-ocr page 1-

-^JZ .Οί.Οί,ΜΡ

D" HEINRICH BERGHAUS'

PHYSIKALISCHER ATLAS.

ETNE, UNTER DER FÖRDERNDEN

ANREGUNG ALEXANDER'S VON HUMBOLDT VERFASSTE,

SAMMLl]i\(i VON 93 KARTEN,

AUF DENEN DIE HAUPTSÄCHLICHSTEN ERSCHEINUNGEN DER ANORGANI-
SCHEN UND ORGANISCHEN NATUR NACH IHRER GEOGRAPHISCHEN
YERBRETTUNG UND YERTHEILUNG BILDLICH DARGESTELLT SIND.

ZWEITER BAND,

ENTHALTEND IN VIER ABTHEILUNGEN DIE VERTHEILUNG DER ORGANISMEN;

7. ANTHROPOGRAPHIE.

8. ETHNOGRAPHIE.

5. PFLANZEN^GEOGRAPHIE.

6. THIER-GEOGRAPHIE.

ΖΛνΕΠΈ , GRÖSSTENTHEILS UMGEAEBEITETE UND VERBESSERTE AUFLAGE.

UniveraStelt Utrecht
Faculteitdar
RuimtclijkG Wetenschappen
Kaartenverzameiing

VEIILAG voi^ JUSTUS PERTHES IN GOTHA.

-ocr page 2-

INHALT.

ZWEITER BAND.

Fünfte Abtheilung:
Pflanzengeographie.

0 Biälter.

Vorbemerkungen Seite 1 — 4.

Nr. Umrüse der lyianzengeograpUe. Hauptmomente der Ver-
breitung der Pflanzen.

Nr. 2. Verhreitungsbezirlce der wichtigsten Kulturgewächse; nebst
Andeutungen über den Lauf der Isotheren und Iso-
chimenen, oder der Linien gleicher Sommer - und
gleicher Winterw'arme.

Nr. 3. Tabellarische Darstellung der Statistik d€s Gewächs-
reiches in Europa.

Nr. 4. Botanisch - geographisch - statistische Karte von Europa;
Verbreitung der vornehmsten Phanerogamen; Lauf
der Temperatur-Kurven des wärmsten und kältesten
Monats, u. s. w.

Nr. 5. J. Sehouw's Uebersicht der Verbreitung der wichtigsten
Kultur-, Baum - und Strauchgewächse in Europa;
mit
Angabe der Isotheren und Isochimenen.

Nr, 6. Botanische Karte von Deutschland^ enthaltend die Sta-
tistik der vornehmsten Pflanzenfamilien , so wie die
Isotheren und die Isochimenen.

Sechste Abtheilimg:
Zoologische <«eographie.

12 Blätter.

Vorbemerkungen Seite 1 - 56.

Nr. I.Verbreitung der vierhändigen, der Beutel-, zahnlo-
sen - und dickhaütigen Saügethiere.

Nr. 2. Verbreitung und Vertheilung der Eaubthiere, Car-
nivora. — Zoologische Reiche und Provinzen.

Nr. S.Verbreitung des Katzen-Geschlechts, Genus felis,
so wie der Hyäne. — Jagdgebiet der sogenannten
Pelzthiere und der Schauplatz des nordischen AV all-
fisch - und Robbenfangs.

Nr. 4. Geographische Verbreitung und Vertheilung der Na-
gethiere, Rodentia; und der Wiederkaüer, Ru-
minantia.

Nr. 5. Verbreitungs-Gränzen der vorzüglichsten Saügethiere
in der Alten Welt.

Nr. 6. Desgleichen in der Neüen Welt. Nebst Monographien
von Oesterreich und dem Indischen Archipel.

Nr. 7. Statistische Uebersicht der Saügethiere Eüropa's nach
ihrer geographischen Vertheilung.

Nr. 8. Verbreitung der Mammalia oder Saügethiere in Eü-
ropa.

Nr. 9. Allgemeine ornitho - und herpetologische Erdkarte,
zur Uebersicht der Verbreitung und Vertheilung der
Vögel und Amphibien.

Nr. 10. Statistische Uebersicht der Europäischen Vögel nach
ihrer geographischen Vertheilung.

Nr. 11. Geographisch - statistisch - ornithologische Karte von
Eüropa, zur Uebersicht der Verbreitung und Ver-
theilung der in diesem Erdtheile heimathlichen Vögel.

Nr. 12. Geographische Vertheilung d. Schlangen.— Ein Ver-
such von Dr. H. Schlegel, Conservator des königl.
Niederländischen Landes-Museums zu Leijden.

Siebente Abtheihing:
Anthropologie.

4 Blätter.

Vorbemerkungen Seite 1—4.

Nr. 1. Geographische Verbreitung der Menschen-Rasseit. —
Uebersicht der Nahrungsweise und der Volksdichtig&eit
in den Ackerbauländern; — auch Manches zur Physik
des Menschen.

Nr. 2. Planiglob zur geographischen Uebersicht der Ver-
breitung der vornehmsten
Krankheiten, denen der
Mensch auf der ganzen Erde ausgesetzt ist.

Nr. 3. Planiglob zur Uebersicht der verschiedenen Beklei-
dungs-Weise
der Bewohner des ganzen Erdbodens.

Nr. 4. Verschiedenes zur Anthropographie, enthaltend: Be-
schäftigungs - Weise , Religion , Regierungsweise und
geistige Bildung des Menschen.

Achte Abtheilung:
Ethnographie.

19 Blätter.

Vorbemerkungen Seite 1 — 68.

Nr. 1. Die Völker Asien's und Eüropa's. Andeütungen über
ihre Verwandtschaft.

Nr. 2. Planiglob zur Uebersicht der Verbreitung der Indo-
Germanen
und Semiten über die gesammte Erdfläch c.

Nr. 3. Planiglob zur Uebersicht der Verbreitung der Deutschen
in beiden Hemisphären über den ganzen Erdboden.

Nr. 4. Uebersicht von Europa; mit ethnographischer Begrän-
zung der einzelnen Staaten und den Völkersitzen in
der Mitte des 19'®" Jahrhunderts.

Nr. 5. Ethnographische Karte von Eüropa; {mit ausführlicher

6. Darstellung der Völker- und Sprachgebiete und der

7. Begränzung der Dialekte und Mundarten). Auf F.

8. v. Stülpnagel's geogr. Zeichnung zusammengestellt.

Nr. 9. Deutschland, Niederlande, Belgien u. die Schweiz: Na-
tional«, Sprach-, Dialekt-Verschiedenheit.

Nr. 10. Ethnographische Karte der Oesterreichischen Monarchie.
Nach Bernhard!, Schafarik u. eigenen Untersuchungen.

Nr. 11. Sprachkarte von Frankreich: Scheidung des romani-
schen Sprachgebiets vom germanischen, keltischen u.
baskischen; Trennung der Langue d'oil von der
Langue d'oc.

Nr. 12. Die Britischen Inseln: Uebersicht der Völker und
Sprachen, nebst ihren Mundarten im Lichte der Ge-
genwart.

Nr. 13. Das Russische Reich, nach seinen ethnographischen
Verhältnissen.

Nr. 14. Völker-Karte der Indischen Welt: Die Halbinsel dies-
seits, und ein Theil der Halbinsel jenseits des Ganges.

Nr. 15. Die Völker des Kaukasus, Grusien's und des Arme-
nischen Hochlandes.

Nr. 16. Ethnographische Karte von Afrika. — Nebst einer
Uebersicht von der Verbreitung der
Austrcdisdien u.
Polynesischen Völker.

Nr. 17. Ethnographische Karte von Nord-Amerika. Nach Al-
bert Gallatin, A. v. Humboldt, Clavigei-o , Hervas,
Alcide Haie, Isbister u. s. w.

Nr. 18. Ethnographische Karte von Süd-Amerika. Hauptsäch-
lich nach Hervas, A. von Humboldt, Vater, Martins,
Alcide d'Orbigny u. s. w., u. s. w.

Nr. 19. Ethnographische Karte des Osmanischen Reichs, euro-
päischen Theils, und von
Griechenland. Von Aim<5Boue.


-ocr page 3-

ALLGEMEINER

PFLMZBlVGEOGMPfflSCHER ATLAS.

EINE SAMMLUNG

VON ACHT KARTEN,

WELCHE DIE, AUF DAS PFLANZEN-LEBEN BEZÜGLICHEN ERSCHEINUNGEN NACH GEO-
GRAPHISCHER VERBREITUNG UND VERTHEILUNG IN WAGERECHTER UND SENKRECHTER

AUSDEHNUNG ABBILDEN UND VERSINNLICHEN.

Von

D» HEINRICH BER6HAUS.

VERLAG VON JUSTUS PERTHES IN GOTHA.

1851.

-ocr page 4-

VORBEMERKUNGEN

ZUK

FÜNFTEN ABTHEILUNG

Ν*". 1. Umrisse der Pflanzengeographie. Hauptmomente der Verbreitung der Pflanzen.

Dieses Tableau enthält die Hauptangaben zur Ue-
bersicht der Verbreitung der Pflanzen in wagerechter
sowol als senkrechter Richtung; und zwar in der zu-
erst genannten Beziehung auf der, die untere Hälfte
des Blattes füllenden Karte: —

1) A. von Humboldt's Statistik der vorzüglichsten
Pflanzen-Familien und Pflanzen-Gruppen;

2) J. Schouw's fünf und zwanzig phytogeogra-
phische Reiche; und

3) die Verbreitungsbezirke der Familie der Pal-
men, der Gattung Fichte
(Pinns) und der Gattung
Heide
(Erica); wozu noch die Verbreitung des fucus
natans
im Nordatlantischen Ocean, oder die Sargasso-
See gezählt werden muss, die, von der Karte des
Atlantischen Oceans (Abtheilung Π, No. 3) entlehnt,
hier wiederholt worden ist.

Zur Rechten der Karte ist die Statistik der vor-
züglichsten Pflanzen-Familien graphisch dargestellt,
so wie zur Linken die Erklärung der Farben ange-
bracht, mit denen Schouw's pflanzengeographische
Reiche bezeichnet worden sind; und endlich sind
unten, zu beiden Seiten der Karte, einige der merk-
würdigsten Pflanzen-Formen skizzirt.

Schouw's Eintheilung der Pflanzendecke gründet

sich auf drei Haupt-Erfordernisse, nämlich:_1) dass

wenigstens die Hälfte der bekannten Pflanzenarten
demjenigen Theile der Erdoberfläche, welcher zu ei-
nem pflanzengeographischen Reiche erhoben wird,

eigenthümlich angehöre. _ 2) Dass mindestens der

vierte Theil der Gattungen dem Reiche entweder
völlig eigenthümlich sei, oder doch wenigstens in ihm
ein so entschiedenes Maximum habe, dass die in an-
deren pflanzengeographischen Reichen vorkommen-
den Arten nur als Repräsentanten zu betrachten sind.
Endlich_ 3) dass einzelne Pflanzenfamilien gleich-
falls entweder diesem Theil der Erdoberfläche eigen-
thümlich seien, oder doch mindestens ein entschiede-
nes Maximum daselbst besitzen.

Die bildliche Darstellung von der Verbreitung der
Pflanzen in senkrechter Richtung ist, was die heisse
Zone, die Alpen und Pyrenäen und Lappland be-
trifft, aus A. von Humboldt's „Grundzügen der
Pflanzengeographie" entlehnt. Seit Abfassung dieses
Werks hat Pentland die grosse Erhebung der Schnee-
gränze am Abhang der Andesketten von Bolivia, und
die davon abhängende Erhöhung der Vegetations-
Gränzen entdeckt. Diese Phänomene hab' ich nach-
getragen, auch den Vulkan von Aconcagua, der,
nach Fitz-Roy's und Pentland's Messungen, für jetzt
der höchste Berg in Amerika ist. Die Insel Tenerife
und der Himalayah bezeichnen in pflanzengeogra-
phischer Hinsicht den Uebergang aus der heissen
Zone zur gemässigten Zone. Bei den Alpen hab' ich
den Monte Rosa hinzugefügt, und die Ausdehnung
der Glätscher auf der Nord- sowol als Südseite der
Alpen angedeütet.

Das Verhalten der Monokotyledonen zu den Di-
kotyledonen auf den Schweizer Alpen, je nachdem
diese zwei Haupt-Abtheilungen des Pflanzenreichs
dem Granitgebirge oder dem Kalkgebirge angehören,
ist, nach Oswald Heer's Angaben, graphisch darge-
stellt worden.


N^ 2. Yerbreitungsbezirke der wichtigsten Kulturgevächse; nebst Andeutungen über den Lauf
der Isotheren und Isochimenen, oder der Linien gleicher Sommer- und gleicher Winterwärme.

In diesem Blatte ist es versucht worden, einen
allgemeinen Ueberblick von der geographischen Ver-
breitung hauptsächlich derjenigen Pflanzen zu geben,
welche der Mensch zum Behuf seiner Nahrung an-
baut. Auf fünf verschiedenen Karten und Kärtchen
geb' ich hier: _

1) Eine Uebersicht der Kulturpflanzen, welche
auf der ganzen Erde die Haupt-Nahrungsmittel lie-
fern: die verschiedenen Getreidearten, Pisang, Yams,
Manioc, Bataten, Brodbaum, Pandanus, Arum, Tac-
ca, KartoflTel u. s. w.

2) Die Kulturbezirke des, nur in der Neüen Welt
vorkommenden Cacaobaums und der Vanille; sodann
der Coca-Pflanze, welche für die Bewohner von Peru
und Bolivia das ist, was Opium und Bethel den Völ-
kern Südasiens u. s. w. sind. Auf diesem Kärtchen
ist, als Gegensatz zur schädlichen Coca, auch der

PHYSIK. ATLAS AETH. V.

Verbreitungsbezirk der heilkräftigen Gewächse aus
der Familie der Rubiaceen, nämlich der Cinchonen
oder Chinarinde-Baüme angegeben.

§) Die Kulturbezirke des Zuckers und Kaffee's,
so wie der Baumwollenpflanze und des Indigo. Hier
sind also Gewächse dargestellt, welche theils zur
Nahrung, theils zur Kleidung dienen, und die durch
ihren kommerziellen Vertrieb und durch industrielle
Verarbeitung des rohen Stoff's die Wohlfahrt und
den Reichthum ganzer Nationen begründen helfen.
Die Andeütung des Paraguay-Thees
(Mate) dürfte
an rechter Stelle sein.

4) Den Verbreitungsbezirk des Theestrauchs, und
das Vorkommen der Zimmtblumen.

5) Das PfefFerland, das Land des Zimmts, der
Gewürznelke und des Muskatnussbaums.


-ocr page 5-

Fünfte Abtheilung.

Die Abbildungen der Pflanzenformen auf dem lin-
ken und rechten Rande der Hauptkarte werden eine,
vielleicht erwünschte Zugabe sein. Was aber die
Andeutungen über den Lauf der Isotheren und Iso-
chimenen, oder der Linien gleicher mittlerer Som-
merwärme und gleicher mittlerer Winterkälte, anbe-
langt, so sind dieselben durchaus nur als ein Versuch
anzusehen.


Ψ. 3. Tabellarische Darstellung der Statistik des Gewächsreiches in Ettropa.

Die Statistik der Pflanzen gewährt einen eigen-
thümlichen Reiz und einen grossen Nutzen. In der
Betrachtung der pflanzen-geographischen Verhält-
nisse lehrt sie uns die Verbreitung des Gewächs-
reichs über die ganze Erde, in den Zonen, in den
Erdtheilen, wie in einzelnen Ländern und Provinzen
genau kennen; durch ein Paar Zahlen gewinnen war
die Uebersicht von der Ab - oder Zunahme gewisser
Pflanzen-Familien vom Aequator nach dem Pole,
oder von den warmen Gegenden nach den kalten;
wir sehen wie andere Familien in den gemässigten
Klimaten am haüfigsten wachsen, und sowol gegen
die heisse Zone, als gegen den kalten Erdgürtel an
Zahl sich vermindern.

In Beziehung auf Eüropa ist diese Statistik des
Gewächsreichs in dem vorliegenden Blatte zusam-
mengestellt worden, indem die Vegetation s-Verhält-
nisse von ein und zwanzig der allgemeiner verbreite-
ten Pflanzen-Familien verglichen worden, erstlich
mit Rücksicht auf den ganzen Erdtheil, sodann zwei-
tens in Bezug auf Deütschland im Besondern. Ge-
ordnet wurden sie nach der Haüfigkeit ihres Vor-
kommens in Deütschland.

Die Statistik des Pflanzenreichs in Eüropa ist auf
siebenzehn Floren gestützt, mit Einschluss von zwei
afrikanischen, der Flora von Aegypten und der Flora
der Berberei, um als Andeütung zu dienen für den
Vergleich mit den südeüropäischen Floren. Die ver-
glichenen Floren sind nach wachsender Breite, vom
28« bis 6701/2, geordnet.

Was die Tabelle betrifft, die den Vegetations-Ver-
hältnissen Deütschlands gewidmet ist, so sind auch
hier die Special-Floren in der Ordnung der wach-
senden Breiten neben einander gestellt. Die Spalten
aber, welche „Deütschland überhaupt" überschrie-
ben sind, enthalten Deütschland im weitern Sinn,
mit Einschluss der Schweiz, der Alpen und Istrien's.
In der eüropäischen Uebersicht ist Deütschland ohne
diese Landstriche genommen worden.


N<*. 4. Botanisch-geographisch-statistische Karte von £üropa; Verbreitung der vornehmsten
Phanerogamen; Lauf der Temperatur-Kurven des wärmsten und kältesten Monats, u. s. w.

Von den in der Tabelle No. 3 enthaltenen Pflanzen-
Familien sind auf der vorliegenden Karte eilf Fami-
lien mit ihren Quotienten wiederholt worden, in der-
selben Folge der Haüfigkeit, wie dort; und zwar
die, aus den Gramineen, Cyperaceen und Junceen
bestehende Gruppe der Glumaceen oder spelzblühti-
gen Pflanzen, und sodann die Familien der Compo-
seen, Cruciferen, Leguminosen, Umbellaten, Labia-
ten, Amentaceen, Coniferen und Malven.

Zwanzig Floren sind es, deren Statistik hier über-
sichtlich vor Augen gelegt worden ist: die Flora von
Aegypten, der Berberei, von Sicilien, Griechenland,
Portugal, Neapel, Aragon, Nord-Italien, der Schweiz,
von Frankreich, Deütschland (im engern Sinn), Ir-
land, England, den Niederlanden, Preüssen, Schott-
land, Dänemark, Schweden, Island und Lappland.

Um die geographischen Vegetations-Verhältnisse
der oben genannten Familien, d. h. ihr Zu- oder Ab-
nehmen in der Richtung längs der Meridiane, ganz
deütlich erkennen zu können, sind zu beiden Seiten
der Karten Skalen angebracht worden, von denen
die auf der linken Seite diejenigen Pflanzen enthält,
welche ihr Maximum in der heissen und in der ge-
mässigten Zone erreichen; dort die Hülsenträger und
die Malven, hier die Zusammengesetztblühtigen, die
Lippenblumen, die Dolden und die Zapfenträger;
während die Skala auf der rechten Seite diejenigen
Familien darstellt, die in der kalten Zone am haüfig-
sten wachsen, nämlich die Kreüzblumen, die Kätz-
chenträger , die Binsen, Riede und Gräser, so wie
die aus den drei zuletzt genannten Familien sich bil-
dende Gruppe der spelzblühtigen Gewächse.

Diese Pflanzen, die Glumaceen, haben in ihrem
Vorkommen zwei Minima: das erste Mal in der
heissen Zone selbst, wo sie nur 9 Prozent aller Pha-
nerogamen bilden, (in Jemen, Arabien, sinkt das
Verhältniss sogar auf 8 '/4 Prozent), das andere Mal
in der Uebergangszone vom südlichen Eüropa zum
mittlern, nämlich im nördlichen Spanien, in Süd-
Frankreich, Mittel-Italien u. s. w., wo sie 9'/2 Pro-
zent aller phanerogamischen Gewächse ausmachen.

Von dem zuletzt genannten Minimum-Gürtel neh-
men die Glumaceen zu; einer Seits in der Richtung
gegen Süden bis zum Parallel von Mittel-Aegjrpten,
28° N. Breite; andrer Seits gegen Norden, wo sie in
Lappland mit 25 0 Prozent aUer Phanerogamen, in
Eüropa ihr Maximum erreichen.

Dieses Verhalten der, in der Physiognomie des
Gewächsreichs der verschiedenen Länder so wichti-
gen Abtheilung der spelzblühtigen Pflanzen ist durch
Schattirung hervorgehoben worden, indem die von
fünf zu fünf Prozent wachsenden Begränzungslinien
der Zonen eingetragen, und die Gürtel selbst, mit
zunehmender Haüfigkeit der Glumaceen, stufenweise
dunkler schattirt worden sind.

Es verdient darauf merksam gemacht zu werden,
dass die Gränzen der Glumaceen - Zonen mit den
Curven der mittlern Winterwärme ziemlich nahe pa-
rallel laufen.

Von den spelzblühtigen Pflanzen sind ausserdem
ins Besondere noch die Gräser, nach ihrem Verhält-
niss zur gesammten phanerogamischen Pflanzenwelt,
durch leicht erkennbare Curven dargestellt worden.

Die Zunahme der Monokotyledonen von Süden
nach Norden hab' ich durch Linien bezeichnet, welche
Prozente der Dikotyledonen ausdrücken, und Anfangs,
im Süden, von 21 bis 25 Prozent mit Einem Prozent;
später aber, im mittleren und nördlichen Eüropa, wo


-ocr page 6-

Pflan zengeogr aphie.

tlie Zunahme sehr rasch erfolgt, mit fünf Prozent
wachsen. Diese Kurven der Monokotyledonen - Ver-
mehrung nach Norden nähern sich an Parallelismus
den Linien gleicher mittlerer Sommer-Temperatur.

Isotheren sowol als Isochimenen sind nicht auf
diesem, sondern erst auf dem Blatte No. 5 dargestellt.
Dagegen finden wir hier aufNo. 4 Angaben über
den Lauf der Temperatur-Kurven des wärmsten und
des kältesten Monats, so wie die Kurven der Wärme-
differenz des kältesten und des wärmsten Monats. Es
hat das Bemühen vorgewaltet, diese zahlreichen, oft
sich durchschneidenden Temperatur-Linien durch ein
ansprechendes Colorit von einander zu sondern und
deütlich zu machen.


N®. 5. J. Schouw's üebersicht der Verbreitung der wichtigsten Knitur-, Baum- und Strauch-
gewächse in Eüropa; mit Angabe der Isotheren und Isochimenen.

Schouw hat in dem Atlas zu seiner geistvollen
Schrift über die physische Geographie von Eüropa
zwei Karten gegeben, von denen die eine die Ver-
theilung der vdchtigsten wildwachsenden Baüme und
Straücher, die andere die Vertheilung der wichtig-
sten angebauten Gewächse in unserm Erdtheile dar-
stellt.

Beide Gesichtspunkte hab' ich auf dem vorliegen-
denBlatte des Physikalischen Atlas zusammengefasst,
Avas bei dem grössern Maassstabe meiner Karte zu-
lässig war, ohne der Deütlichkeit einen zu grossen
Eintrag zu thun. So haben wir hier: —

1) Eine Üebersicht der vorherrschenden Kultur-
pflanzen im ebenen Lande der verschiedenen Gegen-
den von Eüropa ohne Rücksicht auf die Gebirge.

2) Die nördliche Gränze der Verbreitungsbezirke
der hauptsächlichsten unter den angebauten Gewäch-
sen: der Orangen, des Oelbaums, des Mais, des Wein-
stocks, der Obstbäume, des Weitzens und der Gerste.
Sodann:_

3) Eine üebersicht der in den verschiedenen Län-
dern Eüropa's vorherrschenden Baum- und Strauch-
gewächse, ebenfalls ohne Rücksicht auf die senkrechte
Verbreitung derselben.

4) Die Polargränzen einiger sehr verbreiteten Baü-
me: der immergrünen Laubhölzer, der Kastanie, der
Buche, Eiche, Kiefer und Birke.

Die Kurven, welche die nördliche Gränze der
Verbreitungs-Bezirke der Baüme angeben, sind mit
unterbrochenen, durch Punkte getrennte Linien be-
zeichnet und auf dem rechten Rande der Karte er-
klärt; die Kurven für die Kulturgewächse sind
dagegen durch stetige Linien ausgedrückt und am
linken Rande erklärt.

Die nachstehende Beschreibung einer Eintheilung
Eüropa's in vier Haupt-Vegetations-Zonen entlehn'
ich wörtlich von Schouw: _

Es lassen sich, sowol nach den wildwachsenden,
als nach den angebauten Pflanzen, mit Ausschlies-
sung der Gebirge, wo die Abnahme der Temperatur
natürlicher Weise diese Verhältnisse ändert, folgende
Hauptgürtel für Eüropa annehmen: __

1) Der Nordgürtel;_ Gürtel der Kiefer und der

Birke; — Gürtel ohne Kultur. _ Die Wälder be-
stehen vorzugsweise aus Birken und Nadelhölzern,
oder sie fehlen gänzlich; mehrere Alpenpflanzen
kommen im ebenen Lande vor; in der Regel findet
kein Ackerbau Statt; wo dies aber doch der Fall
ist, da wird nur Gerste gebaut; Obstkultur fehlt.
Hauptbetrieb der Bewohner ist Fischfang und Vieh-
zucht. Island, die Färöer, Skandinavien, nördlich vom
64" Breite, und Russland nördlicher als 62° Breite
liegen in diesem Gürtel, der viele Gebirge enthält.

2) Erster Mittelgürtel; — Gürtel der Buche und

der Eiche;_ Gürtel des Getreides._ Wälder aus

Nadelbaümen und Laubhölzern, besonders Buchen
und Eichen gebildet; Heiden; viel Getreide, beson-
ders Roggen; nordeüropäische Obstsorten; bedeü-
tende Viehzucht. Die Britischen Inseln, Skandinavien
südlich vom 64 ^ Breite, die deütsche und die osteü-
ropäische Ebene zwischen den Parallelen von 62°
und 48° der Breite bilden diesen Gürtel, der grössten-
theils aus ebenem Lande besteht.

3) Zweiter Mittelgürtel; — Gürtel der Kastanie
und der Eiche;_Gürtel des Weinstocks._ Laub-
wälder, besonders von Kastanien, Eichen, Buchen
(Nadelwälder auf den Gebirgen); Getreide, beson-
ders Weitzen, auch Mais; Wein. Die Thäler und
Ebenen zwischen und neben den mitteleüropäischen
Gebirgsmassen und die osteüropäische Ebene südlich
vom 48° der Breite.

4) Der Südgürtel; _ Gürtel des immergrünen

Laubholzes; — Gürtel des Oelbaums._ Immer-
grüne Laubwälder sind das charakteristische Merk-
mal dieses Gürtels Hinsichts der wildwachsenden
Pflanzen, und Hinsichts der Kulturgewächse Weitzen,
Mais, Reis, Oel, Südfrüchte; im südlichen Theil
auch Orangen. Das Gebiet dieses Gürtels besteht
aus den drei südeüropäischen Halbinseln.

Da die Temperatur der warmen und der kalten
Jahreszeit auf das Leben imd Gedeihen der Pflanzen
von so wichtigem Einfluss ist, so war es ni(?ht unan-
gemessen, die Isotheren und Isochimenen auf der
Karte anzugeben.


N**· 6. Botanische Karte von Deutschland, enthaltend die Statistik der vornehmsten Fflanzen-Fami-
lien, so wie die Isotheren und die Isochimenen.

Was auf dem dritten Blatte dieser Abtheilung in
tabellarischer Zusammenstellung gegeben worden, ist
hier, in Absicht auf Deutschland und die angränzen-
den Länder, so wie in Beziehmg auf die hauptsäch-
lichsten Pflanzen-Familien wiederholt, diese Wie-
derholung aber raümlich geordnet, dergestalt, dass
jede Flora ihre richtige Lage nach geographischer
Breite und Länge erhalten hat.

Dadurch wird die allgemeine üebersicht, so wie
die Vergleichung der nördlichen Floren mit den süd-
lichen, der östlichen mit den westlichen wesentlich
erleichtert, demnächst auch die Vergleichung der
Lokal- und Provinzialfloren mit dem Gewächsreich
von ganz Deütschland, dessen Statistik in der Mitte
der Karte steht, und um die sich jene in einer Weise
gruppiren, welche auch auf das Auge einen nicht


-ocr page 7-

Fünfte Abtheilung. _ Pflanzengeographie.

ungefälligen Eindruck zu machen geeignet sein
mögte.

Auch erweitert und vermehrt ist die gegenwärtige
Darstellung durch Hinzufügung mehrerer, in jener
Uebersicht auf No. 3 nicht enthaltenen Floren.

Diese sind, im Süden und Südwesten der Karte:
die Floren von Krain, Glarus (als Ganzes betrach-
tet), Bregenz, Basel, dem Eisass und Mannheim;
im Osten und Norden: die Flora des südwestlichen
Schlesien (eigentlich von Gnadenfeld), die Flora der
Heüscheüer, des Eiesengebirgs, der Ober - und Nie-
der-Lausitz, von Leipzig und dem Harze. Statt der
Berliner Flora ist die des ganzen Landes Branden-
burg aufgenommen, und der Flora von Stettin die
von ganz Pommern hinzugefügt worden.

Die Isotheren und Isochimenen sind von Grad zu
Grad ausgezogen. Kaum darf es erwähnt werden,
dass diese Kurven für das Meeres-Niveau und die
niedrigen Flachländer gelten. Mit wachsender Höhe
nimmt die Sommerwärme ab und die Winterkälte zu.
Es lässt sich mit ziemlicher Gewissheit annehmen,
dass in Deütschland die mittlere Temperatur um
10 C. geringer wird, wenn man um 718 Pariser
Fuss in den Wintermonaten December, Januar und
Februar, und um 418 Fuss in den Sommermonaten
Juni, Juli und August in die Höhe steigt.

Da das Eiesengebirge nahe unter der Isothere von
20° und der Isochimene von belegen ist, so
wird, nach den eben angegebenen Bestimmungen,
der höchste Gipfel dieses Gebirgs, die Schneekoppe,
welche 4930 Fuss über dem Meere steht, eine Win-
terkälte von — 60,8 und eine Sommerwärme von

8^,2 haben. Letztere stimmt mit wirklichen Beob-
achtungen sehr nahe überein; denn es beträgt diesen
zufolge, nach einem zwölfjährigen Durchschnitt von
1820 bis 1831 die mittlere Temperatur des Monats
Juni 7°,
25, des Juli 9*^,0, des August 8°,12, daher
mittlere Temperatur des Sommers 8°, 12, was von
jener Ermittlung noch nicht um 0°,i verschieden ist.

Auch Württemberg liegt unter der Isothere von
20", dagegen unter der Isochimene von 2". Die
Höhe dieses Landes über dem Meere beträgt 432 bis
3603 Fuss. Hiernach beträgt die wahre mittlere
Temperatur des Sommers am niedrigsten Punkte
190, am höchsten 11°%, und die Winter-Tempe-
ratur dort -f 10 Her — 2° % Cent.

So lässt sich nach Anleitung der Karte die Wärme
dieser beiden Jahreszeiten für jede Flora, für jeden
Landstrich in Deütschland mit einer Genauigkeit
berechnen, welche in den meisten Fällen wenig zu
wünschen übrig lassen wird.


N®, 7. Jahres-Periode der Temperatur zu Regensburg; und die von der Wärme abhängenden periodi-
schen Erscheinungen im Pflanzenreich und im Thierreich. _ No. I. (den Winter und Frühling
enthaltend).

N®. 8. Jahres-Periode u. s. w. (wie No. 7). — No. II. (den Sommer und Herbst enthaltend).

Mit diesen zwei Blättern ist der Physikalische At-
las durch den Professor Dr. von Schmöger in Ee-
gensburg auf eine ausgezeichnete Weise bereichert
worden. Die graphische Darstellung stützt sich auf
75jährige Beobachtungen von 1773 bis 1847. Sie hat
ein doppeltes Argument: den Kalender und die Ther-
mometer-Skale, bei der die achtzigtheilige oder Eeau-
mur'sche Eintheilung, nach der beobachtet worden
ist, zum Grunde hegt.

Will man wissen, was in oben genannter Epoche
an einem gegebenen Monatstage das Maximum der
Luftwärme gewesen sei, so giebt dies derjenige
Punkt an, welcher in der Linie der Maxima und in
der Spalte des betreffenden Tages steht. Ebenso
findet man für jeden Tag im Jahre das Minimum,
welches in jener Periode eingetroffen ist, und das
jedem einzelnen Tage angehörige Medium der Luft-
wärme.

Da in der Eegel immer von zwei zu zwei Stunden,
und seit fünfzehn Jahren auch an Thermometrogra-
phen beobachtet worden ist, so waren die Hülfsmittel
zur Verbesserung der Extreme gegeben und die in
der Zeichnung angegebenen höchsten und niedrigsten
Stände können völlig als wahre angesehen werden.
Auch die täglichen Media sind wahre Mittel im
Sinne von Kämtz.

Die graphischen Notizen aus dem Pflanzen- und
Thierreiche beruhen auf genauen Erhebungen aus
den Beobachtungs-Eegistern und von den Oekono-
men selbst. Die in das Netz eingetragenen Linien
beziehen sich lediglich auf den Kalender, nicht auf
die Skala, und geben für jede Erscheinung den in
Eegensburg beobachteten frühesten und spätesten
Termin ihres Eintreffens an, so dass die Linie hin-
durchgeht durch denjenigen Zeitraum, innerhalb des-
sen jede solche Erscheinung eingetreten ist; die dazu
gehörige Temperatur ergiebt sich aus dem für die-
selben Tage geltenden Theile des Wärmestroms. Die
höhere oder niedrigere Lage jener Linien, ihre allen-
fallsigen Biegungen, u. s. w., haben keinen andern
Zweck, als alle diese Angaben in der Tabelle ohne
Verwirrung unterzubringen. Beispielsweise ist die
früheste Epoche des Blühens des Seidelbast's
(DapJi-
ne mezereum)
der 28. Februar, die späteste der 28.
März, die mittlere Epoche trifft daher auf den 14.
März.

Diese üebersichten lassen sich als eine meteorolo-
gische Ephemeride von Deütschland ansehen, die
auf jede hierher gehörige Frage befriedigende Ant-
wort giebt. Es ist jedoch auf Breiten- und Höhen-
Unterschied Eücksicht zu nehmen.

Anmerkung. Die schönen Blätter von Dr. von Schmöger
sind schon in der ersten oder meteorologischen Abtheilung ent-
halten, Indessen schien es angemessen, sie auch in diese pflan-
zengeographische Abtheilung namentlich für diejenigen aufzu-
nehmen, welche die botanische Geographie zum Gegenstand ihres
besondern Studiums gewählt haben. Kaüfer des ganzen Physi-
kalischen Hand-Atlas finden die beiden Blätter nur ein Mal,
in der meteorologischen Abtheilung.


-gjr gHSMgHiSig---

GOTHA._ STCLLEEROSCHK BÜCHDRUCKEREI.