe üermo^ten ihn faum mieber
JU beruhigen. Diefe Slufregung terf^limmerte feinen ^uftanb
in bebenflichflet Slrt. Die Hoffnung, betn Seben mieber jurücf=
gegeben ju merben, SJJojart felbft längfi fchon aufge=
geben. ES toarb jeljt ein ©eiftlidher üeranlafjt, bem äJJeifter
in ben fpäten 9ia^mittagftunben bie legten Drijftungen ber
3Jeligion ju fpenben; ebenfo fonnte ber Slrjt nur nad)
bringenbem bitten ju einetn legten befudhe veranlaßt merben.
©eine berorbnungen, falte Umfd)läge auf ben glühenben
Kopf, vermehrten aber nur bie Seiben beS Kranfen unb
raubten ihm baS bemußtfein. Slengfllich bltclten bie Um=
ftehenben auf ben regungSloS liegenben geliebten 2)?ann.
Enblich jeigt eine rhi}thmifd)e Sippenbeivegung unb baS 2luf=
blafen ber Sangen, baß fein ©eifl mit einem '^Jaufenmotiv
aus bem Slequtem befchäftigt ifl, Um bie ?))HtternachtSftunbe
richtet er fich nodjmalS auf, bie meit geijffneten Slugen ftarren
glanjloS in ben matterheüteu 9Jaum, bann finft fein tnübeS
§aupt in bie Kiffen jurücf unb fehrt fid) ber Sanb ju.
©d)lummer feffelt feine fich nie mehr bem Sicht erfd)lteßenben
Slugen; gegen 1 Uhr flanb baS große .'gerj ftill.

Slm aiiorgen erfchienen ernfte Wänner, bie ben ftarren
Körper mit einem fchmarjen, von ber Dobtenbruberf^aft ge=
lieferten Dud)gemanbe befleibeten unb auf eine bahre, neben
feinem nun Verflummten Klavier, nieberlegten. Die Drauer=
funbe verbreitete fid) bli^fchneU in aüen bevölferuugSfreifen
SienS. Silien fehlen plö^lich bie bebeutung ber fünftlerif^en
©enbung beS Heimgegangenen flar ju merben. DaS fleine
KaiferhauS, in bem äjfojort ftarb, unb bie 9?auhenfteingaffe,
in ber eS lag, ftellte ben ganjen 5. Dejember hinburd) baS
bilb einer auf= unb abmogenben gebrängten ajfenge ftill
trauernber ober laut flagcnbcr 2JJenf^eu bar.

Einer ber erflen, bie im Dtauerbaufe erfchienen, toar
ber reiche ;perr baron ©ottfrieb von ©ivietcn, i^räfeS ber
faiferlid)en bibliothef, ©ehcimrath u. f. m., ein befannter
.Kunftmäcen, loenn eS fid) um fchöne Sorte hanbelte. Er hatte
Von 3)lojartS begabung ben rei^ftcn Dribut gejogen. Senn
er ihm bie ©nabe ermieS, ihn hie unb ba jum Slbettbeffcn
JU laben, ließ er fidh halbe SJädhte Von ihm vorfpielcu. Diefer
fehr fluge Kunftfreunb fanb bie arme Eonftanje, 5UJojaftS
Seib, in bebenflichftetn 3"ftanbe. berjmeiffung hatte fte er:
faßt unb lüiberftanbSloS übermannt, ©ie ivoUte mit bem ®c=
liebten gerben, von einer Drennung von ihm nid^tS h^^en;
um mit feinem töbtUd)en KranflieitSftoff ihren Körper ju
vergiften, hatte fie fich in baS Sager gebettet, auS bem ber
berflorbene foeben entfernt morben mär. Unfägli^e 9)?ühe
foflete eS, bie fchmer Kranfe ju bctvegen, baS §auS ju Ver:
laffen; bann unterfud)te ber baron bie vorhaubenen baar=
beftänbe; 60 ©ulben 8 Kreujer. Daju fam ein befolbnngS^
refl von 133 ©ulben 20 Kreujer. DaS gefammte Jnventar
mod)te 400 ©ulben loerth fein. 800 ©ulben ioaren als vet:
lorene Darlehen gebud)t. DaS ganje bermögen beS großen
Dobten betrug faum fo viel, als ber betrag, ber heilte für
ineS feiner äutographen bejahlt mirb. Der funflbegeiflerte
baron bered)iute fogleiA, baß man für baS biüigjle begräb
niß, eines britter Klaffe, forgen müßte, mofür im ©anjen
fammt bem einfadhfien ©arg, ber in ein allgemeines ©rab
auf bem ©t. äJfai'er griebhof eingefenft merben follte, 12
©ulben
ju jahlen ioaren. Der vornehme ©önner, nodh baju
ein JunggefeHe, ber feiner gürforge ivegen mohl auch in ben
ßeitungen unb von ben biographen gepriefen lourbe, fanb
außer bienftfertiger berfügung feine ü}?ittel, feine funflbegeiflerte
Danfbarfeit burdh hilfreicheren uub mürbigen SluShtttdE ju
bethätigen!

bereits auf ben Dag nadh i'em Slbleben 33?Djart'S, alfo
auf ben 6. Dejember 3 Uhr murbe bie beerbigung fejigefe
(jt.
Die Kürje ber 3eit unb bie Slermlidhfeit ber berh'ältntffe ge=
ftatteten feine Draueranjeige. DaS öffentlid)e berjeidhniß ber in
Sien ©ejlorbenen veröffentlidhte nur furj:

„Den 5. Dejember. Der mohlgeborene §err Solfgang
SlmabeuS ÜJJojart, f. f. Kapedineifter unb Kammer--Kompo=
fiteur im flein .KaiferhauS 970 in ber ÜJaudhfteingaffe;
am ht^tgen griefelfieber, alt 36 Jahre."

ES mar ein trüber Dag, ber 6. Dejember, an bem
S)?DjartS fterbliche 9fefte in bie Erbe gebettet iverben foHten.
©raue, fchmere Sölten bebedften ben ^immel unb entluben
fich fdhauernb in faltem Siegen unb eifigem ©chneegeflöber.
Dodh bie menigen greunbe fanben fich pünftlidh um 3 Uhr
unter ber KapiftranSfanjel ber nörblid)en KreujfapeHe beS
©t. ©tephanSbomS ein, um ber fird)üdhcn Einfegnung beS
©arges unb feineS fltllen bemohnerS beijumohnen; bann
folgten fie bem Seichen,vagen bur^ bie große ©d)ulergaffe, im
©anjeu 5 'IJerfonen: ©ivieten, bie Kapellmeifter ©alieri unb
Siofer, ©üßmai}r unb ber Eeüift DrSler. ü)fit madhfenbem
Ungeftüm praffelte bie falte gluth auf bie SJegenfd)irme. Darf
man fich munbern, baß bie ©uten um ihre t'heure ©efunbheit
beforgt mürben. Slm ©tubenthor hielten fie furjen S?ath, bann
eilte "jeber beflügelten ©dhritteS heimmärtS.

Dhne jebmebcS ©eleit gelangte ber Sagen jum grieb--
hof. Dort marb eine große ©ruft, ein SKaffengrab, baS alle
10 Jahre mieber geräumt ju merben pflegte, geöffnet, in bet
bereits viele Sinne unb Elenbc Slufuahm'e gefunben hatten.
ü)}an gefeilte ihnen tDott= unb fangloS ben großen Dobten
bei. Slls baS Setter fid) mieber geflätt, fanb fleh fein greunb
Veranlaßt, fein bemunbetet, feinet von benen, füt bie et gc=
arbeitet, bie er mit unvergänglid)en ©aben befd)enlt hatte,
feinet betet, bie fich an feinen Setfen bereichert hatten, aud)
nid)t bet ehrenmerthe ©dhifaneber, bem et burdh bie ßauber^
flöte glänjenb emporgeholfen, baS ^tä^d)en aufjufucheu, mo
man ben hohen 3)Jeiftet hinsebettet, unb feine atme, vom
tiefften Schmetje gebeugte grau lag noch modhenlang fdhmer
batnieber. SllS fie ein greunb ihteS ©atten, ber ©äuget J.
Deiner, erinnerte, bodh ' ^'e Siuheftätte bcS Slbgefchiebenen
butdh ein Denfjeid)en fcnntlidh ju madhen, maren bie 49
©ulben 30 Kreujer, bic ihr ber brave §ett von ©mieten
nadh Slbjug ber begtäbnißfoßen ehtlidifl eingehänbigt hatte,
längft verjehrt; müßte fie bod) audh für ihre jmei Knaben
fotgen. SllS fie cnbUd) im ©tanbe mar, geleitet von einigen
befanntcn, ben Kirdhhof ju befudhen, mar bet alte Dobten=
gtäbet geftorben unb ber neue mußte nidht ju fagen, mo man
beu „Sjjufifanten" 9}iojart hingelegt.

Deutfchlanb fennt bie ©tätte nicht, mo ber größte feiner
Komponiflcn, bet größte Donmeifter, ben bie Seit überhaupt
jc gefehen hat, ju emiget Sluhe gebettet murbe. (SJ. iüJätg.)


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80

(lx\\fit$ uttb ^tlkm,

^imftfrttifcr. 'ü)?an erjählt toon bem berühmten franjö^
fifchen Suftfpielbtchtet llioltère, baß er feine ©tücfe feiner
ajïagb üorlaê unb nur ba§ fïeben ließ, roaS biefer gefiel unb
fte jum Soeben jtóong. Jn öbnlicber Seife bebiente ficb
ber berühmte italienifdhe Dperncoinponift Sim orofo (f 1801)
be§ UrtbeilS feineê Sebienten unb jroor ouf folgenbe Seife:
Gtmorofo tonnte häufig nicht fd£)lofen unb fobalb er ouf=
mo^te, tlingelte er feinem Sebienten, ließ fid^ SidE)t bringen,
unb fegte fid^ on boê Klaoier. Der Sebiente moOte bodh, Db=
gleidt) ein ebenfo großer üJfufifenthufiajt, mie fein §err unb
mie fofi olle Kinber Jtalten§, lieber fchlofen olê juhören, unb
mochte fidh'ê, fo gut e§ gehen
mDÜte, in einem Sehnftuhl be--
quem, um bo feinen ©dtjlof fortjufegen, biê ihn fein §err
mieber fortfdhidfte. ©o lange fidh Seberigo eine gute Soge im
©tuhle ouSfudhte, prälubirte ©imorofo. ©oh er ihn ober nohe
am ©nfdhlafen, fo überließ er fidh, bo§ 5luge auf ben Sehn--
fiuhl geridhtet, gonj bem geuer feiner Segeifterung. Surbe
ber ©dhläfer nur burdh bo§ ©eröufdh beS jnftrumenteS ge=
fiijrt, fo gäbnte er, behnte bie Slrme unb fudhte eine günftigere
Soge, unb (Eimorofa murmelte, etmaS oerbrteßltdh, in feiner
ajïutterfprache: , Capisco, Federigo,
ci5 è morto, scolo-
rato, senza vigore; ma un poco di pazienza!" (Jdh
begreife, geberigo, ba§ ift tobt, forb^ unb froftloS, ober nur
ein menig (Sebulb!) ^ïod) biefem aJïonologe burdhliefen bie
gemonbten ginger ©marofo'S mit neuem ©ifer bie Saften
beê KlooierS, griebridh bogegen ijffnete bie Slugen, bte ftch
bolb belebten, fein nodh immer etmoS fdhmerer Kopf ridhteté
fich in bie §i5he, unb bie §änbe fdhlugen medhanifch ben
Dolt. „griebridh, Dinte unb geber unb"Rapier!" rief bann
Gimorofo, „gef^roinb, boS ift nid[)t f^ledht! Unb er trug bte
Jmprooifotion, bie griebridh, wenn auch unbewußt unb foft
gegen feinen Sitten gebilligt hatte, ouf bo§ Rapier, unb ber
arme Sebiente fonnte nun wieber ju Sette gehen.

mc ßiäst EtiJUicv ÜÖtC. a«eifter Siëjt hat bte

Uebung feiner |»änbe bi§ in fein hoheS Sllter gepflegt. Senn
er im §aufe feiner Sothter in Sahreuth weilte, faß "er bereit?
om frühen äJJorgen am Klaoier. Sluf feinem ^;}3ulte log ein
neues Serf ouS ber beutfdhen ober ber fransöfifdhen Siterotur.
Gr bejeichnete in bem Sudhe eine Slnjohl ©eilen, bte et lefen
wollte, bonn begann er gleidhjeitig ©falen ju fpitlen unb ju
lefen. Sor er mit bem Sefen fertig, bann erhob er fidh audh
oom Jnftrumente. SRan fragte ihn, ob bie ginger^Uebungen
ihn beim Sefen nidht flirrten, ober toenigflenS feine Slufmerf:
famfeit oblenften. „ Jdb höre btefelben gor ni^t" fagte SiSjt.
„Jdh habe midh an biefe Slrt beS Uebenä gewöhnt, olS idh
grauen ftridfen unb gleidhjeitig lefen foh; wenn man beim
©eflapper ber ©tridfnobeln ju lefen oermog, toerbe ich bodh
bte'Uebungen fpielen fönnen. ©o höbe idhftetSeinen hoppelten 9?u=
gen: währenb metn®eift9leue§lernt,übenmeineginger boSSllte."

ScUiUal" ^^ieben bem Dichter Sictor o. ©cheffei
wohnte in §elbelberg eine longe ßeit ein glötift, ber unouf=
hörlich ba§ Sieb mit Soriationen „?Jach ©eoiHa"! blieS. Soß
Serjweiflung fdhrieb ihm eineS 2J?orgenS ber Dichter: „Jdh
bin
Oon Jhrer ©ehnfucht nodh ©eoiQa im hödhften ©rabe
überjeugt, bitte ©ie ober herjlidhft, fidh fobolb olS möglidh
auf ben Seg ju madhen. SiS jur nädhjten ©totion wiü ich
gern baS gahrgelb bejohlen."

— DoS "folgenbe origineOe Konj ertprog ra mm läßt
fidh ber „Ulf" ouS einem oerregneten ©ommerfurort tnelben:

1. Duoertüre jum „Sofferträger" für 4 harmonifih ob--
geftimmle
Sllpatfo=$Regenfchirme eingerichtet. Sorge=
trogen oon einetn Dilettonten^Quortett.

2. „Sohl, nun fonn ber ®uß beginnen!" — SebenbeS
Silb nod) einem ®?Dtto ouS ©^illerS ©lodfe; gefteHt
Oon fedhS rheumotifchen SlnftoltSgäjten.

3. Sarlationen über boS Shema „©eht ben i^tmmel'
wie heiter!" Sluf bem 9Jebelhorn geblafen Oon einem
änitgliebe ber KurfapeKe.

4. „Sinterftürme wi^en bem Sonnemonb"; mit ben
gähnen geflappert oon einem burchreifenben Sirtuofen.


2)cr miljfjcltigftc ïat^. taicuber

für ben geringen SßreiS oon 40 '^fß. (geb.

60) ift unftreitig ber illuftrirte

ilafpeiter
für djriftUdjc gamilicn

auf ba§ Jabr 1888. Serfelbe enthält ein
tKuftrirteS Kalenöarinm mit oielen nügtidjcu
OTittbcilungen, üJotijtafeln
2C.; fünf ftfjöue,
fittenreine (Erjählimgen,
fowie fonftigc lehr =
rei ehe Sei träge: jum
5prtefterjitbilätmt
Sco XIII.,
jur uächftjäbriaeu Sla^ener
^eillgthumSfahrt
u. n. qjhiüpp ^aieuö
lieferte bic gortfegung feiner intercffantcn
«ßlaubcrcien
„Slm rmtöen wclcbe bc^

fonberê für ben ^anbroerfcr Ichrrcich

finb. ®ie Wobigetroffencn ^ortrötê Oon Sr.
§eiligtcit
Seo Xin., ßarbinal SRflittpoaa, Dr.
Sinbthorft, gürft Söwcnftctn gcrcid)cn mit
b. anbern herrlidjen Silbern
(hl. ßllfabeth,
Slnfidit bon aittjoreth, Uebtrtrogtmg bcS hl-
SoufeS ic. }c.) bem Kalcnbcr jur befonberen
Bierbc.
^ßreiSrötlifcl u. Satibfolenber bilben
eine
angenehme ängabc.
aSorräthig in aßen Suehhonblungcn.
Slachen. Jgn. Sihwcther'S SerlgShbIg.

Sur bctiorflcbcnben ^UlcrfccIculwaihc foebcn erfd)icncn:

Aiipr IhQ "R/i^iiiPill für vierstimm, gemischteu Chor.
MUtJl, JUb., jLtLlj[Ullylll Part. u. Stimmen M. 2.— netto.

S)aö Eequiom be§ ho^W- ^räfcct am fgl. Stubicufcminar

in Slmbcrg, finbc id) al§ eine fel)r gute aompofition oou ganj würbigem (Sl)araftcr
unb glaube, baß c§ für mittlere Gl)örc eine fehr willfommcnc ©abe fein Wirb.

P. U. KormnUller.

für vier-
stiram.

gemischt. Chor mit Begleitung von 2 Tenor- u. 2 Bassposaunen
oder Orgel-Ausgabe mit 4 Singstimmen und Orgel M. 3.20
netto. Blechbegleitung apart M. 1.— netto.

Kequiem bc§ .|rn. Jgu. SJJitterer ift w erthooll J)infid:tlid) beê ©c
halteS alä hinfid)tlid) ber gorm. iDiefer Gompofition ift bic 6d)ulc ber alten
Kirchcnfomponiftcn oorattégcgongcn, fic trägt ben fird)lid)en ©eift ber Sllten unb
bat bic fließcnbc gorm bcè gortfd)ritteä in ber Kir^cumufif. ©cwiß Wirb biefeä
Eeqniem überall freubig begrüßt werben.

Bu bcjicl)cn burch oKc «"b 3KufifaIienhonbIungcu (in Stadien burd)

a^crkg m Litton mim & ttt ^tuflêliurfl.

Mitterer, Jg., Missa pro defimctis

SlIbcrt 3acobi & So.) fowie bireft oou ber 2^erIogël)lilg. SBOm & Sah».

2Serantwortlid)er 9tebafteur 23. Sd)öucu in
Oberbilf. — ®i-ud unb SSerlag oon SllOert
Jacobi & So. iu Sladhett.

Sluf bcu biefer iJJummcr bciliegenbcn
ïgrofïictt ber girma Söreitfopf & partei
in Seipjig ma^cn wir unfere Sefer bc«
fonberä aufmerffam.


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IS

êregoriusliote

fur ^trc^enfanfler.

@tatt«=S3el(agc jum „@te9otiuä=®Iatt", Dtgmi fik Mjolif^c tiri^crannriL

3nfertion8flebü^r«n
bie gefç. «Petitjeite 30 mpfg.

SeileUungen
neunten aEe ^ofî»an|latten
unb »ucö^anblungen an,
in Slawen Xlbert Sticobi
& (So.

ISni^eint atte SKonate.

aonnementSpreiS »to
5DIatt 1.20.

Sei stjus "O" i'ei'ir' «nS

10 ®rein»I. 60 ?[5f.
<Poïto 6ei bireller ©enbung
hîitî) ejtva berechnet.

„Serge, bog bu mit bem &eritn gtaubft, mS bu mit bem SDÎunbe pngfl, unb in SBerte
bet^ätigft, h)0§ bu mit bem ©erjen glaubft." Eoncit in Karthago B, 3. 398.

Das fird)euittl)r.

I.

®o§ neifll »ieber feinem (gnbe ju. îûer t§ noch
nicht müßte, bem loürbe eS h^nfe, bo ich biefeê fchteibe, fchon
!(or merben; benn eê broufï eben ein ©turmioinb boher, toie
idh folchen nicht oft erlebt: bem geftrengen j^errn genügt eê
nicht einmol, ben ormen Bäumen bie legten Blätter ju ent=
reißen unb biefe Bebouernêioerthon trog ihreê -ötißgefdhidS
einen mirbelnben Sonj oufführeu ju laffen, fonbern gonj
erbormungêloê jerrt cr on ben Bäumen felber fo milfi
herum, boß mondhe »on ihnen laut ächjeub unb ftöhnenb
ben frudhtlofeu SBiberfiaitb aufgeben unb Dhnniäd}tig ju
Boben finten, ^a, märe eê bem §errn ©turmioinb möglich,
er riß unê heute mohrhoftig boê Doch über beut Kopfe loeg.
Kein äßunber, baß man biefen §errn in'ê 'l^feffertonb loünfcht
unb im Oorauê ben cnrüdfcnben groft unb ©chnee boju,
unb [tott ihrer ben grübling mieber herbeifehut, ben grüh=
ling mit feinem frifdien ®iün unb feiner Blüthenprocht ober
ben ©ommer mit feinen Blumen unb grüchlcu. — Unb
bod)! Sie traurig unb eintönig mürbe eê fein, menn immer
nur ©ominer märe, unb ber §erbft unb fpäter ber grühling
einmal ausblieben! 30, boS gonje ^ahr ift fd)ön, unb eê
lonn oudh nid)t onberê fein," beun ®ott felbft h^t eê fo
gemodht!

Betrodhten mir nun ober einmal ein onbereê ^î^hi^f boê
©Ott ber iperr oudh gemodht, uub metcheö nid)t nur meit
herrlidher, olS boê natürlid)e ^^h^/ fonbern oud) meit frud)tr
barer unb mid)iiger für unê ift ! ®a§ natürlid)e ^ohr belebt
SldeS auf ©rben, moê Dbem hat; feucê onbere aber belebt
bie ©elfter, bie ©eelen ber ©h^'fteu; fo felbft bie htin'"=
lifchen ©eifter, bie ©ngel unb ^eiligen bort oben, nehmen
boron Sheil: eS ift boê hetÜpe Kirdjcnjohr! Sie
ber Boutn ober in iebem notürlid)eu ^ohre eineu neuen
^ohrcêring um feineu ©toinm legt unb boburch ftörter unb
mächtiger mirb, unb mie er onbetfeitê mit feinem Sipfel
oon ^ohr JU 3ahr höher emporftrebt, fo foll oudh unfere
©eele iu iebem fitd)Udhen ^ahre einen neuen „Sïing" on=
fegen, fräftiger, oontommener merben unb bem .^liinmel ent-
gegenmod)fen.

§ot boê Kird)enjohr nun audh feine „Seiten"?
Unb melcheS ift benn fein grühling, fein ©ommer, fein
§erbft? — ©In frommer ©ohn beê hl. Benebift beontmortet
bie grage ungemein treffenb, mie folgt: ®er grühling
beS Kirchenjahres beginnt mit bem Sl boent, ©einen fd)önflen
Blülheufchmudt hat biefer firchlidhe grühling im hochheiligen
SeihnadhtSfefte. ®ie 2KittagShöhe beS flrdhlidhen ©om=
merS aber ift erreid)t im hl- Dfterfefte, beffen ©luth=
loärme bis jur ©enbung beS ht- ©eifteS om hl- ^fingft=
fefte ftdh ouSbfhnt; enbli^ bietet bonn ber §erbft beS
fird;lid)en ^ahreS bie iu ber ©nobe beS hl- ©eifteS gereiften
grüd)te jur geifiigen ©rute an. ®er oufinerffome Sefer mirb
fragen: So bleibt ober ber Sinter? ®ibt eS einen foldhen
im" Kird)cnjahre nicht ? Sïein, lieber Sefer, boS fird)lidhe ^lohr
fennt einen SBinter nicht! Unb loorum mohl? 9ïun in ber
Siotur läßt bcr ©dhOpfer beu Sinter regelmäßig eintreten
bomit bie ©rbe ruhe, bomit fie ftih erhole oon oü' bem
Sad)fen unb ©proffen unb Blüthen. ®oS geiftlidhe
^ohr ober, in meld]eut unfere ©eele iDodhfen foö, hat feine
.^roft oon ben Berbienfleu ^efu ©h^iftir bereu güHe nie
erfdhöpft merben fonn. Sir ober fmb Baume, bie on ben
emigen ^eilSmoffern gepflonjt finb unb ouS ihnn SebenSfoft
unb SebenSfroft jiehen. Seil nun ober biefe SebenSguellen
nie oerfiegen, fo fönnen oud) biefe „Bäume" unaufhörlich
modjfeu unb haben nid)t boS Bebürfniß minier lidher 9ïuhe,
Sie ober geht boS Sad)feu uub ©ebeiheu unferer ©eele
im Kird)enjahre oor fid)? 9htn mir folten ©h^ifto
bem §errn öhnlid) merben, obgleid) mir füubige !üien=
fehen finb! ©S mirb eine gonj leichte Slrbeit oUerbingS nidht
fein, beu alten Slbom berort umjubilben, boß er oon ben
erhobenen Sugenben beS §errn einen fd)madhen Slbglonj in
feinem Sebenêmaubel jeige. ®ie Kirdhe ober, bie Brout beS
§errn, hat bie erhobene Slufgabe erholten, biefe Ummonblung
JU bemirfen. ^n biefem ^medfe hat fie oorjugSmeife bie
geier beS .KirdjenjohreS ongeorbnet. ^m Kirchen joh r|e
mirb nämlid) boS Sebeu ©hvifti auf ©rben mieber^
holt. 3n i'iner munberboren 9ïeihcnfolgc jiehen bic ®e=
heiinniffe unferer ©rlöfung on unferm ©eifle, jo felbft on
unfern äußern ©innen, tinferu Slugen unb Dhren, burch bie
geier ber fir^lichen geftjeiten oorüber uub erfüllen unfere
©eele mit Sid)t uub 5fraft. Sir leben biefe ©eheimniffe mit,
mie einft bie beneibenSmertheu ©inmohner Oon Diojoreth, bon
3erufalem unbKophornaum oor ungefähr jmeitoufenb Rohren. —
^n jebem ^ohre fehrt mieber bie heil. SlboentSjeit, (bie
mir bemnächft beginnen), bie 3eit ber fehnfüchtigen, freubigen
©rmortung Oon ©hriftfinbleinS ©eburt. Sir erleben bie
gnobeuooUe heilige 9iacht auf ben gluren oon Bethlehem; mit
eiten mit ben frommen Ritten jur Krippe, um mit ihnen
boS ©hriftfiublein onjubeten; mir fchließen unS ober oudh bem
glänjenben ßuge ber Seifen ouS bem 2)}orgenlanbe on unb
opfern mit ihnen boS Befte, moS mir haben, unS felbfi. Sir
fehen bonn, mie boS götttid)e Kinb mit
Wlaxxa unb ^ofeph
noch Sleghpten flüd)tet, mie cS nod) befiimmter ßeit jurüdC=
fehrt, mie eS junimmt on Sllter unb Körperfiärfe, unb
an SeiSheit unb ©nobe bor ©ott unb oaen guten 9[)?enfdhen.


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82

2Biv nehmen aber auch Dheit an ber büße Jefu in ber
Söüfie, begleiten i^n mitleibêtjoü auf feinem Opfergange in
ber hï. SharnjDihe, fe^en ba fein heiliges Seiöen nnb ©terben
vor unfern Slugen fich Doüjiehfn, mie roenn mir felbft mit
ilfaiia, Johannes unb ben frommen grauen auf bem Eal=
Darienberge ftänben. Slm hl- Oftermorgen jubeln mir bem
Sluferftanbenen ju, erfreuen unS mährenb ber üierjig Dage
nach Oftern feineS troftooHen Umganges, bnt er unS burch
feine Himmelfahrt uur entzieht, um' ben Drofter, ben hl- ©eifl,
5U fenöen, ber bei unS bleibt,|'um baS ErlöfungSmerl in
uns JU üoüenben.

Das ftnb, üeber Sefer, bie geheimnißüoKen, fcuchtreidhen
„JahreSjeiten" unferer hl- Kirche. Jeber, ber biefelben mit=
lebt, mitempfinbet, loirb babur^ immer mieber neuen ßumachS
an SebenSfraft erhalten unb ©hrifto ähnUcher merben! —

Jn melcher JahreSjeit befinben irir unS benn gegenitȊrtig?
Jch beule, bis ber bote beS hl- ©regoriuS in Deine §änbe
gelangtfein mirb, haben mir üieHei^t ben „grühling" begonnen mit
ber hl- Slbnentjeit. Diefe ^eit ber ©rmartung beS gi5tt=
lidhen KinbeS fteUt bilblich bie tjiertaufenb Jahre tjor ShriftuS
bar, SBaS in biefer langen ßeit im ©etnütheber ffieU üorgegangen
toar, baS foü jegt im ©emüthe jebeS einjelnen auS unS t)or=
gehen: ©rfenntniß unferer ©ünbhaftigfeit, Siieue unb borfalj
jur befferung, aber auch tiefe ©ehnfucht nadh bem Seben in
ber ©emeinfchoft mit ©hrifluS. Doher ift biefe heilige 3eit
eine Beit ber büße unb beS ©ebeteS. SBie einfi bie Slltoäter
auf bie Doge beS ^»eilS coli fchmerjlichen ©ehnenS motteten,
fo fott je^t ouch bie Ehriftenheit harren auf ben ©eburtStog
beS EtlöferS. ©dhon ber Introitus beS erften Slboentfonn=
togeS fucht, mie bu meiter unten lefen fonnft, ben ©eift nach
oben
JU erheben ju bem, bet ouS bem Elenb rettet unb üon
bem geinbe, ber ©ünbe, befreiet.

Diefe Erhebung unb biefeS glehen fe^t fi^ fort in bem
Kirchengebete biefeS DogeS: „Söir bitten bich, o Herr, er^
mecfe beine 9}facht unb îomme }u unS, Damit mit ßnrih Deinen
©chu^ üon ben broheitben ©efahren ber Sünbe befreit, burch
Deine befteiung obet. befeligt merben, ber Du lebft unb
regierft mit ©ott bem botet in Einheit beS hl- ©eifteS,
©Ott,
tjon Emigfeit ju Emigfeit. Slmen."

Die Epiftel ifi jene, bie einft einen fo erfchütternben
EinbrudE ouf ben boS §eil fuchenben SluguftinuS gemocht
hotte: „brüber, ihr miffet, boß bie ©tunbe bo ift, oom
©dhlofe aufjuftehen. Denn je^t ift unfere 9îettung nähet,
olS bo mit JU glauben anfingen. Die Siocht ifi üotüber; bet
Dog'aber ongebt odhen. Segel ob bie 3Bet(e ber ginfterniß
unb jiehet on bie 9Ïüftnng beS SichteS ! SBie eS om Dage ftch
jiemt, laßt unS ehrbar monbeln, nidht in nädhtlichen ©chmou=
fereieu unb Dtinfgelogen, nid^t in Unjucht unb Ueppigteit,
nidht in §oß unb 9Jeib, fonbern jiehet on ben §ettn j'efum
Ehriftuml" (DÏömer 13.)

DosEüongelium ober, iücl^eS heute üerlünbct mirb,
ift baS üom SBeltgeridhte. SBie einft bie Erfdheinung beS
§ertn ju bet 3eit, olS er „üoH ©nobe unb Sahrheit" jur
Erbe herabfom, jugleich ein ©ericht unb eine berurtheilung
beS gürften biefer Seit mor, fo ift eS immer nodE) fein ©eift
unter unS, ber in ber Kirdhe bleibt bis onS Enbe ber
Doge unb ber jeneS ©eridht unb bie beturtheilung fortfeÇt.
Unb erfennen mit ciefeS ©eridht etmo ni^t? ©iehe, eS ift im
Jnnetn eineS jeben üon unS! ES ifi ober ouch in ber
©efdhichte bet Seit, in ben großen ©dhidtfolen bet ïWeufdh^
heit; unb jener 2Jîann hat borum mohr gerebet, ber gefagt
hol: „Die Seltgefihidhte iji boS Seltgericht!" — Da£ britte
unb le^te ©erijht aber ifi jeneS, üon melchem boS Eoongelium
beS DogeS îpri^t; berjenige, beffen gnobenüotte Slnfunft mit
om hl Seihno^tSfefte ermorten, ift on jenem furdhtbaren
Doge Sîichter, benn er ift bet König beS Sîei^eS, boS et ge=
ftiftet, unb boS 9îei^, ju bem et unS als bürget berufen,
ift baS 9îei^ bet ^eiligîeit unb broben boS 9îeich bet ©eligfeit. —
Doch eS ift 3ei"t, jum ©chluffe ju eiten, bomit bet
freunbUdhe Sefer nidbt ungebulbig merbe. Jdh moKte nur
jeigen, in meldh' munbetboter Seife bie Siturgie beS erften
^BüentfonntogeS fich eignet, bie ©läubigen in bie redhte 3Ib=
üentftimmung ju üerfehen. Sie erhebenb ift ober für bp
firdhlidhen ©änger boS bemußtfein, boß er berufen ift, in
biefer gnobeuDotten Beit in herüottoqenber Seife mitjuhelfen,
baß bem §errn bie Sege ju ben §erjen bet ©läubigen be=
reitet metben. Denn nidht nur bet Dej:! bet hl- ©efänge im
Slboent othmet bußgefinnung unb ©ehnfudht nodh ^em §eite,
fonbern ouch bie '3Jïelobieen berfelben fönnen, gut üorgetrogen,
eines ethebenben EinbrudS ouf fromme Ehtifienherjen ftetS
fidher fein. ©chönen.

VIII.

1. Slbü entfonnt^og.
Die Siturgie ber hl- Slbüentjeit jielt borouf h'".
glommen bet ©ehnfucht noch bet Slnfunft beS §ettn in unS
JU eutjüttben unb auf bie '^3flid)t hins«roeifen, bem §ettn
„ben Seg ju unferm §>erjen ju bereiten". DoS fprid)t fidh
mährenb 'biefer 3eit im flemflen betfifel, in ber lleinften S[n=
tiphon ouS. DoS fprid)t fich nomentlid) audh ouS in ben
lücchfelnben ©efängen beS ^odhamteS.

Introitus. | Introitus.

Ad to levilvi dnimam meam: i 3u ®ir crt)cb' id) meine Seele!
Dens meus, in to confido, non îlîein
©Ott, aitf',S)i^ ücrtvauc
crubéscam: nequo irrideant id), loß mid) nid)t jtt ®d)anbcu
mo inimici mei: ótenim uui-
vérsi, qui te exspóctant non
confundentur.

merben, laß meine geinbe nid)t
ipotten über mid)! ®enn Slfle,
meld)c auf ®id) harren, merben
nidbt
ju ©d)anbcn.

Ps. ®cinc ^ege, o §err, jcige
mir, unb ®cinc ^fabc lehre
mid).

V, (Sl)re fei bcm SSnter jc.
?8icbcrholuttg ber Slnt.l: 3u
®ir erbcb'idju.f. m. bis jum^lJf.

DoS Eüongelium beS DogeS fchilbert unS boS Selt=
enbe unb bie furdhtbotje Slnfunft beS SeltridhterS: Dorum
erheben mit §etj unb ©inn über bie üergänglid)en Dinge
biefer SeU unb flauen ouf ju ©ott, unferm le^jten 3iele,
unb JU EhrifiuS, bem emigen Sidhte ber ©läubigen. Jm ber--
trauen auf ben §etrn flehen mir ihn on um ©chu^ unb
§ülfe gegen oCle Siberfodher unfeteS §eileS, fomie um Sei=
fung unb gühtung auf bem Sege ber Dugenb, auf boß mit
ber'Slnfunft beS furdhtbaten SeltridhterS-getroji entgegenfehen
fönnen. — Der Dejl beS Introitus ift ouS ^^Jfolm 24, 1
bis 3 genommen.

Ps. Vias tuas Domine, de-
mónstra mihi: ot sémitas tuas
édoce mo.

V. Gloria Patri etc.

Eep.: Ad te Jevcivi usquo
ad Ps.

Graduale.

TJnivérsi, qui te exspéctant,
non confundentur, Domine.

V. Vias tuas. Domine, notas
fac mihi : et sémitas tuas édoce
mo.

Alleluja, Alleluja.

Graduale.
Sine, bic ouf S)id) harren,
merben ntd)t ju Schonbcn mer»'
ben, O §crrl

V. ®einc 28egc, o .'^crr, madhe
mir fuub, unb ®einc ^fobe
lehrc mid).
Siaelujo, Sltteluja.


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83

V. Osténde nobis, Domine,
misericórdiam tuam: et salu-
târe tuum da nobis.
Alleluja.

jm Graduale wieberholt bie £irche bie oertrouenS-
octlen SBorte beê Introitus. ©ie braudht nidht ju fürchten,
büß fie baä Ohr bcê §errn bamit crmübe. — jm jmciten
BetfnS C^^falm 84, 8) befunbet fie ihre ©ehnfudht na^ bem
„§eile": fie bittet, ber ^jeilanb miJge am lommenben 2Bcih=
nachtéfefte in bic ^erjcn ihrer |[iuber ©infehr halten.

Daê Offertorium ift inhaltlid) ganj gleidilautenb
mit bcm
Introitus bcê Dageê. Sährenb ber Opferung
bcê Brobeê unb Seineê hält bie 5ïird)e ihre Slugen auf ®cn
gcrid)tct, ber ba fommen foü, unb fingt beharrl'idh biefelben
Sorte: Ad te levavi animam meara: Deus meus in
te confido, non erubescam; neque irrideant me ini-
mici mei: -etenim universi, qui te exspectant, non
confundentur.

Commun|io.
Set 5err wirb feinen Segen
geben, unb unfer ßrbreidh Wirb
suum. feine 5rud)t geben.

Diefer ®efang bebient fidh bcr fdhönen Sorte beê
"ipfalmeê 84, 13, um auf bie Sirfung ber göttlid)en ®nabe
im ©rbrei^ unfereê §erjenS mährenb bcr Siboentjeit hini|u=
meifen. ©dhönen

Dies irae".

59

(gortfegung.)

8. Rex tremöndae ma- 8. Darum heut' Dein i?nie
jestdtis umfangen,

Qui salvdndoa salvas gratis ©ich, " Dein ^inb in
Salva me, fons pietdtis! Bangen,

Dann ben §clfer ju erlangen.

9. Recordäre, Jesu pie, 9. §cut' oernimm, ioo§ idh
Quod sum causa tuae viae, Dir fage,

Ne me perdas illa die! Sic bu "^Jein crträgft unb

^lage,

Daj3 idh leb' an jenem Dagc;

10. Quaerens me sedisti 10. Sie um midh aud) Du
lassus, gelitten,

Redemisti crucem passus ©tcrbcnbmicl) auch haficrflritten:
Tantus labor non sit cas-Sahr' bcu '43rci8 unb h^f'
SU8! mein Bitten.

11. Juste judex ultiönis, 11. Sluf gcrcdhter Sage
Donum fac remissiönis mägcn

Ante diem ratiönis! älfußt bu, wirft ©ericht buhcgcn:

Slbcr heut' nodh ^aft bu ©egen.

12. Jngemisco tanquam 12. §cut'mein§eilanb, Didh

reus,

erbarme.

Culpat rubet vultus meus. Seil idh ^eb' in ©chain bie
Supplicânti parce deus! Slrme,

Dief crfeuf j' im ©ünbenharme.

15. Qui Mariam absol- 13. Sllê bem ©dhä^er bu
visti toerjichcn.

V. gcigc un§, o §cr, Seine
aSarmbcrjigteit unb Sein §eil
gib uns!
SlCcIuja.

Communio.
Dominus dabit benignitâtom:
et terra nostra dabit fructum

Et latrönem exaudisti Du oergebcn, bcr SDîarien,
Mihi quoque spem dedisti. jft mir '^offnuug mitoerliehcn.

14. Freces meae non 14. §crr, in reuigem ©e=
sunt dignae, müthe

Sed tu bonus fac benigne Scnb' ich mtd) ju Deiner ©üte.
Ne perenni cremer igne. Daß midh Deine Siebe hüte, —

15. Inter oves locum 15. Daß fie fern ber Bödte
praesta ©teile

Et ab boedis me sequéstra, Deinen ©dhäflcin midh (jefetlc.
Statuons in parte dextra. So jur 9îedhtcn ^immclêhclle

16. Confutâtis male- 16. ©tcÜ' beu §eil'gen mid)
dictis jufammen,

Flammis acribus [addictis Sann Du ju bcn heft'sen
Voca me cum benedictis! glommen

Die Berlor'nen mußt oer-
bommen.

17. Oro supplex et ac- 17. Sllfo in ber Büßer mdb,
clinis, gleh' idh, Peh' in bilterm Setbe

Cor contritum quasi cinis^h' topu h'ev tdh fünbig fdheibe
Gere curam mei finis!

18. Lacrimósa dies illa, 18. @h' mir Hoffnung wirb
Qua resürget ex favilla genommen,
Indicandus homo reus. Seil ber Dhränentog gefommen

Bor betn finfiern 9ïi^terthrone.

19. Huic ergo parce deus! 19. §eut' erhöre, heut'tier-
Pie Jesu, Dómine, fchöne!

Dona eis réquiem. Amen. Sluch in Deinem grieben nun

Soß, bie hier ootlenbet, ruhn!
Slinen.

8ur:(grlttutcruuö.
Stuf bic gebrängte,v ober fehr wirfungSOollc Sorftctlung be^
„letjten Singe" in ben oorhcrgehcnbcn Strophen folgt nun boS
inuigfte SBitt- unb Sußgcbct cincê reuigen ^crjcnS.

S.Strophe: „ffijnig bcr furdjtborcn 5Dlajeftöt, bcr
Su nnê ©nobe (ohne (Sntgclt) bic 3lu Serto ähltcu
feiig mad)ft, rette mid), o SuOncll bcr Grbormungl"
(Sbriftuê, bcr nßgcwntticjc ßönig auf bcm Shronc ber glitt»
Iid)cn ®crcd)tigfeit, rettet biejenigen, bie feiig werben, umfonft
(gratis), b. h- auê ©nobe unb Sarmhcrjigfcit. ©r heilt fic (ju»
nnd)ft in bcr hl- Saufe) oon bcr Sünbe, fpcnbct ihnen feine
©nabe unb mod)t fic fdtheßlid) bcr hinimlifd)cn OJloric theilhaftig :
alleö bicfcê auê reiner ^ulb unb ©üte. (Sclbftrcbcnb wirb babei
oorauêgcfe^jt, baß bic, weld)e jum ®ebrnud)c bcr S3crnunft ge«
langt finb, mit ben ihnen uerliehcncu ©nabcn mitwirfcii.)
Sarum flehen wir: „rette mid)" (salva mo) ju jhm, ber für
unê jejjt nod) bic unoerfiegli(he Ouelle bcê erbormcnS ift (fons
pietatisl unb baê größte 33crlangen hat, unê fcltg ju niadjcn.

9. Strophe, „©ebeufe, o gütiger jcfuê, baß id)
bic Urfad)e Seiner (irbi jd)cn) ^ilgcr f^aft war unb
laß mid) baher nn jenem Sage uid)t ju Sd)nnbcu
tocrben."

Äinblid) ücrtraucnöOotl ift bic Bitte, ber „gütige jcfuê"
möge bod) lebhaft gcbenfen, boß CSr jur ïïlcttuug bcê ©c»
ten bcn einft üom Rimmel jut (Srbc herobgcfticgen unb feinen
bcfchtoerlidien Sebcnê« unb öcibenêwcg (viao tuae) oon ber
Grippe biê jum iîteujc jurüdgelcgt habe. Sic beiben toid)tigflcn
unb bebeutfamften ïïîomentc bicfcê „ÏBcgcê" — nämlid) fein
öffcntlidicê Scbcn unb fcln bittcrcô Seiben — Werben nod) fpc-
jieH erwähnt iu bcr folgenbcn Strophe.

10. Strophe. „3Rich fuchcnb faßeft Su mübc (am
jaf obSbrunncn), h^ft m i Ch e 11 ö ft burd) Seinen


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84

ßrcujcStob: laß biefe Dpfer nicht fni^tlo? fein
(an mir)!"

Sedisti lassus, „Su faßcft miibc": meift hin auf bie (Steïïc
auê bem ßüangeliuni bcg h'- Johanncg (4, 6 unb 7), wo erjäblt
wirb, wie JefuS am Jafobêbrunnen bei ©idior bic ©ünbcrin
erwartet. ®iefcè fünbigc ®cib, bem ber §cilanb fojufagen fu^cnb
nad)gcgangen wor biê jur (Srmübung, faßt ber 5Dichter até die
präfentantin feiner felbft unb ber fünbigen
a)?cnfd)hcit nbcrljau^^t
auf. burftc er wohl fogen: „Quaerene me sedisti lassus;

ber gute .^lirt „fucbt" baë oerirrte (gdjäflein (mit heilfamcn ^cim=
fuchungcn, SScgnabiguugen unb gügungcn geht er un§ gleid)fam
nach) unb über jebe gerettete ©eele freut er fich mit feinen
Gngcln unb jwar umfomehr, je größere ©orge unb TOübc fic i^m
toorljer bereitet hat. (SDlatth. 18.)

Eedemisti etc. „Srlöft h^ft S)" burch 2)cin Seiben
unb ©einen Sob am Sreujc". ®er „gute §irt" fu(ht feine ocr»
irrten Sihäflein nid)t nur bi§ jur ^rmübung, fonbern „er gibt
fein Seben für feine ©chafe." (Joh. 10.)

Tantus labor etc. SBir hoben hier inhaltli^ biefelbe Sitte,
wie in ben beiben oorhergehenben Strophen. Sürbe ber Setcnbc
ni^t gerettet, bann Wäre baS unfäglich mü^c« unb fchmcrjoolle
6rlöfung§werf an ihm tierlorcn!

11. Strophe: „©erechter Dti^ter, ber Su räd)cft
(baS Söfe), fcbenfe mir gnäbigSSerjcihung, beöor ber
2;og ber $Re(hcnfdiaft fommt."

®et Söctcnbe weiß, baß ber .§err aB gerechter Üïi^)tcr für
bie Seleibigungcn
@Dttc§ ©enugthuung förbern muß (juste judex
ultionis), borum bittet er Jhn um ©nabe unb Vergebung, che
noch ber Sag ber Sßecbcnf^aft anbri(ht (ante diem rationis).
®enn
jegt fann 6r bem reuigen Sünber bic Sßcrjcibung noth al§
©nabengcfihcnf (donum remissionis) angcbcibcn loffen währenb
om Sage be§ ®cri(htc§ ben Sünber nur Strafe treffen tonn.

12. Strophe: „J(h fcufje auf als ©ünber, t)or
©dhulb wirb fchamroth mein Slngcficht, fchont bcê
bemüthig gichcnben, o ©ott!"

§erjinnige SWcue ift eë, wel^e bem Setenben tiefe Seufjcr
(ingemisco) auf bie Sippen brängt, a(§ wäre er feiner Sünben
Wegen bereits »crurtheiit (tanqnam reus); herjinnige SRcuc ift c§,
Welche mit S^amröthe feine Sangen bebedt (rubet vultus mens)
unb auf biefe untrügli^en geidjen aufrichtiger Sefehrung hin
miigc ber .gicrr fein ©ebet um Scrjcihung erhören (supplicanti
parce Deus),

13. Strophe: „®a 3)u ajlaria (aJtagbalcna) lo§-
fprocheft unb bcn©d)ädber erhörtcft, hoft 3)u auch nrir
Hoffnung (auf Scrjeihung) gegeben."

®cr §crr h«t ber Süßerin 3Kar ia 3J?agbaIena öffentlid)
Bejcugt, bafj Gr ibr „liicl oergcbcn h"bc", weil fic J^n „oiel ge«
liebt". 9?0(h wunberbarer ift bic Sefehrung bcé „Sd)öd)crë" am
ßrcuje. 3n fürjcftcr geit wirb bic Schulb langjähriger Ser-
brechen getilgt unb bem reuigen Sünber bic C^iimmclêtronc gcf^cnft.

©crabe oer ^inwciê auf bic Sefehrung unb Söegnabigung
beê „Scbä^erS" ift ungemein treffenb; benn ber ()l. 9luguftin
fagt: „Scad)tc, wie felbft ba§ Äreuj ein 3ïid)tcrftuhl wor:
ber ati^tcr thronte in ber SKittc, wä()rcnb ber eine 3täuber,
wcidicr glaubte, freigefpro(hcn, ber onbere bogegen, wcld)er
läftcrte, t)erbammt würbe. S^on hier beutete ber ."pcrr an, waS
(gr einft bei Seiner Sicbeifünft töuu werbe an ben Scbenbigcn
unb ben Sobtcu, bic einen jur SfJcdjtcn, bie anbern jur Sinten
ftctlcnb: ber eine ©d)äd)cr repräfentirt jene, bic jur Sinfen, ber
onbere jene, bie jur 9ïcd)tcn ftehen werben. So breite ber §crr
mit bem ©cri^tc, olê 6r gcrid)tet warb."

Ginc Süßcrin unb ein Süßer, jwei überaus troftooHc
®cifpielc unb Grweife ber unbcgrcnjtcn Grbarmung werben in
ber Strophe üorgcjübrt: ber Sctenbc bcfcnut bamit feine eigene
Schulb unb Sünbhaftigfcit; er gibt fid) aber aud) her Hoffnung
hin, boß nun er mit 9?üclfid)t auf feine bußfertige ©cfiunung
ebenfo ©nabe finben werbe (mihi quoque spem dedisti.)

14. Strophe. „2J1 eine Sitten finb jwar ntd)t wür^
big, aber ®u, ©ütiger, bewirte gnäbig, baß ich ni^t
Brenne im ewigen geuer!"

®ie Grhi5rung unferer SBitten ift unb bleibt t)on Seiten
©ottcê immer ein GrweiS ber §ulb unb Sarmherjigfeit. ®oê
ft ober bcfonberê ber gaK bei bem Suß» unb SReuegebetc beê

Sünberê. ©Ute Serfe (befonberê gaften unb Sltmofen) fteigern
ben Serth beê ©cbctcê in ben Slugen ©otteê. S)cr Setcnbc
befennt nun im ©cfühlc feiner Sünbhaftigfcit, boß fein ©ebet
gar ormfcltg fcji (non sunt dignae) unb baher ni^t tierbicnc,
erhört ju werben. SlHcin, _waê bem ©cbctc fcljlt, oermag Jefu.
©üte
ju crfegcn; borum bic Sitte: „Sed tu itonus fac benigne"
®ann wirb bic golge fein, baß ich, (unb barauf fommt ja fdjlicß»
lid) SlUcê an) bem ewigen gcucr entrinne, wie Wagbalcno unb
ber Schächcr.— Somit wcnbct ftdb ber Slicf wieber bemjüngftcn
®crid)te ju in ber folgenben Strophe.

15. Strophe: „Unter bieSc^äflcin ftcllc mi(h unb
öon ben Södcn trenne mich, inbem S)u mich jnr
SRecbtcn ftellcft."

3)em Urtbcilfprucbc wirb bie Scheibung ber ©uten oon bem
©Öfen oorauSgehcn. Senn einft alle Slbomêfinber Oor bem
3tiitcrftuhlc beê ÜJlenf^enfohneê ocrfammelt fein werben, wirb
Gr „fic fd)cibcn oon einanber, wie ber §irt (om Slbcnb) bie Sd)afc
oon bcu Sijden fonbcrt, unb Gr wirb bic Sd^afc ju feiner SRec^»
ten, bie Sode aber ju feiner Sinfen ftellen." (SDtatt^. 25.) Unter
ben fanjtcn, folgfamcn Sdjafcn tjcrfleht ber §crr bic ©uten
unter ben wibcrfpänftigen, flößigen Söcfen bic Söfcu. — Selch'
hohe ^Pocfic liegt in ber Sitte: „©önnc mir ein 5{Slägd)cn unter
ben Sdjofen, fcheibc (sequestra) mich oon bot Sijden, ftcllc mich
jur Stedten!"

16. Strohe: „Senn bic Verworfenen, ihreê Un=
rcd)tê überführt, ben heftigen glommen übcront-
wortct toerben, rufe mi^ ju ben ©cbcncbcitcn!"

Confutatis heißt cigentlid): „nachbem üc nicbcrgcfd)ntcttcrt
finb." 2)cr §crr bringt fic nömli^ junt
Sd)Wcigcn, er über^
führt fic ihreê Unrcchtê, bo fic ihn fragen: „^crr, wann
haben toir 'i)id) hungrig gefclicn
jc." (SOlatth- 25.) unb ber ^err
wirb ihnen fagen: „Sohrlich fage ich endi, w^ê il)r einem meiner
gcringftcu Srüber nid)t gctljan hobt, bcsê habt il)r mir nicht
gethan." (ÜJJath. 25.) — ®ic glommen, benen bie Scrbammten
geweiht Werben, (addictis) nennt ber ^Dichter „heftig" (acres),
weil eê höHifchc ©luthen finb, bie uncnblich heftiger peinigen,
als
irbifdieê geuer. —

Unter bic gohl ber „©cnebeitcu" wünfcht ber Sctenbc ouf^
genommen ju werben, bamit er mit ihnen cittjichcu fönne in
baS 91cid) ber ewigen §crrlid)tctf. ®amtt bicê nun gcfchchen
ti5nne, muß ber Sob ein f elig er fein. Scn üermog bcr^Kcnfch
ober ohne ©ottcê befonbere ©nobe uid)t ju erlangen. Jn ber
folgenben Strophe bittet er beßhalb um eine glüdlichc Sterbe»
ftunbe, woju jcbc ïobtcnfcicr bic crnftcftc ÏÏ^Jahnung gibt.

17. Strophe: „S)cmüthig unb ocrtroucnêuoll, ba
boê .^crj ber Slfchc gleid) jcrricbc n ift, flehe id): trage
® orge für mein Sc bcnöcnbc!"

Slfchc ift baê Sl)mbol ber Sußc, weil bttr^ bic Sußc bcS
Wcnfd)cn ho^teê §crj glei^fam jcrmalmt unb jcrricben mirb.
S)ahcr wor cê oon Slnfang an in ber Sird)c gebräuchlich, bic
©ünber, toclchc öffentliihe ßird)cubußc thun mußten, mit Slfche
ju beftrcuen.

„Gero curam mei finis": trage Sorge für mein Gnbe, (b. i.
Scbcnêenbc), baß meine Sterbeftunbc eine glüdElidic fei. —

18. Strophe: „S h rä ncnr eich wirb jen er Sag fein,
an bem crftcheu wirb öuê bem ©taube ber fd)ulb«
bclabcnc iUJcnf^, nm gerid)tct ju werben." —

®ic Segnen? fchrt in biefer Strophe toieber jurücf jur Sc»
trachtung beê jüngftcn Soges; ober ber oufmcrtfamc Scjcr wirb
ben ©cgcnfojj itid)t ocrfcnncn jtoifchcn bem Slnfangc unb bem
Gnbe bcê Stcbcê: ®ort heißt cê im §iublicfc auf ott „dies
irae" (Sog beS Sonics); hier im .^inblidc ouf ben aJJcnfd)en
bogegen „lacrlmosa dies" (Sog ber Söhren); bort heißt cS, boß
an jenem Sage bie Seit in 9lfd)c fid) oltflöfcn toerbe jum
Icjjtcn QiJcrichte, h'et bagegcit, boß ber aRcnfch ouê Slfchc cr=
ftehen werbe jum legten ©erichte, (ber Wcnfd), welcher
bcrcitê fd)ulbig befunben ift it. bem bcf o n bereu ©crid)tc „homo
reus"). —

S)ie nid)t bereute uub fomit nicht erlnffcnc Schulb ift eê
gerobe, locld)e ben jüngftcn Sog unb boê an bemfelben ftatt«
pnbenbc Scltgericht ju einem ©cgenftanb ber gurcht uub ju
einet Duelle ber Shröncn ma^t. Slufri^tigc Sußc unb Stfch^'
rung ift boê einjigc 9ïecept bogegen.


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85

19. ®tïDpî)c: „Sh" oUd fi^ouc, 0 ©Ott: gütiger
§ err Scfu, gib if}nen (ben .§ingef(hieben en) bic (ctoigc)
3fiul}e. Stmen."

®urcb ba§ „ergo" fdjiicßt bicfc ©tropee M Gngftc
nn bic t)orbergehcnbc ein uub entbält bic iöittc jür beu ober für
bie SScrftorbciien, Jür njeld)c bûê Sobtcnomt gehalten loitb. -Sabei
ift wobt ju bcachtcn, wa§ roir bcrc'.tâ in bcr borigcn Sîummer
bf§. 331. bfri'orgehobcn bnben, bafj bie Sirdjc beim Sobtenamt
(unb beim ganjen Officium für bic ^Ibgcftorbencn) ft^ in ben
Slngenblid »erfegt, ba bic ©cclc bcê abgefd)icbcncn cor bem
."pcrrn jum befonberen ®crtd)tc crfchcint.

®er ©ebantengang ift folgenber: ba andj bie ©eelc biefeê
Slbgeftorbcncn, beffen roir jcgt gebenfen, Dor bem ftrengen 5Rid)ter
crf(5cincn muß; ba ferner Sîicmanû fid) rühmen fann, ohne
©cl)ulb unb gehler ju fein, unb es am jüngften Sage, bem Stage
ber Sähren, feine ^ülfc mehr gibt: barum (ergo) flehen roir
„parce, Dens", loß ihm ©nabe unb ©d)onung angebeihen!

®ie ßird)c pflegt aber, fo oft fie für einen be ftimmt en
SPcrftorbcnen betet, aud) bcr ©cclcn aller Slbgeftorbcncn fürbitt»
roeife ju gebenfen. ®arum fdilicfet ber Siebter fein hcrrfii^cê Sieb
mit bcr alten ©ebctêformcl: „Dona eis requiem" (©ib ihnen
(b. h. allen tjcrftorbencn ß-hriftgläubigcn) bic (croigc) 9îuhc!

ainmcrfung: tjorftchcnbcn Griöntcrung bcnugtcn mir
bie auêgejcichnetcn 9Irbciten Don Sompropft Dr. Äatjfcr unb Dr.
©ihr. — Sic mctrifd)e llcbcrfejjung, rocld)c fid) bem JOriginalc
foroohl burcb ßroft unb (Sinfacl)heit bcê Sluëbrurfô tnic burd)
SSoHtönigfcit bcê îlcimcê möglidift eng anfd)Iießt, ift üon 3.
5Bapc. Scr funbige Sefer icirb bic öußcrorbcntlichen ©d)roierig«
feiten nid)t ücrfenncn, rocld)c bei ber Uebertragung uom Sidjtcr
übcrroinbcn roaren. Somit bie bcê Satcinifdien unfunbigcn
Sefer burd) bie (nothmenbig) ctrooê freie Uebertragung inbefj
nid)t irre geführt roürben, hoben roir nod) eine roortgctreue
Ucberfegung bcr ©trophen in bcr Erläuterung beigefügt.

©djöncn.

Slimmcn bcr Äii'djc,

<Se. ©tninenj ber Korbinol uub (Srjbifchof Söenoit
ÜJJorie üon 9lheijnS h^t üor einiger 3ett folgenbeS h^i^vli^e
9ïunbfd)reiben erloffeu:

^od)roürbige .sperren unb Iheuere Ü)U tor bell er! 33on
allen Shi^'l^" ber h- Siturgie läf^t im Slflgemciuen feiner
mehr ju roünfd)en übrig, ofö ber 5?ird)eugefang. 3Jid)t nur
bie SluSführung biefeS ©efongeS ift in üielen kirdhen, befonberS
ouf bem Sonbe, unooOfommen, fonbern oud) bie ßohl ber
©änger hat foft überoQ obgeuommen; fte ift uujureichenb in
beu meiften Sonbfirdheu. SBie oft haben roir nicht in biefer
^inftchl bic glücflicheren Seiten jurüdCroünfchcn hören, in
benen bie ©läubigen bie fchön en Stücfe unferer reli»
giöfen ©efänge ouStoenbig roußten unb ©cfollcu baron fanben,
ihre ©timme bobei erfd)anen ju loffen, unb fo jugleich eine
angenehme Sefchöftigung für ihren ©eift, eine Sfoh^ung für
ihre grömmigfeit uub eine mä^tigc Slujiehung jur h- ©totte
hin fanben! §eute, too unfer Bolf fehr üertrout ift mit bem
römifdhen ©efong, beffen äBieberhcrf^lellung bic natürlid)e
golge iener glüdlidhen liturgifchen SJcform mar, loeldie bie
Kirchen gronfreidhS enger mit bem ajiitlelpunfte ber folho-
lifd^en ©inheit üerbunben hat, fdheint ber Slugenblidf ge=
fommen, unfere Slnftrengungen ju üereinigen, um bie olten
©eroohnheiteu roieber ou'peben ju laffen.

©d)on fleht tnon biefelben iu mehreren "ißfarreien ber
Diöjefe, Donf glüdtlid)cn Umftänben, oOmäUg roieber erflehen,
unb bie ©läubigen betheiligen fidh flern on ben leidhteften uub
om häufigfleu üorfommenben ©efängen, roie an ben ^]}folmen,
ben pehenben ©efängen ber älJeffe, ben Slntiphonen on bie
feligftc Jungfrau u. f. ro. 2Bir fönnen bie Berfndhe, roeldhe
in biefer 8iidhtung gemad)t roorben fiub unb roeldhe ihre erfte
SBelohnung in bem erjielten ©rfolge gefunben haben, nidht
genug loben uub ermuthigen.

©S ijl üoflfommn flor, bof? boS gernbleiben üou ber
Kird)e, roeld)eS unS ou üielen Orten betrübt, jum Sheil bem
geringen ^ntereffe jujufdhreiben ijl, roelcheS bie fird)lichen
|)onblungeu bieten, unb bem geringen Slntheil, ben bie
©läubigen boron nehmen fönnen. ©S ifl ferner ebenfo flor,
boß eines ber mäd)tigften unb jugänglicbflen äJfittel um boS
Bolf in bie Kirnen ju bringen unb eS bort feftjuholten,
borin befleht, ihre Sheilnohme ju loedten, inbem mon fie ein=
meiht in bie Dinge, bie bort gefd)ehen, unb befonberS in ben
©efong beS SobeS ©otteS. ©eroii bie Verbreitung bicfeS
©efangeS roürbe in ber ©egenroort nnb 3uf"nft, mie ehemals
ein auSgejeid)neteS üJïittcl toerben, um bie d)riftli^en Uebungen
im ©djooße unferer Beüölferung p erholten.

UebrigenS fehen roir nidht ein, rooS für ©rünbe bie
©läubigen üorbringen fonnten, um nidht thätigen Slntheil
Ju
nehmen on ben geheiligten ©efängen beS göttiid)en DienfleS.
SBir rooCleu nicht glauben, boß tnon eS üerächtüch finben
fönne, feine ©timme mit beu üom heil, ©eifle eingegebenen
©efängen ju üereinigen, roeldhe bie Kirdhe ouf bie Sippen ber
©laubigen legt. „2Bie?" rief üor faft oierjig Rohren einer
unferer großen S3ifd)öfc ouS, „in ber SBelt befingt man SlHeS:
ben 9ïahm, bie Sugenb, bic ©^önhcit, bie greube, ben
©dhmerj, boS ©ute unb odh! oft ou^ boS ©d)led)te, unb
man tüiü ftch f^ömen, bic erhobenen SBahrheiten ber ^Religion
JU beftngen! SBie? in ber SBeU fingt mon für bie glonj=
lofeften gefte, für bie unbebeutenbjleu 'Slnläffe, für eiu eitleS
Vergnügen, für einen reinen Seitoertreib; man betrodhtet eS
immer als eine ehrbare ©rholung; unb toenn eS gilt unfern
©chöpfer _ unb unfern ©ott ju "loben, bo foUte tnon eS für
eine ©rniebrigung unb für eine ©dioube halten, roenn man
fingt!"

9Jodh einmal, toir glouben nidht, boß biefeS ©efühl bie
©läubigen obholten fönnte; eS toäre ju untoürbig ihrer
©teflung, ihreS ©harofterS unb ju beleibigenb gegen
©Ott.
Slber inond)e halten [id) üieüeid)! beShalb fern, roeil fie ihre
priüataubad)ten üorjiehen. tnüßt, hod)ro. unb \[)i\xxe

SJIitorbeiter, fold)en begreiflid) machen, boß fie, feltene ^uS=
nahmen abgered)net, unferm $errn lüohtgefäHiger feien unb
mehr ©noben ouf fid) herobjiehen loerben, roenn fie fid) bur^
beu ©efong mit ben heiligen ©ebeten üereinigen, roeld)e bie
Kirdhe on ollen Sagen unferer öffentliiheu "Verfamtnlungen
uns üorlegt. „©S i'ft gut," fogt ber hl- Sernhorb, „(Sott
JU üerherrlidhen burch '13falmeu unb geiftlid)e ©efänge. SBenn
toir genährt unb gejlärft toerben burd) baS ©ebet, fo toerben.
toir ermuntert unb erfreut bur^ beu ©efong ber "•fifoltneu,
^m ©efong ber Kird)e finben bie betrübten ©eelen greube.
bie ermübeten ©eifier ©rholung, bie Sauen eineu Slnfoug beS
©iferS, bie ©ünber fühlen ftdh hingejogen jur 3teue. ÜJJog
baS .^erj ber SBeltmenfchen nod) fo hart fein, roenn fie einen
fchönen ^^folmengefong hören, fo cmpfiubcn fte roeuigflenS
einen Slnfoug ber Siebe ju beu göttli^eu Dingen. ©S gibt
fogor foldhe,'»etd)e ber bloße ©efong ber ^folmen, ben" fie
nur roegen einer einfodhcn, notürlidjeu Befriebigung anhörten,
JU Shränen ber 9ieue unb Befehrung gerührt hat !"

SBenn nun, hüch»»- unb theure 5üiitorbeitex, ©ure 'IJforr:
finber in ihrem guten SBiHen gehinbert roürben burch bie
Unfenntniß beS Itlurgif^en ©efongeS, fo jögern roir ni^t,
©ure hingebungSüoHe ütiithilfe in Slnfpruch ju nehmen, um


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biefen ®efang in ben fteinffen »ie in ben. größten
^faïteien üDÏtStï)ümIith ju madhen.

2Bii; fü^ten UnS mn fo me^r ermnthigt, UnS jnv SlnS-
fü^rung biefeS ©ebantenS on (Sneren (Stfet ju wenben, atS
ÏBir im boranS fid^er finb, ber Dolmetf^ (Suerer
eigenen ffiünfdie ju fein, ba ein SBunfch in biefem Sinne,
melcher auf ber am 23. unb 24. September 1883 abge=
haUenen Diöjefanfpnobe auf bie beftimmtefte SEBeife auSge-
fprochen mar, foeben burch alïe Defane auf ber ^^^^rofpnobal:
berfammlung oom ïefjtoergangenen 22. September erneuert
morben ift. Diefen äßunf^ in betracht jiehenb, münfdhen
2Bir alfo fehr lebhaft, baß bie (gläubigen Unferer Diöjefe fo
t)iel als möglid) an ben ©efängen ber Sircbe theilnehmen,
baß bie §erren Pfarrer fte häufig baju einlaben, baß fte
ihnen bie Slufführung burdb bte 'Sahl ber üorjutragenben
Stüdte erleidhtern, baß fie ihre (Shotfnaben unb fogar alle
Kinber ihrer Pfarreien an biefelben gemöhnen, unb enblich,
baß in ben (StjiehungShäufern bie äöäl'nS« fr»hse'tig ju
biefer h^ilfamen ©emohnheit herangebilbet merben.

Um oUen biefen inbioibueCien beftrebungen ©inheit ju
toerleihen unb ihnen (Srfolg ju fi^ern, fe^en ffiir burch gegen=
märtigen ©rlaß ein Kirchengefang=.^omite ein, mel^eS ganj
befonberS bie Slufgabe hat, bie Slufführung beS (ShoralgefaugeS
in ben Kird)en burch bie ©läubigen ju "ermuthigen unb ju
begünftigen. DiefeS Komite mirb' folgenbermaßen jufammcn=
gefegt . . . DiefeS Komite mirb in berbinbung ftehen mit
aflen ©liebern beS DiöjefanlleruS; eS mirb allen jenen, bie
eS münfchen merben, nü^lidhe SluSfünfte ertheilen, unb mirb
aHe iDïittheilungen entgegen nehmen, bie an baffelbe gerichtet
merben.

Sir rufen ben Segen ©otteS herab über aïïe biejenigen,
meldhe fich i^iefeS Serl angelegen fein laffen merben, unb
SBir hegen bie füße Buterfidht, baß unfere gemeinfamen Stn=
ftrengungen recht balb mit Erfolg gefrönt fein merben jur
Erbauung Slüer, Jum §eile ber Seelen unb jur Ehre ©otteS.

itttbnht.

ES mar Silüefter=3lbenb. „Stoch ein ©läSdhen,
Sllter?" fo frogte Srou Drifler ihren SDfonn, ben mohl^
beflonten Sächter ber SJocht in ber fleinen Stobt E. Der
Sllte ontmortete nicht; feine Slugen hingen mit fo gefponnter
Slufmerffomfeit on bem üor ihm liegenben QeitungSblatt, baß
ihm beinohe bie pfeife ausgegangen n^äre.

„Schon mieber einer 1" brummte et enblich tot fidh
„boS geht bcdh mitflich jegt imtnerju!"

„SoS benn?" frogte bie gtou, inbem fie boS ©loS
PoH punfch fchenfte unb eS ihrem 3}?anne hinfdhob, „ifl fchon
miebet einet üerunglürft?"

„betunglüdft? J ©ott bemohre; entbedft ift mal
miebet einer, höre boch nur!"

Damit nohm Drillet boS BeitungSblott unb laS: „Sie
man ouS ber Sïefibenj X. melbet, gelang eS bem gürftlidh
^'fdhen Jntenbonten 3- eine merthüoHe Eroberung füt bie
fürftliche !^of=Dpern--bühne ju machen, inbem er auf feiner
jüngflen 3ieife, beim Slufentholt ouf bet Eifenbohuftotion S.,
einen jufäüig om büffet leife Por fi^ h^nfingenben Kellner
als gonj tot jüglidh jum ^elbentenor begabt erfonnte.
Derfelbe mirb torerft nodh in U. ouSgebilbet, ift jebodh bereits
engogiert unb foU ju ben f^önften Hoffnungen betedhligcn".
„S'ift bo^ bie 5ÜJöglichfeit! menn biefe Entbedferei "fchon
früher SDfobe gemefen märe, bann fänge idh längfi im
berliner Dpetnhoufe oHobenblichlbie fchönflen Sltien. Du
meißt eS, Sllte, moS für eine fchöne Stimme ich gehabt habe
— unb Der bortrag! jo ber bortrag modht aOeS. Damals
als idh in Dj. noch bei ben Seibbragonern ftonb, ift mit mol
eine hübfche ©efchi^te paffiert. EineS fdjönen DageS fommt
unfet Hauptmann in bie Kaferne. „Kinber", fogt er, „unter
Eudh foQ ja ein munberfd}öner Denor ftecfen, n3et3'iifl:".benn
taS? SlÜcS jeigt notürlid) ouf mid). „Du, Kleiner ?" "frogt
er, „no, benn tritt mal üot unb finge'ßrobe! SoS für ein
ted)t hohes Sieb fingft Du benn gern?"

„Die Dhräne, ^err ^ouptmonn", fag' idh.
„yfo benn mal touS mit ber Dhräne!" fagte unfer
Hauptmonn unb ftrcidht fich ^en bart. Jch fonge benn auch
ganj fchüd)tern an:

,,3)?acht manfinS Seben'foum ben erflen Sdhritt,
„bringt mon olS Kinb fd)on eine Dhräne mit."
Du fennft eS ja. Unfet Hauptmann mar gonj meg.
„Junge", fogte er, „Didh möchte ich üor 'greuben ouf
ben Slrm nehmen! DaS geht jo mit Deinet Höhe
bis in bie
puppen. Du mußt bie Hauptportie in unferer munfolif^en
Aufführung übernehmen!" —

Der Sllte fd)mteg, ganj übermältigt tJon feinen fd)önen
Etinnerungen; auch gron Dtiüer, melche bie ©efdiidhte fdhon
hunbertmol gehört hatte, faß oon neuem tief ergriffen ftumm
auf ihrem Stuhl, ^lö^lid) ergriff Driller fein ©loS, ftürjle
eS hinunter uub fdhob eS feinet grau jum güOen hin.

„ES mirb boch nidht ju üiel merben, 2Jfonn?" mohnte
biefe, „Du fiehft fdhon gonj roth ouS."

„DoS fonn nicht helfen", meinte Drillet, „moS anbete
in biefer ilceujohrSnodit
bis 2)ïittetnad)t gemüthlidh ouStrinfen
fönnen, muß unfeteinS oHeS
bis 10 Uhr fdhoffen. Slber ich
gloube, eS ift gleid) fo loeit, hilf mit ben '^elj onjtehen; fo,
nod) boS Horn unb bie Saterne, unb nun Profit SJenjahr,
Sllte!" Damit nahm et bte Soterne jut Hanb unb
fd)titt
but^ ben fleinen glur in bie fiernhefle Sinternodht hinouS.
DoS tüor eine Kälte! eS fnodfte oHeS! Der SJodhtmädhter
jog ben breiten Krogen feineS S^ofpeljeSj in bie Höhe unb
hub mit fröftiger, loeithinfthollenbet Stimme on^jju fingen:

* * 'S-

1

.^ört if)r .'perrn unb laßt eud) fa s gen, bie ®Iol=te bie hat

in berStabtfei Sd)ab gefd)id)t;;u)tb Io ? bet ©ott ben

fv u * *__" _____

Herrn. Sut!

Er fegte fcaS Horn ob. „Die mirb mir nodh

fouet metben", bachte et. ,.ES ifl tuohrhaftig fein bet=
gnügeu, ben Seuten, bie heute nod) nidht einmol hinhören,
oQe Stunbe etmoS „fagen" ju müffen." Et fdhcitt meiter;
but^ bie genfier flröhlte bet ©lonj bet üetfcheibenben
SeihnachtSferjen, Suft unb Jubel in jebem Hanfe bei ber


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87

©plüenerbotole! — „,§ut! — freilidh im ©ommer ift'S fein
^unftftüd, 9iadhtroäd)ter ju fein, ba möchte mohl fcbcr gern
nachtroädhtern, ober im Sinter; hätte mon heute nidht fein
®Io§ SormeS im y)?ogen, ich gtoube man fröre entjoci.
Ob mon nidht irgenbmo einen fleinen Unterfchlnpf finbet,
roo mon ftdh bi§ 11 Uhr nicbcrloffcn fönnte? DoS roorme
3cug mocht bodh ^echt mübe. jo hier im 9?eubau, roo bie
halbhohen SJfonern ein roenig fdhü^cn, fonn mon fidh
gut ouf bo§ breite Souholj fe^en. ©o — bie alten Beine
roollen heute bodh 3ar nidht mehr fort. — a)?on fottte nidht
glouben, baß bie poor (Slöfer fo mübc modhen fönnten —
borum fogte oudh ber ^oufmonn, oon bem id) heute ben
©i-troft holte, fo etiüoS oon ©dhlutnmcrpunfdh! Slbcr fchön
roirb einem bornod), iounberfd)ön f DotnolS, too id) als junger
SKcnfdh in ber mufifalifdhen Slufführung mitroirfte, gob tnir
unfer ^ouptmonn oudh fdhöucS Beug; idh tronf fo üiel,
boß mich bie onbercn nodh ,<^oufe bringen tnußten — jo bo=
molSl e§ rooren bodh fd)öne Betten! — — — — —

,.©ie hoben eitte proihtooHc ©timme!" erflong e§ plö^»
lidh an fein Oh^; „roürben fte nicht geneigt fein, mir ju
folgen? — „ÜJÏit §orn uttb Soterne?" fragte Driüer. —
„©ctpiß, fo mitten au§ ber ,,täglidhcn" Bcfd)äftigung herouS
roiö idh biefcS jutücl oon ©timme ihrer höheren Bejïimmung
entgegenführen."

„3)oS flingt jo roie gcbrudft", bochlc ber ücrbnjte 9Jod)t:
mödhter unb folgte tnit oQcn jnfignien feiner Sürbe bem
üoroneilcnbcn eleganten ber f^ncß tnehrere ©traßen

burdhfdjrtit unb enblich üor einem größeren |)Otel §att modhte.
Sluf fein tlingeln murbe fchnell geiiffnet; ein befrocftcr JïcClner
crfchien unb führte bte beiben üor eine Bitntnerthür. ®cr
§err flopfte unb trat ein. Drifter folgte. Um ben Difch
foßen ein poor feine §erren; bie @efcllfd)aft fdhien auf ben
legten Slnfömtnling gcioortet ju haben unb brodh jcljt bcitu
SnblidC beS ^JochtrodchtcrS in ein louteS ©eläd)ter ouS.

„.^onntefi roohl bcn Seg jcljt nid)t mehr ollciu
finben?" riefen fte. „©chnen Mner, bie Borole!"

„©tia bod)", fogte DriQerS Begleiter, hier flenc ich Such
meinen focben cntbcdftcn Denor üor, jur Beit nodh 9?adht=

roäihter in (5., bolO ober"--

„©ingen! erft hören loffen, ^robc fingen!" rief oUcS
burdheinonber. Die Dhür öffnete ftd) unb ber i?eaner erfdhien
mit ber bompfenben Botole. ©dhncll tourbe ein ©loS gefüllt
unb bem üerlegcn boflehenbcn 9Jod)troäd)ter hi"9ercicht.
„Drinfen ©ie fich 2J?uth, mürbiger ^Jlonn, unb bann legen
©ie loS mit ihrer Slrie!" — „Slber tooS fbU id) ftngen?"
frogte Dritter, ßr toor fo beflotnmcu boß ihm nidht einmol
fein ©lonjUeb, „bie Dhröne," einfiel. — „©ingen ©ie,
mos jhnen einfällt, lieber
a)?onn", ermunterte jcfet freunblidh
fein Begleiter, „unb roenn cS boS Sieb roäre, rooS fie oll=
obenblidh ber Bürgfd)oft üon 6. ju fingen pflegen, ©crobe
fo einfo^e ©ad)en gehen oft om mciflcn ju ^erjcn." —

„DoS fogte mein §oupttnonn ou^ oft", bodhte Driller,
tronf fdhneU" boS ihm jutn jtocitenmol borgereidhte ©loS auS
unb hub mit fo fdjöncr Betonung, olS ihtn nur mögUch
roor, an:

„§ört jhr ^errn unb loßt ©udh fogen."
Dut! tut! tnodhtc boS §orn jutn ©dhluß fo laut, boß
boS Bimtucr bröhnte uub bie Bulji^rer rot unb blau üor
Sodhen rourben.

„SoS tneint ihr", rief DriHerS Bcfannter üon ber
! ©troße, „roenn idh biefe ^.ßerle üon ©litntne jum Dheatcr=
: iutenOonten noch 26. bringe?"

i 9}Jehr hörte bcr ©änger nid)t. Broüorufen, §änbe=
flotfchen unb ©läferfUrrcn ücrlor ftch in üerroorrcncin ©eiöfe.

„J?erl, tooS hat er hier ju f^lofen, noch boju in ber
ÜieujohrSnocht, roo bie Scute bie ©tunben boppcU laut obgerufen
hoben roollen!" a)üt bicfeu Sorten herrf^te ben oerjüdftcn
élad)trodd)ter eine rouhc ©timnte on unb eine berbe §onb
fdhüttelte ben Berfdhlafenen am jïrogen.

®rfd)i oefen fprang ber in bie §öhe unb ftorrte mit
rocitaufgeriffcnen Slugen betn erjürnt üor ihm ftchenben
^^3olijei=Soutmiffar tnS ©eficht.

„©(hon 12 Uhr?" ftommelte er entfe^t. „Sldh bu
i meine ©üte, nun bin idh totrfli^ entbeit!"

CJf. 9;jff.--Btg.)

(Eru|lej5 unb ^tikxtB.

©cct^oUctt M SDJosnrt, es mx im ^ahre 1787,
als Beethoüen, bamalS ein üieloerfpreiheuber fiebenjehn=
jähriger Jüngling, ju furjetn Slufenthalte ttadh Sien fam.
9)?ojart hatte bereits mehrere bebeutenbe Dpern unb eine
Üïethe ber hevrlidhfteu Serfe für tammermufif gefdhrieben.
©elbftrebenb murbe ber jugenbUdhe Bcethooeu bem ÜJÏeifter
I jugeführl, jumal eS ber Sunfch beS Baters 33eethoüen
mar, baß (Srfterer balbigft iu 9Jiüjart'§ Uuterridht fomme.
Sir h^il^en nur einen furjen ©ericht über bie pchtige,
aber barum nidht uuintereffante ^Begegnung biefer beiben
großen beutfd}cit Doubichter. SSeethoüeu (fo heißt eS in bem
gebachten Seridhte) tüurbe ju aJïojart geführt unb fpielte
ihm auf beffen Slufforberung eltoas auf beiu tlaüiere vor.
Da üJiojart es füv ein forgfältig einftubicrteS ^arabeftüdf
hielt, fo blieb er fehr fühl, uub baS gefpeubete Sob fiel,
betu entfprechenb, auch jiemlidh fühl aus. 33eethoüen merftc
baS fofort. Darutn bat er aJïojart um ein Dhetna ju
einer freien ^h«"tafie. Das Dhema murbe gegeben, uub
^öeethoücu, iüeld}er fletS bortrefflidh ju fpielen pflegte, meun
er gereijt tuar, baju nodh augefeuert burd) bie ©cgenioart
beS ÜOU ihm hoi)t»erehrten 3}?eifterS, erging fidh nun iu
einer Seife auf betu tlaüiere, baß üDlojart, beffeu Sluf=
nierffatnfeit uub ©pauuung fid) imiuerfort fteigerte, enblidh
auffpraug unb ben im 9lcbenjimtuer fi^euben g-reunben
jurief: „Sluf ben gebt Sicht! Der mirb einmal in
ber Seit üou fidh reben madjen!"

?ltt§iifclfctt. S3ei ben alten (Sriedhen unb
ütömern luar eS ©itte, baß gefchidfte a)?ännev gehalten
lüurbeu, mel^e mittels eines ^'feifdjen'S, ohne »5om Bolfe
gefehen ju merben, nidht uur bie öffentlid}eu 9lebner, fonbern
üorjugStueife aud) bie ©d}aufpielev mahnten unb lüarnten,
fo oft fie bie ©timme erheben unb üerftärfen, ober biefelbe
mäßigen ober finfeu laffen follten. ©beufo madhten fie bie-
felben burdh ieueS ©igual aufmerffam auf anbere gehler
im ©predhen ober ©iugeu. Bielleidht rührt boher bie fu=
riofe ©eiüohnheit, im Dheater ober audh fonft benjenigen
„auSjupfeifen", ber eS ui^t redht macht ober beffen ganje
"ijjerfonlidhteit fich mißliebig gemadht hat. — Daß baS
„^öeifallflatfdhen" beu allen Slijmern bereits fehr geläufig
mar, bürfte mehr befannt fein, ©o mirb üom Äaifer


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88

5Iuguftuä ein fe^r erjählt: er

bereits in ben legten ^ögen lag, rcenbet er fid} plö^lic^
an bie fein Säger Umftehenben mit ben Sorten: „greunbe!
Klafc^t in bie §änbe: bie Somöbte ift ju @nbe!

^änftlerftdl^. Stuf ber Dpernprobe etneê ^rooina:=
theaterê menbet ft^ ein Denorift an ben Direftor: „§err
Direftor, biefe àrie liegt mir ein menig ju hoch!" —
Der Direftor: „DranSponteren mir fie um einen Don"!
— Der Denorift: „@in halber genügt ooüfommen, §err
Direftor!" — Der Direftor (ftotj): „ä«ein §err, in
meinem Dheater mirb nichts hatb gemadht!"

Sic grofecn Scrîc S» mth S»

^ôttîieïè finb bei Sehjeiten ber ^îeifter burdhgehenbê mit
fehr befcheibenen SDÎitteIn aufgeführt morben. Da§ unter«
liegt faum mehr einem Seibe ïlîeifter hatten «ut

fleine ©hö'^e Serfügung, bei benen bie einjelnen

(Stimmen fehr fdhîoadh befe^t maren. ;Ja, eS mirb öon
einer Stuffuhrung beS „30îeffta§" unter ber Sireftton
^önbelS berichtet, bei melcher bte ©oliften au^ bie ©höte
ausführten. Unfer heutige^ ^ublifumjft nach "biefer Oîtch^
tung fehr oermöhnt, fo baß fotche Stufführungen nidht bte
geringfte Strïung erjielen mürben. ÜKan^e unferer
tirdhen^öre finb ober genügenb befe^t, baß ;fie lei^tere
©höre oon Raubet bei paffenben (Gelegenheiten (natürlidh
oußerhalb ber Kirche) mit ©rfolg oermerthen tönnten.

^&getvum|ift. Die berühmte ©ängerin Pauline Succa
mürbe in einer ariftofratifchen ©efeflf^aft,^^ ber fie mit
ihrem hettlidhen (Gefang (Sutjütfen bereitet hatte, oon einem
gefdhniegelten fungen 53aron gefragt: „Kennen <Sie oielleicht
ben ûlten aßann bort am Dfen, ben mit ber polijet^
mibrigen Sifage?" — ben ïenn i fehr genau"
antmortete jornfunfelnb
bte Dioa, „baS ift mein Satter!"
— §ödhft oerlegen ftotterte ber 5Baron eine Sntfchulbigung,
mürbe aber mit ben Sorten unterbrodhen
: „(GenierenS
ijhnen nit, baS ift mir fdhon oft mit meinem aUen Satter
paffiert, aber ich ^^abe bie alte Sifage bodh oiel lieber, als
bte f^iJnen ^ratjen ber jungen aJZobepuppen."


In meinem Verlage erschien soeben:

Die

Harmonische Modulation

/ der

Kirelieiitonarteii.

321 Modulationen
nebst einer Einleitung von
Mich. Haller.

Op. 30.

M. 4.50, 6 Fi. ä M. 4.. 12 Ex. ä M.3.50.

Eine für jeden kath. Organisten hoch-
willkommene Gabe aus berufenster
Feder.
321 Modulatienen von und nach
den verschiedenen Kirchentonarten in
den gebräuchlichsten Transpositionen,
die das Werk nicht blos zurpraktischen
Verwerthung, sondern auch für theo-
rethische Studien sehr geeignet er-
scheinen lassen.

A. CoppeDralh's Kirchenmusik-Yerlag

(H. Pawelek) in Regrensburg.

Zum 50 jähr. Priester-Jubiläum des Iii. Vaters Leo XIII.

im Volkston,
von H. F. Müller, Dechant in Cassel.
Ausgabe a.) für 2st. Kinderchor oder 4st. gemischt. Chor k 20 Pfg.
Ausgabe b.) für 4 st. Männer ehor ä 20 P?g.

gr. 8". 8 Seiten. Fein ausgestattet. — 30 Expl. M. 5. 50 ExplM. 8. 100 Expl. M. 15.

Diese Lieder des durch sein Weihnachts-Oratorium rühmlichst be-
kannten Komponisten empfehlen sich durch ihre leichte Ausführbarkeit und werden
gewiss allen Lehrern (besonders'Ausgabe a.) und Kirchenchordirigenten willkommen sein.

Durch alle Buchhandlungen zur Ansicht zu beziehen.
Fulda, 15. Oktober 1887. A. Maier, Verlag für Kirchenmusik.

Zum Papst-Jul)iläum.

Verlag von Alfred Coppenrath In Regensburg.

Mitteler Ig-n., Festclior z. 50-

jährigen Priesterjubiläum Sr.
Heiligk. des Papstes Leo XIII.
Für vierstim. gemischten Chor
mit Begl. des Harm. od. 9 st.
Blechbegleit. ad. lib. Text v.
Bruder Norbert. Part. M. 1,20;
4 Singst, à 20 Pfg., 9 Blech-
stimmen M. 1.20.

Dieser herrliche Festchor ist von
Fachmännern als die hervorragendste
aller aus Anlass des Jubiläums er-
schienenen Compositionen bezeichnet
worden. Derselbe ist leicht nnd von
grossartiger Wirkung, und entspricht
somit ganz den Anforderungen des
hohen Festes.

Vier Papst-Lieder

^n unferem SSerlage erfdhien:

Ucliungêftüdc f. tirdjeufäuger

jur ©rlaugung ber Drcfffit^crlhcit
im i^tguralocfûiigc

Oon

^ö^iekï, Direïtor.
^reiS 40 ^fg.

41 ^ox' Uttb l^îarÇfpicfe ßx
bte ^rgcf,

(Icicht bis mittclfcfjioer)

oon

Sofc|JÏ) öcniavöis.

Opus 29.

^reis 2 2»arf.
«Uücvt 3ocobi & (Ço., 3larf;en.

tlcclaq uon 3^1bert 3ttcobi & (£o., ]Xad)cit

2)DjnIopclItnclftcr tn Kbln t-
^ird)cngcfän0c für 4ftimm. gemifdjten
(Shor. 32 40. '^r. 3«. 1.—

S'iiitfiuibstoûnjijj Sicbcr für eine ©ing.
ftimme mit ^Begleitung beS pianoforte
84 ©. 40. Pr. aW. 4.50.

SSerantiuortlidier SRcbafteur 28. ©d}önen in
Oberbilf. — Srucf uub Sßertag tjon Sil bert
jacobi & (So. in Sladjeu.


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4. So^tßüttö«

für fmfpofifc^e ^ire^enfättger.

®ratî«=5Scilage smu ,,®rcgoriuê=^Iatt", Drgau fiir ïat()oItf(^e tir^^cnmurtt

„©erge, baß bu mit bem Çerjen glaubft, »a8 bu mit bem aKunbe fingfl, unb itt SBerle
bctptigft, inaS bu mit bem Çetjen gloubft." Œoncil in (Sart^ago », 3- 398.

ïûdljuadjtcn.

3u Setr;(ef)em liegt tn einem (Statt
ein hotbeä Kinbetein,
Dem [ingen bie ®ngel mit füßein ©(J^att
6/ar liebliche Oïîelobein.

©s liegt gebettet auf hartem ©tro^
i^n e.nem Krippetein,
Unb lât^elt boch fo freubig frol; —
jarte Äinbelein.

Unb mit beu ?lei.glein fo hett unb flar
Q31idft es in
'S iperj hinein,
Unb rebet bort fo munberbar —
®aS liebe Kinbeteiu.

2ötc jög eS fü gern an feine 53ruft
®ic Slîenfchen groß unb flein,
D folgten fie nur in feiiger 8uft
®eni ©ottestiubelein !

3u ißethteheni liegt in einetn ©talt
®in gijltlidh Kiubelein,
®em fingen bie (Sngel mit füßem ©chntl,
Unb loir — mir ftimineu eiu.

P. ®iel. S. J. t

NB. bem obiflcit fdjöiien üicbc f)abc id) üot einigen
3al)rcu eine einfad)e Wclobtc mit ßlaüicrbcglcituiig nefegt. ®ic-
felbe ift obgebrudt in bcr
aScil)nad)t>3nnmmcr bcr 3eitfd)rift
„St. u. SÎ.
"aSelt" 1884, U)cld)c feparot ju ucrbältnißmäßio fc^r
billigem ^lireifc »on ber BcrlogSbanblung ('Ikn^igcr, Ginficbeln)
bcjogcn loerben fonn. Sic ßompofition läßt fid) paffenb bei
Sefchecrnngcn
jc. ticri»crtl)cn ; nur möge mon biefelbe nid)t in ber
ßird)c fingen laffen, benn bafür ift fte nid
)t gefegt!

Scr 9îcb.

Btt0 Itrdjcnjnljr,

II.

SBie h^rlid), lieber Sefer, ift ein ©onnenoufgong! ^Jocf)
lagert nächtliches Dunfel über ber ©egcnb, nod) fd)lummern
bie (Srbe unb ihre ©emohner. öangfom aber Uchten fich bie
finfteru ©Rotten; brüben im Dften beginnt bie SJocht juerft

ihren bunflen ©ommtmontel ju heben; ber ^immel röthet
ftd); mehr unb mehr toirb ber nä^tli^e ©^leier gelüftet.
•Ddt freubigem ©touneu genießen mir baS prächtige ©chou»
fpiel, boS fidh nun üor unfern Slugen entfaltet. SSolb er=
gießen fleh ©tröine lieblidhen "UmpurS über bie SBotfenflreifen
beS öfiUcheu Rimmels unb maßen fonft nieber auf bie gelber
uub gluren, auf bie ©täbte unb Dörfer, olS moÓten fte oQe
bie ©d)lafenben ouf bem meiten (Srbfurunb medCen unb ihnen
boS äfohcn beS hevi.tid)en SogeSgeftirneS onfünbigeu. Untere
beffen flammt eS im Dften heQer unb heller ouf, immer
fd)öncr oergolben fich bte Sßolfeu, immer mehr erheitern fi^
bie ©efilbe; ©ie fommt — bie Königin beS DageS! Qu
feiertid) ftillcr aJiojeftdl taucht bie ©onne ouS bem Sidt)t=
meer empor, ein mäihtiger geucrboO, herrlicher bligeub olS
aJiiUioneu Diomonten, "óimmel uub (Srbe mit ihren Sidbt:
ftrohlen übergießenb. iBüS ginftcrniß ouf (grben, muß bie
glucht ergreifen; maS Sid^t ift om ^immel, ocrhüllt ehr=
erbietig feui Slugeft^t; moS bo fchläft, ermodht ju neuem
Sebeu! —

Söhrenb ober, lieber Sefer, unferm leiblidheu Sluge boS ,
flrohlenbe ©eftirn erglänjt, melcheS bie ©rbe erleudjtet, unb
beffen mojeftätifdjeu Slufgong toir eben betrodhtet: ift unferm,
(SeifteSouge eine onbere herrliche ©onne oufgegaugen, bie
in unoergleid)lich höherer i'rod)! uub llioieflät om girma=
mente beS geifiigen 4)immelS erftrohU. 33on biefer ©onne
ift bie ©onucnfugel nur ein matteS, fchmocbeS Slbbilb, benn
eS ift „bie ©onne ber (ikredhtigfeit", bie oou ©toig=
feit her im Sidjtfdjooße beS BoterS ruhte, bonn „in ber güße
ber 3ei'eii" ber Seit aufging, um, mie ein 9ïiefe, ihre Bahn
JU bur^loufen. Bor biefer ©onne erbleidheu bie ©terne:
bie l^otriovdjen uub "il^ropheteu trog oll ihreS ïugcnbglonjeS!
SluS golfcigftem SJforgenrothe, üüiorio'S reinftem ©dhooße,
ging in ber Seihno^t jene ©onne ouf, in ber bie güQe
ber ©ottheit mohnt, trat bie ^immelSbohn ber ©rlöfung on,
um enblid) auf ©olgatho ben hedfleu ïüïittogSglanj ber Siebe
ouSjuflrohten! —

Sie iubelt bie Kirdhe oUjährlidh auf Seihnodhten ob ,
biefem herrlid)en „©onnenoufgonge!" Sie freut fidh Sung
unb SIU on bem lieblichen SeihnadhtSfefte! ^iit feierlidhen
Klängen rufen fd)on um'9J?itternad)t bie ehernen Boten ber
©hriftnocht, bie ©lodfen. ©ie rufen, febem ©hriften ber^
uehmlich, moS einft über Bethlehems Üluen ein ©ngel beS
Rimmels gemclbcl: „^ih üerfünbige eudh eine große greube; .
benn heute ift euch in ber ©tobt DooibS ber §eilanb gej
boren, meld)er ift ©hriftuS, ber §err!" — Diefer freubige
9ïuf ber ©lodten oerfehlt feine Sirfung nicht: SllleS Oerläßt .
boS ^)ouS unb ftrömt ber fejtlidh erleudhteten Kirdhe ju. —


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90

ïl'ïtt heïUgei-' gveube üeïnthmen bie (Gläubigen ^ifv, baß
eïji^ienen jei in bcï SDïcnjdhheit ba5 eioige Sßovt, bsï (Stn=
geborne be§ 33ater§, jum ^eitc ber ÏÏSelt. §ier oernehmen
fie, mie ber hï- SUhanaftuS fagt, ber ©öitUche fei ÜJienfch
gemorben, um bie 9)?enfchcn göttUd^ |u machen, b. h- um
fie in bie mahre ©inheit mit ©ott ju bringen, bie burch bie
©iinbe oerlorcn gegangen mar. Unb freubiger podht ba§
§erj be§ ©h^ifien, ba baS feftUche ©lorta ertönt, baê un§
ber htmmUfche ©efangchor einft oorgefungen: „©hre fei
©Ott in ber .^öhe unb griebe ben 2Jfenf^en auf
©rben, bie guten 2ßillen§ finb!" Die ^)a{Icn be«
Dempcï5 geben ihr ©cho mieber juriicï oon ber h^hen, heiligen
SBotfdhaft, oon bem ©oangeUum, baê ^immet unb ©rbe ju=
gleich umfaßt unb biefer ben grieben gibt. Du aber, lieber
(Sänger, barfjl im S^amen ber ©läubigen ben herrUchen Sob=
gefang fortfe^sen:

Laudamus te, mir loben Dich,
Benedieimus te, mir preifen Di^,
Adoramus te, mir beten Dich an,
Glorificamus te, mir fingen Deine ^errUchïeit!
Gratias agimus tibi propter raagnam gloriam
tuam, mir bauten Dir, Deiner großen §errlichfcit megen;

Domine Deus, Rex coelestis, Deus pater omni-
potens: ^crr, ©ott, iïönig bcê Rimmels, allmächtiger ©ott
unb Bater!

Domine FiU unigenUe, Jesu Christe, §err ©inge=
borner ©ohn, jcfuê ©hriftu«! :c.

9ïun, lieber Scfcr, fo fletle bi^ benn im ©cipe oor ba5
Jïripplein hin unb fing bcm holben Jïinbe biefe« herrliche
jubeUieb mit ^erj unb ÜJfunb: unb übernatürUche gruh=
UngSfreube mirb beiu §crj erfüllen in biefer ho^heiliäcn
SBeihnacht unb bich ahnen laffen, maS bciner bort martel,
mo einft bie „©onne bcr ©ere^tigfeit" im ©lanje unb in
ber §crrl!chfeit himmlifcher ©lorie oor un§ erfdheinen mirb!

©dhönen.

5Oa0 j^odjttittt»

IX.

geft bcr öJcöuvt .^crni. •

3ur I. ÏÏUeffe mährenb ber 3?adht.

2öa§ einft bic ^.ßatriard^en fchnUdhfi crmartet, bie ^ro=
phetcn oorauêgefagt, bie ©crechten ju fefjen gemünfcht, eê ip
am heuligen Dagc in ©rfüOung gegangen: ©ott felbft ip
auf ©rben im glcifdhe erfchienen unb hat unter ben 2Kcnfdhen
gemohnt! Darum greube unb jubel in bcn firchlichen ©ebeten
unb ©efängen bicfcê fcftlidhen Dageê!

Introitus.

Dominus dixit ad me: Fi-
lius mens es tu, ogo hodie
genui te.

Ps. Qnare fremuérunt gen-
tes: et pópuli meditati sunt
inänia ?

V. Gloria etc.

jutroituê.
Ser .^err fprad) ju SRtr:
SDÏein 6ohn bip bu! .^)eute habe
jd) bid) gejeugt. «ßf. 2, 7.

iRarum toben bie Reiben
unb fituten auf GitleS bieSSölter?

m. 2,1.)

V. (Shrc fei jc.

Sir treten im ©cipe jur itrippe hin unb ftnben ein
hülflofcS tinb, aus SJJaria, bcr reinen SJiagb, geboren. Dod)
fiehe! ber ©laube öffnet un§ Sluge unb Dh^: «DaS Sort
ip gleifdh gemorben," ruft ber SicbcSjünger unS ju, unb baS
emige 2öort felbft fpricht: „Der §crr fprach ju 2Kir: 3Jiein
©oh« I §eute habe jdh bich gejeugt." — ©S ip ber
emige ©ohn beS emigen BaterS, oon ®miglcit her (..heute")
aus bcm Bater gejcugt! Sobfingen toir ihm banïcrfüEt in
heiligen Seifen!

Quare fremuerunt gentes? 2ldh, obtoohl ber §err
in fein ©igenthutn. fommt, geräth bie oerblcnbete Seit in
©ährung unb Bcmcgung, ©ie toill fidh biefem neuen Könige
nidht untermerfen (^erobcS). ©ic tobt in eitlem Unterfangen
gegen einen ©ebietcr, ber ba fagt: „ÜJicin jodh ip füß unb
meine Bürbe ip leidht," unb toieber: „ßommt ju mir ?lCle,
bie jhr mühfelig unb belaben feib, i^ mill eudh erquidtcn !"

Der geneigte Sefer beadhte bie ruhige üj^afepät, toclche
über bie ©horalmelobie bcr ^Äntiphon auSgegoffcn ijt, foroie
bie bejcidhncnbe ^eroorhebung bcr bebeutungSooHcn Sorte;
meus (mein ©ohn)ego (jd)), genui (habe gejeugt).

Graduale. ©rabualè.

3tuf beiner Seite ip ber Sieg
am Sage beiner S[Rad)t: itn
©lanje ber ^eiligen habe jd)
au3 (meinem) S^oße oor bem
SKorgenftern bich geboren.

V. fpri^t ber §err ju
meinem §errn: Se^e bi^ ju
menter Ülechten, bis beine geinbe
jdh jutn Schemel beiner güße
mad)e. Slöeluja. Slflelnja.

(Pf. 109, 3 u. 1.)

V. Ser t»err fprach 5« ®iir:
SDJein Sohn bift bu, heute habe
jd) bi^ gtjeugt. SlÓelujo.

Offertorium.
Laeténcur coeli at oniltet
terra ante fäciem Domini:
quoniam venit.

Tecum principium in die
Tirtütis tuao: in splendoribus
sanctórum, ei i'itero ante lu-
ciferum genui te.

V. Diiit Dominus Domino
meo: Sede a dextris mois:
donoc ponam inimicos tuos
scabéllum pedum ^ tuórum.
Alleluja. Alleltija.

V. Dominus dixit ad me:
Füius meus es tu, ego hódie
génui te. Allelitja.

Die 2!Sorte Tecum principium etc. legt bie iTirche
bem eroigen Bater in bcn aiïuttb, rocldhcr alfo ju betn ^inbc
in ber Grippe fpridht: „2llS gottmenfdhlidher Äönig unb eroiger
§oherprieflcr follp bu herrfchen; bie |)crjen ber SDJenf^cu
roerben ftdh ^ii^ unterroerfen, ba fie beine Sunbermadht (iu
die virtutis tuae) fdhauen."

In splendoribus etc. „Denn jdh h^be bidh »^dï aller
3cit gcjeugt, bidh, ben SlllerheiligPen, »on beffen ^eiligfeit ber
©ngel unb 5D?enfdhen ^eiligfcit uur einen fchmadhen Sieber=
fdhein ju geben oermag."

Dixit Dominus etc. Unb mieber laufcht bie ilirdhe
mit betu ^falmiften bcn Sorten, meldhe ber §err jum ©ohne
fpridht: „?Umm DheU an meiner 9)?ad)t unb ^errfdhaft,
bis
jch bir beine geinbcTjutn ©dhctncl bciner güße mad)c, b. h-
bis aüe beine geinbe" beinem ©cepter (bcm hl- i?reu|e) fid)
beugen merben."

Dominus dixit etc. Unb roiebcr nitnmt baS göttlidhe
^inb in bcr Grippe, roie jur Bepätigung beS ©efagten baS
Sort: „Der §err fpradh ju a)Ur: üïïeiu ©ohn bip bu: heute
habe j^ bidh gejeugt."

Dffertoriutn.
GS freue fid) ber ".^itnntel,
unb e§ frohlode bic Erbe oor
bem .öerrtt, ba Gr gelomntctt
ift. Pf. 95, 11 unb 12.

ü)ïit betn pfalmipcn forbert bie Äird)c ^immel unb
©rbe, aUe tjcrnünftige unb oernunftlofc ©reatur auf, mit ihr
einjupimtnen in ein jubel= unb DanlUcb ob ber Slnfunft beS
©rfehnten. Selch' ein jubcl in ber ©horalmelobie ju bcn
Sorten: quoniam venit (ba ©r gefotnmen iP).

Communio.
In splendoribus sanctórum,
Ol titero ante luciferumjgénni
te.

Gomtn unto,
jm ®lanje ber .^leiligen habe
jch aus (tneinem) Schöße bor
betn 9Jforgenperne bid) geboren.

Pf. 109, 3.


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91

Die Ktrcfie wtebevhoU biefen S3er5 beS ©rabuate mit
feinet fchönen bejiehung jur heiligen Eommunion: 2Bir em=
pfangen im heiügen ©alramente ba§ Kinb ton S3ethtel)em
unter brobeSgefialt, jenen üor bem SJïorgenftern gezeugten
©ohn beê emigen baterê. — D, baß mir burdh einen heiligen
SebenSmaubel ©einer unb ©einer ^eiligen ©emeinfdhaft thcil=
haftig ju merben üerbienen! —

3ur III. ÜJieffe am Dage ber ©eburt be§ ^errn.

Puer natus est nobis, et
filius datus est nobis: cujus
imporium super hiimerum ejus:
et vocabiturnomen ejus magni

consilii Angelus. Q

Ps. Cantate Dómino canti-
cum novum: quia mirabilia
fecit.

Gloria Patri etc.

Gin Kinb ift unê geboren mtb
ein (Sohn ift unê gefchenft, auf
beffen (3d)ulter ^errfchaft ruht,
ttnb fein 9?ante mirb fein: „Gugel
be§ großen aîathfdiIuffeS."

Singet bem Herrn eiu
neues Sieb; benn SBunberbareJ
hat er gethan!
Ghre fei
2c.

Die Antiphon biefeS Introitus ber III. SeihnadhtSmeffe
ift auS bem IX. Eapitel beS ''Propheten JfaiaS genommen.
Heute fehen »ir nämlich biefe Seiffagung budhftäbltd) erfüllt :
ba§ Kinb üon SSethlehem ift jeneS üom '|5ropheten angefün»
bigte Kinb, btffen ©eburt ganj Jfrael fehnfüdhtig ermartete.
3luf ber ©d)ulter biefeS KinbeS ruht Herrfdhaft,
benn eS ift mit ber Herrfchaft über Himmel unb Erbe au5=
gerüfict. llnb tüer benft bei biefen Sorten nicht uniüilUürlid)
an baS heilige Kreuj, in meinem ber üïïcffiaS triumphieren
fonte unb megen beffen ©ott ihn erhöhte unb ihm einen
SJamen gab, ber ba ifi über alle SJamcn." 2.) Er

heißt: Engel (Sote) beS großen 9îathfdh^nffeS, bcttn
er foO ben großen 9iathfd)luß ber Erlöfung erfüllen, (gür
©d)riftfunbige fei im Vorbeigehen bemerft, baß ber üon ber
bulgata abmeichenbe Dfi't auS ber Itala, refp. ber Septna^
ginta aboptiert ift.)

Jm "jjfalmenüerfe (^f. 97) bebient bie Kird)e fid) ber
begeiflerten Sorte, momit ber fromme König Daüib einft
jegliche Ereatur jum Doufe aufforbcrte für bie munberbare
Hülfe, meldhe ber Herr ihm unb feinem bolfe gegen johlreidhe
uub mädhtige geinbe hatte ongcbeihen loffen. Slber ©rößcrcS
ttnb SunberborereS hat ber .Hexr heute on unS gethon, ba
er felbft in KnedhleSgeflolt erf;hten, um unS üon ben 3Jiäd)tcn
ber .Höfle ju befreien. Dorum gebürt ihm heute ein nett'.eS
Sieb: e§ jiemt fnh toohl, ihm on biefem heiligen Doge tu
oußerorbentlidher Seife jn banfen mit .Hcrj unb 9Jhinb! —
Uub, Ueber Sefer, meld)' fd)öneS ergreifenbeS 'i^athoS in ber
Ehorolmelobie biefeS Introitus! ©tonnen unb bemun=
berung, Jubel unb Danf finben hier einen SluSbrucf, mie er
feinem beutfdhen SethnachlSliebe eigen ift!

DoS Graduale (^|3f, 97, 2, .-5.) lautet, mie folgt:

Vidérunt omnes ünes terrae , SItlc Guben ber Grbe haben
salutilre Dei nostri: jubilâto I gefehen baS .t)cit ini|crcô ©otteS:
Deo omni» terra. ' jubelt ©ott alte Sonbe!

V. Notum fecit^Dóminus
salutaro snum: ante conspóc-
tum Gentium revelavit justi-
tiam suam.

Alleluja. Alleluja.

V. Dies sanctificiitus illüiit
nobis: venito gentes etadorate
Dóminum: quia hódic de-
scéndit lui magna supertor-
ram.

V. ihtnb gcthan hat ber ,^)err
Seinl.peil : îlngcfichts ber Söl=
fer geoffenbovet Seine ©ered)=
tigfeit. Sttteluja! ÏUtelujo!

V. Gin heiliger log ift an=
gcbrodjcn : .Rommet Jhr SBülfer,
unb bclet on ben .'gervu ! ®cnn
heute ift boS große Sid)t auf
bie Grbc herabgeftiegeit!

'Jdleluja!

Alleluja.

SlOe Enben ber Erbe, b. h- bie 9}?enfd)en biS ju ben
Enben beS ErbfreifeS fehen uitb haben gefehen boS Heil
unfereS ©otteS: ben H^ilanb — unb jtüor enttüeber
mit ihren leiblidhen Slugen, mic ber fromme ©imeon, ber
bonferfüHt ouSrief: „Stun entläffefi Du, o Herr, Deinen Diener
nodh Deinem Sorte in grieben: benn meine Slugen haben
Dein Heil gefehen" (Suc. 2.)— ober mittels ber prebigt
beS EüongeUumS mit bem ^uge beS ©laubenS nodh
bem Sorte beS borläuferS im Eüongelium Pom 4. Slbüent=
fonntog: unb alleS gletfdh mirb boS Hetl ©otteS
fdhouen." (Suc. 3.) Dorum jubelt ®oU bem Herrn Jhr
©läubigen ber gonjen Erbe! Sobet unb preifet ihn, bo oudh
Jhr ben ©cho(j beS mohren ©laubenS gefunben unb bomit
boS Heil aus ©ott ju fehen gemürbigt morben feib!

Kunb gethon hat ber §err ic. b. h- inbem ber
©ohn
©OtteS heute fidhtbor erfchien, hat ber ^nx fein ben
bätern gegebenes berfpredhcn, bie gefallene sJicnfdhheit ju
erlöfen, erfüllt, ©eine ©eredhtigfeit, feine Dreue erfcheint
boher heute in ihrem fdhönften Sidhte.

Die Sorte beS legten Versus finb üon ber Kirdhe hei»
gefügt unb leiten in fd)önfier Seife über ju bem folgenben
Eoangelitttn: Kommt jur Krippe, Jhr bölfer, betet
on baS emige Sort beS boterS! betet onboS große
Sidht, meldheS üom §immel gefommen unb „meldheS
erleuchtet jeglidhen ^IJlenfdhen, ber in biefe Sel^
fommt!" (Joh- 1.)

bon hoher ©chönheit ifl ber folgenbe OffertoriumS=
gefong: ü}Jit ben frommen Hirten lüirft bie Kirdhe fidh im
©eifie üor ber .Krippe beS göttlidhen KinbeS nieber unb betet:
(^folm 88.):

Tui sunt cooli, et tna est
terra: orbcm ternirum et ple-
nitiidinem ejus tu fundiisti:
justitia et judicium praepara-
tio sodis tuao.

3)ein finb bie .^immcl uub
Dein bic Grbe, ben GrbfrciS ttnb
moö ihn erfüllet, haft ®u ge=
grünbet; ©ercdjtigfeit tntb 9M)t
finb bic Stülien deinesXhroitcS.

Sind) mir locrfen itnS im ©eifle mit ben Hirten üor ber
Krippe nieber. SoS biefe Hirten tnit bcm Sluge beS ©loubenS
in bcm hiilflofen Kinblein erfonnten, baS erfennen oud) mir:
CS hat fid) erfüllt, maS ber heilige Johannes in feinem
Eüongcliuut fd)reibt: „Unb boS Sort ift gleif^ gc =
m 0 r b e tt unb hat u n t e r u n S g e to o h n t." .'gimmel
nnb Erbe gehören biefem Kinbe, benn Er hat fie gefdhoffen!
Sllle Dhrone ber Erbe ftnb fein Eigeuthnm; eS fianb bei Jhm,
ben herrlidhften berfelben ju befteigen I ajiit einem Sittfe hätte
bicfeS Kinb ben ormen ©toU mit bem ©lanje beS H'nnnelS auS=
fd)müdten fönnen! Sluf feinen Sinf loären ©dhooren üon
Engeln erfchienen, um Jhm ju bienen, um feine Herrlidhfeit
unb SJfojeftät ju offenboren! — DiefeS unb unenblidh mehr
fogt uns ber ©loube üon biefem Kinbe! Dotum gereidicn
uns meber bie Krippe, nodh bic Hülflofigfeit unb Slrmuth ^eS
KinbeS jnm Slnfioß; nein, übermältigt üon 9iühruug über
feine unk'greiflid)e Siebe toerfen loir onbetenb unS nieber unb
preifen mit ben Engeln unb Herten unfern ©ott für SllleS,
maS er an unS gethon.

© e r e dh t i g f e i t unb Si e d) t ftnb bie ©lügen
Deines DhroneS: Die Krippe ifl ber Dhron biefeS
KönigSfinbeS! Ein bemüthiger Dhron! ben bic göttlid)e ®e =
r e dh t i g f e i t ermählte, um unfern ©tolj jugleich ju Jühnen
unb
JU befd)ämen. SJ^it üollem Siechte mirb boher hier bie
göttlidhe ©ered)tigfeit bie ©tilge (ber Untergrtinb) beS
bemüthigen ShroneS im ©toKe ju bethlehent genannt.

Der geneigte Sefer üerfäume eS nid)t, bte muftfalifche
JUnflraliott biefeS OffertoriumSgefongeS (4. Don) mit ber
Sintiphon unb bem 1. Versus ijcS Graduale (5. Don) ein


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92

»entg ju tfergleldhen! Dort im Graduale ^ubel unb Danf!
§ter (Staunen unb Slnbetung! Slber beibe burcbnjebt
freubige gefttag§fiiinmung! ^fod) mebr: ber 2. Versus be§
Graduale leitet fomobt tejctUcb mufllalifcb ju bem (an=
betenben) Offertorium über.

ÜDer (Kommunion Sgefang lautet:

Vidérunt omnes fines terrae
salutare Dei nostri.

©eîebcn baben alle Enbcn ber
erbe baê Çeil unfcreê ©ottcê.

§ier tji bte Antiphon be§ Graduale mieberholt, benn
biefe wenigen SBorte rufen nocb einmal furj ba§ große
beimniß be§ STageS in'§ ©ebäcbtniß; fie erhalten aber eine
befonbere Sebeutung burdh ihre jefeige ©teHung in ber hl-
3Jieffe (eigentlidh jur Kommunion ber ©laubigen gefungen):
®er @ohn ®otte§ h^t unfere menfdhliche ^ïatur angenommen,
um un§ iDienfdhen feiner göttUcben ilfatur t heilhaft tg ju
madhen, unb ba§ Ünterpfanb biefer eroigen ®abe ifl ber
jeitïidhe ©enuß feineS ht- in ber Kommunion!

NB. SSir haben obigen Sluffa^ im oerfloffcncn S^brc für
bic Icibcr eingegangene „ßeitfchrift für fath- ffir^enmufit" oon
S. Robert gef^rieben. 2)ieê jur Sïotij für bie früheren
Abonnenten jener 3citi(hrift.

(Scbönen.

S)ie 9îeb.

SiiffeïÖorf. ©ben oor fRebaïtionsfchlu^ ge^t uns
bie S^iac^richt ju, bag unferm gefchöjjten greunbe, §errn
©eminar-Oberlehrer ^iel in ©opparb, burdh Ser«
leihung beS ïitelê ctneê „Äijnigl. aWufiïbireïtor'S"
eine mohloerbiente Sluêjeidhnung ju Sheil gemorben fei.
„^UeS ïennt ben ©öngerSm'ann,
„Caufdht ben füßen ïijnen,
„Sie uns tragen hiwoiein'ärts,
„Sie ben §errn oerföhnen. —
ftod^em Slm 26. Sluguft tagte hier bie XI. ©eneral-
Oer f amml un g b eSUn ter ftü^ungS Oer eins röm«ïath.
Lüfter ïïlheinlanbs unb SSeftfalenS.*) Sor (Srijffuung
beS offiziellen Sh^'I^^ Oereinigte bie ÜJiitglieber junädhft ein
in ber ©t. "ißaulSÜrdhe oon §rn. Dberpfarrer-unb päpftl.
©eheimtämmerer §rn. 9ïeal celebrirteS ^ochamt, bem ftdh
ein gemeinf^aftlidheS Siner anfdhloß. Mährenb beSfelben
herrfchte eine gemiithlidhe ©timmung, hervorgerufen unb
gehalteit burdh bie oortrefflidhe Äüdhe unb ben guten Heller
beä |)errn 9ïeftaurateur5 ©dhrnilj, fomie theilS launigen,
theilS ernften Slnfpradhen unb SToaften beS ."perrn Ober«
Pfarrer ïïieal, Soß, ^eterS u. f. ro. 9?ach Sr Öffnung ber
©eneraloerfammlung gegen 3 Uhr marf ber Sorfifeenbe,
^fter Sog ou§ ©ffen, junädhft einen SïüdEblidt auf
baS erfte Sejennium. Öaufe beS oorigen 3;ahreS hatte
ber Sorftanb bte (Sh«, JJom ho^lfüïï'igften ^crrn
bifdhof tu Slubtenj empfangen ju merben. §odhberfelbe hat
bie 58eftrebungen beS SereinS lobenb anerfannt unb barauf
htngemiefeu, baß audh in ber Siöcefe ©rmelanb ein ähn«
lidher Serein beftehe. ®r oerfpradh, für ben Serein ju
thun, maS in feinen ßtäften ftehe. ber am 19. Slpril
biefeS :^ahre§ in Sobbert^ bei Kempen abgehaltenen Sor«
ftanbsfijjung mürbe bie hübfch auSgeftattete Slbreffe für

Seridht oerfpätet eingegangen.

bas papft«S(lbum oon ben Sorftanbsmitgliebern unter«
jeichnet. SaS ^Referat ber legten, 10. (Seneralocrfammlung
oerlaS ber ©dhriftführer .'pr. 93ecferS, ebenfo bie beutfche
Ueberfejjung ber ^apftabreffe. SaS am 31. §ult b. ^
obgelaufene SereinSjahr fann ein günftigeS genannt merben:
fein aJiitglieb ftarb in biefem 3et träum unb 14 Herren
traten bem Unterftü^ungSoereine theils als orbentliche, theils
als ©hrenmitglieber bei. Slugenblitflidh umfaßt erfterer
197 ajiitglieber uub 36 ehrcrimitglieber, mel^e fidh auf
bie einjelnen Siöcefen roie folgt oertheilen: Mn 122,
OJZünfter 50, ^aberborn 40, Srier 18, Dlbenburg 2,
Himburg 1. Ser Seridht über ben ©tanb ber ^affe ent«
häU günftige Slngaben. Sie ©nnahme betrug 17 397 30?.
89 Pfg, bte SluSgabe 1022 ÜW. 22 Pfg, ber ©ffectiobe«
ftanb mithin 16 375$»?. 67 Pfg. ^ierju fommt ein (Sin«
nahmereft oon 711 SW. 25 Pfg., fobaß ber Seretn ein
©olloermögen oon 17 086 2)?. 92 Pfg. aufmeift. Sie
©terbelaffe, roeldher bie 3)ïitglieber beS Ünterftü^ungSoereinS
allerbingS nidht beitreten müffen, jählte am 31. iguli 1886
187 aj?itglieber, am 31. :^ult 1887 beren 219. Sie
(Sinnahme betrug 1366 91 Pfg. bie SluSgabe 621 3«.
97 Pfg. mUfjin bleibt ein Äaffenbeftanb oon 744 ü».
94 Pfg. 3u Ste^nungSreoiforen für baS nädhfle (^efdhäftS«
jähr rourben brei §erren auS bejro. bei Solu gcroählt.
Ser Slntrag, bie Unterftü^ungSfumme pro 1887/88 üon
150 9)?. auf 200 3)?. ju erhöhen, fanb nur geringen
Beifall; mau feilte bie bisher gejahlte auf ein "roeitereS
;^ahr feft. Ad pof. 4: „(Stroaige meitere SInträge unb
^ittheilungen bcS SorftanbeS", bat .'perr 9Jenbant Ütahni
im jntereffe ber ^affe um balbige 9tegulirung aller ben
Serein betreffenben ©elbgefdhäfte. Sie leljte pofition ber
S^ageSorbnung betraf Slufnahme neuer SJfitglieber. SBie
uns mitgetheilt roirb, troten 10 tüfter beru Serein bei.
(Ehe Soß bie Serfammlung für gcf^loffcn erflärte,
bradhte er ©r. .'peiligïeit Papft öeo
xill. unb bem ge«
fammten (SpiScopate ein breifach bonnernbeS §och, in baS
alle Slnmefenben ooll 23egeifterung cinftimmten. (Gegen
5 Uhr mußten allerbingS oiele ÜTheilnehmer bereits fich
jur Slbreife rüften, man^e jebod) blieben noch mehrere
©tunben in trauU^cr Unterhaltung beifammen. Sluf
SBteberfehen! 53tS nädhfteS ^ahr in" töln! fo rief man
fi^ fdheibenb ju, unb biefer hersü^ie @ruß roirb fidherlidh
im nädhften ^ahre eine glänjeube Setheiligung jur golge
haben.

MÛ) duc ^jfti'djcuînuftk^^

^n ben aBeihnadhtSferien oerreifc idh gemöhnlidh in meine
Saterftabt. @ine (Stunbe Oon berfelben iiegt baS Sorf
1,
mofelbft mein greunb, ein alter ^err, alS l'ehrer unb ilantor
fungtrt. Serfelbe, plöfjlich erfranft, h''!'^ bringenb

bitten laffen, ihn in ben gefttagen ju befud)en, ba er bei
Slufführung einer kirchenmufif ficher auf midh rechne. (So
machte idh midh redhtjcilig am erften geiertage früh mif ben
Seg, um menigftenS nodh bie (Senexalprobe mitmachen ju
fönnen. Ungeföhr eine halbe Stunbe Oor Seginn beS ®DiteS=
bienfteS fani ich in ber (Sdhule an, mofelbft ich bie ganje
SorffapcKe unb bie (Sänger oerfammelt fanb. 3ïdh Oerïange


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93

meine „Stimme". feberleid^t !" antiDortete mein greunb,
„fie liegt fd^on in ber Kirche". „Dann rafdh ba^in jur
^ijtobe!" bat id). Dort ^ieC eS: „éie müffen bie Rauten
jd)Iagen !" „^d) bie '^Jaufen? ©oÙ idh benn nic^t Orgel
fpielen ?" „®a§ nicht, benn im ©horal braudhen mir bte
'^aule; mir haben eine große Drommelpaute". „So ift ber
©chlögel JU ber Srommel, ju ber '^jaufe?" „Der ift oer:
loren". Der erfmberifd)e ©dhmieb, bie erfte ®eige, befann
fidh "id)t lange, er brad)te rafd) einen |)ammer unb ein ^aar
Strümpfe oon „fetner Sllten", mie er fagte. „Da§ gibt ein
herrlid)eê 'ipolfler, unb ber Don mirb nidht ju hart", be=
merfte er, feineu Schnaitjbart brehenb. SJJit ber ©ebulb
eines jur ©i^ladhtbanl geführten Samme§ fügte id) mii^, nur
begierig, rca§ nod) lommen merbe, um fo tüiüiger in alle
Slnorbnungen, al§ fd)on bie ©lodten jum Beginn beS ©ottc§=
bienfteâ löuteten. Dem mir überbradhten Jammer jog idh
bie blauen Strümpfe an, unb ber gefpräd)ige Sd)mieb raunte
mir nodh mährenb be8 3"ïammenlöutenS inS Ohr : „Strengen
Sie fich nur tüd)tig bei ber germate att, bamit ber Sirbel
orbentlich jur ©eltung fommt, benn ber hebt bie ganje
Kird)enmufif". Die Orgel unb ba§ ©ingangSlieb hatten be=
reitS begonnen. ,,9cun aber meine Stimme!" bat iih- 3ll§
id) baS erfte Blatt ummeubete, fah ich, bafj bie §älfte be§
jmeiten Blattes abgeriffen mar unb fehlte, ^ch fagte: „.ttier
fehlt ja ein Stüd". ,,3la", antmortete er mir, „mir fijnnen
cS nicht finben, Sie müffen beu 9teft — phantafieren".
„Slber id) fann bod) nidht —". 3n bemfelben Slugcnblidfe
fagte nach einem furjen ©ebete ber ©eiftliche Slmen. Die
ganje ©emeinbe athmete auf, räufpcrte ftd) unb huftete bie
üblid)eu paar Dofte. Der Senior bcS îlîufitforpS übernohm
bie Direftion, jählte halblaut ,,©inS, jmei, brei", unb mit
„oier!" begann bie Kirdjenmuftf. Der ©efong mar oor
lauter Bled)mufif foum ju ücrnchmen: 6—7 iünber frcifchten
ben Sopran unb ebeufooiele bte Slltftimmen; ein boumlonger
9îicfe fang beu Stenor unb beu Boß brüllte ein 33ierfd)ri}tcr.
2tu ben
|)l}mnu3 reihte fich ein furjcS Orgelprälubium, unb
nun fonte ber ©ho^al: „Kommfl Du nttn, ^efu", folgen.
Der Dirigentenoifor monbte fidh jnr Orgelbonf unb flüftecte
bem Orgelfpieler ja: „Sdhmieb, bu mußt transponieren uttb
in „Fis" fpielen, meil bie Orgel" — cS mar ein oltcS ge;
brechlid)eS, im ©h^ïton ftehenbeS Serfdhen — „einen halben
Don hiJher ficht". „Sld) moS", fogte ber Orgelfpieler, „tronS--
ponieren fonn id) nid)t, id) fpiele übrigens, mie eS ber Kom--
ponift oorgefdhrieben hat". üJJeinem greunbe mochte bod)
nidjt gonj mohl ju a)htthe fein, benn ich fah »-'on feiner
Stirne große Schmeißtropfeu auf bie Soßen fodeu ; er mad)te
einen oerjmeifelten Sdhluß. 3iin Slugenblidte fegte bie ^Dhtftf
ein, ber Schmieb orgelte richtig, mie eS auf bem Blatte
ftonb — Vs Son ju"
Ijod). „Fis fis! ' fdirie ber Kapell:
meifter.
„Sldj moS", rief ber Organijt, „mer §err loirb,
mirb §err", unb jog müthenb ofle 3îegifter mit bem ©imbel^
Peru. 2}?ir mor bei biefen Diffononjcn ganj tounberlich ju
ÜKuthe, eä toor mir, olS befänbe idh »nidh in ber Solfj?-
fdhluctjt, flatt im §eiligthum, bis id) mid) befoun, boß ondh
ich eine ütolle hatte, unb mit Berjmeiflung unb mohrcr Dobeô=
ocrodhtung fchmong ich ben in Strümpfen eingemidelteu §am=
mer unb tnifdhte bie nöthigen Donner beS ^euS in bie ioun=
berlidjen Klänge ber irbifchen Kirdhenmufif. üJïeine germoten
ober tjerftonb ich befonberS effeftooll ouSjubilben, baß fte fidh
ben jürnenbeu ©emittern ber ütlpen mürbig jur Seite fleOeu
fonnten, unb bei ber Sdhlußfermote beS legten BerfeS fteigerte
fidh bie Begeifterung fo fehr, boß baS mohrtidh übergebulbige

DromtnelfeH meinen tottdhligen §ammetfchlägen nidht länger
miberftehen fonnte: eS gob feinen ©eift auf. Strahlenben
SlntligeS fprong mein greunb Schmieb oon ber Orgelbonf
unb f^üttelte mir bie §anb. goft hätte er tnid) in ber Kirche ge;
füßt. „SlfleS glüdflich ju ©nbe gebradht!" pfterte er befeligt.
âlîir monte eS ober bur^auS nicht mohl merben, obgleich bie
Seute bei meinem SluStritt ouS ber Kirdie midh mit Sob unb
Bemunberung überfdhütteten unb auch ein mir befreuubeter
Slrjt meiner Baterflobt, ber jufäHig in ber Kird)e bie aJîuftf
tnit angehört hotte, mir ouf bem ÏÏJachhauferoege fogte : „§öreu
Sie, ols eS heute auf bem ©h^ie otn milbeften herging unb
man nid)t toußte, loaS gehauen ober geftochen mar, flopfte
ein neben mir ftehenber Bouer mich auf bie Sdhulter unb
flüfterte mir mit oerflärtem Sintiige ju: „DoS ift bie guge!"

(SluS ber Djtg.)

(Eine tüdljuadjtBbcftljeermtö,

©S toar fo um bie ßeit, mo jeber ©h^iftenmcnfd) fiih
gebruugen fühlt, barüber nodhjubenfen, maS er feinen Sieben
oom ©hriftfinble befdheeren loffen möchte, olS idh niit meinem
Bruber Konferenj hielt, mie loir'S biefeS ^ahr mit unferm
Onfel halten möchten. Diefer „Onfel" mor eigentlid) fein
Onfel im toohren Sinne beS SorteS; feine Bermaubtfd)oft
mit uns mar eine unbefinirbare, fo boß toir oon KinbS=
beinen on ihn eben nur immer „Onfel" genonnt hotten;
eine meitere äluSfunft über ben BermonblfchaftSgrab oermodhte
idh nidht ju geben. 9)Hr fpejieU mar ber Sllte nun einmal
ni^t befonberS getoogen. n^or leiber nidht „mufifotifch",
unb biefer 9)?ongel mar für ihn ber Stein beS SlnftoßeS.

„Soß mich" mit bem ^i^rmifdh 'n 9iuhe!" pflegte er
feiner Sodhter, bem ©retdjen, gegenüber ju äußern.

„SoS mia beun fo ein" "Kerl — (..Kerl", fogte ber
Onfel!) — ber nidht einmal eine redhte Sonleiter auS feiner
oeitrocfneten Kehle herausbringen fonn!"

Der Onfel rcd)nete nämlidh nur bie „muftfalifchen"
Seute JU ben UKenf^en. Wein Bruber, ber einige Stüdfe
auf bem ©ello ju fragen oerftonb, hatte boher einen Stein
im Brett. Die Suneigung ober Slbncignng beS mürrifd)en,
fnurrigcu Sitten mor mir inbeß burd)auS iticht gleidhgüUtg.
Stber iDoS t^un? Sie follte idh mich bei ihm cinfd)meidheln,
jumol baS ©reidhen eS fo feljr münfdjte? Die befte ©e=
legenheit hierju, meinte ich, fei ber ©h^Ptag. Unferm Onfel
fiel nämlich beileibe nie eiu, unS etmoS ju f^enfen — ih,
©Ott behüte! — ober er mollte befdhenft fein, — moju beun
hat mon jmei 9Jeffen?

„©inen hübf^en SobofSbeutcl," f^lug mein Bruber bor.
„SU) mo, mos
fällt Dir ein, oiel ju unorigiuell!"
,,©iuen Sd
)lafrDdC, eine JeouSfappe . . ."
„5)01 cr. yjein, lieber ©mit, boS
ift nidhtS! Beflnue
Did) bod), — etmoS urmü^fig Originelles muß eS fein!
Bebenfe, morouf eS mir bobei onfommt!"

„^0, bo hilf!" feufjte ©mit. „Sie mollen mir'S on=
fongen, Onfel unb ©retten auf eineu Sdhlog ju geitjinuen?"

„Ucberlegeu toir!" ermiberte idh ruhig, beu Seigefinger
ber redhten .^onb an bie ^Jiofe haltenb unb midh meit in ben
Slmerifoner jurüdflehnenb.

©ine jeitlang foßen mir mäuSdhenftiH, große 9taudh«
molfen oor nnS hinblofenb.

„§alt, id) hab'S!" rief idh PlögKd).
„flun?" fragte ungläubig ©mit.


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94

„3)u îamifî ihm meinetmegeti eine §au§fappe, einen
©tiefelfnecht ober eine üidt)tpu^fcbfere faufen", fcbtng tdh t^ot.
„j^ bogegen lafl« ihm «in ptothtDolIeS ®tui ju fetnev gli5te
tftrfertigen !"

„j roo—§!" rief mein Brttber crftonnt unb tnöre tjor
Ueberrofchung mit offenem SJÎunbe beinohe ge^

f(hnoppt.

„^natürlich!" fuhr ich flotj auf.
„jfi bo« Dein ©rnfl?" fragte ©mit, al5 ob ich
SBunber ju mitten beobfiètige.
„SoTum benn nidht?"'
„Unb bie glöte — ?"
„SBtrbe icb beim Onfel mitnehmen!"
émil brodh in ®elochter ou§.
„Ïtber, Du Unglücf^menfih, bonn roeifj er'S ja unb hat
feine Ueberrofdhung!"

„Stnil !" rief ich überlegen in tobelnbetn Don. „©loubft
Du benn, ich fei fo bumm, bcm Dnfcf ein ®tcrben§roi3rt^en
JU fogen?"

©mil fîorrte mich Oerbuit ou.
„9?un jo", rief ich ärgcrlidh-
„Die glöte wirb mit
oüem ©lonj ouSgeführt i"

DicSmol erfdhrof mein Srubcr fo heftig, boß ihm feine
©oyoboruffenpfeife ouS ÏÏJÎuttb unb §anb ju S3obcn fiel,
glüälichcrrocife ohne ©choben ju nehtnen.

„^)i5r' tnidh on, ©mil", fuhr idh fort. „Der Onfct hat
ftch i" leöter 3eit in'S ©eigen oernarrt — ttidht?"
©mil nidfte.

„Sflun, ftchfl Du, fo lange er geigt, cyiftiert bte gföte
nidht mehr für ihn, forocit fenuft Du ja ben Slltcn." —
SBiebcr ein 9îtdtcn. — ,,©r toirb cS alfo nicht bemerfen,
boß feine gliJte fehlt." ©mil jog bte Slugenbraunen in bie
§iJhe unb fniff ein 2luge ju, toaS einen ftarfen ßroeifel au?=
brüdten follte. 0ber ttubeirrt fuhr idh fo^t: //^angc treibt er
fein Biolinfpielcn nicht, bofür fenuft Du ihn oudh- Dann
fommt bie gliJte roiebcr ju ©hren. ©loube mir, ich toerbe
gurore tnodhcn!"

„§m, io", brummte ©mil unb rieb fich öie ©tirnhont,
jum Bei'hen, bofi ihm bie ©ochc nidht gonj glott fi^ie.

„SRcmblctn, ich ith«'^ '"c- fchritt feiuc ©tUgeguungcn
energifch ob.

„jn ©otteSnomen, tneinctholben!" tnurrte ©mil, rofdh
oufftehcnb unb fich jutn SluSgehcn rüftcnb.

,.$)iJrft Du, i^ ober toitl tnit betn ©treidh nichts ju
thun haben!"

„9'iidht ni5Hig!" fdhmunjelte idh.
„©ring'S oUcin fertig!" —

©cfogt, gcthon. iJfach betn nädhften Bcfudh hatte idh bic
gißte , in ber Dafche unb fd)lich mit unruhigem ©croiffcu
heitn. Bon fcnem Doge on fonnte i^ ou^ boS ©efühl ciueS
Diebes unb §ehlcrS.

Slm 22. Dejember hatte ich bieglöte „geftohlcn". Slm
23. früh ÜWorgenS trug id) fie jum f unfltifchler unb bc=
fteHte gleid)jfitig bie ©ilberbefdhlägc. jn ncroöfcr Unruhe
blieb i^ fobann btn Dog über ^u |)Oufe. Sefen fonnte id)
nidht, fihreiben toitbcr nicht, routen nur jnr y?oth, ohne
Behagen, ohne Scnuß. jmmcr bcr ©ebonfe: je^jt tncrft'S
ber SDnfel, o roi|! SBie oiele ©chroeißtropfcn i^ mir on
jenem logi oon berg©tirne geiDifd)t, roie oiele ©eufjer ich
ouSgeftoßen — ich eS nicht tnehr. ©egen Slbenb hielt'S
midh ni^t länger ju ^oufe, idh mußte hinrennen in beS
DnfclS Bchoufung unb auSfpioniercn, ob man nod) ni^tS
oon betn Diebftahl bemerft. ©ottlob nein! Der Sllte faß im
Sehnftuhl, rauchte eine lange '|3feife unb fein foltigcS ©cfidht
umfpiclte bie reinfte ©utmüthigfcit. ©retchen roor redht
lifbcnSroürbig.

©mil thot, ols ob er nidht« toüßtc, mcrfte ober ohnte,
unb boch mußte er meine Slufregung gcroohren! Situ 24.
D^odhtnittogS follte ich ntein ©tui befommen! 9Jur nodh ben
halben Dog ©lüdf! bodjte ich im ©tillen. DoS §erj flopfte
mir bie goitje Beit, meine §änbe jittertcn. ©d)lafen fonnte
idh bie ^Jkcht burdh nicht eine ©tunbe. ajfeine Pöantofie toob
furchtbare ^D^ärd)en. jch foh tnich fliehen, hörte hinter mir
fchreien: haltet ihn! haltet ben Dieb! polijiflen jagten mir
nodh. ©rmattct brodh idh jufatnmen. SJion f^leppte mich
ouf bie Slnflagebonf. ... jdh h'elt'S in tneinem Bette
ni^t tnehr ouS. ©dhroeißtricfenb fleiöete i^ midh an, jünbetc
bie Sampe an unb fuchte mir in bem foltgeroorbentn Bimntcr
bie B<'t ju oerfürjen. ©in tnäd)tigeS ^Hcuegefühl übcrfom
mid). Slber nun gab'S fein BnrüdC!

Slnbern DogS begab idh tnidh nodh 10 Uhr ju ©retdhen
unb half iht wie alle johre oorher bol nicblidh« Bäutnchen
puljen. Der 'älte »oor um biefe Beit beitn grühfd)oppen.

DoS SKittogeffen fdhmedtte mir heute gor ni^t recht, jn
oder ^oft oerfdhtang ich einige Biffen unb eilte ouS betn
©ofthof.

Utn fünf Uhr eilte id) ju tneinem i^unfttifdhlcr.
boS ©tui bttrfte fid) fehen laffen! i^'oftet oud) ein fchön ©tüdf
©elb! „jn einer ©tuubc", tjcrfprodh bcr üJicifter, „fönnen
©ie bo« Ding obholen laffen!"

©^log fcd)S Uhr modhte id) mi^ ouf ben SBcg jutn
Dnfel. ©in Dieuftmonu toor beauftragt, utn fieben Uhr bie
glöte in bem Jfunftetui bohin ju bringen. ,^ui, roie fd)lug
mir boS §erj, olS id) mich beut .^aufe näherte. iffior'S
Slhnung ober gurdht? äJJir toor, olS müßte id) toieber utn=
fehren. ©S foftcte mid) olle ©nergie einjutreten.

atichtig! ^ol'S bcr genfer! ©retchen fotn tnirftnit ocr=
meinten Slugen entgegen.

„^Kit ber Befd)ecrung ifl'S nichts!" flogte fie. „,^cutc
DJocht totttbc Popo'S glöte geftohlcn!"
„§eute 9Jacht?" rief id) tobtcnbleidh-
„ja, benf Dir, '}5apa hörte ein ©eräufd), ortete ober
nicht barouf unb biefen 2)?orgeu — ift bie glöte fort!"
„Unb ber Ditfel — ?"

„§ot fofort bei bcr ^olijei Slnjeige gemocht!"
2)ädh brohtcn bie güße itn ©tidje' ju loffen. Die ©inne
oergingen mir. 233enn bic "^JoHjci mich als Dieb entbedfte?
Unfinn, troftete idh mich fcfort, nod) eine ©tunbe nur, bo
fonn ja nid)tS poffieren, aQcS finbet feine fotnifche Söfung,
bie Ueberrafd)ung toirb utn fo cflotontcr! Jfoltblütig unb ge«
foßt beruhigte ich ©rctd)en. SlttcS mar jur ©hriftfcier bereit.
^13iö(jlidh ftolperte bcr Dnfcl herein, roüthcnb uttb brummenb,
„©chon gehört, gri(je? Sich, ntciue glöte, meine liebe,
herrlid)e. glöte!"

©S gelong mir noch onftreugcubcu^SlüSführungen, bcn
poltcrnbcn Slltcn ju tröjlcn. ©o tourbe cS bereits fieben.
DoS Bäumchen tourbe bclfudhtct, bie Bcfihccrung begann.

„©inen ÜJJomcnt ©cbttlb, Onfelchcitl!" fogte idh, nadh=
bcm
©retdhenS Dheil Oorüber.

„jdh habe Dir eine befonbere Ueberrofchung jugebadht!"
jd) feßtc mid) ju «Örctchcn. SWeine Slttfregung^ hatte
bcn ©ipfcl erreid)t. ®retchcn flüfterte tnir gerabe ju, boß fte
fich geftern mit bcm Sicutenont oon ©elbect ocrlobt habe, olS
ich ein ©eräufd) auf ber Dreppe oernohm. SDicitt Dienft«


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inann! ($« hat aÜ«? fein ®ute5 auf ber 2öelt. 2öäve ich
biefen Slbenb nid^t fo fchon in anfgcrcgtefter Stimmung ge=
mefen, mer meiß, ob i^ bie ffunbe oon biefer Verlobung fo
ruhig hittflenommen hätte! Jd^ achtete im biefem'.äRoment
faum barauf.
iäES'flopfte.

„Dnfel, fegt fommt bie befcheerung!" rief id^ in quedf--
ftlberiger greube.

Ja, ifgt fam bie befd^eerung!

Hfi^etn trot ein SJionn in Uniform — ein ^olijift!
Do8 Käftd^en, bo« munberfdfjijne,* bem SUten hi"hattenb,
tief er:

„Herr Jntenbanturrath, bie glitte —!"
log noheju ohnmächtig im ©tuhl.

„®ie gli3te — meine glöte?" fchtie ber Sllte, bo§ ptodht=
»oHe (Stui jmeifelnb betradjteub. ®onn, mit einent 9iudE riß
et ba§ Stui auf unb enthob bo« Jnftrument feinem föft=
liehen bette.

„Himmel, ja! ©retdhen, gtige, meine gißte! Unb ba§
herrliche (Stui! Hahaho, ber bumme Dieb! SBo ift ber
echurfe?"

blidfte hülfloS umher.

Jn biefem iD?oment erfdhien in ber Dhür ©mil'S fdholf=
hofteS ©efidht. ÜJJit einem blidf, ber p fogen fd}ien: Du
bifl furirt! trat er »or unb flotte bie ©odhe auf. Der tllte
fchüttelte fich bot Sochen.

(Smil hotte ouf bet ©troße meinen Dienßmonn getroffen,
ihm bie glöte obgenommeu uub einen ihm befonnten $olijipen
boju cermod)t, ben ©dherj ouSjuführen.

btoudhe idh meinem (ärlebniß no^ etmoS hinjuiufügen?
Jch benfe nein. Die berftdhetung mog genügen, boß' ich
ollerbingS fntiert mor! ' ' i)?jtg.

(Ei'U(ie5 mtb j^cittuö.

Srreimut^ cllte^ itütlftlcvs. bon §an5 9{irf)ter
mirb ein hwl^f^er aus Sonbon bericl}tet. Der l^e-
rühmte Dirigent führte in einem ber Sonbouer „9Udhter^
fonjerte" unter anberem 93rahuts' „Slfobemiftf}c geft:=
oubertüre" auf. Sie gemi3h»lirf) birigirte er auSmenbig
— fein fahelhaftes ©ebädhtniß ij^t ja allbefaunt; bennoch
gefdhah eS bieSttial, boß er einen Sed)fel beS DafteS üou
'A 3" V2 ^evgaß, moburdh eine fleiue bermirrung im
Drdhefter entftaub, bie audh i'« ^uhlilunt nicht unbemerft
bleiben fonnte: 30iand) ein Dirigent hätte in foldhem galle
feinen ^rrthuiu burdh mütheubc blidfe aufs Drd}efter ju
bemänteln gefucht. — Siidhter flopfte ab, trat Dor unb
fpra^ unter athemlofem ©chmeigen bes "ißublifums:
„ÜJieine Damen nnb .sperren, baS berfehen mar nidht
©dhulb beS DrdhefterS, fonbern meine eigene", hierauf
ließ er bie Ouüertüre uodhmalS beginnen. Ütaufchenber
Seifall lohnte ben hcxlf^'^tsen Künftler für feineu grei^
niuth.

3tn ^aünröfottcßium ^vicJJvir^: Sll^cdttö I.

ging eS befanntlidh mitunter fehr bunt 311. ©s murbe
»iel geraudht, fehr oiel getrunfen, berbe ©dhe^^Se mürben
übermäßig belaßt. Der fönigli^en gamilie, befonberS
bem jungen K^rouprinjen, maren biefe 3"f^wttten!ünfte
fehr berhaßt, bennod) mar er häuftg'.'gejmunaen, bort ju
erfcheinen, entmeber auf SBuufdh feine« bater« ober aul
„politifdheu" (Srünben.

Der Kernig hatte Pon ben ißripatfonjerten feiner
Kinber gehört unb mollte au^ einmal ein foldheS Konjert
haben. (Sr ließ beShalb ben 3)îufiîmeifler beS Kuhnheim-
fchen 9îegimentes ju fidh îommen unb befahl biefem —
bas foftete ja nichts! — mit feinen Seuten ein Äonjert
cmSjnführen.

„Slber maS sipartes! berfieht er!" fchloß ber iïönig
feineu 33efehl.

Der ü)?ufilmeifter, melcher ben (Sef^madf beS Königs
fannte, arrangirte ju biefem ein SOÎufifftiidf fiir

fechs gagotte.

Ser jmei gagotte in ber tieferen Sage buettiren ge»
hört, fennt
bie Sirfung. ßS ift genau, ol§ gehe man
an einem ©lalle Poriiber, mo fich
Dhiere befinben, beren
©timmen mie ihre 9îeinli^feit nicht int beften Oîufe flehen.

9îun benfe man fid) baS ^nfammenmirfen Pon fechS
gagotten! Der (Sffeft mar um fo größer, ba bie SWufiîer
mit oollem (Srnft ihre Partien bliefen.

©d}on mährenb ber SDîufif erfdholl lautes Sadhen unb
Särmen üon allen ©eiten, jum ©dhluffe jebodh anhaltenber
^Beifall, ©anj befonberS hatte bie Slufführung bem
Kijnige gefallen, er lad}te übermäßig unb iuar in ber
beften Saune.

„9^un griV, rief er feinem ©ohne ju, meldher ber
berfammlung beimohnte, „mie gefällt Dir mein Konjert?"
Der Kronprinj nahm bie (Gelegenheit mahr, feinem |)erjen
Suft ju madhen.

„Däufdjeube Slehnlid)feit! Cbenfo als befäube man
fid) iu einem ©auftalle!" ermiberte er.

Sllle Slnmefenben ntadjten lange tîJefidhler. Jeber hat
ben SlnSfprud) Perftanben. Das heitere (^efid}t beS KiiuigS
jieht fidh iu ernfte galten; finfter blidt er bor fidh ^'n —
aber er fchmeigt; bidfe èîaudhmolfen ftrijmen aus feiner
pfeife.

Sine Heine "ißanfe tritt ein. (S^rnmbfom ift ber erfte,
ber mieber boS Sort nimmt. Dîadh feinem Kruge grei*
fenb, oerfe^t er:

„©pülen mir bie 'ißiöc hinunter!"

Die Slnmefenben folgten feinem ©eifpiele, man trinft
unb raucht meiter.

Je^t minft ber König bem SÖ^ufifmeifter. Jn fteifer
.^altuug tritt biefer jnut aJionordhen.

„er hat uns blamirt", fagt ber Ki5uig halblaut,
„er mirb fid) ju rcPand)iren fu^en! berftanbeu?"

„3u 23efchl, SOZojeflät!" Perfekte biefer, nidht im
minbeften außer gaffung 9ebrad)t. —

Ó'ïodhmalS mirb eiu Konjert angefe^t, audh ber Äron=
priitj ift eingelaben.

9)Zan bringt fechS ^ulte, bann mirb nodh ein fiebenteS
fleinereS J)or biefelben geflellt. Der ÜJïufiïmeifter legt auf
jebeS "ipult eine ©timme. SllleS ift jum Slnfange fertig
— nur bie a)îufiîer fehlen, gragenb blidCt jeber umher.
Sind) ber Krouprinj mirb neugierig, er tritt an baS fleine
^ult, barouf liegt eine glötenftimme. (5r befiehl bie
©timme — befanntlidh mar ber Kronprinj birtuos auf
biefem Jnftrumcut — unb inbem er fie mieber auf bciS


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Pult. legt, roenbet er fidb art b'en SD'Jufifmetftcr mit ber
^rage: „SeS^alb liegt heute bie[e ^tötenftimme hier?"

• „Sie ift fürs fleine gerfelchen,- Roheit!"

Stcfe 9iau^moIten fieht man auffteigen, feber fuiht
ba§ hö^uifd^e (Gefid^t ju verbergen ober baS loute öa^en
^u unterbrücfen. Ser ^ronprinj oerftummt, er" ift ge=
fchlagen. 9^ur ber tönig lad^t heß auf, bann ruft er ben
2Kufitmeifler.

„er hat feine ©a^e-gut gemacht!" fagt er ju ihm,
„gehe er ju meinem tämmerer unb laffe fiih au§
meiner ©dhatulle einen —. Schaler geben!"

©utev (Sin franäöfifjer ©änger mit einer

furd^tbaren ©timme mar im 3"^eifel barüber, roeldhe
tunftndhtuug für fein Organ am geetgnetften fei. (Sr
ging ju bem berühmten komponiften (Sherubini, ber ihn
fingen ließ;- urib ber ©änger fang, baß öer g-ufiöoben
äitterte unb bie ^nfterfd^eiben flirrten. „D^uu",. fagte er,
nadhbem er ju @nbe' rotir, „illüftrer aJJeifter, roa§ foll idh
merben?" — ,,®in luftronator", fagte (Sherubtni ruhig.

^lößcfcvtint. öerr ' (jur ^immeroermietherini:
„Sa§ roar {a eine furi|fbare erfte 9'Jacht! SJeihtS klaoier«
fptel, linfS kinbergefihret, über mir ®etrampel. Unb ba§
füll ein .ruhiges IJimmer fein?" — Sermietherin, eut^
rüftet: „§at baS ^^u^uter ben Öärm gemacht ober bie
g^achbarfdhaft?"

3m 2Bo|ttpti0fcit0fi)tt3crt. „2öa§ foftet ber
(Sintritt?" — „D^ach S3elieben!" - „.^ter. finb 10 Pfen«
nig". — „SaS ift ju roenig. Sa§ Seliebeu fängt erft
bei 20 Pfennig an".

- 63cfiafd)'ßft§;9lcr|ttifUett. |)ausfrau: „©o benfe
ich, eS ift nun alles für bie ©oirie beforgt: bte @anS«
Ieber, — §ummer, — groei ©d]infen,- '— sroet pro«
fefforen, — ein berühmter SJJaler, — ein leiblidher
ajhtfifer ... , — fo, fet^t ift alles fertig".


SJerlag öon g. Si^mami tn SiüffclUovf,

Sn unferem SSerlage erfchienen:

^ifautcr

§erau§gegeben «ou St'nttj Oumnitt, ©emtncirlehrer,
Op. 19.

Preis brofthiert m. 4., gcbuitben 4.80.

Sßorftehenbe Älabierfchule,. tpu ben erften (Siementeil bis jit bent SUibium ber
SJleiftertöerfe reirfjenb, ift unter befonberer 3tüclfid)tnahnte auf baS fpiitere Stnbium bei
Drgel unb beä Harmoniums abgefaßt. 53ei 33a[)I ber tcdjnifdjen Uebungen, (Stäben,
SBorfpielftücfe
jc, ift bem aUgenteinen ©efdjmade 3{ed)nung getragen. 2)icfelben finb nid)t
nur lehrreid) fonbent attd) fehr anfpredjcnb unb' baburd) geeignet, bic iJuft juin Ueben
beitn Sdjüler nicht erlahmen ju laffen. §err Sd)ulrath Dr. Sdjüiic, Seminavbireltor in
SBalbenburg in <3ad)fen, urtheilt über ba§ S3uch wie folgt:

„2)ie neue Slaoierfcbule Oon |)anima finbe id) burdjtoeg fehr inflvuftio angelegt.

„3n berfelben mirb tteben einer tnd)tigen 2;ed)nit an tlaffifdjen Sonftürfcn jugleid)

„eine gebiegene ©efdhmadSbilbung erftrebt u. f. m."

fthnlither SSeife haben fid) außer-ber gefammten gad)prefie noch mehrere mafj^
geblid)e Perfonlichfeiten belobigenb über baS 2Serf-au§,iei).irüd)cn, u. Sl. .^err Slutonboor,
$rof. am f. f. ^ïonferoatorium für 2JJufi£ in 3Sten, imb .^crr Sentiuor'khrer ^^iel
in a3op|)arb.

®er Se^t ift auS praftifcheit ©rünben beutfd) unb cngüfch abgefaßt.

SBci einer ßllgenteiucn (ginführung ier Schulc an SßilöungSnnftoItcn erfolgt crhcbltchc
PrciScrmö'^igmta. Söcnn eine fol^c bcabfid^tigt »irii, beliebe mau fi^ an bic
SBerlagShimblmtg ju mcubcn.

Sluf 58erlangen loirb baê 3Berf aud) jur S(nfid)t geliefert.

Ji^crlog ümt ®ri^ttJ(itttt in S)iijfelÖorf.

Koenen, Fr., Domine Deus. Doppelchor mitOrgelbegleitung.

Partitur 80 Pfg. Stimmen 1 Mark.
— —, Jagerchor, Trarah, Trarah, wir kehren daheim,

Männerchor mit Pianoforte-Begleitung. Part. 80 Pfg. St. 50 Pfg.
Zur Ansicht» durch jede grössere Buch- und Musicalienhandluug zu be-
ziehen, sowie direct von der Verlagshandlung

Mans LicJitf Hof-Musikalienhandlung in Leipzig.

pr fatrjoliMje ^^creiitc.

Soeben erfd)ien:
rnttUn, Pfarrer, SiCfiCVê

^tttJUH» S)ramatifd)e§ Spiel für bic
hl. 23eil)nad)tSjett.
2., öcrbcffcrtc nttb
iuir^ ein syorfiJlcI (ötc 4 Propheten in
•ber iyorljöllc) crtocitcrtc Sluflugc. ilJrciS
80 ^'fg. (10 (Sïcmplflrc 9K. 'G.) üJJufif
oou gric&vith Äocncn, locil. Sontfapcll«
meiftcr in Stälu. SJ^rciS SDJarf 2.00 (5
Gycntplarc »K 7.50.)
®aS Srama jctrf)nct ftd) btird) cblc Sprache,
ge]d)icttcu Dialog, f.iadcnbe .'panblung befonberS
aus nnb eignet fich oorjiiglich .^ur Slnfführnng
an ben®cil)nachts=, ^^apft«, SDveifonigenfeftenic.

5)effelben 58erfaffcr§ reijenbc Suftfviel'
bichtungen:

SlJtoluö. — Bwiwqct bet

Preis 1 m, (7 (Sfcmplnrc 5

empfehlen loir ben tatholifd)cn er einen
bei feftlichcu (Gelegenheiten jur Slufführung.
Sin
pntriotlfrfjcn ©ebenttagen ntögc

Dinbolpr) Scfirlc's gvnnttircniv

ftleineS firicgSbilb iu einem Slufjugc,
Preis GO Pfg. (7 G-ycinpIarc »L 2.40)
iu ollen fotl)oIifd)cn Süccciitcu jur §lnffül)rung
gelnugen.

»erlog oou ?ni)crt3ntoI)i ^Indjcii.
Der lug uou Ulbert 3ncobi&Ca, ladjcit-
tJ^V^ ^OCHCIl,

SoutfapcIImciftcr in Jtölu t-
Itirdjcugcfiinge für 4ftimm. gemifdhten
(Shor. 32 ©. 40. pr. 3«. 1.—
günfuiibjUJmiatg l^icbcr für eine ©ing«
ftimme mit Begleitung beS pianoforte.
84 ©. 4». Pr. 9J?. 4.50.

SSerantmoit(id)er SRebafteitr 28. Sd)oncn i"
Oberbilf. — ®rucf uub SJcrlag
Oon Sllbert
$^acobi & (So. iu SIad)ctt.