DIE
ABSTAINING DER GRIECHER
UND DIE
IRRTIltMER INI) TAUSCHUNGEN
DBS
©r- PH. FALLB8XRAT8R.
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MIT EINEM ANHANGE UEBER
M'BH'HK. VOI/U & I IliniMMH HUM IHI I
IN GRIECHENLAND.
VON
J. Ml. OW.
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MIT EWER KARTE DES NO.THEUES VON ATTIKA,
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MCNCHEN.
DRtTCK UNO VERT.AG VON GIORG FRANZ.
1847. |
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r e v s i t (5 v CE k I r\ v 10 v
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TiaGi rots dlrj&tias sQaGTais
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Deni
4»riecliischen Volke
aqd alien
Freunden der Wahrheit
gewidmet.
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f or wo r t.
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Die geschichtliche Wahrheit Jiegt oft tief untor
dem Schutt der Liigen von Mit- und Nachwelt. Emsige Forscher haben viel wieder ausgegraben. Aadere haben dagegen so viel gelehrten Wusl aufgeschtiltet, dass ein Berg entstund: und Viele glauben jetzt, dass er schon immer da gewesen! Von dem Miltelalter Griechenlands hatten wir
eine undeutliche Vorstellung : — durch die ge- lehrten Arbeiten in unseren Tagen entstund ein souderbares Gebilde aus Wahrheit und Dichtung, welches jenen leeren Raum einnehmen sollte. — Das Abenteuerliche der Erscheinung zog die Blicke der Menge auf sich: — sie staunten, sic bewun- derten und Jeder nahm sich seinen Theil. — — Ungestraft kann man den Irrthum nicht fort-
wuchern lassen: gleich ciner Seuche greift er um sich. Nur Wenige konneu sich davou rein erhal- |
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ten: bei Vielen aber artet er in bedenkliche Be-
griffs-Verwirrung und Urtheils-Schwache aus. So hat sich tier Irrthum iiber die Abstamniung
der Griechen — aus schalkhafter Laune in die deutsche Lesewelt geworfen - allgemein verbrei- tet und ist jetzt bosartig geworden. Doch wir halten die Seuche nicht fiir unheil-
bar, und wollen der allgcmeinen Wohlfahrt unsere Krafte widmen. Wir hoffen, dabei durcb die Wunderkraft der Wahrheit unterstutzt zu wer- den, welehe viel sehwere Kiimpfe siegreich be- standen hat. |
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I ii li a 1 t.
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Vorwort. Seite
I. Einleitnng: Worum es sich frage'.' . . . 1
II. ©rts-NJamen: Ob sich Slavische Orts-Namen im Pelo-
ponnesos linden?........24 III. fSescliichte: Ob man eine Verschmelzung verschle-
dener Volksstamme im Pcloponnesos annehmen konne? . 88 IV. Stamen, Ueberliefernng, Sprache: Ob in Na-
men, Ueberlieferung und Sprache des Griechischen Volkes Spuren fremder Abstammung zu finden seien ? . . 12-2 V. Riickblick: Ob die Frage in das Gebiet der Politik
gehore?..........145 VI. Sehluss: Wie die Lehren des weltweisen Reisen-
den zu verstehen seien? . .160 |
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A n h a n g
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I. Sprache
II. Volk ....
III. Premdeulierrscliaft
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I.
Kiiileitimg.
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Worum es sich frage?
Es wird crzahlt, dass, als Alexander dcr Grosse
bis nacb Perscpolis vorgedrungen war, ihm 4000 Griecben entgegen kamen, aus friiheren Kriegen als Gcfangene dort zuriickgcbaltcn. Sie waren im Skla- venkleide , vicle unter Which durch Wunden entstellt und verstiimmelt 5 sie waren in persischer Knecbt- schaft gealtcrt und verwildert. Niclits war ihnen geblieben, als die Erinnerung, der Name und die Spracbe ihrer Hcimath! Alexander vergoss Tbrii- nen bei ihrem Anblick! Einige kebrten in ibr altcs Vaterland wieder zuriick, die Meisten aber, zu alt 11111 zu wandern, zogen vor zu bleiben, gliicklicb wieder frci zu sein und wieder Griecben gc- nannt zu werden. Dieses wird tins von Ruf'us Cur- tms erzahlt. Wciin Grosses mit Kleinem vergliclien werden darf, kiinnen wir in der Befreiung Griecben- lands in unseren Tagen eine iibnlicbe Erscbeinung finden. Die Griecben baben durcb schwere siegreicbe
Klinipfc die Frcibeit wieder erlangt und die Bewun- 1
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T>^~:~".
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derung tier Mitwclt errungen. Das junge Europa,
in altgricchischen Erinnerungen aufgesiiugt, triiumte in siissem Waline , tlic liomcrischc Zcit sei auf den Boden von Hellas zuriickgekehrt. Viel hat sicli aus uralten Zeiten trotz dem Sturm tier Wetter und der Jalire audi wirklich noch erhaltcn! Aber von dem gross en Namen ist mir der Sc batten gcblieben. Nur die Erinnerungen, der Name und die Sprachc sind bis auf die spiiten Enl.el gekommen. Obwohl durcb Jabrtauscnde unterdriickt und vcr- folgt, bat sicb im altcn Staminland noch cin Rest griechiscben Volkes erbalten. Schwach und arm ist das neuerstandenc Gricchenland, iniichtig nur durcb scinen glorrcichen Namen. Da tritt ein deutschcr Doctor auf, cin Mann von
grosser Gelchrsambeit, ungcwobnlicbcr Rcdekraft, und dazu klug und vorsichtig, wie cin gewand- tcr, erfahrcner Staatsmann. Erwill den armen Grie- chen das cinzigc Gut rauben, welches sic aus den schweren Kiimpfcn gercttet baben. Er will bewei- scn, dass sie slaviscbcn Stammes scien , und dess- wegen kountcn sie bloss in ciner bommenden rus- si scb en Wcltmonarchic cine untcrgeordncte Rollc spiclcn! Mit iicbt deutscber Bebarrlicbkeit und Ausdaucr schcint er dicse Bcbauptung zur Auf- gabe seines Lebcns gemacbt zu baben und bat da- durch gross c Beriibuitbeit crlangt, unter den Ge- Icbrtcn al>cr crbittcrtcn, noch niclit bcendetcn Streit bervorgcrufen. Schon vor 18 Jahren stelltc Dr. J. Ph. Fall-
in crave r den Satz auf: die Bewohner Griccben- lands seicn Slav en, von den Hordcn abstammend, wclchc vom 6ten bis lOtcn Jahrhundert Griecbcn- |
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land ubcrschwemmt haben sollen. Er hat hieritber
ein JBhcJj in zwei Biindcn gesehricbcn : ,,Geschichte der Halbinsel Morca" 1830 und 1836. In seinen „Fragmeuten aus dem Orient 1845" bat er bieriiber das Wort an das jiingcre Gescbleebt ge- ricbtet, welches von dem scandalosen Pro- zcss z w a r g e h o r t, aber sich noch keinc eigcne Meinung gebildet hat. Dicsem zu Ge- fallcn sind die Hauptgriinde der Lebrc gleichsam in cincm Abtenauszuge bnrz und hiindig zusammen- gestellt. Sein Vortrag muss Diletantcn durcb Klarbcit
und Kiirzc gewinncn, Gclelirlc von Profession aber durch Schiirfe der Syllagismen und durch Anfiigung der Bcweisstellcn im Original bcfrie- digen und am Ende durch Mass und S org fa It sogar den crbittertsten Fcind und Gcgner zur Capi- tulation und Duldung zwingcn! Wir scbickeu diese Wortc nicht voraus, urn
uns Guns) und Nachsicht zu crbitten, denn wir hassen jede Schraeichelei; aber wir sind aufricb- tige Bewunderer des Fragmentistcn und stauncn uber das kiinstlichc Gcwebe seiner Redekunst und iiber die Tiefen seiner Weisheit, die in die Zuhunft sicht. Mit Recbt bat man ibn den ,,weltweiseii Rei-
aenden" genannt. Bublerisebe Rosengewinde weiss er in seinen Darstellungcn iiberall einzuflechtcn. Die licbcnswiirdigcn XJebcrtrcibungen, der dicbtc- risebe Scbwnng und die amnutbigen, oft iiberra- schcndcn Wendungen in seinen Bildern erhoben den Reiz und wiirzen den Genuss. In ferae Weltge- 1*
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gendcn 1st cr gezogcn, niclit urn Gold, sondern
inn Wei she it zu holcn. Vicle Andere zogen vor ihm aus, sue hi en Gold
tind kehrten arm naeh Hausc. Der Fragmentist hat an dem fcrnen Strandc
von Kolchis nicht das gefunden, was er suclite, und ist dennoch rcicher heimgekommen. Mit gliihendcn und sclimelz enden Tinten weiss cr die Gcgenden von dem romantisclien Trabisonda und den iinmergruncu Buschwiildern von Kolchis zu ma- len, wie es noch keinem Maler vor ihm gelungen! Wir hofFen mit Zuversicht, dass diesc Land- schaftsgcinaldc auf die Nachwclt kommen werden. Dcr Fragmentist driickt sclbst diesc Hoffnung mit Bescheidcnheit aus. „Viclleicht weiss es mir die Nachwclt Dank —
sagt cr — wenn ich das rcizendc Gemalde noch in
der vollen Hcrrlichkcit zu erfassen und durch die
Icider nur schwache und unvollfcommene Kunst des
Wortcs in hlcihendc Formcn zu gicssen heflissen bin!"
Ein Uehcrmass von Bescheidcnheit schcint es
uns ahcr zu scin , wenn er (S, 2910 dem altcn Xe-
nophon gegeniiher, dcr hicr init seinen 10,000 Gric-
chen durchzog, ohnc in scinem Buch von dcr Pracht
des „immcrgriinen Buschwaldcs" zu sprcchen,
sich sclhst in cin zu ungiinstiges Licht stellt und
sich als unprakti schen Schwiirmer und ahen-
teuernden Miiss iggangcr aus den Nadelholz-
wiildern in Tyrol bczeichnet! In Byzanz und an
den Grenzmarken von Hellas angekommen, crhebt
er seine Stimme drohend und mahnend wie dcr
Prophet in dcr Wiistc. Er crmahnt das germanische
Europa zur Einheit und zum Widerstand gegen
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die drohendc Wclth errschaft der Russen noch
vor cs zu spat wird!— Eindringlicb spricht er von den Keilcii fremder Volkerstamme, wclchc zwischcii den Nord- und Siid-Slaven sicb eingetriebcn liabcn mid dadurcb ihre Vereiniguug vcrhindertcn. Ma- gyarcn, Bulgarcn nnd spater Mongolcn und Tiirken liaben den Russen an dcr Donau den Wcg nach Siiden vcrlegt, wobin ibrc Stammverwandten scbon in friibcren Jabrbiinderten crobcrnd gczogen warcn. Werden diese Vollicrkeile faul, so durchbricbt die nordlicbe Fluth den Damm und vereinigt sieh mil: dcm verwandten Siiden. Das gcrmaniscbc Europa bat gcgcn Osten keinen solcbcn Schutzdamm! Sie liaben zu ibrcm eigcnen Vcrderbcn die
friibere Webr nicdergcrisscn. Nicbt obnc tiefen Sinn sagtcn die Allen: ,,VVen die Gotter verderben wollen, dcm verwirren sie vorerst den Sinn !" ("Quern Deiis pcrdere yult prius deincntat!} *) Der Fragmcntist crzahlt naeb den Schriflcn des
byzantiniseben Kaisers Konstantinos Porpbyrogene- tos, wie scbon vor 900 Jabrcn die Russen gegen Constantiuopel drangten: ,,Kijcw nennt Konstantin Metropole und Herzpunkt, dcr niemals rubenden und niit fanatischer Ziibigkeit unaufbaltsam naeb West und Siid drangenden Ros (Russen); — j?^01' Menscb kann nicbt iibcr scbnellcn Gang des Fatums klagen!" ruft dcr Fraguientist warnend aus. *) Und die Griechen:
"Oxav yctQ otiyij Scci/tovtav fikdntvj xiva,
Tovi' avid iiQtHiov, £$mpcuQeiii'.i fpQtvtSv Toy vovy toV ie&lov, elg eff rt)v /eiftco iQtnti fvia^v, 'iv eldrj /x>jd'ei> cue dtuanidvti. Fragra. Eurip. ap. Lycurg. orat. ad Leocrat.
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Eine ahnliche Stclle, mis n liber licgcnd, findct
sich in cincm Schreiben des 6'sterreichischcn Mini- sters in Warschau vom 17. August 1718, worin cr von den Russen sagt: ,,Mit dicscr Nation hcisst cs wolil: Principiis obsta ! — Bis jetzt wurde sic als einc wildc Raritat angcschen; jetzt will sie sich in alle fremden Handel miselien nnd liberal Gcsetze geben!" Der Fragmentist licbt, naeli Weise der dclphi-
schen Pythia, zuwcilen seine Lehren in dimklc Riilhsel zu biillen. Dalicr mag- es wolil gckommcn scin , dass so viele W eltkinder den Proplieten falscb verstnnden, und ibn flip einen heimlichcn Freund Scythiens hiclten — und viellciclit bis zup Stunde sind nocb einige in dicsem Wahne geblieben. Demi gposscren Dicnst kann cin deutscher PJiilosopb dem grosscn Czar nicbt erweisen, als seine Allmacht zu predigen, aucb anf Kosten der Ncigiingcn ! Denn der ist allmiichtig., von dem man glaubt, dass er es sei. Potest cjuia posse videtur! In der Vorredc seines Buches wird plotzlich
belles Lieht in das tiefe Dunbel seinep eigenen Gesinnungen geworfen! Dei* Tag bricbt siegend dureb die Naeht mit den Worten : ,,Das die m c n s c b 1 i c h e N a t n r s c b a n d e n d c M o s k o w i - tertbum!" Schon athmeten wir freier, abep nene Rathscl fuhrtcn uns wicdep in die Ippc. Das Dun- kcl in dem Sinnc seiner Rede aufzuhellcn, wollen wir versuehen. £r ricbtete ja an das jtinge re Geschlecht, und aucli an Nie lit -Gc lchrte , das Wort, uud wip sind dadurcb aufgefordei't die Ratb- scl zu losen. Hier der Orakelspruch in voller Lange: „Dic
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.,cinst zwischcn dem makcdonischen Olymp und der
,,Sudspitze des Pcloponnesos cinsassigen, doriscli, ,,alliscli , joniscli und aoliscb redcndcn Hellenen ,,wurdcn in nacbweisbarcr Zeit auf gcwaltsamcn ,,Wegen dcm grosscren Thcile nach vcrnichtet, — ,,die Rcste abet rnit. eingewandertcn fransdanubi- ,,scben Slaven mid anderen Fremdlingcn in einer ,,Weise vermiscbt, gekreuzt und zersctzt, dass die .,gegeivwartigen Bcwobner jener Distrikte, wenn ,,sie jezt audi gricchisch reden, doch nieht mchr ,,als aclitc Nacbkommenschaft dcr altcn Bcvolkerung ,,zu bclracliten sind." (Fragm. II. S. 380.) In etwas abgckiirzter Form wurdc diescr ratli-
selhaftc Knotcn , geschurzt aus so viel Walirheit und — Irrthuin — den Zeitgenosscn sclion vor mehre- rcn Jnbrcn zur Losung gegeben. Olinc Zweifel mag der Bathselspcnder sieh be-
lusligt babeu an dcm blinden Eifer und salbadcrbaf- ten Gesclnviitze dcr Einen , some an deni gewalti- gen Stoss des Widdcrkopfcs der Andern, gegen cine ofl'ene TJiiirc ; er selbst battc sicb gegen das ungc- stummc Anrenncn geschiitzt durcli cinen Verliau turkiscli-byzantiniscb-griecbiscb-slawisch-albanesisch- wallachischer Gelebrsamkeit, und konntc, wie von cincr festen Burg bcrab, ruliig dem tollcn Trcibcn ziisebcn. Jclzt wirft der Fragmentist bobnend dem jiingeren Geseblcclit den Fclidebandscbuh bin, glcich jener furchtcrlicben Sphinx bei Tliebcn. Aucb obnc Oedipus zu scin , und obnc die 30
Foliobande der Byzantincr durcblescn zu haben , jctzt in dcm slavischen Ortc Jclsava (Erlcnheim) in Magyaristan freudcnlose Tagc der Verbannung Ie- bend, wollen wir mit „heitcrcr Rnhe und un- |
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bcfangcncr Launea zu erklaren und crlautcrn
suchen, wic wir die Tlicsis nach dem niitgethcilteii Aktenauszugc verstehen. — Anfangs seheiiit dcr Orakelsprnch giinzlich nicht
g-cfjihrlich, nicht vcrfjinglieh. Wir haben uns er- Iaubt, cincn Gedankcnstrich als Kcil einzuschieben — wie man Aebnlichcs scbon iin Alterthmn init pythischcn Ausspriicbcn zu thun wagtc. Bis zu die- seni Gedankendamm flntbet die gescbichtlicbe Wahr- hcit in brcitem siegrcicbem Strome: — ,,dem grosseren Tbeile nach vcrnichtet" — jetzt Icbcn etwa Einc Million Griechen zwischen dem makedonischen Olyinp und der Siidspitzc des Pclo- ponneses, wo cinst wold mcbr als acht Millionen wohnten. Die Bevolberung ist zusammengescbmol- zen, fast wic die Eiiigeborncn von Amerika seit dcr europaischen Bcsitznabmc. Niebl cinmal der acbte Tbeil ist iibrig geblie-
ben, und in Amerika wird bald Alles aufgerieben sciu. Fiir die Reste des griccbiscben Volkes bofl'en wir aber cine besserc Zukuiift. Es crschcint wic cin Wunder, dass trotz so
vielcr Stiirme der Jabrbundcrtc sieb cin gricchi- scbes Volk und griccbische Sprache nocb erhaltcn baben. Die Zeit der Vernicbtung des grosseren Tbeilcs der Bevolkerung nmfasst beinahe 3000 Jahre seit dcr Einascberimg des priiclitigen Korintbos durcb den romiscben Barbaren Mummius J46v. Cbr., durcb allc Volkerstiirmc und Vcrnichtungskriege bindurcb, bis bcrab auf unscrc Tage. Leicben und raucbende Sebiittbaufcii deckten
nach den letztcn Bcfrciuiigskampfcii die Wahlstattcn von Mesolongbi, Tripolis und VI hen , die iibrigge- |
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bliebenen Weiber und Kinder wurdcn auf die tiir-
kischen Schiffe geschleppt und nach Aegypten als Shlaven verkauft, so dass, nacbdcin Mesolonghi und Atben nacheinaudcr gefallen waren, kein lebender Menscb und kein lebendcs Hausthier dasclbst zn- riickgeblieben war. (Corrcsp. de Capodistria.) Tripolis ziihlte vor dctn Bcfreiungskriegc 36000
Einwohner, jetzt haum 6000! Ucberall iin Pelopon- nese findet man verfallencs Gemauer und Schutt- baufcn von den Dorfern, welclie Ibrahim niedcrge- brannt hat. Von den als Sklaven nacb Aegyplen verkauften Kindcrn konntcn nur wenige ausgclost werden, und diese waren meistens durcb die agyp- tiscbe Angenkrankheit erblindct! Die grosse Salzfluth , die Griechenland umspiihlt,
bat nicbt Thraneu genug, allcs das Elend und den Jammer zu beweinen, der seit zwanzig Jahrhundcr- tcn das unglnckliche Hellas drangt! Und im Alter- lliinii selbst, znr Zeit der Bliitbe und des Rubines von Atben und Sparta, fiihrtcn die griecliischcn Stiimme gcgeneinandcr Vertilgungskriege, Die Messcnicr waren mil den Spartaucrn von
gleicbem Stanune und batten drcimal cinen lang- wierigen Kampf auf Leben und Tod, der mit ilircin LTiiterp,angc und ihrcr Vertreibung aus dem Vatcr- lande endetc. Die Bewobner von Aegina wurdeu aus ilircm
Vaterlande vertrieben und auf der lnsel Atlicner angesiedelt ; und so sind sebr viele Beispiele von Vermiscbung, Vcrdrangung und Vertilgung der ur- spriinglicben Volkerschaften. Ebeuso babeu schon im Altertbum die Namcn der Stadtc und Lander gcwecbsclt. Zur Zeit des Kaisers Augustus konnte |
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man von vielcn Stadtcn des Pcloponncses niclit ein-
mal mchr den Platz auffinden wo sie einst gestanden — und die Bcvolkerung war zerstrcut und ausgewan- dert, und liattc einer ncuen Platz gemaclit. Nach der Volkszahlung unter Demetrios Phale-
reus lcbten in Attika gegen 550,000 Einwohncr (^was auf 45 QMeilen die grossc Suranic von 12,000 auf die D Meile gibt.) Darunter warcn abcr bloss 21,000 Biirgcr-Familien, 10,000 fremde Familien und 400,000 Sklavcn. Also bei weitem nielir Frcmde als Einge- bornc ! Corinth zahlte auf bloss 18 □ Meilen gegen 600,000 Scclen! woruntcr 400,000 Sklaven ! ! Skla- vcn warcn abcr incistcns Kricgsgefangene aus alien Volkern zusammcn gcschleppt. Vorziiglicb aus dcm Scythisehen Norden war-
den Sklaven nach Griechenland gebracht. Scythen, Dakcn, Gctcn, Tbracicr wcrdcn als Sklaven, Hand- arbciter, Kriegskneelite und Ankomnilingc scbon in den fi'iibcstcn Zciten genaunt. In Corintb und Pa- tras wurden roniischc Burger angesiedclt. Von den spatern Erobcrern batten sicb lange und inachtig die frankischen Bitter, dann die Vcnetianer und endlicb bis auf unsere Tage die Tiirkcn bebauptet! — Abcr die Flulli der Fremdcn ist abgclan-
fen und ein gric c biscb c s Voll; ist gebliebcn, Spracbe und Ueberlieferungcn , Sitlcn und Vorstel- lungcn baben sicb uicht obnc Einfluss der alles uin- wandelnden Zeit in deni eigenthiiinlichen ziihen Cha- raktcr der Griechcn aus deni Altertbume vererbt. Das Volk ist eincin Meere zu vcrgleiehcn, in
welches sich die Landfliissc crgiessen , obnc dass dadurcb seine Salzfluth veraudcrt wird. Griechenland war durch allc Jahrhundertc den
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verliecrenden Raubziigen der Barbaren und der
Zwingberrschaft der fremden Erobcrer Preis ge- gcben. Die Perser vcrheerten zweimal Griccbenland
bis znr langcn Mauer am lsthmos — dann folgtcn die einbeiiniscben Verniclitungsl;riege. Spater die MafcedoniscIicH Kricge. Den Galliern miter Brennus 279 v. Clip, und
dem Konige Pyrrhus von Epirus 274 v. Chr. wi- derstanden die Athener mit alter rulimwurdiger Tapfcrkcit. Die Romer Minimis und Sulla vcrbecrten das
Land mit Feuer und Sclnvcrt und pliinderten und zerstortcn die grossen Stiidte. I in 3. und 4. Jalirliundert pliinderten und ver-
hecrten die (iotlien. Im 5. Jalirliundert die Vandalen unter Geiserieh
von Africa aus, welclier aber bei Tacnaron von dcu Lakedaemoniern gesclilagen wurde. Im 8. Jalirliundert kaiiicn die Slaven , sic wur-
den in einigen Theilen dcs Landcs angesiedelt, em- po'rtcn sicb ofter, warden bei Patras gesclilagen, und spater ,,g eb an digt." Im 11. Jalirliundert zeigten sich zum Ersten-
mal die Arbaniten. 1180 erscliicn Robert Quiseard der Normanne
von Calabrien. 1140 Roger von Sicilien pliindert Corintb. Pa-
tras, Theben. 1186 entstebt das Vlacbo-Balgarische Reich,
vvclclics Tbessalicn, Aetolien und Acarnanicu oin- fasste. 1204 Wilhelm von Cbamplitc landet zu Patnss.
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Gottfried Villc Hardouin macht sich zum Oher-
Ichcnsherrn von Morca. 1312 durclizichen die Katalancn (Mogawaren)
das Land nnd besetzcn Bocoticn mid Attika. 1440 Murad besiegt die Romaer bei Corinth
nnd dringt bis Patras vor. Nun bcgann der Kampf zwiscben Tiirkcn mid
Vcnetiancr, welcbe nacb dcm Carlowitzer-Friedcn von 1699 — 1715 Morca bcherrscbten, worauf 1716 die Tiirkcn ganz Morca besetzen.
1770 misslaiig derAufstand der Gricchcn durcli
die Treulosigkcit der Rnssen. Die Arnautcn fallen cin. 1781 verbccrlc die Pest das Land.
1821 cndlich crfolgte der Befrciiuigskrieg, der
die Vcrodung nnd Entvo'Ikcrung der scbd'nsten Lan- dcstheile zur Folge liattc. Durcli mebrere Jalire wiithctc der Vernichtungskricg zwischen Tiirkcn und Grieehen. Ihrahini durclizog als Wiirgengel das Land, urn
an wchrlosen Greisen, Weibcrn und Kindcrn Raclic zu ncbnicn. Von den ineisten Stiidtcn blieben Jiloss rauchende Trummer iibi-ig! — Was in die Hande der IJarbaren fiel, wurdc entweder gcschlachtet oder auf die Scliifl'e gcsclilcppt um nacb Aegypten als Sklavcn vcrkauft zu werden. Kiitte. das griccliischc Volk bios E in en Hals geliabt, Ibrahim wiire gewiss sein Henker geworden! Abcr die Inscln und die ScbilTc und die unzugiinglichcii Schluchtcn retteten viclc. So ilobcn die Bcwohner der ungliicklichcii luscl Ipsara £odcr Psara — der alte Name Psyra) auf ihrcn bcfliigclten SchifTen nacb Acgina, Poros, Naup- lia und anderen Seeplatzen, und hundert Hydrioti- |
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sclio Scbifle ciltcn iiber die Wellen hin uin Rettung
zu bringen in tier allgemcincn Noth. Vielc Tausende fandcn Schutz in den unzuganglichen Klostern von Megaspilaeon und Pyrsos, vielc flohen nacli Europa. Jctzt sammeln sick wieder die zerstreuten Fliicbt- lingc, und die Stadtc bauen sicb aus den Trumniern wieder anf. Schiffahrt, Handel, Feldbau und Wobl- habenheit kebren — langsam — wieder. Bcsonders die Inseln batten die Launen des
Scbicksals erfabrcn. Die Insel Corfu war unter der ilerrscbaft von Rom, Byzanz , Neapel, Vcnedig, Russland , Frankreieb und ist jetzt unter engliscbcr Botmiissigkcit! Dennocb ist das Volk in Religion, Sprache und Gesinnung unverkennbar Gric- ebieb, und ncbcn und gctrennt von deni Volke lebcn die Fr era den. Corfu bat dreierlei Bewob- ncr, Griecben, Italicncr und Engliinder. Alexander Soutros trauert iiber sein Vatcrland:
,,KaicaGxvvri Gov I TaXdicti, i"b'r#oi, 2).ii§oi, riyofit^ot,
Biysioi, Nwrtoklica, MovGovlfiavoi, IlavccQt^Oh il's to y.vfxa lilg cxxidg Gov F.lg negyooy fietd Toy e")J.oy pceovn/.tjijovy td tcXsvqc'c sou Kai tj yij Gov cmo /.iiGovg 7ivQezoy ^iQ/xaiyo/xfyt/ Mi r>jy VtQfDjy rou &ctyccrov eya 'ipa zovg [laQCtCyei. Joniscb und Dorisell sprccben die beutigen
Griecben nicbt mebr ; diesc Spracbverscbicdenbeit bat bis anf einige Spuren aufgebort, wic in Frank- reieb der Untcrscbicd von Lauqued'Oc und Lan- (jued'oui wobl aucb bald giinzlicb erloscben wird. Die heutigen Griecben sprecben eine griecbiscbe Spracbc obne bedeutende Vcrscbiedenlicit der Mundart. Mit eincr cinzigen Ausnabme, nUmlich desTza-
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kanischen, welches alt .ionised zu scin sclieint und
wovon wir im Anfange spreclien wollen. Audi die seit liielircren Jalirliunderten nadi
Europa ausgewanderlen Griedicn , wcldie ihre Muttersprachc nocli niclit vergessen haben, spreclien alle dieselbe Spradie , mil geuau derselben Bc- tonung und derselben Biegung dcr Stiminc. Von den im Aitcrthume bckannten Volks- und
Spraclistamuien dcr Jonier, Doricr, Aetolier, Attifccr sind die Spurcn wohl chen so verwischt und un- dcunllicli geworden, als in Deutschland die Nach- liommen dcr alien Hcrulcr, Rugier, Alanen, Vanda- len , Burgunder, Chcrusker niclit nielir angegclien werden koniicn. Man konute mil einigcin Grundc beliauptcn,
dass die verscliicdencn dcutschen Stiiniinc niit Sla- ven iin INordcn, und Gallicrn im Siidcu (Bojer wa- re n ein gallischcr Stainm) und unter sidi in ciner Wcise vcruiischt, gckreuzt und zersetzt wurden, dass die gegenwartigen Bewoliner von Sachsen, Franl;en, Baycrn, Ocsterreicli, wenn sic jctzt audi ilire besonderen Mundartcn spreclien, doeli nicht mclir als iicbte Nadikomuicnseliaft der alien Bcvol- kerung zu betracbtcn scicu ! Diescn Satz nacb alien Fordcrungcn der „hi-
storischen Kritik" zu beweiscn , ware uns ein Lei elites, wenn wir audi nur mit dcin zehnten Tlieil dcr Gelelirsamkcit und Ucbcrredungdcs ,,welt- weisen Re is en den"' begabt wiircn. Besiissen wir seine Gcwandtlieit, wir wurden
kiibn beliauptcn : das Gesclileclit der Gcrmancu ist in Europa ausgestorben. Golben, Vandalcn, Nor- mancn, Markomanncn, Burgunder sind nidit nielir ! |
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Was von iibrigen germaniscben Staniuicn nocb
zuruckgcbliebcn \>i. kann ein M i s c li \ o 11, genannt werden. Kicsiger Korperbau , Biedcrkeit und Freibc itssinn , die Kennzcickcn altgermaniseben Stammcs, Ebenmass undEinfaitder Sitlc, dasAllcs 1st n;it dcm Selimuck dcr beiligen Eiebeiivvalder von dcin Stanmilandc der Germancn gestricben. Das Misclivolk, vvclclics jetzt am Rlicin, an dcr Elbe und an der obcrn Donau wolmt, spricht cine balbbar- barisebe Sprache und tragi den Stem pel politi- seber Unfiiliigkcil und tics Mangels an praktiscbein Verstandc auf dcr Slime! (Man vcrglcicbc die bei- den Vorreden zur ,,Geschicbtc von Morea" und zn den „Fragnienten.") Die aufeinander folgcndcn Gcscblccliter baben
Namen und Wappen geandert. lhr Bcsitz gerietb in fremde Haude. Fcuer und Scbvvert, Krieg und Seucbe vernichteten die Mcnscbcn und zerstorten die Zeugnissc. Nur wenige deutsebe Familicnnamcn reicben bis
in die Zeit der crsten Kreuzziige liinauf—und wold keincr bis zur Zeit des Cberuskcr-Bundes !— und dock war Dcutscbland sclbststandig und reieb und macbtig bis auf unserc Tage. Die Spracbe auch bat sick bedeutend gciindert, und ist erst vor wenigen Jabrzcbntcn aus dcin ticfen Scbutt wicder bcratis- gegraben vvorden. Und vvie bat sicb der Volksgeist gewendet? —■
Die frcikcitslicbcndcn Germancn vvaren nacb Taci- tus: die Ersten aller Volker an Biedcrkeit und Ileldcnsinn (lidc et armis nullos mortalium ante Germanos esse!) Wiirde dcr Bonier die bcutigen Deutscbcn als iichte Nacbkommcn dcr Gcrmanen |
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anerkennen ? — Der Fragmentist bczeichnet die
Dcutschen unsercr Zcit als cin Bedientenvolk : pag. XII. lesen wir : „wir Dcutschen sind geborne Knechte unsercr Fiirsten !" — Und (weitcr unten} spottet er iibcr miser Rhcinlied , welches cr cinen polizeilicli concessionirten Volks-Frciheits-Kanzlei- Reinlieds-Enthusiasmus nennt. Will nun dcr gelehrte Fragmentist mit seiner
,,Thesis" im Allgenieincn nicht mehr sagen als: was man von der Nachhommenschaft dcr alten Deut- sclien und wohl auch allcr anderer Volkcr behaup- tcn kann, dass sic namlich nicht mehr die alten sind , und dass sicb nicht bloss ihr Klcid und ihre Sprachc, sondcrn auch ilir Blut und ihr Gcist durch die allcs nmgestaltende Zcit geiindcrt hat; so kann dieses durchaus nicht bestrittcn oder in Zwcifel gezogen werden, denn es ist der Lauf dcr Natur, die Zcit ist dcr grosste Neuerer! Die curopaischen Volkcr lebten im Mitlelalter
in cincr Art Verpuppung wic die Raupc, und nun sind sic im buntcn Gefieder als Schmettcrlinge wie- dcr erwacht! Ein Menscb mit 40 Jahren ist nicht mehr dcr-
selbe der cr mit 20 war, und die lieutigcn Griechcn sind nicht mehr das, ^was ihre Vorfahrcn zur Zcit der romischen Hcrrschaft waren , wie diesc wieder ganz andcrs waren als ihre Viilcr, welche die Perser besiegten. Die Gesichtsbildung dcr beutigen Griechcn ist
nicht immer von dem vollendctcn Ebenmass, welches wir an den Marmorhildern des Phidias bewundern 5 abcr sollten die beutigen Dcutschen nicht cben so |
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verandert sein im "Vergleich mit den alten Che-
ruskern des grossen Hermanns? Lord Byron sagt: „AIles ist in Griechenland
untcrgegangen, nnr die griecliisclie Sonne nicht, die nocli mit ewigem Somnier den Sanm seiner Kiisten vergoldet!" Das ist im allgemeinen und poetisch wahr : des Lebens Mai bliiht einmal und nicht wie- der; der Menschlicit Mai hat dort einst herrlich gehliiht. Diese Jugendzeit ist fur Hellas und fur die ganze Welt vcrbliiht! Nicht ausgewandert ist der altgriechische
Genius — er hat langst schon aufgehort zu leben. Griechischer Genius in den deutschen Stadten,
welche sich neu Athen nennen, ist: „ein frem- der Zwcig mit nachgeahmtem Siid in rauhe- rem Himmelstrichc gezogen!" — eine Palme im Trcibhause ! Kann man aber entgegnen, dass das Volk, wel-
ches heute noch in Deutschland wohnt , hinlanglich mit germanischem Blute getrankt und aufgefiillt ist, dass von Germanischem Geprage genug geblieben ist, um die Bevolherung eine Deutsche nennen zu konnen: so hoM'en wir in den folgenden Unter- suchungen zu Gcniigc zu beweiscn, dass auch in Griechenland das Griechische in Art und Sprache liber alles Fremdc gesiegt babe, und dass das Ge- prage der heutigen Bevolherung ein iiberwiegend Griechisches sei, hein Mischvolk, keine Graeco- Slaven wie der Fragmentist mit so viel Aufwand an Ueberredung uns glauben machen will! Ein Volk ist einem Walde zu vergleichen, iiber
dessen verfaulte Stumpen ein neues Geschlecht von |
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Bitumen oft bunt vermischten Schlages bliiht und in
immer neueni Trieb die alten iiberwachst. Ganz reiner Abstammung, in gerader Linie (Vollblut) ist wohl k e i n Voll; auf Erden. Barbaren waren in Griechenland, auch in den altesten Zeiten ; zum Tlicil spiiter hingekommen, als Sklaven , Ankomm- linge, Ansiedler , Eroberer. Diese sind tlieils wie- der fortgezogen, tlieils hahen sie sich mit der Bevolkerung vermisclit , doch immer ist genug von dem Gepriige iibrig gebliebcn, wclche die Gesammt- beit des Volkes zu Griecben stcmpelt: und das wol- len wir beweisen. Die beutigen Griecben sind weder Romer noch
Slaven, nocb Franzoscn, nocb Italiencr, nocb Tiirken. Die Nacbkonimen jener Ansiedler, Eroberer und ehemaligcn Oberberren des Landes sind tbcils wie- der ausgewandert, tlieils ieben sie jetzt noch unver- miscbt in cinzclncn Tbeilen des Landes und an der Grenzc. So die Nacbkommen der Italiener auf ei- nigen der Inseln, die Albaneser in einigen Land- scbaften, die Tiirken nur noch Wenige auf Euboea, die iibrigen sind alle nach Tbessalien und der Tiir- kei ausgewandert, ebeuso die Zigeuncr, Arnauten und Juden, von welchen keine Seele niehr im Lande gebliebcn ist. Wir geben uns nicht der eiteln HofFnung bin:
„cin neu hclleniscbes Heer im Anzuge der Aegineten- Figuren in der Miinchner - Glyptotbek mit 16 Fuss langen Sarissen in der Hand und einc Scbaar wehr- hafierPhilologen unddeutscber Grammalikcr an der Spitze, nachstens in Konstantinopcl einzicben zu seben; aber wir hoifen, dass Griechenland grosser und glucklicher werde , und ein Heer junger Palli- |
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karen, Sdhnc der Helden von Mesolongbi, Tripolis
und Atlicn , in ibrcr schonen Volkstracht , gefiihrt von den alten Kampfern des Freihcitskrieges, bald Tliessalien und Makcdonien befreien werde. Wir boffcn, dass die beldenmiitliige und ungliicklicbe Insel Hydra nocb bessere Tage sehcn werde und aus dein Verfall sicb rette , um zur Sec dem gemein- samcn Vaterlande neue Siege zu erringen ! Wir boffen endlicli, dass Griechcnland nicbt zu
Grunde gchen, sondern aus dem Scbutte des Tiirliiscb-Byzantiniscben Reicbes neu sich aufbauen werde, wic wir in unsercn Tagen das durcb Feuer und Scbwert verwiistete Land wieder sicb aufricblcn sabcn. Das lileine ,,freie Gricchenland" mitten unter den in scbmablicber Knecbtscliaft gefessclten Vdl- kcrn von Ost-Europa und Asicn ist die Morgenrotbe ciner besscren Zufcunft! — DerAnblick der Freibeit allein ist scbon
vie I — ein Leucbttburm in dunkler sturmischer Nacbt. Docb alien Hoffuungen will der grausame Frag-
mcnlist die Wurzcl abscbneiden mit dem Worte: To y.Qcciog twV Poifialtav iGitn^as, Die Kraft dcrGricclicu 1st verfault! — aus seiner so barmlos scbeinenden Tbesis will er beweisen , dass die Griecben nicht bios kcine acbten Nacbkommen der alten Grie- cben, sondern dass sie achtc Slaven seien — „ganzltcbcs Aufsaugen und Verfliicbtigcn des bel- leniscbcn Elcmentes" : ist die uncrwartcte Schiuss- Folgerung. „Ncu-Hcllas vcrsinnliche gar keinen „eigcntbiimlicbcn Geist, kein lebendiges Prinzip, „l:einc sclbststandigc Idee 5 es empfange als Fragment, „als Aggrcgat, gleiebsam als vcrlorener ausserster 2s
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„Wandelstern des sarmatischen Solarsystems,
,,nur von Kijew und seinen vergoldeten Kuppeln ,,alsgemeinschaftlichem Centrum slavischer Welt- ,,Ordnung , Licht und Warme !" — notov ok enos tpvyev f'pzos oVoVttu^! Was fiir ein schreckliches Wort sprang- liber den Zaun Deiner Zahne ! ? Abkommlinge dep Russen sollen die Griechen
sein, und desswegen unempfangl ich fur euro- paische Kunst, Verwaltung und Staatsbegriffe und dahcr dcr scbim plfic h e Bankerott der occiden- talen Regierung. Die unedlc Abstammung soil also an alien
Uebeln Schuld sein, welche Grieclienland drangcn; Finanznotb, Verarmung, Staatsscbulden und vcrminderte Aussicbt fur fremdc Griechen- fahrer , alles erklart der Fragmentist aus seiner Lehre von dem Ursprung der heutigen Griechen, Das andcrt die Sache. Wir haben in unserer
Gutmuthigfeeit zu viel dem Fragmentisten einge- raumt; wir haben uns in ein Labyrinth gewagt, und schon bcrcuen wir den gefahrlichen Versuchl Mit einem Gegner, der so holFnungslose Bedjn-
gungen macht, ist kcine Capitulation zu schlicssen. Duldung und lammhcrzige Gelassenheit wurden uns ins Vcrderben Ziehen, wir sind also bereit, uusern Vorgangern nachzufolgen und uns zu wchren, ob- wohl wir keiu anderes Bollwerk baben als unsere ISiiisl. unser Gegner aber, wohl verschanzt hinter den Liuicn seiner Gelchrsamkeit, aus mehr als 30 Byzantinischen Folianten ein morderisches Feuer gegen uns ricbtet. Und batten wir auch die feind- lichen Vorwerke erstiegen, wer weiss, ob nicht |
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verdeckte Batterien weitcr riickwarts liegen und uns
ilaim nie derschmettern ! Doch : To (f iii vizdxm \
Die gute Sache wird sicgen! —
Die letzten Worte der Thesis: „nicht mehr
„als achte Nachkommenschaft der alten Bevolkerung „zu bctrachten ," uud das Bild eines fiir alles EuropSische unenipfanglichcn SatellitenKijew's schei- nen we it von einander entfernt, wie Himmel und JErde , aber letztcres ist Schluss-Satz in der langen Beike von Folgerungen, welcke von der allgemeinen Thesis ausgehcn. Hicrin liegt wohl der Schliissel zum Orakel-
Rathsel. \ Ein Irrthum so klein und scheinbar unbedcu-
li'iul, dass cr unangefochten blcibt , wird mitten in glanzcnde und blendende Wahrheiten hineinge- schoben und verbindct sich mit ilinen. Hieraufwird nun rait aller Scharfc der Beweisfuhrung weiter ge- baut. Der Fehler in der Grundlagc verbessert sich niclil, sondern wird immer grosser je hoher der Bau steigt , gleich dcm schiefen Thurme von Pisa. Die Ursache jenes sonderbaren Thurmbaues ist eine baukiinsticrische Laune gcwesen. UnserFragmentist hat aber wohl einen ernsteren Zweck gehabt: es handeltc sich darum, die Fiihrerschaft zu behaup- ten, oder fiir immer das Feld zu raumen; zu herr- schen oder beherrscht zu werden. Wir miissen der allgemeinen Thesis, urn
den Irrthum zu heben, nur am Schlusse cine kleinc Klauscl anhangcn : Die Slavischen Einwanderer haben in
Griechenland niemals die Oberhand erlan- |
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gen konnen, und wurden bald ganzlich wieder
verdrangt, so dass jetzt von ilinen Nichts mehr gebliebcn ist. Waren wir so gliicklich dieses zu beweiscn, so
wiirden natiirlicli alle Aveiteren Sclilussfolgcruiigen von den vergoldeten Kuppeln von Kijew wegfallen. Denn mit der Ursache muss audi die Wirkung aufhoren. Cessante caussa cessat effectus ! Die ganzc allgemeinc Tbesis honntc aber dabei
stelicn bleiben, denn es kamc bios darauf an, naeli- zuwcisen, was bis auf uns gekommcn ist. Der gelebrte Fragmentist bat das gewiss auch
selbst scbon lange gesebcn. Aber er weiss, dass Niehts die Mcnsclien aus dcm tragcn Scblummer der Glcichgiiltigkeit weckt, als gewaltsame Erschiit- terung , desswcgen bat er wobl seine Tliesis mit der Spitze gegcn unsere empfindlichstc Scite ge- kebrt; Nicbts ist dem Menscben schwercr als Maas zu lialtcn , MOqov jo (IqiGiov sagte scbon ciner der siebcn Weisen (Kleoboulos). Und desswegen ist wobl auch die reine Wabrheit den Menscben zu schwer, weil sie das ihr gegebene Maas nicht iiberscbreitcn kann. Die Wahrbeit wie das Gold bedarf cines Zu-
satzes, um gcbrauclit zu werden. Der berecbnend kluge Fragmentist hat sich als
tiefen Mensclicnkenner dadurch gezeigt, dass er seiner Thesis den nothigen Zusatz von I it I limn beigegeben bat, uin sie dadurch fur die Welt g e- niessbar zu machen. Ware der gelebrte Streit in den Grenzen der Wissenscbaft gebliebcn, wo- bin er geliorl , so hatte er sich wabrscheinlich schleppend hingezogen , und die lesende Welt |
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ware eingeschlafen , so aber gait cs die Aufmerk-
samkeit zu cinem hoheren Zwecfce rege zu erbalten und desswegen musste der gehorige Zusatz von Aergerniss licigegebeti werden. ,,Griecbenland ein Satellit von Kijew", das
wirktc auf die scblafrigcn Zuhorer ! „Eucb ist bekannt was wir bediirfen
Wir wollen stark Getranke scblurfen !" |
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J
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II.
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Oris - J% amen.
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Ob sich Slavische Ortsnamen im Peloponnesos
flnden ? Der Haupt-Beweis unseres Gcgncrs liegt in den
yielen Ortsnamen, welche SlaviscU sein sollen. Er kommt immer wiedcr darauf zuriick, und all die kiinstlichen Bewegungen seiner Rede-Truppen sind damit gleichsam ais Scbutzwacben umgeben. Die Bevolkerung des Konigreiches besteht in
folgenden, inderSprache verscbiedenen Stiiinmeu: 1} Griechen die grosse Mehrbcit der Be-
wohner. 2) Albanesen in cinzelnen Landestbcilcn.
3) Vlachen bios als bcrumziehendc Hirtcn.
4) Italiener auf einigen Inseln.
5} Tiirken auf Euboca. Wir werden im Anbangc iiber diese ver-
schiedenen Volks - und Sprach - Stamme
sprechen-
6) Bayern in Arable bei Athcn angesiedelt.
Vom Volk wird dieser Ort jetzt ,,Bavaria"
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genannt. Von bayerischen Ortsnamcn in
Griechenland wird wohl nichts auf die Nach- welt kommcn, als etwa das Fort Heideck bei Poros, welcbes auch Gaidaronisi „Esel-Insel" heisst. 7) Juden und Zigeuner waren auch in Grie- chenland , aber jetzt sind sie verschwunden. Von ibrer einstigen Gegenwart geben noch die INanien Zeuguiss der Triimmer von Ram- nos nnd Eleutherac, welche jetzt Juden- und Zigeunerburg heissen : Ehraco - castro und Gyphto-castro! Gyphti d. i. Ai-gyptioi, Aegyptier heissen die Zigeuner in der Griechischen, Spanischcn, Franzosischcn und Englischcn Sprache. Im Deutschen, Slavischen und Italienischen (Xatcinischen im Mittelaltcr) ist die Bezcichnung Zigeuner Singari, Zigan gebriiuchlich. Der Fragmentist ist geneigt, die ganzc Bevblke-
rung dcs of fen en Landes fiir Albanescn zu hal- ten, die Stadtc dagegeii den Gricchen einzuraumen ! Doch verlegt cr sicb hier selbst den Weg. Seine Behauptung ist: die jetzigen Bcwohncr Griechen- lands seien Slavcn. Aber nun heist es, dass das Landvolk Albancsen seien, die Stjidtebewoh- ncr dagegen Gricchen , wo ist also Platz (zwischen Stadt und Land) fiir seine Slaven? — Die Ortsnamcn geben das buntc Bild der Volker-
Fluthen vergangener Zeit. Schon in den crstcn Jahrhunderten unscrer Zeitrechnung waren viele alte Nainen erloschen, und batten neueren Platz gemacht. |
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Strabo fand den Peloponnesos so verwiistet,
dass von vielen Stiidtcn niclit einmal derPlatz, wo sie gcstanden, bckannt war ! Fremdc kamen als Eroberer ins Land, uml nun
wurden die alten Namcn umgeandert, iind es ent- stunden neue Orte und Burgen mit fremden Namcn. In diescn Namen die freinde Sprache wieder zu er- kenncn, 1st bier unsere Aufgabe. Wie irrsam die Ableitung und Dcutung fremder
Ortsbczcichnungen sei, wollen wir in einigcn Bei- spiclen zcigcn. Viele Ortsnamen mitten in Deutschland gchoren
zum Slaviscben Sprachstamm. So finden wir mitten in Bayern die Slaviscben
Namen der Fliisse Pegnitz bei Niirnberg" und Reg- nitz bci Bamberg, den Fluss Wcrnilz und den Orts- Namcn Feistritz (welches das Slavische Bistrica (Gicssbach) zu sein scbeintj. Viele sind ganz uugewiss, z. B. streiten sicb
die Gelehrten iiber die Ableitung der Namen Berlin und Dresden, ob sie slavisch oder dcutsch seien. Vicl schwierigcr noch ist die Bestimmuiig alter
Ortsnamen. So bat Meursius (de populis alticis) unter andern wunderlichcn Missgriffen, fast alle Berge fur Gemeindcn (Demen) angesehen! Jac. Spohn hat aus Inschriften viele Namen missverstan- den, und auch jetzt ist nur wenig Bcstimmtes aus- gemittelt. Die moisten Karten gcben ganz falscbc Namcn. Wir finden in einer Karte von Attica nach Ottf. Miiller statt Ebraco -castron d, i, „Juden- Burg", (das alte Bhamnos) den unverstandliclien Namen Abrio-castro, und statt Kalamos „Rohr" Zukamino. |
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Das altc Phyle heisst heutzutag Phulo - castron
("jf wird bckanntlich in Allien wie te ausgcsprocben.) Von diesem Phulo - castron ist im Mittclalter Vulo- castron cntstanden, und daraus Romanisch Viglo- castron und Vigla-turris „Wach-Thurm." BeiWch- ler wird dicser Name falschlich Bialo Castro ge- selirieben , wo ein Slavist in Versuchung kommt es fur Slavisch zu halten und mit ,,Weiss en-Burg" zn iibcrsctzen, wie das Servischc „Belgrad." Argos hat den altcn Namen bewalirt 5 da abcr das G in dcr gricchischen Kehle sebr weicb und fliissig lau- tet, so scbreiben Gcll und v. Hammer den Namen Arhos mit ,,b" sfatt ,,g" gleichsam als sei es ein n e u e r Name ! Dr. Clarke erzablt, dass er auf der Hocbcbcne
dcs Parnassos ober Delphi und Arakova in ein Dorf gckommcn sei, dessen Name Calidia oder Kallitkea beisse. Dcr gclebrte Doctor hiclt namlich diese Bezeichnnng fur einen Eigennamen. Kalybi keisst aber Hiitte , im Siiddeutscben dassclbe Wort Ckalupe , Avclcbes das alt-Griecliische KttXv^ ist. Auf jenen Hochcbenen stcben die Hiitten (Kalybia) von Arakova dorfartig beisammcn und dienen bios fiir die warme Jabreszeit den Hirten und ibren Schafen und Ziegen als Obdack, gerade wie unscre Alpenbiitten. Kalybia ist die allgcmeinc Bezeicbnung fiir sol-
cbe Sommcrwohnungen. AUe diese Beispiele fiihren wir nur desswegen
an , am zu zeigen, dass wenn dcr Fragmentist sich in Hcrleitung ciniger Namen irrt, er in sebr gutcr Gesellschaft sei. Der Berg Vodi (in der kylleni- scben Kette) crinnert eincn Slavisten an das |
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Slaviscbc Woda, Wasser; aber es ist zu schreiben
Ba>di Bodi (das B lautet in der griechischen Aus- sprache wie V) und dieses ist ein Griechisches Wort, Bodi oder Boidi in der alten Sprache Boi- dion, Dim. von Bous „Ocbs" ! Gora , Goura , Gouras kbmmt als Orts- und Fa-
milienname vor. Goura das altgr. (ogi-fia (,,reife Fruclite") neugr. i".-yonK fiir das alte n-aiQct; Gora- Gorani von gori, neugr. ,,Knabe" K6qo$ also ,,Kn;»- benrcich". Man bonnte auch eine Herlcitung ans dcm Slavischen , Albanesischen und Indischcn ver- sucben. Gora beisst auf Illyrisch ,.Berg". Auf Albancsiscb beisst Gur oder Gour „Stcin". Im liidisclien beisst Giri ,,Berg" wober der Name Dbawala-Giri „Weisser Berg". Glcicblautcnde Namen linden sicb in alien Lan-
dern und Spraebcn. So baben wir ein Braga oder Praga an der Weicbsel , Moldau und in Portugal ! Galizien in Spanien bat von den alten Galicru den Namen, Galizien in Polen dagegen beisst Halie ia der polniscbcn Spracbc, und ist daraus durch deut- scbe Spracbverderbung entstanden. Melniko in Bul- garien fiihrt den griecbiscben Namen Melanifco, von Melani ,,scbwarz" ,,Tinte" und ist aucb (mitten in Bulgarien) bios von Griccben bewobnt. Es ware vorellig, bier an einc Namens-Verwandtscbaft mit der Stadt Mclnik in Bobnicn zu denken ! Severi, die Ortsbezcicbnung in Griccbenland,
ware man versucbt fiir Romaniscb zu baltcn: nam- licli aus dem Frankischen St. Sever. Es ist aber ein Turk. Wort Sefcri, welcbes Krieg bedeutet und bier wabrscheinlich zu Grunde liegt! Die griechische Volkssprache gebraucht ausscr
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den eigentlichcn Bezeichnungen oft noch Romani-
sche und Tiirkische, z. B. Garten heisst Kijnog odcr TieQiftoU von nsqCfiokoq (Zaun) , oder 'A^niXi und audi "AnntUi ( Weingarten) , oder Bo si ;i und 8o- stani, was aus dem Franz, bastion zu kommcn scheint , und aus dem Neugriechischen in das Tiir- kische iibergegangen ist, cin Gartnrr heisst auf Turk. Bostantzi. Bostiza ist Diminutiv von Bosta (Garten) und diess ist der Name der Stadt, welche auf den Triimmern des alten Acgium stcht! Bostitza klingt ganz Slavisch! ist es abcr sichcrlich nicht. Rings- um sindNamen von bestimmt grieshischem Geprage, wie rfia-Y.oniov, HctQcio-xtut], IIi^qi etc. etc. (Diahopto, Paraskevi, Pteri). Wache heisst <frvlaxrj oder <I>qouq{i aher auch
Vigla aus dem latciniscben Vigilia. So heisst Mero- vigla Tagwache , von hemcra und Vigla. Vigliza ist das Diminutiv woraus "Viliza entstandcu ist, welches Slavisch klingt. Savitza mb'chte der Fragmentist als das Diminutiv von Save (Flussnamen) erklaren; aber Savitza ist ein Berg bei Argos, das Diminutiv von cafid;-Gap>} {aafitj uxqcc, acifiitaa) Ja/SoV, C«P>i hod.- Narrin, ahnlich dem ncuen Nainen des Hymcttos lyettos, rns/Uo/SoOw i. e. Narr, Narrenberg (Monte mato der Italiencr), welche Bezeichnung das Volk ikni der falschen Wetter-Anzeigen wegen gab; beischo- nem AVetter ist er mit Wolken umkiillt, bei schlcch- tem dagegen frei. Das altgricchischc Wort actios, eafiij wurde fiir
Bacbant, Bachantin gebraucht; das neugriechische £ap6s, Z«Pn fur narrisch , wahusinnig , ilumiii, und ist vielleicht das latein. sapcre, sapiens euphemistisch, |
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so wie im heutigen englischen Slang das Wort Sap-
py ebcnfalls von sapiens abgeleitet wird. Der Ausgang in iza klingt Slavisch , ist aber
Neugrieckickes Diminutivuin, lza kommt iibrigens audi in altgriecbisclien Worten vor : i>it,a, o»i>C«' PQC^a, eyj^a, *6qv$a, MuiXt{ct etc. Ebenso koinmt es im Vcrbnm im Altgrieekisekcn und audi im Slaviscbcu vor ((to, ii(w, 6t,ia und im Pohiisclicn ic ac yc, Als Neugxiechiclies Dimutiitiv kommt iza (oder
nach andercr Scbreibart its a) fern, und itsi ncutr. kauiig vor, z. B. Seele ipv/ij- tfivyjiaa , Ilerz xagdla- Brief
und viele andere. Diese Diminutiv-Endsylltc ist statt der alten idm, rfiov (durcb Uebergang dcs AI in z) l$u,-(t,iov nach der jetzigen Ausspracbc Uca - Ciai. Sagten dock die Alten z«?f« und ^clnvQog statt xrc?cS7« und tfianuQOsi warum sollten dieNeueren niebt statt xaqdiiSia, xapdi^K oder xaqdiraa und statt xOQt'dtov, *oqI$iov und xontiat. sagen ? . .. Die Byzantiner sckrciben \ptauixaiv, xvqCtciv, xbq-
Safihatv statt xpia/xog, xupoj und xc/Q<$ct[iov. Wcnn aber auck die Byzantiner als slavinisirt vom Fragmen- tisten bezcicbnet wiirdcn , so muss dock Homer, der Hellene und Panackaer, ausgenommen werden, welcker ZctF>]g und {ttxQWS sagte (ZA statt dlX). Der Fluss der Alten, Aqid-wv, d. k. der miinnlicke (von Aqvv) bcisst bcutzutag za-yoQne (Zagoras) d. b. £«- (cyonug, der \ielmannige, tiyoQog und xoQog, tlyoQi und y6(>i hod. ist mit Aqt)v gleiekbedcutend} sornit Zagoras eino grieckisclie Umsclircibung des grieclii- schen Aretkon. Der Fragmentist will aber alle Za- goras von Grieckenland in seiner Doctormiitze sla- visck taufen. |
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Den Diminutiven in -itsa und -itsi wird auch
eine zweitc Endsilbe ula (-vX>j der Alten) angehangt, und auch fur sich allein gesctzt ; so haben wir xeioiSovka, rpvyovXct, xoQnoovXct. Im Italienisclien tindct sich Achnlichcs: stella-
stelluza , pajjlia-pagliuza, libro-libricciuolo, uomo- uominiccio-uomicciuolo. Gampanna ,,Hiitte" ; Cam- panuola : mit dcm latein. Ausgang illus, und ullus, ulla, iilluni verwandt. Der Ausgang in izza kommt ebenfalls im Italienisclien vor, z. B. polizza „Zettcl." Wann und wie nun die viclen Diminutive in
die Sprache gckommnn sind, wer hann es sagen? wer ist bei Geburt und Taufc zugegen gewesen? Auch bei uns spricht das Volk in Diminutiven. DennocU ni in in I Fallmerayer und sein Glau-
beusgenosse, Prof. Hcilmaycr, bcinen Anstand, alle Ortsnanien , welchc auf iza endigen, fur iicht slavisch zu balten. So lesen wir bei Lctztercm (Entslehung d. Neugriech. Sprache $ Aschaffenburg 1834): „Allc Bcncnnungen auf itza, ena, ina, ova wcrden slavischer Bcdeutung sein, wcil sie iiberall die Bcgriflfe von Berg, Thai, Ebcne, griin, fclar etc. aussprechen." Zur Widerlegung folgende Beispiele: Vigliza,
Dim. von Vigla , Wache, Wachhaus, aus dem lat. Vigilia, scbon in den ersten Jahrliunderten n. Chr. in die griecliiscbe Sprache aufgenommen 5 so Mero- vigli, Tagwachc, verkiirzt aus wiqu> Tag, und vigla Wache; Bostiza (Dim. von Bosta, Garten) aus dcm Franzosischen bastion; Kaminiza (Dim. von Kami- nos, Kamiii) aus dcm Altgriechischen; Kladitza (Dim. von liladi a. d. Griech. xkutSos, Zweig), nicht das slavisclie GIaz, wie der Fragmcntist glauhl; |
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Stamnitza (Dim. von Stamni, Krug) aus dem Alt-
griechisehen (TtcIjuvos ; Zabitza (von Zctp6g, o-«/SoV) grie- chisch, wie wir vorbin sclion erwahnten; Goritsa ist eine landesilblicbc Beneimung- eincr Birngattung, dcrselben, welcbe im Altertbuni A-clierdos liiess nnd wahrseheinlich bloss Corruption des alien Wor- tes cherdos, gordos, im Dim. gorditsa und go- ritsa (?), oder audi Koritsa Madchenreicb. Ortsnatnen mil der Endung viza oder biza sind
auch Romanisch ; z. JB. der spaniscbe Stadt- und In- selname Iviza be! Majorba; Kizza in Sardinien; die spanischen Stadtenamen Ariza und Alcaniz im Konigreicb Avagon, Baniza im Konigreicb Leon, Demiza im Konigreicb Valencia, Ostariz im basses Pyrenees5 Carriza bei Oporto im Konigreicb Portugal5 Biarritz bei Bayoune in Frankrcicb etc. Auch en- den vielc spaniscbe Familiennamen mit itz und etz, z. B. Cortex, Eroberer von Mexico; Perez nnd Mar- tinetz, spaniscbe Admirale, welcbe 1774 das Orcgon- Gebiet cntdecbten; Lobctz, Isturitz etc., wahr- scbeinlich Iiaskisehe Naincn. Montez in Miinehenetc. Der Ansgang ova scheint dessvvegen niclit sla-
viscb zn sein , well im Griccbisehen die russiscben und polnischen Stadtenamen, welcbe auf slaviscb in off und ova enden, verandert werden. Z.B. fur Krabow : Kraliobia oder Krakobi 5 fiir Moskwa: Moscba oderMoschobia 5 fiirWarsava: Barsobia oder Barsobi. Der Ausgang ova, oa und ua iindet sich in den
romanischen Stadtenamen Genova , Mantova , Padova, Bova bei Reggio, Cordova in Spanien, Sierra de Alcoba ndrdlicli von Coimbra in Portugal u. a. Man kann eine Ableitung in folgendcn griecbischen Orts- namen versuclien: Aracbova, roni italieniscben Araco, |
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arabos a. G. Wicfee und n. Gr. arabas ehen Dasselbc;
Zizova, von ziza , ital. Nordwind $ Cantarova , von Cantaro, Zentncr. Slavisch konnte dieser Name desswcgcn nicht scin, weil n vor Consonanten nie- mals iiii Slavischcn vorhommt Tsimova, von Cima, Gipfel, oder das altgriech. *£,««, Welle (mit dcr ei- genthiiinlichcn Aussprache ts statt k, vvic z. B. im Inselnamen Tzia fur Ki'a oder Keos im Archipela- gos). Fur gricchischen Ursprung des Namens spriclit die Lage mitten in dcr Maina, wo die Bevolkerung noch viele uraltc Worte und Wortformen gebraucht, welehe aus der Sprache des iibrigen Landcs vcr- schwunden sind, und die acht gricchischen Namen dcr Umgcgend; so heisst der Hafen von Tsimova nicht, wie gewohnlich, Porto, sondern Limeni; in der Niihc liegt Oitylos, jetzt Vitylo (der alte Name mit dcm Digamma); dann Pyrgos, Keria etc., Na- men voin bestcn griecliischen Geprage. Liasinova bommt ohnc Zweifcl von dem turki-
schen Eigennamen Liase. Anno 1207 haute Gauticr Rousseau am Xerillos
ein Schloss und nannte es Ah ova. Mitten in Albanicn, wo kein Wort Slavisch ge-
sprochen wird, ist Malsova („Mal" Alb. „Berg"J Fcrner sagt Prof. II c i I m a i e r: Kalabryta (Schon-
brunn oder Gutbrunn) ist rein slavisch gedacht. Also wohl das Schonbrunn bei Wien oder das
Heilbronn in Wiirtcmberg ebenfalls? Viellcicht bonnte mit etwas Scbarfsinn auch Das-
selbe bewiesen werden in den bayerischen Ortsna- men Wasserburg, Wassertriidingen u. a. m. Die Gelelirten streiten! — risum teneatis amici?
Wenn aber wirklich sich eine bedeutende
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Zahl slavischer Ortsnamen im Peloponnesos fande,
wie man uns glauben macheii will, und also daraus auf eine slavisch gemisclite Bevolkerung zu schliessen ware , so miisslc man in der Sprache der heutigen Bewohner doch auch cinige Spuren davon linden. Hier das Verzeichniss s ammtli ch e r Wortc , vvel- che Heilmaier (undAnderc vor ihm) als Slavisch entdeckt habcn wollen. 1) Longos, Wald, vom Illyr. lug. — Dock
wahrscheinlichcr von Xox/utj tj, der Busch, und ciyxos, Kluft, X-dyxog (Bulgarisch long). 2) Bitza, Ruthe, von bizli. Dehec leitet es
dagegcn von dem lat. virga ab (b wird wie v aus- gesprocbcn). Audi bcrga und bergitza kommt vor, bitza nur daraus verkiirzt. 3") Broulon, Binse, soil von dcm slav. brula,
Quelle, kommen. — Die Ablcitung von ppMov liegt nalier. Gcwohnlichcr sagt man 16 PovqIov pi. i« povQla und PqovMci gleichsam pqvti.ov, PqSUk ; Pqv, Pqov und povQ 1st eine und dicsclbe Wurzel und be- deutet ergiessen, sprudeln (Pqvhv). Pqvok die Quelle. Pqovxos und potQxot (gleichsam poQ-poQixos) Sclilamm, Sumpf. Povqxovoj ahnlieh dem allgriech. dya-figveiv and Povq-)m alles was im poig-xos waclist. 4) Rhoucbon , slav. rucba, Kleid. Es ist aber
schwer zu bcgreifcn , wie das gcbildetere Volk der Grieehen von dem roberen der Slaven fiir Klcid ein Wort angcnommen liabcn sollte. Vielleicht ist hier der Fall umgekelirt, vielleicht kommt das Sla- vische von dem Griechisclien ; rliouchon konnte von tQtov, WoIIc, und tptr abgcleitet sein : 'F,Qiovyos. Sollte aber dcnnocb rhoucbon slavischer Herleitung sein, so ware es eben so auffallend, als fur .Klcid |
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in einigen deutschcn Landern das Volk immer Mun-
tirung gebraucht. Die Kleidungsstiicke der Rei- chen haben aber bei uns fast durcbgangig undeutsche Nauicn. 5) Arada, vom slav. rajda, Reihe, Dehec lei-
tet es aber von dem latein. ordo ab, oder vom la- tein. arare, acfcern. Man konnte eben so gut das deutschc Reihe und das englische array davon ab- leiten. 6) Skala, aus dem slav. Skala, Fels; aber das
griech. kommt obnc Zweifel von dem latein, sea la und bedeutet auch nicbtFels, sondern Steig, Stiege, Treppenweg , besonders bei Einschiffungs- platzen, wclche alle Skala heissen. In den Wiener Jahrbiicliern werden folgende
neugriech. Wb'rter als slaviscli bezeiebnet. 1) Kopella, das Miidchen fKopeli, der Knabe~),
welches auch im Albancsiscben vorkommt. Auch Korcli kommt vor, offenbar aus dem altgriech. Koqos, Jiingling, viellcicht dasselbe Wort. 2) Raltos, Sumpfj im Albancsiscben heisst Raljt
ebenfalls Sumpf, Morast. Im Slavischen Rlat. Ral- tos oder Valtos ist wahrscheinlich "Mtos , dorisch fur akoos niit dem Digamma. 3) Lankadi (hiyxudt) Thai. Es ist das Mittelwort
von lu-ytav und ayxos, Kluft r=r X - ctyxudiov. 4) und 5) Ruchon und Scala, wie oben tintcr
Nro. 4 und 6. Mit diesen sechs Herleitungen ist der cntdecktc
griechisch-slavische Sprachsehalz erschopft. Kbnnte man in der deutschcn Spraclie nicht viclleicht meh- rere und sichcrere Slavismen linden? Z. B. Steppe, 3*
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aus dem slav. stiepa, fur Haide, Weideland; Bude,
aus dem slav. Buda, Biitte,- im franzosisehen bou- tique, englischcn booth, ital. bottega , Blacbe$ norddcutscb Blauc, Wagcnzelt, aus dem slav. blacbta. (Doch kommt aueh im Lateinischeii Plaga vor.) Dolmetsch aus dem slav. Tlmac, Faehser (Setzling) aus Fazar (bolim.), dann in Siiddeutsch- land vicle allgemcin gebrauchte slavisehc Ausdriicke, wie Schinetten statt Milclirabm, aus dem bohmischeii Sine tana u. a. in. Olwohl alle Nacbbarn der Grieehen Slav en
sind, und im Lande sclbst Bulgaren, Vlaelien, Scr- vier zerstrcut wohnen, so bat sicb dcnnovh die griechisehe Spraclic von aller Vermischung mit sla- visebcn Elementcii rein erbalten. Bomische, fran- zosische, italienische, tiirkische L ehn w ortcr bom- men haulig vor, abcr beine slaviscben; die secbs von Prof. Hcilmaicr in Ascbaffenburg angcfiihr- ten nicht ausgenommcn. Ein JJauptbcweis gcgen die Annahme fremder
Spracbbeimiscbung ist wolil, dass an fallen grieehi- scben Jnscln und in den Gegendcn, wohin, wie zu- gestanden wird, niemals Slaven gcbommen sind, dieselbe Spracbc gcsprocbcn wird, mit gcringer Abwcicbung der Mundart. Dagegen sind einc Menge Worte aus dem Gricchischcn in fast alle europiii- schen Spraeben iibergegangen; z. B. KaXvpn, auf alt- griecbiscb Hiitte, ist in alle slavischen Spraeben, ins Tiirkische, Wallachisehe, Magyarische und Siid- dentscbc iibcrgegangen. Die tiirbisebe Kopfsteucr beist Cbaratzi, was von dem griechiseben yccQunco abgelcitet ist 5 Konaki bcisst tiirb. Haus, was aus dem grieebiscben Oikonabi abgekiirzt wurdc ; Effendi |
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kommt von Autlientis iAv9ivttis); Kapa, Mantel, ist
aus dem Altgrieehischen in allc Spraclien iiberge- gangen: Kaba , polnisch; Kaput, illyrisch ; Kaftan, russisch} Capot und Capote , franzosisch; Cappa und Capotto, italienisch etc. Das franzosische Wort moustaches kommt von dem altgrieehischen (ivem% und pdaiat; im Neugriechisehen unardxi,, Schnurbart; Koukoiilion , Cocon des Seidenwnrmes 5 Phiole, yicf!i>i; Linari, Leinwand; Linaras, Lcinwandhandler, aus dem altgriech. Linon (AfVojO, und vielc andere Worter, welche fast in alle curopaischen Spraclien ubcrgegangen sind, und welche man, lvcnn man den griechischen Ursprung verges sen hat, leiclit fur u ngr iechi s ch haltcn konnte , wenn sie in dcr Volkssprache crsclieinen. Slavisclie Rezeichnungen kommen sclbst fur
frcinde Erzeugnisse und neu eingefiihrte Dingc in der Volkssprache niclit vor. Z. B. Tiirhisch-Kom (Mais) lieisst Arabositi, (arabisches Korn) oder Ka- lamhoki (tiirk. Wort) aber die slavisclie Bezeich- nuiig Kukurutz kommt 11 i c h t vor. Wenn also dcr Fragmentist ein Siegesgeschrei erbebt dariiber, dass er irgendvvo einen Ortsnamen gefunden babe, wcl- cber Koukouroiitza (oder abnlicb) lautet, so wird sein Triumph voreilig sein , denn dieserName kommt sicker niclit aus dem Slaviscben, wohl aber aus dem Griechischen, wo houkouritzo fiir den Ruf des Ku- kuks gebraucht wird. Audi ein Krakau will dcr Frag- mentist in krokova entdekt haben. Aber Krokos bcisst Sapbran und Eidottcr, also Krokova Dotterhcim. VVie verdorben und verdrcht Ortsname von
Fremden aufgeschrieben werden, kann man am hessten bei Verglciehung von Landkartcn aus \er» |
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schiedener Zeit sehen. Eine solche CJebersicht von
acht Karten der Kiisten des gcbwarzen Mecres (in dcr Wiener Bibliotbek) ist nnter dem Titel erschie- nen: „Periplus Ponti Euxini Octoplns." Die Jalirc sind 1318 bis 1614, uinfasscn also bloss 296 Jalirc und zeigen dennoeh eine so grossc Verdrebung der alten JNamen, dass die urspriinglichen nielit mebr zu crkennen sind. Professor Tafel bat dieses Na- mensverzeichniss mit genau dcnselben Drucl;feblern (Verwecbslungen mebrcrer Reiben) in seiner neue- sten Scbrift getrenlicb abdrucbeu lasscn. Wir finden bier merkwiirdige Verdrehungen :
(RG.) Aspera (Silberlinge), Espera, La spera, La spora, Lasprenja, Laspca etc.
(G.) Mauro Castro ( Schwarzburg ) Mancastro, Mouchastro, Mocastro etc.
(G.) Mauro Lako ( Scbwarzgraben ), Manlako , Maurj loco, Mauri lucco etc.
(G.) Vati (ticf), vaty, El-vattj, Lo-vati, Lavaty, Lavanti etc.
(G.) Giro (Umkreis), Al-gyro, Goja, Goia. Tafel fiibrt den arabisch-spaniscben Gcogra-
pben Edresios an, welcber sein Buch im zwolf- ten Jabrhundert scbrieb. Ilier linden wir alle Na- men bis zur Unkenntlicbbeit vcrdorben: El-Kedemona statt Lakedaimonia |
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s. w.
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Die alten IN amen sind fast tiberall entstellt and
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uMgcwandelt worden. Im Munde dcs Volfccs scblei-
fen sicli die alten Worte und Namen ab, bis sic eine ganz andcre Gestalt bekommen. So ist aus Caesar Augusta Saragossa, und aus Augusta Vinde- licorum Augsburg geworden. Aus dem polniscben Lwow (Leohcim, Leopolis, Lowenbeim odcr Lo- wenburg) haben die Dcutscbcn Lcmbcrg gemacht. Aus dem latcinisclien vicus et castrum aiu Endc der engliseben Ortsnamen ist wicb und cbester geworden, woinit viele Namen zusammengesctzt sind. Die Stadt Cirencester in Irland wird jezt Cicester aus- gesprocben und walirscbeinlicb in Zukunft aucb so gesebricben (die gauze Sylbe rcn fallt wcg). Die Stadt Abergavcnney (in Wallis) beisst jetzt Abe- ganey im Munde der Bcwobner (die Sylbe ven fallt weg). Und auf iibnliche Weise sind viele altfran- zosisehe (normaniscbe) Namen bis zur Unkenntlicb- beit verstiimmelt. Lord Cbolmondeley wird jetzt Cbomlcy ausgesprochen (die Sylbcn on-de fallen weg) und der Familiennamc Scbonfeld, B can eh amp, wird wic Bicbom ausgesproclicn. Daventry in Eng- land lautet wie Dantry (ven fallt weg). Sevenoaks, Siebeneicben in England, lautet wie Senok (ve fallt weg). Marylcbon, ursprunglich Marie-la-bonne, wird ausgesprocben, als hicsse es Marrow-bun ^Mark-Kuchen). Ortsnamen erbaltcn sicb zwar nianclunal sebr
lange, wenn aucb langst schon Volk und Sprache, wclcben sie angeborten, versebwunden sind •, aber in Griechenland baben die Slaven wobl keine Stadte erbaul, sie wecbselten mit den Wobnsitzen und wohnten in diirftigen fiiitten, waren fast immer im Kampf mit den cingebornen Griecheii, bis sie end- |
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lich unterworfen, zu Sklaven gemacht, verkauft,
zerstreut und ausgerottet >vurden , so dass bald keine Spur niehr von ilium blieb. Solltcn sich abcr den- noch slavische Namen im Peloponncsc noch bis auf den heutigcn Tag erbaltcn liaben , so sind sic ebenso, wic die tiirkischen und romanischen Namen, gleich- sain ;i!- L c ie hen stein e cines liingst ausgc- stoi'benen Volkes zu betracliten. Demi in dem Volke, welches jetzt Griechenland bcwohnt, ist fceine Spur slavischer Abstammung zu cntdcckcn. Beispiele von Erlialtung uralter Ortsnamen mitten unter cinein Volke, welches nicbt zu deinselben Spraehstamme gehtirt, finden sich inUngarn, wo in denjenigen Theilcn des JLandcs, welchc die Magya- rcn seit bcinalic 1000 Jahren bcvvolincn, noch im- mer die altslavischcn Ortsnamen gcblieben sind, wie Debrezin (von dobre zen , guter Markt) ; Csongrad, statt Czerni-grad , Schwarzburg; Huda. Hiitle, ist der slavische Name von Ofcn (den deutschen Na- men erbielt die Sladt der heisscn Quellen wegen; Pesth dagegen ist die slavische Uebersetzung von Ofcn) 5 Solnok ist Solnik, Salzheim etc. Der Name Ungaren ist wahrsehcinlieh ehenfalls slaviscb von Ugori, Bewohner des offenen Landcs (Rodclandes) und das ist der allgemein angenoinmene Name, wo- raus das latein. Hungari und Hungaria entstand. Die Ungaren sclbst nennen sich iu ibrer Sprache Ma- gyaren und ihr Land Magyar-Orszag, d. i. magyari- sches Keich. Der Fragmentist erwahnt der Ortsnamen iu
den deutschen Kolonicn an der Wolga, in der Krim und in Klein - Russland: „wenn in Folge von Zeit und Umstandcn diese Koloniecn ihre Mut- |
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tcrspraclie mit der ilires neiicn Vatcrlandes vertau-
schen so||(on . so wiirden Ortsnamen, wie Scliafl- hausen, Zurich, Solothurn, Heilbrunn und Fricd- i-ii'lislli.-il , das verlorcne Gehelmniss ihrcs UrsprungS verratben."— Umgekehrt aber, wenn dort die deut- sche Bevolkerung ciner russischen Platz machcri wiirdc, die alten Namen aber blicben, so wiirde man im Irrtbum scin , wenn man ans diesen Namen auf die Abstaminnng' der Bevolkerung scblicsseii wollte, wie wir in Ungarn da von cin schlagendes Bci- spiel babcn. Die jetzigenBewohncr von den Stadteiii welcbe nocli die alten slavischen Namen fiihren, wie Dcbrcczin , Sebeslava, Solnik , sind Magyaren, wel- cbe seit beinabc 1000 Jahren das Land besitzen, eine orientaliscbc Sprache sprechen und durcli ibre schwarzcn Augcn und Haare , durcb ibren Wuebs, Haltung' und Tracht auf den ersten Blick von den blondbaarigen und blauaugigen Slovaken zu untcr- scbeiden sind. Die Magyaren leben seit so vielen Jahrhunder-
ten neben und zwischen den Slaven, baben in ibre Sprache mehr slavisehc Wortcr aufgenommcn, als sic cigene ])esitzen (wie Prof. Gr, Dankovski be- wiesen hat) und dennocb sind Magyaren und Slaven gelrcnnt geblieben, sprecbcn ibre vcrsch ieden en Spracben und hassen sicb wechselseitig. Es 1st ein allgemcin verbreitetes Sprichwort in Ungarn: „Totb nem ember" (der Slovak ist kcin Menscb), wodurch die Magyaren ibre Veracbtung gegen die Slaven ausdriichen. Magyaren und Slovaken hassen sich instinktmassig, wie Hunde und Katzen. In Ungarn, wo Slaven als die urspriingliclicn
Besitzer des Landes, Magyaren alsEroberer, Deut- |
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sche, Vlachen, Rusinen, Cnmanier, Juden und Zi-
geuner als Einwanderernebeneinandcr wohnen, hann man sehen, wie zahe die versckiedenen Volfcs- stamme sind. Sprache, Religion, Korperwuchs, Tracht, Haar- und Augenfarbe sind yerscbieden ge- blieben, und noch hcute leben diese verschiedenen Volksstamme getrennt, ja feindlicb , ncbeneinander. Nur die Kumanier macbcn dadurcb eine Aus-
nabme, dass sie ihre Spracbe vergessen und die magyarisehe angenomnien liabcn. Sie sind, wie die Magyarcn, orientaliscber Abstammung, aber von eincm verscbiedenen Stamme. Sie baben ihre ei- gene Gcmeindeverfassung und besondere Vorrechtc. Palaki weist nach , dass die Ortsnamen in
den ganzlicb germanisirlen Kreisen Bohmens nocb iinmer die allslaviscbcn geblieben sind, wenn audi oft bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Die Bevol- kerung ist aber keineswegs slavischer Abstammung, sondern es sind die Nacbkommen der Dcutsehen Ansiedlcr, welche im XIII. Jabrhundert Prsemysl Ottokar dorthin gebracht batte. In Deutschland sind vicle romiscbc Stadtcnamcn geblieben, z. B. Augs- burg, Augusta; Kdln, Colonia; Koblenz, Confluens u. v. a. in. In Griechcnland wobnten neben den Griechen
die Tiirken und mahomedaniscbcn Arnauten, dann die cbristlicbcn Albanesen, die italienischen Ab- kdmmlinge, endlich aucb nomadiscbe Vlachen, Ju- den und Zigeuner bis zum Befreiungskriege unver- miscbt, und sogar feindlich gescbieden, neben und untcreinander. Jetzt haben sammtlicbe Tiirken, nia- bomcdanische Arnauten und Juden das Land verlassen (bis auf einige Tiirken in Euboea) und Griechen allein |
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sind in den Orten geblieben, wclche znm Theil tiir-
kiscbc und anderc barbarische Namen noch nach ihren ebemaligen Hcrren fiihren. Einige sonderbare Beispiele fremder Ortsnamcn
kommen in Irland vor, wie z. B. Valcntia an der Ostkiiste und Porto bello bei Dublin. Ebenso ein Porto bello bei Leitb in Scbottland u. a., eine Bc- nennung, wclcbe von einem Schiff der spaniscbcn Armada, welcbes dort Schiffbrucb litl, abgclcitet ist. Es ware vorcilig, die Bewobner dieser Kiiste fiir spaniscbc Ansicdler zu ballcn. Der Fragmentist bebanptet, dass der Pelopon-
nes rait slaviscben Ortsnamen iibersat sci, dass der ganzc Peloponnes in ,,Herz und Kern" nocb lieute topograpbiscb slaviscb sei, und gibt eine ganze Sannn- lung meistens unricbtig und willhiibrlich gescbriebe- uer Ortsnamen , welcbe alle slaviscb sein sollen. Dass slaviscbe Stiidte- odcr Dorfnamcn von der Zeit ihrer Ansiedlung in Griecbeuland, wie wir spater scben werden im acbten Jahrbunderte, sich erbalten In; lien soil I en, ist um so unwahrscbeinlicber, als ihr Erscbeincn von kurzer Dauer war, und sic, wie Prokopius bericbtet, an keinc festen Wobnsitze gebunden warcn ; ('A/xeCpovits di tog r« noXXti toV rijg lyoixijGioig fZKo-rot x<5qov) : und sollten die vom Frag- mentisten wobl ein halb hundert Mai angcfiibrten Bergnamen Chelmos und Belouelii wirklich slaviscb sein, so ware diess nicht mebr anzustaunen, als die slaviscbcn Flussnamen Werniz, Pegniz und Regniz bei Niirnbcrg und Bamberg, welchc 800 Jahre die Slaven, die einst dort wobnten, iibcr- lebt haben. (Hire ZuruckdrSngung fallt zwischen dem X. — XII. Jabrbundert). Wir fahren dagegen init |
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unscrcm schweren Geschiitze, mit drci Nainensver-
zeiclinissen, vor. Das erste enthalt alle Dorf-, Fluss-, Berg-, Ka-
pellcn- and Waldnamcn in NO-Attika , wovon die Karte beigelegt ist. Das zweite enthalt allc iibrigen Ortsnamen
Attika's. Das drittc alle Namen der Stadte iind Dorf-
geme i nil en des Peloponnesos. Wir lioffen dar- aus zu entnehmen, ob die Versichertingen des Frag- incntistcn Glauben verdicnen. Es muss wohl unter- schieden werden , was als ein fremdes Wort und was als ein Griecbisches gclte. Wir wollen die- jenigen, welcbe alt- odcr neu-Griebisclicn Ursprungs sind init G und n. (^neu) G; die Romaniscben mit R5 die Tiirkiscben mit T5 die Albancsiscben mit A$ die Slaviscben mit S bezeiebnen. Die Zusammcn- gesetzten miissen doppelt bezeiebnet werden. Eben- so diejenigen, deren Ableituug doppelt nachgewiesen werden bann. Viele R Wortc sind sebon in den ersten Jahrknn dcrtcn nnserer Zeitrechnung in die gricchiche Spracbe aufgenommen worden , wic aus dem Lateiniscben Kampos, Kastro, Vigla. Eben- so aus dem Italienischeu Capo, Porto, Scala. Solcbe Worte baben wir als n. G bezeiebnet. M. Verzeicliniss.
Wir geben hier alle Namen, welche auf beilie-
gender Specialfcarte von NO - Attika verzeiebnet sind. Wir beginnen die Reise von dem nordlieb- sten Punkt, gehen alle Namen des NW-Viertels |
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der Karte durch, gehen dann auf das NO, dann SO
und zuletzt SW Viertel iiber. G 1. Dhilisi, das alte Delium oder Dilium dr^iov.
A 2 Khalkuki (cine Kapelle), fiihrt anch den Na-
G — men Agios Georgios. Albanes. Pferd „Khal"
„KuUi" roth, also „vothes Pferd." G 3. Der Fluss, der im Alterthume Asopos Liess,
fiihrt auch jetzt noch den Namen Asopo: an seincm Ufcr licgcn gegen West die Ruincn von Tanagra, nalie dabei G 4. lnia iOlyia) im Alterthume Oinophytae (der
alte Name abgekiirzt). G 5. Pyrgos. Collectiv-Name fiirTlmrm iiberhaupt.
G 6. Agios Nikolaos (Kapelle) , dann im Gebirge
abermals G 7. Agios Nikolaos 1
G 8. „ Dimitris f Kapcllen in der
G 9. „ Janis I Einodc.
G 10. Agia Anna
G 11. Kako-siale-si: Cr/fUo^jSclilccliterSpeichel."
n G 12. Kotroni, bios in der Volkssprachc: ,,Stein". (Cotrone im Italienischcn ist ein Ausdrnek fur alte Kupfermiinzen.) Vielleicht das Ital. Quadro „Quader-Stein." (?) Kotroni und Kotronas „Steinig", „Stcinangcr" komint 6'fters vor. Der Familien-Namc : Kolokotro- nis kann iibcrsetzt wcrden: ...Mann von stei- nernen Sehenkcln" aus KiSlog und Kotron. Einc andcre Erkliirung ware aus Kolon fur Nikolaos und Koutron ,,Stirne" aus dem alten Konn — ? ? — A 13 Liopesi , A. Liope „Kuh", si Ausgangs-
silbe. Die Albancscn sprechen Liope sch, |
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die Griechen Li ope si, weil sie keinen
Sch-Laut in ikrer Spracke liaben J Liopesch
^Kuhheim".
G 14. Armeni, Armeuon ,,Segel", Armena ,,Takel- Werk".
R 15. Mala-casa. ltalienisck. G 16. Agios Merkouris, Kapclle (Kalendernamej.
G 17. Beletzi, Berggipfcl mit Kapelle. Vielleickt von Belazo „Meckern dcr Ziegen"?
Am Flusse Asopos liegcn noch :
G 18. Sikamino, Sykaminon ,,MauIbeerhauni", nam-
lick die eine Art, welcbe schwarze Friickte triigt , die andere keisst bckanntlielt Morea, was audi iiberhaupt fiir allc Gattungen gc- braucht wird. G 19. Oropo, die Triimmer der altcn Stadt lie-
gen Vj dcutscke Meile weiter unten am Meere, wo jetzt n G 20. Skala Hegt. (Sammelname fur allc Einsckif-
fungsplatze), auck Sk'ala-Apostolou ge- nanut, „Apostel - Stiege"; aus dem Latein, Scala. R 21. Bugati, auck Bouga Mpouga, Mpogada f (j „Lauge", „Wascke" in der Volksspracke. Buga T ,,Farbc" vielleickt Boccato , If illicit. ,,Lauge", damil vcrwandt (?) G 22. Milosi ,uvXos Miikle (oder M;./« Apfelbaum.) G 23. Marko-poulo Markos und poulos „Kind". Im NO Viertcl der Karte:
G 24. Kalamos „Rokr". G 25. Panagia „Allerkeilige" (Mutter Gottes). |
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G 26. Megalo Livadi „grosse Wiese" ein Kloster.
G 27. Agios Elias i G 28. „ Janis Kapellen.
G 29. „ Theodoros J
G 30. EbrSokastron, Hcbraer-Burg (d. a. Rbamnos).
G 31. Barnabas oder Varnava, beil. Name. nG 32. Vilia oder Biglia, „Wacbe" aus dein Lar. G 33. Mazi, von Maza „Gersten-Brod". In. SO Viertcl:
G 34. Kapandriti, x&na dvSqot,
n G 35. Kotroni, wic oben 12. G 36. Agia Anna, Kapclle.
n G 37. Kalenglii oder Kalentos von Calendac , der 1. Tag des Monatcs! Kalenta.— G 38. Pyrgos „Thurm".
G 39. Gramatiko, Schreiberdorf.
G 40. Epano-SuH „Ober-Suli".
G 41. Kato-Suli „Unter-Suli". Drei Suli gibt es
in Griechenland und eins in Epirus. Zovh in Attika zweimal, und einmal im Pclopon- ncs, das alte ZoUiov, und Suli in Epiros das alte ZvXiov (ZvUovzg). Die Einwohner spre- cben Albanesisch, der JNamc aber ist alt- griecbiscli. G 42. Drakoncra „Drachen-Wasser".
G 43. Koraki (Berg), Dim. „Babe".
G 44. Maratbona, der beriibmte Name!
T 45. Bej, tiirkische Wiirde.
T 46. Seferi, T „Krieg".
n G 47. Kotroni, (Berg) wie oben 12 et 35. G ;48. Vrana und Braona nach Webler, das alte
Brauron. Ein Slavist ware versucht es fiir |
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Slaviscb - Wallachisch zu halten, wo es
„Krabe" bedeutet!
G 49. Argaliki, ugyds weiss, und Unrj Licbt. G 50. Rapetos, der alte Name Rapeatosa, wclcbcn die siidwestlicbe Abdacbung des Pentelikos
fubrte.
G 51. PenteliI;os, (Berg) audi Pcntcli und Menteli, G 52. welcben Namen aucb ein Klostcr auf dicsem Bcrgc fiibrt.
G 53. Aphorisinos ,,Flucbort". G 54. Epano-Stamata von ci^uktcj. G 55. Stammata, dcrselbe Name. TG56 Buyati, wie oben 21. G 57. Pyrgos, ein einzelu stcbender Tburm. G 58. Spatha, von enci&q Scbwert. G 59. Katipbori, Abbang. Kuiw-ipfQiav, G 60. Liosia, von 'HUaata „sieb sonnen" ("Hhog „Sonnc), hog Caniculum!
Im S W Viertel :
A 61. Tscburba , Maicrbof den Kantaboutzcno-
Soutzos gehb'rig. Tscburba ist die vcrdorbene
Ausspraclie der Atlicnienser. A bcisst es
Kjurkat, ,,Scbierlingheim" (Lateiu. c icut a.)
n G 62. Belousi, vielleiebt von fithS, pUoido ,,Sammet-'.
G 63. Keramidi „Zicgel".
A 64. Liopcsi (eigentlicb Liopeseb), wie oben 13
„Kubheim". Die Griecben sprecbcn Liopcsi. G 65. Tatoi, Quelle.
G 66. Is'ozea, Oza und Ozia (Panics) vielleiebt
von ofio'? G 67. Agia Triada ,,bl. Dreieinigbeitu (Kapelle).
G 68. Varibobi, Var. A „Grab", Bobi?
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G 69. Kepliissos d. a. N. (Kephalari u. auch Gaurios).
G 70. Kepliissia d. a- Name.
G 71. Mcnidi von ufVos (?) doch scheint es eber der
altc Name Paeonidac corrupt zu sein. (Die Ruinen von Aeharnae lichen siidlicher.) G 72. Agios Nikolaos. Kapelle.
G 73. Chasia (Kasia), dcr alte Name Chastia.
G 74. Gap-Stomi , das Vorgebirge am Ost-Ende
dcr Rhedc von Marathon. Stomion „1Muii- dung," Cap (d. Ital. Capo) hcisscn alle Vor- gebirge an den Nord - Kiisten des Mittel- Meercs. (An den Siidkiisten ist Ras, Ara- bisch ,,Kopf" gcwdhnlich.) G 75. Mola, A „Apfcl" (Wald), ^wi.v eine Art
j^ Knoblauch, n<Slos altgr. die Mikhe, polog
neugr. Damni.
G 76. Kropia, d. a. Name. Kqoitiuk am Hymettos.
Unter den Orten sind folgendc 8 die Grossten : G Mcnidi, Hauptort des Demos. 71.
G Chastia, d. a. N. 73.
G Kcphissia, d. a. N. 70.
G Marathona, Hauptort des Demos, d. a. N. 44.
G Grammatiko 39.
G Kalamos, d. a. Peiraia, Hauptort des Demos, 24.
G Markopoulo. 23.
G Oropos, Hauptort des Demos, d. a. N. 19.
II. Verzeicliniss
der Ubrigen Ortsnamen von Altika.
A. Im Thalc von Athen :
G — Pelika licgt jetzt in Triimmern: d. a. Name Pelekes. Auch Kato-Marousia. 4
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so
G 1, Amarousia, audi Ano-Marousia, von dem
alten ]Nanien Artemis Amarysia, Hanptort
des Demos.
G 2. Chalandri, das alte Wort XolaydQt(a* G 3. Braami statt Abraamis, der .Tiidenname. G 4. Hcrakli, die neue baycrische Colonic, das Volt nennt sie Bavaria,
n G 5. Koukoubaones „Nachteulcn" von Kovxovpiua. Onomatopoe statt ykrcvl-
T 6. Drag-oumani T „DoImctsch". G 7. Levi von lifag „Kessel". R 8. Sepolia, vieUeicht vom Italienischcn Spoglio „Raub"?
T G 9. Kaidari T G „Esel" n G. yeUaqog. G 10. Daphne (i) „Lorbeeru. G 11. A then, welches im Mittelalter auch der Name fiir Attifca war.
G 12. Patissia, das alte Paradisia. G 13. Ampelofcipos , Ampelos ,,Weinstock" , der alte Demos Kipi CjfQo<fir>i iv xijnott).
G 14, Siriani oder Sergiani (Kloster), eine Ver- derbung- aus Kaisariane (v. Caesar), von Kai-
serin Erene gebaut (Kuioaoiuvij fxoyrn der Kai-
serin Kloster).
G 15. Karyais (Kloster) von Karya ,,Nuss", auf der Nordseite des Hymettos,
G 16. Porto Drakon cltal. Porto Leone) haufigcrPi- raeas, (der alte Peiraicus) ,,Dracbcn-Hafen".
Der JVebenhafen des Peiraicus hiess im Al-
terthume^wpw)/ /U/tijV „Diebshafen" and heisst
G — jetzt Kte<pio-Ki/.i{yi welehes dieselbe Beden- tung bat
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G 17. Stratiotiki (der alte Hafen Mounichia) „Sol-
daten-Hafen".
G 18. Phanari (d. a. Phaliron) „Leuclitthurm". G 19. Tris-pyrgoi „drei Thuiroe" lieisst jctzt die Gegend am alten Vorgebirge Kolias, wahr-
sclieinlich zum Gedachtniss von 3 Tempeln,
die in dieser Gegend stunden.
G 20. Braami, wie 3. statt Abraamis. G 21. Karas, dcr alte Name Ibaria. G 22. Traboni, das alte Tetrabomon. G 23. Chasagni, der alte Demos Aixone. G 24. Trelo Bouni (Hymetlos) Narrenberg, so ge- nannt der nnrichtigen Wetter - Anzeigen
wegen $ rpf>los (von ip^w) „verdreht" und
puvos ,,Hiigel".
G 25. Maurobouni ,.Schwarzberg", der sudltche Abbang des Hymettos.
Im Tbale hinter dem Hymettos,
G 26. welches Mesogaion „Mittclland" heisst.
G 27. Karito oder Gbarito, alter Name Xa^ira.
T 28 Charbati Cbarbat T „zerrissen".
G 29. Rbapbina d. a. Araphnae.
G 30 Panagia „Allcrhcilige" d. i. Mutter Gottes.
G 31. Papangelaki ,.Soliu des Papas Angelos".
T 32. Bala tT Gruss) „in Gtrtt!"
G 33. Pctritsa, Dim. von Petra „Stein".
G 34. Velanidia: Balanos und Balanidia , die
Stacbel-Eicbel (Quercus aegilops).
G 35. Spata wie oben I. 58 fur Spatha, Spatbi das Scbwcrt.
A 36. Liopescb, wie oben I. 13 und 64. A ,,Kuh- hcim", die Griechen sprecben Liopesi.
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G 37. Karela, n^ugr. „Rollc'- 5 am wahrscheiiilich'
sten aber i\. a. Name Agraule corrumpirt,
G 38. Bathypigadi „Tiefbrunn". G 39. Vraona oder Braona , ohne Zweifel vex1- dorben , d. a. Name Brauron, wovon die
Triimmer in der Nabe licgen.
n G 40- Koursala statt Koursara ,,Corsar". G 41. Markopoulo wie obeu I. 23, Hauptort eines Demos.
G 42- Lambrika d. a. Name Lampra! G 43. Misoponitissa von /mad ,,basse" und novog ,,Scbmerz".
G 44. Vari „die Schvrerc".
T G 45. Kouvaras Koubari T G „Knaul'< „Flockc„< also ,,Flockenheim".
G 46. Kalybia (von Kouvaras) Kctlv^ „Hiitte" ist aus dcm aUgr. in das Tiirkiscbe, Slaviscbe
Magyariscbc und Siiddeutsche iibergegangen.
,,CbaIupen" fiir Hiitten!
G 47. Porlo Rap lit i „Scbneider-Hafen" so ge- nannt von dcm Marmorbild dcs Apollo auf
der Spitze der kleiuen Felseninsel im Ha-
fen, dcssen zerbrocbener Bogcn wie eine
Scheere aussiebt.
G 48. Prassiai d. a. Name, welcben nocb ein Tbeil des Hafcns fiibrt.
G 49. Koroni (Insel), derselbe Name, welcben audi die Stadt fiilirt im Pcloponncsos, am Meer-
buscn gleicben Namens.
G 50. Kaki Tbalassa (Insel) ,,bose See". G 51. Porto Daskalo fiir Didaskalo „ Lehrer- Hafen".
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G 52. Keratia (das alte Laurion) „ Homclien"
„Joliannisbrod", (Hauptort eines Demos).
G 53. Metropisi verdorben aus Metropolis d. i. „Erzbiscboflichcs Gut".
G 54. Olympos , derselbe Name, welchen der be- riihmte Berg fubrt.
G 55. Katapbygi (d. a. Thorikos) „Zuflucbt". In der Nabc liegt das kleine Dorf:
G 56. Tberiko (bei Porto Mandri) d. a. Name («? statt o).
G 57. Agios Nikolaos (Hafen), bl. Name, aucb G 58. Anapbysto verdorben d. a. Name Ana- pblystos.
G 59. Lcgrano (Laurion) wahrscbcinlicb aus d. a. Namen verdorben.
G 60. Mandri (Hafen), Mandra „StaIl". R G 61. Cap Colonna (Sunium) Saulen-Vorgebirgc von den Siiulen des Tcmpels so genannt
Colonna, ein ital. Wort in der G Volks-
Spracbe gcbraucblich.
G 62. Anagyros, d. alte Agyra am Hymettos. G 63. Aliki oder Ilaliki „Saline" am Vorgebirge Zoster.
In der Eleusiniscben Ebene : G 64 Levsina, der alte Name Elevsis mit Hinwcg- lassung des Vorscblages E.
G 65. Skliro, Zxaijqo ,,Grausam". G 66. Kalybia Kasiotiba „Hiitten von Kasia" zu dem Dorfe Kasia gebdrig, wovon wir oben
I. 73 spracben.
G 67. Bouno „Berg" psvog „Hiigel-Berg". G 68. Goriza (am Band der Ebene) „Wildbirne", |
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eine eigene Art, vrelche im Lande so ge-
nannt wird (wir sprachcn S. 33 davon). Im Alterthume hiess diese Frucht A-cherdos, woraus Gerdos und Gordos im Diminutiv Gorditsa und Goritsa entstund. G 69. Bouno 's ton Kampou „Feldberg". Kampos aus dem Lat. Campus sclion in den ersten Jahrhundcrten in das Griechische aufge- nommen. Die Einode-Kapellen :
G 70. Agia Marina (im Walde) der hi. Name.
G 71. Hagios Zacharias , auf der Stelle des alten
Tempels des Tripolemos nalie bei Eleusis.
G 72. Agios Joannis (bei Kalybia ChasiotikaD, der hi. Name.
G 73. Elateas von Elatos „ Tanne" , der alte Kithairon.
In Mcgara sind die Hauptorte:
G 71. Megara d. a. Name. G 75. Mazi (wie I. 33) von [idfr „Gersten-Brod".
nG 76. Kasidi, Kasida nG aus dem Lat. Cassida. „Kopf-Grind". Inseln von Attiha und im Acginetischen
Meerbusen. n G 77. Gaidouro-nisi „Esels-Insel". Gaidaros ein TGWort. G 78 Makro-nisi „Langen Insel". G 80. Koulouri (Salamis) KoXuqos „ZirheI". G 81. Lipso Koutalia (Psytallia) (lurch Umstcllung aus dem alten N. gebildet Xetipos und Kwtuliov „Loffel". G 82. Atalanta aus d. a. Namcn Talantous. |
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G 83, Megali Kir4 (Kyra) „Grosse Herrin".
G 84. Mikra „ „ „Kleine Herrin".
G 85. A egina d. a. Name !
G 86. Peiite Nisia „Fiinf Inseln".
G 87. Moni (lnsel) „Einsicdelei".
G 88. Ankistri „Ankerhacken", „Angel".
G 89. Hagios Gcorgios d. hi. Name (am Eingang
des Golfesi). Die Hauptorte sind:
G Athen d. a. N. 11.
G Amarousia d. a. N. 1.
A Liopesch die Grieclien sprechen Liopcsi, 36.
G Marliopoulo. 41.
G Keratia (Laurion). 52.
G Me gar a d. a. N. 74.
G A egina d. a. N. 85.
G Levsina (Elevsis) a. N. 64.
III. VerzeichnUs.
Die Namen sammtlicher Stadt- und Land-Gemelnden des
Peloponnesos. In Argolis :
G 1. Nauplion d. a. Name , woraus die ltd, Na- poli di Romania und die Tiirken Anapli
gcmaclit habcn.
G — Palamidcs die Fcstung fiihrt ebenfalls noch den alien Namen!
T — Itschkale die „innerc Burg" ist eine T Be- zeichnung.
G 2. Pidavra d. a. N. Epidavros verdorben. G 3. Cheli „Aal" aus d. a. tyyjXog. |
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T A 4. Merbaka, Mcr odcr Imer ein T Eigennamc,
Bake A „GeSChenk". G 5. Tirinthis, Tifiothon d, a. N. T G 6. Chaidari „EseI". G 7. Ligourio Lykourio Ivxos-oqos, ivxtiQeiu. G 8. Aniphi oder Anillii, Diminut, von Anethon (Pflanze).
II 9- Port Tolon und Toulon. G 10. Argos d. a. N. TG 11. Bougiati wie oben 1.21. Bouga TG „Farbc" Mnovyicis „Farber".
T G 12. Berbati, scbinutzig. G 13 Dalamanara , Ital. Dala „Kanal" und Man-
j^ nara ,,Gcspenst" Wakrwolf. Diesclbe Ort-
scliaft lieisst aucli pdfaos d. i. Sum [if. (finvvQa.
,,IIacke" viclleicbt liicss es urspriing-lich
det,udhi-/urti/ciQa ,,Kalbhacke" ?)
G 14. Kouzopodi ,,t£rummfuss".
G 15. Kato-Bclesi odcr Belctsi (wie oben I. 17.)
von /jfAc/fw „Mekeren" der Ziegen (?)
G 1(5. Karya „Nuss".
G 17. Ano-Belesi wie 15.
TG 18. Passia, Pasias, Pascha T Wiirde.
G 19. Thornakion d. a. N.
G 20. Skotini, Skotcine „die Finstere".
G 21. Myloi „Mulilcn«.
G 22. Acklado-campos ,,Holzbirn-Feld" , Ackladi
fur d. a. A/qics. Campos schon in den ersten Jalirhundertcn aufgenommen. T. 23. Cliarbati wie oben II. 22. T „zerrisscn,
zerfctzt". G 24. Agios Nikolaos.
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In Hermionis:
n G 25. Kastri, aus dem Lat. Castrnm, schon in den erstcn Jabrlmndcrten n. (.hr. aufgenominen. G 26 Methana d. a. N. Methonc. G 27. Damala ,,Kalbheim" Damala „Kalb". G 28. Kato-Pbanari „l]Hter-Leuchten". G 29. Kranidi „Scbiidcl" im Dim. G 30. Didymon, Didymoi d. a. N. In Hydra und Spetzia:
G 31. Hydra d. a. N.
G 32. Poros (Kalavria) „Durcbfahrt".
II 33. Spetsa Spctziai, Pctsa und Petsae von den
Eingeborcnen genannt. Pescia d.h. Fiscbcr- lnsel, analog d. a. Namen liUovaa von dlieveiy fisclien. (Spczzia bei Genua> In Korintbia :
G 34. Korintbos d. a. N.
G — Hcxamilia ebenfalls d. a. N.
G 35. Peracbora „Land iiber".
G 36 Sophifcou „das Land des Weisen".
G 37. Agios Gcorgios „hl. Georg".
G 38. Agion-orion „bl. Berg".
G 39. Agios Basilios, bl. Name.
G 40. Bracbati von bracbos ,,Fels".
G 41. Angelo-Kastro ,,Engels-Burg".
G 42. Bbyton (,vt6u ,,RinnsaI".
G 43. Pissa „Peeb".
G 44. Basilika „Koniglicb".
G 45. Stcnon „Enge".
G 46- Lapbka odcr Lapbiba von laphi , elapbos
„Hirscb".
G 47. Aigialeia „Kiistenlanda.
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A 48. Liopesi wle I. 13, 64, wnd II. 30 „Kuh-
heim".
G 49. Leonti von Leon ,,L6'we". G 50. Trikala „dreimal gut". (Trikkala in Thessa- lien ist das alte Tqixxij.')
G 51. Zachole (i) f«'/o>to? „GallcareIch". G 52. Binaisoder Pinnais, plural, von Pinna „Perl- muttcr".
G — Phonia der See, d. a. Pheneos (wie einc Stadt hicss welche dort lag.)
G 53. Karya „Nussdorf ". A 54. Tra-ne-baltsa, Tra A „Balhe" ne „durch" baljt ,,Sumpf" also ,,Sumpf-Steg".
G 55. Klcmenti, hi. Name. Nahe hci Skutari hcisst eine Landschaft
Klementina.
G 56. Kastanea ,,Kastanienheim''. G 57. Tarsos ,,Sohle". G 58. Kalliani , Dorf des Kalliani „Kalojoannes". ,,Gut-Johann".
G 59. Sibista, ZepaaTtj „Vei-ehrte" hi. Name. G 60 Panariti, von Panarrhetos „unaussprechlich", hi. Name.
G 61. Pitza, PIssa „Pech". G 62. Messinon ,,Mittlerc". G 63. Goura, plural, altgr. tSgi-fta (reife Friiehte), ci-yovQtt neugr. i"-(OQa altgr. (Gour A. „Stein"
ilanu miisste aber die Ortschaft Gouri, und
iiichl. Goura heissen).
G 64. Gelene oder Gelini WXus „Lachen". G 65. Matzani ,[«*'£« „Gcrstenbrod". G 66. Saranta - pechon „Vierzig Ellen". Peche Elle zu 3,8.
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In Acliaja:
G 67. Patras, vom altcn Patra und Patrae, woraus das ital. Patrasso.
G 68. Clialandritsa, von ycdctvdQtta (wctya; yai.$>>). G — Slleyos, der alte Name wXevla ntiQce. G 69- Ano Aclia'ia „Ober-Achaja." R 70. Santamerl, aus dem franzos. St. Omer. G 71. Prostovitsa , ttqoc&k nnd pticra — ptQytxaa, (auch ptqyovla, vom latcin. virga).
G 72. Gouzouuiista, xovic6fit<s&o<; ,,der Halbbc- lohnte."
G 73. Longos „Wal(l„" lm Bulgarischen Long. Im llyrischcn Lug. Altgrieeh. loyfxrj [X]ayxog,
woher Xdyxo; uud Xayxctdt.
n G 74. Kastritzi ,,Schlosschcii." n G 75. Vostitsa audi Bosta (d. a. Acgium), Bosta, Bostani, n. G. Garten, soli aus dem franz.
bastion fcommen. Bostantsi, T. G.,,Gartner."
G 76. Parasfccvi ,,Frcitag," eigentlich ,,Vorberei- tung," auch als heil. Name.
G 77. Pteri, „Fliigelchen."
G 78. Diahopto ,,Durchschnitt."
G 79. Porovilza, 77po/s«K ,,ScbafsfelI," landesiiblich
KQopirta im Diinin., ahnlich der Ortsbezeich- nung Probatou Kastron in Makedonien. In Elis:
G 80- Pyrgos „Thurm."
A 81. Krekouhi „Rothkopf" G 82. Cbelidonia ,,Sch\valbenheim." G 83. Barbarena (heil. Name). RG 84. Tsogia, das ital. Gioja, Kleinod und Freudc, ein in dieser Gegend, sowie in den joni- |
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schen Inseln schr iiblisher Ausdruck. tooyia
ixov = Gioja mia. T 85. Tatarali. d. i. Tatar-AIi , T. Name. T G 86. Dervitselepi, d. i. Dervisch, T. ,,Monch" und Zelepis, T. G. j^alant." G 87. Gymeria , %eifi£Qia ,,w i n t e ri ic h , stiir- mis ch."
G 88. Lada, cig-entlich Se-lada, das altc ZelXovg. n G 89. Kato-Loukabitsa, von Loukas, der lieil. Name; viclleicht Loukanitsa ,,Unter-Wurst- heim." Loukanikon ,,Wurst," vom Lukas- Tag-e so g-cnaiint. Ivxavn ,,Getreidestainpfc." laxauiig ,,Kuclieil." T 90. KoulogH, Og-lu, T. „Solin." G 91. Agios, Elias iheil. Name). R 92. Gastouni, vom franzos. Namen Gaston. G 93. Bartholomiou (heil. Name). T 94, Souleiman-aga, d. i. Aga Salomon. G 95. Maliki, von fiaiU, Wollc, Haar. G 96. Kalotychon, „gnt Gliick." G 97. Manolada ,,IVlaniiclsdorf." Emanuel d. lieil. Name.
S 98. Dibri, S. „Thal.-' T 99. Koumane, alinlicb dem Koum-capi und Koum-
burnu g-ebildel. (Koiim, A. „Sand." xovficig „Nest.") T 100. Lala, T. ,,Obeim," audi im Albaniscben gebrau cblich. n G101. Yilitza, d. i. Vig-litza, Dim. von Vig-Ia ,,Wacbe," ans dem latein. Vig-ilia schon in den crsten Jalirliundertcn aufgenommen. G. 102. Kalabryta T)Scli6'nquelle , Sckonbrunn." G. 103. Goumcnitza —'Hyovjxtvtxea „Aebtissin." |
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R 104. Chlapatzuna — Glabazuna ,,junger Sctz-
Hnjj, Fachser" im Ital. G 105. Petzaki, Dim. v. nei^C, „Leder" aus dem al-
tera 7Zf'<T*0S. G 106. Lapathai, d. a. IName.
G 107. Ag-ios Blasios (hi. Name).
T 108. Kertezi T. „Kram, kleinc Waare."
T 109 Libarzi, zJ T. Endung.
R 110. Strctzova , vom ital. Stretteza „Enge"? —
ova B. Ausgang.
G 111. Lyltouria , d. a. Name. T 112. Bersitzi, T. ,,Seidenverkaufer." G 113. Mazi, von maza, Gerstenbrod. TG 114. Mestizi — mesti, eine T. Art Schuli. Dim. G 115. Soudena, von Soiida „Graben." G 116. Ano-potami „Oberflnss." G 117. Balmi odcr Pal mi, von palami, die innere Fliiclic der Hand — (?)
G 118. Kalamos „Rohr." G 119. Seliana, von Sclinon „CeIcri" (Gemiise).
R? 120. Sopoton, Soppiattone „Prabler;"— Soppi- diano „Sclicnimel."
G 121. Zaronehila, von {etowveo „zusammenziehcn" unci yiiktj „Lippe$" aucb Naukria, aus dem
a. N. Nonakris.
In Tripbyllia: G 122. Arkadia, d. a. Kyparissia. Dersclbe Name der alten Landscbaft in der Mitte des Pe-
loponnesos.
G 123. Philitra, von Pbili ,,Kuss," die Kiissende. G 124. Garg-aliani, = gargaliaris „kitzlich" r«?- yaklt,(a a. G.
G 125. Ligondista , von Uyov fur ohyov und ifCaiayna,
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G 126. Pedemenou statt Paidevmenon.
G 127. Rbaphto-poulo „Sclineiderkind."
G 128. Maliki, wie oben 95.
G 129. Psari „Fisch."
T 130. Soulima, T. Salomon.
G 131. Sidero - Kastron „Eisenbur{j."
In Olympia:
G 132. Andritsena, von eVcfpo'j.
G 133. Lamta, Lamda, der Buclistabe L. RG 134. Zaclia ,,Jacke;" landesiiblieher Ausdruck, auf den Inscln Jakcta, auf dem Festlande
Z aka.
RG 135. Bartseli und Bartsas, ein Rest, ein Stuck. Ital. Parte (Pars-tis).
G 136. Gcreka, von /Vpo<,-, ytQcixog „Alterchen." G 137. Krestena (von xQtam, „Kannni"' aus dem Lat. Audi Kresthene „H err sc h e vkraft."
G 138. Agoulinitza, dyvXti ,,Zahnf le i sck." T 139. Tsorbatzi, T. „Herr." G 140. Kalydona, alter Name. G 141. Zourtsa statt Georgia. nG 142. Bcrbitza, von Berbcna ,,Eiscnkraut." G 143. Ampeliona „Weingarten." In Gortynos:
G 144. Dimitsana , Dimitsis, Dim. Demetrius. G 145 Vytina fur Bodina, von lions „Oclis." G 146. Vemnitsa , Dim. von F-c<Luv6e .. c'/uvMa, duviica (sehr iiblicb als Feminin.), almlich dem Vi- tylo statt F- OnvXog. G, 147. Magouliana von Muyulov ,,Wanfje." R 148. Laston, aus dem ital. JLasto (^Gewicht von 2 Tonnen). |
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S3
G 149. Valtesiniko, von pahog „Sumpf', aus dem
Dor. F-uArog (f"r oUof).
R 150. Karnesi, Came R. „Fleisch." Si Aus- g-angssylbe , wie aus Tournois „Tornesi."
G 151. Yrei*bitza, wie olicn 142. G 152. Lanjyadia, von Lankadi ,,Thal," Mittelwort von ^«/o>V und ciyxog.
G 153. Visitzi, byzantin. Dim. statt Byzi „Brust." R 154. Palurnba, Palombo, ital. „Wildtaube." G 155. Konlo vatzena, von xovzog ,,kurz" und (3citos ,,Strauch," ptU&vov, cine Bcere, ,,Rofo
cannio."
G 156. Semnitza , Dim. von Ztuvrj, heil. Name. G 157. Biacho Rliaphti „WaIlachen-Sehneider." G 158. Ag-ios Joannis. G 159. Karytaina audi Kartena, d. a. Name Gortys, Genitiv Gortynos verdorben. Die Triim-
111cr von Gortys liegen 2 Stunden Weges
entfernt.
G 160. Zonali, von Zoni „Giirtel." R 161. Zatouna, Zattuna „Pfotchen." G 162. Zygobisti, von Zygos und 6nia&ev. G 163. Chora „Land." G 164. Vclimachi, Philimaki, Kuss: (pthj/Act, <pdn- /ukxiov. Dim,
T 165. Vacbla. In Mantincia:
G 166. Tripolitza, Dimin. „Dreistadt," die Ver- cinifjunjf dcr drei Stiidte : Tcgea , Palantion
und Mantineia, wovon die Trummer in dcr
Elienc von Tripolitza liegen.
G 167. Tsipiana, von Tsipa (altgr. {vya, avipap), Rintlc, Haut.
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G 168, Levidi, (tifas „Kessel,u audi Leveti ge-
naunt (?) — oder Levithi und Levidi, ein
Wurm , der ira Altertlimn tXfitv&og liiess.
nG 169. Kandila, von Kandila „Lanipe," aus dem ital. Gandela.
R 170. Dara , romanisch das ,,Ueb er ge wich t." G 171. Alonistena, Aloni „Scheune," Alonistcna, die Drcsclicrin.
G 172. Arkoudorenma, Arkouda „Bar," Rlievma Rinnsal.
T 173. Dabia, T. Befcstigungsthurm (Tambour}. G 174. Baltcsion, von Baltos „Sunipf," Avie 149. R 175. Kandrova, Kandari, n. Gr. „Zcntner," aus dcm Italieniseben. NB. kann nicht sla-
viscb sein, weil N vor Consonanten im
Slavisclien nie vorfcommt.
G 176. Pappari „Mobn." G 177. Kaltezai, Struinpf, von calceus, xdXnog und xcdrtxiog bei Plutarcb.
G 178. Blaeho Kcrasia „Wallaclienkirsclien." T 179. Besiri ,.Vesir'< (T. Wihdc). G 180. Pialc, Phiale „Flascbe." It 181. Bertsova, Berza ital. „Scliienbein" oder piQxri (Fiscb), ova R. Endung.
G 182. Stcnon „Enge." G 183. Kakouri, Dim. von xuxog und Sqos , xaxoigua, In Megalopolis:
T 184. Sinanon. T. Eigenname. G 185. Leondari ,,L6we" im Dim. RG 186. Gardiki, vom R. garde, Dim. G 187. Karyais. Karya ,,Nuss." G 188. Isari, latt ,,flacli, ebeu," (aknl. dein Msbkqi, von /xicti').
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G 189. Choirades (von yo\r,ot Schwcin) „Sl?rof-
fcln"
G 190. Dyracliion, vvic im Ulyr. Gracca. In Mcsscnia:
G 191. Kalamata, d. a. Name Kalamai, audi G 192. Kalami, Dorf in dcr Nalie von Kalamata, auf den Triimmcrn dcr altcn Sladl.
G 193. Kainari, Kainara, G. ,,Gc\volbe" (*«r^«po'w ,,AV0lb(!ll."j
T 194. Aslanaga, Aslan-Aga.
It 193. Sitsova, Siza, Hal. „Nordwind;" ova R.
Ausgang'.
G 196. Poliani, von Polios ,,Graubopf.", G 197. Nisi „lnsc! " T 198. Nasiri, T. „Umstandlichbeitcn " nG 199. Scala, ital. ,,Sticge," Stcig, Trcppe, ins n. G. auf^-cnnmiiicn.
G 200. Mcligalas „IIoiiigmilcli" (Mcli und Gala). T 201. Tsaousi, T. Trabant. G 202 Diabolitsi, Dim. Diabolos. G 203. Konslantinon (.licil. Name). G 204. Mita „Apfel." G 20-5 Maiironiali „S"clnvarzau;;c" (Itbomc").
G 206. Pentia „Funfc," (Rdiquicn, wclcbe auf dcr Brust getragcn wcrden.)
G 207. Abramion ,,dcs Abraham." T 208 Moustaplia Passa (.T ) T 209. Chalbatsou, Clialbatsi, T Derjcniftc, wcl- chcr Clialba bcreitct (^cinc T. *'pciscj.
In Pylia:
G 210. Ncokastron ,,Neubiirg\" it „ JNavarino, voiu ital. JNavalc; dcr alto Name 5
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G — Pylos hat sicli in einer nahen Dorfschaft
erhalten.
G 211. Modon, d. a. Name Me&tov. G 212. Memeritzi, pe^ls im Anadiplasiasmug. TG 213. Agatsiki, das Dorf cines Aga. G 2.14. Chandrinou , yrdv&Qa (altgr. %6viqo(i die Perle. G 215. Soulinari, eakrjv „Rohrc." Dirnin. G 216. Vlacho-pulo ,,Wallachenkind." G 217. Karon, d. a. Kolonis R stalt L. G 218. Longa, Longas, von Longos ,,Wald5" n. G. ans MxPI ;;Waldi(r, Waldheim,"
G 219. Pelalidi (Name einer Auster: Patala vul- gata lin.), Petalon, ,,BIatt, Hufeisen."
A 220. Miska, A. „Trudhabn." T 221. Osmanaga, Osman-Aga. T. Wiirdc. 11 222. Skarmingos , Dim. von Scarmo ,,Ruderring." In Lakedaimonia:
ii G 223. Mistras aus Mistri „Maurerkelle," also ,,KelIbeim.'' Mistri vielleiclit aus dem Hal. Mestola ,,Kellc." It ,, Oder aus dem Hal. Mae'stra ,,Herrin." G 224. Anabryti, von ctvapQvw ,,aufquc lien." n G225. Sklabochori ,,Sklavendorf," fiihrte noch im Miltelalter d. a. Nam en Amyklai.
G 226. Palaio-Panagia „AIl Panagia" (d. N. dcr Mutter Gottes).
G 227. Agios Nikolaos (heil. aine). ii G 228- Gorani—gori ,,Knabe," neugriecb. Oo'poj) Knabcnreicb, oder etwa sebleclite Scbreibart von ^mgavii, ,,die landlicbe'?" G 229. Petrina, von Pctra „Stein." G 230. Trinasys, d. a. Name. G 231. Lykobouni ,,Wolfsber{>'." |
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G 232. Geraki, Tsquxi, Dim. Jfywy, ,,der Alte," der
alte Name Geronthrai gleichbedeutend. G 233. Vambakou , von Bambaki aus Bombyx
„Baumwolle." G 234. Cbrysapha „Golddorf."
G 235. Agrianos, von ayqwlvoi ,,Wildwerden."
TG 236. Tsintsina, TsintsU, T. G. Pferdkinnladen. G 237. Evrysthenai.
G 238. Vessara, von Bijeaa, „WaIdschlucbt."
G 239. Bourlia „Schilf," Bourlon, v. a, PqvXIov.
RG 240. Arachova, G. Arakos, Hal. Araco ,,Erbse" ova B. Ausgang, G 241. Bardonia oder Partbonia 5 vielleicbt von Par-
then ia. G 242. Kastanea „Kastanienbeim."
G 243. Georgitzi, Dim. des heil. iV aniens.
G 244. Longanikos, von Longos „Wald."
G 245. Monembasia (auch Malfasia, Malvoisie und
Malassa) ,,Eintbor, Ein-Eingang." G 246. Mylaos,
G 247. Daimonia „TeufeIsdorf."
G 248. Pbaraklon. 9«'p«? ,,Abgrund."
G 249. Laki, Mxxos ,,Graben."
G 250. Bhicbia, pnxd „Untiefen."
G 25i. Kremasti ,,die hangende."
G 252. Apidia „Birnen."
T 253. Durali, Doiir Ali (T. Name und Wiirde).
R 254. Tsimova; ova R. Ausgang. Cima, Hal. ,,Gi-
Gr" , pfd?" oder xvpa „ Welle," K wie Ts ausgc-
sprocben. NB. Der Ort liegt hocb oben auf einem
Felskegel, an dessen Fuss sicb die Wel- len brechen. In der Nabe ist auf alten 5 *
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Kartcri Chic la fa angegeben ; vicHcicht
vom ital. cliielarc ,,Wogcn breclien" (?) Fur die griech Ableitung spricht die Um- gebung mil griech. Namen, vtie folgt: G 255 Vitylo, (1. a. Name init dem F-Oitylos.
G 256 Trachyla „Gcnuclsc "
G 257. Koutipbari, xnu „Buchsc," ifuQog, „Lcucht-
tliunn". G 258- Pebnon statt nvxyov „Dicfc i cht."
G „ Platza, Plalitza, von Plali „Sehultcr."
G 2;9. Ncochori „Ncudorf."
G 260. Melaia, Milaia, von Milon „Apfel."
G 261. Kastanea ,,Kastanicnheim."
G 162. Kardamyli, d. a. Name.
G 163. Petroboimi, „Petcrsbcrg."
Til 264. Liasinova, Liasc, T. Eigcnname, ova R. Ausgang.
n G 265. Kampos, n. G. Fcld, aus dcm Latent, auf- gcnommcn. G 266. Dolou, 66).os ,,Lisl."
G 267. Armyros ,,bitter, salzig."
G 26S Pyrgos „Tliurm."
G 269. Dryalos odcrTrialos, von Tqw;.
G 270. Messc, Mesc(i) „MiltIcrc."
G 271. Kounos, xtovo? ,,Kegel."
G 272. Alika, Halilsa „8alinc."
G 273. Maralbouisi, Marathon •Nisi ,,Inscl"
nG 274. Scontari „Scbild ," Dim. von Scude, ital. (by zan t in i so bj. G 275. Karyoiipolis ,,Nussstadt "
G 276. Vaehos odcr Baclios ,,Baclmsdorf."
R 277. Limbcrdoii, Uunfqio: a. d. ital. libcrta
G *,78. Marathea, mui>uOqov (Name cincr Pflauzc).
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G 279. Polyarbos (Polyarpos? „Viel-ranhcnd-»r").
G 280 Lageia oder Lagia und htytva ,,Krug." G 28t Piontcs ,,dic Trinkenden ," aucli x (<l ,.0', G — voni a. N. xctiv 6-nokig (Tainaron). R 282. Kabalos, aus dcirt ita|. Cavallo. G 283. Phloudocliori „Bastdorf," von pOptfo ,.Bast." i) G 281. Kotronas „Stcinliciin," von Kotron ,.Stein" in dcr Volkspracbc, Cotrone licisst im Ita- licnisclicn cine ,,altc Kup f c rmii n zc." In Kynouria (Tsakonicn = Lakoiiicn).
G 285. Agios Pctros (dcr hell. Name). iiR, 288. Kastri, aus dem lat. Caslrum in die G. Spraelic aufgenommen, schon scit den er- stcn Jahrliiindcrten nnscr Zeitrcchnung. G 287. Agios Joannis (der lieil. Name). G 288. Doliano „dcr U e be rli stc t e." dG 289 Bcrbona. ptyptvu „E iscnkraut." G 290. Platanous „Platanenlicim." G 291 Sitani, Seliaafstall, allgemcin iiblichcr Aus- druek neben pavtion $ bci Hcsyeb. au'dn. Stall. G 292. Leonidi, Dim. ,,Lowc." G 293. Agios Andreas (der lieil. Name). G 294. Agios Basilios (dcr lieil. Name). G 295 Kosmas (xds,uo?l (dcr lieil. Name). G 296. Marios, d. a. Name (war einc freic Lako- nisebe Stadt). Hauplfliissc des Peloponncsos:
G i. Eurotas, jctzt B asilopotamos „Konigs- FInss" und
G — Iris, vfeiter oben- „Rcgenbogen." G 2. Alpkeios, jctzt Rhonphia, obnc Zwcifcl dcr altc Name verdorben. |
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G 3. Pamissos, jetzt Pirnatza, wahrsclicinlick
von ntQvdio ;,durchgehen." also „Fnrtk." Im Ganzcn haben wir in unscrcn Vcrzeicknis- scn der Ortsnamen im Peloponnese und Attika fol- geiulcs Zalilcnverhiiltniss gefunden : 416 grieckische, 32 romanische, 42 tiirkisclie, 11 albanesischc, 1 slavischen Namen. Zusammengcsetztc Namen, und solcke, welcbe aus zwci Spracben eine Herlcitung erlauben, mussten wir doppelt zahlcn, um nicht ungereclit zu sein. Der einzigc Name, wclehen wir als slaviseb be- zeickneten, weil nns keinc andere Ableitung be- kaunt ist, namlick „Dibri" III. 98., diirftc wobl aueb griechischen, roraaniscken, tiirkiscben oder albanc- siscken Ursprungs sein. Der Fragmentist sagt (S. 438) ,,dass in den
Stromgebieten des Alpheios, Pamissos und Eurotas, d. i. in den altcn Landestkeilen Arkadia, Elis, Mes- senia und Lakonia eine die grieekiscke zebnfach iiberbietende Menge slaviscker Namen sicb crbalten liabc; Herz und Kern des Pcloponnesos seien topograpkiscli nock beute vollig slavi sck." Dann keisst es S. 385. ,,Das ganze Eiland (Pe-
loponnesos) ist nach alien vicr Wcltgegenden und in alien Theilen mit rein slavischen Namen iiberd eckt,a Wir miisscn um Entsckuldiguug bitten, wenn
wir uns von der Walirlielt dieser fiekauptung nicbt iiberzeugen konnten. |
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Eiirotas, Alpheios und Pamissos habcn zwar
neuc, aber keinc slavischcn Namen. Untcr der Gcsammtzahl aller Stiidte- und Gemein dc-Na- mcn des ganzen Peloponncsos sind nur wenige, wclchc slavisch scin konntcn, wic Dibri (HI. 98.). - Einer dcr Fliisse, welche sicli in den Alpheios
crgiessen, biess Ladon ini Altcrthume, jetzt Lan- dona, oifcnbar noeh der alte Name. Der Erymanthus hcisst jetzt Dogana, eiue ro-
manisebe Vcrderbung des alten Naniens Diagon. Ein dritter Fluss hcisst Miraka (von fieii>«xtoi>).
Die Hauptquelle des Pamissos beisst Kepbalo-
brysis, Gcsainmtnanic fiir Hauptquellen. Nahe da- bci ist der Baeb Broino - rbcnina (poio/wg und nt$/m). Das oberc Tbal des Pamissos beisst jetzt Meli-
galas ,,Hon ig-Mil c b-ig.'' Dieses Thai ist durcb die Hohenziigc von Hcllenitza und Konto-bou- nia cingcschlosscn. Wir sehen also den Pamissos tibcrall von griechischen Namen umgeben. Im oberen Pamissos -Thale ist das Dorf Sanda-
nia, ohnc Zwcifel dcr altc Name dcr Stadt Andania. Der Fluss Balyra heissl jetzt Mauro-zoumcna,
(/.uiiJQos und fft),udf) ,,Schwar z-Briihe ;" Bathos im oberen Alpheios - Thale bei Karytena hcisst jetzt Bathy-Bheuma „Tief-FIuss." Die Quelle des Alpheios bei Lcontari vvird
jetzt Phranko-brysi ,,Frank c nqu e lie" genannt. Der Taygeton beisst jetzt Pentadactylos „Fiinl'
Finger-Berg" und scin Gipfcl Agios Eli as, wo im Alterthuinc das der Sonne gewcibte Taletum stund; bier stcbt jetzt die Kirche des heil. Elias. Uebcrall und meist auf Bergesgipfeln bat dieser Heilige die |
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dem Apollo goweilitcn Platze cingcnommen, and so
hat sicl* dcr- Glaubc in cbristliclicr GcstaJt ans dem Allcrllium l»is It crab anf unscrc Zeit -vcrerbt. Mit gutem Gcwisscn kunnnn wir behaiiptcn:
dass Tlcrz n n d Kern dcs Pcloponnesos audi topograph isch ii Jj c r w i c g- c 11 d g-ric- cli is cli s i ud. Merlivriirdijf ist, (lass viclo altc Namcn anf nciie
Niederlassuugcii iibertragen wurdcn. Epitlauros anr dor Halljiiiscl licgt in Triimnicrn " untcr Selmlt uiid Gcstripjj. Gegcnuhcr licgt das Dorf Pidaura. Die Stadt Kalamata soil nielit auf dcr Stcllc dcs altcn Kalamai stclicn 5 dieses lajy am Ufer dcs Pamissos, \\o jctzt cin klcincr Ort K a la mi ^odcr Kalamia ) j; I'li.-iunl wird. Das altc Oropos in dcr JNalic dcr Kiistc licgt
in Triimnicrn, abcr cine halhc Mcilc landcinwiirls fiilirt cin bedentendes Dorf jczt den alien Nam en. Bci dem Klostcr dcs Hosios Lul.as, am Abliangc
dcs Hclil.on, sind die Maucrn von Stiris, aiis -*vcl- chen sicli das Klostcr zum Tlieil anfgcbaiit bat. Waiter oben licgt cin Dorf mit dem alien jVaincn. Lykonria obcrlialb dcs Sees Plionia ini Pelo-
poimcsos , licgt in der Nahc dcr alten Stadt g-lei- clicn Nainens, wclclie auf der flochcbciic stiind. Dcr Name dps Sees Plionia ist olinc Zvveifcl der altc Stadt- utiri Secnamc P lien cos. Anf der Stclle dcr alten Stadt Lenklron in dcr
Maina stcht ein Dorf mit dem iNanicn Lcutroo odcr Lcvtro. Das altc Oitylos Iicisst jetzt Vitylo , d. i. dcr
altc Name mit acol. Digaina. Die IIcrl citung dcs Narncns Maina, cigcntlicb
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Maui, isl unbcstimmt. Das Castrum Maina wurdc
von Villc-Ilartlouin crbaut. Vicllciclit konimt der Name von dcm Dorfc Mina, in der Nahe dcs Castriims. Odor biuig-l der Kame mit Mantincia zu- sammcn ? Wcr bann cs sag-en? Mantincia's Triim- iner nennt das Volk jctzt Palacn-polis ,,a!tc Stadt," abcr der Name der Stadt Tripolis ,,Dreistadt" dcutct auf die Vcreinignng der drci Stadtc Manti- ncia, Tegca , Palantium, welche cbeinals in dcrsel- ben {'"bene stunden. Auflallend ist, dass jetzt zwei Ddrfer in der Maina den Nainen Mantincia fiibrcn. Mikri-Mantincia liefjt zwiscben Kampos und.Armyro, das andcre weiter oben. Das Dorf Agcranos nininit die Stellc des atcn
Arainos cin$ wabrscheinlicb dcrsclbc Name. Vide alte Nainen baben sieb noeli spiit im Mit-
tclalter crbaltcn. Dor alte Name Amyklai komnit nocli zur Zeit der friinkiscben Eroberung im XIII. Jalirliuudcrt vor; erst 1447 wird cs znerst von Phranzes Sklavo - Cliorio, d. i. ,,SkIavcndorf,' gc- nannt. Noeb im XV. Jalirliunilcrt nennt Cbalco- condylas Vostitza init tie in altcn Namcn Ac gin m, wo cr von den Ziijjcn Mabomet II spricbt. Aneb Nainen der altcn Landscbaften baben sich
zuin Tlieil noeb erhalten. Acliaja blicb bis in's XIII. Jalirbundert — und
audi nocb spiitcr — der Name dos ndrdlicbcn Pelo- ponneses. Jetzt findet sicb der Name noeb in dein Dorfe Ano-Acbaja. Arcadia beisst jetzt die Stadl, welche im Alter-
tbume Kyparissia biess, olinc Zwcifel vvegen eines resell it'll (lichen Zusaiiiinciiliaiigcs init jener Land- sdiafl. Dieses Ufbcrtragcn alter Nainen auf neuc |
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Ansiedlungen ist cin machtiger Bewcis von der Er-
haltung des alten Volfces ! — Es kann den Kundigen nieht befremden, dass
vielc Ortsnamcn im Laufc der Zcit sich geandert habcn. Durch die Eiiifiihrung des Christenthunis crhieltcn viele Ortc christliehc heilige INamen. Schon im Altcrthume baben fortwahrend die
alten Namen ncueii Platz gcmaclit. (Die altesteu sind Pelasgiscb, also nicbt helleniscb.) Delphi hiess urspriinglich Parnassia, darauf Pytho und erst spii- ter Delphi. Sikyon hiess friiher Demctriade , dann Aegialia$ Mekone und Telchinia. Es fiihrtc nocli im spatcren Mittclalter den Namen Sykion, jetzt hcisst der Ort Basiladi. Corinth hiess friiher Ken- thyra, Epope, Ephira , Hcliopolis, und unter Gasar Laus Julia. Thukydides crziihlt dass die Lakcdamonier den
alten Namen Pylos vergcssen halien , welches sic Koryphasion nanntcn. Als diescn Platz die Athc- ncr unter Demosthenes bcsetztcn gabcn sic ihm wie- der den alten Namen Pylos. In Folgc von neuer Oberherrschaft, ncueniAuf-
bau und aus Schmeichclci fuhrten zur Zcit der ro- mischcn Kaiser vielc Stadtc 2 und 3 Namen nach- einandcr und off nebeneinander ! Im Mittelalter gaben die frcmden Eroberer des
L amies, Frankcn , Italiencr , Tiirken ebenfalls neue Namen und veranderten die alten. Prinz Willi. Geoffroy haute auf dem Berg hin-
tcr Acrocorinth cine Festung- die er Montesquiou nannle. Die Griechen machten daraiisMoutite-Skoubc und zuletzt Pentc-Skouphia ,,Fiinf Miifzcn" exmpia statt Bxv<fi« „Beclier" und „Miitzcn", Scufo imltal. |
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Moncmbasia „Einthor" liiess im Mittelalter:
Marmcsia und Napoli de Malvoisie. Aus dcm frank isch en Namen St. Omcr im Her-
zogthnmc Clarcnza wurdc im Munde des griccbi- scbcn Volks Santamaria und Santamcri. Die Tiirken und nach ihnen viele Fremde ver-
drelitcn die griechischen Namen bis zur Unkennl- licbkeil. Und solclie vcrdorbene JNamen sind in alle Landkai-ten iibergegangen. Statt Naupaktos sa- gcn die Tiirken Ainabachty, die Ilalicner Lcpanto. Statt Korinthos: Gordos und Gereme. Statt Patrai und Palaia-Patra d, i, Alt - Patras , Balabutra und Baliabrada! Statt Navplion sagen die Tiirkeu Anapli und
die Italiener Napoli di Romania. Fiir Clialcis kam dcr Name der Meerenge in
Gebraucb. Aus Euripos, Evripos inachtcn die Tiir- ken Egrypoz. Die Italiener nannten Meerenge Stadt und Insel nacb dcr Briicke die hiniibcr iuhrtNcgro- ponte ,,Scbwarzbriickc'''. Kenntcn wir nicbt aus Gcseliichtliclier Uebcr-
lieferung die wahren , urspriinglichcn Namen : wir wiirden uns frucbtlos iiber ihre Bcdeutung undHcr- lcitung den Kopf zerbrechen. Mit etwas Scbarfsinn und Beredsamkeit konnte
man aber fiir diese versliimmelte Namen alle mo'g- licben Spracbstanimc nacbweisen. Dem uuternehmenden Ausleger kommt die Ver-
waudtscbaft der Slavischen, Germanischen und Hcl- leniscben Spraehc zu Gute. Dcr beriibmtc Slavist Kopitar (Jahrb. der Lilt.
1330 LI pag. Ill Art. IV) widerlegt inchrcre dcr Slaviseben Herleitungen unseres Fragment is ten |
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wnd gibt ilim den Ralli, Slavischc Grammatik nnd
Wortcrbucb besser zu Ratli zii Ziehen. Zuin Scbluss seiner Widerlegung sagt cr: ,,Durcli diesc Bcrich- tigung-en komint frcilicli Morea vor dcr Hand nm seine imposantcn Koloiiicn von Moskwa odcr gar von Susdal bcr." Abcr dicse Bcriebtiguiigcn lesen die meistcn Lcscr der allgcnicinen Zeitung nielit, und dcr Fragmcntist that, als btitte cr sie nielit gelcsen. Es ist ein cigener Tricb der incnsclilielien Natur,
nacli dervcrbotcucn Frucbtzu grcifen undnacb dem zu strcben, was uns vcrsagt ist. So bat der Fragmcntist sicb mit Vorlicbc auf slavischc Etymologic vcrlegt! Er schcint jeden Namen fiir Slaviscb zu ballon,
wofiir iltm die grieebiscbe Hcrleitung nielit bcbaiint ist. Hier cine Probe seiner gelebrten lrrfahrten.
Die beiden Ortsnamen Aglado - Campos und
Agrapido-Campos baben dicsclbc Wortbcdcutimg. ijamlicb : „H ol zb irn feld". Agladion ist das alt- grieebiscbe Acliras mit der gewobnliebcn Vcrwecbs- Iting von I nnd r nnd beisst ,,Wildbirnc". Campos ist seit den crstcn Jabrbundcrten unserer Zcitrcch- nung aus dem Lalciniscbcn ins Grieebiscbe iiber- getragen. Agrapidion von Agros „wild" apidion ,,Birne" bat dicssclbe Bedeutung. Der Fragmcntist, cincin Icidcnscbaftlieben Jiiger
vergleiebbar, der libera 11 Spurcn seines Wildes zu seben walint, glaubtc audi in dicscn beiden Orts- namen acbt Slaviscbe Worte zu entdecken. I in Jabrc 1830 (_Gcscbicbtc von Morca I. 285)
6cbrcibt cr: „Mancbmal scbeint sog-ar das slaviscbe Stamm-
„wort neben seiucr Uebersctzunggcblicbcu zu sein, |
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„weil die slovisclien Ortsnamcn der Regcl narh im-
„mcr cine Lobal-Eigcnsehaft bezc'iclmcn, wclclie die nUeberxiigler rait cincm Wortc aus Hirer Sprache „ausdriicktcn und init dcm crstcn Namen in Verbin- „dung selzten. Aglado-Campos soil nns als Beispicl „dienen. Glad, der Gricelic spricht Aglad, heisst im „Slavisclicit „Ebenc", Aglado - Campos (odcr in „ der Ursprache Morea's Aglado-polia) ,,Fcld- „EI)ene", acquor eainpi. (Ilicr folgt ein bezcich- „ncndes Citat aus Virgilii Acn. VII. 781 ), „cinc Be- ..iHMiiHiiijj-, -welch e die Lage dieses Flecbens am „Ausgaiig-e der Arkadischcn Bcrgschluehtcn anf der „Ebcne \or» Argos gut bezeiebnet ; (es licgt aber ganz in den Bergen und bildet ein klcincs Thai), „Urfonn iinil Bcdeiitung- von Agrapulo Campos (soil hcisscn Ag-rapido-Campos) „wage ieh aus Mangel „an slavisclicn Hiilfsmittcln niebt zu crkliircn. — (Das ist scliadc !) — „Dass aber diescm Namen ein „abnliclics Spiel zu Grundc liegt, wie Aglado- „Campos unci Pcribolia ist niebt zu bezwcifcln". Wcr denkt liicr niebt au Tasehcnspielerkiinste?
Pcribolia (Garten) das Diminut. vom altgriccbiscbcn Pcribolos ( Umhegung) soil Slaviscb sein !! — Fiinf Jahrc spatcr gestcht der Fragmentist (1835
Acad. Abb. pag 89) scinen lrrtbuin sclbst, cr sei eincr falselicn Sebreibung gcfolgt, babe jctzt im Landc sclbst den wahrcn Namen aus dcm Mundc der Bewolmcr gehort: das Fine lieissc „Holz- Birnc", das Andcre ,,HoI z ■ Ap f el" (!) Fiinf Jabre bvauchte cs, nm zu diescm Ergcbniss zu gc- langen : aber dennocb war die wabre Ueber- setzung- mil Holz-Birnc und nocb einuial Holz- Birnc nielil gewonnen! — |
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Doch der „weltweise Reisende" ist nicht der
Mann , der sich so leiclit abschrecken liisst 5 denn trotz dieser cnlniuthigenden Erfahrung in slavischer Sprach-Untersuchung , sclieul er sich nicht, in den Fragmenten 1845 (also 15 Jahre nacli dem erstcn und 10 Jahre nacli dem zvveiten misslungenen Ver- suche dieser Art) II. S. 385, seine Gegner mil slrengcii Worten folgendermassen zureclitzuweisen : „Man muss jedenfalis zwischen sarmatischen und „hellenischen Apellationen zu unterscheiden wisscn. „In der Regel Iiat von den iingestiimsten und un- „gelehrigsten Gegnern keiner diese Yorbedingungen „erfullt, und doch reden sie so viel und so laut in „einer Sadie , zu der sie nicht einmal das ABC ge- „lernt haben!" — Der Fragmentist ist ein tapferer, mutliiger Ringer, dem mitt em im Kampfc selbst der Muth wiichst. lm Jahre 1847 (Allgem. Zeitung 26. Marz) komnit er ahermals anf den alien Holzweg zuriich : „AchIad finde sich in der arahischen Sprache
und heissc II ol z hi rub a um." Also ware der Orts- namc daher abzuleiten? Besonde>s musste ihm daran gelcgeu sein, dem
Leser glauhcn zu machen , der Name des Landes, selbst: More a sei eine slavisehe Bezeichnung. Ucber die Deutung des Namens Morea , Mora,
cigentlich More as, welchen der Peloponnes seit seit dem 13. Jahrhunderte fiihrt, sind die Gramma- tiker nicht cinig! Morea im Griechischcn , Morns im Laic in
heisst Maulbccrbanm; in der jetzig;en Volks- Sprache Mouria; und Moreas oder Mourias wiirde so viel bedeuten, als „Maulbecrhaltig" |
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oder „Maulbe crreich" wie I. o Iron as (sieh III.
284 im Vcrzeiehniss von den Ortsnamen ini Pelo- ponnes) von Kotron in der Volkssprache: „Stein" steinhaltig oder steinig bedeutet. Acbnliche Ortsnamen sind:
Karyas , Fluss zwischcii Petalidi und Nisi im
Peloponnes — von Karya „Nuss" also Nussrcich oder N us s ban in re icli und vielc andcre, z. B. Patras aus Patra gcbildet.
M cliff alia (III. 200) „MiIch-honig-reich".
Galatas ( Kalidon) bei Mcsolonghi,
Kosmas £111. 295).
Kassias etc. ete.
Diese Bildu iij; ist aucb bei fremden Namen nicht
ungcwohnlich, z. B. sagt man im Griechischcn statt Kanada (in Nordamerika) Kan a das. Bei Personen-Namen ist die Bildung in as nocb
haiifiger, und sie driickt den Besitz mit dtm Ncben- begriff der Fiillc aus, z. B. Kcplialas ,,Dickkopf". Kolaras „ der dicke Schenkel bat" glcich- bedeutend mit dem Familiennamen Kolokotronis: ,,Mann von steincrnen Schenkcln"—Myta- ras ,,Gross Nas".— (Diese Wortbildniigkommtsclion im II. Jabrbundert nach Chr. Geburt vor , z. B. in dem Taufnamen Demelras oder Dimitras statt Demetrios) ; oder bei Bezcichnung der Beschaftigung z. B. Schoinas (Scbinas) ,,Seiler" von Scboinos „das Seil". Wcnn der Peloponnes also von More a (Maul-
becrbaum ) den neuen Namen More as erbalten hat, so ist diess aus der Beichhaltigkcit der Maulbeer- Baume und der bluhenden Seidenzucbt unschwer zu erklaren : weil im 12. und 13. Jahrhunderte Pa- |
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tras, Korinth mid andcrc Stiidte wc^cn der Scidcn-
zucht liciiiluiit warcn und audi jctzl nocli „Morc'a- Seide" cin bebanntcr Handds - Artil.cl ist. Audi Apia ,, Bii'iilialli;;' , Birnrcich " soil die
Halbinsd vordem g-chcisscn liahcii, wic uns Athc- nacus XIV. 63 crziihlt: ,,\Vcg-cn dcr rcidicn Birn- Erntc babe man das Land so g-cheissen" , dahcr Apiog audi Pelopo nn csist.h bcdentetc. Mit dicscr Erhliirung- nicht zufrieden , ineintcn
Andcrc, man liabc den Peioponnes desswegen Morca gclieissen, weil cr die Gcstalt cines Maulbeerblaltcs zeigt, wie sclion friilier cin Vcrgleich mit cincm Plataucn-Blatt geiiiacht wurdc. Wicdcr Andcrc spracben dicMeinung- aus, dass
Morca aus Bomca durcb Uiustclliing- (Metathe- sis) cntstandcii sci. Noeb Andcrc bcliaiiptctcn, dcr Name komnic vom Volksnaiiien Mauri; cs kommt namlidi aucb die Sclircibart Mioocc (Mora) vor. ( Ta- fcl de Thessal fiilirt dicsc Sclireibiing an nacli Ma- zaris (im J. 1446) bei Boissonadc in Ancetodis Gr. Vol. 111. 117, 119 — 124) Professor Kcilmaicr aus Ascbaffenburg will den Namcn Morca aus dem Sy- riscben ablcitcn. Prosit! Wariim nicht aucb cine Hcrleitung aus dem
Alt-Gallisdicn ( CcltischciO versuchen? Mor bcisst im Ersisclien (All-Irliindiscbcn) und im Giilischcn (Alt-Schottisdien ) „Gross", wovon mchrere Orts- n a in en gcbildct sind ; z. B. Drum-mor Gross- Be rg, ( desscn cnglischcr Name Fair-head ist). Dan- e-mor Gross-Stadt. Mora hiess im Allcrlbuinc cine Ahtheilung dcr Spartaniscbcn Soldatcn und Burger. Moria cin der Minerva zu Allien geweihter Ocl- Bauui und MuqIh die „Tborbcil". |
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Doch mit diesen Herleitungen nicht zufrie-
dcn, verwiift der Fragmentist alle und erkliirt Alle jene fur Thoren, die nicht cinschcn wollen, dass Mo re a oder Mo re as eine slavische Bezeichnung sei;—denn Morje (More) heisst slaviseJi das Meer. (Man konnte cs eben so gut vom Latcin. in are lierleiten). Dagegen hat man eingcwendet: dass Meer oder
See keine Bezeichnung fiir ein Land sei, namlich ohne Zusammensctzung mit noch einem Wortc wic z. B. Seeland oder Po-Morje (der slavische Name der Preussischen Provinz Pommern). Am- Meer also „Kiistenland". Der Fragmentist konnte ehcr Zamora am Duero
im Konig'reiche Leon als slaviseh erhlarcn, Za-morje „h inter dem M e e r e !" — Mit grosser Urtheilsschiirfe wird aber folgendes
bewiesen : „Der Peloponnes war mehrere Jahrhundcrte ein
,,slavisches Land, also muss der Peloponnes docb ,,anch cinen slavischen Namen erhalten haben, also „ist More'a ein slavischcr Name". Friiber horten wir von ihm baufig , dass das
griccbiscbe Vol!; slaviseh gewcsen sein muss, weil die Ortsnamen slaviseh seien. Jetzt heisst es um- gekehrt, die Ortsnamen miissen slaviseh sein, weil das Volk cs war! — Die vdlligc Verwandlung des Peloponnes in ein
,,slavischcs Morea", bcbauptct der Fragmentist, sei schon im Jahre 1000 n. Chr. Geb. nach den strik- testen Regeln der historischen Kritik er- wiesen! — Zwar hat man dagegen cingewcndet, dass bis ins 13, Jahrbundert kein Schriftsteller diesen 6
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Namen gebrauebt liabe. Nodi bei der Landung der
frankisebcn Rittcr biess der nordliche Tbcil des Pe- loponneses Acbaia, und sogar bis auf unserc Zciten full re n die Herzoge vob Savoyen ( jctzt Kdnige von Sardinicn) den Titel „Fiirst von Acliaia", weil der Herzog Pbilipp von Savoyen im Anfang des vicr- zclintcn Jahrbundertcs sieh mit Wilhclms cinziger Tochter und Erbin vermahlte. Dicss Alles wciss aber der Fragmcntist mit gro-
scr Gcwandtbcit zu umgcbcn , indent er versiclicrt, der Name Peloponnes sei bloss im Kanzlcistyle ge- bliebcn, der wabre Name Morea aber sei schon im 8. Jabrlmndcrte der Volkstbiimlicbc gewesen. Wir konnten dagegen die Frage aufwerfen: 1st
viellcicbt der alte Name ,,Pelops-Insel" auch scbon im Altertbume bloss in der Scbriftspracbe gcbriiuch- lich gewesen und konnte das Volk nicbt etwa scbon dortmals cine cigcne Bezcicbnung ( uic Apia oder Morea) gebraucbt habcn? In seiner ;;Gescbicbte der Ilalbinscl Morea"
spricbt Dr. Fallmcrayer vom 8. Jabrbundcrt an bloss von Morea und in den Stellcn der alten Gesebicbt- Scbreibcr sctzt er stattPeloponnesos immerMore a. Diese Sorgfalt wagt Zinkcisen eine ,,gelebrte
Unredlielikcit" zu nennen und spricbt daun im All- gemcinen iiber diese Gescbicbte: ,,das Wcrk gcbe von cincm Vorurtbeile aus , wclcbes nicbt durck- gefiibrt wcrdcn konnte, und desswegen cine Menge Widerspriiclie unvermcidlicb maclite". Er lobt ,,die geistreiebe Combination , die oft treffenden Urlbeile, die cinnehiucndc, effcctvolle Spraclie, Glanz der Rede und Darstellung" vcrmisst aber: ,,die genaue |
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und freie Wiirdigung der Qucllcn, unbefangcncs
Urllieil und inncrc Wahrhcit." Trotz diescr Bcrichtigungcn von Seite seiner
gclehrtcn Gogner sellout sieli der ,,wcltweisc Rci- sende" doeli nielit (S. 441) zu belinupten: „Den slavischcu Ursprung des Namcns Morea wagen so- gar die dctcrininirtesten Gegncr nieht niehr streitif zu maclien 1" Ein ahnliclicr Strcit wurde gefuhrt iibcr den Na-
men Misitria, Mcsitlira, Mistra oder Mistras am Taygeton '/« dculsche Meile von den Triiin- inerii des altcn Sparta cntfernt. Die Stadt oder docli die Burg wurde 3 Jahre nach der Landung der frankischen Ritter im Jahre 1207 durch Willi. Ville Hardouin gegriindct. In der ,,Chronik von Morea" wird die Entfcrnung von Lakcdaimonia ^d. i. Sparta) cine Stunde wcit angegeben. Lakcdaimonia war damals noch eine bedeutendc
wohlbcfestigte Stadt, welebe Ville Hardouin 8Tagc lang belagertc. Es ist wolil kcin Zweifel, dass die Bcwohnor Spartas spiitcr nacli Mistra iibersicdclten, nm in stiinnisclien Zcitcn in der machtigen Burg Seliutz zu finden. Sebon Chataiihriand bekiimmcrte sich um die Be-
deutung des Namcns Misitra,. fragte walirend seines Aufentbaltcs in der Stadt die Einwohner bieriibcr und erbielt die Antwort, dass eine Art Kiisc iVIisitra lieissc und dabcr der Name der Stadt abzuleiten sci. Fiirst Piicklor crzablt dicss nacb und iibersetzt Mi- stra mil „Quarkstadt"\ Es ist aber wahrschcitilich bier der umgekebrte Fall, dass n'amlreb der Kasc naeli der Stadt genannt wurde. Die Einivobncr von Mistras wissen cben so wenig von der Bcdeutung 6*
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ihres Stadtnamens, als die Berliner und Dresdner
von ihren Stadten. Colonel Lealie fand in Mistra Inschriften voni
altcn Mcse (Miaog) und man wollte daher ,den neuen Namen crhliiren. Man ko'nnte glauben , Mistra sei aus Pole-
mistra mit Weglassung der 2 ersten Silben ent- standen, wic der Taufname Milri aus Dimitri. Mesitra wire cbenfalls cine griechisehe Ab-
leitung und bedeutet „Vcrmi t tier in." Aueb cine Herleitung aus dein Romanischen ko'nnte man an- nclunen : aus macstra ,,Herrin". In der Volfcsspracbc cndlicb beisst Mistri ,,die
Maucrerkelle" , welches Wort auch die Albanesen gcbraucheii, vielleicht mit dem Italieniseben Me- stola ,,Kelle" vcrwandt, und Mistra ware nach die- ser Herleitung- mit „Kellheim" zu iibersetzen. Mistra wird im 15. Jahrhunderle von Chalco-
condylas (IX. 195 Ed. Venct.) erwiihnt, jedocb oline dass der Name genannt wird: ,,Bci Sparta, am Fuss des Taygcton licgt cine
,,belleniscbe Stadl. Sic ist von der alten Sladt ,,(Sparta) und vom Eurotas ungefiibr 18 Stadien ,,entfernt." (40 Stadien sind cine deutsebe Meile, also 18 nicbt ganz '/a Mcilc.) Es ist fcein Zweifel, dass Cbalcocondylas von
Mistras spricbt. Obwobl nun bier ansdriicklich die Stadt als eine
,,bcllenische''i bezeiebnet wird, bebauptet der Frag- mentist dennocb init Zuversichl, Mistras sei „Sla- viscb" und gibt verschiedene Herleitungen des Na- niciis von Mes und Mis als Proben. Der beriihinte Slavist Kopitar (in den Wiener .lahrbuch. 1830 LI. |
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Art. IV.) weist diese Herleitnngen zuriick, wcil
stra keine slavische Flexion ist und schlicsst seine Kritik mit der dentliclien Versicherung: ,,Mistra ist nicht Slaviseh." Obwohl der Fragiueiitist schon 6'ftcrs als cinmal
dnrcli seine slavischen Suraehforschungcn aufs Glatt- eis gefiihrt wurde , so Jiisst er sieh dadurch uiclit abschrecken , er fiihrt mit grobem Geschiitze vor, inn den Feind zn vernichteri. — Seitc 428 donnert er nns mit strcngen Worten an: ,,Wer nicht glau- ,,ben will, dass Mistra (mit einigen anderen Nainen) ,,ein slavischer Ortsiiame sei : soil sich um diese ,,Dingc lieber gar nicht kiiminern mid das IJrtheil ,,Andern uberlassen !" Gegen cine solche Brcchhattcrie ko'nnen wir
nicht Stand haltcn und wir miissen nns zuriick- ziehen ! — Bcinahc gleiehzeitig haben 2 Gelehrtc die nalie
Vervvandtchafl der slavischen Sprachc mit der All- gricchischen nachgewiesen. In Athcn der Theologe Oihonomos und in Pressburg in Ungarn Professor Gregor Dankovsky. Dieser iibersctzt Gricchisch wdrtlich mit fast gleichlautcnden Worten ins Slavi- sche ; jedoch beniitzt er dazu allc Mundarten: Rus- sisch, Polnisch, Bohmisch, Illirisch und Alt-Slavisch, so dass bloss derjenige die slavische Uebersetzung verstehen kann, deni alle diese Mundarten (oder be- sondcre Sprachen) gelauhg sind! Seine Sprachlehre hat die iiberraschende Auf-
schrift: Matris Slavicae filia crudita — vulgo: ,,Liii-
gua Grace a — seu Grammatica cunctarum
Slavicarnm et Graecarum dialectorum etc. Po-
sonii 1837.
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Dieses Bucb liefcrt cinen gliinzendcn Bewcis
dass man Allcs bcweisen kann ! Es ist cine gclebrtc Mcrkwiirdigkeit, Ucbcrdie Verwandtscbaft der dentsclicn Spraebe
mit dcr Griccbiscbcn nnd Romiscben baben deut- scbe Spracliforsclicr sclion frulier berichtct: sic sind alle Tocbter dersclben Mutter, der Indo-Ger- maniscben Sprachc , aber jetzt cinander frcuid ge- worden. Es kann iiiclit auQallcn , wenn ein Slavist in
alten und ncucn griecliisclien Ortsnamen slavisclie Abstammung zu crkennen glnubt, nnd sclion in den alten Goiter- und Hcroen-IN'aincn Spurcn davon ent- dcckcii will. Die Slavcn sind ebenso ahncnstolz als boff-
nungs- und crwartungsvoll. — — — — Dcr Fragmentist bebauptet (S. 426) nacb
Dr. Scbaf..: ,,Dic Bewolincr Griccbcnlands wabrend des
Mittclalters miisscn dcr Mcbrzabl nacb Slavcn ge- wesen scin, weil Mcnscbcn, Stiidtc, Ddrfer, Bcrge und Fliisse iiberall slavisclie Namen batten und ••orli halien !" „Dcr Hcrr Doktor iacbt dabcr iiber den blin-
den Eifer dcr dcutscben Hellenisten die aus Ein- seitlgUcit und I 'miIssenhell ein unbestrcitbarcs bistoriscbes Faktuni nocb imnicr anfecbtcn uud als ein niebt seiendes liiugnen wollen." Die Andersdenkenden ,,citcl Escl" zu nenneii,
ist ein altes Auskunftsuiittcl welcbes scbon Dp. M. Lutber gegen scinen Widerpart gebraucbtc. Audi uns wird gegonnt scin zu lacben iiber
den blinden Eifer des wcltvrcisen Re is en- |
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den, wenn er die Trugbildcr seiner gelehrten Ein-
bildung'skraft fur Wirkliclikeit halt , oder uns zu- iiintlieii will, sie dafiir zu halten! Aegrotus numquam somniavit quod Philoso-
phoruin aliquis non dixerit ! Lactantius.
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III.
Geschichtc.
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Ob man eine Verschmelznng verschiedener Volks-
Stamme im Peloponnese annehmen konne? Quis negat primam esse Histo-
rici legem lie quid falsi Ulcere au- deat — lie quid veri non audeat! Cic. Or. Der gelehrte Slavist J)r. Scliafaril; sag! von den
Slaven wclche nach Griechenland zogcn: ,,Die Ge- schichtc dieser Slaven ist fast von undnrchdriiigli- cher Finsterniss vcrliiillt!" Von ilirem ersten Krsebeinen finden sicb nur
wenige Worte in den Schriftstellern von Byzaiiz, mibestimmt, schwanbend nnd sieh wiedersprecbend. tiesammelt hat diese Nacbrichten schon im vori-
gen Jahrhunderte Stritter (Memoriae populorum Sla- vinicorum. Petropoli). Auch die Nachrichten iiber die spatcrn Schick-
sale dieser Slaven sind nicht crscbopfend , und ibr endliehes Verscbwindcn wiedcr in Dunbcl gcbiillt ! Es ist also bier fur gelebrtc Mutbmassungen ein
weites Feld geoffnet! |
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Aus der Geringfiigigkeit und demWiderspruchc
der friiheren Berichte so wie aus dcm Mangel aller spatern Nachrichten kann man mit gutem Grunde schliessen, dass die Einwauderung der Sla- ven unbedeutend und voriibergehend war! Der gelclirte Fragmentist hat aber (lurch iiber-
rasehendc Znsammenstellung und glanzende Bercdt- samkeit die diirren Berichte der Byzantiner fur seine ,,Thesis" ausgebeutet, und dazu warcn ihm besonders die Umstandc giinstig: nainlich diegrosse Mehrbeit der Lcser war dem Bereich der gelehrten Welt entriickt , in wclcher seine Irrthiimer aufge- deckt und beriehtigt wurdeii. In den Jalirbiicbern von Wicn, Berlin, Heidel-
lierg, in cinzclnen Abhandlnngen, in griechisclien Zeitschriften und inehreren griechisclien Schriften linden sicb solcbe Berichtigungen, aber sie sind zer- streut, Nieinand hat sie zusammengefassst, durch'dic freuidc Spraehe sind sie vielen unziiganglich und nnbekannt gcblieben! — Wir wollen bier einige griecbische Gegcnsehrif-
tcn nennen. Die Zeitschriften :
'Ad-rjva und 'Padci^y^vg 1842.
Tov vt'ov Aexhiniov 848 (191 — 220).
Joxt/uiov 7UQi G7iovd'ijs i>jg 'iaiOQtccg vixo />cupytor
Ilividdov z/«()/9«'pfWf 1842.
KaiuGTctGig GvvOTiiixij tijg nokecog AfrqviZv vno diovi'Ct'rjv ZovQ,ufb~/ <*&> 1842.
Avrnqoni] (Rcfutatio) vno Atvxiov 1848. Hegi irjg EnoixrfiEwg ZkafiixiHv nviav qivkiay vno A'. I/a7ici(>(>tjyoTiovXov 1843.
Wir selbst baben nur die Letztc dieser |
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Schriften gelesen! nnd es ist scbwer sie zu er-
haltcn ! So ist das Gcscbicbtswerk dcs Makcdonischen
Kricgs - Hauptmannes Perrbabos (Tit(>(>cttpov 'laroQi'a Zovkiov Venedig 1815) in den 2 Hauptbibliotbekcn Wiens niclit zu linden. — — Vicl Gutcs und Treffendcs ist zertreut in Ab-
handlungcn nnd Zcitscbriftcn und verlicrt sich in die Menge! Ueber die Eiiuvandcrung der Slavcn in den Pe-
loponncs und ibre Sebicksale gibt bios ein Scbrift- stellcr uinstiindlicb und zuin Tbcil noeb selbst als Zeitgenosse Nacbricbt. Das ist der Kaiser und Gescbicbtsscbreiber
K on stan I in o s Po rp by roge ni to s (912 — 959). Von der Einwandcrung- oder Ansicdlung der
Slavcn vvird mit wenigen Wortcn Folgendcs bc- ricbtet: (III. pag. 53. Ed. B. de Tbem. lib. II. Sext.)" „Unter Konstantinos Kopronymos (741 ,, — 775) als die Pest den Erdbreis entvol- „kerte, wurde das ganze Land (Xo/p« Land d. i. flaches Land im Gegensatz zu den Stadten) „slavinisirt und barbarisch." Der Fragmentist lindet es fur gut, statt „d a s
ganze offene Land" „dic ganze Provinz (Peloponncs)" zu iibersetzen , und zu barbarisch nocb ,,vollig" binzusctzen ! Wenn es hcisst ,,das ganze offene Land"
so ist dieses auch riicbt wortlich zu nebmen. Eine iibnlicbe Stellc findet sicb im Anonvmus
(apud Raucb) vom Jabrc 1214: die Tartaren und Kumanier zogen aus (Jngarn, oline dass sicb jemand entgegcnstclltc. Sie drangen nacb Griccbcnland |
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(d. i. das Ostrbmischc Reich") und verheerten
das ganzc Land. ,,lnlrantes in Gracciam totatn terrain illam de-
populabant." Es wird abcr erkliircnd noch bcigefiigt : ,,mit
„Ausnalunc dcr festcnPlatze und der star I; „ verse b an z ten Stadte. Als Konig Balduin ,,mit ilmen zusainmentraf, wurden sie zuerst von ,,ilim besiegt, dann aber cr von ibnen." Aclmlielie Volkcr-Ueberscbweininnngen wcrden
von alien Landcrn geineldct; abcr die Fluth bat Land und Voll; nielit crsiiuft, die Fluth ist wicder abgclanfen und mil friscbem Tricbe wuelis die ur- spriingTiclic Bevolfecrung iiacb. So in Irland das Ccltisch- Ersische Volfc , wel-
ches trotz Diinisclier und Englischer Eroberung und trotz dcr wiederboltcn Vcrniebtiingskricge heute zablreiclicr und krafliger ist als friibcr! Arndt sagt: ,,dic Menscben siud so leicht nicht
anstilglich und ausrottlich , als man sicb cinbildct. Wic die wilden Wasser bei iiberfliessendc!! Stro- men die Ebcnen iiberraschen , und Menscben und Vieh oft in wenigeu Stunden init sich wcgscbwem- men , so sind die Ebcnen audi wobl oft mit vcrtil- gendcr Gescbwindigkcit von den frciuden Fcinden crfasst. Aber in den Bergen und Wiildern, (auf In- seln und Sehiffen !) — bat der Mcnscb hundert Zu- flucbtcn, Scblnpfe und Hohlcn, wo er sicb birgt und wohin der Feind nicht nahen fcann; nacb dcin Ab- fluss des wiisteu Fcindes steigen die Menscben wic- der in die Ebenc hinab" (und kommen von den Iu- scln wicder). In Griechenland, im Peloponnesos, war aber wie
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wir horcn die Pest der Einwanderung der
Fremden unmittelbar vorhergegangen. Von einer feindlichen Eroberung dieser Halbinscl wird fcein Wort gesagt. Derselbe Kaiser Konstantinos Kopronyinos battc die Slaven in Makedonicn gc- kncchtct — iiujahre 758 (Ttig xaul MaxafovtuvZxlapi- vag t]yutti.t6xtvC£v)- Und in demsclbcn mid dem darauf- folgenden Jahrhundert wnrdc der Volfcsnanie Slave allgemein fiir Knecht geJ)rauclit, und ist in dieser Bedeutung in alle europaiscbc Sprachen iiberge- gangcn! Die Homer schalteten des Wohllautes wegen
cin C, die Grieeben ein tli (©) ein : Sclabos, Sthla- bos, im Deutscken Sklave, im Engliseben Slave, im Franzosischcn Eselavc, im Italienisclicn Sckiavocte. Umgekcbrt crbielt der Slavenstamm der Servicr von dem lateinischen Wort Scrvus, Knecht, den Volksnamen. Porpbyrogenitus (de Adm. Imp. II. c. 32) sagt
bicriiber: ,,Die Serbier heissen in der Sprachc der Ro-
mer ,,Knecbte" , diesen JVamen fiibren sic aber desswegen, weil sie Knecbte des romischen Konigs wurden." Spater im X. mid XI. Jabrbnndert wurde mit
slaviscben Sklaveu aucb in Dentscbland durcb Jn- den bis in den Orient bincin Handel getrieben (Sehaf. II. 47 und 325.) In den incision Bcricbten wcrdcn die Slaven als
ein Frieden liebende s, Ackcrbait trcibendes Volk geschildert — welebe leicbt von den kricgeri- schen Germanen und den kriegskundigen Romcrn und Grieeben wieder verdriingt, unterjocht und zu |
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Sklaven gemacht wurden! Besondcrs hart wur-
deu sie von den Avaren behandclt , wclchc die Weiber der Slaven an denPflug spannten; dieFran- ken wiitlietcn so selir gegen die Croaten, dass sie ihre kleinen Kinder den Ilnnden zum Frass vor- warfen! — Es ist merkwiirdig, dass die Slaven die Deutschen
,,Stuinme" nenncn: Neinetzki (von Nemo stuinni) wclehc Benennung aucb in die Magyarischc und Tiirkiscbc Spraehe uberging. Dagcgcn wollen Einige den Volks-Nainen der
Slaven ,,Slovak" von dcm altdcutscben Wortc ,,Slavan" ,,sc li wcig en" ,,ve rstu mmen" ab- leiten. Den Volks-Namcn Slovak fiihren bios die Slaven in Ungarn (die Unterdriicktesten von Allen.) Die Slavisten aber leiten ibren Volks-Namen von
eincni Alt-Slaviscben Goltcr-Namen ab. — Andere von einem slaviscben Worte welehcs ,,Glanz" „Licbt" bedeutet! — Die oberilaehlicbe nnd unbcstimmtc Angabe des
Porphyrogenitos iiber Slaviscbe Niederlassungcn im Peloponnesos wird mit folgendcr Anekdotc begleitet. ,,Der Grammatiker Eupbemios inachte sicb lustig
iiber cincn Peloponnesier der seine cdle — (uni nichtzu sagen unedlc) — Abkunft gar zn bb'cldicb riihmte, durch den bekanntcn Spottvers: ,,Ein verschmitztes Slavengesicbt." „Es war aber dieser (Peloponnesier) Niketas, der
seine Tocbter Sophie mit Cbristophoros Sobn des Kaisers Romanos vcrmahlte." — Ueber das Verstiindniss und das Gewicht dieser
Anekdotc wurde von dcm Fragmentisten und an- |
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dercn Gclehrtcn (Tafcl . Kopitar u. a.) vicl gc-
scbricben. Vorziiglicb darubcr wurde vicl gestrittcn., ob cs
Slavcn- oder Sklavcn - (Knccbt) Gcsicbt licissen soil? Wir findcn in dcr Erzablung niclits Bcfrcmdcn-
des. Erstens rtibmt sich Nikctas seiner edlcn (Alt-Griecbiscbcn) Abstammnng — z wcit ens inaeht der Grammatikcr Eupliciiiios einen Witz , indem er den AbnenstolzenNiketas ein Barbaren-Gesicbt ncnnt. Der Grammatikcr spottct fiber den Niketas wgen
der Aufnabme barbariscber Ansicdler in seinem Landc, indem cr ibn selbst einen Barbarcn licisst! Waren dortmals alle Bewobncr wirklieb Barbaren gewesen : so ware cs kein Witz gewesen, Einen dcrselben so zu beisscn ! — Bckanntlicb waren die Scbimpfnaincn ,,Esel/' ,,Oebs ' u. a. urspriinglieb Witzwortc, indem ein Menseli mit einem Tliier vcr- glicbcn wurde. So geben wir beutziitagc oft fremde Nam en den Einbeimisclien. Und beutziitagc ist ein launigcs Sebcltwort bci den Griecbcn Tourkospcrnia ,,Tiirkcn~Frucbt" was sovicl als ,,Bastard" sagen will! — Will man niebt annebmen, dass die Pest unter Konstantinos Hopronymos a lie Bewobncr des flaeben Landcs bis auf den letzten Mann verzelirt babe: so wird wobl die Erkliirung folgcnde sein : — Kaiser Kopronymus bat, wic dicss audi scbon
seine Vorgangcr tliatcn, die in den nordlicben Pro- vinzen seines Kcicbes uiitcrjoc.btcn und besiegten Slavcn in cnllegcnc Provinzen als Ansicdler ge- sebickt. Und da dcr Peloponnes dureb die Pest ent- volkert war, so wurden audi dortbin solclie An- sicdlungen gescbickt. Slavcn - Vcrpflanzungcn in |
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Masse aus Europa nacli Anatollcn wurdcn von den
beiden Vorgangern des Kopronymos reg-elmassig wiederbolt! — Wie zahlreich und in welchc Gegenden die
slavischcn Colonien in den Peloponnes verpflanzt wurdcn, wird nieht angegeben ! Langc Icbten diesc Ansiedlcr abcr niclit in Frie-
den in it den eingeliornen Gricclicn, denn selion Irene (780—802) aus einer AlLeniensisclten Familie schicktc gegen sic den Patricier Staurakios. Tlicophanes crziililt:
,,Staurakios ruckle in Tlicssalonika und Hellas
,,ein, unteijocbte allc; kain (.Etsijli&e~) in dem Pclo- ,,pontics, und bra elite viele Gefangcne und grosse „Bcute dcr Kaiscrinn zuriick. Auno 783'"! und die- ses ist das Erste feindlicbe Auftretcn der kaiscrlicbcn Truppcn gegen dieSIaven im Pelo- ponnes e. — Der Fragmentist iibersetzt bier Els>ji9-e mit:
,,Drang sogar in den Peloponnes cin" glcichsam als Eroberungs- und Entdcckungs - Untcr- ncluncn — und crziiblt von slaviscben Fiirsten, wclche den Triumph des Byzantincrs zicrten, wovon aber ii i eh Is in den Qucllcn zu linden ist! — §07. Unter flfiWeplioros I. pliindern die Sla-
ven die VVohnsitzc ibrer Griecbischen Nacb- barn, belagern Pairas, warden aber gescbla- gen und zinsbar gcinaebt unter scliwercn Bedingnn- gen, die sic bald wiedcr zur Einporung zwangen. Die Patrascr Scblacht ist dei-j Wcndcpunkt. —
830. Unter Tli eopbil os 1. emporteu sic sieh
und plunderten ihre Gr i c cbisc b e n Nacbbarn! 860. Endlieb unter Michael dem Trun-
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ke n bo Id bandigte der Protospatlmi'los
Tlieokttstog sammtliche Slaven und Rebel-
lea des Peloponnesos! Die Slaven-Lnruben im Peloponnese umfassen
also bios den Zcitraum von 783 — 860 das ist 77 Jahj-e ! Nacli dieser ,,Biin dl gung" ist Rube und man hort nicltts mchr von Heerziigen gegen die Rebellen. Bald nacli dieser Zeit unter Basilius Macedo
(867—886) und scinem Sohn Leo V. erscbeint der Peloponnes als ein rciehes und gewerbtbiitiges Land ! Es wird crziihlt (Porphyrogenitos Vita Basilii Maecd.)? dass die reiebe Wittwe Danilis von Patras fiirstliche Gcscbenke an die beiden Kaiser (Vatcr und Sobn) sandte: bostbarc Teppicbe — kiinstUche Seidenstoffe, Gold- und Silber-Arbeilen. (Aucb im 12ten nnd 13ten Jabrhimderte und noch spiiter war der Peloponnes bcrubmt wegen Seidenzucht. Morea - Seide ist auch jetzt nocb ein Handels-Ar- likel!) Der Name Danilis wird von eincm Glaubensge-
nossen des Fragmentistcn Professor Heilmair (Ent- stebung der Rom. Sprache Ascbaffenburg 834) aus dem Slaviscben bcrgeleitet. Danilis ist aber ein jctzt nocb landesiiblicher
Name namlicb Daniilis odev Daniclis von dem Pro- phetcn-Naincn Daniel! Die Gescbicbtc der Slaven im Peloponnese lasst
sicb zusammenfassen wie folgt: Nachdcm unter Kaiser Constantinos Kopronymos
(741 — 775) unter welcbem das Land durcb die Pest cntvolkcrt wurdc — slavische Horden angcsiedelt worden waren — erregten sie Unruben, wurden |
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aber wahrend 77 Jahren (783 -880) ofter geziicktigt,
his sie endliclt dureli Thcoktistos (im Jahr 860) ge- bandigt uad zu Slj la vcn g eniacht wurden ! — ' Yiiiio.'£e y.ai iymniacno — sagt ausdriicklieh Porphyr. (De adm. Imp. L. !) — Spiiter gesehieht noch zweier Horden Ervvahnuiig, wclche neben den zahlreicheren Grlechen den schmalen Landstricb am Taygcton bewolinten. Namlich die Ezeriten mid Milcngi be- bielten Hire Freiheit. Theoktistos hiilte sie wohl aucb iintcrjochen konnen, sagt Porphyrogenitos, kielt sie aber fur zu unbcdcutend iind bcgniigte sieh ibiicn 300 und 60 Goldstiicke jahrlichen Tribut auf- zulegcn. Als sieh diese spiiter eniportcn, scbickte der Sebwiegervater und Mitkaiser des Porpliyrogeni- tos namlich Romanos Lekapenos den Feldlierrn Kri- nites gegen sie, Sie wurden gcziiclitigt und ihr Tribut crhiiht. „Als aber neue slavisclie Horden ankamcn wurdc
,,den genannten 2 Sfiimmen am Taygcton auf ihr ?,Bitten und aus Furcbt, sie mocbtcn mit jenen sieh ,,verbinden, dureh cine Goldbulle der Tribut wieder ,,ermiissigt !" — Dieses erziihlt Porpliyrogenitos als Zeitgenossc !
iiber das Schicksal der rieu angekommenen Slaven- horden ist wieder Allcs still. Diese Liicke weiss aber der Fragmcntist sogleich
auszufiillcu. Scite 434 lesen wir, dass sic sieh im Peloponncs nicdcrgelassen babcn. Der ctwas unbestimmten Erziihlung weiss unser
Fragmcntist cin^ kiinstliebc Wehdung zu geben. Eriibcrsetzt namlich II. 225. „a,,s Furcbt die Shla- „vcsiancn der Ha lb ins el ('?) mocbtcn mit den ,,Horden des Taygcton gemeinschaftliche Sache ma- 7
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chen __ etc.a -— Dadurch will er zu verstehen ge-
ben, dass ausser den Taygcton-Horden audi noch
and ere Slaven in der Halbinsel gewesen scic n. Es erhellt aber aus dem Bcrichte deutlicb, dass
in der Halbinsel b^ine anderen Slaven dortnials p-cwesen seien, als die Horden am Taygeton nnd dass der Kaiser fiirchletc, mit die sen mocbten sich die N e u angcb omm e n e n verliinden. 'Ene'i eff eigtjUlof oi Zxi.etfSrfiiavoi iv t<[> @t'/.ictu Tlelonovvfr
gov, <__ tffefW? o fictffikevg Xva nn xai avioi nQogrtO-ivreg joig
XxXdSoig (die Taygeton-Horden) — nttvTiXrj i^oko&Qtvaiv rov
aviov SMuaxog iayttCGiViai — inolyaev civro'ig yjioao(lov/.iov\ etc. Stritter 11. nag. 99 iibersetzt: Imperator ol) Scla-
vesianorum advent um veritus ne Selavis (die Tay- pcton-Horden) conjunct! ouiniiio euni Tbemate Pe- loponnisi eruercnt: anream biillam dedit! etc. Da von dem Schiclssale diescr neu anbommenden
Horden alle fcrneren Nacbricbtcn fcblen: sebcint dieses Ereigniss beine wcitcren Folgen gcbabt zu baben. — Zugleicb gibt uns das lange 50. Capitel den Bc-
weis. dass ziir Zeit des Porpbyrogenitos — von den Slaven des Peloponnesos bios noeb die Horden am Taygeton mebr iibrig waren. Denn im ganzen Ca- pitel ist von an dem Slaven beine Rede nnd in der Ueberscbrift bcisst es: ,.iiber die Slaven im Tbema Peloponnese (namlicb) die Melengiten und Ezeriten und ihre Vertrage" I7(Qi imv iv tv) Stuart Ilskojiovvrfiov £xi.cifio)v, rwv if Mt-
liyyitiSv xai 'Et,tQinov etc. — Wir baben in der Redeweisc des Fragmentisten
immer die Wiirde und das Mass bewundert — die |
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lie iterc Rube and un be fangene Laune —
welche so gcschickt ist , seine Kriegslist zu ver- bergen. Ganz jyej^cn seine Gcwohnbeit wird hier cine
Art Verfluchungsforiiiel gcgen Andersdenkcnde an- gefiig-t, welches uns an den Gebrauch der Chinesen erinncrt die an den sehwiichsten Seiten Hirer Festnn- gen Verwiinschungen gegen die Angrcifer in dro- hcndcn Inschriften anhringen. Hier der Bannfluch dcs Fragmenlisten : — ,,Von der stockischen Ver s cbro ben be it
,,Europaischer Litteratcn in Wiirdigung und Auffas- ,,sung Griccbiseber Zustande des Mittelalters hat ,,man kcinen seblagendern Beweis, als dass sic selbst ,,die umstandliche, unabwcisbare, und mit den Ereig- ,,iiisscii gleicbzeitige Erziihlung des Porpbyrogenitos ,,iiber vollstiindige Slavinisirung des Taygeton und ,,Eurotas-Tbales weder zuwiirdigen, nocb fur ,,Bcricht igung ibrer mangclhaften Vorstel- ,,lung zu benutzen versteben !" — — — So viel grobcs Geschutz batten wir bintcr den
fcindiieben Pliinklern nicht erwartet. — Obwobl wir niebt zu den Litteratcn gehoren, so
iniisscn wir dock fiirebten, von dem Vorwurf ,,sto- ok is cbcr Vers ch robe n licit" gctroffcn zu wer- dcn : dcnn wir vermogeii niebt dicse Erziihlung des Porpbyrogenitos nach verlangtcm Mass zu wiirdi- jfcn und unsere mangclbaften Vorstellungen dadureb zu bericbtigcn! Dicse Erziihlung von den zwei Slaviscben Hor-
dcn welche am Taygeton wobnten — wclcbe Tbeok- tistos fiir zu unbcdeutcnd bielt urn sic zu unter- jochcn, welche beide ziisammen eincn jahrlichen |
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Tribut von 3 60 Golds tiieken zahlten : — konnte
keinen grossartigen Eiudruck auf unser Vorstellungs- vcrmogen bewirken. „Ncbcn dicsen zwei Slavischen Horden," erzahlt
Porphyrogcnitos (Cap. 4), „wohntcn in dem Castrum Maina noch alterc Kiimer oder Hellencn , wclchc wegen Hirer Untcrthancn-Trcue von Alters her bios 400 t! oldstiickc zahlten." Diese miisscn also doch wohl zablreiclier gewesen sein als jenc zwei Sla- venborden, well sic als eine gcringc Schatzung dennoch mebr zabltcn. Und bcidc versehicdene Volkcr wohnten neben ciuander in eineni scbmalcn Laudstriebc (am Taygctou) wenige QMeilcn gebir- gigen Landes. Im XIII. Jahrhiindcrte erschcint Lakedairnonia
(Sparta) als eine bedeutende woblbcfestigte Stadt, welcbe Ville Hardouin 8 Tage belagert. Im XV. Jabrlmndcrte spriebt Clialcocondylas von
dcr Stadt Sparta nnd einer andern nabe gelegenen reieheu hellenischen Stadt (Mistras) (IV. 195. Ed. Yen.) — Aucb die Stadt Amyklai fiihrte nocb zur Zeit der
Franhiscbcn Eroberung den altcn Namcn! Wcnn nun die helleniscben Bevvobner der Maina
schon zablreiclier als die Slavcn-Korden waren, und ■die zwei Stadte Lakedairnonia und xMistras ebenfalls von Hellencn bewohnt waren, so bleibt bios wenig Raum fiir die Slavcnbordcn in dem scbmalcn Land- striche am Taygcton iibrig — wohl kauni einige QMeilen. Es scbeincn also wcnn auch kriegeriscbe dennoch
unbedeutende Horden gewesen zu sein. |
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Im XV. Jahrlmnderte erzahlt Chalcocondylas: —
(Hist. Byzant. 5. pag. 18. Ed. Ven. ) — ,,So viel wisseu wir, dass diese (Slavischen)
„Volker — aller Vcrschk-denheit der Namcn unge- „achtet — doeh noch in Sitte und Sprache jctzt „noch unter einander ganz gleich, ganz Eines ,,und das sell) c sind 1 — ■ .j^ ..Hire Wohnsilze sind iiber einen grossen Thcil
„Europa's zcrslreut und er^lrccken sieh unlet* anderii ,,aucli auf c i n c n Thcil ilsl.Peloponnesos, ,,auf den Berg Taygeton und Cap Taenaron." — Hicr ist wolil zu vcrstehen : Ein Theil des Pelo- ponnesos namlich ain Taygeton Lis Taenaron , wel- ches als Ende des Taygeton zu betraclitcn ist, Und dieses ist derselbe Landstrich, wovon Por-
phyrogenitos spricht: ,,Dort ist ein selir grosser, ,,schr holier und sehwcr zuganglichcr Berg mit ,,Namcn Pentadaktylos ,,Fiinffingerl)erg" — (der spatere Name des Taygeton) ,,dcr wie cine Kellc „weit in's Mcer hinanslauft und auf dessen beiden „Sciten die Milengi und Ezeriten sieh niedergelassen „hatten. Der Byzantiuische Fcldherr Thcoktistos ,,b;ittc diese Slaven-Stamme des rauhen Gebirges „zwar audi unterjoeben honnen, sei aber von dies em ,,EutcrVverfiings-VersHche frciwillig abgestanden, uud ,,habc sieh begniigt, den jahrlieheu Tribut van 360 ,,Gold-Miinzen iliiien aufzulegcn " — Es sind also diese geduldeten zwei Slavenhorde-n
am Taygeton, welche sieh neben den zahlrcicheren hellenischen Bcwohnern von der Zeit des Porphy- rogenitos (X. Jahrhiindert) bis auf die Zeit des Chalcocondylas (XV. Jahrhundcrt) das ist 500Jahrc lang erbalten haben, — und zwar unvermischt — |
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ihre bcsonderc Sprachc sprcchend und Hire
alten Sitten bewahrend ! — Diescr Tbeil des Landes ist auch derselbe, den
die griechische Franken - Clironil; (des XIII. und XIV. Jahrhunderts) Sk labile a nennt. In den iibrigen Tlieilen des Landcs miisscn im XIII. und XIV. Jahrhunderjtt||»riechen gewohnt haben, denn sonsl hiilte Sklabika keine besonderc Bezeieh- nung sein konncn. — Und in den iibrig^n Gegcnden Griechenlands und
den Inseln konncn wir wohl mit Fug- eine Grie- chische Bevolkerung annchmen, weil das Gcgcn- theil davon nirgends gemeldet wii'd. In den Bcrichten des Babbi Benjamin von Tudela
in Spanien aus dein XII. Jabrhundert ist wohl von Vlachen und Griechen aber nicht von Slaven die Bede. Der schmale Strich Landcs. vvelchen wir zu
Ghalcocondylas Zeiten noch von zuriickgebliebenen Slavenhorden bewohnt fiuden, ist abei* ein sehr unbedeutender Theil des bent zu Tagc gric- chisch sprechenden Festlandes und der Inseln: der lOOstc Theil kaum! — Das Slavischc Element in Griechenland zur Zeit
des Ghalcocondylas (1456) crscbeint also als cin sehr unbedeutendes: namlich beschrankt auf eine oder zwei Hordcn , welche in den unzugangli- chen Berggegenden eine der iibrigen bewegten Welt entfernte Zuflucht fanden. Es ist besonders zu be- achten, dass Ghalcocondylas bemcrkt: diese Slaven haben ihrc Sprachc und Sitten bewabrt: Hier- dnrcb wird die Behauptnng widerlegt dass Slaven nnd Griechen sich schon im XII. Jabrhundert v e r- |
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scFmiolzen Ratten, fiielier gehorl audi noch das
Citat bci Tafcl (Thcssolonica etc) Anno 1416, sclireibt Mazaris (bci Boissonade Anecdota Gr. III. 174) dass im Peloponncse folgende 7 verschiedene Yolks-Stamme wohnten. 4. L a 1; eda ijiion o s. 2. Italoi.
3. Peloponnesioi.
4. Sklabinoi.
a. I 11 y r i oi. 6. Aigyptioi und
7. Jou da ioi.
Die Ladtcdaimonier wurden zirerst genannt, wahiv
scheinlich weil sie unabhangig warcn, und seit Kai- ser Augustus ,,E 1 c ut he r o-L ak o ue»'* (Freie Lakonier) genannt wurden ! — Diese Unabbiingigkeit hat sicb in der Maina bis auf unsere Tage erlialten. Ohnc Zweifel sind darunter die hellenischen Bewohuer des Castrum Maina, dann (lie Bcwoh- ner von Lakedaimonia und der reichen helleni- schen Stadt in der Niihe (Misitra) zu vcrslehcn. Dann werden die Italiener genannt, welche
dortmals einige Tbeile des Landes beherrsehten. Dann folgcn die :
Peloponnesier,
wahrscbcinlich sind dainit die griechiscben Unter- thancn des Ost-Romischen Reicbes gemeint. Ferner folgcn :
Sklabinoi,
welches oline Zweifel die Taygeton-SIaven sint. Hierauf werden die 111 y r i c r genannt, was wold
Albanescn bedeutct. Endlieh kominen:
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J u d e n und
Zig'euncr.
INoch bis zuoi Jalirc 1821 liiittc man eine a hu-
ll che Aufzahlung tier Bewohncr dcs Peloponnesus maehcn konncn. Namlich : 1. Tiirkcn als Herren dcs Landes.
2. Roinaer, d. i. Griecbische Raja.
3. Mainoten d. i. unabhiingige Griechen in der
Maina. 4. Arnauten odcr Skypetaren d. i. mahomedani-
scbe AJbanesen. 5. Albancsen d. i. christliche Albanescn.
6. Juden.
7. Zigeuner.
Tiirken, Arnauten uud Juden haben das Land in
unscrn Tagen gerliumt. In ganz Griechcnland ist jetzt weder Tiirke noch Jude zu finden, ausser auf der Inset Euboca wenige tiirkiscbe Bcsitzer. Zigeuner sind bios in Akai-nanicti hcrumzicheud.
Von Slaven nirgcnds eine Spur zu linden. Vlachen sind boebstens cinige bundert Familien
im Lande, und die Bevolkerung bestebt bent zu Tage aus ctwa % Grieehen und V6 oder V7 Albane- sen. — Vlachen, Bulgaren, Serben und anderc Frcmde sind an Zalil zu gcring um eigens aufge- zahlt zu werden, Fin sch lag en der Beweis sind abcr die bei-
den Stellen gegen die Verse h in elzung s-T heorie unsers Fragmentisteii. Wir seben in den beiden angefiihrten Stellen die
Slaven getrennt und neb en den andern Stamnien bezeichnet obwolil die Vers ch in el z ung nacb dem Fragmentisten scbon im XII. Jahrb under! |
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ganzlieb vollbraclit gewesen sein sail! Die
grosse Slavenflutb, welcbe sicb voin "VI- I»is X. Jalirbunderte iibcr einige Tlieile des Os(-R«inisc;beu Reicbes ausgegosscn, und ini VIIL.IabrbiMidcrt*! audi Griecbenland und den Pelonoimesos erir«ielit liatte: war zur Zcit des Cbalcoeondylas d. i. van XV* Jabr- lmndcrtc ahjyclaufen, und MUr am Taygeton war davon eine kleine Spur znruckgeblieben. Aelmliebe Er- scbeinuiigen bieten auf demselhen Bodco und noch in ausgedebnterem Masse die .Zeiten tier Franbiscben, Venetianischen und Tiirbiselien Eroberimgera! — Noch bis auf unsere Vage war Grrieebenland
ganz tiirkiscli: al!e Stiidte waren von Tiirl;«?ii bc- wobnt, der grosste Tlicil des Grundbesitzes iw ibren Hiindcn. Neben den tiirkiscben Herren wolntcn die grieebiseben Raja. Jetzt baben die fremden Stamme das Land ver-
lasscn, und niebts ist von ilincri zuriiekgebl ieben, als die Triimmer ibrer Wolwiungen und Mose:bceii; und die tiirbiselien Ortsnanieu erinnern an ibi-e ver- gangene Herrscliaft, wie die St.Mareus-towcn obcr den Festungstborcn an die inaebtige Herrscliaft von Vencdig erinnei-n. Im unteni Alpbeiostbale war nocli bis a«F nn-
sere Tage Lala die Hauptstadt der mabotiiedaiii- scben Sbvpetaren (Arnauten) welche durcli ibre Raiibereien der Scbrecken und die Geissel des gau- zen Landes waren; jetzt ist von ihitcii nicbts gc- blieben als die Triimmer von Lala 5 sic sind cin Denbmal des Sieges, wclcben Metaxas mit seincn Insulanern iiber die Unglaubigen erfoclif. Die slaviscben Horden welcbc zu Cbalcoeondylas
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Zeit zuriickgeblieben war«rn , sind wohl liingst aueh
ausgewandert und ausg/estorben. Denn wo ist jctzt cine Spur davon zu iindcu?
Oder sollte man anncltmcii: dass dicse Slaven
die durcb 500 Jabre ihre Mutterspraebe bewabrt batten , sicb in den letzten 3 — 400 Jabren so ganz- lieh mit der grieebisclien JBevoIkcrung- der Maina veriniscbt batten , dass sicb ibrc Spracbc spurlos ver 1 ore n b'atte 11 Der grieebisclien "Volkssprache baben sich Ro-
manische , Albanesiscbe und Tiirkische Wortcr als Lebnwiirtcr beigesellt: sollte nun von der slaviseben Spvaelie gar nicbts sicli erlialten baben'? Diese Frage scheint (Jem Fragmcntisten selbst
nicbt gcbeuer zu sein. Desswcgen vvolil spricbt er die Vermutliung aus , dass in jcu.cn Taygeton- Gegcnden vielleicbt iin lnnern der F'ainilien das Slavischc nocb gcsproclien vverde ! Sollte dieses wirklicl* der Fall set!), so ver-
niutlien wir, dass solcbe slaviscbe Fainiliciigespraclic inimcL- bci verscblosseneu Tbiircn gefiibrt yycrden, weil bisber davon nocli IVicbts weder Einbeiiniscbcn nocb Freindcn bebannt geworden ist. —• — |
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A lies was ausser den erwabnten Berichten des
Porplivrogcnitos in den Scbriftstellern jencr Zeit iiber die Slaven zu linden ist, bescbrankt sicli auf 6—7 eerstreute Pbrasen, wie der Fragme.ntist selbst zngestclit (Gesch. 1. X.) Von den Kin fallen der Barbarcn Iescn wir oft-
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mals wiederlmlt „Sie zerstortcn AIlcs , roltcleii die
altc Bevolkerung aus" u- s. w. , wie wir obcn ans dem ungarisehen Geschichtssehrciber cine ahiilichc Stelle anluhrten. Evagrios Scbolastikos (Epareh von Antiocbien)
wclclicr Endc des VI. Jahrhuiidcrts lebte, schreibt : „Die Avarm braclien zweimal fiber die soge-
„nannte lange Mauer (a»n Thrakiscben Chersonnes) „hervor, crohertcn und -verheerten Singiduiium, An- ,,cbialos und ganz Hellas mit andern Stiidtcn und „Fcstungen, vernichten und eroberten Alles." Hel- las wird bier mit andern Stiidtcn und Festun- gen gcnannt! (Achnliche Raubziige dieser Avaren knimncn auck in Deutsebland zur Zeit Karl des Grossen vor). Wahrscheinlich der Angabe des Evagrios folgt
Patriarch IVicolaos. Wie der Fragmentist sebr riclitig bemerkt, scbon
im Altertlmme, wie spiilcr, schrieb Eiuer den An- dern ana. Am Eude des XI. Jahrbundcrts scbieibt Patri-
arch Nikolaos an Kaiser Alexios Coinncnos in einem Synodalschreiben iibcr das Wander, wodurchder grossc Apostel Andreas bei Patras die Avaren besiegte, wobei er bemerkt: dass 218 Jahre dicsc Avaren das Land inne gehabt batten, uuabhangig von der kaiscrlichen Herrschaft , so dass nicbt ein- mal ein Grieehe den Fuss in das Land setzen durfte, und in cincr Stunde seien durch die blosse Er- scheinung des heil. Andreas die Avaren ver- nichtct worden, und das Land sei wicder in den Bcsitz der Gricchen ziiriickgekommen. Dieses Wun- ders wegen sei Patras zur Metropolitanlsircbe cr- |
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ho ben worden u. s. w. (Juris Gracco Rom. Jolr,
Lennclavii Amelbiirni V. 4. Fraucof. 278 — 9). Paparrhigopoulos (den wir am Eingang anfiihr-
ten) wcist in diesem Patriaehalberieht cinen drei- facben Irrthum nacli. 1. Avaren sind niemals in den Peloponnes ge-
koinmen-
Porphyrogcnitos bericbtet nmstandlicb iibcr den
Sieg bei Patras, nicbt Avaren sondern Slave n warcn die Bcsiegten. Was aber die Zeit ties crsten Einfalls der Slaven betrifft, so sagt Porpbyrogcnitos deutlich: wabrend der Hcgiernng des Kaisers Copro- nynios im VIII. Jahrbunderte seien im Peloponnes Slaven angesicdelt worden. Nacb des Patriarcben Annabine wiiren die Bar-
baren 218 Jabre vor dem Sieg bei Palras ciiigc- drungen, also am Ende des VI. Jabrbunderlcs! Aber bievon ist in den altcrn und gleicbzeiligen
Scbriftsteilern nicbts zu linden. Simobattcs, Zcilgcnossc des Kaisers Maurieius
(zu Anfang des VII. Jahrhunilertes ) und Tbeopbanes (zu Ende desVUI. u. Anfang des IX. jabrlmnilcrtes.) wissen Niebts von ciner Barbarcn-Uebersebwcm- inung des Pelononnesos. Im Gegentlieile wurden die Avaren und Slaven
in Tbrabien besicgt und drangen nicbt welter vor! Simobattes bericbtet genau iiber jeden Einfall
der Slaven und Avaren und zwar als Zeitgenossc ! Ein 2. Irrtbuin in dem Bcricbtc des Patriarcben
ist die Abspcrrung des Pcloponnesos} denn wir lia- ben oben gesehen, dass die Slaven bald in Feind- scbaft mit ihren grieeliiscben Nacbbam gerietben, und ibre Liindereien pliinderten , wesswegen Kai- |
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serin Irene Truppen gegen diese Rebellen ab-
schickte. ' CIm aber die Annakme volliger Abspcrrung des
Peloponncsos dem harmlosen Leser glaubwiirdiger zu maclien, stclitdor Frag-incntist die Abscndiing des kaiserliehen Feldberrn Staurakios als eineii Erobcr- ungszug in ein freindcs Land dar. Er erlaubt sicb zu iibersetzeu : „Staurakios drang in Thessalien und Hellas
,,ein, er that audi eineii E infall in den Peloponnc- sos". lm Original hcisst es aber anders : Theoplia- ncs ( pag. 385). ,JNachdem Irene durcb den Frieden ,,init den Araberu freic Hand gewonnen, schickte ,,sie den Staurakios mit einem grossen Heere gegen 5,die slaviscben Horden. Diescr zog nacb Thcssa- «,!i)!iil;e und niachte sic zinsbar. ,,Er riickte auch in den Peloponncsos ein (tlstjX&e)
,,und bracbte der Kaiscrin viel Gefangenc und ,,Beute. —" Ein fallen wie der Fragmentist iibcrsctzt,
wiii'de tlstpate beissen! Der wcltwcise Reiscnde folgt bier dem
Rathe des Diebters : „Ini Auslegen seid frisch und munter!
Lcgt ihr's niebt a u s, so legt was unter!" Zur weiteren Ausscbmiiekung lasst dann der
Fragmentist als dichterische Amplification folgen: dass Moreotisehe Slavenfursten in dem Triumpbzug des Straurakios in Konstantinopel dem Volk gczcigt wurden. Ein 3. Irrtbum des Palriarcben ist endlicli die
g'anzliche Vernicbtung derBarbaren durcb die Patrasser Scblacbt (807J, denn wie wir oben ge- |
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sebcn babcn emporten sic sicb wicder iind warden
erst spater durcli Theoktistos (860) fur inmier ,,ge blind igt", worauf dann Hirer in der Geschiehte kcinc Erwalniung niebr gescbiebt. Dnreli diese Irrtbiimcr und Widerspriicbe w!rd
die Kritil; des Fragmentisten aber nicbt im Ge- riiigsten angeregt, im Gegentbeil stosst er gcwaltig in die Trompete und ruft (S. 412) sicgcstrunken : .,Da Laticii wir nun — ein positives , von cincm .
,,GriecIien selbst iimtlich ansgestelltes und auf amt- ,,licbc Documcnte gcstiitztes Zeugniss, dassderPe- ,,loponnesos durcb ein ba rbariscbc s, aus Seytbien ,,einge(]riing-enes, nicbt cbristlicbcs, nicbt Griecbicb „re(lcii(les etc. etc. etc. Vol!; 218 Jabrc vor der ,,Patrasser Sclacbt crobert und bewobnt worden ,,sei !"----------- Der gelebrte Fragmentist scbeint zu vergcsscn,
dass dieses ,,positive aintlich ausgestcllte und do- knmentirte Zeugniss znniiebst das W under des bl. Andreas b ewe is en will, durcb dessen Kr- scbeinung allein allc Barltaren In einep Stunde verniehtet worden seii-u!! — Obne Zweifel, wie der Fragmentist selbst sagt,
diesem Patriarcbalbericbte folgt audi die Chronik von Monembasia (M. S. im Arcbiv von Turin) wo- rin cs beisst: ,,Was von der Bcvolkerung nicbt entflob, wurde
,,niedergcmetzelt und durcb Eindringlinge ersetzt." Der Einbrucb der Barbarcn wird in diescrCbro-
nik auf 588, ibre Bcsicgung bei Patras aber auf 805 festgesetzt. — In der Legende des hi. Willibald (von Eich-
stiidt) beisst es „Sie scbifTten (723) von Sicilicn |
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,,iiber das Adriatisebe Meer und kamcn in die
„Stadt Manafasia (d. i. Monembasia) im slavinischen „Landc'' Porpbyrogenitos hcisst die Lander zwiseben
Dnieper und Elbe, zvvischen Kiew und Novgorod Slavinien. Slavinia war aueh dcr Name fiir cine Land-
scbaft siidlicli vom Hacinus , welcbe Justiniauus 11. den Bulgarn abtrat. Die fiezeichnung im slaviseben Lande fiir
Monembasia diirflc also wold eben so irrig sein, als die Angabe der Falirt von Sicilien nacb Monem- basia durch das adriatiscbe Meer, und eben so nn- genau ais die Scbrcibung Manafasia. Audi ist wobl zu bemerken dass Porpbyrogenitos
erst sjiater von der Ankunft der Slaven im Pclo- poimcsos spricht , namlich untcr Konstantinos Ko pronymos (741 — 785) $ der Peloponnes also noeh vor der slaviseben Einwanderung ein Slavenland gebeissen baben miisste ! Die Namcn jener Lander sind im VIII. Jabrbun-
derte, und spiitcr zur Zeit des Legendcnsebreibcrs wobl nicht genau bekannt gewesen. Aebnlicbe irrige Angaben lesen wir iibrigens oft nocb beut zu Tage in engliseben und franzosiscben Zeilungen. Der Fragmentist sagt selbst: ,,Diesc Moncbc und
„Cbronisten waren Leute von gcringen Erkenntniss- „Quellen, und nocb gcringcrer Beobaebtungsgabe, die „sieb wenig um das entlegene Land des Pelopon- ,,nesos kiinnnerten. Und an einem andern Ortc : „Die Angaben (in
„den alten Historikern) sind durcb Widcrspriiche, „Luckcn und offenbare Irrtbtimer entstellt — |
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.,Di<! wenigsten sind selbst in's Land gekomnien,
„nnd ihi'c Bericlitc sind verworien uiid unzu- „vcrl;issig." — Dennocli scheint unser Fragmentist grosses Ge-
wicbt auf die Acusserung eincs Epitoinators von Strabo's Geographic zu legen. (Geogr. Scr. Gr. in. V. II. pag. 98) wo cs lieisst: ,^u seiner Zeit ,,(1000) batten in der Gegend des nntern Alpbeios „dic Namen Pisates, Kaukones undPylieraufgelib'rt: ,,deun jene Gegend wcrde von Scytlieii bevvolint." Man ware vcrsucht hieraus zu scliliessen, dass
andere Theile des Peloponnesos urn das Jalir 1000 also niclit von Slaven bewohnt wareu. Abcr es lieisst dann : ,,Und jctzt bewohnen
,,Scytisebe Slaven den ganzen Epiros und beinalie ,,(.Zyid6i>) ganz Hellas und den Peloponnes und Ma- „l;edonien" ! 1st sebon die Reihcnfolge: Epiros, Hellas, Pelo-
ponnes und ziiletzt Makcdonien sonderbar, so muss Z/ttiov („beinalie") noch mclir auffallen. Nachdem die iintcre Alplieiosgcgend als Slaviscli
bezeiclmct wird , lieisst cs dann beinalie der ganze Peloponnes. Es ware docb fiir den Epito- mator wie fur seine Leser wiinsebcnswertb zu er- faliren , welehe Gegenden also ausgenommen ge- wesen seien? Has ,,beinabe1' in der Anmerkung eincs By-
zanlinisclicn Epitoniators aus dem X. Jalirbundert bat cine debnbare Bcdeutung! Aucb licutzutagc vviirdc cs niclit auffallen, in einer Reisebeschreibung oder Zeitung zu lesen: „Jetzt bewobnen die unteren Donauliindcr und
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„beinalie die ganze europiiische Tiirkei slavischc
„V6lker." Beinahe miisstc namlich eine bleine Ausnakmsklausel vorstellcn fur Magyaren, Siebenbiirger Sachsen,
Banatcr Schwaben, Albanesen, Bulgarcn (der Spracbe abcr nicbt dcm Stamin nacb SlaveuJ,
Vlacb en, Turk en und G r iechen. Die iikrigen Volker gekoren alle zu dem s la vi- se b en Si amine, als : Slovaken in Ungarn, Rusniakcn, Croat en,
Slavonier, Scrbier, Bosnicr, Dalmatiner, dann der Sprache nach die Bui gar en. Der jiidische Rabbi Benjamin aus Tudela in Spa-
nien, der im XII. Jabrkunderte durcb Griecbcnland reiste, crzahlt: dass die grieckische Bcvolkerung in Tkcssalien von den auf den Bergen woknenden Vla- chen zu leiden babe. Wir schen also in Thessalien zweierlei Volk:
pliindcrnde Vlacben, und gcpliinderte und unter- driickte Grieckcn. Von den Slaven welcke nach dcm Epitomator urn das Jahr 1000 ganz Tkcssalien bewobnt baben sollcn, wird kein Wort erwaknt! Im XI. und XII. Jakrbunderte kcrrscbten die Vla-
cben. Tkessalicn kicss Grossvlackia , Actolien und Acarnania Kleinvlackia. Mit den Bulgarcn vcrcint, griindcten sie gcgen Ende des XII. Jakrkunderts das Vlacko-Bulgariscke Rcick , welches vom Balkan bis zu den Thcssalischen Bergen reichtc, untcr cincm 8
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unabhiingigen Konige der Gross-Vlaehe genannt
wurde. Jetzt lebcn die J\aelil;oinnicii dieses einst mach-
tigen Volkes in der ganzen europaischen Tiirkci zerstreut mcist als Hirten , uuvcrmischt nebcn den griecliisclien Bewohnern. Wenn Siaven audi noch nach der grossen Ban-
digung durchTlieo ktistos (860) in bedeutender Anzabl im Pcloponncse geblicben waren, wie der Epitomator glaubt, woher koiiiml es dass dicse nim- mer rubenden Horden sieb so todtenstill verhielten? Von keinem Tribut oder Zins ist spiiter mebr
die Rede, wie friiber nach der Patrasserschlacht, und bei den 2 Horden am Taygeton dieses umstandlich angegeben wird. Es war wohl nicbt mebr moglich Zins zu erheben, und die Bandigung war naeb altein Brauch cine Ausrottung und Vertilgung durcb das Schwert und durcb die Sklaverei. Dadurch erhlart sicb allcin die Todtenstille seit
jener Zeit. — Die Slavenstamme waren fur immer ,,geb'andigt." Der Fragmentist stellt (439) folgentle Betrach-
tung an: ,,Die Siaven waren derb , und nahmen mit Ge-
„walt. (?) Gewdhnlicb erscblugen sie die vorigen „Bcsitzer, ziindeten die Stadte an und macbtcn Alles „neu(?)—Nur A cro-C ori nth, den Sitz des By- ,,zantiuischen Strategen, und die fcsle reicbe Han- ,,dclstadt Patras, in it den Schltissern und Dar- „danellcn von Naupactos, sammt der Felsenburg ,,voii Monembasia zu crobcrn, unddurchAufstel- ,,lung eines Gesammt-Konigs aus ibrer Mitte die Ilalb- |
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,,insel unter Ein Oberhaupt zu bringen — yer-
,,mocliten sie niclit, uud erlagen daher dcm ersten ,,kraftig,en Angriffe dcr von energischcn Naturen ge- ,,fiilirten kaiscrlichen Heere , oline grossen nach- „haltigcn Widerstand" Hicrauf entgcgnen wir '•
Audi die kaiscrlichen Heere mbgen derb nnd
gewaltsam gegen die emporten slavisclicn Horden im Peloponnese gcwcscn sein. Das Schwcrt, und uoch mcltr das Fortsclileppen in die Sklaverci mag die g c b iin di g ten Stamme wohl bald ganzlich aus- gerottet baben.— Versehmclzung konntc bci so feindlicb entgegengesctztcn Elemcntcn nicbt tneiglicit sein. Der Peloponnesos war niemals, wedcr dcm
Namen nocb der Sacbe nach ein barbariscbes Sla- venland , wie er spatcr ein frankisches Fcudalland und zuletzt ein tiirkiscbes Pascbalik geworden ist. Die Slaven erscheinen in den wenigen Nacbrichten als zinspfli chtige Ausicdler , die mebrercmal Aufstandig wurden , bis endlicb mit dcr grosscn Bandigung Alles still wird. Dass die Veranderung der Orts-Nameu im Lande
nocli im X. Jahrbundert nicbt bedeutend geweseu ist, zeigt ein Verzeichniss der grossern Stadte des Peloponnesos, welches uns Hierokles der Gramma- tikcr (Imperinm Orientale I. 34) gibt. Die Zcit kann nicht mit Sicherheil ausge-
mittclt werden. Da aber Porpbyrogenitos sich in seinen Schrif-
ten auf die Angaben des Hierokles bczieht , so scbeint er um seine Zeit oder doch nicht viel fruher gelebt zu haben (X. Jahrbundert). — 8*
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Korinthos, chcmals Ephyra, Hauptstadt von
ganz Hellas. Neu - Sikyon.
A igcir a.
Aigai odcr AJgioii.
Molhoiic (Metliana).
Troizena (Troizen).
Pin aura oder Pilaura (Epidauros).
H ier a - mi o ne (II ermione).
Argos.
T e g c a.
Tliarpousa (Thalpousa).
Ma n tin eia.
Lake daiinon , Hauptstadt von Lakonike , ehe-
nials Sparta. GerentLrai (Geronthrai).
Pliarai.
A sop o lis (Asopos).
Akreai (Akriai).
Phialia (Phigalia).
M cssene.
Koronia (Korone.)
As i ne.
Moth one (Metkonc>
Kyparissia,
Elis, Hauptstadt von Elcia.
Man beachtc wolil, dass Hieroklcs statt dcr alten
Namcn inehrere scliou bedcutend geandert an- Fikl.it : Troizena,
Pinaura odcr Pilaura.
Hicra - miotic.
Tliarpousa.
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Asopolls.
Akreai.
Phialia und
Koronia.
Aber in alien diescn Umgestalhmgen sind keinc
Spuren von slaviscbem Sprach - Einflugse zu linden. Die Acnderungen sind a lie im Geiste dcr Grie- chischen Spraclie. Porpbyrogenitog (X. Jabrbun- dert) nennt als Haupt-Orte im Peloponncsos bios folgeude 5 Stadte: Korintbos.
Sikyon.
Argos.
Lakcdaimonia (d. i. Sparta) und
Patrai.
Wir baben im vorigen Abscbnitte gescben, dass
die bedeutendsten Orte fast allc nocb beut zu Tage die altcn Namen bcbaltcn baben : Korintbos, Patras, Nauplion, Argos,
M odo n (fur Metbone) Koron und Monemba- ria (aus dem Mittclalter). Die Inseln baben auch mcistens nocb die altcn
Namen: Acgina, Hydra, Zakynthos (Zantc ist bios
bei den Frcmdcn gebraucblicb ), Kepbalonia — Cerigo (cine Uinstellung des altcn Namcns K y- thera) — etc. etc. Ein Mann von rcicblicben Erkenntniss - Quellcn
und grosser Bcobachtungsgabe, wie unscr Fragmcn- tist, bat die i r r i g e Behauptung aufgcstcllt, der grossere Thcil des Land - Volkes von Morea seicn beut zu Tage Albanesen. Jeder kann sicb vom Ge- |
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gentheile iibcrzeugen, welcber durch das Land reist,
Wir wcrdcu spider darauf zuriickkommen. Es wird also wohl nicbt auffallcn , dass ein Epitomator des X. Jahrhnnderts, der viellciebt niemals den Fuss in den Pcloponncsos gesctzt hatte, irrigc Bebauptun- gen dieser Art aufgcstcllt bat. — Der beriibiiilo Canning' bezeichnete hn Parlamcnte
die brittische Provinz Demcrary in Siidamerika (welche auf 230 QMeilen 76,000 Einwobner zablt) als Insel, imd wics den Einwurf eines Mitgliedcs mit der wiederholten und bestimmten Versicb erung zuriick, Demepary \iege n i c h t auf dem Festlande, sondern sei eine Insel. Viellciebt wird ein Ge- lehrter einst aus dieser Aeusserung scbliessen , De- mcrary sei zur Zcit des grossen Canning wirklich voin Festlande getrennt gewesen, und erst spater da- mit zusaniinengewachsen! Wir konnen der Anmer- kung des unbekannten Epitomators nicht mcbr Werth beimessen, als jener Bebauptung des englischen Mi- nisters und ahnlichen irrigen Angaben. Von den Nachrichten, welcbe uns Porphyrogeni-
tos (X. Jabrhundert) gibt, bis Chalcocondylas (XV. Jabrbundert) wird der Slaven nirgends er- wabnt. In den dazwischen liegenden 500 Jabren spr icht
Nicmand von ibnen. — Wir baben den gclehrten Fragmentistcn in {ye-
messcnen, wiirdevollen Scbritten eiuhergehen sehen. Der Blitzstrahl des Bannflucbes, den er mit don- nernder Stimme gegen die Europiiischen Litteraten scblcuderte, liess uns zuerst vermutben, dass sich eine gcwaltige Bewegung in seincm Innern vorbe- |
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reite. — Gross war aber dcnnoch nnscr Erstaunen,
als wir den gravitatischen Herrn Doctor iiber die Klnft von 500 Jaliren — lciclit wie einer dcr Goiter Homers — mit drei kuhnen Spriingen liiniibersctscn sahen! Vorausgeschickt werdcn einige leichte Rede-
trnppen: ,,Unwiderlegl'ch dargethan" —
,,Nack den striktesten Regeln historischer Kritik ,,crwiesen" — ,,Fiir Leute stronger W i s s ensc haftlic h-
,,keit und freien Urtheils Vollstandig erwicscn." Wir liaison gcsehen , wie der Fragmcntist mit strengerWissenschaftlicbkeit und frciem Urtheile aucb freie Uebersetzung zn paa- ren weiss! — Endlieh die starkste aller Betheuernngen (pag.
445.): -
,,als unantastbare und unbestreitbare gcscbicbtli-
„cbe Tbatsaclic hergestellt, und als wirklicher Zu- ,,wachs der Erkenntniss-Summe in das Bewusstsein ,,des Abcndlandes eingetreten." Das sind Kr aftausdriickc , welcbe veriiich-
tende Urtheile aussprecben sollen gegen diejeni- gen, welcbe folgende drei Wahrheiten nicht annebmen wollen : 1. Friedlicbes Nebeiieinander-Wohnen
zweierlei Bints im Peloponnesos von 600—800. 2. Vollstandige Verwandlung dcs alten
Peloponnesos in ein Slavisches More a fiir das Jabr 1000. 3. Zusammenfliessen (Verscbmelzen) der ver-
sehiedenen Elemente in ein gemeinsames christ- |
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lic1»os Morca zur Zcit der Landung der Frankcn
(1203). Zu 1. bemcrlon wir, dass von fried licit cm
Ncbcncinanderwohncn der Fragmentist hicr zum Ers tenia, al c spriclit:—Vc riiichtung-skricge und trotziges Ahspcrren bericlitct er nach den ficriclitcn des PatriarcLca JNiholaos, seincm Ge- walirsniaiinc. 2. Nach welelicn Rcgeln der ,,li is to rise lien
Kri tik" der Fragmentist eine vollstandigc Vcr- wandlung- des Pcloponnesos fiir das Jain- 4000 anzu- nclinacn fiir gut befindet, hormen wir nickt crmes- sen j wcil mis das besonderc Gcsctzbuch seiner historischen Kritik niclit mityctlicilt wurdc ! 3- Die Vcrclinielzungs-Theorie des Frag-
ment islen in seiner Bnwcisfiibrung ist ncu und iiber- raschcrid: — nur erlauben wir uns die Fragc : was naeli "vorangpog-angencr „vol Is tan d fge r Vcr- wan dhm g" nocli zu vcrsckinclzcn jyewesen ware ? Bcwundcrn miisseii wir abcr die Kunst des Frag-
mentisten , Wa li r li e i t und Jrrthum zu ver- sclimcl; en, und die Acclillieit cines Bildes zu vcrtlicidigcn, welches mit der Gcsckiclitlickcn Walirlicit gar kcine Acbnliclikcit hat. — Mau urtlicile seJhst iiber die Urtkeile des Frag-
ment istcn , wclcher cine g-anzliehe Vcrnick- tung und A u srot tunp der Griccliiscken Be- woliricr bcliauptct, und dann wiedcr von friedli- c he in Ncbcncinandcrwoliiien und Vcr- sclimclzen spriclit. Meisterhaft weiss cr die Naclirichtcra der altcn Geschiclitssckrciber dureli freie Uebersctzungrcn umzug*cstaltcn , und den liarmloscn |
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Leser so lange in den Irrgarten seiner Fragmente
ucrumziifuliren, bis jener, von langcin Suchcn nach cinctn Ausgangc miide, auf Gnade niitl fjngnadc sich crgibt, und sich g-efailen lasst, an der Hand des „weltwcisen Reisendcn" vroluiiimmer gefiihrt zu werden. |
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IV.
IVamen, Ceberlieferung, Spraclie.
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Ob in Namen, Uebeilieferung and Sprache des griechi-
schen Volkes Spuren fremder Abstammung zu
finden seien?
Seite 429 wird mit lautcn Worten angckundigt:
,,Ceber die Slavischen Fainilien-]Namen dcr heutigen Mainaten wird man weiter untcn merkwiirdige Be- lege finden." Wir fiirchteten, dass etwa nachgewiesen werden konnte, dass die Halfte, oder ein Drit- tel, oder dock ein \icrtel der Maina-Familien Slavi- sche Namen fubren. / Mit gcspannter Erwartung durcheilten wir die
durch die Hand des Meisters mit bublerischem Schnorkelwerke verbundcncn Berichte der Byzan- tiner, „die es fiir unschicklicli hall en , viel eigcne Gedanken zu haben, oder eincn pragmatiseben Faden zu inncrer Verbindung durcb die eckichten und un- geschliffenen Brucbstiicke durchzuziehen.'' — Im Voriibergehen wollen wir bemcrken, dass der
Fragmentist als guter Taktiker weiss, dass' der Feind |
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erst mtirbe gemaclil, scin muss, bcvor cin cntschei-
dender Angriff gegen ihn mit Erfolg unternommen werden kann. — Endlich, 21 Seiten weiter unten werden wir mit den versprochencn Merkwiirdig- k e it en iiberrascht. Aus einer Subscribenten-Liste, der Geschiclite
des Klosters Megaspilaeon beigedruckt, werden 20 Namen ausgezogcn und als Slavisch bezeichnet; hierunter sind aueh folgende vier; Sklabeas,
Sklabounos,
Sklabounakos ^Sklaven-Kind ).
Skabounogambros (Sklavenscbwager),
und berausfordernd wird die Frage hingeworfen : „sind diesc etwa niclit slavisch?" — Wir sind vielleicbt mit Einseitigkeit und Unwis-
senbeit gcscblagen^ denn wir vermogen die 4 Namen wirklich nicbt als Slaviscb zu erkennen : Ebon so wenig als dcutscbe Namen wie ,,Scbwed," ,,Bobm," ,,Pol," „Ungar," ,,Englander," (Herausgeber einer osterr. Zeitschrift) — Skandinavisch, Slavisch oder Engliscb erscbeinen, denn es sind deutscbe Bezcich- nungen. Die Wort-Bedcutung eines Familien-Na- mens lasst nicbt immcr auf die Abstammung scblics- sen. Die Familien-Namen: Graf, Kb'nig, Kaiser u. a. kommen nicbt von einer erlauchten und durch- laucbten Abstammung, im Gegcntheil, solcbe Namen sind urspriinglicb meistens Spottnamen gewcsen. So die Tbiernamen, welcbe die Juden im Mittelalter anzunchinen gezwungen wurden : man miisste da folgcrecbt auf tbicrische Abstammung scbliessen! In Ungarn fuhren alte acht Magyarische Fami-
lien die Namen i |
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Tor6Is d. i. Tiirke, Horvath d. i, Croat (erne
Umstellung von Chorbat) , Oross d. i. Russe, Toth d. i. Slave, 01 ah d. i. Wallache, Olasz d. i. Walschcr, ! la lienor, Nemet d. i. Deutscher (von dein Slavischcn Nemo „stumm'') — Solclie Namen lasscn wohl anf irgend cine Be-
ziehung der Familien zu jenen fremden Volfcern schliessen — durch Kricg, Handel, Reisen, odcr bios durcli scherzweise Ucbertragnng — aber frcmde A I) s I a m in ii ii j; vcrrathcn sie nicht, denn es sind Magyarischc Bezeichnungen. Ebenso sind jene obcn genannten 4 Namen Grie-
chiscbe Bezeichnungen. Ferner rwill der Fragmentist noch folgcnde 16
Slavische Namen entdccfct liaben. 1. Zalongitcs: aus Za ,,hinter" und leng,.,Wiese"
also ,,Hinter-Wiescr!" Eben so gut honntc man den Namen des alten
Zalevlsos (660 v. Chr.) als Slaviscb bezeicbnen: Za „b inter" und hlev „Stall" also „IIinter- Staller." Und Pythagoras von Pyta - gora, lllyr, ,,Brod-
Berger." Zalongites ist aber wahrschcinlich ans Za fiir
Jia und koyyos — odcr aus vukoi, £aX>i ,,Sturm" und oyxog ,,Erhabenheit, Hocbmutb" zusamincngesetzt. 2. Konitza (as) — die fragliche slavische Ab-
stammung wird bier dcm Leser zu errathen iiber- lassen. Griecbischc Herleitungen liegen nabe: Kowfa
„Durrwurz" und KoviZa Dim. von Kovts „Ei" von den Lause-Eiern, (audi der Name eines Krautes ,,L aus e - Kraut") also Konitzas ,,Lausbub," |
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3 Zuzulas statt Zyzylos (Name einer Frucht),
wie der Name Zouzouphon statt y&yov „Brustbeere." 4. Grumpu — Grumpos ^statt ygvipo; od. yQvnds)
„gekriimmt" im Genit. Grumpu. 5. Mprikos — Mpriki TG,,Kannc" nqotxa ,,Hoch-
zeits-Geschenk (Dotation). 6. Tourno TG^w „Hecht," tovqivdg „Kasig."
7. Pctrovik os, nltQtt und pixog (Krug).
8. Mpelinzak (?) ist in dieser Form unkennt-
licli. Den Griecliisclien Ausgang liess der Frag- mentist wcg. Die Giiech. Zunge hangt auch frem- den Namen immer die eigene Flexion an. z. B. statt Thiersch: ,,Thirsios,"
„ Church: ,,Tzorzis."* „ How: „Chabos," „ Schmalz: ,,Smalakis." 9. Mpugumaras und Mpugunaras statt ritoyioyuQas
und Iloiyoivdzoi (von ntjyovvi, TKoyalyiov d. a. ndyiav ,,Kinn, Bart.") -aras ist Vergrosserungs-Silbe wie arius im La-
tein., also Mpugumaras „Einer mit grossem Kinn." 10. Mpuzumaras: Mpuze Alb. „Lippe" also:
,,Einer mit grosser Lippe." 11. Zazos od. Tassos verdorbcn aus Athanasios
od. Anastasios (wie das bayrische ,,Stasel"). 12 Mprumeas von Pqw/lho ,,der Riechende."
13 Patzabeleas von Patza ,,Ohrfeige" aus naida-
aeiy „schlagen" also: ,,Ohrfeigen-Austheiler." 14. Spalpeas vielleicht voin ltal. Spolpo?
15. Mpogeas Mnoyidg TG ,,Farber."
16- Kaplatzeas TG„Pelzhandlcr," „Ktirschner"
(landesiibliche Wortbedeutungen). Dass Turk. Bczeichnungcn vorkommenkaun, nickt
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befremden in einem Lande, welches so lange unfer
Tiirk. Herrschaft war. Man erinnere sich, wie viel fremde Namen in Deutschland vorkommen, nament- licJi unter dcr reiclieren Kinase. Unter den iiltesten Deutschen Familien sind welelie mit freinden Namen. Obwohl unter den aufgefuhrten 16 JNamen
die meisten ibre G und TG lande siibliche Wort- bcdeutung deutlich ausdriichen, behauptet dcr Frag- inentist dcimocb: f pag, 451) es scicn Slavische Namen! Wir trauten kaum unsern Augen, als wir weiter
lascn : ,,Wenn die so dichtgedrangten Slavismen in dcr neu Gr. Etymologic auf starbe Miscbung mit Sarmatischen Elcmcnten schliesscn lassen:!" — Und schon pag. 214 wird biibn behauptet, ,,dass
selbst im Peloponnesos und bcsondcrs am Taygeton (das Slavische) noch jetzt nicht ganzlich erloschen sei." — Multa tacui — multa pertuli — aber zu viel ist
uugesund! Das sind doch wohl Fabeln in deklama- torischer Form, womit der weltweise Rcisende sein niebt gelebrtes und leichtglaubiges Publikum unter- halt! — Die inn ere Unwahrheit bricht zur Ober- flachc heraus — toute Dignitc ccsse avce le men- son gc! Er kommt abermals auf diese Namen zuriick
und fiikrt Bo gas an, welches von dem Slav. Bog „Gottu staminen soil. Der Name Bogias (das gias verschmolzen ausgesprochen) ist aber im Lande ganz gewdbnlich: TG „Farber." Die Slavische Abstammung von Gott ist zwar
liiili i. abersehr unwabrscheinlicb — denn ohne wci- teren Beisatz wie in dem Taufnamen Thcophilos |
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(Gottlieb) ist dcr Name Gottes doch kaum als Faini-
lien-Name denkbar. — Dass in Constantinopel und wohl noch sudlichcr
herab Slavisclie Namen vorkoinmen, ist wegen dcr Nahc der Scrven, Bosnier, Dalmatiner und Bulgaren begreiflich. Und sollten nicbt sehon im friihesten Altertbume barbariscbe Nauien in Griechenland vor- kommen? Wir werden frciticb schwer sie zu er- kcnncn vermogen. (Anacharsis war ein Scytbischer Barbaros.) — Auf Glatteis kommen wir, wenn wir uns dabin verlieren. — In der Volks-Spracbe von Constantinopel bcisst
Glava ,,DIck-K o.pf" und Glavas ist die Personal- Bezeichnung ,,Dick-Kop f", ,,G r ossschade 1". — Glava (Chlava) ist Slaviscb: ,,Kopf" und wird in der Hauptstadt fur Bulgarischer „Dickkopf" ge- braucbt. Kepbalas ,,Gr o sskop f", Glavas ,,Gross- schade 1". Stidlich, und innerbalb der Grenzen des Konig-
reicbes wird man solche Fremdworter nicbt mebr horen. Kommt also der Name Glavas vor : so kann man schlicssen, dass er einer Familie aus Constan- tinopel angehort! Ebcn so wird in Constantinopel der Slavisclie Ausdruck Curba gehort, wofur in an- deren Tbeilen Griecbenlands das Ital. putana ge- braucht wird, die eigene Sprache hat da fur keinen cigenthumlichen Ausdruck, scitdcm die alten Hctaren nicbt mebr sind : so wie audi die deutschc Spracbe kein eigentlicbes Wort dafiir bat. Dass einigc Slaviscbe Familieu - Namen vorkom-
men, ist natiirlicb : weil viele Bulgaren, Serben und andcre Frenide aus deni Slaviscben Norden in Grie- chenland zerstreut wobncn. |
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In Deutschland kommcn auch vicle italienisclie,
franzosischc, cnglis .-lie und Slayischc Namen vor , z. B. Leibniz und Lcssing (lesa Holz) sind Slavischen Ursprungs. Grieclienlands Grenz-Nachbaren sind ineist Sla-
vischen Stammcs: daher vielc Namen dcr ini Laude wohnenden Fremden Slavisch sind. Audi viele Tiirkische, Albanesische und Italienisclie Na- men kommcn vor, z, B,: Charatsas TG ,,Steuer-Einnelimer" obwohl das Wort ursprtinglich Griecbisch ist (^von XctQdacm.) Kara'iskakis T G von kara, Turk, schwarz und ioxa (auch vaxa und eaxa) Griech.: Feuerschwainm. (Im ItaU esca). Kountouriotis von TGKountoura Schuh.
Chatsis TG Pilger (ans dem Arabischen
hadgi). Albanesisch sind: Kriesis ,,Schwarzkopf".
Zachin ,,Alter", ,,VorzugIicher".
Grivas ,,Grau", „Grauer".
Bozar ,,Bottner". (Ital. „Botte" Fass).
Boza ist auch ein bekanntes Tiirkisches Getrank.
Bozaris ,,Neu-Brunn", Boza Brunnen, ri neu.
Gouras (Gour Stein) ,,Steiner'.
Namen werden (wie auch bci uns) haufig gean-
dert: — und die wenigsten reichen eiuige Jahrhun- derte weit hinauf. |
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Es ware eben so ungeraumt, von ,,Magyaro-Sla-
ven" in Ungarn zu reden , als von Graeco-Vlachen oder Graeco-Slaven in Griechenlaud und Makedo- nien, (wie es dem Fragmentisten beliebt) und wie |
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,,liiiitnloriun servile pecus'' naclispricht, weil diese
Volkcr iioch lieutc getrennt, oft feindlich ge- schieden neb en einander wohnen — wovon sich Jedcr iiberzeugen kann, wclchcr im Lande selbst einige Zcit gelebt und mit den Einwohnern in ibrer Spracbe zu reden gelernt bat. Professor Heilmaicr (yon Aschaffenburg) mcint die
Vlachen in Mafcedonien scien kaum von den Grie- cben zu unterscbeiden. £s ist dem gnten Manne entgangen, dass sie ganz verscbiedene Spracbcn sprechen. Griechen und Vlacben in Makedonicn sind eben so Ieicbt zu unterscbeiden, als in Ungarn Magyaren und Slovakcn, oder in Brittannien Schot- ten, Irlander und Englandcr; aber der unkundige Frcnide wird diese Volfcs-Unterschiede nicbt immer erkennen. — Braune und schwarze Kiilie sind bei IVacht schwer zu unterscbeiden. Wodurch solltc die Spracbe und Volkstliiinilieh-
keit der Slavcn spurlos sicb verloren baben? Diese Frage sucht der Eragmcntist mit biinstlicb gcstellter Rede zu beantworten! S. 446 beisst es: ,,Die Slave n licsscn sicb
taufen und wurden ein Volk mit den Ro- ma ern. — Einc Griecbiscb redende Klcri- sei zog in die neu eroberten und ncu b c- bebrten Provinzen ein; man haute Kloster und It ire lie n. legtc Stadte und festePIatzc an, in dencn sich vorzugsweise Griecbcn ni c (I cr licsscn. 1st es ein W under, wenn der vernacblassigte und veracbteteSlaven- Dialektunter solclienUmstiinden zuerst auf der Ebcnc and zulctzt audi nocb im 9
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Gebirge gleichsam von scllisf erlosch und
au sstarb?" Hicrauf ant.tvorl.cn wir:
Auch Albanesen und Wallaclien liessen sicli
taufen, erhieltcn cine Griecliisclie Klcrisei, wohnten zerstreut und in geringer Anzahl mitten unter den Romiiern und liabcn dennocb ibren verachteten Dialcbt, ibren Volksnamen, ibre Sitten und Gebrau- che unvermiscbt erhalten! Dass die Slaven durcb die Taufe entnationalisirt
worden seien , scbeint uns cine anherlose Annabme zu scin! Und cs erscbiene uns allerdings als ein Wunder, wenn die Spracbe dcr Slaven, welcbe 500 Jahre am Taygcton die Muttersprache erhalten bat- ten, in den letzten 400 Jabren von selbst erlo- sehcn ware ! Auch alle scbriftlicbcn Denhmaler, als Kircbenbiicher und Klosterscbriftcn feblen ganzlich! In demjcnigcn Tbeile von Ungarn, welcher seit
bcinahc 1000 Jabren von orientalischen Magyaren bewohnt ist, haben sich noch bis auf unsere Tage in Einricbtungen, Bencnnungen, Tradi- tion en, vorziiglieh aber in dcr Spracbe der heuti- gen Magyaren, Slaviscbe Elcinente erhalten. Die Alt-Slavischc JBenennung der Obrigbeit, Zu-
pan, bat sich in dem Magyarischen Is-pan, Na- dorsky (Majordomus) in Nador (^Palatin) er- halten u. v. a. m. Die Ungariscbe Landesverfassung hat viele Einricbtungen aus der Zcit des Slavischen Reicbes geerbt und bis auf unsere Tage hewahrt. In alien Landcrn, wo mehrerc Vollisstiimme sich
vermischt haben und eine gemeinsame Spracbe spre- chen: wie in Franhreicb und England: lassen sich die verschiedenen St limine noch immer an der be- |
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sondern Mumlart erkenuen, welche sicb nur seltcu
verlaugnen lasst. In der Grieeliischen Sprache ist von Slavischcr
Vermischung k e i n e Spur zu finden. Das Tlicma der Gricchischrn Volfcs-Sprache suckt der Fragmen- tist durch kiinstliche Umgehungen zu vcrmciden. Dass die heutigen Griechen selbst, wenn ihr
Stammbaum mit Gewissbeit bis zu den Trojaniscben Heldcn zuriicfcgefubrt werden konntc , nicbt mchr die Spracbe Homers sprcchen, ist wobl eben so be- greiflich, als dass die beutigen Deutscbcn nicbt mebr die Spracbe des Nibelungen - Liedes gcbraucben. Aber die Griccbiscbe Spracbe hat sicb wirklich in 2500 Jahren weniger vcrandert, als die Deutsche in 500 ! Im Munde des Volkes finden sicb auifallcndc Proben homcrischer Spracbe, die sicb trotz dem Sturm der Jabrhunderte erbiclt. Wir werden im Anbange mehrere JBeispiele davon mittbcilcn. Die einbeimiscbcn Pflanzen und Tbicre fiibrcn
fast iiberall noch die alten Namen. Hofratb Thiersch hat wiihrend seines Aufcntbaltes in Gricchenland die heim Volke gebraucblicben Bencnnungen der See- tbiere aufgezeichnet und sie meistens als die alten Namen crkannt! In der Volks - Spracbe finden sicb Lateiniscbe,
Franzosische, Italienische und Tiirkische Worte theils eingebiirgert und in die Spracbe aufgenom- men, theils bios als Lebn- oder Fremdenworter im Gebrauche. Aber von Slaviscben Wortern ist kaum ein
Einziges zu finden. Der Fragmentist crzaklt, dass er in Tbessalien Slavischc Worte in Gricchiscber Rede eingewickelt gefunden habe. 9"
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Innerhalb der Grenzcn des jetzigcn Konigreichs
wiirde er wohl solclie Fremdwortcr nicht gebort liabcn. An der Grenze der Slavisch spreclienden Lander ist diese Erscbcinung wolil nielit auffallend. War niclil vor wenigcn Jahrzchnfcn die dentschc
Unigangs- und Geschaftsspraehe s o mit undeuLscIien Wortern angefiillt, dass ein ausliindiscber Gclelirter vcrsuclit war, die deutsclie Sprache fur einc B a- stardisclie zu haltcn! Bei der Untcrsuchung der Grieehischcn Volks-Spraehc beruft sieb der Frag- mcntist auf die Bauernweiber in Thcssalicn, In Scblcsien hort man im Mundc der Bauernweiber einc auffallcnde Menge lateinisclier, franzosiscber und italienischcr Worte; z. B. tentiren, risqui- ren, Gusto, ins Examen nebnicn , jalouiscb (fur miirriscb), sekircn, tribuliren, cruci- ficcircn etc. etc. In einem Berichte an den Prinzen Eugenio von
Savoic (er sclbst scbrieb seinen Naincn mit diesen drei Spracheu) — von dcm Feldmarscball Graf Gronsfeld, wclcber in den Linicii am Rliein, im spa- niscbcn Erbfolgekrieg seit lVa Jabr unthatig war, lescn wir folgcndes barbariscbes Deutscli: ,,Zu Ew. Durchlaucbt Satisfaction Etwas Nambaftes zu tentiren — (da icb bisher mcincPassus mit dis- tinquirter Circumspection & Gautclac ge nommcn) — babe ich, durch die schcinende Inac- tion nicht inculpirt zu wcrden, die S en t imcn ts der Gcneralitiit vernommcn und solcbc wegcn lmportanz Ew. Durcblaucht mittheile und um O r d r c & Befebl bitte : — da icb die Sacben nicbt iiber micb absolute nehmen wollte !" Die Spracbe der vorncbmen Welt in Wien bat
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sieh seit dieser Zcil bcdcntcnd gebesscrt, dennoch
kanu man Rcden liorcn, wie folgcnde : ,,Ein ridi- cule s A c c i d e n t, das ilim m a 1 apropos a r r i- virt ist." Das Voll; in Wicn spricht cine Sprache, welche
zwar deutsch ist, abcr bedcutend von der reincn, woblgcformlcn, fcraftigen und gesebmeidigen Redc- weise des gelebrten Fragmentisten abweicht. Wie fremd klingen folgcnde Worte, wclcbc in Wicn Viele gebrauclicn und Alle versteben; als : „Po- malicb,*' langsam, aus dem Bobmiscben pomalo; „Kral awalscbicb" verscbroben, vicllcicbt von Kralawa ,,Dicb 5" ,,Bowidl" von Powidla bobm. Pflaumcnmuss5 „Hopatats cbicb" anmassend; vom bobm. Hopatac, Posaunc. ,,Kscliwnf," Elegant oder Dandy, wofiir wir aucb wirklich kein deutscbes Wort baben. ('Vicllcicbt gewinnt Kscbwuf einmal allgemeinc Geltung.) ,,Bitzlicb," empfindlicb und ubeluebmcriseb, wofiir wir ineistciis apprebensif ge- brancben. Es driickt abcr den ersten, geringsteii Grad von ,.gereizt" aus. Fiir viele Begriff.; gebraueben wir nicmals ein
Deutscbes, sondcrn iinmer ein fremdes Wort: z. B. Bauspieroule, Falliment, Crida, — Banlibrucb ist cine Uebcrtragung; und docli ist bci uns soviet dem Bankcrout verfallcn! vorziiglicb die Uingangs-Spra- cbc selbsl. („Gant" wird bios vom Vcrkauf eines bankeroulirtcn Anwcsens gesagt.) Wcnn der Fragmcntist die Griechiscbc Umgangs-
spraebe cine balb barbariscbe nennt, so miisste er die deutsebe weuigstens cine % barbariscbe ncn- ncn, am nicht ungcrcclit zu ersebcinen. Aber dieses wiirdc wedcr der Griecbiseben uocb der deutscben |
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Spraclic ihren Werth im Allgcmcinen nchmen; denn
dicse Fremden - Worter sind gleichsam Gaste und gchoren nicht zur eigentlichen Sprache : — sic kon- nen lcicht wieder den achten, nur vcrdrangten Wor- tern Platz machen, wie dieses in alien Sprachen der Fall war und noch ist. Sollte die alt-griechische Umgangs-Sprache nicht
auch halb-barbarisch gewesen sein? Die altcn Do- ner sprachen eine den iibrigen Peloponnesiern fast unverstandliche Mundart: — und viele fremde Skla- ven aus dem barba rise hen Norden Icbten iiberall in Gricchenland zerstreut! — und sprachen eine verdorbene Sprache. Hiervon linden wir in Plau- tus und Terentius viele Andeutungcn. Ucber die Volkssprache in Gricchenland gibt ein
vorziiglicher Kenner derselben, Ludwig Steub, ei- ncn von uitscrm Fragnientisten sehr verschiedenen Bericht (Bilder aus Griech. I. 137.): „Die Enkel der Hellencu halien, wenn irgend
eines, das Talent der Rede ungeschmalert von ihren Ahncn iiberkommen. Hire charakteristischc Sprache gibt ihnen alle Mittel, sich reich und man- nigfaltig auszudriicken , da sie auch im Munde des Niedrigsten noch eine Ftille von Wortern bewahrt, die sie nicht allcin zum Behufe des alltagigen Le- liens. sondern auch zum eigentlichen rhetorischeit Gebrauche geeigneter macht, als dies viclleicht mit irgend einer der ncucrn Sprachen, soweit sie im Munde des Volkes sind, der Fall sein diirfte — wic denn Jeder taglich Gelegcnheit hat, auch ganz un- gcbildete Lcutc bci der nachsten besten Veran- lassung in einer Weisc sprechen zu horen, dass an Richtigkeit des Ausdruckes, an Reichthum |
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der Darstellung, an Elcganz der Diction Nichts zu
wiinschen iibrig bleibt." — Die Sprachc der Albanesen oder Schkypetaren
ist eine cigenthiimliche. Dr. Anast. Neroutsos, ein geborner Athcnienser, weleber in Miinchcn jetzt sich mit der Albanesischen Spracbe beschaftigt, halt sie fiir Celto - lllyrisch. Die viclen Sch-Lante in der Albanesischen Sprachc konnen die Griechen riirhl aussprechen. (Wir haben oben berichtet, wie die Albanesische Orts - Bezeichnung: Liopesch ,,Kuhheim" vou der Griechischen Zunge Liopesi ausgesprochen wird.)—Eben so ist der Griechischen Zunge die Alban. Consonantcnhaufung ein uniiber- steigliches Hindcrniss. Die Sprachen und Sprach- organe sind bei den Albanesen und Griechen sehr verschicden. Fast alle Albanesen konnen Griechisch und bedienen sich Griechischer Lchnworte in der eigenen Sprache, aber nur wenige Griechen lernen Albanesisch und fast nicmals hort man ein Alba- nesisches Lchnwort in der Griechischen Volks- sprache, — Der ,,Tveltweise Reisende" riihmt sich, dass er in Bauern - Dorfern heriimgelegen sei , und die Rede ziegennielkcnder Schkypetaren untcrsucht babe. Ueber die Ergebnisse dicser Untersuchungcn schweigt cr aber ganzlich und liisst uns im Dunkeln. Wir vermuth en, dass er in dieser Sprache wolil keinc Spur von Slavischem Elemente gefunden habe, sonst hatte er gewiss die Giite gchabt , uns die Entdeckung initzutheilen ! — Aber nicht alle wandernden IIirl.cn in Griechen-
land sind Albanesen oder Vlachen. ,,Vlache"' hcisst urspriinglich ,,Hirtc'' und noch jetzt heisseu alle wandernden Hirten in Griechenland gemeinhin |
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„Vlachen," obwolil die Mcistcn der Ahstamniung
und Spracbe nacli Griechcn sind. Die Bezeichnung VI a cli oi fiir ,,Hirten" ist ungcfahr so wie in Siid- Dcutschland Schwcizer und in INord-Dcutschland Hollander fiir Meier. Im Mittelalter wurden auf ahnliche Weisc alle Wechslcr Lombarden gc- nannt: und dicse Bezeichnung wird jetzt noeh in Russland fiir „Sparhasse" gcbraucht! Prof. Herold erziiblt (im 8. Brief), dass diesc
Hirten ihre mcistcn Gefiisse noch mit altcnNamen benennen. So beisst z. B. das Butterfass xcidij, ein hleincs bolzernes Gescbirr xmvXii, was das verlangertc xoTvi.ii ist. Pferchc beisst jetzt noeh mandra. Aber bat sich in der Griechischen Volkssprache
Nicbts — nicht E i n Wort oder E i n e Wortform aus dem untergangenen Slavischen gerettet? Wir sehen in England, wo die altc Ccltischc
Bevolkerung durch die Diinischen, daun die Sach- sischen und Franzosisch - Normannisehen Erobcrer verdrangt wurdc, in der jetzigen Spracbe der Bc- wohner vicle Triimmer der verdrangten Spracbe. In einigen Landscbaften ist die urspriingliche Ccl- tiscbe Bevolkerung noch gcblieben : die Kimri- schc in Wallis (Gallier, Galiscb, Wallis, Wallone: von Gal ,,F r e m d c r"), die G a 1 i s c h e in Hoch- Scbottland, die Ersische in Irlanil, und dieCorn- Wallischc in Cornwallis. Die Bevolkerung die- scr Landscbaften, wenn sic aueh Engliscb spricht und wie in der Landscbaft Cornwallis die urspriing- liche Spraclie ganz vergessen hat: — hat dennoch eine unverfeennbare fremde Betonung und Ausspra- che bchaltcn. In Irland heisst dicse ccltischc Aus- sprache des Englischen: ,,Brogue" (Brogue heisst |
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cigcntlick dcr Irliindiscbc Bauern-Sckuk} and ist so
ankle bend, dass cin geborner Irliinder sclten sick verliiugnen kann. Sclbst Englandcr gewoknen sick dicse Aussprache au, wenn sic lang-e in Irland wokncn! — Irland ist sckon im 9. JaLrlmndcrt von den Da-
iien erobert wordcn. Spater tbaten die Engliscken Erobcrer Alles, um die Ccltisebc Bevolkerung und ibrc Spracbe ausznrotten. Die gauze [Insel ergab sicb dem siegenden Cromwell im Jabrc 1649- Alle Bcsitzungcn der Kalbolibcn, gegen 5 Mill. Acker Land wurden conliscirt, gcgen 20,000 Kriegsgcfau- gene als Sklavcn nacJi Amcrika verkauft, iibcr 40,000 wanderten nacb Spaiiien und Frankreick aus, die Zuriickbleibcuden wurden iiber den Sbannon zuriick- getricben, jeder Wiedcrkekrende sofort nicdergc- stossen, die Ausiibung des katkol. Gottesdienstcs verboten, und alle Pricster musstcn binncn 20Tagcn das Land verlasscn! — Abcr dennock bat sicb Volk, Spracbe und Religion siegrcick erkal- ten. Die Zakl der Einwokner ist jetzt inekr als 4 odcr 5mal so gross als dortmals und dasLandvolk gilt fur das sckonste auf Erden. Der iickte Cclliscke Irlander und der Walliscr
ist auck durck Gcsicktsbildung und Korperbau von dem Gerinaniscbcn Englander scbr versckicden und auf den crsten Blick kcnntlick. Wic ein Sturm, dcr macktigc Biiume nicderreisst,
andcre aber nur uock ticfer wurzcln inaclil, also kaben die Stiirmc dcr Zcitcn in Irland das cingc- borne Volk in alter Sitte und Religion nur nock tiefcr befestiget. — Ja sogar in Cornwallis, wo die Ccltisebc Sprackc
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jctzt giinzlich ausgestorbcn ist, habcn sick
noeli die letzten Uebcrbleibsel davoii in den Nam en dcr alien Familien crhaltcn, so dass es leiebt ist, eincn Cornischen Namen zu erkenncn, Daher kommt das Spriichwort: By trc, trcv & pen
You allways know the Cornisli men. (An den Nainen mit t r e, trcv und pen bannst du immer erkenncn eincn Korniscben Mann!} Z.U.: Tre-lavny, Tre -maine, Trev- elyan, Trev-anian, Pen - d:\vis, Pen - lygon, Pen -rice, Pen-Sanz. (Pen beisst auf Kornwallisiscli Kopf, Sanz Joliann ). Sollte nun mit dem Griechiscben Volke cin Sla-
visches vcrmiseht sein, wobcr kommt es, dass kcine Spur davoii zu linden ist? und dass dcr Fragmentist trotz eifrig'cr Nacbforscbung keineUeberblcibscl der ausgcstorbcnen Sprac he aufgefunden bat? Wir erfahren in den Fragmcnlcn: 1. dass Tzapi (der Karst) statt dem altgriechi-
scben Dikella gebraucht werdc. 2. dass die Eigenthiimlicbkeit, den Infinitiv
durcli den Conjunetiv zu geben , das Slavischc mit dem Neugriecbiscbcn gemein babe; 3. dass die Griecben den Eigennamen die Rus-
siseb-Slaviscbe Vorscblagsylbc is odcr iz (s od. z) gcrne voransctzen. |
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1, Tzapi, meistens Tzappa, ist nicht Sla-
vis ch: — es ist Roman!sch unci kommt iin Ital. und Wallacli. vor. tin Italienischcu Jieisst cs Zappa und Zappare ist so viel als das Franzosische Sapper, walirsclieinlich ans dein altgriechischen gxdntm. Uebrigens wird Dikelli ebcnfalls noch ge- braucht und noch hauliger als zappa! 2. Hat sich von der uiitcrgegangeiien Slavischen
Sprache bios die negative Eigeuschaft des in an- gel n den Infinitiv acif die Griechische vererbt? Allc Slaven gebraucben audi den Infinitiv, z. B. n c in ii z e in gjti (^ieb kann nicht gehen) $ die anderc Art (lurch das sogcnaiiiite Futurum cxactnni ist we der im Griechisehen, noch in einer andern eu- ropiiisclien Sprache gebrauchlich. Durch S la vi- se he Erbsehaft hann also der Mangel des Grieclii- seben lnfinitiv's nicht erkliirt wcrden. Der Frag- mentist sagt selbst: ,,Noeb bat dieses Sjiraeh- pbanomen keine geniigende Erklarung gefun- den," bchauptct aher dann, die an der Grieebischeii Sprachgriinze Slaviscb redeuden Makedonicr gc- braucbten dieselhe Wortfonn, und also miissen die Griechcn es von dorther geholt bahen. Abcr ist nicht der umgckchrle Fall bier wahrscheinlicher'? clenii alle Slaven gebraucben den Infinitiv und n i e- 111 a I s die Unischreibung mit dein Conjunctiva bios dort an der Griinze erscheint dieses Sprach - Phii- noinen ! — Audi ist bier wohl zu bcincrkcn , class der Infi-
nitif sieb bei alien Schriftstcllern bis ins XIV. Jabrhundcrt linnet , also 400 Jahre nach der voni Fragmcntisteii angenommenen Uinwandlungszcit; wahrend anclercrseils der Gcbraucb des IV« mit clem |
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Conjunctly statt ties fnfinitivs bci Jen Alexandrincrn
sclion baufig vorbommt, und sclbst in der Bibcl lionntc man cinige Beispiclc aufvvcisen. Dcr Fragmentist dagegen glaubt (pag. 453), dic-
ser Infinitiv-Mangcl wiirc geradc der Pre is, um wclchen die Slaven in Griechcnland ilire Spraebe auf den Altaren des Byzantiner-GIaubens geopfert h a b e n ! Gegen solclie Vermutbungen ist nrosaisch
frcilich Nielits eiuzuwenden, weil sic in das Gebict dcr Pocsie geboren und mit DieJitcrn niclit zu rich- ten ist! — 3. Wir horten ferner noch: dass den Grieebi-
sclicn Eigennamen die SI a v is c li e Vorscblagssylbe is odcr iz ('s od. 'z) liaulig vorgesetzt wird. Tiiuscht sich der weltweise Rciscnde bier
sclbst, odcr will er uns bios nechen ? Die Griechen setzen V fur *te cincin Ortsnamcn
vor, wenn sie von der Ricblung wo bin sprcchen. Z. B. 'g it]v nokiy ,,in die Stadt": — worunter
Constantinopcl verstanden wird (wie Urbs fur Rom). Die Tiirfcen macbten da runs den Namen Stambulj cbenso aus 'g 'A&yvag: Sathina;; — aus 'g tijy xw: SlanliioV; — aus Smyrna (mit dem Vorscblag J) : Jsmyr. Solcbe verdorbene Namen baben vide Europaiscbe Landbarten aufgenommen: wic Zante fiir Zabyntbos : — die Eingeborenen aber gebrau- cben den alien Namen noch ganz unverfalscbt! Wir wiirden fiirclitcn, der fcluge und vorsicbtige
Fragmentist babe nocb cine ganzc Scbwadron iiclit Slaviscbcr Wortc in den Hinterbalt gclcgt, um uns datnit zu iibciTallcn und zu vcruicbtcn : allcin wir wisscn durcli cigene Erfabrung, dass bier wirfe- |
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Hcli Nichts zu fiirchtcn ist. Audi wir sind, wiih-
rend 2 Jabren, vicl in Grieeliiselien Bauerndiirfern bcruingelegen und Iiabcn langc YVinter-Abende im Gcspracb mit den Gebirgsbewobncrn zugebracbt. In der griechiscben Volksspraebc linden sieb nur wenige Worte, deren Stainm nicbt in der Griechi- sclien oder in deu Romaiiischcn Spracben zu (inden ware , wovon wir im Anbange Wcitercs bcrichten wcrden. Unter den fremden Wortern sind Tiirki- sclie und Romanisehe, aber woblgcnicrkt: keine Slavisehcn. Einige Ausdriickc miissen wohl aus den Slaviscb
rcdenden Grenzlandern bis nach Siiden bcrabgekom- men sein! Der Holz- und Pack-Sattel der Lasttbiere licisst
samari, wclelics im Slaviselien Escl bedeutct. Aber Samari kommt aus dem Altjjriccbiscben Zdyt), Sagma, Samari, Saunter im Deutsebcn, (Im Magya- gyariscben Szamar). Ital. Samaro. Die Hirten rufen den Sebafen Prb! Prb! zu,
was auch von den Slaven in Uugarn gebort wiril. Durcb die Vlacliopiincnes (Wallacbiscbc Hirten) wclebe ausser dem Grieebiscbcn ilire romaniseb-sla- viselie Mnttcrspracbe spreclien, und in ganz Grie- chcnland zerstreut leben: miissen einige Slaviselie Worte in Umlauf gckommen sein. Sie ncnuen sieb selbst Zupanidcs ,,Hirten.''
Aber jedcnfalls ist scbr we nig in die allge-
meine Volksspracbe davon aufgenommen worden. Wer Altgriecbiseb mit der Reucbliniscben Aus-
spracbe gelernt bat, wird nacb eincr Uebung von wenigen Wocben mit den Grieeliiselien Hirten spre- clien kiinnen ! — |
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Das spurlosc Verscliwindcn der Tradition und
Sprache eines Volbcs fcann bios dtirch die giinz- liclie Ausrottung und Vertilgung dessclben erkliirt werden. Kier wollcn wir noch auf cine spitzige Bemer-
kung antworten, — Seite 508 heisst es : ,;Die Albanesen Griecben-
lands nenuen sicb Arbrischt, vvoraus die Griceben Arbanytcs macbtcn. Fiir Griceben baben die Albanesen durebweg-
die Benciinung Scbkljeriscbt d. i. Slave." Diese Angabe ist ungenau. In Albanicn selbst nennen die Albanesen die
Griecbcn Grel;iscbt, was mit Grahos Eincrlei ist. lin Peloponncse nenuen sie die Griecben Moraite. Jn Attika Schklja (niascul.) und Scbklicre (fcniin.), wiibrend dagegen fiir den Volksnanien Slave Scla- wiin (masc.) nnd Sclawimc (fern.) gebraucbt wird.— 1111 Advcrbium Scbkljerischt fiir ,,Griccbiscb" und Sclawiscbt fiir ,,Slaviscb.'' Diese Wortbildung liisst auf einc vcrscbicdcne Wurzel scbliessen. Man urtbeile selbst iiber die Abstammung des
griccbischen Volfees. Seine Sprache bat sicb trotz 2000jabriger Freni-
denberrscbaft weniger vcriindert als bei alien andern Volkern. Ocrtlicbe Ucberlieferungcn von heiligen Orten
und wundei-wirkenden Quellen baben sich aus dem Hcidentbuni auf das Cbristentbum crcrbt, und leben nocb jctzt im Volbe fort. Wir werden im Anhange das Weitcre biertiber bcricbten. In Licdcrn , Sitten und Gebraucben sind Sagcn,
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Ansebauungen uud Redcweisc ans dem feriisten Al-
tertbumc bis auf miscre Tage berabgekomnien. Man urtlieilc dann audi liber den weltweisen Rei-
scnden, welcber trotz 20 Jabre langen Sucbens mid Forschens und trotz seiner Gcwandtbcit and Ueber- rcdungskunst, dennoch keinen festen Boden far seine ,,Tbesis" finden konntc , und zu Tatiscbun- gcn seine Zuflucht nebmen musste. — Wo sind die tiefcinscbneidenden -— so unaus-
tilgbarcn Merkzeicben, wclcbe die Slaven der grie- cbiscben Spracbe und der Gcograpbie des Landcs aufgedriickt haben sollen ? wie S. 391 mit keeker Stirn bebauptct wird! — Wo ist die „gewaltige Zuthat von Slavo-
niscbem in More a"? wovon Arnd spriebt (ver- gleiclicndc Volkergescbichtc S. 51) dem Irrliebte Fallmeraiers folgend! Franken , Italiencr und Tiirken waren lange die
Herrcn des Landes, und wobin sind sie jetzt ge- sebwunden ? Unter unsern Augen baben die Tiirken mit den
Juden imil mubamedaniscbeu Arnauten das Land bis auf den letzten Mann verlasscn. Die slaviscben Ansiedler vom 8. oder 9. Jalir-
bundert: woliin sind sie nacb ibrer ,,Bandigung" als Sklaven vcrkauft und verscblcppt worden — ? Wer kann es sagen ? ! Wcder bei der griecbiscben nocb bei der alba-
nesischen Bevolkerung ist eine Spur von slaviscber Beimiscbung zu finden. Ein slaviscbes Element in Grieebenland lebt nur
in den gelehrten Traumen des weltweisen Ilei- senden in der WirkUchkeit aber nicht ! |
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Er ist tier Vater ciner Irrlebrc, wclclie sJch viel-
leicbt — wie so vide Andere von grosserer Bc- deutung- — auf die Nacbkoinmen vererbt. Aber wir lioffen dass die Wabrbeit aucb bier cudlicb sieg-en wird ! Magna est Veritas et pracvalcbit.
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V.
Riickblick. |
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Ob die Frage in das Gebiet der Politik gehSre?
Seid — was ihr wolU —
nur seid ej ehrlicb! In den Fragmenten S, 373 lescn wir die crscbiit-
ternden Worte: ,,Warum liat das vcrbtindete Euro pa mit
,,sciiK'n Svmpatbicn, scincn uncrmcssliclicn Mittcln ,,uiul seiner furclitbaren Kraft in Hellas und Byzanz „untcr aller Welt Augen schiinptliek Bankerott ge- „maclit? — Wir sind verlacbt und ausgetricben, ,,und was wir in langcr Miilic angesact und mit dem ,,Scbwciss des Occidents beg'ossen lialien, ist gleicb ,,jener Kiirbisstaudc vor Ninive in EinerNacbt vcr- „ilorrct! Das Faktum ist nnwiedcrleglicb und die „Nicbtigkeit unscrcr Bestrcbungcn nicbt melir weg- ,,zulaugnen. Abcr die Kunst, die Mcnsclien zu „iiberrcden , dass sic imbecill und falscbc Rccbncr ..sind . bleibt nach dem Faktum nicbt weniger „scbwer, niclit weniger Iastig und gefabrbrin- ngeud als Tor dem Spiel!" 10
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Dm alios L'astigc und G efabr bringen d e zu
vermciden, wciss der Fragmentist scinen Wabr- bcilen iimner den notbigen Zusatz von Irrthum bei- zugeben. Wollten wir in der angefubrteu Rede diescn Zusatz wicder ausscbeiden, so batten wir bios die Wortc: das verbiindete Eur op a auszu- streicben , und dafiir die bescbrankte Welt von ,,Derbiscbabad" an die Stelle zu setzen (mitdiescr ttirkiscben Uebcrsetzung bezeiebnet der Fragmentist die Hauptstadt Bayerns) — von dort sind ja die Ban- kcrottirer ausgclaufen mit der sebweren Ladung von „Unkosten-Voranscblngs-Tabellena wovon dcrselbe friibcr gesprochen bat! Die Begriffe von unermesslicben Mitteln und
furcbtbarer Kraft wiirden dann von selbst ibr besckranbtcrcs Mass linden. Solltcn aber untcr den Mitteln zuniiebst die grie-
cbisclic Anleibe von 60 Millioncn Drachmcn vcr- standen sein : so sebcint der Fragmentist vergessen zu wollcn , dass dicsc, obne dass die Griecben da- rnm gefragt wurden, beinabe ganzlicb far auswar- tige Kostcn aufgegangen sind , und sicb nun als Scbuldenlast dcin sebwacben Landc anbungen, wic ein Stein am liaise eiucs Scbwimtncndcn. Soil das den Griecben nocb zum Vorwurf werden? — flicriibcr spricbt sicb cin beriibniter Pbilbellenc
kurz und biindig aus: ,, M il unerbdrtein Leicbtsinnc bat man das Anlebcn
der Nation aufgebiirdet, und mit unvcrantwortliclicr Vcrblendung fur ganz andcre als griecbiscbe Zwecke verbraticbt." Man blickc auf die starren — unwiderrufliciien
Zablen: Seit 1833 bat Griechcnland als Anleben cr- |
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haltcn von Rothscliild..... 66,600,000 Di\
Von der bayerischen Rcgierung 4,453,458 „
Suimna 71,058,458 ,,
Hicvon gingcn atif: fiir Zinscn
nnd Tilgungdes Rothschild'schen Anichcns von den 3 Scliutzmiicliten zuriiekbehalteu........ 27,143,949 „
Entsehiidigung an d!e Pforte . , 12,531,165 ,,
An die Miiclite zur Tilgnng der
Schuld Capodistria's...... 2,325,000 „
An Eynard zu demselbcn Zweche 220,000 ,,
Disconto und Negotiation des
Rothscliild-Anlcliens...... 6,060,000 ,,
Kostcn der Regcnlschaft . . . 8,340,862 „
Kosten des (deutschen) Militars 14,000,000 „
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Snmma 70,620,976 „
Die Grieclicn klagcn mit Rcelit, dass das ganze
Anlclien fiir Tiirhen, Juden und Bavarcsen verwendet wnrde. lhnen selbst blieb INichts, Als ware cr selbst cincr der Staatsgliiubiger ruft
der Froginentist mabnend (S. 324) den Grieeben zu : ..Man wird Euch docb ermuntcrn diirfen! — Habt Flottcn, Hccrc, Feuerschliinde, Industrie und Gold; abcr inacbt sclincll , die Konige sind cin un- gcduldigcs Gescblccbt." Der gutgemcinte Ratb ist nicbt zu verhennen ;
abcr den Konigcn unserer Zcit that cr gewiss Un- rccht, denn sie sind lieut zu Tagc vicl gcduldigcr nnd barmloscr geworden ! — sie sind nieht Dicjcni- gen welchc drangen und schieben. Ucbcr die Ursachcn des scbiinpflichcn Banke-
rottes linden sich in den Aufzeichnungcn des Frag- 10*
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mentistcn selbst zerstrcutc Andcutungen in Fiille:
er gibt irgcndwo zu verstcben, bci den Gricclicn sci die Meinuiig verbrcitet , die Bavaresi batten sie be- stoblen und sie in Eatwicklung ibrcr Kriifle aufgc- balten. „Soll das Kleine je werden gross , so muss es
sich riibren nnd regen !" Das Allcs wciss der welt- weise Rcisendc wobl ebcn so gut, und nocli bcsscr; auch glauben wir nicbt, dass cr aus beucblcriscbcr Pictiit gegcn sein Tusculum - Ocrbischabad seine Worte so allgemein und kliiglick stcilt, abcr das glaubcn wir entdcckt zu baben , dass cr die Tbat- sacbe dcs missluiigcncn Untcrnebmcns als ncuc Untcrlage fiir seine T be sis und diesc als Fuss- scbcnicl bcniitzt fiir bobcrc politisclie Lcbrcii ( von der unvermcidlicben Weltbcrrscbaft der Russen} die cr am Ende dcs Kapitels in VIII. Satzc zusammcn- fasst, — und woriiber wir ain Scblussc sprecben werden. — Die Frage iibcr die Abstammung der Griecben,
gebort sie in das Gebict der Politifc ? 1st cs von Wicbtigkeit fiir die Gcsetzgebung und
Verwallung des Konigreicbcs von Griccbcnland, o!> bewiescn wird dass die Einwobncr Abkommlinge der altcn Hellencn, oder Abkommlinge der alten Slavcn scicn? Wir glauben Nein. Den Griecben fallt es nicbt ein sicb fiir alte Pa-
nacbaicr zu balten, abcr von slavisclicr Abkuuft wissen sic ebcn so wenig , als Europa davon bisber etwas vcrmutbetc. Hire Volkstbiimlicbkeit baben sic trotz allcr Ue-
berscbweinmungcn von Gotbcn, Vandalen, Avaren, Slaven, iXormanncn, Franken, Venctiancrn, Tiirkeu |
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undanderen Barbaren, bcwabrt; jctzt habcn sie sicli
(lurch siegrcicbe Kampfe ihrc Sclhststandigkeit er- rungen. Alle griechischen Lander nahmen an dein Freiheitskampfe lebhaftcsten Antbcil. Die Gricchen sind also wohl als cin lebcnskraf-
tiges sclbststandigcs Volk zn bctracbtcn, mag ihr Stammbauin so oder anders nachgewicscii werden. Konntc ihrc Abstammung audi his zu den
Marathonomachen zuriick gefiihrt werden, so moch- ten die Bestimmungcn dcr dentschen Philo- logcn iiber i'v und el doch wohl kcincn hedcuten- den Einfluss auf das jetzige Volk ausuben. Konnte ihr Geseblccht aber bestimmt von den
eingewandertcn Slavcnhordcn abgcleitet werden, so glauben wir dodi niclit dass die Kijew'sche Ccntral- Sonne nocli auf die spaten Enkel cine inerhliclie Anziebungskraft iiusscrn wiirdc. Es liegen ja vicle Jahrhnudcrtc frankischcr und tiirkischer Hcrrsehaft dazwischen ! W'cnn man jetzt die Bewohncr von Mistra zwingt
nach Sparta ninzuziebcn, so werden doch kcine AHspartancr daraus, chen so wenig als aus den Dcutschcn wieder alte Cherusker gemacht werden konnen! — Gewendet bat sicb liingst die Zcit! — Wir sind nicbt mchr das was wir waren ! Die heutigen Franzosen sind weder Frankcn noch
Gallier sondern Franzosen. Die Englander weder Sachscn noch franzosischc iN'nrinaiien, sondern Eug- liinder, und alle Untcrsuchungcn iiber die Abstam- mung dicscr Volkcr werden in das Gcbiet dcr Ge- schichtc gehbrcn. Warnm soil cine ahnlicbe Unter- suchung iiber die Abstammung der Gricchen in das weite Feld dcr Politik strcifen? |
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Der weltweise Rciscnde Lat durcli seine
bcriibiiilc Lclirc cine moralischc Gcwalt crlangt, and jcdc Gewalt sucht sich auszubreitcn. Durcb langjiihrigcn Kampf hat cr Kriegscrfabrcnheit ge- wonncn, und nun suclit er ein weites oifcnes Fcld am seine Streitkraftc zu cntwickeln. Er wciss da- bci abcr scinen Riickcn wobl zu dcckcn und cine tiichtigc Strcituiacbt binter dem Bcrge aufzustcllcn, ,,Nur bci den Russen of fcnbart s icb E n cr-
,,gic, Kraft, Lcbcn und Zubunft, Gricchen- .J.'iiid aber bat keine eigenc Sccle, und die ,,Kraft dcr Rom her ist vcrfault!" Acbnliebes babcn wir oft audi iiber anderc Vdl-
ker aus dem Mundc des Philosopher gchdrt. Fiiulniss in Staat und Gescllscliaft ist iiberall zu
findcn , und sollte g-erade bci den Russen Allcs lc- bcnskriiflig- — niclils faul mid krank sein? Wie stimnit mit dicscr Rcliaiijitiing das hraftige
Wort in derVorredc des Frag-ineiitisten : ,,Das die ..in e ii s cli i i e be Natur scbandcndc Mosko- „witcrtb urn? !" Mit Einphasc und Uebcrtricbenhcit bdrt man oft
abnliebc fiebanptung-en im Mundc der Klugen und der Tlioren ! Jc kleincr die Wabrbcit, dcsto grosser der Sclnvall ibrer Worte ! Oft bdrt man sagcn ,,Fr ank r eich ist inner-
Iicb faul und seiner Aufldsung nabc." Und Anderc bcbatiptcn : ,,Die Gcrniancn babcn
„ibrc Rollc ausgcspiclt, sie tragen in ibrcni Busen ,,den Saamcn dcr Uncinigkeit , dcr Lockcrbcit und ,,die Unfahigkeit ancinandcr fest zu baltcn etc.a Diess sind zum Tbeil grosse traurige Wahr-
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heiten, die jcdoch cum grano sails zu vcrstehen
sind, Aber wir wollcn all dieses zugesteben , nur fiir Gricclienland witnschen vflr einc eigene Seclc ancrkannt zu wissen, cine elgcnc wenn auck klcinc aniinula; mid den Aussprush des Pbilosopbcn : ,,Dle Kraft der Grieclicn ist verfault" mochtcn wir aban- dern : nicht verfault ist die Kraft der Gricchen ! Gescliwaebt — ein Scbattcn bios ibres grosscn
Namcns — aber dennocb nicbt getilgt! Wir dacbtcn diese kleine Anerkcnnung batten sie sich errungen durcb die scliwercn siegrcicben Kiimpfc des Bcfrci- ungskrieges ! worin so viel an die scbdnslen Tage des Altertbums crinncrt. Gegen die Ucbcrinacbt ibrer Zwingberrcn baben sic gckanipft wic ibrc Vor- fabrcn gegen die Pcrser. Klcine Handclsscbiifc der lnsrlii Psara und Hydra besiegtcn grosse tiirfcisebe Kriegsscbiffc — und ibrc kiibnen Brandcr warcn der Scbrccken und das Vcrdcrbcn der Feindc. Der Fragmcntist fordert bobnend die Grieclicn
auf, es den belvetiscben Baucrn gleieb zu tluin, die anf den Lcichenbiigcln der crscblagcnen Edclleute ein keckes Wort gesprocben baben, welches inEu- ropa widerballtc. Wir fragen: wird die Bcfrciung Griecbcnlands
voin tiirkiscben Jocbc nicbt nocb grosser in der Gescbicbte dasteben? Auf den crobcrtcn Burgcn ibrcr Zwingberrcn
baben sie die Fabne des Krcuzcs und der Frcihcit aufgepflanzt, als Wahrzeichen fiir das in sebmacb-" roller Kncebtscbaft versHnkenc Ost-Europa und A-sicn. In Lakonicn, jencr uraltcn Zuflucbtsstiitte dcrFrei-'
licil, bat das Gescblecbt der Mauromicbalidca aUein |
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ein balbcs Hundert Haunter fur die Unabbiingigkeit
ihres Vatcrlandcs geopfert! Scbon und wabr sind dicWortc dcs Scbwcizers:
„So lang cin Volfc nicht den Mutb zur Frei- bcit und den Glaubcn an sicli sclbstver- liert, ist Nicbts verlorcn!" Griecbcnlaud bat sicli dnrcb eigene Kraft bc-
frcit. Der Bcistaud den Moskovien versprocben batte — blicb aus; — treulos und zum Tbcil fcindlich verfubren die iibrigen Mac-lite gegen Gricchenland, und die entscbeidende Sccscblacbt bci Navarino wurdc von England missbiiligt und be- dauert. Die scbcelsucbtigen Gcsinnungcn des (immer treuloscn) Albion's vcrfolgtcn und qtialtcn die armea Griccben a.if den joniscben Inscln und im Konigrciebc mil fortwabrendcr Missgunst. Fiinf Tiirkenbeerc liabcn sicli den Kopf zerscbellt
an dem Miitbc und der Bebarrlicbbcit der Griecbcn, wclcbe neun langc Jabre bindurcb mil ibren ubcr- macbtigen Drangern und mil Hindcrnisscn und Un- gliicl; zu ringen batten! AUc Volbsblasscn opfertcn A lies flip das gemein-
same Vatcrland. Der Fragnientist scbeint solcbc Gcgcnredcn vor-
ansgescben zu baben: desswegen sucbt er die grosse Tbatsaebc zu vcrklcincrn. In dicsein Sinnc spricbt er sicb ofter aus. Eine Stcllc wollcn wir der an- uiutbigcn, zarten Worte wcgen bierher setzen. „Die Griecbiscbe Revolution scbrumpft, in der
„Nabe bescben , zur gemcinen und roben Balgerei „eines uach Urlbeil und Reebt der Weltercignisse „von Ilaus und Hof getricbenen, abcr durcb frciudc |
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,jWorte und Kraftc aufgchetzten Baokrottircrs urn
,,das verlorene Gut hcrab." — Hatten wir niclit die Ucberzeugung gcwonnen,
dass der Fragmentist iibcr seiner Tliesis steht und sie niir gleichsam als Fussselicmcl bcuutzt: wir warcn vcrsucht, zu glaubcn, er folge jencm hassli- cit en Zuge dcr nicnschlichen Natur, deni schuld- bewussten Unrccht nocli Hass bcizufiigen, und es sci bei iliin dieses bittcrc Gcfiihl in Blut und Safte ikbergegangen. Wic andcrs konntcn wir uns sonst erklaren, dass
nicht bios die Me n s cbe n, sondcrn audi sclbst die Gegcnd in Griccbenland Mm anwidcrtc? Dcr ge in ii tli voile und c nip f in ds ainc Frag-
incntisf wird nicbt miide, uns von dcr Pracbt Col- chiscber Landscbaft zu crzahlcn, von dcr sanftcn Sebwcllung des Hohcn-Zuges, von dem immcr grii- ncn Buschwaldc und dcr Fiillc rauschender Wasser. In gliicklicbcr Vcrgcsscnbeit bub It cr
mit dcr Einsamkeit und den bolcbiscbcn Ab end- liif t en. — Aber der Golf bei Acgina, dieKlisten von S a 1 a mis, und das Thai von Attika, von licht- glanzcndcm Actbcr umflosscn, sprcchen eben so wenig zu seineni Hcrzen, als die Lcichenhiigel von Mcsolongbi und die blutgctriinkten Triiuinicr von so viclcn einst bliihenden Ortcn. Der warmen Begeisterung seines Jahrhunderts
stellt er sich wie cin Eisbcrg entgegen! Aus dem schweren Kampfe hat Griccbenland fa^t
Nichts gercltet, als den glorreicbcn Namcn und das Mitgcfiihl des jungen Europas. Soil iliin dieses cinzigc Gut noch vcrkikmmcrt werdeii? Dcr Brief des Weltbiirgerrechtes 1st fur Gric-
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chcnland mil Blni und Tliriinen gescbrieben und
besicgelt. Grieclienland braucbt nicht um die Be- {'laiil>idling seines Adclskriefes zu bctteln. Der Fragmcntist begniigt sich aber auch nicht
dam it, den Stammbaum der griccbiscbcn Familic zu verdacktigen! Er verklagt die Lcbenden ! Scin 2bandiges Bueb ist cine grosse, kiinstlicb vcr- kcttete K I a g-cs c li ri f I gegen das griechisebc Volk: welches cr abwccbsclnd bcmitlcidet und holint, nnd am gchorigen Orte schwer vcrliistcrt und bcschuldigt, — iin in er, hofft er, blcibt da von Etwas klc- beni — Fiir den miiden Lescr sind in dem Buckc I'l rli ol mi gsp 1 ii t ;z c angebracht. Eincr ist in dem i in in or griinen Busckvvalde kci Trapezunt, und der andere in der A bgcscki eden k cit auf dem kciligcn Bergc At bos. Die wichtigen Funde von Mauersekriften und Kloster - Handseliriftcn nack ihrcr gaiizcn Wicktigfceit zu wiirdigen, kann nickt unscre Sackc scin: weil sie uns nickt mitgetbeilt wurden; wir wollcu aber den kiinstlcriscben Wcrth der mit g 1 ii k c n d cn und s c k m c I z c n d c n T i n t e n gemaltcn Bilder der dortigen Wald-Einsamkeit desto c i frige r preisen. Allcs Uebrigc gehort zur grossen Auk I age, zu
der grossen Tkesis, womit der Fragmentist stekt und fall t. Mit ciner Art untcrirdisckein Fanatis- mus, der nur maucbmal bis zur Oberflaehe durch- dringt, wird gegen allcs Gricckisckc gewiitket. Ueker Tiirken, Bulgarcn, Alkanescn und alle
andcrcn Volkcr wird nur Rtikmlickes gemeldct, wo er aber auf die Grickcn zu sprechen lsommt, krickt cin teufliscber Grimm lienor. Dock wir sind iiberzcugt, das miisscn wir wic-
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derholt gestchcn , dass dcr Fragmentist sich wo LI
bewusst 1st seiner „B c ge is t erung fiir eia „A list racist cs, das sich negirend zum Be- „stc lien den v crlia 11," (wie Hegel den Fanatis- mus neiinl) und wir miisscn mis in Ackt nchmen, liier nicht mit unscrem Widderkopfc gegen einc offenc Thiire zu renncn. Viele mochtcn Untersuclaingen dieser Art fiir
un f r u c litba re Wisscnscbaft lialtcn. Aber der Fragmentist schricb fiir die deutscbe Lcsewclt, ge- radc gclclirt und unwissend geuug, nm an sci» ncn gelelirten Taschcnspiclerkunsten Ge- fallcn zu linden. Lebte dcr Fragmentist in trauk- rcicb, er wiirde gewiss ciucn andcrn Gegenstand gewiihlt haben uud cin zweiter Thiers gewor- den scin. — In England abcr biittc cr als Rcclits-Anwalt cine
gliiiizcndc Laufbalin gefunden. Durch seine gliinzcnde Bcrcdtsamkcit bat cr dcu
grosscn Haufen zu bleu den, uud audi bci Vielen sonst gut Cnterriclitcten sicb Glaubcn zu ver- se baffen gewusst. Er folgt Mcislcr Gothc's Sprucb :
,,In bun ten Bildcrn we nig Klarbcit:
V i c 1 1 r r t b u in u n d c i n F ii n k c b e n W a li r b e i t!
So wird der besste Trank gebraut,
Der alle Welt erquickt und aufcrbaut!"
Griccbcnland zu sebmiiben ist geradc jctzt gutc
Gelcgcnhcit. — Dcr Fragmentist weiss als geiibter Feldberr seine Zcit zu walilen. Mcbr als Ein dcutscber Griechcn- Fabrcr, mil
gctausckten Hoffnungcn bclmgekehrt, wird Bcifall |
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rufcn! „Wenn sein Fasslein triibe lauft,— glaubt
er, die Welt sei auf dcr Ncige!" — „D as Sch a tten- Kdnigr e i ch am (Baum-
und wasserloscn) Hiss us," wcr b'attc das noch vor wenigcn Jalircn zu sagcn gcwagt? Seitc 436 lesen win ,,Dic Byzantiniscben Gric-
„cbcn, jcnes unkricgcriscbe, vcrsclnnitzte , triigcri- ,,sclic Kramer vol k — wclcbes man im Occident „so zartlich licbt und II c 1 I e ne n ncnnl." Docli konncn sich die Griecbcn damit trostcn,
dass audi die stolze Nation der Britten von Napo- leon und so vielcn Andcrn cin Kramcrvolk mil ahnlicbcn Eigcuscbaftswortcrn genannt wurdc , und jetzt nocb oft so auf dem Fcstlande genannt wird. De-Foe, sclbst Rngliindcr, scbildcrt seine JLands- leute mitungefahr folgendcn Worten : „Ueb eI launig wie die Dancn , riiubcriscb wie die bcutclusler- nen Normannen, cigensinnig und trculos wie die Piklcn und Sbotten, racbsiicbtig wie die ro- beu, wildcn, tatowirten Britten: beweist ibr, dass ibr Nacbkommcn jcner nicbtswiirdigcn und scbiind- 1 i c b c n Stiimmc scid ! Das B i s s c li e n E b r 1 i c b- k e i t, welcbes Eucb nocb anklcbt, kommt (init gcr- maniscbcr Scbwerfiilligbeit und Trunkenbcit) von den alten Sacbscn ber! —" Dagegen wciss der klugc und vorsicbtige
Fragmentist vom Donau - Dampfbootc aus bci seiner Durcbrcisc dcin milde und wcise regicrten, grosscn Imperium an der Donau Weibraucb zu streucn (^im Jabrc 1845). Gross war unser Erstau- nen, als man an der Donau cin Prytaneion fiir Ge- lebrtc sliftcte > untcr mcbrcrcn riibmlicb bekanntcn Namcn von Pbilologcn und Pbilosopbcn auch den |
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des wackern Hofbucbdruckers Aucr zu lescn, aber
den dcs Spracb- und Gcscbicbtskundigcn Fragmen- tisten n i c b t, obwolil er in dem Arcadien dieses Iinperiums geborcn ist. Wcim wir unumwundcn unscre Meinung iiber
den Fragmcntisten sagcn sollen, so konnten wir im9 mil ungefabr denselben Worten ausdriicken, derea er sicb gegen scinen Widerpart bedient: — Im Grande ist es urn den Fragmenti-
stcn, und viele seiner gciehrtcnGcnossen, e i 11 un du 1 d sanies, 1 eidenscbaftiicbes und tiiekiscbes Gcscblccbt, wclchem jedes Mittel bcilig ist, um seiner Meinung Gcltung zu verscbaf- fen, und dadurcb Macbt und Anscben in dem Ge- meinwesen der Lcscwclt zu bebaupten. ,,Man s e b in c i c b c 11 b 1 o s d e r M a e b t!" Das scbeiut des wcltwciscn Rcisendcn Erfabrung und Ricbtscbnur zu scin. Durcb cine Iange Rcibc fcin gefirnisster Gedan-
ken fulirt er dcu Lcscr bindurch , bescbaftigt die Einbildiingskraft mit wundcrlicbcn Bildern , umgau* kelt die Sinne mit dem Opium gliinzender, wobllau- tender und gevviirzig duftcudcr Romantik, gewinnt durcb woblbcrcebiicten Aufwand von Gelebrsamkcit das Zutraucn derjenigen, welcbe nacb wissensebaft- lielier Begriindung der ncuen Lcbrc Verlangcn tra* gen, und bat dadurcb den Kulim erlangt, niebt bios als ein u nb c sic gb a r er Meister in der reden- den lvu nst zu geltcn, sondern aucb zun Ersten Male mit dem Nam en : „Weltweiser Reisender" begriisst zu werden. Den Fragmenteu aus dem Orient wird einc welt-
Umspannende Denkscbrift iiber den Occident |
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rintcr dem bcsclieidencn Titel einer „Vorrede*' vor-
ausgcschicltt, worin abgcurthcilt werdcn: • 1. Die (icwalthaber unsercr Dculschen Vaterlan-
der, 2. die Kirchenmaclit, 3. das hungcrnde Volk, 4. die weltstitrmenden Russcn. Den Autofcratcn der Deutsch-Michellander wird
im Vorbeigeben die Frage hingcworfen : ob sie sicb deim gar nicht entscbliessen konnten , liebcr frcie Manner zu lciten, als iiber corrupte Knechte zu gebicten? (_Hicr 1st der Bureaukratcn zwisckcn den Zeilen
fioimilliilisl gedacht). Am langstcn wird bei der K irch e nm a ch t vcr-
weilt, welche mit dem INauicn Vibius Egnatius Tar- tufius bcgriisst wird. I)cm bung'erndcn Volfcc wird in salbungs-
voller, auferbauliclier Rede ans Ilerz gclegt, tu- gcndhaft mid aufopfcrnd zu scin 5 dann wiir- den die Macbtbabcr sieli gezwungen und gcdrungcn fiililcn , selbst tngendhaft und aufopfcrnd zu sein ! 1st das nicht die Rede cines Arclii-TartuGus?! Das Iiungcrndc Volfc — die Proletarier — bcdrolien
unscrc Zcit init dcmsclbcn Uinsturze, dun ciust die Volkerwanderung iiber Europa braclite. Die wildeu Horden sind bci uns scbon angckosn-
men, sic sind unter mis — wartcn nur auf eincn giinstigen Tag, loszuscblagcn , — iibcrall quillt cs aus dem Bodcn hervor, — wo cin Damin aiifgcbaut wird, um der wacliscndcn Uebersclivvcmniung cntge- gen zu arbcitcn , wird cr von untcn wiedcr aufge- wiiblt. Die Eindringlinge der Vdlkerwaiidcrung frassen cinst die altc Bevolkcrung auf, odcr wur- den ron ihr aufgezehrt, — die wilden ilorden der |
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Prolctarlcr aber waclisen wie das Haupt der Hydra
nach! — DocL davon spricbt der wcltweise Rci- sende n i c li 1 ! Der Russen Gewalt wird als un-wider-
stchlich gescbildcrt, glcich der, wclche die Klap- pcrs.-'hlaiige auf einen Vogel ausiibt. Selbst die Mu- mic der Itussischcn Kirche soil noch Wundcr wir- Jicn ! Kin Hof-Sterndeuter des Czar's konnte nicbt besser sprccben 1 — |
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,,..,;,-:.■, ..■,;.;,--^..,?v,.-,>,„^-......,.. .;;,..■. -.-/.^V /.^ , .-, ! ^W, ■' ■ .
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IV.
H c li 1 ii s s.
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Wie die Lehren des weltweisen Reisenden zu
verstehen sind? Am Ende der langcn Abbandlung wird bebaup-
tet, man ktinne die Grictlien nicbt ,,Volk" im eigentliclien Sinnc neniicn , „\vcil sic weniger ,,ein cliarakte r is tisch an s ge pra gtes , von ;,cigciitkum 1 icbem Gcistc bcsccltcs and ,,eine Idee rcpriiscntirendes Welt-In d i- ..v ill num. als cine von derbcrrsclicndcn ,,Staatskirchc dcr Osmanli abweicbende ,,religiose Sektc darstcllen, niclit einmal „cinc nationalc Bcncmiung fiiliren (sic ,,nen ne n si c b j a ,,R oui cr"), und ausscrdem ,,(»«'fiili I e innercr Faulniss und cigenkraf- ,,tig unlieilbarer Olinmacht von kcincm „gc m e i n s a in c n B c w u s s t s e i n d u r c b d r u n g e n ,.s i it d. Die Griccben sind den Kit listen „abge ne igt und attisc be L c b e nselc gan z „ist ilinen von Natur zuwidcr," |
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Welter oben fpag. 375) wurde ausgesprochen,
„dass Encrgie, Kraft, Lcbcn und Zukunft sich uur bei den Russen offenbarc," dagc- pen wollen andere deutsclie Pbilosoplien den Slaven iiberliaupt den wcltbistorischen Cbaraktcr ganz abspreclicn. ,,S»e seien nur Ausfullungs- Partikel und glciehsam cin grosses Enkli- tikum des mcnscbliclicn Geistes obne ci- gene inncrc Bedeutung," Hegel bait sie nicbt fiir wiclitig genug , um
Gcgenstand seiner philosopbischcn Betrachtungcn zu sein. Ob Hegel iiber die Griechen dasselbe Urtbcil fiillt wic der Fraguientist: namiich, dass sie kciu, cine Idee reprasentirendes Wclt-Individuuin seien'' odcr ob liier wie iiber die Bussen cine V e r- s c hi c dc n li ci t der Ansicbtcn dicscr beiden Pbilo- soplien obwaltc, ist uns unbekannt. Abcr wir tro- steu uns in it dein Diebter: ,,so lange bis den Bail der Welt P It i 1 o s o p It i c z u s a in m e n k a 11, erhalt sieb das Getriebc!" — — Ueber die Lcbcnskraft Busslands sind die Welt-
weisen getbcilter Meinuug. So hortcn wir neulich : ,,Das Russiscbc Nationallcbcn bat sicb iiberstiirzt, „es bat zu eilfertig die letzten Besultatc zu eiba- ,,scbcn gesucbt, und dadurcb alle Bedingungcn cincr „naturgcinassen und frucbtbringenden Bliitbe ge- „opfcrt.'1 Kunstsinn und attisebe Lebensclcganz ist aucJi
nn gcbildeten Gcrmanicn ein „fremdcr Zwcig mil ,,na cbgeahmte in Siid iui raubcrcn Himmelsstrichc ,gezogen;" selbst in Dcrbischabad streitet noeh im- mer Kunst und Bier um die Obcrhcrrscbaft, und wenn einst unsere deutschen Vaterlander untcr die 11
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Vormundscliaft der Russcn kommcn sollteit, so
wiirde die attiscbe Lcbens - Eleganz wolil den Mei- sten von mis verlcidet werden, wic der Fragmentist sclbst (Scite XIV.) sagt: ,,Sie werden das Gcrede iibcr Construction der Weiten tw i cl; 1 un g u. s. w.....durcli Decorationcn mid Ruthenhiebe
sliiinni machen." —
Den beutigen Griecben ist Altgriecbiscber Geist
wobl cben so entfremdet, als be! den Dcutscbcn Alfgermaniscbe Tugenden bedcutend abgenommen ]iabcn. — Der Fragmentist spottet dariiber, dass sicb die
Griecben wicder Hellencn nenncn. Abcr wir fra- gcu : wie batten sie, naclidcm sie aufgeliort baben, Tiirkiscbc Rajazuscin, sicb neniien sollen? Romaioi, d. i. Ost-Romcr, ist der allgcmcinc Name allcr in der Tiirfcei und den Doiiau-L'andern zerstrcut le- benden Griecben , (den sic mil dem Cliristcntbume seit Constantin d. Gr. angenommen batten). Aber diescr Name ist bent zu Tagc eben so veraltet als HeII en en. Naclidcm das Ost-Romiscbc Reicb nicbt mcbr cxistirt, ware der Name Romania und Romaioi fur das ncuc Konigreicb unpassend gewe- sen. Sie nalimen also den alten Namen Griecben (Hellcnen) wiedcr an. Homer nennt die Griecben abwcchsclnd: Pau-
Hellenen, Argiver, Acbaioi, Panacbaioi , Daniiidai i sowic Hellas und Argos fiir ganz Griccbcn- Iand gebraucbt wird- Dic Bczcicbnung Gracci war nicbt cinhci-
111 is cli in Griccbenland sclbst, cs ist cine riiiiii- scb e Beneniiung. So nenncn die Ungarn sicb sclbst nicbt Ungaren, sondcrn Magyaren. Der Slavi- |
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sche Name Ugori ,,Bewohner dcs offencn Landcs':
ist bios ausscr dcm Landc gcbriiuchlich! — Eben so ist „Bolimc" cine frcmdliiudischc Bcznichnung; sic sclbst ncnncn sich Cecil und ihr Land Ceska. Der Vcrgleich , den der Fragmentist mit den in-
surgirenden Neapolitanern macbt, welclie sicb Sam- niter nannten, sclieint tins nicbt gelungcn : dcnn die Neapolitaner batten bcrcits cinen Namcn ibres Volkcs und ibres Laiides : die Griecben aber niebt, dicse warcn tiirkiscbe Raja und biesscn nach den einzclncn Landestbeilen Moreotcn, Rumclioten und die Insulaner nacb ilircn Inscln; cinen gemcinsamen Namcn batten sic nicbt. Wolllcn sic nun nicbt ci- nen ganz n e u e n Namcn crfinden , so musstcn sic cntweder Ifcllcncn oder R o in a i o i als allgcmeincn Nanien wablcn. Eben so wurde fiir die Sicben-Insel- Rcpublik (unfer engliscbem Scbutzc) der alte Name J o u is eh c Inscln, Joniscbe Republik , {ioivtxov XQciioi) gewiiblt. Fiir das vcreinigtc Konigrcich von England und
Scliottland wahlte man den alien INamen Gross- Brittania und fiir Englander, Walliser und Scbot- tcn die gcmcinscbafllicbc Bencnnung Britten, Briton, British und Britisher, (wic die Ame- rikaner die Englander nenncn.) Die politiscben Lcbrcn, wclcbc der Fragmcnlist
aus den Bussisch-Turkisch-Gricchiscbcn Zuslandcn scbopft, sind am Scblusse in VIII Satze zusam- mengefasst. I. und II. Die H o f fnung aufzugeben, das
alte Hellas oder das alte KaiscrtLum By- zanz wie der bcrz ustcllen! Dicse Hoffnung ware eben so eitel, als wenn
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wir in Dcutschland die Zcitcn des Chcrusker-Bun-
dcs odcr dock die Zciten vor Carl V. zuriickfukren wolltcn. Gcwandclt hat sich langst die Zeit — — Das altc Byzantiuisclic Hcick wicder kcrzustcllcn,
ware cbcn so unmogliek als das alte deutsclie Reick zuriickzurufen. III. All e Ck r isten stamm e z wiscken Yassi
und Cap. Matapan seicn todte Eleinente. Diescr Satz gekb'rt zu den pkiiosopkisckcn Leh-
ren, wovon wir vorker spraekeu. Einige sprccken dafur, andcre dagcgcn. JXon nostrum est tantas com- ponere lites. IV. Germanisckes Princip kampft mit
dem Panslavismus in Gricckculand. Nur cine Vorhut Russlanils, namlick die glaukensverwandte Kirch e stekt in Grieckenland jetzt dem Germa- nisclien Principe feindlick cntgcgen. Die Ilauptinackt des Panslavismus ist nock so
weit cntfcrnt, als cs die Grcnzen der kcidcn Liindcr sind, was freilick jetzt nickt mckr eine grosseEnt- fernung genannt werden kann ! Die Kirckc ist der einzigc aber miicktigc Ilekel
der Russischen Mackt in den Gricchiseken Landcrn: sic stekt dem Ahcndliindisckcn Ckristentliuinc und seinen Absckattungcn kcrab his zur HcgelsckcnPki- losopkic feindlick gegeniiber. Hicriiber linden wir cine redekraftigc Stellc (I. pag. 303) von mekr diekterisckcr als gcsckicktlickcr Ansckauung: ,,Drci vcrkangnissvollc Stadtc gibt cs auf Erden,
,,drei Weltringe an die sich die Sckieksalsfaden ,,dcs menschlichen Geschlcchts hiingen : Jerusalem, Rom und Konstantinopolis ; das eine die Wicgc, |
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„tlas andcre der Satz, das drittc der Gegensatz
,?des univcrsalen weltbcsiegcndcn Cbristcntbumes, j?— .,, bcwcglicber Lcbcnsprozess auf der cineu ,,Seite, unausgegobrenes Inslchverbarren auf der ,,andcren. Sinnbild dcs Ersten ist die ewige Koma „mit dcm ganzen dabintcrliegenden Occident: Sinn- ,,bild des andcrn ist Constantinopel mil dem er- ,,starrtcn Morgenlande — ... Auf beidcn Seiten gc- ,,ben die kleinern Kreise allmiiblig im grossen Ringe ,,unter. Und allc Zcrvviirfniss, alle Miibsal in Eu- ,,ropa crscheint als Corollar dicser urelcinentariscben ,,En tzwciung der Einen Krafl!" Dann Opag- 339) wird von dem Glaubcn der
anatolischcn Kirclic an einc gottlichc Scndung der Russcn gcsprocbcn : ,,Nur zwci Dinge, sagen die byzantiniscben
„Kircbenfurstcn heute noch, nur zwei Dinge bat ,,Gott scblecbt gcmacbt: den Papst und den ,,M a b o in e t. ,,Die zwci Uebcl zu verb ess ern und die
,,WTeIt in Vollfconimenhcit berzustellcn, babe er ,,deni recbtgliiubigcn Imperalor von Mosbovien iiber- ,,lasscn !" Die Kircbc ist fur die Regierung von Griecben-
land das grosse Hind ern iss! docb boflcn wir dass das griecbisebe Volk dcm Imperator Pontifex nocb nicliI vcrfatlen ist! Wenn es gclingt: mitten untcr Slaviscben und
Sklaviscben Volkern ein frcies und macbtiges Griccbcnland zu sebaficn , so ist dadurcb der russU scben Staats- und Kircbenmacbt der starkstc Datum entgegcngestcllt! |
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V. „Das einzige Mittcl zu siege n, sei:
„das Byzantinische - Presbyterium a u s- „e in antler zu sprengen... und folglick „deii Zeiger an der Weltulir zuriickzu- „bewcgcn !"•
Sehr ricktig 1st liier die Maelit der Anatoliscken
Kirclie als die feindlicke Avantgardc bczciehnct : und warnend wird auf die Ulir gewiesen , wie spal es sclion geworden ! Doch ist nocli niclit aller Tage Abend, Viel kann gegen alle Envartung gesckeken ! Studs yCyta&tu 7ioi.Xu xcti ticcqci id Etxog \ VI. ,,Samm tli c lie Diplomatic des Occi-
dents, auck bci r edlicb ste in Wille n, fiir un- zurcickend,ja f tt r u n f a k i g zu kaltcn, cine Aufgabe y on sol eke in Be lang und von sol- ekem Gewickt vollstiindig und durckgrei- fend zu Id sen; folglick: VII. [laser Heil in der orientalise ken
Frage nur aufdein Wege der Gcwalt, d. i. einer nationalcn, die Regie r"u ngen sclbst wider Willcn fortreis s ende n Bcwegung un d K raft a us serun g z u erwa r ten ! VIII. Umfra ge zu balten, ob die 40 Mil-
lionenDcutscben nock einer zornmutkigen Aufwallung fiikig scicn, odcr ok sic sick ferner nock begniigen: in liners ckiittc r li- ck cr Geduld den Spott der An slander zu ertragen, und kei Verweigerung jcgliekcn Looses am grossen Erdcngut als gemeincr Diinger und sckutzloscr bettclliaftcr Knc ckt in fremde /on en auszu wandern? !" Das sind grosse — traurige — Wahrkei-
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tnn ; sie sche!neu dazu vcrdammt zu sein, allgemcin
ancrkannl und doch nicht befolgt zu werden ! Gantantur liaec — dicuntur haec
Laudantur — andiuntur!
Scribuntur haec — leguntur haec : Et lecta — negdiguntur ! '
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Z u s & t m e.
Folgende Uebcrsiclit ist den verzeichneten
Orlsnamen anzufiigen : I. Verzeichniss.
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In NO. Attika:
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71 G. 2 R. 4 T. 5 A. - S.
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II. Verzeichniss.
85 G. 2 R. 5 T. 1 A. — S. III. Verzeichniss.
22 G. 2 R. 7 T. 1 A. — S. |
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Atlika und Megara
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1. In Argolis
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2. In Hermione
3. In Hydra u. Spetzia 2
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1 — —
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4. In Korinthia
5. In Achaja
6. In Elis .
7. In Triphylia
8. In Olympia
9. In Gortynia
10. In Mantineia
11. In Megalopolis .
12. In Messenia .
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33
13 28 i)
11 17 13 6
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— 2 —
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13. In Pylia . .
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14. In Lakedaimonia
15. In Kynouria . ,
16. Hauptflusse . . 4 —
Ira Ganzen 416 G. 32 R. 42 T. 11 A. 1 S. (?)
Dem I. Verzeichnissc ist noch beizulugen: (wie 1.) Mauro-Dilisi: nahe an der Kiiste — etwas siid- licher als das a lie Dilion.
(77.) Phoulo-Castron: der alte Name der Grenzfestung Phyle mit der gewohnlichen Verwandlung des yinou.
(S. 29 Z. 14.) Der alte Name«des Vorgebirges Drepanon bei dem Dorfe desselben Namens ist hier zu erwahnen;
und der Fluss A-meilichos (,,der Unerbittliche") wel-
cher jetzt Meilichos heisst, zwischen Vostitza und Patras,
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AMIIAKCl
fiber
SPRACHE, VOLK .V FREMDENIMRSCHilIT
in
GR1ECHENLAND
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i
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I.
Sprache.
-•------■ Terborum yelus lnterlt aetas
El juvenum modo (lorenl modo nala vlgentque.
Hor.
Die Sprache, welche die Griechen heut zu Tage reden,
ist ,,die in der Wiidheit fortgewachsene hellenische Sprache." Der Name ,,Griechen" Graeci ist eine Romische Bezeichnung.— Sie selbst nannten sichHellenen und ihr Land Hellas — spater nannten sich alle Diejeni- gen, welche sich zum Christenthume bekannten, nachdem es als Romische Staats -Religion anerkannt worden: Romer Romaioi — und bios die, welche noch beim Heidenttaurne verharrten, behielten den alten Namen Hellenen. Die griechische Sprache ist anch in der Moldau und
Wallachei bei den Vornehmen durch die Hospodare in Auf- nahme gekoramen, welche meistens aus den Griechen aus dcm Phanar (Vorsladt von Constanlinopcl) gewiihlt wurden. Audi Tiirken sprechen in vielen Gegenden ebenso gelaufig Griechisch als Tiirkisch. Der Bau der Sprache ist grosstenlheils der alte geblieben,
nur einige Abiinderungen und Anbaue kommen vor, wie sich jede Volks-Sprache Aehnlicb.es erlaubt. Die Zeit Iiat wie uberall auch hicr gewaltet: — aber seit Homeros bis jetzt — also in beinahe 3000 Jahren —■ hat die Sprache sich kaum mehr veriindert als die Deutsche seit 500 Jahren ! — |
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Anast. Christopoulos nennt die jetzige Volks - Sprache
Aeolo-Dorisch; er vcrgleicht sie genau mit der alten Sprache, und stellt die Verachter der jctzigen Volkssprache als die grosten Narren dar: ■— weil sie in ihr belachen was sie in der alten bewundern! — Die Homanischen und Turkischen Lehnworter sind nicht
so zahlreich in der Griechischen Volks-Sprache als die Fremd-Worter in unscrcr Deutschen Umgangs- und Ge- schafts-Sprache. Die fremden Ausdriicke kommen jetzt irnmer mehr ausser Gebrauch und werden durch gute Grie- chische crsetzt. Die Sprache der Gcbildclen ist der alten Sprache sehr nahe. Die Prolegomena von Adamantios Korai aus Chios (f 1833, 85 Jahr alt) konnen von unseren Deut- schen Schulmiinnern ebenso gut vcrstandcn werden als von seinen Griechischen Landsleuten. Je mehr sich die jetzige Volks-Sprache reiniget, desto mehr nahert sie sich der alien , so dass sie wieder zuruckgefuhrt werden wird. Die Griechen nennen ihre Sprache selbst nicht ,,Neu
Griechisch" — sondern schlechthin ,,die gemeinc Mundart" — ijxoivi) (fu'UzTos — wie aucb bei der Arabischen, Arme-
nischen und Syrischen Sprache zwischen Gelchrter uud Ge- mcincr Sprache unterschieden wird. Die Griechische Sprache wird jetzt aus dem Schutt aus-
gegraben, in welchen sie viele Jahrhunderte versunken war, — und kann also noch nicht als ein gcschlossenes Ganzes
betrachtet werden. Eine ahnliche Erscheinung bot die Deutsche Sprache in der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Deulschland war scit Ludwig XIV. der Affe Frankreich's. Seine schbne Sprache wurde bis zur Unkenntlichkeit ver- mischt und vcrdorben. Eine Merkules -Arbeit war es, diesen Augias-Stall «u
reinigen. Noch ist das "Werk nicht beendet: — denn wenn auch
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unsere Dichter eine reinere Sprache in Schwung brachtcn —
das Volk — vornehm und niedrig — spricht noch immer eine sehr verdorbene Sprache. Schnell wiirde die dcutsche Sprache wiedcr in die Ver-
wilderung zuriicksinken, wenn unser Vaterland zwischcn Ost und West — Frankreich und Russland — getheilt wiirde. — Franziisisch und Hussisch wiirde man dann an der Elbe und am Rheine sprechen. Nach einigen Jahrhunderten wiirden bios noch Gelehrte die Deutsche Sprache in ihrer Beinheit besitzen. Das Volk in Schwaben und Frankcn wiirde zwar noch lange ihre Mnndarten feslhallen — aber vermischt mit Franzbsischen oder Russischen Fremdwbrtern und halbbarb arise h. — Wir wiirden dann eine ahnliche Erscheinung haben wie jetzt in Griechenland: Die Volks- Sprachc, mehr oder weniger verwildert, und dagegen in alter Lauterkeit: die Sprache Klopstocks und Schillers — welche nur noch im Besitz der Gclehrten gebliebcn und dem Volke fast unverstundheh sein wiirde. Die Sprache unserer Dichter ist we it entfernt von unserer Umgangs- Sprache auf dem Lande und in Sladten ! Ein Franzosischer und Englischer Gelchrter, welcher zu Ilause Deutsch gelernt hat und nun mitten nach Schwaben oder Bayern kommt, wiirde sicherlich die Volks- Sprache nicht verstehen kbnnen. Ebon so ergeht es dem Deutsclien Gclehrten mit der Sprache der Bewohner von Morea. Sic sagen statt Exo ,,hinaus!" Oxo ! Die Bewohner Bayerns sagen aussi statt hinaus! fiiri statt hervor! hintere slatt zuriick. Das Volk kennt nicht: Hand, Fuss, Auge, Ohr, dafiir werden die Worto Bratze , Haxe, Klotzer und Loser gebraucht. Unmbglich kann ein Frcmder unsere Volks-Gesunge verstehen. In Griechenland konnte man zwar auch verschiedene
Mundartcn unterscheiden: die Makcdonische, Moreotische, Candiotische u. s. w. Aber der Unterschied ist nicht so |
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gross als bei uns in Deutschland: wo der Brandenburger
den Schwaben und dieser den Oestreicher nicht versteht. Die Griechische Sprache ist so ziemlich iiberall dieselbe: Eine ganz besondere, sehr alte Griechische Mundart ist
die Tzakonische — wovon wir spaler redcn werden. Ein- zelne Gcgenden haben Verschiedcnheiten in der Aussprache der Laute — aber nicht in der Betonung der Sylben. In Athen, auf Cypcrn und Greta sowie auch in Tzako-
nien wird das K vor Selbstlaiitcrn wie Z ausgesprochen — Kai wie Za! — So wurde aus dem alten Kithara Zitara und das deutsche ,,Zither" (Italienisch chitarra, Franzosisch Guitare, Englisch Guitar) — ■— Die Sylben-B e tonu ng, der Accent, wird iiberall gleich mil grosser Bestimmtheit festgehalten. Das Sy lbenmass aber wird nicht mehr gehort. — Jota, Etha, Ypsilon, ei, oi, lautcn alle wie ein ein- faches J. Nur in einigen Gcgenden wird das Y fast wie Ui oder wie das Englische U (ju) ausgesprochen (besonder.i in Athen). — Das Theta lautet wie das harte Englische th, das Delta sehr weich und fliissig wie das weiche Englische th (z. B. im Artikel the), das Tau aber trockcn obne Hauch. Alle 3 T-Laute sind dem Deutschen Qlir fremd. Z. B.
/161a im #{«»! ,,Ehre dem Gott!" ■— Das doppelte Gama lautet wie das Suddeutsche ng in den Wortcn Klang, Sang, Gang u. a. m. Der Sch-Laut kommt in der ganzen Sprache nicht vor. Wenn ein Grieche mon chcr ami sagen will so lautet es mon ser ami! — statt la chaise ,,la saise" etc. Es ist schwer und irrsam, in der eigenen Sprache die ver- schiedenen Mundarten des Volkes zu verstehen. Vm so schwerer ist dieses in einer uns fremden Sprache. — Die Sprache des Griechischen Volkes ist bei genauer Untersu- chung viel weniger barbarisch als dieses Anfangs scheint. Vlogia nennt das Volk die Blattcrn. Dieses Wort kommt von Evlogia ,,Segen" — und ist die euphemistische Bezeich- |
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nung far diese bose Krankheit: also Ableitung und An-
tchauung acht Griechisch. Vaskano (woraus das franzosische fasciner) bedeutet
h a n ii e n , verzaubern. Dieses Wort kommt von Sphake- los, Phaskelos oder Vaskelos in der jetzigen Sprache (der Mittel-Finger) womit der Zauber vollbracbt wird. EbenfaHs eine alte Ableitung des Wortes und eine alte Ueberliefe- rung des Begriffes. Skotono (rait Finsterniss bedecken) hat den Begriff von Todten und Verwunden angenommen. Durch das Christenthum hat sich die Spraehe vielfach
geandert. So ist das Wort IX&Y2 ,,Fisch" nicbt mehr in Gebrauch. Es wurde zum geheimnissvollen Zeichen des Christlichen Glaubens, niimlich die 5 Buchstaben sollten bedeuten 'Iijaovg XQiGiog 9eov 'Tidg Zotrija: Jesus Christus Gottes Sohn Erloser. Dafiir ist das Wort Psari abgekurzt aus Opsarion in
Gebrauch gekommen. — In der alten Sprach bedeutet Licht- glanz Hela, Sela, Selas, woraus die Worle 'EXivt] Fakel und ^f/i/jVjj (Selene) Mond. Jetzt heisst der Mond Phengari, welches ebenfalls von ,,Lichtglanz" abgeleitet ist, niimlich von Phengos (to</>f'yyo?). — Statt dem alten Worte (die Leber) Hepar oder Hipar — Jpar ist jetzt Sykoti im Ge- brauch. Diese Bezeichnung kommt von Sykon — die Feige — und bedeutet die Leber eines Thieres, welches durch Feigen gemiistet wurde. Schon im Alterthum kannte man den Ausdruck Hepar sykoton. Spatcr hat Sykoton die Be- deutung von Leber iiberhaupt erhalten. Ein sonderbares ZusammentrefTen mit den Romanischen Sprachen. Im Latei- nischen heisst Jecur ficatum „feigengenahrte Leber" spater blieb Ficatum allein was in's Italienische und Franzosische ii'jerging Fegato und Foie. — Liukiun eine Micchung von Oel und Kalk deren sich die Mauerer in Attika bedienen, ist verdorben: Elaeo-Konia ,,Oel-Kalk." |
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Avthentis, Herr, Gebieter, das alte Wort ist noch im
Gefcrauche. Die iTiirken haben daraus Eft'endi gemacht. Zu- weiien fcort man als Titel: Avthentia-sou oder Effendia-sou Deine Herrli ch keit. PallikaH ist Etiminutivum des alten l>allix oder Pallex
und auch Pallax Jungling und Madchen tnit dem Nebenbe- grifT von Liebling. Pallikari hat jetzt den Begriff des deut- schen ,,Bursche'< und alle Kriegs-Leute heissen so. Klephtis aus dem altera Kleptis der Dieb und ebenso
Klephtra und Kleptra Diebin. Die Klephtcn, welche in den Bergen hausten, sich den
Tilrken nicht unter-warfen und vom Raube lebten sind eine Erscheinung wie die Raub-Hitter im Deutschen Mittel-Alter oder die Clans in Schottland. Agogiatis Fuhrmann: In ganz Griechenland gibt es
keirte Wagen , Karren oder Schubkarren, sondern alles wird zu 'Wasser, oder tiber Land auf Lastthieren gefuhrt. Die Treiber dieser Thiere heissen Agogiatcn. Von dem alten "Worte Agogion, Fracht, was jetzt Fuhr und Fuhrlohn be- deutet. Neben Rhodon ,,Rose" wird jetzt auch Trianta-phyllon
, ,Dreissigblatrig'' gebrauch t. Da die Laute L, und R -—• Lamda und Rho — und Th
und Phi — Theta und Phi — im Griechischen Munde ziemlich i&hnlich lauten: werden sie zuweilen verwechselt. Statt Adelphia ,,Briider" hort man Aderphia. Statt Stathme (i) ,,Wage" Staphni u. a. m. Das Volk in alien Landern hat seine eigenthilmliche
Redeweise und Anschauung. Jeder reisende Europaer heisst Mylord — mit dem. Ausgang os: Mylordos. Deutsch wird meistens mit Bayerisch ausgedruckt:
seitdem namlich die Bayern dem Volk bekannt geworden sind. Friihcr hiessen alle Fremde Franken. Die Deutsche |
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Sprache heisst Bavaresika ,,Bayerisch !" und spottweise wegen
der Alliteration Barbaresika (barbarisch). Alles Grosse Mach-tige nennt das Volk Koniglich.
Es ist diess noch eine Erinrierung aus denZeiten derKonige (Kaiser) von Byzanz. ,,Koniglichc Steine" bedeutet soviel als gewaltige Felsen. Romaer (Rorner) nannten sieh die Griechen und einige
andere Volker, welche sich seit 323 v. Chr. unter Kaiser Constantin und spatcr zur Romischen Staats-Religion — zum Chris ten th ume -— bekannten. Hellene erhielt den BegrifT von Heide und verlor sich mit dem alten Glauben. Romaos und Christianos sind gleiehbcdeutend. Seit der Kirchenspaltung zwischen Alt-Rom und Neu-Rom (Constan- tinopcl) bedeutet Romaos oder Christianos: Anhangcr der getrennten Griechischen Kirche — die Romischen Ivatho- liken werden ,,Lateiner" gcnannt. — Alte Mtinzen welche iiberall in der Erde gefuuden werden heisst das Volk Gazzetta von der alten Venezanischen Kupfer-Miinzc dieses Namens. (Aus Gazzetta entstund audi die franzosische Bc- zeichnung Gazette fur Zeitung weil die ersten Berichte auf fliegenden Blattern fiir cine Miinze dieses Namens verkauft wurden.) Geld wurde (ruber gcwohnlich durch Aspra ausgedruckt. Ein Asper ist eine kleirie Tiirkische Miinze y3 Para. Das Wort kommt von dem Lateinischen Asper weiss also Silberling. Auch Parades hort man zuweilen turkischen Angedenkens. Beide Worter werden bald aus dem Gebrauch kommen ; dafiir hort man jetzt yn^icarc und tenrri, Lepton, der lOOste Theil der neu eingefiibrten Drachmen = y"6 Spanische Colonata (barter Piaster). Fiir Schiff sagt man haufig bloss ,,Holz" Xylon — wie
die Italiener legno — Schiff heisst im Allgemeinen Rarabi von dem alten VVortc Karabos ,,Meerkrabbe" und eine Art Schiff. — Boote heissen Kaiki aus dem Turkischen Kail. |
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und Phelouka aus dem Italienischen ; jetzt gevyohnt man »icht
nkoiov und Uftfios zu sagen. Merkwurdig sind einige aus altemStamm neu ent-
gprossene Worte. Bolika bedeutet nahe, eigentlich: ,,einen Wurf weit"
— von fioXij „Wurf." Nero, Wasser; eigentlich: ,,das Fliissige, Schwimmende"
von vim und p^w — ahnlich der Wortbildung von Nereide Fur Weg-Leiden ist sehr bezeichnend der Ausdruck
Kakodromia von y.axog und d^d/uog. — Krasi, Wein, von KQumg olvov und olvog xtxoafxtvog mit Wasser geraischter Wein ahnlich dem Lateinischen Begriffe von Vinum fiir mit Wasser gemischten und Merum fiir migeraischten Wein. Psomi, Brod, vom alten Psomos mid Psomisma
,,Brocken." Alogon bedeutete fruherThier und jetzt wird bloss Pferd
darunter verstanden. zoiov bedeutet Thier im Allgemeincn. Peribolos, Umfang, Ringmauer bezeichnete zuniichst
dieUmbegung der Tempel, welche aufHohen oder untermauer- ten Bettungen stunden uud mit Baumpflanzungen umgeben waren. Jetzt wcrden unter Paribdlia Garten verstanden. Pragmata (Sachen) bedeutet im Sprachgebrauche des
Volkes Schafe.—In Sparta haben sich alte Worte und Wort- formen erhalten, welche in den anderen Gegenden nicht mehr gehort werden. "F.ucov lasse 1 satt dem gcwohnlichenl^cp^cf ! 'EaSqaxtt statt icJV; ich sah ! — ZqdXXi rijy 9vQttv,
schliesse die Thure! statt dem gewohnlichen : Xkeia' tijV nonray! U. V. a. m.
Vieles aus der Homerischen Sprache hat sich trotz dem
Sturm, der Wetter und der Jahre erhalten. So horten -wir einen Hirten seinem Sohne befehlcn, eine Ziege, die sich ia |
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den Strick verwickelt hatte, zu befreien : — mit den Worten :
Aveov njV aiyl&a iou noS6g\ 4'iXeiy hat den urspruuglichen Begriff ,,Kussen" wieder
angenommen. Die Mutter sagen liebkosend zu ihren Kindern : *Sl tyvytj ,uov\ ffttxig uov\ fxciiut /aov\ — dyanr) uovl —
Oh meine Seele, mein Licht, meine Augen, meina
Liebe! [Maria fur oufiiixut imDiminutivum.) Mit diesen Worten beginnt ein schones Lied, welches
Graf Roma von Zante in derVolks-Sprache gedichtet hat. Astro-peleki bedeutet Blitz von astron und Pelekys
das alte mythologische Zeichen des Blitzes! — Agalia sachte! (als Ausrufung meistens zweimal hinter-
■einander) von Tah'ivr, Ruhe! — Der gewohnliche Wunsch zum Schlafengehen ist: ,,gute
Morgenrothe !" Kalo-Ximeroma SifiiQcoaa von 'F.% und quiya. Landleute, wenn sie sich begegnen, wunschen einander
,, Viele Jahre!" Xooyovg noUov;] oder: Viele seien Deine Jahre: riolla nz 'ky Zov\ oder: Gott gebe Dir viele Jahre! 'O S-sos vd 2't 7io}.vyQovii\ Fremden-Worter finden sich in der Griechischen Volks-
Sprache aus dem Lateinischen, Italienischcn und Turkischcn. Als die Rcimer Herren von Griechenland wurden, lernten
sie alle Griechisch — kein Grieche dagegen lernte Romisch. Das besiegte Hellas zahmte die wilden Sieger und unterwarf das rohe Latium der Herrschaft seiner Sitten. Graccia capta ferum victorem cepit, et artes
Intulit agresti Latio — — — Dennoch finden wir schon in den Ersten Jahrhunderten
unserer Zeitrechnung einige Lateinische Worte von Griechi- schen Schriftstellern gebraucht. Kastrum fur Castrum Burg.
Kampos ,, Campus Fcld.
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Palation fur Palatium Schloss, (Pfali.)
Skala ,, Scala Treppc, Steig.
Lantza „ Lancea Kettc.
Spiti ,, Hospitium Haus
Moustos ,, Mustum Most.
Gourna ,, Urna Urne.
Auch in einigcn Zusammcnsetzungen z. B. 'Lado-phetza
von Fex HelTe: Oelheffc. Aus dem Italienischcn sind ebenfalls einige Lchnwbrter
gebrauchlich: Porto Hafen aber auch Limeni.
Rapitanos fiir Capitano Hauptmann.
Locanda Schenkbudc, Kneipc.
Cap von Capo (Kopf) Vorgebirge.
Kalza Strumpf.
Politza (Polizza) Zettel.
Kalitza (Calice) Ketch.
Kamitza fiir Camice Priesterkleid
Kamizola Rock und davon:
' yno - xdfitcov Ilcmd.
Fustanella eigentlich Phoustani der weisse baumwollene
Falten-Kock von dem Italienischen Fostagno (woraus das Eng- lische fustian) Barchet. Larga ,,weit" Adv. bios beim Landvolke aus dem Ita-
lienischen largo Als Franzosisch wollten einige bezeichen :
Achouri Stall, welches aber von dem alten Achyrios kommt. In Athen wird auch Achyrionas und Achiurionas
gehort.
"Eigi. ,,so" (ainsi) nach Oekonomos Umstellnng von fen
,,so ist es" — wahrscheinlichcr aber vom Latein. et-si oder dem Altgriechischen toatt |
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Aus dem Tiirkischen »ind folgende:
Phesi die rothe Miitze — von der Stadt Feti im Kai-
terthum Maroco. Tupheki Flinte.
Ziboiiki Tabackpfeife.
To u t o u n i, Taback, selten, gewohnlich Kapn6s,,Ra uch."
P h il z a ni Schale
Zarouchi Scbuh.
Papoutzi, Pautoffel.
Kaiki, Boot u. v. a. m.
Bre (Interjection) ist abgekiirzt aus fiwQi i^qi ■=. fyi.)
Aus dem Albanesischen ist fast Nichts in die Griecbi-
schc Sprache ilbergegangen. Baltos Sumph (im Alb. Bajlt) ist das alte Dorische
F-cikaog. Eine Art Brandwein fiihrt den Bulgarischen Namen
Rhaki. Thee hat den Bussischen Namen Zai (was auf Russisch
wie Tschai ausgesprochen wird.) Oft werden Italj. und Tiirkische Lehnworte abwechselnd
mit Griechischen gebraucht — i. B. Fur Spatsiergang (Promenade) haben die Griechen ver-
schiedene Ausdriicke. G Peripatos
TG Sergiani
und aus dem Italien. Passeggiata auf den Jonischen
Inseln. Fiir Wirthshaus oder Schenkbude
TG Kani Italien. Locanda und
G Ergastirion das gewohnlichere.
Wir haben im Deutschen ebenfalls eine dreifache Be-
icichnung: |
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Laden, Boutique aus demFranzosischen, und Bud*
aus dem Slavischen Buda ,,Hutte." Wohlklang und Sylbenmass haben in der Griechischen
Sprache dem Accent und dem Reime Platz gemacht — wie diess in alien neueren Sprachen der Fall ist. •— Der Accent (die Sylbenbetotiung) ist aber eine feste Stutze
der Sprache, und wer in den Schulcn Griechisch nucli dem Accent lesen gelernt hat, der wird in kurzer Zeit sich die Volks-Sprache eigen machen konnen. Wenn die Ueberlieferung der alten Sprache — in Form
und Geist — achte Abstammung beweist: so haben die Griechen die schiinste Ahncn-Probe. Die Sprache hat sich abgesperrt gegen fremde Vermisch-
ung: — die feindliche Stellung des Volkes, sein angebo- rener Hass gegen die fremden Erobcrer, und die Verscbic- denheit der Sprach-Organe selbst waren die Ursache. Die Griechische Kehle kennt keincn Sch-Laut, deren so
viele in den Slavischen und Germanischen Sprachen vorkom- men. Im Slavischen sind die Zischlaute sehr hiiufig: scb — tsch—rsch u. v. a. Eben so im Deutschen: Schl — Schm — Schn — Schw. Dasselbe findet sich im Albanesischen. "Wir erinnern an den oft vorkommenden Orts-Namen Liopesch ,,Kuhhcim" in Attika. — Alle diese Sch-Laute sind der Griechischen Zungc uniibersteigliche Hindernisse (Liopesch wird Liopesi ausgesprochen.) Die Consonanten-Stellung in dem Volks- und Knechts-
Namen: Slovak, Slave, war ebenfalls zu hart fur Griechi- schische Zungenfeinheit: es wurde des Wohllautes wegen ein th Oder ein k zwischen S und 1 eingeschoben: Sthlabos und Sklabos. — Von solcherFeinheit wissen wir Nordlander Nichts — in Bayern hort man fur Slave und Sklave hauflg: Kschlav' und KschlaP — mit dem K voran! — |
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Die Albanesische Sprache hat gam eigenthumliche Laute :
*inen Sch-Laut, wie im Deutschen und einen andern, wis das Franzosische j ; dann ein e, welches wie das franzosische e in que lautet; das H wie im Oberdeutschen — woftir di« Griechen ihr X gebrauchen u. a. m. Die Albanesen fiber so viele Lander ausgebreitet, (sio
sind auch in Sicilien) mitten unter fremden Vblkern, haben mit grosser Zahigkeit ihre Sprache bewahrt. Die Sprache hat sehr wenig Slavisches aufgcnommen, obwohl die Albane- sen in Albanien selbst iiberall an Slavische Lander granzen. Der Name Albanese scheint Celtisch zu seyn. Alb heisst
auf Celtisch ,,Berg", woraus Alpes, Alpen und der Name Albion (Britanien) entstanden ist. Aus Albanite wurde Ar- vanite und Arnaute verdorben. Die Muhametanischen Alba- nesen nennen sich Arnaute. Dagegen ist der allgemeine Volksname : Schkipetar. Schkipe heisst ,,Fels" und Schkipetar der,,Felsen-Bewohner" also gleichbedeutend mit Albanite. Die Wallachen sprechen eine romanische Sprache und
leben in geringer Anzahl als fremde herumziehende Hirten in Griechenland. Nicht zu verwechseln sind die vielen Hirten Griecbischer Abkunft, welche uneigentlich Vlachen- Hirten genannt werden, wovon wir spater sprechen werden. Zur Vergleichung der alten und neuen Sprache wollen
■wir das Vater Unser hieher setzen und zugleich das Zakonisch-Griechische und das
Albanesische beifiigen.
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*eu
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Alt
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1.
'Si Tiar^Qtt fxag —
Ob Vater Unser — 'Onov (fiir 6 onoiog) tlaat tig
Tovg ooQctvovg, Der (iu bist in den Himmeln, */t$(.atfts) dyiaa&ji roovofid gov Dassgebeil. werde der Name Dein. a.
ZAg iX&tj tj ficxciAsia aov\
Dass — — — — 3. liig yivy to &^Xrj/uK gov ! Dass — — — — xctStog fig tov ovqcivov
so wie in dem llimmel "Eigi xui eig rijv yrjv
Also — auch auf der Erde — 4. To •hta/xC fictg to xa&rj/ieQivdv Das Brod unser das taglicbe dog ftccg aij/uepov
gib uns heutet 5.
Kui Gvy%a$Qr)G£ flag Und vergib uns Tii XQt'j fxag Die Schulden unser; AaS-titg xai r,fj.stg Gvyyio-
QOVjlfV
so wie auch wir vergeben
iovg xQiotpetXfrttg /uag den Schuldnern unsern —
6. A«i [it] ficig tpfQig Und nicht uns fuhre
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1.
lldtfg j/u<5y —
Vater Unser — 'O iv toig ovoctyoig, Der In den Himmeln,
'uiyiaG&qtto 16 Svo/ud cod! j
Geheili get werde der Name -Dein! j 2. F.X&^rm >] pccGiJ.nia gov ! Es komme das Konigreich Dein! 3. rev>]9>jT(o 16 'htktjud cov\ Es gescliehe der Wille DeiDl tag $v ovoccvo'i
wie irn Hinimel xcu ini irjg ytjg
auch auf der Erde 4. Tov ccqtov tj/utov toy inm'tjiov Das Brod unser das taglicbe efoV qfilv tsr'jueoov
gib uns beute! 5.
Kid ct(f>fg >lfJ.'ty Und erlasse uns id dyeiXijuitia ij/(wV'
Die Schulden — unser; 'ilg xcci tjustg uipleuty wie auch wir erlassen
toig oqeiXficag q/xcjy
den Schuldnern unser 6.
Hat jui>j tieevtyxyg ijfxug Cod nicht fuhre una
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Allinnealsch
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Zakonlsch
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1.
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1.
Herr Unser
'n let 's iov ovqavi (otiov)
Der dii bist in dcin Himmel
JVu iyvv ciyiuG&t id ovoficiv ii\
Dass sey geheiliget der Name Dein! 2. yd l^olri a ficcCiUav I* Dass kommc das Konigreicb Dein! 3. Net yct&rj' to &£>.>]fjdy It,
Dass gescbehe der Wilie Dein!
2tiy (fiir iaff-ay)'s tiy oijQttvi
"Wle in dem Himmel "E$qov (fiir "Eft) Ci'grdr lyt)
(J^f. *ra.)Also auch aufderErde. 4. Toy €ty&e toy intovGiov
Das Brod das tagliche tfi yd/uov vi adft(Qt\
Fiir uns gib heute! 5.
Zi ( fur Xcd) (apt vdfiov Und — vergib uns Tic XQis yccftov
Die Schulden unser Kcx&ov Je ivu (/JficcyTvre
Wic auch wir vergeben
Z"oi) yosovqeliie ydtuau
den Schuldnern unser 6. (JTf«) Z'f fxrj yd (ptQi&QE i/uovyays Und nicht fuhre uns |
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GjatS
Vater que Je |
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One,
Unser |
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mbc kiel,
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der du bist in dem Himmel,
kjoft«J schenteriiare 6meri it. gehei'iget werde der Name Dein. 2.
Arte breteria J6te. Es Itornmc das Konigreicb Dein.
3.
U — befte lirderi it, Es geschehe der Befehl Dein. Sicuntre bfinete nte kiel So \vie ergeschieht im Himmel. Asct»tu e - the mbe Dhc. Also auch auf Erden. 4. |
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Epna
gib
Que was |
navet buquene e - sotme
uns das Brod das tagliche na diihete. ■wir brauchen |
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5.
E - tlie nteljfina Und vergib uns
Fajete tona, Die Schulden unser,
sicuntre ntelejme e-the na sowie wir vergeben auch
ata que felejne nte nevet.
jenen die schuldig sind uns.
6.
E - the mos na leschotz nevet Und nicht lass uns
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18
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Hen
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Alt
etg ftreiQac/iiov.
in Vers u chung 7.
Sondern erlose uns
(*7i0 ~tov noyijQOU Von dewi Uebel! "On croC icuv y (iccGiXtla
Weil Deln ist das Kclnigreich *c« 7 (fvycifiig xai <] <$6%a und die Macht und der Ruhrn •tig tovg cthovctg in die Jahrhunderte Amen!
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sis neiQccs/iov
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Sondern befreie uns
K710 TO TlOVt/QOV-
"OtiISiy.i] cov ewitj ij fiafftlsCa
Weil Deineigen ist dasKonigreich xcei rj dvya/ug xai y do£a \ tig touV aimyagl
'Afxtjv!
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In der Kirche wird das V. U. noch in dcr alten Sprache
gebetet : — sowie die ganzc titurgia in der alten Sprache seit den Ersten Jahrhunderten fast unveriindert sich erhalten hat. Fur den Kouig wird gebetet:
JIoJ^vyQoviov noirfiai y.vQios o {htog tov &eoGt'ft£GTttToy xai
<piX6%Qt-Grov paaiMa q{i<oy — (hier kommt der Name) xvqis (pvXcttts cividv tig nokld 'h>j. ,,Langlebend mache Gott der Herr unsern gottseligen und christliebenden Konig. — — — Gott erhalte ihn auf viele Jahre."
Das V. U. in der Volks - Sprache hat bios Ein neues
Wort, riamlich: "EtgJ wovon wir obcn gesprochen haben. Die Vergleichung zeigt, wie \t <-■■■:; sich im Ganzen
die Spc-ache von der alten entfernt hat. Ueber die Zako- nis che Mundart gibt uns HofrathDr. Friedrich Thiersch in der angefiihrten Ahhandlung sehr merkwiirdige Aufschliisse.' — Zwischen Argos und Monembasia im alten Kynouria wohnen in etwa 7 Ortschaften gegen 1500 Familien, welche diese |
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Zakonlscli
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'5 xeiQccefio!
In Versuchung! 7.
1/iAXti iXsv&{Qov yctjxou ctno to xaxo !
Von dem Schlechten! |
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(Nach Xylander mit Verbesserun-
gen ron A. D. N. in Munchen.) |
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(Abhandlung der k. bayer. Aka-
demie der Wissenschaften 1835
Philosoph. Bd. Holratb. Dr. Fr.
Thiersch.)
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eigenthtimliche Mundart reden. Die alteste, noch nicht ge-
schriebene Sprache der Alt-Jonier scheint zu Grunde zu liegen; und obwohl auch hier die Zeit gewaltet hat, so ist nicht zu verkennen, dass die Zakonische Mundart unmittel- bar aus dem Urquell der alten Sprache geflossen ist. Nicht bios iiber den Gehalt, sondern auch tiber den
Bau dieses uralten Sprach-Restes werden Mittheilungen gegebcn. Albanesen. Neben den Griechen wohnen die
Albanesen. Namentlich in Boeotien, Attika, Corinth und Argolis, dann auf den Inseln Hydra und Spetzia. — Ihre Sprache ist eine eigenthiimlichc, welche mit keiner anderen Aehnlichkeit hat. Geschrieben wird sie nur selten, sowohl mit griechischen als turkischen Buchstaben. Bucher besitzt sie nicht. Die Melen verschmolzenen Laute sind schwer mit unse-
ren gewohnlichen Schriftzeichen auszudriicken. Die Mittel- 2*
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laute zwischen e und i, und a und e, sind eine grosse
Schwicrigkeit fiir cin fremdes Ohr. Hauplmann Xylander hat einen Versuch gemacht, eine
albanesische Sprachlehre zu schreiben, und jetzt (1847) arbeitet in Wien cm beriihmter Gelehrter Dr. M. an einer solchen. Dr. A. D. Neroutsos in Munchen, ein geb. Athener, besehaftiget sich ebenfalls damit. Er bczeichnet dieses Volk als Celtisch-Illyrischen Stamm. Die Albanesen sind zum Theil Mahometaner, zum Theil
Christen, und diese gehoren wieder zum Theil der Romisch- Kathalischen, zum Theil der Gricchisch-getrennten Rirche an. Sie nennen sich in ihrer Sprache Schkypi und Seype- taren, oder Arbrischt (Arbaniten, Arnaulen ist dasselbe). Sie sind in der ganzen Turkei und Kleinasien zerstreut und zShlen nicht viel mehr als 1,000,000 Seelen. Man glaubt sie seien Reste dcs alten Thrakischen Stam-
mes. Copitar vermu-thet, sie seien die uralten Nachbarn der Griechen: die Pelasger. 11 "allaeln'ii oder Vlachen leben kaum cinige hun-
dert Familien innerhalb der Granzen des Konigreichs Grie- chenland. Der Name ist schon sehr alt. Anna Comnena sagt hier-
iiber: ,,In der gemeinen Sprache werden alle Vlachen ge- nannt, welche als herumziehende Hirten leben.'' (VIII. Ed. Par. 226). Die eigentlichen Wallachen aber sind ein Ge- misch von Daken, Romern und Slaven; und ihre Sprache ist ebenfalls gemischt, wovon etwa der fttnfte Theil slavisch. Die Wlachen, welche nordlich von der Donau wohnen, werden Mauro - Vlachoi genannt, d. i. Schwarz-Wlachen (woraus Morlachen entslanden ist [?]). Diese Bezeichnung ist so viel als beiuns ,,Stoc kbohmen und S tockungarn," fiir solche, welche bios ihre eigene Sprache sprechen. Die welche sudlich von der Donau wohnen, in Makedonien und |
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ai
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ThessaKen, heissen Koutzo - Vlachoi, das ist ,,Krumme,"
oder ,,hinkende," so viel als ,,IIa 1 bblut." Hirer Sprache wegen, wclche mit fremden Wortern ver-
mischt ist, und sich dadurch von dcr Nordvlachischen unter- scheidet, heissen sic auch Zinzaren, von ihrcr eigenthiim- lichen Aussprache der Zahl 5. Die Wallacheu in Makcdonien untcrscheiden sich nicht
bios durch ihre Sprache, sondern auch durch ilire Lebens- weisc von den ncben ihnen wohnenden Griechcn. Viele treiben dort den Rlciuhandel, wie bci uns die
hausirenden Juden. Viele durchziehen das Land als Ilirten mit ihren Schafcn, Ziegen und Eseln; zehn bis funfzig Familicn vcrbinden sich und wahlen ihren Oberhirtcn (Pro- topoimen), welcher wegen der Weidcpliitze die nothige Ucbcr- einkunft trifft und alle Geschafte besorgt. Den Sommer ilbcr wohnen sie unter ihren Zelten auf
den hochgclegenen Triften im Gcbirgc. Im Winter schlagen sie ihre Hutten in den Ebenen auf. Sie sind von Rohr und Weidcnasten geflochtcn, und sehen wie cin Zelt aus. Im eilften und zwiilften Jahrhundertc bildeten die Wlachcn mit den Bulgaren ein grosses Reich. Ihr Konig hiess Gross- Vlache. Thessalien hiess Gross-Vlachia, und Epirus Klein- Vlachia. Jetzt wohnen sie zerstreut in einzelncnDorfern, und ziehen als Hirten weit im Lande herum. Zwanzig bis drcis- sig Wagon mit Pferden bespannt, und viele hundert Schafe und Ziegen folgen einer Horde. Hire Zelte und all ihr Eigenthum wird zu Wagen mitgefuhrt. Die Manner sind ge- schickte Waffenschmiede, und die Weiber verfertigen Zelte, Kleider, schone Teppiche und wollene Mantel, welche unter dem altgriechischen Namen Kapa (welche Bezeichnung in alle andere Sprachen iibergegangen ist) im ganzen J.ande gclragcn werden. Die Wlachcn kann man, wcil sie keine festen Wobn-
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sitze fiabeii, zu den Fremden zahlen. Ebenso die Malteser.
Von diesen Ieben einige hundert Familien in Athen und Patras, meistens arme Lasttrager. Die Tiirken waren maehtig und zahlreich im ganzen
Land verbrcitet bis 1821. Jetzt sind sie alle vertrieben und ausgewandert; und mit ihnen sammtliche Juden. Nur auf der Insel Euboea sind noch einige tiirkische Gutsbesitzer geblieben. Auf den Inseln leben noch Abkcimmlinge der alten
Italienischen Familien. Zigeuner sind nur wenige im Norden von Akarnanien.
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Die Spraclie. welclie die (Srieclieii Iient zu
Tage red en, ist nicht so entartet und mit fremden Sprachen vermischt,
als die deutsche Sprache zu Anfang des vorigen Jahrhunderts war und noch jetzt zum Theil ist. Einige Beispiele geniigen. Zur Zeit Karl V. wurden noch wenig Fremdwcirter gebraucht, selbst die Kunstausdriicke waren alle deutsch, z. B. bei der Befestigung kommen folgende Bezeichnungen vor: Schrag fur Escarpe.
Gegenschrag ,, Contre Escarpe.
Zwerg-Wall ,, Traverse.
Hackenbiichse ,, Arquebuse.
Breche ,, Breche.
Beiwacht ,, Bivouac u. v. a. m.
Spater ist Deutschland von den Fremden uberschwemmt
worden, und die deutsche Sprache vergass die alten Bezeichnungen. Lowe's Fremdworterbuch enthalt uber 16,000 in der
Deutschen Umgangs - und Schrift - Sprache vorkommende |
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Fremden-Worter nnd Ausdracke! Schamcn mussen wir
uns, dass unsere Sprache halb Walsch geworden. In Deutscliland liort man jetzt nicht mehr die Worte :
Hecr, Kriegs-Volk , Feldherr — Besatzung — Mannszucbt — Gemeinsinn : — dafiir werden allgemein walsche Worte gebraucht: Arrnce, Militar, General, Garnison, Disciplin — Esprit de Corps u. s. w. Uie ganze Krieger-Sprache ist undeutsch geworden — selfost das Befehls-Wort der Fiihrer. Der General comma ndirt und gibt Ordre und Parole — der Offizier macht Rapport — alles nach dem Regie me nt. Ist ein Offizier derangirt, disgustirt, oder In-
valid, so lasst cr sich s u perar bi tr ire n, und dann pe nsi onnir e n, oder er kann quittiren. Macht erBan- queroute und kann er sich nicht rangire n, so soil er kassirt werden. Bluhend ist die Geschiiftssprache, wie in folgender Probe :
Die respecliven Piecen nach Zirkulirung und
Vidirung der Ilerren Offiziers und Prima-Plani- sten — der technischen Corps — retour an das Militar-Dep art erne nt sub Convert directe unter der Adresse an das hobe General-Commando- Priisidium durch Ordonnanzen und eventualiter sta ffe talite r zu expediren. Exhibiten Protokolls No. 7777. La. X. In Preussen ist jeden Tag ein anderer Offizier ,,du
Jour." Exerciren, Manovriren, Dressiren, Defi-
liren, Adjustiren, Sekiren, fullen die Dienststunden aus. Dazu kommt bei der Cavallerie in Preussen noch ,,die Manege." Es ist bei diesem Sprachen-Gemische nicht zu verwun-
dern, wenn grosse Verwirrung daiaus entstanden ist. |
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Bin alter Oberst befahl seinem Adjutanten ihm den
eigentlichen Unterschied von mir und mich auseinander zt) setzeji. Der Oberst konnte aber aus den gegebenen Auf- schliissen nicht klug werden , und setzte hierauffest, im Dienst inamer,, m ir," und a us s e rDienst ,,mi ch" zugebrauchen. Wir erinnem uns, folgetiden Befehl gelesen zu haben :
,,Zur Vermeidung der jSstrapaze wird Morgen im
Esquelette exerciert." —--------- Auf unseren deutschen Bochschulcn haben die Stu-
dentcn ihrenC omm erce, worin das Co mm en t herrscht, und derSenior gewahlt wird, ,,curios" ist hollischer Tou ch e und es cniissen Secundanten geschickt werden. Die Beamten haben ihre Bureaux, Registraturen,
und Amts-Lo calien, mit einer Menge Akten und Pro- tokollen. Hire Beschaftigung ist: Goncipiren, Copiren, Pr o tokol lircn, Exhibiren, Rubriziren, Para- graphiren, Fa s ciculiren , Datiren, Expediren, Prasentiren, Referiren, Consideriren etc. Oft Dnden sich solche Kunstausdriicke aus drei verschiedenen Sprachen zusammengeselzt, z. B. In terims D ecla ration s B o letta, ausdemLateinischen, Franzosischen und Italienischen. Spricht oder schreibt ein Beamier deutsch, so ist er noeh viel weniger verstandlich. Auf deutschen Landtagen hort man von Libera I en,
Co n servati Ten, Subversiven, und Radicalen Tcndenzen; Patent, Cabinetsordre, Tribune, Stenographen — Publikum — Publizitat — Adresse — Gurien — Declaration — Protesta- tion — Debatten — Amendement— Manifest — Memorandum — Perjodicitat — Majoritiit — Minoritat — Interpellation — Interpretation — Conflict — Commissi! re -— Secretaire — Impu- tation — Computation — Deputation — Reputa- |
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lion — bis cine abermalige allerhtichste Cabi nets-Ordre
all' dem Inextricablen Parlamentarischen Wort- Manouvre ein Ende macht. Kaufleute haben ihre italienischen Kunstworter: Con to
— Disconto — Saldo — Incasso — Procento — Brutto — Netto — Sporco ■— Agio — Cargo — Embargo — Limito — Risieo — Gremio. Worte, welche auch in der Volkssprache allgemein verbreitct sind. DieKunstler haben ihre eigene Redeweise , welche dem ■ Laien ein unverstiindliehes Rothwalseh zu werden droht. Die Halbgebildeten verstricken sich oft in diesen Fremd-
Wortern. So hort man: Hermaphrodit statt Cosmo- polit, Obel isken - Auge statt Basilisken - Auge, Sphinxcn-Tanz statt Silviden-Tanz. In der vornehmen Welt hat man langst eine Menge
Fremdworter in Gebraueh, so dass man die deutschen nicht mehr anzuwenden weiss ; folgendes Sprachengewebe kann man in Wien horen : ,,DieDamen haben ein eminentes Talent aus jedem
Accident, das Stijet einer charmanten Conversa- tion zu machen" — worin unter fiinfzehn Worten sieben franzosische sind. Von den Bauern in Schlesien hiirt man eine auffallende
Menge franzosischer, lateinischer und italienischer Worte. Riskiren — Persvadiren — Pressiren, Geni-
ren —Chicaniren — Abonniren — Profitiren etc.
AusdemLateinischen: Acstimiren — Crucificiren
— Tribuliren — Publiciren etc.
Aus dem Italienischen: Sekiren — Accural —
Strapaze — Sporteln (Sportula), Viele sind bis zur Unkennllichkeit verdorben , z. B. slatt: Abundanz : Ahidanz — statt Partout: Pertu, und andcre in eigenthumlichcm Sinn
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gebraucht, wie reputirlieh filr Anstandig, Alteration
fur Rummer. „Ich babe das rechteKlima dazu," so viel als ,,ich
bin gut aufgelegt dazu." Dagegen gebrauchen sie deutsche Worte, welche in der
gewohnlichen Sprache nicht vorkommen. Straussiren fur Slreiten, von Strauss, Streit;
Vorscherren fiir Zurichten, (verwandt mit Ges chirr) Ursc hen fiir Verw iis ten; Veriirscheln fiir verwechseln. ,,Bald" wird auch fiir die jungstvcrgangene Zeit ge-
braucht; z. B. ,,Er ist balde da gewesen" fur ,,so eben." Statt Nichts sagen die Schlesier Nischte, und statt an-
ders: andersche. Noch viel schwerer sind die Sehwaben, Baycrn , Schweizer zu verstehen. Der Schweizer sagt:
Hat'r open oper opes daan? ,,hat dir etwa irgend Einer
Etwasgethan?" gach-gschissich : ,,jiihabschiessend" (von einer Bcrgwand) ,,steil:" und im iibertragenen Sinne: ,,voreilig." Bei vielen Bezeichnungenist es schwer, dieAbleitungaus-
zumitteln; z. B. Verberitze, derName einer Beere, welche auch Weinzierl oder Sauerdorn (epine vinette) heisst — ver- dorben aus ,,Farberrothe" (nach Adelung). —■ Labe- latsche — latsch soviel als schleppend, zerrissen. Lab, was in die Milch kommt zum Gerinnenmachen: — daher labern, Kasmachen; —■ Labelatsche: eine zerfallene Sennhtitte, — schlechte Bret te rhiitte. Quader und Quader-Stein aus dem Lateinischen Quadratum — lapides quadrati! — u. so viele a. Die Sprache, welche das Volk in Deutschland spricht,
ist viel verdorbener und vermischter als die Sprache dcs Grierhischen Volkes! Der Unterschied zwischen Alt- und Neu-Griechisch ist
nicht so gross als der Unterschied zwischen der Sprache un- |
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serer Dichter und unseres Volkes! Uebrigens mag audi im
Alterthum schon die Umgangs- und die Schriftsprache ver- schieden gewesen sein. Der Dorische Dialekt wurde von den iibrigen Griechen nicht verstauden. Die Sprache von Sophokles, Demosthenes, Thukydides
war wohl reiner als die Sprache des gemeinen Volkes. Selbst im alten Athen war die Volkssprache verdorben.
Der komische Amphis lasst einen Zeitgenossen sprechen: — ov kakcof
8i.cc qijiicii' alAd Cvllaflrjv aipekoiy, 'idoiov '/SoAtoV yfvon av, ij d'e xtmq' dxici 'fiokiov (statt jetiaQMy und dpo).£v.) m
Strattis lasst die Thcbaner sprechen:
<f liif vqixv $£ rijy yfipvnay, rvxa iff
zd avxa, xu> zilddag eft zds /ehitovetg
TrjV iyD-fCiv d" cixoXov, zd yskcjv cf' i x q ids' lie v
Neaanciiwzov <f rjv zi veoxcizvtov . . . ■
Das heutigc Griechisch ist viel reiner:
Die obigen Worte ytipvQU, avxa, yehddveg, ivdemg
und yekiS sind heutzutage in urspriinglicher Form noch im Gebrauche; also diirfte die jetzige Volks - Sprache naher der Attischen sein als die alte Thebanische! Statt &tXco sagten die Lakedamonier k<3 (dieErste Sylbe
abgcworfen) — mit iihnlicher Erlaubniss wird jetzt H ge- braucht—indemvontftAw die zweite Sylbe abgeworfen wird. Vide Ausdriicke wenden wir bios im Gesprache an,
deren wir uns im Schreiben eigentlich niemals bedienen. So das Suddeutsche Verbum modale ,,Halt" welches dem Griechischen Encliticum „xtv" entspricht. Zevg cf clneitjf ciyifi>eGaiy oipOJ.H ze, /uivil&ei ze
"Onuug xey iiH).r,Gtv. 6 yda xi'inziaiog unaintav. .Iliad. 20. 212.
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Zeus erhoht und erniedrigt den Muth der Manner
Wie er halt will — denn cr ist der slarkste von Allen J
In Gbthe's Faust heisst es von Gretehen:
,,Dcnkt: — ist halt ein geschenkter Gaul!" Die so haufig im Gespriiche gebrauchte Interjection
,,Gclt!" (nicht wahr 1 ?) wird in der Schrift-Sprache niemals gebraucht! — ,,Schon" wird in Bayern als cin eigenes V crbum niodale gleichbedeutend mit ,,wohl" sehr haufig gebraucht, z. B. ,,das will ich schon glauben," statt ,,wobl glaubcn." An Wort-Formen ist die Umgangs - Sprache bei uns
armcr als die Schriflsprache. Im Siiddeutschen sprechen wir seltcn in der halbvcrgangenen Zeit. Wir sagen niemals ,,icb ging" — ich sah" — sondern immer ,,ich bin gegangen" — ,,ich habe gesehen." So wird in der griechischen Sprache jctzt die ganz ver-
gangene Zeit nicht mehr gebraucht. siiSa ,,ich sah", nicht iioQccxtt, welches jedoch in Sparta noch gehort wird. Als Proben der Volkssprache im Vcrkehr auf dem Markte
und auf dem Lande wollcn wir folgender kleincn Wort- Sammlung hier Ilamn geben. |
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%» <ir(sammIniia :
1. Weizen — Sitari, das Diminutivum von Sitos.
2. Gerste — Krithari, das Diminutivum von Krilbi.
3. Reis — Rhizi abgckiirzt aus Orhyza.
4. Oel — Ladi, abgekiirzt aus Eladion.
5. Olive — Eliia, das alte Wort.
6. Zwiebel —Krommydi, das Diminutivum von Krommyon.
7. Orangen —Portogalia; die wilden : Nerantzia, a. d. Hal.
8. Trauben — Stapbyli, das alte Staphylc.
9. Wcin — Krasi, von Krasis (Mischung).
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10. Feige — Sykon, das alte Wort.
11. Birne — Apidi, Diminutivum von Apion.
12. Apfel — Milon das alte Wort.
13. Kirschen— Kerasi Rerasos a. G. woraus das Lateinn
sche Cerasus und auch das deulsche Wort!
14. Kastanicn — Kastanon das alte Wort.
15. Honig — Mcli das alte Wort.
16. Wachs — Keri Diminutivum von Keros (wo die Aus-
sprache des n als e sich erhalten hat). 17. Milch — Gala das alte Wort.
18. Butter — Boiityron das alte Wort.
19. Kiise — Tyri Diminutivum von Tyros.
20. Kru g — I'illiary Diminutivum von Pithos eigenllich
Fass (welche im Alterthum auch von Thon-Erde warcn.)
21. B echer (Glas) — Potiri, Potirion das alte Wort.
22. Trog — Potistria eigentlich Tranke das alte Wort.
23. Teller — Piaton a us dem Italienischen Piatto.
24. Messer — Macharion das alte Wort.
25. Gabel Peroiini Peroni (Nadel, Zunge in der Schnalle),
welches ebenfalls noch im Gebrauch ist. 26. Loffel — Chouliari aus Kochliarion.
27. Brod — Psomi von Psomion, (Stuck, Brocken).
28. Teig, Kuchen — Pita vielleicht von Piktos. Honig-
kuchcn heisst in der alten Sprache Melipikton in der neuen Melopita — unter diesem Namen ist cine Art Ku- chen aus Gcrstenmehl und Oel mit Krautern in der ganzen Tiirkci bckannt. Das Wort ist auch in die Illyrischc Sprache ubergegangen. 29. Sup ppe ist nicht landesublich, dafur wird das italie-
nische Mincstra gebraucht.
30. Brandwein — Rhaki — ist ein fremdes Wort, wel-
ches im Turkischen, Bulgarischen und Illyrischen ge- braucht wird. Vrgl. Arak. |
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30
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31. K aff e Raphes. j
32. Kaffekanne. — Briki J sind Turk. Worte.
33. Kohlenpfanne — Mankali 1
34. Thee — Tzai ist die Russische Bezeichnung, — woes
Tschai ausgesprochen wird. 35. Vogel — Pouli von Polos.
36. Ey — Avgon aus Oon.
37. Fleisch — Kreas das alte Wort.
38. Lamm — Ami, Arnion Diminutivum von Ars Arnos,
auch Amnos und Amnada sind im Gebrauch. 39. Schaf — Probaton (Heerdenvieh — besonders
Schal'e)
40. Ochs — Boidi Boi'dion, Dim. von Bous
41. Kuh — A gel a da von Agele.
42. Ziege — Aegis von Aix.
43. Pferd — Alogon das Thicr dagegen fur Thier
Ztoov gebrauchlich. 44. Esel — Gai'daros und Gadaros aus dem T.
45. F i s c h — P s a r i aus Opsarion wovon wir oben
sprachen.
46. Schlange— Ophidi, Dim. von Ophis.
47. Frosch — Batrachos d. a. Wort.
48. Fliege — Konopas aus Konops Steehfliege.
49. Hund — Skyli aus Sky lax.
50. Kalb — Da mala von Damalis.
Aus dieser kleinen Uebersicht ist leicht zu entnehmen,
dass die alien Worte (zuweilen im Diminutiv) jetzt noch wc- nig veriindert, fur die me is ten Bezeichnungen gelten. Im Munde dcs Volkes haben sich die alten Namen
der einheimischen Thiere und Pflanzcn erhalten. Selbst Dr. Fraas, der „botanische F a 11 m e r a y e r" — ein
eifriger Verfechter der Lehren des ,,weltweisen Reisenden" — fanddie jetzt iiblichen Pflanzennamen nicht fremdlandisch, |
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sondern meistens noch die alten Oder im Genius derGrie-
chischen Sprache neu gebildet. Dasselbe haben wir audi I'rulier von den Namen der Thiere angedeutet. — — Tttulaturen kamen aus dem Ost-Romischen Reiche
zu uns in's Abendland heriiber. Der Biscliof wird der „Engel", der „Heilige" genannt,
so dass man statt „Bischof von Attika": „der Engel" oder „der Heilige von Attika" spricht und schreibt. 'O "Ayiog 'Ai- riy.ijg. und 'O "Jyytlog 'Amxijs. Auch kommt ihm der Titel Despot, d. i Gcbieter zu: ein Ehrenname, welcher im Ost- Romischen Reiche den kaiserlichen Prinzen und den Bischci- fen gegebcn wurde. /tecnorr,;. Die Konige von Servien, Bosnicn und Bulgarien fuhrten friiher ebenfalls diesen Titel. In der Anrede sagt man zu einem Bischofe Allerheiligsler! IlaviiQwiaii \ Zum Patriarchen von Constantinopel Uavayiiatmt \ was
noch mehr bedeutct, sich aber im Deutschen nicht ausdriicken liisst — es ist ungcfahr der Unterschied wie im Lateinischen Sacer und Sanctus, Sacro-Sanctus, Sacro- Sanctissimus 1 Die heilige Jungfrau heisst Panagia Uavayia „Allheilige".
Der Abt heisst „der heilige Igumenos" — 'Hyovpevog —
und der Klostcr-Pfortner: „der heilige Pfortner." Der Abt wird mit Panosiotatc Ilctvoaioizais d. i. Aller-
seligster angeredet. Zum Willkomm wird ihm immer die Hand gekiisst, wie alien hohern Geistlichen. In der Kirche wirft sich der M6nch vor dem Abt zur Verehrung auf den Boden. Im Gesprach wird aber von dieser Ehrerbietung Umgang genommen. Der Monch heisst Kalogeros „dcr gute Alte." Ursprunglich Kai.6-hQog (Kalo-jeros) „Gute-Heilige." Der Konig heisst Megalidtatos d. i. Grossmiichtigster
Magnificentissimus, wie bei uns der Rector einer Hochschule. |
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Der Minister Exochotatos d. i. Excellentissimus, welcher Ti-
tel abcr freigebig sanimtlichen Aesculapen verliehen wird, wic dieses aueh bei uns in Deutschland friiher der Fall war. Den Primaten wird ziaweilen mit Eklamprotatos d. i. Durch- lauclitigster, geschmeichelt. Ein Kriegshauptmann heisst Gcnaotatos, d. i. Tapfer-
ster, Edelster. Alle ubrigen Vornebmcn, so wie alle Frauen sind
Kvytvicwtoi „Hoch \Vohlgeborenste." Ein Herr Maurokordatos war ausiibender Arzt in Athen
und wohnte im selben Hause mit seiner Mutter, welche ei- ner Hospodarcn-Familic angehtirt, und mit scinen vier Schwestern. Der Diener fragte uns als wir vorsprachen: „Soll icb
Euer Edclgeboren bei Ihrer Durcblaucht (der Mutter) oder bei Ihren Hoch-Wohlgeboren (den Sebwestern) oder bei Seiner Excdlenz (dem Doctor) anmelden? Im" Gespriich und Schrift ist es jetzt als beste Art an-
genommen, zu jedem „Du" zu sagen. Der Tiirkisch - Grie- chische Titel 'Hltpevduiaov (vom griech. Wort avO-tvris — av&evria) ist beinahe ganz abgekommen. Das Volk sagt meistens w>v loyov Zov (Deines Verstandes). Dafiir hort man in Attika auch «<o? 2ou fur uvtog Sov „Duselbst". Ein Land, wo die Titel noch bluhen, ist Ungarn. Ein Stublrichter (Judex Nobilium), die Erste Obrigkeit von Unten , fiihrt nicht weniger als 4 dienstlich gcbiihrende Ti- tel: Dominus Spectabilis Nobilis Generosus Fortissimus (Te- kintetes Nemes Nemszetes Viteszlo). Ein Burgermeister ist: Dominus Prudens et admodum
Circumspectus (ein kluger und sehr umsicbtiger Ilerr.) Ein Schullebrer wenn er Latein gelernt hat, ist Dom.
Humanissimus ; bat cr aber Philosophic sludirt, ist er Domi- nus Praestantissimus und wenn er auf der Hochschulc war Dominus Clarissimus. |
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Ein Hofrath ist Dom. Magnifies: also derselbe Titel,
der dem Konige von Griechenland jetzt gegeben wird. Excellentia war der Tile], der einst den KOnigen der
Longobarden mid von Frankreich gegeben wurde. Jetzt ist es in Italien und zum Theil in Deutschland ein
Ehrenname, welcher verschwenderisch ertheilt wird. Es liegt ein eigener Kitzel in eincm Titelchen.
Mundus titulis titillatur. In einem borfe in Ungaren nannte mich der judische
Schenkwirth beharrlich „Euere Majestat", und der ka- tholische Geistliche gab mir fden ihm selbst zukommenden) Titel: „Ew. Hochwiirden." In Griechenland ist das Unwesen der Titel im Abneh-
men und wird bald durch das Laehcrliche der Uebertrei- bung ganz verschwinden. Wahrend wir in Deutschland oft einen ausserordentlich hohen Werth auf meistens ganz 1 e e r e Titel legen, werden sie in Griechenland mit Gleichgultigkeit und lachendem Munde verschwendet. Der Erste - Minister, so wie der armste unwissenste Aesculap wird gleichmassig Exo- chotatos (Excellentissimus) genannt. Durch die Einfuhrung von Rang, Uniformen, Titel und
Orden hat die neue Regierung bei Vielen grosse Ehrsucht und Unzufriedenheit hervorgerufcn. Bei Volkern, welche seit Jahrhunderten an die streng getrennten Classen der Ge- sellschaft gewohnt sind , mag der Ehrgeiz und die Eitelkeit, welche Geburt, Vorrechte und Auszeichnungen hervorrul'cn, als ein wohlthatiges Uebel erscheinen — und als ein wirk- samer Hebel von den Machthabern gebrauchl werden. Aber bei der morgenlilndischen Gleichheit aller Menschen in Grie- chenland hat die Anregung dieses Wettstreites der Eitelkeit bisher mehr geschadet als genutzt. Und doch schien sich die bayerische Regentschaft lange Zeit ausschliesslich mit diesen Dingen zu beschaftigen, wahrend alle dringend no 3
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thigen Angelegenheiten aufgeschoben wurden, bis die Zeit
und die Mittel unwiederbringlich verloren waren! Ausser dem Orden des „Erlosers" in 5 vcrschiedenen
Classen mit 2 verschiedenen Crachats auf der rechten und linken Brust, wurde zum Andenken an den Freiheitskampf ein eigenes Kreuz von Kupfer fur die Soldaten, und von Silber fur die Aniuhrer vertheilt. Fur die Bayer'schen Hulfstruppen und die Freiwilligen
wurde ebenfalls cin kupfernes Denkzeichen gegeben, womit jetzt in Bayern viele Bettler — die niemals in Griechen- land waren — Almosen sammeln. Fur diese Denkzeichen, Orden und Titel und ihre ver-
schiedenen Klassen mussten eigene Bezeichnungen in der Griechischen Sprache erst gewahlt und bcstimmt werdcn — weil bis jetzt die Sache selbst und der Name derselbcn ganzlich unbekannt waren. — Jeder, welcher einen Orden bekommt, sieht dieses als ein ihm liingst gebiihrendes Reeht an — wahrend alle diejenigcn, welche keinen oder einen geringeren Grad desselben erhalten, sich beleidigt, gekrankt und zuriickgesetzt fiihlen. So erhielten viele Hauptleute der Landtruppen hohe
Grade von Orden und Titel, wahrend Seeraanner, welche selbst Schiffe gegen die Turken ausgertistet hatten viel ge- ringere Anerkennung fanden. Viele arme Leute kommen von weit her nach Athen, und mhen nichl eher, bis sie irgend ein Denkzeichen oder Orden erhalten, und werden dann oft — wenn sie heimkehren — von den Ihrigen ge- hobnt und ausgelacht. Die „Hoffa rts-Narren" sind eine Schopfung der
neuen Regierung. Ofliziers -Titel sind (jedoch ohne den vollen Gehalt)
so vielen Lcuten zuerkannt worden, dass man eine 20mal grossere Armee damit betheilen konnte. |
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Die Sfeu - Griecliisclie Eiltterainr
1st viel bedeutender, als gewohnlich im Auslande angenom-
men wird. Trotz aller Hindernisse und der sturmischen beweg-
ten Zeiten, zwischen dem starren Morgenlande und dem entfernten und entfremdeten Abendlande, pQegten die Grie* cben Kunst und Wissenschaft. Griechenland besitzt jetzt tiichtige Baumeister, Schiffs-
bauer, und Mathematiker. Griechische Aerzte sind im gan- zen Morgenlande verbreitet. Die neue Hochschule in Athen besitzt tiichtige Gelehrte in fast alien Zweigen der Wis- senschaft. Die neuen griechischen Schriften konnen eine ansehn-
liche Bibliothek fiillen! Aus alien Theilen der Griechisch - Tiirkischcn Lander
wurde zu dem gemeinschaftlichen Schatze der Wissenschaft und Kunst beigesteuert. In Konstantinopel, Kleinasien, Ma- kedonien, Hellas undPeloponnes, auf den Inseln und im fer- nen Abendlande waren griechische Gelehrte und Vaterlands- Freunde fortwahrend thatig fiir das geistige Leben ihres Vol- kes, und fur die Befreiung ihres Vaterlandes! |
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II.
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Das Griecliisclie % oik.
Res humanae ita sese habent: —
In Tictoria rel Ignavis gloriari licet; adversae res etiam bonos detractant. Sal. Jug. S3.
Das ist der Lauf der Welt: das Gluck erlaubt auch dem
Schwachen zu triumphiren, das Ungluck aber verkleinert den Tapfersten. Der Ungliickliche hat immer Unrecht in den Augen der wankelmiithigen Menge und der ungerechten Welt. Wie hoch gefeiert war der Griechisehe Name noch vor
wenigen Jahren! — wie verdunkelt ist er jetzt 1 Wie schnell will die Welt vergessen, wofur die Besten und Edelsten ge- schwarmt und Gut und Blut geopfert haben ! Das Volk, welches im alten Hellas wohnt, hat durch
Tapferkeit und Freiheitssinn die Bewunderung von ganz Eu- ropa errungen. Gegen die Uebermacht ihrer Bedriicker kampften die
Griechen mit demselben Heldenrnuthe, wie einst ihre Vor- fahren gegen die Perser. Und obwohl widerstrebend und spat wurden die Machtigen in Europa durch das Mitgefuhl der Volker gezwungen, an dem grossen Befreiungs - Werke theilzunehmen. Die Griechen sind von der Natur mit glucklichen Gei-
stesanlagen begabt. Fur Fortschritt und Ausbildung, fur Al- les Gute, aber auch fur Alles Schlechte empfanglich, lebhaft und leicht beweglich wie ihre Vorfahren. |
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Die Einfachheit und Nuchternheit ihrer Sitten erinnert
an die Vorzeit, und viel Ursprungliches ist aus uralter Zeit geblieben. Der Kern des Volkes, Ackerbauer, Hirten, Kriegsleute
sind ein sehr kraftiges, unverdorbenes und bildsames Ge- schlecht. Aus solchem Stoffe kann dei Meister ein treffliches Gebilde schaffen — und strahlende Hoffnungen verklarten den Morgen des ncu aus der Asche wieder erstandenen Griechenlandes! „Oh! welch herrliche Laufbahn — welche grosse Zu-
kunft offnet sich Dir!"r& it orra'dW tSgatovl J xl fifya, iyji; /xtMov!— rief der griechische Dichter und mit ihm Europa I Das freie Griechenland zwischen den Landern Asiens
und Ost - Europa's, welche in schmahlicher Knechtschaft ver- sunken sind — wurde als die Morgenrothe einer neuen Zeit begriisst! — Warum sinken jetzt all' die hochfliegenden Hoffnungen?
Was halt die Keime zukunftigen Gliickes in ihrer Ent-
wickelung zuriick? Das sind Fragen, welche in und ausser Griechenland
sehr verschicdene Beantwortung gefunden haben. Griechenland ist schwach und arm — durch die An-
strengungen des Befreiungs-Kampfes erschopft. — Viel edle Keime sind in den Staub gedriickt und ent-
behren des Lichtes und der Sonne, die ihnen zu spriessen erlaubte. — Die Armuth ist eine harte Geissel — soil sie noch zum Vorwurfe werden ?! Die Griechen haben Strebsinnund grosseBegierdezu lernen.
„Die Griechen verlangen nach Weisheit" schrieb der
Apostel Paulus (a. 1.22.); und ihre Nacbkommen zeigen den- selben Trieb. Es ist ein rastlos thatiges Volk und berechtigt dadurch
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zu den besten HofTnungen. Derm: „Soll das Kleine je wer-
den Gross, so muss es sich riihren und regen." Der Kern des Volkes, welches in urspriinglicher Ein-
faehhcit geblieben, ist sehr verschieden von derjenigen Schichte der Bevolkerung, welche Europaische Bildung um- gewandelt hat. Diejenigen, welche fremde Sitten angenommen haben,
fremde Tracht tragen, und fremde Sprachen gelernt haben, sind nicht immer die wiirdigsten Vertreter ihres Volkes. Aber der Fremde kommt zuerst mit ihnen in Beriihrung und beurtheilt nach ihnen das ganze Volk. Man wirft vielen nicht mit Unrecht vox , dass sie cha-
rakterlos, bestechlich und unehrlich seien. Der Arme kann nicht unabhangig sein', und Unbestech-
lichkeit ist auch in Europaeine seltene Tugend geworden. Die Englander sagen: Ohne Geld kannst du nicht un-
abhangig sein und — kaum ehrlich. (Above all put money in your pocket. "Without money you can not be indepen- dent and scarcely honest!) Armuth ist mit Bettelei und Bestechlichkeit so nahe
verwandt, — dass desswegen sich so viele bei uns ihrer
Armuth scbamen miissen. — Doch die Griechen betteln
nicht. — Unzuganglich fur Bestechung sind die Menschen
aber iiberall nur selten.
Wie viele Uebel wurzeln in der Armuth!
Ein alter Dichter sagt: „Nicht haben ist eine bose Sa-
che." Xaxov t6 fiy Mxtiy (Polynicesin denPhoen. des Euripides.) Ein neuerer Dichter setzt den Armen die Grabschrift:
Chill penury repress'd their noble rage And froze the genial current of the soul! „Ihren edlen Muth hielt frostige Armuth nieder —
Der warme Strom der Seele ward zu Eis!" — |
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Im Befreiungskriege haben alle Griechen gewetteifert in
Aufopferung fur die gemeinsame Sache ihres Vaterlandes- Die Tiirken boten den Griechischen Kriegs-Hauptletften
reiche Belohnungen und Wiirden an, wenn sie das Ctiri- stenlhum abschworcn und die Sache ihrer Landsleute \eJTa- then wiirden, aber nur wenige liessen sich verfuhren. Ibra- him bot fur die Uebergabe des Palamides eine Million •— und wurde abgewiesen. — Abgewiesen von dem rauTieu Haiiptmanne verwilderter Rrieger! — Franzosische Marsctaille und auch deutsche Feldherren waren nicht immer so un«ni- pfanglich fur den Reiz des Goldes! Ein fremder Staatsmann in Athen lud einige frertde
Giiste zu Tafel und kiindigte ihnen ein ,,Spitzbuben-Dire" an: — Einige alte Hauptlinge sollten namlich (wie wilde Thiere zur Schau) mit eingeladen werden. . . . Auch bci uns speiseu oft vornehme Rauber an glanzenden Tafeln als Geber und (laste. Die Classe der offentlichen unabhangigen Manner —
die in mehr entwickelten Landern an der Spitze des Staites stehcn— fehlt in Griechenland. Es ist ein Volk von Hirtcn und Kriegsleuten, und die Ersten Manner sind aus ihnen. Professor Gottfried Herold , vormals Dolmetsch der Re-
gentschaft, gibt uns ein Bild eines rauhen Kriegers aus der Maina. (Briele Ansp. 839.) — „Gross, stark, zum Ertra- gen gebaut, im besten Alter — er hat sich im Freiheits- Rriege durch Riihnhcit hervorgethan — und mit Verachtung aller Gefahrcn Hunderte mitten in der Hauptstadt der Tiirken zu deren eigencm Erstaunen aus der Gefangenschaft befreit, Ungliicklicke Schicksale haben ihn nicht gebeugt, sormdern seinen trotzigen Muth nur noch mehr erhoht. Sein Selbst- gefiihl verbietet ihm, gemeine Dienste zu ubernehmen. Da- bei hat er oft Tage lang kein Brot — die Gasse ist sein |
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NacbHager — seine ganze Habe besteht in dem, was er auf
dem Leibe tragt. „Mit starker Stimme spricht er in nicht gemeiner Mund-
art—■ feurig, — in bilderreichen Ausdrilcken , — am Jieb- sten gegen seine hochgestellten Landsleute; wenn ihn sein Elend iibermannt und er zu woit gcht, fiigt er zu sei- nen langen Reden als Bntschuldigung die Worte: ,,T6 yctQ nolv Ttj; tf-Aitpecog yewq 7ia(>ci<pQ0Gvv>]i' : ,,Das Uebermass der Kummerniss crzeugt ja Geistesirre!" ,,Wer ihn zu vcrbinden Weiss — hat an ihm die
treueste Seele." — — —■*■ — ,,Der Grieche ist leutselig und schliesst sich cben so
,,gerne an Andere an, als er die Annaherung Anderer an ,,ihn liebt. Man kann ohne UmsUinde in seine "Wohnung ,,gehen rind seine Bekanntschaft machen , und hiiufige Wie- ,,derholung des Besuches sieht er nicht bloss gerne, sondern ,,fordert sie. Gleich bei dem ersten Zusammcntreffen er- ,,fahrt der Fremde von ihm seine Schicksalc , seine Stellung ,,in den Parteien, seine Fahigkeiten. Mit ungemeiner ,,SchIauheit weiss er sich in das beste Licht zu stellcn, und ,,man schwort auf seine Gesinnung, so lange man seine ,,Gegner nicht gehort hat. Er ist von Natur beredt und ,,durchwebt seine Rede mit ciner Fiillc von Spriichwortern ,,und Bildern. ,,Er ist voll vom Gefuhle seiner Freiheit, -wie von Hass
,,gegen Despotic beseelt. Die Ueberzeugung von angeborenem ,,Talente und geistiger Ueberlegenheit ist auch in dem Ge- ,,ringsten lebendig. ,,Er ist dienstfertig und gefallig, versaumt aber nicht,
,,zu seiner Zeit Gegendienste zu begehren. Gastfreundschaft ,,iibt er in hohem Grade. Durch Massigkeit und Nxichtern- .,licit zeichnet er sich vor Andern aus. Trunkenheit ist ,,ihm ein fast unbekanntes Laster. Unsere nordische Arbeit- |
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,,samkeit kennt er nicht, und es ist unter diesen* Himmel
,,eine eben so unbillige als vergebliche Forderung sich von
,,Morgen bis Abend zu plagen. Mil dern Sitzen hangt so
,,wenig die Gewohnheit seiner Beschiiftigung zusamraen, dass
,,man von Einem, der unthatig ist, gewdhnlich sagt: er
,,sitzt (xu&rwti). Thatig erscheint man zumeist amsser dem
,,Hause im Getiimmel des Marktes, im lebendigen Verkehre
,,mit den Fremden, inn Handel."
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„Die aussere Erscheinung des jnannlicheii Ge- ,.schlechtes erregt Aufmerksamkeit durch die Schlankheit
,,des Wuchses und das Wttrdevolle der plaltung : das Feuer
,,des Auges gibt dem Gesichte die Warme, welche der Ernst
,,der Ziige bedarf. Auf zierlichen Anzug und Ptftz halten
.,die Manner nicht wenig. Die "Weiber — wiewohl sicht-
,,bar von der Natur herrlich begabt, — sind mehrenthcils
,,verwahrlost."
,,Trotz des Namens „Herrin", der ihr beigelegt -wird,
,,tritt die Frau tiberall in den Hinlergrund und lebt in Dun- ,,kelheit, wie der Mann der Oeffentliclikeit angehort. — ,,Uebrigens besteht unter den Gliedern «iner Griechischen ,,Familie eine Liebe und Eintracht, wie sie wohl nicht leicht ,,hingebender und fester gefunden wird." (Ende des 6ten Briefes.) ,,Es ist eine gluckliche Gabe dieses Volkes, dass es
,,sich von seinem Elende nicht erdrucken lasst, (sie danken Golt, dass es nicht noch schlimmer geht!) ,,Mitten in der ,,Noth der Ttirkenkriege ■— behielt es seiren muntern Sinn, ,,und tanzte und sang unter seinem schonen Himmel — ,,gleichwie die Alten mitten im WaffengetUmmel nicht ver- ,,gassen, ihre Feste und Spiele zu begehen. — Dabei muss ,,nian gestehen, dass es von einem Takt und von einer ,,Massigung geleitet wird , die beij.dieser Stufe der Bildung |
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„xu bewundern sind; seine Frohlichkeit artet nicht in Roh-
„heit aus."--------(10. Brief.)
Ein grosses Uebel ist der ungebundenc Unabhangigkeits-
Trieb der Griechen und die daraus entspringende Uneinigkeit.
Unter der Turken-Herrschaft erhielten sich viele Inseln
und auch auf dem Festlande einige Gegenden in volliger
Unabhangigkeit.
Ausserdem hausten die Klephten in den unzuganglichen
Bergen wie bei uns im Mittelalter die Raubritler. Dieses kraftige Geschlecht ist jetzt zur Unthatigkeit verdammt und jede Gelegenheit wird ergriffen, urn unter der Fahne einer Partei Aufstand zu erregen und das Land in Burgerkrieg zu versetzen. Es ist die unbezwingliche Begirde nach Thatigkeit vereint mit dem Missbehagen und der Unzufriedenlieit, die jetzt iiberall im Land verbreitet ist, wodurch diese wilden Naturen iinmer wiedcr zum Treubruch und Aufstand getrie- ben werden. Uneinigkeit und Verrath war die verwundbare Ferse Griechenlands im Alterthume. — Und das ist das Fluchgeschick aller Volker, dass sich im Ungliicke die Fackeln der Zwietracht und des Parteihasses entzunden. ,,Schon die Romcr fanden in Deutschland Verrather an
der Landessache. DieFranzosen haben deren bis auf unsere Tage bcrab unter uns gcfunden — die Sclrwcden unter Gustav Adolph hatten ihre offentlichen und heimlichen Freunde bei uns — und jetzt — hoffen die Russen sich deren verschaffen zu konnen!" Bias klagt, dass die meisten Menschen schlecht seien!
doch das wollen wir nicht glauben ! Nicht: ot nleCova xaxoi sondern Ot nltlova 7iio>xoC\ — Die Meisten sind arme schwache Menschen. Sie wollen das Gute, sind aber zu schwach es auszuuben. Und der grosse — heilige — Name des Goldes ubt iiberall und immer seinen verderblichen Zauber! Der Mangel macht muthlos — das haben die |
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Meisten von uns selbst erfahren — oft aber gibt er den
Miith zum Bosen! Aber soil man den Griechen nicht Viel verzeihen ihres
glorreichen Befreiungs-Kampfes wegen? Als Caesar bei Pharsalos siegte, wollte er Athen nicht
ziichtigen — welches gegen ihn Partei genommen — er verzieh den Lebenden der Todten willen! Die Griechen sind unruhig, unzufrieden, meuterisch —
aber sie haben bisher wenig Ursache gehabt zufrieden zu sein! In alien Landern sehen wir diese Erscheinung, in wel- chen eine Menge Leute, die friiher in grosser Bewegung waren, jelzt zur Unthatigkeit verdammt sind. Die Verthei- lung der Beschiiftigungen ist die grosse Aufgabe aller Re- gierungcn heutzutage ! — Nicht Pensionen und Alraosen, nicht Orden noch
Titel, kiinnen das Missbehagen der Unthatigkeit heilen. Konigliche Gnaden haben in Griechenland — wie anderwiirts — nur Undankbare und Unzufriedene gemacht. Das Griechische Volk ist noch ebenso weit entfernt von der Veredlung und Bildung als von der Verunedlung und Verbildung der Deutschen Wein- und Bier-Lander. Es ist die Aufgabe der Regierung, das Gute zu fordern und dem Schlechten einen Damm entgegen zu setzen. Es ist das genilgsamste und massigste Volk der Erde r
— und dabei sehr abgehartet und ausdauernd. Massigkeits-
Gesellschaften sind in Griechenland uberiliissig! I — Die Seeleute von Psara, Hydra und anderen Griechi-
schen Inseln sind die Besten im Mittelmeere ; und dabei die wohlfeilsten Matrosen. Sie haben gegen die Turkische Ueber- macht Wunder der Tapferkeit gethan. Ihrc kleinen Srhifle haben sich mit den Turkischen Linienschiffen siegreich ge- schlagen. Im Handel sind sie unternehmend und sehr thatig: — dabei sparsam und ehrlich. — Sie haben sich unter der
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Turkischen Oberhoheit selbst regiert — und erwarben Ach-
tung, Ansehen und Reichtbum. Alles opferten sie fur die Befreiung des gemeinsamen Vaterlandes, und jetzt sind sie zu Grunde gerichtet. Die Bevolkerung von Hydra ist albanesisch — einige
Primaten ausgenommcn. Das Geschlecht der Miaulis stammt aus Candia. Hydra
wurde 1470 von Albanesischen Fliichtlingen bevolkert. Wie vor 2300 Jahren Themistokles gegen die Perser: so foeht in unsern Tagen Miaulis und Tombasis und viele Tapfere mit ihnen gegen die Uebermacht der Txirken! Vorzuglich die Brander waren der Schrecken und das
Verderben des Feindes. Wenn sich ein kleiner Hydriotischer oder Psariotischer
Brander in der Nahe eines Turkischen Linienschiffes zeigte, feuerte dieses aus Angst und Uebereilung samratliche Ge- schiitze auf einmal ab; — aueh auf der Seite wo kein Bran- der war — so dass dann das kleine Schiff — wenn es noch nicht in Grund gebohrt war — Zeit gewann, unter die feindlichen Kanonen zu komraen und sich anzuhangen. Die Piloten — nachdem sie Feuer angelcgt hatten, retteten sich oft durch Schwimmen! Gelang es einem Brander, zwischen zwei Tiirkische
Schiffe sich einzuschicben, so war die Besturzung derlurken noch grosser. — Der kleine Brander entschliipfte leicht der Gefahr, von den Rauchwolken verschleiert — und die bei- den Turken fcuerten nun blind gegen einander bis sie — dem Sinken nahe — zu spat den Irrthum erkannten! In dem breiten Strome unserer vielbewegten Zeit ragen
nur grossc Massen henror: — das Einzelne, nachdem es gebraucht worden, wird vergessen! Das ist das schwarze Loos Hydra's. Hydra erwartet
noch seine Geschichte, sie wird sein Grabmal sein! |
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Ant. Miaulis schrieb eine kurze Denkschrift uber sein
heroisches Vaterland. (' YnoftvrifiK. Nauplia u. Miinchen bei G. Jacquet 1833. 8.) Nachdem Hydra Alles aufgeopfert fur das gemeinsame Vaterland, hat dieRegierung Nichts gethan, um die heilige Schuld abzuzahlen! — Von den 25000 Ein- wohnern, welche Hydra vor der Revolution zahlte, sind jetzt nicht die Halfte mehr auf der Insel. Diese geschwachte — verarmte Bevolkerung muss 10 mal so viel Abgaben geben, als fruher: — wo jahrlich nur 2000 Turk. Piaster (20011. CM.) Tribut gezahlt wurden und kein Turke die Insel betrat! All- jahrig kam der Kapudan Pascha um diesen Tribut in Empfang zu nehmen. Ausserdem hatte Hydra, sowie auch Poros und einigc andere Inseln, 50 Matrosen fur die Turkischen Kriegs- schiffe zu geben. — Jetzt sind viele hundert Familienvater gezwungen, in Constantinopel und Alcxandrien sich als See- leute zu verdingen, um Brod fur sich und Weib und Kind zu verdienen. Die meisten Inseln rcgierten sich unter Turkischer Ober-
hoheit selbst: — nur in schweren, verwickelten Fallen griff der Arm der Turkischen Herrschaft ein: um die Schuldigen auf die Galeeren zu schleppcn. Diese konnten jedoch nach einiger Zeit wieder losgekauft werden; — oft -wurden die Gemeinden sogar zur Loskaufung ihrer Galeeren-Sklavcn gezwungen! ■— Psara, Chios, Hydra, Spezzia trieben ausgebreiteten
Handel. Besonders viel Getreide aus den Hiifen des schwar- zen Meeres wurde nach Spanien gefuhrt wahrend des langen Krieges auf der Pyrenaischen Halbinsel. Sie wurden dadurch schr wohlhabend — viele Schiffe
gewannen 3 mal so viel als ihre Ladung werth war! Der Gewinn wurde immer zwischen dem Schiffseigner und den Seeleuten getheilt. Die Hydrioten machten sich niemals |
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der Seeriiuberei schuldig! und erwarben den Ruf grosser
Rechtlichkeit. In demKampfe mit der Tiirkisch-Aegyptischen Seemacht
opferten die Hydrioten all ihr wohl erworbenes Gut; — und jetzt sind sie zu arm urn Schiffe zu bauen! — Der Handel hat sich nach Syra und Patras gezogen. Die Hydrioten lieben ihr kleines Felsen-Eiland wie die
Schweizer ihre Berge. Viele Manner suchcn Dienst auf Turkischen und Aegyptischcn Scbiffen. Ihre "Weiber bleiben in grossem Elende zuriick. Nicht an fleissigen, geschickten Hiinden fehlt es in Grie-
chenland, wohl aber an Mitteln, sic zu beschaftigen! Hiitte der Staat nur mit einem kleinen Theile des grossen
Anlehen's Hydra bedacht: — es ware leicht gewesen, den sinkenden Wohlstand wieder zu hcben. Sie hatten wieder Schiffe gebaut: und die jetzt zur Auswanderung gezwungen werden, kiinnten ihre Krafte <lem Vaterlande widmen. Hydra wird bald verfallen — seine Bevolkerung zer-
streut — nach derTiirkei ausgewandert — und ausgestorben sein. Fui t Hydra ! Ware ich Konig von Griechenland, ich wiirde mir alle
Tage diese Worte in die Ohren rufen lassen: bis es andcrs wurde! — Nichts ist dem festen Willen zu schwer.
Die christlichen Albanesen und die Griechen sind jetzt
Ein Volk. Die Albanesen haben mit Blut sich das Biirger- recht erkauft. Fur die Kriegsleute ist die Albanesische Tracht allgemein geworden. Sie tragen naeist roth, die Farbe des Blutes; — auch weiss und himmelblau: — ein weisses Kreuz auf blauem Felde ist die Flagge des freien Yaterlan- des. Die Griechen halten viel auf ein schones und reines Kleid — und selbst arme Leute erscheinen an Festtagen sehr sauber. |
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Die schmucke Tracht der Manner lasst das starkere Ge-
schlecht als das schonere erscheinen. Um die Mitte des Lei- bes tragen sie eine seidene Binde von bunten Farben, womit der Falten-Rock von weisser Baumwolle festgehalten wird. Kriegsleute tind Hirten tragen dariiber noch einen leder-
nen Giirtel, oft reich mit Gold und Silber gestickt. Alle tragen die rothe Miitzc mit einem blauen seidenen
Busehel oben. Eine reich gestickte Jacke mit aufgeschlitzten Aermeln reicht bis zu den Lenden. Diese Tracht bildet den Uebergang zur Morgenlandischen
und vereint glucklich das Wiirdevolle mit dem Leichten. Der Gang der Griechen ist schwebend und ihre Haltung
stark und leicht, wie wir uns die Gotter Homers denken mogen. In frankischen Klcidern sind die Meisten kliiglich anzu-
schauen. — Oft passen die einzelnen Thcile des Kleides nicht zu einander, und die ganze Erscheinung eines alten Griechen im Frack ist ein Zerrbild. Die Griechen finden un- sere engen Kleidcr eben so lachcrlich wie wir selbst. Ein Spott -Name dafiir ist Lichtscheere: Keropsalido, wcgen der beiden auslaufenden Ende des Frackes. Ausserdem gilt unsere Tracht aucb fiir unanstandig. Dennoch strebte die bayerische Regentschaft eifrig, das griechischeKleid im offent- lichen Dienst bei der Land- und Scemacht abzuschaffen. Die schwarzen Fracke passten zu ihren Tintenfassern
und Tintenklexen. Steub beschreibt die schone und farbenprachtige Tracht
der Griechen an einem Festtage, und setzt dann hinzu: ,,Ich zog auch das Beste an was ich hatte — schwarzen
Frack — schwarze Weste — schwarze Hose — und setzte einen schwarzen Hut auf; — und um der triiben Schwarze etwas Heiteres an die Seite zu stellen, zog ich weisse Hand- schuhe an. Malerische Tracht des weisen Europa's!" |
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Die Hydriotische Tracht ist bei den Seeleuten allgemein
gebrauchlich. Sie haben, um alien Luxus zu verbannen, sich selbst das Gesetz aufgelegt, bios einfache und dunkel- farbige Kleider zu tragen. Die Tracht der Frauen ist sehr verschieden in einzelnen
Landestheilen und Jnseln. Sehr eigenthumlich ist sie bei den Albaneserinnen in Athen. Eine Veisse Tunika von Baumwolle wird durch einen losen Gurtel umschlossen, dariiber wird ein Kleid getragen, welches auf beiden Seiten offen ist wie das Messgewand der katholischen Priester, mit reichen Verzierungen von farbiger Wolle. Die Haare fallen in zwci langen Flechten oft bis zur Erde herab, meistens sind an den Enden Miinzen eingeflochten. Auch werden solche auf der Stirne und am Halse getragen. Die Fiisse sind entwedcr bloss oder mit Sandalen bekleidet.--------
— DieKriegs-Hauptleute, dievondemBefreiungskampfe
noch ilbrig geblieben, fiihlen, dass sie die Urbeber des neuen Konigreiches sind: Und gehen in ihren Forderungen oft uber die Grenzcn der Billigkeit. Mussiggang — und Eifersucht, durch europaische Rang-
classen, Orden und Titel hervorgerufen, vermehrte die all- gemeine Unzufriedenheit: und kaum erfreute sich das Land der Ruhe, als die Parteikampfe ausbrachen. Der Krieg hatte die Besten des Volkes gemaht. Die Rathlosigkeit der Uebriggebliebenen wurde beniitzt um Zwietracht zu siien. Unbedachtsame und bose Menschen gossen Ocl in die
Flamme und der Untergang bedrohte das mit so viel Blut errungene Vaterland. So haben wir im Jahrc 1837 die verdcrblichen Folgen
eines neuen Gesetzes erfahren, nach welchem Soldaten aus- gehoben werden sollen. Das Gesetz wurde auch auf Hydra ausgedehnt; — Diese Inselbewohner geben Matrosen fur den Seedienst und wurden gernc noch zehnmal soviel daliir |
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geben; — gegen den Landdienst aber baben sie'die grosste
Abncigung. Auch schien es Vielen unrecht, dass man jnnge Leute mitGewalt zumKriegsdienste zwingt, wahrend so viele alte Pallikaren brodlos sind. Bose Menschen streuten das Gerucht aus, dass auch Madchen durch das neue Gesetz ge- prcsst werden sollten : und ein allgemeiner Aufstand brach aus. Mit Gewalt mussle die Ordnung wieder hergestellt wer-
den, viele Familienvater wurden in Eisen in's Zuchlhaus ab- gefuhrt, und ihre Weiber und Kinder dem Hunger und Elende preisgegeben. Eine Sammlung, die wir veranstalteten, bracbte bios
100 Spanische Thaler ein! Wir wolllen versuchen, ob in dem hohen Leben der Hauptstadt die Menschen auch noch horen — oder nur Gott! — Die Meisten gaben bios aus Hoflichkeit — und die geringe Summe zeigt, wie geldarm hier alle sind. |
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Die herrschende Kirche ist die von Rom getrennte
Griechische, deren Oberhaupt der Patriarch von Constan- tinopel ist. Streitige Punkte sind bios fiinf:
1. Natur des heiligen Geistes.
2. Feg-Feuer.
3. Papst als Oberhaupt.
4. Priestcr-Ehe (fur die Weltpriester).
5. Gestalt des Abendmahls.
Wovon die beiden letzten Punkte von der katholischen
Kirche zugestanden wurden 1 Die sieben Sakramente sind ge- nau dieselben. Auf den Inseln leben etwa 20,000 Katholiken in drei
Bisthiimern. Auf dem Festlande sind Athen und Patras katboliscbe
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Missionen. Malteser, Italiener and andere Fremde bilden
die Gemeinde. Durch alle Jahrhunderte der Unterdruckung und Verfol-
gung schaaften sich die morgetilandischen Christen um die Kreuzesfahne. — Sie hielten fest an ihrem Glauben, der ihnen Erlosiing und Heil jenseits des Grabes verhiess. ,,Die Kirche ist fiir jene Volker das gemeinsame Vater-
land, das ihnen die heidnischen Eroberer nicht rauben konnlen. Ihr geistiges Leben gehdrt ausscbliesslich derKirche, sie ist Erzieherin und treue Begleiterin durchs Leben und Wegweiser in ein besseres Land nach dem Tode." Ein wellliches Leben, von der Kirche gctrennt, wie
bei uns, ist kaum gekannt. Bei uns kommen viele bios zur Taul'e in die Kirche — dann etwa wenn sie sich vermah- len —- und zuletzt als Leichnam, wenn er vor dem Begrab- niss in der Kirche beigesetzt wird. Die Gricchen beginnen und enden jedes Tagwerk mil
kirchlicher Weihe. Der Befreiungskrieg trug uherall einen religiosen Chara-
ktcr. Das Volk wurde von den Bischofen in den Kampf ge- fiihrt. IraJahre 1770 und 1821 gaben die Metropoliten von Patras das Zeichen zum Aufstande. Geistliche stellten sich mit dem Kreuze an die SpiUe der
Schlachthaufen. Turkische Kinder, welche in die Hande der Griechen
fielen, wurden immer sogleich getauft. Im Jahre 1770 misslang der Aufstand durch die Treu-
losigkeit der Russen. Im Befreiungskriege von 1821 gerieth das Griechische
Volk an den Rand des Verderbens. ,,Trotz Heldenmuth, Vaterlandsliebe und Verzweiflung
unterlagen sie der Uehermacht der Aegypter und den RSn- ken der Diplomaten !" |
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,,Nachdem derKrieg die Halfte der Nation verschlungen,
und das zu schnelle Emporkommen einer Griechischen Macht nichtmehr zu besorgen war: —wurde endlich den noch ubrig gebliebenen Griechen durch die Gnade der Christlicben Machte ein Stiickchen Selbslstandigkeit gewahrt!" — Die Kirehen und die Geistlichen werden in hohen
Ehren gehalten. Oft hurt man von rauhen Kriegsleuten: „das Erste ist die heilige Religion — dann das Vaterland — dann Weib und Kindl" — Unduldsam kann man die Griechen nicht nennen. Die protestantischen Missionen aus England und Nord-Amerika werden nicht angefeindet: und ihre Schulen sind stark besucht. In Klostern wird ein Frem- der selten gefragt nach seinem Glauben. — Die Gcistlichkeit ist fast iiberall sehr arm und unwissend.
Die Landgeisllichen (Papades) unterscheiden sich in Bildung und Lebensart in Nichts von den iibrigen Bewohnern. Selbst ihre Tracht ist dieselbe — nur haben sie eine schwarze Miitze statt der rothen, und tragen den ganzen Bart. Die Monche sind meistens sehr arm und theilen ihr Tagwerk in Rirchendienst und Feldarbeit. Die aussere Erscheinung ist meistens ehrfurchtgebietend,
und ihr Betragen gemessen und wurdevoll! In Griechenland sieht man nur wenig gemastete Geist-
liche mit rothen Gesichtern und Dickwansten: wie bei uns in Deutschland viele Landgeistliche, welche zuweilen an Festtagen wiithend tanzen und sich betrinken. Wenn sich ein Griechischer Papas an die Spitze eines
Chortanzes stellt, gcschieht dieses immer mit viel Anstand und Wurde. 182 Fasttage im Jahre werden strenge gehal- ten ! — Fleisch, Milch, Butter, Eier und Oel sind verboten. Brod ist bei den Armen sehr selten. Viele niihren sich von Malvenblattern mit Salz und Pfeffer. Schnecken mit Knob- lauch, gebralene und rohe Zwiebeln, junge Disteln, gesotlene 4.
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Bohnen , Obst, Wurzeln und Kriiutem. Die Bayern — als
sie nach Griechenland kamen — wunderten sich nicht wenig, dass die armenLeute von ,,Gras und Stauden" sich nahrten, wie die Pferde und Esel. In Alhen und in der Umgegend dcr Stadt sind iiber
300 kleine Kapellen — fast alle durch den letzten Rrieg zerstort. Die heiligen Bilder sind auf die Mauer gepinselt —jetzt meistens halbverblichen und verwiislet durch die Tiirken. Die verfallenen Kapellen und auch die ausseren Mauern
werden niemals verunreiniget, wie dieses bei uns, und selbst in dem frommeren Italien so oft vorkommt. Viele Tiirken und Juden haben ihr Leben eingebiisst, und viele Franken wurden misshandelt zur Suhnung eines solchen Vergehens. An besonderen Festen oder (iediichtniss-Tagen werden Oel- lampen angeziindet und Wachslichter aufgesteckt. Dieses ist meistens Folge eines Geliibdes. Oft wird dabei der Schutz- Heilige belrogen. Pfundsehwerc Wachskerzen werden vcrsprochen: und
wenn die Gefahr voriiber ist, bios diinne Lichter angeziindet. Dies ist hier wie in Italien, wo es zum Spriichwort gewor- den ist: ,,Wenn die Gefahr voriiber, betriigen wir den Heiligen!" ,,Passato il periculo — gabato il Santo!" Aehnliches geschieht audi bei uns im Norden. Nach
Maria Einsiedel in der Schweiz wird eine Wallfahrt gelobt mitErbsen in den Schuhen, um die Fiisse wund zu driicken und dadurch Siinden abzubiissen. — Doch werden zuweilen die harten Erbsen durch sieden-
des Wasser erweicht und so die Busse gemildert. Man hat viel von dem Aberglauben des Griechischen
Volkes crzahlt: was aber oft iiberlrieben ist. An Zauber und Beschworungskiinste glaubt das gemeine
Volk in fast alien Landern. Im bayerischen Gebirge glauben die Leute an Wetter-Beschworungen. Eine Gemeinde — |
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nachdem ihrPfarrer gestorben:— bat urn Einen ,,wetter-
gerechten Pfarrer." Einmal ritt ich bei heftigem Sturm von Alhen an die
Mccrcskiisle, wo cinsarn einc halbverfallene Kapelle stcht. Da koramt ein Reiler in einen weisscn zoltigen Ueberwurf gehiil't, steigt am Eingange vom Pferde, ziindct cine kleine Oellampe an und steckt zwci Wachslichter auf, welche aber des heftigen Sturmes wegen nicht brennen konnlen. Der Mann bcruhrt mit der Stirne dreimal die Erde und rcitct wieder von dannen. Er musste wcnigstens eine deutsche Meile weit gekommen sein, um diese fromme Pflicht zu erfiillen. Die Beichte hat die Griechisch-Schismatische Kirche wie
die Romisch-Katholisehe. — Doch sinkt die Ausiibung der Religion bei den vornehmen Gricchen undRussen zur blossen Form herab. Der Papas wird zur Beichte gerufen. Wahrend er nun im Nebenzimmer seine Lichter anziindet, und wahrend zwei Stunden Gebete murmelt: sitzen die Herrschaften beim Spieltische, und wenn die Zeit reif ist, empfangen sie die Lossprechung und den Segen des taglbhnerischen Priesters. Fasten wird sehr streng beobachtet; und Fastenbruch gilt fur eine schwere Sunde! — — — Bettler —wovon es in Italien wimmelt — und die
in Suddcutschland in Schwarmen durch das Land Ziehen und auf alien Landstrasscn lagern — gibt es in Griechcnland nicht! — Der Grieche ist zu stolz um zu betteln. Nur hie und da sieht man ein verstiimmeltes altes Mannchen Sonntags frilh vor der Kirchenthiire stehen, und auf ein kleines Almo- sen warten, welches der Kirchenaufseher fur ihn von der Gemeinde sammelt. Griechenland kennt nicht in der Ausdehnung und Be-
dcutung wie in Europa die immer wachsende Menge von Leuten ohneBeschaftigung und ohne Brod, welche unter dem |
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Namen Proletarier einen eigenen Stand bilden, und unter der
besonderen Begiinstigung unserer Staatseinrichtungen bald eine alien Besitzenden gefahrbringende Maeht zu erlangcn drohen. — Denn wahrend die Begierungen in Deutschland tiberall sich in die Geschafte der Burger einmischen — Alles uberwachen und das Volk am Gangelbande fuhren: — sind die Proletarier die allein freien, unbeaufsichtigten , selbststandi- gen Leute — die, weil sie Nichts besitzen — ihre eigenen Wege gehen diirfen; — sie gehoren keiner Gemeinde, keiner Gesellschaft, keiner Familie an — und sind die natiirlichen Feinde der bestehenden Ordnung und des Besitzes. — ,,Bom in seinem Beichthume und Hochmuth zerbrach unter wilden Horden von aussen : bei uns kommen die wilden Horden aus dem eigenen Boden — sie stecken im Communismus ihre Fahnen auf und predigen Zerstorung."--------
Die armliche und geniigsame Lebensweise aller Bewoh-
ner, — die Leichtigkeit der Unterkunft, vor Allem aber die morgenlandischen Sitten und Gewohnheiten der Griechen lassen eigentliche Mussigganger und Bettler nicht wohl auf- kommen. Der Kriippel — der Verungluckte — flndet Auf- nahme in jeder Wohnung seines Mitmenschen. — Die Armen nabren sich sehr leicht — sie essen wilde Krauter und Wur- zeln, Poristangel und Schafskase; Brod ist Ueppigkeil! — Auch fehlt eine Hauptursache europaischer Armuth , namlicb die Trunkenheit, fast ganzlich. In Griechenland sind keine Juden , keine Hausirer, keine Bettler, welche eine so grosse Landplage in Deutschland geworden sind — und das Land brandschatzen. Denn nicht immer aus christlicher Mildthatigkeit, sondern oft aus Furcht vor Brandlegung diirfen in Deutschland die Bauern nicht wagen, einen Bettler abzu- weisen. In Griechenland fehlen die Brandweinschenken: diese Gift-Kuchen fur das arme Volk in Ost- und Mittel-Europa. Lord Bristol meint, man kbnne das gemeine Volk in Deutsch- |
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land in zwei Halfte tbeilen, namlich in Wein- und Bier-
trinker, die einen seien Schelme, die andern Duromkcipfe. Wobin soil man die grosse Anzahl der Brandweintrinker zahlen? — In Griechenland sieht man niemals Betrunkene durch die Stadte und Dorfer taumeln, wie dieses in einigen Europiiischen Landern an Feier- und Werktagen gebrauch- lich ist. Die Yolker des slavischen Nordens sind in Trunkenlieit,
Schmutz und Sclavensinn versunken. — Bei den Griechen ist trotz tausendjiihriger Fremdenherrschaft und Unterdru- ckung der Freiheitssinn nie ausgestorben — und der Na- me des t'reien Gr ie chenl an des wird ein mUchtiger Zauber fiir die nachste Zukunft sein. Das Schimpfen und Baufen, in Deutschland so gewohn-
lich bei dem gemeinen Volke, kommt dort sehr selten vor. Statt all der hassliehen Fluchwortcr bei anderen Nationcn hort man dort nur selten Keratas ,,Gehornter,'' Oder Ebraos (Jude), Gyphtos (Zigeuner) , beides ist gleichbedeutend mit Betruger; — Gaidouri (Esel), Bodi (Ochs), Trelos (Narr) werden mehr als Vorwurf gebraucht; hiirter ist der Fluch: \ ioV Xaii.i6v gov*, (der Fluch) auf deinen Hals! Oder: Els 70 jtvtl&epa (zum Tcufel) was aber einem deutschen Ohre ganz harmlos klingt. Das deutsche Anbieten von ein Paar Ohrfeigen ist viel ernster gemeint und meist von schweren Folgcn. Der hassliche Fluch: ra/idS tijp nlariv gov scheiut der Hauptstadt Constantinopel anzugehoren, und aus dem Bulgarischen iibcrtragen zu sein. Man hort ihn meistens von Kriegsleuten — ahnlich ist das ,,baszama lelkit" der Ungarn und das franzflsischc Schimpfwort F —, das auch deutscher Pobel im Munde fuhrt, Auf dem Marktplatze ist oft das laute Bufen und Ge-
schrei einem Europaer unangenehm — aber dort sind keine Taschendiebe, keine zudringlich-dreijten Facchini und La- |
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zaroni , keine Beltler, — keine Schacheijuden und Untcr-
handler aller Art, die schreiend und im Fliistertone geniess- bare und ungeniessbare, erlaubte und unerlaubte Waaren anbieten und den Fremden bei dem Rock-Ende anfassen, urn sich rnit Gewalt Gehor zu vcrschaffen — auch keine groben berauschlenBauerntolpel wie bei uns— im gebildetenNorden! Der Stolz der Unabhangigkeit verleiht den Griechcn
eine eigene wiirdevolle Hallung und einen hohen Grad von Selbstverlaugnung. Mehr als Ein Beispiel davon horten wir aus dem Befreiungskriege. — Ein gefangener Pallikar wurde von den Tiirken lebendig gespiest und sollte gebraten wer- den. Noch am Feuer verhohnte der Held die feigen Bar- baren — „Nicht zu nah an's Feuer" rief er ihnen zu, „da- mit das Fleisch niebt verbrenne!" Wahrend in einigen Heeren Europa's der Stock auf
eine barbarische Weise herrscht, Iasst sich der Grieche nicht schlagen I — und die Bayerisch-Griechischen Kriegs-Vor- schriften mussten fur die Soldaten, welche geborene Grie- chen waren, eine Ausnahme machen! — — — Die Griechen sind sehr gelehrig und treiben meistens
verchiedene Geschafte zugleich. Schon die Bomer spotteten fiber diese Anstelligkeit: —
„Augur Schoenobates Medicus Magus omnia novit
Graeculus esuriens : in coelum jusseris ibit." (Augur, Seiltanzer, Arzt und Astronom, Alles versteht er —
Der hungernde arme Grieche: er wird bis zu den Wolken hinauf klcttern, wenn es verlangt wird!)" Diess ist jetzt noch gerade so. Mit den Franzosen haben
die Griechen die Schnelligkeit des Geistes gemein. Ohne Zweifcl ware es sehr merkwiirdig, die Volks-
silten und Gebriiuche der jetzigen Griechen mit dem Alterthume zu vergleicben. Aber ein solcher Ver- |
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gleich ware vielera Irrthume unterworfen. Man hat oft be-
hauptet, der jetzigc Volkstanz, ■SuproV von den Eingeborenen, Romai'ka (statt Romai'kos Choros) von den Fremden genannt, sei der alte Pyrrhichios. Der Syrtos der Neugriechen kann nur in Einer seiner
Formen , namlich der kriegerischen, mil dem alten Pyrrhi- chios verglichen werden; in seiner gewohnlichen Form ist er derselbe dem °Oqh°s der Alten ahnlich. Der beriihmte Philolog Scaliger scbrieb fiber den alten
Tanz ein Buch: und fiihrte denselben noch in seinen alten Tagen auf! Er erschien in alt-griechiseher Tracht vor dem Kaiser
Maximilian und seinem versamraelten Hofe und tanzte. Auch Libationen und viele alte Gebrauche haben lich
bis auf unsere Tage vererbt. Und ein griindlicher Kenner des Alterthums wiirde gewiss noch viele andere Spuren ent- decken konnen. Das Merkwurdigste aber ist die Sprache, welche nicht
in eine Neue iibergegangen ist, wie die Lateinische in die Italienische, sondern — obwohl verwildert — dennoch, und jetzt immer mehr erkennbar, sich im Munde des Volkes erhalten hat. In den Volksliedern, den Spruchwbrtern und der Rede-
weise der Hirten und Landleute, lasst sich wohl am Besten der Geist eines Volkes erkennen. Wir haben auch mehrere Sammlungen Griechischer
Volks-Lieder. Ein vorziigliches Werk ist: Fauriel's „Chants populairs de la Grece" und die treffliche Bearbeitung und Ueberselzung von Wilhelm Miiller — dann Sander's „Volks- leben der Neugriechen" ebenfalls in den National-Gesangen dargestellt. — — Dann Kind's Sammlung, und das neueste Werk: Versuch einer Polyglolte der Europaischen Poesie Ton Adolph Elisson. I. Bd. Leipzig 1846. |
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Die Volksdichter sind die Dolnaetscher ihrer Zeit urtd
ihres Uandes —• und in den Spriichwortern gibt sich am Deutlichsten der Yolkssinn kund. Diese sind um so merk- wiirdiger, als sie zugleich die achtestcn Sprach -Proben sind — und durch die Sprache selbst wiedcr Zeugniss geben. Es mag hier geniigen , ein Beispiel zu geben : — Die
Griechen heirathen sehr jung ■— und diejenigen, -welche Monche werden, treten schon als Kinder von 9 bis 10 Jaliren in's Kloster als Diener und Schiiler. — Daher das Spriichwort: "H /xixoii's — fiixfios 'nctrdgfuGov
"H /ut.x{>og xceloytQfvaov ! (vnavSQivofxai. von vno und civrjo
ursprflnglich bios vom Weibe gebraucht.) „Entweder klein (jung) — sehr klein — heirathe!
Oder klein (jung) •werde Monch !" Und die Worte im Volkslied:
'O mta%t>S nrio^tjtf inyQi
Kui 6 &eos nollu xcti.d iwc i&oiael
„Der Arme nahm (beirathete) eine Arme,
Und Gott gab ihnen viel Segen (viel Gutes)." —
Wilhelm Milller zeigt in merkwiirdigen Beispielcn, wie
sich altgriechische Sagen und Anschauungen in den Gesan- gen und Uebcrlieferungen der Griechen bis auf unsere Tage erhalten haben. „Volkslieder sind Stimmen der Volker ! Und so moge
auch die kraftvolle aus tiefer Brust hervorklingende Stimme des griechischen "Volkes in die Ohren derer tonen , die Oh- ren haben zu horen." Merkwiirdig ist, dass in Griechenland die ortliclien l!e-
berlieferungen biiufig bewahrt worden sind. Nicht bios viele |
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Orts-Namen haben sich trote alien Zeitsturmen und Umwand-
lungen erhallen, sondern auch auf neue Ansiedlungen in der Nahe der alten Orte vererbt; und die Verehrung gehei- ligter Stadte, und der Glaut>e an lhre wunderthatige Kraft ist im Gedachtnisse der Naclikommen bis auf unsereZeit ge- kommen , ein Beweis , dass die Ueberlieferung in ununler- brochener Kette bei der Bevtilkerung jener Orte bis auf un- sere Zeit herabgekommen ist. An die Zeiten des Alterlhums erinnern iiberall Ortsgebrauche, Sitten, Spracbe und Lieder. Auf Kreta wird der Gotter-Name Zeus, im Dorischen
Dialekte Za, noch in der Volkssprache bei fietheuerungen gebraucht. — Die Mylhe dcs Charon hat eine Volkssage erhallen ;— auch sagt das Volk Charon ItirThanatos (Tod). In Athen war im Alterthume der sonderbare Gcbrauch,
dass die Weiber iiber den schief abhangenden Felsen des Nympheion herabgleiteten, um dadurch fruchtbar zu werden und leicht zu gebahren! — Und das gesehieht auch noch bis zur Stunde ! — Eine ahnliche Kraft wurde im Alterthume der Quelle
Kallia zugeschrieben, am Abhange des Hymettos, wo ein Tempel der Aphrodite stund. Jctzt hat der Tempel dem Kloster Sergiani Platz gemacht: — aber die Athenerinnen wallfahren noch alljahrig zur wunderwirkenden Quelle um zu trinken und zu baden. Die Panagia Pigada, die „heilige Jungfrau zur Quelle"
wird sehr oft verehrt , wo im Alterthume die Nymphe einer Quelle einen Altar oder Tempel hatte. Dr. Ross erzahlt von den Saulen von Korinth: „auf den
Stufen wurfelten die Korinthischen Knaben vor bald 3000 Jahrcn mit den Knocheln (.Astragalois) aus den Fiissen des Opfer-Lammes; — auf denselben Stufen treiben die Kna- ben noch heute mit den Knocheln des Osterlammes dasselbe |
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Spiel: Sitte, Name und Sprache sind dieselben ge-
blieben ! (Astragali — Fussknochel). Dcr Freiheitssinn ist trotz tausendjahriger Fremdenherr-
ichaft nie ganz ausgestorben. Die Klephten in den Thalern des Makedonischen Olym-
pos und des Pindos bis hinab im Suden, wo am Taygeton die freien Mainoten wohnen, — viele Inseln und auch mitten im Lande einzelne Orte— behaupteten wahrend der Tiirkischen Herrschaft ihre Unabhangigkeit. Die Klephten kcinnen am Bcsten init den Schotlischen
Clans verglichen werden, welclie sich in den Hochlanden gegen die fremden Eroberer hielten. Die Kolokotronis, Petimezas, und andere mit ihrem
Anhange hatten sich niemals den Tiirken unterworfen ! — Ein bemerkenswerther Zug im Charakter des Griechi-
schen Volkes ist jene warme Liebe, mit welchcr alte Sprache und Gelehrsamkeit auch in den hartesten Zeiten und unter den schwierigsten Umstanden gepflegt wurden. Ueberall wurden Schulen gegriindet. In Chios wurde eine Biicher- Sammlung von 60,000 Banden und eine grosse Griechische Schule durch freiwillige Gaben gestiftet. Mitten in den Schrecken des Vernichtungs-Krieges waren die Griechen darauf bedacht, ihren Kindern eine hohere Bildung geben zu lassen. Sie schickten ihre Kinder in fremde Lander, um bei
den besten Lehrern die Meister-Werke der alten Griechen zu lesen! — Wahrend Bulgaren, Ser\ier, Moldo- Vlachen die volksthiimliche Bildung vcrnachlassigten, und ihr geisliges Leben nur aus der Fremde schopften — nahrten sich die Griechen mit der Weisheit ihrer Vorlahren. Wie yiel mag sich bei dem Volke noch aus dem fern-
sten Alterthume erhalten haben, was unserer Beachtung entgeht? |
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Baron Stackelberg hat eine schone Bilder - Sammlung
veroffentlicht: „Trachten und Gebrauche der Griechen." (Berlin 1831). 28 S. und 31 Kpf. Fol. „Wie das Land in den Trummern der Stadte, Tempel
und Graber , so zeigt das Volk der Griechen in Sprache, Tracht, Sitten und Gebrauchen Reste der schonen Vergan- genheit — die mit der Natur und mit dem Leben in neuer Verbindung forlbestehen I" Sitten, Gebrauche und Ueberlieferungen haben sich
zwar oft aus dem fruhesten Alterthume auf die verschieden- sten Volker vererbt. So vor allem die Ueberlieferungen der Religion , die bei fast alien bekanntcn Volkern aus dersel- ben Quelle geflossen sind. Die Sage von den Sieben-Schlafern, welche wahrend
der Christenverfolgung unter Decius 250 n. Chr. in einer Hiihle einschliefen und nach beinahe 200 Jahren erwachten, ist audi von den Islamiten angenommen worden; und in den aussersten Gegenden Scandinaviens hat man Spuren dicser Sage entdeckt. — — Die sonderbarc Unsitte, Hah- nenkampfe zu veranstalten, war im alten Athen, und ist jetzt in China, Indien und England volksthiimlich. Aber in Griechenland haben sich uberall die ortli-
chen Ueberlieferungen trotz der alles umwandelnden Zeit erhalten, und hierin liegt die schiinste Ahnen-Probe achter Abstammung von der alten Bevolkerung. Wir haben oben gezcigt, wie viele alte Ortsbezeichnun-
gen geblieben sind. — Auf das Uebertragcn alter Namen auf neue Ansiedlungen und auf das Entstehen neuer Namen aus alten Benennungen haben wir hingewiesen, als einen mach- tigen Beweis ununterbrochener Ueberlieferung. Der Parnassos heisst jetzt Liakoura, was der alte
Name Lykorea ist, welcher einem Gipfel des Parnassos zukam. Sperchios in Nordgriechenland heisst jetzt He 11 a da, |
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gerade in jenem Theile von Thessalien, welcher urspriinglich
den Namen Hellas fuhrte. |
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Ein machtiger Unterschied ist wohl zwisehefi den euro-
piiisirten Griechen in Athen, Palras und Syra , und den ur- sprunglichen Naturkindcrn der Gebirge. Die Schiffahrt und Handel treibenden Insulaner, die Moreoten, die nomadischen und wehrhaften Hirten in Nordgriechenland, sind so ver- schieden von einander, als es Land, Lebensart und Ge- schiifte mit sich bringen. Meisterhaft schildert das griechische Volk Hofrath Dr.
Fr. Thiersch in seinem Werke: „Sur l'etat actuel de la Grece." |
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HI.
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Vremden - Herrscliaft.
(Xeoo ■ cratia.)
1838 — 1848.
Sultlquid delirant reges*)
ecluolur AchWi! Hor. I. ep. H. 14.
Jeder klagt — jeder ist unzufrieden — und die Meisten
haben wohl alle Ursache dazu! — Wahrend Bayern der niedrigsten Klasse alle Stellen der Verwaltung einnehmen, bleibt eine Menge fahiger Landeskinder ohne Beschaftigung und ohne Brod! Nach Solon's Gesetzen durfte kein Burger ohne be-
stimmte Beschaftigung leben. In neuerer Zeit haben dieses Gesetz die Quaker (die
Gesellschaft der Freunde) angenommen 1 Mit Recht wird Solon's Weisheit als der Grund Athe-
niensischer Grosse betrachtet. Im neuen Athen fiillen die Platze und Strassen der
Stadt eine Menge mussiger und Dienst uad Brod suchender Leute. Sie warlen auf bessere Zeiten. Die Ansichten der Gemassigten spricht sich in folgendem
Briefe aus, welchen Menzel's Tascheimbuch (1835 II.) enthalt. |
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*) Anrn. Reges 1st mil ,,Bureaukraten" m Ubersetzen.
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Ein junger Grieche schreibt fiber die Fremden - Herr-
schaft — die verhasste Xenocratia — welche mit der Baye- rischen Regentschaft nach Griechenland gekornmen ist. „...... Ich sche, dass zu vicl Fremdes hereinkommt.
— Zu viel — sage ich. Derm ich liebe die Deutschen
und freue mich, dass uns von dieser philhellenischen Nation die Hfilfe kommt — und es ist mir lieb, dass wir deutsche Sitten und Gebrauche sehen — aber sie sollen dazu dienen, unsere Sitten und Gebrauche zu -veredlen und nicht zu verwi- schen; dennDeutsche werden wir doch nicht — und wenn wir aufhtiren Griechen zu sein : — was sind wir dann? „Es betrubt mich , wenn ich unsere Ersten Manner un-
sere National-Tracht ablegen und einen Kolettis in kurz ge- schnittenen Haaren und irankisehen Kleidern sehen muss. (Er hat sie spater wieder aufgegeben). . .. „Wir hatten Gemeinde- und Staatsverfassung, diese war
schlccht, doch jene gut, und wir haben dabei StSdte und Flotten gebaut und grossen Handel getrieben ; Alles hat we- nig gekostet , und war so einfach, dass unsere Leute mit wenig Wissenschaft abcr viel Verstand und Erfahrung alles wohl fiiHren und das Gute noch verbessern konnten. Das Alles wurde jetzt abgeschafft, und wir haben eine gewiss sehr gute Slaatscinrichtung aus Bayern erhalten, die aber zu kunstlich ist fur unseie Finfachheit. Wie der Schuh des Xenocrates : der war aus dem besten Leder, fein genaht und mit Schmuck geziert, aber er druckte den Fuss , so dass er sich nach seinem gewohnten Socken sehnte. „lch will nichts sagen von unseren liechten, mit theue-
rem Blute erkauft, denn ich bin fiberzeugt , dass die neue Regierung sie nns nicht vorenthalten, sondern nur erst Ordnung machen will — was auch recht ist. — Denn die Vcrfassung ist das Dach auf dem Ilause: und erst mussen die Mauern stehen. |
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„Aber was uns bekummert, ist, dass wir noch keine
Schulen erhielten. Anfangs gab man das Versprechen von Volks-Schulen, Gymnasien, Universitat, Akademie; und eine Commission sollte den Plan dazu machen. Diese ist 5 Monate gesessen, und jetzt horenwir niehts mehr von ihrem Plane. — Diess ware doch dringender als Orden und Uni- formen machen, und die verlorene Zeit ist nicht wieder ein- zuholen. Von den 60,000,000 Anlehen soil man doch einen Theil fur den Unterricht des Volkes verwenden: urn die Sonne besser zu machen, als die Vater -waren; denn sonst geht es mit alien Rathen und militarischen Fracken nicht vorwarts zu dem Ziele, "wornach unserKiSnig und sein philhellenischer Vater streben. Jetzt liiiren wir, wird die Schule den Klostern iibergeben, und die Bischofe sullen aus ihren Einkiinften die Unterrichts-Anstalten dotiren. Das wird aber schlecht gehen — denn die Bischofe werden diese Einkiinfte fur sich behalten — und braucheni sie auch — denn die Kirche ist sehr arm, und fiir die Schule wird Niehts bleiben, wenn man es nicht gewaltsam wegniramt. Das glaube ich aber wird man nicht thun, und ist auch gefahrlich!--------" In einem andern Schrciben heisst es:
„I. Armee : — unsere leichten Truppen. sind ausge- wandert und z erstrcut; -— unsere leichte Cavallerie, die besten und tapfersten Bulgaren des Hadschi - Christo sind in Mehcmed Ali's Dienst getreten, weil sie zu alt waren, die schonen Kiinste der Uhlanen zu lernen, und man sie nicht brauchen konnte. So haben wir bios im Ausland ge- worbene Truppen." |
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Der bayerische Berichterstatter in der Munchner po-
litischen Zeitung (ibidem S. 5S.) sagt: 5
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„ ... Hatzichristos hatte beim Eineuge des K6-
nigs seine Reiter zum Theil zu Pferde, zum Theil auf Kameelen Iangst des Weges aufgestellt; — die brauchbaren Pferde wurden fur unsere Cavallerie in fieschlag genommen, und die Truppen, meist aus Gesindel bestehend (!?) zerstreut." Man forderte namlich diese Leute auf, ihre
Waffen auszuliefern — und in ihre Heimath zuruck- zukehren. Ihre Heimath war aber meist in den Handen der Tiirkcn. Sie hatten Nichts als ihre Waffen — und die soil ten sie ausliefern. Sie thaten es nicht, und zogen sich an die Granze, wo sie die Gegend mehrere Jahre unsicher machten. 8000 Pallikaren stunden zwischen Argos und Nauplia bei der Ankunft des Komgs — und baten um Brod. Sie hatten mit ihrem Blute das Land erworben. Wir selbst sahen noch 1837 Reste von diesen brodlosen Pallikaren in Athen: alt, mit Narben bedeckt, in Lumpen gekleidet, viele mit den silbernen Denkzei- chen des Freiheitskampfes geschmuckt! — —-------------— Sie erhielten ein kleines Almo-
sen und -wurden aus der Stadt entfernt. — —
H» Flotte: Capodistrias hatte wenigstens 30 Briggs und Corvetten mit 2000 Mann. Jetzt haben wir ein Ein- ziges Schiff: das Dampfschiff, — und dieses geht nicht. Die Packet-Schiffe liefert ein Kaufmann der Regierung. Ueber 3000 Hydrioten und Spezzioten sind in den Seedienst des Mehemed Ali und des Sultans getreten. Der Vicekonig von Aegypten hat 3 Hydrioten zu Schiffskapitanen gemacht, denn er weiss, dass sie die besten Seeleute sind. Hirer In- sel ist keine Hiilfe geworden, darum sind sie ausgewandert. III. Seltulen s darnach fragen die Griechen noch eher als nach dera taglichen Brode. Der Schulplan ist noch |
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unfit bekannt gemacht. Die Schulkassa ist auf die Klostm-
giiter angewiesen: und noch leer! — — Die Chioten in Syra haben ihren Landsmann Bambas aus Corfu gerufen, urn eine Schule einzurichten. In Tinos halt Eustratius Schule und Iehrt altgriechische Sprache und Arithmetik. —• Das ist wie vor der Revolution, wo jede Gemeinde selbst fiir Schulen sorgte so gut es ging. Aber jetzt weinen viele Tausend Vater, -we'll ihre Gemeinden zu arm sind, urn Schulen und Lehrer zahlcn zu konnen. IV. Trlbunale t — — Im Innern des Landes und
auf den Inseln ist kein Recht zu erlangen. Wohlhabende Leute sind jetzt zu Grunde gerichtet, weil sie von ihren Schuldnern weder Zins noch Capital eintreiben konnen. Erbschaftsstreitigkeiten und unrechtmassige Besitznahmen in Unzahl bleiben unerledigt. — — — Viele haben schon lange gefleht, manmochtedie alten Gerichte bestehen lassen, oder wieder einsetzen, so gut oder schlecht sie waren, weil es doch besser sei, als gar keine zu haben! — V. JTIunlcipallt&ten * Man sagt uns, dass es so
gut werden soil wie in Bayern: Dass die Gemeinden Burger- meister, Rathe und Bevollmachtigte haben sollen; dazu sey der Plan schon gemacht, und werde nur noch reiflich abge- wogen. Bis cr kommt, ist es ein Gliick, dass angesehene Einwohner sich der offentlichen Sache annehmen. In Hydra haben Konturioti , Bulgaris und Buduris es ubernomraen, fur die unglucklichen Reste des kleinen Hcldenvolkes zu sor- gen, welches der bitteren Armuth preisgegeben ist. VI. Steuer- System « Die General-Pachter sind
cine neue furchterliche Plage fur Griechenland.-------------
Die Armuth nimmt immer mehr zu und zwingt zur Auswan-
derung nach Thessalien und Anatoli.----------------------— Dazu kommen die verderblichen Wirkungen der
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dreihauptigen Diplomatic, welche die Unzufriedenheit und
Rathlosigkeit der Menschen beniitzt. — — — Soil ich von dem sprechen was ausgeftihrt und vollen-
dct ist? Von den Verordnungen u'ber Miinzwesen, Markt- polizei, iiber Ministerien, Kreis-Commissiire und Landrichter, tiber Rechnungswesen, Orden und Uniformen? Das Alles ist in Bayern alt und hat dort gewiss viel Gutes gewirkt. Was es auf Griechischem Boden fur Friichte bringen wird, steht noch zu erwarten. — — — Das strcnge Quarantangesetz ist dem Verkehr mit unse-
ren Comptoiren in Anatoli hinderlich. — Von den 600 Griechischcn Kaufhausern, die sich alle als Kinder Griechen- lands betrachten, sind nur etwa 80 im Konigreiche etablirt. Diese sind zwischen zwei Quarantainen eingeschlossen, und ihre Verbindungen sind dadurch unterbrochen. — Die Ge- meinschaft der Unternehmungen ist abgeschnitten durch eine Verordnung, welche verbietet, dass ein Schiff die National- Flagge fiihre und als Griechisches gelte, welches nicht einem oder mehreren Unterthanen des Konigreiches angehorig ist. Mit den Schiffen ging es wie mit den Capitalien: wenn
6000 Corvetten, Briggs, Feluken, Kaiks, Griechische Patente losten und unter Griechischer Flagge fuhren, so waren da- von nur 1500 den im Konigreiche ansassigen Kaufleuten un- serer Nation gehorig, und auch diese nur zum Theil mit einheimischen Capitalien gebaut. Es werden also jetzt viele Tausend Schiffe aus unseren Schiff-Catalogen verschwindcn, und die grosse Gemeinschaft wird gebrochen sein, welche die Griechen in und ausser dem Konigreich als ein Volk umfasste! — Endlich ist auch durch dieselbe Verordnung die Leichtigkeit des Anfangs gehemmt. Denn jeder Schiff-Eigen- thumer muss den dritten Theil des Werthes bei der Regie- rung alsPfand erlegen, auf dass er die Seegesetze beobachtc. Fing ehedem einer an mit einerBarke, die 5000 Drach.
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men kostete, so waren dabei 4000 oder 4500 Drachmen ge-
liehenes Geld, wofur er 15 oder 20 Procent zu zahlen hatte; — er arbeitete Jahr aus Jahr ein urn den Zins zu gewinnen
und noch Etwas mehr und es gelang ihm. Soil cr nun der Regierung 1500 Drachmen als Pfand geben, (wofur er nur 5Procent erhalt, selbst aber 20 dem Glaubiger zahlen muss)? — Wie sollen Briggs und Corvelten, in ahnlicher Weise
unternommen, welche 90,000 und 100,000 Drahmen kosten, das verlangte Drillel mit 30,000 oder 33,000 Drachmen er- legen, bei einem Seezins auf 24 Procent?! Griechenland ist ein armes noch schwaches Land; und was in England und Frankreich gut sein mag bei dem Reichthume und Credit ihrer Bewohner, das muss uns bei unserer Armuth und unserem Creditmangel verderben! •-------— —" Dieser Brief wurde zur Zeit derRegentsehaft gcschrieben
— die Personen wechselten rasch — aber das System blieb
dasselbe. Ueber die Thorheit, Griechenland nach Bayerischem
Vorbilde zu regieren, spottet Borne in einer Thron-Rede: ,,Hcllenen blickt iiber Euch! Euer Himmel tragt die
Bayerische Nationalfarbe. Hellas gehorte in den altesleti Zeiten zu Bayern! Inachus war aus Landshut gebiirtig! Ihr seid jetzt ein Theil des dcutschen Bundes! Die neuesten Bun- destagsbeschliisse werden Euch mitgetheilt werden ! •--------" Der Fragmentist spottet in seiner Weise, indem er im
Vorubergehen sagt: Europa habe seine neun Chore Schreiber in den Orient
geschickt, um mit Hiilfe einigcr Tonncn Kostenaufwand- Berechnungs-Ueberschlags-Tabellen in provisorisch abgekiirzter Form das Byzantinische Reich zu reconstruiren. -— Difficile est Satiram non scribere — aber die Sache ist
zu ernst und zu traurig um darilber zu spotten'. — Geld ist erspartes Leben der Nerr aller Dinge! und die Regent- |
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ichafl hat in der kurzen Zeit ihres Wirkens unwiderbring-
liche Millionen verschleudert! Fur Entschadigungen an die Tiirken, fur Ueberfuhr und Verpflegung der Fremden-Trup- pen und der fremden Schreiber- Chore, fiir Einrichtung von Bureaux, und Kanzeleyen, fiir Anschaffung von Tabellen und haushohen Actenstossen ist das ganzc Anlehen ausgege- ben worden. Und Nichls ist jetzt davon geblieben als die schwere Schuldenlast, welche sich — wie ein Stein einem Schwimmendcn — dem armen Lande an den Hals hiingt. — Die Regentschaft bedachte sich und die Ihrigen wie der
Lowe in der Fabel bei Vertheilung der Bcute. Die erste Einrichtung in Nauplia kostete schweres Geld.
In dem Buche von Staatsrath v. Maurer lesen wir II. S. 53 r — „Eine Mehl-Rechnung urn Papp zum Tapezieren zu
macheu, betrug allein weit iiber 1000 Drachmen — als zu exorbitant hat die Majoritiit diesen Posten gestrichen." — Ueber solche und ahnliche Angelegenheiten wurden
Ballen Papier verschrieben — und Zeit und Mittel gingen unwiderbringlich verloren! •— Oft horten wir in Athen die Worte: ,,Was das Schwerdt gewonnen, hat die Feder wieder verdoiben !" Die Federn des Kriegs-Ministeriums waren besonders
thatig. Deutsch-Franzosisch-Griechisch war die dreifache Dienstsprache. Erquickend und salbungsvoll waren die ,,al- lerunmassgeblichsten ," ,,allerunvorgreiflichsten" und ,,aller- unzielsetzlichsten" Berichte und Entwurfe die in der er- babensten Kanzleisprache verfasst und in ,,all ertie fster, ersterbender Ehrfurcht allerge hors a mst unter- breitet" wurden. Diesem geheimnissvoll wirkenden hohen Bathe wurde von einera seiner jiingeren Mitglieder ein bciser Pagenstreich gespielt. In friiher Morgenstunde fiillte er a He Tintenfasser in
den heiligen Hallen mit feinem Sande — so dass bios auf |
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der OberflSche Etwas Tinte blieb. — Vom Minister bis her-
ab zum letzten Schreiber konnte Keiner die so dringenden Arbeiten crledigen, und des Ministers Unterschrift, auch sonst ziemlich unleserlich, blieb ganzlich unsichtbar. Als man sich von der ersten Bestiirzung erbolt hatte, wurde die hochher- zige Massregel genoramen alle Tintenfisser leeren und mit neuem frischem Lebensquell fiillen zu lassen. Doch teuflische Bosheit hatte diesen Fall vorausgesehen.
Die Tintenflaschen waren mit Schuhwichse gefullt: — und so war abermals den ,,allerunzielsetzlichsten" Entwiirfen ein uniibersteigliches Ziel gesetzt! An jenem Tage konnte Nichts geschrieben werden:
weder Deutsch noch Franzosisch noch Griechisch ! — Er war ausgestrichen aus dem aktenreichen Leben des Kriegs-Mini- steriums. Diem perdiditl Die Manner de Feder sollten nie mehr als die Diener
der Gewalthaber sein. Heutzutage sind sie aber selbst zur Macht gelangt — und herrschen als Bureaukraten fast in alien Landern des Europaischen Festlandes — ihre Macht wachst mit jedem Jahre. „Sie haben nur Ein Ziel" sagt Frhr. v. Stein: — ,,Sie wunschen gut besoldet — mit Be- quemliehkeit — durch Pensions pragmaiques fur das Leben gesichert — ihr geheimnissvolles Schreiberhandwerk ungehin- dert fortzutreiben." Nur in einer geistigen Wuste konnen sie ruhig und ungestort ihre Schafe weiden. — Der Geist des Volkes, PDichtgefuhl und Burgertugend
mussen neben der Bureaukratie verkummern. Alles geistige Leben muss verdorrenl Die grosste aller Plagen, die jemals die Europaischen
Lander schlug: — die Heuschreckenschwarme der Schreiber haben sich aus dem Tintenkruge auch uber das arme Griechenland ausgegossen, und drohen Land und Volk aufzufressen! — |
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Doch ist zu hofien, dass sie sich auf deiu ausgesauglen
und verbrannten Boden nicht lange halten, und bald weiter Ziehen werden — in die Lander -vvo die Pensionen bluhen! Doch.genug davonl — Ungliickliches Volk! dem ver-
langerte Minderjahrigkeit mit fremder Yormundschaft auf- gezwungen wird! L'histoire de la Grece c'est l'histoire des occasions manquees! |
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Bertclitig-nngen i
Selte 3 Zeilel2 von Oben: Dilettanten.
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