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DIE PUERPERALE INVOLUTION
DES UTERUS VOM MAULWURF

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DIE PUERPERALE INVOLUTION DES UTERUS
VOM MAULWURF

(TALPA EUROPAEA L)

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Die puerperale Involution des Uterus
vom Maulwurf

(Talpa europaea L.)

PROEFSCHRIFT

TKR VERKRIJOING VAN DKN GRAAI)
VAN

Doctor in de Geneeskunde

aan de Rijks-Universiteit te Utrecht
OP GEZAG VAN DEN RECTOR MAGNIFICUS

DR. H. ZWAARDEMAKER

lloonleernnr in ile KncuUeit (1er Geneeskunde

VOLGENS BESLUIT VAN DEN SENAAT DER UNIVERSITEIT

TKGKN l>K IIKDKNKINGKN VAN

\\)\\i FACULTEIT DER GENEESKUNDE

TE VERDEDIGEN
op Donderdag 9 December 1909 des namiddags ten 3 ure

JAN MARIUS MOLL

Arts

geboren te Bloemendaal

J. F. BERGMANN
Wieshauen
1909

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Het verschijnen van dit proefschrift is mij een welkome gelegenheid,
aan U, Professoren en Lectoren der medische en philosophische facul-
teiten, mijn groote erkentelijkheid te betuigen voor het onderwijs van
U genoten.

Eeyx woord van hijzonderen dank aan U, Hooggeleerde Kouwer,
Hooggeachte Promotor, voor alles wat ik als student en als Uw assistent
van U leerde en persoonlijk van U mocht ondervinden; verder daarvoor,
dat Gij mijn Promotor hebt willen zijn en mij toestondt een zoodanig
onderwerp te kiezen, dat ik in de gelegenheid kwam mij verder te
bewegen op een gebied, waarvoor mijn belangstelling eenige jaren geleden
door Uwen Groningschen Ambtgenoot was gewekt; ten slotte voor de
groote vrijheid, die Gij mij liet bij het bewerken van mijn proefschrift,
waardoor hel mij mogelijk was dit, te midden van mijn werkzaam-
heden in het buitenland, te voltooien.

Zeer veel ben ik verschuldigd aan U, Hooggeleerde Hubukcht.
Hartelijk dank ik U voor de belangstelling, die GO steeds in mijn
persoon en in dit onderzoek hebt getoond en voor de milde wijze,
waarop Gij mij in staat gesteld hebt het materiaal daarvoor te ver-
zamelen en te bewerken; zonder Uwe welwillendheid zou ik er allicht
niet in geslaagd zijn mijn werk ver van Utrecht ten einde te brengen.

Met groote erkentelijkheid gedenk ik ook U, Zeergeleerde Fuikdlünder
en Zeergeleerde Maktin; weest er van overtuigd, dat de tijd, gedurende
welken ik op de Hohe Mark werkzaam was, niet alleen zeer leerrijk,
doch ook bijzonder aangenaam voor mij geweest is.

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Inhalt.

Seite

Capitel I. Einleitung......................................5

Literatur..........................................6

Zeitliche Angaben....................................12

Methoden zur Fixierung und Färbung ..........14

Capitel II. Skizze der Placentation. Die reife Placenta......16

Capitel III. Partus....................20

Capitol IV. Verlauf der puerperalen Involution.........24

Capitel V. Mikroskopische Besonderheiten...........32

A. Piacentarrest...................32

B. Dickwandige Gefäsae................41

C. Lockere Subplncentarschicht.............47

D. Musculnria. Gefilsse in Muscularis und Mesometrium .... 53

E. Mesonietrale Mucosa................61

F. Epithel und Drüsen................70

Capitel VI. Be.sprechung der Literatur über Talpa post Partum ... 82
Vergleichung mit dorn Puerperium einiger anderen Sftugotiore.

Capitel VII. Schlussbetrachtungen..............92

Litoraturvorzolchnis.................97

Erklärung der Abbildungen...............100

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Cap i tel 1.

Einleitung-.

In den letzten dreissig Jahren haben sich die Kenntnisse
der Änderungen, dio im Uterus und spcciell in der ^lucosa
uteri während des geschlechtlichen Cyclus stattfinden, be-
deutend vermehrt. Wie zu begreifen ist, beschäftigte man sich
zuerst und zumeist mit den aufhauenden Procossen, nändich
der Placentation. Von den verschiedensten Säugetieren wurde
diese untersucht und studiert. Wo die Structur der ruhenden
Mucosa von verschiedenen Tiergruppeu, soweit man das micro-
scopisch nachweisen kann, der Hauptsache nach nicht allzu
sehr differiert, da war es eine merkwürdige und unerwartete
Tatsache, dass iu der Entwickelung und in dem Bau der
Placenta, die doch immer dieselben Functionen zu erfüllen
hat, nämlich das Zustandebringen, das Imstandehalten und
die Regelung der Auswechslung von Stoffen zwischen Mutter
und Embryo, oft solch bcdeuteiulo Unlersclüode zu con-
stiitieren waren und nicht nur bei Tieren von verschiedener
Ordnung, sondern sogar auch bei denen von einer Ordnung.
Ich erinnere nur au die Insectivora und Rodentia. Wie zu
erwarten war, blieben diese Untersuchungen nicht ohne Eiu-
fluss auf die Meinungen über die menschliche Placentiition.

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— 6 —

Viel war diesbezüglich schon publiciert und bekannt,
konnte aber lange Zeit nicht bequem unter einen Gesichtspunkt
gebracht werden durch die grossen Schwierigkeiten bei dem
Erlangen von geeignetem Material der jungen und jüngsten
Stadien. Unsere Kenntnisse der menschlichen Placentation
haben der vergleichend-lanatomischen Untersuchung sehr viel
zu danken gehabt.

Die Literatur über die puerperale Involution ist weniger
gross wie die über die Placentation, aber auch auf diesem
Gebiete ist in den letzten Jahren eine grosse Zahl von Publi-
cationen erschienen. Menschliches Material ist unter Um-
ständen weniger schwierig in genügender Quantität zu erlangen,
auch für ein und denselben Unt«rsucher, doch aus der Art
der Sache ist dieses oft mehr oder weniger pathologisch (Tod
im Wochenbett, Auskratzung oder digitale Ausräumung) und
soweit durch die Section erlangt, meistens nicht mehr so
frisch, wie man für histologische Untersuchungen wünschen
darf. Oft kann man also die Resultate dieser Untersuchungen
nur unter Reserve für den normalen Zustand gelten lassen.
Das Studium des Puerperiums der Säugetiere ist, abgesehen
von dem vergleichend-anatomischen Wert, für die Kenntnisse
des menschlichen Puerperiums von viel Nutzen gewesen.

Verhältnismässig bequem kann man von Haustieren eine
vollständige Serie von Stadien sammeln, wobei man auch die
Zeit, Avelche die Involution braucht, genau bestimmen kann.
So sind wir durch die Arbeiten von Strahl, Kiersnowski,
Burckhard und vielen anderen mit den Änderungen, die
post partum in dem Uterus von einigen Carnivora und Rodentia
stattfinden, bis in Einzelheiten bekannt geworden; auch von
einigen anderen Tieren, wo eine vollständige Serie schwieriger
zu erhalten war, wurden diese untersucht und beschrieben.
Mit dem merkwürdigen Resultat, dass diese Processe, die doch
alle dasselbe Ziel haben: das möglichst Ungeschehenmachen

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— 7 —

der Änderungen, die während und durch die Gravidität in der
Mucosa entstanden, und dieselbe wieder in einen Zustand zu
bringen, wo neue Keimblasen aufgenommen werden können —
bei den verschiedenen Tieren bedeutend auseinander liefen.
Ein Analogen also von dem, was bei der Placentation der
Fall war.

In den Publicationen von Worms er (1903) und Strahl
(1906) findet man eine ausführliche und genaue Übersicht von
dem bedeutendsten, was bis zu der Zeit über das Puerperium
von Mensch und Tier geschrieben war. Da ich also bei einer
gesonderten Literaturbesprechung nur in Wiederholung ver-
fallen würde, genügt es auf diese beiden Artikel zu verweisen;
ich werde übrigens mehrmals Gelegenheit nehmen, die Er-
gebnisse anderer Untersucher mit den meinigen zu ver-
gleichen.

Die Insectivora wurden diesbezüglich bis vor kurzem wenig
beachtet und da doch durch die eingehenden Untersuchungen
von Hubrecht und anderen über die Placentation dieser
Tiere viel bedeutende Besonderheiten ans Licht gekommen
waren (ich erinnere nur an die Analogie zwischen der Ein-
bettung der Keimblasen von Mensch und Igel), muss man sich
wundern, dass nicht auch ihr Puerperium die bisherigen
Forscher mehr gereizt hat und erst 1906 die erste Untersuchung
darüber erschienen ist von Frl. v. Herwerden: Die puer-
peralen Vorgänge in der Mucosa uteri von Tupaja javanica.
Diese Arbeit werde ich in Capitel VI näher besprechen.

Ein Jahr später publicierte Strahl (1907) einen Artikel
über die Involution bei Erinaceus europaeus, woraus ich das
wichtigste hier folgen lasse: Beim Igel ist die reife Placenta
verhältnismässig klein. Ebenso wie bei einigen Rodentia, sind
die Ränder von allen Seiten her durch Uterusepithel unter-
miniert, so dass die Placenta durch einen flachen, nicht sehr
schmalen Stiel mit der unterliegenden Mucosa verbunden ist.

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Dieser Stiel, worin die zu- und abführenden Gefässe sich be-
finden, wird nach dem Partus abgerissen.

Es werden drei Stadien unterschieden:

a) Ausser an der Placentarstelle ist das ganze Lumen von
Epithel ausgekleidet. Im Lumen befindet sich Blut, frei aus-
gegossen (kann aber auch fehlen), sowie viele abgestossene
degenerierte Epithelien. Die ganze Mucosa ist locker, mit
Lymphe getränkt, und durch die Contraction der Muscularis
gefaltet. Die Placentarstelle ist unregelmässiger, hat stärkere
Falten, zahlreiche grosse Lymph- und Blutgefässe, welch letztere
oft Thrombi enthalten. Auf der Grenze von Muscularis und
Mucosa sind ebenfalls viele Venen und Lymphräume.

b) Muscularis und Mucosa sind dünner und glätter ge-
worden. Die feineren Processe sind nicht stets dieselben; eine
Reihe von Einzelrückbildungen, die nicht immer in derselben
chronologischen Reihenfolge stattfinden. Äusserlich sind die
Exfruchtkammern noch zu erkennen, doch weniger deutlich
wie früher. Auch das Lumen ist kleiner geworden, ein enger
Raum mit nicht glattem Rand. Die Placentarstelle ist noch
deutlich erkennbar. Die epithelfreie Strecke hat sich ver-
kleinert. In einigen Präparaten sieht man viel weniger thrombo-
sierte Gefässe als in anderen. Neben der Placentarstelle ist
die Mucosa regelmässiger, mit weniger Lymphe und dadurch
fester von Bau. Neue Drüsenschläuche bilden sich durch Ein-
stülpung des Oberflächenepithels. Hie und da haben sie sich
schon parallel zueinander gestellt. Auch mesometral ist ein
Anfang von Drüsenbildung. Hier sieht man keine grossen Blut-
und Lymphgefässe mehr. Die Muscularis ist hie und da noch
ziemlich dick und gefaltet, scheint sich langsamer zu invol-
vieren als die Mucosa.

c) Äusserlich ist keine Unregelmässigkeit mehr zu sehen.
Das Lumen ist spaltförmig, das Epithel auch über der Placentar-

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— 9 —

stelle hingeschoben. Der Überschuss an Epithel ist abge-
stossen. Durch Verlust der Flüssigkeit, die vermutlich auf dem
Wege der Lymphbahnen abgeführt ist, hat sich die Mucosa
consolidiert und liegen ihre Zellen und Kerne näher aneinander.
Viele Thrombi sind organisiert, die arteriellen Gefässstümpfe
findet man, soferne sie an der Oberfläche liegen, necroti-
siert, in der Mitte des Gewebes; sie sind nach und nach kleiner
und enger in ihrem Lumen geworden, so dass schliesslich
nichts mehr übrig ist als eigenartige Zellstränge, die zum
Schluss auch noch verschwinden. Die ganze Mucosa ist also
fester und weniger unregelmässig; trotzdem kann man, an
einigen Merkmalen und Verschiedenheiten mit der normalen
Mucosa, noch bequem das stattgehabte Puerperium diagnosti-
cieren. Die Muscularis besteht an vielen Stellen noch aus
Längsbündeln, wodurch die Contur des Uterus oft gefaltet aus-
sieht. Der Verlauf der Gefässe und vor allem der Drüsen ist
noch unregelmässig. Diese letzteren sind oft ungleich gross
und zeigen noch nicht die normale parallele Stellung; man
sieht hier und da Cysten in der Mitte der Mucosa, mit einer
Schicht cubischen oder platten Epithels ausgekleidet, ohne Zu-
sammenhang mit dem Uteruslumen. Sie haben mit dem Grad
von Involution direct nichts zu tun, kommen ab und zu auch
schon in einem früheren Stadium vor.

Die puerperale Involution des Igel-Uterus, welche Strahl
nach seiner Nomenclatur zu den Uteri ejicientes rechnet,
sieht in gewissen Hinsichten der von einigen Rodentia
und Carnivora ähnlich und hat hiermit mehr Übereinstimmung
als mit der von Talpa europaea. Darüber fand ich in der
Literatur die folgenden Mitteilungen:

Hubrecht (1889, p. 346): „In the latter mammal (i. e.the
mole) I find, that the larger portion of the placenta remains
attached to the maternal tissues, and that instead of being
shed, as in the hedgehog, it is gradually submitted to a process

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— lo-
of resorption; by which it becomes smaller and smaller, and

finally disappears"......

(p. 389.) I was much impressed to find a short passage in
Owens, Compar. Anat., vol. Ill, p. 730: „In the mole the placenta

is a circular disc.....the linear track of the uterine surfaces,

to which the placenta is attached, shows a fine areolar struc-
ture, penetrated by the foetal placentary filaments which are
often brought away, as in the rat, distinctly from the maternal
structure like the foetal cotyledon in the cow."

Ercolani says about the mole (Mem. acad. Scienze Inst.
Bologna, vol. X, p. 912): „Non esiste alcune intimo rapporto
fra la porzione fetale e la materna della placenta, che si

snucleano assai facilmente fra di loro.......lo snucleamento

della dette parte avvenga in questa animale con una faciliata
assai piu grande di quella che deve accenire nei cotyledoni di
alcuni cervi," These points cannot however, be further dis-
cussed here, but will tend to awake a healthy scepticism with
respect to the rigorously deciduate character of the Insectivora
in particular and then to the primary significance of the deci-
duate subdivision in general.

Siehe auch Hill, 1898, S. 424 und Hubrecht, 1908,
S. 124 und 137.

Vernhout (1894, p. 32): „Wanneer de partus is tot stand
gekomen en men onderzoekt daarna de baarmoeder, dan vindt
men dat de allantoisvlokken overal uit de crypten getrokken
zijn en deze zelf sterk zijn samengedrukt. Door dat de vlokken
van de allantois vrij massief blijven\', en zij niet die uiterst
gecompliceerde vertakking ondergaan, waar door ten slotte elk
allantois-capillare afzonderlijk door trophoblastweefsel omringd
is, wordt de mogelijkheid gegeven voor dit loslaten der vlokken
uit hare crypten. Waarnemingen tijdens den partus van eene
mol in de gevangenschap hebben dit ten volle bevestigd.

De placenta wordt derhalve niet uitgestooten en blijft in

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— 11 —

loco tegen den uteruswand aangehecht. Zij wordt in de verdere
zoogenaamde teruggaande stadia (post partum) op de plaats
geresorbeerd."

Noll (1895, S. 30 und 81): Es möge ferner hier kurz
erwähnt sein, dass sich z. B. auch bei Talpa in mancher
Beziehung bemerkenswerte Erscheinungen nachweisen lassen.
Soweit wir aus der Untersuchung einer Anzahl puerperaler
Uteri derselben jetzt mitteilen können, findet hier eine Los-
lösung der Eihäute in ganz ähnlicher Weise statt, wie wir sie
für die Wiederkäuer kennen, d. h. es wird mit dem Eisack
zugleich der fötale Teil der Placenta bei der Geburt entfernt,
während der mütterliche vorerst zurückbleibt, indem die Zotten
aus dem von der Uteruswand gebildeten Placentarwulst heraus-
gezogen werden und der letztere, also eine Decidua serotina,
wenn wir so. sagen dürfen, erst im Verlauf einiger Zeit nach
dem Wurf ausgestossen wird. Es würden, wenn sich diese
Verhältnisse bei weiterer Untersuchung bestätigen, hier Er-
scheinungen vorliegen, die gewissermassen einen Übergang
von indeciduaten zu deciduaten Formen darstellen. Überein-
stimmend mit den indeciduaten wäre, dass bei der Geburt
vorerst nur fötale Teile entfernt werden, während ein Abwerfen
einer Decidua dann im Laufe des Puerperiums folgen würde.

Strahl (1906, S. 601): „Auch Robinson erwähnt, dass
beim Maulwurf Teile des fötalen Abschnittes der Placenta post
partum in loco zurückbleiben und resorbiert werden. Aus
eigener Erfahrung kann ich die kurze Mitteilung von Vern-
hout insoweit bestätigen, als auch ich gesehen habe, dass
beim Maulwurf post partum ausgedelmte Teile der Placenta
im Uterus zurückbleiben. Darüber, wie sie fortgeschafft werden,
fehlen mir genauere Beobachtungen. Leider sind die ange-
kündigten Untersuchungen von V e r n h o u t über Talpa post
partum meines Wissens aber nicht veröffentlicht, was ich bei
dem grossen Interesse, das gerade dies Objekt beansprucht, sehr

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— 12 —

lebhaft: bedauere. Denn es kann gar keinem Zweifel unter-
liegen, dass die Rückbildungsvorgänge bei Talpa in einer so
eigenen Form verlaufen, dass eine möglichst genaue Fest-
stellung derselben von geradezu grundsätzlicher Bedeutung
wäre."

Besonders angenehm war es mir also, die Untersuchung
über den puerperalen Maulwurfsuterus vornehmen zu können.
In Capitel .VI werde ich die mitgeteilten Angaben dieser
Autoren besprechen.

Für meine Untersuchungen wurden mir von Herrn\' Professor
H u b r e c Ii t aus seiner ausgebreiteten embryologischen Samm-
lung im Utrechtschen zoologischen Laboratorium, alle puer-
peralen, nebst vielen schwangeren und nicht schwangeren Maul-
wurfsuteri freundlichst überlassen. Ein Teil war bereits zu
rnicroscopischen Präparaten verarbeitet, was eine vorläufige
Orientierung sehr erleichterte. Diese Exemplare, gesammelt in
den Jahren 1890—92, waren alle fixiert in Picrinschwefelsäure
(K1 e i n e n b e r g) und aufbewahrt in Alcohol. Obwohl die Con-
servierung von den meisten noch eine sehr gute war, kam es
mir doch erwünscht vor, selbst mehr Material zu sammeln;
hierzu setzte mich die Güte des Herrn Professor Hub recht
in ausgiebigstem Masse in Stand.

Anfang und Ende der Gravidität wusste ich nur ungefähr
aus Brehms Tierleben, aus den Data des Catalogus und aus
den nicht sehr bestimmten Angaben des Maulwurffängers Hei-
kamp, wohnhaft in der Nähe von Utrecht, der mir regelmässig
die Maulwürfe lebendig lieferte. Ich teile hier einige Data und
Aufzeichnungen aus meinem Journal mit, welche vielleicht für
spätere Untersucher von Nutzen sein könnten.

Ende Februar fing ich zu sammeln an.

1. März: Andeutung von Anschwellungen an dem Uterus;
beim Aufschneiden tritt ein wenig Schleim aus.

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— 13 —

5. März: Spur von Anschwellungen; beim Aufschneiden
ein Schleimpfropfen auf der Grenze von Uterus und Vagina.

8. März: Sehr kleine Anschwellungen; in der Vulva ein
Schleimpfropfen, der microscopisch viele Epithelia und leben-
dige Spermatozoiden enthält.

29. März: Vier deutliche Eikammern, welche angeheftete
Keimblasen enthalten.

8—29. März sind viele Uteri stark geschlängelt und in-
jiciert; haben geringe Anschwellungen. Auch die Vagina ist
öfters geschlängelt; in einigen Fällen ist sie dick und rund
und das Lumen von einem ziemlich festen Schleimpfropfen
vollkommen ausgefüllt.

Ein ähnlicher „bouchon vaginal" wurde von La taste
(1892) für verschiedene Nager beschrieben. Er scheint durch
das Männchen produciert zu werden und nach der Befruchtung
die Vagina eine gewisse Zeitlang fest abzuschliessen. Nach
dem 29. März, von wo an die Uteri mit nur sehr wenigen
Ausnahmen entweder gravid oder puerperal waren, habe ich
keinen solchen Pfropfen mehr angetroffen; nur hie und da
in der oft noch erweiterten Vagina einen spärlichen Inhalt,
der vielleicht als Rest anzusehen ist.

18. und 23. April die ersten puerperalen Uteri.

Nach dem 26. April alle Uteri puerperal mit Ausnahme
von zwei, spät graviden, respecüve am 30. April und 4. Mai.

Die Partus, denen ich selbst beiwohnte, waren am 5. und
6. Mai. Sehr frisch puerperale, zu dem Stadium B (S. 25) gehörig,
fand ich wohl unter den schon früher conservierton; unter
den durch mich gesammelten traf ich sie jedoch nicht an,
auch nur zwei, die ich zum Stadium C recline. Die übrigen
gehören alle den späteren Stadien an. Zwischen den Uteri
von vorigen Jahren kommt nur ausnahmsweise ein späteres
Stadium vor; dies mag seinen Grund darin haben, dass man
damals eher schwangere Objecto haben wollte und deshalb nach

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— 14 —

dem Aufhören der Gravidität nicht weiter conserviert hat.
Auffallend ist aber, dass unter den neun Uteri, die auf meine
Bitte im Frühling 1908 gesammelt wurden, verhältnismässig
viele sich befinden, wo der Piacentarrest ganz oder teilweise
necrotisch ist. Totale Necrose sah ich bei den anderen Prä-
paraten überhaupt nicht; nur in wenigen der vor 1907 con-
servierten hat die Necrose, auf kleine Partien beschränkt, eben
angefangen.

1892 waren die Data:

20. April kleinste Anschwellungen.

26. April erstes puerperales Exemplar.

5. Mai puerperales Exemplar.

7. Mai Partus beobachtet.

Die puerperalen Exemplare von 1908 wurden gesammelt
zwischen 4. und 11. Mai. Bei den secierten Tieren waren
auch noch mehrere gravide.

Woran diese nicht unerheblichen Unterschiede liegen, weiss
ich nicht; jedenfalls hat es also einige Jahre-gebraucht, bis
die Serie von Stadien, über die ich verfüge und die, soviel ich
sehen kann, ziemlich vollständig ist, beisammengebracht war.

Früher wurden alle Objecto in toto fixiert in Picrinschwefel-
säure (Kleinenbergsehe Flüssigkeit). Ich fixierte von
vielen Uteri einzelne Teile auf verschiedene Weise.

A. In absolutem Alcohol; da die Objecte hierdurch oft
sehr zusammenschrumpften und hart wurden, nahm ich bald
folgende Mischung:

Alcol). absol. 100

Formol 25

Acid. acet. • Gutt VI.

Dieses ist für diese Objecte ein sehr empfehlenswertes
Fixativ.

B. In einer Mischung von:

Natr. chlor. 7

Sublimat 7

Aquae 100

^ Acid. acet. Gutt VI.

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— 15 —

Hierüber war ich, speziell für die späteren Stadien, weniger
zufrieden.

C. In Picrin-Schwefelsäure (Kleinenberg), das sich,
wie für schwangere Uteri, sehr gut bewährt hat.

D. In Formol 4 und 8 o/o.

Dieses hat im Anfang oft weniger gute Resultate geliefert.
Nachdem ich die Objecte nicht mehr in Wasser lang abspülte,
aber sie sofort in Alcohol von steigender Concentration brachte,
wurden die Präparate besser.

E. Von vielen wurde niach der Formol-Fixierung eine dünne
Scheibe in F1 e m m i n g scher Flüssigkeit nachfixiert.

Von einigen Formol-Präparaten machte ich Gefrier-
schnitte.

Als Regel wurde, via absolutem Alcohol und Terpentin,
in Paraffine eingebettet; bei den F1 e m m i n g - Präparaten be-
nützte ich statt Terpentin Cederöl oder Chloroform. Die meisten
Uteri sind auf einem Microtom de Groo t geschnitten, in
der Regel 10 dick und als grössere oder kleinere Serien auf-
geklebt.

Die Färbe-Methoden, die ich am meisten benützte,
waren:

Hämalaun; van G i e s o n.

Hämalaun oder Eisencarmalaun; dann Mischung von:
Säurefuchsin, Orange G., Salzsäure 1 Tropfen; darnach ge-
sättigte Picrinsäure; zum Schluss Picroindigocarmin.

Hämalaun; Eosin.

Picrocarmin, Picroindigocarmin.

Picrocarmin, Eisenreaction.

Toluidinblau.

Die Flemming-Präparate Hessen sich oft nur sehr
schwierig färben, z. B. mit Saffranin oder Gentianviolett. Das
Beste war schliesslich noch Chresylviolett. Von den anderen
Methoden fand ich die erste die einfachste und zuverlässigste.

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— 16 —

Die zweite Methode, zuerst ausgedacht und ausgeführt von
de Grroot, dem kundigen und gewandten Conservator des
zoologischen Laboratoriums in Utrecht, gibt manchmal noch
viel schönere Bilderi) mit mehr Unterschieden und Nuancen;/
sie ist aber bedeutend complicierter und bei vielen Objecten
muss man ein .Optimum der Zusammensetzung und der Ein-
wirkungsdauer der verschiedenen Mischungen ausprobieren.

An dieser Stelle möchte ich dem Herrn de Groot meinen
aufrichtigen Dank aussprechen für seine freundliche Unter-
stützung beim Anfertigen der Präparate, sowie für die Bereit-
willigkeit, mit der er nachher so vieles, was ich brauchte,
aussuchte und mir nach Deutschland zusandte.

Capitel II.

Skizze der Placentation. Die reife Placenta.

Der Beschreibung der reifen Placenta will ich eine kurze
Besprechung ihrer Genese vorausschicken, welche ich den
Arbeiten von Strahl (1892) und Vernhout (1894) entnehme.
Wenn die Keimblasen anfangen, sich in den erweiterten Lumina
festzusetzen, hat sich die antimesometrale Mucosa infolge Binde-
gewebswucherung in ein Kissen umgewandelt, das etwas in
die Eikammer prominiert.

Bezüglich des Uterusepithels gehen die Meinungen der
beiden Autoren auseinander. Strahl sagt, dass es erhalten
bleibt, eine wesentliche Rolle beim Aufbau der Placenta spielt,

Diese Methode wird von Muller in seiner Dissertation ausführlich be-
schrieben und auch von v. Herwerden sehr gelobt.

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— 17 —

und einen grossen Teil der fertigen Placenta bildet. Vern-
hout beschreibt, wie das Epithel alsbald durch den Tropho-
blast angefressen und zugrunde gerichtet wird, während der
Trophoblast sich differenciert in Cytotrophoblast: eine ventrale
Schicht mit, und Plasmoditrophoblast: eine periphere Schicht
ohne Zellgrenzen. Verschiedene Cytotrophoblastknoten, mit einer
Kappe von Plasmoditrophoblast (Strahl sagt: Uterusepithel)
bedeckt, dringen in die Mucosä hinein. Mütterliche Capillaren
mit Endothelwand laufen bis an den Plasmoditrophoblast und
setzen sich in directe Verbindung mit Gefässluminä, die in
demselben an Ort und Stelle entstehen. Der Plasmoditrophoblast
bezieht stets neue Elemente vom Cytotrophoblast; wuchert
weiter und tritt an die Stelle der mütterlichen Elemente, nach-
dem er sie zerstört hat. In gleicher Zeit breitet sich dieses
Lacunensystem immer mehr aus und geht der grösste Teil des
mütterlichen Endothels höchstwahrscheinlich zugrunde. In-
zwischen dringen Allantoisvilli, welche die embryonalen Ca-
pillaren führen, in die Cytoblastknoten ein und folgen deren
secundären und tertiären Verzweigungen. Eine sehr compli-
cierte Verzweigung findet beim Maulwurf nicht statt.

Die Aushöhlungen des Trophoblastes, worin die Villi sich
eingenistet haben, nennt Vernhout Crypten. Die Placenta
wird dicker durch centripetales Wachsen der Zotten. In der
Nähe der Muscularis bleiben die Drüsenlumina bis zuletzt er-
halten. In den früheren Stadien laufen die Ausfuhrgänge quer
durch die Placenta durch und münden an deren Innenfläche
aus; an diesen Stellen wird durch den Druck des Secretes
der Trophoblast etwas abgehoben. Auf diese Weise entstehen
eine Art Retentionscysten, von Strahl „Chorionblasen" ge-
nannt. Später ist von diesen Chorionblasen sowie von den
Drüsenhälsen nichts mehr zu finden. Einige Drüsenfundi
werden durch den Plasmodiblast angegriffen. Viele der per-
sistierenden Drüsen enthalten Detritus und Blutreste.

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— 18 —

Mesometral tritt der Trophoblast ebenfalls mit dem Uterus-
epithel in innige Verbindung, wobei nach Vernhout auch
viele mütterlichen Epithelien zerstört werden. In die Mucosa
dringt dieser Trophoblast jedenfalls nicht.

Die Wandungen des Lacunensystems sind nach Strahl
von mütterlicher Herkunft (Endothel und Epithel); nach Vern-
hout wird auch dieser Teil der Placenta aus embryonalen
Elementen (Trophoblast) aufgebaut. Da nun gerade dieser Teil
post partum vorläufig im Uterus zurückbleibt, war es von
einigem Gewicht, mir diesbezüglich eine eigene Meinung zu
bilden. Ausser den Präparaten von Vernhout, die ich zu
sehen Gelegenheit hatte, habe ich selbst noch einige jüngere
Stadien auf diesen Punkt hin genau untersucht. Die meinigen
lieferten wegen der Doppel- und Tripel-Färbung noch deut-
lichere Bilder. Ich habe mich wiederholt mit Sicherheit über-
zeugen können, dass das Uterusepithel durch den Trophoblast
angegriffen wird, an Ort und Stelle zugrunde geht, und dass
alsbald der Trophoblast sich in Piasmodi- und Cytoblast differen-
ciert. Ich bin also mit Vernhout der Meinung, dass in der
reifen Placenta nur der Lacuneninhalt von mütterlicher Her-
kunft ist, während die dünne Schicht zwischen verbreiterten
Zotten und Muscularis eine Fusion ist von mütterlichen und
embryonalen Elementen.

Bei einem Querschnitt der reifen Placenta (Fig. 9 und 29,
siehe auch die Abbildungen und Beschreibungen von Strahl
und Vernhout) unterscheidet man folgendes: Der grösste
Teil wird eingenommen durch die Pars compacta: die Lacunen
mit mütterlichem Blut; die verzweigten Allantoisvilli mit embryo-
nalem Blut. Diese beiden Systeme bleiben streng geschieden,
obwohl die Scheidewand schliesslich an vielen Stellen eine sehr
dünne geworden ist. In der Membrana chorii sind viele weile Ge-
fässe, die sich in die Zotten fortsetzen und oft ihren geraden
Verlauf bis an die Pars spongiosa verfolgen.lassen. Manch-

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— 19 —

mal sieht man zwei solche eng nebeneinander, mit deutlichem
Farbenunterschied: Vas afferens und efferens. Mit starker Ver-
grösserung sind die Lacunen meistens deutlich von den
Allantoiscapillaren zu unterscheiden; die ersteren sind grösser,
unregelmässiger von Form, mit vielen Ausbuchtungen und einer
dickeren Wand und die Blutkörperchen sind in der Regel
kleiner als die embryonalen.

Die Pars spongiosa besteht aus den peripheren Endigungen
der Villi. Wohl beschreiben und bilden Strahl und Vern-
hout ab, dass dieselben sich bedeutend verbreitern und das
Allantois-Gewebe sehr locker ist, nicht aber dass sie sich von
den Cryptwänden zurückziehen. Ich sah dies in mehreren Uteri
der allerletzten Stadien (Fig. 29) i). Ob dies eine natürliche
Erscheinung ist, weiss ich nicht. Die Möglichkeit, dass es ein
Kunstproduct ist, durch die Fixation usw. entstanden, kann
man nicht von der Hand weisen. Dadurch wird allerdings
klar, dass die Verbindung keine sehr innige ist, und wahrschein-
lich, dass das Herausziehen der Villi ohne zu grosse Schwierig-
keiten und Gewebszerreissuiigen vor sich gehen wird. Diese
Cryptwände sind an vielen Stellen sehr dünn. Die Zotten haben
ein lockeres Centrum und einen compacteren dunklen Rand.
Dass dieser Rand aus Allantois-Bindegewebe und nicht etwa
aus Trophoblast besteht, geht daraus hervor, dass öfters die
Capillaren bis in die äusserste Peripherie zu verfolgen sind.
Hie und da bleiben einige Trophoblastoiemente daran haften.
Die grösseren mütterlichen Gefässe enthalten relativ viele
Leucocyten, die öfters die Wand durchsetzen, und sich in das
umliegende Gewebe oder zwischen Cryptwand und Zotten be-
geben; sie Averden auch auf dem Zottenrand gefunden. Es

Ohne Zweifel ist dies die Schicht, von der Owen sagt: The linear track
of the uterine surfaces, to which the placenta is attached, shows a fine areolar
structure, penetrated by the foetal placentary filaments, which are often brought
-away, as in the rat, distinct from the maternal structure, like the foetal coty-
ledon in tho cow.

2*

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— 20 —

wäre denkbar, dass sie eine Rolle bei deren Loslösung zu
spielen haben. Ausnahmsweise liegen vereinzelte rote Blut-
körperchen zwischen den Villi und der Cryptwand.

Auf die Pars spongiosa folgt eine meist dünne Schicht,
die den Rest der Mucosa repräsentiert. Ihre Elemente sind teils
unverändert, teils in Trophospongia verwandelt und mit Tropho-
blastzellen vermischt. An verschiedenen Stellen liegen Leuco-
cyten. Die Drüsen habe ich schon erwähnt. Für die Muscularis
s. S. 55.

Capitel III.
Partus.

Bevor ich die Partus, welchen ich beigewohnt habe, be-
spreche, werde ich ein Experiment mitteilen, welches ich mit
einigen spätschwangeren Uteri machte. Nachdem der Maul-
wurf auf die übliche Weise durch Chloroform oder Äther, ge-
tötet war, brachte ich das ganze Tier unter lauwarme Ringer-
sche Flüssigkeit. Die Contractionen des Uterus hörten nicht
auf; die Embryonen machten ab und zu ziemlich brüske Be-
wegungen ; als ich nun an der mesometralen Seite einen Schnitt
mit der Schere machte, durch Muscularis und Eihüllen, ge-
lang es einigen Embryonen ohne weitere Hilfe durch dieses
Loch zu schlüpfen. In diesem Moment wurden die Contractionen
kräftiger, hörten meistens auf, sobald der Embryo ganz frei
war. Die Form des Uterus nach der Expulsion war nicht
immer dieselbe; meistens war sie die gleiche wie die der
Mehrzahl der puerperalen Uteri. In wenigen Fällen zeigte sich

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— 21 —

eine Delle im Centram der Placenta. Dies fand ich noch bei
zwei puerperalen Exemplaren. Zweimal hat sich die ganze
Wand durch das Loch hindurch gestülpt.

Zweimal habe ich, nachdem die Fötus géboren waren, den
Schnitt erweitert, so dass die Placenta deutlich sichtbar wurde.
Indem ich dafür Sorge trug, dass das Ganze von der Flüssig-
keit bedeckt blieb, fasste ich mit einer Pincette die Eihüllen
in der Nähe der Placenta an, mit einer anderen die Muscularis.
Auffallend leicht, ohne dass ich zu ziehen brauchte, gelang
es mir, die Allantois aus der Placenta zu entfernen. Es wird
sich zeigen (S. 27), dass dieser ausgezogene Teil die ver-
zweigten Allantoisvilli sind und dass dieses Experiment also
das wirkliche Geschehen beim Partus genau nachahmt i).

Es ist klar, dass ich gern selber einem oder mehr Partus
beizuwohnen wünschte; erstens um den Vorgang zu beobachten,
zweitens um vielleicht einige Anhaltspunkte über die Schnellig-
keit der Involution zu bekommen. Wie ich schon gehört hatte,
erwies es sich als äusserst schwierig und mühsam, Maulwürfe
in Gefangenschaft am Leben zu erhalten und verschiedene sind
mir denn auch gestorben. Um die Tiere nicht allein zu lassen,
habe ich nachts bei ihnen gewacht; am Tage habe ich sie
ruhig den guten Sorgen des Herrn de Groot anvertraut. Auf
diese Weise konnten sie fortwährend beobachtet werden und
auch regelmässig ihre Nahrung bekommen. Ihre wirklich un-
geheure Gefrässigkeit befriedigten sie am liebsten mit Regen-
würmern.

Oft habe ich gemeint, dass der Partus einen Anfang
nehmen würde: sie duckten sich ineinander wie ein Ball. Der
Hinterkörper zeigte kräftige Zuckungen mit kurzen Zwischen-

\') Diese Präparate boten macroscopisch eine gewisse Ähnlichkeit mit
dem von Strahl abgebildeten Placentom des Schafes (1906, Fig. 161). Seine
Fig. 184 ist eine macroscopische Abbildung einer Maulwurfsplacenta aus
welcher sämtliche Chorionzotten herausgezogen wurden.

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— 22 —

pausen. Nach einigen Minuten hörten diese aber wieder auf.
Nach vielen Nächten vergeblichen Wartens, sah ich am 4. Mai
nachts 11,50, dass Nr. 282 im Partus war. Am vorigen Tage
war ein geringer Ausfluss aus der Vulva aufgetreten. Das Tier
krümmte sich, als ob es sich in den Hinterleib beissen wollte;
ein Steiss war im Durchschneiden begriffen. Von einer Frucht-
blase war nichts zu sehen. Punkt 12 wurde der Fötus geboren.
Die Mutter war etwas unruhig, von Wehen war nichts deutlich
zu sehen; sicher waren keine so kräftigen Zuckungen wie am
vorigen Tage da. Mit dem Nabelstrang kam ein kleiner Knäuel
mit, die losgelöste Allantois. Dieser Fötus gab kein Lebens-
zeichen; aus der Vulva eine geringe blutigschleimige Abson-
derung. 12,10 erschien wieder ein Steiss. Nach zwei Minuten
fiel oder glitt der Fötus, scheinbar mühelos und ohne Wehen,
aus der Vulva. Kopf und Rumpf waren umgeben von Eihüllen,
innerhalb welcher man den Nabelstrang sah. Die Allantois
sass am Rücken, die Dotterblase am Bauch (Fig. 3). Die Mutter
fing an mit der Schnauze an den Eihüllen zu zupfen. Darauf
wurde der Fötus fixiert, die Mutter getötet und seciert. Das
Präparat ist in natürlicher Grösse auf Fig. 3 zu sehen. Der
äussere Teil links wurde abgetragen und gesondert fixiert. Bei
dem Durchschneiden floss etwas Blut ab. Ob dieses aus der
Uterushöhle oder aus einem peripheren Gefäss kam, konnte
.ich nicht feststellen.

Am 5. Mai morgens 5 Uhr erschien in der Vulva eines
zweiten Tieres (Nr. 283) ein Steiss. Keine Fruchtblase, keine
Wehen. Um 5,16 wurde der Fötus geboren, wieder mit Kopf
und Rumpf in den Eihüllen, die Allantois am Rücken,-die Dotter-
blase am Bauch. Erst am 6. Mai morgens 3,05 erschien ein
anderer Steiss. Es gelang der Mutter mit ihren Hinterbeinen
ein Stückchen hiervon abzureissen, wonach der Rest wieder
zurückging und die Vulva sich enger zusammenzog. Ab und
zu energische Zuckungen am Hinterleib, die ab\'er ohne Resultat

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— 23 —

blieben. Ich wollte nicht sofort eingreifen, um die Chance zu
haben, zwei soweit wie möglich auseinanderliegende Stadien
(mit bekanntem Zeitunterschied) zu erlangen. Als aber abends
der Zustand noch immer derselbe war, machte ich mit einer
Pincette ohne Mühe die Extraction. Dieser Fötus war etwas
maceriert. Kopf und Rumpf von Eihüllen umgeben, Zotten
am Rücken. In der Nacht geschah weiter nichts. Die Mutter
blieb ziemlich munter und mobil, wie gewöhnlich. Am Mittag
12,15 war das Tier gestorben, nachdem es eine halbe Stunde
früher sich noch bewegt und gefressen hatte. Das rechte üterus-
horn war blutig tingiert, sowie die Darmschlingen der Um-
gebung. Peritoneum, Darmschlingen und Uterus waren glän-
zend, nicht trübe. Das Präparat ist auf Fig. 2 abgebildet.
Zwischen b und c schnitt ich in die Schulter des Embryo,
welcher wie der an der anderen Seite den ganzen Raum\' a und b
ausfüllte. In a und b fand sich ein Blutcoagulum. Nach vor-
sichtiger Entfernung desselben unter Alcohol wurden die
beiden Piacentarreste sichtbar i).

Dieser Embryo, der offenbar in Kopflage geboren worden
wäre, befand sich nicht in den Eihüllen; aber am anderen Ende
des Nabelstranges war ein kleiner Knäuel wie beim ersten
von Nr. 282. Als ich dieses Präparat aufschnitt, traf ich auch
einen Embryo, der mit seinem Kopfe in der Vagina steckte und
seine Allantois am Rücken hatte.

Bezüglich des Geburtsvorganges kann ich folgende Sätze
aufstellen. Die Embryonen werden geboren in Steiss oder
Kopflage. Bei der Geburt werden die Allantoisvilli aus der
Placentä herausgezogen; die Eihüllen können dabei grössten-
teils intact bleiben und den Embryo umschliessen 2); die

Microscopisch zeigten sich so erhebliche Abweichungen von den an-
deren puerperalen Präparaten, dass ich dieselben auf Rechnung des abnormalen
Geburtsvorganges stellen muss. Dieses Präparat ist also leider nur macro-
scopisch zu verwerten.

wie auch Hubrecht in seiner letzten Publication mitteilt (1908, S. 137).

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Zotten befinden sich alsdann an der Rücken-, die Dotterblase
an der Bauchseite; innerhalb ist der Nabelstrang sichtbar. Die
Eihüllen können aber auch reissen und dann kommt mit dem
Nabelstrang die Allantois (ganz oder teilweise) mit. Wenn durch
die Geburt eines Embryo ein Raum im Uterus frei geworden
ist, wird dieser durch den nächsten Embryo eingenommen.

Capitel IV.
Verlauf der puerperalen Involution.

Noch weniger wie bei der Placentation kann man beim
Puerperium eine Einteilung in scharf getrennte Stadien machen;
es handelt sich, wie Strahl (1907) für Erinaceus betont,
um eine Reihe von Einzelrückbildungen, welche nicht immer
in gleicher zeitlicher Reihenfolge ablaufen. Die Schnittbilder
sind somit wechselnd, die feineren Vorgänge, welche sich ab-
spielen, sind nicht in allen Fällen dieselben. Und für eine
chronologische Einteilung, wie die bei Haustieren gemacht
werden konnte, fehlen mir die Daten. Am zweckmässigsten
Icommt es mir vor, an der Hand einer grobschematischen Ein-
teilung in sechs Stadien, welche doch übersichtshalber
wünschenswert erscheint, zunächst den Verlauf der Involution
zu besprechen, ohne in microscopische Besonderheiten zu
treten, um erst nachher, in Capitel V, die Details der einzelnen
Vorgänge ausführlicher zu behandeln. Diese Stadien wären
demnach:

A. Künstliche Loslösung des Chorion nach Partus prae-
maturus.

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— 25 —

B. Unmittelbar und bald post partum naturalem.

C. Consolidation des Piacentarrestes, Anfang der Coagu-
lationsnecrose.

D. Totale Coagulationsnecrose.

E. Loslösung des Piacentarrestes.

F. Fortschaffung der necrotischen Teile, Reinigung und
Regeneration des Defectes und der übrigen Mucosa.

Vergleicht man die macroscopischen Zeichnungen
(Fig. 4—8) und die Schemata (Fig. 9—14), dann fällt sofort
die beträchtliche Verringerung an Volumen auf, der Durch-
messer von Fig. 14 beträgt nur circa Y.5 von dem des Uterus
ä terme und i/g von dem Uterus direct post partum. Die puer-
peralen Uteri können nur auf den ersten Blick für gravide im-
ponieren. Sie haben meistens eine Tonnenform, sind mehr
oder weniger unregelmässig, eckig, runzelig, oft mit Längs-
falten, auch im Mesenterium, während die schwangeren schön
glatt und rundlich sind. Die Zahl der Exeikammern variiert,
wie die der Embryonen zwischen 3 und 6. Nach dem Auf-
schneiden zeigt sich der Piacentarrest als ein dunkler, ab und
zu etwas höckeriger Körper, oft mit einer gewissen marmo-
rierten Zeichnung, welcher der antimesometralen Wand breit
aufsitzt. In späteren Stadien ist oft eine deutliche Unter-
minierung zu sehen (Fig. 6). Ab und zu erscheinen die Ränder
etwas bröckelig; grössere Blutgerinnsel habe ich im Uterus
nicht angetroffen. Wo die Vagina einen Lochialinhalt hat, kann
dieser mit dem nächstliegenden Piacentarrest eng verbunden
sein. Sobald der Piacentarrest losgelöst ist, schwindet die
Tonnenform und macht einer kleineren, spindelartigen An-
schwellung Platz, die sich nach und nach verkleinert. Noch
lange sind die Placentarstellen im frischen Präparat als dunkel-
braun-rötliche, dünne, etwas durchsichtige Flecken zu erkennen
(Fig. 7). Hier möchte ich noch erwähnen, dass bei Tieren,
deren Uterus nur noch sehr geringe Spuren der abgelaufenen

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Involution, zeigt, sich mehrere (bis acht) Milchdrüsen unter
der Haut befinden, die eine ziemliche Grösse erreichen und
sich bis in die Nähe der hinteren und vorderen Extremitäten
erstrecken können. Diese Milchdrüsen fielen mir erst in den
letzten Stadien auf. Bei den früheren und auch am Ende der
Schwangerschaft habe ich nicht darauf geachtet.

A. Besser als in der reifen Placenta kann man in den
Uteri, aus welchen auf die angegebene Weise die Fötus ent-
fernt wurden, die Eihüllen aber zurückblieben, das gegenseitige
Verhältnis zwischen Allantoisvilli und mütterlichen Lacunen
studieren. Am schönsten ist Nr. 264 (Fig. 30), wo die Lacunen
sehr stark gefüllt sind. Dieses Object wurde fixiert, nach-
dem der Fötus ausgetreten war, ohne dass der Uterus weiter
eröffnet, oder an den Eihüllen gezupft wurde; die Änderungen
können also nur auf Rechnung der Contractionen gesetzt
werden; in der Pars spongiosa haben sich die Endigungen der
Villi noch mehr losgelöst; viele liegen als ein dünner, aus-
gezogener Strang ganz frei in der Mitte der erweiterten Crypten.
Diese Cryptwände sind meistens äusserst dünn und oft zer-
rissen. Viele dieser Zerreissungen dürften durch das Microtom
entstanden sein. In der Regel scheinen die mütterlichen Ge-
fässe bei dieser Loslösung intact zu bleiben. Es kommen wohl
Blutungen vor, doch meistens bleiben sie ziemlich klein und
nicht oft gelingt es, einen Riss in der Gefässwand zu finden,
wodurch der Austritt erfolgt ist. Ich habe nur in einem Uterus
(Nr. 194, von dem in 1892 der Partus beobachtet worden war)
eine grössere Hämorrhagie gesehen, welche sich aber nicht
über die Grenze mit der Pars .compacta fortsetzte. Vielleicht
ist da ein Zusammenhang mit der ungewöhnlichen, breiten
Form, die dieser Uterus angenommen hatte. Auch in späteren
Stadien habe ich Reste von grösseren Blutungen, wie sie z. B.
bei Tupaja so häufig sind, nicht angetroffen. In Fig. 30 ist
ein Teil der Oberfläche der Pars compacta\' abgebildet; man

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— 27 —

sieht, wie die Villi angefangen haben, sich zu entfernen von
den Lacunenwänden, welche dabei intact bleiben. Eine
weitere, allerdings nicht ganz natürliche Stufe der Loslösung,
ist auf Fig. 20 zu sehen. Die Villi sind rechts aus der Placenta
herausgezogen und wie ich schon sagte, ging dies spielend
leicht; links sind sie in situ gelassen. Die ausgezogenen Zotten
erscheinen als baumartige, nicht stark verzweigte Gebilde; ein
Schnitt durch die Eihüllen, die einen Embryo bei der Geburt
umschlossen (wie z. B. von Fig. 3), sieht ebenso aus. Nur
sind die Villi dann kürzer.

Bei genauer Durchmusterung der Präparate stellt sich
heraus, dass deutliche Reste der Zotten in der Placenta nicht
zurückbleiben. Auf den Zotten findet man nur spärliche
Trophoblastelemente. Untersucht man Uteri direct post par-
tum, dann sind fast ohne Ausnahme alle Zotten verschwunden.
In einer Placenta von Nr. 282 sind viele zurückgeblieben; ver-
mutlich gehören diese zu dem Embryo, der nicht in den Ei-
hüllen geboren wurde, sondern diese als einen Knäuel an dem
Nabelstrang hinter sich zog. Dieses Object wurde dann sofort
fixiert;.vielleicht wären die Villi hinterher noch entfernt worden.
Unter den vielen puerperalen Uteri, die ich untersuchte i), fand
ich nur einmal kurz post partum und einmal in einem vorge-
schrittenen Stadium, unverkennbare Zottenreste, wodurch die
Schnitte völlig abnormal aussahen. Ein anderer Piacentarrest
desselben Uterus bot auch nicht den meist gewöhnlichen An-
blick; von Villi war hierin jedoch keine Spur. Aus alledem
geht also hervor, dass post partum, resp. durante partu, der
mesodermale Teil der Placenta entfernt wird und dass der
ectodermale Teil (Trophoblast), abgesehen von den wenigen

Mein ganzes Material bestand, abgesehen von den ruhenden und
schwangeren Uteri aus 73 puerperalen Exemplaren; hievon wurden 50 zu
microscopischen Schnitten verarbeitet; sie enthielten meistens 4—6 Placen-
tarreste.

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— 28 —

Elementen, die den Zotten anhaften, (vorläufig) im Uterus zu-
rückbleibt.

B. In den jüngsten puerperalen Stadien sind nach Ent-
fernung der Zotten meistens die leeren Crypten wohl von den
Lacunen zu unterscheiden, vor allem, wenn diese so strotzend
gefüllt sind, wie dies in einigen Präparaten der Fall ist. Die
leeren Lacunen bieten in ihrer\'Grösse, Form und Wand auch
noch genügende Unterschiede gegenüber den Crypten. Diese
sind nämlich im allgemeinen viel unregelmässiger und ent-
halten oft, neben diffus gefärbter Lymphe, eine Zahl von
zelligen Elementen, teilweise frei, teilweise noch der Wand
anhaftend, die alsbald zu degenerieren anfangen. Durch die
Retraction des ganzen Uterus nähern sich die Wände; die
Trophoblastzellen und Kerne werden zu kleineren und grösseren
Haufen zusammengeschoben und die Cryptlumina werden
kleiner. Das Verhältnis zwischen Lacunen, Crypten und Wän-
den findet man schematisch angegeben in den Figuren 21 und
22, die für sich selbst sprechen; das Ganze erhält ein com-
pacteres Aussehen.

Die Pars spongiosa, welche den eigentlichen Piacentar-
rest mit der Unterlage verbindet, ist vorläufig ein sehr lockeres
unregelmässiges Gewebe, das diesen Namen an vielen Stellen
überhaupt kaum verdient. Es ist ein Netzwerk von grösseren
und kleineren Maschen, deren Wände öfters zerrissen sind.
An diesen Wänden oder ganz frei, findet man viele verschieden-
artige Bindegewebszellen mit oder ohne Ausläufer, nebst einer
wechselnden Zahl Leucocyten. Die Pars spongiosa wird durch-
quert von grösseren Blutgefässen, die mit dem Lacunensystem
in Verbindung stehen. Es wird sich zeigen, dass in und um
die Wand dieser Gefässe, die sich schon bei schwacher Ver-
grösserung deutlich von der Umgebung abheben, eine Binde-
gewebsvermehrung stattfindet, durch welche bei den meisten
die Communication mit den Gefässen der Muscularis verengert

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— 29 —

und schliesslich ganz aufgehoben wird, wodurch dann nach
und nach der Piacentarrest von der Circulation ausgeschaltet
wird. Dieser Process, der mit einer beträchtlichen Verdickung
der Wände einhergeht und der am Ende zur totalen Verödung
der Gefässe führt, fängt schon bald post partum an und er-
reicht in dem Stadium C und D seinen Höhepunkt.

C. Hand in Hand mit der allmählichen Verkleinerung des
ganzen Uterus wird das Volumen der Piacentarreste geringer.
Die Cryptlumina als solche verschwinden, ihren Platz kann
man erkennen an den Kernhaufen, denen das umringende Ge-
webe meistens eng anliegt und deren Elemente fortschreitenden
Verfall zeigen. Es gesellen sich uni- und multinucleäre Leuco-
cyten hinzu. Die meisten Lacunen sind noch deutlich, oft rnehr
oder weniger stark mit Blut gefüllt, im Durchschnitt aber auch
kleiner geworden; die Kerne in den Wänden sind teils leid-
lich gefärbt, teils blässer wie früher. Die nächste Stufe ist,
dass sich locale Necrosen zeigen, die an kleinen Stellen im
Centrum anfangen, um sich von dort weiter auszubreiten. In-
halt und Wand sind noch da, die Kerne aber nur sehr un-
deutlich oder gar nicht mehr zu finden und der Zwischenstoff
hat ein mehr oder weniger körniges und scholliges Aus-
sehen.

Die necrotischen Stellen, die sich ohne scharfe Grenze in
die nächste Umgebung fortsetzen, breiten sich immer mehr
aus (siehe Schema 25—27) und umfassen schliesslich den
ganzen Piacentarrest.

D. Inzwischen haben sich zu den auseinanderfallenden Ele-
menten der Kernhaufen immer mehr Leucocyten gesellt, welche
deren Platz ganz einnehmen und sich als spinnenartige Ge-
bilde präsentieren können (Fig. 17). Auch auf der Grenze
mit der lockeren subplacentären Schicht sammelt sich eine
wechselnde Zahl Leucocyten an, welche in einigen Präparaten
eine förmliche Demarcationslinie bildet. In dieser Region fin-

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— Sö-
del man auch schon im Stadium C, in Osmium- und Sudan-
präparaten, grosse, mit Fett beladene Wanderzellen und ver-
.schieden grosse Fetttropfen interstitiell. Im Piacentarrest selbst
findet man nur wenige und sehr kleine Fetttröpfchen; an dem
freien Rande sind sie stellenweise etwas grösser und zahl-
reicher (Fig. 28). Die Drüsen haben sich vermehrt und viele
haben grössere Lumina wie früher. Diese Drüsenzunahme,
welche schon in mehreren Exemplaren von Stadium C be-
gonnen hat, nimmt ihren Anfang an den Umschlagstellen (siehe
Fig. 16; und schreitet von beiden Seiten nach der antimeso-
metralen Mitte fort. Wo die Drüsenschläuche etwas weit in
>die lockere Schicht vorragen, was aber meistens nicht der
Fall ist, zeigt das Epithel Degenerationen. Wenn die schon
erwähnte Verdickung der grösseren Gefässe einen gewissen
■Grad erreicht hat, fangen ihre Zellen und Kerne an zu degene-
rieren und zu verschwinden und alsbald tritt eine hyaline Ent-
artung ein, welche von der Peripherie centripetal fortschreitet.
Nach und nach ändern sich diese Gefässreste, in welchen die
Circulation schon längst aufgehört hat, in runde oder ovale
hyaline Gebilde um, in deren Centrum man Kernreste wahr-
nimmt. An der Peripherie findet man oft eine Anzahl Leuco-
cyten, welche auch zu dem Centrum vorrücken können.

E. In der Regel findet die Loslösung des Piacentarrestes
erst statt, wenn derselbe total oder wenigstens zum aller-
grössten Teil necrotisch geworden ist. In vielen Präparaten
sieht man eine Schicht von oft erweiterten Drüsen zwischen
Piacentarrest und Muscularis (Fig. 15, 17, 23); nur in einem
kleinen Bezirk, diametral gegenüber dem Mesometrium, fehlen
dieselben vielfach. Die Loslösung findet statt centripetal oder
centrifugal, in oder knapp über der Drüsenschicht. Dabei
werden viele Drüsen geöffnet (Fig. 18 und 19), wodurch die
unterliegende Mucosa sofort, wenigstens teilweise, eine Epithel-
bedeckung hat; im Centrum entsteht allerdings meistens ein

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— 31 —

mehr oder weniger grosser Epitheldefect. Bei der Loslösung
findet ein Aufreissen von Gefässen — abgesehen von vielleicht
einigen Capillaren und folglich ein nennenswerter Blutver-
lust — nicht statt.

F. Der lose Piacentarrest bröckelt ab, wird immer kleiner
und allmählich mit den Lochien fortgeschafft. Structur und
Farbe werden undeutlicher und unbestimmter; abgesehen von
Leucocyten, welche möglicherweise bei der Auflösung noch
eine Rolle zu spielen haben, sind keine Kerne mehr zu sehen.
Schliesslich ist es eine egal rot gefärbte Masse, heller wie
Hyaline, bald völlig structurlos, amorph, schollig; bald mit
mehreren conturierten Löchern (die früheren Lacunen), worin
hie und da noch die unbestimmten Reste von roten Blutkörper-
chen zu finden sind.

Zu gleicher Zeit retrahieren sich die Exeikammern mehr
und mehr, wodurch der Defect zusammengeschoben wird; in-
dem verschiedene halbnecrotische und überflüssige Elemente
abgestossen werden, reinigt sich die Trennungsstelle. Die Über-
häutung und endgültige Epithelbedeckung kommt zustande aus
den persistierenden Drüsenfundi und Mündungen, wo man öfters
Mitosen sieht, sowie von dem Uterusepithel der Seitenwände.
In dieser Bedeckung sieht man noch während einiger Zeit
mancherlei Unregelmässigkeiten und Degenerationen; viele Ele-
mente werden nachträglich abgestossen, bis schliesslich ein
gleichmässiges, nicht sehr hohes Cylinderepithel den Uterus
wieder auskleidet, worin aber noch lange stellenweise Un-
regelmässigkeiten vorkommen — Stiftchenzellen, Vacuolen —,
welche auf das abgelaufene Puerperium hinweisen.

Die hyalinen verödeten Gefässe sind, seit dem vorigen
Stadium, noch immer kleiner geworden und heben sich weniger
scharf gegen die Umgebung ab; es scheint als ob das Hyalin
in den übrigen Zwischenstoff diffundiert. Auch ihre Zalil ist
geringer geworden. Man findet jedoch noch hie und da ver-

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— 32 —

einzelte, wenn man sonst keine puerperalen Veränderungen
mehr nachweisen kann; sie sind somit ein wertvolles Diagno-
sticum für ein stattgehabtes Puerperium.

Die Brüchigkeit des Gewebes an den Placentarstellen geht
auch verloren, sowie die geringen Grössenunterschiede und
die etwas unregelmässige Anordnung der zusammenstellenden
Elemente; und wenn schliesslich die hyalinen Klumpen und
die stellenweise Anhäufung von Leucocyten verschwunden sind,
unterscheidet sich dieses Stroma in nichts mehr von dem der
normalen, ruhenden Schleimhaut.

Die Veränderungen in der mesometralen Mucosa und in
der Muscularis stehen mit der Rückbildung der Placenta und
der Placentarstellen in keinem directen Zusammenhang und
werden deshalb besser gesondert behandelt.

Capitel V.
Microscopische Besonderheiten.

In diesem Capitel werde ich die näheren und microscopi-
schen Details der einzelnen Vorgänge und der verschiedenen
Teile des Uterus im Zusammenhang besprechen und fange dazu
an mit dem

A. PLicentarrest.

An das auf S. 21 und 27 Gesagte, bezüglich der Entfernung
der Allantoisvilli, habe ich hier nichts Wesentliches hinzu-
zufügen. Von den mesodermalen Zotten werden nur spärliche
Trophoblastelemente mitgenommen; der bei weitem grösste

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— 33 —

Teil des Trophoblast bleibt also zurück. Der Placentarrest, wie
man denselben in einem frisch-puerperalen Uterus vor sich
sieht, besteht aus zwei vielfach untereinander verzweigten und
verflochtenen Systemen von Hohlräumen: den leeren Crypten,
wo die Villi eben herausgezogen wurden, und den Lacunen,
wo das mütterliche Blut circulierte und sich zum Teil noch
befindet. Diese beiden Systeme bleiben voneinander geschie-
den. Mit Vernhout meine ich, dass dieser ganze Piacentar-
rest von embryonalem, trophoplastischem Ursprung ist, mit
Ausnahme von dem mütterlichen Blut der Lacunen und von
den wenigen Elementen an der Peripherie der Placenta, welche
den Rest der Trophospongia repräsentieren, die bekanntlich
aus einer Fusion von mütterlichem und embryonalem Gewebe
entsteht. Wie auf S. 28 erwähnt wurde und in Fig. 21 und 22
ersichtlich ist, ändert sich bei der Retraction des Uterus das
Verhältnis zwischen festem Stoff und den Lumina der Crypten
und Lacunen sehr bald zugunsten des ersteren, wodurch das
Gewebe ein mehr compactes Aussehen erhält. Noch mehr wird
dies der Fall durch das allmähliche Verschwinden der Crypt-
lumina. Dieselben werden insgesamt kleiner, wie auch durch
Vernhout mitgeteilt wird; in vielen Schnitten der Stadia
B und C kann man nebeneinander die Übergänge sehen, wie
die Cryptwände sich nähern, um schliesslich zu verschmelzen.
Hierbei werden auch die Trophoblastelemente, welche direct
post partum, teils in das Cryptlumen vorragen, teils lose sich
darin befinden, zusammengeschoben und bilden „Kernhaufen".
Wenn schliesslich die Cryptlumina als solche ganz verschwun-
den sind, kann man an den Kernhaufen noch die Stelle, wo
sie waren, wiedererkennen (Fig. 31). Ihre Form variiert und
richtet sich nach der Form der Crypten, worin sie liegen; sie
ist rund, unregelmässig, oval, lang oder schmal. In der Nähe
des Uteruslumens erscheinen sie öfters lang und schmal und
meistens compacter als an der Peripherie. Anfangs können

3

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— 34 —

sie lose in den Crypten liegen, später liegt das übrige Gewebe
des Piacentarrestes ihnen überall eng an. Kurz post partum
ist zwischen den Kernen oft eine wenig gefärbte, homogen
oder leicht körnige Substanz zu sehen, der Rest des Cyto-
plasmas, möglicherweise hie und da auch ausgeschwitzte
Lymphe. Bald ist von derselben nichts mehr übrig oder nur
noch ein wenig an der Peripherie. Das Centrum ist fast immer
dunkler durch die grössere Anzahl von Kernen. Diese sehen
schon in den ersten Stadien post partum anders aus als die
übrigen Kerne des Piacentarrestes und bald findet man nur
an der Peripherie noch vereinzelte, die den fixen Kernen ähn-
lich sind. Es zeigen sich die verschiedensten Arten von De-
generation, sehr oft in einem Gesichtsfeld mehrere Stadien
nebeneinander: tinregelmässige und eckige Kernmembran;
Schrumpfung; dunkles Chromatin ohne Structur, diffus durch
den ganzen Kern, oder angesammelt an der Peripherie, während
das Centrum hell ist oder sogar eine Vacuole aufweist; das
Chromatin auseinandergefallen in wenige grössere oder in zahl-
reiche kleinere und kleinste Körner; Kernmembran unbestimmt
und undeutlich, stellenweise sich auflösend oder ganz ver-
schwunden. Man kann die Chromatinreste, welche offenbar
demselben Kern angehörten, noch dicht beieinander antreffen.
Öfters findet man kleine und kleinste Körner ohne jede Ver-
bindung. Nicht selten bietet derselbe Kern einen verschiedenen
Anblick bei wechselndem Stand der Micrometerschraube, so
dass man an dem einen die einzelnen Stadien studieren kann.
Z. B. Stand 1: dunkle, breite, eckige Kernmembran, im Cen-
trum eine Vacuole mit einem Klümpchen Chromatin; Stand II:
Kernmembran schmäler, stellenweise undeutlich, im Centrum
ein paar grosse Körner; Stand III: Kernmembran verschwunden,
einige lose Chromatinkörner. Kurz, man findet alle Arten von
„morphologischer", weniger von „chemischer Deconstitution",
wie W orms er sie bezüglich des menschlichen Uterus und

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— 35 —

speciell für das Epithel beschrieben und abgebildet hat. Mit
der fortschreitenden Degeneration gesellen sich nun zu den
Kernhaufen eine wechselnde Zahl Leucocyten, am meisten
dunkle uninucleäre, mit nur wenig und sehr undeutlichem
Cytoplasma; diese können oft Kernresten sehr ähnlich sehen,
so dass im speciellen Fall vielfach nicht zu entscheiden ist,
was man vor sich hat. Ich erwähnte schon, dass in den aller-
letzten Schwangerschaftsstadien stellenweise viele Leucocyten
in den mütterlichen Gefässen vorkommen; dass dieselben die
Lacunenwand durchsetzen, sich auf die Villi nesten können,
und auch im Zwischengewebe zerstreut gefunden werden.
Noch deutlicher ist diese Leucocytenüberschwemmung in ver-
schiedenen Schnitten von Präparaten kurz post partum na-
turalem et praematurum. Die Vermutung, dass irgend ein
Zusammenhang existieren könnte mit der Loslösung der Villi,
ist nicht von der Hand zu weisen. Noch bevor es zur Bil-
dung einer eigentlichen Demarcationslinie gekommen ist (siehe
S. 52), sieht man vielfach Leucocyten in dem Plaecntarrest
hinaufsteigen, gelegentlich als förmliche Züge. Die Kernhaufen
werden immer mehr von den Wanderzellen besetzt, ihre Ele-
mente^ soweit noch vorhanden, dadurch verdeckt, so dass
schliesslich ihre Stelle ganz von diesen eingenommen erscheint.
In einigen Präparaten gleichen sie etwa Spinnen und verleihen
dem Piacentarrest ein eigentümliches Gepräge. Dass diese
Spinnen wirklich an den Platz der Kernhaufen getreten
sind, erkennt man daran, dass sie immer zwischen den, in
diesem Stadium allerdings oft nicht mehr deutlich erkennbaren
Lacunen liegen. Ich brauche wohl kaum besonders hervor-
zuheben, dass sich nicht in allen ehemaligen Crypten Kern-
haufen bilden; in einigen Präparaten sind sie sogar auffallend
wenig zahlreich. Woran dies liegt, weiss ich nicht. Ebenso-
wenig braucht überall, wo man im Stadium C und D ein Con-
glomérat von Leucocyten findet, früher ein Kernhaufen ge-

2*

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— 36 —

wesen zu sein. An Stellen, die noch deutlich als Lacunen zu
erkennen sind, habe ich jedenfalls Leucocytenansammlungen
nicht gesehen.

Durch d\' Erchia (1897) sind u. a. im puerperalen Uterus
von Cavi^i Mastzellen beschrieben worden, welche post partum
in grosser Zahl auftreten und nach diesem Autor eine Rolle
spielen können als Phagocyten, oder durch die Production
eines Enzyms, das unassimilierbare Stoffe und Elemente zur
Assimilation geeignet macht. Dass die genannten Leucocyten
bei Talpa eine ähnliche Rolle zu spielen haben, ist nicht un-
möglich. Eine Phagocytose von Kernresten usw. einwandfrei
festzustellen, ist aber bei dem ausgiebigen Zerfall manchmal
schwierig, wo nicht unmöglich. Jedenfalls ist es mir bei
mehreren puerperalen Uteri nicht gelungen, nach Toludinblau-
Färbung Mastzellen zu finden.

Ich komme jetzt zu dem anderen System von Hohlräumen,
den Lacunen, in welchen in der Placenta das mütterliche Blut
circulierte. Bequemer, als in der reifen Placenta, wo die Orien-
tierung nicht immer ganz leicht ist, kann man, wie gesagt,
das gegenseitige Verhältnis zwischen Allantoisvilli und Lacunen
studieren in einem Object, wo Partus praematurus stattfand i).
In Fig. 30 ist ein kleiner Teil dieses Präparates abgebildet.
Die natürliche Injection ist ziemlich stark; durch die pralle
Füllung treten die Lacunen sehr deutlich hervor, erscheinen
die Wände aber wohl schmäler, als sie in einer gewöhnlichen
Placenta sein dürften; in der Wand liegen die schmalen,
ovalen Kerne; deutliche Zellgrenzen sind nicht da. Ein
Pendant zu diesem Bild liefern einige frisch-puerperale Stadien,
Avo ebenfalls die Lacunen stark gefüllt sind. Derartige Präparate
sind eine kräftige Stütze für die Annahme, dass bei und nach
der Entfernung der Zotten mütterliches Blut nur in sehr ge-

\') Vielfach kann man sehen, wie bei der Loswickelung der Zotten Tropho-
blastelemente überhaupt nicht mitgenommen werden.

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— 37 —

ringem Grade verloren geht. So wenig wie in früheren Stadien
findet man jetzt grössere Hämorrhagien in dem Uterus, höch-
stens einen schmalen Streifen an oder in der Nähe von dem
Placentarrand. Die stark gefüllten Lacunen wölben sich ins
Lumen hervor, die Mehrzahl ihrer Wände erscheint intact.
Nur sehr wenige haben einen Riss und trotz einer solchen
Öffnung behalten diese Lacunen doch noch ihr Blut teilweise.
Es findet also bei Talpa ein erheblicher Bluterguss nicht statt,
weder in das Lumen noch in das Gewebe hinein; im Gegen-
satz zu anderen Tieren, z. B. der Hündin, wo man grössere
Coagula im Lumen antreffen kann.

Die Füllung der Lacunen unterliegt offenbar individuellen
Schwankungen und ist auch in verschiedenen Partien eines
Uterus und an verschiedenen Stellen eines Schnittes nicht
immer die gleiche (Fig. 16). Meistens sind sie weniger voll,
oft ganz leer; aber auch dann habe ich kaum Öffnungen ge-
funden und kein freies Blut im Uteruslumen. Die Form und
Grösse der Lacunen wechselt; meist haben sie eine scharfe,
deutliche innere Contur und sind rundlich oder länglich, mit
mehreren Ausbuchtungen, wodurch sie unregelmässig aussehen.
Auf einem Schnitt kann man dieselbe Lacune meistens nur
wenig weit verfolgen, woraus ich schliesse, dass viele sich
verzweigen oder schlängeln. An der Peripherie des Piacentar-
restes sind grössere zu sehen, welche iu die Vasa afferentia
und efferentia ausmünden. Die Crypten, so lange sie noch ein
Lumen haben, sind meistens von den Lacunen wohl zu luiter-
scheiden, auch wenn diese kein Blut enthalten: in der Regel
sind sie noch unregelmässiger, ihre innere Contur ist nicht
scharf, sondern verwaschen, während oft zellige Elemente der
Wand aufsitzen.

In den meisten Exemplaren von Stadium C färbt sich die
Mehrzahl der Wand- und verschiedene der anderen fixen
Kerne noch sehr leidlich und sieht der Zwischenstoff

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so aus wie kurz post partum. In einigen Präparaten jedoch
ist es anders: schon bei schwacher Vergrösserung fallen hie
und da Stellen durch ihr eigentümliches Aussehen auf, und
bei stärkerer Vergrösserung zeigt es sich, dass man es mit
einer beginnenden Coagulationsnecrose zu tun hat; viele Kerne
nehmen den Farbstoff weniger gut auf. Hie und da sieht man
nur noch Schatten von Kernen, während der Zwischenstoff
schollig und etwas körnig wird. Degenerationen wie in den
Kernhaufen kommen viel weniger vor. Hierbei bleiben die
Conturen der Lacunen erhalten und in dem Inhalt mancher
kann man noch Blut erkennen. Diese Necrose fängt meistens
im Centrum des Piacentarrestes in der Nähe vom Lumen an
(Fig. 25).

Es fiel mir auf, dass in den Schnitten, wo die necrotische
Stelle noch ganz klein war, gerade da die Lacunen oft stärker
gefüllt und ihre Wände etwas dünner waren als an anderen
Stellen. Meine Präparate hierauf untersuchend, kam ich zu
dem Schluss, dass dies in der Regel der Fall ist. An einigen
Stellen sind die Lacunen sehr prall gefüllt und sind die Wände
gegeneinander abgeplattet, wobei der Zwischenstoff auf ein
Minimum reduciert werden kann, so dass man direct den Ein-
druck einer beträchtlichen Stauung kriegt. In bezug auf die
schon erwähnte und später genauer zu erörternde Isolierung
\'der grösseren Gefässe durch Bindegewebswucherung, meine
ich, dass die Necrose wenigstens in vielen Fällen durch das
Aufhören des Blutstromes veranlasst wird. Man sieht nun
bald multiple necrotische Herde (Fig. 26), welche, wie gesagt,
sich ohne scharfe Grenze in die Umgebung verlieren und nach
und nach grösser werden. Es kommt vor, dass auf diese
Weise allmählich der ganze Piacentarrest eingenommen wird;
in mehreren Präparaten nämlich besteht dieser zum aller-
grössten Teil aus mehr oder weniger undeutlichen Lacunen
mit verödeten Wänden, stark gefüllt mit einer Substanz, die

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oft noch als Blut zu erkennen ist. Zwischen den Exlacunen
liegen Leucocyten gelegentlich zu „Spinnen" angeordnet
(Fig. 17). Der Process scheint sich aber auch noch anders]
abspielen zu können. Im Stadium B sieht man nämlich schon
hie und da neben deutlichen Lacunen Gebiete, wo dieselben
sehr eng und wenig gefüllt sind, sowie Stellen, wo man die
Lacunen kaum oder gar nicht mehr erkennen kann; es liegen
dann eine Menge gut gefärbter Kerne in einem Zwischenstoff
mit eventuell einigen Kernhaufen. Dies hängt offenbar mit
der wechselnden Füllung zusammen. Breitet sich nun die
Necrose auf einen solchen Bezirk aus, wo die Lacunen schon
im Anfang zusammengefallen waren, dann wird ein Bild ent-
stehen, wie man das in späteren Stadien öfters antrifft. In
einem scholligen körnigen Zwischenstoff liegen viele schlecht
oder gar nicht gefärbte Kerne regellos und ohne Verbindung,
dazwischen eine wechselnde Menge Leucocyten; von einem
Gewebe kann man nicht mehr sprechen: jede Ordnung und
Zeichnung fehlt. Ein Piacentarrest i) Hess sogar stellenweise
sehr an ein Ausstrichpräparat von Eiter denken. Es ist auch
möglich, dass die deutliche Zeichnung der Lacunen verloren
geht dadurch, dass dieselben sich anfüllen mit zelligen Ele-
menten, wie das in einem anderen Präparat ausgesprochen
der Fall war. Diese Zellen waren 2;iemlich gross, mit viel
Cytoplasma, teilweise schon in Degeneration begriffen; ich
weiss nicht, ob sie dem Blut oder dem Bindegewebe ent-
stammen. In der lockeren Subplacentarschicht habe ich ge-
legentlich ähnliche gesehen (s. S. 50 und 51).

Die Necrose scheint demnach auf verschiedene Weise ent-
stehen zu können; ab und zu sieht man die beschriebenen
Bilder nebeneinander. Hauptsache ist, dass schliesslich der

Von dem Uterus, wo in einem anderen Piacentarrest die Allantoisvilli
zurückgeblieben waren.

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ganze Piacentarrest der Necrose anheimfällt. Vor der Zeit
bröckeln wohl ab und zu einzelne Elemente und kleinste
Stückchen von der Oberfläche ab, grössere lose Fetzen habe
ich aber niemals im Lumen angetroffen. Soviel ich sehen
konnte; fängt auch die Loslösung nicht an, bevor das be-
treffende Gewebe total oder wenigstens zum allergrössten Teil
abgestorben ist. Dass im Verlauf der Involution eine Ent-
fernung von Stoffen usw. stattfindet, sieht man an dem Auf-
treten der Lochien. Über die Menge und Absonderung derselben
lässt sich wenig sagen, da die meisten Tiere immer sofort
seciert wurden. Im Stadium ß bis E waren sie meistens spär-
lich, im Stadium F etwas reichlicher. Microscopisch enthielten
sie ausser Leucocyten, vereinzelten roten Blutkörperchen, und
wenigen zerfallenden grösseren Zellen und Kernen eine
amorphe körnige Substanz. Wie schon gesagt, kann den Pia-
centarresten, welche an die Vagina grenzen, eine Masse fest
aufsitzen, die schon macroscopisch von dem Gewebe verschie-
den ist und die Vagina zum Teil ausfüllt. Microscopisch er-
wies sie sich als eine körnige schollige Substanz, mit van
G i e s o n rötlich und gelblich gefärbt, worin keine Structur
und kaum Reste von roten Blutkörperchen und zelligen Ele-
menten zu finden waren. An dem Rand hatten sich stellen-
weise Leucocyten angesammelt; mit dem Piacentarrest war
die Masse eng verbunden, sandte sogar hier und da kurze
schmale Ausläufer hinein.

Bei Vergleichung von einem necrotischen Piacentarrest mit
einem kurz post partum fällt sofort der Unterschied an Grösse
auf. Da zellige Elemente nur in geringem Grade abgestossen
werden, muss diese Differenz wohl in einer anderen Form
und zwar als Flüssigkeit entfernt worden sein, ohne Zweifel
zum Teil mit den Lochien. Wie ich aber später näher an-
führen werde, meine ich, dass sicher auch ein Teil hiervon
nicht ausgeschieden, sondern durch den Uterus resorbiert wird.

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Die Loslösung des Piacentarrestes wird an anderer Stelle
im Zusammenhang mit dem Epithel besprochen (s. S. 71).

Wie zu erwarten ist, kann auch der lose Piacentarrest
verschieden aussehen. Bald ist die Zeichnung der Lacunen,
sogar mit Resten von Blutkörperchen darin, noch sehr schön
erhalten, bald ist dieselbe ganz verschwunden und man erblickt
eine structurlose, amorphe oder körnige Masse, warin Kern-
reste und eine wechselnde Zahl Leucocyten regellos zerstreut
liegen. Meistens ist schliesslich das ganze Gebilde, auch die
Kernreste gefärbt wie Hyalin, nur etwas heller, und die Lcuco-
cyten sind grösstenteils verschwunden. In vivo liegt diese Masse
der Uteruswand eng an, schrumpft aber während der Behand-
lung zusammen. Dies ist oft unter dem Microscop deutlich
zu ersehen, indem die Masse mit dem Uteruslumen gleich-
förmig ist. Während Stückchen abbröckeln und wohl auch
Flüssigkeit entfernt wird, verkleinert sich der Rest mehr und
mehr und ist meistens ganz oder grösstenteils verschwunden,
bevor in Epithel und Uteruswand die Involutionsveränderungen
vollkommen abgelaufen sind.

ß. Dickwäiidige Gefässe.

Dass viele der grösseren Gefässe, welche die Communi-
cation vermitteln zwischen den Lacunen und dem musculären
Stromgebiet, von diesem abgeschlossen und isoliert werden,
war mir auf Grund von vielen Präparaten schon sehr wahr-
scheinlich. Es wurde aber durch die Untersuchung einer
grösseren lückenlosen Serie, wo viele dieser Gefässe genau
verfolgt werden konnten, einwandfrei bewiesen, indem sich
herausstellte, dass ihr Lumen auf geringer oder etwas grösserer
Entfernung von der Muscularis aufhörte, während an dieser
Stelle fast ausna^hmslos eine Anhäufung von Bindegewebs-
elenienten zu beobachten war. Und wo ein solches Gefäss die

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Muscularis noch durchbohrte, da war auch in den meisten
Fällen eine Wucherung von Bindegewebe zu constatieren, wo-
durch eine Ein- und Abknickung zustande kommt (Fig. 23).
Die Muscularis wird hierbei durch ihre Contraction ohne Zweifel
mitwirken. Ich meine, dass durch diesen Vorgang der erste
Schritt zur Coagulationsnecrose getan ist. Dieselbe fängt,
soviel ich sehen konnte, immer local und zwar meistens con-
tral an und wird erst nach und nach allgemein. Hiermit wäre
in Übereinstimmung, dass die Communication der Gefässe mit
denen der Muscularis, die in den ersten Stadien schon selten
ist, immer noch seltener wird. Ob\' in dieser Weise der ganze
Piacentarrest allmählich von der Circulation ausgeschaltet wird,
kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, halte es aber für wahr-
scheinlich. Dass diese Isolierung der Mutter eine grössere
Sicherheit in bezug auf Blutverlust gewährt, ist gewiss.

Betrachten wir jetzt noch einige microscopische Besonder-
heiten dieses Processes.

Die Gefässe des Uterus ä terme bieten wenig Besonderes;
durch die maximale Dehnung ist die Muscularis sehr dünn
und sind die Gefässe darin meistens ziemlich eng und ihre
Wand schmal. Diese Dehnung ist auch der Grund, warum
sie am Ende der Gravidität relativ viel weniger zahlreich sind
als post partum und dass man oft viele Schnitte durchsuchen
muss, bevor man einen Übergang von der Muscularis in die
Placenta beobachtet. Derselbe ist in der Regel etwas ge-
schlängelt. Central von der Muscularis sind die Vasa afferentia
und efferentia — zwischen diesen beiden habe ich ante, so wenig
wie post partum einen Unterschied finden können — in Bezug
auf Caliber und Wand wechselnd. Diese ist von der Umgebung
oft durch ihren Bau und dunkle Farbe zu unterscheiden, oft
aber scheint auch das Blut nur durch eine Endothelschicht
vom Trophospongia- resp. Trophoblastgewebe getrennt zu sein.
Das Endothel ist meistens regelmässig und flach; an vielen

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Stellen sind die Zellen und Kerne grösser, ragen in das Lumen
vor; hie und da ist die Auskleidung sogar so unregelmässig,
dass allem Anschein nach das Endothel dort fehlt; dergleichen
Bilder können m\'itunter durch eine schiefe Schnittrichtung be-
dingt sein.

Noch viel deutlicher treten die Gefässe nach dem Wurf
hervor. Das an sich schon lockere subplacentare Gewebe wird
durch die intra oder gleich post partum stattfindende Zerrung
und dem eventuell erfolgenden Austritt von Lymphe und Blut
noch mehr auseinandergezogen und -gedrängt. Die meisten
Gefässwände aber werden hiervon verschont; bleiben oft mit
den nächstliegenden Elementen zusammenhängend und heben
sich deutlich ab gegen die aufgelockerte Umgebung. Aus den
meisten Gefässen erfolgt, wie gesagt, kein Blutaustritt. Gleich
im Stadium B fängt nun die Verdickung dieser Wände an;
dabei sieht man aber vielfach an verschiedenen Stellen von
demselben Gefäss, zumal wenn es gross ist, beträchtliche Dif-
ferenzen und kann man ab und zu an einem Lumen die ver-
schiedenen Etappen des Processes nebeneinander vergleichen.
Das regelmässige, gewöhnliche flache Endothel wird seltener;
meistens sind die Kerne grösser und dicker, stehen mit ihrer
Achse radiär; sehr oft kann man auch nicht mehr von einer
Endothelbekleidung reden, sondern ragen die Zellen und Kerne
unregelmässig, ohne scharfe Begrenzung in das Lumen her-
vor. Dabei variiert auch die Wanddicke bedeutend. An den
Kernen zeigen sich viele Veränderungen; sie sind ungleich von
Grösse, Form und Farbe; ein Teil wird dunkler, schrumpft
zusammen und zerfällt in dunklen Körnern, ein Teil wird
grösser, heller, gebläht mit 1—2 Chromatinresten, und kann
sehr blass und schliesslich ganz unsichtbar werden. Einige
Kerne haben leichte Einschnürungen und vielfach liegen sie
mit zwei oder drei eng zusammen, so dass man an eine Frag-
mentierung denken muss. Auch Vacuolen kommen vor und

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eine wechselnde Zahl dunkler Leucocyten, welche die Wand
durchdringen. In einem solchen Gewebe wird man von vorn-
herein nicht viel Mitosen erwarten und ist auch, wenn welche
da wären, das Auffinden sehr erschwert. Ich habe trotz vielen
Suchens einwandfreie Mitosen nicht gefunden, wohl Bilder,
die vielleicht solche sein könnten, aber auch ebensogut ein
körnig zerfallender Kern, oder zwei nebeneinander liegende
Leucocyten, oder eine Fragmentierung. Die Zunahme der Wand-
dicke scheint mir hauptsächlich von aussen her zu erfolgen,
d. h. durch Apposition von Elementen aus der Umgebung.
Wiederholt kann man sehen, wie dieselben sich daran anfügen
und anschmiegen, um bald ein Ganzes damit zu bilden. Ich
habe versucht, dies in Fig. 35 deutlich zu machen, wo ähn-
liche Bindegewebsfibrillen wie aus der Subplacentarschicht in
der Wand des Gefässes verlaufen. Da sieht man, wie auch
in Fig. 24, dass in einigen die Lumina sehr eng sind und stellen-
weise ganz fehlen. Wenn man in Nr. 177 c diese dickwändigen
Gefässe nach beiden Richtungen in einer Serie genau verfolgt,
stellt sich heraus, dass sie nach der Muscularis zu abgeschlossen
sind, mit den Lacunen noch in Verbindung stehen und sich
nach dieser Richtung vielfach verzweigen. Diese Zweige haben
ebenfalls eine dicke Wand, aber ein engeres Lumen, welches
sie oft alsbald verlieren, während der so entstandene solide
Zellstrang noch viele Schnitte weiter sichtbar bleibt. In den
\'späteren Stadien verschwinden die Lumina mehr und mehr,
während sie auch nach den Lacunen zu vielfach abgeschlossen
werden. Die Bindegewebswucherung bezw. Apposition be-
zweckt also nicht bloss diese Gefässe nach der Muscularis
hin zu isolieren, sondern auch sie über ihren ganzen Verlauf
einzuengen und zur Verödung zu bringen.

Was den Inhalt dieser Räume betrifft, so ist die grosse
Zufuhr von Leucocyten direct post, wahrscheinlich auch schon
intra partum erwähnt. Auch später sieht man vielfach Leuco-

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cyten im Lumen und in der Wand, welch letztere wohl
vom Lumen her dort hineingewandert sind. Im übrigen ist
die Füllung oft eine auffallend geringe, nur in einigen Präparaten
von Stadium B, und zwar stets nur da, wo die Lacunen strotzen
von Blut, sind einige, jedoch nicht alle stark gefüllt. Hie
und da liegt das Blut so eng an der Wand, dass es ein Ganzes
damit bildet; an solchen Stellen fehlt das Endothel immer,
und ist der Blutfarbstoff oft in die Wand diffundiert. Eine
allgemeine Thrombose, wie sie Tupaja z. B. so schön auf-
weist, habe ich bei Talpa nicht beobachtet, im Gegenteil, nicht
wenige dieser Gefässe sind so gut wie leer.

Während dieselben in verschiedenen Präparaten in An-
zahl und Stärke sehr variieren, scheinen sie nach einem ge-
wissen Stadium nicht mehr an Dicke zuzunehmen; und dadurch,
dass die Subplacentarschicht durch Vermehrung und Zu-
sammenrücken ihrer Elemente ein festeres Gefüge bekommt,
heben sie sich oft weniger scharf von ihrer Umgebung ab.
Man kann viele solide Zellhaufen und Stränge sehen, die auch
weiter in der Serie kein Lumen mehr aufweisen. Ob dies
alles Gefässe gewesen sind, ist nicht sicher zu sagen; ihrem
Aussehen nach aber wahrscheinlich.

Indem die Degeneration der Kerne, von denen ich schon
sprach, weiter geht — und dabei herrscht das Grösser-, Blasser-
und schliesslich Unsichtbarwerden vor —, beginnt zu gleicher
Zeit eine hyaline Entartung und zwar zuerst an der Peri-
pherie (Fig. 24). Von den ersten Stadien habe ich leider keine
van G i e s 0 n - Präparate, so dass ich den Zeitpunkt, wo diese
anfängt, nicht genau bestimmen kann. Ich meine aber, dass
«lies ziemlich früh ist, nacli Analogie mit anderen Präparaten
und nach den Farben, die das mesometrale subepitheliale Band
annimmt, zu urteilen. Zuerst liegt es wie ein homogener
structurloser, schwach egal gefärbter Zwischenstoff um die
Kerne; nach und nach wird es mehr und dunkler, die Kerne

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werden weniger zahlreich und blässer, um schhesslich ganz
zu verschwinden.

In dem Stadium C und D, wo der Piacentarrest necrotische
Stellen aufweist, aber noch mit der Unterlage verbunden ist,
haben die meisten dickwändigeu Hohlräume folgendes Aus-
sehen: in der Mitte ein Haufen eng zusammenliegender, zum
Teil noch leidlich gefärbter Kerne; im Centrum hiervon be-
findet sich nur noch hier und da ein Lumen mit einigen
Blutkörperchen; von Endothel ist allenfalls nicht mehr die
Rede. Der Kernhaufen ist umgeben von einem hyalinen Mantel,
rund oder länglich oval, je nach der Schnittrichtung, worin
noch stellenweise ein blasser Kern oder ein Schatten davon.
An der äusseren Peripherie findet man nicht selten eine Reihe
von Leucocyten liegen, die oft die Wand durchsetzen und
vielleicht bei diesem Degenerations- und Aufräumungsprocess
eine Rolle spielen. Wie aus den Zeichnungen ersichtlich ist,
nehmen die Kerne im Centrum gegenüber dem Hyalin immer
mehr ab. Zu gleicher Zeit werden die hyalinen Schollen an
sich kleiner; sie bleiben aber, auch wenn ,der Piacentarrest schon
abgestossen und die Epithelauskleidung des Uterus schon eine
vollkommene und regelmässige ist, ebenso wie die meso-
metralen hyalinen Massen noch lange Zeit deutlich sichtbar
und sind beim ersten Blick als ein Zeichen von stattgehabtem
Puerperium zu verwerten. Zwischen ihnen im Stroma sieht
man die Drüsen und die neu entstandenen Capillaren.

Das Vorkommen dieser hyalinen Massen i) beschränkt sich,
wie man am deutlichsten auf einem Längsschnitt sieht, im spät-
puerperalen Uterus antimesometral auf eine nicht sehr grosse
Stelle. Nach beiden Seiten ist die Mucosa meistens dicker und

\') Von Frl. v. Herwerden wird bei Cercocebus die hyaline Entartung
der Wände von thrombosierten Gefässen (Venen) beschrieben. Massen von
so grossen Dimensionen, wie diese Autorin abbildet, habe ich bei Talpa nicht
-gesehen, so wenig wie ein Hineinwachsen von Drüsen in dieselben.

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die Zahl der Drüsen erheblich grösser. Gelegentlich sieht man
mesometral die hyalinen Stellen nicht nur subepithelial, son-
dern auch wie eine Hülle um die Drüsen gruppiert und be-
obachtet man in van G i e s o n - Präparaten, wie die Kerne
allmählich genau dieselbe rote Farbe der Umgebung annehmen.

Einige Male sah ich sehr deutlich, wie grössere Schollen
verkleinert werden. Sic sind noch scharf gegen die Umgebung
abgegrenzt, wo Leucocyten und kleine Bindegewebszellen liegen.
Die Schollen können nun durch Spalten zerklüftet werden;
in diese Spalten dringen die Zellen ein, die sich dabei abplatten
können und feine Ausläufer in die rote Masse hineinsenden,
wodurch diese in kleinere Felder verteilt wird. Daneben und
in anderen Präparaten zeigt sich das Hyalin nicht mehr als
scharf umschriebene Masse; es ist vielmehr ein diffuser, ver-
waschener Zwischenstoff, worin die Bindegewebskerne zer-
streut liegen. Dieser Zwischenstoff ist oft feinkörnig mit kleinen
Löchern, sogar etwa schaumähnlich und diffundiert offenbar
allmählich in die Umgebung.

Bemerkenswert ist noch, dass, wo einige Autoren, z. B.
Baiin, bezüglich des Menschen und Broers beim Kanin-
chen, von einer fettigen Degeneration in der Muscularis und in
den Gefässwänd\'en sprechen, in meinen sämtlichen Osmium-
präparaten, wo doch oft viel Fett in der Subplacentarschicht
vorkommt, das Fett wohl an der Peripherie der dickwändigen
Gefässe gesehen wird, aber in der Wand selbst nur als kleine
und verhältnismässig sehr wenige Körnchen zu finden ist.

C. Lockere Siibplaceiitarscliiclit.

Dieselbe befindet sich zwischen Piacentarrest und Muscu-
laris. Im Uterus ä terme wird sie repräsentiert durch den Rest
der Trophospongia und die Pars spongiosa placentae (siehe

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Fig. 9 und 29). Wie bereits auf S. 19 erwähnt wurde, fangen
die Zotten schon ante partum an, sich von der Cryptwand
loszulösen und findet bei der (endgültigen) Entfernung dieser
Villi eine starke Zerreissung der Blutgefässe nicht statt. Sofort
post partum ist die Placentarschicht an vielen Stellen so locker,
dass man von einem Gewebe kaum reden kann: ein Netzwerk
von grösseren und kleineren Maschen und Löchern mit meist
sehr dünnen, oft zerrissenen Scheidewänden und mit Zellen
mit oder ohne Ausläufern, die zu diesen Wänden gehören oder
nicht mehr damit verbunden sind. Wie gesagt, kommt in
meinen Präparaten eine grössere Überschwemmung dieses Ge-
webes mit Blut (die man vielleicht erwarten könnte) in der
Regel nicht vor. Hie und da findet man nicht allzu
selten kleinere Hämorrhagien, hauptsächlich in den ersten
Stadien. Ebenfalls sehe ich in der allerersten Zeit post partum
eine Lyrnphe-Ausschwitzung i), wodurch die zelligen Elemente
noch mehr auseinandergewühlt werden. Schon oft im Stadium
B ist das Quantum Lymphe allgemein viel geringer; ich nehme
an, dass dieselbe bald wieder aufgesaugt worden ist. Hier-
durch rücken die zelligen Elemente einander näher, wie dies
auch bei anderen Tieren der Fall ist, z. B. bei Erinaceus
(Strahl [1906]). Was davon übrig bleibt, ist eine sich nur
wenig färbende Masse, die feinkörnig oder homogen ist, oder
wie Drähte und Fäden zwischen den zelligen Elementen aus-
gespannt. Ich meine, dass dies Fibrin ist, obwohl ich eine
directe Fibrinfärbung nicht angewendet habe.

Das Aussehen der Subplacentarschicht in verschiedenen
Uteri wechselt sehr, ebenso wie an verschiedenen Stellen der-
selben Serie, und sogar desselben Schnittes und man be-
obachtet eine Fülle von verschiedenartigen Elementen. Ich

In einem Uterus sogar eine sehr starke, welche vielleicht mit der un-
gewöhnlichen breiten Form dieses Exemplares in Zusammenhang steht.

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— 49 —

musste darauf verzichten, dieselben näher zu studieren: erstens
fehlte mir die Zeit, die sehr umfangreiche einschlägige Literatur,
von welcher vieles von Pekelharing (1905) und d\' E rchi a
(1897) behandelt wird, durchzuarbeiten und zweitens war ich
auch nachher nicht mehr in der Lage, selbst Präparate zu
machen und die verschiedenen nötigen Färbemethoden anzu-
wenden. Es will mir aber scheinen, als ob gerade diese Schicht
im puerperalen Maulwurfsuterus für das Studium der Binde-
gewebselemente ein wertvolles und danbares Object sein
könnte. Ich muss mich an dieser Stelle beschränken, einige
allgemeine Besonderheiten anzugeben.

Im Stadium B ist diese Schicht ab und zu compact mit
vielen dichtgedrängten zelligen Elementen, von welchen manche
denen des normalen Stroma schon sehr ähnlich sehen und
zwischen welchen hier und da geronnene Lymphe und etwas
Blut zu finden ist. In der Regel ist sie in diesem Stadium
^ sehr locker, mit zahlreichen grösseren und kleineren, unregel-
mässigen Löchern und Höhlen, von welchen viele wahrschein-
lich durch die Behandlung entstanden, was aber doch ein Hin-
weis darauf ist, dass die betreffenden Stellen lockerer gebaut
waren als die anderen, wo der Zusammenhang bewahrt blieb.
Die Zellen und Kerne liegen oft regellos durcheinander ohne
den mindesten Zusammenhang. An anderen Stellen sind sie
in einem schwach gefärbten Zwischenstoff eingebettet oder sie
zeigen Ausläufer, die miteinander communicieren. Im Stadium
C sind die Zellen, durch die Contraction des ganzen Uterus
und das Verschwinden der Lymphe, wohl auch durch Zu-
nahme ihrer Zahl, näher aneinandergerückt und die Lücken
spärlicher geworden; das ganze Gewebe hat ein viel com-
pacteres Aussehen.

In vielen Präparaten findet man Fibrillen, welche sich
hie und da zu einem förmlichen Netz von Fäden und schmalen
Balken ausbilden. Die Zellen liegen entweder lose in diesen

3

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— 50 —

Maschen oder haften an deren Wänden, klettern sozusagen
daran empor. Das Ganze erinnert einigermassen an den Bau
einer gewöhnlichen Lymphdrüse. Die Fibrillen sind zum Teil
von derselben Beschaffenheit wie die vom Bindegewebe in
der Muscularis; ab und zu steigen sie zu Bündeln vereint
aus der Muscularis in diese Schicht auf; zum Teil sind sie
nicht zu unterscheiden von den Ausläufern der Zellen oder
von dem aus der Lymphe entstandenen Fibrin.

Die Zellen selbst bieten viele Verschiedenheiten in Grösse,
Form und Farbe; es gibt welche mit Ausläufern, die mit an-
deren communicieren können; die meisten aber sind ohne
Ausläufer; sie haben wenig oder viel Cytoplasma; dies kann
hell oder auch dunkel und verwaschen sein. Viele der kleinen
dunklen oder grösseren hellen und geblähten Kerne zeigen
dieselben Merkmale verschiedenartiger Degeneration, wie auch
in dem Piacentarrest (V A) und den dickwändigen Gefässen
(V B). Vielfach sieht man die Reste als kleine dunkle Körner
zerstreut im Gewebe liegen. Eine Anzahl bezeichnet man wohl
am besten als Plasmazellen, andere dürften zu den Megacaryo-
cyten gerechnet werden. Man sieht gelegentlich zwei und drei
Kerne in einer Zelle. Riesenzellen habe ich keine gesehen.
Es kommen auch Zellen vor mit einem grossen, oft sehr blassen
Cytoplasmaleib und einem rundlichen, mehr oder weniger gut
gefärbten Kern. Diese Kerne sind alle ungefähr gleich gross.
Die Zellkörper können eine beträchtliche Differenz zeigen,
zwischen 10 und 18 |u; ihrem Aussehen nach dürften diese
Zellen von derselben Herkunft sein; vielleicht können die
Grössenunterschiede durch Wachstum erklärt werden durch die
Annahme, dass die einen etwas mehr Flüssigkeit aufgenommen
haben als die anderen. Der Kern liegt in der Mitte oder an der
Peripherie und oft erscheint das Cytoplasma aufgelockert wie
feiner blasiger Schaum. Sie liegen vereinzelt oder mehrere
zusammen; ein paar Mal bilden sie eine kleine Schicht un-

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— 51 —

weit der Muscularis i). In einem Uterus befinden sich ähn-
liche, jedoch kleinere Zellen in ziemlicher Menge in den stark
mit Blut gefüllten Lacunen. Viele enthalten neben ihrem Kern
Partikelchen, die als Kernreste oder Blutkörperchen zu erkennen
sind; bei anderen ist das Cytoplasma dunkler, körnig und
schollig und der Kern weniger deutlich: da könnten also die
Körperchen ebensogut Zerfallproducte des eigenen Kernes sein.

Ich habe verschiedene Schnitte mit Toluidinblau gefärbt,
damit aber keine Mastzellen nachweisen können, wie d\' E r c h i a
(1897) bei Cavia.

Sehr wechselnd ist die Zahl der Leucocyten — meist multi-
nucleäre —, welche die Subplacentarschicht durchsetzen, um
dort zu verbleiben oder sich nach dem Piacentarrest oder den
dickwändigen Gefässen zu begeben. Sie können rote Blut-
körperchen und andere Partikelchen in sich aufnehmen, oft
fällt auch der Kern selbst in Körnchen auseinander; manch-
mal findet man solche Körnchen und andere Kernreste zer-
streut und ohne Zusammenhang.

An dieser Stelle will ich noch bemerken, dass eine Um-
änderung des Blutfarbstoffes in Hämosiderin und eine Weg-
schaffung desselben durch Leucocyten, wie dies bei Tupaja
der Fall ist, bei Talpa nicht stattfindet. Ich habe Präparate
von verschiedenen Stadien mit Salzsäure und Ferrocyankalium
behandelt, aber in keinem die blauen Hämosiderin-Körner ge-
funden.

Vielleicht sind diese ein Analogen von dem was Strahl (1895) für die
Hündin als Decidua puerperalis beschreibt. Viele von den oben erwähnten
Zellen der Subplacentarschicht sehen auch den von Frl. v. Herwerden (19\')5)
allgebildeten Stromaelementen aus dem puerperalen Uterus von Cercocebus
nicht unähnlich. Für Talpa scheint mir aber eine Unterscheidung von ver
schiedenen Typen, wegen der vielen Übergänge, nicht angebracht. Zellen
welche vergleichbar wären mit den Deciduazellen beim Menschen und mit dem
Typus A bei Cercocebus, habe ich beim Maulwurf kurz ante partum nicht
viele gesehen und jedenfalls nicht zu Haufen angeordnet.

2*

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— 52 —

Fast immer, auch schon im Stadium B, befindet sich an
der Innenseite der Muscularis eine dünne Schicht von Ge-
webe, wo die Veränderungen durch die Gravidität wenige oder
keine waren und das der normalen Uterus-Mucosa schon wieder
sehr ähnlich sieht. Diese Schicht ist antimesometral am
dünnsten, kann da sogar stellenweise ganz fehlen und verbreitert
sich nach beiden Seiten hin; darin liegen die Drüsen, die
sich im Anfang gar nicht und später nur wenig weit central-
wärts fortsetzen. Im Bereich dieser Schicht findet nun .\'e;u ge-
gebener Zeit die Loslösung des Piacentarrestes statt. Schon
früher haben sich da Leucocyten zu grösseren und kleineren
Haufen angesammelt; in mehreren Fällen bilden dieselben eine
Art Demarcationszone. Es ist wohl anzunehmen, dass sie bei
der Auflockerung dieses Gewebes eine Rolle spielen, etwa eine
Vorbereitung zu der Loslösung. Aus dieser Schicht steigen
verschieden starke Züge Leucocyten in den Piacentarrest
hinauf.

In Flemming- oder Sudan-Präparaten findet man in
dieser Region eine schwarze, respective rote Zone von wech-
selnder Breite, welche manchmal bis an die Muscularis reicht
(Fig. 28). Bei stärkerer Vergrösserung sieht man kleine Fett-
tröpfchen, welche bald vereinzelt liegen, bald zu verschieden
grossen Conglomeraten angehäuft sind. Die Mehrzahl dieser
ist rundlich, mit einem Diameter von 10—15 |u.; die grössten
Dimensionen, welche ich gemessen habe, waren: 36 fx lang
und 25 |u breit. Meistens sind sie scharf umschrieben und
ich glaube, dass wenigstens ein Teil nichts anderes ist als
die mit Fett beladenen, auf S. 50 beschriebenen grossen Zellen,
mit blassem, feinschaumigen Cytoplasma. In Fig. 33 sind
einige abgebildet. Zwar sieht man von einem Kern nur ab
und zu eine Spur, aber dabei ist zu bedenken, dass in diesen
Osmiumpräparaten die Kerne der Epithelien auch oft kaum
oder gar nicht gefärbt sind und dass derselbe manchmal durch
das Fett verdeckt sein wird.

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— 53 —

Gelegentlich erscheint die Masse zu einem grossen Tropfen
confluiert. Ein Teil dieser Gebilde dürfte eine Anhäufung fctt-
beladener Leucocyten sein. In dem Piacentarrest sind viel
weniger schwarze Tröpfchen; man sieht doch verschiedene,
am besten mit Immersionslinse, vereinzelt oder in Leucocyten,
welche sich, nach der Subplacentarschicht hin, zu schmalen
Streifen anordnen können. Allem Anschein nach wird das Fett
dorthin deponiert. Vielleicht wird auch ein Teil des Fettes
in der Zone selbst gebildet. Im Uterus- und Drüsenepithel sieht
man nur wenige und meistens kleine Tropfen, ebenso, wie
gesagt, in den dickwändigen Gefässen. Bei der Loslösung wird
ein Teil des Fettes mit dem Piacentarrest entfernt, ein Teil
bleibt aber im Stroma und unter dem Epithel zurück. Von
den letzten Stadien habe ich leider keine Osmium-Präparate
zu meiner Verfügung.

Für den puerperalen Uterus der Hündin beschreibt Strahl
ähnliche „grosse, mononucleäre, mit Fett beladene Wander-
zellen"; bei diesem Tier häuft sich das meiste Fett jedoch in
den Epithelzellen auf.

Die nur wenig veränderte Schicht an der Innenseite der
Muscularis wurde auf S. 52 schon erwähnt. Nach der Los-
lösung des Piacentarrestes bleibt sie die Basis der Mucosa.
Schon im Stadium B sieht man darin Capillaren, welche all-
mählich zahlreicher werden und nach der Loslösung schon bald
bis an das Epithel reichen. Indem aus der basalen Schicht
die Leucocyten und die wenigen zurückgebliebenen grösseren
Zellen verschwinden, wird das ganze Stroma, abgesehen von
etwaigen hyalinen Überbleibseln, dem normalen, des ruhen-
den Uterus mehr und mehr ähnlich.

D. Muscularis.

Gefiisse in Hluscularis und Uresoinetriuin.

Die Untersuchungen von Broers (1895) haben uns mit der
puerperalen Involution des Uterusmuskels beim Kaninchen he-

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— 54 —

kannt gemacht. Schon während der Geburt ist in den hyper-
trophierten Muskelfasern Glycogen anwesend (in Vacuolen),
das post partum allmählich ausgestossen und wahrscheinlich
auf dem Weg der Lymphbahnen \'transportiert wird. Aus den
Bindegewebssepten entspringen schmale Bälkchen, welche den
Muskel in polygonale Felder verteilen, die jedes eine Muskel-
zelle enthalten. Dieselben sind also in der Regel jede für sich
durch Bindegewebe umsponnen. Durch das Glycogen sind die
eigentlichen Zellen gegen die Wand platt gedrückt; an Zupf-
präparaten erscheinen diese als schmale bandförmige Fasern.
Wenn nach circa fünf Tagen alles Glycogen verschwunden
ist, erhält die Muscularis durch diese leeren Vacuolen ein
wabenartiges Aussehen. Am Ende des ersten Tages treten über-
dies Fetttröpfchen auf, welche nach und nach wachsen, dann
aus den Zellen ausgestossen und in das intermusculäre Binde-
gewebe deponiert werden. Hier ist in der fünften Woche noch
nicht alles Fett verschwunden.

Um zu untersuchen, ob ähnliche histochemische Verände-
rungen auch bei Talpa vorkommen, habe ich von den Uteri,
welche ich selbst sammelte, womöglich immer einen Piacentar-
rest in absolutem Alcohol (resp. absolutem Alcohol und Formol)
fixiert, einen anderen in Formol, und eine Scheibe hiervon
am nächsten Tag in Flemming scher Flüssigkeit.

^Central von der Muscularis habe ich Fett gefunden, nie
aber innerhalb derselben, auch nicht mit Immersionsobjectiv;
und weder im Muskel noch sonst wo konnte ich Glycogen
nachweisen. In einigen reifen Placentae sah ich nach Behand-
lung mit L u g o 1 scher Lösung in der Muscularis und am
stärksten in den Gefässwänden wohl eine braune Verfärbung,
welche aber nach einigen Minuten wieder verschwand. Wenn
bei Talpa das Glycogen bald post partum wieder verschwunden
ist, wäre es möglich, dass ich gerade die betreffenden Prä-
parate nicht in Händen bekam. Die Uteri während und un-

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— 55 —

mittelbar post partum wurden in toto fixiert, um die Topo-
graphie intact zu behalten. Leider habe ich vom Stadium B
selbst keine Exemplare seciert und die Uteri der Utrecht-
schen Sammlung, welche ich vorfand, waren alle nur in Picrin-
schwefelsäure fixiert. In der Muscularis von späteren Stadien
sah ich wiederholt Vacuolen, jedoch stets ohne Glycogen. Es
wäre aber freilich noch möglich, dass es daher kommt, dass
ich die Vorschrift von Best nicht genau befolgt habe: ich
bettete nämlich in Paraffin und nicht in Celloidin ein.

Ich werde mich also weiter auf die histologischen Details
beschränken. Im Uterus ä terme ist die Muscularis stark gedehnt
und dünn, am dünnsten im Bereich der Placenta. Die Muskel-
kerne auf Querschnitt sind schmal und oval, rund auf Längs-
schnitt, der Zwischenstoff manchmal wellig und faserig, was
auch in Fig. 29 zum Ausdruck gebracht ist. Hie und da hat
die Muscularis sogar schon Vacuolen und dadurch ein waben-
artigem Aussehen. Auch findet man Züge von Bindegewebs-
kernen, welche runder und grösser sind als die Muskelkerne
und näher aneinander liegen. Verschiedene dieser Kerne sind
so
gross und geschwollen, dass sie den „Deciduazellen" der
Trophospongia direct ähnlich sehen. Sie kommen meistens
in der Nähe von Gefässen vor. Ähnliche Elemente sind von
B r o e r s beim Kaninchen und von Leopold (1897) beim
Menschen beschrieben worden. Dieser sagt, dass sie schon ante
partum in die Gefässwände eindringen und eine Thrombose
veranlassen können. So wenig wie B r o e r s habe ich dies
in meinen Präparaten gesehen. Die Gefässe sind in der Regel
platt gedrückt zwischen den Muskelelementen und oft kann
man an den Gefässen, welche über der Placenta liegen, keine
deutliche eigene Wand unterscheiden. Unmittelbar post partum
zieht sich die Muscularis ungleichmässig zusammen, d. h. der
Teil über der Placenta contrahiert sich wenig oder gar nicht,
der Rest ziemlich bedeutend. Aus der Fig. 10 geht dies ohne

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weiteres liervor. Mesometral kann die Muscularis sechs- bis
zehnmal so dick werden als antimesomctral. Die reife Placenta
nimmt ungefähr ein Drittel der ganzen Uteruscircumferenz ein;
post partum ist das Verhältnis zwischen den Strecken a b c:
cma (s. Fig. 9) circa 3:2 geworden, also eine bedeutende
Differenz. Hierdurch wird natürlich aucli die Formveränderung
des ganzen Uterus bedingt. Von jetzt an tritt der Unterschied
zwischen Muskel- und Bindegewebe viel deutlicher hervor, am
schönsten in den doppelt gefärbten Präparaten, van Gieson
u. a. Es zeigt sich, dass das Bindegewebe beträchtlich zu-
genommen hat, relativ, und wie mir vorkommt, auch absolut.
Die seröse Durchtränkung, welche man im Stadium B viel-
fach sieht, verliert sich in den späteren Stadien allmählich.
Das meiste liegt zwischen Muscularis longitudinalis und cir-
cularis, wo es oft eine breite Schicht bildet. In dieser Schicht
verlaufen auch die meisten und die grössten Gefässe. Auch
wenn sie in die Muscularis eindringen, bleiben sie fast immer
von einem mehr oder wenig starken Bindegewebsmantel um-
geben. Antimesometral sind diese Gefässe enger, mesometral
können sie im Stadium B sehr weit sein und strotzend gefüllt.

Die Änderungen, welche sich in den Gefässen von Muscu-
laris und Mesometrium abspielen, werde ich am Schluss dieses
Capitels behandeln.

Die Abknickung und Isolation der dickwändigen Gefässe
von denen der Muscularis habe ich im Capitel V, B ausführlich
besprochen.

In den ersten Stadien ist das Verhältnis von Bindegewebe
zur Muskelsubstanz nicht immer dasselbe. Meistens überwiegt
die letztere und wird dann von mehr oder weniger starken
Zügen von Bindegewebe durchsetzt. Das Umgekehrte kommt
zwar auch vor, ist aber die Ausnahme und beschränkt sich
auf kleine Bezirke. Nie sah ich das Bindegewebe dermassen
überwiegen, wie dies nach den Abbildungen von Strahl bei

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der Hündin der Fall ist. Überall, wo ein Gefäss sich aus der
Muscularis in die Mucosa umbiegt, nimmt es seinen umhüllen-
den Mantel mit; aber auch ohne centrales Gefäss steigen wieder-
holt Bindegewebszüge aus der Muscularis in die Mucosa empor;
man sieht dies an der ganzen Circumferenz, am häufigsten
in der Nähe der- Umschlagsstellen (s. Fig. 15 und 16). Die
Zellen und Kerne, sowie der Zwischenstoff, sehen denen des
Stroma sehr ähnlich; dazwischen liegen Leucocyten in wech-
selnder Zahl. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass
die Mucosa auf diese Weise eine gewisse Menge von Ele-
menten aus dem intermusculären Bindegewebe bezieht. Im
Einklang hiermit wäre auch die Tatsache, dass in den späteren
Stadien die Bindegewebszüge schmäler und weniger zahlreiclier
sind; auch werden sie zum Teil zusammengedrückt durch die
zunehmende Contraction, während ich von einem Zugrunde-
gehen oder Degenerieren nichts gesehen habe. Die betreffen-
den Elemente dürften demnach teilweise in die Mucosa hinein-
gewandert sein.

Eine Metaplasie von Muskel- in Bindegewebe, wie W e r t h
dieselbe im menschlichen Uterus bei der Regeneration nach
Curettage beobachtet haben will, fand ich in der Literatur über
das Puerperium nicht beschrieben. Auch bei Talpa habe ich
eine solche nicht gesehen.

Jetzt will ich auf die Vacuolenbildung etwas näher ein-
gehen. Wie ich schon sagte, sieht bereits im spätschwangeren
Uterus die Muscularis hie und da wabenartig aus; deutlicher
wird dies in den Stadien B und C, jedoch nicht in allen Prä-
paraten. Von den Bindegewebsbalken, welche die verschiedenen
Muskelbündel voneinander trennen, gehen feinere Verzwei-
gungen ab, die in vielen Fällen ein Netzwerk bilden, das jede
einzelne Muskelzelle umspinnt, genau wie dies Broers für
den Kaninchenuterus beschrieb. Hie und da ist das Cyto-
plasma noch erhalten, vielfach ist es teilweise verschwunden

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— 58 —

und liegt der Kern sogar in einem leeren Feld, ab und zu mit
der Wand noch durch feine Ausläufer verbunden. Viele dieser
Felder, wo der Kern in dem Schnitt nicht getroffen wurde, er-
scheinen völlig leer (Fig. 34). Leider bin ich nicht in der
Lage zu entscheiden, ob hier eine Glycogen-Bildung und -Aus-
stossung vorliegt oder etwas anderes. Ebensowenig weiss ich,
ob etwa eine fettige Entartung im Spiel ist, da ich nicht von
allen Stadien Osmiumpräparate besitze, unter anderem nicht
von den allerersten, wo die Vacuolenbildung am stärksten ist.
Aber auch in keinen von meinen Osmiumpräparaten habe ich,
wie gesagt, schwarze Körner in der Muscularis angetroffen.
Die Wabenbildung ist am deutlichsten auf Querschnitt, in
meinen meisten Präparaten also in der Longitudinalis. In den
späteren Stadien werden diese Vacuolen stets kleiner und legen
sich die Balken und Kerne enger aneinander, indem der ganze
Uterus sich retrahiert; dabei scheinen eine gewisse Anzahl
zugrunde zu gehen; sehr blasse Schatten von ungefähr der-
selben Grösse wie die Kerne sieht man nicht allzu selten,
körnigen Zerfall nur ausnahmsweise. Leucocyten durchsetzten
die Muscularis hie und da, aber nicht sehr zahlreich. In-
zwischen werden die Vacuolen immer kleiner und undeutlicher,
und wenn der Piacentarrest losgelöst ist, sind in der Regel
nur spärliche mehr zu finden. Auch das Balkennetz ist
viel weniger ausgeprägt, stellenweise sogar ganz verschwunden.
Das einzige, an dem dann noch in der Muscularis zu erkennen
ist, dass ein Puerperium stattgefunden hat, sind grössere und
kleinere Lymphspalten aussen und innen von der Circularis,
welche sich noch in den allerspätesten Stadien vorfinden.

Unmittelbar post partum sehen die Gefässe noch aus wie
die des spätschwangeren Uterus; die meisten sind erweitert,
ihre Wand ist dünn, oft nicht von der Umgebung zu unter-
scheiden, also — scheinbar oder wirklich — nur aus einem

m

platten Endothel bestehend. In fast jedem Uterus behalten

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— 59 —

einige dieses Aussehen; sie ändern sich nur insofern, als ihr
Caliher kleiner wird und ihr Endothel, vielleicht nur deswegen,
stellenweise etwas dicker; derartige Gefässe kann man oft,
nur wenn sie Blutkörperchen enthalten, deutlich von Lymph-
spalten unterscheiden. In den vielen übrigen Gefässen fangen
nun aber bald die Veränderungen an und zwar am ausge-
prägtesten in der mesometralen Hälfte des Uterus: ihre Lumina
verkleinern sich teils durch ihre eigene Contraction, teils durch
die allgemeine Uterusretraction und in vielen bilden sich
Thrombi, die nach und nach organisiert werden. Aber auch
wo keine Thrombose ist, beginnen die Wände zu wuchern. Die
Endothelkerne werden grösser, runder und ragen in das Lumen
hervor, wodurch die Contur nicht mehr glatt und scharf ist.
Dann folgt eine verschieden breite Schicht, die Intima,
Welche in ihrer Breite einen bis vier oder fünf Kerne enthält;
wo eine Intima zuvor nicht da war, werden diese wohl auch
aus dem Endothel entstanden sein. Diese Wucherung, bei
welcher hie und da Mitosen zu sehen sind, ist oft eine regel-
mässige, concentrisclie, so dass die betreffenden Gefässe ihre
runde oder ovale Form behalten; oft aber ist sie auch local
stärker, wodurch Unregelmässigkeiten im Lumen entstehen.
Eine so ausgesprochene Vorwölbung von einem oder zwei Teilen
der Wand, wie diese unter anderen durch Bai in (1879) für
den Menschen, durch Hilty (1908) für das Rind abgebildet
werden, habe ich beim Maulwurf nicht gefunden. Wohl sah
ich vielfach eine radiäre Anordnung der Elemente, wodurch
derartige Gefässe ganz oder teilweise ein characteristisches
streifiges Aussehen erhalten; ich meine, dass ähnliche Bilder
durch eine tangentiale Schnittrichtung entstehen und wo sie
viei vorkommen, der Ausdruck einer starken Schlängelung sind.
Uni viele der Kerne, welche je nach der Schnittrichtung rund,
oder lang und oval sind, sieht man eine Aufhellung des Cyto-
plasmas und alsbald eine Vacuolenbildung; hierbei können die

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Kerne selbst mehr oder weniger blass werden und das Cyto-
plasma teilweise verschwinden. Wie in der Muscularis, er-
scheinen mehrere der vacuolisierten Felder leer; ob der zu-
gehörige Kern nur nicht getroffen ist, oder ganz verschwunden,
lässt sich im Einzelfall nicht sagen. Allmählich werden die
Vacuolen kleiner, offenbar plattgedrückt und schliesslich findet
man sie nur noch ausnahmsweise. Dann ist auch die Anordnung
der Zellen und Kerne eine regelmässigere geworden; die meisten
haben wieder ein schönes flaches Endothel, die AVand ist ein,
höchstens drei Zellen dick. Ich halte diese für die Arterien

9

und sie sind oft in Präparaten, die sonst noch puerperale Ver-
änderungen aufweisen, nicht mehr von den Arterien von Tieren,
die im Mär^z getötet wurden, zu unterscheiden. Zweitens sieht
man die Gefässe, welche, wie ich schon sagte, gar keine oder
nur sehr geringe Veränderungen durchmachen. Die meisten
dieser dürften Venen sein. Drittens gibt es die thrombosierten
Gefässe. Auch in den Zellen der organisierten Wand bilden
sich zuerst Vacuolen, die nachträglich zusammengedrückt
werden. Man kann oft in einem Präparat die verschiedenen
Stadien der Organisation bis zu völlig verödeten Zellsträngen
beobachten; diese bleiben noch längere Zeit sichtbar, aber
sind zum Schluss nicht mehr immer als Gefässreste wieder
zu erkennen. Die Veränderungen in den Gefässen des Meso-
rpetriums sind in der Hauptsache die gleichen, nur nehmen
sie meistens mehr Zeit in Anspruch wegen des grösseren
Calibers. Auch umgeben sich einige mit einem schmalen
hyalinen Mantel, was in der Muscularis Ausnahme ist^).

Die Involution der Gefässe geht mit der der Muscularis
ziemlich parallel, bei beiden verschwinden die Vacuolen un-
gefähr zu der gleichen Zeit; mit der Rückbildung des Placentar-

\') Von einer Einwanderung syncytialer Elemente, welche die Involution
der Gefässe einleiten und vermitteln sollen, wie Stolper und Hermann (1904)
dies für Cavia beschrieben, habe ich bei Talpa nichts gesehen.

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Testes beobachtet man aber beträchtliche Differenzen. Wenn
in diesem die Necrose noch gar nicht oder nur eben angefangen
hat, können die Gefässe sich schon fast zur Norm zurück-
gebildet haben und umgekehrt kann man in Uteri, wo der
Piacentarrest abgestossen und die Epithelbedeckung eine fast
continuierliche ist, noch nicht ganz organisierte Thrombi und
Vacuolen in Muscularis und Arterienwand antreffen. Die beiden
Involutionen gehen also offenbar ihren eigenen Weg.

An dieser Stelle möchte ich auch bemerken, dass die In-
volution in den Knoten eines und desselben Uterus ab und
zu verschieden weit vorgeschritten sein kann. Einmal sah ich
sogar, dass in einem der Piacentarrest abgelöst war, während
in einem anderen die Necrose nur eben angefangen hatte.

E. 3Iesonietrale Mucosa.

Der Besprechung von den Änderungen, welche in der meso-
metralen Mucosa stattfinden, muss eine Ergänzung der Be-
schreibung des Uterus ä terme vorangehen. Wie wir gesehen
haben, wird ungefähr ein Drittel der ganzen Circumferenz durch
die discoidale Placenta eingenommen; beiderseits schliesst sich
eine Strecke an (a e und c d in Fig. 9), wo die Keimblase in
keine nähere Beziehung mit der Uteruswand getreten ist. Mit
dem mesometralen Teil (dme), welcher auch circa ein Drittel
der Circumferenz beträgt, ist die Verbindung eine innige: der
Trophoblast verschmilzt mit dem Uterusepithel. Strahl meint,
dass dieses fortbestehen bleibt, Vernhout constatierte, dass
es an vielen Stellen angefressen wird, .jedenfalls wuchert diese
Verklebungsschicht gar nicht in die Tiefe, doch bleibt sie durch
eine Basalmembran bis zuletzt deutlich von der Mucosa ge-
trennt. Zwischen den Zellen, welche oft lang ausgezogen er-
scheinen, sieht man viele Löcher und Hiaten; es ist nicht un-
wahrscheinlich, dass dieselben mit dem embryonal-mütter-

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liehen Stoffwechsel in Verbindung stehen. Dass in dieser meso-
metralen Zone ein Austausch stattfindet, halte ich für sehr
wahrscheinlich. Erstens auf Grund der hohen cylindrischen
Form der Trophoblastzellen über den Drüsenmündungen, wo
sie genau so aussehen wie die Zellen der Chorionblasen in
den früheren Stadien der Placenta. Zweitens habe ich an der
Innenseite der Dotterblase von fast ausgetragenen Embryonen
eine Anzahl von grösseren und kleineren Papillen gesehen.
Diese haben eine Achse von Bindegewebe, worin oft stark
gefüllte Gefässe verlaufen und sind bekleidet mit einem hohen
Epithel. In der Dotterblase trifft man wiederholt Coagula an.
Dies weist wohl auf eine Activität von diesem Organ hin, wobei
vermutlich auch das nächstliegende mütterliche Gewebe eine
Rolle zu spielen hat. Drittens scheint mir die hyaline Ent-
artung von den oberflächlichsten Teilen des Stroma im Puer-
perium dafür zu sprechen, dass dieses Gewebe sich in der
Schwangerschaft auf irgend eine Weise beteiligt hat. Die Drüsen
haben wie die antimesometralen oft einen Inhalt von Blut,
Lymphe, abgestossener und degenerierender Epithelien und
Leucocyten.

W^o in den Drüsenmündungen die beiden Epithelarten an-
einander grenzen, kann man am deutlichsten den Unterschied
wahrnehmen. Die Drüse ist ausgekleidet mit gleichmässigen
cylindrischen oder cubischen Zellen; die Kerne sind von der-
selben Grösse und regelmässig angeordnet. Ohne scharfen Über-
gang sieht man daneben die anderen Zellen, blässer, viel höher
als breit, verschieden in Grösse und Form, oft lang ausgezogen,
unregelmässig angeordnet; auch die Kerne sind grösser, un-
gleich, nicht in demselben Niveau, aufgetrieben und blass, in der
Regel mit einem deutlichen dunklen Nucleolus; gelegentlich
sieht man auch mehr als eine Reihe von Zellen und Kernen.

Schon vor der Geburt ist diese Verklebungsschicht auf

0

kleinen Strecken voneinandergerissen (Artefact?). Die eigent-

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liehe Loslösung sieht man am schönsten nach einem Partus
praematurus. Durch die Retraction der Muscularis, welche
mesometral am stärksten ist, wird die dortige Mucosa mit den
benachbarten Teilen der Eihüllen in Falten gelegt; an einigen
Stellen bleibt die Verbindung auch jetzt noch intact; an vielen
wird sie aber gelöst und sieht man sozusagen die Abwickelung
vor sich gehen. Oft bleibt eine grössere oder kleinere Zahl
embryonaler Zellen zurück. Bei der normalen Geburt werden,
wie gesagt, die Eihüllen mitsamt dem Embryo entfernt. Ein
paar Mal sah ich, auch in späteren Stadien, zusammengefaltete
Reste derselben i).

In fast jedem Uterus von Stadium B und C findet man
nebeneinander:

Stellen, bedeckt mit den unregelmässigen Resten der Ver-
klebungsschicht, welche ich ihrem Aussehen nach als Palissaden
bezeichnen will; Fig. 32 wird dies besser demonstrieren als
eine ausführliche Beschreibung;

Stellen, wo die ganze Schicht entfernt ist und wo das
Stroma nackt liegt, oder noch bekleidet von der Basalmembran,,
die oft sehr deutlich zu sehen ist;

Stellen in der Nähe von Drüsenmündungen, wo das Drüsen-
epithel sich als eine einreihige, ziemlich regelmässige Schicht
niit Zellgrenzen eine Strecke fortsetzt; dieselbe kann plötzlich
aufhören, oder weiter durchlaufen, als ein sich schmälerndes,
plasmatisches Band, mit hie und da Kernen, doch ohne Zell-
grenzen, wie das auch von verschiedenen Untersucherii als
vorläufige Bedeckung an der Placentarstelle beschrieben wurde.
Die Kerne sind ungleich von Grösse, oft oval und mit ihren

\') Einmal sogar sehr viel, an einer Stelle noch mit der Mucosa in Ver-

indung. Auch antimesometral sieht dieser Uterus anders aus als die übrigen,

so dass hier, die ganze Involution auf abnormaler Weise vor sich zu gehen
scheint.

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Längsachsen parallel zur Oberfläche; wo sie liegen, ist das
Band vielfach etwas dicker.

Es hängt von verschiedenen Umständen ab — unter
anderen wieviel embryonale Elemente zurückbleiben —, wie
diese Bedeckung in der ersten Zeit aussehen wird, und das
Bild kann somit ein sehr wechselndes sein, in verschiedenen
Uteri, aber auch in verschiedenen Schnitten einer und derselben
Serie. Dies ist auch unzweifelbar eine der Ursachen, dass die
Involution hier unregelmässig und nicht parallel mit der des
Piacentarrestes verläuft; jede geht sozusagen ihren eigenen
Weg. Es kann vorkommen, dass, wenn in dem Piacentarrest
die Necrose nur eben angefangen hat, das mesometrale Epithel
schon continuierlich, einreihig und leidlich regelmässig ist; in
anderen Fällen ist der Piacentarrest abgestossen, während meso-
metral noch Palissaden zu sehen sind.

Die „nackten" Strecken sind selten gross, meistens auf-
fallend klein; sie können auch schon im Stadium B ganz fehlen.
Zwischen zwei Exeikammern ist das Epithel in der Regel con-
tinuierlich und ziemlich regelmässig; es kann gelegentlich auch
dort fehlen. Bei einigen Exemplaren vom Stadium B wird die
Bedeckung grösstenteils aus Palissaden gebildet, oft von be-
deutender Höhe 1). Offenbar sind an solchen Stellen die Elemente
durch die Contraciion der Muscularis stärker zusammenge-
schoben. Sie sind weniger zusammenhängend und viel blässer
als das übrige Epithel und ausserordentlich unregelmässig
(Fig. 15 und 32). Soweit die Zellgrenzen noch bewahrt blieben,
sind sie sehr ungleich in Grösse und Form; auch zeigen sie viele
Vacuolen. Sehr oft sind die Zellgrenzen aber verschwunden
und liegen die Kerne zerstreut in einem diffusen, manchmal
schlecht gefärbten Zwischenstoff mit grossen Löchern. Auch die

\') Ich habe PaJissaden-Schichten von 144 bis 216 ft gemessen; die Höhe
von gewöhnlichem Epithel beträgt durchschnittlich 11—18 p.

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— 65 —

Kerne differieren stark in Form und Grösse; sie sind immer
blass, oft eckig, oder gebläht, mit einem bis zwei dunklen Nu-
cleoli, oder mehreren Chromatinkörnern. Ab und zu sind von
den Kernen nur noch farblose Bläschen übrig. Auch kommt eine
Fragmentierung von zwei oder drei Kernen in einer Zelle vor;
Mitosen habe ich nicht gesehen. Die Palissaden können der
Basalmembran, welche sich übrigens meistens zu einem Basal-
band verbreitert hat, direct aufsitzen oder davon streckenweise
abgehoben sein. Alsbald werden grössere und kleinere Strecken
dieser Schicht abgestossen und im Stadium C ist in der Regel
nur noch wenig davon übrig. Hier und da ist in Serien sehr
schön zu verfolgen, wie ein solcher letzter Rest durch regel-
mässigeres Epithel ersetzt wird.

In den Drüsenfundi stehen die Zellen und Kerne in
Stadium B und C oft sehr stark aufeinandergedrängt: von hier
aus findet offenbar ein Hinaufschieben dieser Elemente statt.
Mitosen sind nicht immer bald und leicht zu entdecken. Am
meisten beobachtet man dieselben in den Drüsenmündungen
und an der Oberfläche. • Im Stadium C sind nackte Stellen
nunmehr eine Seltenheit, die Mucosa ist grösstenteils bekleidet
mit einem einreihigen Epithel, das offenbar von allen Seiten
aufgeschoben ist. Noch lange sieht man auf kurzen Strecken
ein schmales plasmatisches Band.

Bezüglich, des Vorkommens von Fett in diesem Epithel
muss ich bemerken, dass ich vom Stadium B keine Osmium-
präparate habe und dass in denselben vom Stadium C die
Bedeckung schon eine ziemlich regelmässige ist, Palissaden
jedenfalls fehlen. In
mehreren Zellen finde ich jedoch Fett
in kleineren oder grösseren Tropfen, die Zellen ab und zu
grösstenteils ausfüllend, aber immer nur auf kleinere Bezirke
begrenzt; sehr oft in den Epithelknospen. In den Palissaden
wird man demnach auch Fett vermuten dürfen. Wo das Epithel
einreihig und regelmässig ist, sind die Tröpfchen selten und

5

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— 66 —

sehr klein. Auch im Stroma kommen nur vereinzelte, nie stark
mit Fett gefüllte Zellen vor.

Wir sehen also, dass mesometral die Epitheldefecte nicht
beträchtlich sind und bald eine vorläufige Bedeckung erhalten.
Denn als die definitive darf man dieselbe noch nicht betrachten,
dafür bieten die Zellen und Kerne noch zuviel Unregelmässig-
keiten und Degenerationszeichen (Fig. 38 und 39). Man findet
an verschiedenen Stellen erhebliche Unterschiede in Grösse,
Form und Tinction; Zellen ragen vereinzelt, keulenartig, oder
mehrere zu Knospen vereinigt im Lumen hervor, um nachher
ausgestossen zu werden; die Kerne sind von der Basis ent-
fernt in die Peripherie verlagert; Vacuolenbildung verschieden
weit fortgeschritten, anfangend mit Aufhellung des Cytoplasmas,
oft zuerst an der Basis; die Kerne werden blässer mit Anhäufung
des Chromatins als schmaler Saum an der Peripherie oder in
mehreren centralen Körnern; die Kerne werden dunkel, eckig
und unregelmässig von Contur, schrumpfen zusammen (Pyc-
nose); Fragmentierung; Auflösung der
Kernmembran; die
Kerne fallen in dunkle Körner auseinander; die Kerne werden
heller, grösser, gebläht, wobei sich das Chromatin an der Peri-
pherie oder als Klümpchen im Centrum ansammeln kann oder
auch ganz verschwindet. Kurz, ich sehe beim Maulwurf
all
die Arten von „chemischen und morphologischen Degene-
rationen \\ind
DeConstitutionen", die Wormser für den
menschlichen\' Uterus beschreibt und abbildet; sozusagen,
finde ich viele seiner Abbildungen direct in meinen Präparaten
wieder. Ebenfalls sehe ich die Durchwanderung von Leuco-
cyten; auch hie und da kleine, dunkle, runde Kerne, oft von
einem Hof umgeben, an der Basis des Epithels, sowie im Stroma
der Mucosa, welche wohl mit den „Ersatzzellen des Epithels"
von G o 11 s c h
a 1 k und von Klein (1891) identisch sind; dass
aber aus diesen Elementen Epithelzellen entstehen, konnte ich
nicht nachweisen, halte es auch nicht für wahrschein-

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— 67 —

lieh. Auch die von mehreren Autoren erwähnten „Stiftchen-
zellen" habe ich in grosser Anzahl angetroffen, in verschiedenen
Nuancen. Ich halte diese ohne Zweifel für Abkömmlinge der
Epithelkerne. In fast jedem Schnitt, wo diese Stiftchen in ge-
nügender Anzahl vorkommen, kann man alle Übergänge be-
obachten zwischen normalen und dunklen Kernen; diese werden
schmal und schmäler, zu gleicher Zeit manchmal etwas ge-
bogen und sehen allmählich genau aus wie Stiftchen (Fig. 39).
Es gibt auch Kerne, die bei einem gewissen Stand der Micro-
meterschraube noch leidlich normal aussehen; bei einem
anderen Stand aber wie Stiftchen. Oft hat man direct den
Eindruck, dass sie entstehen durch seitlichen Druck der anderen
Zellen. Es scheint aber, dass sie aucli noch auf andere Weise
gebildet werden können. Manchmal sieht man einen mehr oder
weniger gebogenen Stiftkern neben einer Vacuole liegen, und
ich habe auch Bilder gesehen (Fig. 38), woraus meines Er-
achtens sehr wahrscheinlich wird, dass es Stiftchenkerne gibt,
die nichts sind als ein zusammengedrückter Rest eines vacuoli-
sierten Kernes. Derartige Bilder erinnern an die halbmond-
förmigen Kerne aus seoernierenden Drüsen. Nur ausnahms-
weise findet man diese Degeneration allgemein, d. h. dem
ganzen Epithel entlang; in der Regel wechseln sie ab mit
Strecken von normalen Zellen. Von einer Regelmässigkeit im
Verlauf ist nur insofern die Rede, dass in den späteren Stadien
die Anzahl der degenerierten Elemente gegenüber der der nor-
malen stets abnimmt, indem jene allmählich verschwinden und
ihre Stelle durch diese eingenommen wird; manchmal sieht
man gerade den Moment, wo sie abgestossen werden. Ob alle
Zellen, wo eine Degeneration angefangen hat, völlig zugrunde
gehen, abfallen und durch andere ersetzt werden müssen, weiss
ich nicht; ich meine, dass sich vielleicht ein Teil derselben
wieder erholt und zu normalen Zellen ausbilden kann. Ver-
einzelte Unregelmässigkeiten, Knospen im Begriff abzufallen,

5*

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— 68 —

Zellen mit hellem Cytoplasma und geblähtem Kern, apicalen
Stand der Kerne, Vacuolen und vor allem Stiftchen, kann man
noch bis in den letzten Stadien wahrnehmen und sind mit
als Diagnosticum zu verwerten.

Eine andere, ebenfalls fast constant bis in den letzten
Stadien vorkommende Erscheinung ist die hyaline Degeneration
von sub epithelialem Bindegewebe. Ich habe schon erwähnt,
dass die Basalmembran sich post partum als Regel zu einem
Basalband verbreitert hat; dieses ist von wechselnder Stärke,
ohne Structur, meistens homogen, und färbt sich mit verschie-
denen Farbstoffen, ähnlich wie Hyalin. Oft sind die Epithel-
zellen darin eingebettet, gewissermassen verankert, oft liegt
auch das Epithel nur lose auf oder ist etwas abgehoben. Gegen
das unterliegende Stroma ist die Grenze meist scharf, manchmal
aber dringen auch Bindegewebszellen in das Band hinein oder
findet man durchwandernde Leucocyten. Die Mucosa selbst
ist nicht in allen Uteri die gleiche: die Dicke kann variieren;
bald sieht man weniger, bald viele Falten und diese können
niedrig sein oder viel höher, mit tiefen schmalen Tälern da-
zwischen. Das Stroma ist kurz post partum oft locker, am
meisten in der Nähe der Muscularis, während man subepithelial
vielfach eine compacte Schicht antrifft. Nach und nach wird
das ganze Gewebe compacter, zumal wenn die Lymphe, welche
anfangs oft in grösserem oder geringerem Grade ausgeschwitzt
wurde, wieder verschwunden ist. Die Zahl und Grösse der
Lymphspalten wechselt auch, die meisten sind an der Grenze
der Muscularis. Die Mehrzahl der Zellen und Kerne sieht aus
wie im nicht puerperalen Uterus; es gibt .aber auch welche,
die Unregelmässigkeit zeigen in Structur, Farbe und Grösse;
viele würde man, wenn man sie im Anfang der Gravidität anti-
mesometral anträfe, als „deciduale Elemente" bezeichnen. Oft
liegen zwei bis vier von diesen Kernen blass, gebläht, mit mehr
oder weniger deutlicher Kernmembran, eng zusammen\' um-

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geben von einer feinen Linie. Die Zahl der dunkel gefärbten
Leucocyten wechselt sehr in den verschiedenen Objecten; oft
sieht man auch kleine dunkle Klümpchen, die Reste von aus-
einandergefallenen Kernen. Nur selten findet man, dass eine
grössere Anzahl von Zellen und Kernen diese Veränderungen
aufweisen (z. B. 256). Es ist auffallend, dass in diesem Präparat
die Degeneration im Epithel auch eine ausgebreitete ist. Die Ver-
mutung liegt nahe, dass hier der mütterlich-embryonale Stoff-
wechsel mesometral intensiver Avar wie sonst und dass deshalb
die Gewebe stärker in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Die Drüsen variieren auch, was ihre Zahl und Weite be-
trifft; meist sind sie nicht stark geschlängelt und verzweigt.
In einigen Präparaten vom Stadium B, wo die Mucosa breit
und locker ist, sind mehrere Drüsenlichtungen sehr gross. An
den Mündungen kommen Degenerationen vor wie in, dem übrigen
Epithel, jedoch weniger stark und in den Fundi sind sie viel
seltener. Ich erhielt den Eindruck, dass, wenn mesometral
eine Drüsenvermehrung überhaupt stattfindet, dieselbe von sehr
geringer Bedeutung ist. Der Inhalt, welchen man am Ende der
Gravidität in einigen Lumina findet, verliert sich allmählich;
nachher kann man, wie auch in antimesometralen Drüsen,
einen schwach rötlich gefärbten Inhalt antreffen. Gelegentlich
kommt auch mesometral eine Cyste vor (S. 81).

Zum Schluss seien noch die Blutgefässe erwähnt; grössere
sind überhaupt selten, die meisten sind Capillaren. Die Zahl
und die Füllung derselben wechselt in den verschiedenen Uteri.
Ausser in dem schon erwähnten Basalband, findet man auch
im Stroma viele hyalin-entartete Stellen. Nach dem ge-
schlängelten Verlauf, der in vielen Schnitten sehr schön zu
verfolgen ist, meine ich, dass es sich auch hier um verödete
Gefässe handelt, sie werden aber nie so gross und breit wie
die entsprechenden Stellen antimesometral und an den Seiten;
auch ist die Entstehung aus den Gefässen, wahrscheinlich weil

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die Wände so sehr dünn sind, nicht so deutlich zu beobachten
wie dort. Vielleicht sind nicht alle Hyalinschollen früher Ca-
pillaren gewesen, sondern es könnte ein Teil aus den degene-
rierenden Zellen und Zellgruppen entstanden sein. Diese sind
dann rund, nicht länglich oder geschlängelt. Es dauert lange,
bis das mtsometrale Hyalin ganz verschwunden ist — dies
geschieht in derselben Weise wie an den anderen Stellen;
in einigen Objecten war es das letzte deutliche puerperale
Zeichen.

F. Eijithel und Drüsen.

Wie ich auf Seite 17 schon erwähnte, durchsetzen die
Drüsen bis zu einem gewissen Stadium die ganze Placenta
und münden in die Innenfläche derselben in die Chorion-
blasen aus (Strahl [1892]).. In den letzten Stadien sind diese
verschwunden und ist von den Placentardrüsen in der Placenta
selbst auch nichts mehr zu sehen; die Fundi bleiben jedoch
fortbestehen und sind in grösserer oder kleinerer Zahl nahe
bei der Muscularis zu finden. Die Lumina sind nicht sehr weit,
das Epithel niedrig cylindrisch oder cubisch und meistens gut
erhalten. Das Lumen hat sehr oft einen Inhalt; Blutkörper-
chen und aufgequollene Zellen, zwischen welchen Leucocyten
liegen. Diese Zellen, welche hier und da Degenerationszeichen
bieten, und zu einem structurlosen Detritus zusammengeballt
sein können, halte ich für Reste der Placentardrüsen. Post
partum wird durch die Contraction des Uterus die Zahl der
Drüsen auf jedem Schnitt relativ grösser. Schnitte, wo die
Drüsen ganz fehlen, sind sehr selten. Die meisten und die
weitesten finden sich in der Nähe der Umschlagstelle (Fig. 15
u. 16). Viele, auch die mesometralen, haben ihren Detritusinhalt.
In den späteren Stadien sieht man, wie die Drüsen allmäh-
lich zugenommen haben an Zahl und an Grösse; dies erste ist

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zum Teil wohl bedingt durch die Verkleinerung des ganzen
Uterus, wodurch das vorhandene Material auf ein kleineres
Gebiet zusammengedrängt wurde; zum Teil meine ich doch,
dass auch eine directe Vermehrung stattgefunden hat. Das
Grösserwerden der Lumina und die bei vielen sichtbaren Aus-
buchtungen deuten meines Erachtens darauf hin. Was hierbei
die grösste Rolle spielt, eine wirkliche Zellvermehrung oder
eine flächenhafte Ausbreitung der präexistierenden Elemente,
lässt sich schwer sagen. Die Zellen und Kerne stehen aller-
dings meistens sehr dicht aufeinander gedrängt, so dass mau
wohl annehmen dürfte, dass genügend Epithel vorhanden wäre,
um eine ausgiebige Mitose überflüssig zu machen. Und dann
wird durch diese dichtgedrängte Anordnung das Auffinden von
Mitosen ausserordentlich erschwert. Ich habe jedoch welche
gefunden; musste allerdings oft lange darnach suchen. Übrigens
lässt die Tatsache, dass in der Nähe von den Umschlagsfalten
in sehr vielen Präparaten die meisten Drüsen zu finden sind,
an die Möglichkeit denken, dass von vorn und hinten und von
der mesometralen Mucosa her Drüsenmaterial für die Placentar-
stelle geliefert werden könnte. Wie dem auch sei, es ist sicher,
dass zu der Zeit, wo der Piacentarrest necrotisch geworden ist
und anfängt losgelöst zu werden, subplacentar bedeutend mehr
Drüsen sind als vorher und dass viele ihrer Lumina sich er-
weitert haben. Nur in wenigen Präparaten sind die Drüsen
spärlich.

L o s 1 ö s u n g.

Wir haben gesehen, dass bei Talpa die Placenta bis zum
Ende der Schwangerschaft mit breiter Basis auf der Unterlage
aufsitzt und dass also eine Unterminierung ante partum, wie
dies bei einigen Tieren der Fall ist — Maus, Aguti, Paca
(Strahl [1906]), Tarsius (K u r z [1904]), — nicht stattfindet.
In einigen Fällen blieb die Verbindung eine derartig breite, noch

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bis zu dem Moment, wo der Piacentarrest schon vollkommen
necrotisch ist (s. Fig. 17). In anderen Fällen findet aber post
partum eine Unterminierung statt, wie dies aus Fig. 6 deut-
lich hervorgeht. Microscopisch zeigt sich, dass nicht nur die
Mucosa an den betreffenden Stellen von einem grösstenteils
regelmässigen und geordneten Epithel bekleidet ist, sondern
dass auch ein immer schmäler werdender Epithelsaum den
Piacentarrest auf einer gewissen Strecke bedeckt, hieran s. v. v.
emporgekrochen ist. Vielleicht könnte man zwei Arten von
Loslösung unterscheiden: eine centrifugale und eine centri-
petale. Bei der ersten sieht man alsbald verschieden grosse
Löcher im Centrum, die allerdings wenigstens zum Teil Artefacte
sein dürften, welche in diesem mürben, brüchigen Gewebe
sehr leicht entstehen können, während an den Seiten der Zu-
sammenhang noch völlig ungestört ist (Stelle Ums Fig. 15).
Bei der anderen wird ein schmaler centraler Stiel gebildet.
Auch hier muss man in vielen Schnitten die Trennungslinie
infolge ihrer Schärfe wohl als Artefact bezeichnen, in anderen
jedoch bin ich überzeugt, die wirkliche physiologische Schei-
dungslinie vor mir zu sehen. So z. B. in Fig. 18. Fast regel-
mässig läuft diese Linie durch die Demarcationszone der
Leucocytenhaufen und der Fettzellen, oft auch durch oder
nur wenig über die Drüsenschicht. Zuweilen ist sehr schön zu
sehen, wie eine derartig geöffnete erweiterte Drüse ihre
Ränder wie einen Becher ausbreitet und ihr Epithel die be-
nachbarte Mucosa auf kurze Strecke deckt. Es ist deutlich,
dass auf diese Weise der Epitheldefect an der Trennungsstelle
nicht unerheblich beschränkt werden kann. Aus der Verglei-
chung von Fig. 18 mit Fig. 19 geht meines Erachtens zur
Genüge hervor, dass hier die Loslösung eine centripetale war.
Ob die centrifugale Art und Weise wirklich vorkommt, kann
ich an meinen Präparaten nicht mit vollkommener Sicherheit
nachweisen.

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Von den Präparaten mit mehr oder weniger grossen Epithel-
defecten scheint mir das auf Fig. 19 abgebildete am kürzesten
nach der Loslösung conserviert zu sein. Die Abreissstelle ist
auf Querschnitt in mehreren Schnitten relativ schmal, auf Längs-
schnitten aber ziemlich lang. Dieselbe sieht sehr uneben und
unordentlich aus. Ein Teil ist von einem mehr oder weniger
unregelmässigen Epithel bekleidet, das sich von dem benach-
barten Epithel oder den Drüsen her fortsetzt. Viele Drüsen
sind geöffnet, andere ragen bis an oder in das Uteruslumen
hervor mit ihren noch geschlossenen Mündungen, deren Epithel
in Degeneration begriffen ist. Dasselbe ist der Fall mit vor-
getriebenen Epithelknospen. Halbwegs degenerierte Epithel-
fetzeu liegen teilweise oder ganz frei im Lumen. Das Stroma
sieht so aus, wie in dem Stiel von Fig. 18; so weit es nicht
hyaline Schollen sind, besteht es aus regellos durch- und neben-
einanderliegenden zelligen Elementen, die verschiedene De-
generationszeichen bieten können uiul oft miteinander in keiner-
lei Verbindung stehen. Darunter findet man eine wechselnde
Zahl Leucocyten. Der Zwischenstoff ist diffus und nur wenig
gefärbt, enthält viele kleine Löcher und Vacuolen. An
mehreren Stellen ist aber dies eben beschriebene Gewebe ohne
Epithelbedeckung; es frägt sich nun, wie diese nachher zustande
kommt. Von den verschiedensten Autoren wurde angegeben,
dass, wie bei einer sonstigen Wunde das persistierende Epithel
von den Seiten her sich über den Defect schiebt und zwar
zuerst als ein immer schmäler werdendes plasmatisches Band,
welches dann nach und nach durch definitive Deckzellen er-
setzt wird; derselbe Vorgang also, wie er von Peters (1885)
für das Corneaepithel beschrieben wurde. Wie ich auf S. (53
sagte, kommt ein solches Band als vorläufige Bedeckung beim
Maulwurf mesometral vor. Auch an der Loslösungsstelle habe
ich es gesehen, doch nicht oft und nie so schön wie meso-
metral oder in einigen Tupajapräparaten. Gelegentlich mag

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_ 74 —

das Microtommesser Schuld gewesen sein, wodurch bei der
Brüchigkeit der betreffenden Stellen die Elemente in ihrer
Beziehung zueinander noch undeutlicher wurden. An vielen
Stellen scheint auch bereits eine weitere Stufe des Bandes vor-
zuliegen; es ist da fast so hoch wie Epithelzellen, allerdings
noch ohne Zellgrenzen. Oft endet es schroff wie abgeschnitten
und ist da etwas dicker und plumper. Die Kerne sind vielfach
unregelmässig in Grösse und Form und zeigen Einschnürungen,
welche als directe Teilung gedeutet werden könnten. Durch
die Unregelmässigkeiten und Degenerationen ist es nicht immer
möglich zu entscheiden, ob eine bestimmte Zelle zum Binde-
gewebe oder zum Epithel gerechnet werden muss und könnte
man vielfach zuerst meinen, dass hier und da das Letztere
aus dem Ersteren entstünde, wie Duval (1890) für die Maus
behauptet hat. • Wo an wenigen Stellen die Bilder eventuell
auch auf diese Weise interpretiert werden könnten, da ergibt
doch eine genaue Betrachtung der Schnitte und Serien, dass
diese Hypothese auch für den Maulwurf unhaltbar ist.

Es kommt mir aber vor, dass die Epithelbedeckung teil-
weise auch auf andere Weise zustande kommt. Erstens retra-
hiert sich der Uterus immer noch, wodurch das vorhandene
Epithel auf eine kleinere Oberfläche zusammengedrängt wird i);
zweitens ist die Möglichkeit einer Verschiebung der ganzen
Mucosa nach dem Defect zu, wie dies auch von Duval (1889)
beim Kaninchen angenommen wird, nicht von der Hand zu
weisen; und drittens liefern die Drüsen einen Teil, wie ich
mit Sicherheit an einigen nachweisen konnte. In Fig. 19 und
41 sieht man solche erweiterte Drüsen, die bis an die Ober-
fläche vorgedrungen sind; vielleicht muss man dies weniger

») An einem Präparat ist sehr schön zu sehen, wie die Placentarstelle
zusammengeschoben wird, wodurch eine Anzahl grösserer und kleinerer Falten,
Zacken und Knospen entsteht, die zum Teil nachträglich abfallen werden.
(Fig. 40.)

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— lb —

als ein Vordringen, sondern eher als ein Entblösstwerden be-
zeichnen, da viele der nächstliegenden Stromaelemente degene-
rieren und abfallen. Der in das Lumen vorragende Teil solcher
Drüsen zeigt ausnahmslos degenerative Änderungen, und wenn
er abgestossen ist, bildet das freikommende Drüsenepithel die
Bedeckung. Dies stimmt also überein mit den Angaben von
verschiedenen Autoren, die denselben Vorgang beschrieben.
Unter anderen Kundrat und Engelmann (1873), Leo-
pold (1877, 1897), W o r m s e r (1903) beim Menschen, v. H e r -
werden (1905) bei Cercocebos cynomolgos.

Wie nun auch die erste Bekleidung stattfinden mag, das
Resultat ist, dass alsbald der Epithelsaum continuierlich ist;
ich meine, dass dies ziemlich schnell geschieht, da ich einen
grösseren Defect nur bei zwei Präparaten antraf. Trotzdem
das Abgestossenwerden so vieler Elemente wohl darauf hin-
weisen dürfte; dass ein Überschuss an Material da ist, findet
man bei einigem Suchen nicht allzu selten Mitosen, und zwar
am meisten in den Drüsen unweit von der Mündung. Dass auch
eine amitotische Zellvermehrung stattfindet, ist wohl möglich;
bei den zahlreichen Degenerationen lässt sich aber schwer
entscheiden, ob ein bestimmtes Bild eine Amitose oder ein
auseinanderfallender Kern ist. In dem Epithel gehen nämlich
noch viele Veränderungen vor sich, ehe mau von einer defi-
nitiven Bedeckung sprechen kann. Hauptsächlich sind dies die-
selben „morphologischen und chemischen Deconstitutionen",
wie an der mesometralen Mucosa. Die Vacuolenbildung ist
stärker, auch auf Entfernung von der Placentarstelle. Leuco-
cyten steigen hinauf in das hyaline Band — das auch hier
oft subepithelial gefunden wird, aber meistens schmäler als
•mesometral —, liegen an der Basis des Epithels oder durch-
setzen es. Bald sind es einfache Rundzellen, bald sind sie
von einem hellen Hof umgeben. Oft findet man zwei Kerne
in derartigen Vacuolen; in anderen Fällen aber scheinen es

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— IQ —

keine Leucocyten, sondern Epithelia zu sein, welche den auf
S. 66 erwähnten Ersatzzellen ähnlich sehen. Aber auch hier
Hess sich nicht nachweisen, dass daraus Epithelzellen ent-
stehen; vielmehr machen sie den Eindruck, im Rückgang be-
griffen zu sein.

Auch hellt sich hie und da das Cytoplasma von einem
oder mehreren nebeneinanderliegenden Epithelzellen auf. An
einigen Stellen kann man sehen, wie ein paar Zellen ihren
Inhalt entleert haben, während die Kerne an der Basis zurück-
bleiben. Dies wäre wohl als eine schleimige Entartung auf-
zufassen. In dem betreffenden Präparat ist die Aufhellung
und Vacuolenbildung ziemlich stark. Weiter findet man Stift-
chenzellen, auch in den Drüsen; im übrigen ist das Epithel
schon leidlich regelmässig. Die meisten Kerne stehen basal
geordnet, parallel und zeigen keine Degenerationen. Wenn die
Zacken und Knospen verschwunden sind und dadurch die Form
des Lumen eine regelmässige geworden ist, sieht man doch
noch vielfach Stiftchenzellen und Vacuolen und zwar oft am
meisten in einiger Entfernung von der Piacentars teile i). Von
einer Regelmässigkeit in diesen Erscheinungen ist auch hier
wieder nicht die Rede; ich habe Uteri gesehen, wo die sonstigen
puerperalen Merkmale schon sehr geringfügige waren, das
Epithel in einem gewissen Bezirk aber noch viele Vacuolen
aufwies und umgekehrt. Uteri mit vielen grossen hyalinen

\') Hier will ich eine besondere Form des Epithels erwähnen, die ich in
einigen Präparaten antraf und wovon Fig. 43 eine Abbildung ist. Zuerst
meinte ich es mit einer Schicht von Leucocyten zu tun zu haben. Alsbald aber
zeigte sich, dass derartige Stellen immer allmählich in deutliches Epithel sich
fortsetzen, das aber noch eine Strecke weit aus sehr hohen Zellen besteht,
mit schmalen, dunklen, dichtgedrängten Kernen, wozwischen viele Stiftchen.
Ich vermute, dass derartiges Epithel einem besonderen Druck Verhältnis oder
einem Zusammenschieben seinen Ursprung verdankt. Der eine Teil der Figur
stellt dann einfach eine andere Schnittrichtung des anderen Teiles vor. Eine
schiefe Schnittrichtung erklärt auch den breiten, diffusen, nicht scharf be-
grenzten Saum, der an vielen Stellen den Epithelkernen nach dem Lumen zu
aufsitzt.

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Schollen und einem, fast vollkommen gleichmässigen Epithel.
Man kann nur sagen, dass die veränderten Gebilde sich nach
und nach verlieren; ob sie alle zugrunde gehen und entfernt
werden, oder ob wenigstens ein Teil sich zur Norm wieder
ausbildet, habe ich nicht feststellen können, halte es aber
für nicht unwahrscheinlich. Schliesslich ist jedenfalls das
Lumen wieder ausgekleidet von einem grösstenteils normalen,
regelmässig-cylindrischen Epithel, das dem eines nicht puer-
peralen Uterus sehr ähnlich sieht. Nur findet man bei den
puerperalen statt einer deutlichen scharfen Basalmembran
meistens noch ein etwas breiteres, diffuses, hyalines Band. Ich
muss aber bemerken, dass ich ein derartiges Band auch sah
bei Tieren, die im März getötet wurden und wo also von einem
kurz vorhergegangenen Puerperium nicht die Rede ist .In solchen
Uteri sah ich auch, nicht allgemein, sondern nur hie und
da, Aufhellung des Cytoplasmas, Vacuolenbildung, Rundzellen
mit oder ohne Vacuole an der Basis des Epithels, sogar ver-
einzelte Stiftchenzellen. Allerdings keine hyaline Schollen oder
ein hyalines Band mesometral. Dass dies noch Reste einer
Involution vom vorigen Jahre sind, halte ich für unwahrschein-
lich; vielleicht handelt es sich um Secretionsvorgänge oder
locale Schädigungen.

Der lose Piacentarrest bleibt noch eine Zeit im Lumen
zurück und wird erst nach und nach entfernt. Diese Masse
scheint durch die Rehandlung zusammenzuschrumpfen oder
Flüssigkeit zu verlieren. Alle Uteri aus diesem Stadium er-
schienen nämlich beim Fixieren ziemlich prall gespannt, ihren
Inhalt eng umfassend an den prominierenden Stellen etwas röt-
lich durchschimmernd, während auf den Schnitten der Inhalt
sich überall mehr oder weniger von der Wand zurückgezogen
hat. Vorläufig bleibt also diese Wand noch ausgedehnt und unter
Umständen sehr dünn. Erst wenn der Inhalt (grösstenteils)
herausbefördert ist, kann der Uterus sich weiter zusammen-

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ziehen und verkleinern. Wie ich mich beim Secieren der Tiere
mehrmals überzeugen konnte, hat der Uterus oft eine deut-
liche Peristaltik, wie eine Darmschlinge, und wechselt die Form
von Augenblick zu Augenblick. Es hängt also etwas vom Zu-
fall ab, in welcher Phase sie gerade fixiert werden. Diese Peri-
staltik wird sicher auch nicht ohne Einfluss auf die Form des
Lumens bleiben und dies erklärt wahrscheinlich zum Teil die
Unterschiede, die man zu sehen bekommt. Auch spielt hier
noch eine Rolle die Schnelligkeit, womit der ausgelaugte Pia-
centarrest verschwindet; in einigen Fällen ist dieser schon
ganz weg und der Uterus contrahiert oder zusammengeklappt,
während noch ein erheblicher Epitheldefect besteht. In anderen
Fällen ist noch ein grösserer Rest da, das Uteruslumen weit
und die Wand sehr dünn, während das Epithel continuierlich
und grösstenteils regelmässig ist. Ebenfalls sind die hyalinen
Schollen — die Gefässreste — in dem einen Uterus eher ver-
schwunden als in dem anderen. Durch alle diese Umstände ist
in den letzten Stadien, so wenig wie in den früheren, von
Regelmässigkeit oder Schablone die Rede und kann das Aus-
sehen von den einzelnen Uteri ein sehr verschiedenes sein.

Endlich will ich noch die Neubildung der Drüsen an der
Placentarstelle besprechen. Wie ich schon sagte, sind die Drüsen
in etwas vorgeschrittenen Stadien der Involution zahlreicher
und weiter als im Anfang. Schon wenn der Piacentarrest noch
fest sitzt, kommen hier und da in den centralen — d. h. vom
Fundus am weitesten entfernten — Teilen Degenerationen vor,
welche ihre Höhe erreichen während und kurz nach der Los-
lösung; aber nie wird die ganze Drüse hierdurch angegriffen;
immer bleiben die Fundi mehr oder weniger gut erhalten.
Wohl sind manchmal die Zellgrenzen undeutlich oder sogar
ganz verschwunden und stehen die Kerne dicht aufeinander
gedrängt, während sich auch öfters Stiftchenzellen vorfinden.
Im übrigen bieten die Kerne in Form, Grösse und Tinction

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nicht mehr Verschiedenheiten untereinander, als man auch in
den Drüsen auf grösserer Entfernung von der Placentarstelle
sieht. In dieser findet man ebenfalls oft die Zellgrenzen mehr
oder weniger verwischt und die Kerne haufenweise aufeinander-
gedrängt. Derartige Bilder lassen sich hier wie da meines
Erachtens ungezwungen aus den verschiedenen Schnittrich-
tungen durch die offenbar stark gewundenen Drüsen erklären
und ich sehe keine Veranlassung, von einer „syncytialen An-
ordnung" zu sprechen. Als ich meine Präparate mit den Ab-
bildungen von W o r m s e r (1903) und Bauer (1900) verglich,
stellte sich heraus, dass die Drüsendegeneration bei Talpa sich
mehr auf die Oberfläche beschränkt und im allgemeinen auch
weniger hochgradig ist. In diesem Punkte wäre also mehr
Übereinstimmung mit der Maus (Burckhard [1904]). Wie
wir gesehen haben, bleibt bei den mesometralen Drüsen die
Degeneration auch auf deren Mündung beschränkt.

Was nun die eigentliche Neubildung anbelangt, so stehen
hier zwei Meinungen der Autoren einander gegenüber:
Die einen (u. a. Strahl für Nager und Igel, Kiersnowski
für Cavia, Kurz für Tarsius, v. H e r w e r d e n für Cercocebus)
beschreiben eine Einstülpung von Deckepithel; die anderen
(Leopold, M a y o r, Werth, W o r m s e r für den Menschen,
Burckhard für die Maus) stellen eine solche Einstülpung
in Abrede und lassen die Vermehrung von den persistierenden
Fundi aus erfolgen; Burckhard geht sogar so weit, den
ersten Modus für eine Unmöglichkeit zu erklären. Für Talpa
rnuss ich mich den letzteren Autoren anschliessen. Ich meine,
dass man, um den ersten Modus zu beweisen, postulieren
muss: kurze, vom Oberflächenepithel ausgehende Zapfen oder
Einstülpungen; zwischen diesen und den Muscularis sollten
sich keine Drüsen befinden, oder wenn sie da sind, dürfen sie
nicht mit den Zapfen in Verbindung stehen; denn in diesem
Falle ist es nicht festzustellen, wo die Bildung ihren Anfang

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nahm. Ausser an einigen Stellen mit frischem Defect habe ich
immer eine Drüsenschicht in nächster Nähe der Muscularis
gefunden und die sehr vielen Ausbuchtungen oder Einsenkungen
der Oberfläche, die ich in Serienschnitten verfolgt habe, standen
alle früher oder später mit diesen tieferen Drüsen in directer
Verbindung. Wo dieser Befund gegen die erste Meinung
noch nichts sicheres beweist, da habe ich ein Argument, das
direct für die zweite spricht, nämlich das Aufsteigen von
Schläuchen, die nicht mit der Oberfläche in Verbindung stehen.
An der Placentarstelle sowie in der übrigen Mucosa habe ich
zahlreiche derartige Bilder in Serien verfolgt: die einen hören
im Stroma blind auf, in kurzer oder grösserer Entfernung der
Oberfläche; andere berühren das Epithel, aber eine directe
Communication mit dem Lumen ist noch nicht da; an solchen
Stellen hat das Deckepithel manchmal eine kleine Einsenkung;
dies wäre also derselbe Vorgang, welchen Burckhard für
die Maus beschreibt; bei wieder anderen ist die Communication
hergestellt, die Mündung aber noch sehr verengt. Wo noch
keine Verbindung ist, sehe ich manchmal die Drüsen mehr
oder weniger erweitert und das Epithel niedriger als sonst. Ab
und zu ist ein schwach diffus gefärbter Inhalt da, den man wohl
als Secret deuten muss. Sehr oft aber erscheint die Lichtung
leer. (Hierbei ist aber noch möglich, dass ein etwaiger Inhalt
durch die Reagentien aufgelöst wurde.) Nicht all zu selten
enthalten diese Drüsen der Placentarstelle dieselben Zell-
trümmer wie in früheren Stadien der Involution. Ein Teil
der Drüsen an der Placentarstelle entsteht aber offenbar durch
Wucherung und Wanderung von den nebenan gelegenen Drüsen.
Wo die Schläuche im allgemeinen einen vorwiegend radiären
Verlauf haben und sich auch in diesem Sinne verzweigen,
das ist an vielen Stellen, am schönsten im Längsschnitt, deut-
lich zu sehen, wie die Richtung von einigen auf der Grenze
d.er Placentarstelle eine sehr schräge oder sogar parallele zur

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- 81 —

Oberfläche wird. Von diesen kann man, wie ich meine, wohl
behaupten, dass sie sich dorthin begeben. Und dann findet
auch sicher noch eine relative Drüsenvermehrung statt, indem
die Placentarstelle mehr oder weniger zusammengeschoben wird
(s. S. 74), wodurch dieselbe an Oberfläche verliert, an Dicke
aber zunimmt.

Zum Schluss muss ich noch das Vorkommen von Cysten
vermelden. Strahl (1907) findet solche beim Igel nicht all
zu selten; meint, dass sie mit dem Grade der Involution direct
nicht viel zu tun haben. Bei Talpa habe ich sie nur im
Stadium F gesehen, meist in den Seitenwänden, auch in der
mesometralen Mucosa i). Sie sind von einem regelmässigen
Epithel bekleidet und können eine beträchtliche Grösse erreichen
(Fig. 44); je grösser die Cyste, um so niedriger das Epithel.
Meistens sind sie leer; einige haben einen, in van Gieson-
Präparaten schwach rötlich gefärbten Inhalt nebst ein paar
Zellen. In den Serien ist zu constatieren, dass sie mit dem
Lumen nicht communicieren. Ich denke, dass es wachsende
Drüsen sind, die an ihrer Ausmündung durch irgendwelche
Umstände behindert werden, oder in welchen eine abnorme
Secretion stattfand. Gewöhnliche Drüsen haben auch hier und
da einen schwach gefärbten Inhalt, welcher dem Epithel auf-
sitzt oder frei im Lumen liegt.

Vielleicht muss man die stark erweiterten mesometralen Drüsen, die
in wenigen Präparaten von Stadium B vorkommen, auch als solche bezeichnen.
In den zwischenliegenden Stadien traf ich sie jedoch nicht an.

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— 82 —

Capitel VI.

Besprechung der Literatur über Talpa post partum.
Vergleicliung mit dem Puerperium einiger anderen

Säugetiere.

Wenn ich jetzt meine Resultate vergleiche mit der in
Capitel I citierten Literatur, dann ergibt sich, dass dieselben
einige Angaben, welche von allen Autoren geteilt werden, voll-
kommen bestätigen: Dass die Verbindung der Allantoisvilli mit
der übrigen Placenta keine sehr innige ist; dass dieselben bei
der Geburt entfernt werden; dass der Rest der Placenta (vor-
läufig) nicht ausgestossen wird, doch in situ bleibt.

Die Vermutung von Hubrecht und Vernhout, dass
der Piacentarrest in loco resorbiert wird, hat sich zum Teil als
richtig erwiesen; es werden nämlich, wie ich annehmen muss,
in der ersten Zeit des Puerperiums sicher Stoffe aus der
Placenta resorbiert; in einem gewissen Stadium wird sie aber,
wie wir gesehen haben, doch noch ausgestossen. Strahl sagt

hierüber;.....„auch ich habe gesehen, dass ausgedehnte

Teile der Placenta im Uterus zurückbleiben. Darüber, wie sie
fortgeschafft werden, fehlen mir genauere Beobachtungen."

Die Angeben von Noll (siehe Seite 11) stimmen am
meisten mit meinen Resultaten überein, indem dieser Autor
auch die Ausstossung erwähnt. Ich kann ihm aber nicht bei-
pflichten, wenn er den zurückbleibenden Teil als mütterlich
bezeichnet.

Mit dem Puerperium von Erinaceus (s. S. 7—9) hat das
von Talpa, jedenfalls im Anfang, nicht viel gemein; die Punkte
von Übereinstimmung: Lympheausschwitzung, Cysten, welche
von weniger Bedeutung sind, wurden bereits erwähnt.

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— 83

Durch die Zuvorkommenheit von Frl. Dr. v. H e r w e r d e n,
die so freundlich war, mir einige ihrer Präparate von Tupaja-
Uteri zur Ansicht zu überlassen, für welche grosse Liebens-
würdigkeit ich ihr an dieser Stelle meinen aufrichtigen Dank
ausspreche, war ich in der Lage, die puerperale Involution,
dieser beiden Insectivoren genau zu vergleichen, was, wie die
Autorin in ihrer Arbeit: „Die puerperalen Vorgänge in der
Mucosa uteri von Tupaja javanica" (1906) schon betonte, nicht
ohne Interesse sein würde.

Die erheblichsten Unterschiede zwischen den beiden Uteri
ä terme sind, abgesehen vom feineren Bau der Placenta,
folgende: Talpa hat für jeden Embryo eine Placenta, Tupaja
zwei; diese dringen aber weniger weit vor; zwischen ihnen
und der Muscularis liegt: eine Lamina spongiosa oder Drüsen-
schicht; eine Lamina compacta, d. i. Bindegewebe, worin sich
kaum „deciduale" Veränderungen abspielen; drittens eine
Schicht von vielkernigen Riesenzellen. Mit der Mucosa ausser-
halb der Placenta treten die Eihüllen in keinerlei Verbindung.

Frl. v. Her werden hat Tupaja als nicht-deciduat be-
zeichnet, indem als Regel unmittelbar nach dem Wurf die
Placenta ganz oder allenfalls zum grössten Teil mit der Uterus-
wand in Verbindung bleibt. Die Allantoisvilli bleiben sogar
mit zurück. Obwohl irgendwelche Anhaltspunkte für die Datier
der Involutionsphasen bei Tupaja ebenso fehlen wie bei Talpa,
erhielt ich aus der allerdings beschränkten Zahl der Prä-
parate, die ich sah, aber auch aus der betreffenden Arbeit
den Eindruck, dass die Degeneration der Placenta eher ein-
setzt als bei Talpa und die Abstossung derselben meistens
eintritt, bevor es zur totalen allgemeinen Necrose gekommen
ist. (Wie bei Talpa fängt die Degeneration mit den Zotten —
resp. Crypten und Cryptkernen — an, während die Elemente,
welche die Lacunen begrenzen, am längsten lebensfrisch
bleiben.) Man findet sogar Stücke frei im Uteruslumen liegen,

6*

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— 84 —

wo die Degenerationen noch kaum angefangen haben. Die
Loslösung findet in der Regel central von der Riesenzellen-
schicht statt, so dass diese vorläufig von der Lamina compacta
bedeckt bleibt. Wenn wir, abgesehen von der Aufsaugung von
Stoffen aus dem necrotisierenden Placentarlabyrinth, dieses be-
trachten als eine gewisse Schutzvorrichtung für das unter-
liegende Gewebe gegen Blutverlust, oder den ganzen Vorgang
etwa als eine „Heilung unter der Kruste" auffassen, dann wird
also diese Function bei Tapaja alsbald übernommen durch die
Riesenzellenschicht, welche eine Art Demarcation bildet.
Übrigens liegt aber auch der Gedanke nahe, dass diese necro-
tischen Massen einen fruchtbaren Boden abgeben könnten für
eventuelle pathogene oder saprophytische Keime. Über das Vor-
kommen von Microben im Maulwurfsuterus ist mir nichts be-
kannt. Jedenfalls würde die Demarcationszone gegen eine der-
artige Infection immerhin ein Schlagbaum sein.

Eine ausgiebige Invasion von Leucocyten sah ich
bei Tupaja nicht. Tupaja ist mehr dem Blutverlust aus-
gesetzt als Talpa; es findet bei ihr keine so sorgfältige Iso-
lierung der Gefässe durch Bindegewebe statt, sondern eine
Thrombose. Diese Thrombi ragen ab und zu eine Strecke
in das Uteruslumen vor und können dabei leicht verletzt werden.
Auch treten bis in die späteren Stadien in der Riesenzellen-
schicht und auch gelegentlich extraplacentar beträchtliche
Hämorrhagien auf, die sich in das Uteruslumen entlasten
können. Die Gefahr für Blutverlust ist bei Talpa, dank der
ausgiebigen (Peri-)Vasculitis, viel weniger gross; dafür ist ein
Beweis, dass ich in der lockeren Subplacentarschicht nur selten
und dann nur geringfügige Hämorrhagien fand. Auch bei der
Loslösung werden, wie wir sahen, keine Gefässe von Bedeutung
eröffnet. Nur einmal fand ich in späteren Stadien viel Blut
im Lumen; ich konnte aber nicht entdecken, woher das stammte,
die Epithelbedeckung war hier schon continuierlich. Wahr-

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scheinlich sind diese Blutungen mit eine Ursache für die Un-
regelmässigkeit in der Abstossung, wie Frl. v. Her werden
hervorhob. Die Extravasate werden als zahlreiche Hämosiderin-
körner in Wanderzellen und Drüsenepithel aufgenommen und
von diesen vermutlich verarbeitet. In vielen Stadien habe ich
bei Talpa eine derartige Pigmentation vergeblich gesucht. Ob
die kleinen Hämorrhagien überhaupt nicht transportiert werden
— nur sehr selten sah ich Blutkörperchen innerhalb Leuco-
cyten — oder als eine Verbindung, die mit der gewöhnlichen
Eisenreaction, Ferrocyankalium und Salzsäure nicht nachweis-
bar ist, muss ich dahingestellt sein lassen. Das reticuläre
Gewebe zwischen Riesenzellen und Drüsen sieht dem der Sub-
placentarschicht bei Talpa oft ähnlich. Im allgemeinen ist es,
abgesehen von den Hämorrhagien regelmässiger und com-
pacter und sind die Kerne und Zellen untereinander weniger
verschieden. Ob bei Tupaja Fett in W^ander- oder Epithelzellen
vorkommt, konnte nicht untersucht werden, da sämtliche Uteri
nur in Picrinschwefelsäure fixiert wurden.

Mit den Teilen der Uterus\\Vand zwischen den beiden Pla-
centen tritt die Keimblase nicht in nähere Verbindung; post
partum wird die betreffende Mucosa durch die Muskelcon-
traction zusammengezogen und bilden sich Falten, zwischen
denen die Drüsen ausmünden. Sehr ausgeprägt war diese
Faltenbildung nur auf einigen Präparaten. Vermutlich hängt
dies auch ab von der Stelle des Uterus, die gerade getroffen
wurde. Da ich natürlich nicht über viele Präparate verfüge
und mir auch grössere Serien fehlen, so kann ich nur einen
allgemeinen Eindruck vermelden. Dieser geht dahin, dass die
Unregelmässigkeit und Degeneration, welche in diesem Epithel
vorkommen, und auch von Frl. v. Her wer den erwähnt
wurden, kleinere Dimensionen annehmen, wie bei Talpa. Vor
allen Dingen sah ich nur wenige Vacuolen und kaum Stiftchen-
zellen. Eine Abstossung von Elementen findet statt, jedoch

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auch in geringerem Masse. Von einer hyalinen Entartung des
subepithelialen Bindegewebes sind nur stellenweise Spuren vor-
handen. Grössere hyaline Schollen, verödete Gefässe repräsen-
tierend, sah ich bei Tupaja überhaupt nicht, werden auch von
Frl.
v. Her werden nicht beschrieben.

Die Überhäutung des Defects, nachdem die Riesenzellen-
schicht ganz abgestossen ist, geschieht durch Vorschieben eines
schmalen Bandes von den Seiten her. Von aufsteigenden Drüsen
wird keine Bedeckung geliefert, da solche in den Placentar-
stellen dauernd fehlen. Die Frage der Neubildung von Drüsen
kommt also auch nicht in Betracht; die letzteren persistieren
während der Gravidität in genügender Menge an allen Stellen,
wo man sie lange nachher findet. Erweiterte Cysten sah ich bei
Tupaja nicht.

Die Involution der Muscularis scheint mir bei diesen beiden
Insectivoren so ziemlich die gleiche zu sein. In vielen Schnitten
der ersten und mittleren Stadien sah ich verschiedene Vacuolen
genau wie bei Talpa, ebenfalls auf Querschnitt am deutlichsten.

Nach alledem ist es klar, dass die Uteri von diesen beiden
Insectivoren als Contradeciduat zu bezeichnen wären. Bei
Talpa wird aber dieser contradeciduate Typus consequenter,
wenn man will, hartnäckiger, durchgeführt; während bei
Tupaja alsbald grössere oder kleinere Placentarstücke ab-
gestossen werden, auch solche, wo die Necrose nur eben an-
gefangen hat, erfolgt bei Talpa in der Regel diese Abstossung
erst, nachdem der Piacentarrest total necrotisiert ist. Ob aus
der Placenta noch Stoffe resorbiert und in die Lymph- oder
Blutbahn aufgenommen werden, lässt sich bei Tupaja zur Zeit
nicht feststellen; bei Talpa kann man es mit ziemlicher Sicher-
heit vermuten. Wenigstens ein Teil des Fettes in der Fett-
zellenschicht stammt aus der Placenta, und wie wir gesehen
haben, kann ein Teil dieser Schicht nach der Abstossung im
Uterus zurückbleiben. Ob noch andere Stoffe, etwa durch

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Fermentwirkung von Leucocyten frei geworden, resorbiert
werden, dafür fehlt mir der directe Beweis. Die wichtigsten
Unterschiede zwischen der Involution bei Tupaja und Talpa
wären demnach: das Verhalten der Allantoiszotten, der Blut-
gefässe und der extraplacentaren Mucosaabschnitte, sowie die
Abstossung der Piacentarreste.

Es besteht auch noch eine gewisse Übereinstimmung mit
dem Puerperium von Perameles und Dasyurus, obwohl deren Pla-
centa eine sehr viel primitivere ist; bei diesen Didelphia bleiben
der Trophoblast mitsamt der Allantois post partum im Uterus
zurück und werden nach und nach durch das mütterliche Ge-
webe unter Mithilfe von Leucocyten resorbiert (Hill, 1897
und 1900).

Die puerperale Involution der Wiederkäuer möchte ich
auch noch zu einem Vergleich heranziehen. Durch Owens,
Ercolani und Noll (s. S. 10 und 11) wurde schon auf
die Analogie zwischen den Cotyledonen (Piacentomen) und der
Placenta vom Maulwurf hingewiesen. Aus der Literatur sind
mir weiter bekannt:

d\'Erchia (1899), Beitrag zum Studium des schwangeren
und puerperalen Uterus.

Strahl und Martin (1908), Die puerperale Involution
des Uterus beim Schaf.

Hilty (1908), Untersuchungen über die Evolution und
Involution der Uterusmucosa vom Rind.

Auch fand ich noch eine Mitteilung von A s s h e t o n (1908),
The morphology of the Ungulate Placenta, dass der Schafs-
uterus dem contradeciduaten Typus angehöre, indem zunächst
ein Teil des fötalen Chorionepithels im Uterus zurückbleibt.
Diese Auffassung, welche sich wesentlich auf Untersuchung
ausgestossener Embryonalhüllen stützt, wurde von S t r a h 1 und
Martin auf Grund ihrer Präparate puerperaler Uteri widerlegt.

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Um unnütze Wiederholungen zu vermeiden, werde ich die
genannten Arbeiten zu gleicher Zeit besprechen. Bekanntlich
findet man schon im juvenilen Wiederkäueruterus mehrere
Carunkel, woraus sich im Laufe der Gravidität die Placentome
bilden i). An den reifen Piacentomen kann man zwei Complexe
von Zotten unterscheiden, welche „fingerförmig ineinander-
greifen". Der fötale ist entstanden durch W^ucherung von
Chorion und Allantois, der mütterliche Complex, die Placenta
materna, durch Wucherung des oberflächlichen, d. h. an das
Uteruslumen grenzenden Teiles der Carunkel. Die mütterlichen
Zotten sind von einer Zellschicht überzogen, die aus dem
Epithel stammt. Niemals überschreiten die Elemente des
Chorionepithels die Grenze der epithelialen Bekleidung der
mütterlichen Zotten. Die vasculösen mütterlichen und fötalen

Es sei mir vergönnt, an dieser Stelle kurz auf eine Eigentümlichkeit
hinzuweisen, die ich vor ein paar Jahren in einigen Tupaja-uteri fand und die
mir eine gewisse Ähnlichkeit mit den Carunkeln der Wiederkäuer zu haben
scheint. Die Anheftung der Keimblase, sowie die Bildung der beiden Placenten
findet statt an Stellen der Seitenwände des Uterus, welche auch in nicht
graviden Exemplaren sich auszeichnen durch Mangel an Drüsen und von
Hubrecht (1898) „Placentarstellen" genannt wurden. Dieser Autor meinte,
dass die Drüsen an den betreffenden Stellen durch Bindegewebswucherung
verdrängt seien. Es gelang mir nun nachzuweisen, dass diese Stellen auch
anders aussehen können. In einigen Uteri, die der Grösse und der Form nach
jugendlichen Tieren entstammen dürften, und die auch keinerlei puerperale
"Veränderungen darboten, sah ich, dass an den betreffenden Stellen in der
Mittb des Hornes die Mucosa wie eine Zunge oder ein Polyp in das Lumen
vorragte. Diese Zungen hatten eine Achse von Bindegewebe, identisch mit
dem übrigen Stroma und waren von einem einseitigen, regelmässigen Epithel
bekleidet, das dem Uterusepithel ganz ähnlich sah. Drüsen fehlten in den
Zungen vollkommen. In etwas grösseren Uteri waren die Zungen regel-
mässiger, relativ kleiner und weniger promin,ent und bildeten den tjbeigang
zu den nicht mehr über das Niveau sich erstreckenden Placentarstellen. Es
ist mir nicht bekannt, dass bei| anderen Tieren derartige zur Bildung der
Placenta prädisponierte Stellen in der Mucosa gefunden worden sind, die sich
noch dazu in kleineren Uteri anders verhalten als in grösseren. Obwohl der
Bau der Carunkel ein anderer ist und nachher das Placentom von der Placenta
bei Tupaja durchaus differiert, so schien es mir doch der Mühe wert, auf die
entfernte Ähnlichkeit hinzuweisen.

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Netze sind wie beim Seps von zwei ausstossenden Epithel-
schichten getrennt (d\'Erchia). Die Chorionzotten treiben
Sprossen in das Carunkelgewebe, diese werden durch Zotten-
bildungen (mütterliche) umwachsen. Dieses fingerförmige In-
einandergreifen beider Zottenteile nimmt an Ausdehnung stetig
zu; es bilden sich Zotten erster, zweiter und mehrfacher An-
ordnung. Das Epithel der Crypten und Follikel — auch in
weiter vorgeschrittenen Stadien — bleibt erhalten. Es ist ein
gleichmässiges, cubisches und bildet die directe Fortsetzung
des Epithels des Carunkel-Zwischenbezirkes (Hilty). Beim
Schaf erleidet das Epithel Veränderungen. In dem Placentom
der letzten Graviditätszeit stecken die im ganzen schmalen
Zotten in entsprechend gestalteten Gruben der Carunkel, welche
mit einem unregelmässig angeordneten syncytialen Uterus-
epithel ausgekleidet sind, das in einzelnen Abschnitten der
Gruben so dünn sein kann, dass sein Nachweis schwierig wird
(Strahl und Marti n). Das Placentom dieser Wiederkäuer
ist demnach von der Placenta von Talpa wirklich verschieden,
da ein beträchtlicher Teil desselben die Wände und Umgebung
der Gefässe, worin das mütterliche Blut circuliert, von mütter-
lichem Ursprung ist, während das entsprechende Gewebe der
Maulwurfsplacenta föüiler, d. h. trophoblastischer Abstammung
ist (s. S. 18). Abgesehen hiervon, bieten die Involutionen in
vielen Punkten eine Übereinstimmung. Die Allantoisvilli werden
intra (resp. bald post) partum ausgestossen. Beim Schaf lassen
sich einige Stunden nach dem Wurf „Zellen, welche als fötale
anzusehen wären, nirgends nachweisen" (Strahl und Mar-
tin). Beim Rind findet Hilty drei Tage post partum in
den Follikeln nebenbei noch Reste der Chorionzotten; ob, ab-
gesehen von diesen Zotten, auch noch epitheliale Chorion-
elemente zurückbleiben, wird nicht ausdrücklich erwähnt. Bei
Talpa werden, wie wir gesehen haben, zu gleicher Zeit mit
den Allantoisvilli nur sehr wenige Trophoblast(Chorionepithel)-

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elemente entfernt. Die Degenerationen fangen in den Epithelien,
im Cytoplasma und in den Kernen an. Man findet Trümmer-
haufen in den Follikeln und Drüsen, wozu sich Leucocyten
gesellen können. Beim Schaf zeigen sich anfangs reichliche
Schleimzellen im Epithel der Drüsen und der Oberfläche; dies
letztere hört an vielen Stellen scharf auf oder setzt sich auch
eine kurze Strecke fort mit abgeplattetem Rand. Nach zwei
Wochen tritt eine zeitweilige Fettbildung auf — die Jüngeren
Stadien wurden nicht mit fettfärbenden Reagentien behandelt
— in Oberflächen und im Drüsenepithel, wo es auch später
noch vielfach zu sehen ist; ebenfalls sind Wanderzellen im
Bindegewebe, die Fett enthalten, reichlich vorhanden. Beim
Rind fand Hilty schon am dritten Tage Fetttropfen zerstreut
im interstitiellen Gewebe oder im Cytoplasmaleib der Zellen;
einige sind ganz damit gefüllt. Die Tropfen können zu grösseren
conÜuieren; es können sich daran ein oder zwei Rundzellen
anhängen. Das meiste Fett findet man im Lumen und Epithel
der Follikel. Ebenso kommt Fett vor ausserhalb der Carunkel
hauptsächlich in den Drüsen. Durch Coagulationsnecrose ver-
schwindet das Balken- und Cryptermetz der Carunkel; dieses
wird zu einem structurlosen Zellenhaufen und geht zugrunde
durch fettige Degeneration, die centripetal fortschreitet gegen
die Innenfläche des Stratum cellulare (dies ist das Bindegewebe
zwischen Carunkel und Muscularis), längs dessen inneren
Grenze sich grössere Stücke in Form eines Bandes loslösen
können. Strahl und Martin sprechen auch von einer
hyalinen Degeneration der Zottengruben. Fünf Tage post par-
tum isl beim Schaf der Carunkel schon viel kleiner, ein um-
gekrempeltes kleines Polster; nur der basale Teil, ein sehr
kleinzelliges Bindegewebe ist nicht in Degeneration begriffen.
Darunter befindet sich eine breite ungemein lockere Schicht;
diese ist zehn Tage post partum verschwunden, und der
Carunkel durch straffes kleinzelliges Bindegewebe fest mit

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ihrer Unterlage verbunden. Nach 14 Tagen ist der ganze obere
Teil, welcher früher das Placentom gebildet hat, zerfallen und
abgestossen (nach drei Wochen findet sich in der Mitte noch
ein kleiner Epitheldefect). Beim Rind sind die Verhältnisse
analog ; nach IG Tagen sitzt der Carunkel der Mucosa breit
auf, ist nur noch mit einem schmalen Streifen Detritus be-
deckt; die Identität mit dem graviden Carunkel besteht nicht
mehr; die Peripherie entspricht dem rückgebildeten Stratum
cellulare; eine dunkle Randzone besteht zumeist aus Rund-
zellen, die direct unter dem Epithel hie und da zu runden
Haufen angeordnet sind. Das Epithel ist streckenweise erhalten,
durch Wucherung von dem der benachbarten Bezirke erfolgt
die endgültige Bedeckung. Bei beiden Tieren finden Hämor-
rhagien statt in das Carunkelgewebe hinein, welche zu Pig-
mentanhäufungen Anlass geben, die, oft streifenförmig ange-
ordnet, noch nach längerer Zeit gefunden werden können. Die
Lochien bestehen aus mit Blut getränktem Secret nebst den
abgestossenen Elementen; sie werden nach und nach spär-
licher.

Wenn wir, nachdem einmal die fötalen Zotten entfernt
worden sind, von der verschiedenen Herkunft des Placentom-
(resp. Placentar-) restes abstrahieren, dann bietet das weitere
Schicksal desselben bei diesen beiden Wiederkäuern und Talpa
viele Punkte von Übereinstimmung; Coagulationsnecrose mit
fettiger Degeneration im Epithel und Bindegewebe; die lockere,
unterliegende Schiclit mit Anhäufung von Leucocyten an der-
Grenze; die Abstossung von necrotischen und verfetteten
Massen (bei Talpa findet dies in der Regel etwas tiefer im
Gewebe und mehr zusammenhängend statt), so dass schliess-
lich von Placentarelementen nichts mehr übrig ist; zum Schluss
Epithelisierung des Defectes. Rind und Schaf sind einem Blut-
verlust in das Lumen und in das Gewebe hinein offenbar in
stärkerem Masse ausgesetzt wie der Maulwurf.

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Die Ähnlichkeiten, welche die puerperale Involution von
Talpa mit der von anderen Säugetieren bietet, wenn einmal
der Piacentarrest eliminiert ist, haben an anderer Stelle Er-
wähnung gefunden.

Capitel VII.
Schlnssbetraclitungen.

Recapitulieren wir das Wichtigste in aller. Kürze, dann
gestaltet sich die puerperale Involution beim Maulwurf
folgendermassen:

Bei der Geburt werden die mesodermalen Allantoisvilli
aus der Placenta entfernt, der trophoblastische Teil der letzteren
bleibt zurück. Die Mehrzahl der Lacunen bleibt dabei intact,
ein erheblicher Blutverlust findet nicht statt.

Die leeren Crypten fallen zusammen, ihr Platz ist oft noch
an degenerierenden Kernhaufen zu erkennen. Die grösseren
Gefässe, welche die Verbindung der Lacunen mit dem Muskel-
stromgebiet vermitteln, werden infolge Bindegewebswucherung
von diesem isoliert; auf die Weise wird der Piacentarrest von
der Circulation ausgeschaltet und die Necrose desselben ein-
geleitet.

In dem total necrotisierten Plaoentarrest sind oft die La-
cunen noch als solche zu erkennen; dazwischen befinden sich
Haufen von Leucocyten. Diese Zeichnung kann ab und zu
fehlen.

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An der Grenze hat sich eine Demarcationszone von Leuco-
cyten gebildet; in und bei dieser Schicht befinden sich grosse
mit Fett beladene Wanderzellen; dieses Fett stammt wenigstens
zum Teil aus dem Piacentarrest. Erst wenn der Piacentarrest
ganz oder fast ganz necrotisiert ist, wird er ausgestossen.
Bedeutende Stücke bröckeln vorher nicht ab.

Bei der Loslösung, welche centripetal, vielleicht auch ab
und zu centrifugal geschieht, werden viele der Drüsen, welche
sich vorher vermehrt und verbreitert haben, geöffnet; hier-
durch wird der Epitheldefect bedeutend eingeschränkt.

Die Reinigung, Deckung und Regeneration der Placentar-
stellen bietet gewisse Punkte von Übereinstimmung mit den-
selben Vorgängen bei anderen Säugetieren, u. a. dem Menschen,
Igel, Meerschweinchen, Maus.

Die noch lange sichtbar bleibenden, erst allmählich ver-
schwindenden Zeichen einer durchgemachten puerperalen In-
volution sind:

A. Im Lumen:

Überbleibsel des Piacentarrestes.

B. In der Uteruswand:

1. Grössere und kleinere hyaline Massen: die ver-
ödeten Reste der dickwändigen Gefässe; das sub-
epitheliale Band mesometral und antimesometral;
kleine Schollen im Stroma zerstreut, welche meso-
metral sich um die Drüsen herum gruppieren

\' können.

2. Grössere und kleinere Lymphspalten beiderseits
von der Muscularis circularis.

3. Unregelmässigkeit im Deckepithel: Knospen, Va-
cuolen, schleimige Entartung, Stiftchenkerne,
Durchwanderung von Leucocyten.

4. Einfache glattwändige Drüsencysten.

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Was an der puerperalen Involution des Maulwurfsuterus
wohl am meisten auffällt, ist die Tatsache, dass der zurück-
gebliebene Piacentarrest zuerst sorgfältig, möchte ich sagen,
necrotisiert, aber dann schliesslich doch noch abgestossen wird.
Und da hierbei zweifellos auch einige mütterliche Elemente
mit entfernt werden, könnte man vielleicht meinen, Talpa sei
nur im Anfang contradeciduat, schliesslich aber doch „deci-
duat". Ich meine aber, dass es richtig ist, den ganzen Vor-
gang als contradeciduat zu bezeichnen i). Wenn man Piacentar-
reste von verschiedenen Stadien bei derselben Vergrösserung
miteinander vergleicht, z. B. Fig. 10 mit Fig. 11, oder Fig. 15 mit
Fig. 18, dann fällt sofort der bedeutende Grössenunter-
schied auf. Wo ist die Differenz geblieben? Ich habe nie ge-
sehen, dass grössere Stücke vorher gesondert abgestossen wer-
den. Man dürfte also annehmen, dass die betreffenden Stoffe
in flüssiger Form verschwunden sind. Ein Teil wird zweifels-
ohne mit den Lochien entfernt. Über die Menge derselben kann
ich mir kein Urteil bilden, weil ich dazu die Tiere längere
Zeit hätte beobachten müssen; nach dem macroscopischen
und microscopischen Befund sind sie im Stadium B bis E
sicher nicht reichlich. Ich glaube nicht fehl zu gehen, wenn
ich annehme, dass aber auch ein Teil durch den Uterus resor-
biert wird. Dies sind Vorgänge, die man allerdings nicht messen
kann. Als Tatsachen, welche meine Annahme stützen, möchte
ich anführen:

die oft beträchtliche Menge Leucocyten in dem necroti-
sierenden Piacentarrest;

der Transport von Fett.aus dem Piacentarrest in die
Subplacentarschicht, von welcher ein Teil zurückbleibt;

\') Strahl hat den Namen Uterus retinens vorgeschlagen; die Uteri von
Perameles, Dasyurus und Talpa könnte man sogar resorbens nennen. Ich
sehe aber keinen Grund den von Hubrecht eingeführten Terminus: Contra
deciduat (s. bei Hill, 1897, S. 424) zu ändern.

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— 95 —

die erweiterten Lymphgefässe beiderseits von der Mus-
cularis circularis.

Demgegenüber darf man meines Erachtens dem jedenfalls
unbedeutenden Verlust mütterlicher Elemente nicht zu viel Ge-
wicht beimessen. Ob, nachdem der Piacentarrest losgelöst ist,
noch Stoffe resorbiert werden, bleibe dahingestellt. Dass die
Epithelzellen Elemente in sich aufnehmen, konnte ich nicht
beobachten. Es wäre aber nicht unmöglich, dass der Inhalt
einiger Drüsen kein Secret ist, sondern Stoffe, welche durch
die Drüsen aufgenommen und verarbeitet werden. Im Stadium
F sind allerdings viele Lymphspalten noch bedeutend erweitert,
was man als einen Hinweis darauf, dass hier ein Transport
stattfindet, ansehen könnte.

Obwohl Strahl (1906) in den Schlussbetrachtungen seines
Referates über den Uterus post partum mit Recht davor warnt,
bei diesen Vorgängen unbegründet teleologische Behauptungen
aufzustellen und von Zweckmässigkeit zu reden, kann man
doch schwer umhin, die puerperale Involution des Maul-
wurfs , abgesehen von einer eventuellen Infectionsgefahr,
als eine für das Muttertier öconomische zu bezeichnen: ge-
ringer Verlust von Blut und anderen Elementen; Entfernung
des Piacentarrestes erst nachdem ein Teil daraus resorbiert
worden ist. Ich möchte sagen, die Tiere verleugnen auch nicht
im Puerperium ihre überaus habgierige und gefrässige Art,
welche zu beobachten ich so wiederholt in den Terraria die
Gelegenheit hatte.

Bei der Abschliessung dieser Arbeit ist es mir ein Bedürf-
nis, meinen warmen und herzlichen Dank auszusprechen:

Meiner Schwester für die so liebevolle und tüchtige Weise,
in der sie viele lange Stunden geopfert hat, mir bei der An-
fertigung meiner microscopischen Präparate zu helfen;

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— 96 —

Herrn Prof. Dr. Strahl für seine Güte, meine Präparate
mit mir durchsehen zu wollen und für das so sehr freundliche
Interesse, das er meiner Arbeit entgegengebracht hat;

Herrn Prof. Dr. E ding er für seine Liebenswürdigkeit,
zu gestatten, dass in seinem Institut einige meiner Objecte
zu rnicroscopischen Präparaten verarbeitet wurden;

Herrn Sanitätsrat Dr. C1 e s s für seine grosse Freundlich-
keit, mein Manuscript durchsehen zu wollen, um daraus die
Fehler in der deutschen Sprache zu eliminieren.

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Literaturverzeiclinis.

Die mit * gemerkten Nr. wurden nicht im Original nachgelesen.

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träge zur pathol. Anat. Bd. 25. 1899.

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Acad. v. Wetensch. Amsterdam 1906.

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europaea L.). Dissertatie Utrecht u. Anat. Hefte v. Merkel u. Bonnet
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schabung der Uterushöhle. Arch. f. Gyn. Bd. 49. 1895.

56. Worms er. Die Regeneration der Uterusschleimhaut nach der Geburt.
Arch. f. Gyn. Bd. 69. 1903.

7*

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Erklärung der Abbildungen.

A bkür Zungen.

Ab. Ep. Abgestosseoes Epithel.
All.V. Allantoisvilli.
Ans. Anschwollung.
Bas. B. Basalband.
Bl. Blase.

C. Cytoplasma.
Cr. Crypte.

D. Bl. Dotterblase.

Deg. Ep. Degenerierendes Epithel.
Dem. Z. Demarcationszone.
Detr. Detritus.
Dr. Drüse.

D. w. G. Dickwandige Gefässe.
Emb. Bl. Embryonale Blutgefässe.
Ep. Epithel.
\'E.E. Ex Eikammer.

F. Fundus.

G. Dr. Gesclilossene Drüse.
Gef. Lac. Gefüllte Lacune.
Hyl. Hyalin.

K. Kern.

K. H. Kernhaufen.
Cy. Cyste,
Lac. Lacune,

L, Dr. Lose Drüse,

L, Gefäss-Lumen,

M. Ch. Membrana Chorii.

Mas. Mesometrium.

M. circ. Muscularis circularis.

M. long. Muscularis longitudinalis.

N.S, Nabelstrang.

Necr. Necrose eben angefangen.

Necr. P. R. Necrotischer Placentariest.

G. Dr. Geöffnete Drüse.

Ov. Ovarium.

P. H. Pelzhaut.

P. R. Piacentarrest,

R, Bl, Rote Blutkörperchen.

Sp. Spinnen.

S, S. Subplacentarschicht.
St, Stiftchenkerne.

St. u, Tr. Stroma u. Trophospongiareste.

U. L. Uterus-Lumen.

Ums. Umschlagstelle.

Vac, Vacuole.

Vag. Vagina.

V. E. Endigung der Villi.

V. S, Verklebungsschicht,

Die Nummern beziehen sich auf den Catalogus des zoologischen Laboratoriums
in Utrecht, wo auch meine sämtlichen Präparate aufbewahrt werden und wo dieselben
eventuell mit meinen Beschreibungen und Abbildungen verglichen werden können.

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— 101 —
Tafel 1.

Die Figuren 1—9 sind in natürlicher Grösse (unter Alcohol) gezeichnet.

Fig. 1. Spätschwangerer Uterus mit grossen Embryonen. .Links ist ein
Knoten abgeschnitten, von der Vagina ist nur ein kleiner Teil zu sehen. Utr.
Mus. Cat. Nr. Talpa 281, getötet am 4. Mai 1907.

Fig. 2. Von diesem Exemplar habe ich den Partus beobachtet, welcher
nach 31 stündiger Dauer mit dem Tode des Tieres noch nicht abgelaufen war
(s. S. 22). Rechts befindet sich ein Embryo in dem Raum von zwei Eikammern;
links war dies auch der Fall. Nach Fixierung und Härtung wurde dieser Teil,
welcher blutig imbibiert war, aufgeschnitten und der Embryo herausgenommen.
Die beiden Placenten wurden erst sichtbar, nachdem die bedeckenden Coagula
unter Alcohol vorsichtig entfernt waren (s. Note auf S. 23). Utr. Mus. Cat.
Nr. Talpa 283, starb am 6. Mai 1907.

Fig. 8. Von diesem Exemplar habe ich den Partus ebenfalls beobachtet
(s. S. 22). Der linke Teil ist auf Fig. 4 abgebildet. Der rechte Teil war von
einem Embryo, der mit seinem Kopf in der Vagina (Vag.) steckte, ganz aus-
gefüllt; rechts sieht man den erstgeborenen Fötus teilweise in seinen Eihüllen.
Der Nabelstrang verläuft innerhalb des Fruchtsackes, ist auf der Zeichnung
kaum zu sehen; am Rücken befindet sich die Allantois. Utr. Mus. Cat. Nr.
Talpa 282, getötet am 5. Mai 1907.

Fig. 4. Der linke halbierte Teil von Nr. 282 in Seitenansicht und auf
Querschnitt (Microphotograpliie desselben, s. Fig. 10).

Fig. 5. Puerperaler Uterus (linker Teil) aus Stadium 13. Die Exei-
kammern sind tonnenförmig, etwas unregelmässig; das ganze Präparat ist
runzelig und mit Längsfalten versehen. Rechts sieht man die Vagina, in der
Mitte das eine Ovarium. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 177.

Fig. 6. Längsschnitt von einem Uterusteil niit Piacentarrest vom Sta-
dium C; derselbe wird von beiden Seiten her unterminiert. Utr. Mus. Cat.
Nr. Talpa 331.

Fig. 7. Hälfte eines Uterus vom Stadium F. Dio Placentarstellen sind
an noch eben angedeuteten Anschwellungen erkennbar; diejenige an der rechten
Seite war in frischem Präparat braunrötlich verfärbt. Utr. Mus. Cat.Nr. TalpaSOS.

Fig. 8. Teil eines Uterus an dem keine puerperalen Merkmale mehr zu
sehen sind. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 307.

Tafel 2/3.

Dio Figuren 9—15 sind mit sehr schwacher Vergrösserung (circa 9x)
photographiert und sollen eine Idee geben von der beträchtlichen Verringerung
des Volumen, welche der Uterus im Laufe des Puerperiums erleidet.

Fig. 9. Querschnitt durch einen Uterus ii terme, von ungefähr derselben
Grösse wie Fig. 1, mit Placenta und Embryo. Dio Placenta nimmt ungefähr

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— 102 —

ein Drittel (abc) der ganzen Circumferenz ein, ebenso wie der mesometrale
Teil der Keimblase (dme), welche mit dem Uterusepithel zu der Verklebungs-
Schicht (s. S. 61) verschmolzen ist. In den beiden zwischenliegenden Bezirken
ae und cd geht die Keimblase keine näheren Beziehungen mit der Uteruswand
ein. In der Dotterblase (D. Bl.) sieht man schon bei dieser schwachen Ver-
grösserung die auf S. 62 beschriebenen papillen artigen Gebilde. In der Ver-
klebungsschicht sind mehrere Hiaten. Die Muscularis ist überall ungefähr
gleich dünn. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 166 d.

Fig. 10. Querschnitt durch den Uterus auf Fig. 4, unmittelbar post partum
conserviert. Alle Villi sind entfernt. Piacentarrest ziemlich locker und un-
regelmässig. Subplacentarschicht sehr locker. Im Uteruslumen ein ganz
dünner Streifen Blut. Der antimesometrale Teil hat sich kaum, der meso-
metrale stark retrahiert (s. S. 56). Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 282. F. 1. IV. 3.

Fig. 11. Querschnitt durch einen Uterus vom Stadium C. Der Placentar-
rest hat sich consolidiert, die Necrose hat noch nicht angefangen. Die Sub-
placentarschicht ist compacter geworden. Schon bei dieser schwachen Ver-
grösserung sind einige dickwandigen Gefässe zu sehen, welche in diesem
Exemplar nicht besonders zahlreich waren. Die mesometrale Mucosa ist regel-
mässig, hat keine Palissaden mehr. Bei starker Vergrösserung im Epithel viele
Unregelmässigkeiten. In der Muscularis keine Vacuolen; zwischen longitudinalis
und circularis die Gefässchicht. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 256. b, 2, II, 3.

Fig. 12. Piacentarrest kurz vorher losgelöst. Eine etwas stärkere Ver-
grösserung dieser Serie auf Fig. 19. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 266. AF,
3, II, 7.

Fig. 13 und 14. Zwei verschiedene Schnitte derselben Serie. Ausser
geringen Unregelmässigkeiten in Lumen und Epithel, einigen Hyalinresten und
einer geringen Vermehrung der Lymphspalten zwischen den beiden Musculares
waren in diesem Exemplar keine puerperalen Merkmale mehr zu sehen. Bei
der Section deutliche Milchdrüsen. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 274. B, 10, VI,

9 und VII. 9.
*

Tafel 4/8.

Die Figuren sind microscopisch gezeichnet: Loupe und Zeichenocular
Leitz.

Fig. 15. Stadium C: Die Lacunen sind nicht oder sehr wenig gefüllt,
an vielen Stellen bei stärkerer Vergrösserung deutlich als solche zu erkennen
(auf der Zeichnung konnten sie nur angedeutet werden). Viele Kernhaufen;
die übrigen Kerne meist noch leidlich gefärbt, an einigen Stellen hat die
Necrose eben angefangen. Die Drüsen sind noch wenig zahlreich. Sub-
placentarschicht ziemlich locker, darin hie und da die dickwändigen Gefässe.
ju der Nähe der Umschlagsstellen steigen ab und zu schmale Bindegewebs-
bündel in die Subplacentarschicht hinein. Mesometral Palissadenepithel. Im
Uteruslumen ein necrotisierter Rest von Eihüllen. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa
106. c, II, 8.

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— 103 —

Fig. 16. Stadium C: Sehr viele Lacunen des Piacentarrestes stark ge-
füllt. In den dünnen Wänden sind die Kerne meistens noch leidlich gefärbt.
Ausser Blut enthalten die Lacunen manchmal die auf S. 39 beschriebenen
Zellen. In der Subplacentarschicht verschiedenartige Zellen (s. S. 50) und
auch Fibrillen. Die dickwandigen Gefässe sind von dem Circulationsgebiet
der Muskeln vollständig isoliert. Die Drüsenvermehrung hat begonnen. In
der Muscularis sind die Vacuolen zum Ausdruck gebracht, das intermusculäre
Bindengewebe ist stellenweise vermehrt. Mesometral sind die Palissaden ver-
schwunden, Mucosa und Epithel sind schon leidlich regelmässig. Das letztere
setzt sich eine kleine Strecke weit auf dem Piacentarrest fort. ütr. Mus. Cat.
Nr. Talpa 278, a 2, III, 3 und 1, I, 13 combiniert.

Fig. 17. Stadium D: Längsschnitt durch den total necrotisierten, aber
abgesehen von einigen Löchern in der Mitte, noch festsitzenden Piacentarrest.
Die Demarcationszone ist in diesem Präparat nicht besonders stark ausgeprägt.
In der Placentarsohicht viele Leucocyten, oft zu „Spinnen" angeordnet. Da-
zwischen sind dio mit Blut gefüllten ehemaligen Lacunen mit stärkerer Ver-
grösserung noch zu erkennen. Das Epithel setzt sich in diesem Schnitt kaum
auf dem Piacentarrest fort. Deutliche Drüsenvermehrung. Die dickwandigen
Gefässe sind nicht mehr gross, meistenteils ganz oder fast ganz hyalin ver-
ödet. Zahlreiche Lymphspalten beiderseits der Muscularis longitudinalis. Utr.
Mus. Cat. Nr. Talpa 328.

Fig. 18. Stadium E: Loslösuug des Placentarrestes. Dieser ist voll-
ständig necrotisiert, enthält mehrere Leucocyten, an einigen Stellen kann man
die alten Lacunen noch eben erkennen. Er ist nur noch mit schmalem Stiel
befestigt. Die freigekommene Mucosa ist schon grösstenteils mit Epithel be-
deckt. Man sieht deutlich, wie einige Drüsen geöffnet werden (0. Dr.) Im
Stroma zahlreiche kleinere hyaline Schollen. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 330,
F, 1, I, 1 und 2 combiniert.

Fig. 19. Stadium F: Im Anfang, dio Loslösung vor kurzem erfolgt.
Diese Fig. ist eine etwas stärkere Vergrösserung von Fig 12, Die Placentar-
stelle ist teils nackt, teils mit einem provisorischen Epithel bedeckt. Mehrere
Drüsen werden geöffnet oder arbeiten sich zur Oberfläche empor. Das Stroma
ist an vielen Stellen (bei stärkerer Vergrösserung) noch sehr unregolmässig,
hie und da befinden sich hyaline Schollen. Drüsen sind viele da, fehlen auch
nicht an der Placentarstelle. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 266 AF, 3, I, 4.

Tafel 8/11.

Schemata.

Fig. 20. Teil einer Placenta, bei welcher unter Flüssigkeit die Allantois-
villi halbwegs herausgezogen wurden (s. S. 21). Hechts sind alle Zotten mit
sehr wenigen Ausnahmen aus der Placenta entfernt. Links sind dieselben in
situ gelassen; im Schema ist nur der basale Teil angedeutet. Die Allantois

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— 104 —

selbst ist umgeschlagen. Objectiv Ix; Zeichenocular. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa
166, e, 3, II, 4.

Fig. 21. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 166, e, 3, I, 4.

Fig. 22. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 194, d, 3, II, 3. Schemata um das
Verhältnis zwischen Lacunen, Crypten und festem Stoff zu demonstrieren.
Fig.
21. nach künstlicher Loslösung der Zotten. Fig. 22 bald post partum, die
mit Cr bezeichneten Hohlräume sind Crypten, alle andere sind Lacunen. Sehr
bald fallen die Crypten noch mehr zusammen.

Fig. 23. IJalbschematisch. Ein grosses Gefäss zum Teil mit Blut ge-
füllt, in dessen Wand die Verdickung eben angefangen hat. Bei dem Über-
gang in die Muscularis ist es von einem Bindegewebsmantel umgeben und
wird hier eingeengt und abgeknickt (s. S. 42). In der Subplacentarschicht
mehrere Drüsen. Die meisten Lacunen sind sehr deutlich und mit Blut ge-
füllt. Objectiv IX; Zeichenocular. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 2-5, d, I, 7.

Fig. 24. Teil von dem Uterus, wo die Bildung der dickwändigen Gefässe
am ausgeprägtesten Avar. Längsschnitt. Die Lumina sind unregelmässig ein-
geengt , zum Teil ganz zugewachsen. In der Peripherie hat hie und da die
hyaline Entartung angefangen. Die Muscularis dringt stellenweise weit in die
Subplacentarschicht vor. Objectiv Ix; Zeichenocular. Utr. Mus. Cat. Nr.
Talpa 327. F, 4, I, 1.

Fig. 25. Utr. Mus. Cut. Nr. Talpa 106 c.

Fig. 26. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 329 a.

Fig. 27. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 330 c. Drei Schemata um die Aus-
breitung der Necrose deutlich zu machen. Stadium C und D.

Fig. 28. Schema der Fettbildung und Ablagerung. In dem Piacentarrest
selbst ist dieselbe nur gering. Die Tröpfchen können sich nach der breiteren
Subplacentarschicht zu zu schmalen Streifen anordnen. Am Rande des Piacentar-
restes etwas mehr Fett. Die Vergrösserung ist ungefähr dieselbe wie von
den Schenuita 26, 27, 28. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 333, F], 1, I, 1 und 334,
Fl, 1, I, 1 combiniert.

Fig. 29. Stück einer reifen Placenta (von Fig. 9). Das Placentarlabyrinth
selbst musste bei dieser Vergrösserung etwas schematisiert werden. Man sieht
die embryonalen Gefässe darin aufsteigen, oft zwei nebeneinander, mit einer
geringen Nuance der Farbe im gefärbten Präparat. Ein Gefäss läuft bis an
die Endigung eines Villus. In der Pars spongiosa haben die meisten breiten
Zottenendigungen sich teilweise oder ganz von der Cryptwand zurück- und los-
gezogen, in der Regel ohne Trophoblast-Elemente mitzunehmen. Der dunkle
Rand gehört zum Allantoisbindegewebe, die embryonalen Capillaren verzweigen
sich oft bis in die Peripherie (dies ist bei dieser Vergrösserung nicht zu sehen).
Einige Drüsen haben einen Detritusinhalt. Die Muscularis ist wellig (schema-
tisiert). Zwischen Muscularis und Pars spongiosa befindet sich eine schmalo
Schicht, teils aus Trophospongiaresten teils aus wenig oder gar nicht verän-
derten Stromaelementen bestehend. Objectiv 3 (ohne Vorderlinse); Zeichenocular
Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 166, a, 1, II, 9.

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— 105 —
Tafel 12/13.

Fig. 30. Stück einer Placenta, bei der Partus praematurus stattfand
(s. S. 26). Die Lacunen sind alle strotzend mit Blut gefüllt, ihre Wände
bleiben intact. Von der lockeren Membrana chorii steigt das Allantoisgewebe
auf. Man sieht, wie es sich an vielen Stellen schon von den Cryptwänden,
oder wenn man will, von den Aussenwändon der Lacunen losgelöst hat,
meistens ohne dabei Trophoblastelemente mitzunehmen. Objoctiv 3, Zeichen-
ocular. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 264, a, II, 3.

Fig. 31. Stück aus einem Piacentarrest. Die Lacunen, mehr oder weniger
mit Blut gefüllt, sind sehr deutlich als solche zu erkennen. Die meisten Kerne
der Wände sind noch gut gefärbt. Eine Crypte mündet ins Uteruslumen aus,
ihre Wände sind undeutlich begrenzt, in der Mitte einige nicht vollständig
abgelöste Fetzen, bestehend aus Kernen von einem weniger gut gefärbten
Cytoplasma umgeben. In einer anderen Crypte, welche kaum noch als solche
zu erkennen ist, ein degenerierender Kernhaufen. Auch die Kerne in dem
übrigen Gewebe zwischen den Lacunenwänden sind teils schlecht gefärbt oder
zeigen andere verschiedenartige Unregelmässigkeiten und Degenerationen. Ob-
jectiv 4; Zeichenocular. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 26, b, L 3.

Fig. 32, Palissadenepithel von Fig. 15. Objectiv 4; Zeichenocular. Utr.
Mus, Cat. Nr. Talpa 106, e, II, 4.

Fig. 83. Einige Beispiele von Fettzellon (a). Die Zellen sind verschieden
stark ausgefüllt, mit Tröpfchen und Körnchen von wechselnder Grösse, welche
öfters zu einer formlosen Masse confluieren und den Zelleib ganz oder teilweise
auffüllen. Daneben zum Vergleich zwei rote Blutkörperchen. Utr. Mus. Cat.
Nr. Talpa 333, FI, 1, I, 2; 334, Fl, 1, I, 1, Bei b Zellen aus Lacunen (s. S. 39).
Die Kerne sehen verschieden aus, ohne deutliche Structur, blass, oder dunkel
und glänzend. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 278, a, 1, III, 7. Bei c grosse blasse
Zellen aus der lockeren Subplacentarschicht (s. S. 50), Utr. Mus. Cat. Nr.
Talpa 30, 4. I, 1. Bei b und c sieht man in den Zellen ausser dem Kern
noch hie und da Partikelchen. Objectiv 6, Zeichenocular.

Fig. 34. Querschnitt durch die Muscularis longitudinalis. Vacuolen-
bildung (s. S. 57). Viele Vacuolen erscheinen völlig leer (1), in anderen ist der
Kern noch zu sehen (k), öfters mehr oder weniger schlecht gefärbt. Vom
Cytoplasma sind meistens nur noch Reste vorhanden, welche hie und da als
zwischen der Wand ausgespannte Fäden (C) erscheinen, worin der Kern aufge-
hängt ist. Objectiv 6; Ocular. L Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 326, a, I, 2.

Fig. 35. Einige Beispiele von dickwändigen Gefässen, aus derselben
Serie wie Fig. 24. a iiat ein weites Lumen, stark mit Blut gefüllt; in b ist
das Lumen hochgradig verengt und enthält nur spärliche Blutkörperchen ; die
beiden anderen haben ein spaltförmiges, stellenweise verengtes Lumen (s.
auch S. 41). In den Kernen dio auf S. 43 beschriebenen Veränderungen. Im
Zwischengewebe viele Fibrillen, welcho auch in den Wänden vorkommen
(Apposition), Dieselben sind allerdings in der reproducierten Zeichnung weniger

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deutlich als im Schnitt. Hie und da Spuren von Hyalin. Objectiv 3, Zeichen-
ocular. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 278. 1. III. 11.

Tafel 14/1.5.

Fig. 36. Beispiele von vorgeschrittener hyaliner Degeneration. Die ganze
Wand ist hyalin geworden. Die Bildung des peripheren hyalinen Mantels im
Anfang ist auf Fig. 24 angedeutet. Das Lumen ist spaltförmig und verengt,
das Endothel verschwunden, nur noch ganz vereinzelte rote Blutkörperchen zu
finden. Kerne unregelmässig, verschiedene Degenerationszeichen aufweisend.
In der Umgebung und an der Peripherie Leucocyten, welche die Wand durch-
setzen. Objectiv 6; Ocular. I. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 275. B. 2. IL 5.

Fig. 37. VöUig hyalin verödeter Gefässrest, die Verzweigung ist noch
zu sehen. Die Kerne haben gegenüber Fig. 36 noch an Zahl abgenommen
und in der weiteren, nicht abgebildeten Stufe sind ausser sehr spärlichen Kern-
resten nur noch Leucocyten vorhanden. Nebenan ist eine Drüse mit einigen
Stiftchenkernen. Objectiv 6; Ocular. I. Utr, Mus. Cat. Nr. Talpa 165. 4. IL 1.

Fig. 38. Mesometrales Epithel. Schmale dunkle Kerne in oder neben
vacuolisicrten Zellen, eine Art der Entstehung von Stiftchenkernen anzeigend.
(S. 67) Apical-verlagerte Kerne (a). Einige Kerne sind unregelmässig conturiert
mit mehreren Chromatinkörnern; andere sind grösser, gebläht und blass (b),
das Chromatin zu einen oder zwei Klümpchen confluiert. Die Zellgrenzen
grösstenteils verschwunden. Die Grenze nach dem Lumen zu stellenweise nicht
glatt, nach dem Stroma zu unscharf. Ein Kern mit Vacuole an der Basis des
Epithels (c), Objectiv 6; Ocular I. Utr. Mas. Cat. Nr. Talpa 26 b. 1. 5. Im
Schnitt ist die Grenze zwischen Epithel und Stroma deutlicher als in der
Reproduktion.

Fig. 39. Beispiele von Stiftchenkernen, (s. S. 76.) Die anderen Kerne
sind verschieden nach Stellung, Form, Grösse und Farbe. Einige sind apical
verlagert; pycnotisch. Auch sieht man einige basale Leucocyten (c) Objectiv 6;
Ocular I. Utr. Mus. Cat. Nr. 256 b. V, IL 3.

Fig. 40. Teil einer Placentarstelle: diese Zeichnung soll demonstrieren
wie die Placentarstelle offenbar zusammengeschoben wurde durch die Retraction
dos Uterus (s. S. 74). Auf diese Weise entstehen verschiedene Epithelknospen
und Zacken, welche nach und nach degenerieren und abfallen werden (zum
Teil schon abgefallen sind), wodurch die begrenzende Linie wieder eine regel-
mässige wird. Man sieht 3 erweiterte Drüsenlümina, welche auf diesen und
den anderen Schnitten der Serie nicht mit dem Uteruslumen communicieren,
doch sich offenbar emporarbeiten. Objectiv 3; Ocular IV. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa
287. B. 8. 1. 6.

Fig. 41. Zwei geschlossene Drüsen an der Placentarstelle; was davon
über dem Niveau hervorragt, ist grösstenteils degeneriert und im Abfallen
begriffen; es zeigt Vacuolen und Löcher und ist stellenweise sehr dünn. In den

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Fundi, welche sich beide in die Breite ausgedehnt haben, ist das Epithel
noch unregelmässig, doch gut gefärbt und mit Zellgrenzen versehen. In
der oberen Drüse eine Mitose. Das Stroma der Mucosa ist nur schematisch
angedeutet. Objectiv 4; Zeichenocular. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 266. c. 3. f. 11.

Fig. 42. Blossgelegte Drüse derselben Placentarstelle von Fig. 41. Der im
Lumen hervorragende Teil degeneriert und fällt ab; der Rest ist regelmässig
geformt und bleibt zurück. Links ein Drüsenschnitt, welcher ganz lose im
Lumen liegt und in Degeneration begriffen ist. Das Stroma der Mucosa nur
schematisch angedeutet. Objectiv 4; Zeichenocular. Utr. Mus. Cat. Nr Talpa
266. c. 3. L 11.

Fig. 43. Abbildung von dem auf Seite 87 erwähnten Epithel. Der Teil
unten könnte beim ersten Anblick als eine Schicht von Leukocyten imponieren,
ist aber nur eine andere Schnittrichtung durch ähnliches Epithel wie oben,
welches aus vielen neben einander liegenden schmalen und hohen Stiftchenkernen
besteht. Das Basalband ist noch verbreitert und nicht sehr scharf begrenzt;
gefärbt wie Hyalin, doch matter und etwas verschwommen. Objectiv 3; Zeichen-
ocular. Utr. Mus. Cat. Nr. Talpa 275. X. I. 6.

Fig. 44. Antimesometrale Drüsencyste (s. S. 81) mit einem geringen
Inhalt, teils amorph, teils aus Zellen bestehend. Das Epithel ist gleichmässig
dünn, rechts noch stärker abgeplattet wie links. Objectiv 3; Zeichenocular. Utr.
Mus. Cat. Nr. Talpa 266c, 2, I. 7.

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Fig. 8.

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Fig. 3.

Fig. 4.

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Tafel 2.

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Tafel 3.

Fig. 12.

Fig. 11.

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Tafel 4.

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Fig. 15.

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Tafel 5.

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Fig. 16.

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Tafel 11.

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Fig. 29.

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Tafel 12.

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Fig. 31.

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Tafel 13.

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Fig. 33.

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Fig. 29.

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Tafel 14.

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Fig. 38.

Fig. 37.

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Fig. 39.

Fig. 40.

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Tafel 15.

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Fig. 43.

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V. Flamerdinghe del.

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STELLINGEN.

I.

De verdeeling der Mammalia placentalia in deciduata en indeci-
duata heeft geen morphologische beteekenis.

IL

De metreuryse is de meest physiologische behandelingsmetliode
van placenta praevia, eu als zoodanig boven andere te verkiezen.

IIL

De eisch van Widal, om elken lijder aan morbus Bright een
zoutonttrekkend dieet op te leggen, is op practiache en theoretische
gronden te verwerpen.

IV.

Voor de diagnose post mortem van paralysis cordis, is het al of
uiet gevuld zijn van den linker ventrikel van geen beteekenis.

Y.

De afscheiding van keukenzout in de nier geschiedt hoofdzakelijk
door de tubuli contort!.

VI.

Om het oriënteeringsvermogen van bijen en postduiven voldoende
te verklaren, is het noodig een oriëntatie-zintuig aan te nemen.

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YIL

De maatschappij heeft recht op afdoende beveiliging tegen delin-
quenten, welke in den zin van art. 37 W. B. v. S. ontoerekenbaar
verklaard zijn en niet, of slechts tijdelijk, in een krankzinnigen
geaticht vvorden|opgenomen.

VUL

Haeraorrhoïden zijn neoplasmata.

IX.

De theorie, volgens welke eclampsie veroorzaakt wordt door
placentair-toxinen, is onjuist.

X.

Bij aandoeningen van de achterste bijholten van den neus, is
vergrooting van de blinde vlek voor kleuren een gewichtig begin-
syraptoom, dat zijn verklaring vindt in de anatomische verhoudingen.

XL

De serosa van den darm is gevoelig voor pijn prikkels.

XIL

Het deel van de achterstrengen van het ruggemerg, dat het
„kommaveld van Schultze" wordt genoemd, bestaat deels uit endo-
gene, deels uit exogene vezels; de „dorsomediale bundel" bijna
geheel \'uit endogene.

XIIL

Meningitis cerebrospinalis epidemica moét bestreden worden, in
hoofdzaak, door krachtige maatregelen tegen de coccendragers.

XIV.

Men is niet gerechtigd uit antagonistische werking tot het aan-
grijpingspunt van een vergif te besluiten.

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