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ALLGEMEINER
ZOOLOGISCHER ATLAS
ODER
ATLAS DER THIER-GEOGRAPHIE.
EINE SAMMLUNG
VON ZWÖLF KARTEN,
WELCHE DIE, AUF DIE GEOGRAPHISCHE VERBREITUNG UND VERTHEILUNG DER WIRBEL-
THIERE, UND ZWAR DER SAÜGETHIERE, VÖGEL UND AMPHIBIEN, MIT AUSSCHLUSS DER FISCHE,
BEZÜGLICHEN ERSCHEINUNGEN ABBILDEN UND VERSINNLICHEN.
EIN VERSUCH
von
D« HEINRICH BERGHAUS.
ultra possüm nemo obligetur et in magnis
volüisse sat est.
VERLAG VON JUSTUS PERTHES IN GOTHA.
1851.
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LITERATUR.
Ε. Α. W. Ziiimieriiiann, Geographische Geschichte des Menschen und der allgemein verbreiteten vierfüssigen Thiere. Leipzig, 1758_1783.
l. Iiiiger, Geographische Verbreitung der Saügethiere. (In den Abhandlungen der königl. Akademie der Wissenschaften in Berlin,
aus den Jahren 1804—1811. Berlin, 1815.)
^ ' J. Minding, Feber die geographische Verbreitung der Saügethiere. Berlin, 1829.
i Ψ, Swainson, α Treatise on the Geography and Classification of Animals. London, 1835.
H. Bergbaus, Skizzen einer Darstellung der geographischen Vertheilung und Verbreitung der Thiere. (In dessen Länder- und Völ-
kerkunde; nebst einem Abriss der physikalischen Erdbeschreibung. Bd. ΠΙ. Stuttgart, 1838.)
Dessen Grundzüge der zoologischen Geographie. (Im Grundriss der Geographie. Breslau, 1843.)
Dessen Grundzüge der zoologischen Geographie. (In den Grundlinien der physikalischen Erdbeschreibung. Stuttgart, 1847.)
A. Wagner, Die geographische Verbreitung der Saügethiere. Mit 9 Karten. (In den Abhandlungen der mathematisch-physikalischen
Classe der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. IV, die Abhandlungen aus den Jahren 1844_1846
enthaltend. München, 1846.)
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VORBEMERKUNGEN
ZUR
SECHSTEN ABTHEILUIVG.
EINLEITUNG.
Der zoologische Zweig der physikalischen Erdbe- schreibung steht noch auf den Stufen der Kindheit; es sind erst die Grundsteine, welche gelegt werden zu dem dereinst zu hoffenden Grebaüde, und selbst diese Grundsteine haben noch ein sehr lockeres Ge- füge.
Die Geographie der Thiere, oder zoologische Geo- graphie, beschäftigt sich mit Untersuchungen über die gegenwärtigen Verhältnisse der Thiere zur Erd- oberfläche; sie ist daher, bestimmter ausgedrückt, eine Wissenschaft, welche das Vorkommen, die Ver- breitungsbezirke und die Vertheilungsweise der Thie- re, wie sie jetzt bestehen, so wie auch die jetzigen
Cuvier (1829).
A. Strahlthiere (Animalia radiata).
Klasse XIX. Infusorien.
„ XVni. Polypen.
„ XVn. Quallen.
„ XVI. Eingeweidewürmer.
„ XV. Echinodermen (Seesterne).
B. (üliederthiere (Λ. articulata).
Klasse XIV. Insekten.
,, XIII. Arachniden.
„ XII. Crustaceen.
„ XI. Annaliden.
C. WeichtMere (Λ. mollusca).
Klasse X. Cirrhopoden.
„ IX. Brachiopoden.
„ VIII. Acephalen (Muscheln).
„ VII. Gasteropoden.
„ VI. Pteropoden.
„ V. Cephalopoden.
D. Wirbelthiere (A. vertebrata).
Klasse IV. Fische.
„ III. Amphibien.
II. Vögel. ^
„ I. Saügethiere.
Cuvier setzt die Thiere höherer Organisation an die Spitze seines Systems; hier sind die Klassen in entgegengesetzter Ordnung untereinander gesetzt worden, um sie mit dem Oken'schen Systeme paral- lel gehen zu lassen.
Die zoologische Geographie lässt sich von zwei Hauptgesichtspunkten betrachten. Sie kann _
i; die Frage aufwerfen, durch welche Ordnungen, Familien, Geschlechter, ja Gattungen der verschie- denen Thierklassen ein jeder der grösseren Ab-
PHTSIK. ATLAS ABTH. VI. |
Verschiedenheiten des animalischen Lebens auf der Erdoberfläche, mit Berücksichtigung der aüsseren Momente, darstellt.
Hier bietet sich dem Forscher ein aüsserst umfang- reiches Feld für seine Thätigkeit dar, ein fast uner- messliches, werm wir erwägen, dass es über die ge- sammte Thierwelt ausgedehnt werden kann, die nach der Klassifikation zweier der grössten Naturforschei unserer Zeit, bald in 19, bald in 13 Klassen zu ver- theilen ist. Es wird nicht am unrechten Orte sein, hier an diese Klassifikationen Cuvier's und Oken's zu erinnern, um für unsere Versuche der zoologi- schen Kartographie als Leitfaden zU dienen,
Oken (1833). l^t« Stufe. Gallcrtthiei-p.
Klasse I. Infusorien.
„ II. Polypen.
„ III. Quallen.
Stufe. Schaalthiere. Klasse IV. Muscheln. ,, V, Schnecken. „ VI. Kracken.
3 « Stufe. Ringclthiere.
Klasse VH. Würmer. „ VIII. Krabben. „ IX. Fliegen (echte Insekten).
Stufe. Fleischthicrc.
Klasse X. Fische.
„ XI. Amphibien.
„ Xn. Vögel.
5'® Stufe. Siniienihierc.
Klasse XIII. Saügethiere. schnitte der Landfläche und des Oceans charakterisi- ret ist; oder sie wirft —
2) die Frage auf, Avie die Thiere einer jeden Klasse in die verschiedenen Zonen und Regioner. der Erde vertheilt und verbreitet sind, indem bald eine ganze Ordnung, bald ein einzelnes Geschlecht, oder gar eine einzelne Gattung zur Betrachtung gezogen wird.
Im ersteren Falle haben wir es mit der zoologi- schen Geographie im engeren Sinne, die man auch die allqemeine nennen könnte, zu thun; im zweiten
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92 Sechste Abtheilung.
handelt es sich um die eigentliche Thier-Geographie, die sich als specielle zoologische Geographie bezeich- nen lässt. Wie man aber einen Ueberblick des Gan- zen erst aus der Kenntniss des Einzelnen gewinnt, so wird auch in der zoologischen Geographie der zweite Gesichtspunkt voranzustellen sein, um auf dem ersten mit grösserer Sicherheit um sich blicken zu können.
Betrachten wir die obigen Klassifikationen des über die Erde verbreiteten animalischen Lebens, so leüchtet es ein, dass die kartographische Behandlung und Darstellung dieses Lebens mit eigenthümlichen, ja mit sehr grossen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Die Hauptschwierigkeit liegt in der manchfaltigen Verschiedenheit der Thiere; denn diese bedingt, will man sonst, wie sich's gebührt, der Deütlichkeit und Uebersicht kein Opfer bringen, eine so grosse Menge einzelner Gesichtspunkte und daher auch einzelner Darstellungen, dass man an der Masse der erforder- lichen Kartenblätter gleich von vornherein Schiff- bruch zu leiden Gefahr laüft.
Bleiben die Thiere niederer Organisation, die wir- bellosen, unberücksichtigt, — obwol kartographische Uebersichten von der Verbreitung z. B.: der Insekr
ten sehr lehrreich sein würden, _und werden nur
die Thiere höherer Organisation, die Wirbelthiere, in Erwägung genommen, so erkennt man sofort·, dass die Geographie der Fische, Amphibien, Vögel und Saügethiere, d. i. also die Nachweisung von der Verbreitung und Vertheilung der zu diesen vier Klas- sen gehörenden Thiere über die Erdoberfläche, zum allermindesten eben so viele Blätter erheischen wür- de, als diese Klassen Ordnungen enthalten; und deren zählt das Cuvier'sche System 26, ohne in der Klasse der Saügethiere die erste Ordnung zu rech- nen, welche den Menschen enthält. Dabei würde es doch interessant sein, eine Uebersicht zu haben von der Verbreitung gewisser Familien, Zünfte und Ge- schlechter oder Sippen, z. B.: der Familie der Kurz- flügler aus der Ordnung der Stelzenvögel, oder des Katzengeschlechts aus der Ordnung der fleischfres- senden Saügethiere, u. s. w. Damit wird sich die Zahl der Karten für die zoologische Special-Geogra- phie steigern, noch mehr aber, wenn, auf Grund dieser speciellen Blätter, Uebersichten von dem zoo- logischen Charakter einzelner Zonen, Erdtheile und Oceane, ja einzelner Ländergebiete zusammenge- stellt werden, welche in den Kreis der allgemeinen zoologischen Geographie gehören, bei denen aber die einzelnen Thierklassen getrennt werden müssen, um Verwirrung zu vermeiden, und Ordnung und Klarheit in das Bild zu bringen. Wie gross die Zahl der Kartenblätter für diese Auffassung der zoologi- schen Geographie sein würde, lässt sich in der That nicht übersehen; so viel steht indess fest, dass sie einen Atlas bilden können, der nach Umfang und Volumen wol eben so stark sein mag, als der ge- sammte physikalische Atlas. Doch eine so ausführ- liche, eine so erschöpfende Behandlung des Gegen- standes liegt, für jetzt, ausserhalb der Gränzen, die wir uns für die zoologische Geographie haben stek- ken müssen. Es sind nur Umrisse von der geogra- phischen Verbreitung einzelner Abtheilungen der Thierwelt, die wir geben können, nur Bruchstücke, hauptsächlich mit der Bestimmung, die Lust und Liebe für thiergeographische Uebersichten zu wek- ken, und anzuregen zu fernei-en Untersuchungen und Forschungen^ deren dieser Zweig der physikali- schen Erdbeschreibung, mehr wie jeder andere, so sehr bedürftig ist. Dennoch hat die Zahl der für diese Abtheilung ursprünglich angenommenen Kar- tenblätter, welche sammt der Anthropographie auf sechs berechnet war, überschritten werden müssen, was in den obigen Betrachtungen vollkommen ge- rechtfertigt sein dürfte. |
In diesen Fragmenten der zoologischen Geogra- phie ist die Cuvier'sche Klassifikation des Thierreichs zum Grunde gelegt worden. Für Genus ist der Aus- druck Geschlecht gesetzt worden; für Species Gat- tung. Thiere, welche sich ohne Noth und Zwang mit einander paaren, gehören zu Einer Gattung, und diejenigen Gattungen, welche in den wesentlichen Merkmalen übereinstimmen, bilden Ein Geschlecht, das nach Oken's Meinung besser Sippe heissen könn- te ; worin aber die wesentlichen Merkmale bestehen, darüber sind die Zoologen bekanntlich nicht einig, was eine grosse Willkür und Unbestimmtheit in der Zahl der Geschlechter herbei führt. Nicht so ist es mit den Gattungen, deren Feststellung sich an Be- dingungen knüpft, welche die Natur unmittelbar ge- geben hat, und darum kann die Zahl eben dieser Gattungen bei den, mit der Geographie der Thiere verknüpften arithmetisch-statistischen Untersuchun- gen unbedenklich die Grundlage bilden.
Nach diesen einleitenden allgemeinen Bemerkungen wenden wir uns zur speciellen Erlaüterung unserer Karten, und haben es hier nun zunächst mit Cuvier's erster Thierklasse zu thun, mit den Saiigethieren, daher mit der
Μ a m m a 10 g i c.
Die Thiere höherer Organisation nehmen die Theilnahme vor- zugsweise in Anspruch. Und unter den Wirbelthieren sind es vor allen die Saügethiere, namentlich diejenigen, welche auf dem Lande leben, die der Beobachtung am wenigsten zu ent- schlüpfen vermögen, daher auch die Kenntniss derselben am meisten hat gefördert werden hönnen. Die Geographie der Saü- gethiere beruhet darum auch auf einer ziemlich sicheren Basis, viel sicherer mindestens, als die der Vögel, die, bei der Beschaf- fenheit des Mediums, in welchem sie zum grössten Theil ihr Leben zubringen, und das sie, abgesehen von klimatischen Ein- flüssen, geschickt macht, über die ganze Erde, oder wenigstens über grosse Eaüme derselben sich auszubreiten, einer kartogra- phischen Darstellung Hindernisse in den Weg legen, welche auf den ersten Blick unüberwindlich zu sein scheinen, denen wir aber nichts desto weniger muthig entgegen treten wollen.
Cuvier theilt die Saügethiere in 9 Ordnungen, von denen die erste, Bimana, den Menschen, enthält, der hier unberücksichtigt bleibt.
IL Quadrumma, Vierhänder, Affen.
III. Carnivora, Fleischfresser, Eaubthiere.
IV. Marsupialia, Beütelthiere.
V. Rodentia, Nagethiere.
VI. Edentata, zahnlose Saüger.
VII. Pachydermata, dickhaütige Saüger.
VIII. Ruminantia, Wiederkaüer.
IX. Cetacea, Wallfische.
Im Jahre 1S29 berechnete Minding die Zahl der Saügethier- gattungen zu 1230, Carl Bonaparte im Jahre 1832 aber nur zu 1149; Oken ist dagegen der Meinung, dass man 1500 als wahr- scheinliche Zahl anzunehmen berechtigt sei; und diese ist es, welche wir iDei Berechnung der Verhältnisszahlen der Geschlech- ter zum Grunde legen.
Von jenen neün Ordnungen sind die Thiere der zweiten Ord- nung, die Affen, grösstentheils auf die Tropenländer der Erde beschränkt, eben so verhält es sich mit den Thieren der vierten und sechsten Ordnung, den Beütelthieren und den zahnlosen Saü- gethieren; und nur bei den Pachydermen, den Thieren der sie- benten Ordnung, sehen wir ein bedeütendes Heraustreten aus der heissen Zone in die nördliche gemässigte, bis in die Nähe des ark- tischen Polarkreises. Diese vier Ordnungen machen den Gegen- stand unseres ersten Blattes der zoologischen Geographie aus: _ |
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Thier-Geographie. 93
Sie ist auf drei Kärtchen dargestellt. Mit einem jeden dieser Kärtchen sind Abbildungen einiger der betreffenden Thiere ver- bunden, die, als Typus der Ordnung, wol nicht am unrechten Orte sein werden; ausserdem aber auch noch eine arithmetische Statistik eines jeden Geschlechts, die dahin zu verstehen ist, dass die Zahl der Species, welche einer jeden Ordnung und ei- nem jeden Genus angehören, mit der oben erwähnten Gesammt- zahl aller Saügethier-Gattungen (= 1500) verglichen worden ist. Der Bruch »/le bei den AiFen der Neüen Welt bedeutet mithin, dass die Gattungszahl dieser Affen den sechszehnten Theil aller Saügethier-Gattungen ausmacht; und bei den Geschlechtern, dass ζ. Β. die Gattungen der amerikanischen Beütelratte, DiddpJiys, Vsa sämmtlicher Mammalien bilden.
Gehen wir auf die Analyse eines jeden der drei Kärtchen ein, so bietet sich zunächst das oberste dar, welches _
1) Die geographische Yerbreitung der vierhändigen Saögethiere, Qua- drumana, Affen und Halbaffen, enthält.
Die Quadrnmanen unterscheiden sich von den Menschen, de- nen sie unter allen Thieren im Körperbau am nächsten stehen, hinsichts ihres Vorkommens dadurch, dass ihr Wohnsitz auf ei- nen bestimmten Bezirk der Erde begränzt ist, während das Men- schengeschlecht, mit Ausnahme einiger polarischen Einöden, über die gesammte Erde verbreitet ist und in dieser Beziehung fast keine Gränzen kennt.
Die heissen Länder der Alten wie der Neuen Welt bilden den Wohnplatz der Affen und Halbaffen. Aegypten und den grössten Theil von Nubien ausgenommen, ist ganz Afrika mit Affen an- gefüllt, vom Vorgebirge der guten Hoffnung bis zur Strasse von Gibraltar, und hier ist sogar eine Gattung, der sogenannte tür- kische Affe, Inuus sylvatius s. ecaudatus, ein Magot oder Kurz- schwanz, auf eüropäischem Boden angesiedelt, auf dem Felsen von Gibraltar unter 37° nördl. Breite. In eine gleich hohe Breite steigt am Ostrande der Alten Welt ein anderer Magot, Inuus speciosus, auf der Insel Nipon. Die echte Heimath der asiatischen Affen aber ist Indien, das Festland sowol (mit Ein- schluss des südlichen Theils von China), als auch, und zwar besonders der Archipelagus bis zum Meridian des Ostendes von Timor. Diese Insel, so wie Celebes bilden mit den Philippinen in der heissen Zone die östliche Gränze des Verbreitungsbezirks der Affen in der Alten Welt. Darüber hinaus lebt kein Affe mehr; die westaustralischen Inseln, das Festland Australien und Polynesien kennen keinen Vierhänder. Aber in Amerika treten sie wieder auf, und erfüllen fast die ganze Südhälfte dieses Erd- theils von Honduras, unter 16" nördl. Breite, bis jenseits der Pampas von Buenos-Ayres unter 38" südlicher Breite. Hier in der Neüen Welt umfasst mithin der Verbreitungsbezirk der Affen 54°, in der Alten Welt dagegen, zwischen Gibraltar und dem Kap, 72° der Breite; und diesseits wie jenseits des Atlantischen Oceans sind die, mit Urwäldern bedeckten, flachen Länder ihr Lieblingsaufenthalt. Vor allen Dingen muss aber die Verthei- lung der Quadrumanen in drei Familien berücksichtigt werden. Wahre Affen, d. h. Vierhänder mit schrägen und sehr nahe stehenden Nasenöffnungen und mit menschenartigem Zahnsystem, sind bis jetzt in der Neüen Welt nicht angetroffen worden; anderer Seits kennt man keinen Sapaju, oder Affen mit zur Seite und breit auseinander stehenden Nasenöffnungen und mit drei falschen Backenzähnen auf jeder Seite der beiden Kinnla- den, in irgend einem Theile der Alten Welt. Es sind zwei Fa- milien einer und derselben Ordnung, welche sich in den heissen Ländern beider Kontinente darstellen. Mit den Thieren der drit- ten Familie der Vierhänder ist es fast eben so. Man kennt de- ren nur in der Alten Welt: Madagaskar hat nicht eine einzige Gattung der Affen aufzuweisen; an ihre Stelle treten dort die Makis oder Halbaffen, Lemurides (Prosimii Iiiig.), deren Ver- breitungsbezirk auch auf Mosambique, die gegenüberliegende Kü- ste des afrikanischen Festlandes, ausgedehnt ist.
Die iste Familie der Saügethiere, oder die der Affen sowol in der Alten, als in der Neüen Welt, ist sehr zahlreich an Gat- tungen, deren überhaupt bald 157, bald 170, für die vorliegende üebersicht aber 163 zusammen gerechnet worden sind.
I. Die Affen der Neüen Welt, oder Breitnasen, Simiae platyrrhini; Pedimani Ogilby, zerfallen in folgende 2 Gruppen und 11 Geschlechter:
(l) Sapajus, Wickelaffen. Von allen 163 Gattungen = 1 :.24 a) Greifaffen.
1. Mycetes, Aluate, Brüllaffe............1:18
2. Gastrimargus Spix................1:81
Ψ. 1. Verbreitung der vierhändigen, der Betttel-, zahnlosen- and dickhaütigen Safigethiere. |
3. Ateles, Klammeraffe................l: 18
4. Lagothrix, Wollhaaraffe .............1 : 81
b) Rollaffen.
5. Cehus, Sajus....................17
6. Brachyurus Spix .................1.81
(2) Saguins, Wedelaffen.................1:3,4
7. Pithecia, Fuchsaffe................1; 13,5
8. Callithrix, eigentliche Saguins, Springaffe . . . 1:15
9. Nyctipithecus s. Aotus Humb., Schlafaffe .... 1: 54
10. Eapale, Seidenaffe, Ouisiti............1:16
11. Midas, Sahui ...................1:13,5
II. Die Affen der Alten Welt, oder Schmalnasen, Si- miae catarrhini; Quadrumani Ogilby, bestehen ebenfalls aus 2 Gruppen und aus 9 Geschlechtern, die mit denen der Alten Welt fortlaufend von 12 bis 20 nummerirt sind.
(3) Geschwänzte .....................1:2,6
12. Cynocephalus, Paviane (Afrika und Asien) ...1:9
13. Inuus, Magot (Afrika und Asien).......1: 54
14. Macacus, (Pithex), Makak (Afrika und Asien) 1:20
15. Colobus, Stummelaffe (blos in Afrika).....1: 54
16. Gercopithecus, Guenon, Meerkatze (Afrika und
Asien) ......................1; 9,6
17. Presbytis, geschwänzter Gibbon (nur in Asien) 1:16,5
18. Semnopithecus, Schlankaffe (nur in Asien) . . 1: 13,5
(4) Ungeschwänzte ...................1:23,5
19. Hylobates, Langarm, Gibbon (nur in Asien) . 1:32,6
20. Simia, Orang-utan und Schimpanse (in Afrika
und Asien)....................1:81
Einige Zoologen fassen die Magots, Makaks und Gu^nons un- ter Einem Geschlecht Inuus zusammen.
Die 2te Familie, oder die der Makis, Lemurides (Prosimii Iiiig.) hat ihre Wohnsitze nur in der Alten Welt, und zwar hauptsächlich auf der Insel Madagaskar. Sie besteht aus 32 Gat- tungen, die unter die einzelnen Geschlechter folgender Massen vertheilt sind:
21. Lemur, Maki (nur in Afrika)..........1 : 2,3
22. Lichanotus, ungeschwänzter Maki (nur in Afrika) 1 :16
23. Stenops, Lori (in Afrika und. Südasien) .... 1: 5,3
24. Otolicnus, Galago (nur in Afrika) .......1:8
25. Tarsius, Tarser (in Afrika und Südasien) . . 1 : 5,3 Was die amerikanischen Affen anbelangt, so bat der Verbrei- tungsbezirk eines jeden Geschlechts nicht scharf getrennt wer- den können, weil die Wohnsitze entweder gemeinschaftlich sind, oder doch sehr durch und in einander laufen. Der südlichste der amerikanischen Affen ist ein Brüllaffe, Mycetes Caraya, der schon in Corrientes, unter 28" S. Breite, vorkommt, von wo aus er sich bis Bahia verbreitet. Der nördlichste ist ein Seidenaffe, Eapale rufiventer, der die heisse Zone von Mexico bewohnt. Die Affen der Neüen Welt übersteigen höchst selten die Andeskette; auf der Westseite der Cordilleren, in Peru, findet sich nur Ein Affe, nämlich Ateles pentadactylus ·, wol aber erheben sie sich in grosser Menge an dem östlichen Abhänge der Cordilleren und nicht selten bis zu einer Höhe, die der des Mont Perdu in den Pyrenäen gleich ist. Dies thut der Guariba, Mycetes rußmanus s. Simia beelzebul L.; überhaupt erstreckt sich dieses Geschlecht der Brüll- oder Heülaffen, eben so das Geschlecht Gehns, fast durch ganz Südamerika, sowol in den feüchten Waldebenen Bra- silien's, Guiana's und Paraguay's, als auch in den höher liegen- den Gegenden am östlichen Abhänge der Andeskette. Das Ge- schlecht der Klammeraffen, Ateles, scheint nicht bis nach Para- guay hinaufzugehen; seine Wohnsitze sind vornehmlich am Amazonenstrom, im obern sowol als untern Gebiet, am Orenoco, und in der Guiana überhaupt, und eine Gattung, A. Hypoxan- tkus, lebt in Brasilien's Küstenwaldungen zwischen 14» und 25» südl. Breite. Die Ouisitis, Eapale, nehmen den Raum von Mexi- co's heissen Küstenstrich bis Brasilien unterm Wendekreis des Steinbocks ein. Nyctipithecus lebt sowol in der Guiana unter 2"_50 nördl. Breite, als auch in der Landschaft des Gran Chaco.
Unter den Affen der Alten Welt hat Simia satyrus, der Orang- utan, einen scharf begränzten Bezirk auf den grossen Sunda- inseln Sumatra und Borneo, so wie auf der Halbini el Malacca und im südlichen Theile von Anam. Die Langarme und Semno- pitheken, oder Affen mit langen Schwänzen, dünnen Extremitä- ten, oder Schlankaffen, umfassen nicht allein dasselbe Gebiet, sondern erstrecken sich auch über das ganze Festland von Indien und die Insel Java. Die Verbreitungsbezirke dieser drei Ge- schlechter haben auf der Karte in ziemlich deütlicher und schar- fer Begränzung angegeben werden können. Die Semnopithekeri
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94 Sechste Abtheilung.
werden in Afrika von den Stummelaffen, Colohus, repräsentirt. Die zweite Gattung von Simia, der Schimpanse, S. troglodytes L., Troglodytes niger Geoff., ist ein Bürger der Westküste des tro- pischen Afrika. Semnopithecus JEntellus, der Hülman, und Jnuus erytJiraeus bezeichnen am Eande des Himalaya die nördliche Gränze der indischen Affen; sie finden sich noch in Nipal's Bergwäldern zur Sommerzeit auf der ansehnlichen Höhe von 1400' bis 1560*. Im Besondern führt Hodgson aus Nipal drei Affen an: Semnopithecus schistaceus (vielleicht Varietät von S. Entellus), ferner Macacus (Pithex) Oinops (wahrscheinlich Jnuus erythraeus) und M. pelops, der nur eine Varietät vom vorigen sein dürfte. Der östlichste der asiatischen Affen ist auf Timor Cercopithecus cynomolgus, auf Nipon der schon erwähnte Inuus speciosus.
Unserm Kärtchen ist ein Profil beigefügt, welches die Ver- breitung der Affen in senkrechter Eichtung, sowol in Amerika, als in Asien darstellt. Dieses Profil ist in demselben Höhen- maassstabe entworfen, wie die pflanzengeographischen Profile auf No. 1 der fünften Abtheilung. Man sieht hier auf den Ber- gen sowol die Höhe der Eegionen der Affen-Verbreitung über der Meeresfläche als auch die Tiefe dieser Kegionen unter der Sehneelinie. In Habesch erheben sich Cercop. ruher und G. griseo viridis bis 670*; und Cynoceph. Hamadryas bis 1330*. Da- gegen lebt Cynoceph. Geiada ausschliesslich in der hohen Region zwischen 1160' und 1410' über der Meeresfläche.
Wir wenden uns zum zweiten unserer Kärtchen, auf welchem_
II) Die geographische Vcibrcilung der Beütelthiere, Marsupialia, und auch der Edentata, der zahnlosen Saiigethiere, (oder vielmehr der
Thiere mit mangelhaftem Zahnbau) übersichtlich dargestellt ist, indem die Verbreitung jener durch eine leichte Schraffirung, die Verbreitung dieser dagegen ver- mittelst einer Schattirung in punktirter Manier anschaulich ge- macht worden ist.
Marsupialia.
Was zunächst die Marsupialia oder Beütelthiere anbelangt, so ist Amerika, vornehmlich aber Australien die Heimath dieser Thiere. Weder in Eüjopa, noch in Afrika, noch auf dem festen Lande von Asien, lebt eins der in diese Ordnung gehörenden Thiere; und nur auf den aüssersten östlichen der asiatischen oder ostindischen Inseln, südwärts vom Aequator, von Celebes und Timor an gegen Osten, treten die Beütelthiere auf; diese Inseln machen in der Beziehung entschieden einen Bestandtheil von Australien aus, dessen mammalogischer Charakter eben durch diese Thiere bestimmt ist.
Australien hat keine Vierhänder, keine dickhaütigen, keine wiederkaüenden Saügethiere; und besitzt aus der Reihe der Land- Raubthiere, der Nager und Zahnlücker nur wenige Geschlechter, während die Beütelthiere 13 Geschlechter zählen, zu denen sich möglicher Weise noch einige neüe gesellen können, wenn unsere Kenntniss von diesem kleinsten der Kontinente erst die Küsten und ihre Gebiete überschritten haben wird. Amerika hat nur 1 Marsupialien-Geschlecht, nämlich Didelphys, das Opossum, oder die Beütelratte, aber es bildet einen wesentlichen Bestandtheil der amerikanischen Fauna, ganz besonders des heissen Erd- strichs; und sein Verbreitungsbezirk ist weit bedeutender, als der aller australischen Geschlechter; denn er geht von der Mün- dung des La Plata über den Rahmen unseres Kärtchens hinaus, durch Mexico und die Verein-Staaten von Nordamerika bis 45" nördl. Breite, oder bis zu den grossen Seen, oder den Gränzen von Canada und zum .Columbia-Strom. Dieses Geschlecht ist auch imter allen 14 Geschlechtern der Beütelthiere mit Aus- nahme der Kängurus am gattungsreichsten.
Man bringt die Marsupialia unter 8 Familien und ihre Zahl belaüft sich, so weit unsere Kenntniss gegenwärtig reicht, auf 123 Gattungen,
die unter die Geschlechter folgender Massen vertheilt sind: _
I. Beütelthiere der Neuen Welt = 21 Gattungen.
(1) Didelphidae.
1. Didelphjs, Opossum, Beütelratte (l).......1 : 5,9
Π. Beütelthiere der Alten Welt = 102 Gattungen (2).
(2) Dasyuridae.
2. Thylacinus, wolfartiger Bcütelmarder.......1 :123
3. Dasyurus, Beütelmarder ..............i : 24,6
4. Phascogale ......................1 : 17,6
(3) Myrmecobiidae,
5. Myrmecohius.....................1 : 61,5 |
(4) Peramelidae.
6. Perameles s. Thylacis, Beüteldachs ........ 1 :17,6
7. Chaeropus ....................... ί : 1Ö3
(5) Macropopidae.
8. Macropus s. Halmaturus, Känguru........1:3
9. Hypsiprymnus, Kängururatte............1:12,3
(6) Phalangistidae.
10. Phalangista s. JBalantia, Flugbeütler.......1 :8,2
11. Petaurus...................... . . 1 : 12,3
12. Phascolarctus s. Lipurus, Beütelbär, (Koala). . . . 1:123
(7) Phascolomidae.
13. Phascolomys s. Ämblotis, (Wombat), Beütelmur-
melthier......................1:123
(8) Dendrolagidae.
14. Dendrolagus .....................1:61,5
Die Phalanger, die unter allen australischen Marsupialien,
nach den Kängurus, die zahlreichsten sind, haben auch den grössten Plächenraum inne, denn sie verbreiten sich vom Nord- rande der Insel Celebes südlich bis an die aüsserste Spitze von Vandiemensland, und östlich bis zu der, 11 Längengrade vom Kontinent entfernten kleinen Insel Norfolk. Phalangista ursina bezeichnet auf Celebes die nördliche, Ph. sciurea auf Norfolk die östliche, und wahrscheinlich Ph. Cookii auf Vandiemensland die südliche Gränze dieses Geschlechts. Ph. maculata ist auf Ceram, Amboina, Neü-Guinea und Waigiu, Ph. chrysorrhos auf den beiden zuerst genannten Inseln, beobachtet worden. Auf den ostindischen Inseln, die westlich von Neü-Guinea liegen, also auf Timor, Banda, Amboina, (auf der Karte mit Β und Α bezeichnet), Celebes und den dazwischen befindlichen Inseln le- ben, ausser den Phalangern, keine Beütelthiere. Die Geschlech- ter Phascogale, Perameles und Hypsiprymnus sind von Neü-Guinea bis zum Südrande des australischen Kontinents an der Bass' Strasse verbreitet; Phascogale mit der Gattung minimus auch auf Vandiemensland; Ilypsipr. Brunii, Bruyn's Känguru, findet sich auch auf der kleinen Gruppe der Arru-Inseln. Die Geschlech- ter Dasyurus und Phascolomys sind auf Neü-Süd-Wales, Vandie- mensland, und die in der Bass' Strasse (auf der Karte B. Str.) liegenden Inseln beschränkt. Das ausgebildetste gattungs- und in- dividuenreichste der australischen Geschlechter, nämlich der Beü- telhase, Macropus s. Halmaturus, das Känguru, scheint dagegen mit seinen bis jetzt am besten bekannten vier Gattungen dem festen Lande von Australien, allein anzugehören, was in Rücksicht auf Vandiemensland von der TÄyZaciMus-Gattung gilt, die von den Colonisten Tigerhyäne oder auch Zebra-Opossum, Zebra- Wolf genannt wird. Früher unterschied man zwei Gattungen: Th. cynocephalus Hyäne und Th. lycocephalus Tiger. Thylacinus ist, wie die Phascogalen, Peramelen, Dasyuren und die ameri- kanischen Didelphen, ein fleischfressendes, ziemlich reissendes Thier. Dendrolagus ist auf Neü-Guinea beschränkt; ein neues, von Salomon Müller entdecktes Geschlecht, welches seiner Ge- stalt nach mit dem Känguru, durch sein Klettervermögen aber mit den Phalangern übereinstimmt. Chaeropus ist ebenfalls ein neües, von Mitchell im Innern von Neü-Süd-Wales gefundenes und von Ogilby genanntes Geschlecht, das sich sehr nahe an Perameles anlehnt, aber sich durch Gestalt des Vorderfusses und den Mangel des Schwanzes unterscheidet; die beschriebene Gat- tung ist Chaeropus ecaudatus genannt worden.
Unter den 21 Gattungen der amerikanischen Beütelratte ist Didelphys virginiana die nördlichste. Dieses Thier, von Katzen- grösse, beginnt an den südlichen Ufern der grossen Canadischen Seen und an der Columbia-Mündung, und streift durch die Ver- einigten Staaten bis innerhalb des nördlichen Wendekreises in Mexico und auf den Antillen, aber nicht nach Südamerika hin- über. Auf den Antillen heisst es Manitu, in den Vereinstaaten Opossum. Keine der übrigen Didelphen lebt in Nordamerika; sie finden sich alle in den niedrigen, feüchten Urwäldern der südlichen Hälfte der Neüen Welt, und zwar von Darien an durch die Terra firme (Venezuela), die Guiana und Brasilien bis Pa- raguay, verbreitet, wo sie \veit jenseits des Wendekreises des Steinbocks am Rio de la Plata aufhören; sie füllen ganz Süd- amerika bis an den Fuss der Andeskette und klimmen am öst- lichen Abhang derselben bis zu 2000' in die Höhe (Did. Azarae). Von der Westseite der Andeskette kennt man bis jetzt nur eine Gattung (Did. elegans), welche Darwin in Chili beobachtet und in der Gegend von Valparaiso haüfig gesehen hat.
(l) Illiger fuhrt ein zweites Geschlecht der amerikanischen Beütelthiere, unter dem Namen Chironectes, auf, zu dem nur eine Gattung, Ch. variegatus, gehört; allein G. R. Waterhouse
(Naturalist's Library, Vol. XI _ Marsupialia, or pouched ani-
mals) glaubt, dass dieses Geschlecht nur als ein Suhgenus von |
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Thier-Geographie. 5
Didelphys angesehen werden könne. In der Lebensweise gleicht die Gattung dem Fischotter. Ihr Verbreitungsbezirk ist das öst- liche Südamerika, vom La Plata durch Brasilien und die Guiana his zur Honduras-Bai.
(2) Andere Zoologen haben die Beütelthiere der Alten Welt unter folgende Geschlechter gebracht, wobei die Namen der in der obigen TJebersicht nicht enthaltenen Genera mit gesperrter Schrift unterschieden sind:
Thylacinus ...............Anzahl der Species 1
Dasyurus.............. . . ............ 5
Phascogale . . . .......... ............. . 10
Äntechinus (Südost-Australien).............. 3
Myrmecohius........................... 2
Perameles............................ 9
Chaeropus (ecaudafus und castanotis) ........... 2
Tarsipes (Süd-Australien)................. 1
Halmaturus (mit 4 Subgenera)...............36
α) Macropus ..................... 8
y?) Halmaturus.................... . 20
γ) Osphranter . .................... 3
d) Petrogale ..................... 5
Hypsiprymnus (mit 3 Subgenera)..............1.5
α) Lagorchestes.................... 4
/3) Hypsiprymnus................... 3
γ) Bettongia...................... 8
Phalangista.................,.........10
Petaurus............................10
Phascolarctos.....'..................... 1
Phascolomys........................... 1
Dorcopsis (Neü-Guinea).................. 1
Dendrolagus .......................... 2
Hiernach erhöht sich die Zahl der Geschlechter um drei und ilie der Gattungen auf 109, oder um sieben mehr, als oben an- gegeben wurde.
Edentat a.
Die zur Ordnung der Edentaten oder Zahnlücker gehörigen Thiere leben in der Alten, wie in der Neüen Welt, innerhalb der Tropen, aber auch, mehr oder weniger weit, darüber hinaus. Den Wendekreis des Krebses überschreiten die zahnlosen Saü- gethiere in Indien und China um 4» bis 5°; in Amerika weichen sie um eben diese Grösse zurück; den Wendekreis des Stein- bocks übersteigen sie bedeutend, auf der westlichen und östlichen Erdhälfte gleich weit, nämlich bis zum Südende von Chile und bis zur Insel Vandiemensland, etwa unter 43,0 güdl. Breite.
In Amerika sind die meisten Edentaten; auch sind sie hier in einem zusammenhangenden Verbreitungsbezirke, der von Mexico und der Hondurasküste bis nach Patagonien reicht und die ganze, innerhalb dieser Gränze liegende Südhälfte der Neüen Welt umspannt, mit Ausnahme etwa der westlichen Abhänge der Andeskette und des Südsee-Littorals in Peru, Ecuador und Neü-Granada. Diesseits des Atlantischen Oceans ist das Vor- kommen der zahnlosen Thiere nur sporadisch: weite Eaüme trennen die gattungsarmen Geschlechter, deren in der Alten Welt 4, in der Neüen 5 gezählt werden. In Afrika erstrecken sie sich, so weit wir bis jetzt wissen, längs der West- und Süd- seite, vom Senegal bis zum Kaplande und am Bahr el Abiad; in Asien kennen wir Edentata nur in den Hindu-Landschaften Behar und Bengal, so wie im südlichen China; sodann auf den Inseln Ceylon und Thaiwan (Formosa) und den grossen sundai- schen Inseln Sumatra, Java und Borneo; das australische Fest- land hat mit seiner Insel Vandiemensland ebenfalls Thiere dieser Ordnung aufzuweisen, und zwar das merkwürdigste unter den Saügethieren, das geschnäbelte, welches sich nur auf diesem Kontinente, und sonst nirgends anderswo in der Welt wiederfindet.
Die Geschlechter der Alten Welt enthalten 13, die der Neüen Welt dagegen 19 Gattungen, überhaupt bestehen also die Saü-
gethiere mit mangelhaftem Zahnbau aus.....32 Gattungen,
die folgender Massen vertheilt sind: _
Neue Welt.
1. Bradypus I ^f f \ Faulthier ....1:10
I Choloepus, 2zehiges J
2. Tolypeutes, gerolltes Gürtelthier..........1:16
3. Dasypus, Gürtelthier, Armadill ..........1:4^
4. Chlamyphorus, Schildträger, Kürassthier .....1:32
5. Myrmecophaga, amerikanischer Ameisenbär ...1:8
Alte Welt.
6. Orycteropus, afrikanischer Ameisenbär (nur in
Afrika) ... ...................1:10,6
PHYSIK. ATLAS ABTH. VI. |
7. Manis, Schuppenthier (in Asien und Afrika) . ..1:4,6
8. Echidna s. Tachyglossus, Ameisenigel (nur in
Australien) ....................1:16
9. OmiÄor%ncA«s, Schnabelthier (ebenfalls nur in
Australien)...................: 1 :32
Der Verbreitungsbezirk der Faulthiere erstreckt sich von der Honduras-Bai bis Rio de Janeiro, oder vom 15» nördlicher bis 230 südlicher Breite; er umschliesst den südöstlichen Theil von Centro-Amerika, Neü-Granada, Venezuela, Ecuador, die Guiana und den östlichen Theil von Brasilien, gegenwärtig aber nicht mehr Paraguay, auch nicht die Westseite der Andes, obwol die Ostseite der Cordilleren bis zu einer Höhe von 500» über der Meeresfiäche, so weit die Urwälder in der Region der Palmen und Scitamineen reichen, von dem langsamen, unbeholfenen Thiere erklettert wird. ÄcJieus tridacfylus, das kleine oder ge- meine Faulthier, hat unter den Gattungen des Geschlechts Bra- dypus die grösste Verbreitung, von Honduras bis zum Parallel von 1901/2 südl. Breite. Das grosse Faulthier, Choloepus dicta- iylus, findet sich nur an der Küste der Guiana. Der Bezirk der Faulthiere ist auf der Karte durch eine dunklere Schattirung von den übrigen Edentaten unterschieden.
Wie die Faulthiere, so sind auch die Gürtelthiere der Neüen Welt eigenthümlich und kein Theil der Erde hat ihr Aehnliches, oder gar Gleiches aufzuweisen. Die Armadille gehören vorzüg- lich Südamerika an und ganz im Besondern Brasilien. Doch dehnt sich ihr Vaterland auch auf die Guiana und Paraguay und die Pampas von Buenos-Ayres aus, wo eine Gattung, JD. minutus, die von den Ingebornen Tatu Pichey genannt wird und mit dem bekanntern Dasypus setosus grosse Aehnlichkeit hat, bis in die Ebenen von Patagonien unter 50" südlicher Breite reicht und hier, zehn Grad südlicher als irgend eine andere Gat- tung, die südliche Gränze des Geschlechts bildet. In der nörd- lichen Hemisphäre, in Mexico, ist Dasypus novemcinctus, beob- achtet worden. Tolypeutes, das nur einen Gürtel in der Mitte hat, und sich kugeln kann, ist auch in Chile. Alle Armadille leben sowol in den Niederungen, als auch auf Bergebenen und in den untern Regionen der Andes, wo sie, unter den Tropen, zu derselben Höhe, wie die Faulthiere sich erheben; was auch von dem Ameisenbäre gilt, der nach dem Armadill das gattungs- reichste unter den Edentaten-Geschlechtern der Neüen Welt ist. Myrmecophaga ist der echte Ameisenfresser, davon der grosse, M. juhata, von der Grösse eines Fleischerhundes, den ganzen Osten Südamerika's, von Cayenne his Buenos-Ayres, einnimmt; der mittlere dagegen, M. tetradactyla, der Tomandua, nur in den Urwäldern Paraguay's und den südlichen und östlichen Gegen- den Brasiliens gefunden wird.
An die Stelle der Myrmecophagen treten in der Alten Welt die ameisenfressenden Geschlechter Orycteropus, ausschliesslich afrikanisch, vom Senegal durch Congo bis zum Vorgebirge der guten Hoffnung und am Bahr el Abiad; und Manis in Afrika und Asien, durch seine Beschuppung einzig unter den Mamma- lien; sodann in Australien die Geschlechter Echidna und Orni- thorhynchus, von denen letzteres, bekanntlich im Wasser lebend, von Gestalt mit der Fischotter Aehnlichkeit hat, an den Füssen mit einer Schwimmhaut versehen und durch seinen schnabelför- migen Kiefer ausgezeichnet ist. Das amerikanische Geschlecht Chlamyphorus, mit seiner sohlenlederartigen Gürteldeeke, das eine Verbindung von Armadill, Maulwurf und Faulthier bildet, kennt man, bis jetzt, nur aus der Gegend von Mendoza, unter 330 südlicher Breite.
III) Geographische Verbreitung der dickhaütigen SaQgethiere,
Pachydermata.
Die Dickhaüter, welche Oken in seiner vierten Ordnung, den Hufthieren, als eilfte Zunft unter dem Namen der Schweine zu- sammenfasst, sind über einen sehr grossen Theil der Erde ver- breitet. Ihre vornehmste Heimath ist zwar der Tropengürtel, doch überschreiten sie auch die Wendekreise sehr bedeütend, namentlich den Wendekreis des Krebses, so zwar, dass sie in- nerhalb der nördlichen gemässigten Zone bis zum Parallel von 570'/a reichen. In der südlichen Hemisphäre gehen sie bis zum 400. Ein Blick auf die Karte lehrt uns, dass es vornehmlich die Alte Welt ist, in der die Pachydermata die grösste Verbreitung haben: fast ganz Afrika und ganz Süd- und Mittelasien, so wie der centrale, kontinentale Theil von Eüropa ist von ihnen be- setzt, und ostwärts des asiatischen oder indischen Archipelagus schweifen sie durch Neü-Guinea bis nach Neü-Britannien. Das australische Festland aber kennt keine dickhaütigen Saügethiere, und von der Neüen Welt haben sie nur die südliche Hälfte, so
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96 Sechste Abtheilung.
wie den daran stossendeu Theil von Mittel-Amerika bis zur Halb- insel Yucatan inne.
Aber nicht blos dem Räume, sondern auch der Zahl nach hat die Alte Welt ein entschiedenes TJebergewicht in der Verbrei- tung der Pachydermata. Die Gesammtzahl ihrer Geschlechter belauft sich auf 10, davon Amerika nur 3 besitzt, und von die- sen sind 2 der Neuen Welt eigenthümlich, das andere theilt sie mit der Alten Welt. Eben so verhält es sich mit den Gattun- gen. Sämmtliche Dickhaiiter bestehen aus 38 Gattungen, und davon befinden sich nur 5 in Amerika. Die Neüe Welt verhält sich demnach zur Alten wie 1:6,6, oder diese ist über sechs Mal stärker besetzt als jene.
Die Vertheilung der ...............38 Gattungen.
1. ElepTias, Elephant (Asien und Afrika) ...... 1 : 19
2. Hippopotamus, Flusspferd (nur in Afrika) .... 1 : 38
3. Sus, Schwein (Büropa, Asien und Afrika) .... 1:4,3
4. Dicoiyles, Bisamschwein (nur in Amerika) ....1:19
5. Phascochoerus, Warzenschwein (nur in Afrika) .1:19
6. Rhinoceros, Nashorn (Asien und Afrika).....1 :4,7
7. Lipura (in Amerika)................1:38
8. Hyrax, Klippendachs (Asien und Afrika) .... 1:9,5
9. Tapirus, Tapir (Asien und Amerika) ......1:12,6
10. Equus, Pferd (Asien und Afrika).........1:6,3
Die Ordnung der Pachydermata enthält die Kiesen der Land- Saügethiere, den Elephanten, das Flusspferd und das Nashorn, dieser massigen Kolosse, die in den heissesten Ländern der Al- ten Welt ihr Vaterland haben. Das erste dieser Geschlechter besteht aus zwei Gattungen.
EUphas indicus ist, wie sein Name sagt, in der indischen Welt zu Hause. Von der Südspitze Sumatras, in 7" S., erstreckt er sich, vielleicht durch Borneo und sodann über die Halbinsel Ma- lacca durch ganz Indien diesseits und jenseits des Ganges (mit Einschluss von Ceylon), bis in die Sumpfwaldungen des Tarai am Fusse des Himalaya, in 300 N., den er in den Wald-Wild- nissen von Nipal's Bergen bis zu einer Höhe von 800' bis 1000' besteigt. Er setzt gegen Osten fort durch die südlichen Pro- vinzen des Chinesischen Beichs, das noch einen Punkt ausser- halb des eigentlichen Verbreitungsbezirkes aufzuweisen hat, wo er, doch mehr als Zuchtthier, gehalten wird, nämlich Peking, dessen kaiserliche Marställe den Elephanten als Prachtstücke höfischcr Opulenz beherbergen. Der afrikanische Elephant er- füllt seinen heimathlichen Erdtheil von der Scheidung der Sa- hara und des Sudan, ungefähr unter 16° bis 18» N., bis zu etwa 32" S., oder bis zu den Abfällen des Tafellandes gegen die kapischen Küsten, von denen er durch die fortschreitende Kultur allmälig zurück-, und auf das Tafelland verdrängt wor- den, in dessen Ebenen und Wäldern er noch immer sehr zahl- reich ist. Am Nil sieht man ihn zum letzten Male bei Abu Heraze, 2 oder 3 Tagereisen nördlich von Sennaar, wo eine breite bis an den Strom reichende Bergkette ihm seine Gränze gesteckt hat.
Das Flusspferd ist nur ein Bürger des afrikanischen Erdtheils und erstreckt sich, die Ströme desselben, aber auch das Trockne bevölkernd, vom Orange und seinen Zuflüssen in nördlicher Richtung durch ganz Afrika bis zum Senegal und dem Nil, wo es noch in Dongola (auf der Karte Dong.) unter 20" N. gefun- den, aber nur noch höchst selten im oberägyptischen Nil be- merkt wird, obwol wir Nachrichten besitzen, dass es noch zu Anfange des 17. Jahrhunderts selbst im Nil-Delta gefangen wor- den ist. Der Mensch, als animal betrachtet, das blutdürstigste und zerstörendste unter den Geschöpfen, hat das harmlose Fluss- pferd, wie den Elephanten, in engere Gränzen eingeschlossen, und wie er diesen in Mauritanien (Berberei), so hat er jenes im ägyptischen Nil (von dem es ursprünglich den Namen Nil- pferd trug), nicht minder auch in den polwärts strömenden Flüssen des Kaplandes allgemach ausgerottet. Morton hat es wahrscheinlich gemacht, dass die Flusspferde, welche in West- afrika vorkommen, eine eigene Gattung bilden, die er Hippopo- tamus liberiensis nennt. |
Das Geschlecht Sus ist das gattungsreichste unter den dick- haütigen Saügethieren, und, wie die Karte und die obige tabel- larische üebersicht zeigt, auf die Alte Welt beschränkt; aber es hat in derselben einen sehr grossen Verbreitungsbezirk, der das Eigenthümliche hat, dass er nicht zusammenhangend ist, sondern in drei, durch grosse Baüme geschiedene Provinzen zerfällt, in eine eüropäisch-asiatische, eine südasiatische und südafrikanische Provinz. Die erste Provinz erstreckt sich von der atlantischen Küste des europäischen Frankreichs und des afrikanischen Mogh- rib al Aksa (Marocco) bis an die Gestade des Japanischen und des Chinesischen Meeres, und, einer Seits vom Golf von TonkiE bis an den sibirischen Baikal-See, anderer Seits vom Bande der Sahara bis in die litauischen Waldungen (die in Mitten der eu- ropäischen Kultur gleichsam noch Urwälder sind), von denen aus Sus scrofa Aper, der alleinige Bewohner dieser Provinz, zu- weilen bis in die russischen Ostseeprovinzen sich verliert, wo es, namentlich in Kurland, von emsigen Jägern dann und wann verfolgt wird. Die europäischen Länder um die westliche Hälfte des Mittelländischen Meeres kennen das wilde Schwein nicht, daher die Bemerkung, die man hin und wieder in geographi- schen Büchern aufgezeichnet findet, dieses von leidenschaftlichen Pürschern verfolgte Wild sei auch in Spanien, ja sogar in Por- tugal zu Hause, wol auf einem Irrthume beruhet. Selbst in Frankreich ist Sus scrofa Aper gegenwärtig eine Seltenheit, seit- dem die Franzosen, dieses eitle, eingebildete Volk, die Naturge- setze verkennend, mit kannibalischer Wuth die Waldungen seines Landes ausgerottet hat. Vielleicht dass das wilde Schwein Chi- na's Sus vittatus ist, welches auf den Sunda-Inseln eine so grosse Verbreitung hat. Japan besitzt seine eigene Gattung, die von Temminck S. Nipponensis (S. leucomystax) genannt worden ist. Die südasiatische Provinz umspannt nicht allein die Sunda-Inseln nebst der Halbinsel Malacca, sondern auch NeU-Guinea und die Nachbarn der westaustralischen Inselreihe, sodann auch, nach minder beglaubigten Angaben, Mindanao, die südlichen Philip- pinen, Süd-Anam, Siam und die südlichen Gegenden Vorderin- diens. Nicht eine, sondern viele Gattungen des Geschlechts Sus sind es, welche diese Provinz bevölkern; sechs derselben sind genau bekannt, und darunter zeichnet sich der mit nach hinten gebogenen Hauern versehene, hochbeinige Hirscheber, Sus baby- russa L., aus, der auf Celebes, Ternate u. s. w. zu Hause, und, vermöge seiner guten Schwimmfähigkeit im Stande ist, von einer Insel zur andern zu wandern. Die dritte Provinz endlich besteht aus dem südlichen und südöstlichen Afrika sammt der Insel Ma- dagaskar, und ist von der einzigen Gattung S. larvatus, dem Waldschwein, Bosch Vark der Kolonisten, bewohnt.
Unter den amerikanischen Schweinen geht Dicotyles, das Ta- jasu, am weitesten nach Norden, indem es den Wendekreis des Krebses um lO" Uberschreitet, und zwar ist Dicotyles torquatus, das Bisamschwein mit dem"Halsband, oder Pekari, vom Red Ri- ver (330 '/2 N. Breite) bis nach Paraguay hinab, so wie auf den Andes bis zur oberen Gränze der Region der baumartigen Farrn- kraUter und der Cinchonen, d. i. bis zu einer Höhe von 1000' Uber der Meeresfläche, verbreitet. In diese Region steigt auch der amerikanische Tapir, welcher, der horizontalen Ausdehnung nach. Mittel- und Süd-Amerika zwischen den Parallelen von 12" nördlicher, und 40° südlicher Breite bewohnt. Eine zweite Gattung ist in neUerer Zeit auf den höchsten Andes von Neü- Granada gefunden worden, der langhaarige oder Pinchaque- Tapir, T. villosus, dessen Verbreifungsbezirk auf die nördliche Hemisphäre, zwischen 2" und 15° nördl. Breite, beschränkt ist. Der indische Tapir (J". indicus s. malayanus; T. hicolor A. Wag- ner) bewohnt Sumatra, Borneo und Malacca. Auch die west- lichen Provinzen von China haben einen Tapir, ob den indi- schen, oder eine neüe Gattung, Tapirus chinensis? den Me der Chinesen, ist noch zu entscheiden. Auf Borneo scheint Tap. indicus nur in den Bergwäldem des Innern zu wohnen, auf Su- matra steigt er an dem langen Hochlande der Westseite dieser Insel bis zu 600' Uber die Meeresfläche.
Der afrikanische Erdtheil ist das ausschliessliche Vaterland des Geschlechts Phascochoerus, das die breitrüsseligen, unge- schlachten Warzenschweine mit ungeheüern runden Hauern ent- hält, von denen die Gattung Ph. africanus s. Aeliani vom Sene- gal einer Seits bis auf das habessinische Hochland, andrer Seits bis an das Vorgebirge der guten Hoffnung verbreitet ist, wo noch eine andere Gattung, das Flächenschwein, VlaTcke Varh der Kolonisten, Phascochoerus aetMopicus des Systems, seine Heimath hat, die jedoch auch weiter nach Norden reichen dürfte.
Das Nashorn ist ungefähr in dieselben Gränzen eingeschlos- sen, als der Elephant. Das zweihörnige, Rhinoceros bicornis s. africanus, erstreckt sich vom Senegal und von Habesch bis in die Kap-Kolonie, hinter der, auf dem Tafellande der Beschua- nen, eine zweite Gattung, das weisse Nashorn, Rh. sinusus, eben- falls mit zwei Hörnern jenseits Kurritschani, 25° '/2 S. Breite, und eine dritte, doch noch unbestimmte Gattung, Rh. heitloa, sehr allgemein ist. Im westlichen Afrika ist gleichfalls eine noch näher zu bestimmende Gattung; indessen Schoa, auf dem abes- sinischen Hochlande, die Heimath ist von Rh. cuculattus. Von den indischen Nashörnern ist das einhörnige, Rh. unieornis s. |
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Thier-Geographie. 97
indicus auf dem ganzen Festlande von Indien verbreitet; es lebt am häufigsten in Bengal und jenseits des Ganges in Siam, Anam und Malacca, sodann auch noch in den westlichen und südlichen Provinzen von China, namentlich in Sse tschuan, und steigt im nipalesischen Himalaya eben so hoch als der indische Elephant (s. oben). Das Nashorn, vrelches man dann und wann auf Bor- neo gesehen hat, gehöret muthmasslich derselben Gattung an;- vielleicht auch Ith. javanicus s. sondaicus, das man als eine be- sondere, der Insel Java allein angehörende, Gattung anzunehmen pflegt, was sich bestimmt von dem blos auf Sumatra lebenden Nashorn mit zwei Hörnern, Rh. sumatrensis, sagen lässt. Diese Nashörner der Sunda-Inseln bewegen sich vom Gestade des Mee- res bis zu den höchsten Spitzen der glockenförmigen Feüerberge dieser Inseln, und nicht selten sieht man ihre geschlängelten Tusspfade von der einen Spitze zur andern geleiten über den Verbindungsrücken desselben oder durch ein tiefes sie scheiden- des Thal. Auf Java hat Salomon Müller die Spuren des Nashorns auf 750' bis 1200' Hohe in dem rauhen und nackten Umring der Kratere angetroffen.
üeber die Stellung des von Bliger genannten Genus Lipura ist man im Dunkel; eben so sind die Zoologen nicht darüber einig, welche Stelle dem kleinen, mit dem Meerschweinchen einige Aehnlichkeit habenden Thierchen der Klippendachse in dem Sy- steme anzuweisen sei. Oken setzt das Geschlecht Hyrax, obwol es keinen Beütel hat, dennoch unter die pflanzenfressenden Mar- supialien, Cuvier aber, mit Eücksicht auf die Bildung des Ge- bisses, unter die Zahl der Pachydermata, unmittelbat hinter das kolossale Nashorn. Die Klippendachse leben nur in Asien und Afrika, und zwar in zwei weit auseinander liegenden Provinzen, einer nördlichen und südlichen. Jene umfasst den Libanon in Syrien, das peträische Arabien und die östlichen Küstengebirge des Rothen Meeres, so wie die nordöstlichen Gegenden von Afrika mit Einschluss des Hochlandes von Habesch; und in ihr ist Hyrax syriacus die haüfigste Gattung; diese besteht aus den Ländern am Vorgebirge der guten Hoffnung, und ihre Bewohner sind Hyrax arboreus und H. capensis, der nicht viel grösser, als ein Kaninchen ist. |
Was endlich das Geschlecht £quus anbelangt, so sind die asiatischen Pferde, Eq. asims, Onager, der wilde Esel, und Eq. hemionus, das mongolische Pferd, Dschiggetei, Halbesel, auf die Steppen imd Wüsteneien des centralen Asien's angewiesen, wo Ii-an, Turkistan und die Mongolenländer des Tafellandes, vom Kaspi-See bis zum Gebiet des Amurstroms, ihre Heimath sind. Ob der wilde Esel in Sinde, der daselbst Gurkhor heisst, hierher gehöre, oder eine eigene Gattung bildet, muss dahin gestellt blei- ben. Die asiatischen Pferde sind unlängst durch eine neüe Spe- eles bereichert worden, die Moorcroft kennen lernte; er nennt sie Eq. hiang und sagt, sie habe mehr von einem Esel, als von einem Pferde, aber die Ohren seien kürzer, und es sei bei ihrer Leicht- füssigkeit und Stärke schwer, sie zu fangen. Dieses Pferd ist in Ladakh, auf dem Hochlande von Tübet, zu Hause. Equus ca- ballus, das, Pferd, findet sich in eben denselben Gebieten wie Eq. hemionus, offenbar nicht im wilden, sondern im verwilderten Zu- stande, so auch an den nördlichen Gestaden des Schwarzen Mee- res in den Steppen Südrussland's, ganz besonders aber in den horizontlosen Pampas von Buenos-Ayres, und, ausserhalb des Rahmens unserer Karte, in den nordamerikanischen Steppen- Wildnissen von Texas, wo das Pferd, seit den ersten Tagen der Eroberung als Hausthier in die Neüe Welt verpflanzt, sich selbst überlassen in seinen ursprünglichen Zustand zurückgekehrt ist. Von den drei afrikanischen Pferden, die sich von den asiatischen durch ihre Gestreiftheit auszeichnen, ist das Zebra vom 7° oder gar 10" nördlicher Breite bis zum Südrande des Erdtheils, über- all in Gebirgs-Ländern, aber nur in diesen verbreitet. Das Quagga aber Und Eq. Burchellii s. montanus s. festivus, Burchell's Quag~ ga, das bunte Quagga der Kolonisten, finden sich nur im süd- lichen Afrika, ersteres auch innerhalb der Kap-Kolonie, letzteres jedoch nur ausserhalb ihrer Gränzen, jenseits des Gariep, wo es in ungeheüeren Heerden die Ebenen des innem Tafellandes be- wohnt. |
N». 2. TerbreitQDg nnd Vertheilung der Raubthiere, Carnivora. _ Zoologische Reiche nnd Provinzen.
Die Existenz der Raubthiere beruhet auf dem Vorhandensein animalischer Bildung, denn die zu dieser Ordnung gehörigen Thiere nehmen ihre Nahrung aus dem ThieiTeiche. Man darf daher mit Recht schliessen, dass da, wo es viele Camivoren giebt, auch die übrigen Thierklassen, welche die Nahrungsmittel ge- währen, sehr reichlich ausgestattet sein werden; oder mit andern Worten, aus der Dichtigkeit der Raubthiere lässt sich die Dich- tigkeit der übrigen Eauna entnehmen.
Weil aber der allergrösste Theil der Thiere seinen Nahrungs- stoff aus dem Pflanzenreich entnimmt, so stehen Gewächsreich und Thierreich im innigsten Zusammenhange und in der innigsten Wechselwirkung; daher diejenigen Gegenden der Erde, welche die grösste Manchfaltigkeit der Pflanzenformen entwickeln, auch die grösste Manchfaltigkeit in den Thierformen darbieten.
Wärme und Feüchtigkeit bedingen den Pflanzenwuchs. Je grösser das Quantum beider atmosphärischen Erscheinungen ist, desto üppiger ist die Entwickelung des Pflanzenwuchses, desto grösser die Fülle der Thierformen. Darum sehen wir das Thier- reich auf der höchsten Stufe der Entwickelung innerhalb der Tropen, und von dort aus gegen die Pole hin allmälig abnehmen. Dieses Gesetz gilt mehr oder minder von rJlen Thieren, den Wirbelthieren und den wirbellosen, in sofern sie Bewohner des Landes sind; bei den Thieren aber, denen das Meer zum Wohn- sitz angewiesen ist, zeigt sich eine Ausnahme von diesem Ge- setze, so zwar, dass die Seethiere höherer Organisation umge- kehrt vom Aequator gegen die Pole zunehmen (Grundriss der Geographie § III, Art. 5 u. 6, p. 229).
Zu den Raübern unter den Saügethieren gehört eine Familie, deren Gattungen im Meere leben; es ist die Familie der Pinni- pedien, der Robben und des Wallrosses {Phoca et Trichechus), die demgemäss dem zuletzt genannten Gesetze folgen: das Maxi- mum ihres Vorkommens ist in dem eisigen Regionen des arkti- schen und antarktischen Pols, von wo sie, gegen die gemässigten Klimate hin, allmälig abnehmen, bis sie unter dem Gleicher ihr Minimum erreichen, oder ganz erlöschen. Diese Familie der Raubthiere ist von der graphischen Darstellung, welche uns jetzt beschäftigt, ausgeschlossen. Es handelt sich hier nur um die Ver- breitung und Vertheilung der auf dem Lande lebenden Raub- thiere, die dem zuerst erwähnten Gesetze unterworfen sind, d. h.: die vom Aequator nach dem Pole abnehmen. |
Dieses Gesetz erleidet aber dennoch in Bezug auf die in Rede seieöden Thiere eine Ausnajime. Es giebt eine Tropen-Gegend, die durch ein sehr geringes Vorkommen der Raubthiere cliarakte- risirt ist: diese Gegend liegt unmittelbar unter dem Aequator und umsehliesst die östlich vom Asiatischen oder Indischen Archipe- lagus und nördlich vom australischen Festlande belegenen Inseln Neü-Guinea, Neü-Britannien, Neü-Irland, u. s. λυ., so wie die Reihe der Carolinen und der Marianen, die wir unter dem ge- meinsamen Namen der Oceanischen Provinz des Thierreichs zu- sammenfassen.
Denn die Erdoberfläche lässt sich in gewisse zoologische Reiche, und diese wiederum in zoologische Provinzen zerlegen, wie dies namentlich durch Zimmermann, Uliger, Minding, und in neüester Zeit durch Swainson, Schlegel und A. Wagner geschehen ist.
Diesem Vorgange folgend theilen wir die Erde in fünf grosse zoologische Reiche, die nach Umfang und Ausdehnung mit den fünf Erdtheilen kon-espondiren (vergl. Grundriss der Geogr. § Π5_120, S. 234 ff.).
Das erste zoologische Reich besteht aus Eüropa und zerfällt in drei Provinzen, die nördliche, mittlere und südliche Provinz. Die Gränze zwischen den zoologischen Provinzen Nord- und Central-Eüropa fällt ungefähr mit dem 60« nördl. Breite, oder, schärfer ausgedrückt, mit der Kurve von 5» mittler Jahres- temperatur zusammen. Die Scheidung zwischen der centralen und südlichen Provinz wird von den Hochgebirgsketten der Pyx*e- näen und Alpen gebildet: die mittelländischen Halbinseln, die spani- sche, die italiänische und die griechische machen, sammt den In- seln des Mittelmeeres die südliche der Provinzen des zoologischen Reichs Eüropa aus, das im Osten durch die Uralkette von
dem zweiten zoologischen Reiche, oder Asien, getrennt ist. Da wo beide Erdtheile in den Küstenländern des Schwarzen Meeres und am Kaukasus zusammenstossen und gleichsam ver- wachsen sind, verschmelzen die europäischen und die asiatischen Thierformen und gehen in einander über. Es entsteht dort ein eigenes zoologisches Gebiet, das aus den Kaukasus-Ländern, Klein- asien, Syrien und dem Hochlande von Ii-an, oder kurz ans Vor- derasien besteht, und von uns mit dem Namen der eüropäisch- asiatischen Uebergangs-Provinz belegt wird, in welcher sich auch Anklänge des zoologischen Charakters von Afrika finden. Sonst zerfällt Asien, wie Eüropa, in drei Provinzen: eine nördliche, mittlere und südliche. Die Isothermkurve von 5" bildet auch in
2* |
-ocr page 10-
6te AUL·: Geographie der Thiere, M: 7.
Berghaus' Phydhal. Atlas.
Statistische Uebersicht der Saügethiere Eüropa's nach ihrer geogr. Vertheilung.
Nördliche Mittlere Südliehe
Nördliche Mittlere ι Südliche |
ec—ii" |
45<>_60» |
36»_45» |
2«·Λ |
8» Ά II 17» ·Λ |
|
Die Species-Zahl d. Ordn. in jeder Provinz beträgt nach Prozent γοη d. ganz. Spec.-Zahl d. Ord., und, in Bruchtheilen, aller in d. betreff. Pi-ovinz lebenden Saügethiere: |
Nördliche geographische Breite
Nördliche geographische Breite
60»_71» 45'>_60» 3fi»_45»
Mittlere Temperatur, etwa:
Mittlere Temperatur, etwa:
Die Species-Zahl d. Ordn. in joder
Provinz beträgt nach Prozent von
d. ganz. Spec.-Zahl d. Ord., und,
in Uruchtheilm, aller in d. betreff.
Provinz lebenden Saügethiere:
Quadrumana, SStex'^änber Carnivora, ülauBt^iere . Marsupialia, SSeüteitljtcre Eodentia, Siagct^^ieve . . |
Edendata, Sa^nfcfc . . Pachydermata, SicE^aüter Euminantia, Ößiebertaüer Cetacea, aSaiie . . . |
1S3\ Summa der Gattungen (=; S')
fyy Summa der Gattungen (= S') .
Sie bilden v. der S' aller Saügeth. Eüropa's
Sie bilden v. der S' aller Saügeth. Eüropa's
Für ganx Europa sind:
Quadrumana = S';_ Carnivora =
Die Species-Zahl der Geschlechter beträgt -a^ch Prozent vond. ganzen Species-Zahl der Genus, und, in Bruchtheilen, aller in d. betreffend. Provinz lebenden Saügethiere; |
|
QVADRlJiriABrA. |
|
|
|
|
|
1 |
Inuus (sylvanus), türiifc^cr 5lfc. . |
|
|
|
|
100 |
|
CARIVIVORA. |
|
|
|
|
|
|
CHIROPTERA, Stcfccvmeufe. |
|
|
|
|
|
1 |
Dinops (cestoni), ©oggettiStcbermciug |
• |
• |
|
yi2 |
100 |
1 |
Miniopterus (Schreibersii) .... |
• |
• |
100 |
100 |
13 |
Vesperugo, .... |
23 |
y« |
56 |
% |
61 |
7 |
Vespertilio, eigcntl. glebetmaus . |
57 |
86 |
% yn2 |
57 |
2 |
Plecotus, Satigo^r...... |
50 |
% |
50 |
100 |
1 |
Synotus (barbastellus), aJlc^Jisgleb. . |
100 |
% |
100 |
|
100 |
3 |
Rbinolophus, ^ufetfennafe . . . |
' |
• |
66 |
% |
33 |
|
INSECTIVORA, wnterirbifd)« «Waubtijtcre. |
|
% |
|
y.a |
|
2 |
Talpa, SKauIWurf...... |
100 |
50 |
100 |
2 |
Myogale, SSifamvatte..... |
• |
• |
100 |
y^e |
• |
6 |
|
16 |
% |
100 |
% |
100 |
2 |
|
50 |
% |
100 |
y.6 |
50 |
|
DIGITIGRADA, «Mb ^«nbc. |
|
yi3 |
|
|
|
8 |
Felis, ........ |
50 |
62 |
|
50 |
7 |
Canis, ^uub........ |
57 |
y3 |
57 |
|
57 |
|
VIVERRAE, ©cnettfa^ett. |
|
|
|
|
|
1 |
Viverra (genetta) |
• |
• |
• |
• |
100 |
|
ÜRSIDAE, ®öri«. |
|
|
|
y.c |
|
3 |
Ursus, 33 är........ |
66 |
|
66 |
66 |
1 |
Meies (taxus;, ..... |
. |
. |
100 |
yii2 |
100 |
1 |
Gulo (borealis), Sjätfra^ .... |
100 |
l/rr
/50 |
• |
• |
• |
|
MüSTELIDAE, SMarbcr. |
|
|
|
|
|
3 |
Mustela, SHavbcr...... |
66 |
% |
33 |
% |
66 |
7 |
Eoetorius, Sitif Uttb SStcfci . . |
57 |
% |
57 |
y.8 |
71 |
|
LÜTHIDAE, Otter«. |
|
|
|
■/n2 |
|
1 |
Lutra (vulgaris, |5ϊ[φθ Ofier. . . |
100 |
% |
100 |
100 |
|
PHOCIDAE, aiobben. |
|
|
|
|
|
4 |
Phoca, ©ec^utlb...... |
100 |
y.4 |
25 |
|
• |
1 |
Halicboerus (Gryphus) .... |
100 |
% |
• |
|
• |
1 |
|
|
|
|
|
100 |
1 |
Stemmatopus (cristatus), |
100 |
% |
• |
. . |
|
1 |
Trichechus (rosmarus), äßaltro^ . . |
100 |
% |
|
• |
• |
|
RODEIVTIA. |
|
|
|
|
|
|
ÜNGDLATAE, .gufpfotler. |
|
|
|
|
|
1 |
Cavia (cobaya), SWectfii^toetn^cn . |
• |
• |
100 |
yii-2 |
• |
|
LEPORIDAE, ^afejt. |
|
|
|
|
|
3 |
Lepus, -^afe........ |
|
|
100 |
y3T |
100 |
1 |
Lagomys (pusiiius), ißfeif^afe . . |
• |
• |
100 |
yr2 |
|
|
HYSTRICIDAE, Statt)rifdjtoeittc. |
|
|
|
|
|
1 |
Hystrix (cristatus)...... |
• |
■ |
• |
• |
100 |
|
CASTORIDAE, »ibcr. |
|
|
|
|
|
1 |
Castor (Fiber), SStfiev..... |
100 |
% |
100 |
|
• |
|
|
ο •d
Λ
iS |
Familien
und
Geschlechter. |
Die Species-Zahl der Geschlechter beträgt nach Prozent von d. ganzen Species-Zahl der Genus, und, in Bruchtfieilen, aller in d. betreffend, Provinz lebenden Saügethiere: |
|
MURIDAE, SOiaüfe. |
|
|
|
|
|
|
4 |
Myodes, Semmtng...... |
100 |
|
|
|
|
|
4 |
Hypudaeus (Arvicoiu), Sßajferratte. |
50 |
y« |
100 |
y28 |
50 |
y« |
5 |
Cricetus, ·§αιηΡεϊ...... |
. |
|
100 |
y22
yn |
, |
|
10 |
Mus, SWaue........ |
30 |
|
90 |
50 |
% |
1 |
Sminthus (Nordmanni)..... |
. |
|
100 |
yi2 |
|
|
2 |
Meriones, ©^sringer..... |
. |
|
100 |
% |
|
|
2 |
Spalax, SGBurfmauä..... |
|
|
100 |
y.a |
|
|
1 |
Ellobius (= Chtonoergus), ©d^arrmftuö |
. |
|
100 |
|
|
|
3 |
Dipus, S^ringniaue ..... |
• |
|
100 |
% |
|
|
|
SCIDRIDAE, #0rttd)cn. |
|
|
|
|
|
|
4 |
Myoxus, ...... |
|
|
100 |
|
|
|
2 |
Arctomys, SJlurmeit^icr .... |
. |
|
100 |
|
|
|
5 |
Spermopbilus, Siefct..... |
|
|
100 |
y.2 |
|
|
1 |
Tamias (striatus), @rbcίφ^örnφen . |
|
|
100 |
y,2 |
|
|
2 |
Sciurus, ..... |
50 |
% |
100 |
% |
50 |
yeo |
1 |
Pteromys (voians), Siugei^:^Drn^ett |
100 |
|
100 |
yu2 |
• |
• |
|
PACMTDERMATA. |
|
|
|
|
|
|
|
SUIDAE, Sdjweine. |
|
|
|
|
|
|
1 |
Sus (serofa), 3Bίίbfφ^üCttl .... |
. |
. |
100 |
yi2 |
100 |
yeo |
|
EQÜIDÄE, qjfcrbe. |
|
|
|
|
|
|
2 |
Equus, ^ferb....... |
|
|
100 |
y.a |
. |
• |
|
ΚΙΙΜΙΧΑΛΓΧΙΑ. |
|
|
|
|
|
|
|
CAMELIDAE, Samceie. |
|
|
|
|
|
|
2 |
Camelus, .Samect...... |
|
|
50 |
|
50 |
yeo |
|
CERVIDAE, J&trfcl)c. |
|
|
|
|
|
|
5 |
Cervus, ·§ίϊΓφ....... |
60 |
VIS |
60 |
% |
60 |
|
|
CAPRIDAE, Siege«· |
|
|
|
|
|
|
2 |
Antilope ......... |
|
|
100 |
|
. |
. |
1 |
Capella (rupicapra), @emfc . . . |
. |
. |
100 |
y.o |
, |
. |
4 |
Capra, Siege........ |
25 |
yss |
100 |
'/2β |
25 |
% |
5 |
Ovis, ©φααί....... |
20 |
yas |
40 |
y^a |
100 |
y. |
|
BOVIDAE, Minber. |
|
|
|
|
|
yeo |
2 |
Bos, Siinb........ |
50 |
yss |
100 |
% |
50 |
|
CETACEA. |
|
|
|
|
|
|
|
DELPHINIDAE, ®elpl)t«c. |
|
|
|
|
|
|
2 |
Delphinorbynchus, (&φηα6ίβείί)1^ϊη |
100 |
Vu |
. |
yse |
|
|
3 |
Delphinus......... |
33 |
% |
66 |
|
|
5 |
Phocaena, 3)ΐεεϊ[φϊοείη .... |
60 |
yi8 |
40 |
|
40 |
1 |
Delphinapterus (Leucas), 3ßei^ÖJait |
100 |
% |
. |
• |
|
%ο |
2 |
Heterodon, Su^ic^jf..... |
50 |
% |
. |
|
50 |
1 |
Cenatodon (Monoton), Slarwati. . |
100 |
% |
. |
|
|
|
1 |
Physeter (macrocephalus), φοΙίίΐίφ . |
100 |
y55 |
• |
• |
|
|
|
BALAENIDAE, aBaHfifdje. |
|
% |
|
|
|
|
2 |
Balaenoptera, ^ίηηίΐ[φ .... |
100 |
|
. |
|
|
1 |
Balaena, εφίεϊ ^ΒαΚΡίφ . . . |
100 |
% |
• |
■ |
|
|
|
Familien
und
Geschlechter.
%
%
/lO
y^o
y«
yso
%
yso
yeo
%
%
%
%
yeo
Gotha, |lertl)es.
-ocr page 11-
VERGLEICHUNG
der Greschlechtsr mit der Swmo
der
KÜROPÄn^CHKiir
S' = 177 Speeles. |
177 |
Phoca....... |
.... 1 |
44,3 |
|
177 |
Halichoerus .... |
. . · . 1 |
177 |
|
177 |
Pelagius ..... |
.... 1 |
177 |
|
13,6 |
Stemmatopus . , . |
.... 1 |
177 |
Sus........... . . |
25,3 |
Trichechus .... |
.... 1 |
177 |
|
88,3 |
Cavia....... |
.... 1 |
177 |
|
177 |
Lepus....... |
.... 1 |
59 |
|
59 |
Lagomys..... |
.... 1 |
177 |
|
88,5 |
Hystrix ...... |
.... 1 |
177 |
|
88,3 |
Castor....... |
.... 1 |
177 |
|
29,3 |
Myodes...... |
.... 1 |
44,2 |
|
88,3 |
Hypudaeus .... |
.... 1 |
44,2 |
Bos............. |
22„ |
Cricetus...... |
.... 1 |
35,4 |
Delphinorhynchus..... |
25,3 |
Mus........ |
, . . . 1 |
17,τ |
|
177 |
Sminthus..... |
.... 1 |
177 |
|
59 |
Meriones..... |
.... 1 |
88,3 |
Delphinapterus....... |
177 |
Spalax...... |
.... 1 |
88,5 |
|
177 |
Ellohius...... |
.... 1 |
177 |
Ceratodon ......... |
59 |
Dipus....... |
.... 1 |
59 |
|
25,3 |
Myoxus ...... |
.... 1 |
44,2 |
Balaenoptera........ |
177 |
Arctomys..... |
.... 1 |
88,5 |
|
|
Spermophilus . . . |
.... 1 |
35,4 |
|
|
Inuus....
Dinops . . .
Miniopterus
Vesperugo.
Yespertilio ,
Plecotus . .
Synotus . .
Rhinolophus
Talpa . . , .
Myogale . .
Sorex . . . .
Erinaceus . ,
Felis . . . .
Canis . . . .
Viverra . . .
Ursus . . . .
Meies . . . .
Gulo . . . .
Mustela . . .
Foetorius . .
Lutra . . . .
35
177
35.4
88,3
88,3
59
35,,
177
88,3
177
177
88.5
177
Die gattungreiclisten Geschlechter, mit 5 Species und darüber, sind:
GOTHA. _ STOI-I.BETlGSCnE BUCIIDRUCKEEEI.
-ocr page 12-
8 Sechste Abtheiluiig.
dem asiatischen Reiche die südliche Gränze der nördlichen Pro- vinz, die, ganz Sibirien sammt Kamtschatka in sich schliessend, an dem Systeme der Altai-Ketten ihre Schranke findet. Die cen- trale Provinz wird dagegen auf der Südseite vom Himalaya begränzt, besteht mithin aus ganz Inner- und Hinterasien, vom Kaspischen See an bis zum Grossen Ocean mit Einschluss der Japanischen Inseln etc. Jenseits des Himalaya beginnt die süd- liche Provinz, oder die Indische Welt, die beiden Halbinseln, einen Theil der südlichen Provinzen China's und den gesammten Archipelagus enthaltend, der am südöstlichen Ende des zoologi- schen Reichs Asien mit den Molukken und Timor so scharf ab- schneidet, dass, während auf diesen Inseln noch eine grosse Eülle von Raubthieren und Thieren überhaupt, vorhanden ist, das, nur durch einen schmalen Meeresarm davon getrennte Neü-Guinea, fast leer erscheint. Hier stehen wir in der, oben erwähnten
Oceanischen Provinz mit sehr geringem Vorkommen der Raubthiere; und ihr gegen Süden liegt
das dritte zoologische Reich, oder Australien, wel- ches ausser dem Eestlande Australien und der Insel Vandiemens- land auch die westaustralischen Inseln, sammt Neüseeland, und die zahlreichen kleinen Gruppen Polynesien's enthält; und bei der kleinen Raümlichkeit, bei der Gleichförmigkeit in Natur und Art von Boden, Klima und Gewächs, daher auch bei der Gleich- förmigkeit der Thierwelt nur eine einzige und gerade diejenige zoologische Provinz bildet, welche das Minimum der Raub- thiere enthält.
Das vierte zoologische Reich (oder streng genommen das dritte, wogegen Austra,lien das vierte sein würde) besteht aus Afrika und theilt sich ebenfalls in drei Provinzen. Die nörd- liche Provinz reicht von den Gestaden des Mittelländischen Meeres, wo sich in ihrer Fauna manche Verwandtschaft mit der südeüropäischen darbietet, bis an den südlichen Rand der grossen Wüste, und enthält das ägyptische und nubische Nilland so wie das nach seiner Naturbeschaifenheit nach ganz afrikanisch gebil- dete Halbinselland Arabien, welches auf seiner Nordseite mit der eüropäisch-asiatischen Uebergangs-Provinz verschmolzen ist. Die centrale Provinz besteht aus den Tropenländem Afrika's bis nach Angola, oder etwa bis zum 150 südl. Breite, wo die dritte der zoologischen Abtheilungen beginnt, die südliche Provinz, welche bis zum Kapschen Rande des Erdtheils reicht und Mada- gaskar nebst Bourbon und Mauritius in sich begreift. |
Amerika, die Neüe Welt, macht das fünfte zoologische Reich aus. Wie in der nördlichen Hemisphäre der Alten Welt die Linie von 5° mittler Jahreswärme die nordischen Provinzen von den centralen absondert, so scheidet dieselbe Isothermkurve auch hier in Amerika die arktische Provinz von der nörd- lichen, die auf der Nordwestküste etwa mit den Nutka-Sunda, auf der Ostseite aber mit der Reihe der Canada-Seen beginnt und südwärts bis an den Mexikanischen Meerbusen und der Erd- enge von Tehuantepec reicht, wo das erhabene Tafelland von Anahuac in die Tiefe stürzt. Hier ist mit scharfer Sonderung der Pauna beider Provinzen, die Gränze der tropischen Pro- vinz der Neüen Welt, welche ausser dem centro-amerikanischen Isthmus und den Antillen die ganze Südhälfte der Neüen Welt bis zum Parallel von 40° südlicher Breite enthält, der ungefähr die Scheidung macht zwischen dieser Provinz und der südlichen Provinz, welche bis an's Kap Hoom, oder bis an die aüsserste antarktische Spitze des Erdtheils, reicht.
Die Raubthiere sind über die ganze Erde verbreitet; ihr Vor- kommen hat keine Gränzen, wenn man nicht einige der kleinen Inseln des Grossen Oceans ausnehmen will, die in ihrer beschränk- ten Eauna keine der hierher gehörigen Thiere bis jetzt aufzu- weisen gehabt haben. Was aber die Vertheilung der Raubthiere unter die verschiedenen zoologischen Reiche und Provinzen be- trifft, so ist dieselbe sehr ungleichförmig.
Eine sorgfältige, im Winter 1843_44 vorgenommene Nach- zählung aller Land-Raubthiere hat dargethan, dass damals min- destens 476 Gattungen in 65 Geschlechtern bekannt und beschrie- ben waren. Gegenwärtig (1850) mag sich die Zahl der Gattungen, in Polge neüer Entdeckungen, wol um ein halbes Hundert vermehrt haben. Da aber hier bei der arithmetisch-statistischen Darstel- lung der Geographie der Raubthiere hauptsächlich Verhältniss- zahlen in Betracht kommen, so hat die genaue Bestimmung der absoluten Zahl keine grosse Bedeütung.
Von den 65 Geschlechtem sind der Alten Welt 32, und der Neüen Welt 17 eigenthümlich, 16 Geschlechter dagegen sind in dem östlichen und dem westlichen Kontinente gemeinschaftlich zu Hause.
Die Vertheilung der Gattungen unter die zoologi- schen Reiche findet nach folgender Skale Statt: Australien . . . 0,8 Prozent = 1
Eüropa . Afrika . Amerika Asien
„ = 29 „ = 31,6 = 50,5 „ = 72 476 Gattungen.
Zahl der Raubthiere Und die Vertheilung in die verschiedenen Provinzen nach folgen- der Skale, die in doppelter Art entworfen ist, ein Mal, in der Spalte links nach geographischer Ordnung und nach dem Ver- hältniss, in welchem jede Provinz an der Gesammtzahl der Carnivoren betheiligt ist; das andere Mal, in der Spalte rechts, nach aufsteigender Ordnung der Dichtigkeit des Vorkommens» wobei das, von Raubthieren am dünnsten bewohnte Australisch® Reich der Einheit gleich gesetzt ist. |
In der Spalte rechts bedeüten die Zahlen das Verhältniss der einzelnen Provinzen zum Australischen Reich. Hiemach hat die zoologische Provinz von Süd-Eüropa 10 Mal, und die Tropen- Provinz von Asien, oder Indien 40'/3 Mal mehr Camivoren, als das unmittelbar daran gränzende australische Reich, u. s. w.
Wenn auch zugegeben werden kann, dass einst, wenn wissen- schaftliche Forschung tiefer ins Innere von Afrika eingedrangen sein wird, die Liste der Thiere der Tropenländer dieses Erdtheils ansehnlich länger ausfallen muss, als sie es gegenwärtig ist, so scheint man dennoch hinsichts der Camivoren (sowol als auch der Rodentien und Ruminantien) nicht unberechtigt zu sein, die Eintheilung in drei Provinzen fallen zu lassen, und ganz Afrika als eine Einzige zoologische Provinz zu betrachten. Denn es ist gewiss nicht naturgemäss, dass die tropische Provinz von Afrika noch nicht volle SO/o aller Raubthiere enthalten soll, während unter den Tropen der Neüen Welt über 21%, und in Indien so- gar 32'/) % vorhanden sind. Viel natürlicher ist es, wenn ganz Afrika als Eine tropische Provinz angesehen wird, denn dann ist das richtige Verhältniss unter den heissen Ländern wiederher- gestellt; diese Provinz besitzt alsdann 25'/1 % aller Carnivo- ren, oder sie ist 31^3 Mal dichter besetzt, als das Australische Reich. |
Die Verhältnisszahlen, welche eine, wie mich dünkt, deütliche Uebersicht von der geographischen Vertheilung der Carnivoren gewähren, sind, zu noch klarerer Vorstellung, auf der Karte graphisch, und zwar durch Schattirung in der Art ausgedrückt, dass von dem Minimum des Vorkommens im Australischen Reich, bis zum Maximum in der tropischen Provinz von Asien, eine |
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Thier-Geographie. 9
nach Verhältniss der Dichtigkeit allmälig steigende Schattirung durch die ganze Stufenleiter laüft.
Werden endlich aus den obigen Zahlen die Mittelwerthe für die Zonen genommen, so verhält sich die Gattungs-Menge der Raubthiere in den Austral-, den arktischen, gemässigten und heissen Ländern sehr nahe wie 1:2:5:9, d. h.: unter den Tro- pen leben 9 Mal mehr Camivoren, als in den Austral-Ländern, und 4 Mal mehr, als in den arktischen Gegenden der Erde.
Was nun die Verbreitung und Vertheilung der fünf EamiÜen betrifft, aus denen die Ordnung der Land-Eaubthiere besteht, so haben zwei Familien (ßhiroptera, Digitigrada) die ganze Erde, zwei andere {Insectwora, Plantigrada) den grössten Theil zu ihrem Wohnsitz gewählt, und nur eine einzige hat einen verhält- nissmässig kleinen Verbreitungs-Bezirk. Es ist die kleine nur y^·^ aller Camivoren, und nur ^^^ aller Thierc enthaltende Familie der Hautflatterer, Dermoptera, die mit dem einzigen Geschlecht Galeopithecus, der fliegenden Katze, welches gleichsam den Ueber- gang von den Quadrumanen zu den Caraivoren macht, auf die tropische Provinz von Asien beschränkt ist, und hier vornehm- lich in der Inselwelt, von Sumatra bis Timor, Amboina und Luzon, ihren Wohnsitz hat, obwol eine Gattung, G. macrourus, auch auf Ceylon zu leben scheint (nach Temminck), imd eine andere auf dem festen Lande von Indien, in Gudscherat, zu Hause ist, wo man sie fliegender Affe nennt (nach Bontius, Ves- pertüio <idm,irahilis).
Die gattungreiche Familie der Zehentreter, Digitigrüdä, die mehr als J aller Raubthiere (R) enthält (genau hat in
allen zoologischen Reichen, in allen Provinzen ihre Repräsentan- ten; eben so die noch zahlreichere Familie der Fledermäuse, Chiroptera, deren Quotient R beträgt, wohingegen alle Au- stral-Länder weder Insektenfresser, noch Sohlengänger, besitzen. Die Imectivora bilden R und die Plantigrada -jV R·
Was die Geschlechter anlangt, so zeichnen sich unter den Chiropteren Pteropus, Dysopes, Phyllostoma, Rhinolophus, beson- ders aber Vespertüio; unter den Insectivoren das Geschlecht So- rex; unter den Plantigraden das Bären-Geschlecht; und unter den Digitigraden die Geschlechter Mustela, Mephitis, Lutra, Canis, Viverra und Felis durch Reichthum an Gattungen aus; die abso- lut speciesreichsten Genera sind die Hunde mit yV/s R> die Katzen mit tV Vespertilionen oder gewöhnlichen Fledermaüse
mit aller Raubthiere.
Die Augenfledermaüse oder Roussetten, Pteropus, mit ^V Rj leben vorzugsweise im tropischen Asien, in der oceanischen Pro- vinz, und in Afrika, und es sind nur vereinzelte Gattungen, die dieses Geschlecht in Centraiasien und in Australien repräsentn-en. Die Doggenfledermaüse, Dysopes, die '/30 R ausmachen, haben ihren Hauptsitz im tropischen Amerika, sie streifen aber auch in die nördliche amerikanische Provinz und einige Gattungen schwär- men in Indien und in Afrika; eine Gattung sogar findet sich in den wärmeren Klimaten der gemässigten Länder der Alten Welt: Dysopes Cestoni Bonap., (Dys. Rüppellii Temm., Dinops Cestoni Savi), ist im mittleren und südlichen Italien, so wie in Aegypten em wohlbekanntes Flugsaügethier. Die Blattnasen oder blutsau- genden Vampyre, Phyllostoma, die gV bilden, leben ausschliess- lich in der tropischen Provinz der Neuen Welt, wo sie, in ihrem blutdürstigen Naturell, das sie den Hunden und Katzen gleich setzt, Menschen und Vieh im Schlafe anfallen und zuweilen so zahlreich vorkommen, dass sie ganze Rindviehheerden zu vertil- gen im Stande sind; die heissen Länder der Alten Welt sind von dieser Landplage verschont. Die Hufeisennasen, Rhinolophus, ma- chen tjV'" II aus; ihre Heimath ist in den heissen, gemässigten und kalten Ländern der Alten Welt, mit Ausnahme der nördli- chen Provinz von Eüropa, Λνο sich keine dieser Fledermaüse befindet; einige Gattungen leben in der oceanischen Provinz, in der Neüen Welt aber sind diese Thiere unbekannt. Und was endlich das gattungreiche Geschlecht der Vespertilionen betrifft, welches, wie schon erwähnt, ans ^,3 R, oder 4·-; aller Chiropte- ren besteht, so ist dasselbe, mit Ausnahme der arktischen Pro- vinz von Amerika, über die ganze Erde verbreitet. Das absolute Maximum der Vespertilionen findet sich mit derselben, in der Tropen-Provinz von Asien, aber auch Süd- und Mittel - Eüropa sind sehr reich daran; diese drei Provinzen verhalten sich zu einander wie die Zahlen 19, 17, 16. Das Minimum ihres Vor- kommens ist in Australien und Amerika.
Die Spitzmaüse, Sorex, bilden ^V/T R, oder aller Insecti- voren. Mit Ausnahme der Australländer, ivo sie ganz fehlen, sind sie über alle zoologische Reiche und Provinzen verbreitet. |
unter denen Afrika ihr Maximum enthält, denn hier lebt ί,β aller Spitzmaüse, in Central - Asien mehr als ein Drittel (genau Auch das mittlere Eüropa und das nördliche Asien ist, eine jede dieser Provinzen mit dieser, durch ihr Zerstören des Gewürms nützlichen Thiere, nicht unbedacht geblieben.
Das Bären-Geschlecht, Ursus, besteht aus mehr, als ^,3 R, oder ^ aller Plantigraden. Seine geographische Vertheilung geht genau parallel mit der Vertheilung der Spitzmaüse; die Austral- länder besitzen keinen Bären 5 während das Maximum des Vor- kommens mit Ϊ aller Bären auf die innerasiatische Provinz fällt. Diese Verhältnisszahlen stützen sich auf die bisher im System gültig gewesene Classification der Bären. Middendorff hat es aber neüerlich, in Bezug auf den gemeinen Landbären, Ursus arctos L., sehr wahrscheinlich gemacht, dass sich in Eüropa nur Eine Gattung unterscheiden lasse, und mithin der in neüerer Zeit namentlich für Russland wieder geltend gemachte U. niger Cuv. sich als unhaltbar erweise. Seinen Untersuchungen zufolge ist der durch ganz Nord-Asien verbreitete Landbär gleichfalls der- selbe U. arctos L. Die Abänderungen, welche diese Speeles im Kaukasus erleidet, sind denen völlig gleich, die in allen Gebir- gen Süd-Eüropa's beobachtet werden und Fred. Cuvier zur Auf- stellung des U. pyrenaicus veranlasst haben. Sie führen in voll- kommenem Uebergange zu dem U. syriacus Ehrenberg's hinüberj so dass dieser gleichfalls unter U. arctos L. eingeschaltet werden muss. Sollt' es sich bestätigen, dass der U. isahellinus Horsf. synonym mit dem U. syriacus ist, wozu durch obige Angaben die grösste Wahrscheinlichkeit ist, so reicht die südliche Gränze der Verbreitung des U. arctos bis auf .den südlichen Abhang des Himälaya hinab. _ Der U. ferox, Lewis und Clarke, (Grisly Bear) Nordamerika's scheint Anrechte auf Species-Selbstständig- keit zu haben, in sofern ims bisher die verbindenden Zwischen- glieder zwischen ihm und dem U. arctos fehlen; die Unterschiede beider Gattungen sind übrigens nur quantitative, nicht qualitative, mithin im Grunde genommen nur solche, welche an sich nicht mehr als eine geographische Varietät zu begründen berechtigen 1)« Das Marder-Gechlecht, Mustela, ist demselben Gesetz der Ver- theilung Unterworfen wie die Bären; auch seine Gattungen fehlen in den Australländern; das Maximum seines Vorkommens ist aber nicht in Centraiasien, sondern in der arktischen Provinz der Neüen Welt, wo die vorhandenen Gattungen aller Marder bilden; zahlreich sind sie auch in Indien, wo ^ des ganzen Ge- schlechts lebt; überhaupt ist seine Vertheilung ziemlich gleich- förmig. Dieses Geschlecht liefert in vielen seiner Gattungen ein kostbares Pelzwerk, und diese Gattungen haben nur in den nörd- lichen Gegenden der Erde, auch in der Centrai-Provinz von Asien ihren Wohnsitz. Dasselbe gilt von dem Fischotter-Geschlecht, dessen Gattung Lutra (Enhydris) marina, Seeotter, einen Pelz trägt, der noch über den Hermelin, selbst über den Zobel gesetzt wird (vergl. unten die Vorbemerk, zu No. 3, Jagdgebiet der Pelzthiere). Die Marder bilden die Fischotter dagegen
nur äV K· Letztere sind, mit Ausnahme Süd-Eüropa's, Austra- lien's und der Oceanischen Provinz, über die ganze Erde verbrei- tet. Den Stinkthieren, Mephitis, dagegen ist fast ausschliesslich Amerika zum Wohnsitz angewiesen, und den Viverren sind es die heissen Länder der Alten Welt. Ein jedes dieser beiden Ge- schlechter besteht aus 3*5,3 aller Raubthiere.
Das Canzs-Geschlecht, pach den Vespertilionen und den Katzen das gattungreichste unter den Carnivoren, denn es bildet R, ist über alle zoologischen Reiche und deren Provinzen, oder mit anderen Worten, über die ganze Erde verbreitet. Die Ver- theilung der Hunde in die Erdtheile erfolgt nach folgender Skale:
Australien.....2,i Prozent
Eüropa......21,o
Afrika.......27,0
Asien.......36,e
Amerika......53,e
Zahl der Hunde = 41 Gattungen. Hiernach ist also Amerika am reichlichsten mit Thieren des Canis-Geschlechts ausgestattet. Gruppirt man sie nach den Zo- nen, so ergiebt sich die nachstehende Stufenleiter:
{Asien .... Afrika . . · Amerika . .
Nordamerika. .
IEüropa2) . . Asien .... derÜberg.-Prov.
19,5 27,0 19,5
24.4
14.5 12,2
9,7 |
1 Bulletin de la Classe physico-matkemathique de VAcadimie Imp. des sciences de St.-Petershmtrg. T. VIII, No. IS, p. 229.
2 Süd-Eüropa und Mittel-Europa sind hier als Eine Provinz genommen.
physik. ATLAS ABTH. VI.
-ocr page 14-
10 Sechste Abtheilung.
j Amerika . . . Arktische Länder in i Asien ....
[Eiiropa . . .
{Amerika. . .
Australien . .
derOcean. Prov. 2,4 woraus eriiellet, dass auch die Hunde dem allgemeinen Zuge der Carnivoren folgen, dass sie nämlich unter den Tropen ihr Maxi- mum haben, und vom Aequator nach den Polen abnehmen, ob- wol diese Verminderung beim Uebergange von der gemässigten Zone nach der kalten nur eine unmerkliche ist. Die tropische Provinz von Asien, obwol eine der reichsten an Gattungen des Oaws-Geschlechts, bietet doch die Eigenthümlichkeit dar, dass ein Theil derselben von diesen Thieren ganz entblösst zu sein scheint. Ist gleich Hinterindien in zoologischer, wie in anderer Beziehung noch als ein unbekanntes Land zu betrachten, das von Naturforschern kaum an seinen Klistenländern untersucht worden, so stimmen doch die Wahrnehmungen anderer wissen- schaftlich gebildeter Reisenden in der Behauptung überein, dass ostwärts von Bengal in der ganzen Halbinsel jenseits des Gan- ges ein völliger Mangel des Hunde-Geschlechts hervortrete. An- drer Seits glaubt man in dieser zoologischen Provinz die Stamm- ältem unseres Haushundes, über die man nie im Reinen war, ent- deckt zu haben, in dem Kolsun nämlich, welchen Sykes in den Plateauwäldem des Dekan, und Hodgson in den nipalesischen Thälem des Himälaya gefunden hat; ersterer nennt ihn nach dem Ort seines Vorkommens C. decanensis, letzterer geradezu C. {Cyon) primaevus, Stammhund. Auch die sundischen Inseln, sonst so reich an Raubthieren, und namentlich an Gattungen des Felis- Gesehlechts, haben, wenn auch nicht gänzlichen, doch grossen Mangel an Canjs-Gattungen. Man kennt auf ihnen nur einen, höchstens zwei Hunde, den sumatranischen, G. sumatrensis Hard- mcke, vielleicht ausschliesslich auf der Insel, von der er den Namen führt, und vielleicht Eine Gattung mit C. rutilans Diard, oder C. javanicus Fr. Cuv. Dieser ist ein sehr bösartiger Hund, der auf Java und Bomeo in den Bergwäldern scheü umherstreicht, aber auch auf dem festen Lande von Indien, in Bengal, gefun- den wird, weshalb man vermuthet, dass er einerlei sei mit C. pri- maevus, dem er, dem Aüssern nach, sehr nahe steht. Der Re- präsentant des Caraas-Geschlechts in Australien und in der Ocea- nischen Provinz ist ebenfalls ein wilder (oder verwildeter?) Hund, C. Nova Hollandiae, der Dingo, welcher auf dem Eestlande Au- stralien (wo er gegen den vorherrschenden, durch die Beütelthiere gegebenen zoologischen Charakter dieses Reichs seltsam absticht) seinen Wohnsitz hat und auch über Neü-Guinea und Neü-Britan- nien verbreitet sein soll. In der Grösse, Gestalt und mehr oder weniger in der Färbung gleicht dem Dingo ein Hund auf Japan, den Temmink als eine eigenthümliche Gattung, unter dem Na- men G. Nippon, in's System gebracht hat. Von allen Hunde- Gattungen haben der Wolf und der gemeine Fuchs den grössten Verbreitungs-Bezirk; G. Lupus sowol als G. Vulpes ist ein Be- wohner Nord- und Mittel-Eüropa's (Vulpes auch in Süd-Eüropa), ganz Asien's, mit Ausnahme der Uebergangs-Provinz und Hinter- indien's, des nördlichen Afrika, und der beiden nördlichen Pro- vinzen von Amerika.
Der geogi-aphischen Verbreitung und Vertheilung des Felis- Geschlechts ist eine eigene Darstellung auf dem Blatte No. 3 dieser Abtheilung gewidmet worden, auf die ich hier verweisen kann.
Sollte die vorliegende Karte ihren Zweck, die deütliche Ueber- sicht von dem relativen Gattungsreichthum oder der Dichtigkeit der Camivoren, nicht verfehlen, so durfte sie mit mehr Gegen- ständen, als geschehen ist, nicht ausgestattet werden. Unbemerkt darf es jedoch nicht bleiben, dass ihre Angaben mit den in die- sen Erlaüterungen enthaltenen, nicht immer übereinstimmen. Dies trifft im Besondem die als Einheit angenommene Erdgegend; die Karte hat die Oceanische Provinz, die Erlaüterungen haben das Australische Reich als Einheit; eine Verschiedenheit, welche davon herrührt, dass es seine besondern technischen Schwierig- keiten hatte, die auf die Untersuchungen vom Jahre 1843 ge- stützte Karte nach den neüen Berechnungen, und ihren vorlie- genden Ergebnissen, in der Platte zu verbessern. Dieses Beibe- halten der altem Darstellung gewährt auch einen Vortheil dadurch, dass ein Mittel gegeben ist, den Fortschritt zu verfolgen, welchen die Thiergeographie in Folge neüer Entdeckungen und Forschun- gen innerhalb der letzten Jahre gemacht hat. |
Die Vertheilung der Chiropteren, Insectivoren, Plantigraden und Digitigraden in die zoologischen Provinzen der Erde ist, nach Anleitung der, auf der Karte bei jeder dieser vier Familien ange- gebenen Verhältnisszahlen (die sich auf die Untersuchungen von 1843 stützen), als Graphische Statistik der Landraub- thiere, in einem besondem Carton entwickelt worden, um diese Verhältnisszahlen sich schneller einprägen zu können.
Auch wurde es versucht, die Verbreitung der Raubthiere in senkrechter Richtung, am Abhänge der Gebirge, durch eine Profilzeichnung klar zu machen, was aber auf grosse Schwie- rigkeiten stiess, weil Beobachtungen hierüber eben nicht zahlreich sind. _ Unter den Tropen, auf den Gebirgen der Sunda-Inseln, hat Sal. Müller Pteropi bis zu Höhen von 670', Pachisomae Ms 1000', ΕΜτιοΙορΜλήί 1.520« gesehen. Mustela Hardwiclciihtm^r^t^ er in einer Höhe von 1260% Mydaus meliceps bis 1000*, Lutra leptonix dagegen nur bis 400' und Linsang gracilis bis 300'. Humboldt's Natm'gemälde der Andes setzt die Gränze des höch- sten Vorkommen? von MepMtis mapurito auf 1500', und die des amerikanischen Bären auf 2500' über der Meeresfläche, was un- mittelbar an der Schneegränze ist. Auch in den europäischen Gebirgen, in den Alpen und den Pyrenäen, findet sich Ursus arctos in den Wildnissen der höchsten Regionen bis an die Schneegränze, vornehmlich in Höhen von 1200' über dem Meere. IfMsieZa-Gattungen leben vorzugsweise in der Region der Alpen- straücher und steigen sogar über die Schneegränze hinaus. Im Ursern-Thal des Schweizer-Kantons Uri, das sich von seinem tiefsten Punkte in 726' Seehöhe, bis zum Hospiz auf dem St. Gotthard 1110' über das Meer erhebt, hat Schinz die auf dem Profile angegebenen Raubthiere nachgewiesen. Im nördlichen Eüropa hält sich Gulo horealis, der gemeine Fiälfrass, nur auf den höchsten der Skandinavischen Gebirge auf, in deren Wäl- dern auch Canis Lupus, der Wolf, hauset, der aber auch, be- sonders im Winter, wenn im Gebirge hoher Schnee fällt, Streif- züge ins ebne Land macht.
Hodgson theilt den Abhang des Himalaya in botanisch-zoolo- gischer Hinsicht in drei Regionen, davon die _
iste vom Niveau der Ebenen bis 625' über der Meeresiäche, _ die
2te von 625' bis 1560', und die
3te von 1560' bis 2500' Höhe oder bis zu der Linie reicht, wo am südlichen Abhang der ewige Schnee zu beginnen pflegt.
Die Carnivoren sind in der 3ten oder obern Region repräsen- tirt durch Unzen, Füchse einer grossen Art (Canis Vulpes mon- tanus), durch die eigentlichen Wiesel, unter den Ottern durch die kleine goldbraune Gattung (Lutra aurohrunnea), ferner durch den Bären (Ursus isabellinus?) und die Katzen-Loris (Ailurus ful-
In der 2ten oder mittlem Region durch die wilden oder Stamm-Hunde (Ganis [Cyori] primaevus), die Marder, Wiesel, Leoparden, [dickschwänziger Leopard (Felis macroscelidesj], durch wilde Katzen (F. moormensis), libysche Luchse (F. Hbycus s. ckaus), Zibeththiere (Viverra Zibetha), Palmenmarder (Para- doxurus), Prionodons (Pr. pardicolor), und von den Ottern durch Lutra monticula und L. indigitata.
In der isten oder untern Region kommen vor: Tiger, Leopar- den, Hyänen, Wölfe, Jackais, insektenfressende Füchse, Kokri genannt (Ganis Vulpes bengalensis), Bären-Dachse (Ursitaxus), Urva, Mangusen (Herpestes), orientalischer Fiälfrass (Helictes), kleine Zibeths (Viverrula), Palmenmarder (Paradoxurus), roth- fleckige Katzen (Felis celidogasterf) und Zibeththiere, doch selten; das Ottern-Geschlecht ist durch die grosse chinesische Speeles (Lutra sinensis) repräsentirt.
In der Familie der Chiropteren sind die fruchtfressenden Spe- eles (Pteropines) alle auf die untere Region beschränkt, während die Hufeisennasen (Bhinohphinae) ganz besonders die mittlere Region zur Heimath haben; und die eigentlichen Fledermaüse (Vespertilioninae) die einzigen Repräsentanten der Familie in der obern Region zu sein scheinen. |
-ocr page 15-
Ahtli.: Geographie der Tliiere 10.
BergJiaus' Physikal. Atlas,
Statistische Übersicht der Europäischen Vögel nach ihrer geogr. Vertheilung.
Ganz
Eüropa
gemein- schaftl. |
£ ü r 0 ρ a. |
.4frlka. |
Asien. |
Kärdl. 1 |
NordBst- liche |
Mittlore j |
Südliche | |
SUdöstL |
Nördl. |
sad-
westliclie |
Ganz Sibirien |
Λνο8ΐΙ. j Sibirien [| |
Tropische |
as'—Ti» |
60»_71» |
55''_70» 1 |
45''_60» 1 |
36''_45» 1 42"—55» |
|
25»—32" |
50»_79" |
1 50»_70" 1 30»_5fi» 1 |
O'—SO" |
9° |
2«·Λ 1 |
0" II 10° II 17<"Λ II 7»'Λ |
22» Ά |
20» |
_5» 1 _i» II jo» 1 |
27« |
|
Die Gattungzahl der Ordnungen in einer jeden der zoolog. Länder-Abtheilungen beträgt, nach Prozent, von der ganzen Gattungzahl der Ordnungen, und, in Bruchtheilen, aller in der betreifenden Abtheilung vorkommenden "Vögel. |
Zoologische Reiche.
Zoologische Provinzen.
Nördliche geographische Breite:
Mittlere Temperatur, etwa:
Ordnungen.
Rapaces, Siaubüögci . .
Scansores, ,Sictteti>cgeI.
Oscines, ©tngööget . .
Gallinaceae, <§ü^nei;
Grallatores, SunHjföögci
Natatores, @φ4ϋίτηηΐ009εί
29
'/isj 30
Ά 28
'/42 21
% 57
'/) 64
S'—4^90 Summe der Gattungen
Sie bilden von der S' der Gattungen
Und mit der asiat. Tropenprovinz verglichen,
diese = I gesetzt:
Die Zahl der Gattungen der der Familien-Gattungen, und
Familien in einer jeden der zoolog, Provinzen , in Bruchtheilen, aller in der betreff. Provinz
beträgt, nach Procent, von der Gesammtzahl vorkommenden Vögel Einer Ordnung. |
5 34 15
10 43 28 100 5
6 2 18 2 |
1. Rapaces = Gattungen. |
_ |
21 |
_ |
29 |
_ |
28 |
_ |
38 |
_ |
40 |
_ |
29 |
___ |
27 |
_ |
20 |
_ |
23 |
_ |
16 |
_ |
14 |
_ |
5 |
Vulturidae, @cier .... |
|
|
|
|
|
|
60 |
|
100 |
% |
40 |
y.4 |
60 |
'Λ |
40 |
yo |
|
. |
. |
|
20 |
y^ |
|
|
Palconidae, ®aifen .... |
47 |
Vi |
53 |
y^ |
59 |
y, |
67 |
y^ |
79 |
y. |
64 |
y. |
60 |
y. |
35 |
y, |
47 |
y. |
38 |
y. |
29 |
y |
11 |
y. |
Strigidae, ©iilfn..... |
33 |
% |
73 |
ya |
53 |
y^ |
80 |
y3 |
53 |
% |
33 |
y« |
20 |
'/3 |
40 |
'/3 |
46 |
y3 |
20 |
% |
20 |
% |
6 |
% |
II. Scansores = Gattungen. |
_ |
10 |
_ |
13 |
__ |
13 |
__ |
14 |
__ |
20 |
_ |
15 |
_ |
9 |
_ |
5 |
_ |
11 |
_ |
7 |
_ |
2 |
_ |
2 |
Cypselidae, (Segicr .... |
50 |
y.o |
50 |
'/,3 |
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|
50 |
y.4 |
100 |
l/.O |
. |
. |
50 |
% |
50 |
y^ |
50 |
y.. |
50 |
y^ y^ |
|
|
. |
. |
Caprimulgidae, 9ϊαφί[φ1ϋαΙ6οη |
33 |
y.o |
33 |
y.3 |
33 |
y.3 |
50 |
y.^ |
100 |
% |
33 |
y.5 |
• |
|
|
|
66 |
|
66 |
|
|
33 |
|
Cuculidae, ©uigude . . . |
33 |
'/iO |
33 |
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33 |
'/.3 |
66 |
Vr |
100 |
y^ |
33 |
v.r. |
66 |
y^ |
33 |
|
33 |
y.i |
33 |
y^ |
|
|
|
|
Picidae, ©ijcd^tc..... |
55 |
'Λ |
87 |
y^ |
100 |
|
87 |
% |
80 |
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77 |
y^ |
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• |
• |
■ |
77 |
y. |
22 |
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• |
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|
. |
Alcedidae, ©igöcgcl .... |
20 |
'/.0 |
20 |
y.3 |
20 |
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20 |
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80 |
|
100 |
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100 |
y^ |
40 |
y^ |
20 |
y.. |
40 |
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20 |
y. |
20 |
y^ |
Upupidae, 3Biebc:^cijf . . . |
100 |
y.o |
100 |
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100 |
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100 |
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100 |
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100 |
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100 |
y« |
100 |
% |
■ |
• |
100 |
y: |
100 |
y. |
• |
|
III. Oscines = Gattungen. |
_ |
43 |
_ |
68 |
.— |
56 |
— |
122 |
_ |
129 |
— |
103 |
— |
62 |
— |
64 |
— |
45 |
— |
52 |
_ |
50 |
_ |
12 |
Alaudidae, δετφεη .... |
10 |
'/43 |
20 |
|
20 |
|
40 |
V)0 |
60 |
'/2, |
70 |
|
50 |
|
60 |
y.o |
10 |
|
30 |
'/n |
10 |
Vso |
10 |
y.^ |
Eringillidae, 1?iilffn .... |
20 |
% |
44 |
|
25 |
% |
58 |
% |
53 |
% |
51 |
|
20 |
y^ '/β2 |
44 |
y3 |
35 |
|
27 |
% |
30 |
y. |
|
|
Sittidae, «^c^er ..... |
32 |
% |
64 |
y. |
43 |
% |
71 |
% |
64 |
y« |
53 |
y^ |
3 |
10 |
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43 |
|
39 |
% |
46 |
|
. |
. |
Oscinidae, ©ängcr .... |
21 |
|
26 |
|
28 |
y. |
70 |
y^ |
77 |
|
55 |
y^
'Aa |
43 |
y.
y,. |
34 |
y^ |
14 |
ya |
23 |
y. |
21 |
y. |
10 |
y. |
Hirundidae, @ά)»αί6εη, . . |
60 |
'/u |
60 |
'/22 |
60 |
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60 |
y- |
100 |
'/26 |
80 |
80 |
40 |
'/32 |
60 |
% |
60 |
y.' |
40 |
|
20 |
y.. |
IV. Gallinaceae — Gattungen. |
_ |
1 |
_ |
6 |
_ |
1 |
_ |
|
_ |
30 |
— |
13 |
— |
13 |
— |
14 |
_ |
4 |
_ |
6 |
_ |
9 |
_ |
3 |
|
|
|
|
|
|
|
83 |
|
83 |
% |
66 |
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83 |
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66 |
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|
|
33 |
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66 |
y^ |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
100 |
y.o |
100 |
% |
50 |
y.3 |
100 |
y^ |
|
|
|
|
100 |
|
|
|
Gallinidae, ^ü^^ncr .... |
5 |
y. |
33 |
y. |
5 |
y« |
88 |
y. |
61 |
|
39 |
y^ |
33 |
y^ |
44 |
y^ |
22 |
y. |
22 |
y. |
17 |
'/3 |
11 |
y. |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
100 |
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. |
. |
50 |
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. |
. |
|
|
|
. |
. |
|
|
|
V. Grallatores = Gattungen. |
|
15 |
_ |
33 |
_ |
29 |
___ |
|
_ |
52 |
_ |
63 |
_ |
43 |
_ |
35 |
_ |
39 |
_ |
49 |
_ |
39 |
_ |
8 |
|
|
|
|
|
|
|
50 |
|
100 |
V.e |
50 |
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100 |
y- |
50 |
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. |
|
50 |
% |
50 |
•/3« |
. |
|
|
|
|
|
|
|
|
66 |
'/28 |
100 |
y- |
100 |
•y20 |
66 |
% |
66 |
|
|
|
66 |
% |
66 |
y.8 |
|
|
Gallinalidae, 2öaffcr^üi)ncr . |
|
|
|
|
|
'/20 |
87 |
y^ |
100 |
ya |
25 |
/3. |
37 |
% |
37 |
% |
|
|
62 |
y.o |
25 |
y.B |
|
. |
Gruinidae, ,^ιταηίφε .... |
25 |
y.5 |
25 |
'/32 |
25 |
25 |
50 |
'/2a |
100 |
% |
50 |
'/2, |
75 |
|
25 |
'/2. |
75 |
y.o |
75 |
y,3 |
75 |
y^ |
Pluvialidae, SiegciU^fcifcr , . |
21 |
|
50 |
|
43 |
% |
57 |
y> |
50 |
Vr |
64 |
yr |
36 ♦ |
y« |
36 |
'h |
43 |
y^ |
36 |
y.o |
43 |
y« |
7 |
% |
Scolopacinidae, ©d^nc^fcn . . |
26 |
y. |
60 |
y. |
55 |
% |
79 |
y^ |
47 |
ys |
45 |
y. |
39 |
y« |
26 |
y3 |
55 |
y. |
63 |
y^ |
39 |
y^ |
5 |
% |
Ibididae, ©td)ter..... |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
100 |
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100 |
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100 |
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|
|
100 |
% |
. |
, |
. |
|
Ardeidae, Stetige»:..... |
9 |
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9 |
'/32 |
9 |
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36 |
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82 |
% |
90 |
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63 |
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54 |
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54 |
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63 |
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9 |
% |
|
|
|
|
|
|
|
80 |
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40 |
% |
80 |
% |
80 |
% |
60 |
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|
|
40 |
|
40 |
y.B |
|
|
Phoenicopteridae, ^tamingoö . |
• |
• |
• |
• |
• |
• |
• |
• |
100 |
% |
100 |
% |
100 |
·/« |
100 |
|
. |
• |
• |
100 |
'/iU |
• |
• |
VI. Natatores = Gattungen. |
_ |
6 |
_ |
64 |
_ |
|
_ |
53 |
_ |
36 |
_ |
37 |
_ |
31 |
_ |
19 |
|
58 |
_ |
«3 |
_ |
35 |
_ |
4 |
Anatidae, (Jntcn..... |
11 |
y^ |
70 |
y^ |
66 |
y^ |
52 |
% |
20 |
y^ |
40 |
y^ |
16 |
ya |
25 |
y^ |
70 |
y^ |
75 |
y^ |
32 |
y^ |
4 |
y. |
Pelecanidae, ^ßciiiane . . . |
. |
. |
33 |
|
33 |
y.e |
22 |
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33 |
y.2 |
33 |
y.. |
22 |
y.o |
22 |
|
33 |
|
55 |
y.. |
11 |
'Ar, |
|
|
Podecepidae, ίϊαηφΓϊ . . . |
12 |
y. |
62 |
'/,3 |
62 |
y.i |
62 |
y.o |
62 |
y^ |
50 |
y^ |
25 |
y.o |
37 |
y« |
75 |
% |
87 |
y.o |
62 |
|
|
. |
Alcinidae, 5iifcn..... |
|
|
100 |
|
77 |
% |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
77 |
% |
77 |
y.o |
. |
. |
|
|
Procellaridae, ©tunnöögcl. . |
|
|
44 |
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33 |
|
66 |
y« |
11 |
'/36 |
|
|
|
|
|
|
22 |
'/20 |
22 |
'/la |
. |
|
. |
|
Sternidae, (£ccfφiυαI&cn . . |
• |
• |
39 |
y. |
24 |
V·· |
50 |
y3 |
54 |
y^ |
39 |
y3 |
33 |
|
9 |
|
27 |
ya |
54 |
y^ |
15 |
y5 |
6 |
Α |
Zoologisohe Provinzen. |
Ganz
Eüro|ia |
Nördl. |
Nord- östliche |
Mittlere |
Südliche |
SUdöstl. |
N»i |
:dl. |
Süd- westliche |
Ganz Sibirien |
Westl. Sibirien |
Centrale |
Tro- pische |
Zoologische Reiche. |
gemein- ßchaftl. |
|
|
Ε ü r |
0 ρ |
|
|
|
Afrika. |
|
|
|
Α |
s i |
e 11. |
|
|
|
|
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
|
Der Gebrauch dieser Tabelle ist sehr einfach: sie zeigt z. B. den Verbreitungs - Bezirk der Geier, die vom hohen Norden ausgeschlossen und nicht bis nach Indien verbreitet sind. Von den 43 Finken-Arten sind 20 % über ganz Eü- ropa verbreitet, 44 % derselben sind auf das |
Nördliche Europa beschränkt, und diese machen '/4 (genauer '/3/β) aller in dieser Provinz lebenden Oscines aus etc. [System. Verz. siehe Eftckseite.] |
Gotha, J. Perthes.
|i
-ocr page 16-
SYSTEMATISCHES VERZEICHNISS DER EÜROPÄISCHEN VOGEL.
(Die hinter jedem Familien- und Geschlechtsnamen stehende Ziffer giebt die Anzahl im erstem Falle der Geschlechter, im andern der Gattungen an,
aus denen Familien und Geschlechter In Europa bestehen.)
1. Neophron Savigny
2. Vultur Linne . .
3. Gyps Savigny . .
4. Gypa6tos Storr. ,
5. Falco L......
a) (Sbeifalfen .... 7
b) SictMaHcn .... 3
6. Elanus Äautjrny..... 1.
7. Nauclerus Vigors . .... 1.
8. Pandion Savigny..... 1.
9. Circaötos Vieillot.....2.
10. Pernis Cuvier......' 1.
l\. Bnteo BecJistein.....2.
12. Aquila Brisson...... 5.
13. Haliaßtos Savigny .... 3.
14. Milvus Briss.......2.
15. Astur Cmv........2.
16. Circus Briss.......4.
3. Strigidae, guten .... 7. _17. Strixi.......... 1.
18. Ulula Cuv........4.
19. Aegolius Keyserl., Blasius 2.
20. Nyctale Brehm...... 1.
21. Surnia Duniiril......4.
22. Bubo Cuv......... 2.
23. Ephialtes Κ Bl...... 1.
Ordnung II. Scansores, #lttter9Öeel: 10 Genera.
4. Cypsilidae, @cgler . . . 1. _ 24. Cypselus Iiiiger..... 2.
5. Caprimulgidae, δΐαφί;-
f^iüatbctt......1—25. Caprimulgus i. ....
6. Cuculidae, ©udpcfe . . 2. _ 26. Cuculus L.......
27. Coccystes Gloger ....
7. Picidae, . . . . 2. _ 28. J^x L.........
29. Picus L.........
a) Gecinus Bote . .
b) Dryocopus Boie .
c) Picus auct.....
d) Aptemus Swains..
8. Alcedidae, (fieößgel . , 3--30. Alcedo L........
a) Ceryle Boie . . .
b) Alcedo.....
31. Merops L......... 2.
32. Coracias L. ....... 1.
9. Upnpidae, SBiebel^o^jfc . 1. _ 33. TJpupa i......... 1.
Ordnung III. Oseines, SinfluäfliJ; 43 Genera.
10. Alaudidae, δενφεη . . . 4. _ 34. Alaemon iT. jBZ...... 1.
35. Alaudai......... 3.
36. Philoremos Brehm .... 4.
37. Melanocorypha Boie ... 2.
11. rringillidae, Linien . . 7. _ l38. Plectrophanes ifeyer ... 2.
α) Sttnnicrn.......139. Emberiza L........13.
40. Passer Pallas, Raj. .... 2.
13. Oscinidae, Sänger α) ©taare. . .
ß) aSaumtaüfct
14. Hirundidae, ©φΜαίδειτ . 1.
41. Pyrrhula Briss. Pallas
a) Usagus Z: . . 1
b) Pyrrhula auct. . . 1
c) Corythus Cuv. . . 5
d) Dryospiza K. Bl. . 1
42. Pringilla L........
43. Coccothraustes Briss. Poll.
44. Loxia L.........
11. — (45. Aegitbalus Vig......
a^iSRetfeti 146. Calamophilus ieocÄ . . . ^ ' ........»47. Parus L.........
48. Sitta L...................3.
49. Bombycilla £ms.....1.
50. Garrulus Briss......2.
51. Nucifraga Briss............1.
52. Pica Briss........2.
53. Corvus L..................6.
54. Pyrrbocorax Cuv.....1.
55. Fregilus Cuv.......1.
20. _ Γ56. Sturnus JL........1.
57. Merula Briss.......1.
58. Troglodytes ZbcÄ .... 1.
59. Certbia L, . .............1.
60. Ticbodroma TZKg'.....1.
SBaffcramfein.....61. Cinclus-BecAsi. ..... i.
'62. Anthus Bechst. ..........7.
63. Motacilla L................6.
64. Oriolus L..................1.
65. Petrocicbla Vig............2.
66. Turdus L.........13.
67. Accentor-BecÄsi. i .... 3.
68. Salicaria iSeZö^......15.
69. Eegulus Raj, Koch .... 3.
70. Ficedula Koch............6.
71. Sylvia Pennanf......12.
72. Lusciola K. Bl......9.
73. Saxicola Bechst............7.
74. Lanius L..................6.
75. Muscicapa L.......4.
76. Hirando L................5.
Ordnung I. Rapaces, UeHbtiäeel·. 23 Genera. |
Ordnung IV. Gallinaceae, ^filjiKrettiae tJägel: 17 Genera.
15. Columbidae, Saukn . 2--77. Columba i. .....
78. Ectopistes Swainson . . .
16. Pteroclidae, (Sanb^^ner 1__79. Pterocles Temmincfc . . .
17. Gallinidae. ^ü'^ner . . 13. _ f 80. Lagopus Vieill......
α) aBaibfütitier.....{81. Tetrao L........
[ 82. Testrastes K. Bl.....
( 83. Pbasianus L.......
84. Gallus Briss.......
85. PaTO L.........
86. Meleagris L.......
87. Numida L........
88. Attagen K. Bl......
89. Perdix Briss.......
;') ^elb^Ü^tier.....<J 90. Stama Bonaparte ....
91. Ortyx Stephens.....
92. Ortygion K. Bl......
18. Ortygidae, ^alfiilii^er . 1. _ 93. Ortygis Iiiig.......
Ordnung V. Grallatores, Sumpfnäflel: 40 Genera.
19. Cm-sitridae, Sietinfcgci . 2. _
a) 33ιαφ(φϊϊ>αί6εη.....94. Glarcola Briss......
/5) Siennööget.......95. Cursorius Lacepede . . .
20. Otinidae, S^ra^J^iett . . . 1__96. Otis L..........
21. Gallinalidae,aBafi'cvilÜi)n. 6.— ί 91. Crex Bechst.......
α) Statten........<98. Ortygometra Leach . . .
[ 99. Eallusi.........
(100. Gallinula Briss.....
/?) «Bta^ptjucr.....hol. Fulica L.........
Il02. Porpbyrio Briss.....
22. Gruinidae, .^ϊαηίφε. . . 1. _ 103. Grus Pall........
23. Pluvialidae, Stegcn^jfeifei 9._104. Oedicnemus Temm. Belon
105. Hoplopterus Bonap. , . .
106. Vanellns Briss......
107. Squatarola Cuv......
108. Cbaradrius L.......
109. Eudromias Bote ....
110. Aegialites Boie.....
111. Strepsilas Iiiig......
112. Haematopus L......
24. Scolopacinidae, <Sφnc^Jfen 15. _ 113. Recurvirostra i.....
114. Hypsibates Nitzsch . . .
115. Totanus Briss. Bechst. .
116. Actitis Boie......
117. Phalaropus Briss.....
118. Limosa Briss......
119. Macrorampbus Leach . .
120. Macbetes Cuv......
121. Calidris Iiiig.......
122. Falcinellus Cuv......
123. Tringai........
124. Limicola Koch.....
125. Ascalopax K. Bl.....
126. Scolopax L.......
127. Numenius Briss.....
25. Ibibidae, @ΐφΙεΐ .... 1. _ 128. Ibis Cto. . .......
26. Ardeidae, Steider . . . . 1. _ 129. Ardea i.........
27. Ciconidae, ©ίοϊφε . . . 3--130. Ciconia i?rm......
131. Tantalus L.......
132. Platalea L........
28.Phoeiiicopteridae,SiamitigoSl_133. Pboenicopterus L.....
Ordnung VI. Natatores, StljniimiTiuÄjel; 31 Genera.
29. Anatidae, @nten . ·. . 14--^134. Cygnus jBecÄäf. ilfey. . .
135. Ans er Briss.......
136. Cbenalopex/SiepÄ. . . .
137. Vulpanser Antiq.....
138. Anas L.........
139. Rbyncbaspis ieacÄ . . .
140. Cairina jF/emminiT . . . .
141. Somateria Leach ....
142. Oidemia i^/em. . . . . .
143. ündina K. Bl......
144. Glaucion K. Bl......
145. Harelda Leach.....
1,146. Fuligula Raj, Steph. . . .
r) ©ägeiαuφer......147. Mergus L........
30. Pelecanidae, 5PeIicanc . 3. _ 148. Pbalacrocorax Briss. . .
149. Pelecanus L.......
150. Sula Briss........
31. Podecepidae, 3;αηφ(ϊ . . 2. _
α) £αΐ3ί3εηίαηφεϊ.....151. Podiceps ioiÄam . . . .
β) ©εείαηφει.......152. Colymbus L.......
32. Alcinidae, Sllien . . . , 4. _ 153. Alca L.........
154. Lunda Pall.......
155. Mergulus Raj, Vieillot , .
156. Uria Briss........
33. Procellaridae,<aturat)ögeI 4.157. Tbalassidroma Fiif. . , .
158. Oceanites . . .
159. Procellaria L.......
160. Nectris Forster.....
34. Sternidae, <Secfφtoαί6cn . 4. _ 161. Lestris Illig.......
162. Larus L.........
163. Stema L.........
164. Megalopterus Boie . . ,
1. 1. 3. 1.
3. 1. 1. 1. 1.
4. 1. 1. 2. 1. 1. 2. 4. 1. 1. 1. 1.
7. 3. 2.
3. 1. 1. 1. 1.
8. 1.
4. 1. 3. 1.
11. 3. 1. 1. 1.
3.
19. 1. 3. 7. 1. 1. 2. 3, 1. 2.
3.
5.
4.
5. 3. 1.
5.
3. 2. 1. 1. 5.
4. 1, 1. 4. 4.
18. 10. 1,
d) @φtt)immenbc dnten c^^ne ^autfaum. .
/9) S:αuφenbe Snten mit ^autfaum .... |
GOTHA. _ STOLLBEKGSCHE BÜCHDRUCKEREI.
-ocr page 17-
Thier-Geographie. 11
Ν». 3. Verbreitung des Katzen-Geschlechts, Genus Felis, so wie der Hyäne, _ Jagdgebiet der sogenannten
Pelzthiere und der Schauplatz des nordischen Wallfisch- nnd Robbenfangs.
Von den auf diesem Blatte dargestellten Gegenständen der zoologischen Geographie betrachten wir zunächst das, in der obern, kleinern Hälfte enthaltene
I. Jagdgebiet der sogenannten Pelzthiere.
Die auf dem Lande sowol als im Wasser lebenden Eaubthiere sind in mehreren ihrer Geschlechter γοη jeher vom Menschen verfolgt worden, weil ihre behaarte Haut einen Pelz liefert, der theils unmittelbar, theils mittelbar, gehörig verarbeitet, zur Klei- dung und zu Kleidungsstücken und andern Dingen dient, mit denen unter den europäischen und den ost-asiatischen Kultur- Völkern nicht selten ein sehr bedeutender Luxus getrieben wird, weil die, seit ungefähr zwei Jahrhunderten auf diese Thiere ge- triebene, Jagd die edelsten Geschlechter ungemein vermindert hat, und daher ihre Bälge ausserordentlich im Preise gestiegen sind. Als die Kosaken zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts Kamtschatka eroberten, gab es in diesem Lande eine so grosse Menge Zobel, dass sie für ein Messer ein halbes Dutzend Zobel, und für ein Beil anderthalb Dutzend einhandeln konnten, und die Kamtschadalen die Fremdlinge sogar auslachten, dass diese so werthvolle Werkzeuge für Gegenstände hingaben, die in ihren, der Eingebomen, Augen gar keinen Werth hatten. Ihre Barken waren mit Zobelfellen Uberzogen und für zehn Rubel Eisenwaa- ren konnte man mit leichter Mühe fünf- bis sechshundert Eubel in Zobel erwerben. Dieses üeberflusses halber wurden 40 Stück auf eine Karte gesetzt, und man machte sich gar nichts daraus, wenn einer 200 oder 300, ja 400 Zobel verspielte oder gewann. Diese Zeiten des üeberflusses sind längst vorüber; jetzt kann ein Befehlshaber auf Kamtschatka nicht mehr ein Vermögen von 30,000 Rubeln in Einem Jahr erwerben, wie es damals der Fall war, nnd schon um die Mitte des vorigen Jahrhunderts ur- theilten die Kamtschadalen, dass ihr Land kaum noch den fünf- ten Theil Zobel enthalte, als im Anfange desselben Jahrhunderts.
Die nördliche Erdhälfte ist vornehmlich der Wohnsitz derje- nigen Thiere, welche man mit dem Namen der Pelzthiere zu belegen pflegt. In jenen nordischen Breiten, wo die Beschaffen- heit von Klima und Boden den sparsam zerstreüten Menschen zwingt, die Mittel zu seiner Subsistenz in dem Ertrage der Jagd oder des Fischfangs zu suchen, wo er dem Erdreich nichts oder doch nur aüsserst wenig durch Anbau und Pflege abgewinnen kann, ist er auf die Verfolgung des Wildes angewiesen, das, seitdem die Kulturvölker EUropa's nach Osten und Westen vor- gedrungen sind, von diesen aus einem andern Gesichtspunkte betrachtet worden ist, vom Standpunkte des Handels unter sich wie mit den Völkern des kalten Hoch- und Hinterasien's, die seit undenklichen Zeiten die Jagd auf Pelzthiere gekannt und geübt haben, weil sie damit ein dringendes BedUrfniss zu decken hatten, das BedUrfniss einer warmen Kleidung in strengen und langen Wintern, was immer einen ungeheüern Verbrauch an Pelzen unter den Mandschuren, den Mongolen, den nördlichen Chinesen und vielen türkischen Völkerschaften herbeigeführt hat.
Diejenigen Gegenden der nördlichen Erdhälfte, in denen die Jagd auf Pelzthiere die ausschliessliche oder mindestens die Haupt-Beschäftigung der dünnen Bevölkerung ausmacht, sind auf unserer Karte weiss gelassen und die Namen der Geschlechter und Gattungen, auf welche vornehmlich Jagd gemacht wird, gehörigen Orts eingetragen worden.
Das Verbreitungs-Gebiet der Pelzthiere zerfällt in zwei natür- liche Provinzen, in die der Alten Welt oder die asiatische, und in die der Neüen Welt, oder die amerikanische Provinz.
Die asiatische Pelzthier-Provinz enthält den ganzen Norden von Asien, das pelzthierreiche Sibirien nebst Kamtschatka und das Stromgebiet des Amur, oder die Mandschurei. Gegen Süden erstreckt sie sich auch Uber die nördlichen Gebiete des von türkischen Völkerschaften bewohnten Mittelasien's, bis an den Aral-See, und erweitert sich gegen Westen über den Ural hinaus einer Seits bis an das Schwarze Meer, andrer Seits bis in den Norden der Skandinavischen Halbinsel, wo, dort ebenfalls türkische, hier aber finnische Völker der Jagd auf Pelzthiere, wenn auch nicht in dem Maasse und Umfange, obliegen, als die verschiedenen Nationen Sibirien's.
Aus der Reihe der Raubthiere werden in dieser Provinz des Pelzes wegen vorzüglich verfolgt, und zwar die ersten acht Thiere in dem ganzen Strich, der sich innerhalb der Wald- gränze von der westlichen Gränze der Provinz durch ganz Si- birien und die Mandschurei und Kamtschatka bis an's Berings- Meer und den Grossen Ocean erstreckt: _ |
Ursus arctos, der gemeine oder braune Bär,
Gulo horealis, der geraeine Fiälfrass,
Meies Taxus Schreb., der gemeine Dachs,
Mustela putorius, der gemeine Iltis,
M. {Putorius') vulgaris, die kleine oder gemeine Wiesel,
M. (Putorius) erminea, der Hermelin,
M. Zibellina, der Zobel, der in Verbindung mit dem Herme- lin unter allen Land-Mardern das kostbarste Pelzwerk liefert,
M. Lutra s. Lutra vulgaris, die gemeine Fischotter, M. lutris s. Lutra (Enhydris) marina, die Seeotter, deren Pelz noch höher geschätzt wird, als Hermelin und Zobel. Diese Otter lebt an den Küsten von Kamtschatka, auf den Ku- rilen und Jeso, an der langen Reihe der Aleuten und den Küsten Aljaschka's, deren Reichthum dieses Thier aus- macht, und längs der ganzen Westküste Amerika's bis zum 27" nördl. Breite, wo sonst seine Aequatorialgränze lag, die aber gegenwärtig (1850) in höhere Breiten fallen dürfte. _ Auf die Nordwestküste scheint eine andere Gattung:
Lutra phocula, beschränkt zu sein, deren Pelz eben so hoch geschätzt wird, als der Pelz der ersten Gattung. Die folgenden drei Gattungen,: Mustela Lutreola, die kleine Fischotter, oder Nörz, M. martes, der Edel- oder Baummarder, und M. foina, der Steinmarder, finden sich nur in dem westli- chen Theile der Provinz diesseits des Urals, von der Krimm und dem Kaukasus bis nach Finnland; der Edel- marder jedoch auch am Altai im Quell-Lande des Jenissei. M. sarmatica Pall., der Tigermarder, oder Wormlein, zwi- schen dem Don und der Wolga bis gegen den 53« nördl. Breite, und ostwärts in Mittelasien. In eben diesen Ge- genden lebt
Mygale moschata, die russische Bisam-Spitzmaus, oder Des- mon, aber noch weiter gegen Norden hinauf, bis zum 57", doch nicht jenseits des Urals, des Flusses und Ge- birges.
Ganis Vulpes, der gemeine Fuchs, mit seinen Abarten V. alopex, Brandfuchs, V. crucigera, Kreüz-, und V. nigra, Schwarz-Fuchs ist innerhalb der Waldgränze in der gan- zen asiatischen Pelzthier-Provinz ein Gegenstand emsig- ster Verfolgung. Eben so: _ Canis Lupus, der gemeine Wolf, und C. lycaon, der schwarze Wolf,
C. Corsac, der gelbe Fuchs ist in den südlichen Gegenden zwischen dem Ural, Irtysch and Baikal, so wie in ganz Mittelasien zu Hause. Felis Lynx, der europäische oder gemeine Luchs, F. Cervaria, der Hirsch- oder Silber-Luchs, und F. horealis s. Canadensis Geofi^r., der Polarluchs, letzterer hauptsächlich in den westlichen Gebieten der Provinz, vom höchsten Norden bis zum Altai und dem Baikal-See.
Von Nagethieren fängt oder jagt man: Sciurus (Tamias) slriatus, das Erd- oder gestreifte Eichhörn- chen, vom Ural bis zum Ochozkischen Meere und dem Anadyr;
Castor Fiber, der Biber, am Ob und den Nebenflüssen dieses Stroms bis zum Polarkreis; selten findet er sich noch jen- seits des Jenissei; Lepiis variabilis horealis, nordischer Hase, vom 50® an nörd- lich und von der westlichen Gränze der Provinz bis ans Ostende, besonders am Jenissei, der Chatanga, in Kamt- schatka;
L. ΤοΙαϊ Gm., sibirischer Hase, nur in den südlichsten Gegen- den von Sibirien, vornehmlich am Baikal; Layomys hyperhoreus Pall., der kleinste Pfeifhase, im östlich- sten Theil der Provinz, dem Tschuktschen-Lande; ' L. alpinus Pall., das Schoberthier, Stein- oder Heühase, vom Irtysch östlich durch ganz Sibirien bis Kamtschatka.
Von Wiederkäuern fängt man, nicht des Pelzes oder Fells, sondern seines Bisams wegen, der beim Bock in einer blasenförmigen Hauteinsackung abgesondert wird: _
Moschus moschiferus L., das echte Bisam- oder Moschusthier, dem im ganzen Tungusen-Lande, chinesischen und russi- schen Antheils, nachgestellt wird, wo es sich nördlich bis zum 60° der Breite findet, auch westlich vom Baikal im Altai, überhaupt aber nur im Gebirge, denn es liebt die
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12 Sechste Abtheilung.
schroffen Thäler und die Tannenwälder und steigt nie auf die offenen Berge und in die Ebenen herab; Ausserhalb de,ssen, was hier Pelzthier-Provinz genannt wird, bewohnt das Bisamthier alle Gebirge Inner-Asiens, bis zum Hima- laja und den Gebirgen im westlichen China, von wo es südlich bis Tunkin, unter 20" N. Breite, streift. Ausserhalb der Waldgränze, also im höchsten Nor- den, kommen von Landraubthieren vor, ausser dem _
Ursus maritimus, dem Eisbären, an allen Küsten des arktischen Meeres, ohne dass jedoch weder hier noch in der Neüen Welt ausdrücklich auf ihn Jagd gemacht wird: — Canis lagopus, der Eisfuchs oder Isatis, der auf dem festen Lande auf diese Zone der Moose und Flechten, der Tun- dry, beschränkt ist, und nur seine Vorposten bis an den Waldrand vorschiebt, der die Aequaforial-Gränzc seines Verbreitungsbezirks in der Alten und Neüen Welt bildet. Nordwärts ist der Eisfuchs auf allen Inseln des Eismeeres zu finden, selbst an der nördlichen Küste von Spitzbergen, unter 80" N. Breite. Wo nur immer der Mensch in jenen hohen Breiten seinen Fuss auf festen Boden setzen kann, kommt ihm der Eisfuchs entgegen, und wird ihm bald ein sehr lästiger Gast. Ostwärts reicht der Isatis bis ans Ende der Alten Welt, im Tschuktschen Lande, und er streift südlich längs der nackten Küste von Kamtschatka bis zur aüssersten Spitze dieser Halbinsel, von wo er auf Eisschollen übersetzt nach den Berings- und Kupferinseln; indess er auf den Aleutischen oder Fuchs-Inseln, die von ihm den Namen erhielten, jetzt nicht mehr vorhanden ist. Von den wiederkaüenden Thieren: Cervus (Bangifer) tarandus, das Rennthier, welches sich wild, in welchem Zustande es hauptsächlich von den Tschuk- tschen des Felles wegen gejagt wird, bis zum 50" N. Breite verbreitet, wo es das Sajanische und das Gebirge um den Ba'ikal bewohnt, indess es im hohen Norden auf Nowaja Semlja, und selbst auf Spitzbergen gefunden worden ist. Mit dem Thierfang beschäftigen sich In der asiatischen Pro- vinz folgende Nationen: _
1) Die finnischen Völkerschaften diesseits und jenseits des Urals, welche auf Luchse, Füchse, Marder, Hermeline und Eich- hörnchen, sodann auch auf Bären und Wölfe Jagd machen; wer unter den norwegischen Finnen die zuletzt genannten Thiere erlegt, bekommt von der Eegierung eine Prämie. Die euro- päischen Finnen treiben die Jagd jedoch nur als Nebenbeschäf- tigung.
2) Die türkischen Völkerschaften am südlichen Ural und wei- ter ostwärts gegen den Irtysch und den Altai, jagen auf Mar- der, Bisamspitzmaus, den Polarluchs und besonders auf den Corsac oder gelben Fuchs, mit dessen Bälgen sie einen so bedeutenden Handel treiben, dass jährlich zwischen 40 bis SOtausend Stück allein nach Orenburg geschafft werden.
3) Die an die Finnen und Türken gränzenden Samojeden und
4) Die Jenisseier, die auf Bären, wilde Eennthiere, Wölfe, Hasen, Füchse, Zobel (am Obi jetzt sehr selten), gestreifte Eich- hörnchen, zum Theil auch auf Hermelin, Eisfuchs und Fiälfrass jagen.
5) Die türkische, von ihren Stammverwandten ganz abgeson- derte Völkerschaft der Jakuten, welche die edelsten Zobel, be- sonders nm Olekminsk und am Aldan, die edelsten schwarz- braunen Füchse unfern Kolyma und Saschiwersk, Hermeline am Wilui, um Saschiwersk, Sehigansk und Kolyma, Eisfüchse und Bisamthiere, auch Bären erlegen.
6) Die Tungusen zwischen dem Eismeere im Norden und dem Ochozkischen oder Penschinischen und dem Japanischen Meere im Süden, welche auf wilde Eennthiere (im hohen Norden), Zobel, Bisamthiere, Eichhörnchen und Füchse jagen. Wie die unter russischer Herrschaft stehenden Völker Sibirien's ihre Ab- gaben in Pelzwerk, namentlich in den edlern Gattungen abtra- gen, so erhebt auch die chinesische Regierung von den ihr un- terworfenen Tungusen, oder Mandschuren, den Tribut in Zobel; eben so von dem Fischervolk
7) der Arnos, am Ostrande des mandschurischen Gestadelan- des und der gegenüberliegenden Insel Tarakai, die aber auch, wie ihre Brüder auf Jeso und den Kurilen an dem Fange der kostbaren Seeotter Theil zu nehmen scheinen, Aller Verkehr auf den Handelsplätzen der Mandschurei bewegt sich um Pelz- werk, gegen das chinesische Waaren zum Tauseh geboten werden.
8) Die ostwärts von den Jakuten und Tungusen wohnenden Jukagiren, Korjäken und die Tschuktschen am nordöstlichen Etide des asiatischen Festlandes,, sodann auch die Itelmän, oder Bewohner der Halbinsel Kamtschatka, welche auf Marder, Zo- bel, Hermelin, Fischotter, Fuchs, Eisfuchs, auf den Baren und Wolf, den Fiälfrass, auf Has^n und das wilde Eennthier Jagd machen. |
Der Ertrag an Pelzwerk ist in der asiatischen Provinz, wenn auch nicht mehr so bedeütend, als ehedem, doch noch immer sehr ansehnlich, und wirft in dem Handelsverkehr der sibirischen Völker mit den Eussen einen ganz ungeheüern Gewinn ab, der die eigenthümliche Seite darbietet, dass der Kaüfer eben sowol, als der Verkäufer desselben theilhaftig wird. Dies hangt fol- gender Massen zusammen: Der Tschuktsche z. B., einer der thä- tigsten Handelsleüte des kalten Nordens, fängt seine Waare nicht immer selbst, sondern kauft sie oft von seinem Stammbruder jen- seits der Beringsstrasse; er empfängt von diesem für ^ Pud Blät- tertaback eine Partie Felle, die er dem Eussen fiir 2 Pud des- selben Tabacks wieder verkauft; er gewinnt also 150 Prozent. Dem Eussen kosten diese zwei Pud, zum höchsten Preise ge- rechnet, ungefähr 160 Rubel; dafür ersteht er aber eine Partie Felle, die er wenigstens für 400 Rubel verkauft, und also 400 Prozent gewinnt. Dieser Pelzhandel zwischen den Tschuktschen
und Russen findet alljährlich auf einer grossen _ Messe Statt,
die am Aniuj-Flusse, an einem Orte Namens Ostrownoje, unter 68" N. 161" 25' O., abgehalten wird. Am höchsten im Preise steht der Zobel, noch höher der schwarze Fuchsbalg. Jener wird dort, gleichsam am ürsprungsorte der Waare, nicht selten mit 40, und dieser sogar mit 50—100 Rubel bezahlt.
Die Nordamerikanische Pelzthier-Provinz zerfällt in die drei natürlichen Bezirke, des Waldlandes, der Savannen oder Prairien, und der nackten kahlen Flächen des Polarlandes, welche die Pelzhändler Barren Grounds nennen. Das Waldland nimmt die Mitte ein, die Savannen liegen ihm südlich zur Seite und füllen das Mississippi-Missouri-Thal und gehen über die Rocky- Mountains hinweg durch das Gebiet des Columbia-Stroms bis an die Südsee. Die Barren Grounds liegen auf der Nordseite der Wälder; zie zeichnen sich dadurch aus, dass das Gestein fast übferall zu Tage geht, und nur hie und da mit Erdreich bedeckt ist, auf dem nur höchst selten ein Strauch, nie ein Baum, oder höchstens ein verkrüppelter Zwerg-Baum, Wurzeln schlägt.
Ein jeder dieser drei Bezirke ist, nach Beschaffenheit der Nah- rung, die sie gewähren, durch eigenthümliche Geschlechter, min- destens Gattungen von Pelzthieren charakterisirt.
Die Wald-Region ist die reichste an Pelzthieren. In ihr hausen aus der Ordnung der Raubthiere:
Ursus americanus Pall.^ der amerikanische schwarze Bär;
Procyon lotor, der Eakun oder Waschbär, _ ausschliesslich
hier zu Hause;
Meies labradoria Sab., der amerikanische Dachs;
Mustela Maries L., der Edel- oder Pinus-Marder der Eng- länder ;
M. Canadensis L., der Pikan oder Fischer;
M. (Putorius) erminea L. Gm., der Hermelin;
M. (P.) vulgaris, die kleine oder gemeine Wiesel;
M. vison L. Gm., der Visen oder Mink;
Lutra canadensis, die Canadische Otter;
Ganis {Vulpes') fulvus, amerikanischer oder Eoth-Fuchs; mit den Abarten decussata und argentata, Kreüz- und schwar- zer oder Silber-Fuchs;
Felis horealis s. Canadensis Geoffr., der Polar-Luchs;
F. rufa der braune Luchs.
Aus der Ordnung der Nagethiere, welche ihres Pelzes wegen verfolgt werden, gehören hierher ganz vorzüglich:
Castor americanus Fr. Cuv., der amerikanische Biber, und
Fiber zibethicus Cuv., die Bisamratte oder Musquash, sodann auch noch
Lepus americanus Erxl., der amerikanische Hase.
Und von Wiederkaüern:
Cervus Ahes L., das Elenn, Moose Deer der Engländer, und
Cervus {Rangifer') Tarandus L., das Eennthier, hier in der Neüen Welt von Labrador, Canada, dem obern Missouri und dem Eussischen Amerika bis zur Melville Insel, wo es sich um die Mitte Mai einstellt, um gegen Ende des September's nach dem Süden zurückzukehren.
Der Wald-Region und den Barren Grounds gemein- schaftlich sind:
Gulo Lüsens Sab,, die Wolwerine;
Canis lagopus, der Eisfuchs, auf dem Kontinent und den Inseln.
Canis Lupus occidentalis Rieh., der Wolf, in vier Varietäten.
Auf den Barren Grounds finden sich ausschliesslich:
Ursus arctos, der braune, oder, wie die Engländer sagen, Barren Ground Bär;
Ursus maritimus, der Eisbär, der die Küsten des Festlandes |
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Thier-Geographie. 13
und der arktischen Inseln bewohnt, und etwa 5 deutsche Meilen landeinwärts geht.
Lepus glacialis, der Eishase, bis zur Melville-Insel.
Die hauptsächlichsten und charakteristischen Thiere dieses Landstrichs sind aber das Rennthier, oder Caribou, und Ovibos moschatus Blainv., der Bisamochs, Mush-Ox der Engländer, Boeuf musque der Franzosen. TJeberhaupt werden die Barr&i Gromds wenig, oder fast gar nicht der Pelzthierjagd wegen besucht, wes- halb die Pelzjäger daselbst auch keine Niederlassungen gegrün- det haben.
In der dritten oder Prairien-Eegion schwärmen umher:
Ursus ferox Lew. et Clarke, der Grisly oder graüliche Bär der Engländer, das mächtigste Thier seines Geschlechts, vorzüglich auf den Abhängen der Rocky Mountains, des- sen · Verbreitungsbezirk sieh aber auch über die östlichen Savannen erstreckt. Die Jagd auf diesen Bären ist mit grossen Gefahren verknüpft.
Canis latrans, der Prairie - Wolf, kleiner als Lupus occident. Haust in grosser Menge in den Ebenen des Saskatschewan und Missouri.
Canis einereo-argentatus, der Gries- oder Kit-Fuchs, der kleinste der nordamerikanischen Füchse, dessen Pelz nur einen ge- ringen Werth hat.
Arctomys (_Spermophilus?) Ludovicianus, Ord. Wistonwisch, Prairie Dog, P. Marmot, der Hund oder das Murmelthier der Prairien.
Ä. Richardsonii Sab., Tawny Marmot, das lohfarbene Mur- melthier, (scheint der Repräsentant des sibirischen A. [φ.] concolor zu sein).
A. Franklinii Sab., Franklin's Murmelthier, eine sehr seltene Erscheinung.
A. Hoodii Sab., Leopard Ground-SquiiTel, Leoparden-Murmel- thier; das schönste Thier seines Geschlechts, in grosser Anzahl die offenen Gegenden der Ebenen am Saskatsche- wan in der Nähe von Carlton-House bewohnend. Das nördlichste Vorkommen dieses, so wie der drei anderen Murmelthiere ist der 550 N. Breite.
Geomys (?) talpoides Richards., Sand Rat, die Sand-Ratte, in der Gestalt einem Maulwurf ähnlich.
Diplostoma (?) halhivorum Richards., die Camas-Ratte, führt diesen Namen, weil die knollige Wurzel der Quamash- oder Camaspflanze {Scilla esculenta) ihre Lieblings-Nah- rung bildet.
Lepus virginianus Harlan; der Prairie-Hase der Pelzhändler.
Ausser dem Elenn, dessen schon bei der Wald-Region Erwäh- nung geschehen ist, kommen in den Prairien von Wiederkaüern vor:
Cerms strongyloceros Schreb., C. canadensis Gm.; der Wa- piti; geht nicht über SG'' oder 57" N. Breite und nicht östlich einer Linie hinaus, welche vom O. Ende des Wi- nipeg-Sees bis zum Saskatschewan in 105% und bis zum Elk-Flusse in llSt* W. Länge von Paris gezogen wird.
C. macrotis Say; schwarzschwänziger oder Maulthier-Hirsch.
C. leucurus Douglas; langschwänziges Reh.
Antilope furcifer Smith; Cerv. hamatus, Blainv.; Antilocapra americ. Ord., der Squenoton, die hellgabelgehörnte Anti- lope.
Bos americanus Gm., Bison amer. Smith; der amerikanische Bisoii oder Büffel.
Von allen diesen Thieren kommen der Biber und die Bi- samratte im amerikanischen Pelzhandel ganz vorzüglich in Be- tracht. Diese beiden Gattungen bilden in der That den Haupt- stock dieses Handels; denn man rechnet, dass jährlich gegen 80 bis 90,000 Biber-Bälge und über '/2 Million Musquash-Bälge allein nach Eüropa gelangen.
Auch auf der südlichen Erdhälfte giebt es ein Jagdrevier von Pelzthieren, das wix· aber, wegen seiner geringen Ausdehnung und kleinen Bevölkerung nicht in unsere Karte aufgenommen haben. Es liegt im gemässigten Südamerika in Chile, Tucuman und Buenos Ayres, überhaupt in dem ganzen Stromgebiete des La Plata, aber auch auf der Westseite der Cordüleren in dem Archipelagus von Chonos, und ist vom Myopotamus bonariensis, Commerson, Hydromys coypus, Geoffr., dem Sumpfbiber, bewohnt, der in Chile Coypu, in den Pampas Quuiya heisst. Der schöne Balg ist im Pelzhandel unter dem spanischen Namen des Fisch- otters, Nutria, bekannt.
Π. Schauplatz des nordischen Wallfisch- und Robbenfangs.
Die Reisen der Holländer und" Engländer nach den nordischen Gewässern, um, wo möglich, auf der östlichen oder der westli-
PIIYSIK. ATLAS ΑΒΤΠ. Tl. |
chen Seite eine Durchfahrt nach Indien zu suchen, öffneten, wenn gleich der Hauptzweck dieser Unternehmungen an den arktischen Eisschranken scheitem musste, die Schlupfwinkel der Cetaceen, Die Gefährten von Barentz, welcher 1596 Spitzbergen entdeckte, und von Hudson, der bald darauf die nordwestlichen Gegenden erforschte, verkündeten ihren Landsleüten, dass die nordischen Meere gleichsam von Wallen wimmelten, und hier ein nngeheüres Feld sei für die Thätigkeit kühner Seeleüte und die Spekulation unternehmender Handelsleüte. Mit baskischen Seeleüten bemannt, die bereits seit dem zwölften Jahrhundert den Wallfischfang in den höheren Breiten des Atlantischen Oceans regelmässig betrieben hatten, segelten holländische, englische, hamburger, französische und dänische Schiffe nach dem grön- ländischen Meere, um einen Industrie-Zweig zu verfolgen, der einen so grossen Gewinn zu versprechen schien. Die Holländer erlangten durch grössere Betriebsamkeit bald das üebergewicht über alle ihre Nebenbuhler. In der zweiten Hälfte des sieben- zehnten Jahrhunderts stand der holländische Wallflschfang in der höchsten Blühte, und es gab da Jahre, wo 260 Schüfe und 14,000 Seeleüte damit beschäftigt waren. Aber wie die Industrie der Basken seit dem Anfang des löten Jahrhunderts, so ist die der Holländer im 18ten Jahrhimdert an der Unersättlichkeit, an der Habsucht und dem Geize der Menschen gescheitert: Die Ba- länen-Familie ist im Grönländischen Meere, wenn auch nicht ausgerottet, doch so bedeutend vermindert worden, dass ein dahin abgefertigter Wallfischfänger nicht immer auf Erfolg rechnen kann, und diese Industrie seit den letzt vergangenen dreissig Jahren gezwungen worden ist, andere Gewässer aufzusuchen, die sie, vornehmlich seit den Entdeckungen der Ross, der Parry, der Lyon u. s. w. in den arktischen Gewässern der Neüen Welt, in der Davis-Strasse, in der Hudsons- und Baffins-Bai und den an- dern Meertheilen des nordöstlichen Amerika gefunden hat, wo sie sich gegenwärtig hauptsächlich in den Händen der Engländer befindet.
Wallfischfang.
Auf unserer Karte ist der Schauplatz des nördlichen Wallfisch- fangs durch eine volle, wagerechte Schraffirang hervorgehoben, und die Namen der Thiere, auf welche Jagd gemacht wird, sind mit rückwärts liegender Schrift gestochen worden, um sie von den Robben-Namen zu unterscheiden.
Balaena mysticeius L., der echte Wallfisch, wird heüt' zu Tage kaum mehr auf der Südostseite einer Linie angetroffen, welche von der Labrador-Küste quer über die Davisstrasse, und sodann von Ostgrönland nach Spitzbergen laüft, und auf der Karte mit Aequatorial-Gränze dieses Thiers be- zeichnet ist. Im Grönländischen Meere ist es, vvie gesagt, gegenwärtig eine seltene Erscheinung, und der eigentliche Schauplatz seines Fangs die Davisstrasse, die Hudsons- Bai u. s. w.
Das von Lacepede Balaenoptera genannte Geschlecht der Wall- fischfamilie bewegt sich in der Gattung
Balaenoptera longimana, Rudolphi, Finnfisch, ungefähr inner- halb derselben Gränzen, wie der echte Wallfisch; während B. Boops, Jubart, etwas südlicher, bis zum 61® nördlicher Breite herab, gefunden wird.
Zur Delphinen-Familie gehören: Physeter macrocephalus, der Pottfisch, langköpfige Kaschelot oder schwarzköpfige Walrath- (Spermaceti-) Wallfisch, ist eine höchst seltene Erscheinung in den Gewässern von Spitzbergen; sein Aufenthalt ist das hohe Meer in der Baffinsbai und Davisstrasse, von wo er nicht selten Streif- züge in den Atlantischen Ocean macht. Amerikanische Fischer verfolgen ihn zuweilen zwischen der Bank von Neufundland und den Azoren. Aber auf diese Gegenden ist der Pottfisch nicht beschränkt; in der That, kein Saü- gethier hat einen so grossen Verbreitungs-Bezirk als er, denn der gesammte Ocean, der Atlantische sowol als der Stille ist sein Wohngebiet, von 70" N. bis zu 60^ oder 70" S. Breite.
Monodon monoceros L., oder Ceratodon monodon Pall., das Einhorn oder Narwal, hat seine eigentliche Heimath in der Davisstrasse, vornehmlich in der auf gi-önländischer Seite liegenden Disco-Bucht, von wo es bisweilen südlicher zieht, aber fast nie die Polar-Region verlässt. Im Grön- ländischen Meere wird das Einhorn nur selten verfolgt; hier hat man es bis 81" ^/i N. Breite gesehen.
An der norwegischen Küste, von Finnmarken an bis hinab in die niedern Breiten des Stiftes Borgen, wird dann und wann ein AVpllfisch gefangen, der sogenannte Nordkaper, Balaena glacialis,
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14 Sechste Abtheilung.
welcher bald als eine besondere Gattung, bald als ein jüngerer Bartenwall, B. mystic., angesehen, von Oken aber theils für einen jungen Knnfisch, Balaenoptera, theils für einen Grinden- Delphin ohne Kückenfinne, DelpJiinapterus Lacep., zu halten geneigt ist. Dieser Delphin, Delphinüs leucas s. albicans Pall., DelpJiinapterus Beliiga Lacep., gewährt an den Fär-öern einen vortheilhaften Eang, erscheint aber dort in mehreren Jahren nicht. Jener Nordkaper verfolgt den Häring bis in den inner- sten Hintergrund der skandinavischen Fiorde; sobald er aber weit genug vorgedrungen ist, sperrt man die Mündung mit einem starken Netze, schiesst ihn mit Pfeilen an und lässt ihn fünf oder sechs Tage umherschwimmen, bis er stirbt und den Grund- besitzern zu Theil wird.
Der mit so manchfaltigen Erzeugnissen reich versehene Stille Ocean nährt auch viele Wallflsche, die in grosser Menge die Gewässer besuchen, welche die Küsten der russisch-amerikani- schen Kolonien bespülen. Die Bewohner von Kadjack und ünalaschka haben sich seit langer Zeit mit dem Fange dieser Thiere abgegeben und setzen diese Beschäftigung bis auf den heuti- gen Tag fort. Aber erst seit dem Jahre 1833 hat die russisch- amerikanische Kompagnie angefangen, sich zum Wallfischfange gehörig auf europäische Weise eingerichteter Eahrzeüge und der Harpunen zu bedienen. Die Aleuten unterscheiden vier Gattun- gen von Balaena. Der Kaschelot, Physeter, kommt bisweilen, wiewol nur selten, vor, haüflger an den Aleutischen Inseln, als bei Kadjack.
Robbenschlag.
Die Küsten der nördlichen Erdhälfte, an denen Eüropäer und Amerikaner auf die Thiere der Eobben-Familie Jagd machen, um mit dem Ertrage des Fangs Handel zu treiben, sind in unse- rer Karte mit einer schmalen Schraffirung versehen worden. Der bedeutendste Robbenschlag findet heütiges Tages in den Gewäs- sern zwischen Grönland und dem festen Lande Amerika's Statt, Seitens der kühnen Seefahrer von Neüfundland und Neüschott- land, die sehr zeitig im Frühjahr, in den Monaten März und April, den sch-snmmenden Eisfeldern entgegen fahren, welche vom Nordpol herabströmen, und auf denen sich die Seehunde Heer- denweise gelagert haben, um sie als Fahrzeüge zur Reise in die wännere Welt zu benutzen. Diese Felder nennt man in Amerika Seal-Meadows, d. h. Robben-Anger, und auf ihnen und längs der Küsten von Labrador etc. erschlagen nur allein die Neüfundlän- der und Neüschottländer jährlich weit über eine halbe Million Robben, eine ungeheüre Zahl, die gewiss auf anderthalb Millio- nen steigt, wenn man die Jagd der Engländer, Deütschen, an den grönländischen und spitzbergischen Küsten u. s. w., die der Russen und Skandinavier an den eigenen Küsten, die der Russen im Berings- und ochozkischen Meere imd in den asiatischen Landseen, dem Kaspi, Aral, Baikal etc. in Erwägung zieht.
Die Robben zerfallen in zwei Gruppen: Seehunde und Wall- rosse, von denen die erstere, nach den Bestimmungen der neue- ren Zoologen, aus mehreren Geschlechtem besteht. Von den Seehunden ist: _
Phoca vituUna L., die gemeine Robbe, oder der gemeine See- hund, in dem ganzen Räume des nordischen Jagdgebiets diesseits und jenseits des Atlantischen Oceans verbreitet, vom Mittelländischen Meere und der Ost- und Nordsee bis ins Eismeer.
PL· foetida Fabric., ebenfalls von der Ostsee an in den nörd- lichen Meeren beider Erdhälften.
Pk, groenlandica Müller, die gemeinste Gattung in den arkti- schen Meeren der Neüen Welt, längs deren östlichen Ge- stade sie im Winter bis zum 43° nördl. Breite herabkommt. Auf der Ostseite von Grönland, namentlich in Spitzbergen, giebt es nur wenige.
Ph. harhata Müller, die Bartrobbe, an Spitzbergen und im ganzen Jagdgebiete der Neüen Welt, an Kamtschatka's Küsten wird sie vom 56» bis 64« der Breite gefangen.
Ph. leucopla Thienem., findet sich vornehmlich an den Küsten von Island, und
PL· lagura Cuv., Hasenschwanz-Robbe, wird fast ausschliess- lich an der Küste von Neüfundland gefangen.
PL· Mspida Sehreb., PL· Gryphus Fabric., die rauhe Robbe, ist in der Ostsee und an der norwegischen Küste zu Hause, woselbst man Jagd auf sie macht, aber auch in den nor- dischen Gewässern der Neüen Welt, in der Davisstrasse imd den dahinter liegenden Gegenden lebt sie in grosser Menge. |
PL· cristata Erxl., Stemmatopus cristatus Fr. Cuv., die Klapp- mütz oder Mützenrobbe, scheint blos in demjenigen Theile des Eismeeres zu leben, welcher über Europa liegt, beson- ders an Grönland, wo sie sich meistens im hohen Meere aufhält, und nur in den Monaten April, Mai und Juni sich dem Lande nähert. PL· ursina, die Bärenrobbe, oder der Seebär, Für-Seal der Engländer, jetzt ausschliesslich im hohen Norden zwischen Asien und Amerika im Berings-Meere, Λνο der Fang vor- züglich zuf den Kommodore- und den Pribylowschen In- seln, am bedeütendsten jedoch auf der Insel St. Paul be- trieben wird. Früher gab es eine grosse Menge Seebären am Golf von San Francisco; die Amerikaner der Verei- nigten Staaten haben sie aber dort gänzlich ausgerottet. PL· Jubata, leonina, Schreb., PL· Stelleri Less., die Löwen- robbe oder der Seelöwe, im Berings-Meer und auf allen Inseln und Küsten des Stillen Oceans vom 61° N. Breite (auch nördlicher, denn bei der Insel Stuart, unter 63θ'/2, findet man sie noch, obwol seltener) südwärts bis zu den Kurilen und Jeso, und auf der Ostseite des Oceans bis zu einer unbekannten Breite. Der vornehmste Sammelplatz des Seelöwen ist die Insel St. Georg, die südliche der bei- den Pribylowschen, unter 56° der Breite. Auf der West- seite von Kamtschatka, im Penschinischen Meere, finden sich keine Seelöwen.
Die zweite Gruppe der Robben besteht aus einem einzigen Ge- schlecht, und dieses aus einer einzigen Gattung, nämlich aus: Trickechus Rosniarus L., Hosmarus arcticus Pall., dem Wall- ross, das zwischen Spitzbergen und Grönland, in der Baf- finsbai vom 64® nördl. Breite an und im Berings-Meere von der Nordküste Aljaschka's bis zur asiatischen Küste an der Berings-Strasse vorzukommen pflegt.
Die untere, grössere Hälfte unserer Karte enthält eine geogra- phische Darstellung von der _
III. Terbrcitung des Katzengescblechis, Genus Felis, so wie der Hyäne.
Die katzenartigen Thiere, sagt Oken, sind die eigentlichen Raubthiere, sowol wegen ihres Muthes, schleichenden Gangs, ihres plötzlichen Springens, Haltens und Zerreissens mit Klauen und Zähnen, als wegen ihres Naturells, welches blos lebendiges Fleisch und Blut verlangt, und das Aas verschmäht. Darum schien es angemessen, ihnen eine eigene geographische Darstel- lung zu widmen, aus der wir sofort auf den ersten Blick erken- nen, dass sie fast über die ganze Erde verbreitet, die Hyänen dagegen auf einen verhältnissmässig kleinen Theil der Erde, näm- lich auf Afrika und Vorderasien, beschränkt sind.
Die featzen finden sich in allen Zonen, vom heissen Erdgür- tel an bis zum kalten der nördlichen Hemisphäre, und sehen ihrer Verbreitung gegen Norden erst da Schranken gesetzt, wo der Baumwuchs aufhört, d. h. die nördliche Gränze dieses Ge- schlechts der Raubthiere fällt mit der Waldgränze zusammen. Im östlichen Asien schliesst die J^eKs-Verbreitung mit dem Fest- lande ab: auf den Japanischen Inseln giebt es keine Katzen, wol auch nicht auf Tai-wan oder Formosa. Zweifelhaft ist es, ob sie auf den Philippinen vorkommen; im Indischen Archipelagus aber fällt ihre Gränze mit der der Vierhänder zusammen: jenseits Ge- lebes und Timor lebt keine Katze mehr; da beginnt das von Natur katzenlose Gebiet der Erde, welches das Festland Austra- lien, die grosse Insel Neü-Guinea, die westaustralische Inselreihe und ganz Polynesien im Zusammenhange umspannt, und am öst- lichen Gestade des Grossen Oceans die waldleeren Küstenterras- sen, so wie die westlichen Abhänge und die Hochebenen der Cordilleren von Bolivia und Peru, wahrscheinlich auch die Schei- telfläche des Tafellandes von Mexico in sich schliesst. Im west- lichen Eüropa ist Süd-England dasjenige Land, in dem die eüro- päischen Katzen-Gattungen, Felis Catus, F. Lynx, ausgerottet sind; F. Catus findet sich indessen noch immer in den Walddistrikten von Cumberland und Westmoreland, von Schottland und Irland.
Unter den Land-Raubthieren enthält das Geschlecht der Fleder- maüse die meisten Gattungen; ihm zunächst steht das Fefe-Ge- schlecht, denn es zählt 9 Prozent = yV E. d. i. 46 Gattungen, die in die zoologischen Reiche folgender Maassen vertheilt sind: Australien . . . , . 0 Prozent,
Eüropa......9,9
Africa......31,3
Amerika.....33,3
Asien......51,0
Die geographische Vertheilung der Katzen geht also nicht pa- rallel mit der Vertheilung des Canis-Geschlechts (s. oben p. 9): Amerika hat die meisten Hunde, Asien dagegen die meisten Katzen; dort lebt über die Hälfte aller Careü-Gattungen, hier über die Hälfte aller Fe&-Gattungen. Sucht man die Verthei- |
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Thier-Geographie. 15
lung der Katzen in die zoologischen Provinzen auf, so erhalten wir folgende Skale:
iAsien .... JAfrika .... I Amerika . . · . Asien .... Üebergangs-Provinz Mittel- u. Süd-Eüropa Nordamerika . . fAsien .... . Europa .... Amerika . . .
{Amerika . . . Australien . . . Oceanische Provinz die den Beweis giebt, dass die Verbreitung der Katzen von den Austral-Ländem durch die arktischen und gemässigten Provinzen bis zu den Provinzen der heissen Zone sehr nahe nach dem Ver- hältniss der Zahlen 1, 2, 4, 8, oder, dass die Zunahme in den Zonen nach dem Doppelten des vorhergehenden Gürtels erfolgt. Hierin unterscheidet sich die geographische Vertheilung des Fe- Zis-Geschlechts von der des Cawjs-Geschlechts, bei dem in der gemässigten und arktischen Zone ein Stillstand bemerkt wird (s. oben p. 9 und 10).
Die folgende Eintheilung des Katzen-Geschlechts in 5 Subge- nera ist von Oken entlehnt. Wir fügen die Namen der Gegen- den hinzu, in denen jede Gattung vorkommt.
A. Nachtkatzen, mit schmalem, spaltförmigem Sehloch.
1. Ziebeththier-artige: Gewöhnliche Katzen.
1) Felis catus, die gemeine Wildkatze. _ Europa, 'Vorder-
asien, Indien,
2) F. maniculata Kretzschmar {F. Rüppellü Brandt, F. lihyca),
libysche oder nubische Katze. — Nubien und Kordofan. _ Beide Gattungen werden für die Stammmutter der zah- men oder Hauskatze gehalten. Jetzt aber glaubt man ziemlich allgemein, dass letztere von F. maniculata ab- stamme, von der Rüppell annimmt, dass sie zuerst von den Altägyptern gezähmt worden. Von den zahlreichen Varietäten der Hauskatze sind die sel- teneren und feineren:
F. catus striatus, die Cyperkatze. F. c. Mspanicus, die spanische. F. c. caeruleus, die Carthaüserkatze. F. c. angorensis, die angorische. Die Hauskatze findet sich überall, wo die Menschen einen festen Wohnsitz gegründet haben, mit Ausnahme der käl- testen Länder. S) F^ manul, Steppenkatze oder Manul. — Asien.
4) F. celidogaster, klein- oder rothfleckige Katze. _ Südame-
rika; Himalaya?
5) F. Guigna? _ Chili.
6) F. Geoffroyi. _ Pampas von Südamerika, Patagonien.
7) F. Azarae, _ Ebendaselbst, auch in Chili.
8) F. pajeros. _ Pampa-Katze. _ Pampas von Südamerika,
Patagonien.
9) F. planiceps. _ Sumatra, Borneo.
10) F. minuta._ Ganz Südasien, auf den Inseln Sumatra, Java,
Borneo. '
α) F ruUnigosa ·| j,. minuta.-Yov-
ß) F tor,uata_ ^ -
γ) F. nepalensis J
11) F. megalotis. _ Nur auf Timor.
12) F. bengalensis Desm. _ Vorderindien, Nepal.
13) F. moormensis (= F. himalayanaf). — Ebendaselbst.
14) F. viverrina. _ Vorderindien, Nepal.
15) F. Jacquemontii. — Nepal.
2. Hundartige: Luchse.
16) F. Lynx, europäischer oder Eothluchs__Eüropa, Nordasien.
17) F. pardina, Pardelluchs. — Südeüropa, Vorderasien, Nord-
afrika.
18) F. cervaria, Hirsch- oder Silberluchs. _ Mitteleüropa, Nord-
und Mittelasien.
19) F. horealis s. canadensis, Polar- oder Canadaluchs. _ Im
Norden der Alten und Neüen Welt (= F. lyncula, Katt- Lo der Schweden?).
20) F. rufa, brauner oder Bailuchs. _ Nordamerika.
21) F. fasciata Eafinesque, gestreifter Luchs. _ Ebendaselbst.
22) F. chaus s. catolynx, s. libycm, der Kirmyschak, Sumpf-
luchs. _ Mittel- imd Vorderasien, Nil-Land, Habesch.
33,3 ΡγοζΛ
31,3 - 128,7 Proz.
21,6 19,6
19.6 5,9 5,9
11.7 7,3 3,6 3,6
0 0 |
23) F. caligata, Stiefelluchs. _ Vorderindien, Nord- und Mit-
telafrika.
F. erythrotis. _ Nepal. __ (Ob Eine Gattung nach Ogilby mit F. chaus, oder nach A. Wagner mit F. caligataf)
24) F. caracal, südlicher oder Luchs der Alten._ Ganz Afrika,
Vorderasien, Vorderindien.
25) F. maculata, mexicanischer Luchs. _ Mexico, Guatemala.
B. Tagkatzen mit rundem Sehloch.
3. Proteles- oder Erdwolfartige: Panther.
26) F. discolor s. concolor, Puma in Peru; Guazu-ara in Para-
guay; Pagi in Chili; Miztli in Mexico; On^a ^u^uaranna in Brasilien; der nördliche Panther, auch Painter und Caramount in den Vereinigten Staaten, meist aber unter dem Namen Cuguar, Cougar bekannt; der amerikanische Löwe. _ Ausschliesslich in Amerika, in beiden Hälften des Continents. F. nigra, schwarzer Puma; Varietät von F. concolor?
27) F. Serval s. capensis, Tigerbuschkatze. _ Mittel- und Süd-
afrika.
F. ohscura s. nigricans; Varietät von F. serval? Südafrika.
28) F. servalina. _ Vorderindien.
29) F. caffra. _ Südafrika.
30) F. senegalensis. _ Mittelafrika.
31) F. rutila. _ Ebendaselbst.
32) F. juhaia s. guttata, Jagdleopard oder Jagdparder, Chita in
Indien u. s. w., Gepard (Name des Pelzes), Luipaard der Kap-Colonisten, Nquam der Beschuanen. _ Ganz Süd- und Mittelafrika, Vorderasien? Vorderindien, Himalaya.
33) F. pardalis (= F. cJiibi-guazu Griffith), Ozelot, Tigerkatze.
Im tropischen Amerika diesseits der Andeskette und über- schreitet den Wendekreis des Krebses, bis zum Arkansas in Nordamerika. _ Varietäten oder Spielarten sind:
a) F. mitis, Chati. _ Brasilien.
ß) F. tigrina, Maracaia. — Ebendaselbst, Guiana. γ) F. macrura (= F. Wiedii), langschwänzige Tiger- katze. _ Peru, Brasilien. d) F. GriffitUi (= F. nigra Griff.), Griffiths Ozelot.
ε) F. Hamiltonü, Hamilton's Ozelot. _ Ob auch
C) F. elegans Less. eine hieher gehörige Varietät sei?
34) F. Jaguar-undi Azara. — Nordamerika und Südamerika,
von Mexico bis Paraguay. F. eyra- Desm. _ Brasilien. _ Ob Spielart vom Ja- guar-undi?
35) F. colocolo Molina. _ Chile.
36) F. strigilata. _ Guiana.
37) F. macrocelis, grossgefieckter Tiger, Nebelparder. _ Nepal,
Hinterindien, Sumatra, Borneo.
38) F. Leopardus, Leopard oder Parder. _ Süd- und West-,
afrika, Habesch, Nilland, Vorderasien bis an den Taurus und Kaukasus, Iran, Vorderindien, Hinterindien zum grossen Theil.
39) F. Pardus, Panther, Unze. _ Afrika, Vorder-, Central-
und Südasien. — Als Varietäten und Spielarten dürften anzunehmen sein:
a) F. Nimr. — Syrien, Arabien, Nilland.
/?) F. chalyheata Herrm. Stahlpanther. _ Südasien.
γ) F. variegata (mindestens ein Verwandter von F.
Pardus'). __ Sumatra, Java. S) F. fusca, melas, schwarzer Panther, _ Südasien.
40) F. Irbis. _ Nord- und Mittelasien.
41) F. Οηςα, amerikanischer Tiger, Jaguar; Jaguar-ete in Pa-
raguay, Jaguara in Brasilien. _ Nord- und Südamerika,
vom Hintergrunde des Californischen Meerbusens bis Pa- tagonien.
4. Hyänenartige: Tiger.
42) F. tigris, Tiger, bengalischer Königstiger. _ Ausschliess-
lich in Asien.
5. Eigentliche Katzen: Löwen.
43) F. Leo africanus, Löwe der Alten. — Nord- und Centrai-
Afrika.
44) F. Leo melaceps, schAvarzmähniger Löwe von Burchell. _
Südafrika.
45) F. Leo australis, Lowe von Südafrika.
46) F. Leo asiaticus (s. goojratensis), kurzmähniger Löwe von
Gudscherat. _ Vorderindien und Südiran? Unter diesen 46 Katzen-Gattungen befinden sich 30, welche der Alten Welt, und 15 Gattungen, die der Neüen Welt eigenthüm- lich sind. 1 Gattung ist der östlichen und westlichen Erdhälfte "•emeinschaftlich, nämlich der Polarluchs, F. horealis. Bulfon |
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16 Sechste Abtheilung.
bemerkt irgendwo: die Natur scheine bei der Thierbildung für die Neue Welt einen kleineren Maassstab angewandt, nnd den Menschen allein in derselben Form wie in den übrigen Erdthei- len gebildet zu haben. Es ist dies nicht allein wahr in Bezie- hung auf die verschiedenen Ordnungen der Saügethiere, Vögel und Amphibien, es ist auch wahr von den Gattungen eines und desselben Geschlechts, wie z. B. hier beim Genus Felis, dessen grösste amerikanische Species, der Jaguar und Puma, nur halb so gross sind, als der Löwe, welcher 8', mit dem Schwänze 12' lang und 3' hoch ist.
Die heissen Länder der Erde sind in der Regel der Hauptsitz der grossen Katzen, dennoch sieht man sie die Tropen über- schreiten und oft in hohe Breiten, unter kalte Isothermen hin- aufsteigen. Das merkwürdigste Beispiel dieser Art bietet der Tiger, dessen eigentliche Heimath in den schwülen Walddiekich- ten Vorderindiens, im Besondern Gondwana's, Gudscherat's, Ben- gal's Sylhet's u. s. w., so wie der Indischen Inseln ist, und der dennoch auch in den Gebirgsschluchten des Altai-Systems hau- set, von wo er nicht selten Streifzüge in das benachbarte Sibi- rien jenseits des Baikal unternimmt. Auch der Jaguar über- schreitet die heisse Zone Anierika's um 20° gegen Süden hin; denn er schweift über die Gränzen Paraguays weit hinaus bis zum Rio Negro, und zum See Nahual-Huapi, der seinen Namen von der indischen Benennung des Tigers trägt; dieser See liegt unter 42" südl. Breite. Noch ansehnlicher ist die Erweiterung des geographischen Bezirks des Puma oder Cuguar, F. concolor, der fast ganz Amerika erfüllt, von den Canadischen Seen, unter
49"_500 nördl. Breite, bis zu den nebligen und kalten Breiten
des Eeüerlandes, unter SS"-. 54» südlichen Abstandes vom Ae- quator.
Auch geht er auf der Cordillere des mittleren Chile bis zu Höhen, die mindestens 1700» über der Meeresfläche betragen, was, in der dortigen Breite, etwa 550* unter der Linie des ewi- gen Schnees sein kann, und in den Andes von Peru steigt er von den heissesten Urwäldern bis zur Schneegränze, obgleich er hier nur höchst selten vorkommt. Der Jaguar-undi folgt ihm bis dahin nach. In den Andes von Peru erreicht jF. Onga, ma- crura und celidogaster kaum eine Höhe von 600*, der Ozelot, F. pardalis, dagegen erhebt sich daselbst noch ein Mal so hoch über die Meeresfläche, über die Palmen- und Pisanggewächse hinaus in die Region der baumartigen Farrnkraüter und Cin- chonen bis zu deren oberen Gränze oder bis 1500* Höhe über der Meeresfläche, doch nur am östlichen Abhang der Cordillere. Auf Java und Sumatra findet man den Tiger vom Seestrande bis zu einer Höhe von reichlich 600»; gleichwol niemals tief in den Schlupfwinkeln der Hochwaldung, sondern mehr im Vorge- birge und in dünn bewohnten Strichen, die mit vielem niedrigen Unterholz bewachsen sind, oder wo weite Grasfelder von Alang- alang {Imperata Kcenigii) und andere Λvuchernde Gewächse von Strauch- und Baumformen (Saccharum glaga, Metteria coccinea, pininga u. s. w.) den Boden bedecken. Auf dem Eestlande In- dien's lauert der Tiger sowol als der Leopard am Abhang des Himälaya in der ganzen untern Region, bis 625* über dem Mee- re; aber beide schleichen auch in die mittlere Region nnd bis an deren obere Gränze bei 1500' absoluter Höhe, wo die kraut- artigen Tropengewächse aufhören, und der Baumwuchs schon ganz dem der gemässigten Zone entspricht, wo die Wälder fast gänzlich aus Rhododendron arhoreum, Quercus-, Acer-, Ulmus-, Carpinus-A.ne,n, und, besonders an der Nordseite der Berge, aus den verschiedenen Nadelhölzern des Himalaya bestehen. Ja der Tiger bewohnt, sammt Leopard und Panther, das nackte, wald- lose Tafelland von Tübet und dessen Bergschluchten, wo er ge- wiss Höhen wie die des Montblanc erreicht, und wol darüber; und vergleicht man seinen Haupt-Wohnsitz in Bengals heisser Tiefebene mit seinem Vorkommen in den Thälern Dauriens und jenseits des Baikal, so ergiebt es sich, dass er unter Isotherm- breiten lebt, die zwischen einer mittleren Jahrestemperatur von 27° und der des Gefrierpunktes schΛvanken. |
So gross auch der Verbreitungsbezirk des Tigers ist, indem er sich von Java bis zum Baikal, und vom Kaukasus und Zer- dah Koh (West-Iran) bis Korea erstreckt, so wird er doch von dem Verbreitungs-Kreise des Leoparden, der ganz Afrika, Ara- bien und das Pestland von Indien umspannt, noch mehr aber von dem des Panthers übertroffen, welcher die so eben genannten Erdgegenden alle, ausserdem aber auch noch ganz Vorder- und Mittelasien, so wie die grossen Sunda-Inseln Sumatra und Java in sich schliesst. Die Protelesartigen Katzen zeichnen sich in der That bei der geographischen Verbreitung vor allen übrigen Katzen durch grosse Raürae aus, so F. concolor und Οηζα in der Neüen, F, Leopardus und Pardus in der Alten Welt; und nur unter den Luchsen kann es F. Lynx, mit seinen drei ihm ganz nahe stehenden Verwandten, F. pardina, cervaria, borealis, mit ihnen aufnehmen; denn diese finden sich im ganzen Norden des Katzen-Landes in der Alten Welt, vom Atlantischen Ocean bis zum Stillen, mit Ausnahme Englands, in ganz Eüropa, in den Atlas-Ländern von Afrika, in Asien, vom nördlichen Rande der Wälder bis in die innersten Berg-Wüsteneien des Tübetischen Hochlandes und bis an den nördlichen Fuss des Himälaya; und in der Neüen Welt ebenfalls von der Waldgränze bis an die Co- lumbia-Mündung und die Canadischen Seen, und noch dariiber hinaus.
Den König der Thiere, den Löwen, betrachtet Swainson nicht als eine einzige Gattung, sondern als ein Sub-Genus des Katzen- Geschlechts, das nach ihm aus fünf, wenn nicht sechs Species besteht, von denen er vier, wie die obige Nachweisung zeigt, auf- geführt hat. Eine fünfte Gattung (oder Art, oder wenn man lieber will Spielart, Varietät), dürfte vielleicht der von Griffith erwähnte mähnenlose, mehr braungefärbte Löwe sein, der nach ihm aus Nubien stammen soll, obwol kein neüerer Reisender ei- nes Löwen in diesem Lande gedenkt. In der That, der ganze nordöstliche Theil von Afrika, das ganze Nil-Land von Abessi- nien's Hochgebirgen an bis zum ägyptischen Delta, mit den an- gränzenden Sudan-Gegenden des Kordofan und Dar-Für, und mit Einschluss der ganzen Wüste bis an den Ocean birgt heüti- ges Tages keinen Löwen mehr, so dass das afrikanische Löwen- Land aus zwei getrennten Provinzen besteht, einer kleinen nörd- lichen in der Berberei, und einer grossen südlichen, die einen grossen Theil von Mittelafrika und ganz Südafrika enthält. Aus- serhalb Afrika's trifi^t man den Löwen erst am südlichen Rande des Tafellandes'von Iran wieder, wo der schneebedeckte Zerdah Koh, oder gelbe Berg, unter 32« N. Br., der nördlichste Punkt seiner Verbreitung zu sein scheint. Die Begränzung des Löwen- landes in Indien ist auf unserer Karte unsicher in Beziehung auf die Erweiterung derselben gegen Norden am Indus hinauf. Wie hoch der Löwe an den Bergen steige, ist nicht mit Sicher- heit bekannt; gewiss aber ist es, dass der schwarzmähnige Löwo Südafrika's, Tao der Beschuanen, vorzugsweise im Gestrüppig der offenen Ebenen des Tafellandes gefunden wird, und diese Ebenen stehen am Fusse der Wit- und Winterberge, im nord- östlichen Hintergrunde der Kap-Kolonie, im Durchschnitt 750* über der Meeresfläche.
Die in diesen Andeütungen über die geographische Verbrei- tung des Katzengeschlechts vorkommenden Angaben der Höhen, welche die hauptsächlichsten Gattungen bei ihrer Verbreitung in senkrechter Richtung ersteigen, sind, zur leichtern Uebersicht, auf unserer Karte graphisch dargestellt worden.
Das Hyäne η-Land besteht aus ganz Afrika, aus Arabien, Syrien, Kleinasien, Persien und Turkistan bis zum Altai. Ver- schieden von dem Katzen-Geschlecht, das sich durch seine zahl- reichen Gattungen auszeichnet, ist das Hyänen-Geschlecht arm an Gattungen. Man kennt blos vier, die mithin nur 0,8 Prozent oder 1:116 R ausmachen. Es sind folgende:
Eycena striata, die gestreifte oder gemeine Hyäne, in ganz Nord- und Mittelafrika, und in einem grossen Theile von Südafrika, namentlich in der Berberei, in Aegypten, Nu- bien, am Senegal, in Dar-Fur und Habessinien, überhaupt von der Mittelländischen Küste bis zum Wendekreis des Steinbocks im Namaqua-Lande, aber nicht in der Kap- Kolonie; sodann in den oben genannten Ländern von Asien, in welchem Erdtheil sie der einzige Repräsentant ihres Geschlechts ist.
H. crocuta, die gefleckte Hyäne, Tigerwolf der Kap-Koloni- sten, Impisi der Beschuanen, ist, wie
H. venatica s. picta, die Jagdhyäne, der geschäckte oder wilde Hund der Kap-Kolonisten, vorzüglich am Vorgebirge der guten Hoffnung zu Hause und daselbst ausserordentlich zahlreich; beide Gattungen erstrecken sich aber durch ganz Südafrika und gehen selbst über den Aequator hin- aus bis gegen den 7° nördl. Breite.
H. brunnea s. fusca s. vülosa, die dunkle Hyäne, Strandwolf der Kap-Kolonisten, am Meeresstrande und an den Fluss- ufern des Kaplandes, dessen Gränzen diese Hyäne nicht weit zu überschreiten scheint. Sie ist überdem, obwol ge- mein, doch nicht so zahlreich als die gefleckte und die geschäckte Gattung ihres Geschlechts.
Das Tafelland von Südafrika, welches von dem grossen Völ- kerstamra der Beschuanen bewohnt wird, erhebt sich in der |
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Thier-Geographie. 17
Quellgegend des Orange - Stroms und dessen Zuströme minde» stens bis zu einer mittlem Höhe von 700t über der Meeresfläche, und da ist im offenen, waldlosen Lande der Schauplatz, wo die Jagdhyäne in grossen Rudeln nicht allein die friedlichen Anti- lopen verfolgt, sondern auch Löwen tmd Panther anfällt, und, ungeachtet deren Stärke, durch ihre Menge überwältigt und niederreisst; während die gefleckte Hyäne in tiefen Höhlen und Steinklüften sich aufhält, und nur des Nachts auf Raub geht, der für die Schaafheerden der Kap-Kolonisten sehr verderb- lich wird. |
|
N». 4. Geographische Verbreitung und Vertheilung der Nagethiere,
minantia.
Rodentia; uüd der Wtederkaüer, Ru-
Die allgemein bekannte, und auch in diesen Vorbemerkungen schon mehrfach hervorgehobene Thatsache, dass die Landsaüger in der Richtung nach den Polen an Gattungszahl abnehmen, ist auch wahr von den Thieren, die zu den, in diesem Blatte dargestellten zwei Ordnungen der Nager und Wiederkaüer ge- hören. Aber auch bei ihnen zeigt es sich, dass den Austral- ländern das Minimum ihres Vorkommens eigen, und die Ocea- nische Provinz von den Nagern sowol, als von den Wiederkaüern ganz cntblüsst ist, was in Bezug auf letztere auch von Austra- lien gilt. Mit Ausnahme dieser südlichen Länder sind die Thiere beider Ordnungen über die ganze Erde, und im Norden im All- gemeinen bis dabin verbreitet, wo der Baumwuchs aufhört, oder mit andern ΛVorten: die nördliche Gränze des Verbreitungsbe- zirks der Nager und Wiederkaüer fällt im Durchschnitt mit der Waldgi-änze zusammen, wenn gleich auch einzelne Geschlechter, z. B.: die Thicre des Ceryus-Geschlechts, diese Gränze zu über- schreiten und Wanderungen auf die mit Moosen und Plechtcn überzogenen Tundren Nordasiens und die Barren-Grounds Nord- amerika's, welche einen gleichen Vegetations-Charakter haben, zu unternehmen pflegen.
Betrachten wir die in der obern Hälfte des Blattes enthaltene:
I. Geographische Yerbreitung und Ycrthcilung der Nagelhicre,
Rodentia,
so ist zu bemerken, dass die auf der Karte enthaltenen That- sachen aus den Untersuchungen hervorgegangen sind, welche im
Winter 1843_44 angestellt wurden. Neüere, im October und
November 1850 vorgenommene, Berechnungen zur Statistik der Nagethiere zeigen aber, dass jene Thatsaehen nicht geringe Ver- änderungen erleiden, über die ich, ohne die Karte zu ändern*), hier Rechenschaft ablegen will. |
Zunächst ergiebt sich, dass die zoologische Provinz von Nord- Amerika die meisten Nager enthält, dass also in diese Provinz das Maximum ihrer Dichtigkeit fallt, ganz verschieden von den Raubthieren, die ihr Maximum innerhalb der Wendekreise ha- ben. Das Minimum der Dichtigkeit der Nagethiere liegt in der nordeüropäischen Provinz. Zwischen diesen aüssersten Punkten grösster und kleinster Anzahl von Nagern lauft die Vertheilungs.' Skale dieser Thiere auf gar seltsamem Wege, wie sich aus den weiter unten folgenden Zahlenwerthen der Provinzen ergiebt. Nichts desto weniger aber hat die gemässigte Zone der nörd- lichen Halbkugel entschieden ein üebergewicht über den heissen Erdgürtel, wenn auch nur ein geringes; und der Norden und Süden der Erde sind bei der Vertheilung der Nager mit kleiner Anzahl von gleicher Grösse bedacht. Von den 571 Gattungen (= N), aus denen diese Thier-Ordnung besteht, leben nämlich in den Ländern der
Gemässigten Zone......0,442 Ν
Heissen Zone.........0,402 Ν
Kalten Zone.........0,078 Ν
Australwelt..........O,078 Ν
und werden die zuletztgenannten, die Australländer, als Einheit angenommen, so folgen die drei übrigen Gebiete auftvärts in dem Verhältniss der Zahlen 1, 5, 5,4 aufeinander, d. h.: die Tro- penländer haben 5 Mal, und die Länder der gemässigten Zone 5,4 Mal mehr Rodentien, als die Austral- und die hochnordi- schen Länder der Erde.
Die Vertheilung unter die Erdtheile oder zoologi- schen Reiche findet in aufsteigender Reihe folgender Massen Statt:
Australien.......O,024 Ν = 1
Eüropa........ 0,084 N= 3,4
Afrika.........0,138 N= 5,5
Asien.........0,294 Ν = 11,7
Amerika .......O,460 Ν = 18,5
Vertheilung der Nagethiere in die zoologischen Provinzen. |
|
Nördliche Provinz . . |
1,2 Proz. |
Nordeüropäische Provinz...... . |
1 |
Europa . . . |
Mittlere |
5) · · |
. 6,3 |
55 |
Nordasiatische Provinz ...;.... |
. 1,2 |
Südliche |
» |
. 3,1 |
55 |
Südeüropäische Provinz . ....... |
. 2,6 |
|
TJebergangs-Provinz |
. 6,0 |
55 |
Australisches Reich......... |
. 2,6 |
1 |
[ Nördliche |
JJ |
. 1,5 |
55 |
Europäisch-asiatische Uebergangs-Provinz . . |
. 4,8 |
Asien . . . J |
Innere |
5J |
. 16,4 |
!) |
Mitteleüropäische Provinz....... |
'. 5,1 |
|
Tropische |
5> |
. 12,9 |
55 |
Südliche amerikanische Provinz..... |
. 5,5 |
|
|
. 17,5 |
55 |
Arktische amerikanische Provinz . . . . |
. 6,0 |
Australien, einzige Provinz . |
|
- 3,1 |
55 |
Asiatische Tropen-Provinz....... |
. 10,5 |
|
Arktische Provinz . . |
. 7,1 |
55 |
Innerasiatische· Provinz ........ |
. 13,4 |
Amerika . . ' |
Nördliche |
)) |
. 24,0 |
55 |
|
. 14,3 |
Tropische |
5J |
. 20,3 |
55 |
Amerikanische Tropen-Provinz..... |
. 16,5 |
|
Südliche |
55 |
. 6,8 |
5) |
Nördliche amerikanische Provinz . . . . . |
. 19,5 |
|
*) In den graphischen Stufenleitern des Verhaltens der Nagethiere in den Provinzen und den Zonen sind die Kesnltate der neüen Untersuchung denen der altern hinzugefügt worden. |
rilTSTK, ATLAS ABTH. XX. |
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18 Sechste Abtheilung.
Eigenthümliche Geschlechter der
Netten Weif.
Mit der Promillezahl aller Ν = 571 Gattungen, (hat das Geschlecht nur 1 Gattung, so bezeichnet dies ein *)
1. Familie: Ungulatae, Huf[!föt!er.
1. |
Dasyproeta . . |
17 |
2. |
DoUchotis . . . |
>» |
3. |
Hydrochoerus |
* |
4. |
Coelogenys. . . |
« |
5. |
Cavia...... |
15 |
6. |
Cerodon .... |
7 |
II. Familie: Leporidae, Hasen.
I 7. Lepua 8. Lagomys
15. Myodes
16. Hypudaeus
19. Gricetomys
20. Mus
Fiber......
Ahodon.....
Drymomys . . Oxymycterus . Hesperomys . . Reithodron . . Helochilus. . . Neotoma .... Sigmodon. . . . Saccomys . . . Perognaihus . Aceomys ....
17.
30.
31.
32.
33.
34.
35.
36.
37.
38.
39.
50.
51.
52.
56.
57.
58.
59.
60. 61. 62.
63.
64.
65.
64.
65.
66.
69.
70.
74.
75.
76.
Ctenom.ys. . . . Octodon. . . . . Capromys ... Loncheres . . .
Isothrix.....
Mesomys .... Echinomys. . . Dactylomys . . Heteromys . . . Cercomys . . . Habrocoma . . Schizodon ... Psanimoryctes Eriomys .... Lagidium. . . . Lagostomus . .
Jaculus .....
Dipodomys. . . Macrocolus . .
VI. Familie: Sciuridae, Dörnchen, |
|
78. Myoxus.....15 |
81. Arctomys |
12 |
9 |
|
79. Graphiurus . . ^ |
82. Spermoph.il. |
241 |
15 |
|
80. Anomalurus. . * |
83. Tamias |
9 |
3 |
|
|
84. Sciurus |
52 96 |
|
|
85. Pteromys |
7|36 |
41 Genera. |
31 Genera. |
13 Genera. |
|
|
|
Die gattungreichsten Geschlechter, davon ein jedes mehr als 12 Species enthält, sind in der nachstehenden Tafel aufgeführt. Es sind 10 Genera, die zusammen genommen beinahe zwei Dritttheile aller Nagethiere um- fassen, nämlich 0,6 N. Die Tafel giebt die Verhältnisszahlen der Gattungen dieser Geschlechter nach Prozenten des Geschlechts, und nach Quotienten sämmtlicher Nager (!S) in einer jeden der zoologischen Provinzen.
III. Familie: Hystricidae, Slachelscliweiii.
Erethizan ... * Corcolabes . . 14
rv. Familie: Castoridae, Biber. Myopotamus . ^ 14. Hydromys ... 3 12. Castor
V. Familie: Muridae, Mäuse.
Cricetus.....16
Sminthus .... Phloeomys . . . Dendromys . . Meriones. . . . Ehomhomys . . Psammomys . . Malacothrix. . Mystromys . . Euryotis .... Hapalotis . . . Pseudomys . .
PitMchir----
Spalax ..... Ellohius .... Rhizomys. . . . Siphneus .... Heterocephalus Georychtis . . . Bathyergus . . Ctenodactylus. Aidacodes . . . Petromys. . . . Conilurus. . . .
Dipus......
Scirfetes .... Pedetes.....
Geschlechter, welcher der Neüen Welt und Alten Welt
W. A.
gemeinschaftlich sind. |
Castorideen . 1 : 143 Hystricideen 1 : 40 Ungulaten , 1 : 22 Leporideen . 1 : 12 Sciurideen . 1 : 3^ Murideen . . 1: Ν Tabelle, dass die Neüe \Velt 10 Geschlechter mehr besitzt, als die Alte Welt, und dass 13 Genera beiden Erdhälften ge- meinsam sind. Hat hiernach die westliche Hemi- sphäre auch das Uebergewicht gegen die östliche, so verhält es sich doch nicht also in Bezug auf Species- Zahl, die in der Neüen Welt 0,46 N, in der Alten aber 0,54 Ν beträgt. Jene unterscheidet sich von dieser nur durch grössere Manchfaltigkeit in den Formen und Bildungen dieser Ordnung von Saüge- thieren. Die Familie der Hufpfötler ist der Neüen Welt eigenthümlich; und zwar ist sie, mit Ausnahme einer einzigen Gattung des Genus Dasyproeta (caro- linensis), die in der nordamerikanischen Provinz vorkommt, ausschliesslich auf Südamerika (die Tro- pen- und die. südliche Provinz) angewiesen. Alle übrigen Familien haben ihre Repräsentanten in bei- den Erdhälften.
Die grosse Familie der Murideen pflegt man in 7 Gruppen zu zerlegen, bei deren Vertheilung in West und Ost sich ähnliche Verhältnisse zeigen. Die Gruppe der Wühlmaüse (in der Tabelle die Genera
15_17) findet sich in der Alten Welt soavoI, als in
der Neüen; eben so die Gruppe der Maüse (18_42)
und der Wurfmaüse (43_52); dagegen ist die
Gruppe der Schrotmaüse (53_71) fast ausschliess- lich auf die Neüe Welt angewiesen, mit Ausnahme von 4 Geschlechtern (53, 54, 55, 71), die in Afrika vorkommen. Ein jedes dieser vier Geschlechter hat nur Eine Gattung , oder bildet '/43 sämmt- licher Schrotmaüse oder '/31 ^ der Familie der Mu- riden. Die Gruppe der Springmaüse (72—76) fin- det man in der westlichen und östlichen Hemi- sphäre; dagegen ist die letzte Gruppe, die des Springhasen, die aus dem einzigen Geschlecht Pe- detes (77) besteht, nur in der Alten Welt, und zwar in Afrika, zu Haus.
Vertheilung der Nagethiere in die westliche und östlielie Halbkugel.
Die Nagethiere zerfallen in 6 Familien und 85 Ge- schlechter, wie die nebenstehende tabellarische Ue- bersicht zeigt, aus der erhellet, dass die Familie der Ungulaten oder Hufpfötler aus 6, die der Lepori- deen oder Hasen aus 2, die der. Castorideen oder Biber aus 3, die der Murideen oder Mause aus 63, und die Familie der Sciurideen oder Hörnchen aus 8 Geschlechtern besteht. Dem Gattungs-Eeichthume nach bilden die Familien folgende Stufenleiter von unten nach oben:
Ν Was die Verthei- N lung der Nager in die Ν westliche und östliche Ν Halbkugel anbelangt, Ν so sehen wir aus der |
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Thier-Geographie. 19
Im zoologischen Reich von Australien ist die Ordnung der Nagethiere nur durch folgende Genera repräsentirt: Hydromys mit 2, Hapalotis mit 3, und Pseudomys mit 1 Gattung, drei Ge- schlechter, welche Australien eigenthümlich sind; yom Genus Mus finden sich 11 Species, und von Dipiis 1 Speciesy nämlich D. MitchelUi, eine Entdeckung der neüesten Zeit.
Die Oceanische Provinz hat keine Rodentien. Was aber die Verbreitung der Nagethiere in der Inselwelt von Südasien be- trifft, so verweise ich auf die mammalogische Monographie, wel- che Sal. Müller vom Indischen Archipclagus gegeben hat; (unten bei No. 6, II.). |
Die Verbreitung der Nagethiere in senkrechter Richtung knüpft sich an die Nahrungsweise derselben, und geht mit den Pfian- zenstufen am Abhänge der Gebirge parallel. Die Wurzelmaus, Hypudaeus oeconomus Pallas, fand Schinz in grosser Menge bis auf die oberste Höhe des Gotthards, gleich unter dem ehemali- gen Hospitale, an einem Orte, wo der Schnee kaum wegge- schmolzen war, zwischen Zwergweiderasen munter umhersprin- gen, obgleich ein schneidend kalter Wind wehte. Sie muss hier ivenigstens neun Monate im Jahre unter dem Schnee begraben liegen; sie legt, wie ihre sibirische Verwandte, grosse Magazine von drei verschiedenen Wurzelarten an. Die Hausmaus, Mus domesticus s. musculus, hat auch hier hinauf ihren Lauf gefunden und ist der treüe Mitbewohner menschlicher Wohnungen auch auf diesen Höhen. Maüselöcher sah AVelden in den südlichen Alpen noch über der Höhe des Ollen, also gegen 1670' hoch. Die rothe Buschratte, welche Fr. Cuvier unter dem Namen Pit- Mchir melanure abgebildet hat, bemerkte Sal. Müller auf der Insel Java am Abhango des Vulkans Gede in einer Höhe von 800' über dem Meere. Unter den amerikanischen Murideen lebt Octadon glisoides auf dem Andes-Plateau von Bolivia in Höhen von 2300' über der Meeresfläche, wogegen 0. Cummigü nicht über 1500» hinaus zu gehen scheint. Eriomys cJiinchilla bewegt sich längs des Abhanges der Andesketten zwischen 200*, seiner untern Gränze, durch die Küsten- und Sierra-Region, bis zu 1830', seiner obern Gränze. Dagegen finden sich Lagidium Cu- vieri und L. pallides erst ganz oben in der Cordilleren-Region von Peru bei 2000' absoluter Höhe ein, von wo sie über die Vegetationsgränze hinaus bis 2660' über dem Meere wahrge- nommen worden sind. Das Murmelthier, Arctomys marmota, ist in den eüropäischcn Alpen und der Tatra auf den höchsten ΛVeiden in der Nähe des Schnees, also in Höhen von 1300'über dem Meere zu Hause. Im Hirü.alaya ist die obere Region (von 1560' Iis 2500' Höhe) die Heimath der Murmelthiere und der Pikas (Lagomys), an deren Stelle in der mittlem Region (von G25t bis 1.·)60' Höhe) gemeine Ratten und Mause und Hasen, so wie auch Stachelschweine (JETystrix) treten. Die untere Region des Himalaja (bis 625' Höhe) ist durch die Bamburatten (Rki- zomys) charakterisirt. Von den Eichhörnchen der tropischen Pro- vinz von Asien lebt Sciurus Mppuris vorzugsweise in den Ge- birgswäldern der Sunda-Inseln; Sc. vittcctus dagegen findet man auch nicht selten in den Niederungen, wenn gleich auch diese Gattung in den Bergwäldern auf Höhen von 250' bis 300' am haüfigsten vorzukommen pflegt. Im Himälaya gehört die grosse dickschwänzige und die grosse Purpur-Species (Sc. macruroides und Sc. purpureum ausschliesslich zur untern Region; die klei- nen Lokries {Sc. lolcriah und Sc. lokriotdes) zur mittlem, und das europäische Eichhörnchen {Sc. vulgaris) zur obern Region; wäh- rend die fliegenden Eichhörnchen {Pteromys), wie es scheint, auf die mittlere Region beschränkt sind. Dieses zu den gattungs- reichen Geschlechtern gehörige Genus hat seinen Hauptsitz in Südasien. Es leben in dieser Provinz aller Gattungen. Sal. Müller traf das zierliche Eichhörnchen, Pt. elegans, im Innern von Java, auf einer Höhe von 600', in einem abgelegenen, mit hohem Urwald bedeckten Thale. In den Andes von Peru hören die Sciuri bei 830' über dem Meere auf; dagegen liegt die obere Gränze der, zur Hufpfötler-Familie gehörigen Dasyprocta um 170' höher. Vom Hasen-Geschlecht bewohnt Lepus timidus, der gemeine Hase, in allen gemässigten Ländern der Alten Welt, das flache Land und das niedere Gebirge, auf Feldern, Wiesen, in Weingärten und Wäldern, bis zum Aufhören des Baumwuch- ses, der in den eüropäischen Alpen durchschnittlich bei 900' See- höhe angenommen werden kann. Der veränderliehe oder Al- penhase, L. variahilis, hat dagegen seine Heimath nur im Hochgebirge, oberhalb der Waldgränze in der Region der Al- penstraücher und Alpenkraüter, die im Berner Oberlande bei 1300' schliesst, wo alles vegetabilische Leben sein Ende erreicht. Cricetus vulgaris, der gemeine Hamster, lebt im mittlem Europa nur im flachen Lande auf Feldern und an Ackerrainen, in Erd- löchern, höchstens bis 200' über dem Meere, wie in Thüringen und im Erzherzogthum Oesterreich.
Die gattungreichsten Geschlechter der Nagethiere. |
Genus mit der Zahl der Species. |
Ε ü Γ 0 ρ a. |
2 Ν
tf-S
S β 1- |
Asien. |
(β w
(Μ < |
d
09
0! t-l
β «j |
Amerika. |
s
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|
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Φ
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I
1 < |
Λ 1 |
i 1
1 El |
Ο Λ
I
CQ |
No. auf der Karte. |
J3 |
10 |
8 |
14 |
7 |
6 |
5 |
2 |
12 |
ί1 |
4 |
3 |
|
41 |
2,4 1:7 |
9,7 1 : 9 |
7,3 1 : 6 |
9,7 1:8 |
2,4 1 :9 |
17 1 : 13 |
9,7 1: 18 |
17 1 ; 14 |
• |
7,3 1 : 13 |
44 1 : 7 |
1 2,4 1 : 116 |
2,4 1 :39 |
Hypudaeus .... |
32 |
9,4 1 :2 |
22 1 : 5 |
6,2 1 : 9 |
6,2 1 :17 |
6,2 1 :4 |
31 1:9 |
• |
• |
• |
22 1:6 |
53 1 :8 |
• |
• |
Mus...... |
73 |
1,4 1 : 7 |
9,6 1 : 5 |
8 1 : 3 |
8 1 : 6 |
1,4 1 : 4 |
25 1:5 |
18
1 : 6 |
35 1:4 |
15 1 : 1,8 |
6
1:10 |
7
1:27 |
8
1 : 19 |
|
Meriones..... |
16 |
|
|
• |
6
1 :34 |
• |
■ |
19 1 : 25 |
75 1 : 8 |
• |
|
• |
|
|
Hesperomys '·. |
36 |
• |
• |
• |
• |
• |
• |
• |
• |
• |
• |
50 1 : 7 |
100 1:3 |
50 1:3 |
Dipus...... |
12 |
• |
8
1 : 36 |
• |
41 1 : 7 |
• |
25 1 :31 |
• |
25 1 :33 |
8
1 :18 |
• |
• |
• |
• |
Arctomys.....
« |
12 |
■ |
16 1 : 18 |
■ |
8
1 : 34 |
■ |
32 1 :23 |
• |
|
• |
32 1 : 10 |
41 1 :27 |
• |
• |
Spcrmopliilus . . . |
23 |
• |
9
1 : 18 |
|
9
1 : 17 |
• |
35 1 : 12 |
|
• |
• |
30 1 :6 |
61 1 : 9 |
• |
• |
Sciurus..... |
85 |
|
1
1 :36 |
1
1 : 18 |
1
1 : 34 |
• |
7
1 : 16 |
35 1 : 2 |
19 1 : 6 |
• |
2
1 : 20 |
35 1 :4 |
■ |
• |
Pteromys .... |
25 |
|
4
1 : 36 |
|
• |
■ |
24 1 : 16 |
60 1 : 5 |
8
1 : 50 |
• |
4
1 : 41 |
16 1 :34 |
■ |
• |
Zahl der Nagethiere . . . j 7 |
36 |
18 |
34 |
9 |
94 j 74 |
100 1 18 |
41 |
137 |
116 |
39 |
|
II. Geograpliiscbe Verbreitung und Ycrtbeilung der Wiederkaiier,
Ruminantia.
Das zoologische Tropen-Reich Afrika besitzt verhältnissmässig viele Nagethiere und steht in dieser Beziehung der nordamerika- nischen Provinz wenig nach. Aehnlich verhält es sich mit den wiederkäuenden Thieren, doch mit dem Unterschiede, dass Afrika an diesen Thieren entschieden das üebergewicht besitzt; in kei- ner Provinz kommen so viele Wiederkäuer vor, als in diesem Reiche, denn es leben in demselben weit über ^ aller Wiederkäuer (Λν). Die Ursache hiervon liegt in dem Antilopen-Geschlccht, |
-ocr page 26-
20 Sechste Abtheilung.
von dem 71 Prozent in Afrika ihren Wohnsitz hahen. Die Ord- nung der Euminantien besteht in 9 Geschlechtem aus 165 Gat- tungen, und davon finden sich, nach Zonen geordnet, in den Ländern der
Heissen Zone.....0,56o W = 22,2
Gemässigten Zone . . . 0,348 W = 13,8
Kalten Zone.....0,o65 W == 2,6
Australwelt......0,o27 W = l,o
Vertheilung der Wiederkaiier
[Nördliche Provinz......O^e Prozent
Europa . . ^Mittlere „ ......4,8
I Südliche ,, .....4,2
Eftrop.-asiat. Uebergangs-Provinz....... 6,i
(Nördliche Provinz ...... 1,2
Innere „ ......20,o
Tropische „ .......23,o
Afrika, einzige Provinz......... . 37,5
^Arktische Provinz......6,i
Amerika . jMche „ ....... 6„ -
Tropische „ ......6,8 -
Südliche „ ......3,ο
Auch die wiederkäuenden Thiere bestätigen die allgemein gül- tige Thatsache, dass die Alte Welt viel reicher an Saügem ist, als die Neüe Welt. Nicht allein, dass sie drei Mal mehr eigen- thümliche Geschlechter besitzt, auch die gemeinschaftlichen sind in der östlichen Hemisphäre, viel gattungreicher, als in der west- lichen. Folgende Tabelle zeigt die
Tcrthellung der Wiederkäuer in die westliche und öslliclie Hemlspliäre. |
Eigenthüiulicbe Geschlechter. |
fieschlechter,
welclie der Alten Welt nud Neüen Welt A. N. gemeinschaftlich sind. |
NeUe Welt. |
Alte Welt. |
Mit der Promillezahl aller W = 165 Gattungen. |
Z.Attchenia . 24 |
1. Camelus. . 12 3. Moschus . 36 5. Cainelopard. 6 |
4. Cervus ....
6. Antilope . . .
7. Capra ....
8. Ovis .....
9. Bos...... |
A.
182 436 79 60 48 |
N. 90 12 6 6 12 |
1 Genus |
3 Genera |
5 Genera |
|
Das allein in der Neüen Welt lebende -4ucÄenia-Geschlecht be- steht nur aus ^V W. Es enthält die Guanacos, Llamas, Alpacas und Vicunas, deren Verbreitungsbezirk auf die Andes-Kette und hier auf eine Region beschränkt ist, welche unter dem AequatOj. zwischen 1900* und 2400« absoluter Höhe belegen ist. Hier wei- den ganze Heerden dieser Thiere in den höchsten Regionen un- mittelbar an der Schneegränze dos Chimborazo, die sich 2471' über das Meer erhebt. In den bolivianischen Andes, wo die untere Gränze des ewigen Schnees noch um 180' höher steht, steigen auch die Auchenien noch höher, davon die Llamas und Alpacas von den Quichuas und A'imaras, den Bewohnern der Hochebenen von Peru, zum nutzbarsten Hausthier gezähmt, und die niemals im Stande gewesen sind, ihre Wohnsitze zu ver- lassen, und etwa nach dem Tafellande von Anahuac, oder gar nach den Brasilischen Gebirgen zu wandern, weil sie auf dem Wege dahin Regionen würden zu durchschneiden gehabt haben, deren klimatische Verhältnisse mit ihrem, an die kühlen und luf- tigen Temperaturen der Andes-Plateaus gewöhnten Naturell un- vereinbar ist. Um den Gebirgknoten von Asangara ist das eigent- liche Vaterland des Llama. In der Andeskctte beginnt die wahre Heimath der Auchenien erst bei 2160' absoluter Höhe, unter die die wilden (Guanaco und Vicuna) niemals herabsteigen, unterdess das Llama zuweilen bis zu 500' Höhe herabkommt, aber nur in der Regenzeit. Gebirgsthiere, wie die Auchenien eigentlich sind, sieht man sie dennoch auch in den kühlen und kalten Flächen Patagonien's, wo die zwei wilden Species bis an den Atlantischen Occan und die Magalhaens-Strasse umherschwärmen. Die Kameele der Neüen Welt, oder Auchenien, sind in der That für die Ge- birgsländer Südamerika's das, was die eigentlichen Kameele für einen grossen Theil der Alten Welt sind, das allgemeine Haus-, Last- und Reisethier, auf dem die Wohlfahrt und der Reichthum ganzer Völkerschaften, ganzer Nationen beruht.
Der Verbreitungsbezirk des Käme eis ist, eben so Λνίο der der Auchenien, auf der Karte angegeben; er umspannt ganz Nord- afrika, vom Mittelländischen Ufer bis zur Gränze zwischen der Sahara und dem Sudan, von eüropäischem Gebiet die Morea und die Küste des Schwarzen Meeres, von wo er sich über ganz Vor- |
Die Vertheilung in die zoologischen Reiche, bei de- nen nur Eüropa, Asien, Afrika imd Amerika in Betracht kom- men, da, wie bereits oben erwähnt wurde, weder Australien noch die oceanische Provinz wiederkaüende Thiere besitzt, geht nach folgender Ordnung:
Eüropa ....... Ο,οβο W = 1,
Amerika.......Ο,ιβ: W = 2 ^
'Afrika. . . ... ■ · · 0,313 W = 3,8'
Asien........0.42;i W = 5,2
in die zoologischen Provinzen.
Nordeüropäische Pro\'inz ............ l,o
Nördliche asiatische Pro\'inz.......... ■ · 2
Südliche amerikanische Provinz..........5
Südeüropäische Provinz............7
Mitteleüropäisehe Provinz . ...........8
Uebergangs-Provinz............. . 10
Arktische amerikanische Provinz . ........10
Nördliche amerikanische Provinz......' ... 11
Amerikanische Tropen-Provinz..........11
Innerasiatischc Provinz .............33
Asiatische Tropen-Provinz ...........38
Afrika.................."62
der- und Inner-Asien erstreckt, nordwärts bis tief nach Sibirien hinein, ostwärts bis zum Ende der Gobi, südwärts bis an den tübetischen Fuss des Himälaya und bis in die Ebenen des Pen- dschab. Hier im centralen Asien ist ausschliesslich das eigent- lich sogenannte Kameel oder Trampelthier, Camelus bractianus, zu Hause, in Vorderasien dagegen und in Afrika der Dromedar, C. dromedarius, das Kameel mit Einem Höcker. Ob dieses Ka- meel noch irgendwo im wilden Zustande lebe, ist zweifelhaft, obwol es neüerlich von Kordofan in Afrika so hiess; ziemlich gewiss aber scheint dies beim Trampelthier der Fall zu sein, von dem uns ziemlich zuverlässige Berichte sagen, das es wilde in den Wüsteneien gebe, die sich von den Gränzen Ghina's und Tübet's nach Norden erstrecken; in beiden Fällen mögen venvil- derte Kameele gemeint sein.
Die Region, in Λvelcher die Auchenien leben, ist auf einer Pro- filzeichnung anschaulich gemacht worden, die ausserdem noch Andeütungen über das Vorkommen mehrerer anderer Ruminan- tien enthält. So bewegt sich der Yak oder Grunzochs, (JBos grunniens L., Bison poephagus Hodgs.) auf den Abhängen des Himälaya zwischen 1600' und 2700' absoluter Höhe, und bleibt an der Nordscite dieses Hochgebirgs nur 200' unter der Schnee- gränze stehen. Wilde Ziegen weiden gemeinschaftlich mit wilden Schaafen, (darunter der Argali, Ovis ammon Cuv., 0. Aegoceros Pall.) auf den nackten Bergebenen Tübet's in einer Region, die sich 1500' bis 2000' über die Meeresfiäche erhebt. Das Sea (Ouis Nahur) wohnt zwischen den Glätschern dos Himälaya auf indi- discher sowol als tübetischer Seite, und das Burrhel (0. BurrheT) steigt noch höher und zieht sich bei Verfolgung auf die Schnee- felder bis zu einer Höhe von 2500' und 2800' über der Meeres- fläche zurück. Der in Indien lebende Gaur (JBos gaurus) kommt in den Nil-Gerries nur in einer Höhe von 500' bis 700' vor.
Auf den europäischen Alpen correspondirt die Schneelinie, an der südlichen oder italiänischen Seite, mit einer absoluten Höhe von 1580'. Sie ist die obere Gränze des Vorkommens der Gemse, Antilope {Capeila) rupicapra, und des, jetzt so höchst seltenen, Steinbocks, Capra Ibex, die beide nur dann in die Waldregion, die bei 1200' Höhe über dem Meere aufliört, hinabsteigen, wenn die Hoch- und Glätscherregionen ihre eigentliche Heimath, von Schneelasten erdi-ückt werden, und diese ihre Nahrung verschüt- tet haben; denn diese besteht aus Alpenkraütern; vorzüglich liebt die Gemse die jungen Triebe von allen strauchartigen Al- pengewächsen, als Rhododendron, Juniperus, Alnus, Salix und Pinns, die sie sich gewöhnlich für den Winter aüfspart; wird die- ser aber sehr steng, so begnügt sie sich mit wenig Moos; und sie trinkt lieber Schnee- als Quellwasser. Der Edelhirsch, Cervus Elaphus, steigt selten bis zu 1000' in der Waldregion empor, die an der Südseite der Alpen fast bis zu 1200' geht, wo man noch Pinns Larix, picea, und cembra, Alnus glutinosa, viridis, Betula alnifolia, hochstämmig findet. Die Rinder weiden aber in Höhen von 1250', die Schaafe sogar noch bei 1500' über dem Meere, wo die Obere Gränze ihrer Weiden liegt. Auf der nördlichen oder deütschen Seite der Alpen liegen alle diese Gränzen gegen 100' und darüber niedriger, weil die Schneelinie hier ein tieferes Niveau hat.
Die Resultate, die ich hier über die Vertheilung der Wieder- kaüer niedergelegt, und in Bezug auf die hauptsächlichsten Ge- schlechter Γη der Karte eingetragen habe, stützen sich auf Unter- suchungen und Rechnungen vom October 1850. |
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Thier-Geographie. 21
Auf diesen beiden Blättern, so wie auch auf dem folgenden Blatte No. 8, ist es versucht worden, Umrisse zu geben von dem, Was weiter oben (S. l) Allgemeine zoologische Geographie ge- nannt wurde. Es sind hier die Verbreitungsgränzen der vorzüg- lichsten Saügethiere aus allen Ordnungen, besonders derjenigen, welche die zoologischen Reiche charakterisiren, graphisch darge- stellt, mithin Zusammenstellungen gegeben worden, deren Ele- mente aus der speciellen Geographie der Thiere entspringen, nach deren Anleitung diese Versuche gemacht wurden. Ihre Graphik stösst aber auf Hindemisse, die in vielen Fällen unüberwindlich sind: es ist mit der Bestimmung der Gränzen des animalischen Lebens ein Anderes, als mit der Bestimmung der Gränzen des vegetabilischen Lebens; bei diesem ist Ruhe, bei jenem Bewegung das charakteristische Merkmal. Mit verhältnissmässig leichter Mühe verfolgt der Botaniker den Standort der Pflanzen bis da- hin, wo sie aufhören zu wachsen; wie viel schwieriger whd es dagegen dem Zoologen, wenn er ein flüchtiges Thier im Felde oder Walde, in lippigster Trift oder in dürrster Einöde, in der Ebene oder auf Gebirgsabhängen verfolgen soll? Nur zu oft ent- schlüpft es ihm, wenn er glaubt, es gefasst zu haben, und es treten ihm mithin Schwierigkeiten entgegen, welche, da sie in der Natur selbst liegen, das Studium der zoologischen Geogra- phie wol nie den entschiedenen Grad von Sicherheit und Bestimmt- heit wird erreichen lassen, welcher in der botanischen Geographie von dem Gegenstande ihrer Forschungen selbst gegeben ist.
Darum wäre es vermessen von den Karten, die den Gegenstand dieser Notiz bilden, zu sagen, sie seien in all den Bestimmungen, welche die Verbreitung der Saügethiere angehen, richtig und über allem Zweifel erhaben ·, anderer Seits aber würde es unbillig sein, Forderungen an sie zu machen, die,^ unter den geschilderten Um- ständen und bei dem gegenwärtigen Zustande unserer Kenntnisse über die geographische Verbreitung des animalischen Lebens, zu ei-füllen rein unmöglich ist.
Die Freunde des Physikalischen Atlas bitte ich daher, diese Karten von den Verbreitungsgränzen der vorzüglichsten Saüge- thiere in der Alten, wie in der Neüen Welt als den ersten, rohe- sten Entwurf der allgemeinen zoologischen Kartographie zu be- trachten. Nur auf diese Eigenschaft können und wollen sie Anspruch machen, und weiter gehen die Wünsche nicht, die ich in dieser Beziehung hege.
Mit Bezug auf die Karte No. 6 ist hier die Bemerkung einzu- schalten, dass die Eintheilung der nördlichen Hälfte der Neüen Welt in zwei zoologische Provinzen, die arktische und die nördliche, wie ich sie angenommen habe, streng genommen, nicht ausreicht. Denn nach Dr. Bachmann, in Charleston, der sich um die Kenntniss der amerikanischen Thierwelt grosse Verdienste erworben hat, giebt es in Nord-Amerika mehrere bestimmte Zonen, die den Kontinent von O. nach W. durchziehen, in de- nen gewisse einheimische Thiere als Charakter-Thiere vorherr- schen. In dieser Richtung mangelt es an grossen natürlichen Schranken, wie Bergketten, Wüsten oder grosse Meeresarme, daher man schliessen darf, dass das Klima allein die Grän- zen der Verbreitung bestimme. Die Saügethier-Fauna des Staa- tes New-York, welche nach De Kay's Natural History 67 Spe- eles (mit den Cetaceen 75 Speeles) umfasst, ist wesentlich ver- schieden von der arktischen Region, die 150 deütsche Meilen nördlich davon liegt, und deren Fauna aus 91 Species besteht. Wie Eichardson's Fauna Boreali-Americana nachweist. Aber eben so unterscheidet sie sich von der Fauna von Georgia und Süd- Carolina, welche Staaten etwa eben so weit südwärts von New- York enfemt sind. In Texas, wo der Frost unbekannt ist, finden sich andere Species. So ist das Opossum von Texas, DidelpUs cancrivora, verschieden von dem virginischen Opossum, Ό. virgi- niana [2). rnarsupialis L., D. Opossum Gmelin], welches letztere mehreren Zonen gemeinsam ist, und von Florida nordwärts bis
e-w-Yersey und Pensylvanien vorkommt, wo man es gesehen hat, während der Schnee zwei Fuss hoch lag. Man hat es auch in den südlichen Grafschaften von New-York, auf der Westseite des Hudson-Flusses, aber noch nie auf dessen Ostseite, bemerkt, und sein Verbreitungsbezirk erstreckt sich westlich bis an den Stillen Ocean, denn es ist in Californien gefunden worden. Der Rakkuhn, Procyon htor, hat einen noch grössem Verbreitungs- bezirk, denn er kommt vom Meerbusen von Mexico in ganz Nordamerika bis zum 60o N. Breite vor. Allein dies sind Aus- nahmen von der allgemeinen Regel. Aehnliche Beschränkungen scheinen zur Zeit der ausgestorbenen Vierfüsser bestanden zu PHYSIK. ATLAS ABTH. Vi. |
haben; denn das Mastodon giganteum ist offenbar in Canada, New-York, Kentucky und Georgia haüfig gewesen, während Me- gatherium und Mylodon fast gänzlich auf die südlichen Staaten beschränkt waren.
Auf dem Neben-Tableau des Blattes No. 5 ist es versucht worden, die geographische Erstreckung einiger Saüge- thiere längs der Meridiane, oder nach den Breitengraden, auf deütlichste Weise zur Anschauung zu bringen. Diese Ueber- sicht bezieht sich auf Geschlechter sowol als auf einzelne Gat- tungen. Da sieht man mit Einem Blick einer Seits die grosse Verbreitung des amerikanischen Löwen (Felis discolor) und der Rinolophen, die durch alle Zonen zu beiden Seiten des Aequa- tors hoch nach Norden und hoch nach Süden geht, anderer Seits die kleine Erstreckung des Eisbären (ürsus maritimus) und die noch kleinere des edelsten Zobels {Mustela Zibellina), welche auf den hohen Norden beschränkt ist. Ich halte dieses Tableau für eine sehr lehrreiche Zugabe, was auszusprechen ich kein Be- denken nehme, da der Gedanke zu dieser Graphik nicht von mir, sondern von dem Pastor Büttner, zu Schleck in Kurland, ausge- gangen ist, einem Mann, der für Natm-mssenschaften und Natur, forschung in hoher Begeisterung schwärmt. Er hat ihn mir in einem Schreiben vom 4/l6. März 1844 mitgetheilt.
An die allgemeinen Uebersichten der beiden Kontinente knüpfe ich die Betrachtung zweier abgesonderten Oertlichkeiten, nach den Erscheinungen, welche die in ihnen lebenden Saügethiere darbieten. Diese Betrachtung fasse ich unter folgender Ueber- sicht zusammen.
Mammalogische Monographien.
Wie man die Flora eines Landes mit der Flora einer ganzen Zone, eines ganzen Erdtheils zu vergleichen pflegt, um das Har- monische, oder das Eigenthümliche, und das Abweichende der- selben im Verhältniss zum Gesammtcharakter der Vegetation ken- nen zu lernen, so erweckt es auch gleiche Theilnahme, wenn dieses Verfahren auf die Fauna eines gegebenen Landstrichs kleiner Ausdehnung Anwendung findet.
Von diesem Gesichtspunkte aus ziehe ich in den Bereich der vorliegenden Versuche der zoologischen Geographie die mamma- logische Monographie zweier Länder-Abschnitte, von denen der eine der gemässigten, der andere der heissen Zone angehört.
Für den ersten habe ich die von Fitzinger aufgestellte Fauna des Erzherzogthums Oesterreich gewählt, eines Landes von 710 deütschen Geviert-Meilen Flächeninhalt, weil es an der Gränze zwischen der mittlem und südlichen der zoologischen Provinzen Eüropa's liegt und grosse Manchfaltigkeit in den Boden- und Vegetationsformen besitzt. Für den mammalogischen Bezirk der heissen Zone wähle ich den, mit Natur-Erzeügnissen des Pflanzen- wie des Thierreichs so reich ausgestatteten Ostindischen Archi- pelagus, über dessen Fauna eine klassische geographische Ueber- sicht durch Salomon Müller (in niederdeutscher Sprache) gege- ben worden ist, [die ich hier mit den eigenen Worten ihres Verfassers in hochdeutscher, von meinem ältesten Sohne Alexan- der Berghaus (f 1849) angefertigten Uebertragung wiedergebe], als eine Fundgrube thier-geographischer Kenntnisse und als Mu» ster für die Darstellung der Verhältnisse, unter denen die Mamma- lien in einzelnen Ländergebieten verbreitet und vertheilet sind.
Die Monographie des Indischen Archipelagus hätte eigentlich auf dem Blatte No. 5, und die des Erzherzogthums Oesterreich entweder auf eben demselben, oder besser noch auf No. 8 ihre Stelle finden sollen, weil jener der Alten Welt, dieses dem zoo- logischen Reiche von Eiiropa angehört; aber sowol dort, als auch hier fehlte es für die betreffenden Kärtchen an Raum, der sich hier auf dem Blatte No. 6 darbot, in der grossen Fläche des Stillen Oceans, weleher auf seinen Eilandfluren an Saüge- thieren so arm ist, dass er füglicher Weise verdeckt, und der gegebene Raum mit den genannten zwei monographischen Kar- ten ausgefüllt werden konnte.
I. Mammalogische Monographie des Erzheriogthums Oesterreich.
Nur wenige Grade diesseits des mittlem Parallels, der die nördliche Halbkugel in zwei Hälften scheidet, zwischen 47? >/3 und 490 der Breite belegen, ist das Erzherzogthum Oesterreich, so bemerkt Fitzinger, im Verhältniss zu seinem kleinen Flächen- inhalte, unter den Ländern der gemässigten Zone vielleicht eines der reichsten an Produkten der vegetabilischen und animalischen Natur; und dies nicht sowol durch seine Lage, als vielmehr
6
Ν®. 5. ¥erbreitungs-6ränzen der vorzüglichsten Saügethiere in der Alten Weit.
N». 6. Desgleichen in der Neüen Welt. Nebst Monographien von Oesterreich und dem Indischen Archipel. |
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22 Secliste Abtlieilung.
durch die Beschaffenheit des Bodens, der unter den verschieden- artigsten geologischen Verhältnissen, in allen Abstufungen, vom eisumkränzten Hochgebirge, bis zur unübersehbaren Fläche, vom fruchtbarsten Gefilde, bis zur sandigen Ebene, vom nackten Fels, bis zum stämmigen Walde, von üppigen Triften bis zum schil- figen Sumpfe die manchfaltigsten Abwechslungen darbietet; der überdem von einem mächtigen Strome durchschnitten, dem ge- waltigsten des inneren Eüropa, vielfältig von Flüssen und Bä- chen durchkreüzt, und mit anmuthigen Seen Übergossen ist.
Der Boden des Erzherzogthums Oesterreich erstreckt sich, im senkrechten Sinne, von seinem tiefsten Punkte an der Donau, da, wo die March ihre Wasserschätze Mährens in den Strom ergiesst, bis zu den schneebegränzten Spitzen der Ober-Ennsi- schen Alpen, seinem erhabensten Gipfel. Zwischen diesen aüsser- sten Punkten herrscht ein Unterschied von mehr als 1200*, denn die Marchmündung steht 67*^4 über der Meeresfläche, der Schneeberg in Unterösterreich aber 1065*,05, und der Grosse Priel auf der Alpenkette, die das Ober-Enns-Thal auf der Nord- seite begleitet, 1289i,35 über demselben Niveau.
Wenn gleich das animalische Leben in vielen Klassen der Thierwelt aufs innigste an die Verbreitung des Pflanzenlebens gebunden ist, so bemerkt man dennoch bei der Verbreitung der Saügethiere in senkrechter Eichtung nicht durchweg diejenige scharfe Sonderung in Eegionen, welche die Verbreitung der Ge- wächse charakterisirt. Indess wird es einzuraümen sein, dass in dieser Beziehung unsre Beobachtungen noch zu mangelhaft sind, um die Gesetzmässigkeit in der Verbreitung der Saügethiere am Abhänge der Gebirge schon jetzt deütlich und klar erkennen zu können, obwol wir von gewissen Gattungen und Geschlechtern bereits wissen, dass sie nur in bestimmten Berg-Eegionen, hoch über dem Niveau'des ebenen Landes, leben können, unter ther- mischen und klimatischen Einflüssen, die von denen des Flach- landes verschieden sind; wie es z, B. mit Gapella (Capra) rupi- capra, der Gemse, nnd mit den amerikanischen Kameelen, den Thieren des ^«cÄeraM-Geschlechts, u. s. w., der Fall ist. |
In der folgenden Tabelle versuch' ich es, die Saügethiere des Erzherzogthums Oesterreich nach Eegionen zu ordnen. Zu die- sem Behuf nehm' ich mit Fitzinger drei Eegionen an.
Die erste Eegion heisse das flache Land. Sie ist die untere oder diejenige Eegion, in welcher der Getraidebau in vollem Gange ist; ihre obere Gränze fällt mit der Niveaulinie von etwa 450t absoluter Höhe zusammen; sie umfasst mithin auch die bewaldeten Vorberge des Gebirgs und die unteren Bergwiesen.
Die zweite Eegion reicht von 450' bis 700* Höhe. In ihr endet der Getraidebau an einzelnen Stellen bei etwas mehr als 500* un- ter einer mittleren Temperatur von 5° bis 6» und eben so die Kultur der Obstbaüme, von denen Prunus avium syhestre, die wilde Waldkirsche, selbst in Höhen von 580*, aber erst im Sep- tember, ihre kleinen und süssen Früchte reift. Diese zweite Ee- gion heisse das Bergland. In seinen Wäldern herrscht, nach dem allmäligen Abnehmen der Buchen, Ahorne, Tannen und Föhren, die Eothfichte und der Lärchbaum fort. Aber auch diese nähern sich am obern Eande ihrer Gränze, wogegen die subalpinen Loniceren, die Preissei- und die Johannisbeeren, die Pyrola-Arten und kleine alpinische Straücher, so wie die ersten Ehododendrons auftreten.
Die dritte oder oberste Eegion möge die Gebirgs- oder Al- pen-Eegion heissen. Sie reicht von ihrer untern Gränze bei 700* Höhe bis an die Kulminationsgipfel der nieder-österreichi- schen Alpen, von denen der Grosse Priel, wie oben gesagt, sich bis gegen 1290* oder 7740' über die Meeresfläche erhebt. Der Vegetations-Charakter dieser Eegion wird in der untern Hälfte durch das Krummholz, Pinus Pumilio, und die Legbirke, Betula ovata, bezeichnet, zu denen sich die Ehododendrons gesellen, die ganze Gehänge und Felsen überziehend, immer häufiger wer- den. Von 900* an hört in der oberen Alpen-Eegion alle Kultur, die bis dahin hin und wieder noch um Alphütten bemerkt wurde, so wie der Holzwuchs, gänzlich auf, den nur noch einige nied- rige, sich kaum über den Boden erhebende Salix-Avten reprä- sentiren. üeberall tritt der Fels hervor, die Bodendecke been- |
Systematiscbes Terzeichniss der im Erzherzogthnm Oesterreich vorkommenden Saügethiere.
Vnrnivora,
CHIROFTERA.
Rhinolophus.
\Rh. ferrum equinum minor Vesper tilio.
V. harhastellus . . . .
V. auritus......
V. murinus......
F. noctula......
V. serotinus.....
V. discolor......
V, pipistrellus.....
INSECTIVORA. Erinaceus.
ewropaeas . . . . ; Sorex.
S. fodiens......
S. araneus ......
S. leucodon......
S. constrictus . . . . . URSIDAE. Urs US.
U. Arctos......
U. niger.......
Meies.
\M. Taxus, vulgaris . . , MÜSTELIDAE. Mustela.
M. putorius......
M. vulgaris. . . . . . M. erminea ......
M. martes .......
M. Foina......
LDTRIDAE. Lutra.
\L. vulgaris ......
DIGITIGRADA. Canis.
C. Lupus.......
C. vulpes. ......
C. familiaris.....
Felis.
F. catus .......
F. Lynx....... |
MioOewtia,
\Cavia cohaya (naturalisirt) LEPORIDAE. Lepus.
L. ixmidus.....
C. cuniculus, . . . ,.
C. variahilis.....
CASTOHIDÄE. Castor. I α Fiber ......
MDRIDAE.
Hypudaeiis.
H. arvalis . . . . , H. ampkibius ....
Mu s.
M. agrarius ....
M. minutus.....
M. Musculus .... M. sylvaticus .... M. rattus . ... . M. decumanus .... Cricetus. I Cr. vulgaris SCinaiDAE. Myoxus.
M. glis......
M. avellanarius . . . Arctomys.
\A. Spermophilus citiüus . Sciurus.
|Äc. vulgaris.....
W^acHyaertnaMa*
I lÄMs scrofa......
Rwminnntia*
Cervus.
C. dama ......
C. elaphus.....
C. capreolus .... Capella.
IC. rupicapra .... Ovis.
10. strepsiceros .... Bos.
\B. taurus ...i. |
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Thier-Geographie. 23
gend, die mit der herrlichsten Alpen-Vegetation bedeckt ist, welche in den österreichischen Alpen, wie es scheint, nirgends von der ewigen Schneedecke verdrängt wird.
Fitzinger's Verzeichniss der österreichischen Saügethiere hab' ich in abgekürzter tabellarischer Form wiederholt, mit Weglas- sung der Varietäten verschiedener Speeles, so wie der Hausthiere — (doch mit Ausnahme von Canis famüiaris und Bos taurus, die auch in die Haupt-Tabelle der europäischen Saügethiere, No. 7, aufgenommen sind). Auch hab' ich die Trennung in drei Regionen bewirkt, so wie die Spaltung in ein gemeines, oder doch sehr häufiges, und in ein seltenes Vorkommen der Thiere, was in den betreffenden Spalten durch ein Sternchen (*) bezeichnet ist.
Mit Ausnahme der Vierhänder, die man auf eüropäisChem Gebiete immer als eine Anomalie zu betrachten hat (wenn über- haupt das Vorkommen von Jnuus sylvanus auf dem Gibraltar- Felsen als entschieden anzusehen ist), sind alle in Eüropa vor- kommenden Ordnungen der Landsaüger im Erzherzogthum Oe- sterreich repräsentirt, und zwar durch 24 Geschlechter, während ganz Eüropa deren 40 besitzt. Von diesen Geschlechtern fallen auf die
Eaubthiere in Oesterreich 1: 2,4 in ganz Eüropa 1: 2,8 .
Nagethiere „ „ 1: 2,7 „ „ „ 1: 2,3 |
Dickhaüter in Oesterreich 1: 24 in ganz Eüropa 1: 20 Wiederkaüer,, „, 1: 6 „ „ „ 1.. 6,6 woraus erhellet, dass die Vertheilung der Genera in dem zoolo- gischen Bezirke Oesterreich sehr nahe auf dieselbe Weise, wie in ganz Eüropa Statt findet. Zu demselben Resultate gelangt man, in Absicht auf die Gattungszahl der Ordnungen, wenn man Oesterreich mit der zoologischen Provinz von Mittel-Eüropa, der das Erzherzogthum angehört, vergleicht. Es bildet nämlich die Species-Anzahl der
Raubthiere in Oesterreich 1:2 in Mittel-Eüropa 1: 2,7
Nagethiere „ „ 1 : 2,9 „ „ 1 : 2,3
Dickhaüter „ ,, 152 „ „ 1:37
Wiederkaüer,, „ 1: 8,e „ „ 1: 8,e
aller daselbst vorkommenden Saügethiere, deren es im Erzher- zogthum 52 (oder in jedem Genus im Durchschnitt etwas über 2 Gattungen) und in Mittel-Eüropa 112 giebt. Diese Zahlen beweisen unleügbar, dass das Erzherzogthum Oesterreich einen Bestandtheil der zoologischen Provinz von Mittel-Eüropa aus- macht, und nicht der südeüropäischen Provinz zugezählt werden kann. Man darf nur einen Blick in unsere Statistik der eüro- päischen Saügethiere werfen (No. 7), um sich hiervon zu über- zeügen. Die Genera geben folgende Quotienten: |
*Rhinolophus 1 :52
Vespertilio 1 : 7,4 *Erinaceus 1: 52
Sorex 1:13 Ursus 1:26 Meies 1:52 |
|
Mustela 1:10,4 Lutra 1 : 52 Canis 1:17,3 *Felis 1 : 26 Castor 1 : 52 *Hypudaem 1 : 26 |
Mus 1: 8„ Myoxus 1 :26 Cricetus 1:52 |
Arctomys 1 : 52 *Sciurus 1:52 Lepus 1 :17,3 |
Cavia 1 : 52 Sus 1: 52 Gervus 1:17 |
*Capella 1 : 52 *Ovis 1 : 52 1:52 |
Die Geschlechter, welche am meisten mit der Vertheilung in der mitteleuropäischen Provinz harmoniren, sind durch ein Stern- chen (*) kenntlich gemacht worden; es sind 9, mithin 1 :2,β aller Genera; die grosse Mehrheit, nämlich 1: l,e zeigt abweichende Verhältnisse.
Werfen wir zunächst den Blick auf die beiden letzten Spalten der obigen Tabelle, so zeigen sie nns, dass % aller österreichi- schen Saügethiere, oder 85 Gattungen gemein, oder doch sehr haüfig, und /3 oder 17 Gattungen, nur selten vorkommen.
Unter den Vespertilionen ist F. murinus L., F. Myotis Kühl sehr gemein; Talpa europaeaL., der Maulwurf, findet sich über- all in ungeheürer Menge, sowol in der Ebene als im Gebirge. Sehr gemein sind auch Mustela Foina, der Steinmarder, im Ge- birge wie in der Ebene; Sciurus vulgaris, das Eichkätzchen; Hypudaeus arvalis ΠΙ., die Wühlmaus; Mus' musculus, die Haus- maus, und M. decumanus, die Wanderratte, die, aus Indien stam- mend, seit 1750 ihren Weg bis Oesterreich gefunden hat, und, mit Ausnahme der arktischen Länder der Alten Welt und Austra- lien's, über die ganze Erde gewandert ist. Zu den überaus haüfig vorkommenden Thieren gehören ausserdem noch: Lepus timidus, der Feldhase; Cavia cohaya, das Halbkaninchen oder Meerschwein- chen, aus Brasilien stammend, und hier, jedoch nur als Hausthier, naturalisirt; Cervus Capreolus L., Capreolus vulgaris Gray, das Reh.
Unter die im Erzherzogthum sehr selten vorkommenden Thiere sind zu stellen: Ursus niger, der schwarze Bär; Mustela errtiinea L., Putorius ertn. Cuv., das Waldwiesel oder Hermelin; Felis Ca- tus, die Wildkatze; Mus agrarius, die Brandmaus, die überdem, so wie M. minutus Pall., die rothe Maus, beide überaus selten, nur in Oberösterreich an der Gränze von Baiem und Böhmen, erstere auch in ünterösterreich an der Gränze von Mähren Λvahr- genommen wird: Lepus variabilis, der Alpen- oder Schneehase ge- hört ebenfalls zu den ziemlich seltenen Erscheinungen; eben so Cervus ElapJius, in der Var. germanicus Desmar., C. El. var. hippelaphus Erxl., der Brandhirsch, den man nur in den wald- reichen Gebirgsauslaüfem des Böhmenvaldes trifft. Gapra Ibex, der Steinbock war sonst auch ein Bewohner von Oesterreich; seit dem Jahre 1706 aber, wo das letzte Exemplar in den Alpen der Eöll am Almen-See in Oberösterreich geschossen wurde, ist er ausgerottet.
Unter den 52 Saügethieren des Erzherzogthum Oesterreich be- finden sich 10, die über das ganze Land durch alle drei Regionen von unten bis oben verbreitet, d. h.: die an keine Region gebun- den sind. Diese Anzahl macht '/5 aller Gattungen aus. Die all- gemein verbreiteten Thiere gehören den Camivoren und den Ro- dentien an; und den Geschlechtern nach sind sie unter 6 dersel- ben vertheilt, was genau '/i aller Geschlechter ist. Diese sechs Genera sind Vespertilio, Erinaceus, Mustela, Lutra, Canis und Mus. |
Auf das flache Land oder die untere Region sind 10 Thiere beschränkt, was abermals Ys aller Gattungen ausmacht. Es sind dies zwei Vespertilionen, die Kurzmaus und die Ohrenfledermaus, die in Städten und Dörfern, in Haüsem, auf Kirchen und Kirch- thürmen leben; die zweifarbige und die kleine Fledermaus, die sich dieselben Aufenthaltsorte wählen; die braune und die Grab- Spitzmaus, auf Wiesen und Auen und in Erdlöchern; der Biber, der in buschreichen Gegenden an der Donau, bei Wallsee, Fischa- ment u. s. w. an der Leytha, bei Ebenfurth; an der Traun bei Bernau unfern Wels etc. gar nicht zu den Seltenheiten gehört. Selten dagegen ist der Hamster auf dem Marchfelde, seinem ein- zigen Verbreitungsbezirk in Oesterreich. Sehr haüfig ist Arctomys citillus, die Zieselmaus, auf Feldern und Weiden der Ebene, aber nur im Lande unter der Enns, und da nur bis an den Bisamberg und Wienerwald, im östlichen Theile. Das Kaninchen schliesst die Liste der Flachlands-Thiere.
Ausschliesslich in der Gebirgs-Region leben 6 Gattungen, oder 1:8,6 aller österreichischen Saügethiere. Es sind dies die beiden Bären, die auf dem Schneeberge, der Breiner Alpe und dem Oet- scher, in der Gegend von Lilienfeld, auf dem Dachstein und den übrigen Hochgebirgen des Ober-Ennsischen Landes auf Alpen und Voralpen in engen Felsenschluchten leben, aber auch in die Waldregion, jedoch nur auf kurze Zeit, hinabsteigen. Die beiden Felis-Axi&a. haben dieselben Wohnsitze inne. Felis catus lebt aber auch in den Auslaüfem des Böhmer-Waldes. Der Al- penhase findet sich nur in den vorhergenannten Hochgebirgsstöcken, deren höchste Alpen, wie überall, so auch hier, die Gemse, Capella rupicapra, Rupicapra europaea Blainv., inne hat, auf Steinklippen, Schneefeldem und im Gehölz der obersten Region, von wo sie auch bisweilen in die Thäler niedersteigt.
Gemeinschaftlich im Flach- und im Berglande leben 17 Gattun- gen, oder V3 aller Saügethiere Oesterreichs und daran nehmen Theil die Genera Vespertilio, Sorex, Meies, Mustela, Hypudaeus, Mus, Sciurus, Lepus, Cavia, Ovis und Bos.
Ausschliesslich in der mittlem Region, oder dem Berglande, leben nur zwei Thiere, der Siebenschläfer, Myoxus glis, Schreb., und das Wildschwein, sus scrofa, das einzige dickhäutige Thier des Bezirks. Der Siebenschläfer findet sich in der Stufe der Laubwälder, nicht sehr gemein, auf Baümen, in Baum- und in Felsklüften, auch in Erdlöchem, vorzüglich im Böhmer- und Wienerwalde, in der Gegend des Schneebergs. Das Schwein liebt die dichtesten der Bergwälder; Fitzinger glaubt aber, dass es in Oesterreich wol nicht mehr im freien Zustande vorkomme, und werde nur noch in Thiergärten gehalten, wo es sehr gemein ist.
Im Berglande und im Gebirgslande zusammen genommen giebt es ebenfalls ijur zwei Gattungen; die eine aus der Familie der Chiropteren, die Hufeisennase, Bhinolophus ferrum equinum minor Daub., Rh. hihastatus Geoffr., Vesp. hipposideros Bechst., welche vorzüglich in felsigen Gegenden, zwischen Steinklüften, in Höh- len und verlassenen Steinbrüchen, bei Baden, am Schaeeberge, bei Krems, Maissling, Gföhl etc., immer jedoch nur selten, ge- funden wird. Das andere dieser Berg- und Gebirgsthiere ist der zweite der Schläfer, Myoxus muscardinus Schreb., Mus avellana- rius L., die sogenannte Schlafratte oder Haselmaus, die in Wäl- dern, auf Baümen und Straüchern, in Baum- und Steinklüften,
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24 Sechste Abtheilung.
an alten Mauem, Felsen und Steinbrüchen, in der Gegend des Schneebergs, im Wienerwalde, bei Dörnbach u. s, w. ziemlich haüfig vorkommt.
Zählt man die Thiere einer jeden Region zusammen, so ergiebt sich, dass die Gebirgs-Region 38, die Berg-Eegion 60 und das riachland 75 Prozent aller im Erzherzogthum vorkommenden Saüger enthält. Demnach verhalten sich die drei Regionen sehr nahe wie 2:3:4; und hierauf gründen sich die Schattirungen der Karte, vermöge deren die relative Dichtigkeit der Species in den einzelnen Regionen versinnlicht werden soll.
II. fflainiualogiscbe Monographie des Indischen Archipelagns.
Von Dr. Sal. Müller. _ Aus dem Niederdeutschen übertragen von Alexander Bergbaus, im Jahre 1842.
Die Saügethiere, welche die Sunda- und Molukkischen Inseln bewohnen, bestehen grösstentheils aus vierhändigen (Q/iadrumana), flügelhändigen (Chiroptera), Nagethieren (Rodentia) und Raub- thieren (Carnivora); in geringer Anzahl findet man dort die so- genannten dickhäutigen (Fachydermata), die wiederkatienden (Ru- minantia) und die flügelhaiitigen Thiere (Dermoptera). Aus der Ordnung der Beütelthiere (Marsupialia) hat man bis jetzt nur wenige Gattungen in den östlichen Gränzländem des Archipels angetroffen, und aus der der Zahnlücker (Edendata) bewohnt nur eine einzige Gattung die grossen, westlichen Inseln.
Man wird vielleicht nur wenige Gegenden auf dem Erdboden finden, wo auf so kurzen Entfernungen eine so grosse Verschie- denheit in der Verbreitung der Thiere herrscht, als im Indischen Archipelagus. Wiewol alle Inseln, von Java bis Neü-Guinea fast dasselbe Klima haben, und viele von ihnen ziemlich dicht bei einander liegen, ja oft nur durch schmale Meerengen von einan- der geschieden sind, so besitzt doch jede Insel von einiger Ausdehnung in grösserer oder geringerer Anzahl Gattungen, welche ihr eigenthümlich sind. Diese Verschiedenheit fällt vor- nehmlich in Beziehung auf die Saügethiere, die Vögel und Am- phibien in die Augen; von dieser letzten Klasse inzwischen etwas minder, als von den beiden erstgenannten. Einige Gattungen da- gegen sind über verschiedene, benachbarte Inseln verbreitet; einige erstrecken sich sogar bis über die entferntesten Punkte des Ar- chipelagus, während andere zugleich den Kontinent von Indien bewohnen.
Es verdient bemerkt zu werden, dass die grossen Sunda-Inseln sehr viele Geschlechter von Saügethieren besitzen, wovon man auf den etwas östlicher gelegenen Molukkischen Inseln keine Spur mehr antrifft, während diesen wieder einige andere eigen sind, die auf jenen ganz und gar vermisst werden.
Die Molukkischen Inseln, von denen wir inzwischen nur Am- boina einigermassen genau kennen, scheinen im Allgemeinen arm an Saügethieren zu sein. Wir besitzen bis heüte von diesen In- seln nur 26 Gattungen, von denen zwei Drittheile Chiroptera sind. Diese letzten gehören zu den Geschlechtem Pteropus, Macroglos- sus, Cephalotes, Harpyia, Rinolophus und Vespertilio. Die übrigen daselbst vorkommenden Saügethiere sind: Viverra zibetha, Cervus moluccensis, ein wildes Schwein, drei Gattungen von dem Geschlechte Phalangista, Sorex myosurm und Mus decumanus. Die beiden letzten Thiere gehören vielleicht nicht einmal ursprünglich auf diesen Inseln zu Haus, sondern können sehr wohl dahin, wie sich solches auch von denen mehrerer Inseln des Archipels vermuthen lässt, durch den Handelsverkehr von andern Orten übergetragen sein. So scheint es auch mit dem Hirsche gegangen zu sein, der nach Valentijn von Celebes abstammt, von wo er nach Am- boina verpflanzt sein soll. Das wilde Schwein, welches beson- ders auf Ceram gewöhnlich ist, lässt sich mit keiner Sicherheit auf eine beschriebene Gattung zurückführen, da sie noch von keinem Naturforscher wahrgenommen ist.
Es fällt in die Augen, dass fast alle genannten Thiere Nacht- thiere sind. Nicht minder bemerkenswerth ist die Eigenthüm- lichkeit, dass, soweit unsere Kenntniss reicht, die Molukken auch einen vollständigen Mangel haben an Affen, an Katzen und an mehreren andern, der warmen Zone hauptsächlich eigenen Grundformen von Mammalien. — Die Inseln dieser Gruppe sind fast alle mehr oder minder hoch; einige derselben prangen mit grossen, kegelförmigen Feüerbergen, deren steile, obere Hälfte inzwischen von allem Pflanzenwuchs entblösst ist. Obwol nur wenige dieser Inseln in Hinsicht ihrer Grösse, in geographischer Vertheilung, zum vierten Range gehören, während zahllose an- dere einen viel geringeren Umfang haben, so scheint es doch keineswegs zweifelhaft, dass dieselbea noch manche thierische Geschöpfe beherbergen, von denen wir noch keine Andeütung haben. Dies Letzte lässt sich besonders von Ceram (Sirang) und Gilolo, als den grössten und mindest bekannten Inseln dieser |
Gruppe, mit vieler Wahrscheinlichkeit vermuthen; doch auch auf den übrigen, kleineren Inseln, selbst Amboina nicht davon ausgenommen, werden sicherlich bei einer stets fortgesetzten Untersuchung, noch vielerlei Entdeckungen, besonders in der Ordnung der Chiroptera, gemacht werden.
Amboina, eine der stark bevölkerten Inseln in den Molukki- schen Gewässern, zeigt sich, von der See aus gesehen, auf der östlichen und südlichen Seite, als ein massig hohes Land, von sanft gebogenen Umrissen. Einige ihrer Hügel und kleinen Berge sind auf ihren Spitzen kahl und nackt, während andere mit rau- hem Gebüsche bedeckt sind. In den schattigen Thälern und längs des Meerufers trifft man jedoch überall Hochwald, zö- schen dem sich oft ausgedehnte Gruppen von Kokos- und Sa- gopalmen finden. Dies üppige Grün bietet ein um so angeneh- meres Ansehen dar, als es gegen die sonnige und auf vielen Stellen ziemlich dürre Oberfläche malerisch schön absticht.
Minder lachend und anlockend, obgleich auch auf eine andre Weise malerisch in seiner Art, ist die Insel Timor, wenn man sich derselben von der Nordwestseite nähert. Hier erheben sich ziemlich hohe Berge mit oft steil aufsteigenden Felswänden und Spitzen, klippigen Kuppen; und auch in den unteren Gegenden ist die Form des Landes meist rauh und scharf in seinen Um- rissen. Romantische Wildniss, gepaart mit einem dürren Boden, sind die Hauptmerkmale von dieser ansehnlichen, doch wegen seines ungesunden Klimas zugleich minder günstig bekannten Insel.
Timor ist überdies im Allgemeinen sehr bergig; doch trifft man ausser vielen flachen Küstenstrichen, die sich gewöhnlich auf dem Hintergrund von grossen Buchten und Baien längs des Strandes befinden, auch im Innern der Insel viele weite, ebene Thäler und andere grosse Flächen an, die sich hier und da über den Rücken ausgedehnter Hügelreihen, oder längs der sanf- ten Abhänge der grösseren Berge erstrecken. Diese letztge- nannten, deren Formation vornehmlich aus älterem, grauen Sand- stein besteht, haben nach Vermuthung nur 500» bis 600' Höhe; nur einige davon scheinen ihre Kuppen merklich höher, bis 900t oder vielleicht selbst bis beinahe 1000' über die Meeresflächö zu erlieben. Besonders charakteristisch auf Timor sind die ver- schieden geformten Klippen, welche sich hier und dort, zuweilen in ziemlich flachen Strichen, als abgesondert stehende Felsmas- sen, erheben, und die durch ihre freie Lage, durch ihre meistens steilen Wände, und vielfach zerrissenen Spitzen, in einiger Ent- fernung das Ansehn von eben so viel alten Kastellen und Ruinen haben. Die Timoresen nennen diese zackigen Felsmassen, deren Höhen zwischen 120 bis 380 Par. Fuss von ihrem Fuss an ge- rechnet, beträgt, Fatu, das ist Steinklippe. Diese Fatu's sind als natürliche Festungen zu betrachten, aus welchen die Bewoh- ner der verschiedenen Landschaften einander oft bekriegten, und in deren unzugängliche Klüfte und Höhlen sich das Raubgesindel mit seinen Leüten und seinem Vieh, und mit Allem, was es an beweglicher Habe auf der Welt besitzt, zurückzieht, so oft es durch eine ernstliche Gefahr bedroht wird. Diese Klippen selbst bestehen durchgängig aus jüngerem Kalkstein, vornehmlich aus Muschelkalk: eine Gebirgsart, die sich auf Timor in grosser Aus- dehnung findet, und an der Bildung der Insel einen grossen Antheil hat. Ausserdem findet man auch an vielen Stellen die- ser Insel, besonders längs der Flussufer, kleine, abgerundete Hü- gel von feinem Thon, meist von einer graublauen Farbe, auch zuweilen durch Eisen-Oxyd roth gefärbt; während man endlich hier und da Porphyr, Graumacke, verschiedene Conglomerate, ferner Syenit, Grünstein, Quarz, Gypsspaih u. s. w. antrifft.
Die Schilderungen von Timor, welche man in einigen, sowol alten, als neüeren Werken antrifft, liefern nicht immer einen ganz richtigen Begriff von der wahren Physiognomie dieser Insel. Peron hat nur eine kleine Strecke der Küste in der Nähe von Kupang gesehen, und dieser Theil des Strandes gehört wirklich zu den fruchtbarsten, die man in der ganzen, westlichen Hälfte von Timor findet. Nur dieser letztgenannte Theil der Insel ist von uns bereist worden, und Alles, was hier mitgetheilt wird, hat auch darauf allein Bezug. _ Nach unsrer Ansicht gewährt Timor, wie schon bemerkt ist, einen wüsten, dürren und un- fruchtbaren Anblick. Dies fällt besonders in der trocknen Jah- reszeit, oder in den sogenannten Wintermonaten dieser Gegenden in die Augen; in manchem Jahre hat es sich zugetragen, dass vom Mai bis Oktober oder November es mit genauer Noth nur einmal regnet, was ein Versiegen aller kleinen Bäche und Ströme verursacht, und fast alle Pflanzen, besonders die, welche ganz niedrig am Boden stehen, in einen kümmerlichen und verwelkten Zustand von Gelbheit versetzt, und zum Theil ganz verdorren lässt. Nur wenige Berge prangen mit ausgedehnten und dichten |
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Thier-Geographie. 25
Wäldern-, ihre Abhänge sind meist nur dünn mit Baumen besetzt, und einige unbewohnte ebene Strecken des Binnenlandes weichen nur theilweise von dieser Eegel ab. In diesen Flächen findet man nicht selten Gasuarinen, die durch das eigenthümliche, verwelkte Ansehen ihrer schlanken Stämme, und besonders durch die blasse Färbung ihrer hohen, aber dünn und trocken nach oben zulau- fenden Kronen unwillkürlich ein gewisses Gefühl von Kargheit im Wachsthum erwecken. Günstig dagegen ist der Eindruck, den die Gebangpalme (CorypTia gebanga) macht, deren dichtblättriges und liebliches Grün in den minder trockenen Thälern und längs wasserreicher Abhänge, so wie oft auf angespültem Grund nahe bei dem Seestrande, ausgedehnte Waldstriche bildet. Um den Pflanzenwuchs von Timor's westlichem Theile mit leichten Zügen zu schildern, bediene ich mich der Autorität des HeiTn Spanoghe, der während der drei Jahre, dass er Resident von Kupang 'war, sich mit der Pflanzenkunde eifrig beschäftigt hat. Im Allgemei- nen kann hieinlber bemerkt werden, dass die Leguminosen die reichste, daselbst vorkommende Familie ausmachen. Auf diese folgen die Malvaceen und EupJiorhiaceen; auch sind die Urticeen und Convolvulaceen in vielen Arten und Geschlechtern vorhan- den; doch ist die Insel dagegen sehr arm an Farrnlcraütern und Orchideen, und überhaupt an allen Pflanzen, die zu ihrem Wachs- thum yiel Feüchtigkeit bedürfen.
Da nun die Pflanzenwelt einen so grossen Einfluss auf die ' 'thierischts Schöpfung ausübt, oder besser, da diese, mittelbar öder unmittelbar, so sehr von jener abhangt, so kann man schon von selbst aus dem wenigen, oben Angegebenen den Schluss ziehen, dass Timor, bei seiner nicht sehr fnichtbaren Beschaffenheit, auch verhältnissmässig arm an .Vögeln und Saügethieren sein .muss. Während unsers dasigen Aufenthalts von dreizehn Monaten und ungeachtet der vielen, von uns unternommenen Jagdzüge in ver- schiedenen, Gegenden der Insel bis tief in das Binnenland, sind mir aus der letzten Thierklasse nur 20 Gattungen vorgekommen, die mehrentheils aus Chiroptera bestanden. Timor besitzt keine Edentata, und aus den übrigen Ordnungen findet man daselbst, mit Ausschluss der Gattungen der Chiroptera, gewöhnlich nur eine, höchstens zwei Arten. Das grösste Saügethier dieser Insel ist der Geraus moluccensis, und nächst diesem ein wildes Schwein, das mit dem Sus vittatus von Java und Sumatra sehr nahe ver- wandt ist. Die Marsupialia werden hier bloss durch Phalangista cavifrons repräsentirt, während als östlichster Gränzbewohner sei- ner Familie Cercopithecus cymmolgus daSelbst erscheint. Von Na- gethieren fanden wir auf dieser Insel allein die so sehr verbreitet^ Mus decunianus, doch keine Spur von Stachelschweinen oder auch nur ein einziges Eichhörnchen. Eben so ist auch die An- zahl der Raubthiere sehr gering. Alles, was wir dort aus dieser Abtheilung wahrnahmen, beschränkt sich, ausser einer Spitzmaus, auf Paradoxurus musanga und eine kleine noch unbeschriebene Katzenart (Felis megalotis), welche beide Thiere überdiess noch sehr selten zu sein scheinen. Timor besitzt daher, eben so Avenig wie die Molukken, weder Tiger, noch Panther, noch wilde Hunde, noch andre grosse Eaubthiere, wie sie auch heissen mögen.
Eine eben solche, wenn nicht noch grössere Armuth an Saü- gethieren herrscht auch auf den übrigen Inseln der Gruppe von Timor. Die meisten derselben sind freilich noch nicht wissen- schaftlich untersucht, doch kann man aus den Nachrichten euro- päischer Seefahrer und inländischer Kaufleüte schliessen, dass die Anzahl ihrer Thiere im Allgemeinen aüsserst gering ist. Selbst die lange Inselreihe, welche fast in gleicher geographischer Breite '^on Timor bis Java sich erstreckt, scheint in dieser Hinsicht keine nennenswerthe Ausnahme zu machen. Wilde Schweine und Hirsche, Chiroptera, die obengenannte Gercopitheciis-Gt&ttmig, nebst einigen kleinen Raubthieren von den Geschlechtem Paradoxurus und Vi- verra, werden vermuthlich auch hier den Haupttheil der Fauna aus der Klasse der Saügethiere bilden. In Bezug auf ihre physi- sche Gestaltung machen diese Inseln einen stufenweisen IJeber- gang von dem, sich dem Auge so wild und düiT zeigenden Ti- mor bis zu dem fruchtbaren und überall so üppig blühenden Java. Fast alle sind mehr oder minder hoch; einige derselben haben grosse, kegelförmige Berge, aus deren rauchenden Gipfeln von Zeit zu Zeit verwüstende Ausbrüche Statt haben, wodurch sich unter anderem im Jahre 1815 der Gunung Tamboro auf Sumbava auf eine schreckliche Weise bekannt gemacht hat.
Nördlich liegt diesen sogenannten kleinen Sunda-Inseln die In- sel Celebes gegenüber, welche ihre erste, urspi-üngliche Gestalt ohne spätere, nennenswerthe Verminderung oder Vermehrung ihrer Küste, bis auf den heütigen Tag bewahrt zu haben scheint. Ihre sonderbaren, strahlenartigen Formen, und die vielfältigen Klippen und Felsen längs ihrer Ufer scheinen dies zu beweisen.
PHYSIK. ATLAS ÄBTH. Λ^. |
Ausser der molukkischea Insel Gilolo besitzt keine andere Insel in dem Archipel ein so rauh abgerissenes Ansehen.
Celebes ist beinahe in seiner ganzen Ausdehnung bergig; doch hat es auch viele Küstenflächen und eine Menge offener ^Zan^- ^Zangr-Strecken und andre freie Hochthäler, wovon einige grosse Seen einschliessen, die durch die malerische Lage und ihre be- ständige, nie vertrocknende Bewässerung die Anmuth und Frucht- barkeit des Landes bedeütend vermehren. Mit der Vermehrung der Wälder und der grösseren Ausdehnung der Wildnisse nimmt in den Tropenländern auch die thierische Schöpfung in demselben Maasse zu, und diese, durch die Erfahrung bewiesene Thatsache, führt von selbst zu der Vemuthung, dass, wie wenig Kenntniss wir auch noch bis jetzt von den Naturerzeügnissen von Celebes haben mögen, daselbst noch manches Saügethier leben wird, das uns bis heüte ganz fremd geblieben, oder dessen Gattung noch nicht bestimmt ist. Es hat mir und vielleicht den meisten Reisen- den an hinlänglicher Zeit und Gelegenheit gefehlt, um auf Cele- bes, einem Lande, dessen Küstenstrecken nur hier und da von Eüropäern bewohnt sind, weitlaüflge Untersuchungen anzustellen. Daher wird man es auch diesem Umstände zuschreiben müssen, dass uns von dieser Insel im Ganzen nur 16 Saügethiere bekannt sind, die mehrentheils aus grossen, sich von Gras und Früchten nährenden Gattungen bestehen. Ausser der gewöhnlichen Ratte, bin ich nicht im Stande, irgend ein anderes Nagethier anzugeben, obgleich es mir nicht unbekannt ist, dass sich auf Celebes ver- schiedene Eichhörnchen befinden. Sehr beschränkt ist auch unsere Kenntniss über die Ordnung der Raubthiere von diesem Lande; und endlich wissen wir von den, auf allen grossen Inseln sonst so manchfaltig vorkommenden insektenfressenden Chiropteren so wenig, dass es kaum der Mühe werth ist, sie zu erwähnen. Bei- des kann hinlänglich zum Beweise dienen, dass die Insel Celebes in allen Theilen noch ein weites und wichtiges Feld zu naturhi- storischen Untersuchungen darbietet.
Es ist vor allen Dingen bemerkenswerth, dass auf gleicher geo- graphischer Länge Celebes im Norden, sowie Timor im Süden des Aequators, einerseits als die östliche Gränze der eigentlichen Indischen und Sunda'schen Fauna, und andererseits als das west- lichste Gebiet der fremdartig geformten Geschöpfe von Australien zu betrachten ist, welcher Zusammenfluss nicht allein im Thier- reich Statt findet, sondern auch in vielen Hinsichten sich in der Flora dieser beiden Inseln zu erkennen giebt.
Hirsche und Wildschweine werden auf Celebes in grosser Men- ge angetroffen; doch zu welchen Gattungen beide gehören, ist uns bis heüte unbekannt. Da mich inzwischen mehrere Makassa- resen versicherten, dass die ersten fast ganz das Aüsehen des Ja- va-Hirsches haben, so lässt sich vermuthen, dass sie entweder Cervus russa, oder der diesem so sehr gleichende, obschon etwas kleinere Gervus moluccensis sind. Antilope depressicornis hat man bis heute nur auf Celebes gefunden; während Sus habirussa, ausser dieser Insel, auch Buru, nebst Mangoli, und Bangay von den Xülla-Inseln bewohnt. Von dem Geschlechte Phalangista kennen wir bis jetzt nur eine Gattung von Celebes, und aus der Familie der Vierhänder sind uns von dort bekannt: Tarsius spe- ctrum, Gercopithecus cynomplgus und Cynocephalus niger.
Die Inseln, welche bis jetzt von uns in Augenschein genom- men worden sind, haben theilweise nur einen geringen Umfang; auch fühlen wir uns zu der Annahme geneigt, dass viele davon urspi-ünglich mit Saügethieren bevölkert; während sie überdiess in naturhistorischer Hinsicht mehrentheils noch nicht hinlänglich untersucht worden sind. Ganz anders jedoch ist dies mit den drei grossen, westlichen Sunda-Inseln der Fall, von denen beson- ders Java und Sumatra seit vielen Jahren, und wol vornehmlich die erstgenannte Insel, durch uns und andre Naturforscher in fast allen Richtungen durchreist worden ist. Die Fauna von diesen beiden Inseln ist uns daher auf die vollständigste Weise bekannt, und wir können mit voller Ueberzeügung annehmen, dass wir Java, was seine Thiere betrifft, so gut, ja vielleicht noch besser kennen, als Eüropa selbst. Doch auch von Borneo besitzen wir bereits eine ansehnliche Menge von Saügethieren, besonders von grossen Gattungen: während unsre Kenntniss dieser Insel in Be- zug auf die kleineren Chiropteren sehr beschränkt ist, die in einem so ausgebreiteten, so waldreichen und nur in wenigen sei- ner innern Theile für die Eüropäer zugänglichen Lande, allein durch eine lange fortgesetzte Untersuchung und eine unermüdete Jagd in verschiedenen Gegenden, zusammengebracht werden können.
Borneo, die grösste von allen Inseln des Archipelagus, hat eine sehr ungleiche Oberfläche. In dem innersten Theil seiner nörd- lichen Hälfte erhebt sich, dem Zeügnisse vieler Ingebornen zu Folge, eine ausgedehnte Bergmasse, von der sich in verschiedene Richtungen mehr oder minder hohe Bergketten erstrecken, die
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26 Sechste Abtheilung,
sieh sMöstlicli uud südwestlich, auch an einigen Stellen westlich, besonders jedoch in dem nördlichen und östlichen Abschnitt der Insel, theilweise bis an das Seeufer fortsetzen, und die in diesen Bichtungen viele grosse Flächen einschliessen, welche durch das Niedersinken von ab- und angespülten schlammigen Stoffen zwi- schen diesen langen Berg- und Hügelketten gebildet sind. Die grössten Berge, welche sich im Süden der Insel, und zwar im südöstlichen Theil derselben befinden, erheben sich nach unsern barometrischen Beobachtungen genau auf eine Höhe von 564' über der Meeresfläche, und wenn sich die Inländer in ihrer Bestim- mung nicht irren, liefert ganz Bomeo nirgends Berge, die halb so hoch, als diese, sind. Die Telsarten, die wir in den besagten südöstlichen Bergketten und Umgebungen am meisten angetroffen haben, bestanden aus Diorit, Serpentin, Syenit und andern quarz- artigen Gesteinen. Im TJebrigen ist beinahe ganz Borneo von Hochwald bedeckt, der es von seiner Südküste bis an die des Chinesischen Meeres, und von seinem östlichen bis zu seinem westlichen Seeufer einer durchgängigen, unendlichen Wildniss ähnlich macht. Das Wasser allein vermag sich durch diese un- geheüre Wälder einen Weg zu bahnen. Die Ausbreitung und Eichtung von einer zahllosen Menge von Morästen, grossen Seen und gewaltigen Elüssen erkennt man aus den offenen Räumen, welche den dunkeln Wald durchschneiden, und die den mehren- theils herumschweifenden Inländern zum bequemsten, wenn nicht einzigsten Weg bei ihren Streifereien dienen. Der Umstand, dass die meisten grossen Flüsse in der Regenzeit aus ihren Ufern treten, und alsdann die Flächen nicht selten in einer Ausdehnung von vielen hundert Meilen bis zur Höhe von einigen Fuss überströ- men, trägt doppelt dazu bei, um diese endlosen Wälder unbe- wohnbar zu machen. In diesen unfreundlichen Wildnissen hat der Orang-Utan nebst zweien seiner Familiengenossen, dem Sem- nopithems nasicus und Semnopithecus eristatus seine Wohnung; die übrigen, hier und dort in den Bergen von Borneo sieh aufhalten- den Saügethiere sollen später angegeben werden.
Sumatra hat, was seine Obei-fläche betrifft, viel Uebereinstim- mendes mit Bomeo, und in dieser physischen Annäherung mag wol die Hauptursache liegen, dass sie unter allen Ländern von Indien die meisten Saügethiere, besonders grössere Gattungen, mit einander gemein haben. Eben so wie auf Borneo, findet man auch auf Sumatra Hochland, unterbrochen durch unabsehbare und schwer zu bewohnende, niedrige Strecken; die Vertheilung davon findet jedoch auf eine andre Weise Statt. Sumatra namentlich ist über seme ganze Länge in zwei, sehr von einander verschie- dene Landstriche getheilt, wovon der schmalere westliche hoch und bergig ist, während der viel breitere, östliche Theil aus einer weit ausgedehnten Alluvial-Fläche besteht, die von einer grossen Menge Flüsse durchschnitten wird, viele Moräste hat, und über- all mit dichtem Hochwald bedeckt ist. Die abgelegensten und am wenigsten von Menschen besuchten Orte in dieser grossen, flachen Wildniss, dienen auch hier den Orang-Utan's zum Auf- enthalt, und wenn man den Nachrichten einiger Seefahrer glaubt, so hat auch der Semnopithecus nasicus an einigen dieser Plätze seine Wohnung. Doch nicht allein im flachen Theil, längs der Ostküste von Sumatra, hen-scht eine so üppige Vegetation, son- dern auch die grossen, westlichen Bergketten tragen fast überall dasselbe Ansehen von echt tropischer Fruchtbarkeit, und einer unablässig wirksamen Kraft des Wachsthums. Granit, Syenit und Porphyr in verschiedenen Zusammensetzungen und Uebergängen, ferner Kalk- und rother Sandstein sind die Haupt-Formationen, welche man in den Bergen hinter Padang und in den mehr im Innern gelegenen Hochthälern dieser Gegend vornehmlich antrifft; doch zwischen den erstgenannten plutonischen Felsarten erheben sich hier und da kolossale Vulkane, die ihre theilweise rauchen- den Spitzen bis auf fast 1500' über die Oberfläche des Ocean's erheben, und deren feste Theile durchgehende aus trachytischen Massen bestehen.
Auf Java endlich hat die IVacA^i-Formation in vielfältiger Verschiedenheit sehr die Oberhand, während Diorit, Kalkstein-, Sandstein- und andere gemengte Gebirgsarten in viel geringerer Ausbreitung, und mehr auf einzelne Stellen beschränkt, zu Tage gehen. Java ist fast in seiner ganzen Ausdehnung mehr oder minder hoch; nur längs der Nordküste hat es einige Alluvial- Strecken, die nichts destoweniger reichlich bevölkert und zweck- mässig bebaut sind. Zwei Bergketten, die sich bald vereinigen, bald wieder in Zickzacken sich trennen, durchschneiden die Insel in der Länge. Aus denselben erheben sich viele hohe Kuppen, von einer regelmässig kegelförmigen Gestalt oder mit einer ab- gestumpften Spitze, worin ein ausgebrannter oder noch fortwäh- rend wirkender Vulkan sich befindet. Einige derselben besitzen jetzt nur noch eine Höhe von 600' bis 900'; andere dagegen. |
vorzüglich solche, die ihre ursprüngliche Gestalt bis euf den heütigen Tag bewahrt haben, erheben sich bis auf ungefähr 1500', so dass sie in sehr grosser Entfernung sichtbar sind, und dem Seemann auf seiner Fahrt als Wegweiser dienen. Zwischen die- sen Bergketten befinden sieh überall breite, fruchtbare Thäler, die von einer unzählbaren Menge Flüsse und Bäche durchschnit- ten sind. Ueberau ist das Land bewohnt und mit Reisfeldern bedeckt, und selbst die abgelegenen Bergwälder haben bereits an vielen Orten dem Anbau von Kaffee- und andern wichtigen Pflan- zungen Platz machen müssen. Trotz alle dem findet man auf Java noch unermessliche Wälder, in denen, bei aller Verbesserung des Zustandes der Bewohner, bei all' dem heilsamen Abschneiden des fruchtbaren Bodens, noch keine Axt die tausendfach durch einander verschlungenen, riesenartigen Gewächse spaltet, und die grossen einsamen Schluchten und Thäler von seinen Vernichtung drohenden Echo's wiederhallen lässt. Nicht ohne ein innerliches Freüdegefühl hört man in diesen grossen Wäldern das laute Ge- schrei von Hylohates leuciscus, das aufweckende Kreischen von Semnopithecus nitratus und selbst die starke, doch eintönige Stim- me von Bucerus lunatus.
In den niedrigen und flachen Gegenden und auf den untersten Theilen der Berge nimmt die Feige, auf dieser Insel sowol als auf ^ Sumatra und Bomeo, eine vornehme Stelle unter den Gewächsen ein, und dieses gattungreiche Baumgeschlecht ist es, welches in diesen Strichen hauptsächlich den vielen, fruchtfressenden Saüge- thieren und Vögeln zur Nahrung dient.
Wenn man diese drei grossen Sunda-Inseln, mit Bezug auf ihr Thierreich, in Augenschein nimmt, so erlangt man in Hinsicht ihrer Saügethiere folgende Resultate, welche durch die verschie- dene Vertheilung von einigen Geschlechtern oder Gattungen über diese so dicht bei einander liegenden Länder gewiss nicht ohne Belang sind.
Von Java kennt man bis diesen Augenblick im Ganzen 84 Saü- gethiere, unter denen 6 Quadrumana, 1 Galiopithecus, 37 Chi- roptera, 4 Insectivora, 14 sogenannte Carnivora, 14 Rodentia, 1 Edentatum, 3 Pachydermata und 4 Ruminantia gezählt werden.
_ Die Quadrumana bestehen aus den Geschlechtem Hylohates,
Semnopithecus, Cercopithecus und Stenops. — Die Chiroptera aus: Pteropus, Macroglossus, Pachysoma, Cheiromeles, Dysopes, Mega- derma, Rhinolqphus, Nycteris, Vespertilio, Emhallonura, Nycticeus und Taphozous. Die Insectivora begreifen: Tupaja, Hylomis und ,
Sorex; _ und die übrigen Fleischfresser aus der Ordnung der
Ferae bestehen aus den Geschlechtern: Mydaeus, Lutra, Canis, Herpestes, Linsang, Felis, Mustela, Viverra, Paradoxurus, Arctictis
und Ursus. _ Die Rodentia sind zusammengesetzt aus: Sciu-
rus, Pteromys, Mus, Pithechir, Hystrix und Lepus. Die Gruppe der Edentata wird nur durch das Geschlecht Manis repräsentirt. _ Die Pachydermata bestehen aus den Geschlechtern Rhinoceros und Sus, und die Ruminantia aus Cervus, Moschus und Bos.
Eine fast gleiche Anzahl Gattungen aus denselben Ordnungen und Geschlechtern kommen auf Sumatra vor, mit Ausnahme von nur einigen Geschlechtern, welche auf dieser Insel vermisst werden, und wofür hier wieder andere neue erscheinen. Zu den fehlenden Geschlechtern gehören besonders Bos und Lepus-, fer- ner habe ich auf Sumatra auch nicht angetroffen die Geschlech- ter Megaderma, Nycteris und Emhallonura. Dagegen besitzt diese Insel, ausser dem Orang-Utan, als eigentlichen Simia, die Ge- schlechter Tarsius, Ursus, Gymnura, Elephas, Tapirus und An- tilope, welche auf Java mit einem Male fehlen. Ueberdiess ist Sumatra reicher an Vierhändern und enthält 10 oder 11 Gat- tungen davon, gleichΛvie diese Insel im Ganzen von allen Inseln des Archipelagus die meisten Katzen und Eichhörnchen besitzt.
Borneo bietet _ im Ganzen, wie ich schon oben bemerkte_
in der Klasse der Saügethiere eine weit grössere Uebereinstim- mung mit Sumatra, als mit Java dar. Diese Uebereinstimmung stützt sich hauptsächlich auf die Quadrumanen, einige fleisch- fressende Raubthiere und auf den Indischen Tapir. Allein der wilde Sundaische Ochs macht von dieser Regel eine auffallende Ausnahme, durch dessen Aufenthalt daselbst diese grosse Insel in dieser Hinsicht wieder näher mit Java verbunden wird.
Obgleich uns die thierische Schöpfung von Borneo noch lange nicht ganz bekannt ist, so sind wir doch durch die bereits ge- machten Wahrnehmungen in den Stand gesetzt, um mit ziem- licher Gewissheit auf den Reichthum zu schliessen, welchen diese Insel aus dieser oder jeuer Ordnung hauptsächlich enthält. Da- durch haben wir gesehen, dass Borneo besonders reich ist an Quadrumanen, da uns jetzt schon eilf Gattungen von denselben bekannt sind, und wir, während unseres kurzen Aufenthaltes von kaum fünf Monaten im südlichen Theile der Insel, allein zwei neüe entdeckt haben. Der Malaiische Bär ist das grösste und |
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Thier-Geographie. 117
gefährlichste reissende Thier, das Borneo bewohnt; doch findet man dort einen Schwärm kleiner Raubthiere von den Geschlech- tern Paradoxurus, Potamophilus, Viverra, Mustela, Lutra, Catiis und Felis. Ausser einer Anzahl kleiner Chiropteren, die man in der Abenddämmerung überall umherflattern sieht, und unter denen gewiss noch viele unbekannte sein werden, bewohnt Pte- ropus funereus in unzählbarer Menge diese Insel; während aus der Ordnung der Nagethiere besonders viele Eichhorn-Arten in ansehnlicher Menge daselbst vorhanden sind. Da auf Borneo die grossen, Alles verwüstenden Katzen fehlen, haben sich die Hirsche, besonders Cervus russa, auf eine wunderbare "Weise ver- mehrt, und zwar in dem Grade, dass man an einigen Orten — und wir hatten unter anderem Gelegenheit, dies auf den unbe- wohnten Grasflächen der südöstlichen Landzunge oder in den
sogenannten Laut-Landen wahrzunehmen _ nicht selten Heer-
den von mehr als hundert, und oft in einem Tage wol tausend dieser Thiere zu sehen bekömmt.
Nach dieser flüchtigen, chorographischen und mammalogischen Uebersicht von einigen der ansehnlichsten Inseln des Avchipela- gus, will ich jetzt in systematischer Ordnung eine Uebersicht von allen Saügethieren geben, die uns bis auf den heütigen Tag auf diesem grossen, ausgedehnten Hing von Inseln bekannt sind. Wie fast Alles, was ich darüber mittheilen werde, auf eigener Anschauung und Untersuchung beruht, werde ich in diesem Leit- faden besonders der Angabe des Vaterlandes und der Verbrei- tung von den einzelnen Gattungen folgen, da in dieser Hinsicht, in den meisten der kürzlich herausgekommenen zoologischen Werke noch immer viel Unsicherheit und grosse Verwirrung herrscht.
Qüadrtimana. Unter allen Saügethieren des Indischen Archi- pelagus sind die Quadrumanen die am wenigsten verbreiteten, da die meisten dort vorkommenden AfFengattungen sich blos auf einige Inseln beschränken, und selbst auf diesen zum Theil in gewisse, enge Kreise begränzt sind. Der grösste Theil derselben bewohnt die Inseln Sumatra, Java und Borneo; Celebes besitzt nur drei Gattungen, Timor aber eine; mehr östlich auf den Mo- lukken fehlt _ wie ich bereits bemerkt habe _ die Familie der Vierhänder mit einem Male.
Der Orang-Utan ist in den flachen Wäldern auf der Süd- und Westküste von Borneo nicht selten, obgleich er nirgends in grosser Anzahl vorkommt. Von einigen Stellen, wie unter an- derem in der Umgegend von Banjermassing ist er jedoch jetzt ganz verschwunden, weil er in diesen stark bevölkerten Theilen fortwährend von den Inländern verfolgt wird. Auf Sumatra be- wohnt er den niedrigen Wald an der Ostküste, besonders den nördlichen Theil derselben. Es stimmt mit der Gemüthsart die- ses Thieres, welches offenbar für die Einsamkeit geboren ist und meist einsam lebt, dass es langsam und träge in seinen Bewe- gungen, bösartig und umsichtig in seinen Verrichtungen ist. Sein vornehmstes Vertheidigungs- oder besser Eettungsmittel gegen seine Feinde besteht darin, dass er denselben auf die bequemste und sicherste Weise zu entfliehen trachtet. Sobald der Orang- Utan Gefahr besorgt oder durch Verfolgung bedroht wird, nimmt er seine Zuflucht zu den Spitzen der hohen Baüme, wo er sich unter den breiten Zacken und zwischen den dichten Blättern listig versteckt hält. Alles, was durch einige Reisende von dem ungewöhnlichen Muth der Orang-Utan's und von der Gefahr, ihnen nachzustellen, angegeben wird, gehört grösstentheils in das Gebiet der Fabel.
Während der Orang-Utan in Afrika einen Stellvertreter in dem Tschimpanze hat, bilden die langarmigen Affen (Hylohates) eine, nur auf Indien begränzte, und daher sehr charakteristische Gruppe für diese Weltgegend. Von den fünf, genau unterschie- denen Gattungen, die uns bis jetzt von diesem Geschlechte be- kannt sind, bewohnen vier die grossen, westlichen Länder des Archipelagus, wo jedoch jede Gattung nur eine Insel zum Wohn- ort hat. Hylohates syndactylus und Hylobates variegatus haben wir allein auf Sumatra angetroffen. Wenn man den Angaben einiger Schriftsteller Glauben schenkt, so soll die letzte Gattung auch auf Malakka zu finden sein, was jedoch, um als eine, von Verwechselung und Verwirrung freie Thatsache angenommen werden zu können, wol noch eine nähere Untersuchung verdient. Hylohates leuciscus gehört ausschliessend nach Java, und Hyl. con- color ist allein auf Borneo zu Hause. |
Die Hylobaten leben auf dem Gebirge, wo sich ihr eigent- liches Gebiet innerhalb der Gränzen der Feigenwälder erstreckt, so dass sie, obschon wahre Bergbewohner, doch selten eine Höhe von 700t überschreiten. Man trifft sie gewöhnlich in kleinen Trupps an den minder steilen Abhängen und auf den Berg- rücken an; doch sobald sie ein menschliches Wesen gewahr wer- den, stürzen sie eilig bergab, und verschwinden in wenigen Au- genblicken in den dunkeln Thälern. Sie halten sich fast immer in den Kronen hochstämmiger Baüme auf, und kommen beinahe nie auf die Erde, sondern schlingen sich, als flögen sie, von einem Baum auf den andern. Ihr lautes Geschrei, das sie mit geringem Tonfall aus der Höhe in die Tiefe hören lassen, hallt Stunden weit wieder durch die grossen, einsamen Thäler und Schluchten.
Eben so wie die Langarme, gehören auch alle aus dem Ar- chipel bekannte Schlank-Affen (Semnopithecus') ausschliessend auf die drei grossen Sunda-Inseln. Ihre Lebensweise weicht jedoch in vieler Hinsicht von jener der langarmigen Affen bemerkens- werth ab. Nicht allein, dass die Semnopitheci mehr Verschie- denheit in der Wahl ihrer Wohnplätze an den Tag legen; sie zeigen sich auch im Allgemeinen als grössere Freünde des Was- sers ; daher trifft man sie oft in der Nähe von Flüssen und Seen. Während des Tages durchziehen sie, in kleine Gesellschaften vereinigt, den umliegenden Wald, oder begeben sich auch tiefer in das Innere des Waldes; mit dem Nahen des Abends kehren sie jedoch überall nach den Ufern zurück, wo ihnen ein oder der andere grosse Baum zum gemeinschaftlichen Nachtlager dient. Die Gattungen, welche sich vorzüglich in den Bergen aufhalten, findet man daher manchfach in grossen, wasserreichen Thälern, wo sie am liebsten auf solchen Baümen herumspringen, die an dem Ufer eines wild rauschenden Baches stehen, und mit einem Theile ihrer Zacken die schaümenden Wellen be- schatten. Von dort lassen sie dann, besonders des Morgens und Abends, ihre tief brummenden oder auch wol fröhlich lachenden Stimmen erschallen.
Semnopithecus nasicus bewohnt auf Borneo, eben so wie der Orang-Utan nur das waldige, flache Land. Er zeigt sich im Ganzen minder schnell in seinen Bewegungen, als die meisten anderen seiner Geschlechtsgenossen, und trachtet darum oft, wenn er plötzlich überfallen wird, sich durch Verstecken zwi- schen den Gabeln der dicken Baumzacken zu retten, oder er nimmt auch wol seine Zuflucht zu dem dunkeln Krüppelholz auf dem Boden, wobei ihm alsdann die, längs der Ufer von vielen Flussmündungen, so reichlich wachsenden Nipa-Büsche (Nipa fructicans') und das dornige Unkraut der Rohrarten vortrefflich zu Statten kommen. Die Bejadju- und andere Dayacker-Stämme lieben sehr sein Fleisch, und setzen ihm desshalb begierig nach. _ Die zwei, von uns auf dieser Insel neu entdeckten Affen: Semnopithecus rubiciindus und Semn. frontaius, halten sich dagegen stets in den höheren, bergigen Gegenden auf. Man findet ihn am manchfaltigsten am Fusse der Berge, und an solchen, wild bewachsenen Orten, wo flache Thäler und sanft abschüssige Hügel mit einander abwechseln; einmal jedoch habe ich die erstgenannte Gattung an einem steilen Abhang auf einer Höhe von ungefähr 500' über dem Meere angetroffen. Semnopithecus chrysomelas, welche Gattung bis jetzt nur auf der Westküste von Borneo wahrgenommen wurde, stimmt im Wohnort und in der Lebensweise mit Semnopithecus maurus vermuthlich überein, den man auf Java sowol in den flachen als in den gebirgigten Gegenden findet; er giebt jedoch den flachen den Vorzug, be- sonders wenn sie reich an Wasser und von vielen nackten Ab- gründen durchschnitten sind. Der durch Dr. Horsfield in seinem Zoological Researches bekannt gemachte Semn. pyrrhus aus dem östlichen Theil von Java, gleicht, nach der Abbildung zu ur- theilen, an Gestalt und was den Haarwuchs betrifft, so sehr dem Semn. maurus, dass ich ihn als eine unsichere Gattung in meine Tabelle aufgenommen habe, da es mir keineswegs unwahrschein- lich vorkommt, dass er nichts anders ist, als eine gelbrothe Va- rietät von Semn. maurus, oder vielleicht ein noch unausgewach- senes Thier letzterer Gattung, in einem noch jungen, lichtfarbi- gen Gewände. Nach Temminck sollte dies auch der Fall sein können mit dem sogenannten Semn. auratus, von dem ihm ein Exemplar von Samarang zugesendet wurde, das sich jetzt zu Paris befindet. Dieser Name ist deshalb von unsrer Tabelle ganz
weggelassen. _ Semn. cristatus, der in mancher Hinsicht, sowol
an Körperbildung, als auch in der Lebensweise mit maurus über- einstimmt, ist über Sumatra und Java verbreitet, wo er vorzüg- lich die ebenen, feüchten Wälder bewohnt. Selten nur trifft man ihn in etwas höheren, hügelartigen Landstrichen und an dem Fusse von Bergen. Meisterlich versteht er die Kunst, sich, wenn ihm Gefahr droht, in die hohen Kronen der Laüme zu verstecken; ist die Gelegenheit dazu jedoch nicht günstig, dann springt er in Uebereilung durch die Spitzen fort, ohne das dor- nige Rohr zu meiden, noch Furcht zu zeigen vor den langen, scharfen Stacheln der Nibongpalme (Oncosperma ßlamentosa), welche in den niedrigen und so reichlich mit süssem Wasser
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28 Sechste Abtheilimg.
versehenen Küstenwäldern der beiden Inseln in grösser Menge
wächst. _ Semnopiihecus melalophus und Semn. flavimanus, beide
ausschliessend auf Sumatra zu Haus, findet man am meisten in grossen Bergwäldern, wo besonders die erstgenannte Gattung nicht selten in einer Höhe von 500* und darüber herumzieht; dessenungeachtet zeigen sie sich auch oft in den Ebenen, und manchmal sogar, entweder allein oder auch wol in kleinen Trupps, dicht an den Seeufern. _ Wie endlich der Semn. mitratus durch seine ganze Gestalt den beiden vorhergehenden Gattungen sehr nahe steht, so zeigt er auch grosse Uebereinstimmung mit ihnen in seinen Sitten und in der Wahl seines Aufenthaltes, so dass er als ihr wahrer Stellvertreter auf Java, welche Insel allein ihn beherbergt, angesehen werden kann.
Mit den schönen, schlankgebauten Semnopiiheci haben bekannt- lich die Colobi, sowol was ihr ganzes äusseres Ansehn, als was die Stellung ihrer Zähne betrifft, eine bemerkenswerthe Ueber- einstimmung; und sie scheinen sogar, wie es sich aus Dr. Rüp- pels Nachrichten über Col. guereza entnehmen lässt, einen ziem- lich gleichförmigen Magen zu haben, der, wie bei jenen, von einer unverhältnissmässigen Grösse ist. Dies Eine und das An- dere machen sie für Nord-Afrika zu wahren Eepräsentanten der charakteristischen Südasiatischen Semnopitheci, jedoch mit dem eigenthümlichen Unterschiede, da'ss sich ihre fremde Abkunft durch eine unvollkommene Handentwickelung zu erkennen giebt. Dadurch schliessen sie sich am nächsten an die Ateles von Süd- amerika an, mit denen sie auch in der Lebensweise, und zugleich in Bezug auf ihre scheüe und sanfte Gemüthsart übereinstimmen. Auch die Indischen Semnopitheci machen sich durch ihre Eurcht- samkeit und Arglosigkeit kennbar, so dass man sie in dieser Hinsicht, von allen Affen der Alten Welt, sehr wahrscheinlich nur den Colobi und den Hylobates wird gleichstellen können. — Wenn man im Allgemeinen alle Wahrnehmungen, die uns über die Verbreitung der Semnopitheci und der Hylobates bekannt sind, zusammenfasst, dann scheint es, dass beide Gruppen gleichsam einander Gesellschaft leisten, und sich fast in einer gleichen Ausdehnung verbreiten; dass ferner die einzelnen Gattungen der- selben ziemlich regelmässig innerhalb dieser Gegenden vertheilt sind, und dass endlich fast alle einen merklich eng beschränkten Wohnplatz haben. Beide Geschlechter sind im genauen Sinne des Wortes Indisch. Die Gränzen, zwischen welchen sie einge- schlossen sind, lassen sich im Osten durch Börneo und Java, im Westen durch Ceylon und Decan, und im Norden durch den südlichen Theil von Hindostan, dem Birmanischen Reich, Siam und Anam bestimmen.
Wie die Colobi eigentlich nichts anders, als eine untergeord- nete Gruppe der indischen Semnopitheci bilden, so auch stehen die Südasiatischen Cercopitheci zu ihren zahlreichen afrikani-i sehen Geschlechtsverwandten in demselben Verhältniss. Cerco- pithecus cynomolgus ist, sowol was seine ganze, aüssere Bildung, als auch was seine Sitte und Lebensweise betrifft, ein unver- kennbarer Cercopithecus, und schliesst sich am nächsten an die afrikanischen Gattungen dieses Geschlechts an, von denen Geoffroy gemeint hat, sie unter dem generischen Namen Cercocebus von den übrigen absondern zu müssen. Die Indischen Cercopitheci charakterisiren sich inzwischen durch eine fünfte Schwiele an dem letzten Unter - Backenzahn; und diese eine kleine Abwei- chung von der gewöhnlichen Eorm war der Eintheilungssucht genug, um den Cynomolgus von dem Geschlecht Cercopithecus abzusondern, und ihn mit andern kurzschwänzigen Affen zusam- menzubringen, obgleich seine ganze Natur mit diesen keine an- dere Uebereinstimmung darbietet, als die gleichmässige Anzahl kleiner Schwielen an dem letzten Unter-Baekenzahn.
Cerc. cynomolgus wird auf den meisten, grösseren Inseln, von Java und Sumatra ab, bis Gelebes und Timor, angetroffen. Eben so merkwürdig wie seine Verbreitung über den Archipel ist auch die Ausdehnung, die er auf jeder besonderen Insel be- wohnt. Ausser den höchsten Berggipfeln, wo ein kühler Luftzug herrscht, und die meist arm an Früchten sind, durchkreist er gleichsam das ganze Land seiner Geburt, indem man ihn in Menge an allen wald- und baumreichen Orten, vom Seestrande an bis in die grossen Bergwälder auf ungefähr 750' über dem Spiegel des Meeres, antrifft. Da fast alle Arten von Produkten, sowol des Thier-, als des Pflanzenreiches, ihm zum Unterhalt dienen, fehlt es ihm nirgends an hinreichender Nahrung. _ Ein merkbar minder ausgedehntes Vaterland besitzt der Innuus ne- mestrinus, den wir auf Sumatra und Borneo in der freien Natur beobachtet haben; zahme Thiere dieser Gattung werden jedoch oft ans den Lampong-Distrikten, und den südlichen und südöst- lichen Küsten von Sumatra nach den nördlichen Häfen von Java, durch die Malayen zu Kauf herübergebracht. Obschon dieser |
Affe auf den beiden genannten Inseln nicht sehr selten ist, ge- schieht es doch sehr oft, dass man ihm lange fruchtlos nach- spürt, da er sich am liebsten an solchen Plätzen der Vorwälder oder in der Nähe von Waldstrecken aufhält, die mit undurch- dringlichen Gewächsen begrünt sind, und wo er dann in den niedrigen Flächen auf dem Boden, bei Gefahr einen eiligen Ver- steck findet, und sich dem suchenden Blick seiner Verfolger bequem entziehen kann. Auf Sumatra benutzen die Eingebornen den Baru, wie der Jnnuus nemestrinus von den Malayen auf der Westküste dieser Insel genannt wird, oft zum Erklettern der Kokospalmen und zum Herabwerfen der Nüsse: einer Arbeit, wozu er sich vortrefflich abrichten lässt, und worin er alsbald seinen Lehrmeister durch Fertigkeit weit übertrifft. Ueber die Lebensart von Cynocephalus niger, der nur der Insel Celebes angehört, ist mit nichts bekannt geworden.
Stenops tardigradus bewohnt, ausser Bengal, Siam und ande- ren Gegenden des festen Landes, die Inseln Java, Sumatra und Borneo. Auf der letzten Insel scheint er jedoch gewöhnlicher zu sein, als auf den beiden ersten. Man findet dieses Thier meist in gros.sen Wäldern, am allermeisten in den Gebirgen, wo es während des Tages in den Löchern und Spalten hoher Baüme schläft. Sobald aber die Abenddämmerung beginnt, erwacht es, und durchkriecht alsdann, die ganze. Nacht hindurch, langsam und still die Zacken der Baüme, um die jungen Blätter und Früchte, welche ihm zur Nahrung dienen, aufzuspüren. Sein geheimnissvolles Wesen, und sein fremdartiges und sonderbares Vorkommen haben in der Einbildungskraft der Inländer allerlei abenteüerliche und argwöhnische Gefühle aufgeweckt, und die- sem Thiere verschiedene sonderbare Eigenschaften zugeschrie- ben, wodurch es bei Jung und Alt in sehr grosses Misstrauen gekommen ist. W^enn man ihn bei Tage aus seiner zusammen- gerollten schlafenden Lage aufweckt und an ein starkes Licht bringt, so beginnen seine Augen zu thränen, die Augenlieder krampfartig zu bewegen, und die Augäpfel mit sichtbar schmerz- haftem Gefühl zusammen zu ziehen; des Nachts jedoch erweitert sich die Pupille in dem Grade, dass fast nichts von der Iris mehr zu sehen ist, und sich dann und wann ein funkelnder Lichtstrahl plötzlich aus derselben zeigt. Das nächtliche Her- umschleichen eines Thiers hat für den Menschen, bei dem Ge- fühl seiner angebornen Hülflosigkeit in der Finsterniss, immer etwas Unangenehmes, und diese Unruhe erweckende Wahrneh- mung nimmt desto mehr zu, je weniger der Mensch aufgeklärt und mit den Triebwerken der Natur bekannt ist, und je höher das Thier, welches statt der Helligkeit des Tages der Finsterniss der Nacht bedarf, auf der Stufe der bevorzugten Wesen steht. Darum spielen Saügethiere und Vögel, so klein, unbedeütend und machtlos sie auch oft sein mögen, in der aberglaübigen Meinung des Volkes eine viel wichtigere Rolle, als die Amphi- bien und andere, noch tiefer stehende Thiere, von denen ge- wöhnlich nur Die mit Misstrauen betrachtet werden, die durch besondere Grösse und Körperkraft sich auszeichnen, oder von deren Gefährlichkeit eine oft sicher in die Augen fallende Ver- wundung, durch die verderblichsten und allerschrecklichsten Fol- gen Zeügniss giebt. Da ausser den insektenfressenden Chirop- teren, bei welchen das Organ des Gefühls die Oberhand hat, fast alle Nacht-Saügethiere und Vögel mit bemerkenswerth grossen Augen begabt sind, so ist es vornämlich dieser Theil des aüsseren Ansehens, der auf die, zum Aberglauben sich nei- gende Einbildungskraft des Menschen solch' tiefen Eindruck macht. Je grösser, im Verhältniss zu dem Körper, die Augen eines Nachtthieres sind, desto mehr wecken sie bei einem un- civilisirten Volke Misstrauen und Argwohn auf. Und hieraus lässt sich auch der lächerliche Abscheu erklären, der von so vielen Indischen Volksstämmen und wol vorzüglich vom weib- lichen Geschlechte vor dergleichen grossaugigen Nachtthieren an den Tag gelegt wird.
Tarsius spectrum wird, ungeachtet seiner Gutartigkeit, hier und da als ein Wesen betrachtet, das zuweilen darauf ausgeht, dem Menschen im Geheimen Böses zu thun; und dieses einfältige Volksgespräch ist hauptsächlich oder allein auf die grossen Au- gen dieses Thieres gegründet, aus welchen der Aberglaube die- ser Menschen seine Zauberkraft mit hinlänglicher Sicherheit ableiten zu können glaubt. Man findet dieses Thier auf Celebes, Salayer, Borneo, Banka und, sofern ich mich nicht irre, auch auf Sumatra; auf Java ist es jedoch bis heüte nicht bemerkt worden. Ebene Waldgegenden scheinen ihm hauptsächlich zum Wohnplatz zu dienen. Auf Borneo wenigstens fanden wir ihn nur in den hohen, feüchten und sehr dunkeln Wäldern des Flach- landes. Er hält sich gewöhnlich im niedrigen Buschwerk und dem krüppeligen Holz auf, und verbirgt sich gern zwischen dem |
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Thier-Geographie. 29
(lichten Laub der Zacken. Jagt man ihn zufällig auf, so springt er, Λνϊ6 ein Frosch, von einem Zacken oder Strauch auf den an- dern; doch zeigt er sich dabei so wenig unruhig oder scheü, dass man ihn zuweilen mit der Hand greifen kann.
Dermopteba. Bin höchst merkwürdiges Thier, sowol was seine Lebensweise und seine Körpergestalt im Allgemeinen als im Be- sondem den Bau seiner Giiedmasseu, die Fom seines Schädels Und vor Allem die eigenthümliche Einrichtung seines Gebisses betrifft, ist Galeopiihecus variegatus. "Von keinem andern Saüge- thiere ist der systematische Platz bis auf unsere Tage so unbe- stimmt geblieben, als von ihm. Bald wird er zu Anfang, bald wieder an das Ende von der Ordnung der Chiroptera, und selbst in die Familie der Lemures gestellt. Diese Unbestimmtheit in dem Platze dieses Thieres unterstützt unsere Meinung, dass das- selbe weder zu dieser, noch in jene Ordnung, sondern in eine natürliche Ordnung vollkommen passt; da sie bestimmter eine besondere Gruppe bildet, die sich Λνοί am nächsten, einerseits an die Lemures und andrerseits an die Familie der Früchte-fressen- den Chiroptera anschliesst, doch dabei zugleich einige nicht zu verkennende Züge von den Phalangistae und den Pteromys in sich vereinigt. Der Galeopithecus ist von einer wilden und neidi- schen Gemüthsart. Wird er in seiner Ruhe gestört, so lässt er ein unangenehm kreischendes und schnatterndes Geschrei hören, und beisst wüthend um sich. Sein Aufenthalt ist meist in den Hochwäldern, sowol der Flächen, als der Berge. Während des ^ Tages klammert er sich, wie Schwamm auf einem HolzausΛvuchs, an die hohen, mit vielfarbigem Moose bewachsenen Stämme oder Zacken fest, und bleibt so unbeweglich an denselben hangen, dass oft das schärfste Auge kein lebendes Wesen in ihm ver- muthen wird. Erst mit dem Abend tritt er aus seiner Ruhe, und geht während der Nacht' auf Futter aus. Die Weibchen tragen ihre Jungen, an dem Bauche hangend, lange Zeit mit sich her- um. _ Die Galeopitheci sind bekanntlich unter einander sehr ver- schieden; doch, ungeachtet des grossen Unterschiedes der Farbe der mir vorgekommenen Thiere, kann ich in den vom Indischen Archipel nur Eine Gattung erkennen, welche auf Java, Sumatra und Boi-neo ihren Aufenthalt haben. Diard hat sie auch in Siam und Malakka wahrgenommen, und Lesson berichtet, dass er die- selben auch auf den Pelew-Inseln gefunden habe.
Chiroptera. Nach dem Galeopithecus, der braunen Ratte {Mxis decumanus), der rattenartigen Spitzmaus (Sorex myoxurus') und der eigentlichen Zibethkatze (^Viverra ziheiha), werden unter den In- dischen Land-Saügethieren die Chiroptera im Ganzen wol die grösste Verbreitung haben. In dieser Hinsicht stehen diese letz- ten ganz den Quadrumanen entgegen, deren meiste Gattungen, wie wir gesehen haben, nur auf einige Länder und Oerter be- schränkt sind.
Pteropus edulis scheint über viele Inseln verbreitet zu sein. Da jedoch unter dieser Benennung oft verschiedene Gattungen mit einander vereinigt werden, so können wir dies Thier, welches in den neueren Systemen unter diesem Namen vorkommt, nur von Java, Sumatra und den Banda-Inseln mit Sicherheit als solches anführen. Nahe mit dem Pt. edulis verwandt, sowol was die Grösse, als was die allgemeine Farbenvertheilung betrifft, ist Pt. phaiops, welcher besonders auf die Molukken gehört. Bis heüte ist uns die Gattung von den Banda-Inseln, von Amboina und von Celebes bekannt geworden; auf den drei grösseren, westli- chen Inseln dagegen haben wir sie nicht bemerkt. Mit diesen beiden Gattungen, und vorzüglich mit der erstgenannten, hat Pt. fmereus viel Uebereinstimmung, doch eri'eicht er, auch ausge- wachsen, nie ihre Grösse. Wir fanden diese Gattung vielfach an den baumreichen Seeufern von Sumatra und Bomeo; seltener kam sie uns auf Timor und Amboina vor, wo wir sie allein des Nachts zu sehen bekamen. Dasselbe findet auch Statt mit Pt. '^^ysoproctus und Pt. Macklotii, welchen ersteren wir auf Am- boina, den letzteren nur auf Timor antrafen. Ausser diesen war auch Pteropus griseus auf der letztgenannten Insel in ziemlich zahlreicher Menge vorhanden. Eine schöne Gattung von dersel- ben Grösse, Pt. personatus, wurde durch Reinwardt auf Ternate in den Molukken entdeckt; und eine andere seltene Species, Pt. alecto, empfing das Museum aus den nordöstlichen Gegenden von Celebes. Eine weitere Verbreitung, als die vier letzgenannten Thiere, zeigen uns Pt. palKdus und Pt. amplexicaudatus, von denen die erste Gattung auf den Banda-Inseln, auf Sumatra und selbst auf Malakka wahrgenommen wurde, während wir die letzte auf Java, Sumatra, Timor und Amboina fingen. _ Die Pteropi lieben hauptsächlich die flachen Orte, und halten sich darum oft in bebauten Gegenden, und selbst mitten in den Dörfern auf. Unter diesen Umständen trifft man ihn vom Ufer der See, bis auf 500t _ 660t Höhe, in den im Innern gelegenen Hochthälern.
PHYSIK. ATLAS AETH. VI. |
Niemals jedoch kommen sie bis auf dieser Höhe in ausgedehn- ten Bergwäldern vor, wenigstens nicht bei Tage. Sie leben fast immer in grossen Gesellschaften, oft von Hunderten, zuweilen selbst von Tausenden, bei einander. Diese zahlreichen Zusam- menschaarungen finden inzwischen nur bei den grösseren Gattun- gen Statt, nämlich bei Pt. edulis, phaiops und funereus. Solche Schwärme halten sich stets eine Zeit lang in einer Gegend auf, wo sie sich an jedem Morgen vereinigen, und den Tag auf einem oder einigen, dicht bei einander stehenden grossen Baümen zu- bringen. Solche Baüme sind nicht selten von allem Laube ent- blösst, und Zacken und Aeste dagegen mit Pteropi wie bekleidet. Ausser mehreren andern hochstämmigen Baumarten, erwählen sie sich vorzüglich wilde Feigenbaüme und Kokospalmen zu ihrem Lieblings-Aufenthalt bei Tage.
Auch Cephalotes Perbnii soll man, wie uns die Ingebornen ver- sichert haben, zuweilen schlafend in dichten Baumkronen antref- fen ; mehr aber soll er sich während des Tages in Erd- und Fels- höhlen verborgen halten. Wir fanden ihn sehr häufig auf den Banda-Inseln, ivie auch auf Amboina, Timor und Pulu Samaow. Sein Flug hat eine taüschende Uebereinstimmung mit dem von Pteropus amplexicaudatus, mit dem er auch im Ganzen, im aüs- serlichen Ansehen sowol, als in den Sitten, grosse Verwandt- schaft an den Tag legt.
Zu den CÄzropiera-Gattungen, welche am meisten über den Archipel verbreitet sind, gehört Macroglossus minimus. Wir fan- den das Thier auf allen, von uns besuchten Inseln, von Java und Sumatra an bis nach den Molukken hin, doch überall nur in ge- ringer Anzahl. Während des Tages verbü-gt er sich zwischen den Riesenblättern der Bananen, der Kokos- und Pinangpalmen, oder er sucht die am meisten in einander verschlungenen und dunkelsten Plätze in den baumartigen Rohrbüschen der verschie- denen Bambusarten zum Ruheplatz aus.
Ganz anders leben die Pachysomae. Diese setzen sich bei Tage nie auf den Baümen nieder, sondern vereinigen sich immer in dunkeln Orten, in Felsenhöhlen, verlassenen Bergwerken und dergleichen Erdhöhlen, wo sie verstreut, oben und seitlings an den Wänden hangen. Ihr Aufenthalt wird demnach meist von örtlichen Umständen abhangig gemacht, je nachdem sie hier oder dort einen passenden Schlupfwinkel antreffen, welcher ihnen so lange zum täglichen Ruheplatiz dient, bis sie durch irgend einen Umstand beunruhigt, und nach dem ihnen so verhassten Tageslichte vertrieben werden. Wo man daher einsame Höhlen findet, trifft man gewöhnlich auch Pachysomae, so dass sie von dem niedrigen Seestrande bis hoch in die Bergwälder verbreitet sind. Pachysoma titthecheilum hab' ich auf Java mehrmals in einer Höhe von ungefähr 1000» angetroffen. Des Nachts sieht man ihn oft, eben so wie die Pteropi und Cephalotes, um die Frucht- baüme henimflattem, und sich in einem fort einige Augenblicke, oder auch wol zuweilen während einiger Minuten, an die dünnen Zacken und Blätter anhängen. — Im Ganzen hat man bis heüte vier Gattungen dieser Thiere unterschieden, die auf Java, Suma- tra und Bomeo entdeckt sind. Sehr nahe verwandt mit den Pachysomae ist Megaera ecawciaia, welches Thier Temminck hauptsächlich an dem Kennzeichen unterscheidet, dass es nur zwei Vorderzähne in dem Unterkiefer besitzt, während die eigent- lichen Pachysomae, so wie die Pteropi, in ihren beiden Kiefern vier Vorderzähne haben. Die einzige Gattung, welche wir von diesem neüen Geschlechte kennen, ward von uns nur auf der Westküste von Sumatra wahrgenommen. Die bemerkenswerthe Stumpfheit ihres Kopfes, gepaart mit kleinen Ohren und ei- ner einigermassen hervorspringenden Nase erinnert beim ersten Anblick unverkennbar an Harpyia Pallasii, welcher sie demzu- folge gleichsam auf den grossen westlichen Sundainseln repräsen- tirt, wo ich jedoch diesen letzten so wie den Cephalotes Peronii angetroffen habe. Von dem Harpyia Pallasii bekamen wir, während unsers Aufenthaltes in den Molukken, nur ein Thier auf Amboina, wo derselbe an einem Abend in eine stark erleuch- tete Kammer geflogen war. Das Leiden'sche Museimi besitzt überdies noch ein Skelet von diesem seltsamen Thiere, welches, nach der daran befestigten Aufschrift zu urtheilen, von Celebes abstammt, auf welcher Insel auch Ouoy und Gaimard ein Exem- plar erlangten.
Die Cephalotes, Macroglossi, Pachysomae und Megaerae leben theils von Früchten, theils von Insekten; die Macroghssi sind überdies auch gi-osse Liebhaber von den Blättern und Knospen der Baüme, vorzüglich von denen des Kapakbaumes (Eriodendrum anfractuosum), Harpyia Pallasii scheint sich, nach der Zahnstel- lung zu urtheilen, hauptsächlich von Insekten zu nähren. In dem Magen des gefangenen Thieres fanden wir fast nichts, als Ueberbleibsel von Coleoptera und von Diptera. |
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30 Sechste Abtheilung.
Die hier folgenden GescMeehter aus der Ordnung der Chiro- ptera leben ausschliesslich von Insekten. Unter den zahlreichen Gattungen dieser Abtheilung, die auf den Sunda- und den Mo- lukkischen Inseln leben, ist Cheiromeles torquatus, oder, sofern die von diesem Thiere durch Dr. Horsfield gelieferte Abbildung voll- kommen richtig ist, eine damit sehr verwandte Gattung, die sich vornehmlich durch einen längeren Schwanz auszeichnen soll, eine der grössten. Dies merkwürdige Thier unterscheidet sich nicht allein durch ein unangenehmes, aüsseres Ansehen, das vorzüglich durch die Kahlheit seines Körpers verursacht wird, von allen übrigen seiner natürlichen Familie, sondern er hat auch oft einen höchst ekelhaften Geruch an sich, der besonders durch einen weichen, fettigen Stoff hervorgebracht wird, welcher sich in einer kleinen Höhle über der Brust, zwischen einer Querwurzel befindet. Dieser Gestank ist so stark, dass, als van Oort sich damit be- schäftigte, ein altes Männchen dieser Gattung nach dem Leben abzuzeichnen, dasselbe ihm so heftiges Kopfweh und Erbrechen verursachte, dass er seine Arbeit nur mit Mühe zu Ende bringen konnte. Wir fanden dies Thier auf Java, Sumatra und Bomeo; doch überall nur in geringer Anzahl. Während des Tages hält es sich gewöhnlich in hohlen Baümen, seltener in Erd- und Felshöhlen verborgen. In der Abenddämmerung, kurz nach Sonnenuntergang, sieht man ihn längs des Saumes der Wälder, über strauchreichen Wiesen oder auch über of- fenen Waldstrichen in ziemlich schwerfälligem Fluge herumzie- hen. — Die zwei von dem Archipel bekannten ilfoZossi-Gattungen scheinen gleichfalls nur die westlichen Inseln zu bewohnen, da ich dieselben weder auf Timor, noch irgend auf den Molukken gewahr geworden bin, und sie auch, so weit es mir bekannt ist, durch Niemand je in diesen Gegenden gesammelt oder wahrge- nommen worden sind. Diese, durch ihre schmale, spitze Flügel und ihren eigenthümlichen, schnellen Flug, schon auf einen ziem- lichen Abstand leicht zu erkennenden Thiere, leben stets in grös- seren oder kleineren Gesellschaften bei einander. Während des Tages versammeln sie sich entweder unter dem Dache einer Woh- nung, oder sie erwählen irgendwo zu dem Ende einen hohlen Baum, bald mitten in einem Walde, bald wieder in einem be- wohnten Landstrich. So entdeckte ich einmal auf JaΛ'·a am nörd- lichen Abhänge des Berges Gede, auf einem bebauten, sogenann- ten Waldfelde (Gaga), einen gewaltig hohen Eas^malabaum (Liqui- damhar Altingiana Bl.), in dem sich der Euheplatz von einem solchen Schwärm befand. Einige Ingebome, welche in der Nähe von demselben arbeiteten, theilten mir mit, dass der zischende Klang, welcher sich auf dem Felde hören liess, durch die Lalai's entstände (ein Name, womit in der Sunda'schen Sprache alle kleinen Fledermaüse bezeichnet werden), die in grosser Menge den hohlen Stamm des genannten Baumes bewohnten. Da sich die spaltförmige Oeffnung der Höhlung in einer bedeütenden Höhe über dem Boden zeigte, und der Baum überdies, wegen seines senkrechten Wuchses, der Glattheit und ansehnlichen Dicke seines Stammes, nebst seiner Höhe, schwer zu erklimmen war, so blieb uns kein anderes Mittel übrig, wenn wir den ihn bewoh^ nenden Haufen Fledermaüse näher kennen lernen wollten, als ihn zu fällen. Wir hauten ihn um, und, obschon die Höhlung sehr tief und weit war, zeigten die Wände dennoch fast nirgends einen freien Platz, sondern sie waren an allen Ecken dicht mit Dysopes düatatus bedeckt, so dass uns ihre Anzahl wirklich in Erstaunen versetzte. Diese Gattung, die wir einzig und allein auf Java fingen, scheint im Ganzen mehr die Absonderung zu lieben und sich meist in Baumhöhlen einzunisten; während Dysopes tenuis sein Lager bei Tage vornehmlich unter den Hausdächern auf- schlägt, wo das Thier, im Fall es gestört wird, unter einem star- ken Gepiepe, mit Behendigkeit 'zwischen den Dachsparren her- umkriecht. Diese letzte Gattung haben wir auf Java, Sumatra und Bomeo wahrgenommen. |
Von den dreizehn Gattungen jRhmohphus, welche gegenwärtig von dem östlichen Archipel bekannt sind, leben verschiedene auf sehr weit von einander entfernten Inseln. So z. B. kommen Rh. nobüis und Rh. licolor auf Java, Timor und auf den Molukken vor. Dagegen ist uns Rh. speoris nur von Timor und Amboina bekannt, während Rh. tricuspidaius und euryotis von ims nur auf der letztgenannten Insel gefunden worden sind. Rh. luctus be- kamen wir auf Java und Sumatra; Rh. trifoliatus auf Bomeo und auf Java; doch Rh. insignis, larvatus, affinis, pusillus und minor sind bis heüte nur auf Java gesehen worden. Rh. dtadema endlich scheint allein auf Timor beschränkt zu sein._Die mei- sten dieser RMnolophi, so weit es wenigstens seine grösseren Gattungen betrifft, halten sich bei Tage gern in dunkeln Grotten verborgen, und zivar hauptsächlich in solchen, die am oder nahe beim Ufer eines Flusses liegen. Zuweilen benutzen sie auch zu dem Ende die Löcher der Baüme, und die kleineren Gattungen verbergen sich meist unter den Dächern der Wohnungen; selte- ner verkriechen sich die Blattnasen in das Laub von dicht be- grüntem Krüppelholz. Dies letzte findet meist nur Statt an ein- samen Oertem, dicht bei Wasserplätzen, wo sich diese Thiere, besonders wegen des Futters, was sie dort gewöhnlich im Ueber- flusse finden, gern aufhalten, üeber die örtliche Verbreitung werde ich hier nur mit km-zen Worten mittheilen, dass einige der genannten Gattungen besonders die Hochwälder lieben, wo sie oft bis auf die höchsten Berggipfel, auf ungefähr 15001 über der See, die schöne und kühle Luft durchschneiden.
Eine so grosse Verbreitung nach oben wird auch beim Anblick von verschiedenen, sowol kleinen als grösseren Vespertilionen wahrgenommen; es ist daher wol vorauszusetzen, dass noch manche Gattung von diesen beiden Geschlechtern in den grossen Wäldern der Indischen Gebirge herumflattern, die vielleicht erst nach einem Zeitverlauf von vielen Jahren, zufälliger Weise einem Eeisenden in die Hände fallen werden. Wie wenig von diesen kleinen Nachtthieren kennen wir von den Molukken; wie beschränkt ist noch unsre Kenntniss über die von den Timorschen Inseln, von dem ausgedehnten Bomeo und von allen inneren Theilen von Sumatra; ja, von Celebes und den kleineren Sunda-Inseln sind uns bis heüte fast keine Insekten-fressende Chiropteren bekannt.
Von den siebzehn Fe5/>erii7w-Gattungen, die jetzt aus dem Ar- chipel beschrieben sind, gehören die meisten auf Java und Sumatra zu Haus. Man kennt sieben, welche diese beiden Inseln zugleich be\vohnen, nämlich Verspertilio HardwicUi, pictus, papillosus, suillus, tralatitius, pachypus und tenuis. Ausser diesen besitzt Java aber noch: Vesp. harpyia, Hasseltii, circumdatus, imhricatus, Hors- fieldii, adversus und Clepotis. Diese letzte Gattung ist die ein- zige von diesem Geschlecht, welche durch uns auf Timor, Am- boina und den Banda-Inseln wahrgenommen worden ist, während sie nach einigen Exemplaren, die sich in dem Leiden'schen Mu- seum befinden, gleichfalls auf Java gefunden wird. Unter unsern auf Sumatra eingesammelten Vespertilionen waren, ausser den vorher genannten, noch zwei eigenthümliche Gattungen zu unter- scheiden, die uns auf keiner andern Insel vorgekommen sind. Sie empfingen den Namen V. macrotis und V. brachypterus. Auf Bornöo endlich trafen wir aus dem Geschlecht Vespertilio nur drei Gattungen an, von denen eine neü ist, die den Namen V. Macellus*') führt; die zwei andem sind Vesp. pictus und Vesp. tenuis. Es verdient bemerkt zu werden, dass alle in Indien le- bende dunkelfarbige Gattungen von diesem Geschlechte sich bei Tage entweder in Felsspalten oder in Erdhöhlen verbergen, oder unter den Hausdächern versteckt halten, wo sie sich besonders gern zwischen den, gewöhnlich aus Bambusrohr bestehenden Dachsparren verkriechen; während die wenigen Gattungen von einer mehr fahlen, gelbrothen Farbe, sich stets in freier Luft, zwischen die Blätter der Baüme und Straücher zur Euhe setzen. V. pictus ist bei Tage fast immer zwischen den Blättern der Bananen (Musa paradisiaca) zu finden, und auch V. suillus habe ich mehi-mals aus diesen Gewächsen aufgejagt. Ich erinnere hier- bei noch an Macroglossus minimus, der bei gleichartiger Körper- farbe dieselbe Lebensweise führt.
Ein seltenes und meist nur in kleinen Trapps lebendes Thier- chen ist Emhallonura monticola. Diese von Kühl und van Has- selt entdeckte Gattung ist mir nur ein Paar mal auf Java vor- gekommen, wo ich sie stets an felsigen Ufern, unter deren über- hangenden Wänden sie sich festsetzt, antraf.
Die gewöhnlichste von allen Fledeimaüsen in Indien ist Nycti- cejus Temminckii. Diese Gattung ist nicht nur auf Java, Suma- tra, Borneo, Timor und Banda in zahlreicher Menge vorhanden, sondern auch vom Seestrande an bis in die innersten Theile des Landes, durch alle Gegenden hin verbreitet. Während des Tages findet man sie oft in Höhlen, in Gesellschaft der RMnolophi. Sie giebt einen aüsserst starken Geruch von sich, der besonders aus ihren grossen Lippendrüsen entsteht. Nach Temminck kommt sie auch auf Luzon vor. — Auch Megaderma spasma schläft gewöhnlich |
1 Alle hier genannten neüen Indischen Fledermaus-Gattungen ündet man in der dreizehnten Monographie von Temminck ausführlich beschrieben. Ausser-
dem erwähnt Geoffroy, im achten Theile der Annales du Musdmn, eine Vespertilio Timoriensis, die P^ron auf der genannten Insel gefangen hat; und Fr.
Cuvler erzählt im ersten Theile der Nouvelles ÄnnaUs du Musium Shistoire naturelle von einer Vespertilio malais, ohne nähere Angabe ihres Vaterlandes j
ferner von einer Vesp. noctule von Sumatra, und von einer Vesp. javänais, die uns jedoch alle vier unbekannt, und darum auch nicht in unsere üebersicht
aufgenommen sind.
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Thier-Geographie. 31
in Felsspalten, selten in Baumhöhlen. Diese Gattung, vermuthe ich, ist im Ganzen nicht sehr gewöhnlich; vielleicht, dass sie auf Java und Sumatra, auf welchen Inseln wir sie nur in geringer Menge fingen, bloss gewisse Strecken bewohnt. Auf Java bekam ich sie allein in dem Distrikt Bantam, wo sie gemeiniglich mit Pachysoma titthecheilum und RinolopJius insignis in densel- ben Höhlen zusammen lebt. _ Taphozous saccolaimus haben
wir auf Java, Sumatra, Celebes und Buton wahrgenommen. Der Flug von diesem Thiere hat einige Uebereinstimmung mit dem von Cheiromeles torquatus, ist jedoch bedeutend schneller. Nirgends inzwischen habe ich diese Gattung in grossen Schwär- men, meist nur einzeln oder höchstens in kleinen Gesellschaften von wenigen Thieren angetroffen. Zu Folge der Nachrichten unserer Jäger bleibt sie fast immer in der freien Luft, und sucht nur selten ein Versteck unter den Hausdächern. Bei Tage soll sie sich vorzüglich unter überhangenden Flussufern, in den Lö- chern der Zacken, oder auch wol gern in der geplatzten Einde alter Feigenbaüme und zwischen grossen, dunkeln Bambusstraü- chem festsetzen. Von einer andern neüen Gattung, Taphozous melanopogon, besitzen wir nur zwei Exemplare von, Java.
Unter allen Indischen Fledermaüsen ist mir Nycteris Javanicus gewiss wol am allerseltensten vorgekommen; da ich diese Gat- tung, so viel ich mich erinnern kann und in meinem Tagebuche verzeichnet finde, nur einmal und zwar im westlichen Theile von Java zu sehen bekommen habe. Dies war in einer hügeligen Gegend, die grösstentheils wüst lag, und mit Krüppelholz be- wachsen war, in welchem, nach der Meinung der uns be- gleitenden Inländer, sich von Alters her stets sehr viele Tiger aufgehalten haben sollen. Ueber diesem niedrigen Holze sah ich an verschiedenen Abenden die erwähnte iV^ciem-Gattung in schnellem Fluge herumflattern.
Fekae. Das Gebiet, welches im Indischen Archipel die soge- nannten Insekten- und eigentlichen fleischfressende Eaubthiere einnehmen, hat im Ganzen eine weit beschränktere Ausbreitung nach Osten, als solches in Bezug auf die Chiroptera angedeütet worden. Die meisten Geschlechter, welche uns aus den beiden Abtheilungen der erwähnten Aequatorial-Länder bekannt sind, gehören nm· auf die grossen, westlichen Inseln; nur einige, wenige kleine Gattungen verbreiten sich von da aus, in stufenweiser Ver- minderung, bis auf die Molukken; während diese letzten Inseln kein einziges Eaubthier besitzen, das ihnen ausschliesslich eigen ist. In Hinsicht der Nahrungsmittel, wovon die Thiere dieser beiden Familien vornehmlich leben, theilen sie sich in verschie- dene Gruppen, da, wie bekannt, unter den Insektenfressenden solche sind, die sich fast ausschliessend von Insekten, oder we- nigstens nur von thierischen Materien, und andere, die sich mit Früchten und Insekten zugleich nähren; und dieselbe Verschie- denheit findet auch bei den eigentlichen reissenden Thieren Statt, von denen manche nur Fleisch, und andere, ausser Fleisch, auch oft Früchte verzehren.
Zu den Thieren aus der ersten Abtheilung, welche theils von Früchten und theils von Insekten leben, gehören die Tupajae, wovon Stamford Eaffles und Dr. Horsfield 3 Gattungen bekannt gemacht haben, die noch mit einer vierten neüen Gattung, die Diard auf der Westküste von Borneo, entdeckte, vermehrt wor- den sind. Diese letzte führt den Namen Hylogale murina. Von den drei andern Gattungen bewohnen Hylog. Javanica und Hy- log. ferruginea _ welche im Ganzen, mit Ausnahme ihres Un- terschiedes in Grösse und in Farbe, durch Gestalt und Kör- perverhältniss einander ziemlich nahe stehen _ die Inseln Java, Sumatra und Borneo. Eylog. tana trafen wir jedoch nur auf den beiden letzten Inseln an. Gewiss ist es, dass von diesem Geschlechte kein Thier, weder auf Timor, noch auf den Mo- lukken vorkommt. Ein sich, durch sein ganzes aüsserliches An- sehen, dicht ah die Tupajae anschliessendes Thierchen, Λ'οη mir Hylomys suillus genannt, bekamen wir auf Java und Sumatra, doch auf jeder dieser Inseln nur ein Mal, zu sehen, woraus auf seine Seltenheit daselbst hinlänglich geschlossen werden kann. Dies letzte Thier bildet mit den Tupajae eine kleine, charakte- ristische Gruppe. Beide Geschlechter gehören in den Wäldern, und zwar besonders in den bergigten, zu Haus, obschon man die Tupajae auch nicht selten auf bäum- und strauchreichen Strandflächen antriflft, wenigstens den Hylog. Javanica. Die arg- lose Fröhlichkeit, welche diesen Thierchen eigen ist, und das oft Possierliche ihrer Bewegungen, macht ihn, in der Familie der Insekten-fressenden Eaubthiere, zum wahren Ebenbilde der Eichhörnchen. Ihr Futter suchen sie, wie bemerkt ist, theils in der Klasse der Insekten, theils auch im Pflanzenreiche, da sie sich nicht allein gern an reifen Feigen etwas zu Gute zu thun, sondern auch besonders grosse Liebhaber von den scharf aro- matischen und saftreichen Früchten verschiedener Scitamineen, vorzüglich aus dem Geschlechte Eletteria sind. |
Die Thiere der zwei folgenden Geschlechter leben hauptsäch- lich von Insekten und andern thierischen Materien. Es sind die Geschlechter Sorex und Gymnura, von denen im Ganzen - nur 3 Gattungen von den Indischen Inseln bekannt sind. Sorex myo- surus ist nicht allein am meisten verbreitet, sondern diese Spitz- maus hat zugleich, ausser Mus decumanus, von allen in diesem Welttheil vorkommenden Saügethieren das ausgedehnteste Va- terland. Wir haben dieselben fast auf allen von uns in Indien besuchten Inseln, obschon nirgends in grosser Menge, wahrge- nommen. Das Leiden'sche Museum besitzt Exemplare von die- sem Thiere aus Bengal und andern Orten des festen Landes, so wie von Abyssinien, dem Kap der guten Hoffnung, Isle de France und von Japan. In Gestalt und Haarfell stimmen alle mit ein- ander überein; doch in Hinsicht ihrer Grösse und Farbe bieten sie theilweise eine merkliche Verschiedenheit dar. Die grössten hier vorhandenen Exemplare stammen aus Java und Abyssinien her; die hellfarbigsten von Abyssinien und dem Kap. _ Auf Timor fanden wir eine kleine neüe Gattung, die ich vorzüglich wegen ihres schlanken Körperbaues mit dem Namen Sorex te- nuis bezeichnet habe. Die Lebensweise der Spitzmäuse ist übri- gens allgemein bekannt, und bleibt sich unter allen Himmels- strichen gleich. Am Ende dieser Abtheilung steht Gymnura Rafflesii, ein höchst sonderbares Thier, das in aüsserlicher Form mit den Beütelthieren von Amerika, besonders mit DidelpMs Azarae viele Uebereinstimmung hat. Es lebt vornehmlich von Insekten, doch soll es auch auf Maüse und kleines Geflügel Jagd machen, und besonders gierig nach Eiern sein. Sein Vaterland scheint sich im Archipel, bloss auf Sumatra zu beschränken, wo es inzwischen gleichfalls sehr selten ist, da wir, während unsers Aufenthaltes von zwei und einem halben Jahre auf der West- küste dieser Insel, nur ein Exemplar bekamen, das durch einen Malayen, in der Nähe seiner Wohnung, getödtet worden war. Eaffles berichtet, dass der Major Farquhar, vor vielen Jahren aus dem innersten Theile von Malakka ein Thier bekommen hat, von den Inländern Ticus Ambang Bulan genannt, welches mit dem Gymnura viel Aehnlichkeit zu haben schien.
An die Abtheilung der insektenfressenden Saügethiere schliesst sich von der sogenannten fleischfressenden, das Geschlecht daus, und mehr beschränkt Mydaus meliceps. Das Thier zeigt, sowol was' seine Körpergestalt, als was seine Lebensweise be- trifft, viele Uebereinstimmung mit den grossen insektenfressenden Gattungen, und schliesst sich besonders nahe an diese Gruppe durch seine Nahrung an, die hauptsächlich aus Würmern und Käfern besteht. Es ist ein wahrer Bergbewohner, und man wird seinen starken, unangenehmen Geruch in den grossen Wäldern nicht selten bis auf 700'_ 1000' gewahr. Während der Nacht wühlt es mit seinen scharfen Nägeln und seiner stark vorstehen- den Nase oft Löcher in die Erde, gräbt an vielen Stellen längs der Furchen der Wege, wühlt unter den gefällten grossen Baum- stämmen herum, überall suchend und kratzend, wo es etwas zu finden glaubt, das ihm Vergnügen gewährt. Bis heüte hat man es nur auf Java und Sumatra wahrgenommen. In den Gebirgen von Borneo haben wir nichts von der unangenehmen Luft be- merkt, die er willkührlich zu seiner Vertheidigung durch den Anns ausstösst. Trotz des Gestankes, der diesem Thiere eigen ist, essen die Sundanesen auf Java sein Fleisch, von dem man sagt, dass es gut und schmackhaft ist, wenn die beiden Drüsen, die diesen stinkenden Stoff abscheiden, und an gegenüberstehen- den Seiten nahe bei dem Ausgange des Eektum liegen, fortge- schnitten sind. Die Leber von diesem Thiere wird, so wie die der Tiger, für ein heilsames Mittel gegen fieberartige Krankhei- ten gehalten. Die Sundanesen nennen den Myd. meliceps Singung. Etwas in Lebensweise verschieden ist sein Geschlechtsverwandter Mydaus orientalis, den wir nur auf Java in unsern Besitz be- kamen, wo er bei den Sundanesen den Namen Bieul trägt. Auch dieser bewohnt meistentheils das Gebirge; doch hält er sich vornehmlich in den niedrigeren Eegionen desselben auf. Er verbreitet keine so unangenehme Luft und unterscheidet sich überdies von dem Myd. meliceps durch seine abweichende Nah- rung, die hauptsächlich aus kleinen Saügethieren und Vögeln besteht. Daher thut sich bei ihm die Eaubsucht oft auf eine mehr blutdürstige Weise kund. Diesen Charakter, weicher auf die natürliche Sinnesart einen so grossen Einfluss hat, findet man mehr und mehr bei den Geschlechtern Lutra, Canis, Her. pesfes, Linsang und Felis entwickelt. Auf diese, ausschliessend von Fleisch lebenden Eaubthiere, folgen, in allmählig abneh- mendem Maasse diejenigen, deren Futter theilweise ans Früchten besteht. Als ein erstes Glied dieser, von der wahren Eaubart
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32 Sechste Abtheilung.
ausgehenden Kette, kommen im Indischen Archipel die Muste- lae und Viverrae zum Vorschein; und an diese schliessen sich, mit zunehmender Neigung zum pflanzenartigen Futter, die Ge- schlechter Potamophilus, JParadoxurus, Arctitis und Ursus an.
Von dem Geschlecht Lutra besitzt der Archipelagus zwei Gat- tungen, wovon die eine, Lutra leptonyx, auf allen drei grossen Sunda-Inseln vorkommt, während Lutra simung bis heüte nur auf Sumatra und Borneo wahrgenommen worden ist. Erstge- ' nannte Gattung lebt auf Java sowol in den still und trag flies- senden riüssen der Ebenen, als in den wild brausenden Strömen der höheren Gegenden; und ich habe ihn sogar, dann und wann, in sehr felsigen Waldbecken bis auf 250 — 400» Höhe aufge- funden.
Von wilden Hunden der Indischen Inseln kennen wir mit Si- cherheit nur Canis rutilans, von Diard in Bengal und auf Borneo gefangen, und von uns einige Male lebend auf Java gesehen, obwol dieses Thier im Ganzen selten und wegen seiner unge- wöhnlichen Furchtsamkeit nur mit der grössten Mühe zu be- kommen ist. Es scheint einigermassen zweifelhaft, ob der, von Hardwicke beschriebene wilde Hund von Sumatra zu dieser Gat- tung gehört, oder als eine besondere Species zu betrachten sei. Der Adjah, wie er von den Sundanesen auf Java genannt wird, hält sich besonders an wilden, wenig von Menschen besuchten Orten auf. Gewöhnlich findet man ihn in einsamen Berggegen- den, wo er während des Tages, mit grosser Vorsicht und meist zu Paaren, herumzieht; doch bei Nacht sich hier oder dort in dichtem Unterholz, in einer Erd- oder Felshöhle, oder auch wol unter entblössten Baumwurzeln, versteckt hält. Er ist ein wildes bösartiges Thier, das sich nach einer bestimmten Lebenszeit nicht mehr zähmen lässt, und selbst gegen die, welche ihm täg- lich Futter bringen, missgünstig ist, und sie zu beissen trachtet. Ich habe niemals ein lautes Gebelle von ihm gehört, jedoch wol von noch sehr jungen Thieren, wenn man ihnen nahe kam, ein starkes Knurren. In mancher Hinsicht zeigt dieser wilde Hund, die Spuren von Verwandtschaft mit der, unter den Inländern auf allen Inseln von Indien so allgemein verbreiteten Haushunde- Gattung, welche von den Eüropäern gewöhnlich mit dem ver- ächtlichen Namen von Jakhals bezeichnet wird. Mit geringen Abweichungen in Grösse, Körpergestalt und Farbe, findet man dieselbe Race auf Japan, in China und fast an allen Orten von Süd-Asien, sowie auf vielen Inseln des Grossen, Stillen Oceans. Ueberau ist er kenntlich durch sein kurzes Haar, welches über den ganzen Körper einfarbig gelb, hellroth, braunroth oder rost- roth ist; doch am Bauche gewöhnlich etwas heller als längs der Obertheile; oft geht auch die Spitze des Schwanzes und der Bauch ins Weissliche über. Die Ohren sind immer steif senk- recht. Der mittelmässig lange Schwanz hangt im Ganzen her- unter, mit der Spitze allein nach oben gekehrt, oder er wird, den vordersten Tfieil stark gebogen, ganz nach oben getragen. Das Leben dieser Hunde zeichnet sich durch die unbegreifliche Zähigkeit aus, womit sie Krankheiten und Entbehrungen ertra- gen und ihr meist jämmerliches Dasein hinschleppen können; während der herrschende Zug ihrer natürlichen Sinnesart sich durch Widerspenstigkeit, Fress- und Raubsucht zu erkennen giebt.
Herpestes Javanicus begiebt sich nur selten in die hohen Berg- wälder; man findet ihn meist an den Küstenflächen, und wol besonders in bebauten Gegenden. Es ist ein muthiges und bös- artiges Thierchen, das sich, ungeachtet seiner Kleinheit, gegen jeden Feind hartnäckig vertheidigt, und auch den Menschen zu- weilen, die scharf gezahnten Kinnbacken weit aufgesperrt, dro- hend entgegengeht, wobei ihm oft Nacken- und Rückenhaare zornig zu Berge stehen. Merkwürdig ist die blinde Wuth, mit der er seinen Raub verfolgt, und die unbegreifliche Vermessen- heit, mit der er, selbst bei hellerlichtem Tage, Hühner und En- ten anfällt, sie wüthend herumschleppt und in dieser heissen Streitlust weder auf die herbeikommenden Hunde, noch auf die in seiner Nähe sich befindenden Menschen einige Acht hat. |
Eben so muthig, wild und zornig zeigt sich auch Linsang gracilis, und da dieses Thier in seinem aüsseren Ansehn oft etwas von den Panthern hat, wird es von den Sundanesen in ihrer Sprache unter dem Geschlechtsnamen der Tiger angege- ben, während sie die Felis minuta nur als eine wilde Katze be- trachten. Der Matjan tjongkok, wie die genannten Inländer den Linsang gracilis nennen, gehört zu den seltneren Raubthieren von Indien, denn ich habe während der ganzen Zeit, dass ich mich dort befand, nur zwei derselben zu sehen bekommen, die uns von Inländern todt gebracht wurden. Das eine war auf Java, in der Nähe einer Wohnung, auf einer Höhe von ungefähr 300', an der Nordwestseite des Berges Pangerango, getödtet worden; das andere jedoch bekamen wir auf Sumatra in den niedrigen, flachen Gegenden von Indrapura. Ausser diesen bei- den Haüten besitzt das Leiden'Sche Museum noch eine dritte. Von Siam abstammend, wo sie Diard nebst noch vielen anderen interessanten Gegenständen bekam. In seiner Lebensweise nä- hert sich dies kleine, doch muthige Raubthier, wie gesagt, in mancher Hinsicht dem Herpest. Javanicus, so wie im Allgemei- nen den Viverren. In Bezug auf seinen Körperbau, sein kurzes und sehr fein behaartes Fell und die eigenthümliche Zeichnung desselben, steht er in der Mitte zwischen den letztgenannten Thieren und den Katzen. Als wesentliche Geschlechtskennzei- chen mögen seine mehr gleichmässige Grösse, und Schneide- zähne, die etwas stärker als bei den Viverren und Katzen, und in die Länge platt gedrückt sind, mit eckigen Erhabenheiten an den Seiten, so wie eine kleine Spitze an der Hinterseite von jedem Eckzahn, angemerkt werden.
Die grössten und kräftigsten Raubthiere der Indischen Inseln liefert inzwischen das Geschlecht Felis. Die blutdürstige Natur dieser Thiere, ihre Kühnheit und ihre unermüdliche Ausdauer im Erjagen ihres Raubes; die unbegreifliche Fertigkeit ihrer Be- wegungen und der listige, schlaue und schleichende Charakter, der ihnen allein eigen ist; die bemerkenswerthe Grösse, die viele von ihnen erreichen; ihre unbeschreibliche Kraft; ihr ungestü- mer, Tod und Verwüstung drohender Anfall, haben ihnen schon seit den frühesten Zeiten den Ruf erworben, die gefährlichsten und unversöhnlichsten Feinde der ganzen Schöpfung zu sein. Sechs Gattungen von diesem Geschlecht sind mir in dem Ar- chipel bekannt geworden, von denen die blutdürstigsten jedoch nur auf Java und Sumatra inheimisch sind. Es ist eine bemer- kenswerthe Eigenthümlichkeit, dass, während auf diesen beiden Inseln die Katzen-Organisation sich so kraftvoll entwickelt zeigt, dieser Typus auf Borneo schon merklich vermindert ist, und endlich, weiter ostwärts auf den Molukken, ganz und gar ver- schwindet. Celebes und Timor scheinen die beiden östlichsten Inseln in diesem Archipel zu sein, welche Katzen ernähren; doch erreichen die wenigen, dort vorkommenden Gattungen, so weit sich unsere sie betreffende Kenntniss erstreckt, nur eine geringe Grösse. Sumatra und Java sind die einzigen von Felis tigris und vielleicht auch wol die einzigen von Felis pardus be- wohnten Inseln; ausser diesen befindet sich auf der erstgenannten Insel noch eine andre Pantherart, Felis macrocelis, die zugleich Borneo eigen ist. Von dem Felle dieser Thiere verfertigen die wilden Inwohner dieser Insel eine Art Wamms, von den Be- jadju's Karunkung genannt, welches Kleidungsstück besonders in Kriegen und Streifzügen gebraucht wird; diese letzteren werden nur zu dem Entzweck unternommen, um einige MenschenkÖpfe zu erlangen, oder auch mit der Absicht, zu rauben und zu plün- dern. Das Pantherfell, Avelches zu einem Karunkung bestimmt ist, wird nicht zubereitet, sondern nur getrocknet. In der Mitte desselben wird ein rundes Loch geschnitten, um den Kopf durch- stecken zu können, so dass das Fell frei vor der Brust, und
hinter dem Rücken herabhängt. _ In einigen Gegenden von
Sumatra scheinen die Panther seltener zu sein, als die grossen Tiger, welche letztere sich auf dieser Insel, wie auf Java, über- all verbreitet haben. Man findet sie vom Seestrand an, bis auf eine Höhe von etwa 600*; niemals jedoch tief in den Hochwäl- dern, sondern mehr in den Vorbergen und in den wenig bevöl- kerten Gegenden, wo viel niedriges und wildes Holz, auf ausge- dehnten Grasfeldern von Alang-Alang {Imperata Koenigii), und dicht verschlungene Gewächse von Baum- und Strauchgestalt (ßaccJiarum glaga, Eletteria coccinea, pininga u. s. w.) vorhanden sind. Während des Tages halten sie sich immer an den abge- legensten und dunkelsten Plätzen auf; am liebsten an steilen Bergabhängen und iij den Tiefen grosser Thäler, und erst mit dem Nahen der Abenddämmerung schleichen sie mit leichtem Tritte und lauerndem Blick längs der Bahnen der Wege, und legen sich, so dass sie Baum zum Spähen haben, in einem un- sichtbaren Hinterhalt auf die Lauer. Ich habe nie gehört, dass die grossen Tiger Baüme erklettern, und sicherlich findet dies niemals bei senkrecht stehenden Baümen Statt. Die Panther dagegen legen sich zuweilen, sogar bei Tage, in einsamen Wild- nissen auf die starken Zweige von alten Baümen nieder; doch wählen sie dazu gewöhnlich solche aus, deren Stämme eine schiefe, halb liegende Richtung haben, und folglich leichter zu erklimmen sind. Die kleineren Katzen zeigen sich nicht selten in der Nähe von Feldern, Gärten und Dörfern, wo sie sich wäh- rend des Tages, zwischen dem Gebüsch der Hecken oder in dem hohen Grase verborgen halten, um bei Nacht auf das Hausge- flügel Jagd zu machen. Felis minuta kommt auf allen drei oben genannten, grossen Sunda-Inseln vor. Felis planiceps bewohnt dagegen nur Sumatra und Borneo, und eine dritte kleine neüe |
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Thier-Geographie. 33
Gattung, Felis megalotis, fanden wir allein auf Timor. Zufolge der Versicherungen mehrerer Ingeborner von Mäkassar, sollte auf Celebes sowol ein Panther, als eine kleine wilde Katze le- ben; doch ist es, selbst bei der genauesten mündlichen Erklä- rung, nicht möglich, wenn man die Thiere nicht selbst gesehen hat, mit einiger Sicherheit die Gattung zu bestimmen, zu wel- cher sie gehören.
Aus dieser Uebersicht lässt sich der Schluss ziehen, dass in dem Indischen Archipel das Katzengeschlecht, in Hinsicht sei- ner Verbreitung nach Osten, gleichen Schritt mit den Quadru- manen hält. Diese letzteren werden auf den Molukkischen In- seln, in gewisser Hinsicht, durch,die Phalangistae ersetzt. Die Eaubsucht der ersten jedoch wird daselbst, obschon sehr im Kleinen, durch Viverra zibetha repräsentirt; während etwas wei- ter ostwärts, auf Neii-Guinea nnd Neü-Holland, die zahlreichen rieisch-fressenden Beütelthiere zur Erreichung dieses Zweckes auftreten, und daselbst in dem grossen Haushalt der Natur das Werk des letztgenannten Eaubthieres erfüllen.
Von dem Geschlecht Mustela ernährt der Archipel zwei Gat- tungen, wovon die eine, Mustela Eardwickii, Horsf. oder Mu- stela flavigula, Bodd., Java und Sumatra bewohnt, doch auch oft in Bengalen vorkommt. Es verdient bemerkt zu werden, dass dies Thier, während es sich auf Sumatra nicht selten in den grossen, morastigen Wäldern, in der Nähe vom Seestrande zeigt, auf Java dagegen ausschliesslich nur hohe Bergspitzen zu bewohnen scheint. Zweimal nur ist es mir auf letztgenannter Insel vorgekommen: das erste Mal ungefähr in einer Höhe von 750t über dem Meere, auf dem Berge Tomkubom Prahu, wo zwei Thiere auf den nackten Steinen, längs des Randes von dem grossen Krater dieses Vulkans herumsprangen; und das zweite Mal, fast unter denselben Umständen, in der Nähe des Feüer- heerds vom Berge Gede, auf einer Höhe von ungefähr 1250'. Ausser dem Rhinoeeros und einigen Pledermaüsen habe ich in Indien keine andern Saügethiere in so hohen Berggegenden an- getroffen. _ Mustela nudipes traf ich einmal an der Westküste
von Sumatra, in einem Walde der niedrigen Strandberge, und zwei getrocknete Haüte derselben sah ich auf Borneo. Franzö- sischen Schriftstellern zufolge sollte diese Gattung auch auf Java vorkommen; doch ist sie daselbst weder durch Reinwardt, Kühl und van Hasselt gesammelt, noch von Boie oder mir irgend wo in freiem Zustande wahrgenommen worden. Ihre Javanische Abstammung muss aus diesem Grunde auch wol in Zweifel ge- zogen werden, um so mehr, da wenigstens im westlichen Theile der Insel keinem Inländer etwas von dem Thiere bekannt ist.
Unter allen im Archipel vorkommenden eigentlichen Raub- thieren scheint keines eine so grosse Verbreitung zu haben, als Viverra zibetha. Wir fanden dieselbe auf Sumatra, Borneo, Ce- lebes und Amboina. Dussumier gedenkt seiner von den Phi- lippinen, und Diard bekam es in Siam. Auf Java jedoch habe ich dies Thier niemals angetroffen, obschon mir durch einen unserer Jäger versichert ist, dass es sich in dem Distrikt Ban- tam, dem westlichen Theile der Insel, aufhalte. Gewiss ist es, dass die Gattung auf Timor, Pulu-Samaow und anderen Inseln dieser südöstlichen Gruppe mit einem Male fehlt, wo es diirch Paradoxurus musanga ersetzt wird, das seinerseits wieder auf den Molukken nicht zu Haus ist; eine Erscheinung, die desto mehr die Aufmerksamkeit erregt, weil beide Thiere im Uebrigen solch ein ausgedehntes Gebiet zum Vaterland haben. Viverra rasse fanden wir nur auf Java, und eine dritte Gattung, früher unter dem Namen Viverra Boiei von mir bekannt gemacht, ist bis jetzt nur auf Borneo wahrgenommen worden.
Die Viverrae unterscheiden sich in ihrer Lebensweise von den ^ustelae, ausser mehreren andern Eigenthümlichkeiten, auch liesonders dadurch, dass sie selten sich tief in die \Yälder zu- rückziehen, sondern weit mehr das Vorholz bewohnen, und be- sonders die bepflanzten Felder, Gärten und baumreiche Indische Dörfer gern zu ihrem Aufenthaltsort erwählen. Lebendige Hele- nen, alte Mauerwerke, Bambus und anderes dichtes Strauchge- wächs, bieten ihnen überall eine Menge passender Verstecke dar.
Ein höchst merkwürdiges Thier, das in seinem Körperbau und in seiner Lebensweise manchen Zug von den Paradoxuri und den Fischottern vereinigt, ist das, welches ich unter dem Namen von Potamophilus barbatus angeführt habe. Sein ge- streckter, einigermassen Cylinder-runder Körper, seine nach Ver- hältniss kurzen, doch kräftigen Pfoten, und sein ziemlich platter und breiter Kopf, erinnern an die eigenthümliche Form der Fischottern; während der Pelz dieses Thieres, sowol Λvas den Wuchs der Haare, als was die allgemeine Farbenvertheilung derselben betrifft, seine wilde Physiognomie, die durch die vielen Schnauzhaare hervorgebracht wird, besonders jedoch seine Sitten
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und seine gemengte Nahrungsweise, ihn ganz augenscheinlich an die Paradoxuri anschliessen. Es ist uns nur geglückt, ein einziges altes Männchen von demselben zu erlangen, welches in der Ebene, an dem Ufer eines Flusses getödtet worden war.
Bei den Paradoxuri, von denen wir jetzt drei Gattungen von den Indischen Inseln kennen, ist die Eaubsucht bereits in einem bemerkbar geringeren Grade vorhanden, da diese Thiere einen ziemlichen Theil ihres Futters aus dem Pflanzenreiche nehmen, und demzufolge auch viel sanftmüthiger und leichter zu behan- deln sind. Paradoxurus musanga, die am meisten bekannte Gat- tung von diesem Geschlechte, hat, wie Viverra zibetha, eine sehr grosse Verbreitung in dem Archipel, und findet sich ausserdem in Siam, Malakka und höchst wahrscheinlich in noch mehreren anderen Gegenden des Indischen Kontinents. Auf Java, Su- matra, Borneo und Timor gehört dies Thier zu den dort allge- mein vorkommenden Carnivoren. Eben so ausgedehnt, wie seine Verbreitung im Allgemeinen, ist sie es auch auf jeder Insel im Besondern, da man es, mit alleiniger Ausnahme der höheren, sehr grossen Bergwald-Region, fast überall antrifft. Da es be- sonders die Früchte von den Areng-Palmen {Saguerus [saccha- rifer'l pirmatus, Wurmb.) liebt, findet man es auf Java nicht selten in den Hochthälern und an den Abhängen von kleinen Bergen, wo diese Palmen in grosser Menge wachsen. Auf Su- matra, in dem niedrigen Strandgebirge nahe bei Padang, fand ich seinen Auswrf mehrmals unter den dort viel vorkommen- den Langkap-Palmen {Saguerus langkap, Bl.), deren fast gleich- artige Form, und auch die, wie die der Areng-Palmen etwas süsslich schmeckenden Früchte, diesem Thiere ein überflüssiges Futter darbieten. Dasselbe nahm ich auch auf Timor an den Lontar-Palmen {Borassus flabelUformis, Linn.) wahr, die man daselbst, eben so wie auf den meisten zwischen ihr und Java gelegenen Inseln, in grosser Menge antrifft. Paradoxurus mu- sanga aber ist nicht nur ein grosser Liebhaber von den genann- ten Palmfrüchten, sondern er hält auch sehr viel von dem rei- fen Kaffee, dessen ganze Frucht von ihm zwar verschlungen, aber dessen zarte auswendige Schale allein in seinem Magen verzehrt wird, während er die Bohne unverändert in seinem Ab- gange wieder von sich giebt. In Folge dessen findet man oft auf den Wegen und Fusspfaden der untersten Berggegenden kleine Häufchen Kaffeebohnen, die die Spur verrathen, welcher dies Thier während seiner Nachtwanderungen gefolgt ist. Ausser- dem durchwandert es oft die Bananen-Pflanzungen; nährt sich oft mit JDjambu biedji und andern Wald- und Gartenfrüchten, und setzt bei vorkommenden Gelegenheiten Hühnern, Vögeln, Maüsen und andern kleinen Saügethieren nach. Mehr begränzt in ihrer Örtlichen Ausbreitung, als der Paradoxurus musanga, sind die zwei andern, in dem Archipel lebenden Gattungen sei- nes Geschlechts, wovon wir die eine, Paradoxurus leucornystax nur auf Sumatra und Borneo, und die andere, Paradoxurus tri- virgatus, nur auf Java fingen.
Eben so wie die Paradoxuri sucht auch der Arctitis penidUa. iMs oft pflanzenartiges Futter, meistentheils jedoch aus wilden Waldfrüchten bestehend, und um diese zu erlangen, erwählt es gewöhnlich die abgelegensten Theile der Berge. Alle von uns gefangenen Exemplare wurden bei Tage aus hohen Baumen herabgeschossen. Sie zeigten sich bei" diesen Gelegenheiten nicht sehr schnell in ihren Bewegungen, machten keine grossen Sprünge und gaben im Allgemeinen mehr Zeichen von Unruhe, Aengst- lichkeit und Lust, wegzukriechen, als von klugem Muth und Kraftanspannung, um sich durch· eine behende Flucht zu retten. Fr. Cuvier giebt als Vaterland von seinem Benturong noir, wel- che das alte Männchen von dem bereits früher von Temminck beschriebenen graufarbigen Weibchen ist, Malakka an, wo das Thier zuerst von Farquhar wahrgenommen worden ist. Wir be- kamen es auf Java und Sumatra.
Am Ende dieser, im Indischen Archipel lebenden Ferae, steht füglich der Malaische Bär, Ursus Malayanus, welcher über Su- matra, Borneo und Malakka verbreitet ist. Er hält sich haupt- sächlich in grossen Wäldern auf, sowol in den der Flächen, als in den der Berge. Gewöhnlieh wählt er sich einen hohlen Baum, oder auch wol eine Felsspalte zum festen Aufenthalt, wenigstens für eine Weile Zeit, wo er den Tag in Ruhe zubringt. Zuweilen macht er sich, hier oder dort, auf einem niedrigen Baum ein flaches Nest von kleinen Zacken und trockenen Reisern, die er kreüzweise über einander legt. Ein einziger Bär hf,t oft ver- schiedene solcher Nester an Orten, welche stets von mensch- lichen Wohnungen weit entfernt sind und von ihm jedoch nach Art der Auswahl, während des Tages benutzt werden, indem er sich im Gegentheil meist während der Nacht dort aufhält, nach- dem er sich gehörig gesättigt hat. Auf seinen Nachtzügen be-
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sucht er die umliegenden ITelder, besteigt die Kokos-Palmen und andere Fruchtbaüme, und schleicht auch gern in die Zuckerplan- tagen, da er ein grosser Liebhaher von dem süssen Safte dieser Pflanze ist, denen er dann auch nicht selten ziemlichen Schaden zufügt, indem er durchgehends ungefähr so viel Rohr über den Haufen tritt und abbeisst, als er wirklich verbraucht. Der Bär macht überdies auch Jagd auf Vögel und auf mancherlei Saüge- thiere, besonders auf die Gattungen, welche ihr Futter hauptsäch- lich in dem Pflanzenreiche suchen; Fleisch-fressende Thiere schei- nen jedoch seinem Geschmack minder zu behagen. Es giebt auch Beispiele, dass er Menschen angefallen, getödtet und theil- weise verschlungen hat, obgleich dies sicherlich nur in der höch- sten Noth Statt finden wird. In den Wäldern zeigt er sich beson- ders eifrig in dem Aufspüren von Bienennestem, die er oft mit vieler Mühe aus engen Löchern von Baumzacken und tief aus dem innern Theile von hohen Stämmen herausnagt: denn nichts scheint so viel Anlockendes für ihn zu haben, als Honig.
Mabsupialia. Die Phalangistae sind, wie bekannt, nach ihrem aüsseren Ansehen, in zwei Gruppen vertheilt. Die der einen Gruppe unterscheiden sich durch ihre langen Ohren, einen ganz oder grossen Theils behaarten Eangschwanz, und mehr oder min- der langes Haar, das ziemlich glatt und fein ist; während die der andern ein kurzhaariges, mehr wollenes Fell haben, und sich dabei durch besonders kleine aüssere Ohren und durch einen kräftigen Eingelschwanz, dessen vorderste Hälfte kahl ist, aus- zeichnen. Die Thiere der ersten Gruppe sind bis heute nur auf Neü-Holland und den umliegenden Inseln wahrgenommen wor- den; von denen der zweiten Abtheilung jedoch lassen sich die Molukken als der Mittelpunkt ihres Aufenthalts betrachten. Von dort verbreiten sich diese Thiere, auf geringen Abstand vom Aequator, ostwärts bis nach Neü-Irland und westwärts bis Cele- bes und Timor. Auf den drei gi-ossen Sunda-Inseln Bomeo, Su- matra und Java, haben wir nirgends eine Spur von ihnen ange- troffen. _ Es sind Nachtthiere, die sich den Tag über zwischen
den Zacken oder auch in den Löchern von grossen Baümen schla- fen legen. Sie rollen sich dazu, eben so wie der Stenops tardi- gradus kugelförmig zusammen; so dass sie den Kopf zwischen den Gliedmaassen verstecken, und das Gesicht nach dem Bauche kehren. Ihre Bewegungen sind langsam und vorsichtig, und in der Art ihrer Beschäftigung legen sie eine gewisse, unschuldige Dummheit an den Tag. In üebereinstimmung mit ihrem hülflo- sen Zustande halten sie sich meist in abgelegenen Waldstrecken auf; zufällig nur verirren sie sich manchmal in bewohnte Gegen- den. Sie leben gewöhnlich abgesondert, und nur in der Brunst- zeit trifft man sie zuweilen in Paaren an. Ihr Futter besteht aus
Früchten und Baumblättem. _ Phalangista ursina scheint nur
Celebes zu bewohnen. PL· chrysorrhos befindet sich auf Amboina und Ceram, auf welchen beiden Inseln auch PL· cavifrons und PL· maculata vorkommen; letztgenannte Gattung ist gleichfalls auf Neü-Guinea und auf der Insel Waigiou einheimisch, und PL· cavrifrons breitet sich über Timor, Banda und Neü-Irland aus.
Die Ingebornen von Amboina nennen diese Thiere Kusu._Auf
der Westküste von Neü-Guinea bekamen wir, ausser der obenge- nannten PAaZaBgfisia-Gattung und dem von \''alentijn angegebe- nen Pelandok (Hypsiprymus Brunii), noch ein neües Geschlecht von Beütelthieren, welches durch seine Körperbildung mit den Kängurus, durch sein Klettervermögen und andere Eigenschaften aber, mit den Phalangisten übereinstimmt. Ich glaubte deshalb dieses Geschlecht, wovon wir zwei Gattungen besitzen, auf eine bezeichnende Weise mit dem Namen Dendrolagus benennen zu können. Endlich fanden wir in derselben Gegend von dieser grossen Insel auch einen Petaurus, der sehr mit Pet. sciur'eus übereinstimmte; so wie eine noch unbeschriebene Phascogale, welche sich durch ihr einfarbiges schwarzes Fell, von allen an- dern bekannten Fleisch-fressenden Marsupialien unterscheidet. |
Eodbntia. Die Ordnung der Nagethiere umfasst sowohl auf dem Indischen Kontinent, als auf den Inseln des östlichen Archi- pels, eine zahlreiche Menge Gattungen, indem jedoch diese Thier- gruppe in letztgenannter Strecke, allein auf die grossen, westlichen Länder beschränkt ist. Es ist in der That eine höchst befrem- dende Eigenheit, dass selbst die Nagethiere, die doch grössten- theils von Früchten, Blättern, Baumrinde und Wurzeln leben, dabei meist kleine, schnellfüssige Wesen sind, die sich entweder in den engen Spalten und Höhlen der Stämme und Zacken, oder auf dem Boden im hohen Grase, in dichtem Gestrüpp, zwischen Steinen und in Erdhöhlen so gemächlich verstecken können, und dadurch im Stande sind, selbst auf kleinen Inseln und in sehr bewohnten Gegenden, den Verfolgungen der Menschen und Raub- thiere ohne Mühe zu entgehen, dass sie, ungeachtet aller dieser Umstände, zwischen den Wendezirkeln der Alten Welt, ein so scharf begränztes Gebiet nach Osten besitzen. Mit Ausnahme von einigen Maüsen, und besonders von Mus decumanus, welches Thier bei seiner allgemeinen Verbreitung über fast alle Theile der Erde, auch viele Gegenden von Australien in ansehnlicher Menge bewohnt, und den in und bei Neü-Holland vorkommenden Hydromys chrysogaster, scheinen sich in dem heissen Erdgürtel keine Nagethiere über den 128° östlicher Länge auszubreiten; ja, seihst auf Timor und Amboina haben wir, ausser der genannten Eatte, kein Thier aus dieser Ordnung angetroffen. Auf diesen beiden Inseln suchten wir vergebens nach Stachelschweinen, ver- gebens selbst nach Sciuri, deren manchfaltige Gattungen doch so allgemein über die grossen westlichen Inseln des Archipelagus verbreitet sind. Celebes, oder vielleicht höchstens Gilolo, nebst den Philippinen, scheinen die östlichsten Länder in Indien zu sein, welche noch Eichhörnchen und fliegende Eichhörner be- sitzen, obschon die Gattungen aus beiden Geschlechtem, die auf diesen Inseln leben, sich sehr wahrscheinlich auf eine aüsserst geringe Anzahl zurückführen lassen.
Die uns von den grossen Sunda-Inseln bekannten Nagethiere gehören zu 6 Geschlechtern imd 22 Gattungen, worunter sich 13 Eichhörnchen befinden. Die Aufenthaltsörter der letztgenann- ten, so lebendigen Thierchen, bieten indessen, ganz nach der Verschiedenheit der Gattungen, bemerkbare Abweichungen dar, welche theilweise von der Natur der Thiere, oder von dem Fut- ter derselben, abhangig sind. Die Gattungen, welche sich gern von den verhärteten, in der Kokosnuss eingeschlossenen Substan- zen nähren, halten sich hauptsächlich in der Nähe von Dörfern und in den Gärten auf; andere dagegen bewohnen mehr be- schränkt die Hochwälder, ohne jedoch leicht in den Gebirgen die sogenannte Feigen-Region zu überschreiten. Viele derselben befinden sich gleichfalls auf dem festen Lande von Asien^ besonders auf Malakka und in Siam, und einige hat man sogar in den südöstlichen Theilen von China, nämlich in den Umge- bungen von Kanton angetroffen. Dies letzte ist der Fall mit Sciurus Mppuris und Sciurus vittatus, die jedoch beide, merk- würdig genug, in dem Archipelagus nur Sumatra bewohnen. Die erste Gattung^lebt hier vornehmlich in den Hochwäldern der Gebirge; Sc. vittatus dagegen findet man auch nicht selten in den Niederungen, obgleich mir diese Gattung in den Bergwälderni in einer Höhe von 250' — 300*, am' haüfigsten vorkam. Sie zeigt sich nicht sehr scheu vor Menschen. Sciurus nigrovittatus ist über Borneo, Sumatra und Java verbreitet, und wird an das Nie- derländische Eeichs-Museum auch von Malakka und Kanton ein- gesendet. Auf den Indischen Inseln ist dies das gewöhnlichste Eichhörnchen, Es hält sich fast ausschliesslich in bewohnten Gegenden, in den Fruchthaümen der Dörfer und Gärten auf, und ist besonders für die Kokosnüsse ein schädlicher Gast. Sciurus Modestus, eine noch unbeschriebene Gattung, die wir oft in den Bergwäldem von Sumatra, seltener jedoch auf Bomeo fanden, kommt gleichfalls bei Kanton vor. Auf beiden so eben genann- ten Inseln entdeckten wir überdiess eine sehr kleine Gattung, unter dem Namen Sciurus exilis von mir beschrieben. Bomeo bietet endlich noch einen Aufenthaltsort dem Sc. RafflesHundL Sc. epMp- pium dar, von denen ich ebenfalls Nachricht gegeben, und dem Sc. laticaudatus, ein von Diard in der Umgegend von Pontianak ent- decktes Eichhörnchen, das in Grösse und Körporform, und auch wahrscheinlich in Lebensweise, mit Sc. insignis viel Üeberein- stimmung hat, so dass es folglich als ein Bomeo'scher Reprä- sentant von dieser letzten Gattung zu betrachten ist. Selbst sein Fell hat von oben eine braune, fast trockenen Blättern gleichende Farbe, worauf sich jedoch keine Streifen längs des Rückens be- finden. Sein Schwanz ist eben so kurz, etwas platt und bunt, mit weisser und schwarzer Färbung; von andern ist der Leib hell, weisslich gelb. Charakteristisch ist besonders die ansehnliche Länge seines Kopfes. Ferner lebt auf Borneo auch noch Sc. me- lanotis, welche Gattung aber eben so sehr auf Sumatra und Java einheimisch ist. Alle diese drei Gattungen sind Waldbewohner. Dies ist auch der Fall mit Sc. insignis und Sc. bicolor, die beide über Sumatra und Java verbreitet sind, während die letztgenannte Gattung sich auch auf Malakka und Siam befindet, von wo Diard mehrere schön gefärbte Exemplare dem Eeichs-Museum Über- macht hat. Sc. plantani ist auf Java und Sumatra fast eben so gewöhnlich als Sc. nigrovittatus, und bewohnt auch, eben so wie diese, hauptsächlich die Gärten und Umgebungen der Dörfer. Sc. hipoleucus endlich trafen wir nur auf Sumatra an und fast immer in den Gebirgen, wo sich dies Thier gewöhnlich in den Kronen hoher Feigen- und anderer wilden Fruehtbaüme aufhält. Im All- gemeinen sind die meisten dieser Gattungen Bewohner der Baüme, obschon man auch einige derselben, wie Sc. vittatus und melano- tis, nicht selten auf niedrigem Boden in Ki-üppelholz und auf |
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Thier-Geographie. 35
alten, umgefallenen Baumstämmen behend umherspringen sieht. Dies letzte findet besonders bei Sc. insignis Statt, welches Eich- hörnchen nie auf die Baume kommt, sondern immer dicht bei oder auf der Erde lebt.
Von dem Geschlecht Pteromys haben wir nur drei Gattungen im Archipelagus wahrgenommen, während uns die vom Dr. Hors- field, unter den Namen Pteromys genihardus und Pteromys lepidus beschriebenen Thiere, nirgends vor Augen kamen. Die fliegenden Eichhörner sind im Ganzen, sowol durch ihre nächtliche Le- bensweise, als durch ihren Aufenthalt in den Hochwäldern müh- sam aufzuspüren. Es muss daher auch wol diesem Umstände zuge- schrieben werden, dass uns im Allgemeinen noch so wenig von diesen Thieren bekannt ist, und dass wir sogar über die Natur- geschichte von denen auf Sumatra und Borneo, wo sich ohne Zweifel verschiedene Gattungen von diesem Geschlechte aufhalten, nur wenige und sehr unvollkommene Nachrichten besitzen. Von diesen beiden Inseln kennen wir nur Pt. nitidus, während auf Java, nebst diesen und den zwei durch Horsfield bekannt ge- machten Gattungen, welche jedoch sehr wahrscheinlich einerlei sind, noch Pt. elegans und Pt. sagitta vorkommen. Pt. elegans ist Blume'n auf der kleinen Insel (Nusa) Kambang'an, dicht an Java's Südküste gelegen, in die Hände gefallen, während wir diese Gattung mehrmals im Innersten von Java, in verschiedenen Berg-Regionen angetroffen haben. Einmal schoss ich sogar, in einer Höhe von ungefähr 600' über der Meeresfläche, in einem abgelegenen, mit hohem Urwalde bedeckten Thale, ein altes Thier, welches kurz nach Sonnenuntergang von dem einen Baum nach dem andern strich, während es stets mit ausgebreiteten Glied- maassen, in schiefer Richtung, von der Spitze des einen nach dem Fuss des andern flog, darauf mit grosser Schnelligkeit an dem Stamm von diesem wieder herauflief, und in nur wenigen Augenblicken zwischen den höchsten Zweigen den Augen ent- schwand. Während des Tages schlafen die fliegenden Eichhörner in hohlen Zacken und anderen Löchern oder Eissen der Baüme, besonders die grösseren Gattungen, welche beinahe niemals die Wälder verlassen. Pier, sagitta dagegen findet man auch zuweilen in bewohnten Gegenden, wo sich das kleine Thierchen gewöhnlich in den Kokospalmen aufhält, und den Eigenthümern dieser Baü- me nicht selten ansehnlichen Schaden zufügt. Es frisst nämlich, so wie viele Eichhörnchen, besonders gern die innerste, kernar- tige Masse der Kokosfrucht; um diese zu erlangen, nagt es kleine runde Löcher in die oft halb reife Nuss, wodurch diese aus- lauft, und frühzeitig abfällt. Die so ausgehöhlte Nuss macht er oft zu seiner Herberge, in der er den Tag schlafend zubringt, indem er sich zu dem Ende als eine Kugel zusammenrollt, und den Schwanz längs des Rückens schlägt. Nach Valentijn's Mit- theilungen soll sich auf Temate und Gilolo ein grosses fliegen- des Eichhorn befinden, von ihm fliegende Zivethkatze genannt. Die meisten neüeren Systematiker bringen dies Thier bei Pt. pe- taurista unter, gleichwie sie auch den Taguan der Philippinen damit vereinigen. Auf welche Gründe diese unbewiesenen Zusam- menstellungen Statt finden, weiss ich nicht. Mir wenigstens scheint es, dass die genannten Thiere viel eher zu Pt. nitidus, als zu dem eigentlichen Pt. petaurista, Desm. gebracht werden müssen, tia der Taguan, als von einer fuehsrothen Earbe angegeben wird. Pt. petaurista scheint im Ganzen mehr dem Kontinente anzuge- hören; auf den Sunda-Inseln hat man bis jetzt diese Gattung noch nicht angetroffen; auch stammen alle mir bekannte Exem- plare derselben von dem festen Lande, und zwar von Malabar, von Malakka und von Siam ab.
Eine fast gleiche Unsicherheit hen-scht in dem Geschlechte Mus. Die zahlreichen Inseln des Archipels, und die noch von keinem Eüropäer besuchten inneren Theile von so vielen dersel- ben, mögen auch einer Menge uns unbekannter Gattungen zum Aufenthaltsorte dienen. Ungemein zahlreich ist auf allen ostindi- schen Inseln die Ratte, welche von Herman unter dem Namen Mus Javanus beschrieben worden ist. In mancher Gegend ist sie eine gewaltige Plage der Wohnungen, Gärten und Felder, und kein Hülfsmittel ist im Stande, ihre unsägliche Vermehrung, Ausbrei- tung und Verwüstungen zu verhindern und im Zaume zu halten. Dies Thier scheint übrigens, so wie Brants und andere bereits ■angenommen haben, von der gewöhnlichen braunen Ratte sich nicht zu unterscheiden; ausser einer geringen Abweichung in der Farbe, findet man kein hinlängliches Kennzeichen an derselben, wo- durch sie sich von der eüropäischen Mus demmanus, noch von der vom Kap der Guten Hoffnung, noch von der Nordamerikanischen auf eine befriedigende Weise, gattungsmässig unterscheiden lässt. Die Länge von dem Schwänze ist bei der braunen Ratte in jedem
Hist. nat. des Mammifferes, Livr. 6G. |
Lande sehr ungleich. Mus setifer, die vorzüglich in der freien Luft lebt und sich gewöhnlich an den Ufern der Flüsse aufhält, habe ich stets abgesondert auf Sumatra, Borneo und Java ange- troffen; und von der rothen Waldratte, durch Fr. Cuvier unter dem Namen von PitMchir m€lanure abgebildet *), bekamen wir auf letztgenannter Insel nur ein einziges Exemplar, das mir an der Nordseite des Berges Gede, auf einer Höhe von ungefähr 800' über dem Meeresspiegel, beim Fällen eines Baums, zufällig in die Hände kam. Dies Thier hatte in einem hohlen Zacken dieses Baumes sein Nest, welches aus Moos gemacht war, und worin es kurz zuvor geschlafen zu haben schien.
Von den zwei im Archipel vorkommenden Stachelschweinen ist Hystrix fasciculata über Java, Sumatra und Borneo verbrei- tet. Auf den beiden letzten Inseln hat jedoch dies Thier ein viel reingefärbteres Fell, als auf den beiden erstgenannten. Die Exemplare von Java haben den ganzen Vorderleib, so wie den Bauch und die Pfoten, von einer schmutzig rothbraunen Farbe; während diese Theile bei den Thieren von Borneo, und stärker noch bei denen von Sumatra dunkel braünlich schwarz sind. Eben so ist bei diesen letzten das Halsband unter der Kehle heller weiss und daher stärker hervorspringend. Der Landahh, wie die Sundanesen und Malayen dies Thier nennen, bewohnt vorzüglich wilde, waldreiche Gegenden, wo es tiefe Laufgräben anlegt, die aus langen Höhlen bestehen und immer einen dop- pelten Ausgang haben. Gewöhnlich befindet sich in einem sol- chen unterirdischen Gange ein Paar, welches während der Nacht gemeinschaftlich die Umgegend durchzieht. Für die Früchte, besonders für die mit Mais und Erdäpfeln bepflanzten Felder, ist der Landahh ein höchst schädliches Thier. Diese Gmnde würden bei den Inländern schon vollkommen hinreichen, um ihm mit Eifer nachzujagen, wenn sie nicht noch überdiess sein Fleisch anreizte, welches sie für einen leckeren Bissen halten. Sonder- bar klingt die Meinung der Dajakkers, nach deren Angabe der
TaJiatong _ der Name, unter welchem diese Hystrix-GaXtung
bei dem Bejadju-Stamm bekannt ist __ das einzige Thier sein
sollte, welches ohne nachtheilige Folgen von der bei-üchtigten Ipupflanze (Strychnos tieute?) geniessen kann, aus deren Saft die genannten Urbewohner von Borneo eine der Giftsorten für ihre Pfeile bereiten. Hystrix macroura habe ich im Naturzustande nirgends wahrgenommen. Diese Gattung gehört im Allgemeinen mehr auf dem festen Lande zu Haus. Diard fand sie sehr zahl- reich in Siam; andere Reisende haben sie von Malakka mitge- bracht. Im Archipel scheint sie sich allein auf die Ostküste von Sumatra zu beschränken. Die meisten getrockneten Haute von dieser Gattung, die mir vor Augen gekommen sind, waren aus der Umgegend von Palembang— Lepus nigricolUs ist ausschliess- lich auf Java zu Haus. Man findet diesen Hasen vornehmlich in dem flachen Lande,· viel seltener in den Hochthälern der Bin- nenländer, und fast niemals in den grossen Bergwäldern. Sein Fleisch ist zart; doch viel weniger schmackhaft, als das von un- sern eüropäischen Hasen.
Edentata. Aus der Ordnung der Zahnlücker lebt auf den Sunda-Inseln __ wie wir schon früher angemerkt haben _ nur eine einzige Gattung, nämlich die Manis Javanica. Dies Thier lebt auf Java, Sumatra und Borneo, und, wenn der Angabe von Valentijn Glauben geschenkt wird, kommt es auch auf Celebes vor. Es hält sich meist in den Wäldern und am liebsten in ber- gigen Gegenden auf. Ein bezeichnender Zug in der Lebensweise dieses Thieres besteht darin, dass es die Baüme besteigt und sich auch oft in Spalten derselben, oder zwischen den von Erde ent- blössten, durch einander geschlungenen Wurzeln von manchen Baumgattungen, besonders vom Feigenbaum, verborgen hält; nicht so oft wählt es zu dem Endzweck Felsenhöhlen aus. Auf steinlosen Plätzen kratzt es gern in der Erde, gräbt zuweilen grosse Löcher in dem Boden und durchwühlt vornehmlich die Termiten- und andere Ameisennester, mit deren Bewohnern und den Larven derselben es sich vorzugsweise nährt, obgleich es auch auf viele andere Insekten, Würmer und dergl. Jagd macht. Sein Fleisch wird ziemlich allgemein von den Ingebornen geges- sen, und von seinen Schuppen werden zuweilen Ringe verfertigt, die als Amulete gegen verschiedene Krankheiten dienen; das Tragen derselben soll besonders gegen Lendenschmerzen von guter Wirkung sein.
Pachydermata. Ausserordentlich reich im Vergleich mit ande- ren Gegenden der Erde,.das feste Land von Indien hiervon viel- leicht ausgenommen, ist der Archipelagus an Dickhaütern und ganz besonders an grossen Gattungen aus dieser Ordnung. Ele- phas Indiens, dieser Koloss der Thierwelt, ist über ganz Suma- |
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36 Sechste Abtlieilung.
tra verbreitet, und in einigen Gegenden dieser Insel in grosser Menge zu finden. Gewöhnlich ziehen die Elephanten dort in kleinen Trupps von 3 bis 7 Stück umher; zuweilen kommt es auch vor, dass sie in grösseren Schaaren von 25, und manchmal noch mehr, sich zusammenhalten. Jede Plantage, wohin sie der Zufall führt, wird mit einer gänzlichen Verwüstung bedroht, in- dem das, was ihre unersättliche Fresslust noch übrig lässt, oder ihr Gaumen verschmäht, durch ihren plumpen Körper zerbrochen, und dm-ch ihre ungeschickten Füsse zertreten, oder durch ihren stets beschäftigten, immer in Bewegung seienden Kussel, wie zur Kurzweil und zum Zeitvertreibe entwurzelt und umhergesclJeüdert wird.
Auf diese Weise werden manchmal die schönsten Bananen- Pflanzungen und ganze Reis-, Zuckerrohr- und andere Felder mehr in einer Nacht der Zerstörung zum Kaube. Die Elephan- ten halten sich jedoch selten lange in einer Gegend auf, und besuchen gewöhnlich des Nachts die Felder, jedoch nie zwei oder mehrere Nächte hinter einander. Zuweilen verlassen sie einen Ort für eine geraume Zeit, so dass sie ein Jahr in dieser, das andere Jahr in jener Gegend haüfiger vorkommen. Die Bewohner von Sumatra geben sich keine Mühe, um diese Thiere zu zähmen, und auch nur wenige,, um sie zu jagen. Nur dann, wenn sie dieselben des Nachts in der Nähe von bewohnten und bebauten Gegenden aufspüren, legen die Malayen, an der West- küste der Insel, hier und dort längs der Wege, welche die Ele- phanten gewöhnlich nehmen, Zuckerrohr mit Rattengift, als eine Lockspeise, nieder, um sie zu vergiften. Nur wenige Beispiele sind mir aber bekannt, dass die Inländer sich der so getödteten Elephanten bemächtigt haben. Gewöhnlich nehmen diese, , so- bald sie die Wirkung von dem Gifte anfangen zu fühlen, ihren Weg nach einsamen Waldgegenden. Auch ist es den Ma- layen um das Thier selber weniger zu thun, als um sich von demselben zu befreien; denn die dortigen Inländer schreiben un- ter allen Thieren den Elephanten den meisten Verstand und das schärfste Urtheil zu, und sie glauben, dass wenn einmal ein Gadjah oder Elephant in einer Gegend, auf eine oder die andere Weise, falsch oder feindlich behandelt worden ist, nicht allein er, sondern, wofern er mit dem Leben davon kommt, auch
alle seine Mithelfer _ wie sich die Malayen ausdrücken _
solch eine Stelle während Jahr und Tag vermeiden. _ Merk- würdig sind übrigens die Züge, welche diese schwerfälligen Thiere, oft durch enge Bergpässe unternehmen, und wie sie zu- weilen längs der schmalen Rücken der hohen Gebirge ihren
Weg fortsetzen. _ Sumatra ist inzwischen die einzige Sunda-
Insel, welche fast alle Reisenden, seit den frühesten Zeiten, dass die Eüropäer Ostindien besucht haben, als Wohnplatz der Ele- phanten nennen. _ Die Angabe von Buffon, dass auch Java
Elephanten lieferte, beruht auf einem Irrthum, der jetzt, nach den getreuen und treffenden Beschreibungen, welche in den letzten fünfundzwanzig Jahren von dieser Insel erschienen sind, keiner weitlaüfigen Widerlegung bedürfen wird. Auf Java fin- det man sogar nicht den geringsten, sichern Beweiss, dass diese Thiere daselbst jemals sollten gelebt haben. Ob Borneo auch Elephanten besitzt, dürfen wir, ungeachtet aller von uns un- -ternommenen Untersuchungen, eben so wenig bestimmt laügnen, als bestätigen. Ritter erklärt sich, in seiner klassischen Erd- kunde, für die letzte Meinung, und uns selbst ist auf Banjer- massing von mehr als einem Malayen erzählt worden, dass sich an keiner Seite der grossen Gebirge des Binnenlandes solche Thiere aufhielten. Es ist nun allerseits aufi'allend, dass diese Berichte mit denen, welche Ritter benutzt hat, im Allgemeinen übereinstimmen: denn der gelehrte Erdkundige bemerkt ausdrück- lich, dass die Elephanten nur an einer einzigen Stelle der Insel, und zwar an der nach dem festen Lande gerichteten Nordwest- seite, in den Distrikten Ungsang und Paitna, vorhanden seien. Dennoch schreiben nur zu oft die Reisenden einander blindlings nach, ohne eine genaue Untersuchung der Quellen ihrer Vor- gänger für nöthig zu erachten. Schon Pigafetta theilte in Ma- galhaens Reise mit, dass sie bei ihrer Ankunft in der Stadt Borneo auf zwei Elephanten zum König Siripada geritten seien. Wer soll inzwischen für die Wahrheit einstehen, dass diese Thiere daselbst geboren waren, und nicht von Sumatra oder dem festen Lande abstammten? Denn auch nach Java werden zu- weilen junge Elephanten von Palembang oder aus andern Strichen der Lampongs gebracht, und die Fürsten von Surakarta undDjokjo- karta sind gewöhnlich im Besitz von einem oder mehreren dieser, durch ihre Monstrum-artige Grösse, Furcht und Schrecken ein- flössenden Geschöpfe. Die Ingebornen der Süd- und Westküste von Borneo scheinen dieses Thier in den von ihnen bewohnten Gegenden niemals bemerkt zu haben, und auch die oben er- wähnten Malayen, denen zufolge sich dasselbe im Norden der Insel aufhalten sollte, hatten die Sache nur von Hörensagen. |
Auf gleich unsichere Weisen vernahmen wir von verschiede- nen Malayen und Dajakkers, dass sich an einigen Orten von Borneo Nashörner befinden sollen, ein Bericht, der auch schon von früheren Reisenden mitgetheilt worden. Zufolge einer flüch- tigen Skizze von einem Bejadju-Dajakker, welcher ein Mal in seiner Jugend ein männliches Nashorn an dem Fluss Kahayan wollte gesehen haben, hat dasselbe die Grösse eines grossen Büf- fels, während es nur mit einem Horn bewaffnet war. Da lässt sich in der That die Frage aufwerfen, ob es nicht vielleicht das RUnoceros Sondaicus, welche Gattung uns bis heüte allein von Java bekannt ist, sein könnte, oder, ob das Borneo-Thier dem Nashorn des Festlandes beizugesellen sei, oder auch, ob es eine eigenthümliche Gattung bilde? Für die Möglichkeit dieser letz- ten Voraussetzung würde man einigen Grund finden können in der jedenfalls bemerkenswerthen Erscheinung, dass auch Suma- tra eine ganz besondere Speeles, die noch in keinem andern Lande wahrgenommen worden ist, beherbergt. Nicht minder belangreich, als der Umstand, dass, so weit sich unsere Kennt- niss mit Sicherheit erstreckt, Rhinoceros Sondaicus allein auf Java, und Rh. Sumatrensis blos auf der Insel "dieses Namens beschränkt sind, ist die grosse örtliche Verbreitung, welcher beide Gattun- gen in ihrem Vaterlande unterworfen gewesen sind. Der kräftige, feste Körperbau dieser Thiere, die Möglichkeit, mit der sie ver- schiedene Grade der Temperatur ertragen, und die Gleichgül- tigkeit, womit sie sowol weiche und saftreiche, als auch trockne und herbe Gewächse zu ihrer Nahrung nehmen, macht es ihnen bequem, unter sehr verschiedenen Umständen und in sehr un- gleichartigen Landstrichen zu leben. Fast überall, wo das Land schlechterdings unbewohnt und unangebaut ist, vom Seestrande an bis zu den höchsten Gipfeln der glockenförmigen Feüer- Berge, findet man auf beiden genannten Inseln die Fussspuren dieser Thiere, die zuweilen aus mehrere Fuss tiefen Furchen bestehen, welche sich meistens durch manchfaltige Schlangen- wendungen kenntlich machen. Nicht selten laüft der Pfad auch in einer ununterbrochenen Linie vom Fuss eines Berges bis auf dessen Gipfel, und von der einen hohen Spitze längs eines Ver- bindungs-Rückens, oder auch durch ein zwischenliegendes Thal, nach dem Gipfel eines andern Berges. Auf Java haben wir zuweilen derartige Spuren auf 750* bis 1150' Höhe in dem rau- hen Umring _der Kratere angetroffen. Da, wo der Wald am dichtesten ist, benutzen die Holzschläger oft diese Pfade zum Herabgleiten der von ihnen gefällten Baumstämme; und die In- gebornen, die sich dann und wann zur Einsammlung von Schwe- fel dahinwärts begeben, und insonderheit diejenigen, deren Wan- derungen nach diesen höheren Bergregionen das Aufsuchen der
kleinen, knollenförmigen Balanophora elongata, Bl., _ aus der
die Sundanesen einen sehr nützlichen Brandstofi· bereiten, _
zum ZAvecke haben, wissen sich die vom Nashorn' gebahnten Schlingwege auf vortheilhafte Weise zu Nutz zu machen. Wie das Rhinoceros des festen Landes, so leben auch die beiden Gattungen der Sunda-Inseln, nicht, wie der Elephant, in Gesell- schaften, sondern fast immer einzeln; sehr selten begegnet man zwei beisammen, und ist es der Fall, so ist es ein altes Weib- chen mit seinem minder oder mehr erwachsenen Jungen, oder ein Paar, welches sich während der Brunstzeit vereinigt hat.
In keinem Geschlecht der Saügethiere sind unsere Unter- suchungen fruchtbarer gewesen, als in dem der Sehweine. Es muss im höchsten Maass befremden, dass diese Thiere so lange wissenschaftlich unbekannt bleiben konnten. Inzwischen sind diese Gattungen der Inseln nicht die einzigen ihres Geschlechts, deren nähere Bestimmung der gegenwärtigen Zeit vorbehalten zu sein scheint; mit den Schweins-Gattungen des festen Landes und vornehmlich denjenigen, welche die Mittel- und südasiati- schen Länder bewohnen, sieht es nicht im Geringsten besser aus. Sus hahirussa, das seltsamste von allen indischen Schwei- nen, ist über Celebes, Buru und einige der Xulla-Inseln, nament- lich Mangoli und Bangay verbreitet, und es kommt nicht auf Amboina oder Geram, noch auf Timor, noch auf den grossen westlichen Sunda-Inseln vor. Auf Celebes bewohnt es haupt- sächlich den östlichen und nordöstlichen Theil der Insel. Un- sere Kenntniss des Schweine-Geschlechts aus Indien war sehr lange allein auf das Babirussa beschränkt, bis Lesson eine an- dere Gattung aus Neü-Guinea beschrieb, die er Sus papuensis nannte, und Temminck zwei von uns auf Java entdeckte Gat- tungen: Sus verrucosus und Sus vittatus. Ausser diesen beka- men wir noch eine eigene Gattung von Timor, und eine andere von Borneo, so dass uns jetzt im Ganzen sechs wilde Schweine ans dieser Erdgegend bekannt sind. Ob die eine oder andere |
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dieser Species auch auf der Halbinsel Malakka, oder in anderen Theilea des festen Landes zu Hause sei, lässt sich, bei dem Mangel an genauen Berichten, nicht wol bestimmen.
Von den Sunda-Gattungen hat Sus vittatus den grössten Verbreitungskreis, und sie ist überdem die Gattung, welche durch das Verhalten und den Bau ihres Körpers, im Besondern was die Gestalt des Schedels anbelangt, als auch durch die Glätte ihrer Haut, die wenigen Borsten und dunkle Farbe, mit einem Worte, durch ihren ganzen Habitus, mit dem zahmen Siamischen oder Chinesischen Schweine, Sus sinensis, die grösste TJeberein- sümmung hat. Eine kleine Abweichung jedoch besteht darin, dass sie etwas höher auf den Füssen ist und nicht einen so nie- derhangenden Bauch hat, als den Thieren dieser kleinen charak- teristischen Hausratte gewöhnlich eigen zu sein pflegt. Uebri- gens ist sie unter den grösseren, auf Java und Sumatra lebenden Saügethieren, wol eines der gemeinsten, und vom Seestrande an über alle innere Gegenden dieser beiden Inseln überall verbrei- tet; allein die obersten Bergwälder scheinen von ihr nicht be- wohnt zu sein. Das Schwein von Timor, Sus timoriensis, ist mit jenem nahe verwandt, in so fern diese Vergleichung, bloss nach den halberwachsenen Individuen, die wir von diesem Thiere be- sitzen, zulässig ist. Diese bieten durch ihren zarteren Körperbau mindestens denselben Unterschied mit Sus vittatus dar, als in gleicher Hinsicht der Molukkische Hirsch aus derselben Gegend sich durch geringere Grösse und schlankere Gestalt %Όη Cervus russa von Java unterscheidet. Mit den beiden erstgenannten Gattungen muss nicht das sogenannte weisse Schwein von Borneo verwechselt werden, von dem wir während unseres Aufenthalts an der Südküste dieser Insel ein einziges altes Exemplar weiblichen Geschlechts bekamen, und unter dem Namen Sus barbafus von mir bekannt gemacht. Dies Thier zeichnet sich insonderheit aus durch einen ausserordentlich langen Kopf und einen sehr charak- teristischen Backenbart, der seitwärts längs der untern Kinnlade hinlauft und grösstentheils aus harten, ziemlich langen, doch meistens etwas gebogenen Borsten besteht. Während wir diese Gattung allein auf Borneo antrafen, fanden wir Sus verrucosus ausschliesslich auf Java. Dieses letztere hat unter allen seinen indischen Geschlechts-Verwandten die kräftigste Haltung und das wildeste Aüssere; mindestens ist dies der Fall mit dem alten Eber, der durch seine Stärke und drohenden Hauer, und auch durch den ästigen Auswuchs an seinem Kopfe ein gefährliches Ansehen hat. Er wird auch auf Java mehr gefürchtet, als das Männchen von Sus vittatus, von dem er sich ausserdem auch noch durch seine mehr abgesonderte Lebensweise unterscheidet.
Keine dieser sechs Gattungen erreicht die Grösse des europäi- schen Wildschweins; auch sind sie im Allgemeinen nicht so bösartig, obgleich es doch zuweilen geschieht, dass alte Eber und auch wol Saüe, die trächtig sind, oder Junge haben, wenn sie stark gehetzt oder verwundet werden, auf Menschen und Hunde losgehen; denn aller Orts auf der Erde legt das Schwein dieselbe Störrigkeit an den Tag und giebt sich durch dasselbe Grunzen zu erkennen.
Ausser den Ostindischen Inseln, welche wir als das Vaterland der oben genannten wilden Schweine angegeben haben, sind noch viele Andere in dem Archipelagus von diesen kleinen, dickhaü- tigen Thieren in Menge bewohnt. Der Abscheü, den die Moham- medaner aus gottesdienstlichem Vorurtheil gegen dieselben an den Tag legen, begünstigt ihre Vermehrung und Ausbreitung ausserordentlich, weil sie dieserhalb niemals verfolgt werden. Dadurch lässt sich die unbeschreibliche Menge von Wildschwei- nen erklären in den Ländern und Landstrichen, wo die Bewoh- ner, wie auf Java und Sumatra, ganz oder grossen Theils dem Islam zugethan sind. Es ist ein Glück, dass eine ansehnliche Zahl dieser Thiere auf den beiden Inseln durch Tiger, Panther und wilde Hunde verzehret werden, während auf Borneo und auf Timor, wo weniger oder fast gar keine dieser grossen Eaubthiere vor- kommen, der Mensch selbst als ihr gefährlichster Feind auftritt. Wie eifrig aber auch diese heidnischen Insulaner die Schweine ihres Fleisches wegen verfolgen, bleiben sie sowol dort, als in den mohammedanischen Ländern, die allerlästigsten Thiere für den Landmann, dem sie grossen Schaden zufügen, und der seine Felder mit grosser Mühe umzaünen und seine Pflanzungen oft Nacht und Tag bewachen muss, will er seine Aernte nicht ganz oder zum Theil durch diese Thiere verloren gehen sehen.
Ganz anders verhält es sich mit dem Indischen Tapir, Tapi- rus Indiens, der nur selten die Wälder verlässt, und dadurch ohne allen Einfluss auf den Haushalt der Menschen bleibt. Er durchkreüzt das Tiefste der grossen Bergwälder, und scheint sich lange Zeit in einem bestimmten Bezirk aufzuhalten. Da bahnt er, wie das Rhinozeros, durch seine oft wiederholten Wan-
PHTSIK. ATLAS ABTH. VI. |
derungen auf einem und demselben Wege tiefspurige Pfade in der Wildniss, nicht selten über steile Abhänge und durch enge Thäler, bis zu vielen tausend Fuss über der Meeresfläche. Auf der Westküste von Sumatra haben wir in manchem Bergstrich dies Thier zuweilen bis zu einer Höhe von 600» über dem Meere angetroffen; während wir im Gegentheil in den ausgebreiteten Wäldern der flachen Südküste von Borneo keine Spur von ihm entdeckten. Nichtsdestoweniger hat sich Diard in den Binnen- landen von Pontianak eines Tapirs bemächtigt. In diesem Strich scheint das Thier hauptsächlich den waldreichen Bergketten zu folgen, die sich zum Theil, fern aus dem Innersten der Insel, bis dicht an den Seestrand erstrecken. Der Tapir bewohnt fer- ner auch Malakka, und er wird, wenn Abel Remusat's Angabe wirklich auf dieses Thier sich bezieht, auch in einigen der süd- westlichen Provinzen von China angetroffen.
Der indische Tapir ist im Ganzen von viel sanfterem und bieg- samerem Naturell, als das Schwein. Selbst dann, wenn er alt gefangen wird, hat er sich in kurzer Zeit wol zähmen, und ein Mal gezähmt, von Kindern regieren lassen. Sein Futter besteht in Blättern von allerlei wilden Baiimen, welche er zugleich mit dünnen Zweigen verzehrt. Zuweilen schält er auch die Rinde der Baüme ab, oder liest die Feigen oder andere abgefallene Früchte auf.
Rttminantia. In fast allen Gegenden der Erde, wo die mensch- liche Betriebsamkeit und Glättung nicht alle Wildniss ausgerot- tet hat, werden TOederkaüende Thiere in ansehnlicher Menge gefunden, mit alleiniger Ausnahme Australien's, wo man bis heüte, so weit mir bekannt ist, noch keinen Repräsentanten die- ser zahlreichen Ordnung angetroffen hat. Der Indische Archi- pelagus zählt davon vier Geschlechter, von denen das Geschlecht Moschus die kleinsten Gattungen enthält. Diese zierlichen schnell- füssigen Thierchen leben vielfach in den Hochwaldungen, doch halten sie sich vorzugsweise in der Nähe der Waldränder und ganz besonders an solchen Stellen des Vorholzes auf, die von Feldern und Zaünen begränzt sind. Sie leben meistens allein, selten Paarweise, sind in ihren Bewegungen sehr hurtig, aber auch schnell ermüdet; weshalb sie, verfolgt werdend, sich lieber in dichtem Strauchgewächs unter hohl liegenden, alten Baumstämmen, oder zwischen grossen, über dem Boden sich aus- streckenden Baumwurzeln verstecken, als dass sie ihr Heil in der Flucht suchen. Ihr Fleisch ist sehr schon und weich, aber für einen an dasselbe nicht gewöhnten europäischen Gaumen all' zu süss, um für einen Leckerbissen gehalten werden zu können. Die Ingebornen fangen sie meistens mit Schlingen, die sie längs schmaler, plattgetretcner Waldpfade, welche diese Thiere auf ihren Wanderungen vielfach verfolgen, ausspannen. Von den zwei Bewohnern der Sunda-Inseln dieses Geschlechts ist Moschus papu auf Sumatra und Borneo verbreitet, wo dieses Thier oft in wasserreichen, flachen Wäldern von uns wahrgenommen' worden ist, während M. Javanicus allein auf der Insel Java zu Hause ist, und uns zuweilen in bergigen Landstrichen vorkam, obwol sich diese letztere Gattung auch in niedrigen, ebenen Wildnissen befindet, wie die erstere dann und wann im Gebirge angetroffen wird.
Der Archipelagus besitzt fünf Hirsch-Gattungen, von denen Cervus equinus, ein Bewohner Sumatra's und Bomeo's, durch Grösse und schöne Gestalt vor allen übrigen sich auszeichnet. Dies ist der Mindjangan ajer, oder Wasserhirsch, so genannt, weil man ihn oft an sumpfigen Stellen trifft, obwol er auch nicht selten trockene Bergλvälder, selbst bis zu vielen tausend Fuss Höhe, durchkreüzt. Er lebt beinahe immer allein, und nur in der
Brunstzeit zeigt er sich zuweilen Paarweise. _ Cervus muntjac
ist sowol auf den beiden, so eben genannten Inseln, als auch auf Bangka und Java ziemlich gemein. Man findet ihn in allen wüsten Strichen vom flachen Meeresufer bis hoch ins Gebirge; in den grossen Urwäldern sowol als im Niederholze, gemeiniglich Paarweise oder allein, doch nirgends in sehr grosser Anzahl. Cervus russa ist auf den Indischen Inseln der gemeinste, und kommt in mancher Gegend Java's und Borneo's in einer so an- sehnlichen Menge vor, dass bei den Treibjagden, die die einge- bornfen Grossen zu Pferd veranstalten, nicht selten viele hunderte dieser Thiere an einem Tage gefangen und erlegt werden. Diese Gattung lebt allezeit Rudelweise und an Orten, Λνο sie wenig Störung zu besorgen hat, zuweilen in Schaaren von 50 bis 100 Individuen, während man die alten Männchen zuweilen ganz allein antrifft. Sie hält sich am liebsten in grossen, offenen, mit Alang-Alang beΛvachsenen Gegenden auf, besonders dann, wenn solche Flächen hier und da mit Hochwald durschnitten und Theilweis davon umgeben sind. Das Fleisch dieser Hirsche wird von allen Inwohnern, sie mögen Heiden oder Mohammedaner sein, als ein Leckerbissen beti-achtet. Cervus moluccensis, der
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38 Sechste Abtlieilung.
nach Körperbau, Haar und Farbe Cervus russa sehr nahe steht, nur dass er ein wenig kleiner ist, findet man auf Buru, Timor, Pulu-Samaow, Rottie und auf Pulu - Kambing. Nach Valentijn soll er auch auf Amboina im wilden Zustande leben, jedoch nicht ursprünglich auf dieser Insel zu Hause gehören, sondern in früheren Zeiten von Celebes dahin gebracht worden sein. Von allen Hirschen des Archipelagus hat Cervus Kuhlii das beschränk- teste Vaterland, denn diese Gattung ist bis heüte noch nirgend anders angetroffen worden, als auf dem kleinen Baviaans-Eiland (Lübeck der englischen Karten), welches in der Sunda-See zwi- schen Java und Borneo belegen ist.
Sehr eng und beschränkt ist auch der Wohnplatz der zwei im Indischen Archipelagus lebenden Antilopen-Gattungen, da Anti- lope Sumatrensis allein auf der Insel dieses Namens, und A. de- pressicornis nicht anders, als auf Celebes vorkommt. Die erste Gattung, von den Malayen Kamping utan (Wilde Geis) genannt, hält sich mehrentheils in den abgelegenen Walddistrikten des Gebirgs auf, wo man sie gewöhnlich an den imzugänglichsten Orten, an Steilgehängen oder in der grausigen Tiefe finsterer Telsenthäler antrifft. Sie ist furchtsam und aussergewöhnlich scheu, und dabei sehr aufmerksam und vorsichtig in ihren Gän- gen. Man fängt sie fast allein in Schlingen, da sie bei dem ge- ringsten Zeichen von Gefahr unverweilt mit grösster Hast die Flucht ergreift, oder sich in den Höhlen von Felswänden und zwischen anderen wild und wüst auf einander gethürmten Stein- blöcken versteckt. Auch Antilope depressicornis, im südlichen Theil von Celebes Anuang genannt, soll vorzugsweise einsame, bewaldete und fern vom menschlichen Gewühle belegene Gegen- den bewohnen.
Eine besonders wichtige Stellung verdient das Sundaische Bind, Bos sondaicus, das auf Java in allen wilden und wenig von Menschen besuchten Strichen, sowol in den Wäldern der Flächen und Küsten, als auch in den Bergwäldern ziemlich gewöhnlich ist, und von dem wir viele Spuren im Binnenlande von Borneo gesehen, und selbst von den Dajakkers ein lebendiges Kalb, von dem Alter ungefähr eines Monats, bekommen haben. Nach Eaffies befindet sich dieses Bind auch auf Bali. Sumatra scheint es gleichwol nicht zu besitzen, es sei denn, dass es allein auf der Ostküste vorkäme. Auf der Westseite dieser Insel haben wir zum Mindesten nirgends auf unseren Wanderungen die geringste Spur von demselben entdeckt, und auch die Ingebornen, die des- halb von uns befragt wurden, versicherten einstimmig, dass ihnen ein wildes Thier dieser Art in ihrem Lande unbekannt sei. Ihr Eindvieh ist auch durchgehends von viel lichterer Zucht, als das von Java. Auf der zuletzt genannten Insel tragen sehr viele Stiere und Kühe das deütliche Kennzeichen verschiedener Mi- schungen, während die Malayen der Westküste von Sumatra die sogenannte, von Form und Farbe viel reinere, Zebu-E.asse be- sitzen. Dieser Umstand verdient darum Erwähnung, weil sie mit der Erklärung der Ingebornen, dass der wilde Ochs auf dieser Insel nicht vorkomme, übereinstimmt, und diese Meinung voll- kommen zu befestigen scheint.
Cetacea. Von den wallfischartigen Saügethieren will ich mich blos auf die Erwähnung von Ealicore Dugong beschränken, da in der Kenntniss der in den Indischen Gewässern lebenden Del- pÄtnus-Gattungen noch sehr viel Dunkelheit und Verwirrung herrscht, und ich selbst von diesen Thieren zu wenig gesehen habe; und zu unvollständige Beobachtungen besitze, um mit eini- gem Nutzen darüber ausführlicher sprechen zu können. Delphine werden sehr selten von indischen Fischern gefangen, da das Tödten und Besitzergreifen dieser flüchtigen Thiere mit der aüs- sersten Mühe verbunden, und von den manchfaltigsten Umstän- den abhangig ist. Diese Thiere ziehen stets in grossen Schaaren umher, zeigen sich, unbeständig, heüte hier und Morgen dort, allezeit rastlos, behend und schnell in ihren Bewegungen, so dass sie nur allein mit Harpunen gefangen werden können. Dies Letz- tere gilt auch vom Dugong, der entweder einzeln oder Paai-weis lebt und ein viel beständigeres und minder lebendiges Naturell besitzt. Hierdurch wird sein Fang bequemer, welcher nichts desto weniger gemeiniglich bei Nacht geschieht, weil man ihn, nach der Versicherung mehrerer inheimischen Fischer und Tripang-Fänger, bei Tage fast niemals zu Gesicht bekommt. Der Dugong bewohnt bekanntlich fast alle indischen Gewässer. Er scheint zwischen den Wendekreisen, von Afrika's Ostküste bis nach Neü-Guinea verbreitet zu sein, doch sich lieber in der Nähe des Landes, als in der tiefen offenen See zu halten. Als wir uns im Jahre 1829 auf Timor befanden, brachten uns im Monat April einige soge- nannte Orang-Badjos oder Tripang-Fänger, welche aus der Boni- Bucht auf Celebes herstammten, einen über 8 Fuss langen Du- gong, den sie in der Nacht zuvor, nicht weit von der Küste, harpunirt hatten. Diese Leüte, welche Jahr aus Jahr ein auf der See umherschwärmen und sich hauptsächlich mit dem Fang und der Zubereitung der unterschiedlichen Tripang-Sorten (Eolo- thuria) beschäftigen, werden auf Timor, wo sie alle Jahre einige Monate lang die Nordküste besuchen, gewöhnlich Orang-Badjo- Lawut, d. i. See-Badjos genannt. Da sie die Tripangs mehren- theils des Nachts fangen und dabei Fackeln von dünnem Bam- busrohr anzünden, so ist es leicht erklärlich, dass sie auf solchen Nachtzügen, die mit vielen kleinen Nachen unternommen werden, auch dann und wann einen Dugong treffen, den sie, sowol des Fleisches, als vornehmlich des Fettes wegen, nicht unverfolgt las- sen. Das Fleisch ist weiss und weich, aber ekelhaft thranig; nichts desto weniger wird es von diesen, als Zigeüner lebenden Seebe- wohnern sowol, als auch von einigen Küsten-Insulanem auf Ti- mor, Eottie, Solor u. s. w. mit Gier verzehrt. |
Unter einen allgemeinen Gesichtspunkt zusammengefasst, erge- ben sich folgende Haupt-Eesultate: —
Der Indische Archipelagus enthält 163 verschiedene Saüge- thiere. Davon fallen auf die vierhändigen, Quadrumana 1:8; auf Cuvier's Ordnung der Eaubthiere, Carnivora 1 :l,s; auf die Beü- telthiere, Marsupialia 1 :16; die Nagethiere, Rodentia 1:7; die Zahnlücker, Edentata 1:163; auf die Dickhäuter, PacTiydermata 1:15; und auf die wiederkaüenden Thiere, Ruminantia 1:16. Diese Vertheilung ist auf der Karte, in der obern Ecke rechts, tabellarisch angebracht; theils der leichtem Uebersicht wegen, theils um als Vergleich zu dienen mit den Haupt-Verhältnissen, welche die Fauna der zoologisch untersuchten Inseln darbietet. Denn bei einer jeden derselben ist eine kleine Tabelle mit den Verhältnisszahlen der Ordnungen angebracht.
An mehreren Stellen seines Berichts deütet Müller entschieden darauf hin, dass viele Inseln des Indischen Archipelagus noch einer genauem Durchforschung bedürfen, die, nimmt man sie dereinst vor, die Zahl der Gattungen vermehren werde. Darum haben die nachfolgenden üebersichten auch nur einen genäherten Werth.
Von den im Indischen Archipelagus bis jetzt bekannten 163 Saügern besitzt:
Bangka . ...............1:32
Die Gruppe von Baviaan, Buton, Buru und Temate 1:27
Banda.................1:20
Neü-Guinea ...............1:20
Celebes................1:10
Amboina ................1:8
Timor.................1:4
Borneo ...........1:3
Sumatra................1:2
Java . ......... ........1:2
Systematisches Verzeichniss der Saügethiere des Indischen Archipelagus. |
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Cercopithecus |
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nemestrinus..... |
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Cynocephalus |
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spectrum...... |
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Thier-Geographie. 39
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Carnivora.
deemoptera.
GaleopitJiecus
variegatus . . .
chiropteea.
CakpophäGA.
Pteropus
edulis.....
Carnivora.
(Schluss.)
Caeottora.
Mydaus
meliceps . .
orientalis . .
Lutra
leptonyx . .
simung . . ,
Canis
rutilans . . .
Herpestes
Javanicus ,
Linsang
gracilis . . .
Felis
tigris
alecto......
chrysoproctus ...
Macklotii.....
personatus (Temate)
griseus......
pallidus.....
amplexicaudatus. .
Cephalofes
Peronii......
Macroglossus
minimus.....
Pachysoma
titthecheilum . . .
melanocepJialum . .
hrevicaudatum. . .
hrachyotis. . . .,.
Megaera
ecaudata . ... .
Harpyia
Pallasü.....
Entomophaga.
Cheiromeles
torquatus Q) ...
macroceUs .
minuta . .
megalotis .
Mustela
Eardwiclcü
nudipes. j
Viverra
rasse. . .
Zibetha .
Patamophilu
barbatus .
Parado xurus
musanga . .
trivirgatus .
leucomystax .
Arctitis
penicillatus ,
Urs US
malayanus .
Iflareupialia.
Cbbophaga.
Phascogale
melas ....
Perameles
Doreyams . .
Phtllophaga.
Hypsiprymnus
Brunii ....
Dendrologus
ursinus . , .
inustus ....
Caupophaga.
Phalangista
ursina ....
chrysorrhos . .
tenuis......
dilataius . ... .
Rhinolophus
nobilis......
larvatus .....
diadema.....
bicolor......
tricuspidatus . . .
luctus ......
eurotis .
minor.......
pusillus......
Megaderma
spasma......
Nycteris
Javanica.....
Vespertilio
harpyia......
papillosus.....
suillus......
pictus ......
Hardwickii ....
Hasseltii.....
macrotis.....
circumdatus ....
hrachypterus . . .
cavifrons , . .
Petuurus
sciureus . . .
Rodentia«
Pteromys
nitidus ....
• elegans ....
sagitta . . .
genibarbis .
Seiurus
bicolor . . .
epMppium. .
hypoleucus .
Jiyppuris . .
Rafflesii . .
nigrovittatus
plantani . .
modestus . .
vittatus. . .
melanotis . .
exilis....
imbricatus ....
Horsfieldii.....
macellus.....
adversus.....
tenuis......
tralatitius ....
Emh all onur α
monticula. . .
Nycticejus
Temminclcii . .
Taphozous
saccolaimus . .
melanopogon ,
feeae.
Insectitoka.
Hylogale
Javanica . . .
laticaudatus
Mus
decumanus .
Pithechir
melanurus . .
Hystrix
fasdculata . .
macroura . . .
Lepus
ni^icollis. . .
Edendata,
Manis
Javanica . . .
tana . . .
murina . .
Hylomys
suillus . .
Sorex
myosurus .
Gymnura
1
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40 Sechste Abtlieilung.
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Die Verhältnisszahlen am Ende von S. 38 stellen den absoluten Gattungreichthum der einzelnen Distrikte dar, ans denen der In- dische Archipelagus, oder der insulare Theil der zoologischen Pro- vinz von Südasien zusammengesetzt ist. Wie man aber die absolute Bevölkerung eines Landes, die Volksmenge, die Summe aller in einem Lande lebenden Menschen, von seiner relativen Bevölke- rung unterscheidet, und letztere, indem man sie aus dem Ver- gleich eines als Einheit angenommenen Eaumes und der Zahl der Individuen ableitet, als Maas der Volks dich tigkeit betrachtet, so lässt sich dasselbe Verfahren auch bei der Thierwelt in An- wendung bringen. Es wird dies in dem vorliegenden Falle um so nothwendiger, als der Eaum, auf dem die indische Fauna lebt, aus Inseln besteht, die durch bald breitere, bald schmalere Meerarme getrennt sind, daher aus gesonderten, abgeschlossenen Landflächen, aus Land-Individuen, deren jedes, wie aus Müller's Darstellung hervorgeht, einen mammalogischen Charakter trägt, der mehr oder minder seine Eigenthümlichkeiten besitzt. |
Um also den relativen Gattungreichthum der im Indischen Archipelagus untersuchten Distrikte ermitteln und feststellen zu können, werden wir die Grösse des Raumes, den sie auf der Erd- kugel einnehmen, ihren Flächeninhalt, zu Eathe ziehen, und die- sen mit der Zahl der in jedem Distrikte beobachteten Species- Zahl vergleichen müssen. Im Verhältniss zum Areal ist die Zahl der Gattungen sehr klein, und zwar so klein, dass die Division der Species-Zahl durch die Areal-Zahl eine Bruchgrösse giebt, oder dass der Quotient, der den relativen Gattungreichthum, die Dichtigkeit der Species ausdrückt, aus Theilen des Ganzen be- steht. In der nachstehenden Uehersicht ist diese Species-Dichtig- keit, oder die Menge der Gattungen, welche auf dem Eaume einer deütschen Geviertmeile vorkommen, in Tausendtheilen ange- geben. Diese Dichtigkeit graphisch darzustellen, ist einer der Zwecke, die die Karte erfüllen soll; es ist durch Schattirung so zwar bewirkt worden, dass der gattungärmste Distrikt die lichte- ste, der gattungreichste die dunkelste Schattirung erhalten hat; ausserdem ist bei jedem Distrikt über dem Namen desselben die Verhältnisszahl eingetragen worden, die ihm nach der Skala der Dichtigkeit gebührt. Die Axealgrössen stützen sich auf die sicher- sten, freilich hin und wieder nicht streng verbürgten Angaben; Neüguinea, von dem nur der nordwestlichste Theil untersucht
worden, ist mit 1200 Quadratmeilen angesetzt.
/
Species-Dicbtlgkeit in den zoologischen Distrikten des Iiidischen Archi- pelagus.
Distrikte. |
Areal in deütschen □Meilen. |
Absolute Zahl der Sauger. |
KelatlTe Zahl der Saiiser auf 1 DMeile in Tau- sendtheil. |
Skale der Dichtig- keit. |
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11,000 |
59 |
5,3 |
1 |
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|
2,900 |
16 |
5,5 |
1 |
Neu-Guinea . |
. . |
1,200 |
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6,6 |
1,2 |
Sumatra . . |
. . |
7,000 |
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12 |
2,2 |
|
|
215 |
5 |
23 |
4,3,^ |
Baviaan, Buton |
|
|
|
|
|
Buru, Ternate |
• |
230 |
6 |
26 |
4,9 |
|
|
2,235 |
84 |
37' |
7 |
Timor . . . |
|
420 |
20 |
47 |
8,8 |
|
|
50 |
8 |
160 |
30 |
Amboina . . |
• · |
110 |
20 |
181 |
34 |
Die letzte Spalte dieser kleinen Tabelle führt auf überraschende Resultate. Unter Voraussetzung, dass alle Distrikte mit gleicher Genauigkeit untersucht seien, lehrt sie uns, dass die beiden klei- nen Inseln Banda und Amboina eine 30 bis 34 Mal manchfalti- gere Fauna besitzen, als die grosse, einem Kontinent nicht un- ähnliche Insel Borneo. Und lässt man die drei ersten Distrikte ausser Acht, so haben wir die sieben anderen unter Umständen, an die sich Gleichförmigkeit der zoologischen Forschung knüpft. Dann ist die Fauna von Java 3 Mal, die von Timor 4 Mal, die von Banda 13 bis 14 Mal, und die von Amboina 15 bis 16 Mal reicher an Gattungen, als die Fauna von Sumatra. |
N®. 7. Statistische Uebersicht der Saügethiere Eüropa's nach ihrer geographischen Vertheilung.
N". 8. Verbreitung der Hlammalia oder Saägethiere in Eüropa.
Eüropa ist auf diesen beiden Tableaux in die drei zoologischen Provinzen des nördlichen, mittleren und südlichen Eüropa zer- legt, deren Abgränzungen weiter oben nachgewiesen worden sind.
In der statistischen Uebersicht sind zunächst die Ordnungen, sodann die Geschlechter geographisch-arithmetisch zergliedert, und am Fuss der Tabelle die Species-Zahl eines jeden der in Eüropa lebenden 47 Genera mit der Gesammtheit der eüropäi- schen Saügethiere verglichen.
Die in der mittleren Provinz so zahlreich vorkommenden Cri- cetus-, Meriones-, Dipus-, Spalax- und ^rciow^^s-Gattungen treffen ganz besonders auf den südöstlichen Theil dieser Provinz, auf die Steppen des südlichen Russlands und die Ebenen, welche sich gegen den Kaukasus und den Kaspischen See erstrecken,
Die Tabelle enthält eine vollständige Statistik der eüropäischeU Mammalien und wird wol keine Frage, die man an eine Ueber- sicht dieser Art machen kann, unbeantwortet lassen.
In der Karte No. 8 ist ein grosser Theil der Gattungen ein- getragen worden, um den »mammalogischen Charakter der ver- schiedenen Gebiete und Landschaften anzudeuten; die vorzüg- lichsten Gattungen ausserdem, so weit es thunlich war, nach der Begränzung ihres Vorkommens durch Kurven, die, je nachdem sie polare, äquatoriale oder in sich zurücklaufende Gränzlinien sind, verschiedene Bezeichnung erhalten haben. |
Durch die verhältnissmässig grosse Menge von Thieren, deren Verbreitungs-Gränzen in die Karte aufgenommen worden, hat die Uebersichtlichkeit etwas Einbusse erlitten; man hat sie aber vermittelst des Pinsels möglichst wiederherzustellen gesucht, in- dem die Thiere einer nämlichen Ordnung in ihren Kurven mit einer und derselben Farbe kolorirt wurden.
Dass übrigens diese Kurven auch hier wie bei den Karten von der Alten und der Neüen Welt nur einen genäherten Werth haben können, leüchtet einem Jeden ein, dem die Schwierigkei- ten nicht unbekannt geblieben, welche mit der statistischen Zer- gliederung und der geographischen Anordnung der Faunen der Länder verbunden sind. Es ist, wie bei den zwei vorhergehen- den Karten No. 5 und No. 6, ein Versuch, der vielleicht geeig- net sein möchte, zu genauem Untersuchungen über die geogra- phische Verbreitung der europäischen Saügethiere, daher zu Berichtigungen der Karte lebhaft anzuregen.
Die mammalogische Monographie des Erzherzogthums Oester- reich gehöret hierher; da aber die betreffende Karte auf dem Blatte No. 6. einen schicklichen Platz fand, so sind auch die dazu gehörigen Erlaüterungen weiter oben (S. 21 ff.) mitge- theilt worden. |
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Thier-Geographie. 41
Ornithologie und Herpetologie. |
Gewiss würde es sehr lehrreich sein, wenn die geographische Verbreitung und Vertheilung der gefiederten und der kriechen- den Thierwelt von ähnliehen Standpunkten aufgefasst würde, wie es bei den Saügethieren geschehen ist, d. h. wenn eine jede der sechs Ordnungen, in welche Cuvier die Vögel, und der vier, in welche er die Amphibien zerlegt, ihre Darstellung in einer besondern Karte erhielte. Bei dem bedeütenden Umfange aber, den diese AufFassungsweise herbeiführen würde, muss ich darauf Verzicht leisten, und mich für diesen zweiten und dritten Ab- schnitt der zoologischen Geographie auf wenige Blätter beschrän- ken, auf denen ich die Hauptverhältnisse der geographischen Verbreitung und Vertheilung der Ordnungen auszudrücken be- müht gewesen bin. Ich gebe zunächst ein Blatt für die Ver- breitung der Vögel und Amphibien über die ganze Erde, sodann eine statistische Tabelle und eine Karte für diejenigen Vögel, welche man mehr oder weniger ausschliesslich als eüropäische betrachten kann, die nämlich in Eüropa ihre Heimath haben, und endlich eine Karte zur üebersicht der Verbreitung und Vertheilung der Schlangen. |
N». 9. Allgemeine ornitho- und herpetologische Erdkarte, zur Üebersicht der Yerbreitnng nnd Vertheilung der
Vögel und Amphibien.
Dieses Blatt besteht aus zwei Abtheilungen, von denen die obere die Vögel, die untere die Amphibien zum Gegenstande hat.
1. Togel.
Die warmblütigen Wirbelthiere der zweiten Thierklasse bilden eine bestimmt in sich abgeschlossene Eeihe von Thieren, bei denen eine Verwechslung nicht leicht möglich ist. Ihr Leib ist mit Eedern bedeckt, sie athmen durch Lungen, legen Eier, die sie durch die eigene Wärme ihres Körpers zur Entwickelung bringen, und haben nur zwei Füsse, deren sie sieh zum Gehen, Hüpfen, Klettern, Schwimmen etc. bedienen, da ihre Vorderfüsse Behufs des Eliegens in Elügel verwandelt sind. Die Vögel, Aves, sind über die ganze Erde verbreitet; sie reichen wahr- scheinlich von Pol zu Pol, mindestens haben die kühnen See- fahrer, welche die Angelenden des Erdballs zu erreichen streb- ten, das Leben der gefiederten Thierwelt in den höchsten Brei- ten nicht ganz erloschen gefunden.
Die Gesammtheit der Vögel lässt sich zu mindestens 6000 an- nehmen, denn so viele Speeles besitzt das Berliner Museum _
(das aber auch, durch die Vorliebe seines Directors, in dieser Thierklasse ausserordentlich reich ausgestattet ist); — Lessen hat 6266 Gattungen in 1075 Geschlechtern zusammengezählt, und Gray glaubt berechtigt zu sein, mindestens 8000 Gattungen zusammenzählen zu dürfen. Sie sind unter 6 Ordnungen vertheilt.
Diese Ordnungen sind:
1. Rapaces, Baptores, Äccipitres, Kaubvögel;
Π. Scansores, Picae, Insessores, Klettervögel;
in. Oscines, Passeres, Ambulatores, Singvögel, Sperlingsvögel, Gangvögel;
IV. Gallinaceae, Rasores, GaUinae, Hühner, Seharrvögel;
V. Grallatores, Grallae, Sumpf- oder Stelzenvögel, oder
Wader;
VI. Natatores, Anseres, Palmipedes, Schwimmvögel;
eine Klassifikation, welche allen Vorarbeiten der Karte so wie ihren Darstellungen zum Grunde gelegt worden ist. Um ih- rer Deütlichkeit keinen Eintrag zu thun, konnten nur diese Ordnungen bei Ermittelung des numerischen Verhältnisses der Speeles in Erwägung gezogen werden, und die Familien, noch mehr die Geschlechter mussten unberücksichtigt bleiben; schon aus dem einfachen Grunde, weil der Kaum der Karte eine so grosse Ausdehnung nicht gestattet haben würde, abgesehen da- von, dass über die Klassifikation der Gattungen unter die so eben genannten zwei Abtheilungen des Systems kaum zwei Or- nithologen einerlei Meinung sind.
Mit Ausnahme der europäischen Vögel, deren geographischer Verbreitung, wie gesagt, eine eigene Darstellung gewidmet ist (siehe unten No. 10 und 11), stützt sich die Berechnung der Species-Quotienten in jeder der sechs Ordnungen auf Pompper's Verzeichniss, eine ganz allgemein gehaltene Zusammenstellung, welche ihrer Bestimmung nach, auf Vollständigkeit nicht An- spruch machen kann und will, weil sie nur die vorzüglichsten Vögel in's Auge fasst, daher bei weitem nicht alle Speeles auf- zählt. Auf die absolute Zahl in den einzelnen Provinzen kommt es in der That auch wenig an: Das Hauptaugenmerk bei Be- urtheilung des zoologischen Charakters ist, wie in der Pflanzen- Geographie, das wechselseitige Verhältniss der Zonen, Keiche und Provinzen; es bewegt sich Alles um Beantwortung der Frage, welche Gegend der Erde mit Saügethieren, mit Vögeln, mit Amphibien, u. s. w. mehr oder minder besetzt ist, als eine benachbarte oder jede andere gegebene Gegend; sodann, in welchem Verhältniss die verschiedenen Ordnungen, Familien, Gruppen und Geschlechter an diesem Mehr oder Minder be- theiligt sind. Diesen Gesichtspunkt hab' ich bei dem Entwurf aller meiner zoologisch- geographischen Darstellungen im Auge gehabt; so auch hier bei den Vögeln und _ Amphibien.
PHYSIK. ATLAS ABTH. VI. |
Indem Pompper dieselbe Eintheilung der Erde in zoologische Reiche zum Grunde legt, welche ich bei der Mammalogie ange- nommen habe, weicht er in den Unterabtheilungen der zoologi- schen Provinzen von mir etwas ab, so zwar, dass er zwei Pro- vinzen mehr aufführt, und die übereinstimmenden Stellenweise ein wenig anders begränzt. Geographisch genommen dürfte dies nicht uninteressant sein, vom zoologischen Standpunkte aber hin und wieder sein Bedenken haben, wenn z. B. Inner-Asien in zwei Bezirke zerlegt wird. Diese Spaltung meiner innerasiatischen Provinz, und eine ähnliche Scheidung meiner tropischen Pro- vinz von Amerika in zwei Distrikte sind die zwei wesentlichsten Verschiedenheiten zwischen Pompper's und meiner mammalogi- schen Eintheilung der Erde; alle übrigen Abweichungen sind ver- hältnissmässig unbedeutend, we sich aus dem Vergleich der vor- hergehenden Blatter (z. B. No. 4) mit dem vorliegenden, auf dem ich Pompper's Provinzial-Eintheilung gefolgt bin, zur Genüge ergiebt.
Es lässt sich mit Fug und Recht annehmen, dass die Thier- welt Eüropa's gründlicher und genauer erforscht sei, als die mei- sten der anderen Erdtheile und Provinzen; dass also die eüropäi- sche Fauna in unseren Systemen und Verzeichnissen verhältniss- mässig viel mehr Speeles enthalten werde, als die übrigen Faunen. Diese Betrachtung ist die Ursache, dass bei Bestimmung der Dichtigkeit der Vögel auf diesem Blatte Eüropa in so weit aus- ser Acht geblieben, als es nicht in seine Provinzen zerlegt und bei der Schattirung der Karte nicht berücksichtigt worden ist. Nichts desto weniger zeigen die bisherigen ornithologischen For- schungen, dass gerade Eüropa derjenige Erdtheil ist, welcher, als Ganzes betrachtet, die wenigsten Gattungen besitzt; und man wird nicht viel fehlen, wenn die zoologischen Reiche, in Ver- bindung mit den Zonen, Hinsichts des Reichthums an Vögeln, nach folgenden Stufenleitern geordnet werden:
Skale der Dichtigkeit der Vögel in den Zonen. Südliche gemässigte Zone = 1 4 6 9 10 30
Nördliche kalte Nördliche gemässigte - Nördliche warme Südliche warme ' - Heisser Erdgürtel
Was die Vertheilung der Vögel in die sechszehn ornithologi- schen Provinzen betrifft, so ist die am dünnsten besetzte Provinz die des Südendes der Neüen Welt; die am dichtesten besetzte aber die amerikanische Tropen-Provinz. Die Speciesmengen die- ser beiden Provinzen verhalten sich wie 1:15, d. h. also: Die Tropenländer der Neüen Welt haben 15 Mal mehr Vögel-Gat- tungen als die Länder an der Südspitze Amerika's. Auf diese Verhältnisszahlen der Provinzen stützt sich die Schattirung der- selben; je dunkler eine ist, desto mehr Gattungen besitzt sie; überdem sind die Verhältnisszahlen selbst bei den Provinz-Num- mern angebracht. Ich stelle sie hier zusammen, um einen raschen üeberblick zu gewinnen.
Skale der Dichtigkeit der Vögel in den ornithologischen Provinzen.
Australien und Polynesien — 3,g
Nord-Afrika..............4
Nord-Amerika ...........4,3
Inner-Afrika..............5,,
Süd-Afrika................5,·.
Tropisches Asien .... 10,5
Tropisches Amerika ... 15
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42 Sechste Abtlieilung.
In Bezug auf die Vertheilung der zu einer der sechs Ordnun- gen gehörigen Species ist zu bemerken, dass die, auf der Karte in jeder Provinz angebrachten, kleinen Tafeln diese Vertheilung ausdrücken, indem diese Tafeln für jede Ordnung den ihr zuge- hörigen Quotienten aller in der Provinz lebenden Vögel enthal- ten. Zugleich ist es versucht worden, die Zu- oder Abnahme der Ordnungen in gewissen Gegenden der Erde durch kleine Pfeile zu versinnlichen, indem die Spitze derselben die Eichtung andeutet, nach welcher die Zunahme Statt findet.
Jene Quotienten drücken das gegenseitige Verhalten der Vögel Einer Ordnung in den verschiedenen ornithologischen Provinzen wol mit ziemlicher Sicherheit aus. Wenn wir z. B. sehen, dass die Singvögel, Oscines, in den Tropen-Ländern fast überall gleich- förmig (etwas mehr oder weniger nahe) die Hälfte aller Gattun- gen ausmachen, so ist damit unleügbar ein Naturgesetz ausge- drückt; und eben so ist ein Naturgesetz darin zu erkennen, dass
Vertheilung der Hühner und hühnerartigen Vögel Neüe Welt.
Arktisches Amerika ..........1 :24
Nördliches - .......,.1:18
Mittel- - .........1:9
Tropisches - .........1:11
Südliches - .........1:19
Austral- - ......... 1 :20
Alte Welt, Westhälfte.
Eüropa (ganzer Erdtheil) ........1:17
Nord-Afrika.....'.......1:9
Mittel- - ............1:9
Süd..............1:10
Alte Welt, Osthälfte.
Arktisches Asien........ . . . 1:16
Nördliches Inner-Asien......'. . 1:13
Südliches - ........1: 4,2
Tropisches Asien ..........1:6
Oceanische Provinz.........1:8
Australien und Polynesien.......1: 6,3
Die Hühner scheinen das Maximum ihres Vorkommens nicht innerhalb der Wendekreise, sondern in denjenigen Gürtel der Erde zu haben, welchen man die subtropische oder warme Zone nennt. Von da aus nimmt die Zahl ihrer Gattungen ab sowol nach Norden, als nach der heissen Zone. Die Quotienten und die Verhältnisszahlen der Dichtigkeit sind folgende:
Ob hiermit ein Naturgesetz Gallinaceen in den Zonen. angegeben sei, und die süd- Warme Zone .... 1 : 5,5 = 3,e liehe Provinz von Innerasien Heisse - .... 1 : 8,3 — 2,9 wirklich das Maximum des Gemässigte ....1:16 =1,., Vorkommens der Hühner ent- Kalte - .... 1: 20 =1 halte, mögte wol in Zweifel gezogen \verden können, obwol zu dieser Provinz der grössere Theil von China gehört, einem Lande, welches, wie allgemein angenommen wird, durch Manchfaltigkeit der Gallinaceen-Form ausgezeichnet ist. Die obige Provinzen-Tabelle giebt aber zwei bemerkenswerthe Thatsachen: l) dass Afrika in Bezug auf Hüh- ner ein ornithologisches Reich bildet, welches nicht in Provinzen zerlegt werden kann, denn die Gallinaceen machen in diesem Erdtheile Υ^ bis '/g aller darin lebenden Vögel aus; und 2) dass die Alte Welt fast noch ein Mal so stark mit Hühnern besetzt ist, als die Neüe Welt, indem der Quotient jener '/g, dieser >/15 beträgt.
Bei dem Entwurf dieser Karten waren noch zwei andere Ge- sichtspunkte in's Auge zu fassen, die Verbreitizng nämlich gewis- ser Familien, Geschlechter, und selbst Gattungen im wagerQphten sowol als senkrechten Sinne, mithin die Begränzung ihres Vor- kommens in gewissen Gegenden, in den Zonen der Erde und am Abhänge der Gebirge, in den Regionen. |
Aus der Ordnung der Raubvögel, üapaces, begegnet uns hier vor Allen zuerst die Geier-Familie, mit der grössten ihrer Gat- tungen, dem Condor, Vultur (Cathartes) Gryphus, dem grössten unter den fliegenden Vögeln, der eigentlich Cuntur heissen sollte, weil sein Name aus der Inca-Sprache vpn dem Worte Cuntuni abgeleitet ist, das „einen guten Geruch habend" bedeütet. Dieser Geier hat ausschliesslich auf der Andeskette von Südamerika seinen Wohnsitz; er kommt in keinem andern Theile der Erde vor und scheint selbst auf dem Tafellande von Mexico zu fehlen. Nach A. von Humboldt's Beobachtungen horstet der Cuntur an den einsamsten Orten, oft auf dem Kamme der Felsen in der Nähe des ewigen Schnees, in einer Region, die unter dem Aequator zwischen 1900« und 2460» über dem Meere steht, die er aber der Nenner des Bruchs derselben Ordnung bei den meisten Ord- nungen grösser wird, je mehr wir uns von der heissen Zone ent- fernen und den Polen nähern. Eine Ausnahme hiervon, also der umgekehrte Fall, tritt bei den Schwimmvögeln, Natatores, ein; diese haben das Maximum ihres Vorkommens in den kalten Ländern zu beiden Seiten des Aequators, unter dem sie zu ihrem Minimum herabsinken. Zur Versinnlichung dieser Verhältnisse sind zu beiden Seiten der Karte Skalen angebracht worden, ver- möge deren man die numerische Vertheilung der Vögel von Pol zu Pol in der Neüen, wie in der westlichen und östlichen Hälfte der Alten Welt mit Einem Blick zu überschauen vermag. Um indessen auch die Zahlenwerthe in einem Tableau beisammen zu haben, schalt' ich eine der gattungsärmsten Ordnungen, die der Gallinaceen, nach Art der mammalogischen Tabellen in doppel- ter Uebersicht, nach geographischer und nach Dichtigkeits-Folgen- reihe, hier ein.
, Gallinaceae, in die ornithologischen Provinzen.
Arktisches Amerika.............1:24
Austral- ' - ......... 1:20
Süd- - .........1:19
Nord- - .........1:18
Eüropa ........:.....1 :17
Arktisches Asien..........1:16
Nördliches Inner-Asien........1:13
Tropisches Amerika . . '....... 1:11
Süd-Afrika .................1 : 10
Mittel- - ............1:9
,Nord- - ....... ... ..1:9
Mittel-Amerika...........1:9
Oceanische Provinz..........1:8
Australien und Polynesien.......1: 6,3
Tropisches Asien...........1:6
Südliches Inner-Asien , . . ......1: 4,2
Die Quotienten sind Bruchtheile aller in der betref- fenden Provinz lebenden Vögel. , ,
auch verlässt, sowol um abwärts bis 1600' und aufwärts bis 2500' zu steigen. Humboldt sah ihn über dem Gipfel des Chim- borazo in einer Höhe schweben, die sechs Mal die der Wolken übertraf, und er verlässt nur in dem Falle, wenn ihn der aüsser- ste Hunger treibt, seine Hochregion, um selbst in der schwülen Nähe des Meeres Nahrung zu suchen, wo er jedoch nur für Stunden weilt, weil sein Naturell an eine Temperatur gebunden ist, die 2" bis 3" unter dem Gefrierpunkte liegt. Sein Verbrei- tungsbezirk erstreckt sich über die ganze Andeskette von der Magalhaens-Strasse bis diesseits des Aequators, wo er in der Provinz Antioquia, etwa unterm 7" N. Br., sein nördliches Ende erreicht, vermuthlich weil hier die Cordilleren an ihrer kolossa- len Höhe Einbusse erleiden. Auf der Südseite seines Verbreitungs- bezirks verlässt der Cuntur die Andeskette, und streift eben so wie die Auchenien, über die Ebenen Patagonien's, wo er sogar die Atlantische Küste sucht, an der er, als nördlichstem Punkt, noch an der Mündung des Rio Negi-o, im 41° S. Br. gefunden wird, aber immer auf klippigen Gestaden, deren diese Küste und die Flussufer des Binnenlandes sehr viele besitzt. Am Port Desire, in der Magalhaens-Strasse, ist der Cuntur nicht ungewöhnlich und in Chile kommt er während des grössten Theils des Jahres ans Meer herab, kehrt aber beim Eintritt des Sommers in die un- gangbarsten Regionen der Cordilleren zurück, um daselbst in Ruhe zu brüten. F. aura, der Urubu, ist ein anderer amerikani- scher Geier, Bewohner des Condor-Bezirks, und darüber weit hinaus vom Kap Hoorn und den Falklands-Inseln bis Nord-Ame- rika verbreitet, ein einsam oder höchstens Paarweise lebender Vo- gel, während man vom Condor 5_6 auf ein Mal erblickt. V. Jota, der Iribu, ist über ganz Amerika, von Canada bis zum Kap Hoorn, verbreitet, V. (Cathartes) atratus, der Gallinazo, geht aber niemals südlich vom 41° S. Br., und fliegt nie zu den Hö- hen der Andesketten hinauf, an deren Fuss sein Verbreitungs- bezirk seine Gränze hat. Dagegen leben Falken verschiedener Art, F. harpyia, urubitinga, ornatus, auf den Andes der Aequi- noctial-Zone in der über den Paramos stehenden, bis an die Schneegi'änze sich erhebenden steinigen Region von 1900' bis 2460' Höhe über dem Meere, wo auch von den Singvögeln der Uhu-grosse. Caprimulgus grandis, oder Tbijau, gefunden wird; während die Natatores, in Colymhus- und Arten unter dem
Aequator sich nicht über 1500' absoluter Höhe erheben, so wie die zur Ordnung der Oscines gehörigen Trupiale oder Beütel- staare, des t^asseeus-Geschlechts, nicht über 1000«, die mithin |
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Thier-Geographie. 43
innerhalb der gemässigten Region (Tierra templada), in der Re- gion der baumartigen Fan-nkraüter und der Cinehonen verblei- ben ; endlich gehen die durch ilir prächtiges Gefieder ausgezeich- neten Singvögel der Ampelideen nur höchst selten bis 500t ^^er die obere Gränze der heissen oder der Region der Palmen und Pisanggewächse hinaus.
Die, wegen ihres schönen Gefieders und ihrer Fähigkeit, die menschliche Stimme nachzuahmen, so beliebten und in Europa für wohlhabende Leute zum Luxus-Artikel gewordenen, wegen ihres gellenden Geschrei's aber sehr unangenehmen Papageyen bilden in der Ordnung der Seansoren die überaus gattungreiche Familie der Psittacideen. Sie hat rund um den Erdball vor- zugsweise innerhalb der Tropen, aber auch in den gemässigten Zonen bis zu hohen Breiten ihren Wohnsitz. In der nördlichen Hemisphäre zieht die Polargränze der Papageyen durch Amerika vom Hintergrunde des Califomischen Meerbusens durch die süd- lichen der Vereinigten Staaten, wol nicht über den 35" N. Breite hinaus. Der nordamerikanische Papagey, Parakeet, vom Geschlecht Conurus Kühl, C. carolinensis, ist es, welcher hier die Polargränze seiner Familie bezeichnet. Im Jahre 1795 sah man einen gros- sen Flug dieser Vögel mitten im Winter in der Gegend von Al- bany, Hew-York, der wahrscheinlich durch einen Sturm so hoch hinauf, bis 43 ^ N. Breite, verschlagen worden war. In den An- des von Peru unterscheidet man auf ihrem Westabhang eine Region, die, von 660» bis 1900' Höhe über dem Meere stehend, die westliche Sierra-Region genannt wird, und die nach Klima und vegetabilischen Erzeügnissen lebhaft an die eüropäische ge- mässigte Zone erinnert. Die Fauna hat ivenig Eigenthümliches, Papageyen aber (und Colibris) erreichen im untern Theil dieser Region ihre Gränze. In der Alten Welt laüft die Polargränze der Papageyen in Afrika auf der Scheidung zwischen Sahara und Sudan, steigt indess nach Aegypten hinauf und senkt sich darauf wieder längs des Rothen Meeres zur Südspitze von Arabien. BemerkensAverth ist es, dass, während die Tropenländer von Süd- Amerika an 40 Speeles aufzuweisen haben, an der gegenüber- liegenden Küste von Afrika, obwol unter gleicher geographischen Breite gelegen und einen gleich üppigen Pflanzenwuchs besitzend, nur 3 Gattungen gefunden worden sind. In Asien zieht die Gränze durch Vorder- und Hinterindien, ohne, wie es scheint, den Gebirgswall des Himälaya zu erreichen. An die Stelle der afrikanischen Armuth tritt hier wieder grosser Reichtlium und Manchfaltigkeit in den Geschlechtern und Gattungen, die allzu- sammen eigenthümlich sind. Die saugenden Kakadus, Mtccoglos- sum Geoffr.; die grossen, weissen Kakadus von Malakka; die eleganten ringhalsigen Papageyen, Palaeornis Vig., des Festlan- des, und die Carmoisinfarbigen Lories, Lorius Briss., der Inseln, sind diesen Gegenden der Erde ausschliesslich eigen. Ueberhaupt ist es ein charakteristisches Unterscheidungs-Merkmal der Papa- geyen, dass die amerikanischen alle etwas Grünes an sich haben, während die der Alten Welt meist roth, gelb und weiss sind; bei den Lories findet sich indess auch Grünes, besonders an den Schwanz-Enden, wie bei Lorius tricolor, L. garrulus, L. domi- eella, der selbst grüne Flügel hat. Australien ist sehr reich an Gattungen verschiedener Geschlechter, deren man in diesem zoo- logischen Reiche mindestens acht zählt, darunter TricJioglossus H. u. V., die kleinen Lories, ivelche viel Grünes in ihrem Ge- fieder haben. In dem australisch-polynesischen Reiche, mit dem wir in der südlichen Hemisphäre angelangt sind, steigt die Polar- gränze des Papageyen-Gürtels bis zur Macquarie-Insel, unter öS^· S. Breite, in Amerika dagegen bis zur Magalhaens' Strasse unter 52° S. Breite hinauf, indess sie sich in Afrika sehr wahrschein- lich sehr weit gegen den Aequator zuräckzicht.
Eine andere Familie der Klettervögel, die der Pfefferfrasse, Rhamphastidae, lebt ausschliesslich in der heissen Zone von Süd- amerika, wo sie nach den Papageyen die zahlreichsten sind. Der untere Orinoco im Norden, und der Rio de la Plata im Süden bilden die Gränzen dieser Toucans und Aracassaris, die ihren Hauptwohnsitz in Brasilien's Urwäldern haben, und kaum bis an den Fuss der Andesketten reichen dürften. Das Gefieder dieser Vögel ist sehr schön und wird von den eingebornen Völkern der NeüenWelt zum Putz benutzt; ja die hochgelben Hals- und die karminrothen Brustfedern einer Gattung, des Tuca-i, ΛνηΓΰβη ehe- dem selbst in Eiiropa von reichen Frauen zum Besatz von Klei- dern benutzt.
Nichts aber übertriift die Schönheit des Gefieders, Avelches die Vögel einer andern Scansoren-Familie auszeichnet. Die oceani- sche Provinz ist, mit Swainson zu sprechen, das Elysium, das irdische Paradies, das Feen- und Zauberland für den Omithologen; denn sie bietet dem entzückten Auge Formen von so ausgesuch- ter Schönheit, dass die glühendste Einbildungskraft sich nichts |
Reizenderes und Prächtigeres vorzustellen vermag. Es giebt hier in der That Vögel von Gold und jeglichem farbigen Edelstein;: denn auf diesen „würzigen Inseln des Ostens" ist das Vaterland des Geschlechts derParadies-Vögel, deren Farbenpracht zu schildern kein Dichter, kein Maler vermag. Seltsam, dass das Schönste, was die Natur hervorgebracht hat, einer Erdgegend zum Aufenthalte angewiesen ist, deren Bewohner die wildesten und blutdürstigsten des ganzen Menschengeschlechts sind, denn die Heimath der Papus, Neü-Guinea und seine Nachbar-Inseln, sind das ausschliessliche Vaterland der Paradisidae Swains., wenn gleich von einzelnen ihrer Gattungen, namentlich von Paradisea Regia, dem Königs-Paradiesvogel, dem kleinsten der Familie, so gross wie ein Sperling, es bekannt ist, dass er während der Jah- reszeit des trocknen Monsuns die Aru-Inseln und die östlichsten der Molukken zu besuchen pflegt; aber er nistet, wie alle übrigen Gattungen, nur in den dichten Unväldem Neü-Guinea's. Trotz der Nähe des Indischen Archipelagus hat keine seiner Inseln bis jetzt irgend eine Gattung geliefert, die mit den Paradies-Vögeln innig verwandt wäre; aber in dem neüholländischen Geschlecht Ptiloris Swains. haben wir einen Vogel, der dieser Familie so nahe steht, dass wir nicht ^vissen; ob er nicht in der That dazu gehöre.
Aus der Ordnung der Osdnes ist die Aufmerksamkeit auf die Familie der Trochilideen zu lenken. Die Colibris, deren Gefieder metallisch glänzend ist und in den schönsten Farben prangt, sind prächtige Vögelchen, zugleich die kleinsten in der Natur und oft nur einen Zoll lang. Sie leben ausschliesslich in der Neüen Welt. Die heisse Zone ist ihr Hauptwohnplatz, vornehmlich das südamerikanische Gebiet vom Orinoco bis zum Wendekreis des Steinbocks. Mehr als hundert Gattungen, die unter drei Ge- schlechtern vertheilt sind, haben die Omithologen beschrieben. Einzelne Gattungen gehen indess weit über die Tropen hinaus und erstrecken sich bis zum höchsten Norden und bis zum aüs- sersten Süden Amerika's. Der gemeine oder rothkehlige Colibri, Trocliilus coluhris, reicht von Mexico bis zum 57° N. Breite, und Tr. rufus von Californien längs der Nordwestküste bis zur Halbinsel Aljaska, die eine scharfe und auffallende Gränzscheide wie füi· das Pflanzenleben, so auch für die animalische Welt bildet. Die Trochilideen kommen hier im Sommer bis in der Bucht von Cook's Inlet, oder dem Kanai Sunde, wo Aljaska vom Fest- lande abgeht. Die westwärts im Berings-Meer belegenen Priby- low-Inseln sind die Aequatorialgränze des Vorkommens von Tri- chechus Rosmarus. Wie es schon merkwürdig ist, dass unter demselben Parallelkreise Wallrosse und Colibris leben, um so auf- fallender ist es, dass der Verbreitungsbezirk beider nur um wenige Längengrade auseinander liegt, und dass auf der einen Seite von Aljaska die Walbosse bis 56« N. Breite herabsteigen, auf der andern die Colibris bis Gl® N. Breite hinaufgehen. Trocliilus co- luhris langt in den südlichen Gegenden des Staates New-York und in den nördlichen von Pennsylvanien zu Anfang des Monats Mai an und zieht in den ersten Tagen des Octobers nach Süden wieder ab, nach Cuba und den übrigen Antillen, die ausserdem eine an- dere Gattung vom Trochilus-Geschlecht eigenthümlich besitzen. Auf Jamaica kommt ein Colibri vor, der kleiner, als eine Biene ist; und in Mexico giebt es eine grosse Menge noch unbeschrie- bener Gattungen, mit deren Federn die Indianerinnen sich zu schmücken pflegen, und die in der Landessprache im Allgemeinen einen Namen führen, welcher „Sonnenstrahlen" oder „Sonnen- haare" bedeütet. Sie erheben sich hier an den Schneegipfeln von Orizaba und des Popocatepetl bis zur Gränze des Baum- wuchses, die 2000* über der Meeresfläche steht. Wie Tr. rufus die Nordwestküste bewohnt, so ist ein anderer Colibri, Mellisuga Kingii, ein Bewohner der Südwestküste, der sich auf einer Länge von mehr als 670 d. Meilen von ^den heissen, dürren und trock- nen Peru-Gegenden um Lima, in 10" S. Breite, bis zu den Wäl- dern des Feüerlands, unter 55^ S. Breite erstreckt, auf der Wald- insel Chiloe, die durch ein ungemein feüchtes Klima bemerkbar ist, von einem triefenden Blatt zum andern hüpft, und in der Andeskette von Peru bis zu einer Höhe von 1830', und in der von Chile bis zur Höhe von 1560' über dem Meere gesehen worden ist. Wie in der nördlichen Hälfte des Neüen Continents die Trochilideen gemeinhin Zugvögel sind, so sind sie es auch in Südamerika, auf der Ost-, wie auf der Westküste. In beiden Fällen ziehen sie beim Eintritt der kalten Jahreszeit nach den wannen Gegenden der Wendekreise. Einige indessen bleiben das ganze Jahr hindurch im nördlichen Californien; und im Feüer- lande, welches in der südlichen Hemisphäre dieselbe relative Lage hat, wie Californien in der nördlichen. Im Verhältniss zur zarten Familie, der er angehört, ist TrocUlus gigas ein sehr grosser Vogel: er kommt vor der Frühlings-Nachtgleiche aus den vcv-
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44 Sechste Abtlieilung.
brannten Wüsten des nördlichen PerE nach Chile, wahracheinlich um daselbst sein Nest zu bauen.
In der Ordnung der Gallinaceen, von der bereits oben erwähnt wurde, dass sie in der Alten Welt weit zahlreicher Tcrtreten sei, als in der Neüen Welt, zeichnet sich die Fasanen-Familie, Pha- sianidae, ganz besonders aus. Sie bildet für Asien's gefiederte Thierwelt ein hervorstechendes Merkmal, namentlich für die slid- liche Provinz Λ'οη Innerasien und für Südasien, wo allein sie zu Hause ist. Der Gold- und der Silberfasan, Nycthemerus picfus und argentatiis Swains., diese schönen Vogel unter den. Gallina- ceen, haben ihr Vaterland ohne Zweifel im Innern von China; und es steht nicht zu bezweifeln, dass noch viele andere Gattun- gen auf dem hohen Tafellande von Asien werden entdeckt wer- den. Die von Temminck genannten Genera Polyplectron, Argas, Lopkophorus, scheinen auf Südasien beschränkt zu sein, hier aber eben so wol im Berglande, als in den Ebenen vorzukommen. Der Pfau, Favo cristaius, hat seine Heimath ebenfalls in Indien, wo er in den Niederungen längs des Ganges eben so zahlreich vorkommt, als in den Walddickichten des Innern und der Eand- gebirge der Halbinsel. Ein anderes Genus der Phasianideen ist ausschliesslich in der nördlichen Hälfte der Neüen Welt zu Hause. Es ist Meleagris L., in der einzigen Speeles Gallopavo. s. ameri- canus, das Truthuhn, das ein Bewohner ist aller Landstriche von Mexico bis Canada. In den atlantischen der Vereinigten Staaten ist es aber ganz verschwunden, und es sind schon viele Jahre her, dass man es in Massachusetts und New-Jersey gesehen hat. Im Staate New-York kommt das Truthuhn nur noch in den Grafschaften Sullivan, Eockland, Orange, Alleghany und Cattaraugus vor. In Pennsylvanien ist dieses Geschlecht ausge- storben.
Die Ordnung der Grallatoren enthält die grössten aller Vögel. Hier ist zunächst der 7 bis 8 Fuss hohe Eiese der ganzen Klasse, Struthio Camelus L., der afrikanische oder Strauss der Alten Welt, zu bemerken, dessen Verbreitungsbezirk sich zwar über ganz Afrika erstreckt, der aber seine eigentliche Heimath auf dem, südlich vom Aequator belegenen Tafellande Hochafrika's hat, wo er bis in die Karroo-Wüsteneien des terrassirten Südab- falls des afrikanischen Erdtheils streift. In der Berberei scheint er nicht bis an die Küste des Mittelländischen Meeres zu _ ren- nen, und eben so wenig in den Aequatorial-Gegenden von dem Hochlande herabzusteigen an die Vegetations-üppigen Küsten Guinea's und am Indischen Meere; dagegen sah Adanson den Strauss in dem sandigen Niederlande des unteren Senegals. Im Alterthume scheint der Strauss über ganz Vorderasien bis nach Indien verbreitet gewesen zu sein, und im löten Jahrhundert lebte er noch an den südlichen Abfällen des Kaukasus und am Schwarzen Meer. Jetzt weiss man in diesen Ländern nichts mehr von ihm, und es ist sogar zweifelhaft, ob er heüt' zu Tage noch in Arabien vorkomme.
Auch die Neüe Welt hat ihren Strauss, der indess um 3 bis 4 Fuss kleiner ist, als der afrikanische Und gemeiniglich Men- schen-Höhe erreicht; es ist Struthio Ehea L., aber nur in Süd- amerika zu Hause. Man kennt ihn in der Guiana, sowie in Bra- silien, und hier vornehmlich in den Provinzen Eio Grande do Norte, Sergippe und von den Provinzen Bahia und Minas Geräes nach Westen, sodann von Eio Grande do Sul durch Paraguay bis Chile, wo er in den Pampas von La Plata und des nördlichen Patagoniens sein Hauptfeldlager aufgeschlagen hat, bis über den Eio Negro hinaus, im 410 südl. Breite. Er hat die Cordilleren nicht überschritten, wol aber die erste, oder östliche Gebirgkette von Chile, in der Hochebene von üspallata erstiegen, die zwi- schen 1000* und 1150» hoch ist. Im südlichsten Theil von Pa- tagonien wird dieser Strauss von einem kleinern repräsentirt, der nach seinem Entdecker Str. Darwinii Gauld, genannt wor- den ist, wogegen D'Orbigny den Namen Rhea pennata vorge- schlagen hat; die patagonischen Indianer nennen ihn Avestruz Petise. Wallis sah Strausse am Batchelor's Eiver, Lat. 530 54', in. der Magalhaens-Strasse, was die südlichste Gränze des Ver- breitungsbezirks dieses Petise zu sein scheint.
Dem Strauss steht in der Grösse am nächsten der Kasuar, aber er hat noch weniger Flugeigenschaften, weil seine Flügel nicht einmal Schwungfedern, sondern nur Kiele haben. Man kennt zwei Gattungen, die ostindische oder gehelmte, Casuariiis indicus s. Struthio Casuarius, Cassuaris der Malayen, Eme der Portugiesen; er wird gegen 6 Fuss hoch. Das Vaterland dieses Kasuars ist die Halbinsel jenseits des Ganges, und der Indische Archipelagus, wo er auf Sumatra und Java, sodann auf Banda, vornehmlich aber in den dichten Wäldern der Südküste von Ce- ram, auch auf Butong und Aru, nicht aber in Amboina, doch nirgends haüfig gefunden wird; ob er auch über Neüguinea ver- breitet sei, bleibt ungewiss. Die zweite Kasuar-Gattung ist die neüholländische, Casuarius novae Hollandiae, fast so gross, als der afrikanische Strauss. Dieser Kasuar hat den Kontinent von Australien zum Vaterlande, wo er vornehmlich in Neü-Süd-Wa- les beobachtet worden ist. Flinders fand ihn auch in Carpen- taria, dagegen King niemals im nördlichen Australien. Federn dieses Vogels sind auf der Insel Wamwax, in der Torresstrasse gefunden worden. Unter den Tropen Australiens scheint er sel- ten zu sein; dagegen wird behauptet, dass er auch auf Neüsee- land vorkomme. |
Es bleibt noch übrig des Verbreitungsbezirks einer zur Ord- nung der Natatoren gehörigen Speeles Erwähnung zu thun. Eine der interessantesten ist ohne Zweifel die, zur Familie der Ana- tideen, und zur Gruppe der Tauchenten mit Hautsaum, gehörige Eider-Ente, Somateria molissima (Anas L. Fuligula Eaj. Stephens, molissima') ein hochnordischer Vogel, der die arktischen und kal- ten Küsten des Atlantischen Oceans in der Neüen wie in der Alten Welt bewohnt. In Amerika brütet sie vom 45" N. Breite, oder von Maine an nordwärts, und erstreckt sich hier vom 40" bis 810 ivT. Breite, indem die Küste von New-York als südlich- ster Punkt angenommen werden kann, bis wohin sie in strengen Wintern gelangt. Der südlichste Brüteplatz der Eider-Ente in Eüropa ist die Küste von Northumberland unter 55" N. Breite. In sehr kalten Wintern kommt sie auch an die deütschen Kü- sten, und im Innern des Landes hat man sie sogar auf dem Bo- den-See, unter 47»^ N. Breite, gesehen. Der entgegengesetzte Pol der Erde ist der Familie der Pinguinen, Spheniscidae, zum Wohnplatz angewiesen. Die Vögel dieser Familie finden sich in grosser Menge in den Gewässern des Feüerlandes, der Magal- haens-Strasse und der Falklands-Inseln, und all' der kleinen In- seln, die in den südlichen Theilen des Atlantischen und Indischen Meeres zwischen Amerika und Neüseeland liegen; ja man sieht sie zuweilen an den Küsten des Kaplandes und Australiens bis 340 oder 33« S. Breite herab.
In diesen Vorbemerkungen zur Erlaüterung der zoologischen Geographie ist schon mehrfach von den Erscheinungen des ani- malischen Lebens im Himälaya die Eede gewesen. Noch ein Mal ist darauf zurückzukommen, um auch die ornithologischen Merkmale der drei Eegionen nachzuweisen, in welche Hodgson mit besonderer Eücksicht auf organische Phänomene den Abhang des Gehirgs eingetheilt hat. Zuvor aber ist daran zu erinnern, dass die_
Untere Eegion vom Niveau der Ebene bis 625»
Mittlere Eegion von........ 625'_ 1560*
Obere Eegion von . . ....... 1560'_ 2500»
über dem Meere reicht, und dass der höchste, bis jetzt gemessene Gipfel des Himälaya, der Kintschain dschunghä 4406' hoch ist. Da die Pflanzendecke von so grossfen Einfluss auf die Verbrei- tung der gefiederten Thiere ist, so wird es nöthig, auch den bo- tanischen Charakter der drei Eegionen kennen zu lernen.
Die obere Eegion ist der Standort der Wachholder, Cedern, Lärchen, Eibenbaüme, überhaupt der höheren Speeles von Coni- feren, der Zwerg-Ehododendrons, Cistenwosun, Weiden, Wallnuss- baüme und Birken. _ Die mittlere Eegion ist die Heimath der Eichen, Castanien, Magnolien, Lorbern, Erlen, Baum-Ehododen- drons (viele Species), den Kirschen und Birnen (grosse und wilde), der Oliven (grosse Waldungen), der Ahorne, Schwarz- und Weiss- dorne, Eschen, Ulmen, Hagebuchen, des Holunders, der Wachs- baüme, Camelien, Baumfarrn, einiger weniger und eigenthüm- licher Palmen (chamaerops etc.) und der geringem Species von
Nadelbaümen._ Die untere Eegion ist die der Sauls, Shorea; der
Sissuls, Dalhergia; der Akazien; der Tunds, Cedrela; der Baum- wollenbaüme, Bombax; der Baumfeigen, elactieus, indicus und religiosus; der Buteas; Dillenias, Duabangas, Erythrinas, Prem- nas; einiger gemeinen Palmen, Phoenix etc., die jedoch selten und ärmlich sind; und zuletzt der Baumfarrn, welche indessen nicht so haüfig, als oben erscheinen. Piaus longifalia tritt in dieser Eegion ebenfalls wieder auf, allein keine andere Species von den vielen Coniferen, welche oben vorkommen. Ein Hagedorn und eine Eosskastänie bilden in dieser untern Eegion eine Ausnahme.
Aus der Klasse der Vögel hat Hodgson, als Merkmale der drei Eegionen, folgende ausgewählt:
Die echten Fasanen, Phasianus; die Feldhühner, Tetraogalli; die Blutfasanen, Ithaginis; die Horn- und Kammfasanen, Cer- cornis, Lopkophorus, der obern Eegionen sind durch Huhnfasa- nen, Gallophasis, in der mittlem, und durch eigentliche Hühner, Gallus, in der untern Eegion ersetzt. Auf gleiche Weise gehört unter den Eepphühnern, oder Perdicineen, das Haselhuhn, TeU rad perdix, ausschliesslich zur obern Eegion; die Chakors, Cac· cabis; und drei Eepphühner, ArhoripUla, zur mittlem; sowie die |
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Thier-Geographie. 45
Francolinen, Froiicolims, zur untern, obwol die schwarze Speeies der zuletzt genannten Form auch in der mittlem Eegion gefun- den wird. In der Tauben-Gruppe gehören die bleichen Tauben, Columha leuconata, nur zur obern Eegion; die weinigen Tauben, G. Hodgsonii, zur mittlem, und die grüne, goldene nnd die Kra- gen-Taube, C. treron, chalcophaps, macropygia, fast ganz zur un- tern Eegion, indem die Treronen allein zum Theil aus der un- tern in die mittlere Eegion übertreten.
Die prachtvollen Edolischen Laniideen oder Neüntödter Chibia, Chaptia, Edoliiis, gehören ausschliesslich der untern Eegion an. In der mittlem Eegion sind sie durch einfarbige Discrurieen, und in der obern durch noch einfachere Lanii ersetzt. An die Stelle der Campephagineen, oder Baumwollenvögel, der untern Region treten in der mittlem die geschmückten Ampelideen; Cochoa purpurea, C. viridis; und die Leiothricinier: Leiotkrix, Pteruthius, Cuthia, zwei Gruppen, die der obern Eegion zu feh- len scheinen.
Unter den Muscicapideen oder Fliegenschnappern gehören die prächtigen oder sonst bemerkenswerthen Speeles und Formen ausschliesslich der untern Eegion an, wie Tschitrea, Rhipidura, Cryptolopha, Myiagra, HemicJielodon, Chelidorynx; während die- jenigen, welche sich den Sängern nähern, d. i.: Niltava, Siphia, Digenea, und die einfacheren, den europäischen Formen sich nä- hernden Typen allein in der 'obern gefunden werden.
Von den Fissirostres sind die Geismelker und Schwalben ziem- lich allgemein verbreitet; allein die Goracianeen oder Mantel- krähen, die Bienenfresser, die Eurylaimineen, die Trogonineen und alle derartigen prächtigen Typen gehören zur untern Ee- gion, mit nur zufälligen alpinischen Eepräsentanten, wie es Bucia nipalensis unter den Meropideen ist. Die Tenuirostres sind ent- schieden Bewohner der untern Eegion; doch haben sie Stellver- treter oder Sommergäste in allen drei Eegionen, selbst unter den Sonnenvögeln. Im Ganzen aber lässt sich sagen, dass diese Nectarinideen zur untern; die Melaphagideen zur mittlem und untem; und die Baumlaüfer oder Certhineen, die Nusshacker oder Sittineen, sowie die Zaunschlüpfer oder Troglodytineen zur obern und mittlem Eegion gehören.
Die Sylviae oder Sänger sind zu allenthalben verbreitet oder zu wandernd, um sie hier als Charakter-Vögel berücksichtigen zu können, indem sogar hochnordische Formen bei kalter Wit- terung in der untern Eegion gemein zu sein pflegen. Hornschnä- bel oder Bucerotineen, und von den Papageyen oder Pezopori- neen die Geschlechter Palaeomis und Psittacula, sowie die Bar- bets oder Gapitonineen gehören der untern Eegion an, haben aber auch in der mittlem ihre Stellvertreter, nicht aber in der obern. Baumpicker oder Picineen finden sieh in grosser Menge in der untern und centralen Eegion, selten dagegen in der obern. Echte Guckgucke, Cuculus, sind in der mittlem Eegion eben so gemein und zahlreich, als die Kletterguckgucke: PhaenicopJiaus, Centropus etc. es in der untern sind, wo auch goldne Guckgucke, Chrysococcyx, und der zweispaltige Guckguck, Pseudornis dicru- roides, ihren einzigen Aufenthalt haben, während die wenigen der Gruppe, welche in der obern Eegion vorkommen, alle mit dem europäischen Typus verbunden sind.
Die Eaben, Elstern, Bergdohlen, Nussknacker und Conosto- men der obern Eegion sind in der mittlem durch Baum-Elstern: Gitta, Dendrocitta; durch Heher oder Garrulineen, durch Eacke- tenvögel, Psilorrhinus; durch scheckige Drosseln, Garrulax; durch Timalias und durch Wiedehopf-Drosseln, PomatorUnus; und in der untern Eegion durch die gemeinen indischen Krähen, Culminatus und splendens; durch Atzein, Staare, irrende Elstern und durch Schmutzvögel Malococereus, ersetzt.
In der Finken-Familie sind die Coccothraustineen oder Kern- beisser; PyrrJiula oder der Blutfink; und die Loxineen oder Kreüzschnäbel eben so bestimmt auf die obere Eegion beschränkt, als es die Conostomen, Nussknacker, Bergdohlen und Eaben sind. Die erstem werden in der mittlem Eegion durch die Em- berizineen oder Ammern, durch Montifringilla oder den Waldfink und durch Chrysomitris, oder den Zeisig, und in der untern Ee- gion durch die Ploceineen oder Weber, und die Munieen ersetzt. |
Die Eaubvögel sind im Allgemeinen zu kosmopolitisch, um den Zwecken geographischer Characteristik dienen zu können. Doch ist zu bemerken, dass die echten Adler, wenigstens was ihr Brüten anbelangt, zur obern Eegion; die Kammadler, Circaii- tus; die Neopusen und Habichtadler, Spizaetos, zur mittlem; und die Pernis, Haliaetos und Pandion, sowie die Haliasturen zur un- tem Eegion gehören. Bei der Geier-Familie ist die Unterschei- dung bestimmter zu fassen: denn die Adlergeier, Gypaetos, sind ausschliesslich der obern; die grossen europäischen Geier, Gyps einer eus und Vultur fuhus der mittlem; und die Neophronen sammt den kleinen indischen Geiern, Gyps hengalensis und Gyps tenuirostris, der untern Eegion angewiesen. Der Himalaya wim- melt so zu sagen von Falconideen; alle abendländischen Typen und Formen finden sich daselbst, nebst vielen eigenthümlichen und morgenländischen; und es verdient besonders angemerkt zu werden, dass während die ersteren (Aquila Imperialis, A. Chry- saetos, Falco Laniarius, F. peregrinus. Astur palumbarius, Ast. nisus, u. s. w.) der obern und mittlem Eegion angehören, die morgenländischen Typen (JBypotriorchis, Haliastar, Jerax, Hyptio- pus, Elanus, Poliornis) ganz auf die untere beschränkt sind.
Die echten Cosmopoliten, die Grallatoren und Natatoren, ziehen regelmässig im April und October zwischen den Ebenen Indien's und dem Tafellande von Tübet, und fehlen im Allgemeinen im Gebirge, sind dagegen in der offnen Einöde am südlichen Fusse des Himalaya, welche Tarai heisst, sehr zahlreich. Die grossen Eeiher, Ardea nobilis, A. cinerea; die grossen Störche, Ciconia nigra, C. purpurea; und die grossen Kraniche, der Gyrus und Demoiseüe {Ardea virgo L.) des Tarai sieht man niemals im Ge- birge, wo die weissen Eeiher allein die erste Gruppe vertreten. Dagegen sind die Scolopacideen oder kleineren Sumpfvögel mit weichem Schnabel hinreichend gemein im Gebirge, wo die Schnepfe in grosser Menge vorkommt, indem sie in der obern Eegion brütet, und die mittlere, dagegen selten die untere Ee- gion vom October bis April besucht. Gänse, Enten und Krick- enten schwärmen im Tarai, wo jeder abendländische Typus (wenn er so zu bezeichnen ist, denn sie sind allenthalben) vom October bis April gesehen wird; wogegen im Gebirge nur allein die Mergan- ser: Mergas orientalis, und die Corvorants: Graculus sinensis undi G, pygmaeus, und zwar sehr spärlich gesehen werden, ausser ei- nigen Eallen, Ibis, Porphyrios, Hiaticulas, Gallinulen und Sand- pfeifern von der grossen Schaar der Water oder Sumpfvögel.
Der Einfluss der geographischen Länge auf die Verbreitung liesse sich durch zahlreiche Himalaya-Gruppen sehr auffallend erlaütern, wenn es der Eaum gestattete. Beispiels Weise möge angeführt werden, dass man den Ceriornis mit schwarzer Brust niemals auf der Ostseite des Kali, und den rothbrustigen nie auf der Westseite dieses Flusses sieht. Dasselbe gilt von den Gallo- phasen mit schwarzem und weissem Kamm; während ein schwarz- rückiger niemals westlich vom Arun-Flusse, und ein weissrückiger nie östlich davon bemerkt wird. Mit EUcksicht auf den vorherr- schenden Einfluss der geographischen Breite oder der Höhe ist noch anzuführen, dass die Gallinaceen der drei Eegionen ein schönes Beispiel geographischer Abstufung von alpinen oder bo- realen zum tropischen Typus einer Gruppe darbieten; denn Pha- sianus, Gallophasis und Gallus sind beziehungsweise durchaus die normalen Formen der drei Eegionen.
II. Amphibien.
Wir haben gesehen, dass die Vögel über die ganze Erde ver- breitet sind. Anders verhält es sich mit den kaltblütigen Wir- belthieren, die an ihrem Leibe mit Schuppen oder hornigen Schildern, gleichsam wie mit einem Panzer, oder mit einer schleimigen Warzenhaut bedeckt sind, die durch Lungen athmen, die sich durch Eier fortpflanzen, und Avelche zum Theil im Was- ser, zum Theil auf dem Lande, oder auch willkürlich an beiden Orten leben, und von denen einige fusslos sind, wie die Schlan- gen, andere dagegen vier Füsse haben, wie die Schildkröten, Eidechsen und Frösche.
Die Amphibien oder Lurche, AmpMbia s. Reptiles, oder die kriechenden Thiere, haben fast nur die heisse Zone und die Zo- nen mit gemässigtem Klima inne; darüber hinaus erstirbt das amphibische Leben, das an der Isotherm-Kurve, längs deren die· mittlere Temperatur auf den Gefrierpunkt herabgesunken ist, im Allgemeinen genommen, seine Schranken findet, welche nur in einzelnen Fällen überschritten wird, wie es z. B. an der Süd- spitze von Grönland, und im hohen Norden von Amerika unter 670 N. Breite der Fall ist, wo am Mackenzie-Strom noch Frösche und Salamander bemerkt worden sind^ während der südlichste
1) Unsere klimatographischen Karten setzen die Isotherme von 0» im Meridiane des oben erwäiinten Punktes am Mackenzie unter 60° N. Breite, oder 7» südlicher als jenes Vorkommen von Batrachiern. Wenn man einer Seits geneigt sein kann, anzunehmen, dass diese Thtere einen strenpn Winter eher zu ertragen im Stande seien, als den Mangel eines warmen Sommers (in jenen hochnordisehen Gegenden ίΚ —33»'Λ, £Ι. = 3»'/2 C.), so ist anderer Seits die Vermuthung aufzustellen, dass sie den Wärmezustand weit schärfer ausdrücken, als das Thermometer, welches im hohen Norden von Amerika noch nicht andauernd genug beobachtet worden ist, um wahre Temperatur-Mittel schon jetzt erlangt zu haben. Daher darf man vielleicht die Isothermlinie von 0» um 7" der Breite weiter nach Norden verlegen. (Vergl. Physikalischer Atlas, Iste Abtheilung, No. 1, und 2.)
PHYSIK. ATLAS ABTH. VI. 12 |
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46 Sechste Abtlieilung.
Punkt des Vorkommens von Amphibien in der südliehen Halb- kugel der Rio de Santa Cruz, unter 50" S. Breite, ist.
Die Zahl der Amphibien wurde von Linne zu 215 Gattungen angegeben; Lacepede zählte im Jahre 1789 schon 303 auf, und Merrem brachte im Jahre 1820 bereits 677 Gattungen zusam- men, während A. von Humboldt ein Jahr später bei der runden Zahl 700 stehen blieb und Carl Bonaparte im Jahre 1832 die bedeutende Zahl von 1270 Gattungen angab, wobei er aber, wie Oken bemerkt, einen Fehler im Zusammenzählen beging. Nach dessen Berichtigung beträgt die Zahl der Amphibien 942 Gat- tungen 1, die unter die vier Ordnungen, in welche man diese Thierklasse zerlegt nach folgenden absoluten und Verhältniss- Zahlen vertheilt sind:
I. Testudinata, Chelomdeae, Schildkröten Species 93 = 1:9 II. Sauria, Eidechsen. ............... 263 = 1:3,5
III. Ophtdia, Schlangen ............. 426 == 1:2,2
IV. Batrachia, froschartige Amphibien...... 160 = 1 : 5,8
Die Grundsätze, auf welche der Entwurf der ornithologischen Erdkarte sich stützt, sind auch bei der herpetologischen Karte, oder der graphischen Darstellung der Amphibien-Vertheilung leitend gewesen. Es fand nur der kleine Unterschied Statt, dass Eüropa nicht als ein Ganzes betrachtet, sondern in seine drei Provinzen gespalten worden ist, um die Vertheilung der Kriech- thiere in dem von uns bewohnten Erdtheile deütlicher übersehen zu können, also die Zunahme ihrer Gattungen in der Richtung von Norden nach Süden. In welchem Verhältniss die Zunahme von den kalten und gemässigten Ländern nach dem heissen Erd- gürtel erfolgt, und wie sich die Erdtheile oder Reiche, so wie die Provinzen zu einander verhalten,, zeigt die nachstehende —
Skale der Dichtigkeit der Amphibien in den
Zoologischen Reichen.
= 1 1,08 1,25 1,62 2,3
Zonen. Nördliche kalte Zone Südliche gemässigte . Nördliche warme . . Südliche warme . . . Nördliche gemässigte Heisser Erdgürtel . .
: 1 |
Eüropa......... |
13/4 |
Australien ........ |
51/3 |
Afrika........... |
53/4 |
Asien........... |
7 |
|
12 |
|
In den Provinzen. |
Arktisches Asien . . . |
= 0 |
Oceanische Provinz . . |
= 2,5 |
Austral-Amerika . . . |
0 |
Australien u. Polynesien |
3,4 |
Arktisches Amerika . . |
1 |
Mittel-Amerika..... |
3,6 |
Nördliches Eüropa . . |
IM |
|
4 |
Südliches Amerika . . |
1-1 |
|
4,6 |
Nördliches Innerasien |
1,G |
Nord-Afrika...... |
5,1 |
Südliches Innerasien . |
2,0 |
Tropisches Asien . . . |
9,4 |
Mittel-Europa..... |
2,1 |
Nördliches Amerika . . |
11 . |
Mittel-Afrika ..... |
2,1 |
Tropisches Amerika . . |
19,2 |
|
Es erhellet aus diesen Zusammenstellungen, dass einer Seits die heisse Zone, andrer Seits die Neüe Welt am dichtesten mit Amphibien besetzt ist. Dass aber die nördliche gemässigte Zone eine grössere Dichtigkeit hat, als die subtropischen Zonen auf der Nord- und Südseite des Aequators, dürfte entweder eine Anomalie des Naturgesetzes sein, oder daher rühren, dass die kriechende Thierwelt in dieser Zone besser untersucht, daher in derselben eine grössere Anzahl von Gattungen bekannt geworden. Letzteres gilt von Eüropa eben sowol, als von Nordamerika, wo uns die gründlichst abgefassten Special-Paunen der Staaten Con- necticut und New-York vorliegen, ein Umstand, der auf die Quotienten-Bestimmung von ganz Amerika Einfluss gehabt ha- ben mag.
Wie bei der Karte von der Verbreitung der gefiederten Thier- welt, so ist auch hier bei der kriechenden die Vertheilung der, zu jeder der vier Ordnungen gehörigen Gattungen in den ein- zelnen Provinzen durch Quotienten aller in der betreffenden Pro- vinz vorkommenden Amphibien ausgedrückt, welche in kleine Tafeln zusammen gestellt sind. Eben so ist die Zu- oder Ab- nahme in nördlicher oder südlicher Richtung durch Pfeilchen bezeichnet. Die Karte giebt aber nicht Auskunft über die Vertheilung der Ordnungen in die Zonen, die ich daher hier einschalte, nach Verhältnisszahlen geordnet, welche die Quotienten aller in jeder Zone lebenden Amphi- bien sind. |
Ordnung der
1 |
Kalte |
Gemässigte |
Warme |
Heisse |
Zone. |
Zone. |
Zone. |
Zone. |
Testudinaten . . |
0 |
1 : 15 |
1 : 9 |
1 :8 |
|
1:6 |
1: 4 |
1: 2,4 |
1:4,5 |
Ophidier .... |
1:5,9 |
1: 2,6 |
1: 2,3 |
1:1,9 |
Batrachier · ■ . |
l:2,j |
1 : 3,; |
1 : 10 |
1:7,7 |
Die Testudinaten oder Chelonideen, welche in drei Familien zerfallen: CÄeZonae, Meerschildkröten; Testudines, Landschildkrö- ten, und Emydes, Süsswasserschildkröten, und diese wiederum in zwei Gruppen, Sumpf- und Flussschildkröten, gehen nicht allein nicht über den Polarkreis hinaus, sondern haben ihre Gränze weit diesseits desselben. Die nördlichste Schildkröte in der Alten Welt ist die gemeine Sumpfschildkröte, Erm/s europaea, lutaria, flava, orhicularis, die im nördlichen Deutschland bis zur Mark Brandenburg, hinauf geht, wo man sie in stehenden Wassern, namentlich den Havel-Seen bei Potsdam in stillen Sommernäch- ten an ihrem eigenthümlichen Pfeifen erkennt; ja man bemerkt sie noch in den Sumpfufern der Seen Mecklenburgs und Preüs- sen's, unter 54" N. Breite. In der Neuen Welt scheint die Zone zwischen 45" und 50° N. Breite die Schranke zu sein, welche die Schildkröten nicht überschreiten. Man kennt sie noch in Canada, am Winnipeg-Fluss und am Columbia - Strom: Emys picta, die schönste der Süsswasserschildkröten in den Vereinigten Staaten, so wie die gemeine Dosenschildkröte, Cistuda Carolina, die man haüfig auf troeknem Lande sowol, als in Sümpfen und an feüehten Stellen findet, sind dort, und Emys oregonensis ist hier die Gattung, welche in der nördlichen Hemisphäre die Po- largränze des Verbreitungsbezirks nicht allein der Emyden, son- dern auch aller Testudinaten bezeichnet. In der südlichen Halb- kugel wird die Polargränze von der gefurchten Landschildkröte, Testudo sulcata, gebildet, die in Patagonien bis 42" S. Breite vorkommt. Die grösste von allen Landschildkröten ist die indi- sche, T. indica s. elephantina, zuweilen von einem Gewicht, dass sechs bis acht Mann genug zu thun haben, um sie vom Boden aufzuheben. Die Heimath dieses Ungeheüers und Riesen unter den Landschildkröten sind die Galapagos-Inseln, die von ihnen (in spanischer Sprache) den Namen führen. Von hier aus ist die Schildkröte, wie man glaubt, seit den frühesten Schiiffahrten in der Südsee, namentlich durch die Bucaniers, in andere Ge- genden der heissen Zone verpflanzt worden, denn man findet sie jetzt auch in Ostindien, namentlich im Archipelagus, und selbst auf den Inseln Mauritius und Bourbon.
Die Testudinaten haben das Maximum ihres Vorkommens nicht eigentlich in der heissen Zone, sondern auf einer Linie, die von Nordamerika durch das tropische Afrika nach Australien gezo- gen wird, und den Aequator unter einem Winkel von etwa 20» durchschneidet; längs dieser Linie bilden sie, der Reihe nach Ys, und 1/9,5 aller in den betreffenden Provinzen lebenden Amphibien. Von da aus nehmen sie nach Norden und Süden ab bis zu dem Minimum von Υΐ4 im mittlem Eüropa und von Yio im australen Amerika. Gar keine Schildkröten giebt es in der nördlichen Hälfte von Inner-Asien.
Die Familie der Meersehildkröten, die alle sehr gross werden, ist in den Gewässern der heissen Zone zu Haus, überschreitet jedoch die Wendekreise oft bis zum 300 S. und bis zum 44" N. Breite. Die Lederschildkröte, Sphargis coriacea {Tordue luih Daudin), welche eine Länge von 6 bis 8 Fuss erreicht, und auf den Tortugas oder Turtle Islands (die von ihr den Namen be- kommen haben) und auf den Bahama-Inseln und Keys ihre Eier legt, besucht die Küste von New-York haüfig. Sie ist bei Sandy Hook, in der Massachusetts- und in der Chesapeak-Bai, und im Long Island τ Sund gefangen worden. Obgleich dem Tropen- Meere Amerika's angehörend, macht sie doch grosse Wanderun- gen, denn man hat sie nicht allein im Mittelländischen und im Atlantischen Meere, sondern auch an der atlantischen Küste von Frankreich und selbst an der Küste von Cornwales, unter 50® N. Breite, gesehen. Ob die im Grossen Ocean und im Indischen Meere beobachtete grosse Lederschildkröte zu dieser Species ge- hört, ist nicht entschieden. Die Meerschildkröte vom Geschlecht Chelonia, die schiefrige, Ch. imbricaia (Tortoise-shell Turtle der Engländer), welche vorzugsweise den wichtigen Handelsartikel des Schildkrotts liefert, findet sich in der ganzen heissen Zone,
1) In der englischen Ausgabe des Physikalischen Atlas hat ein ungenannter Herpetolog die Zahl der Amphibien bedeutend vermindert und auf C57 Gattungen herabgesetzt. Eine Schätzung vom Jahre 1849 bringt 1600 Species heraus.
2) Es giebt Zoologen, welche aus den Amphibien zwei Klassen machen:_Reptiüa, bestehend aus den Ordnungen der Schildkröten, Eidechsen und Schlangen,
und AmphiUa, die Frösche und froschähnlichen Thiere enthaltend, die so vielfache und so -wesentliche Abweichungen von dem Charakter der Reptilien zeigen, dass die neueren Naturforscher sie fast einstimmig als eine eigene Klasse betrachten, die Eine Gruppe bildet, welche einer Seits durch die Caeci- liadeen mit den Beptilieti, andrer Seits durch die Sirenideen mit den Fischen verwandt ist. |
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Thier-Geographie. 47
in Indien wie in Amerika, in der Südsee und an den Antillen, wo vornelimlieli die Küsten von Cuba, Jamaiea und Haiti in der westlichen Hemisphäre die Plätze sind, wo sie sich aufzu- halten pflegen; in der östlichen Halbkugel die Molukken und der nordwestliche Theil von Neu-Guinea, Ein Mal ist diese Schildkröte an Papa Stour, einer der Shetländischen Inseln unter 600 i/z N. Breite, gefangen worden. Ckelonia caretta, die Ha- bichtsschnabel-Schildkröte (Mawhshill Turtle) ist eine Gattung, welche amerikanische Herpetologen von Gh. imbricata unterschei- den. Weder die eine noch die andere Gattung besucht die Küste von New-York; wol aber thut dies Ch. mydas, die grüne oder
Eiesenschildkröte, die grösste ihres Geschlechts von 6_7 Fuss
Länge und 8 Centner Gewicht, die nicht allein bei Sandy Hook und Coney Insel, sondern auch an den Gestaden der Massachu- setts-Bai, unter 42" '/2 N. Breite gefangen worden ist. Diese wegen ihres wohlschmeckenden Fleisches bekannte Schildkröte geht längs der Küste von Florida im ersten Theile des Sommers an's Land, gräbt ein Loch in den Sand und legt ihre Eier in dasselbe, die in zwei oder drei Wochen durch die Sonnen-Wärme ausgebrütet werden. Einzelne Fälle sind bekannt, dass sich auch ciiese Schildkröte bis ins Mittelländische Meer und selbst bis an die Küste von England verirrt hat.
Die Saurier haben das Maximum ihres Vorkommens in der subtropischen Zone, von wo sie äquator- und polwärts an Zahl abnehmen. Cuvier hat die Familie der saügethierartigen Lurche oder Crocodilideen, unter denen er nur das eine Geschlecht Cro- codilus Brongniart versteht, in drei Untergeschlechter eingetheilt: die Gavials, die eigentlichen Crocodile, welche Merrem Champses nennt, und die Caümans oder Alligatoren. Diese Eintheilung, die auf den Bau des Thiers gegründet ist, hat einen wesentlichen Einfluss auf seine geographische Vertheilung; denn die Gavials sind Ostindien eigcnthümlich und die Ca'imans den Tropen der Netten Welt, die Champses dagegen sind in Afrika zu Hause, finden sich aber auch in Ost- und Westindien. Der Verbreitungs- bezirk des Gavials oder Schnabelcrocodils, Gavialis gangeticus, ist auf den Ganges und seine Nebenflüsse beschränkt. Das ge- meine oder Nil-Crocodil, Crocodilus (Champses) niloticus s. vul- garis, ist das einzige seines Geschlechts, welches den Alten ge- nauer bekannt war. Sie kannten es aus Aegypten, dessen Be- wohner es, nach Herodot, Champse nannten, und wo es damals haüfiger, als jetzt den Nil bewohnte; aber es scheint auch in ganz Afrika vorzukommen, namentlich im Senegal und selbst in Indien. Die Nil-Mündungen liegen unter 32« N. Breite, allein dieser Parallel kann nicht länger als Polargränze des gemeinen Crocodils angesehen iverden, seitdem das Crocodil aus dem Delta verschwunden ist. Im Nil erscheint es zuerst in der Thebais, un- ter 26" N. Breite. Eine andere Gattung, Cr. (Ch.) biporcatus, lebt in Indien vom Ganges und Ceylon an über Sumatra und Java bis nach Timor und der nördlichen Küste von Australien. Eine dritte Gattung ist aus Siam bekannt, und führt deshalb den Namen Cr. Siamensis. Auf den Antillen giebt es zwei Species desselben Subgenus: Cr. acutus Geoffr. St. Hil., und Cr. rhombi- fer Cuv., von denen keine auf Cuba einheimisch ist. Die erstere Gattung wurde zu Anfang des 17. Jahrhunderts als auf St. Do- mingo, dem jetzigen Haiti, vorkommend, angeführt, wo Oviedo, der mehrere Jahre Gouverneur dieser Insel war, sie zu Anfang des 16. Jahrhunderts nicht gesehen hat. A. von Humboldt fand dieses spitzschnauzige Crocodil auf den Inseln unter dem Winde, die dem Festlande von Süd-Amerika am nächsten liegen, näm- lich auf Trinidad und Margarita, ferner im Neveri, im Magdale- nen-Strome, im Apure und Orinoco bis zum Zusammenfluss des Cassiquiare mit dem Rio Negro, unter 2« S. Breite, also 300 deütsche Meilen von Batabano auf Cuba entfernt. „Es wäre in- teressant", fügt Humboldt hinzu, „die Gränze der verschiedenen Fleisch-fressenden Saurier auf der Ostküste von Mexico und Gua- temala, zwischen dem Mississippi und dem Rio Chagres, auf der Erdenge von Panama, zu bestimmen". Das naturhistorische Mu- seum zu Paris hat ein Exemplar aus Cartagena erhalten. Die zweite Species, das Rauten-Crocodil, Cr. rhomhifer, findet sich auf der nördlichen Küste des Continents von Südamerika und kommt, nach Wiegmann, auch im Rio Alvarado, in Mexico, vor. Da es nun gewiss ist, dass jene beiden Species auf dem Continent vorkommen, und dass die eine schon zur Zeit der Entdeckung Amerika's auf dem Festlande gefunden wurde, als man ihr Vor- handensein noch nicht auf den Antillen kannte, obgleich diese Inseln früher, als der Continent und zwar gerade an solchen Stellen besucht wurde, welche die Crocpdile vorzugsweise lieben, nämlich an den Flussmündungen, so scheint man annehmen zu können, dass diese Thiere nicht von jeher auf den genannten Inseln gelebt, sondern sich nach und nach von den südlichen |
Inseln nach den nördlichen verbreitet haben, indem sie mehr oder weniger dem grossen Aequatorial-Strom folgten, der das Antillen-Meer und den Meerbusen von Mexico durchzieht. In Bezug auf Cuba erschienen sie wol zuerst auf der Isla de los Pinos, gelangten dann nach den Caimans-Inseln und von da auf die Südküste von Cuba, worauf sie sich nach und nach weiter über die Insel verbreiteten. Gegenwärtig sind beide Gattungen sehr gemein, doch weiss man nicht, welche Gattung sich am stärksten vermehrt und ob irgend ein besonderer Umstand Ein- fluss darauf hat. Eben so wenig lässt sich mit Bestimmtheit sagen, welche Species die grössten Dimensionen erreicht; nur so viel ist gewiss, dass die Individuen der im Lande „Cocodrilo" genannten Gattung, Cr. acutus, in der Regel nicht so gross sind, wie die Caimans, Cr. rhomhifer, welche 6 bis 7 Fuss lang wer- den, eine Verschiedenheit, die auch noch der Bestätigung bedarf. Beide Gattungen sind gefürchtet wegen ihres Muthes, ihrer Stärke und Gefrässigkeit, und namentlich ist Cr. acutus durch seine Ge- wandheit im Stande, weite Wanderungen zu machen, auf denen es die Hausthiere und selbst Menschen angreift. Die Vereinigten Staaten haben keinen lebenden Repräsentanten des Subgenus Crocodilus, dagegen von dem, der Neuen Welt eigenthümlichen, Untergeschlecht Alligator die Gattung A. lucius (mississippiensis ? Haibrook), das nordamerikanische oder Hechtcrocodil, welches in allen wärmern Theilen der Vereinstaaten, namentlich in Loui- siana, Florida, Georgien und Süd-Carolina bis zum 33° N. Breite, wahrscheinlich auch an den Mexicanischen Küsten vorkommt, die ausserdem ihre eigene Species, Λ. palpebrosus, besitzen. Das Brillen-Crocodil, Λ. sclerops, ist ein Bewohner von Süd-Amerika. Die Polargränze seines Verbreitungsbezirks fällt auf den 32» S. Breite, von wo aus es alle Flüsse und Seen Paraguay's und Bra- silien's erfüllt. Im letztern Lande heisst das Thier bei den Tu- pis Jacare, die Neger daselbst aber nennen es Ca'iman. Man fürchtet es wenig und Jedermann schwimmt und badet ohne Be- denken in den Flüssen.
Zu den merkwürdigsten Thieren der' Ordnung der Saurier und der ganzen Classe gehören die Chamäleonideen, oder Rolleidech- sen, welche nur in der Alten Welt vorkommen, und hier ihren Wohnplatz hauptsächlich in den heissen Gegenden von Afrika, Arabien, Südpersien und Vorder-Indien, so wie in ganz Austra- lien haben, aber auch in die subtropische Zone hinübergehen, selbst nach Kleinasien und dem südlichen Eüropa, wo Chamaeleon africanus auch in Spanien vorkommt— Die Familien der Gecko- tideen, die in zwei Gruppen, Kurz- und Langschwänze, zerfällt, und von der man 27 Gattungen kennt, ist über die Alte und Neue Welt verbreitet, wo ihr die heisse und. subtropische Zone zum Wohnplatz angewiesen ist. Der gemeine Sterngccko, Stellio veterum, ist in allen Ländern um's Mittelländische Meer, selbst im -südlichen Frankreich. Die Gattung, nach welcher die ganze Familie ihren Namen erhalten hat, ist GecTco guttatus, deren Ge- schrei gek-ko klingt. Sie lebt in Südasien auf dem festen Lande
sowol, als auf den Inseln, namentlich auf Java. _ Auch die
Iguanideen, oder Kamm-Eidechsen, sind über die Alte und Neüe Welt verbreitet, und ebenfalls vorzüglich auf die heissen und subtropischen Länder angewiesen. Am zahbeichsten sind sie in Brasilien, von wo '/4 aller Gattungen der Familie bekannt sind. — Die Varanideen, oder Sumpf-Eidechsen, sind ausschliess- lich auf Südasien und Afrika beschränkt, in so fem nicht auch
in Mexico eine Gattung vorkommt._ Die Teideen, oder Tegui-
xias, dagegen kommen nur unter den Tropen Südamerika's vor, wo sie die Stelle unserer Eidechsen vertreten und ziemlich die- selbe Lebensart haben. Man kennt in dieser Familie 11 Gattun- gen, davon 8 in Brasilien und 6 in Guiana und in Venezuela leben._Die Familie der Lacertoideen, oder eigentlichen Eidech- sen ist der östlichen und westlichen Hemisphäre gemeinschaftlich. Lacerta agilis, die graue Eidechse, bestimmt in Eüropa die aüs- serste Nordgränze der Saurier, denn sie kommt noch in Schott- land vor; indess L. ocellata die Polargränze nicht bloss der Sau- rier, sondern aller Amphibien im östlichen Asien, auf Kamtschatka, und Ameiva sexlineata die der Saurier in den Vereinigten Staa- ten zu bezeichnen scheint. Das zuletzt genannte Geschlecht, wel- ches in der Netten Welt ebenfalls unsere Eidechse vertritt, geht bis Carolina hinauf. _ Die Chalcideen leben in der Netten Welt und in der westlichen Hälfte der Alten Welt, und scheinen von der östlichen Hälfte, d. i. von Asien und Australien ganz ausge- schlossen zu sein. _ Die Scincoideen, oder Schleich-Eidechsen, dagegen sind, mit Ausnahme der kalten Länder, über die ganze Erde verbreitet, und kommen ganz besonders zahlreich in Afrika mit 1/2,6, im tropischen Amerika mit '/2,8, und im südlichen Eüropa mit '/3,9 aller Gattungen vor; in Ostindien leben Υ,,β und in Australien beinah' '/g aller Skinke. In den Vereinigten
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48 Sechste Abtheilung. __ Thier-Geographie.
Staaten reichen diese kleinen, harmlosen Thiere bis nach Mas- sachusetts in 42<Ύ2 Ni Breite; Scincus fasdatus, der Blauschwanz- Skink, bezeichnet dieses nördlichste Vorkommen längs des At- lantischen Oceans.
Der geographischen Verbreitung der Ophidier oder Schlangen ist ein eigenes Atlasblatt (No. 12) gewidmet, weshalb sie hier übergangen werden kann; doch ist zu bemerken, dass die vorlie- gende Bearbeitung dieser Ordnung, und ihrer auf der Karte No. 9 enthaltenen Quotienten, eine selbstständige ist, ohne Rücksicht auf Schlegel's umfangreichere Arbeit über denselben Gegenstand.
Was aber die Ordnung der Batrachier oder Frösche betrifft, so sehen wir aus der obigen Zonen-Tabelle, dass diese Thiere in Bezug auf alle Amphibien das Uebergewicht in der kalten Zone haben. In der That sind es Frösche, welche im hohen Norden der Alten und Neüen Welt, und im hohen Süden Amerika's, unfern der Magalhaens-Strasse, die geographischen Gränzen der kriechenden Thierwelt bezeichnen. Anders verhält es sich aber, wenn nur die Batrachier an sich selbst in Betracht gezogen wer- den; dann findet sich, dass die heisse Zone entschieden das Ue- bergewicht hat, über den gemässigten und kalten Erdgürtel, und eben so die Neüe Welt über die Alte. Von den 160 Species, welche Carl Bonaparte zusammengezählt hat, leben ^/ι,β im tro- pischen und in Mittel-Amerika (in Brasilien allein '/2) und in Nordamerika '/3; in Europa dagegen ^/4,8; in Afrika nur Yig; in Asien (mit Ausschluss von Indien) nur in Vorderindien
^/20) (aus dem Indischen Archipelagus sind gar keine Batrachier bekannt); in Australien Yj,. — Die Batrachier zerlegt man in fünf Familien, davon die gattungarme Familie der Cäciliadeen, oder Runzelschleichen, im heissen Südamerika und auf Ceylon
zu Hause ist. _ Die Familie der Eanideen oder eigentlichen
Frösche' ist die gattungreichste der Ordnung, denn sie bildet beinah' aller Batrachier. Ueberdem ist sie es, welche, mit Ausnahme einiger Oertlichkeiten, wie namentlich des Indischen Archipelagus, über die ganze Erde und durch alle Zonen ver- breitet ist, und die Polargränze des Vorkommens der ganzen Thierklasse bestimmt. Die heissen Länder von Südamerika (und vor allen Brasilien) enthalten die meisten Gattungen. Hier le- ben nicht weniger als 86 Prozent aller Ranideen. Auf diese Erdgegend folgt Nordamerika mit 20, und Eüropa mit 16 Pro- zent. Die übrigen zoologischen Reiche und Provinzen sind verhältnissmässig dünn besetzt, Südasien z. B. nur mit 6 Pro- zent aller Ranideen. Von den zahlreichen Geschlechtern und Gattungen, die zu dieser Familie gehören, lässt der Wasserfrosch, jRana esculenta, sein Quak, Quak! noch eben so in den südli- chen Angränzungen von Lappland, als in unsem Gewässern und den Teichen Süd-Eüropa's erschallen; (in Grossbritannien kommt er nur in Forfarsliire und im Foulmire Fenn, Cambridgeshire, vor); auch der braune Grasfrosch, R. temporaria, reicht in Eüropa bis gegen den Polarkreis hinauf. Der grüne Baum- oder Laubfrosch, JHyla arhorea s. viridis, ist ein Bewohner sowol der Alten, als der Neuen Welt. In jener findet er sich in Nordafrika, in Süd- und Mittel-Europa, nicht aber in Grossbritannien, wol aber ganz im Osten der Alten Welt, auf Japan; in dieser ist er im Gebiet der Vereinigten Staaten vom 30« N. Breite bis zum Staate Mis- sissippi und bis auf die Insel Cuba verbreitet.
Die Familie der Salamandrideen oder Molche^ gehört aus- schliesslich der gemässigten Zone an, und kommt innerhalb der- selben nur in Eüropa, Nordafrika und Nordamerika vor. Hier bildet der Molch, in Gesellschaft des Frosches, die Polargränze des Verbreitungsbezirks der Amphibien, hoch oben im Norden, 1/20 jenseits des Polarkreises. Alle übrigen Gegenden der Erde kennen diese Thiere nicht. Die Salamandrideen, die 1/4,5 aller Batrachier und '/2,5 sämmtlicher Amphibien ausmachen, bestehen in Eüropa aus 5 Gattungen (2 Salamander, 3 Tritons); in den Vereinigten Staaten dagegen zählt man 26 Gattungen (20 Sala- mander, 6 Tritons), die von Louisiana bis Maine, oder von 30° bis 45" N. Breite verbreitet sind. Welcher Gattung der am Mackenzie vorkommende Salamander angehört, ist mir unbekannt.
In Eüropa erstrecken sich die Molche bis zum 67° N. Breite._ |
Die kleine Familie der Amphiumideen oder Aalmolche 3 ist in den Vereinigten Staaten zu Hause. Sie besteht aus zwei Ge- schlechtem und drei Gattungen: ÄmpMuma means, der zweizehige Aalmolch, von Süd-Carolina his Mexico ■, Λ. tridactyhm, der drei- zehige, in den Staaten Alabama und Arkansas; und Menopoma alleghanensis, der Alleghany-Hellbender {Salamander allegh. Son- nini; Abranchus allegh. Harlan; Menopoma Harl.; Cryptohranchus Leükard und Fitzinger), im Alleghany, einem Nebenfluss des Ohio, so wie in allen übrigen Nebenflüssen dieses Stroms, nicht aber in den Flüssen des Staates Ohio, welche in den Erie-See fallen. Das Genus Monopoma hat mithin einen eng umgränzten Verbreitungsbezirk. _ Die letzte Familie der Batrachier und der gesammten Kriechthiere ist die der Sirenideen Mit Ausnahme des Olms, Proteus anguinus, der sich nur in Deutschland und zwar im Wasser der Höhlen des Herzogthums Krain bei Adlers- berg findet, sind die Sirenideen auf Nordamerika beschränkt, und haben hier, in ihren einzelnen Geschlechtem und Gattungen ziem- lich kleine Verbreitungsbezirke. Siren. pisciformis Shaw, den Kolbenmolch oder Axolotl der Mexicaner, kennt man nur aus den Seen um die Stadt Mexico, Ein ebenso sonderbares Wasser- thier ist der Furchenmolch, Menohranchus lateralis. Man fin- det es häufig in den nördlichen und westlichen Gegenden des Staates New-York, im Champlain-See und ganz besonders an den Fällen des Onion-Flusses und am Abflüsse des Georg-Sees. Es bewohnt den Erie-See, Seneca-See und die übrigen Seen in den westlichen Distrikten von New-York. Auch im Erie-Kanal ist es gefunden worden, und wird ohne Zweifel bald den Hud- son-Fluss erreicht haben. Es kommt in allen Flüssen des Staats Ohio vor, die in den Erie-See fallen, und zuweilen auch in den Nebenflüssen des Ohio-Stroms. Im Staate New-York wird der Menobranchus Banded Proteus oder auch Big Water Lizard ge- nannt.
Es bleibt mir noch übrig, die wenigen Nachrichten mitzutheilen, welche ich über die Amphibien, mit Einschluss der Ophidier, nach ihrer senkrechten Verbreitung, am Abhang der Gebirge zu sammeln Gelegenheit gehabt habe.
In der Palmen-Region der Cordilleren von Süd-Amerika halten sich die amerikanischen Crocodile und die £oa-Arten auf, die prächtig gefärbten und gezeichneten Riesenschlangen der Neüen Welt, deren Lebensweise an das heisse Klima der Tropen ge- bunden ist; über 500* Höhe findet sich auf den Andes von Quito keines dieser beiden Amphibien mehr, wol aber eine Coluher- Gattung, oder Natter. In Eüropa findet man den schon oben als arktischen Begränzer der Amphibien bezeichneten braunen Gras- frosch auch auf den Alpen der Schweiz in Seen, die ganz nahe an der Gränze des ewigen Schnees liegen und drei Viertheile des Jahres mit Eis belegt sind. Auf den Pyrenäen in einer Höhe von fast 1200t, sowie in dem hohen Ursem-Thale, das von 720' bis 1100' über dem Meere ansteigt, kommen Salamander vor; und von den Schlangen die gemeine Kreüz- oder Giftotter, Vi- pera berus, mit der schwarzen Varietät, F. 6. prester, nicht sel- ten, und die Ringelnatter, Coluber Natrix, zuweilen; die Blind- schleiche, Anguis fragilis, fehlt, und Eidechsen wurden noch nicht beobachtet Dagegen sieht man auf den österreichischen Alpen eine Eidechse, Lacerta montana Mikan, auf den Abhän- gen der Voralpen des Schneeberges bis zu 700» Höhe über dem Meere, und Anguis fragilis selbst noch in der Kiatmmholz-Re- gion, welche bei einer absoluten Höhe von 920* schliesst. Auch in diesem östlichen Theile der Alpenkette findet sich, obwol ziemlich selten, Vipera berus noch in einer Höhe von 830* über der Meeresfläche, eben so die schwarze Abart, V. b. prester, und zwar diese ausschliesslich im höheren Gebirge, nie im ebenen Lande. Eben so verhält es sich mit Bana alpina, dem Alpen- frosch, der in dem österreichischen Hochgebirge in einer Höhe von mehr als 700* noch getroffen wird und selbst bis ans Ende der Krummholz-Region steigt, so wie mit dem zur Familie der Molche gehörigen Alpen-Wasser-Salamander, Triton alpestris Cuv., der in gebirgigen Gegenden, auf Voralpen und Alpen, selbst noch in einer Höhe von mehr als 830' über der Meeresfläche, an sonnigen Orten, in stehenden Wassern lebt, auch ans Land steigt, und in Wäldern nicht selten unter der Rinde fauler Baum- stämme, unter Steinen und Moos gefunden wird. |
1) Diese Familie entspricht der Ordnung Caducilranchia Bonaparte zum Thei-I und der Ordnung Anmtra Bell gänzlich. Sie stimmt auch überein mit der
Familie Ecaudata Oppel, der Ordnung Sälimtia Merrem, und zum Theil mit der Ordnung Mutabüia Gray.
2) Die Familie Salamandridae entspricht der Ordnung Urodela Bell. Sie besteht aus den zwei Geschlechtern Salamandra und Triton, Erd- und Wassermolch.
3) Wegen ihrer grossen Aehnlichkeit mit dem Aal also genannt. Diese Familie entspricht der Ordnung AlrancMa Bell, und den Familien Menopomatidae
tmd AmpMwmidae Hogg und Bonaparte.
4) Diese Gruppe entspricht der Ordnung AmpMpneusta Bell, und der Unterklasse Diplopneumena Hogg. Sie umfasst die Genera Proteus, Siredon, Siren und
Menohranchus.
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Thier-Geographie. 49
Ν®. 10. Statistische üebersicht der Eüropäisclien Vögel nach ihrer geographischen Vertheilung.
N". 11. Geographisch-statistisch-omithologische Karte von Eüropa, zar üebersicht der Yerbreitnng und Ver-
theilung der in diesem £rdtheile heimathlichen VögeL
Die Grundlage dieser beiden Tableaux ist das systematische Verzeichniss der Eüropäisclien Vögel, welches Keyserling nnd Blasius in ihrem Werke über die Wirbelthiere Eüropa's geliefert haben.
Eüropa spalt' ich in dieser ornithologischen üebersicht in fünf Provinzen. Die nördliche Provinz und die nordöstliche gehen von den hochnordischen Gegenden abwärts bis auf den 60" N. Breite, oder vielmehr bis auf die Isothermkurve von 5°, und kor- respondiren mithin in ihrer südlichen Begränzung mit der nörd- lichen eüropäischen Provinz, die in den mammalogischen Ueber- sichten angenommen worden ist, während der Meridian etwa von Archangel die Scheidung zwischen West und Ost macht. Das mittlere Eüropa reicht auch hier südwärts bis an den Kamm der Pyrenäen und Alpen und hat die omithologische Provinz des Südostens von Eüropa neben sich, welche das südliche Bussland, die Länder an der Nordseite des Schwarzen Meeres, vom Ural bis an den Kaspi-See enthält. Die südliche eüropäische Provinz be- steht aus den drei Halbinseln und den Inseln des Mittelländischen Meeres.
Die eüropäischea Vögel verbreiten sich aber auch weit über die Gränzen ihres heimathlichen Erdtheils, sie gehen bis in das Innere von Afrika und südostwärts bis in die Tropenländer von Asien. Das zoologische Eeich dieses Namens hat hier dieselbe Eintheilung wie bei den mammalogischen Karten; was in der Tabelle No. 10 südwestliche Provinz von Asien genannt worden ist, korrespondirt mit dem dort TJebergangs-Provinz genannten Länder-Umfange. Das nördliche Asien heisst hier Sibirien und zerfallt in der Tabelle in zwei Spalten: Ganz Sibirien und west- liches Sibirien, indem damit ausgedrückt werden soll, dass ein Theil der eüropäischen Vögel über ganz Sibirien, ein anderer Theil aur über das westliche Gebiet dieses nordischen Landes verbreitet ist. Als östliche Gränze dieses Westsibiriens ist etwa der Lauf des Jenissei anzusehen. Die centrale Provinz von Asien, so Λνϊβ die tropische, stimmt mit der mammalogischen Ein- theiluBg ebenfalls überein.
In der Tabelle ist die geographische Vertheilung der Ordnun- gen und Eamilien in eine jede der eilf Provinzen enthalten; ausserdem hat sie auch noch eine Spalte, welche mit „Ganz Eü- ropa gemeinschaftlich" überschrieben ist, und darin sind die Zah- len all' der Gattungen aufgeführt, welche nicht an eine be- stimmte Provinz gebunden, sondern über den ganzen Erdtheil verbreitet sind.
Obwol die Abfassung der Tabelle wol hinreichend deutlich sein mögte, auch an ihrem Fasse eine kurze Anleitung zu ihrem Gebrauche gegeben ist, so mögen doch einige Beispiele densel- ben noch etwas näher erlaütern; ich entnehme aus derselben u. a. Folgendes:
Eüropa besitzt aus der Ordnung der Eaubvögel, Rapaces, 54 Gattungen; davon leben 39 Prozent in ganz Eüropa, und diese bilden zwischen V4 und 1/5 aller über den ganzen Erdtheil ver- breiteten 96 Vögel. Eüropa überhaupt ernährt 186 Singvögel, Oscines; davon kommen in der nördlichen Provinz 36 Prozent vor, und diese machen '/3 aller in dieser Provinz lebenden 212 Gattungen aus. Von den 28 eüropäischen Hühner-Arten trifft man nur 3 Prozent im nordöstlichen Eüropa und diese bilden nur Vi 8 2 sämmtlicher Vögel dieser Provinz. Ganz auf ähnliche Weise ist die geographische Vertheilung der Familien arithme- tisch dargestellt. Die Familie der Geier kommt im Norden nicht vor, weder das nördliche Eüropa noch der asiatische Norden kennt Geier. Sie finden sich nur in den Ländern mit gemässig- tem Klima. Von den 5 Geier-Gattungen Eüropa's leben 60 Pro- zent in der mittlem Provinz, und sie machen hier zwischen 2 and '/13 aller in dieser Provinz lebenden Eaubvögel aus, deren sie 38 verschiedene Gattungen zählt; in der südlichen Provinz kommen 100 Prozent der Geier, d. h. alle ihre Gattungen vor und sie machen ^/g sämmtlicher Rapaces dieser Provinz aus. Die Tabelle lehrt endlich, dass in Indien, dem tropischen Asien, noch 32 unserer eüropäischen Vögel vorkommen, was ungefähr 6 Prozent oder '/15,3 aller Gattungen ausmacht. Wird diese Zahl als Einheit angenommen, so ergiebt sich, im Vergleich mit allen übrigen Provinzen, die relative Dichtigkeit des Vorkom- mens der Gattungen in einer jeden derselben, so dass ζ. Β. das südliche und mittlere Eüropa 10 Mal stärker besetzt ist, als jene Tropen-Provinz. Diese Verhältnisszahlen sind in der Tabelle mit römischen Ziffern ausgedrückt, und auf sie stützt sich die in der PHTSIK. ATLAS ABTH. VI. |
Karte No. 11 angebrachte Schattirung, deren allmälige Abstu- fung vom Lichten zum Dunkeln eben jene Dichtigkeits-Skale an- schaulich machen soll. Ueberdem ist auf der Karte die Statistik der Ordnungen einer jeden Provinz nach Anleitung der Tabelle gehörigen Orts eingetragen, um das gegenseitige omithologische Verhalten der Provinzen schneller übersehen, zu können.
Es würde nicht angemessen gewesen sein, auch die Geschlech- ter in die Tabelle aufzunehmen; diese würde dadurch ungemein an Ausdehnung zugenommen, mithin an Uebersichtlichkeit ein- gebüsst haben. Dieserhalb theil' ich auf der Eückseite der Ta- belle No. 10 ein systematisches Verzeichniss der Eüropäischen Vögel mit, welches eine Üebersicht gewährt von den, jeder Ord- nung angehörenden Familien, und von den Geschlechtern, aus denen jede Familie besteht, zugleich mit Angabe der Anzahl der Gattungen, die zu jedem Genus gehören.
Um der Karte eine lebhaftere Theilnahme zu verschaffen, sind auf derselben die Verbreitungsgränzen einiger Vögel ange- geben, die für die betreffenden ornithologischen Provinzen als charakteristisch zu betrachten sind. Dahin gehören:
Für das arktische Eüropa die grosse Schnee-Eüle, Surnia Nyctea Dum., Strix Nyctea L., Str. nivea Thuub., Str. Candida Lath., die ihren Verbreitungsbezirk über alle Nordpolar-Länder ausgedehnt und in Eüropa ihren Hauptsitz in Lappland aufge- schlagen hat, aber auch südwärts bis an die Isothermkurve von 50, selbst in Eussland, und darüber hinaus streift, von wo sie in strengen Wintern zuweilen bis nach Deütschland verfliegt. Sie ist um ein Geringes kleiner als Bubo maximus Eanz., Strix JBubo L., der Uhu, die grösste aller Eulen von zwei Fuss Länge, die die Schnee-Eüle des arktischen Eüropa in der centralen Provinz repräsentirt, obwol sie sich vom höchsten Norden bis nach dem Kap der Guten Hoffnung, und vom flachen Lande bis auf die höchsten Alpengipfel verbreitet, aber doch, innerhalb Eüropa's, vorzugsweise auf die Gebirgswaldungen Deütschlands und der Alpen, so wie Ungem's beschränkt ist; in England und Skandi- navien, in Eussland und im Nordosten unseres Erdtheils ist der Uhu sehr selten.
Die eüropäischen Hochgebirge, die Alpen und die Pyrenäen, die Karpaten und strichweise selbst die südlichen Theile des skandinavischen Gebirgs bergen, in ihren höchsten Eegionen, aus der Falkenfamilie den Steinadler, Äquila Chrysa'etos L., Λ. nobi- lis Pallas, als einen charakteristischen Vogel der grössten Art denn er ist 2'/^ Fuss gross; aber er ist sehr selten ausserhalb seines Bezirks in den südlichen Landstrichen, wo der Königsad- ler, Ä. imperialis Bechst., an seine Stelle tritt, der sich über die südeüropäische und nordafrikanische Provinz verbreitet hat.
Charakteristisch für Süd-Eüropa ist aus der Ordnung der Klet- tervögel der zur Familie der Alcedideen oder Eisvögel gehörige Merops apiaster L., oder Bienenfresser, der zur Zeit der Früh- lings· und Herbstzüge in grossen Schwäimen über die Gärten und Oliven-Pflanzungen Griechenlands, des südlichen Italien's und Sicilien's zieht; während der zur Sänger-Familie gehörige Mauer- laüfer mit schönen rothen Schwingen, Tichodroma muraria Hl., T. phoenicoptera Temm., Certhia muraria L., auf den Felsgebir- gen der spanischen, italiänischen und griechischen Halbinsel, und der südlichen Alpen, auf dem Taurischen Gebirge, dem Kauka- sus und den persischen Gebirgen nistet, obwol er auch ein Mal auf der Nordseite der Alpen, im Urseren-Thal genistet hat, und nach höhern Breiten, namentlich der Tatra, verfliegt.
Die Oscines haben in ihrem Geschlecht Lusciola diejenigen Vögel, welche für die besten und lieblichsten Sänger unter allen Vögeln der Erde gehalten werden, daher sie auch trotz ihres un- scheinbaren Aüsserii, das sie nur wenig vom gemeinen Sperling unterscheidet, von jeher in hoher Achtung gestanden haben und immer ein Gegenstand poetischer Theilnahme gewesen sind. Damm schien es mehr als gerechtfertigt, die Verbreitungsbezirke der Nachtigall, Lusciola (Sylvia) luscinia, und des Sprossers, L. philomela, auf der Karte anzugeben, was mit möglichster Genauig- keit geschehen ist. Man glaubt, dass die Nachtigall Nachbar. Schaft hoher Gebirge meidet, und erklärt daraus ihr seltenes Vor- kommen im südwestlichen Deütschland und in der Schweiz; dennoch giebt es glaubwürdige Sagen, welche die Nachtigall hoch oben im Urseren-Thal des Kantons Uri, in einer Höhe von mehr als 800t über dem Meere nisten lassen. Zwischen Nachtigall und Sprosser ist übrigens ein so geringer Unterschied, dass man sehr gut beide _ Nachtigallen nennen kann, und auch nur Kenner, wie
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50 Sechste Abtlieilung.
Vogelsteller, Liebhaber von Stnbenvögeln und eigentliche Natur- forscher von den Unterscheidungs-Merkmalen sich Kechenschaft zu geben vermögen. Der Sprosser ist etwas grösser, matterbraun von Earbe, besonders an den Schwanzfedern und hat eine ver- schiedene Länge der Schwungfedern. Sein Gesang ist nicht so flötend, als der der Nachtigall, sondern mehr gellend, daher weniger schön, doch aber immer noch sehr angenehm zu nennen. In den westlichen und nördlichen Gegenden des Verbreitungsbe- zirks, welche dem Sprosser auf der Karte angewiesen ist, kommt er wild sehr selten vor. Diejenigen Sprosser, welche im mittlem Deutschland, Dänemark und Südschweden in Käfigen gehalten werden, kommen gewöhnlich aus östlichen Ländern, und führen deshalb auch bei uns den Namen der polnischen Nachtigallen. Die westlichsten unter den Gegenden, wo der Sprosser sein Nest baut, scheinen die Weichsel-Niederungen zu sein.
Von Vögeln der Hühner-Ordnung ist es versucht worden die Verbreitungs-Gränzen der Turteltaube, Columba Turtus, und der beiden Teifrao-Gattungen, T. tetrix, Birkhuhn, und T. urogallus, Auerhuhn, anzugeben, des grössten unter den Waldhühnern, dessen Hahn, so gross wie ein Truthahn, fast drei Fuss lang ist. Von Grallatoren sind dargestellt die zwei Kraniche, Grus cinerea, der gemeine, und Grus virgo, die sogenannte numidische Jungfer; und von der Storch-Familie, Ciconia nigra, der schwarze Storch, so wie Phoenicopterus ruber L., Pk. roseus Pall., der mannshohe Flamingo, in der Polargränze seines europäischen Vorkommens, die er zuweilen, jedoch nur in heissen Sommern, zu überschreiten pflegt. Von Natatoren ist die Aequatorial-Gränze angegeben: der zu den Anatideen gehörigen, wegen ihres zarten Flaums so be- rühmten Eiderente Somateria molUssima Leach., Anas moll. L·., Anser lanuginosus Briss., Anas Cutherti Fall., deren Heimath der hohe Norden ist, so wie, im Gegensatz zu dieser Ente, die Po- largränze der Nil-Gans, Chenalopex degyptiaca Steph., Anser aegypt. Briss., die im nördlichen Afrika ihre Heimath hat, aber auch die eüropäische Süd- und Südost-Provinz besucht, und in einigen Gegenden des mittlem Eüropa, namentlich in den Nie- derlanden und in England, wegen ihres schönen Gefieders natu- ralisirt worden ist.
Die im untern Theile des Blattes No. 11 gegebene üebersicht von der geographischen Vertheilung nach Zonen bezieht sich nicht blos auf die eüropäischen Vögel, sondern hat die vorzüglichsten Gattungen der ganzen gefiederten Thierwelt zum Gegenstande.
Bereits bei den mammalogischen Skizzen ist mehrfach auf die Faunula des Urseren-Thals in der Schweiz Bezug genommen wor- den. Bie Beobachtungen, auf welche sie sich stützen, rühren von einem Bewohner dieses Thals her, und sind von Schinz bekannt gemacht worden. Dieser bemerkt mit Recht, dass die höchsten eüropäischen bewohnten Thäler und die Alpenpässe in Hinsicht auf zoologische Geographie vielfaches Interesse darbieten, da man
Raubvögel. Singvögel,
(r^paeios (sehr selten). glandarius. ***
Aquila fulva, Chrysaetos. * caryocatactes. ***
haliaetos. Pyrrhocorax. **
Falco huteo. ** Oriolus galhula. ***
palumbarius. ** Lantus excuhitor. ***
nisus. ** minor,
subbuteo. rußceps. ***
tinunculus. ** spinitorquus.
Strix huho (Bubo maximus). * Sylvia orphea. otus. * cinerea,
brachyotos. garrula.
dasypus. * rubecula.
cyanecula.
Klettervöge!.
Picus mariius. * phoenicurus. **
major. locustella.
medius. pTiragmitis.
tridactylus (sein· selten). arundinacea.
Jynx torquilla. *** luscinia. ** (?)
Upupa epops. atricapilla.
Cuculus canorus. *** hypolais. **
Alcedo ispida. fiüs.
rufa. **
Singvögel. hortensis.
Sitta caesia. *** Saxicola rubetra **
Certhia famüiaris. , Oenanthe **
Tichodroma phoenicoptera. ** rubicola ***
Corvus corax. * Regulus pyrrhocephalus.
corone. * crococephalus.
frugilegus. *** Accentor alpinus. * |
pica. *** (sehr selten). nodularis ** hier oft auf Erscheinungen stösst, welche, in Verbindung mit an- deren ähnlichen nach und nach auf die Gesetze leiten können, nach welchen die Vertheilung der Geschöpfe auf Erden Statt hat, und besonders auf die Gesetze, welche das Wandern der Vögel bestimmen. Reisende können uns darüber niemals Aufschluss geben; es müssen Bewohner der Gegend sein, deren mehrjährige Beobachtungen allein ein bestimmtes Resultat liefern können. Diese Beobachtungen machte Franz Jos. Nager in An der Matt im Urseren-Thal, das eines der höchsten unter den bewohnten Alpenthälem Eüropa's ist, in seinem niedrigsten Theile 723' über dem Meere liegt und allenthalben von den höchsten Hörnern des Gotthardgebirges umgeben ist. Sein rauhes und kaltes Klima erhebt es schon über die eigentliche Waldregion hinauf, welche mit dem Eintritt ins Thal beinahe ihre Gränze erreicht, und man würde glauben, es könne hier kein Baum mehr fortkommen, wenn nicht ein immer dünner werdendes Wäldchen von Tannen, welches als Abhaltungspunkt der Lauinen sorgfältig gepflegt wird, beweisen würde, dass Nadelholz hier doch noch wachsen kann. Längs des Ufers der Retiss wachsen noch staudenartig Erlen und Weiden, haben aber bei Hospenthal, am obern Ende des Thals, in 761» absoluter Höhe, ihr Ende erreicht. Das Hospiz auf der Einsattlung des Gotthard-Passes liegt, ich erinnere daran, 1105',3 Uber der Meeresfläche. Nach dem geschilderten Pflanzenwuchse, dessen Hauptschmuck die schönsten Wiesen sind, welche den Thieren wenige Schlupfwinkel und Schutz gewähren; in einem Thale, welches acht Monate lang mit Schnee bedeckt ist, sollte man denken, würden wenige Thiere ihren bleibenden Aufenthalt nehmen, und in der That sind es auch mehr Zugvögel und Zug- thiere, welche hier durchziehen, und doch ist diese Faunula noch grösser als man glauben sollte, und der Omithologe im Beson- dem stösst auf Erscheinungen, die ihn befremden müssen. Im Allgemeinen muss aber, nach Welden's Erfahrungen, bemerkt werden, dass die Zugvögel recht genau die tiefen Einsattlungen zum Uebergang über die Alpen wählen, und daher in den Thä- lern, wo diese nicht Statt finden, sich nicht so haüfig einfinden; dagegen ziehen auf dem grossen Bernhard, 1274» hoch, auf dem Passe bei St. Theodule, auf dem Simplon 1029* hoch, und dem Gotthard die meisten vorbei. Da die Mittheilung von Schinz in einem periodischen Werke steht, welches nur eine geringe Ver- breitung gefunden zu haben scheint, so schalte ich das von ihm gelieferte Verzeichniss der im Urseren-Thale bemerkten Vögel ein, um eine Üebersicht zu gewinnen von den Gattungen, die bis zu jenen Hochregionen sich erheben. Die mit * bezeichneten sind das ganze Jahr, die mit ** bezeichneten zur Brütezeit, und die mit *** längere Zeit im Frühling, Herbst, oder Winter im Thale, alle übrigen nicht bezeichneten Gattungen sind blos durch- ziehend oder zufällig. Die Nomenklatur von Schinz behalte ich bei:
Singvogel. Singvögel.
Anthus aboj-etis. sulpJiurea. **
aquaticus. ** flava. **
campestris. Alauda arvensis.
Loxia curvirostra. Parus major,
Fringiüa coccothrausies. ater.
chloris. coeruleus.
pyrrhula. *** palustris,
coelebs. cristatus.
montifringilla. Hirundo rustica. ***
domestica. urbica. **
nivalis. ** riparia (sehr selten).
carduelis. Micropus inusarius.
spinus.
l/XYlGjflCi
Columba palumbus.
citrinella. *** Emberiza citrinella. ,,
hybridus.
schoeniclus. _ Cinclus aquaticus. * Turdus viscivorus. pilaris, musicus.
iliacus. Sumpfvögel.
torquatus. ** Charadrius morinellus.
merula. ** hiaticula.
saxatilis. ** minor.
Sturnus varius. Arenaria calidris.
Muscicapa grisola. Ardea cinerea,
atricapilla. nycticorax.
collaris. minuta.
Motacilla alba. ** Grus cinerea.
lagopus. * Perdix saxatilis. * coturnix. |
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Thier-Geographie. 51
Sutnpfvßgel.
Sumpfrügel.
Numenius pygmaeus. Scolopax rusticola.
gallinula. Tringa pugnax. gambetta. ochropus. minuta.
feri-uginea. longipes. Vanellus cristatus. Rallus aquaticus. Crex pratensis. Gallinula chloropus. porzana.
Man muss sich, so schliesst Schinz seine Mittheilung, wahr- lich verwundem, einen Lanius minor, den grauen Würger, der in der Schweiz sonst fast gar nicht vorkommt, eine Sylvia orphea, den Orpheus, sonst in der Schweiz niemals gesehen, und so viele Sumpf- und Wasservögel zu finden. Das Verzeichniss giebt im Ganzen genommen 140 verschiedene Gattungen, davon sind 12 Eauhvögel, oder xV aller Vögel; 8 Klettervögel, oder iVi 78 Singvögel, oder Ι,β; 8 Hühner, oder 26 Sumpfvögel, oder -5; und 8 Schwimmvögel, oder tV aller im Urseren-Thal vorkom- menden Vögel. Diese Verhältnisse stimmen, bis auf die' Schwimm- vögel, sehr nahe mit denjenigen üherein, welche in den zoologi- |
SuinpfTÜgel.
pusilla. Morinella colaris. Phalaropus hyperboreus. Fulica atra.
Schwimmvögel.
Änser segetum.
sehen Provinzen des mittlem und südlichen Eüropa, auf deren Gränze das Urseren-Thal liegt, gefunden werden. Das Thal ge- währt beinahe der Hälfte aller im centralen Eüropa vorkommen- den Vögel Aufenthalt oder Durchzug. Dabei sind betheiligt die Eauhvögel mit^; die Klettervögel mit ; die Singvögel mit -^,β; die Hühner mit ; die Sumpfvögel mit und die Schwimm- vögel mit ungefähr Die zuerst genannten Verhältnisse für die. Eegion des ürseren-Thals sind, im Vergleich mit den analogen Verhältnissen in der Ebene zu beiden Seiten der Alpen, auf einer Durchschnitts-Zeichnung übersichtlich zusammengestellt worden.
Schwlininvögei.
Anas boschas. querquedula. crecca. Podiceps minor. Larus ridibundus.
minutus'? Sterna nigra. |
N®. 12. Geographische Vertheilung der Schlangen. _ Ein Versuch von Dr. H. Scblegel, Conservator des
königl. Niederländischen Landes-Museums zu Leijden.
Schlegel's Werk ist in französischer Sprache, unter dem Titel: Essai sur la Physimomie des Serpens, im Jahre 1837 zu Amsterdam
erschienen. Es besteht aus zwei Bänden in 8, und einem Atlas in Eolio, enthaltend 21 Kupfertafeln mit Abbildungen, 3 Erdkarten
und 2 Tabellen zur Uebersicht der geographischen Vertheilung und gegenseitigen Verwandtschaft der ophidischen Geschlechter.
Es ist das vollständigste Werk, was es bis jetzt über diese Ordnung der Amphibien giebt. Es enthält eine vollständige Natur-
geschichte der Schlangen in allen ihren Beziehungen und nach allen Eichtungen, die sich einer naturhistorischen Monographie ab-
gewinnen lassen. Den Schluss des zweiten Bandes bildet der Versuch über die geographische Vertheilung der Schlangen; er füllt
55 Seiten. Ich gebe daraus im Nachstehenden einen Auszug, indem ich Alles das ausgelassen habe, was der Verfasser über die
geographische Verbreitung der Thiere auch anderer Klassen in grosser Menge beibringt.
Schlegel's drei grosse Karten sind in unserm Formate auf kleinem Eaum reduzirt worden, ohne dass der Deutlichkeit Eintrag
geschehen ist. Ich habe aber des Verfassers graphische Bezeichnung der Geschlechter dahin geändert; dass ausser den farbigen Stri-
chen, womit er das Vorkommen derselben angiebt, auch ihre Namen eingetragen worden sind.
Die Darstellung zerfällt in drei Abtheilungen, von denen die beiden ersten die ungiftigen Schlangen, und zwar die obere Abthei-
lung die Landschlangen, die zweite, oder mittlere Abtheilung die Baum- und die Süsswasser-Schlangen, sowie die Boas enthält;
die dritte, oder untere Abtheilung ist der geographischen Verbreitung der Giftschlangen gewidmet.
Schlegel theilt die Ophidier in die zwei genannten Haupt-Ab- theilungen, und sodann in IX Eamilien und 24 Geschlechter. Die Zahl aller bekannten Gattungen hat er auf 263 ermittelt, was von C. Bonaparte's Bestimmung (S. 46) bedeütend abweicht. Seine Klassifikation und das Verhältniss, in welchem jede Ab- theilung, Familie und jedes Genus zur Gesammtheit der Speeles steht, ist folgende:
g) Znsoniia, XJngiftige Schlangen.....1: 1,27
Fam. I. Grabeschlangen . . . 1:38
Genus 1. Tortrix. '
Fam. IL Erdwurmartige Schlangen.....1:14,6
Genus 2. Galamaria.
Fam. in. Landschlangen'.........1: 2,8
Genus 3. Coronella........1:19
_ 4. Xenodon ........1; 33
_ 5. Heterodon . . . ^. , . . . 1:88
_ 6. Lycodon.........1:20
_ 7. Coluber.............1: 9,7
_ 8. Eerpetodryas.......1:14
_ 9. Psammophis.......1:33
Fam. IV. Baumschlangen.........1:18,s
Genus 10. Dendrophis.......1:26,3
— 11. Dryophis........1:44
_ 12. Dipsas ........1:10,5
Fam. V. Süsswasserschlangen.......1: 8
Genus 13. Tropidonotus.......1:14
_ 14. Eomalopsis.......1: 18,8
Fam. VI. Eiesenschlangen oder Boas ..... 1:17,6
Genus 15. Boa.........1:29,2
_ 16. Python.........1:66,5
_ 17. Achrochordus......1:131,5
ß) Venenosa, Giftschlangen.......1: 4,6
Fam. Vn. Natterartige Giftschlangen. . . . 1:11,4
Genus 18. Elaps . . ......1:24
_ 19. Bongarus........1:131,5
_ 20. Naja.........1:26,3
Fam. VIII. Meerschlangen ........ 1:37,6
Genus 21. HydropTiis Fam. IX. Eigentliche Giftschlangen » . . . 1: 9,8 Genus 22. Trigonocephalus......1 : 20
— 23. Crotalus........1:66,5
_ 24. Vipera.........1 :26,5 |
Die nachfolgenden Erlaüterungen über die geographische Ver- breitung und Vertheilung der Ophidier sind aus dem Schlegel- schen Werke wörtlich übersetzt; einige Zusätze sind in Paren- these und als Anmerkungen eingeschaltet worden.
Allgemeine Bemerkungen über die Tcrbreitung der Schlangen.
Die geographische Vertheilung der Schlangen richtet sich un- gefähr nach denselben Gesetzen, als die der andern Eeptilien. Ihre Zahl vermehrt sich wie aus der oben S. 46, Spalte 2 mit- getheilten kleinen Tabelle hervorgeht, gegen die heisse Zone und nimmt ah gegen die Pole. Doch scheint es, dass die Schlangen
nicht so weit gegen Norden vordringen, als die Saurier oder die Batrachier, die wahrscheinlich zur Zahl der am weitesten ver- breiteten Amphibien gehören.
In Beziehung auf die verschiedenen Erdtheile zeigt die geo- graphische Vertheilung der Schlangen mehrere interessante That- sachen. Eine der merkwürdigsten ohne Zweifel ist der völlige Mangel an Schlangen auf den zahlreichen Inseln des Stillen Oceans, was um so auffallender ist, als die benachbarten Inseln des grossen Indischen Oceans zu denjenigen Gegenden der Erde gehören, welche die grösste Zahl und Manchfaltigkeit von Schlan- gen besitzen. Ein anderer nicht minder wichtiger Punkt ist, dass die Schlangen, und alle Eeptilien der Neuen Welt in ihren Gat- tungen gänzlich veischieden sind von denen der Alten Welt, in- dess doch eine Menge Vögel und viele Saügethiere Nord-Ameri- ka's genau dieselben sind, wie in Eüropa und einem grossen Theile von Asien, und mehrere unserer Eeptilien sich in dem ganzen gemässigten Asien bis Japan verbreiten, oft, ohne die ge- ringste Verschiedenheit darzubieten.
Südamerika ernährt im Allgemeinen andere Gattungen, als Nordamerika, obwol mehrere davon auch ganz identisch sind. Einige südamerikanische Gattungen bewohnen die Antillen und finden sich selbst bis in die südlichen Staaten der nordamerikani- schen Union, wo sie zuweilen klimatische Varietäten bilden; an- dere Gattungen, die in ganz Amerika gemein sind, erstrecken sich bis Mexico und begegnen sich oft auch auf den Antillen. Amerika im Allgemeinen, besonders aber in seinen Aequatorial- Ländem ist fast eben so reich an Schlangen, als der Indische Ar- chipelagus.
Nicht so verhält es sich mit Australien, das nur von einer kleinen Zahl Ophidier bewohnt zu sein scheint, die, mit Aus-
13* |
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52 Sechste Abtlieilung.
nähme etwa einiger Arten der nördlichen Strecken diesem klei- nen Kontinente eigenthümlich zu sein scheinen. Die japanisclien Schlangen gehören ohne Ausnahme zu eigenthümlichen Gattun- gen, die bisher noch in keiner andern Gegend des Erdballs beob- achtet worden sind.
Die zahlreichen Inseln des grossen Indischen Archipelagus haben oft Gattungen, die mit denen zusammen fallen, welche in Malacca, Bengal, auf dem ganzen Eestlande von Indien und auf Ceylon vorkommen. Zuweilen jedoch zeigen die Gattungen die- ser verschiedenen Länder mehr oder minder auffallende Verschie- denheiten, die als örtliche Varietäten zu betrachten sind..
Die Insel Madagaskar scheint, nach dem Wenigen zu urthei- len, was man von ihren Naturerzeügnissen kennt, eine selbststän- dige Fauna zu haben. Afrika ist an Ophidiern nicht sehr reich; aber die südlichen Gegenden dieses Erdtheils haben Gattungen, welche sich von denen Eüropa's und der übrigen Erde unterschei- den, während aber auch diese Gattungen oft über das ganze tro- pische Afrika, ja selbst bis nach Nordafrika verbreitet sind; aber ausser diesen eigenthümlichen Gattungen enthält der zuletzt er- wähnte Landstrich mehrere andere, welche fast alle Küstenländer des Mittelländischen Meeres bis nach Syrien, mithin auch einen beträchtlichen Theil von Eüropa bewohnen.
Die meisten eüropäischen Schlangen endlich sind über einen grossen Theil der gemässigten Landstriche von Asien verbreitet, wo überhaupt nur eine sehr geringe Anzahl eigenthümlicher Gat- tungen vorzukommen scheint.
Die geographische Vertheilung der Geschlechter oder Familien- Gruppen der Schlangen, als Typen verschiedener Haupt-Eormen zeigt eben so viel Merkwürdiges als die der Gattungen. So sieht man auf den ersten Blick, dass sich, mit Ausnahme etwa einiger Inseln, Giftschlangen allenthalben finden, wo überhaupt Schlan- gen vorkommen; diese gefährlichen Reptilien scheinen nicht mal die Kälte zu fürchten, denn man findet sie oft eben so weit gegen Norden, als die ungiftigen. Doch ist ihre Zahl viel beschränkter, als die der zuletzt genannten; denn unter den 263 bis jetzt be- kannten Schlangen-Gattungen befinden sich nur 57 giftige, so dass sich diese zu den ungiftigen, wie 1:3,e verhalten und yi/e aller Ophidier ausmachen. Doch ist dieses Verhältniss nicht in allen Gegenden der Erde dasselbe; insbesondere scheint die Zahl der Giftschlangen, mindestens die der Individuen, in kahlen und unfruchtbaren Ländern viel grösser zu sein, als die der ungifti- gen, deren Zahl in diesen Ländern abzunehmen scheint. Afrika und Australien bieten davon Beispiele dar: in dem erstem dieser Continente verhalten sich die bekannten Gattungen ungiftiger Schlangen wie 2 oder 3:1, während sich fast das Gegentheil in Australien zeigt, wo von 10 Gattungen bekannter Schlangen 7 giftig sind. Besonders an Individuen sind die Giftschlangen viel weniger zahlreich; auch leben sie, mit Ausnahme der Wasser- schlangen, fast immer einzeln; nur hie und da kommen sie in Menge vor, wie der Trigonocephalus lanceolatus auf den französi- schen Antillen, oder die Viper α ammodytes in Dalmatien. Die Giftschlangen gehören demnach durchgängig zur Zahl der selte- nen, und sie sind vielleicht viel seltener, als man es gewöhnlich glaubt, sei es, dass die Zahl der Individuen oft sehr beschränkt ist, oder, dass sie in Folge ihrer Lebensweise den Forschungen des Menschen leichter entschlüpfen.
Mit Ausnahme der anomalen Gattungen, welche die Familie der Tortrix ausmachen, giebt es kein Schlangen-Geschlecht, weL· ches über die ganze, von Reptilien bewohnte Erde verbreitet wäre, und diese interessante Thatsache wird uns zum Beweise dienen des innigen Verhältnisses, welches zwischen der Organisa- sation der Geschöpfe und der Beschaffenheit der Oertlichkeiten, die sie bewohnen, vorhanden ist. Die eigentlichen Nattern, Colu- ber, z. B., welche holzreiche und sumpfige Gegenden mit reicher Vegetation lieben, sind noch nicht in Australien beobachtet wor- den, und in Südafrika so selten, dass man daselbst nur eine ein- zige Gattung kennt, die sich überdem in mehreren Punkten ihrer Organisation von den übrigen Nattern entfernt und sich denjeni- gen Schlangen nähert, welche vorzugsweise die wüsten und san- digen Gegenden bewohnen. Dieselben Bemerkungen lassen sich auch mehr oder minder auf die CoroiieZfo-Gattungen anwenden, welche sumpfige Ebenen oder Haideflachen bewohnen, und von denen nicht eine einzige in Australien bekannt ist, während die südafi-ikanisehen sich von den typischen Gattungen entfernen. |
Die Baumschlangen sind vorzugsweise den Ländern der heis- sen Zone eigenthümlich; da sie aber grosse Wälder oder holzreiche Gegenden bewohnen, so finden sie sich nicht in Ländern, wo diese zu ihrer Existenz nöthigen Bedingungen fehlen; und dies ist wahrscheinlich der Grund, dass sie im grössten Theil von Australien noch nicht beobachtet worden sind, und dass in Süd- afrika nur eine einzige Gattung dieser Familie vorkommt, die überdem von den anderen Gattungen abweicht und sich den Nat- tern nähert. Die drei Geschlechter, welche die Familie der Baumschlangen bilden, zeigen sich sowol in der Alten als in der Neüen Welt; dabei ist aber zu bemerken, dass die amerikanischen i3i))sas-Gattungen bei weitem nicht so gross sind, als die indi- schen; und dass die Dryophis der Neüen Welt eine vrirklieh geo- graphische Abtheilung bilden, die gewisse Organisations-Eigen-
thümlichkeiten, _ eine minder entwickelte Schnauze und ein
weniger ausgebildetes Zahn-System, so wie eine runde Pupille,_
mit einander gemein haben.
Die Süss Wasser schlangen, welche aus den zwei Geschlech- tem Tropidonotus und Homalopsis bestehen, finden sich in grosser Menge in see- und stromreichen Ländern; und darum sind diese Thiere in Asien, Amerika und selbst in Eüropa gemein, wäh- rend sie in Australien vielleicht gar nicht vorkommen *) und in Afrika selten sind; denn es existirt nur eine einzige Tropidono- i«s-Gattung im südlichen Theile des zuletzt genannten Erdtheils, und selbst diese zeigt eine ganz anomale Organisation. Die Ho- malopsis, recht eigentlich die Schlangen des süssen Wassers, sind weder in Australien noch in Afrika beobachtet worden, während sie in der Neüen Welt vorherrschen; sie ersetzen sogar in Süd- amerika die Tropidonoten, welche daselbst noch nicht wahrge- nonmien wurden.
Die geographische Vertheilung der Riesenschlangen, oder Boas, zeigt uns mehrere bemerkenswerthe Thatsachen. Zunächst sind auch sie den heissen Ländern eigenthümlich; sodann leben die echten Boa ausschliesslich in Südamerika und werden in der Alten Welt durch die Pythons ersetzt; aber man bemerkt über- dem in Indien mehrere Schlangen, die den Boas zwar in allem ähnlich, aber viel kleiner sind, und von denen es in der westli- chen Hemisphäre nur einen einzigen Repräsentanten auf der In- sel Cuba giebt. Die AcrocTiordus endlich sind ein ausschliesslich auf Ostindien beschränktes Geschlecht.
Unter den Giftschlangen sind es nur die Vipern und viel- leicht einige Croiafes-Gattungen oder Klapperschlangen', welche bis in die gemässigte und kalte Zone gehen, während die ande- ren Geschlechter vorzugsweise axif die Tropenländer beschränkt zu sein scheinen. Von den coluberartigen Giftschlangen findet sich nur das ^iaps-Geschlecht, zugleich in beiden Welten, und die jElaps-Gattungen der Neüen Welt bilden eine kleine geogra- phische Gruppe, welche sich durch ein bestimmtes Farbensystem und einige leichte Form-Verschiedenheiten unterscheidet; die indischen Gattungen sind nämlich der Länge nach gestreift, an- statt roth und schwarz geringelt zu sein; die australischen Gat- tungen endlich können als rein anomal betrachtet werden. Die Bongarus sind Ostindien eigenthümlich; dort finden sich auch Najas, obwol die grössere Anzahl der zuletzt genannten Schlangen dürre und sandige Ebenen als ihren hauptsächlichsten Wohnplatz zu lieben scheint, wodurch es erklärlich wird, dass sie in Afrika und Australien vorhen-schen. Dagegen hat man es sich bisher nicht erklären können, warum die Meerschlangen ausschliess- lich im Indischen Meere, von der Küste Malabar bis zum Stil- len Ocean, leben. Merkwürdig ist es auch, dass von den drei Ge- schlechtem, welche die eigentlichen Giftschlangen bilden, das eine, die Vipem, blos der Alten Welt, das andere, die Klapper- schlangen, blos der Neüen Welt und das dritte Geschlecht, die Trigonocephalen, beiden Hemisphären eigenthümlich sind. Die zuletzt genannten Amphibien, welche holzreiche Länder und grosse Wälder bewohnen, sind, eben dieser Ursache halber, we- der in Afrika noch in Australien beobachtet worden, wo sie von den Vipern ersetzt werden; dabei ist aber zu bemerken, dass die
1) Crotalus durisms L., Cr. cmfluentis Say, wird, weil sie nördlicher vorkommt, als irgend eine andere Speeles dieses Geschlechts, von De Kay die nordische Klapperschlange genannt, obgleich sie südlich bis zum Mexicanischen Meerbusen, in allen westlichen Staaten und bis an den Fass des Felsengehirgs ihre Heimath hat. Im Staate New-York ist diese Schlange zahlreich in den Grafschaften Clinton, Essex und Warren längs der Gestade des Champlain- und des Georg-Sees. Obgleich sie in den felsigen Berggegenden des Staats haiifig vorkommt, so fehlt sie doch gänzlich in dem Hochlande, wo die Flüsse Moose, Eaquet und Hudson entspringen. Sie findet sich in den Grafschaften Sullivan, Ulster, Orange und Greene; auch in den Sümpfen der Grafschaft Suffolk hält sie sich auf. _ Cr. horridus kommt in Nord-Amerika gar nicht vor; wol aber Cr. adaitianUns in Carolina und Florida, und Cr. oregonus in Oregon.
2) Das von Gray aufgestellte Genus Crotalophorus hat in Nord-Amerika drei Gattungen, miliarius in Michigan, Carolina, Louisiana; terr/eminus in den west- lichen Territorien, und Kirtlandi in Michigan. __*) Siehe Anmerkung 1 auf Seite 66. |
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Thier-Geographie. 53
australische Viper eine anomale Gattung bildet, während die eu- ropäischen Vipern sieh ebenso von den typischen Gattungen ent- fernen und sich den Trigonocephalen nähern. Man kann in dem zuletzt genannten Geschlechte zwei Unterabtheilungen machen, von denen die eine die Gattungen mit kleinen Kopfschuppen begreift, welche vorzugsweise die Tropenländer bewohnen, wäh- rend diejenigen, welche den Scheitel mit Platten bedeckt haben, sich bis in die gemässigten Gegenden verbreiten.
Yertheilung der Schlangen in die Erdtheile.
In Etiropa _ fehlen mehrere Geschlechter gänzlich. Dieser
Erdtheil ernährt weder Calamaren, noch Heterodonen oder Lyco- donen; man findet in ihm keine echte Baumschlange, nicht ein Mal Herpetodryas; keine Homalopsis oder Boas; die Familien der natterförmigen Giftschlangen und der Meerschlangen finden sich in Eüropa nirgends, und endlich haben die eigentlichen Giftschlangen keine andern Bepräsentanten, als mehrere Gattun- gen des Vipern-Geschlechts. Kaum giebt es Eine Gattung, die der Mitte oder den nördlichen Gegenden dieses Festlandes eigen- thümlich wäre, fast alle finden sich gleichmässig im südlichen Eüropa, wo viele Gattungen vorkommen, die auch in den be- nachbarten Ländern von Afrika und Asien leben. Dennoch kann man einigen Gattungen ihre Gränzen anweisen, was zu mehreren merkwürdigen Betrachtungen Anlass giebt.
So bewohnt die gemeine Vipei·, Viptra berus, das ganze mitt- lere Eüropa, und scheint im gemässigten Asien bis zum Balkal- See verbreitet zu sein; sie lebt auch in England und Schweden, gegen Westen aber findet sie sich kaum jenseits der Seine, wäh- rend die Alpen die südliche Gränze ihres Verbreitungsbezirks zu sein scheinen, wenn gleich eine Sage will, dass sie auch im Po- Thale bis zum Florentinischen, aber in sehr geringer Menge, vor- komme. Im südlichen Theile von West-Eüropa ist sie durch eine verwandte Gattung ersetzt, Vipera aspis, die von Triest an durch ganz Italien bis zur Insel Sicilien, sodann auch in der Schweiz und in ganz Frankreich jenseits der Seine und bis an die Pyrenäen, vielleicht auch auf der Iberischen Halbinsel ver- breitet ist. Die südlichen Theile von Osteüropa ernähren dage- gen eine dritte Gattung desselben Geschlechts, Vipera ammody- tes, die sich von Steiermark an findet bis zum südlichen Ungern, sodann in Dalmatien, Griechenland, in Sicilien und vielleicht auch in Calabrien.
Diese Vertheilung der Gattungen scheint durch die Boden-Be- schaffenheit des Wohnplatzes verändert zu sein; denn die erste Gattung liebt im Allgemeinen Haide- und bewaldete Sumpfflä- chen; die zweite einen trocknen und dürren, die dritte einen fel- sigen Boden.
Man hat unter diesen Giftschlangen keine örtlichen oder kli- matischen Varietäten bemerkt. Nicht so verhält es sich aber mit mehreren anderen europäischen Schlangen, welche fast über die ganze Ausdehnung des Continents verbreitet sind, z. E. Coronella laevis, Tropidonotus natrix, Tr. viperinus. Diese Gattungen, von denen die beiden ersten fast das ganze nördliche und mittlere Europa bewohnen, und die letztere bis gegen den 50^ N. Breite verbreitet ist, finden sich zu gleicher Zeit auch im Süden von Eüropa, wo sie oft, ausser einer Menge zufälliger, viele örtliche Varietäten bilden, in Spanien z. B. hat Tr. viperinus den Rücken der Länge nach gestreift. Derselbe Fall findet bei der gemeinen Tropidonotus auf der Insel Sardinien Statt, und die auf Sicilien erlegten Individuen dieser Schlange zeigten noch andere leichte Verschiedenheiten; Coronella laevis endlich bildet in Italien eine örtliche oder klimatische, lichter gefärbte Varietät, die sich bis in die Umgebungen von Marseille erstreckt und die Coronella des nördlichen Eüropa im südlichen Eüropa ersetzt. [Oertliche Ab- arten finden sich auch im mittlem Eüropa. So hat Tr. natrix im Erzherzogthum Oesterreich, wo sie im ebenen Lande, in Ge- birgsthälem und auf niederen Bergen lebt und sehr gemein ist, zwei Varietäten: Minax und murorum Fitzinger. Coronella austriaca Laurenti {ZacJiolus austriacus Wagler) scheint Oesten-eich eigen- thümlich zu sein. Ihr Vorkommen ist sehr gemein, ihr Wohn- platz die Ebene und das Gebirge. Tropidonotus tessellatus Boie (Cor. tesselata Laurenti, Coluher tessell. Mikan.) ist daselbst eben- falls zu Hause, doch ziemlich selten.]
Die Aesculaps-Katter, Coluher Äesculapii, welche das südliche Eüropa bewohnt, findet sich in Dalmatien und in Italien bis zur Provence. [Diese Wald-Natter oder Adder, Zamenis Äesculapii Wagler, Natrix longissima Laurenti, kommt auch in schattigen Waldgegenden der Gebirge des Erzherzogthums Oesterreich, na- mentlich im Wienerwalde und am Schneeberge, jedoch ziemlich selten, λόγ.] Coluher viridifluvus ist in ganz Süd-Eüropa, in Grie- chenland, Ungern, Dalmatien, Italien, Sicilien, Sardinien, bis
FllTSIK. ATLAS ARTH. VI. |
nach Frankreich und der Schweiz beobachtet worden. Cot. hip- pocrepis bewohnt ganz Spanien und die Insel Sardinien, während Col. leopardinus in Sicilien, Dalmatien und Griechenland gefun- den wird; aber keine dieser beiden Gattungen ist bisher, wie es scheint, in Italien bemerkt worden. Psammophis lacertina, eine Species, die in Dalmatien, Spanien und einem grossen Theile von Frankreich gemein ist und die meisten übrigen Küstenland- schaften des Mittelländischen Meeres bewohnt, ist ebenfalls weder in Italien, noch auf einer der angränzenden Inseln gefunden worden.
Die südlichen Länder Eüropa's ernähren mehrere andere Schlan- gen-Gattungen, die keinen grossen Verbreitungsbezirk zu haben scheinen; dahin gehören der Xenodon von Michahelles Spanien's; der Psammophie Dahlii Dalmatien's, der sich auch in Griechen- land findet und durch seine schlanke Gestalt den Baumschlangen sich nähert; der Dipsas fallax derselben Länder, den man als eine anomale Gattung des Geschlechts betrachten muss; endlich Tortrix Eryx, der nur in Griechenland gefunden wird, und des- sen echtes \^aterland die Wüsteneien Afrika's und Asien's sind.
Afrika. _ Der beschränkte Zustand unserer Kenntnisse von den Afrikanischen Thieren im Allgemeinen gestattet es kaum, eine genaue Darstellung von der geographischen Vertheilung der Schlangen in diesem Erdtheile zu geben, und noch weniger, einer jeden Gattung die bestimmten Gränzen ihrer Wohnplätze anzu- weisen. Streng genommen kennen wir nur die Naturprodukte von drei oder vier Hauptpunkten dieses Kontinents: — Aegypten bis Habesch, Algier, ein Theil von Senegambien und der Guinea-
Küste, das Vorgebirge der guten Hoffnung; _ und darum sind
wir in der Nothwendigkeit, uns auf die Angabe der Gattungen und der Orte ihres Vorkommens zu beschränken.
Afrika ist an Reptilien, und besonders an Schlangen, viel ärmer als Asien und Amerika. Auch die Zahl der Geschlechter ist in diesem Kontinente beschränkter; doch bemerkt man bei den Am- phibien dasselbe Phänomen, welches bei den übrigen Thieren und den Pflanzen dieses Erdtheils vorwaltet, nämlich: dass die Gat- tungen gewisser Geschlechter ausserordentlich zahlreich sind, und dass diese verschiedenen Gattungen oft dieselben Gegenden be- wohnen; eine Thatsache, die sich, obwol in einem geringem Grade, auch in Australien wiederfindet.
Die im ebenen Lande wohnenden Thiere im Allgemeinen zeich- nen sich in Afrika durch zahlreiche Gattungen aus. So sehen wir am Südrande dieses Festlandes drei oder vier Gattungen von Landschildkröten, vier Gattungen vom Geschlecht Coronella, eben so viel vom Geschlecht Naja und drei vom Geschlecht Vipera. Die übrigen daselbst wohnenden Schlangen - Geschlechter haben nur eine Gattung zum Repräsentanten. Diese Schlangen gehören fast ohne Ausnahme zu Gattungen, die diesem Erdtheile eigen- thümlich sind.
Einige derselben hat man an der Küste von Guinea wiederge- funden; so Lycodon Herstohii und Naja rhomheata; Psammophis moniliger findet sich daselbst ebenfalls, aber diese Gattung bildet hier eine örtliche Varietät, die sich der ägyptischen nähert. In Senegambien leben drei Baumsehlangen vom Geschlecht Dendro- phts, die von den Kapischen verschieden sind, und von denen die eine, D. picta, in einem grossen Theile von Asien bis Neü- Guinea verbreitet ist.
Die Tropenländer Afrika's ernähren den doppelgestreiften Py- thon, dessen Verbreitungs-Bezirk sich ebenfalls bis China und zur Insel Java erstreckt. Vipera arietans des Kaplandes findet sich bis nach Abyssynien, wo sich eine örtliche Varietät von blasser Farbe bildet.-
Nordafrika besitzt mehrere Schlangen-Gattungen, die von denen des übrigen Afrika verschieden sind. Dahin gehören Tortrix Eryx und Vipera EcMs, deren Wohnplatz bis nach Hindustan reicht, V. Cerastes, eine Dipsas und mehrere Nattern. Andere Gattungen, wie Naja haje und Psammophis moniliger, weichen mehr oder minder von ihren Repräsentanten am Südrande Afri- ka's ab. Die mittelländischen Küstenländer dieses Continents ernähren mehrere Gattungen, die sich auch im südlichen Eüropa finden; und diese Aehnlichkeit zwischen den Thieren dieser bei- den Erdtheile ist ganz besonders merklich, wenn man die der Berberci mit den Thieren der Iberischen Halbinsel vergleicht, eines Landes, das, nach der Beschaffenheit seiner Erzeügnisse, Afrika näher steht, als Europa. Auf den Inseln, die im Umkreise Afrika's liegen, sind noch keine Schlangen bemerkt worden, und man kann als gewiss annehmen, dass die Cannarischen Inseln keine ernähren.
Die grosse Insel Madagaskar scheint nur mit ihrer Westseite zu Afrika zu gehören. Mit Ausnahme von Tropidonotus scMstosus, der auch in einem grossen Theile von Asien lebt, bilden alle
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54 Sechste Abtlieilung.
Schlangen dieses Landes eigenthümliche Gattungen. So der Lan- gaha, eine anomale und sehr merkwürdige Gattung des Geschlech- tes Dryophis, die Herpetodryas Goudotii und Ή. rhodogaster, und Dipsas Gaimardii, die alle der Insel Madagaskar eigenthiimlich sind. Die Maskarenischen Inseln erzeügen eine sehr schöne Nat- ter, Coluher miniatits, und die kleine Boa Dussumieri. Von den Seyschellen kennt man nur eine Schlange, die zum Geschlecht Psammophis gehört.
Asien _ ist, mit Ausnahme der beiden Indischen Halbinseln, nicht sehr reich an Reptilien. Diese Bemerkung dürfte ihren Grund haben, obwol die übrigen Theile Asien's nicht so oft er- forscht worden sind, als die beiden so eben genannten südasiati- schen Gegenden: denn sie erklärt sich leicht durch die Stellung Asien's, dessen grösster Theil in der gemässigten und in der kal- ten Zone belegen ist, also unter Himmelsstrichen, welche zur Vermehrung der Reptilien wenig geeignet sind.
Nordasien, oder Sibirien, hat eine grosse Menge Thiere mit Eüropa gemein, was auch in Hinsicht der Schlangen der Fall zu sein scheint; mindestens stimmen die meisten Reisenden in der Angabe überein, dass unsere Tropidonoten, unsere Viper, unsere Eidechsen etc. sich auch in Sibirien finden. Eine merkwürdige, den südlichen Gegenden von Sibirien eigenthümliche Schlange ist Trigonocephalus halys, ihrer Organisation nach eine Mittel- stufe zwischen den Vipern Eüropa's und den Trigonocephalen, deren Kopf mit Platten bedeckt ist.
Die Wüsteneien um den Kaspischen See, welche' sich einer Seits bis nach Hindustan, anderer Seits durch Iran bis nach Syrien und Arabien erstrecken, um sich mit den afrikanischen zu vereini- gen, _ diese Wüsten ernähren eine geringe Menge Reptilien, die zu gleicher Zeit die ähnlichen Landstriche des zuletzt genannten Erdtheils bewohnen. Man hat daselbst Vipera echis, Psammophis lacertina, und Tortrix Ery χ beobachtet; letztere Gattung ist bis nach Sibirien verbreitet, bildet aber in Ostindien eine oder einige Varietäten, die entweder örtlich oder verschiedene Gattungen sind.
Wir wissen durchaus gar nichts von den Reptilien der übrigen Gegenden Inner-Asien's; nur so viel ist bemerkt worden, dass die Thiere, welche in China, mindestens in den Umgebungen von Canton beobachtet worden sind, oft eine grosse Aehnlichkeit mit den Erzeügnissen der Inseln des grossen Indischen Archipelagus darbieten.
Bevor wir von den beiden Indischen Halbinseln sprechen, die mit dem Archipelagus in Verbindung zu bringen angemessen sein wird, wollen wir einige Worte über die Japanischen Inseln sagen, die sich, ihren Erzeügnissen nach, an das gemässigte Asien und an Eüropa anschliessen, in ihren südlichen Theilen aber eine gewisse Identität mit dem tropischen Asien verrathen. Was die Reptilien betrifft, so ist es merkwürdig, dass die Saurier und Ophidier Japan's ohne Ausnahme Gattungen angehören, die sich nicht in Eüropa befinden, während man unter den beiden andern Amphibien-Ordnungen analoge Ra9en derselben Gattung in bei- den Ländern bemerkt. Dahin gehören unsere Frösche und Laub- frösche, Eana esculenta, R. temporaria und Byla arborea, die in Japan ganz und gar dieselben sind; sodann unsere Sumpfschild- kröte, Emys vulgaris, die auch unter dem. Namen E. ca^ptca und E. lutaria bekannt ist und in Japan eine ständige Orts-Varietät bildet; die japanische Kröte endlich, obwol der unsrigen in Ge- stalt und Farbe sehr ähnlich, entfernt sich von ihr dennoch in mehreren Punkten ihrer Organisation. Die japanischen Schlan- gen beschränken sich, mit Ausnahme von HydropMs, auf drei Gattungen des CoZaSer-Geschlechts, auf zwei Tropidonoten und einen Trigonocephalus, der an die indische Fauna erinnert.
Ostindien und Ceylon haben eine grosse Verwandtschaft in der Fauna mit dem Indischen Archipelagus, besonders wenn man die sich einander zunächst gelegenen Punkte, wie Malakka und Su- matra vergleicht. Diese Analogie zeigt sich ganz besonders bei den Reptilien, und es giebt auf der Halbinsel diesseits des Gan- ges mehrere, ivelche diesem Lande eigenthümlich sind und sogar zu Geschlechtern gehören, die sich im Archipelagus nicht wieder finden, wie z. B. die Chamäleons, die Vipern u. s. w. Die Insel Ceylon ernährt, obwol sie der Küste Coromandel so nahe liegt, doch mehrere Thiere, die auf dem Festlande nicht vorkommen; so unter den Schlangen Tortrix maculala, Calamaria scytale, Ly- codon carinafus, Trigonocephalus hypnale und Tr. nigromarginatus. In den Gewässern um Ceylon zeigen sich zuerst die Meerschlan- gen, Hydrophis, die interessanten Ophidier, welche ausschliesslich im Meere leben, und die sich von da an in allen, östlich von Malabar belegenen, tropischen Meeren bis nach Polynesien hin finden. Die Zahl der auf dem Indischen Festlande lebenden, und nicht im Archipelagus vorkommenden Schlangen, scheint sehr beschränkt zu sein; dahin gehören Tortrix Eryx, Coronella |
Russell, Cor. octolineata, mehrere Gattungen der Geschlechter Co- luher und Lycodon, sodann Dipsas trigonata, mehrere Tropidono- ten, Elaps trimaculatus und mehrere Fipera-Gattungen, Von der Halbinsel jenseits des Ganges ist sehr wenig bekannt.
Wenden wir uns zum Indischen Archipelagus, so ergiebt sich bei dieser Erdgegend, dass ihre Schlangen dieselben Erscheinun- gen darbieten, wie die Saügethiere, dass nämlich in ihr eine grosse Manchfaltigkeit vorwaltet, und eine jede ihrer Inseln ihr Eigenthümliches besitzt. Wir sehen die Individuen von Tortrix ruf α auf Celebes sich unterscheiden von denen, die in Bengal und auf Java leben; Calamaria Oligodon ist auf Java etwas an- ders gezeichnet, als auf Sumatra, und wieder anders, als auf Cey- lon und den Philippinen; eben so verhält es sich mit Coronella haliodeira von Java und Sumatra. Lycodon hebe von Java ist von geringerer Grösse und etwas anderen und nicht so lichten Farben, als die in Bengal lebenden Individuen; die Individuen von Timor sind noch kleiner und dunkler als die javanischen. Die schöne sehwarzschwänzige Natter, Coluber melanurus, bewohnt Java, Sumatra und Celebes, aber die Individuen der zuletzt ge- nannten Insel haben im Genick immer einen schwarzen eckigen Strich, während die von Sumatra auf dem Rücken schwarz ge- streift sind. Herpetodryas oxycephalus ist auf Java schön gras- grün; aber diese Farbe geht auf Borneo ins Braünliche über und wird auf Celebes auf dem Rücken der Individuen ein ziemlich dunkles Schwarzbraun.
Genügen wird die Angabe, dass Dendrophis picta den grössten Theil der Tropenländer der Alten Welt, vom Senegal bis Neü- Guinea, bewohnt, um zu errathen, wie sehr diese Gattung ver- schieden sein muss in Ländern, die so weit von einander ent- fernt sind. Dryophis nasuta, gewöhnlich aus Bengal und von den Mariannen kommend, hat auf Java einen gelbgestreiften Bauch. Die auf den Sunda-Inseln gemeine Gattung Dryophis prasina bil- det auf Celebes eine örtliche Varietät; Tropidonotus quincuncia- tus, eine von denjenigen Schlangen, welche in Indien am weite- sten verbreitet sind, hat auf Java zusammenlaufende Flecken, so dass die obere Seite schwarz gestreift ist. Tropidonotus chrysar- gos von Sumatra ist verschieden von derselben Gattung auf Ce- lebes, und alle beide unterscheiden sich von der javanischen Gat- tung; und diese Verschiedenheit, welche durch eine verschiedene Stellung der Farben erzeügt wird, scheint nach den Oertlichkei- ten beständig zu sein. Homalopsis Schneidert, die sich von Indien bis Neü-Guinea erstreckt, zeigt in diesen verschiedenen Oertlich- keiten zahlreiche kleine Abweichungen, von denen aber die mei- sten nur zufällig zu sein scheinen. Python bivittatus kommt von den Sunda-Inseln und aus Chinas diese Schlange bewohnt beide Indische Halbinseln, so wie die Insel Ceylon, und findet sich bis Senegambien, indem sie wahrscheinlich in einem grossen Theile des tropischen Afrika lebt. Elaps furcatus und El. bivirgatus zeigen auf Sumatra eine Vertheilung der Farben, die verschieden ist von der bei den javanischen Individuen.
Eine jede dieser Inseln erzeügt jedoch Gattungen, die ihr eigen- thümlich sind, oder die sich nur auf mehreren derselben, nicht auf allen befinden. Bekanntlich ernähren Sumatra und Bomeo mehrere Thiere, und darunter einige grosse, die auf keinem andern Punkte des Archipelagus, selbst nicht auf der Insel Java, wiedergefunden werden, wo anderer Seits gewisse Thiere vorkommen, welche auf den andern Inseln zu fehlen scheinen. Es ist behauptet worden, dass die geologische Beschaffenheit eines Landes die geographische Ver- theilung der organischen Wesen bedinge; die Erfahrang lehrt uns aber, dass sie nur einen sekundären oder mittelbaren Einfluss habe, indem sie entweder im Allgemeinen die Beschaffenheit der Län- der modificirt, oder das Alter dieser Länder oder Inseln bestimmt. Das Klima infiuirt nicht einmal immer auf die Vertheilung der Pflanzen und hindert in der Regel nicht die Verbreitung der Thiere, besonders wenn die anderen zu ihrer Existenz nöthigen Bedingungen vereinigt sind und sobald sie das ganze Jahr hin- durch die für sie bestimmte Nahrung finden. Man würde daher Unrecht haben, wenn man annehmen wollte, dass ein organisches Wesen, welches auf vulkanischem Boden vorkommt, sich unter keiner Bedingung auch anderwärts finden könne; oder dass Län- der mit Urgebirgs-Boden eigenthümliche Gattungen ernähren müssten u. s. w. Angenommen, dass dieses Statt finde, z. B. auf Java im Vergleich mit Sumatra und Borneo, so kann man diese Unterschiede höchstens dem verschiedenen Alter der zuerst genannten Insel und dem Mangel eines Bodens oder einer Nah- rang zuschreiben, die zur Existenz der Thiere erforderlich ist. Darum ist es schwierig, diese Länder nach ihren Erzeügnissen in Bezirke einzutheilen, oder Regionen festzustellen, die denjenigen analog seien, welche man für die Verbreitung der Pflanzen in verschiedenen Ländern gemacht hat. (Fortsetj'.ung· p»g. sc.) |
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STATISTIK DER SCHLANGEN, ZUR ÜBERSICHT IHRER VERTHEILUNG IN DEN ZOOLOGISCHEN REICHEN UND PROVINZEN.
Zoolog. Reich von |
Europa. |
Afrika. |
Asien. |
Oceanien. |
Amerika. |
Schlangen-Fauna der Provinz. |
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1 53
1 |
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Mittlere Breite. |
470 |
41« |
50" |
33" |
70 |
33'^ |
20« |
|
150 |
70 |
25» |
50» |
350 |
15° |
13" |
5» |
0° |
8" |
3° |
90 |
6" |
25" |
34" |
23" |
15" |
40 |
15" |
29" |
38" |
|
Familien und Genera.
Cngirtlge Schlangen.
I. Grabeschlangen.
1. Tortrix......... |
IL Erdwurmartige.
2. Calamaria.......
III. Landschlangen.
3. Coronella........
4. Xenodon........
5. Heterodon........
6. Lycodon.........
7. Coluher.........
8. Herpetodryas.....
9. Psammophis......
IV. Baumschlangen.
10. Dendrophis......
11. Dryophis........
12. JDipsas......... .
V. Süsswasserschlangen.
13. Tropidonotus.....
14. Homalopsis.......
VI. Riesenschlangen.
15. Boa...........
16. Python..........
17. Äcrochordus......
fitrtschlangen.
VIL Natterartige.
18. Elaps......... .
19. Bongarus........
20. Naja...........
Vni. Meerschlangen.
21. Hydrophis.......
IX. EigentL GiftschL
22. Trigonocephalus . . .
23. Crotalus.........
24. Vipera..........
Η
tr*
<ΐ>
I-S
ö
ο
ο
σ>3
ι-ϊ
ρ
Βί
ο'
Das Verhältniss der Zahl der Gattungen (Species) eines jeden der Schlangen-Geschlechter ist zur Gesammtzahl aller Ophidier in der betreffenden Provinz me: |
Species-Zahl............
In Bruchtheilen aller l.
263 Species |..... |
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1/15 |
|
1/15 |
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1/8 |
1/17 |
1/23 |
1/31 |
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1/26 |
1/28 |
1/8 |
|
1/12 |
1/11 |
1/7 |
|
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1/48 |
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1/10 |
1/18 |
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1/11,5 |
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1/4,5 |
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1/13 |
1/11 |
l/l6 |
1/9 |
|
1/11 |
1/7 |
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1/21 |
1/24 |
1/12 |
|
1/7 |
1/5
1/2,5 1/5 |
1/15 1/15
1/3 1/7,5 |
1/5 1/5 |
1/15
1/4 1/7,5 |
1/5
1/5 |
1/4,5
1/18 1/18
1/18 |
1/10
1/5 1/5 |
1/8
1/8 1/4 |
1/34
1/11 1/17 |
1/23 |
1/31
1/15 1/31 1/31
1/31 |
1/14 |
1/2 |
• |
• |
1/11 |
1/26 1/8 |
1/56 1/28
1/28 1/14 1/19 1/56 |
1/16
1/8 |
1/9
1/9 |
1/12 |
• |
1/3 1/11 |
1/5
1/5 1/5 |
1/14 1/14
1/21
1/14 1/10,5 1/7 |
I/I6 1/24
1/24 1/9 1/7 |
1/12
1/24 1/24 1/24
1/12
1/24 |
1/6 1/6 |
1/14
1/14 1/28 1/9 1/6 |
• |
1/15 |
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1/15 |
1/3 |
1/18 |
1/10 1/5 |
1/8 |
1/17
1/34
1/34 |
1/11,5 1/23 |
1/15 1/15
1/15 |
Ψ
l/l4 |
• |
1/2 |
1/9 |
1/5 1/11 |
1/8 1/26 1/13 |
1/19 1/28 1/8 |
1/16 1/4 |
• |
1/12 1/12 |
1/11 |
1/11 |
1/5 |
1/42 1/42 1/10 |
1/24 1/16 1/7 |
1/12 1/12
1/24 |
1/6 |
1/28 |
1/5 |
1/7,5 |
1/2,5 |
1/7,5 |
• |
1/18 |
1/10 |
1/8 |
1/11 1/34 |
1/11,5 |
1/8 1/15 |
1/7 |
1/3 |
1/2 |
1/3 |
1/11 |
1/26 1/26 |
Ψ 1/11 |
1/16 |
1/4 |
1/12 1/12 |
• |
• |
• |
1/14 |
1/24 |
1/8 1/24 |
1/6 |
1/9
1/9 |
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• |
• |
• |
1/10 |
• |
1/10 |
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1/34 1/34
1/34 |
1/23 |
1/31 |
1/7 |
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• |
• |
1/11 1/5 |
1/13 1/26 |
1/28 1/28 |
• |
1/9 1/9 |
1/12 1/12 1/12 |
1/11 |
• |
• |
1/8 |
1/9 |
1/8 |
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■ |
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1/15 |
1/10 |
1/18
1/4,5 |
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1/34 1/17 1/17 |
1/11,5 1/23 |
1/15 1/31 |
1/14
1/14 |
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1/9 1/9 |
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1/13 1/13 |
1/28 1/28 1/28 |
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1/12 |
1/5 1/5 |
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1/42 |
1/16 |
1/8 |
1/6 |
1/28 |
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1/5 |
1/3 |
1/4,5 |
1/3,5 |
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1/4 |
1/13 |
1/56 |
1/5 |
1/9 |
1/6 |
1/5 |
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• |
1/7,5 |
1/5 |
1/5 |
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1/6 |
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1/34
1/17 |
1/11,5 1/23 |
1/31 |
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1/13 |
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1/5 |
1/21 1/21 |
1/24 1/24 |
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1/6 |
1/28 1/14 |
5 |
13 |
5 |
15 |
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18 |
10 |
8 |
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23 |
31 |
14 |
6 |
2 |
9 |
11 |
20 |
50 |
10 |
9 |
12 |
11 |
7 |
5 |
42 |
48 |
24 |
0 |
28 |
1/52 |
1/17 |
1/52 |
1/17 |
1/26 |
1/15 |
1/26 |
1/33 |
1/8 |
1/11 |
1/9 |
1/19 |
1/44 |
1/131 |
1/29 |
1/24 |
1/10 |
1/4,7 1/16 |
1/29 |
1/22 |
1/24 |
1/38 |
1/53 |
1/6 |
1/5,4 |
1/11 |
1/44 |
1/9 |
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56 Sechste Abtheilung. __ Thier-Geographie.
worden; die Tropidonoten im Gegentheil finden sich daselbst
nicht; diese sind in der nördlichen Hälfte der Neüen Welt [in 10
Gattungen] gemein und auch über mehrere der Antillen verbreitet.
Einige Schlangen Südamerika's kommen auch in Nordamerika
vor; diese sind: Calamaria melanocephala^, Lycodon clelia, Coro-
nella cobella, Eerpetodryas cursor, DryopMs Catesbyi, Mups co-
rallinus*, Homahpsis carinicauda; dagegen sind die in Nordame-
rika allgemein verbreiteten Heterodon platyrhinus^ und Herpedo-
tryas aestivus auch in Brasilien entdeckt worden. Die folgenden
nordamerikanischen Gattungen bewohnen die Antillen: Calama-
ria striatula, Coronella coccinea, Heterodon platirhynus, Coluber
constrictor Herpetodryas aestivus und cursor, Tropidonotus bi-
punctatus, fasciatus und saurita. Die folgenden finden sich eben-
falls auf den Antillen, obgleich Sudamerika ihr Vaterland ist:
Calamaria melanocephala, Coronella reginae, Lycodon clelia, Den-
drophis liocercus, Dryophis Catesbyi und aurata, Dipsas annulata,
Homahpsis angulata, Boa constrictor und cenchria, endlich Elaps
corallinns. Es bleiben daher nur vier Gattungen übrig, die die-
sem grossen Archipelagus eigenthümlich sind, nämlich Psammo-
phis antillensis, Trigonocephalus lanceolatus, Dendrophis Catesbyi
und Boa melanura.
Vergleicht man die Schlangen Guiana's mit denen von Brasi-
lien, so sehen \vir, dass diese beiden Länder eine grosse Menge
Gattungen gemeinschaftlich haben, von denen manche mehr oder
minder verschiedene Orts-Varietäten sind, wie es sich bei Herpeto-
dryas lineatus und Olfersii, Coluber poecilostoma etc. bemerken
lässt. Mehrere andere Gattungen scheinen dem einen oder an-
dern dieser Länder eigenthümlich zu sein, wie z. B.: Calamaria
hadia, Xenodon typhlus, Coluber Corais, Herpetodryas Boddaertii,
Dendrophis aurata, Dryophis Catesbyi und argentea, Homalopsis
plicatilis, Elaps lemniscatus und surinamensis etc., die nur in der
Guiana beobachtet worden sind, wo die folgenden in Brasilien
heimathliche Gattungen durchaus zu fehlen scheinen: Calamaria
Blumii, Coronella Merremii, Xenodon Schottii und rhinostoma, Ly-
codon formosus, Herpetodryas serra, Homalopsis carinicauda und
Martü etc. Noch andere scheinen sich auf diesen beiden Punk-
ten Südamerika's zu repräsentiren, so dass man Coronella venus-
tissima, Dipsas Mikani, D. Weigeli, D. leucocephala und D. Nat-
tereri, sodann Trigonocephalus Jararaca, die alle in Brasilien zu
Hause sind, in Parallele stellen' könnte mit Coronella venusta,
Dipsas nebulata, D. Catesbyi, D. macrorhina, D, punctatissima
und Trigonocephalus atrox der Guiana.
Die übrigen Gegenden Südamerika's sind zu wenig bekannt,
als dass man im Stande wäre, eine Vergleichung zwischen den
Eeptilien der verschiedenen Länder dieses Continents zu ziehen;
nichts desto weniger ist es bemerkenswerth, dass man unlängst
mehrere neüe Schlangen in Chili entdeckt hat, welche diesseits
der Andeskette nicht vorzukommen scheinen.
Statistik der Schlangen.
Es ist bereits oben angemerkt worden, dass sich in dem, zum
Schlegelschen Werke gehörenden Atlas eine Tabelle über die geo-
graphische Vertheilung der Schlangen in die verschiedenen zoolo-
gischen Eeiche und Provinzen befindet.
Diese Tabelle macht die Gattungen namhaft, welche die Pro-
vinzen bewohnen. Ich habe ihren Inhalt benutzt, um die auf
S. 55 stehende geographisch - statistische Darstellung von der
Verbreitung und Vertheilung der Schlangen zu entwerfen, die,
analog den mammalogischen und omithologischen Tabellen die-
ser Vl'e» Abtheilung des Physikalischen Atlas eine vollständige
Uebersicht der Geschlechter gewähren dürfte.
1) Einer der „eüropamüden" Berliner, ·ννβ1οΚβ die Eeagentien gegen das „achtundvierziger Märzfieber" schetiten und im Jahre 1849 in grosser Menge nacli
Südaustralien auswanderten, erwälint in lehrreichen Briefen von daher, dass in diesem Lande eine der Ehigelnatter (Tropidonotus natrix) sehr ähnliche
Schlange vorkomme, die man, dieser Aehnlichkeit wegen, Diamant-Schlange nenne, wie jene in England. Auch gedenkt er der AcantopMs (Orophias,
Ophryas) iortor, [nach älterer Nomenklatur], als der gefährlichsten und gefurchtesten Giftsclilange von Süd-Australien. _„Aus einer Eeise um die ΛΥβΗ",
in der Augsburger Allgemeinen Zeitung, 1851, Januar 3, Beilage zu No. 3, p. 45.
2) Darunter ist die zuerst von Schoepif erwähnte Bandschlange, Tropidonotus taenia, welche bis Canada vorkommt, im Staate New-York die gemeinste Speeles.
In den nördlichen Gegenden geht sie bis 300t Höhe über der Meeresfläche. In Ohio nimmt sie an Zahl beständig ab, weil sie von Falken, Eülen,
Schweinen u. s. w. gefressen wird.
3) De Kay führt diese Gattung in der „Zoology of New-Yorlc, Part. III, ReptiUs" nicht auf, dagegen Calamaria amoena, C. elapsoida und C. striatula, von denen
die zuerst genannte Gattung von New-Hampshire bis Pennsylvanien und die zweite in Carolina und Georgien verbreitet ist.
4) Elaps fulvius wird von Dekay nur als Bewohner von Nord-Amerika, in den Staaten Carolina, Ober-Missouri und Louisiana angeführt.
5) Ist häufig in New-Hampshire, Massachusetts, New-York, Michigan, Tennessee und in allen westlichen Staaten bis Florida. Zwei andere Speeles, die aber
wol nur Abarten von ff. platyrhinus sind, nämlich Ä annulatus und tigrinus leben in Tennessee^ wo auch, so ivie in Georgia, II. niger zu Hause ist; H.
simus gehört beiden Carolinas und Georgia an.
(Fortsetzung von pa^. 54.)
Untersucht man die geographische Vertheilung der Ophidier
in die ostindischen Inseln genauer, so sehen wir, dass die Schlan-
gen Sumatra's auch Java, -fast ohne Ausnahme, bewohnen, und
dass eine ziemliche Menge derselben auch auf dem Festlande In-
dien's und in Bengal vorkommen. Trigonocephalus Wagleri
scheint jedoch nur auf Sumatra und Borneo zu leben. Java, die
schönste und am besten bekannte unter den Inseln des Indischen
Archipelagus entfernt sich von den übrigen dadurch, dass sie meh-
rere ihr eigenthümliche Thiere besitzt, während ihr eine ziem-
liche Menge andrer fehlen, die über Sumatra, Borneo und selbst
das feste Land von Indien verbreitet sind. Bemerkenswerth im
Besondern ist die Thatsache, dass unter den Eeptilien zwei der
merkwürdigsten Gattungen der Trigonocephalen, nämlich Tr.pu-
niceus und Tr. rhodostoma, bis jetzt nur auf Java beobachtet wor-
den sind; während Tr. viridis, die auf dem festen Lande von In-
dien, in Bengal, auf Sumatra und Timor allgemein verbreitet ist,
auf Java gänzlich fehlt. Die iJoigrarMs-Gattungen, welche Cey-
lon, Indien und Bengal bewohnen, scheinen auf keiner andern
der Sunda-Inseln, als auf Java, vorzukommen.
Unter den Schlangen von Celebes bemerkt man die schöne Herpe-
todryas dipsas, und Dipsas irregularis, die sich auch auf Amboina
findet; mehrere andere Gattungen sind ganz und gar dieselben,
als auf Java und Sumatra, aber einige derselben bilden beständige
Orts-Varietäten, wenngleich sich diese nur durch eine etwas ver-
schiedene Anordnung der Farben unterscheiden; dahin gehören
Tortrix rufa, Coluber melanurus, Herpetodryas oxycephalus, Dry-
ophis prasina, Dipsas dendrophila und Tropidonotus chrysargus.
Auf der molukkischen Insel Amboina sieht man drei oder vier
Schlangen, die auch auf Java leben; doch seheint es nicht, dass
auf den Sunda-Inseln Lycodon modestus, Boa carinata, Dendro-
phis rhodopleuron und Python amethystinus vorkommen.
Timor bildet gewisser Massen eine Mittelstufe zwischen Java
und den Molukken, Die daselbst lebende P^i/ion-Gattung unter-
scheidet sich vielleicht von der amboinesischen. Auf Timor ist
die merkwürdige Homalopsis leucobalia entdeckt worden; Lycodon
hebe dieser Insel hat dunklere Farben, als die javanische Varie-
tät ; und Coluber radiatus ist auf Timor durch eine ähnliche, aber
verschiedene Gattung, Col. subradiatus, vertreten. Neü-Guinea hat
mehrere neüe Schlangen, so Tropidonotus picturatus und Elaps
Mülleri, Gattungen, die sich auch auf der Insel Waidschiu finden.
Die Philippinen, obwol in zoologischer Beziehung wenig bekannt,
bieten die merkwürdige Erscheinung dar, dass ihre Fauna eine
grosse Aehnlichkeit mit der ceylonesischen hat. Dies gilt ganz
besonders von den Ophidiera. Die Naja der Philippinen gehört
zu der gewöhnlichen Varietät der N. tripudians, welche Indien
bewohnt und beständig von der der Sunda-Inseln verschieden ist.
Australien. — Die Schlangen dieses kleinen Continents sind,
fast ohne Ausnahme, eigenthümliche Gattungen, von denen die
meisten zur Familie der Giftschlangen gehören*. Wasserschlangen
sind daselbst noch nicht beobachtet worden. Bereits aber wurde
bemerkt, dass die unzähligen kleinen Eilande, womit der Stille
Ocean übersäet ist, keine Schlangen zu besitzen scheinen; nur die
Mariannen machen hiervon eine Ausnahme; und Dampier spricht
von grünen Schlangen, die er auf den Galapagos-Inseln gesehen
zu haben behauptet. [Darwin bestätigt das Vorhandensein von
Ophidiem in diesem Archipelagus, indem er sagt: „Of snaJces
ihere are several species but all harmless.""]
Amerika. Was die Verbreitung der Schlangen in der Neüen
Welt betrifft, so sind die Geschlechter Tortrix, Dipsas, Dendrophis
und Boa bisher nur in Südamerika, bis zu den Antillen, bemerkt
6) Coluber constrictor, die schwarze Schlange, findet sich von Canada bis zum Meerbusen von Mexico; nach Stedman, auch in Surinam. In allen westlicheu
Staaten bis zum Felsengebirge kommt sie zahlreich vor. Davon verschieden ist C. AUeghaniensis, die man bisher mit der ge« öhnlichen schwarzen Schlange
verwechselt hat. Sie scheint vorzugsweise hohe felsige Gegenden zu lieben, denn sie findet sich längs des Alleghany-Gebirgs südwärts bis Vlrginien.
C. eximius, die Milehschlange (die auffallender Weise mit Trigonocephalus contortix verwechselt worden ist) kommt in Massachussetts, New-York, Pennsyl-
vanien und Ohio vor. C. punctatus von Maine bis Louisiana. C. getulus, die Kettenschlange, welche wegen der Schnelligkeit ilirer Beivegungen den Namen
„Äacer" erhalten hat, und G. vertialis, die Grün- oder Grasschlange, sind die zwei letzten Speeles dieses Geschlechts, die im Staate Neiv-York leben.
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