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BIBLIOTHEEK UNIVERSITEIT UTRECHT
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den Rauschbrandpilz.
lüaugural-Dissertation,
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pliilosophischon Facultät der Universität Rostock
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Rostock.
Carl Boldtsche Hof-Buchdruckerei.
'.-1884.
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Referent: K. Oöbel.
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Einleitung.
1 'er Rauschbrand tritt an gewissen Orten Jahr aus Jahr ein auf, ähnlich wie der Milzbrand. Eine wie hohe Bedeutung dem Rauschbrande beigelegt werden muss, ist daraus ersichtlich, dass dieKrankheit in einzelnen Gegenden, in Schleswig-Holstein, Hannover (nordl. Tlieil). Oldenburg, den sächsischen Herzogthümern, Franken und in den oberbayerischen Gebirgen stationair ist und hier stellen­weise die Rinderheerden in ganz eminenter Weise deeimirt. Auch aus Holland, Frankreich, Italien, Ungarn und der Schweiz liegen Mittheilungen von dem Vorhandensein dieser Krankheit vor. Während sie in allen diesen Ländern bei Rindern und besonders bei Jungvieh im Alter bis zu 3 Jahren, selten bei älteren Thieren beobachtet wurde, trat sie in Ungarn auch unter Pferden auf. Nach den Beobachtungen von Feser ') betragen die Verluste, welche der Rauschbrand alljährlich unter dem Jungvieh in Ober­bayern stellenweise anrichtet, 3 — 5%, nach St rebel und Klopfenstein auf einzelnen Weiden der schweizerischen Alpen 20—80 0/0. Bugnion2) erwähnt, dass der jährliche Verlust durch die Krankheit im Canton Glarus auf 3 — 4000 Franken taxirt wird. Nach eigenen Beobachtungen stellt sich der Verlust an Jungvieh in ausgedehnten Gegenden Schleswig-Holstein's auf ca. 8—IG0,,. Im
') Feser: Der Milzbrand auf den oberbayerischon Alpen. München 1877, pag. 85.
-) Jahresbericht über die Leistungen und Fortschritte der gesammten Medicin. herausgegeben von Virchow und Hirsch, Berlin 1S77, pag. 549.
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Kreise Norderdithmarschen z. B. ist der Rauschbrand überall verbreitet, am häufigsten quot;i den Niederungen, wo Marsch und Geest an einander grenzen. Hier kenne ich Weiden, auf denen fast jedes Stück Jungvieh zu Grunde geht, so dass durch den Rauschbrand die Aufzucht von Rindern sehr beeinträchtigt wird.
Die wichtigsten Erscheinungen des Rauschbrandes sind folgende : Die Thiere erkranken plötzlich, sind traurig, Appetit und Wiederkäuen sistiren. Der Gang wird steif und gebunden; vielfach wird eine Extremität, Vorder- oder Ilinterfuss, geschont. Bald bemerkt man an der betref­fenden Gliedmasse eine Hache, derbe, heisse, nicht scharf umgrenzte, schmerzhafte Anschwellung, die in kurzer Zeit an Umfang zunimmt. Nach und nach wird die Geschwulst kühl, teigig und unempfindlich. Beim Darüberstreichen mit der Hand lässt sich ein knisterndes, rauschendes Geräusch deutlich vernehmen. (Rauschbrand.) In der Regel sind die Extremitäten von dieser Anschwellung betroffen; sie ist iiber auch am Kopfe, Halse, an den Brustseiten, auf dem Rücken und am Euter beobachtet worden, lieim Einschneiden in die Geschwulst tritt eine von Gasblasen durchsetzte, schaumige, dunkelrothe Elüssig-keit iiber die Schnittfläche hervor. Zu dieser localcn Erkrankung treten schwere allgemeine Erscheinungen. üie innere Körperwärme steigt auf 40 — 41,5 quot; C.; die Zahl der Pulse beträgt oft 150 und die der Athemzüge 35—50 in der .Minute. Gewöhnlich liegen die Thiere und sind stark benommen. Der Tod erfolgt oft schon nach einer Krankheitsdauer von 12 — 24 Stunden, selten nach 2 Tagen. Sehr selten fehlen die erwähnten Emphyseme in Verbindung mit Erguss einer blutrothen Flüssigkeit unter der Haut. Als Krankheitserscheinungen treten dann Magen-Darmkatarrh, heftiges Muskelzittern, beschleunigtes Athmcn, frequente Ilerzaction, stierer Blick u. s. w. in den Vordergrund. Es ist diese Form des Rauschbrandes als „intestinale Form,quot; „Rauschbrand ohne Localisationquot; bezeichnet worden (Bellinger). — Folgende anatomische
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Veränderungen gehören dem Rauschbrande an: Innerhalb der Geschwülste (Rauschbrandgeschwülste) ist das unter der Haut, den Fascien und zwischen den Muskeln gelegene Gewebe mit einer schaumigen, trüben und rothgefärbten Flüssigkeit durchtränkt. Die Muskelmassen, welche im Bereich der Anschwellungen liegen, sind weich, von grauer, stellenweise von schwarzrother Farbe und häufig von Gas­blasen durchsetzt Der Durchschnitt reagirt alkalisch und zeigt, wenn Gasblasen vorhanden, poröse Erscheinung. In den in der Umgebung der Geschwülste gelegenen Lymphgefässen finden sich sehr oft Gasblasen, perlschnur-artig geordnet. Die nächst gelegenen Lymphdrüsen we­niger, besonders die entfernteren sind vergrössert, weich und häutig blutig infiltrirt. Die Haut ist auf den ange­schwollenen Theilen (Rauschbrandgeschwülste) schwarzroth bis rothbraun gefärbt. Die Ilaare lassen sich an solchen Stellen leicht ausziehen. Neben diesen localeu Verände­rungen findet man regelnulssig trübe Schwellung der Leber, Nieren und des Herzfleisches. In vielen Fällen ist die Milz vergrössert, weich und tief schwarzroth gefärbt, in anderen dagegen von normalem Umfange und fast gewöhnlicher Beschaffenheit. Blutige Ileerde von geringer Grosse finden sich im Bauchfell, Gekröse, Netze und Brustfell, ferner im Herzbeutel, in der Schleimhaut der Respirationswege, des Magen- ninl Darmcanals, Selten enthalten Bauchhöhle, Pleurasäcke und Herzbeutel ver­schieden grosse Mengen blutiger, vielfach schwarzroth gefärbter Flüssigkeit. In jedem Fall ist das Blut dunkler von Farbe, wie normal, selbst schwarzroth erscheinend und stets gerinnend.
Der Rauschbrand wird durch einen Spaltpilz hervor­gerufen. Da bei dieser Erkrankung fast immer als erste und Haupt-Erscheinung Geschwülste unter der Haut ent­stehen, ebenso wie nach künstlicher subeutaner Einführung der Rauschbrandpilze, so ist die Annahme zulässig, dass das Eindringen der Parasiten von der Haut aus in der Regel erfolgt. Wahrscheinlich sind es kleine Wunden.
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die den Eintritt gestatten. Da Impfungen der Rausch­brandpilze in die Haut erfolglos sind, und nur subeutune Impfungen haften, so ist anzunehmen, dass die kleinen Wunden, durch welche die natürliche Infection statt hat, bis in die Subcutis reichen. Da die Extremitäten vielfach Sitz von Verletzungen sind, so ist hierdurch eine Erklärung für das an ihnen so häufige Auftreten der Rauschbrand-geschwülste gefunden. Jungvieh bis zu 3 Jahren erkrankt vielleicht deshalb häutiger, weil deren Haut dünner und zarter ist, als diejenige älterer Thiere, und daher auch Verletzungen bei jenen leichter bis in die Subcutis dringen können, als bei diesen. Bei der intestinalen Form des Rauschbrandes (Bellinger) gelangt der Pilz wahrscheinlich mit der Nahrung in den Verdauungscanal und von dort ebenfalls durch kleine die Epitheldecke desselben durch­dringende Wunden in die übrigen Theile des Thierkörpers.
Die Möglichkeit der Verschleppung und üebertragung des Rauschprandpilzes von Cadavertheilen auf gesunde Hinder durch Insecten ist nicht ausgeschlossen. Das zahl­reiche Auftreten des Rauschbrandes in den Sommer­monaten auf den Weiden spricht um so mehr für solche Annahme, als bei Stallfütterung während der kühlen Jahres­zeit die Rauschbranderkrankungen viel seltener sind, und in vielen Fällen diese Art der Üebertragung beim Milz­brande ohne Zweifel nachgewiesen worden ist. Hierauf bezügliche Beobachtungen liegen bis jetzt beim Rausch­brande nicht vor.
Rauschbranderkrankungen beim Menschen sind, ob­gleich die Infection bei Gelegenheit des Abbäuteus oder der Beseitigung der Cadaver ebenso gut wie beim Milz­brände erfolgen könnte, bis jetzt nicht beobachtet. Nur Fes er theilt mit, dass die Bewohner der Rauschbrand­gegenden (Oberbayerische Alpen) das Fleisch solcher Thiere genicssen, obschon ihnen bekannt ist, dass hiernach nicht selten heftige, akute Darmkatarrhe entstehen. Ich habe zwei an Rauschbrand gestorbene Kälber an Hunde verfüttert und keine Erkrankungen eintreten sehen.
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Die vorliegenden Untersuchungen stellten sich be­sonders zur Aufgabe, die morphologischen Verhältnisse des Eauschbrandpilzes zu erforschen, wobei auch die Biologie nach Möglichkeit berücksichtigt wurde. Wenn sie auch die gewünschte Abrundung und Vollendung nicht erlaugt haben, so hoffe ich doch, dass sie zur Klärung bis dahin offener Fragen beitragen worden.
Bei der Beschreibung der einzelnen Culturversuche habe ich die Darstellung und Zusammensetzung der einzelnen Nährmedien angegeben. Hier seien nur kurz die Methode und die beobachteten Vorsichtsmassregeln
erwähnt.
Die Culturversuche wurden in gewöhnlichen, mit ent­fettetem Wattepfropf fest verschlossenen, durch drei­stündiges Erhitzen auf 150deg; (quot;. desinficirten und vorher sorgfaltig gereinigten Reagensglasern vorgenommen. Ebenso waren die zu Züchtungen des Rauschbrandpilzes benutzten Objectträger vorher gut gereinigt und in einem Glühofen desinficirt. Auch babe ich nur solche Substrate inficht, bei denen ich mich vorher überzeugt hatte, dass sie keine Spaltpilze enthielten, und benutzte deshalb als flüssigen Nährboden im Brütofen Gelatinemischungen, weil bei ihnen die Pilzreinheit am leichtesten zu constatiren ist.
Bei der Inficirung, sowie auch bei Entnahme von Proben zur mikroskopischen Untersuchung wurden alle erforderlichen Vorsichtsmassregeln befolgt, namentlich die dazu benutzten Platinnadeln durch Ausglühen gereinigt. Die einzelnen Sectionen und mikroskopischen Unter­suchungen wurden meistens unmittelbar, selten einige Stunden nach dem Tode der Thiere vorgenommen.
Bevor ich mich zur Beschreibung der Experimente wende, schicke ich eine solche vom Rauschbrandpilze, sowie über Vorkommen, Nachweis und Verhalten desselben im Thierkörper voraus.
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Beschreibung des ßansclibraiulpllzcs.
^'|gt;ll Jon bis jetzt bekannten und näher untersuchten pathogenon Spaltpilzen gehören diejenigen des Rausch­brandes zweifelsohne zu denen, welche durch ihre mannigfachen Formverschiedenheiten sich auszeichnen. Die grosso Mehrzahl der stark lichtbrechenden und dadurch glashell und glänzend erscheinenden Rauschbrandpilze ist Clostridium-, eine geringe Anzahl Stäbchen fiinu ig gestaltet. Wenn ich bei Beschreibung der Rauschbrandpilze in Clostridium- und stäbchonförniig gestaltete trenne, so geschieht es nur der Deutlichkeit wegen. Zwischen diesen beiden Hauptformen existiren Zwischonfonneu, welche den Uebergang von einer zur anderen vermitteln. Beständig ist keine; sie sind eben Formen, deren Trennung eine künstliche ist, und die durch Zwischenformen mit einander verbunden sind. Ferner soll mit dieser Gruppirung nicht gesagt werden, dass in dem einen Thiere nur die Clo­stridium-, in dem anderen lediglich die stäbchenförmigun vorkommen, sondern beide Formen finden sich in allen an Rauschbrand gestorbenen Thieren. Nur sind einige Unterschiede unter den einzelneu Theilen und Organen des Thierkörpers bezüglich der Menge ihres Vorkommens. Heide Formen sind aber fast überall verbreitet; nur habe ich insofern Unterschiede feststellen können, als diese oder jene Form in gewissen Regionen des Thierkörpers praevalirt.
a) Die Clostridium-fönnigen ßansebbrandpilze.
Die Enden sind bei den Clostridium-förmigeh Rausch­brandpilzen nicht scharf abgeschnitten, ähnlich wie bei den Milzbrandbacterien. Diese Rauschbrandpilze machen den stäbchenförmigen gegenüber den Findruck des „Dicken und Plumpenquot;, weil ihr Breitendurchmesser nicht so auf­fallend von dem der Fänge verschieden ist, wie bei letzteren. Die Freite variirt zwischen ca 0,001 mm und ca. 0,002 mm. Dieraquo; Fänge zwischen ca. 0,003 mm und ca.0,006 mm. Diese Schwankungen sind bei den Clostridium-
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artigen Formen häufig und treten auch olmc Messungen klar hervor. Bei einigen Rauschbrandpilzen ist die Clostridium-Form stark ausgeprägt, bei anderen weniger.
Die Clostridium-formigen Rauschbrandpilze lassen sich in 3 Gruppen bringen: (Fig. 2, 3 und 4.)
1.nbsp; nbsp;Solche, und sie sind die Mehrheit, die ei- oder citronenförmig gestaltet sind. Ich vergleiche sie mit der­jenigen Gestalt, welche die Fläche eines mediamvärts in der Längenrichtung durchschnitten gedachten Eies resp. einer ebenso getheilten Citrone bietet. „E i-resp. Citronen-form.quot; Erstere ist sehr häufig, letztere selten. Auch ist bei dieser die Papille an den beiden Enden sehr wenig ausgeprägt. Da beide Formen häufig in solche mit mehr oder weniger spitz auslaufenden resp. mehr oder weniger abgerundeten Enden übergehen, so habe ich in der weiteren Darstellung der Klarheit wegen für alle diese Formen meistens die gemeinsame Bezeichnung „Citroncnformquot; gebraucht, dagegen in Fig. 2 der Abbildung die Unterschiede hervortreten lassen. Am meisten Aebidichkeit haben diese citronenförmigen Pilze mit den von Prazmowski1) ab­gebildeten Spindel- und Citronenformen des Clostridium butyricum (Eig. 2).
2.nbsp; nbsp;Solche, deren Gestalt weniger citronenförmig ist, sondern Aehnlichkeit hat mit der einer Keule. „Keulen­form.quot; Das eine Ende dieser Rauschbrandpilze ist nämlich dicker, als das andere. Indessen geht das dickere Ende ganz alhnälich, ohne scharfe Abgrenzung und olmc irgend welche Andeutung hierzu in das dünnere über, das dickere Ende verjüngt sich gleichmässig nach dem dünneren. Bei einigen keulenförmigen Rauschbrandpilzen ist das dickere Ende mehr bauchig gestaltet, als bei anderen; der üebergang in das dünnere Ende ist aber bei allen allmälich und gleichmässig. Die Keulenform ist nicht sehr
') Prazmovvski: Untersuchungen über die Entwicklungs­geschichte nndFenuentwirkong einiger Bacterien-Arten. Tafel II, Fig. 2,a. Leipzig 18W.
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häufig, jedoch häufiger, als die sub 3 beschriebene „Kopf­formquot;. („Fig. 3.)
3. Solche, deren Gestalt köpftlaquo;innig erscheint. „Kopf­form.quot; Das eine Ende ist dicker, als das andere und geht nicht alhnälich in das dünnere über, sondern zeigt dort, wo es mit diesem in der Mitte zusammengrenzt, geringe Einschnürung. Eine Trennung beider Enden ist, aber nicht vorhanden, sondern das dickere Ende ist von dem dünneren durch eine seichte Einschnürung deutlich abgesetzt. Dadurch erscheint das Ganze kopfförmig ge­staltet. Die Kopfform der Rauschbrandpilze hat gewisse Aehnlichkeit mit der von Prazmowski1) abgebildeten Kaul­quappen- oder geschwänzten Kopfform des Clostridium butyricum. Das dünnere Ende ist aber bei der Kopfform des Kauschbrandpilzes kürzer, als bei der Kaulquappen­form, und bedeutend kürzer, als bei der geschwänzten Kopfform des Clostridium butyricum. Wie bei den sub 1 und 2 genannten Gruppen, so giebt es auch in der Ge­staltung der kopfförmigen Rauschbrandpilze Verschieden­heiten und Schwankungen. Bei einigen ist die Kopfform deutlich erkennbar, bei anderen weniger; einige haben dickere resp. dünnere Enden, als andere; bei einigen ist die Einschnürung deutlicher ausgeprägt, als bei anderen. Die Kopfform wird selten beobachtet. (Fig. 4.)
Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, dass, wie zwischen den Clostridium- und stäbchenförmigen Rausch­brandpilzen Formen existiren. welche bald mehr dieser, bald mehr jeuer Abtheilung anzugehören scheinen, so auch unter den drei Gruppen der Clostridium-förmigen Rauschbrandpilze Formen sind, die bald mehr citronen-, keulen- oder kopfförmig erscheinen.
b) Die stäbeUenförmigcn ßanselibramlpilze (Fig. 1).
Im Gegensatz zu der sub a) beschriebenen macht die „Stäbchenformquot; mehr den Eindruck des „Dünnen und
') 1. c. Tafel 11. Fig. -'c.
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Schlankenquot;. Das „Bauchigequot; fehlt mehr oder weniger und ist manchmal kaum oder gar nicht zu erkennen. Die Abrundung der Enden tritt dadurch nicht so stark hervor, als bei den Clostridium-förmigen Rauschbrand­pilzen, da bei diesen die sanfte Biegung der bauchigen Verdickung ganz allmälich in die abgerundeten Enden übergeht. Die Länge der stäbchenförmigen Rauschbrand­pilze ist sehr verschieden. Langstäbchen messen ca. 0,006 nun, Kurzstäbchen ca. 0,003 nun. Die Breite beträgt mitEinschluss der ücbergänge zu den Clostridium-förmigen Pilzen ca. 0,001 nun.
Vorkoimuen, Xaelnveis und Verhalten der Ranscli-brandpllzc im ThlerkSrper.
a) in Flüssigkeiten.
Im Blute ist der Rauschbrandpilz in bedeutend ge­ringer Anzahl, als in derjenigen Flüssigkeit, welche sich in der Subcutis, besonders in der Umgebung der Impf­stellen bildet. Hier ist der Pilz stets in überaus zahl­reicher Menge nachzuweisen, aber in beiden Flüssigkeiten finden sich alle Formen, mit Ausnahme von Coccen. (Siehe Versuch XVII). An Anzahl sind im Blute mehr Stäbchen-, als Clostridium-Formen, während in der sub-cutanen Flüssigkeit die letzteren praevaliren. Bei Rin­dern finden sich im Blute mehr Rauschbrandpilze, als bei Meerschweinchen. Bemerkenswerth ist, dass besonders in der subeutanen Flüssigkeit, niemals im Blute bei an Irapfrauschbrand gestorbenen Thieren, (Kalb und Meer­schweinchen), dagegen wieder in derjenigen Flüssigkeit, welche sich im vorderen Mediastinum bei einem in gleicher Weise gestorbenen Kalbe angesammelt hatte, ausseiquot; Pilzen ohne Sporen, zahlreiche mit Sporen erkennbar waren. An Menge praevalirten erstere. Frei liegende Sporen habe ich nicht angetroöen. Die Spore ist eiförmig, ausserordentlicb hellglänzend und vollkommen endständig,
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so class deren eine Pol mit demjenigen des Pilzes zu-sainmenfällt. Die Spore misst ca. 0,001 mm in der Länge, ihre Breite ist unmessbar. In den stäbchenförmigen Bauschbrandpilzen habe ich keine Sporen bemerkt, son­dern nur in den Clostridium-fürmigen und von diesen wieder nur in solchen, die meistens das grösste Längen-mass zeigten und mehr oder weniger eiförmig gestaltet waren. Die Rauschbrandpilze zeigen an Ort und Stelle selbstständige Bewegungen, die sehr wenig ausgeprägt erscheinen. Deutliche Bewegungen oder gar Schwärm-bewegungen finden nicht statt, weil keine Lageveränderung der einzelnen Pilze erfolgt. Ks hat den Anschein, als wenn sehr schwache Seitwärtsdrebungen der beiden Enden um die mediane Queraxe sich bemerkbar machen. Auch bei den sporentragenden Rauscbbrandpilzen findet schein­bar dieselbe Bewegung statt. Ueberhaupt habe ich hierin keine Unterschiede zwischen den Clostridium- und stäbchen­förmigen gefunden. Niemals gruppiren die Rauscbbrand-pilzc sich zu längeren Ketten; man findet sie fast immer einzeln liegend, selten zu zwei bis drei mit den Enden au einander gelagert. Auch sah ich selten eine Clostridium-mit einer Stäbchenform, sondern fast immer zwei Indivi­duen der einen oder zwei der anderen Gruppe paarweise vereinigt. Von den Clostridium-förmigen Rauschbrand­pilzen habe ich solche Verbindungen bei der Ei- resp. Citronenform häufig und im Vergleich zu der Stäbchen­form bei weitem am häufigsten diese Lagerung überhaupt feststellen können. Sporentragende Rauschbrandpilze lieger stets frei. Die Trennung zwischen den mit den Enden an einander geketteten Pilzen ist deutlich zu er­kennen. Durch Eintrocknung am Deckgläschen und Färbung mit iu Wasser verdünnten alkoholischen Lösungen von Fuchsin und Methylviolett sind die einzelnen Formen in ihren Umrissen leicht zu bestimmen. Aber auch ohne Färbung lassen sich die Contouren genau fixiren. Autfallend ist, dass die eiförmigen Sporen sich ebenso gleichmässig färben, wie die sie beherbergenden Pilze. Durch Ein-
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trocknen und Färben am Deckgläschen nimmt der Längen-uiiil Breitendurchmesser der Rauschbrandpilze in geringem Grade a!gt;
b) in Go weben.
In der Unterbaut liegen die Pilze in den Interstitien, aber nicht gleichmässig und überall verbreitet, sondern hänfen- oder nesterweise. Eine ähnliche regellose Lage­rung ist, da Capillargefässe in der Milz fehlen, auch hier vorhanden, wo die Rauschbrandpilze in den Interstitien dos Parencbyms sich befinden. Jedoch ist hervorzuheben, dass die Haufen oder Nester nicht Zellenanhäufungen eut-sprechen, dass die Pilze vielmehr immer frei, niemals weder in Bindegewebszellen, noch in weissen Blutkörperchen ange-trorten werden. Kino Eiterung wird durch dieselben niemals hervorgerufen und beruhte, wo sie, wie in Ver­such I, Anmerkung, vorkam, auf Verunreinigung.
Die Rauschbrandpilze liegen in den Organen in den Blutgefässen. Vielfach ist die Längenachse der Pilze der Gefässwand parallel gerichtet, häutig aber auch mehr oder weniger senkrecht gestellt. Eine rogehnässige Anordnung fehlt durebgehends. Kurze Kettenverbände sieht mau selten, und wenn sie vorhanden, so ist die Anordnung der einzelnen Formen ebenso, wie in der Flüssigkeit der Subcutis und im Plate. Meistens sind die Pilze ohne jeglichen Zusammenhang mit einander. Beim Kinde waren die von mir untersuchten Organe (Lunge, Leber, Nieren und Milz) mit Rauschbrandpilzen stark durchsetzt, da­gegen fand ich sie bei Meerschweinchen nur sparsam in der Milz und in den Lungen, häutiger in der Leber und gar nicht in den Nieren. Auch in der Subcutis des Meer­schweinchens sind die Pilze nicht so stark vertreten, wie in derjenigen des Kindes. In den Nieren des Rindes sind die Gefässc der Glomeruli besonders stark durch sie angefüllt. Auch in den übrigen Gelassen, namentlich in denen, welche die geraden Harnkanälchen umspinnen, sind die Rauschbrandpilze zahlreich vorhanden. In allen
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Gcfässeu (lev Leber, bpsondors in den Pfortaderästen und der Centralvene sind sie ebenfalls in zahlloser Menge nachzuweisen. Die Gefässe der Lunge sind fast ebenso stark von l'ilzen angefüllt, wie die der Jsie'- a, und ver­einzelt trifft man frei liegende in den Alieolen. Sporen-tragende habe ich in den Gewehen nicht nachweisen können, sondern nur in solchen Flüssigkeiten, die während der Krankheit entstanden waren und jene mehr oder weniger durchtränkten. (Siehe Vorkommen der Rausch-brandpilze in Flüssigkeiten Seite 13.)
Während die Färbung der Pilze, wenn sie in dünner Flüssigkeitschicht auf das Deckgläschen aufgestrichen und getrocknet sind, mit den verschieden gebräuchlichen Anilinfarben, namentheb Gentian aviolett und Fuchsin ziemlich leicht gelingt, sind ausreichend gefärbte Schnitte schwierig zu erhalten. Die Organismen werden, ebenso wie die Typhusbacterien, immer etwas schwächer oder höchstens in der gleichen Intensität gefärbt, wie die Gewehskerne, und lassen bei der Behandlung mit Alkohol den Farbstoff sehr schnell wieder fahren, so dass sie, wenn eine distinete Kernfärbung erreicht ist, meist schon wieder völlig entfärbt sind. Nachfolgende Behandlungen mit Essigsäure, Chlorzink, Kalilauge, auch in alkoholischer Lösung, Sublimat etc. ändern an diesem Verhalten nichts. Haematoxylin und verschiedene Carminpräparate färben die Pilze nicht, ebensowenig Orseille in der von Weigert resp. Wedel angegebenen Methode. Am zweckmässigsten bleibt für die Untersuchung von Schnitten die einfache Aufhellung mit Essigsäure event, nach vorgängiger Färbung mit Lugol'scher Lösung. Die Pilze zeigen die bemerkeuswerthe Eigenthümlichkeit, dass sie in allen im Thierkörper auftretenden Formen durch Jod gefärbt werden. Im Dlute, in der subeutanen Flüssigkeit und in den übrigen Geweben färbt Jod die Stäbchenformen blau, während die Clostridium-Formen dunkel- bis schwarzviolett erscheinen. Einzelne Clostridium-Formen des Rausch­brandpilzes sind durch Jod öfter nur stellenweise, andere
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und zwar sporentragende bis auf die nächste Umgebung der Spore gefärbt, die durch Jod nicht verändert erscheint.
Experimente.
Da ich den Rauschbrand nur beim Rinde kannte, und obwohl die Krankheit in dem Bezirke meiner Praxis (nördlicher Thcil des Kreises Nordcrdithmarschen) bei dieser Thiergattung sehr häufig ist, ich aber bei Pferden, Schafen und Ziegen niemals Erkrankungen an Rauschbrand beobachtet habe, so lag mir zunächst daran, festzustellen, ob der Rauschbrandpilz vom Rinde auf eine andere Thier-species, auf Meerschweinchen, und von diesen wieder auf das Rind zu übertragen sei, nachdem er durch fortgesetzte Impfungen unter Meerschweinchen sich constant erhalten haben würde.
Vor allen Dingen kam es ferner darauf an, für die Züchtung des Rauschbrandpilzes ausserhalb des Thier-körpers reines Material zu benutzen. Dies zu erlangen ist eine der grössten Schwierigkeiten, und diese zu über­winden muss mit ganz besonderer Sorgfalt und Aufmerk­samkeit erstrebt werden. Dadurch erst können Reiu-culturen desjenigen Pilzes gewonnen und erhalten werden, mit denen ausscbliesslich allein, ohne Beimischung von anderen, Experimente vorzunehmen sind. Um dies zu erreichen, machte ich zunächst Impfversuche mit rausch-brandbaltigem Material an Thieren. Durch wiederholte und fortlaufende Uebertragung des Rauschbrandpilzes von einem Thicre auf das andere erhielt ich reines Aussaat-material für Züchtungen des Pilzes ausserhalb des Tbier-körpers.
Das zu den Impfversuchen benutzte Material war auf einer Weide im Bezirke meiner Praxis einem an Rausch­brand gestorbenen einjährigen Rinde kurz vor und unmittelbar nach dem Tode entnommen worden. Es hatte sich bei diesem Thiere an der linken Schulterfläche im Umfange eines mittelgrosscn Speisetellers eine Rausch­brandgeschwulst entwickelt. Diese wurde gespalten, und
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die über die Schnittfläche hervortretende, blutroth gefärbte Flüssigkeit als Impfmaterial benutzt. Das Kind ist nach ca. 33—36 stündiger Krankheit gestorben.
Die in Versuch I an Meerschweinchen A und B aus­geführten Impfungen fanden nicht unmittelbar nach Ent­nahme der Rauschbrandflüssigkeit aus der Geschwulst statt, sondern die entnommene Flüssigkeit, wurde vorher in ein Glas gethan, welches nebst dem Korke durch mehrstündiges Kochen in Wasser desinficirt worden war. Nach Füllung des Glases bis an den fest, •schliessenden Kork wurde der vollständige Luftabschluss durch Siegellack bewirkt. In Versuch I, Anmerkung, benutzte ich zu Impfungen an Meerschweinchen C und 1) Rauschbrandblut, welches intra vitam durch Aderlass an der Jugularis demselben ein­jährigen Kinde entnommen und in ein unter den be­schriebeneu Cautelen desinfleirtes und verschlossenes Glas gethan worden war. Am 7. Tage nach Füllung beider Gläser wurde der Verschluss entfernt und die Impf­versuche ausgeführt.1)
Alle Impfungen wurden in der mittleren Rücken­gegend subeutan gemacht, nachdem vorher die Haare an der Impfstelle kurz abgeschnitten waren. Hei den Impfungen in Versuch I wurde eine vorher in Sublimat­lösung desinficirte Injectionsspritze angewandt, bei allen übrigen die Haut der Thiere so weit durchschnitten, dass die Pilzmasse mittelst Messers und Pincette 3 —4 cm und weiter von dem Hautschnitt entfernt in die Subcutis ein­geführt werden konnte.
Mikroskopiseber Befund:
1. In der Flüssigkeit der gespaltenen Kauschbrand­geschwulst des Rindes: Rothe und weisse Blutkörperchen, körniger Detritus nebst sehr vereinzelten Exemplaren eiförmiger Kugeln, die stark lichtbrechend und mit einer
') Anm. Da ich meine Untersuchungen nur in einem Institute ausführen konnte, so war ich gezwungen, auf diese Art Material zu sammeln. Es verstrichen 7 Tage bis dahin, wo Loh im Patho­logischen Institut zu Rostock meine Arbeiten aufnehmen konnte.
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dunklen Zone ringförmig umgeben sind. An diese schliesst sich nach aussen ein hellgelb bis gelbweiss erscheinender Hof. Mit Methylviolett lassen diese Kugeln sich gleich-massig färben. Ich halte die eiförmigen Kugeln für Sporen des Rauschbrandpilzes. Clostridium-, resp. Stäbchen formen oder Cocceu habe ich nicht erkennen können, und in vielen Präparaten waren auch die beschriebenen Kugeln nicht nachzuweisen. Da sich später Fäulnissbacterien im Glase angesammelt hatten, so konnte ich keine weiteren Unter­suchungen über die Sporen anstellen.
2. In dem aus der Jugularis genommenen, zu einem festen Kuchen geronnenen Blute vom Rinde: nothe und weisse Blutkörperchen, in sehr geringer Menge kurze und meistens dünne, nicht mit einer eiförmigen, endständigen Spore versehene Pilze. Ihre Anzahl ist so unbedeutend, dass sie in mehreren Präparaten nicht nachzuweisen waren.
Versuch I.
Einem Meerschweinchen, A. wurde 0,75 ebem, einem anderen, Pgt;, 0,25 ebem der erwähnten Rauschbrandflüssigkeit injicirt. A starb 37, B 42 Stunden nach der Impfung.
Section 1): An der Impfstelle unter der Haut und zwischen den Muskeln bei A viel schaumige, blutroth gefärbte Flüssigkeit, die voller Gasblasen ist; bei B das­selbe, aber weniger Gasblasen.
Mikroskopischer Befund: Bei A Flüssigkeit in der Unterhaut voll von dicken und kurzen, mit den Seite 14 beschriebenen Bewegungserscheinungen versehenen Pilzen, von denen einige eine endständige, eiförmige, stark glän­zende Spore tragen. Dünnere und mit eben so geringen Bewegungsmerkmalen ausgestattete Pilze wie vorstehende sind nicht sehr häufig. Bei allen schwankt die Länge und Breite. Bei B dasselbe, nur scheint die Anzahl der Pilze
') Bei Angabe der Sectionsergebuissc uml des mikroskopi­schen Befundes beschränke ich mich darauf, dasjenige hervorzu­heben, was speciell dem Kanschbrande angehört, hier constant gefunden wird und sich daher stets wiederholt.
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eine geringere zu sein als bei A. Im Blute finden sich bei beiden Thieren dieselben Pilze, aber ohne Sporen und in bedeutend geringer Menge, als in der Flüssigkeit der Subcutis; in einigen Präparaten des aus den durchschnitte­nen Halsgefässen tröpfelnden Blutes waren keine Pilze zu bemerken. Gewöhnlich liegen sie einzeln, selten zu zweien mit den Enden an einander. (Siehe: Beschreibung des Rauschbrandpilzes, sein Vorkommen, Nachweis und Ver­halten im Thierkörper, Seite 10 u. f.)
Anmerkung: Meerschweinchen C wurde 1,75 cbcui, einem anderen. D. 0,50 ebem Rauschbrandblut subeutau injicirt. welches intra vitam durch Aderlass aus der Jugularis des Rindes, wie bereits angeführt, entnommen und aufgehoben worden war.
C starb 70 Stunden nach der Impfung.
Section; Geringe eitrige Infiltration der Subcutis, bis auf die Baucbfläche reichend, keine Gasblasen. Im Blute keine Pilze, in der Flüssigkeit der Subcutis nur sich leicht bewegende, dicke und kurze ohne Sporen.
D starb 124 Stunden nach der Injection.
Section: An der Impfstelle eitrige Infiltration der Hautnnd des umgebenden Bindegewebes, blutige Durchtränkung der Bauch­muskeln, in geringem Grade schaumig. Im Blute und in der Flüssigkeit der Unterbaut kurze und dicke Pilze ohne Sporen, daneben zahlreiche sehr dünne und sehr lange, sich stark bewegende. Letztere gehörten nicht dem Rausohbrande an,
Es ist nach dem Sections- und mikroskopischen Befunde anzunehmen, dass diese Thiere nicht an reihern Rauschbrand gestorben sind.
Versuch II.
Von dem subeutanen Gewebe in der Umgebung der Impfstelle des Meerschweinchens A (Versuch I) wurde ein Stückchen in der Grüsse einer Linse einem anderen, E, unter die Rückenhaut gebracht. Das Thier starb 30 Stunden nach der Impfung.
Section: Das implantirte Stückchen liegt als gelb-weissc, bröckliche Masse frei. In der Unterhaut, nach dem Schwänze zu, blutige, gering schaumige Flüssigkeit; dieselbe, aber stärker schaumig, unter der Haut der
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Baucüdeckcn und der Brust. Bindegewebe zwisclien den Brustmuskeln stark mit Gasblasen durchsetzt. Das aus einzelnen Venen fliessencle Blut stark schaumig. Mesen-teriuni stellenweise dicht von Gasblasen durchsetzt.
Die mikroskopische Untersuchung ergiebt die­selben Pilze wie in Versuch I bei Meerschweinchen A und B.
Versuch III.
Ein erbsengrosses Stückchen von dem subeutanen Gewebe in der Umgebung der Impfstelle des Meerschwein­chens E wurde einem anderen, F, unter die Haut des Rückens gebracht. Das Thier starb 48 Stunden nach der Impfung.
Section: In der Umgebung der .Impfstelle schwach schaumige Flüssigkeit. Bauchmuskeln und die anliegende Unterbaut mit einer blutigen, schwach schaumigen Flüssig­keit durchtränkt.
Mikroskopischer Befund: Dieselben Pilze wie bei Meerschweinchen A und B in Versuch I.
Versuch IV.
Ein eben so grosses Stück der Unterbaut wie im vorigen Versuche wurde in der Umgebung der Impfstelle des Meerschweinchens F entnommen und einem anderen, G, unter die Rückenhaut geschoben. Das Thier starb 24 Stunden nach der Impfung.
Section: Nach der Bauchseite zu starke Anhäufung einer blutigen, mit Gasblasen durchsetzten Flüssigkeit.
Mikroskopischer Befund: Dieselben Pilze wie in Versuch I bei Meerschweinchen A und 13.
Versuch V.
Einem S Tage alten, gesunden Kalbe wurde an drei verschiedenen Stellen rauscbbrandhaltiges Material, von
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clem Meerschweinchen G entnommen, unter die Haut des Kückens gebracht:
1.nbsp; ein Stückchen Muskulatur von der Grosse einer Linse,
2.nbsp; ein mit subentaner Flüssigkeit durchtränkter, vorher in heisser Luft desinficirter Wattepfropf von gleicher Grosse,
3.nbsp; ein eben so grosses Stückchen Unterhaut.
Die per nimm gemessene Temperatur stieg innerhalb 50 Stunden, wo der Tod erfolgte, von ursprünglich 37,8quot; C. auf 41,8deg; C. In der Umgebung der drei Impf­stellen, auf dem Rücken entlang, an der linken Fläche des Halses und der Brust, sowie auf der Kruppe hatten sich die charakteristischen Rauschbrandgeschwülste ent­wickelt. Beim Ueberstreichen mit der Hand war ein knisterndes, rauschendes Geräusch deutlich zu vernehmen, ein Beweis, dass Gase und Flüssigkeit in der Subcutis sich gebildet hatten.
Section: Subcutis mit schaumiger Flüssigkeit dort angefüllt, wo die Rauschbrandgeschwülste sich entwickelt haben. Schaumig-blutige Flüssigkeit im Herzbeutel. Milz nicht vergrössert, aber Gewehe derselben schaumig. Aus den Lebergefassen fiiesst stark schaumiges Blut, das Leber­gewebe selbst braunroth. Kapsel der einen Niere durch Gasblasen aufgetrieben. Keine Flüssigkeit in der Bauch­höhle.
Mikroskopischer Befund: In der subeutanen Flüssigkeit und in derjenigen, welche sich im vorderen Mediastinum angesammelt hatte, zahlreiche selten dünne und kurze, meistens dicke und kurze I'ilze, viele ohne, einzelne mit hellglänzender, endständiger, eiförmiger Spore. Im Blute in geringer Anzahl neben dicken und kurzen Pilzen hauptsächlich dünnere, alle ohne Sporen. (Siehe: Beschreibung des Kauschbrandpilzes, sein Vorkommen, Nachweis und Verbalten im Thierkörper, Seite 10 u. f.)
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Der in Versuch I (mit Ausnahme der Anmerkung) bis Versuch V kurz erwähnte Befund, neämlich:
1.nbsp; die regelmässige Ansammlung von Gasen in der blutroth gefärbten Flüssigkeit, welche sich in vielen Geweben, namentlich in dem Binde­gewebe der unterbaut und zwischen den Muskeln bildete; ferner die Ansammlung von Gasen im Blute und in einzelnen Organen (Milz des Kalbes); desgleichen die Bildung der knisternden Geschwülste unter der Haut des Kalbes;
2.nbsp; das constante Auftreten derselben Pilze, wie sie in Versuch I bis V kurz beschrieben (ohne die Anmerkung zu Versuch I),
beweist, dass der ßauschbrandpilz vom Pundc auf Meer­schweinchen übertragbar, sich durch fortlaufende Impfung unter Meerschweinchen erhalten kann und auch von dieser Thierspecies wieder auf das durch natürliche Infection ursprünglich und, so weit meine Beobachtungen reichen, ihn ganz allein beherbergende Bind mit Erfolg zu impfen ist. Nachdem diese Oebertragung des Rauschbrandpilzes sich erwiesen hatte, war ich sicher, ihn ganz allein ohne Verunreinigung für Züchtungen ausserhalb des Thier-körpers verwenden zu können.
Versuch VI.
Von der subeutanen Flüssigkeit des Kalbes, welche sich in den Rauschbrandgeschwülsten gebildet hatte, impfte ich in zahlreichen Fällen sterilisirtes Blutserum.1) Diese Impfungen sind stets gelungen. (Siehe: Befund in Blut-serumculturen, Seite 30.)
') Bereitung: Nachdem das Serum von Rinderblut rein gewonnen war, füllte ich es in Reagenssjläschen, die mit AVatte-pfropf verschlossen. 5 Tage lang, täglich 1' ., Stunden auf 5()—58quot; C. im Wasserbade erwärmt wurden. Zur Gerinnung genügte ein mehrstündiges Erwärmen auf 05 — G7quot; C.
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Tersnch Ml.
Impfangen des Rauschbrandpilzes von an Inipfrausch-brand gestorbenen Thieren (Meerschweinchen E in Ver­such II, G in Versuch IV, J in Versuch XIV und K in Versuch XV) in Pepton (Fleischwasserpeptongelatine, Löffler) auf Objectträgern wurden zu vier verschiedenen Malen mit stets negativem Erfolge vorgenommen.') Zwei­mal benutzte ich je 6 und zweimal je 9 Objectträger. Obgleich mit der Impfnadel rauschbrandhaltiges Material (Subcutisfltissigkeit) in jeden langen und dicken Pepton-tropfen hineingetragen worden war, so erfolgte doch keine Vegetation. Auch konnte ich Pepton in Ileagensgläsern nicht inficiren.
raquo;rsucli VIII.
üebertragungen des Rauschbrandpilzes von an Impf­rauschbrand gestorbenen Thieren (Meerschweinchen) in Pflanzeninfus auf Objectträgern und in Reagensgläsern
hatten denselben negativen Erfolg wie auf Pepton im vorigen Versuche.2)
') Das Pepton war bereitet, indem frisches, fein zerkleinertes Rindfleisch in destillirtes Wasser zu gleichen Theilen gethan, und nach Ausziehen dos Fleisches durch das Wasser die Flüssigkeit ausgepresst. gekocht und filtrirt wurde. Dem Filtrat wurde 1 Procent Pepton und 0,6 g reines Kochsalz hinzugesetzt. Nach Neutralisirung erfolgte die Desinfection in strömendem Dampfe. Hierauf wurde eine Vermischung mit einer gleichen Menge Tprocentiger Gelatinelösung und ein starkes Aufkochen vor­genommen.
!) Das Pflanzeninfus war bereitet, indem 50.0 g Waizenkurner mit 50.0 g kochendem Wasser Übergossen wurden und ' 2 Stunde laug macerirten. Hierauf wurden die Waizenkurner in einer Reibschale zerquetscht und mit 50,0 g kochendem Wasser verrieben. Nachdem die Flüssigkeit aus den Waizenkörneru durch Quetschen mit der Hand entfernt worden, wurde sie filtrirt, gekocht und in strömendem Dampfe dcsinficirt. Diese Flüssigkeit wurde hierauf mit der gleicheu Menge 8procentiger üelatiue-lösung vormischt und stark aufgekocht.
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Versuch TX.
Von Blutserumculturen, die Lang-, Kurzstäbchen und Coccen, einzeln und in Ketten enthielten (siehe: Befund in Blutserumculturen, Seite 30), impfte ich mit Erfolg Pepton auf Objectträgern und in Eeagensgläsern (siehe: Befund in Peptonculturen, Seite 33 u. f.)-
Versuch X.
Culturen des Rauschbrandpilzes in Pepton auf Ob­jectträgern (siehe: Befund in Pepton auf Objectträgern,
Seite 35) erhielt ich bis zur G. Generation, die von der 3. in Pflanzeninfus (in Reagensgläsern) abgeimpft worden war. (Siehe: Befund in Pflanzeninfus, Seite 37.) Die erste und zweite Generation waren in Blutserum bei Brütofen-wärme (36—38deg; C), die übrigen bei Zimmertemperatur (20deg; C.) gezüchtet worden.
Versuch XI.
Von Blutserumculturen impfte ich mit Erfolg Pflanzen­infus auf Objectträgern und in Reagensgläsern. (Siehe; Befund in Pflanzeninfus, Seite 37.)
Versuch XII.
Mit der 2. Generation einer in der 1. durch subeutane Flüssigkeit vom Kalbe (Versuch V und VI) iuficirten Blutseruracultur wurde, nachdem sich am vierten Tage nach Abimpfung von der 1. auf die 2. Generation lediglich Coccen, in der Regel einzeln, selten in Ketten gebildet batten, ein Meerschweinchen, II, subeutan geimpft. Beide Blutserumculturen hatten sich bei Brütofenwärme ent­wickelt. Die Impfung wurde, wie Seite 18 beschrieben, ausgeführt. Die eingeführte Pilzmasse wurde durch Blut­serum in Form eines spitzen, unregelmässig kegelförmigen Zapfens zusammengehalten. Die Basis betrug ca. 1 und die Höbe des Zapfens ca. 2 cm. Das Thier starb ca. 48 Stunden nach der Impfung.
Section: Keine Flüssigkeit in der Bauchhöhle, im Pleurasack und im Herzbeutel. An den inneren Organen
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koine für Rauschbrand spccicll zu erwähnende Vcr-ändernngen. ünterhaut voll von blutrother Flüssigkeit. Gasblasen konnten nirgends so deutlieh nachgewiesen werden wie in Versuch I—V.
Mikroskopischer Befund: Dieselben Pilze wie in Versuch I (ohne Anmerkung) bei Meerschweinchen A und B. (Siehe: Beschreibung des Rauschbrandpilzes, sein Vorkommen, Nachweis und Verhalten im Thier-körper, Seite 10 u. f.)
Versuch XIII.
a)nbsp; Impfungen in Blutserum von der subeutanen Flüssig­keit des Meerschweinchens im vorigen Versuche ergaben bei Zimmertemperatur und Brütofenwärme dieselben erfolg­reichen Resultate wie die gleichen Impfungen vom Kalbe. (Siehe: Befund in Blutseruinculturen, Seite 30, und Ver­such VI, Seite 23.)
b)nbsp; nbsp;Impfungen von den so im Blutserum gewonnenen Culturen hafteten ebenfalls in Pepton auf Objectträgern. (Siehe: Befund in Peptonculturen auf Objectträgern, Seite 35.)
Versuch XIV.
Einem Meerschweinchen, J, wurde ein eben so grosses Stückchen Pilzmasse wie in Versuch XII unter die Haut des Rückens gebracht. Die Pilzmasse bestand aus lauter Coccen und war vom Kalbe in der 1. und 2. Generation in Blutserum bei Brütofenwärme gezüchtet, von der 2. Generation in Pflanzeninfus geimpft und hierin bei Zimmertemperatur 8 Tage lang gehalten worden. Das Meerschweinchen starb 48 Stunden nach der Impfung.
Section: Derselbe Befund wie in Versuch XII.
MikroskopischeUntersuchung: Dieselben Pilze wie in Versuch I (ohne Anmerkung) bei Meerschweinchen A und B.
Versuch XV.
Einem Meerschweinchen, K, wurden zwei Dritttheile von der Pilzmasse eines in Pepton üppig gewachsenen
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Impfstriches von grauweissem Aussehen unter die Rücken­haut geschoben. Die PiLzmasse bestand aus Coccen und wiiv, wie in Versuch X angegeben, gezüchtet worden. Das Meerschweinchen starb ca. 48 Stunden nach der Impfung. Section und mikroskopischer Befund wie beim Meerschweinchen H in Versuch XII.
Versuch XVl.
Folgende Impfungen wurden ausgeführt:
a)nbsp; in Pepton bei Brütofenwärme
1.nbsp; nbsp;von Blutserum • Culturen,
2.nbsp; nbsp;von Pepton - Culturen.
Der Befund war in allen Fällen wie Seite 33 u. f. angegeben ist.
b)nbsp; in Blutserum bei Brütofenwärme
von Pepton - Culturen. Auch hier zeigte sich der Seite 30 u. f. angegebene Befund.
Versuch XYII.
a)nbsp; nbsp; Die bei dein an Impfrauschbrand gestorbenen Kalbe (Versuch V) im vorderen Mediastinum gebildete Flüssigkeit wurde in vorher desinficirten und mit Wattepfropf verschlossenen Reagensgläsern, wie Seite 9 angegeben, in den Brutofen gestellt und alle 24 Stunden, 7 Tage hin­durch, untersucht. Fs fanden sich bei der ersten Unter­suchung, unmittelbar nach dem Tode des Kalbes, die in Versuch V angegebenen Pilze. Clostridium-formige Rausch­brandpilze beobachtete ich bei allen späteren Unter­suchungen nicht mehr, sondern zahllose lange und kurze stäbchenförmige, einzeln und in Ketten, jedoch so, dass bald mehr, bald weniger Ketten sich fanden. Auch sah ich zahllose, meistens isolirt liegende, selten mit Kurz­stäbchen kettenförmig verbundene Coccen, aber keine Sporen.
b)nbsp; nbsp; Subcutane Flüssigkeit vom Kalbe (Versuch V) wurde in gleicher Meise, wie unter a) angegeben, bei Zimmertemperatur 7 Tage lang untersucht. Der Befund
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war vor dem Versuche wie in Versuch V und gestaltete sich bei allen späteren Untersuchungen, wie unter a) dieses Versuches erwähnt ist.
Versueli XYIII.
Einem Meerschweinchen, L, wurde ein ungefähr eben so grosses Stückchen Pilzmasse wie in Versuch XII unter die Rückenhaut geschoben. Die Pilzmasse bestand aus Coccen, Lang- und Kurzstäbchen, von denen erstere meistens einzeln, die beiden letzteren hauptsächlich in Kettenform lagen. Die Cultur stammte vom Kalbe und war in der ersten Generation in Blutserum, in der zweiten in Pepton, in der dritten wieder in Blutserum und zwar in allen Generationen bei Brütofenwärme gezüchtet worden. Das Thier starb ca 48 Stunden nach der Impfung.
Section: Derselbe Befund wie in Versuch XII.
MikroskopischeUntersuchung; Dieselben Pilze wie in Versuch I (ohne Anmerkung) bei Meerschweinchen A und B.
Versuch XIX.
Ein Meerschweinchen, M., wurde ebenso geimpft wie dasjenige im vorigen Versuche. Auch die Grosse der ein­gefügten Pilzmasse war dieselbe; sie bestand aus Coccen, die in der Regel einzeln, selten in Ketten lagen. Die Cultur war bis zur dritten Generation ebenso gewonnen worden wie im vorigen Versuche. Die vierte wurde in Blutserum bei Brütofenwärme erhalten und diente als Impfmaterial. Das Thier starb 45 Stunden nach der Impfung.
Section: Derselbe Befund wie in Versuch XII.
M ikroskopischeünt e r s u c h u n g: Dieselben Pilze wie in Versuch I (ohne Anmerkung) bei Meerschweinchen A und B, aber sehr vereinzelt Clostridium-, besonders Stäbchenformen.
Versuch XX.
Einem 8 Tage alten, gesunden Kalbe wurde an zwei verschiedenen Stellen rauschbrandhaltiges Material von
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dem Meerschweinchen M im vorigen Versuche unter die Haut gebracht:
1.nbsp; ein erbsengrosses Stück Subcutis,
2.nbsp; ein linsengrosser, mit subeutaner Flüssigkeit durch-tränktcr, vorher in heisser Luft desinficirter Watte­pfropf.
Das Thier starb 24 Stunden nach der Impfung. Ober­flächliche Rauschbrandgeschwülste hatten sich in der Sub­cutis, wie bei dem Kalbe in Versuch V, nicht entwickelt. An keiner Körperregion war beim üeberstreichen mit der Hand ein knisterndes, rauschendes Geräusch zu vernehmen.
Section: An der Impfstelle, in der Mitte der linken Schulterfläche liegt der Wattepfropf, von Blut durchtränkt, aber sonst unverändert in der mit schaumiger Flüssigkeit massig stark intiltrirten Subcutis. Muskeln an dieser Stelle stärker geröthet, sonst nicht verändert. Die Muskeln des Armbeines blutig-oedematös, ohne Gasblasen. Beim Einschneiden in die Haut der Impfstelle an der linken Keule hört man deutliches Knistern, in sehr starkem Grade in den Muskeln de; Keule. Hier ist die Muskulatur bis auf das Oberschenkelbein blutig-oedematös und von zahl­reichen kleinen Gasblasen durchsetzt, welche beim Ein­schneiden ein lautes, knisterndes Geräusch entwickeln. Subcutis am Bauche ohne Veränderung, auf der rechten Seite der Keule beim Einschneiden knisternd und mit blutiger, schaumiger Flüssigkeit bis in die Muskulatur durchtränkt. In der Bauchhöhle wenig Flüssigkeit. Milz nicht vergrössert, an deren einen Seite das Gewebe mit Gasblasen durchsetzt, dunkelroth und weich. Pleurasäcke und Herzbeutel enthalten keine Flüssigkeit. In allen Herz­höhlen flüssiges, mit Gasblasen vermischtes Blut von schwarzrother Farbe; Herz nicht verändert. Beide Lungen blutarm, ohne Veränderungen. Leber nicht vergrössert, Schnittfläche gleichmässig braunrotb, Gewebe von normaler Consistenz, aus den Gefässen quellen reich­liche Gasblasen. Nieren, Magen und üarm ohne Ver­änderungen.
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Versuch XXT.
Einem Meerschweinchen, N, wurde ein erbsengrosses Stückchen vorher in Wasser aufgekochter Muskulatur, an dem sich Fetzen der von blutrother Flüssigkeit durch­tränkten Unterhaut befanden (von dem im vorigen Ver­suche gestorbenen Kalbe), unter die Rttckenhaut geschoben. Ju dem Muskelstücke waren zahllose Rauschbrandpilze ohne, und in dem Theilc der Unterbaut solche mit Sporen. Das Versuchsthier starb 38 Stunden nach der Impfung.
Section: Derselbe Befund wie in Versuch I bei Meerschweinchen A und B.
Mikroskopische Untersuchung: Dieselben Pilze wie in Versuch I bei Meerschweinchen A und B.
Befund in Blutscnmcalturen.
Das Wachsen des Rauschbrandpilzes ist in sterilisirtem Blutserum ein langsames und hierin bei Briitofenwärme (36—38deg; C.) und Zimmertemperatur (20deg; C.) kein Unter­schied zu bemerken. Auffallend ist, dass in den ersten 8 Tagen nach der Impfung die Culturen am schnellsten wachsen und weiterhin kaum bemerkbare Fortschritte machen. Anfangs sind die Vegetationen durchscheinend, sie setzen dem einfallenden Lichte in dem hellen und klaren, allerdings gering gerötheten Blutserum nur soviel Widerstand entgegen, dass jede einzelne Cultur als ein dünnes und zartes Gewebe, ähnlich wie ein Schleier- oder Spinngewebe, erscheint. Erst nach 4—5 Tagen verliert sich das Durchscheinende; die Culturen werden compactor, aber niemals vollkommen weiss oder grauweiss von Aus­sehen. Es findet demnach eine durch üppige Vermehrung bedingte Farbenerscheinung, weiss oder grauweiss, nicht statt. Selbst nach monatelanger Beobachtung habe ich dies bei keiner Cultur nachweisen können. 24 Stunden nach der Impfung bemerkt man vielfach nur sehr geringe oder kaum etwas Vermehrung. Erst nach 48 Stunden erkennt man die Cultur in der Kegel in Form eines unregehnässigen, kegelförmigen Zapfens, dem Impf-
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sticlic in die Tiefe folgend. Letzteres ist nebst dem zarten und durchscheinenden Gefiige bei allen Cul­tural gefunden worden. Daher Avar es leicht, Ver­unreinigungen in einer Cultur schon makroskopisch zu erkennen. Sobald die Durchsichtigkeit nicht überall gleich-massig nachzuweisen, oder eine Abweichung des Wachsens im Verlaufe des Impfstiches sich zeigte, konnte ich mit Sicherheit auf Verunreinigung schliessen. um so mehr aber war dies der Fall, wenn auf der Oberfläche des Blutserum sich Vegetationen bildeten, da hier die Rauschbrandpilze wenig oder in kaum bemerkbarer Ausdehnung um den Impfetich herum gedeihen. Eine Verflüssigung des Blut­serum bewirken sie ebenfalls nicht. In drei Culturen ver-muthete ich, da diese bereits nach einigen Tagen sich zeigte, Verunreinigungen durch Pilze, die nicht dem Rausch­brande angehören. Meine Vennuthung wurde bestätigt; ich fand neben den später zu beschreibenden Entwicklungs­formen des ßauschbrandpilzes dünnere und längere Fäden als diese.
Die von einem an Impfrauschhrand gestorbenen Kalbe und mehreren ebenso getödteten .Meerschweinchen ge­impften Blutserumculturen, welche alle 24 Stunden unter­sucht und sowohl im Brutofen (30—38quot; C), als auch bei Zimmertemperatur (20deg; C.) gehalten wurden, liessen folgende Entwicklungsstufen des Eauschbrandpilzes erkennen:
In einzelnen Culturen bemerkte ich vereinzelte Pilze, die citronenförmig waren. Sehr selten sah ich neben diesen solche, die keulenförmig erschienen. In Ketten habe ich beide Formen niemals beobachtet. Indessen ist hervorzuheben, dass nur bei der ersten Untersuchung, 24 Stunden nach der Impfung, diese Filze nachzuweisen waren, später nicht mehr. Auch habe ich diese Rausch­brandpilze durch üebertragung von mehreren Substraten auf andere nicht weiter züchten können. Durch Vor­stehendes ist daher die Annahme begründet, dass die citronen- und keulenförmigen Rauschbrandpilze durch die Impfung von den an Eauschbraud gestorbenen Thieren
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(Kalb und Meerschweinchen) in Blutserum übertragen worden sind. In allen Blutserumculturen waren viele isolirt liegende Stäbeben nachzuweisen, die an den Enden leicht gebogen, nicht scharf abgestutzt und dabei vollkommen gerade gestreckt erschienen. (Stäbchenform des Rausch­brandpilzes.) Diese Stäbchen sind von gleicher Dicke, aber ungleicher Länge. Erstere beträgt ca. 0,001 mm, letztere ca. 0,003 nun—O,00(j mm
Häufig waren diese Stäbchen zu kurzen Ketten ver­einigt, die aus 3 — G Gliedern bestanden. Die einzelnen Glieder waren mehrfach von ungleicher Länge, so dass Lang- neben Kurzstäbchen eine und dieselbe Kette bil­deten. Die Langstäbchen in einer Kette waren so lang wie längere einzeln liegende, die Kurzstäbchen wie diejenigen der kürzeren isolirt auftretenden. Sehr vereinzelt (2 Fälle) fanden sich kürzere Fäden von der oben erwähnten Dicke mit in geringem Grade undeutlicher Gliederung. Durch Färbung mit Methylviolett konnte ich die Gliederung in Lang-, Kurzstäbchen und Coccen nachweisen. In der Regel war aber die Trennung der Glieder von einander in jeder Kette deutlich und ohne jegliche Färbung zu erkennen. Die Langstäbeben traten späterhin immer mehr an Anzahl zurück, so dass neben Kurzstäbchen und Coccen in Kettenform und ohne jegliche Verbindung zu einander, weniger die Kurzstäbchen, am meisten Coccen nachzuweisen waren. Endlich fehlten die Ketten, aus Kurzstäbchen bestehend, gänzlich, und waren nur Coccen vorhanden, die in der Regel einzeln, selten in kurzen Ketten zu 8—5 an einander gelagert waren. Diplococcen habe ich in keiner Blutserumcultur beobachtet, sondern nur Coccen, und in den meisten nur solche, die in gar keiner Verbindung, namentlich nicht in Kettenform waren. Sporenbildung habe ich im Blutserum nicht gesehen. Diese Entwicklungsreihe des Rauschbrandpilzes quot;ollzieht sich in 7—8 Tagen.
Die Glieder der Ketten liegen entweder in einer voll­kommen geraden Linie, oder einzelne sind nach dieser
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oder jener Richtung gebogen. In sehr schwach bewegter Flüssigkeit wechseln die Formen der Ketten durch Ver­schiebung der Glieder. Dabei findet ein Zerreissen durch Ablösen derselben von einander nicht statt.
Bei meinen späteren Untersuchungen, die alle 24 Stunden erfolgten, fand ich in allen Culturen stets Lang-, Kurzstäbchen und Coccen. Die Verbindung und Lagerung zu einander war in der früher beschriebenen Weise. Ausschliesslich Coccen habe ich niemals nach­weisen können, sie bildeten aber in jedem Falle die Mehrheit.
In durch Coccen einer Cultur1) iuficirtem Blutserum konnte ich eine weitere Vermehrung durch Lang-, Kurz­stäbchen und Coccen feststellen, die einzeln oder in Ketten lagen, jedoch so, dass häufig nur Lang- oder nur Kurzstäbchen, selten Lang- und Kurzstäbchen eine Kette bildeten. Die Coccen fanden sich entweder isolirt oder in Ketten für sich. Schliesslich fehlten die Lang- und Kurzstäbchen gänzlich, und waren 4 Tage nach der Impfung nur Coccen vorhanden, die meistens einzeln, selten in Ketten von 3—5 Gliedern an einander lagen.
Wässerige Jodlösung ergab schwach braunrothe, geringer Znsatz von verdünnter Schwefelsäure stark braunrothe Färbung der einzelnen Pilzformen.
Befund in Feptonenlturen.
a) Bei Zimmertemperatur (20 ,)C.)
1. in Reagensgläsern.
Die Vegetation erscheint makroskopisch ähnlich der
in Blutserum. Dort wie hier erfolgen das Wachsen und
die Vermehrung des Rauschb andpilzes langsam und in
') Die Coccen wurden Blutserum entnommen, welches vom Kalbe inficirt worden war (Versuch VI). Am 7. Tage nach Ein­stellen C Cultur in den Brütofen liessen sich durch wiederholte Entnahme von Proben nur Coccen nachweisen. Daher ist zu ver-muthen, dass in das zu inficirende Blutserum auch lediglich Coccen übertragen wurden. (Siehe Versuch XII.)
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der Regel in Gestalt eines unregelmässigen, kegelförmigen Zapfens. Selten habe ich auf der Oberfläche des Peptou Vegetation bemerkt. Die Durchsichtigkeit der Culturen verschwindet bereits 3 — 4 Tage nach der Impfung. Das Aussehen ist dann gramveiss. Es lassen sich genau die­selben Entwicklungsformen und -Stadien desEauschbiand-pilzes erkennen wie in Blutserumculturcu. Hier wie dort vergehen ca. 7 — 8 Tage, bis ausschliesslich Coccen, ent­weder in kurzen Ketten oder einzeln, nachzuweisen sind. Die Trennung der Glieder habe ich stets ohne Färbungs­methoden deutlich ausgeprägt gefunden. Durch Färbung mit Fuchsin oder Methylviolett konnte ich gleichfalls Lang-, Kurzstäbchen und Coccen nachweisen, wenn auch nicht letztere mit ersteren zu einer Kette vereinigt. Mehrere Male waren Lang- und Kurzstäbchen in einer und derselben Kette, wenn auch am häufigsten nur Lang-resp. Kurzstäbchen oder Coccen je einzelne Ketten bildeten. Sehr häutig waren Langstäbchen nur zu zweien mit einem Ende verbunden, die Trennung aber deutlich erkennbar. Diplococcen sind nicht nachgewiesen. Sporenbildung habe ich weder in Lang-und Kurzstäbchen, noch in Coccen beobachtet. Coccen für sich allein habe ich nur nach Verlauf von ca. 7 — 8 Tagen gesehen, später nicht mehr. Es waren ausser-dem Lang- und Kurzstäbchen isolirt oder in Ketten zu beobachten, aber vorherrschend waren Coccen.
Uebertragungen von Coccen1) in Pepton ergaben neben diesen Lang- und Kurzstäbchen, in derselben Weise wie bei dem Befunde in den Blutserumculturen angegeben ist. Auch den Ausgang in Coccenbildung allein habe ich bei diesen Culturen in Pepton bemerkt. Verflüssigung des Pepton findet durch den Rauschbrand­pilz nicht statt.
l) Die Coccen wurden Pepton entnommen, welches durch Blutserumcultur inficirt worden war. Der Nachweis, dass ledig­lich Coccen übertragen wurden, wurde ebenso, also vermuthungs-weise erbracht, wie Seite 33, Anm., bei der ähnlichen Inflcirang von Blutserum angegeben ist.
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2. auf Objectträgern.
Auch hier sind Wachsthum und Vermehrung langsam. 24 — 48 Stunden nach der Impfung erscheint der Impf­strich weissgrau. Im Verlaufe desselben treten kleine kreisrunde Kugeln auf, die neben, über und unter ein­ander liegen. Viele sind von gleicher, andere wieder von ungleicher Grosse. Jede frei liegende Kugel ist in ihren Umrissen deutlich zu erkennen und anfangs #9632;weissgrau, später gelblich von Aussehen. Nur dort, wo mehrere über, unter und neben einander liegen, treten dieContoureu undeutlich oder gar nicht hervor. Es ist aber nicht zu entscheiden, ob hier ein Zusammenflicsseu der einzelnen Kugeln zu grösseren Haufen stattfindet oder nicht. Ver­deckt werden die Umrisse dieser haufenweise sich bildenden Kugeln möglicherweise durch ihr gelbröthliches Aussehen, da die isoUrt oder in geringer Anzahl über einander liegenden blassgelb erscheinen und deren üinrissse mehr oder weniger klar hervortreten. Ich habe nicht entscheiden können, in welchem Abschnitte einer Kugel die Coccen-bildung einsetzt, ob im Centrum, an der Peripherie, oder ob überhaupt hierin ein bestimmter Modus sich bemerkbar macht.
Abweichungen von denjenigen Entwicklungsformen des Rauschbrandpilzes, wie sie in Pepton in Reagensgläsern sich bilden, habe ich nur insofern feststellen können, als die Bildung von Coccen bedeutend schneller erfolgt. Bereits nach 3 — 4 Tagen fanden sich in allen Culturen nur Coccen, niemals in Ketten, sondern stets einzeln liegend. Diplococccn habe ich nicht beobachtet.
b) In Pepton bei Brütofenwärme (36—38deg; C).
Erst nach 2—3 Tagen zeigt sich in Gestalt von kleinen Flocken und Strichen geringe Trübung in der Flüssig­keit. In der Umgebung der Flocken und Striche ist das Pepton hell und klar. Die leiseste Berührung bringt die Flocken und Striche in Bewegung, und geringes Schütteln zerstört sie gänzlich, so dass die einzelnen Bestandtheile
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sich In der Flüssigkeit vertlieilen und sie allgemein in sehr geringe Trübung versetzen. Nach ca. 12—14 Tagen hatte sich bei fast allen Culturen die Durchsichtigkeit verloren, und nach 16—20 Tagen konnte ich regelnlässig geringen Bodensatz beobachten. Durch die fortschreitende Trübung wird das Aussehen der Culturen blassgelb bis gelbweiss. Auf der Oberfliiche der Peptonlösung habe ich keine Pilzvegetationen gesehen.
Der Befund ist von dem im festen Medium (Blut­serum) wesentlich abweichend. Während ich dort 24 Stunden nach der Impfung die von an Impfrauschbrand gestorbenen Thieren (Kalb und Meerschweinchen) her­rührenden citroneu- und keulenförmigen Rauschbrandpilze beobachten konnte, habe ich hier, in flüssigem Pepton, diese genannten und ausserdem vollkommen gerade Lang-und Kurzstäbchen (Stäbchenform des Bauschbrandpilzes) nebst Coccen gefunden. Die Citronen- und Keulen­formen lagen fast immer vereinzelt, sehr selten zu zweien mit den abgerundeten Enden an einander, waren aber längere Zeit nach der Inficirung in geringer Anzahl vorhanden, in einigen Culturen bis zu 14 Tagen. Die geraden, an den Enden ebenfalls sanft abgerundeten Lang- und Kurzstäbcheu bildeten vielfach Ketten von 3—G Gliedern; mitunterlagen sie zu zweien, kettenförmig verbunden, oder einzeln. Coccen habe ich niemals in Kettenverbindung mit den übrigen Formen, sondern ent­weder isolirt oder in kurzen Ketten für sich angetroifen. Die Coccen häufen sich zu kugelförmiger Zoogloea von verschiedener Grüsse. Sporenbildung findet nicht statt.
Der sich bei jeder Cultur bald etwas schneller, bald etwas langsamer bildende Bodensatz bestand anfangs aus Lang-, Kurzstäbchen und Coccen, die isolirt lagen. Die Citronen- und Keulenform habe ich hier nicht feststellen können. Späterhin, als sich die Flüssigkeit oberhalb des Bodensatzes vollkommen geklärt hatte, waren in letzterem nur Coccen, welche sich sehr vereinzelt auch in der Flüssig­keit selbst nachweisen Hessen.
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Gegen Jod verhalten sich die Peptonculturen ebenso wie die des Blutserum.
Befand in Pflanzenlnfas.
(Waizeninf us.)
a)nbsp; Bei Zimmertemperatur (20deg; C.) in Eeagensgläsern. Die Form der Culturen entspricht besonders denen
des festen Pepton. Der am meisten hervortretende Unter­schied ist, dass anfangs, bis zu 3 Tagen nach der Impfung, das Wachsthum und die Vermehrung der Rauschbrand­pilze schneller erfolgen als in festem Pepton; späterhin ist wenig Trieb zur Weiterentwicklung bemerkbar. Das Durchscheinende der Culturen verliert sich in 3—4 Tagen, das Aussehen ist dann grau bis grauweiss. Auf der Ober­fläche des geimpften Pflanzeninfus habe ich selten Vege­tationen des Rauschbrandpilzes beobachtet; stets folgt er dem Impfstich in die Tiefe. Verflüssigung des Pflanzen­infus wird durch die Cultur nicht herbeigeführt. Wie im Blutserum, so durchläuft der Pilz auch hier alle dort er­wähnten Entwicklungsstufen bis zur Cocceufonn, Clo-stridium-Formen bildet er aber nicht. Demerkenswerth ist, dass selten Lang-, viel häufiger Kurzstäbchen und fast regelmässig einzeln, ausnahmsweise in Kettenform sich finden. Am meisten sieht man Coccen, selten in kurzen Ketten und gewöhnlich isolirt. Sporenbildung habe ich in keiner Cultur beobachtet.
b)nbsp; In flüssigem bei Brütofentemporatur (oli—o80C.). Der Vorgang des Wachsens in flüssigem Pflanzeninfus
gestaltet sich ähnlich dem in flüssigem Pepton. Anfangs bilden sich kleine Flocken, welche beim Schütteln in der Flüssigkeit geringe Trübung verursachen. Nach Verlauf von ca. 3 Wochen erscheinen die Culturen schmutzig gelb, die Durchsichtigkeit fehlt. Die Vermehrung ist in flüssigem Pflanzeninfus langsamer algt; in flüssigem Pepton. Während sich in letzterem stets ein Bodensatz bildet, habe ich in flüssigem Pflanzeninfus 3 Wochen nach der Impfung keinen
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beobachtet. Auf der Oberfläche des Pflanzeninfus vegctirt der Rauschbrandpilz nicht. Mit Ausnahme der Clostridium-artigen Formen des Rauschbrandpilzes treten die in flüssiger Peptonlösung beobachteten Stäbchenformen auch hier auf. Vorherrschend sind Coccen, einzeln oder in kurzen Ketten. Kurzstäbchen sind selten und liegen fast nur einzeln, ausnahmsweise zu zweien verbunden. Diplo-coccen sah ich häufig, Langstäbchen nur einige Male, Sporenbildnng niemals. Zoogloca wurde nicht beobachtet. Selbstständige Bewegungen kommen in flüssigem Pflanzen­infus, ebenso wie inPepton, bei keiner Entwicklungsform vor.
Es scheint das Pflanzeninfus bei Brütofenwärme für die Entwicklung des Rauschbraodpilzes wenig geeignet zu sein. Selbst die bei Zimmertemperatur im Pflanzen­infus gezüchteten Culturen, die üppig gewachsen waren, entwickelten sich im Brutofen nur äusserst langsam und machten kaum bemerkbare Fortschritte.
Gegen Jod verhalten sich die Pfianzeninfnsculturen ebenso wie die des Blutserum und Pepton.
Epikrise.
Der Rauschbrandpilz bildet zwei getrennte
Entwicklungscyclcn, welche entweder in der Sporen- oder in der Cocccn-Gonidienbildung ihren Abschluss finden. Der erste Entwicklungs-cycliis wird im Thierkörper durchlaufen. Als Ausgangs­punkt desselben können, wie die Versuche zeigen, sowohl Sporen (Versuch I), als auch Coccen dienen. Aus beiden entwickeln sich Stäbchen, und durch gleich- resp. ungleich-massiges Anschwellen der einzelnen Stäbchen bilden sich die von mir als Ei- resp. Citronen-, Keulen- und Kopf­formen bezeichneten Gestalten. Es ist dieses Stadium in der Entwicklung dann gegeben, wo die Stäbchen zur Sporeiibilduug vorschreiten. Wenn auch diese Aufeinander-
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folge der einzelnen Formen, da die Entwicklung im Thicr-körper vor sich geht, nicht direct beobachtet werden konnte, so lässt sie sich doch aus der Lage der einzelnen Formen im Cadaver construiren. Denn in unmittelbarer Nähe der Impfstellen fanden sich nur Stäbchen- und erst weiter entfernt Clostridium - förmige Pilze, die je näher der Impfstelle keine, erst weiter von dieser entfernt Sporen in sich erkennen liessen. Auch im Blute, wohin die Pilze erst nach stattgehabter Vermehrung an und von der Impfstelle aus gelangen, waren am häufigsten Stäb­chen-, weniger Clostridiumformen nachzuweisen. Demnach ist man wohl berechtigt zu folgern, da erstere an Zahl praevalirten, dass letztere aus den ersteren sich entwickelt hüben. Ebenso ergiebt sich diese Folgerung für die an der Impfstelle und in der nächsten resp. entfernteren Umgebung sich findenden Pilzformen, von denen die Clostridium- aus den Stäbchenformen sich gebildet haben. In den Culturmedien wird der zweite Fntwicklungscyclus durchlaufen. Hier ging die Entwicklung des Rauschbrand-pilzes in die Stäbchenformen und Coccen aus. Welchen Antheil die Clostiidium-Formen sowie die Sporen in den Eiformen gehabt haben, kann ich nicht bestimmen; ich konnte ihre Entwicklung für sich allein nicht verfolgen, weil in keinem Culturmedium der Ausgang in Clostridium-Formeu resp. Sporen eintrat. Aber als Ausgang ergab sich in fast allen Culfursubstraten derjenige in Coccen, Stäbchen fanden sich nur, so lange die Nahrung nicht verbraucht war.
Bemerkenswerthe morphologische That-sachen ergeben sich durch Vergleich derjenigen Formen des Rauschbrandpilzes, wie sie im Thierkörper sich finden, mit denen, wie sie ausserhalb desselben, in Culturen, beobachtet werden. Selbst unter letzteren sind constante Unter­schiede bezüglich des Auftretens der einzelnen Formen gegeben, jedoch so, dass morphologische Abweichungen und Verschiedenheiten innerhalb einer Form nicht vor-
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kommen, sondern auch hierin eine ganz bestimmte Constanz obwaltet. Während im Thicrkörper die Clostridium- und stäbchenförmigen RauschbrandpUze, erstere öfter mit, letztere stets ohne Sporen, und niemals Coccen sich finden, treten in Blutserumculturen nur die Stäbchcufonuen mit CoccenbilduDg auf. Dieser Befund ist ebenfalls im Pflanzeninfus gegeben. Häufig hatten sich im flüssigen Diplococcen entwickelt. Wenn auch in flüssigem und festem Pepton sich dieselben Formen des Kauschbrand­pilzes, mit Ausnahme von Diplococcen, nachweisen Hessen, so waren im ersteren Substrat gleichfalls wie im Thicr­körper die Clostridium-förmigen Pilze, aber ohne Sporen, vorhanden. Als Ausgang aller Formen trat, nachdem das Ernährungsmaterial im flüssigen Pepton erschöpft war, keine Sporenbildung ein, sondern es fanden sich nur allein Coccen.
Der Rauschbrandpilz ist kein Bacterium, sondern ein Clostridium. Von Prazm owski') wurde die Gattung Clostridium aufgestellt. Zopf2) hat beide Arten derselben, 01. butyricum und Polymyxa, in sein System als Gattung 2 zu den Bacteriaceen gestellt; Gattung 1 bildet Bacterium. Das morphologische Charak-teristicum für die Gattung Clostridium besteht nach Zopf3) darin, dass die Stäbchenformen in dem Stadium, wo sie zur Sporenbildung vorschreiten, ihre cylindrischc Gestalt aufgeben und Spindel-, Ellipsoid- oder Kaulquappenform annehmen. Diesen von Zopf angeführten Formenwechscl zeigt der Rauschbrandpilz in ausgesprochener Weise. Die oben beschriebenen Versuche haben gezeigt, dass die Stäbchenformen des 01. butyricum mit denen des Rausch­brandpilzes vollkommen, dass von den übrigen Gestalten des CT. butyricum die meisten mit denen des Rauschbrandpilzes übereinstimmen, und dass die übrigen eine gewisse gegen-
') 1. c. pag-. üo.
21 Die Spaltpilze, Breslau 1883.
') 1 c. pag. G!t.
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seitigc Aehnlichkcit bieten. Die meisten Ei- resp. Citronen-formen des Raaschbrandpilzes gleichen den Spindel- rcsp. Citronenformen des Cl. butyriciun; die (ihrigen Ei- resp.Citro-nenfonuen nähern sich auffallend den verlängerten Spindel-und Ellipsoidformen des Cl. butyricum. Wenn ich ancli die Keulenform des Rauscbbrandpilzes nicht gerade congruent einer von Prazmowski benannten Gestalt des Cl. hiityricuin halten kann, so finden sich doch unter seinen Abbildungen der verlängerten Spindel- und Ellipsoidformen Gestalten, die eine sehr grosse Aehnlichkeit mit einigen Keulenfonnen des Rauschbrandpilzes zeigen. Die meisten Kopfformen des Rauschbrandpilzes sind bis auf den bei ihnen kürzeren Schwanz mit denen des Cl. butyricum der Gestalt nach identisch; einzelne Kopfformen des Rauschbrandpilzes dagegen zeigen mehr Aehnlichkeit mit den Kaulquappen­formen des Cl. butyricum. Ein Vergleich der einzelnen Formen des Cl. butyricum mit denen des Ci. Polymyxa, also zweier Arten einer und derselben Gattung ( Praz-mowski: 1. c. Tafel II.) ergiebt bei einzelnen Formen vollkommene Congruenz, bei anderen mehr oder weniger Aehnlichkeit. Genau so ist das Eesultat bei Vergleich der Formen des Rauschbrandpilzes mit denen des Cl. butyricum.
Durch die Feststellung dieser Formen ist der von Zopf für die Bestimmung des Rauschbrandpilzes als Clo-stridium geforderten Charakteristik Genüge geleistet, um die Bestimmung nach Prazmowski's Vorgang vollkommen durchführen zu können, hätte es noch des Nachweises der Sporenkeimung bedurft. Nach Prazmowski1) tritt der Keimschlauch von Clostridium senkrecht zur Längenachse aus der Spore, während Bacteriensporen den jungen Faden in der Richtung der Längenachse austreiben. Auch ist die Sporenhaut bei Clostridium während der Keimung gleiclunässig verdickt. Eine Beobachtung solcher keimender Sporen war mir leider nicht möglich, da das einzige mir
') 1. c. pag. 5.').
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zu Gebote stehende Sporenmaterial (Subcntisflüssigkeit) in zur Beobachtung geeigneten Medien ausserhalb des Thierkörpers nicht keimte. Dagegen liefern die Ergebnisse meiner Untersuchungen insofern für die Gattung Clostridium einen wesentlich neuen Beitrag, als es mir gelungen ist, die bisher nicht sicher beobachtete, aber schon von Zopf) theoretisch postulirte, in der Coccenform endigende Ent­wicklungsreihe in allen Einzelheiten genau zu verfolgen. Dadurch ist der Rauschbrandpilz unter die bisher noch recht geringe Zahl von Bacteriaccen eingereiht, bei welchen sämmtliche nach unseren jetzigen Kenntnissen zu erwartende Entwicklungsformen beobachtet worden sind.
Als Zeichen der nahen Verwandtschaft des Rausch-brandpil/.cs mit dem bis jetzt am eingehendsten unter­suchten Repräsentanten der Gattung Clostridium, des Cl. butyrieuni, ist auch noch das chemische Verhalten gegen­über Jod anzuführen. Wenngleich eine Jodfärbung auch bei anderen Spaltpilzen beobachtet worden ist, so sind doch die Formen des Clostridium butyricum diejenigen, bei welchen sie am coustantesten und charakteristischsten auftritt. In dieser Beziehung verhält sich der Rausch­brandpilz innerhalb des Thierkörpers fast vollkommen analog, dagegen ausserhalb, in den Culturmedien, wesent­lich anders. (Siehe hierüber die Angaben S. IG, 33, 37 und 38.) Namentlich färben sich in den thierischen Geweben und Flüssigkeiten die Stäbchenformen blau, während die Clostridium-Formen dunkel- bis schwarzviolctt, genau so wie bei Cl. butyricum. Aber niemals nimmt die Gewebs-flüssigkeit Färbung durch Jod an, während die Pilze als­dann ungefärbt erscheinen, ähnlich wie dies bei Cl. buty­ricum von Prazmowski2) beobachtet ist.
Aus den Verbindungen des Thierkörpers würde der Rauschbrandpilz, wie man nach der Ansicht von Praz-
') 1 c. pa^'. 70 \mlt;\ 71 3) 1. c. pag ob.
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mow ski1) schliesscn kann, in sein Plasma Stärke auf­nehmen können, welches die Jodreaction herbeiführt. Zopf2) verniuthet, dass der durch Jod sich bläuende Stoff eine stärkeähnliche Substanz darstellt. Auch bei dem Rauschbrandpilze ist das Substrat, der Thierkörper, völlig stärkefrei. Bezüglich dieses Pilzes schliesse ich mich daher der Ansicht von Zopf au, nach der jener aus gewissen Kohlehydraten des Thierkörpers sich selbst einen stärko-artigen Stoff bereitet. — Es könnte naheliegend erscheinen, hier an das beim Thiere zwar nicht beobachtete, dagegen beim Menschen häufig (vielleicht unter parasitären Ein­flüssen) entstehende Amyloid zu denken. Jedoch spricht gegen eine solche Annahme der Umstand, dass das von den Pilzen durchwucherte Bindegewebe niemals eine Spur der amyloideu Degeneration erkennen lässt, und ausser-dern das Fehlen der Reaction auf Methylviolett.
Die ausserhalb des Thierkörpers gewonne­nen Culturen entwickeln sich, in den Thier­körper gebracht, zu den hier beobachteten Formen des Rausch bran dpi 1z es. Namentlich ist mir gelungen, Thiere durch Coccen (Versuch XII, XIV, XV und XIX) zu inficiren. In Versuch XVIII waren Coccen, Kurz- und Laugstäbchen, die übertragen wurden. An dieser Stelle muss ich der neueren Untersuchungen und Experimente bei dem Milzbrande gedenken. Im blute am Impfmilzbrande gestorbener Thiere fand Archan­gelski3), wenn schon Temperaturerhöhung bestand, die Thiere also bereits krank waren, statt der Milzbrand-bacterien kleine, runde, glänzende, stark lichtbrechende, unbewegliche Körperchen, ungefähr von der Grosse ge­wöhnlicher Micrococcen, aus welchen sich in sterilisirter Ilühuerbouillon Milzbrandbacterien entwickelten. Impfun­gen der zweiten Generation, die aus Stäbchen und Fäden
') 1. c. pag. ytj. ') 1. e pag. 11. Jj Centralblatt f. d. medicinischeii Wissenschaften Nr. 15, 1SS2.
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bestand, erzeugten bei Mäusen tödtlichcn Impfmilzbrand.
Archangel ski sieht die erwähnten Gebilde als Keime der Bacterien oder „Sporenquot; an, die sich anfangs im Thier-körper durch Theilung vermehren und aus denen späterhin sich die Bacterien bilden. In Bouillon entwickelten sich bei Luftabschluss stets nur „Sporenquot;, aus den „Sporenquot; bei Luft­zutritt „Stäbchenbacterien und Fädenquot;. Bei Luftabschluss gezüchtete „Sporenquot; der dritten Generation ergaben auf Kartoffeln bei Luftzutritt Bacterien, die auf Mäuse geimpft tödtlichen Milzbrand erzeugten. A r chan gel ski schliesst, dass die bei Luftabschluss gezüchteten Sporen sich durch Theilung vermehren und als die anaerobie, die Stäbchen und Fäden als die aerobie Form des Milzbrandpilzes zu betrachten seien. Die Bildung der Stäbchen aus den Sporen des thierischen Organismus hätte erst statt, wenn dieser durch die Sporen hinlänglich alterirt sei, und in der Coucurrenz um den zum Auswachsen der Stäbchen nöthigen Sauerstoff der \'ortheil auf Seiten der Pilze bleibe. Der Tod könne übrigens auch schon eintreten, bevor die Sporen sieh in Bacterien umwandeln, namentlich bei höchst akutem Verlauf der Krankheit, und es sei daher auch erklärlich, dass in manchen Fällen hei der Section keine Stäbchen gefunden würden. Roloff) hat die von Ar chan gel ski beschriebenen Kügelchen zu Impfversuchen benutzt und bewiesen, dass sie im Blute eines vorher an Impfmilzbrand erkrankten Thieres sus-pendirt, auf ein anderes übertragen tödtlichen Impf­milzbrand hervorrufen. Roloff nennt die Sporen Archangelski' s „glänzende Körperchenquot;. Da sie sich im Thierkörper bilden, so sind sie ein endogenes Contagiuin des Milzbrandes. Fs ist aber nur möglich zu schliessen, dass die „glänzenden Körperchenquot; Coccen sind, weil ausser Stäbchen und Sporen andere Entwicklungsformen nach Analogie der übrigen Spaltpilze jedenfalls auch nicht für den Milz-
') Archiv für wissenschaftliche und practische Thierheilkunde iBerlin 1883) 9. Bd. G. Heft, pag. 450.
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brandpilzexistiren. Für diese Annahme sprechen auch die oben erwähnten Culturversuche Archangelski's. üie bei den Rauschbrandpilzeulturen gewonnenen Coccen sind im Gegensatz zu den „glanzenden Körperchenquot; des Milzbrandes ein ectogenes Contagium, welches an sich in derselben Weise wie das endogene des Milzbrandes wirkt. Obwohl Archangelski nachgewiesen hat, dass die „glänzenden Körperchenquot;, die ich als Coccen betrachte, in Cultureu ausscrhalb des Thierkörpers bei Luftabschluss nur wieder „Sporenquot; bilden, d. h. „glänzende Körperchenquot; oder Coccen (ob durch directe Theilung? Wahrscheinlich nach vorherigem Auswachsen zu kurzen Stäbchen), so ist bis jetzt nicht nachgewiesen, dass diese bei Luftabschluss ausserhalb des Thierkörpers eultivirten Coccen bei Thieren Milzbrand hervorrufen können. Von den ausserhalb des Thierkörpers gezüchteten Coccen des Rauschbrandpilzes ist ohne Zweifel bewiesen, dass sie bei Thieren Rausch­brand zu erzeugen im Stande sind, sich hier zu Rausch­brandpilzen entwickeln.
Die Sporenbildung dürfte nach Z opf ') in dem schliesslich eintretenden Mangel an Ernährungsmaterial zu suchen sein. Ich fand bei dem Clostridium des Rauschbrandes die Sporenbildung nur im Thierkörper, nicht ausserhalb des­selben in den Culturmedien, selbst dann nicht, wenn die Nährflüssigkeit erschöpft war. Es fanden sich nur allein Coccen. Ebenso erlangte ich in zwei Experimenten, bei denen die Cultureu Tage lang unausgesetzt unter Kohlen­säure gehalten wurden, keine Sporenbildung, sondern nur Coccen. Demnach ist die physiologische Ursache beim Rauschbrandpilz für die Sporenbildung nicht zu suchen in dem Mangel an Ernährungsmaterial oder in dem Ausschluss des Sauerstoffs. l!eide Momente führen bei dem Rauschbrandpilze nicht zur SporeubUdung. Viel­leicht ist das Gas, welches sich bei der Zersetzung der Gewebe durch den Rauschbrandpilz bildet, die Ursache,
') 1. c. pag. 19.
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da in den Cultursubstraten keine Zersetzung mit Gas­bildung statttimlet.
15ei den von mir ausgeführten Uebertragungen des Rauschbrandpilzes von einem Thier auf ein anderes (Ver­such I—V) war stets Gasbildung nachzuweisen, dagegen fehlte sie oder war undeutlich zu erkennen bei Impfungen der Culturen auf Meerschweinchen, war aber nach üebertragung des Rauschbrandpilzes von einem so geimpften Meerschweinchen auf ein Kalb (Versuch XIX und XX) wieder zu beobachten. Es scheint hiernach der Pilz nur in den Säften des Rindes zur vollen Entfaltung einer Gährthätigkeit kommen zu können. Bei Meerschweinchen hält sich die Gasentwicklung in sehr engen Grenzen oder fehlt ganz. Nach Bouley soll das gebildete Gas Kohlensäure sein1). Von anderer Seite, Förster, ist behauptet, dass es Sumpf- oder Grubengas (C. H.,) sei. Die von mir zur Feststellung des Gases angestellten Experimente führten zu keinem sicheren Re­sultate. Es ist färb-, geruchlos und brennt mit nicht leuchtender, bläulicher Flamme. Kohlensäure in irgendwie beträchtlicher Menge scheint nicht vorhanden zu sein, denn das Gas lieferte in Chlorbaryum kaum eine Trübung.
Rei der Unkenntniss über die Natur des gebildeten Gases ist es schwer, die Frage strict zu beantworten, wie die Anwesenheit der Pilze auf den Organismus wirkt, und speciell weshalb und durch welche Veränderungen sie den Tod herbeiführen. Zur Beantwortung dieser Frage würde zunächst die Vertheilung der Organismen im Thierkörper zu berücksichtigen sein. Die Pilze finden sich beim Rinde allerdings im Blute, aber hier viel sparsamer als wie z. B. Milzbrandbactcrien in dein Blute milzbrandiger Thiere. Schon dieser Umstand würde den Versuch, das rapide Wachsthum der Pilze im Blute und dadurch be­dingte Sauerstoffarmuth als Todesursache anzusehen, gewagt
') 11. Jahresbericht über die Leistungen auf dem Gebiete der Veterinär-Medicia, pag.21. (Herausgeber: Schütz und Ellenberger, Berlin 1883.)
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erscheinen lassen. Durchaus hinfällig wird aber eine solche Erklärung durch den Befund beim Meerschwein­chen, deren Blut und innere Organe nur spärliche Pilze erkennen lassen. Hauptsit/ der Pilzvegetation ist die Unterbaut und das intermusculäre Bindegewebe. Hier finden sich daher auch fast ausschliesslich die für das blosse Auge erkennbaren pathologischen Veränderungen. Aller­dings lassen diese die locale Wirkung der Pilze als eine relativ geringe erkennen. Eine directs Zerstörung des Gewebes, etwa brandigen Zerfall, Verkäsung oder ein Ab­sterben wie bei der Diphtherie, ja nicht einmal eine Eiterung wird durch die Pilze bedingt. Obwohl das vor­handene blutige Oedem beim Meerschweinchen fast die ganze Subcutis, beim Kalbe sehr ausgedehnte Strecken betrifft, so wird es doch als Ursache des so schnell eintretenden Todes nicht angesehen werden können, weil eben so ausgedehnte Exudate unter anderen Verhältnissen lauge Zeit ertragen werden. Es bleibt nur die Erklärung übrig, dass ein lösliches Gift durch die Pilzwucherungen gebildet wird, welches aus der Unterbaut in den Kreis­lauf difiundirt, auch dann, wenn die Pilze selbst nicht oder in sehr geringer Zahl in das Blut gelangen, und dass dieser Stoff auf das Central-Nervensystem eine lähmende Wirkung ausübt Ob in dem gebildeten Gase das Gift zu suchen ist, muss dahin gestellt bleiben. Dass eine giftige Substanz schon frühzeitig nach der Impfung in den Kreislauf gelangt, beweist auch das schon etwa 4 Stunden nach der Infection eintretende Fieber.
Auffallend ist, dass Impfungen von an Impfrauschbrand gestorbenen Thieren in Pepton und Pflanz eninfus nicht haften, sondern diese Substrate nur allein durch Blutserumeulturen zu inficiren sind. (Versuch VII und VIII.) Von Pepton (Pflanzeninfus ist nicht versucht) lässt sich der Rauschbrandpilz dagegen in Blutserum mit Erfolg übertragen. Ebenso gelingt dies von Pepton und Pflauzemufus auf Thiere. Die
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NichtÜbertragung des Rauschbrandpilzes von Thicr auf Pepton und Pflanzeninfus würde einer Acclima­tisation gleich kommen, wie sie von Büchner für die pathogenen Spaltpilze, spcciell für den Milzbrandpilz angenommen wird. Dass diese Art der Acclimatisation dem Rauschbrandpilz, so weit ermittelt ist, abgeht, beweist der Umstand, dass er sich von Pepton auf Blutserum, sowie von ersterem Substrat und von Pflanzeninfus auf das Tbier mit Erfolg impfen lässt, auch bei dieser letzteren üebertragung keinerlei Einbusse in seiner pathogenen Wirksamkeit erleidet. Eine Mitigation ist bei dem Rausch­brandpilze selbst nach der Gewöhnung an ein ihm ur­sprünglich nicht zusagendes Nährmedium nicht beobachtet worden.
Erklärung der Abbildungen.
Fig. 1. Stäbchenformen des Rauschbrandpilzes.
„ 2. Citronen- bezw. Eiformen, erstere ohne, letztere mit Sporen, einige mit Stäbchenformen verbunden.
„ 3. Keulenformen.
„ 4. Kopfformen.
„ 5. Lang- und Kurzstäbchen, vereinzelt und in Kettenform. Cocceu in Ketten und isolirt. (Befund in Culturen.)
„ 6. a) Scheinfaden, b) nach Behandlung mit Methyl­violett, c) Coccen; d) Diplococcen.
Herrn Prof. Dr. Thierfelder sage ich für die Be­nutzung der Apparate und Räumlichkeiten im Pathologi­schen Institut meinen besten Dank.
Den 11. December 1883.
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