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LEIDEN. — E. J. BPJLL. 1893.
F. oct.
5.4 4 k
NETJE BEITRAGE
ZUR
VON
m:. Q H Ü X m.
LEIDEN. — E. J. BRILL. 1893.
JJruck von E. J. Brill in Leiden.
Seite
Einleitung....................................1
Adam........................................54
Noah........................................79
Abraham........................89
Isaak und Jakob................141
David und Salomon...............189
Die Legende in der jüdisch-deutschen, der jüdisch-spani-
schen und der spanisch-arabischen Literatur.....240
... Flüclite du, im reinen Osten Patriarchenluft zu kosten...
Wo sie noch von Gott empfingen Himmelslehr\' in Erdespraclien TJnd sich niclit den Kopf zerbrachen.
Wo sie Vater hoch verehrten,
Jeden fremden Dienst verwehrten, Will mich freun der Jugendschranke: Glaube weit, eng der Gedanke, Wie das Wort so wichtig dort war, Weil es ein gesprochen Wort war.
West-östlicher Divan. Hegire.
Die bekannte Stelle in Heine\'s Romanzero, in welchen er den Untersehied zwischen Halacha und Hagada zu veranschaulichen sucht, ist auch insofern merkwürdig, als Heine von diesem Li-teraturgebiete nur sehr wenig wusste und dieses Wenige nur aus zweiter Hand kannte, und dennoch mit poetischer Divinations-gabe eine zutreffende Charakteristik desselben gibt.
Dahin gehort z. B. die Stelle:
Ja, frühzeitig bat der Vater Ihn geleitet zu dem Talmud Und da bat er ihm erschlossen Die Halacha, diese grosse
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Fechterschule, wo die besten Dialektischen Athleten Babylon\'s und Pumbaditha\'s Ihre Kampferspiele trieben.
Lernen konnte hier der Knabe Alle Künste der Polemik;
Seine Meisterschaft bezeugte Spaterhin das Buch Cosari.
Nur ist die Halacha kein Kampfspiel, kein Turnier, sie ist viel-melir ein mit allem Ernst und aller Leidenschaft geführter Kampf, wie denn im Talmud selbst der Ausdruck «Krieg der Thora» als Bezeichnung der halachischen Debatten mehrfach vorkommt. Auch dass die talmudische Polemik im Buche Cosari wiederkehre, ist — abgesehen von andren Ungenauigkeiten, wie z. B. ^ Jehuda ben Halevy» statt ((Jehuda Haleviquot; oder die Zusammenstellung von Babyion und Pumbaditha — nicht zutreffend. Das Buch Cosari erinnert weit mehr an die platonischen Dialoge oder die Dialoghi di amore des LeoneEbreo (Abarbanel) als an die leidenschaftlichen, rhapsodisch kurzen, scharfpointirten talmudischen Debatten.
Sehr schön wiederum wird die Hagada — im Gegensatze zur Halacha — einerseits mit dem milden Mondlichte, andrerseits mit den hangenden Garten Babylon\'s verglichen. Die Hagada ist in der That mild, traumerisch, friedlich, besanftigend; in ihr herrscht die trauliche Dammrung im Gegensatze zum gerauschvollen Tag der polemischen Halacha. Es ist jedenfalls sehr charakteristisch, dass viele talmudische Tractate mit hagadischen Stellen schliessen, in denen — wie Rapoport bemerkt (Erech Millin, s. v. HUN) P- — namentlich eine Stelle mehrfach vorkommt, in der es heisst, dass die Schriftgelehrten Prieden stiften, sowie andre Stellen milden und friedüch beruhigenden Inhalts, wahrend andre wiederum Segens-sprüche enthalten. Diese Stellen bilden so gleichsam einen harmo-nischen, versöhnenden Schlussaccord. 1)
Wie Heine das, was er nur einmal fliichtig gehort oder gelesen hatte, poëtisch zu verwerthen weiss, davon ist — abgesehen von den Stellen im Romanzero, in welcben von jüdischen Literaturerzeugnissen oder sonst jüdischen Dingen die Rede
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Mit den hangenden Garten Babylon\'s hat aber die Hagada noch eine besondre Aehnlichkeit. quot;Wie namlich Berosus (bei Josephus c. Apion I, 19, 20) erzahlt, hatte der König von Babylon die hangenden Garten anlegen lassen, um seiner Frau, die sieh nach den Bergen ihrer Heimath sehnte, ein kleines Abbild derselben zu ge-ben. So errinnert auch die Hagada fortwahrend an das Heimathland Palas tina.
Wenn es nun aber ferner heisst, das Targum Onkelos sei dem Jehuda Halevi beim Studium des Talmud sehr gut zu Statten ge-kommen , so lasst sich das keineswegs so kategorisch behaupten. Dem Studium des Talmud geht in der Regel das des Targum Onkelos nicht voran, auch ist die Sprache des letzteren von der des Talmud verschieden. Wahrscheinlich aber hatte Heine von diesem Targum Onkelos irgendwo gehort oder gelesen, und so musste der-selbe, schon des seltsamen Klanges wegen, hier figuriren. 2)
ist — auch der Sclave aus Yemen, dessen Stamm «sind jene Asra, welche sterben wenn sie liebenquot; ein Beispiel. Unter diesen Asra ist ohne Zweifel der Stamm der Odhra (Benu Odhra , ^-o) gemeint, die bei den arabischen Autoren mehr-
fach als Martyrer der Liebe erwühnt werden, insofern als die Liebe bei ihnen eine unheilbare und tödlicbe Krankheit war. In einer Stelle Mas\'ddis (Pariser Ausg. VII, 351 fg.) in welober von diesen Benu Odhra die Eede isv, wird zugleich ein Gedicht Eines derselben mitgetheilt, in welchem er sagt, dass kein Arzt aus J emama
und kein Wahrsager (o|ïc , das auch diese Bedeutung hat) von Negrau ihmhelfen könne. Bei Hariri (2. A. p. öf.) wird diese heftige Leidenschaft als Gleich-
niss gebraucht; in den Schollen z. St. wird bemerkt, dass diese Leidenschaft gewöhn-lich erst mit dem Tode aufhörte. Zugleich wird erzahlt, dass Einer dieser Benu Odhra auf die Frage eines fin it Namen genannten) Arabers, woher er sei, geant-wortet habe : Ich gehore zum Stamme derjeni^en, welche sterben wenn sie lieben (t^j\'Lo Ijl j.yi In den Noten hierzu (T. II, p. 176) wird auf Kose-
garten\'s arabische Chrestomathie (p. 46) und auf Lane\'s 1001 Nacht (111, 247) verwiesen, in welchen Stellen ebenfalls von den Benu Odhra die Rede ist.
An einer andren Stelle Hariri\'s (p. !••) wird ein Sprichwort angeführt, das — wie in den Schollen bemerkt wird — von einer Frau aus dem Stamme der Odhra (Asma\') hcrrührt. Zu demselven Stamme gehorte übrigens auch Adhra (sJcXc) die Geliebte des Wam ik (cf. Westöstlieher Divan, ed. v. Loeper, Buch der Liebe, p. 45).
2) Wie Heine einen Ausdruck , den er zufallig ein Mal gehort, bloss des seltsamen Klanges wegen irgendwo anzubringen suchte, davon ist der «Tausves-Jontof in der .Disputationquot; ein Beispiel. Tausves-Jontof, d. i. 3^ Qlquot;! HlDDID nac\'1 ^er
Aussprache der dentschen und polnischen (slavischen) Juden (lm Gegensatze zur Aus-sprache der spanischen, italienischen und orientalischen Juden) bedeutet «Zusatze
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Statt des Targum Onkelos ware es wolil passender gewesen, eine andre chaldaische Bibelübersetzung anzuführen — namlich das s.g. jerusalemische Targum, das eigentlich mehr Paraphrase ist und sehr \\iele hagadische Bestandtheile enthalt, was in der Ueberset-zung des Onkelos nicht der Fall ist.
Wenn von der Hagada die Rede ist, so verdient diese chaldaische Uebersetzung schon deshalb Erwahnung, weil auch die
des Jom-tob. Dl1\' Festtag, guter Tag. aramaisch ist ein oft vorkom-
mender Name (Zunz, Namen der Juden p. 38, Gesammelte Schriften 11, 20) wie ebenso das sjjatere Bondi aus ital. Buon di, das dessen Uebersetzung ist. Entsprechend dem Gebrauehe, als Titel eines Buches einen Ausdruek zn wiihlen, in welchem der Name des Verfassers enthalten ist — gewöhnlich biblische Ausdrücke , wie; Schild Abraham\'s (nach Gen. 15,1), Feld Isaaks, Gesprach (fPti*) Isaak\'s (Gen, 24,63), Zelt Jakob\'s ^Gen. 25, 27 ; 31, 33), Sack Benjamin\'s (Gen. 44, 12), Brnnnen Mosis (Ex. 2,15, auch als Wortspiel Deut. 1,5), Opfer Aarons, Teppiche Salomon\'s (Cant. 1,5), Weinberg Salomon\'s (ib. S, 11) w. v. a. — ist □Iquot;1 niDDID ^er Titel eines Commentars zur Mischna, den Jomtob Lippmann Heller verfasste (cf. Wolf, Bibl. Hebr. I, N0. 831, p. 484) und — wie er am Schlusse desselhen sagt — im Alter von 38 Jahren, im Jahre 5377 (d. i. 1617) vollendete Dieser niDDID SIÏO Dl1 «\'ifd auch — nach der jüdischen Sitte , den Verfasser eines Buches mit dem Titel desselhen statt mit seincm eignen Namen zu benennen — in A. Bernstein\'s ..Mendel Gibborquot; (ed. 1860, p. 112) unter den Vorfahren Malkoh\'s genannt. Jedenfalls ist es ein — bewusster oder unbewusster — bumoristischer Anachronismus, dass dieser Commentar in der «Disputationquot;, die doch lange vor dem 17. Jahr-hunderte Statt fand, genannt wird. Das «Gilt Nichts mehr der Tausves-Jontof, was soli geiten?. .. denn der Tausves-Jontof, Gott, das bist du !quot; ist um so komischer, als der Tossaphot-Jomtob keineswegs zn den Autoritaten ersten Ranges gehort, wie er denn auch gar nichts andres sein wollte als ein einfacher Commentar.
Aehnlich verhalt es sich mit einem andren Worte. Der jiidische Name Feibesch , der schon frühe iu jüdischen Schriften vorkommt, ist nichts Andres als Phoebus (Zunz I.e. p. 34, Wolf B. H. 1, 9). Als Uebersetzung dieses Feibesch findet sich auch der biblische Name Uri (iquot;T|^, mein Licht, oder als Abkiirzung von .
Mein Licht ist Gott) wie aus Zunz (ib. p. 26) zu ersehen. Auf Büchertiteln kommen zuweilen neben diesem Feibesch (U^l, ÏOHI, , die Schreibweise ist je nach
den Zeiten und Landern verschieden) auch 1-)^ und JWlty, aramaisch Licht , Leuchter (arab. pers. ■7)quot;\') als gleichbedeutende Namen vor (so z. B. bei Wolf I, p. 30, 33; III, p. 112*2, 1123, Fiirst, Bibliotheca jud. Ill, 95,462). Heine hatte nun wahrscheinlich einmal zufallig von diesem Phoebus-Feibesch gehort und diese seltsame Uebertragung veranlasste ihn, auch Phöbus Apollo als Apollo-Feibesch im Romanzero (Der Apollogott) figuriren zu lassen, in der Stelle:
...Und da hiess er Rabbi Faibisch,
Was auf Hochdeutsch heisst Apollo —
Doch mein Abgott ist er nicht.
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Sprache der im Talmud vorkommenden hagadischen Stellen vor-herrschend die chaldaische, also die Volkssprache ist, entsprechend dem volksthümlichen Charakter der Hagada, wahrend in der juris-tisch-casuistischen Halacha das Hebraische vorherrscht. \').
Dass nun aber Heine das Targum Onkelos wenigstens dem Namen nach kannte, ist für den Talmud wie für die gesammte jii-dische Literatur sehr charakteristisch. Targum Onkelos ist — oder war vielmehr, und zwar noch zu Anfang dieses Jahrhunderts — ein in jüdischen Kreisen allgemein bekannter Ausdruck. Diese chaldaische Uebersetzung ist namlich in den meisten Pentateuchaus-gaben dem Texte beigedruckt; dazu kommt, dass in Raschi\'s Com-mentar — in früherer Zeit ein allgemeiner Unterrichtsgegenstand — das Targum Onkelos sehr oft angeführt wird. In weit früherer Zeit wurde beim Vorlesen des Pentateuchs auch die chaldaische Uebersetzung der einzelnen Stellen vorgetragen. Ein solcher TJebersetzer hiess Meturgeman, Turgeman, was also dem Turcimanno, dragoman und andren Umbildungen desselben Wortes (Mhd. Tragemunt) entspricht, das, wie Roediger bemerkt (Ges. Thes. s. v. QJpiJquot;], p. 1264a), auch in andren orientalischen Sprachen vorkommt, wah-rend das chaldaische Wort das ursprüngliche ist. Und so wie dieses «Targum» — wovon das Zeitwort Esra 4, 7 vorkommt — kein fremdes, sondern ein einheimisches Wort ist, so kommen auch sonst innerhalb der jüdischen Literatur die verschiedensten Ueber-setzungen vor, mehr vielleicht als in irgend einer andren Literatur.
Davon aber abgesehen finden sich im Talmud Fremdwörter aus den verschiedensten Sprachen; das ist namentlich in der Hagada der Fall, da das Aramaische, das in derselben vorherrscht, an und
1) Bemerkeuswerth ist, wie der ünterschied zwischen der casuistisclien Halacha und der popularen Hagada sich noch im 19. Jahrhundert geltend machte, Soerziihlt L. Kalisch (Bilder aus meiner Knabenzeit p. 71), dass es neben den grossen Talmudisten — die, wenn auf Reisen, in grosseren Gemeinden Vortrage hielten, die aber nur von den Gelehrten verslanden wurden — auch wandernde Sittenprediger gab, Maggidim (Ql-pjD, desselben Stammes wie Hagada, niJH. !lucl1 A\' Bernstein\'s • Vögele der Maggidquot; hat davon ihren Namen) genannt, die viel popularer waren als jene Talmudisten und die sich in ihren Vorti agen an das grosse Publicum, namentlich an die Frauen, wandten, wie sie denn auch neben der Bibel zumeist Midraschim anführten. Zugleich wird der tiefe und nachhaltige Eindruck dieser Vortrage auf die Zuhörer erwahnt.
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für sich\' vicle fremde Worter aufgenommen hat. Die Fremdwörter bilden aber auch insofem ein wesentliches Element der Hagada, als bei der Deutung biblischer Ausdrücke auch oft fremde quot;Worter herangezogen werden, die mit den hebraisehen Wörtern ahnlich lauten, und dann dazn dienen, den letzteren eine neue Bedeutung oder vielmehr Deutung zu geben.
Dieses Verhalten fremden Sprachen gegenüber — das zunachst in dem unstaten Wanderleben der Juden seinen ürsprung hat — bildet einen wesentlichen Unterschied zwischen der jüdischen und der arabischen Literatur, wahrend beide in andren Puncten manches gemeinschaftlich haben, namentlich mit Bezug auf die Sagen, die den Hauptbestandtheil der Hagada bilden (das hebraische bedeutet zunachst Sage, Erzahlung).
So berührt sich denn auch die oben angeführte Stelle aus dem westöstlichen Divan mit einer Stelle im Romanzero, — wenn auch nur flüchtig und ausserlich.
Die Hagada wird in mehreren Talmudstellen als anziehend und erheiternd dargestellt. Im Romanzero heisst es nun:
Und der junge Talmudschüler,
quot;Wenn sein Herze war bestaubet Und betaubet vom Gezanke Der Halacha....
Floh alsdann sich zu erfrischen In die blühende Hagada....
Die Stelle des westöstlichen Divan ist «Hegire» überschrieben. Dieses arabische Wort — ir-jèv? — bedeutet Abreise, Auswan-drung, mit dem Artikel bezeichnet es die Flucht Mohammad\'s von Mekka nach Medina, die Hidschra, bei den Englandern Hegira, bei den Franzosen L\'hégire. 1)
Diese (Jeberschrift hat also Bezug auf das folgende: — «Flüchte du, im reinen Osten» u. s. w. In der einen wie in der andren Stelle ist so von einem Sich flüchten die Rede.
Dass Göthe die französische Form dea Wortea gewahlt hat wird von ihm sclbst — in den .Noten und Abhandlungenquot; zum Divan (ed. v. Loeper p. 369) — motivirt.
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Um eine grosse Entfernung auszudrücken gebraucht die Bibel (Pb. 103, 12) den Ausdruck: so weit von einander entfemt wie Son-nenaufgang von Soanenuntergang; dieselbe Vergleichung findet sicL-auch im Koran l\\ju Sur. 43, 37). i) Ausser der raum-
lichen Entfernung besteht aber auch sonst ein grosser Untersohied zwischen Orient und Occident, welcher Unterschied auch in der ganzen Anschauungs- und Ausdrucksweise sich kund gibt, wahrend andrerseits eine gewisse Verwandschaft — die ja auch sprachlich existirt — zwischen den einzelnen semitisch-orientalischen litera-turgebieten zu Tage tritt. So kommt es denn, dass das, was in der oben angeführten Stelle des westöstlichen Divans gesagt wird, auch von der jüdischen Literatur gilt.
«Wc sie noch von Gott empfingen Himmelslehr\' in Erdespra-chen», womit es in Zusamraenhang steht, dass «das Wort so wichtig dort war, weil cs ein gesprochen Wort war», was man auch so auffassen kann, dass es ein von Gott gesprochnes Wort war, das aufgeschrieben und somit zugleich ein geschriebnes Wort ward.
Das was die jüdische und die arabische Literatur von andren unterscheidet ist, dass ein Religionsbuch ihre Grundlage bildet und von wesentlichem Einflusse auf dieselbe war und ist.
Die jüdische Literatur ist eine vorherrschend religiose, da sie sich zumeist auf die Bibel oder den Talmud bezieht, deren Studium als eine religiose Handlung, zugleich auch als das Höchste und Wichtigste, betrachtet wird. Die andren Wissenschaften stehen im Dienste der Eeligion. In einer Talmudstelle (Sabbath 75a) heisst es: Wer den Lauf die Himmelskörper berechnen kann aber nicht berechnet — von diesem gilt der Spruch (Jes. 5, 12): Sie schauen nicht Gottes Thun und betrachten nicht das Werk seiner Hande. Die Astronomie wird also hier votn religiösen Standpuncte aus betrachtet, weil namlich die Betrachtung des Himmels und seiner Gestirne zur Gottesverehrung führt, wie das in mehreren Bibelstel-len ausgesprochen wird (z. B. Jes. 40,26; Ps. 8,2 fg.; 19, 2fg.; 108, 14 fg.) und die arabische Sage (Sur. 6, 76 fg.) in der Geschichte
1) Auch im westöstlichen Divan (Buch Suleika ed. v. Loeper, p. 146) heisst es: «Bist da von der Geliebten getrennt wie Orient vom Occident...,quot; wozu in der Note dieselhe Vergleichung aas Kiatibi Rumi angeführt wird.
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Abraham\'s darstellt. Dann auch waren astronomische Kenntnisse nothwendig zur genauen Bestimmung der Mondesphasen und da-mit der Festtage. Ebendesshalb wurde das Studium der Astronomie sehr gepflegt, wie auch das der mathematischen und andrer Wissenschaften, deren Kenntniss für einzelne halachische Bestimman-gen nothwendig war.
In der arabischen Literatur finden sich natürlicherweise mehr Werke wissenschaftlichen Inhalts als in der jüdischen, aber auch hier wird — bald mehr bald weniger — der Koran berücksich-tigt, Ein Beispiel hierzu bietet zunachst Kazwini, den europaische Gelehrte (z. B. De Sacy, Chrestomathie arabe, III, 427, Keinaud, Géographie d\'Aboulfeda p. CXLIV) den Plinius des Orients nennen. Grosser aber als die Aehnlichkeit mit Bezug auf die Yielseitigkeit ist der Unterschied zwischen der Naturanschauung beider Autoren, die sich schon in den Titeln ihrer Schriften kund gibt. Die Historia naturalis spricht in der Vorrede vom Kosmos oder vom Mundus, was die lateinische Uebersetzung des griechischen Wortes ist. Die im Buche selbst eingestreuten Bemerkungen sind vorherrschend pessimistisch, ironisch. Kazwinis\' Buch führt den — wie gewöhn-lich gereimten — Titel: Die Wunder der erschaffnen und die Merkwürdigkeiten der vorhandnen Dinge — wa._)Ls\\c
— weist also auf einen Schöpfer — oiiLi» — hin, und in der Vorrede des Buches (p. o) heisst es: Wenn der Menscb ungewöhnliche oder wunderbare Naturerscheinungen sieht, lobpreist er Gott, der sie erschafFen. \')
Das Buch selbst beginnt (p. to) — wie alle arabischen Schriften — mit einer Lobpreisung Gottes, die aber, schwungvoll und poëtisch gehalten, ein Hymnus genannt werden kann. Bei der Schildrung der einzelnen Dinge in der Natur wird alles auf Gott
1) Auch zu den jüdischen religiosen Gebraaclien gehort, dass man (entsprechend einer talmudischen Vorschrift — Berachoth 5t» fg., Maimonides, Miaohne Thora, H. Berachoth X, 12) für jede einzelne Naturerscheinung — Neuraond, Regenbogen, blühende Biiume, das Weltmeer, Donner und Blitz u. s. w. — eine besondre Benediction zu spreohen hat. — Ein merkwürdiges Beispiel davon, wie die Araher bei
Allem Gott lobpreisen ist Mohammed\'s ujjisü\' bei den Com
mentatoren zu Sur. 33, 37.
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zurückgeführt und — wie in einzelnen Koranstellen — auf Gottes Allmacht und Fürsorge hingewiesen. Ausserdem behandelt Kazwini mit Yorliebe solche Naturmerkwürdigkeiten, die vorlierrschend sagenhaft sind, gleichsarn kosmographische Mythen, wie er denn mehrmals ein Buch (_A.jUt.il iuLsaj\') anführt, das von lauter solchen Wunderdingen handelt. Immer aber werden Koranstellen angeführt, oft neben der wissenschaftlichen Darstellung, und auch da, wc beide nicht mit einander übereinstimmen.
Von Kazwini gilt, in gewissem Sinne das, was A. v. Humboldt (Kosmos 11,45) von der Naturpoesie der Hebraer sagt: «... Die Natur wird nicht geschildert als ein für sich Bestehendes, durch eigne Schönheit Verherrlichtes; dem hebraischen Sanger erscheint sie immer in Beziehung auf eine höher waltende geistige Macht. Die Natur ist ihm ein Geschaffnes, Angeordnetes, der lebendige Ausdruck der Allgegenwart Gottes in den Werken der Sinnenwelt.»
In ahnlicher Weise wie bei Kazwini werden Koranstellen auch in vielen andren Schriften angeführt, wissenschaftlichen, ethischen oder sonstigen Inhalts. Durch die Berufung auf den Koran wird Alles wirkungsvoller, und so finden sich allüberall Stellen daraus angewandt, wie denn auch einzelne Koranverse als Amulette dienen.
Der Dichter Hafiz (JajLsgt;, von , bewahren , im Gedachtniss haben) hat diesen seinen Namen, oder vielmehr Beinamen, daher weil er den ganzen Koran auswendig wusste, wie das auch im west-östlichen Divan (Buch Hafis, Ed. v. Loeper p. 29 fg.) er-wahnt wird. Auch E. quot;W. Lane bemerkt gelegentlich (W. B. I, 1, p. VIII ,1,4, pref. p. XIII) dass es bei den Arabern nichts seltenes ist, dass Leute den ganzen Koran auswendig wissen !).
1) Auch in den Noten und Abhandlungen zum westöstlichen Divan (p. 297 fg.. womit p. 261 fg. zu vergleichen ist) heisst es: „lm Orient lernte man den Koran auswendig, nnd so gaben die Suren und Verse durch die mindeste Anspielnng ein leichtes Verstandniss unter den Geübten. Das Gleiche haben wir in Deutschland er-lebt, wo vor fünfzig Jahren die Erziehung dahin gerichtet war, die sammtlichen Heranwaobsenden bibelfest zu machen . . . Nun gab es mehrere Mensehen, die eine grosse Fertigkeit batten, auf alles was vorkam, biblische Sprüche anzuwenden und die heilige Schrift in der Konversation zu verbrauchenquot;.
Dasselbe lasst sich von den Juden zu Ende des vorigen Jahrhnnderts sagen, dass man niimlich biblische Stellen — und zwar in der Ursprache — oft in überraschend
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Eine grosse Vertrautheit mit dem Koran zeigt sich namentlich in den Makamen des Hariri, in denen fortwahrend Anspielungen anf Koranstellen vorkommen, welche Vertrautheit Hariri aneh bei seinen Lesern voraussetzen musste. Aus einzelnen Stellen der Makamen ist ersiohtlioh, dass manche der im Koran vorkommenden Redensarten auch in der gewöhnlichen Umgangssprache — und zwar mehr in humoristischer Weise — angewandt wurden. Dahin gehort, was (zur Erkliirung des LI Lj im Texte) in den
Scholien p. I.a bemerkt wird, dass man, um seine Verwundrung über irgend Etwas auszudrücken , den Ausdruck «O Marjam» L) gebrauche, mit Bezug anf Sur. 19, 28, woselbst es heisst, dass die Leute zu Marjam (Maria) sagten: O Marjam, was ist das für eine seltsame Sache!
Nirgends aber kommen dergleichen Anführungen und Anspielungen so haufig vor, wie bei Hariri, wo sie eben mit zu dem ganz eigenthümlichen Charakter des Buches gehören 1).
Bei den arabischen und bei den jüdischen Autoren dient ein und dasselbe quot;Wort sowohl zur Bezeichnung einer Perlenschuur als auch eines Gedichtes ()quot;|quot;in gt; Gtegensatze zu
, Prosa), und ebenso findet sich — wie bei Hariri das Ein-reihen von Koranstellen — das Einreihen von Bibelstellen in den jüdischen Schriften, namentlich in den zur Liturgie gehörenden Dichtungen. Es sind das gleichsam eingereihte Perlen, die dem Ganzen höheren Werth und Glanz verleihen, durch die ganz überraschende Gedankenverbindung etwas Frappantes und Eesseln-des, sowie in ihren Anklangen etwas Trauliches und Erinnrungs-
Wie die Araber für Alles Kunstausdriicke haben, so ist auch (jmIjas) — wörtlich: Feuer vom Heerde eines Andren nehmen — die Bezeichnung dieser Art von Ent-lehnung, und wird so in den Scholien zu Hariri (p. tVI) mit Bezug auf das
xllt q.» (Sur. 61, 13) gebraucht. Sehr merkwürdig ist jedenfalls die Anwendung dieses Spruches — der übrigens auch die Inschrift türkischer Fahnen bildet — auf das in dieser Makame behandelte Thema.
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reiches haben. Es sind alte Freunde, die Einen unerwartet be-grüssen.
So führt au oh Alcharizi in seiner hebraischen Übersetzung der Makamen Hariri\'s, sowie in den von ihm selbst verfassten Makamen (nranD) statt der Koranstellen Bibelstellen an. Alcharizi hat nun eine reichere Auswahl, denn abgesehen davon , dass die Bibel umfangreicher ist als der Koran, so ist auch ihr Inhalt ein sehr mannigfaltiger, wahrend der Koran sich immer in einem nnd demselben Ideenkreise bewegt 1). Diese Anwendung von nnd An-spielungen auf biblische Stellen findet sich übrigens in der ge-sammten jüdischen Literatur.
Wie gross der Einfluss einer Religionsurkunde auf Sprache und Literatur einer Volkes ist, ersieht man aus der arabischen Literatur weit deutlicher als aus der jüdischen, da man bei jener die vorislamische Literatur mit der nachislamischen vergleichen kann. In der letzteren weht ein durchaus verschiedner Geist, da der ganze Ideenkreis und also auch die vorkommenden Ausdrücke ganz andrer Art sind als die früheren, und da der Koran als klassisches Buch, als unerreichbares Muster und Vorbild be-trachtet wird, dessen Ausdrucksweise man so gut als möglich nachzuahmen sucht. Dazu kommt, dass mit den neuen Begriffen auch neue Wörter einwanderten, die aus anderen semitischen Sprachen — aus dem Aramaischen und dem Spathebraischen — stammen. Diese Wörter — wie auch ganze Redeweisen — haben mit der Ausbreitung des Islam auch in andere Sprachen Eingang gefunden und bilden so eine gewisse sprachliche Einheit zwischen den verschiednen Idiomen des Islam, Persisch, Türkisch, Hindustani, die diese — zumeist der Eeligionssphare angehörigen — arabischen Ausdrücke aufgenommen haben, trotzdem dass ihr Organismus ein ganz andrer ist als der der semitischen Sprachen, in Eolge wovon oft ein arabisches Zeitwort durch das entspre-chende arabische Hauptwort, verbunden mit dem persischen oder
Auch das Urtheil Alcharizi\'s über R. Jehuda Halevi, das Heine in den Noten \'i.li 111 Romanzero in Übersetzung anführt (diese Übersetzung findet sich auch in Sachs «religiose Poesiequot;, p. 287) ist mit Bibelstellen durchflochten, was man der Übersetzung freilich nicht ansicht.
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Hindustaniwort für «machen», wiedergegeben werden muss \') Ahn-lich verhalt es sich mit den, der arabischen Sprache entnommnen , persisehen und türkischen Personennamen, die der Religionssphare angehören.
Der Einfluss den ein geschriebnes Religionsbuch auf die Sprache ausübt zeigt sich auch anderswo da am Meisten, wo die Religion keine einheimische sondern aus der Fremde eingeführte ist. Hie-ronymus erwahnt an einer Stelle (Ep. CVII ad Laetam, ed. Vall. 1, 679) mit Stolz den Sieg der christlichen Religion über die heidnische, in der That aber zeigt sich dieser Triumph nirgends so deutlich wie in der s. g. Vulgata, in der die stolze römische Sprache mit ihrer Formschönheit die Sklavin eines verachteten Idioms ist, dessen Eigenthümlichkeiten sie sich fügen muss, wahrend eine Menge barbarischer Ausdrücke gleichsam das römische Bürgerrecht erhalten haben. Und dabei ist es ein Buch, das eben so berühmt ist und eben so oft angeführt wird wie das irgend eines römischen Autors.
Viele diesep barbarischen Ausdrücke sind herübergenommene oder nachgebildete hellenistische Wörter, die selbst wiederum Nachbildungen hebraischer Wörter sind, wie z. B. Angelus, Diabolus , Anathema, Benedico (evhoyéu), hebraisch :
Hellenistische sowie viele altgriechische Wörter in kirchlich-reli-giöser Bedeutung, die also von der ursprünglichen durchaus ver-schieden ist, bilden einen wesentlichen Bestandtheil des Neugrie. chischen. Indem nun daneben noch viele althellenische Wörter in
1) Zu den vielen aus dem Arabischen stammenden\'Ausdrücken in den andren Sprachen gehort z. B. auch gt; Weg (das im Koran\': ft in Verbindung mit Allah,
aber auch allein vorkommt, wie Sur. 35,9 für «Weg zum Paradiesequot; amp;c.) «Sebü bezeichnet .jede freiwillige, blos aus Liebe zu Gott dem allgemeinen Besten darge-brachte Spende, wie z. B. die Herstellung eines öffentlichen Brunnens, und so heisst der Brunnen selbst Sebilquot; (Wetzstein in ZDMG. XI, 512 N.). Dieses «Sebilquot; für Brunnen findet sich nun auch im Persisehen, Türkischen und Hindustani. So wird ferner im Hindustani *155 Jj (nach Sur. 112, I), mit Bezug auf eine religiose Ceremonie, gebraucht, um zu sagen, dass die Malzeit zu £nde (Shakespear W. B. s. v. p. 1286). Es sind das wenige Beispiele aus sehr vielen.
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ihrer ursprünglichen Bedeutung gebrauchlich sind, tragt dieses Idiom die Spuren des langen Kampfes zwischen Heidenthum und Christenthum, wie andrerseits in der Benennung mythologischer Personen der alte und der neue Glaube vielfach synkretistisch in ein-ander spielen. Dagegen sind die quot;Worter quot;ASij?, ylyxvrs*;, ^xifióviov , jJa/s?, (TshyiT/y, die in der Übersetzung der LXX (und ebenso in der neugriechiscben Bibelübersetzung) vorkommen, einfach die Übersetzung der hebraischen Ausdrücke nquot;!1\'
Ahnlicb würde wohl auch Luther\'s Bibelübersetzung, wenigstens hie und da, Spuren des hartniickigen Kampfes zeigen, der vor-hergehen musste, ehe die Sachsen das Christenthum annahmen — nur aber war die altgermanische Literatur lange nicht so reich wie die Griechenlands, wo ausserdem noch unzahlige Kunstdenkmaler — ja die Natur selbst — fortwahrend an die alte Keligion erinnerten.
Viele neugriechische Worter von kirchlich-religiöser Bedeutung haben in der russischen Sprache Aufnahme gefunden, wie ebenso viele der Vulgata und der Kirchensprache eigenthümlichen Ausdrücke in die romanischen Sprachen übergegangen sind. Zuweilen ist es ein acht römisches Wort, dessen Bedeutung aber mit der früheren nicht identisch ist, es ist derselbe Wortkörper, aber der Geist ist ein andrer. So ist z. B. das französische Cieux in aJustes cieux! Eoyaume des cieux» dem Laute nach das latei-nische Coeli, aber nicht dem Sinne nach, da letztere Pluralform überhaupt sehr selten und auch der Singular nie metonymisch für «Gott» gebraucht wird. Cieux entspricht dem Coeli der Vulgata und der Kirchensprache in Regnum coelorum, HxaiXeix tüv oüpavüv (letzteres auch in der neugriechiscben Bibelübersetzung), woneben Regnum Dei, BxviXeix toü Ósov in gleicher Bedeutung gebraucht wird. Dieser Ausdruck ist die Nachbildung des spathebraischen □w — das auch in der Mischna (z. B. Berachoth II, 2.5) vor.
• — T
kommt, OW n^D , die Herrschaft des Himmels , d. h. Gottes —, des aramaischen «Himmel» für «Gott».
Dasselbe findet namentlich bei vielen Adjectiven statt, z. B. im franz. charnel (englisch: carnal) vom kirchenlateinischen carnalis,
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im N. T. (auch in Neugriechischen) actpKixói; von Zxp!; zur Be-zeichnung der Schwaehe (wie Matth. 26, 41 gt;5 Sè axpS; Ktrflevilii;) in welchem Sinne auch das biblische -]^,n gebraucht wird (Cf. Ges.
T T
thes. s. v. Schleussner s. v. \'Eapt-y
Wie man nun emphatische Ausdrücke gerne fremden Sprachen cntlelint, da der fremde Klang an und für sich etwas Emphatisches bat nnd wirkungsvoller ist als der heimische, so kommen unter diesen Premdwörtern auch bibliscbe Ausdrücke vor. So z. B. das französische Eacaille, naeh Littré\'s sehr einleucbtender Meinung vom biblischen Raca, \'Pxkx (Matth. 5,22), das selbst ein Fremd. wort ist, das aramaische (das auch die syrische Version z. St, hat), das talmudische welches als Scheltwort an mehreren
Stellen vorkommt.
Ein ahnlicbes Wort ist das französische Gêne — wovon das deutsche Geniren —, in der früheren Sprache, wie aus Littré s. v. zu ersehen, Gehinne, Gehenna, ursprünglich so viel wie Folter, Folterqual, dann Qual überhaupt (in welcher Bedeutung das Wort noch bei Montaigne vorkommt), von récvvx, Gehenna im N. T., dieses vom syrischen Gehano (ji*i. im Targum und im Talmud (schon in der Mischna) , das biblische Vj
DJH (IS*\' a^er in übertragner Bedeutung. Das Wort wurde, in letz-
terer Form und Bedeutung als von Mohammad aufgenom-
men und ist so auch im Persischen, Türkischen und Hindustani gebrauchlich. Es ist das also eines derjenigen Fremdwörter, die, aus dem Hebraischen stammend, im Orient wie im Occident unter allen Bekennern des Monotheismus einheimisch geworden sind, wie z. B. auch Sabbath (J13J^, ar. o^), Messias (fp^D , ar.
g^^/o), Satan , ar. ^Lk^) und andre. Nur sind diese
Wörter dem arabischen Idiom nicht so fremd wie den abendlan--dischen Sprachen, da sie verwandten Sprachen entnommen sind und derselbe Wortstamm gewöhnlich im Arabischen ebenfalls vor-handen ist, wie denn diese Wörter auch von den arabischen Au-toren aus dem Arabischen hergeleitet werden
1) So wird «Schneiden, Abschneidenquot; (^laj) für die eigentliche und ursprüngliche,
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Ein andres, aus der Bibel stammendes, französisches Wort ist Calice in Boire oder Avaler le caliee, le calice amèrc de la bei Lamartine (von Littré s. v. angeführt). Es ist dieses das la-teinische Calix, das aber in dieser metonyraischen Bedeutung nur in der Vulgata (z. B. Matth. 20, 22; 26, 39. 42; Mare. 10, 38. 39) vorkommt. Dieser Spraehgebrauch stammt aus dem alten Testa-mente, in welchem Becher, Kelch (□13) nicht nur als Kelch des Leidens (auch ohne naheren Zusatz wie Klagel. 4, 21) sondern auch als Kelch des Trostes, des Heils, des Uberflusses vorkommt (cf. Ges. Thes. s. v. gt; P- 695 amp;); die Vulgata hat an allen diesen Stellen natürlich auch Calix.
Biblischen ürsprungs ist auch das französische (und deutsche) Cidre, altspanisch Sizra, nach Diez s. v. sidro von Sicera, S/xfpa. Dieses Wort findet sich in mehreren Stellen der LXX sowie der Vulgata (z. B. Lev. 10, 9. Num. 6, 3. Deut. 14, 26. Jud. 13, 4. 7. 14; an letzterer Stelle hat die Übersetzung der LXX ftsóvtrftx) und entspricht dem hebr. , berauschendes Getriink. Auch an einer
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Stelle des N. T. (Luc. 1, 15) findet sich Hliispx, Sicera. Die sy-rische Version hat an mehreren dieser Stellen , das Targum
zu den Proverbien (20, 1; 31, 4. 6) es ist dieses das
hebraische in aramaisirter Form, da ein Zeitwort im
Aramaischen nicht existirt. Aus der Vulgata stammt übrigens auch das franz. Vermeil, ital. Vermiglio , namlich von Vermiculus , womit das n^in an mehreren Stellen (Ex. 35, 25, 35; 38, 18. 23)
übersetzt wird.
Auch das in der Vulgata (Luc. 23, 18) vorkommende Tolle (hunc) hat unter derselben Form auch im Französischen Aufnahme gefunden, in der Eedensart: Crier tollé sur quelqu\'un, Erbittrung gegen Jemand erregen.
Wie bei gêne, geniren kommt es oft vor, dass ein Wort
,Rahenquot; als die seciindare Bedeutung von ciy-*quot; erklart (ZDMG. XXXIX, 585); die verschiednen Erklarungen von ^ * w è ^ — worunter auch die, das es ein he-braisehes Wort, in der Bedeutung ^gpscgnelquot;, sei — werden von den Commentatoren zn Sur. 3,40, die von zu Sur. 2,13 angeführt.
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kirklich-retigiösen Ursprunges in Folge des hauflgen Gebrauches popular und in ganz verschiedenem , oft humoristischem, Sinne gebraucht wird. Dahin gehort ein andres lateinisches Wort,Pec-cata, das — wir aus Littré s. v. zu ersehen — in der Volks-sprache zur Bezeichnung eines Esels — im eigentlichen wie im übertragnen Sinne — gebraucht wird: C\'est un peccata. In der Normandie nennt man den Esel, wegen der vielen Schlage die er erhalt und geduldig ertragt, Peccata mundi, mit Bezug auf das Lamm Grottes, das die Sünden der Welt tragt (Joh. 1, 29). Ebenso wird Benedicte für Abfuhrungsmittel, Benediction für Laufpass (donner a quelqu\'un sa benediction) und Kyrielle , Litanei (von Kvpic shiyjcv) , ahnlich wie das deutsche Litanei, zur Be-zeichnung einer langen, nichtendenwollenden Rede gebraucht i). Auch Personen und Ortsnamen werden appellativisch gebraucht, z. B. Benjamin für Schosskind, Capharnatim (Capernaum, in der syrischen Version und im Talmud Nachumsdorf) zur
Bezeichnung eines Ortes, in welchem verschiedenartige Binge durch-einander aufgehauft sind. Ein weitverbreileter Personenname dieser Art ist der des Luc. 16, 19 fg. erwahnten Lazarus, Abkürzung des hebr. ebenso in der syrischen Version und im (jerus.)
Talmud Nach Diez (W. B. 3. A. 1, 245) und A. Fuchs
(die romanischen Sprachen u. s. w. p. 224) sind von diesem Namen gebildet; Spanisch lazaro (lazarino), Aussatziger, Bettler , lazarillo, Bettelknabe, Knabe der einen Bettler fiihrt, laceria, Armuth (altspan. Aussatz), lazareto, ital, lazzeretto, Lazaret, ital. lazza-
1) Die veriinderte Form und Bedeutung derartiger Wörter fiihrt zuweilen zu einer falschen Etymologie. Ein Beispiel hiervon ist das hollandiscbe Kermis = Kirmes, Kirchweihe (franz. Kermesse, vielleicht duroli die beriihmte Kermis von Rubeus be-kannt geworden). Ebenso wie das deutsebe ist auch das hollandiscbe Wort zusammen-gesetzl von Kerk, Kirche und Misse, Mis = Messe und hat ebenso im Lauf der Zeit die urspriingliche Bedeutung verloren, indem es uur noch im Sinne von Volksbe-lustigung gebraucht wird, so in dem Sprichworte: «Het is niet alle dag Kermisquot; und in den Zusammensetzungen Kermisbier, Kermisdans, Kermisgast, K. Gift, K. Koek u, s. w. Kilian (Etymologicura teuton, linguae und Diction, teutonico-latinum) erklart nun auch Kermisse mit Kerckmisse, Kerckwijhinghe, Kirchweihung, leitet aber Kermisse von xufnotrvvy ah mit der Bemerkung: Festum fuit apud Athenienses a gandio s. laetitia dictum.
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rone, Einer aus der untersten Volksklasse Neapels, franzosisch: ladre, aussatzig, filzig.
Auch in der deutschen Sprache finden sich viele Worter bi-blischen Ursprunges, wie z, B. Furcht Gottes , Furcht dea Herrn Luther hat noch an anderen Stellen , entsprechend
dem hebraischen Ausdrucke »eure Furchtquot;, statt die Furcht vor euch, wie Gen. 9, 2, Deut. 11,25, smeine Furchtquot; Jerem. 32, 40); hartnackig gt; aichyipoTpcixv^oc , hebr. ; i Schuldenquot;
für Schuld (Matth. 6, 12) otpsiXypirx , aramaisch p^H) klein-glaubige, ohiyimaTOt, im Talmud HJIDN ^tOp (Buxtorf col. 2017 s. v. JtQp fiihrt eine Talmudstelle an, die der Stelle Matth. 6, 25. 30 entspricht); ssein Scherflein zu Etwas beitragenquot;, nach Luthers Ubersetzung des gr. Xstttix Marc. 12, 42 und so noch manche andre Ausdrücke und Redensarten, darunter auch sprichtwörtliche oder in popular-humoristischem Sinne gebrauchte.
Wie schon aus den obea angefiihrten Beispielen zu ersehen ist, erstreckt sich der Einfiuss der Bibel weit über die Grenzen ihres ursprünglichen Gebietes. Innerhalb der jüdischen Literatur gibt sich dieser Einfluss darin kund, dass die hebraische Sprache, nachdem sie aufgehört, eine lebende Sprache — im gewöhnlichen Sinne des Worts — zu sein, doch immer noch fortlebt und sogar neue Formen hervorbringt. Die im Talmud — zunachst in der Mischna — gebrauchte Sprache ist die hebraische, allerdings mit vielen neuen Wortbildungen oder neuen Bedeutungen der biblischen Ausdrücke; dasselbe gilt — nur in goringerem Grade — auch von der Gemara; daneben bestehen aber auch die biblischen Ausdrücke in ihrer ursprünglichen Bedeutung, wie auch fortwahrend Bibel-stellen angeführt werden; die Bibel ist der immerdar quillende Brunnen, aus dem fortwahrend geschöpft wird. Die hebraische Sprache ist denn auch — mit einzelnen Verschiedenheiten dor Ausdrucksweise — die Sprache aller nachtalmudischen Bücher, wie auch derjenigen Schriften die gegenwartig tagtaglich erschei-nen, wozu auch Zeitschriften gehören. Hebraisch ist ferner die Liturgie, wozu auch das Vorlesen des Fentateuchs und andrer
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biblischen Stücke gehort, wie auch die Psalmen einen wesentlichen Bestandtheil der Gebate bilden. Die hebraisehe Sprache bildet so ein geistiges Palastina, die heilige Sprache vertritt die Stelle des heiligen Landes. Der Jude, der in einem fernen Welttheil die Synagoge betritt, fühlt sieh nicht in der Fremde; es sind die trauten und erinnerungsreichen Laute seiner Kindheit die ihn begrüssen, es sind die Klange der Heimath, die ihn umtönen.
Und so ist es denn gekommen, dass von demselben Volke, von welchem Haman sagte (Esther 3, 8), dass es zerstreut und ver-sprengt sei unter den Vólkern, dass von eben diesem Volke — obschon heutzutage dessen Zerstreuung weitaus grosser ist als da-mals — in allen fünf Welttheilen , an einem und demselben Tage — den 13 Adar — aus einem und demselben Buche. in einer und derselben Sprache dio G eschichte von Esther und Achaschwerosch und damit zugleich eben jene Anklage Haman\'s — die zur Folge haben soil te, dass alle Juden Persiens an einem und demselben Tage, den 18 Adar, ausgerottet würden — in den Synagogen vorgelesen wird.
Die fortwahrende Beschaftigung mit den heiligen Schriften (üHp quot;QrO) führte nothwendig dahin, auch der heiligen Sprache eine ganz besondre Aufmerksamkeit zuzuwenden. Das gilt nament-lich von der Hagada. Da das biblische Wort Gottes Wort ist, so ist es anders als Menschenworte; es hat noch einen tieferen Sinn und lasst verschiedne Deutungen zu, die alle neben einander bestehen können. So sagt auch Maimonides (Guide des égarés I, 18 , Text f. 6b) — nach Anführung einer entsprechenden Midrasch-stelle mit Bezug auf die Worte der Schrift, von ihnem gelte das, was Prov, 25, 11 vom quot;13quot; quot;131 wird-
Diese Stelle deutet er dahin, dass der Sinn ist: Worte , die neben dem offendaliegenden, ausseren Sinn noch einen verborgnen, in-neren Sinn haben, gleichen goldnen Apfeln in netzartig durch-brochnen Gefassen — eine Deutung, die selbst hagadischer Art ist. Maimonides gebraucht hier die arabischen Ausdrücke und Ausseres und Inneres. Dieselbe Ausdrücke gebrauchen
arabische Autjren, um den inneren Sinn der Koranstellen vom ausseren Sinne derselben zu unterscheiden. So wird bei Lane (s. v.
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j p. 1928^) ein Aussprucli Mohammed\'s angefiihrt, dass jeder Koranvers einen ausseren und einen inneren Sinn babe — Jp U \') W üjt qLsJï q-.. In der 21 Abbandlang der lanteren Brüder (ed. Dicterici p. v) beisst es mit Bezug auf einen Sur. 95, 4 vorkommenden Ausdruck , dass die im Koran vorkommenden Stellen neben dem ausseren (ylk) nocb einen inneren (^LL.) Sinn baben, der aber nur den Weisen bekannt ist, Bei Scbarastani (ed. Cureton p. II 111) beisst es von Judaan (q!c3j.j) , dem Stifter einer jüdiscben Sekte, er sei der Ansicbt gewesen, die Thora babe einen buebstablicben, ausseren und einen allegoriscben, inneren Sinn (1^ LlbLj IJPLb), und zwar sei diese allegorisebe Er-
klarung verscbieden von derjenigen, welche die iibrigen Juden annebmen.
Im Gegensatze zur ernsten und streng logiscben Halacba berrsebt in der Hagada mebr Witz und beitres Spiel der Pbantasie. Das Wort Halacba — rrón 1) — bedeutet «Gangquot;, die Hagada gleiebt nun den goldnen Glöcklein, die — abwecbselnd mit goldnen Gra-natapfeln — am Saume des Priestertalars befestigt, beim Gang des Hobepriestern in\'s Heiligtbum ibn mit ibrem Klange beglei-teten (Ex. 28 , 34 fg.). So wird denn aucb im Talmud selbst die Hagada, der eigentlioben Bedeutung des Wortes mjn entspre-cbend, eben nur als leicbtes Gerede, als anmutbige Plauderei betracbtet, auf die kein grosses Gewicht zu legen ist, wie denn aucb Maimonides (1. c. p. 31, Text. fol. llb) den Grundsatz an-fübrt, dass man nicht nöthig babe, die einander widersprechenden Hagadas in Einklang zu bringen.
So wird denn aucb z. B. in der Pesach-Hagada — d- h. in der
Aruch s. v. vergleicht damit — wie ich das ZDMG. XXXI, 289 N.3 crwahnt habe — das arabische (ay-w-J\' von »gehenquot;). Es ist also unriehtig, wenn Levy (Neuh. AV13. s. v. , III, 473b) das Wort mit wiedergibt und Fleischer\'s (in den Zusatzen p. 720) Tadel des Aruch ist unbegründet. Auch im Supplement zu Abulwalid\'s Wurzelwörterbucb heisst es (s.v. - P- 781, Z. 5) mit Bezug auf das ProT- 31, 27: nD^Tl C*? iCaaJlj
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hagadisch ausgeschmückten Erziihlung vom Auszug aus Aegypten, gewöhnlich quot;quot;jM ,caT\' tamp;XW genannt — die Meinung angeführt, dass ausser den zehn Plagen in Aegypten die Aegypter auch noch am Meere geschlagen warden, was aus den Bibelworten herge-leitet wird. quot;Wie viele Schlilge sie aber am Meere erhielten, dar-über variiren die Meinungen; nach einer Meinung waren es 50, nach einer andren 200, nach einer dritten Meinung waren es 250 Schlage. Aber diese Controversen — 50 óder 200 oder 250 — sind blosse Scheingefechte, es sind Kampfspiele des Witzes, da Jeder seine Meinung aus den Textworten — mit anscheinend mathematischer Strenge, wie z. B. 10 X 5 = 50 — deducirt.
In gleicher Weiee ist die hagadische Erklarung einzelner bi-blischen quot;Worter mehr heitres Spiel als grammatischer Ernst, mehr witzig als analytisch, wobei sich aber dennoch oft feines sprach-liches Verstandniss, sowie grosse Vertrautheit mit der Sprache Kund gibt \'). Zu diesen jedenfalls sehr sinnigen Erklarungen oder vielmehr Deutungen der biblischen Textworte gehort das, was an mehreren Stellen (Pesikta d. R- Kahna ed. Buber f. 153a, Mi-drasch Kohelet 12, 11 und in andren von Buber und in der Wilnaer Ausgabe des Midrasch f. 31a angeführten Stellen) mit Bezug auf die Worte □\',D!3n (Kohel. 12, 11)
: t - • t —•
gesagt wird:. Die quot;Worte der quot;Weisen sind ein Ball, mit dem die Madchen spielen (HIJD quot;IIID gt; Bfill der Madchen) , der immer von einer Hand zur andren geht und nie zur Erde fallt, so auch geht die Tradition von Moses zu Josua, von Josua zu den Altesten und so von einem Geschlechte zum andren, und es fallt Mchts zur Erde von Allem was Gott gesprochen (nach Jos. 23, 14). Ferner wird p-n im gewöhnlichen Sinne des Wortes genommen und der Satz dahin erklart, dass er besagen soil; Ebenso wie der Stachel bewirkt, dass der Ochs die rechte Furche zieht, um der quot;Welt Leben (Nahrung) zu geben, so führen auch die Worte der
1) Dass derartiges auch in der Halacha vorkommt, habe ich anderswo (ZDMG. XXXI, 289, N. i) erwiihnt. Die halachische Herleitung des Wortes gt; Wittwe
von niDgt; Mina, (Kethuboth 10\'\') erinneit an Isidor\'s Erklarung des Wortes
Vidua mit viri duo. Dagegeu wird die Erklarung von (Berachoth 57!\') auch
in Ges. thes. (p. 1341) angeführt.
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Thora zum rechten quot;Weg des Lebens. Hieran wird die etymologische Erklfirung des Wortes und seiner Synonyraa geknüpft. pm heisst der Stachel, weil er der Kuh (dem Ochsen) Einsicht bei-bringt (n^D » eben desshalb auch ynn (nyi miD),
weil er sie unterweist. Letzterem ahnlich ist die von Gesenius (Thes. p. 757a) s. v. ^^5 aus Kimchi angeführte Erklarung, quia bovem quasi docet ararc — IpDH miöl
(Diese Erklarung sowie die p. 349 aus R. Tanchum angeführte Erklarung von pTl findet sich auch bei Abvllwalid p. 353, 28 fg. und p. 168, 27 fg.).
Hierher gehort auch die Deutung des Wortes quot;13quot;! in der Stelle
T T
und Gott legte ein quot;Wort in den Mund Bileam\'s (Num. 23, 5). Ira Midrasch z. St. (Bamidbur R. s. 20) wird hierzu bemerkt: quot;Wie ein Mensch den Zügel XxXiyog , wie bereits Buxtorf das
quot;Wort erklart) in das Maul eines Thieres legt, um es zu lenken wie er will, so that Gott mit Bileam. Das Wort wird also
hier im Sinne von quot;CTI, egit, irapr. egit pecus genomraen, welche Bedeutung es auch in den verwandten Sprachen hat (Ges. thes. p. 313a), wie denn auch im Talmud (Synhedrin 8») quot;Qquot; für
«Fiihrerquot; gebraucht wird. (Dass das quot;quot;Qquot; mit «Etwasquot; gedeutet wird, wie Levy — Neuhebr. WB. s. v. — meint, ist
unrichtig).
Zuweilen wird zur Deutung eines biblischen Ausdrucks ein grieehisches Wort herangezogen, so z. B. itayyoivov zur Deutung von Gen. 14, 20 (Ber. R. s. 43). Ein ferneres Beispiel hier-
von (sowie von andren ahnlichen Deutungen) gibt Sachs in seinen Beitragen (1, 28). Manchmal ist es statt des griechischen ein aegyptisches Wort. So dient das aegyptische Pronomen anok (womit auch Gesenius Thes. p. 126 vergleicht) zur Deutung des
quot;GJN im Dekalog (Ex. 20, 2). Im M. Tanchuraa II, 40® und
T
Pesikta d. R. K. 109^ heisst es: Die Israeliten hatten wiihrend des Aufenthaltes in Aegypten die aegyptische Sprache gesprochen , das Hebraische war ihnen fremd geworden. Als nun Gott ihnen die Thora geben wollte, sagte er: Ich will mit ihnen in aegyp-
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tischer Sprache reden — also ; wenn Jemand in Aegypten
zu seinem Freunde sagen will sichquot;, so sagt er , und so
begann Gott (den Dekalog) in ihrer Sprache und sagte
T
Zuweilen wird auch die Etymologie eines fremdlandischen Wortes gegeben. In einer früher (ZDMQ-. XXXI, 276) von mir angeführten Talmudstelle (Mischna Aboda Zara 1, 3 fg., jerus. Talmud ibid. I, 2) heisst es, Adam habe zur Feier des Wintersolstitium die D-I^p - d. h. die Calendae (des Januar) — eingesetzt, welches quot;Wort mit erklart wird, nach den Lexicographen ein
Compositum von yixahói;quot; und «diesquot; oder »S/«quot; \').
Besonders aber sind es die Personennamen, mit deren Deutung sich die Hagada gerne beschaftigt. Wie in vielen andren Dingen folgt sie auch darin der Bibel, deren Erklarung der Eigennamen weniger eine etymologische als vielmehr eine spielende , annahernde ist. Der Name soli an die Person nur erinnern und nicht nur ein eigner sondern auch ein eigenthümlicher, individuelier Name sein. Bereits Lazar Geiger (Ursprung der Sprache und Vernunft, I, 121, 403) weist die biblischen Wortspiele mit den Kamen Noah, Isaak und andren nach. Das Spielende zeigt sich aber auch darin, dass z. B. bei dem Namen gleichzeitig zwei verschiedne Er-
klarungen gegeben werden, von HON und von rjQ*i (Gen. 30, 23. 24). Manche der hagadischen Namendeutungen sind Spiele des Witzes, so z. B. wenn der Name nDDy, der Tochter Kaleb\'s (Jos. 15, 16. 17) von , ziirnen, hergeleitet wird (Themura 16a), sie sei namlich so schön gewesen , dass Jeder der sie sah , iiber seine eigne Prau argerlich ward (weil sie nicht so schön war wie jene — inttfN DyD nmN nwin Gleichzeitig wird zu dem
Vs. 17 genannten Othniel, Sohn des K\'nas und Bruder des Kaleb
1) Zugleich habe ich erwahnt, daas nach Mas\'ödi II, 406 und Kazwini I, vl der Neujahrstag bei den syriachen Christen (jmXÜj heisst; auch bei Biruni(ed.Sachau P. W, 17 fg ) heisslt; es, dass der Neujahrstag bei den Syrern
ge\'nannt wei de, und dass das Wort so viel bedeule wie »möge er gut sein!quot; —
0K Saehau in seiner Ubersetzung der Stelle vermnthet, dass dieser Erkla
rung das Wort xxhóv zu Grunde liege.
2) Derartige von der Sehönheit hergenommne Namendeutungen kommen auehsonst mehrfach vor, so z. B. Sota 12a bei den Namen pnNgt; IHÜ gt; DIU 1 Chron. 4,7.
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(wonach also Kaleb Sohn des K\'nas war) bemerkt, dass das 3^3 rwp Vs. 13 nicht genealogisch zu nehmen sei, dass HJCJD sich vielmehr darauf beziehe, dass er sich vom Rathschlusse der Kundschafter ferne hielt oder abwandte —
— welche Deutung übrigens auch Sota ll\'\' mit Bezag auf den Namen 1 Chron. 2, 18 gegeben wird, wie über
haupt diese Deutung der genealogischen Epitheta oft vorkommt. Mit Bezug auf den Namen heisst es , derselbe werdo an
einer andren Stelle (1 Chron. 4, 9. 10) m-
genannt,
weil Q-ott ihn erhörte a\'3er gt; we^ auf seinen
Rath hin die Thora in Israel verbreitet wurde —
nnn, in welchem Sinue Vs. 10 gedeutet wird.
Wie bei dem Namen PSP , der in der erwahnten Bibelstelle von 21»^ hergeleitet wird, so wird auch sonst oft neben der bi-blischen Etymologie noch eine andre gegeben. So (Berachoth 7b) der Name pi*n mit pb vn pn no , Sehet den ünterschied zwischen meinem Sohne und dem meines Schwie-gervaters, welche Deutung sich auf die Zukunft begieht, wie die gleichzeitig gegebene des Namens JllT
Wie gerne sich die Hagada mit Personennamen beschaftigt ersieht man aus dem mehrfach vorkommenden , und mit Beispielen belegten Satze: Es gibt Personen deren Namen und deren Hand-lungsweise schön, andre bei denen Beides gleich hasslich, und dann wiederum solche, bei denen das eine schön , das andre hasslich ist (Bereschith R. S. 71, Bamidbar R. s. 16). An einer andren Stelle (Megilla I4b) heisst es: Hochmuth ziemt sich nicht den Frauen, es hat zwei hochmüthige Frauen gegeben, die hass-liche Namen batten; die eine hiess Wespe (^rmiTT) gt; die andre Wiesel (Krwo)- Hiermit sind Deborah und die Prophetin Chulda gemeint, deren Hochmuth aus dem Jud. 4, 6 und 2 Kon. 22, 15 Erzahlten bewiesen wird.
Auch bei den Commentatoren des Koran nimmt die Worter-klarung eine sehr hervorragende Stelle ein; manche hat eine gewisse Ahnlichkeit mit der hagadischen Erklarungsweise, so namentlich die Erkliirung ursprünglich hebraischer Wörter, die
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Mohammed aufgenomraen. So z. B. wird das Sur. 2, 249 vorkom-mende OjjLd! — das hebraische ran, chald. Kasten
— von Zamahsari (p. Ill) und Baidawi z. St. mit Kasten, Kiste erklart und von i_jlj zuriickkehren hergeleitet, weil niimlich das, was aus denselben genommen wird, immer wieder an den friiheren Ort zurückkehrt, wie aueh der Eigenthümer des Kastens immer wieder zu demselben zurückkehrt, wenn er Etwas herausnehmen will. Ahnlieh wird das darauf folgende XjLjCw (spathebraisch (quot;IJ\'GtiO
T • ;
von beruhigen hergeleitet. Dahin gehort auch die — bereits
oben erwahnte — Herleitung der Wörter aLiu^ (Sur. 2, 13) , (Sur. 2, 61 ; 25, 49) und (Sur. 3, 40) aus dem Arabisehen,
ferner auch eine der Erklarungen, die Baidawi (I, 1*1) zu Sur. 2, 23 mit Bezug auf als Benennung des Paradieses gibt, es werde desshalb so genannt von (bedeeken, verhüllen, ver. bergen), weil Niemand die Freuden kennt, die dort des From-men warten, — unter Hinweisung auf Sur. 32, 17, wo eben dieses gesagt wird. Zu dieser Stelle führt Baidawi den Spruch des Pro-pheten an: Das, was dem Diener Gottes in jener Welt zu Theil wird, das hat noch kein Auge gesehen und kein Ohr gehort \'). Ahnlieh lautet eine Talmudstelle (Berachoth 34b), in welcher der Vers Jes. 64, 3 auf die jenseitige Welt bezogen wird.
ünter den verschiednen Herleitungen des Wortes 0LvJ , Mensch, führt Lane (s. v. p. 114b) als die zu Grunde liegende Be-
deutung auch die von , vergessen, an, weil schon der
erste Mensch, nach dem Sur. 20, 114 gebrauchten Aussdrucke (^av-aï) , das ihm von Gott Gesagte vergass. Diese Erklarung klingt wie eine hagadische nnd erinnert einigermassen an die von Eu-sebius (Praep. evang. XI, 6, ed. Gaisford III, 16), wahrsehein-lich nach einer alteren Quelle, gegebne Erklarung des Namens \'Evuc als \'EvriXfaftccv (vermuthlich vom hebr. , ver-
1) Diese Hadit wird mit deDselben \\Vorten im Namen des Abu Horeira bei Bohari (ed. Krehl, 11 p. fSö) angeführt: oOtXc\' jjul JLa
gjl QJI bSj olj (jy: bS U.
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gessen), wozu Ps. 8, 5 HD) angeführt uad sehr hübsch
so übersetzt wird, dass der Sinn ist: Was ist der Vergessliche, dass du sein gedenkst \').
Ahnlich ist die Erklarung, welche Zamahsari (p. totiquot;) und Baidawi (II, PVi) Ton dem Worte geben, wie uach Sur.
76, 18 eine Quelle des Paradieses heisst, namlich J.*»,
»frage nach dem Wegequot;, d. h.: zu dieser Quelle gelangt nur, wer den rechten Weg wandelt. — Sehr hübsch ist ferner die von Lane angeführte Erklarung des Wortes , Handmühle, als Fem. von fremd, weii sie immer von den Nachbarn ausgelieheu wird und so bestandig in fremden Hausern ist.
Was die im Koran vorkommenden biblischen Personennamen betrifft, so finden sich bei den arabischen Autoren einzelne Er-klarungcn derselben, die aber sehr dürftig sind, schon desshalb weil die arabische Form derselben von der hebraischen abweicht und kein Etymon bietet, wahrend die hebraische Sprache, und also auch die zuweilen in der Bibel angegebene Erklarung des Ursprunges der Namen, den Arabern in der Eegel unbekannt war. Einige wenige Erklarungen der Namen sind dem Arabischen ent-nommen. So werden z. B. von Zamahsari und Baidawi zu Sur. 2, 29 zur Erklarung des Namens Adam Terschiedene arabische Ableitungen angeführt, darunter die von iCOl, Mischung , und die von jvjo! , Oberflache, Hinde (der Erde), wozu als Über-
lieferung vom Propheten erwahnt wird, dass Gott bei der Schöp-fung Adam\'s Erde aus den verschiedensten Landern genommen habe (oine, spiiter zu erwahnende, jüdische Legende). Mit Bezug auf OjiLb, Saul, wird von beiden Commentatoren zu Sur. 2, 248 die Ableitung von Jlia, lang sein, angeführt, wie gleichzeitig auch seine Alles überragende Körpergrösse erwahnt wird. Andre Erklarungen biblischer Personennamen aus dem Arabischen habe ich an einer anderen Stelle angeführt (ZDMG., XL, 285). Die meisten
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biblischen Namen kommen übrigens nicht im Koran sondern bei den Commentatoren und den spateren Autoren vor. Im Koran werden nur einige wenige Personen mit Namen genannt; bei den spateren Autoren wird niclit nur gesagt, wie diese Personen ge-heissen, es werden überhaupt allen auftretenden Personen, auch ganz untergeordneten , Namen beigelegt. Das geschieht sogar zu-weilen mit einzelnen Thieren ; 1) war der Name dér Ameise,
die Sur. 27, 18 redend eingeführt wird, und deren G-esprach mit Salomon von den spateren Autoren des Naheren erzahlt wird (z. B. bei Kazwini, II, Iao), und oder Mess das Hündlein
der Siebenschlafer (Sur. 18, 8 fg.; Westöstl. Divan, ed. v. Loeper, p. 218 fg.); bei Zamahsari z. St. (p. vl\') Auch bei den syri-
schen Autoren finden sich einzelne Erklarungen biblischer Personennamen. So heisst es in dem von Budge edirten syrischen »Bienenbuchquot; UiAs)) P-36, dass Palag (die syrische
Form des Namens , wie in der Peschito, Gen., 10, 25, , LXX Cpx\\sy , bei Luther Peleg) zur Zeit als die Sprachenverwirrung entstand und die Erde vertheilt wurde, geboren ward, und dess-halb diesen Namen erhielt, weil das Wort im Syrischen, der ur-sprünglichen Sprache, utheilenquot; bedeutet. Dasselbe wird nun Gen., 10, 25 erzahlt (in der Peschito z. St.^^s^] ^oialsea-^i^X^c eigenthümlich ist nur, dass hier, wie bei den andren syrischen Autoren, die syrische Sprache als die ursprüngliche darge-stellt wird.
Bei Mas\'Adi (I, 79) wird erzahlt: Man sagt, dass Phaleg (jB) es war, der die Erde unter die Völker vertheilte, und dass er desshalb ^Jli genannt ward, weil das soviel bedeutet wie Vertheiler ^*^15
Der Name Israel, , wird von den syrischen Autoren
(bei P. de Lagarde, Materialen u. s. w., II, 164) nach Gen., 32,29, mit ïGotteskampferquot; erklart, aJJ\' , zugleich auch mit «Ge-
heimniss Gottesquot;, iJJl ^, wie es scheint mit Bezug auf die zugleich
Diesen Namen erwahnt Zamahsari zn Sar. 27,18 (p. \'.F.), und zugleich auch, was auf eine dessfalsige Anfrage Abü Hanifa geantwortet, dass es namlich eine weibliche Ameise gewesen sei, weil es im Texte heisse und nicht Jlï.
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gegebene typische Deutung jener Begegnung mit dem Engel.
lm Bienenbuche (p. 45) werden die Namen der Söhne Jakob\'s etymologisch erklart, darunter: Ruben mit «gross ist Gottquot;, jailil ejsj; mit »gehorsamquot; ) ISVAaLo? mit «Danksagungquot;, ^DT1 mit «Vermehrungquot;,
mit «ö-lückquot; ) Dieselben Erklarungen gibt Abü\'l-Farag (Hist. Dyn., p. 24).
Bei de Lagarde (1. c., p. 160) heisst es mit Bezug auf Gen., 30, 24, wo der Name erklart wird «Gott wird mir noch
einen andren Sohn hinzufügenquot;, der Name bedeute «Vermeh-rungquot;, isjLj, und es sei das die Prophezeiung von Benjamin\'s Geburt gewesen.
Auch im Midrasch (Bereschith R., S. 71) wird mit »seht
einen Sohn unter den Söhnenquot; pD p INn); psm
mit »auf die Stimme seines Vaters im Himmel horendquot;,
VHN ^lpD)1)» min1 mit «Danksagungquot; und -|J mit »GIückquot; erklart. Ferner heisst es (ib. S. 72): Rachel war
eine Prophotin, und so sprach sie: »Möge Gott mir noch einen andren Sohn gebenquot; (Gen., 30,24), und nicht «andre Söhnequot;, weil sie wusste, dass nur noch Ein Sohn geboren werden würde, und so sagte sie: Wollte Gott, dass ich seine Mutter sei.
Neben den eigentlichen Namen spielen auch die Beinamen im Talmud eine nicht unbedeutende Rolle. Wenn in der Bibel eine Person unter zwei Namen vorkommt, so wird der eine Name als eigentlicher Name, der andre als Beiname aufgefasst, so z. B. Esther-Hadassah. Nach einer Meinung war ihr eigentlicher Name Hadassah, nnoN aber ward sie genannt, weil sie — nach dem Targum zu Esther, 2,7 — züchtig und sittsam zurückgezogen im Hause Mordechai\'s lebte, also im Sinne des arabischen iyUuc. Die andren Meinungen werden Megillah, 13a, angeführt. Perner wird (ibid.), wie bei dem oben angeführten auch
das in der Genealogie Mordechai\'s (Esther, 2, 5) vorkommende als Epitheton gedeutet: er wurde so genannt, weil er
Bei Abu\'l-Fida (Hist, anteisl., p. 22, Z. 5) heiast es ahnlich, der Name Ismael bedeute auf Hebraisch «Gott gehorsamquot; (*!!\'
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die Augen Israel\'s erleuchtete; in gleicher Weise werden die fol-genden gedeutet (ib., 12b).
Im Midrasch (Wajikra B., S. 9 ; M. Koheleth, 7, 23) heisst es, dass nnter den 1 Kon., 5, 11, genannten Abraham
(nach einer B. Bathra, 15a, gegebenen Deutung), Moses (mit Bezug auf Num., 12, 7) und Joseph (mit Bezug auf , Gen.,
47, 12) gemeint seien i). An einer andren Stelle (Pesikta d. E. Kahna, 87a) wird nicht nur Moses, sondern auch Joseph genannt.
Das Wort , Liebling, Geliebter, dient zur Bezeichnung
mehrerer Personen. So heisst es (Menachoth, 53a), dass Gott ge-sagt habe: ^ quot;Pquot;P p
»Es komme der Geliebte, Sohn des Ge. liebten, und baue das Geliebte dem Geliebten im Antheil des Gelieb-ten zur Sühne für die Geliebtenquot;, wo also — unter Anfiihrung entsprechender Bibelstellen — auf Salomon , Abraham , den Tempel, Gott, Benjamin und Israel bezogen wird. So wird denn auch an den poetischen Stellen in liturgischen Gedichten zuweilen statt Abraham jnw , statt Moses odor , treuer Hirte, statt Jakob QJquot;) (nach Gen., 25, 27) , statt Isaak quot;]pyjn (nach Gen., 22, 9) gebraucht, wie auch in ahnlicher Weise vorkommt. Sonst aber wird in den jüdischen Schriften dem Namen Abraham\'s (wie dem Isaak\'s und Jakob\'s^ das Epitheton (unser Vater),
dem Namen Joseph (der Fromme , Standhafte), dem Namen
Moses (unser Lehrer), dem der Könige , den ein-
zelnen Propheten hiinzugefiigt.
Bei den Arabern wird jede biblische Person als Nabi bezeichnet; im Koran hingegen fehlt jedes Epitheton, wahrend aus-
schliesslich als Bezeichnung Mohammed\'s vorkommt, nicht als eigentliches Epitheton, da es dem Namen nicht beizufügt wird, sondern statt desselben steht, ^ also gleichsam ein Pronomen ist. Neben dem Namen Jonas, Sur. 4, 161 ; 6, 86; 10, 98, wird.
Sur. 21, 87, statt dieses Namens gt;3, »der vom Pischequot; ge.
braucht, was die Commentatoren mit ^ erklaren. Bei
andren Personen kornmt nur der Beiname vor, so JsaJjl jó (Sur.
1) Diese Deutung findet sich auch bei Hieronyraus z. St. (ed. Vail., Ill, 850).
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21, 85; 38, 48), worait nach einer Meioung Elias, nach einer andren Josua, nach einer dritten Zaeharias gemeint ist, und yOyii! .0 (Sur. 18, 82. 85. 93), das gewöhnlich auf Alexander d. Gr. bezogen wird. Unter den früheren Königen von Jemen wird aucli ein (jvjj.sl!\' »3 genannt, daneben , »gt;3
und ahnliche, wie aus Pococke, Specimen bist. Arab. (p. 59) zu ersehen ist.
Zu dem Namen bemerkt Zamahsari (p. aII) , dass fünf
Propbeten doppelte Namen haben: Israel und Jakob, Elias und Dbu\'l-Kefl, Jesus und der Messias, Jonas und Dhu\'l-Nun, Mohammad und Ahmad.
Bei den spateren Autoren ist 4^1, Vater des Menschen-
geschlechts, die Benennung Adam\'s; die Abraham\'s ist slll (nach Sur. 4, 124), der Freund oder Liebling Gottes, und (wie auch Hebron gênant wird), die Benennung Ismaels (oder Isaak\'s) ist aU\' der Gott geopferte, die Joseph\'s ; der
Wahrhafte (nach Sur. 12,46), die Mosis aüJ\' »*1-^, mit dem Gott gesprochen.
Ahnlich dem oben angeführten \'Ijquot;) quot;p-p lautet
ein Spruch Mohammad\'s, den die Commentatoren zu Sur. 12, 4 anfübren: Der Edle (^jIH), Sohn des Edlen, Sohnessohn des Edlen, der wiederum Sohn des Edlen ist — das ist Joseph, Sohn Jakob\'s, Sohn Isaak\'s, Sohn Abraham\'s.
Statt «Mohammadquot; wird bei den spateren Autoren gewöhnlich nur ein Epitheton gebraucht: »Erquot;, namentlich bei Anführung einer Überliefrung jJLc, Ji), oder »der Prophetquot;,
«der Gesandte Gottesquot; («15\' Xmj, Li-vJ\'), letzteres auch in der Anrede. Andre oft vorkommende Epirheta sind: Das Siegel der Propheten ((jJu^i! jvj\'ui- — nach Sur. 33, 40) , der
von Gott Auserkorne (^aLuaü), der Beste der Mcnschen (
Dieses sowie die andren Epitheta kommen auch — und
zwar in der ursprünglichen arabischen Form — bei den per-sischen Autoren vor, wie z. B. im Pend-Nameh (ed. de Sacy, p. 1, Hl) und in Fai id ed-Din \'Attar\'s Mantik at-Tair (ed. G. de Tassy, p. S.), daneben auch »der Herr der beiden Weiten, der Herr der Gesandten Gottesquot; (^-Jlw^LI uX_^, (\\s-lji») u\\.a*v).
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In Bocbari\'s Traditionssammlung (ed. Krehl, III, M) und ebenso in der Miskat al-Masabih genannten Traditionssammlung (ed. Cal. cutta, II, 664) wird mit Bezug auf Sur. 61 , 6 — wo gesagt wird, Jesus habe einen Propheten verkündigt, der nach ihm kommen und dessen Name Ahmad (lA?-\') sein werde — ein Aussprueh Mohammad\'s angefiibrt: »Ich babe mehrere Namen: Mohammad, Ahmad, »der Vertilgerquot; , weil Gott durcb micb den tln-
glauben vertilgt, «der Sammlerquot; , der am Tage der Aufer-
stebung die Menscben versammelt \') und «der Letztequot;
namlicb der Propheten. Dasselbe erwiibnt aucb Mas\'üdi (IV, 120). Bei der Anfübrung eines Sprucbes Mohammed\'s wird übrigens im Miskat al-Masabih statt des Namens gewöbnlicb der Ausdruck «His Highness —, His Majesty saidquot; gebraucht, was wahrsoheinlich die Ubersetzung yon «jyas- im arabischen Original ist.
Was die Benennungen Grottes betrifft, so sind im Talmud die biblischen Gottesnamen nicht gebrauchlich; man gebraucht statt derselben irgend ein Epitheton, besonders haufig gt; ^61-
Barmherzige; in den nachtalmudischen Schriften □£gt;n - d. h. der Name, statt des Tetragrammaton — gewöbnlicb mit einem Zusatze ser sei gepriesen, gelobtquot;, oder gt; der Schöpfer.
Im Koran ist Allah das gewöhnliche Wort für sGottquot;; an einigen Stellen (Sur. 7, 179; 20, 7; 59, 24) heisst es: »Gott hat die schönsten Namenquot;, und Sur. 17, 110: «Eufet Gott an oder den Barmherzigen (^*=^), er hat die schönsten Namenquot;. Dieses Rahman — wie auch die 55. Sure betitelt ist — kommt neben dem synonymen auch in der Eingangsformel aller Suren und sonstigen Schriften vor und ist denn auch der erste der 99 Namen — oder vielmehr Beinamen — Gottes, die im Miskat al-Masabih (I, 542 fg.) aufgeziihlt werden 2).
1) Anders bei Lane s. v. : because he collected people after him and to his religion.
2) Einer dieser Namen ist j der Gerechte, ein andrer der Gerechte, gerecht Vertheilende. Wenn es nun im westöstlichen Divan (Buch des San-gers, Talismanc, ed, v. Loeper, p. 9) heisst;
»Er, der einzige Gerechte,
Will für Jedermann das Rechte.
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Diese VorHebe für die Umschreibung ist überhaupt ein cha-rakterischos Merkmal der jüdischen wie der arabischen Ausdraks-weise. Dahin gehort das haufige Vorkommen der Zusaminensetzun-gen mit den Worten für Vater, Mutter, Sohn , Tochter (Kunje, iUiS\') oder mit »Herr, Besitzerquot; — im Talmud , arabiscb wovou unter eben diesen quot;Wörtern in den Lexicis zahl-reiche Beispiele angeführt werden. Diese Zusammensetzungen haben raehr adjectivische Bedeutung und sollen nur eine gewisse Ahnlichkeit ausdrücken. Aber auch in genealogischer Bedeutung findet sich die Umschreibung mit Sohn Num., 23, 18),
bei den Arabern mit Vater, wie denn z. B. auch Mohammad nach der Geburt eines Sohnes sich Abii\'l-Kasim nannte. Wie
beliebt die ersteren, mehr poetischen , Umschreibungen sind, ersieht man daraus, dass sie auch in der Volkssprache gebriiuchlich sind. So ist die Bonennung des Wiesels als «Vater der Brautquot;,
auch qj\', wohl um das schmucke Wesen auszudrücken ^,
Sei von seinen hundert Namen Dieaer hochgelobet! Amen,
so liegt es nahe, hier au einen jener beiden Namen zudenken. AUein es kann auch eia andrer der hundert Namen gemeint sein: der Führer oder ,
der rechte Führer, der auf dem richtigen Weg Leitende (rightly directing); dazu würde i.Will fiir Jedermann das Rechtequot; passen, so wie das Folgende:
Mich verwirren will das Irren;
Doch du weisst mich zu entwirren.
Wenn ich handle, wenn ich dichte Gib du meinem Weg die Richte!
Auch die erste Strophe laatet au der Originalstelle (Sur. 2, 136);
«Gottes ist der Orient und der Occident; er fiihrt (^c—V^-i), wen er will, den rechten Wegquot;, wo also auch das Zeitwort vorkoramt; so würden also diese drei
Sprüche miteinander in Zusammenhang stehen.
1) Ahnlich heisst im Türkischen das Wiesel Brautchen. Diesen Benen-
nungen entspricht zunachst die neugriechische Benennung des Wiesels mit gt;
Nucp/r^z (bei Dehêque und Somavera) als Diminutif von VSvptyy, Nvtpq, Braut, wie denn auch Frisch (WB., II, 447a) mit der neugriechischen Benennung das an ein-zelnen Orten iibliche «Jungfrigequot; vergleicht. Schmeller (WB , 2. A., II, 1031 s. v. Wiesel) fiihrt diese Benennungen an, sowie Schönthierlein, Fraulein (in den Sette Communi), ital. Donnola und (I, J599) Mümelein, welche Namen er für hypoko-ristische hiilt. Diez (WB., 3. A., II, 25 s. v. Donnola) führt die Stelle bei Frisch an und vergleicht damit spanisch Comadreja und baskisch Andcreigerra, Jungfer. ünter Bele (II, 219), wovon Belette, span. Beleta, vermuthet Diez, indem er u. A. danisch
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auch im Neuarabischcn gebrauchlich (Berggreen Guide etc. s. v. Belette, p. 103 und s. v. Mustela, p. 863; Humbert, Guide , p. 64 etc., Wolff, Dragoman, s. v., bier auch ji\', Mutter Salomes),
Auch heisst der Storch neuarabisch «Vater des Gliickesquot; ,
Wolff s. v.; Ztschr. d. D. Palastinavereins, Vill, 93). So wird auch im Türkischen der Wein nach einem arabischen Ausdruck «Matter alles Bösenquot; ^) genannt. Dahin gehort ferner die Vor-
liebe für den bildlichen Ausdruck, die symbolische Sprache — wofür die Araber einon besondren Ausdruck haben , JLÜ qLwJ , wozu Mokaddesi\'s «Was die Vogel und die Blum en sagen
— gehort (auch im Talmud,
Abodah zarah, lO1\', kommt eine Art Blumensprache Tor), wie ferner auch die Eiuflechtung von Koran- und Bibelstellen, die doch eigentlich mehr Anspielungen sind, Auch die Titel hochstehender Personen sind poetische Umschreibungen, und selbst die Titel jiidischer und arabischer Biicher sind poetischer Art und geben keineswegs an, woven das Buch eigentlich handelt. Die grosse Eolle, die der Schleier im Orient spielt, wie denn das arabische Wort dafiir oft figiirlich gebraucht wird (Lane s. v. ; Freytag s. v. iikx?) gibt sich auch in dieser Art von Yerhiillung kund.
Eine andre Ahnlichkeit zwischen der jiidischen und der arabischen Literatur — die mit der erwahnten in Zusammenhang steht — bietet die Yorliebe fiir die dualistische Gruppirung, so-wohl antithetisch in Gegensatzen wie auch parallel als Wieder-holung, gleichsam als Spiegelbild. Dahin gehort zunachst der biblische Parallelismus 7 die Wiederkehr desselben Gedankens in andren Ausdmcken. In den Spriichen des Koheleth und der Pro-verbien bilden die einzelnen Versglieder Gegensatze. An manchen Bibelstellen veranschaulichen die einzelnen Glieder des Distichon den Gegensatz zwischen dem Tragen und dem Fleissigen, dem
„den Kjonnequot; (pulchra), altengl. Fairy, vergleicht, Bele sei vielleicht das latemiache Bella, schön. Hehn (Culturpflanzen amp;c , 3. A., p. 541) vermuthet, daas all diesen Be-nennungen die Sage von der Verwandlung eines Wiesels in einen Menschen (und umgekehrt) zu Grande liege, allein das arabische und türkische Wort zeigt, dass diese Benennungen von dem schmucken und geschmeidigen Wesen hergenommen sind. In den Noten zu Burekhard, Proverbien, N0 455, heisat es, das Wiesel — sei zutraulich, voller Possen und Kurzweil und oft in den Hausern zu finden.
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Thoren und dem Weisen, dem Q-ottlosen und dem Frommen; diese Gegensatze treten noch starker hervor, wenn — wie Jer. 17,5— 8; Ps. 1, 3. 4 — der Gerechte mit dem Baum am Bache, der Gottlose mit dem Strauch in der quot;Wuste oder mit der vom Winde verwehten Spreu verglichen wird.
Die dualistische Gruppirung zeigt sich schon in der Schöpfungs-geschichte (wie auch bei der erneuerten Schöpfung im Wechsel der Zeiten, Gen., 8, 22); hier werden genannt Himmel und Erde, Tag und Nacht, das grosse und das kleine Licht, Land und Meer, Vögel des Himmels und Gethior der Erde, bis die ganze Schöpfung in dem rQpJI quot;DTtgt; h 27, oder in dem «j-qjp 2, 18,
ihren Abschluss findet.
Dieses wird an einer Talmudstelle (Jebamoth, 63a,
auch bei Easchi z. St.) antithetisch aufgefasst: ist der Mann fromm, so ist ihm die Frau eine Gehülfin; ist er es nicht, so ist sie seine Gegnerin iquot;QT (quot;OT)- A-nch die in Koheleth
und in den Proverbien vorkommenden Verse, welche Gegensiitze ausdrücken, werden im Midrasch auf biblische Personen ange-wandt. An einer Talmudstelle (Menachoth, 85b) wird die Geschichte eines Mannes erzahlt, um den Vers Prov. 13, 8 durch ein Bei-spiel zu bekraftigen.
Die Vorliebe für die Antithese gibt sich auch darin kund, dass
— ahnlich wie an den oben erwahnten Stellen Jer. 17, 5 und Ps. 1,3 — die Gegensatze durch die Parallelisirung mit andren noch besonders verscharft werden. Das ist z. B. der Fall bei der Gegenüberstellung der diesseitigen und der jenseitigen quot;Welt, ein in der jüdischen wie in der arabisch-persischen Literatur vielfach behandeltes Thema, wie ich das an einem andren Orte nachgc-wiesen habe (ZDMG., XLII, 258 fg.). An einer Talmudstelle (Moed Katon, 9b, Jalkut Jos., § 31) wird diese Welt ein Wirthshaus
- -[TWIN, KTWIN — jene Welt ein Wohnhaus genannt, eine bei Arabern und Persern sehr oft vorkommende Vergleichung. An einer andren Stelle (Jalkut zu Prov., § 938) wird mit Bezug auf die Stelle: »Geh\' zur Ameise, o Trager, lerne ihre Wege und werde weisequot; (Prov., 6, 6 fg.) jene Welt mit dem Sabbath, diese Welt mit dem Rüssttage des Sabbath verglichen, an dem man
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sich zum Sabbath vorbereitet; ferner werden beide Weiten mit dem festen Land und dem Meere sowie mit dem Sommer und dem Winter verglichen, und so wird denn der Spruch in den Prover-bien so gedeutet, dass man von der Ameise lemen solle, sich in dieser Welt für jene vorzubereiten. An einer von mir (1. c., p. 266) angeführten Stelle Mokaddesi\'s sagt die Ameise ebenfalls: Lerne von mir Vorrath einzusammeln und Eeisezehrung vorzubereiten für jene Welt; im Midrasch wird nun diese Lehre, welche die Ameise gibt, wie gewöhnlich an einen Bibelvei\'s an. geknüpft.
Zu den Bedeutungen des hebraischen des arabischen
Jwaxi. gehort aueh die von «Yergleichenquot;. In der That kommen auch im B. Koheleth und in den Yiele Vergleiebungen
vor. Auch die Gegensatze, in denen z. B. der Thor dem Weisen gegenübergestellt wird, treten durch Vergleichungen um so scharfer hervor, wenn — wie Kohel., 2, 13. 14 — der Vorzug der Weisheit vor der Thorheit mit dem Vorzuge des Lichtes vor der Finsterniss parallelisirt wird. Manche Verse enthalten nur Vergleichungen , wie Prov., 25, 11—14. 25. 28; 26, 3. 8. 9. 11.20; 27,8.17.19—21; einige sind comparativisch, wie 25, 24; 27, 5. So bedeutet denn auch hamp;fö i\'GHeichnissquot; und kommt als solches an sehr vielen
t t
Bibelstellen vor.
Auch im Midrasch nimmt das Q-leichniss eine sehr hervorra-gende Stelle ein. Jeden Augenblick heisst es: «Womit ist das hu vergleichen ?quot; (DDll quot;IDIH HD^) oder ahnlich. Aber auch die Q-egensiltze werden hervorgehoben, wie z. B. in dem oft vorkom-menden Spruche: «Komm\' und sieh, wie gross der Unterschied zwischen der Handhmgsweise Gottes und der des Menschen ist.quot;
Diese katoptrische Tendenz , das Streben, zu Allem und Jedem ein Spiegelbild, ein Gegenüber, zu finden, zeigt. sich auch bei dem Worte «gegenüberquot;, das in der Bibel nur in dem oben
angeführten gt; im Talmud aber im Sinne von «gegen
über, entsprechendquot; ungemein haufig vorkommt (wovon einige Beispiele in Gesen. Thes. s. v- quot;jJlJ , p. 847a, gegeben werden). So heisst es (Chagiga, 15») mit Bezug auf nrflQ^ DJ
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QVl^n (Kohel,, 7, 14); Gott hat zu jedem Dinge, das er erschuf,
v; t
auch ein Gegenstück erschaffen: Berge und Hügel, Seen und Flüsse, nach einer andren Meinung: Promme und Gottlose, Paradies und Holle (Qjn\'tjT py p)- Letzteres auch im Midrasch z. St.).
Dieses kommt aber in einer andren Gedankenverbindung
besonders oft vor. Wo immer in der Bibel Dinge numerisch be-stimmt werden, sagt die Hagada warum es gerade diese Zahl ist, weil sie namlich derselben Zahl, die an einer andren Stelle vor-kommt, entspricht. So entsprechen die 6 Stufen am Throne Salomon\'s (1 Kon., 10, 19) den 6 Schöpfungslagen, den 6 Müttern (Prauen der Patriarchen oder Vater), den 6 Abtheilungen der Mischna, den 6 Ptiichten des Königs, die an den Stufen ange. schrieben waren (Midrasch Esther, 1, 2, und an andren Stellen). Was hier von den 6 Thronesstufen gesagt wird, wird anderswo (Pesikta d. R. Kahna, ed. Buber 7a), von den 6 2Ï Num.,
7, 3, gesagt, dass sie namlich der Sechszahl bei denselben Personen und Dingen entsprachen. Dieselbe Gegenüberstellung findet sich im Midrasch zu Num. 7, 3 (Bamidbar R., S. 12); ferner aber werden (ib., S. 13) alle bei den Opfern der 12 Pürsten (Num., 7, 12— 84) vorkommenden Zahlen den entsprechenden Zahlen bei andern Dingen gegenübergestellt, und zwar bei jedem einzelnen Opfer in andrer Weise. So heisst es auch mit Bezug auf die 70 Stiere, die wahrend des Sukkothfestes dargebracht wurden, sie seien geopfert worden zur Sühne für die 70 Völker —
(Sukkah, 55b; Pesikta, lOS11, und an andren Stellen). Es sind das nur wenige Beispiele aus sehr vielen.
Das Wort kommt aber ganz besonders oft vor in
mquot;D TUD, Mass für Mass. Es ist namlich ein unter den yer-schiedensten Pormen vorkommender Spruch — wozu wie immer die biblischen Personen die Beispiele liefern — dass jede Handlung ihren angemessenen Lohn findet, angemessen auch insofern, als Lohn und Strafe mit der Handlung Ahnlichkeit haben. Ein mit besondrer Vorliebe behandeltes Thema ist z. B. der Nachweis, dass die Strafen, welche über die Agypter verhangt wurden — die
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zehn Plagen und der Untergang im Meere — ihrer Behandlung der Israeliten analog waren ^Sota, lla; Pesikta, ed. Buber, Tanchuma, ed. Buber, II, 22a, und an andren Stellen). Auch bei Glycas (ed. Bonn, II, 294) heisst es, die Agypter seien mit zehn Plagen bestraft worden , weil 10 eine vollkommne Zahl ist {réxsioi; Ócpióftó? — eine auch bei Philo vorkommende Ansicht), die Grau-samkeit der Agypter abcr eine vollkommne war, die Nichts zu wünschen übrig liess. Bei Oedrenus (I, 85, ed. Bonn) wird nach der «kleinen Genesisquot; (Buch der Jubiliien) erzahlt, dass die israeli-tischen Knablein nur zehn Monate hindurch ins Wasser geworfen wurden, und dass zur Strat\'e hierfür die Agypter zehn Monate lang mit Plagen heimgesucht wurden, im Monat Juni mit Blut, im Juli mit Fröschen u. s. w. bis zum Sterben der Erstgebornen im Marz (der also ongefahr dem jüdischen Msan entspriiehe, in welchem Monate der Auszug stattfand) 1). Schliesslich wurden, zur Strafe für das Ertranken der Knaben, die Agypter im Meere ertrankt, wobei auf je einen israelitischen Knaben tausend Agypter kamen.
Entsprechend dem Bestreben zur symmetrischen Paarung werden auch Himmel und Erde in Einzelheiten parallelisirt. Sc heisst es (Berachoth, 58a), dass die Eegierungsweise auf Erden der im Himmel ahnlich sei. So wie auf Erden , so gibt es auch im Himmel ein Synedrion (r6yD pquot; irn) , das an vielen Stellen er-
wahnt wird , wie es ebenso eine himmliche Lehrversammlung gibt. Wie die Menschen auf Erden Gott lobpreisen, so auch die Engel; nach dem Buche der Jubilaen (Ewald\'s Jahrbücher, II, 83) feiern die Engel auch den Sabbath und die Eesttage. So wird ferner (Tanchuma, I, 56b; Bereschith R., S. 55 ; Bamidbar R., S. 12 ; jerus. Talmud, Berachoth, IV, 5; Jalkut, Ex., § 253) das Ex., 15, 17,
und 1 Kon., 8, 13, als «gegenüber , entgegenquot; gedeutet und
darauf bezogen, dass das heilige Haus (der Tempel) auf Erden dem im Himmel raumlich entspreche — eine Vorstellung, die sich übrigens mit Bezug auf die Ka\'ba auch bei den Arabern findet,
Ephram Syrus (bei de Lagarde, p. 133) bringt die zehn Plagen der Agypter, die zebn Gebote und andre Zehnzahlen mit den (spater zu erwahnenden) zehn Prü-fungen Abraham\'s in Verbindung.
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dass namlich im vierten Himmel ein der Ka\'ba ahnliches Gebaude sei, genannt, das die Engel umwandeln (Zamahsari zu Sur.
52, 4; Ibn el-Atir, I, ; Lane s. v. und s. v. ^=).
Das Wort bedeutet auch Allegorie, die ja ebenfaüs auf
einer Vergleiehung beruht; sie ist das Abbild von etwas Anarera. So wird denn auch das hohe Lied im Midrasch allegorisch aufge-fasst; Salomon ist Gott, der König des Priedens, die Gelielte ist die Gemeinde Israel, wie auch Sulamith so erkliirt wird (M. Schir haschirim, 7, 1; Bereschith E., S. 66), und so wird Alles auf Einzelheiten in Israels Geschiehte bezogen , namentlieh auf solche , in denen Gottes Liebe zu Israel sich kundgab. An einer andren Stelle (Bamidbar, E. S. 12. zu Num., 7, 1) werden die Verse 3,9. 10 im hohen Lied symbolisch auf die Natur bezogen. Auch die Ereignisse im Leben der Patriarchen werden vorbildlich aufgefasst, als das Geschick ihrer Nachkommen prophetisch andeutend. So führt Nachmanides zu Gen., 12,6, einen talmudischen Spruch an : Alles, was sich mit den Vatern zutrug, wiederholte sich bei den Kindern , und ebenso zu Gen., 32, 26, eine Midraschstelle, wonach der Kampf Jakob\'s mit dem Engel sinnbildlich das darstellte, was spater sich ereignen sollte. Auch der gelegentlich der Opferung Isaak\'s erwahnte, im Gebüsch verstrickte Widder war eine Vorbe-deutung der Leiden Israel\'s unter den Vólkern (Pesikta d. E. Kahna, löéb, und an andren, von Buber angeführten , Stellen) 1).
Das Volk Israel kommt in der Bibel mehrmals unter dem Bilde des Weinstocks vor (Jes., 5, 1 — 7; Hos., 10, 1; Ps., 80, 9 fg.), und so wird denn auch der Weinstock , den der Mundschenk Pharaohs im Traume sah, unter Anführung von Ps. 80, 9 auf das Volk Israel gedeutet (Ber. E., S. 88, und an andren, in der Wilnaer Aus-gabe des Midrasch angeführten, Stellen). Die drei Weinranken be-deuten Moses, Aaron, Mirjam ; das Eolgende wird auf die Erlö-sung Israel\'s, das viermal vorkomraende von ^ Ijevi auf
die vier quot;Weltreiche bezogen. Aber auch der Traum des Backmeisters
1) Auch die von den Fürsten dargebrachten Opfer, Num., 7,1, deutet Nachmanidcs in symbolisch-vorbildlicher Weise: wie auch das darauf folgende Capitel (8, 1—4) nach einem alteren Autor auf das Chanukafest bezogen wird. Eine andre vorbild-liche Deutung babe ich ZDMG., XXXI, 306, erwabnt.
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wird ahnlich gedeutet. Die drei Körbe auf seinem Haupte sind die drei ersten Weltreiche, der oberste — vierte — Korb ist Rom, das vierte Weltreich, So wird überhaupt die an sehr vielen Stellen vorkommende Vierzahl auf die vier Weltreiche bezogen, ■wie auch das von den Propheten erwahnte Edom als zugleieh von Rom geltend gedeutet wird.
Diese Art der Deutung von Bibelstellen kommt besonders oft bei den syrischen Autoren vor, nur dass es immer dieselbe Sym-bolik ist; das alte Testament erscbeint hier durchaus als Vision, die sich im neuen Testamente erfüllt. Da wo im A. T. zwei Personen Gegensatze reprasentiren, oder wo sonst Antithesen vor. kommen, werden sie auf Juden und Christen, auf die alte Synagoge und die neue Kirche bezogen, und so werden in manchmal ganz überraschender Weise nebensachliche und ausserliche Dinge, die mit religiösen Anschauungen keinen Zusammenhang habon, ebenfalls typisch gedeutet. Diese Deutungsweise biidet so einen eehr wesentlichen Bestandtheil der syrischen Hermeneutik.
So z. B. wird — ahnlich wie an der oben angeführten Midrasch-stelle — das Gestrauch mit dem darin verwickelten Widder auf die Kreuzigung bezogen (do Lagarde, Materialien etc., II, 134 fg., ebenso in christlichen Adamsbuche in Ewald\'s Jahrbüchern V, 121). Auch dass Isaak das zu seiner Opferung bestimmte Holz selbst tragen musste, wird — unter Anführung von Matth., 16, 24 — als myste-riöse Hindeutung auf Christus erklart. (Auch im Midrasch z. St. — Ber. R. S., 56 — wird Isaak mit Einem verglichen, der sein eignes Kreuz auf der Schulter triigt). Auch die Nebenpersonen werden typisch gedeutet. So sind die zwei Diener Abbild (JLi j) von Simon und Johannes, der Esel ist Abbild des jüdischen Volkes, wozu Jes., 1, 3, angeführt wird. Alles das findet sich auch bei Jakob von Edessa (Ephraem Syr., Opp., I, 171). Aber nicht nur die Opferung Isaak\'s, wobei diese Deutung in der That sehr nahe lag, sondern sehr vieles Andre wird typisch gedeutet. Um aus unziihligen Bei-spielen einzelne zu erwahren, so heisst es imquot; «Bienenbuchequot; (p. 31), der Weg, den die Arche genommen, sei ein Sinnbild woff 7. tütto?) des Kreuzes, was sich auch bei de Lagarde findet (p. 78). Der Rabe und die Taube, welche Noah ausschickte, werden
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im Physiologus Leidensis, p. 65 (in Land\'s Anecdota, t. IV) und iihnlich im ehristlichen Adamsbuche (1. c., V, 107) — symbolisoh auf die jüdische Synagoge und die christliche Kirche godeutet; der ge-frassige Eabe ist Sinnbild (^a^) des jüdischen Volkes, die saifte Taube ist Symbol (|^o^) der hofifnungsreichen, friedenbringenden Kirche. Diese beiden Gegensiitze des alten und des neuen Glau-bens reprasentiren aucli Sarah und Hagar, Isaak und Ismael, Kachel und Leah (de Lagarde, p- 131. 158). Die Leiter, welche Jakob im Traume sah, wird im Bienenbuclie (p. 43) auf die Kreu-zigung mit allen Einzelheiten dersélben gedeutet, und ebenso bei de Lagarde (p. 154). Bei Ephraem Syrus (Opp., I, 176) repriisentirt Jakob die christliche Kirche, Esau das Yolk der Juden. Typisch gedeutet werden ferner: der Ringkampf Jakob\'s mit dem Engel (ib., p. 181), der Segen Jakob\'s (p. 112 fg.), das was Ex., 12, 1 fg., vom Passahlamm gesagt wird (p. 212), das Holz, das Moses (Ex., 15, 25) ins Wasser warf, und noch vieles Andre. Aber auch mit Bezug auf die Lev., 11, 13, und Deut., 14, 12, verbotenen un-reinen Vögel sagt Ephriim (p. 241), wie jeder einzelne derselben das Symbol ((.sasa^) solcher Menschen sei, welche mit gewissen Untugenden oder Lastern behaftet sind.
Aber auch die oben erwahnte Assimilirung der himmlischen und der irdischen Dinge ist den Syrern nicht fremd. So heisst es im Bienenbuche (p. 15 fg.), dass das von Moses errichtete Stifts-zelt ein Abbild der Welt sein sollte (eine Vorstellung, die sich bekanntlich auch bei Philo und Josephus findet), und zwar war die aussere Abtheilung ein Abbild der diesseitigen Welt, das In-nerste aber, das der Hohepriester nur Einmal des Jahres betreten durfte, entsprach einem Orte im Himmel, zu dem kein Engel, sondern nur der Hohepriester Christus Zutritt hat.
Typische Deutungen von Bibelstellen finden sich übrigens ebenso bei den lateinischen Kirchenvatern. So sagt Hieronymus (Ep., 72 ad Evangelum, ed. Vail, I, 441), der entblösste und verspottete Noah sei ein Abbild (Typus) Christi wie Cham das des jüdischen Volkes, und so seien fast alle heiligen Manner, alle Patriarchen und Propheten typisch aufzufassen. Die Vergleichung des holztra-genden Isaak mit Christus findet sich bei Tertullian (adv- Jud., c.
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10) wie ebenso die Deutuiig Jakob\'s und Esau\'s auf Christen und Juden (ib., c. 1). Andre Stellen babe ich ZDMGr., XXXI, 309 an-geführfc. Dass aueb im cliristlichen Adamsbuehe viele Typen und mystische Auslegungen vorkoramen, bemerkt Dillmann (Ewald\'s Jabrb., V, 7).
Einzelne derartige Deutungen fiuden sich auch bei den byzan-tiniscben Autoren. Abel und Kain werden von Cyrillus , den Grlycas (II, 224, ed. Bonn) anführt, auf Juden und Christen bezogen, ebenso die im hohen Liede (3, 11) vorkommende Krone auf die Dornenkrone Christi bei Cedrenus (ed. Bonn, I, 383). Bei Syncellus (p. 206) legt Jakob seine Hande kreuzweise auf die beiden Knaben Menasseh und Ephraim, und ebenso erhebt Moses ttpotuttuv (Ex., 17, 11) seine Hiinde in Kreuzesform (p. 245). Die Ex., 15, 27, er-wiihnten 12 Quellen und 70 Palmen in Elim sind tvtoi der 12 Apostel und ihrer 70 Schiiler (p. 243).
Das als Sprichwort, das ebenfalls zur Vergleiehung dient,
koramt im Talmud sehr hiiufig vor, namentlich das Volkssprich-worfc (^rpin in dGr Reoel nur gelegentlich und an eine
Bibelstelle anknüpfend und mit den quot;Worten eingeleitet; Das ist, was die Leute sagen, oder: Das Sprichwort sagt quot;IDïquot;? ■^-n einer Stelle (B. Kamma, 92b, M. Sehir
hascbirim, 1, 1) werden — in mitunter sehr witziger Weise — Bibelstellen als Belege zu Volkssprichwörtern angeführt.
Bei den Arabern zeigt sich die Vorliebe für die dualistische Gruppirung zunilchst darin, dass sehr viele Wörter in der Dual-form vorkommen, auch solclie Wörter, welche zwei ganz verschiedne Dinge, die aber einen gemeinsamen Berührungspunkt haben, be-zeichnen. So gibt es für sTag und Nachtquot; 12 verschiedne Aus-drücke in der Dualform. Besonders werden die Wörter für die verschiednen Farben in dieser Weise gebraucht. Oft wird der Dual auch da gebraucht, wo das Wort nur auf Eines der beiden Dinge passt, was auch von Eigennamen und geograghischen Benennun-gen gilt. So z. B. bedeutet das oben angeführte für »Ost
und Westquot; eigentlich die beiden Sonnenaufgange, und Zamahsari z. St. führt als ahnliche Dualform »die beiden Omarquot; (qI^JI) zur Bezeichnung der beiden Khalifen Abu Bekr und cOmar an,
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sowie »die beiden Mondequot; für «Sonne und Mondquot;.
Das öleichniss — das einfache wie das zugleich aus zwei Ver, gleichungen als Gegensatze bestehende — kommt an vielen Koran-stellen vor. Ausserdem aber werden sehr viele Sprüche und Sentenzen — zumeist religiösen Inbalts — auf Mohammad als deren Urheber zurückgeführt. Einige derselben finden sich bei Freyta.g (Arabum Proverbia, III, p. 607); bei Mas\'üdi (IV, 168 fg.) und in Arnold\'s arabischer Chrestomathie (p. 14 fg.), welche letztere viele Vergleichungen enthalten.
Überhaupt aber ist die arabische Literatur ungemein reich an Sprüchen und Sprichwörtern, und auch hier kommt die dualistische. Gruppirung, die Zweitheilung, mehrfach vor. Ein Beispiel aus vielen ist der Spruch: »Fürchte Gott, so hast du sonst Niemand zu fürchtenquot; in den von Fleischer, als Anhang zu Ali\'s 100 Sprüchen, edirten «zerstreuten Perlenquot; (p. 68, N0 61). Zweitheilig sind nun auch die vielen antithetischen Sprüche, wie z. B. der Spruch: «Die Menschen schlafen; wenn sie aber sterben, dann wachen sie aufquot; (kürzer im Original; lyLo tóls ^Uj\'I)
in Ali\'s 100 Sprüchen (p. 5) 1), sowie der auch bei Göthe (quot;Werke, ed. v. Loeper, I, p. 81 , p. 339) vorkommende Spruch vom Hammer und Amboss : «Bist du Amboss , so leide geduldig, bist du Hammer, so lass Andre leidenquot; (Preytag , I, p. 143, N0 465quot;), oder: »Wenn das Reden Silber ist, so ist das Schweigen Goldquot; (Socin, Arabische Sprichwörter, N0 180, woselbst auch Parallelatellen ange-führt werden). Das Antithetische wird nun durch den sehr oft vorkommendon Reim — d. h. durch die aussere Klangahnlichkeit und den inneren Gegensatz — noch besonders verstarkt, wie z. B. in dem Sprüche: »In der Geduld liegt Heilung; Reue folgt auf Übereilungquot; X/olAi SCLsijtilj aU\'iLw (Preytag, 1, N0 270,
ahnlich Socin, N0 371). Manchmal ist es nur der Reim, der dem Sprüche eine zweitheilige Porm gibt; manchmal ist es die dialogische Porm, oder die Einkleidung in Prage und Antwort. So in den Sprüchen: \'iJX byo U, «Nicht jedesmal kommt der
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Genau mit denselben Worten kommt dieser Spruch an einer Stelle GazziUi\'s vor, die ich uebst andren ühnlichen ZDMG., XL1I, 295, angeführt habe, und zwar wird derselbe als Aussprnch des Propheten erwahnt.
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Krug unverletzt (vom Brunnen) zurückquot; (Socin, N0 159) und »Man forderte den Hahn auf, zu krahen; da antwortete er: Alles zu seiner Zeitquot; (ib., N° 416), sowie «Was ist süsser als Honig? Essig, wenn man ilm umsonst haben kannquot; (ib., N0 425). Durch die Frage-form erbalt der Spruch etwas Empbatiscbes, wie z. B. aucb das : xWas ist süsser als Honig ?quot; Jud. 14, 18, empbatiseber und ener-giscber ist als »Der Honig ist das Süsseste von allen Dingenquot;.
Neben dem zweitbeiligen Reim findet man aucb oft die Paro-nomasie oder die Alliteration wie z. B. in dem Sprucbe, der aucb im westöstlicben Divan (ed. v. Loeper, p. 102, N0 25) vorkommt; «Verbirg dein Gold, dein Reiseziel; deinen Glaubenquot;
(Kazimirski, W.B., s. v. und s. v. y^-).
Mancbe dieser Spricbwörter finden sieb iibnlicb in den jüdiscben Schriften. Bei Socin (N0 172) und bei andren von ibm erwabnten Autoren wird das Spricbwort angefübrt: nDerjenige, welcber you einer Scblange gebissen worden ist, fürcbtet sicb vor einem beissen Strickquot; ; abnlicb beisst es im Midrascb Scbir bascbirim, 1, 2, mit Bezug auf Ex., 19, 8, und im Midrascb Kobeletb, 7,1, mit Bezug auf 1 Sam., 25, 1: Das Spricbwort sagt: «Der von einer Scblange Ge-bissene fürcbtet sicb vor einem Strickequot; («der sicb bewegtquot;, fügt der Commentar binzu), iTro:-! ind im xbnv
bedeutet keineswegs «quot;Wundequot;, wie Levy, Neubebr. WB., s. v. ^fiquot;! gt; 1) 390) meint)\')• Abnlicben Inbalts ist ein andrer Sprucb bei Socin (N0 461): »Er bat seinen Mund an der beissen Milcb verbrannt 5 nun blast er die Dickmilcb . Beide Spricbwörter finden sicb in persiscber Spracbe bei Roebuck A collection of Proverbs, das erste Part I, p. 50 , N 379 , das zweite p. 42, Nquot; 325 (wo es statt Buttermilcb «Wasserquot; beisst) und P. II, p. 100, N0 614. Roebuck vergleicbt damit das engliscbe bA burnt cbild dreads tbe firequot; (scbottiscb bei Kelley, Scottish Proverbs, p. 34: »Burn\'d bairn fire dreadsquot;), und das italieniscbe «Can\' scottato da 1\'aqua calda ba pauraquot;. Aucb in Jeannaraki\'s xpgt;»T/jc«
(p. 293, N0 22) wird das Spricbwort angefübrt: »Wer sicb am beissen Kürbis verbrannt bat, blast aucb in die saure Milcb ,
Ein spanisclies Sprichwort laatet: Qaiea del alacran esta picado la sombra le espanta (José Coll y Vehi, Los refranes del. Quijote, N0 55).
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\'Avov xxyks tyv KOhtmiiSx Cpuaa. kx) tb yixcüpri (tiirkisch Ojcy.), wozu das franzosische »Chat échaudé craint 1\'eau froidequot; angefiihrt wird. Letzteres findet sieh unter andrer Form in der Zeitschrift Melusine (I, 180): «Qui s\'est brülé avec un mets trop chaud souffle sur le mets froidquot;; auch in Wurzbaeh\'s Spricliwor-ter der Polen (p- 238 , No 136) heisst es: «Wer sich an heisser Milch Terbrannt hat, blast kaltes Wasser anquot;. Beide Formen des Sprichwortes finden sich in Rückert\'s quot;Weisheit des Brahmanen (ed. 1839, T. VI, p. 78, No 60. 61). »Wer sich an heisser Milch einmal verbrannt die Nasen, wird auch die Buttermilch, eh\' er sie trinket, blasenquot; und: »Du sahst die Schlang\' einmal, und dein besorgter Blick sieht nun die Schlang\' am quot;Weg in jedem alten Strickquot;. No 132 bei Socin (und bei andren von ihm angeführten Autoren) lautet: «Die Wfinde haben Ohrenquot;. Dasselbe Sprichwort findet sich bei Roebuck (I, p. 26, N0 199) in per-sischer Sprache: o,b Ji.jï J? Mit Bezug auf Koheleth, 10, 20,
wird nun im Midrasch (Wajikra B.-, S. 32) der Spruch angefiihrt: iDer Weg hat Ohren und die Wand hat Ohren (cf. Dukes, Rabbinische Blumenlese, N0 32 ; bei Socin heisst es «die Wandequot; (0UI qLLlJI) ; ebenso bei Kazimirski, WB., s. v. wahrend
das persische «die Wandquot; bedeutet). N0 205 bei Socin (und
ahnlich bei Freytag, III, p. 445) lautet: «Jeder Vogel fliegt mit seines Gleichenquot;. Derselbe Spruch findet sich bei Roebuck (P. I, p. 174, N0 682 und p. 324, N0 1655); an letzterer Stelle heisst es: «Die Taube mit der Taube, die Gans mit der Gans, denn die, welche derselben Gattung sind, gehen stets miteinanderquot;. Roebuck vergleicht damit das englische : «Birds of a feather flock togetherquot;. Mit Bezug auf Gen., 28, 9, und Jud., 11,3, werden im Talmud die Spriiche angefiihrt: «Jeder Vogel wohnt bei seiner Gattung, und auch der Mensch bei seines Gleichenquot;, sowie: «Nicht umsonst ging der Staar zum Raben, sondern weil er von seiner Art istquot; (Bux-torf, Florilegium rabb., p- 336 und Dukes, N0 415). N0 87 bei Socin lautet; «Berge und Berge begegnen sich nicht, aber Menschen und Menschenquot;, Lo ^ Ein chal-
daisches Sprichwort ^
klingt wie eine wörtliche Ubersetzung des arabischen; Dukes fiihrt
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(p. 18) dasselbe als ein nur mündlich cursirendes an und sagt ferner : «Dieses Sprichwort ist arabischen Ursprungs ; es findet sich wortlich in y. Diez Denkwiirdigkeiten von Asien, II, p. 463, N0 21quot;. An letzterer Stelle heisst es nun im Original ahnlich wie bei Socin: J-xaj J.aaj Jwas». Persisch findet sich
dasselbe bei Roebuck (I, p. 76, No 58), aber in umgekehrter Reibenfolge; lN-wj ^*3 ^ j.o1j ^1. Bei Freytag,
II, 902, und bei Lane, s. y. i_Xb, werden die Sprüche angefübrt: »0 Arzt, heile dich selbst!quot; Lj) und «Wenn
du ein Arzt bist, so heile zuerst dein Auge.quot; Diesem entspricht das im Midrasch (Ber. R., S. 23) mit Bezug auf Gen., 4, 28—25, angefiihrte Sprichwort: »0 Arzt, heile (zuerst) deine Lahmheit! im^n Buxtorf (Lexicon, s. y, , col. 152) ver-
gleicht damit das Luc., 4, 23, angefiihrte Sprichwort: «Arzi , heile dich selbst (in der syrischen Version , ^ ^ i j^| j. m|1 •). Ein andres Sprichwort bei Freytag (I, 517, No 76) lautet: «Der Esel ging fort, um sich Hörner zu suchen, da kehrte er mit abgeschnittenen Ohren zurück. Im Talmud (Sanhedrin, 106a) wird mit Bezug auf Num. 31, 8 das Sprichwort angeführt: »Das Kameel ging fort, um sich Hörner zu holen; da wurden ihm die Ohren, die es hatte, ab-geschnitten. Dukes (N0 198) Yerweist hierzu auf De Sacy\'s Aus-gabe des Pend-Nameh , woselbst in den Anmerkungen (p. 206) eine ahnliche Fabel aus Anwari Suheili angeführt wird, Yom Esel, welcher ausging, um sich einen Schweif zu suchen, und dem bei dieser Gelegenheit Yon einem Landmanne die Ohren abgeschnitten wurden , wie denn auch auf die entsprechende Fabel bei Aesop sowie auf Buxtorf\'s Florilegium, p. 54, Yerwiesen wird. Die Fabel Yom Kameel, das, aus Neid auf den Hirsch, Gott bat, ihm Hörner zu geben, worauf • ihm aber Gott die Ohren istumpffetquot; und Höcker und unförmliehe Gestalt Yerleiht, findet sich in Kirchhof s Wendunmuth (ed. Österley, Bibliothek des liter. Vereins in Stuttgart , N0 99, p. 282). In den Nachweisungen (p. 164) wird unter
1) In den Adagiis des Erasmus (ed. Basil., 1520, p. 427; ed. Francof., 1646, p. 19) wird als Parallele zu »Medice, tibi ipsi medicus estoquot; der Spruch angefulirt: \'AAAwv icfrpof ccuris \'éXufXi Ppvuy.
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andren Parallelstellen auch Pantschatantra , ed. Benfey , 1, 602, an-geführt.
Bei Burckhardt, N0 87, wird der Spruch angeführt: «Tanze vor dem Aifen wahrend seiner Regierungquot; (bei Freytag, III, 199, »in seiner Zeitquot;) und Nquot; 339: «Bücke dich vor dem nichtswürdigen Aifen in seiner Zeitquot; (in der Zeit seines GHückes). Ein ahnlicher Spruch wird mit Bezug auf Gen., 47, 81, im Talmud (Megillah, lö1-) angeführt: »Bücke dich vor dem Puchse in seiner Zeitquot; (quot;Q^H
«Zwischen Hana. und Bana ging unser Bart verlorenquot; (yo LiÜl- IjLj [jL=gt;) wird als Spriehwort bei Burckhardt (No 146),
bei Kazimirski (WB., I, 363a) — zugleich mit Hinweisung auf Lafontaine\'s L\'homme entre deux ages — und in etwas verschiede-ner Fassung bei C. v. Landberg (Proverbes et dictons, I, 216, N0 119) angeführt. Ein Mann entre deux. ages war namlich auch insofern zwischen zwei Lebensaltern, als er zwei Prauen, Hana und Bana, hatte, von denen die eine jung, die andre alt war; die erstere riss ihm alle weissen, die letztere alle schwarzen Haare aus, sodass er kahlköpfig ward. Diese Erzahlung flndet sich auch im Anwari Suheili (ed, Ouseley, p. fof); im Talmud (B. Kamma, 60t) wird sie mit Bezug auf ein Ereigniss als Gleichniss angeführt, mit dem Schlussatze; »So war er hüben und drüben ein Kahikopf - mpi mp nüo: —, welche Worte
an einer andren Stelle (B. Bathra, 132a) als sprichwörtliche Redens-art vorkommen. Dukes, der ebenfalls (N0 598) dieses Spriehwort anführt, verweist auf Notices et extraits, II, 711 fg., woselbst diese Erzahlung aus Aesop\'s Pabeln nach einem MS. angeführt und zugleich auf die Behandlung desselben G-egenstandes bei Phadrus und Lafontaine verwiesen wird.
Auch im quot;Wendunmuth (ib. p. 288) findet sich diese Erzahlung \');
Sam., I. 6, wabrscheinlicb die Übersetzung von n~l!J \'m Texte, welches Wort
TT
— als Femin. von «Feindquot; — //Feindinquot; quot;— d. h. die Nebenfrau als Neben-buhlerin — bedeutet. In der Bibel kommt das Wort in letzterer Bedeutung nur an dieser Stelle, im Talmud aber — als terminus technicus fur Nebenfrau — mehrmals vor.
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unter den Nachweisungen (p. 165) wird auch Benfey, Pantscha-tantra, 1, 602; II, 552 angefiihrt.
Bei Buxtorf, p. 235, und bei Dukes, N0 531 und N« 582, werden die Sprichworter angefiihrt: ilst der Oclis gefallen, scharfe das Messer — gibt\'s der Schlachter vielequot;. Bei Tantawi (Traité de la langue arabe Tulgaire, p. 128) findet sieh das Spriehwort: iWenn der Ochs niedergefallen ist, sind viele Messer fiir ihn daquot;, jaj LL (ycio ist wohl ein Druckfehler) \').
Bei Freytag (I, 471; II, 735) wird der Spruch angefiihrt: «Yfas Gott thut, ist wohlgethanquot;, was also ein ethischer Spruch ist, der keineswegs, wie die meisten andren , zu den Volkssprich-wörtern gehort 2). Auch in den Scholien zu Hariri (p. wird aus einem Gedichte Abu Temmam\'s die Stelle mitgetheilt: »Ertrage mit Geduld den Wechsel des Geschickes, denn Gott thut Nichts, was nicht zum Guten istquot; «III j-Uaj 1« oLjLJI ^JLc Ij-yo
Ein sehr bekannter, im Talmud (Berachoth, 60b) angefiihrter, chaldaischer Spruch lautet: sAlles, was Gott thut, ist zum Gutenquot;. Zugleich wird erzahlt, dass R. Akiba dazu ermahnte, diesen Spruch — der zugleich in hebraischer Fassung mitgetheilt wird — zu beherzigen und dass sieh ihm selbst ein Mai die Gelegenheit darbot, auf die Wahrheit desselben hinzuweisen. Die betreffende Erzahlung wird von Dukes (No 452) mitgetheilt, zugleich deren Bearbeitung in Herder\'s «Blumenlesequot;. An der Talmudstelle bezieht sieh der Spruch auf die Stelle der Mischna (IX, 5, fol. 54a), dass man Gott nicht nur fiir das Gute, sondern auch fiir das Schlimme danken soli, wozu Job, 1, 21, angefiihrt und auch Deut., 6, 5 in diesem Sinne gedeutet wird.
Zu den talmudischen Volkssprichwörtern, die namentlich fiir das Volksthiimliche der Hagada sehr charakteristisch sind, finden sieh noch anderweitige Parallelen in der arabischen Literatur. Das
1) Auch ein spanisches Spriehwort lautet: «Cuando cae la vaca, aguzan los cuchillosquot;.
2) Den Unterschied zwisehen dem ethisehen Spruehe und dem ÖVIH 0^er Volkssprichwort — weiehes letztere weniger Weisheits- als vielmehr Klugheitslehren enthiilt (wozu die Gnomik des realistisehen Sancho Panza im Gegensatz zu dem idealen Don Quijote viele Beispiele liefert) — hahe ich ZDMG., XXXI, p. 302, N0. 20 hervorgehohen und zugleich als Belege mehreren talmudische Sprichworter angefiihrt.
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gilt namentlich von solchen Sprüchen, die sich anf die Zunge qLw.J , persiseh qLj) , d. h. auf das Reden, beziehen, und den Schaden veranschaulichen , den dasselbe oft bringt. Noch ein eigenthümlicher, hierher gehöriger, Ausdruck findet sich sowohl im talmudischen als auch im arabischen Sprachgebrauch. Die Ver-leumdung heisst im Talmud »die böse Zungequot; oder «die Zunge zum Bösenquot; , ahnlich wie ^~|(~| py, »der böse Bliekquot;,
»der Bliek zum Bösenquot;) ; daneben besteht noch ein andrer Ausdruck , »die dritte Zungequot;. Dieser Ausdruck kommt mehr-mals vor, wie z. B. Wajikra R., S. 26; M. Tanchuma, ed. Buber, IV, 54a; Pesikta d. R. Kahna, 32a, wozu Buber mehrere Parallelstellen anführt; auch Buxtorf s. v. (col., 1160) führt mehrere Stellen, namentlich aus dem Targum , an. Dieser Ausdruck wird damit erklart, dass die Verleumdung drei Personen tödte, den Verleumder, den Verleumdeten und den, bei welchem der-selbe verleumdet wird. Ganz ahnlich wird im Arabischen der Angeber, Verleumder (von óJo , drei) genannt, weil er drei Personen zu Grunde richtet, sich selbst, den, welchen er verleumdet, und den, bei dem er ihn verleumdet \').
Aber auch unter den persischen Sprichwörtern und sprichwört-lichen Redensarten bei Roebuck sind einige, die mit talmudischen, Ahnlichkeit haben. Dahin gehört das Sprichwort (Part I, sect. II, p. 131, Nn 412): «Der Wechselbrief der Liebenden ist auf das Geweih des Hirsches ausgestelltquot; (^Lïiilc d. h. er wird nie honorirt. Es entspricht das der talmudischen Redeweiso (Bustorf und Levy s. v. ; Florilegium, p. 18; Dukes, Nquot; 259): »Er hat sein Geld auf die Hörner des Hirsches gelegt (^n pp by myD n^n). h- er erhalt es nie zurück; es ist verloren. Eine ahnliche Redensart ist die von Aristoteles (Hist, an., IX, 5,34, ed. Aubert-Wimmer, II, p. 221)
1) So wird auch im Midrasch (Wajikra R,, S. 33, Anfang; Dukes N0 494) eine kleine Geschichte erzahlt, urn darzathun, dass eine gute Zunge (von einem Thiere, als Speise) unter allen guten Dingen das beste, die Echlechte hingegen unter den schlechten Dingen das schlechteste sei — HSÜ niD 13
Derselbe Spruch wird im Namen Lokman a bei Zamabsari (p. II.fquot;) und Baidawi (II, p. Illquot;) zu Sur. 31,11 angefiihrt.
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angeführte griechische; »Wo die Hirsche ihre Geweihe abwerfen (ou a\'i eXxQoi rx ksparu xttoamp;xXXovtiv) , d. h. an schwer zugang-lichen Platzen, da die Hirsche an solchen ihre Geweihe hin-werfen. Bei Eoebuck wird ferner (ib., p. 167, No 627) der per-sische Spruch angefiihrt: oBacke dein Brot, so lange wie der Ofen warm ist; («Make hay, while the sun shinesquot;, fügt Eoebuck als Parallele hinzu), ahnlich lautet ein talmudischen Spruch (Sanhedrin , 33 ; Dukes, N0 12; Florilegiura , p. 234\'): nDieweil dein Heerd brennt, schneide deinen Kürbis ab und brate ihnquot;. Ein andrer Spruch bei Eoebuck (p. 240, No 1105) lautet: «Der Topf der Genossenschaft kommt nie zum Siedenquot; (Too many cooks
spoil the broth); ahnlich im Talmud (Erubin, 3a; B. Bathra, 24 ; Dukes Np 588): »Der Topf der Genossen ist weder warm noch
kaitquot; xbi Ninp ïö ^snr^quot; Nquot;np \')• .In ahniicher
quot;Weisse liesse sich noch bei andren Sprichwörtern die Ubereinstim-mung nachweisen 2).
Davon aber ganz abgesehen, beriihrt sich die jiidische Gnomik mit der arabisch-persischen noch in einem anderen Puncte. Wie die oben angefiihrten talmudischen Sprüche und Sprichwörter knüp-fen noch viele andre an die Bibel an; auch die arabisch-persischen Sprichwörter und sprichwörtlichen Eedensarten beziehen sich sehr oft auf Bibel- oder Koranstellen, indem biblische Personen — Noah, Abraham, Jakob, Joseph (dieser besonders haufig), Moses , Korah, Salomon, Hiob u. A. — darin vorkommen, wie andrer-scits viele Spriiche mit biblischen übereinstimmen. Der Einfluss der heiligen Schriften erstreckt sich also auch auf dieses Literatur-
1) lm Talmud werden die Sprichwörter nie ihrer selbst willen — wie in einer Spruclisammlung — angeführt; es ist immer ein bekanntes Sprioliwort, das gelegent-lich auf die eine und die andre Sache angewandt wird, zaweilen auf ganz verschiedene Dinge.
2) Auch aus dem Hindustani fiihrt Roebuck (Part II, sect. II, p. 202, N0 82 und p. 203, N0 87) einen Spruch in zwei etwas verschiedenen Versionen an: ^Spucke gegen den Himmel (die Sonne), und der Speichel wird auf dein Angesicht fallenquot;; zugleich wird das entsprechende englische Sprichwort angeführt. Dasselhe existirt nun auch im Französischen (//qui crache contre le ciel il lui retombe sur le visage,\') und wahrscheinlich auch in andren Sprachen. Im Midrasch Koheleth, 7, 9 (cf. Dukes, N0 366) kommt ebenfalls der Spruch vor: Wer in die Höhe spuckt, dem fallt der Speichel au£s Angesicht rpDK b)} p^pH
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gebiet, was wiederum — wie alles oben Angeführte — ein Bei-spiel davon ist, uwie das quot;Wort so wichtig dort warquot;.
Es liesse sich nachweisen, dass auch das , was in jener Stelle des westöstlichen Divan noch ferner gesagt wird, in gleicher Waise von der jüdischen Literatur gilt; da aber im Folgenden nur von den — auf die biblischen Erziihlungen sich beziehenden — Sagen die Rede sein soil, so bleibt das Ubrige, als nicht hierher gehorend , besser unberücksichtigt.
Zn erwahnen ist nur noch eine Ahnlichkeit zwischen den jüdischen und den arabischen Schriften — der Anachronismus. Im Talmud herrscht durchaus die Vorstellung, dass Moses zugleich mit dem schriftlichen Gresetze auch die miindliche Erlauterung desselben empfing, die dann von Geschlecht zu Geschlecht über-liefert wurde. So werden denn auch alle hervorragenden biblischen Personen zugleich als grosse Schriftgelehrte betrachtet, und wie der oben erwiihnte Name Pr werden auch (Berachoth, 4a, Jalkut Sam., § 131) die Namen 3^3, nfcOTD, WNll auf
ihre halachische Grelehrsamkeit bezogen, wie denn an ersterer Stelle auch David als grosser Schriftgelehrter geschildert wird 1). So wie es nun aber (Pesaehim, 54a, Aboth d. R. Nathan, ed. Schechter, 46a, und an andren Stellen) von der Thora heisst, dass sie schon vor der Weltschöpfung existirte , so wird auch angenomm en, dass lange vor der Gesetzgebung auf Sinai die schriftliche wie die miindliche Lehre in der Theorie und in der Praxis verhanden war, also nicht nur studirt, sondern auch ausgeübt ward. So wird (Bereschith R., S. 63), die Stelle Gen., 25, 22, dahin gedeutet, dass Rebekka im Lehrhause von Sem und Eber anfragte, was das Ungewöhnliche dieser Erscheinung bedeuten solle, wie auch der Plural DlSquot;iK in dem Satze (Vs- 27) Dgtf Dn üpyül
auf Jakob\'s Thorastudium in diesen Lehrhiiusern bezogen wird.
1) So wird auch Moed Katon, 161), das □quot;H\'QJ, 3 Sam., 23, 8, nTTDJ — im
Sinne von Grossthaten — gelesen und auf David und sein ver-
schiednes Benehmen im Lehrliause und in der SehlacM bezogen. Keineswegs ist von einem der Helden David\'s die Rede, wie Levy iNeuh. W.B., III, 622a, s. v. pV) meint.
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Ebenso befolgte Abraham die Gebote der schriftlichen wie der mündlichen Lehre, wovon spater die Eede sein wird.
Was nun die hagadischen Bestandtheile der talmudischen Lite-ratur betrifft, so waren das zumeist öffentliche Vortrage für das grosse Publicum, die, volksthümlich und erbaulich, zugleich er-heitern, trosten und erheben sollten. Ein solcher Vortrag wird, zugleich mit Anfang und Schluss, Sabbath, 30a, mitgetheilt (der populare Charakter desselben wird von Raschi z. St. hervorgehoben). Wie sehr beliebt diese Vortrage beim Volke waren, ist aus vielen Talmudstellen ersichtlich. So wird (jerus. Talmud, Sota, I, 4, Wajikra R., S. 9, und an andren Stellen) eine sehr hübsche Ge-schichte von einer Frau erzahlt, welche die Vortrage des R. Meïr so gerne hörte, dass sie in Folge ihrer — durch das Anziehende des Vortrags gefesselten — Aufmerksamkeit einst einmal sehr spat nach Hause kam und desshalb von ihrem Manne gescholten ward. An einer andren Stelle (Sota, 40a), wird erzahlt, dass einst zwei Schriftgelehrte nach einer Stadt kamen und daselbst Vortrage hielten. Der Eine, der halachische Vortrage hielt, fand nur sehr wenige Zuhörer, wahrend der Andre , dessen Vortrage hagadischen Inhalts waren, ein sehr grosses Publicum hatte. Als Jener sich darüber beklagte, tröstete ihn der Andre mit einem Gleichnisse, um ihm darzuthun, dass die halachischen Vortrage, eben weil ernster, gediegner und gehaltvoller als die hagadischen, für das Volk wenig Anziehendes haben. Zu dem volksthümlichen Charakter dieser Vortrage gehorte nun auch, dass man die biblischen Personen ihrer erhabnen Ferne entrückte und sie als der Gegenwart angehörig darstellte. Indem man also das, was einer spateren Zeit angehörte, auf biblische Personen und Ereignisse übertrug, wurde das Erzahlte dem Verstandnisse naher gerückt und erhielt zugleich etwas Trauliches und Gemüthliches, wie denn überhaupt das ge-müthliche Element einen wesentlichen Charakterzug der hagadischen Erziihlungen bildet.
In den hagadischen Erzahlungen kommen auch heidnische Per. sonen vor, zumeist solche, die dem jüdischen Volke feindselig gegenüberstanden. Bei diesen tritt nun die Individualitat ganz und gar in den Hintergrund; aus dem Rahmen von Zeit und Raum
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heransgerissen, werden sie verallgemeinert, werden sie zu Typen, Charaktermasken; die Person wird zur persona im urspriinglichen Sinne des lateinischen Wortes. So werden z. B. Haman\'s Anklagen gegen das jüdische Volk in der Hagada mit Yielen neuen Zuthalen bereichert (die verschiednen Varianten finden sich in Buber\'s «Hagadische Auslegungen — quot;\'quot;IQD — ^68 Estherquot;,
IS11, 16a, 3411, 50a); aus den wenigen quot;Worten Haman\'s wird ein hamisches und lügenhaftes Libell, und zwar beschwert sich Haman über Dinge, die erst in viel spaterer Zeit von den Fein-den der Juden gegen dieselben geltend gemacht wuvden (was bereits Sachs — Beitrage, II, 153 fg. — hervorhebt). Darin liegt nun zugleich auch ein gewisser Humor; wenn nun aber — ge-wissermassen als Replik auf die Anklage — weiter erzahlt wird, dass auf Haman\'s Verspottung und Verleumdung der jüdischen Festtage hin, Gott zu ihm sagte: »Du klagst die Juden wegen ihrer Festtage an; diese Feste werden fortbestehen, du selbst aber wirst die Veranlassung sein, daas noch ein andres Fest — das heiterste und fröhlichste von allen — hinzukommtquot;, so liegt darin noch weit mehr Humor, wie denn die hagadische Behand-lung des Buches Esther — in Talmud und Midrasch — humoristischer ist als die irgend einer andren biblischen Erzahlung.
Weit tragischer ist die Darstellung andrer Personen, wie z. B. des Nimrod, Nebukadnezar, Titus, Vespasian, Hadrian, welchen Namen immer das Epitheton — ^er Frevler — hinzugefügt wird.
Dieses Epitheton ist gleichsam der eigentliche, Allen gemeinsame, Name, wie denn auch der ursprüngliche Name zuweilen appella-tivisch aufgefasst wird, so als )gt;Empörer, Rebellquot; von quot;quot;IQ.
Denn auch sie sind Alle Metamorphosen und Metempsychosen einer und derselben Person; Nebukadnezar ist Nimrod II, ein Nimrod redivivus. An einer Talmudstelle (Pesachim, 94a, 94b), ruft so eine Himmelsstimme dem Nebukadnezar zu und beginnt mit der An-rede: »0 du Gottloser (^5^quot;)), Sohn eines G-ottlosen, Sohnes-sohn des Nimrod, der die ganze Welt zur Empörung gegen Gott aufriefquot; (^y ^ TnöntW ; an einer andren
Stelle (Gittin, 56b), ruft wiederum eine Himmelstimme dem Titus zu und nennt ihn: «Gottloser, Sohn eines Gottlosen, Sohnes-
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sohn Esau\'s des Gottlosenquot;, -wobei aber wohl auch in Betracht kommmt, dass die Romer als Naclikommen Esau\'s oder Edom\'s angesehen werden.
Da nun ferner die tragischen Erzahlungen, in denen diese Personen figuriren, vom hagadisclien Gewebe umsponnen werden, so verfliichtigen sich die historischen Gestalten im Dammerlichte der Sage zu lauter Dissolving views.
Bei den Arabern sind Nimrod und Pharaoh insofern typische Personen, als ihre Namen appellativisch gebraucht werden und so auch im Plural vorkommen zur Bezeichnung übermüthiger und unglaubiger Tyrannen. Sie werden auch oft als Beispiele angeführt, um darzuthun, wie Gott derartige Frevler bestrafe ; sie leben noch jetzt im Volksmunde fort 1), sowohl im Sprichworte als in der Volkssage. Die arabische und die jüdische Sage fliessen hier zu-weilen ineinander. Da nach talmudischer Anschauung Titus nur ein römischer Nimrod ist, so findet sich die arabische Sage von der Mücke, die Nimrod\'s Tod verursachte, in der jüdischen Sage als Mücke des Titus vor, wie ich das an einer andren Stelle (ZDMG., XXIII, 625) nachgewiesen habe. Die Mücke des Nimrod hat übrigens eine gewisse Berühmtheit erlangt; sie kommt nicht nur im Sprichworte vor, man weiss sogar ihren Namen, namlich
Der Anachronismus bildet aber auch die Grundlage des Koran, da dessen Glaubenssatze so dargestellt werden, dass sie nur als Wiederholung einer uralten Religion erscheinen. Der erste Moslim
Nimrod\'s Tod durch eine Mücke wird in den Einleitungsgedichten zum Pend Nameh (ed. De Sacy, p tquot;) und zum Mantik At-Tair (ed. G. de Tassy, p. 1, Vs. If) und sonst erwiihnt. In A. P. Stanley\'s «Sinai and Palestinequot; ist anter andren dort erwahn-ten Volkssagen namentlich die von Pharao und von „Pharao\'s Biidernquot; (p. 32. 57 fg.). sehr interessant. Wie Babylon (in der Erinnrung an Nimrod\') und andre Orte, über die Gottes Strafgericht ergangen, noch heute von den Arabern gemieden werden, be-richtet Wetzstein in Delitzsch\'s Commentar zu Job (15, 28, p. 165), zugleich auch, dass seltsarae Steingruppirungen in der Volkssage ebenfalls als Verwandlungen sünd-hafter Menschen betrachtet werden. Letzteres auch bei Stanley (p. 153). —Bei Roebuck (Pt. I, S. II, p. 399, N0 2168) lautet ein Sprichwort: «Für jeden Nimrod gibt es eine Mückequot; (ahnlich p. 376, N0 2021); ein solches bei Berggren s. v. Pharao (p. 627): «Die Armuth ist die Fessel der Pharaonen.quot;
war Abraham, der auch das Nationalheiligthum in Mekka erbaute (wovon spiiter), uud so sind alle biblischen Personen Bekenner des Islam. Mohammad selbst wird nicht nur von seinen Vorgangerc vorher verkündigt, es wird ihm sogar eine Art Praexistenz zu-geschrieben, was namentlich in den spiiteren Schriften ausführlich dargestellt ist. So wird denn auch im Himmel die Urschrift des Koran (OUXJI — Erkliir. zu Sur. 13, 39; 43,3) aufbewahrt, und es ist eine mit grosser Leidenschaft bald verfochtne bald bestrittne Ansicht, dass der Koran unerschaffen sei und von Ewigkeit her existire.
Zu dem Anachronismus der Hagada gehort es auch, wenn z. B. die Engel bei der Schöpfung Adam\'s im Gespriiche mit Gott Bibel-verse (Ps. 8, 5; 144, 3; Hiob, 41, 25) im Munde führen (ZDMG., XXXI, 225. 231. 232), wenn Gott im Gesprache mit David dessen eigne Worte, Ps. 39, 5, auf ihn anwendet (ib., p. 202; Sabbath, 30a), wenn Aschmedai Yerse aus Hoseas (4, 11) und den Prover-bien (20, 1 ; 25 , 15) anführt (p. 217), wie Salomon die hagadische Erklarung von Num., 23, 22 (p. 220), wenn Noah im Gesprache mit Satan auf Ps. 104, 15, verweist (ib., XLI, 653), wie denn derartige Verwendungen von Bibelstellen unzahligeMale vorkommen. Ahnlich werden bei den arabischen Autoren den biblischen Personen Koranverse in den Mund gelegt, oder sie finden sonst Yer-wendung. In dem Tête-a-tête zwischen Joseph und Zuleikha er-scheinen plötzlich von unsichtbarer Hand geschriebne Koranverse an der Wand, um Joseph von der Siinde abzuhalten, wie er auch in den Worten, die er an Zuleikha richtet, Koranstellen (an der ganz ahnlichen Midraschstelle ist es ein Bibelvers) gebraucht (ZDMG., XLIII, 5). So bemerkt auch Zamahsari zu Sur. 27, 30 (p. !.fö), dass Salomon sein Brieflein an die Koningin von Saba mit den Worten erofifnete: «Friede mit dem, welcher der rechten Leitung folgtquot; ((^X^J! (.\'Ü*JI), also eine Koranstelle
(Sur. 20, 49), die übrigens auch Mohammad in den Briefen an verschiedne Könige als Eingang gebraucht \') , (Abü\'l-Fida, Leben
1) Mit denselben Worten beginnt auch ein Brief des Kaisers von Marokko au Louis XVI (De Sacy, Gramm. arabe, I, p. XVIII).
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und Thaten Mohammad\'s, ed. Gagnier, p. 94- 95; Sprenger, Leben und Lehre des Mohammad, III, 265 fg.; KreU, Das Leben des Mohammed, p. 297).
Aber auch das gemüthliche Element ist in den arabischen Sagen yertreten; so z. B. die Sagen über Abraham, den Preund Gottes, wie denn die — spater zu erwahnende — Sage von dem Ursprunge dieser Benennung eine der gemüthvollsten ist. Auch die Geschichte Joseph\'s ist von rührender Gemüthlichkeit. Besonders gemüthlich ist, dass in allen Erzahlungen Gott selbst mit den Menschen spricht; in den meisten Fallen ist es übrigens der Engel Gabriel, der iramer und überall als Deus ex machina bei der Hand ist. Rührende Züge von kindlicher Pietat kommen übrigens auch in andren Erzahlungen vor, in denen nicht von biblischen Personen die Rede ist 1).
Manche der arabischen Legenden sind jüdischen Ursprunges; andre sind nicht entlehnt, sondern autochthon, wie auch manche Personen ein Sagenkreis umgibt, die zwar in der Bibel erwahnt, aber von der jüdischen Sage weiter nicht berücksichtigt werden , so z. B. Hiob. Die syrischen Legenden, die sich alle auf die Bibel beziehen, haben mehr aus dem Judenthum aufgenommen als die arabischen, deren manche übrigens syrischen Ursprungs sind. Im Polgenden sollen — mit wenigen Ausnahmen — nur solche Sagen berücksichtigt werden, zu denen sich Parallelen nachweisen lassen , und zwar die arabischen Sagen in der Form wie sie — anknüpfend an die im Koran nur flüchtig erwahnten — bei den Commentatoren und den spateren Autoren vorkommen.
ADAM.
quot;Was die Schöpfung Adam\'s betrifft, so bildet dieselbe den Gegenstand verschiedner Sagen. Im Midrasch (Bereschith E., S. 14)
Dabin gehören die drei — zusammengehörigen — Erzahlnngen bei Baidllwi za Sur. 18, 8 (p. OOSy die auch bei Kazwini (s. v. erzahlt werden. Die
zweite, in welcher ein Mann (der Brziihler) den bei ibm binterlassnen Lobn eines Dieners in der Weiae anlegte, dass als dieser danach fragte, er ibm denselben ver-vielfacbt wiedergeben konnte, findet sich abnlich Debarim R., S. 8.
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heisst es: «Adam wurdo erschaffen (aus der Erde) vom Orte seiner Sühnequot; (iri-1DD DlpDD) gt; ^1- an ^er Stelle des Tempels , an der (spater) der Altar stand. Imjerus. Talmud, Nasir, YII, 2, (welche Stelle Zeeb Wolf Einhorn in seinem Commentar zum Midrasch anführt), heisst es: «Gott nahm einen Löffel voll Erde vom Orte des Altars und bildete daraus Adamquot;. In den Pirke R. Eüezer (c. 11) wird erzahlt: «Gott nahm Staub von allen vier Enden der Welt, von rother, schwarzer, weisser und brauner Earbe und im Mittelpunkte ^61quot; Erde, an einem reinen Orte, namlich
am Orte des Tempels, erschuf er daraus Adamquot;. Cap. 12 und 20 heisst es, dass Gott den Staub zu Adam\'s Schöpfung vom Berge Moriah nahm. Im jerus. Targum, Gen., 2, 7, heisst es: «Gott nahm rothen, schwarzen und weissen Staub vom Orte des Tempels und von allen vier Weltgegenden, knetete denselben mit den Wassern der ganzen Welt und erschuf daraus Adamquot;. Im Talmud (Sanhedrin, 38a) wird die Meinung angeführt, dass der Staub, aus dem Adam erschaffen wurde, aus der ganzen Welt gesammelt worden war. Ferner wird erzahlt (Bereschith R., S. 8; Aboth d. R. Nathan, ed. Schechter, f. li1\', und an andren in der Wilnaer Ausgabe des Midrasch vorkommenden und von Schechter angeführten Stellen), dass Adam zuerst als lebloser Körper (Q^ j) erschaffen wurde, dass Gott erst spater ihm die Seele einhauchte und dass er- mit seiner körperlichen Grosse die ganze Welt erfüllte (unter Anführung von Ps. 139, 5. 16).
Mit Bezug auf die — auch anders wo vorkommende — Vorstel-lung, dass die Erde, aus welcher Adam gebildet wurde, aus den vier Weltgegenden genommen worden war, so wie darauf, dass seinen Nachkommen in allen vier Weltgegenden zu wohnen be-stimmt war, wird bei Cyprian und bei Augustin (Tract. IX. in Joh. ev. c. 11) — welche Autoren Heidegger, Hist. s. patriarch., I, 79, anführt — der Name Adam in die Wörter\'AvaroAij, Atm?, quot;ApxTs?, Msaninfipix zerlegt, wie ebenso bei Glycas (Annal., ed. Bonn, p. 142). Buxtorf (De abbreviationibus, p. 64) vergleicht damit die im Talmud (Sota, 5a) gegebne Zerlegung des Wortes Ü1X in IDiX, Dl, mo Asche, Blut, Galle).
Was die Erschaflfung Eva\'s betrifft, so heisst es im Midrasch
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(BerescMth E., S. 18, S. 45; Debarim R., S. 6) mit Bezug auf , Gen., 2, 22, dass Gott zuerst überlegt habe (pquot;Qnn) i aus welchem Gliede Adam\'s er Eva erschaft\'en solle; aus dera Kopfe nicht, damit sie nicht stolz werde, und aus ahnlichen Grimden auch nicht aus den andren Gliedern; er erschuf sie also aus der Rippe, weil diese verborgen ist, und damit auch die Frau
in der Verborgenheit, keusch, hiiuslich und zurückgezogen lebe. Dann wird die Feier dieser ersten Hochzeit geschildert, wie 13 (oder 10) Baldachine errichtet wurden und wie die Engel in verschiedner Weise dabei fungirten, und wie die höheren Engel dem Adam aufwarteten (Pesikta d. R. K., 37a; M. Tanchuma, ed. Buber, I, 58b; Aboth d. R. Nathan, Squot;, und an andren Stellen). An einer Midraschstelle (Ber. R., S. 8; Midr. Koheleth, 6, 10) heisst es, dass die Engel dem Adam göttliche Ehren erweisen wollten , dass aber Gott ihn in Schlaf fallen Hess, um ihnen zu zeigen , dass er nur ein Mensch sei.
In den Pirke R Eliezer (c. 11) heisst es: «Als Adam alle die Geschöpfe sah, die Gott erschaffen hatte, pries er den Schöpfer und sprach: Wie viele sind deiner Werke, o Gott! (Ps. 104, 24), sund als die Geschöpfe ihn sahen, wie er dastand, ein Abbild von Gottes Herrlichkeit, da glaubten sie, er habe sie erschaffen, und kamen alle herbei, um ihn anzubeten. Da sagte Adam: Vor mir wollt ihr euch niederwerfen ? Nicht so! Ich und ihr, wir alle wollen vor Ihm uns niederwerfen, der uns geschaffen. Adam und ihm folgend die Geschöpfe alle sprachen hierauf: Der Ewige regiert, er kleidet sich in Majestat, er gürtet sich mit Machtquot; u. s. w. (Ps. 93, 1 fg.)
Der Aufenthalt im Paradiese dauerte übrigens nicht lange. An mehreren Stellen (Pesikta d. R. K., 150\'); Wajikra R., S. 29) wird erzahlt, was in jeder der 12 Stunden des sechsten Schöpfungstages geschah, und dass in der letzten, der 12. Stunde, die Vertrei-bung aus dem Paradiese stattfand, sodass Adam nicht einmal über Nacht in demselben war, worauf die Stelle Ps. 49, 13, be-zogen wird: quot;p-Q □quot;NI (ulld Adam blieb llicllt über
Nacht in seiner Glorie),
Mit der Übertretung des göttlichen Gebots beginnt eine neue
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Periode in Adam\'s Leben; er ist jetzt nicht mehr derselbe wie friiher. So lange dar Mensch siindenfrei ist — heisst es, Bamidbar R., S. 11; Pesikta d. E. K., 44b, und an andren Stellen — fürch-ten sich die Geschöpfe vor ihm ; hat er aber gesiindigt, so fiirchtet er die Geschöpfe, wozu unter andren Beispielen aueh Adam an-geführt wird. Aber auch ausserdem verlor er den früheren Glanz seines Angesichtes und ebenso wurde die Lange seines Körpers auf die von 100 Ellen reducirt (M. Tanchuma, ed. Buber, I, 7a; Pesikta d. R. K., ^, 45a und an andren von Buber ange-führten Stellen).
Auch die syrischen Autoren behandeln die Schöpfung Adam\'s. In der Schatzhöhle (ed. Bezold, p. 3 fg., Text., p. If) wird er-ziihlt, dass Gott von jedem der vier Elemente ein sehr kleines Theilchen nahm und daraus Adam bildete, damit Alles, was in der Welt ist, ihm unterthanig sei, und zwar wurde er in Jerusalem erschaffen, an dem Orte der Kreuzigung des Erlösers. Und als die Engel sein herrliches Aussehen gewahrten und dass sein Antlitz gleieh war der Kugel der Sonne ^ wurden sie bewegt von seiner Schönheit. In Jerusalem aber ward Adam zum König, Priester und Propheten gemacht, und dort gab ihm Gott die Herr-schaft über alle Geschöpfe, und sie kamen vor Adam, und er gab ihnen Namen , und sie beugten ihr Haupt vor ihm und beteten ihn an und dienten ihm, und auch die Engel beugten die Kniee und beteten ihn an.
Das Haupt der untren Ordnung der Geisterwesen aber wollte Adam nicht anbeten und sprach zu seinen Miichten: «Betet ihn nicht an und preiset ihn nicht mit den Engeln ; ihm ziemt es, mich anzubeten, der ich Peuer und Geist bin, und nicht mir, dass ich den Staub anbete, der aus einem Staubkörnchen geformt istquot;. Daraufhin ward dieser Empörer, und mit ihm seine Schaar , vom Himmel herabgestiirzt — in der zweiten Stunde des sechsten Tages. Und sein Name ward genannt Satana, weil er sich abgewandt hatte (von Gott), und Sêda, weil er gestiirzt wurde, und Daiwa ,
1) In der Pesikta d. R. Kahna (36b) und an andren von Buber angeführten Stellen heisst es, die Ferse Adam\'s vcrdunkelte die Kugel der Sonne (HDH
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weil er verloren hat das Kleid seiner Glorie i). Adam aber wurde erhölit; er stieg hinauf zum Paradiese unter Jubel und Lobgesang der Engel — das geschah in der dritten Stunde. Daranf folgt die Erzahlung von der Erschaffung Eva\'s.
Der Name Eden wird dahin gedeutet, dass es die heilige Kirche sei, namlich die Barmherzigkeit Gottes, wie denn auch Adam in den Schooss dieser Barmherzigkeit Gottes aufgenommen ward, worauf die Verse Ps., 90, 1, und 74, 2, bezogen werden. Der Baum des Lebens aber war das Vorbild für das Erlösungskreuz, den eigentlichen Baum des Lebens. In Eden sollte nun Adam dienen, mit priesterlichem Dienste im Lobpreisen, worauf «dass er ihn bebaue und bewahrequot; (Gen., 2, 15) bezogen wird 8).
Darauf wird erzahlt, wie der Satan in die Schlange fuhr und Eva verleitete, von der verbotnen Frucht zu essen, was sie auch that, wie gleicher Weise Adam. In der neunten Stunde gingen sie in Trauer aus dem Paradies; Gott aber sagte zu Adam, er solle sich nicht gramen, da dereinst zu seiner Erlösung Gottes Sohn herabkommen werde.
Dass Gott zur Bildung von Adam\'s Körper Erde aus allen vier Weltgegenden nahm und ihn im Mittelpuncte der Erde — da, wo spater die Kreuzigung stattfand — erschuf, wird auch im Bienenbuche (p. 15 fg.) erzahlt. Dass die Thiere alle sich vor Adam beugten, wird auch im Adamsbuche (p. 34) er-wahnt.
Ahnlich wie an der oben angeführten Midraschstelle wird auch bei den syrischen Autoren (De Lagarde, p. 31) der Grund ange-geben, wesshalb Gott Eva aus Adam\'s Eippe erschuf, namlich desshalb nicht aus seinem Kopfe und auch nicht aus der Erde, damit sie sich nicht die Herrschaft über ihn anmasse, und damit sie demüthig, keusch, schamhaft und züchtig (^yCw^) sei, das Gesicht verschleiert und den Kopf verhüllt, wozu die Stelle
2) In den Pirke R. Rliezer (c. 11) wird die biblisclie Stelle auf das Studium der Thora bezogen, da beim Paradiese kein iiebauen nöthig war.
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1 Cor. 14, 34, angeführt wird. Dasselbe wird — nur etwas aus-führlicher — auch im Bienenbuche (p. 22) gesagt.
Bei Ephram Syrus (p. 31. 133) wird die Strafe Eva\'s als ihrem Vergehen entsprechend dargestellt. Eva ass von der verbotnen Frucht, weil sie hoffte, durch die zu erlangende Gottahnlichkeit alsdann über Adam herrschen zu können, und erst als sie sab, dass keine Andrung eintrat, veranlasste sie Adam, aucb davon zu essen. Und darum heisst es (Gen., 3, 16); »Nacb deinem Manne wirst du Verlangen baben, er aber wird über dich berrschenquot; — aber nicht, wie du geglaubt, dn über ihn, und weil du gebofft hast, Grotteskinder zu gebiiren, darum solist du mit Schmerzen gebaren. Auch dass die Schlange dazu verdammt wurde, ihr ganzes Leben hindurch Staub zu essen , geschah, nach Ephram , desshalb, weil sie jene Beiden von ibrer himmliscben Beschaffenheit in den Staub hinabgezogen batte. Dasselbe findet sicb auch bei De Lagarde (p. 40 fg-) , wo ausserdem noch gesagt wird, Satan babe desshalb seine Verfiihrungskunst an Eva versucht, weil er wusste, dass sie weniger Verstand und Einsicht besitze als Adam. Im Adamsbuche (p. 23) heisst es mit Bezug auf die Schlange: »Sie, die zuvor erhaben gewesen war, war nun niedriger als alle Thiere, auf ihrem Bauche gehend; die vordem die schönste war unter alien Thieren, war jetzt die hasslichste; die vordem gute Dinge ge-fressen hatte, musste jetzt Staub fressenquot;.
Ahnliches kommt auch in den jüdischen Schriften vor. Zu der Stelle (Gen-, 3, 15): »Ich will Feindschaft stiften zwischen dir und der Frauquot; bemerkt Easchi: »Gott sagte zur Schlange: Du bist als freundlich gesinnt zu Eva gegangen, weil du wusstest, dass Frauen leicht zu überreden sind und dass sie auch ihren Mann überreden werde; darum sollt ihr fortan Feinde seinquot;. Zu Vs. 16, wo Gott zu Eva sagt: »Und er soil über dich herrschenquot;, bemerkt Nachmanides: »Es ist das Maass für Maassquot; (quot;ijjd nquot;D ~~i^2); Gott sagte: Dein Mann war dir folgsam, indem er von der Frucht ass; darum soil er in Zukunft dein Herr sein, sodass du ihm gehorchen musstquot;. Mit Bezug auf die Schlange heisst es (Ber. E., S. 20): »Gott sagte zu ihr: Du bist Schuld, dass die Menschen, über die Gestorbenen trauernd, gebückt einhergehen;
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darum solist du auf deinem Bauche kriechen, und alsbald stiegen die dienstthuenden Engel hernieder und hieben ihr Vorder- und Hinterfüsse abquot;. An einer andren Stelle heisst es: «Wahrend es früher (3, 1) von der Schlange Mess — dass sie
klüger war als alle Thiere — heisst es jetzt (Vs. 14) ^520
— dass sie allein verflucht sein solle unter allen Thieren —quot; (ibid., S. 42).
Im jerus. Targum zu Gen., 3, 14, sagt Gott zur Schlange : »... Auf deinem Bauche solist du einhergehen und deine Füsse sollen dir abgehauen werden, und deine Haut soil alle sieben Jahre dir abgezogen werden [zur Strafe dafür, sagt der Commentar zum Targum, dass Adam eine andre Haut, als die frühere war, bekam] , und tödtliches Gift soil in deinem Munde sein, und Staub solist du essen all dein Leben langquot;. Im Midrasch flpb (elt;^
Buber, I, IS*1) heisst es: »Die Schlange war Schuld, dass die Menschen zum Staub zurückkehren; darum ward der Staub ihre Nahrungquot; \').
Im Koran (Sur. 2, 32; 7, 10 fg.; 15, 26 fg.; 17, 63 fg.; 18, 48 fg.; 20, 115 fg.; 38, 71 fg.) sagt Gott zu den Engeln, sie sollten sich vor Adam niederwerfen (als Zeichen der Huldigung. Die Commentatoren Tergleichen damit das sich Niederwerfen der Brüder Joseph\'s vor diesem Sur., 12, 101). Das thun dieselben auch, mit Aus-nahme des Satans (jj/^Jul) , der als Grund angibt, dass er sich nicht vor Einem niederwerfen wolle, der aus Lehm erschaffen wurde, wahrend er selbst aus Eeuer erschaffen worden sei, woraufhin er verbannt wird. In den jüdischen Schriften findet sich Nichts der Art — wie das bereits Geiger in seiner Preisschrift (p. 100) bemerkt —; der Koran folgt also der syrischen Sage. Namentlich entspricht die Antwort Satans dem, was er an der oben angeführ-
in ihrem frtthcren Zustand auch die Sprachfahigkeit zuquot;. In nndren Schriften — auch im Buch der Jubilaen — findet sich die Ansicht ausgesprochen, dass ursprünglich alU- Thiere sprechen konnten (jjf. ZÜMG., XXXI, 242. 243).
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ten Stelle der Schatzhöhle als Gtrund seiner Weigrung angibt.
Die Schlange, die in der biblischen Erzahlung Adam und Eva zur Übertretung des göttlichen Gsbots verleitet, wird in den jü-discben Schriften keineswegs mit Satan in Verbindung gebracht. Nur in den Pirke E. Eliezer (c. 13 und c. 14) heisst es, dass Samraael (also Satan) mit seinem Anhange herniederstieg und dass er die Schlange , dia das Aussehen eines Kameels hatte, bestieg, um sie als Medium zu gebrauchen, sodass Alles, was die Schlange sagte, Einflüstrungen des Satans waren. Zur Strafe dafür wurde Sammael mit seiner Schaar TomHimmel hinabgestiirzt; der Schlange wurden die Püsse abgehauen; fcrner wurde sie dazu verurtheilt, dass sie unter Schmerzen alle sieben Jahre die Haut wechsle und dass sie tödtliches Gift im Munde habe. Aber Alles das, was hier Ton Satan = Sammael erzahlt wird, findet sich sonst nirgends; wahrscheinlich ist die ganze Erzahlung — wie noch manches Andre in den Pirke E. Eliezer — dem Inhalte nacb arabischen ürsprungs, wenn auch die Form eine jüdische ist.
Die Stellen aus Eisenmenger (1, 822) aber, auf welche von Bohlen (zu Gen., 3, 1) hindeutet, als Beweis dafür, dass die Iden-tifizirung der Schlange mit Satan eine jüdische Ansicht sei — diese Stellen sind durchaus spateren kabbalistischen Schriften von geringem Werthe entnommen.
An den versehiednen Koranstellen, in denen von der Verftihrung Adam\'s und seiner Frau (die Letztere ist namenlos) die Eede ist (Sur., 2, 34; 7, 19 fg.; 20, 118 fg.) wird die Schlange gar nicht erwahnt; der Satan (^LL^-i-jt) ist der Verführer. Da nun aber die Prage entstand, wieso derselbe in\'s Paradies gelangen konnte, nachdem Gott ihn fortgejagt hatte (Sur. 2, 34; 7, 19; 38, 78), so bemerkt Zamahsarl zu Sur., 2, 34 (p, 11), dass er sich im Munde der Schlange versteckte und mit ibr das Paradies betrat, wahrend Baidawi ausser dieser noch andre Erklarungen anführt. Der Koran folgt also hier nicht der jüdischeu, sondern der syrisch-cbristlichen Sage.
Da nun von Adam mehrere Male im Koran die Eede isr, so beschiiftigt sich auch die spatere arabische Sage vielfach mit ihm.
Bei Tabari (Annal., I, av) ; Ibn el-Atir (I, )*.) und Mas\'üdi
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(Pariser Ausg., I, 51 fg.) wird erzahlt, dass, als Gott Adam er-schaffen wollte, er den Engel Gabriël entsandte, um Staub von der Erde zu holen, die Erde aber weigerte sieh dessen nnd sprach: «Ich rufe Gott gegen dich um Hülfe anquot; *11Ij ; dasselbe wiederholte sich bei Michael, nnd erst als Gott den Todesengel sandte, da sehwur dieser, er würde nicht zurückkehren ohne den quot;Willen seines Herrn vollzogen zu haben, worauf die Erde nach-gab. Er nahm nun von der Oberflache , woher der Name Adam , wie oben) der Erde weissen , sehwarzen und rothen Staub , und daher kommt es, dass die Menschen verschiedner Farbe sind.
Bei Mas\'üdi heisst es ferner (mit Bezugnahme auf Sur., 15,26), 80 Jahre lang sei Adam als unförmlicher Klotz da gelegen, dar-auf habe ihm Gott menschliche Gestalt, aber ohne Seele, verliehen, in welchem Zustande er 120 Jahre lang blieb i). Daraus blies ihm Gott den Lebensodem ein , aber bevor dieser seinen ganzen Körper erfüllte, wollte er sich schon erheben, und darum heisst es im Koran: «Der Mensch ist hastig erschaffen wordenquot;
Als nun aber der göttliche Lebenshauch ihn ganz erfüllte, nieste Adam; da sagte Gott zu ihm: xSprich; Gepriesen sei Gott! und moge Gott dir gnadig sein, o Adam !quot;
Die hier angeführte Koranstelle kommt unter zwei etwas ver-schiednen Pormen ver; Sur. 17, 12 heisst es:
Sur. 21, 38 : ^ Zur ersten Stelle bemerkt
Baidawi, dass Adam, ehe er noch ganz vom Lebensodem erfüll\' war, sich erhob, aber gleich darauf niederfiel. Dasselbe bemerkt Zamahsari (p. aT) zur zweiten Stelle, und ausserdem führt er eine Erklarung an , wonach Adam , sobald er nur sehen konnte, Gelüste nach den Prüchten des Paradieses hatte. Mit Bezug auf Sur. 17, 12 f., heisst es bei Tabari (1,11, lil), dass Adam, als der Lebenshauch erst in einen Theil seines Körpers eingedrungen war r zu Gott sagte: »0 Herr, beeile dich, damit du noch vor Sonnen-untergang fertig wirst!quot; Ferner wird — nach verschiednen Versionen — bei Tabari (p. 11, Ia , lol) und Ibn el-Atir (I, fl) er-
1) Cf. weatostlichen Divan, ed. v. Loeper, p. 14 (Buch des Sangers, N0 8), «Hans Adam war ein Erdenklossquot; u. s. w.
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zahlt, dass Adam, als der göttliche Lebenshauch in seinen Kopf eindrang, zu niesen anfing. Da sagten die Engel zu ihm (nach andrer Meinung sagte es Gott selbst): nSprich : Gepriesen sei Gott!quot; Da sagte Adam : «Gepriesen sei Gott, der Herr der Weiten!quot; Darauf antwortete ihm Gott: «Dein Herr sei dir gniidig, o Adam!quot; Als. dann forderte Gott Adam auf, die Engel zu begrüssen ; das that er nun, indem er zu ihnen sagte : «Friede über euchquot; ((«.JCJLx:
worauf sie erwiederten; «Über dich komme Friede und Gottes Barm-herzigkeitquot; (also gemiiss der Vorsehrift, Sur. 4, 88, den Friedens-gruss noch freundlicher zu beantworten, wozu die Commentatoren mehrere Beispiele anführen). Darauf sagte Gott zu Adam : »Das soil fortan deine und deiner Nachkommen Begrüssung seinquot;.
Das oben erwahnte «Gepriesen sei Gott!quot; kommt in eigenthüm. licher Verbindung bei den Syrern vor. Die syrischen Autoren behaupten namlich, das Syrische sei die ursprüngliche Sprache gewesen, so z. B. AbM-Farag, Chron. syr., p, 5. 9; Hist, dyn., p. 9. 16. 24 (auch im Talmud — Sanhedrin, 38,\' — heisst es; Adam habe Aramaisch gesprochen — itk^nn d-k
quot;1DD quot;\'DIN: -)• Bei de Lagarde (p. 91) wird das »Eine Sprache und einerlei Redequot; (Gen., 11, 1) auf die syrische Sprache bezogen. Dafür wird als Beweis beigebracht, dass, als Adam nieste , Gott ihn lehrte zu sagen .y..*-.A , d. h, «Dein Name
sei gepriesen, o Gottquot;. Das sei also syrisch gewesen; folglich war die syrische Sprache die ursprüngliche und erste Sprache.
In den jüdischen Schriften wird ferner — ruit Anknüpfung an Gen., 5, 1 — erzahlt, Gott habe Adam alle zukünftigen Ge-schlechter mit den hervorragenden Mannern derselben gezeigt (Bereschith R., S. 24 ; Aboth d. R. Nathan , c. 31, ed. Schechter, 46a, und an anderen Stellen). Im Midrasch zu Num., 7, 79 (Bamidbar R., S. 14) heisst es (gemass der oben erwahnten Deutung all dieser Zahlen), die hier vorkommende Zahl 70 entspreche den 70 Jahren, die Adam Ton seinem Leben abziehen liess, um sie dem König David zu schenken. In den Pirke R. Eliezer (c. 19) erzahlt Adam, Gott habe ihm den König David gezeigt, und da habe er dem-selben 70 Jahre seines Lebens geschenkt, worauf Ps. 61, 7, bezogen wird. Im Jalkut (Gen., § 41) wird zugleich erzahlt, Adam
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habe hierüber eine Schenkungsurkunde ausgestellt, die ausser ihm Gott und der Engel Metatron unterzeichneten.
Bei Tabari (I, iol fg.) wird — wie gewöhnlich in mehreren Versionen — ebenfalls erzahlt, dass Gott dem Adam alle kom-menden Geschlechter mit allen Propbeten gezeigt habe, darunter auch David. Als Adam erfubr, dass demselben nur eine kurze Lebensfrist bestimmt sei, bat er Gott, ihm 40 Jahre seines Lebens zu schenken; Gott steilte hierauf eine ürkunde aus, welche die Engel als Zeugen unterschrieben. Als nun spater der Todesengel zu Adam kam, um seine Seele zu nehmen, sagte Adam: «Meine Zeit ist noch nicht um; ich habe noch 40 Jahre zu lebenquot;. Da zeigte ihm der Todesengel die ürkunde. Dasselbe findet sich auch bei Ibn el-Atir (p. fv). Bei Tabari wird gleichzeitig ein hierauf bezüglicher Spruch Mohammad\'s angeführt: »Adam war vergesslich, und so sind es auch seine Nachkommen; Adam leugnete ab, und das thun auch seine Nachkommenquot;.
quot;Was die Erschaffung Eva\'s betrifft, so wird mit Bezugnahme auf Sur. 2, 33, von Tabari (p. i.l) und Ibn el-Atir (p. ff) erzahlt: Als Adam aus dem Schlafe erwachte, sah er zu seinen Haupten sitzend eine Erau, die Gott aus seiner Seite erschaffen hatte. Er fragte sie: uWer bist du?quot; Sie antwortete: »Ich bin eine Frauquot;. «Und wozu wurdest du erschaffen?quot; nDamit du bei mir wohnen solistquot;, Darauf fragten ihn die Engel, wie sie heis-
.sen solle. Adam antwortete: »^gt;, denn aus einem Lebenden wurde sie erschaffen »(bei Tabari: ^/o Ui\'i; bei Ibn
el-Atir: ^ Lfjquot;4). Ferner wird die Meinung angeführt.
Eva habe dem Adam, um ihn trunken zu machen, quot;Wein und daun erst von der verbotnen Erucht gegeben, was aber für un-wahrscheinlich erklart wird, da im Koran vom Weine des Para-dieses gesagt werde, dass er nicht berausche — Jyi quot;55 — (Sur. 37, 46).
Dass Eva dem Adam quot;Wein zu trinken gab, sagt auch der Midrasch (Ber. R., S. 19; Bamidbar R., S. 10); an andren Stellen wird die Meinung angeführt, dass die Erucht des verbotnen Baumes selbst die Erucht des quot;Weinstocks — also Trauben — war; nach Andrer Meinung waren es Feigen , nach Andren Weizen,
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der damals am Baume wuchs (Ber. R., S. 15 ; Berachoth, 40a, und an den Parallelstellen). Dieselbe Verschiedenheit der Meinungen wird auch. von den Commentatoren zu Sur. 2, 33, erwahnt, ebenso von den Syrern (De Lagarde, p. 34, Z. 25 fg.), bei welchen ausser Weizen, Feigen, Weintrauben auch die Banane genannt
wird, welche Meinungen aber alle für irrig erklart werden , weil namlich Adam und Eva damals noch geistige Wesen waren, also weder assen noch tranken.
Dass Adam, wie in den oben angeführten Schriften gesagt wird, an demselben Tage aus dem Paradiese vertrieben wurde, an dem er erschaffen worden war, wird auch von Tabari (p. oi*1, ill) und Ibn el-Atir (p. iquot;1) erzahlt, wie ebenso, dass seine ursprüng-liche Körperlange spiiter verkürzt wurde. Nach seiner Vertreibung aus den Paradiese war namlich sein Verbannungsort die Insel Serendib — oder der Berg auf derselben — woselbst noch spiiter die Spur seines Pusses, ohngefahr 70 Ellen lang, sichtbar war (Tabari, p. li*, fg.; Ibn el-Atir, p. Tv fg.; Mas\'üdi, I, 59; Jaküt s, v. III, Kazwini I, \\1a ; viele nichtarabische Autoren
bei Pabricius, cod. pseud. V. T., 2 ed., ï, 30, II, 30 fg.). Wenn Adam auf dem Berge stand — heisst es ferner bei Tabari und Ibn el-Attr — berührte er rait dem Haupte den Himmel und hörte den Lobgesang der Engel; diese baten Gott, Adam\'s Lange zu verkürzen, worauf sie auf 60 Ellen reducirt wurde. Als Adam sich hierüber sowie über manches Andre gegen Gott beklagte, ward ihm die Antwort: Alles das hast du selbst dir zugefügt, o Adam !
Im Talmud (Erubin 18\'\') wird erzahlt, dass Adam aus Trauer 130 Jahre lang fastete und ebenso lang sich von Eva fern hielt. In den Pirke R. Eliezer (c. 20) heisst es , dass er im Plusse Gichon gebadet und sieben Wochen lang gefastet habe, bis sein Körper gleich einem Siebe war; darauf bat er Gott um Vergebung, und Gott nahm seine Reue gnadig an.
Bei Tabari (p. IÏT) und Ibn el-Attr (p. ft) wird erzahlt, dass Gott zu Adam sagte, er sollte das heilige Haus (die Ka\'ba) bauen und dasselbe umwandeln, und dass Gabriel ihm den quot;Weg zeigte und ihn die Ceremonien der Wallfahrt lehrte, was auch von Jakut (s. v. jujiJii , IV, IV.) und Baidawi (zu Sur. 3, 90) erzahlt wird.
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Ferner wird erzahlt, dass Adam und Eva 40 Tage lang fasteten und dass Adam sich 100 Jahre lang von Eva fern hielt, und dass Gtott diese Busse annahm (unter Anführung von Sur. 2, 35; 7, 22).
In den jüdischen Schriften wird erzahlt: Das am ersten Schöp-fungstage erschaffene Licht leuchtete von Adam\'s Erschaffung an 36 Stunden hindurch, 12 Stunden am sechsten Tage und 24 Stun-den am Sabbath. Als beim Ausgange des Sabbath die Finsterniss hereinbrach, fürchtete sich Adam vor der quot;Widerkehr der Schlange (hier zugleich das Symbol des Dunkels und des Todes) ; da liess Gott ihn zwei Steine finden; diese schlug er aneinander, bis Feuer heraussprang (Pesachim, 54a; T. jerus., Berachoth, VIII, 6; Bere-schith E., S. 11 und 12) Hamza Isfahani (ed. Gottwald, p. Af) erzahlt, ein gelehrter Jude in Bagdad, Namens Zidkiah , habe ihm nach jüdischen Schriften mitgetheilt, dass Gott Adam in der drit-ten, Eva in der sechsten Stunde des sechsten Tages erschaffen und ihnen das yOlxXf (py p) — fügt Hamza erlau-
ternd hinzu — zum Aufenthalte angewiesen habe. In der neunten Stunde vertrieb sie Gott aus dem Paradiese und wies ihnen den heiligen Berg als Aufenthaltsort an ; darauf schickte er ihnen einen Engel, der Adam die Feldarbeit, das Saen, Dreschen, Mahlen, Sieben, Eva aber das Weben, Spinnen, Kneten und Brotbacken lehrte. Bei Jaküt (I, l.S1) heisst es s. v. , dass von dem
so genannten Berge (in der Niihe Mekka\'s) Adam die beiden zur Feuercrzeugung nothwendigen Reibhölzer , eigentlich héisst
die eine Holzart , die andre ^Lac) hergenommen und damit Feuer entzündet habe. In der 21. Abhandlung der lauteren Brüder (ed. Dieterici, p. Vfquot;, p. II) wird ebenfalls erwahnt, dass Adam und Eva nach ihrer Vertreibung aus dem Paradiese ganz hilflos gewesen seien, und da habe Gott sich ihrer erbarmt und ihnen einen Engel gesandt, der sie in allem zum Feldbau wie zur Be-kleidung Erforderlichen unterrichtete.
Die Sendung eines Engels zu diesem Zwecke erzahlt auch — wie gewöhnlich nach verschiednen Versionen — Tabart (p. ICa) sowie Ibn el-Atir (p. Ca) und Jakübt (p. fquot;). Bei den beiden ersteren Autoren bringt Gabriel dem Adam einen kleinen Sack mit quot;Weizen; auf die Frage Adam\'s, was dass sei, antwortete er ihm : »Das ist
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die Frucht, die dich aus dem Paradiese vertrieben hatquot;. Darauf zeigte er ilim, wie er den quot;Weizen siien solle; Gott liess denselben alsbald reif bervorschiessen, und so lehrte ihn Gabriel alles zur Brotbereitung Erforderlicbe; auch brachte er einen Ochsen berbei, um mit demselben zu pfliigen (auf welcbe Miibsal das Sur.
20, 115, bezogen wird). Unter den Dingen, die dem Adam Tom Himmel gesandt wurden, wird ferner Hammer, Amboss und Zange erwahnt; es erinnert das an eine Talmudstelle (Pirke Aboth, V, 6 ; Abotb d. R. Nathan , 48a , und an andren Stellen), in welcher auch die erste Zange zu den Dingen gerecbnet wird, die nacb Voll-endung der Scböpfung, in der Dtimmrung des Freitagabends, nachtraglich erschaffen wurden. Bei Tabari wird ausserdem noch gewahnt, dass Gabriel Adam die Erzeugung des Feuers aus Stein und Eisen gelehrt habe — also nicht die, auch Sur. 36, 80 ; 56, 71, erwahnte, Feuererzeugung aus den beidon Hölzern iAjj und Im Adamsbuche (p. 45) sendet Gott einen Engel zu Adam und Eva, um sie zu unterrichten, wie sie aus Pellen Kleider machen s oil ten; ferner (p. 58 fg.) gibt Gott dem Adam quot;Weisheit in sein Herz, dass er ans Weizen Brot machen konnte.
Mit Bezug auf Kain und Abel heisst es in den jüdischen Schriften, dass zugleich mit Kain eine und zugleich mit Abel zwei Zwillingsschwestern geboren wurden und dass diese zweite Schwester Abel\'s der Gegenstand des Streites zwischen beiden Brüdern war, wessen Frau sie namlich sein sollte ; Kain behauptete, sie gehore ihm als dem Erstgebornen, wahrend Abel geltend machte, dass sie seine Zwillings- (oder Drillings-) Schwester sei (Bereschith R., S. 22, S- 61, und an andren Stellen). Das eigentlich überflüssige, doppelte Gen., 4, 2 wird — auch im jerus. Targum und bei Raschi z. St. — auf diese Schwestera bezogen (im Sinne von »mitquot; wie an andren Stellen). Anderswo, wie Jebamoth, 62a, und Pirke R. Eliezer, c. 21, hat jeder nur Eine Zwillingsschwester; an letzterer Stelle heisst es, dass Abel\'s Schwester, die zugleich seine Frau, sehr schön war, sodass Kain desshalb — ausser dem Neide über die Annahme seines Opfers — den Abel beneidete und sich vornahm ihn zu tödten und sich seine Frau anzueignen.
Die Nichtannahme von Kain\'s Opfer wird im Midrasch Lekach
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tobh (I, 15a) nnd an andren, von Buber angeführten , Stellen , da. mit moti-virt, dass Kain die schlechtesten Friichte darbrachte — weil es namlich nicht wie sonst heisst
wahrend Abel das Beste seiner Heerden opferte. Wie es im M. Lekacli tobh ferner heisst, gab sich die Annahme des Opfers darin kund, dass Feuer vom Himmel herabfiel und es verzehrte, was, wie Buber z. St. bemerkt, sich auch bei Raschi zu Gen. 4, 4, im Sefer hajaschar und in der Übersetzung der LXX findet (Letz-teres ist ein Irrthum, es heisst nur: Ka) iirsldev h ^40? Jtt) quot;A/SfA X. T. A.).
Bei Tabart (p. li^v fg.) und Ibn el.Atir (p. tquot;. fg.) werden eben-falls die Zwillingsschwestern erwahnt; nur wird zugleich erzahlt, dass Kabil (neben dieser Form wird auch ^jjs und (jö angeführt) und seine Schwester wahrend des Aufenthaltes im Paradiese geboren wurden, Abel und seine Schwester aber nach der Vertreibung aus demselben. Nach dem Wunsche Adam\'s sollte nun Jeder die Zwil-lingsschwester seines Bruders heirathen, Abel — oder Habil — also die Schwester Kain\'s; nun war aber Letztere von grosser Schön-heit und so wollte Kain sie zur Frau, indem er zugleich geltend machte, dass er und seine Zwillingsschwester Paradieseskinder — d, h. im Paradies geboren — seien , er also auf dieselbe grösseres Anrecht habe. Mit Bezug auf das Sur. 5, 30 , erwahnte Opfer heisst es ferner, dass Adam, um den Streit zu schlichten, seine beiden Söhne aufforderte, dass Jeder ein Opfer bringen, und dass der-jenige, dessen Opfer angenommen würde, die Zwillingschwester Kain\'s heirathen solle; hierauf brachte der Hirte (Abel) das Beste seiner Heerde dar, der Ackerbauer (Kain) das Schlechteste seiner Bodenerzeugnisse; alsbald fiel weisses Feuer vom Himmel herab und verzehrte das Opfer Abel\'s, wahrend das Kain\'s unberührt blieb, was, nach der Meinung Einiger, der eigentliche Grund seines Hasscs gegen Abel war, und nicht die Schwester. Ausser-dem wird aber (Tabart, p. Iff) die Meinung angeführt, dass die Sur. 5, 30, erwahnten Brüder gar nicht die Söhne Adam\'s gewesen seien (im Koran werden wie gewöhnlich keine Namen genannt), dass vielmohr unter den Menschensöhnej d. h. Israeliten
aus spaterer Zeit, gemeint seien, Dieselbe Ansicht wird übrigens
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auch Ton Baidawi z. St. (I, föf fg.) angeführt, zugleich unter Hinweisung auf das JoUJ ^lc , Vs. 35. Bei Tabarl und Ibn el-Atir wird nun ferner das mitgetheilt, was nach toII-braciter That Gott zu Kain sagte, und zwar entspricht diese Dar-stellung der Stelle Gen. 4, 9—16.
Auch Mas\'üdl (I, 62 fg.) erzahlt, dass Eva, zugleich mit einem Sohne, den sie ^jls nannte, eine Tochter gebar, der sie den Namen \'iAjJ gab, und dass sie spater abermals Zwillinge gebar, namlich Habil und seine Schwester L^Aiït, und dass, wie die Schriftbesitzer (^UIH J»?1\') erzahlen, Jeder der Briider die Zwil-lingsschwester des Andren zur Frau nehmen sollte. Darauf folgt die Erzahlung vom Opfer und vom Brudermord, und dass die Thiere Ton den Menschen die Grausamkeit gelernt (was auch in der 21. Abhandlung der lanteren Brüder (ed. Dieterici, p. 1v fg-) vom Anwalte der Thiere gesagt wird). Bei Jakübt dessen Darstel-lung (p. f) der Hauptsache nach mit den früher erwilhnteu über-einstimmt, heist die zugleich mit Kabil geborne Tochter (oder LXjvI), die Zwillingsschwester Habil\'s aber L^-Jüs!.
Abu\'l-Fida (Hist, anteisl., p. 12) erzahlt zunachst, dass Kabil — der auch Kain genannt werde — seinen Bruder Habil aus Neid darüber getödtet habe, weil Gott dessen Opfer, aber nicht das seine, angenommen; nach Andrer Meinung aber habe Jeder eine Zwillingsschwester gehabt, und Adam wollte, dass die Habil\'s die Frau des Kain ) und die des Letzteren die Frau Habil\'s sein solle. Das wollte aber liain nicht, da seine Schwester die schonere war, und so erschlug er seinen Bruder und entfloh mit seiner eignen Zwillingsschwester. Abü\'l-Fida gibt übrigens Ibn el-Atir als seine Quelle an.
Bei Eutychius (Ann., 1, 14) wird erzahlt, dass Adam und Eva in der neunten Stunde des Freitags (K**ii- ^.y) aus dem Paradiese nach einem Berge Indiens verbannt wurden, und dass hier Eva Zwillinge, einen Sohn und eine Tochter, gebar, die sie Kain und Azrün (qj^)\') nannte. Dasselbe wiederholte sich spater, wobei sie den Knaben Habil, das Madchen Owain, griechisch Laphura (l^aJ JLj ^5\') nannte. Auch hier soil Kain Habil\'s Schwester heirathen, weigert sich aber dessen. Adam fordert nun Beide auf, auf dem Gipfel des heiligen Berges Opfer darzubringen. So wie
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Habü, so wollte auch Kain das Beste und Auserlesenste opfern; wahrend sie aber zum Gipfel des Berges emporstiegen, fuhr Satan in Kain und gab ihm den Gedanken ein, seinen Bruder — seiner Schwester Azrün wegen — zu tödten. Desshalb wurde sein Opfer nicht angenommen, und da dieses seinen Neid gegen Habil nur noch vermehrte, so erschlug er ihn beim Herabsteigen vom Berge.
Mit dem hier Erwahnten der Hauptsache nach übereinstimmend ist das, was im Namen von Joh. Crysostomus, Ephram Syrus und Andren bei Lagarde (p. 48 fg.) angeführt wird. Die Zwil-lingsschwester Kain\'s heisst hier Qjjj\', nach Andren , die
des Habil Oj-J, nach Andren .;J\'. Noch mehr Ahnlichkeit mit der Stelle des Eutychius hat die Erzahlung in der «Schatzhöhlequot; (p. 8, Text, p. t4quot;)) , woselbst die Schwester Kain\'s Lebhadha, die Abel\'s Kelima genannt wird; im cbristlichen Adamsbuche heisst Erstere Luva, Letztere Aklejam (p. 67. 68), wozu Dillmann (p. 139, N. 52) noch andre Varianten anführt. Das mróp im Schalscheleth ha-kabbala ist — wie noch vieles Andre in demselben Capitel — wahrscheinlich einem nichtjüdischen Buche entnommen.
Bei Lagarde (p. 52, Z. 21 fg.) heisst es ferner, dass Yer-schiedne Meinungen darüber herrschen, mit welchem quot;Werkzeuge Kain seinen Bruder getödtet habe. Mit Bezug auf dieselbe Frage werden auch im Midrasch (Bereschith R., S. 22) drei verschiedne Meinungen angeführt; gleichzeitig wird die Frage aufgeworfen. wer Abel begraben habe und dahin beantwortel, dass die Vögel des Himmels und die rein en Thiere ihn begruben. Nach einer Erzahlung in einzelnen jüdischen Schriften: im M. Tanchuma zu Gen. 4, 14 (d. h. in dem langst gedruckten, nicht in dem von Buber edirten); Raschi zu Gen. 4, 23; Jalkut, Gen. § 38; Sefer bajaschar (ed. Ven., lO*5); Gedaljah Ibn Jachja im Schalscheleth hakabbala (ed. Ven-, 92t) wurde auch Kain — wenn auch nicht in vorsatzlicher quot;Weise — getödtet, und zwar durch Lamech. Die-ser, welcher der siebenten Generation nach Adam angehörte (so nur im M. Tanchuma), war blind; wenn er auf die Jagd ging, führte ihn sein Schn, ein Knabe. Wenn dieser ein wildes Thier erblickte; sagte er es seinem Vater und lenkte dessen Hand mit dem Bogen nach der richtigen Stelle hin. Dasselbe geschah nun
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auch eines Tages; Lamech schoss und traf das vermeintliche Thier. Als sie naher hinzu traten , sagte der Knabe: «Das ist ein Menseh, mit einem Horn auf der Stirnequot; (nacli Ber. E., S. 22, war das Gen. 4, 15 , erwahnte Zeichen an Kain\'s Stirne ein Horn). Da rief Lamech aus ; »Weh mir, das ist mein Urgrossvater Kain!quot; Verzweiflungsvoll schlug er die Hande aneinander; unglücklicher Weise traf er dabei seinen Sohn, der todt niederstürzte. Auf dieses Ereigniss werden die Worte Lamech\'s an seine Frauen (Gen. 4, 23) bezo-gen; der »Mannquot; ist Kain, das »Kindquot; ist sein eigner Sobn.
Wie aus Lénormant (Les origines de 1\'histoire, I, 188) zu er-sehen, findet sich diese ErzaMung aucb bei Hieronymus (ep. 26 ad Daraasium), quot;Wenn übrigens Lénormant ferner sagt; »Le fameux Easchi donne a ce sujet une bistoire complétequot;, so ist das (wie auch die allgemeine, daran geknüpfte Bemerkung) insofern unrichtig, als Raschi alle hagadischen Erklarungen, die er giebt, andren Schriften entnommen hat (wahrend die einfachen Erklarungen — quot;ItDM ^ — in der Regel ihm selbst angehören). So führt z. B. Raschi zu dem vorhergebenden (Vs. 16) die Erklarung an: Es heisst \'11 pN, weil überall, wohin Kain ging, die Erde er-bebte und die Geschöpfe zu einander sagten : «Entfernt euch Ton Dem da; er bat seinen Bruder erschlagenquot;, was sich im M. Tan-chuma z. St. findet, wie Ber. R., S. 22, die Thiere ihn tödten wollen (ahnlich Epbram Syr. bei Lagarde, p. 54).
Dieselbe Erzahlung findet sich nun auch bei den syriscben und arabischen Autoren, zunachst bei Lagarde (p. 57 , Z. 25 fg.), wo-selbst die Stelle Gen. 4, 23. 24, angeführt und die Worte Lamech\'s übersetzt werden; . . . . denn ich babe einen Mann getödtet, in-dem ich ihn traf und einen Knaben durch das Zusammenschlagen meiner Hande UbLcj L^-ywaj] ^1)
(^jiAj Zur Erklarung werden die Worte des Epbram Syrus
angeführt, welcher, wie an den oben erwahnten Stellen, erzahlt, wie Lamech zuerst Kain, dann seinen Sohn Tubalkain (dieser wird auch bei Raschi und Jalkut genannt) getödtet babe , worauf sich die Worte in Vs. 23 beziehen. Ebenso findet sich die Erzahlung — aber ohne Beziehung auf die Worte Lamech\'s — in der Schatzhöhle (p. 11 fg., Text, p. fA) und im christlichen
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Adamsbuch, p. 85, wozu Dillmann, p. 140, N. 75, noch einige Parallelstellen anführt, darunter Glycas, Annal., p. 118, und Q-edalja Ibn Jachja im Schalsclieleth hakabbala, ed. Ven., 921).
Von diesen Darstellungen verschieden und zugleich kürzer ist die Erzahlung bei Eutychius (Annal. 1, 22). Hier heisst es, dass Kain, der nirgends lange an einem Orte bleiben konnte, da er in steter Autregung war, ira quot;Walde umherirrte. Der siebente seiner Nachkommen , Lamech, der ein Hirte war , schoss einst zum Spiel (ws-rIj Pfeile ab; einer derselben traf Kain ins Herz ,
der so den Tod fand.
Bei Tabari (I, Iff) und Ibn el-Attr (I, t*1!quot;) -wird die Erzahlung von Kain\'s Tödtung daran angeknüpft, dass Adam zu ihm sagte, er solle von dannen gehen, indem er zugleich den Eluch über ihn aussprach , in Angst und Furcht vor Jedem umherzuirren. Der Blinde, der ihn tödtete und dessen Name nicht genannt wird, war Kain\'s eigner Sohn, der, nachdem er — wie in den obigen Erzahlungen — seinen Vater Kain und dann seinen eignen Sohn getödtet hatte , ausrief: »Weh mir, ich habe meinen Vater durch einen Schuss, meinen Sohn durch einen Schlag getödtet! »Bei Jakubi (p. 1) heisst es ganz kurz, dass in den Tagen des Enosch Kain der Verfluchte getödtet wurde, indem der blinde Lamech (iiU) einen Stein nach ihm warf, der ihm den Kopf zerschmetterte.
Von den Nachkommen des Kain ist in den jüdischen Schriften wenig die Bede. Nur mit Bezug auf und (Gen., 4, 21)
führt Easchi einen Midrasch an , wonach der Erstere Hiiuser für den Götzendienst errichtete, der Letztere auf den von ihm erfun-denen Musikinstrumenten zu Ehren der Abgötter spielte. Der darauf folgende Name pp wir(i Bereschith B., S. 23, dahin ge-
deutet, dass er die Sünde Kain\'s verscharft habe (eigentlich «ge-würztquot;, vom talmudischen Gewürze, würzen), da er
für den Mord auch die Werkzeuge erfand. Der an derselben Stelle vorkommende Name seiner Schwester wird — nach einer
Meinung — dahin gedeutet, dass sie zu Ehren der Götter das Tamburin lieblich ertönen liess (mr rnin^ nDyjö)-
Ahnlich ist die Übersetzung des jerus. Targum Gen., 4, 22, pan pjp mo mn, sie war Meisterin in Gesang und Spiel
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(in öesangen und Liedern, zu denen stets die rausikalische Be-gleitung gehorte). Unter sind keineswegs Klagelieder zu
verstellen, wie Levy s, v. J^rDD (Chald. W.B., II, 65) iibersetzt; dieses pjip entsprieht vielmehr dem in Gesen. Thes. s. v. pp (p. 1207a) angeführten syr. j/. i ■ sonus musicus, 1 Cor., 14, 7, canticum quodvis .... spec, lugubre. Insbesondre kommt bei in Betracht, was ferner aus Abü\'1-Farag (Hist, dyn., p. 9) ange-fiihrt wird, dass man sagt, die Töchter Kain\'s hatten die ersten Musikinstrumente verfertigt und zu denselben gesungen, wesshalb im Syrischen der Gesang heisst.
Diese Stelle des Abü\'l-Parag ist schon desshalb bemerkens-werth, weil sie in Zusammenhang steht mit dem, was Abu\'l-Farag und die syrischen Autoren überhaupt von den Töchtern Kain\'s und den Söhnen des Seth erzahlen, und zwar sehr aus-fiihrlich und in sehr drastischer Weise. Die Sethiten wohnten namlich auf dem heiligen Berge, allwo sie ein abgeschiednes, gottseliges Leben führten; dort auch horten sie die Stimmen der Engel und stimmten in ihre Lobgesange mit ein. Spater aber — in den Tagen des Jared — horten sie den verfiihrerischen Gesang der Töchter der Kainiten, die in der Ebene, am Fuss des Berges, wohnten, und dieser verloekte sie — anfangs 100, denen nach und nach Andre folgten — vom heiligen Berge hin-abzusteigen, und als sie die Töchter der Kainiten sahen, schön an Gestalt und schamlos enthüllt, entbrannten sie in siindiger Liebe und vermischten sich mit ihnen (Das christl. Adamsbuch, p. 82 fg., p. 93 fg.; Schatzhöhle, p. 10 fg.; Text, p. oa fg.; De Lagarde, Materialien etc., II, 60. 64 ; Eutychius, Anna]., 1, 21. 26).
In alien diesen Darstellungen spielen Satan und die — zum Theil von den Damonen erfundenen — Musikinstrumente eine sehr hervorragende Eolle. Bei Cedrenus (ed. Bonn, I, 19) heisst es, dass der Berg, auf dem die Sethiten wohnten, von ihnen \'Epf/.uv genannt wurde, weil sie sich gegenseitig verbindlich machten und verschworen, sich den Töchtern der Kainiten hinzugeben (also von DTI, cf. Ges. Thes. s. v. pDin, P- 521b) ;-A^ 6^, cf. Ges. Thes. s. v., p. 1012) ist derjenige ihrer Anfiihrer, der sie lehrt, die Werkzeuge des Krieges zu verfertigen, Metalle
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auszugraben, wahrend Andre sie lehrten , den Körper zu schmüeken und zu Terschonern, sowie Edelsteine und Farben zu gebrauchen. Bei Syncellus (ed. Bonn, p. 20) heisst ihr Anfiihrer \'Zs/jiiix^cc? , bei Abu\'l-Farag (Chron. syr,, p. 4) Samiasus der in
den jüdischen Schriften gewöhnlich zugleich mit genannte
Bei De Lagarde (p. 57, Z. 6 fg.) heisst es mit Bezug auf die Gen., 4, 20 fg., genannten Jabal, Jubal, Tubalkain, Naamah, Jabal habe die Werkzeuge der Unterhaltung und Fröhlichkeit siAc) erfunden, und dass Jubal, Jabal und Tubalkain indem sie auf den verschiednen — einzeln aufgeziihlten — Musik-instrumenten spielten, zuquot; Leichtfertigkeit und Unzucht die Ver-anlassung gaben; Naamah aber war die erste, die sich in Seide kleidete, die Hiinde aneinanderschlagend tanzte, sich die Haare flocht, Hiinde und Gesicht roth farbte und schminkte, wie sie auch das Augeuzwinkern und die Fingersprache zuerst anwandte. Ahnliches kommt auch in andren Schriften vor.
Die Gen., 6,2. 4, erwilhnten werden namlich
insgemein auf die Sethiten, die □quot;iXH nquot;U3 au^ Töchter der
Kainiten bezogen (Das christl. Adamsbuch, p. 140, Note 70). Diese Erklarung gibt auch Ephram Syrus (Opp., II, 477) und bei La-garde (p. 65, Z. 22) wird in dessen Namen angeführt, dass die Söhne dos Seth und des Enosch 900 Jahre lang (bis zu ihrer Entartung) Söhne Gottes genannt wurden. Im Vorhergehenden (Z. 19) wird die Stelle Gen., 6, 4, mit den Worten wiedergegeben : (JSJ Lcaj\' LAASJ (J--C liVJ-J j. Ij.jli\' SjjUs»}
gjl iyL=»- oLJo j-S Eutychius, I, 26, sub-
stituirt die Töchter Kain\'s den (Gen., 6, 2, genannten) Töchtern der Menschen, indem er sagt: ^50 «iii
l^iLXs oLi^s- oLo yü LL
Mehrfach wird auch die Ansicht erwahnt, dass unter den Bnê Elohim die (gefallenen) Engel gemeint seien, was aber unrichtig ware (Lagarde, p. 65 , Z. 8 fg.; Eutychius 1, 26 ; Adamsbuch , p. 100). Letztere Ansicht findet sich mehrfach in den jüdischen Schriften ausgesprochen; so werden Niddah, 61a (cf. Raschi z. St.) als
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Nachkommen der gefallenen Engel un,i erwahnt,
und ebenso im Jalkut (Gen., § 44). In den Pirke R. Eliezer (e.
22) wird — ahnlich wie an den oben erwahnten Stellen — die
zügellose Unzucht der Kainiten erwahnt, und zwar mit Bezug auf
Gen-, 6, 5. Hierauf heisst es ferner: Als die vom heiligen Himmels-
orte gefallenen Engel die Töchter Kain\'s sahen, schamlos enthttllt
und die Augen buhlerisch mit Stibium geschminkt, gingen sie
ihnen nach und nahmen sich Erauen aus ibnen, wie es heisst
(Gen., 6, 2): Und die Söhne Gottes sahen die Töchter der Menschen
u. s. w. Mit Bezug auf die Vs. 4 genannten heisst es
ferner: Von ihnen stammen die riesigen, gottlosen, rauberischen
und mörderischen wie es heisst (ÏTum., 13, 33): Dort auch
sahen wir die Nepbilim, die Söhne des Anak. (Dass aus der Ver-
bindunff der Sethiten mit den Kainitinnen Riesen — — her-
o j • • •
vergingen, wird auch in den oben erwahnten Schriften gesagt). Ibn Esra zu Gen., 6, 2, führt mehrere Erklilrungen des quot;OD
an, darunter auch die, dass damit die Söhne des Seth, und mit den □-Nn rnjD die Töchter Kain\'s gemeint seien. Auch Nach-manides z. St. raeint, es sei wohl möglich, dass Adam, Seth und Enosch wegen ihrer Gottahnlichkeit \'\'JD genannt wer
den, gibt aber doch der (oben erwahnten) Erklarung der Pirke R. Eliezer den Vorzug. Im Schalscheleth hakabbalah (ed. Ven., f. 921)) heisst es: «Seth gebot seinen Kindern , sich von den Nachkommen Kain\'s fern zu halten; das thaten sie auch sieben Gene-rationen hindurch, dann aber gesellten sie sich zu jenen, und aus dieser Verbindung gingen die Anakim hervor, die alles Böse thaten, bis das Mabbul sie vertilgtequot;; allein diese Stelle, die auch Heidegger (De historia sacra patriarcharum exercitationes, ed. 1729, I, 138) anführt, ist obne Zweitel dem Supplementum chro-nicorum des Jakob Phil. Bergomensis (ed. 1535, f. 8H) entnommen, Welches Buch Ibn Jachja (f. 4,)) unter den von ihm benutzten nichtjüdischen Schriften erwahnt. Dass die allgemein herrschende Unzucht die eigentliche Veranlassung der Sintfluth war, wird in den jüdischen Schriften mehrfaeh hervorgehoben. So wird (T. jerus., Sota, I, 5; Bereschith R., S. 26; quot;Wajikra R., S. 23) der Satz aufgestellt, dass Unzucht und Buhlcrei stets durch allgemeine
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Vertilgung bestraft werde; an den beiden letzteren Stellen heisst es mit Bezug auf Gen,, 6, 2. 7 : Alles ertragt Gott mit Langmuth, nur die Unzucbt nicht. Dennoch aber ward — nach andren Stellen — dem verderbten Geschlecht eine Frist zur Busse und Bessrung gewahrt; die Gen., 6, 3, erwahnten 120 Jahre werden von Onkelos, RascM und Nachmanides z. St. in diesem Sinne aufgefasst. Die-selbe Auffassung findet sich auch bei den christlichen Schriftstellern. So heisst es bei Lagarde (p. 66, 1) im Namen des Ephram Syrus mit Bezug auf die Stelle: »Und ihre Tage sollen sein 120 Jahre (Gen., 6, 3)quot;: Gott sagte dieses im Arger und Zorn (u^oa£S , Ersteres das syr. l^o?) Zorn) über die Söhne Kain\'s und die Bnê Elohim, denn als Noah den Bau der Arche anfing bis zu ihrer Vollendung dauerte es 120 Jahre, und das sollte eine Frist für sie sein. Darauf heisst es fern er, dass diese Frist aaf 100 Jahre redueirt wurde (denn nach der vorhergehenden Stelle, 5, 32, war Noah damals 500 Jahre alt, wahrend er beim Einbrechen der Fluth (Gen., 7, 6) 600 Jahre zahlte), weil die Kainiten und Se-thiten bei ihrer zuchtlosen Lebensweise verharrten und durchaus keine Lust zur Busse und Umkehr an den Tag legten. Auch bei Glycas (ed. Bonn, p. 237) heisst es mit Bezug auf die Stelle; quot;ylacvtxi SI x] vnjikfxi uutüv hy p*\'. dass die 120 Jahre eine Frist zur Umkehr sein sollten, von welcher aber 20 Jahre abge-zogen wurden, da vorauszusehen war, dass die Gottlosen, die wahrend der 100 Jahre keine Busse thaten, auch in den noch übrigen 20 Jahren sich nicht bessern würden.
Auch bei Tabart (I, Hv fg.) werden — mehr oder weniger ent-stellt — die biblischen Namen Jabal, Jubal, Tubalkain erwahnt und zugleich wird — wie gewöhnlich in verschiednen Versionen — erzahlt, wie die Sethiten ursprünglich auf einem Berge, die Kainiten in der Ebne wohnten, wie aber der verfüherische Klang der, von den Letzteren erfundenen, Musikinstrumente (welche einzeln aufgezahlt werden) die Sethiten Terlockte — trotzdem dass bereits Adam ihnen geboten, sich von den Söhnen Kain\'s fern zu halten — von dem Berge zu den Töchtern der Kainiten hinab-zusteigen, die sehr schön waren, aber ausserdem sich mit Augen-
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schminke noch schoner zu machen suchten, iind wie sie sich dom Weintrinken und dem zuchtlosen Leben ergaben. Als Belegstelle wird mehrmals Sur. 33, 33, angeführt, woselbst die Frauen (Mohammad\'s) erraahnt werden, hauslich zu sein und nicht, wie in alter Zeit, ihren Schmuck zur Schau zu tragen, was Baidawi (II, ICa) dahin erklart, dass damit die Zeit zwischen Adam und No ah, oder die , in welcher Abraham geboren wurde, gemeint sei; denn damals pflegten die Frauen Perlengeschmeide zu tragen und sich damit auf der Strasse den Mannern zu zeigen. Unter Andrem wird auch erzahlt, dass der Satan den Menschen eine Art Hirtenpfeife brachte, die in ganz wunderbaren Tonen erklang, und dass das Gebahren der Kainiten — die als Riesen und gottlose Menschen (aUcl^s SjjUs») geschildert werden — die eigentliche Veranlassung der grossen Fluth war.
Dasselbe wird — nur kürzer nnd eigentlich mehr als blosse, nicht sehr glaubwürdige, Sage — auch bei Ibn el-Atir (1, ft) erzahlt.
JaküM der ebenfalls (p. v) erzahlt, wie in den Tagen des Jared die Sethiten das beschworne Bündniss brachen und vom Berge hinabstiegen und sich mit den Töchtern der Kain ver-mischten, erwiihnt als die Veranlassung hierzu, dass Satan von Jabal und Tubalkain Besitz nahm und sie das Verfertigen von Musikinstrumenten lehrte, die einzeln aufgezahlt werden, und deren Töne die Sethiten verlockten, vom Berge hinabzusteigen. Das Übrige entspricht der Darstellung bei Eutychius, im christ-lichen Adamsbuche und in der Schatzhöhle.
Als Begrabnissort Adam\'s wird in den jüdischen Schriften Hebron genannt, indetn das rVHp j Gen., 23,2; Jos., 14, 15, als Stadt
der vier Personen — oder Paare — gedeutet wird, zu denen auch Adam gehort (Erubin , 53a ; Ber. R., S. 58; Pirke R. Eliezer, c. 20 ; cf. Wagenseil, Sota, p. 289; das Citat bei Heidegger, I, 105, ist ingenau). Bei Ephram Syrus (p. 171) heisst es, Adam sei auf dem Berge Moriah begraben worden, an dem Orte, wo spater die Erlösnng der Welt stattfand. Bei Abü\'l-Farag (Hist, dyn., p. 14. 15) wird Adam da begraben, wo spater Jerusalem gebaut wurde. Dass Adam im Mittelpunkte der Erde (Golgatha) begraben
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worden sei, wird in der Schatzhöhle (p. 9. 26 fg.) und im christ-lichen Adamsbuche (p. 109 fg.) erzahlt. Zu letzterer Stelle führt Dillmann (p. 142, N. 118) nocli mehrere andre Autoren an und sagt, mit Berufung auf einige derselben, die Sage scheme nicht ursprünglich jüdisch, sondern christlich gewesen zu sein, und dass sie von den Juden aus sich in der ganzen christlichen Kirche verbreitete.- Allein in den — oben angeführten — jüdischen Schriften heisst es nur, dass die Erde aus der Adam geschaffen wurde, dem Orte des Tempels entnommen war, wahrend Hebron als die Statte seines Begrabnisses gilt. Auch beiMaimonide8(Misehne Thora, H. Beth habechirah ,11,2) — welche Stelle Fabricius, p. 1\'d und 90 mittheilt — wird als Überlieferung angefiihrt, dass der Ort, wo spater der Tempel erbaut wurde, auch der Ort war , aus dem Adam erschaffen wurde, wozu die (oben erwahnten) Worte des Midrasch angefiihrt werden : imSÜD DlpDD)
vom Orte seiner Sühne wurde er erschaffen. Wenn es bei Dillmann nun ferner heisst: sSchon weitergebildet ist die Sage dann im Clem. Aeth. dahin, dass Adam auf Golgotha geschaffen und erst von da aus in das Paradies versetzt sei, womit zu vergleichen ist eine Stelle aus dem B. Juchasin bei Fabric., S. 90quot; (es ist das die erwahnte Stelle des Maimonides), so scheint vielmehr diese Form der Sage die ursprüngliche zu sein, da sie der jüdischen entspricht.
Auch Hieronymus führt die erwahnte Erklarung von nnp an und widerspricht der Ansicht, dass Adam auf dem Calvarienberg begraben worden sei; die einzelnen Stellen: Quaest, hebr. Gen., 23, 2 ; De situ et nominibus locor. Hebr., ed. Vail., III, 130; Matth., 27, 38; ep. ad Ephesos, 5, 14, werden von Wagen-seil (1. c., p 293) angeführt.
Bei Eutychius (I, 18), im Adamsbuche (p. 31. 80 fg.) und in der Schatzhöhle (p. 8 , Text, p. H1) ist die Rede von der «Schatz-höblequot;, in welcher Adam wohnte und wo er auch (bis zur Über-führung nach Golgatha) begraben war. Diese Schatzhöhle (s^Lix wird als Grabstatte Adam\'s auch von Jakübi (p. o und 11) erwahnt. Bei Ibn el-Atir (I, f/\\) heisst es: «Man sagt, dass Adam in einer Höhle des (ohenerwahnten) Berges begraben
worden seiquot;. Im Namen des Ibn\'Abbas wird ferner erwahnt, dass,
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als Noah aus der Arche hinausging er Adam in Jerusalem bei-setzte, was ahnlich von den angeführten christliclien Autoren erzahlt wird.
NOAH.
Noah wird im Koran — wie das auch Geiger (Was hat Mohammed u. s. w., p. 109 fg.) hervorhebt — sehr oft erwahnt, weil er , nach der Darstellung in den jüdischen Schriften, seine Zeit-genossen zur Busse ermahnte , diese aber ihn verspotteten ; er war insofern ein Vorbild Mohammad\'s, der mit seiner Lehre ein ahn-liches Schicksal hatte. Bei den spiiteren arabischen Autoren findet sieh nun noch manches andre zur Geschichte Noah\'s Gehorige, das ahnlich in den jüdischen Schriften vorkommt. Bei Tabarl (I, Iaö fg.) wird erzahlt, dass Noah 120 Jahre lang seine Zeitgenossen zur Bessrung ihres Lebenswandels ermahnt habe (auch in den jüdischen Schriften — z. B. M. Lekach tobh, ed. Buber, p. 36 — heisst es, dass Noah 120 Jahre lang an der Arche baute), dass diese aber spottend sieh darüber wunderten , dass er auf dem festen Lande ein Schifif zimmre, worauf denn — nach Sur. 11, 40 — die Antwort Noah\'s angeführt wird : »Ihr lacht über uns , zuletzt aber werden wir über euch lachenquot;. Bei Ibn eLAtir (I, fl) machen sie sieh darüber lustig, dass er, früher ein Prophet, jetzt auf ein-mal ein Zimmermann geworden sei.
Bei Do Lagarde (p. 72, Z. 29 fg.) wird erzahlt, dass Gott dem Noah befahl, eine Glocke ((j^yslj) zu machen und mit derselben dreimal des Tags zu lauten, zur Versammlung und zur Entlas-sung der Werkleute, Morgens, Mittags und Abends, was er auch that. Wenn sieh alsdann zu ihm die Söhne Kain\'s und die Bnê Elohira versammelten, ermahnte er sie, und sagte ihnen, dass eine Fluth kommen werde zur Vertilgung der Frevler; sie horten aber nicht auf ihn. Dasselbe wird auch bei Eutychius (p. 37), in der Schatzhöhle (p. 17, Text, p. vf) und im Adamsbuche (p. 99) erzahlt; an letzterer Stelle ist es eine Trompete , mit welcher Noah dreimal des Tags blies zum Signal für die Werkmeister; als er
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ihnen aber die grosse Fluth verkündete, lachten sie und sagfen : «Der Alte da faselt; wie sollten Wasser auf die Berge kommen ?quot;
Mit Bezug auf die Sintfluth heissfc es in den jüdischen Schriften (Bereschith R., S. 33; Pirke R. Eliezer, c. 23; Jalkut, Gen., § 57), dass das heilige Land von ihr verschont blieb; auch in der Schatzhöhle (p. 23, Text, p. \'ia) und ahnlich bei Lagarde (p. 78) und im Adamsbuche (p. 106) wird erzahlt, dass das Wasser der Sintfluth, als es an die Grenzen des Paradicses kam, umkehrte. Ahnlich heisst es bei Tabari (I, !1f), Ibn el-Atir (I, of) und Jakübi (p. gt;0 , dass die Fluth nicht in das Gebiet von Mekka (j,^) kam, sondern dasselbe siebenmal umkreiste.
Auch Og, König von Basan, blieb von der Sintfluth verschont. Wie in Pirke R. Eliezer (c. 23) erzahlt wird, schwur er dem Noah, ihm und seinen Nachkommen ewig dienstbar sein zu wol. len ; daraufhin raumte ihm Noah einen Platz im Gitterwerk aus-serhalb der Arche ein und reichte ihm seine tagliche Speise durch eine Öffnung. Auch im Talmud (Niddah, 61a) wird das ,
Gen., 14,13, auf Og bezogen, der ein «Entronnenerquot; genannt wird , weil er dem Mabbul ontging. Og und Sichon waren namlich Brüder und stammten von einem der gefallenen Engel
ab. Diese Erklarung des Wortes gibt — neben der einfachen
als «Flüchtlingquot; -- auch Raschi z. St. Auch im jerus. Targum zu Gen., 14, 13, und zu Deut., 3, 11, heisst es von Og dem Riesen, dass er von der Sintfluth gerettet wurde, indem er auf dem Dache der Arche einen Platz bekam. Bei Tabari (I, IIV) und bei Ibn el-Atir (I, cl) wird als jüdische Sage ^ U*s) er-
wahnt, dass ausser Noah und seiner Familie auch oiicl ^ am Leben blieb. Auch V. Hammer-Purgstall führt (ZDMG., IX, 384) eine arabische sprichwörtliche Redensart an: «Der Stock des Riesen Udschquot; (von dem sich derselbe nie trennte), dem die Sintfluth bis an die Knöchel ging. In der Note hierzu wird auf den Kamüs s. v. und auf andre Stellen verwiesen. Im Journal asiatique
(1838, Juin, p. 504) wird von Fresnel eine seltsame Sage aus spater Zeit mitgetheilt, wonach der Riese Audj (d. h. Og, König von Basan), der König des Riesengeschlechtes der Amalekiter, der Sohn einer Sehwester Noah\'s war, der seinen Oheim um
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1500 Jahre überlebte, da er spater von Moses getodtet wurde (welche Identitat auch die jüdische Sage annimmt: Bamidbar E., S. 19, Ende; Midrasch Tanchuiaa, ed- Buber, IV, f. 65^; jerus. Targum zu Num., 21, 34).
Ausser Og erlangte noch Jemand ausnahtnsweise Eintritt in die Arche — der Satan. Ibn el-Atir erzahlt namlich (I, o.): «Der Esel war es, der zuletzt in die Arche einging; als er zur Halfte drinnen war, hangte sich Iblis an seinen Schweif, und er zögerte, weiter zu gehen, selbst als Noah ihm befahl, hereinzukommen. Darauf sagte Noah: So tritt ein, und wiire auch der Satan mit dir. Kaum war ihm das Wort entfahren, da trat der Esel ein und mit ihm Satan. Da sagte Noah zu Letzterem: quot;Wer hat dich geheissen, herein zu kommen, Feind Gottes? Du selbst, antwortete er, hast du nicht gesagt: »Tritt ein und ware auch der Satan mit dir? Da liess ihn Noah daquot;. Unmittelbar darauf (p. o!) wird erzahlt: «Als dem Noah befohlen worden war, die Thiere in die Arche zu bringen, da sagte er: O Herr, was soli ich anfangen mit dem Löwen und dem Stier, mit der Ziege und dem quot;Wolfe, mit dem Vogel und der Katze? Da ward ihm die Antwort: Er, der die gegenseitige Feindschaft in sie gelegt, er wird sie auch an das gesellige Zusammenleben gewöhnen. Darauf ergrifif den Löwen ein hitziges Fieber, und er hatte so viel mit sich selbst zu thun, das er die andren Thiere in Ruhe liessquot;. Auch im Talmud (San-hedrn, lOS11) heisst es, dass die Speisung der Thiere dem Noah grosse Sorge machte. Mit Bezug auf den Löwen wird erzahlt, dass derselbe in ein hitziges Fieber verfiel, dessen Hitze
ihn sattigte, sodass er kelner andren Nahrung bedurfte.
An der bereits erwahnten Stelle des Bereschith E. (S. 33), woselbst es heisst, dass Palastina von der Fluth verschont blieb, wird zugleich erwahnt, dass die Taube das Olblatt vom Olberge (nrron in. auch im Targum jerus. zu Gen., 8, 11, quot;TlJQ
geholt habe. Auch Ephram Syrus (bei Lagarde, 80, 22 fg.) sagt, dass die Taube von Noah am Freitag Morgen ausgeschickt wurde, dass sie um die Mittagszeit nach dem Olberg bei Jerusalem kam und dort drei Ölblatter pflückte. Mit diepen drei Blattern im Schnabel kehrte sie Abends zurück. Als Noah sie mit
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den drei Ölblüttern erblickte, frento er sich sehr, dankte Gott und sprach zur Tanbe: Gesegnet seiest die im Himmel und auf Erden und gesegnet seien deine Nachkommen auf ewig — darauf nakm er sie in die Arche und gab ihr zu essen. Dass aber die Taube die Olbliitter gerade vom Olberge holte, das wird, wie alles Andre, typisch gedeutet.
Dass es nur bei der Taube (Gen. 8, 8) und nicht beim Raben heisst, Noah habe sie von sich weggeschickt, wird, San
hedrin, 108b, darauf bezogen, dass die reinen Vogel gerne bei den Frommen wohnen. Mit Bezug auf den ausgesandten Raben heisst es in Pirke R. Eliezer (c. 23): «Noah sandte den Raben aus , um zu erfahren, wie es in der Welt aussehe ; der Rabe ging , fand aber die Leiche eines Mensehen auf einer Bergspitze; er verweilte bei derselben, um davon zu essen, und brachte keine Botschaft zurück.quot; Dasselbe wird auch bei Ja\'kübi (p. IC) als Grund seinea Aubleibens angegeben. Bei Tabari (I, !aa) wird ebenfalls erziihlt (und zwar ist es der von Jesus momentan zura Leben er-werkte Cham, Sohn Noah\'s, der das berichtet), dass ein Aas den Raben an der rochtzeitigen Rückkehr verhindert habe, und dass Noah über ihn den Fluch aussprach, Furcht vor den Menschen zu haben, wesshalb der Rabe nie zahm wird. Als er darauf die Taube ausschickte, und diese mit einem Ölblatte im Munde und mit Koth an den Füssen zurückkehrte, da erbat er für sie von Gott ein grünes Halsband und segnete sie, dass sie zu den Menschen Zu-trauen haben solle und in Gemeinschaft mit ihnen lebe; und seit jener Zeit lebt die Taube bei den Menschen.
Statt des 31^1 ^en-) haben die LXX: K«/
ovk avevrpsipm £«? tw fypxvQïjvxi to u\'Scup xtto rijc yi??. (Bemerkenswerth ist, dass Glycas, Annal., p. 239, Z. 14, es dem Josephus zum Vorwurf macht, er widerspreche der mosaischen Erzahlung, indem er sage , der Rabe sei zarückgekehrt, wahrend Moses erzahle; oli% ótrétttps^pfi/ ó kópx^ z. t. A.) ; ebenso über-setzt die Peschito: ^SSi jj0 . ^ wasJo gt; unlt;i auch in der von De Lagarde veröfifentlichten arabischen Übersetzung des Penta-teuchs (Materialien etc., 1,8, 7) heisst es: ^ ^
X.-J-} quot;Ut a^so immer
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in dem Sinne, dass der Rabe nicht zurückkehrte. Ebenso heisst es bei Lagarde (II, 78, 31) als Ubersetzung derselben Stelle:
(jaüj Jus» JS-jJ J LL} fill jLii! 0li 0I L-iljiJ!
^ \'U\'. Mit Bezug hierauf wird (79, 4) erzahlt, Noah babe zum Raben gesagt: «Gehe, durchstreife die Welt und sieb dieb um , ob irgendwo ein bober Berg ist, den das Wasser nicbt be-deckt.quot; Als nun der Rabe fortflog, fand er keinen Ort zum Aus-ruben; er sab aber auf dem Wasser scbwimmende todte Menscben und Tbiere; auf diesen rubte er aus, indem er das Fleiseb derselben ass, und kehrie nicbt zurück. Im Namen des Epbram Syrus wird ferner erwabnt, dass der Rabe in Folge seiner Gefriissigkeit Noab\'s Auftrag vergass und erst nacb drei Monaten zu ibm zurückkehrte. Auf die Prage Noab\'s , wesshalb er nicbt friiher gekommen, antwortete er, er sei so sebr mit dem Essen bescbaftigt gewesen , dass er die Rückkebr vergessen habe- Nun aber war der Rabe damals von weisser Farbe, schlanker Gestalt und schön von An-sehen. Da sprach Noah zu ibm: «Verflucht und unrein unter alien Vögeln solist du sein, du und deine Nacbkommen, und möge Gott deine Parbe schwarz machen, und mögen Ruinen und Einöden dein Aufenthalt sein.quot; Zur selben Stunde veriinderte sich die Ge-stalt des Raben; er wurde verachtet unter den Vögeln, und seine Far\\)e wurde schwarz. Die frübere weisse Farbe zeigt sich nur noch bei seinen Jungen; wenn diese auf die Welt kommen , baben sie ein weisses Gefieder; sobald der Rabe das siebt, schreit er dreimal, fliegt davon und kebrt erst nach 40 Tagen zurück. Wiihrend dieser Zeit halten die Jungen ihre Schnabel offen ; Mücken fliegen in ihren Mund und diese dienen ihnen zur Nahrung — 40 Tage lang. Wenn dann der Rabe zui-ückkehrt und sieht, dass die Jungen herangewachsen sind und dass sie ein schwarzes Gefieder baben, freut er sich sehr, ruft die andren Raben herbei, nimmt die Jun-gen auf seine Flügel und lebrt sie fliegen.
Dass die jungen Raben eine weisse Farbe baben, wird auch in den Pirke R. Eliezer (c. 21) erwabnt. und zwar wird bier (was auch Geiger, 1. c., p. 103, hervorbebt), jihnlich wie Sur. 5, 34, der Rabe mit der Erzahlung von Kain und Abel in Verbindung gebracht. Der Hund, der Abel\'s Hoerde bewacht batte — so wird
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erzahlt — hütete auch den crschlagnen Abel vor den wilden Thieren und den Raubvögeln. Adam aber und seine Frau
nac\':l Gen-) 2gt; 18) sassen da und weinten und trauerten und wussten nicht, was sie mit dem Körper Abel\'s anfangen sollten. Da kam ein Rabe, dessen Genosse gestorben war, und begrub denselben vor ibren Augen. Da sagte Adam: »Ich werde es auch so machen wie dieser Rabequot;, grub ein Grab und legte Abel\'s Körper in dasselbe. Gott aber belohnt die Raben für diese Handlung. Und was ist ihr Lohn ? Wenn die Raben Jungen zur quot;Welt bringen und sehen, dass dieselben weiss sind, glauben sie, es seien Kinder der Schlange und fliegen davon. Gott aber schickt den Jungen reichliche Nahrung .... wie es heisst (Ps. 147, 9): Gott gibt dem Vieh seine Speise und den jungen Raben, wenn sie
rufen mnp: ngw :niy vp? npnb npn^ jnu - ^1-
leicht liegt hier ein Wortspiel mit 1?^ , weiss, zu Grunde). Auch
Raschi (zu Buba Bathra, 8a) erwahnt kurz, dass der Rabe grau-sam gegen seine Jungen sei, dass aber Gott aus ihrem Kothe Mücken entstehen lasse, die ihnen zur Nahrung dienen.
Diese Stelle der Pirke R. Eliezer sowie eine ahnliche bei Kimchi und Raschi zu Hiob, 38, 41, wird auch von Bochart (Hieroz., ed. Lond., II, c. XI, col. 205) angeführt, wie ferner damit überein-stimmende Stellen bei Chrysostomus, Olympiodor, Isidor von Sevilla, in den Scholien des Hariri (13. Makame) und bei Damiri, wozu bemerkt wird, dass sich Ahnliches bei Kazwini finde. Bei Letzterem (ed. Wüsterfeld, I fV.) wird die bei Hariri vorkommende Stelle; »0 du, der du die jungen Raben érnahrstquot; (iU^c j, ujUaJ) ebenfalls erwahnt, und zwar als quot;Worte des Königs David. Im Scholion der 2. Ausgabe des Hariri (p. !öi) werden übrigens auch dio 40 Tage der Abwesenheit des Raben erwahnt, wie, mit Bezug auf dessen Gewohnheit, die eignen Kinder nicht anzuerkennen, der-selbe als von Natur sehr misstrauisch (jjJaii bezeichnet wird.
Bochart sagt nun ferner (col. 208, Z. 20), dass die arabische Übersetzung der Stelle Luc., 12, 24, «Junge Rabenquot; (qL*^ i-s^s) statt «Rabenquot; habe, welche Andrung des Textes aber ungerecht-fertigt sei. quot;Wahrscheinlich hatte aber der Übersetzer ebenfalls die
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obenerwahnte Fürsorge Gottes im Sinne, wie auch Glycas; dieser führt namlicli (Annal., ed. Bonn , p. 87, Z. 10) dieselbe Stelle des Lucas an und sagt, dass unter allen Vögeln gerade der Eabe er-wahnt werde, habe darin seinen Grund, dass der Rabe seine Jungen basse, Gott aber (in der oben erwahnten Weise) densel-ben auf andrem Wege Nahrnng verschaffe. Der Übergang vom Eaben zum Sohne Noah\'s , Cham , liegt ziemlich nahe , denn Beide werden zuweilen nebeneinander erwahnt, und auch die schwarze Farbe Cham\'s war die Folge eines von Noah ausgesprochnen Fluches.
In den jüdischen Schriften (Beresch. R., S. 31, S. 34; M. Tan-chuma zu Gen., 8, 16, ed. Buber, p. 42; Pirke R. Eliezer, c. 23; Sanhedrin, 108b) heisst es, dass wahrend des Aufenthaltes in der Arche die Manner sich von den Frauen fern halten mussten, weil bei einer allgemeinen Calamitiit auch für die Verschonten sich Enthaltsamkeit gezieme, was aber auch daraus gefolgert wird, dass bei dem Eingange in die Arche der Ausdruck gebraucht wird. »Noah und seine Söhne, seine Frau und die Frauen seiner Söhnequot; (Gen., 7, 7, ahnlich 7, 13), wahrend es beim Ausgange aus der-selben heisst: «Gehe hinaus aus der Arche, du und deine Frau und deine Söhne und die Frauen deiner Söhnequot; (ib., 8, 16), im ersteren Falie also erst die mannlichen, dann die weiblichen Mit-glieder der Familie genannt werden, im zweiten aber paarweise, Mann und Frau beisammen. Dasselbe findet sich aber auch bei den syrisehen Autoren; zuniichst bei Ephriim Syrus (p. 54. 150), der in gleicher quot;Weise die verschiedne Reihenfolge der Wörter her-vorhebt, wie das auch Kirsch in dem Appendix zu seiner Aus-gabe des syrisehen Pentateuchs (p. VI) bemerkt. So heisst es auch in der Schatzhöhle (p. 24, Text, p. 11*): »Und als sie hineingingen in die Arche, da gingen sie getrennt hinein: Noah und seine Söhne, und sein Weib und die Weiber seiner Söhne. Es gingen aber hinaus: er und sein Weib und seine Söhne und ihre quot;Weiber mit ihnen. Und die Manner hatten die quot;Weiber nicht erkannt, bis sie hinausgingen aus der Archequot;. Ferner heisst es, und ebenso im Adamsbuche (p. 105. 107) , bei Eutychius (p. 38) und bei Lagarde (p. 74, 21), dass, um jede Annaherung zu vermeiden ,
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die Manner auf der östlichen, die Frauen auf der westlichen Seite der Arche wohnten.
An der oben erwahnten Talmudstelle (Sanhedrin, 108,,) heisst es zugleich, dass Cham, der Rabe und der Hund das (für Al]e) gegebne Verbot des ehelichen Umgangs iibertraten und dass alle drei dafür bestraft wurden, und zwar Cham in seiner Hautfarbe, da — wie Raschi z. St. bemerkt — ■von ihm abstammt (der
in der Bibel wie im Talmud immer als schwarzer Volksstamm vorkommt); der Rabe und der Hund wurden in andrer Weise bestraft (cf. Buxtorf s. v. , col. 2459). Dasselbe wird —
etwas verschieden — auch Ber. R., S. 36, und im jerus. Talmud (Taanith, I, 6) erzahlt.
In andren Schriften wird die schwarze Farbe der Chamiten als Folge der. Gen., 9, 25, erwilhnten Verfluchung Kenaan\'s dargestellt. Diese Bibelstelle ist nun insofern auffallend, als im Vorhergehen-den (Vs. 22) Cham und nicht Kanaan genannt wird. Saadia gibt Kenaan mit «Vater des Kana\'anquot; ^i) wieder, was auch Ibn
Ezra (Gen., 9, 26\') erwahnt. Im Midrasch (M. Tanchuma, 25a, und Ber. R., S. 36, zu Gen., 9,24) wird die Meinung angefiihrt, dass Noah den Cham nicht verfluchen konnte, weil bereits Gott Noah und seine Söhne gesegnet hatte (Gen., 9, 1). Dieselbe Erkljirung gibt auch Ephram Syrus (bei Lagarde, 87, 29) so wie Chrysosto-mus (bei Heidegger I.e. I, 411). In derselben Midraschstelle wird noch eine andre Meinung angefiihrt, dass namlich Kenaan es war, der Noah\'s Entblössung sah und es dann seinem Vater Cham sagte (ebenso Ibn Ezra zu Gen., 9, 24). Auch diese Erkliirung der Bibelstelle findet sich bei Ephriim Syrus (Lagarde, p. 86, 30 fg. ; p. 87, 10 fg.), welcher ferner bemerkt, Noah habe gesagt: «Verflucht sei Kenaan, und moge Gott sein Gesicht schwarz machenquot;, worauf alsbald das Gesicht Kenaan\'s wie das Cham\'s schwarz wurde.
Auch bei Tabari (I, ilf) wird erzahlt, dass die schwarze Farbe der Nachkommen Cham\'s die Folge des Fluches sei, den Noah über ihn aussprach, weil er sich in der Arche nicht von seiner Frau feme gehalten: yJü !cAï j, ^b»
An einer andren Stelle (p. fli1) hingegen wird die biblische Fjrzahlung wiedergegeben, und zwar werden die Worte
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Noah\'s (9, 25—2Ï) ziemlich getreu wioderholt:
Aae j.L=- QiXjj j.Lu j, *Ui «djL-j Jlsj \\jygt;^
qj^Jj |»Lw ^Lw! J, xL)l (al. (jisjïjj) (ji2.2jj
IJwac (•\'-:gt;• -A-uch Mas\'üdi (I, 76) erwahnt — zugleich unter Hinweisung auf die Koranstellen Sur. 11, 44 und 37, 75 — die biblische Erzahlung als etwas Bekantes, indem er die Worte Noah\'s anführt i ^Lw v2)^Lax. ■ • • • lXac j»L^^xJLio
j»L« (3 viob
Bei Dimiski (ed. Mehren, p. I\'ll) wircl angefiihrt, was die Alter-thumsforscher (^ljbM J-^\') sagen, dass namlich die schwarze Farbe der Chamiten darin ihren (Jrsprang habe, dass Noah Cham ver-fluchte, weil er in der A.rche mit seiner Frau ehelichen ümgang hatte; nach der Meinung Andrer habe Noah ihn verflucht, weil er seine Blösse aufgodeckt, wahrend er schlief, wogegen Sem und Japhet riickwarts gehend ihn bedeckten; und darauf habe Noah gesagt: Ojb xAJi yoGj ^.Lw tiljLyoj («Ls» q^*Lo. Ubrigcns bringe es auch das Klima jenes Landes mit sich, dass dessen Bewohner dunkler Farbe sind.
Kazwint sagt (II, \\f) von don Bewohnern SMan\'s ,
dass sie von Kusch, dem Sohne Kenaan?s, der ein Sohn Noah\'s war, abstammen und dass die grosse Sonnenhitze die Ursache ihrer Schwarze sei, dass aber nach der Meinung Andrer (J^ïj) die schwarze Farbo die Folge des von Noah über Cham ausgesproch-nen Fluches sei. Im Schalscheleth hakabbalah (f. 92b fg.) heisst es: Man sagt, Noah habe seine Zeitgenossen fortwiihrend ermahnt, sich zu bessern, dass sie aber nicht auf ihn horten, und dass er aus Furcht, sie mochten ihn mit seiner Frau und seinen Kindern umbringen, aus jenem Lande entfloh, worauf Gott ihm befahl, die Arche zu bauen, und ferner; Man sagt, dass Noah auch quot;UfcOquot;1 (Jano, d. i. Janus nach italienischer Benennung) genannt werde, von p*i, Wein, und dass er spiiter von Armenian nach
Italien gezogen sei. Das erstere hier Erziihlte ist dem Supplemen-tum chronicorum (f. S1») entnommen, das zweite andrcn nichtjü-dischen Schriften. Bei Fabricius (Cod. pseudep. V. T., 2. ed., I, 247 und Note) werden mehrere Autoren angefiihrt, welche be-haupten, dass Noah nach Italien gewandert und von den Lateinern
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Janus genannt worden sei; dann werden (p. 249 fg.) andre Autoren angefiihrt, welche Noah mit verschiednen mythischen Personen iden-tifiziren, darunter auch mit Saturnus, und die ferner der Ansicht sind, der Name Janus sei, wie Oenotrius von ohog, von pi her-
zuleiten. Der zweiköpfige Janus (Janus bifrons) sei eine sehr passende Benennung Noah\'s, welcher dem ante- sowie dem postdilu-vianischen Zeitalter angehörte. Sehr hiibsch ist (p. 240) Noah\'s Identifizirung mit Deukalion, welcher Name mit SfDxf und xasAfTV erkliirt wird; Noah habe namlich bei der Androhung der Sint-fluth gesagt: Aiura , y.xXsl uficcs 5 ösog sh fterixvoiav.
Die Sage von Noah\'s Wandrung nach Italien wird von Giam-bullari — in seinem Buche Origine della lingua fiorentina amp;c. (1549) — als historische Thatsache betrachtet und dient als Be-weis fiir seine Behauptung , dass die italische (toskanische) Sprache aramaischen Ursprungs sei. An den betreffenden Stellen — die A. Fuchs, Die romanischen Sprachen u. s. w., p. 14, anfuhrt — heisst es: . . . . DÜer alteste Namen von Italien ist Onotria d. h. Wein-land (von cJVs?); da nun Noah den Wein erfunden hat, so ist es sehr wahrscheinlich, dass Noah aus den armenischen Gebirgen nach Italien gekommen ist, und in der That erscheint er hier als alter Konig von Italien unter dem Namen Janus, wohnhaft auf dem Berge Janiculus. 108 Jahre nach der Sündfluth .... kam er nach Italien; daher wird Janus mit zwei Köpfen abgebildet, weil er zwei Zeitaltern angehört (wie oben). Zu ihm kommt Saturnus nach Italien und in diese Zeit fallt das goldne Zeitalter... Die Sprache, welche Noah-Janus nach Italien mitbrachte, war die Aramaischequot;. Auch nach der Darstellung der arabischen Autoren hatte Noah sehr Vieles von seinen Zeitgenossen zu erdulden. Im ]£oran heisst es (54, 9. 10): Schon friiher (d- h. vor Mohammad) wurde Noah von seinem Yolke ein Betrüger und Wahnsinniger (^y^) genannt und abgewiesen; da flehte er zu Gott: Sie über-waltigen mich, steh\' mir bei! Hierzu bemerken Zamahsari (II, ifW und Baidawi (II, Vlv, 24): Man erzahlt, dass Einer von ihnen den Noah würgte , bis er die Besinnung verlor; als er wieder zu sich kam, sagte er: O Gott, verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht, was sie thun. Dasselbe erziihlt Abu\'l-Fida (Hist, anteisl., p.
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16), wie auch, dass in einer spateren, noch schlimmoren Generation die Leute Noah schlugen, bis er bewusstlos war, und dass er, als er wieder zu sich kam, sie von Neuem ermahnte, bis er der Sache überdrüssig ward und Gott um Bestrafung der Gott-losen bat. Gott sagte zu ihm, dass keiner der ünglaubigen ihra glauben würde, wenn er sie auch langer ermahnte, und dass er das Schiff bauen soüe (nach Sur. 11 , 38. 39). Als er mit dem Bau der Arche besahaftigt war, sagten die Leute spottend zu ihm : sEi, Noah , du bist ja aus einem Propheten ein Zimmermann gewordenquot; — was übrigens auch Zamahsari (I, lit) und Baidawi (I, fl^f) zu Sur. 11, 40 erwahnen. AbM-Fida gibt als seine Quelle die Chronik des Ibn el-Atir an, und in der That findet sich diese Erzahlung auch bei Ibn el-Atir (p. fl), wie oben er-wahnt wurde.
ABRAHAM.
In den jüdischen Schriften ist Noah durchaus kein Gegenstand der Verherrlichung. Das ersieht man schon daraus, dass im Mi-drasch (Bereschith R., S. 30) zu dem ganz überflüssigen
in dem Satze «Noah war ein gerechter und frommer Mann in seinem Zeitalterquot; (Gen. 6,9) bemerkt wird: »Nur in Vergleich mit seinen Zeitgenossen war er ein p*1quot;!»quot;, wozu als Illustration
das Sprichwort angeführt wird! »Auf dem Markte der Blinden ist der Einaugige ein Vielsehenderquot; (KTiyb pmia wdd pTO
lm Koran (und also auch bei den spateren arabischen Autoren) wird hingegen Noah an vielen Stellen — wie bereits erwahnt wurde — neben Abraham und Moses genannt und besonders das hervorgehoben, dass er seine Zeitgenossen fortwahrend ermahnte und sich weder durch ihre Misshandlungen noch durch ihren Spott abschrecken liess, noch auch dadurch, dass sie ihn einen Wahn-sinnigen nannten (Sur. 54, 9 woselbst auch das von Za
mahsari in diesem Sinne erklart wird). Noah dient so — wie auch Moses, den Pharao einen quot;Wahnsinnigen nannte (Sur. 26, 26) —
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als Yorbild Mohammad\'s, den seine Gtegner — und seine Stammesgenossen am Meisten — einen Wahnsinnigen nannten (Sur. 44, 13 ; 52, 29; 81, 22) und auch sonst verspotteten. Dass ein Prophet Nichts in seinem Vaterlande gelte, das erfuhr auch Mohammad, aber was konnte es für einen gottgesandten Propheten Schlimmeres geben, als dass die Leute, wenn er daher kam, zu einander sagten : Aha, da kommt der Sohn Abd Allah\'s, er wird uns Neuig-keiten Tom Himmel bringen, wie das bei Dozy (Het Islamisme, p. 27, Übersetzung, p. 41), nebst andren Beispielen der Verspot-tung und Verhöhnung, erwahnt wird. In der That bemerken auch Zamahsari (II, t.vf) und Baidawi (II, T, 17) zu Sur. 29, 13, wo-selbst von Noah die Eede ist, diese Erzahlung von Noah habe den Zweck, Mohammad zu beruhigen und zu trosten, da er Ahn-liches von den Unglaubigen zu erdulden hatte. An der darauf fol-genden Stelle (Vs. 15) wird Abraham\'s Ermahnung an sein Volk erwahnt, und auch hierzu bemerken beide Erklarer, dass die GeschicMe Abraham\'s dazu dienen sollte, den Propheten zu er-mahnen, trotz des Widerstandes seiner Zeitgenossen, auszuharren, wie auch sein Vorfahr Abraham («UI sLI), der in derselben
Lage war, sich durch den Widerstand seiner Zeitgenossen nicht beirren und nicht abwendig machen liess.
In der biblischen Erzahlung wird nirgends erwahnt, dass Abraham seines Glaubens wegen irgend Etwas zu leiden gehabt habe. In den jüdischen Schriften (Her, R., S. 38 , und an andren Stellen) wird aber allerdings erzahlt, wie Abraham mit seinem Vater, der ein Götzendiener war , in Zwiespalt gerieth und wie er von Nimrod in den Feuerofen geworfen ward, woraus ihn aber Gott errettete. In diesem Sinne wurde auch das quot;IWÖ ^prWJiiri
Gen., 15, 6 — analog dem Exod.
20, 2 — als Errettung aus dem Feuerofen aufgefasst (-jnpD^n N-m pnND im jerus. Targum z. St.), welche Deutung auch von Hieronymus in den Quaestiones hebr. (zu Gen,, 11, 28) erwahnt wird. Diese Erzahlung war nun ganz dazu geeignet. Abraham als Vorbild und Vorlaufer Mohammad\'s erscheinen zu lassen, und so findet sie sich auch an mehreren Koranstellen, die
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von Geiger in seiner Preisschrift (p. 122 fg.) zugleich mit der entsprechenden Midraschstelle, angeführt werden. Bei den Korancommentatoren und in andren Schriften — die ebenfalls als Commentare zum Koran zu betrachten sind, da sie sich fortwah-rend auf denselben beziehen — wird die Peuerprobe, die Abraham zu bestehen hatte , noch mehr ausgeschmückt. So heisst es bei Za-mahsari (H, aaa) und Baidawi (I, 11*., 4) zu Sur. 21, 69 (bei welcher Gelegenheit der Erstere die Ahnlichkeit zwischen Abraham\'s und Mohammad\'s Geschick hervorhebt), dass man in Kuta auf Befehl Nimrod\'s in einem eingeschlossenen Raum einen Scheiter-haufen errichtete, zu dem man einen Monat hindurch Holz hor-beitrug; wenn eine Frau krank ward, so sagte sie: »So Gott mich wieder gesund macht, werde ich Holz zu Abraham\'s Verbrennung beisteuernquot;. Das alsdann angezündete Feuer war ein so grosses, dass die quot;Vogel. die in dessen Nahe Yorüber flogen , verbrannten. Dann wurde Abraham vermittelst einer quot;Wurfmaschine in dasselbe geschleudert; darauf kam Gabriel zu ihm und sagte : «Wünchest du Etwas, Abraham?quot; «Nicht von dirquot;, erwiederte Abraham. «Bo bete zu deinem Herrnquot;, sagte Gabriel. «Es genügt mirquot;, sagte Abraham, «dass Gott meine Lage kenntquot;. Darauf machte Gott aus der Feuerstatte einen Garten mit Wohlgerüchen, und nur die Stricke, mit denen man Abraham gebunden hatte, verbrannten. Nimrod, der von einem hohen Thurme aus das sah, sowie dass ein Engel an Abraham\'s Seite war, rief demselben zu: «Ich werde deinem Gotte Opfer darbringenquot;. Er liess hierauf 4000 Binder opfern und liess ab von der Verfolgung Abraham\'s.
Zu Vs. 68 wird von beiden Erklarern eine Meinung angeführt, wonach derjenige, der den Rath zur Yerbrennung Abraham\'s ge-geben, ein Kurde Namens Hajün war, den zur Strafe die Erde versehlang.
Bei Tabari (I, fl. fg.) und Ibn el-Atir (I, Ia fg.) wird zu-nachst mit Eweiterung und Vereinigung einzelner im Koran zerstreut vorkommenden Stellen (Sur. 6, 76 fg.; 21, 58 fg.; 37, 81 fg.; 2, 260 fg.), die zum Theil wörtlich angeführt und mit in die Erzahlung verfloehten werden, erziihlt, wie Abraham zuerst die einzelnen Himmelskörper göttlich verehren wollte, dann aber sagte:
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iilch mag die Untergehenden nicht ^ — Sur. 6, 76),
und so zur Erkenntniss des Einen Gottes kam. Sein Yater Azar, der Götzenbilder verfertigte — heisst es weiter — gab ihm einige derselben, um sie zu verkaufen. Abraham bot sie auch zum Ver-kauf aus, indem er dabei ausrief: »Wer kauft Etwas, das ihm weder nützt noch schadetquot; («üUj syamp;j quot;3 Lo ; bei
AbA\'l-Fida — Hist, anteisl. p. 20, Z. 7, v. u. — »Wer kauft, was ihm schadet aber Nichts nützt, aotiij quot;iSj yuj Lo ycij ; er fand auch keine Kaufer. Es wird nun ferner (nach Sur. 21, 58 fg. und 37, 81 fg.) erzahlt, wie Abraham das Volk vergeblich zur -Ver-ehrung des Einen Gottes zu bekehren suchte. Als sie nun einst zur Feier eines Festas die Stadt verlassen hatten, ging er in den Tempel, in welchem sehr viele Götzenbilder waren. Da er sah, dass diese keine der ihnen vorgesetzten Speisen berührten, fragte er: «Warum esset ihr nicht?quot; Da er keine Antwort erhielt, sagte er: «Warum sprecht ihr nicht?quot; Er nahm nun die Ast, die er in Handen hatte, und zerschlug sie alle mit Ausnahme des grössten Götzenbildes, an dessen Hand er die Axt befestigte. Darauf ging er hinweg. Als die Götzendiener zurückkehrten und das Geschehene sahen, fragten sie einander, wer das gethan habe. Einige sagten, das könne nur Abraham gethan haben. Darauf ward er vor Nimrod geführt. Auf die Frage, warum er die Götzenbilder zerbrochen, antwortete er: «Nicht ich, der Grösste unter ihnen hat das gethan, fragt sie nurquot;. Als sie nun sagten: »Du weisst wohl,dass sie nicht sprechenquot;, antwortete Abraham: «Warum betet ihr also seiche an, die euch weder nützen noch schaden können ?quot; C^S L« quot;ij Lei; Sur. 21, 67). Als nun Nimrod ihn fragte:
«Wer ist denn der Gott, den du verehrst?quot; antwortete Abraham: »Mein Gott ist Der, welcher belebt und tödtetquot;. Darauf sagte Nimrod: «Auch in meiner Hand ist Leben und Todquot;
j und eivols Ij\' Sur. 2, 260), »ich kann Yon
zwei zum Tode Verurtheilten den Einen tödten, den Andren tödten lassenquot; (ebenso Zamahsari und Baidawi zur Koranstelle)quot;. Darauf sagte Abraham: »Gott liisst die Sonne im Osten aufgehen, lasse du sie im Westen aufgehenquot;. Da wusste Nimrod Nichts zu er-wiedern; er berieth sich nun mit seiner Umgebung und sie sag-
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ten: «Verbrennt ihn und vertheidigt eure Götter!quot; Derjenige, der diesen Eath gab — wird hinzugesetzt — war ein Kurde Namens QjA?; zur Strafe dafiir ward er von der Erde verschlungen, und er bewegt sich in bis zum Tage der Auferstehung (Ljas Nimrod befahl nun, Holz und Brennmaterial jeder Art berbeizu-schaffen, sodass es geschah, dass die eine und die andre Frau das Greliibde that, so ihr Wunsch erfiillt werde, Holz zum Abra-hamsfeuer zu liefern (es erinnert das an den ürsprung des O sancta simplicitas bei Huss\'ens Verbrennung). In der That war es ein so machtiges Feuer, dass die daran vorbeifiiegenden quot;Vogel verbrann-ten. Als man nun im Begriffe war , Abraham in\'s Feuer zu wer-fen, erhoben Himmel und Erde und Alles im Himmel und auf Erden ein Jammer geschrei und siesprachen: »0 Herr ! Soil Abraham, der Einzige, der dieh anbetet, Terbrannt werden ? Gestatte uns, ihn zu erretten!quot; (In der 21. Abhandlung der lanteren Brüder — ed. Dieterici, p. o., wird — als etwas Bekanntes — erwiihnt, dass als Abraham ins Feuer geworfen wurde, das Kameel in seinem Munde Wasser herbeibraehte und dasselbe ins Feuer spritzte, um es zu löschen). Darauf antwortete ihnen Gott: »Wenn er Einen von eueh um Beistand anruft, so mag er ihm helfen , wo nicht, so werde ich es thunquot; (Weil, Biblische Legenden, p. 74, fiihrt eine ahnliche Talmudstelle, Pesachim, 118a an, die im Jalkut, f. 20, §77, mitgetheilt wird). Abraham erhob sein Angesicht gen Himmel und sprach; »0 Herr, du bist der Einzige im Himmel und der Einzige auf Erden — Gott genügt mir — er ist der beste Be-schützerquot; «JJ! dasselbe im Namen des Ibn
quot;Abbas bei Zamahsarl II, aaa, zu Sur. 21, 67). Darauf erschien ihm Gabriel und fragte ihn: »Wünschest du Etwas, Abraham ?quot; «Nicht Ton dirquot;, erwiderte er. Als er nun im Feuer war, wurde demselben (vom Himmel) zugerufen: »0 Feuer, werde kalt und wohlthatig fiir Abrahamquot; (^S\'l J* Sjy , Sur. 21, 69) ; nach Andren
sagte das Gabriel. Ware aber nicht das Wort hinzugefiigt
worden, so ware Abraham Tor Kalte gestorben, so kalt wurde das Feuer (ebenso bei Zamahsarl 1. c.); auch erloschen an diesem Tage alle übrigen Feuer, da sie glaubten, dass der Zuruf dem Feuer überhaupt gelte. Darauf sandte Gott den Engel des Schutzes
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(oder der Beschattung, in der Gestalt Abraham\'s; er setzte sich an seine Seite und leistete ihm Gesellschaft.
Es wird nun ferner erzahlt, wie Nimrod, der Alles das von oinem hohen Thurme aus mit angesehen, nicht nur Abraham frei liess, sondern auoh dem Gotte Abraham\'s 4000 Hinder opferte.
Dass nun Nimrod es ist, der Abraham ins Feuer werfen liess und er überhaupt der Reprasentant des Götzendienstes sowie der despotischen Tyrannei ist, wie denn sein Name ebenso wie der dos Pharao , bei den Arabern appellativisch gebraucht wird,
und der Plural s^U gottlose und tyrannische Herrscher bezeich-net, dazu gibt die biblische Erzahlung durchaus keine Veranlas-sung, allein es liegt im Wesen der sagenhaften Ausschmückung alles zu indmdualisiren und — abgesehen davon, dass vielleicht fremde Nimrodsagen dabei mit von Einfluss waren — bei trat das Etymon empören, noch hinzu, wie es auch
bei Ibn el-Attr (p. aI) mit ahnlichem Anklange heisst: »Wir kehren nuu zu Nimrod, dem Feinde Gottes ... und seiner Empörung gegen Gott zurückquot; jL*j amp;U1 iOji-\'j... sll! jiXc
Auch in dem darauf folgenden Satze wird
das Gen., 10, 8. 9, in malam partem aufgefasst, Dazu gesellt
sich noch die Vorliebe für gegensützliche Gruppirung, und so ist Nimrod der Antagonist Abraham\'s.
Bei Jakubi (p. V.) wird erzahlt, dass Nimrod das Feuer an-betete, als er niimlich das aus der Erde hervorbrechende Feuer sah (ebenso bei Eutychius, 1, 65; wahrscheinlich die Naphthha-quellen). Aus diesem Feuer sprach Satan zu ihm, und er liess an dieser Stelle einen Feuertempel errichten. Damals fingen die Menschen an, sich mit Stemkunde jjlc) zu beschaftigen.
Derj enige aber, der Nimrod in diesen Dingen unterrichtete, hiess Oiia-o- Ferner wird erzahlt, dass auch der Vater Abraham\'s, Tharich oder Azar (Letzteres ist bekanntlich sein Name im Koran), zu Nimrod\'s Umgebung gehorte, und dass die Sternseher dem Nimrod verkündeten, dass unter seiner Regierung ein Knabe zur quot;Welt kommen werde, der dereinst seine Götzenbilder zerhammern und seinen Glauben verhöhnen werde , worauf Nimrod den Befehl gab , alle Neugebornen zu tödten. Als hierauf Abraham in Küta (Ijj/
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Lj al. Ijj 1jj.S ) geboren ward, verbarg ihn seine Mutter in einer Höhle. Es wird hierauf unter Anführung des Gotteswortes (L^ «jas- *UI (Joi), d. h. des Koran (6, 76), erzahlt, wie Abraham, als er die Höhle Yerliess, zuerst die Himmelskörper göttlich verehren wollte, dass aber ihr Untergehen ihn auf den rechten Weg führte, nnd (unter Anführung von Sur. 37, 93), wie er sein Volk ermahnte, wie aber Nimrod (J^-gt; nach der gewöhnlichen Benennung)
ihn vermittelst einer quot;Wnrfmaschino ins Feuer werfen
liess, dasselbe aber auf Gottes Geheiss erkaltete.
Bei Lagarde (Materialien amp;c., p. 96) wird im Namen der sy-rischeu Autoren Ephratn Syrus und Ibn Batrtk (Eutyehius) erzahlt, dass Nimrod — im 15. Jahr seiner Regierung — sah, wie die Strahlen der Sonne, als sie aus dem Meere emporstieg, roth wie Feuer erglanzten; er hielt nun das Feuer für den Schöpfer der Sonne, und zur Stundo betete er das Feuer an und errichtete für dasselbe einen Altar, und von damals her datirt der Gebrauch der Magiër, das Feuer anzubeten. Es war aber ein Mann Namens j.ljjS\' , den Nimrod (als Priester) einsetzte; aus dem
Feuer heraus sprach aber der Satan und sagte: »Wer mich anbetet, der muss seiner Mutter, seiner Schwester, seiner Tochter bei-wohnen.quot;Das that nun auch Indschan, und die Magiër folgten seinem Beispiele (dasselbe findet sich auch bei Eutyehius, Ann., I, 62. 64).
Es wird nun ferner erzahlt, wie Gott den Abraham zu Nimrod sandte, um ihn zu ermahnen , wie dieser ihn aber Termittelst einer Wurfmaschine in\'s Feuer schleudern liess. Alsbald erlosch das Feuer, der Götzentempel stürzte ein, der von Nimrod ange-legte Garten ward von der Erde verschlungen , es fiel Feuer vom Himmel herab, das den Nimrod, seine Kinder und sein ganzes Hans verzehrte. Er war es gewesen, der sich zuerst gegen Gott empörte und auflehnte und sich selbst für einen Gott erklarte; darum liess ihn Gott mitsammt seinen Kindern untergehen und vertilgte sein Andenken von der Erde ((jr^i *.=»5 nach
biblischen Ausdrucke ^0)quot; ®ass ^i,nrod durch einen
vom Himmel fallenden Feuerstrahl getödtet wurde, auch von Abd\'l-Farag (Hist, dyn., p. 18) und andren Autoren erwiihnt (cf. Fa-bricius 1. c., 1, 299; Bernhardi zu Suidas s. v. ZupoxijTpyii;).
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Bei Lagarde (p. 97) wird nun ferner zur Erklarung der Steile Gen., 11, 28 , sUnd Haran starb vor dem Angesiehtfe seines Vaters Therah im Lande der Chaldaerquot; ^s) im Namen
des Ephram Syrus erzahlt, dass Abraham in einer Nacht den Götzentempel in Brand gesteckt hatte und dass mit den übrigen Götzendienern auch Haran herbeieilte, um den Brand zu löschen, hierbei aber das Leben verlor, da er in das Feuer stürzte , was sein Vater mit ansah. Dieselbe Erzahlung findet sich nun auch in den Schriften des Ephriim Syrus (Opp. I, 156), im Buche der Jubilaen (Ewald\'s Jahrbücher, III^ p- 3), bei Syncellns (ed. Bonn, I, 178. 184) und Anderen. Im Midrasch zu Gen., 11, 28 (Ber. R., S. 38) wird hingegen das pfrO mfl ^2 ^
dahin gedeutet, dass Haran sich erst dann als An-hanger Abraham\'s erklarte, als dieser unversehrt aus dem Feuer her-vorging, und dass er, als man darauf ihn ins Feuer warf, verbrannte.
Wiederum entsprechend der Tendenz zur Individualisirung und Identifizirung und so Alles auf bekannte Persönlichkeiten zurück-zuführen, wird auch der Thurmbau von Babel — was ja auch eine revolutionare Handlung war — mit Nimrod als dem eigent-lichen Urheber desselben in Verbindung gebracht, wozu denn das Vorkommen der Ortsnamen und sowohl Gen., 10, 10
wie auch 11, 2.9, einen besondren Anhaltspunkt bot, und so wird in den jüdischen Schriften ebenso wie in den arabischen und sy-riscben Nimrod mit dem Bau des Thurmes in Verbindung gebracht. Die Erinnrung hieran hat sich in dem Namen Birs Nimrud er-halten, denn wie Oppert (ZDMG., VII, 406) sagt: «Der Nimrud darf nicht Wunder nehmen; er hat Alles gethan, ist an Allem Schuldquot;. Gtanz eigenthümlich ist übrigens die Erzahlung vom Thurmbau im «Bienenbuchquot; (Text, p. 40). Hier heisst es namlich, dass, als der Thurm eine gewisse Höhe erreicht hatte, die Erbauer desselben beschlossen, rings um denselben noch 72 andre Stadte, jede mit einem besondren Oberhaupte, zu erbauen. Gott aber sah, wie sie sich bei dem Baue abmühten und anstrengten, und hatte Mitleid mit ihnen, und desshalb wurden aus der Einen Sprache, der syrischen, plötzlich 72 Sprachen, so dass Einer den Andren nicht verstand. Sie zerstreuten sich also auf der ganzen Erde, und
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diejenigen, die Eine Sprache redeten. vereinigten sich zur Grün-dung neuer Stadte.
Nach Abü\'l-Farag (p. 18) schickte Grott einen gewaltigen Sturm-
umstürzte , bei welcher Gelegenheit
Nimrod den Tod fand.
Bei Ibn el-Atir (p. \\t fg.) wird erzahlt, dass Nimrod dem Abraham befohlen habe, das Land zu verlassen und dass er schwur, den Gott Abraham\'s aufzusuchen. Nach einem vergeblichen Ver-suche, vermittelst etnes mit vier jungen Adlern bespannten Wagens (OjjLj) in den Himmel zu gelangen (cf. Weil, bibl. Legenden, p. 77 fg.), liess er einen sehr hohen Thurm bauen, um auf diese Weise seinen Zweck zu erreichen. Gott aber lioss denselben nieder-stürzen, und in Folgo des Schreckens hierüber entstand eine Ver-wirrung der Sprachen, so zwar, dass wahrend die Menschen früher nur Eine Sprache — die syrische — redeten, jetzt 73 Sprachen existirten. Es wird hierauf nach einem andren Gewahrsmanne erzahlt , dass Gott — nach Abraham — vier Mal einen Engel an Nimrod sandte, um ihn zu ermahnen. Nimrod aber sagte: sGibt es einen Gott ausser mir ?quot; Darauf sagte der Engel: «Versammle dein Heer binnen dreier Tagequot;, was Nimrod auch that. Alsbald sandte Gott ein Heer von Mücken, die rait ihrer Menge die Sonne verfinsterten und alle Kriegsleute verzehrten, sodass nur die Knochen übrig blieben. Darauf schickte Gott noch eine Mücke, die in Nimrod\'s Nase hinaufkroch, woselbst sie — wie Einige sagen, 40 Jahre lang — blieb und an seinem Gehirne nagte. Nimrod schlug sich mit einem Hammer an seinen Kopf, oder auch die Leute, die Mitleid mit ihm hatten , schlugen mit ihren Handen auf seinen Kopf (um seine Qual zu mildern). Nachdem er 400 Jahre lang regiert hatte, tödtete ihn Gott. Er war auch der Erbauer des Thurmes.
Ganz ahnlich ist übrigens das, was Ibn el-Atir an einer andren Stelle (I, l/v\\) von Nebukadnezar erzahlt. Nach einer Erzahlung, wonach Nebukadnezar in Eolge eines von ihm selbst gegebnen Befehls (der die Tödtung Daniel\'s bezweckte) den Tod fand, heisst es : »Andre geben eine andre Ursache seines Todes an , dass namlich Gott eine Mücke sandte, die in seine Nase kroch und dann in
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seinen Kopf stieg, so wie nicht ruhte und nicht rastete, bis sie ihn zernagt hatte. Als er dem Tode nahe war, sagte er zn den Leuten seiner Umgebung: Spaltet meinen Kopf und sehet nach, was das war, das mich getödtet hat. Als man nun nach seinem Tode dieses that, fand man die Mücke in seinem Gehirn. Das that Grott, um den Menschen seine Macht und Herrschaft, sowie die Schwache des übermüthigen Nimrod zu zeigen, den Gott durch das kleinste seiner Geschöpfe tödtete. Q-epriesen sei Er, in dessen Hand die Herrschaft über Alles ist; er thut, was er will und spricht das Ui\'theil, wie es ihm gefalltquot;.
Auch in der 21. Abhandlung der lanteren Brüder (ed. Dieterici, p. ftquot;., iffquot;) wird die Mücke, welche Nimrod tödtete, als Beispiel dafür angeführt, wie Gott den übermüthigen Menschen seine All-macht kund gibt und ihnen zugleich die Nichtigkeit ihrer Uber-hebung dar thut.
Eine Analogie zu dem hier Erwiihnten bietet (wie ich das oben erwahnt habe) das, was in den jüdischen Schriften von Titus erzahlt wird. Im Midrasch (Bereschith R,, S. 10)heisste8: nAuch anscheinend überflüssige und unnütze Geschöpfe dienen als Voll-strecker des göttlichen Willens, so die Schlange, der Frosch, die Mückequot;. Es wird hierauf unter Andrem ausführlich erzahlt, wie Titus, nachdem er in frecher Weise das Allerheiligste im Tempel entweiht und Gott gelastert hatte, auf See ging. Als sich ein Sturm erhob, sagte er: dEs scheint, der Gott der Juden ist nur machtig auf dem Wasserquot;. Da rief ihm eine Himmelstimme zu: »0 du Gottloser, das kleinste unter den Geschöpfen , die ich er-schaffen, wird dir nach deinen Handlungen vergeltenquot;. Alsbald befahl Gott dem Meeresfürsten (cp bw quot;m) , dass er den Sturm auf-hören lasse ; auf dessen Quos ego bin ward das Meer ruhig. Als Titus nun wieder in Rom war, wo ihm alle Grossen huldigten, kroch ihm, als er aus einem Becher Wein trank, eine Mücke in die Nase und von da in sein Gehirn und nagte an demselben. Vor seinem Tode befahl er, seinen Kopf zu spalten , um zu sehen, womit der Gott der Juden sich an ihm geracht hatte. Als die Aerzte das gethan batten, fand man die Mücke, die so gross geworden war wie eine Taube und zwei Pfund wog.
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Diese an mehreren Midraschstellen (Aboth d. E. Nathan, ed. Schechter, 10\') fg.; M. Tanchuma zu Num. 19, 2, ed. Buber, 50a, und an andren von Buber und Schechter angeführten Stellen) vorkom-mende Erzahlung wird — in etwas verschiedner Form— auch im Talmud (Gittin, SB15) erzahlt. Hier heisst es unter Andrem, dass Titus den Vorhang des Allerheiligsten im Tempel mit seinem Schwerte durch-bohrte und als (durch ein quot;Wunder) Blut aus demselben floss (oder siekerte glaubto Titus den Gott der Juden getödtet zu
haben. Darauf legte er alle Tempelgefiisse auf den Yorhang, rollte diesen zusammen und begab sich damit zu Schiffe, um in seiner Stadt sich seines Sieges zu rühmen. (Bekanntlich figuriren mehrere Tempelgefiisse auf den Triumphbogen des Titus.) Wie an den bereits angeführten Stellen fordert auch hier, wahrend eines Seosturmes , Titus den Gott der Juden zu einem Kampfe zu Land heraus, worauf die Himmelsstimme ihn zu einem Kampfe gegen das kleinste Landgeschöpf, die Mücke, herausfordert. Kaum batte er das Land betreten, als ihm auch in der That eine Mücke in die Nase kroch und sieben Jahre lang an seinem Gehirne nagte. Es wird nun ferner erzahlt, er sei einst an einer Schmiedewerkstatte vorüber-gegangen, und da habe die Mücke geruht; darauf habe er sich jeden Tag einon Schmied kommen lassen , der vor ibm hammerte. Dieses Mittel bewahrte sich aber uur 30 Tage lang; von da au war die Mücke das Hammern schon gewohnt und kümmerte sich nicht weiter darum.
Der Talmud hat eine besonder Yorliebe für numerische Grup-pirungen; mehrere derselben kommen im 5. Capitel dor Pirke Aboth vor. Um nun die Frömmigkeit und Gottergebenheit Abraham\'s anschaulich zu machen, wird gesagt, dass er zehn Prüfungcn zu bestehen hatte, und zwar im Allgemeinen ohne nahere An-gaben darüber. Im Buche der Jubilaen (I.e., Ill, p. 13. 15. 80) werden einzelne dieser Prüfungen namhaft gemacht und die Be-erdigung Sarah\'s als die zehnte genannt. Alle zehn werden von Maimonides und Bertinoro in den Commentaren zur erwahnten Mischnahstelle aufgezahlt, wie ebenso in den Aboth d. R. Nathan, ed. Schechter, ¥1^, und in den Pirke R. Elieser, c. 26—31 (in welchen beiden Schriften auch sonst vielfach numerische Gruppi-
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rungen vorkommen), welche letztere Stellen bei Fabricius (1. c., 1, 398) mitgetheilt werden. Diese Aufzahlungen Tariiren aber in einzelnen Angaben. Aucb Ephram Syrus (Opp., I, 172, und bei Lagarde, 1. c., p. 133) ziihlt die zehn Yersucbungen des Abraham der Eeihe nach auf, welcbe Aufzahlung am Meisten noch mit der in den Pirke E. Eliezer übereinstimmt.
Auch im Koran (Sur. 2, 118) heisst es, dass Gott Abraham geprüft habe, was aber -von Baidawl z. St. (I, aS* , 16 fg.) auf (zehn) Eeligionsgebrauche bezogen wird (cf. ZDMG-, VI, 58, Note 1). Überhaupt aber tritt bei den Arabern das, was Abraham zu erleiden hatte, durchaus in den Hintergrund in Vergleichung mit dem, was er that und was er war. Nach Mohammad (oder auch Yor Mohammad) ist Abraham die wichtigste Person; Abraham war der erste Moslim. Mohammad ist namlich fortwahrend bemüht nachzuweisen, dass der Islam durchaus keine neue Eeligion sei, dass er vielmehr mit der Thora und dem Evangelium überein-stimme, eine Fortsetzung derselben sei.
Zu dieser Identifizirung des Islam mit dem Mosaismus gehort der von spateren arabiscl^en Autoren gegebne Nachweis, dass Mohammad in der Bibel erwahnt wird. Zunachst is es die Stelle Deut., 33, 2 , die in diesem Sinne gedeutet wird. In den jüdischen Schriften (Jalkut, Deut., § 951, fol. 310a\'b, nach Sifri und M. Tanchuma, cf. M. Tanchuma zu Deut., 33, 2, ed. Buber, p. 54) werden die an dieser Stelle vorkommenden geographischen Benen-nungen ^TD\' pND , auf Israel, Edom und Ismael be
zogen und dahin gedeutet, dass Gott auch den beiden andren Yölkern die Thora geben wollte, diese aber sie nicht annehmen wollten, oder auch dahin, dass die Thora gleichzeitig auch in der Sprache Edom\'s (Eom\'s) und Ismael\'s offenbart worden sei, wie auch in der aramaischen Sprache. wird auf Ismael bezogen
mit Hinweis auf die Stelle : «Er wohnte in der Wüste pKDquot;, Gen., 21, 21. Dieselbe Pentateuchstelle wird nun auch von den arabischen Autoren in ahnlichem Sinne gedeutet. Nachdem z. B. Abü\'l-Farag (Hist, dyn., p. 161) die Meinung der Araber angeführt, dass Mohammad von Ismael herstamme, führt er ferner (p. 165) die Meinung der islamischen Gelehrten an, dass derselbe schon in der Thora
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(an der erwahnten Stelle, Deut., 33, 2) ervvalint und auch Ps., 50, 2, und Joh., 16, 7, vorherverkündet werde (cf. Pococke, Specimen hist. Arab., p. 6. 14, und die Noten, p. 174. 188). Dieselbe Deutung der Pentateuchstelle findet sich auch bei andren Autoren , bei Sah-rastani (ed. Cureton , p. tfö, ift), welchen Autor auch Pococke an-anführt, bei Jaküt s. v. qI^Ls (III, A^f), Dimiski (ed. Mehren, p. yiï) und Biriint (ed. Sachau, p. It, Z. 15 fg.). Sowie nun Mohammad der Letzte eer Propheten ist (d. h. mit Bezug auf seine Sendung; der Existenz nach war er der Erste der Propheten; cf. Pococke, 1. c., p. 173), so ist nicht Moses, sondern Abraham der Erste der Propheten, der eigentliche Verkünder und Vorlaufer Mohammad\'s, und so wird denn die Keligion Abraham\'s, Din Ibrahim iJw), mehrfach im Koran erwahnt, wie Sur. 2, 124; 16, 124; 22, 77. Zu ersterer Stelle, an welcher es heisst. Abraham sei kein Götzendiener (Polytheist, ^ ^ Uj) gewesen, bemerken Zamahsari (I, voo) und Baidawi (I, ofquot;!), dass die Korei-schiten behaupteten, dass sie der Religion ihres Vaters Abraham angehörten ; an der zweiten Stelle sagt Mohammad, die Eeligion der Glaubigen, seiner Anhanger, sei die Religion ihres Vaters Abraham. Zu Sur. 3, 22, woselbst es heisst, dass das Buch Gottes hatte entscheiden sollen, ob die »Besitzer der Schriftquot; im Rechte seien, dass sie aber von dieser Entscheidung nichts wissen woll-ten — zu dieser Stelle bemerken beide Erklarer (I, Ito und I, (ft), es beziehe sich das darauf, dass Mohammad einst in eine Schule ((j*ju\\-o) der Juden eingetreten sei; als man ihn fragte, welcher Religion er angehöre, antwortete er: «Der Religion Abraham\'squot; (jt-^ljjl t^1)) s\'e sagten. Abraham sei ein Jude gewesen, worauf Mohammad sagte, sie sollten zur Entscheidung die Thora herbeibringen, was sie aber nicht wollten.
Abraham steht schon als Nomade und Beduine in einem ge-wissen wahlverwandtschaftlichen Verhaltniss zu den Arabern, und er kann so auch ihr Vater genannt werden — namentlich nach der umfassenden Bedeutung des Wortes i_jI , in den semitischen Sprachen. Noch entschiedner , d. h. Verwandtschaft im eigentlichen Sinne des Wories, ist das Verhaltniss zu Ismael, der als Stamm-vater der Araber betrachtet wird. Der Zusammenhang des Islam
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mit dem Din Ibrahim gibt sich aber namentlich darin kund, dass Abraham und Ismael als Erbauer (oder Neubegründer) der Kaba dargestellt werden. Mekka, das alte Nationalheiligthum und zu-gleich der Centralpunkt der verschiednen arabischen Stiimme, bildet so zugleich die Vereinigung zwisehen dem Islam und dem Din Ibrahim, zwisehen Abraham und Mohammad, nur dass Letzterer die der Kaba anhaftenden heidnischen Elemente entfernte, um den Din Ibrahim in seiner ursprüngliehen Reinheit herzustellen. Ubrigens hatten die Araber — wie Krehl bemerkt (Das Leben des Mohammed , p. 97. 367) — schon in der vorislamischen Zeit eine Kunde von Abraham, mit welchem sie den Bau der Kaba und die dabei vorkommenden Ceremonien in Verbindung brachten ; die Wallfahrt nach Mekka , dieses fundamentale Religionsgesetz des Islam, war also zugleich eine Amalgamirung der «Zeit der ünwissenheitquot; (SUMil) mit dem Islam, welcher letztere dadurch als autochthon-nationale Religion erscheint.
Aber auch Abraham\'s Prau Sarah tritt in den Hintergrund vor ihrer Magd Hagar, so wie Ismael die Stelle Isaak\'s einnimmt. In den jüdischen Schriften (Bereschith R., S. 45; Raschi und jerus. Targum zu Gen., 16, 1; Pirke R. Eliezer, c. 26) heisst es, dass Pharao nach dem Ereignisse mit Sarah (Gen., 12, 14 fg.) der-selben seine eigne Tochter zum Geschenk gemacht habe, damit sie ihr diene. Bei Abü\'l-Parag (Hist, dyn., p. 21) und im «Bienen-buchquot; (p. 41) wird ebenfalls erziihlt, dass Pharao Hagar als Geschenk der Sarah übergab; ebenso bei Abü\'l-Fida (1. c. p. 22), bei Letzterem mit dem Zusatze, Hagar sei eine Dienerin (jü.Lgt;) Pharao\'s gewesen. Bei Tabari (I, ftv) und Ibn el-Atir (I, vV) wird ebenfalls — wie in den jüdischen Schriften sagenhaft aus-geschmückt — die Geschichte von Pharaoh und Sarah erzahlt, wie Abraham Letztere für seine Schwester ausgab (was auch eigent-lich wahr gewesen sei, da sie seine Schwester im Islam — gleich. sam Glaubensschwester — war) und wie schliesslich Pharao die Hagar, die eine koptische Sklavin war, der Sarah zum Geschenke machte; zugleich wird im Namen des AbA Horeira ein Ausspruch des Propheten angeführt, wonach derselbe mit Bezug auf Hagar gesagt habe: »Und dast ist eure Mutter, o ihr Söhne des himm-
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lischen Wassers!quot; (des Eegens — eine auch sonst vorkommende Bezeicknung der Arab er.)
Flüchtig anknüpfend an die biblische Erzahlung von der Ver-stossung Hagar\'s (Gen., 21, 9 fg.) bat sicb bei den Arabern ein eigner Sagenkreis gebildet, der sicb — zugleich mit vielfacher Beziehung auf Mekka und das beilige Haus — um Hagar, Isrnael und Abraham gruppirt, und der durebaus selbstandig und unab-hangig von den jüdischen Erziiblungen ist, mit welchen diese Sagen sogar öfter im Widersprucbe sind.
Eine Hauptstelle für die wichtige Rolle Abraham\'s im Islam ist Sur. 2, 118—126. Hier sagt Gott zu Abraham, er habe ihn zum Imam erkoren, d, h. zum Vorbild für Andre, die in seinen Wegen wandeln sollen, und dass das Haus — das Haus zjct\' tamp;XVV, die Kaba, wie die Erkliirer z, St. bemerken — ein Ort der Vereinigung und ein Asyl, und der Makam Ibrahim ein Betort sein solle. Unter dem Makam Ibrahim ist, wie Zamahsari (I, l.fquot;) und Baidawi (I, a!^) bemerken, nach einer Meinung der Stein gemeint, auf dem Abraham stand, als er die Kaba baute oder als er die Leute zur Wallfahrt aufforderte, und auf welchem die Spur seines Fusses sichtbar ist; nach Andren ist darunter das Gebiet der Kaba, das Haram, zu verstehen; Andre wiederum geben andre Erklarungen. Ferner wird (Vs. 121 fg.) erwahnt, wie auf Gottes Geheiss Abraham und Ismael den Grundstein des Hauses legten und zu Gott beteten , er solle auch ihre Nachkommen zu Muslims machen und aus denselben Einen senden, der sie im Buche (im Kordn) und in der rechten Lehre unterweise und sie (von der Abgötterei) reinige. Dieser Eine ist natürlich — wie Zamahsari und Baidawi z. St. bemerken (I, i.o und I, Af) — Mohammad, der von sich selbst sagte: »Mich hat mein Vater Abraham erfleht und mein Bruder Jesus verkündigtquot;.
In der «die Wallfahrtquot; (^ïJi-) genannten (22.) Sure heisst es (Vs. 27 fg.) , dass Gott dem Abraham don Ort des heiligen Hauses zum Aufenthalt anwies — wie Zamahsari (II, t.f) und Baidawi (I, IH) z. St. bemerken, war das ursprüngliche Haus bei der Sintfluth in den Himmel entrüekt worden, und Gott liess nun durch einen Geist Abraham wissen, wo dasselbe gestanden, um dort das
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neue Haus zu grimden — und ihm befahl, die Menschen zur Wall-fahrt naeh Mekka aufzufordern. Beide Erklarer führen hierzu als Tradition an , Abraham habe, auf diesen Befehl hin, den
Berg Abü Kobeis (bei Mekka) erstiegen und habe ausgerufen: »0 ihr Leute, wallfahrt nach dem Hause eures Herrn!quot; und dass dieser Kuf Ton allen Menschen im Osten und im Westen gehort worden sei, auch yon denen, die noch im Mutterleib waren.
Die biblische Erzahlung von Hagar und Ismael (Gen., 21, 14) wird von den arabischen Autoren dramatlsch-poetisch ausge-schmückt, so zwar, dass sich die Perspective auf die spatere welt-beherrschende Macht der Araber eröffnet; statt des □IN NnS
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dessen Hand gegen Alle wie die Hand Aller gegen ihn (Gen. 16, 12), statt des einfachen Wüstenbewohnera und Bogenschützen (21, 20) sieht man ein kriegerisches Volk, das den Glaubenssatz xU! dyj xlil *JI ^ bis in die fernsten Lander trjigt und
ihm mit dem Schwerte Eingang verschafft. Insofern erinnert die arabische Sage an die biblische Verheissung: sich werde Ismael zu einem grossen Volke machenquot; (Gen., 17, 20; 21, 18).
An einer andren Koranstelle (Sur. 14, 38—42) wird ein Gebet Abraham\'s erwahnt, in dem der Satz vorkommt (Vs. 40) : »0 Herr, ich habe Einigen aus meiner Familie ein unfruchtbares Thol zum Wohnort angewiesen, nahe deinem heiligen Hause, damit sie dem Gebete obliegen; gieb, o Herr, dass die Herzen der Menschen ihnen geneigt seien!quot; Hierzu gibt Baidawi (I, fitquot;) die Erkliirung, dass hier das steinige und unfruchtbare Thai von Mekka gemeint sei. Als namlich Sarah ihre Sklavin Hagar dem Abraham gegeben hatte und diese den Ismael gebar, beneidete Sarah sie und beschwor Abraham, Hagar mit ihrem Sohne fortzuschicken; er schickte sie nach dem Lande von Mekka; Gott liess allda die Quelle Zemzem ontspringen. Als die Gorhomiten sahen, dass die Vogel dorthin flogen, sagten sie: »Nur da, wo Wasser ist, sind Vögelquot;; sie gingen also hin, und als sie die Quelle sahen, sagten sie zu Hagar: »Lass uns Theil haben an deinem Wasser, und du solist Theil haben an unsrer Milchquot;, welchen Vorschlag sie auch annahm-
Bei Abü\'l-Fida (Hist, anteisl., p. 26) wird erzahlt: «Nachdem Sarah den Isaak geboren hatte, empfand sie Neid gegen Hagar
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und sagte wiederholt zu ihrem Manne : «Schicko Ismael und seine Mutter fort, denn der Sohn der Sklavin soil nicht mit meinem Sohne erbenquot; (cf. Gen., 21, 10). Endlich brachte sie Abraham dahin, dass er Ismael und seine Mutter nach Mekka brachte. In der Nahe wohnten die Gorhomiden, die mit Ismael einen Freund-schaftsbund schlossen; er nahm aus ihnen eine Frau, die ihm 12 Söhne gebar (cf. Gen. 17, 20). Dasselbe erwahnt Abü\'l-Fida au einer andren Stelle (p. 190 fg.) zur Erklarung des Ursprunges der Benennung «die eingebürgerten Araberquot;. Hier wird hinzugefügt, dass Gott zu Abraham gesagt habe, er solle der Sarah gehorchen und dass Er für Ismael sorgen werde, dass Abraham hierauf Hagar und Ismael nach Mekka führte, wobei die oben erwahnte Koran-stelle (14, 40) angeführt wird. Zugleich wird erzahlt, dass Ismael eine Frau aus dem Stamme der Gorhomiden nahm, aus welcher Verbindung die «eingebürgerten Araberquot;, die Araber fremden Ursprunges — — herstammen, da Ismael, der nur
Hebraisch sprach, sich in Sitte und Sprache arabisirte.
Unter Anführung derselben Koranstelle (14, 40) wird bei Tabarl (I, M, XtX) und Ibn el-Atir (I, vt*) — bei Ersterem wie gewöhnlich nach varriirenden Traditionen und Versionen — erzahlt, dass nachdem Sarah die Hagar nicht in ihrer Fahe dulden wollte, Gott zu Abraham sagte, dass er sie mit ihrem Sohne nach Mekka bringen solle, woselbst damals noch keine Vegetation war (so bei Ibn el-Atir Uj , bei Tabari skein Hausquot;,
ci^xj). Abraham führte sie also nach Mekka, an eine Stelle unweit der (jetzigen) Quelle Zemzem. Da sprach Hagar zu ihm: «Wer hat dir befohlen, o Abraham, dass da uns in einem Lande zurück-lassen solist, in dem weder Acker noch Vieh *4),
kein quot;Wasser, keine Nahrung und kein Preund ist ?quot; Abraham sagte: «Gott hat es mir befohlenquot;, worauf Hagar: «Er wird uns nicht verlassen und uns nahe seinquot;. Es ist das also die nahere Erklarung von Sur. 14, 40, welche Stelle — gewissermassen als Text — hier wiederholt wird. Es wird hierauf ferner erzahlt, wie Ismael Durst empfand und mit dem Fusse auf den Boden stampfte. Hagar entfernte sich und erstieg den ^erg Safa, um zu sehen , ob sie dort Etwas (eine Quelle oder einen Menschen) fande; da sie Nichts
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fand, kehrte sie zurück ; hierauf ging sie nach Merwa , wo sie sich wiederum nacli allen Seiten hin umsah und wiederum vergeblich. Das that sie sieben Mal und dieses ist der Ursprung des «Laufesquot; das siebenmalige Hin- und Herlaufen von Safa nacb Merwa, eine der Wallfahrtsceremonien). Als sie zuletzt zu Ismael zurück-kehrte , war an der Stelle, wo er mit dem Fusse auf den Boden gestampft batte, eine Quelle entsprungen — die Quelle Zemzem. Es wird nun — ebenso wie bei Baidawi — erzahlt^ wie die Gorbo-miden dortbin kamen und wie Ismael nach dem Tode seines Mutter eine Frau aus ihrem Stamme nabm und die arabische Sprache er-lernte, und dass seine Nachkommen die arabisirten Araber — i—ytjl KjyiXj! — seien. (Cf. Pocock, 1. e., p. 39. 156. 480, an welcher letzterea Stelle die oben aus Abü\'l-Fida angefübrte mitgetheilt wird.)
Dieselbe Erzahlung findet sich — mit einigen Einzelheiten, wie z. B., dass Hagar zu Ismael zurückkebrte, als sie das Q-ebrüll wilder Thiere börte — auch bei Kazwini (1, 111, s. v. jjS) ; Kazwini bat sie aber wahrscheinlich dem Jaküt entnommen , (II, If i, s. v. |.j^), woselbst sie ebenso vorkommt, indem zugleich bemerkt wird, dieses Hin- und Herlaufen der Hagar sei der Ursprung des Laufes (jiAxJl) zwischen Safa und Merwa. Dieselbe Erzahlung findet sich aber auch — mit einigen Varianten —bei Bohari (ed. Krehl, II, Cff fg.) , und zwar abermals mit Bezug auf Sur. 14, 40. Bei Tabari und Ibn el-Atir wird ferner eine Uberlieferung erwahnt, wonach der Engel Gabriel den Quell Zemzem bervorsprudeln liess; nachdem er die umherirrende Hagar zurückgefübrt batte, stampfte er namlich mit dem Fusse auf die Erde, worauf die Quelle entsprang 1).
Bei Ja\'kubi, welcher (p. tY fg.) die Stelle Sur. 14, 40,inder-selben quot;Weise wie die angefübrten Autoren paraphrasirt und de-taillirt, wird erzahlt, dass als Ismael dürstete, Hagar fortging, um eine Quelle zu suchen, und auch den Berg Safa erstieg. Als sie hier einen Vogel sab, der zur Erde niederflog, kehrte sie zurück, und sie sah nun, wie der Vogel mit seinem Fusse die Erde aufscbarrte, aus der hierauf Wasser hervorsprang. Sie um-
1) Auch Ibn Ezra za Gen., 10, 14, erwahnt den Brunnen QTOT- (CTDI e\'n Druckfehler )
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gab dasselbe mit einem kleinen Damm, damit es nicht fortfliesse — und das ist die Quelle Zemzem.
Bei all den erwahnten Autoren, wie auch bei Mas\'Mi, bei dem (III, 91) sicb dieselbe Sage findet, folgt auf die Erziihlung von der Entstebung des Zemzem und von Ismael\'s Verbeiratbung die gemütblicbe Erziiblung, wie Abraham den Ismael besacbte oder vielmebr besueben wollte.
Abraham — so wild erziiblt — bat Sarah um Erlaubniss, Ismael zu besueben (nacb der Meinung Einiger lebte Hagar damals nicht mehr); sie gestattete es ihm, aber unter der Bedingung, dass er nicht absteige (nacb Einigen ritt er auf dem Wunderpferde Borak, nacb Andren auf einer Eselin, wieder nacb Andren war es ein andres Reittbier). Als er^nun bei Ismael\'s quot;Wbbnung ankam , traf er nur dessen Frau (Mascüdi gibt auch ihren Namen an). Er-griisste sie, sie erwiederte aber den Grruss nicht; es fragte sie nacb ibrem Manne, sie sagte, er sei auf die Jagd gegangen. Darauf fragte er sie, ob er in ihrem Hause gastliche Aufnahme finden könne. »Nein, bei Grott!quot; erwiederte sie. Abraham sagte bier-auf zu ihr: »quot;Wenn dein Mann nacb Hause kommt, so grüsse ihn von mir (j.iLJi a-Jic L^\'!!ysl)und bemerke, ich liesse ihm sagen,er solle die Schwelle (-lt;gt;Xc) seines Hauses mit einer andren vertauschenquot;. Darauf entfernte er sicb. Als nun Ismael zurückkebrte, merkte er, dass Jemand da gewesen (nach Mas\'üdi erglanzte das Thai wie im Schein der Morgenröthe), und er befragte seine Frau desshalb. Sie sagte, es sei ein alter Mann da gewesen, der so und so aus-geseben, und zwar sagte sie das leichtbin, in geringscbatzender Weise. Da fragte Ismael: «Und was bat er gesprochen ?quot; Sie sagte ihm das, was ihr Abraham zu sagen aufgetragen batte. Darauf sprach Ismael: «Das war mein Vater, der Ereund Gottes, der mir damit sagen lasst, dass ich dich entlassen soli. Kehre also in das Haus deiner Vaters zurückquot;.
Und abermals bat Abraham Sarah um Erlaubniss, Ismael besueben zu dürfen, und sie gestattete es unter derselben Bedingung wie früber. Als Abraham dort ankam, traf er nur die Frau an. Er griisste sie, sie erwiederte seinen Gruss in freundlicher quot;Weise (Mas\'üdi sagt auch, wie diese Frau geheissen). Er fragte sie nach
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ihrem Manne, sie sagte: »Er ist auf die Jagd gegangen, er wird aber bald zurückkehren , so Gott der Erhabne will; aber so steige doch ab, und es segne dich Gott!quot; Er fragte sie hicrauf, ob sie ihm Etwas zu essen geben könne , Brod oder Weizen ; oder Gerste oder Datteln; sie braohte ihm hierauf Milch und Pleisch, und Abraham erflehte Gottes Segen über diese Speisen. Hatte sie damals die von Abraham genannten Nahrungsmittel gebracht, so ware jetzt noch das Land Gottes mit diesen Erzeugnissen gesegnet. Sie sagte hierauf zu Abraham, er möge doch absteigen, damit sie seinen Kopf wasche (um ihn Yom Staube zu reinigen) da er das aber nicht wollte , so brachte sie einen Stein herbei, auf welchen er seinen rechten Fuss setzte. Sie wusch seinen Kopf zuerst auf der rechten dann in derselben Weise auf der linken Sei te, und auf dem Steine blieb die Spur seines Fusses sichtbar. (Es ist das der Makam Ibrahim genannte Stein. Abraham sagte ihr, ihn aufzubewahren, da man denselben dereinst verehren werde — so bei Mas\'Mi.) Darauf sagte Abraham zu ihr: sWenn dein Mann nach Hause kommt, so grüsse ihn von mir und sage ihm in meinen Namen, er solle die Schwelle seines Hauses wohl büten, eine bessere gabe es nicht. Darauf kehrte er nach Syrien zurück. Bei Bohari antwortet die erste Prau auf Abraham\'s Prage, wie es Ismael und ihr gehe : Uns
geht es schlecht, wir leben in Noth und Bedrangnissquot;, wogegen die zweite Frau auf dieselbe Frage antwortete: «Uns geht es sehr gut, wir sind glücklich und leben in Uberflussquot;. Als Ismael nach Hause kam, fragt er seine Frau, ob Jemand da gewesen sei, worauf sie antwortete: »Ja gewiss , es war ein alter Mann da, der schönste aller Menschen; er sagte das und das, und ich sagte das und das , und ich habe ihm den Kopf gewaschen, und auf dem Stein ist noch die Spur seines Fusses, und er hat mir aufgetra. gen, dich zu grüssen und dir zu sagen, die Schwelle deines Hauses sei jetzt Tortrefflichquot;. Ismael sagte ihr darauf, dass das sein Vater war und was er mit der Vortrefflichkeit der Schwelle habe sagen wollen.
Auf diese Erzahlung von Abraham\'s Besuch bei Ismael folgt bei Tabari und Ibn el-Atir die von der Erbauung des heiligen Hauses, und zwar ausführlicher als an der oben angeführten Stelle Baidawi\'s. Nach dieser Begebenheit (dem Besuche Abra-
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ham\'s) — so wird erzahlt — befahl Gott dem Abraham, das heilige Haus zu erbauen, und um ihm die Ausführung dieses Be-fehls zu erleichtern, schickte er ihm die Sakina ; es ist
dieses ein heftiger und verheerender Wind mit zwei Köpfen.
Mit diesem ging Abraham, bis sie an den Ort kamen, wo die Sakina Halt machte und wo also das Haus errichtet werden sollte. Andre sagen, dass Gott ihm eine Art Wolke schickte, die einen Kopf hatte und die zu Abraham sagte: «Baue das Haus in der Grosse des Schattens, den ich werfe, nicht mehr und nicht wenigerquot;. Es ist das die Überlieferung Alt\'s; nach Andrer Meinung war Gabriel sein Führer. Als Abraham nach Mekka kam, fand er daselbst Ismael und er sagte zu ihm: »0 Ismael, Gott hat mir befohlen, ihm ein Haus zu bauen und dass du mir dabei behüflich sein solistquot;. Da sagte Ismael: «Ich bin gerne dazu bereitquot;. Abraham begann hierauf den Bau, wobei ihm Ismael die Steine zutrug. Spater sagte Abraham zu Ismael: igt;Bringe mir einen schonen Stein , den ich zum Eckstein nehmen kann, damit er den Menschen zum Merkmal dienequot;. Hierauf rief der Berg Abu Kobais ihm zu: «Der Stein ist für dich bei mir auf bewahrtquot;; nach Andren sagte ihm Gabriel, wo der schwarze Stein sei. Abraham nahm ihn und setzte ihn an seinen Ort. Jedesmal aber, wenn Abraham und Ismael sich mit dem Bau beschaftigten, beteten sie zu Gott: «0 Herr, nimm Dieses von uns an, denn du bist der Horende, der quot;Wissendequot; (Sur. 2, 121). Als nun der Bau vollendet war, sagte Gott zu Abraham , er solle als Mueddin die Menschen zur Wallfahrt rufen (u^Ui! ^ q\')-
Da sagte Abraham: «Wie sollte mein Euf bis zu ihnen gelangen Darauf sprach Gott: «Dafür werde ich Sorge tragen, rufe du nur zur Wallfahrtquot;. Da rief Abraham aus: »0 ihr Menschen, Gott befiehlt euch zum hehren Hause c^^Si) zu wallfahren!quot;
Und Das hörte Alles zwischen Himmel und Erde und auch die Ungebornen, die noch im Mutterschosse waren, und sie antwor-teten: »Hier! Wir sind bereit!quot; (Labbeika! Labbeika! Es ist dieses das bekannte , das auch heute noch viel tausend-
fach ertönt, wenn die Wallfahrer den Weg von Mina nach\'Arafa zurückgelegt haben und an letzterem Orte angelangt sind; cf. Dozy, Het Islamisme, p, 97, Übersetzung, p. 147). Darauf gingen
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Abraham und Ismael am Tage Al-Tarwijja nach dem
Wallfalirtsorte Mina, und sie beteten daselbst das Mittagsgebet , das Vespergebet (ya*Ji), das Gebet bei Soimenuntergang und das Nachtgebet Es werden hierauf noch
die andren Wallfahrtsorte erwahnt, die Beide besuchten, indem sie zugleich die vorgeschriebenen Wallfahrtsceremonien vollzogen , und die verschiedenen Gebete verrichteten. Zugleich wird als Tradition angeführt, dass Mohammad gesagt habe, Gabriel habe Abraham alle einzelnen Wallfahrtsceremonien gelehrt.
In den bereits angeführten Erklarungen zu Sur. 22, 27, heisst es mit Bezug auf den von Gott gesandten Wind (nach Zamahsari hiess er ^, wahrscheinlich so viel wie Wirbelwind), der-selbe habe den Platz des urspriinglichen heiligen Hauses dadurch bezeichnet, dass er die ganze Umgebung desselben wegfegte. Zu Sur. 2, 121, bemerkt Zamahsari, das heilige Haus, auch
, das oft besuchte, genannt (so auch Sur. 52, 4), sei zur Zeit der Sintfluth in den vierten Hiramel entrückt worden , und dass Abraham auf Gottes Geheiss es neu erbaute, wobei Ismael ihm die Steine zutrug; die ursprüngliche Stelle habe ihm Gabriel ge-zeigt. Nach Andrer Meinung schickte Gott eine Wolke, wobei dem Abraham gesagt wurde, genau nach dem Umfang ihres Schat-tens das neue Haus zu bauen.
Die Erzahlung, wie Abraham und Ismael das heilige Haus erbau-ten und dann die verschiedenen Wallfahrtsceremonien verrichteten , findet sich auch bei Ja\'kübi (p. ff fg.); von den letzteren wird auch die Benennung der Wallfahrtsorte cArafa und Muzdelifa (iajj^JI) so wie die des Jaum al-Tarwijja genannten Tages (jüjy^l) abgeleitet.
Auch bei Jaküt (s. v. , IV, fa. , tVV) wird erzahlt, dass die Ka\'ba von Abraham neu erbaut wurde und zwar nach Anwei-sung der Sakina in Gestalt einer Wolke, und dass Gabriel ihn alle Wallfahrtsceremonien lehrte. Als sie — heisst es ferner — nach Mina kamen , zeigte sich Iblis dem Abraham ; da sagte Gabriel zu ihm: »Werfe mit Steinen (Kieselsteine oLwa»-, die auch jetzt noch bei dieser Ceremonie verwendet werden) nach ihm, was Abraham siebenmal that, worauf Iblis entfloh; dasselbe wiederholte sich an zwei andren Orten. Diese Ceremonie des Werfens
mit kleinen Kieselsteinen (jUjl , die sehon in vorislamischer Zeit in Gebrauch war, wird auch von andren Autoren auf Abraham zurückgeführt (Pococke, 1. c. p. 29. 303. 306).
Statt Isaak tritt so Ismael überall in den Yordergrund; er wird im Koran unter den Erzvatern und Propheten aufgoziililt, wozu Geiger in seiner Preisschrift (p. 131 fg.) die einzelnen Beleg-stellen anführt. Dasselbe geschieht natürlich auch bei den spateren Autoren. So wird z. B. bei Jaküt (s. v. , IV, olfquot;) der Traum
Jakob\'s (Gen., 28, 12 fg.) mit den Worten erzahlt: .... »Und er sah im Traume eine Leiter, deren Spitze bis an das Thor des Him-mels reichte, und die Engel stiegen auf derselben auf und nieder, und Gott offenbarte sich ihm und sprach: Ich bin Gott und kein Gott ist ausser mir, ich bin dein Gott und der Gott deiner Viiter Abraham, Ismael und Isaakquot; u. s. w. Ein andres Beispiel bietet die sogleich anzuführende Stelle Zamahsari\'s.
Nach der (oben erwiihnten) Koranstelle (37, 81 fg.), an welcher ■von Abraham und den Götzendienern die Rede ist, wird ferner (Vs. 98 fg.) erzahlt, wie Araham Gott um einen tugendhaften Sohn gebeten habe, und wie ein solcher (eigentlich ein verstandiger) ihm verheissen ward. Als dieser — heisst es ferner — das gehorige Alter erreicht hatte, sagte Abraham zu ihm; »0 mein Sohn, ich habe im Traume gesehen, dass ich dich opfern soli — was ist deine Meinung ?quot; Der Sohn antwortete: »0 mein Vater, thue was dir befohlen wurde, du wirst mich, so Gott will, geduldig findenquot; «UI qI Nachdem Beide sich so
in Gottes Willen ergeben batten und als Abraham seinen Sohn auf das Gesicht gelegt hatte, um ihn zu schlachten, riefen wir ihm zu: »0 Abraham, du hast bereits den Traum erfüllt .... und wir losten ihn aus mit einem kostbaren Opferquot; (Vs. 107).
Wie an vielen andren Koranstellen herrscht auch hier die Ano-nymitat; man weiss nicht, von wem eigentlich die Rede ist, und ob Isaak oder Ismael mit dem «Sohnquot; gemeint sei. Und so sind denn in der That bei den spateren Autoren die Meinungen ge-theilt, indem sehr Viele der Ansicht sind, nicht Isaak sondern Ismael sei der zum Opfer Erkorene gewesen, wie denn auch (der Geopferte) das gewöhnliche Epitheton Ismael\'s ist.
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Zu der angeführten Koranstelle bemerkt Zamahsart (II, tfli1), dass Abraham im Zweifel gewesen sei, ob sein Traum eine gött-liche Eingebung gewesen, oder ob er vom Satan herrührte, und dass erst die zweimalige Wiederholung desselben ihn belehrt habe, dass Ersteres der Fall sei. Diese Traume hatte Abraham übrigens im quot;Wallfahrtsmonat ^ j) , wie denn auch die Namen
der verschiednen quot;Wallfahrtstage Os^jXi\' fyi, Ksiy: da-
mit etymologisch in Verbindung gebracht werden; zugleich wird erwahnt, dass der Ort der Opferung in der Nahe des Wallfahrts-ortes Mina gewesen sei (p. if It*). Als Veranlassung zu der Auf-forderung wird erzahlt, dass als die Engel dem Abraham einen Sohn verkündeten, er gesagt habe, derselbe solle Gott geweiht sein (p. ifif). Als dieser nun das gehorige Alter erreieht hatte, wurde Abraham zur Erfüllung dieses Gelübdes aufgefordert. Mit Bezug auf das Löseopfer wird im Namen des Ibn cAbbas angeführt, es sei das derselbe Widder gewesen, den Abel (Habil) geopfert, und der seit jener Zeit im Paradiese weidete; nach einer andren Meinung war es ein Gemsboek (^cj), der vom Berge Tabir (bei Mekka) herabkam. Dieser Bock (oder Widder) floh vor Abraham , der siebenmal Steine nach ihm werfen musste, ehe er ihn ergreifen konnte, was der Ursprung des jetzigen Steinwerfens ist (^***£gt;2 Xiw), nach Andren warf er die Steine nach Satan, der ihn von der Opferung abhalten wollte. Als Abraham — heisst es ferner — sich zur Opferung auf den Weg machte, sagte er zu seinem Sohne: »Nimm ein Messer und einen Strick; wir wollen gehen Holz zu holenquot;. Als sie nun in die Nahe des Berges Tabir kamen, sagte ihm Abraham, was Gott ihm befohlen habe. Darauf sagte der Sohn: »0 mein Vater, binde mich nur recht fest, da-mit ich mich nicht straube, und sehlage dein Gewand zurück, damit mein Blut es nicht bespritze und meina Mutter bei dessen Anblick nicht traure, und scharfe dein Messer, dass es mich schnell tödte, denn der Tod ist hart, und grüsse meine Mutter von mir (^ Ijlj ^^i), und wenn du willst, so bringe ihr mein Oberhemd (u^aï) ; vielleicht wird das ihren Schmerz mildern. Abraham sagte : »0 mein Sohn, mich freut deine Ergebenheit in Gottes Willenquot;. Darauf sagte der Sohn: «Wende mich so, dass du mein Gcsicht
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nicht siehst; du mochtest sonst Mitleid mifc mir haben, und das könnte dich davon abhalten, Gottes Willen zu vollziehen — und Beide weinten. Als nun Abraham so gethan und das Messer an-legte, drehte dasselbe sich um, sodass es mit der Rückseite det; Hals des Sohnes berührte; auch legte Gott eine kupferne Platte um seinen Hals. Zugleich wurde dem Abraham zugerufen: »0 Abraham, du hast bereits den Traum erfülltquot;. Und als er um sich blickte, stand Gabriel da mit einem grossgehörnten Widder von zweierlei Farbe. Abraham ging hierauf nach dem Schlachtort bei Mina, um daselbst den Widder zu opfern.
Hierauf werden die verschiedenen Meinungen angeführt, wie namlich die Einen sagen, Ismael sei der zum Opfer Bestimmte gewesen, wahrend die Andren dasselbe von Isaak behaupten. Die Ersteren führen als Beweis an, dasquot; Mohammad sich selbst einen Sohn der zwei Geopferten ^i) genannt, und auf die
Frage nach dem Grund dieser Benennung lachelnd geantwortet habe, der Eine derselben sei sein Stammvater Ismael, der Andre sein Vater cAbd Allah; letzteren hatte Mohammad\'s Grossvater bei einer Gelegenheit zu opfern gelobt, ihn dann aber mit hundert Kameelen ausgelöst, die er statt seiner opferte. Ausserdem werden noch andre Beweise angeführt, darunter, dass die Israeliten in ihren Gebeten Gott als den Gott Abraham\'s, Ismael\'s und Israel\'s anzurufen pÜegten, und dass Moses Gott gefragt habe , warum nicht auch sGott Mosisquot; gesagt werde, da doch Gott auch ihn der An-sprache würdigte und ihn sogar zu seinem Gesandten (Jyw,) erwahlt habe. Darauf wurden ihm von Gott die Verdienste der Erzvater aufgezahlt und darunter, dass Ismael bereit gewesen sei, sein Leben hinzugeben. Als fernerer Beweis wird -— und zwar im Namen eines zum Islam übergetretenen Juden — angeführt, dass die Hörner des Widders lange Zeit hindurch an der Ka\'ba aufgehangt waren, ferner dass die Worte: »Wir verkündeten ihm den Isaakquot; (Sur. 37, 112) erst nach der Erzahlung vom Opfer vorkommen. Dann werden die Beweise für die andre Ansicht angeführt (p. (Ho), darunter auch, dass Jakob in seinem Briefe an Joseph — welchen Brief Zamahsari zu Sur. 12, 89 (I, Ivo) vollstandig mittheilt — sich selbst Sohn Isaaks, des Geopferten (gojj aJÜ\' v-jj.üjij q-»
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aUl aJJ!) nannte. Die letzteren Beweise werden auch
im Oommentar des Elpherar (bei Geiger, 1. c., p. 133 fg.) angeführt.
Das hier Erwahnte findet siah zum Theil auch in Baidawi\'s Commentar zu Sur. 37, 101 (II, lvegt;). Mit Bezug auf die Frage, ob Ismael, ob Isaak, führt Baidawt ebenfalls Mohammad\'s Ausspruch an, wahrend er die oben erwahnte Stelle in Jakob\'s Brief für nicht beweiskraftig erklart. Dass Isaak, nach einer Meinung, der »Ge-opfertequot; sei, érwahnt Baidawi nur flüchtig zu Sur. 37, 112 (p. !v1), wo von der Verkündigung ïsaak\'s die Rede ist, indem er sagt, dass nach der Ansicht Isaak sei der Geopferte die Verheissung von ïsaak\'s Prophetengabe gemeint sei (ebenso Elpherar bei Geiger, p. 135 , N.).
Bei Tabari (I, I\'ll fg.) und Ibn el-Atir (I, w fg.) folgt auf die Erzahlung vom Bau des heiligen Hauses die von der Opfe-rung, wobei die Einzelheiten im Allgemeinen mit den von Zamah-sari gegebenen übereinstimmen, wie auch die Beweise für die Person des Geopferten, die unter zwei verschiednen Rubriken zusammengestellt werden. Die Erage, die Moses an Gott richtete, dient aber hier zum Gegenbeweis, indem als jüdische Gebets-formel «Gott Abraham\'s, ïsaak\'s und Jakob\'squot; angeführt und in Gottes Antwort ïsaak\'s Opferbereitwilligkeit hervorgehoben wird; ebenso übrigens bei Zamahsari zu Sur. 38, 19 (II, ITfl), bei Tabari, I, ölf, und Ibn el-Atir, I, lot. Unter der Rubrik, dass Isaak der zum Opfer Bestimmte gewesen sei, wird auch erzahlt, dass, als Abraham mit Isaak sich fortbegeben hatte, der Satan zu Sarah ging, und zwar in Gestalt eines ihrer Bekannten. Er fragte sie: »Wesshalb ist Abraham heute so früh mit Isaak fortgegangen ?quot; »Um irgend sine Sachequot;, antwortete Sarah. »Bei Gottquot;, sagte der Satan hierauf, jgt;er ist mit Isaak fortgegangen, um ihnzuopfern, weil er glaubt, Gott habe es ihm befohlenquot;. Darauf erwiederte Sarah: «Das ist sehr schön von Abraham, dass er den Willen seines Herrn vollziehtquot;. Dann versuchte er auf dieselbe Weise, Isaak zum Ungehorsam zu verleiten, Isaak aber sagte: »Wenn Gott meinem Vater Das befohlen hat, so ist es Pflicht, es zu thunquot;. Ebenso wenig Gehör fand der Satan bei Abraham. Dasselbe wird nun aber auch unter der andren Rubrik erzahlt. Als Abraham — so heisst es — unterwegs war, geselite sich Iblis zu ihm, um ihn von seinem
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Vorhaben abwendig zu machen. Abraham aber sagte: sHebe dich weg von mir, Feind Gottes ! Wir werden thun, was Gott befohlenquot;. Dieselbe Antwort erhielt er von Ismael so wie von Hagar, worauf er voll Zorn wegging. Alles Ubrige wird ebenso wie bei Zamahsari erzahlt, nur dass an der Stelle, wo es heisst, Abraham habe auf Ismael\'s Bitte diesen so gewendet, dass er sein Gesicht nicht sah, die entsprechenden quot;Worte Sur. 37, 103 iJjj) gebraucht
werden. Am Schlusse wird bemerkt, dass nach der Ansicht, es sei hier immer von Isaak die Rede, alles Das sich in Syrien zu-tragen habe, nahe bei der Stadt Ilia (IjAJ, d. i. Jerusalem, Aelia Capitolina), wahrend nach der andren Ansicht Mina der Ort der Handlung gewesen sei. Letzteres findet sich ebenso bei Abü\'l-Fida (Hist, anteisl., p. 22) und bei Mas\'udi (I, 87). — Dass die Juden Isaak, die Araber Ismael fiir dem zum Opfer Bestimmten erklaren , erwahnt übrigens auch al-Blrüni (p. fvö).
Auch in den jüdischen Schriften wird die Opferbereitwilligkeit Isaak\'s besonders hervorgehohen. So wird an der Stelle «und sie gingen Beide miteinanderquot; (Gen., 22, 6. 8) das ^quot;[quot;p in den chal.
daischen Übersetzungen im Sinne Ton «einmüthigquot; (von
nn*1; quot;HN) Wiedergegeben, und ebenso im Midrasch (Ber. R., S. 56; M. Tanchuma, ed. Buber, I, 114) und bei Raschi z. St. ge-deutet: «der Eine bereit zum Opfern, der Andre zum Geopfert-werdenquot; (quot;|pyi^ HTl quot;Hp^ HT)- ^11 beiden Stellen (sowie an den Parallelstellen , die in der Wilnaer Ausgabe der Rabboth, p. 226, und bei Buber angeführt werden) wird auch erzahlt, wie Satan zuerst Abraham und dann Isaak ahwendig zu machen suchte. Zu Letztererm sagt er sehr schlau: «Alle die Kostbarkeiten deines Vaterhauses werden jetzt dem Ismael zufallenquot;. Zugleich wird das Sprichwort angeführt: ^Tl tÖD ïÖ quot;Dj d. h.:
«Wenn auch das gesprochene Wort nicht ganz zu Herzen geht, so doch die Halfte (semper aliquid haeret), und darauf angewandt, dass Isaak in der That schwankend wurde, bis ihn seinVaterin seinem ursprünglichen Entschluss bestarkte. Ferner wird erzahlt, dass Isaak seinen Vater gebeten habe, ihn nur recht fest zu binden , und ahnlich wie in der arabischan Sage Ismael (oder Isaak) sagt: «Der Tod ist hartquot; (lAjiXi o\'^) gt; sagt im M. Tanchuma
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Isaak: «Das Leben ist hartnackigquot; (^n nDIÜH ? und
ebenso wie dort heisst es auch hier in Bereschith E., dass Beide weinten, nur dass — so wird hinzugefügt — wührend das Auge weinte, das Herz sich freute, den quot;Willen des Schöpfers zu vollziehen.
Dass Isaak seinen Vater gebeten, ihn recht fest zu binden, findet sich auch in der Paraphrase des jerus. Targum zu Gen., 22, 10 sowie in den spateren Midraschim, Pirke E. Eliezer (c. 31) und Midrasch quot;Wajoschah (in Jellinek\'s Beth ha-Midrasch, I, 37), wo derselbe Ausdruck wie im M. Tanchuma (ns^n ^Djn^) vor-kommt, und zugleich erzahlt wird, dass Isaak seinen Vater gebeten babe, seine Asche seiner Mutter Sarah als Andenken an ihn zu überbringen. Im Jalkut (Gen., § 98, § 101, ed. Frankf., f. 28a, 28,)) wird die Versuchung durch Satan nach zwei Terschiede-nen Midraschstellen erzahlt: an der einen (§quot; 98) nach der Dar-stellung des (langst gedruckten) M. Tanchuma zu Gen., 22, 4 fg., an der andren (§ 101) nach der — oben erwahnten — Stelle des Ber. E., S. 56. Ferner wird (§ 101) ein Midrasch — ohne nahere Angabe — angeführt, dem zufolge der als Löseopfer dienende Widder nach Einer Meinung von den Bergen herabkam , auf denen er weidete (wie oben Tom Berge Thabir), nach der andren Meinung aber aus dem Paradiese, woselbst er seit dem Abend des sechsten Schöpfungstages sich befand ; Letzteres mit Bezug darauf, dass mehrere Din ge — darunter dieser Widder — nachtraglich in der Dammrung des 6. Schöpfungstages nach Vollendung der eigentlichen Schöpfung erschaffen wurden, wie das an mehreren Stellen (Pirke Aboth, V, 6; Aboth d. E. Nathan, ed. Schechter, fol. 48a und an andren, daselbst angefiihrten Stellen — cf. Bochart, Hieroz., I, 193 , woselbst statt Pesachim 154 zu lesen ist f. 54 —) erwahnt wird. Zwei dieser Stellen des Jalkut werden auch bei Weil (1. c., p. 86. 89) angeführt.
Die Opferung Isaak\'s — oder das Binden desselben , welcher Ausdruck in den jüdischen Schriften der gewöhnliche ist, namlich lquot;i~ipy, nach Gen., 22,9 — gehort jedenfalls mit zu den oben erwahnten zehn Prüfungen (HIJVDJ rPlü^) Abraham\'s, da sie als solche im Pentateuch erwahnt wird (ib. vs. 1), und zwar wird diese Prüfung als die zehnte und letzte betrachtet. So heisst es
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im M. Tanchuma (ed. Buber, I, p. 57) zu Gen. 22, 2, mit Bezug auf das Gen. 12,1 und das hier vorkommende , das
erstere bezeichne die erste Prüfung, die Auswandrung aus dem Geburtslande; das letztere die letzte Prüfung. Auch die oben erwahnte Koranstelle (2, 118), an welcher von Abraham\'s Prüfung die Rede ist — nJj ^5 — ^6\'0!16 Stelle auch Geiger,
p. 130 fg., mit den jüdischen szehn Prüfungenquot; Tergleichf) wird von einzelnen arabischen Autoren in diesem Sinne aufgefasst. So heisst es bei Abü\'l-Fida (Hist, anteisl., p. 22): ))Mit Bezug auf die Koranstelle, an welcher gesagt wird, dass Gott Abraham auf die Probe gestellt habe «U\' i^^\') sind Meinungen der Au
toren gelheilt; einige geben drei Prüfungen an: die Auswandrung (sySi^) aus seinem Geburtslande, die Beschneidung und die Opferung seines Sohnes; Andre geben Andres anquot;.
Diese andren Meinungen finden sich in der That bei Tabari (I, Hl fg.) und Ibn el Atir (I,aI), woselbst mehrere Erklarungen der Koranstelle angeführt werden. Nach Einigen sind (wie an der oben angeführten Stelle Baidawl\'s) einzelne religiose Vorschriften gemeint, namentlich solche, die sich auf die gesetzlich vorgeschrie-bene Reinigung beziehen, wie das Beschneiden (oder Verkürzen) des Schnurrbarts (v_j LSxJI (jüï), das Ausspülen des Mundes ((ji2*Aia*Ji), der Gebrauch des Zahnstochers oder der Zahnbürste (ii)ly*Jl) und andre ahnliche Dinge, die alle — nach Sahrastant bei Pococke (1. c., p. 296) aufgezahlt werden. Dann wird die Deutung angeführt, wonach die quot;Wallfahrtsceremonien gemeint seien, mit Hin-weisung auf die an derselben Koranstelle (2, 108) vorkommenden Worte; »Ich habe dich zum Imam erwahltquot;. Andre—so heisst es weiter — beziehen die Koranstelle auf sechs Dinge: Die Sterne, die Sonne und den Mond (womit wahrscheinlich gemeint ist, wie Abraham zur Erkenntniss Gottes gelangte), das Feuer (in das er ge-worfen wurde) , die Auswandrung (bys^ji) , die Beschneidung , und die Opferung seines Sohnes; ausserdem aber — wie ferner bemerkt wird — gibt es noch andre Erklarungen. Die hier angeführten finden sich übrigens ebenso bei Zamahsari zu Sur. 2, 118 (I, l.f).
Was das Reinigen der Zahne also den Gebrauch des Zahnstochers (ii)|j,**./o, dlyw), betrifft, so ist demselben bei Bohari (I,
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p. vf, N0. vH ein besondrer Abschnitt (él\'ytJI ^jLj) gewidmet, wie denn (p. w fg.) noch andre detaillirte Reinigungsgesetze im Namen des Propheten angeführt werden. Das Kippen des Schnurrbarts und Andres der Art wird als Bundeszeichen der Glaubigen betraclitet, wie aus C. Landberg\'s Proverbes et dictons du peuple arabe (I, 255 fg.) er-sichtlich ist. So heisst es auch bei Lane als Erklarung von yio: He clipped his mustache much, so that the iijXlo (the exterior of the skin) became apparent. This the Muslim is commanded to do (Ta^ al-\'arüs).
Sowie bei den Arabern einzelne Religionsvorschrifton auf Abraham als deren Bogiünder zurückgeführt werden, so wird in den jüdischen Schriften Abraham als derjenige genannt, der das Morgengebet — wie Isaak das Vesper, und Jakob das Abendgebet — anordnete oder einführte (jpn gt; Berachoth, 26b), wie er denn überhaupt alle gesetzlichen Vorschriften ausübte, nicht uur die in der Thora vorgeschriebenen, sondern auch die traditionellen Lehren und Verordnungen; es wird das aus der detaillirten Aufzahlung, Gen., 26, 5, sowie namentlich aus der daselbst gebrauchten Pluralform Tnim gefolgert, womit also sowohl die schriftliche Lehre (nnD
Dro;^) als auch die mündliche , traditionelle (jlQ min)
gemeint ist (Joma, 281); M. Tanchuma, I, 18; Ber. R., S. 49 zu Gen., 18, 19; Aboth d. R. Nathan, ed. Schechter, p. 94 , und an andren Ton Buber, Schechter und in der Wilnaer Ausgabe der Rabboth, p. 200, angeführten Stellen).
Bei Tabari (I, ffv) heisst es: gt;.Abraham war der Erste, der Gaste bei sich bewirthete , der Erste , der Bouillonbrod zubereitete (iXyJI Jy\' Jjl) und der Erste, der in Polge des Alters weisse Haare hattequot;. Abraham\'s Gastfreundschaft wird auch sonst erwahnt; er wird der Vater der Gastfreundschaft genannt (ZDMG., VI, 57, N0 303). Bei Hariri (p. oo) heisst es: »Der Alte, der die Gastfreundschaft einführtequot; , womit — wie in den Scholien z. St. bemerkt wird — Abraham gemeint ist.
Abraham wird gewöhnlich der Preund Gottes, oder auch «der Preundquot; , genannt, wie es denn Sur. 4, 124 heisst, Gott
habe Abraham zu seinem Preunde erkoren CkAsgt; .Jii lX^ó\'Ij).
Zu dieser Stelle geben Zamahsari (I, f ytquot;) und Baidawi (I, rHquot; fg.) folgende gemüthliche Erzahlung:
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Als einmal Theurung im Lande herrschte, sandte Abraham einige seiner Leute an einen Freund in Aegypten, mit der Bitte, ihm etwas Getreide zu schicken. Dieser aber sagte zu den Boten: »Wenn Abraham das Getreide für sich und die Seinen nöthig hiitte, so würde ich seine Bitte gerne erfüllen, allein ich weiss, dass er es nicht für sich, sondern für die Armen (seine Gaste, braucht; nun aber herrscht auch in unsrem Lande ïheurung, und ich kann ihm also Nichts schickenquot;. Die Boten schamten sich aber , mit leeren Handen zurückzukehren; so füllten sie denn die mit-gebrachten leeren Sacke mit feinem Sande (als ob sie Mehl ent-hielten) , und kehrten zurück. Als sie dem Abraham den Hergang der Sache erzahlten, war er darüber sehr betrübt. Bald darauf schlief er ein. (Vielleicht hielt er Siesta — XJui — wie das im Orient seit alter Zeit gebrauchlich ist.) Wahrend seines Schlafes öfifnete Sarah, die von den naheren ürastanden Nichts wusste, einen der Sacke; sie fand in demselben sehr schönes Mehl, das sie alsbald zum Brodbacken verwendete. Als Abraham erwachte, und das frischgebackne Brod roch, fragte er: »Woher habt ihr das?quot; «Je nunquot;, antwortete Sarah, nvon deinem agyptischen Freundequot;. «Keineswegsquot;, sagte Abraham, »das ist von meinem göttlichen Freundequot; («UI lX-Lc Jo), und desshalb nannte
Gott ihn seinen Freund.
In der Erzahlung vom Besuche der Engel bei Abraham, Sur. 11, 72 fg. — nach einer von den Erklarern z. St. angeführten Mei-nung waren es die Engel Gabriel, Michael und Israfil, in den jü-dischen Schriften Michael, Gabriel und Uriel (Midrasch Lekach tobh, ed. Buber, 1, 82; Baba Meziah, 861)) — heisst es, dass sie die ihnen vorgesetzten Speisen nicht berührten. Mit Bezug hierauf wird bei Tabari (I, fvf) erzahlt, dass sie auf die Frage Abrahams: »Warum esset ihr nicht?quot; geantwortet: »Wir essen keine Speise ohne den Preis dafür zu wissenquot;. Darauf sagte Abraham (der sie natürlich für Menschen hielt): «Der Preis für diese Speisen ist, dass ihr beim Anfange des Essens Gottes Namen anruft und beim Schlusse ihn lobpreistquot;. Da sah Gabriel den Michael an und sagte zu ihm: «Wohl mit Recht hat Gott diesen da zu seinem Freunde erkorenquot;.
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Die Gastfreundschaft Abraham\'s wird auch in den jiidischen Schriften erwahnt. So wird erzahlt, dass Abraham gewohnt war, die des Wages kommenden □quot;quot;quot;iDiyH) ™ sich einzu-
laden, dass er aber nach seiner Beschneidung fiirehtete, es werde jetzt Niemand mehr zu ihm kommen, worauf Gott zu ihm sagte: sBisher sind nur Mensehen zu dir gekommen, jetzt aber werde ich in meiner Herrliehkeit und mit meiner Dienerschaft
dir erscheinen — rait Bezug auf Gen., 18, 12 (M. Lekach tobh, I, f. 41a, 41^; Bereschith R., S. 47. S. 48, ed. Wilna, 97», und in andren daselbst angefiihrten Stellen). — An weiteren Stellen wird Abraham\'s Gastfreundschaft in Verbindung mit seiner Frömmigkeit hervorgehoben. So liest man, dass Abraham die Wandrer zu sich einlud und bewirthete und sie dann aufforderte, fiir das Genossene Gott zu danken (Ber. R., S. 43 zu Gen., 14, 19; S. 49 zu Gen. 18, 19, und an andren in der Wilnaer Aus-gabe, p. 174. 200, angefiihrten Stellen). Ferner (ibid., S. 54) wird
das Gen., 21, 33, dahin erklart, dass es eine Art Karavan-
\' )
sereivp^J^Q, Trxvdoxeïov , txvHixsTov, arah. wovon Fondaco,
Fundago, Fondique in den romanischen Sprachen) gewesen sei, und dass Abraham die von ihm bewirtheten Giiste aufgefordert habe, Gott dafür zu danken. Im Talmud (Sota, 10a) werden zwei Mei-nungen in Betreff des angefiihrt; naeh der einen war es
ein Lustgarten (DTquot;)2) , nach der andren ein pquot;|^Q. Ferner wird das darauf folgende in causativem Sinne aufgefasst und die
Stelle dahin gedeutet, dass wenn die bewirtheten Gaste dem Abraham danken wollten, er zu ihnen sagte: »Habt ihr denn von dem Meinigen gegessen ? Ihr habt von dem gegessen, was dem ewigen Gott gehort; gebt Dank und Preis Ihm,
der da sprach, und es ward die Weltquot;. rpm ^D^)-
In demselben Sinne wird die Pentateuchstelle im jerus. Targum paraphrasirt, woselbst ebenfalls mit wiedergege-
ben wird.
Die Bezeichnung Abraham\'s als Gottgeliebter kommt in den jiidischen Schriften mehrfach vor. So werden in den Aboth d. R. Nathan (ed. Schechter, f. 61a) mehrere Personen aufgezahlt, die in der Bibel Freunde und Lieblinge (quot;l^l, Gottes ge-
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nannt werden. Darunter ist Abraham , vou dem es Jes. 41, 8 heisst DCCDK yit, welche Stelle öesenius (Thes., a. v.
p. lla) mit dem arab. JwJbsijl, »JJ! , so wie mit Jacob. 2,23,
vergleicht, wo es von Abraham heisst xx) (piKoi êeoü stchiiiq. In den Aboth d. E. Nathan wird auch das nD\'Jer.,
11, 15, auf Abraham bezogen; auch in der Einleitung (^niTrS) zu Midrasch Echa (§ 24, ed. quot;Wilna, f. 7a) nennt Gott Abraham seinen Freund unter Anwendung derselben Bibelstelle.
Das vnyp , Gen., 18; 19, wird Ton Raschi z. St.— entspre-chend einer der Bedeutungen von — mit nliebenquot; erklart, wie auch Philo (I, 401) diese Stelle als Beweis dafür anführt, dass Abraham nicht ein Sclave (SsDao?) sondern ein Freund oder Geliebter (Cpiï.oc) Gottes war, und sie mit Mij i7riicxhu\\pu èya xiro \'appakft tov qigt;.ou [aov wiedergibt. Ebenso wird im jerus. Targum zu Gen., 18, 17 dem Namen Abraham\'s das Epitheton smein Geliebterquot; (^nn) hinzugefügt (cf. Beer, Leben Abraham\'s, p. 160. 161, Note 427. 431).
Auch dass Abraham der Erste war, bei dem die Anzeichen des hohen Alters sichtbar wurden, wird mehrfach in den jüdischen Schriften erwahnt. So heisst es (Bereschith R., S. 65, ed. Wilna, 128a zu Gen., 27, 1; M. Tanchuma, ed. Buber, p. 118 zu Gen., 24, 1, und an andren daselbst angeführten Stellen), dass die Krone des Alters (nach Prov., 16, 31), d. h. die ausseren Kennzeichen desselben, zuerst dem Abraham , und zwar auf sein Verlangen, von Gott verliehen wurde.
In den arabischen Sagen erscheint der Todesengel (ovü ükLo, in den jüdischen Schriften HIDH durchaus nicht in abschrecken-
der Gestalt, und seine Bezeichnung als Engel bedeutet allerdings, ebenso wie das biblische auch Bote überhaupt) passt umso
eher, als er jedenfalls nichts Damonisches hat; er kommt vielmehr als milder, sanfter, tröstlicher Engel, als eine Art «Freund Heinquot;; jedenfalls hat er in seiner aussern Erscheinung Nichts, was auf seine, immerhin unangenehme, Mission schliessen lasst. So wird denn auch bei Tabari (I, a) und Ibn el-Atir (I, av) erzahlt: Als Gott die Seele Abraham\'s nehmen wollte, schickte er zu ihm
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den Todesengel in Gestalt eines ganz hinfalligen, alten Mannes. Als namlich Abraham einst wie gewöhnlich seine Giiste bewirthete, sah er einen alten Mann in der Sonnenhitze gehen; er schickte ihm einen Esel, damit er auf diese Weise zu ihm komme. Als der Greis nun angelangt war, konnte er die ihm vorgesetzten Speisen nur mit der grössten Mühe in den Mund bringen, und wenn er sie endlich hineingebracht hatte, kamen sie wieder heraus. Nun aber hatte Abraham langst schon Gott gebeten, nicht eher seine Seele zu nehmen, als bis er selbst ihn darum bitten würde. Als er nun das Gebahren des alten Mannes sah, sagte er zu ihm ; »Was ist das mit dir, o Greis?quot; «Das ist das Alter, o Abrahamquot;, ant-wortete dieser. »Wie alt bist du denn ?quot; fragte Abraham. Jener gab sein Alter um zwei Jahre mehr an, als das Abraham\'s war. Da sagte Abraham: «In zwei Jahren werde ich also ebenso sein ? O Gott, nimm mich zu dir!quot; Da nahm der Greis (also der Todesengel) die Seele Abraham\'s, und so verschied er im Alter von hun-dert Jahren; nach Andren war er 175 Jahre alt.
Die jüdischen Schriften stimmen mit den arabischen darin über-ein, dass in den ersteren nm:D, (tiid, Kro als der Ort genannt wird, woselbst Abraham mehrere Jahren lang im Kerker war (Jalkut Gen., § 77 nach Baba Bathra, 91a), weieher Orts-name auch vielfach bei den arabischen Autoren als Geburtsorfc Abraham\'s , wo er auch ins Feuer geworfen ward, vorkommt. So an den oben angeführten Stellen, und ebenso bei Jakut (s. v. , IV, Hv), el-Bekri (ed. Wüstenfeld, p. fao) , Mokkaddesi (ed. De Goeje, p. a1) und bei Andren (cf. Maimonidea, Guide des égarés , III, c. 29, p. 219; Dozy, De Israëlieten te Mekka, p. 157. 165; ZDMG., XXIII, 621).
In den Pirke E. Eliezer (c. 26) wird erzahlt: Die erste der zehn Früfungen Abraham\'s bestand darin, dass, als er geboren ward, die Grossen des Reiches ihn tödten wollten; er war aber 13 Jahre lang unter der Erde verborgen, und er sah da weder Sonne noch Mond. Nach 13 Jahren ging er hervor ans Tageslicht, sprach die heilige Sprache (hebrüisch), verachtete die Götzenbilder und ver-traute auf den Schutz seines Schöpfers HCDDI) und
sagte: »Gott Zebaoth, Heil dem, der auf dich vertraut (Ps, 84, 13).quot;
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Die zweite Prüfung war, dass man ihn zehn Jahre lang im Kerker gefangen hielt, drei Jahre lang in , sieben Jahre in ,
(nach Andren umgekehrt; ebenso an der erwahnten Talmudsteile B. Bathra, 91a). Nach Verlauf der zehn Jahre nahm man ihn aus dem Geiangniss und warf ihn in den Feuerofen, aber der König der Herrlichkeit (quot;quot;QDiquot;! ~{?f2 nach Ps. 24, 7) streckte seine Rechte aus und errettete ihn, wie es heisst (Gren., 15, 7) l*i
Auch in dem
genannten Midrasch wird (T. II, c. 25) erzahlt, dass Nimrod zuerst Abraham einkerkern und dann in den Feuerofen werfen liess, welcher letztere — in ahnlicher Weise wie bei den arabischen Autoren — des Naheren beschrieben wird. Vorher geht die Er-zahlung, wie Abraham von seinem Vater Götzenbilder erhielt, die er auf den Markt bringen und verkaufen sollte, dass er aber, statt dieselben anzupreisen, den Kilufern das Nichtige und Thörichte des Götzendienstes vorstellte (of. Beer, Leben Abraham\'s, p. 10).
Dass Nimrod zuerst den Abraham einkerkern liess und ihn erst spater zum Feuertod verurtheilte, erzahlen auch Zamahsari (I, Ivf) und Baidawi (I, iM*) zu Sur. 2,260. Überhaupt aber wissen die arabischen Autoren von Abraham\'s Kindheit und frühester Jugend mehr zu erzahlen als die jüdischen.
Ahnlich der oben angeführten Stelle Ja\'kübi\'s ist die Erzahlung von Abraham\'s Geburt und Kindheit bei Tabari (I, loi* fg.) und Ibn el-Attr (1, 1v). Zunachst werden die verschiednen Meinungen über die Geburtsstatte Abraham\'s angeführt, darunter auch ; jedenfalls wurde er in dem Lande geboren, in welchem Nimrod regierte , welcher — ebenso wie Dvl\'l-karnain , und Salomon, Sohn David\'s, nach Einigen auch Nebukadnezar — die ganze Welt be-herrschte. (Auch in den jüdischen Schriften heisst es, dass vier Könige — darunter Salomon und Nebukadnezar — über die ganze Welt regierten, so Megilla, 11», im 2. Targum zu Esther, 1, 1 , und in der von Buber edirten Sammlung hagadischer Commentare zum B. Esther, p. 56). Nun kamen einst die Sternseher (v_;L£Uol I^SU-ji) zu Nimrod und sagten zu ihm : «Wir haben in den Sternen gesehen, dass in dieser Stadt in dem und dem Monat von dem und dem Jahr ein Knabe zur Welt kommen wird, den man Abraham
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nennen wird, und dieser wird eure Religion bekampfen, und eure Gotzenbilder zertriimmem. Als nun die vorhergesagte Zeit gekom-men war, liess Nimrod alle schwangeren Frauen in Gewahrsam bringen, mit Ausnahme von Abraham\'s Mutter , denn dieser sah man nicht an, dass sie schwanger war. Jedes Knablein aber, das in diesem Jahre zu Welt kam, wurde getödtet. Als nun Abraham\'s Mutter Geburtswehen hatte, ging sie bei Nacht in eine nahege-legene Höhle, woselbst sie Abraham gebar. Darauf ging sie nach Hause, nachdem sie zuvor den Eingang zur Höhle verrammelt hatte. Als sie nun wieder hinkam, fand sie, dass der Knabe in Einem Tage so viel gewachsen war wie andre Kinder in einem Monate; seine Nahrung aber fand er, indem er an seinem Daumen sog ; auf diese Weise erhielt ihn Gott am Leben. Es wird hierauf — nach Sur. 6, 76 fg , nur detaillirter — erzilhlt, wie Abraham nach .Betrachtung der Himmelskörper zur Einsicht kam, dass Gott der einzige Schopfer, also alle Goiter, welche seine Landsleute anbete-ten , nichtig seien, und wie die Kunde von seiner Verspottung der-selben zu Nimrod gelangte.
So wie viele sagenhafte Ausschmückungen der Geschichte Abraham\'s aus den jüdischen Schriften in die arabischen übergingen, so findet auch das Umgekehrte statt, dass namlich spatere jiidische Autoren die arabischen Schriften benutzten und einzelne Stellen daraus in ihre Erzahlungen mit dem Übrigen , specifisch Jüdischen, verflochten. Das ist nun höchst wahrscheinlich auch der Fall bei der Erzahlung von Abraham\'s Besuch bei Ismael, die sich auch im Jalkut (Gen., § 95, ed. Frankf. a. M., f. 27a fg.) findet, woraus sie Weil (p. 91, N.) mit der Bemerkung mittheilt, dass auch diese Legende, von der man glauben sollte, sie sei gewiss arabischen Ursprungs, sich im Midrasch finde. Der Jalkut (oder vollstandig Jalkut Schimoni, nach dem Namen seines Verfassers) ist nun aber — wie das schon dessen Benennung besagt, nach 1. Sam.,
17, 40 — ein Sammelwerk, und so ist auch diese Erzahlung den Pirke R. Eliezer (c. 30) entnommen. Letzteres Buch wurde jeden-falls unter arabischer Herrschaft geschrieben, und so kommt in demselben (30.) Capitel Mehreres vor, das, wie Zunz (G. V., p. 275) und Gratz (Geschichte der Juden, V, 223) bemerken, auf die
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Geschiehto der Araber Bezug hat. An die arabisehe Sage erinncrt aber auch die bier von Ismael erzahlte. Unter den oben erwabnten zebn Dingen, die in der Dammrung des secbsten Scböpfungstamp;ges erscbaffen wurden, wird namlicb auch »die Mündung des Brun-nensquot; erwahnt; nach den Commentaren z. St. ist
damit der Mirjamsbrunnen gemeint (□\'HQ Sjy nquot;lND) gt; der die Israeliten auf ibrer Wandrung in der Wüste überallhin begleitete (die einzelnen Stellen hierüber babe ich in der Ztschr. d. D. Palastinavereins, VI, 200, angeführt). In den Pirke R. Eliezer heisst es nun an der Stelle, die der Erzahlung von Abraham\'s Besuch bei Ismael vorhergebt, dass Ismael zu Gott gebetet babe, ihn nicht verdursten zu lassen, und dass Gott sein Gebet erhörte, wie es heisst (Gen., 21, 17) : «Und Gott börte die Stimme des Kna-ben ...., denn Gott hat die Stimme des Knaben gehortquot;. Und dort — heisst es weiter — wurde ihnen der Brunnen eröffnet, der in der Dammrung (namlich des 6. Schöpfungstages) erscbaffen worden war, und Hagar ging bin und trank und füllte den Schlauch mit Wasser, wie es heisst: «Gott öffnete ihre Augenquot; u. s. w. (Vs. 19). Dass hier nun statt des Mirjambrunnens dieser Brunnen als eins jener zebn Dinge erwahnt, ihm also eine besondre Wichtigkeit beigelegt wird, erinnert jedenfalls an den Brunnen Zemzem, der auch sonst vielfach bei den arabischen Autoren vorkommt. Aber auch ausserdem finden sich in den Pirke R. Eliezer mehrfache Anklange an arabisehe Sagen.
Die Erzahlung vom Besuche Abraham\'s findet sich übrigens auch im Sefer Hajaschar (ed. Ven., f. 41a fg.) , nur mit dem Unterschiede, dass in den Pirke R. Eliezer von der Schwelle (n0, im Jalkut insD) des Hauses, im S. hajaschar bingegen vom Pfloek des Zeltes (Sinm quot;im die Rede ist, den Abraham das erste Mal tadelt, das zweite Mal sebr lobt, wahrend in den P. R. Eliezer nur der Tadel erwahnt wird. Der Verfasser des S. hajaschar bat nun aber — wie auch Zunz (I.e., p. 154) bemerkt — auch sonst viele arabisehe Sagen aufgenommen , die er nun wieder nach seiner eignen Phantasie ausschmückte, darunter auch auf Abraham be-zügliche. So wird (18a fg.) erzahlt, dass Nimrod der Erste war, der Götzen anbetete und auch seine Diener dazu verleitete; ein noch
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grösserer Bösewicht als er war sein Sohn pTquot;)Q, und von damals her datirt das Sprichwort: »Yom Bösen kommtBösesquot; (1 Sam. 24,13). Therach aber, der Sohn Nachor\'s, war der oberste Feldherr Nimrod\'s; seine Frau gebar ihm einen Sohn, den er nannte,
weil ihn der König über alle Andren erhoben hatte quot;13
~S^n)- Es wird nun ferner erzahlt, wie zur Peier von Abraham\'s Geburt alle Weisen und Magiër Nimrod\'s zu einem
Gastmahle bei Therach eingeladen waren. Als sie bei Nacht Ton dort fortgingen, sahen sie am Himmel einen grossen Stern, der von Osten kam und in seinem Lanfe vier andre Sterne verschlang. Sie deuteten diese Erscheinung dahin, dass der Knabe, der dem Therach geboren worden war, dereinst sehr machtig sein werde und dass er und seine Kachkommen viele Lander erobern und beherrschen werden. Den andren Tag erzahlten sie Alles dem Kö-nige ; auf ihren Eath hin liess Nimrod den Therach kommen, sagte ihm, was die Magiër geweissagt, und dass er ihm seinen Sohn
bringen solle, um ihn zu tödten.....Therach brachte ihm, statt
seines eignen Sohnes, den Sohn einer Sclavin , den Nimrod alsbald umbrachte; seinen eignen Sohn aber verbarg er zugleich mit seiner Mutter und Saugamme in einer Höhle, und gab ihnon allmonatlich ihren Lebensunterhalt . . . Als Abraham — heisst es ferner (das Buch ist durchaus in biblischem Styl gehalten) — eines Tages die Sonne in ihrem Glanze sah, da sagte er in seinem Herzen: «Fiirwahr, diese Sonne, welche die ganze Erde beleuchtet, ist die Gottheit; sie will ich anbeten.quot; Und er betete an diesem Tage zur Sonne. Als er Abend ward und die Sonne unterging, da sprach er in seinem Herzen: «Das ist kein Gott, aber wo ist er, der Himmel und Erde erschaffen ?quot; Und er erhob seine Augen und schaute gogen Sonnenauf- und gegen Sonnenuntergang, gegen Mittag und gegen Mitternacht, und er sah den Mond und die Sterne, und er sprach in seinem Herzen: «Das ist der Gott, der Himmel und Erde erschaffen und die Andren (die Sterne) sind seine Diener.quot; Als nun aber am Morgen der Tag leuchtete und die Sonne aufging, da sprach er: «Alle diese sind keine Götter, sondern Diener Einos Gottesquot;.
Ferner wird fg.) erzahlt, wie die Grossen des Nimrod den
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Plan fassten, eine Stadt mit einem sehr hohen Thurm zu erbauen, und dass Nimrod damit einverstanden war. Wahrend des Baues schossen sie Pfeile gen Himmel ab , die blutbefleckt zuriickkehrten , wesshalb sie glaubten, die Himmelsbewohner getödtet zu haben — wie das ganz ahnlich die arabische Sage von Nimrod berichtet.
Es wird hierauf sehr umstandlich erzahlt, wie Abraham die Götzenbilder in seines Vaters Hause zertriimmerte und dann dem grössten derselben die Axt in die Hand gab. Zur Strafe dafiir I wird Abraham eingekerkert; hierauf lasst Nimrod auf den Rath
seiner Umgebung einen grossen Feuerofen errichten , der drei ïage und drei Nachte hindurch geheizt wird. Als Abraham herbeige-bracht wurde, um hineingeworfen zu werden, sagten die Weisen Nimrod\'s zu ihm , Therach miisse ihn getauseht haben , da Abraham eben jenes Kind sei, von dem sie in den Sternen gelesen. Vom Konig befragt, gestand Therach seinen Betrug und gab an, sein Sohn Haran habe ihm diesen Rath ertheilt. Darauf wurde nebst Abraham auch Haran in die Flammen geworfen; Haran verbrannte auf der Stelle — weil seine Gesinnung eine schwankende war — , Abraham aber blieb unversehrt; nur die Stricke, mit denen man ihn gebunden hatte, verbrannten; er selbst giug drei Tage und drei Nachte lang inmitten des Peuers umher. Als er hierauf auf Befehl des Königs hinausging, wuuderte sich der König sehr; er gab ihm Geschenke, darunter zwei seiner Sclaven , hiess der Eine, der Andre, und so wurde Abraham ferner nicht
beunruhigt. Dass Eliezer ein Geschenk Nimrod\'s war — was auch in den Pirke R. Eliezer (c. 16) erzahlt wird — findet sich auch bei den Arabern; cf. ZDMG., XVI, 701. 702, XVIII, 456.
Das hier Angeführte ist nur ein Auszug aus der sehr langen — zugleich sehr breiten — Erzahlung; jedenfalls aber zeigt sich bei den angeführten Stellen unverkennbar arabischer Einfluss. Noch viel entschiedener aber zeigt sich die Benutzung arabischer Quellen in der Erzahlung von Abraham, wie sie — unter der Ubersehrift sErziihlung von dem, was unsrem Vater Abraham mit Nimrod wider-fuhrquot; — in dom Buche des R- Elial1 Hakohen mit-
getheilt wird, und zwar am Schlusse des Buches (ed. Amsterd., fol. lOD^ fg.), zu dem sie einen Anhang bildet. Der Verfasser dieses
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Buches lebte ira Orient (Smyrna) und so erklart es sich leicht, dass er die arabischen Sagen über Abraham und Nimrod kannte. Auch führt er die Erzahlung mit den Worten »Man erzahltquot; ein,
und nicht wie sonst mit der Erwahnung des hebraischen Buches, dem er sie entnommen.
In dieser Darstellung ist es nun Nimrod selbst, der in den Sternen liest, dass unter seiner Regierung ein Kind zur Welt komme, das dereinst seine Religion bekampfen werde. Auf den Rath seiner Grossen lasst er alle schwau geren Frauen in Gewahrsam bringen und alle neugebornen Knaben tödten. Damals hatten die (spatere) Mutter Abraham\'s den Therach zum Manne genommen ; nach einigen Monaten bemerkte er, dass ihre Körperfülle zugenom-men; Als er sie desshalb befragte, antwortete sie: Es ist das die Krankheit (wahrscheinlich ein spanisches quot;Wort in gleicher
Bedeutung mit dem italienischen calcinaceio, Geschwulst in den Gelenken, Verhartung im Leibe), die mich jedes Jahr befallt. Als nun die Zeit ihrer Niederkunft gekommen war, ging sie in eine Höhle in der quot;Wuste, woselbst sie eines Knaben genas, bei dessen Geburt die ganze Höhle in Licht erstrahlte, worüber sie grosse
Preude empfand---- Sie verliesa bald darauf die Höhle , indem sie
sagte: »Gott sei mit dir! Er wird dich nicht verlassen und dir seinen Schutz nicht entziehenquot; (nach Deut. 4, 31). Das Kind fing nun an zu weinen; da schickte Gott den Engel Gabriel, um ihm Milch zu verschaffen, und in der That fand es diese , indem es am Daumen der rechten Hand sog. Es wird dann ferner erzahlt, wie Abraham , als er zehn Tage alt war, Nachts aus der Höhle ging und wie er zuerst die Himmelskörper anbeten wollte, dann aber einsah, dass ein höheres Wesen sie alle in Bewegung setzte. Er begegnete hierauf seiner Mutter, die ihn überall gesucht hatte, und gab sich ihr zu erkennen; er war namlich in der kurzen Zeit so ausser-ordentlich gewachsen, dass sie keine Ahnung davon hatte, dass der mit ihr Sprechende ihr Sohn sei.
Nach der Erwahung von verschiednen andren wunderbaren Ereignissen wird (llla) erzahlt wie Nimrod den Abraham nachdem er die Götzenbilder zerstrümmert, ins Gefangniss werfen liess und spater befahl, einen grossen Platz mit einer Mauer zu umgeben ,
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und in demselben einen Scheiterhaufen zu errichten, zu dem Jeder Holz herbeibringen solle. Die Personen aber, welehe dann ver-suchten, Abraham in das Fener zu werfen, wurden selbst von den Flammen ergrifFen; da kam der Satan in Gestalt eines Mannes und sagte zu Nimrod: »Ich will dir eiuen Rath geben: gib mir
Holz, Nagel und Stricke, und ich werde dir ein
maschine, spanisch Trabuco, entsprechend dem der
arabischen Autoren) verfertigen, vermittelst dessen man Abraham ins Feuer schleudern kann, ohne sich demselben zu nahernquot;. Dem König gefiel dieser Rath ; als man darauf Abraham vermittelst des IplDN-lCD ins Feuer geworfen hatte, baten die Engel Gott um die Erlaubniss, ihn retten zu dürfen. Darauf kam Gabriel zu Abraham und fragte ihn : «Wie ist es , Abraham — soil ich dich uns diesem Feuer erretten ?quot; Da sagte Abraham: «Gott, auf den ich vertraue, der Gott des Himmels und der Erde, er wird mich errettenquot;. Darauf sagte Gott zu jenem Feuer: »Sei Kühlung und Wohlbetinden meinem Knechte Abraham (so ist statt zu lesen) rquot;piquot;J
□n-DN ^ m^i rnp was also genau der Stelle Sur.
21, 69, entspricht: Icy L UJLï-
Es wird nun ferner erziihlt, wie das Feuer erlosch und wie der Feuerofen zu einem blumenreichen Garten wurde, und dass die Engel dem Abraham Gesellschaft leisteten. Als Nimrod das mit ansah, erklarte er Alles für Zauberei; seine Grossen aber sag-ten: »Das ist keine Zauberei, sondern ein Zeichen von Gottes, des Einzigen, Allmacht, den auch wir anerkennenquot;. Und wie die Fürsten , so glaubte auch das ganze Volk an den Gott Abraham\'s und sie sprachen Alle: «Der Ewige ist Gott NIH
hoch oben im Himmel und unten auf der Erde — Keiner ausser ihm!quot; (Deut. 4, 39). Hiermit schliesst die Erziihlung.
Das hier Mitgetheilte stimmt nun durchaus mit den oben aus Zamahsari, Baidawi, Tabari und Ibn el-Afir angeführten Stellen überein; dahin gehort es auch, wenn erziihlt wird, Abraham habe von seinem Vater den Auftrag erhalten , Götzenbilder zu verkaufen, und dass er diese mit einem Stricke hinter sich her schleifte und dabei ausrief: «AVer kauft ein Bild (Q^), das weder sich selbst noch einem Andren Etwas nützt ?quot; — was, nur etwas ausgeschmückt,
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dem oben aus i\'abari, Ibn el-Atir und Abü\'l-JFida Angeführten entspricht. — Manches ist wahrscheinlich dem Sefer hajaschar, wiederum Andres andren Schriften , vielleicht auch der Volkssage entnoramen. \'
Diese Erzahlung des Schebet Mussar wird auch in Jellinek\'s Bet ha-Midrasch (I, 25—34) mitgetheilt. Mit Bezug auf dieselbe sagt Jellinek (Vorr., p. XV fg.), dass Form und Inhalt so wie mehrere Worte und Wendungen der Erzahlung dafür sprechen, dass sie aus dem Arabischen ins Hebriiische übersetzt wurde , wie sie sich auch nach der stofiiichen Seite in Weil\'s Biblischen Legenden , p. 68 fg., finde. Die einzeln angeführten Beweise hierfür sind aber in der That sehr schwach; als solche werden die Wörter
angeführt, die aber — wie oben gezeigt wurde — spanische Wörter, keineswegs arabisch sind \'). Mit den Stellen (p. 29. 30), in denen Abraham von den Q-ötzenbildern sagt, dass sie weder sich selbst noch Andren von Nutzen seien wird die Stelle Abü\'l-Fida\'s, Hist, anteisl., p. 20 (welche auch Geiger, 1. c., p- 123, N. anführt) verglichen: «Wer kauft, was ihm nur Schaden aber keinen Nutzen bringt ?quot; Hierzu wiire eher die Originalstelle, Sur. 21, 67, anzuführen gewesen, wo Abraham sagt; «Betet ihr Dinge an , die euch weder nützen noch schaden können ?quot; Überhaupt aber ist das auch ein oft in der Bibel vorkommender Ge-danke, so z. B. 1 Sam., 12, 21; Jes., 44, 10; Jer., 16, 19; Hab. 2, 18. Wenn ferner von dem in der Erzahlung mehrfach vorkom-menden NIH tl gesagt wird , dieser Satz erinnre an die
muhammedanische Glaubensformel, so ist derselbe vielmehr ein acht biblischer Ausdruck (cf. Deut., 7, 9 ; 1 Kon., 8, 60; 18, 39), der ja auch in dem (oben angeführten) Schlussatze der Erzahlung vorkommt.
Weit mehr arabisches Geprage triigt das in dieser Erzahlung dem Nimrod mehrfach beigegebne Epitheton ^der Gotteslaugnerquot;, ODlDiD) in jüd. Schriften gewöhnlichen »der Gfottlosequot;
1) In der jüdiach-spanischeD Übersetzung dieses Buches (Smyrna 5620 = 1860) heisst es (II, f. 154\'i): „Cado aiio mi acontece esto (Krankheit) que si llama MIÓIPquot;. f- 158b: *y yo ti hare un trabucoquot; lln(l quot;J comandé el rey
por hazer el trabucoquot;.
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(yfcnn); ebenso ist der Satz (p. 31); »Du bist einer der Lügnerquot; (□^nDn p nnjlt;) statt »du bist ein Lügnerquot; durchaus kora-nisch. Für den arabischen Ursprung spricht ferner, daas Nimrod p. 26. 27 (zweimal) ein Sohn Kenaans genanut wird, am ent-schiedensten aber die Stelle: sWerde Kiiblung und WoMbefinden für Abrahamquot;, die im Text ohne die arabische Originalstelle kaum verstandlich ist.
Eine ahnliehe, aber viel kürzere, Erziihlung wird übrigens von Chaim Horowitz in seiner Sammlung kleiner Midraschim (I, 40 fg.) mitgetheilt.
Sehr yiele auf Abraham bezügliche Stellen der jüdischen Schriften werden in B. Beer\'s «Leben Abraham\'squot; mitgetheilt; nnr werden die einzelnen derselben nicht gehorig geschieden , indem neben den Originalstellen auch Stellen aus solchen Schriften angeführt werden, die Nachbildungen arabischer Sagen enthalten, wie S. hajaschar, und die Erziihlung im quot;IQTQ Wonn es übrigens
bei Beer (p. 96, Note 2) heisst: «Gedalja ben Jachja in Schalsche-leth ha-Kabalah macht Therach zum Erfinder der Münzpragungquot;, so ist auch diese Stelle des Schalscheleth hakabbala (94a) dem Supplementum chronicorum entnommen, wo es (l?11), etwas voll-standiger, heisst, dass Ninus auf den Rath und mit dem Beistande des Therach die ersten Münzen habe pragen lassen.
Dass Abraham\'s Lebensgeschichte auch in andren Schriften, wenn auch in verschiedner Weise, sagenhaft ausgeschmückt wird, ersieht man aus den bei Fabricius (1, 336 fg.) angeführten Stellen. Be-merkenswerth ist namentlich die des Suidas s. v. \'AQpxxp, wo gesagt wird, dass Abraham , als er gesehen, dass der Himmel bald heiter, bald dunkel sei, zu sich selbst gesagt habe: «Dieser ist kein Gott!quot; (Oujc £(7tiv ovtoc êsós) und ebenso, als er bemerkte, dass die Sonne oft unsichtbar und verdunkelt sei und dass das Licht des Mondes bald ab-, bald zunehme, er gesagt habe: «Das sind keine Götter!quot; — was an die Koranstelle Sur. 6, 76 fg., erinnert. Übrigens heisst es ahnlich bei Josephus (Antt. I, 7, 1), dass die Betrachtung von Sonne und Mond sowie der Verilndrungen am Himmel Abraham zur Erkenntniss des Einen Gottes gefübrt habe.
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Unter den bei Fabricius (I, 345) aus Herbelot angeführten Stellen ist besonders die bemerkenswerth , dass Nimrod sehr hiisslich gewesen sei, und dass Abraham, als er ihn sah, zu seinem Vater sagte: »\\Vie kommt es uur, dass die Geschöpfe dieses Gottes (d. h. Nimrod\'s) schoner sind als er selbst ?quot;
Im Schalscheleth hakabbala (94\'^ wird aus Eusebius, Praepar-evang., IX, 4, angeführt, dass Abraham der Erste gewesen, der sich mit Stemkunde (nirijCD^) beschaftigte und sie — ebenso die Arithmetik — die Aegypter lehrte. Dieses findet sich ebenfalls im Supplemontum chronicorum (IS1»), aber schon — wie aus Fabricius, I, 359, zu ersehen — bei Josephus (Antt., I, 9).
Eine seltsame Enstellung der gowöhnlichen Sagen von Abraham wird von Birüni (p. f.f) erwahnt. Zunachst wird mit Bezug auf die Sabier gesagt, dass Manche deren Benennung mit Al-harranijja von Haran, dem Bruder Abraham\'s, herleiten. Darauf heisst es weiter, Ibn Sankilah , ein Christ, habe ein Buch verfasst, um ihre Religion zu widerlegen, und dass in demselben, nebst andren lügenhaften Berichten, auch erziihlt werde, Abraham sei desshalb aus ihrer Genossenschaft ausgetreter, weil sich an seiner Vorhaut Aussatz zeigte und jeder damit Behaftete als Unreiner aus ihrer Gemeinde ausgestossen wurde. Abraham — wird weiter erzahlt — vollzog desshalb die Beschneidung an sich selbst. Als er darauf einen ihrer Götzentempel betrat, hörte er eine Stimme, die ihm zurief: »0 Abraham , du bist von uns mit einer Sünde weggegan-gen und mit zwei Sünden kehrst du zurück ; geh\' und kehre nicht wieder !quot; Hierüber erzürnt zertrümmerte er die Götzenbilder und verliess die Gemeinde. Bald darauf empfand er Reue hierüber und wollte — dem Branche gemiiss — seinen Sohn dem Planeten Saturn opfern; als aber Saturn seine tiefe Reue sah, war er mit dem Opfer eincs Widders zufrieden.
Im Vergleich zu Abraham erscheint Loth nur als Nebenperson; die ausschmückende Sage findet an Loth durchaus Nichts, was zu
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seiner Yerherrlichung dienen könnte — im Gegentheil. Nur seine Trunkenheit ist sprichwörtlich geworden, nnd so heisst es denn auch im Talmud (Erubin, 65a), dass Einer (in juridischer Hin-sieht) nur dann als betrunken zu betrachten sei, wenn
seine Trunkenheit der des Loth gleichkomme. Bei den Arabern wird ein nicht naher zu bezeichnendes Laster mit einem vom Namen Loth abgeleiteten Ausdruck benannt , wahr-
scheinlich mit Bezug auf einige Koranstellen (7, 78; 11, 80; 27, 56), an denen es aber nur heisst, dass Loth den Sodomiten die Schandlichkeit dieses Lasters vorstellte, wie denn in andren Spra-chen die Benennung eines damit nah verwandten Lasters von »Sodomquot; abgeleitet ist.
Loth kommt in der jüdischen Sage am meisten in Verbindung mit Sodom vor. So wird gleich der ümstand, dass er die Gegend von Sodom zum Aufenthaltsort erwahlte (Gen., 13, 11 f\'g.), im Mi-drasch z. St. (Ber. K., S. 41) mit dem darauf folgenden Satze (Vs. 13), dass die Bewohner von Sodom böse und sündige Menschen waren, in Verbindung gebracht , dass niimlich Loth eben desshalb Sodom zu seinem Wohnorte wahlte, weil dessen Bewohner der Unzucht fröhnten (in diesem Sinne wird speciell der Ausdruck »Sünder\'! — □quot;\'NlSn — gedeutet) und er selbst den sinnlichen
Lüsten ergeben war.
Wie der erwahnte Vers nach hagadischer Weise detaülirt wird, so werden auch mit Bezug auf Gen., 18, 20, die Siinden und gott-losen Handlungen der Sodomiten im Einzelnen aufgeziihlt. Dar-unter namentlich ihre Grausamkeit und Hartherzigkeit gegen Arme, wie das auch Ez., 16,49, hervorgehoben wird, welche Stelle auch in Pirke R. Eliezer (c. 25) und bei Nachmanides in seinem Com-mentar zur Pentateuchstelle angeführt wird. Diese Grausamkeit ging so weit ? dass diejenigen , welche, von Mitleid hingerissen, dem einen und dem andren Armen Nahrung verabreichten , einen qualvollen Tod erleiden mussten, wie das auch einer Jungfrau widerfuhr (Ber. R. z. St., sect. 49 ; Sanhedrin , 109b; Targum jerus. zu Gen., 18, 20. 21; Pirke R. Eliezer, c. 25, an letzterer Stelle heisst es, die Jungfrau sei eine Tochter Loth\'s, Namens rPÜ^tD) gewesen). Loth\'s Erau hingegen war um Mchts besser als die
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übrigeii Bewohner Sodom\'s. Als die Eugel Abends zu Loth kamen, ging sie bei ihren Nachbarinnen umher und sagte: «Leiht mir ein wenig Salz; wir haben Gaste bekommenquot; — urn so den Sodomiten die Anwesenheit von Fremden kund zu geben. Zur Strafe hierfür ward sie in eine Salzsilule verwandelt (Ber. R., S. 49 zu Gen., 19, 26; Targum jerus. I z. St.) Wie Raschi zu Gen., 19, 26 — nach einer andren Midraschstelle — bemerkt, hatte Loth zu seiner Prau gesagt: »Gib mir etwas Salz für unsre Gastequot;, worauf sie antwortete; «Willst du auch diese schlechte Sitte (der Gastfreund-schaft) bei uns einführen ?quot; In den Pirke R. Eliezer (1. c.) wird hingegen erziihlt, dass Loth zu seiner Frau, welche hiess,
und seinen zwei Töchtern gesagt habe, sich nicht umzuschauen , weil die Herrlichkeit Gottes auf die Stadte Feuer und
Schwefel herabregnen lasse; seine Fran aber dachte mitleidsvoll an ihre zwei in Sodom zurückgebliebenen Töchter und wandte sich nach ihnen um, um zu sehen , ob sie ihnen vielleicht folgten. Da ei blickte sie die Herrlichkeit Gottes und ward zu einer Salzsaule, die noch jetzt existirt; bei Tage lecken die weidenden Rinder das Salz derselben ab, das aber bei Nacht sich wieder neu bildet, so-dass am Morgen wieder die Salzsaule da steht. Letzteres wird auch im Sefer hajaschar (39a) sowie in Benjamin von Tudela\'s Reise-beschreibung (ed. Asher, I, 37) berichtet. Auch im Talmud (Bera. choth, 54a) wird diese Salzsiiule als noch bestehend erwahnt. Bei der Aufzahlung der Localitaten, an welchen Wunder geschehen sind und bei deren Anblick eine Benediction zu sprechen ist, wird auch die Frau Loth\'s genannt, worunter, wie weiter erklart wird (54b), eben die Salzsaule zu verstehen ist.
Besonders ausführlich ist — vielleicht mit Bezug auf das Jesaias, 1, 10, welche Stelle übrigens nicht an-
geführt wird — an der erwiihnten Talmudstelle (Sanh., KW\'1) die Schilderung der vier sodomitischen Richter, deren Namen (die jedoch wrie Beinamen ausseheu) zugleich angegeben werden:
also : Lügner, Lügen-
schmied, Falscher, Rechtsverdreher. Welche Art von Recht bei ihneu galt, — davon werden mehrere Beispiele gegeben. Dazu gehorte, dass, wenn Jemand Einen anklagte, dass er seinem Esel ein Ohr
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abgehauen habe, mau zura Klager sagte ; «Grib Jenera deinen Esel, damit er ihn so lange behalte, bis das Ohr wieder angewachsen istquot;. Hatte Jemand die schwangere Prau eines Andron geschlagen , so zwar dass sie abortirte, so sagte der Richter zura Ehemann: «Grib Jenem deine Frau, damit er mit ilir ein andres Kind zeugequot;. Wenn Jemand Ein en blutig geschlagen hatte, und der Geschlagone ihn verklagte, so wurde ihm gesagt, dass er dem, der ihn geschlagen , eine Gratification schuldig sei dafür, dass er ihm gleich-sam zur Ader gelassen habe. Alles das erinnert an «das Urtheil des Schemjakaquot; bei Chamisso sowie an andre ilhnliche Erzahlun-gen in Benfey\'s Pantschatantra (1, 394 fg.). Ebenso erinnert es an das Prokrustesbett, wenn ferner von einem Bette erzahlt wird , in das jeder angekommene Premde sich legen musste. War das Bett zu lang, so dehnte man seinen Körper gewaltsam aus; war es zu kurz , so wurde der überragende Theil seines Körpers abgeschnitten. Zugleich wird erzahlt, wie Eliezer, der Diener Abraham\'s, als er einst in Sodom war, all diesen Chicanen auf kluge Weise zu ent-gehen wusste.
Viele andre Einzelheiten, die in den jüdischen Schriften erwahnt werden, um die Gottlosigkeit der Sodomiten darzulegen, worden in Beer\'s «Leben Abraham\'s (p. 41. 162 fg.) angeführt. Sodom und Gomorrha kommen im Koran, wie gewöhnlich, nicht unter diesom Namen vor. Die zerstörten Stiidte werden , ahnlich wie in der Bibel (Gesen., Thes. s. v. -|on, p- 388a), , die tfmgestürzten ge-
nannt (Sur. 9, 71 ; 53, 53; 69, 9) , bei den arabischen Autoren ahnlich (Abii\'1-Pida, Geogr., ed. Reinaud, p. rW ; Ista^ri ed. De Goeje, p- If), das umgestürzte Land. Die Bewohner der-selben heissen ^ (Sur. 22, 43 ; 26, 160), welchen Ausdruck auch die arabischen Autoren gebrauchen. Der Untergang dieser Stadte und ihrer Bewohner ist die Strafe dafür, dass sie den Er-mahnungen Loth\'s kein Gehör gaben. Statt der untergeordneten Rolle, welche Loth in den jüdischen Schriften spielt, wird er an vielen Koranstellen (Sur. 1, 78 fg.; 11, 79 fg.; 15, 61 fg.; 21, 74 fg.; 22, 43 fg.; 26, IfiO fg.; 27, 55 fg.; 29, 27 fg.; 37, 133 fg.; 54, 33 fg.); neben Noah, Abraham, Moses und andren Personen als Vorbild und Vorliiufer Mohammed\'s erwiihnt. Wie bei den übrigen wird
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auch sein Volk, das -bjJ dafür bestraft, dass es trotz Loth\'s Ermahnungen in seiner Ruchlosigkeit verharrte. So bemerkt auch Baidawi zu Sur. 7, 83, noch besonders , dass Loth von Gott zu den Bewohnern Sodom\'s gesandt wurde, um sie zu ermahnen und
zu warnen , wie auch in einer von Zamahsari und Baidawi zu Sur. 11, 83, angeführten Überlieferung Mohammed den Loth seinen Bruder {hy. LCigt;\') nennt.
Loth\'s Frau hingegen wird Sur. 66, 10, neben der Frau Noah\'s erwahnt, indam von beiden gesagt wird , dass sie unglaubig waren , ihron Mannern gegenüber aber Frömmigkeit heuchelten, wesshalb beide zum Höllenfeuer verdammt wurden. Zamahsari z. St. (II, lö.l) fiihrt eine Überlieferung an, wonach Mohammad, als Antwort auf eine Frage Aisa\'s , gesagt habe, der Name von Loth\'s Frau sei Waila, der von Noah\'s Frau Wahila gewesen. Sur. 11, 82 , und 29, 31, wird dem Loth vorher gesagt, dass seine Frau dasselbe Schicksal haben werde wie die übrigen Bewohner der Stadt; nach andren Stellen (7, 81 ; 27, 58 ; 29, 31. 32; 37, 135) blieb sie zurück und fand ihren Untergang mit den Übrigen. In diesem Sinne wird das hier mehrfach vorkommende ^ von Zamahsari
und Baidawi zu Sur. 7, 81 erkliirt.
Das im Koran vom Untergange Sodom\'s Erzilhlte wird von den Commentatoren des Naheren geschildert. Sur. 11, 83, wird erzahlt, wie die Engel zu Loth sagten: «Wir sind von Grott gesandt; jene (die Sodomiten) werden dir Nichts anhaben können.quot; Hierzu bemerken Zamahsari und Baidawi, dass Gabriel mit seinem Flügel (welchen Zamahsari bei dieser Gelegenheit etwas naher beschreibt) den Sodomiten in\'s Angesicht schlug, sodass sie blind wurden und mit dem Eufe fortstürzten: «Fliehet, fiiehet! Es sind Zauberer in Loth\'s Hausequot;. Zatnahsari verweist zugleich auf Sur. 54, 37, woselbst diese Blendung der Sodomiten kurz erwahnt wird. Ferner erzahlen beide Commentatoren, dass Loth\'s Frau, als sie sah, wie das Ver-derben über Sodom hereinbrach, ausgerufen habe: gt;gt; Ach, mein Volk!quot; worauf sie von einem niederfallenden Steine erschlagen wurde. Zu Sur. 11, 84, woselbst es mit Bezug auf Sodom heisst, dass das Oberste zu unterst gekehrt ward, bemerken dieselben, dass Gabriel mit seinem Flügel die Stadt gen Himmel erhob , und
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zwar so hoeb , dass des Bellen der Hunde und das Krilhen der Hahne von den Himmelsbewohnern gehort wurde , worauf er sie umstürzte. Ini Koran ist übrigens nicht von Feuer und Schwefel, sondern von herabfallenden Steinen die Kede, welche Sur. 11, 84, des Naheren beschrieben werden; dazu gehort auch, dass sie «bezeichnetquot; — iCoy-wo — waren, was nach einer von den Commentatoren ange-führten Meinung besagen soli, dass jeder Stein den Namen dessen trug, den er treffen sollte. Zu Sur. 7,81, bemerkt Zamahsari (I, föl), dass die Steine nur diejenigen trafen, welche verreist, also ausserhalb der Stadt waren, wahrend die in der Stadt Gebliebenen von der Erde verschlungen wurden; ferner dass, einer Sage zu-folge, damals ein Kaufmann (aus einer der zerstörten Stadfe) sich in der Umgebung von Mekka (*.1L j.) befand, der, als er nach 40 Tagen dort sein Geschaft beeudet batte und jene Q-egend verliess , von dem für ihn bestimmten Stein getroffen und getödtet wurde. Ferner bemerkt Zamahsari, dass nach der Meinung Einiger die zerstörten Stadte aus fünf Ortschaften bestanden , wahrend
Andre sagen , es seien 4000 Stadte gewesen , auf welche Gott Feuer und Schwefel herabregnen liess. (Das vom Kaufmann im Gebiete Mekka\'s Erzahlte wird in gleicher Weise von Zamahsari zu Sur. 7. 76 — p. fov — mit Bezug auf einen Bewohner ThamM\'s erzahlt.)
Auch Mas\'üdi (1, 85) sagt, dass unter den fünf Stadte
verstanden seien. Das arabische Wort leitet er übrigens von léks\', lügen, ab, welche Erklarung auch Zamahsari zu Sur. 9, 71, gibt, indem er sagt, es sei damit ihre Ungerechtigkeit und Perversitat gemeint, wahrend Baidawi z. St. nebst dieser auch die andre Erklarung mit «die Umgestürztenquot; anführt. Dass übrigens auch dem hebraischen quot;JDH der Begriff Lüge, Falschheit nicht fremd ist, ersieht man aus Ges. Thes. s. v., p. 388a. 389a.
Mas\'üdi berichtet ferner, dass die Sur. 11,84. erwahnten »be-zeichnetenquot; Steine noch zu seiner Zeit (332 der Higra) in jener Gegend gefunden würden und dass sie von glanzend schwarzer Farbe seien. Auch Kazwini (s. v. , II, It^o) sagt, dass sich
in der Umgegend von Sodom oder des umgestürzten Landes Oji^l ïLijJIaL1) derzeit noch jene Steine fanden, was Abü\'I-Fida (Geogr. ed. Reinaud, p. Ff \\) ebenfalls erwahnt.
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Auch Ibn el-Atir (I, Af fg.) erzahlt — unter Anführung der Stellen Sur. 29, 27 fg., 11, 73 fg. nebst erweiternder Erklarung der-selben — von der Ruchlosigkeit der Sodomiten , wie sie namentlich dem Laster des -b\'^J fröhnten und von ihrer Beraubung und Miss-handlung der quot;Wanderer, wozu gehorte, dass sie dieselben zu eben diesem missbrauchten aLÖ
j/o \'ói ƒLmI\') und wie
Loth sie vergebens ermahnte und dann zu Gott betete, ihm bei-zustehen; wie alsdann Gabriel nebst Michael und Israfil zu Abraham kamen, dor sie gastlich aufnahm und wie sie ihm von ihrer Sen-dung nach Sodom erzahlten; wie hierauf Abraham Gabriel bat, die Stadt zu verschonen, wenn sich dort 50, 40, 30, 20, 10 Glau-bige (jjvJLhs/o) fanden und wie Gabriel dieses gewahrte und zugleich sagte, dass er jedenfalls Loth mit den Seinen erretten werde, mit Ausnahme seiner Frau. Gott hatte nun aber — heisst es weiter — den Engeln gesagt, Sodom nicht eher zu zerstören, als bis sie von Loth vier Aussagen über die Ruchlosigkeit der Bewohner gehort hatten. Als sie nun in die Nahe Sodom\'s gekommen waren, begegnete ihnen Loth; sie sagten zu ihm, sie mochten diese Nacht bei ihm einkehren ; Loth war es zufrieden, dann sagte er zu ihnen: »Ihr wisst nicht, dass die Bewohner dieser Stadt jeder Schandthat fahig sind, bei Gott! ich weiss von keinem Volke derErde,das ruchloser ware als siequot;. Das sagte er viermal. Als sie nun in das Haus Loth\'s gekommen waren, ging seine Frau bei den Stadt-leuten umher und sagte zu ihnen; «Es sind Fremde bei uns ein-gekehrt; noch nie habe ich so schone Miinner gesehenquot;. Darauf folgt — wiederum mit kleinen Andrungen und erklarenden Zu-satzen — die Erzahlung, wie sie Sur. 11, 80 fg. sich findet. Die Blendung der Sodomiten durch Gabriel, wie er dann die Stadt bis zum Himmel emporhob und sie hierauf umstürzte, und wie Loth\'s Frau bei ihrem quot;Wehklagen über den Untergang ihres Volkes von einem auf sie niederfallenden Steine geiödtet wurde — Alles das wird ebenso wie an den oben angeführten Stellen Zamahsari\'s undBaidawi\'s erzahlt. Ferner wird erwahnt, dass es fünfStadte gewe-sen seien, die vom Volke Loth\'s (ijJ bewohnt wurden, namlich: sjjiao, UjO, (cf. Gen., 10, 19; 14, 2.8; Deut.,
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29, 23). Am Schlusse wird die nahere Erklarung des Sur. 11, 80,, vorkommenden Ausdrucks gegeben.
Auch bei Ab^\'i-Fida (Hist, anteisl., p. 24) wird erzahlt, dass Loth von Gott zu den Sodomiten gesandt wurde, damit er sie ermahne, von ihrem ruchlosen Lebenswandel abzulassen. Hierzu wird Sur. 29, 27. 28, angeführt, an welcher Stelle Loth ihr un-züchtiges Treiben rügt, und ihnen zugleich den Vorwurf macht, dass sie Wegelagerer seien, welches Letztere q^t.Ltüjj) ,
ebenso wie bei Ibn el-Atir, mit ihrer Unzucht in Verbindung gebracht wird. Als nun aber Loth sah — heisst es weiter — dass alle seine Strafreden umsonst waren, rief er Gott urn Beistand gegen die Sodomiten an. Darauf sandte Gott einige Engel, um Sodom — das allein 400,000 Binwohner zahlte — mit den fiinf dazu gehörigen Ortschaften zu zerstören; letztere hiessen; Sabga, \'Amra, Idma, Sabwim , Bela. Als die Engel dem Abraham sagten , dass sie Sodom zerstören würden, bat derselbe um Schonung, wenn sich dort 50—40—30—20—10 Gliiubige fanden, was Gabriel auch versprach. Darauf sagte Abraham, dass Loth dort wohne. xWir wissen wohl, wer dort wohntquot;, antwortete Gabriel mit den übrigen Engeln (nach Sur. 29, 31). Als nun die Engel zu Loth gekommen waren und die Sodomiten herbei eilten, um ihre unzüchtigen Begierden zu befriedigen , wurden sie von Gabriel geblendet. Darauf sagten die Engel zu Loth : »Gott hat uns hierher gesandt; verlasse noch diese Nacht die Stadt mit den Deinen, und dass Keiner unterwegs sich umwondequot; (nach Sur. 11, 83). Als es Tag ward, zerstörten die Engel Sodom mit den fiinf Ortschaften. Als Loth\'s Prau das Getöse hörte , rief sie aus : »Ach , mein Volk !quot; Da ward sie von einem herabfallenden Steine getödtet. Aber auch diejenigen , welche anderswo waren, fanden ihren Untergang, indem Gott Steine auf sie hemiederfallen liess.
Die Eichter von Sodom, von welchen — wie oben erwahnt wurdo — in den jüdischen Schriften die Rede ist, kommen auch bei den arabischen Autoren vor. So wird bei Jakut (s. v. ,
III, ot) nach Meidant das Sprichwort sungerechter als ein Richter von Sodomquot; (pjiA** q-. angeführt, das sich in der That auch bei Freytag (Arabum Prov. I, 386, N0 194) lindet.
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woselbst auf Schultens Ausgabe von Meidant\'s Sprüchen (p. 144, N0. 230) verwiesen wird. Dasselbe Sprichwort (j,
X/OjXÜ-) -wird auch bei Mas\'üdi (III, 160) angeführt und ebenso bei Jakübi (p. ftquot;): j.jlX.*- famp;s* ^ ^gt;1. Jakübi gibt zu-gleich die Namen zweier Richter in Sodom an, J-ijJliij , die
also den oben aus dem Talmud angeftthrten ahnlich lauten (yL£i bedeutet auch im Arabischen »Lügequot;). Als Beispiel ihrer Eechts. sprüche erzahlt JaMbi, dass, wenn Jemand einen Andren blutig geschlagen hatte, der Geschlagene ihm (für den heilsamen Blut-verlust) eine Belohnung geben musste, was wiederum der talmu-dischen Sehilderung entspricht.
Auch eine Tochter Loth\'s wird bei den arabischen Autoren be-sonders erwahnt. Bei Jaküt (II, Iftquot;) wird Zogar als Name einer Stadt angeführt, die nach dem Namen einer Tochter Loth\'s , welche dort wohnte, so genannt worden sei (das Gen., 19, 22, erwahnte vielleicht auch eine Verwechslung mit
ib., vs. 31 fg.). Ebenso wird (I, oti*) vom stinkenden See (sy.jgt;ui\' kLuü, die gewöhnliche Benennung des todten Meeres bei den Arabern) gesagt, derselbe werde auch der See Zogar, der umge-stürzte (üjjlail), auch der verfluchte See , genannt, und dass in dem-selben Niemand untersinken könne. Auch an der bereits angeführten Stelle Abü\'l-Fida\'s (p. ÏTa) werden beide Benennungen identifizirt. Dimiski (p. U) erwahnt ebenfalls den Salzsee von Zogar, der auch «See Loth\'squot; genannt werde. (Im Talmud — Sabbath, 108b — heisst das todte Meer «Meer von Sodomquot;, und wird zugleich gesagt, dass noch nie Jemand in demselben versunken sei). Auch Kazwini (I, lil) erwahnt eine Quelle Zogar in einem Thale nahe dem stinkenden See, die nach einer Tochter Loth\'s, welche in deren Nahe starb, so genannt worden sei. Ferner sagt er, dass diese Quelle am Ende der Zeiten versiegen werde, als eines der Anzeichen der Auferstehung,
Die syrischen Autoren (bei Lagarde, 1. c., p. 125) erzahlen, Loth\'s Frau sei eine Tochter des Königs von Sodom und ihrem Vater-hause sehr zugethan gewesen. So glaubte sie auch nicht, dass Gott ihre Vaterstadt zerstören würde, ja, sie behauptete, Gott würde alsdann ungerecht handeln. Als sie nun das zu ihrem Manne sagte
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und sich gleichzeitig umwandte, ward sie in einen Salzstein (gXo -^gt;) verwandelt, wahrend der Erdboden über die Bewohner Sodom\'s sich erhob und sie lebend in das Höllenfeuer stürzten. Dieser Salzstein bestand als Denkmal für die Zeiten 250 Jahre lang, bis Esau, der Sohn Isaak\'s, ihn zerbrach und in den See Loth\'s warf. Der Name Ton Loth\'s Frau war , der Name ihres
Vaters war (^quot;13 Gen., 14, 2). Von Loth\'s Töchtern hiess die
altere , die jüugere iLjyo.
ISAAK und JAKOB.
Im Vergleich zur Geschichte Abraham\'s und der Jakob\'s bietet die Lebensgeschichte Isaak\'s der Sage wenig Stoff zur Ausschmückung. Isaak bildet den Fbergang von Abraham zu Jakob; er ist der Sohn des Einen und der Yater des Andren, und es lasst sich von ihm sagen, was Abraham Mendelssohn von sich selbst zu sagen pflegte, dass er niimlich nie einen eigentliohen und eignen Namen gehabt, da man ihn in seiner Jugend den Sohn Moses Mendelssohn\'s, in seinem Mannesalter den Vater des Felix Mendelssohn nannte. Es ist nur eine Episode im Leben Isaak\'s, die von der Sage ausgeschmückt wird, die bereits oben besprochene ~ die Erzahlung von der beabsichtigten Opferung Isaak\'s. Eigent-lich aber ist auch hier Abraham die Hauptperson; er ist der Opfernde, wahrend Isaak eine mehr passive Holle spielt. So ist denn auch in der Liturgie quot;pyjn, der Gebundene, das stehende Epitheton Isaak\'s, und ein liturgisches Stück im sephardischen Machsor für den Versöhnungstag (Vespergebet) so wie im Rituale der Karaer (Q^Opn Dl^Sri quot;HD gt; ed- Wien, 1854, IV, p. 210), dessen Thema die Opfrung Isaaks bildet, hat den Refrain : ■piyn
An einer Stelle der von Bubër edirten Sammlung von Hagadas zum B. Esther nrm by NmjK- nco) werden (p. 2)
die «Erstenquot; verschiedener Art aufgezahlt, wie z. B. Adam als der Erste der geschaffenen Menschen, Kain als d^r erste Mörder,
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Joseph als der Erste unter den Frommen, Moses als der Erste untcr den Propheten , Abraham als der erste Beschnittne und Isaak als der erste Gebundne erscheint also
weniger in activer als in passiver Weise.
Obschon es nun aber beim blossen Willen verblieb und die eigentliche That, die Opferung, nicht zur Ausführung kam , so war aber doch sehon diese Vorbereitung von eingreifender Wirkung in das Leben der beiden Patriarchen insofern als , der Hagada zu Folge , die beabsichtigte Opferung Sarah\'s Tod zur Folge batte. Da auf die Erzahlung von der n~py fast unmittelbar die vom Ableben Sarah\'s folgt, so werden beide in einen Causalnexus gebracht. Es wird namlich erzahlt: «Als Sarah hörte, dass Abraham im Begriff gewesen sei, seinen Sohn zu opfern, und dass dieses auch ge-schehen ware, wenn nicht ein Engel Gottes ihn daran verhindert hatte, erschrak sie so sehr, dass ihre Seele entflohquot; (Eer. R., S. 58; Raschi zu Gen., 23, 2). An einer andren Stelle (Wajikra R., S. 20) wird erzahlt, dass Sarah ihren Sohn fragte: »Wo bist du gewesen, mein Sohn?quot; Darauf sagte Isaak; »Mein Vater nahm mich und führte mich über Berge hinauf und durch Thaler entlang, bis wir an einen Berg kamen, wo er einen Altar errichtete und Holz aufschichtete und ein Messer nahm, um mich zu schlachten , was er auch gethan hatte, wenn ihm nicht ein Engel von Himmel zugerufen , es nicht zu thunquot;. Da rief Sarah aus ; «Wehe , du Sohn einer unglücklichen Mutter! Ohne den Engel warest du also ge-schlachtet worden ?quot; «Allerdingsquot;, antwortete Isaak. Da stiess Sarah ein Wohgeschrei aus und verschied. Nach den Pirke R. Eliezer (c. 32) und dem jerus. Targum zu Gen. 22, 20, war es der Satan, welcher die Kunde brachte.
Auch bei den syrischen Autoren (Lagarde, p. 137) wird die Stelle Gen., 23, 2, mit den Worten angeführt: «Und Sarah starb in der Stadt der Riesen, welche ist im Thale Chebron in Ke-naanquot; (auch im Midrasch z. St., Ber. R., S. 58, wird der Name mp auf pJJ? seine drei Söhne — Num. 13, 22, und Jos. 15, 13. 14 — bezogen). Dazu wird bemerkt: «Als Sarah die Kunde von dem vernahm, was Abraham mit ihrem Sohne zu voll-bringen im Begriffe war, betrübte sie das sehr, so zwar, dass sie
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krank ward und am dritten Tage ihrer Krankheit versehiedquot;. Das-selbe findet sich auch bei Eutychius (1, 66), woselbst auch der von Sarah ausgestossene Weheruf erwahnt wird.
Auch mit Bezug auf die Geburt Isaak\'s, oder vielmehr rnit Bezug auf Abraham\'s Freude darüber, wird bei den syrischen Autoren (ibid., p. 130) die Stelle Gen., 21, 7 (zugleich mit Anknüpfung an Vs. 6) so aufgefasst, dass Sarah in ihren Freude gesagt habe; «AVer wird hingehen und es dam Abraham verkünden, dass Sarah ihm einen Sohn geboren und in ihrem Aller noch ein Kind saugt ?quot; Abraham — wird ferner erzahlt — war namlich bei Isaak\'s Geburt nicht anwesend, da er damals in der Wüste Kadesch war, um seine Schafe zu scheren. Am siebenten Tage nach Isaak\'s Geburt trat er die Heimreise an. Als ihm nun unterwegs gesagt ward, dass Sarah ihm einen Sohn geboren habe, freute er sich sehr und dankte Gott für diese Gnadc. Am Tage der Beschneidang Isaak\'s richtete er ein Gastmahl an, und schlachtete 100 Schafe, 100 Ziegenböcke und 70 Stiere.
Bei den Arabern findet Isaak kaum Erwiihnnng , denn auch das einzige Hervorragende in seinem Leben, seine Opferbereitwillig-keit, wird zumeist — wie oben erwahnt wurde — nicht ihm, sondern dem Ismael zugeschrieben. Sogar die arabische Form seines Namen »Ishakquot; (_jLs?gt;AJ) entspricht mehr der griechischen oder syrischen als der hebraischen Benennung ; vielleicht auch , dass bei den arabischen Juden slshakquot; als Name gebrauchlich war und man aiso der ümgangssprache diese Form entlehnte. Das biblische Etymon des Namens aber ist den Arabern durchaus unbekannt, ebenso wie die Erzahlung, in welcher dasselbe vorkommt, und zwar in den synonymen Bedeutungen von «Freudequot; und «Lachenquot; (Gen., 17, 17. 19; 18, 12; 21, 3. 6). Eine Hauptstelle ist Gen.. 18, 12 fg., woselbst erzahlt wird, wie Sarah bei der Verkündi-gung der Geburt eines Sohnes gelacht habe (pnüm) unlt;^ zwar aus Yerwundrung über die Vorhersagung eines unwarscheinlichen Ereignisses, wahrend — wie Raschi z. St. mit Bezug auf die verschiednen Übersetzangen des Onkelos bemerkt — das pnm Gen., 17, 17, Abraham\'s Freude ausdrückt. Die Erzahlung, wie die Engel zu Abraham kamen, findet sich nun auch im Koran
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(Sur. 11, 72 fg.). Es wird zunachst erzahlt, dass Abraham, ala er sah, dass sie die ihnen vorgesetzte Speise nicht berührten, Furcht vor ihnen empfand , worauf sie sagten: «Fürchte Nichts, wir sind zum Volke Loth\'s gesandtquot; (d. h., wie Baidawi z. St. bemerkt, wir sind zur Bestrafung gesandte Engel und desshalb geniessen wir keine Speise). Seine Fran — heisst es weiter — stand dabei und lachte. Und wir verkündeten ihnen Isaak und nach Isaak Jakob. Und sie sprach: jWie sollte ich Kinder gebaren ? Ich bin ja eine a.lte Frau, und auch mein Mann ist alt; das ist in der That wunder-barquot;. Darauf sagten die Engel: «Wunderst da dich über das, was Gott beschlossen ? Gottes Gnade und Barmherzigkeit komme über euch!quot;
Da nun zunachst Sarah\'s Lachen und darauf erst die Verkün-digung von Isaak\'s Geburt und Sarah\'s Verwundrung hierüber erzahlt wird, so geben Zamahsari (I, fli) und Baidawi z. St. als Grund des Lachens an, dass Sarah sich darüber gefreut habe, dass Abraham\'s anfangliche Furcht verschwunden war, oder darüber, dass die Bewohner Sodom\'s bestraft werden sollten. Nach einer angeführten dritten Erklarung ist hier von Lachen gar nicht die Rede; das dafür gebrauchte Wort soil vielmehr
(gleichbedeutend mit besagen, dass Sarah in demselben
Augenblicke (gewissermassen als Beweis für die Wahrheit der — allerdings erst folgenden — Verkündigung) empfand, dass sie keineswegs zu den ganz alten Frauen gehore und dass das
in der biblischen Erzahlung (Gen. 18, 11) von ihr Gesagte jetzt aufgehört habe.
Aber auch eine andre, mit der biblischen Erzahlung überein-stimmende , Erklarung , wonach das Lachen Sarah\'s besagen sollte : «Die Botschaft hor\' ich wohl, allein mir fehlt der Glaubequot; — auch diese Erklarung findet sich bei den arabischen Autoren- So führt Geiger (p. 130) eine von Elpherar gegebne Erklarung an , wonach Sarah aus Verwundrung darüber lachte, dass sie in ihrem Alter noch ein Kind gebaren sollte und die einzelnen Satze in andrer Folge zu lesen seien, so dass erst auf die Verkündigung Isaak\'s das Lachen Sarah\'s folgte. Diese Erklarung der Koranstelle als \'jtïTtpov TrpÓTspov — denselben Ausdruck ge-
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braucht Zamahsari, I, Iva, zu Sur. 12, 100; ahnlich ist das talmu-dischenmro quot;iniNDl OlplD px, Buxtorf s. v. col. 62) wird übrigens — nebst den andren — auch von Lane s. v. tikjswa angefübrt-
Die im Pentateuch so umstandlich erzahlte Verkündigung von Isaak\'s Geburt wird also im Koran und bei den arabischen Auto-ren nur flüchtig und ungenau erzahlt, was wiederum der geringen Bedeutung Isaak\'s bei den Arabern entspricht.
Aus der oben angeführten Koran stelle ist aber zugleich ersicht-licb, dass Mohammed auch in Bezug auf Jakob sehr unklare Vorstellungen hatte, worauf bereits Geiger (p. 138) hinweist, unter Anführung von Sur. 11, 74 : »Und wir verkündeten ihnen Isaak und nach Isaak Jakobquot; oLsiw.! cri)i wo also Jakob ebenso
wie Isaak als Sohn Abraham\'s erwahnt wird. Ahnlich heisst es an andren, von Geiger augefiihrten Stellen (Sur. 6, 84; 19, 50; 29, 26): »Wir gaben ihm (dem Abraham) Isaak und Jakobquot;. Geiger fügt hinzu, dass in der Sunne, 398 und 400, deutlich Joseph als der Enkel Abraham\'s und Jakob als dessen Sohn benannt wird, führt aber auch — nach De Sacy\'s Anthologie grammaticale, p. 125 — Zamahsari zu Sur. 12, 4 (I, IH, ebenso Baidawi z. St., I, fof) an, woselbst der (bereits oben angeführte) Spruch des Propheten erwahnt wird: Der Edle (»j^JI) Sohn des Edlen, Sohnes des Edlen, Solmes des Edlen — das ist Joseph, Sohn Jakob\'s, Sohnes Isaak\'s, Sohnes Abraham\'s. Zu dieser Stelle bemerkt aber Geiger, dass unter den spateren Arabern oft richtigere Uberlieferungen verbreitet waren, als sie der Koran darbot. In der That sagt auch Zamahsari (I, tri), und ebenso Baidawi zu Sur. 11, 74, dass »nach Isaak Jakobquot; so aufzufassen sei, dass Jakob dor Sohn Isaak\'s, also der Sohnes. sohn Abraham\'s ist, wie auch Sur. 6, 84 u. 19, 50 in demselben Sinne erklart werden.
Mas\'üdi (I, 89) gibt (mit andren Abweichungen von der ur-sprünglichen Form) die Namen der 12 Söhne Jakob\'s an und erzahlt gleichzeitig, dass Jakob dem Esau, aus Furcht vor ihm, von seinen 5500 Schafen und Ziegen den zehnten Theil als Geschenk gegeben. Dafür aber — wird weiter erzahlt —, dass er Esau fürchtete und nicht auf Gott vertraute, wurde er bestraft. Gott sagte namlich
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zu ihm: »quot;Weil du Furclit vor Esau hattest statt auf micli zu ver-trauen, werden die Kinder Esau\'s (die Romer) 550 Jahre lang über deine Nachkommen herrschen.quot; Von der Zerstörung Jerusalem\'s durch die Romer bis zur Eroberung des Landes durch \'Omar b. al-Hattab zahlt man aber in der That 550 Jahre. (Auch Hamza Isfahan! sagt — p. a1 —, dass Jerusalem 554 Jahre lang im Zustande der Zerstörung gewesen, bis \'Omar b. al-Hattab die Stadt wieder neu aufbaute).
Dass Jakob an die Erfüllung seines Gelübdes, Grott von Allem den Zehnten zu weihen (Gen., 28, 22), erst gemahnt werden musste (ib., 35, 1 fg.), wird im Midrasch z. St. (Ber. R., S. 81) scharf getadelt unter Anführung des Sprichwortes: «In der Stunde der Bedrangniss das Gelübde, in der Stunde des Glückes das Ver-
gessenquot; (^a^ nmii nyao *rnj anpy ny^zi)-Reiner andren Stelle (ib., S. 70, zu Q-en., 28, 20 fg.) heisstes, dass Jakob von seinen Söhnen Levi als Zehnten Gott weihte. In den Pirke K. Eliezer (c. 37) wird erzahlt, dass der Gen., 32, 25 fg., erwahnte Engel Jakob zur Erfüllung seines Gelübdes ermahnt habe. Darauf gab Jakob den Zehnten von seinem Kleinvieh, das 5500 Stück betrug, und sonderte alsdann Levi als gottgeweihten Zehnten ab. Darauf stieg der Engel Michael hernieder, nahm Levi und brachte ihn vor Gott und sagte: »Herr der quot;Welt! Hier ist dein Antheil des Zehnten (nach Num., 18, 20; Deut., 10, 9). Darauf segnete Gott den Levi, dass seine Naohkommen Gottes Diener auf Erden sein sollten, wie im Himmel die dienstthueuden Engel (quot;ON^D
In dem langst gedruckten sowie in dem von Buber edirten Midrasch Tanchuma (I, p. 87. 88) heisst es — mit kleinen Varianten — in Bezug auf Gen., 34, 1 fg., dass der Engel dem Jakob seine Saumniss in der Erfüllung des Gelübdes vorgehalten habe, und dass die Zwistigkeiten mit Laban, sowie Jakob\'s Hinken in Folge des Ringkampfes, ferner das Unglück mit Dinah und den Sichemiten und endlich der Tod Rachel\'s — dass dies Alles Strafen für die Nichterfüllung des Gelübdes waren.
Auch bei den syrischen Autoren (Lagarde, p. 165) heisst es — unter Anführung der Stelle Gen., 28, 22, wo Jakob gelobt, von
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Allem, was Gott ihm geben werde, den Zehnten Gott zu geben —, dass, nachdem Gott ihm das Verheissene auch gegeben batte, Jakob nicht an Gott, sondern an Esau den Zehnten entrichtete. Dass nun der Engel beim Eingen mit ihm seine Hüfte verrenkte, sollte ihn an die Erfüllung seines Gelübdes erinnern, und dass, als die Sonne aufging, Jakob auf seiner Hüfte hinkte (32, 32), geschah, damit die Erinnrung eine bleibende sei und er nicht etwa Alles für eine nachtliche Traumerscheinung halte.
Im Buche der Jubilaen (Ewald\'s Jahrbücher, III, 41) wird er-zahlt, dass Isaak den Jakob ermahnt habe, sein Gelübde zu erfüllen, und dass darauf Jakob von Allem den Zehnten gab, vom Vieh, vom Golde und von Kleidern und auch von seinen Söhnen Levi als Zehnten auswahlte und ihn in priesterliche Gewander kleidete, worauf er in Beth-El als Priester diente.
Dass Jakob den Levi Gott als Zehnten weihte, wird auch bei Gly-cas (ed. Bonn, p. 263) erwahnt, unter Anführung von Gen., 28, 22 und Deut., 10, 9, l^tztere Stelle mit den Worten:\'O yap Kiipiog ftep)lt;; xvtüv kx) x^ijpoc (bei den LXX: Kiiptog xiiTOt; xAijps? atirov, wahrend p^fj in demselben Verse sowie Num., 18, 20, allerdings mit fispis übersetzt wird). Bei Syncellus (1, 200. 207, ed. Bonn) wird ebenfalls erzahlt, dass Jakob den Levi als den zehnten von seinen Söhnen — indem er von Benjamin zu zahlen anfing — Gott weihte und zum Priester machte, gemass seinem friiher (Gen., 28, 22) gethanen Gelübde. Eigentlich zwar — beisst es weiter — hatte Reuben das Erstgeburtsrecht sowie die Königs- und Priesterwürde besitzen sollen ; wegen seines Vergehens mit Bilha aber wurde das erstere an Joseph, die Königswürde an Jehudah, und die Priesterwürde an Levi verlieben. Syncellus führt gleichzeitig Josephus an, nach welchem Isaak die Königswürde dem Jehuda , und die Priesterwürde dem Levi verlieh.
Dass Reuben die drei «Kronenquot;, d. b. die Krone der Erstgeburt sowie die des König- und Priesterthums, wegen seines Vergehens mit Bilha verlor, und dieselben an Joseph, Jehudah und Levi über-geben wurden, wird in Bereschith R., S. 98, zu Gen., 49, 3 sowie im jerus. Targum z. St. erwahnt, obschon an diesen wie an andren Stellen (Sabbath, 5öb, Targ. jerus. und Raschi zu Gen. 35, 22)
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zugleich gesagt wird, das Vergeten Rubens habe bloss darin bestanden , dass er das Bett Bilha\'s in Unordnung braebte. Nach dem Tode Eaehels batte namlich Jakob ihr Bett der Bilba einge-raumt; es yerdross nun Reuben dass, wie früher Rachel, jetzt deren Sklavin die Nebenfrau seiner Mutter Leah sein sollte, und so brachte er das Bett Bilha\'s in Unordnung.
Auch Ephram Syrus (Lagarde, p. 166) sagt, dass das Gen., 35, 22, von Reuben Erzahlte nicht wörtlich aufzufassen sei, dass Reuben vielmehr nach dem Tode Rachel\'s das Zelt seiner Mutter Leah genommen und dasselbe an dem Orte, wo Rachel\'s Zelt ge-standen , aufgerichtet habe ; darauf schlief er im Zelte seiner Mutter, und Bilha schlief im Zelte Rachel\'s.
JOSEPH.
Die jüdischen und arabischen Sagen, die sich auf Joseph be. ziehen, habe ich ZDMQ-. LXII1, 1 fg. zusamméngestellt und will hier nicht darauf zurückkommen Es sei also nur Das erwahnt, was sich bei den syrischen Autoren findet. Bei de Lagarde (p. 171) heisst es, es sei kein Grund verhanden, auf die Geschichte Joseph\'s des Naheren einzugehen, da sie allgemein bekannt sei. Dage-i/ gen aber finden sich einzelne Arfssohmückungen derselben bei Ephram Syrus. Mit Bezug auf die Standeserhöhung Joseph\'s er-zahlt derselbe (p. 93): Als Joseph\'s früherer Herr all die ihm erwiesenen. Ehren sah, eilte er nach Hause und sagte zu seiner Frau: oSieh, jener Joseph, der einst unser Skiave war — er herrscht jetzt über uns; er, dem wir sein Gewand ausgezogen, den bat Pharaoh mit dem Purpur bekleidet, und er, den wir aus dem Hause verjagt, der fabrt im Wagen des Königs, und statt der eisernen Ketten tragt er die Krone auf dem Hauptequot;. Seine Frau sagte: »Es ist wahr, ich habe Joseph geliebt, da seine Schönheit mich blendete, und so habe ich unrecht gegen ihn gehandelt, aber ohne uns ware er nie zu dieser Grosse gelangtquot;. Als nun Potiphar vor Joseph erschien, übte dieser keine Yergeltung an ihm aus, da er wusste, dass Gott Alles so gefügt hatte.
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Mit Bezug auf die Wiedererkennungsscene sagt Ephram (p. 101), dass Pharaoh und seine Grossen sich darüber freuten, weil sie einsahen, dass kein niedriger Skiave das Land beherrsche, socdern ein Freier und Edler ans dem gesegneten Hause Abraham\'s. Das-selbe bemerkt übrigens auch Nachmanides zu Gen., 45, 17 (cf. Pesikta d. R. Kahna, f. 126a).
Anch bei den Commentatoren zu Sur. 12, 92. heisst es, dass die Brüder Joseph\'s zu ihm sagten: «Wir müssen uns jetzt vor dir schamen, da du uns zu deinen Tischgenossen maehst, wahrend wir so schlecht an dir gehandelt habenquot;, worauf Joseph sagte; «lm Gegentheil, ieh bin stolz auf euch, denn bis jetzt haben die Aegyp-ter gesagt: Merkwürdig , wie weit es doch dieser Skiave
gebracht hat, der für 20 Dirhem verkauft wurde. Jetzt aber bin ich durch euch ein Edler geworden, da sie wissen, dass ich zu den Enkeln Abraham\'s gehorequot;.
Als Übergang von Gen., 50, 25, zu Ex., 13, 19, also von Joseph zu Moses, gebe ich hier das Folgende.
Bei Zamahsari (I, Ivl) und Baidawi (I, fv!*) zu Sur. 12, 102, wird erzahlt, dass die Aegypter Joseph in einen marmornen Sarg legten, den sie in den Nil — an einer Stelle, über welche das Wasser hinfloss — versenkten (was unwillkiihrlich an das Grab des Alarich im Busento erinnert). Bei den syrischen Autoren (De Lagarde, 1. c., II, 181) heisst es, dass man Joseph in eine Truhe aus Marmor legte, die man in einem Palaste der Konigsgraber begrub.
An einer Talmudstelle (Sotah, 13a) — die Zedner (Auswahl histo-rischer Stiicke , p. 7) mittheilt —, in der Pesikta d. R. K. (ed. Buber, 86a fg.), in der Mechiltha zu Exod., 13, 19 (ed. Fried-mann, f. 24a) and an andren, von Zedner, Buber und Friedmann angeführten Stellen — die mehr oder weniger Varianten haben — wird mit Bezug auf Ex., 13, 19, erzahlt; quot;Wieso aber wusste unser Lehrer Moses, wo Joseph begraben war? Man sagt (oder: man sagte ihm), dass (™ Talmud HHD) Tochfcer des Ascher
(Gen., 46, 17) von den nach Aegypten Eingewanderten noch am Leben sei. Da ging Moses zu ihr und fragte sie: Weisst du etwa (□to, wo Joseph begraben ist? Darauf antwortete sie: Die
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Aegypter haben ihn in einen Sarg von Metall gelegt nnd diesen in den Nil versenkt, damit sein quot;Wasser gesegnet sei. Moses ging nun an das Ufer des Nil and beschwor Joseph, sich zu zeigen: der Sarg schwaram an die Oberflachfl, worauf Moses ihn mit sich nahm. Im Jalkut zu Ex., 13,19 (§ 227) und in einigen, von Buber a. a. O. erwahnten, Handschriften wird die Meinung angefiihrt, Moses babe den Crottesnamen auf ein Stiick Thon geschrieben und dieses in den Nil geworfen, worauf der Sarg zum Vorschein kam. An der erwahnten Talmudstelle (Sotah, 13») wird eine andre Über-lieferung angefiihrt, wonach Joseph in den Grabmalern der Konige
) begraben war, und Moses dorthin ging und (wie an der andren Stelle) ausrief: «Joseph, die Zeit der Er-lösung Israels ist gekoramen, und damit die Zeit der Erfüllung dessen, womit du Israel beschworenquot; (Gen., 50, 25; Ex., 13, 19) .... Darauf schwamm der Sarg empor. In der Pesikta d. E. K., 87a, Ber. R., S. 94, Midr. Koheleth, 9, 18, und an andren, von Buber und der Wilnaer Ausgabe des Midraseh angeführten Stellen heisst es , dass die 2 Sam., 20, 16 , erwahnte weise Frau eben jene Serach gewesen sei, die also zur Zeit David\'s noch lebte, in welchem Sinne auch ein dort vorkommender Ausdruck
Vs- 19) gedeutet wird- Im Jalkut (Gen., § 76) wird Serach unter denjenigen Personen erwahnt, die lebend ins Paradies ein-gingen; dasselbe sagt auch das jerus. Targum zu Gen., 46, 17, mit dem Zusatze , das sei der Lohn dafiir gewesen, dass sie es war, die dem Jakob die Botschaft brachte, dass Joseph noch lebe. Im Buche p heisst es, Jakob babe damals gesagt: Der Mund
der mir die frohe Kunde brachte, dass Joseph lebe, der soil den Tod nicht kosten.
Diese Serach ist nun wegen des hohen Alters, das sie erreichte, bei den Arabern sprichwörtlich geworden und kommt so in Frey-tag\'s Ar. Prov. (II, 384, N0 223) als Sarih, Enkelin Jakob\'s, vor. Aber auch die Erzahlung mit Moses findet sich bei den arabischen Autoren. Bei Tabari (I, fitquot;, fff) und (kürzer) bei Ibn el-Atir (I, \'PY) wird erzahlt, dass Joseph in einen marmornen Sarg gelegt
1) Dass (wie Buber z. St. bemerkt) statt zu lesen sei — d. h.
Labyrinth — sagt schon Sachs (Beitrage, I. 54 fg.).
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und dieser in den Nil versenkt wurde. Als die Israeliten nun aus Aegypten ziehen wollten, konnten sie nicht; Moses befragte des-halb die Altesten des Volkes, und diese sagten, dass Joseph seine Brüder beauftragt habe, bei ihrem Fortgehen von Aegypten seinen Sarg mitzunehmen und in Palastina zu bestatten. Eine alte Fiau hörte davon und sie kam zu Moses und sagte zu ihm: »Wenn ich dir den Ort zeige, wo Joseph begraben ist, wirst du alsdann das thun, um was ioh dich bitten werde ?quot; Moses versprach es. Darauf sagte sie: sleh möchte, dass du, wenn du ins Paradies eingehst, mich mit dir nimmstquot;. Moses sagte: «Das will ich thunquot;, Dann sagte sie : »Ich bin sehon sehr alt und kann nicht gut gehen , trage mich also!quot; Moses trug sie hierauf fort. Als sie an den Nil gekommen waren sprach sie: «Hier ist Joseph begrabenquot;. Moses betete hierauf zu Gott; da trat das Wasser an der Grabesstelle zurück. Moses grub den Sarg aus und nahm ihn mit sich, worauf die Israeliten fortzogen.
Bei Ja\'kübi (p. ff) wird erzahlt: Als die Israeliten im Begriffe waren, Aegypten zu verlassen, suchte Moses nach dem Körper Joseph\'s, um ihn mitzunehmen, wie Joseph es verlangt hatte. Da kam zu ihm Sarih , nach einer andren Leseart ,
Tochter des Aser (yii), Sohn Jakob\'s, and sagte: Versprichst du mir den Eintritt ins Paradies (eig. in jeue quot;Welt, «UuSi, wie in ahnlichem Sinne der Talmud {«QJquot;] gebraucht), wenn ich
dich an den Ort führe, wo Joseph begraben ist ? Als Moses es ihr versprach, ging sie mit ihm an eine Stelle des Nil und sagte zu ihm: Hier ist der Ort. Darauf nahm Moses vier Goldbleche; auf das eine derselben malte er die Figur eines Adlers, auf das zweite die eines Löwen, auf das dritte die eines Stiers, auf das vierte die eines Menschen (also die vier Ez., 1, 10 erwahnten Geschöpfe), und dann schrieb er auf jedes derselben den heiligen Namen Gottes und warf sie in den Nil. Darauf kam der steinerne Sarg, in welchem Joseph\'s Körper war, an die Oberflache. Moses nahm ihn und trug ihn fort. In Moses\' Hand blieb nur das Blech mit der Figur des Stiers, das er der Sarih gab.
Auch Birlini erzahlt (p. M), dass Joseph im Nil begraben war, und dass Moses dessen Sarg mit sich nehmen wollte, aber den
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Ort nicht wusste, wo derselbe war. Er nahm nun Papier und bildete durch Ausschneiden desselben die Figur eines Fisches, auf welche er hauchte — das eine magische Bedeutung hat,
wie z. B. Sur. 113, 4), dann die Figur eines Kalbes, und warf Beides in den Nil. Man sagt auch, dass Aaron, als er das goldne Kalb verfertigte, diese Figur des Kalbes besass.
Im Midrasch Tanchuma zu Ex., 13, 19, wird, wie an den oben angeführten Stellen, erzahlt, wie Serach dem Moses den Ort an-gab, wo Joseph begraben war; Moses — heisst es ferner — grub auf em Stuck Thon die Worte ein; «Steige empor o Stier!quot;
mit Bezug auf das von Joseph gebrauchte 1quot;)^ 11^3 gt; Deut. 33, 17), und indem er (wie oben) Joseph anrief, sich zu zeigenquot;,\' warf er dasselbe in den Nil, worauf der Sarg zum Vorschein kam.\' In demselben Midrasch wird zu Ex., 32, 4 (und ebenso bei Easchi z. St.) erzahlt, dass der Jud., 17 und 18, erwahnte Micha jene Tafel mit dem Worten j-jfy besafs und dass er dieselbe in den Schmelztiegel warf, worauf das goldne Kalb entstand. Dass dieser Micha der eigentliche Verfertiger des goldnen Kalbes war, wird auch von Easchi, Sanhedrin, 103b, bemerkt. Auch bei Comestor (Historia scholastica, Exod., c. 27) wird erzahlt, dass Joseph\'s Sarg in den Nil versenkt worden war, und dass Moses auf ein Goldblech den heiligen Namen Gottes schrieb und dasselbe in den Nil warf, worauf es bis zu dem Orte schwamm, wo Joseph begraben war. Moses nahm den Sarg mit sich und zog mit den Israeliten aus dem Lande. Als Überlieferung der Hebraer wird ferner erwahnt, dass , als sie im Begriff waren fortzugehen, plötzlich ein Lamm da stand, das sprechen konnte, und das sie mitnahmen, sodass dasselbe sie auf ihren Wanderungen durch die Wiiste be-gleitete, und darauf beziehe sich der Vers Ps. 79 (80) , 1 : » ... qui deducis velut ovem Josephquot;. Letztere seltsame Sage habe ich nir-gends sonst gefunden.
Was die Geburt und Kindheit Moses\' betrifft, so wird im Midrasch (Schemoth E., S. 1) zu IflN ^1^.1 (Ex. 2, 2)
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bemerkt, bei seiner Greburt sei das ganze Haus von Licht erfüllt gewesen — unter Vergleichung des Q-en., 1, 4, vom Lichte ge-brauchten (ebenso Sotah, 12,)). Zu Ex., 2, 5, wird die Mei-
nung angeführt, die Tochter Pharaoh\'s sei aussatzig geweseu und desshalb habe sie baden wollen ; als sie aber das Kastchen berührte, in welchem Moses war, wurde sie geheilt (was auch das Targum jerus. z. St. sagt), und deshalb erbarmte sie sich seiner und liebte sie ihn ganz ausserordentlich. Zu Vs. 10 wird gesagt: Die Tochter Pharaoh\'s erzog Den im Palaste ihres Vaters, der einst sein Volk an Pharaoh rachen sollte (ahnlich Sur. 28, 7). Sie liebte ihn, als sei er ihr eigener Sohn, liebkoste ihn bestündig und liess ihn nicht von sich. Als sie ihn einst zu Pharaoh brachte, küsste und liebkoste ihn auch dieser; da nahm Moses ihm die Krone vom Haupte und setzte sie sich selbst auf. Die Bilderschriftkundigen, welche anwesend waren, sagten zu Pharaoh: »Wir fürchten dass dieser, der deine Krone sich aufs Haupt setzte, derselbe sei, von dem wir dir prophezeiten, dass er dich vom Throne stossen werdequot;-Einige waren der Ansicht, man solle ihn verbrennen. Andre, man solle ihn mit dem Schwerte tödten. Jethro, der in ihrer Mitte sass (an einer früheren Stelle , namlich zu 1, 9 , wurden Jethro , Bileam und Hiob als die Rathe Pharaoh\'s genannt), sagte: «Dieses Kind hat keinen Verstand; stellt dasselbe auf die Probe, bringt eine Schüssel mit Gold und glühenden Kohlen herbei und sehet, wonach es greifen wirdquot;. Man that also; da wollte Moses seine Hand nach dem Golde ausstrecken, der Engel Gabriel aber stiess dieselbe , sodass er die Kohlen ergriff, sie in den Mund steckte und sich die Zunge verbrannte. Darauf bezieht es sich, wenn Moses (Ex. 4, 10) sagte: sich bin schweren Mundes und schwerer Zungequot;.
Mit Bezug auf die daraufolgende Stelle, an welcher gesagt wird, dass Pharaoh\'s Tochter ihn nannte, heisst es ferner:
«Das ist der Lohn der guteu Handlung: Obschon Moses mehrere Namen hatte, wird er in der ganzen Thorah nur mit dem Namen genannt, den ihm J-pJ-Q, Tochter Pharaoh\'s, gegeben hatte, und Gott selbst nannte ihn nie andersquot;.
An einer andren Midraschstelle (Wajikra R., S. 1) werden die
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1 Chron., 4, 18, vorkommenden Namen quot;j-jjj gt; quot;T1 u\' s-sowie (nach einer andern Meinung) die ib., 24, 6, vorkommenden alle auf Moses bezogen und gleichzeitig in diesem Sinne erklart (ahnlicli Megillah, 13a). An derselben Midrasch-stelle wird ferner die in demsolben Verse (1 Chron., 4, 18) ge-nannte riTD, Tochter Pharaoh\'s, auf die Pflegemutter Moses\' bezogen und der Name in ,-p Tochter Gottes, zerlegt; Gott
sagte zu ihr: «Du hast Moses, der dein Sohn nicht war , deinen Sohn genannt, so will ich dich auch meine Tochter nennen, obschon du es nicht bistquot;. Unter dem Namen (quot;PfQ kommt die Tochter Pharaoh\'s auch an andren Stellen vor, wie Sanhedrin, 19b; Jalkut, Sam., § 129.
In den Pirke R. Eliezer (c. 48) wird erzahlt: Die Bilderschrift-kundigen sagten zu Pharaoh: »Es wird ein Knabe geboren werden, der die Israeliten aus Aegypten führen wirdquot;. Da befahl Pharaoh, alle neugebornen Knaben in den Nil zu werfen. Nach drei Jahren sagten die Bilderschriftkundigen zu Pharaoh: «Der Knabe, von dem wir dir sagten, ist geboren ; wir wissen aber nicht, woquot;. Darauf befahl Pharaoh, den Israeliten schwere Arbeiten aufzuerlegen. —Mit Bezug auf Ex., 2, 3, heisst es ferner, dass Moses\' Mutter diesen drei Monate lang unter der Erde verbarg, nach Verlauf derselben aber ihn in einen Kasten that, den sie in den Nil legte. j-pJ-Q, die Tochter Pharaoh\'s, die aussatzig war und desshalb kein warmes Bad nehmen konnte, ging an den Fluss, um darin zu baden. Sie erblickte das Kastchen und darin einen weinenden Knaben, und als sie diesen herausnahm, war sie geheilt.... Wegen dieser Er-rettung des Moses wurde die Tochter Pharaoh\'s unter den Flügeln der Schechinah geborgen (genoss sie Gottes besonderen Schutz, oder auch: sie ward dem wahren Glauben zugeführt) und wird sie auch die Tochter Gottes genannt.
Im Jalkut (Pent., § 166), wo diese Stelle angeführt wird, lautet der Schlusssatz: Und darum wurde sie des ewigen Lebens theil-haftig (jon nroT)- An einer andren Stelle des
Jalkut (ib., § 76; Ez., § 367) wird j-pJ-Q, Tochter Pharaoh\'s, (neben der oben erwahnten Serach) unter denjenigen Personen aufgezahlt, die lebend ins Paradies eingingen.
Bei Taban (I, ffo) und — in kürzerer Fassung — bei Ibn
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el-Atir (I, 111) wird erzahlt, dass Pharaoh einst traumte , wie ein Feuer aus Jerusalem ausging und sich nach Aegypten hin walzte, woselbst es alle Hauser verbrannte, mit Ausnahme der Hauser der Israeliten, die es verschonte. Pharaoh berief darauf die Zauberer, Wahrsager und Zeichendeuter zu sich, und erzahlte ihnen seinen Traum. Da sagten sie: «Der Traum bedeutet, dass aus den Israeliten ein Mann iiervorgehen wird, der dein Eeich zerstörtquot;. Darauf befahl Pharaoh alle mannlichen Kinder der Israeliten zu tödten (wobei Sur. 28, 3, angeführt wird). Einige Zeit nachher kamen die Sternseher und Zeichendeuter wiederum zu Pharaoh und sagten zu ihm : »quot;Wir haben durch unsre Kunst gefunden, dass die Zeit der Geburt dessen gekommen ist, dor dich vom Throne stiirzen und dein Reich zerstören wirdquot;. Darauf befahl Pharaoh abermals , alle neugebornen Knaben der Israeliten umzubringen. Es wird nun ferner — unter Anfiihrung von Sur. 28, 6 — erzahlt, wie Moses\' Mutter denselben im Nil (welches Wort dem des Textes als Erklil-rung hinzugefiigt wird) aussetzte — und zwar auf Gottes Geheiss — und wie die Wellen das Kastchen bis unter die Baume hin trugen, die in der Nahe von Pharaoh\'s Palast waren. Die Dienerinnen Asiya\'s, der Prau Pharaoh\'s — heisst es ferner — waren an den Eluss gegangen, um darin zu baden; als sie nun das Kastchen sahen, nahmen sie dasselbe und brachten es zu Asiya. Als diese es oftnete, hatte sie Mitleid mit dem Kinde; sie nahm es, brachte es zu Pharaoh und sagte zu ihm: »Das Kind wird mir und dir eine Erquickung seinquot; (dUj J. syi Sur. 28, 8, der unmittelbar darauf folgende Satz entspricht wörtlich dem , was Sur. 12, 21, Itfir oder Potiphar zu seiner Prau sagt). Darauf antwortete Pharaoh: «Dir mag es eine Erquickung sein , mir ist Nichts an ihm gelegen ; ich fiirchte sogar, dass dieser Knabe derjenige sein wird, von dessen Hand uns Untergang bevorstehtquot; (wozu Sur. 28, 7, angeführt wird). Mit Bezug darauf, dass, wie Sur. 28, 11, erzahlt wird, Moses von keiner Saugamme sich saugen lassen wollte , bis seine Schwester ihre Mutter herbeiholte, von deren Brust er trank (wozu Geiger, p. 157, die entsprechende Talmudstelle Sotah, 12b, anfiihrt), heisst es, dass seine Mutter in ihrer Freude schon im Begriffe war aus-zurufen : »Das ist mein Sohn!quot; als Gott sie davon abhielt.
Es wird ferner erzahlt, wie Moses\' Mutter denselben einst zu Asiya brachte; diese freute sich sehr mit ihm , trug ihn zu ihrem Gemahl und reichte demselben den Knaben dar. Dieser aber ergriff Pharaoh\'s Bart und begann ihn zu zerzausen, Da rief Pharaoh aus; nEufet den Scharfrichter, dass er ihn tödte — das ist er! (von dem mir Verderben prophezeit wurde)quot;. Darauf sagte Asiya: «Tödte ihn nicht, es ist eine Kind ohne Verstand; ich werde zur Probe Kohlen und daneben ein Geschmeide aus Edelsteinen vor ihn hinlegen; greiffc er nach dem Geschmeide, so möge man ihn tödten, greift er aber nach den Kohlen , so ist das ein Beweis, dass er keinen Verstand besitzt und dass, was er gethan, nur aus kindischem Un-verstand geschahquot;. Als man nun Beides vor Moses hinlegte, wollte er nach dem Geschmeide greifen, der Engel Gabriel aber stiess ihn an und gab seiner Hand eine andre Richtung, so dass er nach den Kohlen griff, diese an seinen Mund führte und sich so die Zunge verbrannte. Darauf bezieht es sich , wenn Moses (Sur. 20, 28) zu Gott sagte: «Lose den Knoten (die Hemmung) meiner Zungequot;.
Nach einer andren von Tabari (p. f cfi) angeführten Überlieferung hatte Pharaoh Moses auf den Schoss genommen, als dieser anfing, ihn stark am Barte zu zupfen. Da sagte einer der Peinde Gottes (d. h. einer der anwesenden Aegypter) zu Pharaoh: «Siehst du nicht, dass sich das erfüllt, womit der Gott Abraham\'s dieh bedroht, und dass dieser Knabe über dich siegen wird ? Schicke also nach dom Scharfrichter, dass ihn derselbe umbringequot;. Darauf folgt — wie oben — die Erzahlung von der Feuerprobe durch Kohlen und Perlen.
Diese Sage hat eine weite Verbreitung gefunden. So erzahlt Syncellus (ed. Bonn, p. 227) unter Anführung des Josephus (Antt., II, 9, 7), dass Thermutis, die Tochter Pharaoh\'s, Moses als Knaben ihrem Vater darreichte, der ihm zum Scherzo seine Krone auf-setzte. Moses aber warf sie zur Erde und trat auf sie. Daraufhin liess Pharaoh die neugebornen Knaben der Israeliten tödten, da ihm auch geweissagt worden war, dass Einer aus Israel sein Reich zerstören werde. Auch Comestor (Exod., c. 5) erzahlt, wie Therimit, die Tochter Pharaoh\'s, ihrem Vater den Moses brachte, und wie dieser die ihm aufs Haupt gesetzte Krone zur Erde warf, wie darauf der Priester von Heliopolis sagte, es sci dies ein Anzeichen der
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Götter, dass dieser Knabe den Aegyptern Verderben bringen veerde, worauf ein andrer Weiser den Vorschlag mit dem Experimente der Kohlen and des Goldes machte , auf dessen Ergebniss es sich beziehe, wenn Moses (Ex., 4, 10) seine sehwere Zunge erwahnt.
Im Sefer hajaschar (f. ISl1» fg.) — und daraus im Jalkut (Pent., § 166, ed. Frankf., f. 52a) — wird ebenfalls, und zwar wie ge-wöhnlieh sehr ausführlich, diese Geschichte folgendermassen er-zahlt: lm dritten Jahre nach der Geburt Moses\' sass einst Pharaoh beim Mahle, zu seiner Eechten die Königin — an einer
andren Stelle (f. 139a zweimal) zu seiner Linken
seine Tochter nTü und auf deren Schosse Moses; an der Tafel sass ferner Bileam, Sohn des Beor, mit seinen zwei Söhnen, so-wie die Grossen des Königs. Da streckte der Knabe (Moses) seine Hand aus nach dem Haupte des Königs, nahm dessen Krone und setzte sie sich selbst auf. Der König sowie alle Grossen waren darüber sehr bestürzt, und der König sagte zu ihnen: »Was ist eure Meinung in dieser Sache, und was soil dem Hebraerknaben geschehen für Das, was er gethan ?quot; Darauf antwortete Bileam, Sohn Beor\'s: «Denke zurück, o König, an jenen Traum , den du vor langerer Zeit getraumt hast, und den dein Knecht (d. h. ich, Bileam) dir auslegte. Dieser Knabe hat nun Das, was er gethan, nicht aus Unverstand gethan; er strebt vielmehr danach, dir die Krone zu entreissen und dich ins Unglück zu stürzen, wie das seine Vorfahren alle gethanquot;. Als Beweis dafür, dass die Hebraer von jeher danach gestrebt, die Könige und ihr Volk zu schadigen, und zwar durch List und Trug, erwahnt Bileam Abraham, Isaak, Jakob und Joseph\'s Brüder. Schliesslich gibt er den Rath, Moses umzubringen. Der König — heisst es weiter — sagte hierauf: AVir wollen doch vorher alle quot;Weisen und Richter Aegypten\'s befragen, um zu erfahren , ob auch sie derselben Ansicht sindquot;. Pharaoh liess nun alle Weisen des Landes zusammenberufen; unter ihnen steilte sich auch ein Engel Gottes in Menschengestalt ein. Als der König nun die Sache vorgetragen batte, gab der Engel den Rath, man solle dem Kinde einen Schohamstein (QH^ UIld glühende
Kohlen vorlegen. Das Folgende ist wie in den obigen Erzahlungen; nur heisst es hier: »Und so ward or schweren Mundes und schwerer
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Zungequot; -1331 HD quot;DD W\\) mit Bezug auf Ex., 4, 11.
Der Traum, von dem Bileam spricht, wurde schon an einer andren Stelle des S. hajaschar (f. 128a—130a) erzahlt, wie namlich Pharaoh einst triiumie, dass ihm gegenüber ein alter Mann stehe mit einer Wage in der Hand; in die eine Wagschale legte derselben alle Fürsten und alle Grossen Aegypten\'s; in die andre Wagschale legte er ein junges Lamm, und dieses überwog jene. Pharaoh berief darauf seine Weisen und Rathe, unter denen aueh Bileam war. Dieser legte den Traum dahin aus, dass aus den Israeliten Einer erstehen werde, welcher das Land Aegypten zerstören und seine Bewohner dem Verderben zuführen werde. Auf die Frage desKönigs, was nun geschehen solle, antwortete Bileam , der König solle aueh seine beiden andren Eathe, Rëue!, den Midianiten (Jethro), und Hiob, den Uziten, befragen. Als der König diese um ihre Ansicht befragte, gab Rëuel den Rath , den Israeliten kein Leid zuzufügen , sondern sie — wenn der König sie nicht im Lande dulden wolle — nach Kenaan, dem Lande ihrer Vorfahren , zurückzuschicken. Zur Unterstützung seiner Ansicht erziihlte er , wie bisher Alle , die den Hebraern zu schaden gesucht, you Gott bestraft wurden , und wie andrerseits der frühere König den Joseph über das Land gesetzt und seine Familie nach Aegypten kommen liess. Pharaoh war über diesen Rath sehr erzürnt und befahl dem Rëuel, das Land zu verlassen, worauf derselbe nach Midian ging. Darauf wurde Hiob be. fragt; dieser gab gar keinen Rath, sondern steilte Alles der Weis-heit und dem Gutdttnken des Königs anheim. Schliesslich fragte der König abermals Bileam um seine Meinung. Dieser sagte. Abraham sei vom Feuertode errettet worden, ebenso Isaak durch den substituirten Widder vom Opfertode, aueh dem Jakob habe die harte Arbeit bei Laban Nichts geschadet; der König solle nun aber ein noch nicht dagewesenes Vertilgungsmittel an wenden, namlich alle neugebornen Knaben der Israeliten ins Wasser werfen lassen. Dem Könige gefiel dieser Rath, und alsbald erliess er den Be-fehl zur Ausführung desselben.
Der letzte Theil dieser Erziihlung ist der Hauptsache nach den jüdischen Schriften entnommen — mit Ausnahme der Erzahlung vom Tranme. Entsprechend der Vorliebe der Hagada für die Indivi-
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dualisirung wird (Schemoth R., S. 1; Sotah, li0) die Stelle Ex., 1, 9: sUnd Pharaoh sprach zu seinem Volke : Das Volk der Israe-liten wird uns zu miichtigquot; u. s. w. dahin individualisirt, dass Pharaoh seine drei Riithe, Bileam, Hiob und Jethro befragte. Bileam, der den verderblichen Rath gab, wurde spiiter (zur Strafe dafür) getödtet; Hiob, der sich neutral verhielt und schwieg, wurde vor, Schmerzen heimgesucht; Jethro aber, welcher, um kein Votum abgeben zu müssen , aus dem Lande fiüchtete , gelangte mit seinen Naehkommen zu hohen Ehren , wozu Jud., 1, 16, und 1 Chron,, 2, 55, angeführt werden.
Beide Erziihlungen des Sefer hajaschar werden bei quot;VVeil (Bibl. Legenden, S. 129 fg. und S. 141 fg.) nach dem Midrasch — d. h. nach dem Jalkut — f. 51. 52 (§ 164, § 166) angeführt. Im Jalkut wird nun aber am Rande als Quelle (T - und quot;pquot;i^n nquot;~
— d. h. also das Sefer hajaschar, das nach Zunz (Gr. V., p. 154, N.) zuweilen so genannt wird — angegeben.
Bei Zamahsari (I, fK; II, i.fi*1) und Baidawi (I, ftquot;i ; II, vv) zu Sur. 7, 124, und 28, 3, wird erzahlt, dass Pharaoh in Folge eines Traumes und dessen Auslegung durch die Wahrsager die neuge-bornen Knaben tödten liess. Zu Sur. 28, 3, bemerkt Zamahsari, dass Pharaoh, bei dem Suchen nach Moses, 90,000 Kinder habe tödten lassen. Perner wird erzahlt, dass die Hebamme die Geburt Moses\' dem Pharaoh hatte anzeigen wollen; als sie aber das Licht sah, das zwischen seinen Augen leuchtete, erfüllte sie eine grosse Liebe zu dem Kinde, wesshalb sie die Anzeige unterliess und das auch seiner Mutter erzahlte. Als darauf die Spione Pharaoh\'s sich dem Hause niiherten, warf die Mutter, ohne zu wissen, was sie that, das Kind in einen brennenden Ofen. Nachdem die Spione dann unverrich-teter Sache wieder fortgegangen waren, wusste sie nicht mehr, wo sie das Kind hingethan; da hörte sie ein Weinen, das aus dem Ofen kam 5 als sie hinzutrat, fand sie das Kind wohlbehalten in dem-selben, da Gott das Peuer kühlend und wohlthatig gemacht hatte (LobU/j ïjy awJlx jLüt dJi Osij , wie bei Abraham , Sur. 21, 69).
Zu Sur. 28, 8, bemerken beide Commentatoren (p. w und p. I.ff), dass, als Asiya das Kistchen öffnete, sie ein Kind sah, zwischen dessen Augen Licht leuchtete und das aus seinem Daumen Milch
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sog (wiederum wie bei Abraham), und sie ward vou Liebo zu ihm erfüllt. Pharaoh hatte nun auch erne aussatzige Tochter, von der die Arzte gesagt hatten, sie könne nur geheilt werden mit dem Speichel eines menschenahnlichen Seethieres. Asiya benetzte sie nun mit dem Speichel des Moses, worauf sie geheilt war; nach Andren wurde sie durch den blossen Anblick desselben geheilt, was also an die oben erwahnte jiidische Sage erinnert.
Die Feuer- oder vielmehr Verstandesprobe mit den Kohlen und Edelsteinen wird auch von Baidawt (I, olf) zu Sur. 20, 28. 29, er-zahlt, wahrend sie von Zamahsarl z. St. (II, aoI) nur Mchtig er-wahnt wird.
Die Erzahlung, wie Moses den Aegypter erschlug (Ex., 2, 12), findet sieh auch im Koran (28, 14), wo Moses aber wegen dieser ungerechten Handlung Gott um Verzeihung bittet. Im Midrasch (Schemoth R., S. 1; Wajikra R., S. 32) werden die besondern Griinde angegeben , die Moses zu dieser Handlung veranlassten. An ersterer Stelle sowie in den Pirke R. Eliezer (c. 48) wird das ^quot;jfD
dahin gedeutet, dass bei dieser Tödtung des Aegypters nur Israe-liten zugegen waren, die (Gen., 22, 17; 32, 13) mit dem Sande verglichen werden. Diese Deutung findet sich auch bei Ephram Syr. (Opp., 1, 199); zu Ex., 2, 12, bemerkt derselbe: Er tödtete und verbarg im Sande den, welcher das Yolk bedrangte, von dem gesagt ward, dass es zahlreich sein werde wie der Sand am Meere.
In demselben Korancapitel (28, 21 fg.) wird ferner Moses\' Elucht nach Midian , sein Zusammentreffen mit den ïöchtern des Jethro (Soaib) und diesem selbst erzahlt, sowie dass Jethro ihm eine seiner Töchter zur Frau gab. Alles das wird, wie immer, von den Com. mentatoren und andren Autoren sehr ausfiihrlich angegeben. Bei Ibn el-Atir (p. Iff) heisst es, nach einer Meinung seien es nicht die Tochter Öoaib\'s gewesen, die Moses am Brunnen traf, sondern die des Jatrün (^jyj), eines Neffen Soaib\'s (cf. Geiger, p. 173 fg.); zugleich wird der Name einer derselben, der biblischen Zipporah, als angegeben; ebenso bei Abü\'1-Fida (Hist, anteisl.. p. 30) .
Sur. 20, 8 fg., wird — ahnlich wie Ex., 3, 1 fg. — erzahlt , wie Moses ein Feuer sah und zu seinen Leuten sagte, er wolle naher hinzutreten, um ihnen einen Brand zu bringen, und wie
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dann Gott aus dem Feuer zu ihra sprach. Bei Zaraahsari (p. Afl), Baidawi (p. iW), Ibn el-Atir (p. Ifó) und AbA\'l-Pida (p. 30) wird nun erzahlt, dass , nachdem Moses von Soaib fortgegangen war, er in einer selir kalten und stürmischen Winternacht — nach Ein\'-gen war es eine Nacht des Freitags X,LJ) — unterwegs war,
als er in die Irre gerieth, wahrend gleichzeitig seine Frau von Geburtswehen ergriffen wurde. Sein Versuch, aus den damaligen Reibzündhölzern (qIiXj-,) Feuer zu erzeugen, misslang. Er ging also auf das Feuer zu, das er in der Ferne sah, und aus dem dann Gott zu ihm sprach. Bei Zaraahsari, Ibn el-Atir und Abu\'l-Fida wird zugleich gesagt, welcher Strauch es eigentlich war, der im Feuer loderte, obschon im Koran gar kein Strauch erwiihnt wird, wi\'e das allerdings in der biblisehen Erziihlung der Fall ist.
In derselben Erziihlung des Koran heisst es nun weiter (Vs. 18) , dass Gott an Moses die Frage richtete, was er in der Hand habe. Moses antwortet hierauf: «Es ist das mein Stab, auf den ich mich stiitze, mit welohem ich für meine Heerde Blatter abschlage und den ich auch sonst noch zu verschiedenen Dingen gebrauchequot;. Letztere werden nun von Zamahsari (p- Af1) und Baidawi (p. oliquot;) z St. des Naheren angegeben. Demnach diente der Stab auch dazu, mit seinen beiden Zweigen als Reibzündhölzer Feuer zu erzeugen, die wilden Thiere zu verscheuchen und Andres mehr, wozu auch gehorte , dass, wenn Moses den Stab in die Brde steckte, er auf seinen Wunsch Früchte hervorbrachte. Zu Sur. 2, 57, bemerken beide Commentatoren (p. va und p. If), dass dieser Stab von einem Myr-tenbaume des Paradieses herstammte, von wo ihn Adam mitge-nommen hatte, dass er zwei Zweige hatte, mit denen man Feuer erzeugen konnte und dass er — ebenso wie Moses selbst — eine Liinge von zehn Ellen hatte.
Zu Sur. 28, 28, erzahlt Zamahsari (p. \'.ol), dass im Hause des Soaib Prophetenstabe waren, und dass derselbe einst
Moses aufforderte, in das Haus zii gehen und sich. einen der dort befindlichen Stabe zu nehmen. Da gerieth nun in Moses\' Hand der Stab, den Adam aus dem Paradiese mitgenommen und der sich fort-geerbt hatte, bis er in den Besitz Soaib\'s gelangte. Öoaib sagte zu Moses, er solle sich einen andren Stab auswahlen, aber dieser
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Stab kehrte sieben Mal immer wieder zu Moses zuriick, und so wusste er, dass er fur ih.11 bestimmt sei. Andre sagen, dass nach dem Tode Adam\'s der Engel Gabriel den Stab zu sich nahra und ihn dann dem Moses gab. Wieder nach Andren hatte ein Engel in Menschengestalt deu Stab dem Soaib übergeben, bei dem er aber nicht blieb, sondern immer wieder zu Moses zuriickkehrte. Nach einer vierten Meinung war der Stab von dem Brustbeerstrauch üysui), aus welchem Gott zu Moses sprach. Alles das findet sich in ahnlichen Weise bei Ibn el-Atir (I, Va und Ifo fg.).
In dem syrischen »Bienenbuchquot; (Text, p. 50 fg.) wird erzahlt, dass Jethro zu Moses sagte, er solle ins Haus gehen, um sich von dort einen Hirtenstab zu holen; auf göttliches Geheiss bewegte sich darauf ein Stab zu ihm hin, welchen er nahm. Darauf folgt ein Ca-pitel (das 30.) mit der Uberschrift: Die Geschichte vom Stabe Mosis
Hier wird erzahlt; Als Adam das Paradies verliess , hieb er vom Baume der Erkenntniss des Guten und Bösen (einem Feigenbaum) einen Zweig ab, der ihm, so lange er lebte, als Stab diente. Dieser Stab wurde von einer Generation auf die andre vererbt und gelangte so in den Besitz Abraham\'s, der mit demselben die Götzenbilder zertriimmerte, dann in den Besitz Jakob\'s der ihn als Hirtenstab gebrauchte, dann in den Besitz Jehudah\'s, und zwar war das derselbe Stab , den er der Thamar als Unter-pfand gab (Gen., 38, 18). Spater nahm ihn ein Engel und verbarg ihn in der Schatzhöhle (jj.^ v^) im Gebirge Moab. Als der fromme Jethro seine Schafe weidete, fand er den Stab in Folge göttlicher Fügung und weidete mit demselben seine Heerde. Als er alt geworden war, bat er Moses, sich den Stab zu holen, und als Moses die Schwelle überschritten hatte, bewegte sich der Stab zu ihm hin; dieser Stab war es, der die Euthe der agyp-tischen Zaubrerin Pósdi verschlang, und an ihm hing Moses die eherne Schlange auf, die er in der Wüste Aschimon verfertigte (Num., 21, 9). Spater gelangte der Stab in den Besitz des Pinchas, der ihn in der Wüste vergrub. Zur Zeit der Geburt Christi gelangte er in den Besitz Joseph\'s, des Mannes der Maria, der ihn bei seiner Flucht nach Aegypten mit sich nahm; von ihm gelangte er in die Hand seines Sohnes Jakob. Judas Ischarioth, der ein
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Dieb war, stahl den Stab von ihm und gab ihn her, urn bei der Kreuzigung Christi als Querbalken za dienen.
Dieser Wunderstab — itn Pentateuch der göttliche Stab genannt (Ex., 4, 20; 17, 9) — wird auch in den jüdischen Schriften er-wahnt- An den bereits oben angeführten Stellen der Pirke Aboth (V, 6) und der Aboth d. R. Nathan (ed. Schechter, f. 48a) -wird unter den 10 Dingen, die nachtraglich am Freitagabend in der Dammrung erschaffen warden, auch «der Stabquot; (nüDn) erwahnt, womit — wie die Commentatoren z. St. bemerken — der Stab Mosis gemeint ist, der — so wird hinzugefügt — aus Sapphir war — so auch M. Tanchuma zu Ex., 17, 4). Zu Ex., 4, 20 heisst es in der Paraphrase des jerus. Targum: »Und Moses nahm in seine Hand den Stab, den er aus dem Garten seines Schwieger-vaters Jethro genommen hatte, und es war der Sfcab aus Sapphir vom Throne Gottes, 40 quot;ND schwer, und der göttliche Name war auf ihm eingegrabenquot;.
In den Pirke R. Eliezer (c. 40) wird erzahlt, dass der Stab, welcher in der Abenddammrung des sechsten Schöpfungstages er-schaffen worden war, dem Adam übergeben ward, von dem er auf seine Nachfolger überging, bis er in die Hand Joseph\'s ge-langte; nach dessen Tode kam der Stab in den Palast Pharaoh\'s. Dort sah ihn Jethro , nahm ihn mit sich und pflanzte ihn in seinen Garten, und Keiner konnte sich ihm niihern. Als dann Moses den Stab und die darauf eingegrabenen Zeichen sah, nahm er ihn, und als Jethro den Stab in Moses\' Hand sah sprach er: «Dieser wird Israel erlösenquot; und gab ihm seine Tochter Zipporah zur Frau.
Dasselbe wird auch im Sefer hajaschar (HO11 fg.) erzahlt, nur heisst es hier, dass Jethro demjenigen seine Tochter Zipporah zur Frau zu geben versprach, der im Stande sei, den in seinen Garten gepflanzten Baum aus der Erde zu ziehen. Viele starke Manner versuchton es, aber keinem gelang es, bis Moses kam, der ihn mit Leichtigkeit herauszog und so Zipporah zur Frau bekam. Beide Stellen —• die der Pirke R. Eliezer und die des S. hajaschar — werden im Jalkut (Pent., § 168 und § 173) angeführt. An einer andren Stelle des Jalkut — zu Num., 20, 8 — heisst es, der hier erwahnte Stab des Moses sei friiher im Bcsitze Jakob\'s gewesen
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(worauf die Stelle Gen.. 32, 11, bezogen wird); auch sei es der Stab gewesen, den Jehudah der Thamar zum XJnterpfande gab, und der spater in den Besitz David\'s gelangte (nach 1. Sam., 17, 40) und sich von einem König auf den andren vererbte bis zum [Inter, gange des Tempels. Dereinst aber — heisst es am Schlusse — wird er dem Messias übergeben werden. Dieselbe Erzahlung vom Stab Moses\' findet sich auch im Midrasch Wajoschah (Jellinek, Beth ha-Midrascb, I, 42 fg.), auch im Schalscheleth hakabbalah des Ibn Jahja (12a) , der aber der Erzilhlung im S. hajaschar folgt.
Was im Koran von Moses\' Sendung an Pharaoh besonders aus-führlich in der 28. Sure erzahlt wird, erscheint bei den spateren Autoren ebenfalls sehr ausgeschmückt. Vs. 38 sagt Pharaoh zu Haman, er solle ihm einen hohen Thurm bauen, damit er zum Gotte Mosis hinaufsteige. Hierzu bemerkt Zamahsari (p. !.oo), dieser Tiiurm sei ein Gebaude gewesen wie kein andres in der Welt. Da schickte aber Gott den Engel Gabriel, und dieser schlug mit seinem Pliigel an den Thurm, sodass er in drei Tbeile auseinanderfiel; der eine Theil fiel auf Pharaoh\'s Heer und tödtete 1000 mal 1000 Mann, ein andrer fiel ins Meer, ein dritter Theil nach Westen, sodass keiner der beim Baue Beschaftigten am Leben blieb — was an die (oben erwahnte) Zerstörung des babylonischen Thurmes sowie an die von Sodom erinnert. Es wird auch erzahlt — sagt Zamahsari ferner — , dass Pharaoh vom Thurme aus einen Pfcil gen Himmel sandte , der blutbefleckt zurückkehrte , worauf er sagte : ulch habe den Gott Mosis getödtetquot;. Letzteres — was auch Tabari (p. fll) erzahlt — erinnert an die obcn erwahnte talmudische Sage von Titus sowie an die arabische von Nimrod.
Auch der Durchgang durchs rothe Meer wird im Koran (Sur. 10, 90 fg., und 26, 52 fg.) erzahlt. Sur. 10, 90—92, heisst es, dass Pharaoh, dem Ertrinken nahe, gesagt habe, er glaube jetzt an den Gott der Kinder Israel\'s, worauf es weiter heisst: »Ja, jetzt (glaubst du) , vordem aber warst du widerspenstig ; nun aber wollen wir dich retten mit deinem Leibe, damit du für die nach dir ein Zeichen seiestquot;. Geiger (p. 162 fg.) vergleicht hiermit eine Stelle in den Pirke R. Eliezer (c. 43, daraus im Jalkut, § 238), an welcher von Pharaoh\'s Busse erzahlt wird, und dass Gott ihn am Leben
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erhielt, damit er ein Beispiel von Gottes Macht und Grosse sei. Auch führt Geiger in der Note (nach Henzii fragmenta) Baidawi z. St. an, wonaeh Gott zu Pharaoh sagte, er werde ihn aus der Tiefe des Meeres herauf holen und fügt hinzu: Hingegen weiss er (Baidawi) die folgenden Worte sdamit du für das kommende Geschlechte in Zeichen seiestquot; nicht anders als auf die gewöhnliche Weise zu erklaren, namlich als Abschreckung und Warnung. — Allein Baidawi sagt (p. fff) in der That, dass sich die folgenden Worte auf die Kinder Israel\'s beziehen. Auch Zamahsari, bei dem sich die an-geführte Stelle Baidawi\'s fast mit denselben Worten findet (p. ólv: yë ^ tsLoj,ï «.jó Li lilAxxi), fügt hinzu, dass unter dem «Zeichen für die nach dirquot; die Kinder Israel\'s verstanden seien, welche nicht glauben wollten , dass Pharaoh ertrunken sei, wess-halb ihn Gott aus der Tiefe des Meeres ans Ufer zog , damit sie ihn sehen sollten.
Dass die Kinder Israel\'s an den Untergang der Aegypter nicht glauben wollten, wird übrigens auch in den jüdischen Schriften er-wahnt. Zu dem Satze Ex., 14, 30: »Und die Israeliten sahen die Aegypter todt am Ufer des Meeresquot; wird (Mechiltha, Jalkut und Raschi z. St.) bemerkt, das Meer habe sie ans Ufer ausgeworfen, damit die Israeliten nicht glauben sollten, die Aegypter seien an einer andren Stelle ans Land gekommen und würden sie weiter verfolgen.
Zu der erwahnten Koranstelle , an weieher von Pharaoh\'s Busse die Eede ist, bemerken Tabari (p. f/v\\) und Ibn el-Atir (p.\'Hquot;) gt; dass, als Pharaoh, dem Ertrinken nahe, gesagt hatte: »Ich glaube an den Gott der Kinder Israel\'squot;, Gabriel vom Schlamme des Meeres nahm und ihn in Pharaoh\'s Mund that, und Michael die (an der Koranstelle folgenden) Worte sagte: »Jetzt glaubst du, aber vordem warst du widerspenstigquot;. Zugleich wird erzahlt, dass Gabriel einst zu Mohammad sagte , wie er sich beeilt habe, Pharaoh\'s Mund mit dem Meeresschlamm zu verschliessen , damit er nicht Etwas redete, was Gott zum Erbarmen bewogen hatte. Beide Autoren (p. f/J fg. und p. IMquot;) erzahlen ferner, dass die Kinder Israel\'s sagten: »Pharaoh ist gewiss nicht untergegangen ; er wird uns erreichen und um-bringenquot;. Da betete Moses zu Gott, und Gott liess alle Ertrunkenen, Pharaoh mit seinem 120,000 Mann starken Heere, alle in ihrer
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Rüstung aus dem Meere hervorkommen, worauf sich die Israeliten zufriedengaben.
Ferner erzahlen beide Autoren (p. lpaa und p. — Taba.\'l wie gewöhnlich nach zwei etwas Terschiedenen Darstellungen —) , dass, als Pharaoh den Israeliten nachsetzte, Haman an der Spitze von 1,700,000 Reitern war, deren Pferde aus lauter Hengsten bestanden (wozu Sur. 26, 53, angeführt wird). Als sie an das Meer kamen, wollte Pharaoh\'s Pferd nicht Yorwarts ; da naherte sieh ihm Gabriel, der eine laufige Stute ritt, und als Pharaoh\'s Pferd diese sah, folgte es ihr nach. Wahrend so Gabriel den Aegyptern voranritt, ritt Michael hinter den Reitern, diese fortwahrend errnahnend, ihre Yordermanner einzuholen. Es wird darauf erzahlt (wie oben), dass Pharaoh, als er seine Ohnrnacht Gottes Allmacht gegenüber einsah, sich zum Gotte Israel\'s bekannte , und was der Engel zu ihm sagte. Diese Erzahlung findet sich ihrem Hauptinthalte nach auch bei Jakübt (p. rf).
Ahnlichea wird auch in den jüdischen Schriften erzahlt. In den Pirke R. Eliezer (c. 42) heisst es: »Als die Aegypter ans Meer kamen, wollten sie wieder umkehren, aus Furcht, dass die quot;Wogen sie verschlingen würden. Da erschien ihnen Gott in Gestalt eines Reiters, der eine Stute rittquot; (wozu HVquot;® TlupS Cant.
1, 9, angeführt wird). «Pharaoh ritt einen Hengst; als dieser die Stute sah, folgte er ihr wiehernd, worauf alle Aegypter dem Pharaoh nachfolgtenquot;. In den Aboth d. R. Nathan (c. 27, f. 42a, ed. Schechter) und ahnlich an andren von Schechter angeführten Stellen heisst es — wieder mit Bezug auf Cant. 1, 9 —, dass Pharaoh, als er ins Meer hineinritt, auf einem mannlichen Pferde sass, dass aber vor ihm her ein Cherub ein weibliches Pford ritt, worauf alle Aegypter ins Meer hineinritten.
Sur. 26, 63, heisst es, dass, als Moses das Meer mit seinem Stabe schlug, dasselbe sich theilte und dass jeder Theil einem grossen Berge glich (^-Ji*il ^LiK). Hierzu bemerken Zamahsari (II, IV) und Baidawi (II, of), dass das Meer sich, nach der Anzahl der Stamme Israel\'s, in 12 Theüe spaltete, zwischen welchen Pfade zum Gehen waren. Dasselbe sagen Tabari (p. fA.) und Ibn el-Atir (p. IH*) unter Anführung derselben Koranstelle und indem sie — ebenso wie die
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beiden andren Autoren — das des Textes mit »Bergquot;
l«.A^utSI) erklaren. Beide fügen hinzu, dass die einzelnen Stamme — da sie wegen des hohen Zwischenwalles die andren nicht sehen konnten — sagten: «Unsre Brüder sind gewiss getödtet wordenquot;. Moses flehte hierauf zu Gott, und Q-ott machte in den Zwischen-wallen Wölbungen (oder Bogen, bei Ibn el-Atir Gitter), durch welche , wie durch Penster , ein Stamm den andren sehen konnte , bis sie alle aus dem Meere ans Land stiegen.
Dass das Meer nach der Zahl der 12 Stiimme in 12 Theile gespal-ten ward, wird auch Debarim E., S. 11, zu Deut., 31, 14, im M. Tanchuma zu Deut., 3, 28, wowie von Maimonides in seinem Commen-tar zu den Pirke Aboth (V, 4), erwahnt, unter Anführung ven quot;Ifj^
, Ps. 136, 13. An der oben angefiihrten Stelle der
Pirke R. Eliezer (c. 42) heisst es: «Das Meer theilte sich in 12 Pfade der Anzahl der Stamme, und zwischen den-
selben waren Wassermauern , an wechen Penster waren (Höhlungen, mrón), sodass die Einen die Andren sehen konntenquot;. Im M. Tanchuma und in der Mochiltha zu Ex., 14, 16 (cap. 4, ed. Pried-mann, f. SO11) heisst es, dass die Wasser auf beiden Seiten der Durchgehenden durchsichtig waren wie Glas ; nach der Pesikta des R. Kahna (f. 86b) waren sie gitterförmig.
Auf die Erzahlung vom Durchgang durchs rothe Meer folgt im Pentateuch (Ex., 15, 22 fg.) die Erzahlung von der Ankunft derlsrae-liten in ) dessGn Name von der Bitterkeit des Wassers berge-
TT
leitet und wobei zugleich erzahlt wird, wie Moses das bittre Wasser in süsses verwandelte. Hierzu wird im Midrasch (Mechiltha z. St., ed, Priedmann, f. 451); M. Tanchuma, ed. Buber, II, 33a; Schemoth R., S. 23 und S. 50) bemerkt, das Holz, das Moses ins Wasser warf, sei nicht ein süsses , sondern ein bittres Holz gewesen; nur sind die Meinungen dariiber verschieden, von welchem Baume es gewesen sei. Nach einer Meinung war es der Oleander (J^JDTTiri gt; das schon Mussafia mit poSo3xlt;pi/y erklart), wie auch das jerus. Targum das Wort im Texte mit »der bittre Baum Rhododapbnequot;
THO wiedergibt. Zu dieser Anwendung eines homöepa-thischen Mittels wird als Parallele u. A. auch 2. Kon., 2, 21 angeführt.
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Diese Deutung hat nun auch bei den syrischen Autoren Auf-nahme gefunden. Im jBienenbuchquot; (ed. Budge, p. 55 fg.) heisst
es , Moses habe das Absynth (_. i genannte Holz , das von
Natur bitter ist, ins Wasser geworfen, worauf es süss ward. Dass das Holz ein bittres war und zur Versüssung des Wassers ange-wandt wurde, um Gottes Allmacht darzufhun, wird auch bei Cotnestor (Hist, schol., Exod., c. 32) als jüdische Tradition (Hebraens dicit) erwahnt.
Mit Bezug auf Sur. 2, 60. 87; 7, 170, woselbst es heisst, Gott habe gedroht, über die Israeliten, wenn sie das Gesetz nicht an-nehmen wollten , den Berg zu stürzen (ebenso, nur kürzer. Sur. 4, 153), führt Geiger (p. 164) einë Talmudstelle (Abodah zarah, 2]gt;; Sabbath, 88a) an, an welcher das quot;jnn flTinrQ QiPrr]) Ex-)
19, 17, dahin gedeutet wird, dass die Israeliten unter dem Berge standen , indem Gott denselben über sie stülpte gleich einer Kufe und zu ihnen sagte : «Wollt ihr das Gesetz annehmen, so ist\'s gut, wo nicht, so soil hier euer Grab seinquot;. Zu Sur. 2, 60, bemerkt Zamahsari (p. a.) — und ebenso Baidawi (I, tf), — dass die Kinder Israel\'s das Gesetz nicht annehmen wollten , dass Gabriel den Auf-trag erhielt, den Berg emporzuheben und über ihren Hauptern zu halten, und dass Moses ihnen mit dem Herabstürzen desselben drohte, worauf sie das Gesetz annahmen. Zu Sur. 7, 170, bemerkt Zamahsari hingegen , Gott selbst habe den Berg über ihren Hauptern gehalten, und zwar sei derselbe von gleicher Ausdehnung gewesen wie das Lager der Israeliten, naralich eine Parasange lang und eine solche breit. Unter Andrem sagt Zamahsari, dass , als Moses das Gesetz der Gesetzestafeln kundgab, alle Berge, Baume und Felsen sich hin und her bewegten, und daher stamme der Gebrauch der Juden, beim Lesen der Thora den Kopf hin und her zu bewegen. Dass bei der Gesetzgebung auf Sinai Flüsse und Meere, Berge und Hügel, Baume und Gestrauche sich bewegten wird auch in den Pirke R. Eliezer (c. 41) gesagt, wahrend es an einer andren Stelle (Schemoth E., S. 29 gegen Ende) heisst: «Als Gott die Thora gab, da sang kein Vogel, da brüllte kein Oehs, die Ophanim flogen nicht, die Seraphim sagten nicht ihr dreimaliges Heilig, das Meer rauschte nicht, kein Geschöpf gab einen Laut von sich —
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Alles lauschte in athemloser Stilte den Worten;
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Aueh bei Ibn el-Atir heisst es, dass Gabriel den Berg in die Höhe hielt, dass aber auch gleichzeitig ein Fener vor den Israe-liten loderte und hinter ihnen das Meer rauschte, und dass Moses ihnen den Untergang durch diese drei Naturerscheinungen drohte. worauf sie das Gesetz annahmen.
Die von Geiger ferner (p. 165) zu Sur. 2, 52 fg.; 4, 152, an-gefiihrte jüdische Parallelstelle, bei welcher aus Versehen die nahere Angabe ausgefallen, findet sich an der oben erwahnten Midrascli-stelle (Schemoth E., S. 29), wo es, ahnlich wie an der Koranstelle, heisst, dass die Israeliten Gott zu sehen wünschten und dass, als sie ihn sahen, ihre Seelen entflohen, dann aber wieder zurückkehr-ten. Zu Sur. 2, 52, bemerken übrigens Zamahsari (I, vt) und Baidawt (I, t.), dass nicht das ganze Volk dieses verlangte, sondern nur die 70 von Moses auserwahlten Manner (nach Sur. 7, 154, dieses wohl eine dunkle Erinnerung an Ex., 24, 1. 9, oder Num., 11, 25, was auch die Erklarung der Commentatoren zu bestatigen scheint); nach Andren waren es nur 10,000 vom quot;Volke, die das Verlangen hatten Gott zu sehen.
Mit Bezug auf Sur. 7, 149, woselbst es heisst, dass Aaron sich entschuldigend zu Moses sagte, er habe das goldene Kalb gemacht, weil das Volk ihn übermannte und fast getödtet hatte, führt Geiger (p. 166) Sanhedrin 5 (lies: 7a) an: »Aaron sah den Chur (der sich ihnen widersetzen wollte) hingeschlachtet, da dachte er: Gebe ich ihnen kein Gehör, so machen sie es mir wie dem Churquot;. Be-gründet wird dieses damit, dass es Ex., 32, 5, heisst: »Und Aaron sah und errichtete einen Altarquot;, in Bezug worauf es an der erwahnten Stelle lautet: »Was sah Aaron ? Er sah Chur hingeschlachtet
vor sichquot; ivizb rosy Tin n*n • • • n\'*n rra) In diesem
Sinne übersetzt auch das jerus. Targum die Stelle Ex., 32, 5: vlDquot;p CPDJ quot;lin fp priN KDm- Die Tödtung des Chur wird auch — nur umstandlicher — an mehren andren Stellen erwahnt, wo zum Theil das im Teste vorkommende in diesem Sinne
gedeutet wird, so Schemoth E., S. 41 zu Ex., 32, 1 fg.; S. 42 zu Ex. 32, 7; S. 48 zu Ex. 35, 30; quot;Wajikra E., S. 10 zu Lev. 8, 2 ; M. Tanchuma, ed. Buber, II, 57a; Pirke E. Eliezer,c. 45.
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Auch bei Coraestor (Hist, schol., Ex,, c. 73) heisst es, dass Aaron sich fürehtete , weil man den Chur umgebracht hatte. Aus Comestor ist diese ErzaMung in die Ton Merzdorf herausgegebene schweizer Historienbibel übergegangen (Bibl. d. literar. Vereins in Stuttgart, N 100 101, p. 234), wie es ebenso dem Comestor entnommen ist, wenn daselbst fp. 235 und p, 740) Q-ott zu Mosessagt: «Gang hinab, din Volck hant gesundet und nit daz minquot;. Bei Comestor (ibid.) heisst es: «Peccavit populus tuus, quasi diceret jam non suusquot;. Diese Deutung ist den jüdischen Schriften entnommen, in denen das rro ^ rrfe. Ex., 32, 7, in diesem Sinne aufgefasst
wird, so Pesikta d. E. Kahna, 128b; M. Tanehuma, ed. Buber, II, 57b, und Jalkut z. St. (§ 391 aus der Pesikta).
Zu Sur. 28, 76, wo es heisst, dass mehrere starke Manner an den Schlüsseln zu Karün\'s Schatzkammern zu tragen hatten, führt Geiger (p. 168) die entsprechende Talmudstelle an, wo die Worte Kohel., 5, 12: «Eeichthum ist aufbewahrt seinem Besitzer zum eig-nen Verderbenquot; auf Korach bezogen werden, dem einer der drei von Joseph vergrabenen Schatze bekannt geworden und dessen Reich-thum so gross war, dass 300 Mauleselinnen nöthig waren, um die Schlüssel zu seinen Schatzkammern zu tragen , und noch dazu waren es Schlüssel aus Leder. (Die von Geiger nicht naher bezeichnete Stelle findet sich Pesachim, 119quot;, und Sanhedrin, 110») «In diesem talmudischen Ausspruchequot; sagt Geiger fern er, «liegt auch, dass Korach wegen seines Reichthums übermüthig und zum Streite ge-reizt ward und dieses schmückt Mohammed auf eine recht hübsche Weise aus. Auf diesen Streit nun kann sich Sur. 33, 69 beziehen, wo es heisst, dass Einige Moses beschuldigt hatten, Gott ihn aber von dem, was sie ihm vorgeworfen , gereinigt hattequot;. Geiger führt hierauf Elpherar\'s Erklarung dieser Stelle an, dass namlich Korach eine Dirne miethete, die den Moses vor allem Volke der Buhlerei mit ihr anklagte, dass sie aber Gott verstummen machte, und Moses davon reinigte sowie den Korach zu Grunde richtete. Geiger verweist ferner auf Abü\'l-Eida (Hist, anteisl., p. 32), der übrigens hier — wie an andren Stellen — Ibn el-Atir als seine Quelle an-gibt. Als talmudische Parallelstelle führt Geiger Sanhedrin, 110a, an, wc mit Bezug auf Num., 16,4: »Moses hörte und fiel auf sein
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Angesichtquot; gesagt wird: «Was hörte er? Er hörte, dass man ihn des Umganges aait dem Weibe eines Andren beziichtigtequot; — welche Stelle sich übrigens auch nebst dem Zusatze im M. Tanchuma (ed. Buber, IV, 4;7a) und Bamidbar R., S. 18, findet.
Dass Korach streitsüchtig und immer bestrebt war, die Israe-liten gegen Moses aufzuwiegeln und Moses selbst auf jede quot;Weis? za chicaniren, wird an mehreren Midraschstellen gesagt (Bamidbar R., S. 18; M. Tanchuma, ed. Buber, IV, 43a fg.). Namentlieh bezog sich seine Anklage gegen Moses darauf, dass man dem Priester — also dem Bruder desselben — von Allem den Zehnten geben müsse. So wird im Jalkut zu Num., 16, 1, § 750 (nach dem Midrasch died imttf) erwahnt, wie Korach dem Volke die Geschichte einer Wittwe erzahlte, um darzuthun, wie die Israeliten durch die vielen gesetzlichen Bestimmungen und namentlich durch die vielen Ab-gaben an die Priester chicanirt und gequalt würden.
Auch bei den arabischen Autoren wird nicht nur der Reichthum Korach\'s, sondern auch seine Prachtliebe erwahnt. Sur. 28, 76 fg. heisst es, dass Karün (d. i. Korach) auf die ihm wegen seines Übermuthes und seiner Prunksucht gemachten Vorwürfe geant-wortet habe, ^r besitze seine Reichthümer in Polge seiner Wissenschaft. Hierzu bemerken Zamahsari (II, t.to) und Baidawi (II, a1) , er habe grosse Kenntnisse in der Thora gehabt und die Israeliten darin unterrichtet; nach Andren verstand er Chemie (die er von Moses gelernt), und zwar so gut, dass er Blei und Kupfer in Gold verwandelte; wieder nach Andren verstand er sich gut auf Handel und Erwerb. Baidawi fügt hinzu, dass er Kunde von Joseph\'s Schatzen hatte (also ahnlich wie an der erwahnten Talmudstelle). Ferner erwahnen beide Commentatoren , dass Karlin (dessen Genealogie zugleich gegeben wird) zu Moses sagte: «Du bist der gott-gesandte Prophet, Aaron ist Priester, und was bin ich?quot; Moses sagte, das sei so Gottes Wille gewesen; als Beweis hierfür diente der Stab Aaron\'s, der im Stiftszelte (iUajl) allein unter allen übri-gen Staben blühte und grünte und Mandein hervorbrachte (also das, was Num., 17, 21 f. erzahlt wird) , was aber Karün für Zauberei erklarte.
Mit Bezug auf die an der Koranstelle erwahnten Schlüssel zu
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den Schatzen Karun\'s bemerkt Zamahsari ferner, dass 60 Maulthiere erforderlich waren, urn diese Schlüssel zu tragen, die von Leder waren (also wiederum wie an der Talmndstelle). Mit Bezug auf Karun\'s Hoffahrt werden einzelne Beispiele angeführt, darunter, dass er auf einem weissen Maulthier zu reiten pflegte, das einen purpurfarbenen , golddurchwirkten Sattel trug, und dass zu seiner Rechten 300 Jünglinge, zu seiner Linken 300 Jungfrauen waren, alle reich geschmüekt.
Mit Bezug auf Vs. 81, wo es heisst, dass die Erde Karün und seine Wohnung verschlang, wird von den beiden Commentatoren z. St. erzahlt, dass eines Tages Karun dem Moses die gesetzliche Abgabe von seinem ganzen Vermogen entrichtete, was ihn aber sehr verdross. Er versammelte nun die Israeliten und sagte zu ihnen, dass Moses es nur auf ihr Vermogen abgesehen habe , um sich selbst zu bereichern. Sie antworteten darauf: »Du bist unser Herr und der Gröste unter uns, sag an, was wir thun sollenquot;. Es wurde nun beschlossen, eine Frau mit Geld zu bestechen; dass sie Moses des geschlechtliehen Umgangs mit ihr beschuldige. Als dann eines Tages Moses dem versammelten Volke mittheilte, welche Strafe für den Dieb, den Lügner, den Ehebrecher festgesetzt sei, fragte ihn Karün: »ünd wenn du selbst das thust ?quot; »Aucli wenn ich es thuequot;, antwortete Moses. Worauf Karün: «Die Israeliten sagen aber, dass du mit der und der Frau Buhlerei treibstquot;. Moses befahl nun , diese Frau herbeizuführen ; als sie von ihin er-schienen war, sprach er zu ihr: «Ich beschwöre dich bei Ihm , der das Meer gespalten und mir die Thora gegeben — ist das wahr, was jene sagen ?quot; Gott lenkte nun das Herz der Frau , und sie sprach: ))Nein, jene lügen, aber Karün hat mich mit einem Geschenke zu bestechen versucht, damit ich eine falscho Anklage gegen dich erhebequot;. Moses fiel darauf anbetend nieder, weinte und sprach: »0 Herr, wenn ich dein Gesandter bin, so wahre mein Eecht gegen jenequot;. Da gab Gott ihm kund; «Befiehl der Erde, was du willst: sie wird dir gehorchenquot;. Darauf sagte Moses zu den Kindern Israel: »Wer von euch zu Karün und seinen Genossen gehort, der bleibe bei ihm; wer es aber mit mir halt, der.ent-ferne sich von ihmquot;. Alle — mit Ausnahme zweier Manner — ver-
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Hessen nnn Karün und seinen Anhang. Darauf rief Moses aus: »0 Erde, verschlinge sie !quot; Und die Erde verschlang sie bis zu ihren Hüften. Da rief Karün aus: «0 Moses, hab\' Erbarmen! quot;Wir be-schwören dich bei Gottquot;. Moses aber sprach; »0 Erde, verschlinge sie !quot; Und die Erde verschlang sie bis zur Mitte ihres Körpers. Und abermals bat Karün; «Hab\' Erbarmen!quot; und abermals rief Moses: «Verschlinge sie, o Erdequot;, und die Erde verschlang sie bis an den Hals. Und abermals bat Karün um Erbarmen, und abermals rief Moses der Erde zu, sie zu verschlingen, und die Erde verschlang sie und schloss sich über ihnen. Darauf sagte Gott zu Moses: «Sie haben dich mehrmals angerufen und du hattest kein Erbarmen — hiitten sie mich angerufen , ich hatte mich ihrer erbarmtquot;. Als nun aber — heisst es weiter — die Israeliten Moses beschuldigten, er habe des-halb Gott gegen Karün angerufen, um sich dessen Haus und Schiitze anzueignen, betete Moses zu Gott, woraufhin die Erde auch die Wohnung und die Schatzhauser Karün\'s verschlang.
Alles Obige wird nach verschiedenen Uberlieferungen und unter Anführung von Sur. 28, 76—80, von Tabari (p. olv fg.) und, kürzer, von Ibn el- Atir (I, Iffquot;) erzahlt. Bei Letzterem (p. if o), sowie in einer Überlieferung bei Tabari (p. oVI) fügt Gott, naehdem er ge-sagt, dass Er Erbarmen mit Karün gehabt haben wiirde, noch hinzu , dass er in Zukunft niemals mehr der Erde gestatten werde , einem Mensehen zu gehorchen.
Karün\'s Reiehthum ist bei den Arabern und Persern sprichwört-lich geworden. Auch in Ta\'alibi\'s Lata\'if al-Ma\'arif (ed. De Jong, p. t) heisst es, dass Karün der Erste war, der die Chemie an-wandte, der rothe und lang nachschleppende Kleider trug und der sich überhaupt durch seine Prachtliebe vor den übrigen Menschen auszeichnete.
Mit Bezug auf die oben erwahnte Stelle Sur. 33, 69 , an welcher es heisst, dass Gott Moses von dem ihm gemachten Vorwurfe rei-nigte, führt Geiger (p. 170) die Meinung andrer Ausleger bei Elpherar an, wonach die Israeliten den Moses, als er ohne seinen Bruder vom Berge Hor zurückkam, beschuldigten, denselben ge-tödtet zu haben , dass daraufhin die Engel Aaron\'s Körper den Israeliten zeigten, wodurch der auf Moses geworfene Verdacht entkraftet
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war. Geiger führt hierzu AM\'l Fida, p. 32 und 34, an, der übrigens liier, wie an der oben erwahnten Stelle, dem Ibn el-Atlr folgt. Mit dieser Sage vergleieht nun Geiger die Stelle des M. Tanchuma zu Num., 20, 29, an welcher das «Und die ganze Gemeinde sab, dass Aaron gestorben warquot; darauf bezogen wird, dass die Israe-liten Moses zu steinigen drohten, wenn er nicht den Beweis liefere , dass Aaron wirklicb gestorben sei, worauf Gott auf Moses\' Bitte die Hoble, in der Aaron begraben war, öffnete, sodass die Gemeinde in der That usah, dass Aaron gestorben warquot;.
Die von Geiger angeführte Stelle aus dem M. Tanchuma findet sich ebenso in dem von Buber edirten M. Tanchuma (IV, 62,,), ferner Bamidbar R , S. 19, zu Num., 20, 25, und an andren von Buber und in der Wilnaer Ausgabe des Midrasch (f. 81a) angeführten Orten, namlich Sifri zu Deut., 31, 1 fg. und Pirke R. Eliezer, c. 17. An letzterer Stelle heisst es, dass Gott den Sarg, in wel-chem Aaron war, in der Luft schweben liess, sodass Alle ihn sahen.
An einer andren Stelle des von Buber edirten M. Tanchuma (IV, 66b) zu Num., 25, 20 ist eine Erzahlung, deren Hauptinhalt darin besteht, dass Moses auf Gottes Geheiss dem Aaron mittheilte , es sei seine Zeit gekommen, aus der quot;Welt zu scheiden, und dass Beide darauf in die Höhle des Berges gingen , in welcher ein bren-nendes Licht neben einem Bette stand. Da sagte Moses: »Mein Bruder, besteige dieses Bett!quot; Als Aaron dieses gethan hatte, sagte Moses za ihm: «Breite die Hande ausquot;, und Aaron that so; dann sagte jener: «Schliesse die Augen und den Mundquot;, und Aaron that so, worauf er verscbied. Da wiinschte Moses sich einen ahnlichen Tod, den Gott ihm auch versprach, worauf der Ausdruck Deut., 32, 50, bezogen wird, wo Gott zu Moses sagt, dass er sterben solle wie sein Bruder Aaron auf dem Berge Hor. Letzteres wird auc.h in den Aboth d. R. Nathan (ed. Schechter, f. 25a fg.; 26a fg) erzahlt.
Im M. Tanchuma, an der Stelle der Aboth d. R. Nathan sowie bei Raschi zu Num., 20, 29, und Deut., 34, 8, heisst es mit Bezug auf den bei Aaron vorkommenden Ausdruck »Und das ganze Haus Israel weinte um Aaron 30 Tage langquot;, wofür es bei Moses (Deut.,
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34, 8) heisst: «Und die Söhne Israel\'s weinten um Moses 30 Tage langquot;, dass um Moses nur die Manner, um Aaron aber Manner und Prauen trauerten, weil er — im Q-egensatze zu dem strengen Moses — milde, friedliebend und friedenstiftend war und nament-lich sich stets bemühte, zwischen uneinig gewordnen Eheleuten Frieden zu stiften und die gestorte Eintracht -wieder herzustellen , weshalb auch — so heisst es in den Aboth d. R. Nathan — die aus einer solchen quot;Wiedervereinigung hervorgegangenen Kinder nach Aaron\'s Namen benannt wurden.
Zu Sur. 33, 69, bemerken die beiden Korancommentatoren (II, lift, II, dass, als Moses ohne Aaron Tom Berge zurückkam ,
die Israeliten den Ersteren beschuldigten, Aaron getödtet zu haben , worauf die Engel Aaron\'s Körper herbeitrugen, sodass die Israeliten sehen konnten, dass er nicht getödtet worden sei. Nach Andren belebte Gott den Aaron, sodass er selbst ihnen sagen konnte, dass Moses keineswegs an seinem Tode Schuld sei.
Bei Tabari (p. o.i1) und Ibn el-Atir (p. ICa) wird erzahlt: Gott gab dem Moses kund; »Ich will Aaron zu mir nehmen q5jL^) ; gehe also mit ihm zu dem und dem Bergequot;. Als nun Beide dort angelangt waren , sahen sie ein Gebüsch; in diesem war ein sehr schönes Haus, von einem balsamischen Dufte durchweht, und darin stand ein Euhebett mit einer darüber ausgebreiteten Decke. Als Aaron dieses sah, sagte er: »0 Moses; ich möchte in diesem Bette schlafenquot;\'. »So thue esquot;, sagte Moses. «Aber ich fürchtequot;, sagte Aaron, »dass der Herr dieses Hauses zurückkehrt und über mich zürntquot;. Da sagte Moses : »Fürchte Nichts, ich werde dich entschuldigenquot;. Aaron sagte: »So schlafe bei mirquot;. Als Moses sich zu ihm gelegt hatte, naherte sich der Tod dem Aaron, und als dieser sein Herannahen, merkte sagte er: »0 Moses, du hast mich getiiuschtquot;. Darauf verschied er; das Bett aber wurde mit ihm in den Himmel emporgehoben.
Als nun Moses ohne Aaron zurückkehrte — heisst es ferner — , sagten die Israeliten, er habe seinen Bruder getödtet, aus Neid darüber, dass sie ihn mehr liebten als Moses , der streng und rauh , wahrend Aaron mild und freundlich gegen sie war. Als Moses dieses erfuhr, sagte er: »Wehe euch, wie könnt ihr euch einbilden,
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dass ich meinen Bruder getödtet?quot; Er betete hierauf zu Gott, und da erschienen die Engel mit dera Euhebette, zwischen Himmel und Erde schwebend, vor ihren Blieken, und Aaron sagte ihnen, dass Moses ihn nicht getödtet habe und dass er auf natiirlichem Wege gestorben sei.
Diese Erzahlung des Ibn el-Atir findet sioh mit denselben Wor-ten , nur abgekürzt, auch an der oben erwahnten Stelle des Abü\'1-Fida . p. 32. Etwas verschieden , aber der Hauptsache nach mit dem hier Angeführten übereinstimmend, wird dasselbe in der 21. Ab-handlung der lanteren Brüder (ed. Dieterici, p. 1.1) erzahlt. Auch bei Sahrastani (ed. Cureton, p. tlf fg.) heisst es, dass die Israe-liten sagten, Moses habe Aaron beneidet, weil er bei ihnen be-liebter gewesen sei als Moses.
Mit Bezug auf Sur. 7, 174. 175 — woselbst von Einem die Rede ist, dem Gott sioh ofï\'enbarte, der sich aber von Satan verleiten liess und Gottes Wort nicht beachtete — bemerkt Geiger (p. 180), dass einige von Elpherar angeführte Erklarer wie Gelal ed-Din und Zamahsari, die Maracci anführt, diese Stelle auf Bileam beziehen. Bei Zamahsari z. St. (p. fl.) — und kürzer bei Beidawi (p. Tö!) — heisst es in der That, das im Text Gesagte habe Bezug auf einen der Schriftgelehrten (^UJlc) der Israeliten, nach Andren der Ka-naaniter. Namens Bileam, Sohn des Baur (4^dj j^tL), dem Gott Einiges von der heiligen Schrift mittheilte, was er aber verwarf und verlaugnete. Man sagt auch — heisst es weiter —, dass sein Volk von ihm verlangte, er solle Moses und dessen Volk verfluchen: er aber weigerte sich, die zu verfluchen, die unter dem Schutze der Engel standen; jene liessen jedoch nicht nach, bis er ihnen willfahrte.
Bei Mascüdl (I, 99) wird, mit Bezugnahme auf Sur. 7, 174, ebenfalls Bileam erwahnt und zugleich seine Genealogie bis auf Moab und Loth hinauf angegeben. Ferner wird erzahlt, dass sein Volk ihn aufforderte, Josua zu verfluchen, und da ihm das nicht gelang, gab er dem Könige der Amalekiter den Rath, die schönsten Jungfrauen in das Lager der Israeliten zu schicken, um diese zur Sünde zu verlocken, was auch geschah, worauf Gott die Pest sandte, in Eolge deren 90,000 Israeliten (nach Andren mehr) das Leben verloren.
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Dass Bileam es war, welcher zu der Num., 25, 1 fg. erzahlten Verführungsgeschichte den Rath gegeben, wird ibid., 31, 16, deutlich gesagt. In dea jüdischen Schriften (Sanhedrin, 106a; Talmud jerus., ibid., X, 2; Bamidbar R. und Targum jerus. z. St.; M. Tanchuina, ed. Buber, IV, 74») wird auch das 24, 14, auf diesen Rarh
bezogen und die von den Moabiterinnen angewandte Verführungs-kunst — wie auch bei Josephua (Antt. IV, 6, 4) — ausführlich dargestellt.
Bei Tabari (p. o.a fg.) und — etwas verscbieden — bei Ibn el-Atir (p. fg.) heisst es, dass nach Einigen Moses in der Wüste sein Leben beschloss und dass Josua, Sohn des Nün, Jericho (Ls^\'), die Hauptstadt des Landes der Riesen (^IXSÜI), einnahm, wahrend Andre behaupten, dass Moses, und unter ihm Josua, nach dem Lande der Riesen zog. Diese erzahlen nun auch: Als Moses, Sohn \'Imran\'s, Josua, Sohn Nün\'s, und Kaleb, Sohn des Juphannah — ein Schwager Moses\', da er dessen Sehwester Miriam zur Frau hatte — das Volk nach dem Lande Kenaan führten, um die Riesen zu bekriegen, gingen diese zu Bileam, Sohn des Baur, einem Nach-kommen Loth\'s, der den erhabenen und verborgenen Namen Gottes kannte Jac^l «U\' ójXJ qK.) und sagten zu ihm: t Moses
ist mit seinem Volke gekommen, um uns zu bekriegen und aus unsrem Lande zu vertreiben; so verfluche sie denn (RAe «11\' , rufe Gott gegen sie an)quot;. Darauf antwortete Bileam: «Wie kann ich den Propheten Gottes und die Glaubigen verfluchen , mit denen die Engel sind ?quot; Sie gingen hierauf zu seiner Frau und gaben ihr ein Geschenk mit der Bitte, ihren Mann zu überreden. Als nun aber Bileam trotz des Zuredens seiner Frau bei seiner Weigerung verharrte, sagte sie zu ihm, er möge doch Gott befragen. Als er dieses ge-than, ward ihm im Traume die Antwort, die ihm verbot, die Israe-liten zu verfluchen. Auf die Bitte seiner Frau fragte er Gott aber-mals, erhielt aber keine Antwort, was seine Frau dahin erklarte, dass Gott nichts dagegen einzuwenden habe (qui tacet consentire videtur, in jüdischen Schriften: s\'e
nun mit Bitten und Z ureden nicht nachliess, bestieg er seine Eselin (bei Ibn el-Atir ist es ein Esel) und ritt einem Berge zu, von dem aus man das Lager der Israeliten sehen konnte. Als er eine kurze
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Streeke geritten war, legte sich die Eselin nieder und erhob sieh erst, nachdem Bileam sie geschlagen hatte, was sich noch zwei Mal wiederholte. Da verlieh Gott der Eselin die Sprache und sie sagte: «Wehe dir, Bileam, siehst du denn nicht die Engel, die mich nicht weiter gehen lassen und die wollen, dass ich umkehre?quot; \') Bileam kehrte aber nicht um, und da auch die Engel ihn weiter ziehen liessen , so gelangte er in die Nahe des Lagers der Israe-liten. Jedesmal aber, wenn er diese verfluchen wollte, verwandelte sich sein Fluch in Sagen, und wenn er sein eignes Volk segnen wollte, verwandelte sich dor Segen in Fluch.... Da sagte er: »Die zukünftige Welt habe ich verlorenquot; (weil ich gegen Gottes Willen gehandelt — zugleich mit Bezug auf Sur. 7, 174); »es bleibt mir nur noch die List und die Tauschung übrigquot;. Er sagte darauf zu seinem Volke, sie sollten ihre schönsten Frauen schmücken und ins Lager der Israeliten schicken, denen sie sich preisgeben sollten, da sie auf diese Weise die Israeliten besiegen würden. Sie thaten also, und als die Frauen in das Lager der Israeliten gekom-men waren, da ergrifi\' Zamri, Sohn des Schalüm ^
und Oberhaupt des Stammes Schimün, eine derselben, führte sie vor Moses hin und sprach: »Ich denke , du wirst sagen, diese sei verboten (|»^), aber — bei Gott! — wir werden dir nicht ge-horchenquot;. Darauf führte er sie in sein Zelt (bei Tabari «JCis — Num., 25, 8, nSjpij —j bei Ibn el-Atir und wohnte ihr bei. Da schickte
Gott eine Pest unter die Israeliten. Phinchas aber, Sohn des Elazar , Sohn Aaron\'s, war damals abwesend; als er in das Lager kam und sah, wie die Pest wüthete, und zugleich erfuhr, was geschehen war, ging er dorthin, wo Zamri und die Moabiterin waren, und tödtete Beide , indem er sie mit seiner Lanze durchbohrte, worauf die Pest aufhörte, die 20,000 (nach Andren 70,000) Personen getödtet hatte. Auf diesen Bileam — heisst es weiter — bezieht es sich, wenn Gott sagt; xErzahle ihnen von dem,
1) Wena es bei Tabari (p. ölf) von Bileam heisst aJ Ijlj\'l ^ ^ ■ \' qL-S^j , so entspricht das dem, was der Talmud (Sanhedrin, 105», an zwei Stellen) sagt; p. öT heisst es: ;U-Ütj (xjlj\'l) vi^JUs
^ urW
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dem wir unsre Zeichen gaben, von denen er sich aber lossagte, und sich von Satan verführen liessquot; (Sur. 7, 174).
Bei Tabari — der auch den Namen der Moabiterin als K-ol jyo angibt — sagt Zatnri zu Moses : »Ich vermuthe, du wirst sagen , diese sei mir verbotenquot;. »Allerdingsquot; — antwortete Moses — nist sie dir verboten, koitime ihr nicht nahe !quot; Darauf erwiederte Zamrï : «Bei Grott! Hierin werden wir dir nicht gehorchenquot;.
Dieses freche Gebaren Zamri\'s — oder vielmehr Simri\'s — wird ahnlich in den jüdischen Schriften erzahlt. Im M. Tanchuma (ed. Buber, IV, f. 74^), in Schemoth E. (S. 33 zu Ex., 25, 1 fg.) und an andren von Buber und in der Wilnaer Ausgabe des Midrasch (f. Gl1\') angeführten Stellen heisst es mit Bezug auf Num., 25, 6 : Simri trat mit der Moabiterin vor Moses hin und sprach: «Sage, Sohn Amram\'s (□~|Dy p; dieser Ausdruck wird gewöhnlich in geringschatzigem Sinne gebraucht), ist diese da mir erlaubt oder verboten?quot; Da sagte Moses: »Sie ist dir verbotenquot;. lAberquot; — sagte jener hierauf — »wer hat dir denn deine F ran erlaubt, die ja doch eine Midianiterin ist wie diese eine Moabiterin ?quot; Darauf ging er fort. An einer der Parallelstellen (Sanhedrin, 82t\') sagt Pinchas, nachdem er die Beiden getödtet: »0 Herr der Welt, und wegen dieser Beiden sind 24,000 Israeliten umgekommen!quot;
Bei Tabari heisst es ferner (p. oil): Phinechas ergrriff die Lanze mit seinem Vorderarme (^3), lehnte sie an seine Wange indem er den Ellenbogen an seine Seite stemmte und rief aus: »0 Herr, so soil es Jedem geschehen, der sich gegen dich auflehnt!quot; Phinchas war nun der Erstgeborne des Eliazar und so stammt
von diesem Ereignisse der Brauch der Israeliten, von jedem Opfer, das sie darbringen, den Nachkommen des Phinchas den Magen (iXi) , den Oberschenkel des Vorderfusses (g^ó) und die Kinnbacken (^.^J) zu geben sowie auch das Erstgeborne von Menschen und Thieren , weil er der Erstgeborne des Eliazar war.
Auch dieses findet sich iu den jüdischen Schriften. Zu Deut., 18, 3, woselbst gesagt wird, dass die, welche ein Opfer darbringen, dem Priester den Bug , die Kinnbacken und den Magen (ynifi ropm □■nnSm) zu geben haben, bemerken Raschi und Nach-manides, dass dieses eine Erinnerung sein solle an Pinchas, namlich
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an den Speer, den er in die Hand nahm (Num., 25, 7), an sein Gebet (Ps. 106, 30) sowie an das Num., 25, 8, erwahnte j-Qp, in das er den Speer hineinstiess. Es ist dieses einer Talmudstelle (Chul-lin, 134,J; cf. Jalkut, Pent., § 915; Ps., § 865) entnommen. Ahn-liches findet sich aber auch in den Pirke R. Eliezer, c. 47.
Der biblischen Erzahlung von Bileam geht die kurze Erzahlung von dem Kampfe gegen Og, König von Basan, vorher (Num., 21, 33 fg.), der damit endete, dass Og mit seinen Söhnen und seinem Volke geschlagen ward (Vs. 35). In der Paraphrase des jerus. Tar-gum zu letzterem Verse heisst es : Als Og das Lager der Israe-liten sah, dessen Ausdehnung sechs Parasangen betrug, sagte er: «Damit es mir nicht ergehe wie dem Sichon, werde ich sie Alle auf einmal tödtenquot;. Er brach darauf einen Berg los , der von gleichem Umfang wie das Lager war, und hielt ihn über seinen Kopf, um ihn auf die Israeliten zu werfen. Alsbald schickte Gott einen Wurm, der den Berg durchbohrte , sodass er auf Og\'s Hals hinabfiel, wah-rend gleichzeitig sich dessen Zahne ausdehnten, sodass er sich vom Berge nicht losmachen konnte. Darauf ging Moses hin, nahm eine 10 Ellen lange Keule, sprang 10 Ellen hoch und schlug mit der-selben auf Og\'s Knöchel, bis dass er todt niederatürzte. — Dasselbe wird im Talmud (Berachoth, öi*1) erzahlt, nur dass es hier statt eines Wurmes Ameisen sind, die den Berg durchlöchern.
Bei Tabari (Annal., I, c..; Trad. Zotenberg, I, 391) und bei Ibn el-Attr (I, if a) heisst es, dass Moses im Kampfe gegen \'Ug b. \'Anak zehn Ellen hoch sprang und dass er — da seine eigne Lange sowie die seines Stabes ebenfalls je zehn Ellen betrug — bei diesem Sprunge den \'Ug an der Perse verwundete und so tödtete. Bei Tabari wird ferner die aus \'Ug\'s Knochen gemachteBrücke über den Nil erwahnt. In Zotenberg\'s Übersetzung des Tabari wird (1, 51 fg.) erzahlt, dass Og , mit dem Beinamen bin \'Onk, einen Berg emporhob, um denselben auf Moses und seine Armee zu werfen. Moses betete hierauf zu Gott, und Gott befahl einem Vogel, sich auf die Spitze jenes Berges zu stellen und denselben mit seinem Schnabel zu durchbohren. Der Vogel that dieses und in Folge da-von fiel der Berg bis auf \'Og\'s Hals hinab, den er wie ein Halsband umgab, woher auch der Name \'Og bin \'Onk, namlich von
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oU,c, Hals. quot;Wahrend nun \'Og den Berg am Halse hatte, kam der Engel Gabriel zu Moses und forderte ihn auf, denselben zu be-kampfen, da er ihn besiegen werde. Moses war 10 Ellen boch, ebenso lang war sein Stab; er sprang nun 20 Ellen hoch und schleuderte seinen Stab an \'Og\'s Ferse. Da der Stab sehr schwer und Moses, wie alle Propheten, sehr stark war, so stürzte \'Og, ohnediess durch die Last des Berges ermattet, todt nieder.
Bei Kazwini (I, ff 1) wird erzahlt: Zu den aussergewöhnlichen Geschöpfen gehorte auch \'Ug bin cAnak (^_jUc ^ Seine Lange betrug, nach \'Abd Allah b. \'Omar, 23,000 Ellen und 330 Ellen nach der königlichen Elle. Die Dauer seines Lebens betrug 3600 Jahre. Seine Mutter war eine Tochter Adam\'s. Er erreichte auch das Zeitalter des Noah; diesen bat er urn Aufnahme in die Arche, No ah aber jagte ihn fort, indem er zu ihm sagte: »Wer, o Feind Gottes, wird dich tragen ?quot; Das Wasser der grossen Fluth reichte ihm bis an die Mitte seines Körpers. Er war ein gewaltthatiger
Eiese .....Moses, der Prophet Gottes, und die Kinder
Israel\'s nach dem Lande der Kenaaniten kamen, um die Riesen (iijjLXs-) und ihren König Balak b. Safun zu bekriegen, schickte Balak den \'Ug gegen sie; dieser kundschaftete die Grosse des Lagers der Kinder Israel\'s aus und fand, dass dasselbe eine Para-sange lang und ebenso breit war. Darauf ging er hin und brach von einem der Berge Syrian\'s einen Pelsblock los, von gleichem ümfange wie das Lager, nahm ihn auf seinen Kopf und steilte sich dem Lager gegenüber auf, in der Absicht den Felsen auf dasselbe zu schleudern und so die Israeliten insgesammt zu tödten.
5 gt;
Da sandte Gott den quot;Wiedehopf mit noch andren Vögeln,
und sie durchbohrten diesen Felsen. — Alkisai — dem Gott gnadig sein moge — erzahlt, Gott habe, um den Kindern Israel\'s seine Macht kundzuthun , den Hudhud gesandt, der einen himmlischen Stein in seinera Schnabel trug. Diesen schleuderte er auf den Felsen , der in Folge dieses Wurfes zerbarst, so zwar, dass er bis zum Halse \'Ug\'s hinabfiel und denselben gleich einem Halsband umgab. Gott that dieses dem Moses kund , worauf derselbe mit seinem Stabe an den Ort ging, wo \'Ug sich befand. Die Lange dieses Stabes betrug 10 Ellen, die des Moses ebenfalls 10 Ellen; Gott gab ihm
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die Kraft, 10 Ellen hoch zu springen; auf diese quot;Weise konnte er \'Ug an der Ferse tödtlich verwunden , sodass er todt niederstiirzte. Sein Schenkelknochen diente langere Zeit hindurch als Brücke über den Nil. Gott der Hoehgepriesene weiss das Wahre.
In dem -pquot;iyn n-ono genannten Wörterbuche von Parchon heissfc es s. v. (15a, ed. S. GK Stern): Das hebraische
wird von den Geonim mit erklart; es ist das ein
Vogel, der auf dem Haupte einen Federbusch hat. Das
Targum iibersetzt das biblische (Lev., 11, 19; Dent., 14,
18) mit quot;IjJ (Bergspalter), weil namlich dieser. Vogel den
Berg (Felsen) durchbohrte, den Og auf das Lager der Israeliten werfen wollte, urn sie zu tödten, als unser Lehrer Moses kam und ihn tödtete.
Die chaldaische Übersetzung des Wortes mit
wird im Talmud (Gittin, 68,,; ZDMG., XXXI, 212 fg.) in andrer Weise erklart. Dass hier nun der Wiedehopf (statt des Wurmes oder der Ameisen) den Berg durchbohrt, beruht ohne Zweifel auf der arabischen Sage, wie sie bei Kazwinl erziihlt wird ; so wird in dem-selben Artikel rpquot;! bei Parchon ferner gesagt, dass einzelne Glieder des Wiedehopfes als sympathetische Heilmittel dienen, was sieh ahnlich aueh bei Kazwlni (I, f rl) findet.
Bei Lane (I, 4, 1596a) wird nach dem Tag el-cArus s. v. bemerkt: Occurring in a Tradition respecting \'Ooi Ibn-\'Unuk (or Ibn-\'Ook) as meaning something with which a mass of rock was hollowed out according to the size of his head, — Diamant — entspricht dem hebraischen , welcher letztere an den oben
• T
erwilhnten Stellen (auch weiter unten bei Salomon) ebenfalls in Ver-bindung mit dem Wiedehopf vorkommt.
Auf die Erzahlung vom Tode Aaron\'s folgt bei Tabari (p. o.tquot;) und Ibn el-Attr (p. Ifquot;i) die vom Tode Moses\', woriiber aber ver-schiedene Versionen angeführt werden. Zunachst wird erzahlt, dass Moses einen Widerwillen gegen den Tod hatte, dass Gott aber wollte, dass ihm der Tod willkommen sei. Gott offenbarte hierauf dem Josaa b. Nün das eine und das andre Gesetz, nicht aber dem Moses. Als dieser nun diese Bevorzugung des Josua bemerkte, war ihm das Leben verhasst und er wünsehte sich den Tod. Bei Abü\'l-Fida (Hist.
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anteisl., p. 34) heisst es, dass Goti dem Josua die Propheten-gabe Terlieh uud ihm auch seinen quot;Willen kundgab , wahrend Moses auf seine Anfragen keine Antwort erhielt. Darüber gramte sich Moses und so erbat er sich von Grott den Tod, der ihm auch ge-wahrt ward.
lm Midrasch Tanchuma zu Deut., 3, 23, wird erzahlt, dass Gott die Gesetze nicht mehr dem Moses, sondern dem Josua ofifenbarte, der sie dann den Israeliten mittheilte. Als Moses dieses sah, sagte er; »0 Herr der Welt! Bis jetzt habe ich gewünscht zu leben ; jetzt aber übergebe ich dir meine Seelequot;. Als darauf ihm gesagt ward, dass seine Zeit gekommen sei, die Welt zu verlassen , sprach er den Wunsch aus, die Israeliten, die von ihm nur harten Tadel und bittre Vorwürfe zu hören gewohnt waren, vor seinem Ende zu segnen. Nachdem er sie gesegnet hatte, sprach er: »Ich habe euch in Betreff der Thora und der Gesetze vielfach gequalt; ver-zeihet mir nun!quot; Da sagten die Israeliten: »0 unserHerr und Lehrer, Alles ist dir verziehen, aber Terzeihe du uns die viele Mühe und den Yerdruss, den wir dir verursacht haben !quot; Darauf sagte Moses : »Ich Terzeihe euch!quot; Alsbald verschied er, indem Gott seine Seele wegküsste, Letzteres wird auch au andren Stellen erwahnt: Jerus. Targum und Raschi zu Deut., 34, 5; B. Bathra, 17a; Midrasch Schir haschirim, 1, 2; Aboth d. R. Nathan, c. 12 (ed. Schechter, p. 50) und an andren Stellen.
Bei Tabari und Ibn el-Atir wird noch eine andre Erziihlung an-gefiihrt, wonach Moses einst unterwegs mehrere Engel antraf, die damit beschaftigt waren, ein Grab zu graben, das ihm sehr gefiel. Er sagte nun: »0 ihr Engel Gottes, für wen ist dieses Grab be-stimmt?quot; Sie antworteten: gt;gt;0 Auserwahlter Gottesquot; (aJJi ^«3,80 bei Tabari; das gewöhnliche Epitheton Moses\' ist — wie oben bemerkt wurde — aü\' der, mit dem Gott gesprochen), «wir graben dieses Grab für einen Diener Gottes, den Gott sehr ehren willquot;. «Dieser Diener Gottesquot;, sagte Moses, «findet hier aber auch in der That eine ausgezeichnete Ruhestiitte, wie ich noch nie eine sahquot;. ))Willst du, dass sie dir gehore?quot; sagten die Engel. »Ja, das ware mir sehr liebquot;, antwortete Moses. Darauf sagten die Engel: »So steige hinein, lege dich nieder, hole tief Athem und befiehl
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Gott deine Seelequot;. Moses that also. Gott nahm hierauf seine Seele, und die Engel schlossen das Grab.
Nach einer andren , von beiden Autoren angeführten, Erzahlung, die aber auf Mohammed zurückgeführt wird, sandte Gott den Todes-engel zu Moses, um dessen Seele zu nehmen; Moses aber gab ihm einen Backenstreich und schlug ihm ein Auge aus. Der Todesengel kehrte hierauf zu Gott zurück und sagte: »Du hast mieh zu deinem Diener geschickt; dieser aber hat durchaus keine Lust zum Sterbenquot;. Darauf schickte Gott den Todesengel abermals zu Moses, und diesmal hatte er einen besseren Erfolg, da Moses (wie naher dar-gestellt wird) einsah, dass er ja doch einmal sterben müsse. Die-selbe Erzahlung findet sich auch bei Bohari (ed. Krehl, II, p. tquot;ort, N0. 31).
Im Midrasch (Debarim R., S. 11 gegen das Ende) ist eine lange Erzahlung vom Ableben Moses\', in der es u. A. heisst, dass Gott den Engel Sammael an Moses sandte, um ihm seine Seele abzu-fordern. Als er zu Moses kam, ergriff dieser seinen Stab, in dem der Name Gottes eingegraben war und schlug Sammael mit dem-selben und dann blendete er ihn mit dem Strahlenglanze seines Angesichtes (Exod., 34, 29. 30). Darauf stieg Gott hernieder und kam zu Moses in Begleitung dreier Engel: Sagsagel, Gabriel, Michael. Die Engel bereiteten ihm ein Bett, in das er sich legte. Gott sagte darauf zu ihm; «Blicke aufwarts — lege deine Hande auf die Brust — lege deine Füsse übereinander!quot; Als Moses dieses gethan hatte, nahm Gott ihm seine Seele mit einem Kusse. Im jerus. Targum zu Deut., 34, 6, kommt Gott zu Moses in Begleitung mehrerer Engel, darunter auch Gabriel und Michael. Diese beiden bereiten ein goldnes, mit Ferlen und Edelsteinen geziertes Bett; der Engel Metatron und noch drei andre Engel legen ihn auf das-selbe, worauf Gott selbst ihn bestattet.
Das Jud., 10, 12, vom Stillstand der Sonne Erwahnte wird bei Tabari (p. oirquot; fg.) und Ibn el-Atir (p. Ifr) folgendermassen erzahlt: Manche sagen, dass Josua erst nach dem Ableben des Moses gegen die Riesen Krieg führte. Als er in einer Schlacht bereits einen Vortheil über sie errungen hatte , und zwar an einem Ereitag, war es Abend geworden und somit der Anbruch des Sabbath nahe. Da
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betete Josua zu Gott, worauf öott die Sonne still stehenliess, so-dass es eine Stunde langer Tag blieb, wahrend welcher Zeit Josua die Riesen völlig besiegte, worauf er in ihr Land einzog.
Bei Ja\'kübi (p. fv) wird erzahlt, dass eine zauberkundige Frau der Balka (so werden bier die Eiesen genannt, und zwar von ein^m Manne Namens Balak) auf die Sonne und die übrigen Himmels-körper einwirken konnte, sodass Josua verhindert wurde , ihr Volk zu besiegen. Als Josua dieses erfuhr, betete er zu Gott, die Sonne in ihrem Laufe zurückzuhalten , in Folge dessen er die Berechnung jener Frau vereitelte und den Sieg davon trug.
In den Pirke E. Eliezer (C. 52) wird erzahlt: «Josua und sein Volk kampften einst am Eüsttage des Sabbath gegen die Heiden; er fürchtete nun, dass der hereinbrechende Sabbath sie an der Fort-setzung des Kampfes hindern würde, sah auch, dass die heid-nischen Zauberer zum Schaden der Israeliten einen Einfluss auf die Planeten ausübten und diese zwangen, ihnen dienstbar zu sein. Er streckte nun seine Hand gegen Sonne, Mond und Sterne aus , indem er zugleioh den heiligen Namen Grottes aussprach, worauf sie 36 Stunden lang in ihrem Laufe einhielten und stillstanden, wahrend welcher Zeit er die Heiden besiegtequot; \').
SAUL.
Die jüdisch-arabischen Parallelen mit Bezug auf einzelne Ereig-nisse in Saul\'s Leben werden weiter unten — bei David — Er-wahnung finden; das tragische Ende Saul\'s aber, welches durch das darauf bezügliche Trauerlied (2 Sam., 1, 19 fg.) einen um so rüh-renderen Eindruck macht, soil zunachst hier besprochen werden.
Bei Tabari (1, 00I fg.) und — kürzer — bei Ibn el-Atir (I,
1) Bei J. S. Buckingham, Travels in Palestine (p. 303), den A. P. Stanley in dem oben erwahnten Bache (p. 207) anführt, heisst es, dass diese Sage, erweitert und ausgeschmückt, noch jetzt in dortiger Gegend beim Volke fortlebe. Zugleich wird nach D\'Herbelot (II, 330) mitgetheilt, die Verlangerung jenes Freitags gelte als einer der Gründe für die Feier des Freitags überhaupt.
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lof fg.) wird erzahlt, dass Talüt (Saul — bei Tabari, p. soa heisst es übrigens, auf Syrisch laute sein Name (ji-ós ^ JjLü) alle israelitischen Schriftgelehrten (cL*i*il) habe umbringen lassen, so-dass nicht einer übrig blieb (wahrscbeinlich mit Bezug auf die Tödtung der Priester von Nob, 1 Sam., 22, 16 fg.), mit Ausnabme einer Frau, die den erhabenen Namen Gottes kannte (^1 jjlaü
Er gab nun einem Manne (bei Tabari: einem Riesen , ^L^-) den Auftrag, aueh diese zu tödten; der Mann hatte aber Mitleid mit ihr und liess sie am Leben, worauf sie sich verborgen hielt. Dann aber empfand Talüt Reue über das Gethane; er weh-klagte und weinte fortwahrend und ging jede Nacht auf die Graber der Todten und rief: »Ich beschwöre euch bei Gott: wenn ihr für mich einenWeg zur Busse wisst, so sagt es mir!quot; Als er das mebrere-mal gethan hatte, rief ihm eine Stimme aus einem Grabe zu: ygt;0 Talüt, bist du nicht damit zufrieden, dass du uns; als wir noch lebten, getödtet hast, musst du uns auch im Grabü noch qualen ?quot; Darauf weinte und trauerte er nur noch mehr. Der Biese — heisst es bei Tabari — hatte Mitleid mit ihm und fragte ihn nach der ürsache seiner grossen Trauer. Da sagte Talüt zu ihm: «Weisst du mir vielleicht einen Schriftgelehrten im Lande, den ich fragen könnte, auf welche Weise ich Busse tbun kann , um Gottes Ver-gebung zu erlangen?quot; Darauf sagte jener: «Weisst du, mit wem du zu vergleichen bist? Du gleichst jenem Könige, der auf der Reise Abends in einer Stadt ankam. Da fing ein Hahn an zu krahen ; der König betrachtete dieses als ein böses Vorzeichen jXLüï) und befahl, alle Hahne in der ganzen Stadt zu tödten, was auch ge-schah. Als er nun sich schlafen legen wollte, sagte er zu seinen Dienern: »»Sobald der Hahn kraht, wecket mich, damit wir weiter-reisenquot;quot;. Darauf sagten jene : »»Du hast Ja aber befohlen, alle Hahne umzubringen , also kann auch keiner mehr krahenquot;quot;. So verlangst auch du jetzt nach einem Schriftgelehrten, wahrend du doch aü.e hast tödten lassenquot;. Als Talüt hierauf noch mehr wehklagte, sagte ihm der Riese, dass er jene Frau, die er umzubringen den Befehl erhalten hatte, verschont habe und dass sie also noch lebe. Saul sagte darauf zu ihm, er möge doch zu ihr gehen und sie fragen, ob sie für ihn eine Busse wisse. Auf seine Anfrage antwortete sie
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aber, sie könne Nichts der Art angeben; sie sollten zuib Grabe eines Propheten gehen und dort fragen. Sie gingen nun zum Q-rabe des Josua b. Nün. Als sie ihn angerufen batten, entstieg er dem Grabe und fragte: «Was gibt\'s? 1st die Stunde der Aufersteiiung gekommen?quot; Sie sagten, dass sie erschienen seien, ihn zu fragen, ob er für Talut keine Busse wisse. Josua antwortete: »Ich weiss nur Eines: wenn Talüt der Herrschaft entsagt und mit seinen Söhnen in den Kampf für den wahren Glauben (sW auszieht
und sie so lange kampfen, bis die Söbne gefallen sind und er alsdann weiter kampft, bis auch er den Tod findet — vielleicbt dass er alsdann Vergebung erlangtquot;.
TalAt kehrte darauf noch trauriger in sein Haus zurück. Seine Söbne befragten ihn deshalb; er sagte ihnen, welche Antworten er auf seine Anfragen erhalten habe, und fragte sie, ob sie mit ihm in den Kampf ziehen wollten. Sie antworteten, dass sie dazu gerne bereit seien. Er liess sie darauf sich rüsten und zog mit ihnen ins Feld. In der Schlacht kampften sie alle, bis sie den Tod fanden ; darauf kampfte Talüt allein weiter, bis auch er fiel.
Nach einer andren, von beiden Autoren angeführten, Meinung war der befragte Prophet nicht Josua, sondern Elisa (bei Tabari j»! ; nach einer weiteren, von Ibn el-Atir angeführten,
Meinung war es der Prophet Samuel , was also der bi-
blischen Erzahlung entspricht, wenn es auch hier in andrer Form erzahlt wird. Tabari sagt ferner, dass die Besitzer der Thora be-haupten, Talüt habe 40 Jahre lang regiert 1).
In den jüdischen Schriften gibt sich eine grosse Sympathie für Saul kund. Mit Bezug auf die Stelle 1 Sam., 13, 1: »Saul war ein Jahr alt, als er die Regierung antratquot;
im Texte ist, wie Munk, Palestine, 25211, N,, bemerkt, die Zahl der Jahre ausgefallen —) heisst es im Talmud (Joma, 22^): »Das soil be-sagen, dass er so sündenfrei war, wie ein einjahriges Kindquot;; an andren Stellen (Bamidbar R., S. 4; jerus. Talmud, Sukka, V, 4) wird seine Keuschheit gerühmt. Er wird sogar (Jalkut,
1) Munk (Palestine, p. 266, Note) bemerkt, dass nach Josephns (Antt., VI, 14,9) Saul 40 Jahre lang regiert habe, und erklart dieses — unter Hinweisung auf Act. Ap., 13, 31. und Andres — für nicht unwahrscheinlich.
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Sam., § 138) in einzelnen Dingen höher gestellt als David; dazu gehort auch, dass er mit seinen Söhnen in den Kampf zog, ob-schon er wusste, dass sié alle dort den Tod finden würden , wo-gegen David sich leicht bereden liess, nicht mit ins Feld zu ziehen (2 Sam., 21, 17).
Mit Bezug auf 1 Sam., 28, 19, heisst es (Pirke E. Eliezer, c. 33 ; Jalkut, Sam., § 141): «Samuel sagte zu Saul: Wenn du meinen Bath befolgst, auf dem Sehlachtfelde den Tod zu suchen, so wird dein Tod deine Sühne sein (-p^y HIDD quot;jnrPD NnD) und du wirst deinen Platz neben mir (im Paradiese) findenquot;.
An andren Stellen (Wajikra E., S. 26 , zu Lev., 21, 1; Midrasch Tanchuma , ed. Buber , III, 42a; Midrasch Samuel, S. 24) wird er-zahlt: «Samuel sagte zu Saul: »»Wenn du das götiliche Strafgericht auf dich nimmst, so wirst du morgen mit deinen Söhnen bei mir seinquot; quot;. Zur selben Stunde berief Gott die obersten Engel und sagte zu ihnen : ««Sehet her! Wenn Jemand zu einem Gastmahle geht, pflegt er seine Kinder nicht mitzunehmen, aus Furcht vor dem bösen Blicke J-pfrTlE \\3DQ) ; dieser Saul aber zieht in die
Schlacht und nimmt seine Söhne mit sich; er weiss, dass er den Tod finden wird, freut sich aber darüber, dass das göttliche Strafgericht an ihm vollzogen wirdquot;quot;.
An denselben Midraschstellen wird — mit Bezug auf Lev., 20, 27 ; 21, 1 — auch das hübsche Gleichniss von dem Hahne ange-wandt. Zu der Stelle 1 Sam., 28, 7: »Und Saul sagte zu seinen Dienern: Suchet mir eine Todtenbeschwörerinquot; wird bemerkt: «Womit ist Saul zu vergleichen? Er gleicht einem Könige , der in eine Stadt gekommen war und den Befehl gab, in derselben Nacht alle Hahne umzubringen. Als er weiter reisen wollte, fragte er, ob kein Hahn da sei, urn durch sein Krahen den Tagesanbruch an-zuzeigen. Da sagten seine Diener zu ihm: ««Hast du denn nicht be-fohlen, alle Hahne zu tödten ?quot; quot; So auch hatte Saul alle Zauberer und Todtenbeschwörer wegschaffen lassen (1 Sam., 28, 3) und deii-noch verlangte er jetzt, man solle ihm eine Todtenbeschwörerin herbeiholenquot;.
In dieser Form passt übrigens das Gleichniss besser als bei Tabari, der von Todtenbeschwörern Nichts erwahnt; dagegen wird
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bei Letzterem das Tödten der Hahne motmrt, was im Midrasch nicht dor Fall ist. Und doch lag diese Motivirung sehr nahe, da an einer Talmudstelle (Sabbath, 67b, cf. Maimonides, Mischne Thora, H. Aboda zara, XI, 4) unter den heidnischen Gebrauchen, deren Nachahmung verboten ist, auch erwahnt wird, dass man einen Hahn schlachtet, der am Abend gekraht hat (fl\'Q\'ny iOpü\' gt; dass dieser Ausdruck das abendliche Krahen bezeichnet, ersieht man aus der Stelle bei Tabari), weil das als ein schlimmes Omen betrachtet wird, ahnlich wie das Krahen einer Henne (cf. ZDMG., XXXI, 339, Note 74; Zeitschr. d. D. Palastinavereins, VIII, 80, N. 2).
DAVID und SALOMON.
Zu den Sagenkreisen, in denen die jüdische und die arabische Sage sich theils berühren, theils divergiren, gehören insbesondere diejenigen, die sich auf David und Salomon beziehen. Bei den Ara-bern überstrahlt Salomon weitaus seinen Vater, und obschon im Koran (Sur. 38, 25) Gott zu David sagt: »Ich habe dich zu mei-nem Stellvertreter — Chalif — auf Erden ernanntquot; (aamp;Jligt; Lit
(_pp5l , so ist doch nicht er, sondern Salomon das Urbild eines Chalifen. Da wo Beide neben einander erwahnt werden, ist es Salomon, der seinen Vater an Weisheit übertrifift. Das ist z. B. der Fall bei dem Processe wegen der Schafe, die im Felde eines Anderen als ihres Besitzers geweidet hatten (Sur. 21, 78. 79)^ David sagte, wie Baidawi (I, Ifi) und Zamahsari (II, aaI) z. St. bemerken, dass die Schafe dem Eigenthümer des beschadigten Feldes gehören sollten. Salomon aber, der damals erst 11 Jahre alt war, sprach sich dahin aus , dass demselben nur die Nutzniessung der Schafe gehören solle , ihre Milch, Wolle und ihre Jungen, bis das Feld wiederum im Statu quo ante sein werde, und mit Bezug darauf heisst es, dass dem Salomon die bessere Einsicht verliehen worden sei.
Aber auch bei dem berühmten Urtheilsspruche Salomon\'s tritt seine Weisheit um so mehr in den Vordergrund, als — wie in dem eben erwahnten Falie — David zuerst ein ganz andres Urtheil geiallt hatte. Bei Bohari (ed. Krehl, II, 1*1 f) und gleichlautend in
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den «Dicta Muhammedisquot; in Arnold\'s arabischer Chrestomathie (p. 23 , N0 l|.) wird namlich lm Namen Mohammad\'s erzahlt, dass einst zwei Frauen beisammen wohnten, von denen jede ein Kind hatte. Da kam der Wolf und raubte eines der beiden Kinder. Da nun Jede behauptete, es sei das nicht ihr Kind , sondern das der Andren gewesen, so gingen sie zu David, damit er darüber entscheiden solle. David sprach der alteren Fran das lebende Kind zu. Darauf traten Beide vor Salomon, um Urtheil zu vernehmen. Salomon sprach: «Bringet mir ein Messer J,yj!, nach einer andren
Version: XjiXJIj) , damit ich das Kind unter sie theilequot;. Da rief die Jüngere: »Thu\' das nicht, um Gottes willen! (aII! quot;3)
Es ist ihr Kind!quot; Darauf sprach Salomon der Jungeren das Kind zu.
Salomon\'s Urtheil übertrifft aber noch in einer andren Erzah-lung das Urtheil seines Vaters an Weisheit. Die bekannte Erzah-lung von dem Rechtsstreite zweier Manner, von denen der eine dem andren einen Acker verkauft hatte, in welchem der Kaufer einen Schatz fand, von dem er behauptete, dass der Verkaufer, nicht der Kaufer auf denselben ein Anrecht habe, wahrend der Verkaufer behauptete, der Kaufer habe mit dem Acker auch zugleich das Eigenthumsrecht auf den Schatz erworben — dieser in Q-egenwart Alexander\'s d. Gr. verhandelte Process, der vom Richter dahin aus-geglichen ward, dass der Sohn des Einen die Tochter des Andren heirathet und der Schatz das Heirathsgut bildet, wird im Midrasch Tanchuma (ed. Buber, I, 152; III, 88), und zwar in zwei Versionen, die eine aramaisch, die andre hebraisch, in Bereschith Rabba, Sect. 33, zu Gen., 8, 1, sowie an andren von Buber und in der Wilnaer Ausgabe des Midrasch mitgetheilten Stellen ausführlich erzahlt. Diese Erzahlnng findet sich — nur kürzer und ohne Er-wahnung irgend eines Namens — auch bei Bohari (II, PW,. In Weil\'s biblischen Legenden (p. 215) wird nun dasselbe erzahlt, nur ist hier wiederum zuerst David, dann Salomon der Richter; David sagt, der Schatz solle unter die beiden streitenden Parteien ge-theilt werden, worauf Salomon, der erst 13 Jahre alt war, durch den Vorschlag der Verschwagerung den Streit schlichtet. — David wird zunachst als sehr gottesfiirchtig geschildert. So werden (Sur. 21, 105) neben der Thora (jS\'lXJI) die Psalmen (^ojj\') erwahnt.
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und aus denselben wird die Stelle (Ps., 27, 29) angefiihrt, dass die frommen Diener Gottes das Land erben werden (LpU q\'
So heisst es ferner (Sur. 21, 79; 34, 10 ; 38, 17 18), dass Gott die Vögel und die Berge aufgefordert (oder gezwungen — li^jèu-j) habe, mit David Gott zu lobpreisen. Bei Bohari (I, f.\\1, II, ftf) wird im Namen des Propheten berichtet, David\'s Fasten und Gebet sei Gott das liebste von allen gewesen ; und dass er immer einen Tag um den andren gefastet, um Mitternacht aufgestanden sei, und nur zwei Drittel der Nacht geschlafen habe.
Bei den Korancommentatoren sowie bei den andren Autoren wird nun besonders ausführlich David als ein gottesfürchtiger und gottgeliebter Mann geschildert, dem zu Liebe auch mehrere Wunder geschahen, und zwar schon in seiner Jugend, als er noch die Heerden weidete. Manches hiervon ist jüdischen ürsprungs. So wird bei Tabari (I, ööf) erzahlt, wie David einst zu seinem Vater ge-sagt habe : »0 mein Vater, ich ziele nie mit meiner Schleuder nach irgend Etwas, ohne es zu treffenquot;, worauf sein Vater antwortete: »Sehr erfreulich ist das zu hören, mein Sohn (^j ü yio\'), denn somit hat Gott dir verliehen, durch deine Schleuder deinen Lebens-unterhalt zu erwerbenquot;. Ein andres Mal sagte David: »0 mein Vater, ich habe in den Bergen einen ruhenden Löwen angetroffen; ich setzte mich auf ihn und ergriff ihn bei den Ohren , und er liess es ruhig geschehenquot;. »Das ist sehr erfreulich zu hörenquot;, sagte sein Vater, «das ist eine grosse Wohlthat, die Gott dir erweistquot;. Wieder ein Mal erzahlte David seinem Vater: »Wenn ich in den Bergen Gott lobpreisend umherwandle, ist nicht ein Berg, der nicht mit mir in den Lobgesang einstimmtequot;, worauf sein Vater dieselbe Antwort gab. An einer andren Stelle Tabari\'s (I, oilquot;) und ebenso bei Ibn el-Atir (I, lov) heisst es, dass Gott David eine Stimme verliehen, die an Wohllaut ihres Gleichen nicht hatte, und dass, wenn er die Psalmen recitirte lys löl), ihm die wilden Thiere
freudig zuhörten, sodass er sie beim Nacken erfassen konnte. Zu-gleich wird erwahnt, dass er sich sehr fleissig mit dem Studium des Gesetzes (oL^gt;!) beschaftigte, dass er mitten in der Nacht aufstand und die Halfte der Zeit mit Fasten verbrachte, sowie dass er sich von seiner Hande Arbeit ernahrte. Letzteres
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wird auch bei Bohari (II, Hl) von Abü Hureira im Namen Mohammad\'s berichtet.
Im Koran (Sur. 2, 252) wird nur flüchtig erwahnt, dass David den Goliath (Galüt) tödtete. Zamahsari (I, IIa) und Baidawi (I, ltquot;i) bemerken hierzu, dass, als David auf dem Wege zum Feldlager war, drei Steine ihm zuriefen; uNimm uns mit; mit uns wirst du Goliath tödten!quot; Dasselbe erzahlen auch Tabari (I, ooo) und Ibn el-Atir (I, lor), sowie ferner, dass David bei jedem Steine, den er auf Goliath schleuderte , ausrief: »Den schleudre ich im Namen meines Yaters Abraham , den im Namen Isaak\'s, den im Namen Jakob\'squot;. Bei Mas\'Mi (I, 107) wird erzahlt, die drei Steine in David\'s Hirten-tasche hatten sich in einen verwandelt. Es erinnert das an eine Midraschstelle (M. Tanehuma, Jalkut und jerus. Targum zu Gen., 2, 10. 11), an welcher mit Bezug auf das Gen ) 2, 11,
und das Vs. 18, gesagt wird, dass aus den vielen Steinen
ein Stein geworden sei.
Bei Tabari und Ibn el-Atir heisst es ferner, dass der Prophet (Samuel) dem Saul im Auftrage Gottes ein mit Oei gefülltes Horn und einen eisernen Panzer (^Jo\', wie es scheint, das persische ^yj\') übergeben und gesagt habe, dass man den Besieger Goliath\'s daran erkennen würde , dass das auf sein Haupt gegossene Oei nicht herab-fliessen, sondern gleich einer Krone auf demselben bleiben, und dass ihm ferner der Panzer passen werde. David war nun der Einzige, auf dessen Haupt das Oei in dieser Weise floss, wie er denn auch den Panzer ausfüllte; Letzteres wird übrigens auch von Mas\'üdi (1. c.) erwahnt.
Auch im Jalkut (zu 1 Sam., 17, 38, § 127) heisst es nach M. Tanehuma (zu Levit., 21, 1, ed. Buber, 43a): Als David Saul\'s Gewander anzog, passten sie ihm, trotzdera dass Saul an Grosse alle Anderen überragte (1 Sam., 10, 23). Als Saul dieses sah, war es ihm ein Zeichen , dass David dereinst König sein werde, und er beneidete ihn deshalb (my py id D^Dn , das hier wohl in diesem Sinne zu nehmen ist). Das war auch der Grund, weshalb David, der dieses bemerkt hatte, jene Kleider wiederum auszog (Vs. 39). Die fünf Steine — heisst es ferner —, die David alsdann sich auswahlte (Vs. 40), nahm er im Namen Gottes, im Namen
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des Priesters Aaron and im Namen Abraham\'s, Isaak\'s und Jakob\'s.
Bei Tabarl (I, ol., otl) wird ferner erzahlt, wie Samuel auf Gottes Geheiss zu Isai ging, um einen seiner Sobne zu salben, den Gotfc dazu ausersehen batte, den Goliath zu tödten, und wie dann Isai ihm seine zwölf Söhne vorführte, alle von gleicher Statur und schön von Ansehen, einer aber von ganz besondrer Schöa-heit. Als Samuel ihn erblickte, rief er aus: «Gepriesen sei Gott! Wahrlich! Gott kennt seine Dien erquot; (oL*J|j adJ\' ; derselbe
Satz findet sieh, wie in der Note bemerkt wird, Sur. 40, 47; 3, 13. 19, aber in ganz andrem Zusammenhang). Da sagte Gott zu ihm: «Deine Augen sehen auf das Aussere, icb aber schaue in das Herz (^5
Das wiederholte sich bei Allen. Darauf sagte Samuel zu Isai: »Gott sagt mir, du habest noch einen Sohn — wo ist er ?quot; Isai antwoi tete; »Ja, Prophet Gottes, ieh habe noch einen Sohn: er ist aber so klein, dass ich mich schame , ihn sehen zu lassen ; er ist auf der quot;Weidequot;. Als Samuel sich nun nilher naeh dem Weideort erkundigt hatte, ging er bin. Er fand David in einem Thale, durch welches ein Wasser floss und sah, wie derselbe die Schafe paarweise durch den Strom trug, statt sie denselben durchwaten zu lassen. Da rief Samuel aus: »Das ist er, kein Zweifel! Er hat Mitleid mit dem Vieh , er wird auch gegen die Menschen barmherzig seinquot; ( ySgt; i
Das, was hier Gott zu Samuel sagt, entspricht dem, was 1 Sam., 16, 6. 7, gelegentlich der SalbungDavid\'s — aber nicht ■von dem Besieger Goliath\'s sondern dem zuküoftigen König — erziihlt wird. Mit der gewöhnlichen Verknüpfung einzelner Siitze, namentlich zu ethischem Zwecke , wird im Midrasch — Jalkut zu 1 Sam., 9, 19 (§ 108) — das hier vorkommende ntf-in -dJK mit der Stelle 16, 6. 7, in
v T • • T
Verbindung gebracht: »Gott sagte zu Samuel: »»Du nennst dich selbst eien Seher? (1 Sam., 9, 19) Ich werde dir zeigen, dass du kein Seher bistquot;quot;, und das war, als Gott zu Samuel sagte:
Mit Bezug auf die
Salbung David\'s heisst es ferner (ibid., § 124 nach M. Tanchuma und Ps., § 750 nach M. Jelamdenu): »Als Samuel denEliab salben wollte,
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flost, das Oei nicht aus dem Horn , und dasselbe wiederholte sich bei den Anderen; bei David floss es von selbst heraus und ergoss sich über sein Hauptquot;, mit Bezug worauf der Vers Ps. 92, 11 angeführt wird.
Aber auch zu dem Andren, was Tabari erzahlt, finden sich Pa-rallelen. Mit Bezug auf die Stelle Exod., 3, 1: »Und Moses weidete die Heerden Jethro\'squot; und die darauf folgende Erziihlung von Mosis Sendung heisst es im Midrasch (Sehemoth R., Sect. 2 und an andren, in der Wilnaer Ausgabe, 9a, angeführten Stellen): Von David wird gesagt (Ps. 78,70): ^quot;0^1 TQ^ T)quot;!? ;
das Wort i111 Sinne von (Gen., 8, 2) zu
nehmen; David sonderte die grossen Schafe von den kleinen(yj^ j-jlquot; D^JCOpn \'\'JSD D^-jn i \'m Jalkut zu Ps. 78 (§ 823) heisst es:
MÏ^) i d\'0 j1111?611 Liimmer führte er zur Weide, um sie vom zarten Kraute essen zu lassen, dann die al. ten Schafe, um die Kriiuter abzuweiden, die nicht mehr zart, aber auch noch nicht hart waren OTJirsn , dann die in der
Mitte zwischen beiden stehenden Schafe (QVnnDn)) um harten Kriiuter zu essen. (Im Jalkut bilden die Spitzen, die Mitte und die Wurzeln der Kriiuter die Abstufung). Da sagte der Heilige, gelobt sei er: »Er versteht es, die Schafe zu weiden; so soil er auch der Hirte meines Volkes seinquot;, wie es (im 1\'olgenden Verse) heisst: »Er nahm ihn von den saugenden Schafen hinweg , um sein Volk Jakob zu weidenquot;. Auch Moses wurde als Hirt von Grott erwiihlt. Unsre Lehrer sagen : Als Moses die Schafe Jethro\'s weidete , lief einst ein Lamm von der Heerde weg. Moses eilte ihm nach, bis er an ein Lauchfeld (Jquot;PDn) kam ; dort war auch ein Teich , bei dem das Lamm stehen blieb, um zu trinken. Als Moses dasselbe erreicht hatte, sagte er zu ihm : «Ich wusste nicht, dass du aus Durst davon gelaufen; du wirst wohl müde seinquot;. Darauf nahm er das Lamm auf seine Schulter und trug es zurück zur Heerde. Da sprach Gott: «Du hast Mitleid mit den Schafen eines Menschenquot;
kx) aï/ta im N. T.); »bei deinem Leben! du solist auch Israel, meine Heerde, weidenquot;, und darum heisst es (zu Anfang der Erziihlung) : np rpn
Wie gottgeliebt David war, zeigt sich auch in dem, was Ta-
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bari (I, fot) erzahlt: Als David auf der Flucht vor Saul sich in einer Höhle verborgen hatte, wob die Spinne, auf Gottes Geheiss, ihr Gespinnst am Eingange derselben. Als nun Saul an die Höhle kam und das Gespinnst sab, sagte er: Wenn er da hinein gegangen ware, so batte er das Spinnengewebe gt; eben so Sur. 29,.
40, das Gesenius (Tbes. p. 192) mit 8, 14, ver-
gleicbt) zerrissen, und so ging er weiter. — Aucb diese Sage ist, wie es scbeint, jüdisehen Ursprungs; wenigstens findet sie sieb, wie aus Levy\'s cbald. WB. s. v. (1, 48) zu erseben, in
der Paraphrase des Targum zu Ps. 57, 3. Dasselbe wird übrigens, wie Levy erwiihnt, aucb mit Bezug auf Mohammad\'s Flucht erzahlt (cf. Zamahsari, I, of(quot; , und Baidawi, I, I^av , zu Sur. 9. 40 ; aucb im Eingange zu Ferid ed-Din\'s Mantik Ut-Tair, ed. Garcin de Tassy, p. t, Vs. if, wird dieses Spinnengewebe erwühnt).
Gleichzeitig erzablt Tabari — .wie aucb Ibn el-Atir, I, lof — ein-zelne Züge von David\'s Grossmuth dem Saul gegenüber, aus denen man seine Milde und Humanitat erkennt.
Das Ereigniss mit der Frau des Uriah, im Koran (38, 20 iï.) nur flücbtig angedeutet, wird von den spiiteren Autoren umstandlich erzahlt. Was bei Zamahsari, Tabari, Ibn el-Atir und Al-Kisai erzahlt wird , dass David Gott gebeten babe, ihn, wie die Patriarchen , zu priifen, und dass daraufhin der Satan in Gestalt einer Taube die Veranlassung zu seiner Yersuchung gab, ist jüdisehen Ursprungs, nur dass im Talmud, wie gewöhnlich, eine Bibelstelle in dem Sinne gedeutet wird, dass David wiinschte , in Versuchung geführt zu werden und dass das darauf folgende Ereigniss kürzer und einfaeher erzahlt wird als bei den avabisehen Autoren. Sanhedrin, 107a, heissi es: Man soli nie wünschen, in Versuchung geführt zu werden, denn David sprach diesen quot;Wunsch aus und strauchelte sagte zu Gott — oder vor Gott ,
der gewöhnliche Ausdruck bei der Anrede Gottes —: »Herr der Welt! Warum sagt man (im Gebete) Gott Abraham\'s, Isaak\'s und Jakob\'s und nicht Gott David\'s ?quot; »Jene wurden von mir auf die Probe gestellt, du aber nichtquot;, antwortete Gott. Da sagte David: »0 Herr der Welt! Prüfe mich und versuche michquot; — wie es heisst (Ps., 26, 2): Prüfe mich, o Gott, und versuche mich, erprobe mein
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Herz und meine Nieren. Da sagte Gott zu ihm : »Ich werde dich erproben, und ich will dir auch — was ich bei jenen nicht ge-than — zum voraus sagen, dass ich dich durch ein Weib (quot;Qquot;!!} mquot;iy) in Versuchung führen werdequot;. — Darauf wird, unter Anfüh-rung von 2 Sam., 11, 2, erzahlt, dass Bathseba hinter einem Bienen-korbe sich den Kopf wusch; der Satan erschien dem David in Ge-stalt eines Yogels; David schoss nach ihm, der Pfeil zerschmetterte den Bienenkorb, und so erblickte er sie.
Im Jalkut zu 2 Sam., 11,2 (§ 148) heisst es, dass Bathseba unter einer ausgespannten Deeke ^HID) ihren Kopf wusch ;
der Satan erschien dem David in Gestalt einer Gazelle; als er nach dieser schoss , floh sie dem Orte zu , wo Bathseba war, und so erblickte sie David.
Bei Zamahsari zu Sur. 38, 19 (II, IVM) wird nun erzahlt, dass David Gott gebeten, ihm dieselbe Auszeichnung zu Theil werden zu- lassen, wie seinen Vorfahren, worauf Gott ihm erwiederte, dass er jene durch verschiedene Versuchungen geprüft, die sie alle bestanden. Abraham durch Nimrod und die Opferung seines Sohnes, Isaak durch dieselbe Opferung und durch den Verlust des Augen-lichtes, Jakob durch die Trauer um seinen Sohn Joseph. David bat nun, ebenfalls geprüft zu werden ; da sprach Gott zu ihm: «loh werde dich also prüfen, und zwar an dem und dem Tage; nimm dich also in Acht!quot; An dem anberaumten Tage nun ging David in sein Betzimmer (v\'ys?), verschloss die Thüre, betete und las die Psalmen (oder die heilige Schrift: Da naherte sich ihm der
Satan in Gestalt einer Taube von Gold. Er streckte seine Hand nach ihr aus , da flog sie davon ; er folgte ihr, doch sie flog abermals davon und liess sich dann an einem Fenster nieder; als er ihr auch dahin folgte, erblickte er eine sehr schone Frau, die ihr Haar ordnete ; er erkundigte sich und erfuhr, es sei dieses die Frau des Uriah (U.jt), der sich im Kriege beflnde. David schrieb hierauf an
der Bibel), den Heerführer, er solle den Uriah beim Angriff auf den Feind vor die Bundeslade (ojjUJI) stellen. Als derselbe nun das erste Mal unverletzt davon kam , befahl er, es zum zweiten Male zu thun, dann zum dritten Male, bis er die Nach-richt erhielt, Uriah sei getödtet worden, worauf er dessen Frau
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sich zum Weibe nahm. Zamahsari führt aber nun ferner — wie ebenso Baidawt z. St. (II,. Iao) — eine Überlieferung ira Namen des \'Ali b. Talib an , wonach derjenige, der dieses als wahre Gesehicbte erzahlte . gegeisselt zu werden verdiene , da es eine lügenhafte Ver-laumdung der Propheten sei.
Diese Erzahlung von David\'s Versuchung findet sich auch — jnit kleinen Abweichungen — bei Tabari (I, olf), bei Ibn el-Atir (I, lol) und in den Prophetengeschichten des Al-Kisai (MS.
der Müncbener Hof- und Staatsbibliotbek, Cod. ar., N0 445, f. 279 r.).
Von der Busse David\'s, auf die ja aueh unter den sogenannten Busspsalmen der 51. Psalm in der Überschrift bezogen wird, er-zahlt auch der Talmud an der oben erwahnten Stelle (Sanh., 107) und anderswo.
Weit mehr ins Einzelne gehend ist das, was Tabari (I, ot1)) und Ibn el-Atir (I, lol) von David\'s Reue und Busse erzahlen, so unter Andrem, dass David 40 Tage lang weinend und Gott um Vergebung bittend auf den Knieën lag, dass er mehr geweint als alle Menschen je geweint, dass er sein Vergehen auf seine Hand geschrieben und dass diese erzitterte, so oft er sie ansah, und dass er vor Scham nie seine Augen gen Himmel erhob, bis Gott zu ihm sagte, er solle sein Haupt erheben , seine Sünde sei ihm vergeben. Darauf sprach David : »0 Herr , du bist doch ein gerechter Richter; wenn nun am Tage der Aufei-stehung Uriah ^ von Blut überströmt, vor deinen ïhron treten und sagen wird : O Herr, frage doch diesen da, wesshalb er mich umgebracht hat — was wirst du antworten ?quot; Da sprach Gott: «Alsdann werde ich ihn bitten, dir zu verzeihen und werde ihm dafür einen Antheil am Paradiese gebenquot;. Darauf sprach David: »0 Herr, nun weiss ich , dass du mir vergeben hastquot;.
Dass diese Anklage David\'s von Seiten Uriah\'s stattfinden werde, wird auch in Gazzali\'s Eschatologie, betitelt Ad-Durrah al-fahirah (ed. Lucien Gautier, p. vf; Übersetzung , p. 63 ff.), erziihlt. Am Tage des Gerichtes — heisst es — wird (nach Moses) David aufgefor-dert, seine Kanzei zu besteigen und die Psalmen vorzulesen , und unter Allen ha: er die schönste Stimme ; wie im Sahih gesagt wird , ist David der Vorgesetzte der paradiesischen Siinger.
Aber derjenige — so wird ferner erzahlt — der vor der Bundes-
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lade Ojjb) getödtet wurde hört David\'s Stimme , stürzt sich
in die Menge, durchbricht die Menschenschaaren , bis er vor David gelangt, dam er zuruft: )gt;Ist es vielleicht der Psalter, der dich er-mahnt hat, mich als ITeind zu behandeln ?quot; David schweigt, beschamt und verwirrt, uud auch die am Orte des Gerichts Versam-
melten sind bestürzt, als sie sehen, in welehem Zustande David ist. Uriah aber ergreit\'t ihn und treibt ihn hin vor den Thron Gottes des Erhabenen. Der Vorhang wird niedergelassen , und Uriah ruft aus: »0 Herr, lass mir Gerechtigkeit widerfahren von ihm; er hat meinen Tod veranlasst, indem er mich vor der Bundeslade kilrapfen liess , bis ich getödtet ward, und darauf hat er meine Frau geheirathet, obschon er bereits 99 Frauen hattequot;. Gott der Allmaeh-tige wendet sich hierauf zu David und fragt ihn : i)Ist das wahr, was er sagt?quot; «Ja, so ist es, o Herr!quot; antwortet David, indem er das Haupt aus Scham und aus Furcht vor der Strafe niederbeugt. Darauf sagt Gott zu Uriah: »Ich habe dich bereits entschadigt, indem ich dir Palaste (.y*aal\\ gegeben habe, sowie schwarz-augige Jungfrauen\'\' («aus dem Paradiesequot; setzt eine Lesart hinzu) ; »bist du damit noch nicht zufrieden gestellt?quot; Uriah antwortet: «Ja , ich bin es, o Herr!quot; Darauf sagt Gott zu David: »Gehe , ich habe dir verziehen ..und dann sagt er weiter zu ihm: »Geh\' nach deiner Kanzei zurück und lies die Psalmen zu Endequot;, was David auch thut.
In ganz andrem Lichte erscheint nun Salomon. David\'s Haupt-verdienst besteht eigentlich nur darin, dass er der Vater Salomon\'s war, der ihn aber in Allem und Jedem überstrahlt, wovon die erwahnten Urtheilssprüche nur ein kleines Vorspiel sind. Die krie-gerischen Eigenschaften David\'s — nach orientalischer Vorstellung die Hauptzierde ein es Herrschers — und dass er durch seine Kriegs-thaten den eigentliehen Grund zu Salomon\'s Macht und Grosse legte, sowie zu dem Frieden unter des Letztern Regierung, wo Jeder unter seinem Weinstocke und seinem Feigenbaum in Ruhe und Sicherheit sass (1 Kön., 5, 5) — von all dem flndet sich nirgends eine Erwahnung ; ebenso wenig davon, dass (1 Chron., 22, 9) der Name auf Ru\'116 und den Frieden in seiner Zeit be-
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zogen wird (lt;j£$ ilÖ^ ^ • ■ • • HniJD WX Nlil
VDIl ^J- COp.^l Dl^l) , wie denn auch mit
Bezug auf den Tempelbau der Gegensatz zwischen ihm und seinem kriegerischen Vater hervoi\'gehoben wird (ibid., Vs. 8. 10 ; 28, 3; 1 Kon., 5, 17 ff.). Vielmehr ist Salomon ein kriegführender König, wie denn sehr oft von seinem Heere und seinen Feldzügen die Rede ist; Salomon ist das Vorbild Mohammad\'s. Und so wird auch das, was die Bibel (1. Kon., 10, 1 ff.) yon der Königin von Saba erzahlt, in der arabischen Sage mit ganz besonderer Vorliebe aus-geschmückt, weil dieser Sagenkreis einerseits locale Farbung tragt, andrerseits gleichsam eine Vorgeschichte Mohammad\'s und der Cha-lifen ist. Dass Salomon in seinem mit jJJI anfangenden Briefe an die Königin von Saba dieselbe auffordert, den Islam anzuneh-men (oder, nach einer andren Erklarung des Wortes , sich
ihm zu unterwerfen) und zu ihm zu kommen (Sur. 27, 30 31), dass alsdann die Königin in der That kommt und sich zum Islam bekennt (Vs. 45) —, alles das ist gleichsam vorbildlich. Es war das heidnische Arabien, das dem Salomon huldigte und seinen Glauben annahm. Auch die Herbeischaffung des Thrones der Königin (Vs. 38 ff.) gehort wesentlich mit zu dieser, dem Islam dargebrachtcn, Huldigung ; denn dieser Thron war in der altarabischen Sage be-rühmt, wie denn Balkis (oder Bilkis) selbst als göttliches Wesen vorkommt (Fresnel im Journ. asiat., Sept.-Oct. 1845 , p. 235 ff.: A. v. Kremer , Die südarabische Sage, p. 67 ; D. H. Muller, Die Burgen und Schlösser Südarabien\'s , p. 17 ff.; Dimiski, ed. Mehren , p. Ilv). Auch in der — spater zu erwahnenden — Erziihlung von dem Ver-luste des Siegelrings und der Herrschaft ist es ein Kriegszug Salomon\'s, der die Veranlassung hierzu war. Dass Salomon ein krie-gerischer König war, ersieht man auch aus dem, was Bohari (II, rif, III, foo), Zamahsari (II, Ifri) und Baidawi (II, Uv) zu Sur. 38, 33 erzahlen, dass namlich Salomon einst gesagt habe, die 70 Söhne, die ihm 70 Frauen (an der letzteren Stelle bei Bohari sind es 100) gebaren würdeu, sollten alle für den Glauben kamp-fende Hitter werden (so wird, nach Lane s. v., das quot;Wort in der Eegel am Besten wiedergegeben) ((j^Uj BAs-Ij ^
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aUI Nur hatte er unglücklicher quot;Weise venres-
sen, hinzuzufügen : «So Gott willquot; («ü? sUi q\'); zur Strafe dafür gabar nur eine Frau einen Sohn, der sich — da er körperlich missgestaltet war — durchaus nicht, zum Gottesstreiter eignete. Das-selbe Versehen liess sich übiigens auch Mohammad selbst — der bei Bohari (11, Hfquot;) den Salomon seinen Bruder nennt — ein-
nial zu Schulden kommen, wie Zamahsari (I, vtv) und Baidawi (I, ol.) zu Sur. 18, 23 erzahlen.
Bei aller Macht und Herrlichkeit ist aber Salomon Gott gegen-über sehr demüthig; auch bei ganz unbedeutenden Vergehungen thut er Basse und bittet Gott um Vergebung. so z. B., als er über die Musterung jener tansend windesschnellen Pferde das Vesper-oder Abendgebet zu verrichten vergass (Zamahsari und Baidawi zu Sur. 38, 30—32).
Hierbei ist nun ganz ausser Acht gelassen, dass die Anschaf-fung dieser Fferde an und für sich eine Übeitretung des, Deut., 17, 16, ausgesprochenen Verbotes war; ein kriegführender König muss natürlich auch Pferde besitzen, und so führt Baidawi zur Erkliirung des Vs. 31, einen Ausspruc.h Mohammad\'s an: «Das
Glück ist an die Miihnen der Fferde gebunden bis zum Tage der Auferstehung ^yi Ebenso
wenig findet sich davon eine Erwahnung, dass Salomon auch das im folgenden Verse (17) ausgesprochene Verbot übertrat, dass er vielraehr ausliindische Frauen heirathete, die ihn zum Abfall vom Dienste des Einen Gottes verleileten. Eine Sünde , wie die David\'s war, hat sich Salomon überhaupt nie zu Schulden kommen lassen ; er hatte alle Tugenden seines Vaters, und darait ihm keine der-selben fehle, wird auch von ihm erzahlt (Ibn el-Attr , I, II ) , dass er — ebenso wie David — sich von seiner Hande Arbeit ernahrte.
Wiihrend David, gleich andren Personen, nur vorübergehend auftritt, um dann vom Schauplatz zu verschwinden , lebt Salomon\'s Andenken in unzahligen, stets sich erneuernden. Sagen fort , wie auch viele Localitaten nach ihm benannt werden. Salomon bildet so den Mittelpunkt eines ganzen Sagenkreises, wie er denn auch vielfach mit Gremsld identifizirt wird (Roth in ZDMG., IV, 422 ; Vullers s. v. I, 526. 527. 528) und Manches von Gemsïd er-
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zahlt wird , was anderswo von Salomon. So wird bei BirAnt (ed. Sachau, p. flö, Z. o) sogar die Einsetzung und der Name des Nauröz damit in Verbindung gebracht, dass an diesem Tage Salomon den verlorenen Siegelring wiedergefunden und damit zugleich die Herr-sehaft wiedererlangt habe. Grleiehzeitig wird (p. rif) die Einsetzung des Naurüz damit in Verbindung gebracht, dass die Gunnen und Diws in einem Tage den Cremsid in seinem quot;Wagen durch die Luft von Dabawand nach Babel brachten. Dasselbe erwahnt auch Ibn el-Atir (1, fl) von Gemsid , an einer andren Stelle (I, Vil) von Salomon, wie auch Jaküt (s. v. ^suiaol), Mas\'Ml (III, 77) und Kazwini (II, \'II).
So wird denn auch Salomon\'s Herrschaft über die Damonen, die im Koran mehrmals erwahnt wird, in den spateren Schriften sehr ausfiihrlich und mit vielen Einzelhciten dargestellt. Bei Kazwini wird erzahlt (I, PVl ff.), wie Gabriel auf Gottes Geheiss die Damonen aus den Feldern und Waldern , aus Höhlen, Thalern und Abgründen zusammenberief, und wie sie ihm alle mit (Hier! zu deinen Diensten!) antworteten , und wie er sie dann dem Salomon vorführte, der sich über ihre grosse A.nzahl und Verschie-denheit wunderte und sich mit ihnen unterhielt, indem er sie über das Eine und das Andre befragte.
Auch in al-Kisai\'s Prophetengeschichten (f. 291 v.) wird erzahlt, wie auf Gottes Geheiss Gabriel und Michael alle Vögel zusammen-beriefen, die Land- und die Wasservögel (^vJlj iJl im Osten und die im Westen, und sie zu Salomon brachten, dass sie fortan ihm. zu Diensten seien, wie hierauf Salomon die Einzel-nen über ihre Lebensweise befragte, und wie die Taube, nachdem sie ihn begrüsst, ihm erzahlte, dass sie der Lieblingsvogel Adam\'s im Paradicse gewesen sei und dass sie von demselben drei Lehren empfangen habe: »Es gibt keinen Gott ausser Allah. — Er ist allein und einzig, ohne Genossen. — Sein Abgesandter ist Mohammad, der Herr der Ersten und der Letztenquot;.
Auch die übergabe des Siegelrings wird bei al-Kisai (294 r.) um-standlich erzahlt, wie namlich auf Gottes Geheiss Gabriel diesen Ring — der einen ganz wunderbaren Glanz hatte und die Inschrifj trug: «UI Jyw; «Ui \'iSl «J! \'iS — aus dem Paradiese holte, wo ihn
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friiher Adam besessen, und dass er ihn als Zeichen der Herrscliaft dem Salomon iibergab, und zwar geschah das an einem Freitag, den 27. Muharram.
In der Schilderung David\'s und Salomon\'s, wie sie von den arabischen Autoren gegeben wird, dient David seinem Sohne zur Folie ; die Macht und Herrliehkeit Salomon\'s ersieht man erst recht deutlich, wenn man ihn mit seinem Vater vergleicht; dabei wird aber seine grösste That, die Erbauung des Tempels, kaum erwahnt; eher noch wird Salomon mit Mekka in Verbindung gebracht, denn Letzteres ist das eigentliche Nationalheiligthum. So wird z. B. bei Zamahsan (II, \'lof) und Baidawi (II, If.) zu Sur. 34, 13, nur flüchtig bemerkt, dass David den Grundstein zum Tempel gelegt habe, der an die Stelle des früheren Stiftszeltes (JsLL^s) treten sollte, und dass er die Vollendung desselben seinem Sohne Salomon übertragen, der hierzu die Ginnen verwendete; im Korantexte ist nur von Bauten überhaupt die Rede, welche die Ginnen auffiihrten. Genau das entgegengesetzte Verhiiltniss tritt in der talmudischen Auil\'as-sung und Darstellung zu Tage; der Talmud ist in der That histo-rischer , unbefangener und gerechter als die arabische Sage ; er l.\'isst sich von all dem Glanz und Schimmer, der Salomon umgibt, nicht blenden; vielmehr ist es David, der auf jede Weise verherrlicht wird. Die kriegerischen Tugenden David\'s, und dass Gott ihm bei-stand, seine Feinde zu besiegen , dass er seine Blitze sandte , sie zu zerstreuen, seine Pfeile, sie zu verwirren (2 Sara., 22, 15; Ps., 18, 15; 144, 5) , dass Moab David\'s Waschbecken ward und er seinen Schuh auf Edom warf (Ps., 60, 10; 108, 10) — alle die in den Psalmen vorkommenden Siegeslieder, die Kriegsziige und die Triuraphe David\'s sind allerdings ganz gleichgültige Dinge (wie denn z- B. Bamidbar R., S. 14, die Stelle Ps. 60, 10, in ganz androm Sinne hagadisch gedeutet wird) ; der eigentliche Kriegsheld war Joab. So heisst es mit Bezug auf 2 Sam., 8, 15. 16: «Hatte David sein Volk nicht mit Gercchtigkeit regiert, so hatte Joab keine Kriege führen kön-nen , und hatte Joab keine Kriege gefiihrt, so hatte David sich nicht mit dem Studium der Thora beschaftigen könnenquot; (Sanhedrin, 49a; Jalkut z. St., § 147). Allerdings wird auch David als machtiger Kriegsheld, als gewaltiger Kampfer geschildert — aber als
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Gottesstreiter, als Kampfer im Kampfe für die Thora nPDri^ö mm). (Sanhedrin, 93^) das mit Bezng auf DaT?id ge-
brauchte (quot;jQn^O ) 1 Sal:n-gt; 16\' 18\' in di636111 Sinne geóeutet,
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wie ahnlich das uDn^D gt; Ca\'nt-\' 3gt; 8\' auf die
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Q-esetzesstreiter bezogen wird (Midrasch z. St.; Bamidbar R., S. 11) ; ebenso das l^in flN quot;ITDJ IjlTI, 1 Sam-gt; 25gt; 13 (Sanhedrin,
36a, Jalkut z. St.).
An andren Orten (Pesikta d. E. Kahna, ed. Buber, 62^; Bamidbar R., S. 15 und an sonstigen, von Buber und in der Wilnaer Ausgabe der Rabboth — p. 132 — angeführten Stellen) wird das
nningt; mpN n^quot;rii!in,ps-119gt;62)daraufbezoseii\'dass
David mitten in der Nacht aufzustehen pflegte, um Gott zu lob-preisen , wie gleichzeitig das TÜDI
quot;inZ/ I*8- 9gt; dahin gedeutet wird, dass David — von
denKlangen einerHarfe, die der Mitternachtswind erklingen machte, geweckt — um Mitternacht aufstand, um sich mit dem Studium der Thora zu beschiiftigen, also gleichsam den Morgen weckte (nTyj*? ^n^). Dasselbe wird Berachoth, 3b, 4a, gesagt, woselbst (wie bereits oben, p. 49, erwiihnt wurde) zugleich auch die Namen der Personen aus David\'s Umgebung \' hjód i in^n) auf deren Gesetzeskunde und halachisches AVissen gedeutet werden , wie z. B. auch an der oben erwiihnten Stelle, Moed Ka-ton, 16b, (2 Sam-) 20; 26) David\'s Lehrer ge-nannt wird.
Mit dem Eifer für das Studium des Gesetzes — an und für sich etwat höchst Lobenswerfches — steht in natürlichem Zusammenhang David\'s grosse Frömmigkeit und Gottergebenheit sowie seine Eigenschaft als gottgeliebter König, was Alles an unzahligen Stellen her-vorgehoben wird. Und ebenso wie David\'s Psalmen, die einen wesentlichen Theil der Liturgie bilden , fortwiihrend seinen Namen in Erinnerung bringen, so ist dasselbe der Fall bei den stets wieder-kehrenden Ausdrücken: Haus David\'s, die Herrschaft des Hauses David, der Messias , Sohn David\'s (quot;pquot;; J-l*Q, fpn
11quot; Q n^D) i im Talmud — z. B. Sanhedrin , 98a — wird der
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Messias einfach nn p genamit). An den Hamen David\'s knüpfen sicli die schönsten Erinnerungen der Vergangenheit wie die schönsten Hoffnungen der Zukunft Israels; David ist der edelste Reprasen-tant des Stammes Judah, und so wie er der intellectuelle und eigent-liche Urheber des Tempelbaues war, so wird auch in den Gebeten um die Wiedererbauung des Tempels immer David\'s Name genannt.
An einer hagadischen Talmudstelle (Sabbath , 30a) wird ein sehr gemüthliches Gesprach, das zwischen Gott und David stattfand, erzahlt. Das ) Ps. 86, 17, wird darauf be-
zogen , dass David Gott gebeten habe, ihm «jene Sündequot; (py IHIN — die gegen Uriah begangene —) zu vergeben, worauf Gott erwie-derte: »Sie ist dir vergebenquot;. Als David nun ferner die Bitte um ein Zeichen der Vergebung aussprach, sagte Gott, auch dieses solle ihm gewahrt werden , aber nicht bei David\'s, sondern wahrend Salomon\'s Leben werde er es kundgeben. Als nun nach Erbauung des Tempels — heisst es ferner, und ebenso Bamidbar R-, S. 14 — Salomon die Bundeslade in das Allerheiligste bringen wollte , konn-ten die Thore nicht geöffnet werden. Salomon liess 24 Lobgesange anstimmen (nach der Midraschstelle 24 Yerse, von 2 Chron., G, 18 bis 6, 42), darunter auch Ps. 24, 7—10: Alles umsonst, die Thor-flügel schlossen fest aneinander; erst bei den quot;Worten : »0 Gott, wende dein Angesicht nicht ab von deinem Gesalbten, gedenke dsr deinem Knechte David erwiesenen Gnadenquot; — erst bei diesen Worten (2 Chron., 6, 42) öffneten sich die Thore, und daran erkannten Alle, dass Gott dem David vergeben hatte. Unter Andrem sagt Gott in jenem Gesprache zu David : «Ein Tag, den du mit dem Studium der Thora verbringst, ist mir lieber als die tausend Opfer, die dein Sohn Salomon mir darbringen wirdquot; (1 Kon., 3, 4). Ferner wird erzahlt, wie Salomon, unmittelbar nach dem Tode seines Vaters, der an einem Sabbath erfolgte, nach dem Lehrhause ge-schickt, um anzufragen , was an diesem Tage ihm zu thun erlaubt sei. Die Antwort der Befragten ist an einer andren Stelle (Midrasch Ruth, 2, 17) dahin formulirt, dass sie eine Mischna anführen, aus welcher zu ersehen, was erlaubt ist.
David hatte in einem solchen Falie gewiss nicht nöthig gehabt, sich bei den Weisen Raths zu erholen, — er, der grosse Schriftgelehrte,
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und so ist denn diese hagadische Stelle ein kleines Beiapiel von dem Gegensatz zwischen Salomon und David. Es ist aber nocli ein andrer Contrast, den die Hagada oft hervorhebt, der zwischen Salomon dem Ersten und dem zweiten Salomon, zwischen dem Salomon, der, dem Beispiel seines Vaters folgend, demiithig in Gottes Wegen wandelte, und dem Salomon, der sich hochmüthig über das Gesetz erhob und trotz des ausdrücklichen Verbotes und trotz der damit verbundenen Warnung die Tochter Pharaoh\'s und noch viele andre ausliindische Frauen liebte und heirathete, die ihn verleiteten , auch ihren Göttern zu dienen, wie das 1 Kon-, 11, 1 ff. erzahlt wird. In Vs. 4 heisst es nun, dass das erst in seinem Alter stattfand, und so wird an einzelnen Stellen der Hagada auch der Contrast zwischen dem jugendlichen und dem alternden Salomon hervorge-hoben, damit zugleich auch der zwischen Schir haschirim und Ko-heleth ; das erstere verfasste Salomon in seiner Jugend, das letztere in seinem Alter (Midrasch Schir haschirim, 1, 1). Das Buch Koheleth ist gleichsam ein Targum zu Salomon\'s spaterer Lebensperiode; es enthiilt einen Theil seiner Biographie. wie umgekehrt Einzelnes aus seinem Leben zur Erklarung einzelnere Stellen des Koheleth ange-führt wird. So erzahlt denn auch das Targum zu Kohel., 1, 12, die Katastrophe in Salomon\'s Leben mit den Worten: Als Salomon auf dem königlichen Throne sass, erhob sich sein Herz gar sehr , nach dem biblischen izfr raj) ob seines Reich-thums, und er übertrat das Gebot Gottes und er schaffte sich viele Pferde an, so wie Kriegs wagen und Reiterei , wie
auch 2 Chron., 1, 14, übersetzt wird), und er haufte viel Gold und Silber an und verschwagerte sich (|rinnN1) ■w\'e auch 1 Kon., 3, 1) mit fremden (heidnischen) Vólkern; alsbald (quot;p , im Talmud gewöhnlich quot;pQ, ahnlich mhd. ze bant) entbrannte gegen ihn der
Zorn Gottes, und Gott sandte zu ihm Aschmedai, den König der Schedim; dieser vertrieb ihn vom Königsihron und nahm seinen Siegelring, auf dass er in der Welt unstat und flüchtig umherirre ~, wie auch quot;Jl , Gen., 4, 12. 14, übersetzt wird) zu seiner Züehtigung. Und er wanderte umher in den Stadten der Provinzen und in den Stadten des Landes Israel, weinend und
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wehldagend und sagte: «Ich Koheleth, vordem Salomon genannt, ich war König über Israel in Jerasalemquot;.
Besonders charakteristisch für die Be- oder richtiger Verurthei-lung Salomon\'e ist das, was mit geringen Varianten an melireren Stellen (Bamidbar R., S. 14; Midrasch Schir haschirim, 1, 1; Sanhedrin, 90:i; 104b, T. jcrus., Sanhedrin, X, 2; Jalkut, Prov., § 960) er-ziihlt wird . dass die Manner der grossen Synode vier Privatpersonen (gewöhnlichen Mensclien, HlCOVin) UI1C\' Königen, namlich dem Jerobeam , Achab und Menasseh , den Antheil am zukünftigen Leben abgesprochen, dass sie Willens gewesen , auch Salomon zu den letzteren zu zahlen, und dass sie trotz wiederholter Gegen-vorstellung erst auf den Euf eines Bath-Kol hin es unterliessen. Entsprechend der Vorliebe für numerische Gruppirungen heisst es an derselben Midraschstelle (1, 1) zu Schir haschirim (und daraus Jalkut z. St., § 980), dass Alles im Leben Salomon\'s eine Drei-theilung zeige, und so war auch seine Herrschaft eine stufenweise aufsteigende ; die dritte und höchste Stufe war die , als er auf dem «Throne Gottesquot; sass (wie es 1 Chron., 29, 23, heisst) , insofern als er von einem Ende der Welt bis zum andren herrschte. Die-selbe Dreizahl zeigt sich aber auch in absteigender Linie; die erste Stufe abwarts war, dass er nur noch über Israel, die zweite, dass er nur noch über Jerusalem, die dritte , dass er nur noch über sein Bett herrschte , wie es heisst (Cant., 3, 7) inisi? ran , aber
auch da war er nur ein König in partibus ; seine Herrschaft über das Bett war keine unbeschrankte, da er sich fortwahrend vor den Geistern fürchtete (ahnlich Sanh., 20b).
Die Hauptschuld an der Katastrophe in Salomon\'s Leben tragen die auslandischen Prauen. Die Repriisentantin derselben ist die Tochter Pharaoh\'s, die ja auch 1 Kon., 3, 1; 11, 1, besonders namhaft gemacht wird. So wird denn auch Bamidbar R., S. 10 zu Num., 6, 1 if. und iihnlich Wajikra R., S. 12 zu Lev. 10, 8 ff. — an welchen beiden Midraschstellen von den vielen schiidlichen Wir-kungen des Weintrinkens die Rede ist — erziihlt: Es heisst (Prov., 31, 1) n.D quot;; weshalb wird Salomon bXVlb ge
nannt ? In der Nacht nach der Vollendung des Tempelbaues feierte
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Salomon seine Hoehzeit mit der Tochter Pharaoh\'s, und das freudige Jauchzen iiber die Vollendung des Tempels vermisehte sich mit dem hoehzeitlichen Jubel; letzterer übertraf das erstere, wie das Sprichwort sagt: Alles sehmeichelt dem Könige (□quot;©JHD
und darum heisst Salomon gt; we!^ er quot;Ocl1
des Himmelréiches (□w bw von sich warf, indem er
sagte: Wozu branche ich Gott jener
Stunde ward von\' Gott die Zerstörnng Jerusalem\'s beschlossen (in welchem Sinne Jerera.. 32, 31 gedentet wird). — Andre sagen: Tau-send Arten von Musikinstrumenten brachte Pharaoh\'s Tochter mit, und sie zeigte dem Salomon den verschiedenen Gebranch derselben bei der Anbetung der Götter. Perner liess sie iiber Salomon\'s Bett eine Decke auf hiingen , geschmiickt mit alien Arten von Perlen und Edelsteinen, die gleich Sternen ergliinzten; so oft Salomon auf-stehen wollte, sah er diese Sterne und Planeten, und so schlief er bis zur vierten Stunde nach Anbruch des Tages, sodass die Zeit zur Darbringung des Morgenopfers schon seit vier Stunden verstrichen war. (Die Schlüssel zum Tempel, heisst es in Wajikra R., waren unter seinem Kopfkissen, und se konnte das Opfer nicht dargebracht werden.) Die Leute getrauten sich aber nicht, ihn zu wecken, und so sagten sie es seiner Mutter Bathseba, die ihn weckte und ihm zugleich eine strenge Strafrede hielt, in welchem Sinne Prov. 31, 1 fg. gedeutet wird (ebenso Sanhedrin, 70\'1).
Entsprechend der grossen Bedeutsamkeit, welche die bibliseheu Namen und Beinarnen fiir die Hagada haben, wird an derselben Stelle des Bamidbar Rabba der Beiname noch anders ge
deutet, wie auch Hpquot;1 un(I (Pi\'o^. 30, I) fiir Bei-
namen Salomon\'s erkliirt werden. wird Salomon genannt,
weil er die Worte der Thora einsammelte nni nm
mm); np\\ weil er die Worte der Thora ausspie (sie veriieht-lich von sich warf), gleich einem Becken, das in der einen Stunde gefiillt, in einer andren ausgeleert wird (mip Hp1
Den Beinarnen hat Salomon, weil er wider Gott redete
(^ DW) , indem er sagte: »Ich kann viele Frauen nehmen , ohne zu siindigenquot;; bedeutet, dass er sagte ; «Bei
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mir ist die Macht ^annquot;- Die bezüglich des Namens
j~jpl angeführte Vergleichung mit dem Becken (^30) soil besagen, dass Salomon zuerst von den Worten der Thora erfüllt war, spater aber sich derselben entledigte, wie auch im Commentar des R. Zeeb Wolf Einhorn dieser Passus erklari. wird. Deutlicher zeigt sich dieses an der Parallelstelle Midrasch Koheleth , 1, l,woselbst os heisst: Salomon wird genannt, weil er erfüllt war von
den Worten der Thora (min nra mw; der Commentar vergleicht damit den talmudischen Ausdruck 1 j
das Oei ist in ihr — der Olive — angehauft); jlpl heisst er, weil er ihre Worte ausspie, gleich einem Becken, das in einer Stunde sich anfüllt, in einer andren Stunde sich entleert; so auch stu-dirte Salomon die Thora zu einer Zeit, zu einer andren Zeit vergass er sie (11(1 ^DDD THITD n^lT^ Hp^
Eine Parallelstelle hierzu ist im Midrasch Tanchuma zu Exod., 6, 2. 3 (ed. Buber, p. 18). Dort wird der Vers Qpn ^liT p.^H
(Kohel., 7, 7) unter Andrem darauf bezogen, dass die vielen un-nützen Dinge, mit denen sich Salomon beschaftigte (pD^t^ D^pDV ]nD quot;plJi n^n ihn irreführten, wie es
heisst (1 Kon., 11, 4): Zur Zeit als Salomon alt geworden war, lenkten seine Frauen sein Herz fremden Göttern zu. R. Chija b. Abba sagte: Es ware besser fiir Salomon gewesen, Canale q«Q«Q) zu reinigen , als dass dieser Vers mit Bezug auf ihn ge-schrieben wurde. Hierauf folgt die Erklarung der Namen ,
np1: Salomon wird genannt, weil er die Worte der
Thora sammelte; P\' weil er darin kundig war (oder: sie begriflf,
pDn); np^ weil er sie ausspie (p minn dn quot;iün^ Hjn
Npquot;1 nrnn^)- Was bedeutet ? Weil Gott in
seiner Thora geschrieben (Deut., 17, 17): Er soil nicht viele Frauen haben . damit sein Herz nicht abwendig werde (iquot;Q~p ^ 133^) -lioi lb; an der Stelle Deut., 17,17, heist
es : 123^ quot;IID1 nniquot;1 ; Salomon aber sagte ;
lch werde viele Frauen heirathen und ich fiirchte nicht, dass mein Herz abwendig werdequot; HQ quot;OW HjlN quot;
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R. Josua b. Levi sagte: Das Jod stieg zum Hiramel empor, warf sich vor Gott nieder und sprach: Herr der Welt, bast du in deiner Thora einen Buchstaben umsonst geschrieben? —
R. Simon b. Jochai sagte: Das HTin TDD (^3,8 Deurero-
nomium, oder auch das im Deut., 17, 18, erwahnte iquot;!quot;!!!quot;!!quot;! n^k^\'Q) trat bin vor Gott und sprach: Herr der Welt, siehe! Salomon hat gesucht, ein Jod aus mir herauszureissen (~quot;p quot;quot;11 py^ Ei\'pD
denn du bast geschrieben: Er soil nicht viele Pferde, nicht •viele Prauen, nicht viel Gold und Silber besitzen (Deut., 17, 16. 17), Salomon aber hat sich viele Pferde, viele Frauen und viel Gold und Silber angesohafft (wozu 1 Kon., 5, 6; 10, 29; 11, 3 angeführt wird). Gott erwiederte hierauf: Bei deinem Leben! (quot;ji-iPi) Salomon und hundert seines Gleichen werden eber vernichtet werden, als dass ein Buchstabe aus dir vernichtet wird.
Wie alles das ein von der Hagada mit Vorliebe bebandeltes Thema ist, so finden sich mehrere Parallelstellen zu dem Obigen , darunter auch Wajikra R., S. 19. Als Beweis für die Ewigkeit und TJnverbrüchlichkeit der Thora wird hier auch Salomon angeführt: Wenn alle Völker der Welt sich versammeln würden — heisst es —, um ein Wort der Thora zu vernichten , so vermöchten sie es doch nicht, das sehen wir an Salomon. Als er einen Buchstaben aus der Thora herausreissen wollte, erhob sich sein Anklager gegen ihn i un^ u,er klagte ihn an? R. Joscbua b. Levi
sagte: Das Jod in HST1 (Deut., 17, 16. 17) klagte ihn an (quot;^1
fQ-p ^5J£?). — Hierauf wird, wie an der oben angeführten Stelle , erzahlt, dass das min sich vor Gott niedergewor-
fen und Salomon angeklagt habe.
Am Meisten Ahnliehkeit mit der Art und Weise, wie beiden arabischen Autoren Salomon geschildert wird , zeigt das zweite Tar-gum zum Buche Esther, das nach Geiger (Nachgelassene Schriften, IV, 111) alter ist als das erste Targum zum B. Esther. Dieses Targum scheni hebt nur die Glanzperiode in Salomon\'s Leben her-vor, ignorirt aber ganzlich den Revers der Medaille, die dunkle Schattenseite der spateren Zeit. In der Paraphrase zu Esther, 1, 2 (□nn cpd\'Q) heisst es : In jenen Tagen, als der König Achasch-werosch auf seinem Throne sass, der für ihn in der Burg
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Schuschan hergerichtet worden war. Dieser Thron war nicht sein Thron, auch nicht der seiner Vater, sondern es war der Thron des Königs Salomon, den mit grosser Kunst Chiram, der Sohn einer Wittwe in Tyrus, verfertigt hatte. Das ist Salomon, der grosse König, den der Heilige (gelobt sei er) zum Herrscher einge-setzt über die quot;Welt, von einem Ende derselben bis zum andren. Grott hatte ihn auserkoren, ehe er noch geboren, und er liebte ihn, als er noch im Mutterschosse war; er offenbarte ihm un-bekannte Geheimnisse und that ihm das tief Verborgene kund; Wissen und Weisheit gab er ihm und ein verstandiges Herz von Anbeginn au. Er blickte die Streitenden an, die zum Gerichte vor ihn kamen, und sie konnten keine lügenhaften Worte vorbringen, denn er wusste, wer der Schuldige und wer der Unschuldige war. Glanz und Herrlichkeit war ausgegossen über ihn, und die Krone des Königs war auf sein Haupt gesetzt worden; Anmuth und Huid kleideten ihn, wie sie seinen Vater David kleideten. Alle Tage handelte er so wie damals , als er 13 Jahre zahlte, wie am ersten Tage, als er die Herrschaft antrat. rpT1quot;quot;1 wurde er genannt, weil er geliebt wurde vom König der quot;Welt, Gott Zebaoth (niHI niNDü ^ DTn) , wie es ausdrücklich
heisst:
(2 Sam., 12, 25). In gleich lobender quot;Weise werden — unter Anfüh-rung entsprechender Bibelstellen — auch die übrigen Namen er-klart: nD^gt; wegen des -zu seiner Zeit herrschenden Friedens, weil Gott mit ihm war gt; np\\ a^s Beherrscher
der ganzen quot;Welt (im Sinne von gt; Gen., 49, 10).
Darauf folgt eine Schilderung von Salomon\'s Macht und Grosse sowie eine ausführliche Beschreibung seines Thrones, die sich auch in andren Schriften findet (cf. Buber, Sammlung hagadischer Com-mentare zum Buche Esther, f. 2a ; Zunz , G. V., p. 279 ; Sachs , Bei-trage, 1, 71 fg.) \').
Bei Zamahsari zu Sar. 34,12 (p. Hófquot;) heisst es, dass die Damonen, welche den Thron verfertigten, an demselben *wei Löwen anbrachten, die, wenn Salomon sich auf den Thron setzen wollte, ihre Tatzen ausstrekten, und ebenso zwei Adler, die ihn mit ihren Flügeln beschatteten, ferner (p. Itöf), dass, als Afridön spater den
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Eine auffallende Ahnlichkeit mit der Erzalilun^ Sur. 27, 20— 45, bietet Das, was im zweiten Targum von der Sendung des Wiede-hopfes an die Königin von Saba erzahlt wird. In der Paraphrase zu Esther, 1,3, heisst es :.... Auf David folgte sein Sohn Salomon. Der Heilige (gelobt sei er) gab ihm die Herrschaft über die Thiere des Peldes und die Vögel des Himmels und über die Sched.im, die Geister (nim*quot;! 5 auch wird im Sinne von , Damon, gebraucht, wie aus Lane, s. v. ^ , p. 1181b, zu ersehen) und die nachtlichen Damonen Er verstand auch die Sprache Aller,
und sie verstanden seine Eede, wie es heisst (1 Kon., 5, 13):
Und wenn Salomon\'s Herz Wohlgemuth war
. T - £ . V V T
vom quot;Weine, befahl er vor ihn zu bringen die Thiere des Peldes und die Vögel des Himmels und die Schedim, Geister und Damonen ...., und die Schreiber des Konigs riefen sie bei ihren Namen, und Alle versammelten sich und kamen herbei, ohne Pesseln und ohne Bande und ohne dass ein Mensch sie anführte. Und eines Tages wurde der Wiedehopf (503 unter den Vö-
geln vermisst und war nicht zu finden. Da befahl dor König voll Zorn, ihn herbeizubringen und wollte ihn züehtigen. Da erschien der Wiedehopf vor ihm und sprach: »0 Herr, König der Welt, neige mir dein Ohr zu und höre meine Worte. Drei Monate sind es, dass ich mit mir zu Rathe gegangen bin und einen Entschluss gefasst habe: ich habe keine Speise gegessen und kein Wasser
Thron besteigen wollte, einer der Löwen ihm den Schenkel zerbrach. Dasselbe erzahlt die jüdische Sage von Pharaoh welches Wort met //lahraquot; iibersetzt wird (cf. Ges.,
Thes., s. v. rm P- 885^).
1) R. Tanchum Jeruschalmi bemerkt in seinem Commentare zum Buche der Könige (ed. Haarbrücker, p. Tl) zn diesem Verse, es sei unrichtig, das im Sinne von
Qj; aufzufassen, als ob damit gesagt werden solle, dass Salomon die Sprache aller Geschöpfe verstanden habe — wie andre Leute meinen. Letzteres bezieht sich wohl auf die Targumstelle, und es ist nicht nöthig, mit Roediger (De origine et indole arab. libr. V. T. amp;c., p. 85, N.) und Haarbrücker z. St. anzunehmeu, dass R. Tanchum Sur. 27, 16 im Sinne gehabt. Derselbe berücksichtigt auch sonst hagadische Stellen, so zu 1 Sam., 20, 30 und zu 1 Kon., 5, 10, an welcher letzteren Stelle er die oben erwahnte Deutung von ^3^3 anfiihrt.
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getrunken, um zuvor in der ganzen Welt umherzufliegen, denn ich sagte: 1st irgendwo ein Land oder ein Gebiet, das meinem Herrn, dam Könige , nicht unterworfen ist ? Und ich schaute mich um , allüberall, und da fand ich eine Stadt, die Stadt Kitor (JOquot;D genannt, im Lande des Sonnenaufganges- Der Staub ist dort werthvoller als das Gold, und das Silber ist gleieh dem Kothe auf den Strassen ,; die Baume sind dort vom [Jrbeginn her (seit der Schöpfung, gepflanzt, und sie trinken Wasser aus
dem Garten Eden. Es sind dort viele Völker; auf dem Haupte tragen sie Kriinze aus dem Garten Eden ; einen Kampf zu bestehen vermogen sie nicht; mit dem Bogen zu schiessen ver-stehen sie nicht. Ich habe dort aber auch eine Frau gesehen, die über sie alle herrscht, und Königin von Scheba wird sie genannt. Und wenn es dir gefallt, o mein Herr König, so will ich meine Lenden gürten wie ein Held, und will mich aufmachen und nach der Stadt Kitor im Lande Scheba fliegen; ihre Könige werde ich mit Ketten fesseln und ihre Beherrscher mit eisernen Banden (nach Ps. 149, 8) und werde sie vor meinen Herrn , den König, bringenquot;.
Und die Rede gefiel dem Könige, und es wurden zusammenbe-rufen die Schreiber des Königs , und sie schrieben einen Brief und banden ihn an den Plügel des Wiedehopfes. Und der Wiedehopf erhob sich gen Himmel und liess seinen Ruf ertönen und flog da-von, und ihm folgten die Vögel alle.
Und sie kamen nach der Stadt Kitor im Lande Scheba, und es war zur Zeit des Morgens, und die Königin war ausgegangen, um die Sonne anzubeten. Da verdunkelten die Vögel das Licht der Sonne, und sie erhob ihre Hand und zerriss ihr Gewand und ver-wunderte sich sehr. Da kam der Wiedehopf hernieder, und sie sah , dass an seinen Fiügel ein Brief gebunden war , und sie machte ihn los und las ihn. Und was war in dem Briefe geschrieben f «Von mir, dem Könige Salomon. Priede mit dir, Priede mit deinen Grossen ^ Wisse,
dass Gott (Kin -p-Q K^-pp) mich zum Könige eingesetzt hat über die Thiere des Peldes und über die Vögel des Himmels und über die Schedim und Geister und niichtlichen Damonen , und alle
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Könige des Sonnenaufganges und Niederganges komtnen zu mir, um mich zu begrüssen pHH)- Wenn ihr nun
kommen wollt, um mich zu begrüssen, so werde ich dir grosse Ehre erweisen, mehr als all den Königen, die vor mir sitzen; wenn ihr aber nicht kommen wollt, um mich zu begrüssen, so werde ich gegen euch aussenden Könige und Legionen und Reiter. Und wenn ihr fragt: «Was sind das für Könige, Legionen und Reiter , die König Salomon hat ?quot; »Das sind die Thiere des Feldes ; die Reiter, das sind die Vogel des Himmels; mein Heer, das sind die Geister, Schedim und nachtliche Damonen ; das sind die Legionen , die euch in euren Betten erdrosseln; die Thiere des Feldes werden euch auf dem Felde tödten, und die Vögel des Himmels werden euer Fleisch verzehrenquot;. Und als die Königin von Scheba die Worte des Briefes gelesen hatte, zerriss sie abermals ihr Gewand und schickte zu den Altesten und Fürsten und sagte zu ihnen: «Ihr wisset nicht, was König Salomon mir geschrieben ?quot; Sie antworteten und sprachen : gt;.Wir wissen Nichts von König Salomon und auch seine Herrschaft achten wir für Nichtsquot; (psrn iö) rrniDto)- Si® aber hatte kein Zutrauen zu ihnen (nü^mriN iÓ) und hörte nicht auf ihre quot;Worte, und sie schickte und berief alle Schilfer des Meeres und belud sie mit edlen Holzarten, mit Edel-steinen und Perlen. Und sie sandte an Salomon 6000 Knaben und Madchen gt; Alle in einem Jahre, in einem
Monat, an einem Tag und in einer Stunde geboren. Alle von gleicher Grösse und gleicher Gestalt, und Alle in Purpurgewander gekleidet. Und sie gab ihnen einen Brief an König Salomon mit, in welchem sie geschrieben hatte: «Von der Stadt Kitor nach dem Lande Israel hat man sieben Jahre lang zu reisen. Da es aber dein Wunsch und dein Verlangen ist, dass ich dich besuche, so werde ich schon nach Verlauf dreier Jahre zu dir kommenquot;. Und es war am Ende dreier Jahre, da kam die Königin von Scheba zu Salomon; als er hörte, dass sie komme, schickte er ihr den Benajahu, Sohn des Jehojada entgegen, welcher gleich war dem Morgen-roth das zur Zeit des Tagesanbruchs erscheint. und
dem Abendsterne DD1D) gt; ^er ullter den übrigen Sternen
hervorleuchtet, und der Lilie, die an Wasserbachen steht. Und als
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die Königin von Scheba den Benajahu, Sohn des Jehojada, erblickte, liess sie sich von ihrem Wagen herab nj^D^lDN)-
Da sagte Benajahu; «Warum lassest du dich vom quot;Wagen herab ?quot; Sie antwortete: «Bist du nicht der König Salomon ?quot; Da sagte Benajahu: »Ich bin nicht der König Salomon, sondern ich bin einer seiner Diener, die vor ihm stehenquot; (wie 1 Kon., 10, 8). Hier-auf wandte sie sich um und sagte ihren Grossen das Gleichniss rbp^D- »Wenn ihr (auch) den Löwen nicht gesehen, so habt ihr (doch) sein Lager gesehen (^3^5 IfH ^
n\\myDquot;iD jiTn »und weni1 ilir den Köiiig Salomon
nicht gesehen habt, so habt ihr aber doch die Schönheit des Mannes gesehen , der vor ihm stehtquot;. Und Benajahu ben Jehojada führte sie zum König, und als der König hörte, dass sie zu ihm komme, ging er und setzte sich in ein Haus von Glas ({^rPJn| rPD)- Und als die Königin von Scheba den König sah, dachte sie in ihrem Herzen, dass er im quot;Wasser sitze , und sie erhob ihr Gewand, um hindurchzugehen, und da sah er Haare an ihren Füssen. Und er sprach zu ihr: «Deine Schönheit ist Frauenschönheit, dein Haar ist Manneshaar; Haare sind eine Zierde des Mannes, etwaa Hass-liches aber an einer Frauquot;. Da hub die Königin an und sprach: »Mein Herr König, ich will dir drei Eathsel aufgeben
N*nSn -jb); ^nn du sie lösen kannst, so werde ich wissen , dass du ein weiser Mann bist, und wenn nicht, so bist du wie die übrigen Menschenquot;. Und sie hub an und sprach: «quot;Was ist das ? Ein Brunnen aus Holz, Eimer aus Eisen, welche Steine schöpfen und quot;Wasser rinnen lassenquot;; da antwortete er: »Ein Schminkrohrquot; NHDlj)- Und wiederum sprach sie: «quot;Was
ist das ? Es kommt aus der Erde als Staub; seine Nahrung ist Staub; es wird ausgegossen wie Wasser und blickt zum Hause hinquot;; da antwortete er: «Naphthaquot;. Und wiederum sprach sie: «Was ist das ? Es geht allen voran, gleich einem Heerführer; es schreit laut und bitterlich; sein Kopf gleicht dem Schilfe; es ist ein Euhm der Vornehmen, eine Schmach der Armen, ein Euhm der Todten, eine Schmach der Lebenden , eine Ereude der Vögel, eine Betrübniss dor Eischequot;; da antwortete er : «Flachsquot;. Da hub sie an und sprach : «Ich habe den Worten nicht geglaubt, bis ich kam und meine
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Augen es sahen, und wahrlich! nicht die Halfte ist mir berichtet worden; du besitzest mehr quot;Weisheit und mehr des Guten, als mir gesagt wurde. Heil dir, Heil deinen Leuten und Heil deinen Die-nern!quot; (\'^ quot;IJ? TÜDNn 1 Kön,; 10,
7. 8, welche Stelle in der Sprache des Originals augeführt wird, nur das «Heil dir!quot; ist hinzugefügt). Und der König
führte sie in seinen Palast, und als die Königin seine Pracht und Herrlichkeit sah, da sprach sie: «Grepriesen sei Gott der Herr, der quot;Wohlgefallen an dir gefunden und der dich auf don Königsthron gesetzt hat, um Eecht und Grereehtigkeit auszuübonquot;. Und sie gab dem Könige viel Gold und Silber, und der König gab ihr Alles, was sie wünschte.
Was zunachst das Land Saba betriift, mit dessen Schilderung der quot;Wiedehopf seine Erzahlung beginnt, so wird von demselben auch im Koran (Sur. 34, 14) gesagt, dass es ein herrliches Land (iLCLb sAta) gewesen sei, mit Garten zur Eechten und zur Linken, bis es, wegen der Undankbarkeit (oder Gottlosigkeit) der Einwohner, durch Regengüsse (oder überfluthende Ströme) zerstört wurde, so-dass statt der früheren Fruchtbarkeit die Baume nur einzelne bittere Früehte trugen. (Man denkt dabei unwillkürlich an Gen., 13, 10.) Zamahsari (II, tic1\') und ihra folgend Baidawi (II, If.) bemerkt hierzu, das ganze Land sei gleichsam ein Garten gewesen, und so reich an Friichten, dass man diese gar nicht zu ptiücken brauchte, indem sie Ton selbst abfielen; auch habe es dort weder Moski-tos, noch Plöhe, noch Fliegen , noch Scorpione, noch Schlangen gegeben. Dasselbe sagt — unter Hinweisung auf die Koranstelle — Kazwini (1, fl), indem er zugleich das Land als ein ehemals sehr bevölkertes, gesundes und fruchtbares schildert. Bei Alkisai (f. 303 r.) wird erzahlt, der erste König von Jemen sei \'Abd Schams, Sohn des Kahtan , gewesen , der auch Saba genannt wurde, vom Zeitwort (gefangennehmen) , weil er der Erste war, der die Araber bezwang. Auch bei Pococke, Specimen hist. Arab., p. 58, heisst es, \'Abd Schams sei, wegen der vielen Beute , die er heimbrachte , und weil er viele Gefangene machte, Lgt;.« genannt worden (cf. Abü\'l-Fida, Hist, anteislam., p. 114). Derselbe habe das Land mit vielen Baumen be-pflanzt (wozu Sur. 34, 14 angeführt wird), die Stadte habe er mit
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starken Mauern und eisernen Thoren befestigt, dann 100 Schlösser erbauen und rait Gold, Marraor und Edelstein verzieren lassen , was auch seine sieben Söhne in den ihnen gehörigen Stadten thaten.
Auf welche quot;Weise der Wiedehopf nach Saba kam, und überhaupt auch den Zusammenhang der im Koran (Sur. 27, 20 fg.) mehr rhapsodisch und abrupt erwahnten Einzelheiten, erzahlt Zamahsari in seinem Coramentar z. St. (II, l.fl if. und, ihm folgend, aber viel kürzer, Baidawi, II, 11 ff.) also :
Als Salomon den Ban des Tempels (,j«lX2U vollendet batte,
unternahra er die Wallfabrt nacb Mekka, woselbst er wabrend seines Aufenthaltes taglich 5000 weibliche Kameele, 5000 Einder und 20,000 Schafe opferte. Von da ging er nach Jemen, welches Land ihm sehr gefiel. Er machte dort Halt; als er aber sein Gebet verrichten wollte, war nicht hinreichend Wasser da. Der Wiedehopf hatte nun die Fahigkeit, das in den Tiefen der Erde verborgene Wasser aufzufinden — er sah es, wie man das Wasser in einem glasernen Gefasse sieht —, und so war das Aufsuchen des Wassers das ihm zugewiesne Amt. Auf Salomon\'s Geheiss erhob er sich nun in die Lüfte und flog davon. Da sah er einen andren Wiedehopf, der sich auf die Erde niedergelassen hatte; er geselite sich zu ihm und erzahlte ihm von Salomon\'s Macht und Herrlichkeit, worauf dieser ihm von der Königin Bilkis und ihrem zahlreichen Heere erzahlte. Er flog nun mit ihm davon, um sich durch Autopsie von der Wahrheit des Gesagten zu überzeugen, und kehrte erst nach der Zeit des Abendgebets (^*j! lt;A*j) zurück. Nach einem andren Berichte hatte Salomon die Abwesenheit des Wiedehopfes dadurch wahrgenommen, dass einige Sonnenstrahlen sein Haupt trafen , und als er sich umsah, bemerkte er, dass der Wiedehopf nicht an seinem Platze war. (Die Vögel pflegten namlich, wie anderswo erzahlt wird, Salomon zu beschatten, wenn er auf dem Throne sass oder eine seiner Reisen durch die Luft machte) Er befahl darauf dem Oberherrn der Vögel, dem Geier (^.j), den Wiedehopf her-beizubringen. Der Geier flog davon und begegnete alsbald dem Wiedehopf, den er ungestüm anpackte. Dieser sagte: )Ich be-schwöre dich bei Gott, der dir grössere Starke verliehen als mir, hab\' Erbarmen mit mir!quot; Da sagte der Geier: «Moge deine Mutter
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urn dich trauem, der Prophet Gottes hat geschworen , dich hart zu züchtigen, wenn du nicht einen guten Grund deiner Abwesenheit beibringstquot;. Als nun der Wiedehopf vor Salomon erschien , naherte er sich ihm, den Kopf domiithig gesenkt und Schweif und Fiügel herabhangen lassend. Salomon aber packte ihn heftig beim Kopfe; da sagte der quot;Wiedehopf: «Bedenke, o Prophet Gottes, dass du der-einst vor Gott stehen wirstquot;; da erzitterte Salomon und Hess iha los. Darauf erzahlte ihm der Wiedehopf von der Königin Bilkis und ihrem Throne — dessen Pracht und Grosse umstandlich ge-schildert wird — sowie von ihrer Anbetung der Sonne. Alsdann gab ihm Salomon den Brief, den er mit Moschus zusiegelte und dann sein Siegel darauf drückte. Es wird erzahlt, Folgendes sei der In-halt dieses Briefes gewesen : »Von dem Diener Gottes , Salomon, Sohn David\'s, an Bilkis, Königin von Saba. Heil demjenigen, welcher der richtigen Leitung folgt. Und nun erhebt euch nicht gegen mich, sondern kommt als Glaubigequot;.
Der Wiedehopf fand die Königin in ihrem Schlosse zu Mareb schlafend; nach der Meinung Anderer fand er sie wachend, um-geben von ihren Heerführern. Er flog durch das Fenster hinein und Hess den Brief auf ihren Schoss fallen. Als sie das Siegel er-blickte, erzitterte sie und bückte sich in Demuth. Darauf sagte sie zu ihren Leuten das, was sie sagte (d. h. die aus der Koran-erzahlung bekannten Worte).
Mit Bezug auf die Textstelle »Ich werde ihnen ein Geschenk sendenquot; (Vs. 35) sagt Zamahsarl (und kürzer Baidawi): Sie schickte ihm — wie erzahlt wird — 500 reichgeschmückte Jünglinge, auf reichgeschmückten Rossen reitend, aber wie Jungfrauen aussehend, und 500 gleichgekleidete Jungfrauen, auf Stuten reitend und wie Jünglinge gekleidet; ferner 1000 Gold- und Silberbarren (\\/.gt;J , also ziegelförmige Barren), eine goldne, mit Edelsteinen verzierte. Krone, Moschus und Ambra; ferner ein Kastchen, in welchem eine unge-bohrte Perle sowie ein krummgebohrter Onyx war. Als Gesandte wahlte sie die Edelsten des Volkes, die zugleich kluge und ein-sichtsvolle Manner waren. Zu einem derselben . Almundar, Sohn \'Amr\'s, sagte sie: «Wenn er ein Prophet ist, so wird er die Jünglinge und die Jungfrauen von einander unterscheiden, die
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Perle durchbohren und durch den Edelstein einen Faden ziehen konnen, und wenn er euch mit unfreundlichem Gesichte empfangt, so ist er ein gewöhnlicher König, der nicht zu fürchten ist; empfangt er euch aber freundlich und wohlwollend, so ist er ein Prophetquot;.
Von all diesem — heisst es weiter — brachte der Wiedehopf dem Salomon die Kunde. Salomon liess hierauf durch die Damonen einen grossen Platz in einer Ausdehnung von 7 Parasangen mit ziegelförmigen Grold- und Silberbai-ren belegen ; diesen liess er mit einer Mauer mit goldnen und silbernen Zinnen umgeben, dann be-fahl er, dass die schönsten Thiere zu beiden Seiten des Platzes in Eeih\' und Glied sich aufstellten und ebenso, dass die jungen Ginnen, die eine grosse Menge bildeten, zur Rechten und zur Linken stehen sollten. Dann setzte er sich auf seinen Thron, auf dessen beiden Seiten andre Throne errichtet waren; die Damonen bildeten eine Reihe, die eine Parasange weit sich er-streckte ; eine zweite , eben so lange , Reihe bildeten die Menschen , die dritte, von gleicher Lange, die kriechenden , gehenden und flie-genden Thiere. Als nun die Gesandten kamen und Alles das sahen , und wie die Thiere die Gold- und Silberbarren, auf denen sie stan. den, mit ihren Excrementen besudelten, da waren sie ganz verwirrt und betiiubt; der Muth entsank ihnen und sie warfen Alles weg, was sie mitgebracht hatten. Als sie vor Salomon\'s Angesicht traten, blickte er sie mit wohlwollender und freundlicher Miene an, und da ihn der Engel Gabriel über Alles belehrt hatte, fragte er sie nach dem Kastchen, indem er ihnen zugleich sagte, was es ent-hielt. Darauf liess er den Holzwurm herbeibringen, der die
Perle durchbohrte, wahrend ein weisser Wurm einen Faden, den er in den Mund genommen, durch den Onyx hindurchzog. Dann liess er Wasser bringen und forderte die Jiinglinge und Jungfrauen auf, sich mit demselben zu waschen; er erkannte nun die Letzteren daran, dass sie das Wasser aus der einen Hand in die andre gos-sen und dann erst, mit beiden Handen, das Gesicht wuschen , was die ersteren gleich mit der einen Hand thaten. Als nun Almundar mit den Ubrigen zuriickkehrte, sagte Bilkis: «Er ist in der That ein Prophet, und wir können uns nicht mit ihm messenquot;. Darauf machte
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sie sich auf den Weg zu Salomon, gefolgt von 12,000 Heerführern, deren Jeder 1000 Mann unter sich hatte.
Mit Bezug auf den Vs. 44 erwahnten Glaspalast erzablt Za-mahsari (p. I.ïl), dass Salomon einen Palast (y«aï) aus weissem Glase erbauen liess, unter dessen (glasernem) Fussboden Wasser war, und darin Fische und verschiedene Seethiere. In die Mitte des Palastes liess er seinen Thron hinstellen; auf diesen setzte er sich, umgebea von Vögeln, Ginnen und Menschen. Er that das, um der Königin eine hohe Meinung von seiner Prophetengabe beizubringen, damit sie um so eher sich zu seinem Glauben be-kenne. Man sagt Oyfjs) — fügt Zamahsari hinzu —, dass die Ginnen fürchteten, Salomon werde Bilkis heirathen und ihr das die Ginnen betreffende Geheimniss (wahrscheinlich, wie dieselben zu beherrschen seien) mittheilen, da sie selbst die Toehter einer Peri (oder eines weiblichen Ginn, war, und dass der aus
dieser Ehe hervorgehende Sohn die Ginnen wiederum beherrschen und so ihre Dienstbarkeit nieraals aufhören werde. Sie sag-ten desshalb zu Salomon, dass ihre Schenkel behaart seien und dass ihr Fuss einem Eselshufe gleiche. Um sich davon zu über-zeugen, liess Salomon — auf den Rath der Ginnen hin — jenen Palast erbauen. Als er seinen Sitz eingenommen, liess er Bilkis bitten, einzutreten; als sie nun eintrat und ihre Füsse entblösste, bemerkte er, dass dieselben in der That behaart waren; er wandte seine Blicke ab und sagte ihr, dass der Palast mit Glas glatt ge-tafelt sei. Darauf befahl er den Damonen (^LLAii), das Nürah genannte Bnthaarungsmittel (eine Mischung von Arsenik und un-gelöschtem Kalk) zu verfertigen , und man sagt, es sei dieses die erste Anwendung der NArah gewesen.
Diese ganze Erzahlung — nur Manches ausführlicher — findet sich auch bei Tabari (I, ow ff.) und — nur in kürzerer Fassung, aber oft in wörtlicher Übereinstimmung — bei Ibn el-Atir (I, !1f ff.), auf den auch in den Noten zu Tabari verwiesen wird. Das NArah genannte Mittel zur Entfernung der Haare wurde von den Diimo-nen (^IoL^i;) anempfohlen , nachdem Salomon zuerst die Menschen, dann die Ginnen befragt hatie, die aber keinen Rath wussten. Dass dieses das erste Beispiel vom Gebrauch desselben gewesen, wird
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bei Tabari als Tradition auf Ibn cAbb;is zurückgefübrt. Tabart er-wahnt ferner ^p. ovl), dass aueh mit Bezug auf die ungebohrte Perle Salomon zuerst die Monschen, dann die Ginnen und zuletzt die Damonen befragte, auf deren Eath er den Wurm Arada brin-gen liess, der mit einem Faden im Munde die Perle durchbohrte und zugleich den Faden hindurch zog. (Ubrigens hat das benutzte MS. des Tabari, wie aus den vielen Asterismen zu ersehen, an dieser Stelle besonders viele Lüeken , und so erklart sich wohl auch , dass der krummgebohrte Onyx nicht erwahnt wird.)
Im zweiten Esthertargum gibt die Königin von Scheba dem Salomon drei Eilthsel auf, was auch der biblischen Darstellung entspricht (1 Kön., 10, 1; 2 Chron., 9, 1). Auch Tabart erzahlt (p. oa!) , Bilkts babe zu Salomon gesagt: »Ich möchte dich Etwas fragen, worauf du mir antworten solistquot;. Ersagte: «Fragenur!quot; Darauf sagte sie: «Sage mir, was ist das für ein Wasser, das weder vom Himmel noch aus der Erde kommt ?quot; Nachdem Salomon der Eeihe nach die Menschen , Ginnen und Damonen befragt hatte, antwortete er ihr: »Das ist der Schweiss eines Eennersquot;.
Bei Alkisai (f. 314 v.) werden ebenfalls die einander ahnlichen Jünglinge und Jungfrauen , die zu durchbohrende Perle und der krummgebohrte Onyx erwahnt; ferner sollte Salomon ein Grefass mit einem Wasser füllen, das weder vom Himmel herabfallt noch aus der Erde hervorquillt — welche Aufgaben er also sammtlich löste. (Das Rathsel von dem Wasser, das weder vom Himmel noch aus der Erde kommt, findet sich aueh bei C. Landberg, Proverbes et dictons, I, 163, N0 91).
Die ganze Erzahlung kommt auch in Ta\'labi\'s Prophetenge-schichten (mitgetheilt in A. Socin\'s arabischer Gram mat ik, p. 49 ff.) vor, nur ausführlicher. So wird z. B. erzahlt, dass Salomon wahrend seines Aufenthaltes in Mekka dem Volke die Ankunft des Mohammad zum Voraus prophezeite; ebenso wird berichtet, dass
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der Wiedehopf des Salomon , der aus Jemen aber ge-geheissen habe, und so noch manches Andre.
Im Jalkut zu 1 Chron. 9, 1 (§ 1085) heisst es (nach dem Mi-drasch zu den Proverbien 2, 6) mit Bezug auf die von der Königin von Scheba aufgegebenen Eathsel, dass sie zu Salomon gesagt habe :
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»Wenn ich eine Frage an dich richte, wirst du sie beantworten können?quot; Salomon erwiederte: «Der Herr gibt Weisheit; aus seinem Munde kotnmt Wissen und Einsichtquot; (Prov. 2, 6). Die Königin fragte nun: «Sieben gehen hinaus, neun gehen hinein, zwei schenken ein □quot;\'Jïi\')\' Einer trinktquot;, worauf Salomon antwortete, es seien das die sieben Tage der iquot;i~J (Levit., 12, 2), die neun Monate der
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Schwangerschaft, die Mutterbrust und das daran trinkende Kind. Das zweite Rathsel der Königin ist: »Eine Trau sagt zu ihrem Sohne: Dein Vater ist mein Vater, dein Grossvater mein Gatte; du bist mein Sobn; ich bin deine Schwesterquot;, worauf Salomon ant-wortet; «Die Mutter, die das zu ihrem Sohne sagt, ist eine von Loth\'s Töchternquot;. Auch die Aufgabe, die Knaben von den gleich aussehenden und gleich gekleideten Madchen zu unterscheiden-wird von Salomon dahin gelost, dass er an Alle Nüsse und Back, werk vertheilen lasst; die Knaben breiten einfach ihre Gewander aus, um diese Dinge in Empfang zu nehmen,\'wahrend die Miidchen verschamt ihre Tücher (□rpTiio, das auch jede Art von Kopfbe-deckung bezeichnet) dazu gebrauchen. Es ist das also nur die weitere Detaillirung der Textstelle; sonst aber wird die Zusam-menkunft der Königin von Scheba mit Salomon weder im Mid-rasch noch im Talmud erwahnt, so reichen Stoff auch die biblische Erzahlung zur weiteren Ausschmiickung darbot. Dagegen findet sich die Erzahlung von Salomon\'s Entthronung sowohl in den jüdischen wie auch in den arabischen Schriften, aber gerade hierbei zeigt sich ganz besonders die grosse Verschiedenheit in der Beurthei-lung und Charakterisirung Salomon\'s.
Dass ein Damon Salomon\'s Thron und Herrschaft usurpirte, wahrend er selbst in armseliger Gestalt umherwanderte, wird im Koran (Sur. 38, 33) nur ganz flüchtig erwahnt; um so aus-führlicher ist aber die Darstellung bei den Commentatoren und den spateren Autoren. Es sind eigentlich zwei, in causalem Zu-sammenhange stehende, Erzahlungen, die von Zamahsari (II, IfH) und Baidawi (II, Uv) zur erwahnten Koranstelle sowie — mit einzelnen Varianten — von Tabari (I, öaI ff.) und Ibn el-Atlr (I, ill ff.) mitgetheilt werden. Der Hauptinhalt derselben ist das Eolgende:
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Salomon hatte gehort, dass auf einer Insel, Saidün genannt (^jjiAjyws — das biblische , Gen. 10, 15, — heisst bei Jaküt,
III, fn, der Griinder von e\'jcya oder Sidon), ein machtiger König herrsche, gegen dessen Land, seiner Abgeschlossenheit wegen, noch Niemand gewagt hatte, einen Kriegszug zu unternehmen. Salomon sammelte nun sein aus Menschen und Ginnen bestehendes Heer und zog aus, um jenen König zu bekriegen — nicht zu Lande und nicht zu quot;Wasser, sondern durch die Luft, da ihn die quot;Winde überall hintrugen, wohin er wollte. So gelangte er denn in kurzer Zeit mitsammt seinem Heere nach jenem Lande, das er eroberte und dessen König er tödtete. Die Tochter des Königs aber, Gara-dah mit Namen, die an Schönheit und Anrauth alle andren Frauen überstrahlte, nahm Salomon mit sich, und nachdem er sie zum Islam bekehrt hatte, nahm er sie zur Prau, und zwar liebte er sie mehr als alle seine andren Frauen. Garadah aber hörte nicht auf, ihren Vater zu beweinen, und da Salomon ihr deshalb Vorstellnn-gen machte, bat sie ihn, durch die Ginnen ein Bildniss Qs^yo) ihres Vaters Terfertigen zu lassen. Als nun auf Salomon\'s Geheiss von den Ginnen ein solches Bildaiss verfertigt und ihr gebracht wurde, warf sie sich jeden Morgen und jeden Abend vor demselben an-betend nieder, und auch ihre Dienerinnen erwiesen ihm göttliche Ehren. Das dauerte 40 Tage lang; da gelangte die Kunde davon zu Asaf, dem Sohne Berahja\'s ^ oiao\'). Dieser eilte zum
Könige — zu dem er jede Zeit Zutritt hatte — und machte ihm Vor-würfe darüber, dass in seinem Hause Götzendienst getrieben werde. »In meinem Hause?quot; sagte Salomon. «In deinem Hausequot;, antwortete Asaf. Da rief Salomon aus: »Wir sind Gottes und zu Gott kehren wir zurückquot; Ljt, Sur. 2, 151). Er ging hier-
auf in das Gemach, in welchem das Bildniss war, zerbrach daeselbe und bestrafte Garadah sowie ihre Dienerinnen. Darauf zog er sein Eeinigungsgewand (S-jW v_jLo) an —es war das ein Gewand, das nur Jungfrauen gesponnen, gewebt und gewaschen batten — und ging in die quot;Wüste; allda streute er Asche aus und walzte sich in derselben, indem er weinend Gott um Vergebung anflehte; alsdann kehrte er zurück.
XJnter den Frauen Salomon\'s war eine, Namens Amina; dieser
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gab er seinen Siegelring zur Aufbewahrung, so oft er in der Lage war, eine der gesetzlichen Waschungen vornelimen zu müssen; auf diesem Siegelringe beruhte seine Herrschaft. Als er nun eines Tages denselben wiederum der Amina anvertraut batte, kam wah-rend seiner Abwesenbeit der Damon Sahr (jiW), der die Gestalt Salomon\'s angenommen batte, und sagte: »Gib mir meinen Siegelring, Aminaquot;. Sie übergab ihm den Ring; er that ibn an seinen Finger, dann setzte er sicb auf Salomon\'s Tbron, und alsbald um-gaben ibn die Vogel, Damonen und Menseben. Hierauf kam Salomon — dessen Ausseben und Gestalt aber ganz verandert war — zu Amina und verlangte seinen Ring. «Wer bist du denn?quot; fragte sie. Er erwiederte: «leb bin Salomon, Sobn David\'squot;. »Du liigstquot;, antwortete sie, «Salomon bat bereits seinen Ring in Empfang ge-nommen und sitzt aaf seinem Tbronequot;. Salomon sab nun ein, dass das die Strafe für sein Vergeben war; er ging fort und zog umber in den quot;Wobnungen der Kinder Israel\'s und sagte: »Ich bin Salomon Sohn David\'squot;. Die Leute aberbewarfen ibn mit Staub, verspotteten ibn und sagten: «Sebet diesen Narren da, welcber immer sagt, er sei Salomon, Sobn David\'squot;. Hierauf ging Salomon an\'s Meer zu den Fiscbern; für diese trug er die Fiscbe zu Markte; sie gaben ihm dafiir jeden Tag zwei Fische; fiir don einen Fisch kaufte er sich des Abends kleine Brote, den andren ass er, nachdem er ibn ge-braten hatte. In diesem Zustande verblieb er 40 Tage, also eben so viele Tage, wie die Abgötterei in seinem Hause gedauert hatte. Wabrend dieser Zeit batten sowobl Asaf als auch die Angesehen-sten der Kinder Israel\'s das Gebabren und die Regierungsweise jenes Damons gar seltsam gefunden, und Asaf sagte zu denselben: nHabt ibr nicht auch bemerkt, wie sehr der Sohn David\'s sich verandert hat? i) Allerdingsquot;, antworteten jene. Asaf ging hierauf zu den Frauen Salomon\'s und fragte sie: »Habt ihr nicht auch die Lebens-weise des Königs sonderbar und seltsam gefunden so wie wir?quot; «Mehr als ihrquot; — antworteten die Frauen —, »denn er kiimmert sich nicht um die Absonderungsperiode der Frauen und ebenso wenig beobachtet er selbst die Reinigungsgesetzequot;. Da sprach Asaf: «quot;Wir sind Gottes und zu Gott kehren wir zurückquot; (wie oben Salomon), und dann erzahlte er den Kindern Israel\'s das, was er erfahren.
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Als nun aber 40 Tage yergangen waren, flog der Damon davon bis ans Meer, in das er den Ring warf, den alsbald ein Fiseh Terschlang. Einer der Fischer fing diesen Fisch, und da Salomon an diesem Tage ihm seine Dienste geleistet batte, so gab er ihm am Abend zwei Fische, von denen einer derselbe war, der den Ring verschlungen batte. Als nun Salomon diesen Fisch zertheilte, fand er den Ring; er steckte ihn an seinen Finger und warf sich vor Gott anbetend nieder. Darauf umgaben ihn die Vögel und die Damonen; die Leute kamen ihm mit freundlichem Empfang ent gegen, und er kehrte zu seiner Herrschaft zurück. Als nun Salomon wieder auf seinera Throne sass, befahl er den Damonen, ihm den Damon Sahr herbeizubringen, und als sie es gethan, wurde er auf Salomon\'s Geheiss zwischen zwei Steine gelegt, die mit Eisen und Blei aneinandergeschlossen und dann in\'s Meer versenkt wurden.
In einer andern, von Tabari (I, ol)1 ff.) mitgetheilten Überlie-ferung wird erzablt, dass die jüdischen Schriftgelehrten und die Thoraleser — tiy» — bis zu dem Pseudosalomon vordrangen, ihn umringten und die Thorarollen entrollten, um daraus Torzulesen. Da flog der Damon davon und ans Meer, in das der Siegelring hineinfiel, worauf ein Fisch denselben verschlang. Wahrenddes-sen war Salomon zu den Fischern am Meeresufer gegangen. Er bat sie, ihm etwas zu essen zu geben, indem er sagte: sich bin Salomon, Sohn David\'squot;. Einer der Fischer schlug und verwundete ihn; die andren waren darüber erzürnt und fragten ihn, warum er das gethan. »Weil er sagte, er sei Salomonquot;, antwortete er. Sie gaben hierauf dem Salomon zwei Fische. Er ging ans Meer, um sein Blut abzuwaschen; hierauf schnitt er die Fische auf, da fand er in einem derselben seinen Ring; er that ihn an seinen Finger, und Gott gab ihm seine frühere Sehönheit und seine Herrschaft wieder .... Als man auf sein Geheiss jenen Damon vor ihn gebracht hatte, wurde derselbe in eine eiserne Kiste eingeschlossen, die Salomon mit seinem Siegel versiegelte. Darauf wurde er in\'s Meer versenkt, und da wird er bleiben his zum Tage der Auferetehung (KcLawJI Der Name dieses Damons war oLJÜs» (nach einer
andern Lesart oUsus-, es fehlen hier einige diakritische Punkte).
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Bei Alkisai (f. 322 r.) wird — ebenfalls unter Anführung von Sur. 38, 83 — dieselbe Erzahlung, nur mit einzelnen Varianten, erzahlt. So wird im Namen des Ibn \'Abbas erwahnt, dasa der Damon Sahr weder über die Frauen Salomon\'s noch
auch über sein Besitzthum irgend welche Macht gchabt habe. Ferner wird erzahlt, dass nach Verlanf der 40 Tage Salomon ein vertrocknetes Brot auf seinem Wege fand. Er ging ans LTfer des Meeres, um es dort aufznweichen; da entrissen es die Wellen seiner Hand. Da sprach er: »0 Grott, nach 40 Tagen bescherst du mir ein trocknes Brot, du der Allernaher!quot; einer der Namen
Gottes, der auch Sur. 51, 58 vorkommt). Dann wird erzahlt, wie einer der Fischer ihn mit einem Stocke schlug, weil er sich fiir Salomon ausgab und dass Salomon weinte, so dass die Engel im Himmel mit ihm weinten. Auch die Fischer hatten Mitleid mit ihm und gaben ihm ein Messer und einen Fisch, und als er diesen aufschnitt, fand er seinen Ring in demselben. Als der Damon Sahr davon hörte, entfloh er. Salomon befahl — als er die Herrschaft wiedererlangt hatte — den \'Ifrits (c^\'^c) genannten Damonen, ihn aufzusuchen, zu ergreifen und vor ihn zu bringen. Darauf wurde er auf Salomon\'s Befehl in den See von Tiberias versenkt, und man sagt, dass er da bleiben werde bis ans Ende der Zeiten.
Bei Ja\'kübi (ed. Houtsma, p. rf fg.) wird erzahlt, dass eine der 700 Frauen Salomon\'s sich ein Bildniss ihres Vaters hatte verfertigen lassen, und dass auch die andren Frauen, ihrem Bei-spiele folgend, dasselbe thaten. Hierauf sagte Gott zu Salomon: «In deinera Hause werden Bilder angebetet , und du
gibst es zu ? So werde ich denn zur Strafe dir die Herrschaft entziehen und die Stamme der Kinder Israel\'s von einander tren-nen; aus Liebe aber zu deinem Vater David werde ich dir die Herrschaft nicht wahrend deines Lebens entziehen, und zwei der Stamme werden deinem Hause verbleiben, damit dein Andenken nicht ganz aufhörequot;. Als nun Salomon einst auf seinem Throne sass, wurde sein Siegelring von seinem Finger weggenommen jXi\'). Einer der Damonen ergriff ihn, that ihn an seinen Finger und verdrangte so Salomon von seinem Throne, den er selbst ein-nahm, indem er zugleich Salomon seiner Kleider beraubte und
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sich selbst damit bekleidête. Salomon zog ein wollenes Gewand an; in der Hand hatte er ein Rohr, und so bat er die Leute, ihm zu essen zu geben, indem er sagte: «leb bin Salomon, der König von Israel; Gott aber hat mir die Herrscbaft entzogenquot;. Die Leute glaubten seinen Worten aber nicht und verspotteten ihn. Darauf ging er zu den Fischern am Meeresufer und bat sie, ihtn etwas zu essen zu geben. Asaf aber, der Freund Salomon\'s, und noch Andre fanden das Betragen des Damons, der Salomon\'s Thron eingenommen, auffallend und seltsam, so namentlich, dass er nie-mals Gottes Namen aussprach. Der Damon entfloh hierauf und warf den Siegelring ins Meer, nachdem er 40 Tage lang den Thron Salomon\'s eingenommen hatte. Nach Verlauf dieser Zeit ging Salomon einst an\'s Ufer des Meeres; da sagte einer der Fischer zu ihm: »Komm\' her, du Wahnsinniger, und nimm dir diesen Fischquot;; darauf gab er ihm einen Fisch, der bereits stinkend war. Salomon ging mit demselben an\'s Meer, wusch ihn und schnitt ihn auf. Da fand er in seinem Innern einen audren Fisch, und als er diesen aufschnitt, fand er seinen Ring in demselben. Er steckte ihn, Gott lobpreisend, an seinen Finger. Gott gab ihm die Herrschaft wieder über die Kinder Israel\'s und machte die Vogel und Damonen ihm unterthanig; die Damonen verfertigten für ihn allerlei Kunstwerke, errichteten Bauten für ihn und dienten ihm auf jede Weise 40 Jahre lang. Auch bei Tabari (I, oT) und Ihn el-Atir (I, 111) wird, unter Anführung von Sur. 38, 34 — 37, gesagt, dass erst nach dieser Episode in Salomon\'s Leben ihm die Herrschaft über die Ginnen, Damonen und Winde — also als Zeiehen der Yergebung von Gott — verliehen worden sei.
Die Erzahlung bei Jakübi ist von den früher angelührten Er-zahlungen doch einigermassen verschieden: auch erinnert sie an die biblische Darstellung (1 Kon., 11, 7—13); ganz anders die Erzahlung bei Zamahsari, Tabari und Ibn el-Atir. Die Demüthi-gung, die Salomon erfuhr, steht hier in gar keinem Verhaltnisse zu seinem Vergehen, da er ja von der Bilderverehrung der Frauen Nichts wusste, und als er davon erfuhr, dieselben bestrafte und selbst Busse that. Denn dass er eine Auslanderin zur Frau ge-nommen, war keine Sünde, sondern eher eine verdienstliche That,
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da er sie zum Islam bekehrte. Zamahsari, der diese Erzahlungen eben nur als Sagen anführt, deren quot;Wahrheit noch zu dahingestellt bleibe sllii), sagt in der That am Sehlusse der zweiten
Erzahlung, nach der Meinung kundiger Personen gehore dieselbe zu den nichtigen Fabeln der Juden , da es nicht
denkbar sei, dass ein Damon über Salomon , den Propheten Gottes, und dessen Prauen je eine solche Macht ausgeübt habe, dass ferner Salomon gewiss nie jene Anbetung des Bildes gestattet hatte und dass, wenn sie stattfand, er jedenfalls unschuldig daran gewesen sei.
In den jüdischen Schriften ist — wie schon aus den oben an-geführten Stellen zu ersehen — die Veranlassung zu Salomon\'s Entthronung durchaus keine geriagfügige; auch wird seine Herr-schaft über die Damonen nicht interimistisch suspendirt, um spater in desto grösserem Glanze zu erstrahlen, vielmehr fiirchtet er fortan die Damonen, die früher ihn gefürchtet.
Die im Talmud erzahlte Geschichte von der Usurpirung des salomonischen Thrones durch Aschmedai habe ich ZDMG., XXXI, 204 fg., mitgetheilt, wie gleichzeitig auch die damit in Verbin-dung stehende Erzahlung von Schamir, der ursprünglich im Be-sitze des Wiedehopfes war- Wenn von Letzterem
gesagt wird, dass er ode und unangebaute Berge aufsuche, so erinnert das an die von Bochart (Hieroz , ed. Lond., II, 345 fgg.) aus Aristoteles\' Thierkunde, IX, 49 (ed. Aubert-Wimmer, I, 240; II, 330) und Aelian (III, 26) angeführten Stellen, in denen es vom Wiedehopfe heisst, dass er auf wüsten und entlegenen Pelsen niste, was — nach Aeschylos — mit der Sage von Tereus in Ver bindung gebracht wird. Dazu würde auch die in Gesen. Thes. s. v. HS\'On (P* 326b) erwahnte Erklarung von a^s 11 ^
, und sehr gut passen.
Sehr viel Ahnlichkeit mit dem, was im Talmud von Aschme-dai\'s Gefangennehmung erzahlt wird, hat die folgende, von Alkisai (f. 299 r. fg.) mitgetheilte, Erzahlung, die allem Anscheine nach jüdischen Ursprunges ist.
Salomon — so wird erzahlt — berief eines Tages die \'Ifrit\'s, Damonen und Ginnen zusammen, und befahl ihnen, ihm den Damon Sahr j^jo) herbeizuschaffen. Da sagten sie: »0 Prophet
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Gottes, Allah hat diesem Sahr eine so grosse Starke verliehen, dass alle Damonen zusanimen Nichts über ihn vermogen. Es gibt nur ein Mittel, ihn in unsre Gewalt zu bringen; Sahr komrnt namlich jeden Monat an eine Quelle auf einer gewissen
Insel und trinkt vom Wasser derselben. Unser Rath ware nun, dieses Wasser auszusehöpfen und stattdessen Weill hineinzuthun. Wenn er dann kommt und kein Wasser findet, so wird er vom Weine trinken, bis er berauscht sein wird; dann werden wir ihn ergreifen und dir bringen. Salomon befahl ihnen nun, das Vorge-schlagene in Ausfiihrung zu bringen. Nachdem sie also das Wasser mit Wein vertauscht hatten, verbargen sie sich hinter den Bau-men jener Insel. (Ebenso heisst es im Talmud von Benajahu .) Als nun Sahr an die Quelle kam und den Wein roch, erhob er ein Geschrei und dann sagte er: »0 Wein, du bist etwas Köstliches, nur dass du Einem den Verstand nimmst und den Klugen dumm maehst und Eeue erzeugst!quot; Darauf ging er fort, ohne zu trinken. Den dritten Tag kam er wieder, und da ihn der Durst qualte, rief er aus: nDem, was Gott über mich verhangt hat, kann ich nicht entgehenquot;. Dann ging er an die Quelle und trank bis er vom Weine voll war. Hierauf erhob er sich und ging einige Schritte, fiel aber alsbald nieder. Die cIfrtt\'s eilten nun von allen Seiten herbei und trugen ihn fort, wiihrend ihm aus Mund und Nase Feuerflammen hervorgingen. Als er aber vor Salomon erschien und dessen Siegelring erblickte, war seine Kraft dahin; er fiel in Demuth auf sein Angesicht nieder und sagte: »Wie gross ist deine Macht, o Prophet Gottes! aber sie wird von dir weichen und nur die Erinnerung daran wird bleibenquot;. Salomon antwortete: «Du sprichst die Wahrheitquot; (Letzteres findet sich ebenfalls in der talmudiscben Sage — of. ZDMG., 1. c., p. 219). v.ö \'\'-A Einen merkwiirdigen Anklang an die Sage von Aschmadai
(und auch an die von mir damit verglichene von Silen und Midas) bildet das, was Mannhardt (Baumeultus der Germanen, p. 97) aus Yernaleken\'s Alpensagen (p. 213 fg.) mittheilt. Ein wildes Berg-mannlein, von dem man Allerlei zu erfahren wiinschte, wird da-durch gefangen, dass man zwei Brunnentröge mit Wein und Branntwein füllt. Als das Mannchen zur Stelle kommt, sagt es zum
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Weine: «Röthi, Röthi, du bschiss\'t (betrügst) mi nitquot;, trinkt dann aber doch, wird berauscht, schlaft ein; wird gebunden und in\'s Dorf gebracht. Ebenso wird, um einem wilden Mannlein ein Mittel gegen die Pest zu entlocken, die Höhlung eines Steins mit Velt-liner angefüllt, welches Mittel dann auch den gewünschten Erfolg hat. Auch bei A. Kuhn (Herabkunft des Feuers, p. 34, N) wird eine Stelle aas einem althochdeutschen Lobliede auf Salomon an-geführt, in welchem ebenfalls die Gefangennahme eines Dracher durch Wein vorkommt.
Weshalb Salomon wollte, dass man Sahr vor ihn bringe, wird bei Alkisai nicht gesagt; aber Kazwtni (I, ?!/) berichtet es in folgender Erzahlung, die wiederum — der Hauptsache nach — mit der talmudischen übereinstimmt.
Der Diamant (jyiLvJI e^n Stein, der alle andren Steine
spaltet. Zur Zeit als Salomon — Friede über ihn! — den Tempel bauen wollte, befahl er den Damonen , die Steine zu
behauen. Als nun aber die Leute sich über den dadurch entstanden en Larm beklagten, liess Salomon die Schlauesten der Ginnen c#) vor sich kommen und fragte sie, ob es denn kein Mittel gabe, die Steine zu behauen, ohne dass man es höre. Sie antwor-teten: «Wir, o Prophet Gottes! kennen kein derartiges Mittel; es existirt aber noch ein Damon (o^Lo), Namens Sahr, der nicht in deinem Dienste steht; vielleicht kann er Etwas angebenquot;. Salomon befahl nun, diesen Damon horbeizubringen , und als derselbe vor ihm erschien, richtete er die gleiche Frage an ihn. Jener ant-wortete : »Ich kenne allerdings einen Stein, o Prophet Gottes! mit dem man gerauschlos Steine durchschneiden kann; ich weiss aber nicht, wo derselbe zu findeu ist. Ich will dir aber die Art und Weise angeben, um in dessen Besitz zu gelangen, und das ist, dass man das Nest eines Adlers aufsuchtquot;. Auf Salomon\'s Befehl ging nun Einer der \'IMt\'s nach einem Adlerneste aus; er fand ein solches zur Zeit als der alte Adler ausgeflogen war; hierauf nahm er eine glaserne Schale und stülpte sie über das Nest, in dem die Jungen waren. Als der Adler zurückkehrte und sah, dass er nicht zu seinen Jungen gelangen konnte, flog er davon. Am Morgen des folgenden Tages aber kam er wieder mit einem Steine
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im Schnabel, und mit diesem Steine spaltete er das Glas. Salomon, dem man dieses erzahlte, befahl, den Adler vor ihn zu bringen. Als dieser gekommen war, fragte er ihn: «Sage mir doch, wo du dir jenen Stein geholt hastquot;. Der Adler antwortete: «Den Stein, o Prophet Gottes! habe ich mir von einem Berge im Westen, dem Samürberge (^.cLwJï geholtquot;. Auf Salomon\'s Geheiss
brachten hierauf die Damonen von jenem Berge Steine herbei, mit denen die Bausteine behauen wurden, ohne dass man es hörte. Dass übrigens auch in andren arabischen Sagen der Samür mit dem quot;Wiedehopf in Verbindung gebracht wird, ist aus der oben (p. 180 ff.) erwahnten Erzahlung von Moses\' Kampf mit \'Og er-sichtlich.
Es möge gestattet sein, hier noch einiges auf den Hudhud Bezügliche zu erwahnen.
Bei Kazwinl (I, fVI) — und ahnlieh in Arnold\'s arabischer Chrestomathie (p. ft, N0. I^f) — wird erzahlt, dass der Hudhud einst Salomon eingeladen habe, sein Gast zu sein. «Ich allein?quot; fragte Salomon. »Nein, du und dein ganzes Heer, euch alle lade ich ein, auf der und der Insel bei mir zu speisenquot;. Als nun an dem dazu anberaumten Tage Salomon mit seinem Heere sich ein-gefundeu hatte, sprang der Hudhud in die Luft, fing eine Heusehrecke, brach sie entzwei, warf einen Theil davon in\'s Meer und sagte: »Esset nun, und wem das Fleisch entgangen, dem wird jedenfalls die Brühe nicht entgehenquot; — ijls q s
ioJ aUaj —, so bei Arnold; bei Kazwint: q-. Jij aJls q-.
Salomon und seine Leute lachten , und daher — wie es bei Arnold heisst — stammt das Sprichwort: »\\Venn dir das Fleisch entgangen, so trinke die Brühequot; (ïi-i\' vyilj liXj\'li ^1). Auch
bei Socin (N0. 441) wird der Spruch angeführt: Sól
i-SjIL léLJtc, Wenn dir das Fleisch entgangen ist, so gieb Acht auf die Brühe!quot;
Bei Kazwint wird ferner — und ebenso in Muhit al-Muhit {s- v. iXï\'J.ë, p. fhl) — der Ausspruch Mohammad\'s angeführt: »Tödtet nicht den Hudhud, denn er war es, der dem Salomon anzeigte, wo Wasser zu finden sei, und er wollte auch, dass man auf der ganzen Erde nur Golt allein anbete und kein Wesen ausser ihmquot;.
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was sich wahrscheinlich auf Hudhud\'s Entrüstung iiber die Sonnen-verehrung der Sabaër bezieht (Sur. 27, 24) \').
Bei Alkisai (f. 293 r.) wird erzahlt, wie — nebst andren Vogeln — auch der Hudhud sich dem Konig Salomon vorstellte und, nach-dem er ihn begrüsst hatte, zu ihm sagte, dass er ihm fortan als Pülirer zum Auffinden des Wassers dienen warde. Sa
lomon sagte hierauf: »Ich sehe, dass du sehr klug und findig bist; ich sehe aber auch, dass die israelitischen Knaben dich in ihren Schlingen fangenquot;, worauf Hudhud antwortete, dass gegenüber dem Schicksalsbeschlusse Lnajl) alle Klugheit
nichts nütze.
Ganz ahnlieh ist folgende Erziihlung in Ibn \'Arab Sah\'s tUlii (ed. Freytag, p. II): Es wird erzahlt, dass einst der Hudhud auf einem erhöhten Orte sass, Gott lobpreisend. Ein Imam, der des quot;Weges daherkam, sagte zu ihm; »0 du Besitzer der Krone und des bunten Kleides \'LaJL, L), das ist ein
gefahrlicher Ort, an dem du leicht gefangen werden kannstquot;. Hudhud spottete dieser quot;Warnung. Als der Imam kurz darauf des-selben Weges kam, sah er, dass ein Knabe den Hudhud in einer Schlinge gefangen hatte und er sagte zuihm: »0 du Gottesfürch-tiger (sjUc Li\' Ij), der du dich deines scharfen Blickes rühmst und das tief in der Erde verborgene Wasser erspahst, wie konntest du dich so fangen lassen!?quot; Darauf erwiederte Hudhud: «Gegen den Beschluss des Schicksals (juXöilj \'Losai\') nützt keine Klugheit und kein Scharfblick.
Dieselbe Antwort gibt im Anwar i Suheili ed. Ouseley (p. \'ft, auch bei Wilken, Instit- ad fundam. 1. persicae, p. 186) eine Nach-tigall auf die Frage, wieso sie den Schatz unter der Erde, aber nicht die Schlinge auf der Erde gesehen. Andere Stellen führt Österley in den Nachweisungen zu Wendunmuth (Bd. V, p. 107
1) Dass Hudhud bei der gelegentlichen Lobpreisung Gottes, Vs. 25 fg., auchsagt: „Er ist der Besitzer des grossen Thronesquot; , wahrend er in Vs. 23 vom
grossen Thron der Konigin von Saba gesprochen, macht den Eindruck, als solle damit gesagt werden, dass ausser dem Throne Gottes kein andrer Thron — auch nicht der berühmte jener Königin — diese lienennung verdieue. Auch Zamajjsari (II, I.Co) hebt den Unterschied der beiden Bezeichuungen hervor.
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zu Buch IV, 34 und p. 119 zu IV, 234) an, darunter auch Pan-tschatantra, I, 381.
quot;Wie bei Ibn \'Arab Öah, so wird auch bei andren Autoren der
Federbusch des Wiedehopfes eine Krone (—li\', genannt;
CL» ^
cf. ZDMG., XXXI, 208. So heisst es denn auch im westöstlichen Divan (Buch der Liebe. Qruss; ed. v. Loeper, p. 51):
Hudhud lief einher,
Seine Krone entfaltend.
Aber auch im Wendunmuth wird erzahlt (Bd. IV, p. 283), wie einst der Adler hochzeitlich Beilager hielt, »darzu auch der Widhopff geladen umb seines prachtigen Gewands und königlichen Kronen willenquot;. Ebenso heisst es in W. Wackernagel\'s Voces varise ani-mantium (p. 130, N0- 35):
Der Widhopf ist gar wohl geziert ünd hat doch ganz kein Stimm\',
Sein Cron er allzeit mit sich führt,
1st doch nichts hinter ihm.
Von dem Federbusche hergenommen ist die Benennung des Wiedehopfes mit (Vater des Federbusches), die Dozy
(Supplément, s. v. _jj\') unter Hinweisung auf ZDMG., XVII, S90, anführt. Vou einer Ahnlichkeit mit diesem Federbusch hergenommen ist wahrscheinlich die von Dozy (s. v. (jJp aus Ibn Baitar angeführte Benennung einer Orchis-Art mit JkPA-jJ\' (Kopf des Wiedehopfes). Eine andre von Dozy (I, 120) angeführte Benennung qUAw ^aj (Söhne Salomon\'s), thuppes (oiseaux), ainsi nom-mées paree qu\'on croii que Salomon les a regues d\'Ophir et d\'autres pays lointainsquot;. Dieser Benennung entspricht das bei Vullers (1, 277) und im Gazophylacium 1. Persarum s. v. Upega (p. 470) angeführte persische qUJu» (Vater Salomon\'s). Von seinem Federbusche hergenommen sind die persischen Benennungen mit y* viLii oder in der Deminutivform xiLi (caput cristatum habens, Vullers , II / 391), (corona iudutus, ibid., I, 410). Auf die Sendung an Bilkis bezieht sich die Benennung mit (Vogel Salomon\'s) und
jj! x/ilj (Brieftragervogel, wie auch die Brieftaube heisst) bei
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Vullers s. v. ^ (II, 1165). Von seinem Eufe hergenommen sind die Benennungen , aWj , und ahnliche.
Von andren Eigenthümlichkeiten des Wiedehopfes sind andre Be-nennungen hergenommen 1). Dahin gehort sein haufiges Sichverbeu-gen und Sichniederwerfen —das auch sprichwörtlich vorkommt —, wovon eine seiner arabischen Benennungen hergenommen ist (ZDMG., 1. c. p. 313. 314, N0. 32). Diese Eigenthümlichkeit hebt auch Hiero-nymus Lorm hervor, indem er bei der Schilderung des Frühlings sagt (Der Naturgenuss, p. 254): »Selbst das Lied der Nachtigall ist jetzt ein kraftiges, und ein Vogel, dem nicht viel Gesang gegeben ist, der Wiedehopf, unterstützt durch seine Bewegungen gleichsam die Lebensfreude, er macht dem Dasein ununterbrochen seine Verbeugungquot;. Die Benennung mit jj\' — Vater des
Frühlings — , die, wie aus Bocthor und Dozy zu ersehen, auch im Neuarabischen gebrauchlich ist, bezieht sich auf sein Erschei-nen im Frühling, was auch Kazwini (I, ffl) erwahnt.
Zwei jüdische, Salomon betreffende, Sagen, die in Buber\'s Ein-leitung ({^quot;OQ) zu seiner Ausgabe des Midrasch Tanchuma ange-führt werden, berühren sich ebenfalls mit arabisch-persischen Sagen.
Eol. 68b (p. 136) dieser Einleitung wird aus einer Handschrift des M. Tanchuma folgende Erziihlung angeführt:
Der König Salomon hatte eine Tochter von aussergewöhnlicher Schönheit. Er las in den Sternen (Planeten , ) ^3,88 e\'n se\'lr
armer Israelii sie heirathen werde. Um das zu verhindern, liess er mitten im Meere einen hohen Thurm errichten, in den er seine Tochter bringen liess. Zu ihrer Bewachung wurden 70 Eunuchen dorthin geschickt, wahrend eine grosse Menge dort aufgespeicher-ten Mundvorraths zu ihrem Lebensunterhalte diente. Jener ihr zum Gatten bestimmte arme Jüngling war einst in einer kalten Nacht auf dem Wege und wusste nicht, wo er sein Haupt niederlegen sollte. Da sah er das geborstene Aas eines Ochsen auf dem Pelde
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Auch im Provenzalischen hat der Wiedehopf — wie aus Honnornt, Diet, pro-ven9a!-fr. s. v. Petuga zu ersehen — neben petuga noch viele andre Namen, dar-unter: poupada, pupega (ital, upega), puput. Letzteres Wort dient auch zur Bezeiehnung eines coquetten Frauenzimmers.
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liegen, und er legte sich in dasselbe hinein, um sich zugleich zu warmen. Da kam ein grosser Vogel, nahm dieses Aas und trug es mitsammt dem Jüngling auf das Dach jenes Thurmes, in dem diePrin-zessin war und frass dort das Fleisch des Aases. Als die Prinzessin ihrer Gewohnheit gemiiss des Morgens auf das Daeh ging, um sich umzuschauen, erblickte sie den Jüngling. Sie fragte ihn, wer er sei und wer ihn hierher gebracht habe. Er antwortete, er sei von Akko CQJ/) und dass ein Vogel ihn hierher getragen habe. Sie wies ihtn darauf ein Zimmer an, in welchem er sich ankleidete , wusch und salbte. Als er wieder vor ihr erschien, zeigte sich, dass er von grosser Sehönheit war; zudem war er ein grosser Schriftgelehrter. Sie entbrannte in Liebe zu ihm und fragte ihn, ob er sie zur Frau nehmen wolle; er antwortete: »Sehr gernequot;. Er liess sich darauf ein wenig zur Ader, schrieb mit seinem Blute den Trauungsact und sprach die Trauungsformel aus, wobei er Gott und zwei Engel zu Zeugen nahm. Sie war somit seine Frau. Als nun bald darauf die Eunuchen merkten, dass sie schwan-ger sei und auf ihre Fragen das Nahere erfuhren, sehickten sie zu Salomon, dass er kommen möge. Als Salomon gekommen war und von seiner Tochter erfahren hatte, wie sie , trotz seiner Vor-sichtsmassregeln, doch einen Mann bekommen hatte, der nicht nar ausserordentlich schön, sondern auch ausserordentlich erfahren in dem jüdischen Gesetze war , erkannte er alsbald , dass es derjenige sei, von dem er in den Sternen gelcsen; er freute sich sehr dar-über und dankte Gott dafür, einen solchen Eidam bekommen zu haben.
Eine ahnliche Erzahlung wird von v. Rosenzweig in den Noten zu seiner Ausgabe des Gami (p. 200) sowie von Zotenberg in den Noten zu seiner Übersetzung dos Tabari (I, 585) angeführt. Salomon hatte einst ein Gesprach mit dem Vogel \'Anka (rLaic; persisch i Simurg) mit Bezug auf Vorherbestimmung. Salomon
sagte, dass eine Frau im Osten einen Sobn und eine andre im Wasten eine Tochter habe, welche Beide für einander bestimmt seien. \'Anka wollte diesen Schicksalsbeschluss vereiteln und entführte den jungen Mann. Es fügte sich aber, dass derselbe dennoch mit der Tochter jener Frau zusammenkam und sie heirathete, was Salomon
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vom Engel Gabriel erfuhr. Simurg wurde hierauf von Salomon und don andren Vögeln verspottet und zog sich beschiimt in die Ein-sarakeit des Berges Kaf zurück.
Noch mehr Ahnlichkeit mit der jüdischen Erzahlung hat die Erzahlung von Salomon und cAnka in der Form, wie sie, nach Tabari, in v, Hammer-Purgstall\'s Rosenöl (I, 244 fg.) erzahlt wird. Um den Schicksalsbeschluss zu vereiteln, raubt Simurg die im Westen gsborene Prinzessin und bringt sie nach seinem Neste auf dem Berge Kaf, wo er sie erzieht. Den im Osten geborenen, für sie bestimmten Prinzen ergreift eine unwiderstehliche quot;Wanderlust. Er kommt so auf seiner Irrfahrt an den Fuss des Berges Kaf, ■wo hoch in den Lüften, auf einer Felsenbriicke, zu der kein Mcnsch gelangen konnte, das Nest Simurg\'s war. Auf dieser Brücke sah er die Prinzessin stehen, wie sie ihn unten. Beide entbrennen vom ersten Augenblicke an in Liebe zueinander, können sich aber nur durch Zeichen verstandlich raachen. Das Thai, in wel-chem der Prinz sich befand, war mit Rhinoceroshiiuten, Tiger-fellen und dergl. bedeckt, Uberbleibseln der Mahlzeiten Simurg\'s. Die Prinzessin gab ihm durch Zeichen zu verstehon, er solle in eine der zusammengerollten Ehinoceroshilute schliipfen, was er auch that. Simurg war ausgeflogen; als er zurückkehrte, bat ihn die Prinzessin, ihr doch eine, von ihr niiher bezeichnete, Rhinoceros-haut heraufzubringen, damit sie sich in ihrer Einsamkeit damit unterhalte. Simurg that also. Die Prinzessin hatte von nun an in der That Unterhaltung, da sie, so oft Simurg ausflog — und das geschah taglich — mit dem Geliebten allein war. Nach Jabres-frist fragte Salomon den Simurg, ob er sich noch dessen erinnere, was er vor ohngefiihr 20 Jahren gesagt. Simurg antwortete: «Aller-dings erinnere ich mich, und dass ich Recht hatte, will ich dir beweisen, da jene Prinzessin in meinem Neste ist; ich werde sie dir bringenquot;. Als nun Simurg der Prinzessin sagte, dass er mit ihr zu Salomon reisen wolle, war sie es zufrieden; nur wünschte sie, dass die Rhinoceroshaut, die in ihrem Zimmer war, ihr als Siinfte dienen und sie in derselben den Weg durch die Lüfte nchmen dürfe. Das geschah, und Simurg legte die zusammengerollte Rhinoceroshaut an den Stufen des Thrones nieder. «Kommt heraus!quot;
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sagte Salomon, und herauskamen der Prinz aus dem Osten und die Prinzessin aus dem Westen, auf ihren Armen ein westöstliches Kind, das sie vor Kurzem geboren hatte. Slmurg flog beschamt davon und liess sich nie wieder blieken \').
Fol. 79a dieser Einleitung wird aus einem andren MS. des M. Tanchuma folgende Erzahlung — die an den Satz
Dp.y nriNl ) Gen., 3, 15, anknüpft — mitgetheilt.
Ein Mann, der einen Krug mit Milch trug, fand auf dem Felde eine Schlange, welche jammerlich schrie. Auf seine Frage, wes-halb sie so schreie, antwortete sie: «Ich habe grossen Durst — , aber was tragst du da?quot; »Milchquot;, antwortete er. »Gibmir die Milch zu trinkenquot;, sagte die Schlange, «und ich werde dir einen grossen Schatz zeigenquot;. Als sie die Milch getrunken hatte, führte sie ihn an einen Ort, wo ein grosser Stein lag. Nachdem er denselben weg-gewalzt hatte, fand er den Schatz, den er zu sich nahm. Da sprang sie plötzlich an ihm hinauf und umringelte seinen Hals. Er fragte: »quot;Was soli das heissen ?quot; sich will dich tödtenquot;, sprach sie, »denn du hast all mein Gold genommenquot;. Der Mann sagte: «Wir wollen zum König Salomon gehen, damit er entscheide, wer von uns im Rechte istquot;. Die Schlange war es zufrieden. Als sie vor Salomon erschienen waren, klagte der Mann die Schlange an. Diese sagte: ))Ich will ihn tödten, denn es steht geschrieben (Gen., 3, 15): Du solist ihn in die Perse beissenquot;. Salomon sprach; «Steige znerst von seinem Halse auf die Erde hernieder, denn vor Gericht darf Keiner vor dem Andren einen Vortheil voraushabenquot;. Als sie das gethan, fragte Salomon sie: »Was ist dein Begehr?quot; Sie wiederholte das früher Gesagte. Darauf sprach Salomon zu dem Manne: «Dir hat Gott befohlen: Du solist ihr den Kopf zertreten — thue das!quot; Hierauf zertrat der Mann den Kopf der Schlange.
1) Id Benfey\'s «Orient and Occidentquot; (II, 316 fg.) finden sich mehrere Erzah-lungen, in denen die Beantwortung der Frage, wer am besten von Dreien gehandelt habe, den Anhaltspunkt und das Indicium zur Herausfindung eines Schuldigen bietet. Eine derartige Erzahlung findet sich nun auch in dem niWTlD nC quot;ll^n (e^-Amsterdam, 1746, f. 38) sowie in dem TDP (e^- Verona, 1647, l\'. 36 —
iiber beide Bücher vrgl. man Zunz, G. V. p. 130 fg.—), und zwar ist es hier Salomon, der die drei Probefragen stellt und so den Schuldigen eruirt.
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Eine ganz ahnliche Erzahlung findet sich in Anwar i Suhoili (ed. J. Ouseley, p. 224 fg.), und ahnlich wie hier beruft sich die Schlange auf eine Koranstelle (20, 121), an der es heisst, Gott habe zu Adam und zur Schlange (zum Satan) gesagt: »Ihr sollt einander feind seinquot;. Hier ist aber der Fuchs der Schiedsriohter. Viele andre Parallelstellen werden von Osterley zum Wendunmuth (Bd. 5, p. 180) angeführt.
Die jüdische Erzahlung findet sich in etwas verschiedner — a.n die andren Erzahlungen erinnernder — Eorm (der Mann erwarmt. die Schlange; es werden zuerst mehrere Thiere als Schiedsrichter angerufen, dann David, zuletzt Salomon) auch im s. g. Maase-Buch (mitgetheilt in meiner jüdisch-deutschen Chrestomathie, p. 411 fg.). Sie scheint also noch in einem andren jüdischen Buche vorzukommen.
Zum Schlusse möge hier noch eine jüdische Sage Platz finden, die ahnlich bei arabischen Autoren vorkommt, welche dieselbe mit einer Koranstelle in Verbindung bringen.
In den jüdischen Schriften (Gittin, 57b; jerus. Talmud, Ta\'anith IV, 8; Midrasch Echa, S. 2 zu 2,2) wird erzahlt; Als Nebuzaradan , Oberster der Leibwache Nebukadnezar\'s; 2 Kön., 25, 8 fg.) den Tempel betrat, sah er das Blut des Zacharias (der nach 2 Chron., 24, 21 im Vorhof des Tempels getödtel wurde), das fort-wahrend sprudelte und brodelte. Er fragte, was das sei. Man ant-wortete ihm, es sei das das Blut geopferter Stiere und Lammer. Er liess hierauf Stiere und Lammer schlachten, aber es war Nichts der Art zu sehen. Da sprach er: »Wenn ihr mir die Wahrheit sagt, so ist es gut, wenn aber nicht, so werde ich euer Fleisch mit eisernen Hecheln hecheln lassenquot;. Sie antworteten hierauf: «Was sollen wir dir die quot;Wahrheit verhehlen? Wir batten einen Propheten, der zugleich Priester war und der uns ermahnte, in Gottes Wegen zu wandeln; wir aber haben ihn umgebracht, und das ist sein Blutquot;. Da sprach Nebuzaradan : »Ich werde es zur Euhe bringenquot;. Er liess darauf die Mitglieder des grossen Synedriums kommen und sie an dieser Stelle tödten — das Blut hörte nicht auf zu sieden. Dann liess er die Mitglieder des kleinen Synedriums schlachten — das Blut hörte nicht auf zu sieden; dann die jungen
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Priesier (im Talmud Jünglinge und Jungfrauen), dann die Schul-kinder — das Blut hörte nicht auf zu sieden. Da sprach er: »0 Zacharias! Die Besten deines Volkes habe ich getödtet; willst du, dass Alle umkommen ?quot; Darauf hörte das Blut auf zu sieden. Da dachte Nebuzaradan in seinem Herzen: «Wenn die Tödtung dieses einen Mannes so furchtbar bestraft wurde, wie wird es erst mir ergehen , der ich so viele getödtet habe ?quot; Er nahm hierauf den jüdischen Glauben an.
Bei Ibn el-Atir (I, Hö fg.) wird im Namen des Ibn Ishak er-zahlfc: Nachdem die Kinder Israel\'s von Babylon zurück-
gekehrt waren, sandte Gott einige Propheten an sie, die sie aber tödteten. Darauf sandte Grott Zacharias, Johannes , was man
auch mit pHT1 wiedergeben kann, wie es in der syrischen Version heisst) und Jesus, Sohn der Mirjam; auch die beiden ersteren wurden getödtet. Da schickte Gott zu ihrer Bestrafung einen der Könige von Babylon, Namens (wozu noch andre Lesarten angegeben
werden). Als dieser nach Jerusalem gekommen war, sagte er zu seinem obersten Heerfiihrer , Namens Nebüzadan 6 Ich habe
geschworen, dass, wenn ich die Kinder Israel\'s besiege, ich so viele von ihnen tödten lassen werde, dass ihr Blut bis in mein Lager fliesstquot;. Als nun Nebüzadan an den Ort kam, wo man die Opfer darbrachte, fand er dort siedendes Blut. Er fragte, was das sei. Man antwortete ihm , es sei das Blut von Opfern , die (von Gott) nicht angenommen wurden. Darauf sagte er: »Ihr sagt nicht die Wahrheit!quot; Er liess alsdann iiber dem Blutte 750 der angesehensten Manner tödten — es hörte nicht auf zu sieden. Dann liess er 700 Schriftgelehrte tödten — das Blut hörte nicht auf zu fliessen. Da sprach er: »0 Kinder Israel\'s, sagt mir die Wahrheit, odsr es bleibt Keiner von euch am Lebenquot;. Da sprachen sie: »Es war ein Prophet unter uns, der uns ermahnte und mit dem Einfall der Feinde drohte; wir aber haben ihm nicht geglaubt und ihn getödtet — und das ist sein Blutquot;. »Und wie war sein Name?quot; fragte Nebüzadan. «Sein Name war Johannes, Sohn des Zachariasquot;, antworteten sie. Da sprach Nebüzadan: «Jetzt habt ihr die Wahrheit gesagtquot;, und fiel anbetend nieder. Dann sagte er zum Blute: »0 Johannes! Dein und mein Gott weiss , was dein Volk
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ura deinet willen gelitten; so ruhe denn, sonst bleibt Keiner am Leben!quot; Das Blut hörte nun auf zu sleden. Alsdann sprach er: »Ich glaube an den Gott der Kinder Israel\'s; er ist der einzige Gott und keiner ist ausser ihmquot;. Er liess alsdann sehr viele Tiiiere —■ Pferde, Maulthiere , Kameele, Esel, Einder und Schafe — schlach-ten und ihr Blut nach dem Lager hinleiten. Als Hardiïs das Blut sah, glauble er, es sei das der getödteten Kinder Israel\'s, und liess dem Nebüzadan sagen, er solle jetzt auf horen. Und auf dieses Ereigniss — heisst es — beziebt sich, was Gott seinem Pro-pbeten Mohammad gesagt bat; dann wird Sur. 17, 4—8 angeführt, an welcher Stelle von den feludlichen Heeren die Rede ist, welche Gott gegen die Israeliten zu ihrer Bestrafung senden werde.
Mit Bezug auf den siebenten Vers dieser Stelle, in welchem von denjenigen die Rede ist, die den Tempel betreten würden, erzahlt Baidawi (I, p. off) vom Feldherrn des babylonisehen Königs oder Dasselbe (nur kürzer), was Ibn el-Atir von Nebüzadan
erzahlt. Die Anrede an das Blut stimmt fast wörtlieh mit der bei Ibn el-Atir überein.
An einer vorhergehenden Stelle bei Ibn el-Atir (I, flf) wird — nach zwei etwas verschiedenen Versionen — erzahlt: Der König Herodes liebte die Tochter seines Bruders und wollte sie
zur Prau nehmen. Johanues aber sagte ihm, das sei verboten. Was nun immer diese seine Bruderstochter von Herodes verlangte, wurde ihr gewilhrt. Eines Tages sagte ihre Mutter zu ihr: gt;,Wenn der König dich wieder fragen wird, was dein Begehr sei, so antworte ihm: leb verlange weiter nichts, als dass du Johannes tödten lassestquot;. Als sie dem König auf seine Frage diese Antwort gege-ben batte, erfüllte er nach einigem Widerstreben ihren Wunsch und liess Johannes tödten, (Nach der zweiten Version wurde sein Haupt auf einer Schüssel hereingebracht und dasselbe sagte zu Herodes: «Sie ist dir nicht erlaubt — liU bi)quot;? Von seinem Blute aber fielen einige Tropfen auf die Erde und horten nicht auf zu sieden, bis Gott den Nebukadnezar sandte, den eine Frau zu dieser Stelle hiniührte. Er liess hierauf iiber dein Blute 70,000 Mann schlachten — dann erst hörte es auf zu sieden.
Alles das hier aus Ibn el-Atir Angeführte findet sich — etwas
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verschieden — auch bei Tabari (I, vlf fg.), woselbst der Feldherr , ÏTeblizaradan, heisst. In Zotenberg\'s übersetzung des Tabari (I, 568. 593), wo der Heerführer Pirouzadan heisst, finden sich andre Lesarten dieses Namens, darunter , das wahr-
scheinlich zu punktiren ist.
Die Erzahlung vom siedenden Blut des Johannes wird auch fliichtig von Birünt (p. fquot;.) erwiibnt. Birüni iiussert aber zugleich seine Zweifel mit Bezug auf Nebukadnezar, da dieser 440 Jahre vor dem Tode des Johannes naob Jerusalem gekommen sei, und verrauthet, dass die Juden alle feindlichen Herrscher Nebukadnezar nannten, -welche Ansicht sich auch bei Tabari (Trad. Zotenberg, I, 570) ausgesprochen findet.
DIE LEGENDE IN DER JÜDISCH-DEUTSCHEN, DER JÜ DISCH-SPANISCHEN UND DER SPANISCH-ARABISCHEN LITERATUR.
Die hagadischen Vortrage waren, wie oben bemerkt wurde,Yolks-thümlich; sie waren zuniichst für Frauen und Ungelehrte — nach moderner Ausdrucksweiso für das grosse Publicum — bestimmt, und wurden zumeist am Sabbath und an Festtagen gehalten. Sie hatten auch etwas Festtagliches; sie waren erheiternd und unter-haltend, wozu das in ibnen vorwaltende witzige Element — die Wortspiele, die Sprichwörter, die frappirende Verbindung weit auseinander liegender Dinge \') — viel beitrug. Sie hatten aber noch einen höheren Zweck: sie sollten in einer bedrangten Zeit, in der man immer noch Schlimmeres befürchten musste, Trost und Erhebung gewahren und das Gottvertraen starken durch den
1) Beispiele hierzu habe ich ZO MG., XXXI, 185 fg. angeführt. Auch Goethe bemerkt (Noten and Abhandlungen zum westöstlichen Divan, p. 2S3): «Sohreitet man nun so fort.... so findet man, dass dem Orientalen bei Allem Alles einfallt, so-dass er, übers Kreuz das Fernste zu verknüpfen gewohnt, durch die geringste Buch-staben- und Sylbenbiegung Widersprechendes aus einander herznleiteu kein Bedenken triigtquot;.
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Hinweis auf Gottes Liebe zu Israel und zu den frommen Mannern insbesondre, wie sich diese in den biblischen Erzahlungen und in den spateren quot;Wundersagen kundgibt. Man wurde also über alles Leid der Gegenwart erhoben durch den Rückbück auf die glanz-volle Vergangenheit, auf die Zeit, in welcher das ganze Volk Israel alljahrlich nach dem Hause Gottes in Jerusalem wallfahrtete, dann aber aucli durcb die Aussieht auf die, Yon den Propheten verheissene, Zukunft, in welcber die alte Glorie und Herrlichkeit wieder auf-erstehen werde.
Die hagadische Literatur war also eine volksthümliche, wie auch die Sprache, das Aramaiscbe, eine volksthümliche war, und diese Literatur hat sich, in andrer Form , Jahrhunderte hindurch — bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts — erhalten.
Die jüdisch-deutsche Literatur ist namlich Torherrschend eine Reproduction der hagadischen Vortriige und war ebenso ■vor-wiegend für Frauen bestimmt, wie denn auf dem Titelblatte der jüdisch-deutschen Bücher sehr oft die «Frauen und Meidlichquot; auf-gefordert werden , das betreffende Buch zu lesen. Die imperatmsche Form dieses Aufrufes findet sich denn auch in dem hebraischen Titel eines ehedem weitverbreiteten jüdisch-deutschen Buches, des — gewöhnlich Zennerenne genannt — oder wie der vollstandige Titel lautet jlttj JTÜIZ) (nach
Hohes Lied, 3,11). Sowie nun in diesem Verse die Töchter Zion\'s aufgefordert werden, Salomon und seine Krone anzuschauen, so ist es hier eine Aufforderung, sich mit all den Wundersagen und den hagadischen Ausschmückungen der biblischen Erzahlungen bekanntzumachen. Und sowie die hagadischen Vortrage am Sabbath gehalten wurden, so war der Z\'êna u-r\'êna eine Sabbath-lekture für Frauen. Die einzelnen Abschnitte desselben sind nach der Reihenfolge der Abschnitte des Pentateuch und der Perikopen, wie sie am Sabbath vorgelesen werden, geordnet, und man konnte so jeden Sabbath den betreffenden Wochenabschnitt mit den dar-auf bezüglichen hagadischen Auslegungen lesen. Die Leserinnen wurden auf diese Weise mit letzteren bekannt und manche in der jüdischen Umgangssprache cursirende Redeweisen und Aus-drücke waren hagadischen ürsprunges. Es existirten noch viele
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andre Bücher dieser Art, aber das war das be-
kannteste und beliebteste \').
Eine Analogie zum jüdiscb-Deutsclien bieten die Bücher im jüdisch-spanischen Idiom, dem sogenannten Ladino oder Espanol. Auch diese in hebriiischer Schrift, aber in spanischer Sprache ge-schriebnen Bücher sind zumeist Übersetzungen oder Bearbeitungen hebraischer Schriften der verschiedensten Art. Mit dem Jüdisch-Deutschen hat das Ladino die Ahnlichkeit, dass darin viele ver-altete spanische Wörter vorkorameu, sowie ziemlich viele hebraische quot;Worter (wenn auch lange nicht so Tiel wie in den meisten jüdisch-deutschen Büchern), theils in ihrer ursprünglichen Form, theils als voces hybridae, indem das hebraische Wort, als sei es ein spanisches, eine spanische Endung erhalt.
Ausser dem in Deutschland (ehemals) gebrauchlichen Jüdisch-Deutsch existirt auch noch polnisches Jüdisch-deutsch, herstammend von den Juden, die nach den slavischen Landern (zu denen in dieser Hinsicht auch ein Theil von Ungarn gehort) auswanderten, welches Idiom sich sehr von dem in Deutschland gebrauchlichen
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unterscheidet, auch insofern, als sich darin altdeutsche Wörter erhalten haben, die das in Deutschland gebriiuchliche Jüdisch-Deutscli nicht kennt. In denjenigen Biichern, die in den letzten 50 Jaliren gedruckt wurden, kommen auck — bald mehr, bald weniger — polnische oder russiscbe Wörter vor. Auch die in Holland gedruckten jüdiseh-deutschen Schriften gebrauchen — oft in seltsamer Verquickung mit deutschen Wörtern — hollandische Aus-driicke. Mit diesen Biichern haben die jiidisch-spanischen insofern eine gewisse Analogie, als sie nicht in Spanien, sondern in Deutschland (Wien), Holland (Amsterdam), Italien (Livorno) und im Orient erschienen, was eben mit zur Erhaltung der altspanischen Aus-drücke beitrug (wie auch z. B. in der englischen Sprache, die in America gesprochen wird, viele Wörter Torkommen, die in friiherer Zeit in England gebrauchlich waren, ebenso auch dort übliche Pro-vinzialismen), und auch insofern, als die in der Levante gedruckten Schriften (und natiirlich auch die Sprache der dortigen Juden) viele türkische Wörter enthalten. Eine andre Ahnlichkeit mit dem polnischen Jiidisch-Deutsch hat das Jiidisch-Spanische insofern, als noch jetzt Bücher in diesem Idiom erscheinen, wie gleicher Weise in den slavischen Landern tagtaglich jüdisch-deutsche Bücher erscheinen und die Sprache selbst dort gesprochen wird.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen den jiidisch-deutschen und den jiidisch-spanischen Biichern besteht aber darin, dass die Sprache der letzteren — abgesehen von den altspanischen Wörtern — sich von der gewöhnlichen spanischen Schriftsprache wenig oder gar nicht unterscheidet, wie denn auch gleichzeitig spanische Bücher in spanischen (lateinischen) Lettern erschienen sind.
Wenn man in früherer Zeit (noch zu Anfang dieses Jahrhunderts) ein jüdisches Wohnzimmer betrat, dann sah man an einer Wand des-selben eine Inschrift unter Glas und Eahmen, welche das eine Wort (Miz\'rach, Sonnenaufgang) enthielt. Es war dieses die Ostseite des Zimmers, also die Weltgegend, nach welcher man beim Haupt-gebete das Angesicht hinwendet, weil Jerusalem im Osten liegt; es war also das, was die Araber die Kiblah (iduï) nennen, welches Wort auch metonymisch gebraucht wird.
Jerusalem war aber auch die geistige Kiblah, der Ort, wohin
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sich stets die Gedanken riehteten. Es sind die an den Weiden Babylon\'s aufgehangten Harfen (Ps. 137), die immer wieder er-
klingen, es ist das »Wenn ich dein vergesse, o Jerusalem----
das immer wiederkehrt, wie denn auch manche Gebrauche, auch bei freudigen Anlassen, dazu dienen sollen, an den zerstörten Tempel zu erinncrn quot;O\')- Jerusalem und der Tempel
bilden das Pathos der jüdischen Literatur, besonders der poetischen. So tönt denn die Klage auch durch die heitere und freudige Liturgie der Pesttage; die schönsten Dichtungen und die rüh-rendsten Erzilhlungen sind diejenigen, die sich auf jenes tragische Ereigniss beziehen, wie denn auch alle Schriften mit dem quot;Wunsche oder dem Gebete um die Wiederherstellung des Tempels schliessen. Alles das kehrt in der jüdisch-deutschen Literatur wieder, wie denn auch das Übersetzung einer Talmud-
stelle (Gittin, 56a fg.) enthalt, die von den traurigen Ereignissen zur Zeit der Zerstörung des Tempels erzahlt; auch die jüdisch-spanischen Biicher enthalten Vieles dieser Art.
Der Araber, an welchem Orte der Welt er auch sei, verrichtet seine Gebete, indem er sich nach der Gegend hinwendet, in welcher Mekka liegt. Die Bestimmung der Kiblah ist also sehr wichtig fiir ihn. So wird der Compass im Persischen und Türkischen «Kiblahweiserquot; («..-li sJuï) genannt, als ob die Hauptbestimmung desselben wiire, die Kiblah anzugeben, wie auch im Arabischen ein diesem Zwecke dienender Taschencompass iC^JLs heisst. So sagt auch Kazwmi (1, Vl, Z. 4 v. u.) von einem Sterne im Stern-bild des kleinen Baren, dass man -vermittelst desselben leicht die Kiblah finden könne.
Der Unterschied zwischen diesem Kiblah-Nameh und dem nquot;lTQgt;
T : •
das ja auch ein Kihlahweiser ist, ist aber der, dass sich mit dem arabisch-persischen Ausdruck kein Gefühl der Sehnsucht verbindet; Mekka war und ist im Besitze der Araber. ünd so findet sich in den arabischen Büchern nirgends der elegische Ton, der die gesammte jüdische Literatur durchklingt. Die Araber sind ja nicht im Exil; ein Land der Sehnsucht und der Hoffnung, ein goldnes Zeitalter der Zukunft waren für sie nicht vorhanden.
Allerdings aber findet sich auch hier eine Literatur, die mit
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der jüdisch-deutschen und der jüdisch-spanischen der Form wie dem Inhalte nach Analogieen hat, nur dass sie weniger stark ver-treten ist.
Es ist das die Literatur der Moriscos; die dahin gehörigen Büeher sind in arabischer Schrift, aber in spanischer Sprache ge-schrieben, bilden also eine spanisch-arabische Literatur. Wie im Jüdisch-Deutschen und Jiidisch-Spanischon hebraische , sokommen hier arabische Wörter, für Begriffe religiösen Inhalts, vor:L), theils
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rein arabische, theils arabische mit spanischer Endung. Auch diese Schriften geboren dem Gebiete der Religion an.
Eines dieser Bücher fübrt den Titel: «Joseph Morgan, Maho-metisra fully explained. quot;Written in Spanish and Arabick, anno 1603, for the instruction of the Moriscos in Spain by Mahomet Rabadan, an Arragonian Moorquot;.
Dieses Buch ist also die Ubersetzung eines spanisch-arabischen Buches und nur die im Original Yorkommenden arabischen Worter sind beibehalten worden, und zwar — wie im Original — trans-scribirt, also in lateinischen Buchstaben, wiedergegeben.
Wie der Herausgeber, Morgan, in der Vorrede sagt, kaufte er die Handschrift im Jahre 1719 in Tunis (woselbst er englischer Consul war). Geschrieben wnrde dieselbe 1603 von einem der Christianos nuevos, d. h. also von einem Moriseo, der nur aus Zwang und ausserlich ein Christ war. Die darin herrschende Sprache enthalt viele Ausdriicke aus dem Dialekte von Arragonien und Valencia.
In der Vorrede des Verfassers, Rabadan, klagt dieser fiber die grausame Unterdrückung der Moriscos und erzahlt, wie er mit grosser Miihe aus den arabischen Schriften, die man aus Purcht vor der Inquisition verbrannt oder versteekt gehalten hatte, sich einige für seinen Zweck gesammelt und das Ganze in Verse gebracht habe, damit dasselbe — entsprechend dem heiligen In-halte — auswendig gelernt und so dem Gedilchtnisse eingepragt werden könne Es sei das aber um so nothwendiger, als in Folge der fanatischen Verfolgung und Unterdrückung das arabische
«Voz con que se auple al nombre de alguna personaquot;), als Übersetzung von Ruth,
4, 1, ar. (-pis-
„Mesquindadquot;, Armuth, als Übersetzung von nUSDO» Deut., 8, 9; das spanische
Wort ist gebildet von quot;tnesquinoquot;, arab.
„Recamadorquot;, Sticker, bebr, DjTl» arab. . Das Zeitwort wird mit „broslarquot; über-setzt. ^
«Retamaquot;, Ginster, hebr. DrVquot;l. arabisch y\'t j\'. — und so noch mebrere Wörter.
1) In einer Note sagt der Herausgeber, dass er in Tunis öfter einzelne Capitel dieses Buches mit Begleitung von Guitarreu oder Lauten singen gehort habe.
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»Salahquot; \') vergessen sei und nur von Wenigen im Verborgenen ge-betet werde, dass ebenso die Ausübung der religiösen Yorschriften ausser Gebrauch gekommen und dass die moslemisehen Alims\'\') nirgends zu finden seien, da sie im Gefiingnisse sich befiinien oder gestorben seien. Es sind das nur einzelne der Klagen (oder An-klagen), die in dieser Vorrede erhoben werden.
Die verschiedenen Abtheilungen des Buches geboren dem religiösen Gebiete an ; es findet sich dort eine Anzabl Legenden, unter denen manche der oben angeführten hier mit kleinen Varianten wiederkehren. Es soil also hier nur das erwahnt werden, was früher nicht vorkam.
Im 1. Capitel (p. 12 fg.), das von der Erschaffung Adam\'s handelt , wird — ahnlich wie an der oben angeführten Midraschstelle — die Hochzeitsfeier Adam\'s und Eva\'s geschildert. Der Engel Gabriel wurde beauftragt, dieselbe vorschriftsgemass, mit Festsetzung der «Cidaquequot; 1), feiern zu lassen und es sollten dabei die Engel als »Algualisquot;2) fungiren. An den oben angeführten Midraschstellen (Ber. R., S. 18; M. Tanchuma, I, SS11) heisst es, dass Gott den Brautführer gemacht und die Eva dem Adam zugeführt habe, zugleich mit dem Spruche: «Heil dem Stadtbewohner, dessen Brautführer der König istquot; iTHp^ VDCD)-
Dann folgt die Erzahlung vom Genusse der verbotenen Prucht, mit einer langen Apostrophe des Erzahlers über die unglückseli-gen Folgen dieser Ubertretung des Gesetzes, wie deun iihnliche Exclamationen und Excurse auch sonst haufig vorkommen. Bei der Vertreibung aus dem Paradiese ruft Adam Gott bei der Glorie — »Alfadilaquot; 3) — dessen an, der einst sein Nachkomme sein werde (Mohammed, der überhaupt, wo es immer nur möglich
das Geldgeschenk, das der Brautigam bei der Hochzeit der Braut (oder der Neuvermahlte seiner Frau) zu geben bat.
Plural von , Freund; hier wohl Brautführer (aramaisch , das zuniichst .Freundquot; bedeutet).
Arab. a-Li.«V9jl, Verdienst, Erhabenheit, Tugend u. 3. w.
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ist, mit in die Erzahlung verflochten wird), ihm zu verzeihen — aber vergeblich.
Als nun — heisst es weitcr — nach der Vertreibung aus dem Paradiese die erste Nacht vorüber war und der Morgen dammerte, da verrichtete Adam die beiden «Aracasquot; ^1), welche die Muslime vor Tagesanbruch verrichten und die sie »Afiafiles de Alfachriquot;, Trompeten der Dammerung2), nennen. Diese Gebete verrichtete Adam mit leiser Stimme; als aber die Sonne in ihrem Glanze hervorbrach und der Tag hell leuchtete, rief er laut und freudig: «Allah hu akbarquot; s) gt; worauf er zwei Morgengebete verrichtete, und daher stammt unser »Salaat el-Subbahquot; 3). Als er nun aber spater sah, wie die Tage immer kürzer und kürzer wurden, ward er von einer grossen Traurigkeit ergriffen, da er fürchtete, es wiirde bald völlige Nacht herrschen. Er blieb so 30 Tage, ohne Nahrung zu sich zu nehmen, und daher stammt unser s Ramadanquot;.
Das hier Mitgetheilte erinnert an die oben fliichtig erwahnte Tal-mudstelle (Mischnah abodah zarah, I, 3, f. 8) an welcher es heisst: Als Adam sah, wie die Tage immer kürzer und kürzer wurden, fürchtete er, dass zuletzt nur Finsterniss herrschen werde; als er aber sah, dass bei der Sonnenwende die Tage wieder zunahmen, setzte er acht Festtage ein, wie denn auch die heidnischen Galenden (des Januar) darin ihren Ursprung haben.
Im 2. Capitel wird u. A. erzahlt, dass Gott dem Adam einige Gesetze gab, die er auch seinen Nachkommen ans Herz legen solle, so die gesetzlichen Abwaschungen 4), das Gebot, die Eltern zu ehren, den Nachsten zu lieben und Andres der Art.
Ar. oljti\'j]\'. Plural von Gebet, verbanden mit Verbeugung des Korpers.
,/Aliafilquot; ist das spanische Wort fiir die maurisohe Trompete. .Alfachriquot; ist
Morgendammerung.
s^Us. Frühgebet.
Hier werden die Worte des Originals angeführt:\' „Tahararais vuestroa cuerposquot;. (hebr. ist der allgemeine Ausdrnck fiir die gesetzlichen Reinigungen, deren
einzelne Arten von Bo^ari (1, fv, O., viquot; fg.) und Anderen ausführlich besprochen werden.
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Das 3. Capitel erzablt yon Noah. Der Engel Gottes lehrte ihn, wie er die Arche bauen solle, von welcher es ferner heisst, dass sie am ïage \'Asura \'), den 10. Moharram, auf einem Berge stehen blieb.
Das 4.—8. Capitel erzablt von Abraham. Die Erzablung begiimt ganz in der Weise episcber Dicbtungen; ^Icb will singen von ihm, dessen übernatürlicbe Eigenscbaften so bewundernswertb waren, dass man sie für biramliscb batte balten können....quot; Auch das Folgende wird zumeist in episcber Breite erzablt, so zuniichst die bereits oben erwabnten Sagen. Hierauf wird erzablt, wie der Kömg von Agypten die Sarab, im Glauben, sie sei Abraham\'s Schwester, zu sicb nahm, dann aber gezwungen ward, sie ihm zurückzugeben. Darauf folgt die Erzablung, wie des Königs einzige, sehr schone und tngendbafte Tochter, Namens Hecbera, (Hagar) ibren Yater bat, sie mit Abraham und seiner Frau fortzieben zu lassen, wie dann Sarab Abraham bat, die Prinzessin zur Frau zu nehmen und wie, als Abraham zögerte, der Engel Gabriel ihm sagte, dass das Gottes Wille sei, wie aber Iblis spiiter die Eintracht zwischen den beiden Frauen zerstörte.
Die hier zu Grunde liegende Tendenz findet sicb an andren Stellen deutlicher ausgesprocben. Bereits in der Vorrede erwahnt der Verfasser, dass manche Glaubige, irregefübrt durch die Christen, statt des Ismael den Isaak für den Gottgeopferten halten. Um nun dem Ismael sein Recht zu vindiciren, wird hier (Cap. 7. 8) die Ge-schichte von Ismael\'s Opferung ausführlicb erzablt. Nach einigen
1) Der Tag djjjilc, an welchem sehr viele Ereignisse stattfanden, und der auch mit dem jüdiachen Versöhnangstage —■ 10. Tischri — ia Verbindung gebracht wird, kommt bei den arabischen Autoren oft vor (cf. Pococke, Specimen hist. Ar, p. 301) , z. B. bei BoMri (II, Cöf; III, Föa, IVI), bei Ibn el-Atïr(I, of), lilruni(p. fw, und Kazwinï (I, Ia), welche beiden letzteren Autoren bei der Aufziihlung der Monate auch die Jahrestage einzelner Ereignisse angeben. Auch der Talmud lasat oft ver-schiedene Ereignisse aus verschiedenen Zeiten an einem und demselben hedeutungsvollen Tage stattfinden. Im Buche der Jubilaen (Ewald\'s Jahrbücher, III, 46) wird der 10. Tischri mit dem Verkaufe Joseph\'s, der an diesem Tage stattgefunden haben soil, in Znsammenhang gebracht, und ebenso der Ziegenbock, der am Versöhnungstage als Opfer dargebracht ward (Lev., 16, 9 fg.), mit dem Ziegenbocke, der beim Verkaufe Joseph\'s vorkommt (Gen., 37, 31).
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nachtlichen Visionen sagt Abraham zu Hagar, dass er ein Opfer darbringen wolle, und dass Ismael dabei zugegen sein solle. Hagar ist damit einverstanden. Als nun Beide fortgehen, bittet sie Abraham , reichliche Nahrung mitzunehmen, damit dem Einde ja Nichts fehle, für den Pall aber, dass es sich doch nicht wohlfühlen sollte, gibt sie ihm zugleich ein kostbares Tuch mit, um seinen Kopf damit zu umbinden; dann erfleht sie Gottes Schutz und Segen für Beide. (Ganz dasselbe wird im S. hajaschar, 44a, von Isaak\'s Mutter Sarah erzahlt).
Darauf folgt die Erzahlung von den verschiedenen Versuchungen Satan\'s, und wie Ismael seinen Vater bittet, ihn doch ja fest zu binden und seiner Mutter das Gewand — «Aljubbaquot; — \'), womit sie ihn beim Fortgehen bekleidet hatte, als Erinnerung an ihn mitzu-bringen; wie dann Abraham das Messer an Isaak\'s Hals ansetzte und dabei die Worte sprach: »Bismillah! Allah hu akbar wa-adima!quot; 1) Da aber — heisst es weiter — entstand ein gewaltiger Aufruhr im ganzen quot;Weltall; Erde und Himmel erbebten, die Vögel flogen wehklagend bin und her, und auch die wilden Thiere heulten und jammerten, die Engel aber flehten zu Gott um Erbarmen. Darauf brachte — auf Gottes Geheiss — Gabriel dem Abraham einen Widder, der bis dahin im Paradiese geweidet hatte und sagte zu ihm: «Halt ein, Geliebter Gottes! Opfre diesen Widder!quot; Zugleich wird erwahnt, dass die verschiedenen Opfer bei dem quot;Wallfahrtsfeste zu Mekka eine Erinnerung an dieses Opfer sein sollen, wie ebenso die Gebete zu den verschiedenen Tageszeiten an die Gebete Abraham\'s und Ismael\'s bei der Opferung — die hier ihrer ganzen Lange nach mitgetheilt werden — erinnern sollen.
Das 9. Capitel erzahlt von Isaak, wie Gabriel der Sarah die Ge-burt eines Sohnes verkündet und — als sie darauf hin laut lacht —
ahnlich auch in andren Sprachen vor, wie ans Diez\' WB. s. v. Giubba zu ersehenist.
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zu ihr sagt, dass ihr Sohn von diesem Lachen seinen Namen haben werde 1). Sarah — heisst es weiter — eilte zu Abraham, um ihm die frohe Botschaft zu bringen, Abraham aber, der ge-rade Ismael in seinen Armen hielt, nahm die Kunde sehr kühl und gleichgültig auf, indem er sagte: »quot;Wenn Gott mir nar diesen meinen Sohn Ismael am Leben erhalt, so bin ich schon zufrieden und verlange weiter Nichtsquot;.
So autführlich die Legende von Abraham und Ismael erzahlt wird, so flüchtig ist die Behandlung der noch ferner erwahnten Personen: Joseph, Moses, Josua, David, Salomon, Jonas und Isa (Jesus).
Mit Bezug auf Joseph wird erzahlt (p. 188), dass, als er im Gefangnisse war, der Engel Gabriel ihm erschien und ihm sagte, dass er — in Ermangelung des Wassers — die gesetzliche Waschung aueh mit Sand vollziehen könne. Daher — heisst es weiter — stammt die Vorschrift, welche die heilige Sunna uns mit Bezug auf das «Tayamumquot; 2) gibt. Ferner wird erzahlt, dass Joseph die Heiden zur Beschneidung und zur Vertheilung der ïZacahquot; 3) ermahnte.
Salomon\'s Thronentsetzung durch einen Damon wird (p. 204 fg.) nur flüchtig beriihrt. Darauf aber wird erzahlt, dass er auf seinen Irr-fahrten durch das Land eines Königs gekommen sei, dessen Tochter, als sie ihn sah, in Liebe zu ihm entbrannte. Ihr Vater aber wollte von dieser Mésalliance Nichts wissen und verstiess sie. Beide, Salomon und die Prinzessin, entflohen; sie kamen auf ihrer Flucht an das Meeresufer, wo einige Fischer ihnen aus Mitleid ein paar Fische scheukten. In einem derselben fand Salomon seinen Ring 4) und war somit wieder, was er früher gewesen.
Diese Namenserkliirung scheint jüdischen Brsprungs zu sein, da die arabisohe Form des Namens, kein derartiges Etymon bietet und «Lachenquot;
heisst. Aaeh die Commentatoren zum Koran lassen den Namen ohne etymologische Erklarung.
gt;quot;i, die Reinigung mit Sand.
Kj, Plur. von hI^j, Almosen.
Dieser Ring — heisst es, p. 202, — enthielt, ein Ureieck bildend, in hebraischen Buchstaben die Worte: «Alhamdulillahi Allahu achbarquot; (also
Gepriesen sei GottI Gott ist am grössten).
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In dem kabbalistisclien Buche \'Emek ha-Melech (f. 14 und 108) findet sich eine durchaus ahnliche Erzahlung, die vollstiindig von Eisenmenger (I, 357 fg.) mitgetheilt wird. Ich habein dem bereits oben erwabnten Aufsatze in der ZDMGr. (XXXI, 319, N. 37) diese Erzahlung erwiilint und die Vermuthung ausgesprocben, dass der Verfasser des \'Emek ha-Melech, der langere Zeit in Palastina lebte, dort diese Volkssage arabischen ürsprunges gehort habe. Das hier Mitgetheilte bestatigt nun diese Vermuthung.
Das 10. Capitel erzahlt (p. 257 fg.) von den Vorfahren Mohammed\'s und dessen Genealogie bis auf Ismael zuriick.
Der zweite Band gibt eine ausfiihrliche Erzahlung von Mohammed\'s Himmelfahrt und eine Beschreibung alles dessen, was er bei dieser Gelegenheit sah. Darauf folgt die Schilderung des Tages der Auferstehung. Es wird hier u. A. erzahlt, wie die Menschen, angstvoll des Gerichtstages harrend, zu Adam gehen und ihn bitten, ihr Eürsprecher zu sein. Adam lehnt es ab und schickt sie zu Abraham; von diesem werden sie zu Moses, von Moses zu Jesus gesehickt, und dieser sagt zu ihnen, sie sollten zu Mohammed gehen, der der beste Fürsprecher sei. Mohammed nimmt demi auch den Auftrag an. Alles das wird ausführlich auch bei Bohari (III, i1f und ÏVT) erzahlt.
In den hier und im Folgenden gegebenen Erzahlungen sind es zuniichst die Wunder, die denselben für den Glaubigen einen hohen Werth verleihen («das Wunder ist des Glaubens liebstes Kindquot;); die Wunder bilden aber überhaupt die poetisch-zauberi. sche Aureole dieser Sagen, die sich darin von vielen andren Sagen unterscheiden, dass bei letzteren Alles hübsch natürlich vor sich geht.
Ein andres Erzeugniss der spanisch-arabischeu Literatur wird von Gayangos (in seiner Übersetzung von Ticknor\'s History of Spanish Literature, IV, 247 fg.) nach einem MS. unter dem Titel «Poema morisco aljamiado de José el Patriarcaquot; mitgetheilt. Es ist das also eine Dichtung, welche die Geschichte Joseph\'s und Zu-leikha\'s behandelt, und aus welcher früher bereits Ticknor einige Specimina mitgetheilt hatte. Wie schon das Wort aljamiado be-sagt, ist auch dieses Gedicht in spanischer Sprache, aber mit
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arabischer Schrift geschrieben i) ; es kommen aber auffallend wenig arabische quot;Wörter darin Tor 1).
Gayangos bespricht ferner (p. 417 fg.) ausffihrlich die Sprache und Literatur der Moriscos und vergleicbt dieselbe mit der Sprache der heutigen Juden an der Nordküste Africa\'s, in Smyrna und Constantinopel, welche — mit kleinen Veranderungen — sich der-selben Sprache bedienen, die zur Zeit ihrer Vertreibung (im 15. Jahrhundert) gesprochen ward. Als Beispiel wird eine in Constantinopel erscheinende jüdisch-spanische Zeitschrift »Aor Israelquot; (wahrscheinlich , Licht Israel\'s) angeführt, die, was
Sprache und Styl betrifft,- dem Zeitalter Alfons\' des Weisen an-gehören könnte. Auch werden einige kleine, aber charakteristische Specimina aus spanisch-arabischen Schriften (p. 327 fg., 421 fg.) mitgetheilt, wie auch (p. 275. 422) einige Stellen aus dem Buche Eabadan\'s in der Originalsprache.
Die Geschichte Joseph\'s behandelt noch ein andres, 1888 er-schienenes, Buch, betitelt: )gt;Legendas de José, hijo de Jacob y de Alejandro Magno, sacadas de dos manuscritos moriscos de la Biblioteca nacional de Madrid, por S. Guillén Roblesquot;. In diesem Buche kommen neben den altspanischen auch sehr -viele arabische Wörter vor, sówohl in ihrer ursprünglichen als auch in romani-sirter Form. Sowohl die altspanischen als auch die arabischen Wörter sind nur in den Anmerkungen gegeben, — d. h. die arabischen Wörter nicht mit arabischen, sondern mit lateinischen Let-tern, also transscribirt —; der Text enthalt die Übersetzung der arabischen und die jetzige Form der altspanischen Wörter.
Die Darstellung der Geschichte Joseph\'s, wie sie hier gegeben wird, unterscheidet sich von der der arabischen (und persischen) Autoren zunachst darin, dass das romantische Element vor dem religiösen in den Hintergrund tritt und dass die Liebe zu Gott eine weit hervorragendere Eolle spielt als die sinnliche Liebe; so werden ferner die Scenen der Trauer und Klage besonders aus-
In dieser Erzahlung kommt auch (p. 248. 255 und sonst ofter) das altspanische /.catarquot; für ./Sehenquot; vor, das sich auch in den jüdisch-spanischen Schriften zuweilen findet.
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führlieh dargestellt, wie denn ein elegischer Ton das Ganze durch-klingt. Überhaupt aber wird Alles sehr umstandlich erzahlt; der ErzaMer verweilt mit Liebe bei seinem Gegenstande und kaan sicb gar nicht von demselben trennen; es ist, als hörte man die Ge-schichten, die eine Grossmutter, zur Seite des warmenden Ofens in ihrem Armstuhl sitzend, in der Dammerstunde ihren Enkeln erzahlt. Zudem findet sich vieles von den gewöhnlichen Sagen Ab-weichende — wahrscheinlich volksthümliche quot;Weiterbildungen der ursprünglichen Erzahlungen, wie sie bei den arabischen Autoren vorkommen \'),
Die Legende von Alexander dem Grossen, welche auf diejenige von Joseph folgt, hat, was Sprache und Schrift betrifft, dieselben Eigenthümlichkeiten wie die letztere. Das MS. beginnt mit den Worten : »Esto es el libro del recontamientoquot; (hier das gewöhnliche Wort für Erzahlung, Geschichte) »del rey Alixanderquot;; darauf\'folgt auf Arabisch die gewöhnliche Eingangsformel mit den Segnungen für den Propheten, dann als zweiter Titel: «Quitab hadits Dulkar-nainquot; ujLiquot;), was der Herausgeber mit ïLibro
de la historia de Dulkarnainquot; wiedergibt. Darauf werden der Reihe nach die Überlieferer dieser Erzahlung angeführt; eine Legende kann man sie kaum nennen; sie bezieht sich auf die Stelle Sur. 18, 82—98, wo Gott zu Mohammed sagt, was er den Juden ant-worten solle, wenn sie von ihm Naheres über Dü\'l-Karnain zu er-fahren wünschen. Es wird hier namlich (p. 135—147) erzahlt, wie
1) Auch in dieser Legende kommen manche Wortformen vor, die sich anch im Jüdisch-Spanischen finden. üahin gehort die — an einzelnen Stellen gebrauchte —-altspanische Form des Fnturum, eine Verbindung des Hilfszeitwortes //habenquot; mit dem Infinitiv, wie sie auch in andren Sprachen vorkommt, so z. B. (p. 143): »Demos-trart\' hequot;, (p, 207): ^Tornart\' hequot;, (p. 216): «Allah ayudarnoshaquot; für: -rTe demostrare*^ Ae tornarequot;, //Allah nos ayudaraquot;. Im Allgemeinen aber kommen im Spanisch-Arabischen weit mehr altspanische Wörter und Wortformen vor als im Jüdisch-Spanischen. Eine Eigenthümlichkeit des ersteren Idioms ist die Nachbildung arabischer Redeweisen — also Arabismen. Für //Bringet mir Wasser!quot; («Traedme avaquot; — letzteres ist das gewöhnliche Wort statt -ragnaquot;—) heisst es im Original (p. 136) //Kommt zu mir mit Wasserquot; («Venidme con ava\'quot;). Dieses Venidme con «.... quot;, das öfter vorkommt (p. 151. 164. 166 und sonst noch) entspricht dem arabischen — und so Mehreres.
In den jüdisch-Spanischen Schriften findet sich Ahnliches bei Übersetzungen aus he-braischen Büchern, die sich Wort für Wort dem Texte anschliessen.
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mehrere Juden Eintritt zu Mohammed verlangten; als ihnen dieser gewahrt worden war, sagte er zu ihnen: »Ihr kommt, um mich über die Geschichte Pü.\'1-Karnain\'s zu befragen ?quot; Als sie dieses be-jahten, erzahlte er ihnen nun diese Geschichte (wie sie ahnlich im Koran erzahlt wird), und auch wie ein Engel im Namen Gotfces dem Dü\'l Karnain den Auftrag gab, die ganze quot;Welt zu durohziehen und überall die Lehre vom wahren Gotte zu verkünden, und wie er den Auftrag auch ausführte. Darauf gab der Prophet ihnen die Genealogie IM\'l-Karnain\'s bis auf Rüm an, von welehem die Christen abamp;tam-men sollen, und dp sen Genealogie er bis auf Isaak zurückführte \'). Darauf sprachen di(j Juden die arabische Glaubensformel aus und bekannten sich also zur Lehre des Propheten. Es wird hierauf — aber nach andren Quellen — erzahlt, wie Dü\'l-Karnain in die ver-schiedenen Stadte und Lander zog und die Einwohner aufforderte, an den einen Gott zu glauben, widrigenfalls er sie mit Krieg überziehen werde.
Darauf (p. 163 fg.) wird erzahlt, wie Dü\'l-Karnain sich vornahm, das Land der Finsterniss («Tierra de la escuridadquot;) aufzusuchen, in welehem das Wasser des Lebena zu finden, und wie auf sein Gebet Gott ihm den Engel »Zayefilquot; sandte, der ihm Naheres über dieses Land mittheilte. Er zieht nun mit einem Theile seines Heeres hin, bogleitet von Aljadir 8) und mit einem wunderbaren Stein versehen, der das Dunkel erhellte. Als sie dort angekommen waren, zeigte ihnen ein Engel die Quelle des Lebenswassers; Du\'l-Karnain trank davon, worauf er mit seinem Heere weiterzog.
Darauf werden die Briefe mitgetheilt, die Dü\'l-Karnain an ver-schiedene Könige schrieb, in welchen Briefen er (zum Theil nach !Eoranstellen) die Allmacht Gottes preist und die Könige mit ihren ünterthanen auffordert, sich von Satan (Iblis), der sie zur Anbe-tung fremder Götter verleitete, nicht langer verführen zu lassen, und nur an den einen Gott zu glauben, widrigenfalls er sie be-
1) Rftin wird als Nachkomme Esaa\'a genannt, von welehem die Romer (and Griechen) abstammen sollen (AbiVi-1\'ida, Hist, anteisl., p. 152. 168 ; .1 :ikut s. v. j.jjjl, II, aII, Schollen zu Hariri, p. fit, of. ZDMG., XV, 143).
2) Mlt .Aljadirquot;, der schon friiher (p 145) erwiihnt wurde, istohne Zweifel al-Hidr ( jiaii) gemeint, der in der orientalischen Sage eine grosse Rolle spielt.
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kriegen werde. Die Briefe beginnen alle mit der arabischen Ein-gangsformel und sehliessen mit den Worten: Es gibt keine Gewalt und keine Macht ausser bei Gott, dem Erhabenen, Wunderbaren («No hay poder ni fuerza sino con Allah, el grande, el mara-villosoquot;) \')•
Ferner wird erzahlt, wie Dü\'l-Karnein sich rüstete, um Darius zu bekriegen. Als dieser hörte, dass Dü\'l-Karnain auf einem Zug gegen ihn begriffen sei, schrieb er ihm einen Brief, der mit den quot;Worten anting: »Von Darius, dem Könige der ganzen Erde, der da leuchtet wie die Sonne, an den Eauber Dü\'l-Karnain und seine Genossenquot; und ebenfalls mit den Worten schloss: »Es gibt keine Gewalt und keine Macht ausser bei Gottquot;. In diesera Briefe gibt er Dli\'l-Karnain den Rath, in sein Land zurückzukehren, statt andre Lander erobern zu wollen, weil es ihm sonst schlecht ergehen werde. Es wird darauf die Antwort Du\'l-Karnain\'s mitgetheilt, in welcher er zunachst Gott lobpreist und dann sagt, dass er mit Gottes Beistand den Darius besiegen werde.
Hierauf wird — nach einer andren Mittheilung — erzahlt, dass Darius an Dü\'l-Karnain mit Sesam gefüllte Sacke schickte, ferner eine Kiste voll Gold, eine Bruthenne und einen Rubin1). In der — ebenfalls mitgetheilten — Antwort Dü\'l-Karnain\'s sagt derselbe ira Einzelnen, dass er alle die ihm zugesandten Dinge als Vorzeichen betrachte, dass Gott ihm den Sieg verleihen werde, und dass er als Gegengeschenk ihm gleichzeitig einige Sacke mit Senf schicke. Darauf nimrat Dü\'l-Karnain vor den Gesandten einige Sesamkörner in den Mund und zerkaut sie, indem er sagt, er heffe, dass er mit Gottes Hilfe ebenso das Heer des Darius vernichten werde.
Eine ahnliche, aber deutlichere, Darstellung dieser symbolischen Correspondenz findet sich bei Ibn el-Atir (I, IIa) , woselbst erzahlt wird, dass Alexander\'s (oder Dü\'l-Karnain\'s) Vater dera Darius (Dara) einen jahrlichen Tribut zahlen musste, der aus einem goldnen Ei
lm Texte ,rubiquot;, im Original «alyacutaquot;, das arabische OjjL.
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bestand. Als Alexander zur Regierung gelangte, weigerte er sich, den Tribut ferner zu entrichten. Darauf schickte ihm Darius einen Ball mit einem Schlagel 1) sowie einen Sack mit Sesam und zu-gleich einen Brief, in dem er zur Erklarung schrieb, er sei noch ein Knabe , für den es sich besser zieme, Ball zu spielen. und dass er es zu bereuen haben werde, wenn er den Tribut nicbt zahle, weil alsdann Darius mit einem grossen Heere (was der Sesam an-deuten sollte) ihn dazu zwingen werde. Alexander antwortete ihm hierauf, dass er Schlagel und Ball als gute Vorzeichen betrachte, dass er den Darius besiegen werde; zugleich schicke er ihm einen Beutel mit Senf, um ihm damit zu sagen, dass, wie der Senf scharfer sei als der Sesam, auch sein Heer tapfrer sei als das des? Darius. Kach einem andren, von Ibn el-Atir angeführten, Berichte hatte Darius Leute geschickt, die den Tribut erheben sollten; Alexander liess ihm aber die Antwort bringen, dass die Henne, welche bis dahin das Ei gelegt, geschlachtet worden sei.
Es wird hierauf von der Schlacht erzahlt, die zwischen dem Heere des Dü\'l Karnain und dem des Darius stattfand. Als die Perser in der Umgebung des Darius sahen, wie DA\'l-Karnain immer stürmischer vordrang, tödteten sie den Darius IM\'l-Karnain, der das von quot;Weitem gesehen, eilte hinzu. Als er sah , dass noch Leben in Darius war, legte er, von tiefem Mitleid ergriffen, dessen Haupt in seinen Schoss, und sagte zu ihm, dass er, wenn er wieder genesen werde, Nichts von all dem verlieren solle, was er besessen, und dass er (DA\'l-Karnain) , wenn er seine Mörder aus-findig mache, sie tödten lassen werde. Als Darius diese Worte vernahm, weinte er heftig 3) und DA\'l-Karnain weinte mit ihm. Darauf nahm Darius die Hand Dll\'l-Karnain\'s, legte sie auf seine Brust und sagte zu ihm, dass er den herannahenden Tod fühle, dass DAM-Karnain für seine Bestattung Sorge tragen möge und dass er für seine Mutter, seine Schwester und aeine Prau sorgen solle,
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Beim Maillespiel zu Pferde gebraucht, welches Spiel bei den Persern sehr be-liebt war, wie denn auch der Schlagel (o1^) bei Hafiz oft als Hild vor-kommt. Im Paeudo-Callisthenes (ed. C. Müller, p. 40) schickt Darius eine Peitsche, einen Ball und ein Kistchen mit Goldmünzen, um die Heimreise zu bestreiten.
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als wiiren sie die Seinigen und dass er seine Tochter, Namens «Eaxikquot;, das ihm liebste seiner Kinder, zur Frau nehmen solle.
Dil\'l-Karnain zog seine Hand nicht hinweg, bis Darius todt war. Dann liess er ihn mit königlichen Ehren bestatten und gab in allen persischen Landen kund, dass Gk)tt ihn zum Herrscher über dieselben gemacht und dass er sie eben so mild behandeln werde, wie Darius es gethan. Er liess sodann ausrufen, dass er die Mörder des Darius erhöhen werde; als diese sich gemeldet hatten , sagte er zu ihnen, ihre Erhöhung solle darin bestehen, dass man sie an den Galgen hangen werde, was denn auch gesehah. Darauf schrieb Dü\'l-Karnain an die Mutter des Darius alles Vorgefallene und dass er den quot;Wunsch des Darius erfüllen und auch seine Tochter Raxik zur Frau nehmen wolle. In ihrem Antwortschreiben preist die Mutter des Darius den Dó\'l-Karnain und meldet ihm zugleieh, dass Darius\' Tochter Gott dafür danke, dass Dü\'l-Kar-nain sie zur Frau gewahlt.
Es werden auch (p. 221 fg.) mehrere Briefe Dü\'l-Karnain\'s an Aristoteles mitgetheilt, in denen er erzahlt, was er Alles vollbracht und was er Alles gesehen. In dem ersten derselben schreibt er ihm, wie er in das Land der «Torcharaenmquot; gekommen sei und Ton den Fragen, die er an die dortigen Gottesgelehrten («Teologosquot;, im Original: «Los del saber Allahquot;) gerichtet habe, und wie sie dieselben beantwortet \'). Ferner wird erzahlt, wie Dü\'l-Karnain in das Land der Frauen kam, an deren König »Bauerisquot; er schrieb, und wie sie ihm hierauf reiche Geschenke brachten, was er wie-derum an Aristoteles berichtete. Es wird auch (p. 279) die Antwort des Aristoteles mitgetheilt, die ebenfalls mit den Worten: gt;)En el nombre de Dios clemente y misericordiosoquot; beginnt.
1) Auch in den jüdischen Schriften (Thamid, 32»; Bereschith R., S, 33; M. Tanchuma, ed. Buber, lil, 4411; Jüsippon, ed. Breithaupt, p. 125) wird erzahlt, dass Alexander nach den Bergen der Finaterniss sowie nach dem Lande gezogen sei, das nur von Frauen bewohnt gewesen. Auch unter den Fragen, die an der Talmudstelle Alexander an die Weisen des Südena richtet, oh das Licht früher da gewesen sei, oder die Finsterniss, ist eine, die abnlich so unter den Fragen an die • Torchameninquot; (p. 225) vorkommt, ob namlich die Nacht dem Tage vorhergehe oder umgekehrt. Letztere Frage, sowie die, ob die rechte oder die linke Seite die vorzügli-chere sei, und andre in der Legende vorkommende, richtet auch im Pseudo-Callisthe-nes (p. 100) Alexander an die Gymnosophisten, nnd ebenso bei Josippon (p. 129).
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Der Schluss dieses Briefes enthalt die Ermahnung, Du\'l-Karnain solle Gott dankbar sein für all das Gute, das er ihm erwiesen und auch ferner ein gottgefalliges Leben führen, wofür er in jenem Leben seinen Lohn finden werde \'), auch nicht auf morgen verschieben, was heute geschehen könce. Darauf folgt der quot;Wunseh, dass das Heil und die Gnade Gottes ihm zu Theil werden möge 1).
Am Schlusse der Legende wird erzahlt, dass Du\'l-Karnain im heiligen Lande den Tod gefunden und dass er kurz vor seinem Tode an seine Mutter einen Brief geschrieben habe, in dem er sie gebeten , bei der Nachricht von seinem Tode alle Frauon der Stadt zu einem Gastmahle einzuladen, woran aber nur solche Theil nehmen sollten, die nie den Verlust eines Verwandten zu beklagen hatten. Als nun seine Mutter diesen Wunseh erfiillt hatte und dann den eingeladenen Frauen diese Bedingung mittheilte, wollte keine Et-was geniessen. Als sie dieselben naeh der Ursache fragte, antwor-teten sie: »Bei Gott, o Herrin! keine ist unter uns, die nicht schmerzgebeugt wiire.quot; (»!Por Allah! j oh nuestra senora! no hay de nosotros que no sea dolorosaquot;.) Sie ersah daraus, dass ihr Sohn die Absicht gehabt, sie auf diese Weise zu trosten, und sie sagto das auch den versammelten Frauen 2).
Die Legende schliesst mit den Worten: »Loor a Dies, Seuor del universe, y la salud sea con nuestro Sefior Mahoma3), sello de los profetas y enviados, y con su familia y con todos sus compaueros, salvación integraquot;.
»y la salud sea contigo y la misericordia de Dios, ensalzado seaquot;; der letztere Zusatz entspricht dem Aljü, das in den arabischen Schriften gewöhnlich dem Worte aU! binzugefiigt wird.
Dieser Brief Alexander\'s an seine Mutter findet auch bei andren Autoren Er-wahnung (cf. ZDMG., XLII, 276); er wird ebenso in Ibn Palquera\'s pjip] 1quot;)^ und im jüdisch-deutschen Simchas hanefesch angeführt (Jüdisch-deutsche Chrestomathie, p. 242 fg.).
• Unser Herrquot; (IjiA**») wird in all dergleichen Eingangs- und Schlussformeln dem Namen Mohammad\'s hinzugefiigt.
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Früher als diese beiden Legenden von Joseph und Alexander d. Gr. ist in den Jahren 1885 — 1886 eine andre derartige Sammlung (in drei Banden) erschienen, unter dem Titel: «Leyendas Moriscas sacadas de varies manuscritos existentes en las Bibliotecas naeional, real y de D. P. de Gayangos, por F. Guillen Eoblesquot;. In der Vorrede (I, 10) sagt der Herausgeber, dass diese Legenden bei den unglücklichen Moriscos den alten mohammedanischen Glauben neu belebten, ihnen Trost und Erhebung gewahrten durch den Rückblick auf die Tage vergangener Herrlichkeit sowie durch die hoffnungsreiche Aussicht auf eine zukünftige Wiederherstellung der alten Glorie. Im weiteren Verlauf gibt derselbe (p. 54—61) einen Auszug aus einem zu dieser Literatur gehörigen Buche, der eine niihere Beschreibung der sieben Ilim\'mel enthalt. Darauf folgt aus einem andren Buche die Schilderung des Paradieses sowie (nach Sur. 15, 44) der sieben Pforten der Holle, d. h. der Pforten, durch welche die Verdammten, je nach ihren verschiedenen Sünden, ein-treten, wie denn z. B. (nach Sur. 4, 144) für die Heuchler\') die siebente Pforte bestimmt ist. Ferner werden (p. 71 fg.) gewisse Punkte des muslimischen Glaubens hervorgehoben, so die Erzahlung vom Fall Satans. Dieser hiess ursprünglich xHarethquot; (Hüter) 1), weil er die Schiitze des ersten Himmels bewachte, wie er auch sonst Vorgesetzter der Ginn war, wodurch er stolz und hochmüthig wurde. Um ihn zu demüthigen, schuf Gott Adam. Als die Engel aufgefordert wurden, diesem zu huldigen, weigerte sich sHarethquot;, indem er sagte, dass er aus edlerem Stoffe erschaffen worden sei als Adam und auch überhaupt einen höheren Rang einnehme. Darauf wurde er aus dem Himmel verjagt, wobei zugleich die Engel feurige Felsstücke auf ihn schleuderten. Seit jener Zeit führt er die Namen: »Iblisquot; (der Verzweifelte), «Schaitanquot; (der Ver-
Wahrscheinlich ÓjLs- , das bei Baidamp;wi (zu Sur. 7, 191) und bei Ibn el.Atlr (1, M*2) als Name des Iblis vorkommt. Das Wort bedeutet aber keineswegs «Hüterquot;; es scheint dieses eine Verwechslung mit ./Hüterquot;, zu sein.
lm Original «Mmiafikinquot; ((jvaiU-*). Dieselben Namen für die 7 Abtheilungen
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leumder), und wird er auch »Arrachimquot; (der Gesteinigte) genannt1).
Aucli bei ibn el-Attr (I, 11) heisst es, dass Iblis, der früher cAzazil (Jojljc) J) hiess, das Oberhaupt derjenigen Engel war, die Ginn (^il) genannt wurden, wéil sie die Wachter des Paradieses waren (slS- jüjS» q, , und da er auch einer der machtigsten war, so wurde er hochmüthig, und darum sagte Gott zu den Engeln (Sur. 2, 28): »Ich werde auf der Brde einen Stellvertreter (üiJis-) einsetzenquot; 2).
An einer andren Stelle der Vorrede (p. 78) heisst es, dass die mohammedanischen Theologen das Yerbot des Weines davon her-leiten, dass Gott zwei Engel, «Harütquot; und «Marütquot;, um ihre Stand-haftigkeit zu erproben, nach Babyion schickte, woselbst sie als Richter fungirten. Da erschien vor ihnen eine Frail von überna-türlicher Schönheit, die ihren Mann anklagte. Obschon sie Unrecht hatte, sprachen die beiden Engel das Urtheil zu ihren Gunsten, worauf sie dieselben zu einem reichen Mahle einlud, bei dem auch der Wein nicht fehlte. Vom Weine trunken, entbrannten sie in Liebe zu ihrer Wirthin, der früheren Clientin. Diese versprach, ihnen zu Willen zu sein, wenn sie ihr vorher das Wort mittheil-ten, vermittelst dessen sie zum Himmel emporstiegen. Als sie das Wort erfahren hatte, flog sie zum Himmel empor, woselbst sie zur Belohnung ihrer Tugend von Gott in den Morgenstern verwandelt
L/\'VïM wird auc^ kei Lane, s. v. von *he despaired, gave up hopequot; abgeleitet. ^ \\ wird u. A. von «entfernt seinquot; (vom Guten oder von Gottes Gnade) hergeleitet, so bei den Commentatoren zu Sur. 2, 13. Die Erklarung mit *Verlemnderquot; würde zu besser passen, da dieses — nach Geiger — das gr. Sictflofoi; ist. «der mit Steinen Vertriebenequot;, anch .der Verfluchtequot;, kommt ofi als Epitheton neben qLvor.
Bei Ibn el-A_tir heisst es ferner, dass Gott eine Schaar Engel erschuf, zu denen er sagte, sie sollten sich vor Adam niederwerfen; da sie das nicht thaten, verbrannte er sie. Dasselbe geschah mit einer zweiten Schaar. Eine dritte Schaar aber mit Aus-nahme des IblJs entaprach der Aufforderung. Ahnlich heisst es im Talmud (Sanhedrin, 381)), dass Gott eine Schaar Engel um ihre M einung mit Beeug auf die Schöpfung des Menschen befragte. Sie sprachen sich — unter Anfiihrung von Ps. 8,. 5 — dagegen aus; da verbrannte sie Gott. Dasselbe geschah mit einer zweiten Schaar. Die dritte Schaar sagte: »Dir gehort die ganze Welt; thue was dir gut diinktquot;.
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wurde. Die beiden Engel aber, — die überhaupt nicht mehr in den Himmel zurückkehren konnten — warden von Gott in einem Brannen zu Babyion angekettet, woselbst sie ihre Zeit damit ver-bringen, dass sie Unterricht in der Zauberei geben.
Derselbe Vorfall wird an einer von mir (ZDMG., XXXI, 227) aus Joh. Cantacuzenos angeführten Stelle als Grand angegeben, weshalb Mohammad das Weintrinken verbot.
Unter den im Buche selbst vorkommenden Legenden sei zunachst die von Job erwahnt: »La estoria y recontamiento de Ayub, de sus pruebas y de su pacienciaquot; (p. 225—263). Diese Legende — wie auch die andren, in derselben Sammlung enthaltenen — ist, was Form und Inhalt betrifft, den beiden früher erwahnten von Joseph und Alexander d. Gr. durchaus ahnlich. Es ist überall dieselbe Breite der Darstellung, die aber, trotz der damit ver-bundenen Lange nie langweilig wird, da die durchaus vorherr-schende dialogische Tom, die eben zur Verlangerung beitragt, an-drerseits dramatische Lebendigkeit und spannende Abwechselung in die Erzahlung bringt. Ebenso sind es überall dieselben volksthüm-lichen Ausschmückungen und Weiterbildungen der ursprünglichen Sagen. Auch die Ausdrucksweise ist immer dieselbe; nur gehort die Sprache der verschiedenen Legenden verschiedenen spanischen Dialekten an, in Polge dessen einzelne Abweichungen in den Wort-formen und der Orthographie vorkommen.
Im Koran (Sur. 21, 83 fg.; 38, 40 fg.) wird Job — wie auch andre Personen — nur flüchtig und gelegentlich erwahnt. Seine Geschichte wird erst von den spateren Autoren erzahlt. So heisst es bei Ibn el-Atir (I, 1. fg.), dass Job ein sehr gottesfürchtiger und frommer Mann war, und dass Gotl ihm Alles gewahrte, um das er ihn bat. Das verdross deun Iblis, und um Job zu ver-suchen, bat er Gott um die Erlaubniss, ihn an Hab und Gut zu schadigen (bei dessen Erzahlung zugleich im Einzelnen darge-legt wird, worin Job\'s grosser Reichthum bestand). Als dem Iblis das gewahrt worden war, berief er die, cIfrit (ci^lac) genannten, Damonen und trug ihnen auf, Job\'s ganzes Besitzthum zu vernichten, was sie auch thaten. Job aber fuhr fort, Gott zu lob-preisen und ihm zu danken. Als Iblis sah, dass Job bei seiner Fröm-
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migkeit beharrte, bat er Gott, ihm Macht über seine Kinder zu ver-leihen. Nachdem ihm auch dieses gewahrt worden war, liess er alle Kinder Job\'s umkommen und ging dann selbst in Menschengestalt zu ihm, um es ihm mitzutheilen. Als Job die Trauerknnde ver-nahm, weinte er sehr und streute Asche auf sein Haupt, worüber sich Iblis freute. Bald aber bereute Job, was er gethan, und bat Gott um Verzeihung. Als Iblis sah, dass Job bei seiner Frommig-keit beharrte und sein Unglück mit Geduld ertrug, bat er Gott, ihm über seinen Körper Macht zu verleihen. Nachdem ihm auch dieses gewahrt worden war, blies er in seine Nase, wodurch sein Körper entzündet und zugleich von Würmern erfüllt ward. Darauf wurde er von der Elephantiasis befallen, und zudem ver-
breitete sein Körper einen so üblen Geruch, dass die Bewohner des Ortes ihn nöthigten, sich aus demselben zu entfernen. Er that das auch und nahm seinen Aufenthalt auf einem Kehrichthaufen. Niemand kam in seine Nahe, seine Frau ausgenommen, und so blieb er auf dem Kehrichthaufen sieben Jahre lang. Eines Tages sagte seine Frau zu ihm, er solle Gott um seine Genesung bitten; da antwortete ihr Job: »Wir haben 70 Jahre lang im Glücke gelebt; sollten wir nicht das Unglück 70 Jahre lang in Geduld ertragen? Wenn ich von meinen Leiden befreit sein werde, werde ich dir hundert Hiebe gebenquot;. Andre sagen, er habe ihr diese hun-dert Hiebe bei einer andren Gelegenheit versprochen. Iblis war namlich zu Job\'s Frau gekommen und hatte ihr gesagt, dass, wenn sie ihn anbeten werde, sie alles Verlorene wieder erhalten würden. Sie antwortete, sie müsse zuerst ihren Mann befragen. Als sie das gethan,. sagte Job zu ihr: jgt;Siehst du denn nicht, dass das ein Werk Satan\'s war? Wenn ich genesen werde, werde ich dir hundert Hiebe geben. Jetzt aber gehe und lass dich nicht mehr vor mir sehen! Ich will Nichts von deinen Speisen und Getran-ken — geh\' mir nur aus den Augen Iquot; Als sie nun fortgegangen und Job allein war, ohne Speise und Trank und ohne einen Freund, da sagte er (Sur. 21, 83): dO Herr, das Unglück hat mich schwer getroffen; du aber bist der Allerbarmerquot;. Darauf ward ihm die Antwort: «Erhebe dein Haupt; dein Gebet ist erhört. Stampfe mit deinem Fusse auf die Erde, (und in dem daraus hervorsprudelnden
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Wasser) bade dieh und trinkequot;. (Naoh den Commentatoren z. St. waren es zwei Quellen: die eine warm zum Baden, die andre kalt zum Trinken). Und so gab ihm Gott seine frühere Gestalt und seine Gesundheit wieder.
Seine Frau aber hatte in ihrer Abwesenheit zu sieh selbst ge-sagt: «Wie kann ich meinen Mann allein lassen ? Er wird Hungers sterben, oder die wilden Thiere werden ihn zerreissenquot;. Als sie nun zurückkehrte, sah sie an der gewohnten Stelle einen (wie sie glaubte) ihr fremden Mann. Zu diesem sagte sie; ïDiener Gottes (iXac b *U1), weisst du nicht, wo der Mann ist. der früher immer hier war?quot; Job gab sich ihr nun zu erkennen (nach einer andren Version erkannte sie ihn an seinem Lacheln), worauf sie ihn umarmte. Gott befahl hierauf dem Job, einen Palmzweig mit hundert Blattem zu nehmen und seine Frau einmal damit zu schlagen, damit er seinen Schwur erfülle, was er auch that. Auch gab ihnen Gott ihr ganzes Vermogen wieder und der Frau Job\'s zugleich ihre Jugend, und sie gebar 26 Kinder. Danach lebte Job noch 70 Jahre.
An der Koranstelle (Sur. 38, 43) sagt Gott zu Job: sNimm in deine Hand ein Bündel (Reiser, wie die Commentatoren erklarend hinzafügen) und schlage sie (deine Frau), damit du nicht meineidig wirstquot;. Dazu bemerkt Zamahsari (und kürzer Baidawi), dass Job\'s Frau ein Mal fortgegangen war und erst sehr spat zurückkehrte, worauf er schwur, ihr nach seiner Genesung hundert Streiche zu geben. Andere sagen, die Veranlassung zu diesem Schwur sei eine andre gewesen. Satan hatte namlich zu ihr gesagt, dass, wenn Job Wein trinke er gesunden werde, was sie alsdann ihrem Manne vorschlug. Nach einer noch andren Meinung hatte Satan zu ihr gesagt, sie solle ihn anbeten, auf welchen Vorschlag hin Job schwur, ihr hundert Streiche zu geben. Dadurch nun, dass Gott zu Job sagte, er solle sie mit einem ganzen Bündel Reiser einmal schlagen, wurde der Schwur gehalten, ohne ihr wehe zu thun.
In der obigen Legende von Job wird nun erzahlt, dass er ein sehr gottesfürchtiger, aber auch ein von Gott geliebter Mann war, wie denn Gott ihm auch viele Güter dieser Welt (die im Einzelnen aufgezahlt werden) gegeben hatte. Von diesen gab Job sehr yiel an
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die Wittwen und quot;Waisen \'), die Armen und Diirftigen. Wenn er die Armen speiste, forderte er sie zugleich auf, Gott dafiir zu danken. Hierauf wird im Namen verschiedener (Jberlieferer bis zu Ibn cAbbas 1), der es von dem Propheten gehort, Folgendes er-zahlt. Als die Engel, welche die Handlungen der Menschen auf-schreiben, eines Tages vor Gott erschienen, war auch Iblis, der Verfluchte 2), unter ihuen. Gott fragte ihn; «Woher kommst du ?quot; Iblis antwortete: »Du weisst es wohl, o Herr, dass ich die Erde durchstreife, um deine Diener zum Bösen zu verfuhren7\'. Darauf erwahnte Gott die Frömmigkeit und Standhaftigkeit Job\'s und dass diesen zu verleiten, ihm nimmer gelingen werde. Iblis antwortete, Job\'s Frömmigkeit sei kein Wunder, da er mit allen Gütern ge-segnet sei; Gott solle ihm nur Macht über sein Hab und Gut geben, dann werde Job ihn vergessen 3). Als Iblis diese Erlaubniss erhalten hatte, entfernte er sich voller Freude. Darauf berief er die Scharen der übrigen Diimonen, die im Oslen und die im Westen, die in der Tiefe und die in der Höhe, die zu Meer und die zu Lande, und sie waren im Augenblicke da erschienen, sehneller als man das Auge offnet und schliesst. Darauf theilte ihnen Iblis mit, dass Gott ihm die Macht über Job\'s Vermogen verliehen und forderte sie auf, mit dem Hauche ihres Mundes seine Heerden und Hirten zu verbrennen. Als sie das gethan hatten, ging Iblis in Gestalt eines seiner Hirten zu Job und erzahlte ihm das Vorge-fallene. Job aber sagte: «Gepriesen sei Gott e) ! der mir das wieder genommen, was er mir gegeben hatte. Er will, dass ich keine Giiter besitze, um ihm um so eifriger zu dienenquot;. Iblis entfernte sich traurig und zornig ; er berief abermals seine Scharen und trug
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Im Original mit dem Zusatze: .contentése Allah de todos ellosquot; (Gott sei mit ihnen allen zufrieden), entsprechend der Formel aJJl
«el malditoquot;, an andren Stellen (z. B. p. 227) //malaunquot; = qj*L».
Im Original ist das oben Erzahlte ein Dialog zwischen Gott und Iblis, den ich aber — wie an vielen andren Stellen — nur dem Inhalte nach wiedergegeben habe.
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ihnen auf, alles Vieh, alles Getreide und alle Fruehtbaume Job\'s zu zerstören. In Gestalt eines Knechtes verkündet er das dem Job, der dasselbe darauf erwiedert wie früher.
Iblls steigt darauf zum Hiramel empor. Gott fragt ihn: »Nun, Iblis, wie bast du meinen Knecht Job gefunden? quot;Warst du im Stande, ihn meinem Dienste zu entziehen?quot; Iblls muss das ver-neinen, er bittet aber Gott, ihm Macht über Job\'s Kinder zu verleihen, worauf sich alles Frühere wiederholt.
Iblis, traurig, mit schwarzem Angesichte \'), sagte zu sich selbst: »quot;Weh mir ( j Ay de mi\'!), dass ich diesen Diener Gottes nicht seinem Glauben\') abwendig machen kann!quot; Darauf berief er wieder-um die Damonen, diesmal aber, um sich mit ihnen zu berathen. Das Eesultat der Berathung ist, dass Iblis in Gestalt eines armen Reisenden zur Prau Job\'s kommt und sie um Speise und Trank sowie um Herberge für die Nacht bittet. Job\'s Frau, «Rahmahquot;, — sie war die Tochter des Decadaus, des Sohnes Joseph\'s, des Sohnes Jakob\'s — 3) sagte zu ihm: »0 Reisender! Wir haben Alles verloren, was wir hatten; ich kann deinen Wunsch nicht erfüllenquot;. Darauf sagte Iblis: »quot;Wenn Job Gott nicht langer dienen würde, dann würde ich ihm alles Verlorene wiedergebenquot;. Job\'s Frau ging zu ihrem Mann und sagte ihm das. Da sprach Job: Geh\' und sag\' zu diesem Manne: »0 Verfluchter! Alle Güter dieser quot;Welt. sind ver-ganglich; nur die Herrlichkeit jener Welt ist ewigquot;. Als Iblis das hörte, entfernte er sich traurig und verzweifelt. Darauf stieg er zum Himmel empor. Gott sagte zu ihm: »Nun, Iblis, wie hast du meinen Knecht Job gefunden? Hast du ihn meinem Dienste entziehen können? Nein, das konntest du nicht. Du hast all sein
1) «la cara negraquot;. Die Schwarze des Angesichtes bezeichnet im Arabischen, Per-sisehen und ïürkischen die Beschamung und Demiithigung, wie ^ein weisses Gesichtquot; das Gegentheil ausdrückt. Das vSchwarzwerden des Angesichtesquot; wird auch im Talmud in diesem Sinne gebraucht.
2) ^de su devocionquot;; im Original /rde su alibedaquot;, das arabische «oLotiL
3) Auch bei Baid^wi zu Sur. 21,83; 38,43, heisst es, die Frau Job\'s sei Rahmah
, Tochter Ephraim\'s, des Sohnes Joseph\'s gewesen; nach einer andren Mei-nung war seine Frau Liah, die Tochter Jakob\'s (zu Sur. 12, 7 wird Liah als Jakob\'s Frau erwiihnt). Im Talmud (B. bathra, 15b, Eer. R., S. 57) wird eine Meinung angeführt, wonach Üinah, die Tochter Jakob\'s, Job\'s Frau war.
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Hab und Gut zerstört und seine Kinder getödtet, und doch hat er nicht aufgehört, mir zu dienen und mich zu lobpreisenquot;. ),Das ist wahr, o Herrquot;, sagte Iblis, «allein Job hofft, dass du ihm alles Verlorene, und mehr noch, wiedergeben wirst; gib mir aber Macht über seine Person, so wird er nicht dir, sondern mir, dienenquot;. Als Iblis diese Erlaubniss erhalten hatte, stieg er hernieder zu Job und blies mit seinem Hauche in seinen Körper, worauf derselbe sich entzündeöe. Und so brachte er sieben Tage hindurch jeden Tag eine andre Qual über Job, von welchem schliesslich nur noch die Knochen übrig waren, da die Würmer sein Fleisch verzehrt hatten. Trotz all dem hörte Job nicht auf, Grott zu lobpreisen, in-dem er sagte: »Gelobt sei Gott in jedem Zustande, immer und ewigquot;.
Nachdem Iblis sich abermals mit den Damonen berathen hatte, verleitete er zwei Freunde Job\'s, das zu thun, was er ihnen auf-trug. Diese gingen hierauf zu Job, zugleich mit Speisen und Ge-tranken versehen, und nachdem sie ihr Bedauern über seinen Zustand ausgedrückt, sagten sie, er werde von seinen Leiden befreit werden, wenn er sich nur mit einem Worte von Gott los-sage. Dann sagten sie zu ihm: »Sieh hier diese Speisen und Gre-tranke ^1)! Iss und trink davon, das wird dich erquickenquot;. Nun aber hatte Job seit drei Tagen Nichts gegessen, -er war also sehr hungrig; dennoch aber sagte er zu ihnen: »Ich will eure Speisen und Getranke nicht berübren, sie seien mir verboten! 2) Fort mit euch! Geht — und möge Gottes Zorn und sein Fluch euch treffen!quot;
Einige Zeit nachher kam Iblis unter der Gestalt eines Arztes aus Syrien 3) zur Frau Job\'s und sagte zu ihr, er habe von den
«Mira aqia vianda y bebidaquot;; statt »miraquot; heisst es im Original „Cataquot;, das altspanische «catarquot;, das — wie oben bemerkt wurde —, auoh im Jüdisch-Spanischen oft für ,/Sehenquot; gebraucht wird. Das Wort hat sich in -Catafalcoquot;, ital. ,/Cataletto\' , erhalten (Diez, s. vv.).
3j Im Original: „Tierrasde Axemquot;, d. i. Syrien. Das .Tierras de . . .quot; ent
spricht dem arabischen OjL.
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Leiden ihres Mannes gehort und sei gekommen, um ihn von denselben zu befreien. Auch habe er ein heilendes Getranke mitgebracht, das Job, zugleicb mit etwas Wein, trinken solle; dann solle er einen Vogel schlachten, ohne dabei Gottes Namen zu erwiihnen, ausserdem aber sich mit Schweinefett ein-reiben. Als Job\'s Frau das ihrem Manne mitgetheilt hatte, sagte er: »Dich hat Iblis getauscht — verfluche ihn Gott! O Rahmah, wenn Gott mir die Gesundheit wiedergibt, werde ich dir hundert Hiebo geben. Weisst du denn nicht, dass, als dein Ahn Joseph im Gefangnisse war, Gott ihn befreite? Und so glaube ich, dass Gott in seiner Barmherzigkeit auch mich yon meinen Leiden befreien wirdquot;.
Als Iblis dies hörte, entfloh er sehr traurig und mit schwarzem Angesichte. Moge Gott sein Angesicht im Feuer schwarzen! \')
Bald darauf ging Iblis zu den Leuten des Ortes, in welchem Job wohnte — und zwar in der Gestalt eines denselben wohlbe-kannten weisen Mannes — und sagte zu ihnen, sie sollten Job nicht langer in diesem Orte dulden, sonst würde Gott sie mit denselben Plagen heimsuchen. Als nun Rahmah zu den Leuten des Ortes kam, um für Job um Speise zu bitten, sagten sie zu ihr: sBringe deinen Mann nach einem andren Orte, damit uns seine Krankheit nicht befallequot;. Als Rahmah nach Hause gekommen war, erzahlte sie das ihrem Manne und dann sagte sie zu ihm: »0 Job! Ich will dich nach einem Dorfe der Kinder Israel\'s bringen; sie werden vielleicht mitleidiger sein als unsre Nachbarnquot;. Job ant-wortete: »Gott gebe dir dafür die beste der Belohnungen !quot; Daraaf nahm sie ihn auf ihre Schultern und trug ihn nach einem Dorfe der Kinder Israel\'s, woselbst sie ihn auf die Erde setzte. Dann rief sie aus, so laut sie konnte: »Erbarmt euch dieses Armen, o Kinder Israel\'s!quot; Da kamen von alien Seiten die Leute herbei und sie weinten Alle, als sie Job sahen und was seine Frau um seinet-willen erduldete. Darauf sprachen sie: »0 Dienerin Gottes, bringe
1) Entsprechend der oben erwiihnten Bedeutung dieses Ausdrueks kommt auch die Verwünsehungsformel «Gott schwiirze sein Angesichtquot; (*£gt;5 aUI für
«Gott verdamme ihn, hedecke ihn mit Schandequot; öfter vor. Unter dem Fener ist die Hölle verstanden, arabisch jUü\'.
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ihn in eins unsrer Hauser; wir werden ihm zu essen uad auch eine Ruhestatte gebenquot;. Sie antwortete: »Ihr würdet seinen üblen Geruch nicht ertragen konnenquot;. Darauf bereifcete sie aus Steinen ein Lager fiir ihren Mann, und die Leute brachten ihm von alien Seiten Speisen herbei. Darauf sagte Rahmah : »WennEiner von euch Kleider zu waschen oder Brot zu kneten hat —, ich will das thuaquot;. Die Leute antworteten: »Komm nur, wir werden dir Arbeit gebenquot;. Das that sie nun, und die Leute gaben ihr Nahrungsmittel — viele Tage lang.
Da kara aber eines Tages Iblis in Gestalt eines den Leuten bekannten weisen Mannes in das Dorf und sagte zu ihnen, sie sollten der Frau Job\'s weder Arbeit noch Speise mehr geben; sie würden sonst Alle von derselben Krankheit befallen werden wie Job. Als Rahmah nun wieder hinkam, gab ihr Niemand Etwas. Sie kam alsdann zur Frau eines Backers und sagte zu ihr: »0 Dienerin Gottes! Gib mir etwas Brot für meinen Gatten Jobquot;. Die Backerin sah, dass Rahmah sehr schönes Haar hatte und sie antwortete ihr: »Ich will dir gerne Brot für deinen Mann geben, wenn du mir erlaubst, eine Handvoll von deinen Haaren zu nehmenquot;. »0quot;, antwortete Rahmah, »wenn du alle meine Haare verlangtest, so würde ich sie dir auch gebenquot;. Die Frau nahm darauf eine Handvoll ihrer Haare und gab ihr Brot dafiir. Rahmah kehrte darauf zu ihrem Manne zurück, dem sie Alles erzahlte. J ob ass darauf von dem Brote, wiihrend seine Frau nochmals in das Dorf ging, um viel-leicht noch mehr Brot zu erhalten. Als sie mit Sonnenuntergang noch nicht zurückgekehrt war, betete Job zu Gott, sich seiner zu erbarmen. Darauf sagte Gott zu Gabriel — mit ihm sei Heil! — \'): «Steige hinab zu meinem Knechte Job und griisse ihn von mir 1) und sage ihm, dass ich sein Gebet erhört habe. Dann bringe ihn
2gt; »y saludale de mi partequot;; im Original: ,y plegale de mi Tassalemquot;, entbiete ihm von mir den Salamp;m. Ebenso sagt bei Ibn el-Atir (I, 1!quot;) Gabriel zu Job: «Gott ent-bietet dir seinen Salam für deine Ergebungquot; aJJ\' q\')-
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auf den Berg Sinai; dort ist eine Wasserquelle, in dieser soil er sich baden 1).
Gabriel kam nun zu Job und sagte ihm alles das. Dann nahm er ihn auf einen seiner Flügel — da Job nicht gehen konnte — und trug ihn zu jener Quelle, in die er ihn untertauchte. Als Job derselben entstieg, war er schön wie der Vollmond 2) und ganz ge-sund. Darauf brachte ihn Gabriel an seinen früheren Ort. Bald darauf kam Ralimah zurück mit etwas Brot, das sie bekommen hatte. Als sie ihren Mann nicht sah, weinte und wehklagte sie und sagte: »0 Job, ich habe für dich sechs Jahre und sechs Monate lang gelitten, und jetzt, wo ich hoffte, dass Gott sich deiner erbarmen werde, haben dich die wilden Thiere zerrissen. O mein Geliebter! Du warst mein Trost und meine Freude, wie könnte ich leben ohne dich?quot; Da sagte Job zu ihr: »Wen suchst du hier, o Frau?quot; »Job, meinen Gatten,quot; antwortete sie, worauf Job: »Würdest du ihn erkennen, wenn du ihn sahest?quot; Da blickte sie ihm in die Augen und sagte: «Ach, ich glaube fast, du selbst bist Job, mein geliebter Gattequot;. Job antwortete; »Ja, ich bin Job, dein Gatte; Gott hat sich meiner erbarmt und meine Leiden von mir genommenquot;. Darauf umarmten sie sich gegenseitig weinend. Job aber weinte noch mehr als Rahmah; da sprach sie: «Warum weinst du so sehr, mein Geliebter?quot; Er antwortete: «Weil ich Mitleid mit dir habe, denn ich habe geschworen, wenn Gott sich meiner erbarmt, dir hundert Hiebe zu gebenquot;. »0 mein geliebter Jobquot;, sagte Rahmah hierauf, swenn du das geschworen hast, so gib mir 2000 Hiebe und halte deinen Schwurquot;. Da erschien Gabriel und sagte zu Job: »0 Job! Gott der Erhabene grüsst dich und lasst dir sagen, du solist ein Bündel von 100 Binsen nehmen und deine Frau einmal damit schlagen, so wird dein Schwur er-
Bei Jaküt (II, Ifo, s. v. heisst es, das Jobskloster seiin der Niihe von Damaskus; dort sei aueh die Quelle, in welcher Job Heilung tand, sowie sein Grab. Dasselbe sagt anch Kazwini (II, liquot;!) sowie Mas\'ödi (I, 91).
lm Original; »y salió de ella Job como la luna relumbrante de catorce nochesquot;; «wie der Mond in der 14. Nachtquot; iüLJ wird oft gebraucht, um die Schönheit auszudrücken, so mit Bezug auf Joseph bei Zamahsar! zu Sur. 12,31 (p. lolquot;).
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füllt sein, mit der Genehmigung Gottesquot; i). Und Job that also.
Gott sagte hierauf zu Job : »Willst du, dass ich dir deine Kinder wiedergebe, so will ich sie wieder zum Leben erweckenquot;. Job aber antwortete : xDa sie alsdann ja doch wiederum sterben müssen , so lasse sie lieber in der andren Welt, die ja doch viel besser ist als diese Weltquot;. Gott gab alsdann dera Job all sein Besitzthum wieder, ein grösseres als das friihere, und Job war wiederum wohlthatig gegen die Wittwen und Waisen, die Armen und Dürftigen, so lange er lebto.
Eine andre Legende (I, 281—311) hat die Überschrift; »Ra-contamiento de Solaiman profeta (Nabi) de Allahquot;. Im Namen des «Cabuquot; 1) und des Gesandten Gottes «Mahomaquot; — Gott sei ihm gniidig und gebe ihm Heil! 2) — wird hier Folgendes erzahlt.
Als Salomon eines Tages seine Andacht3) verrichten wollte, übergab er seinen Siegelring einer Dienerin. Von den Damonen 4) die in seinen Diensten standen, war einer, Namens «Haritsuquot;(i), bestandig in Salomon\'s Palast. Nachdem Salomon seinen Siegelring der Dienerin übergeben hatte, ging Haritsu zu ihr, und zwar in der Gestalt und in der Kleiduug Salomon\'s und verlangte den Eing, den sie ihm auch gab. Diesen warf er in das Meer von Oman, wo ihn — nach Gottes Fügung — ein Pisch verschlang. Als nun Salomon bald darauf seinen Ring von der Dienerin zurück-verlangte: sagte diese: «Gott stehe mir bei!5) Ich habe ihn dir
//Cabii\',\\ oder «Caab, Caab Alajbar (el historiador)quot;, wird in der Legende von Joseph sehr oft als Gewahrsmann angeführt. Sprenger (Leben und Lehre des Mohammad, III, CIX) erwahnt einen Ka\'b ans Jaman, wegen seiner Kenntnisse der biblischen Legenden «der Rabbiner-Kacb, Kacb al-AhMrquot;, genannt; cf. Mas\'üdi, III, 130.
-rMahoma, que Dios le sea propicio y le concede la salvaciónquot;; im Original: -/Zalla Allahu alahi u\'assalam\',^ d. i. jJUs^ , abgekürzt —, das stets dem Namen Mohammed\'s beigefügt wird, bei Zamahsari immer vollstandig, ohne Abbreviatur.
«devociones\'quot;; im Original: (ralibeda,,, wie oben soLotiL
//los demonios\'quot;; im Original: //axxaitanesquot;, mit arabischem Artikel, Plural von
der eigentlich ist.
«defiendome con Allahquot;, das (bereits friiher vorgekommene) üüij welches, nach Sur. 113 und 114 genannt), als Abwehrformel gebraucht wird.
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ja so eben gegeben, o König!quot; Salomon sah nun ein, dass Gott erzürnt auf ihn war; er hielt sich den ganzen Tag zurückgezogen, und als es Nacht geworden war, zog er geringe Kleider an, nahm einen Stab in die Hand und verliess, ganz eingehüllt, die Stadt, indam er zu Gott betete, ihn auf seiner Wandrung yor der ïücke Satans zu beschützen.
Der Erzahler sagt: Gott hatte dem Salomon ein so elendes und erbarmliches Aussehen gegeben, dass die andren Armen sich von ihm fern hielten, indem sie zu ihm sagten: »Geh\' weg von uns! Denn du bist Schuld, dass uns die Leute gar kein oder nur geringes Almosen s) gebenquot;.
Unterdessen hatte jener Damon Salomon\'s Thron eingenommen, und die Leute kamen zu ihm, um ihm ihre Rechtssachen zur Ent-scheidung vorzulegen; aber seine Urtheile und Entscheidungen waren gegen das Gesetz. Darüber wunderten sich die Leute; da sagte Einer Namens «Balkisquot;: »Ich werde der Sache auf den Grund kommenquot;. Er erschien darauf vor dem Throne und sagte: »0 König!\' Ich will mich von meiner Frau scheiden und sie in ihr elterliches Haus zurückschicken; sie verlangt aber nun ihr »Azidakquot; 1) — ; bin ich verpflichtet, es ihr zu geben ?quot; Der Damon antwortete: «Nein, das bist du nicht; du kannst dieses Azidak2) derjenigen geben, die du nach ihr zur Frau nimmstquot;. Darauf sagte Balkis : »0 König, früher gabst du dein Urtheil dahin ab , dass Gott der Erhabene 3) sagt: Wenn Einer seiner Frau das ihr zukommende Azidak nicht gibt, so werden seine guten Werke4) seiner Frau angerechnet,
.Azidakquot; (das der Herausgeber mit . Dotequot; wiedergibt) ist das «Cidaquequot;, das oben bei Rabadan vorkam, also das Geld, das der Ehemann seiner Frau geben muss.
Statt .Azidak\'quot; heisst es hier im Original .almahraquot;, arabisch (hebr. , was ohngefahr dasselbe bedeutet.
.Allah ; cuan alto es!quot; wahrseheinlich die Übersetzung des oben erwiihnten
«las buenasobrasquot;; im Original: .alhasanasquot;, arab. KxmO, gutes Werk, wovon wahrscheinlich das spanische .Hazaflasquot;, Grossthaten.
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die also ins Paradies kommt, wahrend ilire bosen Handlungen ihm angerechnet werden, sodass er in die Holle kommtquot;. »Nun, wenn du das wusstestquot;, sagte der Damon , swozu hast du denn mein Ur-theil verlangt?quot; Darauf sagte Balkis: «Feind Gottes! Verfluehter Satan! Wie hast du eine solche Unthat wagen können? Wo ist Salomon? Sei verdammt, Satanas!quot; Alsdann sprach er die Wcrte aus, die auf Salomon\'s Ring eingegraben waren, und daraufhin entfloh der Damon.
Die Leute wunderten sich sehr hieriiber und waren auch um Salomon besorgt; da sagte Balkis: «Fürchtet Nichts! Er,derdem Salomon die Macht verliehen und sie ihm wieder entzogen hat, er wird sie ihm auch zurückgebenquot;.
Salomon war auf seiner Wanderung nach dem Lande des Königs »Yramquot; gekommen. Dieser liess gerade einen Palast bauen, wobei viele Leute beschaftigt waren. Salomon ging zum Oberaufseher derselben und fragte ihn, ob er ihm nicht auch Beschaftigung geben könne. «Allerdings kann ich dasquot;, erwiederte derselbe. Er nahm ihn dann in seine Dienste, und Salomon\'s Beschaftigung bestand darin, dass er taglich Wasser aus einem Brunnen 2) herbei-holte. Zur Mittagszeit legte er sich gewöhnlich, um auszuruhen, in den Schatten eines Thurmes, der zu dem Palast gehorte, den der König mit seiner Tochter bewohnte. In der Niihe war ein waldiges Gebirge, in dem sich viele Raubthiere aufhielten. Als nun Salomon einst eingeschlafen war, sah ihn die Tochter des Königs, die ans Penster getreten war, um frische Luft zu schöpfen ; zugleich aber sah sie, wie vom Gebirge her zwei Löwen kamen, die sich zu seiner Seite hinlegten, der eine zur Rechten, der andre zur Linken, um von ihm mit ihren Schweifen Mücken und Brem-sen abzuhalten. «Bei Aletu und Alozza!quot;1) sagte die Königstochter,
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AMt und \'Uzza— Sur. 53, 19: oiüi — waren die Hauptgottheiten der vorislamischen Araber, wie auch Beide ott nebeneinander genannt werden (z. B. bei Baidamp;wi, p. 35, Z. 16; 231, Z. 1; 246, Z. 15; 353, Z. 4). Der Schwur bei ibnen kommt mebrmals vor (ZDMG., VU, 481).
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»das ist sehr wunderbar !quot; Dann erwachte Salomon und sagte: «Ge-priesen sei Gott, der Einzige. Er hat keinen Genossenquot; (im Original auf arabisch). Als er darauf in ihre ïtahe gekommen war, sagte sie: »0 Mann, woher bist du?quot; Salomon antwortete: »Vom Lande Jemenquot; (»Aljamanquot;). »Und wie kannst du so ruhig schlafen ?quot; sagte sie, »in der Nahe dieses Gebirges, wo so viele wilde Thiere sind?quot; »0 Jungfrau!quot; erwiederte Salomon, »die Thiere, wie alles Gesehaifene 1), stehen unter Gottes Machtquot;. Darauf ging er an seine Arbeit. Dasselbe wiederholte sieh am zweiten und am dritten Tage; nur waren es am zweiten Tage zwei Schlangen, die sich zu beiden Seiten hinlegten; am dritten Tage waren es zwei Adler, die mit ihren Plügeln ihn fachelten. Als Salomon erwachte, sagte er: »Ge-priesen sei Gott! Es gibt keinen Gott ausser ihm. Keine Macht und keine Gewalt ausser bei Gott, dem Grossen, Erhabenenquot;. Darauf sagte die Königstochter zuihm: »Von diesem Gotte, den du preisest, habe ich nie gehort — wer ist er?quot; Salomon antwortete: »Ihm gehort Alles im Himmel und auf Erden und was zwischen ihnen und was unter der Erde istquot; (Sur. 20, 5). Sie sagte alsdann: »Ich habe sagen hören, dass dem Salomon Alles unterthanig sei — bist du vielleicht Salomon?quot; Als er das bejaht hatte, sprachsie; ïDann, o Prophet Gottes 2), habe ich eine Bitte an dich; ich wünsche, dass du mich zur Frau nimmst, weil ich meinem früheren Glauben entsagen und nur deinen Gott anerkennen willquot;- »Wenn nun aber dein Vater nicht einwilligt?quot; fragte Salomon. »Mein Vaterquot;, antwortete sie, »hat mir langst freigestellt, zu heirathen wen ich wollte, und er wird sein Versprechen haltenquot;.
Die Prinzessin ging alsdann zu ihrem Vater, erinnerte ihn an sein Versprechen und erzahlte ihm alles Vorgefallene. ÏTach einigen erfolglosen Gegenvorstellungen sagte erzuihr: «Mein Versprechen will ich halten; du magst jenen armen Tropf heirathen, aber in meinem Palaste darfst du nicht bleiben und auch deine schonen Kleider, deine Juwelen und Kostbarkeiten musst du zurücklassenquot;.
lm Original: «toda cosa jalekadoquot;, letzteres von v_5Jbgt;, erschaffen.
lm Original: «Alannabi de Allahquot; (arabisch JJi [i, ohne Artikel, wabrend es hier zwei sind).
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Nachdem die Prinzessin ihre Kleider mit andren vertauscht hatte, ging sie — mit Zurücklassung alles dessen, was sie besass — zu Salomon, der sich in der Scheune eines zerfallenen Hauses aufhielt, denn es war schon spat. Als sie sich allein mit ihm sah, warf sie sich. in Anbetung \') Gottes des Erhabenen zur Erde nieder. Darauf sprach sie: »0 Prophet Gottes! Was wird unser Abendessen sein ?quot; Salomon antwortete : «Gott, der mir 40 Tage lang meinen Lebens-unterhalt 1) bescherte , wird es auch heute thunquot;. Sie sprach: »0 Prophetquot; Gottes! Hier sind zwei Denare 2); ausaerdem hat mir mein Vater Nichts gelassenquot;. Salomon nahm diese zwei Denare und kaufte für einen Denar Brot und 01; dann ging er zu den Pischern am Meeresufer und fragte sie, ob sie ihm für einen Denar zwei Pische geben könnten. Sie antworteten: -»Wir können das nicht, denn wir sind unser 12 und wir haben nur 25 Pische ge-fangen ; darunter ist einer, der Nichts taugt; den kannst du dir nehmen; da sieh ihn hier!quot;3) Salomon sagte: nlch danke euch, raeine Preunde, aber Gott hat mir eine Prau gegeben, für deren Lebensunterhalt4) ich zu sorgen habe, denn so verlangt es unsre Eeligionquot;. Einer der Pischer gab ihm hierauf einen Piseh ; Salomon wollte ihm dafür den Denar geben, da sagte jener: «Behalte ihn nur; ich habe dir den Pisch gegeben, weil du dem Glauben Salomon\'s, des Propheten Gottes, angehörstquot;. Salomon antwortete: »So möge denn Gott dir im Paradiese einen Platz unter den Prommen geben!quot;
Salomon ging darauf voll Preude zu seiner Prau und gab ihr die beiden Pische, um sie zuzubereiten, wahrend er selbst das Abendgebet5) verrichtete. Alsdann setzten sie sich auf die Erde, um zu essen; da sagte Salomon: »0 Prau! Nimm dir den guten Piseh; ich werde den andren nehmenquot;. Da sagte sie: «Ich beschwöre dich bei Gott, dir den guten Pisch zu nehmen und mir den
lm Original: Arrizquequot; =
lm Original steht das arabische »Dinarquot;, das eine Goldmünze bezeichnet; es ist aber wohl der spanische Dinero gemeint, eine Kupfermünze von geringem Werthe, wie denn auch der Herausgeber «dos dinerosquot; hat.
//Catalo ahiquot;.
lm Original: /»Arrizquequot;, wie oben.
«La oración de la puesta del soV, im Original: «Almagrib\'quot;,
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andren zu lassenquot;. Als sie nun zu essen anfingen und die Er au ihron Fisch öffnete, fand sie in demselben den Siegelring Salomon\'s, den der Damon1) «Haritsuquot; — verfluche ihn Gott! — 2) ins Meer geworfen hatte. Sie sagte; »Schau her! Sieh dieses Wunder!quot; Da nahm Salomon den Ring und sprach; »Es gibt keine Macht und keine Gewalt ausser bei Gott, dem Grossen, Erhabnenquot; (im Original arabisch). Er that ihn alsdann an seinen Finger, und alsbald kamen aus der Luft mit grossem Gerausch alle Damonen, zugleich mit kostbaren Gewandern und vielen wohlzubereiteten Speisen, und sie erbauten zur Stelle einen prachtigen Palast. Salomon und seine Frau zogen die schlechten Kleider aus und legten dafür diese Gewiinder an. Darauf Hess er die Fischer kommen und sagte ihnen , dass sie nach Herzenslust von den Speisen essen sollten. Alsdann schickte er zum König »Yramquot;, dass er kommen möge. Als dieser nun kam und all die Pracht und Herrlichkeit sah, sagte er zu seiner Tochter: «Ich bitte dich, mir zu verzeihen und auch zu Gott zu beten, dass er mir verzeihe, denn ich bekenne mich jetzt zu eurem Glauben. Es gibt keinen Gott ausser dem einzigen Gott; er hat keinen Genossen, und Salomon ist der Prophet Gottesquot; (im Original arabisch). Salomon sagte darauf zu ihm: »0 König! Gott wird dir verzeihen und dir das Paradies geben, denn Gott in seiner Herrlichkeit und Gnade führt, wen er will, auf den rechten wegquot; 3).
Auf Salomon\'s Geheiss liess sich alsdann eine Wolke hernieder ; in diese begab er sich mit seiner Frau und seinem Schwiegervater, und so schnell wie man das Auge ölfnet und schliesst, gelangten sie in seinen Palast.
Das ist also die Erzahlung wie sie ahnlich in der oben ange-führten Stelle bei Rabadan und im \'Emek hamelech vorkommt.
Im Original: «Alchinquot; = ^i»-.
«Verfluche ihn Gottquot; (aül kommt bei arabischen Autoren oft vor, wenn von einem Feinde Gottes («11! jtXc) die Rede ist.
Der Sprueh; «Gott führt, wen er will, auf den rechten Wegquot;
Jalyo kommt ira KorSn mehrmals vor (Sur. 2, 136. 209;
10, 26; 24. 45; cf. 2, 274; 24, 35; 28, 66; 42, 52).
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In letzterem Buche ist Salomon zuerst assistirender Koch (oder Küehenjunge) bei dem Konig von Ammon, avancirt aber — da er durcli eine Speise die Aufmerksamkeit des Königs auf sich zieht — zum eigentlicben Koch. Aus dem cEmek hamelech ist diese Er-zahlung in das jüdisch-deutsche Maasebuch (Jüdisch-deutsche Chrestomathie, p. 449 fg,) übergegangen.
Aber auch das, was ferner in dieser Legende von Salomon sr-zahlt wird, erinnert an oben erwühnte Sagen. Den andren Tag — heisst es waiter (p. 303 fg.) — karnen an Salomon\'s Hof alle Classen von Menschen, Thieren und Damonen und alle huldigten ihm. Nur ))Haritsuquot; war nicht zu sehen. Salomon schickte Damonen aus, um ihn zu suchen, aber umsonst. Da sagte einer derselben zu Salomon, dass Haritsu sich am Meere von »Zanaa\'quot; auf halte, dass er alle drei Monate zu einer Quelle auf dem Berge Kaf komme, und dass, wenn Salomon ihm die Vollmacht so wie alles hierzu Nöthige geben wolle, er den Haritsu herbeischafi\'en werde.
Die Art und Weise, wie das zu Stande gebracht wird, ent-spricht nun der talmudischen Erzahlung sowie der oben aus Al-kisai angeführten. Auch hier sagt Haritsu, nachdem er den Wein gerochen: »Verflucht sei, wer dich zuerst erfand, unglückliches Getrank! Wer von dir getrunken, den beherrschest du und beraubst ihn seines Verstandesquot;. Er geht darauf fort, kehrt aber nach drei Monaten zurück, trinkt und berauscht sich und wird alsdann von den im Hinterhalt liegenden Damonen gefesselt und zu Salomon gebracht.
Hier heisst es nun weiter, dass Salomon ihn in den Kerker werfen und jeden Tag züchtigen liess1). Da kam eines Tages der Engel Gabriel zu Salomon und sagte zu ihm: «Gott, dein Herr und der meinige, will, dass du die Stadt «Baitul Makdisquot; 2) erbauest, die aber ganz aus Steinen bestehen soli, und zwar aus solchen.
//Y lo mandó tormentar con variedad de tormentos cinco veces cada dia,delo cual pasaba muncha penaquot;. *Munchoquot; für /,muchoquot; kommt auch im Jiidisch-Spanischcn sehr ofl vor; statt //tormentos1\'hat das Original: «AladeV, d. i. , das dieselbe Bedeutung hat.
(das heilige Hans,) Jerusalem. Bei Abü\'l-Fid^ (Hist, anteisl.) heisst so der Tempel, wahrend Jerusalem heisst, z. B. p. 42. 44. 48. 50.
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die nicht mit Eisen behauen wurdenquot;. Salomon wandte sich an den Vezir der Damonen\'). Dieser sagte: »Unter alien GeisternJ) ist Keiner so klug wie Haritsu; wenn er keinen Rath weiss, so weiss ich keinen Andren aus unsren Scharenquot; 1). Alsbald befahl Salomon den Haritsu yor ihn zu bringen; als das geschehen war, sagte er zu ihm: «Feind Gottes! Warest du im Stande, eine Stadt herzu-stellen, zu der kein Holz gebraucht wurde, die vielmehr ganz aus Steinen besteht, die aber ohne Eisen behauen wurden?quot; Haritsu antwortete: «Verlangst du sonst noch Etwas von mir, Prophet Gottes?quot; »Neinquot;, sagte Salomon, »sonst Nichtsquot;. »So beruhige dichquot;, sagte Haritsu; «ich werde dir diese Stadt herstellen ;gib nur Befehl, dass man mir die Eesseln abnehmequot;.
Der hierauf zur Ausführung gebrachte Rath Haritsu\'s ist die-selbe Procedur wie in der talmudischen Erzahlung und wie in der oben angeführten Kazwini\'s. Nur ist es hier — wie im Talmud — das Nest des Wiedehopfes, das zur Entdeckung des zum Steine-spalten nothwendigen Mittels2) dient, sodass die Stadt ohne An-wendung von Eisen erbaut wurde.
So wurde — heisst es am Schlusse — die Stadt vollendet, unc. auch die Erzahlung ist zu Ende mit der Lobpreisung Gottes und mit seiner Gnade (»Acabo la cibdad, también el cuento 3), con la loor y gracia de Allahquot;.)
«Hij 8^5
»nuestras Kabilasquot;; im Original: «nuesas alkabilasquot;, von üLoJ, Stamm (woven Kabylen).
lm Texte heisst es «Palicoquot;, welches Wort ich aber nirgends finde.
Wie sich die arabische Volkssage noch immer mit David und Salomon be-schaftigt und stets neue Sagen bildet, davon ist ein Beispiel, was Jakob Saphir in seiner quot;PSD PK betitelten Reisebeschreibung (I, 26 fg.) aus der Zeit seines Au-fenthalts in Siidarabien erzahlt. In einer Reisegesellschaft, zu der auch er gehorte, die aber zumeist aus Mekkapilgern bestand, wurde in einer schonen Nacht n\'Lst andren Geschichten auch die folgende erzahlt: Wahrend einer Hungersnoth kam eine arme Wittwe zu David und klagte ihm ihre Noth. David gab ihr ein Mass (mNC)
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Zu den Legenden des ersten Bandes gehort auch (p. 118—158) die Gesehiclite von der Geburt Jesu — «Alhadisquot; (cio^xü) »del na-gimiento de Igequot; — zugleich auch die von seinem (schein-
baren) Tode, da er weder gekreuzigt noch sonst getödtet wurde, sondern statt seiner ein Mann, dem Gott die Gestalfc und das Aus-sehen Jesu gegeben hatte, wozu die betreffende Koranstelle (Sar. 4, 156) angeführt wird. Seine Benennung als »Almacihquot; ,
gt; Messias) wird damit erklart, dass Alles, was er mit seiner Hand berührte, geheilt wurde \').
Aus seiner Kindheit wird (p. 132) erzahlt, dass seine Mutter ibn zu einem Lehrer brachte, der ihm den ersten Unterricht geben sollte. Dieser sagte zu ihm: «Sprich : Abuched, heguaz, hottaje, quelemun, gayfet, eoragetquot; 2). Jesus fragte ihn: «Was bedeutet abuched?quot; Der Lehrer antwortete ihm : »Sprich das, was ich dir sage; du hast mich nicht zu belehrenquot;. Darauf sagte Jesus: »O Lehrer!
Mehl. Als sie aut dem Heimwege war. kam ein sehr starker Wind und blies das Mehl weg. Die Fran getraute sich nicht, zu David zurückzukehren und ging wei-nend ihres Wegs. Da begegnete ibr Salomon, der — damals noch ein Knabe — gerade aus dem Lehrhause kam. Er fragte sie, wesshalb sie weine, sie sagte ihm den Grund. Er ging darauf mit ihr zu seinem Vater und bat denselben, ihm Scepter, Krone und Thron für kurze Zeit zu überlasseu. David war dazu gerne bereit. Salomon liess darauf den Ostwind vor sich kommen, und fragte ihn, wesshalb er dieser Frau ihr Mehl entrissen. Der Ostwind antwortete; «Das habe ich nicht gethanquot;. Dieselbe Antwort gab der Westwind. Darauf wurde der Nordwind vor den Thron beschieden und dieser sagte: «Allerdings habe ich das gethan, aber ich that es nothgedrungen. Sin grosses Schiff, das aas Indien kam und dessen Passagiere alle auf der Wallfahrt nach Mekka begriffen waren, bekam , als es auf dem rothen Meere war, einen Leek. Ich wusste mir keinen andren Kath, als dass ich das Mehl dieser Frau nahm und es zu eiuem Teige knetete, mit welchem ich die Öffnung verstopftequot;. Salomon entliess ihn in Gnaden, David aber scheukte der Frau ein andres Mass Mehl.
1)»Porque toda cosa que frotabaquot; — lm Original; «machabaquot; — ,con sus manos sanabaquot;, also von g-»** = der Hand berühren, streicheln. Unter den verschiedenen Er-
kliirungen von , Sur. 3, 40 bei den Commentatoren, kommt diese Erklürung
nicht vor.
2) Es sind das die Buchstaben des arabischen Alphabets, die — nach der Reihen-folge der hebraischen Buchstaben — schon frühe zu einzelnen Wörtern zusammen-gestellt wurden nnd zwar, wie Pococke (Specimen bist. Ar., p. 308) vermuthet, von einem Padagogen als mnemo-nisches Uilfsmittel (cf. De Sacy, Grammaire arabe, 1, 10 ; Caussin de Perceval, Essai, I, 292 fg.).
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Wisse, das Alif ist der Name Gottes ; das Be ist die Ewigkeit.... Das Ta ist ein Baum im Paradiese, der »Tobequot; heisst \'); seine Zweige erstrecken sich weithin; er ist bedoekt mit unzahligen Perlen, Edelsteinen und Eubinen 1). Das Je ist die Hand Gottes, ausge-streckt über alle seine Geschöpfe 2). Das Kef ist das Wort G-ottes an Mosesquot;. Auf diese Weise erklart er 16 Buchstaben. Der erstaunte Lebrer küsst ihn und sagt zu seiner Mutter, welche gekommen war, um ihren Sobn abzubolen: «Dein Sobn bedarf keines Lebrers; er weiss mebr als irgend einer.
Abnlicbes wird übrigens aucb in dem arabiscb geschriebenen apokryphiscben Bueb »Das Evangelium von Jesu Kindheitquot; XxJ^akSI, ed. H. Sike, p. 144) erzahlt. Der Lebrer heisst dort Zaohffius (l^;), und zwar ist es Joseph, der Jesus zu ihm bringt. Er schreibt zunachst die Buchstaben des Alphabets auf und sagt dann zu Jesus , er solle »Alephquot; sagen. Als dieser das gethan, sagt er, er solle »Bethquot; sagen. Jesus bittet ihn, ihm zuerst zu sagen, was Aleph bedeute ; darauf sagt er selbst die Bedeutung von Aleph und Beth, dann, welche Buchstaben gerade, welche gekrümmt seien; darauf sagt er das ganze Alphabet her: Aleph, Beth, Gimel, Daleth (jJjgt; , bis zum Tau (jLxjl), und gibt
zugleich den Grund an, wesshalb die Buchstaben gerade in dieser Ordnung aufeinander folgen 3). Der Lehrer sagt hierauf zu Joseph und Maria, dass dieser Knabe mehr wisse als irgend ein Lebrer.
Im ersten Bande der »Leyendasquot; findet sich (p. 173—177) noch eine andre Erzahlung von Jesus. Er war einst, zugleich mit einem andren Manne, auf einem Berge. Da Beide hungrig waren, sagte
Im Original: „alyacotasquot;, oöUüi, wie oben.
Im Original: quot;balecadosquot;, von oiJLs», wie oben.
Wie der Herausgeber in einer Note (p. 64 fg.) bemerkt, kommt diese Erzahlung schon in apokryphiscben Schriften vor, die Irenseus erwahnt. Gleiebzeitig fiihrt er eine Stelle aas //Kessoeusquot; (Alkisai) an, welche eine ganz ahnliche Erzahlung eLtbillt; nur wird Alles auf arabiscb erklart; z. B. Elif bedeutet: Es gibt keinen Gott ausser Gott («UI quot;5ii Gim ist die Herrlichkeit Gottea....; Ta ist eiu Baum im Paradiese, _ der Tiiba heisst; Ja bedeutet: Gottes Hand ist über seine Geschöpfe ansge-breitet (ajjis» ^ic «JJ\' Jo), and so erklart Jesus der Reihe nach alle Buchstaben, worauf der Lehrer dasselbe, wie an den obigen Stellen, zu dessen Mutter sagt.
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Jesus zu dem Manne, er solle gehen und Brot kaufen. Dieser ging; als er zurüekkam, war Jesus an einer andren Stelle des Berges, wo er sein Gebet verrichtete *). Der Mann ass nun eines der Brote, die er mitgebracht hatte. Als Jesus zurückkehrte, fragte er ihn, wo das dritte Brot sei. Jener sagte: «Ich habe nur zwei Brote mitgebrachtquot;. Sie gingen darauf weiter. Da trafen sie eine Schaf-heerde an; Jesus kaufte ein Schaf, schlachtete es, und sie assen yon seinem Fleische. Darauf sammelte Jesus die Knochen und sprach: «Erhebe dich mit der Erlaubniss Gottes, des Erweckers der Todtenquot;. Das Schaf erhob sich blökend. Da sprach der Mann : «Gepriesen sei Gott!quot;1) Jesus sagte darauf zu ihm: «Ich beschwöre dich bei Dem , der dich dieses quot;Wunder hat sehen lassen —, was ist aus dem dritten Brote geworden?quot; Jener antwortete: sich habe nur zwei gebrachtquot;. Darauf gingen sie weiter. Da gelangten sie an einen grossen Strom. Jesus nahm den Mann bei der Hand, und so gingen Beide über das Wasser hin, bis sie an das andre Ufer gelangten. Der Mann sprach wiederum: sGepriesen sei Gott!quot; Jesus wiederholte seine frühere Frage und erhielt dieselbe Antwort. Sie gingen weiter und gelangten an einen einsamen und abgelegenen Ort, woselbst drei grosse Goldbarren lagen. Der Mann sagte: «Das ist ein grosser Schatzquot;. Jesus antwortete hierauf: »Die eine Barre nehtne ich mir, die andre gehort dir und die dritte gehort dem, der das dritte Brot gegessenquot;. Da sagte der Mann : »Ich habe das dritte Brot gegessen, wenn ich es auch gelaugnet habequot;. Jesus sagte: »Du magst alle drei Barren behaltenquot;, und Terliess den Ort. Der Mann wartete nun, bis Jemand kame, der ihm zur Fortschaf-fnng des Goldes behülflich ware. Da sah er drei Manner des Weges kommen; er ging zu ihnen und fragte sie, ob sie ihm helfen wollten, das Gold fortzutragen; er wolle sie dafür bezahlen. Sie erklarten sich bereit dazu, beschlossen aber unter sich , ihn zu
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lm Original:-Sobhena Allahquot; — aü! (ein aadres, von gebildetes Hanptwort). Im Hindustani wird dieser Ausdruck — wie aus Shakespear s. v. zu erseben ist — als Ausruf der Verwunderung gebraucht.
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tödten, was sie auch ausführten. Einer von den Dreien ward hier-auf fortgeschickt, um Speisen einzukaufen, da sie zunaclist essen wollten. Wahrend seiner Abwesenheit kamen die beiden Andren überein, ihn bei seiner Eückkehr umzubringen und den Schatz unter sicb zu theilen. Der Dritte aber batte — um alleiniger Be-sitzer des Scbatzes zu werden — Gift an die Speisen getban. Als er zurückgekehrt war, erseblugen ihn die beiden Andren. Dann assen sie von den Speisen 5 das Gift that aber seine Wirkung und so fanden auch sie den Tod.
Einige Tage darauf kam Jesus wieder an diesen Ort, und da er das Gold sab und die vier Todten bei demselben, sprach er: «Also ergeht es denen, welche lügen und schlecht handeln, und das ist der Lobn derj enigen, die nach den Gütern dieser Welt streben, aber Nichts für die andre Welt tbunquot;.
Eine andre Legende (p. 325—371) entbalt die Erzahlung von Moses, So\'aib (Jetbro) und dessen beiden Töchtern, von denen die eine, Safura\'), Moses\' Frau wird — entsprechend der Dar-stellung bei Ibn el-Atir (I, Iff) und bei den Commentatoren zu Sur. 28, 23 fg. Ausserdem aber wird hier noch Folgendes erzahlt:
Moses war mit So\'aib übereingekommen, dass er ibm 8 (oder 10) Jabre um seine Tochter dienen wolles). Nun war nahe der Stadt ein grosser und tiefer Strom, der 35 Ellen breit war. Am jenseitigen Ufer waren sebr gute Weideplatze, aber Niemand konnte die Heerden hinüberbringen. Moses legte sich nun über den Strem bin, sodass er mit seiner Körperlange die Breite desselben von einem Ufer bis zum andren bedeckte und eine Brücke bildete. Die Schafe gingen jeden Morgen und jeden Abend über seinen Körper hinüber und berüber, und in Folge davon übertrafen die Heerden So\'aib\'s alle andren, wahrend sie früher die schwachsten und magersten gewesen waren.
Darauf heisst es weiter: Es sagte »Cabu el ajberquot;; Als Gott die
J) Baidawi zu Sar. 28, 25 führt neben dem Namen auch an, sowie
zwei Meinungen; nach der einen war sie die altere, nach der zweiten die jüngere Tocbter. Nach Zamalisari z. St. hiess die altere die jüngere (eine niminutiïform).
2) Der Text hat hier die Übersetzung der entsprechenden Stelle; Sur. 38, 27 fg.
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grosse Frömmigkeit Moses\' sah, gab er ihm kund1), dass er mit ihm, und zwar otrne Vermittler s), sprechen und ihn zum Gesandten an die Kinder Israel\'s erwahlen wolle. Darauf machte Gott allen Bergen der quot;Welt seinen quot;Willen kund und sagte zu ihnen: «Auf einem von euch will ich mit meinem Knechte Moses sprechenquot;. Jeder der Berge drangte sich nun stolz hervor, mit Ausnahme des Berges Sinai, der zurückblieb und sich vor Gott demüthigte. Da offenbarte Gott dem Moses seinen quot;Willen und sprach: »Gehe zum Berge Sinai, der sich vor mir gedemüthigt hat; ich habe bei meiner Glorie und bei meiner Herrlichkeit2) geschworen, dass ich den erhöhen will, der sich vor mir demüthigt, und den erniedrigen will, der sich erhöhtquot;.
Darauf folgt eine lange Unterredung zwischen Gott und Moses, in welcher Gott ihm kundgibt, wie viele Wel ten er vor Erschaf-fung der jetzigen Welt erschaffen, und ihm auch Vieles über Mohammed mittheilt.
Von Moses, einer Taube und einem Falken erzahlt eine andre Legende (p. 375—381). Diese Vogel waren aber die Engel Gabriel und Michael, welche auf Gottes Geheiss diese Gestalt angenommen hatten, um sich von Moses\' Milde und Güte zu überzeugen.
Unter den Legenden des zweiten Bandes ist eine (p. 27—93), welche von Mohammed\'s Geburt, Kindheit und Verheirathung, so-wie eine andre (p. 359—388), welche die naheren ümstande seines Todes erzahlt. In einer dritten Legende (p. 269—298) erzahlt Mohammed von seiner Himmelfahrt. Unter den vielen wunderbaren Dingen , die er da gesehen, war auch der Thron Gottes von weissem Golde, zu welchem 70,000 Stufen führten, die alle von Engeln erfüllt waren, von denen jeder in 1000 Sprachen Gottes Lob ver-
lm Texte heiast es hier und an den folgenden Stellen: «invióle Allahquot; («revelaciónquot; setzt der Herausgeber in Parenthese hinzu); dieses -/ invióquot; ist wahrseheinlieh die Übersetzung von (,er schicktequot; und .er offenbartequot;), das in derselben Weise oft ïorkommt. ,
Diese Schwurformel entspricht dem bei Baidftwi zu Sur. 28, 81 (II, p. 90, Z. 8). Diese Bevorzugung des Sinai wird ahnlich auch anderswo erwiihnt (cf. ZDMG., XL1I, 382 fg.).
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kündete. Unterhalb des Thrones waren vier Engel; das Angesicht des einen war wie das eines Hahnes, das des zweiten wie das eines Menschen, das des dritten wie das eines Löwen, das des vierten wie das eines Geiers. Der mit dem Aussehen eines Löwen betet zu Gott für die (vierfüssigen) Thiere \'), der mit dem Aus-sehen eines Geiers für die Vogel, der mit dem Menschenangesicht für die Kinder Adam\'s, der aber in der Gestalt eines Hahmes war von ungeheurer Grosse, sodass seine Füsse bis an den Abgrund der siebenten Erde reicbten.
Mohammed befragte den Engel Israfil über den letzteren Engel, worauf ihm Israfil antwortete : Diesem Engel bat Gott die Gestalt eines Hahnes gegeben, weil man ohne ihn die Stunden des Gebets nicht wüsste, denn er lobpreist Gott in jeder dieser Stunden, und zugleich ruft er aus: »Gedenket Gottes, o ihr Gedankenlosenquot; , auf Arabisch: «Odcuru\'llah ja gafilinquot; 2). Und ihn horen die Hahne der Erde und sie rufen dann auch, und wenn er aufhört, schweigen auch sie (»y cantan a su cantado, y callan a su callamientoquot;).
Dieser himmlische Hahn wird — nur ausführlicher, aber eben-falls im Namen des Propheten — auch bei Kazwini (s. v. téLo, I, flf) und bei Damlri (s. v. tiLo, ed. Bülak, I, flV) erwahnt. Auch Alkisai (f. 77 r.) erwahnt im Namen Ka\'b\'s einen Engel in Gestalt eines Hahns, dessen Kopf unter den Pforten des Erbarmens (K s-jil wjlo!) ist, wahrend seine Elügel ausgebreitet sind und seine Füsse auf den Grenzen der Erde stehen, und der vor Tagesan-bruch ausruft: «Gepriesen sei Er, der das Erbarmen erschaff\'enquot;. Ferner wird im Namen Ivatadah\'s berichtet: lm Paradiese ist ein Hahn; wenn dieser Gott lobpreist, so thun die irdischen Hahne das-selbe, und alsdann entfliehen die Damonen 3).
1) Das Her gebrauchte altspanische «alimaflasquot; (statt „animalesquot;) ist auch in den jü diaeh-spanischen Schriften der gewöhnliche Ausdruck (als Übersetzung von JlVPl)-
2) j^JLsLê ü «JJI Ij J\'ól- Nach einer Stelle Alkisai\'s (293 v.) rief der irdische Hahn, als er vor Salomon erschien, ebenfalls: ^JiLc L ill\' 1»^Jgt;l. Auch in Zamahsari\'s Deutung der Vogelstimmen (Sur. 27, 16, p. t.ll) ruft der Hahn; qJlsLÈ L A)J!
3) Der persische Name des Hahns ist (Vullers, 1, 683);
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Andre Specimina der «Lengua aljamiadaquot; finden sicli in den fol-genden Werken:
1) Notices et extraits amp;c., Tom. IV (p. 626 fg.) und Tom. XI (p. 312 fg.): zwei Abhandlungen von De Sacy.
2) Memorial histórico Espafiol, Tom. V (Tratadas de legislacion Musulmana).
3) Sitzungsberichte der K. Bayrischen Akademie, 1860 (p. 201 fg.); Marcus Jos. Miiller: Moriscogedichte.
4) Coleccion de textos aljamiados, publicada por Pablo Gil, Julian Ribeira y Mariano Sanchez, 1888.
Im 4. Bande der «Notices et extraitsquot; (p. 646 fg.) findet sich als kleines Specimen die oben erwiihnte ErzaMung, wie Moses den Schafen Jethro\'s zur Brücke diente. Im II. Bande (p. 331 fg.) findet sich — ebenfalls als Specimen — der Anfang einer Legende von »Temim Addarquot;, der fast wörtlicli mit dem Anfang derselben Erzahlung in den «Leyendas moriscasquot; (II, 97 fg.) — wo sie voll-standig mitgetheilt wird — übereinsümmt. Auch sonst findet sich in diesen Schriften Manches , das oben erwahnt wurde.
wird crkliirt: „Avis, prima aurora clamans, quam dein alitc claraando sequunturquot;. Damit ist wahrscheinlich jener himmlische Hahn. und mit (jiyC Gottes Thron gemeint.
Der erste Band (I, 53 fg.) gibt aas einem andren Bnche einige Stellen, die eine Schilderung der sieben Himmel enthalten. Pag. 58 heisst es: lm zweiten Himmel ist ein Engel, der zur Halfte aus Feuer, zur HSlfte aus Schnee besteht; das Feuer sehmelzt nicht den Schnee nnd der Schnee löscht nicht das Feuer. Dieser Engel lobpreist Gott fortwiihrend und sagt: O Herr! Wie dn Feuer und Schnee vereinigst.
so vereinige auch die Herzen der Glaubigen (^UJI ^ oül ^ Lj
Ahnlich ist im jerus. Talmud (Rosch haschana, II, die Rede von einem Engel, der zur Halfte aus Feuer, zur Halfte aus Wasser besteht. Im Midrasch (Bamidbar R., S. 13, zu Num., 7, 1; Debarim R., S. 5, zu Deut., 20, 10) wird die Ste1.le: «Er macht Frieden in seinen Höhenquot; (Job, 25, 2) darauf bezogen, dass Gabrie! ganz aus Feuer, Michael ganz aus Schnee besteht, dass Beide nebeneinander stehen und Keiner den Andern schadigt.
Zu p. 10, Note 1. — Dass an dieser frivolen Anwendung einer Koranstolle (Sur. 61, 13) die Scholien Nichts auszusetzen finden, ist um so merkwürdiger, als eine andre viel harmlosere Stelle der Makamen (p. KI) allerdings beanstandet wird. Hier heisst es nam-lich im Texte: »Er führte mieh in ein Haus, das ... schwacher war als das Haus der Spinnequot; o* Dazu wird
in den Scholien bemerkt, dieser Ausdruck widerspreche dem , was Gott gesagt habe (d. h., was im Koran — Sur. 29, 40 — steht), dass riamlich kein Haus schwaclier sei als das der Spinne, nur aber sei das bei Hariri nicht so genau zu nehmen, da es nicht ernstlich gemeint, sondern nur als quot;Witz zu betrachten sei, dass es aber allerdings tadelnswerth sei, wenn Jemand ernstlich behauptete, dass das Haus der Spinne nicM das schwachste sei.
Zu p. 16. — Manche biblische Ausdrücke sind in alle abendlandi-sehen Sprachen übergegangen, so «Jotaquot;, Matth., 5. 18 (im Neugrie-chischen wird \'ivot ]üzx für «Nichtsquot; gebraucht), «Mammonquot;, ib., 6,24, «Skandalquot;, ib-, 13, 41 (auch die LXX iibersetzen
mit axxvlxXov), «Talentquot; im Sinne von «geistiger Anlagequot;, Matth., 25, 15 fg. — «Lazarusquot; wird auch im Hollandischen für «aussatzigquot; gebraucht; so führt quot;Weiland in seinem «Woordenboekquot; die Redens-arten an: «Hij is lazarus, een lazarus aan de deurquot;, daneben die Ableitungen «lazarij, lazarusklapquot; u. A. — «Andare in Cafarnaumquot; wird (wie aus Cherubini\'s Dizionario milanese-italiano (II, 36) zu ersehen) für «andare in chiassoquot; gebraucht; ebenso kommt «Gog und Magogquot; in der Redensart vor: «andare in oga e magogaquot;, für «andare in paesi lontanissimiquot; (ib., s. v. Gog, II, 245). Auch der Name Jericho wurde — wie aus Nares\' Glossary s. v. (I, 448) zu
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orsehen ist — bei den Englandern ahnlich wie das deutsche xwo der Pfeffer wachstquot;, gebraucht, um Jemanden dorthin zu wiinschen, mit Bezug auf 2 Sam., 10, 5. Viele biblische Ausdriicke werdau — wie aus dem 1864 erschienenen »Slang-Dictionaryquot; ersichtlich ist — in der englischen Studentensprache («Oxford and Cambridge slang, College-slangquot;) in humoristischem Sinne gebraucht. So isi-. Aminadab a quaker, Hittite a price-fighter (von to hit), Jerusalem-pony a donkey (mit Bezug auf Matth., 21,5), Jezebel a showily dressed woman (puritanischen Ursprungs), Moah a turban-shaped hat of the other sex (Ps. 60, 10). Zu der Zeit Carl\'s II. wurden (wie 1. c. p. 35, bemerkt wird) von den jungen Stutzem, die »over head and earsquot; verschuldet waren, die Gerichtsdiener sMoabitesquot; und «Philistinesquot; genannt, wahrend jetzt die Police-men «Philistinesquot; genannt werden.
Zu p. 20, Z. 8 fg. — So z. B. lautet die erste Beweisfiihrung: In Agypten erlitten die Agypter 10, am Meere aber 50 Plagen. Denn in Agypten ist (Ex., 8, 15) Ton einem Finger, am Meere (ib., 14, 31) von einer Hand die Rede. Nun aber hat eine Hand 5 Finger; waren es also in Agypten 5, so waren es am Meere 5 X 10 = 50 Plagen. Quod erat demonstrandum! Diese Controverse ist übrigens dem Midrasch — Schemoth R., S. 23, und Midrasch zu den Psalmen (Ps. 78, 49) — entnommen.
Zu p. 30, Note 2. — Bei der Erklarung des west-östlichen Divan ist es immerhin von Nutzen, wenn man einige Kenntniss des Ara-bischen und Persischen besitzt, oder doch wenigstens das arabische Alphabet kennt, damit man nicht nöthig hat, sich auf secundare Quel-len oder auf ungenaue Ubersetzungen zu verlassen. Um aus vielen Beispielen eins zu erwahnen, so wird zu der Stelle «Perser nennen\'s Bidamag buden, Deutsche sagon Katzenjammerquot; (Das Schenkenbuch, IX, 14, p. 181, ed. v. Loeper) vom Herausgeber nach Wurm\'s Com-mentar zum west-östlichen Divan (p. 227) eine Stelle Chardin\'s (X, 120) angefiihrt, wonach «Bidamag budenquot; bei den Persern soviel bedeutet wie «sans gaietéquot;. Aus Vuller\'s persischem WB. hatte man aber ersehen können, dass arabisch-persisch »dimagquot; zunachst »Ge-hirnquot; bedeutet, und dass «btdamagquot; (^UA-o, eigentlich ^, »ohne Qehirnquot;) im Sinne von iiibellaunig, verstimmt, reizbarquot; («ill-tempered, irritable, easily provokedquot; in Shakespear\'s Hindustani-
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WB.) gebraucht wird. «Budenquot; (qOjj) ist das persische Wort für «sein, to bequot; (mit welchem letzteren es sprachlich ver wan dt ist). Im Türkischen wird — nach Bianchi-Kieifer\'s WB., I, 424 — ^ für «sans cervelle, sotquot;, gebraucht.
Zu p. 36. — Auch ein himmlisches Jerusalem —
— (ahnlich wie Hebr., 12, 22; Apoc., 21, 2, und Gal., 4, 26; an letzterer Stelle hat die syrische Version ]a .\'..v, . wird
im Talmud (Taanith, 5a) und im Midrasch zu Ps. 122, 3, als Deu-tung dieses Yerses erwahnt, welche Deutung sich auch im Targum und bei Easchi z. St. findet.
Zu p. 43. — Auch in Kayserliug\'s Biblioteca Espanola-portu-gueza-judaica wird unter den «Refranos o proverbios Espanoles de los Judios Espanolesquot; (Appendice, p. 129) der Spruch angeführt: «Quien en el ealdo se quemó, en el yagurt asoplaquot;. Bei Negris, A Dictionary of modern greek proverbs, wird (p. 96) das Sprich-wort angeführt; \'Ottcïoi; èxay \'s to , Quaxei xx) to xpvov —
«Burnt by hot blows upon coldquot;. Bei K. E. Franzos, Vom Don zur Donau (I, 302), findet sich das rumanische Sprichwort: »Wen die Schlange gebissen hat, der lauft auch vor der Eidechse davonquot;.
Zu p. 47. — Dem entspricht das yXüirira Tp\'iT*!
Sirach, 18, 15, welcher Ausdruck, wie Schleussner s. v. yA«i7(7«, unter Hinweisung auf Bochart, Hieroz. (P. I, 1. 1, c. 4, p. 25, ed. Lond.), bemerkt, von der dreifurchigen (trisulca) Zunge der Schlange hergenommen ist.
Zu p. 79. 96. — Zu zwei Stellen in Sebastian Brant\'s Narren-schiff bemerkt Zarncke in seiner Ausgabe dieses Buches, p. 328: «Durch Verbindung von Gen. X, 10 und XI, 9 wird von Brant, Geiler u. A. Nimrod als Erbauer des Thurmes dargestelltquot;, und p. 371: »Dass erzahlt wurde, Noah habe seine Zeitgenossen zu bekehren versuchfc, ist mir nicht bekanntquot;. Dass aber die Gen. 6, 3 erwahnten 120 Jahre dazu bestimmt waren, Busse zu thun, sagt Comestor (Gen., cap. 31) und ebenso (c. 38), Nimrod habe den Bath zur Erbauung des Thurmes gegeben. Es ist leicht möglich, dass Seb. Brant das Buch quot;Cómestor\'s gelesen. Wie verbreitet das-selbe war, ersieht man auch daraus, dass Conrad von Megenberg (ed. Pfeiffer, p. 307) sagt: nThamur oder samier haizt Salomon\'s
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wurm, davon sagt man in der geschrift die scolastica historia heisst, dass Salomon des tempels stain da mit tailt und zerprschquot;. In der That findet sich diese Nachricht über den Schamir bei Co-mestor (Hist, libri III. regum, c. 8). Wie übrigens Merzdorf in der Vorrede zu der von ihm edirten Historienbibel (in welcher übrigens — p. 132. 610 — ebenfalls Nimrod mit dem Thurmbau in Ver-bindung gebracht wird) bemerkt, sind viele Stellen Comestor\'s in die Historienbibeln übergegangen.
Zu p. 148, Z. 14 v. u. — Ahnliche poetische Ausschmückun-gen, die zugleich daran erinnern, dass Ephram religiose Gedichte yerfasste, finden sich auch an andren Stellen, so z. B. (Opp., 1,52) die Schilderung des Einzugs der Thiere in die Arche, sowie (ibid., (p. 72) die Erzahlung von den Töchtern Loth\'s.
Zu p. 167. — Aüch Maimonides in dem oben erwahnten Com-mentar zu den Pirke Aboth bemerkt ferner, dass das Wasser des Meeres sich zu Glas oder zu durchsichtigem Schohamstein ver-dichtete, sodass die Einen die Andren sehen konnten, und darauf beziehe sich die Stelle (Ps. 18, 12) *0$?
Zu p. 173. — Dass Korach Moses um Erbarmung angerufen habe, wird auch im M. Tanchuma (IV, 47a, ed. Buber) — und zwar, wie gewöhnlich, mit Anknüpfung an einen eigenthümlichen Ausdruck des Textes — gesagt. Der Satz (Num., 10, 34): Alles Volk floh vor ihrem (der Korachiten) Rufe (Q^Jp^J) wird darauf bezogen, dass
Korach dem Moses zugerufen habe: sErrette uns!quot;
Zu p. 195. — In Gayangos\' Übersetzung von Ticknor\'s History of Spanish Literature wird (T, IV, p. 327) ein Moriscogedicht zu Ehren Mohammed\'s («Poema anonimo en alabanza de Mahomaquot;) mitgetheilt, in welchem erzahlt wird, wie, wahrend Mohammed in der Höhle war, eine Spinne am Eingange derselben ihr Gespinnst wob und eine Taube ihr Nest haute:
La taratana texó luego por donde hobo entrado. La paloma hizo nido por cerrar el agujero.
Zu p- 203, Z. 8 fg. — An den erwahnten Stellen (Pesikta d. R. K., 62\'gt; fg.; Wajikra R., S. 15; Berachoth, , 4a) sowie in dem
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vor Kurzem von Buber edirten Midrasch zu den Psalmen oder -TO, 149b) heisst es init Bezug auf das quot;Ifl^ Mquot;TyNl\'
Ps. 57, 9, David habe gesagt: «Ich erwecke die Morgenröthe; die Morgenröthe hat aber nie mich erwecktquot;
TTiyQ V|n {^^5 N-inti\'l) i im Midrasch z. St. und ahnlich jerus. Talmud Berachoth, ed. Krotoschin, p. 2: quot;quot;pyQ
•6 nynw mn^ Nnnt^i Nnn^gt; bei RascM zu PS. 57,9,
Zu der Stelle im ersten Gedichte des west-östlichen Divan (Hegire, p. 5, ed. v. Loeper):
Wonn der Führer mit Entzücken Von des Maulthiers hohem Rücken Singt, die Sterne zu erwecken
bemerkt quot;Wurm in seinem Commentar z. St. (p. 30), dass auch im Talmud (Berachoth , p. 8 , nach Rabe\'s Übersetzung) gesagt werde, die Morgenröihe habe David nie schlafend angetroffen, und daraif beziehe sich die Stelle Ps. 57, 9. Von Loeper führt diese Beme;quot;-kung Wurm\'s an, gibt sie aber ungenau wieder, indem er «Morgensternquot; statt «Morgenröthequot; gebraucht. bedeutet immer Morgenröthe.
Zu p. 220. 230. — Bei Damiri (s. v. ^Xamp;^XS1, II, fff fg.) findet sich die Erzahlung von den beiden Wiedehopfen sowie alles übrige, von Taclabi Erziihlte, bis zu dem Satze, in dem es heisst, dass Salomon auf die Ermahnung des Wiedehopfes hin denselben losliess. Ebenso wird die betreffende Stelle Zamahsari\'s und die von Kazwini erziihlte Anekdote mit dem darauf bezüglichen Sprich-wort mitgetheilt. Bei Anführung des Sprichwortes verweist Socin (N0. 441) auf Burckhardt, N0. 662, wo dasselbe lautet; xj\'li q-.
q, Auch die darauf bezügliche Anekdote wird zur Er-
klarung von dessen Ursprung erzahlt;nur ist es nicht der Hudhud \'), sondern der Vogel Kombar , eine Art Lerche), der Salomon und seinen Hofstaat einladet.
Bemerlcenswerth ist, dass im Flandrischen der Wiedcliopf neben Huppetup auch Hndhud genannt wird (Hoffmann von Fallersleben, Horae belg., 11, 220).
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Zu p. 245, Z. 14 v. u. — Was das Wort «Alerzequot; betrifft, so -wird dasselbe in Pedro de Alcala\'s Vocabulista aravigo mit dem ara-
-O\'S
bischen nerza, ergquot; wiedergegeben; ersteres ist S^!, die einzelne
oc
Ceder, letzteres istj^\', die Ceder als Collectiv- oder Gattungsname. In Covarrubias\' Tesoro de la lengua Castellana (ed. 1674, p. 30) heisst es, daas das spanische «alerzoquot; — obsehon lautlich dem lateinischen ilarixquot; naher stehend — ven Einigen mit »Cederquot; erklart werde. Diez s. v. alerce leitet das Wort allerdings von ))larixquot; ab.
Im ersten Bande der «Leyendasquot; (p. 316—322) findet sich fol-gende Erzahlung, überschrieben: »La leyenda de Moises con Jacob el carniceroquot;. Moses — wird erzahlt — bat einst Gott, ihm zu sagen, wer dereinst sein Genosse im Paradiese sein werde. Es ward ihm darauf die Antwort, er solle nach der Stadt «Matazaiquot; in Syrien gehen; dort wohne ein Metzger, Namens Jakob , und dieser sei ihm zum Genossen bestimmt. Moses findet diesen Jakob in seinem Hause; derselbe geht dann aus dem einen Zimmer in ein anstossendes. In diesem befinden sich seine Eltern, die vor Altersschwache so hilflos sind wie kleine Kinder, und die ihr Sohn ebenso pflegt und wartet, wie das bei Kindern geschieht, indem er sie ankleidet, wascht und ihnen zu essen und zu trinken gibt. Moses, der das Gesprach zwi-schen Jakob und seinen Eltern mit anhört, kann sich des Weinens nicht enthalten. Darauf sagt er zu Jakob; »Ich bin Mdsa, Sohn \'Im-ran\'s, und ich bin zu dir gekommen, um dich kennen zu lernen, denn du wirst dereinst mein Genosse im Paradiese seinquot;. Jakob theilte das seinen Eltern mit, und diese, hocherfreut über solche Kunde, hauchten ihre Seelen («sus arrohesquot;, span. Plur. von aus.
Eine durchaus ahnliche Erzahlung von p -j und
dem Metzger Nannos QUpM DJJ) fiidet sich in dem Buche mnm no. bei der alphabetischen Aufzahlung der Tannaiten und Amoraer, unter dem Namen (ed. Lemberg, f. 86b).
DRUCKFEHLER.
S. 7, Z. 9 f., lies: Literaturgebieten st. literaturgebieten
» 28, » 6, 1. st.
ji 31, » 19, » zu denken st. zudenken
» 32, » 2 v. u., 1. Burckhardt st. Burckhard
» 77, » 5 v. u., 1. ungenau st. ingenau
» 98, » 1, 1. wo sie st. so wie
» 98, » 7, i) Nebukadnezar si. Nimrod
» 105, » 10 v. u., 1. du st. da
d 112, » 7, 1. XijC st.
jgt; 112, » 7, » st. ^uJI
D 149, » 13 v. u., 1. Königsgraber st. Konigsgraber
» 192, jgt; s, » !gt; niiJst- my
» 239, i) 6 » « !quot;) st. )quot;?
» 253, » 17, 1. Leyendas st. Legendas
» 253, d 19, » F. st. S.
Verlag von E. J. Brill Leiden.
Verlag von .K. J. BRILL, Leiden.