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DIE ATTISCHEN GRABER

DER BLÜTHEZEIT.

STUDIËN

CBHK DIE

ATTESC IIEN GR A B REE1 EES

VON

DR. J. II. MOLWERDA JR. HUC.IIHANULUNG u.\\D IJRUCKI-Rl\'.l

\\\'OUM.\\I.s

ilt;;. j. i vu 11 jij

1.101 DEN — 1899.

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I N H A L T

ERST1C AHtBKIl.UXG.

Die I i t erari sch cn Krg ebn issc f ü r die Dar s té 11u ngen d er attischen (J r a 1) r e li e f s.

Scili;.

Capitel I. Vorbemerkung. (§ i)............. i

„ II. Die (Irabgedichte der Anthologie. Hire Krgebnisse für die

bildliehen Darstcllungen auf CJrabern. (§ 2-12) ... 2 „ III. l)ie attischen Cirabinschriften. (§ 13—77)...... 14

/.WRITE AimiIULl\'NO.

Grabscenen auf unter-italischen Gefiissen und wei ss en l.c ky the n.

Capitel 1. Imviefern k()nneii uns dicse \\quot;aseiibilder zur Erkliirung

der Grabreliefs dienen? (§ 78—79)....... 47

„ II. Die Figur, welehe auf unter-italischen Gefiissen bei odcr auf einem (Irabmal sitzt, ist nic ht als die Darstellung

eines Todten zu betrachten. (§ 80—84)...... 49

» \'11. Als Monumente welcher Art haben wir uns die (irabtempelchcn

auf den unter-italischen (Icfiissen zu denken:- (§85—87) 53, „ i\\. Wie sind die in den lt;Irabtcmpelchen auf unter-italischen

(icfiissen abgebildcten Personen zu erkliiren ? (§ 88—107) 5S n \\. Die verschiedcnen Darstcllungen auf weissen Lekythen.

(§ 108—116)............... -74.

» ^ l- Die eigentlichen Orabscenen der weissen Lekythen. (§ 117- 127) 83 n ^ l^^\' l\'igurcn der (irabseencn j.uf unter-italischen Gefiissen

und weissen Lekythen. (§ 128- 163)....... (jz.

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6

DRITTl\', Al\',Ti [KII.l\'NG.

Die a t t i s c h e n O ra b c r.

Scilc.

Capitcl I. Grabbauten, (§ 164—167)............131.

„ II. Grabsteine. (§ 168—179)............135.

VIKKTK ABTI IEI1.UN\'0.

Die Darste 1111 ngen der attischen Grabrcliefs.

Capitel I. (jrabscenen. (§ 180—191)...........142.

„ II. Die Haupttypen der Darstellungen der attischen Grabrelicfs.

(§ 192—221)...............152.

„ lil. Ueber einige Sculpturen andcrer Art. (§ 222—228). . . 174. „ 1\\\'. Die cinzelnen Figuren in den Grahsccnen der attischen

(habreliefs. (§ 229—249)...........178.

SCIIIA\'SS.

l\'cbcrsichl der ICrgebnisse. — Die Entstehung der Haupttypen.

(§ 250—261)..................194.

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VKRZKICI1MSS Dl\'R ABBILDUNGI^N.

Abbild. i. Grabstele in Allien (Conze a. O. 625) (siehc § 46) . 33.

„ 2. (Irabstele in Alben (Conze a. (!. 1110) siehe Ij 58) . . jS.

„ 3. Skizze nacli der Photographic eines Bildes auf eincm unler-ilalischen (iefiisso in Neapel (Hcyclemann, Kat. S. A. 2) (siehe 87)............ 56.

„ 4. Skizze nach der Pholographie eines Theilc-. von cinem unter-italischen Vasenbilde in Neapel (I feydemann, Kal. 2390) siehe §87)............. 57.

„ 5- t\'nler-ilalisches Vasenbild (Passeri, Piet. in \\\'asc. 189)

(siehe S 92)............... 61.

„ 6. Lekythos in Athen (Mns. Nat. 1955) (siehe § 124) . . 88.

n 7- I.ekythos in Athen (Mus. Kat. 1722) (siehe § 125) . . 90.

„ 8. I.ekythos mir nur nach einer Pholographie bekannt

(siehe S gt;44)..... ......., 103.

„ 9. I.ekythos in lierlin (Archaeol. Anz. 1895, s. 41) (siehe § 144) 104.

„ 10. Relief in Allien (Mus. Nat. 1224. Skizze nach einer

Pholographie) (siehe ^ 172).........137.

„ II. Relief in Rom (1 .at er an. Mus. Skizze nach einer Photographic (siehe S 172)............138.

v 12. Relief in Athen (Conze a. (i. 904) (siehe § 181) . . . 143.

„ 13. Relief in Athen (Conze a, (., 781) (siehe 196 vgl. 5548) 154.

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Iiulcm ich mil dicser incinor crsten grosseren Arbeit an die Oeffentiichkeit trete, fühle ich mich allen denen, die sie in irgend einer Weise gefördert haben, zu herzlichem Dank verpdicbtet. Dieser Dank g;ebiihrt auch Manchem, mit dem in persönliclier Beziehung zu stehen, icb niemals das Gliick halte, ganz besonders aber den grossen Vorgiingern auf dicsem (iebiete der l\'quot;orschung (in erster Linie denke ich an ( \'onzk, den lierausgcber der „attischen (jrabreliefsquot;), ohne deren grundlegendc Arbciten Studiën wie diese nn-möglich gewesen wiiren.

J. II. 1 l(n.WKRDA JK.

Leiden, September

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ERSTE ABTHEI LUNG.

DIK LITERARISCHEN ERGKBNISSI\' FÜR Dl IC DARSTELLUNGEN DIvR ATTISCIIEN GRABRELIEFS.

CAPITEl/ I. — VORIIHMHRKI NG.

i; 1. Es bcdarf wohl keincr nahcrcn Hcgriindung, class misère auf die bildlichen Darstcllungen der attischen Grabrelicfs gcrichtete Untersuchung von der Frage ausgehen muss, oh sich in dein schriftlich Uebcrlicfcrten Etvvas linden lasst, das uns dabei zu Mülfe kommen könnte.

Erstens sind es die Grabgedichte der Anthologie, die hier in Betracht kommen. Zwar beziehen sich diese Gedichte auf Griechcnland im Aligcmeinen, sodass wir nicht ohne Weiteres annehmen dürfen , class, was wir dort (inden, audi auf Attika im Besonderen bezogen werden kann; auch stcht die Zeit der Abfassung der einzelncn Gedichte zu wenig fest, als class sie uns für cine bestimnitc J\'eriode als sichcre Norm dienen könnten; aber was sie uns über griechische Grabgebrauchc im Aligcmeinen Ichren, dürfte sich doch leicht auch noch als für unscren besonderen Zweck verwend bar erweisen.

Zweitens haben wir die attischen Grabinschrifteii, beson-

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tiers diejcnigcn, bei wclchcn die zu^ehörigen Reliefs noch mit erlialten sincl, zu untersuchen.

CAPITKI. U. — Dik ORAiiOKOicin k dkr Antiioi.ogiic. Iiire Ergeunisse m ek hie nii.in.icnEN Darsteu.unoen\' aue Graehern.

i; 2. Bekanntlich wird zicmlich allgemein angenonimcn, dass die griechischen Grabreliefs die Verstorbenen selbst zur Dar.stellung brachten. Nun oiebt es allerdings, wic vvir sehen werden, gewisse l \'.pigramnie, die mit Sicherheit erkennen lassen, dass sie sich auf cine bildliche Darstellung Verstor-bener beziehen.

^ 3. VVir müssen hier aber vorsichtig sein, denn es linden sich auch einige Kpigramme, die vvohl das Bildniss eines Verstorbenen, aber gewiss nicht ein auf einem Grabe aufge-stelltes behandeln. So z. H. Anthol. VII 602\'): „Eustathius, du hast ein susses Antlitz; aber ich sehe dich in Wachsquot;, woraus hervorgeht, class es sich hier zwar um das Bildniss eines Verstorbenen, aber um ein in Wachs geformtes handelt, dass also eine Art Gesichtsmaske gemeint ist, die schvverlich als Grabesscbmuck verwaiult werden konnte. Wahr-scheinlich sind die weiteren Worte ^1); „nun ist es Staub der l .rdequot; die Ursache gewesen, dass dieses Epigramm unter den I\'.pigramtnata sepulcralia einen Platz erhalten hat; sie beweisen aber durchaus nicht, class wir uns Epigramm unci Hild als auf einem Grabe angebracht zu denken haben.

1

vCv x^ov^ *7Tt wvic;.

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Sehr merkvvürdig ist auch Anth. App. 197, 4. u. f.\'): „In meinem Hause habe ich dieses Denkmal crrichtet, damit ich dich, obvvolü verstorben, dar in sehen kann...quot; Wenngleich hier von einer Verstorbenen die Rede ist, und das Wort (7(5,«« uns Veranlassung giebt, an ein Grab zu denken, so be-weisen doch die Worte1): „in meinem Hausequot;, dass es sich hier nicht um den bildiichen Schmuck eines Grabcs han-deln kann. Denn hier an einen innerhalb eines Hauses be-statteten Verstorbenen zu denken scheint mir unmögiich. Dazu wiirde man dem Gedicht ein zu holies Altei\' zuschrei-ben müssen (vgl. § 8 u. f.).

§ 4. Noch in einer anderen Hinsicht ist mit Umsicht zu verfahren. Man darf bei der Krklarung diescr l^pigramme nicht von den Darstellungen der attischen Grabreliefs aus-gehen, wie dies z. B. Weisshaupl (Uic Grabepigr. der Gr. Anth., vgl. S. 95 u. f.) gethan hat, ein Verfahren, durch das er allzu leicht zu der Annahme einer auf einem Grabe vorhandenen Uarstellung eines Verstorbenen gelangt ist. So darf man aus Anth. Vil 522:\'), wo der Dichter sagt, „dass er an dem Namen Timonoë allein, wenn nicht der Name des Va-tors hinzugefiigt ware, nicht erkannt habcn wiirde, zvelchc Timonoë dort begraben liegequot; (denn so ist m. JC. dieses Epigramm zu verstellen), überhaupt nicht auf eine bikliiche Darstellung auf dem Grabe schliessen. ICbenso wenig aus

1

QiAois \'érevfyet und liioïc; [/.ehcéOpoiTi.

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4

Anth. Vil 463\'): „ Diesc ist Timokleia, dicse Philo, diesc Aristo, dicse Timaitho u. s. \\v.quot;, demi der Ausdnick aórx („diesc istquot;) bcsa^t uur: „hier liegt begrabenquot;, wie man das mit Sicherheit ersehen kann aus VII 400; tsüt\' iarsu.\' qutis („dies sind die Gebeine des Mannesquot;), was natürlich nichts anderes als „hier liegen begraben d. G.quot; ausdrücken soil.

Weiter ist es ein Auslkiss blosser Willkür, Anth. Vli 34^-475. die bildliche Darstellung einer Abschiedsscene anzu-nehmen, wozn die Gedichte sclbst gar keine Veranlassung bieten, wahrend auch die Annahme, die beiden Frauen, vvclche Anth. VII 33 genannt werdén, seien bildlich darge-stellt, ohnc allen Grund ist.

5, betrachten wir dagegen Anth. VII 649: „Deine Mutter hat auf deinem Grabe eine Madchenstatue errich-tet, welche deine Grosse und Schönheit hat... , so dür-fen wir kühn behaupten, dass hier von einetn auf dein Grabe der Verstorbenen angebrachtcn bildnisse derselben die Rede ist.

Dasselbe ergicht sich fur: Anth. App. 327 \'); „I\'remder, bleibe stehen und betrachte auf der Stele die Cleopatra u. s. w.quot; und wahrscheinlich auch fur das sehr lückenhafte Kpigramm Anth. App. 208, 2 u. f. 4); denn obwohl die Lücke

1) \'viij.óktei\\ cajtx «l\'/Aw, avrz è Ap/Vrw,

xora Tincetóo), \'ApirToèf\'y.ov.

UxTxi uhïvoc, Tretyovevizévur óii$ rovro rrxnx ttxtvp 7rx7ccc; kóctqocs ap^róèixoc.

2) Avrt rot èvhexéos qxKxiiov , 7eizvamp;v \'5\' uiasvxi\'cov

ixxtvjf 7TV]7t tx(p(0 tiisg 6Tl (/.XpiAOCphlü

UxpfoviHamp;v (lérpo\'j re reov kxi xxXho$ ï%oö7xv.

(~)ép7{ y.rx ^ \'éirKeo y.xi (phixévx.

3) Sr^c Tav) xqpyrov It/ 7txgt;.x kteotrxtpxv u. s. \\v.

,1) ei o\' \'eqétets yvmvcci tóttov, jj Kxpoiï\'irx,

(dxmoörxv ii èropxs- l^rpi zé r-jvh k*prj /zvvf^vfc ««AAoc . . . ,ipgrvf; /fpöv èy

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natiirlich nicht mit Sicherlieit ausgcfiillt werden kann, so meine ich doch, dass der Sinn dieses Kpigramms vollkom-men klar ist. Der Sohn Thailos (?) hat wahrscheinlich auf (leiii Grabe seiner Mutter (was icli aus dem Worte „Stelequot; meine schliessen zu diirfen) ein Denkmal mit deren Bildniss errichten lassen.

Anth. Vil 304 lesen wir1): „Dem Manne war der Name Hippaimon; dem Pferde: Podargos; dem 11 mule: Theragros; dem Diener; Babes 11. s. w.quot; wo der Ausdruck xvÜp) .. . oïb/xx iiv wohl besagen will: „der Mann, den man hier dar-gestellt sieht, führte den Namen...quot; Wir haben also auch hier die Darstellung eines Verstorbenen anzunehmen. Dass sich diese auf einem Grab befand ist sehr wahrscheinlich, lasst sich aber nicht bestimmt erweisen.

In hohem Maasse erregt unser Interesse das folgende ICpigramm Anth. VU 730 „Unglückliche Mnasylla, wie steht auf dem Grabe dein Bildniss, die als Wöchnerin Verstorbene Tochter beweinend! Sie liegt, die Augen ge-brochcn, in den Armen der Mutter, mul auch der Vater steht dabei, die Rechte an die Stirn gelegt. Ol ihr Armen, die ihr nicht einmal im Tode eure Schmerzen vergesset!quot; Das Gedicht scheint sich auf eine Scene, wie wir sie

1

A.v$pi (tèv \'iTrTrcu\'itcüv \'óvo/-4 • Vttto) HóScepyoQ Kxt Kuvt (dypaypos\' öeparovT/

(dscrrccAós, 6K Kpyrys\' Mccyvvis yévoQ, A\'t\'itovoe; vt\'ós u . w .

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(lurch cin Grabrclicf (Conze att. Grabr. S. 70) dargcstcllt sehen zu bczichn: einc liegende Fiau vvird von einer anderen unterstützt, wahrend ein Mann traurig dabeisteht. Aus den letzten Worten des Epigramms ergiebt sich, dass der Dichter einc solche Scene als die Darstellung von Verstorbenen auf-gefasst hat (vgl. übrigens 55 204).

§ 6. Nebcn diesen Darstellungcn von Verstorbenen ist in tien Epigrammen bisweilen audi von andrem bildlichen Schmuck die Rede.

Anth. VII 153 lesen wir\') wie auf dem Grabe des Midas das bild cincs Madchens stand , um den Menschen zu ver-künden , dass dort Midas begraben liege. Hier ist also cine trauernde Frau auf einem Grabe dargestellt.

Betrachten wir nun ein anderes Epigramm, Anth. VII 739 „Ich bejammere Polyanthos, den seine Frau A rist agora ins Grab gelegt hat u. s. w.quot; so fragt es sich, wer denn die Person ist, die der Dichter hier reden liisst. Für das Grabmal selbst kann doch unmöglich das Verbum „bejam-

mernquot; angewandt sein. Die einzige Erklarung ware meines Erachtens die, dass wir uns auch hier auf dem Grabe eine trauernde I\' igur, die über den Tod des darin Bestatteten wehklagt, angebracht denken mussen. Nicht anders steht es mit Anth. VII 490\'1): „Ich bejammere Antibia u, s. w.quot; VVer ist es der bejammert? Die einzige Antwort kann, wie inir scheint, auch hier nur die Voraussetzung einer auf dem Grabe angebrachten i\'igur sein. Weitcr finden wir,

1

XaAxif TTX^iévo^ ei in\', M/cia o stti rvi^xTi xe\'tiixi- U. s. w.

\'2) Uo^óxvüov , \'ov ÉWÉTiq . u Trxpotltsfpuv,

vvutyiov \'ev tv/xfio) O^ksv ApiTrxyópcc u. s. w.

[\\) l]ap$sv0v Avriptccv KXTOÏvfV/XXt U. S. NV,

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Antli. \\rll 335 \'), einen Dialog zwischcn eincr truuorndcn Mutter und eincr anderen Person. Wie hat man sicli einen solchen als Grabschrift zu denken ?

Nach dem, was w ir oben sahen, nieinc ich, dass auch hier die einzig mögliehe ICrklarung die ist, dass zwei Personen, eine trauernde und cine tröstende, bildlich auf dem Grabc dargestellt waren.

Anth. VII 466 lesen wir die Klagc eincr Mutter über ihren jung verstorbenen Solm 1). Kine solche Grabschrift lasst sich am lcichtestcn als Heischrift ciner trauernden I\' rauenfigur erklaren. Auf solche bildlichen Darstellungen scheint mir auch zurückzugehen: Anth. VII 145, wo wir lesen :l), wie auf dem Grabc des Ajax die Arcta bildlich dargestellt war, wahrscheinlich in der Gestalt einer trauernden Frau.

Endlich Anth. VII 220 \'v): „Nach Ephyra gehend, sah ich am Wege das (irab der alten Laïs, wie es die Inschrift meldet; thrancn spendend, sagte ich: „Sei mir gegrüsst, o Frau, demi obwohl ich dich nicmals gesehen habe, betraucre ich dich nach dem, was ich von dir gehort u. s. w.quot;

1

A ti Trepirrx Qpyve\'t\'s \\ ri bhvpsxi,

6iQ koivov A\'ioyv ttAvtss ij\'^ovri fiporoi-

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Wer ist der Fremde, den der Dichter in dieser Grab-schrift reden lasst ? lune Antwort auf diese 1\' rage scheint mir uur niügiich, wenn man annimmt, dass er auf dem Grabe biidlich dargestellt war, wonach das Epigramm ais Heischrift zu dem Bilde eines am Grabe trauernden Fremden zu betrachten vviire.

i; 7. So schcinen mchrere Epigramme unbedingt zu beweisen, dass sicli manchmal auf den Grabmalern Trauernde, und niclit nur Verwandte, sondern sogar Fremde, dargestellt fanden. Dies wiire jedoch kaum denkbar, wenn man nicht annimmt, dass auch in Wirklichkeit ein derartiger Grab-besuch allgemeine Sitte war.

Uürfcn wir aber glauben, dass der Verkehr mit den Ver-storbenen in der That ein so reger war?

S 8. iir die antike Welt im Allgemeinen und für Attika im Hesonderen wird uns überliefert, dass man in alten Zei-ten die Todten innerhalb des Hauses bestattete \'). In der I\'olge hat man aber, wie es scheint, einer gewissen Scheu wegen 2), oder auch aus vonviegend praktischen Rücksichten ;1), das Bcstatten innerhalb ties Hauses aufgegeben; ja, man hat die Graber sogar oft ausserhalb der Stad te angelegt \'). Die innige ikv.ichung zwischen Lebenden und Todten, die in

0 Vgl. Isidorus Origiues XV, XI „Prius autcm quisque in rlomu scpelicbatur. Tostca vctitum est legihus c. q. ...n Scrvius ad Acn. V. 64 Sciendum fjuia ctiam domi suae sepclicl.)antur c. q. s.\'\' unci VI 152 „Apud nuijores onino in suis dornihus scpclicl)antur\', und für Attika v.: Plato. Min.

j). ^5. O/ \'Jf Xlt kxSlVUV TpÓTSpOf XÜTOV KiCl \'éOuTTOV èv Ty OlHlC..

2) hsirtoxnióvix vgl. riul. Lyc. 27.

3) Vgl. Isidorus 1. I.

4) Vid. r.icKcr Charikles III 104 u. f.

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der Bestattun^ ini 1 lause ihren Ausdruck fond, wird abcr, als man diese aufgab wohl nicht zuglcich mit ihr geschwundcn sein. Auch spater finden wir noch Spuren derselben in dein Umstande, dass vver ein landliches Grundsttick zu eigen hatte, sic!) am liebsten auf diescm bestattcn liess1), wie denn für jene fortdauerndc Hezichung auch noch die weitere Thatsache spricht, dass die Privatgrabstatten unantastbares Eigenthum der Familie blieben, und kein nicht zu ihr Gehöriger dort einen Platz erhielt 2).

Wcnn jene innige Bezie hung zwischen dem Todten und seinen Verwandten also in voller Kraft bestehen blieb, so ist es, da man früher dem Todten irn eigenen 1 lause fort-wèihrend die gebührende Verehrung bezeigen konnte, an sich liöchst wahrscheinlich, dass man auch jetzt noch sehr haufig zum Grabe ging, und nicht nur an officiell dazu bestimmten Feiei-tagen sondern immer, wenn man sich dazu gestimmt fühlto. Wir diirfen also annehmen, dass ein reger Verkehr von trauernden oder opfernden Verwandten an den Grabern stattfand. Die von Becker \') angeführten Stellen beweisen das genügend, und verschiedene griechische I ragödien, wie z. B. Aeschylus\' Perser und die, welche die Ankunft von Orest in seinem Vaterland behandeln, würden nicht recht verstandlich sein, wenn nicht das Besuchen der Graber zu jeder Zeit eine sehr gewöhnliche Sache ge-wesen ware.

S 9\' Auch die Anthologie hat manches Kpigramm, aus

ij v^l. Heck. (\'liar. III 106.

2) Vgl. Heck. Char. Ill 107.

3) V^I. ISct k. (\'har. III 115 u. f.

4) Char. Ill 122.

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dein wit\' schliessen mussen, duss die Griibcr von der 1quot; amilie der darin Bustatteten besucht vvurden. So ist: Anth. VII 486 \') von cincr Mutter die Rede, welche «ft am Grabe ihres Kindes sass und wehklagte. Ahnliches findet man Anth. \\\'II. 644 ^), wo eine Mutter er walmt wird, die trauernd am Grabe ihres Kindes starb. Dann lesen wir Anth. \\ II 467 \'): „Dies rief deine Mutter an deinem Grabe, deinen frühen Tod beweinendquot;.

Sehr merkwürdig ist auch Anth. VII, 667 4), \\vo die Verstorbene ihren Mann und ihre Kinder bittet, nicht langer an ihrem Grabe zu trauern.

Dasseibe lasst sich schliessen aus Anth. App. 368\'\'), wo der Verstorbene sagt: „O Kltern, vveshalb weint ihr an mei-nem Grabe? u. s. w.quot; und aus Anth. Vil 539 0), wo zu einem Schiffbrüchigen go sagt wird, dass seine Idtern sein Keno-taphion umfassen und ihn beweinen.

Dann wird Anth. App. 3107) ein Mann gebeten, oft zum

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TirsÏTov c/.TTO fi/.ejjxpuv bxxpu xyrotxoité\'ï y,xi }Jy€ nMirikiyv eVóeiv, xvep . . u. s. vv.

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Grabc seiner F ran zu kommen, um dort seine Thranen zu spenden. Vgl. audi Anth. VII 554 \'), wo von cinem Grabstoin gesagt wird, er sei in l^\'olge der vielen auf ihn ge-fallcnen Thranen geschlissen.

IO. 1 laben vvir in diesen Epigrammen also die denlli-chen Spui en, dass die Verwandten sehr haufig an den Grabern ihrer Verstorbenen verkchrten, so finden wir ferner nicht nur die Angehörigen, sondern audi Fremde als an den Grabern trauernd ervvahnt. So Anth. App. 2252); „Ihr, die ihr voriibergeht, beweint mein trauriges Loos, indem ihr einen Augenblick bei meiner Asche stehen bleibet u. s. w.quot;

Das beste Beispiel von einem solchen Fremden, der an einem Grabe vorbeikommt and dort Malt macht, um den Verstorbenen zu ehren, finden wir an der schon oben be-liandelten Stelle, Anth. VIl 220 (vgl. § 6), wo cin Fremder selbst erzahlt, dass er am Wege das Grab einer ihm per-sönlich nicht bekannten Frau gesehen, dort Thranen verbossen und die Todte gegriisst habe. Dies Alles würde ganz undenkbar sein, wenn es niclit in der Annahme einer solchen Sitte seine 1 quot;.rk\'larung fande.

Dasselbe beweisen Anth. VII sirj3): „Geli an meiner Stele vorüber, grüsse mich nicht und forsche nicht vver ich binquot;.

Dass der Todte hier den Vorüberziehenden verbietet, an

0 cél dl Trérpov éxfTvov, cv ovx èxóAtXipe vioypoc;,

«AA krux\'/i TTVKivols oxupvji Teyyóf/.evot;.

2) K^ptvfrccrs iramp;VTSS s/zov yoepöv fiópov ot vapióvrec; gt;

TTXVTSC, tv/vj? liiKpov KpórO?. Auypiit; TTrohiyc; ,

y.hxvTXTï ryv oÓTTvjvov èQ y (léycc TrévOos \'é%ov7i WKTi y.xi vffA/\'w bvrToxéec; TOKtec;.

3) fc-Tr\' e(iev Trapccizstfieo, ixyre {is y^xtpsiv Sittüjv, fxyQ OTTtq, fzij rivoc, t-\'ZerxTxc u. s, w.

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I 2

seinem (irabc Halt xn machen unci ihn zu griisscn, ist ein sichcrer Hcwcis, class die Reisenden in Wirklichkeit vvohl ge-wohnt waren, den Veistorbenen, an dcren Grabern sie vor-beikamen, ihre Vereiirung darzubringen. So aufgefasst, be-vveisen dasselbe Anth. VII 318. 320 u. s. vv.

Ohne die Annahme, dass ein reger Verkehr von Reisenden und I\'remden an den Grabern staltgefunden habe, wür-den auch alle diejenigen Epigramme, in denen ein olirvi: (Reisender) oder l-elvo; (Fremder) angcredet wird, unerklar-lich sein. Vgl. li. Anth. \\\'1I 2. 4. 6. 17. 79. 103. 163. 164. 165. 176. iy8. 212. 247. 249. 260. 403. 418. 436. 447. 495. 500. 502. 536.544. 558. 569. 656. 658. 718. 728. Append. 9. 17.94-quot;«■ 8gj 235. 236. 251. 307. 326. 355. Die Grabin-schriften konnten sicli doch nur dann an die Reisenden wen-den, wenn sie von diesen wirklich gelcscn wurden. Und dass die Reisenden nicht nur an den Grabern Halt machten, sondern auch die Inschriften lasen, die Veistorbenen giitss-ten, um sie trauerten u. s. w., ganz wie die Verwandten selbst es thaten, ergiebt sich aus den vielen Aufforderungen, die an sie gerichtet werden, wie /. H.: Anth. VII 21): „IChre niicb wie die Gutterquot;; Anth. VH 26. 28 ■*): „Spende meiner Asscliequot;; Anth. \\\'ll 316. 318. 355 App. 384quot;): „Grüssequot;; Anth. 316. 337 u. s. w. 2): nl;rage, wer und woher ich binquot; d. h. „lies die Inschriftquot;.

Alles das weist auf einen stoten Verkehr von Fremden an den Grabern hin, und fur diesen spricht auch noclt die Thatsache, dass man die Veistorbenen am liebsten an einer

1

17X Ó€0l(T{ o-éftov.

2

èféeive riz y rjQes.

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bclebten Strasse bestattcte, was vviederum nur dadurch zu tirklaren ist, dass cs dein lodten aiigenehm war, wcnn vicle Reisendc sein Grab beslichten \').

i; 11. VVir haben durch die oben bcsprochenen Kpigramme ei a zicmiich treues Hild von dem Besuch der Griiber erhal-ten. hs pflegten die Verwandten o(t dorthin zu gehen, mn Opfer darzubringen oder, am Grabc sitzend, den geiiebten lodten zu beweinen. Ausserdem traten haufig I\'quot;remden, die ihr Weg voriiberfiihrte, ehrfurchtsvoll an das Grab lieran, um den Todten zu grüsscn.

Weiter liaben wir gefunden, dass die Graber selbst manch-mal mit bildlichen Darstellungen geschmiickt waren, sei es mit Statuen oder Reliefs, vvelche trauernde P\'iguren zeig-ten. Es lag nahc, in diesen Figuren die trauernde Familie /.u erblicken, und, wie wir feststellen konnten, findet diese Annahme auch durch einige unsercr Epigramme ihre tliat-sachlichc Bestatigung, wahrend sich ein vveiteres Epigramm auf einen trauernden Fremden bczieht.

W ir sind daher genöthigt anzunehmen, dass dieser bild-liche Graberschmuck eine Darstellung der Scenen ist, wie sie beim Besuch der Graber wirklich stattfanden.

Ausscr dem bildlichen Schmucke dieser y\\rt haben wir auf den Grabern aber auch noch das Vorhandensein von bildlichen Darstellungen des Verstorbenen selbst annelnnen mussen.

S 12. 11 \'u- sc/ion oben bemerkt, luiirde es nicht gerechtfer-tigt sein, these h.rgehmsse der Anthologie ohne W\'eiteres fur (he hr kid rung der attischen Grahreliefs zv verwet\'then. Was •iJ/r hier fiir das (gt; riechenland des /liter tien nis im Allgemei-

i) \\ gl. Picckcr Char. III 106.

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\'4

ncn fancien, kaun uns abcr als /btsgangspnnkt dienen, uni anch fur At tik a im Besondent, und zzvar für seine Bliïthe-scit, dieselde F rage su erortern.

CAPITEL lil. — Dik attischen Grauinschrii\'ten.

iï 13. Indem wir jetzt zur Besprechung der attischcn Grab-inschriften der Blüthezeit übergehen, und die F rage zu be-antworten suchen werden, was uns diese hinsichtlich der Rclicfdarstellungen lehren können, haben wir zunachst zu bemerken, dass der rege Verkehr an den Grabern uns auch für Attika durch die Inschriften bezeugt wird. So ist Kaibel ICpigr. Gr. 73 \') von dem Schnuicken eines Grabes (wie Kaibel riebtig das mfQxvcvv erklart) durch r reunde die Rede, was natürlich niclit nur in diesem bestimmten 1\' all stattgefunden haben wird, sondern als eine Sitte betrachtet werden muss.

Kaibel E. G. 83 — Conze att. Grabr. 858 1j wird ein Mann er-wahnt, der das Grab seiner l\'rau zu schnuicken gewohnt ist. Diese beiden Heispielc für den Besuch von Verwandten und 1\'quot;reunden mogen genügen. hür den Besuch von Fremden verweise ich auf Fpigramme wie Kaibel F.G. 1 ^). vgl. auch Kaibel IC. G. 22, 23, 85, 89 C I A II 4303 IV 477 ,l\' \'■ athen. Mitth. 1892, S. 272. Conze att. Grabr. 1 106.

1

ohx.i TeTrAof ? , OXJ xpvTov éQxói/.xrev è// /3/w tfoe,

«AAa TÓTIV Tfe\' CiUTVS TOÜyppOTVVyV T ètytfol,

oivri tv}; kiovvariot, re

róvïe tx^o{)/) KOtr/xet roe, AvtiQiAoi;.

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Wilquot; dürfen also jcnon lebhaften Verkehr an den Grübcrn, den uns die Epigramme der Anthologie in so anschaulicher \\Vreisc vorfiihren, als eine namentlich auch in Attika geltende Sitte betrachten.

§ H- Abcr ist nun dieser Besuch der Griiber auch durch attische Reliefs zur Darstellung gebracht worden r Hier bat man zu beachtcn, class die Anthologie auch auf tien Grabcrn vorhandene Bildnisse der Verstorbenen selbst kennt. 7\\n und für sich ware es daher sehr möglich, dass, wie man gewöhn-lich annimmt, auch die attischen Grabreliefs ilie Verstorbenen dargestellt hiittcn.

Zur Erörterung dieser brage können uns die Grabinschrif-ten in zweierlei Weise dienen. Krstens finden sich vielleicht schon in den langeren Epigrammen i5elcgc fur eine dieser beiden Müglichkeiten; so dann abcr kann uns eine Ver-gleichung der Inschriften mit den zugehörigen Reliefs vielleicht Niiheres lehren.

§ 15- 1 \'quot;angen wir also mit einer Betrachtung der langeren (irabinschriften an, so lescn wir zunachst Kaibel 66\'). ,,Jlier

ist das Grabmal des Dionysius.......... und der Anderen,

deren Bildniss das Relief zeigt.quot;

Unverkennbar haben wir hier die bildliche Darstellung von verschicdeneii Verstorbenen zusammen; leider ist uns abcr nicht das Relief erhalten, sodass wir nicht sagen können, in welcher Weise sie dargestellt waren.

S l6. Dann giebt es noch einige Epigramme, die man auf

l) sij/zöé tóo\' Otvcefov C^iovvcriov- ramp;v o én irpótrósv

rietöcovoG vacrpóc; ov kx) ^eidtTrirov róèe öt/ov

tovtov, tmv t «aawv fjv tuto$ sthóv\'

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i 6

den eisten Bliek ebenso aufzufassen gcncigt sein möchtc. So vvird CIA IV 77e \') iiöchst vvahrscheinlich die biltlliclic Darstellung cines Verstorbenen erwahnt; die Inschrift steht aber auf einer Basis, die eine Statue trug und muss nach der Form der Buchstaben nocli ziemiich weit in das sechste Jahrhundert iiineingei Llckt werden, sodass sie fiir die attischen Grabreliefs der Blutiiezcit Niclits beweist. Weiter finden wir C 1 A II 2920 1) ein F.pigrannn, das cbenfall.s gewöhnlich als Beweis fur die bildliche Darstellung Verstorbener ange-sehen wird. Die Inschrift befindet sich auf einer Stele, die für ein Relief anscheinend keinen Platz mehr übrig Hess. Daher vermuthet man, class eine Grabstatue neben der Stele gestanden habe. Ich sehe jedoch keinen Grund, hier auf irgend einen bildlichen Schmuck zu schliessen. Die Stele selbst zeigt kein Relief, und die Inschrift nöthigt uns überhaupt nicht, ein Bildniss hier zu suchen2). Ich glaube niimlich, class dieses Epigramm wie folgt zu übersetzen ist: „ich habe fromm meine fromme Mutter bestattet, dass Jcdermann es sehen kann u. s. w.quot;

I )icse Mpigramme genügen also nicht zum Beweise, dass wir

1

BfiAr/Vrvf Novnyv/ou UpxxteiüTtt;.

wyrépx \'éfyuoi otuo; ótixv rol; iramp;7iv xvq\' mv shxoyix; nul sttxtvuv et/jli

2

Das Wort kaun frcilich sehr wohl „ein lUldniss aufslellcnquot; be-deuten, aher class wir es in einer Grabschi\'ift auch dureh „beslattenquot; tiber-sct/.en diirfen, seheint mir unzweifelhaft im Minblick auf Hom. II. ^ 83 fiy è(jtce tojv xttxvsvqs tioy/zsvat ctréy., wo das Scholion axy.uvs; rb ixxtsiv TiQy[/,svxi QxTtv. Aeseh. Sept. 1002 Uoö 7$* Oy?o(/.sv %\'jcvós. V\'gl. das Substan-tivuin öyny u. s. w. Was den Au^drucU ro7; ttoltiv ihévücu betrifft, so lasst sich dieser ebenso gut auf das (Irab. „das Jedermann sehen kannquot;, wie auf ein lliMni - beziehen, wahrend lt;lris Wort ovtw; am 1 )i.\'-tcn /.u dem Hcgrift ,,bestat-tcn\'3 passt

3

rixibó:; xto^ii/.é)/cio khsoirov tov meveraixizov

eitopamp;v oiktip\' dj; y.zho; wv \'éqxve

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\'7

für Attika\'s Bliithezcit Abbildungen von Verstorbencn auf tien Grabern wirklich anzunchmen haben.

§ 17- Weitere bestimmtc Angabcn fehlen uns. Wohl abcr lasst die Fassung mehrerer Inschriften noch etwas Andercs vermuthen.

Lesen wir zum Beispiel:

„F,r hat über seinem Sohne das Grabmal enichtetquot; \'), Kaibel li G 5, 9, 1411. s.w.; „Hier liege ichquot; 2), Kaibel li G 22, 23, 46 u.s.w.; „ICin Denkmal, stehend auf dem Leichnamquot; Kaibel EG 26 u.s.w.; „die Erde bedecktquot;4), Kaibel KG

48 u.s.w.; „die Erde bedeckt (dich) im Grabequot; \'), Kaibel EG

49 u. s. vv., so ist es doch sehr unwahrschcinlich, dass wir uns diese Inschriften als Heischriften bildlicher Darstellungen zu denken haben; eine solche Beischrift würde nicht an erster Stelle von dem Todten reden, sondern sich auf das Rildniss bezichen. Diese Inschriften geben uns also überhaupt keinc Vcranlassung, an Portraitreliefs zu denken.

8 18. Es giebt dagegen eine Menge Ausdrücke, in wel-chen die Verwandten des Verstorbencn stark hervortreten.

50 finden wir schon in sehr alten Zeiten öfters einen Aus-druck wie „der Vater errichtete dieses Grabmalquot; \'\').

I\'crner wird Kaibel 30 der Vater angeredet u.s.w. Es bekunden sich hier so ziemlich dieselben Anschauungen und Stimmungen, die zu der uns aus der Anthologie be-

1)

v\'iei aviiJ.cc exé^viKS.

2)

\'évöaiïe xel/zixi.

3)

(/.VVHAO, ëTTl TMf/.XTl tieiitsvov.

4)

KXTX youot HXhÓTTTei.

5)

yfim Tlt;xlt;p(i}.

6)

nxriff tóSs crii/xx éréiiine vgl. Ki\'ilici 2, 3, 5, 7, 9, 10, t2, I (

I 5i 17, 2 1 U. S. w.

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18

kanntcn Sittc, die Hildnisse traucrnder Vcrwandten auf den Grabern aufzustellen, allmahlich hinführten. Die wirk-liche Aufstclluny ciacs solchen Bildnisses wird aber durch kciiu; dicscr Inschriften bezeugt. Andcrcrseits geben sic uns (vgi. oben, ij 15) audi nur ein einziges sichercs Beispiel der bildlichen Darstellung des Verstorbcnen selbst.

S? 19. Gehen wir jet/.t zu ciner regelrechten Untersuchung lt;lerjenigen Mpigramine uber, bei welchen die zugchörigen Reliefs noch erhalten sind.

Conze attische Grabreliefs 284. Das Relief zeigt cine Frau, die, in cinen Mantel gehtiilt, vorniiber gcbeugt auf eincm Scsscl sitzt. Mit der linken Hand bertihrt sie einen Knabcn. Ilinter ihr steht cine Sclavin. Die Inschrift lautet1): „Ihrem jungen I\'.henianne, ihrer Mutter und Vater \'1 rauer hinter-lassend, liegt hier Polyxena.quot; ICs ist einleuchtend, dass diese Inschrift ganz und gar nicht mit dem Relief übcreinstinimt. Ware das der Fall und sollte das Relief somit als eine Darstellung der von ihrer Familie umgebenen Verstorbcnen auf-gefasst werden können, so müssten hier audi der Maim, die Mutter und der Vater dargestellt sein. I\'^s ist also klar, dass Relief und Inschrift von einander unabhangig sind. Die Inschrift berechtigt daher in keiner Weise, die dargcstcllte I*ran als die Verstorbenc selbst zu betrachten. ICs ist überdics auch sehr unwahrscheinlich, dass man zu dem Hildnisse ciner Vcr-storbenen nicht die Wortc „hier ist dargestellt , sondern „hier liegtquot; gesetzt haben sollte.

!? 20. Conze a. G. 290. Hicr ist ebenfalls eine trauernde,

tsv5o« KOUpiiiM Tf toVei y.xi nyTfi Mkoutx XXI TTXTri nu (pvrzvTi noAi^éva ïviiSs xs\'irxi

1)

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19

auf cincm Scsscl sitzendc Fr;iu dargestellt, neben wclchcr sich cinc Sclavin mit Kastchcn mul cin Kind mit eincm Vogel in der Hand befinden. Daiiiber icsen wir\'): „Ilier bedeckt die Erde die Archestmte, nach welcher ihr Gatte sich selint.quot;

Auch diesc Inschrift giebt uns keinen Anlass, die Uarge-stellte als die Verstorbene zu betrachten; „liicr bedeckt die Erdequot; kann doch nicht ohne Weiteres als Heischrift eines Todtenportraits gelten. Aus deniselben Grundc wie oben, lasst sich auch hier darauf schliessen, dass Inschrift und Relief durchaus unabhangig von einander sind.

§ 21. Conze a. G. (SS/. Das Relief stellt ein erwachsenes Madchen dar, das in der l.inken einen Vogel halt, nach welchem ein am Boden sich aufrichtender kleiner Knabe mit beiden I landen greift. Dariiber befindet sich eine Inschrift des folgenden Inhalts 1): „Hier steht das Denkmal der Mne-sagora und des Nikochares; selbst sind sic aher nicht rsu zeigenquot;. Es wird hier also ausdrücklich gesagt, dass eine Ab-bildung dieser Personen nicht verhanden ist; sonst wiirde man auch nicht das Wort „Denkmalquot; gebraucht haben, son-dern von einem „Bildnissquot; reden. Die Inschrift beweist also das Gegentheil von dem, was man meistens annimmt: dass hier die beiden Verstorbenen abgebildet seien. Aber wie würde man sich denn auch eine Scene, wie die dargestellte, zwischen Verstorbenen zu erklaren haben (vgl. hierzu i; 245), und wie könnte eine solche Inschrift damit in ICinklang ^\'e-

1

kcc) Kixoxcépovc; róhe ksItch.

cti/Tu ov xlt;pe(hero $xi//.ovoc; ceïcra,

■xxrfi koli i^rpi KiTtóvre c4(*fyoï(/. fiéya Trivtos

ouveacc xyro^iizévco (ZyTyv bófzov quot;A/dos e\'/vcu

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20

bracht werden? Audi hier ist es meines Krachtens klar, class Relief unci Inschrift Nichts mit einander zu schaffen haben.

5; 22. Conze a. (i. 450 ist die Reliefdarstellung einer sit-zenden Frau (Hegilla, Tochter des Philagros, wie man aus einer kleinen beigeschriebenen Inschrift schliesst), die anschci-nend cinem vor ihr stehenden Manne (Philagros, wie sich aus einer Inschrift ergiebt) die Hand reicht. Im Hintergrunde zwischen Heiden eine Dienerin

Das Relief stcllt also Vater und Tochter dar, wahrend ein Kpigramm \') nicht jenen, sondern den Mann, mit wel-chem die Verstorbene verheirathet war, nennt. Relief und Kpigramm sind also wiederum von einander unabhangig, und aus dein Kpigramm lasst sich Nichts über die darge-stellten Personen feststellen, weil die erste Person des Verbums sich ebenso gut auf die Verstorbene, die unter dem (irabmal liegt, wie auf eine bildlich dargestellte Person beziehen kann.

i? 23. Conze a. (i. 858. Das Relief zeigt eine sitzende Krau. Darunter steht das schon oben (§ 13) erwahnte ICpigramm.

Auf den eisten Bliek könnte es scheinen, als ware hier wirklich die Versturbene selbst dargestellt; aber dann würde es docli fast unmöglich sein, dass das Kpigramm von einem „Grabequot;1), das der (ratte schmückt, und nicht von ihrem „Bildnissquot; redete. Ich glaube also, dass sich aus den Wor-len des Kpigramms das Gegenthe\'l ergiebt. Der Zusammen-

1

whiy.ixini\'èv é[/,yv txcryv èeü tccvtce; cckovtxi

elKOSTM KXl 77 € (ITT (0 t\'TÊl A/Vov V^JoV XVyXC, \'

rois Oë rpÓTTovc, xxi rufypoTovyv yv

vj//gTgpö$ xfiiTTquot; ihéïv Trepï toi/TWV,

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hang von Relief unci Inschrift ist hier nicht nachzuweisen.

§ 24. Conze a. G. 1 ro6. Unter eincr Relieftlarstellung zweier stehenden Figuren lesen wir die Inschrift: „Hier liegt Theoites... . Seid gegriisst, ihr, die ihr voriibergeht; ich bcwache das Meinigequot; \').

Es muss hier wieder bemerkt werden, dass die VVorte „hier liegtquot; unmöglich die Beischrift eines Todtenportraits sein können. Auch hier ist über einen Zusanmienhang von Inschrift und Relief nichts i?estiinratcs zu sagen.

Der Ausdruck am Schlusse ist mir nicht ganz klar. Konn-ten die Worte „ich bcwachequot; nicht ctwa der Grabstele in den Mund gelegt sein?

§ 25. Conze a. G. XXIV. Unter der Darstellung einer I fandreichung zwischen einer sitzenclen und einer stehenden krau belindet sich die Inschrift; „Hier liegt Aristyllaquot;\'-). ktwas Naheres über tlas Relief lasst sich aus der Inschrift nicht schliessen, nur dass der Ausdruck „hier liegtquot;, es fast unmöglich macht, dass die Verstorbene bildlich dargestellt sei.

§ 26. Conze a. G. 618 schen wir in Relief einen sitzenden Mann dargestellt. Obcn steht eine Inschrift welche nicht, wie man, ware hier wirklich ein Portrait beabsichtigt, erwar-ten sollte, von einem Hildniss des Verstorbenen sondern

1) ïldcVTüJV OCvOpMTTCOV èa-Tl K0tV0$ TO JcTTofavelv.

Evöacie kutxi Qso/tvi;, rrciii; TeAsruvcx; TeysiXTCu;

Teyexrov, kcci iiyrpbc; NixapéTyt; xwrTyc; ye yuvoiiKÓG\' xx\'PeTe 0llt; irupióvres, eyw oè ye fyvhócTTu.

2) EvQxèe ApiriTTVhhz y.eTrcci [ llxi\'i; Apirtrróivoc; re

y.x\\ I Tucppuv y\' w Svyccrsp. Die It.-l/.lcn Wortc scluincn

mir nicht mit Sicherhcit crklai\'f werden /.u künncn.

3) èiKOCioaóvviQ xcci Tojfypocrovyj: xperiic; re SoUTfvQV \'é^T^TXV KCtihtC, XTTOjsQ/ftb\'vOV

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von cincm Denkmal der Tugcnd u. s. w. spricht mul iibur-dies niciit die geringste Hezieiumg zu der bildlichen Dar-stcllung hat.

27. Conze a. G. 162. Uas Relief stellt einc sitzende l\'rau und einen Mann dar, die einander die Hand reichen. Die Inschrift\') lautet: „Sei mir gegrüsst, drab der Melite;.... du liebtest deinen Mann Onesimos wie er dich liebtc....; und du, geliebter Mann, sei mir gegrüsst und liebe die Meinigen.quot;

Vielleicht ware Mancher geneigt, das Relief als Illustration des Kpigramms zu betrachten, und in den dargestellten Personen die verstorbene l\'rau mit ihrem Gatten zu erkennen. Dass dies aber nicht zutrifft, ergiebt sich schon ilaraus, dass nicht die Tudte selbst, sondern ihr Grab ange-recict wird, sodass Relief und Kpigramm durchaus unab-hangig von einander sind. Ferner macht der Ausdruck: y.tïrxi („hier liegtquot;) es wiederum sehr unwahrscheinlich, dass eine Verstorbene durch das Relief dargestellt sein sollte.

Sj 28. l\'.ine besondere Stelle nimmt das Relief Conze a. (i. 95 cin, das eine sitzende Frau darstellt, an welche cin Madchcn herantritt, das in tier vorgestreckten Hand ein \'1 ympanon halt. Die Inschrift2) besagt ilass „hier eine

i) xx^fs txfya; Mea/tgt;)?\' xwttv yv*, évixis kütxi,

$i?.oCvTy. JcvTifyihovTZ Tcv xvêpx Ovyin[iov qTix y.pxriTTv Tütyxpouv iroöeï Qxvovrcev as, qiriei yxp %w7Tii yi/vq nut tij xx~ip£ xvïpüv,

TcifS \'épovt;

V) luiTpó; -rxvtotskvau xpcTOhOf TEnvy ts yspxtpx ramp;hs rxfyci y.eirxi \\xips7tpamp;ryt tfv ó jvvsuvoi;

trrtp\'l-ev ftt* ^ütxv t-révfyTev vi ixvoCrxv

-j /1 t süZxt\'nuv, rxïix; xxihuv trnhouTX

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Priesteriu der Kybelc liegcquot;. Wcnn sicli auch hier wieder keine siclicrc Bczichung zvvischcn Inschrift und Relief nach-wcisen lasst, so künnte es schcinen, dass dieses Relief für dicse Verstorbene besonders angefertigt wurde, weil sonst das Vorkommen eines Tympanons, ebcn auf der Stele einer Kybelepriesterin, zu auffallend ware. Dass hier aber die Verstorbene dargestellt sei, wird wieder durch den Ausdruck „hier liegtquot; unwahrscheinlich gemacht (siehe tiber die Deu-tung der Darstelhuig selbst § 244 nquot;. 14).

§ 29. Endlich finden wir Kaibel K. G. 21 bei einer sehr ver-sttlmmclten Reliefdarstellung von tlrei kampfenden Kriegern eine liickenhafte Inschrift, aus welcher sich aber noch mil Sicherheit ergiebt, class wir es hier mit dem Grabnial einiger im Kampfe gefallenen Athcner zu thun haben. Wenn auf cinein solchen Grabnial drei mit einander kiimpfende Krieger dargestellt sind, so ist es ganz gewiss, dass diese Krieger nicht die Verstorbenen selbst sein sollen. Man würde die gefallenen Waffenbrüder doch nicht mit einander kamp-fend, auf ihrem Grabnial dargestellt haben.

Wir sind also genöthigt, die hier erwahnte Darstellung nur ganz allgcniein als eine Symbolisirung der Thaten der Verstorbenen aufzufassen. 1 lier diirfen wir daher mit voller Sicherheit sagen, dass nicht die Verstorbenen selbst zur Darstellung gebracht sind.

30. Ivs hat keinen Zweck, hier alle ICpigramme, die uns mit ihrem Relief erhalten sind, zu untersuchen. Weitaus die meisten geben gar keine Auskunft über die Hedeutung der Reliefdarstellung, oder sie führen zu denselben ICrgeb-nissen, zu denen wir auf Grund anderer schon oben gelangt

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sind. Vgl. ■/.. ii.: Conzc a. G. I2(gt;. 130. 434. 487. 565. 625. 7i8\\ roo6. 1160. iiör.

S 31. Die untcrsuchtcn Rclicfepigramtnc geben uns, wie wir sahen, kcincn ge tuigende 11 Aufschluss.

W ir haben kein Kpigramm gefunden, aus dein sich erkennen Hess, dass das zugchürige Relief eincn Verstorbencn darstellte.

Dagegen ist uns ein einziges begegnet, aus dem sich um-gekehrt init Sicherheit ergab, dass die Figuren des zugchö-rigen Reliefs eine Darstellung Verstorbener nicht sein können. Die meisten Epigramme Hessen uns dasselbe vermuthen.

S 32. Was wir mit Sicherheit haben feststellen kunnen, das war die 1 hatsache, dass fast alle Epigramme von der zugehörigen bildlichen Darstellung durchaus unabhangig sind. Da nun die Epigramme sich natürlich auf den Ver-storbenen und seine familie beziehen, so folgt hieraus, dass die Reliefs meistens nicht fur jeden speciellen Fall angefer-tigt wurden. Icli halte es daher für wahrscheinlich, dass wir uns die Sache folgendermaassen denken mussen. Es wird gewisse \\\\ erkstatten gegeben haben, wo die Grabsteine angefertigt, mit Reliefdarstellungen geschmückt und dann gelegentlich verkauft wurden. War eine Stele von den Ver-wandten ei nes Verstorbcnen für dessen Grab angekauft worden, dann wurde sie bisweilen mit einem auf iiin und seine familie bezüglichen ICpigramm versehen, das dann aber zu der Darstellung der nicht mit Rücksicht auf diesen besonderen fall, sondern für alle moglichen Falie der Aufstel-lung auf einem Grabe angefertigten Stele überhaupt nicht passie.

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2 5

§ 33- Dass wir bei cinem solchen Vorfahren nicht an cinc cigcntlichc l\'ortraitirung zu denken haben, versteht sich von selbst. Mierdurch ist aber an sich nicht ausgeschlosscn, dass es Reliefs gabe, die den Verstorbenen nur ganz im Allge-meinen, in irgend einem Zustande des Lcbens odcr des Todes darstellten, ohne dass wirkliche Ahnlichkeit der Ge-sichtsztige u. s, vv. beabsichtigt worden ware.

Wir haben aber schon gesehen, dass die behandelten Inschriften zu einer solchen Annahme keine Veranlassung geben.

§ 34- Ausser jenen langeren Epigrammen giebt es noch eine Menge Inschriften, die uns nur Namen uberliefern. Ivs lassen sich diese Namen-Inschriften auf fast allen bekann-ten Grabmalformen: Reliefstelen, (irabvasen, langen Stelen, langen Stelen mit Grabvase in Relief und den Zwischenarten derselben finden (Naheres über diese (ïrabmalformen und ihr gegenseitiges Verhaltniss findet sich ^ 168 u. f.).

Was nun diese Namen-Inschriften selbst betrifft, so mussen natürlich diejenigen, zu welchen keine Reliefs erhalten sind, sofort von der Untersuchung ausgeschlosscn werden, weil der Name allein uns selbstverstandlich Nichts über eine bildliche Darstellung lehren kann.

ij 35. lïs kommen lange nicht auf allen Grabnüilern Inschriften vor, und nierkwürdigerweise macht sich in dieser llinsicht der Unterschied der verschieilenen (irabmalgattun-gen geltend.

Unter ilmen sind die Grabvasen am meisten ohne Inschrift :

Vgl. z. 15. Conze. att. Grabrel. 99. 135. 208. 236. 282. 37^. 387. 443. 459. 627. 631. 632. 647. 650. 679. 680. 682,

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703. 705 \'• 7lo- 715- 744- 745- 74«- 749- \'OSQ- IorV- \'O68-1086. 1093. 1094. 1097. 1124. 1126. 1128. 1129. 1130. 1133. 1 142. 1154.

Auch tcmpclfbrmigc Reliefs ohne Inschrift finden sich öfters Vgl. Conzc att. Gr. 36. 50. ï XXV. 69. 74. 78. 151. 280. 293. 321 (?). 326. 332. 464. 821. 959.967. 1043. 1060. 1088. 1 1 12. 1 1 52.

Kbenso giebt es inschriftlose (irabvasen in Relief auf Stelen : Conze a. G. 904. 1030. 1097. (wobei jedoch bemerkt werden muss, dass diesc Form nur ziemlich vereinzelt vorkommt).

Ferner tuiden sicli cinfachc hohe Stelen, bei denen das Relief Ncbcnsache ist, im V\'erhaltniss zu der ausserordent-lich grossen Anzahl dcrselben, nur höchst selten ohne Inschrift. Mit Sicheiheit ist es allerdings nur bei Conzc a. (j 116. 216. 374. 424. 706. 904. festzustcllen. lis bcdarf keiner besonderen ilervorhebung, tlass eine Aufzahlung wie die obige nicht genau und crschopfend sein kann; oft ist ein Stein abgebrochen, sodass uber das ursjirimgliche Vorhanden-sein einer Inschrift Zweifel blcibt. Uie obcn hervorgeho-benen Unterschicde können jedoch wohl kaum auf blossen Zufalligkeiten beruhen.

S 36. Nun fragt es sich aber, wie das haufige Fehlen von Inschriften auf bestimmten Denkmalergattungen zu er-klaren ist. lis ware doch sehr seltsam, dass man, wo die Sitte herrschte, den Xamen des Verstorbenen in tien Grab-slein i.inzuhauen, dies in vielen Fallen ohne Weiteres unter-lassen haben sollte.

Das Denkmal ei nes Verstorbenen muss dessen Namen tragen. W\'ir haben die auf dein Stein selbst fehlende Inschrift also irgendwo anders zu suchen, mit anderen Wor-

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ten : wir haben anzunchmen, (lass die Todtcninschrift sicli auf dcr Basis, auf dor die Stele oder Vase gestanden hat, befand. Diese Anaalimc wird durch verschiedcne Reliefs, die auf dem Dipylonfriedhof zusammcn mit der zugehörigen Basis gefunden werden, bestiitigt, so z. H. durch das Dcxi-leosrelief (Conze a. (i. 1158), tlas, selbst ohne Inschrift, auf oiner Basis steht, welche die Inschrift tragt. Vgl. audi Conze a. G. 208. 746, für deren nahere Erörterung auf § 70 unci v) 73 unten verwiesen sei. Sehr merkwürdig ist auch das auf dem Dipylonfriedhof befmdliche Grabhcroon, das auf deni I\'.pistyl und ebenso auf seiner Basis cine Inschrift tragt, \\vel-che Inschriften sich beide auf dieselbe Person beziehen. Vgl. Kaibel 35.

Besonders fur die Grabvasen, deren Aufstellung auf ziem-lich hohen viereckigen Basen uns von dem Dipylonfriedhof her bekannt ist, wo sic auch oft auf derselbcn Basis, auf der cine Stele steht, angebracht sind, diirfen wir annehnien, class die wichtigstc Inschrift sich oft auf dieser Basis befand.

§ 37- Noch einen weiteren Grund, weshalb Grabrelicfs nianchmal ohne Inschrift bleiben konnten, z.eigt uns die Gruppe auf dem Dipylonfriedhof, wo neben einem Grabheroon, auf dessen Kpistyl wir den Namen Agathon \'): ((quot; I A II 2lt;jolt;j) lescn, eine hohe Gralistele ohne Relief steht, welche denselben Namen tragt1): (CI A II 2910). Bcgreillicherweise erkliirt man den einen Agathon als den Grossvater, den anderen als den Enkel, aber abgesehen davon, dass wir hier den Vater des Lctzteren nicht gern vermissen, ist es doch son-

1

Aydüatv AyxDoxAéoos UpxHheiMTyc;

T.(a7iK(i£Tvis Xyy/joxhéovq WpzahsiwryQ.

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tlcrbar, zvvci Ilcracleotcn von so vcrschiedencm Alter hier zusammen begraben /u sehen.

Dalier ghiube ich, dass wir hier einfach atizunehmen haben, der in beiden Inschriften genannte Agathon sci dersclbe und es sci also dessen Name sowohl in die eigentliche hohe Grabstele, als audi in das Epistyl des Heroons eingchauen worden.

So schcint man denn für dieselbe Person biswcilen zwei Grabmalcr, eine hohe Inschriftstelo und ein Meroon, errichtet zu haben. VVcnn nun die Stele den Namen teug, konntc das lleroon ohnc Inschrift bleiben.

5; 38. A us dom Angeführten lasst sich jedcnfalls soviel mil voller Sicherheit schliessen, dass Inschriften auf den eigent-licheu Reliefs immer als etwas Nebensachlichcs zu betrachten sind. Die Mauptinschrift beland sich auf der liasis oder auf ciner daneben aufgesteliten Stele. Dazu stimmt auch die nianchmal sehr nachlassige Hehandlung jener Reliefinschriften. Hcsonclers da, wo das Relief fast die ganze Hreitc des Steines einnimnit, blieb für die Inschrift nur sehr wenig Raum übrig. llieraus erklart sich tlie eigenthümliche Inschriftenvenni-schung, welche bei diesen Reliefs, wie wir in der Folge noch sehen werden, auftritt.

ij 39. Gehen wir nun zur Untersuchung derjenigen Grab-stelen uber, die fast ganz von dein Relief bedoekt werden, sodass nur eine sehr kleine Stelle, meist auf dem Epistyl des heroonförmigen I lintergrundes, für die Inschrift übrig hleii)t, und betrachten wir die bikllichen Darstcllungen und die Insciiriften in ihrem Verhaltniss zu einander, so fallt es auf, dass auf sehr vielen Reliefs, die eine 1 landreichung oder eine andere l\'aniilii nscene darstellen, mehrerc Personen

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niit iiber ilinen cingcnicisselten Namen bezeichnct sind ; vgl. Conze a. G. 73. 109. 157. 158. 239. 254. 274. 350. 351. 356. 357- 359- 4io. 429- 452- 454\' 465-634. 676.692. 700.718.755. 893. 894. 896. 1012. 1087. 1131. Wic man nun audi die durch das Relief dargcstcllte Scene erklaren mag, man kann doch unmöglicli annehmcn, class alle darin dargcstellten Personen als verstorben unci am Orte des Grabmals bestattct, gelten sollen. In dieseni Kalle waren die sogenannten Ab-schieds- und Trauerscenen audi überhaupt nicht zu deutcn. Ivin sicherer Keweis, class die Figuren soldier Sccnen nicht allen als zusammen bestattete Verstorbene aufgefasst werden kön-nen, liegt wohl darin, dass sehr oft Sclavinnen dargestellt sind (vgl. ■/.. 15. Conze a. (j. 289, 320, 337, 359, 410, 413, 429, 882, 888, 901 unci sehr viele andere Grabreliefs), wiihrcnd man doch gewiss uie einen Sclaven zusaninien mit seineni Herrn begrub \').

Wenn also gewiss nicht alle dargestdlten Personen Verstorbene sind und dennoch alle oft durch eine Inschrift be-namit werden, so ist es klar, class the Inschriften dieser Art nicht als Todteninschriften zu betrachten sind, sondern nur dazu dienen, die Namen der dargestellten Personen anzu-geben. Sie sind mithin genaü so aufzufassen, wie die Inschriften auf verschiodenen Votivreliefs u. s. w. welche eben-falls nur die Namen der dargestellten Personen enthalten v. g. 1. z. B. Schone griecb. Rel. 48. 53. 57. 65. 94. archaeol. Zeit. 1845. T. 33. athen. Mitth. 1877 1quot;. 14. 15. 18. u. s. w. Hierzu stimmt audi die oft sehr nachlassige Hehandlung, unci wenig in die Augen fallen de Anbringung dieser Inschriften auf den Stelen, was zu Todteninschriften überbaupt nicht

1) Vgl. Hoeker Chariklcs III 107. \\\'gl. auch S 4S.

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passen wiirdc, wohl aher zu cinfachen Iicncnnun^sinschritten in Anschung der dargestellten Personen.

§ 40. Nichtsdestoweniger giebt es auch verschiedene Reliefs der obenervviilmten Art, auf deren Epistyl sicher eine Todtenlnschrift anzunehmen ist; ja es befindet sich ein ein-zelnes Ala! ebendaselbst ein Epigramm. (Vgl. Con ze a. G. 284. 290. C)\\8).

Von den Epigrammen soldier Art war schon §§ 19, 20 and 26 die Rede; vvir sahen, wie sie von den Reliefdarstel-lungen dnrchaus unabhÉingig waren.

S 41. Wahrend also die erstgenannten Inschriften uns wohl über die dargestellten Personen Auskuiift gaben, aber keinen sicheren Schluss auf die bestatteten Tod ten erlaubten, so nennen diese Todteninschriften uns dagegen wohl den Verstor-benen, beziehen sich aber ganz und gar nicht auf die bild-liche Darstellung. Beide sind also gleich werthlos für die Beurtheilung der F rage, ob der Verstorbene durch das betreffende Relief zur Darstellung gelangte oder nicht.

42. Ivs versteht sich von selbst dass es in vielen hallen höchst zweifelhaft 1st, wie man die Inschrift aufzufassen bat.

\\\'on fast allen Reliefs, deren Epistyl nur einen einzigen Namen tragt, is i^s nicht mit Bestimmtheit zu sagen, ob dieser als der Name des Verstorbenen oder einer der ilbrigen h\'i-gnren zu gelten hat. Vgl. Conze a. G. NVI1. 54. 67. 68.70. 79. 104. 289. 297. 304. 411. 449. 586. 815. 817.840.863.875. 876. 878. 901. 977. 1035. 1040. 1041. Es lassen sich hier immer nur Vermutlumgen anstellen, doch wie schon bemerkt, scheint eine nachlassige Hehandlung der Inschriften stets gegen ihre Deutung als Todteninschriften zu sprechen.

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Spatcr werden wir vcisuchcn, cine Krklanm^ dieser Iii-schiiftcn-Vermischun^ zu geben; hier gcnügt es, auf die sclion crwalinte Thatsache hin/.uweisen, dass die Inschriften auf den Reliefs nur als etwas Ncbensachliches zu betrachten sind und die liauptinscluiff sich anderswo, nieist auf der Basis, bcfand.

§ 43- Betrachten wir jetzt die Grabvasen mit ihren Reliefs und den zugehörigen Inschriften, die fast immer unmittelbar über oder ncben den Köpfen der dargestellten Personen an-gebracht sind, so lassen, nach dem bereils oben Bemerkten schon die Stelle, wo, und die Art und Weise, wie die Inschriften eingehauen sind, vermuthen, dass wir es auch hier nicht mit eigentlichen Todteninschriftcn, sondern mit Nameninschriften für die dargestellten Personen zu thun iiaben. Diese Vermuthung wird zur Gewissheit, wenn wir auch hier sehr viele Reliefs finden, deren Figuren ebenso wie die der Ileroonreliefs, unmöglicli alle Verstorbene darstellen können, wahrend doch ihnen allen ein Name beigesetzt ist. Vgl. Con ze a. G. 119. 121. 133. 134. 149. 208. 244. 273. 294.

295- 3oS. 3I3- 3\'4- 323- 330. 345\' 34rgt;- 354- 368. 376. 377. 380. 389. 394. 421. 430. 432. 433. 435. 435«. 436. 438. 441. 648. 651. 652. 681. 698. 699. 702. 704. 711. 713. 716. 717. 728. 731. 732- 743- 75 7S2- 753- 754- 758- \'005. 1007. 1063. 1069. 1071. 1072. 1076. 1096. 1102. 1118. 1127. 1137. 1141. 1145.

Die eigentliche Todteninschrift wird man aucii hier ir-gendwo anders, meistens auf der Basis, auf der die Vase stand, suchcn mussen. Ziemlich gross ist auch die Zahl der Grabvasen, bei denen, auf gleiche Weise wie bei den oben behandelten, nur eine einzige l\'igur mit einem Namen be-zeichnet ist. Vgl. Con ze a. G. 156. 177. 309. 342. 360. 365.

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415- 442- 649. 719. 905. 1002. 1024. 1031. 1065. 1066. 1092. 1095. 1125. Selbstredond hat man auch hier nicht an ïod-tcninschriftcn, sonclcrn an Namcninschriften für die darge-stclltcn Personen zu denken.

*

§ 44. 1 Miien Beleg für diesc Annahme finden wir bei Conze a. (ï. 1120, \\vo über jeder der drci Figuren ein Name angebracht ist, vvelchcr also nur zur Henennung der darge-stelltcn Personen dient, wahrend unten am Paiichc des Gc-fasses die eigentliche Todteninschrift sich befindet; ferner bei Conze a. G. 208, wo über tien Personen Namen cin-gomeisselt stehen, wahrend auf der Basis die eigentliche \'P(xlteninschiift angebracht ist. (Ueber das Verhaltniss der beiden Jnschriftenarten zu einander sielie § 70 u. § 71).

S 45. Bei diesen Grabvasen dürfen wir also mit Sicher-heit behaupten, dass die bei den Köpfen der dargestellten Personen angebrachten Inschriften nur zur Henennung (Heser Figuren gedient haben, dass sie uns jedoch in keiner Weise darüber aufklaren, wer an der betreffenden Stelle bestattet mul ob audi tier Verstorbene selbst in dern lie-lief zur Darstellung gelangt ist.

§ 46. Untersuchen wir nun die hohen Stelen : Bei diesen ist nur ein geringer Rauni für das llt;.e]ief vervvandt, das mit-hin als Nebensache zu betrachten ist. Dass diese Stelen-fonn, auch wirklich in erster Linie dazu gedient hat, nur die Namen der Verstorbenen zu tragen, beweisen die vielen ICxemplare, auf denen überhaupt kein bildlicher Schmuck vorkommt \').

1) Vjrl. /. 1\',. Kahbadias. Kal.il. 852 u. f.

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Dieses Alles lasst uns vermuthen, (lass hier das Relief in eine Stelenform eingedrungen ist, die iirsprünglich nicht da-fur geschaffen war. Sehr belehrend ist in dieser Hinsicht Conze a. G. 625 (Abb. 1), wo wir cine Stele (inden, die ursprünglich kein Relief, sondern nur Inschriften trug, spiiter aber ein iiber diese Inschriften hin in die Stele eingehauenes Relief er-halten hat, wodurcii die Buchsta-ben der urspriinglichen Insciirift theilweise beschadigt worden sind.

Was wir vermutheten, sehen wir hier wirklich vor uns: das Relief ist in cine Stelenform eingedrungen, die ursprünglich nur zur Auf-nahme von Inschriften gedient hat (vgl. Naheres § 60 und § VS)-

§ 47- Von vornherein diirfen wir also erwartcn, class die Inschriften, die sich auf der vorerwahnten Gattung von at-tischen Grabmalern linden, audi dann, wenn diese mil Reliefs gcschmückt sind, wirkliche Todteninschriften darstcdlen.

Dasselbe lasst sich dann auch mit Gewissheit feststcllen bei verschiedenen Exemplaren, wo dem Namen noch irgend ein Wörtchen, wie beispielsweise hinzugefiigt ist. I )()ii

ist die bezeichnete Person ganz gewiss der Verstorbene. Vgl. Conze a. G. XXIIiquot;ih13. 122. 155. 163. 168. 190. 453 u-s. w.

Die gleiche Vennuthung besteht fur alle diejenigen Stelen, deren Inschrift nach Ort und Umfang, die sic einnimmt, offenbar als die Hauptsache der ganzen Stele erscheint, wie fast die

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incistcn Stelen dieser Art (vgl. z. H. Ccmze a. G. 384. 629. 1 111).

§ 48. Obwohl hier aber, wie wir sahen, das Relief uur Nebensache ist, so lassen sich doch auch auf diesen Stelen Inschriften finden, die nur dazu gedient haben, die von dem Relief dargestellten Personen zu benennen, ohne dass diese Personen etwa an Ort mul Stelle bestattete Todte waren. So sehen wir Conze a. (l. 781 (vgl. Abb. 13) eine Hand-reichung zweier Personen. Ueber jeder der dargestellten P i-guren steht ein Name. Weist dies nach dem oben von uns bemerkten schon darauf bin, dass wir es auch hier nicht init Todteninschriften, sondern mit 1 ïenennungsinschriften zu than haben, so wird diese Vermuthung zur Gewissheit, wenn wir in eincr dieser i\'iguren, sowohl dem Namen als auch der üarsteliung nach, eine Sclavin erkennen. Denn diesen Namen (Brisis) kann wohl nur eine Sclavin geführt haben. Da nun eine Sclavin schwerlich hier begraben sein wird (vgl. § 39), so muss diese Beischrift wohl lediglich zur Penennung der Pigur gedient haben.

ij 4Q. Nach einem solchen schlagenden Beispiel sind wir zu einem gleichen Urtheil berechtigt, wo nur die Stelle, an dei-die Inschrift angebracht war, und die nachlassige Art der Hehandlung dazu nóthigt.

So ist Conze a. (i. 1028 der an dieser ungewöhnlichen Stelle nuer über die Hildflache, über den Köpfen der Personen eingeiiauene Name gewiss als Henennungsinschrift zu betrachten ; dasselbe gilt dann aber auch für diejenigen Inschriften, die mit kleinen ISuchstaben gerade über den ab-gebildeten Personen eingehauen sind, wie z. H. Conze a. (ï. 139. 140. 142. 205. 240. 269. 310. 333- 7o8- 1083 u.s. w.

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ICs vcrstcht sich von selbst, class vvir nicht alle aufzuzahlcn im Standc sind; cs lasst sich sogar cine Inschrift nicht ein-mal immer mit Gevvissheit als Bencnnungs- oclcr Todtenin-schrift untcrscheiden.

§ 50. Für die hohen Grabstelen mit kleinen Reliefs darf es mithin wohl als erwiesen gelten, dass jene Arten von Inschriften beide darauf vorkommen. Ja, es giebt sogar Beispiele von Inschriften beiderlei Art auf derselben Stele (wie vvir oben auf einer Grabvase sahen; Conze a. G. ii 20).

§ 51. Conze a. G. 241 ist eine Stele, auf welcher in einem unter zwei Rosetten vertieft eingehauenen Rildfelde eine Handreichung zwischen einer Frau mul einem Manne dargestellt wird. Ueber den Rosetten, die ganze Hreile dei-Stele einuehmend, steht die Inschrift: UtouSxiou

\'Ayxuhyjöêv, die also sehr wahrscheinlich, sowohl nach dem Raume, den sie einnimmt, als auch nach der Stelle, wo sie steht, als Grabinschrift zu betrachten ist. Unter den Rosetten, gerade iiber der 1\'rau, befmdet sich die Inschrift: Avlt;ri(TTpxTV, die, sowohl wegen der Beschranktheit des von ihr eingenommenen Raumes als auch der Stelle, wo sie an-gebracht ist, als Benennungsinschrift gedeutet werden muss. Hier haben wir also die beiden Gattungen von Inschriften zusammen.

§ 52. Bei Conze a. G. 429, wo in Relief eine sitzende Frau, ein stehender Mann, eine Dienerin mul ein llund dargestellt sind, ist wahrscheinlich wieder derselbe Unter-schied zu machen zwischen dem Namen r^vtcspx, über der l\'rau, der hart am Ramie des Bildfeldes eingehauen ist, und

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(lcni Namen \'Ovviviiaos \'Av^^xv, der am oberen Rande des Schaftes steht.

§ 53- ( quot;onze a. G. 1132. Auf eincr hohen Stele, von der ein grosser Theil durch das Relief eingenommen wird, sim! zwei Manner und eine Fran dargestellt, iiber welchen auf dem Schaft der Stele die Namen Tift,ixpllt;rTgt;iv (sic) QsoQUvtos Ax.UTTTpsiu: I \' AplTTUVUUOS \'ApiTTXIClI | \' AptTTO/J.XXO^

\'ApidTiou \'IjhanxSu stehen, von denen der letztere vielleicht iiber eine andere, frilhere Inschrift eingehauen wurde. ICs ist ziemlich sicher, class die drei Namen sich auf die drei dargesteliten Personen beziehen. Den Ehrenplatz der Stele, auf der wagerechten Leiste des Giebels, nimmt aber die In-schrift \'ApiTTex: ein, die wir also mit Sicherheit auf

einen Verstorbenen heziehen zu mussen glauben. Dem Namen nach ist dieser Aristeas der Va ter der dargesteliten Manner. Dadurch wird aber erwiesen, class die anderen Inschriften nicht als Todteninschriften zu betrachten sind. Denn, wenn man hier Verstorbene dargestellt hatte, so wurde man doch an erster Stelle den vornehmsten derselben, dessen Namen man auch den Milrenplatz auf der Stele eingeraumt hat, dargestellt haben, und es ist nicht anzunehmen, dass man auf einem Grabe, wo der Vater mit seinen beiden Söhnen und einer I rau begraben liegen sollte, nur die drei Letzteren, nicht auch ihn selbst, dargestellt hatte, Wohl aber ist es möglich, dass man auf dem Grabe des Vaters dessen Familie darstellte und durch Inschriften benannte. Ich glaube also auch hier Inschriften von zweierlei Art auf derselben Stele annehmen zu diirfen.

^ 54- (\' onze a. G. r30. In einem vertieftcn helde sehen

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w ir die Darstellung eiiier 1 landreichung zweier I\'quot;raueii. Uebcr dcm Hildfeldc steht in zwei Zeilen: \'AnohXoèupou \'Xiotc^ov 0uyixTgt;!p (die Tochter ties Apollodoros, des Isoteles), untcr dein Hildfelde links (unter der einen Krau): t/tamp;sj und darauf folgend, in voller lireite der Stele, ein Grabepigranini. Wir haben hier also sicher cine Grabinschrift. Im Hildfelde abcr, hinter dein Kopfe der stellenden Frau, beCindet sich der Xame MsXittx, der deswegen gewiss als Benennungsinsclirift zu deu-ten ist (vgl. Naheres i? 69).

§ 55- Conze a. G. 369. Reliefdarstellung \\ on zwei Mannern und einer Frau. Oben steht eine Inschrift, die vier Namen enthalt und gewiss als Grabinschrift zu deuten ist, wiihrcnd tiefcr stellend, neben dein Kopf der l\' rau, dei Name ri/jarcvJij uur als Beischrift der sitzenden weiblichen Figur zu betrachten ist. (Über das Verhaltniss der Inschriften zu einander siehe § 64).

Auch hier finden wir also die beiden Gattungen von Inschriften zusammen. Vgl. noch Conze a. G. 520 worüber Naheres in t? 72 u. ^ 74.

§ 56. Fine sehr nierkwiirdigc I\'quot;orm der hohen Stele ist die, bei welcher ein Theil des Schaftes von einer in Relief dargestclltcn Grabvase eingcnoinmen wird, die oft wieder mit Relief auf dein Bauche gcschmückt ist. Hei dieser Art von Stelen limiet sich rnanchmal auf der Stele selbst eine I nschrift, die wir dan 11 mit Sicherheit als Tod te ni 11 schrift betrachten durfen. (Conze a. G. 167. 468. 630«. 658. 1004. 1006. 1 1 36).

^ 57- gicbt ferner noch verschiedene Stelen der ge-nanntcn l\'orm bei denen uur auf dein Hauche der Grabvase den dargestellten Personen selbst, in derselben Weisc

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wie wir os auf den cigentlichen Grabvascn fanden, ein Name

beigcschrieben ist; vgl. Conze a. G. 674. 1003. und 1005. 1009. 1062, bei welchen drci Ictzteren die Verstüm-meluiig des Steines nicht gestattet mit Sicherbeit 7.\\x sagen, ob hier nicht, ausser dieser Inschrift auf dem Bau-che, auch noch eine andere oben auf dein Scliaft der Stele selbst vorhanden war. Dass diese unansehniichen, den Personen beigcfügten Inschriften nur dazu dienten, die Figuren zu benen-nen, nicht aber als Todteninschriften zu betrachten sind, liisst sichausclem-selben Grunde, wie bei den Grabvasen selbst, schliesscn.

^58- Heide Inschriften-Gattungen auf einer Stele zusammen finden wir Conze a.G. f i 10 (Abb. 2) wo die oben auf der Leiste des Acroters autre-brachte Inschrift: A/Jwv AuxSQpovo;

A:! KuSxtivvaieui sicherlich die Todtenin-

schrift ist, wahrend der auf dem Bauche der Vase, über einer der zwei 1\' iguren angebrachte Name AuTiarpxTy, nur dazu dienen soil diese 1\'igur zu benennen (vgl. ^ 65).

I\'s steht nüthin ausser Zweifel, dass auf tien hohen Stelen sovvohl Todten- als auch Benenuungsinschriften vorkommen, ja, bisweilen sogar beide Arten von Inschriften auf ein und derselben Stele.

■? 59- quot;evor wir naher auf die brage eingehen, was diese

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Inschriften auf atlischen Grabroliefs uns noch übcr dicsc scllist lehren können, müsscn wir vcrsuchcn, cinc l^rklaning der Inschriftenvermischung zu geben die wir oben constatirten.

i; 60. Wir sprachen schon früher (vgl. §46) die Vennuthung aus, class in die (iattung der hohen Stelen, die urspriinglich nur dazu dientcn, die Namen der Verstorbenen zu tragen, der bildliche Relicfschmuck als fremdes 1\'quot;.lenient eingedrungen sei.

Mit diesem Reliefschmuck waren, wie wir bei den I leroon-stelcn und den Grabvasen hinreichend gesehen haben, die eigent lichen He n en nungsin schriften unerlasslich verblinden. Zusammen mit den Reliefs selbst werden also auch diese lïenennungsinschiiften in die hohen Stelen eingedrungen sein, sodass die Vermischung der beiden Inschriftengattungen auf diese VVeiser crfolgt sein muss.

§ 61. Wenn wir dagegen auf denjenigen Stelen, bei wcl-chen der bildliche Schmuck fast den ganzen Raum einnimnit, wahrend die dargestellten Personen durch Inschriften benannt werden, bisweilen auch solche Inschriften finden, die \\\\ ir mit Sicherheit als Todteninschriften deuten können, so werden wir auch unigekehrt einen Kinfluss annehmen mussen, den die Inschriftstelen auf die Rcliefstelen ausgeiibt haben, wo-durch auf Letzteren ncben den urspriinglichen Benennungs-inschriften auch Todteninschriften vorkommen. Auf solche Weise begreift es sich auch, dass, wie wir oben sahen, die brei-ten Reliefstelen öfters ohne Inschrift geblieben sind, wahrend die hohen Stelen fast immer eine solche tragen (vgl. S 35).

Dass eine solche Vermischung überhaupt möglich war, findet, wie schon bemerkt ist 36), seinen Grund in der Ihatsache, dass die Stelen meistens auf Basen standen, die ihrerseits die eigentliche Todveninschrift trugen.

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i} 62. I\'ragen wir also jetzt, welchen Aufschluss uns dic.sc Namcninschriften uber die Darsteilungcn auf attischen Grab-reliefs geben können.

Wir haben zunachst Inschriften gefunden, die nur den Namen des Verstorbenen Iragen, ohne sich auf den bildlichen Schmuck der Stele zu beziehen. ICs ist klar, dass wir diese Inschriften ganz bei Seite zu lassen haben.

Weiter sind wir Inschriften begegnet, die, uber den dar-gestellten Personen angebracht, nur dazu dienten, diese zu benennen, ohne aber eine Andeutung zu enthalten, dass die benannten Personen Verstorbene seien. Diese Inschriften, bei denen sich sogar oft zcigen lasst, dass die benannten 1 ersonen nicht die Verstorbenen sind, können uns ebenso wenig zur Lösung der Frage dienen.

Die Inschriften endlich, von denen nicht mit Sicherheit festgestellt werden kann, ob sie als Todten- oder als Henen-nungsinschriften betrachtet werden müssen, haben für uns naturlich keinen Werth.

S 63. Nur einige sehr vereinzelten Exemplare könnten uns der Lösung der 1\'rage, ob wirklich der Verstorbene darge-stellt worden sei, vielleicht etwas naher bringen, jene nam-lich, bei welchen wir oben mit Sicherheit das Vorhanden-sein der beiden Inschriftgattungen auf einer Reliefstelc haben feststellen können.

ij 64. So betrachteten wir schon (§ 55). Conze a. G. 369. Oben auf diesei Stele stelit tlie Todteninschrift:

Ayftiirpioii Qspxicuz , Ayifticpihos Ayftyrpiou Bopxisuc |

Ayipio^pi^oi/ Oopxisui; \\ AyiityTpiou.

Der letztgenannte Xame könnte vielleicht spater hinzu-

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gefügt worden sein. T)as Relief zeigt drei l\'ersonen, zwei Mannor und eine Frau, über welcher Letztercn dor Name UpuTovóv angebracht ist, der gewiss nur zur Benennung dieser iMgur dient. Da dieser Name nicht in der Todteninschrift vorkommt, so dürfen wir annehmen, dass mit der darge-stellten Frauenfigur nicht eine Verstorbene sondern eine Lebende gemeint ist. ICs Hesse sich nun vielleicht dagegen einwenden, dass jene Beischrift zugleich lienennungs- und Todteninschrift sein könnte, doch ware es undenkbar, dass man auf demseiben Steine die Namen der Verstorbenen in so ganzlich verschiedener VVeisc und an so vcrschicdenen Orten angebracht haben sollte: einige zugleich mit dem Namen des Vaters und dem Demotikon, oben auf der Stele, cinen anderen dagegen ohne jeden Zusatz, über dem Kopie einer Figur.

Ich glaube, dass wir mit Sicherheit behaupten können, dass die dargestellte und durch die Beischrift benannte Person nicht als Verstorbene zu betrachten ist.

S 65. Con ze a. G. i 110. Bereits oben 58) ist bemerkt worden, dass wir auf dieser Stele zwei Inschriften haben, welche schon der verschiedenen Stellen wegen, die sie ein-nehmen, die cine als Todteninschrift, die andere als Benennung der dargestellten Person zu deuten ist. Ilierauf vveist auch die Thatsache hin, dass die eistere Inschrift einen Namen mit dem Namen des Vaters und dem Demotikon, die letztere nur einen Namen allein darbietet. Da also hier die Inschriften Namen verschiedener Gattung aufweisen, so ist tier Schluss gerechtfertigt, dass die dargestellte, benannte Person nicht als Verstorbene gelten soli. Freilich liesse sich dagegen einwenden, dass die Möglichkeit bestehen bleibe.

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die nicht benannte I\'igur sei der Vcrstorbene; ich halte cs aber fur ausgcschlosscn, class man auf cincin Relief, das den Verstorbenen unci eine andere Person darstelit, wohl diese, nicht aber den Verstorbenen selbst mit einer Benennungs-inschrift versehen haben sollte.

§ 66. Conze a. G. 1132. Was g 53 ausgefiihrt ist, macht es sehr wahrscheinlicli, class die dargestellten Personen nicht als Vcrstorbene zu betrachten sind.

§ 67. Conze a. G. 241. Schon oben (§ 51) ist hervorge-hoben worden, class der verschiedenen Stellen wegen, an denen sic angebracht sind, die eine der Inschriften wahrscheinlicli als Todten-, die andere als Benennimgsinschrift zu betrachten sein wird, was sich auch daraus schliesscn lasst, class die eine ausser dem Namen der Person noch den Namen des Vaters and das Demotikon, die andere nur einen blossen Namen enthalt. Auch hier ist es also wahrscheinlicli, class die dargestellte benannte Person nicht eine Verstorbenc ist.

S 68. Conze a. G. 419 (vgl. S 52)- Ili^1\' ist aus den selben Gründen wie bei Conze a. G. 241 auf dasselbe zu schliesscn.

t; 69. Was endlich Conze a. (j. 130 (vgl. i; 54) betrifft, so kann uns dieser Stein nicht weiter bringen, da in der Todteninschrift der Name der Verstorbenen nicht ge-

nannt wird.

§ 70. Haben wir also oben Beispielc gefunden, wo die dargestellten Personen wahrscheinlicli keine Verstorbenc sind, so sehen wir dagegen auf der schon 44) bchan-delten Stele Conze a. (j. 208 ein Reliefbild zweier Per-

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semen, die ctwas andcrcs vcrmutheii lassen. Uber der l\'ruu steht der Name Hx^CpiXyi, tiber dem Mannc \'Hy/irup. Auf der Basis Host man die Todteninschrift \'Ily^rwp K^fno-^cipcu. ] lieraus ergiebt sicli also, dass die dargcstellte nicht als Verstorbene zu betrachten ist; da sich dor Name des Mannes abcr zugleich audi in der Todteninschrift fmdet, so würde es möglich sein, dass mit der mannlichen Figur der Verstorbene gemeint sei (siehe aber § 14).

§ 7i- Conze a. G. 1120. (vgl. § 44). Darstellung dreier rersonen, iiber denen die Namen \'Ohu/tvixot; und

Qso\'Supx; der letzte Name wird auch in der untcn stellenden Taclteninschrift gelesen, woraus sich schliessen Uisst dass die dargestcllten quot;AXe^ig unci gewiss nicht, die

QeoScipx aber vielleicht als Verstorbene zu betrachten ist (vgl. aber § 74).

§ 72. c onze a. G. 520. Oben auf dieser Stele steht die Todteninschrift: AeuicpxTcvs \'hvadphwrTiou Qwyxrvip,

darunter folgen zwei Rosetten unci unter diesen, neben ein-ander, vier Namen mit Demotikon, die, mit kleineren Buch-staben geschrieben, also als Benennungsinschriften zu betrachten sind. 1 lieruntcr steht weiter abwarts der Name ebenfalls zur Benennung einer 1\' igui ; denn ohnc Zweifel haben wir hier ein gemaltes, jetzt ganz verwischtcs Bihl von vier stellenden Personen und einer sitzenden I\'rau an-zunehmen. Daraus ergiebt sich, class die vier yen a 1111 to 11 stellenden Personen nicht, die sitzeiide, AvftxpéTq, welcher Name sich auch in der Todteninschrift findet, möglicherweise aber wohl als verstorben zu deuten sind (sielie jedoch tj 74).

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§ 73- Con/.c a. (j. 746. Relief zweier Personen. Über cincr von ihnen, cincm Greisc, steht die Inschrift: ,

iiber der anderen, eineni Jiingling; \'Ai/ii/^Aijrc?.

Eine dazu aufgefundene Basis triigt die Inschrift:\'.\\vévxK*iToc N/xcS^5u AfXfAf/fu?. Anenkletos ist also wahrscheinlich (wenn die Basis wirklich die zugehörige ist) der Name des Ver-storbencn, unci es liegt nahe, zu vermuthen, dass dies der dargestellte Jiingling ist. Merkwiirdig erscheint es aber, dass cs ebon der jüngerc Mann ist, tier hier der Verstorbene sein wiirde, was wiederum zu der Erwiigung führt, das weder iler Greis, noch der Jiingling, sondern ein anderer Anenkletos, wohl der Grossvater des Jünglings, der Verstorbene sei, sodass dann dieser selbst nicht dargestcllt wiire.

S 74. Das Vorkommen desselben Namens in einer Familie verbietet meines Krachtens in solchen Fallen einen be-stimniten Schluss zu ziehen, wie sich das aus den folgenden Heispielen hinliinglich ergeben wird.

Conze a. G. 340. Das Relief zeigt eine sitzende weibliche Person, eine stehende and einige Kinder. Untcr der liikl-flache steht eine Inschrift die eine gewisse Phanostrate als die Verstorbene nennt; wenn wir dann iiber der sitzen-den Person den Namen \'bMovrpccTq lesen, so könnten wir uns versichert halten, dass hier die Verstorbene dargestellt sei. Wir fangen aber wieder an zu zweifeln, wenn wir audi uber der steltenden Person denselben Namen fyxvoalrpcicTyf] linden. Sie können doch nicht beide die Verstorbene sein, wemi sie auch beide denselben Namen tragen, wie diese;

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y.xi ixrpo; lt;\\gt;ixvo7TpxTy evïxhe y.t-\'irxi, ouOsvï hvrypx Txriv dè Qxvovrx 7roQsr/y.

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es ware dalicr möglich, class sic Vcrwanclte der Vorstorbenen waren utul den Namen mit dir gemein hatten. Obwohl es nun aber als wahrscheinlicher zu eracliten sein wird, dass hier eine der beiden weiblichen b\'iguren wirklich die Ver-storbene darstellen soli, so dürfcn wir dies doch nicht als völlig sicher annehmen. Dicser Stein solltc uns also warnen, in 1\'allen, wo der Name eines Verstorbencn mit dein bei einer 1\'erson im Relief angebrachten Namen übereinstimmt, ohne Weiteres auf eine Darstellnng des Verstorbcnen selbst /u schliessen.

Dieselbe Warming er gcht an uns: Conzc a. (j. 345, wo eine sitxende und zwei stellende Kranen dargestcllt sind und wo bei zweien dieser Mguren derselbe Namen \'\\tpu ange-bracht ist, sow ie Conze a. (j. 520:l, wo kein Bild melir vor-handen ist, aber die Stelle der Inschriften auf eine bildliche Darstellnng mehrcaer stellenden 1 \'ersonen und einer sitzen-den schliessen lasst. Letztere und eine der stellenden tragen denselben Namen Kï.snxyopx.

S 75\' Mochten wir also bei den oben beliandelten Stelen (Conze a. G. 208, 520, 746. 1120) verniuthen, ilass die im Relief dargestellte 1\'erson, die denselben Namen triigt, den wir in der Todteninschrift linden, eben datum der Verstor-bene selbst sei, so beweisen uns die nbigen Beispiele zur (jcniige, dass sic wohl ebensogut ein Verwundter desselben Namens sein kann. Jene Grabsteine können uns also nicht als sicherer Heweis für die Darstellnng von Verstorbcnen dienen.

§ 76. I \'assen wir jetzt die Resultate imscrer Untersuchung der attischen (irabinschriften kurz zusamnien.

Was die lange ren (irabepigramme dieser Art betrifft, so haben uns diese niemals die Ueberzeugung vcrscliafft, dass ein

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Verstorbencr in cinem Relief bildlich dargestellt worden sci. VVohl abcr sind wir tinigen unter ihncn begegnet, bei dencn gcrade das Gegentheil constatirt weiden musste. Wie nun abcr die dargestellten Scenen aufzufassen sind, darübcr eihal-tcn wir keine Auskunft.

Die Untersuchung der Nameninschriften hat uns gelehrt, dass auf den Reliefs öfters Personen bildlicli dargestellt nnd inschriftlich benannt sind, lt;.lic gewiss nicht als Verstor-bene betrachtet werden dürfen. Nur ein cinziges Mal hat uns die Vergleichung einer Nameninschrift mit einer Todten-inschrift y.u der Vermuthung geführt class der Verstorbene selbst dargestellt sei, ohne dass wir dies jedoch als völlig ausgemacht erachten konnten.

S77- Dit\' Inschrift en der atlischen Grabstelen können uns also cine geniigende Aufklarnng üher diese Reliefs nicht geben. Die jetzt allgeniem geilende Hrklaning der attischen Grabreliefs \') geht mithtn, indent sie sich auf die Inschriften griindet, von einer falschen ï \'oraussetzung aus. 11 \'tr tuerden diese Reliefs daher aufs Neue einer L\'ntersuchung zn unter Ziehen haben, die nur litre bil dlic hen Darstellungcn selbst nnd die mit ihnen verzüandten Vasen- nnd Reliefbilder in Betracht ziekt.

i) Vgl. Fricdlrindcr, de Anaylyphis u. s. w.i Pervanoglu^ Grahstelne u. s.w.; lirucckncr, Ornament und Form u. s. w.; Con ze, atlisclic CJrabreliefs, und viclc Andere, die fast ohne Weiteres die Namen der Insehriften sowohl auf die N\'erstorbenen als auch auf die im Relief dargestellten Personen beziehen.

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ZVYEITE ABTI IEILUNG.

GRABSCIiNEN AU F UNTRR-ITALISCIIRN Glv FASSEN UND WEISSEN LEKYTIIEN.

CAPITEI. I. — Inwikiurn KÖNNKN UNS DIHSK VASUNÜII.DER /.rn

ERKI.AEKI.ING DHR GRAIIREMI\'.IS KIKNKNf

§ 78. Ehe wir mit der Hcsprechung der attischcn Cir;ib-iclicfs selbst beginnen, wird es nöthig sein, einige Darstel-lungen nuf Vasen, welcbe bekanntlich grosse Aehniiciikeit mit nnsern Relief bildcrn zeigen, zur ICrkliirung hcranzu-ziehen. Sclioii lange hat man diesc Aehnlichkeit bei Dar-stellungen von Grabcrn u. s. vv. auf weisscn Lekythoi i)e-merkt, wo einc Grabstele, vor welcher vielfach eine von anderen umgcbenc Person sitzt, abgebildet ist. In Ueber-einstimmung mit tien Scenen der Grabreliefs hat man diesc sitzende Person fast immer für den Todten gehalten. Unsere Absicht ist es aber, erst diesc Lekythcnscencn selbst zu untersuchen und sic dann zur Erklarung der Grabreliefs zu gcbrauchen.

§ 79- \' ■quot;.ine zvveite Art Vasen, vvclche uns nicht weniger Material zur Erklarung der Grabreliefs darbietet, sind die uiUi:r-italischen Gcfasse, wclchc uns in zweicrlci Hinsicht zu

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unscrem Zweckc dienen kunnen. Erstens findet man auf ilinen Darstellungen von Grabscenen, tlie denen der vveis-sen Lekythen ganz ahnlich sind: auch hier sielit man eine Grabstele, vor welcher eine von anderen umgebene Person sit/.t. Zvvar entsinne ich mich nicht, irgendvvo gefunden zu haben, dass man auch hier die sitzende Person für den Verstorbenen hiilt, aber wenn man diese Erklarung für tlie Darstellungen auf den Lekythen zuliisst, so kann man wegen der grossen Aehnlichkeit der Scenen nicht umhin , sie auch iüer gelten zu lassen. Auch wir werden also nicht umhin konnen, sowohl über die Bedcutung der Grabscenen auf weissen Lekythen, als auch über diejenige der auf den unter-italischen Gefiissen vorkommenden, von Grund aus eine ncue Untersuchung anzustellen.

Was wir über diese Letzteren finden werden, wird mit grosser Wahrscheinlichkeit auch auf die Darstellungen auf den Lekythen bezogen werden konnen. Zunachst werden wir also zu untersuchen haben, ob wirklich auf unter-italischen Gefiissen die beitn Grabmal sitzende Figur als Dar-stellung cincs Verstorbenen aufzufassen ist, oder ob wir hier nur mit einer einfachen Grabscene zu thun haben, wo ein (irabmal als von lebenden Menschen umgeben dargestellt wird, ohnc dass in irgend einer Weise der Verstorbene ab-gebildet ist. l\',s versteht sich von selbst, dass diese Grabscenen der unter-italischen Gefiisse auch an sich einen fast ebon so grossen Worth fur uns haben, wie die der weissen Lekythen selbst, aber noch in einer anderen Hinsicht haben die unter-italischen Gefiisse grosses Interesse für unsere Grab-relief-!•quot; rage. liekanntlich findet man auf sehr vielen dieser Vasen tin Grabtempelchen mit Scenen verschiedener Art abgebildet, deren viele den Scenen der Grabreliefs, bei wel-

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clicn sich ühnlichc Tcnipelfonnen zeigen ganz gleich sind. Man hat also nic daran gezweifclt, dass der Vasemnaler hier cin Grabdenkmal habe abbilden wollen, wie es uns von jenen Reliefs gezeigt vvird. ICs ist einleuchtend, dass eine richtige Erklarung dieser Grabtempelchen mit den darge-stellten Scenen auch für die l^rklarung unserer Grabreliefs grossen Werth haben wird.

CAPITEL II. — Die Figur, wki.ciik ai r unter-itai.isciikn Okkaksshn

bei oder al\'F EINKM CiRAItMAI. sitzt, 1st nicht ai.s DaRS I I\'.M.VM ; kixin Verstoriienicn ZU iietra(.:htex.

v? 80. Unsere Untersuchung gilt hier denjenigen Darstel-lungen auf unter-italischen Gefassen, auf welchen eine, meistens auf einer hohen Basis aufgestellte Grabstele vorkomnit, vor welcher, nicht selten auf den Stufen der Basis, eine von mehreren Anderen umgebene Person sitzt. Es fragt sich, ob diese sitzende Person als der Verstorbene zu betrachten ist. Selbstverstiindlich können wir schon der grossen Anzahl wegen nicht alle bekannten Abbildungen dieser Art hier heranziehen. Auch würde absolute Vollstandigkeit nur wenig nützen, da alle diese Darstellungen im Grossen und Ganzen einander sehr ahnlich sind. Ich beschranke mich daher auf einige charakteristischen Beispiele.

i; 81. Millingen: 14 (Inghirami, Vas. fitt.: II 137 1 leyde-mann, Kat.: 1755). Hier sehen wir eine Grabstele, auf deren Basis eine Frau sitzt. Neben ihr steht eine l\'\'rau mit einem Kastchen, wahrend von der anderen Seite zwei bewaffnete Jiinglinge an das Grabmal herantreten und ein Dritter, in einiger ICntfernung, auf einer Anhohe sitzt. 1 latten wir hier

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eine Darstcllung auf cinem vvcissen Lekythos, dann würdcn vvohl dio mcisten ICrklürcr die sitzende Imuu als Vcrstorbcnc dcutcn. Dass cine solcho Deutung liicr aber ganz unrichtig sein würdc, ergiebt sicli schon aus den Inschriften. Auf der Stele sclbst lesen wir namlich: Agamemnon (die Alterthiim-lichkeit der anderen Namen: Elektra und Orestes, scheint bczweifelt zu werden : vgl. Heydemann, Kat.: 1. 1.), wodurch tlie ganze Scene sich erklart als die Bcgegnung von Orcst und Idcktra am Grabe ihres Vaters, sodass die sitzende Person hier ganz gewiss die trauernde Elektra ist.

Millingen : 16 (Inghirami,Vas. fitt.: 11, 139 Heydemann, Kat.: 1761). lm 1 lintergrunde sehen wir ein leeres Grabtempelchen abgebildet, vor welchem eine breite Stele steht, auf deren Basis eine trauernde Frau sitzt, mit der linken Hand den Kopf stiitzend, einen Krug auf dem Schoossc. Auf dersel-bcn Basis steht ein bewaffneter Jüngling, wahrend von der anderen Seite ein zweiter Jüngling zu der Frau tritt, und sic (lurch eine Mandbewcgimg begrüsst. Gewöhnlich wird auch diese Scene als die Bcgegnung von Elektra und Orest am Grabe des Agamemnon gedeutet. Diese Erklarung scheint mir zwar ein wenig willkürlich zu sein, sic zeigt aber, wie auch hier wieder Niemand daran denkt, die sitzende Frau als eine Verstorbene zu betrachten, wofiir auch überhaupt kein Grund vorhanden ist. Denn warum sollte hier zum Beispicl die Person, welche auf der Basis des Grabmals sitzt, und nicht die, welche auf ihr steht, als Darstellung eines Verstorbenen zu deuten sein? Ohne Zweifel haben wir auch hier trauernde lebendc Personen am Grabe eines nicht ab-geljildeten Verstorbenen (vielleicht doch des Agamemnon), und ganz gewiss soil die sitzende Person nicht eine Verstorbene darstellen.

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ij 82. Millingen: 18. Nobcn cincr Grabstelc sitzt auf cincr Anhöhc cin J tingling. Vor ilim stcht cine Iquot;quot;ran mit cincm Kiistchen. Dass hier der sitzende Jiingling nicht der Verstor-bene sein kann, crgiebt sicli aus der Inschrift auf der Stele, aus welcher wir crsehen, dass dort der alte Phoenix begraben liegt, l^er sitzende Jüngling ist also nicht der Verstorbene, sondern ein Lebender, der am (irabe seines Verwandten sitzt, vielleicht (nach Millingen) Neoptolemos.

Millingen: 39. (Heydemann, Kat.: 3126). Auf der Hasis einer Stele sitzt eine trauernde Frau, die linke I land um tlie Stele ge-legt, die rechte zum Munde führend. Vor ihr steht eine Frau, die einen Korb mit Grabopfern auf dem Maupte tragt und Kranz und Alabastron in den Handen halt. An der anderen Seite steht eine Frau, die den rechten Fuss auf die Hasis gesetzt hat und in der rechten Hand einen Zwcig halt. Die F.rklarung dicser Scene als Aphrodite mit der Tochter und der Amme des Cinyras am Grabe ihres Geliehten ist natür-lich ganz willkürlich. Merkwürdig ist es aber auch hier wieder dass, obwohl diese Darstellung den Grabscenen auf den weissen 1 .ekythen durchaus ahnlich ist. Niemand daran gedacht hat, die sitzende h\'rau als verstorben zu erklaren, vvofür ein in-nerer Grund alierdings auch nicht verhanden ist.

^ 83. Mus. Borbonico: IX, 53. Auf der Hasis einer Stele sitzt ein trauernder Jüngling, mit Speer und Schwert bewaffnet. Fr hat den Kopf auf die rechte Hand gestützt. Vor ihm stcht eine Frau mit Kranz und Tamburin. Auf der anderen Seite steht ein bevvaffneter Jüngling mit einem Kranz in der Rechten. Auch hier liegt gar kein Grund vor, den sitzenden Jüngling für den Verstorbenen auszugeben, da die traurige I lal-tung und die Aehnlichkeit mit dem anderen Jüngling vielmchr

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deutlich erkennen lassen, class auch er als lebender Grab-besucher gelten soil.

Tischbein: III, 40. Neben einer Grabstele steht, zu dieser hingeneigt, eine Frau mit Opfcrschale und Taenia. Vor der Stele sitzt auf einem Stuhl ohne Lehne eine andere Frau, die der vorigen ganz ahnlich ist. Sic wendet den Kopf einem bewaffneten Manae zu, der von der anderen Seite sich nahert. Besonders bei dieser Scene tritt die öebcreinstimmung mit den Darstellungen auf den weissen Lekythen stark hervor. Dass aber auch hier die sitzende Frau nicht als Verstorbene anzusehen ist, ergiebt sich aus ihrer Aehnlichkeit mit der anderen Frau unci namentlich aus der Kopfhaltung, die von ihrer Theilnahme an der Handlung, ais der einer Lebenden, zeugt.

Passeri, Picturae in Vasculis: 291. Grabstele, auf deren Basis eine l\' iau sitzt, die eine Opfcrschale auf der linken Hand halt. An jeder Scitc der Stele befindet sich eine andere opfemdc Person. Die Opfcrschale auf der Hand der Sitzenden bevveist meines Frachtens schlagcnd, dass auch diese ebenso gut wie die beiden anderen Personen, eine lebendc Opferndc und nicht etwa cine Verstorbene ist, für welche letztere An-nabme überhaupt Nichts spricht.

Walters, Cat. Brit. Mus.; F, 212. Grabstele auf einer Basis. Rings herum opfernde Personen, von denen eine auf der Stufc des Grabmals steht, ein Kastellen auf der linken Hand haltend und die Rechte, wie zur Darreichung, einem Jünglinge entgcgenstreckend, der mit Speer und Schild bevvaffnet, auf der Basis des Grabmals sitzt.

Fin (iruncl, diesen Sitzenden für einen Verstorbenen zu halten, ist nicht zu finden, wiihrend dessen Beziehung zu der stehenden Person und die Thatsachc, dass auch diese

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sicli auf clem Grabmal mul nicht danebcn befindet, gcnii-ociul zeigen , class auch sic als Lebender zn betrachten ist. Andere Beispiele dieser Art finden sich : Inghirami, Vas. (itt.: II, 151. 153. 154; ITeydemann, Kat.; 864. 2006. 2[47. 2856. 3234. 3423. S. A. 454. Walters, Cat. Hrit. Mus.: F, 212. h\'urtvvangler, lierl. Vasenkat.: 317c. u. s. w.

§ 84. Wir brauchen aber, wie schon bemerkt, nicht weiter fortxufahren, die einzelnen Darsteihmgen zu untersuchen. Schon aus den oben besprochenen Beispielen ergiebt sich mit Sichcrheit, dass wir in den Scenen auf uiiter-italischcu Gifassen, ivo versciuedene cin Grabmal uuigchcndcn Personen dargestellt sind, van denen eine auf ader var dcut Grabmal Plats genommen hat, uur Grabbesuch- ader Opferseenen r:u erblicken haben, hei denen der Verstorbene selbst nicht dargestellt ist, und dass detnnach auch die sitzende Per san als lebender Grabbesucher aufgefasst roerden muss.

1 APITKI. UI. —• Ai.s Monumente wei.i-iikk Aki iiabkn wik ins die

GrAISTEMI\'ELCIIEN\' AUF DEN rvrnU-ITAMSCIIEN\' (lEl\'AESSKN ZU DENKEN?

J; 85. Nicht mit Unrecht hat man diese (irabtempclchen mit den tempelförmigen attischen Grabrelicfs in Heziehung gebracht; giebt es unter ihnen ja doch nicht wenigo, die, durch ihre weisse Farbe gleichsam als steinerne Monumente erscheinend, von ebenfalls vveisscn, wahrschcinlich also als plastischer Bilderschmuck zu denkenden Figuren ausge-füllt sind. Nun wird aber von den tempelförmigen attischen Grabreliefs allgemein angenommen, dass deren l\'orm sich durch llinzutritt neuer IClemente allmahlich aus der einfa-

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chen Stele entwickelt hat \'). Wenn dcm so ist, so muss eine solchc Auffassung audi fiir die Tempclchen der unter-italischen (icfassc zutrcffen; lasst sich aber umgckehrt er-weisen, dass diese \'lempelchen als Abbildungen wirklichcr, tempelförmiger Grabbauten zu betrachten sind, so hat man sich audi fur das Kntstehen jener Rcliefform nach ciner anderen Erklarung umzusehen und dabei wohl an eine Eiu-wirkung der Form solcher Grabbauten auf die Stelen zu denken (vgl. § 171)-

86. In crster Linie kommen hier diejenigen Vasen-bilder in Hetracht, auf welchen ganz leere Tempelchen sich linden. So sehen wir zum Beispiel auf der schon bespro-chenen Vase (Millingen: 16. Inghirami, Vas. fitt.: II, 139), im Hintergrunde hinter dem Grabstein, auf dem die Frau sitzt, ein Gebaude, in welchetn sich gar keine Figuren zeigen. Gerhard, apui. Vas. Aquot; ist ein kleines, von Opferndcn um-gebenes Grabtempelchen abgebildet, in welchem sich keine I\'igur befindet; nur cine Taenia ist in der Mitte aufgehiingt. Hieraus ergieht sich schon, dass ein solches Grabtempelchen als wlrkliches Gebaude zu denken ist, in welchem man seine Opferspenden niederlegen konnte.

Hierzu stimmt audi, dass wir in verschiedenen, von Opferndcn umgebenen Grabtempelchen nur (jegenstande abgebildet linden, die wir sonst in den Handen der Opferndcn, die das Grabmal umgeben, antrefïen. So gehort z. H. der Kalathos zu den Dingen, die man, wie wir nachher sehen werden (vgl. § 147 Nw. 7), oft mitnahm, wenn man zu den

1) Vgl. A. limcckner, Urnamenl tind Form; Kohier, allien. Mitlh. 18S5 S. 359 11. f.

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Grabeni ging, wahrsclicinlich um die Opfcrspciulen darin zn tragen. Einen solchen Kalathos finden wir in einem (jrabtcm-pelchen abgebiklet, z. H. Jleydenmnn, Kat.: 2380; Furtwangler lierl. Vasenkat.; 3171. Hei derartigcn Darstellungen scheint es mir unmöglich, an eine Wiedergabe von Reliefstelen zu denken, lis ist vielmehr ein vvirkliches Grabgebiinde dargestellt in das man einen Kalathos init Grabopfern gesetzt hat. IJie Ih klarung, dass eine Reproduction von Reliefs vorliegc, scheint mirebenso unrichtig zu sein bei Darstellungen wie 1 leydemann, Kat.: 2311, wo ein Wasserbecken, oder Heydemann, Kat.: 1762. 1991 ; Passeri, Piet. in Vasc.: 272; Gerhard, Trinksch.: 26, wo ein anderes (iefass ini Grabtempel abgebiklet ist. Vielleicht hat man sich dies Gefiiss als das eigentliche Grab-mal zu denken, das in einem Tempelchen stand, wo man seine Opferspenden niederlegen konnte. Für diese Annahme scheint mir besonders zu sprechen: Gerhard, Trinksch.: 26, wo das Gefass mit einer Taenia umwunden ist. Wir kommen spater noch auf diese Erklarung zuriick (vgl. § 106 und § 187).

Wie man aber auch dariiber sonst noch denken mag, eben dieses mit einer Taenia umwundene Gefass litsst erkennen, d.iss wir es bei ihm mit der Darstellung eines runden Bild-werks, nicht aber mit tier Wiedergabe eines Reliefs zu thun habcn. Schon aus diesen Abbildungen von Grabtempelchen ohne Darstellung von Personen können wir also ersehen, dass nicht Reliefs, sondern wirkliche kleine Grabtempel hier wiedergegeben werden.

S 87. Wenden wir uns mm zu denjenigen Grabtempelchen, in welchen eine oder mehrere Personen dargestellt sind. Auch hier lassen sich sichere Heweise dafur linden,

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ciass das Hild des Grabtcmpelchens eincn wirklichen 15au, iind nicht cin Relief wiedergeben soil.

Inghirami, Vas. fitt.: IV 371 (Hcydemann, Kat.: 3255), ist die Leichenfeier des Archemoros dargcstellt. Innerhalb eines grossen (jrabtempels stehen, mit cinander redend, drei trauerndc Personen: luirydike, Hypsipyle und Ampliiaraus. Der \'l\'odte selbst liegt ausserhalb des (irabtempels auf einer Hahre. Die drei I^rstgenannten siiul also drei lebende Personen, die sich in dem leeren Grabtempel aufgcstellt haben.

Heydemann, Kat.: 3246. Innerhalb eines Grabtempels steht eine 1\'rau in trauernder Haltung, ohne Zweifel Niobe. Ausserhalb des Tempels sehen wir Leto, Artemis, Apollo, Zeus, Mennes, Tantalus und einige Diener und Dicnerinnen ab-gebildet. Diese Personen ausserhalb des Tempels vveisen unverkennbar darauf hin, class die ganze Scene sich auf die von Apollo und Artemis begangene Tödtung der Kinder Niobe\'s bezioht. In dem Tempel ist also die trauernde Mutter abgebildet, die sich in dem Grabtempel ihrer Kinder aufgcstellt hat, und dieses Grabmal ist ein leerer Tempel ohne bildlichen Schmuck.

I leydemann, Kat. S. A.: 2 (Abb. 3) sehen wir ein Grabtempelchen, an das zu beiden Seiten ein J tingling herantritt. In dem Grabtempel ist die Gestalt einer Frau bis zu den Knieën sicht-bar. Die einzig richtige Krklarung dieses Pil-

des schoint mir die zu sein, dass hier ein leerer Tempel

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abgebildct ist, hintcr wclchcm cinc Frau stcht, deren Beine theilweise durch die Basis des Grabmals verdoekt werden.

Fleydemann, Kat.: 2390 (Abb. 4). Innerhalb eines Grab-tempels sitzt eine Frau, die in der vorgebaltenen Linken ein offenes Kastchen tragt. Ihre

nach rechts ausgestreckten Heine ^ ^ ^

ragen aus dein Tempelchen hervor, quot;

vvo sie den Boden berühren. Dieser r r ^

Umstand beweist vollauf, dass wir \'C

liier niclit ein nach einem Relief ge- U \\ j

maltes l^ild vor uns haben, sondern ^

die Abbildung einer Frau, die auf p-sJ-

der Basis eines leeren Grabtempeis Uih (

1\'iatz genommen bat.

Heydeinann, Kat.: 859. In einem Grabtempclchcn sitzt auf einem Klappstuhl eine Frau, die in der Linken eine Schale init Friichten und einen Krug halt. Sie wendet den Kopf nach einer ausserhalb des Grabtcmpels stellenden Frau hin. Die Darstellung einer solchen l\'erson aber, die sicli einer anderen ausserhalb des Grabtcmpels stellenden zukehrt, kann natürlich nicht die Abbildung eines Reliefs sein; sie muss vielmehr als das Bild einer Frau angesehen werden, die sich in einem leeren Grabtempel niedergesetzt hat. In derseiben VVeise ist zu erklaren :

lleydemann. Kal.: 2276. Innerhalb eines Tempelchens sitzt eine Frau, die in der Linken eine Taenia, in der Rechten einen Bal! und ein Kastchen liiilt. Sie ist mil einer ausserhalb des i empelchens stellenden Frau in Unterhaltung begrilïen u. s. w.

lleydemann. Kat.: 2279. Innerhalb eines Grabtempelchens stehl ein bcwalïneter Jüngling, der mil einer ausserhalb des Gebaudes stellenden Frau spnchl u. s. w .

C-

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I lcydemann, Kat. R. (\'.: 28. In cincm Grabtcmpclchen sitzt cine l\' iaii, die in dcr Rcchten cine Schale halt, wclche sic ciner ansscrhalb des Gebiuides stellenden Iquot; ran cntgcgcnstreckt, die ihrerseits ihr mit dcr Linken cin Kastchen rcicht. Zwei-fellos ist auch hier die Frau, die in so dcutlichcm Vcrkchr mit ciner Anderen ausserhalb des Tempels steht, als in einem leeren Grabtcmpcl sitzend gedacht worden.

Auf (jrund des Obigen schcint cs mir ausreichencl crwic-scn, dass wir die Grabtcmpcl auf unter-italischen Gcfassen als Darstcllungen wirklicher Tcmpelbauten aufzufasscn haben.

C\'APITEL IV. — Win sim) uir, in den Grautemi\'ui.ciien auk intkk-

ll\'AUSCIIEN GEI-\'AUSSEN AUGEBILDEÏKS PERSONEN ZU ERKLAEKEN?

S 88. Fast allgemcin nimmt man an, dass in tlicsen Tcm-pelchcn dcr Verstorbene abgcbildct sei. Man hat namlich die grosse Achnlichkeit diescr Abbildungcn mit den Dar-stellungcn dcr attischen (Irabrcliefs bemerkt, unci da man bei dicsen nicht zwei feite, dass wenigstens cine dcr dargc-stellten 1\'crsonen cin Vcrstorbcner sci, so hat man dassclbc auch bei jenen ohne VVeitcrcs angenomnien.

ij 89. Wir wollen nun damit beginnen, uns die Darstcllungen in den Ciiabtempelchen auf unter-italischen Gcfiisscn cinmal uaher daraufhin anzuschen. Auf den oben besprochc-ncn Vascnbildcrn (Inghirami, \\\'as. fitt.: IV, 371 Heydcmann, Kat.: 859. 2390. 2276. 2279. 3246. 3255. S. A.:2. R. C.: 28, vgl. §87.) haben wir schon Grabtempelchcn gefunden, in wel-chen die abgcbildeten !• iguren als die Darstcllungen lebcn-der, trauenulcr Personen aufzufasscn sind. Dazu k\'oinint noch Heydcmann, Kat.: 3254 (= Monumcnti dell. 1st.: IX, 32.)eine

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Vase, auf welcher das Todtonopfcr Achills fur I\'atroklus dargestcllt ist. In der Mitte ist der Scheiterhaufen errichtet, vor welchem die gefangencn Trojaner von Achilles abgc-schlachtet werden; rechts unten sehen wir den Wagen des Achilles und den Leichnam des Moktor, wiihrend verschie-tlene Personen, darunter mchrcro mit Opfern in den 1 Ian-den, die Lücken ausfullen. Oben in der Mitte aber steht ein kleines, viereckiges Gebaude, wie ein Zelt, in dein eine Scene abgebildet ist, denen ganz ahnlich, vvelche wir oft in den Grabtempelchen dor unter-italischen Gcfasse darge-stollt linden. Auf oiner Kline sitzt niiinlich ein alter Mann, die Rechte traurig zum Kinn führend; sein Schwcrt liegt ncbcn ihm. Vor ihm steht auf seinen Stab gelehnt, ein ande-rer Greis, die Rechte, wie in Unterredung, zu dem Sitzen-den vorstreckend. Die Aohnlichkoit dieser Scene, welche hier in cinem Gebaude bei eincm Grabe zwischen lebenden Personen sich abspielt — deun hier ist der Todte der junge i\'atroklus —, mit jenen Scenen dor Grabtempelchen, weist ebenfalls auf die Thatsachc hin, class innerhalb eines Grab-tempols sich Abbildungen von trauernden odor opfernden Personen befanden. Merkwürdig ist in dieser Hinsicht audi das Vasenbild: Monum. dell. 1st.: IV, 43: llierbei ist nicht an einen Grabbau zu denken, sondern wir sehen ein iihn-liches tompelförmiges Gebaude, vor welchem ganz in dor Weiso wie vor dem Grabtompelchen eine Person sitzt, dar-gostellt, wiihrend von beiden Seiten Personen herantreten, wolche das Tempolchen zum Theil verdecken. Diese Figuren, welche hier ohne allen Zweifel als Lebende zu deuten sind, beweisen die Richtigiceit unserer Annahme audi fur dio Personen in den (jiabscenen, welche geiuui dieselbe Stel-lung wie die 1\'iguren hier eingenonimen haben.

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S 90. Wcitaus die moisten der Figuren innerhalb eines Grabtempclchens werden aber als bildlicher Schmuck des-selbcn zu betrachten sein, wie schon die weisse l\'quot;arbc der ineisten wahrsciieiniich macht. Denn obwohl man natürlich bei den einzelnen Bildern niciit aus der Farbe schliessen darf, ob mit der abgebildeten Person ein lebender Mensch oder eine bildliche Darstellung gemeint sei, und es sehr wohl moglich ist, dass der Vasenmaler, der sich gewöhnt hat, die Bildcr innerhalb eines Tempelchens vveiss zu malen, auch wenn er in dcnselban lebende Menschen abbildete, ihnen die gewöhnlicbe, bei den unter-italischen Vasenmalern so beliebte weisse Farbe gab, so darf man doch im Allgemei-nen sagen, class wenn die Figuren innerhalb des Tempelchens meistens weiss gemalt sind, sie auch meistens bildli-chen Schmuck darstellen sollen. Sehr merkwürdig ist in die-ser Hinsicht auch, class von den acht Fallen, wo vvir oben aus anderen (iründen 1 Jarstellungen von lebenden Personen haben annehmen müssen, bei sechs, niimlich lleydemann, Kat.: 859. 2390. 3246. 3255. S. A.: 2, R. C.: 28 die Farbe roth ist.

gt;5 91. Gehen wir jetzt zur genaueren Hetrachtung dieser Grabtempelchen mit bildlichem Schmuck iiber, so bemerken wir zunachst, dass die Scenen, welche wir darin als bildlich dargestellt uns zu denken haben, genau mit denjenigen iiber-einstimmen, welche wir oben als Scenen zwischen lebenden Personen erkannt haben (s. ij 87 und i; 8y), wodurch schon die Vcrmuthung entsteht, dass der wirklich stattfindende Grabbesuch manchmal auch monumental auf diesen Grab-denkmalern abgebildet wurde. i\\ii sich hat auch eine solche Annahnn; grosse Wahrscheinlichkeit. hangen vvir aber unsere

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Untersucluing mit dcnjcnigcn Biklern ;ui, wo cin Grabtenipel, in wclchcm uur einc l\'igur abgebildct ist, von mchreren Personen umgeben wird.

t; 92. Passeri, Pict. in Vase.: 189 (abb. 5.); In einem cinfachen Grabtcmpel ist cin naekter Jiingling, auf einem (iostein sitzend

abgebildct, auf welches cr auch seine Linke stiitzt. In der vorgcstreckten Rechten halt er cine Opferschale. Um den Tempel sind vier opfernde Figuren dargcstellt, von denen cine, ein naekter Jiingling, auf eincr Anhöhe sitzend, iiber wclche cr seinen Mantel gelegt hat, die Linke darauf stiitzend, cine Opferschale in der vorgcstreckten Rechten, dem Jlingling im (jrabtempel ganz ahnlich ist. Wenn wir also den jiingling ausserhalb des Tempelchens ohne Zweifel richtig als Opfern-den deuten milssen, so muss auch das I3ild im Tempelchen cincn solchcn darstellen. Solche 1\'iguren mit Opferschalcn linden w ir öfters in einem Tcmpelchen abgcbiltlct: Walters, Cat. Brit. Mus.; 285. 335. 344. 353. 355.1 Icydcmann, Kat.:(859) 2033 2230. 2291. 2887. R. (\'. 28. I\' Lirtwiinglcr Hcrl. Vasenkat.: 3251. 4125. Mus. Nat. Athcn: 1678 Millin; II, 27 (vgl. § 145 n0. 3).

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Wcnn man niit clicsen die ganz ahnlichen Figuren, welchc bei cinern Tempelchen, oclcr bei einer Grabstcle als Opfcrnde (largestciit sind, vergleicht, wie /..15. Millin: 11,32.38.51.52. Miliingen: 19. Passeri, 1\'. i. V.: 25. 26. 28. 29 89. 1 10. 143. 145. 190. 197. 264. 271. 272. 289. 291. u. s. w. (vgl. tj 145 110. 3), so ist doch woiil kein Zweifel mchr moglich, dass auch die innerhalb dieser Tempelchen abgcbildeten Figuren opfernde Personen, und nicht, wie man meint, Todte seien, fiir welche letztere Annahme die Darstellung sclbst auch gar keine He-weise enthalt.

§ 93- \' Cine zvveite, öfters vorkominende Darstellung in einem solchen Grabtempelchen linden wir z. B.:

lleydcmann, Kat.: 2239: In einem Grabtempel sitzt cine l\'quot;raii, in der crhobenen Rechten ein geöffnetes Kastellen und einen Ball haltend. Ausserhalb des Gebaudes sitzt auf einem (icstein eine l\'quot;rau, the eine Taenia und ein Kastchen, auf clem ein Spiegel liegt, halt u. s. vv., lleydcmann. Kat.; 2106: In einem Grabtempel steht eine I\'Vau, welche in der Rechten einen I\'acher, in der Linken ein offencs Kastchen und eine Taenia halt. Ausserhalb des Tempels steht in der unteren Reihe eine Fran mit einem oftcncn Kastchen und einer Taenia u.s. w., lleydcmann, Kat.: 2390: Innerhalb cines Grabtempels sitzt eine Frau, die in der vorgcstreckten Linken ein offenes Kastchen halt. Ausserhalb des Gebaudes steht cine Frau, welche einen Kranz unci ein Kastchen tragt u. s. w. Ilier sehen wir also wieder einige Beispiele davon, dass wir innerhalb cines Grabtempclchens diesclbe i\'igur abgebildet finden, die ausserhalb desselben unvcrkennbar als opfernde Person vorkommt. Wir konncn also nicht umhin, hier auch die innerhalb lt;les Grabtempels abgebildcte Figur als opfernde

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Person, unci nicht als Toclte zu deuten. I\'jnc solclic Figur mit cincm Kiistchcn inncrhulb eincs (jrabtempcls fnulcn vvir for-ncr noch z, 1?. Passeri, ]\'. i.V.: 22. 24. 85. Lenonn. ct clc W\'ittc; III, 43. Ileydem., Kat.: 2134. 2232. 2255. 2287, und wenn wir diesc Darstcllungen mit cloncn, wo einc ahnlichc P igniquot; ausser-halb des Tempels als Opfernder dargestcllt ist, vergleichen, wie H. Millin: II, 27. 32. 33. Millingen: 18. Passeri, P. i.V.; 26. 28. 29. 53. 143. 189. 271. 293 u. s. w. (vgl. §146, nquot;. 5), so sehen wir, wie wir audi hier wieder einc ganze Gruppc von Grabtempelchcn gefunden haben, in welchcn kein Todter, sondern einc opfernde Person abgebildet ist. Was das Kastellen betrifft, so siche zur nahcren Erklarung ^ 146 n0. 5.

§ 94. Von einer dritten, ziemlich zahlreichen Gruppc haben wir ein gutes Bcispiel in einer spat.-apulischen Amphora des Leidener Museums 11°. G. N. V. 154. Die Zeiclmung ist hier und da modern und stark iibermalt, besonders die Figur im Grabtempel, doch sind die Attribute der Figuren ziemlich sicher zu erkennen. In der Mitte crhebt sich ein Grabtempelchcn, mit ionischen Saulen. Innerhalb dieses Tenipelchens steht cine Fran in langem Chiton, cinen Kranz in den i landen Dies Alles ist weiss gcmalt, ausser der Innenseite des Tenipelchens und der Innenzeichnung dcr l;igur. Am Hoden des lempels sieht man cinen Zwcig. y\\usscrlialb des Tcnipclchcns sitzt rechts oben, auf einer Anhöhe, iiber welchc ein Mantel gclegt ist, ein jtingling mit Stab und Kranz. Darunter cine I\'ran mit einer Taenia, das rechte Bein holier lialtend und sich zur Tempelbasis vornüber neigend. Links oben silzt auf einer Anhöhe cine I ran mit Kranz. Unter ihr liegt ein ball (?). Darunter steht, zur lïasis ties Tempels geneigt, ein Jiingling mit Stab und Taenia, der das linke Hein etwas holier

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auf ciiicn Stein gcsctzt hat. Audi hier finrlen wir also wieder cinc lrigur im Grabtempcl abgcbildct mit deniselbcn Attribute versehen, wie tlie ausserhalb des Tempels befuullichen Personen. Auch sie muss also eine opfernde Figur sein, wie sich auch schon aus dem Opferkranz ergiebt. Eine Figur mit Kranz findet sich öfters in einem Grabtempel abgebildet, wie H.; [\'\'urtwangler, Herl. Vasenkat.: 3252. Heydctnann, Kat.: (859) 2033. 2197. 2251. S. A. 7. 607. Walters Cat. lirit. Mus-: 335- 341- 355- Fasseri, F.i. V.: 85 (vgl. ij 151 n0. 14), wahrend eine iilinliche Figur als opfernde Person fast auf jeder Grabscene vorkommt. Vgl. z. H.: Passeri, P. i.V.: 25. 26. 84. 143. 145. 191. 267. 271. 272.291. Millin: 1, 14. 11,27. 51. u. s. w. (vgl. § 151 n0. 14). Auch bier ist also kein Zweifel möglich: die Person innerhalb des Tempelchens ist ein Opfernder und nicht ein Todter.

§ 95- Sehr oft findet sich in einem Grabtempel ein be-waffneter Mann abgebildet. Xatürlich ist man sofort geneigt, diesen fur einen Verstorbenen zu halten, und wirklich scheint man hier darin Recht zu haben. I\'-s giebt wenigstens ein Heispiel, wo diese ICrklarung wohl die wahrscheinlichstc ist.

Meydemann, Kat.: 3228: Innerhalb eines Grabtenipelchens steht ein bewaffneter Jüngling. Unterhalb des Gcbiiudcs liegt der Leicbnam des Hektor, an den von vier Rossen gezogenen Wagen, auf welchem Achilles steht, angebunden. Unzweifel-haft haben wir also hier die Verehrung von Patroklos durch Achilles, und obwohl es miiglich ware, dass die 1\'igur im rempelchen Achilles darstellt der seinem Freunde Fhrer-bietung zollt, so i.st es an sich doch wahrscheinlicher, dass es das Bild des Patroklus selbst ist, so dass wir hier viel-leicht eine Todtenabbildung haben. Es ist hier aber ein ganz

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bcsondercr Fall, da es sich um das Grab eincs gcfallcncn Kriegers handelt (siehc darüber j? 104).

Im Folgendcn werden wir aber schen, dass in weitaus den meisten Fallen auch der Hcwaffnctc ohne Zweifel als Grabbesucher zu deuten ist.

§ 96- Fangen wir also an mit:

lleydemann, Kat.: 2251. Innerhalb eines Tempels sit/.t cin Jiingling, in der Linken eine Lanze, in der Rechten einen Kranz. Obcn sahen wir schon, wie eine solche ]\'quot;igur mit Kianz schr oft ausserhalb eines Tempels sich befindet, also wcist eben dieser Kranz daraufhin, dass jener bewaffnete Jüngling innerhalb des Tempels auch cin Opfenuler ist. Nun finden sich auch wirklich auf Grabsccnen bewaffnete Jünglinge, wclche einen Kranz als Opfer zu einem Grabinal bringen (vgl. z. H. Millin: II, 51. 1\'asseri, 1\'. i. V.: 272. Inghirami Vas. litt.: II, 155. 156. Mus. Horb.: IX, 53), was also beweist, dass die Bewaffnung keine Verhinderung dafür zu sein braucht, die Figur innerhalb des Tempels als Opfernden zu deuten.

F-inen solchen bewaffneten Jüngling innerhalb eines Grab-t cm pels finden wir noch: Lenorm. et de Witte: 111, 67. Passeri, 1\'. i. \\ .: 192. 194. 197. Millin: II, 38. Inghirami, Vas. fitt.: I, 20. IV, 322. lleydemann, Kat.: 2024. 2026. 2049. 2051. 2235. 2242. 2269. 2272. 2279. 2417. 3229. S. A.: 687. Furtwangler, Herl. Vasenkat.: 3249. Walters, Cat. Hritt. Mus.: 279. 280. 282. 333- 334. wahrend er sehi oft an einer Scene beim (habc betheiligt ist, wie z. 15. Passeri, P. i. V.: 194. Millin: II, 70. Millingcn: 14. 17. lischbein: III.40. Inyhirami, Vas. fitt.: I 20. •I. 137. 139. 141, [42. Mus. Borb.: IX, 53. (ierh., ap. Vas.: H9. quot;■ s.w. und Passeri, P. i.V.: 190. 267. Wicn. Vorl. Hl. F,, 5 u.s. w. und Inghirami, Vas. fitt.: II, 151, 153. 155. lleydemann, Kat.:

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2858, wo cinc Opfcrschalc odor ein andcicr Gegenstaml in seinen Ilaiulcn zeigt, dass cr wirklich als opfcrndo lrigur auf/.ufasscu ist. Audi dcr bewaffnete Jiingling inncrhalb dcs Tempels ist also, wenigstens in den mcisten Fallen, nicht als die Abbildung eines Todten, sondcrn eines Grabbcsuchers ■/.11 deuten. Die nahere iM\'klaiuug siehe t; 134.

i; 97. ICs hat natiirlich kcinen Zweck, hier alle einzelnen Figuren, welche sich inncrhalb eines (irabtempels befinden, genau zu untersuchen. Es kommen noch Figuren vor mit Spiegel, I\' achcr, Taenia, Kimerchen, Zweig u. s. w., welche Figuren sich sammtlich audi unter denen, die als Opferndc ein (irabmal unigeben, wieclerfuiden lassen unci also audi als Abbildungen von Opfernden zu betrachten sind. Weiter unten wircl versucht werden, von allen diesen Personen und ihren Attributen eine nahere Deutung zu geben. Audi fiir die Frklarung dcr inncrhalb eines Tcmpelchens abgebildeten Personen, sowohl der schon oben besprochcnen, als der noch nicht erwahnten, kann also dorthin verwiesen werden.

lm Allgeineineii abcr können wir schon hier fcststellen, dass wo anf nntir-italischen Gif assen in einem G) abtempel einc cinzdne Person abgclnhlet ist, nut dtcser nicht ein Todter, sondern ein Grabhcsucher, zvie er in IVirklichkeit sich oft im Grabtenipel :nr Verehrnng des Todten bef and, genie int ist.

S 98. Gehen wir jetzt zu den Gruppen von mehreren rersoiu.ii innci halb eincs Grabtenipels tiber, so ist zu bemerken, dass wir schon oben (S 87 und i; 89) Sccnen von mehreren lebenden Personen inncrhalb eines Grabtenipels begegnet sind, wahrend uns das, was wii im Vorigen von den Dar-stdluiven ciii\'einzelnen l\'quot;igur in einem GrabteOlpel fan-den, audi bri diesen Gruppen zu derselben Annahme fuhrt.

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§ 99- Uiitcrsuchcn wir abcr cinige dicscr Scencn sclbst. Passen, P. i. V.; 84: in oincm grossen Grabtempel steht rechts eine Frau, die ilen Dcckel von einem Kastchen hebt, welches eine Sclavin auf der Linken zu ihr emporstreckt, wahrend sic in der Rechten einen anderen Gegenstand (?) trii^t. Oben hangt eine Taenia. Das Tempeichen wird von Opferndcn umgeben. ]3ie Scene innerhaib des Tempelchens bietet natürlich gar keinen Heweis für die gewöhniiche ICr-kliirung, class die abgebildete l\'rau die Todte sei. Im Ge-genthcii, wir sehen hier eine Frau, welche im Hegriff ist, das Kastchen, das wir bei Grabscenen so oft in den Handen von Opfernden abgebildet sehen, zu gebrauchen. Dieses Kastchen wird natürlich immer zum Grabe getragen, weil es Gegenstande enthalt, welche dort geopfert werden sollen. I\'-iue Frau, welche das Kastchen öffnet, um diese Gegenstande herauszunehmen, ist also nicht eine Todte, sondern c;iiie Opferude. Die Scene im Tempel ist also auch als C)p-ferscene aufzufassen. Gleichfalls erweisen sich als Abbildun-gen von Opferscenen: Gerhard, ap. Vas.: XVI (wo eine l\'i^ur das geöffnete Kastchen halt, wahrend eine andere einen Kacher tragt, wie schon gesagt, auch ein Attribut, das sehr oft in den Handen einer Figur, welche beim Grabe sitzt, vorkommt: vgl. z. H. die iMgur rechts oben), Walters, Cat. Brit. Mus.: 352 (wo die stellende Figur das Kastchen öffnet, wahrend die andere einen Spiegel halt, auch ein sehr oft vorkommendes Attribut von Grabbesuchern : vgl. z. li. die Hgur rechts unten.), Hcydemann Kat.: 2195. 2199., Purtwanglcr Herl. Vasenkat.: 3262 (wo aiirh die einzelnen figuren der Scene innerhaib des Tempelchens sich unter den Personen, welche ein (irabmal zu umringen pflegen, wieder auliinden lassen). Fbenso Passeri, I\'. i. \\r.: 25., wo in dem grossen

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Grabtompel cine l\'quot;rau sitzt, die Rechte zum Kinne führend. Aus Nichts iiisst sicii schliessen, dass diese Figur eine Tod-tenabbiidüng sein soil; dagegen ist sie den rings herum-stehenden 1\'iguren sehr ahnlich. Nur hat sie kein Attribut in den Handen; vielmehr wird ihr Spiegel, wie wir ihn so oft in den Manden einer bei einem Grabe stellenden 1\' igur antreffen, von einer Sclavin, die vor ihr steht, gehalten. Auch diese Scene wird also als die Abbildung einer Person, welchc in üesellschaft ihrer Sclavin zurVerehrung eines Todten dessen Grab besucht, zu deuten sein. Passeri, ?. i.V.: 26. sitzt in dem grossen Grabtempel eine Frau mit einem Spiegel, welchc sich in nichts von den gewöhnlichen Figuren, die bei einem Grabc stehen, unterschcidet. Eine zweitc, mit ihr in (Jnterhaltung begriffene Frau steht vor ihr. Auch hier beweist also Nichts, dass etwa eine Todte abgebildet sei, wahrend die Aehnlichkeit mit den umstchenden Personen das Gegentheil darthut. In derselben Wcise si tul natürlich auch andere, ahnliche (huppen innerhalb eines Grabtem-pels zu erklaren, wo die eine l\'igur einen S[)iegel halt, wie Walters, Cat. Brit. Mus.: F, 352, u. s. w.

IOO. Wir brauchen aber wiederum auch hier nicht alle vorkommenden Scenen zu untersuchcn. lm Allgemeinen kann gesagt werden, dass die an den Scenen betheiligten Per-\\ sonen sich unter denen, welche als Opfernde oder Trauernde

an einem Grabe stehen, wiederfmden lassen und mithin auch selbst als Darstellungen von Grahbesuchern aufzu-fassen sind. Wie schon gesagt, werden spater iiber die Ljrabbesiichenden Personen und ihre Attribute noch ge-nauere An ;aben gemacht werden, und zwar sowohl iiber die Personen, die sich innerhalb eines Tempelchens, als

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ubcr die, vvelchc sicli bei cincm Grabnial bcfuulcn. liicr-durch wird cs noch dcutlicher werden, dass diese beiden l\'erscmengruppcn cinander durchaus ahnlich sind. (Vgl.

S 139 quot;• ff-)-

S IOI. Jetzt fragt es sich aber, ob sich vielleicht Ausnah-men von dieser Regel linden lassen, zu welcher l- rage uns zunachst Veranlassung giebt:

Gcrh., Trinksch.: XXIII XXIV (Furtwanglcr, Herl. Yasen-kat.: 3260). In dem grossen Grabteinpe! ist ein alter Mann dargestellt, welcher init eniporgestreckter Rechten demvor ilim stellenden bewaffneten Jiingling cine Taenia reicht. Die beiden Figuren, besonders die des bewaffneten Jünglings, kennen wir schon als Darstellungen von Grabbesuchern (vgl. § 95 u. f.), und wir würden auch nicht zweifeln, wenn nicht eine Inschrift oben am Giebel den Greis als Anchises, den Jiingling als Aeneas benennen wiirde. Haben wir hier vielleicht doch eine Abbildung von Vcrstorbenen ? Hei genaue-rer Betrachtung aber können wir diese 1\'fage verneinent! beantworten. Es giebt doch wohl kaum eine Sagenversion, wonach Anchises und Aeneas in demselben Grabe bestattet seien. Wenn hier wirklich ein Todter abgebildet ist, so kann es uur der alte Anchises allein sein. Daim ist aber die Uai-stellung eines Todten, der einem Lebenden eine Taenia (einen Grabschnuick also) reicht, ganz undenkbar.

Auch hier ist rnithin kcine Todtenabbildung zu erkennen, sondern wir haben die Scene als Anchises und Aeneas auf dem Grabe eines Dritten aufzufassen, odt r besser wir haben anzunehmen, dass die Namen gedankenlos einer gewolndi-chen Scene beigeschrieben sind, wie es so oft der hall isl. Dass wirklich dergleiche Scenen als Darstellungen von

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Opfcmden odcr (irabbcsuchern aufzufasson snul, crgicbtsich ;ius clem sclion oben 1 ichaiulcltcn (ij 89 u. lï. vgl. bcsondcrs IIcydcmann, Kat.: 3254) und lasst sich aus dem 95 u. f. Iksprochcncn verniutlien.

§ 102. ICinc solche Sccnc von inncrhalb cincs Grabtem-pcis abgebildeten Mannern schen wir noch:

Wien. Vorl. HI. IC, 5, \\vo links eiu bcwaffncter Jiingling sitzt, der auf der Linken cine Opfcrschalc emporlüilt. Reciits steht ein aiinlicher bcwaffneter Jüiigiing mit einem Kranz in der emporgehaltencn Rechten. Ansserhalb des Tempel-cliens sitzt rechts untcn cin bewaffnetcr Jiingling mit einer Opferschaic auf der emporgestreckten Rechten; er ist dem im renipeichen sitzenden Jiinglinge sehr ahnlich. Links linten steht ein bewaffnetcr Jiingling, der dein inncrhalb des reinpels stellenden genau entspricht, nur dass er statt eines Kranzes eincn Spiegel in der Rechten lialt. Die beiden Figuren inncrhalb des Tempels lassen sich also unter den Personen welche opfernd ringsherum stellen , wiederfinden; hieraus tlürfen wir schon schliessen, class auch sie als Grab-besucher /.w denken sind, wozu noch kornuit, dass auch sie Opfcrgaben in den Handen haben. l\'.in lodter ist also auch hier nicht abgebildet.

Furtwangler, Hert. Vasenkat.: 3259. Inncrhalb eii.cs Grab-tempels sitzt rechts ein Jiingling, den Schild neben sich, die Schale auf der vorgestreckten Rechten. Nach dein, was wir oben sahen, ist er unzweifelhaft als opfernder Grabbesucher /11 erklaren. Ihm gegeniiber steht ein Jiingling, der ihm auf der Linken einen Helm hinreicht, Ausserhalb ties Tempels steht links linten ein Jiingling, ein Schwert in der Rechten haltend, einen Pilos in der Linken (,,als Darbringung r \'). W\'enn

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(licsu 1 )arstcllung aiisscrbalh des Tempels als Darbringun^ zu deuten ist, dann muss audi der stellende Jüngling inner-halb desselben cin Opfernder sein, denn die Figuren sind einander fast glcich: beide bringen Waffen als Opfer dar, Allenfalls haben wir auch in dieser Scene innerhalb des Tempels einen Grabbesuch, und keinc Todtendarstellung zu sehen. In derselben Weisc sind also alle Scenen aufzufassen, bei welchen die bethciligten Figuren sich unter den l\'erso-nen, wclche urn cin Grabma! stehen, wiederfmden lassen, wie Mcydemann, Kal.: 1763. (Inghirami, Vas. litt.: I V, 393 wo eine der Personen noch Opfergerath in den 1 landen halt) 2192. 2208. 3229. S. A.: 690. Furtwangler, lierl. Vasenkat.; 3246, von welchen Scenen einige vielleicht, ebensowie die oben behandelte Vase; Furtw., Herl. Vasenkat.: 3259, als Darbrin-gung von Waffen zu deuten sind. Aus dieser letzteren Deutung folgt, dass auch einige der Figuren, welche sich allein in einem Tempelchen, Waffen mit der llatul emporstreckend, befinden, in dieser VVcise aufzufassen sind, w it\' z. H.; 1\'asseri, l\'. i. V.: 192. Inghirami, Vas. litt.: IV, 322 (vgi. S 96).

S 103. 1 ïndlich sind natürlich auch als Grabbesucher die drei Personen zu deuten, welche eine grössere (jruppe innerhalb eines Tenipelchcns bilden z. R Passeri, P. i. V.: 1.82., welche Figuren alle unter den Personen, welche ein Grab-mal umgeben ihre Analogien haben.

104. ICs giebt aber eine gewisse Klasse von Darstellun gen, bei welchen die Deutung der Figuren als (irabbesucher nicht zutrifft.

Passeri, P. i.V.: 271. sehen wir namlich einen (Irabtempel, in welchem ein Krieger, der ein 1\'ferd am Zügel halt, einen

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vur ilini ciitflichctidcn Jün^ling mil seiner Lanzc in den Rncken trifl\'t.

Hier haben wir also eine Darstellung anderer Art. Ob hier abcr ein Todter abgebildet ist oder nicht, lasst sich schvver-lich cntschciden; spater kommen wir auf diese Frage zuriick (vgl. §214).

1\'asseri, 1\'. i.V.: 270 finden wir einen ahnlichcn Krieger, der mit seiner Lanze auf etvvas zielt.

105. Wcnn v\\ ir nun eine zicmlich grosse Zahl von Sccnen finden, wo ein Jiingling (meistens mit einer Lanze in der 1 land) ein Pferd am Ziigel führt, dann siml wir natürlich geneigt, aucli diese in gleicher Wcise zu deuten (Heydemann, Kat.: 1985. 2022. 2203. 2388. Gcrh., ap. Vas.; Bquot;o. Passeri, P. iA\'.: 190). Der Jiingling aber ist derselbe, den wir oben ohne Pferd als Grabbesuchcr erkannt haben (§ 96 u. f.) und I [eyde-mann. Kat. S. A.: 704. 705. Passeri, P. i.V.: 267 Inghirami, Vas. fitt.: IV, 389, schen wir einen Jiingling mit scinem Pferde in einer Scenc, welche gewiss keine Kampfscene ist. Wie haben wir also diese Figuren aufzufassen? Eine Anweisung dafür giebt uns:

Heydemann, Kat.: 2193. Inncrhalb eines Grabtempels steht ein bewaffnoter Mann neben scinem Pferde. Er halt in der Linken die Lanze, in der Rechten eine Schale; diese üpferschale weist tlarauf hin, dass wir hier wirklich auch in dieser I\' igur einen Grabbesucher zu erblicken haben. Dasselbe lasst sich bei Inghirami, Vas. fitt.: I, 20 feststellen, wo der Mann einen Opferkranz in der Hand halt. Wie aber dann das Pferd zu erklaren sei, ist eine l\'rage, auf welche unsere unter-italischen Gcfasse selbst keine Antwort geben. Spiiter werden wir aber schen, dass auch Pferde schr oft zu

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cincm Gnibc niitgcführt win den ; wozu und wie das geschehen konntc, wird sich dort auch zeigen (vgl. S 135 u. f.).

§ 106. Bevor wir unsere Untersuchung der auf untcr-ita-lischcn Gcfassen innerhaib der dort abgebildetcn Grabtem-pclchcn dargcstellten Sccnen beëndigen, mussen wir noch eineii Augcnblick auf das schon (iben (§ 86) Bemerkte zuriick-komnien. Dort sagten wir namlich, dass man sich vieileiclit das Gefiiss, das innerhaib eines Grabtenipels abgebildct ist, als das eigentliche Grabmal zu denken habe, wahrend der Tempel selbst eigentlich mehr als der 1\'latz, wo die Ver-wandten ihre Muldigung darbringen und ihre Opfergaben hinstellen konntcn, zu betrachten sei. Veranlassung zu dieser Meinung geben uns Scenen wie Passeri, 1\'. i. V.: 28. Mus. liorb.: VU, 23, wo innerhaib eines Tempelchens ein solches Gefiiss, und Heydomann, Kat.: 2076, 2195. 2235. Walters, Cat. Brit. Mus.: 351 wo im Tempel eine Stele abgebildct ist, gegen welche die iMgur eines Grabbesuchers angelehnt steht, in derselben Weise wie so oft Personen ausserhalb eines Grabtempcls oder bei eincm Grabmonnment sich gegen ein andres kleincres Grabmal anlehnen (siehe z. IS. die l\'i-guren ausserhalb des Grabtempcls Mus. Borb.: VII, 23. Iley-deniann. Kat.: 2239. 2242. Walters, Cat. Brit. Mus.: 351 Millin: II, 70).

Merkwiirdig ist es, dass bei den oben genannten Beispiulcn das Gefass dieselbe I\'Orm hat wie die bckannten attischcn Grabvasen (siehe 5; 177).

S 107. f\' \'u\' haben also geschen, dass die Figuren, n\'t/rhf auf untcr-italischcu Gefassiit innerhaib eines Grabtetnpels ,lar-gesfel!f sintl, l\'iszveilen als wirkliehe lehende Crabbesueher gedacht, dass sie aber meistens als luid he he Dar steilung sole her

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Ilcsnclu r r:u dcutcn snul. lis hal sick kcin linveis finden tassen, dass dn Todtoquot; dargestdlt sd; u/ir in sdir wrdnsellen Fallen habcH zvir. cine Katnpfscene abgebildet geftmlen, wiihrend (iidlieh diiigc d(r Ixlreffdidcn Vasenbddcr aus sicti sdbsl kemc gfniigdidf h.rklaruug ztdasscn.

(\'Al\'lTKI . V. Dil, VEKSCUIF.DKNHN I)ARSTELI.t\'N(lK.N AIT vvmssEN Lekythkn.

S 108. Uni ciiujn festen Hoclcn fur unscrc Untcrsuchung zu gewinnen, mussen vvir uns vorab die F rage stellen, vvelche Scenen auf Lekythen wir uns mil voller Gewisshcit als bei einciii (irabc stattfindend zu denken haben. F,s giebt nam-lich verse hie dene Lekythen, auf wclchen Personen mit Opfer-gaben dargestellt sind, wo aber eine Bezeichnung des Ortes, wo die Scene stattfindet, fehlt. Diese Darstellungen werden wahrscheinlich richtig als Vorbereitung zu einem Grabbesuch gedeutet (vgl. I urtw. Samnil. Sabour. 1, 60), dilrfen aberjeden-falls nicht fur unsere Hetrachtung herangezogen werden. Nur die Scenen, bei wclchen das Grab durch ein Denkmal an-gedeutet ist, diirfen wir mil Gewisshcit als Opferscencn beim (irabc betrachten. Nun findct sich aber ein solches Grabmal audi da, wo an wirkliche Opfer-oder Verchrtingsscenen nicht gedacht werden kann, wie bei den Scenen von Charon in seiner Barke otlci denjenigen, welche gewöhnlich als Grab-legung durch 1 lypnos und Thanatos crklart werden. Es fragt sich, inwieweit man berechtigt ist, bei der lüklarung wirk-lichcr Grabscencn auch Letztcre heranzuziehen, In welchcm Sin nc diese 1; rage gestel It ist, moge folgendes Heispiel deut-lich niachen.

Auf den Scenen, welche man gewöhnlich cine „Grablegunef quot;

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iicniit, I\'m*lel sich nicistcns im I lintergruiulc cin (ïrabinal abgcbildct. Da cs mui in cinzclncn Kallen sclieint, als sctzten llypnos und Thanatos den Todten auf die Stufen dieses Grabmals nieder, so hat man diese Thatsache /iini Hew. ise dafür benutzt, class auch auf den wirklichen Grabscenen die-Person, welche vor odcr auf den Stufen eincs Grabmals sitzt, als Todter zu betrachten sei. 1 [at man aber mit einer sol-chen Bevveisführung Recht?

§ lOQ. Schon von vornlierein, ohne genauere Hctrachtung jener Charon- und Grablegungssccnen selbst, lasst sich dies bestimmt leugnen. Demi man ist gewiss nicht bercchtigt, in dieser Weise die verschiedenen Darstellungen auf Lekythen wie die ineinandergreifenden Glieder einer Heweisführung aufzufassen. Man darf die Deutung der Darstellung auf dein einen Lekythos nicht aus der auf dem anderen ableiten. Wie ich durch einige Beis])iele zu beweisen hoffe, hat man sich das Verhaltniss der verschiedenen Darstellungen auf Lekythen zu einander folgendermassen \\ orzustcllen. Auf diese kleinen, zum Todtencult bestimmten Gefjisse muite man ver-schiedene Scenen, welche sicli auf den Tod oder auf den Grabescult bezogen. Man hatte dafür feststehende Typen, wie z. 15. den Transport des Todten zur Unterwelt durch ( haren, den Transport des Todten durch 1 lypnos und l\'ha-natos, die Verehrung des Todten an seineni (jrabe, und einige andere. Nun begreift es sich aber, dass man bei einer Arbeit, wie die Bemalung dieser Gefasse mit \\erschiedenen Decorationstypen, welche sich doch alle auf denselben Gt:-danken, den des Todcs, bezogen, sehr leielit die verschiedenen lypen durcheinander benutzen konnto, ohne dass darin ein tieferer Sinn zu suchen ist,

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S HO. Dass man sich die Sac he wirklich so zu denken hat, cryiebt sich mit Sicherheit aus den folgenden Heispielen.

Murray, White Athenian Vases: 12. Charon, in seiner Barke stellend, streckt die Rechte zu einer Frau empor, welche mit Opferkörben auf den Handen an ihn herantritt. Die iiarke liegt im Schilf. Ueber Charon hangt cine Taenia. Die Krau mit Opferkörben ist denjenigen ganz ahnlich, welche uit als Opfernde bei einem Grabe abgebildet finden. Sie gehort also dem Typus des Grabescult an. Wie hat man sich die Combination dieser Figur mit Charon, von Taenia und Schilf anders zu denken, demi als eine gewöhnliche Ver-misclumg von verschiedenen Decorationstypen ohne jeden tieferen Gedanken?

Mus. Nat. Ath.; 1946. Rechts steht Charon, in seiner Harke; links steht, von ihm abgewafldt, eine Frau mit eincr Schale mit Opferspenden, wie sie dem Typus des Grabescult an-gehort. Auch hier haben vvir also eine ahnliche Vermischung.

Mus. Xat. Ath.: 1973. Auf diesem Lekythos ist eine Jagd-scene abgebildet, ein Mann, der mit einem Flunde auf einem mil ]kunnen bewachsenen 1 lügel Ilasen verfolgt. Diese Scene hat an sich naturlich gar keine Heziehung auf ein Grab. Vergleicht man diese Darstelhing mit der bei Murray, W. A. V.: 6, \\vo eine ahnliche Scene von zwei Mannern und einem llunde, die einen Ilasen jagen, gezeichnet ist, wahrend im I lintergrunde eine Grabslele steht, dann wird es klar, dass man auch hier ein Beispiel dieser Vermischung hal.

111. In ahnlicher Weise, meinc ich, hat man auch die-jenigen 1 Jarstellungen zu erklaren, bei welchen man die so-genannle (irabU;giing oder Charon in seiner liarke mit einer Grabslele zusammengestelll sieht. Auch in diesen wird man

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koinen tiefcren Sinn, sondcrn nur cinon Gcbrauch zwcier Motive durchcinanclcr zu suchcn habcn.

i; 112. Untersuchcn wir zuniiciist die obengenannten Dar-stellungen von Charon bci einem Grabinai.

Arch. Zeitung 1885 T. 3: auf dein hier abgebildcten Lckythos im Herliner Museum seben wir Charon (in seiner Barke ?), der die I lande zu den Opferspcnden cmporstrcckt, weiche eine 1\'rau in einem Opferkorbe triigt. Hinter dieser Fran steht eine andere, bis zu den Knicen in ihren Mantel gehiillt. Im llin-tergrunde ist eine Grabstcle. Gewöhnlich legt man dieser Scene einen tiefcren Sinn bei. Man schreibt clem Vasen-maler eine so grosse Phantasie zu, dass er durch Charon den Todten von seinem Grabe we^holen lasst, Aber erstens streitet diesc l\'.rklarung mit der ganzen antiken Vorstellung von Charon. Kr war nicht, was er vielleicht in spateren Zeiten geworden ist, derjenige, der selbst die Todten von der Krde abholt, sondcrn der l alirmann, zu dcm die Todten kommen oder von I Icrmes hingefiihrt werden, wie uns viele Lekythendarstellungen zeigen. I\'erner aber, weiche der beiden Figuren sollte hier als die Tirtlte zu betrachten sein? Doch nicht die verhtiilte Frau, die wir spiiter als trauernde l-igur auf den Grabsceijen kennen lemen werden (siehe i; 139 nquot;. 1), demi dann wtirde sich Charon der Lebenden zuwenden, und weniger noch jenc andere l^igur mit dem Opferkorb, denn dass eine solche l\'igur als l-\'rau, weiche Opfergaben zu einem Grabe triigt, zu deuten ist und also dem Typus der Grabscenen angehórt, ist ausser allem Zweifel (siehe tj 145 nquot;. 4). Wir können hier also nur constatiren, dass der Vaseamaler zwei bckannte Motive der I.ekythenmalerei durchcinander benutzt bat. Weitere

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Hcispiclc finer solchen Vermischung von Motiven gebcn:

Ant. Dcnkm. 1, 23:!. Rechts steht Charon in seiner Barkc. Links steht eine Grabstele, auf deren Stufen ein Jünyling sitzt, waiirenci eine I\' rau mit einem Opferkorb / u der Stele hintritt. Die Scene links ist also eine Grabscene, wahrend die betheiligten Personen die I\'igur des Charon nicht im Mindesten beachten. Zwischen beiden Scenen eine tiefer-liegende Beziehung zn suchen, scheint mir schon aus den oben genannten Griinden unstatthaft; dazu kommt noch, dass Charon in seiner Barke abgebildet ist. Ks ist doch überhaupt niclit denkbar, dass der Vasenmaler Charon in irgeiul einer symbolischen Bedeutung znm Grabe fahren lasst.

Ant. 1 Jeiikm, I, 231, Rechts steht Charon in seiner Barke, die Rechte zu einer kleinen verhiillten Figur emporstrec-kend, welche zu ihm herankommt, wahrend oben ein Idol (oder \'!\'(xlten-l\'.ros) fliegt. I Hese zwei Figuren zusammen bilden eine Scene, die tien bekannten einfachen Charon-(larstellnngen sehr ahnlich ist, lm Hintergrunde aber steht eine Grabstele, bei welcher sich links eine Frau mit einem Opferkorb befindet. Auch hier sehen wir wiedervim die X\'crmischung des Motives des Grabescult mit dem der Cha-rondarstellung.

Arch. Zeit, 18S5, T. 2. Links Charon in seiner Harke zwischen dem Schilf, zu einer I\'igur sich hinneigend, welche vor einem Grabmal sit/.t, also der gewöhnlichen Krklarung nach, der Todte sein soil. Diese Person scheint aber den Charon gar nicht zu sehen, wahrend dagegen eine rechts ncben ihr stehende h\'rau vor Charon zurückweicht. Hier knnnte man vielleicht irgend eine Beziehung zwischen den heiden Scenen suchen. Meikwürdig und gegen alle anderen

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CharrmclarstcUungcn strcitond ist es dann abcr, dass (_:l)cii die Figur, vvelchc der Todtc sein soli, den Cliaron gar niclil bemerkt.

Pottier, Lec. bl. S. 36 11quot;. 13. Rechts Charon in seiner Harke; in der IVIitte eine Grabsteie, auf deren Stufen ein Jüngllng sitzt; links cine Frau mit zwei Opferkörben. Auch hier ist niithin dieselbe ICrklarung einer Typenverniischnng zulassig. Nur wiirde ilie Mittheilung Pottiers, dass die sitzende Kignr cincn Obolos in der Hand halt, gegen unsere ganze Auffas-sung streiten; doch hat cine spate re Revision von Woltcrs gezeigt, dass der Jungling keinen Obolos in dcr Hand hat (vgl. ath. Mitth. 1891. S. 403). Damit ist also der einzige Grund fiir the Annahme einer durch Charon am Grabe er-folgten Abholnng hinfallig geworden.

§ 113- ( lehen wir jetzt zu den Darstellungcn von Ilyj)-nos und Thanatos, welche einen Leichnam tragen liber. Ge-wöhnlich werden diese Scenen mit dem Namen „Grable-gungquot; bezeichnet. Von vornhercin muss es uns aber wun-dern, dass Hypnos und Thanatos auf den weissen I^ekythen cine Inunction beigelcgt wild, welche wir aus der Litcratur gar nicht kennen. Dort sehen wir Hypnos und Thanatos nur einen Leichnam fortschaffen ; nirgendwo aber liest man, dass sic den Leichnam ins Grab legen. Homer, Ilias II, 667 lï. finden wir z. B., dass Hypnos und Thanatos den Lcichnam tics Sarpedon in sein Vaterland zurückbringen, wo cr von seinen Verwandten, also nicht vop jenen, lu;-stattct wild.

Murray (Academy s. $Cgt;(j) hat die Scene des Hyp

nos und Thanatos richtig als J ransport des Todten crklart; nur was er hinzufügt: „zuin l\'üysium,quot; lasst sich schwerlicli

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behauptcn. In den Sccncn selbst vermissen wir natürlich jede Andeutung, wohin der Leichnam getragen wird. Kin He we is aber, dass wir hier wirklich eine Grablegung batten, ist nicht geliefcrt; nur hat Robert (Thanatos s. 22) behaup-tet, die i laltung der I\'iguren deute an dass der Leichnam niedergelassen werde. Invviefern diese Heliauptung richtig ist, wird sich zeigen.

§ 114- Hetrachtcn wir also einige dieser Scenen genauer. Jahrbucli 1X^5. Taf. 2 (vgl. s, 86 ff.). Auf dem von Curtius hcrausgegebenun Fragment eines Lekythos schcn wir eine Stele, auf deren Stufen ein Jüngling sitzt, wahrend an joder Seite der Stele eine Frau in anbetender 1 laltung steht. N\'ach (\'urtius (s. 91) wird das Akroterion theilweise gebildet durch eine Ciruppe von Hypnos und Thanatos, die den Leiclinain cincr hrau tragen, „ohne dass ein tektonische!-Anschluss versucht worden ware;quot; „den Kussen der Ua-monen fehlt der siciicre Stutzpunkt,quot; „Man bat nicht den Kindruck monumentaler Plastik, sondern vielmehr einer visionaren Krschcinung.quot; Kben mit diescn Worten scheint mir Curtius die Unricbtigkeit seiner Erklarung angedeutet, doch /.ugleicb den Weg v.u einer besseren gezeigt zu haben; die Scene oben ist nicht ein plastisches Akroterion, sondern wirklich eine visionarc l\'.rscheinung. Denn erstens ist es unrichtig, dass die Gruppe das Akroterion bildet da man hinter diescn l\'quot;iguren die Voluten des Akroterions durch-gehen siebt. Wenn aber wirklich die (iruppc oben nur bild-licher Schmuck ware, wozu wiirden dann die Personen, welche das (irahmal umgeben, staunend und anbetend zu dieser (iruppe binaufsehen r l)ies ist nur zu erklaren, wenn dort In der That etwas Krstaunliches geschieht. Mit \\ollein

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Rechte tlarf man also diesc (iruppe als visionarc Rrschei-nung erklarcn, gerade wie die der bekannten Itlole. Mine solche visioniire Erscheinung vcmi Ilypnos unci Thanatos, die sieii mit einem Todten iiber eincm von Vervvandten umgebenen Grabe zeigen, kann unmogiich als Grablegung erkiart werden; wir können nur sagen, sie stelle den Transport ties Todten dar.

§ US- Es lasst sich also vermuthen, dass wir audi die anderen Scenen mit Ilypnos und Thanatos als Transport des Todten aufzufassen haben, wofür auch die Aehnlichkcit diescr Darstellungen mit denjenigen, wo der Transport des Sarpedon abgebildet ist, z. 15. Monum. del 1st.: VI, 21 . Gerh. auserl. Vas.; 221. 222. u. s. w., spricht. Hetracbten wir aber diese Scenen selbst.

Pottier, Lec. bl. Taf. 11. Kin Todter wird durch Ilypnos und Thanatos von seinem Stuhle aufgehoben, wahrend ein Todes-Eros (oder Idol?) uber ihm schwebt und an jeder Seite ein in einen Mantel gehiillter alter Mann steht. Hier ist keine Spur von einem Grabe zu sehen, wahrend tlic Haltung der Danionen vielmehr darauf hinweist, das sic den Todten zum Transport aufheben. ICs ist also überhaupt un-richtig, hier von einer Grablegung zu reden. Die Uiunonen tuhren den Todten aus der Mitte seiner Familie, die durch die beiden Manner reprasentirt ist, weg.

Dumont et Chaplain, Céram. de la Gr. pr.: 1, 27. I lypnos und lhanatos tragen eine Todte. lm 1 lintergrunde eine Stele, neben welcber ein Jiingling mil I hit, unverkennbar Hermes. Mil Recht hat man gefragl, was die l\'igm des Hermes bei der Scene einer Grablegung bedeuten soil. Wenn wir aber these Scenen einfach als Transport des Todten erklaren,

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dann vcrslchcn wii die Anvvesenheit des 1 [ermes I\'sycho-pompos bci cincm solchen Transport vollkommen. Hicr fiihrt cr niclit sclbst diu Todte weg, sondcrn liisst es von den Damonen than, wic wir aus seiner befehlenden Handbewegung ersehen. Dieselbe Combination von Thanatos unci Hermes inulct sich auch auf der Saulentrommel des Artemistempels in ICphesus\'). Die Maltung der I\'iguren kann ebensogut das Aufheben, wie das Niederlegen der Todten ausdrücken. Die Stele im Ilintergrunde haben wir also entweder als eine Andeutung des (Irabes, aus welchem die Todte zum Transport herausgehoben ist, aufzufassen, oder wir haben auch hier darin keinen tiefcren Sinn zu snellen, unci die Darstel-lung ist in derselben Weise, wie die oben besprochenen Charon-1 )arstellungen zu verstellen, namlich als eine Combination von zwei einander sehr nahe stellenden Vorstellungen, ohne class man nach einer logischen Verbindung zwischen ihnen zu fragen hat. Dasselbe wird man auch bei den anderen Hypnos- unci Thanatos-Darstellungen , wie z. H. Dumont et Chaplain, Ccram.: I 29. Murray, W. A. V.: 9. 11. u. s. w. feststellen konnen.

§ 116. Wir haben also gefunden, duss die Darsicllung des Charon I\'d cnirm (irabmal ah Vcrtiiischung von Typen, und die von llypnoi und I\'lianatos entweder in derselben H\'e/se oder eher ivohl als Transport des Todten aus dent Grabe ?ui er klaren ist. Heide (\'nit tungen von Darstellungeti konnen nuthin bet der Betidoillnng der Trage, wie die Personen auf wirk-hehen iirabseenen zu deuten scion, nieht in Betracht kouunen.

1^ \\rgl. :uicli Robert. Thanalos S, 39,

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CAl\'lTKI, VI. — Dik kicknti.u\'iiks (!raiiscenkn kkr

WEtSSKN 1 -f.kyiii ex.

§ liy. Zu diesen gchen wir jctzt übcr. Wie bckannt, nimmt man gevvöhnlich an, class bei solchcn Sccncn auch der Todte scliist dargestellt sci.

Dumont (1). et Chaplain, Coram.: II, 69) hat behaup-tet, dass, obwohl viclleicht nicht immer, doch gewiss meistens, die Figur, vvelche in solchcn Scenen bei oder auf der Basis der Stele sitzt, der Todte sein soil. Kr meint dafür sichere Bcweise gefunden zu liaben in dcnVasenbil-dern: Heiulorff, Gr. u. Sic. Vas.: 195 2\', 20\' und Dum. et Chapl., Ceram.: 25, vvelche wir nachher besprechen werden. Dann ist dasselbe von Milchöffer (ath. Mitth. 1880 S. 180) behauptet worden, der einige Kriterien aufstellt, vvelche er für entscheidend halt, um die Gegenwart des Abgeschiedenen beinahe als Regel aimmehmen. Leider giebt er aber dafür gar keine Beweise. Auch Wolters (ath. Mitth. 1891 S. 401 u. f.) hat die hier Sitzenden, auf Grund der Aehnlichkeit mit den attischen Reliefdarstellungen, als Todte aufgefasst. Da wir aber umgekehrt die Lekythenscenen zur lirklarung dieser Reliefs benutzen wollen, so mussen wir dieses Argument bei Seite lassen. Noch verschiedene Andere, wie Furtwangler Mus. Sabnuroff: I, 60. u.a., haben sich dieser l\'.rklarung an-goschlossen; am weitesten ist aber ( urtius gegangen, der (jahrbuch 1895 S. 88 vgl. i; 125) nicht nur in den sitzenden 1\'iguren, sondern auch in denjenigen, „vvelche durch den aufgesetzten b\'uss ihr Besitzrecht auf die Grabstatte auszu-drücken scheinenquot;, den Junglingen mit der Leier im Arm mul anderen Figuren , Verstorbene sieht.

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Audi or fiihrt aber leider gar keine Grimde fur dicse Be-hauptung an.

Pottier, Lcc. hl. S. 63 u. f. vvarnt vor zu grosser Ueber-trcibung in diesen Auffassungen, aber auch er erkliirt gewisse Figuren als Todtendarstellungen, spricht von Scenen von Todtentoilette u. s. w.

118. Im Grunde scheint das I lauptargument, auf welches bin man die Sitzenden fiir Todtcn halt, inimer jene I\'Lrklarung dcr Charon- und Hypnos- und Thanatos-Darstel-lungcn zu sein, deren 1 linfalligkeit ich erwicscn zu haben glaube. Zur Deutung dicser Grabscenen, wo verschiedene Personen stchend und sitzend ein Grabnial umringen, sind wir nur auf dicsc Scenen selbst angewiesen.

S HQ- Hei vorurtheilsfreier Hetracbtung, ohne aprioristischc Voraussetzung einer etwaigen symbolischen Hedeutung, wird man sich jene Scenen aber wohl nur als auf einem Friedhof, an einem Grabe, vor sich gehend denken können. Und disc wird fast zur Gew issheit durch jene Darstellungen, auf welchen niehrere (jrabtnaler neben einander vorkonimen. Ein sehr charaktcristischcs Hcispicl, obgleich kein Lekythos, ist ICpheni. arch. 1^93. T. II, wo wir sogar drei Grabnialer neben einander sehen. lici einer dieser Stelen findet eine almliche Scene statt, wie wir sie von den weissen Lekythen kennen. Wie wir uhrigens die verschiedenen Personen dieser Uarstel-hmg zu crklaren haben, dariiber siehe !? 134 u. f.

Weitcr nenne ich von den Lekythen:

I\'lphem. aicb. 1894.1 . II, wo eine ganz gewohnliche Scene von Personen bei einer Cirabstele dargestellt ist. Im Mintergrunde sieht man alx r /.wei tirabtumuli, welche unzweideutig den Ort, uo der gauze Vorgang stattfindet, als friedhof andeuten.

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Stackclbcrg, (ir. d. Hell. 1, 45\', wo wir cincn Tunuilus schun, bei welchcm cine I\'igur sitzt, die oftenbui den Tumulus geschmückt Imt. Im Hintergrunde stehl eine Stele.

BcndorfF, (jr. u. Sic. Vas. 19\' uiul

Mus. Nat. Ath. 11quot;. 2026, wo y.wei Stelen abgebildct sind, zwischen vvclchcn eine Fran steht.

Auf Mus. Nat. Ath. nquot;. 1908 steht neben einer Stele, bei wolcher sich einige Personen befinden, cine grosse Grabvase, ebcnfalls cin Grabmal, wie wir es von Lekythen kennen, (siehe z. 15. Mus. Nat. Ath. nquot;. 1975. Wolters, ath. Mitth. 1S91 S. 389). Weiter giebt es nicht wenige Lekythen, auf wclchen wir hinter der Grabstcle, in deren Nahe die Personen gruppirt sind, und grosstentheils dutch diese verdeckt, eine Zweite schcn ; vgl. z. H. Stackclbcrg, G. d. II.: 44. Mus. Nat. Ath.: 1772. 1848. 1910. 2002. 2005. 2007. 2013. 2015. 2016. u. s. w. Dass bci alien diesen Darstelkmgen die z\\vt:i (irabmaler nur als Andeutung des Ortcs als 1\'riedhof zu er-kliiren sind, steht ausser Zweifel.

5; 120. Schwerlich wird man daran denken könncn, eine etwaige symbolische Hcdeutung nur fiir dicjenigen Darstcl-lungcn zu rescrviren, auf welchen nur cin Grabmal vorkoninit, und so konncn wir mil Hestiinmtheit sagen, dass die Vasen-nialcr sich alle solche Scenen von mehreren Personen, die cin Grabmal uingeben, als aufcinem 1\' riedhof vor sich geheiul dachten ; an sich ist es audi wahrscheinlicher, dass bei den I\'ersoncn um das Grabmal an eincn (irabbcsuch von hebenden zu denken ist, wie dies audi nach Analogie dei unter-italischen Gcfasse (vgl. § 80 u. f.) nahe gclcgt wird. Doch ist freilich die Möglichkeit, dass untei den Figuren auf den Lekythen audi Todte vorkonimen, damit nicht vnllig aus-

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gcschlosscn. Es fragt sich abcr, was dicso Lekythonsccncn sclbst uns darüber lehrcn.

ij 121. Dumont 1. 1. S. 70 fiihrt als Bowcis für Todtcndar-stdkmg orsteiis die Lekythcn an, auf wclchcn cinc Stele abgebiklet ist, welche selbst mit üarstellungen, wie vvir sie auf den attischen Grabreliefs wiederfinden , geschmtickt ist (wie Hcndorfiquot;, Gr. u. Sic. Vas.: 18\' quot; 5\' vgl. Epheni. arch. 1886 Talquot;. IV u. s. w.). Ühne Zweifel ist hier die Üarstel-lung einer attischen Reliefstele gemeint. Durchaus unklar ist es aber, was cine solche Rcliefabbildung nber die Lekyt-hen-Darstcllungcn von Personen, welche ein Grabmal um-geben, beweisen soli. Die Theorie, welche üumont tlaran ankniipft, dass man solche Bilder, welche die Stele schmiicken, auf Lekythcn, von der Stele etwa abgelöst und vergrössert, vor derselben abgebiklet habe, ist ganz willkürlich uml stützt sich wieder auf die gewöhnliche Erklarung der Grabreliefs selbst. Audi streitet sie gegen die Thatsache, dass die uns bekannten Grabreliefs junger sind als die meisten der l.e-kythen, und jedenfalls ist sie ganz unmöglich, nachdem wir ein für allemal alle solche Scenen als wirklich auf einem F ried hof vor sich gehend erklart haben.

ij 122. Aber auch in den Darstellungen selbst rneint Dumont Heweise für seine Behauptung (inden zu kdnnen.

Hei Hen dor ff. Gr. u. Sic. Vas.: 20\'behauptet er, dass hier die sitzende I\' rau als die Verstorbenc zu betrachten sei, welcher die anderen Personen ihre Gaben darbringen : ,,elle indique so meint er par un geste précis, qu\'elle regoit ct (pi\'elle n\'offre ])as. \' Betrachten wir abcr diese Darstellung genauer. Auf der Hasis einer niedrigen Stele, welche mit Taenien

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gcsclmuickt ist, sitzt fine Frau, die cin Alabastron von cincr liintcr ihr stchonden l\'rau annimmt, die eincn Korb mil Opfcrspcnden tiagt; cinc ahnlichc l\'rau mit (^pferkorb slcht auf der anderen Seite. Weshalb sollen wir zu jener ^ezwun-genen lukliirung unsere Zuflucht nehmeii, wahrciul eine ganz einfache auf tier Hand liegt? Unzweifclhaft haben wir eine Scene der Todtcnvcrehrung vtir uns. Wir sehen hier eine l\'rau, welche auf der Basis eines gcschmückten Grabmals 1\'latz genommen liat und nun von ihren Dicnerinnen die ubrigen Üpferspenden, welche dicsc in Opferkorben zum Grabe getragen haben, annimmt, um sie dem Toclten /li opfern. Noch wird als lie we is angeführt Duinont et Chaplain, (\'éram.: I, 25 — 26 (vgl. II, S. 71. Wolters, ath. Mitth. iSgi.S. 401). Hier sol! eine Toilettenscene dargesteill sein. ICs lasst sich dies aber aus nichts in tier Scene schliessen. Ver eincr Stele sitzt eine i\'rau, welche in ganz gewöhnlichei\' Weise, genau wie die vor ihr stellende l\'rau, ihr Kleid auf der Schulter zusainmenfasst (iiber diese Geberde in Trauorsceiien siehe § 139 11quot;. 2); in der anderen Hand halt sie zwei Vögelchcn (iiber diese als Grabopfer siehe gt;gt; 157 11quot;. 28): hinter ihr steht eine Sclavin mit Grabopfer. Vor der Sitzenden tiilt eine l\'rau an sie heran, welche ebenfalls das Kleid auf der Schulter zusainmenfasst und in der anderen Mand einen Faclier halt. (üass sie der Sitzenden den l\'acher darreiche, wie Dumont sagt, vst unrichtig). Kinc solche bei einetn Grabe stehende l\' igur mit l\' acher sahen wir schon auf unter-italischen Gcfassen abgebildet; wir worden sie aucli noch spater haufig antreffen (vgl. t; 153 11quot;. 18). I linter jener l\'quot;rau mit Fachcr, steht nun wieder eine Sclavin mit Opferkorb. Die Scene scheint mir folgendermaassen aufgofasst werden zn mussen: zwei Frauen sind hier mit ihren Sclav innen zn

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eincm Grabc gegangen, imi die Opfcrspcndcn, die sic milgc-bi\'aciit luibcn, den Verstorbencn darzubringen. Nur eincn ICiinvurf könntc man vielleicht gegen diese Auffassung nia-chen: Wie kam man demi dazu, in solchcn Grabscenen eincn Stuhl bcim Grabc ab/.ubilden ? Wie wir nachher (§ 144 n0. i) aber sehen werden, liisst sicli mit Bestimmthcit zeigen, dass man auf dem Gangc zum Grabc vvirklich oft eincn Stuhl mitnahm. 1 ■.i 11 Hcweis für die Abbildung cines Verstorbencn liisst sich also auch in diescr Scene nicht finden.

gt;5 123. Ilierauf bcschrankt sicli, so viel ich vveiss, was man an sogenannten Heweisen für Todtendarstcllung beigebracht hat; nur wird dicse gelcgentlich bei einigen auf Grabmalern vorkommenden Typen, wie iles Hewaffneten, des Lcierspiclers, des Vcrhüllten u. s. w., ohne Weitcres vorausgesetzt. Dass auch bei dicscn nicht an Todtc zu denken ist, wird sich spater zeigen.

S 124. Ks lasst sich aber sogar umgekehrt bcwciscn, dass jenc sitzenden l\'igiircn eben so wenig

wie die stellenden als Todtc zu betrachten sind.

Mus. Nat. Ath.: 1955 (Abb. 6) sehen wir cine Grabstcle, auf deren Stufen cine Frau sitzt, die mit der Linken sich in die 1 laaie greift und die Rechte erhoben hat, um sich auf die entblösstc Hrust zu schlagen. Dass hier also cine Traucrnde auf tien Stufen cines Grahmals abgebildet ist, steht ausscr allem Zweifel. Dieselbe

bekanntc Gelu ide des heftigen Schmerzes sehen wir auch bei figuren, welche an eincm Grabmal knieën (Mus. Nat.

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Atli. 1930. 1934. 1967). Dass hier Vcrstorbcnc ycmcinl sein sollten, ist doch vvohl ganz ausgeschlossen.

Mus. Nat. Ath.: 1833 finclct sich einc ahnlichc IDarstcilung von ciner Fr au die sich, auf clcn Stufcn eincr Grabstcle sitzend, auf die entblösste Hrust schlagt. Auch hier ist au cine Todtcndarstellung nicht zu denken. Diesen Heispieien schliessen sicli natürlich diejenigen Darstellungen an, auf welchen sich bei der sitzenden Figur die Trauer zwar niclit in slt;gt; heftigen Aeusserungen zeigt, jedocli immerhin bestimmt zu erkennen ist. Auch hierfür werden einige 15eisj)ieic gcnügen.

Murray, W. A. V.: 10. Auf den Stufen einer Grabstele sitzt eine i\'rau, mit der Linken sich trauiig in die Haare greifend, die Rcclite auf die Hrust gelegt. An jeder Scite ties Giabmals stelit eine Frau mit Oi)ferkorb. /\\ucii hier ist die Deutung, dass wir es mit drei zum Grahc gegangenen trauernden I^rauen zu thun haben, die einzig riebtige. Eine fast ahnliche Scene finden wir:

Bcndorff, Gr. u. Sic. Vas. : 25, fiir vvelciie natürlich dieselbe lirklarung gilt.

§ 125. Von einer anderen Art Darstellungen ist: Hend., Gr. u. Sic. Vas.: 26 (Inghirami, Vas. fitt.: II, 157) ein gutes Beispiel:

Links steht eine 1\'iau mit Opferkorb bei einer Grabstele, auf deren Stufen eine andere I\'rau sitzt, das linke Knie mit den Handen umfassend, den Kopf erhoben, mit einem vor ihr stellenden Jüngling in Unterhaltung begriffen. 1 )iese Scene ohne Vorurtheil betrachtend, kann man unnKiglich die eine der beiden sich unterhalteiulen Personen als todt, die andere als lebend auffassen; sie sincl einander durchaus ahnlich , also ist auch die Sitzende als lebend anzusehen.

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126. Noch ncnnc icli Darstellungen folycndcr Art; ich gcbc hier nur Hcispiclc:

l\' urtw angler, Herl. Vascnkat.; 2464. In der Mittc einc (ïrabstclc. Links auf cincr runden Hodeiierhöhung sitzt cin Jüngling („der Vcrstorbcnc ?quot;), eine rothc Taenia tnit den 1\'ingerspitzen beider llande fassend, aisob er die Stele damit schmücken wolle; seinen Kopf halt er traurig geneigt. Rechts stehl ein Madchcn mit Opferspenden u. s. w.

Wie man in einer Opferscenc (das Madchen ist allenfalis gewiss eine lebende, am Grabe opfernde Person) diesen Jüng-ling, der mit traurig gesenktem Maupt im Begrifl ist, die (jrabstele mit einer Taenia /.u schmücken, in irgend einer Weise als Todten deutcn kann, ist mir völlig unbegreiflich. lli^ir muss die Analogie der allgemcin als richtig erkannten ICrklaiung der Grabreliefs eingewirkt haben. 1\'.ine vorurtheils-freie Hetiachtung der Scene scheint mir die sit/.ende opfernde l\'igur nur als Lebende auffassen 7,11 können.

Mus, Nat. Ath.: 1722. (Abb. 7). Vor einer Grabstele sitzt

eine l\'rau mit üpfcrkorb, vor welcher, den einen Fuss auf den Stufen der Stele, ein Jüngling steht Auch hier sehen wir also eine Opferfigur, wie wir sie stehend auf zahllosen {_)pfersccnen finden, wahrend sie sich hier vor tier Grabstele niedergesetzt hat. Es ist klar, dass man auch in diescr l\'igur keine Todte sehen kann; auch hier

muss sic cine Opfernde sein. Die andere l\'igur vviederlegt die schon oben angefülirte Ansicht von Curtius (Jahrbucli 1895 S. SS vgl. ^ 117), dass namlich audi die l\' igur, welche linen l\'uss auf die Stufen einer Stele gestel It hat, als Todter zu dcuten sei. Waren solchc Deutungen richtig, dann hatte

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num hier zwei Verstoibcne in einer (jrabcuitsceiie i)cisnninien, was natüi\'lich undenkbar ist. Dass auch der aufgc.stellte l\'quot;iiss niclit bewcist, dass die i^igur als Todter zu betrachten sei, ergiebt sich z. 15. aus :

Mus. Nat. Ath. 1970. wo ein Jtingling, der den Fuss auf die Stufen einer Stele gesetzt hat, im Begriff steht, die Stele mit einer Taenia zu schnuickcn, also gewiss einc opfernde Person ist, und Mus. Nat, y\\th. 1935 wo eine Frau mit Opferkorb, also eine opfernde Person, sich zu der Stele vorn-über heugt und den Fuss auf die Stufen setzt u. s. \\v.

S 127. F.s scheint mir unnöthig, hier noch weitere Helege fur meine Meinung zu geben. Wie wir gesehen, giebt es keinc Darstellungen auf Lekythen, vvelche an sich beweisen, dass auf den Grabscenen der Todte mit abgebildet sei, wahrend wir aus verschiedenen Grilnden zeigen konnten, dass tlie bei oder auf dein Grabdcnkmal sitzende 1\'igur nicht ein Todter, sondern, eben so gut wie tlie umherstehenden Figuren, eine lebende Person ist, welchc dem dort bestatteten Verstorbenen ihre Verehrung beweist. Ivs ware doch auch wohl sehr merkwiirdig, wenn nur durch den einfachen Act des Sitzens eine F\'igur, welche ubrigens den anderen stellenden Personen ganz ahnlich ist, als Todter angedeutet wtirde. Wie wurden wir es daim mit Darstellungen machen mussen wie Murray, \\\\r. A. V.: 27, wo bei einem Cirabmal zwei o])feindr kranen und ein leerer Stuhl s te hen ? Wenn eiiu- dieser Figuren sich auf den Stuhl gesetzt hatte, würde sie dndurch gleicb als l\'odte angedeutet sein. (Fine weitere Ausfuhrung dieser F rage findet sich 144 nquot;. 1).

Aus dein, was wir oben gefunden haben, diirfen wir also schliessen dass; die Sc enen der weisscn Lekythen, wo einfach

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ein (\'irabmal mil dabei stchcndcn oder sitzcndcn Figuren auf-gcmalt ist, als wirkliche Crabsceneu auf eincm Fricdhof zu bclrinhtcn sind, mul dass in diesen Sc enen aneh die sitsenden l\'iguren als lebende Grabbesueher gemeint sind.

(\'AI\'ITKI, VII. —. Dik Kii;urkn dkr Crahscknkn auf unikr-itamsciikn Gl\'.FAIiSSKN IXIl WKISSKN l.KKYTIIEN.

gt;j 128. Wir haben also geschen, class die Sccncn iiiner-hall) der Grahtcmpelchen auf untcr-italischcn Gcfasscn meistens, die Gruppen bei cincm Grabnuil auf unter-ital. (jef. mul vveissen Lckythen immer als Darstellungen von bei einem Grabe opfernden oder trauernden Personen zu betrachten sind. In diesen Figuren liaben wir also sichere 1 )ar-slcllungen von den gewöhnlichen Grabbesuchern und den Sachcn, vvelclic sie mitzubringen pflegten, und vvenn w ir dieselhen in der l\' olge in allen Kinzelnheiten ihrer üarstellungs-weise betrachten, so bekommen wir ein ausführliches Hild vom Grabcultus und dein Treiben auf ilen Grabern, und es vvird sicli herausstcllen, dass zvvischen den Vorstellungen auf beiden Vasengattungen, obgleich diese in verschiedenen Zeilen und verschiedenen Gegenden tier hellenischen Welt ent-standen sind, keine vvcsentlichen Unterschiede obwalten. Sell)stvt\'rstandlich wird dadurch unsere Krklarung jener l i-guren auf beiden (iefassarten wiederholt im ICinzelnen eine ncue Bcstatigung erhalten.

5j 129. Ziinachst fragt es sich : stellen die einzelnen 1\' igu-n. n auf jenen Gefiissen gaii/. beziehungslos neben einander? Dies lasst sich freilich von den meisten Darstellungcn auf unlei-italischen (iefassen behaupten, auf uelchen sie uur

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nach de in Gesctzc der Symmetrie über das Bildfeld ver-theilt sclieinen. Aber es giebt andere, wo tlic Körperhaltung unverkennbar darauf hinweist, dass man die Personen ais in Unterhaltung begriffen darstellen vvoiite: siehe z. H. die Figuren neben einem Grabmal bei Gerh., apul. Vas.: 16. Passeri, Piet. in Vasc.: 143. Meydemann, Kat.: 1759. 1S44. 2000. 2147. 2217. 2386. 2394. 2856. 3233. 3246. 3422. Jahn, Münch. Vasenkat.: 814. Walters, Gat. Prit. Mus.; 93. 212. 283. Auch die Figuren innerlialb eincs (jrabtempels auf unter-italischen Gefassen reden oft mit einander; siehe z.P. Gerh., apul. Vas.; 16. Passeri, 1\'. i. V.: 26. 182. Ileydemann, Kat.: 1763. 2195. 2198. 2199. 3229. 3234. S. A. : 689. 690. R. C. ; 22. Walters, Cat. Brit. Mus.: 276. Dasselbe lasst sicli auch oft auf den Scenen der weissen Lekythen erkennen; vgi. Pgt;. ISendorff, Gr. 11. Sic. Vas.: 22. 26. Jahn, Munch. Vasenkat.; 199. Pottier, Lec. bl. App.; 49. 77.

§ ISO. I Cs steht mithin ausser Zweifel, dass die Grabbc-sucher sich am Grabe manchmal mit einandei unterhielten, und es muss unter dense!ben ein j-r^rr Vcrkchr stattgefunden haben. Dieser beginnt mit:

der / ïegriissung, wie sie unzvveifelhaft durch Geberden an-gedeutet wird. Peispiele soldier Geberden finden wir u. a. auf unter-italisclien (jefassen bei Millingen ; 14. 16. inghiiami, Vas. fut.: 139. Heydemann, Kat.: 2380. R. (\'.: 22, und innerlialb eines Grabtempels Passeri, I\'. i. V. 25. 182, inghiiami, \\ as. (Itt.: 371, auf weissen l.ekytlien Dumont et C haplain, \' éram. ■ L 36. i3end.. Gr. a. Sic. V.: 34. Stackelberg, (1. d. II.: 45 • Mus. Nat. Ath.: 1937. Pottier, Lec. bl. T. 4. u. s. .

§ 131- Als eine weitere Slufc dieser Hegrussung sind nun

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natürlich dicjcnigcn Scenen zu crklarcn, in wclchen die Personen durch Havdreichung mit einander verblinden sind. Mine solche Ilandreichung (mden wir auf unter-italischen Ge-fassen bei einem Grabe: Millingen; 15; in cinem Grabtem-pclchen: lieydemann, Kat.: 2000. S. A.; 705 Walters, Cat. Hrit. Mus.: 276; auf weissen Lekythen bei den von Pottier, Lec. hl. S. 65. ut 1. genannten („M. Ravaison a bien voulu me montrcr tleux lecytbes qui représentont suivant lui la scène des adieux; sur l\'un deux feninies debout se serrent la main tendue, sur 1\'autre deux femmes, s\'avancent, l\'une vers 1\'autre, la main tendue; au centre se dresse la stele.), wahrend ich noch Mus. Nat. Ath.: 1949 hinzufiigen kann, wc ein auf den Stufeii einer Stele sitzender Jüngling einem vor ihm stellenden Manne die Hand reicht. Von iler anderen Seite der Stele naht ein bewaffneter Jiingling. Die Darstellung ist aber stark verwischt.

S 132. Hbenfalls als Scenen der 1 landreichung, wo aber der Moment dargestellt wird, in welcheni sie zu Stande kommt, siiul noch zu betrachten Scenen wie die im Mus. Nat. Ath.: 1 S92 (auf den Stufen einer Grabstele sitzt ein bewaffneter Mann ; vor ihm steht ein Mann, der ihm die Rechte reicht, wahrend der Sitzende die I land zur Begrüssung erhebt). Mus. Nat. Ath.: 1907 auf den Stufen einer Stele sitzt eine Frau, zu welcher ein vor ihr stehender Mann, der einen Puss auf die Stufen tier Stele gesctzt bat, die Mande emporstreckt), I\' urtw. Perl. Vasenkat.; 2682 (vor der Stele sitzt ein bartiger Mann; ihm ^egenüber steht ein zweiter, der die Rechte dem Sit-zenden entgegenstreckt), 2685 (vor einer Stele sitzt ein lungling; links, mit dem Sitzenden sprechend und die Rechte vorstreckend, steht ein zweiter).

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S 133- W ir schcn also die vcrschiodencn Grabbesuclur, sich mit cinandcr unterhaltcnd, cinandcr begriissctul und die 1 lande rcicheiul, bei dein Grabmal dargestclit. Dies alles weist natiirlich uuf ein sehr haufiges Hesuchen der Graber seitens der Vervvaiidten hin , welche dort zusammea treffen konnten und, am Grabe trauernd, oft einander trosteten, sicii freundschaftlich unterhielten und einander die ilaiule reichtcn. So geben uns solche Figuren cine treffende Illustration zu jenen Epigramnien der Anthologie, wo von Ver-wandten am Grabe die Rede ist, oder /.. H. die trauerndc .Mutter ihren verstorbenen Sohn anruft (vgl. t; 9 u. f.).

§ 134- 1 ■s giebt aber eine Gattung von Figuren, deren l\'.rklarung nicht so auf tier Hand liegt. Ich meine die Dar-stellungen von Mannern, welche mit einem Speer, oder in anderer Weise bczvaffiwl, bisweilen ganz genistet, oder mit einem Reisehut versehen sind, und dadurch zeigen, dass sie nicht /u den gewöhnlichen Figuren der Verwandten gehöien. Xatiirlich ist es sehr wohl möglich, dass in gewissen i\' allen ein bcwaffneter Verwaiulter am Grabe steht, aber das wird doch wohl eine Ausnahme sein. Jedenfalls ist die überwiegend grosse Anzahl dieser Figuren nicht auf diese Weise /ai erklaren. Heispiclc soldier Figuren auf unter-italischen (iefassen sind quot;ben angefuhrt, sowohl derer, welche neben einem (irabmal als aucli derer, welche innerhalb eines Grabtenipelchens (^- S 95- u- f-) vorkommen. Auch auf weissen Fekythen kommen diese Figuren sehr haufig vor: vgl. Hend., (1. u. S. V.: 16 . ix\'- 20quot;. 2126. Dum. et C hap., C\'éram.: I 36 Pottier, Fee. bi. laf. IV. Mus. Nat. Ath.: 1767. iS.pS. 1936. 1937. 1949. 1959-l\'urtw., Berl. Vasenkat. 245-\'. 1:682. Arcli. Anzeiger 1893. S. 92. Murray, W. A. V.: 25^ u. s. w. Die Frklarung von l\'ottier

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(Loc. 1)1. S. 62), dass ein soldier Hewaffhcter einem „convoi fiuicbrequot; angehört habe, schcint mir, wie vielc Bcispiclc von dein V-orkominon derartigcr Gelcitc er auch anführt, dennoch durchaus willkürlich. VVeshalb sollte der Jüngling, der ganz allein an die trauernden Venvandten herantritt, als der allein übrig gebliebene eines ïrauerzuges zu betrachten sein? Die Deutung Hendorfifs (Gr. 11. Sic. Vas. S. 39 u. f.) class diese Kigur ein Jungling sci, der, aus der Fremde zurückgekehrt und jetzt seine Verwandten am Grabe erblickend, begreift, dass seiner l\'quot;amilie Ungliick widerfahren sei, ist von Pottier (L. bi. S. 62) widerlegt. Doch zeigt letztere l\'-rklarung meines l\'-rachtens den Weg zu einer richtigen Auft\'assung. Betrachten wil /. H. Millingen : 14 Inghirami, Vas. litt. : 137. Ileydemann, Kat.: 1755, wo vvir eine Scene am Grabe des Agamemnon abgebildet linden. Diesem Grabe, an welchem Elektra sitzt, nahen Ürestcs und 1\'ylades, die in diesem Angenblicke noch 1\'remde fur sic sind. Sic schcint sich darüber gar nicht zu verwundern, wie denn auch nach der Anthologie (vgl. 55 10) Grabbesuch von Fremden nichts Aussergewöhnliches war. So linden w ir ausser jenen trauernden V erwandten der y\\ntho-1«gt;gie auch den I\'quot;remden [l-iho; oder Siirm) derselben wieder, welcher einen Augenblick auf seincm Wege anhalt, um dem dort bestatteten Todten seine \\\'erehrung darzubringen. Jetzt erklaren sich die \\\'crschieden Darstellungsweiscn dieser l\' igur wie von selbst. Meistens stcht oder sitzt sic einfach am Grabe, bisweilen spricht sic den dort trauernden Verwandten l\'rost zu \'Vgl. H. Hendorlï, G. u. S. V. Taf. 26) oder wird von ihnen angcredet. Auf unter-italischen (jefassen wird sic oft mit einem Opfcr in den Handen dargestellt, sowohl inner-halb als ausserhalb eines Grabtempels, oder einfach bei einem Grabe. vgl. ij 96 u. f. und 193 nquot;. 20.

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ij 135. Lcicht crkliirt sich jctzt aucli cinc andere Krschci-nung. In eincr l^ricdhofsccne: ICpli. arch. 1893, T. 2. sclien wir einige der obcn bcsprochcncn F remden bei einem Grab-mal stehen, von (lenen einer ein Pfcrd am Zügel führt. lun mit zum Gralje genommenes Pferd sehen \\\\ir cbcnfalls auf einem Lekythos: ath. Mitth. [891. Taf. X\', vvo ein Reitcr an einem (jrabmal vorüberreitet mul die Hand ehrfurchtsvoll /11 ihm emporhebt. l\'.ine ahnliche Scene lindet sich auf dem Lekythos: l-\'urtwangier, Herl. Vasenkat.: 2677, wiihrend man nquot;. 2683 einen Mann sieht, der sein l\'ferd einem Grabmal zuführt, auf dessen Stufen ein Jungling sitzt. ICs leuchtet ein, dass wir es auch hier mit einem Reisenden zu than haben. Dieser naht tlem Grahe zu l\'ferde und steigt ab, um ehrfurchtsvoll am Grabe zu weilen; wobei er luitiirlich sein l\'ferd mitnehmen muss. In derselben Weise werden wir also auch die schon oben besprochenen Scenen der untcr-italischen (iefasse zu erkdaren haben, wo ein Mann mit einem l\'ferde innerhalb ei tics (}rabtempels dargestellt ist (Vgl. i; 105.).

S 136. Wahrscheinlich werden wir mis also audi die llundc, welche wir bisweilen in (jrabscenen innerhalb cities Grab tempels antreffen (Millin; II, 32. 33. Inghiranii, Vas. lilt.: 12. Heydemann, Kat. S. A. : 9), als dem Besucher folgend zu denken haben.

S 137- Weiter kommen bisweilen auch Kinder 111 Grab-scenen vor, entweder auf dem Arm gelragen oder steheiul. ^ gl. die untcr-italischen Gefasse: lieydetnann. Kal.: 3254. lv. ( .: 7, wo ein Kind sich innerhalb eincs (irabtempels befindet, und Heydemann, Kat. R.C.: 27. Tischbein: 11. 59, wo es zu einem Grabe getragen wird.

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Ïï 138. Xacluleni wir die grosse Mchrzahl der in odor bei den Grabmalern dargestellten b\'iguren als trauerndc Ver-wandte erkannten, haben w ir bei denselben verschiedene lie-vvegnngen, Korperhaltungen und Geberden vorauszusetzen, welche die Trauer bekunden.

S 139. Versnellen wir diese genau zu verzeiclinen :

1quot;. Ich fange au nut jener vollkommenen Verhïillnng des Kor pers, in welcher Milchhöfer (ath. Mitth. 1880 S. 180) vvohl ohne (jrund eine Cliarakterisirung der l\'iguren als Todte gesehen hat, die sich aber einfach als ein selir gewöhnliclies Zeielu n der Trauer erklaren liisst. Heispiele auf unter-italischen (lefassen bt:i l\'asseri, 1\'. i. V.; : iO; auf weissen Lekythen bei Stackelberg, (1. d. H.: 45\'. 46 . Mus. Nat. Ath.: 1872. Bcndorff, (i. u. S. V.: 212, wo die Person stellend, und: Jahrbuch 1895 T. 2. Bendorff, (1. u. S. V.: 22 \', wo sie sitzend dargestcllt ist.

Hei Bendorff, G. u. S. V.: 21 tritt noch eine besondere I landgeberde hinzu, welche die verhüllte Person als Trauer-gestait eharakteiisiert. Dass das feste Zusammenfassen der Klcider im Allgemeinen als Zeichen der Trauer galt; zeigt z. H. der trauernde Achill: Monunienti del. 1st.: XI, 8, XI, 20.

2quot;. Als Vorstnfe einer solchen vollstandigen Verhüllung scheinen tnir diejenigen I\' iguren zu betrachten zu sein, welche niit der Hand ihr Kleid rmsaminen gefasst haben; wenigstens konimt auch diese Gebertle sehr oft bei Personen am Grabe vor. Vgl. z. li. auf unter-italischen Gefassen ihre Darstellung inncrhalb eines Grabteinpels: Passeri, P. 1. V.: 26. 28. Heyde-mann, Kat.: 2194.2340. 3246. Jahn, Münch. Vasenkat.: 853; bei ..•mei an riniMii Grabe stellenden Person: Penorni. et de Witte: I, 12. Millingeii: 14. Inghirami, Vas. litt.: 137. Meydemann, Kat.; 2000. 2099. 3246. 3422. S. A.: 389. Walters, Cat. Hrit.

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Mus.: 213. 283. 352. unci auf wcisscn Lckythcn bei ciner sit/enden I\'igur: Duniont ct Cluipl. (quot;cram.: I, 25. 1\'otticr, l.cc. bl. Aj)!).: 81 (?). Mus. Nat. Ath.: 1850; bei ciucr stchcndcii Person: Hendorff, G. u. S. V.: 15.

ij 140. Schon oben habcn wir gesehen, dass Personen cin-ander oft mit der 1 land grüssen oder sich die 1 land entgegen-strecken.

3°. Mit dieser Geberde ist leiclit das zum Zwecke dei Anbctung erfolgende ]rorslreckcn der Hand zmu Gr abc zu vervvechscln, wie wir es linden auf unter-italischen (iefassen bei ciner an ctnem Grabe stellenden Pigur.: Passeri, 1\'. i. V.: 26. 263(r) 264(?) 267. 293. Len. et de Witte: 111,43. \' \'^y-demann. Kat.: 1975. 2147. Walters, (\'at. Pritt. Mus.: 212.213. 276. innerhalb eines Grabtempels: Len. et de Witte: 111, 43, auf wcisscn l.ckythen bei ciner an eincm Grabe sitzenden Person: Furtw., Berl. Vasenkat.: 2678; bei cincr stèhendcn Person: Bcndorff, G. u. S. V\'.: 14. 16 . 17-\'. i8 :(f) 23\' 34(f) Murray, W. A. V.: 25. 27. ath. Mitth. 1891. T. X\'. Jahrbuch 1895, \'L\'. 2. Furtw., Perl. Vasenkat.: 2454. 2459. 24(\')7- Pottier, Lcc. bl. App.: 17. 25. 26 (?) 27 (?) 38 (?) 39 (?) 46. 47. 51. 60. 62. 68. 71. 73. 76. 84. 89 (?) 91 (?) 93. 97. 98.

4quot;. Kbenfalls lcicht damit /11 verwechscln ist das Hu/por-hchcn der Hand zum Kunt wie um dieses darin zu stiitzen, cinc haufig vorkominende Traucrgebcrde, die sich findet auf unter-italischen Gcfassen bei an eincm Grabe sitzenden Personen: Passcri, P. 1. V.: 293. Inghirami, Vas. litt.: 151. 154. Millingen: 39. Fleydemann, Kat.: 2856. S. A.: 7; bei cinri l\'crson innerhalb eincs Grahtonipels: Inghiiami, \\\',is. (itt.: 371. I Icydemann, Kat.: 2024. Furtw,, Hcrl. Vasenkat.; 3245, und aut wcisscn Fekythcn hei ciner sitzenden Prison: Duin. et

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Chapl., (\'cnmi.: I, 24. Furtw., Hcrl. Vascnkat.: 2426. L\'otticr, Lec. 1)1. App.: 30(?)40; bei cincr stellenden Furtw., Herl. Vasenkat.: 2678. Pottier, Lec. bl. App.: 25(?) 26(?) 27(?) 28(?) 2g{gt;) 30(?) 3i(?)

5quot;. Kine solche rrauergeberde stellt auch das Ruhen dcs oesciikti-u Kopfcs in d:r flachen Hand dar, wie z. B. auf unter-italischen Gefassen bei an einem Grabe stellenden Figuren: Millingen, 16. Inghirami, Vas. fitt.: 139. Mus. Horbon.: IX, 53. Ileydemann, Kat.: 2858. Walters, Cat. Hrit. Mus.: 93; auf weisscn Lekythen: Furtw., Berl. Vasenkat.: 2427.

§ 141. 6quot;. I\'-in sehr bekanntes Zeichen der Trauer ist weiter das Anhgeii dcr Hand an den oberen Thcil des Kopfcs, wie wii es auf unter-ilalischen Gefassen linden bei an einem Grabe stellenden Personen: lieydeinann. Kat. S. A.: 1 to, und auf weissen Lekythen, bei einer stellenden Person: liendorff, (i. u. S. V.: 14. 16\'. 17\'. 21 . Stackelberg, G. d. 11.: 55\'.; bei eitier sit zenden: Furtw., Herl. Vasenkat.: 2445. 2459. Pottier, Fee. bl. App.: 30. Dass wir audi hier eine wirkliche \'riauerausserung haben, ergiebt sich mit Sicherheit daraus, dass wir sie hiiufig auf Prothesis-Darstellungen linden, vgl. Murray, W. A. V.: 7. Bendorff, G. u. S. V.; IPottier lec. bl, 1. 1, Pici l\'quot;rauen ist diese Gebeide nicht mit Sicherheit von derjenigen zu unterscheiden welche die

7quot;. Ldsiut\'ï des f/diires beg/eitet, wie wir sie auf weissen Fekythen sehen bei einer sitzenden Person: Murray, W. A. V.: 10. liendorff, G. u. S. V.: 25, welche Scenen wahrscheinlicli die Vcranlassung gewesen sind, dergleichen Darstellungen als Todtentoilette aufzufassen. Dass es aber kei no Toiletten-sonclern cine wirkliche Trauergeberde ist, ersehen wir wie-(K rum aus verscliiedenen Prothesis-Darstellungen: vgl. Mo-nunienti del 1st.: Vlli, 5 • Annali del 1st.: 1864, O. P.

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8quot;. Hie beiden lotztcrcn Gcbcrdcn sind sohr nahc mit dci-jenigen vcrwandt, wclche wir auf wcisscn f.ckythcn .schuil, wo cinc l\'igur sich mit den Handen in die If nare g\'reift, um sic auizui\'eisscn. Uicsc Gcbcrdc ist sogar nicht immer gcnan, von der vorigen zu unteischeiden. Wir finden sic Bendoiil G. u. S. V.: 24\' quot; Furtw. Beri. Vascnkat.: 2446. Mus. Nat. Ath. 1955 (Abb. 6.) Pottier, Lec. bl. App.: 48. 73. 82. Auch hier sind die oben genannten Prothesis-Darstcllungen zu vergleichcn (vgl. nquot;. 7).

yquot;. Am starksten findet die Trailer ihren Ausdruck in den Scenen, wo cine Person sich auf die entbl\'ósste Urns\' sehlagt, wie wir es auf Lckythen abgebildet linden bei einci stellenden l\'crson: l\'urtw., Perl. Vascnkat.: 2632. Mus. Nat. Ath.: 1930. [934. 1967, bei einer sitzenden Mus. Nat. Ath.: 1S33. 1955 (vgl. Abb. 6).

ij 142. Uie Personen siiul meistens stehend odcr sitzend dargestcllt. Hisweiien kniect. audi eine beim (irabc, wie wir es auf weissen Lckythen: Bendorff, (i. u. S. V.: 17. furtw., Perl. Vascnkat.: 2466. Mus. Nat. Ath.: 1770. 1930. 1934. dargestcllt finden, Auch kommt es vor, dass man sich gogen das Grabmal anlchnt. So auf untcr-italischen (iefassen inner-halb eincs Gfabtcmpcls: Passeri, P. i.V.: 28. Inghirami, Vas. (Ut.: 42. Mus. Porbon.: VII, 23. Heydemann, Kat.: 2U)5. 2076. 2235. Walters, Brit. Mus. Catal.: 351., bei cinein (irabc: Mus. Porbon.: Vil, 23. Passeri, P. i.V.: II, 110. Millin: II, 52. 70. 1 Icydemann, Kat.: 2191. 2239. 2242, und auf wcisscn Leky-tiien Pottier, Lec. bl. App.: 26. 33.40. Schr hiiulig wird auch der cine P uss auf die Stufcn des Grabmals gcsctzt (vgl. ^ 125).

S 143. Wir sahen also, wie die verschiedcnen X\'asenbildci uns cin genaues Bik! von dem Vcrkchi au den Grabeni,

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vod der Trauer der Vcrwandten und den (leberden, in welchen sie ihren Ausdruck fand, geben. War sahen, wie die Verwaiulten, stehend, sit zend oder knicend das Grab ihres Verstorbenen ntnringen und in verschiedener Weisc durcii Geberden iliren Schmerz zeigen; dann sahen wir, ie audi Wanderer, zu Fuss oder zu Pferde am Grabe vorbeikonimcnd, lieiantrctcn, um den Todten ilire Verchrung zu erweisen, oder den trauernden Verwandten triistend zuzureden. Diese Vasenbildcr zeigen nns also das wirkliche Treiben auf dem 1\'rietlhof, wie es den Verstorbene lieb war. Ks braucht uns also gar nicht zu wundern, dass wir es eben darum auf den Gefassen, welche den Todten mitgegeben wurden, abgcbildet fnulen. Hierniit ist aber unscr Vasenniatcrial bei Weitem noch nicht erschopft, denn anch fiir die F rage, was man zum (jrabe mitzubringen pflegte, was man den Todten zu opfern gewohnt war, sind unsere Vasenbilder von hoheni 1nteresse.

S 144. Betrachten wir jetzt also die Gegenstande, welche wir bei den Personen auf den (irabern an treffen, et was genauer.

lquot;. Zuerst fallen uns die Stii/ih\' auf, auf welchen die Personen an den Grabern sitzend dargestellt sind. Heispiele sind auf unter-italischen Gefassen bei einem Cirabe wahrscheinlich : Millin: I. 29. und innerhalb eines Grabtempels: Passeri, P. i. V.: 25. 26. 182. zGj. I.enorm et de Witte: I, 12. Gerh., ap. \\\'as.: IV\'. Monum. del 1st.: X, 26. Muil. Wies.: I, 275. Hey-demann. Kat.: 859. 1760. 2000. 2047. 2099. 2194. 2198. 2199. 2340. 3229. ,5254. S. A.: 705. Walters, Cat. Pr. Mus.: 352, auf weissen l.ekythen: Hendorff, (i. u. S. V.: 22. üumont et t\'hapl. Céram.: I, 26. Mus. Nat. Ath.: 1840. 1947. 1\'ottier, 1 -cc. bl. A pp.: 14. Jahn, Munch. Vascnkat.: 198. Ivs wundert

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mis iiatürlich schr, bei eincr Sccnc, wclclic wir als 1\'quot;rictllxifs-scenc erkannt haben, cincn Stulil abgcbiklet zli scIkmi. Dicscr vviirdc uns sugar an der Richtigkeit der iM-klarung zweifcln lassen kunnen, und es schcint mir, dass eben diescr Stuhl zu den anderen Deutungen dieser Sccnen gcführt hat, weil man wegen der Anwesenheit soldier I lausgcriithe meintc, die Scene als innerhalb eines Hauses vorsich gchend, auflassen zu mussen. Wie kamen die Maler mm dazu, bei einem (jrabe einen Stuhl abzubilden? Wenn unsrc Auffassung richtig ist, so haben wir zu bewcisen, dass wirklich Stülile bei den (irabern gebraucht wurdenj dies stellen aber gewisse Scenen auf unsren Gefassen ausser Zweifel.

So sehen wir: Murray, \\V. A. V.: 27 zwei Fraucn damit bescluiftigt, einem Grabe ihre Ojifer zuzubringen, also ohne Zweifel eine einfache (irabcultsccne. Neben dem (jrabmal steht aber cin leerer Stuhl, demjenigen ganz ahnlich, auf welchem wir so oft eine Person beim Grabe sitzen sehen. Auf dem Stuhl steht ein grosser Korb mit Opferspenden. Vielleicht bat Pottier, Lec. bi. App.: 48 eine abiiliche Scene gesehen. Hier ist es natürlich mimöglich,

tlie Anwesenheit des Stuhles beim Grabe in irgend einer anderen Weise zu erklaren,

als dass man ihn wirklich beim Grabcult benutzte. Auf einem Lekythos, welcher mir nur nach einer Photographic bckaunt ist fs. Abb. 8), sehen wir einen Stuhl oben auf ein Grabmal, wahrscbeinlich zur Auf-bewahrung, hingestellt. Nun wissen wir weiter, dass man im Altertlmm die Ge-wohnheit hatte, sich Stuhle mittragen zu lassen (vgl. Monu-inenti del. 1st.: 11. 22 sieh l iutw. Meisterw. S. 186) und dass

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dies audi bei Gangen zum Fried hof geschal), bcwcist unbe-ilinyt die Scene auf einem Lekythos in Herlin (Archaeol. Anz. 1895 S, 41.), wo cine Sclavin, welche auf dem Kopfe einen Stuhl zii einem Grabmal tiagt, abgebildet ist, vvahrend ihre I lerrin ihr dire Befehle ertheilt (vgl. Abb. 9). Audi bei Heyde-niann, Kat.: 2070 sehen wir einen Jüng-ling, der sich gegen eiae Stele lehnt, und hinter ihm eine geschmiickte Frau, welclie einen Stuhl herbeitragt. Audi hier luiben wir wohl an eine Grabscene zu

\\ i ■ i r-1-----------7 denken, doch steht die Frkliirung nicht

------- voüig fest.

Ks lasst sich aber nicht bezweifeln, dass man bei den Grabern nianchmal auf Stidilen sass, welche man votn llause mitgebracht hatte.

3quot;. Verwandt sind die Scenen, wo wir cin Tisc/ic/ien beini (irabe abgebildet finden, /. B. folgeiuU-: auf einem unter-itali-sclien Gefassen : Inghiranii, Vas. fitt.: I Vr, 37 1, wo zwei soldier l ischchen, auf wdclien verschiedenes Opfergerath stelit, von zwei Mannern getragen werden, und auf weissen Lekythen : Mus. Nat. Ath. ■ 1982, wo neben einer geschniiickten Stele links eine opfernde Person mit Opferschale, rechts ein Tisch-chen mit Opferspenden und eine zweite Person stehen, I\\Ius. Nat. Ath.; 1929, wo vor einer niedrigen Stele ein Tischchen steht, aul welchem verschiedene Opfergabcn liegen, wahrend zwei 1\' rauen da mit beschaftigt sind, die Gaben vom Tische fortzunelimen und sic auf die Stele zu legen. Dass dieses 1 ischchen in ahnlicher \\V eise, wie jener Stuhi, als liausli-ehes (lerath, welches die Personen mit zum (irabe genom-inen haben, zu erklaren ist, ergiebt sich \\on selbst.

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§ 145- Von den übrigun fiii den (iiabcult gcbrauchlichcn Gcgenstanden siiul noch zu nennen:

3°. Die Opferschalc, welchc natiirlich kei nor wciteren ICr-klarung bedarf. Wir (inden sic auf unter-italischen (jefiissen, in den Handen einer Person innerhalb eiues Grabtempelchens : Passeri, P. i. V.: 189. Millin: 11,27, Miiller Wiesel.: 1,275. Annali del. 1st ilt;S7t, N. VVien. Vorl. Hl. IC, 5. 1 [eydenirmn, Kat.: 2029. 2193. 2230. 2887. 2291. S. A.: 607. K. C.: 28. Furtvv., lierl. Vasenkat.: 3259. 4225. Mus. Nat. Ath.: 1678. Masncr, Katal. Mus. VVien.: 474. Walters, Catal. Hritt. Mus.: 335. Leiden. Mus, G. N. V. 133; in den Manden von opferndeii Personen beim Grabe. Passeri, 1\'. i. V.: 25. 26. 28. 29. 84. 110. 143. 145. 189. 190. 264. 267.270.271.272.289.291.293. Millin: 1, 29. II, 32. 38. 51. 52. 70. Millingen: 19. Inghirami, Vas. fitt.: [, 12. 20. 32, II, 142. 151. 156. 111. 323. 389. 393. Geril, ap. Vas.: 16. N. P \' 1\'. Gerh., Trinksch.: II, 13—16 Tisclibein : 111,40.46. Muller Wiesel.: I, 275. Annali del 1st.: 1840.0. 1871. N. hou. Gr. Vas.: 39. Heydemann, Kat.: 1759. 1763. 1844. 1964. 1975. 2000. 2006. 2024. 2033. 2051. 2099. 2106 2147. 2192. 2194. 2197. 2199. 2203, 2208. 2253. 2272. 2279. 2291. 2337- 2399. 2417. 2858. 3126. 3228. 3229. 3234. 3246. 3254. 7691. S. A.: 14. 454. 687. 689. 690. 704. 705. R. C.: 7. 13. 22. 28. Jalin, Miinch. Vasenkat.: 814. 847. 853. Kurtw., Perl. Vasenkat.: 3243. 3244. 3246. 3262. 3317. 3168. 3250. 3024. 4225. Mus. Nat. Ath.: 1678. Walters, Cat. Pr. Mus.: 212. 213. 276. 281, 282. 283. 302. 312. 313. 331. 333. .\'S1- 353; auf vveissen Lekytlien, in den 1 landen einer stellenden Figur: Stackelbcrg, (i. d. II.: 442. HendorHquot;, (i. U. S. V.: 202.

4quot;. Der Opfcfkorl), in welchein fast alle ()[)fergaben zu dein (irabe getragen wurden. Wir fanden ihn in vcrschicdener

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Grosse, sowohl in dor Mand, als auch auf dem Kopf getra-gcn. Der kleine Korb ist niclit immer bestimmt von einer Schale /.u unterscheiden. Wir finden ihn auf unter-italisclien (lefassen, in den Manden einer beim Grabe stellenden 1\'i-gur: Passeri, P. i. V.: 84. 271. Millin: I, 51. Millingen; 17.39. Inghirami, Vas. fitt.: 11 140. 111 393. Tischbein: 111, 30. Gcrh., apul. Vas.: 12. Aquot; 1 . Wicn. Vorl. BI. IC, 5- Müller Wieseler: I, 275. Meydemann, Katal.: 2000. 2147. 2195. 2198. 2340. 2368. 3126. S. A.: 9. R. C.: 7. Furtw., Herl. Vasenkat.; 3242. 3243. 3244. Walters, Cat. Brit. Mus.: 279. 281. 283. 302. Mus. \\Tat. Ath.: in den Handen einer

1\'igur innerludb eines (1 rabtempcls: lleydemann. Kat. S. A.: 6. R, C.: 7. Auf weissen Lckythcn kommt er sehr oft vor; so in den Handen einer beim Grabe sitzenden Figur: Mus. Nat. Atli. 1772 (Abb. 7) Pottier, Lec. bl. App.: 87. 93, und in denen stchender Personen: Dum. et t\'hapl., (\'éram.: I, 25. Stackel-berg, (ï. d. li.: 44\'. 45 . Bend., (j. u. S. V.: 14. 16\'. 20\'. 22\'. 25. 26. Murray, W. A. V.: 10. 27. Leiden. Mus. R. O. II, 61. 62. Pottier, Lec. bl. App.: 8. 16. 18. [9. 24. 46. 51. 52. 59. 60. 62. 65. 66. 67. 69. 72. 74. 78. 82. 84. 87. 92. 94. 95. 98. 102. Furtw. Berl. Vasenkat.: 2452. 2457. 24^2-

2463. 2464. 2465. 2678. 2682.

gt;; 146. Fine nahere Besprechung erfordert: 5quot;. das Kdstchen, das wir so oft in den Handen der Figuren abgebildet linden. Fs ist dasselbe Kastellen, das man gevvöhnlicli Toilettenkasten nennt; aber wenn ein solches Kastellen auch obne Zweifel quot;ft zu diesem Zwecke diente, si 1 ist cs doch unmöglich es auch hier in derselben W\'eise zu erklaren. Wir selien es so oft zusammen mit anderen Opfergegenstaiulen in den Handen opfernder Personen, wei-

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chc an ein (irabmal hcrantrctcn, class wir nicht umhin kon-nen, cs ebcnfalls als üpfcrgcrath zu betrachten, also als cin Kastellen, das dazu diente, die zur Schtniiekung des (ïra-bes bestimmtcn Dinge zu diesem hinzutragen. Betrachten wir z. B.: Passeri, P. i. V.: III, 271, wo rechts oben einc l\'rau sitzt, welche zu einem Grabmal (in welchem eine Kampf-scene abgebildet ist) einen Kranz emporhebt, wahrend sic in der anderen Hand ein geöffnetcs Kastellen halt und neben ihr cine Taenia und eine Hydria liegen. Hei solchen Sccnen ist cs unmöglich, an Toilettenscenen zu denken, und ist die Krklarung des Geriithes als Opferkastchen die einzig rich-tigc. Dasselbe liisst sich aus Sccnen wie: Passeri, P. i, V.: 29 sch li essen, wo rechts unten cine Prau ein Kastchen zu etner Grabstele cniporhiilt. Passeri, P. i. V.: lt;S4, wo eine innerhalb eines Tempels vorwiirts schreitende l\'rau, bei wel-cher also unmöglich an eine Toilette zu denken ist, den Deckel eines Kastchens, das ihr eine opfertragende Sela vin darreicht, aufhebt. Wir dürfen daher mil Sicherheit das Kastchen, das in den 1 landen der Figuren auf unter-ilalisclun (jcfassen vorkommt, als Opferkastchen deuten, und dasselbe liisst sich natürlich auch von dem Kastchen auf weissen Lekythcn behaupten.

Wir finden das Kastchen auf unter-italischen Gefasscn in den Handen ciner Person innerhall) eines Grabtempels: Passeri, P. i. V.: 22. 24. 84. 85. Lenorm ct de Witte: 111, 43. Gerh., app. Vas.: 16. Monumenti del. Jst. X, 26. I leydcmann, Kat.: 2099. 2106. 2134. 2199. 2232- 2239- 225 5\' 227^. 228/. 2385. Purtvv., Perl. Vasenkat.: 3262. Walters, (\'atal. Br. Mus.: 352. Peidcn. Mus. G. N. V. 107; in den I landen ciner beini (Irabe stehenden Person: Passeri, P. i. V.: 26. 28. 29. 53. 143. 184. 190. 271. 284. 293. Millin : II, 27. 32. 33. Millingen : 14. iS. Inghiraini,

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Vas. fill.: 12. 21. 22. 137. 389. 393. Gerhard, ap. Vas.; 16. Aquot;\' quot; li -Annali dell. Isl.: 1871, N. Monumcnli clcl. Isl.: X, 26. Gcrb., Trinksch.: II, 23—26. Müllcr Wies.; 1,275.1.011, (jr. Vas.: 41. Wicn. Vorl. Hl. K, 5. Heydcmann, Kat: 1308. 1755. 1759. 1763. 1765. 1985. 2000. 2051. 2076. 2099. 2106. 2147. 2192. 2194. 2195. 2197. 2198. 2199, 2203. 2208. 2217. 2239. 234O. 2368. 2417. 2856. 3229. 3246. 3254. 3422. S. A.: 9. 454. 687. 689. 690. 704. 705. R. C.: 28. Walters, Cal. Hr. Mus.: 212. 213. 269. 276. 279. 282. 283. 312. 331. 332. 351. 352. Jahn, Munch. Vasenkat: 810. 845. 852. 853. Furtw., Heri. Vas. Kat: 3242. 3243. 3244. 3245. 3248. 3262. Mus. Nat. Alii.: 1678.

In Grabscenen auf weissen Lekythen befindet es sich in den I landen einer bcim Grabe silzenden Person: Heiulorfl, G. u. S. V.: 15. Mus. Nat Alh.: 1840. Pottier, Lec. bl. Apj).: 68, und einer stellenden: Pottier, 1 ,ec. bl. App.: 37. Vgl. zu diesem Kastellen auch Pottier Lee. bl. S. 66.

6quot;. Ziemlich oft koninil ebenfalls zur Heförderung der Grabspenden ein Eitnerchen vor. W\'ir linden dies auf untcr-ilalischen (refassen in den Manden einer Person, die beini Grabe steht: Passeri, P. t. V.: IIO. 193. 197. 261. Millin: 11, 38. 52. 70. Inghirami, Vas. lilt.: 20. 21. Wicn. Vorl. 131. li, 5. I leydeinann, Kat: 1308. 1760. 2005. 2193. 2197. 2239. 2276. 2394. S. A.; 9. Tisehbein: II, 43. III, 30. Purtw. Heri. Vasenkat: 3317; innerhalb eines (irabtcinpcls. 1 leydeniann, Kat: 2033. 2197. Pelden. Mus. G. N. V. 107; auf weissen Pekylhen vielleichl Hend. (i, 11. S. V.: 16 .

ij 147. 7quot;. In derselben Weise werden wir, meines Krach-tuis, auch den Kalathos aufzufassen baben. Ohne zweifel diente diescr Korb in i-rsler Linie zuui (iebrauch innerhalb

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des Hauses, iind zwar als Arbeitskorb; abcr sein haufiges Vorkommen auf (irabscenen zwingt uns zu cicr Annahmc, dass man, wie das Kastchen, das ebenfalis meistens zu haus-lichen Zvvccken diente, so auch jenen Korb benutzte, um GegcnstÉinde y.uin Grabe zu tragen. Angesichts von (irabscenen wie Passeri, P. i. V.: StS, vvo V)ei einem Grabtempel eine l^rau sitzt mit Opferspenden in den Handen und einem ICalathos vor sicli, vcrstcht man überhaupt nicht, wie ein solcher Korb dort zu etwas Anderem als zur Aufbewahrung von Opfergaben hiitte dienen sollen. Furtw. Herl. Vasenkat.: 3171. sehen wir auch wirklich, dass der Kalathos Taenicn enthalt. Sehr treffend wird jene Au(ïassung bestiitigt durch die bekannte 1\'jzahlung bei Vitruv (IV) über die Kntstehung des Corinthischen Capitals:

„Virgo civis corinthia jam matura nuptiis implicata morbo decessit. Post sepulturam ejus, quibus ea virgo viva proclivius delectabatur, nutrix collecta et composita in calatho pertulit ad monumentuni el in summo collocavit et, uti ea perma-nerent diutius sub diu, tegula texit u. s. vv.quot; Hier finden wir jenen Gebrauch des Kalathos zur Aufbewahrung von Gc-genstiinde, welche man den Verstorbenen darbrachte, aus-driicklich bezcugt, und die Darstellungen, in vvelchen ein Kalathos in oder auf das Monument gesetzt, (wie Ileydemann, Kat.: 2380. 2099. Furtw. Herl. Vasenkat.: 3024, 3171. 3317-) oder neben das (irab gestcllt ist (wie Len. et de Witte 111 43. Ileydemann, Kat.; 1760), sind also gleichsam als lllustra-tionen zu jener Frzahlung zu betrachten. Wir finden den Kalathos in den I landen einer Person, welchi: ihn zu einem (irabe tragt: Ileydemann, Kat.: 2195. 2iy8. 3234. 3246, inden Handen einer Person innerhalb eines Grabtempels: Imii Iw . Herl., Vasenkat.: 3245, und lifters neben einer am Grabe sitzenden

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Person auf den ISodcn gcslcllt: Passeri, P. i. V.: 28. Walters, ( at. ISrit. Mus.: 252. Ilcydemann, Kat.: 1844. 2049. lt;- -: 7. i\\uf weisscn Lckythen sah icli den Kalathos in (irab-scencn mir einmal auf eincm IvKemplar, (.las mir nur nach einer Photographic bekannt ist (s. Abb. 8), wo er zusammcn mit cinem Stnhl oben auf cinctn Grabnial steht (vgl. ^ 144).

§ 148. Die tiegenstande, vvelche in diesen Kórben, Kastellen and Schalen zu den Grabern getragen vvurden, waren wold, um mit Vitruv zu reden, Dinge, die dem Verstorbene bei Leb/.eiten I \'reude machten ; dazu gehoren wold Schnuick-gegenstande (wie Taenicn), unci Opfergaben im eigentlichen Sinne. I)iese mogen aus Priichtcn oiler anderen Speisen bestanden haben, welche uir oft auf Schalen oder auf den (jrabern selbst dargestellt finden. (Vgl. P. Passeri, P. i. V\'.: 25. 28. 110. 145. 271 u. s. vv.). Doch wurden auch Plussig-keiten auf die (iraber ausgegossen, wie das z. P. das Hild bei Passeri, P. i. V.: 28. (= Lenorm. et de Witte: I, 35) beweist. Wclcher Art diese b lüssigkeiten waren, darauf haben wir hier nicht niiher eiiizugehen. Ks fragt sich nun, welche Ge-rathe zu dieser Art des Podtencultus gedient haben. Krstens scheint es, tlass da/u die Opfcrschale (nquot;. j) verwandt worden ist; dafür spricht das Vorkommen dieser Schale in den Handen derselben Person, wclche auch ein anderes Gefass tragt, z. P.: Millin: II, 70. Muller, Wicseler: I, 275 u. s. w.

§ 149. Betrachten wir jetzt auch noch die verschiedenen anderen Gefasse, welchen wir in den (irabscenen begegnen.

8quot;. Schon oben sahen wir den Gcbrauch einer Hydria an i inem (irabi\' (Passeri, P. i. 28). Ofters finden wir dieses ;.;i\'quot;gt;sseiv (lef\'ass ,,uf einein (irabe stehen, was dessen (iebrauch

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bci dcmsclbcn hinlanglich bewcist; vgl. die Bcispicle bei: Millin: II, 51. Millingcn; 14. Inghirami, Vas. fitt.; 137. 154. 156. Len. ct du Wittc: 1: 43. Hcydem., Kat.: 1755. 2856. 3234, und auf weissen 1 ,ekythen: I\'urtw., Hcil. Vasenkat.: 2446. Kin soldi grosse res Gefiiss, das also fur cine grössere Menge !• liissigkeit gedient hat, inulet sich in den 1 liiiulun einer an einem Clrabe stellenden Person: Passeri, P. i. V.: 2tS. 293. Inghiratni, Vas. litt.: 32. 139. 141. Annali del. 1st. 1871. N. C). Millingcn: 16. Jahn, Miinch. Vasenkat.: 847. Cat. ISr. Mus. Walters 213, und auf weissen Lekythen. Pottier Lec. bl. App. 8 (?).

9quot;. Dann sehen wir ziernlich oft cinen Kr/tg oder eine Kantic in den Miinden von (irabbcsuchern, sowohl innerlialb eincs Grabtempels: Aliiller Wieseler: I, 275. ileydemann, Kat.: 2026. 2194. jahn, Münch. Vasenkat.: 849, als audi bci einem (jrabc: Millin: II, 70. Ingliirami, Vas. litt,: 20. 32. Ileydemann, Kat.: 2192. 2208. 3246. 3254. Jahn, Miinch. Vasenkat.: 847. Kurtw., Berl. Vasenkat.: 3 r6S. 41 25, und auf weissen I .ekythen : I lend., G. u. S. V.: 20 \'.

Dass audi diese (lefasse bei Opferspenden Verwendung fanclen, schcint mir ganz sicher.

10quot;. Sehr merkvviirdig ist aber der Kan/har os inden Manden von (Irabbcsuchern; er lindet sich sowohl inncrhalh eincs Grabtempels: Heydeni., Katal.: 2417. h\'urtw., Bcrl. Vasenkat.: 3246. Walters, Cat. Brit. Alns,: 281, als audi bei einem Grabe; Millin: II, 70. Inghirami, Vas. litt.: 42. 154. 155- Gcrh., app. Vas.: B\'o. Ileydemann, Katal.: 2076. 2193, Mus. Horbon.: VII, 23. Walters, Cat. Brit. Mus.: 334.

1 )ass dies Gefiiss w irklich beim (irabcult gebraucht wurde, wird sehr wahrschdnlich (lurch das Vorkomtnen eines Kan-tharos als Stclekmiuuig bei: Millingen : 39. Ileydemann, Kat.:

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1844. 2126, vvozu man natiirlich cin (iofass, das Nichts mit dcni Grabcult zu schaffen hatte, niclit benutzt liabcn wircl, unci cladurch, (lass wir cs auf clic Stufcn cincs Grabmals gc-stcllt linden, bei: Heydemann, Kat.: 2417. 2856.

11quot;. l\'.ndlich sind noch die Lckythen, Aryhallcu und Ala-bastrcn /11 nennen, welche entweder als Grabschmuck oder /,u Oelspcnden (vyl. Pottier, Lec. bl. App.: 37. 94.) gedient haben. Wir linden sie auf unter-italischen Gefassen, in den Manden von 1\'ersonen bei einem Grabe: Millingen: 17. 39. Inghirami, Vas. fitt.: 42. 151. IMonumenti del 1st. X, 26. Lou, (jr. Vas.: 39. Heydemann, Kat.; 1964. 2076. 2193. 285S. S. A.: 705. Jahn, Munch. Vasenkat.: 853. Furtw., Hcrl. Vasenkat.: 3170. 3242. 3250. 3279. Walters, Cat. Brit. Mus,: 280. Mus. Borbon.: VII, 23; innerhalb eines Grab-tempels Heydemann, Kat. S. A.: 13; und auf weissen Le-kythen, in den 1 landen einer sitzenden Person: Hendorfl, G. u. S. V.: 20\'. Pottiei\', Lec. bl. App.: 66, einer stehenden, Dumont et (\'hapl., Céram.: I, 25. 35. Hendorfl, G. u. S. V.: 25. Murray, W. A. V.: 10. 27. Stackelberg, G. d. H.: 44. 452. l-\'urtw., Her!. Vasenkat.: 2445. 2682. Pottier, Lec. bl. App. 7. 37. 74. 94, wie wir sio audi oft an einem Grabmal aufgehangt linden : auf weissen Lekythen Bendorff, (i. u. S. V.: 18. 2). Murray, W. A. V.: 13. 27. Stackelberg, G. d. Mus. Nat. Ath. 1935; und auf unter-italischen (iefassen: Inghirami, Vas. litt.: 32. 140. 151. 154. Heydemann, Kat.: 2S56. Jahn, Munch. Vasenkat.: 847. Furtw., Herl. Vasenkat.: 3170.

i; 150. Ls wurde keinen /week haben, hier alle Vasen-artcn, welche ausser den genannten in (Irabscenen volkommen. auf/.ir/.ahlen. Nur eine muss hier noch erwahnt wer-

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den, deren Gebrauch, obwohl ihr Vorkommen in Grabsce-non gesichert ist, mir Zweifel lassl.

12quot;. Ich meine die kleine Schale mil spitzettt Deckel, welche wir auf weisscn Lekythen finden; sielie z. lï. ]Junionl et Chapl. Céram.: 1, 25. Hendorff, (ï. u. S. V.; 22. Murray, W. A. V.: 27. Mus. Nat. Ath.: 1955, Annali dell 1st. 1862, L. unci unsere Abbildung nach einer Photographie (Abli. 8). Von dieser Schale selbst bewahrt tlas National-Museum in Athen noch ein Kxeniplar (nquot;. 1039). Wahrscheinlich haben wir sie als Stele-Krönung auf dem unter-italischen (jefasse: lleydemann, Kat. S. A.: 8.

§ 151- Iliermit sind also die Gerathe, w elche am haufigsten beim (irabcult benutzt wurden, aufgeziihlt. Gehcn wir jetzt y.u den verschiedenen Dingen über, die zur Schnuickung der (iraber gedient haben.

13quot;. Da sehen wir erstens die Taenia. Dass sie als Grab-schmuck gedient hat, zeigen uns zaiillose Beispiele auf unter-italischen (jefassen: Passeri, 1\'. i. \\\'r.: 29. 191. 195. 261. 272. 291.293. Millin: I, 15. Millingen: 39. Inghirami, Vas. fitt.; 21. 53. 140. 141. 142. 151. 154. 155. 321. Mus. Horhon.: VII, 23. Tischbein: II, 30. 111, 40. Gerh. l\'rinksch.; II, 26. Lou, Gr. Vas.: 39. Mus. Nat. Ath.: 1678. lleydemann. Kat.: 796. 1308. 1765. 1779. 1985. 1996. 2005. 2006. 2047. 2051. 2076. 2106. 2147. 2193. 2208. 2217. 2239. 2253. 2255. 2272. 2276. 2279. 2311. 2368. 2394. 2399. 2417. 2856. 2858. 3126. 3234. S. A.: 8. ij. [8.653.689.690.704.705. Kurtw. Hcrl. Vasenkat. : 3022. 3168. 3170. 4125. Walters, (\'at. Hrit. Mus.: 212. 215. 280. 282. 283. 302. 312. 333. 334. u. s. w. auf weisscn Lekythen; Duniont et (\'hapl., Céram.: 35. 36. Murray, VV. A. V. 5. Hendorff, (}. u. S. V.: 6. 18\'. 20. 21. 22 . 24. 25. 26. 34.

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Stackelber^, (i. d. H.: 44. 45. 46. ]\'quot;urtvv., Samml. Sabouroff: 1, 60 . Furtw., Berl. Vasenkat.; 2421. 2448. 2450. 2451.2454. 2464. 2466. 2682. 2683. 2685. Jahn, Miinch. Vasenkat.: 200. 201. Pottier, Lec. bl. App.: 14. 24. 35. 46. 48. 50. 51. 53. 55. 62. 65. 68. 69. yo. 71. 72. 73. 83. 93. 95. 101. Annali del 1st.: 1842, L. Mus. Nat. Ath.: 1772. 1995.

Sie ist also wohl eine der haufigsten Schmuckgcgenstande fur die Verzicrung der (liaber. VVir finden sic: auf unter-italischcn (iefassen in den Manden einer Figur innerhalb eines Grabtenipels: Passeri, F. i. V.: 28. (ierh., Trinksch.: II, 23. !■\' u rtw., Hcrl. Vasenkat.: 3260. Massner, Kat. Mus. Wien: 474. Heydemann, Kat.: 2106, 2192. 2197. 2230. 2276. 2287.2291. 2^40, walircnd sie von einer Person zu einem Grabe getragen wird: Passeri, 1\'. i. V.: 28. 29. no. 143. i82igt;. 190. 193. 197. 267. 270. 291. Miilin: I, 15. 51. II, 38. 51. Millingen: 39. Inghiratni, Vas. fitt.: 20. 53. 140. 141. 156. 389. 393. Annali del 1st.: 1871. N. Tischbein: 11, 30. (ierh., Trinksch.: 11, 26. Müiler Wiesel.: I, 275. Lou, Gr. Vas.: 41. (ierh., ap. Vas.: 16. H1-»-\'quot;- A\'\' Lcnorm. et tie Witte: I, 12. Mus. Nat. Ath.: 1678. I\'urtvv., Hcrl. Vasenkat.: 3171. 3246.3247.3248. 3259. 3260. 3262. 4125. Jahn, Münch. Vasenkat.: 810. 845. 849. S52. 853. 1 leydemann. Kat.: 1308. 1759. 1763. 1765. 1844. 1975. 1985. 1991. 2022. 2024. 2047. 2051. 2099. 2106. 2192. 2193. 2195. 2198. 2199. 2203, 22ü8. 2239. 2242. 22/2. 2276. 2311. 2337. 2340. 2380. 2856. 3234. 3246. 3254. 3422. S. A.: 7. 645. 689. 704. 705. R. C.: 7. Walters, Cat. Hrit. Mus.; 213. 279. 281. 282. 283. 331. 333. 334. 335. 351. 352. Leiden. Mus. G. N. V. 154. Auf weissen l.ekythen linden uit die Taenia in den Handen einer bei cineni (irabe sitzen-di n Person: k\'urtw. Berl. Vasenkat.: 2464. Pottier, Lee. bl. App.: 68, mul von einer Person zu einem (irabe gebracht:

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115

Diimont ct Chapl., Ccram. : I. 24. Murray, W. y\\. V.: io. Uendorff, (i- u. S. V.: 14. 16. 18\'. 20\'. 21\'. 24:. 25. 26. Stackclberg, (j. d. H.: 44. 451. Aimaii del 1st.; 1842 L. 1\'urtw., Heil. Vasenkat.: 2445. 2448. 2450. 2431. 2453. 2454. 2457. 2458. 2462. 2463. 2464. 2465. 2679. 2682. Pottier, Lcc. 1)1. A pp.: 24. 42. 44. 46. 53. 54. 62. 65. 66. 71. 72. 74. 76. 78. 79. 80. 86. 95.

14quot;. Audi Krauze wurden sehr haufig als Grabschmuck vcrwandt. Siche z. H. die damit geschmiickten Cjrabmaler auf uiiter-italischen Gefiisscn: Inghirami, Vas. fitt.: 11, 140. Walters, (\'at. Br. Mus.: 282, auf vveisson Lekythen : Hend., (i. u. S. V.: 18. Nat. Mus. Ath.: 1955. Murray, W. A. V.: 13. 18\'. Stackel-berg, (r. d. II.; 451 !■\'urtvv., Herl. Vasenkat.: 2427. Pottier, l.ec. hi. App.: 14. Auf unter-italischen Gefiissen linden vvir einen Kranz in den 1 liinden cincr Person innerhalb eines (rrabtcmpels: Passeri, P. i. V.: 85. Inghirami, Vas. fitt.: I, 20. Walters, Cat. Br. Mus.: 335. 341. 355. Furtw., Bcrl. Vasenkat.: 3253. Heydem., Kat.: 859. 1763. 2033. 2197. 2251. S. A.: 7. 607. Leiden. Mus. G. N\'. V. 154.

Kr vvird von einer Person zu einem (irabe getragen : Passeri, P. i. V.: 25. 26. 28. 84. 143. 145. 189. 191. 192. 267. 270. 271. 272. 291. Millin: I, 15. 51. II, 27. 32. 51. Mi Hingen: 39. Inghirami, Vas. fitt.: I, 1 2. 20. 2 1.42. 53. II, 1 5 1. 1 55. 1 56. IV, 389. 393. Mus. Borbon.: V 11, 23. IX, 33. Annali del 1st.: 1871. N.O. Tischbein: III, 46. Furtw. Berlin. Vasenkat.: 3022. 3024. 3171.

3242. 3243- 3244-

3246.

3250.

3252.

3259-

3260.

3279. Jahn,

Munch. Vasenkat.

: 8lO.

815.

1lej\'di

einann.

Kat.:

1759. 1763.

1964. 1975. 1996.

2000.

2006.

2022.

, 2047.

2051.

2 106. 2 147.

2191. 2192. 2193.

2194.

2\'95-

2197,

. 2198.

2199.

2203. 22O8.

2242. 2253. 2276.

2279.

231 1.

2337

. 2368.

2399-

24I7- 2853.

2856. 2858. 3126.

324Ó.

32S4-

342 2

. S. A.

: 9. 1

4. 454. 687.

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i 16

689. 690. 704. 705. R. C.: 7. Walters, fatal. Brit. Mus.; 213. 269. 276. 279. 283. 313. 331. 333. 334- 351 ■ 352- 353- M()-numcnti del 1st.: X, 26. Gcrh., Irinksch.; II, 23. 26. Gerh., ap. Vas.; 12. A \' • quot;• Miillcr Wiesel.: 1, 275. Wien. Vorl. HI. E. 5. Lou, Gr. Vas.: 39. Leiden. Mus.: G.N. V. 154. Auf weissen l.ekythen findet sich ein Kranz in den Handen einer an eincm (irabe sitzenden Person: Pottier, l.ec. hi. App.:9; er wird von einer Person zu einem (irabe gebracht: Bcndorff, (}. u.S. V.: 19-. 26. Stackelberg, G. d. II.: 452. Furtvv., Berl. \\\'asenkat; 2451, 2682 Jahn, Munch. Vasenkat.: 200. Pottier, Lec bl. App.: 19. 26. 29. 31. 46. 62. 67. 72.

15quot;. Zur Schniiickung des Grabes hat ohne Zweifel audi der Zivcig gedient, mit welchem wir bisweilen ein Grabmal verziert sehen. Vgl. z. li. Inghirami, Vas. fitt.: 140. Heydem., Kat.: 2147. 2197. I\'urtu., Berl. Vasenkat.: 2454.

Diusen Zweig linden wir auf unter-italischen (iefassen in den Handen einer Person innerhalb eines (irabtempels: Furtw., Berl. Vasenkat.: 3252. Masner, Kat. Mus. Wien: 474. Sonst nur in den Handen von Personen, vvelche bei einem (irabe sich befinden Passeri, P.i. V.: 26. 28. 29. 84. 143. 191. 193. Millin: I, 15. Millingen: 39. Inghirami, Vas. fitt.: I, 20. 53. II, 322. 323. 389. 393. Mus. Horbon.: VII, 23. 1\'urtw., Berl. Vasenkatal.: 3242. 3243. 3244. 3247. 3250. 3252.3259.3260. 3279. Jahn, Munch. Vasenkat.: 810. 815. 845. 849. 852. Gerh., Trinksch.: II, 23, 26. Gerh.,ap. Vas.: 12. A 1 quot; H10. Wien. Vorl. Bl. K. 5 Lou, Gr. Vas.: 41. Heydemann, Kat.: 1759. 1763. 1844. 1975. 1996. 2000. 2006. 2022. 2051. 2076. 2192. 2199. 2203. 2208. 2232. 2417. 3229. 3246. S. A.: 8. 9. 687. 689. 690. 705. Walters, Cat. Br. Mus.: 195. 269. 279. 280. 281. 282. 331. 333. 334- 351 • 352- Auf weissen l.ekythen lassen sich koine solchen Zweige in Grabscenen finden.

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i60. ICnpich siiul nocli als Schmuck fiir die Grabcr zu bctrachlcn die Blumoi mul liliittcr (vgl. I leydeiiuuin, Kat. : 2193, wo cine slele damit ^eschmiickt ist), welclic wir auf unter-italischen (ïcfassen in den 1 landen einer Person inner-halb eines Grabtempels antreffen : Passci\'i, P. i. V.: 132, 289. loeiden. Mus, G. N. V. 107 und in den Handen einer Person, welche an einein Grabe steiit Passeri P. i. \\\'r.: 26, 182^. 189. 190. 271. 289 Millin: I, 15. II, 33. Millingcn: 19. Inghirami, \\\'as. fitt.: 21. 53. 321. 389. Mus. Horbon.: VU, 23. Annaii del 1st.: 1871. N. O. I,enorm, et de Witte; 111,43. Gerh., ap. Vas.: A\'5,10 quot; 1! \' l\'urtvv., Herl. Vasenkat: 3242. 3259 Jahn, Münch. Vasenkat.: 810. 849. 853. lieydenian. Kat.: 2340. 2394. S. A.: 7. Walters, lirit. Mus. Cat.: 280. 282. Auf weissen Lckythen kommen sic nur sehr selten in Grabsccnen vor. ICin einzelnes Mal sehen wir eine Grabstele init Hliittern geschmückt: Murray, W. A. V.: 13 und Bendorff, G. u. S. V.: 242 sehen wir eine l\'igur mit einer Blurne in der Hand an einem Grabe stehen.

S 152. Habcn wir die bisher genannten (legenstande mit Sicherheit als zuni Grabcult gehorig dentcn kunnen, so steht es dageyen anders mit den Folgenden, die eine eingehendere 15esprechung nöthig machen.

17quot;. Sehr oft findet man auf unter-italischen (jefassen einen Spiegel, sowohl in den Handen einer Person innerhalb eines (irabtcmpels: vgl. I\'asseri, I\'. i. V.: 25. 26. Inghirami, Vas. iitt.: 32. 43. Mus. Horbon.; VII, 23. Monumeiiti del 1st.: X, 26, Jahn, Münch, Vasenkat,: 847. 853, Heydem., Kal,: 2047, 2076, 2172, 2385. R, C, 13, \'A\'alters, (\'at, Hrit. Mus.: 351. 352, als audi von einer Person ,111 einem (irabe lm! ragen. Passeri, P, i, V.: .3, 29. 33. 84. 110. 145. 189. 193. 195. 191\'). 197,

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i I 8

261. Millin : II, 27. 32. 39. 53. Inghirami, \\r:is. fitt.: 12. 20. 22. 321. 322. 389. 393, Mus. Borbon.: VII, 23. I\'lirtw. Hurl. X\'ascnkat.: 3244. 3247. 3248. 3252. 3259. 3260, J ah n, Münch. \\ ascnkal. ; 8lü. 815. 849, 1 Icytlcm., Kat.: 1759. 1765. 1985. 2005. 2022. 2024. 2047. 2051. 2099. 2192. 2193. 2194. 2197. 2199. 2217. 2232. 2239. 2242. 2272. 2311. 2394. 2399. 3229. 3234. 3246. S. A.: 389. 454. R. C\'.: 13 Walters, Brit. Mus. Cat.: 195. 280. 281. 313. 331. 332. 335. 353. Gcrh., Trinksch: II, 26. ap. \\\'as.; A \' quot; B 10 Muller Wicscl.: I, 275. Wicn. Vorl. BI.: I\'.. 5. Tischbein : II, 59 III, 51.

In (irabsccncn auf vvcisscii Lckythcn bin ich den Spiegel in den Manden eincr Person nicht begegnet. I\'^s fragt sich, ob wir ihn als (iebranchsstück der (irabbesucher selbst, oder als Spende an die Vcrstorbencn, mul zwar als „res qua \\isi delectabanturquot; (Vitruv. IX\') zu betrachten haben. Auf die eisten Annahme scheint die Thatsache hinznweisen, dass \\K ir den Sjiiegel bisweilen von eincr l\'igur am (jrabe benutzt sehen. Ich nenne als Beispiele soldier l iguren, die neben einem Grabtempel stellen: Walters, (\'at. Brit. Mus.: 352 (Taf. li), und solchcr, die sich neben einer Stek: befinden: Millin: li, 52. Tischbein: II, 59., welclie alle sich ini Spiegel betrachten. Vielt; andere Ikispiclc lassen sich in den oben angefLihrten Scenen van Grabbesnchern mit Spiegel leicht aullinden.

Ivs bat fiir unser Gefülil gewiss etwas sehr Sonderbares, dass eine (irabbesucherin ibren Spiegel initnimnit und ihn am Grab brnut/t, doch kauii an dein Vorgang selbst nicht

/w ■ i!e 11 werden. Andcrerseits giebt es Aiuleutungen dafiir, dass audi die /.vveitervviilinle\' Auffassung, die von einer Spende an den Verstorbeiuni, nicht ansoescblossen ist. I\'-rslens sehen wil auf dein weissen l.ckythos: Bend., (i. u. S. \\ .: 18- (?)

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ciiicn Spiegel als Opfcrgabe am (irabmal aufychan^t, wahrcncl audi I.ckythen wie Bend., G. u. S. V.: 22\' Pottier, Lec. bl. Api).: 5- 7^) vvo c\'11 Spiegel sich ini i^ildfeld zeigt ver-imithen lassen, dass derselbe wirklich als beiin (irahcult vorkommend zu betrachten ist. Weiter giebt es sehr viele Darstellungen auf den oben aufgezahlten unter-italischen Gefiissen, wo eine Person den Si)iegel wirklich zu dem (irabe hinrcicht; vgl. z. H. Passeri, P. i. Vr.: 29. 261, u. s. w. Dar-stellungen, die also beweisen, dass er als Opfergabe aufgefasst werden muss, und endlich erscheint es als sehr merkwiirdig, dass dcr Spiegel fast ebenso oft hei Mannern wie bei l\' rauen vorkommt, wahrend er doch als gewöhnliches Attribut der Manner gewiss nicht angesehen werden kann, weshalb er sich weit eher als Spende an eine l\' iau (die Verstorbene) denken liesse. Das vorkommen des Spiegels in (ïiabscenen haben wir also folgendermaassen zu erklaren. Einerseits wird er, als gewöhnliches Attribut der l\'rauen, von diesen, auch wenn sie die Griiber besuchen, mitgenommen; andererseits aber wird er verstorhenen l\'rauen oft als ihr geliebtes (jerath gespendet.

§ 153. i8quot;. Auf solch doppelte VVeise wird wahrscheinlich auch der Udcher zu erklaren sein.

I\'.r fmdet sich auf unter-italischen (iefiissen in den 1 landen einer Person innerhalb eim-s (irabtempels: Passeri, 1\'. i. V.; 23. 28. Gerh., ap. Vas.: 16. I\' urtw, Perl. Vasenkat.: 3262. 1 Icydemann, Kat.: 2000. 2106. 2198. 2199. 2340. S. A.: 7, nnd einer Person, die an einem Grabe steht Passeri, P. i. \\\'.: 25. 29. 143. 196. 197. Millin ■ I, 29. II, 27. 38. Inghirami, Vas. fitt.: 321. 389. 393. Gerh., Trinkscli.; II 2 3. (jerh., ap. Vas.: 12. 1\' \\ 1 11 IV. I,enorm, et de Witte: III. 43. Mnllei W\'iesel.:

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1 2 O

I, 275. Lou, Gr. Vas. : 39. Momiinenti del 1st.: X, 26. Amiali del 1st.: 1871 N\'. (). Furtw., Hcrl. Vascnkal.: 3170.3242.3243. 3244. 3259. 3260. 3262. Jahn, Miinch. Vasenkat.: 810. 849. 852. 853. Hcydem., Kat.: 1759. 2000. 2099. 2194, 2197.2198. 2199. 2208. 2239. 2279. 2340. 3254. 3422. S. A.: 8. 687. 689. 704. 705. Walters, Cat. Brit. Mus.: 212. 283. 331. 352. Auf wcisscn Lekythcn schen wir ihu in den Handen ciner an einem Cjrabe stehenden Person: Uumont et Chapl.: I, 25. Fottier, Lec. bl. 57.

Wir denken uns den 1\'acher also entweder als gewöhn-liches (ierath, das die Frauen hiiufig bei sich batten unci auch zu den Grabern niitnabmen, oder als Opfergabe, wie er denn auch fast ebenso oft in den 1 landen von Mannern w ie von I \'rauen vorkomnit und manchmal zu einem Grabmal hingereicht wird, z. H. Passeri, P. i. V.: 143. 197 u. s. w.

19quot;. liisweilen linden wir auch einen Schinn, den eine P\'rau über sich ausspannt, auf unter-italischen Gefassen, sowohl innerhalb cines (irabtenipels: Heydemann, Kat.: 2194. 219S, also auch an einem (irabe: Lou, (ir. Vas.: 39. Vgl. auch Inghi-rami, Vas. (Ut.: IV, 371. Diesen Schinn wird die (jrabbe-sucherin wohl fur sich selbst niitgenominen haben.

20quot;. Schon oben haben wir gesehen, dass sehr oft bewaff-nete Manner an einem (irabe erscheinen. F,s hat naturlich keinen Zweck, die mitgebrachten W\'ajfcn, welche sich selbst geniigend erklaren (fiir die F.rklarung der bewaffneten Manner am (jrabe siebe i; 134). hier niiher aufzuzahlen. bemerkt mus.-i aber w erden, dass diese \\\\ affen gewiss nicht immer als zur Person gehorig zu betrachten sind, sondern auch oil als Sponde dienen sollen. Denn dass den Todten oft Wallen dargebraclit wurden, zcigen die auf Vaseii abgebil-deten Giabmaler. an welchen WalfiMi aufgeliimgt. uder auf

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I 2 I

wclclic sic liingele^t sind, wie z. li. auf den untcr-italisclicn Gcfasscn ; Millingcn: 14. Inghirami, Vas. litt.: 137. ] leydcmaiin, Kat.; 1755. 3246. u. s. w., und auf den wcisscn I.ckythcn : Bend., G. u. S. V.: 21. Murray, W. A. V.: 11. u. s. w. Ks ist den Scenen natürlich nicht immer an/.usehen, in wclchem Sinne die Waffen in den i landen der Personen aufzufassen sind. Als zweifellose iieispiele einer I )arbnngim^ können wohl folgende geiten: auf unter-italischen (Icfasscn inncrhalb cines Grabtempels z. 15.: 1\'asseri, P. i. V.: 192. 194. Inghirami, Vas. fitt.: IV7, 322. I leydemann. Kat.: 2208. 2397. I \'urtw imglcr, Perl. Vasenkat.: 3249. 3259; an eincm Grabe: l\'asseri, 1\'. i. V.: 267. Furtw., Perl. Vasenkat.: 3168. 3259. Gerh., ap. Vas.: 89. Inghirami, Vas. litt.: IV, 389, 393 und fcrner vvahr-scheinlich noch verschiedene der ij 96 genannten Scenen. Auf weissen I .ckythcn ist wahrscheinlich cine Darbi ingung von Waffen gemeint bei Pottier, Lcc. bl. App.: 101.

21quot;. Schr merkwiirdig ist audi das Vorkomnien \\on J^aliis/ra-Gcriillicit in den Handen der Grabbcsucher. So linden wir auf untcr-italischen (icfasscn inncrhalb cines Grahtcmpels cine Strigilis in den Manden einer Person: I leydemann, Kat.: 2887, und in den Handen einer I\'crson an einem Grabe: I leydemann, Kat. 3233. kurtwangler, Perl. Vasenkat.: 3iC)8. \\\\ alters, Prit. Mus. Cat.: 280; auf wcisscn I .ckythcn : Walters, Cat. Prit. Mus. 111. Wahrscheinlich haben wir dieses (jerath als zu der Person sclbst geluirig, aufzufassen. I\'.in Pcispicl, wo es sichcr als Opfergabe erklart werden nnisste, lassl sich nicht linden, i )ass es bei I leydemann. Kat.: 2887. in der I land einer Person vorkommt, die mil der anderen 1 land cine ()pferschalc emporhalt, bewcist nur, dass die Person, dues tragt, ( in Opfcrndei ist, nicht abet dass wir es sclbst als ( \'pfcrgabe deuten diirlcn.

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S 154. Dunn ist der Ball zii ncnnen, welcher wahr-

sclicinlich als bclicbtcs Sjjiclzcuy;, das dein Verstorbenen als S[)cnde\'dargebracht wird, zu betrachten ist. Möglichcrwcise gehort er bisweilen auch zu den (ïrabbesuchern selbst, be-snnders vvenn diese Kinder sind. l\'.ine l\'erson mit einem liali findet sich auf unter-italischen (jefassen, innerhalb eines Grabtonipels: Passeri, 1\'. i. V.: 84. 85. Ileydemann, Kat.: 2000. 2239. 2276. S. A.; 6, und au einem (ïrabe: Passeri, P. i. V.: 11, 197. Alillin : II, 38. Millingen: 19. 1\'urtvv., Berl. Vasenkat.: 3262. ileydemann. Kat.: 1759. 2000. 2198. 2340. 3246. S. A. : 687.

Auf weissen Lekythen ist nnir hiervon kein Heispiel bekannt.

23quot;. Dagegen haben wir auf einem hekythos ein Beispiel von einem Spiclzeug anderer Art, das von einem Kinde mit zum Grabe genommen zu sein schcint: Ath. Mus. Nat. 1936. in der Mitte ist ein \'rmmilus, vor welchem cine hohe und cinu niedrige Stele sich beCinden. Rechts stcht cine l\'quot;rau mit einer Opferschale, links ein J tingling mit zwei Speeren, iiinter ihm ein Mann mit einem Kranz in der Hand. Auf der liasis der Stele steht cin Knabe, in dessen 1 landen wir ein Wiigelchen sehen, welches wir wahrscheinlich als Spielzeug zu betrachten haben: vgl. Penormant et dc Witte: II, 89.

!? 155 . Von besonderem Interesse ist es auch, class sicli ziemlicli oft gottesdienstliche (jcratlie, besonders für den Kybele- oder Dionysosdienst bcstimmte, in den Handen der (liabbcsucher befnulen. ,\\us den lt; iebriiucher des (irabcultes lasst sich dies, so viel icli weiss, nicht erklaren. Nur das Vorkonimen soil hier constatirt werden-,

24quot;, l;,inen IhyrsHS in der 1 lancl haben auf unter-italischen {jefassen di\' 1\'iguren innerhalb eines (iiabtcnipels bei i\'nsseri.

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1 2,gt;

1\'. i. V.: 132, und lt;lic Personen an cineni Grabe hei l\'asseri, l\'.i. \\r.: 2y. uji. 261. 2(j2. Millin : II, 33. I leydcnumn, Kat.: 2047. 2203. 2311 R. /. Walters, Hr. Mus. Cat.: 269.

25quot;. Kin ryinpaiwn liiulet sich auf untcr-italischen (iefassen in der Hand einer I\'quot;igur inncrhalb eines (ïrabtenipels: lley-demann. Kat.: 2172, S. A.: 607, unci an einem (irabe: Passeri, P. i. V.: 145. 292, Inghirami, Vas. fitt.: 21. 322, Mus. Horb.: IX, 53, lieydemann, Kat.: 1759. 2006. 2853. 3234, S. A.: 8. 607, R. (\'.: 7, Waiters, Cat. Brit. Mus.: 332. Auf weissen Lekythen halt cine an einem Grabe stellende Person ein Tympanon in der lland: Pottier, Lec. bl. App.: 50. 78.

§ 156. Eine besondere Besprechung erfordern weiter die Musikinstruniente in den Grabscenen, erstens:

26quot;. Die Leicr, wclche wir auf unter-italischen Gcfasseii in den Handen einer Person innerhalb eines (ïrabtempels finden: (ierh., ap. Vas.: H1\'. Lenorm. et cle Witte: 1, 12. lieydemann, Kat.: 2028, und in den Handen einer Person an einem (irabe: Ingliirami, N\'as. titt.: 371, 1 leydemann. Kat.: 3254, Annali del Ist.: 1S71, \\!. (). Auf weissen Kekytben kommt die Leier ziemlich oft vor, sowohl in den Handen einer an einem Grabe sitzenden Person: Bend., (i. u. S. V.: 34. Pottier, Lec. bl. Taf. IV. Furtw., Satnml. Sabour: I, 60. Mus. Nat. Ath.: 1937, Berl. Vasenkat. I \'urtw.: 2450. 2463. Kphem. Arch.: 1894- (wo sie sic cben nicdcrgelegt bat), als auch in tien 1 binden einer an einem Giabe stellenden Kiinir: Murray, W. .\\. V.; 13. Mus. Nat. Ath.: 1762 (ein Knabe lauft mit einer Leier in (lquot;i Hand auf eine Stele zu; hintcr ibm ein Mann ; in der Kuft -in Idol.). l iirtvV., Berl. Vasenkat.: 2458. Pottier, Lec. bl. App.: 84. 95.

Was min den Gebraucli der I.eier am Grabe betrifft, so

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hat Pottier (Lec. hl. S. 73, u. f.) klar hewicsen, class cs Sittc war, zur I{rgöt7,uiig der Todten an den (liabcrn zu nuisi-ciren. Damit ist die ICrkliirung vieler der entsprechenden Darstellungen als der am (irabe ihres geliehten Todten nui-sicirenden Verwandten gegeben. Üass audi Pottier (s. 64) zu der Annahme gelangt, dass es bisweilen doch der Todte selhst sei, der am Grahc musicire, hat wohl seinen Grand in der schon oben (t; i; 80 u. f. und 121 u. f.) geniigend widerlegten Meinung, dass tlie am (ïrabe sitzende Figur der Verstorbene sei. In der 1 landlung des Spielens selbst kann unmöglich ein Grund liegen, die Mnsicirenden ;ils Verstorbene zu deuten; wir sehen sie mit anderen, bestimmt als lebend dargestcllten Personen wie Lebende mit Lebenden verkehren. So sehen wir auf dem Lekythos: Mus. Nat. Ath.: \'937, einen Jiingling vor einet Stele sitzen, der in der einen Hand cine Leier halt, wahrend er mit der anderen einen Jiingling begrüsst, der in Reiseanzug und mit zwei Speeren an ihn herantritt. Aus welchem Grunde sollten wir in dieser Gruppe unzweifelhaft als lebend anzusehender Personen die eine als den Verstorbenen deuten r W\'ahrscheinlich giebt es aber auch I\'alle wo die Leier dem Todten als Opfer-gabe dargebraclit wirti. Daftir spricht, dass wir bisweilen eine Leier auf einem Grabe liegend oder an eineni Grabmal aufgehangt finden; vgl. z. li. auf unter-italischen Gefassen: 1 ieydem.. Kat.; 32.46; auf Lekythcn: Murray, W\'.A.V.: 13. ath. Mitth. : [891. 1\'. ro. Arch. Anzeig.; 1893, s. 93. l\'quot;,ine solche 1 )arbringung einer Leiiu\' haben wir wahrscheinlich auch in den Scenen: I \'urtw., Perl. Vasenkat,: 2458. Pottier, Lec. bl. /\\pp.: 84, zu erkennen.

27quot;. In derselben Weise wird auch das LciUrchcn, in dem Ileydemann (Aunali del 1st.: i8(\'9. s. 309) richtig ein

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Musikinstrument erkannt hat, sowohl als Opfergabe als auch als Musikinstrument zum tjebi\'auche am (irabe zu erklaren sein. Wir linden es auf unter-italischen (iefassen, in den Handen von Personen, die an einem (irabmal stehen: Passeri, P. i. V.: 84, Inghirami, \\\'as. fitt.: 393. Gerh., ap. Vas.: 12. iT). A\' Annali del 1st.: 1871, N. O. Meydem., Kat.: 1996. 3254. Furtw., Perl. Vasenkat.: 3244. 3262.

§ 157- 28quot;. Ziemlich oft sehen wir in (irabscenen einen Vogel in den Handen von Personen. So auf unter-italischen (iefassen, innerhalb ei nes (irabtempels: Inghirami, \\\'as. fitt.: 42. Mus. Borb.: VH, 23 Heydemann, Katai.: 2076, S. A.mj, R. Cquot;.: 7, und an einem Grabe: (ierh., app. Vas.: IV\' Monu-menti del 1st.; X, 26, Heydemann, Kat.: 3234. R. C.: 7.

Auf weissen Pekythen kommt ein Vogel öfters in den Handen einer an einem Grabe sitzenden Person vor: Dum. et (quot;hapl., Ceram.: 25. Pottier, Lec. bi. App.: 49. 55. Mus. Nat. Ath.: 1893 (Stele, vor vvelcher eine F ran sitzt die einen N\'ogel von einem zu ihr tretenden Manne annimmt; hinter dei Prau eine verwischte l\'quot;igur). 1837 (Stele, neben welcher eine l\'rau sitzt, die einen Vogel zu der Stele emporhalt; auf der anderen Suite der Stele ein Jüngling). Purtw., Berl. Vasenkat.: 2459. Auch wird der Vogel oft von einer stellenden Person gehalten: HcndoiTf, G. u. S. V.: 162. Stackelberg, G. d. H.: 46\'-2. Pottier, Pec. bl. T. IV. Mus. Nat. Ath.: 1768 (rechts neben einer Stele steht eine Prau mit einem Opferkorb, links cin Knabe, der den linken f uss holier stehen hat und sich vornüber beugt, um einen auf den I landen gehaltcnen Vogel auf die Stele zu legen); vgl. auch Pottier, Lec. bl. S. 69, Anm. 3.

Die Krklaiung diesel Vogel in Grabscenen verschiedener

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I 26

Art a!s Thicro, vvelche dcm Yerstorbcnen theuer waren unci jctzt zu seincm (irabe gebracht werden, sclicint mir nach dem, was Pottier (I,cc. bl. S. 20 u. f.) dariiber gesagt hat unzweifelhaft richtig zn scin. In den oben erwiihnten Scenen sehen wir oft, dass der Vogel wirklich zu dem (Irabe gebracht wird (vgl. Pottier, Lec. bl. App. : 49. Mus. Nat. Ath.: 1837. 1768. Stackelber^, (ï. d. 11.: 4.6- u. s. w.). Biswcilen reicht audi eine sitzende Person ihn wie als Opfergabe zu dem (irabe hin, wodurch die Krklarung, es sei eine solche Person der Verstorbene, den sein geliebtes Thier in der Hand halte, ganz ausgeschlossen ist. Sicherlich wurde der Vogel also zu dem (irabe seines friiheren Merrn gebracht; ob er aber nur dorthin mitgenommen wurde, um durch seine Anwesenheit den Verstorbenen zu erfreuen, oder ob man ihn auf dem (irabe opferte, das ist nicht zu bestimmen. Auf (irund einiger der oben genannten Vascnbilder möchte ich noch auf eine dritte Möglichkeit hinwcisen. Auf liiklcrn wie Stackelherg, G. d. II.: 46\' scheint es, als liesse man den Vogel auf dem (irabe frei. Das kreilasscn von Tiiieren auf dem (irabe eines Verstorbenen, dem sic theuer waren, wiirde gewiss ein schoner (iedanke sein. Pur diese Ictztere I\'.rkla-rung scheinen mir audi die Vasenhilder zu Sprechen, wo ein Vogel an einem (irabe wegfliegt oder auf der Stele Platz genommen hat: Tischbdn : III. 30. Stackelberg, G. d. IP: 46\'. Furtw., Berk Vasenkat.: 2452 u. s. w.

29quot;. Schliesslich ist noch das Kanincken zu nennen, das wir auf dem Pekythos: i\'.phem. Arch. 18(94\'. mil zum (irabe genommen sehen mid fur welches dieselhe klrklarung wie für den Vogel gilt.

S 158\' Iliermit schlicsse ich mcino Aufzahlung, wobei ich

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noch bemcrke, dass ich, \\vo nicht das Gegenthcil ausdriicklich gesagt ist, nur solche (jcgenstande bcrücksichtigt habc, die sicli in den i iiinden von l\'ersonen oder auf dcm (irabmal bcfinden, weil da, \\vo kein deutlicher Zusammenhang mit der ganzen Composition ersichtlich ist, auch der feste Boden ftir eine l\'-rkiarung fehlt. l\'.s scheinen jedoch wirkiich manchmal die neben einer Stele gleichsam in der Luft schwebenden Dinge als Opfcrgaben zu betrachten zu sein, die am dem als hinter tier Stele sich fortsetzcnd zu denkenden Grabe angehangt sind, wie wir sic z. li. auf einer attischen roth-figiirigen Vaseb an einem Tumulus aufgehangt finden (Gerh., auserl. Vas.: Ill, 209). Anderweitig dienen sie aber manchmal nur zur Ausfüllung des Bildfeldes.

§ 159- 1 •quot;assen wir nun die Resultate, welche aus obiger Aufzahlung sich von selbst ergeben, zusammen, so ist zunachst zu bemerken, das unsere von den Grabscenen auf unter-italischen Gefassen und weissen Lekythen gegebene l.rkhi-rung in zweierlei Minsicht noch bedeutend gestützt wird. Unsere Aufifassung (vgl. 4; 91 u. f.), dass die Gruppen innerhalb des (irabtempclchens manchmal als bildliche Uarstellungen des gewohnlichen Grabbesuches zu betrachten seien, crhalt eine Stiitze in dem l.rgebniss, dass fasst alle Scenen von Grabbesuchern ausserhalb des Teinpelchens auch innerhalb desselben vorkommen. Kbenso wird unsere Mrklarung der eigentlichen (irabscenen auf weissen Lekythen (vgl. {5 1 1 lt;S u. bei Hetrachtung der einzelnen, auf derselben vorkommenden 1\'iguren, als Grabbesuch von Lebenden bestiitigt. Nun hat sich aber auch, in diesem ganzen Capitel die genaue Uber-einstimnumg der Art des Grabbesuches auf unter-italischen lt; lefii ssen und weissen i.ekythen in den f iguren der Besucher

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und dca von ihnen mitgcbrachten Gegenstanden so deutlich gczcigt, dass vvir gewiss das Recht haben, bei Skizzirung des Hildcs vein Verkehr auf den Fnedliofen, wie wir es jetzt zu tbun versuchcn werden, nns auf die Darsteilungcn beider Gefiissarten unterseluedslos zu beziehen.

S 160. Zuvörderst aber: „wie sahen die I\'riedhöfe selbst aus?quot; Wenigstens nach den Darsteilungcn aufunter-italischen Gefassen (§ 85 u. f.) befanden sicb auf den Kriedhöfen leere Grabtempelchen welche die (irabbesuchcr aufnehmen konnten (vgl. ij 89); nach denselben Darsteilungcn waren abcr sole he Grabteinpelchcn auch nicht selteii mit einem cigenthiimliehen Bilderschmuck, der jenen Grabbcsuch wiedergab, versehen (vi-,r\'- § 9° quot;• f\')» von c\'cn Dekythen kennen wir derartige bildliche Darstelhmgen auf kleinen Stelen angcbracht (vgl. i? 121). I\',s befanden sich auf den Fricdhöfen auch noch Grab-hügel und zahlreiche Stelen ohne Reliefschmuck.

§ 161. Was nun weiter den Besnch der Graber betrifft, so begaben sich zu ihnen Verwandte und l\'remde der Yer-storbenen, die Manner, wie sie aus der Palaestra kamen, mit Strigilis und ()elflaschchcn, oder mit den Waffen, die sie zu tragen pflcgten, die I rauen mit l\'achern und Spiegein, die sie ebenfalls gewöhnlich bei sich hattcn. Hisweilen folg-tcn die llunde ihren I lerren; auch wurden Kinder mitge-nommen, die ihr Spielzeug mit sich führten. Man nahm fur die Verstorbeuen auch Gegenstandc mit, an denen sie bei Lehzeiten besondere I reude batten, oder auch bestimmte Todtenopfer, ftüssige und andere, alles tlies in Kastchen, Kiirben, Schalen oder sonstigen Gefassen, die man sich von Sclavinnen nachtragen Hess. Kbenso li ess man Opfertisch-

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chcn and namcntlich Stuhle zuni l\'riudhof bringen. Doit angelangt, steilte man sicli vor this Grab, setzte sicli auf die Stufen des Grabmals, odcr Hess sich auf jcue Sttihlc nic-cicr, wodurch ein liingcres Verwcilcn am Grabe crlcichtcrt wurde. Man schmiicktc die Graber mit Taenicn und Kran-zen, legte Geschenke darauf oder brachte an ihnen Opfer-gaben dar.

i; 162. \\richt selten geschali es, dass meiirerc Hesucher an den Grabern zusammentrafen; dann begriisste man ein-ander und reichte sich die Hand. Hisweilcn traten auch I\'rcmde an das Grab lieran, Reisende, die vorbeikommend, der Sitte nach, von ihrem Wcge abienkten, um den Todten ihr xxlps zuzurufen. Dabei führten sic, nachdcm sic von ihrem Pfcrdc abgestiegen waren, dies nicht selten am Zii-^\'el mit zum Grabe.

S 163. Durch dies alles \\vi;rden wir lebhaft an die Dar-stellungen der attischen Grabreliefs erinnert; und dicser Zu-sannnenhang zwischen ihnen und den Darstellungen auf den beiden Gefiissarten, welchen wir unsere Kcnntniss von dem Verkehr auf den !• riedhöfen verdanken, ist wenigstens in Ansehung der Lekythen schon langst bemerkt worden (vgl. z. B. Woltcrs, ath. Mitth.: 1891, S. 401), aber auch in Re-treff der unter-italischen Gcfiisse kann diese Uebereinstim-mung nicht zweifelhaft sein. Noch einmal bctone ich hiei, dass genau dieselben Gruppen inncrhalb der Tempelchcn dieser Gcfasse als bildlichcr Schmuck, wie ausserhalh der-selhen als Gruppen von Grabbesuchern vorkommen, ld)enso erinnern die F or men der sogenannten Grabheroa der attischen Reliefs an die jener Tempelchen, sodass es sugar den

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1

Kind ruck macht, als ob jcnc Reliefs gleichartige Tompelchcn als Vorbild gchabt hiittcn und mithin als Nachahmungen dcrsclb\'en in Relief zu betrachten seien. Solche Tempclchen werden wir dann selbstverstandlich audi fur ar.dere Gegenden als das südliche Italiën und für altere Zeiten als die der unter-italischen Cïefasse vorauszusetzen haben. So werden wir demi schon darauf geführt, auch in den attischen Grabreliefs Darstellungen des Grabbesuchs zu finden.

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DRITTE yVBTHEILUNG.

DIE ATTISCIIICN GRABICR.

CAPITEL I. — GiiAlinAiiTEN.

S 164. Die Bilder der unter-italischen Gefas.se haben uns also Veranlassung zu der Annahme gegeben, dass auf den Grabern oft tempelartige Bauten gestanden haben (vgl. 86 u. f.). Nun fragt es sieh aber, ob sich das vvirklich auch aus anderen Gründen feststellen lasst.

lis liegt nahe, dass die Meroisirung ausgezeichneter Manner es mit sich brachte, dass auf iliren Grabern ein Tempel errichtet wurde, wie sicli das auch aus verschiedenen Stellen der alten Schriftsteller nachweisen lasst (vgl. 1 lerod. V, 47. Thucyd. 11, 17. III, 24. und Athen. IV, p. 2668, XIII, 35. 1\'lut. Mor. s. 300. f.). Nun ist es an sich sehr wahrscheinlich, dass die Krrichtung solcher Tempel sich nicht auf die Graber der anerkannten Heroen beschrankt, sondern sich allmahlich auch auf den Todtencult im Allgemeinen ausgedehnt hat.

Sehr belehrend ist in dieser Uinsicht die Stelle des I\'au-sanias: II, VII, 2, \\vo dieser sagt, dass die Sikyonier die lodten auf folgende Weise bestatteten : „sie legen den Lcich-nam in die Erde, bauen darüber dann ein steinernes l^un-darnent und setzen darauf Saulen, die ein Dach nach Art

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der Tempclgiebcl trageuquot; \'). Unrichtig ist, was Pervanoglu (C/iabsteine, s. 14) bchauptet, class hier ein heroonförmiger (jrabstern beschrieben werde. Ivs wird hier vielmehr gesagt, dass die Grabmaler, welche von den Sikyoniern gewöhn-lich errichtet warden, aus einem Fundament bestanden, auf welches Saulen gesetzt waren, die ein Tempeldach trugen; die Grabmaler waren also wirkliche tempelfönnige Hauten, keine Reliefs.

Bei den Sikyoniern kamen mithin Grabbauten derselben Art, wie w ir sic auf unter-italischen Gefassen sehen, sehr oft vor.

§ 165. Derartige Hauten sehen vvir auch auf anderen Hild-werken, freilich aus spaterer Zeit; so auf einem Relief: Annali del 1st.: i(S4r), M. (worüber 5; 173), und mehrere auf einer römischen Malerei: Mus. Horb.: VI, 4, wo bei einem dieser Grabgebaude ein Madchen steht mit Kanne und Schale, wiihrend ein von einem llunde begleiteter Mann an ihnen vorüberrcitet. Von etwas anderer Form ist das Grab-tempelchen auf dem 172 behandelten Reliëf im Lateran (s. Abb. 11).

S 166. Weiter wird das Vorkommen solcher Grabtempel fur spiitere Zeiten bekanntlich auch durch Inschriften he-zeugt, und /.war sowohl fur das übrige Griechenland (vgl.

li. I.G.: 4278. 4278^. 4278^-. 4304/1!1. 4418. 4419. 4420. 4427. 4428, u. s. w. Huil. de Corr. Hell.: 18S8. S. 193, 1890. S. 112, n0. 13, S. 119, S. 628. 11°. 32. 33. 1893, S. 241, n0. 1,

1

roiovvi KXTX TOVS XSTOV$ [ItthlGTX TOVC; fc\'V TOtC, vuolq.

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S. 243, u- f- 1894. S. 31. n0. 11), als besondcrs auch für Athcn (vgl. z.B. C. I, A. III; 1423\'), 1424, (dcm Vorigcn ;tiin-Hch) 1429, u. s. w.). Dass hier wirklich von Grabbauten, und nicht von hcroonförmigen Reliefs die Rede ist, beweisen die Worte selbst. Bcsonders der Ausdruck „wenn jeinand ICtwas (ans dieseni Heroon) wegnimmtquot; (ftiTaKivjvii) kann nur dann verstanden werden, wenn wir uns das Heroon als einen Bau vorstellen, in welchem sich verschiedene Dinge be-fanden, vvelche weggenommen werden konnten. Nun glaube ich, dass das, was wir als sicher für spatere Zeiten fest-gestellt haben, auch für die Bliithezeit Attika\'s auzunehmen ist. Hierzu scheinen mich folgende Stellen hinreichend zu berechtigen.

Bei Lysias (in Diogit. 21)2) lesen wir von einein so theuren Grabmal dass es schwerlich cine Stele oder ein Tumulus gewesen sein kann; man muss hier wohl an einen Grabbau denken, ebenso wie bei Demosthenes (in Stephan. 1, 5; 79) \\vo auch der Ausdruck „bauenquot; (oiKO^d/xeTv) wohl nur als einen wirklichen Bau betreffend verstanden werden kann. Betrachten wir auch die Stelle des Cicero: de Leg.; II, 26. ,.De sepulcris nihil est apud Solonem .... Sed post alicpianto propter bas amplitudines sepulcrorum quas in Ceramico vide-mus, lege sanctum est ne cjuis scpulcrum faceret operosius quam quod decem homines effecerint triduo u. s. w.quot;

Solche Grabmiiler, fur welche C\'iccro den Ausdruck „amplitudines sepulcrorumquot; gebraucht und an welchen zehn Manner

1) AVTMVICC . . . Tto yhVXVTCCTN (/.OU oevhp) XTO Tü vjpciov TCVTO . . .

nxfx)/Suni rolt *xr*%hoviQtt \'-tolt u. ». w.; dann folgt cint WtIUicIihtih : et rit

XT0K07l TOVTO TO VpwOV . . . . V) Bi Tl HCil éTSpOV (/.STXKIvjvSl U,S. W.

2) Eilt;; Tcv TTXTpót; oi/y. névTt y.xi kUovi [/.vx^ èa Tfvra-

$pX%[XO}V \\l. s. W.

;i) to (tvynx MKoèónyrtv ovtoz .. xvx^cokms irhéov ^ txIxvtx hvo.

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drd Tagu lang arbcitcn musstcn, können wohl niclit cinfachc Grabstclen odcr Tumuli gewescn sein; vvir sine! gcnöthigt claruntLT grösserc Hauten zu verstellen. Dann fahrt Cicero fort: „sed ait rursus idem Demetrius increbruisse earn funerum sepulcrorumque magnificentiam, quae nunc fere Romac est; cjuam consuetudincm lege minuit ipse u.s.w. Sepulcris autem novis finivit modum ; nam super tcrrac tumulum noluit quid statui nisi columellam tribus cubitis ne altiorem aut mensam aut iabelluin u. s. w.quot;

Oline auf die besondere Art der drei hier genannten Grab-malgattungen naher einzugehen, können wir im Allgemeinen doch sagen, dass Demetrius Grabmiiler verschiedener Art als Schmuck tier (irablulgel gestattete. Nun haben wir aber diese Stelle wohl nicht so zu verstellen, dass or nur drei besondere Grabmalarten zuliess, wail rend er die anderen verbot, sondern vielmelir so, dass er nur Grabsteine verschiedener Art zuliess, die grosseren Bauten auf den Grabern aber untersagte. So scheinen mir audi die Worte „sepulcrorum magnificentiam, quae nunc fere Ivoniae est\'quot; nicht auf ausser-ordentlich schone Grabsteine, sondern nur auf grosse, prachtvolle Grabbauten bezogen werden zu können.

S 167. Ks glebt niithin sehr bestimnite Anzeichen, dass audi in Attika wahrend seiner Bliithezeit (irabtempelchen derselben Art auf den Grabern gestanden haben, wie wir sie auf den unter-italischen (iefiissen abgebildet sehen.

Zu einem solchen Grabbau aus dem vierten Jahrhunderl wild wahrscheinlich .uich die Metope gehort haben, welclie Wolters (ath. Mitth. 1893, S. 1) hcrausgegeben und richtig in dieser Weise gedeutet hat.

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CAIMTKI, II. — (iRAHSÏHINE.

§ l68. Ausscr dicscn Grabbautcn waren die Griiber aber noch mit Grabsteincn verschiedener Art gcschnuickt, welche wir jetzt genauer betrachten wollen. Ziinachst muss knrz die hohe, oft 1\'almetgekrönte Stele erwahnt werden, welche olme jeglichcn Reliefschmuck nur den Namen des Verstor-benen trug. I\'.ine solche Stele ist noch auf dem Dipylon-friedhof, aufrecht stehend, vorhanden (vgl. (\'. I. A. II, 2(jio); und sehr viele Exemplare werden in den Museen aufbewahrt (vgl. ■/.. 15. die im National Museum in Athen Kxppxiïix:, Kat. 852—868).

S 169. Von den Grabsteinen aber, welche mit Relief ge-schmückt sind, fallen diejenigen am meisten auf, bei welchen fast die ganze llöhe und Hreite des Steincs von dem Relief eingenommen wird, wahrend dieses selbst von einer Tempel-fonnigen Umrahnuing eingeschlossen ist. Diese Umrahmung isl entwedcr nur in flachem Relief angedeutet, oder sie springt stark hervor. Hisweilen ist sie sogar selbststandig aufgebaut, mit offener Vorder- und Ruckseite, wahrend gegen letztere die Reliefplatte als Abschluss angebracht ist. Zu dieser (ïattung sind also auch alle diejenigen Reliefsteine zu rechnen, welche offenbar als solche Abschlussplatten gedient haben.

S 170. Brueckner (Ornament und konn) hat den folgenden l\'.ntwicklungsgang dieser l\'Ormen aufgestellt, und viele Andere haben sicb ihm angeschlossen. Um das Relief von obcn zu begrenzen, habe man urspriinglich die Stele mit eineni giebel-artigen Akroter versehen. Heim stiirkeren 1 lervortreten ties Reliefs hal)c sich das asthetische Hediirfniss geltend gemacht, diesen Giebel durch Anten zu stützen. Sd sei also diese

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Stclenform wie von sclbst entstanden mul wenn ihro I-\'ormcn audi an cincn wirklichcn Tempelban erinnern, so behau])tel Hrueckner doch, dass die Aehnlichkeit nur eine zufalligc sei, sodass wir nicht an einen Einfluss von irgend einem Bau zu denken haben.

Es scheiut mir aber, dass in dieser Weise das eigentliche Auftreten jener architektonischen Formen überhaupt nicht erklart wird. Wie kam man denn dazu, ebcn solche Tcmpel-fonnen anzuwenden? Schon die unter-italischen Gefasse fiihrten uns auf eine andere Erklarung. Wir sahen dort, dass sic am Hesten als in Relief iibersetzte Grabtempelchen aufzufasscn sind (vgl. § 86 u. f.).

S 171- Und die einfache Betrachtimg dieser Stelen sclbst scheint mir zu demselben Ergcbniss liinzufuhren. Diese Ileroon-stelen sehen wirklich wie kleine Tempel aus, vor odcr in welchen die Personen stellen odcr sitzen. Oft stcht eine l*quot;igur sogar vor ciner Ante des Tempels, was mehr den Gedanken an cincn wirklichcn ]5au, in otler bei welchcm Personen sich bef\'inden, als an die Umrahmung cincs IJikl-feldes rege werden lasst. Dass es nun auch auf attischcn Knedhöfen wirkliche Grabtempel gab, haben wir schon oben wahrscheinlich gemacht.

Es lasst sich leicht denken, wie man zur I )aiquot;Steilung dieser Tcmpelchen in Relief gekommen ist. Diesc (irabbauten sclbst waren begrciflicherwcise schr kostspielig, auch scheint ihre ICrrichtung bisweilen gesetzlich \\erbotcn zu sein (vgl. t; 166); sah man sich nun ausscr Stande, seinem V\'crstorbencn cin solchcs Grabmal zu errichten, so lag es nahc, dass man, um wenigstens demselben Gedanken Ausdruck zu geben, eine hild-liche Darstclliiiig von einem solchen Grabbau anfcitigcn liess.

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quot; 37

S 172. Dicsc Nachahnutng wirklichcr Grabbauten in Relief hat sicii in spiiterer Zcit genau wicdcrholt. Vcrschicdcnc Grabrclicfs aus roniischer Zcit x.ci-^■(jn die Fonncn eines Bogenbaucs,

inncrhalb dessen dieselbcn Scenen wie anf unseren Reliefs dargestelit sind. Es fmdet sich eine grosse Menge solcher Reliefs z. H. im Mus.

Nat. zu Athen, wo ich die folgen-den notirte; nquot;. 1155. 1160. 1161.

1163. 1164. 1196. 1199. 1201. 1203.

1204. 1207. 1208. 1211. 1212. 1215.

1217. 1220. 1221. 1224. 1229. 1232.

1234. 1238. 1240. 1241. 1254. 1260.

1263. 1264. 1267. 1304. 1307. 1309.

13 10. 1313. 1314. 13 15. 1316. 1318.

1319. 1320. 1321. 1328. 1835 (vgl.

die Abbildung 10 van nquot;. 1224I.

Abb. 10.

Dass diese Bogenform die bild-liche VViedergabe eines wirklichen Grabbaues ist, wie er sich in roniischer Zcit gestaitet hat, liisst sich schon ohne Weiteres vcrmuthen. Einen Hewcis fiir diese Annahme haben wir aber in einem Relief des Latcran (siehe unsere Abb. 11). Dort ist ein solcher Han dargestellt, neben wclcheni cine Person genau in derselbcn W\'cisc sitzt, wie wir sic auf jonen Grabrclicfs oft inncrhalb eines solchcn rcmpols linden. Ms gab niithin in Wirklichkoit dorartige Grabmaler in Hogcn-bau, und wir linden sic, mit Figuren ausgestattet, in jonen Reliefs bildlich dargestellt. I)ic Uebcrcinstininiung dor Kigur iles latcranischcn Reliefs niit denon inncrhalb jener Hogen-hautcn beweist, dass man sich sowohl neben dem Grabnial

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s 173. Kine 1m-gur neben einem Hereon, hier ein opfernder Jüngling neben einem vier-eckigen liau, sehen wir auch auf jencm schon oben angc-fiihrtcn spateren

Grabreliefs nicht als blosse architektoni-sche Umrahmung gelten, fiir welche er auch an sich wenig geeignet ist.

Relief (Annali del. 1st. 1849 M). Denken vvir 11ns hier das I leroon ilber die ganze Hreite der Stele ausgedchnt, und den Jiingling vor demselben, wie jetzt neben ibm, so werden wir genau den Kind ruck eines attischen Grabreliefs erhalten.

So haben wir ilenn die architektonischen Umrahmungen dieser Reliefs als Uarstellung eines wirklichen (irabtempels, innerhalb dessen sich Personen befinden,aufzufasscn,also genau in dersclbun Weise, wie das Relief bei Zocga \'1 . 22, wo eine opferndc 1\'riesterin, vor rineni Tempel sitzend, dargestellt ist. Vgl. auch Darstellungen wie ath. Mitth.: 18S2. T. I, u. s. w.

Auf solchen Giabnuilern ist also ein (irabmal anderer Art dargestellt, wie / li. auch auf den attischen (irabstelen l)is-weilen (jiabva.sen in Relief vorkonimeti (vgl. ij gt;78.).

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\' 39

Unsure Rcliefstclcii trayon mithin bildlichc 1 )arslcllun^cn von wirklichcn, in den Raimi gebauten (jrabtempcl, inncrhalb welchcr sich, ebensogut wic neben ihncn, opfcnulc Giab-besucher nicdersetzcn konnten.

§ 174- Mit diescn tenipelforrnigen Stelen ist eine dritte Art sehr nahe verwandt, ja im Grunde identisch, namlicli jene, bei welcher die ganzc Stele von einem Relief einge-nommen wird, das nur von einem Giebeldach, ohne seitlicli l\'feiler, gekrönt ist. I )as weniger stark Ilervortreten der Tempelformen bildet kein 1 linderniss, diese l\'quot;orin c ben falls als Darstellung eines wirklichen Grabbaues zu deuten. Die gevvöhnliche Annahme, class solche architektonische bOnnen den Stelen allniablich angefügt worden seien, sodass sich als Resultat dieses Processes schliesslich ein vollstiindigcr Naos ergeben habe, ist audi an sich wenig vvahrscheinlicb.

§ 175- 1 Line vicrte, sehr haufig vorkomniende Art ist die, bei welcher in eine langliche Stele der ersten Art ein kleines, viereckigcs Hildfeld mit einer Rclicfdarstelhmg derselben Art wie die der tcmpelförmigen Reliefs eingehauen ist. Auch hier sind die umrahmenden Architekturformen als Andeutung des Ortcs, wo die dargestellte Scene stattfindet, nicht auf-gegeben; der mciste Raum anf der Vorderflache der Stele ist abcr immer fiir die Inschriften frei gelassen. Iquot;,s liisst sich, wie schon frilher (vgl. ^ 46) bemerkt worden ist, das Ent-stehen dieser Art kaum anders denken, als dass die Relief-darstellungen der tenipelforrnigen Stelen in verkleinerter 1\'imension auf die ihrer Art nach ganz verschiedenen limg-lichen Stelen der ersten Art iibertragen worden seien.

S 176. Nicht immer ist auf solchen Stelen das Relief

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iiincrhalb fines vcrticftcn Hildfelclcs angcbracht; biswcilen ist t;s cinfach in die Obcrflache des Steines cingehaucn. ICs begreift- sich Icicht, dass hier, wo die Umrahmung wegfiillt, aucii iiberhaupt keine zum Relief gehorige 11 architektonischen i\'\'or men auftreten. Dass hier der ürt, wo die Scene stattfindet, waiirscheinlich in einer anderen Weise angedeutet war, wird 1? icji ausgcführt werden.

S 177. An sechster Stelle nenne ich die Grabvasen, auf deren Hauch ebenfalls meistens ein Relief eingehauen ocler woh! in einem vertieften Bildfelde mit architektonischer Unuahmung angebracht ist. Auch hier kann nur von einer Uebcrtragung der Naosreliefs auf eine völlig andere Art von Denkmalern die Rede sein.

S 178. 1 fnchst merkwürdig ist nun endlicli noch eine sie-bente (irabmalform. Auf einer einfachen hohen Stele ist eine Grabvase in Relief dargestellt, manchmal mit einem Relief auf ihrem Hauche. Hisweilen tritt diese Vase nur in sehr bescheidener Weise auf (Conze, a. G.: 167. 658. 6601); in anderen h allen dagegen wird sic mehr zur Hauptsache, sodass sie den übrigen Reliefschmuck der Stele stark zuruckdriuigt (Conze, a. (7.: 3lt;S3. 742); meistens aber nininit sie die gauze überflache der Stele ein (vgl. Conze, a. G.: 468. 630^. 674. 904. 1003. 1004. 1005. 1006. 1009. ,030- 1062. 1097. 1 1 [O. 1136).

Was wir bereits bei den anderen Stelenarten beobachten konnten, das sehen wir hier in deutlichster Weise vor uns: die I\'linwirkung der einen Art von (jrabmalern auf die andere. Aber dieser Kinfluss war es ebon, aus welchem wir oben das h.ntstehon der naosformigen Stelen erkliiren zu können glaubten, unci wie bei diesen die arciiitektonischen Formen,

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so schen wir bei unscrcr sicbentcn Stelcnart jcne Grabvasc bald wcniger, bald mehr hcrvortrctcn. Kbcnsovvcnig, wic jcnc (Irah-vascn auf den Stelen aus ctwas Andrem sich herausgebildet haben, kann ein alimahlicli Waclisen jener Architekturforinen bis zum schliesslichen ICntstehen eines vollstaiuligen Xaos angcnomnien werden.

§ 179- /Ins drci urspriinglichen Grabmalformcn : Grabtonpel, twhc Stele nnd drabvasc, haben die iibrigen durch Uebertra-gung mid Vennischung Hire I\'ortnen herausgebildet.

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VIERTE ABTIIEILUNG.

DIK DARSTELLUNGEN DER ATT1SCI1EN

gra15R];eiees.

CAI\'ITEI. I. — Guawscknen.

S 180. fin vorigen Capitol hat also die Venmithung, zu wclchcr die Hiklcr dcr unter-italischcn Gcfassc uns gcführt haben, class namlich die architektonischen Umrahmungcn dcr attischen Grabreliefs als Abbildung von wirklichcn Grab-bauten aufzufassen seien, sich bei der Betrachtung dcr Stelen selbst bestatigt. Schon (lies macht es wahrscheinlich, class audi die Erklarung (.ler von diesen architektonischen l-\'ormen umrahinten Reliefbilder als Darstellungen von in oder bei solchen (irabbauten verweilenden Grabbesuchcrn, wie wir sic cbenfalls den Vasenbildern verdanken, sich nach eingehen-derem Studium dcr Reliefbilder selbst, als richtig heraus-stellen vvird.

§ 181. I-quot;an gen wir also mit einer Priifung dicscr Reliefs selbst an, so gicbt es vvirklich cine ganze Reihc von ihncn, welchc nur als Darstellungen cincs solchen Grabbesuches zu verstellen siiul. So sehen wir:

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Conze a. G. 904 (Abb. 12) cine Stele, auf deren Schaft eine Grabvase in Relief dargestelit ist,

welche auf ilirein Bauche folgendes Relief-bild triigt: in der Mitte stelit eine (jrab-vase, welche von einer rechts stellenden |-quot;rau mil einer Taenia (vgl. \'S1- nquot;- \'3)

^eschiniickt wird. Links steht eine f\'rau,

welche sich fast ganz in ihren Mantel gehiillt hat (auf Vasenbildern cin sehr bckanntes Zeichen der Trailer (vgl. i; 139,

nquot;. 1); hinter dieser eine Dienefin. Wir sehen hier also die Schmückung eines (irabmals und trauernde 1\'ersonen beini (irabe; es zeigt sich nichts, was etwa darauf hinweise, dass eine dieser f iguren eine Verstorbene sei. Wirklich kann es auch nur einer sehr gezwungenen k.rkla-rung gelingen, hier die Darstel lung einer Todten zu entdecken. Man nimmt an, dass eine dieser figuren durch die sogenannte Lutrophoros als die jungc unverheirathete Verstorbene angedeutet werde, was den 11 wold diejenige sein nuisste, welche in trauernder 1 laltung bei dein Grabmal steht. fur diese aber trifft doch unsere Deutung als eine beim (irabe Tranernde weit mehr zu, ab-gesehen davon, ob die bekannte symbolische Deutung dieser Grabvase richtig ist, was ich sehr bezweifle \').

1

Vs ist hier nicht der Oil, die I-utrophoros-l\'iagc (vgl. /.. 1». W\'ollcrs, ath. Afitth. 1S91. S. 371) cingehend zu bcsprcchcii. Nur soil hier gcsa^l werden dass die Meinung, die \\\'ase habe ursprünglich als Iloch/cits^cfnss gedient, welches man spater als Grabmal auf die (Iriiber von 1\'nverheirathetcn steilte, mir sehr /weifelhaft zu sein sclieint. I)enn erstens wiirden, wenn diese

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(\'onze a. (i. 873. Auf dom Rauchc cincr Grabvasc ist wiedcrum cinc (jiabvase abgebildct, bei welchcr cinc b\'rau stcht, in Hegriff das Grabmal zu schmiicken. 1 (inter dieser Frau stcht eine Diencrin mit cinem Kastellen, (vgl. das vorige Relief.)

Merkwurdig ist die Erklarung dieser Darstellung bei Conze: „die Vase wird eine zweihenkelige, eine Lutrophoros sein, ])assend also zu der Hauptfigur, einer Jungfrau, in der Darstellungquot;. Hierin liegt also die Auiïassung, dass die Ver-storbene auf ihrem eigenen (Irabe dargestellt war, damit bescbaftigt, ein Grabmal (vielleiclit auch ihr eigenes ?) zu schmückcn. Icli meine, man wiirde kaum zu cincr solchen Auffassung gclangt sein, wenn man nicht durchaus die Todtcn sclbst auf den Grabreliefs dargestellt wissen wollte. Die ICrklarung jener Scene liegt auf der Hand; es ist eine ein-fache Todtencultscene auf dem (Irabe abgebildct, wie wir sic so oft auf Vasen gesehen. Die 1 laltung der liancle stellt es ausser Zweifel, dass die I^rau das Grab mit einer Taenia

Vasen ursprünglich l)ci der Ilochzeit, spriicr beim (Iral)cult gedienl hiitten, die alleren Kxemplare mit Ilochzeitsscenen, und erst die spateren mit Todes-scencn bemalt sein, wiihrend ge rade das Umgekehrte der Fall ist (vgl, Kurt-wiingler Samml. Sabouroff i. 58). Ferner ist auch das Volkommen von beiden St enen auf diesen Vasen noch durchaus kein Beweis dafür, dass sic in Wirk-lichkeit l^ei llochzeiten und liegralinissen !)enut/.l wurden. W ir kunnen uns leicht denken, dass der X\'asemnaler nur den /weck halte, die wiehtigsten Krcig-nisse des l.ebens auf dieser Vase davzustellen. Auch scheint mir die Annahnie einer solchen Synd)olik fur Attik./s lUiithe/eit überhaupt nicht gestattet, aber wie man auch über die Bedeutung dieser Grabmalform urtheilen mag, man darf doch nicht eine Scene von Personen bei cinem solehem Grabmal in obcn crwidmter Weise erklaren. Merkwurdig igt;t dass Wolters sclbst eine ganz nhidiche Scene, welche auf einein wcissen I.ekythos vorkommt, so erklart, dass wir „du- i\'rau an cinem Ornbe stellend zu denken liaben\'\' (ath. Mitth.; 1891. S. gt;So). Warum deun nicht, wenn wir dicselbe Darstellung auf einer Mannor-vase linden-

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sclimückt (vgl. t? 151, nquot;. 13), und das Kiistchcn der Diencrin kann schwcrlich cii) anderes gewesen sein als das zuni Grab-cult gehorige, das wir von den Vasenbildern kennen (vgl. S 146, nquot;. 5). Dass es kein Toilettenkastehen ist, wie man dies gewöhnlich fur die Reliefs annimmt, zeigt unsere Dar-stellung selbst genügend. Auch hier hat es zur Ueberbrin-gung des Grabschmuckes zuni (ïrabe gedient (vgl. Nahcres § 207, nquot;. 7).

Conze a. (ï. 873;l. Fragment einer Stele. Man erkennt nur noch rechts in der Kcke cine Grabvase und daneben das Kleid einer stellenden I quot;raucn figur.

Conze a. G. 87311. Fragment wie oben. Links einc Grabvase, daneben eine Frauenfigur. Ohne Zweifel haben wir hier zwei Ueberreste ahnlicher Grabcultscenen.

1? 182. Conze a. G. 59. Links sitzt eine Frau auf einem Stuhl, unter welchem ein Kalathos steht. Leider ist nicht mehr genau zu erkennen, was die Frau in den Handen halt. Nach Conze (unci Wolters) hat sic ein Kind auf dem Schoosse, welches sie nut der Rechten festhalt; das Relief scheint mir iiier aber zu sehr beschadigt zu sein, um etwas Sicheres darüber sagen zu können, nur kommt mir der Gegenstand für jene Deutung zu klein vor; sie könnte dennoch richtig sein. Unrichtig scheint mir aber, was Conze und Wolters uber den Gegenstand, wclchen sie in der Linken halt, sagen, dass es namlich ein Spinnrocken sei, demi daftir is er wohl zu gross. Mir scheint es viclniehr ein Lekythos zu sein. Die i\'ran sitzt vor einer grossen Grabvase, und somit scheinen wir auch hier wiederuni nur an eine Grabcultscene denken zu müssen. Hiermit stiinmen auch die Gegenstande, vveiche die I\'rau bei sich hat, so weit sie /,11 erkennen sind, überein.

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Kiiicn Kalathos haben wir als Korb zur Hcfördciung der Opfergaben kennen gelcrnt (vgl. !; 147, nquot;. 7), und einen l.ekythos sahen wir in Grabscenen öfters (vgl. S l49t lin- \'O-Kbenso wird auch der Stuhl beim Grabc durch die Vasen-bilder genügend erklart (vgl. i; 144, n0. 1).

§ 183. Conze a. G. 928. Auf der Stele ist in Relief eine Grabvase abgebildet, gegen welche ein J tingling gelehnt steht, der traurig den Kopf in die Hand stützt. Man erklart iiier wieder in sehr gezwungener Weisc die Grabvase als sym-bolischen Ausdruck dafür, dass der abgebildete Jüngling un-verheirathet verstorben sci. Hei vorurtheiisfreier Hetrachtung aber bemerken wir sofort, dass der Jüngling in einer Haltung, die uns von den Vasenbildern lier sehr bekannt ist, trauernd hei einem Grabc steht (siehe § 140, nquot;. 5).

i; 184. Conze a. (i. 1017. Zvvischen zwei Grabvasen (dass wir iiier nicht mit Wasserkrügen, wie Stackelberg, Gr. d. Hel.: S. 31 behauptet, sondern mit Grabvasen zu thun haben, bewcist die Form derselben) stehen zwei Jünglinge, welche einander die Hand reichen. Uie Vasen weisen wiederum darauf hin, dass wir die Scene als einen Vorgang bei einem Grabe aufzufassen haben, luk! dieser kann nach Analogie der (ïrabscenen auf Gefassen nur eine Hegrüssung oder Unter-haltung von zwei Grabbesuchern sein (vgl. 131. Ueber die Handreichung selbst siehe die weitere Ausführung i; 193, u. f.j. Leider ist dieses Relief verschollen, sodass wir auf die Angaben und die Zeichnung Stackelberg\'s allein ange-wiesen sind.

§ 185. Conze a. G. 1032. Links ist in Relief eine Stele

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abgobildct, auf welchcr obcn cin Thier liegt, das doch vvohl nur als Akroter der Stele aufzufasseii ist. Unten ist die Figur cines Knaben zu erkennen, der ohne Zweifel als auf der Basis der Stele sitzeiul zu denken ist (leider ist aber der untere Theil des Reliefs abgebrochen). Neben der Stele steht ein Jüngling, der in der Linken einen Vogel halt, wahrend er die Rechte emporstreckt. Unrichtig wird behauptet, dass er die Hand nach einem oben hangenden Kiistchen (oder Kiifig?) ausstrecke. Die Hand wird vor diesem Kiistchen her zu der Stele emporgestreckt. Man hat nicht recht gewusst, wie man diese Geberde zu deuten habe. Die Krklarung dei-ganzen Scene ergiebt sich aber ven selbst, wenn man nur nicht daran festhalt, dass immer der Verstorbene abgebildet sein müsse. Wiederum ist Aehnliches wie auf vielen Vasen-bildern dargestellt;

Auf der Basis einer Grabstele sitzt ein trauernder Knabe. Daneben steht ein Jüngling, der die eine Hand betend nach dem Grabe ausstreckt (vgl. 140, nquot;. 3) unci in der anderen einen Vogel (eine sehr haufig vorkomniende Opfergabe vgl. § 157, nquot;. 28) halt.

Conze a. (1. 937. Wie auch schon Wolters und Conze bemerkt haben, zeigt dieses Relief grosse Aehnlichkeit mil dem oben behandelten. Rechts ist eine Stele dargestellt, auf welcher oben ein Hase, entweder als Akroter oder als wirk-liches Thier gedacht, sich befindet. Links steht ein Jung-ling, der mit der linken Hand eine Geberde macht, welche man bis jetzt nicht getuigend zu erkl.ïren wusste, Nach un-serer Deutung halt er die Hand hetend zum Grabe liin (vgl. S 140, nquot;. 3). Auch diese Scene ist also als Grabcultscene aufzufassen. Wenn der Hase ils wirkliches Thier gedacht ist so muss er ebenso gedeutet werden, v\\ie die in den Grab-

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sccnen auf Gcfiisscn vorkonimenden sonstigen Thicrc (vgl. §157, n0. 29).

i; 186. Conze a. G. 1055. Links unten steht, in Relief dargestellt, einc Stele auf ciner I5asis. Auf dieser Basis sitzt traucrnd, den Kopf in die I lande gesenkt, ein Knabe. Gegcn die Stele gelehnt steht ein nackter Jilngling; ihm gegenübei ein alter Mann, hn 1 lintergrunde zeigt sich ein Hund am Hoden schniiffeind. Auf dieser Darstellung hat man den Jung-ling als ilen Verstorbcnen erklart, vvahrend die Gestalt des alten Mannes hinzugefügt sein sollte, um zu zeigen, dass der Jüngling unverheirathet gestorben sci. Ich bezweifle, dass man den attischen Ktinstlern jemals eine solche Symbolik zugeschrieben haben würde, wenn man sich ein Grabrelief ohne die Darstellung eines Todten hatte denken können. Wiedenun aber verweise ich auf die Vasenbilder, besonders die der weissen l.ekythen. Auch auf diesen schen wir manch-inal eine Stele, auf deren Basis eine Person sitzt, wahrend zwei andere Figuren dabei stellen, die eine gegen die Stele gelehnt (vgl. gt;5 142), die andere die Hand traurig zum Kinn führend (vgl. 140, nquot;. 4). Genau in derselben Weise sehen wir auf unserem Relief eine von Trauernden umgebenc Grabstele. Der Hund, der mit zum Grabe gegangen ist und daselbst umherschnilffelt, wie um den l\'odten zu suchen, passt ebenfalls sehr wohl zu dieser Auffassung; auch ihn kennen wir aus den Grabscenen der Vasenbilder (vgl. § 1 36).

Conze a. G. 1056. ist vvahrscheinlich ein fragment einer ganz ahnlichen Darstellung.

Conze a. G. 1054. giebt wieder eine ahnliche Darstellung. Die Stele fallt hier nicht so in die Augen, wie bei ( . a. (j. 1055, ist aber doch zu erkennen. Gegen sie lehnt

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«ieder eiii iiacklcr JUnglin^, der trauriy tien Kopf in die Hand stützt (v^l. y.u dieser Trauergeijerde !; 140, nquot;. 5). Audi bei diesein kann wold milquot; an cincn Grabbesucher gedacht werden. Das Palaestra-Geriith, das ihm von cincni kleinen Knabcn nachgetragcn wird, beweist nichts gegen diese Auf-fassung; auf den Vasenbildern salicn wir es öfters in den Manden von Grabbesuchern (vgl. t; 153, nquot;. 21 siehe audi i? 242, nquot;. 10).

Bei Conze a. G. 1033. (indet sich wieder eine ahnliche Scene, worüber dasselbe gesagt werden muss. Nur isl das Grab nicht, wie oben, durch eine viereckige, sondern durcli eine runde Stele angedeutet, wie sie spiiter allgemeiner geworden sind, welche aber, wie die Vasenbilder zei gen, audi in alteren Zeiten nicht unbekannt waren (vgl. die Lekythen Mus. Nat. Ath.: 1920. 1924).

§ 187. Von den oben behandelten Steinen hat man sich nquot;. 1054 und 1055 als Hinterplatten eines wirklich ausge-bauten Grabheroon zu denken, wahrend auf nquot;. 1033 die Reliefdarstellung von den bekannten Grabtenipelformen 11111-rahnit ist. Wir brauchen uns aber nicht darüber zu verwun-dern, wenn wir hier innerhalb des in Relief dargestellten (iiabmals wiederum eine Grabstcle abgcbildet linden. Auf den unter-italischen (iefassen haben wir oft genau dasselbe gesehen; es wird also geniigen, darauf zu vcrweisen (vgl. i; 106).

§ 188. Conze a. (i. 805 ist in eineni (jiabtenipelchen ein •Madchen dargestelit, welches in der Rechten eine Kanne halt, wahrend es die Linke hetend emporhebt. Offenbar um diese unverkennbare Geberde mil der gewöhnlichen Aulïas-sung der dargestellten 1\'ersoneii als Todtcr vereinigen zu

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kónncn, koinmt man wicdorum zu eincr hüchst gezwuiigoncn lu\'kUiruny. ICs soli oinc vcrstorbcnc Hydrophore dargestcllt sein, wie sic ini Lcbcn mit ciner heiligen Handlung beschiif-tigt war. Weshalb soil die Dargestellte nicht einfach cine am Grabe opfernde, die Todten verehrende Person sein, wie sic nns von den Vasenbildern bckannt ist? (fur die Figur mit dcr Kanne siehe ij 149, nquot;. 9; fur die Geberde dcr An-betung ij [40, nquot;. 3).

§ 189. Auf den bis jotzt behandeltcn Reliefs war cin Grab-mal dargcstclit oder fand dcr \\rorgang inncrhalb cines Grab-tempclchens statt. Auf andrcn ist, obgleich solche Andeu-tungen fehlen, dcr Charakter dcr dargestellten Personen aus sonstigen Griindcn dennoch unverkennbar.

Conze a. G. 927. Auf dieser Stele ist cin Mann in Relief dargcstclit, der die beiden Arme bis zur Höhe des Gesichts emporhebt. Man hat die Figur in verschicdener Wcise zu deuten gesucht, so z. R als Ringer oder Pankratiasten, alles wohl mit Unrecht, denn die Geberde ist unverkennbar die dcr Anbetung, wic sic uns von den Vasenbildern (vgl. ^ 140, nquot;. 3) unci jet/t auch von mehreren Reliefs aus Grabscenen bckannt ist.

S 190. Conze a. G. 378. Auf dem Bauche ciner Grab-vase stcht folgcndcs Relief: In iler Mitte des Pildfeldes sitzt auf einem Stuhl cine l\'quot;rau, vvclche cineni zu ihr hintreten-den bewaft\'neten Manne die Hand reicht. llinter diesem Manne stcht cine I\'rau in trauernder Haltung, das Kleid id)er den Kopf gcschlagen. llinter tier sitzenden Frau stcht cine l);cncrin, wclchc eincn (Jpferkorb mit verschicdencn Gegenstandcn auf der eincn Hand tragt und in dcr andcrn

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cine Hinde halt. Dicse letzterc I\'igur ist uns ans den Grab-sccnen der weissen Lekythen geniigend bekunnt. I\'-s ist die Sclavin, welche die y.uv Schniückung des Grabes bestimmte Taenia (vgl. § 217, 151, nquot;. 13) und den Korb mit Opfer-gaben (vgl. 145, nquot;. 4) tragt. Aber auch die übrige Dar-stellung stimmt vollkomnien zu den Ik\'griissungsscenen an Grabern auf den Vascnbiidern (vgl. t; 131), wie auch die trauernde Haltung der stellenden Frau uns von diesen be-kannt ist (vgl. 139, 11quot;. 1). Die Uebereinstimmung dieser Darstellung mit den Grabscenen der Vasenbilder isl also eine vollkommene. Auch diese Scenen werden wir also in derselben Weise wie jene, als am Grabe stattfindend, zu erklaren haben. Die I\'rau sitzt am Grabe auf ihrem Stuhl (vgl. § 144, nquot; 1), wahrend ihre Sclavin ihr die Grabopfer bringt, ein Mann, ebenfalls zum Grabe hintretend, sie begrüsst unci eine andere Frau trauernd dabei steht.

Conze a. G. 1130 ein Fragment, auf welchem zwei Personen einander die Hand reichen; hinter einer derselben steht eine Dienerin mit einem Opferkorb von gleicher y\\rt wie bei Conze a. (j. 378. Au tier Richtigkeit der Deutung kann auch hier kein Zweifel sein; wiederuni zeigen die Vasenbilder ahnliche Darstellungen von Grabscenen (vg 1- §§ 131. 145, n0. 4).

§ 191- His auf das Fehlen des Grabmals stimmen die Darstellungen dieser letzteren Reliefs mit denen der fruher behandelten ganz uberein. Ivs lasst sich dieses i\'ehlen aber sehr leicht erklaren. Fs lag namlich ganz im Charakter des attischen Reliefstils, all solche Details, welche bei der ge-ringeren Tiefe des Reliefs schwer airzubringen waren, einfach zu unterdriicken, Manchnial aber werden solche, in casu

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Gnibmiilcr, durch jctzl vcrwischtc Malerei angcdcutct gcwoscn sein. Kinen Hewcis dafür giebt H. ein Leidener Grabrclicf (C\'onzc a. (ï. 627): ein sitzender Mann reicht eincm Stellenden die Mand. Ks ist aher nicht zu erkennen, vvorauf der Maan sitzt. Dies wird durch eine jetzt verschwundene Malerei aus-gedriickt gewesen sein. Wh\' sind berechtigt, hier als Ergiin-zung ein Grabmal anzunehmen, auf dessen Basis der Mann sitzt, wie wir es haufig auf unseren Vasenbildern sehen.

CAPITKI, 11. — DIE IIALTTTYI\'KN DKK ÜARSTBi.i.rNOKN DER ATTISCH EN GRAHREI.IHI\'S.

t; 192. Wir haben also fur die Krklarung der Grabreliefs, vvelchc uns die Vasenbilder an die I land gaben, unter den Reliefs selbst verschiedene Helege gefunden. Es fragt sich aber, ob sie noch weiter zutrifft, ob sie schlechtweg für die ganze Denknuilergattung gelten kann. Daraufhin haben wir jetzt die verschiedenen Ilaupttypen dieser Reliefdarstellungen, und zwar sovvohl die, auf welchen nur eine, als auch die, wo mehrere Personen abgebildet sind, zu untersuchen.

ij 193. Am bekanntesten ist wohl der Typus der wo zwei Personen, öfters von anderen umgeben, einander die Hand reichen. In einer dieser beiden Figuren sieht man gewöhnlich die Darstellung des V\'erstorbenen, und man erklart den X\'organg nicht selten als ein Wiedersehen in der Unter-welt, meistens aber als Abschied des Verstorbencn von seiner I amilie. Hei der ersteren Deutung waren aber solche Scenen nicht iler Ort fur die doch haufig darin vorkommenden trauernden Personen ; auch die darin ebenfalls nicht selten

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vorkommenden Sclavinncn unci Thicrc denkt man sicli schwer-lich bui einem Wiedersehcn in der Unterwelt. Die Dcutuny als Abschied schcint auf den ersten HIick richtiger zu sein. Wie wir aber schon werden, ist sio in melircren 1\' allen geradezu unmöglich. Auch wiirde es merkwürdig sein, class, wenn auf diesen Reliefs der Verstorbcne unci seine lebenden Ver-vvandten dargestellt waren, sic durch Nichts von einander zu untcrscheiden sein wtirden. So entbehren solclie Iland-reichungsscencn immer noch einer zutreffeiulen Erklarung.

§ 194- Indem wir jelzt die Monumcnte selbst für cine solclie untersuchen werden, bemerken wir, class die I land-rcichung nicht immer in dersclbcn Weise stattlindet. So giebt es sowohl Darstellungen einer ^s^iccui: zwischen Personen, von denen die cine zu der andren hintritt, oder wo beide auf einander zutreten, als auch solche Darstellungen, bei denen anzunehmcn ist, class beide Personen schon langere Zeit bcisanimen vervveilt haben. Im crstgenannten Falie ist ein Abschied, nicht eine Begrüssung ausgeschlossen, im zweiten umgekehrt eine Begrüssung; die Annahme einer Abschiedsdarstcllung könnte hier als möglich erscheinen, cinch werden einige Ikispiele unzweideutig zeigen, class auch daran nicht zu denken ist. Kine lirklarung der 5f£/«cr/^-Scenen, soil sic riclitig sein, muss fur beide kalle zugleich zutreffen.

§ 195- Hetrachten wir also jetzt jene irstc Ai\'l von Scenen. Zu dieser gehören ■/.. P.: (quot;onze, a. (i.: 441. 745. 1062.1065. 1098. 1099. mm. 1 124, wo an eine sitzende ocler stellende Person ein Mann, der sein 1\'ferd am Zilgel führt, herantritt unci ihr die lland reicht. Aus der Stellung der I\'usse und der ganzen ilaltung des Mannes ergiebt sich, das eine Hewegung zu der andren Person dargestellt ist ; auch

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das Pfcrd ist in Bcweguny begriffcn; offcnbar kommen sic ebon an. Wcitcr nenne icli Conzc, a. G.: 158. 322. 376. 377, 380. 631. 679. 680. 702. 718. 743. 744. 1063. 1072 u.s. w. wo wicdcrum cin Mann auf cine Person, die Hand ihr reichend, zutritt, jctzt bewaffnet odor in Reiseanzug. Die Steilung dcr Heine zeigt ihn audi hior in Bevvegung. lquot;,ndiich giebt cs cine Mengc von Darstellungcn, auf weichcn Frauen odor Manner sich die Hand reichen, wahrend aus dcr Fussstellung sich schiicssen lasst, dass wonigstens cine dieser Personen in Ikwogung und also ais ebon ankommend zu denkon ist

vgl. z. H. Conzc,

S 196. Kin sdir charactcristischcs Bcispicl dcr sweiten Art von 5f^/«3-lt;,--Sccncn gicbt uns Conzc, a. (/.: 781 (Abb. 13), wo zwei Personen, beide auf cincm Stuhl sitzend, einander die

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Hand roichcn. 1 lier kanii natürlich weder eine Hegriissung, nocli ein Abschied gemcint sein.

Dassclbe gilt von Conze, a. G.: 782, vvo zweimal eine stellende Person einer sitzenden die 1 land reicht, und von Conze, a. (}.: 1145, wo die Handreichung zweier 1\'aare stehendcr Personen dareestellt ist. An diese schliesst sicli eine Reihe von Darstellungen an, auf welchcn eine der Figuren auf einem Stuhl sitzt, wiihrend die andere, auf einen Stab gelehnt, vor ihr stcht, die Heine übereinancler gcschlagen, also in Kuhe und gewiss nicht eben ankomniend oder im Begriff fortzugehen (Conze, a. G.: 240. 241. 242. 245. 247. 250. 251. 252. 425, 751).

Kbenso gehort wahrscheinlich hierher eine ganze Reihe von Sff/oiff/i-Scenen, bei welchen alle Anhaltspunkte fehlen, um sich für die Ruhe beider Personen, oder die eben erfolgte Ankunft einer derselbcn zu entscheiden. Doch kann hier, wo gar kein Hewegungsmotiv zur Ausdruck kommt, weder an eine Begrüssungs- noch an eine Abschiedsscene gedacht werden.

S 197- So hat sich immer mchr herausgestellt, wie haltlos die gewöhnliche Deutung der ïtl-lmt; als Abschiedsscene, und wie unmöglich in den meisten Fallen audi die andere als Scene des Wiedersehens in der Unterwelt ist. 1 löchstens könnte für letztere jene erste Art der I landreichungsscenen, wo die eine Person als eben angelangt charaktcrisirt wird, in Betracht kommen; für die zweite, weit zahlreichere Classe versagt sie vollstandig.

Ueber andere Frklarungsversuche darf ich hier wuhl hin-weggehen. F.s ist doch eine Deutung, welche jene Vorbc-dingung, sich in gleicher Weise auf alle vorkonnnenden f alle

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davon abschcii, cincn odcr mchrcre Todtc dargcstcllt wissen zu wollen. Auf cino solchc Dcutung sind wir bei der Besprc-cluing zweier solchcr Darstellungen schon oben aus anderen (jründen gekommen (vgl. § 184 en 190). Unser Ausgangs-punkt sei wiederum die Vergleichung mit den Vasenbildern; diese haben uns nicht nur gelehit, in solchen Sd-iaxrit-Sccncn die llandreichung zweier Grabbesucher zu sehen (vgl. § 131)\' sondern bieten uns auch fur fast Alles, was in diesen Scenen vorkommt, Analogien. So kennen wir von densclben den Stuhl, auf welchem man bei den Grabern zu sitzen pflegte, ferner die Personen, welche an diese Sitzenden, und zwar sowohl in gewöhnlicher Kleidung als auch im Reiseanzug odcr bcwaffnet herantretcn; endlich die K re nul en, die sogar nicht sclten ihr 1\'ferd am Zügel mit sich führen (zur naheren Vergleichung der Reliefs mit den Vasenbildern vgl. Abth. IV, Cap. IV).

yhtc/i die Sd-iaiTif-Sce/ten der Grabrelufs werden wir luithin a/s Scenen von Verwand/en oder F remden bei den Grdbern der I \'erstorbenen auf suf assen haben, also als Scenen, in denen kein Todier dargestellt ist.

i; 198. Hei dieser Auffassung fallen alle oben genannten Schwierigkeiten der I\'-rklarung fort: man verstebt den Aus-druck der Trauor in den (jesichtsziigen, in der Körperhaltung, und man wird der Nothwendigkeit gezwungener symbolischer Ueutungen überhoben. Diese Auffassung der Handreichung als eines Ausclrucks inniger Verbindung und freundschaft-iiclien Heisammenseins der Trauernden, wobei es natüriicli gleichgültig sein kann, ob ciner der Grabbesucher erst eben angekommen ist (vgl. die erstgenannte (iruppe 195), oder ob beide schon lange am Grabe sich aufgehalten haben

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(vgl. die zweite Gruppe t; 196), finclcl meines Erachtens einen sicheren Beleg in den bekannten Urkundenreliefs, auf welchen die in Handreichung verbundenen Stadtgötter oder Menschen nicht als von einander Abschied nehmend, oder einander begrüssend, sondern nur als in inniger Verbindung mit einander stehend zu betrachten sind (vgl. z. H. Schone Griech. Reliefs 48. 49. 50. 53. 54. u. s. vv.).

§ 199- An diese Sf^/W/tf-Scenen schliessen sich diejenigen Darstellungen unmittelbar an, wo zwei Personen, von anderen umgeben, einander die Hande cntgegenstrecken. Auch tlafiir bieten die Vasenbilder Analogiën (vgl. i; 132). Auf diesen Reliefs (vgl. Conze, a. G.: 293. 718. 1 1 31 u. a.) ist also ebenfalls eine Handreichung dargestellt, aber in dem Moment bevor sie zum Abschluss kommt. Uass auch hier die dargestellte Personen Grabbesucher sind, scheint mir ausser Zweifel zu stellen; es andert natürlich Nichts an dem Charakter der Dar-stellung, dass das Motiv der hier in abgeschwachter

l\'quot;orm zum Ausdruck kommt.

§ 200. Wenn wir nun aber zahlreiche Reliefsdarstellungen antreffen, in denen Personen, wie in den Sf^/win?-Scenen, zu ahnlichen Gruppen vereinigt sind, so versteht es sich von selbst, dass wir, wenngleich jener specielle Ausdruck freund-licher Heziehung zwischen den dargestellten Personen dort vlt;)llig fehlt, auch solche Scenen als in Verkehr stehende (irabbesucher, die den Todten ihre Verehrung erweisen, zu denken habcn. So sehen wir bei Conze, a. G: 297. 304. 306. eine trauernde Familie innerhalb eincs (irabtempels, in welcher Darstellung man wieder verschiedenc Details, wie die Trauer der dargestellven Personen u. s. vv., ei st nach unserer Auffassuntr tier Scene richti;\' verstellen wird. Auch

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beachtc man Scenen wie Con ze, a. G.: XXV. 67. g6. 97 99. 101. 102. 104. 107. 284. u. s. w., \\vo ncben einer sitzenden tiauernden 1\' ran cine andere, oft ebcnfalls in Trauerhaltimg steht, in welcher man meistens vvohi einc Sclavin zu erblicken hat. I\'.ben die Irauer dieser Figuren scheint mir nur dann riclitig verstanden werden zu können, wenn solche Scenen als trauernde Verwandte, die, v(,)n einer Schavin begleitet, zum (jiabc gegangen sind, gedeutet werden, cine Deutung, zu der uns die oben beiiandelten Reliefscenen führten.

S 201. W eist bei diesen Darstellungstypen ausser der Uebereinstimmung mit früher behandclten auch die Darstel-lung selbst gewissermaassen auf eine solche Krklarung hin, so ist das bei anderen durchaus niciit der Fail. So giebt es mehrere Darstellungen von einfacb neben eiiumdcr stellenden Personen ( vgl. Conze, a. G.: 700. 1058. 1059. \'084. 1117 u.s.w.), die an sicli nicht die geringste Andeutung fur irgend eine Krklarung bieten. Xur sind diese Personen vielen der in den oben behandeltcn Scenen Üargestellten fast gleich, wahrend ausserdem die grosse Aehnliclikeit mit Darstellungen wie Conze, a. G.: 1033. 1054. 1055., die wir schon früher (vgl.

186) als Grabscenen erkannten, die Richtigkeit derselben Deutung auch fur diese Reliefs erkennen lasst.

S 202. l\'.ine vollstandige Uebersicht der verschieden Reliefs von einzelnen Personen oder ganzen druppen, für welche dieselbe I\'.rklarung als Darstellung trauernder Grabbesucher zutrifft, ist naturlich nicht zu geben. Sic wiirde auch keinen Zueck habcn, und uberdies werden wir spater noch die ver-schiedenen 1 ypen der auf den Reliefs vorkommenden Personen so genau wie möglich verzeichnen (vgl. S ^ u- f-)

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i; 203. lis gicbt abcr noch cinit^c Darstcllungsmotivc, die cine bcsondcre Hesprcchung erfordern. Zuniichst nenne icii die Reiicfdrirstcllnngen, bei denen sicii die ganze Hamliung um cin Kind dreht.

Conze, a. G.: 280. sehen wir eine sitzende Krau, wclche die Mande zu eincm Kinde ausstreckt, das eine eben heran-tretende Dicnerin zu ihr eniporhalt. Aehniichcs, obgleich das Motiv weniger stark zum Ausdruck koinmt, sehen \\\\ir bei Conze, a. G.: 277. 278. 280. 281 u. s. w. Die gevvöhnliche l\'.rkiarnng ist die, dass der verstorbenen Mutter eine Dicnerin ihr Kind bringc. Damit ist aber die besondere Art der Dar-stellung noch nicht gcnügcnd aufgeheilt. 1st es eine Scene aus dein früheren Lebcn der verstorbenen Frau? Gegen cine solchc Auffassung spricht der manchmal schr starkc Ausdruck der Trauer, die doch zu einer Darstellung des fridieren Mutterglückes wenig passen würde. (vgl. Conze, a. G.; 106. 274. 281 u. s. w.). Denken wir uns aber die Mutter als eine Verstorbene, st) würde hier eine Fortsetzung des hamilien-lebens in der Unterwelt odcr irgcndwo anders dargcstellt sein, cinc Vorstellung, die sich für dicandcrn h\'aniiliensceneii ais unniöglicii erwiesen hat und an der wir natiirlich niciit allein für jene Sccncn festhaiten diirfen. Auch würde zu der Darstellung einer verstorbenen Mutter, der ihr Kind gebracht wird, der schon erwahnte Ausdruck der Trauer durebaus niclit passen.

Weit einfacher erklart sich hier Alles, wenn wir nach Analogie anderer i\'anniienscencn und cbenfalls anl Gnind der Vasenbilder (vgl. !; 137) audi liier eincn Vorgang am (irabc anneiinien: eine Mutter ist trauernd zu einein (irabe, vicliciclit dem ihres Mannes gegangei;, von einer Diencrin begleitet, die ihr ihr Kind nachtragt. i5eweise für diese Auffassung

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lassen sicli in dcnjcnigen schon frtiher als Grabbcsuchsscencn crklartcn Rcliefdarstcllungen finden, auf denen cin Kind bei-laufig mitabgebildet ist (vgl. 15. Conze, a. G.: 274. 276. 310). Von besoiulerem Interesse ist aber Conze, a. G.: 471. wo links in mitten einer grosseren Familienscene cine Fran sitzt, die ein Kind im Schoosse halt, genau in derselben Weise, wie auf unseren Reliefs. Rechts ist aber noch eine andere solche F ran mit einem Kinde im Schoosse dargestellt. Man muss hier entweder beide l\'quot;rauen als verstorbene Miitter deuten, was /,11 einer geradezu unmöglichen Vorstellung führen würde and wobei audi noch unerklarlich bliebe, weshalb die übrigen Personen nur die cine Verstorbene umringen, die andere aber ganz allein lassen, oder man hat der Behaup-tung beizustimmen, dass eine solche Frau mit einem Kind im Schoosse nicht eine Verstorbene ist; denn die eine Person als todt, die andere, ihr durchaus ahnliche, als lebend aufzu-fassen, ist immöglich.

Auch hier tritït also nur unsere Deutung der Figuren als lebender trauernder Personen zu.

gt;} 204. Fndlich zweifle ich nicht daran, dass auch die sogenannten Sterbescenen (vgl. Conze, a. (i.: 309 Text) als Trauerscenen zu deuten sind. So sehen wir bei Conze, a. G.: 307 eine Frau, welche auf einem Stuhl sitzt, die beiden Mande im Schoosse haltend, genau dieselbe Kigur, die wir so oft schon in den als Darstellungen van Grabscenen erklarten Reliefwerken antrafen; hinter ihr steht eine Dienerin, die ihren rechten Arm untcrstützt, wahrend sie die linke Hand auf die linke Schulter der sitzenden Frau gelegt hat. Auf der anderen Seitc steht eine Person mit einem Kastellen. Das Verfahren mehrerer Frklarer bei der Deutung dieser und

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almlicher Scencn ist sehr cigenthiimlich. Wcnn man sonst cinc sitzcndc Frau, hintcr welchcr cine Diencrin stclit, dar-gcstellt sieht, so wird sic immcr fiir die in irgend einer Lage des Lebens dargestellte Verstorbene gehalten. Sobald aber diese Frau nur ein wenig von der Diencrin untcrstutzt wird, soil sich sofort der ganzc Charaktcr der Scenc, die sicli iibrigens durch Niclits von jenen anderen unterschcidet, geandert haben mul das Sterben sclbst dargestellt sein. Es lcuchtet ein, class dies nicht richtig sein kann.

Frcilich, in so wcit hat man Recht, class der Act des Unterstützens sich bei der gewöhnlichen Auffassung der Figur als der einer Todten schwerlich crklaren lasst. Wcshalb aber giebt man diesc Auffassung selbst nicht auf? Unsere Dcutung passt ebenso gut zu der unterstützten, wie zu der nicht unter-stützten Frau. Eine Frau, die von einigen Dienerinnen, deren eine ein Kastellen mit Grabschnuick tragt, begleitet wird, hat sich, in Trailer versunken, auf eiiien Stuhl gesetzt. l.etzteres uns von so vielen Reliefs bekanntes Motiv ist hier noch ein wenig weiter ausgeführt: ver Schmerz zusammelibrechend, wird die Frau durch eine Dienerin untcrstutzt. Bcsonders charakteristisch ist hier olie Kigur mit dem Kastchen, die doch in einer Sterbescene überhaupt nicht zu erklaren, in Grabscenen aber eine der bekanntesten Erscheiniingen ist (vgl. § 207 u. f.j.

Etwas starker noch ist das Anlehnen der sitzenden krau an eine Sclavin, die sic untcrstutzt, zum Ausdruck gebracht in dem Relief auf der Grabvase;

Conze, a. G.: 368. Ebenso wie bei dem vorigen Relief liegt aucli hier kein (ïrund vor, an eine Sterbescene zu denken. Ausser dem Motiv des Anlehnens selbst sind uns alle Details «heser Darstellungen schon von den oben als Grabscenen

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fjcdeutcton Reliëfwerken, oder von den Grabscenen der Vasen-bilder bekannt, besonders tlie \'1\'rauer, die in dem Stiit/.cn des Kopfes in die I land, wie bei der sitzenden Fran, odcr im Anlegen der Hand an den Oberkopf, wie bei dem Manne (vgl. S 141, nquot;. 6 und 335), ihren Ausdruck findct. Icli /.weifle daher nicht, dass auch hier eine einfache Trauersccne vorliegt. l^benso in dem Relief:

( onze, a. Ci.; 309, wo das Zuriicksinken im Vergleich mit den vorigen Darstellungen wieder etwas scharfer ausgedriickt ist und ein trauernder Mann, an die Frau lierantretend, ilir die Hand reicht. Dieses bekannte Motiv der liandreichung soliliesst cine l^rklarung als Sterbescene vvohl ganz aus und zeigt die Richtigkeit unserer Deutung; denn man wird der Handrcichung hier doch wohl keine andere Hcdeutung hci-icgen kónncn, als auf den gewöhnliclien Sé^/wj/ij-Relicfs (vgl.

§ 193 u. f.).

Obwohl kein attischcs Relief, soil hier, der Aehnlichkcit der Darstcllung wegen, auch das Relief Kapfixdlxi; Kat.: 749 (vgl. Conzc, a. (i.: S. 70) in Betracht gezogen werden, bei dem das Motiv des Zuriicksinkens noch etwas starker her-vortritt, wahrend cine stehende i\' rau die I land der sitzenden ergreift und ein Mann trauernd daneben stcht. Auch hier vveisen u. A. die Handrcichung und die Traucr auf die Richtigkeit unserer Deutung als Grabscene hin: die trauenule l\'iau lasst sich in die Arme ihrer Dicnerin sinken und erhalt von ciner Freundin tröstenden Zuspruch. Gegen dieses Alles kann das Zi ugniss des Epigramms der Anthologie (VII, 730 vgl. i; 5), auf das sich bekanntlich die Deutung als Sterbescene gründet, nicht aufkommen. Das von dem Dichter hcschriehem: liild fuhrt aber nicht einmal cine Sterbescene vor; der Dichter sagt uur, dass alle dargestellten Personen

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todt scion. Wie nun abcr dicse Angabc mit unscrcr jetzt feststelicndcn Dcutung in lOinklang zu bringen ist, lasst sicli schwerlich sagen. Möglicherweise hat der Uicliter doch cin anderes Relief vor Augen gehabt.

§ 205- Kndiich ist hier noch das bekannte Relief des Schiffers zu erwahnen (Conze, a. (}. (\'123). Auf dem Vcrdeck eines Schiffes, oder viellcicht, wie nach Analogie spiiterer Reliefs mit ahnlichem Motiv (vgl. Pervanoglu, Taf. 1quot; u. s, w.) zu vennuthen ist (denn wegen der Verwisschung der Malerei lasst es sich nicht mit Sicherheit sagen), auf einem felsen an dessen 1\'usse cin Scbiff liegt, sitzt cin trauerndcr Mann, den Kopf in die Hand gestiitzt, 1 lelm unci Schild nebcn sich. ivs ist dies das cinzig erhaltcne, einer frülicrcr Zeit ange-hörigc Exemplar einer spater ziemlich ha uiig vorkommenden Rcliefart (vgl. Pervanoglu S. 70.). Allgemein wird der Mann als der ertrunkene Schilïcr betrachtet. Mir scheint es aber unmöglich anzunchmcn, dass der lirtrunkene, als am Meere sitzend und um sich selbst trauernd, dargestellt sein sollte. Nach meiner I\'.rklanmg ist wicderum auch diese Darstclhmg völlig klar: wir sehen hier einen Grabstein, der vvahrscheinlich auf einem Ksi/ordtpiov gestanden hat, und auf welchem ein Vcrwandter dargestellt ist, der um den Verstorbenen trauert, und zwar nicht auf einem Fricdhof, sondern an seinem grossen Grabe, dem Meere, in welchem er ertrunken ist. Hier haben wir also eine Scene, wie die, die uns in dem Kpigramm VII, 374. der Anthologie geschildert wird \'). Vgl. auch noch gt;5 248.

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SuTflOpOt; SHpO^SifV TTÓVTM by TTXfX KV(J.X

\'éxhuvcrev iiyrvip (ivp/cc Avrièi\'y.y,

\\lse6vTyv uvyct\'^ovrx xevóv rtitpov s. u. \\v.

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206. Wir könncn daher sagen, dass fur atlc bis jetst /hs/Tochcnot Darstclhmgstypen dcr GrabrcUcfs die F.rklarung zutrifft, t/iiss es sich dabei inn Grabbesnchsscenen handelt. Jonc Darstc-lluiigcn gebeu uns dasselbe Hikl tics Vcrkchres an den (jrabern, wic die Vasenbikler und entsprechcn also ebcnfalls vollstamlig dcr Wirklichkeit. Diese VVirklichkeit mit ihren Sittcn liegt aber unseren Sitten so fern, dass tlies wohl dcr Grund gewesen ist, class tlic Bedeutung dcr sic zur Dar-stellung bringenden Hildwerke bisher nicht erkannt wurdc. Man bringt den Todten Opfergaben dar, lasst sich traucrnd an ihren Grabern nicder was alles schr wohl zu verstellen ist ; aber man verweilt audi langere Zeit an den Grabern, setzt sich dort auf Stuhle, tlic man niitgcbracbt hat, kniipft (icsprache an, reicht einander die Hand, begrilsst eben ange-kommene I\' l cnide, niinmt die Kinder auf den Scliooss u. s. w. I-s cntwickeln sich auf den Grabern förmliche Sccnen ties alltaglichen Lebcns, die uns schr frenidartig beriihren mogen. Dass sic aber fur die Griechen etwas ganz Gewöhnlichcs waren, müssen wir auf Grund der Vasenbikler annehmen, uiul dies ist audi culturhistorisch nicht unwichtig. Nun kann aber wciter nicht bezweifelt werden, dass ein soldier Grab-bcsuch als etwas den Todten Angenelimes gait, und es hat nichts Befremdlichcs, dass einc Verehrung dieser Art audi im Hilde auf den Grabern dargestellt und dadurch sozusagen zu eiuer bleibenden gemacht wurde.

jj 207. I\'.s begegncn uns aber auf den Grabreliefs noch andere Darstellungeii. Eine besondere Stelle nehmen ver-schiedene Grabreliefs ein, deren llauptmotiv eine I\'rau mit einem in den Handen gehaltenen Kastchen ist. Wic hat man diesc 1-ran mit ihreni Attribut zu deuten ?

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Das obcn (§ 181) bcluimlcltc Relief (quot;onze, a. (i.: 873. hat uns schon den Weg zu der Erklarung gezeikt, W\'ir habcn dort mit Sicherheit eine Grabscene crkaniU: eine 1\'\'nui schmiickt ein Grabmal; hintcr ihr steht eine Dienerin mit einem Kastellen, das iiier nur als Ge rath zur Uebcrbringimg von Schmuckgegenstanden fiir die Graber, wie vvir es von den Vasenbilderu kennen, zu erklarcn ist (vgl. t; 146, nquot;. 5). Es fragt sich also, ob diese Krklarung auch fiir die anderen Grabreliefs, auf denen das Kiistchcn vorkonimt, passt.

gt;? 208. Betrachten wir zunachst ( \'onze, a. (j. ; 294. Auf dem Bauch einer Grabvase ist folgendes Relief angebracht: auf einem Stulil sitzt eine Frau, die auf dem Schoosse ein geöffnetes Kastchen halt, aus dem sie mit der Mand eine Hinde nimmt. Hinter ihr steht eine Sclavin; vor ihr eine trauernde Frau und ein Mann. Hier wird immer behauptet, die sitzende Frau sei die mit ihrer Toilette beschitftigte Verstorbene. Aber wie soli man sich das denken? Ks ist keine Scene aus dem früheren Lebcn der l\'rau, demi wie liesse sich dann die Trailer der stellenden 1\'igur erklaren? Mussen wir hier wirklich annehmen, dass eine verstorbene, von ihren noch lebenden, trauernden Verwandten uingebene frau als mit ihrer Toilette bcschaftigt dargestellt sei? Die Unmöglichkeit einer solchen Annahme springt sofort in die Auge. Nichts aber weist in solchen Scenen darauf hin, dass wir es dabei wirklich mit einer Toilette zu thun haben ; es ist das eine ganz w illkurliche Deutung.

Wie einfach erklart sich Alles, wenu wir auch hier eine Grabscene annehmen? Kin - am Grabe sitzende l\'rau nimmt das Schmuckstück aus dem Kastchen (vgl. t; 141, nquot;. 5), um damit das Grab (wie dies wahrscheinlich im Hilde dar-

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gcstcllt war siche ^ 191) zu schmiicken (vgl. bcsonders die Vascnbikler Hciulorff, G. 11. S. V.: 15, uiul lt;lic zicmlich ahnlichc 1 )arstulluiig .AIus. Nat. Ath.: 1840). Dieses Schmuckstiick, oinc Taenia, meinc ich noch auf deni Relief zu erkennen (vgl- § \'5\') \'iquot;. 13 und 240, nquot;. 6). Andere trauernde Grab-besuclier stchen neben der Frau.

i; 209. Rbenso trage icii kein Bedenken, eine Grabscene zu erkennen in; Conze, a. G.: 342, wo eine sitzende Frau dargestellt ist, hinter weicher eine Sclavin steht. Von der anderen Seite niihert sich ibr eine Frau, die von einer Dienerin, welcbe ein Kastellen tragt, begleitet ist. Bei der voruiirts scbreitenden 1\'igur kann doch von einer Toilette nicht ilic Rede sein; die Frklarung des Kastchens als eines Toilettenbehalters scheint also hier durchaus unmöglich. Dagegen spricht N\'ichts gegen die Annabme, eine Sclavin trage ihrer ein (irab besuchenden Herrin das Kastchen nach. Am Grabe angelangt, treffen sie eine andere Frau, die gleich-fallgt; von einer Sclavin begleitet ist.

gt;5 210. I\'.benso giebt es noch versch\'edene andere Reliefs, fur welche die jetzt geltende Frklarung als Toilettenscene unmöglich scheint, die Deutung als (irabscene aber völlig zutrifft; vgl. z. B. Conze, a. (j.: 295. 1129. u. s. vv.

Fine besondere Gruppe der Reliefs bilden : Conze, a. G.: 68. 71.72. 75. 82. 8 3.89. 90. u. s. \\v\'.,\\vo das ganze Bildfeld, innerhalb eiues Grabtempels dutch die einfache Scene einer sitzenden l\'iau eingcnoninicn wird, die Ft was aus einem Kastchen hcrvorholt, d:is ihr von einer Dienerin ilberreicht wird. Die sitzende Frau ist oft und zuweilen audi die stellende I)iencriii in tiefer Trailer dargestellt, was, wie schon be-

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merkt, sehr bestimnit gegun eine Toilcttensccne spricht, zn einer Grabsccnc aber sehr gut passt. Auch hier sehen wir eine Fran, die trauernd am Grabe cines Verwandten sil/.t und dieses mit Dingen schmückt, die eine Dienerin in einem Kastchen zuni Grabe get rage» hat. Dass jene Dinge meistens Taenien waren, ist bekannt, und nierkwürdig ist mithin die von Curtius (Arch. Zeit: 1872, S. 19.) zu dem Hegesorelief (Conze, a. (j.: 68) gemachte Bemerkung, die Haltung der Finger der sitzenden Frau zeige, dass sie eine in Malerej ausgeführte Hinde aus dem Kastchen nehme.

§ 211. Fine andere Reilie solcher Darstellungen bilden: Conze, a. G.: 69. 70. 73. 74. 76. 77. 78. 79. 80. 81. 84. 85.86.

88. 91. 92. 93. 283. 289. 291. 296. 313. 317. 408. 425. 446. 457. 463. 479. 507. 870. 871. 876. 883. 884. 1115. u.s. w., wo die I lauptfiguren der Scene eine sitzende, mitunter in Trauer erscheinende Frau und eine neben ihr stellende, mit dem genannten Kastchen verseiiene Dienerin sind.

Nach dem Obengesagten sind auch in allen diesen Darstellungen leicht Grabscenen zu erkennen. Hei Conze, a. G.:

89. sehen wir das Motiv der sitzenden Frau, die ein geöfl-netes Kastchen im Schoosse halt, und das der Dienerin, die ein solches Kastchen herbeitriigt, vereinigt.

S 212. Fine besondere Hesprechung erfordert noch (\'onze, a. G.; 901, wo in trauernder Haltung eine stellende hrau dargestellt ist, die den mit einer Sandale bekleideten linken Fuss ein wenig vorstreckt, um sich die Sandale von einer Dienerin in ürdnung bringen zu lassen. Neben ihr steht eine i\'rau mit einem Kastchen. Die Scene limiet innerhalb eines Giabtempels statt. Man hat lt;11 esc Darstellung in verschiedem-r

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Weise zn dcutcn vcrsucht. So dachtc man audi hier an cine 1 oilettenverriclitung; dicse könnte aber doch nicht durch das An- odcr Auszichen der Sandalen angedeutct sein, ganz abgesehen davon, class dann auch hier wieder der Ausdruck tier Trancr uncrklart bleiben vviirde.

Auch symbolische Erkliirungen wie die des Ablegens der Schuhe am l\'.nde des Lebensweges sind natiirlich abzulehnen. Alle Schwierigkeiten schwinden meines Krachtens durch cine I\'.rklarung wie die unserige völlig. Wie anderswo das Ver-weilen am Grabe, oder eher die Ankunft an dcmselben, so ist hier die Ileimkehr dargestellt: die Frau ist im Ik\'griff fortzugehen and lasst sich von ihrer Dienerin die Sandalen in Ordnung bringen.

§ 213. Aber nicht nnr Schmuckstücke, mit dencn das Grab verziert werden konnte, uurden dein Todten darge-bracht. Ihrer Art nach von den Scenen mit cinem Schmuck-Kastchen nicht verschieden sind wohl jene, auf welchen die Ilauptfigur cincn Vogel oder irgend einen anderen Gcgen-stand in den Handen halt. Es liegt an sich schon nahe, auch darin gleichsam eine Darbringung am Grabe der Todten zu sehen, mul besonders wird dies bewiesen durch Uarstellungen wie bei Conze, a. (i.: 66. 390. 878. u. s. w., wo eine Figur mit einem Vogel, und bei Conze, a. G.: 882, wo eine Sclavin mit IMppchen vorkommt, wahrend jedesmal eine zugleich erschcincnde l\'igui mit dem bekannten Sc hm uckkas tellen die Scene nach einem Friedhof verlegt.

Wei teres über derartige Opfcrscenen findet sich §§ 236 11. f., wo über die verschiedenen Gegenstande, die auf den Reliefs vorkommen, gehandelt wird. Hier moge es genügen, ilas Vorkommen derartiger Scenen festgestellt zu haben.

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214. Ohne allen Zweifel giebt es ,iber eine Rei he von (irabreliefs, für welche die Üeutung als Scenen am Grabe durchaus nicht zutriftt.

Schon von den unter-italischen Gcfiissen her kennen wir als bildlichen Schnuick innerhalb eines Grabtempels (vl;1. i; 104) Kampfscenen, bei welchen es uns unmöglich war, zu bestimmen, ob der Verstorbcne selbst dargestellt sei. Diesen Vasenbildern entspricht eine Reihe von Kampfscenen auf attischen Reliefs, sowohl solchen, wo mehrere Personen mit einander kampfen (vgl. Conze, a. G.: 1147. 1153. 1154. 1156. 1158. 1160. Kaibel K. G.: 21), als auch solchen wo einzelne Krieger in Fechtstellung erscheinen (vgl. Conze, a. G.: 1148. 1149. 1150. 115\'. 1152. 1 159(?) 1160), alle meistens zu Kuss, bisweilen jedocb auch zu Pferde.

i? 21$. Nun werden solche Reliefs gewöhnlich für Darstel-hingen verstorbener Krieger gehalten. Das kann aber unmöglich lichtig sein. Man sehe z. H. Reliefs wie das bei Conze, a. G.; 1 154, wo einfach drei kampfende Manner dargestellt sind, ohne dass einer derselben in irgend einer Weise, etwa als Sieger, gegen die tibrigen hervortritt. Wer von ihnen ware nun wohl der Verstorbene, zu dessen l\'.hre das Grabmal errichtet wurde? Schwerlich sehen wir hier etwas Anderes, als eine allgemeine Synibolisirung des Kampfes, ohne Beziehung auf bestimmte Krieger oder bestimmte Kriegsercignisse. Die gleiche Auffassung ist auch die einzig mögliche bei Kaibel f . (}.: 21, von welchem Grabstein schon friiher die Rede war (vgl. § 29). Durch diese Deutung, welche für diese beiden Reliefs die einzig mögliche ist, lassen sich auch alle ubrigen Kriegerscenen vollstandig erklaren. Wir cliirfen mithin annehmen, dass auf Grabern von Kriegern,

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I 7°

das Hild dues Kampfcs odor cincs eiiizelnon Kampfcrs als Symbolisirung ihrcs friihercn Hcrufcs aufgestellt vvurde, wic denn audi Pausanias bci dcr Heschrcibung des (irabmals von Androclos (VII, 2. 9.) die dort aufgestdltc Kriegerstatiie nicht ais Darstdiung des Androclos seibst, sondern einfach als die dues bewaflneten Mannes {ivyip ÓTr^itr^evoc) betrachtct.

War dies die dgentliclie urspriinglichc Hedeutung dieser, wohl meist fabrikmassig, ohne Rücksicht auf eine bestimnitc Person, fiir deren Grab das Grabmal dienen sollte, angefertigten Reliefs, so ist es leicht begreidich class ihnen spiiter wohl bis-weilcn eine bestimmte Heziehun^ gegeben werden mochte, be-sonders, als mehr und mehr die Gcwohnbeit aufkam, die Figuren durch Hcischriften zu benennen. Weit mehr als bei den (irabscencn lag natiirlich hier eine Veranlassung vor einer dcr Rdieffiguren den Xanien des V\'erstorbenen beizuschreiben. In dieser Wdse möchte icii Darstelhuig und Inschriften bei Conze, a. (j.: 1147, erklaren.

^ 216. Genau \\\\ie diese Kanipfscenen schdnen mir auch noch einige anderen Darstellungen gecleutet werden zu miissen: so ■/.. H. das Bild dnes spielenden Knaben auf deni Grabe dues Knaben (vgl. Conze, a. G.: 1046. 1062. u. a.), ohne class damit mehr als die allgemeine Charakterisirung des fruheren Lebens des Verstorbenen, und gewiss nicht die Darstdiung des X\'erstorbeiien seibst, beab-icbtigt worden ist. Ps haben solche Relicfdarstellungen so starke Berülirungspunkte mit den I\' iguren tier (irabscenen, class ibre Grenzen bisweilen in einander ubergegangen sein mogen. I)er kampfende Krieger und der bewaffnete (irabbesucher, tlas im Bilde dargestdlte Kindurspiel und das Kind mil sdnein S])ielzeug am (irabe sind wohl nicht immer mit voller Sicherheit von einandei\'

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y.u imtcrschcidcn. Dies crölïiiet die Möglichkeit, dass sich untcr den von uns wegen ilirer Uebereinstimiming mit ge-wissen Figuren auf unverkennbaren Grabscencn ebenfalls als Grabbesucher gedeuteten einzelnen Figuren, die an sicii keinen weitoren Aniialtspunkt zur Krklarung bieten, noch einige jener anderen Art befinden.

Mebrere solche Reliefdarstellungen vermag ich aber nicht aufzufinden, obwohl es einige unter ihnen giebt, bei denen eine solche Deutung augenscheinlich zutrifft, wie z. H, die bekannte Mynnosteie (Conze, a. (1.: 38), wo eine I\' rau sitzend, mit eiiier .Si)iiulel in der Hand, dargestelit ist und ein xxAaSoi; unter ilirem Stuhie steht. Ueiier dieses Relief wird weiter linten (ij 238) ausführlicher gehandelt werden; hier bemerke ich nur, dass die stark ausgedrückte Trauer eine Mrklarung als einfache i^ranenarbeitsscene völlig ausschliesst.

S 217. IC ik 11 ich sind hier noch einige Reliefs zu besprechen, die gewöhnlich als Helege für eine auf attischen (Irabreliefs angenonnnene Darstellung des Verstorbenen selbst heran-gezogen werden. So zunachst Conze, a. (i.: 622., wo eine Inschrift einen Chalkoptes (Schmied) als Verstorbenen nennt. Nun nieint man, das Relief stelle den Scinnied in seiner Werkstatt dar. \\\\rir sehen aber einen Mann auf einem Stuhie sitzen und mit der linken Mand einen Stab aufstützen. Solche Figuren sind uns von den Grabscenen her sehr gut bekannt (v-gi. ^ 230). Nichts lasst hier den Schmied erkennen. 1 )ie ga 11 ze Theorie gründet sich aber nur auf die \'I hatsache, dass unten am Boden zwei runde Scheiben stehen, deren eine, wie unfertig, rauh gelassen ist. Claiac ineinte, dass hier an Metallfullung zu denken sei, und allgemein werden jene Dingc als eine Andeutung der Werkstatt crkliirt. Wie abei

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(lurch zwei runde Schciben die Werkstatt eincs Schinicdcs angedeutct werden kann, ist mir nicht klar; auch wiirde man, wenn man einea Sclimied darstellen wollte, ilin nicht in cincr solchen Maltung vorgeführt haben.

Wofür dicse Scheiben aber zu halten sind, wird nicht gesagt, und auch ich vermag einc Deutung derselben nicht zu geben; nur möchte ich an die Rader erinnern, die man auf untcr-italischen (j class en innerhalb eines Grabtcmpels abgebildet fïiulct (vgl. /,.15. Annali del 1st.: 1871. N. O.).

Wir konnen daher sagen, dass die Deutung des Reliefs als die Darstellung eines Schmiedcs in seiner Werkstatt allen Grund entbehrt; dagegen ist die l\'igur selbst sehr wohl als trauernder Grabbesucher zu erkiaren. Immer bleiben aber noch die beiden Scheiben zu deuten übrig.

5} 218. Weiter wird gewöhnlich als Hevveis fur die ange-gebcne ik-hauptung: (Onze, a. G.: 396, der sogenannte Schuh-macher, genannt. Dargestellt ist ein sitzender Mann, der durch eine Inschrift bcnannt wirtl. Er liiilt auf der emporgestreckten Rechten eincn fussförmigen Gegenstaiul, wahrend zwei neben ihm stehende kleine iMguren bctend die I lande erhoben haben. Wie man jenen Gegenstaiul nun auch erkiaren mag, offenbar bietet der Mann ihn dar; er ist also nicht als gleich-gültiges Heiwerk, als ein Attrihut zur beilaüfigen (\'harakteri-sirung des M amies zu betrachten, sondern als Object einer bot i mm ten, hier dargestellten Nandlung. Deshalb lasst sich das Relief auch eher mit Jahn (Lcipziger Herichte 1871, S. 303. 310.) als Weihrelief, denn als Grabrelicf auffassen. Welters (Fried. Wolt. 1019) dcutct den (iegenstaml unter 1 leian/.iehung einiger sjiatroinischcn Reliefs als Schusterleiste. In 1 linblick auf die Art und Wcise der Darstellung scheint

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die letztcrc Deutimg jcdoch schwerlich mchr bcrccliti^t zu sein, als jcne andere, die ilin fiir einen Schuh oder I\'uss ans^iebl. Nehmen wir aber an, es sei ein Fuss gemcint, so licsse sich das Relief als Weihrelicf fiir einen Heilgott, dem in bekannter Weise das Abbild ei nes Körpergliedes darge-bracht wird, sehr gut verstellen (vgl. Michaelis Arch. Zeit. 1871, S. 4. Anm. 24.). Die Dcutung als Grabrelief eines Schusters hat aber jedcnfalls keinen Sinn.

§ 219. Unerklarlich scheint mir endlich (quot;onze, a. G.:622. zu sein ; von diesem Relief kennen wir w eder den I\' undort, noch die Kntstehungszeit, und so lasst sich nicht einrnal mit Bestimmtheit von ihm behaupten, dass es wirklich attisch ist. Sollte sich jcmals eine abweichende iM-kliuung fur das-selbe finden, auf anderer liasis beruhend als der, welche sich fur die attischen (jrabreliefs bis jetzt als richtig crwiesen hat, so vvürde sie sogar als Beweis gegen seinen attischen Ursprung gelten können.

S 220. Npch eine dritte nur durch vvenige Beispiele ver-trctene Art von (jrabreliefs (ich kenne nur Conze, a. G.: 1 146 und vvahrscheinlich lixfifixdlxt; Katal. 756) ist die, welche die Fortfuhrung zur Unterwelt darstellt.

Die Behandlung der sogenannten Todtenmahle schliesse icli hier absichtlich aus,

§ 221. Die Traucr- und Opfcrspcndcnsccnen snul aber die ivcitans am haufigsten vorkoiinneiiden.

ICs bleibt uns noch iibrig, die Personen dieser Scenen, ihre llaltungen und Attribute genauer zu untersuchen, um dadurch eine weitere Stiitze fur unsere ICrkliirung dieser Scenen als (jr.abscenen zu gewinnen.

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UmiKR EINir.K Sci\'I.l\'TUKKN ANDEKKR ART.

222. I\'^lie wir aber zu der letztgcnannten Untersuchung ubergchcn, mussen wir noch einigc Sculpturen anderer Art behandeln, welche Trailer- oder Grabscenen darstellen, und deren Vergleichung mit unseren Grabreliefs also dazu dienen kann, die Richtigkeit unserer luklarung dieser Reliefs naher /.u piüfen. Auch die Hetrachtung der durch diese Sculpturen dargestellten Personen und ihrer Attribute könnte uns \\ ielleicht spater noch fur ilie Dcutung der auf den (ïrabreliefs dargestellten Personen von Nutzen sein.

f; 223. Beginnen wir mit dein bekannten melischen Terracotta-Relief (Monumenti del 1st.: VI, 57) und seinen Verwimdten. Auf der Basis einer mit einer Taenia ge-schmiickten Grabstele, die durch eine Inschrift als das (jrabmal des Agamemnon bezeichnet wird, sitzt eine, durch eine Heischrift als Kiek tra bezeichnete Frau. Sie stützt das gesenkte Ilaupt in die Hand und hat neben sich eine Kanne. Vor ihr steht, den rechten Fuss auf die Basis der Stele setzend und sich zu ihr hinneigend, Orest mit dem (iestns der erk.obcnen Rechten gleichsani tröstenden Zuspruch bepleitend. Kr fuhrt sein l\'ferd am Zügel. Hinter Klektra steht eine andere Frau, wahrend dem Orest zwei Manner folgen. Mier haben wir also eine uns von den attischen Reliefs her sehr gut bekannte (jrabscene: eine trauernde I\'ran am (irabe, die ein h remder (deun tlies war fur l\'.lektra der ihr noch unbekannte Orest), der sein 1\'ferd am Zügel mit zum Grabe fuhrt, tröstend anredet. Die h\'.rklarung jener Reliefs, hesonders der !; 145 behandelten, wird dadurch in

rAl\'lTKI, 111.

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treffender VVeise bcstatiyt. Spater vvird sich auch in den Gesten und Attributen der l\'iyuren, eine grosse Uebercin-stimmung zcigen.

224. Von ganz anderer Art sind die jetzt zu behan-dehulcn Sculpturen des bekannten sidonischcn Sarkophages der Klageweiber in Constantinopcl. Dieser zeigt die l\'oiin eines ionischen Tcmpelgebaudes. Zwischen den Saulen stehen oder sitzen die trauernden Weibcr. Hier an einen agyptischon Prothesis-Baldachin zu denken (vgl. Studniczka, Jahrbuch des Arch. Inst.: 1894. S. 234), seheint mir zugesucht. Auch ist die Aehnlichkeit rnit dem von Studniczka a. a. O. abgebildeten Baldachin nicht sehr gross. Wir haben überhaupt keine Veranlassung, in dem Tempelchen etwas Anderes zu erblicken, als seine Kor men selbst anzudeuten scheinen, etwa ein tempelförmiges Grabhaus, ein lleroon, in vvelchem der Verstorbene liegt. Ob wir die ringsherum bcfindlichen l\'quot;rauen als Weiber des verstorbenen Königs, oder einfach als Klageweiber zu betrachten haben, seheint mir eine un-lösbare l\'ragc zu sein. Wie man aber auch darüber urthei-len mag, der Sarkophag mit seinen Sculpturen bat fur die Krklarung der attischen Grabrelicfs grossen Werth. Schon öfters (vgl. z. B. Collignon, Mist. de la Sculpt. Gr.: II, 402) ist auf die grosse Aehnlichkeit zwischen jenen Klageweibern und den bekannten Figuren auf attischen Grabrelicfs hinge-wiesen worden. Diese Aehnlichkeit erstreckt sich nicht nur auf den Styl der f iguren, sondern auch auf ihre ganze Darstellungsweise, ihre llaltung und Gcbcrden; sie ist oft so gross, dass sie sich vöüiger Gleichheit niihert. Man ver-glciche z. H. die 1\'rau in, mittleren Intercoluninium der Ostseitc mit der Sitzenden des Reliefs bei (\'onze, a.G.: 104,

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jcnc iin Intcrcoluninium links von dcr Nordscitc mit dcr Stchciulcn bci Con/.c, a. G.: lOy odor 718. u. s. w.

Auf die Ucbcrcinstiinmung der Gcberden kommen wir im nachsten Capitel zm iick. i lier sci nur bemerkt, class es ^e-rade/ii unmoglich ist, die Kranen figuren tier Grabreliefs in anderer Weisc zu deuten, als die des Sarkophages; und erkannten wii in letzteren mit voller Sicherheit Trauernde in einem Grabtempel, so miissen auch erstere es sein.

Aber nicht nur auf die Figuren, auch auf die Bauformcn erstreckt sich die Uebcreinstimimmg der Reliefs und des Sark()|)hages, und sie ist sclbst so gross, dass jedes Interco-lumnium des Sarcophages fur sich fast wie ein attisches Grabrelief aussieht. Zeigt uns nun der Sarkophag cincn tempelartigen Bau, in vvolchem Trauernde sich beluiden (und dies ist wohl unbestrcitbar der Fall; man nuisste ihn denn fur einen Haldachin halten), so muss dasselbe auch von den tempelformigen Grabreliefs gelten, und so bestiitigt sich unserc Annahme, dass wir diese als Nachahmungen wirklicher Grabbauten zu betrachten haben.

gt;5 225. Von grosscm Interesse ist auch das schon g 167 erwahnte, von W\'olters (ath. Mitth.: 1893. S. 1 T. 1) her-ausgegebene Relief: erstens, weil wir in ihm, wie Welters uberzeugend tiachgewiesen hat, ein Stuck eines Grabtempel-baues erkennen mussen, und es also als Hevveis dafür gelten darf, dass solche Bauten, wie wir oben aus anderen Grimden angenommen haben, im \\iL:ilen Jahrhundert verhanden waren; sotlann aber auch wegen seiner Darstellung selbst. Wir (inden hier namlich drei trauernde Frauen, deren llaltung wieder merkwiirdigei weise mit derjenigen vieler l\'iauen unserer (irabrelicfs ubereinstimmt. Eine genauere

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1 / /

Darlcgung clicscr (Jebcrcinstinimung gcbcn wir im nachsten Capitel.

226. Schlicsslich crwahne ich noch cinige Grabstatuen, die in vcrschiedencr Hinsicht als Hcwcis fiir unscrc ICrklii-rung dienen können, so die trauernden Frauen aus der Sammlung Sabouroftquot; in Berlin (Furtw. S. S.: 1, 15- ly). lr,s sind ohne Zweifel Darstellungen V(jn auf dem (irabe trauernden Slcavinnen, und sie zeigen also, dass das was wir bei unseren Grabreliefs angenommen haben, überhaupt kein den Athenern fremder (iedanke war. l\'quot;iir ihre trauernde Ilal-tung lassen sich auf den Reliefs leicht Analogien finden (vgl. § 234).

227. Unzweifelhaft giebt es in unseren Museen noch viele Rundwerke, die nur als Grabstatuen Trauernder er-klart werden können. Ich nenne nur tlie in dem National-Museum zu Athen (Kxpfixïixs, Katalog: 779. 788. 825) auf-bewahrten. Zu ihnen geliören wahrscheinlich audi die be-kannte, sogenannte Penelope und venvandte Bildwerke (vgl. Ant. Denkm.: 1, 31. Helbig, Ftihrer: 189. 584. b\'urtw., Samml. Sabouroff, I. ad. XV u. f.), denn wenn audi die Aehnlichkeit zwischen diesen und dem Relief im Vatican (Helbig, Führer: I, 93) sowie dem Terracotta-Relief im Mus. Kircher (Helbig, Führer: 11, 229) sehr gross ist, so scbcint mir doch die Frklarung als Penelope sehr zweifelhaft zu sein. Ais trauernde Frau auf einem tirabe hat sie fiir uns nichts Hefremdendes, wir kennen solche 1 j\'pen von Vasenbil-dern und Reliefs. Jedenfalls sind jene bildwerke nicht Darstellungen Verstorbener. Deun dass der Gedanke, „die l\'igur der trauernden Penelope als idealisirtes Portrat der Verstorbenen

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ubcr den (li abcni plliclit^ctrcucr (iattimicn anzubriilgcn, nalic geinig lag,quot; darin kann man Hclbig schwcrlich bei-stimmen. lm Gegcntlicil, cs hat cinc solclic ICrklarung immerhiii etwas schv gcsuchtes.

i;228. Wir habcn also mchrcre 1 )arstelliingcii der Trauer am Grabc kennen gelernt imd wissen jetzt, dass auch Statuen Traueriuler auf den (irabern anfgestelit wurden.

bei der Hehandlung der einzelnen 1\'igurcn der Reliefs werden also auch die in diesem Capitel besprochenen Sculpturen zur X\'ergleichung initherange/.ogen werden mussen.

CAl\'lTKI. IV — Dik kinzki.nkn FloiiRhN in dkn Graiiscknbn per

ATTlSrilKN GRAIIKKI IKl\'S

S 229. Ks ftgt;lgt bier cin Verzeichniss gewisser charakteristi-schen Ki^enthümlichkeiteii, welche die l\'\'igurcn der Reliefs darbieten. Natürlich zoicbnet sich die grosse Mehrzahl diesel* l\'i^uren durch keine besondern Gesten oder Attribute aus, doch ist nicht selten in den Gesichtszügen ein gewisser Aus-druck der Trauer bemerkbar. Darauf gehen wir aber nicht naher ein.

S 230. L eber die ïggiée 14 ist bereits ausführlich gehan-delt worden. Sie findet bei Begrüssung, Tn\'istung, Abschied und uberhaupt im freundschaftlicben Verkehre statt (vgl. ^151 und 193 u. f.i. Bei unserer Annahme, dass auf den Reliefs nianchinal freund.schaftliche Begegnungen der Grab-besucher dargcstellt worden sind. ist sic vollig vcrstandlich. Ebenso siod es andere Begrüssungsgesten, z. b. das eine

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Person (Ui atulcrc bcim Kinn fcrsst (\\\'gl. Conzc, a. (t.: 150. 320. 896. 906) u. s. w.; odcr auch, class sehr haufig dit- 1 land zur Begriissung odcr Aurcdc crhoben wird, wclchcn Gestus wir audi von den Grabsccncn der Vasenbilder kennen (vgl. t; 130 und siehe auch Orest auf dem melischcn Terracotta-Relief 223). Heispiele dieser Gesten lïnden sicli bei Conze, a. G.: 145. 148. 150. 156. 158. 237. 279. 281. 285. 2S6. 343. 348. 372. 379. 408. 414. 440. 443. 679. 680. 722. 745. 752. 755. 870. loro. 1072. 1075. 1087. 1088. 1091. 1095. 1102. 1108. I [09. 1119. 1127. 1136, unci ich mcine, dazu auch die Armbevvegung vieler sitzender Miinnerfiguren rechnen zu miissen, welche bei Conze als „aufstiitzen auf einen Stabquot; erk\'lart wird. Letzterer selbst ist aber fast niemals erhalten; er soli in Malerei ausgeführt gewesen sein. Dies ist an sich nicht unmöglich, unci vielleicht trifft die angegebene Krkla-rung auch in einigen Fallen zu (vgl. z. 1!. Conze, a. (i. ; 640 und 661); doch ist die oben von uns erwahnte i5e-grüssungsgeberde jener Annbevvegung oft ganz gleich (z. 15. bei Conze, a. (j.: 454. 1088. 1095 u. s. w.), und andererseits giebt es auch unzweideutige Heispiele, class als Aufstiitzen gedeutet wird, was als Hegriissung gemeint ist (vgl. Conze, a. (j. : 698. 709. 722. u. s. w.). Mit grosser Wahrscheinlich-keit lassen sich auch die iibrigen l-\'alle (Conze, a. (i.: 620. 628. 630quot;. 631. 632. 636. 637. 638. 639. 640. 659. 661. 663. 668. 671. 698. 702. 703. 708. 709. 710. 713. 716. 717. 722. 726. 728. 73-\' 733- u. s. w.) in dieser \\\\ rise auffassen.

S 231. Aber diese Hcgnissungsgcbcnlo ist wiederum cinem anderen (ïestus sehr ahnlich, mit clem sic leicht verwechsclt werden konnte; es ist das Erhebcn des Amies in Anbctung, das wir von den X\'ascnbildern (§ 140, nquot;. 3) kennen und

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auch bcrcits auf cinigen Reliefs crkamit haben (§!? 1S5. 188. 189). Jencr Aohnlichkcit wegen ist cs abcr nicht unmög-licii, dass \\oii den oben vcrzeiclmcten licispiclcn dor Ho-gnissun^sgcbcrdc cinigc liicrhcr gehoren. Mit Sichorhcit haben wir den letztgenanntcn Ge.stus aber bei Conzc : a. G.: 805. 927. 937. 1032.

S 232. Am charaktei istischsten jedoch sind fur Grabsccnen natiirlicii die i^ewegungen und Geberden, welchc Trailer zum Ausdruck bringen, und cs bestatigt unscre Ansicht nicht wenig, dass sic sicii auf unseren Reliefs mit grosser Hestimmthcit nachweisen lassen. Ich werde sic jet/.t unter 1 feranzieluin;,; der X\'asenbilder und der im vorigen Capitel hesprochenen Hildwerke zu crliuitern vcrsuchcn,

Zunachst nennc ich das Zusammcnraffen des Klcidcs. \\\\rir t\'uulcn dieses oft bei einer sitzenden f ran, die sich dabei nicht selten et was vorüberbeugt (vgl. Conze, a. G.: 40. 42, 46. 48. 50. XX\\\'. 52. 62. 64. 66. 67. 70. 78. 79. 81. 82. 84. 86, 91. 92. 99. 100. 109. 131. 133. 134. 135. 137. 161. 163. 170. 181. 1S2. 184. 186. 188. 189. 193. 202. 206. 274. 276. 277. 281. 282. 297. 304. 305. 311. 315. 316. 332. 363. 378- 39\'• 393- 406. 497- 517. 521. 525. 535. 538. 545. 360. 574. 615. u. s. w.i, e ben so bei einer stellenden F ran (vgl. Conze, a. G.: 109. 125. 139. 140. 141. 142. 339. 340. 342. 343. 346. 347. 348. 350. 351. 352. 354. 393. 396. 409. 413. 430. 456. 464. 465. 690. 691. 718. 719. 741. 747. 754\'. 755. 758. 803. 804. 807. 870. 1082. 1089. 1090. i 101 . 11 14. 1117. 1130. 1 140;; und bei einem stellenden Mamie (Conze, a. G.: 32 I;. Dass wir in diesem Zusamnienraffen des Klcidcs, ohgleich es naturlich nicht immer cine solchc Hedeutung L;chaht zu haben braucht, hier wirklich eine Trauergeberde

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zu erkennen haben, zeigen uns erstens die Reliefs selbst, auf denen oft in den Gesichtszügen der this Kleid zusam-nienraffenden Personen Trauer ausgedrückt ist (vgl. z. 15.: Conze, a. G.: 48. 50. 70. 78. 99. 281. 574. und 348. 465. 718. 755. 804. u. s. w.), und nicht selten zwei Personen neben einander dieselbe Geberde machen, wodurch der (ie-danke an ein gleich^ülliges Klcidungsmotiv unwahrscbeinlich wird. Sodann aber ist uns diese Trauergeberde schon von den Vasenbildern bekannt (vgl. S 139 nquot;. 2). Pntseheidend jedoch ist, dass sie auch auf dem sidonischen Sarkophage (vgl. § 224) vorkommt; man sehe die Figuren im ersten und ftinften Intercolumnium der Nordseite (von links ge-rechnet); im zweiten und dritten der Ost- und im dritten tier Wcstseite.

Ihre Hedeutung entiehnt diese Geberde wohl dem Umstand, dass sie oft die Vorbereitung zu einer ganzlichen Kinhullung in ein straff zusammengezogenes Kleid ist, welche Pinhüllung bekanntlich eine sehr gew (ihnliche Form der Trauer war (vgl. die Darstellungen auf Vasenbildern i; 139, nquot;. i; die Figuren auf dem Sarkophag (vgl. 224) im zweiten Intercolumnium der Westseite sowie im vierten der Siidseite und die Klageweiber des in ij 225 erwalinten Metopen). Doch zei^\'t eine Figur des geiiannten Sarkophages, und zwar die im vierten Intercolumnium der Xordseite xorbandene, noch eine andere Möglichkeit. Diese Person halt ilir Kleid in derselben Weise mit der I land an der Schulter umfasst, wie viele unserer Relieffiguren. Mit der anderen I land aber ist sie im Hegrift, sich auf die Brust zu schlagen, wie wii dies auch 111 (irabscenen auf Vasenbildern gesehen haben (i; 141, nquot;. 9). l\'-s diirfte diese (ieberde duher bisweilen eher als das Fosen des Kleides an der Schulter aufzufassen sein, wobei der

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Zwcck ycwuscn ware, die Hrust, auf wclche man sicli schlagon wolltc, zu cntbliisscu. In den meistcn 1\'allcn abcr verdient unsure ursteru Ücutung gewiss den Vorzug.

S 233. I\'.benso wie die (jeberde der Anbetung (t; 231), ist mitunter auch noch einc andere nur schwer von der Hegrtissungsgeberde {§ 230) zu unterschuiden; ich meine das luhrcu dcr Hand znm Kinn, wie man us bui einer sitzenden oder stehenden Ffau sieht (quot;onze a. G.: 44, 69. 97. 98. 99. 101. 102. 104. 105. 13S. 275. 284. 291. 293. 294. 306. 352. 378. 386. 394. 405. 410. 412. 429. 442. 483. 494. 496. 572. 595. 688. 699. 705\'\'. 712. 716. 724. 725. 728. 730. 731. 749. 751. 752a* 754. 755. 760. 761. 781. 905. 1088. 1092. 1094. 1095. 1099. 1114. 1(20. 1128. 1129. 1131. 1132. 1134. 1137-1143; bui einem Mamie Conze, a. G.; 193. 322. 434. 911. 1055. 1084. 1141. 1144.

Lassen schon viele der obigen Reliefdarsteilungen selbst diese Gcberde als Austlruck der Trailer erkennen, so haben wir sie auch noch auf Vasenbildern in diescm Sinnu kennen gclurnt Jj 140, nquot;. 4!. Hire Ueutung als Trauergestus wird ausserdem noch dutch einige I\'iguren (ini zwuiten, chitten und hintten Intercolumnium der Siidseite) dus Sarkophagus J: 224 . durch die Klcctra-l\'igur des Terracotta-Reliefs (§ 223), tin roll einc der I\'iguren dus Klageweibermetopen (ij 2251 unci durch diu sogeiiannte Penelope (ij 227) bestatigt.

j; 234. Von dur /ulutzt erwahnten Gebuide ist oft schwer /u unterschuiden das Anlcgen dcr Hand an die IVange, wobei eiitweiler nnr der Kopf in die Hand gestiitzt oder die Wange /erkratzt wird. Wir finden diese Gebeide bei einer F ran: Colizu, a. G. : 91. 96. 283. 286, 297. 304. 306. 308. 320.

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337- 39\'• 395- 4ii- 422. 424- 440- 445- 453- 454- 455- 4Ö4-728^. 729. 884. 905. 1099. 1123; bei cincm Mannc Conzc, a. G.: 327. 623. 720. 1033. 1054. 1127. 1131.

Schon an sich kanii die Hedeutung dieses Gestus kaum zwei fel ha ft sein. Ueberdies aber wissen wir von den \\Tasen-bildern lier sehr bestimmt, class er eine gew öhnliclie Trauer-geberde am Grabc war (j^ 140, nquot;. 5); ebenso selien wir ilm bei einer l\' igur auf dem genannten Sarkopluige (S 224), und zwar im sechsten Intercolunmium der Südseite; ferner anf dem Klageweiberinetopen (tj 225) und bei der trauernden Sclavin in der Sammlung SabourolT 226).

S 235. Scliliesslich erwiihne ich noch die Trauergeberde des Anlcgens der Hand au die Slim, wie wir sie schen bei einer Frau (\'onze, a. G.: ,308, hei einem I\\Ianne CHnze, a. (j.: 309 (vgi. auch ebendaselbst die Abbildung im Text) 627. 928. 1063.

Auch diese Gebeide ist uns von den Grabscenen der Vasenbilder geniigend bekannt (§ 141, nquot;. 6); wir linden sie noch bei einer i\'igur des Sarkophages (Sj 224, im zweiten Intercolumnium der Nordseite) wieder.

§ 236. Hiermit sind die wiclitigsten (ieberden der auf den attischen Grabreliefs vorkummenden Personen aufge-ftihrt. Verzeichnen wir nun auch noch die Gegenstande, die man bei diesen oder in deren Handen gewöhnlicii antrifft.

1quot;. Zuniichst erwidme icii den S/u/i/, auf welclicin wir die Personen sitzen selien. Wir können uns hier kurz fassen. Alle bekannten Heispiele aufzuzidilen, hallo keinen /weck. Dass solche Sliihle auf (.leni (iange zum Grabe mitgenommen wurden, haben uns die Vasenbilder gezeigt; ich kann hier also darauf verweisen (!; 144, nquot;. 1).

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§ 237- 2quot;. Kbcnso bcdarf cs nicht vielcr Wortc in 15c-treff des Kastchcns, das uns sowohl von don Reliefs als auch von den Vascnbildern (ij 146, nquot;. 5) bercits sehr gut als Gerath zur Hcfotderung von Schnuicksachen zum Grabc bekannt ist, cine Deutung an welcher nach dein dort Ge-sagten wohl kaum ein Zweifel iibrig bleibt. Nur verweise ich zum Uebcrfluss nocli auf Darstellungen wie Conzc, a. (j.: 68 und 294, wo noch Spurcn von den Taenicn, die aus dein Kastellen genommen werden, zu erkennen sind.

3°. Nur selten (Conzc, a. G.: 378, 1130) sehen wir auf den Reliefs den uns von den Vascnbildern sehr bckannten grossen Korb (vgl. 14; nquot;. 4), der ebcnfalls zur Beförde-rung von Grafopfer gedient hat.

gt;; 238. 4quot;. Auch der xjcXxSoi konimt nnr sehr vcrcinzelt vor (Conzc, a. Cï.: 38. 40. 47. $9. 283), also nicht zienilich haufig, wie man wohl gemcint hat (1\'urtvv.: Saminl. Sabou-rott, XIX). Auch er diente, wie uns die Vasenbilder zcigten (vgl. ij 147 nquot;. 7), zur Ueberbringung von Grabopfern und so lasst er sich auch auf den Reliefs erklaren. Freilich war der xx/.xêsi;, mag er auch oft genug beim Grabbcsuch gedient haben, ein gcwöhnlicher Arbeitskorb, und so ware es nicht unmöglich, dass er die Darstellungen, auf denen er vorkommt, als Arbeitsscenen charakterisirte. l\'ur die erstcre Auffassung spricht die Analogie mit den übrigen Grab-sccnen; die letztere aber könntc durch die bekanntc Myn-nostele (\'onze, a. G.: 38; vgl. I\'urtw.; Samml. Sabour. XIX) als gcreciitfertigt erscheinen. Auf dicser halt eine sitzende I iau cini\' Spindel in der 1 land. wahrend ein xxï.xQs; unter ihrem Stuhle stcht, Xatiirlich la-;st diese Spindel vermuthen, dass wir cs in dicser Scene wirklich mit Frauenarbeit zu

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thun haben, unci so müsstc hier der v.i.Xx.lioq ein Arbeitskorb sein. Merkwürdig ist aber die in den Gesichtszügen der I\'rau stark ausgepriigte Wehinuth und das kurzgeschnittene Haar, wodurch I\'lirtwangler zu der Vermuthung gelangtc, dass wir hier die Darstellung einer verstorbenen jungen Wittwe batten. Ich glaube aber, dass cine solche Erklarung, nach der eine verstorbene junge Wittwe auf ihrem Grab-mal an der Arbeit und zugleich noch um ihren Mann trauernd dargestellt ware, alizu gezwungen ist, um wahr-schcinlich zu sein. Ganz verstandlich ist aber der Ausdruck der Trauer, vvenn wir annehmeiv, die hquot;rau sei cine an eineni Grabc trauernde, lebendc Person ; die Spindel ware darm in derselben Weise zu dcuten, wie so viele anderen Gcgenstande des taglichcn Lebens, die wir auf den Vasen-bildcrn in den Manden der am Grabc befindlichen Personen saben (vgl. 55 1 52 u. f.). i\\uc!i hier haben wir also cine Scene aus dem Lebcn auf den Griibern, wie sic in der Wirklichkeit vorkamen und in ihr hat denn auch der kx\\lt;xQos, als Korb zur Heförde-rung von Gegenstanden zu den Grabern, seinen Platz gefunden.

Kbenso wird gewöhnlich als Arbeitsscene gedeutet Conze, a. G.: 47, wo wir eine F rau sehen, die sich iiber einen kx?.xOos hinbeugt und mit der Hand ICtwas aus ihm heraus-nimmt. Nach Conze ist dies ein Rocken, von welchem ein Paden in den xahutisi; herabhiingt; der Rocken aber soil von den Handen der l\'igur völlig verdeckt und daher nicht zu sehen sein. Was aber als Paden erklart wird, ist ein Reliefstreifen von mehr als einem halben Centimeter Hreite (das gauze Hildfeld ist l6\';2 Centimeter breit), mit welcheni doch unmöglich etwas Anderes als eiue Hinde genieint sein kann. Wir sehen hier also eine 1\'rau, die aus einem kxAxQos eine Taenia herausnimmt.

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Noch (lcutlichcr charaktcrisirt sich als Grabsccnc Conzo, a. Ci.: 2S3, \\\\n c ben falls cine I\'ra 11 aus cinctn xxï.xóix; cinc breitc Hindc heiausninimt, wahrciul neben ihr cinc traucnuic Sclavin mit dcm bekanntcn Kastchen, cinc.11 tier in den (quot;irabsccncn am hiuifigstcn vorkommenden Typen, stcht. Den Kcilxioi; als Grabkorb /11 deuten, crschcint mir hier unabweisbar.

5; 239. 5quot;. Audi finden wir bisweilcn vascnartige Gcfiissi\' in den I landen der Figuren, besonders cine Kannc. Einc solche sahen wir bcrcits bei Conze, a. G.: 805, in der Hand eincr I\'rau, die wir fur cine mit einer Kanne, als Gcriith tics Grabcultus, ausgestattetc Grabbesuchcrin halten zu mussen glaubtcn (vgl. ^ 188). Andere Hcispiclc fnulet man bei Conze, a. G.: 810. 811. 110S. Fiir den Gebrauch eincr solehen Kanne in Grabsccnen siehe die Vasenbilder (5j 149, nquot;. 9) und vgl. audi das melischc Relief (i; 223).

Noch meinte ich bci Conze, a. G.: 59 einen Lekythos zu erkennen. War dies richtig, so liaben wir hier unter den Reliefs cin lieisijiel von den Lekythen in (irabsccncn \\\\ie wir sic auf den Vasenbildern sahen (§ 149, nquot;. 11).

S 240. 6quot;. Als Grabcrsclnnncl\' diente naturlich die Taenia, die wir oben schon ofters angetroffen haben; vgl. Conze, a. G.: 68 (vgl. J; 210), 273 fwo übrigens die Darstellung nicht ganz klar istt, 294. 378 ivgl. § 190), 873 (vgl. § 181), 904 (vgl. i; 1.Si . Zu den Taenien als Grabcrschmuck vgl. ^ 151, 11quot;. 13. 1 )ass cin so gewtihnlicher Gegenstand des Grabcr-sclimuckes sich verhaltnissmassig so scltcii auf den Reliefs nacliweiscii lasst, liegt daran, dass seine Darstellung wold mcisttns in Malerei crfolgt sein wird,dic jetzt verschwunden ist

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18;

Dassclbc darf man audi von anderen kleinen Get^enslanden, die zur Schmiickung des Grabes dienten, wie Kriinzen u.s. \\v., annehmen. Audi fur ihre Darsteliung wird wohl die Malerei vervvandt worden sein, und dass sie sieli jetzt nicht mehr nachweisen lassen, beweist also nicht, dass sie überhaupt nicht dargestellt worden waren.

S 241. 7quot;. Hisweilen treffen wir in den Handen einer I\'rau einen Spiegel an (Conze, a. (1. 157. 310. 360. 813.). Wie wir dieses Attribut, das sehr hiiufig in Orabscenen auf Vasenbil-dern vorkommt, dort zu erkliiren haben, ist scIidii geniigend dargclegt worden (§ 152, nquot;. 17), und es liegt keinerlei Grand vor, sich für die Reliefs nach einer anderen lü\'klarung uiii-zuselien.

8°. In derselben Weise geben uns die Vasenbilder (§ 153, 11quot;. 18) die Erklarung des Flickers in einer Grabscené, wie wir sie finden bei Conze, a. G.: 342.

242. 90. Nicht selten kommen auf den Reliefs 11 \'dffcti voi\'.

Zunachst sehen wir dort sehr hiiufig bewaffnete Manner (vgl. z. B. Conze, a. G.: 158. 159. 270. 360. 373. 375. 376. 377- 37\'s- 380. 399. 4[4. 418. 421. 436. 438. 441. 443-i. 459. 463, 468. 470. 630». 6301\'. 631. 632. 633. 679. 680.

680:1. 682. 702. 709. 718. 743. 744. 745. 916. 917. 1001. 1005. ioio. 101 r. 1023. 1024. 1058. 1059. 1062. 1063. 1064. 1065. 1067. 1072. 1097. 1098. 1099. 1 1 10. [ill. 1 1 17. 1120. 1124. 1127. 1135. 11 39 u.s. w.), von deren Darstcllung auf Grabern schon niehrnials die Rede war (z. H. in Grabscenen auf Vasen-bildern i; 153, nquot;. 20; siehe audi das melische Relief S 223).

Dann aber werden eineni Manne audi oft die Wallen nachgetragen (vgl. Conze, a. (1.: 366. 367. 377. 456. 470.

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702. 743- 747- lo:!3- \'064. 1072). Auf Grund gewisser l):u-slellungeii auf Vasonbildern 1 53, nquot;. 20) liesse sich viel-Icicht vernuitheu, dass wir es hier mit einem Waffenopfer zu tluin h;iben, doch scheinen die Kcliefs selbst zu bewcisen, dass iiici\' cinfach ein Sclave dargcstellt ist, der seinem ilerru die W\'aft\'en naciitriigt.

10quot;. Ziemlich haufig erscheint auf den Reliefs auch das l\'alaestiagcriitli. Wir sehen es in den Handen von Miinnera oder Knaben, die einen Theil grösserer l\' aniilienscenen bilden, deren Deutung als Grabscenen ausser Zweifel steht (vgl. Conze, a. (i.; 304. 630. 721. 755, 1076). Hier ist es einfach als mitgebrachtcs Geriith aufzufasscn. Ebenso bei Conze, a. (!.; 1033 und 1054, deren Deutung als Grabscenen eben-falls feststeht (vgl. i; 186). Ivs liegt selbstverstandlich nicht der geringste Anlass vor, da, wo wir das Palaestragerath weiter noch in den Handen eines einzel dargestellten jiing-lings sehen, oder wo es einem solchen von einem Knaben nachgetragen wircl, an cine andere Krklarung zu denken, (vgl. Conze, a. G.: 932. 933. 934. 954a. 955. 959. 964. 977. 1035. 1037. 1031S. 1042. 1045. 1046). Uebrigens kennen wir diese, vielleicht direct von der Palaestra zu den (Jrabern kommenden Manner sciion von den Vaseilbildern (i; 153, nquot;. 21) her.

Dass auf zwei Reliefs bei Conze, a. G.; 929 und 930 die Stn-ilis von der Person, die sie tragt. auch benutzt vvird, thut Nicht s zur Sacho. I-, ben so gut, wie oft 1\'acher, Spiegel u. s. w. am (irabe gebraucht wurden ivgl. § 152 11. f.), kann dies auch ,wohl einmal mit der Strigilis geschehcn sein.

s 243- Als Spielzeug sind zu betrachten.

11quot;. dir Ball, den wir bisweilen in den Handen einer I\'igur

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antrcftcn (vgl. Conze, a. (i.: 827. 829, 830, 836. 839. 1113), woriibcr man schc § 154, nquot;, 22, unci

12quot;. die runde Scheibe an eincni Stock, wie vvir sic linden bei Conze, a. G.: 950. 951. 952. 978. 979. 980. 981. 982«. 1050, unci die wir ebenfalls aus der Grabscene eines Vasen-bildes kennen (vgl. § 154, nquot;. 23).

13quot;. Nicht von den Grabscenen der Vasenbilder bekannt ist mir das Piiijpchen, das wir bisweilen auf den Reliefs autre ffen ; vgl. Conze, a. (}.: 813. 814. 815. 817. 818. 880, 882. Wir sehen es immer in der 1 land einer Fran oder einer Sclavin, die es einer bran darreicht. Dass wir hier an ein Grabopfer zu denken haben, wird durcb Reliefs wie Conze, a. (j.: 882 bewiesen, wo es einer Frau von einer Sclavin, die in der anderen Hand das Opferkiistchcn halt (vgl. § 237, nquot;. 2), dargereicht wird, oder Conze, a. G,: 817, wo wiederum die stark ausgepriigte Trauer der dargestellten I\'quot;ran fur diese Deutung spricht. Ueber solche I\'tippchen als (irabopfer siehe Becker Charicles II, 13; als Opfer im Allgemeinen Arch. Zeit. 1848, nquot;. 15. S. 240. Audi linden wir die Darbringung soldier Opfer, besonders an Hrunnen, auf Vasenbildern dar-gestellt; vgl. Arch. Zeit. 1844, Taf. 18. Monumenti del 1st.: IV, 14 unci 18. Lenorm. et de Witte: III, 29. Ich glaube daher, class audi bei unseren Reliefs kein Zweifel möglich ist.

ji 244. 14quot;. Ausführlichere Behandlung erfordert das Tyinpanou, das auf dem Relief Conze, a. G.: 95 von einem Madchcn zu einer sitzenden Frau getragen wird. I)ie hier bestattete Verstorhene war nach der Inschrift (vgl. S -^) eine Friesterin der Kybde, unci eben sie nun soil, wie man annimmt, die sitzende i\'rau sein, der ein Instrument ihres Cultus gebracht wird. Mindestens mil ebenso grosser W\'ahr-

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i go

schcinlichkeit abcr kömite man hicr die Darstclhmg cincr Opfciscenc an eineni Grabc annchmen; die Sitzeiulc wiirde dann L-inc Vcnvandtc sein, der eine Schuin das Tympanon bvingt, das jene am Grabe niederlegcn will. Hei beiden l-rklarungen kdnnte man denken, dass das Relief fiir diosen besontleren l\'all angefertigt worden sei, doch ist das audi hier nicht eimnal wahrscheinlicli. Tympana waren, wie die Vasenbilder lehren (vgl. sj 155, nquot;. 25) bei den Vorgiingen an den (iiabern nichts Ungewöhnliches, und es kann einem blossen Zufalle geschuldet sein, dass ein solches Instrument auf den uns erhaltenen Reliefs nur einmal vorkommt. Gab es aber unter den in den W\'erkstatten vorrathigen Reliefs • vgl. § 321 auch eines auf welchem ein Tympanon in der Darstellung vorkam, so liisst sich leicht denken, dass man fiir eine verstorbene Kybelepriesterin cben dieses auswahlte, sodass also liljerhaupt nicht bewiesen ist, dass das Relief fur diesen speciellen Fall angefertigt worden ist.

15quot;. Kine Leier findet gt;ich in der Hand einer Figur bei Conze, a. (r.; 67 J. Nach dem, was uns die Vasenbilder (j? 156, 11quot;. 26) daruber gelehrt, erklart sich auch dieses Attribut, als 7,11 einer Grabscene gehorig, von selbst.

S 245. Auch lebende riiiere kommen oft in den Grab-scenen der Reliefs \\or, und zwar nicht nur das Pfcrd, das, wie wir oben sahen vgl. 135 unci 195), in besonderer Weise gedeutet werden muss, sondern auch kleinere Haus-thiere.

16quot;, Weitaus am haufigsten sehen wir einen Vogel auf dun Relicts dargestellt; uber seine Bcdcutung in einer Grabscene vgl. S 151. nquot;, 28; auch tinden wir ilm als etwas V bensachliches auf vcrschiedenen Reliefs mit Gruppendai -

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stcllungcn, die wir schon obcn aus anderen Grinulen als Grabscenen erkannt haben (vgl. Conze, a. G.; 63. 64. 697. 893. 895. 1131. u. s. w.). Diese Reliefs zeigen, dass auch diejenigen Darstellungen, wo eine l\'eison mit einem \\rogel das lIauptmoti\\\' bildet, nicht als Darstellungen N\'erstorhe-ner, sondern als die von Grabbesuchern aufzufassen sind. Hierfür spricht auch wiederum der Ausdruck der Trauer, die bei mehrcren solchen l\' iguren (wie Conze, a. (ï.: 819. 822. 826. 828. 938. 939, 940. 941. 946. 953. 962. 969. 977. 984) sehr stark, bei anderen immerhin doch einigennaassen auftritt (vgl. Conze, a. (j.; 818. 821. 827. 828. 830. 831. 832- 833. 836. 839. 944. 954. 956. 957. 959. 960. 961. 963. 964. 965. 966. 967. 968. 970. 972. 978. 979. 980. 981. 982:1. 985. 989. 1045). Meistens sind die Vogel ziemlicli klein; es kommen aber auch griissere vor, so Conze, a. (i. : 623, in den Handen einer trauernden Frau, Conze, a. G.: 878. 880, zusammen mit einem Grabkastchen, wodurch wiederum unsere ICrklarung bestatigt wird. Vgl. ferner Conze, a. G.: 828. 840, und 307. 829. 836. 851. 886, wo der Vogel am boden steht, wie auch bei Conze, a. C.: 815, wo übrigens die Darstellung nicht ganz klar ist.

Es fragt sich aber weiter: was machte man mit diesen Thieren auf den Grabern? ICs liegt nahe, an Grabopfer zu denken, doch ware es auch niogiich, dass man solche I hieie, in gleicher Weise wie z. H. auch Hundc und Dinge wie 1\'acher und Spiegel, mit zum (jrabe nahm (vgl. Niiheres § 151, nquot;. 28).

l\'.in sehr merkwürdiges Motiv zeigen die Reliefs Conze, a. G.; 887. 888. 1048. 1049. 1050. u. s. w., wo eine grosse 1\' igur einen \\rogel in der i land hall, wahrend i in knieendes Kind die 1 lande /ai ihr emuorstreckt. Die ICrklarung dieser Scene scheint mir schwierig zu sein. Wie isl ilie (ieberde

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tics Kindes zu deuten ? Ware es möglich, dass wir hier eine Opferscene vor uns hatlen und das Kind aus Mitleid oder Verlangen, das Thier zu behaltcn, die Hande nach ihm ausstreckt? ICine bessere Erkiarung ist jedenfalls nicht gegeben. Glaubt man in den Personen Verstorbene erblicken zu mussen, so wird eine Erkliirung, wie mir scheint, nog schwieriger (vgl. auch 21).

246. 17quot;. ]•quot;.ben falls scheint mir das Kaninchen, das wir auf den Reliefs Conze, a. G.: 937 (wenn hier nicht als Akroter tier Stele aufzufassen) 1036 dargcstellt linden, ent-wetler als geliebtes Thier, das mit zum Grabe genomnien wird, oder als Opfer erklart werden zu mussen. Man ver-L;leiche dariiber ij 157, nquot;. 29.

1 lt;Squot;. Endlich ist noch als lebendes Attribut der Ilund zu erwalinen, der bisweilen als Begleiter des fremden Grabbe-suchers (\\gl. ?j 136), oft aber auch als Hausthier, das von der l\'amilie oder einer einzelnen Person initgenommen wird zu deuten ist. Xaturlich lasst sich diese Beziehung nicht immer mit voller Sicherheit feststellen. Es fnulet sich der Huntl auf den (wohl nieist spateren) Reliefs Conze, a. G.; 50. 65. 283. 384. 452. 677. 81«. 82S. 830. 832. 833. S39. 841. 846. S47. 848. 954. 955. 957. 95S. 959. 960. 964. 965. 966. 967. 968. 970. 971. 972. 973. 974. 975. 976. 979. 980. 981. 982». 983, 984. 985. 986. 988. 989. 990. 1006. 1029. 1031. 1033. 1035. 1055. 1065. 1066. 1111. 1131.

?j 247. NVir knnnen hiermit unscre Uebcrsicht beschliessen. Vollstandig ist sie nicht, denn wir haben absichtlich alle jeiu: Üinge übergangen, die überhaupt keiner Erkliirung be-durftn quot;tlci Xichts zum richtigen X\'erstandniss der Darstel-

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langen boitragen, wie die Kleidung der Personen, der Stock in den Handen von Miinnern u. s. \\v. Sodann aber giebt es auch noch Dinge, deren Form sich niclit mehr erkennen lasst, so bei Con ze, a. G.: 920. 924, wo ein Mann dargestellt ist, der, wie man anninimt, ein Messer in den Handen halt. Es scheint mir das aber sehr unsicher zu sein und jedenfalls liegt kein Grund vor, in dem Manne einen Priester zu erblicken.

J; 248. Endlich erwahne ich noch Conze, a. G.: 712, wo vvir neben einer gewöhnlichen Familienscene den hinteren Thcil eines Schiffes dargestellt sehen. ICine sichere Deutung schcint mir auch hier nicht möglich. Am wahrscheinlichsten ist .es wohl, dass wir hier eine auf einen lutrnnkenen sich beziehende Trauerscene vor uns haben, und dass das am Ufer liegende Schiftquot; das Meer andeuten soli, in dem der Mann sein Grab gefunden hat und an dem jetzt die Ver-wandten trauern. Wir hatten hier also eine ganz ahnliche Scene wie die des Reliefs Conze, a. G.: 623. (vgl. § 205).

fc: 249. Zum Schlusse dürfcn wir wohl noch einmal darauf hinweiscn, dass die Uehereinstimmung mit den Grabscenen der Vasenbilder und anderen, als Trauer- und Grabcultscenen erkannten Reliefbildern sich so oft gezeigt hat, dass an der Richtigkeit unserer Deutung der grossen Mehrzahl der atti-schen Grabreliefs schwerlich wird gezweifelt werden können.

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SC11LUSS.

l\'Kr.ERSK\'IIT der krOEIINISSE. — I)ir KNSTEIllINr. DER 11.MUTtvpen.

i? 250. Fassen wir nun die Krgebnissc unscrcr ganzen Untorsuchung kurz zusamnien.

Was 7.1111 iichst die Giabepigrannne und sonstigen Inschriften

betriftt, so ergab das Studiuin derselben insoweit uur ein

negatives Resuitat, als sich deutlich die Unmoglichkeit zeigte,

ausschliesslich mit ihrer Hütfe etwas Sichercs über die Hedeu-

lung der Reliefs zu ermitteln. Wohl aber Hessen sie uns

erkennen, dass die Reliefs fabrikiniissig hergestellte Arbeiten

quot;x-vvescn sein miissen, die, ini Vokius dngcfcrtigt, eist duich iquot;gt;

die spater eingehauenen Inschriften einc gewisse Beziehung zu bestimniten Personen erhielten. Diesc Inschriften nun waren zweierlei Art: theils eigentliche Todteninschriften und tiieils nur zur Henemumg der dargcstellten Personen bestimmte.

Ü 251. ür die eigentliche Erklarung der Reliefs waren wir also auf diese selbst und die Vasenbilder angewiesen, und diese fuhrten uns hinsichtlich der grossen Mchrzahl zu einer von der gewöhnlichen vollig abweicbeiiden Aulïassung. I\'s er^ab sich, dass weitaus die meisten Rcliefdarstellungeu

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als Traucr- mul Todtcnopfcrscenen zu butrachtcn siiul, die wohl durchweg au \'den (ïrabern stattfanden, wie deun auch einige Reliefs neben den dargostclltcn menschlichen l\'iguren das Grabmal zeigen, wahrend es auf anderen in jetzt ver-wischter Malerei ausgcfiihrt gevvescn sein wird, die grosse Mehrzahl aber sclion durch ihre architektonischcn 1\'ormen, die wir als das Abbild wirklichcr Grabbautcn kennen lernten, das Grab als den Schauplatz des dargestellten Vorganges bezeichnet. Es wurden diese Reliefs oft dadurch, dass man die Namen von Verwandten des Verstorbenen den cinzelnen 1\'iguron hinzufügte dom bcsonderen Zwecke angepasst, wobei das Grabmal oft ausserdem noch mit einer Inschrift versehen vvurde, die den Verstorbenen selbst nannte. Auf diese Weise trat eine gewisse Vcrmisscbung von Todten-mul Henennungs-inscbriften ein. Audi mag das Gefuhl fur die Hetleutimg der immer wiederkehrenden 1 Xarstcllungstypen allmahlich in der Weise abgestumpft worden sein, dass man der l igur eines tjiabbesuchers bisweilen auch den Namen des Verstorbenen beischrieb. Nur nachtraglicb und in unsicherer Weise erliielten also die Reliefdarstellungen dann und wann eine besondere Heziehung zu bestimniten Personen.

Die allgemeine Bedeutung dieser Darstellungen ist immer-bin eine wesentliche. l\')s war das Symbol der trauernden und opfernden l\'amilie, das in dicsen Reliefs auf den Gra-bern erriclitet wurde, der I quot;ami lie, wie sie an den tirii-bern in ihren alltagliclien (iepllogenlieiten erschien, und zvvar sowohl im Vcrkehre miter sich als auch mit den brenulen, die gélcgentiicb tlie (jraber beslichten. Deun in fiiihercn Zeiten wurden die Todten in den 1 liiusern selbst bestattet, und blicben so in der unmittelbaren Nahe ihrer l\'amilie. Da dies spiitei\' gesetzlich verboten wurde, so ist

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lcicht /.u begreifon, class man nun, d;i die- Todton nicht lander niohr am Wohnsitz der Familie blcibcn durftcn, sclbst zu ihncn hinincng und auch tlas Symbol der trauernden Familie, deren bestandige (iegenwart ihncn versagt war, auf ihrem tirabc crrichtete.

252. Fs ist dies aber nicht das einzige Motiv unserer Grabreliefs. Hisweilen finden wir das Grab des \\ erstorbenen mit bildlichen Darstellungen geschmückt, tlic als Frinnerung an sein früheres Leben aufzufassen sind.

Sic kommen aber \\crhaltnissmassig selten vor, und es scheint, class sic nur in gcwissen Fallen, wie bei verstorbe-nen Soldaten oder Kindern, zur Verwendung gelangt sind.

253. Fs bleiben uns nun noch zwei wichtige Fragen zur Beantwortung übrig: erstens, ob das, was wir oben fur die attischen Grabreliefs der Hlüthezeit fcststellen konnten, nicht auch schon fur eine fruhere Periode Geltung halte, unci zweitens, inwicweit man es hier mit einer speciell attischen Frscheinung zu thun hat.

S 254. Fine kurze Untersuchung der attischen Grabreliefs aus der den Perserkriegcn vorhergehenden Zeit wircl die Antwort auf die erste 1\'quot;rage geben. Betrachten wir diese vcrhaltnissmassig scltenen Reliefs, so fallen uns sofort einige darunter auf, die einen bewaffneten Mann darstellen. Ge-wöhnlich hat man auch diesen als den Verstorbenen ge-deutet ,vgl. Conzc, a. G.: i. 2. 3. 4. 7. 10. ii. iG. 17); ich glaube aber auch hier an den xvyp STrï.ivixévo; des Pausanias vgl. ij 215) denken zu mussen und zweifle nicht daran, class auch hier die Figur nicht als Darstellung eines bestimmten

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Verstorbenen, sondcrn als das auf dcm Grabc cines Kric-gers crrichtete Symbol des Kampfes u. s. vv. zu crkliircn ist (vgl. die Rclicfgruppc aus der Bliithczeit §215). Dies lasst sich nicht nur nach Analogie der spiiteren Reliefs, sondern auch aus gewissen ICinzelnheiten mehrerer Darstellungen selbst schliessen.

i? 255- So ist bei Conze, a. G.: 7 ein im Kampfe befind-licher Speerwerfer dargestcllt. Das Fragment gehorte walir-scheinlich einer ziemlich grossen Darstellung an, wie sich schon aus der Richtung des Speeres, der natiirlich viel langer gewesen sein muss ais das auf unserem Stein erhal-tene Stuck und sich also ziemlich weit in die Hieite des Steines erstreckt habeu wird, schliessen lasst. Eben dies nun, dass eine grössere Kampfscene dargestellt war, spricht, wie wir oben bei der Behandlung der spiiteren Reliefs aus-gefiilirt haben, gegen die Deutung als Darstellung eines Verstorbenen (vgl. §215).

Dann sehen wir Conze, a. G.: 1 i eiu Fragment, das einer Darstellung zweier, einander ganz aliniicher, wahrscheiniich mit Speeren bevvaffneter Manner angehört haben muss. Ivs verdeckt aber die eine dieser Figuren die andere fast ganz, und dies lasst sich gar nicht verstellen, wenn man beiden Personen die Khre einer Darstellung zugcdacht haben sollte. Man wiirde dann wohl schwerlich eine der beiden Figuren so sehr in den Mintergrund gedrangt haben. Vielmehr ist hier an eine allgemeine typische Darstellung zweier Krieger zu denken, an einen Vorliuifer der spiiteren Kampfscenen.

I\'.ndlich wurde man auf dem bekannten Aristion-Relief Conze, a. G.: 2, wohl schverlich dessen Namen ganz nnten an die Basis, unter das Hild aber ilen Namen des Kunstiers

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gesetzt habcn. l^ci eincr namenloscn symbolischcn Darstcl-lung, zu der die Todteninschrift in gar keincr Beziehung steht, ist das begreiflich; einc Darstellung, die man naher zu bestimmen unterlasst, lenkt allenfalls als Kunstwerk das Interesse auf sicli, sodass man ihr den Namen des Künstlers beischreibt.

Ueberdies aber scheint die Analogie derartiger Darstel-lungen auf Reliefs aus der Blüthezeit auf dieselbe Erklii-rung hinzufüiiren.

§ 256. Gleicher Art werden ancii wohl ilic auf iliesen alteren Reliefs verhaltnissmassig nicht selten vorkommenden Darstellungen von Reitern (v^i. Conze, a. G.: 15- 16. 17. u. s. w.) sein. Auch diese werden wir uns als das Symbol des Lebens verstorbener Reiter zu denken haben.

?;257. Von grossem Interesse nun ist dasGrabmal \\ on Lamp-trae (Conze, a. G.: 19). Zunachst sehen wir auf der Vorderseite einen bewaffneten Reiter der erwahnten Art. Auf den beiden Schmalseiten aber sind Darstellungen ganz anderer Art angebracht. Wir sehen dort einige trauernden Personen, die im Schmcrz über den Verstorbenen die Hand an die Stirn legen, eine uns von den Reliefs (!? 235) und den Vasenbil-dern (J5 141, nquot;. 6) sehr wohl bekannte Trauergeberde. Die Aehnlichkeit dieser biguren mit den Darstellungen der Reliefs der Blüthezeit ist ganz unverkennbar.

258. Betrachten wir jetzt die bekannte Lyseasstele (Conze, a. G.: 1). Auf der Basis sehen wir eine kleine Rciterfigur, nach obiger ICrklanmg eine Erinnorung an das Lcben eincs Reitcrs; auf der Stole selbst ist die stattliche l-\'igur eincs bai tigen, schim etwas alteren Mannes dargestellt.

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Ms ist undenkbar, class dicsc beiden Darstellungen sich auf cine und dieselbe Person beziehen soilten. Konnte man dem hier Bestatteten als das Symbol seines Lebens ein Reitcr-bikJniss auf seinem Grab crrichten, dann ist es unmöglich, class er ein schon etwas alterer stattlicher Mann von priestcr-licher \\\\ ürde (wie man, um die Attribute des Mannes zu erklaren, annimmt) war; es muss vielmchr ein Jüngling ge-wosen sein, wie sich das audi aus der Inschrift ergiebt. Denn diese besagt \'), class die Stele clem Lyseas von seinem Vater errichtet vvurde, unci dies macht es doch wahrschein-licher, class ein junger Reiter, als class ein schon alterer Mann hier begraben ist. Alles aber erklart sich leicht, wenn wir in der grossen Figur einen Opfernden erblicken, wie soldier auf den Reliefs der Blüthezeit haufig vorkommt.

Die Attribute clieser Figur lassen sich dann in unge-zwungener Weise erklaren, denn beide, Kantharos (i? 149, n11. 10) unci Blatter (§ 151, nquot;. 16), sind uns, als beim (jrabes-cult gebrauchtc Dinge, von den Grabscenen der Vasenbilder bekannt. Lyseas war also ein junger Mann; die Reiterdar-stellung erinnert an sein Leben; daneben aber hat, wie auf der Stele von Lamptrae die Trailer um den Verstorbenen, so hier dessen Verehrung ihren bildlichen Ausdruck gefunden.

I\'.ine ahnliche Combination clieser beiden Arten symboli-scher üarstellung bot wohl audi (\'onze, a. G.; 14, von clem aber nur die Reiterfigur unci die h\'iisse des stellenden Mannes erhalten sind.

259. Merkwiirdigerweise finden \\\\ir also audi auf jenen alteren Reliefs dieselben beiden Arten von Darstellungen,

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die wir auf den Reliefs dcr Bliithczcit angetroffen haben, aber in Bezug auf die Maufigkeit ihres Vorkommens in um-gckehrten Vcrhaltniss. Denn die in spütercn Zeiten verhait-nisstnassig scltenen Kriegerscenen mid Aehnliches bilden auf jenen aiteren Reliefs die vveitaus am zahlreichsten vertretcnen Typen, wahrend Darstellungen von Grabbesuch u. s. w., wie sie auf den Reliefs der Blüthezeit am haufigsten vorkommen, sich auf den Kriiheren nur in einzelnen Fallen nachweisen lassen. Sowcit wir nach unserem beschrankten Material zu urtheilen vermogen, scheint also jene erstere Art von Darstellungen die von Kriegern u. s, vv., die altere in Attika gevvesen zu sein, wahrend die letztere, die von Grabbesuch and Todten-verebrung, erst spater in Aufnahme gekommen sein wird.

§ 260. Was nun noch die zweite, oben aufgeworfene I\'rage betrifft, so miissen wir uns dabei kurz fassen, da das mangelhafte Material eine eingehende Behandlung nicht ge-stattet. Immerhin aber können wir wenigstens dieses mit voller Sicherheit feststellen, class an mehreren Orten Grie-chenlands, besonders in Thessalien, Grabreliefs zu Tage ge-fördert worden sind, deren Darstellungen sich von denen der attischen Reliefs nicht wesentlich unterscheiden. So nenne ich den jungen Mann mit dem Vogel in der Rechten und zwei Speeren in der Linken auf dem thessalischen Relief (Brunn, Denkmaler: 233|,), eine uns von (jrabscenen auf attischen Reliefs (vgl. §§241, nquot;. 9, 245, nquot;. 16), und den Vasenbildern (tj!} 134 und 157 nquot;. 28) sehr bekannte Figur; ferner das opfernde Miidchen auf einer Stele unbekannter Herkunft in Berlin (Brunn, Denkm.: 417°), das ebenfalls keine andere h\'-rklarung zulasst; sodann eine Frau mit einem Vogel aid einem Relief unbekannter Herkunft im Conservatorenpalast

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(Brunn, Dcnkm., 4i7b, vgl. ^245, n11. 16. 157, nquot;. 28), uiul sofjar cine Fran mit cincm Kiistchcn (vgl. § 237, nquot;. 2) aus Thasos (Brium, Dcnkm.: 232:1). Auf cincm thessalischcn Relief (Brunn, Dcnkm.: 233:|) unci cincr Stele in Bologna (Antikc Dcnkm.: I, 33lgt;) sehen wir die uns von den atlischen Reliefs wohlbekannten l^iauen, tile ihr Kleid /.us:iinmcn-laffcn (vgl. 55232), wahrend uns die von Welters (athen. Mitth.; 1887, S. 73 u. f.) herausgegebene Stele cine i \'igur mit eincm Kaninchen (vgl. i? 246, nquot;. 17) zeigt. Audi die andere Relicfart, die des Kricgers, ist vertrcten, v.. 1!. in cincm Relief in Constantinopcl (Hrunn, Denkm.: 232\'\').

S 261. VVcitaus die moisten dcr oben genanntcn Reliefs, die eincn (Trabbcsucher oder einen Opfcrntlcn darstellen, sind alter als die Mchrzahl der attischen Reliefs dessclben Typus; es ist also nicht wohl anzuilchincii, class dieser in Attika cntstanden sei. Dagcgen linden sich in Attika die altcsten Kricgcrrelicfs, was zu tier Vermutimng fiihrt, dass wir hier einen urspriinglich attischen Typus \\ or uns haben, dcr in der Folge durch einen anderen, welcher sich aus cinem uns unbekannten Ursprungsgebiete iiber die ganze gricchische Welt verbreitet hat, zurückgedrangl worden ist.

Solche Erwagungen bedeuten freilich keinc sichcre lquot;.nt-scheidung, doch den Wcg, auf dem dicse zu eircichen sein wird, dtirften sie immcrhin zeigen konncn.

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