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êxtmtmkït

für liatl)oli|'dje tirdienfänget

Pi'itter §a()rgang.

Ji a iç e tt.

îiruck uni» ilrrlag m\ 3^1bcrt 3atobi & (Êo.
188C.

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Jttl)rtltMlfi7cid)ui(5.

(gctiic^tc.

ecite

Slkifter Siancci............ . . . . 1

Ser 2:riuinp[) ber i^ünfte............9

Si'mftlerlegeube...............17

Sie öervgottSfinbev..............'25

HJavia.................

Sie ''lirebigt................-11

Sancta Caecilia . . ......................19

9hif 93Jariii .^ininiclfnlivt...........f)7

Svei Sänger................73

ber „Segcnbe vou ber [)l. (Siicilia" . .......81

Ser tIeine Hhtfifer üon a3etl)lel)eni.........89

?fttjiÖljC K»

OJott jum ©rnfj..............1

geftipiet am Srciföuigötage...........4

Ueber bie Slrt unb SBeife, baö röm. Gradualo ju gebvaudjeu f)

«aufteine....... 10, 18, 25, 33, 12, 49, 82 89

Siturgifd)eUnterballimgcnl2,19,27,3r), 43, 51,59, 60,74,8 t, 91
9(itö beut ^Jafferulaube.............13

©eUe

ift eine ISabenj?.............11

Crflnrung ber lanret. Öitanei 20, 28, 36, 45, 53, 70, 85, 92

Saiicta Caecilia............11, 21, 29

9(nä bem (rungolanbc........... 22, 30

Gine ®riinbLiimerötngs=®?eiic im ßi3naculum.....37

Sie (lt. OJerfrub über "beu ©ejang...... 46, 60, 68

Sie Hebung im Gborat ift notbmenbig, aber nud) Int)nenb

................. 57, 65, 73

Ser t)l. ^Mip)t «regor 1., bev (Mvüfic......62, 70

Ser Sontiinftler unb fein 3{ofcnfmn,^........76

Sa? ®regorin§[)au3 in 'Jlad)en. ('':i5ro)peftuÄ).....78

Scr tSonege................86

3?od) ein „Gonege"...............94

Singiibnngen...........6, 14, 39, 54

•Jfctrüfogc (;>lcten«, P. l>iiit)...........31

S. 7, 15, 23, 31, 39, 47, 55, 71, 79, 87, 94.


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3. gioi^rflottfl.

9ÏV. 1.

^nmm 188G.

für ßafpoKfcl)e ^ircf^ettfänjjer.

®ratiö=55cilagc jum „®rcooriuö=&1att", Ovoau fiir fntljolifdjc tirdjeuumfit

„©crge, ba§ bu mit bem fllaubft, Wa8 bu mit bem IKuube Ttugll, unb iu Säetlin

bet^ätigft, wa§ bu mit bem ^etjeu gtaubft." eoncil iu Eart^ago », 3. 393.

«Jn Die Scfcr.

iD?it biefer erften Plummer beä neuen :3;at)rc3an9c§ ift iu ber ."perauSgabe biefer .^eitfdjrift eine 5lcnberung
infoferu eingetreten, olê |)err ®ünid)orbirigent ^ötficfcr in 2lad)cn tuegcn Ueberbürbung mit SerufSgefd^äftcn bie
9kbattion bem Unterjei^neten übertragen l)at. i^tibem berfelbe fein 53cftrcben baljiu gu rid}tcn ocrfprtcht,
baf3 bic
9iebaltion in bem btS^engen ©eifte fortgeführt toerbe, bittet er bte .'pcrrcn ajtitarbcitcr, ber ^eitfdhrift treu
311 bleiben,
unb erfuc^t olle g-reunbe ber heiligen a)htfit um iljrc freunblid)c llnterftü^ung,
3umal bic Grfiilliuig ber übernommenen
Slufgabe oon bem llnterjeid^ncten felber nicht ganj utibebeutenbe Dpfer erhcifd)en mirb.

C6crDUf/Düffeiborf, im i^anuar 1886.

JÜDrflcljcr l)c<< Äfltl). JlnnI)cn=2öitifcMhimfcS.

Mlüfin ^Ertuco.

Horch' in Slad)cnä alten Diouern
äöeld)cr Jubel, loelchcr Klang?
Höne, bie hinüberbouern
Jn ber fernflen Reiten ®ong.
Durch bic ©troßen, burch b'tc ©offen
Klingt'S in iubelnbein Slftorb,
Unb es jieh'n bie Sürgermoffen
greubi; JU bem Dümpel bort.

3u bem Denipel hiiV bem hehren,
Den
JU ©OlteS '4>rciS unb Shthm
gromm ein Kaifer baut, ju ehren
©einen ©ott im Heiligthmn.
aiodhcnS Dom er ficht oodenbet;
3u ben SffioKen rogt fein Ghor,
Unb nodh CPe« h»"9eioenbct
Jfi feinjKrcuj' jum ©onnenthor.

SBoS on ©olb unb eblen ©leinen
ajion begehrt an GorolS Dhron,
Äciner fürchtet ein Verneinen:
i)lcid)er gob fein ©alomon.
gern oon heimifchen ©cflobcn
giehn' bte Soten hi"
Unb mit ©chätjcn reich bclaben
Drägt jur Heimoth pe boS ^JJieer.

^Öeiß man einen Künftlcr loohuen
gern im
Z[)o.\, ©ebirg unb Salb,
©ei eS aud) in fremben Binnen,
■Hin JU Karl muß er olSbolb.
©roßer a)icifter Kunp ju ehren,
3ahlt ber Kaifer reid)en ©olb;
©eines DomeS '■}3rad)t ju mehren.
Dünft gering ihm fd)»oercS ©olb.

Unb an ferne KloPcr^'Pfofte
Klopft beS 33oten eil'gc H^nb:
„.Hier bcS .KotferS eigne Sorte,
„Srubcr Don
CO, locitbefannt."
„„Sine ©lode mir ju gießen,
„„gchlt ein frommer Künftlcr hier;
„„^JÜiciftcr San CO loß id) grüßen,
„„Salb crfd)cine er oor mir."^ —

golgfom bem crholi'uen 3lnfe,
®reift ber ^})Jönd) jum Sonbcrpab,
Ueber jad'gc gelfcnftufc
©tcigct er inS Dhol hi"ab.
Dcnii es liegt auf
Jenes Ha"«» ScvgcStoonb,
So no^ SencbiftuS 9tcgel
Donco lebt im ©(h»oeijerlanb.


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SSon ben ©loctengie^ern allen
®ïö§teï iWeifier ihrer ßunft,
§arrt ber Prior üon ©anll ©allen
éang be3 ©o^neS SÖïieberïunft,
5Der mit unbejd)uhten SöB«"
Oft burd^matet milben ©trom.
SB eil e§ gilt ein 3öerï ju gießen
gür ber jungfrau heil'gen
2)Dm.

Unb e§ focht ou§ eblem ginne,
©rj unb ®olb bei geuerSglut
3;anco bolb mit frommem ©inne
©ine ©peife hell unb gut.

bie ÏÏJiüh' gelohnet roerbe,
®ie ihm ©d^laf unb Siuhe raubt,
^niet er oftmals hin jur @rbe,
S^ieiget betenb er ba§ |)aupt,

©nblidh ift ba§ SBerf gelungen,
®a§ Oiel hei^e Stropfen frug;
3u bem ßatfer t^'ä gebrungen,
man heut bie gorm jerfchlug.

— Unb Oom SThui^we ho^ hernieber
Sönt ber ©locfe heQer ^lang.
Sauter bod) al§ aÓe Sieber,

ÄUngt beS Mfer§ froher ®anf.

Cr umgibt mit hohen ®§ïen
jenen SJÏann im DrbenSfleib,
©effen ftiöe 3)ïienen lehren

SDemuth unb Sefcheibenheit.--,

ÜDoch mie, bag ber 3Jienfdh nidht falle,
Suft fidh pets mit Seib üermählt,
©ieht ouch Sonfo bolb bie ©alle
©einem 9ïuhme beigejählt.

Subem Mfer hin trat Bieter,
®iner oon be§ ^öflingStroß;
9ïeibifdh blidft er jum (Sebieter,
9ïeib ihm oon ben Sippen floß:
„©oldhe ©lodte ju erringen,
„53raudhen mir ben ÜKiJndh nidht hier
.,So6 mir ©rj unb ©ilber bringen;
„(Sine beffre giefe' tdh —

Unb e§ gab mit tooHen §änben
^oifer ßorl auS feinem ©dho^.
jener ging unb borg bie ©penbeu
4)eimli^ an toerfledttem pialj.
gügt ftatt ©ilber bann jur ©peife
Tupfer nur unb fdhlechteS ßinn,

ouf foldhe fchnöbe SBeife
jhm ermochfe ein ®ewinn."

Sll3 fein SEBerf bonn marb oollenbet,
J?üm ber ^oifer froh Ijerbet,
®enn er glaubt, ma§ er gefpenbet,
Daß e§ mohl oermerthet "fei.
Êtne ©lodte fleht er prangen
©ilberheQ »oll ®lanj unb ©chein —

— ÜDodh mie glühen be§ aJieiperS SBangen,

— golfch wie biefer muß fie fein.

Hber Me§ mohl eutogen
©laubt ber 9ieib mit arger Sift,
SBenn bie ©lodte aufgewogen
ajîon be§ ©Ubers baiö Oergi^t.
^eute enbigt |ebe§ grogen;
®enn eâ {ieht DeS SBolfeS ©trom
53on ©rmartung fchon getragen
groh erregt jum hohen ®om,

§eute foU e§ fidh entfdheiben
3)urdh be§ ^aiferê ©timme, mi^t,
SSer »on unfern îîûniilern beiben
9iun ber größte 5D?eifter ift.
ÜDieter hat im ßorn gefchmoren,
®a§ ihn San
CO nie erreidht;
©eine ©hre ift verloren
SBenn ber 3îidhter onber§ jeugt.

Unb au§ Slllen, bic gefommen,
©idh jn ^eu'n am frommen ßlong,
§at bcr ^oifer îcjjt genommen
jn bie ^onb ben ©locfenftrang.
©cht, er jieht mit beiben Rauben;
®Ddh ber eh'rnc SDîunb bleibt ftumm,
Unb beS §errf(her§ 53Udte menben
ginfter fidh noch Bieter um.

„SiClft bu nidht Söctrüger heilen,
„STritt hertJor! — (Srflöre bie§!" —
„ „ÏRog ber Sob mich âlei^h ierreifjen,
„„2ßenn mit SRe^t id) Sügner hieß!"" —
gornig bleidh herüor tritt ®ieter
gaßt ba§ ©cU im hohen SEhurm;

— broht nidht ein Ungemitter? —
tUngt e§ nidht mie noher ©türm? —

?lu§ ber ©locte fällt ber .Jammer
îluf ben galfchen fdhmer herob ;
aJîit entfeuU^em ©ejammer
©türjt jermalmt er in fein ©roh.
— îlUcS 3îolf eS fteht üernichtct,
©elbft ben Äoifer lähmt ber Son.
„®oU im §imrael hat geridhtet!
jeber fpridht'S unb flieht boüon. —

Hans Jordaens.

(öott }\\m Cörnf]!

®ie ©dhiffer, bie boS große iffleUmeer burdhfahren, Ueber
Sefer, fUmmen gar oft ben hohen SDloftboum hinan, um auf
bem meiteu SDleercSfpiegel beu SBeg ju betradhten, ben fie
bereits jurüdtgelegt unb bie ©trecfen, bie fie nodh ju burdh=
eilen ha^en, um ju fehen, ob am äußerften ©oumc beS
^orijonteS boS erfchnte Sonb üicllcidht fchon fi^tbar merbe.
?lehnli^e8 foQte üon unS SlOen unb nomcntUch bei jeber
johreSmenbc gefdhehen, bo unfer ßcben einer rofdhen ©eefohrt
auf ein §aar glcidht. „aJieine Soge," flogt fchon ber fromme
job, „fmb fdhneöcr alä ein Eilbote — benn aud) ber eil=
fertigfte Säufer ruht jumeilen au§, mährenb tu ber ßett fein
©tiaponb benfbor ift, — fie finb üorübergejogen, mie leicht


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befrachtete ©thiffe." Unb ttjahrUch wie ber Kiel be§ ©thiffeS
mit großer ©d^nelligteit burc^ bie Sogen ba^infährt, ohne
baß bie ©chläfer im '^nnern be§ ©d)iffe3 etraaS baton merîen,
fo fahren mir Stile mit unferm ErbbaHe in einem ^ûh^e bie
ungeheuere Panetenbahn um bie ©onne herum. Unb obmohl
unfer ^ahr gegen neuntaufenb (8760; ©tunben jöhlt, fo
mürben mir boch faum etroa§ bobon merfen, fühlten mir e§
nicht in ben fîeten beränbetungen, bie Sach§thum nnb SlUer
mit fich führen. Ülch fagt ber (Sine, biefen 3??ann habe ich
als Kinb gelaunt unb auf meinen Knieen gef^aufeU unb nun
fleht er im fräftigfien SDîanneêalter, nnb au§ feiner heüen
©opranftimme hat fi^ ein Jonorer baß entmidelt! ®in
Slnberer begegnet einem befannten au§ früherer ßeit, ben er
feit fahren nicht gefehen; greunb ruft er, mie bift bu auf
einmal fo grau geworben? SlQerbingS (ermiebert biefer) ba§
machen bie ^ahre! — ^a, mie fchneU ifl ba§, ma§ mir
gegenmärtig nennen, tnieber »ergangen unb unmieberruflich
borüber ! So ftnb ft; nun bie geflgelage unb Concerte unb
bie taufenb belufligungen aller Slrt au§ betn ?[ahre 1885?
^dh, mie bie ©pinne ben ganjen Dag gefdhäftig ihre gäben
jieht unb hin unb mieber eilt, unb ihre 3lrbeit jmar groß
ifl, aber ba§ ju ©taube fommenbe Serf nur fehr gering,
fo berhölt cS ftch auch mit beut rafllofen, mühfamen unb meifi
fo ni^tigen Dreiben bieler Ü}?enfchenfinber. Sie biele fünfl=
liehe ©emebe merben angefertigt, bie ein einjiger Suftjloß jer=
reißt ! Unb menn auch ïîaS ®emebe ftch erhält, worin befteht
benn baS KöftUdbe unb beglüdfenbe, baS fich i^arin fängt?
Sldh, wie biele Opfer unb ilWühen ließen fleh erfparen, weil
baS, wa§ man fucht, unnü(5 unb rein überflüffig ift, toeil eS
Weber befianb noch wahren Serth hat!

9îun, Ueber Sefer, waô idh ^'tr ba jur erjlen Siumtner
be§ britten Jahrganges be§ @regoriu§=boten gefchrieben, ifl
aOerbingS etmaS fehr ernfl. bie'lleichf bieS barin feinen
©runb, baß eS ©çlbefler=Slbenb ift, ba idh am ©dhreibtifch
fi(je. Stilein ich "»eine audh, ber ©regoriuS-bote foH ba§
©einige baju beitragen, baß bu nicht am «benb beineS SebenS
init leeren pättben baflehfl bor bem perrn, um 3h'" 'bie
einfl ^etruS ju gejlehen: „^»err, ich habe bie ganje 9iadht
gearbeitet unb 9}idhtS gefangen." ®S würbe bir, wie bu gut
weißt, nidht bergönnt "fein," it>ie bem Slpoflel, baS 9{e(j ju
reidherem gange noch einmal auSjumerfen. — Der ©regoriuS^
bote foH bidh erinnern, baß bein SebenSfchifflein unter ber
glagge ber hl- Eäcilia burch baS ÎReer biefeS SebenS bahin--
fährt. BahUofe ©dhifflein fahren jugleid) mit ober bor ober
hinter bem beinigen, unb bie meiflen tragen eine anbere
glagge
als baS beinipe. Die Einen jlnb mit einer friegerifchen
glagge gejiert, unb bie barin fahren, ftnb flolj auf b'ie gelb=
jüge. bie fie mitgemacht. Die glagge ber Slnbern jeigt eine
©cheibe mit jtoel büchfen ober ein bietfad)eS F, barin fahren
bie ©d)üljen unb Durner. Doch ba fommen auch anbere
mit einer Seier auf ber glagge; allein auch biefe finb unS
nur ganj entfernt bermanbt ;"fie fümmern fid) audh nid)t um
uns. Slber nun bemerffl bu aud) mand)e8 ©chifflein, beffen
ijlagge wie baS beinige baS bilb ber hl- Eäcilia trägt unb
— idh fage eS mit" großer greube — bie fo gejierten
©dhifflein mehren fidh bon 3ahr ju Johr.

Unb nidht nur hinfichtUch ber glagge unterfcheiben fidh
bie ©chifflein, obgleidh au^ biefer Unterf^ieb, wie wir welter
unten fehen werben, nidht fo unwid)tlg ifl wie ber, ob bu
einen blauen ober grauen JRocfe ju tragen pflegfl. Die mit
^er glagge ber hl- ©äcilia gejierten ©dhifflein halten im
©roßen unb ©anjen eine unb biefelbe Sîidhtung ein, währenb
bie anbern hin unb her im Sii^jadt, balb nadh '-e^tS balb
nadh linfS fegein. Scher benn nun biefer Unterfdhieb ? 92un,
lieber Sefer, baS ijl fehr einfadh ju erflären: Die Einen
haben einen juberläßigen Kompaß, nadh ^em fte bX«- Üiidhtung
nehmen, mährenb bte Slnbern biefeS überaus widhtigen Jn--
flrumenteS ju ihrem eigenen Üiadhtheil unb ©dhaben entbehren.
Du meißt jebenfaüS, maS ein Kotnpaß ifl: ES ijl eine Heine
©cheibe unter ©laS, morauf bie §immelSgegenben berjeidhnet
ftnb, unb mitten barüber läuft, wie ber Seiger einer Uhr, bie
ïïïagnetnabel, bie bon felber immer gegen ^)Jorben ober gegen
ben ^^5olarflern h'njeigt. Daran müffen nun bie ©dhiffSleute
abfehen unb ausrechnen, maS für eine 9iidhtung fie bem ©dhiffe
geben müffen; fonjl wären fie auf bem weiten, weiten äJleere
no^ biel rathlofer, als wenn bu mitten in einem ungeheuer
großen Salbe flänbefl, ohne Seg unb ©leg ju lennen.

9ïun fdhau, lieber Sefer! Sährenb bie anbern ©dhifflein auf
bem weiten ÏReere biefer ßeit umherirren, getrieben bon bem
Sinbe ber Eitelfeit, ber 9ïuhmfud)t, ber bergnügungSfudit
tc.
haben alfo bie mit ber gähne ber hl- Eäcilia gefdhmüdCten
©dhifflein einen ftd)eren Kompaß, mittels beffen fie unter
©OtteS ipülfe unb beiflanb bie redhte 9lidhtung einjuhalten
bermiJgen, um einfl an einem guten Drt anjulanben, unb
biefer Kompaß ifl ber lebenbige fatholifdhe ©laube.

biefem lebenbigen ©lauben nämlich wirb bem firdhUdhen,
©änger flar bie unenblidhe Erhabenheit beS hl- OVferS,
JU beffen geier mitjuwirfen er bor bielen Slnbern bon ©ott
berufen ift. ^n biefem lebenbigen fatholifdhen ©lauben _er=
tbad)fen in feinem jnnern bie red)ten ©efühle unb ©llm=
mungen, woburdh fein ©efang toahrhaft ein ©ebet
mirb. 3n biefem lebenbigen
fathDlifd)en ©tauben »oirb ihm
auch flar bte hohe Sürbe feines berufeS, ber ihn fo
enge mit bem Stltar unb betn heiligflen ©eheimniffe berbinbet.
SluS biefem lebenbigen ©tauben fproßt bie begeiflerung
für fein ©ängeramt ttnb ber lobeuSiberthe Eifer, loeldher
alle ©dhibierigfeiten fiegreich überioinbet unb alle Opfer unb
SDÏühen bereitwillig übernimmt. Stuf biefem lebenbigen ©tauben
baut ftch enblidh aber audh ^ie gegrünbete .poffnung auf,
boß fein, unter ber glagge ber 1)1. Eäcilio boherfegetnbeS
SebenSfdhifftein in feinen .^afen ber 9luhe einlaufen wirb, wo
er in unauSfpred)li^er ©eligfeit unb Sonne boS Sanctus
immer unb imtner wieber fingen wirb, boS er hier fo oft
beim hod)heitigen Dpfer ongeftimtnt hat.

ES mag olfo eine Qicfjadffohrt mit bem SebenSfchifflein
ouf bem wogenben aJieere biefer 3eit immerhin gonj omüfont
fein, ober mit anbern Sotten: Ser nur greube unb ber=
gnügeu fudht, mag boS ja in jiemlid) reidhem 3Jlaaße in irgenb
einem weltli^en "bereine finben, fei eS nun ein ©efongberein,
ein Kriegerberein, ein Durnberein, ein ©dhüjjenberein ober
irgenb ein onberer berartiger berein! Sludh fällt eS unS nidht
ein, biefelben in boufch unb bogen ju berbommen, wenn loir
ou^ ber Slnfleht ftnb, boß ber "geflfehwinbet unb überhoupt
bie bergnügungSfudht ein wahres Kreb3gefd)wür om Seben
unfereS "bolfeS ju merben broht. Sttlein wir frogen: SoS
fommt benn bobei herouS für bic gohrt nod) bem ^enfeits?
Es ftnb jo nur gohrten im Sidtjodt: man fommt boher im
günfiigfien goHe wenigfienS nidht bomit bon ber StcOc, unb
bodh foQ unb muß bie .pouptforge eines Ehriflen fein, boß
fein SebenSfd)ifftein glücflich in ben §ofen be« JenfettS
einlaufe! —

Senn bu nun, tieber Sefer über bie Stufgabe biefer
ßeitfchrift einen Slugenblicf nochbenfen lülllfl, fo mirfl bu mir
nicht Unreal geben fönnen, wenn ich fage: Studh ber


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®regoriuSbote foU ein Kompaß für ben fir(h =
üd^en ©änger fein! Aüe Untermeifungen be§ ®regoriu§:
boten i^döfen nämlidf) barauf h'nauS, ju jeigen, mie ber
fird)Iiche ©änger feine§ AmteS matten muß, Damit er mit
feinem SebenSfchiffiein bie redete Stic^tung uid)t oerfe^le,
fonbern im §afen be§ ^imniUf^en Jerufalem einft anlange,
©oü ber Kompaß bir aber mirfUd^ oon 9Ju^en fein, lieber
Sefer, fo ifi e§ not^menbig, baß bu aud^ fleißig barauf ^in-
fd^auefl unb bich auf ber ga^rt barnad) rict)teft, benn ber
befie Kompaß nu<jt nichts, menn er nidht gebraucht mirb.

Schönen.

Jrelîfpiel am 5utkötti0sta0^

3)oS hl- DreifönigSfeft gehi5rt ju ben ältefteu unb auS=
gejeidhnetften geften ber chrifilidhen Kirche ; bieS mürbe beßhalb
üon feher mit befonberer geierlidhfeit begangen. (Sin Dheil
ber dhriftlidhen gefte ift audh im bürgerlidhen Seben burch
ftnntge ©ebräudhe auSgejeichnet. ©o hat baS 2ÖeihnachtSfeft
feinen Ghriftbaum, baS Dfterfeft feine Ofterfeuer unb £)fter=
eier, unb baS DreifönigSfeft in faft allen Dheiten Deutf^lanbS
feinen S3ohnenîi3nig ober feine Bohnentönigin. ©eroijhnlicb
pflegt man am Sßorabenb ober erft am DreiföuigStage felbft
einen Kuchen auSjutheilen, in melchem eine Bohne "fidh be^
finbet. 2ßem biefe beim Bertheilen beS KudhenS jufäQt, ber
hat bie ® h e beS JageS. Jn ber 9îegel beglüdtt man bamit
bei uns eine Dame, bie bann
als Bohn enf ijn i gi n ge=
feiert mirb. Die Einführung berfelben roirb burdh muntere
©^erje unb oielfadh auch burch frohe Sieber gefeiert. Daoon
fd)eint audh ber AuSbrudt ju flammen: „GtroaS über baS
Bohnenlieb", jur Bejeidhnung beffen, roaS über ben erlaubten
©dherj hinausgeht.

Das für bramatifdje Spiele begeifterte 2)M(telalter
feierte baS DreifijnigSfeft, roegen feiner Roheit auch ber
„obrifte" Dag genannt, oielfad) iu ber Kirdie burd) folgeubeS
geftfpiel. Drei Knaben, reid) gelleibet, mit golbenen ftronen
auf ihren Häuptern unb ein golbeneS ®efäf^ in ber Hanb,
fleüten bte äßeifen auS bem SDîorgenlanbe oor unb fangen in
ber Kirdhe ein auf baS geft bejüglidjeS Sieb(0 quam dignus,).
aSährenb biefeS ©efangeS näherten fie fidh bem Altare, roo
baS JefuSfinb auSgeftent roar. Dann erhob ber ßrfte fein
®efäß unb fagte: aurum pro primo (Oiolö jnm ©rften),
bann ber'anbere: tlius pro secundo (ißeihraud) jum
3roeiten) unb enblid) ber britte: myirliam pro tertio
(iDî^rrhen juin britten.) H'^^auf fang roieber ber Grfte :
aurum regem (©olD bebeutet ben vKi5nig), bann ber jroeite:
thus coelestem (®eihraud) ben Himniltfchen) unb jule^t ber
Dritte: mori notât nnctio (ûJît)rrhen beu Sterblid)eu).
9Jun jeigte Giner oon ihnen mit ber Hanb ben oon beut Kir^en=
geroijlbe herabhängeubeu ©teru unb fang in einem hohen
Done:_ „DiefeS ift baS 3eid)en beS großen .KijnigS!" AOe
brei gingen bann jum Opfer, inbem fie ein auf bie heilige
■Hanblung bejüglid)eS Sieb fangen, ^iad) Beenbigung .beS
Opfers erhob ein jüngerer Knabe hinter bem Altare feine
©timme, toelche bie ©timme beS GngelS üorfteQen foHte, uub
fang: „Jdh bringe eud) Botfd)aft oom".Himmel! GS ift geboren
GhriftuS, ber H^rr ber 5Belt, ju Bethlehem, roie eS ber
"■.fjrophet üorauS oerfünbet hat."

Die firchlidhen geftfpiele haben fidh oHmähUd) üerloren.

roeit bie poefielofer unb nüdhterner roerbenbe ^eit fte nidht be-
günftigte; bann audi, roeit eS fdhroer halten mochte, biefelben
mürbig genug barjuftedeu, unb fid) lei^t 3JMßbräud)e ein-
fd)leid)en lonnten. ffienn fo bie geftfpiele in ber Kirche felbft
außer ©ebraud) gefommen ftnb, fo haben ft^ bodh namentlid)
in ©übDeutfchlanö an oielen Orten Dreifönigsfpiele im Bolfe
erhalten bis auf ben heutigen Dag. -ßfr. Dr. öanSjafob
entroirft in feinen „Jugenberinnerungen" ein anjiehenbeS BtlD
biefer finnigen ©ebräudbe, unb auS feinen ïDfittheilungen
iDDÜen roir GinigeS hie^ oerjetchnen. „GS toar im Jahre
1846, fo fd)reibt er ©eite 103, ba mid) baS SooS traf,
unter bie hl- brei Könige einjutreten, morauf id) um feinen
■•IJreiS ber B5elt üerjidhtet hätte. Unb als bie ü)?utter mid)
jum alten Bndhbinber Hintersfirch führte, bamit ber mir bic
Krone anmeffe, ba roar idh glüdClidher unb ftoljer benn ein
römifd)er Did)ter, ber auf bem Kapitol gefrönt roirb. Jeben
Abenb oon ÏBeihnachten ab hielten roir ©ingprobe, roobei idh
ben ©opran unb bie jroei äRitfönige bie Altftimme üertraten,
unb beS „©d)mieb:Balben=SouiS", ein mebiatifirter Dreifönig,
ben Jnftruftor fpielte. Dann roarb auch ber „©lernen" iu
^Reparatur genommen, geflicft, gepappt unb frifch geölt. Der
©teru beftanb auS in Oel getränftem roeißem 'IJapier, hatte
oier mä^tige „ßinfen", in feinem Hei^ieu einen „Sicht=
ftumpen" auS ber Kirche, roarb au einer großen ©tauge
getragen unb mit einer ©dhnur in planetförmige Beroegung
gefeist.

Am Abenbe beS längft erfchnteu DageS aber fam ber
Jnftruftor, ber mid) auS befonberer ©unft jum „©dhroarjeu"
unter ben brei Heiligen beftimmt hatte, bei ßeiten, um mir
baS ©eficht ju färben. Keine KönigSbraut, bie üom erften
SJJaler ihreS JahrhunbertS porträtirt" merben foll, fonnte mit
größerem Behagen fid) in 'ijofition fe^en als ich flethan, bo
SouiS einen Korfftöpfel in Oel getoucht, ihn om 'Sid)t einer
Üolgferje fchroorj mochte unb mir baS ©efid)t übermalte. Der
fdiroorje Dreifönig KoSpor mar üon unS Kinbern üon jeher
am Weiften berounbert roorben, unb beßholb roor idi nicht
roenig ftolj auf bie fdiroorje Sïolle unb boS fd)roorje ©eficht.
: Aud) fd)ritt ber KaSpor ftetS in ber ÜJcitte feiner beiben
' Kollegen hinter bem „©terncn" her. Bor jebem -Houfe rourbe
ein Sieb, unb roenn im jroeiteu ©todfroerf eine jroeite gamilie
roohnte, ein jioeiter ©ong angeftimmt. AuS bem munteren
©todfroerfe brochten bie Kinber beS HanfeS bie ©ängergabe,
: iu ein "i^opier eiugcroidfelt; bie Seute im oberen ©tocfrocrf
j brannten boS ''fjapier an unb roorfen bie ßrenjer unb ©rofdien
toie Seuchtfugeln ju ben güßen ber h- brei Könige. Der ©dhroorje
ober, als ber oornehmfte, hob nie „ein ©elD" ouf; boS beforgte
; einer ber Anberen, entroeber ber Melchior ober ber Bollhofor.
I Bïenn König unb ©teru ben halben B5eg ber Altftobt burch=
i gangen, fehrtcu fte noch altem Brouche bei einem Bädfer ein,
bei melchem bie brei ©ingfnoben unb ihr Bonnerträger
mit frifcl) gebacfeneu Brezeln beroirthet lourben. Draußen
ober loarteten bie Kinberherjeu beS gonjen ©täbtd)euS auf
bie ÏBieberfuuft oon Königthum unb ©tern, frierenb in ber
falten ^JJad)t. ©obolb ber Bannerträger ben-©teru roieber
leuchten ließ, roor AQeS jufrieben. 3nm Abfchieb rourbe
oor bem Hanfe beS ©oftgeberS ein Sieb gefungen, toeld)eS
olfo onftng: „Jd) log in einer ïlJocht unb fd)lief, — GS
träumte mir, roie König Doüib rief, — BJie foü id) fingen
unb träumen? — Bon ben heiligen brei Königen ein neueS
Sieb. — ©ie liegen ju Gölten om Sth^ine." 33iS gegen
10 Uhr bouerte bie ©ternenfohrt ber ht- bxei Könige. BJaS
fie fongen flong fo rounberbor auS Ktnbermunb ^u Kinber^


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herjen, baß »tr nicht genug ho^'^be» tonnten. Unb bte alten
Seute fchauten au§ ben g'enftern, unb in ihrer ©eele ti5nteu
roieber au§ ber Jugenbjeit bie alten Dreiti5nig§lieber, unb
mancher ®rei§ tourbe toieber jung im Herjen unb fing
brtnnen mit ju fingen an. ?ltn Kirchhof braußen tourbe
ber Stern für ein Jahr gelöfcht, unb ftid jogen bie „brei
Seifen" heim, gaben ihrem Sannerträger einen ©ulben, unb
Oorbei toar aÖe ®retfi5ntg6herrlichfeit. Die Sürbe ging für3
nächfte Jahr an anbere über, benen man bte Kronen, fo fie
noch neu toaren, oertaufte. O, friebliihfteS Kijitigthi»m ber
Grbe, iDo einer bem 2lnbern bie Krone für brei Satjen Oer:
faufte! — ®enau breißig Jahre fpäter, am Sorabenb cor
bem DreitijnigStag 1876, ftanb im „Kirchgäßle'' int Dunfel
ber SJacht eine lange (Seflalt an ber Gdfe be§ roeftlichen 3ehnt=
gebäuDeä, alö eben bte „hl. brei Ki5nige" oor bem Ha"fe
fangen. Die Knaben roaren oon einigen .Kinbern noch be=:
gleitet, fte fangen ba§ Sieb: „O Jefulein!" Da liefen betn
älJanne, toeldher ungefehen in ihrer ^iähe ftanb, bie ihränen
Oon ben Singen; er gebachte ber Jngenbjeit, feiner eigenen
DreifijuigSroürbe unb ber finblidh feligeu Dage, ba au^ er
„bem Sterne" gefolgt uttb gefungen: „O Jcfttlein!" Sange
nodh folgte er
Oon gerne au jetu'tn Slbenb ben Dreitönigen
unb ber ftiQ lauf(henben Kinberfdhaar unb oerfe^jte ftch jurüdf
in bie Kinberjeit unb ben Kinberhimmel." So loelt |)anS=
jafob. Die oon ihm mitgetheilten DreifiJnigSlieber, roelche
ba§ Solf gebid)tet h^t unb bie Kinbcrroelt in treuem Sln-
benfen behielt, ftnb jum Dheil Oon rührenber Jnnigfeit unb
Schönheit. Die le^te Strophe beS HauptliebeS lautet toie folgt:
„D JcfuIcin!
3Bir ietutnb fertig fein,
So fd)laf benu roieber ein,
O Kinbelein!
D Herjelein fdilaf,
©d)taf', ad) fdjlaf,
2)üc{) fcl)lafc nidif, loenn luir
ftlopfen au ber Himmelsthür,
D Jefulein!"

Jn Sürfelen bei Sladhen fang man folgenbeS Sieb:
Gä fameu brei fii5ni!ic nuß bem DJornentanb
Sic roaren oon ber @onn' ^anj frfjroarj oerbranut
Sic fameu an einen Söerfl itenohu
2)a blieb ber Sternen ftitlc ftobn.
«d) Stern, ®u mufjt nid)t ftin bteib'u fteh'n
®u mußt mit unä nad) 5Uetl)lehem Qch'n,
33efl)Iehem bie fd)önc Stabt
SBoriu 9)Jaria baö ffinbd)en gebor'n (jat.
23ic fleiner baS itinb,
©ic größer ber öott,
2)er .^»immel unb Grbc

Erfdjaffen hott. S). 9{eb.

tlcbci1 bic ^Äd uub Mrifc bnö rümifrijc
Graduale }\\ gcbraudjeu/^

Das römifdhe Graduiile enthält biejenigen She'fe ber
heiligen ÜKcffe, roeldjc oon SllterS her feitenS ber Sänger
ober beut Chore nadh grcgorianifd)en SJ^elobieen gefnngen
njurben. DeSroegen beoba^tet biefeS Sud) biefelbe Örbnulig,
toie baS römifdhe 2)K'ßbudh, ausgenommen baS Ordinarium
missae, toelcheS an baS Gnbe gefe(5t ift.

Sir loollen einige nüt3lid)C Scmerfungen oorauSfd)ide n,
roelche oon alten unb erfahrenen Ü)Jetftern überliefet t roorben.

Diejenigen, loeldie ben gregorianifdhen Ghoral betreiben,
müffen in ben ©runbfä^en beSfelbeu fo unterridhtet fein, baß
fie buTd) ihre Stimme unb ihre (Sefangtoeife in Sahrheit
iSjotteS Sob Ocrfünbigcu unb nidjt burd) ihre ^JJadjläßtgfeit
ober Unroiffenheit ben ©läubigen jum Slcrgerniß gereichen
nnb ben ehrroürbtgen ©efang fchänblid) Oerunftaltcn. DeS=
roegen ermahnen roir alle, audj biejenigen, roeldjc glauben
bie'feS ©efangcö funbig ju fein, baß fie bie in ber Kirche ju
fingenbcn Donftüde einjeln fidj fleißig anfehen, fie gut oor=
bereiten unb mit Slnbadjt ohne gehler oortragen.

Daher mögen bic Sorfänger barauf adhten, roeldjc Don^
art ober Sonhöhe für ben ©efang oorgefdjrieben ift, bamit
fie nidht etroa ju hodh ober ju tief an ftimmen, eingebenf beffen,
roaS bie Sllten fagten: „''JJiemalS foll ein ©efang ju tief ans
gefangen roerOcn, loaS man heulen nennt, noch ju hod), loaS
man fdjreien nennt, fonbern mittelmäßig, loaS man fingen
nennt", fo baß bie Sänger ober loentgftenS ber größere Dheil
berfelben ben hödjften unb ben tiefften Don beS ©efangeS
bequem crreidjcn fönnen.

„GS gibt geroiffe übermüthige Sänger, roeldhe fidh gerne
ihrer ©efaugStüdjtigfeit rühmen, jebod) nicht ber ©nabengabc
fid) erfreuen, oielmehr Slnbere ocrachtcu. Slufgebläht oon
Stolj, fingen fie etroaS- SlnbcrcS, alS bie Sü^er enthalten, fo
groß iji ihre £cid)tfertigfcit im Singen, oielleidjt au^ ihr
i'eiihtfinn im Denfen." ' Die Sänger füllen alfo bte Jnter=
oalle genau beobadjtcn unb nidjt einen halben Son flatt cincS
ganjen SoneS fingen, bamit fic nidjt mit bem natürlidhcn
Dongcfdjlcdjtc falf^e ©efangroeifen oermifdjen. Sluch foUcn
fie niemals ju flndjtig im Singen fein, fo baß bic einjelnen
yfoten Oerioifdjt toerben, bamit nidjt bie Slufmerffamfeit unb
bte Slnbadjt oerloren gehen, aud) follen fic nidht ben ©efang
JU fehr in bic Sänge jiehen, bamit fie bei ben ßuhörcrn feinen
Sibcrioillen heroorrufcn.

Die Haltung beS Körper« fei anbädjtig, bemiithig unb
gerabe aufgcrtd)tet. Ginige loenbeu fleh nämlich beim Singen
hierhin unb borthin unb fdjaucn jurüd, ob man fte audh
beobadjte, eitleS ajlcnfdhenlob fudjcnb. „Senn bn fingfl, bamit
bu bem Solfe mehr gcfallefl alS ©ott, unb Slncrfetlnuug bei
anbern fudhfl, fo oerfauff't bu beinen ©efang. 11^änncrn ge-
jienit cS tnit männlldjcr Sfitnmc ju fingen unb nidht nad)
Seiberart in leibenfchafllidhctn Done uttb nicht nach Slrt lei^t--
fcrtigcr Sdjaufpteler in gcfünftcltem Sone."

' „Die Sänger nnb Ïlïiififcr follen bafür forgen, baß nidjt
ber Snfammcnflang oon Stimmen, ber jur Sermehrung ber
grömmigfeit angeorbnet ift, irgenb einen leidjtferttgcn ober
fdjlüpfrigen Gharafler annehme," ober gar bie ©emüther ber
3uhörcr oon ber Setradjtung hitmilifdicr Dinge abjiche, er
fei oielmehr anbädjtig, beulidj unb ocrflänblidh."

„Sorge, baß bu mit beut Hei^jen glaubft, toaS bu mit
bem a)fnnbc fingfi, nnb in Serfen bcthätigft, roaS bu mit
bem Herjen glaiibft."

Dcv Introïtus, Dnö Kyrie eleison n«I> imö Glorln
In excclsls.

Die Sänger türfen im Ghore ben Introitus nidjt eher
anfangen, alS 'bis ber '■;^rieflcr am Slltare angelangt ifl. Sin
ben Serftagen uttb ben simplex-geflen roirb er bon einem


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©änger angefïimmt, bt§ jum Setd^en g, an bcn semi
duplexïgejïen unb an ben ©onntagen ton jwet, an, bcn
bo^cn gefien oon oier ©ängern, nienn genug Oor^anben finb.
®cr ß^or ben ©efang fort bi§ jnm Pfatm. 'iDen erften
ï^eit beS pfalineS unb ben V. Gloria Patri fingen eben:
faÓs einjelne ©änger, inbem ber gan^e ©bor antioortet. (®ie
©efangmeifen bc§ Gloria Patri für bcn Introitus finben fidh
am @nbe be§ Graäuale, ©. 21 — 4*). 3um ©c^luffc
mirb ber Introitus bi§ jum Pfalmc mieberholt nath ber oben
angegebenen SBeife. ©er Introitus roirb immer gefungen,
ausgenommen in ber ÜKcffc am ßharfamftage unb im §och=
amte ber SSigilie ton Pfingftcn. ßur öflcrlidhcn 3cit merben
ber Sintiphon jum Introitus jmei Alleluia hinjugefügt, roo
fte ftd) nidht »orfinben nach ben am ®nbe beS Graduale,
©. 65* angegebenen äRctobiccn.

jfi bie ?Intiphon beenbet, fügt ber Ghor breimal Kyrie
eleison, brcimat Christe eleison unb loieberum brcimal
Kyrie eleison htn^nr i« nadhbem ein grijgereS ober geringeres
gefi einfäflt (mie ©. 5*—35* angegeben ift) abmcchfclnb tnit
einjelnen ©ängern ober einem anbern Ghorc. |

ÜDarauf beginne ber Priefter allein mit flarer ©timme |
baS Gloria in excelsis Deo unb bcr ganje Shor antioortet |
Et in terra pax hominibus ober fingt abmechfclnb mit bcn
©ängern.

?Jun folgt bie Slntmort beS (EhoreS jum Dominus
vobiscum. jn ähnlither SBcife antmortet fpäter bcr Shoi^
mie ©. 53—55 ongegeben.

Gradaale uitb ^ttdcred jum OfTertorinm.

9^adh SScenbigung ber (Spifiel ober Seïtion beginnen jioei

Offertorium intö ^ïttöcrcê üis pm ^cituft lic0
^dltgeu tBlntcS.

IDaS Offertorium toirb ton einem ober jmei ober tier
©ängern begonnen, mie mir beim Introitus gefagt haben,
uub oom (Shore beenbet.

jn ber ijfterlidhen 3eit mirb ein Alleluia htnjugefügt;
mo eS fi(h ni^t torfinbet, nadh bcn am (änbe beS Graduale
p. 66* angegebenen 2)?elobiecn.

3Jadh Seenbigung ber Präfation fingt ber 6hor Sanctus ic.
bis jum Benedictus ausfdhlteßli^. jfi baSfelbe gefungen
toirb baS heilige ©aframent erhoben, nidht eher. ®an "fdhmeigt,
ber Shor unb betet mit ben übrigen ©laubigen baS heilige
©aftament an. 9ïad) ber 2ßanblung fe(jt ber 6hor mit bem
Benedictus ben (Sefang fort. ber Slntmort jutn Pax
Domini mirb breimal Agnus Dei gefungen.

Communio sum ber ^eiligen 9Jicffc.

9Jach bem ©enuffe beS heiligen ©aframcntcS mirb oom
Ghore bie 2lntiphon, roelche man Communio nennt, gefungen,
ton einem, jtoei ober tier ©ängern begonnen, roie beim In-
troitus gefagt toorbcn.

3ur ijfterlitheu ßeit toirb ein Alleluia hinjugefügt, mo
eS fidh nidht oorfinbet, nadh ben ©. 66* angegebenen IVelobieen.

®er priefter ober ber ®iafon ftngt ba§ Ite missa est
ober ba§ Benedicamus Domino unb ift eS ein löblicher
©ebraudh, nadh berfelben 2J?elobie tnit betn Deo gratias ju
antroorten.

2luf Requiescant in pace in ber ©eelenmeffc toirb
Amen geanttoortet.


unb alle

©änger baS Graduale biS jum
fe(jcn bcn ©efang fort mit gejtcmcnber 51ufmerffamteit. ßn^ci
©änger fingen ben 33er§ beS Graduale. 2öenn Die Alleluia,
alleluia mit bcm 33erS gefungen merben müffen, toirb baS
?rfie Alleluia oon jmei ©ängern bis jutn 9^euma ober betn

ßeidhcn gefungen, ber 6hor aber micberholt baS Alle=

luia unb fügt baS 9Jeuma hinju, inbem er bie ©ilbe a in
bie Sänge jicht. ©änger beginnen ben S3crS unb ber

Êhor antmortet. 2ßenn ber 5?erS beenbet ifi, loieberholcn
biefelben jtrei ©änger baS Alleluia unb ber (Shor fügt bloS
baS 9ïcuma hinju.

Septuagesima mirb baS Alleluia unb bcr fol=
heube 53erS toeggelaffen unb bafür ber Tractus gefungen,
beffen einjelne éerfe t^on jtoei ©ängern begonnen unb oom
ganjen Gho^^e fortgefc^t merben.

iJfierlichcn 3ett mirb baS Graduale toeggelaffen
unb anftatt beSfelbcn Alleluia, alleluia mit bem SBerfe na^
oben ongegebener SBeife gefungen. ©ofort folgt ein Alleluia,

meldheS jmei ©änger bis jum 9?cuma ober bcm ßcichen

fingen, unb ber ©hor fügt baS 9Jcutna hiuju. 35er 33erS unb
baS eine Alleluia am ©chluffc merben na(| oben angegebener
SEBcife gefungen.

üDie ©equenjen ïönnen abiocdhfelnb Oon einjelnen ©ängern
unb bcm (Shore gefungen toerben.

??adh éeenbigung beS SoangeliumS beginnt ber priefter
boS Credo in unum Deum, toenn eS gefungen erben
mu§, inbem ber 6hor fortfe^t Patrem omnipotentem ober
obmedhfelnb mit ©ängern.

3eidhcn

^iu0ubuu0en*

2ln bie bisherigen ©ingübungen in Jctradhorben läfjt ftdh
onfchließen
bie (Sinükng bcr gerial=Pfalmcntöne, bcS Gloria
unb Sanctus
auS ber Missa in festis simplicibus, bcS Credo
I,
beS Introitus, Kyrie, Sanctus unb Agnus Dei auS
Missa pro defunctis, ber Antroorten jnr Praefatio unb
jutn Pater noster, unb beS Pater noster, unb beS
Te Deum II (modus simplex).

A. llcliuuocn in bcr I. (borlfdjcji) ^irdjcjitoimrt.

(ogl. Äated)iöinu3 ber Äir^enraufif, grage 57—78. II 29.)

lei - son.

Finalo (Sd)Iujitoii) ift re, Dominante (herrfd)enber îon) ift la,
Ambitus (Umfang) ift ro-re.

3

rriiniini qnaeri - to re/jnum l)o-i') Di-xit Do-mi-nus

Do-ini-no mo - o: Sedo a doxtris mo-is. Ky - ri - o


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ifl

Tradont e-nim vos. Esto-te for-tes iu be - lo. Sancti-
■■-^^^^—

fi-ca - vit. A-vc ma-ris stel - la Pu - c-ri

Ho-brae o • rum. Do-mi-no Je-su Christo.

XI. Ucöiiiigcit in her H. (hü^joboriftfjcit) tircfjcntoimrt.

3

Pinale ift re, Dominante ift fa, Ambitus ift la-la.

Se-cuiiduin au-tem si-mi - le est huic.") Di-iitDominus

Do-mi-no me-o: Se-de a deitris me-is. Ky - ri - e

e - lei - son. Glo - ri-a in cxcelsis De-o.

San-ctus. Ci-ba-vit e - es. Ter-ri - bi-lis est.

Sal - ve san-cta pa - rens. 0 Sa-pi-cn - ti-a.

Vic-timae pa-schali laudos. Vo-nl san-cto Spi - ri-tus.

!

Di - es i-rae di - es 11 - la.

Ücrfdjtcbeucö.

®uiö6urn, 5. Qan. 2Im ®onner|lag=3Ibenb hotten
fich in ber ©lodfenjiube ber ©olbotorfird^e od^t ^erfonen
jum ©vlDefierobenbläuten tterfommelt. Koum moren bie
erfien fünf ober fed>S (Schläge flethon, oI§ über ben Ki3pfen
ber i'äutenben ein furdt)tboreS ihodhen uub '^joltern entflonb.
Die exf^redften Seute Ijotten foum ßeit bei ©eite ju fpringen,
als fdimere Steine, Söolfen unb fd^ließlid^ eine ©lodfe herunter=
fiürjten. Jn rcenigen Slugenblidfen bot boS ©emod^ ein S3ilb
bolinänbiger ßerflörung. Die ^erfonen fonnten fidb in
fdhügenbe 9Hfdt)en flüchten. Die ©lodfe ifi jertrümmert. Die
Urfo^e beS ©turjeS ifl S3rudf) ber ßopfen, in meldten bie
©lodfe hing.

93ei ben Ejequien für ben üerflorbenen
Köntgl Sllfonfo XII. in ber rtird)c Sau Francisco el
Orande om 12. December fomen folgenbe Donfiüde jur

Slufführung: Missa Don Dh- 2. bittorio, gefungen »on einem
©oloquortett, unb 110 ©önger (bo no^ fird)li^er borfdhrift
feine grouenflimmcn mitwirfen burften, lüoren bie Knoben
bet nationalen 2)îufiffchule hingejogen motben). Dies irae
tjon Êâclaoe ; oußetbem ©olofiücCe
Oon 3iighini u. 21. gefungen
oon bem Denotijien bet 9i)îabtibet Oper, ©ennor ©aijorre
unb bem berühmten itolienifdben boritonifien 9îapoleon berget.

iofaïctt alê S-rcttttÜc m OrßclflilclS. 3m ^ohre
1815 befanben fich mehrere Kofafen in DreSben. Einige
baüon mürben eine§ DogeS oon bem Done bet Orgel fehr
angejogen; fte gingen jur Kirdhe unb flounten mie bejoubert
bie ihnen neuen Klänge on. ©o longe bie Orgel gefpielt
mürbe, oerhielten fie fiih ganj ruhig, obet mit biefer 9iuhe mot
eS bolb ou§, als ber '13rebiget bie Konjel befiieg unb ben
onbächtig betfommelten bo§ 2ßort beS SebenS oerfünben
wollte. Sin SBeildhen harren bie mufifolifdhen gremblinge
mit Ungebulb, aber nodhbem ihre ©ebulb erfdhöpft mar, "fo
befdhloß einer, bem Ding ein Énbe ju machen. (St brängte
fiâ behutfom burch bie llîenge, flieg leife auf bie Konjel unb
flopfte pliJglich bem begeiflerten ■JJrebiget ouf bie ©chulter,
inbem er ihm burdh oerflänbliche betoegungen ju Oer=
flehen gab, et möge bod) aufhören, bomit bie Orgel mieber
gefpielt werben fönnte. Ungeachtet beS heiligen OrteS fonnten
ber ^.pforrer unb feine 3uhörer wegen biefeS btolligen 3nter=
mejjo'S bod) foum baS Sadhen jurüdfholten.

^ncltoUcu. 3wei ©chüler erjählten ftd) gegenfeitig oon ben
felteuen borjügen ihrer bätet. „Do müßteji bu mol meinen
boter hören," fogt ber eine, bei hat eine ©timme; wenn er fingt,
bonn bebt boS gonje JpouS." — „O, boS ifl gor nichts,"
erwieberte ber anbere, „loenn mein botet einmal losgeht mit
feinem baß, bann wodtelen bie jweite unb britte ^t)pothef,
bie brouf flehn."

Jn ffiürtemberg mohnte einmal ein bäuerlein einetn
Konjerte bei, in meldhem ein großer SÖJännerchor alle 2tn=
toefenben burdh einen pianissimo=©o^ entjüdle. DoS bäuer=
lein fonb foldjeS ©ingen lächetlidh unb bemerfte: „^a, ift
bieS nit e' faumäßiger Unftitn ? Do plooge ftdh hundert Seut'
unb beeS hätte bodh e' halb Dugenb eben fo gut madhe fönne!
ÜJJon nennt bieS „.KroftOergeubung."

9Jun wie wor eS benn in bet Slbenbgefeüfdhoft beim
EommifftonSroth X? — „Sie immer! ben Dhee haben mir
bünn, bie üJiufif ober bid befommen.

ajîotie: „Du, 'i)3apo, bo lefe ich gerobe oon einet KloPiet=
jeudhe — mos ifl benn baS? — '^3apa: „Klooietfeudhe?
i)Jun boS ifl fo eine Slrt oon Klouenfeu^e unter ben
aÄeufchen!"

botonin: „Johann, ifl mein ©ohn befd)äfttgt ?" Dtettet:
„Der junge Jpert boron fpielt mit feinem Klooierlehrer
harten." — SoS fogen ©ie bo? — „Jo, olS ich om
3immet oorübetging, h'örte idh wie ber Sehrer jweimal fogte:
©ie müffen As fpielen.

l^g----

ölcöus.

fo^

9iat!)fd.

Jn bierfalon'S merb' ich ouSgefchenft.
Komm' auch in Kirdhenmuflf oor — benft'


-ocr page 10-

Jn ber Oci-ïicr'îdôctt 35crIon§ettub(üttn iu gvciDuvö (Sahen) ift foeben er»
f^icncn unb burd) ntlc !öud)[)aubluugcn ju bcjic()en:

0reiie3, Jt. S. J, C efjvift f)tc «icvfl^ii

büdjicin geiftlicbcr Öiebcr. 3Jiit Approbation beä t)od)iD. Jgcrrn Grjbifdiof oon
greiburg.

I. Ausgabe oI)tte ®cbctSanf)ang. 12». (XII unb 1G7 S.) GO ^Pfg.; geb.
in .«oalbleinroanb 80 $fg. II. Ausgabe mit ©ebctSantjang. 12». (XII.
unb." 215 S.) 70 ^fg. geb. in öalbleiniuanb 90 «Pf.

ein $uv ^cfttttflöurfjfvnflc.

lieber SolStieber. (28. GrgänjungS[)eft ju beu „Stimmen auS 'iDiaria-iiaad).")
gr. 8». IV unb 131 S.) 1.70..

Soeben erschien:

Nekes, Franz, op. 16, Deutsche Gresänge für gleiche Stimmen
zum Gebrauche bei Volksandachten in der kath. Kirche.
Partitur Preis M. 1.60. (Stimmen unter der Presse.)

Diese Sammlung des alibeliebton Kircheu-Compouisten, 19 der bekanntesten
mehrtimniigen Kirchenlieder enthaltend, soll einem fühlbaren Mangel abhelfen und
wird von allen Kirchenchören freudig begrüsst und von den Sängern mit Begeiste-
rung aufgenommen werden.

I^ekes, Franz, op. 14, Deutsche Gesänge zu Ehren der aller-
seligsten Jungfrau Maria
für gleiche Stimmen (5 4stimm.,
4 Sstimm. Lieder.) 2. Aufl. Preis M. 1.60. Stimmen a 30 Pf.

Professor Fr. Koenen zu Köln empfahl dio Aufnahme dieser Sammlung in den
Katalog des Cäcilien-Vereins mit folgenden Worten: „Bei allem Ernst der Behand-
lung in Harmonie und Melodie bekunden diese kleinen Gobildo eine aussergewühn-
liclie Zartheit und Innigkeit der Empfindung etc.

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-ocr page 11-

S'Cöruav 1886,

3,

für 6afßoftfd)e ^ircf;ettfanger.

®rattö=S5cUagc jum ,,®rcprniö=SBIatt", Drtjau für fatljolifi^e tir^enumrif.

„®crge, bag bu mit bem ^erjcn gtaubft, wa« bu mit bem SOJunbe fingfl, mtb in äl'erten
bct^ätigfl, loa? bu mit bem ^erjen glanbft." (Soucil in Eart^ago t, 3. 398.

Denn geiftloS ohne Kraft unb Sehen
©ieht fie bie ©^iJpfung ihrer Hanb,
Seil ftch ber 2)?enfdh mit feinem ©treben
Som SeltenfchiJpfer abgeroanbt.
Dro^ ber SoHenbung ber ©efchidhte
©rfcheint bodh '^lUeS Drug unb Dunfl;
Denn nur am loahren ©laubenSlichte
(Entbrennt bie gadfel edhter Kunfl.

©ie fann, bte Dodhter eio'ger ©phären,
9{ur bann entfalten ihre Kraft
Senn ju beS Höd)fien ^reiS unb ©hren
3)Jün unter ihrem ©cepter fdhafft.
Senn oon bem hehren Sicberfd)eine
Des Hiin'ttelS ihre ©tirne glänjt,
Senn mit bem ©lo'gen itn Sereine
Der SIfenfch fie fdhaffenb fromm befränjt.

Uub auf beS KreujeS blut'gen ©puren
Kommt ftia baS Ghrijlenthum baher;
®S fudht fein guß bte fremben gluren.
So Heiben toohnen über'm 9Jfeer.
Salb loar ber ©ii^enbienfl Oernidhtet;
Der ©d)atten flieht beS Sid)tcS ©trahl,
Unb in beS ©laubenS Slrme pdhtet
Die Kuuft mit ihrem Jbeal.

Jn iocd)felootlen £id)tgeftalten
3ieht fie nun frei
Oon Drt ju Ort;
•Hier fleht man Did|tfünft fid) entfalten,
Unb ÜJfaleret erblühet bort.
3um Kirchenbau mit ern|tem ©dhritte
3iaht mit bem 3irfel bie ©fulptur,
Unb in ber Ghriflen frommer 9)Mttc
3eigt bie
a)htftf beS ©lo'gen ©pur.

?IIS ob aus ferner Selten 9Jeidhcn
Herüber tönt ein 3auberflang
©0, 9)Jcnfchenherjcn ju erioeidhen.
Erhebt bie ©timme ber ©efang.
Sluf feiner glügel ©lanjgefieber
©teigt JU ben ©lernen froh ber ©eift;
©ein laufdhenb Ohr oernimmt bie Sieber,
Ü)iit benen man ben ©dhi3pfer preift.


-ocr page 12-

ifl

@§ baut au§ mäd^fgen Duabetfietnen
©fulptur mit gleiß ber jungfrau ®om,
Unb be§ Êrlöferê ßüge fcbeinen
Siebreidh au§ fünftem garbenftrom.
®er Silbner fud^t be§ §i3ch|ten (S^ren;
®er üJialer geijt nadh feiner ®unfl
Unb jener SobUeb ju tiermehren,
5Jïaht ©ang unb ©idhtung fi^ ber ^unft.

UnD fo entïebigt ihrer SSonbe,
iSefreit Oon feDem geffeljmang,
Sehrt nun bie Sochter fet'ger Sanbe
®a§ 3J|enfdhenherä ben mahren üDanï.
®enn mo bie fünfte fromm erblühten
9iur JU be§ ©dhi3pfer§ Preis unb Sïuhm,
S)a fah mon tönige behüten
2US hö^en ©dho^ ba§ ©h^il^enthum.

Hans Jordaens.

I.

es ijt om 5«adhmittage beS hï- ©reifönigenfefteS, mo
t^ baS fdhreibe, Ueber Sefer. ©o meil bog 2luge'reicht, liegt
bie @rbe unter ber meißen üDedte beS ©dhnee'S,' unb no'ih
immer foilen bichte glodEen in luftigem 3;onj, olS ob fie eS
müßten, boß fte ber Heben jugenb toufenb greuben bringen.
Sofel, !pefte, Südher, felbfi boS fiebjle ©pieljeug,
Oom 6hriji=
finblein jüngjï erji gebrodht, SlHeS flog bei ©eite; unter
jubel unb ^oHoh ging'S htnauS, unb luftig fliegen nun bie
©dhneebaQen in ungejöhlter SKenge herüber unb hinüber,
jeber gut gejielte SBurf ruft fofort „lebhaften SeifaO redhtS
unb
Unis" herbor — bodh idh «luß «^o^ï einmal jufehen,
ob boS ©dhneeboHengefedht meinen geuftern nidht gefährlidh
merben fonn, jumol gonj jüngfi no(h ber ^err 9ïenbant mir
eine fehr böfe 9?ote juqehen ließ megen einer gonjen fegion
gebrodhener ©cheiben, über melthe ber gemiffenhofte ©lafer
tu feinem „johreSberidhte" mit mohrhoft biplomotifcher ®e=
nouigleit referirt hatte. 5lber flehe bo! ein armer ©pa^j hat
gerabe in ber S^ifdhe beS genfierS, meldheS idh' öffnen toiO,
©dhu(j gefudht uub ber Heine iferl f^aut gor griesgrämig
brein,
als ob er fidh ärgerte über boS ©^neemetter unb über
bie milben SBurfdhen bo unten, ©onft gleist er ben Surfdhen
mohl auf ein §aar, benn oudh er rauft unb balgt ftdh gern
mit feinen ^?ameraben herum. Unb, Ueber Sefer, gerobe bie
loilben jungen habe idh gern, unb nie haben fte mir gurdht
■ eingeflößt, jdh fürdhte meit mehr jene, bie man „fülle
Sßoffer" nennt. 5DaS
f inbeSoUer beborf, mie ich meine, Oor
SlUcm Särm unb freien 9ïoum unb ©onne unb Semegung.
Um boS JU begreifen, broudht man bte finber nur ju fehen:
eS ifi ihre 9latur, ihr Seben. 9Jaturgcmäß lieben fie befonberS
bie UnterhoUungen, in benen ber Körper lebhaft thätig ift.
25o§ mirb eines SogeS aud) onberS merben. 93iS bohin aber
nehmen

mir fie, mie fie ftnb, unb fudhen nur ctmoigen 2luS=
fihreitungcn mit ruhiger gefiiglcit ju begegnen.

®odh beinahe hätte ich über oü' biefer „Philofop^ie"
ben armen ©po^ am genfter oergeffen. ®er ©^elm bouert
mich, jch öffne einen genjierflüget unb fireiche mit einem
meterlangen Sineol bie ©dhneebedte toom genfierbrett herunter
unb opfere bem Slrmen großmüthtg einen Shetl meines
gefitagSïuchenS. ©elbfireoenb ifi er unterbeffen f^eu boOou'
geflogen unb beobad)tet nun mein 5;hnn toon 'inem nahen
DbferoationSpunfte auS mit fehr mißtrouifchen SUcten. Unb
id) meine e§ fo gut mit ihm! Slber er mirb mohl mieber=
fommen? 9îcin, ber ©dielm fliegt hin unb her, als ob er
midh nodh obenbrein oerhohnen mollte megen meiner frei-
gebigen ©orge utn ihn! 3îa_ih SBcrlouf einer SBiertelfiunbe
haben benn bie unbarmherjigen ©dhnceflodfen ein UcbrigeS
gethan unb boS ganje geftmohl begraben, unb ber, on ben
meine freunbliche ©inlabung ergongen mar, fi^t nun toohr^
fdheinlid) mit nod) ftnfierer 3)îicne in irgcnb einetn oUen
aUouerlo^c.

®u mirft mich, lieber Sefer, toieûcidht toermunbert fragen :
2BaS foa benn ber ©po^? — jch »erbe eS ®ir fagen.
SIIS îotholifcher dhriji meißt ®u, boß mir im Rimmel einft
nidht mehr jene niebrigcn Scbütfniffe haben merben, bie unS
hier auf ber (Srbe gemeinfom fmb mit ben Shie^en! Der
SiebUngSjünger beS §errn fogt eS in bcr geh. Offenbarung
(6. 21.) flor unb beutlidb: ÜDie toor bem Sh^one
©OtteS ftehen, merben meber junger no^ 2)urfl,
meber nodh tätte leiben; bort mirb fein

©dhmerj, feine Trauer, feine ZljxUne, fein Seib,
feinîob mehr fein. — ?llleS, moS irbifch mor, toirb
olSbonn Oorüber fein. 2öir merben fein, mie bie ©ngel
©OtteS. Unb meil unfer befdhränfter SBerflonb hier auf Erben
ftdh leine rechte SSorfieHung mochen fann non ben
greuben
beS jeufeitS, fo h^t ber §err unS itn ©oangeUum ba§
©Icidjniß oon einem „f önigrei^e" gefogt für unfer ^Berlangen
nad) (S^xe unb 3luSjeid)nung, fetner boS ©lei^nißoon
betn oerborgcncn „©dha^e" für uttfer SSerlongen nodh 3îeid)'
thum uub enblich boS ©leichniß Oom „§od)jeitSmahle" füï
unfer SBcrlongcn no^ fcUger greube. — 2öaS ber 3)?enfch
hier auf (Srben fidh nur ?lngenehmeS, grcubigeS, §errlid)cS
benfen
fonn, boS mirb unenbUdh mehr unb größer utjfcr
?lntheil im Rimmel fein; unb toeil ein irbifdhcS ^ochjeitS-
mohl ron jubcl unb greube micberhallt, fo läßt gerabe baS
©leichniß ootn himmlifd)cn ^ochjeitSfeftc unS menigftenS ahnen,
meldh' ein Uebermooß oon ©eUgfeit unS im Seft
(^e unb
©enüffe ber etoigen göttUchen Siebe crmortet.

a)aS §immclreid) (fagt bcr _§cilanb) ifi gleidh einem
tönige, bcr feinem ©ohne ^ochjcit modhte. Unb er fdhidtte
feine tnedhte ob, utn bie jur §o^jeit ©elabencn ju rufen,
unb fte mollteu nid)t fotnmcu. — 3i)cr tönig in betn ©leid)'
niffe ift bcr himtnlifdhe SSatcr; bcr töuigSfohn ifi ber ©oh"
©OtteS; bie §Dd)jeit ifi bie 2)Jenfd)rocrbung beS göttUche«
©ohncS, ber fidh niit ber menfchli^en 9îatur tocrmähltc; baS
©ofimohl ift bie emige ©lüdffcligfcit im §imtnel, moju unö
ber 2Beg burdh ©eheitnniß "ber 9Jîenfchraerbung
geöffnet
toorbcn. — 2lbcr toenn toir nun in betn ©Icidhniffe fehen/
boß bie ©clobencn, cintuol uub
nod) einmol gerufen, niÄ^
fomtnen toolleu: tooS foQen toir baju fagen, Ueber Scfct'
■£>a
monte idh eben fdion gonj ärgerlid) merben über beti
ortncn ©po^, toeil er baS ihtn bereitete gcfttnohl ocrfchmäh'e*
2lber ber ©^eltn hat eben feinen 5üerftanb,'unb barutn
fonnte
er nidht erfennen, baß ich eS fo gut mit ihm meinte, un^
fogor meinen gcptogSfu^cn mit ihtn theUen mollte!
ober follten toir t)on Ghriftcutnenfchen fogen, benen bcr
§err Serfionb unb 33cruunft gegeben hat, unb bie benno^
bie ©nlobung jutn himmlifd)cn §odhjeitSmahle fdhnöbe »er^
f^mähen? Unb maS ifi fchließlid)
oUe menfd)lichc ©üte
SBormherjigfeit jufommengcnommen gegen bie uncnblt^^
©üte unfereS ©otteS!
SBahrUch meit meniger als ein fchwa^v'


-ocr page 13-

ifl

Kd^eS Jïïlidhtïein über einem SOÎoorfumpî im SSergïetdh ju
bem bertlid^en ©trabïenmeer ber ©onne!

gu einer ganj bejîimmten, un§ freilid^ nod^ unbefannten
©tunbe müffen mir im ^immUfd^en Hod^jeilêfaate erf feinen.
2Bie gut ift e§ ba, baß mir fd^on burcb bte bl- Saufe auf
bie redete ©traße gefegt morben ftnb, bie bortbin fü^rt; baß
ft»ir ferner ben ganjen 2ßeg bortbin genau fennen burch bie
d^rifilid^e Se^re unb alfo aud^ genau miffen, ob mir nad^
redits ober linfS baoon abroeid^en. ßubetn überläßt ®ott ben
SJîenfdhen feineêtoegS ftdl) felber, fo lange biefer feine ';Pilger=
reife jutn JenfeitS nodh nidht Oollenbet hat. Darum ifl e§
aber audh für bie Erwerbung be§ erotgen ^eileS burchauS
nicht gleichgültig, auf loelche Seife toir unferem ßiele ent=
gegengehen, ober mit anbern Sorten: Jeber mit un§ hat
einen befiimmten, gerabe für ihn paffenben unb ihm oon
®ott jugetoiefenen Sern f. Daran fann ber nidht jmeifeln,
ber bebenft, baß unfere Slnlagen unb gähigfeiten fo oerfd^ieben
fmb, »ie unfere ©eftdhter oon einanber oerfdhieben ftnb.
Der Eine eignet ftdh mehr für förperltdhe, ber Slnbere »ieber
mehr für geipige Slrbeit. Unb »ie ift j. 33. förperltdhe
Slrbeit oerf^teben: Da jeigt ber Eine großes (SefdhidE für
bie ©d)löfferet, ein Slnberer für bie ©dhretnerei ober für bie
Sanbmirthfdhaft
2C. Jn ber Slnftalt, »eldhe idh feit Jahren
leite, habe i^ botlauf ©elegenheit gehabt, baS ju beobadhten,
aber audh, »ie ©ott ber ^e^i^ eine auSgefprochene IJfeigung
ju bem paffenbflem Serufe f^on in bie KinbeSfeete hinein^
gelegt hat. — Unb tote abhängig ift ber SJÎenfd) oon ben
äußeren Verhältniffen, in benen er lebt: Der Eine ifl
in 9letdhthum geboren, ber Slnbere in bitterer Slrmuth; ber
Eine erfreut ftdh einer blühenben unoerioüfttidhen ©efunbheit,
ber Slnbere fchleppt ein ftedheS fieben bahin ; ber Eine ifl
hodhangefehen uttb geehrt, ber Slnbere geht unbeadhtet ober
gar m'ißadhtet bur^ bte Seit, — Slber alleS biefeS fommt
nidht etioa oon ungefähr; nein, benn „{ein §aar fällt oon
eurem Raupte ohne ben Sitten beS hi'nmlifchen 53ateiS."
«ucaS XII.)

Uub toie Oerfdhieben führt bie ©nabe ben 3)îenfdhen,
lieber ?efer ! Die Eoangetien ber 1)1- SeihnadhtSjeit jeigen
bieS ftar uttb beutlich: ben armen, fdhtiihten, nadh bem
3)Jeffta8 fehnfü^tig oerlangettben .^irten erfdhetnt baS gbtt=
lidhe Kinb juerft. !Jioch in ber hochheiligen ^îacht bürfen
He fotnmen unb in baS füße 3lngeftdht beS .HimmelSfiubeS
fthauen. Da Er in ben Dempet getragen toirb, barf ber
treue ©itneon fomnten unb baS Kinb auf feine Sinne nehmen,
auf baS er ein gaujeS üJienfchenleben hinburch geioartet.
^ludh bie hodhbetagte Slnna barf ben Verheißenen ^auen, fte
^ie täglidh i" bem Setnpel fam unb fo beharrli^ »ar im
lebete. Den §ohenprieflern uttb gelehrten "^^rofef:
foren JerufalemS ift baS ©lüdt aber tiidht befdhieben;
®enn fie »anbeln in [totjer ©elbftgefälligfeit nnb in ihren
§erjen ifl bie Empfänglidhfeit für bie Slufiiahme beS ©ohueS
^^otteS leiber nicht oor'hanben. ©iehe! burch einen lounber;
oaren ©tern ruft er nun tanbfrembe üJiänner, bie Seifen
aus bem 3Jior genta übe. ©ie befaßten ft^ mit ber
.•^ternfunbe ; fo fa^en fie ben »unberbaren ©tern, unb ber
'^nen ben ©tern gefanbt, belehrt fie au^ itn Jnnern ber
^eete über bte Sebeutung beffelben. ©o bringt ber Herr in
^r 9ïegcl feine ©nabe in harmontfche Serbinbung mit ber
3'îeigung, bie in unS oorherrfchenb ift. —

Dir, lieber Sefer, hat er bor oielen Slnbern eine be=
l^nbere gähigfeit jum ©ingen gegeben. Er hat Dir aber,
eine befonbere Steigung jur SDiupt unb ©efang eingeflößt

unb ein guter ©tern, nämlldh Dein lebenbiger fathollfdher
©laube, hat Didh auf bie ©ängertribüne im Dempel beS
Herrn geführt! Du aber btfl ber inneren Slnregung, ju
©einer Ehre ju fingen, gehorfam gefolgt. SÄöge biefer lichte
©tern nun auch »eiterhin Dein gührer fein tro^ aller
fchroerben unb 5D?ühen beS 903egeS! Unb »te einft bte brei
Seifen baS erfehnte 3iel erreichten unb hodherfreut bor ber
Krippe nteberfnieen burften, fo möge au^ Dein ©tern Didh
jum himmltfdhen HodhjeitSfaale führen, »o Du baS göttlidhe
Kinb in fetner ganjen Herrtichfeit unb SRajeflät fdhauen unb
in auSfpredhlidher ©eligfeit an ©einem Ho^jeitSmahle thett=
nehmen fcllft! 3ihönfn.

Saiicta Caecilia.

(Sülmcner SDÎiffiongbtatt.)

Die Slbtei gredfenhorft in Seftfalen »ar ollen Heiligen
ge»eiht. Sefonbere Kapellen unb Altäre fanben ftdh ju Ehren
beS heiligen '^JetruS, beS heil. SonifociuS, ber heil. ShtatilbiS
unb befonberS ber heil. Eäctlio, bereu lebensgroße fitberne
©totue nur on hohen gefttogen auf einem foftboren ©eiten=
oltore ouSgeftellt »urbe. Der Hanptfeiertog beS KloPerS
»ar, »te fidh leidht benfen läßt, boS ouf ben erpen Dtooember
fatlenbe gep Silier heiligen. Stoch einer folennen ^rocefpon
feierte mon ben Dag befonberS burdh ein Hochamt, bei »eldhem
eine uralte itollenifdhe 2)?effe aufgeführt tourbe, beren ^ortltur
fdhon feit Johrhunberten im KtoPer gor hodh in Ehren ponb.
Jm Ktoperordhio befanb pd) über biefe 5D?effc folgenbe
yeochricht:

Slm Dom ber heiligen Slgotho ju Eotonio in Eicilten
lebte einp ein alter, hodigetehrter H^npfpoter, beffen Atomen
leiber oergeffen ip. Klein unb hager, foft fränflt^ üon 2ln=
fehen, »nßte er bodh einem 9iiefen oergteid)bor, bie tnädhtige
Drgel ber KloPerfirche ju bänbigen, boß pe mit ©turmeS=
gebrouS bie hohen ©pi^bogenhotten erfüllte, ober mit leifepem
©eliSpet pch on ben Iteblidhen ©efong ber Ghorlnaben _an=
fdhmiegte — je nad) feinem Sitten unb feiner geiooltigen
-Kunp. üludh oiele onbächtige ^fotinen uttb hod)erhabene 9)?eß=
gefänge fomponirte ber gelehrte iüJeiper loährenb feineS langen
i'ebenS, bie feinen 9hthm tro^ feineS tnühfelig befdhränften
ßiiftonbeS, botb über gonj Jtotieu, ja »elter nod) ausbreiteten.
Slber »le mit ber Shat, fo »or er oud) im ©ebet ein eifriger
Verehrer
Oer helligen Gäcitio, ber ©dhutjpatronln aller KunP
unb a}Jupfa, nnb jebem ^IRorgen= unb Slbenbgebet fügte er
gläubig oertrouenb bie Sorte hi"iu: „Sancta Cfficilia, ad-
juva mc! (ftehe tnir bei) —" Sind) oor bem Seginn eines
neuen SerfeS that er olfo. Unb baß bie heilige Goecilio
ihm half, boS hat et gewußt unb erfohren fein langes, pedjeS
Sehen hinburd).

2llS er nun fd)on fehr olt geworben toar unb bennodh
nie ermübete Im Dienpe feiner 1)1- Hei^^t"/ i)atte er einPutolS
bei 9?ad)t einen gor wunberbaten Droutn. Do fotn eS ihm
üor,
als ob ein hoher geptog, oielleicht bet hö^Pe beS gonjen
Kit^enjohreS gefeiert werben tnüßte. Die ©loden läuteten fo
heß unb bodh "'lebet fo tief geheimnißooEl in feine Dtäume,
wie er'S Im Sodhen nodh niemals oernommen hatte.

EiligP mochte ber a)?eiper pch auf unb in bie Kirche,
um bie gewaltige Drgel jum Segtnn beS Hochamtes ju
Intoniren. Die Kirche toor fchon gefüOt — ouS ber ©o=
cripei traten eben bie fepgefchmüdten ^rieper hei^bor, bic


-ocr page 14-

ifl

große Dhurmuhr fc^tufl — es loar bie höc^lle Bett.
3J?it be^enbeften (Schritten eilte ber 9)teifter bie SBenbeljliege
jum Orgelcbor hinan. Aber noch war er nicht über bie
§ölfte ber Stufen, als fchon ein ©efang unb Orgelllang
über feinem Raupte erfchotl. Sieblich ujte tJon Gngeläungen j
tijnten, oon SSJed^feld^oren gelungen, bie iiBorte beS JntroituS ■
hernieber: Puer natns est nobis et filius dalus est i
nobis ((Sin Kinb ifi unS geboren, ein ©ohn unS gegeben).
aaSie bie ©h'''^^ ber §irten unb ber fetigen ©eraphtm auf
Bethlehems gluren mahnte ber ©efang ben hnrchenben 5)?eifter. j
SJie feftgebannt mar er. ©üblich, nach mehrmaligem 2ßed)fel ^
vereinten fich beibe Ghore jum geroaltig himmelanftrebenben: i
Et vocabitnr nomen ejus magni eonsilii Angelus
(Unb fein 9^ame mirb fein: Sngel beS großen 9?atheS). 3n
nie erhiJrten, nie geahnten Sontoeifen aber oerfchlangen fich
bie monnefamen klänge beim Cantate Domino canticum
novnm, bis fie jule^t tu einem pvachtoolleu, lang auS=
haltenben ©d)lu
§accDrbe gipfelten, mie bie fteinlebenbigen
gtofenphramiben beS gothifdhen tlofterbomS iu ber i?reujblume
beS hij^flen ber oieljatfigen Shöi^me.

Der gjntroituS mar ju ©nbe — ber 9[l?eifier fanb geil,
bie jtreppenftufen ooDenbS hinansufteigen. Stuf bem Dtgel=
d^or mar eine große ©chaar munberfam halber 3iungfrauen,
■^^almjmeige in ihren jQänben, golbgef^riebene Büdner oor
fich, ans benen fte fo eben ben ^ntroituS gefungen hatten.
®ie fchijnfte ber ^fnngfrauen faß an ber Orgel, ein i?ranj
ton meißen Silien fäumte ihre ©tirn nnb ©chlöfe. Un=
mißfürlid^ mußte ber •ßater an feine hohe §eilige benfen.
Seife betete er: Sancta Caecilia adjnva me! — !Da
toanbte fich bie Drgelfpielerin unb nicfte freunblich läd)elnD
ihm äu. äber fdion begann fie jum Si^rie ju prälubiren,
melcheS bann mieber ihre himmlifchen (Sefpielinnen auS ben
golbenen ^Jotenbuchern fangen — finblich gottergeben, leife
flehenb, oertrauensooll anbringenb: Kyrie, Cbriste eleison.

aSon Sl. Bruns, Bitar in CSilenborf.
(gortfe^ung.)

Gin anbereS geft ju Ghren WariaS ■ finbeft bu nod^ om
18. ÜDecember. GS ift betiteU: Exspectatio Partus B.
M V. — Grmartung ber ©eburt ber atlerfeligften ^[nngfrau
3)toria

©. ^Diefe Benennung fdl)eint mir unbeftimmt ju fein ;
id) meiß nicht, ob ich mit" berfelben Oie Borftellitng oerbinben
foü, baß Hîaria ermartet mürbe, ober baß ber menfd)gemor=
bene ©ohn ®otteS ermartet tourbe?

?l. ®u haft 9îed)t; in unferer beutfdhen ©pradhe ift biefe
SluSbrudtSmeife jmeifelhaft: in ber lateinifd)en ©pradhe meni=
ger. ^uS einer früheren Unlerebung muß bir nod^ erinnere
Ud) fein, baß ©eburt, menn eS ben Beginn biefeS irbifchen
SebenS bebeutet, burd^ baS iffiort Nativitas bejeidhnet mirb.
ajîariâ ©eburt heißt bavtim Nativitas B. M. V., Ghtifti
©eburt: Nativitas Jesu Christi. ®aS Bîort Partus bient
baju, um JU bcjeid)nen, baß 2)?aria geboren hat, uid)t,
baß fie geboren mürbe. î)aS genannte geft miß unS alfo
barauf oufmerffam mad)en, baß ïlîaria, bie reine Jungfrau,
ben f)eilanb balb gebären follte; bie ©eburt 2)îariâ —
Partus B. M. V. — mirb ermartet, hat bemnad^ ju be=
beuten, baß bie â^it nahe h^^angefommen mar, mo 2>îorta

burdh bie ©eburt beS verheißenen GrliSferS bie SBelt be=
glücfeu follte.

©. SBenn Partus fo aufjufaffen ift, fo begreife idh eS
aud^, marum üom 2Beihnod)tSfefte an ber Berfifel gefungen
mirb: Post partum virgo inviolata permansisti — 9tadö
ber ©eburt bift bu unoerle^te Jungfrau geblieben. ®aS foü
iebenfaOS heißen, aud^ baburdh, baß bu ben §eilanb geboren
haft, haft bu beine unbeffedte Sungfraufchaft nicht eingebüßt
?l. ®arin ftimme id^ bir bei. 2Ber baS BJort ©eburt
hier anberS oerflehen
iDOÜte, mürbe bem ©ebanfen ben beab;
ftchligten unb rid^tigen ©inn nehmen.

©. tijnnle biefeS geft ber Grmartung nid^t audf) alS
ein geft beS .^errn aufgefaßt merben?

21. ÜDaS »iö id^ gewiß ni^t in 3lbrebe fteHen; aber eS
ift bod) JU bebenfen, baß oor ber ©eburt :^efu Ghrifti feine
aiJutter 2J?aria als §aupt_perfon in bie Grfd)einung tritt.
üDaS toirb auch unfere heilige ^ird()e Oeranlaßt haben, fomohl
biefeS geft, als auch 2Äaria Berfünbigung unter bie
a3?utter=
gotteSfepe ju jählen.

©. ®aß biefeS geft ber Grwartung — exspectationis
— in bie IbtentSjeit fällt, foH fic[)eriidh baju bienen, bie
©ehnfudht nad^ bem §eilanbe nod^ ju Reigern.

21. ^ebenfalls unb um biefer ©teigerung einen nodh
innigeren unb fdhärferen ^luSbrudf jn geben, ift eS in bie
jmeite §älf(e ber 2lboentSjeit gelegt, mo 'bie Kirche burch bie
fogenannten 0=?lnbadhten ju immer größerer ©ehnfnd^t nadh
bem Grlijfer anregt unb aufforbert. §ier hat eS aud) megen
■ ber nahen ©eburt beS §errn feine natürlid(>e ©teile. — 9Jun
habe idh bid) enblid) nod) auf baS geft aufmerffam ju mad)en,
melcheS bie Ghorbücher unter bem 9famen Translatio alniae
dotnus Lauretanae B. M. V. enthalten. Translatio heißt
Uebertragung, gortfchaffung uon einem Orte au einen anbereu
Alma (ionius Lauretanae B. M. V. ift baS hehre §auS
; ber allerfeligften 5;ungfrau ju Soreto. ffiir haben eS alfo
I hier mit einem gefte ju thun, melcheS ber Uebertragung beS
' hehlen ^aufeS ber aUerfeligften Jungfrau ilJaria gilt, uub
jmar ber Uebertragung beSfelben nach Soreto, einer ©labt im
I mittleren ^[talien.

! ©. BJaS bebeutet benn ber 9?ame Soreto?
' 21. Soreto ift jebenfallS gleid^bebeutenb mit beut lateinifd^en
' BJorte lanretum unb bebeutet fo oiel alS Sorbeerpflanjung.
!Dod) fommt biefe Bebulung für Soreto, meld^eS ein berühm-
ter BJallfahrtSort ift, jeljt nicht mehr in Belrad)t. gür uuS
ift nur baS michtig, baß fid) in Soreto baS heilige 4)auS be=
: finbet, melcheS ber allerfeligfteu Jungfrau in ^iajareth alS
I BJohnung gebient hat, morin fie bie Botfdjaft beS GngelS
, entgegengenommen hat, looriu baS ©eheimniß ber 3)?enfch'
i mirbung 5lefu fid) Oolljogen l)at.

©. ffienn ju Soreto loirfli^ ein fo großes .^eiligthnin
i fid) befinbet, bann munbert eS mid) nidfjt, baß eS ju einem
fo berühmten SallfahrtSorte gemorben ift. ^^ 'nöd)te nur
i miffen, mie biefeS hehre §auS borthin gefommen ift.
, % 2Bie glaubmürbig berid^tet mirb, ift eS jur Seit beS
i hl- GoeleftinuS, ber gegm ©d)luß beS 13. ^ahrhunbert auf
1 bem pöpftlichen ©tuhle faß, burdh Gugel ben Ungläubigen
j entjogen unb junöchft nadh ©almatien, fpäter nach Soreto
gebraut loorben, mo eS fel^t bie ©läubigen ju heiliger Be=
munberung unb begeifterler Berehrung aufforbert.

©, §at babon ouch vielleicht bie louretonifche Sitonei
ihren SJJomen?

21. Ohne öraeifel. ©ie ift jebenfaÖS bei bem §eiligth«»"
JU Soreto (Lanretum) entftanben nnb gehiJrt ihrer Gntftehung


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nadh ioahtfdheinUdh bent 53egttine be§ 14. Ja^ïhunbertS an,
olfo ber rceldie bef lieberlrogttng be§ beiltgen §attfe3
junödhfl folgte. Sete uub finge fie aHejeit mit fo großer
Slnbo^t unb ©ommlung, boß fte audh in beinem ïlïunbe ein
mürbigeê Sob ber oHerfeligften Jungfrau 2)?aria fei unb ein
mirffomeS 9Jfittel, bich t^r«^ befonberen gürbitte ju erfreuen.

®u hafl mir nodh itidht angegeben, ouf meldhn Dog
boS geft Translationis almae domus Lauretanae Be-
atae Mariae Virginis gefeiert mirb. So finbe idh

31. fteht am 10. Dejember unb fäQt alfo regelmäßig
in bie Oftoüe ber unbeflecEteu ©mpfängniß a)?artä. ^opft
JnnocenS XI l., melder 1691 ben bifchijflichen ©tnhl ju 9ïom
befiieg, führte bie jährliche geier beSfelben junächfl für bie
^^3romnj ein, morin Sorelo liegt; ^iu§ Vil. beffen idh «orhin
bet Srroähnung ber napoleonifchen ©emoltherrfchoft badhte, ge=
flottete, baß e§ in ber ganjen Ghriftenh^it gefeiert merben
bürfe.

Durdh H biefe Unterhaltungen über bte ^efle ber 9}?utter
©otteS, muß bir nun boS richtige berftänbniß berfelben er=
fdhloffen^ fein. DieS mirb nidht menig boju beitrogen, beine
Siebe unb begeiflerung für bie mürbige geier berfelben ju
toedten, ju erholten unb ju fteigern. Gin redit ftnuigeS unb
fdhägboreS 3e"3"ifi Reiner geläuterten ©rlenntniß unb frommen
lleberjeugnng loirb borin ju finben fein, boß bu bid) gonj
befonberS on biefen gefttagen mit begeiflertem Gifer' beS
lird)li^en GhorgefjngeS annimmfl. Der fdhlme unb onbächtige
bortrog beSfelben ift gerabe boSjenige, tooburch bu iu betner
Stellung als tird)lidher Ghorfänger" boS Sob unb bte ber=
ehrung ber hl' ©otteSmutter gonj befonberS fiJrbern foflft.

beüor lüir nun biefen 'Slbfdmttt obfdhließen, möd)te id)
mir bie ©eioißheit Oerfd)affen, boß bu bir bie Oerfdiiebcnen
gefte ber ^3J
(Utter ©otteS mit ihren lirdilidhen 9Jamen red)t
feft eingeprägt haft; benn nttr bonn fannfl bu fte in bcinen
(Shoralbüd)eru fid)er nnb leicht finben.

<B. ^d) bin nicht abgeneigt, bid) booon ju überjeugen
unb ioifl fie barum, mentt idh fo beiner Slbftchf entfpreihe,
ber 9{eihe nod) herfagen.

SI. (SS UMrb bir bobet eine (Srleid)terung gemähreu,
loenn bu bei biefer 3lufjählung bie aicihenfolge' einhältfl,
mcld)e burdh boS Seben ber iDiutter ©otteS felbft" gegeben ifl.

6. ©ut; td> nenne olfo juerfl ber 9leihe nodi) 'bie gefle,
benen begebenheiten ouS bem Seben ber iWutter ©olteS ju
©runbe liegen; bornadh biejenigen, nvldhe on befonbere
SohUhaten erinnern, bic fich im Seben ber Kird)e on ihren
yjomen fnüpfen. Die crftcrcn finb folgenbe: Iininaculata
Conceptio beatae Mariae virginis" — Unbcfledftc Gm-
pfängniß ber anerfeligflcn Jungfrau SJJario, am 8. Dejember;
Nativitas H. M. V. — DJariä ©eburt om 8. September;
testnni Nominis H. M. V. — 3JJoria ^JamcnSfeft, om
Sonntage borouf: Priiesentatio H. M. V. — ^Jforio
Opferutig, om 21. Diooember; Desponsatio H. M V. —
ïlJotia bermählung, om 23. Jonuor; Annuntiatio M. V.

— giJario berfünbigung om 25. SJJärj; Visitatie \l. M. V.

— Diorio §eimfud)ung om 2. JuU; Exspectatio partus
U. M. V. — (Srioartung ber ©eburt beS öerrn von ber
ollerfcligfleu Jungfrou, om 18, December; Furificatio B.
M. V. —ÜKofiä Steinigung, om 2. gebruor; festum septem
(lolorum B. M. V. — geft ber ftcbcn Sd)mcrjen Woriä,
om grcilog üor '^j^nlmfonntag unb om 3. Sonntag im
September; Assumptie B. M. V. — Woriä .^immeifohrt,
om 12. Slugufl.

SI. {Richtig. 9Jun jähle bie anberen ouf.

S. Dedicatio sanctae Mariae ad nives — ûDîoriâ
Sdhneefeier om 5. Slitgufl; Commemoratio B. M. V. de
monte Carmeli — gefl SOïoviö üom berge Kormel, om
om 16. JuU; festum B. M. V. de mercede — gefl
ÏDJaria üon ber Êrli3fung ber ©cfongenen, om 24. September;
Solemnitas s. Rosarii — 9Ïofenfranjfefl, om 1. Sonntog
im Dftober; festum Maternitatis B. M. V. — gefl ber
ïDJutterfchaft 2J?ariä, om 2. Sonntag im Ottober ; festum
Puritatis B. M. V. — gefl ber "jRcinheit SKoriâ, om 3.
Sonntag im Oftober; Patrocinium B. M V. — Woriä
Schugfefl, am Sonntag nod) SlOcrheiligen; festum B. M. V.
titulo: Auxilium cliristianorum — geft SDîario unter bem
D'tel: §ülfe ber Ghriflcn, om 24. 2)îai; Translatie almae
Domus Lauretanae — Uebertrogung beS h^il- §aufeS
JU Soreto.

SI. Du hafl bir biefe gefte red)t gut eingeprägt; ich
münfdhte, boß ollc Sänger fie mit bexfclben Si^erheit anju=
geben lüüßlen. Daju führt ober nur unüberminblid)e SluS:
bouer. Uebung tnod)t ben a)îeifler.

9îa^bem mir nun eine fo ftattliche 9îoihe 3Jîarienfefle in
I ben Kreis unferer Unterrebung gejogen haben, loffen mir
: einige anbere, beren geier nur für einjelne tücnige Kirdhen
I geftattet loorben ifl nnb bic ihre ouSreid)cnbe Erflärung in
I Ihrem 3{amen felbji finben, auf fidh beruhen, um baS nädhfte
a^ol
JU einer anberen 9îeihe üon gefien überjugehen.

bcm ißnflffrulttub^

P. ^ronj fd)i'cibt: „S^ou feU 3)lonûten hotten mir
ein Du^jeub 6d)ultnabeu au ©onu-- unb gejltagen in
unferen (^efûngd)oc îommen loffen unb fie fo ümifdjeu
unfere EhorpatreS gcftellt, boß jmifdjcu je 2 bärtigen
3Jlciuueru unter beren (SHeubogen eiu Kuobe herüor-
gjidte unb herausfang. 9lie hätte fich ein Kaffernîuttbc
träumen laffen, boß nur meuige gjîouate uergeheu bürften,
bis er mit fräftiger Stimme aus ben 3iiefenbüd)cru
heraus fo unerI[nrUd)e Dinge fingen unb nud; fo
gehcimnißüoHe 6d)riftjeid)en, mie unfete Sfiolen, mit
Seid)tigîeit lefen mürbe. Uub ba flecïen biefe fdhmarjen
©oütöpfc jiDifd)eu beu meißen Kutten unb fingen ohne
Sd)cu mit uns ©lorio, ßrcbo u. f. m., als ob fie bnS
fd)on ioOrelang getrieben hätten. Sie entjüdt ifl bn
bic ?Dlutter, menu fie ihren buben fo hfö fingen hört!
Ermuthigt burd) biefe Erfolge fliug unfet P. Enutor
nod) ciiieu Sd)ritt meiter uub Ueß einmal bic neuen
Gljriften mSgefammt jum Singen einlabeu, um üor ber
Öcinb überhaupt bloß ju erforf^eu, ob mnu eine ^leigung
für (Sîefnufl jeigc ober nid)t. Ser hätte eS nermuthet,
fie îomen fo johlreid), baß ju einer Kleibertombola
(berlheilung) nicht uiel mehr geîommeu mären. Jdh
bad)te, nls ich bauen hörte, eS hal^e bei ber erflen Eiu»
labuug eiu 3)lißuerftänbniß obflemaltet, aber nein, ber
Zulauf uermehrte fid) nod). Unb niiäht bloß funge
uuoerheirathetc Seute flellten fich babei ein, fonbern
alte ergroute 9)Jänner, ebenfo mie 9)lülter mit ihren
Kiubern. bereits haben \a nQe chrifllidhen Selber jefet
Kleibung, aber manche îjîutter fann fid) nidjl entfd)lief3en,
bic alte licbgemouncne ©emohnheit objulcgcn, unb trägt
ihr Kleines immer noch rüdmärts im 6ad ober im
Du(h. e« ift biefe Sölanier eben gar fo bequem unb


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foftet ïeitt Äinbättiägbleiit. 5Jiatürïich hjar boê erfïe
©efdhöft beê ©efangleljrerê, ju fonbiren rcegeu ber
©timmen ber ©injelnen, unb bonn megen beè ©eljöreg.
6c fang ben (Sinjelneu bie ©cala mit Segleitung ber
©eige üor, unbrmaS entbedte er ba fd^on bei ber erften
3ufammenfunft? ©o coloffole ©timmen, fo ïrfiftig unb
fo auêgebehnt, bafe eê un3 in ©taunen uerfe^te. Sllê
ber Êantor ba§ erftemol i^re ©timmen fonbirte, ba
gab e§ atterbingê noi^ tnandh oerjerrte ©epi^ter, Ser--
holten beê ©ejlchieê unb beê aJïunbeS — fie fd^örnten
fi(| iïirc ©timmen hören ju Taffen bei Slbfingen ber
©calo, Slber balb ließen fie oon biefer gurdjt ob,
be-
fonberê bet Slbfingung beê ïaffrifd^en 2loe a)ïario. Sim
poffirlichften fanb ich eê aber, menn fo eine 3ÏJutter
bie ©cala hinauf ^inob fang, mährenb ber fleine
junfer ober ben ©chultern ihr auê bem ©acEe jufah
unb auê feiner Soge ober ©perrft^e alê 3uPrer ftgu=
rirte. ©o ein Surfdhe muß benn boch flemiß taïtfeft
merben, qu(^ bloß burdh bie Semegungen beê 3JZutter=
herjenê, unb roenn bie 3Jiutter fd&on über folch fteilen
gelfen mit ihrer ©timme hinauffliegt, fo muß foldh ein
tinb im ©ade eine Prima-'Donna obgeben. ®ic SQÏeiften
haben aud& gleidh onfänglich bie ©cala gonj rein 9C=
fungcn. ©o ift nun ber Slnfang gemadht unb ben
Seuten roör'ê angenehm, roenn Tie olle 8 Stage jur ©e^
fangprobe fommen bürften. ®abutch, boß roir ben ®c=
fang bei unferem SSoUe anregen, geroinnen roir 2 große
SBortheile, baß fie größere Suft ju unferen 3lnbad)t§=
Übungen belommen, unb baß fie auf biefe 2lrt bie
freie ^eit ouf eine üiel eblere SBeife, alê bloê mit
SEonjen unb ©chreien jujubringen roiffen, roie eê biê=
her bei ben heibnifdhen taffern ber gaU mor. ©obalb
unfere üJfufiünftrumente anfommen, merben bie beften
tofternburf(^en unter unfere SlJufifcr geftedt. SBie ge--
fdhaffen für fie ftnb bie SecEen, bie S^ro, bie Trommel
2c.

mit ber firdhenmuftf in feiner tirdhe gut meinte, ba§ Satein
ausgegangen unb fah er mohl ein, boß er fein 2Bort mehr
gegen ben burdh bcn Drganiften terübten ©faubol reben bürfe.
— aiber mos ifi benn eine ©obenj? 2lntmort: ®a§ ffiort
fommt auS bem Soteinifchen (cadere = fallen) unb heiß
fo oiel als ©dhlußfatl ober jTonfdhuß. gibt melobifdhe unb
hormonifdhe Sobenjen; modht bie 9}felobie in ber ïlïitte ober
om (Snbe einen ©dhluß, fo nennt man bie legten 3;i5ne eine
melobifdhe (Sabenj, madbt ober ber Orgonift in ber Begleitung
mit ?lfforben einen ©dhluß ober mirb in einem mehrfiimmigen
(Sefongflüdfe ein ©chluß gemadht, fo nennt man biefe legten
SIfforbe eine harmonifche Gabenj. ®ie ©änger müffen mijfen,
baß bei folchen (Sabenjeu, feien eS melobifdhe loie im (Ehorol,
ober harmonifdhe mie im mehrftimmigen ©efange eine 25er=
jijgerung (fogen. ritardando) eintreten muß, eineStheilS um
ben Üejt in ber ridbtigen Sffieife'jur]^(£rleidhtcrung~beS 25er=
ftänbniffeS ju gruppiren, anberntheilS um ben 3ul>örer ju
beruhigen unb fo ju fogen in heilige Slubodht einjufmgen.

Btu0übmiöen.

XII. Ucbunflcii in bcr III. (phnjgifthcn) ^irdjciitouart.

Finale ift mi, Dominante ift ut,"Ambitus ift mi-mi.

-m

Tertia di-es est quod haec facta sunt.^) Di.xit Dominus

!=t

Domino me - o : Sedo a dextris nieis. Ky - rie

e - leison. Et in terra pax bo-mi-ni-bns bonao volunta-tis.


Ö)a0 i|l eine Cakii)?

jn einer Pforrfirdhe ber Êrjbii3cefe ti3ln trieb jur 3eit
ein Orgonift fein Unmefen, ber, foge unb fdhreibe, feinen
einjigen Slfforb fpielen fonnte, bogegen flctS auf bcr tlobiotur
herumorbcitete, olê menn er ein gonj gemonbter ©piclcr fei.
èolt e§ ein $ßorfpicl ju einem ©horolfa^ ju liefern, fo mochte
er einige Säufe oon unten nodh oben unb ton oben nodh unten
biê JU ber ©teile, mo bcr crpe 2;on be§ ju fingenben Son--
fiüdfeê log; bonn begleitete er bie 21?elobie in Oftotcn. ©o
hotte er eineê ©onntogê mieber boê gonje §odhamt hiubu^ch
ben ©fonbol getrieben. (Sin im ®orfe jufällig anmefenber
-Eheologe, welcher ba§ Drgelfpiel orbentlidh tcrftonb nnb ßeuge
biefer Seiflungen mar, murbe feitenê beê ^nxn SJtfor ^ach=
mittags erfudht, ou^ einmal bie IDrgel ju fpielen. ®erfelbe
fogte JU unb übernohm, obfdhon er redht gut mußte, baß er
folcher Goncurrenj nidht gemorfcn fei, bie Orgelbeglcitung ju
ben SSolfSgeföngcn tor unb nodh ber tatcdiefe. 9?adh bem
©otteêbicnfte traf ber §err SSifor in ber ©ofriftei ben Prä?
fibenten be§ tirdhentorftanbeS
unD frug ihn: „2Bie hat jh"en
benn heute Sïodhmittog baê Crgelfpiel gefallen?" „D", fogte
ber olte §err, „idh ^a^e mohl gehijrt, boß ein onberer Or=
gonijt ouf ber Sonf foß; er hat mohl gut gefpiclt, ober bie
„ßobenjen" (!) fonnte er bodh "i^t jo modhen, mie unfer
Orgonift." SDamit roor notürlidh bem §errn SSifor, ber eS

Dens tn - o-rura milituni, Sa- cer - do - tes tu - i.

In no - mine Je-su. Fango lingua glo-ri - o - si.

Xlll.Ucliuuflcu in bcr IV. (hhVophrijflifdjcu) iïirthcntouart.

4:

=F

Finale ift mi, t)ominanto ift la, Ambitus ift si-si.

t

Uiiiirla vi-gi-li - a vo - nit ad o - es.') Di-xit

Dö-mi-nus Do-mi-no me-o: So-do a dextris mo-is.

Glo-ri-a in excelsis Deo. Eo-sur-rc-xi. .Jus -

stus. Be - ne-di - cimus. Nos au - tem.

Peromnia saecula|saoculorum. To Deum lau-da-mus. 2

3). i. ber brüte, Sag ift e3, baß bieS gefd)ehett ift.
3). i. S3ei ber Oierteu 5ïad)tioad}c fam er ju ihnen.


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t)erfd)tei)enej5.

gOttCttVê. Bet ber ^ïrönung beê Äaiferg ^ïopoleon I. atii
2. ©ejetnber 1804 tDoHten bte 'Sßarijer ft^ burd) eine nie
bagewejene 9JJuft! hertjort^un unb fatten beßb^lb ba§ Orc^efter
im ®ome mit a^tjig Warfen beje^t. Beim Ginjuge be§
Mfer§ unb ber i?ai|erin in baS altel)rmürbige @otteShau§
fingen alfo oHe biefe 9Ja(hahmer be§ haT^feÏpieienben fijnigS
®aoib au, i^re §arfen ju jupfen. 9Jatürlii^ loar für ben
SlugenblidC SlCleS überrafd[)t unb erfiaunt. £ein BJunber auch,
baß bie gefiorbner fich bereits in bem ©ebanfen geftelen,
baS 3J?enfchenm(}gliche geteiflet ju h^ben. Unb boch foflten
fte auS biefem feligen ©efühle jäh herauSgeriffen merben! —
3)er greife ^.ßapft ^.piuS VIL hielt nämlid) gleich nach bem
fêaifer feinen Ginjug in bie ©omfird^e Gr hatte etma breißig
©änger ber ©iftinifchen iïapeöe öon 9iom mitgebracht. —
Dhne aße Begleitung »on ^nftrumenten, auih ohne Orgel=
begleitung, fangen biefe bie ÜJJotette Tu es Petrus
(®u bift ^etruS, unb auf biefen gelfen
jc.) bon bem be=
rühmten SJJeifter ©carlatti (t 1725). Unb fiehe! ÏWöchtig
ergriff bie munberooße ßompofition bie ^erjen Slfler! ^eber
mochte ahnen, mie groß ber Unterfdhieb fei j»ifd()en bem
oberflädhlichen Särm ber ®elt uub bem ©eifte ber ßirdhe,
mie er ftdh in ben SBerfen gottbegnabeter Sonfuuftler offen=
bart. 9lßen aber fagte ihr gefunbeS ©efuhl, baß fold^'
lärmenbe ■^robuftionen mohl in baS Sih^ater ober in ben
ßoncertfaal, nimmer aber tu baS ©otteShauS paffen, ilurj,
bie breißig ©änger ber ©ijtinifdl)eu iïappeBe hatten ben
ganjen, mit großem 21p''omb iu ©cene gefegten §arfen=
fpeftafel tobt gemadht, unb bie golge mar, baß bie |3arifer
mit ihren ad^tjig ^arfenfpielern nodh lange genedtt mürben.
— 3)arauS ergibt fid) bie naheliegenbe 9}Joral, baß bie
2J?ufif, meldl)e nur auf baS ftnnli^e BJohlgefaßen beredhnet
ift, feineSmegS in baS ©otteShauS paßt, mag fie fonft nod)
fo funftooß componirt unb ausgeführt fein. ®ie ^ird^enmufif
foß oielmehr erbauen, foß jur ^Inbad^t ftimmen, foß bem
©eifte ber tird^e entfpredhen! ®aS mirb aber nur bie
ilfufit thun, meldhe ben gregoriantfchen ©horal jur 3tidht=
fdhnur nimmt.

Gin Igcct^oucitsschttjflvmcr. §err ^ohn Sinton,
ein Sonboner ■}3rioatier unb fünfjigjähriger
Mann, geiieth im
Glub mit bem ©dhriftfteßer S:hDmfDn in ©treit, meil biefer
fidh loeigerte, fämmtlidhe BJerfe BeethoOen'S als unübertrefflidh
JU erflären. ®ie Herren gedeihen in unb fd)ließlidh

mürbe ein ®ueß befchloffen, meldheS am 11. ®ej. ftattfanb:
im Berlaufe beffelben bradhte Shompfon ju feiner gri5ßten
Berjmeifelung bem ®ïr; Sinlon mit einer ^eooloerfugel eine
tijötliche Berleljung bei. ft^urj üor bem ®ueü fe^te Sinton
ein Seftament auf", morin et fein gaitjeS BermiJgen für Beet=
hofen^SRonumente, Beethoüen=©tiftungen
jc. bermadhte: feine
le_^ten B3orte maren: „Saffet bei meinem Seidhenbegängniffe
feinen 2;rauermarfch fpielen."

^ncïDotC. Gine ï)ame tritt in eine 5Dïufifalten=
§anblung. „Bitte, geben ©ie mir ein redht h^bfcheS aJiufif=
ftücf für meine ältefte Sochter, fte hat juleljt Reveil
du Hon
bon éontSfi gefpielt." „ Demnach mürbe ftch pensée
d'amour
mit Grfolg oermenben laffen, jeljt ein fehr beliebtes ©tüdt."
„aBaS foftet eS?" „9{ur eine i«arf." „Dann bürfte eS
bodh loohl nicht paffen, meine Sodhter hat fdhon ©lüde für
2 Warf 50 gefpielt." 9ïun mi5^te idh nodh einen redht
leichten Sanj für meine füngfte Tochter." — Der Berfäufer
mad)t fte auf einen befonberS gangbaren fleinen 2ßaljer auf--
merffam. — „O, ber ifl noch ju fdhmer, feheu ©ie bodh bie
Borjeidhnung, jioci ßreuje." „O, baS thut nidhtS, gnäbige
grau, bie rabire id) 3^nen auS."

Sluflöfung beS ÜïebuS ©eite 7:
gifd)fang.

2lufliJfung beS 9?äthfclS ©eite 7:
Gin Sichtet.


Verlag von Alfred Coppenratli In Regensburg.

Dcrlftg kl- jÖudjIjniiMuno f. 3luci' iu Boimmuövll).

Soeben crfd)icn:

i^röfjlirf), (Tregor, :^^nleituug jur (Erteilung i)C0 (£rflbctd)tnutcrnd)tc5

3uin 33cften beS Gaffianeums in Donanmijrth. SDMt Dbcrhirtl. Drucfer-
laubnis, 8«. (VIII n. 136 ©.) ^rciS 80 ^fg.

Igierju:

--i(utcrrid)t für (Er|lbcid)tcnbc. 3)Jit DDcrhirtlidhcr DrncfcrlaubniS.

MeinftcS g-ormat, ^rcis 10 ^fg.

a«. Bei !)!irtrtic5c,utn 9Irtli()tt.

SSorlicgenbe Sd)rift luill bic hodimürbißen Jlatedjctcn bei Grteilnng beS Crft
beid)tuutcrrid)te8 beftenö unterftnljen.

Segen ber burd)au8 prattifdjen SDehanblnuflStoeife beS llnterrid)tSftoffe3, beö
biaiflen greife« unb namentlich »oeflcn beö UmftanbcS, baß ber ben Untcrrid)t crteilcnbe
priefter beu Äinbern aud) einen au baS Sehrbud) fid) eng anfdiliefjcnben Unterrid)t an bie
^anb geben fann, bürfte bicfeS .'gilfsbud) beu ho^ioürbigeu .'gcrren .<lated)etcu befonberS
njinfommcu fein.

a5y"3u bcjtehcn burd) aflc Buchhnnblungen, foiuie bireft Uon bcrBerlagS»
hanblung:

Öui^^ßnMuuö ß. ?(«cv itt Sottrtumövtlj

Laiiiciitiitioiies

Jeremiae Froplietae

iu coucentu IV vocum

auctore

Jotvn. Bnptista Kcrer,

qnas

nunc prlmum In pupllcam lucom profert
Ipn. JHttcrcr.
Partitur M. 2, Stiminon u 49 Pfg.

Sechs Lieder

zum Gcbrauclio während der
heil. Fastenzeit, insbesondere bei
Oelbergsandachten.

Für

Sopran, Alt, Tonor und Bass
mit

Orgclbegleitung:

Von

Anton Mayer,

Op. 3.

Partitur M. 0.75, Stimmen u 15 Pf.


-ocr page 18-

für den kii-chlicheii Grebrauch

mit

Über 300 leichten Yorspielen etc. in allen Tonarten und den Begleitungen zu den Mess-
nnd Yesper-Responsorien, Präfationeii, Pater noster, Psalmtönen, Adsperges, Vidi apam,

0 salntaris, Tantum ergo und Veni Creator.

Von

J. Sing-enberg-er,

228 Seiten in Quart. Preis 6 Mark.

Eine Harmoniumschule, speziell für die Kirche berechnet, ist ein BeJürfnlss, welchem das vorliegende Buch entgegen
kommen will. Der I., theoretische, Theil, setzt keine musikalischen Kenntnisse voraus; er beginnt bei don ersten Anfangs-
gründen der Notenkenntniss und schreitet stufenweissc so weit voran, als ein „Organist" anständigerweise kommen muss.
Der IL, praktische, Theil bietet eine Auswahl von über 300 kürzeren und längeren Tonsätzen in allen Dur- und Moll-
Tönen, sowie in den alten Kirchentonarten, zur Verwendung beim Gottesdienste sowohl als auch zur Uebung.

Der Anhang enthält die Begleitung zu allen Mess- und Vesper-Responsorien, zu sämmtlichen Präfationen im solemnen
und ferialen Tone und zu den Psalmtönen in den verschiedenen, gewöhnlichen Transpositionen, sowie zum Adspergas, Vidi
aquam, Veni Creator, 0 salutaris und Tantum ergo — gewiss für Manche eine sehr nötliige, für alle eine sehr wünschens-
werthe Beigabe.

üicbiötrt üou §a(ievl

jum i3c|lcn l>cr ;ftird)cnmurilirti)ulc in îlcocuaburfl»

(Alfter So^rptiß ï)cê (Jâclltcnrolcnôcrê.)

gr. 80. ^rct§ 1 3)î. 20 "ißfg.

®0tm0rt Der 9lcïlûftlon. — Reporterinm musica) sacra). 1. .Hct't. SBicrftimmißc „Missa Brevis" oon Jol). Rranj Wucrio
in mobcrncr Partitur (3 58ioIin« uub ein Söafjfdjlüffcl).

I. ilBÇûubruttflCtt unb i^nffn^e.

®ie alten TOufifthcorctifer. — ?IngeIu8 Selcfiuä. Ginc bl)£muotofliiri)c Stubie tjon P. öuibo ©tarin S)reDe?, S. J. — 3)a5
Slrchio ber ©oujaga in SWantua, mit befonberer 31ücf)id)t auf Giovanni Pierluigi Palestrina üon gr.
X. .^abert. — 3)ic neueftc
Üteüifion beä Ceremoniale episcopornm in Söejun auf bic bort enthaltenen ^öeftimmungen über firdilid)c TOufif üon Sguaj TOittcrcr.
— ©iooanni granceSeo ?Inerio. 3)arfteÜunfl feines SebenSgonoeS nnb Sd)aucn3 auf ÖJrunb bibIiographifd)cr ®oeumcntc oon granj
3É. Hobcrl, — SohanneS SeercnS, mcilanb -tiochfürftlid) Sâchfig.ïBeifenfelbiîdjen Gonccrt.DJcifterS unb (îammer-îjîufiti Dhjfifalifd
)C
Siâcurfc (gortfe^ung a. b. Gäcilienfalenbcr 1885.)

II. Jlnieigcn, :^cf|»rc<f;u«flctt, /irUißett.

ßiturgif^c unb einfcbläfligc 23erfe: Gradualo ßomanum, Epitome, Compendium, SolfSauSgaben ber offiAieUcn Gl)oraIbüd)cr,
Bogaerts, le congrès d'Arezzo. — §iftorifd)e3 unb Slefthetifd)e8 : ïûtter über Stabat mater, Sufi über Söcneb. aJJarcellD, P. 2t)eobi)r
©chmibt über 9Î. SSagner. Sefpro^en bon Dr.
aöitt unb Slnton ©alter. — 3um beutfchen Jtirdhenlieb. ^ieSbejügli^e ®d)riften uon
P. ®rcücS, befprochcn üon SI. ©alter „Musica Jivina nun mieber complet" bcjprodjcn »on 33îich. datier. — ^erfonen« unb Sachregiftcr
äu ben 10 Jahrgängen bcd däcilienfalenberS 187G—1885. ___

SJerontmortlicher JRebafteur 38. S (h

i5nen iu Oberbilf. — 3)ruct uub ä^erlag oon Sllbcrt Jacobi & (£o. in ?(ad)eu.

16

Verlag von Fr. Pustet in Regensburg', zu beziehen durch alle Buchhandlungen :

Theoretiscli-praktisclie

-ocr page 19-

3« gc^tflattfl.

für ßafOoftfc^e ^irc^enfattger.

@ratiê=^cUaöe juut „®reöoruiê=55Iatt", Drgau für ïatljolif^c ^ir(!^enmurit

„©crgt, ba§ bu ittit bem gerjtn glaubjl, toaS bu ttiit bent SJIunbe pttgfl» unb i« SJerfeu
bet^Stigfl, tnaS bu mit bent ©erjen glaubtl." Concil in Cai:t§ago 3. 198.

2(ben0§ fpät an ber ©tafpette»)
©igt ber ÜJiater nodh allein;
^infel bütfen unb Palette
§eute noch nicht müfeig fein;
Denn er muß ba§ Silb toßenben,
Sirb eS fchroer auch jeinen §änben,
ehe noch be§ 3Jlorgen§ Sid^t
Dur^ bie bunten genfter bri^t.

©^on DoOenbet fcheint baS'^anje,
Cieblich tädbelt bir ba§ bilb,
«US ber Solfen golb'nem ©lanje,
blidft SÖJaria himmlifch milb.
Doch er miCl fleh ^W begnügen,
(SineS fehlt an biefen Sögen, '
Unb er befftrt ohne 5Ruh
Sin bem bilbe fort unb ju.

Sie er malet frommbefliffen,
©chlafert'8 ihn, bie Simper flnft;
3n beS ©chlafeS ginflerniffen
3hni beS DraumeS fllarheit minft;
Unb es fleht ber alte 3)^cifler
9iohen traut beS Rimmels ©eifler.
Jn beS SichteS rof'gem ©chein
Dreien fie inS ßinimer ein,

blideu an baS bilb ber grauen,«)
9Jahen ringS im engen KreiS,
Können ftch nicht fattfam fchauen,
Sächeln holb unb flüflctn leiS.
©ich', unb einer lommt jur ©tätte,
^oU fich 'iJinfel unb ^JJalettf,
gührt fie fchneU unb funflgemanbt
Jn ber jarten Knabenhanb.

ta /) StafflettcStaffcIci, ein mit Staffeln (Stufen) ocrfehcnc«
'"«rgeficU für ba« «cmälbc, woran ber flünftlcr arbeitet.
') ®et grauen b. i. SDlaria'S.

Unb bie 3üge u?erben hehrer,
^ertlicher Der Jungfrau bilb.
Daß bem ÏReifler unb bem Sehrer
©elbfl baS ^erj im Draume f^toiHt,
'•13rächiig ftrahU eS ohne 3}Jängel;
Unb jum ©chläfer tritt ber Engel,
Sleidht mit 2lugen freubeflar,
garben ihm unb ^^3infel bar.

Danfet, lädhelt, hebt bie ©dhmingen
gUegt jum ^immelSjelt empor,
Unb eS folgt mit lautem ©ingen
Jubelnb ihm ber ganje Ehor.
Unb ber SKeifler lädhelt leife
Unb er laufcht ber füßen Seife,
©chlummert füß unb träumet linb
bon bem holben EngelSfinb.

bis bet aiiorgenfonne ©trahlen
Seggefcheucht bie aJacht. —
Siebet brängt eS ihn ju malen.
Kaum üom füßen Dtaum erioacht.
$>aflig regen fidh bie ^änbe,
beffern loiH er ohne Enbe,
Daß fein
ßng Ju tabeln fei
Sin ber §öchften Eonterfei.

Dodh 'üie flaunt er tief unb innig
bot bem bilb bet Himmelsbraut!
Diefe güge hehr unb minnig
$»at er nur im Draum gefd[)aut!
Diefe Süjie fonber gehle
Unb beS tiefen blideS ©eele,
DiefeS himmelSflare Sid[)t
a)Jalet felbft ein SJJeifter nicl)t!

Unb bem Künfller mirb eS flater.
Daß bieS bilb fein Serf nicht fei,
Daß ein Sltm, ein muuberbater,
Wächtig ihm geflanben bei;
®läubig ifl er hingefunfen
bor bem bilbe anbachttrunfen,
gühlenb, baß nur .^immelSfraft
Jn bet Kunfl baS ^öchfte fd)afft!

j. V. ZIngerle.


-ocr page 20-

ifl

II.

§infid)tltch be§ legten an biefer ©teOe be§ Slatteë ab=
gebrudten ^uffa§e§ magfi ®u tieUeicbt OergebenS barüber
nadhgefonnen baben, lieber Sefer, in welker Segtebung benn
eigentlidh bie Ueberfd^rift ju bem ganjen Slrtifel pe^e?

ba: „Sanfteine," unb üon „Saufteinen" fei bodh
gar ni^t bie 9ïebe. ja, toer boShaft fein rooDte, ïönnte oieU
leidht weiter philofophiicen oerhatte ftdh mit jenem Slrtifet
öhnlich, wie mit manchen Sßeinflafchen, bie auch „Surgunber,"
„©hampagner" ober einen ähnlidhen oorjügtichen Siebenfaft
burch bie aufgetlebte Sluffchrift anfünbtgen, beren Jnhalt aber
bem gewiegten Kenner höchftenS ein Sächeln ober bebeatungS=
OoQeS Kopffdhütteln ju entlocEen oermag. Jnbeffen ift e§ mit
bem „®efdhraadCe" nun aber audh «ine gar turiofe ©adhe, wie
baS j. S. einer meiner Sefannten
Oor nicht langer geit er=
führen follte. Er hat nämlich einen greunb, unb ber hält
pch für einen feinen Sßeintenner. Sei ben Sefuchen beffetben
hatte er ihm nun wieberholt eine SÖeinforte oorgefetjt, bte ihm
felber ganj Oortrefpich ju fein f^ien, bie aber bem befreun-
beten „Kenner" jebeSmat Stnlaß ju tabelnber Kritif bot, na=
mentlich im Sergteidh ju einer früher geführten ©orte. Sei
(Gelegenheit etneS fleinen gamilienfepeS würbe e§ bem Sßirthe
mit bem Dabei inbeß ju arg nnb er gebadhte bem „.Kenner"
eine fleine Seftion ju geben. Er ließ ba^er hei'nlidh einer
ber auf bem Difdhe pehenben glafchen ba§ Etiquett ber
immer unb immer wieber gerühmten älteren ©orte auffleben
unb bem Kritifer bann üorfe^en. Unb. pehe ba! 9^un
fchmedfte bem §errn ber iRebenfaft ganj
Oortrefpich; ja,
er wußte beS «Rühmens für biefe Qualität fchier fein Enbe
JU pnben — obwohl er ganj baffelbe ®etränf Oor pdh hatte,
roie üorbem!

Sinn, lieber Sefer, auch i<h Glätte bem Slrtifet in üoriger
stummer ohne oiel KopfbrechenS ein anbereS Etiquett auffleben
fönnen. Jd) hielt e§ nun aber nicht für nothwenbig; ober
ehrtidh gefagt: idh mollte eS nicht! Jch bachte mir nämlich,
eS fomme audh hier üor Slflem auf ben Jnhalt an. §at
biefer Dir gemunbet unb Dich gefräftigt, fo bin ich fchon
fehr jufrieben. Ja, felbft wenn Du, lieber Sefer, baS Eti=
quett etwas bebenfltch gefunben hätteP, fo würbe idh barob
nidht nur nidht in Harnif^ gerathen, fonbern oielmehr Deiner
Slufmerffamfeit beim Sefen ein lobenbeS ßeugniß hiermit
freubigft unb feterlichP auspeilen.

Unb nun nodh einmal: Jn weldher Sejiehung peht ber
oorige «rtifel jur Sluffdhrift „Saufteiue?" Jch werbe eS jet5t
fagen: Jm oorigen Jahre habe ich baran erinnert, baß Jhr
©änger an ben ©onn= unb gefttagen beS Kirchenjahres
einen mufifalifdhen Dom auS Dönen aufjuführen
habt; einen Dom, weldher ju bem erhabenen Dpfer beS
■iKeuen SunbeS, baS auf unfern Elitären bargebra^t roirb, in
einer oiel Innigeren Sejiehung peht, als jeber auS ©telnen
aufgeführte Dom. Sor aHem (fagten wir unS bamalS) muß
aber bei einem Dombau auf bte Segung etneS guten, foliben
„gunbamenteS" gefehen roerben; benn fonP ift eS mit ber
gepigfeit beS ganjen SauroerfeS fchlecht bePeQt. DaS „gun=
bament" beS auS Dönen aufjuführenben DomeS aber (fagten
roir roieberum) ip bie Slbp^t unb ber 2öille ber firdh=
lid)cn ©änger, burdh ihren ©efang ben StllerhödhPen
beim ©otteSbienPe ju ehren unb ju üerherrtichen.

SDÎangelt ben ©ängern biefe Slbpdht, biefe gute 5Dîelnung,
fingen pe tebigtidh
auS Eitelfeit ober Slebijaberet, fc mögen
fie bei fuupooaer
SluSführung baS höchPe Sob b i Den
„Kennern" ernten; in ben Slugen beS allerhödjften ffieltbau-
meifterS aber ip ihr „mupfalifcher Dom" nur eine elt-nöe
'^3fufcherei! — Ein gunbament, lieber Sefer, ip aber felbft^
oerpänbltch
nodh fein fertiger Sau! Unb um nun in Den
je^t folgenben Sluffä^en ben „2lufbau beS muptaltfd)en
DomeS" roeiter ju befpredhen, unb
Damit bu btefeS l)feue mit
um fo gößeretn
üfu^en lefen möd)left, barum habe ich öaS im
oerPoffenen Jahre ©efagtein etroaS anberergorm nodi einmal furj
roieberholt. ©iehP Du, lieber greunb, ba haft bu ben
©djtüffel für baS 3läthfet
Don bem „falfchen" Etiquett!

Unb nun roeiter! gür ben roerthooUpen „Sau=
Pein" bei bem mufif at ifchen Dombau halte ich Den
©regor. Ehorat. Sieüeicht muthet Didh Dtefer ©cig etroaS
fonberbar an, lieber Sefer! Dennoch habe idh benfelben mit
Sorbebacht gefdirteben. Ja, ich fürd)te feitenS EureS
wadern
Dirigenten feinen Stbeifprud), roenn ich roieDert)ole: Der
bePe, ebelpe „Sauftein" ift ber Ehorat! Die ^fjiotepanten
pPegen unS Katholifen, roie Du roeißt, feine Eomplimente
hinpchtid) unfereS ©otteSblenPeS ju ma^en. Dennod) peht
ber ^^rotepant gorfei Pch in feiner ©efchid)te ber i^fupf
oeranlaßt ju fagen: „Der ©regorianifche ©efang hat nun
fchon oode jroölf Jahrhunberte gebauert unb roirb roahr'
fcheinlidh fo lange fortbauern, atS 9ïeligtonSübungen uiiter
ben SDîenfdhen fortbauern roerben. 2öa§
pd) burch fo oiele
Jahrhunberte unoeränbert erhalten fann, muß einen
unjerpöt«
baren Sßerth in pd) haben, muß, betnahe roie bie Üiatur felbp aßen
neuerungSfüd)tigen Eingriffen ber 5D?enfchen SBioerpanb teipen.
— ©0 biefer '»jjroteftant. Dod) bie ^IJrotePanten brauchen unS
nicht erP über ben Serth beS EhoratS ju belehren. Sir haben
bafür ganj anbere Sengen, auf beren Urtheil toir mehr ©eroich'
legen, ©o Oerorbnet j. S. baS ''IJrootnjtalfonjil o on Köln
(iSßO): „SluS roid)tigen ©rünben fott roährenb beS größten
D heile S beS Kird)enjahreS bei ber geier ber hl- ^Reffe bet
(èregorianifdhe ©efang jur Stnroenbung fotnmen ; jener uralte
©efang, roeld)er ber toahre Kirdhengefang unb
jene Duelle
jegtiihen firchlidhen ©efangeS ip, bte burd) feine
anbere erfetjt toerben fann. Denn bie ©adhoerpänbigen
behaupten, baß gerabe ber ©regorianifche ©efang tue hr Heiligt'
feit unb Hoheit athmet, otS aöe jene Donroeifen, roeldhe iin
Saufe ber Jahrhunberte in ©ebraudh gefommen Pnb unb ber
roeltlichen ÜKupf ju bienen pPcgen. Sir befd)ließen unb _be=
fehlen baher, baß jener ©regorianifche ©efang roieb er in fei"^
91 edhte eingefe^t unb mehr gepflegt werbe, bamit nicht baS^
jenige, roaS ©efe(} fein fotl,,jur ^luSnahme toerbe, unb anber'
feitS nid)t baSjenIge, roaS nur bie ©tede ber 2Iu£nahme ein-
ehmen fotl, felbp ©efetj unb ©eroohnheit roerbe."

Unb ber'iprofeffor Sltnberger fd)reibtln feiner berüh>n^^"
„^aPoraltheologie" fo: „Jn biefem ©efänge. In roetd)etn P'v

ber Jnhalt ber Sorte tittb ber melobifd)e âuSbrud auf ba/

SoOtommenpe entfprechen, hat bie Kirche baS yJîittel, auch
aUertunerpen unb unauSfpred)ltd)en Emppnbungen auf ba®
3artePe auSjubrüden unb tnitjutheilen. Sllle (Sebanfen
firchlidhen DpferlebenS pnben aud) inbem©regorianifcheu@efa«3^
ihren SluSbrud, fo baß oornehmllch jene tleflnnigpen©d)rolngun^i]
beS CebenS, bie für baS Sluge nimmer erret^bar, für bie
fenntniß burch baS bloße Sort nicht mehr auSbrücfbar unb nu
für baS glaubenSfreubige Hetj noch fühlbar Pub, in bem
habenen Dongebäube beS firchlichen EhoratS pch nlebergeleSJ
pnben, bamit pe in unfern Heifjen roleberflingen unb


-ocr page 21-

ifl

einfügten ttt bte ïtefe be§ heiïtgeit Stebe§ïebett§. ^a, wo fein
SBort mehr Stebeêgefü^fe unb ®rteud)tungeu be§ Innern ju
Pammetu öerntag, bewegt jldö uocf) leidet unb licht, flar unb
»fahr, ber Son au§ ber gehobenen Seele." — @o ber gelehrte
^lofeffor Slmberger. ÜDie ©äße ftnb etroaS lang unb fdhroer
berftänOlidh gef(htieben, lieber Sefer. Slllein Du'ioirfl bie auS
hoher Begeifterung gesoffenen ©orte beS bebeutenben ÜKauneS
bei »ieberholtem Durchlefen fdhon berftehen. —

Slber woher mag e§ nun fommen, baß Biele unferer
ßirdhenbefudber biefen erhabenen ©efang nidht recht leiben miJgen,
felbft menn berfelbe gut gefungen mirb? Sarum jteht mau
bemfelben oielfath einen fold)en tjor, ber bem roeltlichen ©efauge
mehr ähnlich ift ? ®ie h- ©dhrift beantioortet unS biefe grage
Hon, inbem fte fagt, baß „ber fleifdhlidhe ÏÏJienfch nidht faßt,
»»a§ be§ ©eifteS ift 1" — Der burdh fmnli^e uub leibenfdhaft--
liche meltlidhe SD^uftf oerinijhnte SJienfch fann an bem ernften
©efauge ber ßirdhe, loelcher mehr ©ebet al§ ©efang ift, faum
ÏBohlgefaClen haben, ©oldhe faffen e3 nicht, ma§ ber heilige
2lugu uinuS über ben Ghoralgefang f^reibt: „Sie fehr meinte
idh. 0 §err, bei Deinen |)hmnen unb ©efängen, mächtig bewegt
bitrdh bie ©timmen Deiner tu füßem BJohöäut erflingenben
Kirche! :3ene ©timmen brangen in mein Dhr unb Deine
Wahrheit träufelte in mein §erj unb barauS entflammten bie
©efühle ber grömmigfeit, unb e§ floffen bie ïh^'önen, unb mir
toar mohl.'"

3(h5utn.

^itur0if(t)e Kntcrljaltungen.

Bon 81. Bruns, Bifar in eilenborf.

(gortfeUung.)

21. Die gefte beS §errn, roeldhe unS baS tirdhenfahr
Oorführt, haben in unferen Unterhaltungen bereits unfere Ber
athtung gefunben; ouch bie gefte ber IRutter beS $>errn finb,
toenn auch nur {urj, fo boch auSreidhenb »on unS befprodhen
Horben; nun loäre eS wohl an ber 3eit, oudh bie übrigen
^efte etwas näher ju beleuchten.

©. Sch roerbe Dir mit ber größten Bereitroiaigfeit unb
^uftnerffomfeit folgen, ^d) fann ouch f^ou ungefähr benfen,
toeldhe gefte bu jünädhft heranjiehen »üiÜft. ©inb eS uidht
bie gefte ber ©ngel?

21. DoS mar nicht fonberlidh fchroer ju errothen. Daß
bu inbeffen gleidh boS {Richtige getroffen haft, ift mir ein
53eroeiS bofür, boß bu bem ©egenfionbe unferer Unterhaltungen
^echt oufmerffotn unb gelehrig folgft. J?annft bu benn tteU
leicht auch errothen, ouf mel^eS ©ngelfeft ich beine ïlufmerf=
famfeit juerft lenfen miü?

©. (£8 fcheint mir flor ju fein, boß bem ©chuU'
«ngelfefte bte erfte ©teOe gebührt.

21. Du haft gemiß beine guten ©rünbe, für biefeS geft
bie erfte ©teile in ïlnfpruch jn nehmen; idh ^abe ober oudh
nieine ©rünbe, bieSmot »jou bir abjuroeldhen unb boS geft
bef h. (ErjengelS ïÜMchoel — Michacl — festum sancti
Michaelis Arcbangeli — melcheS bic Kirche am 29. ©ep--
tember feiert, juerft jum ©egenfionbe unferer Befpredhung ju
niodhen.

©. Die ©rünbe möchte idhlhören. «tte ©ngel jufammen
sehen bodh bem (£inen üor.

Ü)at bemfelben SRechte fönntefi bn oudh faflen, boß oQe
veiltgen jufammen ber h- ©ottCiSmutter üorgiugen unb boß
ber ^opft üor ben übrigen ©läubigen jufommengenommen
jurüdtliehen müßte. Du oergißeft eben, boß bem h- ©rjengel
ajji^ael gemäß bem ouSbrücflidhen BJortlaute ber ht- ©chrift
oor ben übrigen ©ngeln ein befonberer Borrang eingeräumt
ifi: menn bu boS ober in Betradht jiehefi, fo wirft bu etn=
fehen, öoß unfere h kirdhe uidht übel baran gethon hat, oudh
bie geftfeier biefeS ©rjengelS ju beüorjugen.

©. SBeldhe BJorte hafi bu benn im ©inne, um bomit
ben Borrong beS hl. ©rjengelS ÜJZidhoel jn bemeifen ?

21. 3n ber geheimen Offenbarung beS ht- 3>DhonneS
merben toir auf einen Jfompf oufmerffam gemodht, ber jioifdhen
2J?idhael unb feinen Sngeln eiuerfeitS unb bem Drachen unb
beffen ©ngeln onbrerfeitS ouSgefodhten rourbe unb mit bem
©iege beS ht- ®rjengelS ©iidhoel nnb feiner ©ngel enbete.
2lugenf4einltdh roirb hier bem hl- ÜJiidhoel bte 2lnführun3
ber übrigen ©ngel, olfo ein gewiffer Borrong jugefproi^en.
Diefem Borronge unter ben feUgen ©eiftern entfpridht ober
oudh bie ©tedung, bie ihm hier auf Grben jum ©(hn^e ber
©läubigen eingeräumt ifi.

©. 3dh roünfdhte, boß bu bidh über biefe ©tellung mit
beflimmteren BJorten ouSfprädhefi.

GS ift Dhatfodhe unb mirb burch boS SBort ber
hl. ©chrift felbft befiätigt, baß ber ht- üJiichoel ber gürfi beS
auSerwählten BolfeS roor, boß er biefeS BoU borum ganj
befonberS leitete unb bem 3iele juführte, rooju eS ©olt be=
rufen hatte. 2ln biefen Grjengel ift oudh üorjugSmetfe ju
benfen, menn ©ott ju ailofeS fpridht: ©iehe, idh fenbe meinen
Gugel, boß er üor bir herjiehe unb bi^ beroohre auf bem
BJege unb bidh fü^i^e an beu Ort, ben idh bir bereitet habe.
Gbenfo erinnert unS ber im Briefe beS h- ^nboS erwähnte
©treit, iu roeldhem ber Grjengel aJMdhoel mit bem leufel über
ben Seichuam beS SWofeS gerieth, an bie fchüfeenbe ©orge,
weldhe biefer Grjengel bem auSermählten Bolfe ©otteS ju^
roenbete; benn auge'nfdheinlich roollte ber üteufel bem jum
©ößenbienfle fo geneigten Bolfe boS ©rob beS SRofeS, roel^eS
bis auf beu heutigen Sog unbefannt geblieben ifi, üerrothen,
um ihm fo eine neue ©elegenheit ju obgöttifdher Berehruug
feiner ©ebeine ju geben. Der ht- Grjengel ©iidhoel, jum
©d
)U(je biefeS Bolfe« beftellt, mehrte ihm boS, unb bewahrte
fo boS Bolf üor biefer großen, ihm üom Seufel jugebodhten
©efohr. S^m Bud)e Daniel bietet fich nnS wieberum eine
©elegenheit, ben hl- 3J?ichoel olS ben gührer beS ifroeUtifdhen
BolfeS fennen ju lernen unb auf ben befonbern ©dhuU ouf:
merffam ju toerben, weldhen er biefetn Bolfe ongebeihen Uefe.
«uSörücflich roirb bort a)?ichael ber gürft beS jübifchen
BolfeS genannt.

©. 2luS bem, tooS bu mir hier mltgetheilt haft, geht
gewiß flar genug herüor, boß ber hl- SDiichael für SfroelS
Bolf ein fchüljenber Gugel wor; ober worouS foll idh ent=
nehmen, boß er jum ©chuße beS GhriftenthumS in gleidher
B3eife berufen ift?

91. Das ^ttbenthum war boö ouSerwählte Boll ©otteS
im olten Bunbe; im neuen Bunbe ift an feine ©leße boS
Ghriflenthum getreten. Die Offenbarungen ©otteS an boS
jüfcifche Bolf finb mit Gh^^iftuS nicht hinfällig geworben,
fonbern haben fleh burch ihn forlgefejjt unb üoOenbet; im
3[uöenthum haben wir nur erft einen Iheil ber göttlidhen
Offenbarung, im Ghriftenthum bogegen bie gonje Offenbarung
©OtteS; bie gotteSbienftUchen '^Inorbnungen hatten im olten
Bunbe nur üorbilbliche Bebeutung; im neuen Bunbe ifi boS
Borbilb jur BJirflichfeit geworben, baS UnooHtommene bort
ifi hier bem Boafommeuen geroidhen: fo jeigt fidh unS in


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ifl

aOweg bte iüblfd)e Siettgion nur al§ eine S3orbereitung ouf
boS (Shrifïenthuut. ®o§ ©brifienthum muß unS^borum ofó
bie SBcHenbung beê ïöoueê etfc^einen, ber im jubenthnm
feinen Seginn unb feine ©runbtoge §ot. 3)arum ift e§ auch
felbfiöerflönblich, boß ber Sngel, metcher ot§ gürjt beê
jiibifd^en SoWeê bejeid^uet mirb, fe^t, nadhbem baê fiibifche
33olf feine Sered^tigung otê S3olf ©otteê tjerloren unb bem
Shrifienthum h^t obtreten müffen, olê befonberer Sefd^ü^jer
beê (hriftlidhen SoHeê ongefehen mirb.

®tbt eê benn auch Slnbeutungen bofür, baß bie
fothofifche tirche biefe Sluffoffung theitt?

aOerbingê. ©ne Anbeutung bofür liegt fdhon barin,
boß fte ben hl- 2Jiidhoel oon jeher ganj bcfonberê oerehrte
unb biele tirchen ouf feinen Sïomen errichtete, boß fte gefie
JU feiner Verehrung einführte, unb in ihren ©ebeten ganj
befonbcrê unb tjor aßen onberen ©ngeln ©einer Srmöhnung thot.
SSeldhe ©ebete fmb e§ benn befonbcrê, moran bu

bcnffi?

A. jn ber Sitonci Oon oOen ^eiligen, meldhe fofi biê
an bte Stiege be§ ©hriftenthumê h'naufreidht unb eine Oielfodhc
2?ermenbung im firchlichen ©otteêbienfie erhält, ifi ber
hl. ÜJJidhoel glei^ no^ bcr ©ottteêmutter 3)?aria genonnt,
unb bu hafi gemiß fdhon häufig genug mitgefungen:' Sancte
Michaël, ora pro nobis — ©eiliger ^)jid)acl bitte für
unê! jn ben ©ebeten, meldhe bie tirche burch ihre ^riejier
om Sterbebett ber ©läubigen tjerri^ten läßt, roirb bie §ülfe
beê h- 'ä'iidhael für beu ©terbenben erbeten mit SRürfft^t
auf ben Sßorrong, ben er Oor ben übrigen ©ngdn hat; bie
btjüglidben 2Borte lauten: „®ê nehme ihn auf ber h- 2ï2tchael,
ber ©rjengel ©olteê, roelcher fi^ ben Sßorrong über boê
himmlifche triegêheer tjcrbient hat."

©. S)orf idh ^ier oießetdht oudh an bie SBorte in bcr
ïobtenmeffe erinnern, mo e§ im Offertorium heißt: „sed
signifer sanctus Michaël repraesentet eas in lucem
sanctam ?

A. Dhne groge. Die 2Borte heißen in unferer ©prochc:
„fonbern ber §>eerführer, ber hl- 3)?idhacl führe fte", nämlich
bie ©eelen ber oerfiorbenen ©läubigen, „hin in bo« heilige
Sidht." Augenfdhcinltdh roirb hier onerfonnt, boß bie fatholifche
^rche ben hl- 3J?i^acl ol§ benjenigen (Sngcl onfteht, ber bie
©läubigen an ben Ort ihrer eroigen Seftimtnung hinführt.

©. 35u fprochfi auch »^on fiir^en, melche bem h- ®rj=
eugel 3J?idhael erbaut unb gciociht morben feien; haben fich
benn SRodhridhten ouS früheren dhrifilidhen johrhunbertcn über
folche fiirchen erholten?

21. Allerbingê. ®u hafi fchon oon (Sonflontin bem
©roßen gehört, tcelcher ber erfie iriftliche ftoifer toor unb
ben blutigen Verfolgungen, benen bie dhriften in ben erften
brei johrhunberten ouSgcfeljt moren, mit betn älnfonge beS
4. johrhunbertS ein (Snbe tna^tc. 23on ihm roirb berichtet,
boß er uitroeit Confiontinopel eine fiirche erbouen ließ, roelche
ÜJiidhoelSfirche genannt murbe unb bie ©läubigen üon nah
unb fern jum ©ebete onjog. ®er Roifcr juftinuS I. hat
fogor, rote mitgetheilt mirb, 6 folcher noch bem h- ©ichael
benonnter tirchen erbauen loffen. Sebte er ouch erft 2 jahr=
hunberte nodh Sonfiontin, fo reidhen mir bomit boch noch
immer in eine fehr frühe 3eit beS (ShriftenthumS unb fönnen
borouS mit ®runb ouf bie Serehrung fchließen, melche bem
h. 3)ltchael oßgeit in ber fatholifchen tirdhe ju 2heil murbe.

©. SZBenn an fo üiclen Orten SOïidhaelSfirchen enffionben,
fo läßt fidh oui^l benfen, boß ft^ on biefe tirchen gefie
JU (Shren beS hl- 3Kichoel fnüpften. (SS ifi mir bemno^

oudh nicht mehr ouffaüenb, boß bu boS gefi beS hl- SJÎtdhoel
fo fehr in ben Sorbergunb geftcHt hafi. ^ber moren benn
bie übrigen ©ngcl fo fehr üerna^läffigt, boß mon ihrer gor
nidht gebodhte bei rcligiöfen geierlichfeiten ?

a. teineSroegS. 2)er hl- 2)îi^ael galt, roeil er ihr An=
führer roor, auch ^IS ihr Sertreter, unb boS gefi beê
hl. aJîidhael mor borum jugleich boS gefi ber übrigen Sngcl.
2Bcnn roir bemuodh in ben früheren jahrhunberten ein gefi
JU ©h^en otter hl- (Sngel üetmiffen, fo fomtnt baS boher, boß
baê gefi beê hl- SJîi^oel eine üiel meitere Sebeutung hatte,
olS fein 9Jome befogte. Son einer Scrnodhläfftgung bcr
übrigen (Sngcl fonn gor feine 9îcbe fein; bofür mor ber
©loube an biefe unftdhtbaren ©dhufegeifier ju oUcn ßeiten ju
lebenbig.

©. SJoS hat eê benn nun für eine Semonbtniß mit
bem gefie beS hl- SDîidhocl, meldheS bie tirdhe om 29. ©cp=
tcmber feiert?

SI. @S ifi cigentlidh ein tirchroeihfefi — dedicatio —
unb heißt borum oud) gcroohnlid) festum dedicationis s.
Michaelis Archangeli. (SS fdhließt fidh an eine munberbare
Srfcheinung beS hl- (SrjengclS ajîichoel on. ßwar rourbe
biefer (Stfcheinung felbfi bcr 8. 3)îai olS erinncrungStog ju^
gcroicfen, bodh hatte fte ouch "o^ bie onbere golge, boß
papft SonifociuS im 6. johrhunberte auch in 91om eine
tirche beS h- 2Jîidhocl einroeihte. 2Beil biefe ©utoeihung ont
j 29. ©eptember fiottfonb, borum rourbe in ber römifd)en
tir^e biefer Sog ber fiänbige gcfitog jur Serehrung bcS
hl. aJîidioel, mor ober, mie ouS ber firdjlidhen fieftion he^'
üorgeht, juglcich ber Üo^, on meldhem bie tirche baS 2ln=
benfen oQer hl- Engel feiert.

©. §abcn roir benn 2 gefie ju (Sh^en beS h- SJîidhoel?

21. jaroohl, boS onbere gefi bicfeS hl- (SngelS mirb,
roie gefügt, om 8, 3)loi gefeiert unb heißt: festum appari-
tionis s. Michaelis Archangeli — gefi ber ©rfcheinung
beS h- ©rjengels

(Erklärung bcr Äaurctünifdjen fitnnci.

I.

®ie Sitoncien finb eine beim fatholif^en Solfe fehr bc
liebte ©ebetSrocife unb finben boher nomentlid) beim 5)iadh=
mittogSgottcSbienfie häufig Serroenbung. tein fflunber, baß
fdion bie Gomponifien bc's aJiittclolterS uub ihre yjachfolger
boron ihre tunfi üerfuchten, roie aud) gegenmärtig faum ein
ber erroähnuug mürbiger tirchencompon'ifi ju finben fei»
roirb, unter beffen Serfen nicht auch l'itaneien figurircn. Um
fo auffoOcnbcr ifi eS, boß tiion, unb uamcntlith hie*
Slhein, fo feiten eine mehrfiimmig componirtc Sitonci fing^"
hört. Sielleicht mirb eine furje (Sjplifotion menigflenS (St'oa«
baju beitragen, boß namentlich bie ber oaerfcligften jungfrau
gerocihtc Sitanei häufiger, ol8 bisher, üon unfern ©ünget'
tribünen erfcholle.

®o8 2Bort „Sitonei" fommt ouS bem ©riechifchen
bebeutet urfprünglich ein eifriges ©ebet, ein gleh^"'
eine Anrufung, jn ber alten morgcnlänbtfchen tirche
jcichnete man j. S. bamit boS (Sebet, roeld)e6 in ber h-
auf ben Introitus folgt: Kyrie eleison tc. (§err
erbarme
3)ich unfer sc.) jn ber obenblünbifchen tirche bejeichn«'«
man bomit bis heute bie Projcfilonen, melche am ©t. a^iorfuö-'
tage (24. April) unb an ben 3 Sitttagen ber 5. Dflermoche
fiattfinben.


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®ie ©ebete, iücld|e wir je gl gewöhnlich mit fcem
Dramen „Sitanei" bejeid^nen, waren theilweife fd^on im 5.
Jahrhunbert in ©ébroue^. Jh^ "fier Urfprung ijl ni^t
belannt. Die Sitonei pon ber aller feligfien Jungfrau
ifl nidht fo alt, wie bie Sitanei üon allen ^eiligen. Den=
nodh finbet mon fie in ben älteflen nodh üorhonbenen 9îitual=
büdhern. Jo, fte ift burdh bie ©enehmigung ber ^äpfle unb
ben allgemeinen ©ebrouch ber Kirche fo geheiligt, boß mir
fte ol§ eines ber ehrwürbigflen ©ebete betrauten bürfen, bie
uns bie üerfloffenen Johrhunberte überUefert haben.

^opjl Siemens VIU (f 1605) oerbot, in ben
^rojefftonen anbete,
als im römifdhen Söreüier enthaltene
Sitoneien ju fingen. Slber er nohm bie Sitonei »on
ber ollerfeligjlen Jungfrou ouS, bie borin nicht enthalten mar.
©r moOte ohne 3>»eifel/ boß biefeS olte unb fchöne ©ebet
mit ben §htnnen »erbunben werbe, welche bie Kirdt)e ju (Shren
beS ©ohufS
©OtteS fang. Unb worum follte mon ouch bie
§ulbigung, bie mon ber SOîufter ©otteS borbringt, »on ber
liulbigung trennen, bie mon ihrem ©ohne fchulbig ifl? 3Bir
»erbinben jo oudh ben englifchen ©ruf^ immer unb immer
mieber mit bem ©ebete beS ^errn, bem „bater unfer". (SS
jiemt ftch alfo mohl, boß mir ein ©ebet hodhfdhägen, welches
bie Kirche felbfi bei ihren größten geierlidhfeiten »errichtet!

Die Sitonei »on ber oUerfeUgfien Jungfrau tcirb bie
Souretonifdhe ober bie l'itonei »on Soretto (Lauretum)
genonnt »on ber iDîorienîapelle ju Soretto in Jtolien, welche
jenes §äuSchen »on ^îojareth umfchließt, in welchem »or nun
beinahe 2000 Jahren ber (Srjengel ©obriel mit ber himm=
lifchen botfchoft erfchien. Die tu biefer berühmten Kapelle
ongebroihten Jnfchriften unb ©emälbe finben ftch nämlich in
unferer Sitonei jufommengefieflt, weßhalb fie bofelbfi oud)
juerfi in ©ebraudh war, unO i»ahrfd)cinlich eben bort »erfaßt
worben ifi. 2Bonn unb »on wem bieS ober gefd^ehen, bar=
über läßt ftch bis jur ©tunbe feine SluSfuuft geben.

2BaS nun ben JnhoU ber Sitanei im Siagemeinen betrifft,
fo läßt fie fi^ in jt»ei Dheilf jerlegen. Jm erfien Dheile
erfdjeint IRorio olS ©otteSmutter in ihrer ©nobeu- unb
DugenbfüQe. Jm jweiten Dheile, ber mit rosa inystica
(„Du geheimnißüone 9iofe") beginnt, erfcheint fte olS Wutter
unb Kiinigin ber fireitenben nnb triutnphireubcn Kird)e. Jn
biefem jweiten îheile fmb offenbar brei $)auptpunfte beS
GrlöfungSwerfeS her»orgchobcu: 1. Die Œrlûfung wirb
borbereitet refp. eilt geleitet im Sllten bunbe („Du
heimnißüolle 9iofe, Du Dhurm Do»ibS, Du elfenbeinerner
îhnrm, Du golbeneS ^jouS, Du Slrd)e beS bunbeS, Du
^^Jforlc beS Rimmels, Du l»iorgcnfiern"). 2. Die (Sr =
löfung mirb »erroirflicht im üieuen bunbe („Du
^eil ber Kronfcn, Du äuflucht ber ©ünber. Du Dröj'terin
^er betrübten. Du .pfe ber (Shriflen.") .'l. Die (Srlöfung
boUenbet fich im 5Reiche ber Seligen. („Du Königin
^er (Sngel oc.") Der ©lonj ber <Uiuttet beS ©rlöferS ergießt
r»ch in'reid)fm ÜJJoaße auf biefe ongeführten brei iUîomente
^eS GrlöfungSwerfeS. (Sine gottbegeiflerte Seele hat biefen
®lanj erfannt unb ihn jum ©egenflonbe beS ^]3reifeS geinad)t.

iji ein ©ebet geworben, fo jort unb innig, wie eS ftch
für eine «nrufung ber iungfräulid)en ©otteSmutter gerobe

gejiemt. ' jSchÔufu.

Sancta Caecilia.

(gortfegung,)

SllS ber ^viefier om §od)altor boS Gloria in einer gonj
unbefonnten Seife intonirte, lugte ber 2)iönch über bie fieinerne
brüfiung hiim^eg, nach bem Slltore hin. 9?icht ber Erjbifdhof,
nicht einet bet Domherren, fein irgenb fonfi befonnter ^tiefier
waltete beS hohen ^mteS. ©in frember uralter "ipattiardh,
mit föfiüd)en ©olbgewonben befleibet, celebrirte; Se»iten unb
Diofone, weldhe on bie in ben genfietn beS (ShoteS gemalten
©eftolten StephonuS unb SourentiuS erinnerten, bleuten bem
geheimnißoollen ^13rälaten. So nohm bie hohe 5D?effe ihren
berlouf. Das Credo mit bem lüehcflogenben Crucifixus, bem
himmelan jouchjenben Resurrexit, bem juüetftchtlichen Vitam
venturi saeculi; boS hodhpreifenbe Sanctus raufdhten auf
(SngelSfittidhen »orüber. DoS ^eiligfte bet 3JJeffe loor nahe.
— ©efong unb Orgel »erfiummten.

9hch »ollbtochter Sanblung ertönte boS flill frieblid^
Benedictus, bonn boS Pater noster in feltfom frember,
ober tnäd)tig on'S §etj bringenber Seife. So modhte eS
i»ohl einfl ber §ett gemeint haben, olS et fprodh: «^o follt
ihr beten!" Slber gonj leife, in ihren ^orteften Klängen,
regte ftch wiebet bie Orgel, tiefe, lüolfenumfdhleierte Gontror
Slitfiimmen intonirten: Agnus Dei, qui tollis peccata
mundi! Unb ber (Shor flehte, erfi gebeugt uub gebrodhen,
ober balb juoerfidhtlich unb in ©otteS 9Jamen fid) "erhebenb:
Miserere nobis I Gnblich jertheilte fidh boS ©ewölf, golbene
Sterne gingen ouf, uub i»ie fernes Slbenbglodfenläuten etflong
eS hoffeub'uub fohnfudhtSujll: Dona liobis pacem! —
„ajjeinen grieben geb' idh euch!" hatte einfi ber §ett ge=
fprochen, olS er llbfdjicb nahm »on ben ©einigen: ben
grieben, ©otteS ewigen grieben fang boS Sieb ber himmlifchen
Jungfrouen. ©olte's grieben — nidht wie bie Seit ben
grieben meinte unb 'onnte ©otteS grieben träufelte boS
Sieb in boS .^erj beS entjücften ÜJJeifierS, boß eS fi^ hob
unb eröffnete in greuben wie bet Duftfelch einer in
a)littagS=
gluth »erfchmodhfeten Silie »or bem fühlen etlobenbeu 9Jod)t=
thon. Unb oudh noch beim Gtwodhen fühlte ber SQJeifter biefen
©otteSfrieben iu feinem .^erjen, in oH' feinem gonjen ©emüthe.

Sllfobalb ober fegte fich ber fromme '.IJotet hin unb üet=
fudhte bie $>ad)gefänge, bie er »ernommcn, in Sioteu ju bringen,
bomit bie Sunbetflänge erhalten blieben auf fommenbe Reiten.
Slber boS ging nicht fo. Junen in feinet ©eele, bo ht^rte
bet ÜJJeifier lebenbig olle jene Döne, bie ihn im Draume be=
feiigt hatten, ©obalb et fte aber mit Üinte unb gebet unb
Sinten unb .^äfleiu unb fraufen Üiotenfigürdjen ju '^Jopier
bringen wollte — bo wor SllleS »otbei. (£3 fotnen bann
ÜJelobien heraus, fchön unb herrli^ ^enug, oudh um »ieleS
»ortrefflichet olS oOe, mel^e ber ^Jieifiet jemolS fomponirt
hotte; ober gegen bie jorten, blumenhoften ©efänge bet Jung=
fronen, wie fie nod) in feinem Jnnetn »ernehmlidh no^flongen,
fomen bem iDJfifier bic noch unb noch ouf ben bidfen 3lotens
blättern fith gefloltenben ÜJJelobien »or, als lüären fie ouS
gleichen Dheilen, Scber nnb ©tcifleinen gewoben. ^Jut am
©chluß, beim dona nobis pacem, gloubte er etwaS »on
jenem ftiHen, feiigen ^tiebenShouche gerettet ju haben, ber ob
ben Siebetn beS DraumeS gefthtoebt hatte.

Die boHenbung biefer "^Jortitur hatte bic legten Kräfte
beS ÜKeifletS gebrod)en. Jn bet 9iadht, nochbem er boS dona
nobis pacem gefchrieben hatte, fiorb er. DoS mar nid)t ju
»erwunbetn. Ser bie 5)lmmlif^en gefdhaut, wer ihre Sieber


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unb roät'S audh glüdtfeltgen Drämnen, gehört hat, bev

fann nidht meht leben auf biefer irbifchen SSelt. Die mun-
betbare äJZeffe hat ber SDîeifter hier nicht mehr ju hören be=
fommen. Sohl hat fte ihm bort oben bte heilige Gäcilta tnit
ihren Jungfrauen oorgefungen, fdhöner no^ alg einfî hier im
oergänglidhen STraum.

jDa§ ©erücht Oon ber legten großen û)îeffe be§ be=
rühmten SDÎnfifmeifîerS breitete ftdh balb überall hin au§.
Êtma hunbert Jahre fpäter reifîe ein mufiffunbiger 5D?öndh,
SernharbuS oon Koeêfelb au§ Sejlfalen, nadh 5Rom, D^eapel,
©icilien, um für fein Klojîer alte SKuftfen ju famnteln.
Diefer Srnber éernharbuS bradhte bet bamaligen funftÜebenben
Slebtiffin ju grecfenhotjî bie hoi^betühntte 3Keffe au§ ben
?ftdiioen be§ DomS jn Gatania in beglaubigter Slbfdhrift mit
unb fchtieb jugleich auf ber Kehrfette be§ DitelblatteS ber
Partitur bie ©efdhidhte ber ûïîeffe nieber, mte fte ihm bte
greunbe am SHetna betidhtet hatten.

Diefe 2)îeffe, nur für ©optan unb Slltßimmen mit
Qrgel fomponirt, mürbe unter bem 9?amen Missa sanctae
Cäciliae im Klofter ju gtedfenhotfl in hödhften Ghren ge=
halten unb am SBeihnadhtifefte, am Dage aHet .Heiligen, am
Gäcilienfefte unb im 3Imt ber heiligen Ofletfrühe aufgeführt.

®o follte audh im Jahre 1534 auf ba§ ailetheiitgenfefl
biefe berühmte SDîeffe gefungen werben. G§ war eine böfe ßeit.
Johann ton Sehben, ber falfche Prophet, ber König ber
Siebertäufer, hatte in ^Oîûnjîet feine ©^redtenSherrfchaft auf:
gerichtet unb bie gadfel be§ SlufruhtS in ba§ Sanb gefdhleubert.
Xuch bem Klofter gredtenhorjl war Untergang gefdhwoten —
eben auf biefen Dag.
Tlii ben anbächtigen 33auetSleufen, bte
ftdh nach unb nach in ben wetten Hallen ber Klofterfirdhe ju
aJîeffe unb ^rojeffton oerfamtnelten, brängte ftdh audh allerlei
unbefannteS, tto^ig unb oetfchmtßt anSfehenbeS ©eftnbel mit
ein unb poftirte ft^ tnit tnetfwütbiget ©eiDanbtheit an allen
Slltäten unb Seitenfapellen, wo heute bie Sleliquten bet hier
befonberS oerehrten Heiligen, jumeifi in foftbaren ©efäßen
unb ©chtetnen, auSgeftellt waten: ber ©tab unb bte Hanb-
fchuhe beS heiligen SonifaciuS, ba§ wunberthätige Kreuj, oor
allem aber bie mafflo ftlbetne Silbfäule ber heiligen Gäctlia.
Der guß ihrer reidh oergolbelen Sçta war hohl, utib in biefem
ptädhligen 9ïeliquienfâfllein befanb ftch etwaS Slfd}enftaub oon
ihren ©ebeinen, welchen einft ©ruber SernhatbuS auS ben
Katafomben 5Rotn§ mitgebracht hatte.

2}Mt gierigen Sltdfen mufterten bie ©ttolche ben ju
feierlicher ©dhau gefteHten 9îeichihum. ©iè fdhienen nur noch
eines oerabrebeten ßeichenS ju harten, um fidh plünbetnb auf
bte golbene Seute ju ftürjen. Die Kerle waten bewaffnet ju
îDîotb unb Staub unb 9îa b. Unter jebem ber abgefchabten
Dalare lugte ein breiteS ©chwert, unter jebem jerfefeten
9îettetmantel ein jadtiger SDÎorgenftern, eine heOpolirte ©treit:
aft, heroor. Ja, an einen Seichtftuhl gelehnt, flü^te ein be=
haglich grlnfenber gudhSbatt, nadhläfftg'bie halbnacften îlrme
ouf einen mächtigen langen glintenlouf.

îlengfllich rüdten bie SonerSleute nahe an einonber, be^
freujten ftch ""b flüflerlen leife — ©ott wußte, waren'S
©ebete, waren'S leife Serwünfdhungen, ober woS fonft. Ginige
oerfuchten fortjufchleichen. Den Gtjlen gelang eS — oÖe
folgenben fanben bte Dhüren oon außen befe(jt.

DroÇ ber tief herbfllichen 3eit logerte ftdh bänglich?,
brüdfenbe ©chwüle über ber oerothenen ©emeinbe.

Die Stebtiffin unb bie Dbnnen fchwebten in DobeSängften.
©leich ouf bie erfte Sîochticht oon bem Uebetfoll hotte bte
îlebtiffln nadh bem ^ouSoogt gefanbt, um mit ihm ju bt:
rothen unb onjuorbnen, waS in fo brtngltdhem golle Oon
9^öthen. 2lber er war nirgenbS ju ftnben. Gr fdhlich üer=
fleibet unter ben Siebertäufern umher unb it}ieS fte jurecht
unb gob Sehte unb Slnweifungen oQetwegen.

Der gefchäftige Serräther trug ^^ßorole unb gelbgefd)ret
JU ben einjelnen in bem weiten Klofietbom oertheilten Haufen.
Unb biefeS fotlte baS 3eidhen fein: wenn ber ^^ßttefier ben
heiligen Keldh erhob, wenn bie gonje ©emeinbe, in ftumme
^nbodht oerfunfen, auf ben Knieen log, bann follte ber guchS=
bort auf ben ^rieftet om 3(ttate geuer geben. „Jh^ ge-
loeihter'^ofol muß unfere erfte Seute fein!" ©o hatte bloS=
phemtfcher 2öiU bem oertätherifchen 3uträger geantwortet.
„©Düte ftdh einer jur Sehr fe(jen wollen —" „5Jtun, bem
gefdhieht eben fein Stecht! —" grinfte ber guchSbort.

yjur ouf boS 3uteben beS "ißropfteS, eineS oltehrwürbigen,
ober noch f^äftig gefinnten He^i^", beruhigte fleh enblich bie
Slebtifftn einigermaßen, ©ie fah ein, eS fei nichts onberS
übrig, olS in ©ottcS Dtomeu baS heilige Serf ju beginnen,
möge woS immer borouS entftehen. 9tur bie fonjl üblidhe
^rojeffion oor bem -Ho^amt befahl fte cinjuftellen, um nicht
JU fehr bie Suth bet bilbcrftürmctifdhen 9?otte herauSju=
fotbern. Dodh baS Hochamt follte in gewohnter geierlidhfcit
cclcbrirt werben.

.,2}tögen ©ott unb feine Heiligen unS f(hü(jen!" feufjte
bie 2lebtiffin. — „2Imen!" antwortete oertrouenSooll ber
greife ^ropft, inbem er jut ©aftijtei hinabfchtitt, um ftch mit
ben föftlidhen ©ewänbcrn, welche bie ©erfommet borg, wütbig
für bie heilige Hanbluug ju fdhtnüdfen. (©chluß folgt.)

Mb km Cöngfllttttk.

Der aJtifftonor «übt. Koller fchreibt:

SicHeidbt haben ©ie fdhon mandhmolgcbacht, idh f"
öon unfern ffîilbeu bereits mit §ûut unb ißaar nufgejchrt
roorben, ba i^ Jhneu fo lauge nidht ben f^ulbigen Dont
für bie mir erroiefeue ©efälligfeit auSgefpro^en halJ^-
?tun, fomeit ift eS jroar nodh ni^t gefommen, obroohl
toit einmal fi^ou nal)e bnrau toaren (in 6t. Slntonie),
unter ben .Qettlen bet 3öilben oon "Wofforung ins ©raS,
refp. iu bcu Sanb ju beißen. Die wol)re Urfodhe meines
laugen ©djmeigenS ift ein mehrmonotlidheS Slugenleibcn
in golge ber aftifnnifdhcu f^ieber, toähreuö beffeu i^ nichts
lefen, nichts fchreiben burftc — fchon ein fleineS
©tücJ oom gegfeuer, jumol in Slfrifn. Jdh mill
nur ein menig oon St. Slntanie — etroa 3 ©tunbert
oom fübli^en Gongoufer entfernt — erjählen, roohin ic^
im oorigen Johre nerfeÇt rourbe, ba ber bortige ©upeiior
îranfheitshnlber hiehergiug. Sor oUem muß idh ^bneu
bie KopeHe etroa« fchilbern. 2öie bie meiften ber ÜJtiffion«»
gebäube ift auch fte o"« Sambu«rohr errichtet; biefe«
Sûumatertol ift ober berart, baß ea ben iu ber Kapelle
Sefinblidhen fllei^ erfennen läßt, t)on rocl(her-©cite ber
2öinb fommt. Da« Dach befteht nuS Salmc»^Jlöttern,
bie.flor manchmal oom Sturme arg mitgenommen roerben.
Ginen Kirch-- obcrölocfenthurm hat natürlich feineiDliffionS'
ftntiou. Dafür erhebt fich uor ber Kapelle auf einer îlif
höhe ein J^laggeuftod, au bem be« Sonntag« bie ^JJUffton«^
fahue aufgehißt roirb; fte ift für bic Steger ba« Direc«
torium ober ber Äalenber, ba fte oon ber GintheilwttÖ
ber 3eit in aSochen nur eine fchroadhe 3bee i)aUn


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ifl

oon bet 2Iritt)metif noc& uicl weniger üerftehen- ®ie
roijyon, roenn fie bic galjne fel)en: heute ift Sonnlag unb
fie fommen in bie iîapette, ober leiber ouch ni<i)t. ®aS
Bflafter ber .«irdje ift Sanb, auf beu mir ju beiben
Seiten üJlatten auâ Bambi'ô teglen, bamit bie aiio^ren
etmaS fünfter fnieen unb fiÇfn.

Der Capelle entfprechenb ifî audh bie ^ufiî. Gin
ïleineS, fehr abgcnu^îeô harmonium ift baâ Gentrnm,
um mel^eô 114 bie 20—30 Singtnaben ber ^Dliffion (}rnp=
piren; jeber îJieflertnube fingt, natürlid) in feiner ®eife,

unb nicht mie bie Gl)otfnaben in lüi......Öeftcr

ftimmen aud) bie olten vierter mit ein; eS roirb bann baô
Sieb — „mchrftimmig", oft auch ..uiclftimmiç]". Da ber
bortige jîlofterbruber
üou üJhifif md)tS üerftetit, ber tronfe
Superior nod) Saubana ;|urüdaing, fo mar mein GoUeße,
ber leiblich baS ^armonium fpielt, Orgonift, Gantor unb
Dirigent. ÜIl« id) etroa 14 2;a9e lang bort roor, thetlte
mein ^gerr Gollege bie Arbeit reblich mit mir; i^ hatte
baher am folgeuDen Sonntage ben Gl)ör ju übernehmen unD
in ber SBilbenfpra^e ju prebigen. mußte alfo baS
^armoniumfpielen erlernen, non bem ich faum einen Be^
ßriff batte, unb bic Spraye ber Woflorunqu, meldhe non
ber ber hieftfien 9Zeper jiemlid) nerfdjieben ift. 3» biefer
^ïleinigfeit hatte id^ «erabc 5 Stage
GoQege meinte, ich fo^e mit meiner Glarineltc beu Ot=
ßaniften erfehen; aber blafcn unb fingen ju gleicher 3eit
überftieg etmag meine îîrâfte! ging alfo baran, iu
biefer mir gegebenen ßeit mi^ jum „Birtuofen" ju mo^en.
Die menigen îagc maltraitirte baS Jjarinonium juni
Grbormen uub meine ginger nidjt meniger. 3ld) eignete
mir einige unfern .ßinbern fdhou befannte Sieber in F Dur
an. als ich fommenben Sonntage gleidh '"it allen
iHegiftern ju fpiclcu begann, riffeu bie jiemli^ jahlreich
anmefenben 9îeger ^JJlaul unb 2lugen angelmeit auf; fic
hatten il)re Slugen oiel öfter unb länger auf bem 3»=
ftrument unb beut ungcfchitfteu Spieler, al« auf bem
ïtltar. Dofi nidht baô Gnt^üdtenbe meines Spieles fie fo
gefeffelt bot, braudhe i^ "icht ju ermöhneu. „Gs if^t ein
neuer Nganga Nsambi (Dienet (SotteS ober 'JJtifriûnâr)
fügten fie, unb bas ift für bic ^îeger uatllrlid) eiu
^odhmicihtigeô Grreiguiß: fte beobachten genau ade Bcmc--
flungen uub 'JJianiercn, unb nad) biefen, mie nad) feinem
2luôfehen fättt aud) ber ^Jîame auô, beu fte ihm geben,
ber freilich mandjmat aud) ju einem nicht befonberS
ichmeicholhaften Spiljnamcn mirb. Sllô id; balb barauf
mein erfteô Sieb nom Stapel ließ unb bie erften 2:acte
unferen Buben norfpiellc, blieben biefe ftnmm! Das Spiel
roar fo gut auôaefaHen, baß fie bic 3)ielobie gar nid)t
föunten! ^d) l)ob nun uodjmal au unb fang felbft fräflig
«nit. 9iun ging cä; meuigfteuô h^t cfi feinem ber aumefem
beu 3)iohreu bic Dljren jcrriffeu. . . , ^

(Sdjlnß folgt.)

HcrfdjtcbcucB.

(»Ciftfönfßf»»fürt- Gmiuenj, ber iîarbiuoj

Paulus a)eetd)etS, unfer ehemotiger Dberhirt, berührte auf
«iner girmuuqSreife in ben 60 er fahren ouch ein flemes
^farrborf im D^onale X. Die gonje ^]5farrgemembe mar
in ^rojefflon auSgejogen, um ben geliebten Oberhirten ju

empfangen unb jur ^farrfirt^e ju geleiten. §llS ber 9teife=
mögen öeS hochm. §erru iu Sid)t fom, mo^te Die ^rojefflon
§ait, unb ber 'ißfarrer erfud)te bie Brubermeifter, biefelbe fo
ju orbnen, boß fie bei 2lnfuuft beS §errn GrjbifchofS un=
Oerjüglich fich in Beroegung jur Jîirche fe^jen fönne ; er felber
ging mit öem Bifar nod) eine fleine Strecfe bem Oberhirten
entgegen. Da ploßlidh erbröhneu Böüerfchüffe, oie ©locfen
läuten — unb nun erft fällt ben Brubermeilleru ein, boß
bie oom 'IJfarrer gegebene ^nftruftion leiber nicht ouSreiche:
Beten ober fingen? ^JJatürlich paßt nur @e]ang ju
Böllerfd)üffen uuD ©lodCentlaug ; îlber roelcheS Sieö? —
lÜiou bcrathfd)lagt hin unD her, fommt ober bei ber ho<h»
graöigeii :}lufreguug ju feinem 9îefultat, abgefehen baoou, boß
bie 3luSmahl i)er gangbaren Sicher fehr bürftig ift. Unters
beffen hat aber ber Oberhirt bie ^Jrojefftou erreid)t, uub bie
Berlegenheit ift auf's §öch|le geftiegen! Da faßt eiu olteS
fangeSfunbigeS ']Jlütterlein [ich ein §erj unb intonirt mit
heOer Sopranftimme: „Grfreut euch tiebe Seelen, ein
iß un ber ift gefd)eheu!" unb bie ganje "^Jforrgemeiube fällt
im Ghor fofort froftig mit ein. —

crjurutc ajlllfifoircltor. Gin 3)îufifbireftor
fah
ju roieberholten üJialeu, baß mährenb ber 'IJroben
mehrere ^ulte i^on 3)Jufifern unbefeçt maren. GnbUdh reißt
ihm ber ©ebulbfaben. Gr ftampft mit bem guße, boß eS
burd) beu Saal bröhnt unb hält ben übetrafd)teu ÛJÎufifern
folgenbe joruige Stonbrebe: „Bon feljt an bulbe idh obfolut
nicht mehr, baß einer ber Herren ohne meine Grloubuifj oon
ber "^Jrobe loegbleibt, tjielmehr hat jeber borum fchriftlich
eiujufommeu — oerfteheu Sie mid^ — unb bonn roerbe ich
eS notürUdh nid^t erlauben I" —

@lu îoaft. Bei einem gefteffeu ju Ghren beS Gom»
ponifteu Sd)äfer, weld)er burch bie üielen Gontoten, bie er
componirt hatte, ben ^iamen Gontaten^Schäfer erhielt,
brachte einer ber ®äfte bem ©efeierteu eineu îoaft, meld^er
mit beu Bîorteu fchließen fottte: „$)Och lebe unfer geUebter
Gonloten-'Schäfer I — 3llteiu boS uedifche Schicffal mottle eS
onberS. ^m Gifer ber 9tebc üerfprid)t ftd) ber Stooftireube
uub ruft in feiner Begeifterung: „'poch lebe unfer geliebter
Schoubthatenfäfer ! " — Donnernber Beifott lohnte ben geft=
rebner. —

"Sic ^Dßcbvauutcit. Giue ïiu^uftfantenbaube fom jum
geftreugen .^»errn Bürgermeiller mit ber Bitte : „Gutfd)ulbigen
Sie, ,<^err Bürgermeifter, loir mödhten hier gern ein Goucert
für ■^Ibgebranute üerouftolteu unb erbitten unS boju
Grlottbiiiß." — „Unb mer pnb bie ilbgebraunteu ?" fragt boS
©emeiubehoupt. — „Die finb roir felbp, ^»crr Bürger meiner."

öilltCV Oiatl). Gin WupfuS, ber jmar fehr gefch^dft in' feiner
iîunft, jugleid) aberouchüon feineu BerbienPeu fehr eingenommen
toor, tourbe gricbrid) bem 3'üeiteu oorgepcttt; ber Sîôuig
beuterfte, boß er höd)P eleube Strümpfe trug, unb fragte
ihn boher : 3ft Gr ber ÜOhtpfuS, beu tnon mir fo gelobt
hat ? „^d) toeiß nicht. Gm.
'é)ï. — ontmortete er — fo üiel
ober fonn ich niid) rühmen, boß ich eine Stimme habe,
roorouS id) modheu fonn, roaS ich n^itt." — B3enn boS ip,
— fagte ber iîônig — fo modh' Gr pch bod) eiu poor
Strüuipfe borouS, benn bie hat Gr hi5chP nöthig-

Ö5ltt mottUlvt Gin Orgelbouei uubJtlaüietpimmer ju Ober=
®logau hat einem bortigen Bürger eine höchP originelle Üiechnung
ausgefertigt: Giueu fe^r üerpimmten glügel bei betn (Seräufd)
einer ^Jiäh=a)?afd)ine unb betn ©efchrei einer ÛJÎenge großer
unb fleiner Jïinber einen halben Ton tiefer gepimmt, G ÜJi.


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ifl

ober: Seid)tüer)'tänbli(f)c Sclehrungen
_unb ©ebete jur SSorbereitung auf bic

heilige ^ïommunion für Erftfommunifanten unb bie gefammte Jugenb, meldte roürbig
unb mit Sïu^en fommunisieren miff. SSon gr. ï. gcc^t, ^rieftcr her Grjbiöjefc
grciburg. 3Kit Srnpfchlung bc§ §r. erjbifcbofê tJon grciburg unb ber

§od)iD. Sifcböfe Don aiottenburg, ®t. ©oßen, ©rag unb Slugêburg; geh- 60
in §alblcin»anb 80 ^fg ; in Scinroanb mit ©olbfcbnitt 2 3K.; in Scber mit 3loth»
f^nitt 2,30 ehagrintcber mit ©olbfcbnitt 2,50 3)1.

S)er §err gürftbifd)of öon SedEau fc^rcibt über ben ,®ciBen Sonntag':

hebe baê Südölein mit magrer greube gelefen unb baltc bafür, baß c§ beftcnê cm^
pfoblen äu werben öerbient. Jn gewählten 9lu§brüiieu wirb bic Jugenb öuf bie
gehler aufmerffam gemacht unb mit innigen, herjlichen SSorten ju ben entgegengefe^ten
ïugenbcn angeeifert; auch werben berfelben gut geroähltc SBeifpiele alê ïugenbmufter öor^
gehalten, — "i)et 2. Xeil enthält, fchöuc ©ebete, welche ftch burch c^t fird)lichcn ©ehalt unb
würbige, eblc gaffung auêjci^nen. S3ci ber Stuêwahl ift auf bic ^auptbebürfniffe ber
Sugeub gcb uhrcnbc 9ïücfficht genommen worben. Stuch ber eingefügte Sci^tfpiegcl wirb gute
®ienfte kiften, bie nöthige Belehrung über ben ©cbrauch oon Sci^tfpicgcln überhaupt oor'-
ausgefegt.''

3u bcjtehcn burdh aHe Su^hanblungen, fowie birctt t)on ber 58erlag§hanblnng

©oeben crfdhicn in unferem Slntiquariat:

Gat. 54: ^öcctik. - ^iturgik. - l^elig. - Htufik. - $Jafloral. -
^äirthcngcfdj. 2108 H.

Sßor Jïitrjem würbe Oerfanbt:

(5:at. 55: jaogmatik. - Jiloral. - Homiletik n. ^utccl)ctik. 2000

Sluf ©erlangen gratis unb franco.

SlchtungSüonft

5Jtt($§anbfuttg Jluer in ^onauwörtf^

Sm Sertagc be§ llntcrjeidhnctcn crfcheint oon Sanuar 1886 on:

^ic ^ugcnb- unb ^ol'ßö-<^iüerttiur.

(Sin iUtgeber unb l^Jarner.

^)crau§gcgebcn üon 3. ©Zfitlcrmciftcr tu Sladjcn.
äJJonatlich 1
—1 Vj bogen Scficonformat. ^reiS beS Jahrganges 2 3D?.
®tc SReinigung unb Sieinhaltung ber Jugenb« unb SSolfä-bibliothcfcn — ba8 ift bic
Icnbcnj beä Slatteä, baS in ©cmcinfchaft mit unfcrcit üorjüglichften ^öbagogen uub Jugenb»
fchriftftcllcrn herausgegeben wirb.

9lat unb SSarnung foHen fich auf bic ganjc beutfd)c bejüglidje ßitteratur unb auf
bic üoräüglichften Grfchcinungcn bc8 3Iu8Ianbc5 crftredcn.

®ie ,augenb. unb S3olf«.aitteratur' enthält in jeber 5Uummcr einen fijftemalifdhcn
Sluffa^, eine 9icihe üon aiejcnfionen, fleineren aRittcilungen unb S^otiicn, fowic ®crjcid)ni8
bet crfdhienencn irteuigfeitcn.

SlUjährlich'recbtäcitig üot SScihnnd)ten wirb ein Katalog" beigefügt, ber auf unfere
fflcfprcdiungcn üerwcift. ^Dlan abonnirt bei oncn SBuchhonblungcn unb ^oftanftalten.
$ro6ennummcrn sratis

2)ie S3erlag§^anbtuug "^uboff ^arfl) in Jlar^CIt.

S-ttv aie i)cil gaftetueit

Sie nachftehenb ocrjcidjnetcn ^rcbigteu für bic heil, gaftenjeit offcriten wir iit gut
erhaltenen Gfcmplarcn ju fehr ermäßigten greifen:

^auIS ïïit fïfben lUorlc ^efu om Areujr ftott 75 nur 50 ^fg.

— — iöif fïfbrn fianpltugeubfu ftatt 75 ^^fg. uur 50 ^J3fg.

— — ^ntrr tlnfer ftatt 75 ';5fg. nur 50 ^fg.

— — j0fr ^ttmpf bta Chrifleu ftatt 75 "ipfg. «ur 50 ^fg.

jHeÖCtt, ®tc6en, über bie lOerhe ber ï^nrmher^igkeit ftatt 75 ''I3fg. nur 50 ^fg.
SSorftehcnbc 5 Sänb^cn jufammengenommen imr 2.0()

muvt Sacoïil & in ^ttdjcu.

ISfrlag ber ^Sud)l)anï>lun0 von f. ^ucr tn 0onaunjórtl).

jFür €r(!liammunthantett.

©oebcn erfc^tcn in britter, vermehrter iJtuflacjc:

Per ^onntag,

I SSerlag Pon S3. Kleine tn ißaberborn. I

efZLV. Wtatet\

j für JFamilttn unb Derttne

j (Sdhcrnfpielcf Suftfpiele, poffen, bromatifchc
! Sccnen, allcê leid)t aufzuführen, meift ohne
! graucnroKen) finb 114 ^cftrfjcn erfcbieuen.
i —Keine tonfeffioncHc gärbung.— ©efellcn»,
j ©efang», Krieger«, 3;urn= unb anbere S3cr=
I eine finben hier brauchbares ORaterial. 2ln=
I ftd)tfenbung an bie ^levren ©eiftlichen, fichrcr,-
i Sorftehcr üon ï^creincn unb ©efeUfdiaften
I unb an anbere befannte ^pcifonen. Katalog
' grat. u. frfo.

DfJeu ouSgegebcn ift foeben: 141. S3ier«
mann, g. VI., „®cr neue ©utêhcrr." ßuft«
in 1 9ltt. (6 ^erfonen ohne graucnroHcn).
60 «ßf. 142. S3 f dê. Sofeph. „grifd) gemagt
ift halb gewonnen." Ccbenibilb in G Sluf«
jügcn. (9 ^Ißerfnnen ohne grauenrollen.) 60
^f. 143. ffapfcr, 28., „®er gemüthUche
^pauSbiener." $offc mit ©cfai'g in 1 Stuf«
juge. (7 51Serfoncn ohne grauenrollen) 60
^f. 144. 93cct§, Sofeph, „Sänblich fittltd)."
Siuftfpicl in 3 Sitten. (4 Ißerfoncn, barunter
eine aud) burd) einen $crrn barftellbarc
graueiiroac.) 60

Verlag von Alfred Coppenrath in Regensburg.

Michael Haller's

„MISSA SEXTA"

ad lY Tdccs inaeqiialps
organo comitante.

Op. 13 B.

Partitur M. 1.—, Tocalst. i 20 Pf.

Gemischte Chöre werden dem hochw. Herrn
Componisten (crossen Dank wissen für die Be-
nrboitunff vorstehender Messe fOr ^stim. gem.
Chor, die als Sstimm. Messe Hingst bekannt
nnd dnrch lihro Gediegenheit, wie aUe Werke
des Herrn Componisten ansgezoichnet ist.

Michael Hnllcr's

Litaiiiae lauretanae

b. M* V.

Ad duas voccs acqnalCs.
organo comitante.
Op. IIB.

Partitur CO Pf.. Stimmen i 16 Pf.

Micliacl Ilallcr's

Litaniao ss. nominis .Fesu.

Ad duas toccs aequales
organo com! tun te.
Op. lOB.

Partitur 70 Pf., Stimnien.ii 20 Pf.
Längst erprobte und bew&hrt gefundene
liitAnelen in 2atim. Bearheitang, welche schon
der Name des in weiten Kreisen gefeierten
Kirchencomponisten rOckhaltlos empflehlt.

Sctantwortlichcr Siebaftcur SS. ©^öucn
in Oberbilf. — Stucf unb ®etlag üon
Sil ber t 3ocobl & (So. in Slawen.


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8. Sc^riïowfl«

iWr. 4

%pxU 1886.

für liafpofif(f;e ^ircf^enfattger.

©rnttó=S3ciïn9c pm „®rcpriu«=53ïatt", Drgau für tirdjcuutufil

„©erfle, ba§ bu mit bem ©et}en glaubfl, wa8 bu mit bem SDÏunbe fingfl, unb in SBerleu
bet^Stiflft, waS bu mit bem ©etjen glaubfl.'' Soncil in Cart^aflo ö. 3. 398.

Die jlperrgotbiitukr.

2ln einem Freitag in ber grü^'.
Das jabr fäat mir nid)t ein:
Da ging ein frember aSanöerSmann
jn ffaltern *) einfl ju ©ein.

Da fing ein lleineS ffilödiein an,
233ar gar ein minjig Ding,
Das flimperte befcheibentiicft
®ar teife: öing! bingl bing!

„Das (Slöcflein ift bie greitagSgtocI',"
©0 fpracb bcr 2öirtt) mit ©tolj,
„Die läutet, meil beu loD empfing
„^cuf ©Ott am treujeSholj." —

„„Die ©loie büntt mich, (fprach ber ®afl)
„„^crr ilßirth! borf) gar ju tlrin;
„„Wir fchcint, ju taltcrn müßten mol)l
„„Die ©lodcn größer fein."" —

„(Jine größ'rc haben freilid^ mir",
(irmiebcrt jener froh,
„Doch ihr begreift, man läutet _'fie
„9Jtcht mir nichts bir nid)ts fo.

„Das muß ein taltcrcr SJürgcr fein
„Sei beffen 5:ob fie fpricht,
..Unb ijt'S ein kälterer ©iltger nicht,
„So läutet man fie nicht 1"

„„yjehmt hin! (fpratä^ b^anf l>er 2BauberSmann)
„„Die Üoje jahl' ich gern
„„Unb fauf bafür baS Sürgcrrc^t
„„3u taltcrn ©ott bcm ^icrrn.""

Seit alfo ©ott ba« Bürgerrecht
Rn ^alleren crmarb,
CrfUngt bie große ©locfc au^
«m 2age, bd Gr flarb.

•) ftaltern, ein Stäbtdhcu ïirol«.

Unb „^errgottSfinber" hat ber ©cherj
Die kälterer getauft,
©eit ©Ott marb in baS Sürgerred^t
3u taltern eingefauft.

Dodh »ücr bieS neue Sieblein hört,
Der nehme fid) in 2ld)t,
Daß er cS mie bie taltrer nicht
ïüiit feinen ©locfcn macht!

Die größte fchlägt gar mandher on,
3Bcnn er fiel) felber prcift;
Die fleinfte bünft ihm groß genug,
iö3enu ©Ott er ©h^' ermèift!

Q. Oörres.

ßnu|lcittc»

III.

Slßcnn Gucr ©cfangd)or boS eine ober onberc ü)?al beim
©ottcSDienfie eine mchri^timmige Gompofition ohne Segleitung
ber Orgel gut oorgetrogen h'^i^'e, fo ift eS oiclleicht fd)on
oorgefommcn, lieber Sefer, baß bcr eine ober onbere gvcunb
GureS GhoreS bei ber näd)ftcu paffcnben ©elegenheit feiner
Sefriebigung fluSbrncf gab mit beu 'ii3ortcu: „DoS loar ein
fd)bner IShorol, unb jl)r habt ihn gut gefungen!" ~ iJJun,
lieber Sefer, ift biefe Scicid)nung ricl)tig? jfi eine mehr=
fliminige Gompofition mit latcinifchem ober beutfdhem ^Jcite
mirflich ".Ghoral"? iJiein, (müffen mir fagen) baS ift fein
Ghorol, fonbern eS ift eben nid)t8 onbereS olS ein mehr»
fiimmigcr ©efang, mag bcr Jcjt ein meltlid)cr ober
ein firchiichcr fein. — gerncr: bic '45rotcflantcu ucuncu ihre
cinfiiinmigcu bcutfd)cn tirchenlicbcr, bie fich in meift glci^--
langcn StÖncn in fernerem ifürafjlrfchritt bcmcgen, „Choräle!"
i)ianche Sfatholifcn, namentlid) folche, bie fid) für „tenner"
halten, mad)en boS nodh unb fpred)en cbcufaUS üon „beutfd)cn
Ghorälcu", menn üou unfern beutfd)en ftird)cnUcbcrn bie
9iebe ift! SlOcin auch hiet ift nur boS richtig, boß bic iu
Diebe flehcnbcn Sicher eben tird)cnlicbcr finb, mctteicht
rccht fchön uub crbouli^ — ober üom eigcnUid)cn Ghorol^
gefonge finb auch biefe himinelmcit üerfd)iebeu. — !i)iun meinen
ober "mieber mondhc tirchcnfängcr: boS unb nur baS fei
Ghorol, maS iu ihrem ©robuole unb Scöperole ficht! — 9ludh


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ifl

ba§ tfl tiidht ïtdhttg. Stelme^ï loaê ber ^rtejler aitt Sïttare
fingt (j. 33. bte 'ißrafation unb baê ^aternofter), ferner bte
©efänge jut Kerjen= unb Daufroaffetweibe am ©harfamftag
u. f. ba§ ift ebenfo ©tegortamfcber Shoraï, roie baS,
roa§ in Eurem ©rabuaie unb SeSperale fte^t. ÏRit einem
Sorte: Me§, roa§ oon ©efang in fenen Ilr^ltiben Sui^ern
fle^t, roetcbe jur geier ber bl- 2Äeffe, unb ber fircblicben
Stagjeiten, jur ïïuSfpenbung bet ©aframente, ju ben
Segnungen :c. gebraust roerben, aC(e§ ba§ ifi ©regorianifd^er
Ehorat. —

Diefer ïirdhiidhe ober ®regotianifdf)e
ifleineinflimmiget ©efang, bet o^ne bie been gen ben
geffein be§ Dafte§ in ebenfo einfad^en al§ er =
babenen SJtetobien bahinfließt. ©eine ©efe^e unb
9ïegeln (Donarten) ftnb oon benen bet roeïtüdhen 3)ïuflf
ganj oerfdhieben. Um ihn gut oorjutragen, muß man
oor SlHem bie Sorte ridhtig auSfptedhen unb betonen, ©eine
ÏOielobteen entfpredhen fo ooUIommen al§ möglich bem ©inne
beffen, roaä bie Sorte auSbrüdfen. ES ifi ein ©efang, ber
nicht einmal ber Segleitung burdh bie Drgel nothroenbig
bebarf; er fann ebenfogut bon einer ober mehreren
©timmen, als oon einem jahlreidhen ©ängerdhore oorgetragen
unb ebenfo leidht unb fdhön in einer fleinen Dorfftr^e, olS
in ber größten Domfirdhe ausgeführt roerben.

Sieüeidht haji bu aber mit bem .Kopfe gefdhüttelt, lieber
Sefer, als bu oben lafeft, baß bet Ehoral oon ben „geffeln
beS DafteS" frei fei? Unb bu haft babei gebadht. Euer
roadCerer Ehorregent laffe Eudh feinen einjigen Ehotalfa^
fingen, ohne babei ben Daft mit ber §anb ober mit feinem
Dirigenten=©cepter ju fdhlogen! — Jnbeffen, roenn bu einen
SlugenbltdC nadhbenfen unb oergletdhen roittf^t, fo roirfl bu fdhon
felbfl hetauSftnben, baß baS „Daftiren" beS Chorals grunb=
oerfdhieben fei oon bem Dafltren bet oon Eurem Ehore ge-
fungenen mehrftimmigen ©efänge. Dïehmen roit, nm unS
JU oerftänbigen, trgenb ein Selfpiel! ©ingt Euer Ghor ein
mehrfiimmig componirteS Tantum ergo, fo roirb
Euer Dirigent roährenb beS ©IngenS immerfort entroeoer je
4 ober 3 ober 2 ©chläge mit bet ,§anb ober bem Daftfiodfe
ausführen bis jum Enbe beS ©tücfeS. Jn beinem ©timmen=
hefte fteht barum au^ am Slnfange beS ©tüdfeS bie Slrt beS
DaftirenS burdh Biffern angegeben, fo baß bu bei. ber Ein=
Übung bi^ fofort jurechtfinben fannft, ohne baß bet Dirigent
blr erft bie Daftart angeben tnüßte. Ja, roenn eS beim
Dittgiren nur auf baS „Dafthalten" anfäme, fo roürbeft bu
oielleicht ben §ettn Dirigenten roohl mitunter einmal oertreten
fönnen in ber Dlreftion, — Siaeln roie oerfchieben
Oon biefem
gletdhmäßigen Daftfdhlagen ftnb, roie bu roeißt, bie Seidhen, bie
Euer Ghorregent tnit bet §anb ausführt, toenn baS Ghoral--
Tantum gefungen roirb! Da ifi toebet Oon fe 4 noch oon
3 noch Won 2 ©dhlägen bie 9ïebe, fonbetn eS roerben nur
Seidhen mit bet ^anb gemacht, bamit Jhr bie lateinif^en
Sorte richtig betont, bainit Jhr gleidhmäßig anfej^t unb abfegt,
bamit Jhr balb rafdher balb roieber langfamer fingt — furj
bamit Jhr bie componirten Sorte beS DejteS niögltchfi fo
fingt, roie btefelben gefprodhen roerben müßten.

Stehinen roit ein anbeteS Seifpiel! Du fennfl jebenfaUt
baS alte fchöne Kirdhenlteb „D §aupt ooO 33lut unb Sunben."
Das Sieb tjl in unfern ©efangbüchetn im Daft gefdhtieben.
GS beginnt mit einem Sluftaft b. h- mit bem oierten Daft=
fdhlage, unb eS läßt fidh ^ann leidht taftiren
bis jum ©dhluffe,
immerfort je 4 ©ihläge. — Stun halte aber einmal baS
hertlidhe Ecce lignum crucis baneben, roeldheS ^rieftet unb

Ghor abroedhfelnb fingen bei ber Entblößung beS KreujeS am
hl. Gharfreitag ! Du magft alle möglidhen îaftarten
Oer fudhen,
eS roirb nicht gelingen. Söohl ober roirb Guet Dirigent
foldhe Seiten]mit|ber §anb madhen fönnen, baß Jhr ©änger
nicht nur rote auS Einem 2}tunbe'fingt, fonbern baß Jhr audh
bem Dejte roie bet erhabenen SJtelobie genau entfprechenb fingt !

Sie ift nun aber unfer.'Ghoral entftanben unb roarum
heißt er ©regorianifdher' Ghoral? Seantroortung
biefer Doppelfrage rootlen ttjir bem tüchtigen Ghoratfenner
P. St. Kiente, SBenebiftinerpater ju EmauS bei ^!}5rag,
baS
Sott geben. Derfelbe fagt ungefähr fo: Der dhriftliche
©OtteSbienfl begann ftdh freier unb mit mehr äußerem ©tanje
JU entroidfetn, als bie Ghrijienoerfotgungen aufhörten (313),
unb bie Kirche, oon bem Kaifer Konjiantin unb beffen
folgern begünftigt, eine hohe ©tetlung im öffentlichen Sehen
einnahm. 9Jtit ber ^radht beS ©otteSblenfteS entfaltete fi^
gleidhen ©^ritteS audh bet fir^llche ©efang. aWit unglaub=
liehet Segetfletung betheiligte ftdh baS Solf am ©otteSbienfte-
Die Kir^enoäter roeifen in ihren 9îeb^n oft mit
greube
barauf h'n nnb fuchen befonberS beim ©efänge audh ben
inneren ©eift
ju förbern; fie ermuntern jur fleißigen
SEheitnahme am ©otteSbienfte unb am ©efänge. — ©eifilichfeit
unb Solf oerfammelte ftch täglich nicht nur jur geier ber
hl. 2Jteffe, fonbern auch gemeinfamen ©ebete
(officium) ÜJtorgenS unb
SlbenbS. DaS ganje liturgifche
©ebet roar ein gefungeneS. Die 2)îetobieen roaren
einfach,
oom pricfietltchen ©efänge gibt unS bie ^^täfation=2)telobie
eine SorfleHung. Der celcbtirenbe Sifchof ober 'ißtieflet fingt
bte ©ebete ; bie gefungenen Ermahnungen unb
Slufmunterungen
bcS DtafonS oetmitteln bie Serblnbung jroifchcn '•;13tieflet unb
Solf. Dem baS hl- Opfer barbtingenben Sifchof ober ^^Jrieftet
afftfllten im ©ebet unb ©efang ber GlctuS unb im ©chiffe
beS ©otteShaufeä
baS Solf. îlOcS jufammen bilbet eine
rounbetbate Einheit, bod oon Seben unb oon einfachet uub
babei übettoältigenbcr Grhabenheit.

Durdh ben hl- SlmbrofiuS (f 397) erhielt bie abenb-'
länbif^e ©otteSbienftorbnung neue, jroedCmäßige
Einridhtungen
unb eine größere ältannigfaltigfelt. ©eine ^i^mncn unö
Slntlphoncn ocrbrcitctcn fidh rafch im ganjen Slbenblanbe. So«
biefer 3eit an bis auf ben hl- ©regor ift bie Silbung ber
reiben jubiltrenbcn ÎDÎelobiemelfen
ju fetjen.

Der hl- ^.ßapft ©regor bet ©roße 490-804 (oon
bem bet Ghoral ben Seinamen ber „©regorianifche" hap
roanbte bem liturgtfd)en ©efänge (b. h- ^em Ghoral) bte
größte ©orgfaU ju. Gr fâinmeltc baS Sothanbene, filg"^
SlnbereS ergänjenb hinju unb trug SllleS in ein Such'
àntiphonartum genannt/ jufaminen, baS er auf bem
§od[)aftare ber ©t. ^^eterSfirdhe nicberlegte. Gr
grünbete
eine ©ängerfdhule unb führte biefelbe felbfithätig In ben
©efang ein, roeßhalb man nod) im elften Jahrhunberte im
Sateranpalafle ju 3îom baS Sîuhebett jeigen fonnte,
oon ^ein
aus bet fränfliihe Klrd)enfürfi bie ©ingfnaben
untertichtft
hatte, foroie bie 9îuthe, beren ÜJtitroirtung felbft biefer groU«
^ÎJapft bei feinen jugenbltdhen ©chületn nicht entbehren
fönnen fd)len. Dur^ ben hl- ©regor erhielt enblich
Ghoral feine hDd)fte Sollenbung uub ben Slbfchluß fein«'^
Gntroidelung. Der hl. ©tcgot ift ein rounbetbater ©änget'
ein Gomponifl oon fo hoher Segabung, roie
im ^aufe
bieler Jahrhunberte nur feiten einer etjieht. ©eine iWclobieen
haben nun bereits Übet 1000 Jahre geblüht unb fte fanfl^"
in unferer 3eit bon Steuem an ju blühen unb ihren
Duft
JU oerbreiten. Der große ^apfi etfchien feinen ßet'ä^'


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ifl

noffen Jo gemdtig unb übetragenb, baß [ie glaubtan,
ton feinen Vorgängern reidhe 5?einer bis §u feiner §öhe
hinan, SRittelalter glaubte man, ber hl- ®eift habe ihm
bie ©efänge eingegeben, baher au(h bie 2lrt ber Slbbilbung:
Gine Jaube, baS ©hn^bol beS hl- ©eijieS, fd^mebt über feiner
©(hulter), fo groß mar bie ©h^fni^^' bem, maS ber
große iKaun auf biefem ©ebiete gethan unb gefchaffen hat,
baher oudh fein „2lntiphona«"nt" otS ein unantaftboreS
^eiligthum galt. — ^u ber 2:hat, fo lange in ber fotholifchen
Kirche ein ©efong ertönen mirb, fo longe mirb ouch ©regor'S
9^ame mit Ghi^en genannt merben, mie benn nun fchon feit
mehr olS einem ^ah^^taufenb bie in 5Rebe ftehenbe fird^liche
©efangmeife jum bonfboren 2lnbenfen noch ihm ben Üfamen
„©regorionifd^er GhoT^al" trägt.

(Schönen.

ƒi t u r 0 i fd) c K n t e r Ij tt 11 II u 0 r n.

SSon 21. Bruns, Sßifar in (Silenborf.
(gortfeßung.)

S. ®u hafi auf ein geft hingemiefeu, mefdheS @rfdE)einung
beS hl- GrjeugelS 'Blichacl — Apparitio sancti Michaelis
Archangeli — heißt unb am 8. "Dioi gefeiert mirb; bu
hoft bich aber über biefe GrfdE)eiuung felbft nicht meiter ouS:
gefpro^en. äRein Seben ber .t)eiligen, melcheS idh nodhgefdhlogen
habe, gibt mir feinen ?luffdhtuß barüber; eS märe mir lieb,
»oenn bu meiner BJißbegierbe in biefem "^Junfte entgegenfommen
njoCteft.

31. 5Hedht gern. mifl bir mittheilen, moS bie Sefungen
in ben firdf)lidheu SCogjeiten über biefe ©rfd^einung berichten.
Dort heißt eS: „Unter bem ^fjapft ©elofiuS I. (492—49G)
fonb in yipulien, auf bem Berge ©argonuS, au beffen guß
bie Sipontiner mohnen, eine berühmte Grfcheinung ftatt. GS
Oerirrte fid^ nämUd) eiu 9änb ouS ben §eerbcu eineS bortigen
BeioohnerS. ^JJad)bem man eS lauge gefudjt hatte, fanb uton
es enblich in bem Gingange einer §öhle feflft^en. ?US nun
Öemonb einen "•t3feil obfchoß, um eS ju burd^bohren, mürbe
ber ^^Jfeil jurüd(gefd)leubert unb traf ben Bogenfchüßen fclb|t.
Doburdh »»urben 3llle mit fo großer gurd)t erfüllt, boß ^iiemonb
mogte, bei §öhle näher ju treten. Die Sipontiner fragten
nun ihren Bif^of um 9lath. Diefer orbnete eiu breitäglgeS
gofteu unb Beten on, meil hier ©oft felbft 5luffd)luß geben
müffe. yjad) brei Sogen beutete ber Grjengel Michael bem
Bif^of on, baß jener Ort unter feinem Schule ftehe unb boß
©olt bort oerehrt fein moHe ju feiner uub ber Gugel Grin=
nerung. DieS Ijobe baS BJunberjeicheu bebeuten follen. i)iun-
niehr ging ber Bifchof mit ben übrigen Bemohnern ju ber
'Ijöhle hin, nnb bo fie biefelbe nod) ?lrt eines DempelS
eingerid)tet fanben', fo fingen fte on, jene Stätte burd)
feierUchen ©otteSbienfi ouSjujeichneu. Späterhin mürbe fie
bur<h oiele 2öuuber berühmt". äuS biefem Beridhte nun gehl
bie Bebeutung biefeS gefteS oon felbft herüor.

S. «aerbingS ift boS geft boburch üon felbfi flor; ober
bie Grjählung tüngt fo feltfom unb munberbar, boß fte oon
ntondien gemiß nicht ohne 3lnftoß gelefen mirb. Grhebt bie
tothoUfdhe ilirdhe ben 9lnfpru^, über bie aCohrheil foldher
2)iittheilungen mit Unfehlbar feit ju entfcheiben?

21. Um bich fc^Du gleich J" beruhigen, min ich bir mit:
%ilen, boß bie fothoUfd)e i^ir^e biefen 2lnfpruch nicht erhebt.
Sreilid) gibt eS, mie bu meißt, einen geroiffen J?reiS oon

BJohrheiten, über melche bie flirche mit Unfehlborfeit entfd)eibet;
ober bie iD?ittheilungen über ähnlid)e Greigniffe, mie fie bei
ber üorgeführten Grjählung in Betradht fommen, liegen außer:
halb biefeS Greifes.

S. BJorum gehören benn biefe nicht in ben ßreiS ber
firchlichen Unfehlbarfeit ?

21. BJeil boS firchliche Sehramt nur bie B3ohrheiten unb
Borfdhriften ber göttUchen Offenbarung jum (Segenftonbe hat.
Die göttU^e Offenborung hat ober mit ber geil ber 2lpofiel
ihren 2lbfchluß erreidht. Greigniffe, meldhe nodh bem Sobe
ber 2lpoftel eingetreten finb, gehören borum nidht mehr in boS
©ebiet ber göttlidhen Offenbarung, fonbern nur in boS ©ebiet
ber ®efd)i4te. Die göttUdhe Offenbarung ift enthalten in ber
hl. Sdhrift unb in ber münbli^en Ueberlieferung, toelche bis
JU ben 2lpofteln hinoufrei^t. Sotnmen olfo grogen in Be=
trodht, toelche bem OffenborungSinholte ber hl- Sdhrift ober
ber münbUchen UeberUeferung enlftommen, fo entfdheibet ba=
rüber bie J?irdhe unb in ihr 'ber ^j3opft, olS hiSdhfter Bertreter
ber Jlirdhe unb SteHüertreter Ghrifti, mit Unfehlbarfeit, gür
ein SOßunber, boS unS iu ber ht- Sdhrift erjöhlt mirb, tritt
borum bie kirdhe mit bem ©emidhte ber Unfehlbarfeit ein;
für ein BJunber ober, baS in ber na^opoftoUfchen Seit gefdheheu
ift, bietet fie, menn fie ihm ou^ iu ben firdhUdhen Sefungen
eine Stelle ongemiefeu hat, biefe Bürgfdhofl ber Unfehlborfeit
nidht, lüiemohl fie, olS göttlid) geleitete 2lnftalt, immerhin eine
fo große Bürgfdhoft bofür bietet, boß mir unS ihrem Urtheil
unb Borgehen ohne Beforgniß anfd)ließen fönnen.

9{unmehr muß ich bi'd) mieber bei beinem BJorte faffen.
Du meinft, bie ©efchid)te oon ber Grfcheiuung beS ht- Grj:
engelS älJi^oel fönnte 2ln|toß erregen. SDeldhe Umjtänbe be:
ftimmen bid) ju biefer Behauptung?

S. Daß biefe Grfdheinnng tnit fo lounberboren Begeben:
heiten umfleibet ifl. Daß ciu "3iiub eS ift, meldheS bie gonje
®efd)id)te einleitet; baß eiu Bfeil abgefchoffeu toerben muß,
ber lounberborer B3eife jurücffehrt; boß fchließU^ ein Bifdhof
beigejogen toerben muß, um über boS B3unber in'S Jflore ju
foinmeu: bieS olteS fd)eiuen mir Borgäuge ju fein, bie biefe
mitnberbore Grfd)cinung fonberbor mad)en. Sheilft bu nidht
biefe a)?einuug?

21. Durd)auS nid)t. Die BJuuber, mel^e unS in ber
hl. Sdhrift mitgetheilt merben, fiitb oft mit ben unfcheiuborfteu
Umftänben oerinüpft; ich fehe nid)t ein, marum bie Üßuuber,
melche unS auS fpäterer ßeit beridhtet merben, überroll nur
beu Stempel menfd)lid)er Denfmeife uub boS ©epräge irbifcher
©röße ou fid) tragen follteu. ©emiß giU oud) hier baS BJort
beS ht- 2lpoflelS ^jjotiluS: „BJoS üor ber BJelt thöricht ift,
hat
©Ott ermöhlt, um bie BJeifeu ju befd)ämen, nnb boS
Schmoche üon ber BJelt hat ©ott etforeu, um boS Storfe ju
Schonbeu ju mo^eu, uub boS ©eringe uttb Berad)tete oor
ber iffielt hat
©olt auSgefud)t, um boS, moä etmoS ift, ju
üernidhten". B3arum bebiente fl^ ©ott ber 9toben, unt beu
GliaS am Bodhe i?arith ju fpeifenV Gr hätte feine Grhaltung
ja in üiel großartigerer Seife ouSführeu föuueu. BJorum
mußte ber Stjrer 9ioamau fich fiebenmol im gluffe Zorbau
mafd)eu, um »on feinem ^luSfofte gereinigt ju loerben? ©otteS
l^odht toor bodh on btefe 'ileußerU^feiten nicht gebunben. ©ott
wirft feine BJunber, mie er miQ. „BJer hat ben Sinn beS
§crrn erfonut, ober mer ifl fein Siothgeber gemefen"? ^[ft
ein B3unber mit Umftänben oerfnüpft, bie mit unferm eignen
Deulen in BJiöerfprud) ftehen, fo finben mir bie fd)önfte
(SJelegenheit borin, unS felber ju üerbemüthtgen unb unfer
Deuten uub B3oaeu bem göttlid)eu ißolteu unterjuorbuen.


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ifl

SBa§ bu ba gefagt ^aji, mu§ td^ burd^auS at§ TtcE)ttg
anerïennen; aber e§ märe für mid) bo(h oon SSebeutung, menn
ftcb nodh ber eine ober anbere Slnbaltêpunft fönbe, bet bafür
fpröche, baß ber ht- 3]ïidhael rotrflich in ber angegebenen 2ßeife
ben göttfichen SBiüen (unb gethan hat.

2t. (gin wichtiger Slnhaltêpunït bafür ijl baê gefï felbfi,
meldhe§ bie tirdhe am 8. iUiai feiert. Dhne ßmeifel ifi eê
junä^fi oon ben SSeroohnern jener (äegenb gefeiert morben,
mo bie munberbare (Srf^einung fiattgefunben hatte unb t)a§
|)eiligthum ïag, metcheS bem ht- 3J?i^aeI gemeiht fein fodte.
Son ba au§ hat e§ fich bann über bie ganje rijmifche tirche
oerbreitet. ÜDiefe Verbreitung mürben bie riJmifchen ':}3apfie
nidht begünfiigt, oielmehr oerhinbert haben, menn fi^ nidht
bie gemichtigfien ßeugniffe für bie SBahcheit {enel ©reigniffeS
oorgefunben hätten. ISinen anbern 21nhalt punft für bie ©laub-
mürbigleit jeneS (SreigniffeS haben mir in bem Ümftanbe, baß
jener S3erg, melcher baS §eiligthum ba§ h^- 'Bfichaet trägt,
burdh feinen Jïamen an jeneä ©reigniß erinnert, ©r heißt
nämitdh Monte di santo Angelo — S3erg be§ hl- ©ngelä.
SWag er nun biefen Slamen oon bem bortigen §eiligthum
ober Oon jener ©rfcheinung felbft haben, er meifi baburch auf
bie langjährige Ueberlieferung htu, baß bort eine ©rfcheinung
be§ hl- ©rjengelS SJtidiael ftattgefunben habe.

Die meifien ïïJamen ber hl- ©chrift haben bie ©igen=
thümlid)feit, baß fte irgenb eine tiefere Sebeutung haben; ifi
bieS auch bei bem 9Zamen beé hl- äRidhael ber gatt?

21. jamohl. Die ©chlußfilbc el bebeutet „®olt". Du
finbefi biefe ©ilbe audh i" anberen üZamen ber hl- ©ngel, mie
in éabricl, ^Raphael. ÏOHdhael mürbe in unferer ©pradhe
heißen: „2ßer ifi mie (äoU"; (Sabriel bebeutet „Sü?ann (SotteS;
9?aphael heißt „®ott ift'S, ber heilt". §aft bu oielleidht eine
Sermuthung barüber, ma§ un§ burdh bie Benennung ÏDÏichael
nahe gelegt merben foQ?

©. Der 9?ame 9«ichael — 2Bcr ift mie ©ott — er=
innert augenfcheinUdh an ben Slbfatl ber bijfen ©ngcl Oon
©Ott. Sh^^ ^od)muth befianb ja barin, baß fie ©ott gleich
fein mollten. jhnen mit ihrem Poljen Anführer Sucifer an
ber ©pi^e tritt bcr hl - 2)Hdhael al§ Slnführer ber guten ©ngel
gegenüber unb jeigt in ficgreid)em tampfe, baß DJicmanb ip
mie
©Ott. Den 3Jamen ©abriet mußte id) aber nicht ju beuten.
§ier mußt bu 2luffchluß geben.

3l._ Diefer 9?ame mirb bem hl- ©ngel, ber ihn trägt,
mohl mit SïüdCfi^t auf bie hohe ffiürbe gegeben morben fein,
bie er al§ ©otteS Sote beim ©rlöfungSmerfe hatte. Die iDfenfd)^
mcrbung be^ ©ohneS ©otteS mar baS gnabenooape ©reigniß,
mclcheS bie erlöfungSbcbürftige fflelt erlebt hat; jc erhabener
aber ba§ ©eheimniß mar, baS jener ©ngel anjumelbeu hatte,
bepo höher muß in unferen Slugen auch ber ©ngel pehen, ber
jur Serfünbigung beffelben berufen murbe; er mar in bcr
ïhat ein ganj beöorjugter 4)?ann ®otte§. Diefer ©ngel mar
e§ audh, melcher beu '^jrophcten Daniel über bie 3eit "belehrte,
mann ©hi^ipuê würbe getöbtet merben. ©r mirb oon Daniel
ber ü)ïann ©abriel genannt, beffen ©eftaU rote bie eineS
gjienf^en mar, bcr anjufchen mar, roie ein ajienfdh. ©S
Pub bie§ mohl alles Sejei^nungen, melche jur ©rflärung beS
9?amen§ ©abriel in'S ©eroicht "fatten, (gortfejjung folgt.)

(Erklärung ber fauretanifdieti fitanet.

II.

©S ip ber SOSiOe ©otteS, baß mir bie ^eiUgcn unb be-
fonberS bie atlerfeligPe jungfrau Oerehren, ba ©r felbp fie
oor ben Slugen ber ü)?enfchcn fo hoch geehrt hat. Durch
biefe Verehrung thun mir ben 9ïechten ©einer höchften 2J?ajePät
feineSroegS 5lbbruch, roeil roir ja in bcn jEugenben bcr ^eiligen
nur bie herrUchen grüd)te ©einer ©naben unb ben ©ieg ber--
felben anerfennen unb preifen. Darum bejieht pch bie Ser=
ehrung, bie toir ber attcrfeligPen jungfrau unb ben §eiUgcn
erroeifen, mittelbar itnmer mieber auf ©ott ben §errn
felber. Unb baS ift aud) ber ©runb bafür, baß roir in bcr
Sauretauifdhen Sitanei jucrP jh" §ülfe unö ©tbartnen anpeheu,
beOor roir unS an üJJario menben. 2Bir roollen batnit ju
oerpehen geben, baß toir üon ber Sraut beS hl- ©eiPeS, in=
bem mir pe anrufen, nichts ju erlangen hoffen, roaS nicht
eine 2ßirlung bcr ©üte (SotteS unb eine grudht ber Verbienpe
ihres göttlichen ©ohneS roäre. Unb fo rufen toir benn gleidh
im Slnfange:

Kyrie eleison. §crr, erbarme 2)i(h unfer.

Christe eleison. (ShriftuS, erbarme Sich unfer.

Kyrie eleisou. .^err, erbarme Sich uufcr.

ffiir menben unS hier an ben breiperfönlichen ©ott mit
ber Sitte, ©r möge unS bie begangenen ©ünben gnäbig üer=
jeihen unb unS oor bem 9ïücffattc betoahrcu. 2Qir bitten jhn,
baß ©r unS, fo groß auch unfere ©ünben fein tnögen, nicht
üerroerfe, fonbern ju unfern ©unPen bic ©timme ber tnädhtigcn
gürfpre^erin erhören rooüe, bie roir anjurufen itn Segriffe
pnb, bamit, roenn unfer ©ebet unb unfere '^Jetfon üor jhtn
nicht beftehen fönnen toegcn unferer Unroürbigfeit, bie Ser=
bienPe unb bie gürbitte ber oUetfcUgften jungfrau unS biefe
©nabe ertoirfen mögen.

Christo audi iios. GhriftuS höre uuS.

Christe exaudi nos. (£hriftuS erhöre uuS.

jefuS ©hïiftuS ip ber ^Jjlittler jroif^en ©ott unb ben
ïWenf^en. Darum jiemt eS fich, baß toir unS jctjt auch ""
jhn nod) befonberS roenben, beoor toir noch 3)ïaria utn ihre
gürbitte anrufen. Unb ba bic Sitten Seiner heiligen ÜJÏttttcr
fo oiel über jhn oertnögen, fo bcfd)ioören toir jhn glcichfam,
unS gnäbig ju fein, ba toir unfer Sertraucn auf biejenige
fe(jen, bie ©r fo järtlid) geliebt hat.

9?ach biefen Anrufungen foQte man ertoartcn, baß nun®
mehr bie ^Inrufungen ber aOerf. jungfrau folgen mürben.
Dcnnodh toenbet bie tirche pch in biefer toie in allen onbern
Jütoneien nochmolS on bie oflerheiligPe Dreifoltigfcit, inbem
jebe ber brei 'IJerfouen auSbrüdtlich i)abei genannt toirb:
Pater de coelis Deus, Mise- Giott SBöter üom Gimmel, er«

rere nobis. borme 2)ld; unfer.

Fili, Redemptormundl Deus, (Sott Sohn, (5rlöfcr bcr 5lßclt,

Miserere uobis. erbarme Sich unfer.

Spiritus sancte Deus, Mise-®ott heiHflcr (ücift, erbarme
rere nobis. 3)id) unfer.

2ßir menben unS an jebe ber göttlichen ^erfonen, inbem
roir bem Sater bie SBohlthot ber "©rfd)affung, bem ©oh"«
bie SBohUhot ber ©rlöfung, bem heil, ©eipe bie 2Bohlthat
unferer Heiligung beilegen. Dicfe Slnrufung ber brei gött»
liehen 'ißerfoncn fchUeßt eine ©rroedfung beS ©laubcnS an boS
größte ©eheimniß unferer hl. SReUgion in pdh. Der ©loube


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an btefeS erhabene ©eheimniß ifî ober ber ©runb alï' unferer
berbienfte. ©elbfï ber ©taube an bie 5![)ienfd)it>erbung beS
Sohnes ©OtteS jiiiçt ftd) auf ben ©tauben an bie beiligfte
Dreifaltigfeit. Ohne ben ©lauben an ben breieinigen ©ott
habe id)- baher ÜiichtS üon ©ott ju ermarten. Unb boch
birgt biefe Sehre baS aOergroßte ©eheimniß unb forbert eine
fo bemüthige Untermerfung unfereS berßanbeS, tnie (eine
anbere Sehre beS Darum muß bie ©rmedtung

beS ©laubenS an biefeS ©eheimniß ©ott bem §errn überaus
toohlgefäHig fein. — ©o fehen mir benn aud), baß bie
Kirche ben" ©lauben an biefeS ©eheimniß fo oft auSfpricht.
Sine unfere ©ebete beginnen unb fchließen bamit, baß mir
fagen: „Jm 9îamen beS S3aterS unb beS ©ohncS unb beS
hl. ©eipeS" ober: „©h^e fei bem bater unb bem ©ohne
unb betn hl- ©eifte :c." — Kein ^IJJfalm unb fein Sieb roirb
t»on ber Kird)e gefungen, ohne bie brei göttlichen ^^3erfonen
JU preifen. Die h^. SJîeffe, bie beSper, furj jebe gotteS=
bienftliche ^anblung beginnt mit biefer erhabenen Anrufung.
SlHeS biefeS foü unS jum bemußtfein btingen, baß im
(Shriflenthume
feine ©nabe, feine ©ebetSerhörung ju erlangen
ift, als burch ©lauben an ben breieinigen ©ott. — ©o
foU benn bie ©riredtung beS
©laubenS an biefeS erhabene
©eheimniß
audh ^eten ober ©ingen ber laurelanifchen
Sitanei unS baS göttliche aBohlffioDen juroenben unb ben
§errn jur ©rhörung unferer bitte geneigt
madhen: ©r ift
ber mahre ©ott, ber StlleS liebt, maS ©r erfd)a ff en hat,
beffen 'üjiadit ohne ©renjen ifl unb beffen barmherjigfeit ben
©rbfreiS erfüllt, ©r ift ber mahre ©ott, ber unS erlöft
hat
burdh ;baS Seiben unb ©terben beS menfdhgeiootbenen
©ohneS; maS
idh erbitte, ift ja gering im bergleiche
jur ©rlöfung, meld)e gefd)ah, als
idh "n Kinb beS 3orneS
war. @r ift ber mahre ©ott, ber unS geheiligt hat, ber
ber aOerfeligflen Jungfrau ©eine ©aben unb ©naben im
Ueberfluß ertheilt hat. —

Jn herrlid)er Seife fdhließt bann baS borbereitungS=
gebet ber Sitanei ab mit bem miebîrhoUen befenntn'iffe
an baS große ©eheimniß:

Sancta Trinitas unus Dens, ^eiliflc SJrcifnltinfcit, ein tiniger
Miserere nobis. ©ott, erbarme S)idj unfer.

Sancta Caecilia.

(.©dhluß.)

Üliun fügte eS fid) aber feltfam, baß bie bebrängniß ber
frommen grauen nod) auf eine ganj anbere Seife peinlich
gefleigert mürbe, bor etioa 8 Dagen nämlidh mar ©^lüejier
Dolorofa, bie 3}hififmeiflerin beS KlofterS, bie anein_ im
©taube loar, bie große, fdhmierige Gäcilienmeffe ju birigiren,
ohne alle befannte Urfadhe plö^iich erfranfte. SlnfangS, baS
Uebet bloS für ein Unmohlfein haltenb, glaubte bie SlebtifPn,
bie junge, fräftige 9?atur ber ©chioefier merbe ihr Serf thun
fönnen. Slber bie Kranfheit nahm üon Dag ju Dag ju.
Wm geflrigen Slbenb mar noch ein ©d)imm:r Pon Hoffnung
tjorhanben^ Dolorofa merbe am geflmorgen baS bett üerlaffen
fönnen. Slber je(jl eben, bo boS 2tmt beginnen follte, fehrte
bie Soienfd)mefier, bie noch einmal ju bet Kronfen gefchidft
mar, mit ber 9iadhricht jur Slebtifftn jurüdC: ©chmejier Dolo«
tofo liege im heft'fle" DeUriten bornieber; nur mit ^Kihe
bermöchten bie bienenben KronfenfdhiDeftern bie üöllig be-
flnnungSloS 9iafenbe ju bänbigen.

niemals mar, feit untorbenflidhen Seilen, baS
SlQerheiligenfefi ohne bie Missa sanctae Caeciliae be=
gangen loorben. ^bet oußet ©chioefiet Dolorofa mar gegon^
märtig ^Jiemonb im ÜJiufifchor beS KlofterS bet fdhioietigen
■^^artitur gemo^fen — baS tüußte bie Slebtifftn gut genug.
Die ©tunbe beS ^odhamtS mar bo. ©iligft mürbe olfo
biefelbe Soieufchroefter auf ben Orgelchor gefonbt, um ben
bort üerfammelten ^Jonnen onjubeuten, nur irgenb eine
anbere ollgemein befonnte ÜJJeffe oufjuführen unb bomit fos
gleidh ju beginnen.

©ben ujutben hierju bie ^Jotenblätter tjertheilt unb bie
©tenoertreterin ber ©d)mefler Dolorofa nohm '•^loU auf ber
Orgelbonf, um boS ^|5rälubium, fo gut fte üermo^te, ju
beginnen, olS boS Dhütd)en, melcheS t)om Jnnetn bet ^btei
ouf ben Orgeld)or führte, fid) öffnete unb ©dimejiet Dolorofo
plö^lich Oödig gefunb, jioar etmaS bleich, heraustrat, bie '■.|3artitut
ber alten itolienifchen 'iDJeffe unterm Slrm. Sluf bie grogen
ber erftounten üfonnen, mohet fie tomme — mie fte fo
fd)uea fidh erholt habe — antioortete fte: „i)Jathher,
greunbinnen — eS ifl eine ©nobel Slber rafd), laßt unS
anfangen — eS mirb bie höchfte 3eit!"

^aflig oertheilte fte bie ©timmblätter unb fejjte ftch
bann fogleidh jur Orgel — bie ÜKefJe begann. Durch boS
jut)erftd)tUdhe Sefen bet a)?ufifmeifierin fam Droft unb guteS
bertrouen oudh i" bie |)etjeu bet anfangs jiüeifelhoft jogenben
ÜJonnen. Unb olS nun erfi bie einleitenben Slccotbe empot=
fliegen, mie Sicht unb TOovgenbuft üom berge ©otteS, ba
füttte greube unb Hoffnung SlQer ^erjen. Slber moren boS
audh biefelben oltbefannten SUcorbe, ouf benen fonfi biefe
Sobpreifungen hinoufiooaten jum Dhrone beS Dreieinigen?
Ober fpielte bic munberbor ©eheiltc gonj anbete, hi'i'i'Cif^
erhabene Seifen — ja felbfi nicht bie Ighmncn beS alten
KopeameifterS am Sletno ? Soren baS bic Klänge, bie er einfi
im Draum gehört? — ©chmötmcrifch erregt unb bcgcifictt
hätten bic 'Jionneu oufjauchjen mögen in heiliser greube.
Sohrhaftig, fo loar niemals gefungen luotben, fo hatte
nimmctmehr bie hertUd)e Orgel gejubelt, gefleht unb gefeufjt
in biefen faji tanfenbjähvigen .^oUen! —

Slber oudh bie ©cinüther beS bolfcS, bie fieinctnen
§erjcn bet HJorbbrenncr felbfi maren gerührt, bejmungen
üon ber ajjocht bet llhtflf. Kein Sout regte fid) in ben
meitcu Siöumcn — jeber ©ebonfe on ©töiung mot ücrtoehl
unb ücrgcffen.

Unruhig allein unb toie üon prifelttbem geuet gequält
flonb bet Kiojierüogt, bet berräther. ©r fühlte, boß feineS
bleibenS hier nid)t lange tnehr mar. Unb olS bte bräuenben
Sorte beS ©t)mbolum"s erf^ollen: Et iterum vcnturus
est cum gloria judicare vires et mortuos — Unb er
itjirb micberfomnten in ^ervlid)fcit ju tid)ten bie Sebenbigen
unb bie Dobten — bo trieb ihn höllifche berjmeiflung htnauS,
tüie einfi ben SlhoSüct, ben emigen Juben. 9?cin, nicht mic
ben emigen, — toie JubaS, feinen 'iÖJeifter unb botfajhr —
mie JubaS trieb eS ben Klofietüogt hinaus, boß er
unb fid) erhenfte im Klnflcrgartcn on ben 3>oeigen etneS
SlpfelboumcS.

Der gudhSbotl ober nnb bic anbetn Stnführer fnieten
tiefgebeugt om boben unb fptod)en oHe bie heiliflen, noch
furj juüot üerhöhnten Sorte anbathtSüoH noch, ©benfo bie
Uebtigen. ©inige bet Silbeflen jmor brängten fleh an bie
Slnführer heran unb flül'terfen ihnen unmiaig ju, cnbUdh baS
3ei^en ju geben — bie Sonblung fei längfi üotüber.

Slber bo rouf^te üom Ghor hernieber munbetmilbeS


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ifl

gleden. Seife, leife begann e§ unb wogte unb wallte, wie
feierlidhe SBetbraudhWolfen: Dona nobis pacem! — Unb
?llle — 2llle fcblugen an ihre Srufl unO flehten in Ihi'änen:
„§err fihenfe unê grieben!" —

®aS §odhamt war ju ®nbe. Jebermann ging frieblidh
oon bannen. ®ott hatte wunberbar fein §auS bewahrt.
fleht nodh bi§ auf biefen D^g, währenb baä Sïetdh beä
SßieOertäuferfönigS wenige aßonate naihh« fchon, in bet
JohanniSnadht beä JahreS 1534, in Drümmet fanf.

©leidh nach geenbigtem §ochamt begab ftch bie aebtiffin
felbfi in bie ^eße ber «Schwefier ©olotofa, um ftch nach
bereu wunberbar plö(jli^er ©enefung näher ju etfunbigen.
©chwefter Dolorofa war tobt! — ®ie hatte, wie bie Ktanfen=
fdhweflern h"^ unb hetüs betheuerten, ihre ^tVit, ihr Seit
nicht oerlaffen; war aber, fowie ba§ §ochamt begonnen, wunber=
fam ruhig geworben. Unterm Agnus Dei, alS bie Sorte:
Dona nobis pacem! oon ber Kirche herüberflangen, war
fte entfchlafen jum ewigen grieben.

^eiliger 6dhauer ergriff bte Slebtiffin unb alle bie
Sïonnen, wenn fte baran bachten — wer an biefem Dage

bie Orgel gefpielt!--

Stoch oor etwa 50 Jahren befanb fi^ ein fehr fdhöneS
altes Silb ber heiligen (Säctlia in SJonnentracht, oon un=
befannter Künftlerhanb gemalt, in ber Klofterfir^e ju
gredtenhorfl, jum Slnbenfen an bie wunberbare Sïettung.

km Cottgolaube.

(gorlfe^ung.)

Jch mar nur froh, ba& ber hoi^roür^tae ^err
DiöjcfanpräfeS beê Gäcilienoerein« Slegenaburg nicht
anroefenb mar. Daß mir ungefähr beim SanctuS meine
^hmtafieu unb Variationen felbft nicht mehr gefielen,
unb ich beßhalb eine ^aufe bis na^ ber ©attbluug
eintreten ließ, ermähne i^ nur nebenbei. Dafür ging
eS nadh ier ©anblung befto fräftiger barouf loS
Kaum roerben bie 9leger bie Ueberjeugung nad) ."piufe
getragen hoben, baß ber neue Nganga Nsambi ein
Sirtuofe ift; roicroohl ber Sieger bie üJhtfif ua^ bem
©eräufdh unb nach bem ßärm tajirt, uub iu biefer
Sejiehung habe idh etmaS geleiftet — scrapre fortissimo!
— Stuf ein paar Dufeenb ^IJißtöne fommt eS bann bem
Sieger nicjht an. Darum ift bet große Drommelfdhlnger
in feinen Singen ein oiel größerer Künftlcr als ein
Siolinoirtuofe. Jdh münfdhle, 6ie fönnten einmal fo
eine Kararoane oon 100 unb mehr freien ''Jtegeru (nidht
©claoen) anfehen ober oielmehr nnhöreu. jm (9äufe=
marfdhe fommen fte baher, biefe fdhmarjen ®eftalteu,
ihr Sünbel ober ihr Kiftd)eu auf bem Kopf. 5litürlich
roirb auf bem ÜJÏarfi^e meift gefungen; aber ihr (SJefang
ift ni^tS anbere« als ein fchrecïli^eS ©efchrci, baS In
fielet fflieberholung nur innerhalb 3 ober 4 Dönen ft^
beroegt; einer fudht ben anbern an ©efihtei ju über--
bieten, unb fo mieberhflßt bte ganje ©egenb oon ihrem
fdhredlidheu Oebrüß- Dabei ftnb bie fdhroarjen ®efeßen
flets heiter uub guter Dinge. 0. biefe SebauernSroerthen!
Dto| ihres großen geiftigen GlenbS finb fte heiter!
j

3um Schluffe mödhte ich Jh««"/ ^ochro. ^err
Director, nodh oon meinem (Srfolge erjählen, ben mein '
15. OZotbhelfer, nämlidh meine Éloriuftte, erjiclt hat.
i
1. 3Jlära hatten mein ^eri Superior, bet mittlet= :

rocile 0011 Sanbana jurüdgefehrt mar, uttb idh î»"
unferem Potentaten, bem ûJîohrenîônig oon ©ogno,
(natürlich ein eingefleifchter ipeibe), eine Slubieuj. 2llS
3eidhen feines 3öohlrooßenS fteßte berfelbe im« feinen
Sefui für ben nädhften Dag in SluSfidht.

Der folgenbe Dag oerging, aber ber König fam nidht,
gerabe nicht ju unferem Sdhmerj; benn bet Sefudh eine«
^ilegerfönig« ifl immer fo ein fleiner .^agelfchlag : er hat
feine Otben, Decorationen ober itehnü^i^ J" oertheilen,
roie anbete ^Çotentaten, roohl aber hat er ba« pcioilegium,
ber größte îÇechtbfuber im Sanbe ju fein, 'ilm iroett=
folgenben Dage nach 4 Uhr früh entjlanb oor unferer
Dhüre ein großer Dumult: mehr al« hunbert beioaffuete
îîeget hatten fich eingefunben, unter ihnen bet König.
Da biefem bie ,,palaftgefe§e" ni^t erlauben, roährenb
beS Dage« fein palais ju oerlaffen, fo ließ et ftd) oon
feineu Sclaoen roährenb ber SHadht iu feiner Hängematte
iu bie 3Jîiffion tragen. SluS ben Dörfern, roeldhe er
pafilrte, hatten fich obige SanbeSfinber ihm angefchloffen.
Kaum hatten mit unferen ßaubeSfürflen begrüßt, fo et
hoben bie ûîeger einen furdhtbaren Särm unb oerlaugten
unter aßen möglichen Drohungen, baß roir fofort ba«
Sanb oerlaffen, benu roir feien an bem ^Regenmangel
fchulb. Sie oerfäumten nt^t, ihren Drohungen mit
ihren langen 'Dîeffern unb ^^rügeln ben nöthigen SluSbrudE
JU geben. 2Bir fudhteu nun oor Slßem ben König ju ge-
roinnen, mag un« auch gelang. îUlinber glüctlich roaren
roir, bie ganj fanatifirten ^Jîeger ju befänftigen; mit Wühe
nur fönnten mit fie oor unfere ©ortenthüre bringen. Je
mehr fie aber an Dermin ocrloreu, befto höhet flieg ihre
Suth- Öfter« flürmteu fie mit mä^tigem ©efchrei gegen
bie Dhüre on, uub roäre unfere Sage nidht fo fritijd} ge^
rocfen, fo hätte man ladjen müffen bei bem Slnblid, mie
Seine f^roarje Wojeftät mit hö^fteigcneu Sd)ulteru fid)
gegen bie ©nrteuthür ftemmte uub bem Slnbrange feiner
Unterthonen mehrte, ör gab ihnen bie gemeffeuflen Se--
fehle jum Slbjuge, aber fte jeigteu fi^ ol« roenig gehot--
fanie Sanbe«finber. 9iur auf roieberholte Slufforberungeu
jogen fie eublidh unter roilbem ©efchrei unb ben Inuteflen
Drohungen ab. Üiodh mehrere ÜJlole fameu bie Sieger
in unfere Wiffioit, um un« entroeber ju oerlreiben ober
und) ber Urfnche be« Slegenmangel« bei un« ju fu^en.
Da« oierte 'i)ial mar bet Sohn be« König«, ein förm«
li^et Sliefe, nu ihrer Spilje. Sie brachen iu unfere
îBohnuug ein uub fanben ba ju ihrem großen Schredeu
— jmei neue Stühle. Daß .corpus delicti mnr nun
gefunben. Die Stühle rourben uuterfuiht unb ol«
ftaotSgefährlidh befunben. ,/Jîuu," tiefen bie Dieger,
„je^t haben roir bie Utfo^e unfere« aiegenmangel«.
DiefeStühle fmb mkissimbi (UuglücfSgööen). 2ölrfliehten
bie Sieget oon ihrer ilerblenbung ju überjeugen, aber
ohne Erfolg. Dn bachte ich meinen 15. 5Jlothhelfet,
meine Glnrinette. Kaum hatte i^ Ginige«- gefpielt,
qI« auch fc^ou ber roeltau« größte Dheil ber Sieget um
mich oerfnmmelt roar, bet Sohn be« König« unb bet
■Häuptling be« nächflen Dorfe« ooran: Sie hatten bie
Stühle oergeffen unb rooßten nur mehr blafen. Jd)
ließ fie natürlich mein Juflrument nod) §erjen«lufl
malträtiieu — eine fd)öue ©elegenheit für mich, ibnen
meine ^fllciuuug über ihren lächerlidheu ©ößeubienfl
orbentlid) ju fogen. Sie hörten aße« gelaffeu an, ja
ooß §eitetfeit oetließen ne hierauf bie îDîiffion.


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ifl

Diefet mein ©rfolg fjat gtoei 3Hiffiouäte, treibe
oon ©tanleg^^ool getommeu roaren, um ()icr SCräger
(ü^etjer) ju euiiagireu, fo animirt, baß fie mir eine
Starinette abbettelten, uub id) il;uen feit einigen Stagcn
Unterricht im Glarinettblafen geben muß. i)ätte
ba§ in ©uropa au4 »i^t gebaut. 3)tau muß eben
alles benu^eu, um bie armeu Reiben für unfere heilige
OieUgiou ju geminnen.

Doch es ift meinen Brief ju fd)ließeu. a)Jit
ben beften SegenSmünf^en für ^t)»^ ^Bohl, unter herj^
lidhen ©rüßen unb Empfehlungen au meine ehemaUgen
^rofefforen, oerbleibe idh 2C. 2c. Qljr
banfbar ergebenfter Diener

?lubreo§ ^Toller,
üJtiffionär."

ßeqiiiescant in pace!
Cljripittu Mxï

ber langjährige Devbienftüolle Dirigent beS ïlachener 2)?änner=
gefangoereinS „Goncorbia" unb 'i3räfibent beS ,9ïheinifthen
©ängerbunb" ftarb in flachen am 18. ÜJJärj b. 3. SfadhtS
1 V4 Uhr nach öfterm (Smpfange ber ht. Saframente, au ben
folgen eiueS SuugeuleibenS. ©eboren am 24. Januar 1816
inÜ^Jontjoie, hatte er burch roftlofeä energifdjeS Arbeiten fich
eine geachtete Stelluug alS Burcaud)ef iu einem grijßeren
gabrifetabliffement ermorben, bie er 30 3ahre hinburch be^
fleibete. Bon 9Jatur mit mufifalifcher Begabung auSgeftattet,
mußte er biefelbe
als Slutobibaft fo auSjubilben unb }u oer^
merthen, baß er auf mufifalifchem ©ebiete für Biele eine be=
beutenbe unb einflußreiche 'IJcrfönlichfeit mürbe unb mit großem
erfolge in baS gefammte iühififteben i«ad)cn8 alS édnger,
Dirigent, HiilgUeb beS fläbtifchen ajJufiNJlomite'S uub mufifa«
lifcher Berichterftatter beS
„(Sdjo ber ©egenioart" eingriff,
©anj befonberS machte er fich aber um bie i. 3. 18.'}9''
odu
ihm gegrünbete „Goncorbia" hoch toerbient, inbem er fie ju
jahlreicheu Triumphen auf ©efang^Goncurfeu führte, fo i. 3.
1841 in Brüffel
(prix de niórite) unb 1860 in Süttich
(graud prix d'honneur), nnb oiele BJohlthätigfeitS^Goncerle
beranfialtete, bereu Grträge (im ©anjeu c. 40,000 ÜJl.) lebig»
tich JU firchlichen, gemcinnüljigeu ober milbthätigeu ïjmecfen
»ermanbt mürben; fo erhielt u. «l. bic hiefigc aJJünfteifirche
burch ben Berein ein großes genfler unb bic hiefige Warieu^
firche eine prachloolle Örgel. «udi als Jlomponift mar Siefens
fehï thätig, uub maud)e für feine Goncorbia componirie Ghöre
bemahrt biefe mit großer Sorgfalt
als theure Bermächtniffe
®en
fitd)eumufifaltfchen Beprebungen iu bor Stabt Stachen
ftanb er immer fehr nahe, iubem er als Säuger unb
i?ompouift iu fiirdjcnchöreu, jumeip in bem oon St. iüJichael,
thätig mar. BJeun er beim Beginne ber cäcilianifd)en 9{eform
anfänglich noch für Beibehaltung ber moberncn Orcheper»
inepcn eintrat, fo hat er boch fpäter erfannt, baß bie prengere
Dichtung ihre ooHe Berfdjtigung habe, trat felbp als «ÜJitgUeb
bem Gäcilifuüercinc bei unb mohntc mit großem 3nteteffe
wnb Pihtlidjer Begeiperung oielen ©eucraloerfammlungeu an.
— "ïiie ïheilnahine, melche man bei feinem Sobe befunbete,
»"it eine fo aOgemeine, baß Deputationen oou Stäbtcn unb
®efangoereinc in großer 3ahl Pch heranbrängten, um Ghren»
Iränje auf feinem ©rabe nieberjulegen.

P. M^Mfiin £tnh, S, J.

ftarb am 24. aRärj ^ilbenbs im ^^Jenponat ber ©efellfd)aft
3[efu JU gelbfird), oöllig erfchiJpft bur^ eine Sungenfranfheit.
Der Berfchiebene Panb im 67. Lebensjahre, ^iachbem er
längere Seit in ber Diöcefe 3tottenburg, ber er angehörte,
als Seelforger unb als Direftor beS Schuüehi^er=Se"miuarS
iu ©münb thätig gemefen, trat er 1855 ju ©orheim iu bie
©efeQfchaft ^efu ein, mar eine Seit taug ^Bifponar, mirfte
bann in beu OrbenShäufern ju "15aber bor u unb Bonn
in oerfd)tebeneu Stellungen unb übernahm barauf im '^Jeuponat
JU geltfirdh bie Leitung ber a)?upf. Sugleith war er Bor-
peher ber iJiarianifchen Gongregation in ber ?lbtheilung ber
größern Sö^tinge beS erpen '■]3enponatS. gap 23 ^ahre
taug übte er mit größter Selbpaufopferung unb nid^t geringem
Grfolgc biefe Shätigfeit, bis er am Borabeub beS gepeS ber
©OtteSmutter, ju beren Ghre er fo bieleS gethan, auS biefem
Leben
obberufen mürbe.

®tc 6ntftcl)uufl ber öftcvrcir^tftiöcit ^Zattoual^tjmuc.

Der befannte Sheaterbichler 31. 'B. Offtaub, (f ben
22. September 1814) beridhtet barüber golgenbeS: SllS In
golge ber rafchen gorlfd)ritte ber franjöpfchen BJaffen unter
©eneral Bonaparte i. 1797 ber It'aifer oon Oeperreidh p^
unb feine gamiUe nadh '^Jreßburg püchtete, unb felbfi bie
ilaiferliche Sd^aljfammer nad) Uugorn gebrad)l mürbe, um
bie ifronbiamanten oor ben räuberifd)cu ^änben ber graujofen
JU retten, ba ergriff bie Bemohner B3ienS Schrccfen um
Sdhredten. Die 9{eid)en folgten bem Beifpiele beS JlaiferS
uub berUeßen bie Stabt, in bie man balb ben übermäd)tigeu
geinb eiujiehen ju fehen ermartete; bie ^lermeren brangen iu
DiaPe iu beu ''i}alaP beS bamaligen "IJremierminiPerS, BarouS
oou Shugut, um ihn mit ©eu^alt jum griebeuSfchluß ober
jum Slufgeben bcS ÜJHniflerpopcnS ju bemegeu. Die J?uube
baoou oerbreitele pch mit reißenber Sd)uclligfeit burd) bie
^auptPabt unb oermehrte nur noch beu SchredCeu uub bie
Bepürjuug ihrer Bemohuer. ^ludh im .'paufe beS JJapeOmeiperS
granj S'ofeph .^)ai)bn erregleu bicfe SchrecfenSbotfchaftcn
unglaublid)e Slufregung unb jmar iu folchem ©rabe, baß
^)a»)bn'8 ©attiu felbp bie altgemohnte Sitte nidht bead)tctc,
meld)e mollte, baß ber berühmte Gompouip mährenb feiner
SlrbeitSPunbeu nicht gepört merben burfte. Diefer hatte Pch
eben feftlich gefchmüdft — beun nur im gePfd)mudC fonnte er
fompouiercu unb bic Gompoption feines neuen SonmcrfS,
„bie Sd)öpfung", baS feinen 9?uhm burd) alle Bölfer unb
Seiten tragen "follte, begonnen, bic gcber flog begcipert über
boS '|?apier: als flagcnbe, jammernbc Söne auS bem untern
Stocfioerf feineS :paufc8 herauftönten unb eilige polternbc
Sd)rittc auf ber Srcppe pch hören ließen. ^ai)bu hörte baüou
uid)t3, benn feine Seele mar umraufdht oon göttlichen ."par»
moniecn. Da mürbe plöljlich bie Shür bcS fleinen SalonS,
in bem er arbeitete, aufgeriffcn unb herein Pürjtc mit bleidjom,
angPooflem ?lngepcht feine ©atlin, gefolgt oon beu alten,
treuen Dienern bcS .^aufeS, ber Jfatharine unb Jlonrab,
meldher lc(}terc bie SchrecfenSfunbe eben gebrucht hatte,
^a^bn mollte anfangs ber tropiofcn Grjählung oon bem,
maS bie Stabt erfüEte, feineu ©lauben beimeffen, noch meniger
oon bem 9tathe feiner ®attiu elmaS miffen, feine Sleinobien


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ifl

jufommenjupadten unb 5S3ten fchteunijfi ju terlafjen.
er ober an ber SSabr^eit btê Vorgetragenen nicht ine^r
jiDcifeln tonnte, ba jentte er tranernb fe«n ^aupt unb fcbroere
©eufjer hoben feine SBruft. Slbcr aüd) jc^t looüte er oon
glucht nid)tS wf er, „je^t ifi tcinc

3eit, on un§ ju beulen! Der toifer ifi auf ber
gtucht, er ifï in ©efo^r! ©o müffen mir olâ treue
Unterthonen für tîin beten — unb idh millS bie
aiBiencr lehren!" Unb mit hothgehobenem Raupte trot er
an fein flottier, unb feine §önbe legten ft^ leife auf bie
2;aften unb begonnen eine einfo^e (horolortige ïlîelobie ju
pftern; ollmöhUch trat bie ajîelobie flärfer unb träftiger
hcroor, unb mie oon felbft fügten fuh ouf feinen Sippen bie
boju paffcnbenSBorte : „®ott erholte grauj ben toifer,
unfern guten taifer gronj! :c." Sluf fein ®ebot ftimmten
bie beiben grouen unb ber olte Diener mit ihm ein, olâ er
bte OJîelobie mieberholte. ©ie murbe eilig niebergefchrieben
unb bem §ofroth tion ©toieten gcfonbt, um nodh einige
Verfe boju ju madhen, unb bolb bahnte boS einfache
Sieb feinen SBeg burd) beu gonjcn toiferftoot. — ^o^bn
ober fpielte feitbem täglich fein toiferlicb; ja e§ mar ba§
Sc^te, mos er furj »or feinem îobe fpielte, Slm 26. 3Jîoi
1809 fpicUe er e§ bretmol hintereinonbet, bonn mußte man
ihn in'§ 53ett tragen, boS er nidht mieber üerUeß. ®r ftarb
om 31. ®îoi be§ genonnten johreS.

.^Öflidhfcit- mufifalifcheS gräulcin fpieU einem
fd)üdhternen, nid)t mufifalifd)cn, jungen 9)ïanne eine ^ièce
auf bcm flaoicr üor. Sei einer „presto" (fehr rafdi) ge-
fpieUen ©teile beS ©tüie§ bemerft berfelbe oul §öfltd)feit:
„Sitte, mein gräulein, fid) mcinctmegen burd)au§ nid)t fo bc^
eilen ju mollen — benn idh Ij^be ßeit!"

SSorfi^t! ©in ïenorift erhebt bei feinem ïïluftreten iu
ber Dper feine ©timme allmählich bi§ ju einer folchen ^i5he,
boß br Uten im ßufchaucrroume othemlofeS ©d)toeigen unb
bie gefpanutefte Sïufmerffamfeit herrfcht. Sin auf ber (Sollerie
placirter ©chufierjunge ijat ba§ ©efährlid)e ber ©ituotion
erfannt unb mornenb ruft er auS ber ol^mpifchcu 9ïcgion
herab: „3)?ännecten, fallen ©e man nich üon be jonleiter!"

Scincjl ctttcs 6om|lpntftCU. ®cr etmoä cfcentrifche
©omponift S. trifft einen greunb ouf ber ©troße. 9ïach ber
üblichen Segrüßung fragt biefer: „ 9?un, in letter ßeit ntd)t5
9?eue§ gefchaffen?" „Sich," meint S., „mit ber tomponirerci
ift halt nichts mehr loS. tommt einem mal ein muftfaUfcher
©ebonfe, bann hat man fein Rapier, um ihn oufjufchreiben;
hat man ihn aufgefchrieben, bonn finbet ftdh tein Serleger;
hot man einen Serleger enblidh gefunben, fo jahlt er 9iicht§|;
ift ba§ ©tüdt gcbrudft, bann tauft cS DUemonb; tauft eS tnol
einer, bann fann er e§ nicht fpielen; unb tonn er'3 fpielen,
no, bann gefäUt'ä ihm nicht einmal!"


Handbuch der Harmonielehre von Moritz Brosig.

Zunächst für Musikinstitnto, Lehrerseminare und Präparandenanstalten.

Mit Tlelen Xotenbelsplelen. Dritte rermehrte Auflaije mit einem Verbessrangen nnd Ergänzungen
entlialtenden Anlian^e. Geheftet MIc. 3 netto.
Der Anhang allein ist für 30 Pf. zu haben. Gegen Einsendung dos Betrages
erfolgt frankirte Zusendung.

Verlag von F. E. C. Leuckart in Leipzig.

iBcrlan üDU S. Kleine in ^'g&crborn.

^tc JlnfcrUcOttitö gf;rtflt.

Gin Dftcrfpicl in ficb. n Silbern
mit (Shijren oon Sil heim ^lofäuS.
^rctS einzeln GO ^if. (10 ßEcnipl. & DL)
_®a« SBertchcn eignet fich jnr Sluf»
führung iu Sd)u!en, Vereinen nnb
gamilien. 9tnfid)t^fenbung bcrcitioiaigft.


13erU0 î)cr jöuthhanblung tion ^ucr iu j0onauiu6rtlj.

jFfir Cgrffkommunikttnten.

Soeben crfchien iu britter, oermcbrter Vluftagc:

ober: 2cichtocrftnnbIid)c 53elehrun(jen
unb öebete jur l'orbereitung auf bic

heilige Kommunion für Grftfommunitanten unb bic gefammte jugenb, loeldic loürbig
unb mir îîujjcu fommunijieren miH. 58on gr. .ï. ged)t, *4Jrte[ter her CSrjbiöjjefe
greiburg. 2Jiit Gmpjehlung beä .'godjm. §r. Grjbijd)ofö oon greiburg unb ber
^o^ro. SBifchöfc oon Slottenburg, 6t. ©aOen, Okaj unb Slugöburg; geh. 00 ^^Jf.
in ^albleinraanb 80 ^fg ; in ücimoaub mit öolbfd)nitt 2 ïïl.; in ücber mit aioth«
fchnitt 2,30 ^Ui.; Ghaflrinlcber mit «olbfchnitt 2,00

3)er §o(hro. §crr gürftbifd)of oon Sedau fd)reibt über bcn ,li}cißen Sonntag'
,3ch höbe baS a3üd)Iein mit wahrer greube gelefen unb l)altc bafür, baß eö bcften« em-
pfohlen ju werben oerbient. jn gemähttcn ?luèbrûden wirb bic jugenb auf bic
gehUr aufmerffam gemacht unb mit innigen, hcrjlid)en Sorten ju ben cntnegcngefeltten
îugenben angecifcrt; auch werben berfelben gut gemahltc Jöeifpielc a(3 Xugenbmufter oor--
gchalten, — 'i)ct 2. îcil enthält fchöne ©ebete, mcld)e ftch burch cd)t fird)(id)en Olehalt unb
mürbige, cblc gaffung auêjeichnen. 23ci bcr ?luêroahl ift auf bic .^pauptbebürfniffc bcr
jugenb gebührenbe SRüdficht genommen morben. Sluch bcr eingefügte iBeichtfpicgel mirb gute
®ienftc Iciften, bie nöthigc ®clchrung über bcn öebrauch bon iBci^tfpicgeln überhaupt oor«
ausgefegt.'-

Su Bcjichcn burch aOc S8uchhanblungcn, foraie bireft oon bcr SQcrlagShanblung

jn unferem Scriagc crfd)icn focben:

^(ivmaittumftfjitle

juglcich nud) a'.S
Vorfdiulc fi'ir
Uq jörßclfpicl.
herausgegeben oon
iöcrimrW.
Op. 20. «Preis 'aoiarf 1.20.
^Indjcii. mcxt ^acoOi & ^o-

e r II n r ö ö

§efan(|meif;obc.

<lfflcs5 uub billigflfo in|lnihliüfO ^f!)'''

bud) fftr brn (Örfangunterrithl.

^rci(J CO «Pf. nach außen h'»
rircujbanb 70 ^fg.

^flehen. 3acobt &

®cranfiDortlichcr 8lcbaftcur 33. Schöi"="
in Oberbilf. — Srud unb iBcrlag """
Ulbert 3acobi & tto. in «lochen-


-ocr page 35-

9)îot 1886,

5ÎV. 5»

für Uif)otifä}c <Ätrcf;ettfanfler.

®rntiö=5BciIage 31UU „©rcg0riuö=5Blntt", Droau fiir !atI)olifd)c tirdjcumurit

„ecrgt, ba6 bu mit bem ^erjeu âloubfl, wa8 bu mit beut ÎDhmbe fingfl, unb in ÄiJerl«
bet^ätigft, mo« bu mit bem Çerjeu glaubfl." Concil in (iort^ago 6, 3. 898.

Matia,

(Giuc alte Sichtung.)

weijj eine ajjagb, gar hehtf/
5Die trägt ben hi^c^ften
2öer ringt ju i^rer (S^re,
Der ift an Dugenben weif,
©en ihr ftnb anbere grauen
9iur Dörnlein auf ber Stuen
93ei einem Silienreiö.

©in Samm als Kinblein füfj
3n ihren Slrmen lag;
Der 2llte mar'S, ber 9iiefe,
Der fthuf ben erflen Dag,
Der mannlichfle ber Slitter;
3hl" lüarb fein Seben bitter
Durd) f(hmerfteS Ungemath.

©ein §erj marb ihm burchfloehe"
9JMt einem fchatfen Speer,
Damit hat et burchbtochen
Die ^iJir unb all' ihr .'geer.
©t lijfte, bie gefangen,
Jhr Seit) mar'ba vergangen,
Sohl uns ber guten iUiär'!*)

©r ftanb auf auS bem ©rabe,
Der eble gürfle gut
aJJit feinem jheujeSsStabe;
©ein' Sunben maren roth-
2llä et mit großen ©h^eu
8nm ^)immcl moQte fehren,
Ueberiüunben mar ber Dob.

©r ifl jum $)immel gefahren
a)fit rounber großer ^JJJad)t.
Sohl unjählbare ©d)aarcu
5)at ©t mit ft(h gebrad)t.
Der ^limmel, einfl gefd)loffcn,
©teht nun unS oQen offen;
Öeil, bet breiu fommen mag!

®otfchajt.

9hin fil^t er auf bem Dhrone
Bu ©eines
baterS .§anb.
3h»n fingen bie ©ugel jum Sohne
Sanctus, ben füßen ©ang,
Sauctus Dens Sabaoth! —
©iu heil'get lüJenfd) unb wahret ©ott
GhrifluS ift genannt.

SnS neue ®cutfd)c übertragen oon Si. .^icnfcl.

ßauflciue.

VI.

Ju meinem legten Sluffa^e, lieber Sefer, mirb bem großen
heil. ©tegotiuS eine !Sebe:iSbauer üon mehr als breihunbert
Jahren jugefd)ricben. ©o groß nun aud) meine Verehrung
für biefen heil. "I^apfl ifl, oon bem unfer Choral feinen beis
namen hat, unb mie lounberbar ÜJfand)c8 in feinem Seben
ftd) geftaltet, fo müffen mir bod) fireng bei ber gcfd)id)tti(hen
Sahrheit bleiben uub üetbeffernb fagen, baß er nur üom
Jahre 590—GOt ben ©tnhl beä heil. 'l^etruS gejiert hat-
Ju biefer fntjen Beit aber hat er fo bieleS jutn ."geile bet
ihm anücttrauten jpeerbe gemivft, baß bie ©efchichte ihm beu
beinamen „Der ©roße" juerfannt hat. Jn bet nächfleu
3iummct gebenfen mit eine furje SebeuSbcfd)tcibung beffelben
JU bringen.

VllleS lüill gelernt fein: fogar, mie bu flehfl^ baS
Slufftnben unb betbeffern ber Drudffehlet in betn |>tobebrud'e
beS ©teg.îbofen — bann aber mahrlid) baS ©ingen
beS ©reg. ©horaU! grübet bathte man hierüber freilid^
anberS. IWau glaubte fa^ aHeriüärtS, eS genüge, ein bn^
mit beu üictecfigen, fdimarjen, gefd)tDäujten unb ungefchiüäujteu
ajoten üor ftch ju haben unb bann frifd) brauf loS ju fingen,
rcobei man nur ni3thig habe, üon ber Orgel ober bem Gontor
ftd) in'S ©d)lepptau t'iehmen ju laffen. "je juehr aber bet
©efang lärmte unb briJhnte, beflo fd)i5ner mar'S!

Sie id) baS fd)reibe, fällt mir unmilltührlich miebet
unfer alter Küftet mit feinem ©hovpeifonal ein. ©S mar an
einem Oflerfonntage, als id) jum erflen üJale baheim auf bet
Orgeltribüne bem .^od)amte beimohnen burfte. Der Galcant
toar tro^ beS hohen gefltageS mieber einmal nidjt jur ©teile.
Obmohl ich """ faum ad)t Jahre jählte, hatte id) im berein
mit einem um SenigeS älteren „Kottegen" ben helbenmüthigeu
©ntfthluß gefaßt, ben ausgebliebenen Kitihenbeamten genau


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ifl

mä) ben Sîegeïn bet Don i^m ausgeübten Kuuft ju oertreten.
3ïltt nicht geringem ©etbpemußtfein Wetterten mir beibe auf
ben erhöhten ©tonbort, oon bem auS bem gemattlgen
ftrumente mit ben oielen (Stimmen unb ©ttmmchen ber
nöthige 2lthem eingepumpt werben fotlte. Unterbeffen maren
mir aber auch fchon oom Küfter bemerît morben. ©dhnell
entfdhioffen gebachten mir ben geftrengen §errn bejüglich
unferer tünftlerifchen ^Befähigung bur^ eine fofortige ^robe^
leiftung ju überjeugen. Doch baS mar leichter gebacht als
gethan! Der lange fchmere Saiten rührte unb rührte fich
nicht. Ein fehr lebhaftes ©efühl oon (Scham, mit 3orn
gemifcht, färbte unfere jugenblidhen Sangen hothroth, jumal
ber eben anrüdfenbe Organift mit feinen SiÇeleten nicht
jurüdhielt. Der unnü<jen Ouälerei rourbe ein fdhneQeS @nbe
baburch, baß ber alte Küfter unS etgenhänbtg oon ber Gal=
canten^Sanf herabhob unb meinen „Kollegen" naih ein paar
ftärferen Suben auSfanbte. Jch burfte für btefeS iïKal fchon
oben bleiben; benn ber Sitte roar tro^ feiner ernften SOÎiene
ein großer Kinberfreunb, unb er hatte mir ficherli(h meinen
§erjenSrounf(h auS bem ©efichte herauSgetefen. gretltch be=
ehrte er mi^ feit einigen Sochen, fo oft ich ihn grüßte, mit
einem überaus loohlrootlenben Sächetn; benn ich hatte ihm
auf feine bieSbejüglidhe grage treuherjig geftanben, baß ich
abfotut „'ißajtor" roerben roolle. Darob aber hatte er feine
9îedhte auf mein jugenbltcheS §aupt gelegt, ftd) in feiner un=
nadhahmltdhen, üoHtönenben, feierlichen Seife geräufpert — eS
gefchah meift breimal rafch unb crescendo nach einanber —
unb bann gefagt: „DaS ift brao! DaS roirb aber einmal
beinem gcifttichen iOhm greube madhen!"

Jd) burfte olfo ju meiner größten greube „oben"
bleiben; nur roor idb in Sorge, ob ber im (Sdhiffeber Kirdhe
fnicenbe §err Sehrer nidht anberer Slnfldht fei. Dodh jur
Uebetlegung roor feine ßeit mehr, benn eben Oertieß ber ^err
Pfarrer unter Sorantritt ber aWcßbicner bie ©ofriftei. Der
Drgonift führte eine Seroegung ouf feinem ©ifee aus, lüic ein
9îeiter, ber fl^ im ©ottel juredhtfe^t, brüdte mit bem Itnfen
guße ouf baS tiefe C beS ^ebot, unb roährenb mir beim
Bufehen unb §ören boS fugenbliche §erj ftürmifd) in ber
Sruft podhte ob beS geroaltigen DonnernS beS ©echSjehn=
füßerS, fuhr ber $Welfter in oOer ©emüthSruhe ftdh nodh
einige 2)îole mit beiben §änben burdh bie tongen §oare,
Oor er fie auf bie Doften fe^te. Slber auch ber alte Küfier
unb feine fe^S ober fieben ©etreuen toaren unterbeffen nidht
gonj müßig; oielmehr prälubirten fic vocaliter burch loutcS
Släafpern unb §u)"ten, jercten on ber feibenen HotSbinbe unb
jupften bie fpi^en Sotermörber juredht. SUS boS „hodhfeft-
täglidhe" '•.ßrälubium ber Drgel rite ju (Snbe geführt roar,
jeigten oudh fie ftdh gerüftet. '©ie umgaben im Halbfreifc ein
fd)roereS Sîotenpult, auf bem ein Ghorotbudh oufgefchtogen
roor. Der Küfter begann nun fein ©olo in hDchfefttäglid)em
gortiffimo. 3etge= unb ÜKittelfinger ber umgeroenbeten tinfen
§anb hielt er in geroohnter Seife gegen bie 3Kunböfftiung,
mit ber 9îediten ober führte er ein etroa 40 (Stm. langes,
fehr bünneS Doftftöddhen, oben mit einem fleinen Knopfe oer=
fehen unb noch unten fpi^ julaufenb. 2ltS bte alte Drgel
ben letzten Slnftridh erholten, roor baS Doftftöd^en audh nicht
oergeffen toorben, benn beibe trugen genou biefelbe broune
Holjforbe. Dtefen ©cepter, ber " in ber gorm olfo einem
oerjüngten ©pojicrftödchen ouf ein §oar gti^, hielt ber
.Küfter ober fetneStoegS auf geroöhnlidie aJîanicr in ber .<öanb,
fonbern (rooS mir fofort ftor rourbe) gonj genau fo, rote roir
Suben in ber ©dhule ftrenger Sorfdhrift gemäß bie geber
hotten mußten. Unb roährenb er nun bo§ Kyrie in suin-
mis festis langfom=fetertich obfang, tippte er bei jebem lone
boS oufgef^logene Such fonft an, roahrfcheinlich bamit feine
ber oielen bloten biefeS fcftlichen Kyrie ju furj fomme.
Dann fang oudh ber ©hor in gemaltigem gortifftmo unö bet
ftarfer Drgelbegleitung ebenfo langfam=feterttd): Ky-hy-hy-

hy etc____rie. @S floppte ganj prächtig jufommm, nur Daß

bie Drgel unb beS KüfterS ©timme unD ©töd^en immer
um eine Jbee im Sorfprung roaren. Der .Küfter fang noch
Christe, roährenb ber Ghor fchon beim eleison tnit einfiel.
Unb nun hotten bie ©änger 3eit, bis jum Gnbe eineS Do^
Gloria einleitenben, jiemtich langen 'ißrätubiumS ftch ju oer=
f^noufen.

Du magfl benfen, lieber Sefer, ich trüge auf Koflen
unfereS guten feltgen KüfterS bie gorben etroaS fiorf auf.
Stdein frag' nur etninot ältere Seute, roie oor 30 unb meht
Sohren hier om 9ihein foft oQerroärtS ber Ghoral gefungen
rourbe! Unb nicht nur bie Ghöre fangen bie Ghorolnoten
otlefammt glei^ long unb fchroerfäCtig, roie heute bie beutfchen
Kirdhentieber leiber otclfo^ nod) gefungen roerben, fonbetn
auch bie hodhro. ©eipchfeit broudhte, um eine „fefitägltche"
'jpräfotion ju fingen, tnehr ßeit, olS unfere heutigen Qii'óxt
bebürfen, um ein mehrftimmigeS „gonjeS" Credo ju ftngen.
Dorum roiCl oudh boS, freilich *uehr unb mehr oer|'tummenbe,
®efd)ret roegen ber je&igen „Sänge" beS ^ochamteS abfotut
nichts bebeuten, gonj obgefehen oon ben ftoren firchlich^'^
Sorfchriften.

Sie ober ber Ghorol roirft, roenn er in immer gletdh
longen SZoten (alfo ohne Seodhtung beS ihm eigenen
muS) obgefungen roirb, baoon fonnft bu btr leicht ein an«
nähernb richtiges Silb madhen, roenn bu ein bir befannteS
hübfcheS Sieb (j. S. ,,Die Sacht om 3ïhein") fo für bich
flngft, als ob eS in gleich langen Sloten gefchrtebcn roäre.
GS roirb bir fofort eintenchfen, baß bem Siebe boburch einfach
boS SebenSlicht ouSgeblofen roirb. ^ber oudh bie Gompofitionen
unferer mobernen größten Donfe^er, ihre ©onoten mie ihte
©i)mphonien, roürben eine folche Sehonbtung nid)t aushalten.
— Kein Sunber, boß bie erhabenen 9)?etobieen beS ©reg.
GhorolS felbft foldhen ©eiftlichen, bereu firchlid)e ©eftnnung
über alles Sob erhoben roar, nicht mehr jufagen roottten, otS
man eben allenthalben boju gefommen toar, biefe hl- ©efänge
ohne ollen JRhhtbmuS, ohne funflgerechte Sertheilung üon Si^t
unb ©dhatten im Sortroge, ju behanbeln. „Die
Seid)enreben
beS berühmten fronjöfifchen SifchofS Soffuet
(hat Jemanb
fehr treffenb gefogO erfchüttern unb begeiftern, roenn fte oon
ben Sippen etneS guten Sïebnerj fließen; ouS bem ÜJiunbe
eines fchlechtcn SorleferS bogegen erjeugen fie nidht nur feine
Sirfung, fonbern fogar Kälte. Gbenfo oerhält eS fleh
bem Sortroge beS ©reg. GhorolgcfongeS."

Senn ich baher im oorigen Sluffa(je u. o. bemerfte, bet
Ghorol fei ein ©efong, ber in einfachen aJiclobicen bohirt*
fließe, fo fotlte bomit nicht etroa gefogt fein, eS fei eine un-
gemein einfache ©oche, richtig Ghorol ju fingen ober finge«
JU lernen. DoS ©cfogtc fotlte nur oon bem 2lufbau bet
ÏRetobie gelten, üon ber Gompofltion otS fol(her. Die ein«
jetnen Diine (JnterooCle) finb toegen biefer Ginfodhheit otler»
btngS nicht
f^roer ju treffen für einen einigermaßen geübten
©änger; oQctn ber ridhtige, entfprechinbe Sor trag erforbett,
obgefehen oon ber nothroenbigen Sefähigung beS Dirigenten,
unobtäfflgeS ©tubium unb fortbouernbe Uebung feitenS be3
GhoteS. Siele, oiele täufdhen
fidh heute noch über ihre pet'
fönltdhe gähigteit im Ghorolgefonge. ©le meinen, ber ©etg


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ifl

fei erfiiegen, weil fie eine Ouart ober Clulnt treffen Ii}nnen.
Damit hängt auch bie thatfädhlid^e ©rfd^etnung jufammen,
bap manche, fonft Oortrefpiche Ghormitglieber ihren eifrigen
Dirigenten ni^t üerftehen, ja ihn üietleicht für einen 'ißebanteu
halten, menn er regelmäßig bte ju ftngenben ©horalftüÄe
forgfältig oorbereitet. Sir merben nädhftenS ©elegenheit
haben, hierüber ein SeitereS ju fagen. gür heute fchließe ich
toieber mit einem Sorte Stmberger'S: „©erechte ^loge erhebt
bie Kirche über bie mit unberjeihlidher Leichtfertigfeit
alte Siegeln be§ ©efangeS megmerfenb na^ Sittfür bte Dbne
beränberu ober erleichtern, ben (Srnfi unb bie ^aft beS
ganjen DoneS umtaufchen gegen bie Seichheit unb S3ehaglt^=
feit be§ halben; bte nidht beadhten bie Bewegung in längeren
unb fürjeren 9?oten; bte ihre Stimme nid^t ju berebeln fudhen
burch 3tnbacht; mel^e bie Sürbe be§ ©efangeS oerabfäumen,
balb ihn fchtöfrig hinjieheub einem fchweren Steine gleich, nun
ihn abftürjen Iaf]enb in unangemeffener @ile, nun jum ®e=
meinen ihn nieberbrüdtenb burdh ftoßenbeS Sdhreten, burdh
berfehrte unb niebere ?luSfpradhe ber Bofale, ober burdh 2ln=
nähme oerfdhiebener iUIanteren."

$d)5ncn.

fiturgifd)? 1äntcrl)ttltttn0en.

S3on 31. Bruns, Bifar iu (Silenborf.

(gortfefeung.)

S. 9lu8 bem Sdhluß unferer legten Unterhaltung ift mir
flar geroorben, baß ber ©rjengel ©abriet breimal als Ber=
fünbiger beS fomtnenben ©rlöferS aufgetreten ifi. Den Daniel
hat er über bie 3eit in S?enntniß gefegt, loann ber @rli5fer
fommen toerbe. Dem 3a(hariaS hat er bie ©eburt beS hl-
Johannes angefagt, ber als Borläufer (Shrifti auftreten follte;
ber aKerfeUg'iien" Jungfrau enblich hat er bie Botfdhaft ge=
bracht, baß "fie jur 9;Jutter beffelben berufen fei unb feilten
9iamen ^efuS nennen fotte. Sßäre eS nidht billig, baß biefem
Grjengel, ber unS in feinen ?lufträgen fo hodh begnabigt er=
fcheint^ ein befonbereS geft gefeiert würbe ?

31. Daß bieS billig toäre, will idh niiht befireiten; bod)
erinnere ich bidh baton, waS idh fchon früher gefagt habe, baß
baS gefl beS hl- 2Kichael am 29. September jugleidh baS geft
aller übrigen Gngel fein fotlte: eS cjalt alfo audb bem hl-
Grjengel ©abriet unb foHle °udh feiner Sürbe nnb Beoor=
juguug ben oerbienten 2luSbrudt geben. Siltft bu aber burdh
bie gorberung eines gefieS auf bie befonbere Berehruug hin=
toeifen, roelche biefem Gngel megen fetner Bejiehung jum
GrlöfungSwerfe jufomme, fo toirb biefe Berehruug ou4 fd)on
baburch erreidht, baß fein 9iame mit ber Botf^aft an Ovaria
ouf'S Gngfie oerfnüpft ifl, fein ©ruß unfer ®ruß an ÜJtaria
gemorben fi, unb baß feiner gebaut mirb, fo oft roir beten:
„Der Gngel beS §enn bradhte SRaria bie Botf^aft." ilein
onberer Gngel wirb fo oft erwähnt, fein onberer genießt foldhe
Berehrung wie biefer. Senn ober bem (Srjengel ©obriel bis
iejjt ouch nodh fein befonbereS gefi In ber gonjen Ghrlfienhelt
gefeiert morben ifi, fo ift bamit gor nidht gefaxt, boß baS
immer fo bleiben roirb. Die gefte In ber fotholtfdhen JJirdhe
finb jo otlmähü^ aufgefommen, unb eS unterliegt gor feinem
3ioeifel, boß fidh oudh nodh unferer ßeit wieber neue ©elegen-
heiten JU neuen firdhlichen gefien bieten werben.

S. Sprldht benn etwoS bofür, boß einmal ein gefi ju
Ghren beS hl- GrjengelS ©obriel ouffommen roerbe?

21. Gin foldheS gefi tfi fchon oufgefommen, ober eS ift
no4 nid)t für bie gonje fotholifdhe 5?irdhe oorgefdhrleben; eS
tfi nur für einjelne DiiJcefen geftattet. iJtun
bebenfe, boß
^^le^eidht oHe gefie, beoor fie allgemein eingeführt mürben,
fdhon längft on bem einen ober onberen Orte, in btefer ober
jener DiiJcefe, befionben hatten; mirfi
bu nidht Oermuthen
bürfen, boß oudh biefeS gefi eineS ^ogeS ein gefi ber gonjen
tir
^e merben liSnne? Senn bieS ober oudh nicht eintreffen
follte, bie Ghre beS hl- GrjengelS ©obriel wirb ni^t borunter
leiben.

S. Sirb benn boS geft beS ht- GrjengelS, ber unS hier
befdhäftigt, tu unferer Diöcefe auch gefeiert ?

21. Sowohl. Du finbeß fein ^efi ouf beu 24. 2Äärj
ougefe^t unter ber Bejeichnung: festum sancti GabrieUs
Arcliangeli|; in anberen Diöcefen wirb eS am 18. äRärj
gefeiert.

S. So rüdCt eS jo gonj nahe an boS gefi 9Koriä Ber=
fünbigung heran. GS ifi ein fdhöner ©ebonfe, boS geft biefeS
hl. GngelS in bie unmittelbare 9?ähe beS gefieS ju bringen,
on welkem wir feine gnobenreidhe Botfchoft on SJtario feiern.
3fi oudh fonft noch etwoS geeignet, auf ben 3ufainmenhang
hinjumeifen, ber jwifdhen feinem gefie unb ÜRoriä BerfünbU
gung befiehl?

?l. 3iaerbingS. DoS Goongelium ber ÜReffe ift on beiben
gefttagen baffelbe. GS erjählt unS bie Senbung ©obrielS
on 5D?ario, um ihr bie Botfdhaft ju bringen, boß fie 9Kutter
©OtteS merben foüe. Sie bu fiehft, gibt boS ongegebene
Goongelium eineStheilS ben Inhalt beS gefieS ajjortä Ber=
fünbigung on, enthält ober onberntheilS oudh ben gnaben=
reidhen 2luftrog, woburdh ber Grjengel ©obriel fo befonberS
ehrwürbig in unferen 2lugen ifi.

S. Senn nid)t einmal bem^Gngel ©abriet ein gefi in
ber gonjen ßirdhe ongewiefen ift, fo fann idh ft^on benfen,
boß bem Grjengel 9}aphael biefer Borjug ebenfowenig ju
Stheil geroorben ift. GS mirb ober oleHeidht oudh biefem
Gngel in einjelnen Diöcefen ein geff gefeiert, ^ft bem fo?

"it. jawohl. 3n unferm GrjbiSthum unb in manchen
onberen BiSthümern toirb fein gefi otn 25. Dctober gefeiert.
Du finbeft eS benannt olS festum s. Raphaells Arcbangeli.

S. Gnthält auch boS GoongeUum biefeS gefteS eine
Grinnerung on bie Shätigfeit biefeS GngelS jum Sohle be
Olienfcheu?

?l. gür oUe gefitoge ifi eS eine allgemeine Siegel, boß
bei ber hl- SReffe foroohl, olS oud) bei ben firdhlichen Sog:
jeiten biejenigen Stüdfe beS olten unb neuen SeftomeuteS jur
Berioenbung fommen, loel^e bem gefte entweber ju ©runbe
liegen ober boch wenigftenS eine flnnreidhe 2lni»enbung auf
boS gefi juloffeu. Du borffi olfo gewiß oermuthen, boß oudh
boS Goongelium om gefie beS hl- GrjengelS 9?aphael für
feinen 3<Dedf gut gewählt ifi- 3n bemfelben it)irb unS be=
ridhtet üon einer großen 2lnjahl Detfd)iebenortiger Jlronfeu,
roeldhe ju ^erufalem in ber füuffodhen Säulenholle Bethfaibo
logen unb ©efuubheit erroorteten oon betn Soffer eineS
nahen SeidheS, loel^eS burdh einen Gngel iu Beroegung gefeljt
iDurbe.

S. Soll benn ber Gngel, roeldher hernieberfiieg unb boS
Soffer in Beroegung feßte, ber ht- Grjengel ^Raphael ge:
roefen fein?

21- DoS roirb nicht ouSbrücftlch gefagt. GS liegt ober
fehr nohe, hier on ben Grjengel ^Raphael ju benfen. Sein


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9?ame Bebeutet |a ,@ott tfl'S, ber ^eitt." er toorjug§=

weife ®otte§ böte an bie aKenfc^en war, um ihnen in Kranit
heit unb ©ebrechlichteit §ülfe unb Teilung ju bringen, gebt
ja ganj befonberS audb auS ber anmuth'igen ©efchichte beS
Dobias hei^'or, bie an feinem gefie theilweife als @pifie( tier=
menbet ip. Der ©ngef fetber fpridht hier feinen oon ©ott
erhaltenen Auftrag mit ben Sorten auS: „Unb nun hat midh
ber §err gefanbt, bidh ju heiten unb ©ara, baS Seib betneS
©ohneS, üom böfen ©eifte ju befreien. Jch bin ber Snget
^Raphael, einer öon ben fieben, bie Por bem .perrn ftehen."

©. Jft es nicht auch ©üte, ben hl- 9?aphaet als be=
fdhü^er auf 9ieifen anjurufen?

21. greilidh, eine fehr allgemeine ©itte, welker bie Kirdhe
fidh felbft angefchloffen hat. ©ie lehrt unS nämlich in bem
üon ihr empfohlenen Sfeifegebete folgenbe Sorte fpre^en:
„3luf ben Seg beS griebenS unb beS ©lüdfeS leite unS ber
aümädhtige unb barmherzige §err; unb ber ©ngel ^Raphael
begleite unS auf bem Sege, baß wir in grieben, ©efunöheit
unb greube wieber nach §aufe äurücCfehren." Sluf welchem
borgange biefe ©itte beruht, ift bir fdhon flar, ohne tjaß ich
eS bir fage.

©. ^ebenfalls barauf, boß biefer @ngel ou^ ben jungen
DobioS ouf feiner 3ieife begleitet unb gefunb nnb wohlbehalten
in boS eUerüdhe §auS jurüdfgeführt hot. SoS hat eS nun
ober ju bebeuten mit ben bejeidhnungen ©ugel unb ©rjengel;
ifi bomit ein Unterfihieb unter ben ©ngeln ongebeutet?

SI. greilidh. DoS Sort ©ngel — angelus — ift
ber griedhifchen ©pradhe entlehnt, unb bebeutet fo üiel olS
böte. Die (ängel finb jo boten ©otteS. DiefeS Sort brüdft
olfo ben beruf, bie Dhätigfeit ber himmlifchen ©elfter ouS,
meldhe fie im Sluftroge ©otteS on ber Seit ju üoUjiehen
hoben, bejeidhnenb brüdft biefen ihren beruf ber h- Slpojiel
^ouluS ouS, inbem er fdhreibt: „©inb fie nicht oU^ bienenbe
©eifler, ouSgefanbt jum Dienfte berer, weldje bie ©eligfeit
ererben foHen?" Die ©ngel ftnb nun ober nidht oUe gleich;
bie einen gehören einer höheren Orbnung on, bie anberen
einer tieferen. Jm Slnfdhluß on bie h' ©(hrift, welche bie
feiigen ©eifter nach üerfchiebenen benenuungen gruppirt, hat
ftch bie firchliche ©ewohnheit ouSgebilbet, neun ©höre üon
©ngeln ju unterfcheiben. Senn bu je brei ©höre äufammen=
flellft, fo mirfl bu fie leicht überfehen unb behalten fönneu.
bei ber Slufjählung pflegt mon folgenbe Orbnung einjuholten:
©ngel, ©rjengel, gürftenthümer; äJJächte, Kräfte, ^eerfchaften;
Dhronen, Gherubim, ©erophim. „ Jdh glaube un jweifelhaf t, fogt ber
h- SlugufljnuS, boß fte fleh irgenbwie unterfcheiben; ober waS
jene SluSbrüdte bebeuten unb wie fie ft^ wirflich üon einonber
unterfdheiben, boS loeiß ich ni^t." Du erfennft nun üon
felbft, baß bur^ bie benennung ©rjengel — archangelus —
eine befonbere unb jtoar höhere Orbnung ber ©ngel ge=
meint ifl.

©. ©ibt eS wirflidh nur fieben ©rjengel? Der ©ngel
SRophoel fogt jo fo ju Dobias.

21. Jch habe bidh früher fdhon einmol borouf aufmcrf=
fom gemadht, boß ©ieben eine h- 3aht ift- ©S ifl mahr=
fcheinli^, baß jener h- ©ngel mit ©ieben eine unbeflimmte
große ßah^ hat onbeuten lü'otten. Die SluSbrudtSmeife bet h-
©chrift läßt borouf fchließen. ©o heißt eS im budhe ber
©prüchwörter „bet ©erechte fällt fiebenmal." Domit foCl
D[fenbor gefagt werben, boß ber ©eredhte oft fällt. Sluch ifl
bir befonnt, boß ^13etruS einfi fragte: ^err, wie oft foll idh
meinem bruber üetgeben, menn er wiber midh fünbigt?
©iebenmol? JefuS ontwortet: S^iicht fiebenmal, fonbern fieben=
jigmol fieben. SRit onberen Sotten heißt biefeS: bu fottfi
beinem bruber üerjeihen, fo oft et bich beleibigt hat; tcäre
eS ouch noch fo oft; wäre bie 3ahl ber beleibigungen auch
eine unenblidhe. Ueberhoupt gibt cS, wie ouS üerfchiebenen
Slnbeutungen ber h^- ©dhrift herüorgeht, unjählbor üiele
©ngel; wie fich biefe ouf bie einjelnen ©höre üertheilen,
barüber ließen fidh oHenfoHS bermuthungen onftellen, nie ober
fiihere Slngaben machen.

©. Kommt nun aüen ©ngeln ber üerfdhiebenen ©höre
bet ÜJame ©chngengel ju ober üieQeicht nur einjelnen Orb--
nungen betfeben?

SI. Dorüber gibt eS üetfdhiebene 3)?einungen; bie Kirche
felbfi hat fidh niemals mit beftimmtheit barüber ouSgefprodhen.
©ie begnügt ftdh bomit, unS üorjuholten, boß ©ott fich ^Je^
©ngel jum ©chulje ber 2)Jeufdhen bebient, boß eS h- ©chu<J'
engel gibt, unb biefer Sehte hat fte noch befonberS SluSbrudE
gegeben burch ein gefi, weldheS fte ju ©hren ber h- ©chu^=
engel ongeorbnet hat.

©. Jdh habe midh fdhon wieberholt baüon überjeugt,
boß biefeS geft fich in meinen ©horbüdhern auf ben 2. Oftober
angefetjt finbet, boß eS hingegen tegelmäßig auf ben 1.
©onntag im ©eptember gefeiert mirb. Sohet rührt biefe
betfchiebenheit?

SI. 211S befonbereS gefl befleht boS gefi ber h- ©dhnU^
engel — festum sanctorum Angelorum Custodum —
erfi feit 200 Jahren, grübet war eS, wie idh fchon ange'
Deutet habe, mit bem gefie beS h- 3)?idhael om 29. ©eptember,
JU einer geier üereinigt. Sährenb eS nun für bie Kirdhe
oagemein ouf ben 2. Oftober gelegt mürbe, gefiattete 'iJopft
Klemens IX. im Jahre 1667," baß eS in Deutfchlonb ouf
ben 1. ©onntog im ©eptember gefeiert würbe nnb jwar
mit Oftoüe. ©o gehört olfo oudh ber 2. ©onntag tm ©eptember,
wenn er nicht burch ein höheres gefi beonfprucht wirb, no^
bem ©chutjengelfefle on.

©. Jdh" habe eS oudh f^)on erlebt, boß biefeS gefl om
legten ©onntag im Slugufl gefeiert mürbe; wie läßt fich bieS
tnit beiner Slngobe in ©inflong bringen?

St. Die Slngobe, om 1." ©onntag im ©eptember, ift
nidht gonj genou. ©enou muß gefogt merben, eS ift on bem
©onntag ju feiern, welcher bem 1. ©eptember am nächflen
Uegt. "göClt olfo bet 1. ©eptember ouf einen ÜJïnntag,
Dienjiog ober "DMttwodh, fo wirb boS ©chu(5engelfefi bei unS
auf ben üothetgehenben ©onntog, weldher ber legte im Slugufl
ifl, gefeiert; fäßt bet 1. ©eptember hingegen auf einen
Donnerstag, greitog ober ©omStog, fo ifi biefeS gefl am
nochfolgenben ©onntag ju feiern, toelcher ber erfie im ©ep=
tember ifi.

(EliUaruno kr faurctatnfdjcn fitauci.

III.

9ïun wenben wir unS an biejenige, wel^e bei bem
bteimol heiligen ©otte unfere gürfprecherin fein wirb. Sir
rufen fie junä^fl bei ihrem eigenen Dfomen an, bei bem
9?omen, ben fte üon Jugenb otif geführt hat. ©ie führte
biefen D^ïomen, ehe fie mit ben glotteichen benenuungen be=
jei^net mürbe, bie f^ie ft^ in ber "golge üerbiente unb bie bie
Kirche in biefer Sitonei feiert: jener 9?ame mußte baher
obenon flehen.

Sancta Maria, ora pro nobis. ^eilige SOiaria, bitt' füc utt?!


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@§ ïann einem nid^t iin(erïtPi|en, baß bev 9lame

„'iD?atta", ebenfo mie bie ^îamen beS @rlöfer§, einen ©inn
unb eine Sebeutung halben muß, metcber ber 2öürbe uub
©tellung ber Trägerin enlfprid^t. ®a§ loirb jebem um jo
mehr einleuchten, ber bebentt, baß bie heiltgen Sater audh ben
unê überlieferten 9îamen ber (Sltern ÜJÏaria'S eine fold)e Se=
beutung beigelegt haben: joachim, b. i, „Vorbereitung be§
^errn"; Slnna, b. i. „©nabe". — jnbeß fmb bte ®otteâ=
gelehrten nicht einig über ben ©inn beS ÎBorteS „3JZaria".
'Die finnüollfte (Srflärung bürfte (mie einer unferer bebeu=
tenbpeu Theologen bemerft) bie fchon oom hl- ^ieron^muS
angebeutete fein, mona^ ber Dîame „ü)fario" fo üiel h^ißt al§
„Erleudhtung" (illuminatio) ; benn baburdh mirb in ber be=
ftimmteften ®eife namentlich ihre jungfräulidhe ûJîutterf chaft
dharafterifirt, fraft melcher fie nach öem SluSbrudte bir tirche
ol§ mafellofer ©piegel ba§ iu fie etugegoffene emige Sidht ber
2öelt ausgießt; fie 'ift als ÎRutter beS (grlöferS bie ü)fittlerin
beS Sidhtes ber ©nabe für bie ÎRenfihheit. ©o oerfiehen mir
ouch fofort, marum fie im hohen Siebe „ïRorgenröthe" ge=
nonnt loirb: oenn gleichioie bie lUïorgenröthe nichts mit ber
9îa(ht gemein hat, fo hat ÏDfovio uichtî" mit ber ©ünbe gemein.
Seim 2lufgange ber lOJorgenröthe oerfenfle ©oti ben" tiJnig
Pharao unb bie ©einigen im rothen Ü)?eere; burdh bie Ser^
mittlung iJforio'S, bie loie eine aJîorgenrijthe in bie 3Belt tritt,
üerfenft ©Ott ben üeufel unb bte ©ünbe. — jn ber 9îegel
überfe^t man ben 'Jt\imen „4)^aria" mit ben Sorten „©tern
beS üJieereS" (Stella maris). Der hl. Sernharö (t 1153)
beutet biefe Uebertrogung in folgenber SBeife: jeber ©tern
entfenbet meithin feine Sichtftrahlen, bleibt aber felbft unoer^
fehrt; ebenfo hat bie jungfrau ihren ©ohn geboren, ohne im
©eringften ihre jungfräulidhfeit jti beflecfen. Die Strahlen,
bie ber ©tern entfenbet, üerminbcrn feineSmegS feineu Sicht=
glanj; ebenfo hat jefttS (ShriftuS, inbem er "auS Üliatia ge=
boren murbe, ihrer 2)Jafcllofigfeit nicht ben geringPen ßiutrag
gethan. ©ie ip ein ©tern oon herrlicbPem ©lonje über biefem
großen loeithingebehnten ^JJJeere ber fflelt, boS feiner fo feljr
beborf. D tljr aQc (fährt er fort), bie ihr auf biefem purut:
betocgten ïUieere boherfahrt, toenbet eure Slidte niemals üon
biefem leuchteuOen Sterne ob, toenn ihr nicht üon bcn bro=
henbcn gluthen üerfchlungeu toerben moHt! 'Jßenn ber Sturm
bcr Serfuchungen pd) miber eud) erhebt, menn ihr in ©cfahr
feib, on ben tlippen ber ïrübfale ju pranben, fo blicft ouf
ben ©tern, fo ruft SJJorio au! iü3enu ihr euch oon ben
SJogcu beS ©toljeS, bcS ©hïÇie'jeS, bcr l"l?ißgunp uub bcS
yjeibeS ht't »"b het getrieben feht, fo locnbct eure Slugen auf
brn ©tern uub rufet: Wario! ®enu ^orn, ^abfud)t ober
gleifchcSluP boS fd)ioüd)e gohrjcug curcS ©eiflcS in bie îiefc
JU ftürjen brohen, fo erhebet eure Slicfc ju ^Dîoria! fflenu
ihr üoO Sangen im ^»inblidfc auf bic ©rüße eurer l^liffcthoten,
toenn ihr üoli beS ©d)redfen8 bei bcm ©ebanfen an boS furcht^
bare ®erid)t ©otteS eudh bie Slbgrüube ber Sctrübniß ücr=
fenft, jo, eudh ber Serjmcipung nahe fühlt, o fo benfet on
aiiorio! ©0 ber hl- Sernhorb.

Der freunblid)e Sefer mirb tnir nidht jürncu, baß idh biefe
längere SluSführung hterhcrgcfe(^t habe; benn ctmoS ©d)iJnere3
läßt fich äur ©ad)e nidht fogen, als ber erhabene ©eip eineS
hl. Sernhorb, biefer ßierbe ' unferer hl- tird)e, in feiner be=
geiperten Siebe ju ^}Jlario hier gethan. Der auftncvffomc Sefer
mirb aber ouch gefunben hoben, baß bie beiben Deutungen beS
SîamenS „a>?aria ■ („(£rleud)tung" unb „Stern beS ^UicercS")
Pd) gegenfeitig nicht aufheben, fonbern oielmehr in einer
fchönen " Sejiehung ju einonber pehen.

Ora pro nobis (Sitf für unS\ fogen mir nun,
toährenb toir bei ber Slnrufung ber brei göttlichen ^f3erfonen
beteten: (Srbarme Dich unfer! Damit befennen toir
auSbrücflid), baß 3Karia olS ©efchöpf bie unabhängige unb
hi3d)fte Sormherjigfeit nid)t ausüben fann, bie nur ©ott ju=
fommt. Obmohl toir ihr boher bie erpc (Stelle noch ©ott unb
bei
©Ott juerfennen, fo fd)reiben mir ihr gleichtoohl nur eine
ocrmittelnbe 2J?ad)t ju: Ueberod ip in ben ©ebeten ber tirdhe
nur oon ihrer gürbitte unb Scrmittlung bei ihrem göttlichen
©ohne bie SïcDe. ülïorio bittet für unS, roenn roir fie on=
rufen, unb roir toerben erhiirt roerbcn, benn JRorio bittet nie
oergebenS.

Ss fei hier gleid) bemerft, boß toir bie 2Borte ora pro
nobis bei jeber folgenbcn Slnrufung bcr allerfeligPcn jungfrou
in ihrer Sitonei roicberholen. UDir toolleu bamit onbeuten, boß
jcbc ihrer Sorjüge unb SBürben, tote pe in ber Sitanci na(h=
einanber heroorgehobeu merben, baS finblidhe Sertraucn üer=
mehrt, boS toir ibr gefchcnft hoben. i5d)5nen.

(Eine (ßrünbonnerjiaoö-iJleD'e im Cönaculiim.

(3lbenbma^l§fnale.)

(Slu3 ben St. a3enebiftö::Stimm«Jt).

Slm 5. Slpril 1860 hat pch ju jerufalcm ein ebenfo
i benfroürbigeS als rühtcnbcS (Srcigniß obgefpiclt. Daffelbe
I li<ii in italicuifd)en, franjöpfcheu unb bcutfd)en ©dhriften in
gleid)er ämfe Scad)tung gefunben. Da inbeß bie Scrichte
I irrige Slngaben enthalten, fo glauben toir ben Sefern einen
I DienP ju erroeifen, loenu mir auf ben Scrid)t oon Slugen
jeugcu geftül^t (bie beiben "•^Jvälaten ©rj^ïlbt Dr. aJîouruS
îlôôlter ÜOU (SmouS in ^]Jrag, Slbt ^JlocibuS SBolter
oon ÏUJarebfoitS in Selgicu unb bie erlauchte gürpin
tothorino oon §ohcnjolleru), bic Segebenheit noch
ihrem roohren Verlauf bcr Ocffentlichteit übergeben.

iUîit ben genannten Slugenjeugen bcfanb pd) im grühling
1860 JU jerufalcm olS oußcrorbentlicher apopolifdbcr Viptator
ber üor einigen jähren als ®rjbifd)of üon ©mijrno üer=
porbeuc ÏUJonpguorc ©poccapietro ouS bem Sajaripens
orbett. Diefer "heiligmäßigc '^3rälat äußerte in üertraulid)cm
treifc bcu iü3unfd), "am ©rünbonnerftage im Gönofulum boS
hl. Meßopfer borbringen ju fönnen. Der fühne ^^lon mußte
inbeß noch ein ticfcS ©eheimniß bleiben. Der hoch^ürbigpc
(SuftoS beS hl- SanbeS, ©notbion bcr gronjiSfoner, murbe
bomit ücitrout gemad)t. Derfelbe fogte feine .§ilfc ju. Slm
iüiittmo^ bcr 1)1- Ghorroodhc monbte pd) Icljtercr mit bcr un=
ücrfäuglid)en Sitte on ben Vorfteher beS Derroifd)tlopcrS, tu
beffen Ü)Jaucrn jetjt boS Gönofulum liegt, eS tnöge einigen
'IJilgern gepottct fein, om folgenbcn 'DJîorgen iu bem $cil g«
thum ihre ©ebete ju ücvridhtcn. Die Sitte murbe ouf^eincnb
gerne bemiHigt, unb om Vorobenb beu toenigen aJUtroiffenten
ijebfutet, pch'iu ber grühe beS folgenbcn ü}jorgeu8 bereit ju
holten.

©egen -1V» Uhr erfd)icn bcr (Srjbifchof mit feinem Diener
uub noch mchrern ïheilnehmcrn beitn ''IJilgerhaufe, too
pd; bcr 9îep ber ©ingelabenen ju ihtn gefentc. Der Diener
beS erjbifd)ofS fd)vitt "mit einer Soterne üorauS, unb loutloS,
ermortungSooH unb iu tiefer Scroegung folgte ber fleine 3ug
burd) bic' nod) tobten, engen ©offen ber hl- ©tobt. SS be=
fonben pd) außer ben oben ©enonnten unter ben Scgünpigtcn
ouch
P. aji. Slip ho nS {RotiSbonne, jtoei P. granjiSfaner


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unb bte im Jabre 1868 im 9?ufe bet Heiligtelt oetflotbene
5D?arquife ^auline Siifolai. ÜRan roat jum ®tonS= ober
a)aüiD§tbote gelangt. üDaffelbe mar nocb gefcbloffen. aJian
medte einen bet unter ber §alle bingeftredten türfif^en
SolDaten, bamit et öffne. Er weigerte ftcb juerft. Docb ein
bltnfenber Säadfdiiftb (Dtinfgelö) jauberte ben 6d)lüffel6unb
in bte §anb unb flirrenb öffnete ftc^ ba§ D^or. Die ^^ilger
traten binauS auf ben fe^t außerhalb ber Stabt liegenben
fübltd)en Dheil be6 SionSbergei. ES mar naheju 5 Uhr,
unb »om ©ipfel beS nahen OelbetgeS grüßten bie erften
Strahlen ber aufgehenben Sonne. Der 3ug beroegte fid)
rechts an bem atmenifchen Klofter tnit ber "Saloatorfitche
Dotüber, on beffen Stelle ber Ueberltefetung gemöß boS §auS
beS Koiphciä gefionben,
ido ber ^etr in bet Siocht feiner
©efongennehmung »erhört unb oon 'ißefruS
Oerläugnet roorben.
Sin eine bt^t oor biefem ©eböube ftehenbe gteinfäule fnüpft
ft^ bie Sage, hiet hätten bte JuDen ben 3ug ^^er Jünger
mit bem I2eid)nam bet oUerfeligften Jungfrau, ben fte com
Sterbehaufe auf bem Sion (nahe beitn Eönafulum) jur
©ruft am guße beS DelbergeS hinobtrugen, überfoHen, um
ihnen bie foftbore Soft ju rauben. ES feien inbeß ihre §änbe
erftorrt unb in golge beffen mehrere befehrt roorben. Sangfotn
fdhtitten bie ^ilger nun bem Orte beS legten 2lbenb=
mahleS ju, einem ©ebäubecomplej, überragt oon einer Kuppel
unb einem ÜJJinoret, ben ber junge Dag tnit feinem ^uipur
übergoß. Eine Heine ouS bem EingongSthor gefchnittene
Pforte iji geöffnet: man tritt ein. DiefeS S^roeigen herrf^t
überoH — eS iji jo Stomoban, bet türlifche gaflenmonot,
on roelchem bie ÜJZoSletntn übertogS nid)tS genießen bürfen,
ftch bogegen oom Sonnenuntergang btS jur grühe ben auS=
geloffenfien ©enüffen hingeben. Eben oor einer Stunbe
hotte ber Kononenfchuß
Oon ber EtbateQe ben 2ßieberbeginn :
beS goftenS oerfünbet unb ^3llleS lag im feßen erften Sd)litm= |
mer. ^uffaHenb roor eS ben Eintretenben, in bet bömmrigen |
DhothoOe eine oerhüHte grouengeftolt
ju etbliden. Diefelbe
blieb roie eine ©ilbföule ftehen unb ließ bie '^ilger ruhig
oorüberjtehen Sie bogen im §ofe linfS ouf eine äußere
Dreppe ein, bie bireft ^jum Eönafulum führte. Die Dhüre
beS leiteten roor nur angelehnt, unb pochenben trot

mon ein in ben „Sool beS ObergefchoffeS", in boS
rounberumroobene §eiligthum bet Ehriftenheit. Hier alfo,
fogte ftd) bie ^^ilgerfd)aar, hier roor eS, roo einft unfer gött=
liehet ÜJJeifier om Sorobenb SeineS SetbenS ben Jüngern in
anbetungSroütbiger Demuth oie güße roufd), mit ihnen baS
Dfterlomm oß unb boS erfte hl- '!)J?eßopfer feierte; too Et
unblutig pontiflcierte, ehe Er blutig auf bem 2lltote beS
KreujeS boS erlöfenbe Opfer DoUbtad)te; roo Er, boS SiegeS=
panier beS 2ebenS fchroingenb, no^ ber glorreichen Sluf=
erfiehung ben Seinigen etfchienen unb Sid) bie hl. ffiunbmote
berühren ließ. Hier, roo ouf bie um bte üÄutter beä H"rn
gefchoorten Slpofiel im geuer unb Sturm unb ©eben bet
©eift ©OtteS h^tabflieg. H^" toor bie ©eburtSfiätte bet
hl. Kirche, ber ältefie Sit? beS StottholterS Ehtifii, bet 3lu3^
gongSpunft für bic in oße Seit auSjiehenben 3"Jölfboten.
Seid)' heh^e Erinnerungen, roelch' überroältigenbe Einbrüde!
Sie ober fießte ftch biefer übet oße ißaßen ben roürbige
Schauplo^ ben Sliden ber eintretenben 'l^ilget bar? Sie
befonben fich in einem geräumigen, jroeifehiffigen, oon einem
Säulenpoore getrogenen gothifchen Siaume, — biefe ©eftalt
hat et feit bem iD^ittelalter. 33om Sd)luß|tetne beS ©eroölbeS
grüßt noch, rote ein unoerfehtt gebliebenes heil- Siegel, boS
Öomm ©OtteS. Jm Uebtigen trug 2lüeS ben Stempel

trourigfier SSeröbung, Drofilofigfeit unb Entweihung. Der
9?aum ifi ja feit mehr olS brei Jahrhunberten (Die Söhne
beS heil. gronjiäfuS rourben im Jahre 1559 borouS Der=
trieben) eine ©ebetSftätte ber Ungläubigen, eine türfifehe
aJ?ofd)ee. Der Strohteppich, mehrere an Sihnüren aufgehängte
Stroußeneier, fowie bet überaß gelagerte Staub unb Unroth
bejeugen eS. Der Ort ift ou(h ben äJioSlemin hochheilig,
jumol bo fte unter ihm bie ongebli^e ©rabfiätte beS Königs
DoOib hüten unb oerehten.

Dro^ bet ftörenben Umftänbe roaren bie He^jen unferer
^^Jilget ooß beS Jubels, unb man fehidte fich on, bie in 0leife=
fäden mitgebroditcn Opfet=Utenfilien heroorjulongcn.

Do, ftehe, f'türjt ein türfifeher 93urfche mit einem Knoben
unb nodh einigen Ktnbetn herein unb legt Serbot ein gegen
jebe rcligiöfc H^nblung. ES unterlog feinem Bn^eifel —
unfer SSorhoben roor oerrothen ober ctrothcn roorben, unb ber
Dürfe roor mit bem gemeffenen befehle onfgefteßt, bie
Oer«
meintliehe Entroeihung beS HeiligthumS ju oerhinbern. Er
wies aße Sorfteßungen ob, weld)e ber granjtSfanet=?otenbtuber
gro ©iufeppe, felbft ein 5lrober, in feiner Sproche ihm tnochte.
2)?an bot ihm ©elb on; cS mad)tc feinen Einbrud auf ihn.
Setrübt unb füße betenb gingen bte ^ilger hin unb her,
fnicten bonn on üetfd)tebenen ©teßen nieber unb flehten ju
©Ott, Er woße ihre long genährte heiße Sehnfudht nt^t un«
befriebigt laffen, an biefer hochheiligen Stätte unb an bem
weiheooßen Doge, an wetd)em bie gonje fromme Ehrijienheit
ftdh im ©eipe borthin Oerfegt, bie heiligen ©eheimniffe feiern
JU bürfen. Dodh ber Jütfe blieb hartnädig. Do erhebt Pch
bie fürftlidhe ^ilgcrin tnit nod) jroei ©efährtinnen unb jieht
ben Unbeugfotnen
unter befchroichtigenben aJlienen auf bie
Derroffe hinouS. Dort ließ et
pdh etroei^en, unb reichte bet
hohen grau, übcrrounben, bte H^nb jum SBerfptechen, eine
holbe Stunbe oor bet Dhüre harten ju rooßen. EiligP roirb
nun auf einem Dreifüße bet Jrogoltot mit Krujipf unb
Seudhtern aufgePeßt, unb ber Erjbifehof tritt, ongefleibet, jum
Opfertifche. Diefen pü(jt, rüdwärtS fnieenb, ein Sohn beS
heilicjcn SatcrS Senebift (Don Slnfelmo 9MdeS), roährenb
jroei^oubere, bte oben erwähnten Srüber Don a^iauro unb
Don ^]3laciDo Soltcr bem hohepriePerlichen Sohne beS heil.
Sincettj oon "}Jaul afpftiren. Die Uebermacht ber Empftn«
bungen beim Slnbenfen on bie on biefem Doge hier gefeierte
Eitife^urtg beS heiligen üJJeßopferS unb an bie erfte
Ertheiluitg bet heiligen Eommunion on "iDJotia unb
bie Slpoftel
beherrfdht bie" fleine onbäehtigc Schoot. Sei betn
,.© 101 i o" überioältigt innere Sewegung ben frommen Obet=
bitten, fo boß et in louteS Sehlüehjen auSbrtd)t. Einet ber
bienenben OrbenSmänner rebet ihm ein pärfenbeS Sort ju
unb bie heilige Hanblung fchteitet oorroärtS.

Jetjt ip bie Sonbiung ooßjogen unb jum etpen SKal
toieber noch longet 3eit iP ouS bem geöffneten Hitu'uel boS
menfdtgeworbene ewige Sort, baS oetflärte ©otteSlomm,
herobgepiegen in bie Jhm fo theuere Stätte. ES naht ber
unbefihreiblid) hod)hetlige Slugenblid bet Eoinmunton.
3wölf Slnbädhtlgc — getobe fo oiele woren eS, bte ohne
oothetige Sered)nung biefer geier beiioohnten — umringen
fnieeno ben Erjbifehof unb empfongen unter Dhränen ber
^Rührung ben heiligPen Selb beS Herrn. Jn biefem Slugen«
bilde öffnet pd) bie Dhüre unb bet Dürfe tritt ein. Die
gürpin, weld)e neben bem
P. 2llfonS SKorio SlotiSbonne on
einer ber beiben Säulen fniet, winft ihm bittenO mit ber
Hanb, unb er entfernt ftch gutwißig. ^IS ober bet Erjbifehof
ben letjten Segen fpenbete, oernimmt man ouS bem Jnnern


-ocr page 41-

ifl

be§ ®ebäube§ üerwotrenen Länn. ®er 5^ürfe fiürjt abermals
herein, jeijt ouf feinem ©efii^te beu ^luSbrudC größter Se^
ftürjung, unb forbert ju fd)leunigfter glud)t auf. Der ®rj=
bifchof betet boS leßte Goongelium mährenb beS rafchen
aiuSfleibenS. (Semäuber, aitorftein, telch — SlQeS mirb
jufommengepacft, jum Sheil nod) auf ber Sreppe unb unter
ber Shorhalle, unb bie fleine ©chaar fdireitet in tiefem het=
ligen ©tinfchmeigen burch ba§ feßt geöffnete ©ionSthor ber
heiligen ©robfirche ju, mo bie Danffogung ou ber ©tätte
ber Äreujigung unb Sluferftehung beS in ihre §erjen einge^
fehrten fönigS ber emigen Grbarmung unb Siebe oodenbet
mirb. Die Begnobigten hotten biefe unoergeßliche Ofter=
fommunion, ju bereu 3lnbenfen ein ^ebex einen oom Grj:
bifchof ouSgeftellten Ofterfommunion = ©chetn olS foftbare
Grinnerung bemohrt, in ber ^Reiuung empfangen, boß ber
^err ihnen bereinfl eine üoUfommen mürbige leßte heilige
Gommunion gewähren uub boS heilige Gönafulum bolb unferer
heiligen ^r^e mieberf^enfen moOe. Sie fpäter oerloutete,
maren biefelben feiner geringen ©efohr entronnen, inbem bie
fanotifdhen Dermifd)e insgeheim befchloffen hatten, bie Vor-
nahme einer religiöfen gunftion on jener ©tätte auf jebe
Seife JU berhinbern.

Sin^nbuugeu.

XIV. Uctiiiußcn iu ber V. (Iijbifdjcn) ^irrf)cutouart.

m

Finale ift fa, Dominante ift nt, Ambitus ift fa-fiv.

Quinquo pruden-tcs vir-gi-nos iu-tra-vo-runtad nuptias.1)

Di-xit"Do-minu8 Domino mo-o So-do a dextris nio-is.

Ag-nns Do - i, qui tol - - lis poc-ca - ta niun-di:

mi-80-r0 - ro no - bis 0 sa - crum con-vi - vi-um.

AI - - - nia Inconspoctu an-go-lo-runi.

XV. llebiiußcn in ber VI. (hijpolijbifdjeii) ^ïirrtjcutonart.

1

Pinalo ift fii, Dominante ift_la, Ambitus ift ut-nt.
Scxta ho - ra so-dit supor puteum.') Di-xit Dominus
Do-mi-no mo-o : So-de a dox -tris moisi Ky - ri - e

lei - son. San - ctus, sanctus, san - ctus.

-B—

Ag-nus De - i, qui tol- lis pec-ca - ta mun -di,

mi-se-re - re no - bis. Osju - sti. Gaudeut in coo - lis.

m

0 quam me-tu-endus est lo - eus 1 - ste. A - ve,

Ke-gi-na coe - lo - rum.

6:onmlimcnt. Gin ^ionift bilbete ftch ohne
einen ©d)ein oou iÖered)tigung auf feine technifche gertigfeit
fehr oiel ein uub ließ feine '■I5arabeftüdd)en borum loeit
fd)mieriger erfcheinen, olS fte iu Sirflichfeit moreu. Do traf
oor nicht langer gcit ein ©djolf ben ^logel auf beu ^opf,
ittbem er bem „îîûnfller" ooll fpöltifd)er Beiounberung boS
Gompliment machte: „©ie übecioinbeu felbft bie lei^teften
©ochen mit ben größten ©chmirigfeiten!"

ßllblirf): 4)err (ju einem aJJufifcr, toelcher bie 9îoten
beS eben oufjuführenben ©tüdfeS an bem SDîunbftilcfe feineS
^nflrumeuleS befeftigt hat): „Bitte, moS ift baS für ein
©tücf?" — „DaS?"boS ijt ein üühiitbftücfl" — ich

meine, maS ©ie blafeu?" — „3ld) fo, gogottl" — „3lber
nein, ich meine, mie bie 'IJiöce heißt, bie ©ie ausführen
toerben?" — „3ld) fo! Duoertüre yir. 32!" — „Danfe
befienS!" fagt ber groger J;'unb'entfernt ftch, ungefähr genau
fo fing, toie oorbeut.

©d)tuad)CÖ (ÖcDnrfjllllfij. a)hiftfant (belruttfeit) : „©ie
grau, fönnen ©ie mir oielleid)t fogen, mo ber ©tabtmufifuS
il)lat)er mohnt?" (lodjenb): „Gi, ber finb ©ie jo felber!'-
ajiufifout: „Dumme ©onS, baS meiß ich aud), ober mo er
mchnt, toeiß id) nid)t!"

Jffilc öic 3)îclflciv fo öle ©röftlev!

î^u bem jungen gröfd)leiu fprad)

Ginfl ber alte grofch: ^^^adfer

^löret mir bod) einmol ouf

ü)Mt bem eioigen ©equoder.

©olcher Son mag Ohrcnfd)mauß

gür eud) fein, ihr jungen Sh^ren,

Dod) JU hören eine Ouol

Unf'reu fouggemohnten Ohren.

Sie'S für gröfche |ld) gebührt

ajiüßt l)>ibfd)e Seifen fingen.

Daß ber helle, reine Son

Durd) bie Sälber mög' erflingen."

„Gi, fo lehre bu eS ttuS!"

9îief eiu gröfd)lein laut — „^a! 3a!"

©d^rieen oUe onbern — „Cehre unS!"

„yjun fo h<3rt benn ^uugen'S: „Otto! Ouo! —


1  i. 3n ber fcd)ftcu ©tunbe foßjcr ant »runnen.

-ocr page 42-

ifl

Neuigkeiten ans dem Yerlage der Jos. KöseTsclien
ßucliliandlnng in Kempten.

Zu bezieben durch alle Buclihandlungen des In- und Auslandes,
in Aachen durch
Albert Jacoi)i & Co.

Mosandl, Andreas, JubiläUlllS-Predig'ten. üb^rdarjon
unserm heil. Vater Papst Leo XIII. ausgeschriebene und unter den
Schatz Mariens, der Königin des heil. Eosenkranzes gestellte ausser-
ordentliche Jubiläum im Jahre des Heiles 1886. 112 Seiten. 8°. Preis
Mark 1.50.

Diese von mehreren hervorragenden Theologen als ganz vorzüglich
bezeichneten Predigt-m auf das diesjährige Jubiläum enthalten eine überreiche
Fülle von Gedanken, Anregungen und Gesichtspunkten für die Auffassung
des gegenwärtigen Jubiläums und werden gewiss von jedem Prediger will-
kommen geheissen werden.

XA* des heiligen Vaters Leo Xlll.

Holl, Joseph, JLfie 'Xilicycilha (i. Novemb. 1885) über die

christliche Staatsordnung. Sachlich gegliedert und mit Nachklängen
versehen. 98 Seiten. 8". Preis M. 1.—

Eine lichtvolle, von aufrichtiger Begeisterung durchdrungene Er-
läuterung zu dem bekannten vielbesprochenen Rundschreiben des heil. Vaters,
welche ausser der trefflichen deutschen Uebersetzung auch noch den voll-
ständigen lateinischen Originaltext enthält.

Koneberg, P. H., Jubiläums-Büchleiii.

Gewinnung des von unserm hl. Vater Leo XIII. für das Jahr 188G be-
willigten ausserordentlichen Jubiläums-Ablasses. Mit Genehmigung
der hochw. erzbischöfl., fürstbisch., und bisch. Ordinariate von
Freiburg i. B., Brixen und Augsburg. 16°. 40 Seiten. Zwoltto
Auflage. Preis 15 Pf., bei Partiebezug billiger.
Für die Gediegenheit des Konebcrg'schen Jubiläumsbüchloins sprechen
wohl die allein schon bis zum Beginne des Jubiläums 'erschienen 12 starke
Auflagen.

steigenberger, Max, Die Bluiiie voii Kaufbeureii.

Ein Wort zur Würdigung der Verhandlungen über die Seligsprechung
der ehrwürdigen Dienerin Gottes, Maria Crcszensia IIöss von Kauf- ^J
beuten. 44 Seiten. 8°. Dritte Auflage. Preis broch. 25 Pfg.
Das rasche Nöthigwerden dreier Auflagen beweist wohl am IJesten die
Beliebtheit des zur Massenverbreitung unter dem kath. Volke besonders
geeigneten Schriftehens.

Dilettantenbiihiie, Katholische. mfL-

zelienz im Forsthaus. Schwank in einem Aufzuge. Preis 35 Pfg.
Partiepreis für 7 Exemplare (7 Rollen) M. 2.-r
Inhaltsverzeichniss mit Preisangabe der beliebten „Dilettantenbühne"
steht gratis und franco zur Verfügung.

Handbuch der Harmonielehre von Moritz Brosig.

Zunächst für Musikinstitute, Lehrerseminare und Präparandenanstalten.

Hit vielen Xotenbclsplclcn. Dritte rcrmetirtc Auflaito mU einem Vcrl>c»Kcrungcn unil ICrKünznnKcn
enthaltenden Anlianf^e. Uehenet .Mk. :i netto.

Der Anhang allein ist für 30 Pf. zu haben. Gegen Einsendung dos Betrages
erfolgt frankirte Zusendung.

______Verlag von F. E. C. Leiickurt in Leipzig.

»erlog Uoit «IDcrt ^acoDi & ?tarf)cu.

9)?at1enaeDev füv Den mmat atiai.

Op. u. Scutfdjc ©cfäiiflc ju GOrcii ber nllcrf. 3iuifl[rnu!

9)laria. 2. Sluflage. ^rciä ^arl. 1.60, compl. «Stimmen aw. 1.20.:

5)ie Sammlung 9 ber fc^önftcn "iDJarieuIieber fiir gK-idje Stimmen—'
teil« brciftimmig, teilö nierftimmig — cutbaltenb. gehört nai bem Urteile bc ^
beutenber Stutoritäten loic Äönen, $icl, Sdjmibt u. ju bem Sieften. ma8 mir'
in „^Jiaricnlicbern" befi^en. 2)a bic Siebet nic^täu fchioet finb, fönnen nuc^ f(hiüäd)crc|
Chöre bte Sammlung mit ©tfolg bcnujjcn. j

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^ür bcit ^ouat ^ai

empfiel)li bie öurfjOrtniHnnn ö. «»er in
TonautuürtI):

SiuoK, S. lyvcubcn nnb l'ciöcu ber jung«

ftnulid)cn 03otleiJmutter üJJaria, in ®clrad)<
tuiiflen fiir ben Warien-Wai gejdiilbcrt.
<ereiö brod). aJM.80; neb. 2. 30; geb.
in Gbaarin mit (yolbfd)nitt 5.30

a)Jorlcn|JVciö, ^Jai' nnb 'Brcifiiflft.Slnbnditfn
jur felirtften Jungfrau 2)Jiuia. 3um üffent-
lid)cn unb "■iJriimtnebrnud) mit Gkbeteii,
fiiebcru unb üiiancieii fiir jeben Podien«
tofl, nebft Worgen», '■UJefi« unb Slbeubge»
beten. llJit bifd)öff. ?(pprobation. (it
Seiten, ^reiö brojd). -10 ^^Jfg. geb. 60 «^fG-

^)lofcnfrrtn{''J(nl»nrf)tCM nebft einem 9(nl)ang
uon Jjiorgen«, Slbenb', ^Jiefj«, 4)cid)t« unb
Uommuniongebeteu unb 21 Litaneien. 23
®og. brofd). OJt. 1.50; geb. iu Jtallfo
W. 2.20

äl^at'ia Oon ber immcrmabrcnben i^il je. garben-^
brttdbilb in
16° mit «ebet auf ber Siiicf«
feite.
 1.) ^rei« per ©tiirf 10 qsffl.

per 100 (fjemplare Dl. 9.50.

2)aöfdbc Webet o^nc öilb unter bcmXitcI:
„0)ebct in ber 5?oth ju "HJatia, unferer
guten Wuller, ber immcrmäl)rcnbcn ^Mlfc."
(SluSgabe II.) ^reiS per lüO GEcmplarc
f)0 ^Pffl.

SSttdjOanbrung ,^uer in 5önaun>ötiO

i X» S
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vo a-t:

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SSeranttoortlicher Slebafteut SS. Sdjönen in Cberbilt. — 3)nid unb «erlag non Gilbert Jacobi k llo. in «ad)cn.

-ocr page 43-

m, 6.

êupxmklî

für UtttÓofifc^e ^tr(f;cnf(ittger.

®t(iti«=S3ciIn9c juiit „@rcgotiu«=S8Iatt", Dtpit fiir Mjolif^c ttt(|cnmurtt

1886,

lîrl^eint olie HRenote.

3nfmion8flebSi«n:
»ie flejp. Îîetitîelte 30 OTpfa

SBeftettuiigen
neunten otte iPofl»anjlaIte«
uub iQu^^anblungen ait,
in Staden 3(lbirt3acob{ A fio

Slbonnemenlêurei^ pro

5IJfatl 1.20.
öei Sejufl to oil tnS

10 (fyent»!. ^f.
Çorto 6ei biretteï ©enbuitjj
Wirb eftra 6ete^net.

„©crae, baß b« mit bem î>erjcn fllanbfl, loaS bu mit bem ÎDJunbe (litflfl, unb in üßetleu
bet^Stiafl, loa« bu mit bem Çetieu glauip." (îoiicil in Œart^ago to. 3. 398.

Die |)ttM0t

Gin junger ^riefler fttjt tjerjagt
Unb faft toor ©ott Ttd) I)eut' beflagt,

er bet aOeiu gleiß' unb ©diröeiß'
SJicbt toirffamer ju prebigen loetß.

fehlt bei aUer Siffenfcbaft
Der ^ebe ©d)»tung, bie 9JebnerIraft;
Gr ftrengt fich übermäßig an;
Doch olljufchroach i|t fein Organ; —
Unb lote fein SBort er audh bcfeelt:
Der Sßohlltang feiner Stimme fehlt;
Gr mag fi^ nodh fo fehr begeiftern:
Gr lann bte 2}Jängel nicht bemeiftern. —
2i3enn Slnbere ftdh hören laffen,
Kann faum baS Solf bie Kirche faffen;
GS loogt unb brängt fchon oor ber ßeit
Sich b'rin bei jeber gefllichfeit; —
Unb faum ber 9Jebner hat begonnen;
■Hat alle H^ä^n er getoonnen,
Unb jebeS SCort auS feinem Ü)?unb'
Durdhbringet ihren tiefften ®runb; —
aWan fleht'S ben Slugen an, ben feuchten,
Sie fie oon inn'rer 9lührung leuchten,
Sie fie flefeiitt/ emporgetragen
3u
©Ott, baS eig'ne Selbft' oerflagen,
Sic ilberftriJmet "fie oon 9?cuc
Unb
Oon ©clflbben cio'ger Drcuc. —
Senn aber er baS Sort ergreift:
Sohin fein flücht'gcr ©lief aud) ftreift,
Sicht er ein tnn'reS ÜJJißbehagen,
SllS looOe fich baS Solf beflagen;
Gr muß c8 bulben, baß fogar,
— DaS allerfchmcrjlid)fic fürioahr ! —
Sich mandhcr auS ber Kir^e fdhlcidht,
Senn er fleh auf ber Kanjel jelgt,
Unb Slitb're, bic jtoar noch
Ocrblcibcn,
aJUt Schlafen fid) bic ßeit oerlreiben; —
Unb, bie ihn hiJrcn, mcrft er
balb,
?äßt tmtner feine {Rebe falt. —
Das fchmcrjt ben frommen ^riefter fehr;
Gr miJ^te gar nidht prcbigcn mehr;
Unb fli^t nun ba; fo jag unb trübe,
Slls ob er recht fein 2lmt nicht übe. —
Wa' fein Sertrauen ifl gcmtdhen,

Der Klcinmuth hol (janj bcfd)lidhen. —

Gr hatt' eS fletS fo gut getneint;

Unb heute hatte er oereint,

3)îehr als geiobhnlich, aOe Kräfte

3u bem ihm iDid)ttgflen ©ef^äfte. —

SaS hatte er itidht aufgeboten! —

GS hätte toeden felbfl bte Dobten,

So glaubte er, bie 9îebe fönnen,

3u ber er fah ben Schlaf fid) gönnen

So ÏRandhe, ach, im §aufe ©otteS,

Unb ber, tnit ajfiencu oollcr ©potteS,

Daß eS fein JnnerflcS empört,

©ar mander 2lnb're jugehört. —

GS loodtc ihm ber Ü}?uth nidht flcibcn

2)Mt bem er fprad), fonft fo befcheiben ; —

Das fühlt' er jc(}t, unb fagte ft^:

Du f^iocigcfl befTer fldherllch; —

Du taug'fl jum 9îebucr etnmol nimmer,

Unb miihefl biih oergeblidh immer! —

Do flopft'S an feiner Dhüre ou'j —

Uub fleh, — cS fleht oor ihm cm iDîonn

ÜJJit hcUcn Dhränen in ben 3lugen:

„Herr, oiel ©creb' fonn hier nicht taugen!

„Jd) hab' fchlecht Sehen long' geführt; —

„Doch eure '^^rebigt hat gerührt

„3)lit ©otlei ©nabe fo mein Herj,

„Doß mir'S fofi brldht Oor Jlîeu' unb édhmcrj;

„Drum folgte idh eudh ouf bem guße:

„Jch bin bereit ju jeber Sußc! —

,ßi\\x toolll mir helfen unb tnld) retten

„SluS meiner Sünbcn Sdhmod) unb Ketteit,

„Unb jciget mir, tolc ich'S beçjinnc,

„Doß frohe ^^ gemmnc

„Durch 3efu, bcS GrlöferS Slut

„3u neuem Scheu fromm unb gut!"

Do richtete ber '•^3ricfler fl^

Gmpor, beioegt tief innerlich,

Unb reifte frcunblidh ihm bie Hanb:

„©epricfeu ©ott, ber bid) gcfonbt!"

„Sei gutes ©îuth'Ô: ©ott hilft ooßbrlngcn,

„SoS clg'ner Kraft nld)t mog gelingen; —

„Unb gerne fleh' id) blr bereit

„ajiit àloth unb Dhat ju oUer 3cit! —

„Dodh moù' mir offen nun geftehen,

„Durch toeldheS Sort ifl benn geftehen

„Die StnneSänb'rung fromm in blr,


-ocr page 44-

42

„®te bich SSüßer führt ju mir?"
Unb b'rauf ber ©ünber reuig fpricht:
„§err, td^ tiergeff' be§ ffiorteS nid^t,
„®e§ einen ni^t, mein Seben lang,
„®a§ mie ein ©chmert burdh'S mit ÏJi^ang/
„Unb b'rüber mir'S fajl ift gebrodhen; —
„Shï hattet lange fd^on gefprodhen;
„jdh hfl^' iJa^ 5iae§ nidht terftanben'
.,2ßar JU tiel SBei§heit b'rin oorhanben! —
„®odh ober, al§ ihr, müb' unb heiß,
„(gudh mufdhet üon ber ©tirn' ben ©dhmeiß,
„Unb fagtet: „„9?un jum jmeiten Shetl'!""
„®o trof bteS 2ßort midh, mie ein ^feil! —
„Unb bei mir felber bachte tdh:
„SBahrhoftig, 'S ip oudh 3eit für bidh,
„®oß Du
JU onb'rem Seben geh'ft
„Unb
©Ott ni^t lönger miberpeh'ft! —

„3um jmeiten STheilr jmeiten j^heil!"
„Dem äSort üerbonfe ich "lein §cil,
„fflenn ®ott ben erfien Sheil üerjcih't,
„Unb mir jum jmeiten troft Oerleih't!"

mor ber Slugenbltdt ber ®nabe,
®er hoppelten, für Seibe g'robe! —
®en ©ünber hott' bteS 2Bort gerührt,
Den ^riefler hatt' eS überführt,

©Ott es ip, ber mirft unb fchofft,
Unb nicht beS SlebnerS ©eip unb troft! —
Unb mie'S ben ©ünber hat befehr't,
§ot
es ben ^rieflet meif belehr't,
Vor
©Ott pch nidht mehr ju beflogcn,
jn feinem Slmt' nicht ju üerjogen,
3u fäen fort ben heirgen ©omen.
Stuf
©Ott ücrtrou'nb, in ©otteS 3?omen,
Unb jhm'S attein ju überloffcn.
Den ©eip, boS Seben b'rin ju foffen.
Daß Pe gepalten ftdh jwif S^^wf^t
jn feber ©eele, bie (£r fu^t. —

CStbcon 0. ;5nbt.

V.

DaS üorP?henbe ©ebi^t meines hodhüerchrten greifen
greunbeS ©cbeon ü. ber §eibe (Dechont Serger in Sopporb)
hat midh itnmer gonj befonberS angemuthet." Unb toenn cS
Dir, Ueber Sefer, im erPen Slugenblicfe üielleicht etmaS fottber^
bor
Dorgefommen ift, boß id) baPelbe hier abbrudten Ueß,
obmohl eS in gor feiner Sejichung ju bcm ßmedte unfereS
SlatteS
JU pehen fdheint, fo mirp Du mein Serfohren toohr=
fdheinlidh nidht mehr mißbiOigcn, menn i^ boron erinnere,
boß bie heil. SD^upf unb namentlich ber gregorionifdhe Ghorol
eine „2lrt heiliger Screbtfomfcit," eine Slrt 'i)3rebigt für bie
©läubigen fein foQ. ?luch ber hl- ©efong hot nämUdh 'nit=
jumirfen an bem ©otteSmerfe ber Sleinigung, Grlcuchtung
unb ^eiUgung beS SKenfchen. Gr foD für bie ©läubigen
nidjt nur eine OueHe heiliger greube fein, fonbern er "foH
au^ mefentli^ boju beitragen, baß bei ber geier ber heiUgen
©eheimniffe bie üerfomraeUen Ghififien in lebenbigem ©lauben,
in hl- ©hi^furtht «nb Slnbadht mit ber tir^e beten unb
flehen, loben unb lieben, trouern unb büßen, jubeln unb froh=
lodfen, boß pe gerührt ihre |)erjen ber gottUdhen ©nobe
ijffnen, boß fie bie ©ünbe haffen unb boS ©ute lieben! —

SJie nun ober ber Srfolg ber '^Jrcbigt nicht fo fehr oon
bem ^rebiger unb feiner größeren ober geringeren fünfte
fertigfeit obhöngt, olS Dielmehr üor SlOem üon bcr erleudhtcn=
ben unb Pärfenben ©nobe ©otteS, fo gilt baffelbe oudh t'on
ber SBtrfung beS hl- ©efongeS in ben |)erjen ber ©läubigen.
Sffiie baher ber '^Jrebiger (um mit ©t. ^]ßouluS ju reben)
nur „fäet" unb „ppanjet", ©ott ober SJochSthum unb ©e=
beihen geben muß, fo oermog oudh ber fir^Udhe ©efangchor
nur JU föen unb ju pponjen, ber §err ober ip eS, ber bte
„©rbouung" bemirft. Unb in biefer §injidht peht ber ^ot
ber fdhUdhten Dorffirdhe mit bem üorjügUchpen Dom^Gh"^^
ganj ouf glcidhcr Sinie.

Darob fönnte nun möglidhermcife ein ^pfpfuS bcn
ginger bebädhtig an bic 9iafe legen unb behagUch
fchmuujelnb
olfo folfuliren: Gi, boS läßt p^ höi^en! DoS moOcn mir
uns hiuter'S Ohr fdhreiben! Denn bo üerfchlägt eS ja h^^'
nidhtS, ob ber ©efong fo ober fo geht; ob tnöglidhft gn^
ober mogUdhP tnifcra'bcl gefungen mirb; unb boS mühfame
■iPrDben unb Ucben fönnte, jumal beitn ©regorionifchen
Ghorole, mohl gonj in ffiegfoH fomtnen. ja, ioOte au^
öfter ein ©efongftüd totol ouS bcm Seim gehen, fo toäre
bamit nodh imtner nidht gefogt, baß unten in ber tirdhe nun
auch bie SJirfung gleich 9iuC[ fein mü^e!

SBoS foü ich bem ^pfpfuS ontmorten, Ueber Sefer?
jd) beule, mir modhen unS bie ©odbe Ici^t unb loffen bcn
gürpen unter bcn tirdhenlchrern, ben heil- SlugupinuS
(t 430.) ber üietleidht ber größte ©eip ber gelehrten SeU
iiberhaupt genonnt toerben borf, für unS reben.
Derfelbe
fogt (oHerbingS mieber junädhP tnit Sejug ouf bie %^rcbigO
olfo: „Heilmittel für ben Seib toerben ben ®Jcnfchen burch
ÜJ
?enfd)en bereitet. 3lber bief: ^»cilmittel helfen nur benen,
in tocldhcn ©ott bie ©cfuttbhcit bemirft, uttb ohne jh"
üermögen Pe 9MchtS. ©ott fönnte notürlid) oud) ohne ff«
gefunb modhen: Gr min eS aber ttttn einmal, boß oud) lü'i^
boS Unfrige thun unb bic Heilmittel unferen aJHtmcufdjen
bereiten; "unb thun toir eS ouS Siebe, fo giU baS olS et«
2Berf ber Sormherjigfeit unb mirb oon jhm belohnt
merben-
Gbenfo mirb oud) bie heil- Sc^re, burd) 2)Jeufd)eu ücrfüitbig'^
nur bonn bcr ©eelc .pifc unb .^cil, menn ©ott burd) fctn
SBirfen fte boju mo^t. Gr, bcr auch ohne OlJcnfthcn fem
GoongeUutn bcn ü)?enfdhcn hätte geben fönnen, Gr hat ge=
fogt:"„©ehct hin in oHc SBelt, le"htet ofle Sölfer!"

Die Slntüfubung auf ben heil- ©efang ip nid)t fchio'^-
©Ott bcr ^crr hat burch unfere hl. a)?tittc'r, bie tird)e, bcn
liturgifchen ©efong alS' einen mcfcnt lid)en, noth'
mctt"bigen SePanbthell beS feierlichen ©ottcSbienPcS attö'
brüdfli^ üorgefchricben. Die tirdhe auf Grben tocttcifert burcv
biefen ihren gottcSbienplichcn ©efong mit bcn Ghörcn bt^
Gngel unb Heiligen in ber Serherrtidhung ©otleS. Duv^^
ben fcierUdhen mürbigen ©efang legen loir ein louteS öffc«''
UcheS Sefcnntniß ob, baß töi"r ©ott über SlHeS ehren n"^
üerherrUd)en, über SlQcS loben unb erheben moHeu, toie cS F
ber himmUfche ©efongdhor bort oben thut, unb mic mir h^if^.
es etnp im Himmel thun ju bürfen. ©chon borauS
ober, boß jeber Ghor für einen mürbigen ®efaug fo^il"' "in
feine Gh« borein feften muß, bcir. Släerhöd)Pen ein mÖgU'yl
mürbigeS Opfer beS SobeS unb ber SerherrUchung borj«'
bringen! ^^

Unb maS nun ben onbern Bmecf beS hl- ©efangeS,

J


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ifl

©ïbauung bet ©läubigen befriftt, fo fage td) juräd^fi: SQSenn
e§ ohne^ïceifet eine nit^t geringe Slntnaßung unb 9ïüdtricht§lDfig=
!eit gegen bie äu^öter ip, fallâ ^emanb
Dor einer großen
Berfammlung auftritt, o^ne ba§, roaS er fagen ïoiQ, grünb=
li^ bur^bad)t unb mit gleiß üorbereitet ju ^aben, fo müffen
mir nid^t meniger rüdEfi^tloS ba§ ©eba^ren eineS firdjli^en
©efang^oreS finben, ber tn einer mit SÖÏenf^en au§ alleu
mögli^en ©tanben angefüllten ^ird^e auftreten miö, o^ne bo§,
maS ootgetragen merben foü, ridhtig au§gemät)lt unb mit
gleiß borbereitet ju hoben. mürbe offenbar eine 31nmaßung
feitenS be§ G^oreS genannt merben müffen, menn er fi^ unter=
fängt, „allein" ju ftngen, loähreub aße Uebrigen fd^meigenb
juhören müffen, unb bodh um beffer ju ftngen, als
menn bte erfien S3epen brunten ttn ©coiffe ber kirdhe }u=
fommengerufen unb oor bie ïîotenpulte poflirt ujürben. Unb
ttenn ber heibnifdf)e îe^rer Ouintilian üom meltU^en 9îebner
fagen burfte : „ïïïinber gut reben, als man im ©tanbe märe,
bas ift nidht etma nur 3iad)läfPgfeit, fonbern eS ip ©ünbe,
eS ift 3:reuloPgfeit unb Herrath an ber ©adhe, für meldhe
einjuPehen man ftdh anheifchig gemalt hat" — toenn (fage
i^) ber alte §eibe ben meltlidhen 9îebnern fo baS Kapitel
tieP: maS für eine ©tanbrebe mürbe er mohl mand)en djrip:
ti^en ©ängern hatten !i3nnen über ben „Berroth an ber
heiligen ©adhe, für melche einjupehen," pe pd) ihrer ganzen
©emeinbe gegenüber „anheifchig gemalt haben!"

bem Sreoe üom 16. Dejember 1870 (ben jffge:
meinen beutfd)en Gäcilienoerein betreffenb) fagt aber ber hodhfellge
'HP ^^3itiSlX. auSbrilcflid): „Wäd)tig merben bie ©e=
müther ergriffen uub jur 3lnbacht angeregt burdh
bie heil, ©efänge, loel^e ben feierlichen CS3otteS=
bienp ber iîtrdhe begleiten, üorauSgefe(jt, baß bie:
falben in folchem ©eipe erbadht ttnb mit fold)er
Sorgfalt ausgeführt merben, baß fie ber .^»eiligtett
beS Kaufes ©OtteS uub ber aJJajepät beS i)iitu8
^^",tfprcdhen." — Der '•l^app fnüpft alfo bie erhabene
Sirfung beS heil- ©efangeS auf bic ."gerjcn ber ©läubigen
ausbrücflid) nicht nur au bic Siebinguug, baß ber ©efang an
(b. h- als Gompoption bctrad)iet) gut fei, foubern er
berlaugt attd) ebenfo auSbrürflidh, baß berfelbe gut auSge=
fiihrt merbc. Griunere bid), lieber l'efer, loaS ber heilige
guPin US üon jener iBirfuttg beS heil- ©efattgeS attf feine
®eele bcfennt: „Sic fehr meinte idh, " §crr, bei
^6>nen .^i)mncu uub ©efängen, gar heftig bemcgt
burd) bic ©timmen Deiner füß rebenben ftird)c!

©timmen floffen iu mein Oh^, ""b bic
'■Wahrheit üergoß fid) iu mein .î»erj, unb cS lobertc
ûuf bas ©efühl ber grömmigfeit uub 3lubad)t,uub
floffen meine Sh^äucn, unb mir mar mohl." —
können mir uuS beufen, lieber Lefcr, baß ber ©reg. GhoraU
3-faiig, ber einett fo tiefen Ginbrucf auf jenen großen ©eip
u>ad)tc, roh unb haubioetfSmäßig ausgeführt lüorbcu fei? —
7b ber hl. ©crmauuS, Bifd)of üou ^^JariS (f «'>76), fagt:
"tinter bem ©d)mucîc, ber iu ber iîirche glänjt,
Ï^fïbcu ûud) bic güttlicheu Sorte in licblid)cm ©e=
üorgctragcu, bamit biejenigen, metd)c burch
^»e Sorte' nid)t'erfchüttcrt merben, burd) ben fchönett
^/fang bemegt merben, in
bem ©ebanfen, mie groß
Öieblichfeit beS himmlifdjcn ©efangeS fein
K^ffe, menn fchon auf ber ^Uilgerfchaft biefer 3eit

iîirche bas Sob Ghripi fo herrlich miebertdnt.
^ 3Ufo, lieber Sefer, fo lieblid) unb fchön foU ber Ghoralgefang

auf unfern ©ängertribünen pdh gepalten, baß er an ben
©efang beS himmlifdien GhoreS erinnert! Unb ber große
';^apft Benebift XIV (f 1758) fagt üom ©reg. Ghoralgefange :
„Dos ift ber ©efang, meldher bie §crjen ber
©läubigen jur 2lnbad)t unb grömmigfeit medft.
DaS ip ber ©efong, ben, toenn er tu ben iîtrchen
genou eingeholten mirb, fromme Ghripen am
liebpen hi^ren."

?luS betn ©efogten fdheint mir ju folgen, boß ähnlidh
mie bie '^3rebtger beS 3ßorteS ©otteS, ou^ bie flrdhlidhen
©änger geioipermoßen olS „ïïlîitarbeiter ©otteS" auftreten,
unb jmor ouf einem SlrbcitSfelbe, beffen Gigeuthümer ©ott
felber (1. iîor. 3, 9.; uub beffen Grtrog ber einjige ©eminn
beS fopbaten BluteS Ghripi ift. 3ft boS aber nicht, lieber
îefer, in ber Shat ein ^o^ev Beruf? QP boS nid^t eine er=
hobene 2lufgobe, bie beS ©chmeißeS ber Gbeipen
loerth iP? —

„Ueber ben §lcfer eineS trägen SDÎenfdhen ging
idh (fogt bie hl. ©chriftin ben ©prüchen) unb burdh ben
Seinberg eines Sh^ren: unb ftehe! îllleS ponb
üoll Dîeffeln, nnb ber gonje Boben mor bebcdft
milDornen, unb bie ©telnumhegung marjerPört"
— ^oßt biefer Profenbe îluSfpruch üieHeicht audh auf moudhe
Ghöre, lieber îefcr? ©ollte eS unferen Ghöreu glcidhgültig fein
fönnen, ob ihr ©efong on beu ©onu= unb geptogeu beS
iïirchenjahreS regelmäßig ^{effelu unb Dornen jeltigt, bie baS
Ohr beS ©läubigen üermunben unb quälen, ber, um Pd) ju
„erbauen" jum Dempel beS Çcrru geeilt ip ? Sollte eS einem
Ghore glei^gültig fein fönnen, loenu felbp bie gutgepnntcn
Ghripen p^ «gelmäßig ärgern über ben hoch'grobigen
©chtenbrion auf ber ©äligerlribüne uub bic methelofe 3lrt
ber îluôfûhrung beS h«it- ©efangeS? 'üJlit einem Sorte :
©ollte eS eine'm Ghore glcid)cjültig fein bürfen, ob fein
Ghoral:©efang, ber bie CMläubtgeu unter ÜJiitmIrfung ber
©nobe
©OtteS „erbauen" foO, bi'efclben jur iîirdhe hinaus^
treibt ? ! ijdjôncn.

^ituroifd)c ^lutcvljiiltnuflrii.

Bon 31. Bruns, Bifar iu (Silenborf.

(gorlfe^ung.)

©. Du hûP neulidh, um bie Berehrung unb îlnrufuug
beS h- fiichael olS olte firchliche Uebung nochjutoeifen, auf
bic Litanei
üou olten .^leiligcu aufnierlfom gemocht, ^d) gloubc,
boß pch ouS berfelben ebenfo bic Berehruug unb SlnVufung
aller übrigen Gngel
Jiach»ücifen läßt.

?t. Der 9îod)mei8 ip nid)t fchmer. Sir rufen ja nidht
bloß beu h- aJlid)ocl on, foubern oudh bic onberen Gngel,
beren ^)lamen unS ouS ber h- ©chrift befannt finb. 9Jach "ber
SInrufung: Sanctc Michtiel, ora )ro nobis, fohren toir
fort : Sanctc Gabriel, ora pt o nobis, Sanete Kapbael,
ora pro nobis. Seil eS ober unjählig üiele Gngel gibt,
fo begnügen lüir uuS nicht bomit, bloß biefe brei ongerufen
JU haben"; mir meuben uuS ou 3llle mit ben Sorten: Otnnes
sancti Angeli et Archangcli, orate pro nobis. —
(Sine h- ®ngel unb Grjengel bittet für uuS.) Seil bu nun
ober meine Wufmerffamfcit ouf biefe Vlurufungeu gelenft hap,
fo frage idh bich meiter, melchen ©inn bic folgenbe îlnrufung
hot, bie bo loutet: ümnes sancti beatornin Spirituuin


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ifl

ordines, orate pro nobis. — 21lle h- Orbnungen (Gböre)
ber feligen ©eljïer, bittet für un§. — Hoben wir nid)t fc^on
bnr(h bte Sorte: Sllïe b- Engel unb Erjengel, bittet für unS,
bie feligen ©eifler inSgefammt angerufen?

©. ®u hofi e§ mir leicht gemacht burdh ben Hinweis
barauf, ba§ unter Orbnungen bie Ehore bet Engel ju oer=
fiehen ftnb. 9?un ftnb aber bte Engel unb Etjengel erft :
jmet befonbere Dtbnungen ober Ehöre bet feligen ©elfter.
3n ber letteren 2Intufnng werben wir alfo angewiefen, aud)
bte übrigen Engel^öte, beten bu mir neun aufgejählt
hofi, um ihre gürbitte anjuflehen.

Sl. Ridhtig. ®o wirb benn in ber Sitanei oon allen |
Heiligen baS ganje Heer bet himmlifd^en ©eijier um gürbitte !
angerufen; Oon allen wirb ©eifianb unb H"lfe erwartet, i
jDiefe H^lfe ifi un§ um fo ftdheter, je anbächtiger unfer ©ebet '
ifi, unb je aufridhtiger wir biefe heiligen ©elfter oerehten.
(èudhe barum bte gefie bet h- Engel but^ opferwillige 'ijüt«
roitfung an ben oorgefdhriebenen firdhlichen ©efängen ju oet=
herrlidhen unb laß e§ niemals an freubiger Untetfiüßung bet
Sitten fehlen, weldhe bie Kirdhe an bie h- Sngel ©otteS ju
ridhten pflegt!

SfJunmehr muß idh betne Slufmerffamfeit auf biejenigen :
lenfen, bie jegt jwar audh, ben Ehören ber feligen ©eijiet
belgefeClt, ju ewigem Jubel um ben ïh^on ©otteS gefchoart .
finb, botbem aber mit unS, unb unferem ©efd)lechte ange=
hörenb, biefe Erbe bewohnt haben, jeboch fo herootra enb unb
auSgejeidhnet waren burch ben ©lanj ihrer Dugenb unb
Heiligfeit, baß bie Kirdhe ihnen eine ganj befonbere Serehrung
JU Dheil werben läßt. Son ihrer Königin, bet atlerfeligfien
Jungfrau OKarta, ifi bereits bie 9lebe gewefen.

Du metnji bte Heiligen beS Himmels, benen wir
hier auf Erben gefie feiern.

21. Jawohl. Könnteft bu mit wohl benjenigen biefer
^eiligen nennen, ber junädifl unfere Sea^tung oerbient?

(S. Jdh glaube, baß ich mich auf ri_d)tiget gährte be^
finbe, wenn ich bei Sitanei Oon allen Heiligen folge. Dort
wirb nadh ben h- Engeln ber h- Johannes genannt," inbem eS
heißt: Sancte Joannes Baptista, ora pro nobis. —
Heiliger Johannes ber Däufer, bitte für unS.

?l. Du hofi aiecht. Der h- Johannes ber Käufer
nimmt unter biefen Heiligen bie erfte ©teile ein. Sarum et
baptista-Däufer genannt wirb, ifl bit jebenfallS befannt,
ohne baß ich eS btr fage.

Seil er bte bußfertigen ©ünbet, weldhe ju ihm an
ben Jotban famen, ju taufen pflegte. Er hotte aber auch bie
Ehre, EhrijiuS, ben ©ohn ©otteS, ju taufen. Daß JchonneS
„Däufer" genannt wirb, baS macht mit, wie bu ftehft, feine
©dhwterigfeit; eher aber höbe td) barüber 2luffd)luß nöthig,
warum biefer Däufer Johannes genannt toirb. Diefer SJame
muß bodh etwas SidhtigeS ju bebeuten hoben, ba er oon ©ott
felber burd) ben 9)?unb beS Engels ©abtiel oorgefchtieben
würbe.

?l. Der 9?ame Johannes gehört ber hebräifchen ©prache
on unb bebeutet fo l^iel olS „©ott "ift gnäbtg." Diefer Sïotne war
fehr poffenb unb bejetdhnenb für ben'Sotläufet beS Herrn; benn
an ihm offenbarte ftch ©otteS ©nobe unb ©üte nodh ber=
fchtebenen 9flichtungen hin. Er felbft wor ein auSgejeichneteS
©efäß ber göttlichen ©nobe, infofern et fchon tnit bem h. ©eifte
erfüüt worb, ehe er noch boS Std)t ber Seit erblidt hotte,
unb JU einem fo hehlen unb heiligen Slmte berufen unb ouS^
gerüflet würbe, wie eS nur burd) bie befonbere ©nobe ©otteS
gegeben unb mit erfolgreidher Sirffotnfeit gefegnet werben fonnte.

Der b. Johannes wor ober oudh für feine Eltern, SodhorioS unb
Elifobeth, eine unfdjägbate ©ttobe ©otteS. ©eine ©eburt
etfchloß ihnen um fo beuttid)et baS Seroußtfein ber göttlichen
©üte, je länger fte fid) oetgebliih noch bem ©egen ihrer Ehe
gefehnt hotten, unb je größer bie Erwartung toor, welche fte,
ben Sorten beS Engels gemäß, oon biefem ©ohne hegen
burften. Slud) bie gonje erlofungSbebürftige ü)Zenfchheit muß
in ber '^etfon beS h- Johannes eine ihr ju ïheil getoorbene
©nobe anerfennen; benn fte follte ihn olS bjn Sorläufet beS
ErlöferS begrüßen, burdh ihn auf ben Seltheilanb oorbereitet
werben, in ihm baS iJiorgenroth einet befferen, fegenSoollen
©nobenjeit fchauen. Sohet fommt eS ober, boß wir biefen
Sorläufet beS H'i^^n nitht einfoch Johannes nennen, fonbetn
nodh bie Sejeichnung „Däufer" hinjufügen?

©. Das rührt jebenfallS baher. Daß eS mehrere Heilige
gibt, welche biefen Siomen tragen. ES war ja ou^ ein
Slpoftel, bet Johannes hieß- Üm ihn nun Oon biefen unb
anbeten, loelche ben gleichen SJamen hatten, ju unterfdheiben,
wutbe er JohonneS bet Käufer genannt.

31. Kennft bu auch bie ge^e, welche bem h. Johannes
bem Däufer gefeiert werben?

©. Es" ftnb beten, fo oiel idh weiß, jwei; boS erjic
fällt auf ben 24. Juni unb ifl oagemein befannt, »eil oiele
ben h- Johannes jum SJamenSpatron hoben ttnb olfo on
biefem Soge ihr ^JamenSfeft feiern; baS onbere, wel^cS
weniger befonnt iji, fäQt auf ben 29. Slttgufi.

Sl. Diefe beiben gefte fmb nun ober nid)t einfad) no^
bem h- Johannes benonnt, fonbern bejeidhnen bebeutungSoofle
Ereigniffï in feinem Sehen. DoS erftere ifl bie geier feiner
©eburt, boS leitete bie geier feineS glotteichen ^JDJottettobeS.
Senn bit noch erinnerlich ift, boß ©eburt loteinifd) nativitas
heißt, fo ift bit fd
)Dn oerftänblich, baß boS geft bet ©eburt
beS h- Johannes beS DäufetS in beinen Ghotbüd)etn bie
llebetfd)rift trägt: festum Nativitatis s. Joannis
Baptistae.

©. Jn meinen Südhern fleht: In Nativitate s. Joannis
Baptistae. DieS bebeutet jebenfoHS baffelbe. Die lieber»
fd)ttft ift eS oud) nicht, weld)e mit Sebenfen mo^t, fonbetn
baS geji felbji. Son anbeten Heiligen feiern toit meift ben
DobeStag olS ihr Honptfeft. yieben Ehtijlt ©eburt ijl mir
fonft nur nod) üJioriä ©eburt alS ein geft befannt, weld)c8
ben Eintritt in biefeS irbifche Seben jum ©jgcnjlanb ber
geier hat; woher fommt cS, boß bie Kltd)e oud) nod) bie
©eburt beS h- Johannes ju einem gefie erhoben hat?

Sl. DoS fommt junächft bohet, baß bie ©eburt beS
h. Johannes eine ©eburt in Heiligfeit war. Slnbere ïWenfdhe«
fommen olS ©ünber jut Seit tlnb eS läge barum für bie
Kirche^ gewiß fein ©runb oor, ihre ©eburt ju feiern,
wenn
fte oud) no^ fo heilig gelebt hätten. Der h- Johanne« war
ober fein ©ünber, olS er boS Sidht ber Seit erblidte; et war
fchon oor feinet ©eburt mit bem h. ©eifte erfüQt
morben,
olfo fchon oor feiner ©eburt ber heiligmochenben ©nobe uttb
Kinbfd)aft ©otteS thellhoftig geworben. Der geier feiner
©eburt fleht barum feinetlei Hinbetniß entgegen.

©, SorouS ergibt eS pch benn, boß ber h- Joho""'®
fünbloS baS Sicht ber Söelt erblidte?

Sl. Dies ergibt fich auS ben Sotten beS Engel«
©obtiel, bet ju öachorioS, olS et ihm bie ©eburt beS Sor«
läuferS anmelbete, fprad): „ 3d)on oor feiner ©eburt wirb er
mit bem h. ©eifie eifüOt werben." Diefe Sorte
toerbe«
üon ben h- Sätern in bem ©inne oufgefoßt, boß fl«
Heiligung bejetchnen, toelche bem f). Johanne« fchon im


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ifl

feiner üKutter ju Jheit gemcrben ift. Der Beifpunft aber,
mo biefe Heiligung ftattfanb, fäOt mit bcm Scfucbe unb
©ruße jufammen, meieren ©lifabeth üon ber anerfeligften
jungfrau üJJaria erhielt. Diefer Sefuc^ bradhte ja gleichjeitig
ben h- johanneS in bie üiähe jefu ©h^if^i/ beffen heilige
unb heiligenbe ©egenmart ihn ju freubiger 33emcgung im
©chooße feiner SRutter hinriß.

Hat benn boju, boß mir bie ©eburt bcS heiligen |
johanneS feiern, nicht auch juglcich bie Heiligtcit feineS I
SebenS unb bie ©rhabenheit feineS ScrufcS beigetragen?

21. Dhue 3weifel. 2lber feine mafeOofe ©eburt mar
bodh bie nothmeuDige 33orauSfe(3ung jur geier biefeS -TageS.
Slu^ miß ich bich hier barauf aufmerffam madhen, boß cincS
3JZenf(hen Verbienfte erft bonn jur oijüigcn Slnerfenuung
fommen fönnen, menn fte burdh einen heiligen 2:ob ju einem
mürbigen Slbfchluß gebracht ftnb. ju biefetn ©inne borf
tnon auch bie SBorte ber h- ©chrift tjcrflehen: „?obe ben
^JJlenfchen nicht in feinem Seben." ©ein ooüeS Sob ifi erft
gerechtfertigt, menn nach feinem Dobc bie Serbienfte feines
gonjen SebenS oor Singen liegen. Diefem natürlichen IJuge
beS tnenfdhlichen DcnfenS unb .HonbeluS folgenb, pflegt bie
tirdhe regelmäßig nur ben SCobeStog ber Heiligen ju einem
gefte JU erhebett". üßenu fie ober tiun bod) bei bcm heiliücn
johonneS eine SluSnohme tnodht, fo ifi baS mohl bem llm^
ftonbe jujufd)reiben, boß fcincS ScbenS Heiligfcit uub fciucS
SltnleS Sebeutung fdhon oor feiner ©eburt " fcftftanb. Der
©rjengcl ©obric'l brachte biefe Diachricht ja olS göttliche !
SBohrheit oom Hi'"iuel. Der h- SlugufiinitS legt "für bie '
©eburtSfcicr beS h- johanneS ganj befonberS ©emicht auf ;
bie ©tcQung, toelche er jutn ©rlöfer einnohm. ©r fteht in
i
ihm beu alten Suttb borgcftcHt, toie in ©h^ifi^^ ben tteucn i
Sunb, unb tocift borauf "hi", baß er in ähnlidhcr Äßeifc bcm
©rlöfer bie SJegc bereitet habe, mic bcr alte Suttb, boS
©efeft genannt, beut ©nobenbuttbe in ©hrifiuS oorbereitcnb
üorongcgongen fei. ©eine 2öortc ftnb: „Oh"e Zweifel toirb
fein ©intritt in biefe Üßelt bcßhalb gefeiert, meil bcr .'i^crr
bttrdh i^" feine Slnfunft bejcugcu laffen toollte, batnit er nidht,
unertoartct crfdhcinenb, ohne Sluerfennung bliebe. ©S toar
aber johonneS bcr SluSbrudf bcS oltcn !Jeftamcntc3 unb ftelltc
burch feiuc 'IJerfon boS ©efcft bor, unb barutn eilte johonneS
bcm ©rlöfer ooron, tric baS ©cfe^ bcr ©nobe ooranging."
Daß bie tivd)c fid) biefer Slnfd)auung bcS h. ^ilugufltnttS ön^
flefchloffcn hat, jeigt fte boburch, boß fie feine iü3ovtc in bic
firchlichen Dagjeitcn aufgenomtnen hat.

©. ©eflonb boS geft bcr ©ebttrl beS h- johanneS
^enn fdhon jur ßeit bcS h- 9lngufiinuS?

51. ©S mor bei ©cginn bc3 5. johrhunbertS IebenfollS
fthon ongcmein eingeführt." Die ißorte bcS h- 3luguftinu8,
»oelchc bu eben tjcruahntfi, legen floreS 3e»iJ"iß bofür ob.

thcilt olfo bcn Sorjttg, ju"bcn älteftcn gcflen gejählt ju
ȟerbcn, locl^e bie fatholi"f^e fiird)c feiert.

(^rliiärnuß Uv faui'danifrijcu fitnuci.

IV.

5)hininehr folgt bte 3lnrufung g)latia'S mittels bcr beiben
aroßen Sorjüge, ndijc fie über oOe Grcaturcn ergeben :

«ancta Dei Genitrix, ora pro ^eiliflc ©ottcSßcbflrcrln, bitt'
nobis. für un3!

Sancta Virgo virginiini, ora ^eilige jungfrau bcr juug^
pro nobis. frouctt, bitt' für uuS.

jeber biefer beiben Sitel (ûlîutter uttb jungfrou)
toirb toeiter entfaltet, uttb jroar ber erftere in jchn, ber
jrocite in fechS Hîetfntaleu, bie unS ihre ganje Hoheit tJor
Slugenfteaenittibbetneffenloffen: üJi u tter ©h^^ifli, aJîutter
ber gi5ttlichcn ©nabe, Du reinfle SJÎutter, Du
feufchefle Wutter, Du ungefchmächte ll?utter, Du
unbeflecfte üJiutter, Du lieblidhe aiiuttcr. Du
lounbcrbore 5Dîutter, Du DJÎutter beS ©d)öpferS,
Du ÏÏÎutter
beS ©rlöfcrS — Du roeifcfte jung=
frou. Du ehrtoürbige jungfrau. Du lobioürbigc
jungfrou, Du mä^tigc jungfrou. Du gütige
jungfrau. Du getreue jungfrou! — Diefe oer^
fchiebenen Scjcidbnungcn finb cbenfoüielc ©trohlen ber 3)httter=
fchaft unb jungfräulid)feit ï)faria'S unb laffen unS fte t)cr=
ehren uub lieben
als ein îBunbcrroerf ber ©nobe, olS ein
Sorbilb ber Heiligfcit unb
olS eine Bufiwdht beS Heilö.
Sancta Dei gciiitrix. Die ©otteSmutterfchaft ifi bcr glor=
retd)ftc Sorjug aJîario'S. SBcil fte baju beftimmt
mar," bie
''VJutter
©OttcS JU merben, murbe fte auS befonberer ©nobe
burch bic Scrbicnftc jefu ©h^ifti ^^or ber ©rbfünbe bctoohrt ;
ouS berfelben llrfochc empfing fte oon bcm erften Slugenblidfe
ihres Dafcin'S on bic
güilc bcr ©noben unb îugcnbcn,
rocld)c in bcu Singen ©otteS eine ©eelc
fdjöu tnad)cn." Sllle
anbern Sorjüge ÜUJorio
'S picßcn onS bcr nämlidhcn Oucllc,
Otts ihrer ©olte8muttcrfd)aft : jhre etoige jungfroufdhaft, ihre
glorreiche Stufnahme in bcn Hi'"incl, ihre Wadht olö gür^
bittcrin im Hii"'"et.

Diefer Sorjug olS 'ühtllcr ©ottcS fcljt ïïîorio über oUe
©efd)üpfc. Diefer ' Sorjug fid)crt ihr glcid)fam einen Sh^on
auf bcu ©tufcu bcS croigcn !îh^oncS ihrcS göttlidhen ©ohttcS.
SllS iüJutter l'crmag fic om mciftcu bei ihm, unb fie übt
biefe müttcrlichc i}îa"d)f ber gürbitte gern ouS ju ©unften ber
ougcnommcucu Srüber jefu ©hrifti, bie fie oud) on tinbcS
©tatt angenommen hat.

S.ancta Virgo virginura: jungfrau ber jnng =
froucn. ©3 ift bieS eine SlttSbrudfSrocifc, bie bem hcbräifchen
©prad)gcbrattche entlehnt ifi. Slchnliche SluSbrüdfc fommen
utchrfa^ in bcr hl- ©chrift Oor, j. S. Hex rcgutn (tönig
bcr töuigc b. i. höd)fler tönig); Dominus dominantium
(Hcxr bcr Herrfchcr b. i. bcr" hi^^hRe Herr uttb ©ebictcrj.
©benfo hier: bie jungfrou bcr juugfroueu b. i. bte
rcinftc, crhobcnflc, bemuuberungSroürbigflc jungfrou. Unb
iu bcr îh^il! 'iJîaria hat ihre jungfraufchaft nicht allein bttrdh
ihren Sorfa(5 unb ihren Ü3illen bcioohrt, fonbern fic hat oudh
burd) ein 3öunbcr bcS allmädhtigen ©ottcS bic jungfrouf^oft
mit bcr Dhittcrfchoft tjcrcinigcu fönnen. Dur^ bie ©eburt
bcS ©rlöfcrS ift ihre jnngfräulid)fcit nicht ollein nidht aufge=
hoben, fonbern nodh flehciligt roorben. — Üio^ bcr
göttlichen OJhtttcrfchaft ober gibt cS in ajjorio nichts ©lor=
reicheres unb nid)tS, moS unfereS SobeS mehr roüibig roäre,
als biefe jungfraufd)aft. SlÖe chriftlidhen johrhunberte hoben
fie gefeiert, ja, feit bcr '^Jrophet jfoioS, toelcher ctroo 700
johre üor lebte, geroeiffogt h^^'e: «©iehe bie

jungfrau toirb empfangen unb einen ©ohn gc;
bären, unb Seinen 9iamcn toirb man nennen ©tu:
manuel (©ott:mtt = unS)", feitbem tourbe bie juugfräu'
lichfcit als ein Vorrecht berienigen erfannt, bie ©ott " unter
ollen SBcibcrn bencbcicu mollte. Daher ouch bie allgemeine
©ejeidhnung „bie jungfrou", toenn üon iü^atio bie Siebe ift;


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ifl

fte üerbtent biefe SSejeid^nung me^r, al§ ofle onbern Jung^
fronen, bie bie Kirdje in i^rer SJiitte gtönjen fie^t.

jdh fonn mir ni^t Derfogen hierherjnfeljen, moS ber
hl. JohonneS eh^hfojiomuê (f 407), ber größte
^ebner unb ber gelehrtefte unter ben Kirdhenöötern be§
a}?orgenlanbe§, über benfelben ©egenflonb gefogt hat: „Die
feligfle, oHjeit jungfräulidhe 5Worio ift ein großes SBunber.
©tmoS (Erhabeneres unb ©blereS, olS fie, ifî niemolS gefunben
morben unb mirb niemolS gefunben icerben. ©ie ifl boS
einjige ®ef^öpf, beffen Söürbe ouf @rben unb im Rimmel
?llleS überfleigt. 2Bo fönnte man etmoS ftnben, moS heiliger
märe? 2Beber bie ^ropheten, no(h bie 2lpoftel, noch bie
2)?ortprer, nodh bte ';]3atriordhen, nodh felbfi bie (Sngel, noch
bie Dhronen, bte §errfchoften, bie ©erophim, bie Gherubim
ftnb über ihr. 2Rit einem Sorte : SîidhtS läßt fich ""ter ben
gefdhoffenen ftdhtboren ober unfi^tboren Dingen benfen, moS
größer ober toortrefflicher märe olS SDÏorio. — ©ie ifl jugleidh

2)Ïogb unb SHutter ©otteS; fte ift jugleidh Jungfrou unb
ÜRutter. ©ie ifl bie SJlutter beffen, ber ton bem eroigen
boter t)or oCfem Slnbeginn erjeugt morben; fie ift bie SDïutter
beffen, ben ©ngel unb SJïenf^en olS ben §errn oller Dinge
erfennen. Soûl ihr miffen, meine geliebten brüber, mie meit
ftdh biefe Jungfrou über oÓe himmlifchen Kräfte erhebt? @in
einjigeS Sort mirb eS eudh erflären. Diefe Kräfte ftehen
oHe mit gurdht unb ßittern unb terfchleiertem ïïlngeftchte oor
bem Dhrone ©otteS. 3)ïorio oHein opfert bem ©ohne ©otteS,
beffen Éïutter fie i|ï, oertrouenSüoQ boS gonje 2)ïenf^en=
gefdhlecht auf, unb burch ihre bermittlung erholten mir ber=
gebung für unfere ©ünben. Dorum fei unS gegrüßt, o
ïlîorto! jugleidh Dodhter unb Jungfrou, 2)Ïutter, Dhron unb
§immel ©otteS! @hre, 3ierbe unb botlicerf unferer Kirdhe!
SoKe immermährenb bei JefuS, Deinem ©ohne unb unferm
§errn, für unS bitten, bomit mir burdh Deine gürfprodhe om
Doge beS ©eridhteS ©rbarmen finben unb olie ©üter erlongen,
meldhe benen bereitet ftnb, bie (§ott lieben."

©O ber h- Johannes Ghri;foflomuS. Der geneigte Sefer
moge borouS erfennen, boß bie frommen Çulbigungen, meldhe
mir ehripen beS 19. JohrhunbertS ber oOerfeligllen Jung=
frou borbringen, feineSmegS übertrieben ftnb, loie nomentli^
unfere getrennten brüber, bie '^jroteflonten, gern behoupten,
fonbern boß unfere ^ulbigungen eher hinter bem jurücfbleiben,
moS bie großen bemunberungSmnrbigen ?ehrer ber erflen
^riftlidhen Johrhunberte tjon bem frommen ©inn ber bo=
moligen (Shriflen forberten, unb moS fie felbft ju ©hren
3J?ariä gethon haben. Ja, fomeit mir bie ©chriften jener
.großen h'l- ÜWänner befannt finb, mödhte id) foft behaupten,
boß gerobe bie älteflen unter ihnen in ihren 9îeben über

3)?orio mehr berebtfamfelt unb mehr begeiflerung an ben
Dog legten, alS bie nodh ihnen fomen, einen einjigen (ben
hl. bernhorb) ausgenommen.

2d)ônru.

\)i (öertrub über Un

Die hl. ©ertrub fom gegen 1261 olS fünfjähriges Kinb
in boS Klofter ber benebiftinerinnen ju ^elfto in ©ochfen.
DoS Klofier hatte eine ouSgejeidhnete abtifftn; bie SJonnen
führten ein frommes, Diele ein heiligmäßigeS Seben. Die ht-
©ertrub ober übertraf hierin 2ltle. Jhre erfte biflon hatte
fte im 25. CebenSjohre; biefe ©naben festen ftch in ununter-
brodhener 9ïeihenfolge fort bis ju ihrem SebenSenbe gegen boS
Jahr 1302. Die meiften berfelben fdhrieb eine ihrer 3)?it=
fd)meftern ouf, bie ht- iOïe^tilb. Der Dheil, ben bie heilige
(Sertrub felbft niebetfchrieb, fann mohl ben „Confessiones
(befenntniffen)" beS ht- SluguftinuS an bie ©eite geflellt
merben; fie ift feine ©dhmefler in bejug auf bie Diefe ber
©ebanfen, ben ©dhroung unb bie (Sthobenheit beS ©tileS, in
ber 9ïuhe unb bem Slbel ber ©pradhe.

Die ^eilige brodhte ben größten unb bejien Dheil ihrer
gefunben Dage' im feierlidhen (Shorgebet ju unb oußerholb
beSfelben fe^te fie ohne Unterbrechung innerlidh ben hl- Sob=
gefang fort, ©elbft menn Kronfhe'it fte on'S bett feffelte,
moren ihre ©ebanfen unb ihr §erj beim (Shorbienfie. Doher
fommt eS, boß ber liturgifdhe ©efong oielfadh in ihre bifionen
hinein oerflod}ten ijl. ©ie jeigt fich w ^en bemerfungen,
iüeld)e fid) über biefen ©egenflonb in ihrem budhe finben,
als eine treffliche Sehrmeiflerin beS gefonglidhen ©ebeteS. ©S
ftnb nur Sinfe unb Behren, bie ben ©ebetSdhorofter beS
liturgifdhen ©efangeS betreffen; loir meinen, boS fei
occurot boS befte für unfere 3eit; boS 2lnbere, mehr llnter=
georbnete, loie bie Kunfl beS ©efongeS, mirb ja genügfom
befprochen.

Die ^eilige erjählt, mie fte im ©höre geftanben, moS
fie beim ©ingen gebadht unb gebetet habe, tnoS ihr gefogt
iDorben, moS fie geiflig gefdhout habe. @S ifl jmor oudh hier,
mie meift im Seben ber ^eiligen: bie bahn, melche bie heil,
©ertrub geht, liegt hoch über unferem bermögen. ©ie fliegt
mie ein ^bler ber ©onne ju; mir fleine liturgifdhe ©ing=
üögelein folgen nur mit bem ?luge unb bem berlongen. Doch
gibt uns bie ^eilige t^iele praftifche Sinfe; menn »oir biefe
benutjen mollen', mtrb unS ©ott bie Kräfte mehren, unb bie
hl. Siturgie mirb unS, mie ber ht- ©ertrub, eine ©dhule ber
peiligfeit unb ein ©arten ber Sonne.

Domit uns bie bifionen nicht ju frembortig erfdheinen,
tnüffen mir unS jmei Dinge porfleOeu; erflenS ben ©efong,
mie er in ben beften feilen beS 3)Jittelatter8 in ben Pielen
nun jerflörten ©tiften unb Klöfiern geübt mürbe. Da fïonben
oft 100 bis 200 ober gor 300 gottgemeihter ÜJJönche ober
Jungfronen in jioei longen (Shorreihen um ben Sältor gefdhaoit.
DoS mar ein Sufammenflong; toom 'ölltor her ertönte bie
2lufforberung beS ''iiriefterS, unb im Ghore erfdholl Perflänbniß=
innig bie Slntroort; toon einer ©eite jur onberen moUte im
Ghore ber ©trom beS ht- ©efangeS, ouf boß in fletem
Sed)fel bie 'anbad)t ftdh ^ebe unb "fteigere. Doju fom ein
teid)jr ©d)a^ toon (Zeremonien, bie mit tiefem ©inn jum
§erjen fprochen unb ben Ghor mit bem Slltar nodh lebenbiger
toerbanben,

DoS B'oeite, moran mir erinnern müffen, foH unS in
cltro begreiflid) ma^en, mie eS ber ^eiligen möglid^ njor, fleh
mährenb beS ©ingenS mit fo toielen frommen ©ebonfen ju
befchäftigen. Die" 2ltten lebten toiel mehr im berftänbniß beS
hl. DefteS, olS mir, unb fte fonnten ftih feinem tiefen ©inne
ungetheilt hingeben, toeil ihnen ber ©efong ber Kir^e, ber
(Shorol, toiel toertrouter mar. §ot ein ©änger ben ©eifi
biefer ÜJÏelobieen in ftdh aufgenommen, fo mirb er naturgemäß
in ben ©inn beS SorteS eingeführt. Dorutn münfdhen mir
unferen Sefern eine burdh reichÜ^e innere Erfahrung ermorbene
Kenntniß toon ber ©dhönheit beS (ShoroleS. 9J?on muß ih«
lieb geminneu, toenn man erfahren hat, loie in ihm bie ©eele
fid) fo frei unb monnig ergehen fonn; fie finbet in ihm bie
giügel, melche fie aufmärtS tragen. Diefe iOïelobieen finb
toon untoerroelfli^er ©^önheit; je öfter man fie fingt, beflo


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47

fd^önev werben fte. SRit fitller ©üßigfett führen fte ba§ [}t.
SBort in bte ©eele; ber ©horal aßetn gibt i^r jene Freiheit
ber Kinber ®otte§, bte bein Serlehr mit bem lieben §eilanb
jiemt. ©ä gibt jioar aud) im Ghoralgefang, wie überhaupt
im geiftlichen Seben, Sehrjahre; in biefen nimmt ber ©efang
oor bem Jnhalt be3 hl- aßorteS unfere Kräfte in SCnfprudh";
aber na^ ber Slrbelt biefer ßeit freuen toir un§ be§ hl-
fehreS, beS lofibaren GrbeS unferer Säter.

©u^en wir un§ bie §eiltge Oorjufleüen, wie fte im
Ghore fieht beim hl- ©efang. G3 ift ein wunberbare«
©thaufpiel. Jm Vereine mit ihren SRItfchweftern fingt fte
Die gleidhen Sorten, bie wir heute nodh ftngen, bie gleidhen
^IRelobieen, bie un§ heute nodh ju ©cbote ftehen. — Sährenb
fte fingt unb in ben Sorten ihre ganje Inbacht auögtefjt ober
tief in fich gefammelt ftiß bie großen ©ehelmniffe ertoägt, ifi
ouf einmal ber §irr bei ihr. Uebernotürlichcr ©lonj füdt
Ihre ©eele Innerlldh. Siadh Slußen merft man faum eine
2lenberung; benn bie ©egnobigte ftngt
toie oorher unb fehlt
in feiner ber Geremonlen be§ Ghore«. 'Do« ift aber nur
äußerlich; bie Seele fegt innerlich ben ©efong fort, fie fprtd)t
im ©efong. In ben Sorten ber ftch ooßjiehenben Siturgie
jum hochheiligen Sefudh; ber Hetlonb antwortet ebenfo, in
jebem Sorte gibt er Ihr erhobene ©ehelmniffe ju foften. GS
ifi bo« Seben ber Siebe, bo« jorte unb wonneooße glüfiern
jwifdhen Srout unb Sräutigom. Son ber einen Seite ift
e« ein Grguß bet greube, be« Daufe«, be« Sobe«, ein Seufjen
unb mitleibooße« Klagen, ein herjinnige« Sheilnehmen; oon
ber anbeten Seite ein wunberfüße«, himtnlif^e« Dröften, ein
traute«, geheimni«ooße§ äJUtthellen be« Sräntlgam« on bie
bräutli^e Seele. Oft ftnb beibe umringt oon ben feligen
Ghöten bet Gngel uttb Heiligen, bie ftonnen über biefe«
Sunber bet ©nobe unb fteubig einftlmmen in ben Danfiubel
bet olfo Segnobigten. So geht eS oft im ellenben Sauf ber
liturgifdhen Honblung bi« jur hl- Gommunion; bann bricht
bie Heilige ob unb fogt: too« fie bort gefehen ober gefühlt,
toeiß oßein ber, toel^et foldhe ©oben ju fpenbeit oetmag.

Do« ift wohl bie ooßfommenfle grudht ber hl- Siturgie
unb ber erhabenfie ©efong. Sir hoben hier ein flöte« Silb
ber Diefe unferer Siturgie. Kaum einer loütbe, toenn et bie
^leihen ber fingenbcn ©otteSbräute beobadhtete, finbcn, in
locl^et ou« oßen foldhe ©noben oetborgen fmb; benn biefe
Schi5uhelt ift innerlid). Gin gefenfle« üluge, eine befchclbcne
Haltung bedt Slße« mit einem unburdhbringlidjen Sdjlcier.
G« pnb bte gleidhen Sorte, 'üJielobiccn, Gctcmonicn, ou« benen
ihre S^wepetn fleinere ©noben fd)öpfen, ou« benen pe ober
unbefchteiblidhc Süßigfeit empfängt; biefe Siturgie Ip bie
glcid)e geblieben bi« jum heutigeti Dag. Dägli^ gibt ©ott
©elegenheit, ou« ber gleld)en Öucße ju trinfen, fco« gleld)c
ÜJionno ber ©noben ju effen. Sie glüdlid) Pub bie, toelche
c« täglidh genießen unb täglich "^ehr fdhägcn. ©lüdfclig, bie
-Hunger unb Durp haben')-

(gottfegung folgt).

') ffiit eninehmcn biefen ?tuffnl? bet trefflichen 3eitfrf)rift
„5)er Kird)cucl)ür", welche mir benienidcn tinfcter Siefer, bic eine
jweitc fm. 3eitfd)rift ju halten uiünfcl)cn, auf'iS -IPärmfte empfehlen:
Slebafteur hod)»'- -Herr g. J. 33atII onfl in Ü5urt i« (?3orftrN
bcrfl). Sic crjdjeint monattid) ttnb foftet pro Jal)r 1 DJart
50 $fg. — ®ic 91eb.

ßnu flvdhlilöcr ^cüvautf). Slu« Süb^Dirol fchreibt
ein Slugenjeuge: „Jn Süb.-Dirol gab unb gibt e« immer
nodh mandhe "firditiche ©ebtäudhe, bie Oon ber noioen grömmig-
feit be« Solfe« ßeugniß ablegen. Jn ben Stäbten freilid)
Ip bie 5D?chtjahl berfelben obgef^afft; ober In ben ©ebirg«=
börfetn hält man an ihrer Gonferoitung mit ßöhigfeit fep.
GInen foldjen ©ebraudh ou« eigener Slnfchouung fennen ju
lernen, begob idh »uidh out Ghripi Himuielfahrt«=gepe, bem
fogenannten SluffohrtStoge, ju bem, 9J?etan gegenübet otn
2lu«gang be« SinPgoue«, molctlfdh gelegenen Dorfe ajiorling.
9iad)miltog§ üor Seginn ber SeSpet erfdhien ber Gleru« om
Slltor unb recitirte bie SJon. Unterbeffen fd)toebtcn au« ber
großen Oeffnung be« ®ewölbefd)lußficlne« im Ghor be«
Seltenfdhiffe« longfom brei Gngel mit 9Jelfcbufchen (SouquetS)
in bet Hanb ju bet unten auf einem gcfdhmüdften Slltor onf-
gePeßten, ctioo einen 3)ietet hohen Stotue be« ouferftanbenen
Heilonbe« nieber, bie In ber einen Ha"b bie Siegesfahne, in
ber anbeten einen 9letfebufd)en hielt. 9Jun jog bie ©elpltdh=
feit procefpoualltcr ju ber ©totue; ber GclcbronS incenprte
biefelbe uub fang bonn btetmol boS 9?efponforlum ber 9Jon:
Ascendo ad patrem meum et patrem vestrum. (Jdh
Pelge empor ju meinem Soter unb ju Gutem Soter.) Do-
rouf tourbe bie Stotue beS HeilanbeS, umgeben oon ben Ihn
obholenben Gngcln langfam in bie H^he gejogen, loähtcnb
ein mehrpimmtger 9)?äb^endhor unter '•^oufen= unb Dtompeten=
Segleit'ung ein HiuimelfohrtSlicb fong. Die iu ihrer mole=
tlf^en Drodht bie hübf^e Kirdhe
bis In ben legten SInfel
füßenbe SolfSmenge fchaute ber Statue nod),
bis fte im ®e=
toölbe ocrf^wuuben toar, unb folgte ber gonjen clgenthüm=
liehen Scene mit einer 9lnbadht nnb Ergriffenheit, bte etwo
jener ju oergleldhen ip, mit weldjct bte 9thei"länber ju
Seihnadhtcu tior einet frönen Krippe Pehen. Der ©ebrou^,
baß nod) bet „Sluffohrt" ou« bem ©ewölbe Slcpfcl, SJüpe
unb üDJaronen für bic liebe Jugettb herobgeworfen tourben,
bepeht glüdlidherweife feit mehreren Jahrjehnten nidht tnehr.
9lur bic Üteifebufdhen toerben herunter gclolfen unb ihre
Slumcn nad) bem ©otteSbienpe Oerthcilt."

«ßcun man fdjiucrljölifl ift Gin Srautpoor fommt
jum Sroutei-omen. Der Herr "pfatrer frogt bcu ettoaS
fd)werhörlgen Srä.itigam: „Sic Otele '.IJcrfoncn Pnb in ber
©otthcitV" — Der ober omoortct ohne lange« ScPttncn:
„Sieruttbjwonjig ohne bie ajiuflfanten!" —'Gr hatte bie
gtoge fo tjetpottben: „?Bie oiele '•^Jetfonen fommen ouf bie
Hochäett?"

ÜßiUirt. Ginc Dome, bic fehr fdhlcdht fingt, ober
nod) oiel f^lcehter Klooier fpielt, wutbe in einer ©efcßfdhoft
oufgeforbert, bie Serfammcitcn mit einem Siebe ju erfreuen,
„©erne", rief pe, „ip SJiemonb bo, um midh JU begleiten?"
^l« pd) flugctwcife SHemonb fonb unb Slßc« in ber Hoffnung,
ben Kel^ biefe« ©enuffe« botübergehen ju fehen, oufothmete,
fegte bie Dame hinju: „Shin gut, fo roerbe ich mich felbpibcglciten!"
unb ließ pd) behnf« 'flu«fü"hrung ihrer Drohung om geöffneten
Klaoier nieber. „SiolütUd)", bemerfte ein roegen feineS
fonpifd)en Sige« befannte« aJMtglieb ber Diplomatie boju:
„ein Unglüd fommt niemals oßein 1"


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48

^cröcr'ft^c lyveiOittfl, (^oöett).

®emnäd)ft erfdheint u. loerben Sefteltungen burd) alle 58ud)banblungen entgegengenomnten:

^tiigettkrgcr, Adoro te. „f® II«

mcrfi! ^iu ^eföngßüj^fcitt gd|lfi(Çer c^tcber »on ^retJCS

S. J.'^ beê (Sefangbiichteinê o^ne ©ebetêan^ang brofd^. 60 'ißf.

geb. 80 ^f.; mit ©ebetêan^ang 70 ^f.; geb. 90 ^fO

3n ber firüujfclöcr'l'cbcn SBucfibanblung in ?Iug§burg ift foeben in 3. ?(uftage
erfchienen unb burch aße Suchhanblungcn ju beziehen:

^fopfm^i-^ftc^fein.

Sctrû^tungcn für ötc fcr^ö ©onntage «. einer ucuntägigen 5înbad)t
bon p. j^ermautt «^oncßcrg, 0. S. B.

2«it oberhirtlicher Srudberoilligung, 48 Seiten. 12°.

^vctê 30 ^îg.

gerner empfehten für ben ÎRonat ^uni:

Söt^ercr, ®ie )cäß 5((OtjîtttêîOUUtaôCr ober fur^e ^tnteitiing jur

fedisionntäglidicn SJerehrunn bc§ h'- 5üoi)fiu§ uon ©on,ia9a. ^Kit noHtommcnem
2lblüß ouf jeben biefer Sonntoge begnobiget. 9Jlit einem Supterftiche. ÜRit
cr;}bifcb5ffid)er ?Ipprobotion. 9. 5(ufr. 30 S. 12». ^vciS 25

®ebet§aut}ang uub etuer Sitanei

göttlichen Ç>crjen. 32 S. 12». '^retj; 20 '^fg.

^ur ^cier ber ^nnicfniijEit bre l)od)iu. ^crrn (Erjbifdjof©

Dr.

erfchien im unterjeichneteu SSerlage:

für oitr|limmt{ttn Xl\ännfrt^or unb »ifr(limmtgfn gtmifdjtcn (Cljor,
Oon 0. ©üifcicr.

«ßreig a 10 ^fg. ^arthiepreiö 100 ejcmpl. SRI. 8,00.

Gbel unb luürbig gehalten, babei feljr leicht ausführbar, wirb biefe
5>i)mnc mefentlich jur Crhöhung ber geier beitragen. Sa bic ?lnflagc »orauä«
fi^tli^h balb üergriffen fein wirb, bitten unt {d)lcunige Slufgabe ber acftcUungcn.

«Ilöcrt Sacoöi & 60. in «(nd)cit.

»

isssssxgssssygsssatgsss^issssessssgismsasssssgs^

^3ercl)ntug bcg l)dligcn

Sn unferem Berlage erfd)ien:
P. ^önficr, ®iteItor ber priefter bom heiligen Slntlific,

Srfjmeftcr tiom ijclU^cn

unb bag Sert ber 8iifjnc.

?futoririttc Ucbcrfe^ung. — X. nnb 90 Seiten — ^^rciS -10 ^fg.
gcrncr t)oit bemfelben iBerfaffer:

Der 9ottfclt0c Öuput

unl) bie Öereljrung bes Ijciligcn ^Xntliljco.
^vm 50

mhcvt ^ncoU & in ^(arfjcu.

Sn unferem SSerloge erfchien foeben:

.§rtvmoiiuunf(^«Ie

jugleid) nuch

îîorfd)ulc für baa ?)rgclfptcl.

herausgegeben oon

Sofc^il) öcrnarbS.

Op. 2G. îpreiS îKarf 1.20.

3tnd)cn. i^Cßcrt §iacoßt & go.

ö c V « Û V b â

^cfaugmef^obe

^JfPcs nnb billigftfG in|lrnliUDfS ?rhr-

bnd) fftr ben ©ffonguntcrrid)!.

^rciö GO ?Pf. nach außen hin unter
fîreujbnnb 70 iJSfg.

?lachen ?t(Dcrt SoCoDt & go.

Servite Domino iu laetitia!

uub ©cktliud)

äunäd)ft für

pljcrc ^cljrnuftaltcn

hcrnuSgcgeben Uou

gJctcv Öanv.

3totilt Zuflogt
teforflt oon

^inftoß iircmcru,

WQmnaftal.Cïle(aiial«t)ret ii. IDom-Oriiaiiift in Ï(a4«i'

üJlit fird)lid)er (Genehmigung.
^rciS: brofd). OTf. 1,20, geb. OJIf. I,b0.

?>rvloß uun ?ïlDci't ^jofubi & (So.
in ^ufOcn.

2)oiu ^otljicr/

Iii 1)er Gradiinlis.

^reiö Warf 8,00.

5)cv grcrtorii!ultrf)c 6:t)ova(.

^reifl ajjatf 340.
Les iiiélodies (rréiforleiincs.
^rei«
ÏJIatf 8,00.

P. Stmbr.,
(51) 01 n (I rf) n t c.

iPreiö Warf '2,00.

iBotrathig bei

mbcxt Sacofti &

Altartafehl

Inroichor Auswahl vorrjitiiiff,
bosondoro Rahmen wordon nach J»"'
Stellung billigst geliefert.

Albert Jacobi & Co.


SSerantworllid)er 3îebafteur 953. Sd)önen in Dberbilf. - 2)rucf unb Berlag Oon Gilbert jacobi & üo. in Wd)en.

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Suit 1886.

9lx, Z

§xtpxmMt

für fmfOofifrf;e gxxä}mfm^cx.

@ratiö=35ci(n9c jum „®rcpriuö=33(att", Drpu für tatljolifdjc tirdjcnmurif.

IfTlii^eint aKe Snoiiate.

3nfertion8aebfi^ren:
kie fltjp. ?Pefitietle 30 !Hpf|

öejltUungtn
nehmen alle ^Pofl.auflatt««
Ulli Sudj^anblutigen an,
in Slawen Xlbtrt 3ocobi £ (So

StbonntmentSprei-' pro

a»arl 1.20.

öet BejUfi DDI! ntiitff cn8

10 eftnipl. 6) ^f.
^orto bei birtltcr ©enbunä
ftjitb ejtra beregnet.

„©crgr, bog bn mit bem ^erjcn oloubjl, waS bu mit btm SDJunbe fmgfl, unb in SBerrtu
bet^äHafl, loa« bn mit btm ©erjen fllauBfi." CEoncil in Giart^oflo B. 3. 398.

Sancta Cacilia.

gefUich preifen afle ^«iflen

Heut bie eble Ghrifteninaib.

2!ßunberli(h ift erflungen

Sinfi Dein Sieb — unb noch ftingt'S I}eut,

2ßie fo oft au§ Deiner Sei er

Strömte munberfomer Sang,

8u beS HeilanbS frommer geier

SIfle G^riflenherjen smang.

©lume 3Joma'5, faum erf(t)loffen,
.^at Diih grimmer aBa^n gefnidft,
©lume Ijoli), bie Si^tumfloffen
iHuu bcn Hi'"'nel8garteu f^müdft.
Die im jugcnblichen SUter
®cru bcm Sdimert bcu 9Jadfcn bet
Unb feftt broben fingt beu 'i^alter
ben (Sngcin i^rcm ©ott.

2IlS Du einft in bcil'gcu Säugen
Strömtcft Deine Seele au8,
.<Öallt'ö oon Sphären klängen

Ü)iilb mie Orgclton burdj'S ^auS.
Unb bie llcincu Säuger alle,
Unb bcr Slumcn buft'gcr trciS
fiaufditcn fliQ bcm hehlen Scbatlc
3u bcS .HcilaubS frommem

(Smig bruui in Ucbtcr Sd)öne
Strahlt Dein S3ilb nuS milb ocrflärt,
2Bitft Du iu bcm Skid) bcr Döne
2118 Patronin hoch fleehrt.
Unb Dein Sieb, ba8 heil'fle, «wahre,
gort in unfern Hcrjcn tönt,
Ob's glcid)' fcd)jchnhuubcrt jähre.
Seit iln Hi>""iel Du gefrönt.

9iimmcr fcftt bcr 3citen ©rcnjc
Schranfcn ja bcm heil'fleu Sang.
Droben einft im cm'gcu Scnjc
Sönt er fort au8 fcl'gcm Drang.
SRanft am ^oli bcS ifreujcSflammeS
Sich burch Seiben biefer ,8eit
53or bem Shron bcS ©ottcSlammeS
•Honi er fort in (gmigfeit.

■Heut JU Deiner frohen geier
©rüfeen mir mit Herj uub Wunb
©rüßet Dich im tlang bcr Scier
Unfer fchiJner Sieberbunb.
9JJöchte Dein ©eift nun burchmehen
Stets baS Sieb im ^ciligthum!
Safj eS herrUdh neu erftehen
Unb toerfiinbcn beinen 9Juhm.

ÜBie bie chriftUche ©emeinbe
einft bei Dir ben CSngcl fah.
So fei jebem Sicberfrcunbe
Heut als Uchter ©ngcl nah',
©leid) bem emig jungen Strome,
ffiic Dein Singe einjt ihn fah
Sdjall' ber Sang jum Hi"""elSboine
©Ott unb Sanct'Gäcilial*)

Hans Sonn.

ßoupduc.

VI.

Giner ber bebeutenbfteu tlaoicroirtuofcu unferer 3eit,
HauS oon Sillom, murbe oor nid)t langer Qeit oon einem
©efannntcn gefragt, ob er fi^ auf bic Gonccrtc, bie er gebe,
auch immer erft vorbereiten miiffc burd) Uebung ber oorju?
tragcnbcn .Q'laoicrftilcfe, ober ob er fid} nur fo ohne ffleitercS
an'ö tlaoicr ju feften brauche, um bic öeiouubcrung bcr
Goncertbcfud)er herüorjurufcn. Sluf biefe ©cmiffenSfrage gab
bcr gefeierte ftTinfiler ungefähr golgcnbeS jur Slntioort:" :!ü"enn
id) einen ^Eag laug nid)t ilbe, fo mcrfe id) c8 uad)hcr felber
au meinem ifiaoicrfpiel; fefte ich bic Uebungen Drei Dage laug
aus, fo mcrfen cS meine grcunbc; fcftc idh baS tlaoierfpicl
ad)t Dagc lang auS, fo mürben c8 bic "•Diufitfcnner mcrfen;
in oier "iUJodtc'u aber mürbe ohne Biocifcl aud) baS Goncert?
publifum herauSfinbcn, baß mein tlaoierfpicl mangelhafter
gcmorbcu fei.

♦) SÖotffehcnber „Giicilicn-Wrufi jur WcneroI-SJcr»
fanintluufl ber Giictlicnocreine ber (f.rjbiöcefe Slöln
am 15. juni ju Sonn" luurbc unö oon einem flefdjälUcn
Oibnuer unfereS Sülfttte« jur SPerfügung geftellt. 2öir bringen
ba? Olebidjt um fo lieber juin Sibbrnd, loeil e« fid) nIS 'ilävolog
bei gefioerfnmnilungen unferer SBereine (am ^ohreftagc nnfcrcr
1)1. a}fllronin, beim StiftungSfcftc
JC.) fehr mohl c'lUH-n bürfte.

S)ic 3{cb.


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ifl

9ït(6t tuahr, liefier Sefer, wenn einer ber bebeutenbfien
flaüieröirtuofen, bie je gelebt, fo fic^ äußert über ben Dribut
ber Sïïbeit unb Infirengung, ben er feiner Kunft leifien p
müffen glaubt, fo läßt ft(h unfdhmer einfe^en, ba§ ftd^erlidh
audh ^ie Kunfï beS ©efangeê, mie fte auf unferen @änger=
tribünen gepflegt merben foH, einer fortroährenben Uebung unb
?lnfïrengung feitenS ber bringenb bebarf.

Vielleicht miidhtefl bu mir aber einmenben, lieber Sefer,
baß eS ganj unb gar nid^t beine ?lbftdht fei, ein „SBirtuofe"
im ©efange ju merben, unb baß ®u barum audh «icht nöthig
habefi
JU üben, mie ein angehenber birtuofe. Darauf gebe
idh ï'ir aber ju bebenfen, baß ein Künfller — fei eS im @e=
fange ober auf einem Jnflrumente — in ber Siegel ein
halbes 2)?enfdhenleben h^^urdh unobläffig, fo ju fagen
Dag unb Dïacht, fich i" feiner Kunfl geübt hat, beüor er
eS magt, öffentlidh üor einem Goncertpublifum aufjutreten,
Unb magfl bu nun auch bereits feit mehreren Jahren ©urem
Kirdhendhöre angehören, unb mögt Jhr burdhfdhnittlich in jeber
äBodhe eine 5probe abhalten: mie üiele Uebungsftunben fommen
benn ba heraus, menn bu fte einmal alle jufammenredhnefl ?
Sübbirfl bu mir etma ein halbes ÜJÏenfchenleben jufammen
ober ftnb eS nidht bielmehr nur ein paar Dage ber Uebung?
2ßenn nun aber ein ÜJiufifer, ber eS bis jur höchften ü^eifter-
fdhaft bereits gebradht hat, unabläffige. Dag für Dag fortge^
fe^te Uebung für unumgänglidh nothmenbig hält, utn ein
ajïeifler in feiner Kunfl ju bleiben: fage i^ bann ju tiiel,
menn idh behaupte, baß unabläffigeS Ueben unb ©tu =
bieren erfi redht für unfere Kirchendhöre eineüJoth--
menbigfeit ift, falls ber ©efang an heiliger ©tätte feiner
erhabenen SSefiimmung enlfpredhen foH? Unb ift nidht bie
gemiffenhahefie Dheilnahme an ben regelmäßigen
groben unbebingt erforberlidh, menn etmaS 9ïedhteS
erjielt merben foll?

SBiele Dirigenten machen nun, nie idh fthon früher
einmal bemerfte, in ben ^robeflunben bie traurige Erfahrung,
baß bie Ghormitglieber miliig unb eifrig ftnb bei ber ©in-:
Übung üon mehrftimmigen DonPüdten, baß fte eS aber
burdhauS nicht fo gnäbig aufnehmen, menn bet §err Dirigent
audh bie (Shoralfiüdte für bie
©Dnn= unb gefttage jebesinal
forgfältig üorbereitet. Unb bodh bebatf eS für jeben (5in=
fldh'tigen feineS bemeifeS, baß fehr, fehr menige ©efang^öte
gefunben metben bürften, melche ohne jebeSmalige borbereitung
bte üeränbetlidhen ©efänge beS .^ochamteS (Introitus, Gra-
duale, Offertorium, Communio) tegeltedhl ju fingen im
©tanbe mären. Ja, felbfi menn fämmtli^e ©änger beS
GhoreS ohne 2luSnahme treffficher ftnb, unb jeber für fidh ^en
betreffenben (ShotalfaU beftiebigenb ju fingen im ©tanbe ift,
fo ifl bamit aber butchauS noch "'c^t gefagt, baß auch ^aS
3ufammenfingen fofort entfprechenb gut auSfaKen müffe. Der
©dhreiber biefeS unb üiele Slnbere mit ihtn hatten ganj jüngfl
miebet ©elegenheit, baüon ftch ä« überjeugen.

Unb gerabe beim Ghoralgefange, eben meil er ein^ |
flimmig ift unb eine ganj eigenartige SßertragSmeife (SJ^th^ ■
muS) hat, bebarf eS ju einem guten SBorlra'ge fogar einer
üerhältnißmäßig nodh forgfältigeren bnrbereitung als beim ;
mehrftimmigen ©efange. Unb marum baS ? 9Jun meil man ■
bie ©timmen einjelner ©änger, bie mit ben anbern nicht
j
redht mitfommen fönnen unb ftdh beßhalb in'S ©dhlepptau :
nehmen laffen, gar ju leicht heraushören fann. ©erabe beim
dhoralgefange üermag baher auch ein einjelner ©änger, ber ■
bie '^robe gefdhmänjt hat ober ber auS Êitelfeit fich gern '
etwas üor ben Uebtigen herüorthut, mehr ju üerberben, als '
jehn üortreffli^e ©änger beS ©horeS gutma^en fönnen.
Das meiß jeber Dirigent, bet einige ©emefter hinter fich hat-
Daraus folgt aber mieber, baß jeber ©änger feinem Dirigenten
Danf tüiffen foH, menn berfelbe nidht nur bie mehrftimmigen
Donfä^e genau einftubiert, fonbern üor lüem auch bie ein^
fchlägigen Ghoralfä^e (jumal Introitus, Graduale etc.) auf
baS ©emiffenhaftejie üorbereitet.

©ollteji Du aber, lieber Sefer, üon bem ©efagten nodh
ni^t übeijeugt fein, fo bitte ich Didh, bei ©elegenheit ber
nä^flen iöejirfSüetfammtung einmal ben fungireuben Dirigenten
JU fragen, ob er eS gemagt habe, ohne gemiffenhafte borproben
bie auf bem ^rogromme üerjeichneten Ghoxalfä^e ftngen ju
laffen? Du mirfi bie grage alS fluger ÜJïann mohrfcheinlich
untetlaffen, bamit man Dich nicht auSladhe, fonft mürbeft bu
üieClei^t ju hören befommen, baß ber §ert Ghorbireftor fogar
felber für ftch bie betreffenben ©tüie auf baS ©enauefie
burdhfiubiett habe! Dbet frage einmal nadh, menn bu ©elegen=
heil hofl, mie bie megen ihreS muftergültigen GhoralgefangeS
berühmten SenebiftinerpaterS in '^Jrag unb in SüïatebfouS eS
machen? — Uîun mö(hte Didh idh aber audh etmaS fragen:
3)Zuß eS nidht baS höchfte Jbeal unferer Ghöre metben, baß
fie an
©Dnn= unb gefttagen bie ©ängertribüne na^ berfelben
gemiffenhaften borbereitung betteten, mie fte ben
bejitfSoer:
jammlungen üorauSjugehen pflegt? §eißt eS nidht feine ?luf=
gäbe üon gunbament auS üetfennen, loenn man auf jene
beranfialtungen fich tnit ber peinlichfien ©emiffenhaftigfeit
üorbereitet, baS Jahr hinburch aber an heiliger ©tätte otjne
groben, ohne SSorbereitung bie Ghoralfä(}e ju fingen fich
unterfängt ? SBarum toat" bodh gerabe ber Ghoralgefang bei
üielen portrefflichen ©eifili^eu unb fiaien fo fehr in UJißfrebit
gefommen ? Sag nidht bie .^auptfchulb in ber überaus mangel'
haften, mahrhaft atmfeligen ^JluSführung jener erhabenen
ajîelobieen, bie felbfi bic Sl'nbadht fchlichter ©läubigen ju ftören
nur
JU fehr geeignet mar?

Vielleicht bemerft bet eine ober anbere Sefer unfereS
SölatteS hier fdhmunjelnb, baß bet Ghor, bem er angehöre,
jebenfallS mit einer leiblidhen ïJiote meinerfeitS
baüonfommen
müffe : ber Ghor finge nämlich ^ie üeränberli^en ©efänge beS
^o^amteS (Introitus etc.), njegen ber ©chmierigfeit ber
forreften SluSfühtung biefer ©efänge, f^on feit längerer 3e't
gar nidbt mehr, fonbern beginne fofort mit bem Kyrie !
2DaS folleu toit biefen fingen Seuten fagen, lieber l'efet?
©anj abgefehen üon ben borfchriften unferer Kirche, bie h'*^^
junärf)ft inaßgebenb ftnb, meine ich, baß jebec,
n5elcl)er einiger'
maßen in ben ©eifi ber herrlichen fitdjlichen Siturgie einge-
brungen tfi, mehr erbaut mirb burch ein üoHflänbigeS,
menn
audh mittelmäßig gefungeneS ^ochamt, als burd) eine üoHenbet
üorgetragene Missa, bie aber nur ein SBtu^jlfldt ifl
barum ihren Ginbrudt (im JHahmen bet Siturgic) üerfehten
muß. Siturgifch ridhtig unb funftgcred)t, beibeS
jufammen,
nidht baS eine ohne baS anbete: baS muß baS 3tel unferer
groben unb Vorbereitungen fein unb bleiben!

©ehen mir unS nod) für einen îlugenbljcf j.
Introitus in feiner ©tellung jum ganjen §ochamte anl
Derfelbe foH bie ©timmung" ober ben ©runbgebanfen
einfaHenben gefieS ober ber betreffenben fit^lichen SefijejJ
(ïïbüent, S!öeihnad)ten jc.) jum ^uSbrudte bringen.
baher feinem Jnhalte nach fo mannigfaltig, mie baS KirtheJ'
jähr felbfi : greube, Jubel, Drauer, Hoffnung, ©ehnfucht, i-?;'
Danf, bitte, furj «HeS, rcaS bie ©eele beS Katholifen
Soufe beS Kirchenjahres bemegen unb erfütten foO, finbet gew®'
im Introitus einen furjen aber fräftigen «uSbrucf. ''


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ifl

(rote ber gelehrte Garbinaï SBifemann gefagt hat)ber „©d^tüffel
ber ganjen 2Jïefie. Saßt man ba^er trog ber entgegenfie^enben
Sorj^rift ber ttrd)e benfelben nicbt ftngen, fo fet)lt bem feler=
lieben ©otteSbienfle glet^fam ber ©rnnbton, ber burd(i bte
ganje geier ^inburdhUingen foQ. —

9Jnn plagen ficb mand)e Dirigenten jahraus unb jahrein
förmlid) ab, bie einfd)lägigen Ghoralfiücfe, namentliih jene
oeränberlidhen ©efänge beS §ochamte§ mit einer Schaar oon
Sängern einjuflubteren, bie roeber 9iote noch Sdhlüffel
fennen, bte einen ©anjton Oon einem ^albton faum
unterfcheiben, gefd^roetge eine Ouart ober Ouint
treffen fönnen. Diefe Dirigenten hoben alfo Sänger, bie
nur nachfingen fönnen, traS man ihnen oorgeigt ober oor=
fpielt ober oorfingt. DaS ijit eine faure,^ horte Slrbeit! Unb
roenn irgenb etroaS geeignet tji, bem Dirigenten baS ohnehin
fdhon mühfatne unb an Opfern reid)e 2lmt ju Oerieiben, bann
iji es biefe SipphuS=2trbelt. — SBaS Ijl benn baS ? roirfl bu
fragen, lieber Sefer! 9Jun ble alte h^ibnifche Sage erjählt,
SiftphuS fei ein fehr roetfer König geroefen, ber ungefähr um
bas Jahr 1400 o. Gh^. in Korinth (©riechenlanb) regierte.
Ginfl fei ber Dob ju ihm gef^idft roorben, um Ihn jur Ünter=
roelt JU holen; er aber fei nicht elnl^erflanben geroefen, höbe
ben Dob gefangen genommen unb fo lange in Serroahrung
genommen, bis enblldh ber KriegSgott 3)?aTS ben armen Dob
mit ©eroalt befreit höbe, gür biefen greoel — eS roar felbfl=
rebenb toährenb ber langen ©efangenf^aft beS hageren Senfen=
manneS fein SJJann nocf) Selb nodh ^tinb auf Grben geflorben
— alfo für jenen greoel tourbe er nach feinem Dobe in ber
Unterroelt fehr ctnpfmblidh geflraft; er mußte einen fchroeren
2
)?armorblDcI unaufhörlid einen h^^f" hi"onfioäljcn;
faum aber hotte er benfelben bis In bie Üiähe beS ©ipfelS
gebradht unb:

„Hurtig mit Donnergepolter entrollt' ihm ber tüdfifdhe
aJïarmor!"

Slehnlidh ergeht eS jenen geplagten Dirigenten! Sie
ïpllen ihren; Stein in ber Doniietfla"gS= ober greitagSprobe
nahe an ben ©ipfel; fie flub ood Hoffnung für eiii glüd=
l«d)e8 ©Clingen! Dod) eitel Däufd)ung! Selbfl bie Orgel=
'nofchine ifl nicht genügenb, um ben fdhroeren 23lod auf ben
®ipfel hinoufjubeförbern! SaS Ifl ba aber ju thun, lieber

^Vfer?

Sd)öncn.

fitur0ifd)f ^(ntcrljaltuugni.

SSon S}runö, SJifar in Gilcnborf.
(gortfegung.)

, , <5. 2Butbe baS gefi beS h- Johannes in ben früheren
'^tlflllchcn Jahrhunberten auch fd)on als ^o^cv gelertag

aehalten?

. . Ohne 8>oelfel. Der gefie gab eS in ber erfien
J')tMUIchen ßeit nur roenige; ble ober entflonben, tourben olS
jj9if bebcutungSooH für boS chrljllichc ©laubenSleben ongefehen.
Partim pflegten fie benn auch mit großer Jheilnoh"« unb
"lögllchfter gelerlichfeit begongen ju roerben.
^ ^ fflenn bem fo ifl, fo rounbert eS mich, boß boS
J^ebuttsfefl beS h- JohonneS nicht einmol ein gebotener
««»eitog Ifl. SoUte eS borauf nicht SHnfprudh hoben?

Das ifl nicht ju leugnen. Die Kirche hotte biefem

Wnfprudö oudh Oollflänbig ©eredhtigfeit roiberfohren loffen.
DiefeS gefi rourbe borum früher ouch bürgerlidh olS hoher
geiertog begongen. Jnbeß fom biefe geier, foioie bte geler
mond)er anberer gefltoge, in einer gloubenSfolten, reltgiöS=
glei^gülttgen ßeit In SerfoH, unb leiber foh ftch bie|Kirdhe
in bte üiothroenbigfelt Oerfegt, bem Drängen noch Slbfchoffung
biefer geiertage nodhjugeben unb Die ©läubigen bon bem
©ebote, fte ju halten unb ju heiligen, ju entblnben. Daß
blefeS gefi beS h- JohonneS früher ein gebotener gelertag
roor, fonnfl bu nodh borauS f^ließen, boß an biefem Doge
ein ^^forrhochomt geholten unb am oorhergehenben Sonntage
ongefünbigt toirb.

Hot benn ein fo ongemelbeteS ^forrhodhomt aQjeit
bie Sebeutung, boß eS bie Grinnerung an einen gebotenen
geiertog fein fod, ber fpäter elnge^ongen ift?

21. Joroohl. Der '^Jforrer etner jeben '^3farre ifl näm=
lieh oerpfllehtet, on oOen Sonn= unb geiertogen für ble
lebenben unb oerftorbenen Singehörigen feiner '^Jforre boS hl-
ÜJJeßopfer borjubringen. Diefe Pflicht ifl nod) ouSbrüdli^er
Grflärung beS hl- apoflollfdhen StuhleS oudh an ben geier=
tagen für ihn beflehen geblieben, bie jegt olS obgefdhofft gelten
unb jur 2lnhörung ber h- ^-l^effe ni^t mehr berpfllditeu.
Die Grirtnerung an jene gelertoge hot fleh unter betn dhrift=
lldhen Solfe gerobe boburch erholten, boß biefe Dage im
©otteShonfe noch 'u feflllcher SJelfe begangen roerben. So
oft bu obfommen fonnfl, berfäume eS nicht, oudh beinerfeitS
jur geier jener Doge etrooS beijutrogen burch anbäd)tlge
Dheilnohme am ©efonge beS oorgefd)riebenen Hochamtes!

Sinb außer bent Umflonbe, boß blefeS geft früher
gebotener geiertog roor, ou^ nod) anbere GIgenthüuilichfelten
übrig, bie oermuthen laffen, boß eS einen hohen 9Iong unter
ben geflen bcS KirdhenjohreS einnahm ?

Sl. 2lflerbtngS, unb biefe jeigen, boß cS ben haften
geflen beigejählt rolirbe: eS roltb eingeleitet burd) eine SIgllie,
für roelche bu aueh ouf ben 23. Juni eine eigene TOeffe berjcldhuct
finbeft, unb eS roltb acht Doge hinburch "gefeiert, fo boß feine
geler etfl mit bem 1. Juli jum 3lbfchluß fommt.

S. Der Dctooe bicfcS gefleS bin idh mir nie recht be«
roußt geroorben; benn idh erinnere mich nidht, boß idh jemolS
om 1. Juli ble ÏÜÏeffe oom h- JohonneS bem Däufer mlt=
gefungen höbe. 2Qie mag boS gefommen fein?

Sl. DoS Ift jebenfallS boburch gefommen, boß bu nur
on Sonn» unb gelertagen an bem feierlichen Klrd)engcfange
pflegfl ïheil Ju nehmen, gällt ober ber l. Juli getobe auf
einen Sonntag, fo roirb bie ÏÜJeffe, toelche bem Octobtog beS
hl. JohonneS eigen Ifl, burd) ble iUJcffe oerbrängt, rocld)e boS
für ben 1. Sonntag im Juli oorgefd)tlebene geft oom fofti
boren Slute unfereS Herrn ouSjei^net. Der Dctobe beS hl.
Johannes roirfl bu bid) olsbonn nur burd) bte Commemo-
ratio 8. Joauuis Baptistae beroußt, roelche ber SeSper
elnjufügen ifl.

S. Jn biefem Johre fäßt boS ©eburtSfefl beS heiligen
Johannes tnit bem grohnleld)nam6fefle jufammen. Serben
nun beibe gefie roltfll^ auf benfelben Jog gefeiert?

21. ßroel fo bebeutungSoolle gefte roerben niemols mit=
einanber ju einer geler oerelnigt. gollcn fie auf benfelben
Dag, fo tnuß boS nlcbtigere bem höheren roeldhen. Dorum
roltb in biefem Jahre boS gefi beS hl- J^onneS ouf ben
folgenben ïog, ben 25. Juni oerfehoben. ^i'int SIgllie, bie
olSboun tnit bem hohen grohnleldhuamSfefle jufommenfällt,
fonn In biefem golle gor nidjt jur ©eltung fommen, unb ber
legte Dag feiner Dctooe Ifl, roie fonfi, bet 1. Juli. GS ifl


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ifl

burdh bte firdhUdhen Befiimtnungen fo georbnet, baß ein gefi
fo oiel Sage oon feiner Dctaoe oerUert, alä
oon feiner
nrfprüngtichen ©teüe fortgerüdft roirb.

5)n madhtefï aber oorver barauf aufmerffam, baß
biefeS gefl beS ht- Johannes btS in bie frühejten ^fahrhwnberte
beS GhriftenthumS hinaufreiche, unb baß eS ju beu *höthften
geften beS ^trdjeujahreS gerechnet roerbe; mie fommt eS nun,
baß eS bor bem grohnteidhnamSfefie, loetcheS boch erft oiel
fpäter eingeführt morben ijl, jurüdtjtehen muß?

21. Dafür liegt ein boppelter ©runb üor. DaS grohn=
teidhnamSfeft ifl, mie bu roeißt, ein geft beS ^errn; baS
©eburtSfefl beS ht- Johannes gehört aber ju ben geften ber
^eiligen, ^ft biefeS nun auch ber hiJchften Ätlaffe ber gefttage
jugeroiefen, fo hat boch feneS, melcheS auch in bie Steihe ber
höchften gefte gehört, eben baburdh, baß eS ein geft beS §errn
ift, einen bebeutungSüoQen SSorjug, unb biefeS ift ber erfte
©runb, marum baS grohnleid)namSfeft bem gefte beS heit-
^ohanneS üorgeht. Den anberen ©runb, melcher eben fo
entfdheibenb inS ©eroidht fäQt, finbeft bu, loenn bu an bie
äußere geier benfft, roomit febeS biefer gefie nodh jefet be^
gongen roirb.

©eitbem boS geft beS h- ^ohonneS aufgehört h^t,
ein gebotener geiertag ju fein, mirb eS oußerholb ber Jïirche
höchfteuS nodh in irgenb einem gomiUenfreife olS DiamenStog
begangen, bagegen fommt boS grohnleidhnomSfeft, eben loeit
e§ ein gebotener geiertag ift, ouch noch außen hin in feiner
gonjen Bebeutung olS echt fothoUfcheS geft jur ©eltung.
^iuch trägt bie feierliche ^^ßrojeffion, roeldhe fi^ on biefeS geft
fnüpft, nicht wenig boju bei, feine geier ju heben unb in bie
Deffentlid)feit ju üerpflonjjn. gebe ju, baß btefeS michtig
genug ift, um biefem gefte ben Borjug einjuräumeu. DoS
geft beS h- Johannes fonn hier um fo leichter jurücftreten,
meil eS üon gor feinem Ginfluffe auf boS öf]entli^e Seben ift

ÏI. BJer bie angegebenen ©rünbe üerftänbig in Betradht
jieht, bem fann eS eben fo menig jmeifelhoft fein, toie bir,
boß bie ^lir^e hier eine buichouS ri^tige unb fo^gemäße
ïlnorbnung getroffen hat. Damit aber oltdh bem gefte beS
h- Johannes feine gaitje BJürbe, bie ihm namentlich oudh
loegeu feineS hohen 'SllterS jufotnmt, geroahrt merbe, ift be=
ftimmt morben, boß eS feinem anbern gefte, olS nur' bem h-
<2afromentStage feine ©teile objutreten brauche., unb boß eS
in biefem goOe gleich om folgenben Soge gefeiert toerben fod.

6. 3Bor ber 24. ^uni ouch fdhon in früheren ^ahr--
hunberten ber Sog, an melchem biefeS geft beS h- ^fo^anneS
gefeiert rourbe?

21. DoS ift gor nidht ju bejrodfeln; benn ber h- ?lugu=
jtinuS loeift fdhon, in richtiger BJürbigung biefeS SageS, borauf
hin, boß er in bie ßeit falle, roo bie Soge toieber ongefongen
haben objunehmen, uub boß er fo bie Söorte beä 1). Boï=
läuferS üeronfdhauliche: „Gr muß madhfen, idh aber obnehmett."
2ßenn bu nun baneben beu 25. December, on roeldhem boS
©eburtSfef^t unfereS GrlöferS gefeiert loirb, in'S 2luge foffeft,
fo fonn bir nidht entgehen, boß er in bie 3eit föllt, mo bte
Soge mieber eben begonnen hoben, länger ju roerben. Damit
tft boS Bilb üon bem 2lbnehmen beS h- Johannes unb bem
BJodhfen unfereS §eitonbeS in ber fchönften BJeife berbotl=
ftönbigt.

3fi benn mohl anjunehmen, boß bie ßtrdhe biefe
Soge fo geroählt habe, um feuen 2luSfpruch beS h- Johannes
ju beronfchoulidhen ?

21. Diefe groge ift nidht gerabe leicht ju beontmorten.

2Benn ft^ aber bie tirche biefer Sbftdht nidht gleich beroußt
geroefen fein foUte, fo fdhauen lüir um fo florer boS BJoUen
beS göttlidhen ©eifteS in ber ßirdhe, ber felbft baS onfcheinenb
©eriugfügige fo lenft unb leitet, boß eS höheren unb ge=
heimnißoollen ßroedfen bienen muß, bie bem ©dharffinn ber
ÜJ?enfchen entgangen finb.

©. 2öorauf beruht eS, boß man bie Benennung ber
Söne in ber Sonleiter mit bem BeSperhhntnuS bon biefem
gefte beS h- Johannes in Berbinbung bringt?

21. Du benfft an bie Bejeichnung ber Söne mit ut, re,
mi, fa, sol, la, si, ut, bie jebem Kirchengänger geläuftg
fiuD, unb beren ©ebrouch ©olmifation genannt roirb, Diefe
Bejeidhnung fdhließt fi^ infofern an ben genannten §hmnuS
ou, olS fte bte ongeführten ©ilben ber erften ©trophe beS-
felben entnimmt, ^dh roiQ bir biefeS flor mochen, inbem i^
biefe ©trophe hierherfelje unb Die iu Betradht fommenben
©ilben burch fetten Drudt herüorhebe:
Ut queant laxis
resonare fibris — Mira gestorum famuU tuorum —
Solve polluti labii reatum — Sanete Joannes. Die
6 erften ©olmifotiouSftlben finbeft bu hier gleidh fertig oor;
bie fiebente, roeldhe erft fpäter in ©ebrouch fom unb si heißt/
ift roohrfcheintich ouS ben beiben legten Wörtern biefer ©trophe
gebilbet, inbem man ihre 2lnfangSbudhftabeu ju einer ©ilbe
üereinigte.

©. SffioS haben nun ober biefe ©ilben tnit ben Sönen
JU thun, bie fie bejeichnen fotlen?

^d) hcffe bir boS baburd) flor madhen jn fönnen,
boß ich eine ü)Jelobie üon jenem §i)mnuS hierherfe^e, toelche
biefeS am beften beleudhtet unb ber urfprünglid)en oudh jeben«
falls näher fleht, olS biejenige, roelche roir je^t in unferm
2lntiphonarium finben.

Ut queant ja-xis rc-so-na-ro ii-bris Mi - ra ge-storuni

fa-mu-li tu - o-rum Sol-vo pol-lu-ti la-bi-i re-a-tum

Sancto lo-an-nos.

Da bu bid) gut genug auf bie ©oltnifalton ücrftehft'
fo fiehft bu fofort ein, boß "hier roirflich ber erfte Son ber
Sonleiter mit ber ©ilbe nt .jufommentrifft, ber jroeite mj'
ber ©Übe re, ber britte mit ber ©ilbe mi, ber üierte m«'
fa, ber fünfte mit sol, ber fedhSte mit la.

©. Die ©od)e ift mir nun flor; aber mie fommt eS,
boß man je^jt höuftg ftoll ber ©ilbe ut bie ©ilbe do ftnbelf

21. GS mirb behauptet, biefe ©ilbe fei ftugborer unb
paffe beffer p ben übrigen ©olmifationSfilben, toeil blefe outv^
mie do, mit einem ajjitlaut beginnen, ^[ch fonit mich
biefer UJeuerting, bie In Stallen aufgefommen ^u fein fch«'"';
nicht befreunben, unb holte mld) an ber urfprüngtichcn
nennung, jumol, ba burch bie ©ilbe ut ©elegenheit S^^boten
ift, auch ben Soul u ju üben, ber fonft ouS biefer Sonret?«
üerfchroinben loürbe.


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ifl

(ErhIaruu0 ber fanrctantfrijen fitauci.

V.

Mater Christi, ora pro uobis. SWnttcc gljrifti, Iiitt' für iui§!

SDfarta ^at burdh Giuwirïung be§ h^ïigen ®elfte§ ber
menfchUd)en 9tatur jefu Ghrifti, ber
@Dtt üou ©wigfett her
raar, ba§ Dafein gegeben. Derjenige, ben fie gebar, loar
©Ott; er fah unS ähnlidh unb er nannte a)?aria feine 5ü?utter.

Mater diviuae gratiac, ora SDJuttcr bcr göttlichen ©nalie,
pro nobis. liitt' für nuS!

Diefc Slnrufung läßt eine hoppelte 3lu§legung ju. (gin=
mal fönnen mir unter „ber göttlid)en ©nabe" jefuS ShrifiuS
felbjt oerfiehen; beun èr ift bic ©nabe, bie ©ott über bie
grbe auSgegoffcn hat, bie „©.abc, meldhe allen 3J?cnfdhen
erfchienen ift". (Dit. 2, 11.) 5Diutter ber göttlichen
©nabe mürbe bannfooiel heißen al§: üJïutter bc§ §cilanbc§,
meld)er für uu§ eine uncrfdhöppidhc Quelle ber ©nabe unb
bcê göttlidhen 5Ü5ohlmollenä i|t. —

Ü)?an fann bie Slnrufung aber audh fo fcrftehen, baß
fie baê auêbrüdfe, maê ber ©rjengcl ©abriet einft im
oncrhochllcn 2luftrage ju ihr fprach: 6ei gegrüßt, bu bifl
ooll ber ©nabe! (Suf. 1, 28.) (Sê miïrben bann bic
göttlidhe ©nabcn gemeint fein, momit SDfaria pcrfönlid) in
fo überaus reichem Waaße oom §errn auSgcflattet mar.

Mater purissiina, ora pro 3)u rcinftc üliuttcr, bitt' für
nobis. uns!

9lichtS ocrmo^te bie erhabene 9ïeinhcit ber allcrfeligfleu
jungfrau ju trüben: mcbcr bic ®cbred)cn bcS mcnfd)l"i(hcn
SeibeS ober bie ©djmadhheit beS SBiClenS, noch ber Slngriff
ber .Höde. Die Vorfchuug madite barübcr, baß ihr Seib mie
ihre ©eele eine engelglctchc Sieinhcit bemahrtcn.

Mater castissima, ora pro 2>u fcnfdjcftc SDÏuttcr, üitt' für
nobis. nnS!

Der geneigte Scfcr überfehe nicht, mie üiclcr SluSbrüdfe
bic Jiirche fid) bcbicut, um bic cnglifdhc ilicinheit ÏÜJaria'S ju
feiern. Sic hat fic jungfrau bcr jungfraucn ge=
nannt, bann bic rein fte ÜJiutter, bonn bie fenfd)ef}e
IVntter. DorouS lößt ft^ erfehen, boß gerobe bic tcnf^heit
cine ihrer fd)i}u|tcu Dugenben mor; eine' ïugcub, bic jebcr
aus unS burd) SBochfan'ifcit unb ©ebet mit Hülfe ber ©nobe
JU crlongen bcflrcbt fein foU.

Mater iiiTiolata, ora pro 2)u |unnfrüulld)c SDMittcr, bltt'
uobis. für unS!

Durch ein Sunber ber göttlid)en Siamodht mor a)Joria
iugleich jungfrau unb ÜJluttcr. Sic brad)te bcn -Herrn bcr
^elt, ber unter unS alS unfer Heilonb crfdjicnen ift, jur
®elt, ohne boS ©cringfte i?on ihrer mofcDofcn jungfräulich»
'eit JU oerlieren. DoS 'tfl eitte Sohrheit, bie bie ttrd)c burch
Qlle johrhunberte gegloubt uub ouSgcfprochen hat-
^ater intcnicrata, ora pro 2)n uulicflctftc Ü)Juttcr, liitt' für
uobis. uuS!

Sie aiJario t)or bcm SBcrbcrben ber ©rbfünbe beioohrt
Qebliebcu ift, fo lourbe auch bemohrt tjor bcm Verberben
^er troufhciten uub bcr Vermefung, bie beibe eitte
Solge ber ©rbfünbe finb. Sie fle «"it i^«»" ^^hne ge--
litten hotte, fo murbe fle auch mit ihm im Hi'"'nel oer^
^errlid)t mit Seib unb Seele. DoS ift eine fromme aiieinung
ber JHrche, bie mir mit ben Sorten befennen: Du un--
^efledte Sautter, httt' für unS!

Mater amabilis, ora pro S)u lieficttSttürbige SMuttcr, bitt'
uobis. für uttsr

Sie ift bie geliebte Dodhter beS hitntulif^en VoterS, bie
geliebte 9Jîutter beS göttlidhen SohneS, bic erforne Sraut
beS hl- ©eifteS. Sie ift überaus liebenSmürbig ober oudh in
bcn Slugen otter 5D?enfchcn, bie in ihrer SDîuttcrfchaft bcn
Slnfong ihres Heils erfannt haben. Seit fte in jenen fchredt=
lidhen Stunben unter bem freuje unS olS ihre SdhmerienS=
finber glcidhfatn geboren, ift He unobläfftg für unS thätig
om îh^one ber ©nobe unb ©rbormung. jn ber Shot, mer
ift nächft ihretn Sohne unferer Siebe toürbigcr olS 3Korio?

Mater admiral)ilis, ora pro Su loitubcrbctrc SWuttcr, bitt'
uobis. für uns !

Sie ift eine lounbcrbore 5Dhitter burdh ^ie Slrt unb
ffîeife, mic fte 9)?uttcr gemorben ift, b. h. burdh bie ©ins
mirfung beS hl- ©eifteS. Sic ift ferner munberbor burd)
ihren Sohn : oHe Sunber, bie mir in jhm oerchren, merfen
einen herrlidhen ©lonj auf Seine hl- 2)iutter jutücf.

Sie ift bie tounberbore -Hiuttcr aber oudh beßholb, toeil
fie in bemunberungSmürbigfler Söeife ben ^pidhten ber
ü)ïutterf^oft fidh unterjog. Sie betete ihren ©ohn in bcr
trippe on unb ertrug toillig bie Slrmuth, in meldher er ges
boren toerben toollte. Selbft bei ben h^rteften "ißrüfungen
blieb fte bic bemüthige „3)Jagb beS Henn"
bis jur Hi^pe
beS tolooricnbcrgcS, too fie helbcntnüthig ihr müttcrlidheS
aJJitlcibeu mit betn SciDcn ihrcS göttli^cn SohneS oercint
betn hiiutnlifd)en Voter jutn Opfer barbrad)tc.

Mater Creatoris, ora pro 2)u SDJuttcr bcS Sd;öpferS, bitt»
nobis. für unSl

Derjenige, ber oor ÜD^orio toor olS Sdhi5pfer, ber fte
felber gefdhoffen hatte, tourbe, ohne oufjuhören Schöpfcr ju
fein, toon ïlJorio als bcr ©rlöfer geboren, inbem er attS ihr
unfere ^îolur onnohtn. Uttb mic' jur ©rflärung uttb ©c^
flätigung beffen fügen toir fogleich

Mater Salvatoris, ora pro 5)u îDiiittcr bcô GrlöfcrS, bitt'
nobis. für unöt

Der Sohn ©otteS ift „boS Sort, burch «eld)cS SlOcS
gctnocht ift, tooS bo gcmod)t ift." (joh. 1, 3.; Slbcr er
fam tticht als Schöpfer, fottbcru olS ©rlöfer ju unS. jnbctn
mir boher fogen „'Uiutter bc« ©rlöfcrS", erinnern toir
unS, boß fic bei bcm großen ©eheimniffe bcr ©rlöfung beffen
oorjüglichflcS Serfjcug murbe; eine um fo größere ©hre,
meil fiî mit einem Scrfe oerbunben ifi, beffen Sirfungen
fich auf oflc 3eiten erflrecfcn.

3djöuru.

Die Iji. (öedi'uli über U\\ Cöefauö.

(gortfcftuug.)

beginnen toir tnit betn furjett, Ichrreidhen topitel, boS
bic llcbcrfdjtift trägt: „Son ber Sirfung ber guten ÜJlcinung
im ^folmmgcfong" (III. Such, 2-1. Sfupitcl): „Sährenb fte
otn gefie eincS Heiligen bie firdhlidhen Dogjciten jum Sobe
©OtteS unb jenes Heiligen recht oubä^tig ju fingen fud)te,
fdhienen olle Sorte, melche fie fong, toie eine f^arfe Sonje
ouS ihrem .Herjen iu boS ^erj jefu ©hT^iPi ßorpbringen,
boSfelbe bis in'S jnnerftc ju burdhbohren unb ju einer füßcn
greube ju erregen. Vom obern ©nbe ber Sonje gingen
©trohlen ouS toie heflfchitnmernbc Sterne; biefe gelongten ju


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ifl

ben einjetnen lietltgen unb gierten fte mit neuer |)errlichfett.
^JJomentlid) fc^ien ber §eilige, beffen geft gefeiert murbe, burd^
befonberS herrlichen ©toriengtanj erfreut, bom untern ®nbe
ober quollen Dropfen nieber, meldde ben fiebenben ©noben
unb ben ormen (Seelen im gegfeuer Grquidtung brodhten."

Die §eilige foh olfo, mie im ©efong boS ©ebet be§
^erjenS emporfteigt ju ©ott, mie ein ®efcho§, boS mit i8li§e§=
fchneUe feinem 3iele jueilt. ©obolb eS jum göttlichen §erjen
gelongt, erregt eS in ihm unenbliche greube; ouch ode ^eiligen
empfinben boburdh eine geiftige Sonne. DoS ifl bte Sirfung
beS firdhlidhen ©efongeS im §immel. '3lber jebe ®obe, bie
mir olS Dribnt unferer ^flidht ©ott toeihen, fehrt mit hunbert=
faltigem ©egen tnieber ouf unS juriidE; baS ifl boS tounber^
bore ©efe§ ber göttlidhen ©tite; auf folche Seife folleu mir
unfere 3lbhöngigfeit ton unferem ©chöpfer unb §errn befennen.

Seil mir felbft nidhtS haben, fo gibt er, moS mir ihm
meihen fönnen, mir bringen eS bar unb erholten bie ©obe
mit göttlidhem ©egen bereichert jurüdf. @S ifi fo mit bem
hl. Öpfer, JU bejfen 3lureole ober glonjttoCen Ümrohmung
ber liturgifche ©efong gehort. Sin menig brob unb Sein
legen mir ouf ben ïïitor; ber liebe |)eilanb mocht borouS ein
unouSfpredhlicheS ©eheimniß, boS mir opfern, baS ober fogleidh
mit füßem ©egen in unfer §erj jurüdffchrt bei ber h^- èom^
munion. Der liturgifdhe ©efong ift mit bem feierlidhen Opfer
unjertrennlich tjerbunben; er fteigt mit ihm ouf, mirb im
heiligflen §erjen geobelt unb fehrt nun jur ®rbe juritdf, föOt
mie linbernber Dhou auf bie leibenbe unb flreitenbe Kirihe.

Sie boS hl. IDJeßopfer für bie gonje Kirche borgebro^t
mirb unb ber gonjen Kirche ©egen bringt, fo audh ber litnr^
gif^e ©efong. Der rechte ©änger nimmt olfo ^ntheil om
'jjriefterthum, gemäß bem berühmten Sorte beS hï- ?lpofielS
petrus; er hot eine erhabene ©leßung, er mirft tnit im
fegenbringenben ©ebet ber Kirdhe für oKe ihre Kinber.

Sie" rein muß mohl ber ü)Zunb fein, ber fol^e Sorte
ftngen borf! Selche '•ßfltdhten legt biefer bem priefletlidhen
amtc fo noheflehenbe Dienfl bem ©änger auf! Seidht gefchieht
eS, boß ber ©änger boS redete ßiet ganj verfehlt, fo eS gor
nidht erreichen miä I Senn er on ber ©^önheit beS ©efongeS
ftdh ergoßt, ohne on beffen hohen Bined! ju benfen, fo richtet
er fein ©efdhoß auf eine ©eifenblofe, unb tüer ftngt, treil er
feine fchöne ©timme hören loffen mid, ber fe^jt fidh felber für
einige 3eit on beS lieben §errgotteS ©teÜe; ben Gimmel
betrügt er um bie fdhulbige ©hre unb bie Kirdhe um ben
ermarteten ©egen.

Sir müffen olfo boS ©efchoß, b. h- unferen ©efang mit
Klorheit unb ruhigem beboet ouf ©otteS 6hre allein rieten,
unb eS bonn mit aöer Kraft obfenben, b. h- ftngen mit oller
Jnbrunfi beS §erjenS, bomit bie Sorte, bte tief ouS unferem
§erjen fommen, tief in boS göttlidhe §erj einbringen.

•Jioch ein onberer 3ug ift in biefer bifton heroorjuheben.
3u ollen ^eiligen brongen bie freubeerregenben, flernegleidhen
gunfen, ober in gonj befonberer Seife jum ^eiligen, beffen
geft mon feierte. Unfer ormeS ©ebet mirb im göttli^en
§erjen »erflärt, unb fo haben mir ein herrliches 2Jïittel, roeit
über unfere Kröfte ben lieben ©chu(?patronen on ihren geflm
JU banfen, unb oudh mieber, fte roirffam onjuflehen.

?ln obige Vifton fdhließt ftch bie Belehrung on, meldhe
bie ^eilige einflmolS om gefle ber heiligflen Dreifoltigfeit
emppng (III. 41): 3llS fie boS 9J?atutin mit großer ?lnbadht
gebetet hatte, begann fte bei ftch ju überlegen, ob fte mohl
bur^^ irgenb eine DJodhläfftgfeit eS ftch jugejogen habe, boß
fte nidht fo hohe ©eijleSerleuihtungen empfongen habe.

qemöhnlidh gefdhoh, menn fie fo onbädhlig betete, mie in biefem
SDîatutin. Darüber morb fte oon ©oft olfo belehrt: „9îodh
bem Unheil meiner ©eredhtigfeit hafl bu ber ©üßigfeit geifl=
licher Erleuchtung entbehrt, roeil bu bem ©igenroillen no^=
gegeben unb an bem Sohlfloug eineS fdhönen ©efongeS bidh
menfdhlicherroeife ergö^t hofi; boch ift bein Sohn gemehrt roorben,
meil bu je^t bie Ünftrengnng ber beguemlithfeit Porgejogen
hofî."

Diefe ©teile hat Piele ?lehnlichfeit mit ber ouS ben
©elbfibefenntniffen beS h^- SluguflinuS. ©ie ifi mohl geeignet,
jenen, meldhe fidh ber greube beS ©ingenS ju fehr hingeben
unb borin fchmelgen mödhten, ju erfchrecfen. ©in foldher
©chreden ifl ober heilfam. Sir bürfen unS geroiß ber ©dhön^
heit unfereS liturgifdhen ©efongeS freuen; bofür hat jo ©ott
ben ßouber ber töne gefchoffen. Diefe ©chönheit ifl bo, um
jur ©dhönheit ©otteS ju führen, unb ber ©efong ber hl. Siturgie
ifi nur ein fchmocheS ßdho beS üiel herrlidheren ©efongeS,
ben mir im Rimmel in enblofer greube ©ott borbringen
merben; unb nicht umfonft iji fdhon biefeS ©cho fo fdhön.
Seit über toufenb Jahre ftnb eS, boß ber ht- ©eift fte bem
großen ^apfle ©regor eingab, unb boß bie §erjen ber Ghriflen
ftd) boron erheben; oud) toir bürfen unb folleu unS boron
erfreuen — ober in ber redhten Seife. Senn biefe ©dhön=
heit uns nidht ju ©ott führt, fo tjerfehlt fte ihren ßroecf;
roenn bie ©eele im liturgifdhen ©efang ftdh nidht mit t3er=
mehrter ©^roungfroft ouff^roingt, fonbern im 3leij ber
2lfforbe unb SJîelobten, im Vergnügen ju ftngen gefongen
bleibt, fo mißbraud)en wir bie ©obe ©otteS; benn ber ©efong
ifl »ie bie Seiler, roelche ber ht- ^otriorch Jofob gen §immel
reidhen foh. Do foH man nicht flehen bleiben unb bie ©tufen
betradhten, otS märe boS ihr einjiger 3<oedf. (5S gibt ober
ouch ouSerroählte heilige ©eelen, bie folcher aJMttel meift nicht
mehr bebürfen. ©ott miO nicht, boß fie ben meiten Seg, mie
mir, mo^en. ©ie bebürfen nicht beS ©efongeS, auf boß ihre
©eele mit Siebe unb ©dhroung ©ott jueile, er jieht fte un^
mittelbar on fi^; fie finb itn "Slnfonge beS ©ebeteS f^ou bei
ihm mit ber Jnbrunfl ber Slnbodht unb ber ©luth t'er Siebe,
bie ?lnbere mit uieler SDÎûhe in fi^ ju erioedCen flreben. Senn
eine folche ©ecle bem 9îuf nidht eilig folgt, roenn fie jögert,
fich èn überroinben, ben SiHen beS ^eilonbeS ju ergreifen
unb ttänbelnb oud) nttr eine ïDhnute bei bem üerbleibt, moS
bem ÜJJenf^en notürliche greube modht, fo ift baS ein großer
gehler, ben ©ott ftrenge flroft. ©o f^eint eS ber großen ht.
©ertrub ergangen ju fein.

Sir ober fönnen borouS einen gingerjeig entnehmen,
njoher eS mohl {ommen tnog, boß ber hl- ©efong unS monchmol
fo fchroer onfommt; eS i|t üiel 3Küh' unb '".plag' unb feine
greube bobei, unb ebenfoioenig f^eint ein ïliujjen borouS ju
erroothfen. ©ott läßt unS tjielleicht einen fdhon pergeffenen
gehler büßen, unb in ber büße unfern Sehn termehren.

^tußubnuijcu.

XVI. Ucbuuljcu iu ber VII. (mijolijbifdjeii) tirdjcutonart.

Flnalo ift sol, Douiiuauto ift ro, Ambitus ift sol-sol.


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Septem sunt spi-ri-tus an-te thronuni Do -i') Di - xit

Dominus Do-mi-no mo-o: Se-do a doxtris me-is.

As-per-ges me. Ky - - ri-o .0 - - lei- son.

Glo - ri-a in excelsis Do - 0. Sanc - tus, sanc - tus

imzimzb:

Puor na - tus est no - bis. Ilo-san-na fi-li-o Da-vid.

Vi-ri Ga - li - lao - i. Ec-ce pa-nis an-go-lo-rum.

XVll. Ucbuiigeu in ber Vlli, (l)i)pomii-oli)Mfd)cii)
:ßirdjciitonart.

Finaio ip sol, Pominante ift ut, Ambitus ift ro-ro.

Oc-to sunt bo - a- ti - tu-di - nos.°) Di-xit Do-mi-nus

Do-mi-no mo-o: So-do a doxtris mo-is. Vi - di

a - quam. Ky - ri-o 0 - lei - - - son.

Glo- ri-a in ox - cel-sis Do - 0. San - - ctus

San - - tus. Ad to lo-va-vi. Spi-ri-tus

Do - mi - ni. Vo-ni cro - a-tor Spi-ri-tus. Lauda

Si-on Salvatorcm. Is-to sanctus. I - sto-rum ost o-nim.

Mcrfrijickuc0»

SJfOjart helle ciuft in einer großen ©efetlfd^aft einige
Dheite ans feiner ueueften Gompofltion, einer „feierlichen 3J?effe",
aufführen laffen, bte aUfeitig Semunberung unb hl- Segeifte«
rung ermedtten. Gin ^IJroteftcint theille jebod) biefe ©emunberung
unb Söegeifterung nid)t, fonbern fagte fall unb etmaS fpöttifd):
„Jd) fann nicht begreifen, toie Jemanb fo ungeheure Kräfte
on fo frud)tlofe Subjefte oergeuben fonn!" aJiojort fd)üttclte
ben Kopf uttb entgegnete freunblichfl: „„Jh^ aufgeflärten
^roteftonten, bie ihr eitre {Religion nur im Kopfe, nid)t ober
ouch im Herjen habt, oerficht bo3 nicht. Sei unS Kotholifen
ijt bo3 etmoS onberS. Sh^ fï^^ït

') (Sieben nnl> ber (yeifter oor bent Xh^one OiotteS.

') S. i. ad)t finb ber ©cliflfcitcn.

toill: „Agnus Dei, qui tollis peccata raundi! Dona
nobis pacem! gomm ©otteS, bo§ bu hinioegnimmft
bte ©ünben ber 2ßelt! ©ib un§ grieben!" unb ber=
gleid)en. Slber toenn man üon frühefter Kinbheit on, tote ich,
in ba§ tm})lifd)e Heiligthum ber {Religion eingeführt ift, menn
man mit feinen brängenben ©efühlen ben ©otteSbienft ob=
loortcte, unb leid)t unb" froh in ©ott ihn ocrlteß; toenn mon
biejenigen glüdlich prie§, bie unter bem rührenben „Agnus
Dei" hininieten unb bie hl. Kommunion empfingen, unb
beim ©enuß berfelben bie äRuftf in fonfter greube au6 bem
Herjen ber Knieenben fprodh: „Benedictus qui venit in
nomine Domini! ©ebenebelt fei, ber bo fommt itn
2)famen beS Hei^n!" bonn ifi eö onberS. 2Benn man
bie taufenbtnal gehi5vten Sorte bann nod)malS oufnimmt, fie
in 2)iufif
JU fegen, bonn fommt boS SllleS toieber unb fleht
oor einem, unb bemegt unb heiligt unb begeiftert bie ©eele,
fte fdhmingt ftd) himmelan!""

tUJojart'ö 9licicuncincötiiii5 fftv 9)lttfil. Kaum
oicrjehn Jahre olt fudhte ÜWojart mit feinem Soter bie
„ctoige ©tabt" auf, nach ber er fich fd)on longc gefehnt
hotte. ^^3apft GlemenS XIV. (©angonctli) toor bem Sunber^
fnoben gcioogcn unb ließ ihn mehrmals in feinen ©emächern
fpielen. ®ie Dfterjeit mar oor ber Dhür. Sater unb ©ohn
hotten oiel bon ber fliUen Sod}e oud) in Setreff ber Kirdhen=
muftf, nomentlidh oon bem unftcrblid)en 3}Jeifiermerfe Slntonio
Slßegri'S, bem jmetdhörigen Ü)Jifcrerc, erjählen hören, meldheS
in iebetn Jahre nur bann üorgetrogen toirb. 9inn bat
Solfgong SlmobeuS in feiner Unbefangenheit ben Kirchenfürftcu
um eine 2lbfd)rift. „DaS fann nid)t" fein, mein ©ohn," toar
bie freuublid
)c Slntwort: „biefe Serfe gehören nid)t mir,
fonbern ber Kirdhe." gefaßt ging nun ber Knabe iu

bte einjigc '}3robe, mcldie ftottfaub, höitc mit gri3ßter Sluf=
mcrffamfcit, eilte heim «nb fd}rleb boS Serf nieber. ßur
öffeutlidien Aufführung nahm er feine Hanbfd)rift mit, füllte,
gleidhfam nad) bem ©ehiJr, bie Süden auS, ücrbeffcrte jnand)en
©ang ber iüJittelfiimmcn, unb befaß nun boS unfterbli^e Serf
ganj loie cS fomponirt ift, auf bem '•^Japiere unb mar ehrlid)
genug, eS bem ^liapflc in ilbfdhrift ju jeigen. „Stein/'
fpraci) biefer läd)elttb, jooS Du felbfi baoongetrogen, toid
idh Dir nid)t nehmen." Sir räumen ein, boß" bie ©trophen
beS llHferere einanber fehr ähnlich finb, tooS felbflüerftänbliih
betn ©ebächtniß beS auftncrffam Soufd)enben großen Sortheil
getoähitc. SlnbrerfeitS ift cS ober oudh Dhatfad)c, boß bieS
^uffaffen im ©cbäd)tnlß burd) ben cigenthümlid)en, oon
mobcrncr ÜRupf gonj obtocichcnbcn ©ong ber S)littelfiimmen
fehr erfd)iocrt toirb.

^iojort ließ fpäter mehrcr; Sefonnte eine Slbfdhrift
nehmen. Sind) noch Seipjtg gelangte eine foldhe Gople, no^
ber Jahre long üon ©d)ülern ber ''f3folm getoöhnlidh om
grünen Donnerfioge in ber Kirche ouSgcführt tourbe. «IS
jüäter ber Gnglänber Surnch boS Serf nodh einer Gopie beS
DrigiuolG, ble er tnit 9Kcht ober tnit Unre^t erlangt ha^e,
herausgab: bo ftellte fidh herouS, boß oudh nicht eine Siote
onberS olS bei SDJojort toor.

(SiU ?lu§I)hUftCfdjtlÖ. Gin Jnfirumentenmachcr.
meld)er hölserne SloSinfirumente üerfertigte, ha'te folgcnbeS
SluShängefd)ilb:

„SjluPfolifchcr, blofcnber, höljcrncr Jnprumemcnmachcr."


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Ê

Iffiessen füi* Mannerchor.

ßcniarbH 3of., Op. 23. Missa in üon. beatae 3Iarie vlrginis, für

4 ft üJiönnerchor. ^art. 1.60, (Stimmen u 25 ^fg.

bcra Urtheile bcê Sïcfcrentcn be§ Cöcilicnüerein^^Äataloge» (Sïr. 724) eine
ber beften ber im Sataloge aufgenommenen TOanitcrdhor^üKeffen.

Hckcs irr., Op. 10. Missa iii lioii. S. Ambrosil, für 4 ft. SOÏönnerchor
(ohne Credo), ^art. ÏÏJÏ. 1.20., compl. ©timmen 40 ^f.

®ie ^JJeffe ift mit großer ©eroanbtheit gef^rieben, babci leicbt ausführbar roürbig
unb roohlttingenb. Slu^ für fcbroöcberc ßööre ju empfehlen.

„ Op. 13. Misssa in hon. S Joannis Bvansjelistae (Ohne Credo)
für 3 ajïannerftimmen ^art. SOÏ. 1,00 compl. ©timmen 40 ^fg.
gr. <£4mibt (d.^SS.'S. 9?r. 466) fchreibt über btefe 3Kcffe: „®icfc für einfädle
Ghoroerhäftniffc gef^ricbene 3J?efie öerbient roegen ihrer fchönen 9lrbeit, ihrer inürbigen
fblen .^altung bie Slufnahme in ba§ ü{epcrtoir auch größerer ßhöre
2C.

tOiltbcrgcr ^ug,. Op 3. Missa in Iion. s. Aagastini für 4ft. SKännerdhor
^reiê ^art. 1.60, compt. ©timmen 60 ^fg.
„ Op. 15. Missa in hon. s. Aloysii, für 2 gleiche ©timmen. ^reis
^ort. 2 3JÏ., compl. ©timmen h 80 ^fg.

®ie „9t. SBtltbcrgcr'f(hen Sompofitionen" finb fo ollgemein befannt unb befiebt,
bnjj fic einer befonberen ©mpfeblung nidjt bebürfen.

Sluf ®unfc^ fenben toir uorftc^cnb ocrjeic^uctc Wcffcn. gerne jur 9lnfid)t

il(6ert ^acoH & go. itt Jlar^e«.

golitpoftttouen Doii Jos, Bernards.

Scniûrbê, 3of., Op. 26. ^avmOttittinftÇttïC jugleich auch als Borfchnle für

baâ Drgetfpicl. «ßrciä ÏJÎart 1,20.

— Op. 27. ^vÇoïuttflCtt om ^ovmotttum. Slusmahl leichter unb beliebter
3Solfêroeifcn, Dpcrnmclobien 2c. ^jJreiS ïïîart 1.20.

— Siltßftöcl. Dîadh ber ©olmifationS-aHethobe für bie §anb beS
fd)üler§ bearbeitet. $rei§ 30 ^fg.

®ie früheren Gompofitionen üon Seruûrbô: 30" Crgelftlicfe — 27 Drgelftûcfe
— 6 gunen — 59 Drgelpritlubieu — Missa in honorem "beatae Mariae Virginis
für 4 3Kännerftimmen — (Scfangmcthobe für bic 2ehrer nu 93oU3fchulen — gehören
no^ bem Urtheile hcrüorragenber gochleute unb ber greffe jn beu beften Grjcug«
niffen ber betr. ßitcraturjrocigc.

ma^tn, muvt Sûcoiii & G:o.

3u haben bei ?(l6crt ^acolii & tfp.

iu 9lncl)en:

IDaijnfff, ökfauflfr^ttlc 2. ,t)cft 50 ^f.
M 9Kcf)C 2 1.50 „

aV ^n ^arthien billiger .^O


3ttr ^erdjnmg bes l)ciltgctt

Sn unferem Berlage crfcf)ien:
P. §ant>tcr, ®ireftor ber priefter bom heiligen 5tntlit5e,

St^mefter 9)lax\a uom fjcUifieit

unb ba5 Söerf ber (Süfjue.

Slutorirtrle Ueberfefeung. — X. uub 96 Seiten — ^rciS 40 ^fg.
gerner t)on bemfelben ®crfaffer:

Der goüfclige Dupout

unb bte Dere|)rttn9 bes l)etligett :ÄntHi3C0.

50 m

muvt SacoBi & tu Wadjcat.

I

Servite Domino in laetitia!

(ßcfang- (ßcltctlmd)

junncl)ft für

pïjcrc Mjrauftaïtctt

herausgegeben uon
^tttV ©ttttt.

profite ;Ä.ufltt0e
be(orflt uon

^iüßoß jfucmcrs,

©tjmnaftal'CSefonaleljret u. Eom»Drflanifl iit KaS)tn
Wit fircl)licl)cr (Genehmigung.
$reiö: brofd). Wf. 1,20, geb. m. 1,50.

ißcvlan tion ^(Dcvt Varolii &
in dachen.


SBerantroortlidier 9lebafteut 33. 6d)önen in Dberbilf. — 2)rucf itttb SSerlog Don îllbert jacobi & (So. in Slawen.

-ocr page 59-

frußitft 1886.

8.

für fiafÇofif(f;e ^xxijcnfixnç^cï.

®rfltiö=^cilnöc 311m „®rcfn)riuô=S3Iatt", Drgau für laii)ol\\^t tird)cnmurit

„Sorge, baß bn mit beut Çcrjcu gtaubft wa6 bu mit bem SOÎntibe fingfl, unb in SBerten
bet^ätigft, »aS bu mit bem ^erjen gtaubfl." Eoncil in CEatt]|ago b, Q. 398.

:Auf Mmä i^immclfaljrt

©eh' in ©einem ®ta6 ich Mühen,
Dem oertoffenen, Silien rein,
©eh' i^ bort~bie 9?ofen glühen,
Wutter! aus ber Siebe ®etn!

2)?i)chr id&, bofj folch' tronjgcminbe
Senchtenb meine ©eele fchmücft,
Daf? beim'©d)eibenjnir, bem titibe,
Siebenber bein Singe blicft.

©eh' ich Dich M'm H'mmel fd[)tDeben,
a)?utter! in ber ©ngel Ghor:
SiebeSgüithen fehnenb ftrcben
SluS beS tinbeS ^erj empor.

Sinf jutn Himmel tnöd)t' ich jieheit;
2Bo Du firahlft int ®lorienfchcin,
IJZiJchte Oon ber ©rbe fliehen,
Ü)?utter! utn bei Dir ju fein.

©eh' ich in l'eu fel'gen Hallen
Di(h tjou Deinem ©ohn gefrönt.
Höre id) beu jubel fd
)ancn
Der aus ©ngelmunb ertönt:
Denf ich, bafj Du eine trone
9)Hr bereitef}, herrlich fchön.
Daß ich einfl ait Deinem Dh^one
Dorf lobprelfenb bei Dir jleh'n.*)

P. piffj'S. ,T. (t 1870.)

L

t), •) jn betn ®ebid)te ber oorigen 9hnnnicr ift ein finn>
7cnbcr ®rudfehtcrji'bnrd)gefd)Iüpit: 3eile 3 niufi c3 heificn
""'Unbcrlicblid)" ftatt „lounberlid)".

tei SSerftiinbniffc ber 1. Strophe be« oorftehenben ®cbtrf)te^

Sharon erinnert," bnfr," nad) ber iiegenbe ba§ Wrab ber afler.

jungfrau'om britten Sage und) ihrer 3}eftattnng
rennet tourbe: ber heilige üeid)nam lonr nidjt jn finben; nur
(,i
Sciiuünnb, toorin er gebünt geioefen, war ju iehen, nnb ein
i^'nlifd)er12Sohlgcrud) erfüHte bie ©rabftätte (ttgt. jahrgang
Seite" G5 biefer 3eitfd)r.) S>. Sieb.

Die Ucbuuij im Cljowl ift uotljiueubig,
aber aud) löljucub.

S^ini 2. ®nboi§, SSienr in 9îatf) bei Grfelenj.

jn ber 3eit oon 590—G04 noch Gh^iPi ©eburt regierte
©regor 1., ber (Sroße, bic iîtrche tSiotteS auf (Srben.
Diefer 1)1- 3}îanu hat überaus oiel ©uteS gethan, tooS ich
hier nicht einjelu erjählen fonn. ^JJur borouf toiK id) h'n=
toeifen, boß er bie bis bohin jerflreuten firdjlidhen ©efänge ju
einem einheitlidjen ©onjen fommelte, toeldhcS nod) ihm „ber
gregoriauifd)e ©horolgefang" genannt tourbe unb ouch ieftl
noch fo genannt toirb. Diefer ©efang ifi heute toie bor 1000
jähren "ber eigentlidje ©efong ber tird)e unb toirb eS bleiben
bis jutn ©nbe"ber Seiten; biefen ©efang müffen toir bcmnodi
als treue nnb gehorfotne tinber ber 1)1. römifd):fathDlif(heu
tird)e lieben unö pflegen; für biefen einfadhen, erhabenen unb
erhebenben ©efang mödjte id) beShalb einen großen ©ifer iu
bir. mein lieber ©horfönger, ioad)rufen ober ben uorhonbenen
nod) oermehren, toenn bu fd)ou eifrig ©horol übeH uub fingeft.
ßtibiefem Bioccfe loiH id) mich aufd)ließen on „Saufieinc" ^Jir. VI.
(fiche ©rcgoriuSbote 1886 3fr, 7 ©. 50), loo fd)Dn ouf bic
yjothmcnbigfcit ber Hebung itn ©hovalgefougc hingctoicfen toirb,
unb nun ouSeinanberfeljeu, toie nothmenbig, ober oud) toie
lohncnb bic Uebung im ©horolgcfaugc ift,

„Der gregorionifchc ©horolgcfang ift icnc 3lrt Oon tirchen=
mufif, tucld)e bic goujc fatho'lifd)c lOpfcr= ttnb ©cbetSfcicr
umfaßt unb ftd) einftimmig iu tnclobifd) ocrbunbencu Hû"pt=
tönen, ohne genau obgemeffencS ßeitmoaß, im 9U)i)thmuS(=§lnffe)
bcr ©prod)e"fortbeiocgt" (-Hobcrl: magister clioralis, ©eite 1).
Die Uebung in biefem ©efonge ift

I. nothmenbig.

SBorutn? SOScil biefer ©efong oon bcr tird)c
Oorgefd)rteben ift. ©3 ift oUbcfanut, boß bic ftird)e bei
betn "oon ihr felbfi ongcorbnctcn liturgifd)eu ©otteSbienftc,
alfo itn Hodjomte, in ber VcSpcr unb ©oinplct, foioie bei oieleu
anberen ©clegcnheitcn, ben cinfîintmigcn ©horolgcfang ouS=
brüdlid)
ODrgc"fd)riebeu, bcn ©efong iu ber îaubc5fprod)c" ebenfo
ouSbrücfltd) Ocrboten unb beu mehrftimmigen fird)lid)cu
tunftgefong — bcr unfird)lidjc tunftgefang ift oon oornc
herein" oon' bcr tird)e au8gefd)loffeu — nur für fcftlidjc ©c=
legenheilen gefiottet hol," Üutui3glid) fann ich hiev olle jene
©rloffc unb ©ntfdjcibungcn aufführen, meld)c bcn grcgorionifdjcti
©horolgcfang olS ben '©efong bcr tirdjc bejcidhncu unb be=


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58

fehlen. 1) 3I5et et ne (Steife auS bem legten Kölner ^roütn:
jtal'Goncil toom Ja^re 1860 mtü idh bod) anführen. Jm
20. Kapitel be§ 2. Sheite^ 122 f. fogt e§ anSbrüdlich:
„^Jîidht leicht mirb einer e§ in ?If)rebe fteüen, baß jener uralte
©efang, ber unter bem 9îamen ,ber gregorianifdhe Choral'
un§ überlommen ift, ber ed^t liri^lidie (Sefang ift unb als
Ouelle jeglid)en Kir^engefangeS üon feinem anberen (©efange)
Derbrängt metben borf . . . beShalb toerorbnen unb befehlen
mir, büß jener gregorianifdhe ©efong toolljlänbig in fein (ererbtes)
9îe^t miebereingefe^t unb mehr unb mehr gepflegt »erbe."
®oS ift flor gefprodhen. Der ©horolgefong, ber burdh bie
Ungunfi ber Seiten unb burdh 5lufhebung ber Klöfter am
Slnfange biefeS Jahrhunberté toielfod) gor fehr in bergeffenheit
unb Verfall gerothen
ijl, foü — fo min eS boS -IJrotoinjiat
Soncil — miebereingeführt unb beSholb mit forglidher Siebe
immer mehr gepflegt »erben. Sllfo müffen mir, »enn »ir
gehorfome Kinber unferer SîJîutter, ber hl- römifdtj^fotholifchen
Kirdhe, fein »ollen, ben Ehorolgefong grünblidh unb onbouernb
üben unb unS biefer Slrbeit gerne unb freubig unterziehen.
Deshalb toerpflichten unS oud) bie (So^ungen beS ollgemeinen
Göcilien^VereineS für oHe Sänber beutfdh'er Bunge an erfter
(Stelle jur eifrigen 'pflege beS GhorolgefongeS. „Damit ber
ßmedf beS Vereines," h^lt in biefen ©Ölungen, „bie litur=
gifdhe unb firdhlidhe SKuftf no^ bem ©eifte ber Kirche unb
ben genaueft einjuhaltenbe;i firdhlidhen ©efeljen ju förbern,
erreidht »erbe, »irb ftdh ber Verein angelegen fein loffen:
boß ber 1. gregorionifdhe ©efong ober ©horai überall gepflegt
merbe," u. f. m. Der Gäcilien'Verein räumt olfo, gonj im
©eifle ber fotholifdhen Kirche, unter ben toerfdhiebenen 2('ufgoben,
bie er ftdh gefteUt hat, bem einftimmigen ßhoralgcfauge Dor
bem mehrftimmigen firdhlidhen Kunflgefange unb üor bem
beutfdhen VolîSllebe bie erfte ©teÜe ein; baS ift eine ernfie
ajîohnung für unS, benfelben nun oudh mit Gifer unb Siebe
unb SluSbouer ju pflegen.

SSorum hat ober bie Kirdhe gerabe ben gregorianifd)en
Ghoroï
als ben eigentlidh liturgifdhen ©efong toorgefd)rieben?
Die Sïntitoort ouf biefe groge ergibt ftch leidht ouS bem
ben nodh ber 3lbftdht ber Kirdhe jeber Kirdhengefong hat unb
hoben foü. Unb bo fage ich: S)CV (JljOVü! âUcUt ermög=
Hdhtitttmcr unb nDcrûK einen bem3»edEe beS Kird)en=
gefongeS entfpredhenben ©efang. Der 3»ed beS
KirdhengefongeS befiehl nämlidh t»" weitem ni^t borin, oKe
Jahre etlidhe 2)îale hier unb bo in einer Kirdhe einen feftüdhen
©OtteSbienft mit fünftlerifdhen ©efongeSleiftungen ju halten
ober in einem firdhli^en Concerte GrftauiüidicS "in berKirdhcn=
muftf
JU Doge ju förbern. DoS ift nicht BwedC, fonbern nur
ein onregenbeS SÜÏittel jum 3wecfe. Der eigentli^e3>üedt
beS KirdhengefongeS ift üielmehr unb einjig bie Ghre
©DtteS unb'bie Grbauung ber ©läubigen. Doju foH
ber firdhlidhe ©efong bienen unb jmor immer unb überoll,
mo nur in einer fotholifdhen Kirche ober Kapelle gefungen mirb.

') 28er fich borüber genauer unterrichten loitl, ber lefe nur
nad), »a§ bic aügemeinen unb befonberen Kird)enoerfamntIungeu
unb bic liturgifchen
a3ud)cr ber Kirdjc (Missale, Breviarium,
Directorium cliori, Rituale, Pontificale, Caeremoniale Episco-
porum) über ben liturgifchen ©efang bcrid)ten. ®ehr ctuten 5tuf=
fd)IuB geben auch 2 fleine <£d)rift(heu, cineS tJon gr. SBitt:
„©eftatten bie liturgifdjen ©efe^e beim .'^odiamte beutfch ju ftngen?"
(bei Ruftet in 9?eflenäburg erfdiiencii) uub eines tion ?(. S). S^enf:
„Stellung unb $flid)t beS Älerud gecjenübcr ber Kirct)inmufit"
(bei ber SiSohlaemuth'f^cn Suchbruderei in SSojen in Xirol
crf^fenen.)
(£S »äre »eit gefehlt ju fagen, bieS fönne man mohl üom
©efange großer Kirdhen unb Klöfter, ober nid)t toon bem ber
Sonbfirdhen toerlongen. 9îein, nidht bloß ber ©efang großer
Dotr.firchen, fonbern ber ©efong oller Kird)en, and) ber
fleinjlen Dorffirdhe, foK mit bem (èefong ber feiigen §immelS=
beiDohner ein= unb benfelben breimol heiligen ©ott Der herr-
lichen unb foH boS ©innen unb Drad)ten beS toerfammelten
VolfeS toon ber Grbe jum §immet erheben; foü eS bie 9Ue=
brigfeit beS Jrbifdhen toerochten unb bie (Erhabenheit beS @ölt=
lidhen erfehnen lehren, foK eS, mit einem îBorte gefagt, erbauen.

2Bie ift nun biefer herrlidhe 3»eä beS fatholifchen Kirchen=
gefongeS am
leid)teften immer unb uberoll ju ermög;
liehen, ju üentoirflid)en? VieQeidht burch ben
beutfd)en
VolfSgefang? Iber
junäd)fi ifl ber beutfche VolfSgefang,
fo bere^tigt er oudh
bei ber füllen 9}Zeffe, bei ben toerfd)tes
benen häuSlidhen unb fir^lid)en Slnbadhten unb bei ben 2Batl=
fahrten beS dhriftlichen VolfeS ift, bodh für ben fireng litur=
gifd)en, b. h- üon ber Siturgie ber Kir^e üorgefchriebenen
©OtteSbienfi, j.^33. im ^odhomte, in ber liturgifchen VeSper
unb Complet, gonj befiimmt unterfagt; »ir hätten bem noch
in biefem »id)tigften ©otteSbienfte gor feinen ©efong —
ba ber ©efong in ber SonbeSfprodhe bobei ni^t beredhtigt ift —,
unb
bod) foii bobei nach bem Silien ber Ktrd)e gefungen
»erben! Unb boüon
oud) gonj obgefehen, ift eS benn fo leicht
ju erreidhen, baß boS gefammte Volt fd^ön, b. h- „rafd)
bemegt, auSbrudfSDoll, mit ridbtiger Betonung"
finge? Ober finbet fidh biefeS jn einem loürbigen VolfSgefange
(Srforberlidhe
üieneid)t üon felbft? Ja, »enn jebeS (3d)reien
unb nodh ©dhlimmereS olS ©dhreien oudh fchon echter, »ahrer
VolfSgefang märe ! Slber ein
fold)er iDirb nur herjuftellen fein
burdh jahrelange unouSgefe^te Uebung oKer bever, bic
mitftngen foQen ober »otlen, olfo beS gonjen VolfeS. So
ift eine
fDld)e Uebung möglich, ido finbet fte ftatt? Der
fogenonnte VolfSgefang
fonn bemnod)}, ben hohen 3mcdt beS
KirchengefangeS, nämliih ©ott ju üerherrlidhen nnb bie ©läu=
bigen ju erbauen, fidher nicht am lei^teften, ficher nidbt immer
unb ÜberaU toermirfli^en.

ïïber üiet(eid)t fann bieS ber mehrftimmige firchlidje
Kunflgefong? Jch loiH nid)t leugnen, boß j. "b. im Dom
ju Köln, jn 'ïUïünfler, ju Slad)en unb onbermärtS,
ido baju
bie nötbigen Kräfte fich üorftnben, bieS gefchehen fonn. Slter
»ie üieie 3eit unb 9Jülhe foflet eS audh ba nod), etmaS Vor^
jüglidheS für bie gefttoge ju ©tonbe ju bringen ! Unb »oS
hoben lüir bann in biefen Domfirdhen für olle jene Doge,
olfo für ben größten Dheil beS JahreS, »o mehrftimmiger
firdhlidjer Kunftgefang nid)t aufgeführt »erben fonn? Uub »o
bleiben erfi oUe bie anberen Kirnen unb Kapellen in beu
©täbten unb namentlid) auf beut Sonbe, »o nodh feltener ober
gor nie eiu mehrflimmigcr firdhlidher Kunflgefong mögltd) ip?
.§ier fehlt eS an ©ängern, bort on einem fähigen Dirigenten ;
auf bem Sonbe nicht feiten an beiben.

©0 hätten mir bie trofllofeftcn Bnftänbe, nJenn ber
einftimmige gregorianifd)e (Shorolgefong nicht bo
märe. DoS ift ber 9îetter in ber 9foth. Denn bie meiflen
©dhmierigfeiten, meldhe bie ^erfiellung eineS guten VolfSgefongeS
unb auch beS mehrflimmigen fird)lidhen KunftgefangeS ju
überminben hat, fallen beim einftimmigen gregorionifdhen
ehorolgefonge weg. §ier brauet nidht boS ganje Volf geübt
JU »erben, »ie beim (beutf^en) VolfSgefonge; hier ifl nidht
eine SluSmoht ouSerlefener ©timmen nöthig, mie beim mehr=

SEBitt: „(öeftatten bie liturgtfdjen (iJcfctc u. f. m." S. 24.


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59

pimmtgen ïtrd^Kdhen KunPgeîange; ^iet genügen wenige?gute
©timmen, menn'S fein müßte, eine etnjtge — unb bie werben
bei gutem SiQen au^ in ber ïleinften '^farreljn finben fein
— um würbig eer SJÎûjeftât unfereS ®otteS unb btenlicb ber
Erbauung beS SolfeS ju ftngen. Denn baS ift baS Eigen=
artige beS EboratS, baß er für große unb fleine E^ijre, für
©tabt unb Sanb in gteitber 2öeife paffenb ift, baß er ebenfo
gut, ja ooEfomtnen oon 1—2 als auc^ Oon 80 ©timtnen
fann oorgetragen werben.

Jegt ip es flar, warum bie fatholifd^e^KircbeJ unb in
i^rem ®eipe ber allgemeine Eäcilten=Sereln für alle Sauber
beutfcber ßunge ben einPimmigen gregorianifcben Ghoralgefang
obenan pellen, ©ie tl}un eS beS^alb, loeil er ber einjige
itnmer unb überall mijglidhe ©efang ip, ber ben ßioecf
beS KirtbengefangeS, nämlicb ©ott jn ehren unb baS gläubige
Solf in Slnbacht ju erheben, am leichtepen erreichen fann
uub wirtlich erreii^t, loenn er geübt wirb. grctlt(h üben tnuß
jeber," ber Ghoral in etwa f^ijn uttb erbaulich ftngen wiH.
Denn fein ÜJfeiPer ip geboren worben; wer eS toerben wiH,
tnuß — bei afler Einlage — eben Peißig üben. Sie follte
jemanb, ber nicht eintnal ein einfache? SolfSlieb ohne Uebung
toirffam Oortragen fann, bie himmlifchen 2Jîelobieen beS GhoraleS
ohne Uebung richtig erfapen uttb oortragen fi5nnen? Senn
ich barum fagte, bie Pete Uebung im Ghorale fei nothwenbig,
fo fürchte id) nicht, baß bieS jemanb leugnen toerbe, loenu er
erwägt, baß 1) ber einPimmige gregorianifche Ghoralgefang
als ber eigentliche ©efang ber Kirche oon biefer prenge oor«
gefd)rieben unb bie -IJpege beSfelben barum au^ Oom 6äcilien=
Serein oor aOem anberen unS bringenb an'S ^erj gelegt wirb;
unb baß 2) biefer Choral allein eS ip, ber einen toürbigen
unb jtoerfentfprechenben Kirdjengefang immer unb überall,
an jebem Dage uttb aud) in ber ärnipen
Sanbfir^e ertnöglid)t.

Darum, mein lieber Kird)cnfänger, übe Peißig nnb be=
harrlid) biefen herrltd)en ©efang! Du'thuP bamit fein fd)lcchtcS
Serf. Jd) toeiß freilid) fehr toohl, baß oiele oon einem
afchgranen, langweiligen, tobten Choräle reben, einem Choräle,
ber ble §erjen falt läßt unb bie Seute attS ber Kirche treiben
fönnte; unb pe mögen rcd)t hoben, loenn pe bamit jeneS
Serrbllb meinen, too bet Choral honbtoetfSmäßtg (ja no^
toeniget toie ho"bwerfSmäßig, benn ein i2)anbioct"fet bemüht
pd) bodh, feine Ktmbfdjaft mit feiltet 3lrbelt jufrieben ju
Pellen) bon ungeübten unb unanbäd)ligen ©ängern hetabgeleiert
ober herabgefchtleen toirb. — Sine ©dhanbe ip eS, baß fo
etioaS Int .^anfe ©otteS oorfmumt. — Slber baS ift aud) nidht
bet Choral im ©eipe bet Kirihe, fonbern^jenet beflagenSwerthe
Choral, toie et oon ©ängern auS Unanbad)t unb Unfenntniß
OerunPaltet ioirb;^unb ber ©runb beS UebelS liegt nidht im
Chorole, fonbetn int f(hled)ten Sotttage beSfelben.

(gortfegung folgt.)

^ituv9tfri)c ^(utcvl)nltuu0cn.

?t. Srunö, 5l}ifar in (Silenborf.
(gorifegung.)

Sei bet oorigen Unterhaltung hai't bu mich auf einen
çtjmnuS oom ^efte beS h- JohonneS oufmetffom gemad)l,
ber für bie Ghotfänget befonbere Sebeutung hat, well er tiiit
bet ©olmifotion in enger Serblnbung peht; bieSmol loiü Ich
bidh an einen Hh^nuS ober bielmehr on einen Sobgefong —
Canticum — erinnern, ber pdh nodh enget an bie ©eburt
beS h- Johannes onfdhließt unb für Chorfänger nidht mlnber
wid)tig ip. Jdh meine ben Sobgefong, toeldhen BadhortoS, olS
feine ßunge toieber gelöp toar, oom h- ©elfte erfüllt, an=
ftimmte, um foiooht feiner greube übet bie ©eburt beS SDr=
läuferS SluSbtud ju geben, olS auch, loeipogcnb bie
©nabencriueifungen ber göttlidjcn Sormherjtgfeit ju preifen.

©. jd oerpehe bid) f^on. Du meinft ben Sobgefong,
welcher mit ben Sorten beginnt; Benedictus Dominus
Deus Israel unb ua^ Slrt beS Magnificat gefungen ju
werben ppegt. Er trägt bie Ueberfchrift: Canticum Zachariae
unb wetjt pd) baburd) fd)on ols Sobgefang beS ßadhorioS ouS.
Eo lounbert midh, boß er unter ben firdhltdhen ©cfongftüden
feine fefte ©teile hat, fonbern nur hie unb bo einmol jur
Setwenbung fommt.

21. SegtereS toürbeft bu nidht behaupten, wenn bu ber=
ppidhtet loäreft, bte fltd)ltdhen Dogjeiten ihrem gonjen Umfange
nod) JU beten; bu roürbep olSbonn tolffcn, baß biefeS Bene-
dictus feine fefte ©teile in ben Landes hat.

©. 'Jd) weiß ntd)t, tooS idh ""ter Laudes ju ber=
pehen habe; eS ip mit nur befannt, boß bei Seetbigungen
bem feietlid)en §ochamte oudh Landes boronjugehen ppegett,
bie hauptfächlid) In ber 2l6pngung bepimmter ';|3falmen be=
Pehen. ©inb bie Landes, oon benen bu fpridhP,
etwas
SlnbeteS ?

Sl. Etwas SlnbctcS gerobe nidht; ober pe haben bodh
nod) elnjelne Dheile, iDcld)e pd) In ben Landes, ble jutn
îobtenofpciunt gehören, nidht finben. Landes' bebeutet fo
oiel als Sobpreifungen. Sic bic SeSper bie Sepimtnung hat,
eine Sobpreifung ©olteS an jebem Slbenbe ju fein, fo follen ble
Landes ein Sob ©otteS am frühen Dîorgen fein. Die
Laudes pnb borum auch i" ih^er gonjen Sluorbnung ber
SeSper gleich, ©ic beginnen in berfelben Seife; haben, wie
bieje, füiif Slntiphonen,' benen pd) fünf '^Jfolmcn onfdhlicßen,
laffen barauf baS .Kapitel folgen, bringen einen .phinmiS, loic
ble SeSper unb leiten nad) bem SerS boS Benedictus burdh
eine eigene Slntiphon ein, wie cS bei bet SeSper für boS
Magnificat gcfd)iehf. 2lud) ber fernere 2lbfchluß ber Landes
ip gonj fo, wie bei ber SeSper.

" ©. GS toäre alfo boS Benedictus für bie Landes
baS, was baS Magnificat für bic SeSper ip.

Sl. ©aiij unb gor. GS wirb barum auch, wenn bic
Landes gefungen werben, gefänglich in ähnlid)et Seife, toie
baS Magnificat behonbclt: bet fcictlid)e Anfang bcS 1.
SerfcS fommt nämlicl) oud) allen übrigen Scrfen ju. Slndj
In ben Laudes, wcldje bu bei Seid)cnbcgängniPen gehört
hop, witp bu benJjSobgcfong „Benedictus" "nld}t ocrmißt
haben.

©. ©0 olel idh weiß, ppegt et bei benfelben immer
gefungen ju werben. Jd) habe ihn ober oudh fdhon bei
anbeten fcierlld)en ©clcgenheiten pngen hören, wie namentli^
bei '•^3rojcfpDnen.njSleVerflärt"fid)^oaSV

21. DoS crflärt pd) junächp barouS, boß er ein unüber=
trefpid) herrlid)er Sobgefang ip, bcu ber h- ®eip felbp bem
ßodhatiaS auf bic Sippen legte ; bann ober oudh borouS, boß
ble borin ou6gefptod)enen ©ebanfen für alle ßeiten ihre oollc
©eltung haben unb barum eben fo wohl eine Sobpreifung
©OtteS "in unferem ïï^unbeïfeinifönncn, wie fte eS itn Dhtnbe
bcS ßachatiaSjtoarcn. _Stc wir nun baS Magnificat nld)t
auf ben SeSplrgcfang 'befd)ränfen, fonbern audh l}äupg bei
onberen ©elcgenheiten jut Sobpreifung ©otteS benugen, fo


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taffen toit audh außerhalb ber Laudes häufig ba§ Bene-
dictus erfdhaHen, um Oott für feine ©nabenericeifungen Sob
unb Danf ju fagen. Du haft nun im ?aufe unferer Unter-
haltungen brei Cantica — Sobgefänge — fennen gelernt,
bte in ben firchtiifien Sagjeiten fich tägtich mteberholen unb
fo fortfUngen merben bl§ an§ ®nbe ber 2öett. Söel^e
ftnb baâ?

Canticum beatae Mariae virginis — ber
Sobgefang ber aUerfeligften Jungfrau 2)îaria, metcher feine
èteÜe in ber BeSper hat; Canticum Zacbariae — ber
Süobgefang be§ ßa^ariaS, metd^er ben Landes jugeiciefen tft ;
Canticum Simeonis — ber Sobgefang beS frommen
•Simeon, toeteer mit ben SBorten „Eunc dimittis servum
tuum Domine" anhebt unb ber Somplet angehört.

21. 3ch jmeifte nid^t baran, baß bu bir ein Budh jur
§anb nehmen mirft, morin bu biefe Cantica überfe^jt unb
erftört ftnbe^; fie finb fo reidh an ^n^alt, fo fchön an gorm,
fo erbautidh in ihren ©ebanfen, baß ein fir(hticher ©h^ïfanger
auf eine genauere Befanntfchaft mit benfelben nicht oer=
jidhten barf.

2Benben mir unS nun bem anberen gefte beS h- S^^anneS
JU, meldheS unS bie geier ftineS DobeS begehen läßt. @S
heißt in ber ^îirdhenfpra^e : Decollatio s. Joannis Bap-
tistae — (Snthauptung beS h- S^hanneS beS läuferS. ^dh
habe fdhon neulich ben Dag angegeben, an melchem eS be=
gongen mirb, unb beine Erinnerungen ouS oubertoeitigem
Unterridht reiben febenfallS meit genug, um mir ju fogen,
toeldhe Begebenheit biefem gefte ju ©runbe liegt.

<S. DoS gejl Decollatio s. Joannis Baptistae mirb
am 29. 2lugufl gefeiert. Bîenn Decollatio mit (Snthanptung
JU überfeinen ijl,"fo meift biefeS aßort fchon oon felbft barauf
hin, boß ber h- So^anneS feines natürlichen, fonbern eitteS
gemoltfamen DobeS geftorben ift. Sein §aupt fiel burd)
§enferS §anb. Die Beraulaffung ju biefer graufigen Dhat
toor ein geflmohl, melcheS .^perobeS ben ©roßen feineS 9îeicheS
an feinem ©eburtStoge g.ib. Bei biefer ©elegenheit ermarb
fidh bte Dodhter ber groufomen .^erobioS burdh ben îîeij ihrer
Dönje boS befonbere iffiohlgefallen beS Königs unb erhielt üou
ihm bie etblidhe 3wfitherung, baß er ihr jebe Bitte, mie um=
foffenb fie au(^ fein möge, gemöhren looHe. 2luf ben 9îath
feiner SDîutter hin begehrte boS a)iäbchen baS .§aupt beS h-
^ohonneS. ©o tourbe benn biefer §eilige, melcher megen
einer freiinüthigen Strofprebigt an ^erobeS fi^on im ©efäng=
niffe log, enthauptet.

21. fehe, boß bu mit ber DobeSgefchidite beS heit-
3(0hûnne§ mohl befonnt bift, unb borum auch boS geft,
tneldheS unS hier befchäftigt, ridjlig ju mürbigeu meißt; ift eS
bir oudh mohl jum Beioußtfein gefommen, boß ber h- ^o^anneS
ein aJZorthrer beS allen BunbeS i[t?

Daran habe id) nodh ni(ht gebadht: bie 9îichtigfeit
biefer Dhotfoche fonn id) ober nicht in ßifeifel jiehen, menn
idh bebenfe, boß bie
'f3erfDn beS h- ^o^anneS, toie nohe er
oudh GhriftuS ftonb, bod) nodh bem alten Bunbe ongehört;
boß er, mie bu neulidh fogteft, boS alte Seftament in feiner
'Perfon barfteUt; baß fein Dob bem Dobe beS GrlöferS ber
3eit nadh boronging. 2lnbererfeitS ift mir oudh mohl befonnt,
boß ber erfte dhriftli^e
a)?arti)rer ber h- StephonuS geroefen
ifl. muß mir borum bie groge erlauben, ob bie fatho=
lifdhe Kirdhe überhaupt fein Bebenfen trägt, oud) ben tor=
dhriftlid)en ü)ïarti)rern bie Ghren chriftlicher gefte jujuer=
fennen ?

21. BîoS junädhft ben h- Johannes angeht, fo fonn unS
bie geter feineS SJiartertobeS nidht auffollenb feinj nodhbem
fdhon fein ©eburtSfeft unter bie dhriftli^en gefte mar aufge=
nommen loorben. ©taub nichts im Sßege, feinen Gintritt inS
Seben feftlicb ju begehen, fo fonnte aud) fein |)inberniß bor^
liegen, feineu Eingang auSXbiefemJSebenJju einem['gefte ju
erheben, ©ein Dob mar ja nur ber loürbige 2lbfchfuß feineS
heiligen, ltugenbreidheu|2ebenS. nun|fdhon ber^Dob ber
^eiligen ,foftbar in ben 2lugen ©otteS, unb unferer geier
roürbig, bann um|fo mehr ber|"3J?artt)rertob ber ^eiligen.
Gin 9J?arnpr ober toor ber h- Johannes; benn fein Sßort,
baS er, eifernb für ©otteS ©efeg oerfünbete, trug ihm bie
geffeln beS ©efängniffeS unb balb barouf baS ©chmert beS
§enterS ein.^'2lud)|bie übrigen Oordhriftlichen iDJarthrer ftnb
oon ben Ghren nicht ouSgef^loffen, burdh roelche bie Kird)e
ben §elbenmuth unb bie Berbienfte ber dhriftlidhen 5Ufartt)rer
anjuerfennen unb inS Sid)t ju ftellen pflegt. DoS jeigt inS^
befonbere baS geft ber madhobäifdhen lUJarthrer, roeldheS am
1. 2luguft gefeiert roirb. 2Bie bie Kirche in biefem '^Junfte
benft, geht heroor ouS einer Sefuug, roeldhe oom h- ©regor
üon Sfojianj herrührt unb eine ©teile in ben fird)lichen Dog=
jeiten biefeS gefteS gefunben hat. Diefe Sefung lautet:
„§eute roirb boS geft ber 2Jfodhabäet gefeiert. Obglei^ fte
bei oielen nid)t in Ghre flehen, toeil ihr Kampf nicht in bie
3eit na^ GhriftuS fiel, fo ftnb fie bennodh roürbig, üon oHeu
geehrt ju roerben, meil fie fich tapfer uub ftoubhoft gejeigt
haben für bie oäterlichen ©efe^e unb ©ebräuche. Denn, tooS
mürben biejenigen, meldhe üor Ghrifti Dob bie iJJarter be^
ftanben haben, erft noch. ben Seiben Ghrifti gethon haben,
menn fie in b.>m Sobe beS GrlöferS ein fo nadhahmungS--
mürbigeS Beifpiel oor 2lugen gehabt hätten ? B5ürben
fie, bie eine fo große Sugenb befaßen, nicht burd) ein
folcheS Beifpiel ermuntert, fid) um fo tapferer im Kampfe
enoiefen haben? ^a, fogor etrooS ©eheimnißooöeS unb Ber=
borgeneS fcheint mir unb oHen, bie ©ott lieben, loahrfcheittlich,
boß nämlici) 9fiemanb üon benen, tüel(^e üor ber 2lnfunft
Ghrifti bur^ ben älfortertob geenbigt haben, bieS ohne ben
©lauben ou GhriftuS üermocht'hätte."

©omit glaube idh benn nun beine groge tu befriebigen^
ber fficife beontioortet ju haben uub unfere Unterhaltungen
über beu h- Johannes ben Säufer'abfd)ließcn ju bürfen.

5tc \)l döccti'ub übet: ku (ßcfaug^

•i

(gortfe^ung.)

2lm Borobenbe eineS BîeihnachtSfejteS hatte bie .tieiligc
eine red)t liebliche Bifion (IV. 2.). GS ift in Benebiftiner»
flöfteru ©itte, am Borobenbe ber gefte bie yjomen berjeuigen
funb JU thun, melche am fommenben Soge irgenb ein 2lint
im Ghorbienft haben, fei eS ein Dienft om 2lltar ober baS
©ingen einer Seftion, beS BetfeS, beS ïltle'luia ober beS
©robuole.

„2llS bie Sofel obgelefen mürbe, auf ber bie einjelnen
^Jiomen ftonben, bo fdhien ber §err bie einjelnen '^Jerfouen,
tüeld)e üoU Gifer ju hören toünf^ten, rooS ihnen oufgetrogen
mürbe, fo überouS freunblidh onjufchaueu uub mit Gielgen bcS
Roupies mieber ju grüßen, baß eine menfchtid)e Sunge ^^
nicht
JU erjählen üertnog. Diejenigen ober, tüeldhe trourig
buchten, marum mon nicht auch ihnen DteS ober 3eneS j«
fingen gegeben habe, fdhien er liebfofenb am Kinne ju faffen


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unb fanft ju tvoften. Da fpradh ©evttub jum Henn: „O
§err, menu bte tlofievfamilie lüiißfe, mie Du jene mit Hutb
angejdhaut l)aft, [o loütben biefe fel)r txauvig fein, beren
Dïatnen nii^t getefen loerben." Der Qtxx antioortete: „Ser
itnmer gerne lefen ober fingen loürbe, toenn er tonnte, ben
toilï i^ gleich liebrcich troften uub feinen guten ißillen be=
lohnen, toie ein oollbrad()te§ 2Bexf."

Diefe SSifion gibt unê ein l)evrlid)C!3 SilD oon bem
©laubenêleben in biefem Slofter. Die frommen Sräute
(Shrifti brennen
Oor Verlangen, ba§ Sob ©odeS im Ghore ju
fingen. Seil ba§ hetüfle Sltnt fo nahe mit ©ott iu Ver=
binbnng bringt, glauben' fie, baß auch bie einjelnen Sliiorb^
nungen ba;iu t^on ihm ouygehen uub empfangen ben Sluftrag
mit ©hrfurdht unb Donf, tote auê ®otteS SDfunb.

Der Heilanb felbfi labet mit uuauSfpvechlicher Siebe un3
ein, bei feinem hl- SiebeSgehetmniß ju fingen; ba müffen wir
halt mit greube, in tiefer Demuth gehorchen. Senn e§ bann
f^led)t geht, fo tröflen toir unS, baß loir aKeS, toaS toir
fonnten, gethan; menn e§ gut geht, muffen mir unS fogen,
boß eS bei Seitem nicht fo
auê bem ^erjen fomnit, mie eine
folche ©nobe oerbiente. Der ^err jei^y^ oucb, bcß Slfle
münfchen foHen, fingen ju (önnen, bomit fie biefeS großen
Sohnes nicht oerluflig gehen. Sllle foilen fingen, roenti nicht
mit ber (Stimme, fo bo^ mit bem ^erjen," mit ber guten
ajieinung; fo foilen fie fid) mit beu Säugern oereinigen, bann
ifi bie Kirche bis jum legten 3Jfann ooll Sänger! ans htt"bert
§erjen fleigt ©ne Slnbetung, Gin Sob, Gine Sitte empor nnb
thut betn §tmtncl ©eioolt an.

Die Vifion fchließt mit bcr Verheißung beS §crrn:
„Senn Ginc, bo fie hi^rt, moS ihr jugetbeilt fei, cS gern ju
meiner Verherrlichung oollbriugen mill, unb mich bittet, ihr
jtir mürbigen SluSführung b'eSfclbcn jn helfen, fo toirb
meine .§ulb, fo oft fic bicS thut, mid) toirlfom ju ihr
hin jichcn."

Hiou pflegt nicbt oft boron ju benfen, baß jum guten
litttrgifrf}cn ©efong oud) eine gi3ttlid)c ."pülfc nötig fei. ' Der
§crr ober belehrt'unS burd) b'ic 1)1. ©ertrub, ba'ß ju einem
mürbigen inncrlid)cn Sobgefong wir bie ©nobe beffen wieber
bebürfen, bcm toir fingen.

ju einem onbcrn'topitcl tnit bcm 'ïitel: „Vom Dicnftc
beS g5ttlid)en .^crjcnS" finbet bic glcid)c jbee in ganj wnn=
berborer SlBeife SluSbrucf; wir hoffen, baß fte balb ein Sicb=
lingSgebonfe frommer Sänger tocrben toirb; glcid)ioDhl fd)cuen
toir uns foft, unfer ©eheimniß hier ju oerrat'hcn. Scfanntlid)
toor bie hl- ©ertrub bic .^perolbin beS hi-'iltgflcn vcTjcnS uvib
üerfünbete juerft ben grommen bie greubcnbolfd)aft oom ocr=
borgcnen Schafte, bcr für bic Icfttcn fetten aufbewahrt wirb.
Der ormc gcfollene ajfenfdj hatte uid)tS
©otteS^SürbigeS
mehr; fein ^erj, Oon Scibcnfd)oflcn erfüllt, glid) einer .^a'rfc
mit jcrriffcncn Soiten; ihr entftammteu nur '!U(ißti5nc, gc=
eignet, ben göttlichen ^orn herobjurufcn. SllS ober ©ott oom
.^imincl fom unb eine tncnfd)lid)c ^fatur annahm, einen Seib,
loie toir, ein .^erj, toie toir cS haben, bo loorb bie clcnbc,
menfchliche yfotur auf einmol nncnblith geobelt. SluS biefem
§crjen ftiegen brciunbbreißig johre unaufhörlid) mit icbciu
'liulSfchlogc Slfte unouSfprechlidjcr Siebe jum h>i"iiilifchen
Voter etnpor. GS loor bic mclobifd)e .^arfc, bie, crtlingcnb
unter bem Scheu beS ©eificS bcr Siebe, t)ic feit bem Sünben=
foll erflingeubcn Mißtöne
Oerflutnmcn inod)te, bic jertrümmerte
Ginhcit unb §ormonic bcr Seit toieber in ftd) fammeltc, bie
SDJöngcl erfeftte, bie gehler oeibefferte, bie oerioirrtcn Stimmen
JU einem toonnigcn 3ufatntnenflong oor betn göttlichen Slntlift
einte. Diefcn unouSfpredhlichen ©efang, begonnen auf ber
Grbe, feftt ber §eilanb im .^imntel (Senipervivens ad
iuterpellanduin pro uobis) fort.

Vor ihm oerftummen bie glüh«uben Sicbeöfeufjcr bcr
Seraphim, wie ber geringe Dribut bcr tnenfd)ltd)eu .«pulbigung.

So toarb ber hl- ©ertrub baS göttlid)e §erj gejeigt, olS
eine oor bem Slngcfidht ber ollerhciligflen Drcifaltigfeit füß
etflingenbe 3ither,'alS baS einjige rrganum, b. h- alS baS
jnflrumcnt, beffen Jone allein oon allen .^erjen betn .§öd)ften
gefaßen. Organum ober Orgel wirb cS in ber Offenbarung
wohl auch b'eßhalb genannt, weil in ihm oiele flingcnbe
Stimmeu finb, bie ohne biefe Verbiubung flangloS, loerthloS
tüären.

Sir finb tnit unfcrcm §eilaube oerbunben in ber heil-
Doufc
JU einem lebenbigen Selbe. Daher pammt ber Serth
unferer Serfe. So ift GhriftaS unfer Sd)aft unb unfere
.•goffuting; burd) ihn erlangen wir, woS wir bitten. Dorum
fleht bie" tirche tntnier burd) jefum Gh^'ft"'" Dominum
nostrum, burd) bie hciligfte ïOïcnfd)heit unfereS §errn jefuS
GhrifluS. — Dtcfcu herrli^en Serth, biefe übernatürlid),
Sürbe, haben unfere guten Serie, unfer ©ebet, unfer ©efange
oudh »i-^enn wir nicht on bie Verbinbung tnit Ghrif'tuS benfen.
mk oiel aber wirb bcr Sßerth fteigen, bcr ©lonj fid) oer=
mehren, bcr Segen toad)fcn, wenn wir mit heißen« glchcn
un:: oereinigeu liiit '.nnem, toaS uufer ,s)anpt, unfer _töfilid)ftcS
Sefiftthum," unfer .^ciloub, im Jpitnmcl für unS bittet, ober
menn wir im Scwußtfein, baß unfere ©abc orm unb bürftig
ifi, ihn um §ilfc anrufen, in bcm bcr himutlifche Vater oll
fein SohlgcfaKcn hat.

DoS "hciligfte .^erj ficht mit unS; Ghrif'tuS erhört unS,
et — ©Ott unb llicnfd) jugleid), ein nnauSfpred)lid)eS ©e-
heimniß — ifi olS Hfcnfdh unfer gürfprcchct unb lyiittlcr noch
bcr uncrgrnubtid)cu Siebe fcincS -tierjeuS uttb
als

©Ott unf'cr Grhörcr. So treten bic ticfftcn ^Uh)ftcricn bcS
hl. ©loubcuS felbft für unS ein.

.'jjörcn wir nun bic Grjählung ber hl- ©ertrub (III. 25.):
„SllS fic cinftinolS fid) große jJInhc gab, bic einjelnen i)foten
unb So^te mit Slnbodjt ju fingen unb auS mcnfd)lid)er
Sd)wad;hcit öfter barin gchinbcrt "warb, fproch fte traurig ju
fid): „Sld), iocld)cn ■Ahlften fonn baS Slbmühcn haben, ba ihm
foldhe llnbeßänbtgfcit anhaftet?" Der ."pcrr, bcr ihre Draucr
uid)t ertragen foiinte, ftelltc ihr glcidifam mit feinen eigenen
.pönbcu fein götlüd)cS .'^crj oor unter öcin Silbe einer brcn=
nenbcn Sompc mit bcn SlJortcn: Siehe, mein .«öerj! boS
füßcflc Orgauntn bcr anbetungSwürbigftcu Drcicinigfcit! jhm
follfl bu
silics, was bu Otts bir weniger oollfommcn ocrmogft,
ocrtraucnsoon überlajlcu; unb fo toirb SlllcS tjor meinen
Slugen hiJchft oollfommcn crfd)ctncn. Denn glcid)wie ein treuer
Diener feinem ."pcrrn ju Slllcm nad) Sclicbcn bereit fteht, fo
toirb oon nun au mein ^erj Dir imtner jti Dienflcn fein,
utn alle beine 3iad)läffigtcitcn ju jcbcr Stuubc jtt crgänjcn."
lieber bicfc unerhörte ,'perablaffung bcS ^crrn crf^rodf fic unb
flountc. GS fd)icn ihr burdjous' unpaffcnb, boß baS einjig
hDd)erhabcuc ^crj ihrcS ©ottc3_ fich herablaffc, ihr, bcr fo
^fiebrigen, toie ein Diener bereit ju ftehen.

Der Herr ober fam ihrer Vcrjogthcit h»lbootl entgegen
unb ermuthigtc fic burd) folgcnbeS ©lcid)niß: „©cfeftt, bu
höttcft eine fehr flongoolle uub bicgfomc Stimme unb jubem
eine große greube otn (ijcfaug, unb cS flöitbc jemanb neben
bir, bcr fd)led)t fingt, eine fd)were unb mtßtöuenbe Stimme
hat, fo boß^cr^mitjgroßerpiühe foum GtiooS hevüorbringt;
Würbeft bu ui^t utigeholten fein, wenn er bir troft bcincr


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SBereittütHigfeit nid^t ü6erlte§e, mS er nur mit fo großer
9)iü[)e CoDbringt? ©o fütroa^r h«ref mein göttli^eS ^erj,
baS bie menf(h"tid)e ©throäcbe
unD Unbeftänbigfeit fennt, mit
unbegreifli^em Verlangen, bis bu, roenn nid)t mit Sorten, fo
loci) mit einem Sinfe i^m bie VoÜenbung beffen überläffeft,
ma§ bu allein weniger gut üoübringen fannfi. SD^ein ^erj
fann bieß fe(}r leicht burcb bte Kraft ber ^IQmacht unb meiß
eS aufs befie burch bie unerforfchüche SetS^eit unb begebet
eS mit ber gri5ßten greube in golge ber mir
Don 9iatur
eigenen ®üte."

©iner Erflärung bebarf biefe Einlabung nicht mehr,
einer Aufmunterung au^ nicht. Die heilige ©ertrub ftannte,
obgleidh fie bie größten, unerhörten ©naben ju empfongen
geroöhnt mar; ftaunen oudh mit nach bem ä)?aße unferer Er-
fenntniß beS SunberS, feien mir bantbar! flehen mir Dor
ginne unfereS SobgefongeS jum heiligflen .^erjen: (Domine
In unione etc.) „O göttliches ^erj! in Vereinigung mit
jener göttlidhen 2Jieinung, in ber bu auf Erben boS Opfer
beS SobpreifeS bargebrodht, opfere idh bir nun meinen ©efang.
Erleuchte meinen Verftonb, entflamme mein §ers, boß ich tnit
mit Siirbe, mit Slufmerffamfeit unb Slnbacht bir finge unb
Derbiene erhört ju merben am Dhrone Deiner iUiaieftät.

(©chluß folgt.)

1)1. (^xtpt I, kr (öropc.

(590—604).

Der hl- ©regor ifl unftreitig eine ber großortigflen Er=
fdheinungen in bet ©efchichte ber fath- Kir^e. ©eben mir
Dorob einmal einetn ^^roteftonten baS Sort, um unS
ju überjeugen, welche bewunberung fein Seben unb feine
Dhaten felbfi bei ebelbenfenben ©dhriftfleKern, bie onßerholb
ber Kirche flehen, herüotgerufen ! Der 'J^rDtejiant 2h- ^'au
entwirft folgenbeS bilb Don bem großen 'iiapfie: „ÜJJit einem
Haren, pro'ftifchen betflanbe Derbanb. er ein milücS unb
gütiges §erj, ober ohne ©d)wadhheit: ben hartnäcfigen Ueber •
tretern furchtbar burdh feine unerbittliche ©eredhtigfeit, ben
SReuigen ein nachfichtiger Oberer, feinen greunben ein warmer
greunb, obet boS Sol)l ber Kirche unb bie ©eredhtigfeit höher
ochtenb, als bie greunbfdhoft, unb boher gegen ihre yfach=
läffigfeiten fitenge. Û)îit einer großen Klugheit, bie alle Um--
ftänbe meife berûdtftchtigte unb bie Derfchiebenften Ghoroltere
für einen beftimmten gwecf ju leiten wußte, oereinigte er eine
unerfdhütlerlidhe ©tanbhaftigfeit, bie in bcm olS recht (£t-
fonnten feinen ©(hritt toich, ober ohne Storrfinn. geft=
holtenb on ben Siechten bet Kirche unb bie botrechte beS
opofiolifchen ©tuhleS mit unbeugfomen ©inne bewahtenb,
wollte er für feine ^.ßetfon feine Ehre ; benn fo hoch er Don ,
bet Kirdhe unb bem tömifdhen ©tuhle badhte, fo befdheiben |
urtheilte er übet ftdh fel^Jft — bie Demuth mar ihm bie et= ;
hobenfte unb midhtigfte Dugenb. ES erfüllte ihn''ein uner= ;
müblidhet DhätigfeitSfinn, ber mit gleichem EiferibaS^Sichtigere !
unb baS Unwichtigere beforgte ; bem nid)tS ju groß, nichts ju i
gering für feine beoufftd^tigung erfdhien. Gr war ein roormet i
fjotriot, ber nicht bloS für boS geiflige, fonbern ^an^ Jifür
boS leiblidhe Sohl feinet £anbSleute f'orgte. Sîom Detbonft
feiner ©orgfalt mehr als einmal 9îettung Don äußeren
geinben unb §ülfe in ber Dheuerung. ' — ©eine ^läne .
moren großartig, bie aJMttel ju ihrer SKuSfühtung mit weifet

Umficht gewählt, feine Erfolge tro^ ber entgegendehen^^"
©chroierigfeiten groß. Jtolien Derbanft ihm ben fröftigP?"
©döu^ währenb fo langer trauriger Kriege; bie über
halbes Jahrhunbert in ber Kirche befiehenbe ©paltung
burch ihn beenbet; bie .Kirchenoerfaffung murbe geregelt; f
^errfchaft beS griedhifd^en KoiferS über bie obenblänbif^^
Kird[}e in ©dhranfen geholten; mit bemjgronfenreidhe

o\uu;c III v:5u;iuiucii ((cyuucii; uiu ucinj^rantentetcge iw«-

ein wichtiges firchlicheS bünbniß gefchloffen; Englonb jJ
Ghriftenthum betehrt; enblich in Siturgie unb SehreU^^j
Kitche ihr Seg Dorgejeidhnet. Datum mag ©regor mit
„Der ©roße" genannt werben, mie er eS nodh feiner r'
fönlidhfelt, feinem SoUen unb Sirfen Detbient!" ^

©0 biefer ehrenwerthe proteftontifdhe ©dhriftfleller.
Verfudhen wir nun ein SebenSbilb beS großen -ßopfteS
entwerfen! DaS Jahr feinet ©eburt läßt fich, weil bie gle^.:
jeitigen ©chriftfteaer buDon nidhtS melben, mit beflimmth^^
nidht angeben; mohrfcheittlich würbe er um boS Jahr
geboren, ©ein Vater toat einet bet ongefehenfien ©enolßi^^.
in 3iom; feine ©hitter hieß ©tjlDia. Diefe hat fpäter n^^J
bem Dobe ihres ü}?anneS ber Seit entfogt unb ihre njj
übrigen Jahre in einem ftiaen Klofter Deriebt. Die
Derehrt fie olS eine ^eilige.

Jn feinen Jugenbiahren ftubierte ©regor bie SB^p",
fchaften mit einem fö guten Erfolge,'.boß er unter^ben J^J
Itngen 9iom'S feines ©Idchen nicht hatte. Ebenfo übetf^J
er aber ouch otte feine SllterSgenoffeu on gröinmigfeit
Dugenb. ©chon bamalS warteten ouf ihn bie Dorjügli^^
Slemter unb Sürben, moju ihn feine Dornehme ©eburt, fej
gähigfeiten wie fein roftlofeS ©treben gef^offen ju h'' j^j
f^ienen. ©obalb eS boher feine SebenSjohre etlaubten,_ ^
er prätor, b. h- baS |)aupt ber Gioilgerechtigfeit, in
©tobt aiom. ^lOein gerabe ju biefer ^cit'lernte er a«^
a)Jöndhe Don ä)?onte--6affino fennen, iDeldh?, nach ber 3erftö'^'^^
ihres KloflerS burdh feinblidje .tjorben, iu',3iomilcinge}''9^^
waten, jm Dertrouten Umgange mit ben frommen
beS hl- benebitt begann fid? bereits in ihm etwoS ju regf'
mos ihn fpäter beftinimte, ofie glänjenben bonbe, bie ihn an
Seit feffeltcn, ju jerteißen unb bem'^cttnjn ber Einfaini^
üoQfommenet ju bienen.

SllS et nod) bem Dobe feines ,boterS jn ben befit? ^
ttädhllid]ct
©Hier gelongt mar, baute er in ©ijilien, wo ®
größere Üheil berfelben gelegen wor, fcdhS Klöjier. 3« ^
fiebenten Klofter wanbelte er ben ^l^olafl feiner Väter oufp^
Gölifd)en §ügcl in Sioin um. Den übrigen Dheil
Erbes Derfau'fte er, um"" ben Erlös unter bie Sinnen ju
theilcn. Dann fom ein Dag, an bem bie Slömer ben jw'ä. •
reichen ^otrijier nicht meht(in^feinen',feibenen, Don ©olb ii'^j
Ebelfleinen funfelnben Kleibern in ben ©troßen ber
fohen. Senn fie ihnjfehen lüollten, mußten fte nodh ^^^^
.'püfpitale gehen, baS er in bet DJähe feineS ^alafieS ein9^
riditet hatte. Dort fonben fle^ihn,-;wieder im ©emonbe'eiii';^
bettlerS bie bettlet ^bebientel benn er mar 9)iönci)
worben. — ^^

Ein ganjet a)?ann in jebem SebenSperhältniffe, war .
nun borouf bebocht, feine flöfierlidhen '•^3flichten mit mögliw'j
VoKfoinmenheit ju erfüllen unb bie gonje ©trenge bet
tnit bet äußetften §ärte gegen ftdh felbft ouSjuübcn.
nur Don ©emiife, boS feine 9)Jutter tägli(h ihm in'S Kl"''
idiidfie. Unabläfftj war er befdi.iftint mtf fMcM ^.tubtUl'

fchicfie. Unabläffig war er befchäftigt mit ©ebet, ©tubttfj;
©chreibenj^obet Diftiren. Ja, in ber ©trenge ber
Übungen trieb et
?eS fo meit, boß feine ©efunbheit fehr
unter litt, nnh or htp /lofinJon«« Et/iWo». «tAf tiiof^r ;


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63

hatten ïönnte. Unb fo finben loir ihn benn einn]at am 33ov=
abenbe be§ hï- OftetfejleS, an »oetdhem Dage bainatS fel6ft bie
fteinen Ktnbet fafteten, ju ben güßen eineé frommen ïOfanneS
hingeftrecEt, »te er biefen um feine gürbitte anfleht, baß er
bie jum gaflen nöthige .^raft loicber ertauge.

9tad) einiger ßeit befiegte man feine Demuth menigftenS
fomeit, baß er auf ba§ inftäubige Sitten feiner .^lofterbrüDer
ba« 3lmt eineS 2lbte§ ober Sorfteherä annahm. Slber er follte
ntd)t lange auf einem '•^Joften bleiben, ben bie Sorfehung für
feinen großen ©eift ju menig entfprechenb fanb. 'i^apft
Senebift L, metcher bamat§ bte Kirdje regierte, jog ihn ou»
ber Sinfamteit trog feineS bemüthigen 2Bii?erftrebenci, um auS
ihm einen oon ben fieben Karbinatbialonen ber römif^en
Kirche JU machen. Unb als ^apft Senebift furse''3eit barauf
ftarb, fdhidte beffen ^JJadhfotger '13etagiu§ ihn um ba§ Jahr
582 in loichtigen ftid)lid)en Slngetegenheilen
als feinen Legaten
nach Kcnflanttnopel. Obmohl audh biefe ©eubung feinen
bemüthigen ©tun ni^t menig fchmerjte, fo hatte er bo^ ©runb,
in beiben Berufungen bie tiebeootle Seitung ber göttlidhen Sor=
fehung jn erfennen. Denn auf ber einen ©eite war ihm
©elegenheit geboten, in ben täglichen ©efdhäften ber tird)tidhen
Sermaltung fich einjuüben, auf ber anbern aber ben ©dhau=
plag fetner bereinftigen Kämpfe fennen ju lernen. Jn KDn=
flantinopel h^tte er bamalS
Oor 2lllem bic Slufgabc, ben
borligen ^])3atriardhcn, ber übrigens megen fcincS frommen
SebenSmanbelS fehr ocrehrungStoürbig mar, oon einem gcfähr=
lidhcn Jrrthum in ber Schre mieber jur ©rfcnntniß ber
Wahrheit ju bringen. Diefev '■]3atriar^, (Sut^dhiuS mit ÜJainen,
hatte nämlid) gelehrt, baß bie 1'eibcr ber ©etigcn na^ ber
^ufeiftehung nidht berührt metben fönnten. ^Itlein ©regor
überjeugte ihn, baß mit in bcu nämlidheu Seibern auferflehen
loürben,
ausgenommen baß biefetben bann unflerblid) unb
bethertlid)t feien; fie fönnten aber ebenfo, toie bet Seib beS
HeitanbcS nad) beffen Slufetflehung, bctaftct loerbcn. SllS ber
$ütttardh Gutt)d)iuS fnrje ßeit barauf in eine töblid)e Kranf=
heit bctficl, legte er in ©egcnmart bcS KaifetS ein ©taubenS=
befenntniß ab: Jnbcm er bic ^aut feinet ^anb ergriff
fachte er: „Jd) glaube, baß mit alle iu beut nämlid)cn gleifdhe
»oieber aufctflehen loerben." —

Der '■^Japfl berief feinen Segalen mieber nad) 9iom, mo=
hin berfelbe ben Sinn bcS hl- SlnbreaS unb boS ^anpt beS
bl. SufaS mitbradhlc. Gt ioünfd)te nun nld)fS fehnlid)cr, als
fein übriges Seben iu bet Ginfamfeit jnjubringen. Sldcin
er war, loic fd)on bemerft, ju einer olel höheren ©tufe
Oon
®ctt bcftimmt. SllS nämlid) 'papft ^]5clagluS II. Im Jahre
590 oon bet "ipcft, meldhe bamalS {lioin Oerheerte, bahingerafft
tcutbe, erfor ber einfllmmige ßutuf oon ©enat, ©eift'tid
)fcit
|Jnb SBflrgerfd)aft ©regor jum '^apfte. Gt octmcigertc cut=
hieben bie Stnnahmc; et bat ben .hälfet 3}?autiliuS, et möge
pie SBahl nid)t beftätigen; er floh Oerftelbct auS 9?om uiib
'trte brei Dage lang in ben SBälbetn umher, bis man ihn
^blid) auffanb unb ben SBeinenben nad) 3Jom jurüdführtc.
^ebor bie faifetlidhe Seftäligung feinet Saht eintraf, oeran=
Paltete er jur Slbiocnbung ber '^jieft feine betühmlc brcitägige
^^ojeffton, bei metdher jum erften Wate bie Siebte atler
«löfter 9iom'S mit ihren ajjöndhen unb aÖc Slebtiffinnen mit
'^ren Kloflctfrauen fid) elnfanben. Der
Slld ©regor'S fiel
Jähtenb ber ^rojeffion auf baS ©tabbenfmal beS KaifetS
vabtian. Da fah er einen Gngel, mie berfelbe über bem
®ebefe ber ©ottgemeihten fein flammenbeS ©chmerbt in bie
Pi^heibe fiedle. DaS Silb biefeS GngetS, loeldhcS nadhher auf
l«ncm Saubenfmole aufgefieUt würbe, hat biefem ben 9fomen
„GngetSburg" erworben, ben eS bis auf ben heutigen
îag trägt. '

Slud) in feinem Sateranenfifchen '■]3atafte blieb ©regor
ajfönd). ilJöndhe bitbeten feine Umgebung; feine ehemaligen
Ktofterbrüber foHteu bie fteten ßeugen feineS SebenS fein.
©0 weit feine auSgebehnten Slrbelteu unb Sa"ufSpflid)ten eS
ertaubten, beobadhtete er mit feiner Umgebung beim 3:ag= unb
9Jad)tgebet wie beim Slrbelteu bie ihm lieb "gewotbencii ®e=
wohnheite n beS KtofterS. Unfer ihrem Seifiaube fegte er auch
baS Sltmofenfpenben auS feinet Klofterjeit fort. Däglidh
waren jwölf arme 'i|3ilger an feinen SÜfdh getaben. Der
"IJapft bebiente fie eigenhänbig, nadhbem et ihnen juoor bie
güße gewafdjcn. Jeben DJfonat thcilte er ©etrelbe. Sein,
|)ütlenftüd)te, j^ifche unb Oel auS; ieben Sag fuhren feine
Sagen in ber ©tabt umher, wetdhe ben Kranfen unb oer=
fchämten rHauSatmcn reid)lidhe Unterfiügung bringen
mußten.

Obwohl Oon ben f^merjlld)ften Setbeu heimgefudht, war
er unermübtid) thätig. „ajjeln Körper (fdhreibt et einmal)
ip fo auSgebörrt, als wenn et fd
)Dn im ©rabe läge ; id) fann
nid)t mehr aufftehen. Senn bie ©id)t aber auf inclue, eudh
wohlbcfannte Gorputenj foldhe Sirfungeu hetoorbringen fonnte,
wie wirb cS bann erft um euch ftehen, bic ihr fdh'on Oorher
fo bürte wäret." — „Jd) pehe fd)on lange nicht mehr auf
(fdhreibt et an ben Grjbtfd)of îliariniau oon 9taoenna), botb
jcrmortern mich ©idjifdhnterjen, botb oerbreitet pch burd) olle
meine ©liebet ein fchmerjhofteS geuer, boS mir ooflenDS otlen
ÎJJuth benimmt."

GS bürfte bem Sefer befannt fein, wie mitbernb getobe
ble in
©Ott getrogenen ©d)metjen auf ben Ghorafter ein=
wirfen, unb id) fann nicht untertoffen, ben rührenben Stief
für heute hier onjufügcn, ben er bemfelben Grjbifd)ofe fd)tteb,
als er oetnohm, baß berfelbe einen heftigen Slnfoll Oon S9tut=
fpcien gehabt habe: „Sit haben hierüber (über bic Kronfhelt)
forgfältlg ben 9îath unferer hiepgen Slcrjtc erforfdht unb be=
tid)ten bit bie ÜJJelnung berfelben: Sor Slllem haP bu
©ct)wcigen unb 9îuhc nötïjig; biefe ober pnbeP bu in betner

■üJJetropolc faum,.....bu mußt bemnod) Oor Segtnn beS

©ommcrS ju mit hierhetfommen, bamit td), obwohl felber
ctenb genug, mid) mit bet ©orge für Deine SIeoergenefung
befaffen un'b ber .Hüter beinct 5)fuhe werben fann. Denn ble
Slcrjte fagen, baß namentlich tüährenb bet ©oinmerjeit bic

©efohr groß fei;.....cS Ip ober bodh "öthig, boß bu

böllig geheilt ju beiner Kirdhe jutüdfehrep. ßugleld) mödhte
id) oud), bereits bem Sobe fo nahe, toenn ©ott mid) oor bit
obruft, in beinen Slrmen perben; .... wenn bu nun
foininfl, fo fomme mit geringer Scgteitung, benn bu haft
beine ßimmer tu meinet" bif^öpidhcn Soljnung, unb bie
Dienetfd)aft ber Kirche wirb für beine Sebiepung ©orge
tragen." — Gin onbereS ©d)teiben an bie ©d)weper bcS
KaifetS othmct toieber ble tiefpe Demuth. Gr fogt borln
nämlid), ber Kaifer habe wohl feine äöaht jum ^|5apPc be=
pätigen, ober et habe ihm nidht boS Serbienp unb bie
nöthigeu Stugenben geben fönnen.

©dhönen.

(gortfegung folgt.)


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64

3ur t)crtl)rttttg iinrerer Itcbcit £ta\i uon £oiirbc0.

Su unferem 25er(ngc cr)tf)ic:t focbcn:
P. aïiaria ?ïutmit«ê, Jîd; bin bic unbcflrdUc (Empföufluis ober
^Qubbud) ber ^crfl)ruug unrerrr lieben i^run «on fourbes.

(Sin oonftânbigeê ®ebet= unb ©rbauungêbucft. VIII unb 200
©eiten.
16«. $rei§ 60 Î13fg.

biibfd) au§geftattctc 33iid)lein, für nlfe S8cret}rcr unferer lieben grûu
lion' Sourbeê unb bcfonbery für bic ÜSttllfnbrcr nad) 2onrbc§ gefdjrielicn, ent=
ijält bic ®efd)id)to ber Srfdjeinnng unb bcâ 65nabenortcê, bic'Uebungen unb
bic 9îoricne ju unferer lieben giau üon Sourbeê, bic ©ebetc nnb ?lnbad)ten
üor, iDäfjrcnb unb nod) ber Wallfahrt, bie laurctanifdic Sitanci, bie îagjciten,
bo§ Avo Maria K., nnb bilbct fomit eiu ûoUîtânbigcë ,^anbbud) für ni le
SDïari nncrchrcr. Um bie 91nfd)affung bc§,5Bcrfd)cn§ Seöem ju ermöglichen
fclUen tnir ben ^rei» îiufterft gering,
gcrner crid)icncn :

— — j0cr illonal nnfcrcr licbrn ^rau uon fourbes in 31 Selrodi-
tungen, uebft einem 2lnf)ange Don iUJcß^, Beic^t^ unb'Gommunion:
gebeten ju è^ren unferer lieben grau üon SourbeS. 'î)3rci§ 40 ^fg.
Uouene jn nnfrrcr lieben /rou non fourbes. 9?ach ber in 2ourbe§
gebräucblicben DriginaI=3Joüene. V. 2ïuflage. '$rci§ 30 ^fg.
3)ic îûmmtlid)en ©ertd)cn finb mit tlrd]lid]cr ?tpprobntion vierfel)cn.

2înrf)cu. <^fßcrt ä^ftcoßi & go.

Glessen für Mäuuerclior.

{Icruarbö Op. 23. Missa in hon. beatae Marie virginis, für
4ft. a)?ännerchor. ^'art. Wl 1.60, ©timmen a 25 ^fg.
9ïad) bem Urt()cilc bcS 9{cfcrcutcu beS CSiictIicnliercin?4tataIogeè (9h'. 724) eine
ber beften ber im Äntaloge oufgcnommcnen ''U?äniierd)or='iDJeffcn.

Üchcö Iv., Op. 10. Missa In hon. S. Ambrosii, für 4ft. O)?ännerd)or
(ohne Credo), ^art.
Wi. 1.20., compl. ©timmen 40 ^f.
3)ic SKeffc ift mit großer 6>en)anbtt)cit gcfdjrieben, bab:i Icidit ausführbar tuürbig
nnb iüol)ltlingenb. 9lud) für fd)iund)erc Gl)örc ju empfehlen.

„ Op. 13. MIsssa in hon. S Joannis Evangelistae (Of)nc Credo)
für ü ajiännerfltmmen ^art. [DÏ. 1,00 compt. ©timmen 40 "^fg.
gr. ed)mibt 9k. 4üG) fd)rei&t über biefe OTcffe: „Sicfe für" cinfadjc

G;t)orV)erl)ältniffc gef^ricbcnc fflJeffc üerbient megen it)rcr fd)önen ïlrbeit, il)rer mnrbigen
eblen .«paltung bic ?lufnahmc in baS 3iepcrtotr aud) gröfKrer et)öre
2C.

lötUlicrgcr 3^119,. Op 3. Missa in hon. s. Angnstini für 4ft. 3)?änncrtf)or
^ret§ ^art. 1.60, compl. ©timmen 60
„ Op. 15. Missa In hon. s. Aloysii, für 2 9leid)e ©timmen. ^rci§
^art. 2 90J., compl. ©timmen 80 ^fg.

3)ic „91. 3Siltbcrger'fd)cn Gompofitioncn" finb fo allgemein befonnt unb beliebt,
bnfs fie einer befonberen Empfehlung nidjt bebürfen.

9[uf SJunfd) fenben mir oorftchenb üerjcid)nete Wcffcn gerne jur 9lnfid)t

JlfBcrt Sacolit & §0. in ilatf^cu.

2>cr(nn non 91l0evt ^ucoDi & in ^(adjcu.

<:^armontUMifd)ulc

jugleid) and) alô

fut' haB (iDi'0cl|'piel

.^erauêgegcbcn üon

âiofepf; "^ettt(iïb0,

Op. 26. ^lirciê 1.20.

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Servito Doiiiiiio in laetitia!

(ßf faiig- unö (!5cl)ftl)ird)

junnd)ft für

\ß\)m ÖcïjrnuftaUcu

herrtuägcgcbeu üon
^CtCV Ü(IUX%
^nifite ^^uflage
beforfll ÜOU

^flftoO .^itcmcrö,

(Sçmiia(ial'®tfaugltt)tct ii. ®oai.Orfloiiift iii andjeti
îDîit tird)Iid)cr Ö3cuchmiguug.
^rciS: brofd). 2Jîf. 1,20, geb. Wf. 1,50.

ilierlan üon Gilbert jacobi & (fo.
in ^Indien.

2)0111 ^^otljicr,
Ii 11) er. (ü rad liai is. .

^rei« Warf 8,00.

®cv ßrcfloviniiiftöc (îl)ovol.

^reifl «Warf 340.
Äiculc, P. ?lmbr.,
eijovßlfrfjnlc.

ipreia OTarf 2,00.
ïïorrôthig bei

Ulbert jacobi & (So.

5-» y*

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Beraitlmortlidher Sîebafteitr 23. ©d)önen iu Dberbilf. — ®ntd nnb SSerlng tJon 9llbtrt jacobi & Co. iu 9fad)ett.

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SciJtcmöcr 1886.

Sn^tfirttifl.

®regoriu0l)ote

für ßafOoKfc^e ^irc^enfanger.

@ratii3=S3cilagc 311111 „®rcoariuê=5örntt", Droan für Mipl^t tir^enmurit

(Sri^cint alle SKcnote.

3ntettion6aebü6ren :
bie flcft, ïpetitjeite 30 SHpfg.

SefleHungen
nehmen alle ^po(iȕ[jiilalten
unb Sui^^anblungen «n,
in Stachen Xlbirt Sacolii
Ss So.

SlbonnententSpreiâ pro iia^t:
SKatl 1.20.

«ei

Sejui) öon tieiiiiiftnS
10 Œyejnpl. 60 !pf.
^orlD bei bireller ©enbung
Wirb eytra beret^net.

„Serge, baß bu mit bem Çerjen glaubfl, loa« bu mit bem SKunbe ftugfl, uub in SBerlen
bet^fitigft, maS bu mit bem ^erjeu glaubfl." Œoncil in ŒattÇago b, 3. 398.

Wit Mebuu0 im Cljoi'ol t|l uotl)uieubi0,
abci' aud) loljucnb.

Sou S. SuboiS, S3ifor iu 9{ath bei erMenj.

(gortfeftung.)

jene tiagen hi»t)ern mid^ alfo burd^auS nid^t, lü^tt ju
behaupten, bie Uebung im Choräle nach ^^ tirche,

bie fo nothmenbig ift, fei ouch nüftUch, fei

II. lohnenb.
®ie§ min ich l^ûbur^ bcmcifen, bofj idh einige Urthcile
über gut geübten unb gut Oorgctragcnen Choral hier anführe :
i. 3unäd[)ft Oerioclfe i^ auf bie erfle SejirfSocrfoinmlung
beS 6äcilien--33crcine3 für bo8 Deîonat ©rfelenj, meldhe om
4. gebruor 1874 in ©rfelenj jlattfonb. 2öir (ber ©çhrciber
biefeS fong mit) fangen bomolS bic fein geübte oierflimmige
Missa brevis oon ©obricU. 9htr Introitus, Gradualo,
Offertorium uub Communio mürben cboraliter oorgetrogen.
Der mehrftimmigc tunftgefong mor nodh bem Urthcile bcr
So^oerflänbigeu fehr gut uni) fcffclnb; ober idh Ija^je oudh
nidht menige gehört, bie oon ben cinfochen unb bobci fo hcrr=
lidhen* ©horolfäften nochJuichr moren hinfleriffen morben.
Unb eS moren biefe ©horolftüdte leiber nodh ni^t gonj grünblidh
geübt morben. ÜBcl^e SBirfung mürben fie "herüorgcbradjt
hoben, menn fie frühjeitiger unb grünblidher mären eingeübt
morben !

2. jm jonuor 1873 fonb ein firdhlicheS ©efongfcfl in
Slodhen flott, mobei 5= uub Gftimmige Stüdte meijierhûft gc^
fnngen mürben, ©in einfodher ©horol, nämlidh ^er Introitus
Gaudeamus omnes oom gefte ber Himmelfahrt ITJoriä
(15. SHuguft), ausgeführt oon etmo GOO gemifdhtcn 6timmen,
trug in glänjenber' ifficifc beu ©ieg boüon unb ergriff berort
bie Herjen bcr 3wl)ôïer, bofj noch ihrem übcrcinjtimmenbcu
Urthcile febe, oudh ^ie î'^'inlle, îciftung beS DageS im mehr=
ftimmigcn firdhli^cn tuuftgcfongc bur^ biefen Introitus tu
©dhotten gefiellt murbe.

3. Damit mir ober feiner auf ben irrigen ©ebonfen
fomme, biefe herrli^e Seipung beS ©horolcS in Slodhen fei
ben GOO ©ängern ju üerbanfen, mill idh fofort ein Süeifpiel
onführen, mo nur 2 ©timmen ben ©horol in gleidh üortreff:
lidher Seife aufgeführt hüben, ©eile 27 beS fchon ermähnten
S^rift^enS „©cftottcn bie liturgifchen ©efcfte u. f. m."
berichtet unS -Herr ©enerolpräfeS Sitt über eine Ghorolouf=
führung in Subej (Vorarlberg) mörtlidh folgenbcS: „jdh bin
am 21. Slpril 1871 in Subej gemefen; bort haben 2 ©opron=
llimmeu bie erfie ©horolmcffe gefungen, blojj 2, fo onbächtig,
bofj idh ^eu gonjen "iPoleltrino borum hergebe."

4. Derfelbe Herr ücrtoeilte iu ben Dogen üom 23. bis
25. Sluguft 1872 in Seuron (in H.oheniollern), um im
bortigen Scnebiftiuerflofter fidh perfönlidh üon ber Sirfung
eines gut üorgetrogenen ©horoleS ju überjeugen. DiefeS
tlofler hot ftdh nämUdh jur Houptoufgobe gefleHt, bcn ©horol
nodh träftcn ju pflegen. Sitt berichtet nun: „jdh mohnte
bem Hodhotute otn ©onntoge bei, unb bo lourbe mir ein
,©^aufpiel', mie idh eS nie gefehen. Vor bem Hodhomte
toor bie Derj, loährcnb beSfelben bie prebigt, nodh bemfelben
bie ©c^t'). jch fdhoute, bcr id) midh im erften ©tuhle (im
©dhiffe bcr tirche) befonb, ein paar SDÏol um, um ju fehen,
ob oufjer (in) unferm ©tuhle auch "odh onbere Seutc in ber
tird)e loäreu! ©§ mar bie große tirdhe ftorf bcfeftt! DoS
Volf betrug fidh (bloß) onbä^tig, fonbern
gerobcju hei Ii gl jd) habe touiu einmal „huften" hören.
kUc fd)lcncn athcmloS oor Slnbod)t ju fein, befonberS bic
große 8ahl bcr noch bem Hod)amte ©omtnunicirenben;
Itnb obmohl nod) beut Hodhomte bie ©cj-t gebetet loorb, blieb
ber größte Dheil ber Slnbächtigcn, bis bcr leftte ÏUiöndh in
longcm fcicrlid)eu 3w(ie (fo gcfchieht ouch boS tommcn!)
inner bcr tloflcrthürc oerfd)munbcu mar. SUfo (fogte id;
erfchüttcrt unb üor freubiger SUtfreguug foft bebenb) „boS ifi
bcrienige ©horol, bcr bic' Seutc ouS ber tirdhe oertrcibt, ber
bie Hcrjcn gefrieren inodlt, ber ofchgroue!!!" DoS ip bic
©timmung bcS VolfcS beim Hören beSfelben! greili^ fangen
auch tuond)e 'ifJotreS tnit einer greube unb Slnbadht, bofi mon
©ngcl
JU fehen gloubtc! ^Jiotürlid) miß id) nicht bog betragen
beS VolfcS ber Sirfung beS ©horalcS ollein üinbici'rcn
(jufchreiben). Slber boß er eine Hauptfad)e bobei mar, gilt
mir ols nnbeflrcitbor". (Vgl. Sitt: Musiea sacra 1872
©eile 101 f. unb Sitt: „©eflottcn bic Uturgifchcn ©cfcfte
u. f. m." ©eite 25 unb ©tehle: ©horphotogrophien
©eite 45).

9Jun tnein Ueber ©änger! toillfl bu nidht oudh bein
9)?öglidhpc8 thun, utn biefen heiligen unb heiUgenben ©efong
JU lernen unb bann üorjutrogen?

5. Die Scuebiftincrobtei Söeurou ifi bem tulturfoinpfe
eiber jutn Opfer gcfollcn. ©in SCheil ber ©föndhc ouß

') ®aS ©anjc battcrfc miubcftcu« lî'A Stunbe! Slu=
merfunfl beS Sd)rciOciô.


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66

Seuron flebelte über tiadh ?Karebfou§, unweit S'iainur in
Belgien. SDort bejud^te fie ber am 27. Juni 1882 in
Straeten üerflorbene Kaptan Kart Ja§per§ im Ja^re 1876;
bie Einbrüde, bte er bort empfangen, befc^reibt er auSfü^rtteb
in Sitt: Musica
Sacra 1878 Seite 89 f. Jc^ fann mid^
ni^t enthatten, einige feiner 2Borte hierher ju fegen: „2Ber
bie übernatürlidhe Suft befd^autidhen griebenS einatbmen, mer
fid) erbauen, roer ben ßauber ber S^ön^eit be§ fatholifdhen
Kultus in fetner ganjen ©eroalt empfinben roill, ber reife na^
ÜJiarebfouS unb roohne bem ©otteSbienfie bei. Jn unferen
^farrflrdhen ip, ©ott fei'S geflagt, ber ©otteSbienfl nur ju
oft eine Karrifatur (ein ßenbilb) beS herrlidhen Kultus ....
(Dagegen) roeldh' eine güCle oon 2Bürbe unb 2lbet unb ju^
gletdh oon Einmuth ip auSgego^en über ben ©otteSblenp ber

Söhne beS ^atrlardhen Senebift!.....SWeS btefeS roirft

jufammen unb jteht baS empfängliche ©emüth unrolberpehtidh
empor. Unb erp ber ©efang!! STian gehe (hin) unb höre!
'Prädhttge Deflamation (iJtuSfpradhe), Seben unb Sdhroung Im
Vortrag, frifdhe 58eroegung unb bodh feine Unruhe unb ^aP,
fonbern griebe unb Sammlung; feine materielle gütte unb
2ÄaPe
Oon Klang, fonbern geläuterter, oergeipigter Don.
Unb roelch' herrlldhe Einheit im ganjen Ehor! Keiner greift
Oor, feiner fdhieppt nad); cS pießen bie Stimmen roie in Eine
jufammen .... Der ädhte Sohn beS hl- Senebift hat in
ber flöpertidhen DiSciplin (ßudht) gelernt, pdh felbft aufju=
geben unb pch bem ©onjen bemüthig unb gefügig unter= unb
einjuorbnen. 9Benn er fingt, roill er nidht pdh hören unb pdh
hören laffen, fonbern feine Stimme foö im ©anjen oer=
fchroinben. aJJit ber Demuth öerbinbet er baS lebenbige S3e=
loußtfctn Oon ber Erhabenheit unb SSerantroortlidhfeit ber
Slufgabc, roeldher er bient .... DaS 93erou|tfein, f ü r ©ott
unb oor
©Ott ju fingen, gibt ihm jene geroiffenhafte Stuf«
merffamfeit unb getjiige Spannung, bte eS ihm mögti^ macht,
behutfam
Oor gehlern pdh ju f^ügen unb auf bte üJiitpngen^
ben adhtfam ju höii^en unb genau pdh ihnen anjufd)tie|en.
Sollte
©Ott, man hätte in ber Seit nur ein Hunbertflel oon

bem {Refpeft eineS SenebiftIncrS oor bem hl- ©efang!.....

Die CrbenSlcute halten bafür, bap man im ©otteShaufe ent--
roeber gut pngen foü ober gar nidht; unb in Söejug auf baS
„gut Pngen" halten pe ein roenig mehr für erforberlich, als
unfere PetS fingbereiten Herren, bte pdh anSllleS roagen."

„ÜJJan gehe hin unb höre", fagt ber fellge Herr JaSperS.
Jdh bin biefem 9iathe nadhgcfommen unb ju ^fingPen 1880
unb im Slugup 1883 naih ÜKarebfouS gereift unb fann auS
eigener Erfahrung nur bepätigen, roaS Herr JaSperS über
ben herrlidhen Ehoralgcfang ber ÜJlöndhe in ajjarebfous gc--
fdhrieben hat. 5lllerbingS üben bte 2Röndhe ftclßlg unb be=
harrtldh, mit Siebe unb Demuth- Der liebenSroürblge ^^3ater
§ugo, Ehorbireftor in 2KarebfouS, fagte roörtlich: „J^ übe
oft eine halbe Stunbe an einem Sltlelujo nur mit einem
ber Herren ^atreS." Unb bodh f»nb biefe 2Köndhe ho^ge=
bilbete ?[Ränner, audh im ©efänge fertiger als bie meipen
©etplichen unb Ehorfänger in ber SeU! Slber pe bebenfen,
Dafj pe „für ©ott unb oor ©ott" pngen, baher ihr gleif^
unb Eifer, ihre Demuth unb Siebe in ben UebungSftunben.
— Jm Jahre 1880 roar gleidhjeitig mit mir ein Dauffdhein=
fathollf
Oom reinften Saffer in ÜRarebfouS. Der 9tuf Oon
bem hettlitben ©efänge ber Sencbiftlner hatte ihn borthin
gejogen. Der SDJann liebte ÜJiufif unb ©efang unb fu^te
pc in ber Seit fooiel er fonnte. Slber hier fanb er mehr.
ÜWit einer roahrhaft ftaunenSroerthen S3egcifterung roohnte
biefer leiber ungläubige SKann mehrere Dage hinburdh bem

Hodhamte unb ber SßeSper bei oom Slnfange bi5 jum Enbe;
bei einem Spajiergange burdh ben Ktoftergarten fpra^ er mit
oon bem tiefen Einbrude, ben er in ber^Kirdhe empfangen:
„Das tp ©OtteSblenp", fagte er, „hier herrfdht grtebe; roäre
idh nidht berheirathet, idh «'ntbe bie 5D?öndhe bitten, mich auf-
junehmen." Konnte biefer SRann bort|bleiben,
erfroürbe
gerotfj bei ben SSenebiftinern unb ihrem ©efänge ©tauben unb
grieben roieberpnben, roie bet hl- 2lugufttnuS beibeS oor
ßeiten gefunben hat beim ©efänge unb ©otteSbienfte in bet
Kirche beS hl- SlmbropuS ju
a}?allanb. Jch bitte aüe Sefer,
für ben armen oerirrten 2Rann ein Sater unfer ju beten.

(Sdhluß folgt.)

fiturgifdie Mttleri)altutt0eu.

SSon St. 53run§, SSifar in Eilcnborf.

(gortfegung.)

Diesmal foÜ ftch unfere Unterhaltung mit einem Heiligen
befaffen, ber oon ben gläubigen KInbetn ber fatholifdhen Kirche,
neben ber üJluttcr ©otteS oietleidht am meipen geliebt, oerehrt
unb angerufen rotrb. KannP bu roohl errathen, roetchen
^eiligen idh meine?

S. Ohne ßroeifel benfft bu an ben hl- Jofeph- DieS
oermuthe idh fdhon beßhalb, roeil biefer in ber Sitanei oon
aßen Heiligen, na^ bem h- Johannes bem Däufer, junä^P
genannt rotrb. Die Serehrung bepelben ip aber audh toirfltch
fo allgemein berbreitet unb fo mit betn d)rlptid)en Solfe
oerroa^fen, baß eS fautn ein fatholifdheS HauS gibt, roo nicht
ein gamiltenglieb feinen ^^amen trägt, roo nidht ein Silb an
fein heilige«, tugenbreidheS Seben erinnert, roo ni^t täglich ein
©ebet gu feiner Ehre Oerrtdhtet roirb.

Sl. jn bet Dhat habe id) üor, beine Slufmerffamfeit
auf ben h- Jofeph l«nfen unb bidh »nit ben
Sorgängen
näher befannt ju madhen, rooburd) feine Serehrung befonberS
beförbert roorben ift. Sotum bet 1)1- Sofeph eine große
Serehrung genießt, liegt auf bet ^anb. 2US"@cmaht bet
aaerfetigften Jungfrau aJJatia unb olS "ippegcoater Jefu nah»"
er fa eine bet hö^Pen Steden ein, ble einem 3Jïenfd)en hie^
auf Erben nur ju Dheit toerben fönnen. ÜRit biefer Stellung
oereinigte er aud) ben ©lanj bet herrllchften Dugettbcu
unb
ber berounberungSroürbIgpen Heiligleit. Sludh bie 'i?ad)t feinet
gürbitte hat pch' aufS beutlichpe beroähtt. Die hl- Dhetepa
befennt offen, baß pe ihn nie um Schug angerufen habe^
ohne erhört roorben ju fein. ' Da[felbe fönnen icbcnfallS nod)
oiele fromme Ehripen befennen, ble ju ihm Ihre 3upud)t ge=
nommen haben.

SGBenn bu nun ober oermuthen foßteft, boß biefe Set«
ehrung beS hl- Sofeph in aßen dhriptichen Jahrhunberten fo
groß geroefen fet, roie fegt, fo bift bu in beinct Scttnujhnng
etrooS
JU roeit gegangen unb mußt blr eine fleine Serichtigung
gefoßen loPen.

S. Sutbe benn ber h- Jofeph in ben ftühcpcn Jah^'
hunberten nidht oerehrt? roor fein gep ongeorbnet, toeldhe»
oßfährUch an ihn erinnerte?

21. Sidherli^ Ponb er ou^ fdhon bei ben etpen Ghtiftf"
in großen Ehren, boS brodhtc jo feine hohe Steßung
fo 'nit
pch-' Daß biefe hohe Steßung ober fchon botb ju einer öffentlich«"
Serehrung bePelben geführt habe, ip nicht no^roeisbor; auo)
oon einem gefte beweiben ift in ber etpen Seit beS Gh^f«"'


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67

t^umô tii^tS JU entbedEen. ®û§ Ifl aber gar nid^t ju ber=
wunbern. Unter ben ^eiligen waren e§ junäd^ft bic 2)îarti;rer,
toelthe bie befonbere 2lufmer!fainfeit ber ©läubigen auf fld^
jogen. J^r DobeStag würbe barum ft^on früh ï'urch eine
anfährlidt) wieberîehrenbe geier begangen. ®ie gefîe ber
übrigen §eiligen famen erjî fpäter auf unb waren immer
erft bie golge ber befonberen ißerehrung, bie einem ^eiligen
irgenbwo erwiefen würbe: Diefe Verehrung brängte atlmählidh
JU ber Einführung eines gefîeS. Umgeîehrt ifî un§ barum
audh iebeSgeft eineS ^eiligen ein beweis für bie Verehrung,
bie fidh für benfelben ouSgebilbet halte, ehe mon no^ an ein
fol(heS gefl bochte.

200 finben wir benn ein foldheS gefl in ber Kirdhe,
woraus mir ouf bie frühe Verehrung beS hl. Jofeph fdhließen
ïijnnen?

21. Ein foldheS gefl ftnben mir juetfl in ber motgen=
länbifdhen Kirdhe. Ein ^ptunuS ouS bem 9. Jahrhunbert,
meldher auf ben hl- Jofeph toerfoßt ifl, thut eineS folchen
gefteS auSbrüdli^ ErtDÖhnung. Jn bemfelben h^ißt eS:
„Je^t forbert feine gefl feiet olle Sänber bet Erbe auf jutn
Sobe
©OtteS, bet ihn Perhertli(ht hat unb ihn jum Voter
hoben wollte." Diefe ffiorte finb für unS ein fptedienbet
beweis, boß p jener Bett bem h- jofeph in bet morgen=
länbifthen Kir(he fdhon ein gefl gefeiert würbe. Doß ftdh
btefeS gefl auS bet motgenlänbif^en Kirdhe in bie abenb=
länbifd)e oerpflonjte, haben wir mohl junädhfl bem Karmeliter:
orben ju toerbonfen. SllS biefer üon ben ©arajenen Perfolgt
unb ouS bem heil. Sonbe üertrieben würbe, grünbete er iin
Slbenblanbe neue ^Ueberloffungen. 2ßoS wor notütlid)et,
als boß et Qu^ feine befonberen 2lnbod)tSübungen unb gefle
mit herübetbtodhte? aJUt ihm eiferten oudh t'alb borouf bie
Orben ber gronjiSloner unb Dominitoner, bie Verehrung
beS hl. Jofeph J« beförbern unb weiter ju Perbreiten, unb
bemnoth 'ann eS unS nidht ouffoUenb fein, boß loir au^ bei
biefen OrbenSfomilien juetfl ein geft ju Ehren beS h- Jofeph
ontreffen.

©. Sluf melchen Dag mog benn mohl biefeS gefl ges
feiert loorben fein?

SI. ES f^eint, baß in ber obenblänbifdhen Kirdhe ber
19. ÜJJärj ollejeit bet Dog gemefen ifl, ben mon jut Er-
innerung an JofephS feiigen Dob feierte.

©.' 2öonn würbe bie geier biefer DogeS, bie onfongS
bodh jebenfoflS nur in einjelnen Kitd)en begangen murbe, ail=
gemeiner in bet Ehriflenheit ?

St. 9îadhbem ^^opfl ©iïtuS IV., welcher non 1471 bis
1484 bie Kitche ©otteS regierte, ber gonjen Eh^^tflenheit bie
geier biefeS gefleS gefiottet hatte, üerorbnete fchtießlid)
©regor
XV. im Jahre 1G21, boß eS überaO in ber fotho'
lifchen Kirdhe gefeiert metben foüe.

6. ^otte biefe le(jtete berorbnung nun bie Sirfung,
boß biefeS gefl oudh übetaQ olS gebotener geiertag angefehen
Würbe?

SI. Es fdheint fo; benn, menn biefe berorbnung ou^
junädhfi nur bejwedfte, bie firchtid)e geier biefeS gefleS ju
regeln unb fefljnfeßen, fo fehen wir bo^ fdhon wenige Johte
nachher, boß eS unter benjenigen gefien oufgejählt mirb, bie
als iJffentli^e geiertoge für baS fatholifdhe bolf geboten finb.

©. Sie lange hat biefeS geft benn otS gebotener geter-
tag beftonben?

SI. bis jum Slnfange unfereS JohrhunbertS, mo in
Solge unheilüoUet ©toolSummäljungen uub gottlofer be=
flrebungen neben fo mondhem ©uten" oud) üiele fchöne gefle
unterbrncft mürben. Jejjt toitb jur Erinnerung boron, boß
ber 19. äRätj früher ein gebotener geiertag mot, on biefem
Dage nod) ein ^forthodhomt ju Ehren beS h- Jofeph gehalten.
Do idh beine große berehrung jum h. Jofeph fenne, fo jmeifle
idb nidht baron, boß bu olljährig borouf beboet nehmen mirft,
bei biefer fd)önen geier noch Kräften mitjuwirfen.

©. Jdh wunbere midh barüber; boß ber h. Jofe|)h
ber Sitonei üon oUen ^eiligen fleht unb bod) erft fo pät bie
Ehre eines befonberen gefleS erlongt hat. Sie foH tdh mir
biefeS erflären?

St. Du irrfl, menn bu gloubfi, ber h- Jofeph ^^be
fdhon üon StlterS her in ber Sitonei üon aüen §elligen ge=
ftanben. Jn biefelbe ijl fein Sîome erft oufgenommen morben,
nodhbem fein gefl fdhon längfi eingeführt mar. benebift
XIII.
mot eS, ber im Jahre 1726 bieje Slnotbnung trof. Durdh
biefelbe murbe olfo ber berehrung beS h« Jofeph nicht Porge=
griffen, wohl ober für bie beftehenbe berehrung beffelben
ßengniß obgelegt. StnbererfeitS erhielt biefe berehrung ba-
burch miebet neue 9Johrung, fo boß fie fi^ ju einet herr»
lidhen blüthe fort entwidfelte, bie eben fo herrlidhe grüdhte
jcitigte.

©. Um fo mehr ifl eS ju bebauern, boß boS geft beS
h. Jofeph eingegongen ifl. ES würbe geiciß üiel boju bei^
trogen, bie herrlid)en grüdite, mel^e bie berehrung beS heit.
Jofeph herüorgebrodht hat, uo^ ju üermehren. ©dhobe, boß
fidh bofür fein Erfajj gefunben hat!

St. Ein Etfo^ bafür hat fid) mohl gefunben. ES murbe
nod) ein onbercS geft ju Ehren beS 1)1. Jofeph eingeführt
unb, bomit eS feinen Einfluß beim fothotifchen bolfe ni^t
üerfehte, auf einen ©onntag eingefe^t. DiefeS gefl ifi bit
iDohlbefonnt.

©. Du benfft gewiß an boS ©dhu^^fefi beS h- Jofeph-

SI. Jowohl. DiefeS ©dhu^fefi — Patrocinium s.
Joseph — wirb om britten ©onntoge nadh Oftern gefeiert
unb tfi butdhouS geeignet, unS boS wieber ju erfehen, moS
eine gloubenSfolte 3eit unS burch Slbfdhaffung eineS fo bebeut«
fomen geiertogeS enttiffen hat.

©, begeht benn biefeS gefl nodh nid)t tauge?

SI. ES würbe erfi üon t^opfi "ißiuS IX. im Johre
1847 für ben gonjen foth. EtbfteiS eingeführt, wor ober fd)on
üDthcr mit bewilligung beS apofiolif^en ©tuhleS on einjelnen
Orten gefeiert worben.

©. Du fagtefi, boß biefeS gefi am 3. ©onntag nodh
Oftern gefeiert loetbe. DoS ftimmt mit meinem Graduale
nicht übetein, hier iji ein onberer Dog bejeidhnet.

SI. Jn ber fölnifd)cn Etjbiöcefe iji |ür biefeS gefl eine
îluSnohme eingetreten. §ier mirb eS einige Doge fpäter ge=
feiert, nämlich on bem folgenben 3)littwo(h, on welchem im
pteußifd)en ©toote bei ben Kolholifen ISftünblgeS ©ebet jur
Etflehung einet gefegneten Ernte flottjufiuben pflegt, unb Ent^
hottung "üon fnedhtti^er ïïtbeil üot^efchrieben iji. Durdh bet=
legung beS genonnten gejieS auf biefen Dog hat fowoht biefer
Dag olS ou^ boS geft felbfi gewonnen,' inbetn biefeS gefl
baburch
ju einem gebotenen geiertoge würbe, unb biefer Dog
beS ©ebeteS ein bebeutungSüolleS gefl jur ©runbloge erhielt.
Die bejeichnung, unter welker eS in beinem ©robuote ein=
geführt ifl, lautet: Feria
IV post Dom. III. post Pascha.
Seißt bu biefe Sorte ju beuten?

©. ©ie heißen ju beutfch: Slm aJiittwoth nodh bem 3.
©onntog nodh Ofiern.

SI. ©ut. Seil biefeS geji gewöhnlidh in ben Slnfong
beS 3)lai fäUt, fo ftnbefl bu eS unmittelbar üor ben gefien


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be§ SDîonûteS SDÎai terjeidinet. 2ßa§ un§ burdh bte geter
btefeg gefîeS üor lugen gepeilt werben foQ, îounft bu felbft
let^t finben; fein ïïîanie beutet eß an.

©. ®§ œia un§ jebenfallS auf ben ©d^uft aufmerffam
madhen, meldhen ber h- jofeph fomohl ber allerfeligjîen jung=
frau SDÎaria oIS audh bem jefuSfiube gemährt hat, unb un§
ferner üorhalten, ba§ auch «oit un§ mit üoQem Vertrauen
feinem mäkligen ©dhufte unb feiner tielüermcjgenben gürbitte
anempfehlen bürfen unb baüon reidhen ©egen ju erwarten
haben.

1. Deine Sluffaffung ijjt burdhauS jutreffenb, barum
unterlajje tdh eS, noch etmaS hinjujufügen.

Diefer ©dhuft nun, meldhen roir üom hl. jofeph ju erflehen
gewohnt finb unb ju erwarten haben, hat jüngft, bei ©elegenheit beS
oatifanifdhen ©oncilS baju geführt, baß ^apft $iuS
IX., bem
oielfadh auSgefprochenen Sßunfdhe ber fatholifdhen ©hripen unb
ihxer geiplidhen gürPen miOfahrenb, ben h. jofeph jum patron
ber ganjen fath. tirche erflärte.

©. Das haben alle fath. Gh"Pen mit freubigem jubel
oernommen; abermorauf beruht eS, baß gerabe ber h. jofeph,
unb nidht ein anberer ^eiliger, olS ^otron ber tirche erwählt
murbe ?

31. Das beruht barauf, baß bcr h- jofeph üon ®ott
jum Haupte ber heiligen gamilie gefeftt rourbe. Die fatho--
lifdhe tir^e ip auch eine heilige gamilie; ja, fie ip in ge=
roiffem ©inne bte gortfeftung ber heiligen gamilie. ©ie pellt
nach ben Sorten beS h. SpoPdS ^^3auluS einen einheitlidhen
Seib bar, üon meldhem ©h^ft"^ Haupt ift, bie einjelnen
©hïiPen aber bie ©lieber fmb, üon feinem glcifch unb feinem
©cbein. Sie nun i" SOîoria feine ÜJÏutter unb in

jofeph feinen Sefdhüfter hatte, fo finbet audh l'ie tir^e, als
Ghript Seib, naturgemäß in 2Karta ihre befonbere 9Jîutter
unb in bem h- jofeph ihren üou ©ott bePelltcn 53efchüftcr.
Dabur4 baß er jum ^ßatron ber tirche erflärt rourbe,
fchritt bie Verehrung beffelben fo roeit fort,
als fie benfridbtig
thun mußte, um feine hohe ©tellung im ^lane ©otteS burcl)
eine entfprechenbe ©tellung in ber tirche ju üeranfchaulidhcn
unb JU ehren.

Sie I)L (ßcrtnib übet' bcn Sefung.

(©chluß.)

Hören mir nun nadh liefen 33eifplelcn über bie all=
gemeine ©timmung unb Vorbereitung jum liturgifdhen ®e=
fang einige anbere, bie unS fagen, mit wcldhcn ©ebanfen bic
Heilige im Chore gefungen. Sluch hierin iP fie preng
liturgifch unb tief bogmatifdh; immer bleibt fie bei ber heil.
Hanblung unb bem Sortlaut beS hl- DcileS. jh^^e 2ln=
muthungen finb überaus reidh; mau ftaunt, mie pe bei ber
flüdhtig hineilenben 2)?clobie fo Vieles mit ben einjelnen
Sorten üerbinben fonnte. 53ci beu Heiligen pnb auch bie
nalürlidhcn geipigen träfte, VerPanb unb SiDc, burdh be=
harrliche Hebung unb heroifche SlnPrengung ju meit höherer
traft unb gähigfeit entroidCelt. Diefe gereinigten unb er=
habenen ©eelenfräftc erfaßt bie ©nabe unb jeigt ihnen im
ÜlugenblidC, roaS bie mcnf^lidhe 3unge in üiclen Sorten ju
befchreiben fudht. ©o fann eine fehr furje ßeit im Seben
einer Heiligen an gülle, 9iei^thum unb Verbienp ganje Dage
eines Slnberen oufmiegen. Sir ©änger aber mollen unS
barauS merfen, mie üicl mir üerlieren, roenn roir bie foP=
baren Slugenblidfe unfereS Dien^cS ohne inneres Seben unb
93eten üerpreidhcn laffen. ©t. ©ertrub üerfammelt beim
(Ehorgefang im ©eifte alle treaturcn um fidh, ««it i^l^en
©Ott JU lobfingen; beim Gloria Patri neigt fie pdh mit
ber ganjen ©chöpfung üoU ©h^fu^c^t Jum ']5^eife ber
Prahlcnben, aHejeit ruhenben Drcifaltigfeit; beim Sicut erat
erhebt Pe fi^, geht im ©cipe jum heiligften §erjen, grüßt
eS mit jnbrunp, preip eS, baß in ihm iu unerfdhöpPidher
gülle bie 9ieidhthümcr ©otteS ücrborgcn feien. Oft ruft pe
bie Sunberthaten ©ottcS felbft auf, ihren Urheber ju üer=
herrlidhen ; biefer ©ebanfe iP befonberS reich unb anmuthenb
im Credo. Senn irgenbwo im ©efange eine Dreitheilung
üorfommt, fo benft fie an bie brei göttlichen 'i}3erfoncn; pe
betet bie unbegrenjtc Slllmadht beS VaterS an, bie unerforfdh-
liche SeiSheit beS ©ohneS, bie füßepe ©üte beS hl. ©cipeS.
©anj UcbUdh weiß pe bei einer ©Ueberung oon fünf bie
hl. 5ffiuubmale Ch^ijti ju grüßen, ©ie bcfchreibt, wie pe
biefe Slnbadht einPmalS an Seihnadhten gemacht
(IV, 2.).
33eim erpen ißerfe cineS 'ÇfalmcS (Venite exultemus
Domino) warf fie pdh nieber oor ber Sunbe beS regten
gußeS unb erhieU (Srlaß ber ©ünben, bte pe in ücrfchrten
©ebanfen unb Sorten begangen. 39ci ber Sunbe beS Unfeu
gußeS erlangte pe ©rgänjung aller fdhulbigcn Vollfommenhcit
in hl- ©ebanfen unb Sorten. Vor ber Sunbe bcr gebene-
beitcn Unfcn Hanb erhielt pe Verjeihung aller 9iachläffigfeiten
in Übeln Serfcn, bei ber redhteu ^anb bie VerüoOpänbigung
aller ihrer mangelhaften guten Serfcn. 5öeim fünften VerS
ging pe jur füßeften ©eitenrounbe, bie aOer ©üter güöe
birgt, füßte pe anbachtSüolI unb rourbe üom rofeufarbencn
SaPer, baS bie Sanje ihm entlodfte, üon aller ÛDîafcl gereinigt
unb üom fopbaren ®lute mit allen Dugenben gefdhmüdft.

?lm hl. ©rünbonnerPage (IV. 25) füßte pe anbädhlifl
beim Kyrie eleison im 9famen ber ganjen Ch^^ifteuheit baS
füßePe Herj, beim Christe eleison bcn gebencbeiten 9Jîunb
unb bat um Verjeihung aller ©ünben, bie jc mit bcm ÎDÎunb
begangen roorben, beim Kyrie bie H^n^'e jur Vergebung bcr
©ünben, bie in ber tirdhe burdh Serfe begangen "roorben.

Sellen hohen Serth ein folcher ©efang h^be, jeigte
ihr ber Hei^t in einer Vijlon am Vorabeub üon Seihnachten
(II. 2). ©ie fah, roie ber Herr im Chore faß, mährenb
man '.ßfalmen fang unb gleidhfam golbene tnäucl in feinen
©chooß legte; nad) bcenbigtem ©ebet famen jmei (Sngcl mit
einer golbenen platte ; ber Heilanb legte bie golbencn tnäuel
barauf, unb eS erf^iencn alle einjelnen Sorte baran mie
©bclpeine üoll herrlicher ÜJ?onnigfaltigfcit ; jebcS ©teinlcin
glänjte in munberbarer tlarheit unb tönte mit überaus
füßem tlang; baoon roorb ber He*t fo bewegt, baß er allen
©egen, ber barauS ber hl- tir^e entfprang, ben üBctern
jroeifa^i jurüdferPattetc. Die aber ohne Slnbacht fangen,
bereu ^fJfalmenfnäucl blieb ouf ber 6rbc Uegen.

Sir müffen olfo in bcm unS üon ©Ott ücrUchenen
Slmte fo JU Pngen fuchen, boß unfere ununterbrochene Slnboch'
mie ein golbencr gaben Pch jum tnäuel roinbet unb bie
monnigfodhen Slnmuthungen mie funfclnbe Sbcipcine pdh etn^«
Pedhten.

ßS mor mohl gegen Snbe ihreS SebenS, bo bie .Heilifl^
mieber on boS tronfenbelt gcfePclt mor, olS pe mähren^'
beS ConüntomtcS bie munberbare Vipon ber ^örautmePe
hotte
(IV., Slnhong ju topitcl 59), in roelcher ber Heil^"^
mit ihr bie mhpif^e Vermählung feierte uub aüe Heilifl.^"
unb ©ngel bcn ©ängerchor bilbeten. Do foh pe pch l»"!«


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Kyrie eleison Don jwet Engelfürpen au§ bem E^ore
ber Dbtonen üor ®ott ben Sater geführt, too pe auf'S
gepd^t niebergenjorfen anbetete unt) bet jeber ber brei ïïn=
rufungen eine ©nabe erhielt. Seim Christe eleison
führten Pe jtoet Gbetubine jum göttlidhen Sohne, unb hier,
als Sraut am heiligPen Herjen tuhenb, goß pe alle Süöig=
feit, bie pe babei empfanb, in ihren Uvfprung jttrüdC. DaS
gef^ah burch ein munberbareS EinPrömen ©otteS in bte
Seele unb ein ßurüdEptömen ber Seele in ©ott, fo baß bei
ben abpeigenben 9Zoten ber 3?Zelobien baS göttlidhe Herj pch
mit unanSfprechlidher Sonne in bie Seele ergoß unb pe bei
ben aufpeigenben 9foten aQeS tnit ber größten greube in
©Ott jurüdprömen ließ. Sei ben legten brei Kyrie peilten
jmet Seraphine fte betn hl. ©eifte bar, ber bei jebetn Kyrie
burdh feinen Segen eine ber oberften Seelenfräfte ber Heiligen
reinigte unb oerflärte.

Senn toir Sänger unS biefe Seiehrung ju ^JJuge madhen
mollen, tnüffen toir unS beftreben, baß tnit ber peigenben
DJZeloble unfere 2lnbadht toie eine geuerpamme aufpeige;
bann ftießen mit ben nieberpeigenben Dönen bie reichften
©naben fanft unb ruhig in'S Herj.

Sdhön unb lehrreidh pnb bie ©ebanfen, bic unfere
Heilige an einem '■^Jpngpfepe beim Agnus Dei erfüllten, bei
ienem ©efang, in bem ber Choral alle Herjinnigfeit, bereu
er fähig iP, ausgießt
Oor bem Samme, baS auf betn Slltare
liegt; währenb bePen geht ber griebenSfuß bur^ bie 9ïcihen
ber Sobpngenben. So utnarmten pdh bte erften Chripen itn
grieben Chrifti
Oor ber hl. Communion (IV.. 39;. „Seim ;
erften Agnus Dei ftehte pe für bie ganje hl. Kirdhe, baß '
ber Herr pe in Slllem oätcrlich regierett toollc; beim jtociteu |
für bie Seelen im gegfeuer, baß er fte barmherjig auS
ihren '^Jetnen erlöfe; beim britten bat Pe, baß ber Herr bie
Serbienfte aller Heiliflen, bie tnit ihm im Hi>"inel herrfehen,
mehre.

ES ift baS ihr '^3pngpgebet, unmittelbar oor ber heiligen
Eotnmunton, an ber bie ganje flöftcrlidhc gamilic mit bem
Sriefter theilnahm. So gebenft pe am StiftungSfepe ber
Kirche ihrcS leibenben, Preitenben unb glorreidhcti SlnthcilS,
unb Pe toeiß, baß biefeS Eingehen in baS ©ebet ber Siturgie
Pe bePer oorbereltet,
als jebeS clgcmoifdge ©ebet, gerabe toie
ber ^rlcPcr burdh bie hl- üDZcffe 'fcIn Herj beffer bereitet, als
burd» iebeS anbere nod) fo InbrünPIge ^]3rloatgebet. DaS
©leidhe toirb ber Sänger erfahren, loetin er bis "in'S Kleinpe
ber hl. Siturgie folgt unb bann ble geipiidhe Communion
madht; benn ber Herr peht bann m feinem Hevjen bic
buftigen Slüthen auSgePrcut, toeldhe ble ©ebete ber h- ^'tche
erjeugt haben.

Sin ben geften ber aJhittergottcS, toeldher bie h. ©crtrub
bon JefuS ju befonberem Sd)uge übergeben toar, pnb ble
Siponen jahlreldher unb oon befonberer Sieblid)felt. Sor
Slllem toollte DJlarla ble Sirlfamfeit IhreS pctS bereiten
SdhugeS recht cinbringlidh ocrfüitbcn lapen. Daher fleht ble
Heilige biefe Sahrheit in olclgePaltlgen Silbern auSgebrüdt,
fo oft man nur Im Chor jttr Wutter unb Sd)limherrin ber
Chripenhcit betete. Die ©otteSmutter erhebt pch oon ihrem
Dhrone; fte tritt oor ihren göttlid)en Sohn; fie fniet oor ber
helligpen Drcifaltigfeit, predt ihre Slrme fchügettb über bie
Setenben, breitet ihren älfantel über pe; felbp bie böfen
Sünber eilen herbei — in ©ePalt häßlicher Üh'erlein unb
bürfen P^ bergen unter bem Saum ihreS ©eioanbeS.

3tur Jioei ber fchönften ©epchte folgen als loürblger
Schluß.

„SllS fie atn gepe TtanH Serfünbigung währenb beS
Salve Regina bem Herrn flagte, baß pe niemals mit p
bührenber Ehrfurdht feiner 5Wutter gebleut hätte, unb bleS
nun burdh baS heiligfte He^ä ä« t^w" trad)tete, ba fah pc,
wie oom heiligPen Hetzen gleichfam golbene Sïöhrdhen gingen
jum Hetzen ber iunqfräulidhen SJiutter, fo oiele Üïöhrchen,
als St. ©ertrub toünfdhte, ihr Dtenpe eriotefen ju haben.
Durch jebeS berfelben crflang bte flnblld)e Siebe Jefu ju
feiner 9Kutter, unb fo warb bie Heilige oerpd)ert, baß alle
ihre yjadhläfpgfeiten erfegt feien. SllS pe bann bei ben
Sorten „Eja ergo advocata nostra" (Sohlan unfere
gOïlttlcriu; bie tnllbefte aJJutter um ihren Seiftanb anpehte,
ba fchien bic hehre wie oon ftarfen Striden niebergejogen
JU ihr; unb pe erfannte, fo oft Jemanb pe tnit ïïlnba^t feine
3)Zittlerin nenne, werbe fo fehr ihre mütterlidhe ßärtli^feit
bewegt, baß fie pdh nidht enthalten fönne, pdh bem Sittenben
gütig jujuneigen. Darauf fang pe loeiter illos tuos mises
ricordes oculos (weitbe fene Deine barmherjigen Singen);
ba ergriff ïlïaria baS Kinn ihreS KInbleinS unb neigte eS
fanft jur Erbe nieber tnit ben ïQorten: „DaS Pub meine
barmherjigen Singen, bie idh meinen Serehrern heilfcjm ju=
toenbe." Sic erhielt ben Sluftrag, biefe beiben Sorte toenIgpcnS
einmal im Üage ju beten; fte werbe gewiß in ber DobeS=
Punbe baoon ntd)t geringen SEroft Oerfpüren."

Slm gefte ber ©eburt ber aHerfeligPen Jungfrau fah fte
(IV., 51), „wie ber Hi'"'"el pch öffnete unb unter ben
bienenben H^nben ber bl. Engel ein wunberbar erhabener
ïhron pd) mitten In bem Chore ntcberließ." Sluf bemfelben
faß in höchper ©lorie bie erlaubte .Herrfdherin beS Himmels.
Sie jeigtc iu unbefdhrelblldher Sicbliihtcit unb 3utraulld)feit,
toie pe an ienem gefte ble ©ebete ber flöperli^en gamllie
gnäbtg aufnehmen werbe. Die heil. Engel aber hielten in
Ehrfurdht jenen Dhron umgeben unb Panben ootl gieube
ber würbigPen Ü)iuttcr ihreS Herrn ju DIcnPcn bereit. ES
gefeilte pdh audh eine S^aar ber feligen ©eiper ju beiben
Chorfclten unb prieS mit jenen (ben i){onnen) In jebem Sorte,
baS man fang, ble Königin ber Herrlichfett. Sor jeber
Chorfran panb jubein ein Engel, ber einen reich grüncnbcn
ßwelg in Hänben trug. Diefe 3>oeige trieben Slüthen unb
grüd)tc oon oerfd)iebeuer garbc heroor, gemäß ber Slnba^t
einer Jeben. SllS SlllcS geenbet war, ba trug jeber Engel
feinen 3'oelg mit unglaublid)ct greube jur "jungfräulidien
llhittcr, legte Ihn chrfurdhtSooll ju einem Kranjc um ben
Ühron, auf bem pe faf}, jur iDJehrung Ihrer eInjIgen Ehre
unb Hcrrlid)feit. Da flagte bie Kranfc: „O weh' mir,
meine järtli^c ÜJhitter, Id) oerbiene nid)t, biefen glüdlid)en
Chören ber Sobpugenbcn jugefcUt ju werben!" Die heilige
Jungfrau aber entgegnete gütig: „Dein guter SIHc crfcgt
SlllcS; unb ble fromme ü)Jclnung, in ber Du nach gewohnter
Seife burch baS füßflingenbc Soij beS HerjcnS mcincS SohneS
biefe SeSper ju meiner Ehre aufgeopfert haP, übertrifft weit
jebeS nur lciblid)e Semühen."

DIcfe buftigen ajjarienblütndhen mögen bie Slumenlcfe
iu bem reldhen ©arten ber Offeubarungen ber heil- ©crtrub
fd)lleßen. ES ip nicht fd)wer, Ihrem lieblichen Dufte na^=
jucllen, toenn ble filebe jieht. 9)fag cS 3}iand)en audh an=
fangS befremben; immerhin mü^en toir bebenfen, baß bic
Schren oon Heiligen fomtnen, baß pc unS ben beften Seg
jeigen. greilid) ip baS nid)t baS Einjige in ber ®efang=
f^ulc; aber buS Eine muß man thun unb baS Slnbere ni^t
laftcn (St. SllovPuS). Unb cor SlOcm fd)reibe pch ber
llturgifd
)C Sänger tief inSHerj: „EineS nur ift nothtoenbig."


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5Der \}l papfl Cöupr I., hn
2.

Steffie Demuth at^met au(h ba§ ©(^reiben, meld)e§ er
an einen gemiffen ^auIuS ri^tete, ber jur ßeit feiner
bung jur päpftliihen SBürbe in freuubf^aftlichen Sejiehuugen
JU ihm geftanben ju haben fcheint: „SBenn mir frembe Seute
Schreibt ber ^apjt) megen ber päpftlidien Stürbe fchmei^elu,
fo gebe idh darauf nicht toiel. Daß aber aud& 3hr mir in
biefer |)inrtdht fchmetdhelu müßt, ba§ fd^merjt mich buter; benn
@udh ip ja meine ^erjenSneigung gar mohl befonnt, unb bodh
fogt it^ hätte e§ ju (£tma§ gebracht! ^o, bie liebfie
Seförberung märe für midh bie gemefen, menn mein ®uch
befonnter SBunfdh ftdh erfüllt, unb idh bie erfehnte 3^uhe er=
langt hätte."

?lehnltdh loutet ein ©dhreiben au§ biefer 3eit an ben
bomoligen iBifdhof ^ohonneS oon ^onfiontinopel. Der '^apfl
bellogt n^, büß ber ^ofriardh bie Beflötigung feiner 2öahl
burdh ben ^oifer nicht tjerhinbert höbe: „SBenn jur Dugenb
ber Siebe oudh bie 5J?ächjlentiebe mefentlidh gehört, menn un§
befohlen ifi, ben ^fä^fien ju lieben, mie un§ felbft, mie fommt
eS benn, boß Shr mich nidht fo liebt, mie Shif Gnch felbfi
liebt? 2Beiß ich ja bo^ mit melch' glühenbem Verlangen
felbfi ber S3if^of§mürbe entfommen nolltet; bennod) hobt ^h^
^Jid^tS für mt^ gethon, al§ mir bie gleiche Sofl oufgebürbet
mürbe. DorouS erfehe idh, boß mid) ni^t liebt, mie

felbfi; benn 3hr noUtet, baß id) bie Soft trage, bie ^h^^
@udh felbfi nid)t moKtet oufloben laffen. «Iber meil nun id)
Unmürbiger unb ©dhmodher bie Seitung eineS oon feinblidhen
^Bellen oUerfeitS bebrnhten ©chiffeS übernommen habe, fo bitte
i^ @udh beim aKmädhtigen ®ott, boß Sh^ mir in biefer ©efohr
bte §ülfe ©ureS ®ebete§ jufotumen loffet."

„aSenn idh ermöge (fdhreibt er ferner an bie 'ißatriardhen
be§ 2)?orgenlonbe§), baß ich "hne hinreidhenbeS Berbienft unb
tro^ meines heftigen BJiberfirebenS gejmungen loorben bin,
bie Sofi beS §irtenamte§ ju trogen, fo überfällt tnich büftere
Drouer, unb mein betrübtes §erj fteht 9Ji^tS als unburd):
bringltche ginfierniß. Denn moju onberS mirb ein Bifdhof
üom |)errn ermählt, olS um gürfpredher für beS BolfeS ©üiiben
JU fein? ajlit meinem Bertrouen foü nun i^ als gürfprecher
für frembe ©ünben ju ihm lommen, bo ich iiJegen meiner
eigenen ©ünben bei ihm feine ©idherheit habe? ®ürbe ^emoub
midh um meine gürfpradhe bei einem gürften bitten, ber ihm
jürnt, fo mürbe idh ougenblidflidh antmorten: „J^ch fonn mit
einer gürfprodhe nicht jum gürften gehen, meil ich nid)' i«
bertrouter greunbf^oft ju ihm ftehe." BJenn idh mich alfo
f^ämen miirbe, bei einem onbern 2)Jenfd)en olS gürfprecher
onfjutreten, obfdhon ich i()n feineSmegS beleibigt hätte, meld)e
Bermegenheit tfi eS bonn, baß i^ bei ©ott bie ©teile eineS
gürfpredherS für boS Bolf einnehme, obmohl i^ mir nid)t
beroußt bin, burdh ein oerbienflooKeS Seben in feiner greunb=
fdhoft
JU flehen! Dobei habe idh aber no^ etroaS 2lergere3 ju
befürdhten; benn roir 2lÖe roiffen ganj gut, boß ber ©inn
eines ßürnenben nodh mehr erbittert roirb, roenn man einen
ihm SJiißfäaigen olS gürfpredher ju ihm fenbet. Unb ich
für^te fehr, boß boS mir onoertroute Bolf, beffen ©ünben
ber §err bisher mit ©ebulb ertrug, jegt ju ©runbe gehen
roerbe, ^ bo nun auch nodh meine ©chulb auf baffelbe fäQt.
2Benn idh aber auch biefe gurcht, fo gut eS geht, jurüctoränge,
fo erfchredfe idh bei Betrachtung ber ungeheuren Aufgabe, bie
mir jugefaßen ift." —

3)ïit btefer Demuth berbonb ber große ^opfi aber eine
unerfdhütterliche ©tonbhaftigfeit. ffioS er nodh eifrigem
©ebete unb reiflicher Ueberlegung einmal in Singriff genommen
hotte, boS führte er oudh burdh, modhten bte entgegenfiehenben
©dhroierigfeiten ftd) nodh fo hoih oufthürmen. Bei ber 2luS=
führung feiner Bläue oerfuhr er ober nidht etroa mit Ungefiüm,
fonbern mit größter .Klugheit unb Befonnenheit; oQe
erlo
ibten ^Wittel fe^te er in Beroegung unb terfionb eS, jeben
gunfiigen Umfiottb ju benuljen. ©eine eingehenbe tontniß
ber bamaligen ßeitßerhältniffe, beS SïedhteS unb ber einfluß=
reichften 'ifJerfonen fom ihm bobei fehr ju ©tollen. ®r mor
felbft ein großer Diplomat; ober bei 2lllem,
moS er unter=
nohm, bleibt immer mohr, boß nur ht- ®ifer für bie Kirche
©OtteS unb bie pöpßliche BJürbe ihn leitete, boß ihm bagegen
perfönlidher "nb ^errfdhfudht ebenfo fern logen. —

Um bie fätnpfe, tu benen jene erioähuten Borjüge
©regor'S befonberS hell heroorleudhten, bem Berfiänbniffe ber
Sefer näher ju rüdfen, fcheint eS mir nothroenbig, einen fleinen
gefchid)tlidhen 9tüdtblidt ju thun. Der Jïoifer DheoboftuS, einer
ber 9ïadhfolger Gonftontin beS ©roßen (f 337) hatte im
Söhre 395 boS römif^e BJeltrei^ unter feine beiben ©ohne
getheilt. Der eine erhielt bie roefilid)en ^roüinjen mit ber
|)auptftabt 9ïom, ber anbere bie öftlidhen mit ber .§oupt(iobt
Gonftontinopel. 9?adh ber abfiel beS J?aiferS foOte jroar
boS 9ïei^ tro^ ber Dheitung noch immer ein ®onjeS bleiben;
aOein eS ift tu BJirfli^feit nie mieber oereint roorben. Durdh
bie fog. Bölfermonberung mürbe bereits im folgenben
^ahrhunberte bem roeftrömifchen Steiche ein jäheS Gnbe bereitet.
Gin gerooltiger Drong hatte nämlich fdhon frühjeitig bie bor=
borif^en Biïlfer beS' 9JorbenS gegen baS römifche BJeltreich
fortgetrieben. GS mar ni^t etroa ein SSonbern einjelner
umherftreifenber §orben ober obenteuernber iïriegSfchaoren,
fonbern eS maren gonje Bölfer, bie mit SBeib unb ^inb, mit
©efinbe unb |)obe ihre alten SBohnfi^e üerließen, um in
meiter gerne eine neue ^eimoth ju fu^en. Unb roie bur^
ein Grbbeben mohl eine gonje ©tobt in einen ©d)ulthaufen
tjermonbelt mirb, fo mu'rbe burdh bie moffenhofte Bölfer=
roanberung boS gonje bisherige ©taatenfi)Pem über ben .^oufen
geroorfen." —

Den Slnfong modhten bie .gunnen, roeldhe im ^ah«
375 ouS Alflen noch Guropa herüberfamen. Diefe roilben
Slfioten oerbrängten im Berein mit ben jroif^en ben glüffen
Don unb ffiolgo mohnenben 2lloncn bie ©othen, toeldhe bie
roeiten Sonbftrilhe jroifdhen bem fdhroorjen TOeete uub ben
Ufern ber Söeidhfel unb Ober biS- jur Dßfee beroohnten unb
burch ben gtuß Dnieper in Oflgothen ttnb B3eftgothen
getheilt rooren. Die üerlriebenen 2Beftgothen brängten gegen
boS römifdie 9teid), unb ber bomolige Jfaifer BolenS üerlor
in ber blutigen ©chladht bei §abrionopel (378) ©ieg unb
Seben. ©eiu ïJodhfolger DheoboftuS hemmte jmor bie fieg=
reiben gorlf^ritte ber ilßeftgothen; allein eS ift leid)t einjufehen,
boß bie oben ermähnte Dheitung beS römifchen 9ïeld)eS unter
ben obmoltenbcn Berhältniffen tiur oerberbUch merben fonnte.
^Jomentlid) ^tolien rourbe ber ©chouploU fdhredflicher Kriege.
9?och einonber burchjogen bie BJeftgotl)en unter bem be=
rühmten Morich unb jroonjig Sah« fpäter bie §unnen itnter
bem fd)redlichen ïlttilo olS ©ieger boS blühenbe Sonb unter
furdhtboren Berheerungen, biS tm Qohre 476 Oboofer, ein
Befehlshaber beutfcher 'aJïiethStruppen im römifdhen §eere, bie
im heutigen '■^ontmern ihre urfprünglichen BJohnfi^e gehabt,
ben le(3ten roeftrömifdhen ifoifer tjom" Dhrone ftürjte unb fl4
felbfi Sönig oon Stolien nannte. Damit hatte baS meftrömifche


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Sïeidh jetn Enbe gefunbett. ®a§ ofirömifche ober grtediijche
5Reid) mit ber ^auptpabt Gonfïantinopel l}ielt fid^ bagegen nod^
ungefähr taufenb Ja^re, bi§ e§ 1453 in bie §änbe ber
Dürfen fiel. —

Oboafer murbe bereits 493 geflürjt üon ben Ofigot^en,
bie bis ba^in im heutigen Ungarn unb Siebenbürgen inohnten.
Die ofigothifdbe §errfchaft murbe mieber burdh bie getbherren
beS oftrömifchen KaiferS Jupinian im Jahre 555 üernichtet.
Jtalien marb nun eine ^roüinj beS oPri5mifchen 9ïeidheS unter
bem gtïamen Sjarchat _(b. i. StatthaUerfdhaft). Slber audh
bie ojirömifdhen Kaifer blieben nidht lange im SBefitse üon gang
Jtalien. Der üom §ofe ju Sonftantinopel beleibigte (äyardh
(Statthalter) 9iarfeS lub auS 9ïache feinen greunb Sllbuin,
König ber Songobarben (Sangbärte) ein, baS armfelige
^annonien (Ungarn) ju üerlaffen unb baS gefegnete Jtalien
in beft^ JU nehmen. Der ließ pdh baS nidht jioeimal fagen.
Jm Jahre . 568 bradh er an ber Spi^e feines ganjen VolfeS
in Jtalien ein unb grünbete hier ein neues 9?ei(| mit ber
§auptpabt ^aüia. Die Sombarbei hat heute nodh üon biefem
VolfSfiamme ihren Dramen. DaS SReidh befianb jiüeihunbert Jahre.

©eit bem Untergänge beS roepri3mifdhen SReidheS (476)
bis jur Sßahl ©regor'S beS ©roßen (590), alfo in einem
Beitroume üon ungefähr hunbert Jahren, hatte baS unglüdtlidhe
Jtalien üiermal feine |)errfdher gerocchfelt. 3«erP famOboafer;
bann Dheoboridh mit feinen Dflgothen; bann bie oPrömifchen
Kaifer; unb jule^jt bie Songobarben. 9Jach fo üielen Kriegen
unb Verheerungen bot baS Sanb einen erfchütternben SlnblidC.
^DJehrere 2
)ïilliDnen äJJenfchen maren burdh baS ©dhioert um=
gefommen; üiele ©täbte lagen in Drümmern; bie gelber
ioaren unbebaut, unb bie Ünpttlidhfeit hatte in bebenflidher
Seife um ftch gegriffen. —

2118 ©regor ben päpfllithe« ®tuhl besieg, bauerten bie
Kämpfe ber eroberungSfüditigen Songobarben fort. Der cfl=
römifche Kaifer ließ ben nodh unter feiner .^errfdhaft flehenben
Dheil üon Jtalien unb namentlidh 91om ohne hiureiihenben
©thuU. ?lidhtS beflotoeniger üerbietet er bem ^apfle, mit ben
Songobarben eine Unterhanbluug anjnfnüpfen. Jn golge beffen
ifl 9ïom bebroht, unb ju feiner"aiettung ijl nur ©regor thätig.
6r jahlt ben Songobarben bie KriegScontribution unb ben
faiferli^en ©olbaten ihren ©olb. 33alb fommen bieSongobarben
jnm jmeiten 9)?ale in bie 9Jähe i){omS. DaS Glenb toirb fo
außerorbentlich groß, baß ©regor felbp feine regelmäßigen
^rebigteu unterbredheu muß.
Qmx betrat ber loilDe Pongo'
barbe bie traurig üeröbete ©tabt nicht, aber bie Umgebung
berfelben fudhte er mit einer berartigen Veritüflnng heim, baß
bie fog. Gampagna ihre Veröbung nnb nngefunbe Unfrucht^
barfeit bis auf ben heutigen Dag nidl)t üerloren hat.

Slber 2llIeS, maS ber ']3ap"jl an ©orgen, Dpfern unb
Slrbeiten für bte {Rettung 9lom'S itnb für bie Vertheibigung
JtalienS eingefeUt hatte, trug ihm üon Gonpantinopel her nur
Vermeife unb ftänfenbeKlagen ein: „er fei bem Kaifer nicht
aufri^tig ergeben." ©o üon jioei entgegengefetten ©eiten
fortmährenb bebrängt, behielt er nidhtSbejiomeniger flarfmüthig
fein großes 3iel ini 2Iuge: Jtalien enblidb ben grieben unb
georbnete ßupänbe ju fchaffen. ^Jeun üolle Jahre mußte er
barnadh ringen, boß ber Kaifer ben Songoborben einige 9ïedhte
einräumte nnb ein griebe ju ©tonbe fom. greilidj foOte ber
Jubel JtoUenS über boS f^einbore Gnbe ber breißigjährigen
SDÏe^eleien unb 9iäubereien bolb mieber üerflummen. Der
Krieg broch nämlich üon neuem ouS. DiefeS 3J?al ober nahm
©regor eine anbere ©teßung ju ben friegführenben ^I3arteien
ein. ©dhönen.

Vor fünfjig Jahren befonb ftdh unter ben Ghoriften beS
DheoterS ju bergomo in Ober=Jtalien ein armer, fehr be=
fcheibener junger SDÎonn, ben olle feine Komeroben gonj be=
fonberS liebten, unb meldher, um feine arme ÎDÎutter beffer
unterpü^en ju fönnen, gleidhjeitig ©^neibergefelle unb ©horip
mar. GineS DogeS fom ber ©änger ûîojori jum ©dhneiber
unb probierte eiu ^oor KleiberPüie on. Der ©efelle fom
ihm befonnt üor; er frogte unb erfuhr, boß er ouf ber Sühne
im Ghor mitpnge.

„§oft Du eine gute ©timme?" frogte 9îojori.

„©ie ip nidht befonberS", ontœortete ber ©dhneiber=
gefeüe, „ich bringe mit SDiühe boS G herouS".

„Soß hören", fogte SJojori.

Der Ghorip begonn unb brodhte mit einiget 9)îûhe baS
G heraus.

„9îun boS A!"

„Öert, boS geht nicht!"

„©inge A, Ünglücf liehet !"

aJîit großer Slnprengung gelang eS bem Ghotipen.

„9iun boS H", tief Üiajori.

„DoS bin idh "it^t imftanbe".

„Dos H, foge idh, ober bei meiner ©eele, ich —"

„Gtjürnen ©ie nicht, i^ miß eS üetfuchen".

Unb eS ging.

„©iehP Du, eS geht !" rief 9lajoti freubig ouS. „Unb
nun foge ich ein Sort, mein ©ohn, menn Du Didh
Peißig üben loilip, fo mirp Du bet erpe Denor üon Jtalien
tüerben.

yjojoti hatte pdh nicht geirrt. Der otme Ghorip, loeldher,
um fein Seben ju fripen, jugleidh als ©chneibergefeHe ar=
bcitete, befaß fchließlidh ein Vermögen üon einer Ü)ii(lion Sire|;
eS tüat ber berühmte Dpernfänget Ûîubini.

STlttiHiiÇc ÜOßll. Gine broHige bemerfung ouS
Kinbetmunb tüirb oitS Slgtom beridhtet, mo bie Siener
.^ofopernfängerin gtätilein Jenni; bto^ jüngp ein fehr et=
folgreiches ©oPfpiel obfolüierte. Die Künfllerin befugte
bort noch einem großen SohlthätigfeitSfonjerte eine gomilie,
beten iüngPer ©ohn, ein Heiner DougenichtS, fd)on mandhe
Slufgobc ijoppelt ju fdhreiben genöthigt motben unb fogor boS
leljte ©chuljohr repetiert hatte. Durdh ein ©efpräch beS
gtättlein brodh, bie mit ihm fcherjte, julroulich gemocht,
fragt bet foule ©dhlingel plö^lidh: „§aben ©ie geperu
f^ledht gefungen, gtäuleiit?" — Sie fommp Du borouf ?"
ruft bie Koloraturfängerin erpaunt. — ,,Seil — meil —"
ermiebert boS Kinb üetlegen, „meil bie 9)îoma ber Dante
etjähU hat, boß ©ie jebeS Sieb toieberholen mußteti".

ltBclf|»lct. Jrgenbiöo mirb eine neue Operette
unter bem Ditel „ber 'ipolijeifpion" aufgeführt. Slm Doge
noch ber erpen Slufführung erfunbigt pdh eine Dome um boS
©chidffot beSSetfeS. Gin §err ontmortet ihr borouf: „Ju
bem ©tüi mirb foP üon oßen hanbeluben '.perfonen ge--
pohten ; ein Diebpohl folgt bem anbetn." — „Unb mie iP
bie SDîupf?" — „Der Komponip ip SlHen mit gutem
beifpiel üotongegangen: er Ijat am meipen gePohlen."


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72

^dttattmüvt^cv ^atfjoafi^e ^alcntier fiiv 1887.

SBir empfehlen hiermit bie in unferem SSerloge erfchetnenben, nachl'tefjcnb uerjeidjneten

üottauuJörtljer kat\)olifA)t\i MakiiUt für 1887

uub bitten berjli^ um möglid^ft gcofje Verbreitung.

aJiOttifasEflICttbcr. XI. jahrg. 1887. a«it einem fe^r gut aufgeführten far--
bigen Ditelbilb unb bieten jCfuflrationen. SWit 9}iarlt=Verjei(hniB unb 2j8anb=
falenber, Ouartformat. ^reiS 50 ^fg.

Slicincr ^icnftliotcusialctlbcr. IX. jahrgang 1887. 9}?it bielen Slbbilbungen.

Dafchenformat. ^reiS 20 ^:13fg.
SlinÖcrstaJcnUcr. IX. jahrg. 1887. »Kit ßielen «Silbern. tteinfleS !2:af(hen=

formal ^rei§ ungebunben 20 ^fg; in Seinm. geb. 50 ^.j3fg.
flat^olifr^cr ßcIjrcrsfialcnDcr. VIII. jahrg. 1887. 8" ^reiS in Seinmanb
gebunben 1.—.

Soltiatcttfrcuttb. Safchen.-talenber für ©olbaten. II. jahrgang. 1887. 9«it
oielen jllu|irationen unb feinftem farbigen Umfdhlag. '43rei§ 20

2:ttf(^eti=^fllcttöcr für öic ftuJJircnöc IX. jahrg. 1887. il. 8».

^reiS in halb l'einwanb geb. 40 ^fg.; in ganj Seinmanb geb. GO ^fg,
2^icrfchtt<ä=ÄttICllÖcr. V. jahrg. 1887. ä«it oielen jauftrationen. tleinfteS
jafdhenformat. ^.ßreiS 10 t^fg-

^tebertJcrftaufcttt f?of;et: ^{aßatt. "WJ

Seftellungcn nimmt jebe ©uthOattÖllUtö, jeber SuthOinDcr, ^oftjotc u. f. m.

fomie bic unterjeichncte S3crlag§hanblung entgegen.

^attaumörth, 1886. §od)ad)tung§oon

ötttfjfjauörmiö S. ^ttcv.

jm SScrIagc bcr Untcrjeichnetcn crfChten:

^dfmattiutnfdjttte

juglcid) au(h al§

^orfdjule für Itas Prgclfpiel.

hcrauêgcgeben tjon

ScrnarÖS.

Op. 26. «Prcië SWorf 1.20.

©ernarög

^efangmefßobe.

jQefles unb billigftts inftruktiues ïehr-

Itnd) ft'tr ben CSefanguuterrid)!.

^reté 00 5ßf. nad) außen h'u unfer
ßrcujbanb 70 ?ßfg.

SeiTite Domino in laetitia!
(iefaitg- uitb (Bebctbiid)

junächft für

\)ö\)m Öeïjrmtftaïtcu

hcrnuâgcgebcn bon

gîctcr S3atir»

JnJtUt Auflage
teforat Bon

ginßoß (àrctttcrô,

CSijmnaRat'Seianflte^rer u. ®om=Oïi)aui(l in îtncC) en
SKit tird)ticl)er OJenehmigung.

î}}rciâ: brofd). m. 1,20, gcb. m. l.&O.
SI ach en. «llÖCrt ^atoU & go.


^ur IJcrcl)rttttg unferer lieben irratt «on Coiirbcg.

jn unferem SScrIagc crfd)icn focben:
P. SRarta Antonius, iîti) bin bie nnlirflrdttc (Empfängnis ober
J^aiibbud) bcr îîcrehntng unferer lirbcn- <frnu uon fourbca.
©in OollftänbigeS ®ebet= unb ©rbauungSbud). VIII unb 200
©eiten. 16». ^rei§ GO 13fg.

3)a3 hübfch auSgcftattcte SBüdjlctu, für alle SScrehrer unferer lieben grau
oon Soitrbcê unb befonberâ für bic SSallfahrer nad) SourbeS gefd)rieben, ent«
hält bic ®efd)ichte ber Grfdjeinung unb beä ©nobenorfeS, bic Uebungen nnb
bic ÛîoOenc ju unferer lieben grau oon öourbeä, bic öebcte unb Slnbad)ten
oor, raährcnb unb nad) ber SSallfahrt, bic Iauretanifd)c Sitanet, bie îagjeiten,
baS Avo Maria 2C., unb bilbet fomit ein oollftnubigcä .^anbbud) für alle
ÎRaricnocrchrcr. Um bic 21nfchaffuug bcä 2ßcrfd)cn3 jebem ju ermöglid)en
festen toir bcn ^rci§ äuj3crft gering,
geruer crf^icncn:

--jDer iUonot unferer lieben ^rau uon fourbes in .SI 58ctradh=

lungen, nebft einetn Slnhange Oon ÏDÎejj^, 58ei^t= unb 6omtnunion=
gebeten ju ©hren unferer lieben grau oon SourbeS. 'ißrciS 40 ^fg.
Uouene ^u unferer lieben /rau uou fourbes, ^fadh ber in 2ourbe8
gebräudhUdhcn Original=9?oocne. V. Sluflagc. '^JreiS .30 ^fg.

Sie fämmtlichcn SBcrldjcn fmb mit lirchlidjer Slpprobation tjcrfehen,

Plothen. iifßcrt 3iüfoßi & ^o.

, SPorräthig bei ^acoH & (fo. in

i flachen :

^ilicl fiir ^ntDolifcii.

â'ITttflïirfc "g^ratÇlauôflaDc.

S)ic heiliflcn Sd)riftcn bcô alten unb netten
ïcftamcntcS nad) ber SluSgabe oon

& ^cifrOf,

84 Sicfcrungen à 50 $fg.

2)0111 pothier,
Li bcr Grndiialis.

«preis TOarf 8,00.

^Scr ntcßortrtttlfdjc 6:fjpro(.

^retfl Warf 340.'

Ältartafeln

in r 0 i eil 0 r Auswahl v o r r ii t Ii ig,
bosondoro Rahmen worden nach Be-
stollnnf,' billigst goliofort.

Albert Jacobi «& Co.


Seronttoortlicher Slebafteur SB. Schönen in Dberbilt. — 3)rucf unb SSerlag bon Slib ert jocobi & Go. in Slachen.

-ocr page 75-

S- Srt^rnottfl>

iKr. 10,

Oftoöcv 1886,

für ßaf5oftf(f;c ^irtf^enföttger.

©ratig^Bcilnje jnm „@tcpriii«=Sfntt", Dtomi jüt IatIjoH(t[)C tirdjenutufit.

„©crge, bag bn mit bent öerjen glautfl, loa« bu mit bem SDiunbe fingll, unb in SCetleu
bet^fitigfl, tuaS bu mit bem Çetjeu gtaufcft." Soncil in Karthago B, 3- 398.

Srct S'iiuöCf.

®rei Surf^eit jogett huiunter
Jtt'ä lac^ettbe aBiefent^al
Uttb fangen frif^ unb munter,
53alb einer, balb aUe jumal.

®er (StPe fang tninnige Sieber
Der reiben unb fcbijnen 9Jatur,
Gr fcbaute mit Säcbeln bernieber
Sluf Sälber unb Siefen unb glur.

Der 3itjcife, ein luftiger gecber,
Grl)ob mit Segeifl'rung bie ^anb
Unb lobte ben funfelnben Secber
Unb greibeit unb Saterlanb.

Der britte blidte oott Sonne
3um reinen .^itnutel empor.
So eben bie flnfenbe ®onne
Ju '^UtTpur unb ©olb fiel) Oerlor.

„Jd) finge ber fd)iJnfien Siebe,
„Die emiglicb blül)eub unb neu.
„Senn fonft tnir im Seben nid)t3 bliebe,
„Sie bleibet mir ttntner getreu.

„ü)Jein Sieb ift oon Sonnen ummoben
„Unb moljnt itn ätherifd)en Sid)t,
„Stets min icb eS preifen uttb loben,
„SiS fterbenb mein Singe einfl brld)t."

g. Hcitemet)er.

Die Kcbuuö im Cljoi-nl ifl uotljiuniMij,
abci' rtiirij loljucub,

SSon ü. auboiS, öifar in 9{ntf) bei Crtelcnj.

(Schluß.)

G. Dafi bie Sii^nc beS bl- Senebift 9)Jeifler im
Ghoralgefange ftttb, fann nach betn Oefagten nid)t mehr auf=
faOenb erfcheitten. Slber auch bie Diichter beS hl. Senebift
berftehen ft^ auf biefen hl. ©efang. Die Senebiftinerinnen
haben in '■JJatiS ein Klofter. Gin Jrlättber mohnte jüngft
einem .^ochatute in biefem Klofter bei unb fchrteb barüber:
„ J^ fage nicht ju oiel, toenn ich erfläre, baß ich bom Slnfang
bis jum Gnbe beS SlmteS ganj entjüdt toar. . . . DaS Sa--
teinifche tourbe ooQfommen . . . tnit einer geinheit unb
Deutlichfeit gcfpvodhett, baß id^ jebeS Sort unb jebe
Silbe gut hörte. Die Sd)ioierigfeiten etneS foldhen ^iej-t^
OortrageS ju Übermittben, muß bebeutenbe Slnftrengung gc:
foftet haben ... Die Segleitung toar nicht itn "mtnbcfien
auföringlid) . . . 9}îand)ntal hatte ich flanj oergeffett, baß
überhatipt eine Scglcitung babei mar'), benn bte Stimmen
marcu . . . ganj fclbftänbig ... Die Orgattifliu hatte eS
fid) unoerfennbar alS Slufgabe gefegt ben ©efang ju unter=
ftügen, ihnt Slnmuth ju "gebend nnb mo eS nothmenbig, ihn
meid)er ju mad)en; nid)l, mie cS oft gefchieht, ihn ju cr--
brüden unb ju oernidhtcn. Der ©efang mar in fetner Slrt
bei loeitctn ber oollfoinmenftc, ben id) je ju hören baS ©lüd
hatte . . . Das 3:empo toar burdhmeg mäßig fd)nell; bic
Hanptrcgel jeber Slufführung toar, morauf fo oft gebrungeu,
bic aber fo häufig uttb gänjlich oernad)läffigt ioirb: „Singe
bic Sorte, mie "bu fic "fpred)en toürbeft." Jn golge eines
beftänbigen SedhfelS ber Stärfe ber Stimme trugen biefe
echten Künftlerinnen ihre ^JDhifif in ganj natürlid)ev 5ßetfe
unb, mie cS fd)ien, ohne Slnftrengung Oor." (Sgl. Sitt:
gliegenbe Slätter 188G, S. 50 f.)."

" 7. ©Ott fei Danf! finb bie ermähnten Stätten heute
ntd)t mehr bie einjigen, loo ber eigentlid)e ©efang ber Kird)e,
ber Choral, fleißig geübt unb heilig gefungen loirb. GS
mürbe fd)mer fein, alV ble ôtabt= unb 'Sanb"tlrd)en aud) nur
aufjujählen, loo jegt jur Ghre ©olteS unb jur Grbauung
ber ©läubigen ble himmlifchen Klänge heiligen GhoralgcfangeS
mieberhallen. Slber ein Scifplel auS bem fernen Seflen, auS
Slmerifa, loin id) boch beibringen. Die fatholtfd)e SolfSjeitung
oon Saltimore berid)tct in ii)rcr ^ir. 31 oom 12. Dejember
187-i Seite 270 über ein fird)lid)cS Goncert, mclcheS Ocran=
ftaltet tourbe oon ben ßöglingcn ber beiben Seminare, beS
größeren unb beS tleineren, in St. granciS am gefte ber hl-
Gäcilia, ben 22. Di'ooembcr 1871. Der rühmlichft befannte
ÏDJufifprofeffor unb 'i^räfibent beS Gäcilien:SercineS in
Slmerifa, H- Singcnbcrgcr, leitete baSfelbe.

Das fehr reidhhàltige "•|5rogtamm toeift unter l!)îr. IV.
ein Gloria auf, meld)es" choralitcr gefungen mürbe. DaS
Slütt bcrld)tet nun: DaS Gloria mürbe" fehr gut Oorge»
tragen. GS mar ein loahrhaft hi'U"tlifd)er ©efang.^ Da
mar nichts oon Sentimentalität nnb moberncr ©efühlS=
fchmärmcrei, fonbern mahrhaft ©roßeS uub Ucberirbifd)eS,

') öcrabc fo enting c3 mir im 3)omc ^u ^JUinftcr in ben
Jagen ber .^îatholifen^ajcrfammhina oom 30. «ngiift bi§ jum
September 1885. Sfnmcrfung bc<J Sdhreiber?.


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74

auSgefprodhen tn ber (Sprache, tn ber bte §inimet§6ürger
feiern, „éöre," glaubte man eine ©timme au§ biefem @e=
fange ju »ernehmen, „höre ©terblicher, fo tönt ba§ Sieb im
^alape ber Unfterblidhen!"
D toie mädE)ttg, mit welchem
ßauber brangen fie jum §erjen, biefe emig fd^önen Söne!
SBie rührten, mie ergriffen, mie erhoben fie baS ©emüth!
2öar e§ bodh, at^ wäre bie ©eele, burdhjittert bon tnagifd^en
SOSeh'n, felbft ©efang, felbft jum Siebe, felbfi ©ebet gemorben,
ba§ ba, getragen auf beu ©dhmiugen biefer erhabenen H'tänge,
btefer ht- ä)?elobien, empor jum Shrone be§ SlKerhödhften
fteigt. 2)a§, fo jtoang un§ ba§ §erj ju fagen, baê ift öer
echte, baS ift ber eigentliche, baS ber jungfräulidhe
©efang ber ht. ^tr^e ©otteê. Unbegreifti(h fcheint e§,
baß man foldhen ©efang befpötteln fann. SBären bie ©egner
be§ ©hoifateS unter ben Zuhörern geitjefeu, gemiß, fie hätten
ihre Bor urtheile gegen benfelben abgelegt, benn au^ fte
hätten Dernehmen müffen bie ©timme, bie au§ biefen Sönen
fpra^: „Bebe, o 5D?enfdh, ber bu e§ magft, foldh' heittge
©efänge ju belriteln, burdh bein Urtheil ju oerbäd^tigen, mit
beinem ©potte ju begeifern, ber bu
roagft, ba§ ^eilige
JU »erbrängen, utn ba§ '45rofane (ba§ Söeltliche) an feine
©teile JU fe^en!
D höre enblid^ auf, ba§ §immlifdhe in ben
©taub ber @rbe h^rnieberjujiehen, unb baute oielmehr
beinem ©otte, baß er Dir ©efänge gegeben, bie mürbig finb,
feine ®hre ju preifen."

8. SBie meife erfdheint un§ fe^t ba§ Berhalteu unferer
hl. Kirche, bie oom hl- ©elfte geleitet, in mütterlidher Bor=
forge fo oorjügli^e unb babei immer unb überall fo leidet
ouSführbare ©efänge gefd^affen nnb, bamit mir fie Ja be-
nuljten, jum ©ebraud^e bei ihrem liturgifchen ©otteSbienfte
fo nodi)brüdllidh tjorgefd^rieben hat! Unb menn mir nodh flar
nidht bie Ueberjeugung gemonnen hätten, baß ber Choral feine
greunbe fo reichlich lohnt, baS ©ebot ber Jïirdhe allein
Derbürgte unS hinreicheub feine ©chonheit unb SiebeuS:
mürbigfeit. 233ie! bte Jtird^e, bie unS bie heiligften ©eheim=
niffe ber ^Religion in betn herrlic^ften ©otteSbienfte entfaltet,
follte ihn jugleidh entfteHen, inbem fte babei ben Choral als
ben liturgifd)en ©efang üorgefdhrieben hat? DaS ifl un=
bentbar. Der Choral ift oielmehr jur entfpredhenbjten Dar-
ftellung ber hl- ©eheimniffe, bie in unferem ©otteSbienfte
gefeiert merben, am beften geeignet. SllleS ©dhöne, (Sr=
habene, 9ïührenbe, bie ©eligfeit im .§immet, bie 9leue, ^^ein
unb ©ehnfucht im gegfeuer, unb bie ©^redCniffe in ber
^öüe ouSjubrüdfen, baju ift ber Choral unb er allein toegen
feiner Unbeftimmtheit fähig. Denn bie Pfoten beS Gho^aleS
geben hnnbertfadhen ©inu, bie moberne älZuftf gibt nur einen,
meil fte burch Salt unb Harmonie gebunben ift (oergl.
SBitt: Musica sacra 1872 ©. 65).

Darum, mein lieber Chorfänger, übe ben Choral mit
beiner ganjen iïraft unb 2luSbauer, bamit bu in feinen
©eift fe'hr tief einbringeft! ©chöpfe rcdjt üiel auS biefem un=
üerfied)baren OueÖ mahrfler Äirchenmuftf, bamit Du, üon
ber gülle beSfelben felbft burdhbrungen, oudh ?lnbere bomit
burdhbringen fönueft! Dann loirft bu mit boju beitragen,
boß ouS "bem ,§aufe ©otteS boS ©efdhrei unb ©ebrüH, biefe
furdhtbare ©chänbung beS ChoroleS, oHmälig üerfdhmiube
unb einem, ber Berherrlldhung ©otteS unb ber Crbouung ber
©läubigen in gleidher Sßeife bienenben, mürbigeu Choral
gefong meidhe.

Jitur0tfd)C Kiiteiijttltungen.

Bon Sl. Brun§, Bifar iu eilenborf.

(gortfe^ung.)

©. Durdh bie le^te Unterhaltung ifl eS mir flar ge=
tüorben, mie notürlidh unb fachgemäß eS mar, bie ht- ^ir^e
©OtteS unter ben ©dhu^ beS h- Sofeph ju jiellen; ober ich
habe beu ©runb no^ nidht fennen gelernt, toarum biefeS
§aupt ber hl- gamilie gerabe ju unferer fetigen 3eit, unb
nidht fdhon früher, jum 'patron ber .fîirche bepellt toorben ijt.
könnte ich biefen ©runb erfahren?

21. ©omeit id) biefen ©runb fel6ft fenne, loiH idh i^n
bir angeben.

Bei ollen irbifdhen Dingen, meldhe ber ©ntmidCelung fähig
ftnb, ift eS fo, boß fte ftch aus einem meniger üoClfommenen
3uftanbe ollmählith Ju größerer Boflfommenh :it eutmidfeln.
Du haft gefehen, boß eS fith ouch mit ber öffentlid)en Ber=
ehrung beS ht- ^^ofeph ferholteu hat. ©ie ift im Saufe ber
Sohrhunberte immer mehr unter bem ^rijtUdhen Bolfe.ermacht
unb fortgefdhritten uub hat allmählidh ju höheren geierlid)feiten
unb 2litbadhtSübungen geführt. Doch fdhien biefe Berehrung
fich ÊT^ft in unferer 3eit fo meit entmidfelt ju haben, boß ber
hl. Sofeph ohne Bebenfen jum patron ber fotholifchen kirdhe
ouSerfehen merben fonnte. Der iîirdhe in bem hod)begnabigten
??ährüater Sefu einen mädhtigen Reifer unb Befchü^er ju bes
ftellen, boju brängte aber auch gerabe in unferer ßeit bie
trourige Soge ber kirdhe, meldhe bir hinïeidhenb befonnt ift.
Du meißt, boß mit offenbarer ©emolt bie fürftlidhen Steele
beS ht. opoftolifdhen ©tuhleS befämpft unb angegriffen mürben,
boß feine Beftljungen iu Italien in bie §önbe eineS feiubfelig
gefinnten §errfcherS übergingen, boß ber ©tatthalter Ghrifti
felbjt genöthigt mar, ftch olS Berbonnter hinter bie SRottern
beS üotifonifchen ^|3alafteS jurüdfjujiehen. Diefe unb anbere
Bebrängniffe ber fotholifdhen tir^e bienten in ber .^oub
©OtteS "baju, bie Grhebung beS ht- ^ojeph jnm ^IJotrou ber
kirdhe h^^beijuführen uub fo gemiffermoßen eineu neuen
Gbelfteiu in bie ©trahlenfrone feines heiligen DJährüoter ein=
jufügeu.

©. .^ot nun biefe neue Ghrerioeifung, toeldhe fo bem
hl. Sofeph
JU Sheil gemorben ift, oudh Ginfluß ouf beu
fir^lichen ©otteSbienjl "gehabt?

21. ©ottj entfliehen. BJie fonft baS geft eiueS .^eiligen,
fobalb er
als '^Jotron einer H'ird)e ober eineS DrteS oufgef^tellt
ift, mit erhöhter geierlichfeit begangen mirb, fo mirb nun oudh
boS geft beS hl- Sofeph, welches oitf ben 19. üJJärj fäOt, ben
höchften geften beS ^ohreS beigejählt.

©. Diefer Sog ift ober, fc^ üiel ich 'neiß, nod) nicht
mieber ju einem gebotenen geiertoge gemorben. ©oUte mon
boS nidht ermorten ?

21. Die geier eineS ^otronSfefieS hat nicht nolhiüeubig
oud) eine bürgerti^e geier jur golge. §äufig genug muß ein
^otronSfeft auf eine firdhliche geier" bef^ränft bleiben. Denfe
nur an boS 'f3atrouSfefl unferer iîirdhe. gällt eS auf eineu
ïïîerftag, fo pflegt eS oußerholb ber £irdhe nidht gefeiert ju
merben. Daß feine geier fid) am folgenben ©onntage erneuern
borf, ifl nur mieber eine befonbere Bergünftigung 'beS opoftoj
lifchen ©tuhleS. BJenn nun auch boS geft beS hl- Sofel^t)
nidht ein gebotener geiertag ift, fo fonn eS bodh i^edht mohl
fir^lidh in einer Bîeife gefeiert toerben, boß eS ben höchP^"


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75

gejîcn beâ Ja^ïeS nid^t Jiûchfteht. ®aS $fûïïI}odhûtnt, weld^eâ
an btefem Doge gehalten werben muß, erinnert baran, baß

einfi ein gebotener geiertag gewefen ift, unb bietet bie fd^onjie
©elegenheit, bem hohen Sîange biefeS gefieS einen geeigneten
SluSbvud ju geben. Sludh hat ber hl- Vater ben Sßunfch auS=
gefprodhen, baß eS wieber ju einem gebotenen geiertage merben
mödhte. 9Jîit SiUcffn^t auf bie gegenwärtigen Verhältniffe hat
er aber nicht gcbietenb eingreifen woOen, fonbern nur feine
bereitwiOigfeit ju erlennen gegeben, bie 2Biebereinführung
biefeS gefieS ba ju geftatten, wo fie ohne (Sdhwierigleiten
möglich ift.

Die hödhflen gefie finb fonfi wohl burdh eine adht=
tägige geier, bie man Dctabe nennt, auSgejeidhnet ; auch ifl
ia baS ^atronSfeft unferer Kirche mit einer Octaoe öerbunoen;
wirb bem entfpredhenb nun au^ baS geft beS hl- Jofeph
einer OctaPe gefeiert?

SI. Das bürften mir erwarten. Slber bu mußt bebenïen,
baß ber 19. SOfärj, an welchem baS §auptfeft beS hl- Jofeph
gefeiert wirb, bur^gehenbS in bie hl- gaftenjeit faßt. 'Da
biefe bußjeit, wie
id) bir (Jahrg. 1884 5Rr. 12) bei ©e=
legenheit anberer gefie
fd)Dn angebeulet habe, ftdh wenig für
foidje auSgebehnte gcftlidhfeiten eignet, fo lonnte audh biefem
gepe beS hl. Jofeph, 'oie hodh fein 9îang audh fein mag, nidht
fnglid) eine Dctaüe jugeftanben irerben.

Dann werbe idh wohl um fo weniger erwarten
bürfen, baß biefem gefte eine Vigilie üorangche?

St. Sine Vigilie tommt meiftenS nur ben älteren gepen
JU. Selbp baS hl- grohnleidhnamSfeP, baS bodh übrigens mit
fo großer '•^3radhtentfaltung in ber
fathDlifd)en Kird)e gefeiert
loirb, hat auf bie Sluôjeich'nung einer Vigilie uerjichten mü|Ten.
SluS ben fpäteren
d}ripiid)en Jahrhunberten ip nur einmal
ber gall ju iierjeid)nen, baß einem gepe eine bigilie beige=
geben würbe : bem gepe Ü)Jariä (Smpfängniß würbe in füngfler
Beit biefe SluSjeichnung ju Dheil. Du thnP 9{echt baran,
baß bu für boS gep beS hl- Jofeph nidht eine Gigenthümlidhfeit
erwarteft, weldje fonp mit einem ']jatronSfepe nidht uerbunben
JU fein ppegt.

S. ?iun ip aber in ber Dhat meine SBiPenfdhaft er=
fdhöpft ; idh müßte nidjt, burd) meldhe Buthat baS geP beS hl-
Jofeph eine Erhöhung erfahren haben tönnte.

SBenn bu auf bie vergangene Beit jurüdfblidtft, fo
faßt bir uicßeidht ein, baß am gefte beS 1)1- Jofeph ^aS Credo
bei ber hl. ä)?effe auSpel. DaS ip ic(3t anberS. UBeil biefer
.^eilige nun ''])atron ber Kird)e ip, fo wirb an feinen geptagen
aud) baS Credo angepimmt unb gefungen. DaS haP bn "bir
nidht bloß für fein gep am 19. ®îârj ju inerten, fonbern
aud) für fein ©dhn|}fep, baS iu bie 4. äBod)e nadh Dpern
fäßt. Eine anbere Ehrenbejcugung, bie pdh aber nid)t au bie
gePe beS hl. Jofeph Ii'üpft, liegt bariu, baß an bepimmten
Dagen iu ber VeSper eine Coninienioratio sancti Joseph
cingef^altet mirb. DaS iJJähere barüber merbe id) bir fpäter
noch mittheilcn.

<5. ES fann wohl torfommen, baß ber 19. "iDîârj in
bie Gharwodhe fäßt ; wirb alsbann audh baS gep beS h. Jofeph
auf biefen Dag gefeiert?

SI. 9iein. Die Eharmodhe foß aßjeit bloß ber geier
beS Seibens Eh^^'P» Lienen, gäßt bcmnadh ^aS gep beS h.
Jofeph in biefe SBodhe, fo muß feine geier bis in bie Beit
na^ Dpern tjerfd}oben werben. Da nun aber bie OPerwodhe
in gleicher Sßeife ber SluferPehungSfeier beS ^errn vorbehalten
bleibt, fo fann eS erp nach bem weißen Sonntag gefeiert
Werben, ginbet nun ober feine geier in ber öperlidhen Beit

Patt, fo müpen natürlidh oud) beim ^odhomte unb in ber
VeSper bie Oîegeln beobodhtet loerben, weldhe für biefe Beit
gelten.

©. beim JutroituS muß olSbonn ein jWeitnoligeS
Aileluja beigefügt toerben ; bem Dffertorium loirb ein Aileluja
jugefe^t; ebenfo ber Communio. ©tott beS ©robuole mit
bem DroftuS wirb ber Alleluja=gefang für bie öperlidhe Beit
gewählt, unb in ber VeSper muß jeber Slntiphone ein Aileluja
beigefügt werben. DiefeS oßeS ip mir nodh auS frühern
Unterhaltungen fomohl, olS oudh burdh longjährige Erfohrung
befannt.

31. Jdh fehe, boß bir bie Verfçhiebung biefeS gepeS in
bie öperlt^e Beit feinerlei ©dhwierigfeit bereiten wirb unb boß
wir nunmehr, bo bu mit ben gepen beS 1)1- Jofeph nnb ihren
Eigenthümlidt)feiten mohl befonnt bip, ju einem onberen fünfte
übergehen bürfen.

©. ©oßte eS mir nidht gePottet fein, beu nädhpen ^unft
unferer Unterhaltung ouSjuwahlen?

31. DoS wiß idh ^ir redht gerne gepotten, bringP bu
etwas, woron idh nidht beute, fo ifi eS mir um fo lieber.

©. Jdh habe fchon oft gehört, boß ber ^pegüoter Jefu,
ber hl. Jofeph, IJotriord} genonnt tourbe; ip biefe bejeidhnung
wohl richtig unb juIäfPg?

31. Dhne Bweifel. ^opp ^iuS IX hat in bem ©dhrift=
PüdEe, worin er ben hl. Jofeph jnm 'ipotron ber Kirdhe er=
Hätte, pd) fehr häupg lener bejeichnung bebient. DoS
fpridht fdhen bafür, boß fie nidht unpoffenb ober gor un=
richtig ip.

©. äRit melchem 9{ed)te fonn benn ber hl. Jofeph
^i-^otriard) genonnt ioerben, bo biefe benennung bodh nur ben
©tammvätevu beS ifroelitifdhen VolfeS jufcmmt?

SI. ÜDiit biefem 'Jfamen pnb ollerbingS junächp bie
©tomniPäter beS ouSenoählten VolfeS bejetd)net werben, um
pe uns in ihrer Söütbe olS Slhncn uub gürpen eines jahl=
reichen unb gefegneten @efd)ted)fe3 Por Singen ju peßen;
fpäter ober witrbc biefe benennung auf ©tommbäter onberer
Slrt übertragen, ©o würben einjelne bifd)öfe ber fatholifchen
Kirdhe 'l^otriardhen genannt, weil ihr bifd)öpid)er ©tnhl olS
Ü)Ji(telpunft galt, von weld)em viele neue dhripiid)e ©emeinben
olS ©liebet" eines neuen heiligen ©efd)led)te3 ausgegangen
looren. Den îitel eineS '^Jatriardhcn hatte ber bif'chof \5on
Jerufalem, ber bifd)of von Slntiod)icn, ber bifd)of von 9îom,
ber bifd)of von Slle^aubtien, ber bifchof von Eonftantinopel.
JüngP ivutbe oud) nod) bcm Etjbifd)Df von ®oa iîet Ehren=
titel eines 'i^atrioidhen ju Dheil, weil fein bifd)öpid)ct ©iU
bet erpe unb ültefte iu Jnbieu ip. Der '■JJome "^.^atviord)
wirb oud) ben hl- DvbenSpiftern beigelegt, ©ie Pnb ja bic
geiftlidhen bätet uub gühret bet DtbenSgenoffenfd)afteu ge=
ivorben, bic pd) olS neue, heilige gomilien in ber Kird)e gc=
bilbet haben, ©o wirb ber h. "benebiftuS 'IJattiard) genannt,
weil er bet Vater unb ©rünbet beS benebiftinerorbenS ge=
worben iP; bem hl- gronjiStuS fonimt ber Ditel ']3atviardh
ju, weil ihn bie Üiitglicber bcS gvonjiSfaneroYbenS
als ihren
©tifter unb geipiidhen Voter verehren; bet 1)1. DominituS
mirb ']3attiatd) genannt, weil bte DrbenSfomilie ber Domini:
foner ouf ihn ihren Urfprung jurüdtfühtt.

Sirb nun bet h. Jofeph auch ']3attiotdh genannt, fo
wirb boburdh junächp feine große Slehnlichfeit mit bem äg\)p=
tifcheu Jofeph, Neffen Dugenben er ererbte unb im fd)önflen
Sichte fjirohlen ließ, hervorgehoben, ©ein ©efd)ledht, boS ihn
als geipiidhen ©tommvoter nnb gürfien onerfennt, ip bie
(jonje Ehriftenheit. SBie ber Gh^ii^ îein'^ leiblidhe ©eburt auf


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feinen leiblichen ©tammbatet jurüdCführt, fo muß et feine
ÏÏSiebergebuït, feine gciflige ©eburt, auf ©h^ifluS gurüdführen
unb barum in bcm hï- jofeph «tienfo geijllichcn 35ater
unb prftcn finben, mie GhrijiuS in ihm feinen ^flegcüater
unb ©rnährcr gefunben hat.

hoffe nun, baß ich beinem SBunfche in befriebigenber
2Bcife cntgegengeïommen bin unb für'ä nächfte ÜJJal ben
(Stoff unferer Unterhaltung mieber felbft auSmählen barf.

(£rkldnnt0 Ut i^auretanifdiett £ttttuct.

VI.

Virgo prudentissima, ora pro S)u tnetfeftc jungfrau, bitt' fiir
nobis. unê!

Der ©h^entitel ber allerfeUgften ©otteSmutter „jung =
frau ber juugfroueu" mirb in ben nun folgenbcn fechS
Anrufungen glei^fom entfoUet.

Sie ift junöchP boS OoKfommenjte Vorbiïb fencr tlugen
jungfrouen beS ©oongcïiumS, melche ihre Sompen htureichcnb
mit Oel oerfchen, ba fie ben iBräutigom crmorten; b. h fie ift
SSorbilb aller ©h^^iPen, melche fo tugenbhoft leben, boß ihre
Seele roie eine jtrahtenbc Sompe burch boS Ocl ber guten
®erfe lenktet, in Érroartung be§ 33räutigamS om großen
©crichtStoge. — Senn roir olfo 2)?orio in ber obigen Seife
onrufen, fo bitten roir für unS um jene ©runbtugenb ber
dhrifttid)en Klugheit unb um beren geroohnUdhe Seglciterinncn:
bie Wäßigung, ©ebulb, Sonftmuth unb Seclenftärfe.
A^irgo vcncranda, ora pro SuUcrehrmigSiDütbigejungfrau,
nobis. bitt' für uuSI

Sir adhtcn unb ehren eine'i^crfon eutroeber uegen ihrer
Stellung ober mcgen ihrer oortrefflidhen ©igenfdhaften. So
ehren roir unfere Gltcrn, Vorgcfc^te, tönige unb gürften
megen ihrer Stellung, roegen ihrer Sürbe. Setchncn fie fid)
au§ burdh üortrefflidhe ©igenfdhaften, burch herücrrogenbc
Dugenben, fo finb fie unferer Sldhtung unb Verehrung boppelt
mürbig. — 9)?aria ift ©otteSmutter! meldhe Stellung, roelche
Sßürbe! Unb rocldhe gütle oon ©noben unb Dugenben bc=
rounbern roir on ihr!

Virgo pracdicanda, ora pro 2)u lobttiirbigc jungfrau, Oitt'
nobis. für uuSl

UnfereS ïobeS roürbig hoUcn roir ben, roeldher mohrhoft
©roßeS ooübracht (ber fein Voterlonb gerettet, ber Siege ba=
oongetrogen hat) ober ber Dugenben ausgeübt hat, bic einem
großen ^e^ien eigen finb. — DJodh bcm Heilanbe oerbient
unfere Sobfprüdhe offenbar üMcmonb mehr, olS bie unoergleich=
Ud)e jungfrou, bie olle Dugenben in heroif^er Seife aus-
geübt hat. Dorum fogt ouch ^'e tirdhe: „jch meiß nidht
mit melchen Sobfprüdhen ich Di(h preifen foH!"
Virgo potens, ora pro nobis. 3)u müdjtige jungfrau, bitt' für

uuSl

SDïorio ift burdh ihre SKodhl bcr Höffe furdhtbor, fte, bie
ber oUen Schlange ben topf jertrot; fie ifi furdhtbar ben
geinben ber tirdhe burch ^lie Siege, bie fte burdh ihre gürbitte
ben dhriflUdhen Heepen erfleht h<it. — Die SDÏod)! SDïoriö
empfinben auch bieienigen tinber ber tirdhe, bie bie geffeln
ber Sünbe ju bredhcn unb boS joch ^eS SotonS objufdhütteln
ernftli^ cntfchloffcn ftnb. 9J?orio roirb ihnen ben Sieg
erflehen.

Virgo clcuicns, ora pro nobis. S)u gütige jungfrou, bitt' für

un§.

3u biefer Slnrufung tcollen roir bcm greifen Didhter
©ebeon oon Der Heibe boS SBort geben:

Himmlifth milbe, himmlifd) füßc,
jungjrdutichc Königin !
®aiitbegciftert id} grüße,
Sïinbltd) tret' ich 3" 'Sir hin!

gür mein Slenb tiott erbarmen,
gür mein glehen iperjj unb Ohr,
ïrögi't bc§ ©ünbcr§ Su, be§ armen,
Hilferuf JU ©ott empor!

S3ift beë .^offnungëlofcn §oß'en,
S)e§ SSerjagten Sroft unb ÏÏ^uth;
Deine fteht offen,
glüchten fic in Seine Hut!
ja, fein Seufjen, feine ^ïlagc
^ahet ®ir ocrgebcnS fi4,
Unb rote troftloë and) bie Sage,
®u fdjcnfft Sillen felber ®id)i —

Virgo lidclls, ora pro uobis. 2iu getreue jungfrou, bitt' für

unS!

2)faria rechtfertigt Oollfominen olle Hoffnungen, bie loir
auf fic fegen, benn e§ ift nidht erhört toorbcn, mie St.
Sernhorb fogt, boß jemanb fie angerufen habe, ohne Oon ihr
erhört roorben ju fein.

3)?on frogt fid) unroillfürlidh, worum bie tird)e gerobe
bie jungfröutidhfcit 9}iaria'S burd) fo üiclfodhe Sobs
prcifungen feiert? Dffenbor hat bie tirche ben boppeUeu
3wect, uns einerfeitS über bcn hohen Serth biefer Dugcub
JU belehren unb jur 9^od)cifcrung anjufeuern; onberfeitS ober
bcr erhabenen ©otteSmutter burd) jene Sobpreifungen gleich^
fom einen ©rfol? ju bieten für bie Säfterungen bcr jrrlchrer.
Ungläubigen unb leidhtfertigen ©hriften, bte gerobe bie jung=
fräuUdhfeit ^^orio'S jur ßielf^etbe ihrer Singriffe ju modhen
pflegen. Sie ftnb SD'Jenfdhcn nod) bcm glcifdhe (um mit ber
hl. Sdhrift JU reben), borum faffen fie baS ©efchcnf ©otteS
nid)t; fte oerodhten unb leugnen bie Dugenben, topju fie felbft
nicht fähig finb. — Sllle ©läubigen ober, bie unter bcr
Siegesfahne beS unbefledCten SomineS toonbcln, werben nidit
mübc loerben, bie unbefIcdCtc jungfrau ju preifen, angc^
feuert burdh Sort unb S3eifpiel unfereS großen 'il3appeS, ber
in bcn Stürmen ber ©cgcnioort auf bte HimmclSfönigiu fein
gonjeS Vertrouen gefegt hat.

Schönen.

5Dcr ^^ouluui)llci' uub fein Uofenlirau^.

Heute erjähtt ber ©regoriuS=S3ote oon einem Donfünftier,
ber nur jtoei '»^Jfolmen componirt, fonft ober pd)^ bcr melt--
li^cn SJJupf geioibmet hatte. DoS 93eifpiel feiner gröm =
migfett oorjuführen, fonn jebodh ouch ben tirchenfängern
ni^tS fdhoben. Dooon mollen roir bcu geneigten Sefer fofort
überjeugen.

jn Seibenmong, einem fleinen Dorfe ber Dbcrpfolj,
roorb im johre 1714 ein gor tolentooller tnobe geboren,
©hripoph ©ludC mit Flomen. Die fd)öuen Doge feiner
j jugenb poffen in Unfchulb bohin, unb feine unbemittelten
I ©Itern — görPerSleute — erlebten nur greube an bcm
i tlcinen. Vorjüglidh foh mon benfelben oudh gern itn nahe=


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77

liegenben Klofler; bort biente er mit öieler Slnba^t oft ben
Orbenêprieftern am Slltare unb befonberS brauchte man i^n
tn ber KTofterlircbe alS ©änger; er batte nämlid) eine mun:
berlieblicbe ©timme unb rein mie ©olb brang biefe burcb,
mod)le er im Gbore ber 2J?önche bie ernften Dagjeiten mit--
ftugen ober mod)te er alletn irgenbmie ben Sorfänger
bilDen.
OefterS mußte er nämlid) ganj allein bie Sitanei oorftngen,
mä^renb bie ÜJZöncbe unb anbere fromme Seter in Der Kirche
mit Slnbad)t antmorteten. Salb fpracb nian in ber ganjen i
Umgegenb oon feiner engelreinen, präd^tigen ©timme, unb '
mürbe gerabe bie Sitanei oorgefungen, iDann eilte
SltleS jur
Sloftertircbe.

®a mußte man ben Knaben felbft fe^en unb hören, mie
er namentlich bte lauretonifcbe Sitanei mit rührenber-Slnbadjt
Oorfang; bann erflang eS fo laut unb innig: Sancta Maria,
Mater Christi, Regina angelornm, unb ber fromme
Knabe fang jeben neuen ©ruß au bte ©otteSmutter mit ftetS
erhöhter Slnbad)t, ihm brangen iu folchen Slugenbliden itntner
bie Dhränen freubiger 9ïührung über bte liebli^en Sangen;
aud) im loeiten ©otteShaufe mar eS ganj ftiQ, unb bte jahl=
reichen ßahi^^et mürben oft genug bis ju Dhränen gerührt
burd) ben herrlichen ©efang beS Knaben.

©inftenö fah unb hörte ihn aud) mit oielem ©taunen
ein fromtner DrbenSbruber; fautn toar ber ©otteSbienft be=
eubet, ba tcartete er fd)cu auf ben ffeinen Sorfänger an ber
Kir^thür unb als berfelbe fam, brüdte er ihn tnerfmürbig
gerührt an feine Sruft, gab ihm einen 9iofenfranj uttb fagte:
„©ieh', liebes Kinb, bieS ift aHeS, toaS ich Dir geben fann,
aber oerfprid) mir bod), baß Du alle Dage Deines SebenS
einmal biefen Slofenfranj beten millft, unb ich glaube, ja, bin
überjeugt, baß Du nod) ein berühmter Donfünftler totrft,"

Der fleine Ghriftoph Oerfprad) in finblidher Ginfalt unb
golgfatnfeit, er wolle gern ben yfofcnfranj täglid) beten, uttb
barüber freute ftd) ber arme SDrbenSbrubcr gar
fehr. Unb
merfwürbig, als ber Knabe größer tourbe, ba fügte eS ©olt
ftelS, baß berfelbe trog ber vlrmuth feiner Gltern ben beften
Unterrid)t in ber 9JJu|lf erhielt; gleid)fam imtner im Dienfte
Slttberer ftehenb, hatte er bod) bie fchönfte ©elegenheit jur
eigenen gortbilbnng. Sängere ßeil toar er in '^rag bei einem
Oorjüglidhen Sehrer ber ÜJiiuftf; biefer erfannte balb bte herr»
liehen Slnlagen feineS ßöglingS uttb bilbete ihn mit oieler
greube fo toeit auS, baß er faft feinem Sehrer gleich fam.
Da reifte ein hoher Sürbenträger ber Kird)c nad)' 9{om, um
bort herrlicl)e ©lüde ber Kirchenmufif ju fammeln unb, o
fd)öne gügung, er nahm
als ©efretär ben jungen Ghri=
ftoph mit.

Diefer toar nun unoermuthet in bie ctoige ©labt oerfegl
unb bamit au bic Siege ber herrlid)en Kü'nfte; er fonnte
läglid) bie Scrfe ber berühmfcften Donfünfllcr ftubiren unb
ben Unlerridht auSgcjeid)neter 2)Jelfter hören, uttb baS that er
mit foldjem (Srfolge, baß er balb felbft bic herrlid)ften ©lüde
herausgab unb baburd) fdhon batnalS feinen 9{amen berühmt
mad)te.

Dod) ihm gefiel bte ju biefer 3cit in Jtallcn herrfd)cnbc
feid)te Slidhtung itid)t, er fehrte nadh Dcutfd)lanb jurüd unb
tourbe ber Sorfämpfer gegen bie aud) in Denlfchlanb herrfdhcnbe
ausgeartete ilalienif^e Dpernmufif.

Salb errcld)te ©lud, feit 1754 Kapellmcifter atn §of=
burgtheater ju Sien, höd)ften 9{uhm nnb fanb — neben
oieler Sefämpfung — audh große Sewunberung; feine neuen
©lüde würben m'tl ftetS fteigenbem Seifall aufgenommen.

Slber ber Künftlcr oerlor bei aller Seltchre nidht ben
frommen ©inn ber Jugenb; oft fah man ihn im §aufe ©otteS
unb am S;ifchf beS §errn fnieen, täglidh betete er au^ ben
ÜJofenfranj, wie er üor oielen Jahren betn armen Klofter^
bruber bei ber Kloftcrfirdhe feiner ^eimath eS oerfprodhen
hatte.

3)?crfu)ürbig, ber Slftronom, loeldhetn ftetS ber geftirnte
.'ptmiuil bie |)errlid)tett ©otteS oerfünbet, unD ber donfünftler,
ben bte lieblichen Seifen ber aJJuftf jur 3lnbadht ftimmen,
fte finb gar oft fromme ©eelen, bte ©ott unb ©ebet lieben.

©lud war 63 Jahre alt geworben unb noch ganj rüftig;
er hatte bie heiligen ©aframcnte empfangen; gefunb legte et
ft^ abenbs ju Seit, aber ber Dob fam" gleidh betn Diebe in
bet 9{ad)t; tnan fanb ben großen Künftlcr am anbern 3Horgen
nur mehr als Set^e. Jn ben gefalteten §änben hieU er noch
ben 9tofenfranj; ihn betenb toar er gcftorben.

Der Ijctli^e (ßrcgoc I.^ ber

III.

ÜJiemanb toirb ftdh barüber tounbern, baß bet ©ebanfe,
bie cnlnctoicn Oftrönter ihrem ©d)idfale ju überlaffen uttb
ben frifd)en Ihalftäftigen Sölfern beS SlbenblanbeS ftd) juju=
toenben, itn ©eifte (Sregor'S imtner mehr bie SDbethattb ge=
wann. Der Kaifer 'iüiauriliuS bietet webet Jtalien nodh ber
©labt einen uenuenStoerlhcn @d)ug; für ben '^Japft, bet
nolhgebrungcn auf eigene .'panb bic ©tabt 9tom ju retten
fud)t, hat et nur Sorwütfc; ja et ocrgißt fid) foweit, baß et
biefe Sorwnrfe iu belctbigcnbe SluSbrücfe fleibet, tttbem er bie
^aitblungSiocife beS großen, cinfid)lSoollcn unb thatfräftigen
lUanncS "in einem ©"d)rciben als thörid)t uub einfältig h'tn=
ftclll. Sei aller Demuth unb ©clbftoerleugnnng ©regor'S
mußte ihn bieS nothwenbig auf baS Dicfftc fränfen. i)Jid)t
o^nc Sittcrfeit etwibert et baher tu feinem SlntiODrtfd)reiben
an ben Kaifer: „Jhr ftnbct, baß td) thörid)t gehanbelt habe,
uttb Jhr habt burd)auS 91ed)t. 9JiematS hätte td) ertragen
tnüffen, waS id) jioi_fd)en ben ©d]wertetn ber Songobarben
ertragen habe, toenn id) nid)t tute ein Ühor gehanbelt hätte."

Jenes belciblgenbe ©chrcibett beS KaifetS f^eint ouch
bic ttäd)fie Seranlaffung geioefen ju fein, boß ©regor nun
mit Slgilulf, betn Könige bet Songobarben, in btreftc Ser=
honblnng trot. (St toar fo glücflich, für 9iom unb boS
römifd)e ©ebiet einen bcfonbctn grieben jn erlangen, ©o
toar ble ©lobt toenigftenS gegen eine Gtobetung ftdhet geftcllt.

Set wolllc ftd) nun ober auch tounbern, boß nicht nur
bie 9Iömct, fottbern bic (Sinwohner oon gonj Jtolien "gerj
nnb 9lnge nod) bet ©teile hinwonbfen, oon" woher Ihnen nld)t
nur ©^ug octfptochen, fonbern oud) getoährt tourbe? Set
loofde ftd) wnitbctn, boß fte ^etj unb Sluge nod) 9lotn unb
betn heiligen ©tuhl nnb nidit mehr noch beut ohnmäd)ti^cn,
cntneroten Gonftontinopel tid)tetcn? Uub toer begreift nidht,
boß baS Slnfehen bcS ']3opfte3 oud) in rein loellll^en
Dingen burch bie freiwillige Eingabe ber Sölfer tu fletein
Sachfen begriffen toor, loäbrcub baS Slbenblonb
Oom oftrömlfdhen
Kaifer mehr uub mehr ftch loSlöfte?

Gin befonberS f^wereS Kreuj legte ©regor ber nothge=
brungene Setfehr mit ben faifetlid)en Seomten auf. ©ein
goujeS Seben ift eine fortlanfenbe Kette oon Kämpfen gegen
ihre SoSheit, ^obfucht unb Ungetcd)ttgfcit. „Die SoSheit
biefer Seomten (fdjrcibt ber '^iopfl) Ift nodh ^tel mehr ,ju


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futd^ten, als ba§ (SdEiWert ber Songobarben, benn btefe tobten
nur unfere Selber, mährenb bie ^aiferlid^en aud^ unfere ©eelen
JU ©runbe richten."

Diefe laiferlicheu Beamten ertaubten fich bie fchamtofeften
Grpreffnngeu; in Gorfifa trieben fie ben Unfug fo meit, baß
bie Ginmohner i^re kinber oerfaufen mußten, morauf fie ju
ben Songobarben flohen. 2luf ©arbinien gematteten fte ben
bort mohnenben Reiben, gegen S^^tang einer hohlen ©teuer
ihre ®i3^encpfer fortjufeijen. 21 tS biefe Reiben aber fpäter
jum Ghriftenthume fi^ befehrten, ließen bie Beamten ft^ bte
©teuer nichtSbeftom eniger meiter bejohlen. gaft alle Beatnlen,
oom hödhften bis jum uiebrigfleu, folgten bem Beifpiele ihreS
foiferlidhen ^errn, inbem fie jeben erbenflichen Bormaub be=
nuljten, um fidh i" i"""« firdhlidhe 2lngelegenheiten ju mifchen
unb bie Siechte unb greiheiter ber Kirche ju fdhmätern uub
mit güßen ju treten. 2tm faiferlidhen §ofe in Gonftantinopel
teudhteti bei allen ^Maßnahmen in firdhU^en 2lngelegenheiten
bie ganj unOerfennbare 2lbfidht burch, bie Banbe
beS heiligen
©ehorfamS ju lodfern, mel^e bie einjelnen Bifchöfe unb ihre
©prengel mit bem römifdhen apoftolifchen ©tuhle oer=
banben.

Gin frappantes Beifpiel hierfür bietet bie ©efdhichte
Johannes
„beS gafterS", Bifd^ofS Oon Gonftantinopel Gr
hatte, ben h^öimüthigen 2lnfptü^eu feiner legten Borgänger
auf bem bifchoflidhen ©tuhle ber faiferlicben 9ïefibenj folgenb,
in feinen amtlidhen §irtenfdhreiben ben Sitel „öfumenif^er
ober allgemeiner ';l3atriardh" angenommen. Der '45apft hielt
eS für feine heilige ï^flicht, biefe 2lnmaßung in ernfter 2Seife
JU rügen, ©elbft als ber taifer bie 5)ßartei beS jurechtge=
miefenen BifdhofS ergriff, ließ ©regor fidh
feineSmegS in feinem
Borgehen f^redfen. Dabei mar
eS nicht nur ber perfönliche
§odhmuth jenes BifdhofS, meldher ben Unmißen
beS 'iJapfteS
heroorrufen mußte, jumal in einer fo tratirigen ßeit, melche
bie bemüthige Eingabe
beS ^rieflerthumS au feine heiligen
2lmtSpflidhten gebieterifdh forberte; fonbern ber Hlugheit
beS
^4?apfteS fonnte bie 2lbficht beS faiferlidhen fofeS nicht oer=,
borgen bleiben, _ bie BiSthümer beS lüJorgenlanbeS allmählig
unter bie oöflige 2lbhängigfcit tjon eitiem ^Patriarchen ju
bringen, ber eben nidhtS meiter, alS eine armfelige Greatur
beS 5?aiferS mar. ßu einer folch' entmürbigenben'^nedhtung
ber fiir^e ftill ju fchmeigen, mar einem ÏDJaune, toie ©regor,
nicht gegeben: mit traft erhob er fidh bagegen. „@auj
Guropa (fchreibt er an ben taifer
9}JauritiuS) ift in ber
©emalt bet Barbaren; bie ©täbte finb jerftört, bie Burgen
liegen in Srümmern, bie ^rooinjen finb entoölfert, bie Jïrüfte
fehlen jum 2lnbau beS SanbeS, bie ©ö^enbiener müthen gegen
bie ©läubigen bis jur Bertilgung, unb priefter, melche iu
2lfdhe unb Sh^änen im Borhofe beS SempelS auf bem Boben
liegen foüten, fuchen fich mit eitlen Sitein
ju fd)mücten." —
„B3aS mich betrifft (fährt ber ^apft fort) fo bin ich ber
Diener aller priefter, fofern fte ein prieflerltcheS Seben führen;
menn aber einer fein ^aupt gegen ©ott unb gegen bie ©efelje
unferer Bäter erhebt, fo
Oertraue ich, baß er mir baS meinige
nidijt beugen mirb, auch ni^t tnit bem ©dimerte . . .
GinerfeitS münfche ich fehnlichft meinem faiferlichen Iperrn'
miüfahren ju fönnen, anberfeitS jeboch fürdhte ich, in bem
fdhredftichen ©eridhte ©otteS einer ^{achläffigfeit fchulbig be--
funben ju merben ... Unb follte ber Bifchof nodh länget
in feinem Gigenfinn oerharreu, fo hatten roir unS in biefer
ïlngelegenheit an ben unoerrüdfbaren 2luSfpruch bet emigen
SBahrheit: „Gin Seber, ber ftd) felbft erhöht, roirb erniebrigt
merben" (Suf. 14.) Unb ebenfo fleht gefchrieben: „Bor bem

gall erhebt fidh baS Jperj" (©prichro. 16.) ^dh habe nun in
©ehorfam gegen ben faiferlichen Befehl liebe
doO unb bemüthig
an meinen üJtitbifdhof gefdhrieben unb ihn ertnahnt,
Oon feiner
eitlen Ghrbegierbe abjulaffen. äßenn er nun auf mich hören
roiO, fo hat er an mir einen ergebenen Bruber. BJenn ber
Bif^of aber in feinem ©tolje Oerharrt, bann fehe ich bie
golge fd)on oorauS, toeil er benjenigen ftdh jum ©egner
ma|t, tJon bem gefdhrieben fteht: „©ott loiberfteht ben §odh=
müthigen; ben -Detnülhigen aber gibt er feine ©nabe."
(3af.'4.)"

„Der bur^laudhtigfte ©ebieter, (fdhreibt er an bie rooht=
geftnnle taiferin) hat mir eine fchroer ju erfüllenbe 2lufgabe
geftellt, roeil er nidht ben jurechtgeroiefen hat, ber fidh 2ln=
maßungen erlaubt, fonbern mid) üon meinem ©treben abju=
bringen fucht, obmohl idh in biefer ©ad)e nur bie ©runbfä^e
beS GoangeliumS, ber fUrdhengefe^e, ber Demuth unb ber
©ere^tigfeit üertheibigp. iDJein" erwähnter Bruber unb
bifdiof (Johannes ber gafter) hanbelt eben in biefer ©adhe
gegen ben ©eift beS GoangeliumS, gegen ben heiligen 2lpoftel
'^JetruS, gegen aüe ilirchen unb gegen bie Borf^riften ber
fird)engefe^e. Dod) eS ift fehr traurig (fdhreibt er meiter)
baß man eS ruhig gefcheben laffen tnuß, baß mein ermähnter
Bruber unb äRitbifdhof, mit Berad)tung 2tller, anein Bifd)of
genannt fein toill .... Darum bitte id) inftänbig bei bem
allmäd)tigcn ©olt, '^Ijx möchtet ebenfo, mie Gure Borfahren,
bie früheren fi'aiferinnen, bie ©unft beS heiligen 2lpopelS
^letruS gefucht haben, Gud) betnühen, biefelbe ©unft ju er=
»erben unb ju bemahren; unb id) bitte Gm. grömmigfeit bei
bem anmäd)tigen ©ott, ^ijX möget nidht julaffen, baß Gure
gtegierungSjeit burdh ben ©tolj eineS aJfanueS befledft merbe,
unb bartim biefem gottlofen Ditel in feiner ffleife Gure ßu=
ftimmung geben."

Snbeß aüe BorfteHungen ©regor'S blieben erfolglos:
Der ilaifer mar nid)t ju beröegen, bem 2lergerniffe, baS biefer
Bifdhof Johannes ber ganjeu ^firche ju bieten roagte, eiu
Gnbe
JU mod)en. Grfit unter Bouifaj III. oerbot i?aifer
^hofaS Dem Bifd)of üon Gonftantinopel jenen Sitel ju führen.

B}te erhaben fteht ©regor ba im Bergleidh ju biefem
hodhmüthigen »^atriardien: Gr fe^t juerft au bie ©pilje feiner
amllid)eu ©dhreiben beu Sitel: „Diener ber Diener ©otteS",
unb feine i)Jad)folger haben bie Demuth ©regor'S na^geahtnt
unb fo roirb eS gehalten
bis auf ben heutigen Dag.

©dhönen.

5a0 O5rföonu0-jr)au6 iu Mû}t\u

I "^»rofpcfiluö.

I § 1. Unter betn ©^ti^e beS h«il- ©vegorinS bcS

I (SJrof5CU hi'it llntcrjcirf)nctcr in 2la^eji eine 2lnftalt er^
rid)tct, n)eld}e fidh jnr 2tuf9a6e ftellt, angehenben iîiifteru,
Organiften unb Ghorbirigenten bie jur SlnSübung ihrcS
2lmte§ ni3thige tl)eoretifdhe uub praîtif^e SluSüitbung ju
»erfdhaffen.'

§ 2. Der Unterridht umfaßt folgenbe Sehrgegenftänbe :

a. 9{cüniim. Q5laubenS=> unb Sittenlehre. Grllärung ber
tird)lid)en gefte unb ihrer Geremonien.

t). yifurflif. 2)a§ liturgifcbe Saht unb ber^ liturgifd)C
(öotlc§bicnft; bie fird)lid)cn Borfchriften hi"fid)llid) beä.lettcren.
2tnmeifung jum ©ebrau^e ber liturgifd)cn iBücher unb bc3
SireftoriumS.


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79

c. (?hovaI[jcfiJttn. 9?otciiid)ïift. ©olmifation. Soimrfcn
mit ihren gincilen, SDomiiianteu unb 3ïcpcrfuffioneu (5?eumcn).
Sortragêiueiic. _^fQlmentöne. SivanSpofitioii. SUS Scitfnbcii biencu:
S i c n l e Gbornlfctjuie unb)[-) ab c r I Magister choralis; nlê UebiingS^
bücbcr merben gcbraud)t bic für bic ©rjbiojefe itötn üorgefdjriebcncn
(i[)orbü^cr, Gradualo unb Antiplionarium.

d. ginuvrtljicfiinji. 9iolcufd)rift. Solmifation. 9Jïelf)obit
beê ®cfanauntcrrid)tc§, llntcnucifungen über ©timmbilbung,
Sttbembolen, SSottragStoeife uub ®ireftion. 9lnah}fe Oon tir^eiis
mufifalifdien SSerfeu.

c. flInUtcvf;>ici. ®ct llntcriidjt befolgt beu burd) folgenbe
5Berfc angezeigten ilel)rgang: I. Urbnd) ^rei§=Slaoicrf"d)ule,
äöl)Ier (Stuben; II. el Ier (Stuben, ® oud er not) (Stuben,
Söcrtiui, (Stuben, (ïlementi Sonatinen, Jïublau (gonaten,
5>al)bn Sonnten; IV. ejcrni), ®d)ulc ber (Jklüufigteit, Kramer
(Stuben, (Sjerui) Jïunft ber gingerfertigfeit, 33cett)DDcu Sonaten,
TOcnbct§fol)n Sieber oI)ue '$3ortc, §änbcl Jïla\>ier=(IompD=
fitionen, 58ad) ?lu?gemä[)Itc ^iauoforteiuerfe iu ber „£)ücbfd)ule".
Sur Hebung im ^artiturfpielc unb ïrauSponiren mirb ^jjroStc
Musica divina benutjt.

f. Crnclfliici. 3)ct llntcrrid)t befolgt ben burd) folgeube
SEßerfe angcäcigteu £eI)rgong: I. OberI)offer .^larmoitittm» unb
Crgelfdjule, .^abcrt Drgclfd)ulc: II. Jtotf}e Drgelftücte iu ben
alten ßircbentonartcn unb §anDbud) für Organiften, Söcrnarbê
Drgclftücfe unb gugen, i8cltjcu§ TOobuIattonen unb 24 Crgef^
ftüde; (Sommer dompofitioneu für bic Drgef, .^janifd) trans«
positioncs liarmonicae, daben.^cn unb ^rölubieu; III.
Hebung im ïrnnêponireu mirb 9iicgcl Praxis organoedi bcnu^U.

gr. JKioIinftiicl. ®cr llntcrrid)t befolgt ben bttrd) folgeube
23erfe angcjeigteu üel)rgang: I. S)ol)mann iBioIinfdjulc, .^a\)|fcr
Gtuben; II. ïliajaë ®uette, 9iombcrg ®uettc; III. .ßreujcr
(Stuben, ®d)ubcrt Sonaten, .pai)bn Sonaten unb Quartette,
TO O ä a r t unb SU e c 11) o ü e n Sonaten unb Ouortettc, c n b e 18 f o I) n
öuintette,

li. ^^rtrilliillictrrjvc. Slllgenteiue SDhtfiflebre; Se^re üon
ber ÏÏJiobuIatiou. ®ct oierftimmige Sa^i für TOiinncrftimmen,
für gemifdite Stimmen unb für bic Orgel. Begleitung bc8
Gboralä unb SScarbeitung üon S3or« uub 3i"iidicufpiclen in ben
ßird)cntonartcu. Slb3 üleitfaben bient .^leinjc Xl)Cüretifd)'prnriifd)e
.^larmonic» unb 3)hififlc()re.

i. (Jimtvrtpunft. ®ie oerfdjiebenen mirten beö Contra«
punTteS; biegugc unb bev Jïanon nad) öcllctmnnu ber (Tontvn
puuft.

k. ynicillifdjc Siivndic. 3)io regclmiifjigc ®cHination unb
Güujugation, bie gebriiud)lid)ften unregclmiifiigen ÏJevbcn unb ba8
aaicbtigfte an« ber St)ntaj; Hebungen im Hebcrfelien l'on litur-
gifd)cn ïcjten.

1. Wcfrfjirijtc ïJcr iüJllfif. ®ev iïivd)engefang iu ber erften
d)riftlid)cn Vlmbrofiu3. Wregoriuö. ®ie Singfd)ulcn. SJottcr.
.^■»ufbolb. («nibo. 5)ic nieberlaitbifd)c Sd)ule. ®ic pnlcftrineu«
fifd)e Sd)nle. ®ie Sicujeit.

IU. t;icfti)cti( ber '•JÜhifit im ÏHIgemeincn unb ber Jïivdjcn»
mufif im ^3efonberen.

H. CrUclfimlic. (Srfliiiuiig ber (Sinrid)tnng ber Crgcl.
$}efpred)ung non Drgelbi^pofitionen unb nou Siegifter'CSombina
tiouen.

§ i). Der ilitvfiiS ift ein jmeiiahvigcv, menu nid)t
bev 9^ad)iüci5 ficliefert unvb, bafj eine geniigenbe borbilbiinci
sum eintritt iu bic OOevHaffe Porf)(iubcn ift.

§ 4. ®ic Slufuahine in bie 5(nftalt luivb uur
foId)en ilanbibateu (iciüäf)rt, meld)c n. ba3 14. Cebcnöiai)V
büHeitbet habeu, b. ein gnteS (Sittenjcuiinifj beibviuQcu nnb
c. Sfulagen für ntufifalifd)c (Stubien befi^en.

§ 5. ®ic Sci)üier moeiten in ber Sfnftalt unb
erhalten bafelbft if)re 33efi)fti(innij. in anfjerciemijhu'
lid)eu gäifen faun ihnen geftattet merben, in ber Stabt 311
lüohnen.

§ 0. Die für ben llutervidht itnb bie [llchnngeu
nijthigcn :Juftrumente (e^-cl. ©treid)inftrumente) fteßt bie
Stnfialt.

§ 7. ^n ber mit ber Slnftalt DerOnnbeiten Kird)e
beforgeit bie (3d)üler ben i^ufter« unb SHtarbienft (in
eigener GfiorHeibting), baS Drgelfpiel unb beu (Gefang.

§ 8. ®er llntcrrid)t beginnt mit bem 31. Oftoher
unb fchließt tnit betn 15. Sluguft. Dftern merben

acht Dage g-erien gegeben.

§ 9. §ür Sühnung, 58etüftigung, Unterricht, ®enu(^ung
ber ^nflrumente, 33ranb nnb Öid)t, bebienuiig, Säfd)e (cji
SeiC>iüäfd)e) finb {ährtid) 600 2]?arf ju jahlen in 4 Ütaten
üüu je 150 9Jkrf (am 1. ?2üPcmbev, 1. Januar, 1. Slpril
unb 1. J;uni). Dieicuigen (Sd)üter, lüeld)e ein eigenes
Limmer mit einem fflaüier 311 eigenem (Gebrauche münfchen,
Sahleu jährlich 800 maxi in 4 Oiateii ju 200 9)?arf (am
1. D^oüember, 1. Januar, 1. 5tpril lutb 1. :Juui). 33ei
fpäterein Gintrcten iu bie 3lnftalt unb früherem SluStritt
aus berfelben finbet feinerlei 3tbpg üon ber Quartal-Oiate
(Statt.=^)

§ 10. 33eim berlaffen bev 3luftalt erhält jeber ©chülcv
ein 53etvagcn, gleif] uub Öeiftuugen iu beu

eiit^clneu Sehrgegenftäubcn, fomie nad) erlangter SluSbilbuug
ein 5BcfähigungS=3c»G"if5 als Küftev, Ovganift unb Ghi^^'^^
bivigent.

^Örficfer, Jlrefttor.

Ücrfrijicbcufö,

^•atal. Der iu jüngfter 3eit üielgenannte franjö|lfdhe
Gomponift ©onnob murbe tu feiner Villa ju 6t. Gloub üon
einer Dame befud)t, bie in beut in meld)cm ber

•Dieiflcr eben geftühPücft hatte, einige Kirfd)cuferne auf bcm
Kamine liegen fah. Ginen berfelben ergreifen unb als foft=
bare 9Jeliquie in ihrem feinen .^anbfd)uh üerfd)minben laffen,
mar baS Scrf cineS 3lugenblicfS. SllS (^ounob einige So^en
fpäter ben S3efuch ber Dame ermieberte, jcigte ihm biefe, üer=
fchämt unb flolj jugleid), ben in ®olb unb Diamanten einge=
faf5ten Kirfd)eufern. „Slber ÜÜJabamc", rief ber ü){eifler lachenb,
„i^ effe ja niemals Kirfd)en; alle, bie auf ben Difch foninten,
üerjchrt mit üiclem behagen mein aller Diener Jean. —
Dablean!

(«rfincU ftCfflfjt. Sin einem großen Dheater murbe
eine yjoüität gehcbcu, ntcld)e am erften Slbeub glänjenb
burd)fiel, SllS "im jmeiten Slft mährenb beS '"DJonologS eineS
8d)anfpicletS baS giaSfo feinen .^jöhepuiift crreid)(e, 'fiel un=
glücflid)evmcife eiu großes Stücf .U\ilf üon ber Dccfe mitten
iinter baS aufgeregte -|)ublifnm, unb rid)er n^äre nod) eine
'■].Hinit ausgebrochen, menn ber ed)aufpicler ftch nid)t fchuell
gefaßt unb" mit gemaltiger «Stimme tröftenb inS '^^ublifum
gefd)rieen hätte: beruhigen fte ßd), meine ^errfchaften, baS
ift nid)t baS erfle Stücf, maS hi« abfänt!"

DvoHiß. Sic bie 3eitnngeu bcrid)ten, eröffnete bei bem
in St. ©allen jüngfl flatlgehabten Sängerfefie ein ®efauG=
üerein ben a{eigen"ber Settgefänge mit einem „Slbenblieb,"
baS mit beu Sorten „(^ute "üfacht! ' fchließt. GS mar aber
juft 7 Uhr morgens!

♦) .-poöpitauten (05eiftlid)eu ober 2aicn) fann nuf furjc'3cit
geftattet merben gegen bifligc S^ergülung in ber Stnftalt SSohnung
JU nehmen.


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80

Soeben^etfchien bet g r t e b t i dj ^ u ft e t in 9ïcgcn§burg :

^egenöBurger ^aarteitfialenber

für SûÇr 1887.

^weiuttb^wanpölïcr ^aÇrgang.
50 ^Pfcttttigc.

liefet befte ouêgeftûttete, reich ilfuftrirte Sîn(Ctlï>CV fitv fißt^oHfCtt
nebft ^örÖCttÖVttCfÖifb unb SSanÖfakuÖCV ijat auf 192 ©palten

folgeuben ;jnhalt:

ßalcnbarium mit neuen ft)mboIitd)cn (Sinfnffnngen unb neuen 12 SBallfabrtäortcn in j
28ort unb Silb. — jttuftr. 9?eniaf)r?9ru6 unb ©cbenfblatt. — Sa3 ^'ontificat öeo'ä XIU. i
Erinnerung an fein 58]ä[)r. i-rieftcrjubiläum bon 91. bc SSoal mit 2 jnnftrationen. I
— ©ebidjt jum ©t. 9lnna=5arbenbrudoi(b üon Gorbuln Sötjler. — Scr feligc 2)tencr'
(Sottcä P. Gl. ÜR. ^ofbaucr mit aOnitration. — ÜSelt unb ®laubc. GrjäfJlung
Oon
granj o. Seeburg mit 7 Sauftrationen. — Scr UT-oIf im Sdjafäpclj. Gin Sitbcrbogcn,
aufgerollt con 3Jl. Stcigenbcrgcr mit 19 jünitrationen. — Palette unb ftreuj. Gr=
jäl)lung oon granj
0. Seeburg mit G Sanftrationcn. — 33ilber qu§ bcm Sßnucrntcben.

S^ach ber 5?atur gejcid)nct oou ."p. Jieiter mit 4 jßuftrationcn. — Sic barmljcrjige ________________________________

®d)roefter. Grjählung uon Semfrlbcn mit jnuftrntion. Humoriftifa; ?luf bem nid)t IXXXXXXXXX XXXXXXXXXI
mehr ungctt)öhnlid)cn äöegc oon Uiiri3 mit'J Slluftrationen. — Sic @d)iueningct Sur Oöu . . .. nr

gr. i mit 14 jauftrationen. - jaufti^tcr ^ichm. - 9JJärtteo rjeichniffe unb «W""«!

©ciAätt§=9tn«iaen fotf)oIild)cn (Scfellctt^

ii)i|a)a)ts-^inäeigcn. ^üugliugÖ-'K.^ücrcine jn^tjcatcranfführunoc»

im engeren Streife. 5110 oorjügtid) geeignet
JU folchen Slnfführungcn bringen luir ba§ in
nnfcrnn aScrlogc crfd)icnenc Sramn bcS h^^h'
mürbigen öerrn 'ipfarrcr ®roctcfcu

0e0 Siegern (Einzug.

2)rniuatifdjcö S^JicI fiir bic hciliflc
Sciliuncfltöjcit. l5,<pcrreu»9?onen. ^rei«
80 ^Mg., 3)iuftt bnjn (tjon gricbr. ßoenen)
®?art
2,00.
füioic beffen rcijenbc Suflfpiclc:

— §iutttöcr bcr "gJojjt.

(10 .Herrcn^aioncn.) ^reiS TO. 1.00
Grinnerung. — Sic ©ri3tcfen'fd)en

SWeinev äHarieiifalcuöev

für d)ri|lfid)e §}rauen unb §unöfraucn.

^crattäßcgclicn für 3of)r 1887.
oon SuDmifi üJcmmiuflcr.

ÜRit Sitcl in garbcnbrurf.
192 ©eiten in Safchenformat. ©cheftct. ^rcis 60 ¥f!l- 3» Seintoanbbb. 1 20 *Pf.
3n Gl)agrinbanb 1 80
®a§ Solcnbarium in 3}Dth= unb ®d)iüarjbiucf mit 12 neuen C^Jnnbcnbilbdjcn.
jnhalt: l. Sa§ hei''9fte He^ä Märiens. —
2. graucnfpiegel. — 3. 03elchrtc unb tnnft=
rei^c grauen ber 23orjeit. — 4. Slumen. — D. Sl'Jaricnlieber.

^öiuugvtfjev ^atrjoltytfjc ^alcnUcv füv 1887.

2Bir empfehlen hiermit bic in unferem SScrIagc cri"d)einenben, nadjftchenb oerjcid)netcn

ü^nauiDÖilljer katljolifrijcu talcukr fiir 1887

unb bitten herjlich um luöglichft grofje Süerlircitittin.

aJionifOsftalcnDcr. XI. jahrg. 1887. aiat eiuent fehr gut ausgeführten far=
bigen Ditelbilb unb oielen jauftrationen. 2)Jit aifarft^Verjeichnifj unb fflanb:
falenber, Ouartfortnat. ij^reiS 50 '^fg.
JKcillcr ^tcuftöotcnsftalcnöcr. IX. jahrgang 1887. Wit üielen 5lbbilbnngen.

Dafchenformat. '-^JreiS 20 ']3fg.
Sliuöcrsjlalcnöcr. IX. jahrg. 1887. Üliit üielen Silbern, .«leinfteö 2:afd)cn=
format -fireiS ungebunben 20 '^fg; in Seinro. geb. 50 'IJfg.

Slat^oUft^cr öcljrcrsftalcubcr. VIII. jahrg. 1887. 8» ^43reis iu Seinioanb
gebunben 9Ä. 1.—.

®cr ©qlöatcnfrCHttb. Dafchen^Menber für ©olbaten. II. jahrgang. 1887. liat
üielen jünftrationen unb feinfletn farbigen Umfd)lag. '^3rei'ö 20 '^fg.

"^^teberDcrfiäufcrit f;of;cr "glaßatf. "WI

58eftcrtungen nimmt jebe öudihauDluun, jcbcr Surfjbiuilcr, ^oftöotc u. f. ro.
foroie bic untcrjcichncte Scriag§hanblung entgegen.

SouaumörlO, ISSG. Hod)nd)tnng§ooft

23«ifjfjnttdluit0 ß. mtcw

?(. $Oîot)Ci-'â Jîirdjenmufthierlag in
gulöa empfiehlt ju

"gSct^ttflïQfs-jVttfftt^rmtgcn

mit lefieuiicu öilöeru, bie burd) jal)I»
reid)c Stutfül)rnn,qen in me^v al» 300
©tnbten riH)mIi^ft befannten

ÜJHi II CV'fehen

Op. 5 2öcirjn(id)t3=Crati)riunt unb
Op. 7,01. îîvclfbttirtc für gcinifihtcu
(s )Dr ttnb Op, 10, !ffici0nijcht3fcicv
für SDÎauuerdtor.

5)ie GlaöleranJjügc tonnen burd)
alle ©nd)t)anb(ungcn, roie an^ üon ber
aSerfagëbanblung bireft auf 8 Xnge
jur Sinftd)! bcjogen loerbcn.

i" - ..
Sromen erfreuen fid), ihrer bramatifd) bc«
lebten .^anblung nnb eblen 'öprad)c toegcn,
beö aUgemcinftcn Beifalls.

®ei ©elegenheit patri otifcher ©ebenf«
tage
jc. mirb jur ?luffn()rung empfohlen:

Uubolf ßflivlf. ^cr ^ranfitircur.

^ilctucS itricnöbllb tu einem îïnfjuge.

(10 .î)errCn.3îonen.) ^reiô 60 l^Jfg, (7
Gjempl. 2.40.)

?tnf SBunfd) fenben loir gerne ein
Gj;emp(nr obiiicr 22crfd)en jur ?lnfict)t.

2^lbcrt 3nrobi & Co. iu :Xnd)cn.

IXXXXXXXXX^XXXK^^^^

jm untcrjeid)nefen 2.?crlage finb crfd)ieiten:

.^avmoiiiumfrfjiile

jug(cid) nud)

Horfdjuic ffir îiao Prflclfpicl.
hcranôgegebcn oon
Soff^il) iöcrnnrbö.

Op. 20. ^reiô Warf 1.20.
«Ißcrt jücoDi & (Ço. in «Irtdjcu.


83 erant wörtlich er Siebafteur SS. SchiSneu in Dberbilf. — Srud tmb SJerlag bon Gilbert jacobi & Go. in stachen.

-ocr page 83-

DioUcmöcv 1886.

l3nfettion8äeiü5ren!
bie getp. ^etitjeile 30 fflpfa-

SefleÏÏunfleit
nehmen olle ^Pofl.an|laUeti
unb Su^^anilungen «n,.
in Slaii^en
3llbtrt 3atobi A 0«.

li^. //

oriiiBliote

fur fmf5oKf(f;e ^ir(f;enfanger.

®ratiö=35cilaöc 311111 „©rcgoriiiö^^latt^ Droau für fatïjolif^c tir^cnuiuril

„©erge, bag bu mit bent ©erjen gloubft, ioaS bn mit bem OTnnbe itngfl, unb in SBerleu
bettätlgfl, loaS bu mit bem ©erjen gtaubft." Coitcil in (ïart^ogo 6. 3. 398.

58ou P. ffrcitcii S. J.

. . . . ®ie 9ïofen blü^'n iin ©avten
3)ie Serene fingt fo fein —
Gücilta inog'S nid^t freuen,
©ie figt im Kämmerlein.

6ie figt allein unb loeinet
Unb Ilagt in bitt'rer ÜJotl):
„2BaS fragt nacb mir bie (Srbe,
„53in icb benn längft nicl}t toDt?

„O loabre rein bie ©cele,
„Du inateflofeS Sainin,
„aiiein ^erj id) Dir befehle,
„ü}Jein §immel6bräutigam."

Da polt'S an i^re Pforte,
©ie bringen il)r ben Kranj,
„„©tel}' auf unb laß bicb fcbmüden,""
„„Du -Sräutlein, fomm jum Danj.""

„Jcb mag nid)t Kranj unb perlen,
„^jad)t golbgeiuirft' ©etoanb,
„®3 fd)miidt mit hellerein ©lanje
„Gin 9iinglein meine 5)anb!"

Da trat ju i^r fo traurig
Gin Jüngling nun ^cran".
Den tl)r lieb"Sater unb iöhitter
3um Sräutigam erfa^'n:

„„9lun fage mir, Gäcilia,
„„ffiiajt bu mein Sräutlein fein?
„,S3ol)l reich ^'fi) "lac^e"/

„„Dein Seben muß Dich freu'n.""

„Sldh nein! Salerianu3,
„DaS fann unb mag nid)t fein,
„Jch hob' ertuäl)let Ghriflum
„ßum Sräutigam ganj allein!"

„„Dein Sater unb beine ïliutter,
„„Die gaben mir beine 5»anb,
„„Jd) bin ein greunb beS KaifetS,
„„Da hilft fein äöiberftanb.'"'

Mb kr ^^ft^mU uon kr Ijl. Cacilia."

„©0 muß td) ein ©eheimniß
„Jn SJahrheit blr uertrau'n,
„Das magjt bu, blinber §elbe,
„Sohl nimmermeht anfd^au'n.

„2)?ein Sräutigam hat gegeben,
„GInen Gngel ju meiner Sacht,
„Jch fürchte nicht Sater, nicht Kaifer,
„Denn ©otteS ifl ble ^acht."

„„©0 laß ben Gngel mtdh fehen,
„„©0 glaub' idh an ben G-hrifl"" —
„Das mag nld)t eh' gefdhehen,
„SiS bu getaufet bift."

,„,Unb »üiH Idh midh taufen laffen,
„„Sohin muß ich ^ann geh'n?
„„Jd) mödht' um taufenb" Seben
„„Den ©otteSengel fch'n.""

„Scrfledt In bunfeln ©räbern
„Der ^apft UtbanuS tocilt,
„3u biefem mußt bu eilen,
„Daß er bid) taufenb heilt."

Slm Dhor ber Katafomben
©cn 2lbenb fleht ein ÜJJann,
Der Jhotioart fleht ihn fomtnen,
Der grembe fpricht ihn an:

„Göcilia, bic Jungfrau,
„.^at midh JU euch Qefanbt,
„Sie fd)idt geheime Kunbe
„ Dem "iJapfl" burdh »"eine §anb."

Unb ba er fam jum 'i}3apfte,
Sot er ihm Ghrlflcngrufi:
„3)?id) fenbete Gäcilia,
„Um Dauf ich bitten muß."

SllS er ble Dauf empfangen,
©anj fellg toarb er ba,
Unb mit Gäcilia betenb
Gr ©OtteS Gngel fah.

©einen Sruber mußt' er rufen:
„DiburtluS, Sruber mein!
„O fomm unb laß tie ©ötter,
„Darfft nidht mehr ^>etbe fein."


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82

„Du mußt bidh taufen laffen
„Unb glauben an ®otte§ ©oljn,
„Dann ,miïb audh btth beglüifen,
„2Ba§ mein GntjüdEen fdhön."

Unb als er mar getaufet,
Sie Beibe haben gefe^'n
Den leu(htenben ©otteSengel
Sur 8eite ber Swnsfrau fteh'n.

„îîun loram' nur, heibnifcher taifer,
„SOiit beinem Blutgebot,
„toir glauben an ^efum G^riftum
.,Unb finb bereit jum Dob."

/

„B5ir preifen ®ott ben Bater
„Uub Sefum, (seinen ©o^n,
„Der fich baS Slerj Gäcilia'S
„Grmählt jum tiJnigSthron."

Der taifer hat'S bernommen,
Gr fchidtt bie pfdherfdhaor,
ßur golter unb jum Dobe
Ph^t man baS Brüberpaar.

©te fürdhten nidht'^enïer unb Beile,
©ie ladhen ber glommen ®luth,
©ie geben bohin mit greuben
3hr ebleS junges Blut.

Göcilto hiJrt bie iîunbe;
Do morb fte fröhlidh gonj,
ßmet ^urputrofen floaten
Die Gngel in ihren trouj.

3m iîâmmerlein olleine
Gäcilia beteub Iniet,
©ie ftngt in froher Hoffnung
Der Siebe ©dhmonenlieb :

„Soß Donf bir. Boter, fogen!
„Don! beinem füßen ©h^iP/
„Daß bolb bon langem Glenb
„©ich enben mirb bie grifl.

„iîomm', Broutïronj, ïommt, ihr SBunbeu,
„^îomm' geuerhodhjeitstleib!
„Balb hab' ich i^)" gefunben,
„Dem ftch mein §erj gemeiht!"

BîoS podht on ihre Pforte?
Broutführer finb eS fchon.
Des 9iichterS blutige pfcher,
Dos §erj tooü ^oß uub ^ohn.

„„3n'S Bob fjQen toir bich führen
un Du feines S«ngfräulein,
„„Denn morgen mirb beim 9îichter
„„Die blutige §ochjeit fein,""

Die Bobefommer ringsum
Der glommen ©luth umœeht.
Darinnen liegt gebunben
Die 5i«n9fran im ©ebet.

„B5ie feib ihr fühl, o glommen!
„2Bie heiß brennt mir mein §erj!
„îOîit oielmal lidhtern ©luthen
„©chlägt'S lobernb himmelroärtS. "

Der §enfer foh berbroffen,
2Bie mitten tu ber ©luth,
©leid) mie ber Shau in 9tofen.
Die Jungfrau Ghrifti ruht. -

Da griff er nadh bem ©chmerte,
Unb fchliff es fchorf unb blonf,
Uub f^mong eS breimal — unb breimal
Die Bîaffe nieberfonf.

äBie ©luthrubinen f^mücfte
Shr Blut ber Sunaf^^au ^leib,
àm <QalS com eig'neu Btute
Drug fie ein Broutgefdhmeio,

Doch nehtnen;;fonnt ihr Seben
tein geuer unb fein ©chœert,
DaS nahm erft noch brei Dogen
Der §etlani), bem'S gehört.

Deß foflen toir afle froh fein!
■iPreiS fei bem §errn gefagt.
Der alfo hoch erhöhet
Gäcilio, feilte ÛJîagb*).

BorPeheubeS ©ebicht refp. BruchftüÄ eiueS ©ebichteS ift ben
„^^eimothmeifeu ouS ber grembe'- t}on P. breiten S. J.
entnommen. 2ßer für ächt=poetifd)e;;Grjeugniffe ©inn unb
Berßöubniß hat, bem feien biefe BJeifeu etneS unferer be=
gobteften fotholifchen Stjrifer ber ©egenmort morm empfohlen !
Den liebenSioürbigen Dichter perfönlidh fennen ju lernen, unb
ein für mid) fehr onregenbeS ^lauberftünb^en mit bem
geiftfprühenbeu OrbenSmanne ju halten, hatte id) mit mehreren
meiner greunbe toor einigen ÜJJonoten boS ©tücf uub bie
greube. ^î'-'b-

ßttu|lctue.

__ 1

VII.

3u bem griedhifd)cn ']5hitöfophen 2luliftheneS (f um
.380 oor Ghr.) "fom DiogeneS oon ©iuope olS Sünflting nod)
Slthen, in ber .fpoffnung, ben Unterricht biefeS BJeltmeifen ju
genießen. 2lntiflheneS aber, beu bie Beobodhluug ber tjer^
berbten ©itlen feiner ßeit mit Unmifleu unb Bitterfeit erfüflt
hotte, mor büfter gegen olle menf^liche ©efeltfchoft gemorben
unb hatte bef^loffen," feine ©d)üler mehr aufjunehmen. ?llS
boher ber junge DiogeneS ju ihm fom uub ihn um feinen
Unterridht bot,' mieS er ihn furj ob. 2l(Ieiu DiogeneS behorrte
iu feinen Bitten unb moflte ftd) burchauS nidht tnit einer
obfdhlägigeu ülutmort entfernen. Der 'IJhitofoph mürbe jule^t
umoiflig unb toieS ihm bie
Zijnxc. 2llS ober ber Bitteube
oudh bo nod) oerharrte unb nur noch einbringlid)er bot, bo
morb ber büftere 2)?onn fo joruig, boß er ju einem ©torfe
griff. Diogenes ober blieb ruhig utib fogte loehmüthig lädhelnb:
„©d'loge nur ju, ober unterrichte midh!" Do mar WntiftheneS
plöljlidh mie utngemonbelt. Die ftoubhofle Sernbegierbe beS


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83

JitnfilingS na^m t^n fo ein, baß er t^n umarmte unb mit
grenben in feine Sitte einmiUigte.

9hm, lieber Sefer, Euer §err Dirigent iji feineSraeg-S
ein alter, mnrrföpfiger '!)3hilDfoph, ber ben übrigen 5Dfenfchen=
finbern aüemal auf circa jehn-©dhritt Diftance au§ bem
2Bege ge^t. Slud^ mirb er fic^ oorauSfid^tlidh nid^t im 3orn
an Eu^ üergteifen mollen, menn J^r ©änger ibm mit ber
bitte fommt, er mi3ge in 3utunft nicht nur bie notljroenbigen
©efangftücfe mit ®ucf) einüben, fonbern audb (Sure muf{ta=
lifchen Kenntniffe unb gertigfeiten fo ermeitern halfen, baß
Jl}r in ben ©tanb gefegt merbet, menigftenS leichtere (Shoral=
ftücfe „üoin blatte" ju fingen, ßeig' J^r felber nur ben
rechten Eifer jum Semen, fo mirb er fic^ gern unb freubig
herbeilaffen, »on ben regelmäßigen Slbenbproben eine biertel=
ftunbe JU biefem 3wecEe ju opfern. Sollte er bennoch be=
benfen haben nnb »on früher gcmadhten üblen Erfahrungen
3u crsählen miffen, fo erlaube ich mir p bemerfen, baß man
bie ©ad}e nur etroaS praftifdh aujufaffen bvaud)t, um bei
einigem Eifer auf ©eite beS SehrerS fomohl alS ber Ser=
ncnben balb ganj hübfche Erfolge 5n ergielen. Slttcin mie
fängt man bie ©ache benn praftifih an, menn bie ©änger
meber Jiote nodh ©chlüff^-l fennen? höre idh hier mandhen
Sefer aufrufen.

Ein Dirigent au3 meiner befanntfchaft fuchte fidh i"
folgenber "iBeife ju helfen: Er fd)nilt fidh junächfl eine Slnjahl
"isapierjettel jurecht, ungefähr »on ber t^hiJße ber "^Japier^
ftveifen, auf welche bie ^ierjte ihre i)Jecepte ju fd)reiben pflegen
unb f(hvieb bie fog. aretinifdjeu Silben in folgenber ÜBeife
barauf: ut = 1, rc 2, mi = 3 jc., ba'ju malle er
nod} beu ut=Sd)lüffel nnb ben fa=5^lnffel, unb nun gab er
jebem ©änger einen Ciefer ßettel unb jugleich bie Slufgabe,
ba§ fleine Ding glcid) einem DaliSman bi3 jur nä^flen
(i^efaiigflunbe gewiffenhaft bei fidh 3U führen unb »oährenb
biefer Seit red)t oft barauf ju fd)auen, namentlich aud)
währenb ber fleinen 'I3aufen in ber taglidjen Slrbeit unb bc=
fd)äfttgung. biö jur nädhften ©tunbe mußte bann ieber
©änger jene
DDnbejeid}nungcn unb beren Sage in ber Don=
leitcr genau fid) eingeprägt haben.

Der geneigte Sefer lächelt »ietleid)t über bie ganje üJfa:
nipulation unb fragt »crwunöert: rooju aber erft bie Bettel
unb bie ©d)reibevci barauf? Da3 ließe fich ia wohl »iel
einfad)er unb weniger müheooll in ber l^3efangflunbe felbfi
einprägen!

y'lun, id) loill gerne jugeben, baß btc8 bei bem einen
ober anbern ©änger wirflid) ber gall fein mi5ge: bie 'UJehrs
jahl aber würbe »oran3fid)tlid) in ber näd)fteu ©tunbe fo
jiemlid) SlllctJ wieber »ergeffen haben, wenn man nid)t jn
einer aJJethobe ber Einprägung greifen will, bie aflju fehr an
bie unteren Klaffen ber Elementarfchulcn erinnert uub barum
auf bie ©änger fehr leidht abfloßenb einwirft. Daju fommt
aber nod) ber weitere Uebelftanb, baß in mand)cn bcreincn
einjelne Ü)?itglieber bie Slbenbproben beim bcflen Silien ni^t
regelmäßig befud)en fiJnncn. Sirb aber ber Dirigent gleid)
inl Slnfange feineS Sehr-GutfuS auf ©d)titt unb Dritt gc=
hemmt, fo wirb eS mit feinem 9)hithe unb feiner Snfl an ber
©üd)e balb fehr fd)led)t beftellt fein, unb er wirb eheftenS bie
glinte in'S Korn loerfen.

Unb nun meiter: Einen jweiten Bettel hänbigte iener
Dirigent feinen ©ängern in ber folgenben ©efangflunbe ein.
Sluf bemfelben waren nun bie Juterualle cjjrim, ©efunb,
^erj, Ouart, Quint) nidht nur benannt, fonbern aud) burdh
9JotenbeifpieIe furj bärgejUeQt. Die .«galblbne (mi-fajunb
si-ut) maren burdh einen fleinen bogen in ber Donleiter
bejeidhnet.

Jn ber nun folgenben (Sefangftunbe mürben Sefe-
übungen begonnen, nadhbem ber Dirigent baS ^îothwenbige
über bie berfe^barfeit ber beiben ©d)lüffel unb worin biefe
berfe^ungen ihren ©runb hätten, »orauSgef^icft hatte. Senn'S
eben thunlich mar, nahm er fdhon ju ben er^en Sefeübungen.
bte Ehoralftücfe, wel^e für ben folgenben ©onntag ober
geiertag »on bem Ehore eingeübt merben mußten.

9Jachbem biefe Uebungen eine Beit lang fortgefe^t maren,
fo baß bie ©änger mit einiger gertigfeit bie 9Joten oblefen
fonnten, ging ber Dirigent einen ©^ritt meiter: er begann
baS eigentli^e Solfeggiren, b. h- er ließ bte für ben
folgenben ©onntag ober gefltag einjuübenben Ehoralftüdfe
junächfl nidht mit ben Deytioorten, mie fte im ©rabuale flehen,
abfingen, fouDern mit ben fog. aretinifdhen ©ilben ut re mi
:c. bei biefen Dreffübungen würbe felbflrebenb nidht auf ben
9h)thmuS ber Ehoralftüdfe gead)tct, fonbern bie îîoten würben
in gleich=langen Dianen einfadh abgefungen: ber Dirigent fong
»or, einjelne ©änger fangen no^ ihm, enblidh ber gonje
Ehor. Duiouf tourbe ber Do^t (bie Sorte) mit ber ridhtigen
Slccentuirung gelefen, unb jum ©^luffe boS Ehorolflücf, fo
wie eS im ©robuole fleht, vom Dirigenten »orgefungen unb
bann
Vom Ehore nochgcfungen. Diefe iOtethobe finbe idh fehr
einfodh unb, menn fie mit etwas Eifer unb ©efchidf gehanb=
habt wirb, fehr inflruftiv. ©ie tnad)t audh bie Sente nicht
leidht überbrüffig, tveil fie fofort beu Erfolg ihrer Uebungen
on ben »orjutrogenben ©efängen gleichfom l)onbgreiflid) »er»
fpüren fönnen.

Der geneigte Sefer, ber ftd) bisher mit biefer ©od)e nidht
befaßt hat, loirb hier viefleid)t verwunbert frogen, ob mon
auf bie oben befchriebene Slrt boS „Dreffeu" ber iJioteu
grünblid) lernen fönne ? SJun eS fonn feine groge fein, boß
i)ie angegebene Dîethobe fdhon »iel jitr Uebung beS ©ehör'S
beitrage; ollein boß fie ouSveid)e, baß fie vollauf gcnügenb fei,
werbe ich mid) hüten ju behaupten. 9Jian benul^e eine mit
Siotenlinien verfehene fd
)waTje .'poljtofel, bie vor ber ©c=
fangftuube mit jmccfntößigen „©ingübungen" (ouS ber Ehoral=
fd)ute »on .Ktenle ober ouS bcm Magister clioralia »on
,§aberl ober ouS beu im ©rcgovinS-boten obgebrudften Uebungen
»on bödteler) jebeSmal befchrieben mirb, unb man wirb f^ou
balD einen großen ©d)ritt lüciler fommen, wenn bie Dreff=
Übungen regelmäßig in jeber ©efangflunbc »orgcnommen
iverben.

Sllleiu eS gibt oud) nodh eine 9)îethobe, moburdh bie
©äuger baheim bei ihren täglidhen ©efd)äficn ohne jebeS
med)anifd)e .^ülfSmittel fid) im „Dreffen" üben fönnen. ^îon
macht fie nämlich borouf oufmertfam, loie bte einjelnen, für
ben Slnfang etwaS fchwierigeren jnter»anenfd)ritte (Derj,
Ouart, Ouint) in ben Slnfängen fehr befonnter bolfSlieber
fid) wieberfinben. Sifl ber ©änger j. b. eine Ouort (ut-fa
ober re^sol) treffen lernen, fo hat er fidh uur bie 2lnfangS=
töne beS allbefannteu SiebeS „■'pier liegt »or Deiner Ü)?oieftät"
ober beS nid)t weniger befanntcn SiebeS „ÜJioria ju lieben"
recht lebenbig »orjitflcllcu. "iie beiben erflen Döne beiber
Sieber finb eben um einen Ouortenfdhritt »on einanber ents
fernt. Diefe Uebung läßt ftd) von Jebem bei ber täglidhen
SIrbfit ober bei einfamen ©äugen, bie man ju machen hat,
ober in ben 2Jhtßeflunbeu fehr' leicht vornehmen.

ES würbe midh freuen, menn ber eine ober anbere ^»err
Dirigent in ber oben befd)ricbenen Seife einmal einen bcrfnch
modhte uub mir na^ einiger Beit Siodhridhi über ben erjielten


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84

(Srfotg geben wollte, jdh bin überjeugt, bap in jwei Wonaten
bereits ein hubfc^eS IRefultot ju erjielen fein müffe. Söerben
foldhe Uebungen nidht gar ju pebantif^ gehalten, fo ftnb bie
(Sänger mit Suft unb greube bei ber Sache, ein ebler 2Bett=
eifer entbrennt unter ihnen unb — bie (Sefangftunben nehmen
aÜgemadh einen ganj anbern ©h'iifafter an: eS i|i fein Sif^=
phuSarbeU mehr, ber bem ©ipfel nahe gebrachte Stein rollt
nidht mehr jurüdt, meU bie Sänger tnit 53erjtänbniß anfangen
JU fingen, mährenb eS früher nur auf tüchtiges ©inpaufen
anfam, wobei baS Dongebächtniß bann bei ber 2lufführung
nur
JU oft einen fchttmmeu Streich fpielen bürfte. ja, ich
habe bie Erfahrung felber gemacht, baß 9tichtS fo im Staube
ifi, bte Sänger an ^ünftlidhf eit bei ben groben ju ge-
möhnen, als menn man befugte Uebungen gleich am 2ln=
fange ber ©efangfiunbe bornimmt: Sliemanb wiH biefelben
gern berfäuraenl

SdhiJnen.

£ttur0tfd)^ WtttBrljaltun^en.

Sßon 3t. S3ruug, SSifar in ©ilenborf.

(gortfegung.)

Unfere heutige Unterhaltung menbet fidh Ijen h- Slpoficln
unb ihren geften ju. So forbert eS nätnUdh bie Dicihcnfolgc,
m;Idhe mir
bis fegt eingehaUcn halien. jdh jmcifle niiht
baran, baß bu biefe 3?eihenfolge richtig erfaßt hafi.

S. ßuerft hoben unS bie gefte beS Herrn befchäftigt;
barauf ftnb mir ju beu geftcn ber allerfcligftcn jungfrau
ÜHaria übergegangen. Darnad) famen bie gefte bcr h- ©ngel
an bie 9ieihe unb julegt haben wir unS über bte beiben
großen Heiligen unterhaUen, welche ju bem göttlichen Heilanbc
in einem befonberS nahen SJerhäUniß ftanben, über feinen
SBorläufer, ben h- johanneS unb über feinen -^fiflegcoater, ben

jofeph-

©ut. jn einem fehr nahen SBcrhäUniß jum ©rlöfer
unb
JU feinem HeilSroerfe ftanben aber audh, «Jie bu' leicht
einfiehli, bie h- ^Ipoftel. Sie maren ja währenb feiner irbif^en
Sehrthätigfeit feine auSerwähUcn grcunbc unb Begleiter unb
follten als Sräger feiner 2Jiacht uub nädhfte ©rben feiner
Segnungen baS SRcidh ©ottcS über ben ganjen ©rbtrciS auS;
breiten,

©. 3unächft mirft bu mir wohl baS 2ßort „2Ipoftel"
erflären. j^ glaube nidht, baß eS beutfdhcn UrfprungcS ifi.
SaS bebeutet eS urfprünglidh?

% ®iefcS Sort ifi bcr gricdhifchcn Spradhe enlnotr.tnen
unb bebeutet fo tjiel als „?lbgefanbter". ©S paßt alfo redht
eigentUdh ju bem Berufe ber Sipofiel, melchen ber He^t be=
fonberS beutUch angab, olS er ju ihnen fprach: „Sie mich
ber ißater gefaubt hat, fo fenbe ich euch." ®ie ?lpoftel waren
alfo Slbgefanbte jefu ©hrifti unb hatten als folche bcn 2luf:=
trag, ben 2J?enfdhcn überall baS Sort ber Sahrheit ju ocr=
fünbigen unb bie ®nabe bcr ©rlöfung jujuwcnbcn.

S. ©hrifiuS hatte ftch bcfanntUch nur jmölf 2Ipoftel
ouSgemählt, mie fommt eS, baß fpäter audh nodh anbere biefen
5tamen tragen?

?l. ©iuer ton ben 3»i5lfen murbe ber 33crräthcr feines
Herrn unb ajjcifiers. 9?adh ber Himnielfahrt ©hrifti rourbe
nun bie ©teile biefeS abgefalltnen 3lpoflclS burd) bie Sahl
beS äWathtaS jutn ?lpoftcl roiebcr auögcfüHt. Daß fo bie
3roölfjahl bcr 3lpopel roiebcr hergefiellt rourbe, wirb bir um
fo meniger auffaßenb fein, alS SlïathiaS oon Einfang an ^euge
ber Serfe ©hrifti geioefen toar, toie bie übrigen ÏÏlpoficl. Sluch
mar btefe Saht, rocldhe burch'S SooS eutfdhieben toarb, offenbar
ein Scrf ©otteS, beffen 33eiftanb in feierlichem ©ebete mar
ongefleht roorben.

S. jch erinnere mid), baß eS oon biefem ÜKathtaS
auSbrücfli^ in ber h- 3d)rift heißt, „er tcarb ben elf Slpoftcln
beigejähU"; ich fann alfo unmöglid) ?lnfioß baran nehmen,
baß er als Slpoftel aufgejähU toirb. jch h'itte bei meiner
grage hauptfädhltd) beu h- ''fJauluS unb bcn h- SarnabaS int
3luge. Sarum tocrben fte '>2lpoflcl genannt?

^l. Der h- '?auluS, früher SauluS genannt, ifi freilidh
fpäter als bie übrigen Slpoftcl berufen worben. ?ludh h^tte
er uid)t roie bie übrigen jur nä^fieu Umgebung beS Hetï"
gehört. Doch i»ar barum feine Berufung nidht minber flar
unb ficher. Sie ging unmittelbar
Oon ©ott felbft auS. DaS
erhellt beutlich auS ben Sorten, rocldhe bcr He^ï hinfithHith
beS SauluS ju 3lnaniaS fpradh: „Diefer ifi mir ein auö=
evroählteS Serfjcug, meinen 'Jiamen oor Heiben unb tönige
unb tinber jfraelS ju bringen." Diefe Sorte aber finben
ihre gortfegung unb toeitcre SluSführung in bem 2lufttage,
toel^cr ben jüngern ju Slntiodhia, als fic ben h- Dicnft oer^
richteten, unmittelbar com h- ©eifte gegeben rourbe. Diefer
Auftrag lautet: „Sonbert mir ab ben ©auluS unb ben ©ar;
nabaS ju bem Serfe, rooju id) fte aufgenomtnen h^^e."
DiefeS Scrf loar aber fein anbercS, alS bic 'iJluSbreitung bcS
©oangcUutnS, an bem fie
olS oon ©ott berufene ^Ipoftcl mit
ben übrigen lilpo'ieln Dheil nehmen fodten. Senn bu nun
no^
Daju erwägfi, baß bcr h- 13auluS fid) auch felbfi auSs
brüdflid) unb loicberholt 2lpofiel jefu ©hrifti nennt unb in
©emeinfchaft mit ben anberen ^^[poficln mit ganj erftaunli^em
©rfolge baS ©oangcliutn unter bcn Heiben oerfünbigt hat, fo
loirft bu leid)t begreifen, baß bie tirdhe nur ben Siflcn
©OtleS jutu SlusbrudE bringt, toenn fic unS in bcm h-
^auluS einen auSerwähUen Slpoftel jefu ©hrifti oerchren läßt.

S. jd) räume cS gerne ein, baß beut h- ']3auluS eine
Stelle unter bcn ?lpoftcln gebührt; wat foU aber bafür
fprcdhen, baß audh '^er h- SarnabaS ein ?lpoftel genannt
wirb ?

Dafür fpricht junächft bcr Umftanb, baß er, wie
bcr h- '^auluS, unmittelbar oom h- Reifte ju biefem ?lmte
berufen marb, roie bir auS bcin^eben angeführten ?lnftrage an
bie jünger ju 2lntiod)ia flar geroorben ift. ©r roar aber
auch in ber Dhat ein befiäubiger Begleiter unb Helfer beS h-
^IpoficlS ^auluS, thcilte mit ihm bie' Seiben unb Scfchrocrbcn
bcr apoftolifchcn 5Jieifen unb ''2lrbeitcn unb toar mit ihm in
opfcrroilligficr Seife thätig für bie Sefehrung ber Heiden.
Sein yjame al§ Slpoftcl ift barum toohl geredjtfcrtigt. jnbcß
muß ich bir jugeftchcn, baß er bodh nich't gerabe bcn hohe«
9ïang bcr übrigen 2lpoftel einnimmt. DieS läßt au^ bie
fath." in ihrem gotteSbienfilidjcn Seben erfennen. Die
gcjte ber übrigen Slpopcl haben nämlich einen h^heïn 9iang,
ols boS gefi beS h- S3ornaboS.

S. Mitunter merben ouch foldhe SJerfünbiger beS
©oangeliumS ?lpüftel genannt, roelche gor nidht einmal bcr
opofioïifchcn 3eil angehören. toeldi)em ïledhtc fönnen fte
benn Spofiel genannt merben?

21. Du benfft roohl on bcn h- öonifotiuS, roeld)cr
^Ipoftcl bcr Deutfd)en genannt roirb, ober on bcn h-
jiSfuS ïoocriuS, melcher ber 2lpoftcl jnbienS unb
joponS


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85

heißt, ober on 3Jlethobiu§ unb Gt;riau§, welche at§ Stpofiel
ber ©ïaoen ongefehen werben?

So^nohl, biefe habe ich tm 3Iuge uub mischte wiffeu,
in wiefern ihnen ber 9iome Slpoftel jufommt.

31. 3m eigentli^en ©iune be§ 2öorte§ fommt ihnen
biefer 9Zome nicht ju. @r mirb ihnen beigelegt megen ber
2lehnlichfeit ber Slufgabe, bie ihnen, jufiel unb bie fte in fo
herrlicher ÏÏSeife gelijfl haben, ©ie gingen fo, ben unmiltel=
boren Slbgefonbten (Shrifti gleich, in bie Sänber ber Ungläu--
bigen, erworben bort bem Ghriftenthum oirle Slnhänger unb
grüniDelen neue dh^iptid^e ©emeinben. W\t ben eigentlidhen
unb urfprünglidhen Slpofleln haben fte ober loeber bo§ gemein,
boß fte ülugenjeugen be§ SebenS unb SBirfenS Ghrifti
woren, nodh oudh bo§, baß fte ju ben erften nnb unmittel=
boten Slbgefonbten beS |)etrn gehi3rten. ©ie haben, mie bu
ridhtig bemerfteft, ju einer ßeit gelebt, weldhe uuS um ein
gutes ©tüdt näher liegt, olS bic opoftolifche ßeit. ©ie fi5niten
borum nur im uneigeutli^eu ©iune Slpoftel genannt werben.
®eßhalb theilt audh bie geier ihrer gefte nidht bie Gigent_hüm=
lidhfeiten, bttrdh toeldhe bie eigentlidhen Slpoftelfefte ouSgejei^net
ftnb. §ier mollen toir unS nun ober mit ben eigentliiJ)en
Slpofteln bcS §errn unb ihren gePen unterhalten unb fehen
oon benjenigen gonj ob, toel^e biefen i)Jamen fonft nodh
trogen.

©. 35u haP befonbere Gigenthümlidhfeiten erwähnt, bie
tnit ben SlpoPelfeficn üerbunben pnb; wiflft bu mich nicht mit
benfelben befannt machen?

21. 9ïedht gerne. Darin bePeht ja hier meine Slufgabe.
ßunöchp modhe ich bich barouf oufmerffam, baß bie gepe ber
SlpoPel nid[)t erp iu ben Icjften Sah^hmiberteti aufgefommen
pnb, fonbern f^on fehr früh ben Ghripen gefeiert würben.
Die ho^e ü)ieinung, wel^e mau olljeit üon bem erhabenen
Berufe uub bem 'cpferwilligeu Seben ttnb lobe biefer rcidh
begnobigteu ©efonbieu J^^efu Gh^^ipi t)attc, ließ bie Grinnerung
Ott ihren glorreidheu SobeStog nicht ouSperben unb wußte
fchon bolb biefem Doge bur^ eine paffenbe gepfeicr ben ge=
eigneten ®lanj ju geben.

©. Dann tooren bic gepe ber Slpopel wohl üou SltterS
her geiertoge?

Sl. greili^, unb pnb eS burd) üiele ^^'^ohrhuuberte ge=
blieben. Slber iu einer ßeit, bic uid)t loeit hinter nuS liegt,
ip bie oDgemeine unb i}ffentlid)e geier biefer Sage, wie in
üielen ottberen Säubern, fo ouch bei tinS, gefd)wunbcn. ©ie
lebt nur nod) fort in ber Grinnerung, Die pd) befonberS
bobur^ erholten hat, boß on allen SlpoPeltogeu ein "Isfort:
hod)amt gehalten wirb. i)iitr boS gep ber h- Slpopel "^JetruS
uub 'tiauittS macht, wie bu ouS Grfohrung loeißt, eine SlijS^
nähme, ßwor hat oud) biefeS iu einigen" Sänberit pd) eine
Befchränfung gcfoOen laffen müffen, boch l}at eS im ollgc=
meinen beut jerpi3renben ©trome ber ßeit einen fräftigeru
B3tberponb cntgcgcngefeUt.

©. Sßorouf tnog eS benn beruhen, boß biefeS Slpopelfep
P(h erholten hat?

21. DiefeS gep hat üou je her einen 9iang

eingenotnmen, olS bie übrigen Slpopctfepe; toährenb biefe nur
gepe jweiten 9ïongcS pnb, "toirb jeneS ben höd)peu geierfogen
beS Jahres beigejählt. GS toirb borum oudh mit einer Octooe
gefeiert, lüährenb bie übrigen auf eine eintägige geier befchräuft
finb. Den ®runb, worum biefeS geP bic "onberen 2tpopelfePe
überrogt, faunp bu mohl felbp oufpnben.

©. GS liegt iebenfallS borin, boß bicfe Slpopel eine
hiJhere Bebeutung für boS Ghripenthum haben, olS bie
übrigen.

Sl. B5aS bu ba fagft, mag audh üom h- '^ouluS gelten;
ber 9{uhm feiner opopolifchen BJ'irffomfeit reid)t jo oon einem
Gube ber Grbe biS jum anbern; gonj befonberS aber gilt eS
üom h- ^etruS, betn biefeS geP an erPer ©leße gefeiert wirb;
benn er war nidht bloß einfod) Slpoftel, fonbern pdhtboreS
Oberhaupt ber üon GhripuS geftifteten tirdje.

(gortfeljung folgt.)

€i'kldvuu0 Ux £a«rctnntfrl)ctt fitanei.

VII.

9Jun fommen bie erhobenen btblifdhen Bilber, unter benen
bie a)hitter beS iperrn fi^mboliprt ip. Diefelbeu [inb gleidhfotn
SronSparente, ouS benen ber ©lanj ihreS gijtllichen" ©ohneS
heroorleuchtet.

Spceulniu justitiac, ora pro Su epieflcl ber @crcd)tigfctt,
nobis. bitt' für unö!

SefuS GhripuS ip bie ©onne ber ©eredhtigfeit. Gr ip
bie unerfchaffene, ewige ©etcd)tigfeit felber. ®leid) einem
wunberbaren ©pieget nahm iKJorio biefeS unbefd)reibli^e Sidht
bet ©onne ber ®ered)tigfeit in fid) ouf, um eS iu bem
Dunfet unb ben ginperuiffen beS irbifd)en SebenS auf bie
'i'Jenfd)heit jurücfleud)ten ju lapen. 5öeun loir ober iu biefen
©piegel ber göülicheu ®ered)tigfeit fchauen, fo werben toir
unS fchnell überjeugen, wie höd)P uuüollfontmen unfere eigenen
Sugenben pnb, falls wir fold)e bereits etlangt haben.
Scdcs Sapientinc, ora pro 2)u Sit) ber SBciShcit, bitt' für
nobis. uuS!

Die ewige BJciSheit beS BaterS (ber ©ohn ©otteS) hat
in ihr gewohnt.

Unb ber heilige ©eip hat bic gülle feiner ©oben über
fie ouSgegopen, fene übernatürlid)e SBeiSheit, bie ber Slntheil
ber auSerwählten tinber ©otleS ip. B5ie üerfd)iebeu toar
baS Berhalteu iöJorio'S ben 3{athfd)lüffeu ©otteS gegenüber
üon bem Berhalteu ber Slpopel, beüor ber heilige ©ei'ft oud)
über biefe herobgefommeu lüor! bie SB eis hei t woh'nte nodh nicht
in ihnen.

Cftusa nostraü lactitiac, ora S)u llrfndjc uufcrcr grcuör,
pro «obls. bitt' für uuSI

„Sdh üerfünbe eit'd) eine große greube", fo hieß
cS cinp auf beu glurcu üon Bethlehem, lüfario ip bie
Urfoche biefer grettbe, benn pe hat ben fehulid)P erioortcten
GrU^fer geboren.
Uub weiter;

„Des heil'gen ©eiPeS Braut, bie reine,
„Des ew'gen BoterS Sodhter, heißgeUebt,
„SP Scfu ÜJhtller unb bie meine:
.„©ogt, ob
's wohl einen füßern Srop nodh flibt?
„DoS ip bie grettbe, bie fo hod) beglücfet,
„Die oud) im SobeSfd)mcrje nod) entjüdfet!"

(©cbcon ü. b. .'peibc.)
Vas spirilualc, ora pro 2>u gciftlld)cS (Scfrifj, bitt' fiir
nobis. unS!

„©ei gegrüßt, üoll ber ©nobe", fpradh ber Gngel ju
ihr. Dforio' hol ben ©dho^ ber erhobenpen ©noben forgfältig


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86

in [ich beira^rt, rote ein ©efäß iron i^orph^r foftbaren Sat--
fam beroahrt, ben roan in baj|elbe hineingießt.
Tas Iionorabile, ora pro 3)n ebttoiirbtgcS Ocfäfj, Bitt'
nobis. für unö!

jDtefeê „geipiidhe ©efäß" ip unferer Serehrung überaus
iDÜrbig, ba ©ctt felber 3J}aria fo h^dh geehrt hat.
Vas insigne devotionis, ora S>u onSerlefencS (Sefiiß ber

pro nobis» Slnöfl^t, bitt' für unS!

b. h- bu DoafomtneneS aJfuPer ber järtlidhpen 2lnbod)t! biefe
grijmmigfeit SJÏaria'S that fidh in aflen §anblungen ihreS
SebenS ungroeibeutig funb. ©te hat bie gröniinigfeit ber
^atriordhen unb Propheten, toie bte ber ^eiligen beS D^euen
SunbeS unt SieleS übertreffen.

Eosa mystica, ora pro 2)u gcftctmiti^boöc 9lofc, bitt'
nobis. fiir ttnS!

Durd) ben '^Propheten JfaiaS toar 2)^aria alS bie SBurjel Jeffe
oorherDerfünbet, toelche bie Sluine beS ^etlS, ben ©rlijfer,
herüorbringen füllte.

9)?aria felbp toirb aber hier eine „geheitnnißoofle 9lofe"
genannt roegen ber Slehnlichfeit, bie pe mit einer 9Jofe hat.
Sie nämlich biefe alS bie Kbnigin unter ben Slumen gilt,
fo ip ÜJkria bie Ki3nigin ber ^eiligen: ber Duft ihrer
Dugenben roirb üon bem Sohlgerudhe feiner anbern „Slutne'
aus bem ©arten ber Kirche erreicht.
Turris Davidica, ora pro 3)u S^ljiirm SKtbiöS, bitt' fiir
nobis, unS!

©eitbem ber hl- §ierom)muS unb ber hl- 'llmbropuS in
ihren Sieben mehrere ©teilen beS heu Siebes auf bie
feligfte Jungfrau gebeutet, hat bie Kirche nie aufgehi3vt, bie
Staut besuchen SiebeS mit a)'?aria in bie tnutgpe Sejiehung
JU bringen. Slud) bte Slnrufung „Shi'tm DaotbS" ift bem
ijohen Siebe entnommen (Kap. 4. 4.) Der DaoibSlhurm
toirb fonp in bet hl- ©d)rift nid)t ertoähnt. Gr mag einen
2;heil bet DaüibSburg gebilbet haben unb als SoQroert et:
richtet morben fein. — ®Zaria ip für bie Klnber ber fath
Jiird)e ein Ihurnt bet ©tärfe gegen bie geinbe beS .^eilS,
eine ^cdhrcarte ©ionS.

Turris eburnea, ora pro 2iu clfenbctncrner ;£l)nrm, bitt'

nobis. für unSI

Diefer „^hnrm DaoibS" aber ip ein „elfenbeinetnet" ïh^rm.
Jm ïllterthtim halte baS Glfenbein ©olbeSroertb uub bte
Jtöntge jietten ihre Käufer unb Sefteit, ihre Surgen unb
Shürme tnit Glfenbein, alS bem fopbatpen ©d)mude. Jm
5)ohen Siebe nun begrüßt ber gottbegeiperte ©eher aJJatia im
©eipe als biejenige grau, „beren .f)alS iP inte ein elfenbeinern
net Siiiatia peht ba gleidh einem mit blenbenb=

roeiß'm Glfenbein ringS umfriJtiten Dhurme inmitten bet
3JJenfchheit als ihr Sollmerf, aber oud) alS ihre Qierbe unb
ihr ©^mud. ©chönen.

Der Coüe0e.

Jn einem jüngP erfd)ienenen Sud)e, roeldieS oielleicht
aus bem ©runbe fo oiele Sefer gefunben hat, roeil bet Set=
faffet bepelben pd) über bie ©d)iDäd)en unfereS JahrhunbertS
fo ungetnein „fräftig" ausläßt, mirb aud) baS iUhipftreibeu
unferer ßeit fd)atf unter'S äKeffer genommen. „ïüJit ber
a)ïupf=Siebhabetei (fagt bet Serfaffer) hat pch eine geroiffe
j Unmännlidifeit unter bem fog. Parfen ©efdhledite eingebürgert.
I ©ie hat §errchen mit meibif^en ©eroohnheiten gefchaffen . . •
; Droubabout=Summlanten . . . alte ©ubjefte tnit Kater=®e=
I fühlen unb SiebeS:2)Haujen, bie fd)on oon Seitem nach bem
grifeur rted)en."

yjid)t mahr, lieber Sefer, ber ©dhriftpeller hat eine
„fräftige" Slrt, fi^ auSjubrüden! SKlein ber Üliann ip
offenbat auf bem ^oljroege, toenn er in biefer Seife tnit bem
Knittel bteinfd)lägt; benn bte gerügten Uebelflänbe pnb feineS=
megS ber a}Jupf ober ber Siebe jur Ü)Jupf aufS Kerbholj ju
fchnetben, fonbern ber meip oerfehlten mupfalifdh'u Grjiehung
in unferer ßeit. Der roahre Serth beS SRuficirenS grünbet
ja nidht barin, baß tnan mupctre, fottbern roie unö toaS
man tnupcire.

Der Serfaffer aber nimmt bie Saden Ted)t üoQ unb
läßt pch roeiter alfo üernehmen: „Sir pnben auf feinem ©e=
biete meitfd)li(het Sbätigfeit fo unfaubete, üon. 5)Jeib unb
©erotnnfucht angepedte Gharaftere, roie in ber älJupf unb
©efangeSfunp." — gür meinen glügel ip eS üielleid)t ein
©lüd, baß ber jornige Serfaffer biefe feine Sehauptnng nicht
audh betoeip, fonP mürbe id) mir überlegen, ob
's nicht baS
SePe loäre, befagtes unglüdfeligeS ü)Jupt=Serfjcug ju Stenns
holj oerarbeiten ju laffen. gür fegt totd id) aber ein ©e=
fd)td)td)cn herfegen, loelcheS loenigftettS ein 3Jfitglieb bet
mupfalifchen ßunft in etroaS günftigerem Sid}te erfd)einen läßt,
als jenes im ßorn gefd)rtebene Sud) eS thut.

Sin einem fd)öit"en ©omntertage loat im '•^jrater ju Sien
ein großes sßolfSfep. Der -lirater ip eben eine fehr große
öffentliche ©artenanlage, ooll herrlidier Saume, unb ift ber
^auptfpajiergang unb SclupigungSort bec Sienet. Siel
Solf promte hi»auS, unD Jung uttb Sllt, Sornehm unb
©ering, freuten pd) Dort ihreS SebenS, unb eS fameu aud) üiele
grembe, bie pd) an bet SolfSluP erfreuten, 'iöo fröhlid)e
iüfenfd)en pnb, ba hat and) ber etroaS ju hoffe", ber an bie
Sarmherjigfeit feiner glndlid)a'en ^JDütntenfchfn geroiefen ip.

©0 maren benn hier eine ÜJJengc Settler, Drgelmänuet,
§arfenmäbd)en, bie pch ihren Kreujet ju üerbienen fud)ten.

Ju Sien lebte bamalS ein Jnoalibe, betn feitte fleine
^enpon jum Unterhalte nid)t ausreichte, Setteln tHod)tc er
nid)t. Gr griff baher jur Siotine, bie et oon feitiem ^^ater
erlernt hatte, bet ein Söhnte geroefen roar. Gt fpielte unter
einem alten Saume im "jjtater, nnb feinen treuen "^Jubel h>itte
et fo abgetid)tet, baß Der üor ihm faß unb ben alten .^ut
im ÜJinitbe hielt, in ben bie Seute bie paar Kreujet roarfcn,
bie pc ihm geben tooflten.

:peutc "ftaitb er aud) ba unb ficbelte, unb bet '^ubel
faß oor ihm mit bem A2)nte; aber bie Seute gingen oorüber,
nnb ber .'put blieb leer, .^ätten ihn bte Seute nur einmal
angefehen, pe hätten Sarntherjigfcit mit ihm haben tnüpen:
Dünnes roeißeS ^aar bedte fauut feinen ©chäbel; ein alter,
fabcnfdheiniget ©olbatcnmantcl roar fein Klcib. .©ar tnand)e
©d)lad)t hatte et tnitgefämpft, unb fap jebe hatte ihm in
einer ^iatbc einen Denfjcttel angehängt, bei betn für baS
Setlieten feine ©orge itöthig loar. 5)htt brei ginget an bet
redhten .§anb hielten ben Sogen. Gine Kartätfchenfugel hatte
bie jinei anbeten bei SlSperu mitgenommen, unb faP ju
gleid)er ßeit nahm ihm eine größere .tugel baS Sein tocg.
ilnb bodh fahen heute bic fröhlid)eu Seute nicht auf ihn, unb
er hatte bod) für ben legten Kreujet ©aiten auf feine Sioline
gefaufl unb fpielte mit aller Kraft feine alten a){ätfd)e unb
2äuje. Jtübe unb traurig fah bet alte ÜZann auf bie
tüogcnbe '»Ölenfchenmaffe, auf bie fröhlichen ©epdhter, auf bte


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fiolse 'iptadht i^teS bei ihrem Sadjen bvang ein

©tachel in jeine ©eele — heute Slbenb mußte er hungern
auf feinem ©trohlager im ©adhftübdhen. ©ein !}3ubel mar
in ber Dh^t beffer brau; er fanb bod) üießeid)t auf bem §eim=
meg einen Knoden unter einem ©ußfieine, an bem er feinen
junger ftiHen fonnte!

©chon mar'S jiemlid) fpät am 9Jadhmittag. ©eine §off:
nung mar fo nahe am lintergange, mie bie ©onne; benn
fchon lehrten bie Suflmanbler jurüd. ®a legte fich ein recht
tiefes Seib auf baS metterharte, öernarbte ®eficht.

Gr ahnte nicht, baß nicht meit »on ihm ein flattlich
gefleibeter §err ftanb, ber ihm lange juhi3tte unb ihn
mit bem SluSbrude tief empfunbenen 3JiiileibS betvad)tete.

SllS enbiid) SlOeS fru^tloS blieb, unb bie milbe §anb
ben bogen nicht mehr führen fonnte, audh feiu bein ihn
faum mehr trug, fe^te er fich auf einen ©tein unb ftü^te bie
©tirn in bie hohle §anb, unb bie Grbe faugte einige heim-
liche Dhränen ein, unb bie fagt'S nicht meiter.

Der §err aber, ber bort neben am ©tamme ber alten
Sinbe lehnte, hatte gefehen, mie bie üerßümmelte §anb bie
Dhränen abmif^te, bamit baS ?luge ber Seit bie ©puren
nidht fähe. GS mar aber, als menn bie Dhränen mie fiebenb^
heiße Dropfen bem §errn auf baS ^erj gefallen mären, fo
rafch trat er herju, reichte bem Sllten ein ©olbßüd unb fagte:
„Seihet mir Gure ®eige ein ©tünbcheu!"

Der Sllte fah Doli ®anfeS ben §errn an, ber mit ber
beutfdhen ©pradhe fo holperig umging, loie er mit ber @eige.
SaS er aber moKte, üerflanb ber Jnüalibe bo^ unb rcidhte
ihm feine ®eige. ©ie mar nun fo fd)ledht ni^t; nur ber
gewöhnliche ©eiger fragte fo übel. Gr flimmte fic glodfenrein,
ftellte fich barouf ganj nahe ju bem Jnualiben unb fagte:
„GoHege, nun nehmet ihr baS ©eib, nnb id) fpiele."

Der fing benn nun an ju fpielen, baß ber Sllte feine
©eige neugierig betrad)tete unb meinte, fie fei eS gar ni^t
mehr; benn ber Don ging munbcrbar in bie ©eele, unb bie
Döne roUten mic ^.jjerlen bahin. 3)fand)mal mar'S, als jubi--
lierten Gngelflimmen in ber ©eige, unb bann »oicber, alS
flagten Diine fd)iDeren SeibS auS "ihr heraus, bie baS .«gerj
fo bemegten, baf^ bie Slugen feud)t mürben.

Je^t blieben bie Seute Pchen unb fahen ben fiattlid)en
■§errn an, unb hordhten nuf bie munberüollen Döne; 3cber=
mann fah'S, ber Ü)fann geigte für ben Slrmen, aber SJiemanb
fannte ihn. 9>iuuier größer murbe ber KrciS ber ßuhörer.
©elbfi bie Kutfdhen ber bornehmen hielten an. llnb maS bie
.^)auptfad)e mar, IJebermauu fah ein, maS ber funflreidhe
§rcmbe beabrid)tigte, unb gab reidhlid). Da fiel ©olb unb
©Uber in ben .^ut uub audh i^upfer, je na^bem baS .'perj
mar. Der '|Uibel fnurrte. Sar'S Vergnügen ober SlcrgcrV
Gr fonnte beu .^ut nid)t mehr halten, fo ferner mar er ge^
morben. „^J[}^ad)t ihn leer, Sllter," riefen bie Seute bem
üaliben ju, „er mirb nod) einmal
Poll!" Der Sllte that'S,
unb rid)tig! er mußte ihn nod) einmal leeren in ben ©adC,
in ben er bie Violine ju fledten pflegte.

Der grembe flanb ba mit leuchtenbcm Sluge nnb fpielte,
baß eiu „brauo!" über baS anbere fchallte. Sl'öe Seit loar
cnijüdft. Gnbltd) ging ber ©cigcv in bie präd)tigc 2}?elobie
beS SiebeS: „©ott erhalte granj ben Kaifer" über.
Sine §üte unb Ü)iü^en flogen won ben Köpfen; benn bie
Oefierreicher liebten ihren 'ebleu Kaifer granj von ganjem
^erjen, unb er üerbiente eS auch) allgemach würbe ber bolfS=
iubel fo groß, baß plö^lidh äße Seute baS Sieb fangen. Der
©etger fpielte in ber größten begeiflerung, bis baS Sieb ju

Gnbe mar; bann legte er rafih bie ©eige in beS glüdClichen
Jnoaliben ©chooß, unb ehe ber alte 3}fann ein Sort beS
DanfeS fagen fonnte, mar er fort.

„Se'r mar baS?" rief baS Volf. Da trat ein §err
üor unb fagte: „Jdh fenne ihn fehr mohl, eS mar ber auS=
geäeid)nete ©eiger Slle^-anber boud)er auS '^aviS, welcher
hier feine Knnfi im Dienfie ber barmherjigfeit übte."

Unb ber jnoalibe faltete feine §änbe unb betete: „|)err,
belohne bu'S ihm reidhlidh!"

Unb eS gab an biefem Slbenbe jwei ©lüdflidhe mehr in
Sien. Der eine war ber Jnüalibe, ber nun weithin feiner
9coth enthoben war; unb bet Slnbere war boud)er, bem
fein §erj ein Seugniß gab, um baS man ihn beneiben möchte.

SJidht wahr, lieber Sefer, biefer 2)Jufifet war eine eble
©eele unb bodh — ein ^fufifet! Vießeidit mürbe jenem
jornigen ©chriftfleßer bie ©efchichte wenig gefaßen, luenn er
fte läfe. Jn ber VotauSfeljung, baß biefer SJfann überhaupt
ben „©regoriuSboten" nicht Uefi, braudie id) wohl aud) nid)t ben
beiuei-j anjutreten, baß bie ä)jufit (aud) bic weltlidhe), loenn
fie in ber red)ten Seife betrieben toitb, gerabeju uerebelnb
auf ben ü}?enfd)en einujirft! UebrigenS ifl folchen ©^reihälfen
in bet 9Jegcl fehr fdhwer beijufommcn; benn, toenn il)nen eine
Gntgegnnng nicht in ben Kram paßt, fo finb fte fo fd)lau,
ftd) „tobt" JU fieüen, wie ein verfolgter Käfer, ber fiel) auf
ben küdfeu legt unb bie beine einjieht. ©chönen.

Ü^ifdjicbeucö.

ärtVtC ?luf|Jlclintrt. Johann, ber SluSläufer eitter
ü)htfifalien=Seihanftatt hat ein '^3acfet JJJufifalien einem neuen
Slboituenteu ju überbringen. ''Jiad)bein e§ in Empfang ge:
nommen ifl, bleibt Johann rtthig wartenb bafiehn'unb"tra"^t
ftdh hiuterm Ohr- „SJun, waS haben ©ie nodh ?" fragt enb^
lid) bet Gmpfänger. „Ja, ."ijerr X., wenn mich mein :petr
nun aber fragt: Johann, waS für ein Dtinfgelb hat ber tteue
Slbonnent btt gegeben? waS wünfd)cn ©ie, baß idh ^ann
antworte?"

®cr folrtfltmc ^'Vll^. Der fleine ©ohn beS a)hifif:
bircftorS -t. mad)te prä^tige govtfdhiilte in ber Ü)htfif, beflo
bürftiger aber ioaren feine Seiftungen auf bem ©i)utnafium.
GiueS DJorgcuS hatte 5ti(} eine Slrbcit im ©ticd)ifd)en jurüdt»
erhalten, bie fehr fd)lcd)t auSgefaßen tuat. DJittagS bei Difd)
fragt ihn bie Dante: „Shtn, gti^, wie viel geh'let haft bu
heute wieber in Deiner Slrbcit gehabt?" — gti(j (nad)
einigem befinnen}: „''|>apa hatS un verboten, bei Difdh ju
fprechen!" —

Die Wcnnjicvlc. Slls bet am Juli bfs. j.
Vetflotbene berühmte Donfüuftler gronj SiSjl einfl feinen
greunb bülow in ^JJleiniugcn befugte, trat Solff, bet
rührige GDncett--2lgent in'S 3iiU"ier. „©iehji bu (meinte
SiSjt JU bülow) baS ifl ber große 9){enagcviebefi^er, bet
Gltd) Söwen aße in feinem Käfig hat. ."ijabe" i^ nid)t 9icdht
mit meinem Vergleid), mein lieber Solff?" — „Voßfommen
(etmiebetle ber) nur mit bem fleinen Untetfd)iebe, baß bie
Söwen mid) füttern unb nicht id) bie Söioen." —


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Neuer Yerlag der Jos. Kösersclien Biicliliaiidluiig in Kemtpeii

Zu beziehen durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes:

Aelteste Geschichte des Breviergebetes wShfng'

des kirchlichen Stundengebetes bis in das fünfte Jahrhundert. Nach den
Quellen kritisch bearbeitet von
Dr. Franz Xaver Pleithner, Professor
am kgl. Lyceum zu Preising. 8°. 320 S. Preis broch. M. 4.20.

In obigem Werke bietet der gelehrte Verfasser eine vollständige, durch
gründliches Studium und gewissenhafte Ausbeute der Quellen sich auszeichnende
Geschichte des ältesten canonischen Gebetsdienstes, eine Arbeit nicht nur von
hohem wissenschaftlichem Werthe, wie sie in dieser Vollständigkeit bisher in der
theologischen Literatur gefehlt hat, sondern auch so recht geeignet, den erhabenen
und segensreichen Dienst des Broviergebetes dem Glems noch verehrungswürdiger
und theurer zu machen.

Mainn WncoarlriiT ^^ geschrieben

iTXtJlIIÜ »TttööClJlUl, zur Heilung der Krankheiten und Erhaltung der

Gesundheit von Sebastliiu Kneipp. Mit dem Lichtdruckbiliinisso des

Verfassers sowie vielen Illustrationen im Texte. 8®. 318 S. Preis broch.

Iii. 2.50, geb. in Halbleder mit Marmorschnitt M. 3.10.

Eine durch und durch originelle Schrift, die nur dem ungestümen Drängen
der nach Tausenden zählenden ehemaligen Patienten des Verfassers ihre Ent-
stehung verdankt und in klarer, ruhiger, jede Polemik streng vermeidender
Schreibeweise zuerst eine sachliche Darstellung der unzählige Malo erprobten
Wasser-Heilmethode des Verfassers gibt, woran sich dann dio Schilderung einer
Keihe von Krankheiten schliesst, deren Vorlauf und Heilung mit Anwendung
dieser Methode durch zahlreiche Beispiele erläutert wird. Frei von jeder Selbst-
überhebung, aber auch ohne jeden gelehrten Beigeschmack, ist das Buch wie
kaum ein zweites geeignet, ein ,,Volksbuch'' in des Wortes weitester Bedeutung
zu werden.

Katholische Kinder-Bibliothek. IJSSf rT. Ba,"S;

Der bl. Bischof Nikolaus, ^er Hebe Kinderfreund. Don Kindern
erzählt von Max Ilölzl, Priester der Diöcese Brixon. IG". 02 S. Preis
steif broch. und beschnitten 25 Pfg., geb. in Halbleinwand 45 Pfg., in
Ganzleinwand mit Goldtitel 75 Pfg.

Ein ueues Bändchen der beliebten und wcitverbroitoten „Katholische Kinder-
bibliothek" wird gewiss, wie seino Vorgänger, überall willkommene Aufnahme
finden. Obiges Büchlein ist das netteste Gestjhenk für den „Klausentag".

S)0ttauiuiivtrjcv ^dtrjoafifjc j^alcitdcr füv 1887.

®ir empfehlen hiermit bic in unferem SScrIagc crid)einenben, nnd)ftehenb oerjeid)ncten

Dj)uauuiöi1l)er katl)oIifd)cii lalcubcr fiii' 1887

«uSj bitten herjlid; uiu utöglidjft grofjc iücrbrcitiittg.

ajlottifasftalcuöcr. XI. jahrg. 1887. Siat einem fehr gut aufgeführten far=
bigen Ditelbilb unb oieleu jüuftrationen. 2)iit 2)Jürfl=5ierjeidhnif? unb SÖanb--
falenber, Duartformat. ^rei§ 50 ']3fg.

Sllciucr $icttftb0tcu5.ualcilbcr. IX. jahrgang 1887. aiat üielen Ülbbitbungcn.

Dafchenformat. ^^reiä 20 '|Jfg.
SlillbcrsilaJcubcr. IX. jahrg. 1887. a)(it üielen 53ilbern. ^^leinfteä 2:afd}en=
fortnat '^JreiS ungebunben -20 'ipfg; in i'einm. gcb. 50 '•^^fg.

Äat^Olift^cr Öcl)rcr=«a(cni)cr. VIII. jahrg. 1887. 8" in ecintoanb
gebunben 9)Z. 1.—.

l^tcbcrvcrfmufertt f;o()cr "glaßatt.

SeftcHungcu nimmt jcbc ißiidjhßtiblunn, jcbcr öudjDilt&cr, t^oftOotc n. f. to.
fototc bic unterjeichnetc gScrlagShanblung entgegen.

®0UttUlli0r(h, 1880. Hod)ad)tung80oll

©itrfjfjnttïKnun ß. 5(iicv.

"^Ici^ttat^ts-jl^uffu^rttngcn

mit (cbcnöcn IBilömi, bic burd] jnt)!-
rcid)c 9tnffü[)run(jen in mehr n[§ 300
Stäbten rü[)mlid))'t befannten

9)? tt (l c r 'fehen

Op. 5 2Bcirjiiiirf)t§=£vntoviuin nnb
Op. 7, ^vciföninc für flcittifdjtcu
Gltor; Op.
10, 2öcif)nn(ht§fcicv für
fflJänttcrdjor.

Sic 6Ia0icrnu3äü'gc|tönncn burd)
nttc 33nd)[)nnb(unöcn, tote and) oon bcr
2ScrIon§0anblnng bireft nnf 8 Sage
jur Siuftd)! bejogeu tocrben.

IXXXXXXXXXIXXXXXXXXXI

^l^it bcm 23eginnc bcr lältcren 3ahrc§jcit
rüftcn ftd) and) bic tat[)oIifd)en ©cfcllcn-
jünfllittjii^= jc.iücrcinc ju 2[)cntcranfführnngcn
im engeren Äretfc. 91IS oorjüglid)
geeignet
ju ioId)eit 9lnfführungcn briitgcn loir baS in
unfcrcm Sßcringc crid)iencnc Srnnta bc3 hotl)'
luürbigcit öcrrn Pfarrer ©roctcfcu

Des S'icgcrs öEiujug.

3)rnmntifri)c5 Spiel fiir bic hciliflf
Scihliadltöjcit. löHerrcn-iRoUcn. «Prei'5
80 ^fq., ^tnfif baju (oon griebr. ßoenen)
■iDinrt 2,00.
fotoic beffen reijcnbc Sujlfpictc:

— JuJtnöcr ber '^o^i-

(10 .Hcrrcn.afünen.) ^reiö 1.00
in Grinnerung. — Sic G)ri3tcfcn'fd)en
Srantcn erfreuen f'd), ihrer bramatifd) bc»
lebten .'ganblnng unb eblen eprad)c loegen,
bc3 nllgemeinfteit Scifallä.

3?ei Gelegenheit patriotifd)er OJcbcnf'
tage 3c. loirb jur Stnffnhrung empfohlen:

Uiibülf ßclirlr. ^cr S^ntttfifircitr»
.^ilciiicö, itricnöbilb iu einem ^^InfjUßC.

(10 H^rcn-iHollcn.) <)3reiä GO ^)3fg, (7
Gsempl. aj. 2.40.)

fl^ ^luf 28un)d) fenben mir gerne ein
Gi-emplar obiger '•Bcrfdjcn jur 9(nfirt)t.

Gilbert 3acobi & (£0. in :Anri)Cii.
5Ö c r II a r ö ö

^efanpici^obc.

ikflcg uttb billigflcs inprulUiuco yd)!'-
bud) ft'tr beu (>5efauguittcrrid}t.
^ßreisj GO ifßf. nad) aufjen hin unter
ßreujbanb 70 *l3fg.
«(Dert jrtcoDi
& (?o. in «Indjcit.

2(. 9!)ïnicv'3 Sird)enmujttiicr(ag in
SulDci empfiehlt ju


Seranttoortlidjer Dfebatteur 38. Sd)i5nen iu Dbcrbilf. — Srucf unb 5ßcrlag bon 9tlbcrt jacobi & Go. in ïladjcn.

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^cscmûcv 1886.

3. Sai^rgQttjï-

13.

für 6afÇofifrf;e ^irr^enfanger.

®ratiô=S3d(flgc imii „®rcgorntö=5Bïntt", £)roau für M\)dl\\ä}t tirt^cnumP»

„©orge, bo§ bit mit bem Çerjen fllaubjî, loa« bu mit bem iDîunbe Tingll, uitb in iîUetlju
bel^ätiüfi, ioa§ bu mit bem Çerjen gloubft." Eoncil in (Eatt^ago b, 3. 398.

ßü\)it\}tm,

^ ' 3îad) e. u, Sdjcuf.

Jrn jetter y{ûd)t, bie tnit betn Sag,')
^ Dein etrigen, bie 2öelt erfüllt,
®o nod) in SBinbeln gefüllt,
3u 23ell)lehein ber ©ottmenf^ tag,
Da lainen, gerufen Oom Gloria
Des enget G^orS, auS Sffialb unb getb
Die Çirten jur .^eilanbSioiege 2) Ijeran.
été fah'n fie munberbar erhellt:
©ie fc^auteu, glaubten unb beteten an.
Uub als bie ©onne nieber fab,^)
Da brad)ten ber Steinen,"') bie gebar.
Die frommen Seute grüc^te, Dauben
Unb anbere lanblic^e ©abeu bar.
Gin armer tnabe toar babei.
Gin elternlofer auS Bethlehem;
Der hatte yJidhtS Oon alle beut,
Gr hatte Siebe nur unb ©lauben.
Um felbige bo^ aud) ju meihen,
©pielt er ber iDîaib, bem höh»-'» ")
Dem mürbigeu 'iJfleger, treu gefinnt,
Sluf feiner ©chalmei anbäd)tige ffleifen.
©0 fam er an jeglichem Sage toieber
Unb fpielt' ein ©lücfthen auf bem 9îohr
Der heiligen gamilie oor.
GS mareti feine fd)lichten Sieber,
GS toaren feine befcheib'uen ©itlen
8u oHer ©lunbe mohlgelitten.

Doch eines SageS, als er fam
Unb fidh beut Orte nahte, oernahm
Gr eiu ©eräufdh üon tuethten unb 9ioffeu,
©ah fte gejiert mit '•IJradhfgcmanDen
Unb reidE)en ©toffeu auS ÜJforgenlanbett,

Unb üor bem tinbe brei aJiduner«) fnie'n,
83on purpurrothen Salaren umfloffen ;
Die brachten hnlbigeub SJubiu,
©olb, Stäu^ermerf' unb aji^rrhe bar.
Gr nahm bie Dinge ftaunenb mahr,
$ielt fd)üchtern unb befd^eibentlidh
©idh in ber gern' nnb fd^eute ftdh
Sn bie glanjerfüllte §ütte ju geh'u.
Slllein bie Ü){utter unfereS §errn
©ie blicfte hinaus burdh baS ©ebränge
2Jfit ihrem hcHen Slugenfieru
Uub fah beu armen tnaben Peh'n.
Da fd)ritt fte mitten burch bie 2)îenge —
©ie lüi^eu all' ehrfürd)tiglidh —
Dem tnaben ju uub fpradh, bie §olbe:
„tomm both heron! toaS fdheuP Du Didh?
Die Siebe nur oerleiht beut ©olbe.
Das uns ber gürpen Slnbacht beut,»)
Den mahren SBerth. Die hap au^ Du;
Drum fpicle, mie Du ppegp, audh ^eut'
Ohn' aHe gurcht! 2Bir hören ju."

©ofort ber tnabe mit feiner ©chalmei,
©ef^irmt üor allem ©chimpf unb ©pott
33on ©anft 93?arien, er tritt herbei
Unb mupciret franf unb frei.
Das gep melobifd) ju üerfdhöuen.
Die ffönige pimmen uidtenb bei;
GS lächclt felbp ber fiubliche ©ott
WuS feiner 2ß{ege ben frennblidhen Sönen.

lürtufieitte.

"vTil

Der §anb einer reidhen grau eutpel cinp ein Diamaut
ÜOU hohem Serthe unb gerieth, ach! nnter getDöhultdheJtiefelï
Peine!

„©ich' bodh," liefen bte Peiuernen ©rüber, „ber
Braplier ijt hier!" — „SUfo bid) ücrgötteru bie 2){enf^en
um biefer guufelei mtHenl" riefen Slnbere. —

„BJie flein, mie unanfehuUch!" meinten bie Dritten.
— „Gi, fag unS bodh (hob ein Bierler an), maS ip eS
benn eigenllidh, baS bie ajjeuf^en fo fehr au Dir beiounberu?


2)ic f)l. Ch tiftnad)t, bic „un3 ben Ijetlftcu lag ge<
bradht"; ') bte Ärippc; ') bei Sageô Stubrud); ') ffiarin; ') ffiaria;
«) 3efuûtinb; 0 ber hl. SSofcph;

") Sic SScifcn auS bent Worgcnlanbe; ") bietet. — 2)a3
lieblid)c ,®cbid)t entnahmen luir ber trefftid)en @ebid)tfamntlung
„ïïlumcn unb grüd)lc'- oon ö. gr. ®aumcr.


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90

©rößer finb »ir ja bcd^ nnb ganj gmtß auä) nüglicber ol§
Du!"

,,3reunbe, (pfterte ber ftro^tenbe ©belftein) waê bie
§ulb ber äßenfiien mir erwirbt, ift mir nicbt funb, aber
idh bränge mtdh ihnen nidht an jebem Sege auf unb gtänje
nur bann, wenn idh, t^on tunbiger §anb gefdhliffen, glänjen
muß — fonfi aber ift mein Slufenthalt oerborgen: i^ laffe
nur oon bem ernftlidh Sudhenben mtdh finben!"

Ein foldher ©beljietn iji unfer ©regorianifdher Choral.
(Seine ÜJJelobieen erfchienen unfern frommen Sorfahreu fo
unoergleicblidh, baß fte fein Sebenfen trugen, fie ber Eingebung
®otte§ jujuf(hreiben. fann in ber Dh^t audh nicht be^
jmeifelt werben, baß biefelben beffer ju ben Sorten beS
hl. iefteS paffen, als bte gepriefenften mehrftimmigen Compo^
fitionen. Sieber Sefer, wer hat ein fchonereS Tantum ergo
componirt ober Dies irae ober Veni sancte Spiritus,
als baS fdhlidhte Choralbu^) eS aufweift? Ser möchte
ftch anheifdhig madhen, ben Introitus auS ber britten
SeihnadhtSmeffe Puer natus est nobis mehrftitnmig fo ju
componiren, baß bte ajielobte ber ©regorianifdhen an Sdhön=
heit au^ nur annähernb gleidhfommt? Jn ber 2:hat, bie
Ehoralïïïïelobieen brüdCen redht eigentlidh bie ©ebanteu unb
©efühle unferer hl- kirdhe auS. Sie ftnb barum audh bem
gläubigen Solfe Oerfiänblidher unb bewegen bie Seelen ernfter
unb heiliger.

Es ifi nun aber flar, baß "ein mittelmäßiges ©efangftüdt
bei gutem Sortrage immer nodh mehr befriebigt, als
baS befie ©efangftüdt, weldheS bem Sänger über ben
^orijont geht. Darum fattn man nt(ht genug Sorgfalt
barauf Oerwenben, baß bie GhoralfiudCe richtig uub fdhön aus-
geführt werben. Senn ber Ebelftein glänjen foll in
feiner ganjen ^radht, fo ift eS nöthig, baß er oon
funbiger §anb gefdhliffen werbe. Deshalb haben toir
wieberholt betont unb thun eS audh heute wieber: ES muß
auf unfern ©efangdhören bahin geftrebt werben, baß ber gute
Sortrag beS Chorals nidht mehr bie Sa^e beS ßufällS,
fonbern ein ftchereS bewußtes Können fei! ES fcheint tnir
audh nicht eintnal fing jn fein, in fpäteren ©efangftunben
hunbert SJJol an benfelben Schwierigfeiten fidh abjumühen
unb fie nie recht ju überwinben, ftatt in einem naturgemäßen
Sorfiubiutn eine gertigfeit ju ertoerben, bte bie Schwierig;
feiten wie im gluge überwinbet.

Einer meiner greunbe, ber (unter unS gefagt) eine
fehr feine 9Zafe hat unb babei fehr gern fritifirt, hat
ftch feht großmüthig gejeigt bei feiner Seurtheilung meines
legten SluffageS. Er ifi burchauS meiner Slnficht, baß bie
Chöre baS „Som^Slatt^Singen" lernen müffen. ïïudh meint
er, baß ftch ein hübfcheS Siefultat erjielen laffe, wenn bic
Sänger ben rechten Eifer hätten, unb ber Dirigent bie Sa^e
recht praftifdh unb möglichft wenig pebantifdh anfaffe. Sluch
meint er, baß bie' oon tnir oorgefdhlagene ü)Zethobe
jur Erlernung ber SlnfangSgrünbe itn Choral fo ganj
„bumtn" nidht fei. Slber (fragte er boShaft fchmunjelnb)
was fotl ber Dirigent benn nun beginnen, ttjenn oon ßeit
JU 3eit neue SKitglteber in ben ©efangchor aufgenotnmen
werben? gängt ber geplogte ïlïufifbireftor bann immer toieber
oon oorn an, ober läßt er bie neuen ÏJHtgtieber einfa^
„ItnfS liegen", fo baß fte oon ben ©eübteren fietS in'S
Schlepptau genotnmen werben müffen?

greilich, ber Einwurf ifi auch uii^t fo „bumtn"! SaS
ifi ba JU antworten, lieber Sefer? ^i) benfe, baß fein Chor
ftdh äu f^ämen braudht, wenn er baS Serfahren ber burdh
ihren Choralgefang fo hochberühmten Senebiftiner nadhahmt,
um bie gebachte Sdhtoierigfett ju überwinben. Der Chor tritt
nämlidh bei ben ^atreS in EmauS fowoht wie in ÏÏZarebfouS
in jwet Stbtheilungen auf: bie eine (größere) Slbtheilung
fingt nur mit bei bem fog. Ordinarium Missae (Kyrie,
Gloria, Credo, Sanctus, Agnus). Um biefe gut mit=
fingen ju lernen, bebarf eS eben nicht fehr langer Untet=
weifung, Die anbere (fletnere) Slbtheilung bagegen, mit
betn Sorfänger an ber (Spige, ftngt bie it?edhfelnben ©efänge
öeS
§D^amteS Introitus, Graduale, Offertorium unb
Communio. Die 5DHtgtieber biefer '^Ibtheilung haben eine
umfaffenbe Sorbitbun g genoffen unb fegen ihreUebungen
unabtäfjlg fort. Sie ftnb barum im Stanbe, bie reichen
Jubelmelobteen eincS Graduale ober Offertorium in einer
bewnnber.tngSwürbigen Seife ju fingen, baß Jeber, ber fie
gehört bat, beS 9ïühmenS fein Enbe weiß.

Jft euer ©efang^or nun Oom redhten ©eifle befeelt, lieber
Sefer, fo wirb er mit einer ähnlichen Dheilung behufS einer guten
SluSführung beS ChorotgefangeS fleh getoiß gern etnoerfianben
erflären. Der §err Dirigent fucht alfo bte befien Sänger
heraus unb übt mit ihnen jietS bie wedhfetnben ©efänge,
Introitus, Graduale zc. Jeber firebfatne Sänger bec
anberen größeren Slbthcilung wirb natürlich feine aJZühe
fcheuen, utn btefetn Elite^Chor balbigfi eingereiht ju lücrbcn.
Der Dirigent aber ifl ber unbanfbaren Slrbeit enthobeit, baß
er bei jebem Sechfei im Sänger^'lierfonal immer wieber
mit bem ganjen Chore fo ju fagen oon Oorn anfangen
muß; baS würbe auf bte Dauer nicht nur ben Dirigenten
überbrüft'tg tna^en, fonbern au^ ganj geeignet fein, ben
fortgefchrittenen Sängern ihr Slmt grünb'lich ju oerleiben.
Unb nun weiter: baS Ordinarium Missae (Kyrie, Gloria
etc.) ftngt ber ganje Chor; baß biefer üheil beS Gfaduale
bei einiger Dreffficherheit ber einjelnen Sänger feine befonberen
S^wierigfeiten bietet, braudhe ich bem Sefer nicht erft ju
fagen. Diefe Dheile fehren ja immer wieber unb für ben
,2lnfang geht tnan ni(ht eher ju einer neuen Missa über,
bis bte oorhergehenbe gut eingeübt iji. Sobatb ber Chor
foioeit fortgefchritten ifi, baß eine SluSwahl getroffen werben
ïann unter ben oerfihiebcncn ChDrattnef]en, toirb ber §err
Dirigent felbftrebcnb jebeSmal biejenige wählen, bie gerabe
auf baS etnfaOenbc geft ober ben betreffenben Sonntag paßt.

Damit ber geneigte Sefer mid) aber nid)t mißoerftehe,
erinnere ich auSbrüdlid) baratt, baß auch boS Ordinarium
(Kyrie etc.) einen Dheil jeneS herrlichen Choral=Ebel=
ft eines bilbet; barum muß auch ber große ChoraUChor
fidh auf baS „Schleifen" oertegen, bamit ber re^te ©lanj
jum Sorfd)etn fomme. Daju gehört aber nicht nur, baß
bie einjelnen Jntcroatle (üföne) richtig getroffen werben,
fonbern bie Sänger müffen aud) einen frönen, guten
©efangSton bilben lernen. Der ©efangSton muß wohl=
flingenb b. h- »oll unb babei boch liebti^ unb ebet fein.
Ü)Jag einer nodh fo gut treffen, ift aber bie Jotibilbung fehr
mangelhaft, fingt er ungcbitbct unb rauh, fo fann Oon einem
guten ©efangc obfotut_ nid)t bie 9iebe fein. Slm teichteften
wirb ber Dirigent bei ber ïonbilbung jum ßicle fotnmen,
wenn er bie redhte SorfteUung cIneS fchönen DoneS in ben
Sängern burd) fd)öneS Sorfingen bewirft, DaS fchöne
Sorfingen hilft bei aufmerffamen Sängern mehr,
als eine
itoch fo cingehenbe Erörterung über bie Sebingungen ju einem
guten, fchönen Done. Doch über biefen "|5unft toerben toir
nä^PenS unS etwaS auSführtidher auSfpredhen.

Jdh mö^te für heute no^ eine Semerfung machen, ble


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91

fpejtelï an bie §tn. ûDiïigenten gerichtet ifi : 2Benn i^ in ben
bisherigen Sluffä^en be§
®ïegDrin§=33oten hie unb ba mit einem
Votfdbiage hetongefommen bin, fo rnoUte idb bamit nid)t etraa
fagen, ber §err Direîtor müffe nun SlüeS bei ©eite merfen
unb ben borfchlag fofort jut SiuSführung bringen. 2öet
eine folche Slnffaffnng hegte, mürbe mir refp. meiner ©chreiberei
Unre^t thun. §egte ich fo^e Slbfidhten, fo mürbe ich manchem
®ireflor fein bornenüoQeS Simt erfchmeren, anfîatt e§ ju er=
Ieid)tern; baS mürbe ober oudh eine gute portion Anmaßung
öerrathen, unb bie chrifiliche Klugheit hätte mahrlidh nidhtS
bobei JU thun. 2Ber midh 'einigermoßen fennt, ber mei§,
bog idh mich nidht gern „fdhuïmeijîern" loffe; ober mohl bin
idh ^er Slnfidht, boß ich unb mir SlQe Sog für log ju
lernen haben: nicht »ie ©chulbuben, fonbern olS gereifte
!D?änner, feflholtenb an bem Sorte beS VölferopoflelS :
„'I3rüfet 2llleS; »oS gut ifl, beholtet!" (1 îhefî-5,21.)
Sin anberer ©teile mohnt ber Slpoflel mieber: „üDünfet
euch felbft nicht fing!" (9löm. 12, 16.) Unb ber heil.
Johannes Ghr^foflomuS bemeifl unS, »ie noth»enbig bie
©elehrigfeit fei, um gut ju hanbeln, ouS bem S3eifpiele
beS großen SfîofeS. Diefer betrot mit fedhShunberttonfenb
Hebräern bie orabifdhe Süfte, um boS gelobte Sonb ju erreichen.
Do er ber gührer beS VolfeS mor, fo mar er oudh fein
giichter: er allein fchlidhtete bie ©treitigfeiten, melche unter
ber großen 9)K'nge entflonben. SUS biefeS fein ©^»iegers
üater Jethro, ein fonft ungebilbeter û}îann, foh, tobelte er
ihn unb _gob ihm ben 9iath, no^ anbere a)Mnner ouSju:
»ählen, bie ihn im Slichtcromte unterftü^en foöten. Û)îofeS
ober hörte biefen 9îath nicht nur an, fonbern führte ihn auch
fofort ouS, inbem er nod) anbere 9îid)ter »wählte, bie mit ihm
bie Gntfchcibungen treffen foQten. — DorouS jieht ber heil-
Johannes Ehr^foflomuS ben ©d)lnß, »ie fehr mir SlUe gc--
lehrig feiu unb frcmben 9îath bereitmillig anhören foQen;
benn (fogt er) eS gebe feine audh noch fo hoch geflellte '^ierfon
unb »äre fie ein jmeiter HiofeS, »elcl)e boS eine ober anbere
nid)t »üßte, obwohl eS einer geringeren '^3erfon befonnt fei.

Dorum nod) eininol: ®3 liegt ber 9leboftion nichts
ferner, olS üom hohen Dlijmp herab ju orofeln. Serben
Vorfchläge gemad)f, fo möge man fie auf ihren Serth prüfen!
Der „®rcgoriuS:S3ote" ober mirb auch im nächflen Johre
fortfohren, unfere modfercn Ghöre ju ernnniteru, 'boß fie
ihren heiligen Dienfl jnr (Shre beS ^errn uub jur (£r=
bouung ber ©läubigen unb bomit ju ihrem eigenen uncr=
mcßlichen Vortheil üerfehen! ©d)önen.

£itni'0tfri)f ïtntei'ljnltun0Cîu

5ßon 21. Vrunô, Sitar in Gilenborf.

(gortfetjung).

©. Senn boS gefl, melcheS »ir om 29. Juni feiern,
gonj befonberS ben hl- 'Ï}3etru8 im Sluge hat unb unferem
©louben on feinen .^irtenüorrong 9?cchnung trogen fofl, fo
meiß idh nidht recht, »orum ber hl '^3etruS bie geier biefeS
DogeS mit bem hl- '•P^uluS theilt. Konnft bu 2luffd)luß
borüber geben?

SI. Sin ein? Dheilung in ben ©inne, baß febem ber
beiben Slpojiel nur bie halbe geier gelte, ift gor nidht ju
benfen. Jebem üon beiben gilt bie gonje geier mit ber gonjen
'IJrodhtentfoUung, meldhe biefem Doge eigen ip. Daß p^ ober
boS geP beS hl- ^ouluS mit bem beS hl- ^etruS üerbunben
pnbet, fommt boher, boß eS bie geier threS glorreidhen DobeS
ip. Slm 29. Juni beS JahreS 67, olS ber hl- ^^JetruS unter
bem groufomen Kaifer 9iero ben Dob beS KreujeS porb, pel
boS ^oupt beS hl- -PauluS burd) boS ©chwert beS §enferS.
Seil nun beibe SlpoPel on bemfelben Doge für Gh^^tj^uS in
ben Dob gingen unb bie Krone ber §errlidhfeit erlangten, fo
»itb ihnen ou^ on bemfelben Doge biefeS gep gefeiert, meldheS
ber (ätinnerung on ihren tuhmüollen iDJartertob gemibmet ip.

©. Soher nimmp bu benn ben S3emeiS bofür, boß
biefeS gep unb fein hoher 9ïang mehr bem hl- 'IJetruS olS
bem hl. ^auluS gilt?

SI. Sin erper ©teile, habe idh flefogt, gilt biefeS geP
bem hl. ^etruS. DoS geht fchon junä^fl toouS hetüor,
boß bei bet Sejei^nung biefeS gePeS bet hl- ^ctruS juetfl
genonnt »itb. ®S heißt: festum sanctorum apostolorum
Petri et Pauli — gep ber hl. SlpoPel ^ßetruS unb ^^JouluS. —
Slußetbem jeigen aber auch bie ©ebete unb Sefungen, meldhe
pch in ben fird)li^en Dagjeiten biefeS gePeS pnben, boß gonj
befonberS ouf ben hl. l^etruS unb feine bebeutung für bie
Kirdhe ©otteS bebaut genommen ip.

©. Den Vorzügen unb VetbienPen beS 1)1. ^ouluS
»itb olfo on biefem Doge nidht üoUpänbig JRedhnung ge=
trogen. Sirb biefeS ülelleid)t ouf onbere Seife mieber ouSs
geglid)en ?

* 21. Jawohl, burd) ein befonbereS gcP, weldheS bem
hl. SlpoPel banluS gefeiert wirb. Du pubejl eS iu betnen
6hDtbüd)ern auf ben 30. Juni ücrjeichnet unter bem Ditel:
Commemoratio sancti Pauli apostoli — ©ebädhtuiß=
feiet beS hl. 2lpüPelS "l^oulnS. Die fird)lid)cn Dogjeiten biefeS
gePeS bringen nnS inSbefonbere bie gnabcuüolie berufung
unb fegen8teid)e Sitffomfeit bcS hl- i^auluS in Erinnerung
uub flellen unS fo biefeS gep alS eine Etgänjung beS üor=
oufgehenben geiertogeS bat. ©o bient bie Vertnüpfung biefer
beiben gepe boju, unS Jtidht bloß ben glotreidhen Dob biefer
beiben Slpopel üor Slugen ju fül)ten, fonbern uuS oudh Jur
geier ihreS tugenbreidheu uub oetbienpiid)en SebenS ein=
juloben.

©. Jch wor bet Dïeinung, ber 30. Juni fei ein Dog
ber Dfloüe geu5cfen. JP bem nicht fo?

SI. Dod) wohl. ES tourbe fa f^on barouf oufmerffom
gemodit, boß boS gep bet hl. Slpopel '•JjetruS uttb ^|3auluS
mit einer Oftoüe üerbunben fei. Slber biefe Oftoüe läßt
nebenbei auch nod) bie geier anbetet gepe ju. Sirb nun
innerhalb einet Óttoüe noch ein onDereS geP gefeiert, fo
fonn bie Oftope nur boburd) jur ©eltung fommen, boß fie
comtnemoritt mirb. DieS trifp ober hier oudh nidht üoll=
pänbig ju.

©. SoS Peht benn hinbetttb im Sege?

SI. DiefeS gep beS hl- IJauluS felbp. Eine Eomme=
morotion bcS gePeS '"IJeter unb "^30111 würbe ben hl- '|>ouluS
jweimol jum ©egenPonbe ber geier madhen: eS gilt ihm io
boS gcP felbp unb eS mürbe ihm nun mieberum bie Gommemo:
rotion gelten. Diefe .^äufung üerhinbcrt bie Kirdhe baburch,
boß pe on einem gepe bcS 1)1- "^^ouluS nur eine Conime-
morjvtio sancti Petri jttläßt. ,

©. Sind) fchon onßetholb biefer Oftoüe habe id) an
einem gePe beS hl- i^oulnS eine Commemoratio sancti
Petri eingliebern müffen. Sie üerhölt eS Pch bomit?

31. ES ip, weil biefe beiben Slpopel in einer fo engen
Vetbinbung gebadht metben, überhaupt 9ïegel, boß an einem
gepe beS hl- 13atituS eine Commemoratio sancti Petri,


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92

unb an einem gefïe be§ ^elruS, eine Commemoratio
sancti Pauli potffinbet.

®a§ merbe i(i) mir gut merïen, meil e§ mir aüjeit
ouffatlenb gemefen ifi. 216er noch auffatienber habe idh e§
gefunben, ba§ am gefie ^eter unb $aul audh eine Comme-
moratio omnium sanctorum Apostolorum oorlam. 2ßie
berhält e§ fidh bodh bamit?

31. 3d) beute, ba§ bu biefe lateinifdhen 2ßorte richtig
oerflanben haft; fie heißen: Commemoration aller hl. Slpoftel.
2ln bem genonnten gefte foU olfo auch aüer übrigen Slpoftel
gebodht merben, beren gefi im Saufe be§ ^ah/eS gefeiert mirb.
Damit bu biefe Commemorotion ri^tig mürbigeu lernft, modhe
idh bidh barauf oufmerlfam, boß früher olle Slpofielfefie ge=
botene geiertoge moren, je^t aber au§ Dem bürgerlichen Seben,
fo JU fagen, oerfdhmunben finb. Sßenn nun auch ba§ oor=
gef(|riebene ^forrhodhomt nodh an bie frühere geier biefer
Doge erinnert, fo ift boburdh für bie Slbfdhoffung Jener geier=
tage boch n®^ tein ouSreidhenber ©rfo^ geboten. Diefen fdieint
un§ bie fiirche boburch bieten ju mollen, boß fie un§ om
gefie ber h- Slpoftel $etru§ unb '|5aulu§ jugleidh bte ®ebäd)t=
nißfeter oller ht- Slpoftel begehen läßt. Dobur^ erholten fte
aHe einen geroiffen Slntheil on ber befonberen geier, roeide
ben beiben ipoftelfürften oeronftoltet mirb. Diefe ©ebädhtnißfeier
ber übrigen Slpoftel gibt nun ben ©runb bofür ob, boß ihrer
an biefem hohen geiertoge in einer befonberen Commemoration
gebadht mirb.

<3. 2Borau§ geht e§ benn herbor, boß bieS fo oufju=
jufaffen ift?

Sl. Da§ geht herßor ou§ einer päppiidien Beftimmung,
in meldher bie gefiorbnung in unfern DiiScefen näher ge=
regelt mirb. Diefelbe ifi oon ßlemenS XIV. ouSgegongen
unb bei fpöteren Berorbnungen immer roieber ju ©runbe
gelegt morben. Darin heißt e§: „955ir mollen unb gebieten,
boß om 29. Suni, außer ber befonberen geier ber hl- Slpoftel
^etruS unb ^$aulu§, audh ba§ Slnbenfen ber übrigen Slpoftel
gefeiert merbe." Sluf biefe SBetfe foil oudh ben ormen Sonb=
teuten, bie megen ihrer Slrbeiten on ben geften ber Slpoftel
felbft bie tirdhe ni^t befugen fönnen, ©elegenheit geboten
merben, menigfienS burdh eine einmalige gemeinfdhoftlidhe
geter ba§ Slnbenfen aller Slpoftel ju ehren unb ju begehen.
53on jeljt an fonn e§ bir olfo nicht mehr unflor fein, töeß=
halb jene commemoratio omnium sanctorum aposto-
lorum am gefie $eter unb ^oul gemocht mirb.

<3. gmben ftdh bei ben Slpofielfürften ou^ nodh onbere
Gigenthümlidhfeiten?

Sl. ^ä) min bidh nodh barouf aufmerffam madhen, boß
fie olle burdh eine SSigilie eingeleitet merben. Die ü)?effe ber
Bigilie roirb ober nur bonn genommen, wenn biefelbe nicht,
burdh ein höf)ere§ gefi berbröngt wirb. Diefe Bigilie ifi, wie
idh bir fdhon früher bemerft habe, ein ßeidhen bofür, boß bie
gefie ber Slpoftel fchon fehr olt finb. Slu^ ift biefelbe, olS
bie bürgerli^e geier ber Slpofteltoge obfom, bepehen geblieben;
nur ift ba§ gaft= nnb Slbftinenjgebot, inforoeit "e§ früher
mit jeber Bigilie berbunben war, oudh aufgehoben worben.
Doch meißt bu ouS Erfahrung, boß e§ für "bie Bigilie bon
^eter unb ^oul beftehen geblieben ift, roeil oudh biefeS geft
felbfi in feiner gonjen geier oufrecht erholten mürbe.

S. Du haft gefogt, oQe ^pofteltoge mürben burdh eine
Bigilie eingeleitet. "Sei einem gefte habe idh biefelbe oerqeb;
lidh gefudht; bei bem gefte sanctorum Apostolorum
Philippi et Jacobi, am 1. 2)?ai. SBie fommt boS?

Sl. Sdh muß meine SluSfage etwoS etufchränfen. Deicht

bloß bem angeführten gefte, fonbern oudh bem gefie sancti
Joannis apostoli et evangelistae geht feine Bigilie Ooron.
GS gibt olfo jwei SluSnohmen oon ber 9îegel.

©. SBorouf beruht boS?

Sl. Bei bem gefte beS ht. S^hanneS, welches tu bie
SBeihnodhlSfeierli^feiteu oerwoben ift, fann oon einer Bigilie
feine Sîebe fein, weil eS fidh fehr hohen geiertogeu onfchlleßt.
Die Bigilie oou SBeihnadhten ift jugleidh audh als Borbereitung
für bie gonje geftfeier oufjufoffeu, roeldhe olS gortfe^ung ber
geier ber ©eburt beS^errn gilt; boS onDere geft ober, roeldheS bu
genannt ^aft, fällt bur^roeg in bie öfterliche ßeit. Diefe
gonje ßeit ober ift üorbereitet burdh bie üierjigtägige goftenjeit.
Dies roirb roohl ber ©runb fein, roorum bie tirche in ber
öfterlidjen ßeit fein befonbereS gaften, toie eS mit ber Bigilie
ber Slpoftelfefte üerbunben mar, üorfdhreiben rooQte unb barum
oudh bie Bigilie felbft fallen ließ.

(Eiilnrimglkr faurdauililjeu îxkml

VIII.

Domus anrea, ora pro nobis. Su golbeucS $auS, bitt' für

uns:

§ier üergleicht bie tirdhe SJiorio nodh mit einem anbern
Baue, mit einem, „golbenen |)aufe." Die eroige „B3eiSheit",
SefuS GhriftuS, (fogt bie ht- ©chrift) „hot fich ein $)OuS ge-
bout unb hat fieben ©öulen ouSgehouen." DiefeS §auS ber
göttli^en SBeiSheit ift Dïorio, bie feiige ©otteSmutter. ©ie
mar ein „golbeneS" |)auS, roeil fte mit ber göttlidhen Siebe
gefchmüdft roor, beren ©innbilb boS ©olb roegen feineS
aBerthes ift.

Foederis arca, ora pro 35u Slrche bcS 58nuiitS, bitt'
nobi. für unS!

Der ht. tirdhenlehrer SlmbroftuS fd)reibt: „2ßoS fofl
id) unter ber BunbeSlobe üerftehen, olS bie ht- 3Jtorio? Die
Slrdhe beS BunbeS trug nämlich in ih^em Innern bte ©e=
fe^eStofcln beS DeftomenteS; Worio aber trug ben Grben
biefeS DeftomenteS. ^ene fdhtoß boS ©efefe ein, biefe boS
Goongelium. 3iene enthielt ©otteS ©timme, biefe boS „eroige
2öort'" beS BoterS. Die Strdie beS BunbeS ftrahlte üon
Snnen unb üon Stußen im ©lonje beS ©olbeS; 3)1 orio ober
leudhtet üon ^nnen unb üon 2lußen itn ©lonje ihrer 3nng=
fräulichfeit. ^ene prangte in irbifchem, biefe in himmlifchem
©olbe."

BJie paffenb nnb fdhön ü)?orla eine Slrdhe beS BunbeS
genonnt roirb, leudhtet unS ein, roenn roir ben Bau, ben
Inhalt unb ßroecf ber BunbeSarche, roeldhe ber ^uben |)eillgs
(hum unb Ghrifti Borbilb enthielt, einen SlugenblicT betrachten.
©Ott felbft hatte bem ÜÄofeS boS SJJufter gejeigt, nodh bem
fte gebaut roerben foßte, unb ben ©toff unb bie Gin-
rid)tung genau üorgefchrieben. ©ie mar gebout auS
©dhittimholj, roelcheS tu ber orobifdhen SBüfte wächst unb
ftch burdh feine §ärte unb UnüerroeSlichfeit, toie burch feine
BJeiße unb ©chönheit ouSjeidhnet. Bon Snnen unb Slußen
roor bie Sobe überjogen mit bem feinften ©olbe; ringS herum
roor ein ilronj üon ©olb gejogen, unb on ben üier Gden
toaren golbene 9tinge befeftigt. Ueber ber Sobe toor ber
©nobenihron beS Stllerhöchften, unb ju beiben ©eiten jwei
mächtige Cherubim üon reinftem ©olbe, bte mit ihren gtügetn


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93

ben ©nabent^ron bebetften. SJon bem Dh^one au6 mar jeboöa
mtïffam unb gnabenveicb l^ätlg unb erließ oon bort auâ feine
göttlichen ?lu§fprüche an bie iîinber jfraelS, fpenbete feine
©naben unb erhörte bie ©ebete ber glehenben. — ®ie
53unbe§labe ift ba§ 33orbilb ajîoria'ê. Der <perr hat fie nad)
bem ^ilbe, uath ber jöee gefchaffen, bie jh'" fo" gioigteit
her Oorfdiioebte oon ber „©ebenebeiten unter ben Sffieibern."
Sîeiuï unb mafelloê mar ber Seib ber feligflen jungfrau unb,
miemohi fterbli^, boch nicht oermeSlich. jh^^e ©eele trat iu'ä
Dafein mie „eine meiße Daube, ganj fdjon unb ohne Waîel."
jnmitten ber 2Büf}e biefer SBelt, „inmitten ber Dornen mie
eine Silie" mä^jt fie auf. Da>3 ©olb ber Siebe ©otteS, ber
Heiligfeit, hat i^r ganjeS 2Befen Oou junen uub oon ?lußen
burchbrungen, gemeiht unb oertlärt. ©in oon golbener
©otteêliebe oerllärter ^îrauj ber fchönften Dugenben "fd)lingt
fidh um biefe heilige tirdhe. „Die traft be3 SlHerhödjften
überfdhattet fie" unb ooDbringt ba§ anbetungSmürbige SBunber
ber aOîenfchmerbung be§ ©ohneS ©otte§. Ünb feit biefer ge=
benebelten ©tunbe umfdhmeben hinrnlifche ©eifler hul^iflenb
biefe hl- ®rdhe, bie ba§ 3elt ©otte§ ifi, unb aOeS ^eil, aller
©egen, alle ©rhörung rührt her oon bem, beffen Dabernafel,
beffen Slrche ÏÏJJaria ift!

Janna coeli, ora pro nol)is. îjjfortc I)e§ .^immclS, bitt' für

nud!

Der Himinel, ba§ 3iel unferer Söünfdhe, mar burch bic
©ünbe üerfd)loffen. „SlJaria ifi bic '^Jforte, burch melche ©ott
JU un§ fam, bamit mit burch fie Ju ©ott fommen follten,"
fagt ber hl- 2luguftinu3. jh^ î3orbilb fah ber 'l^rophct
(Sjcd)iel im ©eifte, ba er fpridht: „jch manbte midh l}i"
äuß reu Pforte beS Heilißthu'nS, bie nadh ÎDîorgen fleht, unb
fle eiDor ocrfchloffcn. Unb bcr .^crr fprach Ju mir: Dicfe
^J3forte wirb terfchloffen fein unb nidht geöffnet merben, unb
ÜJicmanb mirb burd) fic hinburdhgehen, meil ber ®ott jfraclS
bnrdh fie hinburdhgehen mirb."

Der ©Ott jfrael3 trat in biefe ffieU ein, au8 iungfräu=
lidhcr ©eburt heroorgel)cnb unb ohne ber aJîutter jungfräu=
Udhfcit
JU ocrleßcn. gür (5hri|iu3 ift ^Waria bie §immelô=
Pforte
JU une, unb für unS ift fie eS ju Ghriflo. jn biefe
^îforte geht hinein bcr unerfdhaffene ©ott; auS ihr heraus
tritt bcr fleifchgcmorbcne ©ottmcnfdh- ^'"eiu begleiten jhn
onbetenbe ©ngclfchaaren: bei feinem Heraustreten empfangen
ihn bic hodhbeglüdttcn ©rbcnpilger als ihren ©ruber ! jcnfeitS
ber '•^Jforte trägt er ben (Srbball auf feiner H^nb: bicSfcitS
Ucgt er als mcincnbeS ilinblcin im ©tallc ju Sycthlchem !
barum fei unS gcfcgnct, bu munberbare Pforte, burd) meldhe
ber Himmel jur ®rbe fi^ niebergclaffen hat!
Stella matutlna, ora pro 3)u îDîorfleuftcru, bitt' für unSl
nobis.

Der aWorgcnftcrn leitet bcn Dog ein unb führt gleidhfam
bie ©onne, bie fîônigin beS DageS, in ihre Herrfchaft ein,
um Dann in ihrem ©ïanjc ju erblci^en, unter ihrem iîônigSî
mantel fl^ ju oerbergen. Uîid)t anberS marb ülJaria'S Sluf=
gang am firchlid)en Hi^'nel bie bcglüdcnbe ©otfd)aft Oom
^crf^minbcn ber geifiigen ^fadht unb ginfierniß unb Oon bcr
balbigen Slnfunft beS frohen GrlöfungStageS burd) bcn 2luf:
gang ber ©onne ber ©eredhtigfeit, jefu Gh^^iP'/ ^^^
fchnten SDîcffiaS. —

ju ben nun folgenbcn toier 2Inrufungen crf^eint ïïRaria
alS^iDJutter^bcr ftr eiten bcn fi'irdhe:
Salus Infirmorum, ora pro 3)u $cil bcr .ftrnufcn, bitt' für
noWs. unSJ

Sährenb feineS SebenS auf ©rben mar ber Heil<>nb
baS Heil ber .^raufen; eine gehcimnißoollc Jïraft ging Oon
jhm aus unb heilte ^lOe, bic jhm nahe famen (SufaS 6,19).
jc^t loirft er feine SBunber oft auf bie gürbitte ©einer
feligficn Sputter, toie namentlid) bie ©efd)idhte unferer SBaUs
fahrtSorte berocift. ÜJlaria ift alfo mirflich Heil bcr
Jïranfen, ba jefuS unfere ©ebrenen auf ihre gürbitte
heilt, um fte ju oerherrli^en oor ben Slugen- bcr aKenfd)en.
Befiigiuni peccatorum, ora 2>u Suflmht bcr Sünbet, Bitt'
pro noMs, für unSI

Sie ein Sßerbredher, ber beS HD<^öerrathS übermiefeu
ift, fdhioerlidh ben 3)futh haben loirb, ftdh an ben bcleibigten
gürfien feibcr ju menben, toährenb er boch nicht jaubert,
bie gürfpradhe ber üJJutterbcS gürften anjuflehen: fo mag audh ber
©ünber ftd) oertrauenSooll an 3}ïaria locuben, menn er jaubert,
oor ben bclcibigten ©rlöfer hinjutreten. H^l er itn ^irunbe
beS Heinsens fi^ bie Siebe jur heiligen jungfrau bemahrt,
hat er fte bei all feinen SBcrirrungeu befiänbig tjcrehrt, fo
toirb fte ihm bie ©nabe einer aufridhtigen Söefchrung unb
mahren S3uße erf[ehcn. Darum ift fte in Sahrheit „eine
3uflud)t ber ©ünber.

Cousolatrix^^afllictoram, ora 3)u ü^röftcrin bcr öetrübteu,
pro uoMs. bitt' für uuSt

3u biefer 2lnrufung geben mir mieber einmal bcm chr=
loürbigen ©ebeon o. b. Heibe baS 3ßort. ©8 ifi eincS
feiner fchönften iÜfarienUeber, baS toir hier folgen laffen:

©ei fiiüe, ftiDc,
IDiein armeS Herj;
©' ifi
©OttcS Siae,
Drag' beinen ©chmcrj! —
©r jählt bie ftiaen Dhrätien,
©r hiJït bein bangcS gleh'n,
©r ftiat bein heißeS ©ehuen,
Säßt bich nid)t untcrgeh'n! —

Du haft vertrauet
Der yiiuttcr fein,
Sluf fic gebauet
Die Hoffnung bein; —
Drum ficht fie bort am Dhrone
Des ©otteS.-©ohn'S uub fpridht,
Unb all' Dein Seib jur ihone
Der ©cUgfcit fle flicht! —

O loanfc nimmer,
SBcrjage nie;
Serträue immer
Unb fefi auf fie:
©ie bridht bie harten J?etten,
ju bic bein ©^mcrj bidh jwängt,
Unb toirb bich fiegrtid) retten.
Daß bidh 'ein Seib mehr brängt!
AuxiHum Chrlstianorura ora 2)u §Ulfe bcr ffhriftctt, bUt'
pro uobis. für nnSl

Der 1)1. ']5apfi ^4>iuS V Ueß biefe Sorte iii bie Sitanet
bcr ollcrfeligfien jungfrau aufnehmen, nad)bctn bie d)rifiUchcn
' Heeïe in ber berühmten ©d)ladht oon Sepauto (1571) bie
: türfifche glotte tjernid)tct hatten, toaS betn otomanif^en iKei^c
^ einen ©toß oerfe(jte, oon bem eS ftd) nie mehr gänjUd) er»
i holen foHtc. Diefer bcbeutungSooHe ©ieg über murbe an


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94

bem STage erfochten, ba bte ©tabt Sîom unb ber ganje
fat^olifcbe @rbïret§ t^re (Sebete jum Rimmel empotfanbten,
baß ©Ott auf bte gürbitte ber feIigfîen®otte§niutter (Suropa oon ber
©eißel befreien œoQe, womit e§ burtb biefe Barbaren immer
mieber beimgefud^t. mürbe. Dan! bem Sitten unb gießen
jur „^ütfe ber Gbrifîen" trugen bte dt)rifttid)en ^eere unter
ber gü^rung Don juan'ê oon Deftretd) einen glänjenben
©ieg baoon, unb ganj Europa fab fu^ »or einetn oer=
müftenben Einfalle bema^rt, ber gemtß erfolgt märe, menn
bie getnbe unfereS ©laubenS in jener ©d^lad^t nid)t unter=
legen mären. ©dhönen.

tlod) dn

9Zapoleon I. hatte einfî als Srtgabe=®enerot bem
genialen Eompontflen Gherubini (geboren juglorenj 1760)
einige Setnerfungen über beffen 2Rufif getnadht unb haupt=
fû(blldh baran getabelt, baß fte ju gelehrt unb nidht gut
ftngbar fei. — ®aS hatte Eherubini fehr übel aufgenommen
unb „fdhneibig" ermibert: „©eneralî ©dhlachten gewinnen,
baS ift jht §anbwerf! Çaffen ©te nun aber audh in
bem meintgen gewähren, Oon bem ©ie ja nidhtS oerjlehen!"

Diefe „Seiehrung" fonnte ber h^^rfchgewaltige 9Jîann
bem „ftmplen" Slîufifer nadhmalS weber oergeffen nodh oer^
geben. DaS jeigte fidh befonberS bei folgenber ©elegenheit:
SUS Sîapoleon erfter Eonful geworben war, ftanben
^aiftello unb SDîehûl
als große SJjeijler tu ber Wufif bei
ihm in großer ©unft. SllS nun ^^ßaiftello granfreidh oerließ,
warf 9?apoleon feine Slugen auf ©^ehül unb madhte ihm ben
Slntrag, fein Kappellmeifter ju toerben. 2llle üBelt glaubte,
3Jîehûi werbe ben glänjenben Slntrag tnit beiben §änben
ergreifen.

2ßie erfîaunte aber DJapoleon, als 2)îehûl bie ihm ju=
gebadhte Ehre ablehnte!

„„9Zur unter Einer Sebtngung (fagte er, als i)Zapoleon
ungeflüm in ihn brang' fann ich bte ©teile annehmen!""
„Unb biefe ijî?" unterbradh ihn ber erfte Eonful.
„„Senn ©le mir erlauben, bie mir angebotene'©teile
mit Eherubini ju theilen.""

„®ie? Eherubini? 9îennen ©ie mir biefen ÛJîenfdhen
nidht", brauffe ÜJaprleon auf. „Der ijt ein nafeweifer ©e=
feile, ben idh nicht leiben mag!"

„„Er ifl mahrfdheinlldh fo unglüdtlich gewefen (erwiberte
üKehül ganj ruhig), fidh Jh^ SJiIßfallen jujujiehen; aber
bennodh bleibt er unfer Silier 9Jîeifler unb dufter
in ber SOîufif! ßnbem lebt er in bürftigen Serhältniffen!
Er hat gamllie! Jdh wünfdhe fehr, ihn wieber burdh Jh^e
©unjl beglücft ju fehen!""

mieberhole Jhnen aber (rief îîapoleon), baß idh nidhtS
mit ihm ju f^affen haben will!"

„„^un, ©eneral ! (erroiberte 9)?ehül) fo wieberhole audh
i dh in biefem gaQe meine beftimtnte 3Belgerung unb betheuere,
baß 9îidhtS mich bewegen foÜ, biefen meinen Entf^luß ju
änbern. Jdh fann eS nicht ertragen, baß etwa Jemanb oon
mir behaupten follte: ich jöge felbftfüdhtig oon ber ©unft,
tnit ber ©te mich beehren. Sorthell, fo baß ich SllleS für tnlch
behielte unb einen berühmten 2)?ann beffen beraubte, worauf
Slnfprudh ju madhen er Oor aUen Slnbern baS 9îedht hat!""
ajiehül blieb in ber Zf^at feft bei feinem Entfchluffe;
aber auch Sîapoleon wollte nicht nachgeben. Die golge toar,
baß ein anberer KapeHmeifler gefudht werben mußte.

glicht wahr, lieber Sefer, auch biefer SRuftfer war ein
' nobler Eharafter unb bodh «lieber — ein 3JJuf|fer: Ja, eS bürfte
! burdhauS nicht fchwer fein, eine ÜJZenge Selfpiele aufjuftnben,
' toelche in fchneibenben ©egenfage ju ber Sehauptnng jeneS
I in ber oorigen 9?ummer erwähnten „jornigen" ©dhriftfiellerS
i ftehen, wonadh „auf feinem ©ebiete raenfchlidher Dhätlgfelt fo
1 unfaubete, oon 9ieib unb ©eiDinnfudht angeftedfte Eharaftere

JU finben feien, wie in ber üJ^uftf unb ©efangeSfunft!"

UebrigenS fällt tnit eben ein, loaS ©dhiller treffenb irgenb^

wo gefagt hat:

„SllieS will jegt ben ÜJJenfdhen oon innen, Oon außen er--

gtünben:

„Sahrheit, wo retteft bu bidh h'n, oor ber wüthenben

Jagb?

„Didh JU fangen, jiehen fte auS mit 9legen unb ©langen ;

„Slber mit ©eifteStritt f^reiteft bu mitten hinburd).

©dhi5nen.

Öerfdjiebencjs.

9)2osart mag in feiner Jugenb wohl mandhen ©treid)
ausgeführt haben! ©o redht bijfe fonnte ihm aber aZiemanb
fein, wußte bod) jeber, bet ihn fannte, baß aÜeS nur auS
jugenblichetn Uebermuthe unb nid)t auS SoSheit gefdhah- 3u=
weilen aber jogen ihm feine ©treid)e bod) ernftlidje 3üd)ti=
gungen ju. ©o hatte er fid) jum Selfpiel elneS SageS feinen
Sater unb Sehrmeifter jur ßielfdieibe feineS ©cherjeS auSet--
j fehen. SlßeS §albe, Unfertige war biefem juwiber, befonberS
; in ber 9JZufif, bie nun einmal fein elgentlid)eS Element war.
Das wußteber junge Solf gang, unb als fi^ fein Sater eineSDageS,
wie et regelmäßig ju thun "pflegte, ju einem furjen üJZittagS--
fchläfd)en" auf baS ©ofa niebergelegt hatte unb in füßeu
©chlnmmet oerfunfen war, ba fd)tich ftch bet Kleine mit
pfiffiger 2JZIene ju bem Klaolere, iJffnete eS ganj behutfam
unb 'fdilug mit aßet Kraft einen Dominantfept-.Slfforb1) an,
fo baß bet Sater auS feinem ruhigen ©d)laf jäh emporfuhr
unb neben bem ©chted gar ärgerlich barüber war, baß bet
Slfforb, ber ihm trog bet ©chlaftrunfenheit um bte Oh^en
fpielte, unaufgelöjl oerflang; laut fd)eltenb eilte Sater ÜJïojart
an baS Klaoier, um beti angefchlagenen Slfforb aufjulöfeu'
unb legte ftd), alS bleS gefchehen, toieber nieber. ÜJJit bem
a)HttagSfd)läfchcn aber war'S oorbel. Solfgang hatte, nad)bem
er ben Slfforb oerbroden, fo fchneß wie möglid) 9leißauS ge=
nommen unb ftd) hinter ble halb offen ftehenbe ïhü« ^er--
ftedt, utn oon bort anS ble Sirfung feiner Slttaque ju be=
obachten, unb freute ftd) fo fönigllch über biefelbe, baß er
befd)loß, am folgenben Dage eine jweite Slufführung folgen
JU laffen.

„Der ©paß Ift gar ju föfllid), unb aßet'guten Dinge
finb brei", bachte er,' nachbem et feinem Sater jum jweiten
ajZale baS ÜJJitlagSfchläfchen oerbotben unb ihn in größten
Slerget übet ben unaufgelöften SlfforD oerfegt hatte,

■ Der Sater aber "bachte anbetS. „©oß'S büßen, bet
©chlingel, bet Solfgang, benn er unb fein anberer fann eS
fein", fnirf^te er jotnig oor ftd) hin.

Da fam bet brille iDiittag, mit ihm baS britte SUilttagS^
fchläfdhen. DieSinal aber toar baS legiere nur ©dhcin
unb


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95

ber bater jchneller atS „ber (Sdjlingel", ber Söolfgang; benn
eben fc^lug biefer ben beleibigenben Slfforb an, als i^n eine
fräftige §anb am Kragen padtte, unb i^n eine jmeitc bermaßen
mit ber gtiegenflappe bearbeitete, baß er bie Sirfung feineS
«S^abernacfS nur füllte, .^ören unb ©el):n »erging i^m
Die unaufgelöfie Dominante mar i^m treuer ju liefen ge-
fommen.

^rolltgc Scrtücdh^tttttß. Jn einem höheren ÜRufif-
inflitute einer großen beutfd)en Stabt icurbe üor einigen
Jahren bie neue Slnorbnung getroffen, baß aud) bie Klaoier=
fc^ülerinnen jur befferen SluSbtlDung beS @et)i3rS am ®efang=
llnterrid)te theilnebmen foüten. Der geftcenge §err ©efang-
'iJrofeffor erfchien alfo jur erften ©tunbe. GticaS abfeits
ftanb eine junge Dame, bie befonberS ungern ^ier ju fein
fc^ien; fie'murbe juerft l}erangcminft. „©ingen ©ie einmal
bie Donleiter!" befahl ber ^^rofeffor. „.M ©ott, ich?
fann ja gar —"" „Seiß mohl, baß ©ie ^^Jioniftin finb; ift
mir felbft nicht lieb, baß idh meinen Ghor befomme,

aber eS ift nun einmal fo ongeorbnet. SaS für eine ©timme
haben ©ie?" „.,©ar feine; idh mollte ja nur —"" „Klaüier
lernen; ganj redht! ©ingen ©ie einmal biefen Don nadh!"
®r fchlägt baS jmeigeftrichene
C an, unb nadh üielem Bureben
entroinbet fid) ber gepreßten Kehle ber ©eängftigten ein
jiemlich rid)tiger, aber greulidh flingenber Don. „jdh badhte
eS ja, (meinte §err ^rofeffor), mit Jhne« Alflen «erbe idh
meine greube haben. (Sine '^Jatti mollten ©ie ja mohl aud)
nid)t merben. 5)Zun geben ©ie einmal baS eingeftrichene
C
ohne Klaüter an!" „"„Sldh, §err '^Jrofeffor, id) fann ja gar
—"" „«ber baS miffen mir ja fd)ün, unb eS hilft Jhne"
nidhtS. UebrigenS üerliere idh bie ©ebulb; heraus mit
bem
C!" Da erflang benn ein Don, ber meber bie tiefere
Oftaüe beS angefd)lagencn mar, nod) in harmDnifd)er ber:
manbtf^aft ju bemfelben ftanb. „Daß ©ie feine ©timme
haben, f^abet nichts; aber 'baß jh"«« audh aOeS @ehör
mangelt, baS ift fdhrecflich! Ser hat Jhncn benn gerathen,
^ianiftin ju merben?" ,„,2Icl), .t)err ^jjrofeffor, ich miü ja
gar nicht '•^Jianiftin merben. Jd) bin hier nur hineingefchicft.
bon grau ^^3rofeffot b. fott id) eine Empfehlung machen,
unb unfer gräulein fönnte he»te megen ^>eiferfeit nicht jur
©ingftunbe fommen"" .... Dablean!

l'Ofltfdj. Sin balgtreter hatte feinem Slmte an ;einer Kirdhe
fchon feit 40 Jahren treulich üorgeflanben unb mußte auS
langer Erfahrung beinahe, mie üiel Ü)?al er ju einem {eben

Siebe treten mußte. 9iun gefchah cS, baß ber Organip flarb,
unb ein anberer an feine ©teße fam.1^a)?it biefem hatte ber
balgtreter, immer ©treit," lücil er ihm üorroarf, baß er
nicht gefdhminbe genug trete unb befonberS einmal beim
©pielen beS Credo'^S fo fdhledht gemacht haben fottte, baß
ihn ber Organift üerflagte. SllS fie nun mit einanber üor
öem Kirdhenüorflanbe;erfdhienen,"unb'?ber Organifl feine Klage
Dorgebracht hatte, fagte ber Eakant' barauf: „ÜJfeine hoch=
gebietenben §erren, i^ meiß gar nicht, maS ber §err Drganiil
mia, idh bin nun fdhon fo lange balgentreter, baß ich gemiß
beffer meiß, mie üiel Sinb juni Credo gehört, als er."

Ad libitum, bei ber Sluffahrnng einer Jnftrumeu:
talmeffe im ©täbdhen X. blieS beS ©chuUheißen ©ohn bie
jmeite Elarinette. Sluf feinem SJotenblatte fanb er ben SluS^
brudf: „ad libitum." Er fragte feinen 9?a^bar, einen
fchelmifdhen ÜDlufifer, maS mohl ber SluSbrucf bebeute. „Kannfl'S
blafen, fannfl'S auch bleiben laffen! — DaS miß ber SluS=
brudC fagen", mar bie furje Slntmort, Unb ber eingebilbete
junge üjjufifuS üerfagte üon ba an bie ÜJJitroirfung duf bem
Ehore, benn baju (meinte er) laffe er fidh nidht herbei, etmaS
JU blafen, maS man ebenfo gut ungeblafen laffen fönne.

flCfafet. beim feierlichen Einjuge eincS
bifdhofS murbe üom Elitäre auS angeflimmt: ,,Salvum fiic,
Domine, servum tuum Episcopum nostrum N.*'
(befchü^e,
0 $)err, beinen Diener unfern bifchof N.) Der
Ghorregent, ber fein buch bereits jugeflappt hat, refponbirt,
fchneU gefaßt: „Qui fecit coelum et terram" (ber §immel
unb Erbe gemadht hat).

üBCQViin&Ultn- „Seeß er nid)" fragte ein Sonbmann
iinen berliner Edfenflehcr, inbem er auf bie beiben Dhiirme
einer nahen Kirdhe jeigte, „marum an oiefe jmee Dhürme
odh jmee Uhren Pub?" — „„SJa! bet merft er nid)? Senn
nu jmee jugleidh nach be Uhr fehen motlen, fo braudht boch
feener uf ben anbern ju marten!"" mar bie Slntmort.

♦^Jcdft. Ein befannter birtuoS, ber burch feinfchöneS biolin =
fpiel fehr bielen, 5IÄanchem feiner näheren befanntcn aber audh
burdh ifeine Berflreutheit berguilgen ju madhen pflegte, rei^e
nadh um bort Eoncert ju geben. UntermegS trägt er,
loie einem birtuofen anpänbig, für nidhtS fo fehr ©orge, als
für feinen biolinfaPcn. Slber menn er nur nicht, ba er
angefommcn, mit ©dhredfen hätte bemerfen müffen, er habe
oergeffen, bte bioline hinein ju thun!


(Toiupoftttoucu uou Tos, Ifienianls.

SoiTito Doiiiiiio in laotitia!

UUt)

juuiid)ft für

pljcrc ^cljrnuftnltcu

herau^Qe^^cben üon

^«ctcv örtur.

^nititc ,Aufla!)t

btiorot Uoii

SJrtRoß iircinctö,

CSpniiiariat-CüeianalcIjrcv ii. ®oin-Oraanifl in «ad^cn
TOit fird)lichet Oknehmigung.
^rciä: brofd). TOf. 1,20, gcb. OTf.
l,r)0.

Slad)en. «löcrt ^üM & 6a.


-ocr page 98-

96

©erlaö ^Unbiilf ^artj iir^ai^öctu

Soeben ift etfdjienen:

für 1887.

herausgegeben t5on f). ^cscamp unb JJ. ^üUrrmfi|tcr.

Steunter Jahrgang. 2Ätt bem SUbniffe beS ©eminarlehrerS 'ifJtet.

276 ©eiten. 16". ©legant gebunben 1 SHarf.

3)er .Scbrerfalenber', an beffen Seforgung in biefem Sabfc §err 3KiilIormeiftcr,
Herausgeber ber SRh-'^i^ftf- ©cbu'jtS-r t)<^füorragcnben 9Intt)cit genommen t)at, bringt
außer bem gemöbnlichen ßolenbermateriat einen "^oti^falenber (2 2:agc auf jeber ©eite),
ba§ Sebenäbilb beä ^errn @em.=Sebrer§ ^iel, Scbulücrorbnungen be§ 1886,

^Kittbcitungcn über bie SScreinSt^ätigfcit ber 2ct)rerocreine, bie 3Rrgcntcn 2c., ©teuer,
Stempel, ^oft« unb Xclegrapbenroefen, eine Steide üon §ülf§tabc[Icn: ScI)utchronit
©tunbenpläne, ®innaf)mc unb Stu^gabe :c.
k. S^on »egen ber jnjedmäcigeu SInorbnung
feines aWaterialeö bat ber ßalenber Sßorjügc tjor aQcn übrigen feiner 3trt. Er unter«
fc^cibct ficb üon benfelben auch
ftttift feine saa« übcrttn& clcflffutc gfuSftaftnnn =
(er ift ein fletneä Sunftwerf

im Stile beS 15. 3al)rl)unbcrtS) — unb feinen tro^bcm

niebrigen 5preiS üon 1 ÜJl.

Gin fo fchöner Salcnber ift ben Sehrern ItOl^ IttC geboten worben.

^ZZIZ Subfcribentcnfamnilcr erhalten Segunftigungen.

Messen füi- Männerchor.

ßcrnarbs Op. 23. Missa in lion. beatae 3Iarie Tirglnls, für
4ft.
a^ännerchor. ?Jart. m. 1.60, ©timmen h 25 ^fg.

9?ach bem Urtheile be§ SRcfcrenten beê Cöctlicnüercinê='iïataloge3 (9?r. 724) eine
ber beften ber im Ifatalogc aufgenommenen 'UJänuerchor^TOeffen

Meß Ir., Op. 10. Missa in hon. S. Ambrosii, für 4ft. üJiännerchor
(ohne Credo), ^art. 2)?. 1.20., compl. ©timmen 40 ^f.
®ie SKcffe ift mit großer ©eiüanbtheit gefdjrieben, babci Icidjt ausführbar würbig
unb roohlfltngenb. Sluch für fchroäd)crc Gl)örc ju empfehlen.

„ Op. 13. Missa In hon. S Joannis Evangelistae (Ohne Credo)
für 3 SDÏannerftimmen ^art. 3)1. 1,00 compl. ©timmen 40 "ißfg.

gr. ©(hmibt 9?r. 46Ü) fchreibt über bicfe kleffe: „2)iefc für cinfndje

ehorücrhältniffc gcf^ricbene 23?cffc üerbient locgcn ihrer fd)öncn Slrbcit, ihrer loürbigcn
eblen .^»oltung bic Slufnahmc in ba3 3lcpcrtoir oud) größerer Chöre
2c.

WUtbergcr Op 3. Missa in hon. s. Angnstini für 4ft. ajtännerchor
^reis ^^art. 1.60, compl. ©timmen 60 ^fg.

„ Op. 15. Missa in hon. s. Aloysii, fiir 2 gleiche ©timmen. ^reis
^art. 2 3K., compl. ©timmen 80 ^fg.

®ie „Sl. 5Biltbcrgcr'fd)en Gompofitionen" finb fo allgemein befannt unb beliebt,
baß fie einer befonberen Gmpfehlung nid)t bebürfen.

Sluf SKunfch fenben wir üorftehenb üerjcichnctc Wcffeu gerne jur Slnfid)t

Jlfacrf ^acoßi & go» in Jlar^ctt.

3ttr ^ere^rung bcg Ij, ^ntïi^eg.

3n unferm SSerlage crfcbtcn focbcn:
^antiicr/ p. Sombechant unb Sireftor ber
îtJricfter üom heili0i;n Stntli^c in îouri,

^anbßtt^ ber "g3tr«berf(Çaff tiow
Çt. e^ttlft^c fommt ©ebeten unb beu
fleinen S^ogjciteuütim aücrhctligften Slamen
©OtteS. Slutorifirte Ucberfefung XII unb
204 Seiten. 24®. ?{5rcië 75 ^f.
<ßon bemfelben Scr foffcr crfd)icncn' früher

§(f;tt)c|ler l^ûrta t)otn Çeit. ilttlU|

uub bûS aÔcrf ber ©ühne. 5|keis 40 ^f
Per gotffcltjjc |)upottt unb bic ißer^
ebruug beS ;hl. SlutliljcS. ïjîrciâ 50 ^f.
2)tc iPercbtung bcâ heil- Slntli^eâ jur
Sühne ber üielen Unbilben, bic ©ott burch
bn§ gluten, bic Gnthciligung ber Sonu'
unb geiertage
k. crleibct, getuinnt, tuic bicfeS
ber hl. SSater in feinem !8rcüe üom 9. ®cj.
1884 gcwünfd)t, aud) in ®eutfd)lanb größere
Î5crbrcitung.
3n Slad)cn, iîôln jc. Ijabcn
ftcb bereits 93rubcrfcbaftcn gebilbet unb flehen
Weitcrc S3ruberid)aftSgrünbungen bcmnäd)ft
in SluSfidit, fobnß hoffcntlid) bnlb aucb in
unferem SSatcrlonbc bic SBcrehrung bcS h"!-
SlntlifjeS eine allgemeine fein wirb. ®ic
üorftchenbcn S(hriftd)cn, bic unS mit ben
S3rubcrfd)aft§regeln, bem Seben ber Stiftcrin
unb bcS ^auptförbcrerS beS „SSerfeS ber
Sühne" befannt mad)en, foHcn ba^u bienen,
ber fo fcgcnSreidjcu Slnbad)t neue greunbe
unb eifrige görbcrcr ju crlucrbcn.

Stachen. ?llûcrt S^cobi &

ö c r u Û r λ §

^efangmef^obe.

jOfftcs nnb billigltcö iu|trulttiuf£s Ifrljr-
bnd) fftr beu (ßrfuuguntcrridjt.
^reiS GO ^ßf. nad) außen h'» nnter
ftrcujbanb 70 ^fg.
«Ibert aacoDi & (£o. in Wni^cn.

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bosondero Ilahmon wordon nach IJe-
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Albert Jacobi & Co


Verlag von F. E. 0. Leuckart in Leipzig,

WilMm Langhans' Geschichte der Musik

des 17., 18., uiid 19. Jalirliunderts

in chronologischem Anschlüsse an dio Musikgeschichte von W. A. Ambros.
vollständig in zwei starken Bänden geli. Jt M 10 netto, elegant.geb. A M. 12 netto.

Sluf bie ber heutigen 9iummer beS
©regoriuSboten beigefügte Beiloge ber
giruio ©chweiljer Stachen, toirb
mit bem Bemerfen hinflemiefeu, boß bie
ouf berfelben uerjeichneten ffierfe oud)
bejogeu trerben fönnen burch
«tûcrt 3aco6i & (So. ^ndjen jöüd^el 15.