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ENTWICKLUNGSGESCHICHTE

DER

T H I E R E.

BEOBACHTUNG UND REFLEXION

von

Dr. KARL ERNST von BAER.

ZWEITER THEIL
SCHLUSSHEFT.

herausgegeben

VON

PROFESSOR Dr. LUDWIG STIEDA,

director der könige. anatomischen anstalt zu königsberg i. pr.

KÖNIGSBERG.
W I L H. KOCH.
1888.

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ENTWICKLUNGSGESCHICHTE

DER

T H I E R E.

BEOBACHTUNG UND REFLEXION

von

Dr. KARL ERNST von BAER.

ZWEITER THEIL,
SCHLUSSHEFT.

herausgegeben

VON

PROFESSOR Dr. LUDWIG STIEDA,

director der königl. anatomischen anstalt ZU königsberg i. pr.

KÖNIGSBERG.
W I L H. KOCH.
1888.

RIJKSUNIVERSITEIT UTRECHT

0346 6863

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Ich übergebe hiermit der Oeffentlichkeit den Sellinss eines "Werkes, anf
■welchen die wissenschaftliche "Welt länger als fünf Decennien hat warten
müssen. Es ist genugsam, bekannt, dass K. E. von Baer\'s Werk über die
Entwickelnngsgeschichte der Thiere unvollendet geblieben ist. Der zweite
Theil, dessen Druck im Jahre 1829 begann, musste ans Mangel an Mannscript
fünf Jahre ruhen und wurde dann in der zweiten Hälfte des Jahres 1834 bis
zum 38. Bogen gefördert. Am Ende dieses Jahres 1834 verliess Baer Königs-
berg und siedelte nach St. Petersburg über ; der Verleger Bornträger in Königs-
berg wartete fast drei Jahre lang auf die ihm versprochene Schlussabhandlung.
Als Baer trotz wiederholter brieflicher Mahnung nichts schickte, ja nicht ein-
mal antwortete, gab der Verleger den zweiten Band unvollendet heraus —
ohne Vorrede, Inhaltsverzeichnis und Tafelerklärung. Dem zweiten Theil sind
vier Tafeln (IV—VII) beigefügt, von denen zwei, IV und V, zum Text des
zweiten Bandes gehören, VI und VII dagegen zur Erläuterung der fehlenden
Schlussabhandlung dienen. Die Tafeln sind, wie Baer an einer Stelle meldet,
schon 1830 gestochen.

Als Baer im October 1834 von Königsberg abreiste, war das Manuscript
der Schlussabhandlung offenbar schon fertig, aber Baer beabsichtigte, diesen
Abschnitt über die Untersuchung der Erüchte des Menschen mit Vergleichung
verwandter Beobachtungen anderer Autoren nach seiner Ankunft in St. Peters-
burg auszuarbeiten. Einige Notizen aus diesem Manuscript schickte Baer noch
von Königsberg aus an Siebold (Göttingen), welcher dieselben unter dem
Titel „Beobachtungen aus der Entwickelnngsgeschichte des Menschen. Aus

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einem Schreiben an den Herausgeber," im dritten Stück des XXV. Bandes des
Journals für Geburtshilfe (Leipzig 1835, S. 400—411) abdrucken liess. Hier
schreibt Baer: „Ein Freund fordert mich auf, nieine Beobachtungen aus der
Entwicklungsgeschichte des Menschen Ihnen für Ihre Zeitschrift mitzutheilen.
Leider kann ich aber nicht mehr über dieselben verfügen. Sie sind für den
zweiten Band des Buches „Ueber Entwickelungsgeschichte" bestimmt. Ja, ich
schicke mich sogar an,\' sie jetzt bei der bevorstehenden Veränderung meines
"Wohnortes herauszugeben. Indessen, da sie schon lange gelegen haben und
ich ein Paar Lücken in der Darstellung der Entwickelung niederer Thierklassen,
die in einem anderen Abschnitte desselben "Werkes gegeben werden soll, noch
nicht habe ausfüllen können, so bin ich fast ungläubig geworden, und es wäre
sehr möglich, dass zu der fünfjährigen Gefangenschaft noch einige Jahre hinzu-
kämen." Als Baer sich in St. Petersburg eingerichtet hatte und seine Arbeiten
beginnen wollte, fehlten ihm die dazu nothwendigen Bücher. Seine eigene
Bibliothek war noch nicht zur Stelle; er konnte sie bei der Uebersiedelung 1834
nicht mitnehmen, sondern erhielt sie erst nach Jahresfrist im Spätherbst 1835
durch Vermittelung des russischen Admirals Bicord. So konnte er erst im
Winter 1835/36 mit dem Auspacken und Ordnen der Bücher beginnen. Ehe
Baer aber die beabsichtigten Arbeiten vornehmen konnte, hatte der mit Eecht
ungeduldige Verleger den zweiten unvollendeten Theil herausgegeben. In Folge
dessen liess Baer das Manuscript unverändert liegen und wandte sich anderen
wissenschaftlichen Arbeiten zu — er hat das später bedauert. In seiner
Selbstbiographie (St. Petersburg 1866, S. 399) sagt er: „Leid thut es mir
aber, dass ich in der Hoffnung, diese Lücke — (Entwickelungsgeschichte der
Wirbellosen) — von St. Petersburg aus zu ergänzen, einen ganz andern
Aufsatz, speciell ausgearbeitete Untersuchungen über frühzeitige
Eier von Menschen, nicht abgegeben habe."

Als ich unmittelbar nach dem Tode Baer\'s (16./28. November 1876) mit
dem Ordnen der literarischen Hinterlassenschaft betraut worden war, fand ich
das damals bei Seite gelegte Manuscript nebst Inhaltsverzeichniss über beide
Theile. Das Manuscript war sauber geschrieben, von Baer\'s eigener Hand
corrigirt und hie und da mit Zusätzen versehen. Das Inhaltsverzeichniss er-
streckte sich auf die bereits gedruckten Bogen. Nur eine genaue Erklärung der
Tafeln fehlte, doch fanden sich einige kurze Bemerkungen vor, welche darauf
hinwiesen, dass Baer den Anfang dazu bereits gemacht hatte.

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Ich fasste schon damals den Entschluss, das Manuscript abdrucken zu
lassen; allein während meines Aufenthalts in Dorpat stellten sich dieser Ab-
sicht unüberwindbare Hindernisse entgegen. Ich musste die Ausführung des
Planes aufschieben. Erst hier in Königsberg nach meinem Eintritt in den
früheren Wirkungskreis Baer\'s vermochte ich das Geplante zu vollenden —
das alte vergilbte Manuscript hervorzuholen und zum Druck herzurichten. Der
Druck giebt das unveränderte Manuscript getreu wieder; Zusätze habe ich keine
gemacht. Wohl aber habe ich versucht, eine Erklärung der Tafeln zu liefern,
doch bitte ich, dieselbe mit Nachsicht zu beurtheilen. Die Figuren und ihre
Buchstabenbezeichnung stimmen nicht überall mit dem Text und den daselbst
citirten Buchstaben, für einige Figuren konnte ich trotz genauer Durchsicht
des Textes keinen Nachweis finden; ich habe das bei den betreffenden Figuren
vermerkt. —

— — Möge der geneigte Leser bei der Durchsicht der Schilderungen und
Betrachtungen Baer\'s dessen eingedenk sein, dass die Abhandlung bereits vor
mehr als fünfzig Jahren niedergeschrieben wurde!

Königsberg in Pr., im März 1888.

Ludwig Stieda.

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IT.

Studien

aus der

f-\'m

Entwiekelungsgesckickte des Menschen

von

Dr. Karl Ernst v. Baer.

Nach dem Tode des Verfassers herausgegeben

von

L. Stieda,

Königsberg.

Willi. Koch.
1 8 88.

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D ie iiier folgenden Beobachtungen bitte ich als Studien für die Ent-
wickelimgsgeschichte der menschlichen Frucht, nicht als vollendete Beschreibungen
bestimmter Bildungsstufen zu betrachten. In der Beschreibung jeder einzelnen
von mir untersuchten Tracht habe ich nur genau anzugeben versucht, was
ich an dieser wahrnehmen konnte, ohne auf das Rücksicht zu nehmen,
was in anderen Untersuchungen sich wahrnehmen liess, um auf solche "Weise
Material zu allgemeinen Resultaten zu verschaffen, von denen ich am Schlüsse
dieses Abschnittes Einiges angedeutet habe. Ein solches Verfahren scheint
nothwendig, um nicht ein besonderes Yerhältniss für ein allgemeingültiges
anzusehen. Die Beschreibungen der früheren Zustände des menschlichen Eies,
die wir besitzen, weichen so sehr von einander ab, dass es nicht darauf an-
kommen kann, dass irgend ein Beobachter noch die Beschreibung einer ein-
zelnen Erucht hinzufügt und sagt: „Das habe ich gefunden, folglich hat
Dieser Recht und Jener hat Unrecht." Es scheint mir vielmehr an der Zeit
zu sein, dass man vor allen Dingen einsehen lerne, wie viel von diesen
Differenzen von der Verschiedenheit der Beobachter und wie viel von der
Verschiedenheit der Eier abhänge, und dann zu bestimmen versuche, welche
Verhältnisse als die normalen und welche als abweichende zu betrachten
sind — von den abweichenden aber, welche häufiger und welche weniger
häufig vorkommen. Aus diesem Grunde scheint es besonders wichtig, dass
derselbe Beobachter Gelegenheit habe, viele Eier zu untersuchen, damit die
Einflüsse, welche verschiedene Ausbildung des Geistes, des Auges und der
Hand haben, wegfallen.

Ich freue mich daher, dass es mir gelungen ist, eine nicht ganz un-
bedeutende Zahl von Früchten aus früher Zeit zu untersuchen. Nicht alle
sind hier beschrieben. Einige — und zwar die interessantesten — sind aus
der hiesigen anatomischen Sammlung und grösstentheils aus dem Nachlasse
des Professor Senff in. Halle in dieselbe übergegangen. Ich erhielt sie zur

l*

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Untersuchung von meinem Collegen B n r d a c h, als derselbe noch der anato-
mischen Anstalt vorstand. Diese waren also alle schon der "Wirkung des
Weingeistes ausgesetzt gewesen. Andere und unter diesen mehrere frische
erhielt ich von den hiesigen praktischen Aerzten Dr. Hirsch, Dr. Jacobson
und Dr. Arendt. Allen genannten Freunden danke ich hiermit für ihre
gütigen Unterstützungen mit dem Wunsche, dass ihre Absicht, der Wissen-
schaft zu nützen, nicht ganz unerfüllt geblieben sein möge. Ausser den aus-
führlich mitgetheilten Beobachtungen habe ich noch mehrere andere Eier ver-
gleichen können. Man wird finden, dass ich mancherlei Abweichungen
gefunden habe, dass ferner die schon oft ausgesprochene Meinung, die meisten
durch Abort abgegangenen Eier seien nicht regelrecht gebildet, nur zu sehr
begründet ist, und dass eben aus diesem Grunde die normale Entwickelungs-
weise der menschlichen Frucht sich nur aus mannigfacher Vergleichung all-
mählich wird zeichnen lassen.

Diese Unsicherheit ist vielleicht in keiner Hinsicht so gross, als in Hin-
sicht der Zeitrechnung. Sie scheint mir viel bedeutender, als man gewöhn-
lich glaubt. Ich gedachte bei Aufstellung der Resultate aus eigenen und
fremden Beobachtungen etwas ausführlicher darüber zu sprechen, dass abortive
und monströse Eier lange im Fruchthälter verweilen können, ohne sich weiter
zu entwickeln, allein da es hinlänglich von Velpe au geschehen ist, so würde
diese Demonstration jetzt überflüssig sein. Ich erwähne dieses Verhältnisses
auch nur, um von vornherein zu bemerken, dass ich nur in den wenigsten
Fällen über das Alter der Früchte bestimmte- Nachricht hatte. Indessen
schien es mir für den Leser bequemer, wenn ich die Beschreibungen nach
einer ungefähren Schätzung des Alters ordnete. Hierauf also nur beziehen
sich die Ueberschriften. Sie sollen keine bestimmte Angabe des Alters geben,
in den wenigen Fällen, wo ich hierüber Sicherheit erhalten hatte, ist es be-
sonders bemerkt, wie in Nr. 1 und 2. Auch habe ich unter Nr. 3 die Be-
schreibung einer Frucht gegeben, welche wenigstens im Embryo unbezweifelt
weiter vorgeschritten war als die Frucht unter Nr. 5. Jene Beobachtung
liess ich aber vorangehen, weil sie die vollständigste für die früheste Zeit
ist und zur sicheren Bestimmung der einzelnen Theile zu dienen im Stande
war, wonach diese dann in den folgenden benannt werden konnten.

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Nr. 1.

Untersuchung einer Person, am achten Tage nach erfolgter Befruchtung.

Hierzu Taf. VI, Fig. 1—4.

Im Sommer 1826 wurde in die anatomische Anstalt zu Königsberg die
im Pregel gefundene Leiche einer Dienstmagd gebracht. Man erzählte mir
sogleich und ehe irgend eine Untersuchung vorgenommen war, dass das
Mädchen acht Tage vorher einen Nachmittag mit einem begünstigten jungen
Manne zugebracht habe und sehr verstört und beunruhigt zurückgekommen
sei. Auch war der Tod im Wasser nicht zufällig, sondern freiwillig gesucht.
Da nun die anatomische Untersuchung eine kürzlich erfolgte Schwängerung
erwies, so glaube ich auch die Zeitbestimmung als richtig annehmen zu können.

Auf der Wölbung des Eierstockes fand ich eine enge, vollkommen halb- a. Oeffnung in
mondförmige Oeffhung. Der Umfang derselben ragte sehr wenig aus der
Oberfläche hervor und hatte durchaus nicht das gerissene Ansehen, das Home Stockes,
in einem Eierstocke ebenfalls acht Tage nach der Schwängerung bemerkte Fi£-
(Philosophical Transactions 1817 Pars 2, p. 252, und Meckels deutsches
Archiv für Physiologie Bd. IV, S. 277). Ueberhaupt schien in vorliegen-
dem Falle die Ausbildung schon etwas weiter vorgeschritten und die Oeffnung
dem Schlüsse nahe zu sein. Sie bildete, wie bemerkt wurde und Taf. VI,
Kg- 1, dargestellt ist, eine halbmondförmige, ziemlich enge Spalte, die nicht
unmittelbar in die darunterliegende Höhlung sehen liess. Vielmehr wurde
der convexe Band der Spalte ein wenig von dem concaven überdeckt, so dass
eine Sonde, die man ohne allen Druck einführen wollte, nur in schiefer Eich-
tling in die Höhlung gelangte. Wurde die Oeffnung mit einiger Gewalt er-
weitert, so sah man, dass der convexe ßand in Form eines kleinen Zapfens
über die Höhlung vorragte. Dann erschien auch auf der Spitze dieses Zäpf-
chens ein schwefelgelber Flecken, während man schon vor jeder Manipulation
in dem übergebogenen concaven Eande einen ebenso gefärbten Saum bemerkte.

T

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b. Gelber Kör- Beim Durchschneiden des Eierstockes zeigte sich, eine Höhlung, gross
_ Per- genug, um einen starken Stecknadelknopf aufzunehmen. Ausgekleidet wurde
rig" 2\' 3* sie von einer ziemlich dicken Schicht einer schwefelgelb gefärbten Masse, die
lebhaft gegen die Eöthe des Eierstockes abstach, welche dieser nicht allein
einem lebendigen Andränge des Blutes, sondern auch wohl dem Erstickungs-
tode verdankte. Gegen die Mündung der Höhlung wurde der gelbe Körper
dünner und die gelben Stellen im Umfange der Mündung zeigten sich jetzt
als der Band desselben, wie der vergrösserte Durchschnitt in Fig. 2 nach-
weist. Nach aussen wurde der gelbe Körper von einer blattförmig zusammen-
gepressten Schicht verdichteten Zellgewebes umgeben, die ich nur für die
äussere Schicht der Kapsel des hier entleerten Graafischen Bläschen halten
konnte. (Vergleiche oben die Vorlesungen § 8—9.)

So wurde es schon aus dem Lagerungsverhältnisse wahrscheinlich, dass
der gelbe Körper aus der mehr gelösten und in Wucherung begriffenen innern
Schicht derselben Kapsel gebildet sei. Von. dieser Umbildung hatte ich mir
bereits bei verschiedenen Säugethieren durch mehrfache Stufen der Verwand-
lung. eine feste Ueberzeugung verschafft. Allein, auch ohne diese Analogie
der Thiere zu Hülfe zu nehmen, würde ich in dem Eierstocke des mensch-
lichen Weibes einen hinlänglichen Beweis für diese Entstehungsart gefunden
zu haben glauben, da ich in einer andern Leiche eines Mädchens, das bich
ebenfalls ins Wasser gestürzt hatte, nachdem es den Tag vorher sich einem
unzüchtigen Leben ergeben hatte, an einem noch geschlossenen Graafischen
Bläschen die innere Schicht der Kapsel deutlich gelb, obgleich nur sehr wenig
dicker als bei unreifen Bläschen, und von der äussern Schicht meist gelöst
fand, so dass sie auf dem Durchschnitte gefaltet erschien, wie Eig. 3 dar-
stellt. Zwar scheint es kaum recht glaublich, dass gegen ein mit Flüssigkeit an-
gefülltes Bläschen die innere Schicht der Kapsel gefaltet vorragen kann, und
man möchte vielmehr annehmen, dass erst, nachdem der Schnitt die Flüssigkeit hatte
ausfLiessen lassen, die Faltung erfolgt ist; dennoch beweist diese, dass gegen
die Eeife des Graafischen Bläschens oder wenigstens kurz vor der Eröffnung
desselben, die beiden Schichten der Kapsel weniger innig mit einander ver-
bunden sind. So kann man auch in Vögeln, wo beide Schichten überhaupt
enger vereint sind als in Säugethieren, sie meistens nur gleich nach dem Aus-
tritte des Eies mit Sicherheit, ja zuweilen fast ohne Instrumente von einander
trennen.

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323 (7)

Zu unserer Mer erzählten Beobachtung zurückkehrend, bemerken wir, dass
in der Höhlung des Graafischen Bläschens sich kein Blutgerinnsel bemerklich
machte. Die Bauchmündung des Eileiters lag nicht mehr am Eierstocke an,
sondern hatte die gewöhnliche Stellung.

Der Eruchthälter liess äusserlich eine Ausdehnung nicht mit Sicherheit
erkennen, doch schien er weniger flach als im ungeschwängerten Zustande.
Nach Eröffnung desselben wurde dieses viel deutlicher, indem die vordere und
hintere Wand mehr von einander abstanden als im ungeschwängerten Zustande.
Noch auffallender war es, dass die innere Wand durchaus nicht glatt, sondern
rauh erschien. Stückchen aus derselben unter das Mikroskop gebracht
zeigten sehr deutliche Zotten, die sich im ganzen TJmfange der Höhlung ent-
wickelt hatten. Ausser den Zotten sah man Gefässspitzen, deren Weite fast
ungeheuer genannt werden konnte, denn sie waren selbst dem unbewaffneten
Auge, durch welches ich freilich das Lagenverhältniss derselben nicht genau be-
stimmen konnte, sehr kenntlich. Der Erstickungstod hatte das Blut hier
zurückgehalten.

Unter dem Mikroskope erkannte ich aber, dass diese Gefässe nicht in den d. Decidua.
Zotten lagen, sondern zwischen ihnen hervortraten, mit den benachbarten durch
mehrfache Bogen sich verbanden und so um die Zotten, jedoch nicht dicht auf-
liegend, grossmaschige und unter sich zusammenhängende Netze bildeten, die
noch von Blut strotzten. Arterien und Venenenden Hessen sich nicht unter-
scheiden, indessen kann wohl nicht bezweifelt werden, dass beide durch die
geschlängelten Bogen in einander übergingen. Obgleich nicht in den Zotten
des Eruchthälters enthalten, lag dieses Gefässnetz doch nicht frei, sondern war
ganz umgeben von einer geronnenen, fast durchsichtigen Masse, welche den
Zwischenraum der Zotten ausfüllte und über sie nach der Höhlung des Erucht-
hälters hinausragte. Diese Masse kann ich nur für die in der Bildung be-
griffene sogenannte hinfällige Haut halten oder für den Ueberzug des Erucht-
hälters vom Menschen. Es liess sich keine Spur von einem bestimmten
Gewebe entdecken. Zwischen den Zotten war sie noch ziemlich fest, nach
innen zu aber schien eine Auflösung zu beginnen. Dieser Ueberzug bekleidete
überall
die Wand des Eruchthälters, ohne irgend eine Einstülpung zu bilden.

Sowohl die deutliche Wucherung der Zotten des Eruchthälters, als die
augenscheinliche Weise, wüe der Ueberzug des Eruchthälters gebildet und mit Blut-
gefässen versehen wird, schien mir in diesem Falle besonders beachtungswerth.

e. Frucht-
hälter.

)

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In der Höhle des Fruchthälters und seines Ueberzuges fand ich etwas
dicke Flüssigkeit. Sie schien mir schleimig —• vielleicht war aber ihr Inhalt
chemisch mehr dem Eiweiss verwandt. Beim Aufschneiden des Fruchthälters
erhob sie sich in Form einer Blase sogleich zusammenfallend.

Es war sehr deutlich, dass diese Blase nicht durch eine wirkliche Haut
gebildet wurde, sondern nur durch eine dünne Schicht aufgelöster Substanz
wie eine Seifenblase. \' Ich habe also auch keinen Augenblick zweifeln können,
dass das Blasige nicht das Ei gewesen sei, obgleich ich damals die Kleinheit
des sehr frühen Eies der Säugethiere noch nicht kannte. Hätte ich gewusst,
dass diese Eier zuvörderst undurchsichtige kleine Körperchen sind, so hätte
ich vielleicht hier das Ei gefunden, allein, da ich nach einem Bläschen mit
oder ohne Zotten im Eileiter und der Wand des Fruchthälters mich umsah,
war alle Mühe vergeblich. •—Uebrigens haben wir seitdem von Bresehet sehr
vollständige Nachricht von dem Inhalte des Sackes der
Decidua erhalten.

Nr. 2.

Ei von 14 Tagen.

*

i

Später, als die übrigen Beobachtungen angestellt wurden und nachdem
leider schon die Kupfertafeln gestochen waren, hatte ich Gelegenheit, ein für
mich sehr belehrendes Ei zu untersuchen. Da es sich zunächst an ein von
P o c k e 1 s beschriebenes Ei anschliesst, so werde ich mich verständlich machen
können, wenn ich mich auf dessen Abbildung berufe.

Es kam von einer Frau, welche das Alter mit Angabe aller Umstände
genau auf 14 Tage bestimmte. Da hier keine aussereheliche Schwangerschaft
gewesen, so war kein Grund, an der Wahrheit zu zweifeln. Dieselbe Frau
hatte schon mehrmals Aborte gehabt und der jetzige war in Folge eines
heftigen Schreckens, den sie am Tage vorher erlitten hatte, erfolgt. Auch
dieser Umstand ist nicht unwichtig, denn zuvörderst lehrt er, dass das Alter
des Eies nur zwischen 14 und 13 Tagen schwanken kann, und da eine Ge-
müths-Affection der Grund des Abganges gewesen war, so lässt sich an-
nehmen, das Ei sei normal gebildet gewesen. Bei denjenigen Aborten nämlich,
welche keine äusserliche Veranlassung gehabt zu haben scheinen, giebt oft
die monströse Beschaffenheit der Eier selbst den Grand zur Lösung derselben.

Die Decidua war sehr verletzt.

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Das Ei selbst hatte nur wenig über drei Linien im Durchmesser imd war
mit schwachen Zotten besetzt. Von aussen war kein Embryo kenntlich.

Nach Eröffnung des Eies fand sich, dass zwei Blasen in einander steckten,
und zwar so, dass die innere nicht viel kleiner war als die äussere. Zwischen
beiden Häuten lag das
Rudiment eines kleinen Embryo in Form eines offenen
Bootes, ungefähr von der Gestalt, wie ihn Pockels in der „Isis", 1825,
Tab. XH, Fig. 1 (Velpeau, Tab. I, Fig. 4), abbildet, und etwa 2/3 Linien
lang. Die gesammte Form lehrte, dass der Eücken gebildet, der Bauch aber
noch weit offen war. Neben dem Embryo war ein keulenförmiges Bläschen
kenntlich von der Gestalt, die Pockels der von ihm sogenannten Erythrois
giebt, doch viel kleiner, nur halb so lang als der Embryo. Die keulenförmige
Blase
werde ich fortan den Harnsack nennen. Eine vierte kugelige Blase,
wie Pockels sie abbildet und die er Nabelblase nennt, habe ich nicht sehen
können. Der Embryo war durchaus nicht beweglich, sondern wie sich durch
nähere Untersuchung ergab, von einer Haut ziemlich eng umwickelt, die sich
fest an die äussere Eihaut anheftete. Zwischen dem Embryo und dieser Um-
hüllung war wenig Kaum.

Ich kann nun nicht umhin den äusseren der allgemeinen Säcke für die
äussere Eihaut oder die Haut zu. halten, welche Chorion wird, wenn sie Blut
enthält. Ueberhaupt konnte ich kein Blut erkennen, obgleich es mir wahrschein-
lich ist, dass die Blutbildnng begonnen hatte, da der Harnsack hervorgetreten
war. Den inneren Sack halte ich, ungeachtet seiner Grösse, für den Dotter-
sack oder die Nabelblase. Zwar muss ich gestehen, dass mir der Znsammen-
hang dieses Sackes mit dem Embryo nicht ganz klar wurde. Diese Unklarheit
schreibe ich aber dem Umstände zu, dass der Embryo sich schon etwas ge-
dreht hatte und seine nächste Umhüllung ihn so fest hielt, dass ich nicht
ohne Zerstörung zn ihm gelangen konnte. Allein diese Umhüllung, die von
dem Dottersacke abging und dem Embryo gegenüber fest am Dottersacke haftete,
über dem Embryo aber eben so fest an der äusseren Eihaut hing, konnte ich
für nichts als die seröse Hülle halten. In dieser erst steckte das Amnion in
Form einer dem Embryo ganz eng anliegenden Hülle. Ist die Deutung der
serösen Hülle richtig, und an dieser kann ich nicht zweifeln, so folgt die
Deutung des Dottersackes von selbst daraus.

Man ersieht leicht, dass ich nun auch den Sack, welchen Pockels
Amnion nennt, für den Dottersack halte. Auffallend ist mir aber, dass er in

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diesem Eie so weit von der äusseren Eihaut abstand, in dem von mir unter-
suchten aber so wenig.

Nr. 3.

Dreiwöchentliche Frucht.

Hierzu Taf. VI, Fig. 5—14.

a. Allgemeine Das liier zu beschreibende Ei gehört in die anatomische Sammlung der
Beschaffenheit Universität zu Königsberg und war von dem Professor Senff in Halle in
Taf.vi, Fig. 5. Weingeist aufbewahrt, nachdem er es geöffnet und vorläufig untersucht hatte.

In Eig. 5 ist das Ei mit seiner Hülle so dargestellt, wie ich es vorfand. Der
äussere Theil dieser Hülle oder die sogenannte hinfällige Haut
(Decidua
externa)
ist der ganzen Länge nach aufgeschnitten. Der Schnitt beginnt
an der Seite des untern Endes und geht in die Mitte der einen Fläche über.
"Wir werden nämlich hören, dass das Ei flach ist. Die Schnittränder
a c e
und ab d waren nicht nur zurückgelegt, sondern auch, um zugleich die tiefer
liegenden Theile zu zeigen, an zweien Stellen nach hinten angeheftet, wodurch
die Einschnürungen bei
b und c entstanden sind. Der eingestülpte Theil
dieser Haut (die
Decidua reflexa) ist ebenfalls von g bis k aufgeschnitten,
jedoch nicht in der ganzen Länge, denn das untere Ende bei
k ist noch un-
geöffnet, und ebenso reicht der Schnitt oben nicht ganz bis an den Eand der
Einstülpung, von dem wir hier die eine Hälfte in der Furche ƒ gh von innen
sehen. Auch ist der Schnitt nicht einfach, sondern ein Seitenschnitt ist gegen
h geführt. Hierdurch ist das Chorion blossgelegt, das wir mit Flocken bedeckt
bei n sehen. Auch das Chorion ist mit kleinern Schnitten geöffnet und zwei
Zipfel desselben sind bei
o, o zurückgelegt. So erscheint das Amnion p ent-
blösst, das wieder eine kleinere Oeffnung hat, deren Ränder sich zum Theil
zurückgerollt haben. Durch die Oeffnung des Amnions hindurch sieht man
den Embryo frei an einer kurzen Befestigung hängen.

Die Länge des Ganzen, mit Inbegriff der hinfälligen Haut oder des äussern
Ueberzuges, beträgt 1 Zoll 1OV2 Linien. Das Ei selbst ist viel kleiner, indem
es noch gar nicht in den untern, verengten Theil des Fruchthälters reicht, ja
nicht einmal den sogenannten Körper desselben völlig ausfüllt. Die ganze
Form der Höhle des Fruchthälters war nämlich an der D e c i d u a zu erkennen.
Man bemerkte an ihr (Fig. 12
e) den Uebergang der obern grösseren Höhle
des Fruchthälters in die untere, den sogenannten Halstheil. So war es auch

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—-----r

deutlich, dass dieser Ueherzug und das Ei selbst eine abgeflachte Grestalt hatten,
denn nach der Seite war Alles bedeutend mehr ausgedehnt als von hinten
nach vorn. Die Länge des Eies betrug 9Va Linien, seine Breite 7 Linien und
die Dicke oder die Dimension von hinten nach vorn »liess sich auf 5 Linien
schätzen, wenn man alle Theile in die ursprüngliche Lage versetzte. Ob der
Schnitt durch die vordere oder hintere Eläche geführt war, liess sich an dem
Präparate nicht unmittelbar erkennen, da der Eruchthälter fehlte. Bei der
ferneren Darstellung lässt sich aber die Angabe\' des Lagen Verhältnisses nicht
vermeiden. Deshalb werde ich in der Beschreibung des Eies diejenige Fläche,
durch welche der Schnitt geführt ist, die zugekehrte, die entgegengesetzte die
abgekehrte nennen, ohne damit die Lage des Eies im Eruchthälter bestimmen
zu wollen, sondern nur in Bezug auf die Ansicht der einmal angenommenen
Lage des Eies und ihrer Abbildung. "Was in der Abbildung nach der rechten
oder linken Seite des Beobachters liegt, werde ich rechts und links nennen.
Bei der Beschreibung des Embryo werden die Ausdrücke links und rechts
aber nur in Bezug auf seinen Körper angewendet werden.

Der Ueberzug des Fruchthälters ist nicht überall von gleicher Dicke. Sie b. Decidua

beträgt oben wohl 3A Linien, nimmt dann bis auf Linie ab; weiter nach Hunten.

. . Fig 5. Fig 12.

unten nimmt sie nochmals stark zu und zuletzt wieder plötzlich ab, so dass \'
der untere Band bei
e und d sehr dünn ist. Der eingestülpte Theil ist dünner
als der äussere, und die Dicke des letzteren richtet sich überhaupt nach dem
Bäume, den er vorfindet. So ist er unter dem gleich zu beschreibenden Blut-
pfropfe fast 2 Linien dick (Fig. 5 i und Fig. 12 ƒ). Die Höhle, welche der
äussere Sack mit dem eingestülpten Theile bildet, hat oben keine den Mün-
dungen der Eileiter entsprechenden Oeffnungen, nach unten aber, wo sich ge-
zackte Ränder vorfinden, ist darüber nichts mehr mit Bestimmtheit zu ermitteln.
Auf keinen Fall kann hier eine grosse Oeffnung gewesen sein und die zuge-
rundete Form des untersten Abschnittes der Höhle (Fig. 5
i d) liess vermuthen,
dass sie etwas umschlossen habe, so wie der obere Theil einen Blutpfropf (m)
enthielt. Dadurch wird es wahrscheinlich, dass der Sack unten geschlossen
war. Die Verengerung bei ƒ in Fig. 12 liess eine ziemlich enge Spalte un-
ausgefüllt.

Das Ansehn der Decidua ist schwammig-netzförmig. Man sieht nämlich Fig. 5. Fig. 6.
allf beiden Flächen fadige Massen, die, zwischen sich Lücken oder Löcher
lassend, eng aneinander haften und gleichsam zusammengeleimt scheinen.

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Diese fadigen Massen sind auf der äussern "Fläche etwas mehr gesondert als
auf der innern und lassen sich wie Eiemen abziehen. Sie sind nicht eigent-
lich durch einander geweht, sondern scheinen mehr auf einander geklebt, enthalten
durchaus keine ausgebildeten Fasern, und was sie zusammenhält ist ganz die-
selbe Masse, nur etwas weniger fest, so dass also das fadige Ansehn am
meisten mit dem des Blutgerinnsels in den sogenannten Herzpolypen verglichen
werden kann und wenn auch nicht von der Einwirkung des "Weingeistes er-
zeugt, doch wenigstens durch dieselbe deutlicher geworden scheint. Die Lücken
sind unregelmässiger auf der äussern Fläche, wo die Fäden mehr isolirt sind
und tief eingehende Löcher in dem Boden unregelmässiger Vertiefungen sich
finden. Auf der innern Fläche, wo die Fäden oft kaum von einander zu
unterscheiden sind, sieht man enge und fast gleiche Löcher, wie mit einer
Nadel eingestochen. Zuweilen kann man eine Borste, die in ein inneres Loch
eingebracht wird, durch ein äusseres hervorschieben. Es scheint also der Ei-
Ueberzug eigentlich von kegelförmigen Kanälen durchzogen, die nach aussen
weiter sind und wenn es nicht immer gelingt, die Borste durchzuführen, so
mag der Grund darin liegen, dass die Kanäle meistens eine Krümmung haben,
die durch die Zusammenziehung im Weingeiste noch vermehrt sein, kann, die
Borsten aber zu steif für die weichen Wände dieser Kanäle sind. Ich habe
versucht, den Unterschied der äussern und innern Fläche dieser Masse in den
Figuren 6 und 7 abzubilden, finde aber, dass es fast unmöglich ist, die Natur
hierin getreu darzustellen.

Der eingestülpte Theil, die Decidua refiexa, zeigt sich sehr deutlich als
unmittelbare Fortsetzung des äussern Sackes des Ueberzuges. Er ist viel
Fig. 12 ag a\'. dünner als dieser, was schon auf eine allmähliche Ausdehnung durch das
hineindrückende Ei hindeutet. Die Löcher in ihm gleichen den Löchern an
der innern Fläche des äussern Sackes und sind nur in der obern Hälfte des
eingestülpten Theiles deutlich (zwischen
g und A), nicht an. der Spitze. Die
äussere Fläche der Einstülpung, in der man diese Löcher sieht, ist noch glatter,
als die innere Fläche des äussern Sackes und lässt gar keine Fäden unter-
scheiden. Die innere Fläche dagegen, die in Berührung mit den Flocken des
Chorions steht, ist noch rauher und unebener als die äussere Fläche des
äussern Sackes. Die Einstülpung ist nicht gleich lang nach allen Seiten. An
derjenigen Fläche, durch welche der Schnitt geführt ist, und die wir vorläufig
die zugekehrte nennen, beträgt die Länge etwas über einen Zoll, an der gegen-

c. Decidua

refiexa.
Fig. 5
g k.

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iiberliegendeii sehr viel weniger, wie die zwölfte Figur anschaulich macht.
Der Eand, durch welchen der eingestülpte Sack in den äussern Sack übergeht,
steht also schief, an der zugekehrten Fläche nämlich reicht er viel höher als
an der entgegengesetzten. Er steht auch seitlich schief, indem er auf der
einen Seite ein wenig tiefer herabgeht, afs auf der andern, wahrscheinlich be-
stimmt durch den Eintritt des Eies. — lieber dem Eande der Einstülpung
Fig. 12.
(Fig. 12
aaf) fehlt nun die Masse des Ei-TJeberzuges nicht völlig, aber sie
bildet hier kein zusammenhängendes Ganze mit dem Sacke und seiner Ein-
stülpung. Zum Tlieil sieht man einzelne mehr in sich zusammenhängende
Massen (6,6\'), die lose an die
Decidua angeheftet sind (b) oder nur anf-
liegen
(by). Mehr noch findet sich zwischen den Flocken des Chorions ein
nicht zusammmenhängend geronnener Stoff, der sich wie ein Pulver mit dem
Pinsel entfernen lässt. Wahrscheinlich ist dieses vor der Einwirkung des
Weingeistes halbflüssig gewesen, mehr Wasser als gerinnbaren Stoff enthaltend.

In der Höhle der Decidua fand ich einen dichten Körper, der nirgends d. Blutpfropf,
mit der Wand dieser Höhle zusammenhing. Er ist augenscheinlich ein Pfropf
ans geronnenem Blute und hat im Innern sogar noch die braunrothe Farbe,
Fig. 8.
welche das geronnene Blut lange in verdünntem Weingeiste behält. Dieser
Blutpfropf hat die Gestalt eines abgestutzten Kegels von 372 Linien Höhe.
Hinten verlängert er sich in Form einer Lehne nach oben. Ausserdem zieht
sich auch noch eine schmälere Verlängerung bis in die untere Abtheilung der
Höhle hinab und beweist, dass die Verengerung (bei ƒ Fig. 12), die offenbar
im innern Muttermunde lag, keine vollständige Scheidewand gebildet hat. Ob
nun in dieser untern Abtheilung der Höhle ein zweiter Blutpfropf oder ein Schleim-
pfropf gewesen und von dem früheren Beobachter entfernt worden ist, fiess sich
nicht mehr entscheiden.

Die äusssere Haut des Eies, die ich im Vorbeigehen schon dem gewöhn- <?. Chorion.
liehen Sprachgebrauche gemäss Chorion genannt habe, war im Grunde erst im Flg\' 5
Begriffe aus dem Zustande einer Oberhaut des Eies in den des Chorions über-
zugehen, "wenn wir dem vorigen Abschnitte gemäss diese Benennung auf den
spätem Zustand beschränken wollen, wo diese Haut die Wechselwirkung zwischen
dem mütterlichen und kindlichen Blute veranlasst. Ich fand sie ohne wahr-
nehmbare Gefässe. Da sich aus der weitern Untersuchung aber ergeben wird,
dass die erste Anlage zur Gefässbildung doch schon da war, so hat man eben
so viel Eecht, sie Chorion zu benennen als äussere Eihaut. Weil überdies die

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erstere Benennung kürzer ist und in den andern Beobachtungen wiederkehrt,
so mag sie hier gebraucht werden.

Dieses werdende Chorion zeigte sich als einfacher geschlossener Sack, nirgends
in unmittelbarem Zusammenhange mit dem Embryo. Die äussere Fläche war
mit Flocken versehen. Die innere, mit Ausnahme einer einzigen Stelle, wor-
über weiter unten ausführlich die Eede sein wird, blieb von dem Amnion durch
eine Lücke getrennt. Bei bedeutender Festigkeit war das Chorion doch nur
dünn. Mit unbewaffnetem. Auge betrachtet schien es aus einem einzigen Blatte
zu bestehen. Eine sorgfältigere Untersuchung vermittelst des Mikroskopes und
Fig.i3.Fig.i4. besonders Zerreissungen der Haut unter diesem Werkzeuge Hessen aber deutlich
mehrere Lagen unterscheiden. Immer erkannte ich an einem ausgeschnittenen
Stückchen wenigstens zwei sehr verschieden gebaute Blätter, ein inneres und
ein äusseres. Das innere Blatt ist sehr dünn, aber fest, halb durchsichtig und
besteht aus ganz kleinen, hellen, zu einem continuirlichen Blatte dicht an ein-
ander gefügten Körnchen. Es ist Fig. 13 bei
a, a, a und Fig. 14 a abgebildet.
Das äussere Blatt ist sehr viel dunkler und, wie es scheint, dicker, aber es
hängt nicht so fest in sich zusammen, vielmehr könnte man es brüchig nennen,
denn obgleich man es zuweilen in Continuität findet, wie in Fig. 14 bei
c, so
zeigt es sich doch noch öfter in von einander gerissenen Stücken, wie in Fig. 13
bei
c, c, c, insbesondere an solchen Stellen, welche zahlreiche Flocken tragen.
Je mehr die Flocken hin und her bewegt werden, desto mehr springen Stück-
chen von diesem Blatte wie Schuppen ab, so dass zuletzt ganze Stellen ent-
blösst erscheinen. Dann findet man aber immer im Wasser, in welchem das
Stückchen Chorion untersucht wird, umherliegende Schüppchen von demselben
Baue. Auch die noch aufliegenden von einander gerissenen Schüppchen lassen
sich leicht mit der Nadel abheben. Wo keine Flocken sind, ist das obere Blatt
nicht nur in sich zusammenhängender, sondern liegt auch fester an dem untern
an. — Wenn ich eine Stelle des Chorions untersuchte, welche keine Flocken
trug, so konnte ich nur diese beiden Blätter mit Bestimmtheit unterscheiden.
Wo Flocken waren, gab sich aber auch eine mittlere Schicht zu erkennen, und
zwar auf mehrfache Weise. Zuweilen erschien sie in riemenförmigen Streifen,
die von einander entfernt und ziemlich parallel lagen, aber doch sich an ein-
zelnen Stellen verbanden (Fig. 13.
b, b). Diese Streifen gingen ganz bestimmt
in die Flocken über, denn fasste ich mit der Pincette den Stiel einer Flocke,
so bemerkte ich zuerst einigen Widerstand an der Stelle, wo die Flocke aufsass,

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dann aber löste sich., wenn der "Widerstand überwunden wurde, der Streifen in
bedeutender Länge ab und das unterliegende innere Blatt des Chorions blieb
immer unverletzt. In Fig. 13
e ist eine solche abgelöste Flocke, bei d die Stelle,
wo sie auf dem Chorion festgesessen hat,
bJ ist der aus der Mitte des Chorions
abgelöste Streifen. Es lag nun die Frage sehr nahe, ob diese Streifen nicht
vielmehr hohle Kanäle waren? Die unmittelbare Fortsetzung in die Stiele
der Flocken schien darauf hinzudeuten. Beim Umdrehen\' unter dem Ver-
grösserungsglase erschienen sie aber durchaus flach wie Eiemen. Indessen
könnte die Abflachung auch der Einwirkung des Weingeistes zugeschrieben
werden, der Kanäle zwischen zweien eng an einander liegenden Hautblättern flach
drücken und bei fortgesetzter Einwirkung in dieser Form bleibend erhalten muss,
wenn nur sonst deutliche Spuren einer Höhlung hätten erkannt werden können.
Diese fand ich weder durch einen Bandschatten, noch auf andere Weise ange-
deutet. — Noch mehr aber schien gegen eine solche Vermuthung der Umstand
zu sprechen, dass in andern Gegenden, und zwar in solchen, wo die Flocken
nur schwach entwickelt waren,1) die mittlere Lage des Chorions als continuir-
liches Blatt erschien. Zog man nämlich hier, nachdem das äussere Blatt abge-
nommen war, einen Flockenstiel an, so folgte, wenn er nicht abriss, ein ganzes
Blatt, das eben so gebaut schien wie die oben beschriebenen Streifen oder
Biemen, und das innere Blatt des Chorions unverletzt zurückliess. In Fig. 14
ist das Häutchen
b\' auf diese Weise von dem innern Blatte a abgezogen.
Das Abziehen gelang hier weniger leicht, als an den oben beschriebenen Streifen.
Uni so mehr bleibt es zweifelhaft, ob an den wenigen Stellen, wo ich entfernt
von Flocken keine mittlere Schicht darstellen konnte, diese gar nicht da war,
oder nur nicht hinlänglich gesondert, um abgezogen zu werden.

*

Die Gestalt der Flocken des Chorions wechselt ins Unendliche, und es f. Flocken
lässt sich nicht viel mehr Allgemeingültiges von ihnen sagen, als dass sie
sämmtlich verästelt sind und nach den Spitzen hin an Dicke zunehmen. Ja, lg,13 Flg l4-
jeder einzelne Ast und jedes Glied zeigt diese Anschwellung nach aussen zu.
Bald ist die Anschwellung eine ganz allmähliche Ausdehnung eines dünnern
Stieles (Fig. 13), bald ist die Ausdehnung plötzlich und auf einem sehr dünnen

1  Um nicht die Zahl der Abbildungen unnöthig zu vermehren, habe ich in Fig. 14 die
Abbildung einer grössern Flocke, welche von den Flocken in Fig. 13 bedeutend abweicht, mit
einem Theil des Chorions, in welchem die mittlere Schicht blattförmig iat, vereint. So grosse
Flocken waren aber meist mit riemenförmiger Scheidung der mittlem Schicht verbunden.

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Stiele sitzt eine runde Blase oder eine unregelmässige Anschwellung (Fig. 14).
Nur sehr selten kommen kleine Aestclien vor, wie
h in Fig. 14, die nicht in
eine Anschwellung übergehen. Sie sind entweder kürzlich hervorgesprosst und
in der Entwickelung begriffen oder als abortive Aeste zu betrachten.

Deutlicher als an irgend einem altern Eie unterschied ich an diesem sehr
jungen zwei Schichten an jeder Flocke. Die äussere Schicht bröckelt, wenn
man die Flocke hin und her bewegt, leicht in kleinen Schüppchen ab. Auch
lässt sie sich mit der Nadel leicht abheben. Sie ist, obgleich dünn, doch ziem-
lich dunkel und enthält danklere and grössere Körnchen als die innere Schicht.
Sie hat also mit dem äussern Blatte des Chorions die grösste Aehnlichkeit in
der Textur, und in der That konnte ich sie an der Basis der Flocke von dieser
aus ununterbrochen in das äussere Blatt des Chorions verfolgen. — Die innere
Schicht ist auch körnig, aber die Körnchen sind heller und kleiner, oft gar nicht
zu unterscheiden. Nach dem Obigen geht diese Schicht in die mittlere Schicht
des Chorions über. Das innerste Blatt desselben hat aber mit den Flocken gar
keine Gemeinschaft. —

Die Flocken dieses Eies sind auch deutlicher gegliedert, als ich sie in
andern fand. Man unterscheidet nämlich einzelne, bestimmt begrenzte Abschnitte.
In den Flocken, deren Glieder sich allmählich erweitern, sieht man deutlich,
dass jedes Glied mit seinem Stiel in das vorhergehende Glied eingreift, wie
Fig. 13 zeigt, und dass die innern Schichten beider Glieder sich erreichen. Da
ich überdies an diesen Flocken durch Zerreissung mit der Nadel sehr bestimmt
eine Höhlung im erweiterten Theile jedes Gliedes erkannte, der erweiterte Theil
aber ohne bestimmte Grenze in den Stiel
übergeht, und ich kein Aufhören der
Höhlung bemerken konnte, also auch die Stiele für hohl halten musste, so
sieht man leicht, dass die innere Schicht in diesen Flocken eine blosse Haut ist und
dass solche Flocken eine auffallende Aehnlichkeit mit Saugadern haben, wie die genaue
Abbildung einer Flocke in Fig. 13 anschaulich macht. Es wird übrigens wohl keinen
Anatomen irre führen, dass hier die innere Haut jedes Gliedes dunkler abgebildet ist,
wo das Glied noch unversehrt ist. Sie erscheint dunkler, weil hier zwei Schichten
über einander liegen, im Umfange aber nur die äussere Schicht ist. Trennt
man diese ab, wie bei
g geschehen ist, so sieht man deutlich, dass die innere
Schicht durchsichtiger ist. — Aber lange nicht alle Flocken haben, wie die in
Fig. 13 abgebildete, grosse Aehnlichkeit mit Saugadern oder die noch auffallendere
mit der Corallengattung
Aetea von Lamouroux. — Die zweite in Fig. 14 ab-

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gebildete Form hatte eine weniger bestimmte Gliederung. Auch, schien sie viel
mehr Masse zu haben, und ich konnte nicht mit Sicherheit eine Höhlung in
den Gliedern erkennen. Die Hauptstiele einer Flocke, die dem blossen Auge
ununterbrochen fortzulaufen scheinen, zeigen unter dem Mikroskope auch mehr
oder weniger deutliche Gliederung; die Glieder aber pflegen hier weniger in
Stiele verlängert zu erscheinen, obgleich auch hiervon Ausnahmen vorkommen.
Bei aller Veränderlichkeit in der Gestaltung hat doch jede Flocke einen
Hauptcharakter, so dass nicht an derselben Flocke Aeste von der Form der
Saugadern mit Aesten von ganz verschiedener Form verbunden sind. ,

Mit solchen Flocken ist das Ei in seinem ganzen Umfange versehen, ob-
gleich auch einzelne kleinere Stellen von ihnen entblösst sind. Ueberhaupt
sind die Flocken nicht so zahlreich, als in andern Fällen. Ihre Länge ist sehr
ungleich und meist schwer zu bestimmen, da sie in den eingestülpten Theil
der
Decidua eingreifen, doch beträgt sie am häufigsten 2—3 Linien. Innerhalb
der - Oeffnung der Einstülpung, wo das Ei der Wand des Fruchthälters
näher liegt, sind einige Flocken auffallend länger als die andern. Ich fand
hier ein Paar Flocken, die 4—5 Linien lang waren. Ein langer nicht ver-
ästelter Stiel trug eine sehr astreiche Krone. In Fig. 12 sind diese Flocken
abgebildet, jedoch nicht mit allen Aesten, denn die Zahl derselben war an
einer Flocke wohl 30, so dass sie kleinen Bäumchen glichen. Hieraus scheint
hervorzugehen, dass die Stelle der Einstülpung für die Entwickelung der Flocken
besonders günstig ist. Mcht ohne Interesse schien es mir, dass an der einen
Flocke alle Spitzen in zugerundete, gegen ihre Stiele scharf abgesetzte Massen
"wie in Fig. 14 übergingen, während die Glieder der andern Flocke längliche
Schläuche wie in Fig. 13 darstellen. Man sieht hieraus, wie gering die Ver-
schiedenheit in den Bedingungen sein muss, die die Modifikation in der Form
der Glieder erzeugt, da hier aus demselben Boden stammend und scheinbar
unter denselben Verhältnissen wuchernd,, doch die Form der Glieder merklich
verschieden var.

Die Lücke zwischen Chorion und Amnion betrachtend bemerkte ich eine g. Eiweiss-
sehr zarte Schicht, welche auf der innern Fläche des Chorions auflag, aber nur korPer-
ganz lose, ohne an diese Haut angeheftet zu sein, weshalb ich ihrer bei der
-Aufzählung der Blätter des Chorions nicht erwähnt habe. Auch fand ich sie
nicht im ganzen Umfange der Lücke, sondern nur auf der, die dem Beobachter
rechts\'liegt, wenn er die Schnittfläche sich zukehrt. Nach unten stand sie

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■wohl eine halbe Linie vom Chorion ab und das unterste Ende derselben schien
sie nicht erreicht zu haben. Ueberhaupt habe ich die Lagenverhältnisse dieses
Häufchens nicht vollständig zu erkennen vermocht, da es bei der früheren Er-
öffnung des Eies verletzt war. Deswegen habe ich es in der Fig. 9 mehr nach
einer unten1) zu erzählenden Beobachtung gezeichnet, da der Eest, den ich von
diesem Pläutchen in dem hier beschriebenen Eie fand, jener Beobachtung in
nichts widersprach. Es hatte nicht einmal die Festigkeit der Spinnewebenhaut
des Hirnes und war viel weniger ein continxiirliches Blatt zu nennen als diese.
Unter dem Mikroskope erschien es wie aus einem unendlich zarten Filze ge-
bildet, so dass der Name Spinnewebenhant für diese Schicht überaus passend
sein würde. Ich werde am Schlüsse dieses Abschnittes sie näher untersuchen.2)
k. Verbindung Zur Bestimmung der übrigen Theile des Eies musste ihr Verhältniss zum
des Embryo Embryo untersucht werden. Im Innern des Chorions war eine sackförmige

mit andern

Theiien des Haut, die ich hier schon mehrfach als Amnion bezeichnet habe, deren Grösse

Eies- im Yerhältniss zum Embryo mir jedoch auffiel. Leider war der Schnitt, durch
Fi? 10

\' welchen ich sie geöffnet fand, sehr dicht an der Anheftung des Embryo vor-
beigeführt. Dieser schien nur vermittelst eines Fadens an dem Sacke zu hängen.
Die spätere Untersuchung, nachdem das Amnion ausgeschält war, zeigte, dass
die Anheftung sich trichterförmig erweiterte (Fig. 10 s A), dass ein Theil vom
Eande des Trichters unmittelbar in das Amnion sich fortsetzte und ein anderer
Theil abgeschnitten war. Dieser musste mit den zurückgerollten Schnitträndern
des Amnions in Verbindung gewesen sein.3) Denken wir uns nun den Trichter
noch in vollständigem Znsammenhange mit dem Amnion, so wird uns die Lage
des Embryo klar. Seine Bauchfläche ist der Fläche des Eies zugekehrt ge-
wesen, welche die Abbildungen dem Beobachter darstellen und durch welche
die Schnitte geführt sind. Daraus folgt, dass das kleine auf dem Amnion
liegende Bläschen o, von dem ein enger Canal in den Trichter fuhrt, an der
linken Seite des Embryo sich befindet. Es ist das Nabelbläschen. Ausserdem
bemerkte ich auf der entgegengesetzten Seite von der künstlichen Oeffnung des
Amnions schon vor der Ausschälung dieses Sackes einen dunklen Streifen
(Fig. 1
r). Das Ende desselben wurde vom Chorion bedeckt. Um diesen Theil

1  Vergl. Nr. 6 dieses Abschnittes.

2  Siebe die allgemeinen Bemerkungen.

3  Der Schnittrand b c schien von dem Rande cd abgetrennt und dg mit gh verbunden
gewesen zu sein.

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näher zu erkennen, wurde das Amnion im ganzen Umfange vom Chorion ge-
trennt und in Verbindung mit den zunächst aufliegenden Theilen und dem Em-
bryo unter das Mikroskop gebracht.

Beim Ausschälen des Amnions fand ich: i. Amnion.

1. dass die Blase desselben nach unten etwas zugespitzt auslief und dass 9"

diese Spitze (Fig. 9 a) verdickt war, ja zuletzt ganz undurchsichtig wurde.
Eine solche Eorm giebt auch Bockels dem Amnion in früherer Zeit.

2. da&s das ganze Amnion aus, in Eorm eines einfachen Blattes zusammen-

gedrängten, durch Bindemasse dicht vereinten Kügelchen bestand, wie
in allen andern "Wirbelthieren. Doch schienen mir die Kiigelchen viel
deutlicher als im Amnion der Vögel.

3. dass das Amnion vom Chorion überall abstand, mit Ausnahme einer ein-

zigen Stelle nach rechts und oben (bei e), da wo der schon früher
bemerkte dunkle Streifen hinlief. Hier war die Anheftung so innig,
dass ich sie ohne Verletzung nicht lösen konnte.

4. dass ungeachtet dieses Abstandes das Amnion doch an einzelnen Stellen

durch zwischenliegende blattförmige Bildungen an das Chorion angeheftet
war, und zwar an der Spitze bei ferner weiter nach oben bei
c und
neben der Stelle, wo beide Häute an einander lagen, bei
d. Zwischen
diesen Gregenden schienen beide Säcke getrennt. Diese häutigen, so eben
beschriebenen Brücken, die vom Amnion zum Chorion hinüberliefen,
waren ziemlich fest und schienen mir deshalb von der früher er-
wähnten Haut sehr merklich verschieden.

Nach links vom Embryo sah man (Fig. 9 h) auf dem Amnion einen weissen k. NaMbiäs-
Elecken, der bei näherer Betrachtung sich als ein längliches zusammengedrücktes, Fi c11
jq q
nach dem Embryo hin sich zuspitzendes Bläschen (Eig 10
o) zu erkennen gab.
Die Abplattung war so stark, dass man es für ein aufliegendes Blättchen hätte
kalten können, wenn nicht der Druck mit einer Sonde dunkle,, in einer Flüssig-
keit schwimmende Kügelchen im Innern in Bewegung gesetzt hätte. Sie waren
ziemlich ansehnlich, aber nicht sehr zahlreich und konnten nur für Dotter-
kügelchen gehalten werden, da die Blase selbst sich in jeder Hinsicht als
^abelbläschen zu erkennen gab — der geringen Anzahl wegen erschienen sie
aber nicht gelb. Aus der Spitze des Nabelbläschens sah ich deutlich einen
engen Canal in den Trichter übergehen, der den Embryo mit dem Amnion ver-
bunden hatte (Fig. 10 As). Die Höhlung dieses Canals wurde dadurch augen-

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scheinlich, dass ich Dotterkügolchen auch in ihm hin und her drücken konnte.
Auffallend war mir die Kleinheit der Nabelblase, da ihre Längenase kaum
eine Linie, die Queraxe aber viel weniger betrug.

Quer über dem obern Theile des ausgeschälten Amnions lag ein dunkler
keulenförmiger Körper, wie aufgeklebt. Er war flach, indessen doch dick genug,
uiii ihn nicht für ein einfaches Blatt zu halten. Man sieht ihn in Eig. 9
bei
g und in Eig. 10 bei i k l. Er Hess sich ziemlich leicht von der Seite
her vom Amnion abheben, war also nicht eng an dieses angeheftet. Mit dem
verschmälerten Ende (Eig. 10, k () reichte er nach der Gegend hin, wo das
Amnion und das Chorion an einander geheftet gefunden waren. Dieses ver-
dünnte Ende war beim Trennen des Chorions und Amnions verletzt und da-
durch eine Oeffnung
(n) enstanden, durch welche sich eine Borste (r//) ein-
führen liess. Hiermit wurde die Höhlung des Körpers erwiesen. Seine
"Wandung war eine weiche aber ziemlich dicke Haut. In der Höhlung selbst
schien noch etwas geronnene Sülze sich zu finden. Beim ersten Anblicke
glaubte ich auch zwei unförmliche, ziemlich dicke Streifen
(V) in der Wandung
zu sehen, die aber unkenntlich wurden, wenn man die Haut etwas ausspannte.
Ich bin daher zweifelhaft, ob sie nicht blosse Faltungen waren. Dagegen ent-
deckte ich bei diesen Versuchen zwei äusserst zarte, wenig ausgebildete Fäden,
wie aus einer Eeihe Kügelchen gebildet, in dem abgekehrten Theile der Wand (n).
Diese Streifen könnten Gefässe auf der ersten Stufe der Ausbildung sein, wenn
es sich bestätigen sollte, dass in der Wand des Harnsackes vom Menschen
Gefässe vorkommen, was noch der Entscheidung bedarf. Es wird sich nämlich
aus dem Folgenden mit Bestimmtheit ergeben, dass der beschriebene keulen-
förmige Sack, dessen Länge etwa drei Linien betrug, der Harnsack war, der-
selbe Sack, den Pockels (Isis, 1825, Heft XII)
Vesicula Erythroides ge-
nannt hat, ob aber die Gefässhaut noch darauf sich befand, ist weniger sicher.

Der Harnsack ist eine unmittelbare Fortsetzung des dunkeln Streifens,
der vom Schnittrande des Amnions nach der Verbindungsstelle von Amnion
und Chorion verlief (Fig. 9 ƒ e, Fig. 10
e ƒ i m), denn der eine Eand des
Streifens ƒ
i ging noch ununterbrochen in den Eand i l des Harnsackes über,
und obgleich der Winkel, den beide mit einander machten, verletzt worden war,
so zeigte doch der Eand der Verletzung (n) noch deutlich den Uebergang. Der
Streifen
e ƒ rn mag daher Stiel des Harnsackes heissen. Er war ebenfalls
flach, doch dick genug, um an dem Schnitte
e ƒ seine Dicke erkennen zu lassen.

l. Harnsack.
Fig. 9
eg
Fig. 10 k l.

m. Stiel des
Harnsackes.

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In der ganzen Länge des Stieles erkannte man durch die helleren Känder, noch
deutlicher aber aus diesem Durchschnitte, dass hier zwei Häute sich ein-
schlössen, eine mehr helle, äussere und eine dunklere und dickere, innere.
Deutlich waren in dem Stiele des Harnsackes zwei Gefässe, die äusserst zart
und wenig ausgebildet nach der Stelle m hin verliefen. Daher ist es mir
wahrscheinlich, dass ein erster Anfang von Gefässbildung auf dem Chorion
wenigstens in einem kleinen Umfange dagewesen sein müsse, aber noch so in
der ersten Bildung begriffen, dass man sie innerhalb dieser Haut in blutleerem
Zustande nicht weit verfolgen konnte. — Man muss bei Betrachtung unserer
Abbildung es überaus wahrscheinlich finden, dass auch im Menschen der Harn-
sack der "Weg ist, durch welchen der Embryo sein Blut in das Chorion sendet,
dass aber hier nicht der Körper dieses Sackes, sondern nur sein dünner An-
fangstheil, den wir Stiel genannt haben, diesem Geschäfte dient. Eben wegen
dieser Gefässbildung war ich auch nicht im geringsten im Zweifel, das be-
schriebene Bläschen für den Harnsack oder die
Membrana Allantoides der
Thiere zu halten, obgleich der Zusammenhang mit dem Embryo hier nicht mehr
vollständig nachgewiesen werden konnte und ich den genannten Theil in diesem
Eie zuerst sah, nachdem ich früher eine andere Haut für den Harnsack ge-
halten hatte. (Vergleiche unten Nr. 7.)

Gehen wir nun zur nähern Betrachtung des Embryo über! An dem kurzen, n. Lage und
vorher erwähnten Trichter hängend schwebt er ziemlich frei und schwankt hin
und her. So lange der jetzt abgeschnittene Band des Trichters (Eig. 10
Ii) Kg.io.Fig.il.
noch in Verbindung mit dem übrigen Amnion gewesen ist, muss der Embryo
etwas enger angeheftet gewesen sein, jedoch ist es aus der nicht verdrehten
Eorni, die der Trichter jetzt hat, verbunden mit seiner Kürze, nachweislich, dass
der Embryo vor jeder Verletzung des Eies eben so wie jetzt mit dem Kopfe
nach unten gehangen haben muss. Er ist in Eig. 10 von der rechten Seite
vergrössert dargestellt, wie er im Präparate sich von selbst darbot, in Eig. 11
aber von der linken Seite, auf welcher ich ihn unter dem Mikroskope betrach-
tete, ohne ihn vom Amnion zu trennen. — Er ist sehr gekrümmt, besonders
ist das hintere Ende*) von rechts nach links stark aufgerollt (Eig. 11
d) und

*) Ich erlaube mir, die Regionen des Leibes vom menschlichen Embryo so zu benennen
Wle an Thieren. Die Gründe sind einleuchtend. Der Embryo liegt im Verhältniss zur Mutter
umgekehrt. Das Kopfende ist nach unten gerichtet. Würden wir es das obere nennen, so
würde man sich in den Abbildungen schwer orientiren können.

/

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viel] eicht etwas mehr als im Lehen, denn die Spannung des in die Hant
des Embryo übergehenden Trichters kann das hintere Ende etwas mehr
zusammengezogen haben. Dagegen mag der vordere Theil von der ur-
sprünglichen Krümmung verloren haben, da die Bauchwand, wie wir hören
werden, eingerissen gefunden wurde. Die Länge des Embryo in gerader Linie
gemessen oder die Entfernung der beiden äussersten Punkte seines Leibes be-
trug IV2 Linien — nach der Krümmung gemessen konnte man sie auf
272 Linien oder noch etwas mehr schätzen.

0. Ausbildung Der Bücken ist überall geschlossen, der Nackenhöcker (r) deutlich, doch

Kg 10 Fi?i°i n0C^ hervorragend, die Blase für die Yierhügel (q) sehr her-

vorgetrieben, aber fast durchsichtig, ein Beweis, dass hier die Schädeldecke noch
sehr dünn gewesen sein muss, da sie nicht einmal im Weingeist völlig ver-
dunkelt ist. Auge und Ohr, die unfehlbar in der Bildung begriffen waren und
im frischen Znstande sich bei allen Embryonen von dieser Bildungsstufe sehr
deutlich zeigen, waren kaum kenntlich. Bei gewöhnlicher Beleuchtung des
Mikroskopes schien die Seitenwand des Leibes ganz ununterbrochen fortzugehen,
und ich war schon geneigt anzunehmen, dass nur noch die Bückenplatten mit
dem Stamme des Bückgrats gebildet seien. Als ich aber den Objectenträger
von oben mehr beschattete, wurde mir die Seitenfurche (Kg 10
y und Eig. 11 k\\
welche Bauch- und Bückenplattten gegen einander begrenzt, sehr deutlich, ja
sie schien mir sogar ungewöhnlich tief. An der Bauchfläche machten sich
vor allen Dingen zwei Vorragungen kenntlich, von denen die vordere iß) spitzer,
die hintere (w) dicker und stumpfer war. Ich hatte die erstere für das Herz,
die andere für die Leber gehalten, und es scheint nicht überflüssig, dieses Irr-
thums zu erwähnen, um darauf aufmerksam zu machen, wie wenig man sich
auf Berichte über ganz kleine Embryonen verlassen kann, wenn sie von
Beobachtern kommen, die sie nicht mit andern Embryonen in der ersten Bil-
dung vergleichen konnten.

Wurde die vordere Vorragung x zurückgebogen, so sah man deutlich in
den offenen Mund hinein. Nun liegt zwar das Herz in j ungern Embryonen
immer sehr weit nach vorn, allein es bildet doch nie mit seiner stärksten
Wölbung die untere Eläche des Einganges in den Mund. Der Stellung nach
liess sich vielmehr in dieser Vorragung der Unterkiefer vermuthen. Diesen hatte
ich aber nach Analogie der Vögel noch nicht so ansehnlich erwartet. Doch
erheben sich in den Säugethieren in der Begel die vordem Kiemenbogen-

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Paare, welche den Unterkiefer und das Zungenbein zu bilden bestimmt sind,
sehr bald weit über die andern Bogen hervor. Hier war zwar in der Vor-
ragung selbst äusserlich keine Spur von äussern Kiemenspalten zu erkennen,
nachdem ich aber auf einer Seite die Haut weggenommen hatte, erkannte ich
in dieser Vorragung zwei hinter einander liegende schmale Säulen, die ich für
die beiden vordem Grefässbogen halten musste. "Weiter nach hinten sah ich
hinter der Vorragung zwei dunkle Streifen, ohne Zweifel die hintern Kiemen-
spalten, die aber noch nicht durchgedrungen schienen. Da ich überdies in
der zweiten
Vorragung w bei vorsichtiger Eröffnung derselben eine Höhlung
erkannte, so bin ich jetzt nicht mehr zweifelhaft, dass diese das Herz sei, die
vordere
Vorragung dagegen der schon stark hervorgehobene Inbegriff der beiden
vordem, hier aber nicht durch eine äussere Spalte getrennten Kiemenbogen.
Die schmale Platte unterhalb der Seitenfurche (zwischen
y und u in Eig. 10,
zwischen
k und g in Eig. 11) musste die Bauchplatte oder der schon ver-
dichtete Theil der Bauchwand sein. Der Uebergang der Bauchplatte in die
vordem Kiemenbogen war nicht ganz deutlich, weil durch Einwirkung des
Weingeistes die dünne Bekleidung des Herzens ebenso verdunkelt war, als der
Theil der Bauchplatten, der hier anlag. Es konnte nämlich das Herz nur an
den Seiten eine schmale Bekleidung von den Banehplatten haben, nicht an
seiner der Bauchfläche zugekehrten Wölbung, wo nur noch ein Ueberzug des
serösen Blattes sein musste. Ich habe durch einen hinzugefügten Schatten die
Abbildung verständlicher gemacht, indem ich die Bauchplatte gegen den vor-
ragenden Theil des Herzens abgegrenzt habe.

Auf der rechten Seite des Embryo sah man an der Bauchplatte einen
schmalen Saum (bei u in Eig. 10). Dieser wnrde verständlich, wenn man den
Embryo von seiner linken Seite betrachtete, wie in Eig. 11. Es erschien
hier nämlich an der Bauchseite zwischen
g und ƒ ein Halbcanal. Ich glaubte
deutlich zu erkennen, dass er von einer Schleimhaut gebildet wurde, und hielt
diesen Halbcanal, der dicht hinter dem Herzen bei
e sich schloss, für den
Speisecanal, der von seiner Verbindung mit dem Dottergange abgerissen war.
Die Säume "bei
g and ƒ in der Eig. 11 schienen nämlich durchaus die vor-
stehenden Bänder des geöffneten und etwas nach links gerichteten Speiseeanals.
Hieraus ist klar, dass auch die Uebergänge der Bauchplatten in das Amnion
zerrissen waren. In der That war der nach links gelegene schon öfter er-
wähnte Trichter dieses Ueberganges hi in Eig. 11 in seinem Umfange ge-

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schlössen. An der Spitze bei i zeigte er aber einen offenen Eingang, wo er
von den Banchwänden des Embryo gelöst war. Dieser abgerissene Eand des
Trichters hatte sich offenbar zurückgezogen, und so war Manches aus seinen
natürlichen Verhältnissen gekommen. Aus diesem Grunde hielt ich es für un-
nöthig den Trichter abzutrennen, wodurch es allein möglich gewesen wäre, zu
erkennen, ob in ihm noch eine Spur des Ueberganges von dem Stiel des Harn-
sackes in die Kloake oder das hintere von dem Eande
i überwölbte Ende des
Verdauungscanales zu finden sei. Bei der Kleinheit der Theile musste ohne-
hin die geringste Quetschung Alles undeutlich machen, und wegen der durch
den "Weingeist aufgehobenen Durchsichtigkeit der Theile war auch auf eine
deutliche Ansicht kaum zu hoffen. So zog ich es vor, den Embryo, der seiner
Kleinheit wegen immer merkwürdig bleibt, in Verbindung mit dem Amnion
in die frühere Lage in das Chorion zu bringen und so das Ganze für die
Sammlung zu erhalten, in welcher es unter der Nummer 746 aufbewahrt wird.

Ich habe nur noch zu bemerken, dass ich von den Extremitäten noch keine
Spur fand, wein nicht eine sehr kleine und unförmliche Erhöhung auf der Bauch-
platte der rechten Seite dicht hinter dem Herzen eine beginnende Extremität war.

Mit der Entwicklungsgeschichte des Menschen in den ersten Wochen
sind wir noch so wenig bekannt, dass es nicht möglich ist, das Alter eines
Embryo mit einiger Sicherheit zu bestimmen. Der hier beschriebene ist im
Allgemeinen etwas mehr entwickelt als der von Pockels in der Isis, Jahr-
gang 1825, Taf. XIII, Eig. 1—3, abgebildete, der zwischen dem 16. und 20. Tage
nach der Empfängniss ausgestossen sein soll. Er hat ungefähr gleiche
Ausbildung mit dem Embryo der ersten Eigur in Sömmerrings meisterhaften
Abbildungen, steht aber sehr weit hinter demjenigen in der Ausbildung zurück,
den Aug. Friedrich Walter in den
Annot. academicis p. 43 als einen von
22 Tagen ausführlich beschreibt.

Nr. 4.

Frucht (aus der dritten Woche der Schwangerschaft?).

Hierzu Taf. VI, Fig. 15—17. t

. Allgemeine Die jetzt zu beschreibende Erucht war schon vor mehr als zwei Jahren
^er^Frucht^ aus Sammlung der hiesigen anatomischen Anstalt genommen, um unter-
Fig. 15. sucht zu werden. Da aber kein Amnion sich zeigte, glaubte ich, diese Haut
sei von dem früheren Besitzer, dem Professor Senff, mit dem Embryo zum

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Bell nie einer Zergliederung entfernt worden und da auch, die Deciduct stark
verletzt und zum Theil weggeschnitten war, so schien jede nähere Untersuchung
keinen Erfolg zu versprechen, und das Glas blieb uneröffnet. Indem ich es
jetzt (1829) mit neuem "Weingeist versehen will, um es in die Sammlung
zurückzustellen, bemerke ich in einer verdeckten Aushöhlung der äusseren Ei-
haut ein dünnwandiges Bläschen von der Grösse einer kleinen Erbse und in
demselben einen nicht zu verkennenden Embryo mit einem Anhange. Ein so /
kleines Amnion in einem so ansehnlichen Exochorion war mir durchaus un-
erwartet, denn wenn auch in den Säugethieren das Amnion in der ersten Zeit
den Embryo eng umgiebt und das Exochorion weit von ihm absteht, so wird
doch dieses letztere von andern Theilen, einem Dottersacke oder einem Harn-
sacke, mehr oder weniger ausgefüllt.

Die ganze Frucht ist ungefähr l1~/2 Zoll lang. Die Breite lässt sich
nicht mehr bestimmen, da zur Seite Einiges mit der Scheere entfernt ist.

Da aber alle anderen Embryonen in so weiten Hüllen viel weiter vor-
geschritten waren und einen Harnsack enthielten, der die äussere Eihaut be-
rührte, so musste ich annehmen, dass in dieser Frücht eine Störung der Ent-
"wickelung eingetreten sei.

Der Ileberzug des Fruchthälters hat in seinem Baue viele Aehnlichkeit mit b. Decidua.
dem unter Nr. 3 beschriebenen, doch sind die Bündel weniger gesondert als in Elg\' l5\'
jenem und die äussere Fläche dagegen mehr uneben und zottig. In Hinsicht
der Form ist er dem Ueberzuge der unten folgenden Frucht (Nr. 5) ähnlicher,
iftdem der untere Anhang merklich schmaler, der obere Theil dagegen breiter
lst als in Nr. 3. In der Spitze des Anhanges (e) hat die Höhle des Ueber-
zuges eine sehr deutliche, durchaus nicht gerissene Oeffnung. Der äussere
Sack des TTeberzuges ist sehr weit aufgespalten und steht nur noch durch
eriien kleinen Theil
(c) des obern Kandes in Verbindung mit dem Eie.

Das sehr reichlich mit Flocken besetzte Chorion, das hier nur noch ein c- Aeussere
Exochorion oder eine äussere Eihaut ist, finde ich nämlich fast ganz frei und
ich würde glauben, dass der eingestülpte innere Sack der
Decidua ganz gefehlt
habe und die beiden Schnittränder
a und b des äussern Sackes über dem Eie
ttüt einander in Verbindung gewesen seien, wenn ich nicht bei
c d deutlich
Rest eines Ueberganges vom äussern Sacke der
Decidua an dem Eie
herabgehen sähe und wenn ich nicht bemerkte, dass im ganzen übrigen Um-
fange der flockigen Haut die Spitzen der Flocken abgeschnitten sind. Es kann

Eihaut.

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daher keinem. Zweifel unterliegen, dass der eingestülpte Sack des Ueberzuges
mit der Sclieere entfernt worden ist. Aus diesem Grunde ist auch eine nähere
Betrachtung der nicht mehr vollständigen Flocken überflüssig.

Die äussere Eihaut fand ich aufgeschnitten und einen zurückgeschlagenen
obern Lappen (ƒ) in dieser Stellung erhärtet. Auch die Seitenränder scheinen
gewaltsam zurückgedrängt. Die abgekehrte Wand dieser Haut hat sich da-
durch in zwei breiten "Wülsten hervorgedrängt, zwischen denen eine ansehn-
liche Einne
(g) sich gebildet hat. Da wo diese Einne in den von dem zurück-
geschlagenen Lappen überdeckten obersten Theil der Höhle übergeht, zeigt sich
das vorhin erwähnte kleine -Bläschen des Amnions
h.

d. Membrana Die innere Eläche des Exochorions ist von einem sehr zarten Häutchen

media" locker bekleidet. Es ist ohne Zweifel einerlei mit dem im vorigen Eie unter
dem Namen des mittleren Häutchens beschriebenen, reicht im vorliegenden aber
bis in das untere Ende der Höhle des Exochorions und legt sich auch an das
Amnion an. Zerrt man dieses Häutchen ein wenig, so scheint es sich in eine
Masse verfilzter Eäden aufzulösen. Wird aber mit Yermeidung aller Zerrung
ein Stückchen ausgeschnitten, so zeigt es sich als ein continuirliches überaus
weiches Blatt, das viel dünner ist als das Amnion und dunkle, durch eine
sehr zarte Bindemasse zusammengehaltene Körnchen hat. Diese Körnchen sind
nicht nur dunkler, sondern auch viel grösser als die im Amnion vorkommenden
und lösen sich bei starker Vergrösserung jedes in ein kleines Körnerhäufphen
auf. So würde das Gewebe, auch wenn kein wahres Amnion gefunden wäre,
lehren, dass die beschriebene Haut kein Amnion ist, denn in letzterem sind
die Körnchen hell, ziemlich von gleicher Grösse, dicht an
einander liegend und
mit fester geronnener Bindemasse eine festere Haut bildend. In Eig. 16 habe
ich bei
b versucht, ein Stückchen von der mittleren Haut darzustellen.

e. Amnion und Beim Auslösen des Amnions schien es an seiner zugekehrten Eläche einen

deSFio- ^ Überzug von der mittleren Haut zu haben. Ausser dieser zarten Befestigung

hing es aber, an einer kleinen Stelle der abgekehrten Eläche fester an. Im
Innern des Amnions erschien deutlich der Embryo, mit dem Kopfende etwas
tiefer liegend als mit dem hintern Ende. Aus diesem ragte ein wurstförmiger
Theil hervor, der aber so frei im Innern des Amnions lag, als der Embryo
selbst. Nur wo er in den Embryo mit zwei kleinen Beugungen überging
(Eig. 16
f e)1 hingen beide an der Wand des Amnions an. Der wurstförmige
sehr pralle Sack konnte nur für den Harnsack gehalten werden, der vermittelst

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eines Stieles (e ƒ) mit dem. Embryo in Verbindung stand. Weniger deutlich
sah man in der Nähe dieses Ueberganges noch eine andere dunkle Stelle (c),
die sich als das Nabelbläschen erwies.

Nach Eröffnung des Amnions wurde es zuvörderst ausser allem Zweifel f. Harnsack,
gesetzt, class hier der Harnsack innerhalb der Höhle desselben lag, denn er Flg> m 17;
liess sich mit der Sonde hin und her wenden und auf beiden Flachen betrachten;
nur der Stiel blieb angeheftet. Ebenso gewiss ist es, dass dieser wurstformige,
mit einer dicken Sülze angefüllte Anhang die gewählte Benennung wirklich
verdient, denn der dünnere Stiel desselben senkt sich nicht nur in das hintere
Ende vom Leibe des Embryo ein, sondern man erkennt an dieser Stelle auch
einen Uebergang des Amnions in die Baucliwand des Embryo, — einen Nabel,
der noch
nicht zu einer Schnur hervorgezogen ist. Dass auch der frei vor-
ragende Harnsack einen TJeberzug von einer dünnen Haut hat, lässt sich am
ausgehöhlten Bande bei gehöriger Aufmerksamkeit auch mit Sicherheit erkennen
(Fig. 17 ƒ). Grefässe kann ich nicht gewahr werden.

Das dunkle Bläschen (c) dicht an der Bauchfläche des Embryo zeigte sich g. Nabelbläs-
nach Eröffnung des Amnions deutlicher. Der Hautnabel geht vom Embryo zu
diesem Bläschen hin und breitet sich über demselben aus. Der Hautnabel geht
an der Stelle, an welcher ich die hintersten Kiemenbogen beschreiben werde (6),
vom Embryo ab. Dicht an diesem Bande des Ueberganges war im Innern des
Hautnabels schon vor Eröffnung desselben ein helles dünnes Gefäss sehr deut-
lich erkennbar, das von dem Bläschen auf den Embryo zuging. Dagegen
konnte ich von einem andern dunklern aus dem Bläschen kommenden Canale
nur den Anfang unterscheiden, weil er sich sogleich an den viel dickern Stiel
des Harn sackes anlegte und unkenntlich wurde.

Ich spaltete nun unter dem Mikroskope mit einer feinen Nadel den Haut- Fig. 17.
nabel und erkannte, dass er über dem Bläschen (c) und dem Stiele des Harn-
sackes in das Amnion, nach allen Seiten sich ausbreitend, übergeht. Die da-
durch erhaltene Ansicht ist in Fig. 17 dargestellt. Der Uebergang des Haut-
nabels in das Amnion ist in Form eines aufgeworfenen Binges zurückgetreten
{d\\
denn auf der andern Fläche des dunklen Bläschens ist noch ein anderes ganz
unverletztes Blatt, welches sogar stärker ist als das aufgespaltene. Das Bläs-
sen liegt also zwischen zweien Blättern, die scheinbar beide dem Amnion an-
gehören. Dennoch ist es gewiss das Nabelbläschen, denn jetzt lässt sich der
Dottergang
(hj als eine unmittelbare Fortsetzung der Höhlung des Nabel-

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Haschens vom Stiele des Harnsackes trennen und bis zum Darme verfolgen.
Der Dottergang ist deutlich hohl und hat einen flüssigen, mit dunklen Körnchen
versehenen Inhalt, der sich hin und her drücken lässt. Das schon früher er-
kannte helle Gefäss ist dagegen ohne Zweifel die Dottervene —
Vena omphalo-
mesenteria,
denn in allen Embryonen von Säugethieren liegt die Vene des
Dottersackes weiter vom Dottergange ab als die Arterie. Verfolgt man das
Gefäss mit der Nadel nach dem Nabelbläschen zu, so lässt sich von diesem
eine hellere oberflächliche Schicht ablösen, während eine innere dunklere Schicht
sich ununterbrochen in den Dottergang fortsetzt. Wir unterscheiden also hier
ein animalisches und ein vegetatives Blatt am Nabelbläschen, und so erklärt
sich, wie auch auf der andern Seite des Nabelbläschens ein Blatt sich finden
konnte, das scheinbar zum Amnion gehörte. Es war offenbar die seröse Hülle,
die hier, ohne die äussere Eihaut zu erreichen, dem Amnion eng anlag. Der
Durchmesser dieses Nabelbläschens ist ungefähr 1/b Linie.

Der Embryo ist mittelmässig gekrümint, kaum eine Linie lang, dagegen
sehr dick und in dieser Hinsicht auffallend von dem in Nr. 2 beschriebenen
Embryo verschieden. *Fig. 16 zeigt ihn in seiner ursprünglichen Krümmung,
in Eig. 17 ist er ein wenig aus derselben gezogen. Auffallend ist das Kopf-
ende, das weder übergebogen noch dicker ist als die Mitte des Leibes. Eine
Seitenfurche als Abgrenzung des Kücken- und Bauchtheils ist nicht recht kennt-
lich. An der Bauchfläche ist hinter dem Kopfende die Mundspalte (a) sehr
deutlich. Hinter dieser sieht man zwei grössere Vorragungen, die man für das
Herz nehmen könnte, wenn sie nicht auf beiden Seiten durch eine tiefe Furche
getrennt wären. Zwar giebt es in der Bildungsgeschichte aller Landwirbel-
tliiere eine sehr frühe Periode, wo das Herz, von der linken Seite betrachtet,
eine Einsenkung zeigt, indem hier die Vorkammern und der Aortenwulst nah
zusammentreten, allein auf der rechten Seite springt dann immer die Mitte des
Herzens als stumpfer ungetheilter Höcker hervor.
Indem ich nun diesen
Embryo unter dem Mikroskope hin und her wende, bemerke ich am Ende der
Furche, welche beide Vorragungen begrenzt, ein längliches Loch und hinter
diesem noch drei andere. Hierdurch aufmerksam gemacht, werden mir noch
zwei hintere, merklich kleinere Vorragungen zwischen den sie begrenzenden
Furchen deutlich. Diese Vorragungen sind also Kiemenbogen, und da vier
Spalten da sind, so kann auch die Anlage des fünften Bogens nicht ganz
fehlen, obgleich er nicht deutlich aus der Seitenwand hervorsteht. Dass ich

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mich über die Kiemenspalten nicht täusche, ist vollkommen gewiss, denn nicht
nur sehe ich sie auf beiden Seiten, sondern ich kann den auf der Seite liegen-
den Embryo so stellen,- dass ich unter dem Mikroskope durch die Löcher bei-
der Seiten hindurch sehe.

Der Kiemenapparat reicht hiernach sehr weit nach hinten (von a bis b),
und man begreift nicht, wo das Herz Baum linden soll. Ja, man sieht ganz
deutlich wie die Dottervene zu d^n hintern Kiemenbogen hingellt, ohne unterwegs eine
Erweiterung oder Verkrümmung zu erfahren, welche den Namen eines Herzens
verdient. Bei der Deutlichkeit, mit der ich dieses Alles sehe, bin ich gar nicht
im Zweifel, dem vorliegenden Embryo ein Herz abzusprechen. Eine andere
Erage aber ist es, ob das Fehlen des Herzens als normal für seine Bildungsstufe
zu
betrachten ist. Die Analogie aller "Wirbelthiere spricht dagegen. Das Herz
ist bei regelmässiger Bildung in allen diesen Thieren längst als selbständiger
Theil vom Venenstamme unterschieden, wenn die Kiemenbogen deutlich her-
vortreten. Hier ist nicht einmal ein Eaum für die künftige Bildung des
Herzens. Ich stehe daher nicht an zu glauben, dass der vorliegende Embryo
nicht nur herzlos war, sondern auch geblieben sein wrürde, wenn er sich
weiter entwickelt hätte. Hiermit bringe ich die auffallende Kleinheit des
Kopfes in Verbindung und halte\' unsern Embryo für einen acephalen oder
wenigstens hemicephalen. Die unvollkommene Bildung des Kopfendes erkennt
man nämlich, wenn man sich in unserer Abbildung die Mittellinie des Körpers
denkt. Man wird finden, dass diese eine einfache Krümmung beschreibt, während
sie um diese Zeit am vordem Ende gegen sich selbst zurückgekrümmt sein
sollte. So sollte die Mundöffnung gegen das hintere Ende gerichtet sein. —

Ist diese Ansicht aber richtig, so hätten wir hier deutlich eine Acephalie
nicht durch Wassersucht des Hirnes und Aufreissen der Schädeldecke, sondern
aus ursprünglich abweichender Bildung, denn die Schädeldecke ist durchaus
nicht verletzt.

Von Extremitäten ist keine Spur.

Dass diese Frucht sehr verbildet ist, kann auf keine Weise bezweifelt
werden. Allein sie ist in ihrer Vorbildung ungemein lehrreich. Der Harn-
sack liegt im Amnion und dennoch ist eine Haut zwischen Amnion und äusserer
Eihaut. Sie kann also weder der Harnsack sein, noch von ihm ihren Ursprung
nehmen. Normal sollte er zwischen Amnion und Epichorion liegen oder
noch bestimmter zwischen Amnion und seröser Hülle. Nun hat sich aber

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im vorliegenden Falle die seröse Hülle wenig oder gar nicht getrennt, wovon
wir überall die Beweise gefunden haben. Der Harnsack konnte keinen freien
Baum vorfinden, hat sich, wie man deutlich sieht, zur Seite aus dem TJeber-
gange vom Embryo zum Dottersacke oder dem werdenden Nabelstrange hervor-
gedrängt und von ihm einen Ueberzug mitgenommen und liegt insofern dennoch
ausserhalb der Höhlung des Amnions, wie der Darm ausserhalb der Höhlung des
Bauchfelles. Alle Störungen in. der Entwickelung des Embryo und des Amnions
haben aber die äussere Eihaut nicht am Wachsen gehindert, obgleich sie völlig
ohne Gefässe geblieben ist.

Heber das Alter dieser Frucht ist nichts Bestimmtes zu ermitteln. Senff
führt sie in seinem Kataloge als aus der dritten Woche auf, ohne nähere Ge-
währleistung. Sie wird mit dem Embryo noch in der hiesigen Königlichen Samm-
lung aufbewahrt. Der letztere ist noch mit dem Harnsacke und Darmsacke in Ver-
bindung, jedoch vom Amnion getrennt, im Uebrigen aber unversehrt. Es kann
sich also Jedermann von dem Dasein der vier Kiemenspalten, sowie von dem
Fehlen des Herzens überzeugen.

Nr. 5.

Frucht aus der dritten Woche.

a. Allgemeine Hierzu Taf. VI, Fig. 18. 19.

Ede?Frachteit lasse Beschreibung einer Frucht folgen, über deren Alter ich eben

Taf.v, Fig. 18. so wenig eine sichere Nachricht geben kann, als über das Alter der beiden
vorhergehenden. Sie ist auch aus dem Senff sehen Nachlasse in die anato-
mische Sammlung der Universität zu Königsberg übergegangen und wird im
Seil ff sehen Kataloge als eine Frucht „von der dritten Woche" aufgeführt,
wahrscheinlich nach blosser Schätzung. Sicherheit über das Alter würde aber
hier besonders erwünscht sein, da der Embryo, wenn anders einer da war,
verkümmert sein muss, die äussern Eihäute aber weiter vorgeschritten sind
als in den beiden vorher beschriebenen Fällen.

Die ganze Frucht ist 2 Zoll lang, 1 Zoll 4 Linien breit und 7 Linien dick.

Die Abbildung Fig. 18 stellt sie ganz so dar, wie ich sie vorfand. An
zweien Fäden war sie aufgehängt und zugleich so ausgespannt, dass das "Ver-
hältniss der
Decidua in ihrem äussern und ihrem eingestülpten Theile anschaulich
wurde. Die Schnittränder mussten also an einander gelegt werden, um die
Messungen anzustellen. Auch das Chorion und Amnion waren aufgeschnitten.

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Schon die Ansicht der Abbildung wird das Yerhältniss der beiden Säcke
des Ueberzuges deutlicher machen, als es irgend eine Beschreibung kann.
Nirgends erschien mir dieser Ueberzug so hautförmig als liier, da er nicht
dick ist, kaum V3 Linie in den meisten Gegenden, aber in sich zusammen-
hängend und auf der innern Fläche der äussern, wie auf der äussern Fläche
des innern Sackes sehr glatt, nur mit sehr vereinzelten und unregelmässig zer-
streuten Löchern versehen. Die äussere Fläche ist indessen rauh und zeigt
nur undeutlich die Bündel, deren wir bei Nr. 3 ausführlich erwähnt haben.
Auf der einen Seite war in der Nähe des Einstülpungsrandes ein kegelförmiger,
ziemlich langer Anhang (d\\ der ohne Zweifel aus dem Eileiter dieser Seite
stammte, woraus man schliessen kann, dass das Ei aus dem Eileiter der andern
Seite in den Fruchthälter eingetreten, ist. Das untere Ende des äussern Sackes
ist verschlossen, und zwar so, dass die "Wand von der zugekehrten Seite plötz-
lich sich verdickt, während die der abgekehrten dünn bleibt, ein Yerhältniss,
das ich in Fig. 19 durch einen in der Mittel ebene gedachten Durchschnitt
versinnliche.

Der Umfang des Chorions war ohne Flocken ungefähr der einer welschen
Nuss. Es zeigte mir nur zwei Schichten mit Bestimmtheit, und zwar halte
ich diese für übereinstimmend mit der innern und mittlem Schicht der Frucht
von Nr. 3; denn, die äussere Schicht der vorliegenden war nicht in Sehuppen
getheilt, wie die äussere Schicht in jener, sondern in sich zusammenhängend
nnd unterschied sich von der mittleren Schicht jenes Eies nur durch mehr und
deutlichere Körnchen in ihrem Gewebe; die innere Schicht war in beiden völlig
übereinstimmend und ging eben so unter den Flockenstielen weg.

Die Flocken hatten im Allgemeinen eine andere Gestalt. Es wechselten
in ihnen längere verdünntere und verdicktere Stellen, und erstere waren zum
Theil überaus dünn. Am Ende eines Astes sass gewöhnlich ein Büschel kurzer
sehr unregelmässiger Zotten. Die Stiele der Flocken waren wenig gegliedert.
Ueber dem Einstülpungsrande (zwischen
a und a in Fig. 18) waren die Flocken
länger und besonders stark verästelt. Ich habe in Fig. 20 eine solche Flocke
stark vergrössert abgebildet, an der aber die meisten Aeste zu grösserer Deut-
lichkeit nicht ausgeführt sind. Eine äussere, dunklere Schicht ist auf diesen
blocken nicht deutlich, und selbst die verdickten Stellen sind ziemlich hell. Sie
schienen hohl zu sein. Indessen ist in einigen, ein dunkler Strich im Innern

bemerklich.

h. Decidua.
Fig. 18,

Chorion.
Fig. 18.

, Flocken des
Chorions.
Fi?. 20.

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Zwischen Chorion nnd Amnion fand ich wieder die Masse, welche ich die
mittlere Haut genannt habe. Sie schien aber stark verletzt, und hatte über-
haupt mehr das Ansehen von zarten durcheinander gewebten Fäden erhalten.

Das Amnion (<?) mag vor der Eröffnung die Grösse einer starken Hasel-
nuss gehabt haben. Es war leider sehr weit geöffnet.

Am Eande derselben sah ich bei h eine helle Blase von etwa 11/2 Linien
im Durchmesser. Sie schien auf beiden Seiten vom Amnion überzogen, als ob
sie zwischen zweien Blättern desselben läge. Die Blase selbst besteht aus
zweien Schichten, weshalb ich sie für das Nabelbläschen halten möchte. Allein
da ich gar keinen Ausführungsgang und keinen Zusammenhang mit einem
Embryo erkennen konnte, muss ich doch glauben, dass hier eine Hydatide war.

"Weit von diesem Nabelbläschen oder dieser Hydatide hängt nämlich am
Schnittrande des Amnions ein kleines Körperchen, das nach seiner gekrümmten
Form für den Embryo gehalten werden könnte, allein so klein und dünn ist,
dass ich nicht weiss, ob ich es für ein zusammengerolltes Hautläppchen oder
für einen sehr stark verletzten Embryo halten soll.

Nr. 6.

Frucht aus der vierten oder fünften Woche.
Hierzu Taf. VII, Fig. 1-10.

a. Allgemeine Wir schliessen an. die so eben mitgetheilten Untersuchungen die Besehrei-

Bescii äffenb ert ]3U1)o\' einer nicht viel ältern Frücht, welche in vieler Hinsicht von ihnen sehr

der Frucht. 7

Taf. Vi, Fig. i. auffallend abweicht und uns belehren kann, wie wenig ein einzelnes durch
F%- 2- Abort abgegangenes Ei des Menschen zur Erkenntniss der normalen Verhält-
nisse geeignet ist. Es muss nämlich gleich am Eingange bemerkt werden,
dass, wenn wir das nun zu untersuchende Ei mit andern Beobachtungen von
derselben Bildungsstufe vergleichen, wir viele Yerhältnisse desselben von den
regelmässigen bedeutend abweichend finden. Dafür spricht auch die Vergleichung
mit der Entwickelungsgeschichte der Säugethiere.

Auch dieses Ei kam aus der Sammlung des Professors Senff in die der
Universität zu Königsberg. Wir sehen es in Fig. 1 der VE Tafel so abge-
bildet, wie ich es vorfand, der Länge nach geöffnet und auffallend durch die
zahlreichen, blasenförmig in die Höhlung des Eies vorragenden Erhöhungen,
sowie durch den. kurzen, dicken, an die innere Wand des Amnions ohne ver-
bindende Nabelschnur eng angehefteten Embryo. Ausser dem Schnitte in dieser

e. Mittlere
Haut.

f. Amnion.

g, Embryo.

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Mäche, welche ich die zugekehrte nennen werde, da sie uns die Einsicht in
das Ei eröffnet, ist auch in der entgegengesetzten ein Schnitt, der hloss durch
die
Decidua geht, (Yergl. Eig. 2.) Das Ganze, mit Inbegriff des Ueber-
zuges und dessen untern verdünnten Anhang, hat eine Länge von 2 Zoll

5 Linien und eine Breite von 1 Zoll 2 Linien. Das enthaltene Ei hat fast
dieselbe Breite, nämlich über einen Zoll, aber nur eine Länge von 1 Zoll

6 Linien. Seine Gestalt ist fast vollkommen eiförmig.

Der Ueberzug zeigt nach unten einen verdünnten Anhang von 8 Linien b. Decidua.
Länge, der nach der Seite in eine stumpfe Spitze in Eorm eines Stiefels Flg\'F!gF^g\'2"
ausläuft (Eig.
1 f i g h). Die Dicke des Ueberzuges ist in den verschie-
denen Gegenden sehr verschieden. Am dünnsten ist der Anhang. Im
Körper ist die durch den Schnitt geöffnete Eläche die dünnste, etwa 1/
b Linie
stark, dicker sind die Seitenwände, noch dicker die abgekehrte "Wand, am meisten
aber die obere Wölbung, die wohl 3 Linien Dicke hat. Auch das äussere
Ansehen ist verschieden. Der Anhang nämlich und das untere Ende des
Körpers, auch von der zugekehrten Eläche desselben fast die Hälfte, zeigen
ziemlich die Oberfläche, welche die vorhergehenden Eier hatten, das heisst, sie
lassen zusammengefilzte Bündel und dazwischenliegende Löcher erkennen. Ja
sie sind noch glatter als in jenen Eiern, und die Bündel sind weniger kenntlich.
Dagegen ist die obere Wölbung und die abgekehrte Eläche des vorliegenden
Eies ganz rauh und zottig, ohne deutliche Löcher und Bündel oder sonstige
regelmässige Structur. Diese ganz rauhe Masse, obgleich spätem Ursprungs
und auf das Ei aufgesetzt, ist jetzt so innig mit dem Eande der Ein-
stülpung zu einem Ganzen verwachsen, dass man äusserlich keine Grenze sieht.
Die Einstülpung erkennt man schon auf der Schnittfläche (Eig. 1 dke) und
noch besser auf der abgekehrten Eläche, wo ich den Anhang auf der Bück-
seite ganz aufgeschnitten fand, wie ihn die Abbildung Eig. 2 ziegt. Hier ist
die Einstülpung in
b c d e von der abgekehrten Seite sichtbar. Sie reicht lange
nicht so hoch hinauf als auf der zugekehrten Seite (Eig. 1 de). Ein senk-
rechter Durchschnitt durch die Mittelebene würde das Yerhältniss des Ei-Ueber-
zuges so zeigen, wie die Eig. 7. Es ist ein in sich zusammenhängendes Ganze,
bildet aber zwei verschiedene Höhlungen, eine untere
i zwischen der Einstülpung
uftd dem äussern Sacke. In dieser Höhle fand ich nichts, doch könnte ge-
ronnenes Blut oder dergleichen wohl schon früher entfernt worden sein, da die
Höhle geöffnet war. Eine zweite Höhle
h liegt über der erstem, enthält das

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Ei und wird unten durcli die Einstülpung bfc (die Decidua reflexa Hunt er s),
oben aber durcli eine Schicht plastischen Stoffes
b ac gebildet, die nothwendig
später hinzugetreten sein muss, wie die früher beschriebenen Eier lehren, jetzt
aber mit dem. früher Gebildeten ein Ganzes ausmacht, — die
Decidua serotina
einiger Schriftsteller.

In Hinsicht der drei von Hunter als regelmässig betrachteten Oeffnungen
finde ich zu bemerken, dass der Boden des Anhanges durch eine Platte ge-
schlossen war, seitlich an diesem untern Ende sich zwar ein Paar kleine
Löcher fanden, die aber so unregelmässig und eng waren, dass sie von
keiner Bedeutung sein konnten (Eig. 2 mm). Ich halte sie vielmehr für ein Paar
zufälliger Lücken in der sehr dünnen Schicht dieses Anhanges. Dass sie nicht
durch Yerletzung im Präparate entstanden waren, lehrte der Augenschein. In
der Gegend, wo der Eileiter in den Eruchthälter tritt, war auf der einen Seite
(Eig. 1
c) eine unregelmässige Grube in dem später gebildeten Theile des Ei-
Ueberzuges. Auf der andern Seite zeigte sich hiervon keine Spur. Es lehrt
also diese Erucht, dass auch in der später hinzugetretenen Decke der Ueber-
zug nicht an den Mündungen der Eileiter nothwendig durchbohrt ist. Sie
scheint aber doch eine Neigung zur unvollständigen Bildung am untern Ende
anzudeuten.

c. Chorion. Das Chorion bildet fast in seinem ganzen Umfange blasige Vorragungen

nach innen, die von der Grösse eines Hirsekorns bis zu der Grösse einer Bohne
wechseln, am häufigsten jedoch den Umfang von kleinen
Erbsen haben.
Wurde eine solche Vorragung aufgeschnitten, so floss aus ihr eine Elüssigkeit,
in der dunkle Körnchen in Menge umherschwammen, und man erkannte leicht,
dass sie keine geschlossene Blase, sondern eine Einbeugung der Eihäute war.
Die Elüssigkeit lag zwischen den Eihäuten und dem
Ueberzuge.

Die Zotten des Chorions standen vereinzelt und waren sehr kurz, selbst
gegen die später gebildete Decke (Eig. 7
b ac) hatten sie sich nur schwach,
obgleich ein wenig stärker als nach den andern Seiten, entwickelt. Die Spitzen
der Zotten waren weniger verdickt, als in den vorher beschriebenen Eiern, doch
waren sie immer dicker als die Stiele, und auch hier hatten die Zotten gar
keine Aehnlichkeit mit freistehenden Blutgefässen, denn ausser der Verdickung
an den Enden waren sie noch sehr ungleich, so dass oft auf eine ganz dünne
Stelle plötzlich eine dicke folgte und umgekehrt.

Den Zotten entsprach der Bau des Chorions. Ich erkannte die früher

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(Nr. 3 d) gesehenen drei Schichten. Die mittlere Schicht fand ich mir an sehr
-wenigen Stellen in Streifen gesondert und zwar kaum erkennbar. Meistens
hob sich die mittlere Schicht beim Abziehen einer Zotte in Torrn eines Blattes
auf. Das innere Blatt ging auch hier immer unter den Zotten weg und wurde
beim Abziehen derselben nicht verletzt.

Bas Amnion nahm an dem krankhaften Znstande des Chorions Antheil
"und war nicht nur derb, sondern in den Vertiefungen, welche die blasigen Er-
hebungen des Chorions begrenzen, sehr fest an diese Haut durch starke und
glänzend-weisse Zotten und Platten angeheftet. Auf den blasigen Wölbungen
selbst standen beide Häute von einander ab. In den Furchen zwischen den
Blasen waren die Verbindungen so derb, dass oft gekerbte Pincetten, mit denen
ich die Häute aus einander zu ziehen mich bemühte, abglitten und häufig die
grösste Behutsamkeit das Zerreissen der obgleich sehr dicken Eihäute nicht
verhindern konnte, wenn ich sie zu trennen versuchte. Nur nach mehr-
stündigem Bemühen, wobei die verbindenden Blättchen mit dem Messer einzeln
durchschnitten werden mussten, hatte ich von dem linken Schnittrande aus
so viel vom Amnion abgelöst, dass ich die Eückseite in Fig. 3 zeichnen konnte.
Die Art der Anheftung bildlich darzustellen, ist mir zwar nicht gelungen, allein
diese Abbildung soll uns zur Erkenntniss wesentlicher Theile dienen, da ich
die Gegend des Amnions, an welche der Embryo angeheftet war, abgetrennt hatte.

Das Nabelbläschen war schon vor aller Zergliederung durch seine gelbe
Farbe kenntlich (Fig. 1 n). Es • stiess unmittelbar an die linke Banchwand
des Embryo an. Mit dem Vergrösserungsglase sah man in ihm eine feste
Fig.4,5,6,e.
körnige Masse, die an einigen Stellen Brüche bekommen hatte, wie Vogeldotter,
den man in Weingeist härtet, ehe er im Laufe der Bebrütung flüssig geworden
ist. (Vergl. Fig. 6 e.) Dieser Dotter hatte noch jetzt eine lebhafte gelbe Farbe
und bildete nicht *etwra eine dünne Schicht, sondern, wie die Brüche andeuten,
einen dicken Körper. Auf der Eückseite des abgetrennten Amnions sieht man
den Boden des Nabelbläschens vorragen in Fig. 3 bei
a.

An derselben Stelle sieht man dicht neben dem Nabelbläschen bei c einen f. Harnsack,
durch dunklere Färbung bemerklichen keulenförmigen, aber flachgedrückten
Körper, der, einen Winkel (b) bildend, in einen verdünnten Stiel (b d) ausläuft.
Wo dieser Stiel für die Ansicht in unserer Abbildung sich in die Tiefe senkt (e?),
ist die Anheftung des Embryo an die Eihäute. Dass diese flachgedrückte Blase
und der verdünnte Stiel dieselben Theile sind, welche wir in einer früheren

d. Amnion.
Fig. 3.

e. Nabelbläs-
chen.
Fig.
In.

Fig. 3 6 e.

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Beobachtung (Nr. 3) den Harnsack und seinen Stiel genannt haben, ist ein-
leuchtend. Der "Winkel hat sogar dieselbe Form. Nur war die eigentliche
Haut des Harnsackes noch von einem dünnen Häutchen lose umgeben, welches
einen hellen Saum um den Sack zu bilden schien.
g. Lage und Der Embryo ist im hintern Ende weniger, im vordem aber mehr ge-

GEmtryo6S kiiimmt der V011 3. In grader Linie gemessen, ist er 3 V5 Linie lang
Kg. l. Fig. 4. und an der dicksten Stelle über eine Linie breit. Ueberhaupt ist er sehr
Fig. 5. massiv gebaut und auch sonst unförmlich. So ist die scharfe Krümmung des
Kopfes gegen die Brust, die ich in Eig. 5 von der Bauchfläche und in Fig. 4
im Profil sehr getreu dargestellt zu haben glaube, gewiss nicht regelmässig.
Es hat vielmehr das Ansehen, als ob der Kopf aus einer früheren starken
Krümmung sich nicht habe zurückkrümmen können, eine Ansicht, welche weiter
unten mehr begründet erscheinen wird. Dagegen ist der Rumpf in sich weniger
gekrümmt, als1 er es sein sollte.
k. Grad der Von der Seite gesehen (vergl. Eig. 4) erkannte man deutlich bei l das

des*EnSo schon eine Ablagerung von Pigment, wenigstens gegen die Wölbung

Fig. 4. des Scheitels hin deutlich zeigte, denn nach der entgegengesetzten Seite war
es nicht kenntlich, ferner bei
h den Mund, der geschlossen schien; doch konnte
ich wegen der starken Krümmung und der Unbiegsamkeit des Embryo die
Mundspalte von der untern Fläche noch nicht betrachten. Hinter dem Munde
waren auf jeder Seite noch drei Furchen, welche schon durch ihre Stellung
als die Kiemenspalten sich ergaben, aber durchaus nicht offene Spalten, sondern
blosse Furchen waren. Die Seitenfurche als Grenze zwischen Bauch- und
Eückenplatten war bei der starken Wölbung, die der Embryo in seinem ganzen
Umfange hatte, nicht zu erkennen, denn dass der leichte Schatten
n nicht
diese Furche bezeichnete, lehrte sein Verhältniss zu der vordem Extremität und
zu den Kiemenfurchen. Er war vielmehr die Grenze zwischen den Bauch-
platten und der starken, bloss von Haut bedeckten Wölbung, welche das Herz
und die Baucheingeweide enthielt. Die vordere Extremität (ƒ) trat deutlich
hervor und zeigte zwei Abtheilungen, von denen die kleinere am Ende wie
eingesenkt erschien. Ich habe in mein Tagebuch während der Untersuchung
mehrere Ansichten dieser Extremität von
verschiedenen Seiten aufgenommen,
halte es aber, der offenbaren Missbildung wegen, für überflüssig, sie hier zu
wiederholen. Von der hintern Extremität sah man nichts als eine rundliche
Vorragung
(g) auf jeder Seite der hintern Vorragung der Wirbelsäule (c).

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Die Verbindung des Embryo mit dem Amnion wird durch, die Ansicht i. Verbindung
der Eig. 5 vollkommen deutlich, wo man das Nabelbläschen e unmittelbar an def

° 1 __ mit dem Eie,

die linke Bauchwand des Embryo anstossen sieht. Das Nabelbläschen ist aber Fig. 5.

noch vom Amnion bedeckt, und man erkennt, dass das Amnion ohne zwischen-
liegende Nabelschnur in der Breite von fast einer Linie in die Bauchdecke des
Embryo übergeht. An dieser TJebergangsstelle hängen an dünnen Stielen ein
Paar kleine unförmliche Körperchen vom Amnion in dessen Höhle hinein
(q).
Es sind unregelmässige Wucherungen.

Hm mich zu überzeugen, ob die Mundspalte wirklich nicht geöffnet sei, k. Mund und
führte ich einen Querschnitt in der Eichtung, die in Eig. 4 mit bezeichnet ist. Racheilhohle-
Ich erhielt dadurch die Ansicht, wrelche in Eig. 8 unter stärkerer Vergrösserung
abgebildet ist. Wo man die Mundöffnung erwartet hatte, fand ich eine durch
gelbe Färbung auffallende Platte (a) diese Oeffnung verschliessend. Die Bachen-
höhle war ungeheuer weit
(c). Ich konnte nicht umhin, die Weite der Bachen-
höhle mit der ganzen Missgestaltung des Embryo in. Beziehung zu bringen.
Wenn auch die Bachenhöhle immer in jüngern Embryonen eine ansehnliche
Weite hat, so ist ihre Form doch bei regelmässiger Entwickelung stets trichter-
förmig. Hier aber war sie kugelig ausgedehnt, und das vordere Ende des
Embryo hatte seine unförmliche Gestalt dadurch erhalten, dass der Stamm der
Wirbelsäule mit der ganzen Bückenhälfte dieses Endes wie ein Beifen um die
kugelförmige Bachenhöhle gewunden war. Es hatte also das Ansehn, als ob
eine ausdehnende Kraft in der Bachenhöhle nach allen Seiten gewirkt habe.
Bei regelmässigem Verlaufe der Entwickelung ist die Bachenhöhle auf dieser
Stufe der Ausbildung in allen Formen von Wirbelthieren mit mehreren Ooff-
nungen versehen, mit der Mundspalte und den Kiemenspalten. Hier aber waren
diese Oeffnungen verschlossen. Fragen wir nun nach dem Grunde, der das
Eröffnen dieser Spalten verhindert haben kann, so führen alle Abweichungen
die unser Embryo darbietet, auf ein allgemeines Verhältniss zurück, auf eine
zu grosse Derbheit der bekleidenden Haut. An dem Amnion zeigt die un-
mittelbare Beobachtung diese Derbheit nur zu deutlich — die Haut des Embryo
ist aber nichts als eine Fortsetzung des Amnions. Dasselbe scheint das Fehlen
der Nabelschnur anzuzeigen, welche um diese Zeit schon merklich hätte aus-
gezogen sein sollen — darauf deutet ferner die Dicke des ganzen Embryo,
gleichsam ein Bild von einem Hinderniss, das die äussere Fläche der Ent-
wickelung des Innern entgegengesetzt hat. Ja, ich glaube die Derbheit der

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Haut schon aus der Beobachtung an diesem kleinen Embryo selbst nachweisen
zu können, da ich äusserlich durchaus die Grenze zwischen Herz und Leber
in der nur von Haut überkleideten "Wölbung (Eig. 4
m) nicht erkennen
konnte. Ob nun die Derbheit der Haut, als der oberflächlichsten Schicht des
Keimes, wieder bedingt worden ist durch die ungemeine Consistenz des Dotters,
lasse ich ganz unentschieden. Ich kehre vielmehr zu der ungewöhnlichen Eorm
der Eachenhöhle zurück, aus der ich ein physiologisches Resultat ableiten zu
können glaube. Es scheint mir nämlich ihre kugelige Gestalt auf ein Drängen
von innen nach aussen nach allen Eichtungen hinzuweisen. Hiernach ver-
muthe ich, dass die Eröffnung des Mundes und der Kiemenspalten, obgleich
offenbar durch Einsenkungen der äussern Haut vorbereitet, doch auch durch
ein Drängen von der Schleimhaut aus nach diesen Stellen erzeugt werde.
Dieses Verhältniss angenommen, musste hier die Eachenhöhle, wenn sie die
Eestigkeit der Haut an den bestimmten Stellen nicht überwinden konnte, nach
allen Seiten sich ausdehnen und den Zustand erzeugen, den wir in der That
sehen. Der vorliegende Eall würde also ungemein diese Annahme bestätigen,
und ich habe daher nicht angestanden, im ersten Bande dieser Untersuchungen
S. 179 die Erzeugung der genannten Spalten von innen heraus anzunehmen.1)
i. Wirbelsaite. Auf dem abgebildeten Durchschnitte habe ich ferner sehr deutlich die
Rückenmark. Y/ir]jeisaite (c) erkannt und über ihr das Rückenmark (f), das aus vier stark
gesonderten Strängen zu bestehen schien, von denen die oberen noch blattförmig
aussahen. Unter dem Rücken sah ich eine weiche Masse
d, welche ich nicht
zu deuten weiss, wenn sie nicht das vordere Ende der
Primordial-Nieren ist.
Diese Masse schien mir ungetheilt. In ihr waren zwei hohle Gänge, viel-
leicht die beiden Venen, die aus der Spitze der falschen Nieren hervortreten,
oder die falschen Harnleiter.2) Sonderbar aber ist es, dass diese dann viel
weiter nach vorn reichen würden, als das Herz, was
allerdings nicht unmöglich
ist, da ich aus Säugethieren weiss, dass diese Venen mit den beiden Drosselvenen
in ganz jungen Embryonen einmünden.

"Weil das Kopfende in jeder Hinsicht missgestaltet war, unterliess ich den
Versuch, das Hirn aus
dem abgeschnittenen Stückchen auszuarbeiten. Am

1  Diese Entstehungsweise habe ich später sehr viel deutlicher an Fröschen erwiesen
gefanden.

2  Die Ausfiihrungsgänge werden so weit nach vorn nicht eine so bedeutende Weite
haben.

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Rumpfstücke legte ich zuerst das Rückenmark bloss und fand sehr starke An-
schwellungen in ihm.

Von der Rückenfläche weiter vordringend fand ich die beiden Wurzeln m. Aorta,
der Aorta, welche im Menschen noch nicht beobachtet sind. Man sieht sie in g\' 10"
Fig. 10
g abgebildet. Es fiel mir Anfangs auf, dass sie erst hinter dem
Zwerchfelle sich zu vereinigen scheinen. Bedenken wir aber, dass in ƒ nur
die "Wölbung des Zwerchfelles sich zeigt und seine Anheftung an die Wirbel-
säule, die mir beim Eindringen von der Rückenseite unkenntlich geworden
war, weiter nach hinten gelegen haben mag, so wird man einsehen., dass der
ZusammenfLuss beider Aortenwurzeln keinesweges nothwendig in der Bauchhöhle
gelegen habe.

Die Lungen erschienen ungemein deutlich (b) vor dem Zwerchfelle und hinter Athmungs-
dem. Herzen. Die rechte Lunge liess sehr bestimmt drei, die linke zwei Lappen ^ig^io
erkennen, deren Wölbungen nach aussen gerichtet waren, Die Luftröhre wurde
von der Speiseröhre überdeckt. Als ich beide von einander trennte, fand ich
an der Stelle der Vereinigung den Kehlkopf (a) schon gebildet, ohne jedoch
seine Form näher unterscheiden zu können.

Dass die Spitze des Herzens (c) nach rechts gerichtet war, wurde aus
der Ansicht von hinten sehr einleuchtend. Die Vorkammern lagen im Ganzen
mehr auf der linken Seite, aber die Grenze zwischen beiden habe ich nicht
vollkommen deutlich erkannt und noch weniger in der Abbildung mit Beibe-
haltung des Athmungsapparates und der Aortenwurzeln wiedergeben können.

Dagegen ist das Lagenverhältniss der Kehlkopfgegend zu den Aorten-
wurzeln und dem Herzen sehr getreu in dieser Abbildung dargestellt. Es
wird aus ihr ersichtlich, dass der untere Kehlkopfnerv in seiner ersten Bildung
gar nicht zurücklaufend ist, weil die Gefässbogen, die die Wurzeln der Aorta
bilden, vor dem Kehlkopfe liegen, und zwar in einem frühern Znstande noch
entschiedener als in dem vorliegenden Falle. Denken wir uns in a den Stamm
der herumschweifenden Nerven, in
ß den obern und in y den untern Kehlkopf-
nerven, so wird ersichtlich, dass bei fortgehendem Zurückweichen des Herzens
mit den Gefässbogen und Aortenwurzeln der untere Kehlkopfnerve allmählich
zurücklaufend werden muss. Die an die Luftröhre gehenden Zweige müssen
ursprünglich herablaufend, und zwar im Entstehen ganz kurz sein, da der
Athmungsapparat nur die Entwickelung eines kleinen Theiles vom Speisecanal
ist, dann mit dem Hervorwachsen des Athmungsapparates sich verlängern und

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endlich durch das Zurückweichen des Herzens und der Gefässstämme zurück-
laufend werden. Um dieses zu yersinnlichen, habe ich riehen die Abbildung
Fig. 10 aus unserem Embryo eine andre gestellt (Fig. 11), in welcher das
spätere Yerhältniss zur bessern Verständigung mit einigen Umrissen und auf
ein kleines Maass reducirt gegeben ist.
o. Herz. Ich betrachtete das Herz nun auch von der yordern Fläche. Die nach

Fig. 9. Fig io. j.gßkf.g gerichtete Herzkammer war im Allgemeinen einfach, indessen liess sich
doch eine Einkerbung als Grenze einer rechten und und einer linken Kammer
erkennen. Vor der Kammer war eine Herzzwiebel oder Anschwellung des
äusserlich einfachen Arterienstammes (Fig. 9
a) sehr deutlich. Aus diesem
Stamme konnte ich nach jeder Seite einen abgehenden Bogen ausarbeiten. Der
Stamm selbst verlängerte sich noch ein wenig und zeigte sich dann durch den
zuerst geführten Querschnitt, zerschnitten. Ich vermuthe, dass die beiden aus-
gearbeiteten Bogen
b b die hintersten waren. "Wenigstens wurde es mir nicht
möglich, hinter ihnen noch andre aufzufinden, und auch die Ansicht der Fig. 8
zeigt, dass in diesem vordem Ende noch mehrere Bogen enthalten gewesen
sein müssen. Es gelang mir, die Herzkammer neben der so eben erwähnten
Furche zu öffnen, wodurch sie sich auseinander legte, wie sie in Fig. 9 dar-
gestellt ist, und ihre ursprüngliche Form etwas unkenntlich wurde. Deutlich
sah ich aber, dass nur eine Oeffnung aus den mit einander communicirenden
Vorkammern in die Kammer führte (d), und eben so bestimmt, dass eine un-
vollständige Scheidewand (<?), die mit einem Schenkel gegen die Aortenzwiebel
reichte, in die Höhlung der Kammer vorragte, jedoch ohne sie in zwei Höhlen
zu sondern, denn die beiden Abtheilungen hatten nach der kleinen Krümmung
des Herzens hin vorn eine weite Gemeinschaft — Verhältnisse, welche ganz mit
denen in andern Säugethieren und in Vögeln gefundenen übereinstimmen.
(Erster Band S. 72 u. 82.) Die in die Herzkammer vorragende Falte sah
ich mit ungemeiner Präcision, dagegen wurde es mir nicht klar, ob sie bis in
die Vorkammer sich erstreckte.
p. Organe der Den Hinterleib des Embryo eröffnend, fand ich zuvörderst einen sehr
Ba^hghle\' weiten Magen (Fig. 6 «), der, nach links enger werdend, unmittelbar in das
Nabelbläschen überging. Die für diese Zeit ungewöhnliche sackförmige Gestalt
des Magens glaube ich nur von der mangelnden Nabelschnur herleiten zu
müssen. Indem der Embryo sich nicht von dem Nabelbläschen entfernt hat,
konnte der aus dem letztern hervorgezogene, in den Darmcanal sich umbildende

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Tlieil nicht die ihm zukommende Länge gewinnen nnd mnsste dafür eine un-
gewöhnliche Weite annehmen. Auch scheint die geöffnete Höhle nicht bloss
den Mägen, sondern ausser diesem noch den Anfang des Darmes ohne scharfe
Grenze in sich zu begreifen. Auf der andern Seite stand mit dem Nabel-
bläschen der abführende Theil des Darmes (e) in offener Gemeinschaft. Er
enthielt eine gelbgefärbte, also ohne Zweifel mit Dotter gemischte Flüssig-
keit, die im vorderen Theile des Yerdauungscanales nicht bemerkt wurde. Neben
und unter dem hintersten Ende des Darmes war auch die langgezogene Harn-
blase
(f) sehr kenntlich, die sich in den Stiel des Harnsackes verlängerte.
Ich sah sogar zu beiden Seiten von ihr die Nabelschlagadern. Jene zog sich
an der Seite des Darmes hin, um in -den Stiel des Harnsackes überzugehen.

An der Wirbelsäule waren die hintern Hälften der Primordial-Nieren (g)
sehr deutlich. Sie reichten fast bis an das hinterste Ende des Embryo und
waren von einander getrennt. Zwischen ihnen erschien, nachdem das Gekröse
entfernt war, eine rinnenförmige Lücke zur Aufnahme der Aorta.

S e n f f setzt das Alter dieser Erucht auf fünf und eine halbe Woche, aber
wie immer ohne zu bemerken, ob diese Angabe auf einer Schätzung oder sichern
Nachrichten beruht. Sollte die Erucht wirklich so lange nach der Empfängniss
abgegangen sein, so würde ich glauben, dass sie einige Zeit vorher abge-
storben war. Ihrer Entwickelung nach schätze ich sie ungefähr vier Wochen
alt. Doch hat sie mannigfache Hemmungen erfahren. —

Nr. 7.

Frucht aus der fünften Woche.

Einer Erau, die seit kurzem schwanger war, ging nach einem Stosse auf
den Unterleib die Erucht ab. Sie war in ein Nachtgeschirr gefallen und aus
demselben heraus gehoben worden, indem, man sie zwischen zwei Holzstücke
fasste. Unglücklicher Weise war dadurch der Embryo in zwei Hälften zerquetscht.
Eine einigermassen genaue Untersuchung war also nicht mehr möglich, und
ich würde dieses Eies gar nicht erwähnen, wenn nicht folgende wenige Be-
merkungen mir des Aufzeichnens werth schienen, da sie an einem Ei gemacht
wurden, welches der Einwirkung des Weingeistes nicht ausgesetzt war.

Ich erhielt das Ei ganz frisch. An der Decidua bemerkte ich nicht zwei
in einander liegende Säcke, sondern nur einen. Es ist sehr unwahrscheinlich,
dass der andere Sack durch die rohe Behandlung des Eies unkenntlich ge-

\\

i. Allgemeine
Beschaffen-
heit.

b. Ueberzug
des Eies.

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worden war, denn Zerreissungen zeigten sich an ihm äusserlich nicht, und die
Theilung des Embryo war nur durch die eindrückenden scharfkantigen Hölzer
veranlasst. Die Textur dieser Hülle zeigte nicht deutlich gesonderte Bündel,
sondern mehr eine gleichmässige Masse, wie ein geronnener Blutkuchen,
c. Mittlere Ich habe dieses Ei schon im Jahr 1822 zu beobachten Gelegenheit ge-

habt, noch ehe ich irgend ein anderes Ei des Menschen aus der früheren Zeit
untersucht hatte. Es war mir daher auch die wahre Allantois des Menschen
unbekannt. Da ich sie aber vermuthete, so war ich um so aufmerksamer auf
eine sehr dünne Haut, welche einen Theil des Zwischenraumes zwischen dem
Chorion und dem Amnion einnahm, dieselbe Haut nämlich, deren wir schon
öfter erwähnt haben. Sehr deutlich sah ich, dass sie auf der rechten Seite
des Embryo das untere Ende der beiden genannten Häute nicht erreichte,
sondern so aufhörte, wie ich sie im Durchschnitte in Taf. VI, Eig. 9, ge-
zeichnet habe. Nach oben wurde sie enger, doch konnte ich liier ihre Grenze
nicht ausmitteln, da sie durch die Quetschung gelitten hatte. Seitlich schien
sie den ganzen Umfang des Chorions einzunehmen. Ueberhaupt standen Chorion
und Amnion ziemlich weit von einander ab.

Zur Bestimmung der Entwickelungsstufe nur noch die Bemerkung, dass
alle vier Extremitäten hervorgetreten, aber im Endgliede noch nicht in Einger
getheilt waren. Am Kopfende des Embryo zeigten die Augen schmale schwarze
Binge. Eine Kiemenspalte, die mir damals ganz unverständlich blieb, war
sehr deutlich.

Nr. 8.

Embryo aus der fünften Woche.
Hierzu Taf. VII, Fig. 12. 13. 14.

a. Allgemeine Ein Embryo, der noch nicht ganz fünf "Wochen alt zu sein scheint und
aus der Senffsehen Sammlung stammt, hatte eine Verletzung am Vorderkopfe
erlitten und einen kleinen Bruch unter dem Halse. Im Uebrigen war er aber
gut erhalten. Seine Länge betrug 5 Linien. In der Ausbildung war er so
weit vorgeschritten, dass die vordere Extremität ungefähr die Länge einer Linie
hatte und aus einem kurzen Stiele und einem zugerundeten plattenförmigen Endgliede
ohne alle Andeutung von Eingern bestand, die hintere Extremität aber viel kürzer
und, ohne Theilung in einen Stiel und ein rundes flaches Endglied, wie ein
etwas abgeflachter Zapfen hervorragte, der bloss durch ansehnlichere Höhe sich
von der hintern Extremität in Nr. 6 unterschied.

Haut.

Beschaffen-
heit.

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An diesem Embryo bemerkte ich drei Kiemenspalten, eine vordere längere b. Kiemen-
und zwei hintere kürzere. Vor der ersteren ragte der in der Bildung be-
griffene Unterkiefer deutlich vor, und ich vermuthe, dass hier die vorderste
Kiemenspalte sich schon geschlossen hatte. Auch waren die beiden hintern
wohl der Schliessung sehr nahe. Viel deutlicher sah ich sie von der Kachen-
höhle aus, die ich aufspaltete.

Im Kücken fand ich das Kückenmark aus vier fast gesonderten Strängen <?• Rücken,
bestehend. Die Schenkel der "Wirbelbogen waren weder unter sich, noch mit
den Wirbelkörpern verwachsen. Aus diesen zog sich die Wirbelsaite als eine
lange ziemlich feste Schnur hervor, an der man den ganzen Embryo aufheben
konnte. Das hintere Ende der Wirbelsäule ragte als eine kegelförmige Spitze (i)
über den After vor.

Im Herzen sind die Vorkammern (a) sehr gross, im Verhältniss zu den d. Herz.
Kammern. Auf der linken Seite scheint die Vorkammer viel ansehnlicher als Flg" 12\' c"oc\'
auf der rechten. Da aber die Vorkammern allmählich von links nach rechts
sich schieben (vergl. den ersten Theil, S. 82 und 98), so liegt hier die Grenze
zwischen beiden Vorkammern noch etwas nach links von der Aortenzwiebel,
und das Uebergewicht der linken Vorkammer ist wenigstens nicht so gross,
als die Ansicht von der vordem Fläche es vermuthen lässt. Der arteriöse
Theil des Herzens ist durch eine ziemlich tiefe Furche in eine rechte und eine
linke Kammer getheilt. Die rechte liegt mehr nach hinten, ist also für die
Ansicht von vorn grösstentlieils verdeckt und erscheint nur aus diesem Grunde
so klein (b). Die Spitze der linken Kammer (c) ist mehr grade nach unten
als nach links gerichtet, weshalb diese Kammer in der Fig. 12 gegebenen
Ansicht mehr gerundet im Umfange scheint, als sie wirklich ist. Bei Er-
öffnung der linken Kammer fand ich die Scheidewand schon sehr viel grösser
als in Nr. 6, doch hatten\' beide Kammern in der Nähe der Aortenzwiebel noch
Gemeinschaft.

Die Leber (d) möchte ich noch keineswegs gross nennen, da sie bedeutend
kleiner ist als das Herz. Ich erkenne an ihr sehr bestimmt drei Lappen.
Das Aufhängeband theilt sie zuvörderst in einen rechten und einen linken
Lappen, der rechte Lappen ist aber durch eine sehr deutliche Querfurche ge-
theilt. Alle drei Lappen sind ziemlich niedrig und werden nur dadurch etwas
ansehnlicher, dass sie von der Bauchfläche bis zur Kückenwand der Bauch-
höhle reichen.

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e. speisecanai. Verdeckt von der linken Hälfte der Leber, sieht man in unserer Ab-

Fig. 12 ef. kß^-Qg den Magen (e), und nur das hintere Ende desselben, der Pförtner, taucht

hervor. Es liegt nämlich der Magen, wie bekannt, in jungen Embryonen der
Länge nach. Er ist nur schwach, etwa wie eine Wurst gekrümmt. Die
Wölbung fand ich hier zwar etwas nach links, aber doch mehr noch nach
dem Bücken zugekehrt und den hohlen Eand etwas nach rechts und mehr
noch nach dem Bauche gerichtet. Da nun der Magen später seinen convexen
Eand immer mehr nach links und den concaven nach rechts dreht, so darf
man annehmen, dass diese Drehung hier schon begonnen hatte und ursprüng-
lich derjenige Eand, der später zum concaven wird, nach der Bauchfläche zu-
gekehrt ist. Allerdings will es auf den ersten Anblick nicht in die Augen
springen, dass der concave Eand des Magens eine Fortsetzung des convexen
Eandes vom Darme ist. Bedenken wir aber, dass der Lungenm agennerve der
linken Seite an die Bauchfläche, derselbe von der rechten Seite an die Eücken-
fläche des Magens geht, so scheint schon dadurch nachgewiesen, dass die
Bauehfläche dieses Organes ursprünglich die linke und die spätere Elicken-
fläche die rechte ist.

Der Magen geht am Pförtner durch eine nach der Bauchseite vorspriugende
Beugung in den Darm über, der von hier an fast gerade bis zum After ver-
läuft, nur gegen die Nabelschnur eine kurze Vorbeugung
(g) bildend, aus deren
Wölbung ein sehr deutlich hohler Dottergang hervortritt. Da die Eihäute ent-
fernt waren, so war die Einsenkung dieses Ganges in das Nabelbläschen nicht
mehr sichtbar. Vom Blinddarm ist noch keine Spur da. —

f. Harnsack. Ueberhaupt, war von dem Uebergange des Embryo in die Eihäute nur

noch ein kleiner Eest am Bauche des Embryo hängen geblieben. An der Wand
dieses Bestes der Nabelschnur sah ich eine dunkle Stelle (/), von welcher aus
ein Gefäss als dünner Eaden weiter verlief. Die dunkle Stelle war nichts als
der zusammengefallene Harnsack, denn von ihm aus konnte ich einen Canal,
der sich allmählich erweiterte, als Stiel des Harnsackes (Harnschnur und
Harnblase), bis in das Ende des Darmes verfolgen. In diesem Ealle
scheint der Harnsack sich nicht so weit von dem Embryo entfernt zu haben,
dass er bei mehr verlängerter Nabelschnur ausserhalb derselben gelegen
haben würde, was ich ausdrücklich in Bezug auf einige folgende Beobach-
tungen bemerke. Auch macht der Harnsack keinen scharfen Winkel mit
seinem Stiele.

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Nach Entfernung der Leher nnd des Magens sah ich die Primordial-Nieren g. Primordiai-
in ihrem ganzen Umfange. Nach dem Kopfende waren sie sehr deutlich zu
einer gemeinschaftlichen Masse von ansehnlicher Höhe mit einander verbunden
(Eig. 14
g). Am hintern Ende trat auf jeder Seite ein sehr kurzer Ausführungs-
gang hervor, der in das Ende des Dickdarmes einmündete. Das Ende des
Mastdarmes schien noch vollständige Kloake.

Die aus dem Eückenmarke kommenden Nerven konnte ich an diesem Em-
bryo auffinden. So sah ich auch den Zwerchfellsnerven sehr deutlich, er lag
noch nicht eng am Herzbeutel an und war, da das Zwerchfell weit nach vorn
reichte, viel kürzer als in späterer Zeit. Das abweichende dieses Nerven von
der gewöhnlichen Bildung ist also auch in früherer Zeit geringer, und man
darf annehmen, dass, wenn die erste für das Auge nicht erreichbare Spur des
Nerven sich bildet, das Zwerchfell von der Austrittstelle des dritten und vierten
Halsnerven eben nicht weit entfernt liegt.

Von dem verstümmelten Kopfe war noch genug erhalten, um zu erkennen,
dass beide Hälften des Oberkiefers sich noch nicht erreicht hatten, und dass
eben so wie im Embryo des Huhnes die Nasengruben in Einschnitten sich be-
fanden, welche die Spitze beider Oberkieferäste und eine mittlere Vorragung,
analog dem sehr viel grössern Stirnfortsatze der Vögel, mit einander bildeten.

Nr. 9. ,

Eihäute einer Frucht von 5 Wochen.

Hierzu Taf. VII, Fig. 15-19.

Ich schliesse hier die Beschreibung einer Erucht an, die wohl älter als
die folgende gewesen sein mag. Da uns aber an der vorliegenden nur die
Eihäute beschäftigen, so würde sie sich weniger zwischen die beiden folgenden
Beobachtungen passen.

Ein Präparat der hiesigen anatomischen Sammlung schien ein vollstän- a. Embryo,
diges, überall mit langen Elocken besetztes Ei, doch hing ein schlaffer Strang
hervor. Näher besehen erkannte man an diesem die deutlichen Spuren eines
verrotteten Embryo (Eig. 15
a\\ der an einem erschlafften Nabelstrange hing.
Offenbar war der Embryo schon in Eäulniss übergegangen oder zerquetscht,
bevor das Ganze aufgehoben worden war. An dem Embryo war nur noch
das Herz hinlänglich erhalten, um daran das Alter zu bestimmen.

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Belehrender waren die Eihäute. Als diese im "Wasser sehwebend unten
feucht wurden, fiel sogleich eine Lücke im Chorion auf, die der Stelle, an
welcher das Ei geöffnet war, gegenüberlag. Dass diese Lücke nicht zufällig
eingerissen worden, lehrte ein rund um sie laufender schmaler aber deutlicher Wulst
(Eig. 17
d), besonders eine deutliche Zotte, die am Nabelbläschen hing. Es ragte
nämlich gegen die Lücke ein Theil des Amnions in Eorm eines Blindsackes vor (6),
und mehr noch war ein Theil des Nabelbläschens hervorgetreten (e), und an
diesem hing eine lange, nur an der Spitze mit kurzen Aestchen versehene
Zotte. Die Zotten des Chorions waren nicht ganz so lang, aber viel mehr ver-
ästelt als die Zotte am Nabelbläschen. Sie hatten nicht das deutlich ge-
gliederte Ansehen der Zotten in Nr. 3, sondern waren mehr gleichmässig, doch
auch nach den Spitzen verdickt und gegen 5 Linien lang, ohne Spur einer
innern Höhlung.

Die Aussackung des Amnions gegen die Lücke im Chorion ist auch von
innen kenntlich. Wir sehen in Eig. 15 bei g, dass die Insertion der Nabelschnur
auf den Band der Auszackung und also auch der Lücke im Chorion trifft.
Unter diesen Umständen kann es nicht
befremden, dass auch ein The.il des
Nabelbläschens, und zwar noch weiter, aus der Lücke vorragte.
Die Verhält-
nisse brauchten nur noch wenig verändert zu sein, um das ganze Nabelbläschen
aus dem Chorion hervorzudrängen. So wäre denn endlich hier wieder ein Ei
gefunden, welches sich an das anschliesst, welches Döllinger und Samuel
in der Dissertation
de ovorum mammalium velamentis beschrieben haben. Allein
in diesen letztern wurde das Nabelbläschen nicht bloss ausserhalb des Chorions,
sondern innerhalb des Amnions gesehen, was sich kaum anders begreifen lässt,
als dass die mittlere Haut oder die seröse Hülle die Ergänzung des vielleicht
auch geöffneten Amnions schien oder wirklich geworden war.

Im vorliegenden Falle sieht man ein zwar zartes, aber sehr bestimmt
ausgebildetes Häutchen zwischen dem Amnion und Chorion, das die äussere
Wand des Nabelbläschens berührt und das ich deshalb für die seröse Hülle
halten möchte (Fig. 15 c). An der Stelle der Aussackung war sie an das
Amnion und das Chorion eng angeheftet und verband diese beiden Säcke mit
einander, so dass dadurch das Amnion eine gewisse Befestigung erhielt.

Ich zerstörte diese Haut, legte das Amnion etwas zurück und sah nun
nicht nur ein sehr grosses Nabelbläschen (Eig. 16 e), sondern auch neben dem-
selben den kleinen Harnsack ƒ von der uns schon bekannten Eorm. Der In-

b. Chorion.
Fig. 17.

e. Amnion.

d. Mittlere

Haut.
Fig. 15 e.

e. Nabel-
bläscheiK
Fig. 15-19.

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halt des Nabelbläschens war hell und flüssig. Ich zog es etwas ans der Ver-
tiefung, in der es lag, hervor und erkannte nnn nicht nur den Dottergang,
sondern zwei Gefässe, die sich netzförmig auf dem Nahelbläschen vertheilten
(Fig. 18). Sehr auffallend war es mir, dass ich deutlich zu erkennen glaubte,
wie eins der Gefässe einen Zweig an die äussere Fläche des Amnions ab-
gab. Dass das andere unter dem Harnsacke hervortrat, hängt wohl nur davon
ab, dass hier das Nabelbläschen so nah an der Insertion des Nabelstranges
war, wo der Harnsack auch sich findet. Die Darmschlinge war zwar durch
das Zerren etwas verdünnt, doch ist sie im Kupferstich noch etwas zu dünn
gerathen. Ich machte eine kleine Oeffnung in das Nabelbläschen und blies es
auf, wodurch das Gefässnetz auf demselben sich ungemein schön darstellte
(Fig. 18). Endlich schnitt ich ein ganz kleines Stückchen aus und betrachtete
es von der innern Fläche unter sehr starker Vergrösserung, wo die Ueberein-
stimmung des Baues mit dem Dottersacke der Vögel auch darin sehr deutlich
wurde, dass die innere Fläche ein weichkörniges Ansehen hatte und dass die
kleinen Hervorragungen an den grössern Gefässstämmen grösser waren und die
Form von zarten Zotten hatten (Fig. 19). Das Nabelbläschen stellt den Dotter-
sack in verjüngtem Maasstabe vollständig dar.

Das hier beschriebene Ei ist dasjenige, von dem ich schon in früheren
Schriften, z. B. in der Gratulationsschrift an Sömmerring, bemerkt habe, dass
es an die Möglichkeit mich hat denken lassen, dass auch in der Frucht des
Menschen ein Durchreissen des Chorions normal sei — eine Möglichkeit die
aber durch andere Beobachtungen nicht bestätigt wird.

Nr. 10.

Ei aus der fünften Woche.

Hierzu Taf. VII, Fig. 19 und 20.

Einen Embryo aus der fünften "Woche hatte ich zeichnen lassen, weil er a. Das Ei,
in der Bildung der Extremitäten die Mitte zwischen Nr. 8 und Nr. 11 hält 19-

und weil man an ihm schon äusserlich den Bau des Hirnes sehr gut erkennen
konnte. Doch bin ich mit der Ausführung des nicht unter meinen Augen
gearbeiteten Kupferstiches nicht ganz zufrieden.

Von den Eihäuten nur wenig, da man sie in Fig. 19 leicht erkennen
wird. Die Flocken des Chorions sind offenbar beschnitten; das Nabelbläschen

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ist mit heller Flüssigkeit stark angefüllt und lang gestielt. Die Eiweissmasse
zwischen Amnion und Chorion war deutlich, aber zum Theil schon zerstört.
b. Extremi- Beide Extremitäten des Embryo haben flossenförmige Endglieder, aber an

Figt620 hi^ern Extremität sitzt diese Flosse auf einem kurzen einfachen Stiele, an

der vordem bildet der längere Stiel einen "Winkel —■ das Ellenbogengelenk.
Auch die Scheidung zwischen Oberarm und Schulter ist kenntlich. Man er-
sieht hieraus nicht nur, wie die Bildung der Extremitäten fortschreitet, sondern
auch, dass immer die Ausbildung der vordem Extremität etwas gegen die
hintere vorschreitet,

c. Him. Deutlich erkannte man an diesem Embryo auch die Form des Hirnes.

Flg\' 2u\' Ist die Abbildung Fig. 20 auch nicht ganz nach meinen Wünschen aus-
gefallen, indem die Schatten zu grell sind, so erkennt man doch deutlich den
Winkel, welchen die Kückenmarksplatten im Nackenhöcker bilden, den zweiten
Winkel zur Bildung des kleinen Hirns, die Länge und Krümmung desjenigen
Theiles, welcher zu den Vierhügeln sich ausbildet, und die Kleinheit des
grossen Hirns.

Der Umfang des Auges war elliptisch. Das Ohr war äusserlich deutlich
kenntlich. Das Verhältniss zu den Eückenplatten lehrte, dass es nicht das
äussere Ohr war, das man hier sah (Fig. 20
d% sondern dass das innere Ohr
durchschimmerte. Die Nasengruben waren soeben von den beiden Oberkiefer-
hälften und den Seitenflügeln des Stirnfortsatzes umschlossen. Jede Hälfte des
Oberkiefers hat eine auffallende Aehnlichkeit mit einer breiten Bippe. — Im
Herzen sind die Spitzen beider Kammern deutlich getrennt. Die Scheidewand
ist vollständig. Im Arterienstamme sind zwei getrennte Canäle. Die beiden
Wurzeln der Aorta wurden nicht ausgearbeitet, da der Embryo noch auf-
gehoben werden sollte. Die Leber zeigte nur zwei Lappen.

Nr. 11.

Fünfwöchentliches Ei.

Hierzu Taf. VII, Fig. 21-24.

a. Allgemeine Ein gut erhaltenes Ei, an welchem nur das Chorion aufgeschnitten war,
lindes von denen, die Herr Dr. Jacobson mir überlassen hatte, schätze

Taf. vii, ich nach der Ausbildung des Embryo auf ein Alter von fünf Wochen oder
Fig. 21. e|n paax Tage mehr. Es bot der Untersuchung gar manche Merkwürdig-
keiten dar.

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Zuvörderst war das Ei für diese Stufe der Entwicklung des Embryo
ungemein Mein, denn mit seinem ganzen Behänge, von Flocken hatte es kaum
die Grösse einer welschen Nuss. Ohne Flocken hatte das Chorion eine Länge
von 8V2 und eine Breite von 6Vä Linien. Es war also sehr viel Meiner als
das auf der Titel
Vignette von Sömm erring\'s Werk abgebildete Ei, obgleich
der Embryo um vieles in der Entwickelung vorgeschritten war.

Es scheint ferner ganz ohne Ueberzug von einer sogenannten hinfälligen
Haut abgegangen zu sein, so viel ich erfahren konnte.

Vom Baue des Chorions will ich nur bemerken, dass ich auch hier wieder
eine brüchige oberflächliche Schicht ebenso vollständig bemerkte wie in Nr. 3.
Allein sie war nicht ganz so dunkel, und unter ihr fand ich nur eine dünne
innere Schicht, übereinstimmend mit der innern ScMcht von Nr. 3. Das
Chorion ist sehr dicht mit Elocken besetzt, und diese sind überaus stark ver-
ästelt. Sie sind nicht gegliedert, indem sie ziemlich gleichmässig fortlaufen.
Ihre Dicke ist ansehnlich. In der Wand unterscheide ich eine doppelte Schicht.
Die äussere ist nicht so dunkel als in Nr. 3. In der innern sind die Gefässe,
selbst in diesem Zustande nach der Aufbewahrung im Weingeist, kenntlich.

Das Amnion lag ziemlich nahe am Chorion an, ohne jedoch, mit Ausnahme
der Einsenkungstelle der Nabelschnur, mit demselben verwachsen zu sein. Da
das Amnion aus dem Chorion herausgenommen war, so fand ich von der mitt-
leren Haut nur noch Eeste.

Es fiel mir auf, dass ich wieder Nabelbläschen noch Harnsaqk entdecken
konnte, obgleich ich das Chorion und Amnion bis zu der Einsenkung der Nabel-
schnur von einander trennte. Das Nabelbläschen wurde indessen bald in einer
Vertiefung der stark gewundenen Nabelschnur entdeckt
(d). Es ragte aus
dieser Vertiefung vor, war aber doch noch von der sogenannten Nabelscheide
oder dem Uebergange des Amnions in die Haut des Embryo überzogen.

Der Harnsack hingegen machte sich äusserlich auf keine Weise kenntlich.
Nur indem ich die Nabelschnur unter dem Mikroskope betrachtete, bemerkte ich,
dass die Nabelschlagadern gegen das Chorion hin weiter von einander ab-
standen als nach dem Embryo zu. Es schien ein länglicher Schlauch zwischen
ihnen zu liegen. Dies bestätigte sich, als ich die Nabelschnur vom Chorion
nach dem Embryo zu durch eine Menge Querschnitte theilte. Zuerst war keine
Höhlung ausser den Gefässdurchschnitten zu erkennen, dann zeigte sich eine
längliche Lücke zwischen beiden Schlagadern, die allmählich an Breite zu-, dann

b. Chorion.
Fig. 21.

c. Amnion.

d. Nabel-
bläschen.
Fig. 21.

Harnsack.
Fig. 24.

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aber "wieder abnahm. Der Harnsack lag hier also ganz innerhalb des Nabel-
stranges und würde, wenn wir auf die "Windungen des Nabelstranges und der
Blutgefässe keine Bücksicht nehmen, die in Big. 24 abgebildete Form haben.
Es war deutlich, dass der Harnsack und die Harnschnur schon im Begriffe
waren, sich mit Bildungsgewebe auszufüllen. Für die ursprüngliche Höhlung
der Nabelschnur, wo diese nur noch eine Scheide ist, konnte ich diese Lücke
nicht halten, da sie gegen das Chorion sich erweiterte und gegen den Embryo
geschlossen ist, in umgekehrtem Verhältnisse zum normalen Schlüsse des
Nabelstranges. \\ ,

f. Embryo. Der Embryo dieses Eies stand auf einer Bildungsstufe, die für die Ent-
ig.2i.Pig.22. -wickGiurig der Extremitäten besonders belehrend ist, und da er in der äusseren

Form ganz vorzüglich erhalten war, so habe ich ihn von zwei Seiten abgebildet.
Ueberdies kenne ich keine Abbildung von dieser Zeit. Am nächsten steht
der in Samuel\'s Dissertation: De ovorum mammalium velamentis dar-
gestellte dem unsrigen. Indessen ist jener weiter vorgerückt, da er Zehen an
den Füssen hat und auch die vordere Extremität merklich weiter ausgebildet ist.

Die Länge des Embryo vom Scheitel bis zur gegenüberliegenden Vorragung,
in gerader Linie gemessen, beträgt 7 Linien. Da aber der Kopf stark überge-
krümmt ist, so würde die Messung nach der Krümmung merklich mehr betragen.
So ist schon der Abstand des Nackenhöckers vom Steisse 61/2 Linien.

Der Kopf betrug an Umfang fast die Hälfte oder genauer etwa ,2/5 des
ganzen Embryo. Man kann ihn als ziemlich regelmässig gestaltet ansehen,
nur war er seitlich etwas flacher, als er im regelmässigen
Zustande hätte sein
sollen. Der Grund hiervon lag in einer Entleerung des Hirnwassers. Oben
auf dem Scheitel hatte nämlich die noch ganz häutige Schädeldecke eine läng-
liche Lücke, durch welche man das blattförmige Hirn zusammengefaltet sah.
Wurde das Hirnblatt unter Wasser ausgespannt, so sah man, dass auch dieses
aufgerissen war. Da nun keine äussere Verletzung vorangegangen war, denn
ich bemerkte die Lücke in der Schädeldecke schon vor Eröffnung des Amnions,
so ist nicht zu zweifeln, dass das Hirn hier sich seines überflüssigen Wassers
durch Aufreissen entleert und dann sich zusammengefaltet hatte.

g. Sinnes- Die Augen zeigen schwarze Einge mit dem weissen Streifen nach dem
organe. jy;UI1(je f{en man gewöhnlich für eine Spalte in der
Gefässhaut des Auges

nimmt. Die Augenlider sind als ein ganz schwacher Eing im ersten Werden
kenntlich. Das Ohr ist ansehnlich tief, von einem deutlichen Saume umgeben,

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dein werdenden äusseren Ohr. Man kann sogar sclion die Ecke und Gegenecke
unterscheiden. In der Eachenhöhle war die Einmündung der Eustachischen
Eöhre kenntlich. Die Nasenöffnungen sind einfache runde Löcher. Die Ober-
kieferhälften haben sich nämlich mit dem Stirnfortsatze verbunden (vergleiche
Nr. 8) und ebenso unter sich, aber nur mit ihren äussersten Spitzen, denn
unter den Nasenlöchern ist nur ein schmales Band. Nach hinten sind die
Gaumenfortsätze weit getrennt. Der Bau des Oberkiefers gleicht also dem der
Batr^ehier und Schildkröten, indem die Nasengänge ihre hintere Oeffnung im
vordersten Theile der Mundhöhle haben. Auf der Zunge ist eine sehr seichte
mittlere Längsfurche. Hinter dem Unterkiefer sehe ich zwei Kiemenspalten,
die der Mundspalte näher liegen als in Nr. 8. Es ist ohne Zweifel das zweite
Paar der Kiemenspalten, welches bei allen Thieren länger andauert.

"Wenden wir uns zur Betrachtung der Extremitäten! In der vordem ist h, Extremi-
die Abgrenzung zwischen Schulter und Oberarm oder das Schultergelenk und
die Abgrenzung zwischen Oberarm und Unterarm oder das Ellenbogengelenk
durch die Yorsprünge sehr deutlich. Dagegen bildet die Hand noch eine un-
mittelbare Fortsetzung des sehr kurzen Unterarmes. Die Hand gleicht einem
breiten fast kreisförmig abgerundeten Lappen, in welchem die fünf Finger fast
von gleicher Länge (nur der Daumen ist merklich kürzer) eingeschlossen
sich befinden. Jeder Finger ist nach der Peripherie hin breiter als an seiner
Basis. Zwischen den Fingern ist die Masse dünn und halb durchsichtig —
daher die Vergleichung mit einer Schwimmhaut sehr nahe liegt. — In der
hintern Extremität ist ebenso das Hüft- und das Kniegelenk deutlich, und der
Fuss ist eine grade Fortsetzung des Unterschenkels. Er bildet ein zugerundetes
Blatt ohne Einkerbungen am Eande. Nur bei günstigem Beleuchtungswinkel
erkennt man ganz seichte Einnen auf der Fläche, als erste ganz unvollkommene
Spur der Theilung in Zehen. Das ganze Blatt, welches jetzt den Fuss darstellt,
ist zu dick, um nur einigermassen durchsichtig zu sein. Hieraus lässt sich
schliessen, dass die Finger und Zehen sich nicht bloss dadurch bilden, dass
die Masse sich in einzelnen Strahlen verdickt, sondern dass wirklich die schon
vorhandene Masse sich in diesen Strahlen sammelt, denn die Lücken zwischen
den Zehen werden später (ebenso wie in der Hand) dünner, als jetzt die un-
getheilte Platte ist. Am interessantetsen war mir aber das gegenseitige Ver-
hältniss der Extremitäten. Der ihnen zum Grunde liegende gemeinschaftliche
Typus ist hier in die Augen springend — und beide würden, wenn nicht die

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hintere Extremität in der Ausbildung um etwas zurückbliebe, einander in den.
einzelnen Gliedern ganz gleich sehen, in der Eichtling der entsprechenden
Glieder aber den Gegensatz zeigen, auf den wir im ersten Theile S. 191 auf-
merksam gemacht haben.
i. Bauch. Der Leib ist von der grossen Leber stark aufgetrieben. Am hintern Ende

Fig. 20. f]es Baiiches sieht man die Nabelschnur hervortreten. Hinter der Nabelschnur
befinden sich noch zwei Vorragungen, die nur auf der linken Seite (Eig. 20),
wo der Euss heraufgebogen und in dieser Stellung erhärtet ist, in unserer
Abbildung kenntlich sind. Die hintere dieser Vorragungen ist das Schwänz-
chen, das ich in keinem Embryo so deutlich gesehen habe. Es ist 1/3 Linie
lang. Vor demselben ist eine andere Spitze, das Geschlechtsglied. Der After
ist eine einfache Oeffnung zwischen Schwänzchen und
Geschlechtsglied. Die
Geschlechtsöffnung ist davon bereits getrennt, hinter dem Geschlechtsgliede
liegend.

k. Leber und Die Leber ist sehr ansehnlich und füllt fast die Hälfte des Unterleibes
Speisecanai. ^^ nur 7MT linken "Wand, sondern nimmt das linke Hypochon-\'

drium ganz ein, doch ist die rechte Hälfte der Leber merklich grösser als die
linke. Den früher beschriebenen Quereinschnitt (Nr. 8) sehe ich auf der dem ,
Beobachter zugekehrten Eläche nicht mehr. Indem ich sie von dem Zwerch-
felle lösen wollte, um zu sehen, was aus dieser Spalte geworden ist, zerbröckelte
die ganze Leber in Pulver.

Der Magen hat schon einen anfangenden Blindsack, sein convexer Band
steht mehr nach links als in den früheren Embryonen, die Milz liegt nach
der grossen Curvatur hin, doch entschieden mehr nach der obern,1) ehemaligen
linken, als an der untern, ehemaligen rechten Eläche des Magens. Eine Ealte
des Bauchfelles hält diesen Theil und verläuft bis zum Pförtner — das wer- ,
dende Netz. Ein frei herabhängender Theil des Netzes ist nicht da. —

Der Uebergang des Magens in den Darm springt noch mehr nach unten
und zugleich nach rechts vor wie in Nr. 8. Es bildet sieh hier eine kleine
Windung (Zwölffingerdarm), dann geht der Darm
ziemlich gerade bis in den
Nabelstrang, bildet daselbst eine Schlinge von Linien, die im Nabelstrahge
liegt, und steigt wieder in die Bauchhöhle. Der weite Darm ist etwas enger
als der Krummdarm.
Am engsten aber ist derjenige Theil des Darmes, der

1  d. h. nach dem Bücken zu.

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zwischen dem weiten Darme und der Darmschlinge liegt. Der Blinddarm ist
noch sehr Mein, aber deutlich, wie eine abgerundete Vorragung gestaltet, entfernt
von der Einmündungsstelle des hier nicht mehr recht kenntlichen Dotterganges.
Die Dottersackschlagader (Nabelgekrösschlagader —
Arteria vitellaria, Art. ompha-
lomesenterica
) liegt wie bei allen Säugethieren ganz eng an der Darmschlinge an.
Die Vene des Dottersackes liegt etwas von dieser Schlinge ab. Sie liess sich
deutlich unter dem Zwölffingerdarme fortgehend bis in die Pfortader verfolgen.

Im Herzen sind die Kammern von bedeutend grösserem Hmfange. als die
Vorkammern. Die linke Kammer ist merklich grösser als die rechte. Die
tiefe Furche der Scheidewand steigt fast in der Mittelebene herab; das
Herz steht mithin, als Ganzes genommen, gerade, die linke Kammer ist aber
etwas nach links gerichtet, da durch die Furche beide Spitzen etwas von ein-
ander getrennt sind. Die Vorkammern schienen ziemlich von gleicher Aus-
dehnung zu sein. Von der Bauchfläche aus erscheint zwar die rechte Vor-
kammer viel ansehnlicher als die linke, allein an der Rückenfläche sieht man
diese Kammer über beiden Arterienstämmchen sich weiter hinziehen bis zum
eirunden Loche, d. h. es wird für jene erstere Ansicht durch die beiden Arterien-
stämmchen mehr Von der linken Vorkammer verdeckt. Die beiden Wurzeln
der Aorta sind nur noch wenig von einander getrennt.

Der Kehlkopf ist noch wenig von der Luftröhre verschieden; die Erhöhungen,
in denen die Giessbeckenknorpel sich finden, treten indessen sehr merklich
hervor. Zwischen ihnen und der Zunge ist eine Platte, welche zwei verdichtete
Querleisten zu enthalten scheint, wahrscheinlich das Zungenbein und den
Schildknorpel. In der Luftröhre kann ich noch keine Knorpelringe unter-
scheiden. Die Lungen bestehen aus wenig verästelten Aussackungen.

In die fast cylindrische Harnblase münden die Gänge aus den Primordial-
Nieren, welche sich sehr merklich verkürzt haben, mit den obern Enden weit
aus einander liegen und die lang gezogenen Zeugungsorgane, von denen ich
noch nicht entscheiden kann, ob sie Hoden oder Eierstöcke sind, umschliessen.
Auch die unförmlichen Budimente der bleibenden Nieren sind kenntlich. Das
Geschlechtsglied ist gross und an seiner Wurzel, wo sich die Harnröhre öffnet,
gefurcht.

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Nr. 12.

Fünfwöchentliche Eier.

Hierzu Taf. VII, Fig. 25 und 28.

a. Ei mit Ein Ei ans der Senff sehen Sammlung mag hier als Gegensatz zu dem

Amnion vorhergehenden nur mit einigen Bemerkungen angeführt werden. Der Embryo
Fig. 26. steht auf derselben Bildungsstufe, aber die Eihäute sind sehr viel weiter. Das
Amnion hat mehr als zwei Mal so viel im Durchmesser und also wohl zehn Mal
so viel kubischen Inhalt, als in der zuletzt beschriebenen Erucht. Der Nabel-
strang dagegen war sehr lang in der beschriebenen, er ist sehr kurz in der
neuen. In dieser ist die Nabelblase so weit von der Nabelschnur abstehend, dass
der noch hohle Dottergang fast einen Halbkreis um das Amnion beschreibt.
Der Dotter ist völlig gelb. In jener lag die Nabelblase in der Nabelschnur,
enthielt eine ungefärbte Elüssigkeit und der Dottergang schien nicht mehr hohl,
obgleich er kenntlich war.

Den Harnsack habe ich an diesem Eie nicht finden können. Ich ver-
muthe aber, dass er entfernt worden ist, weil dieses Präparat dazu gedient hat,
das Amnion, das ungeöffnet war, daran zu demonstriren, und der frühere Be-
sitzer bei der Entfernung des Chorions auch alles entfernt hatte, was an dieser
Stelle der Anheftung noch auf dem Amnion auflag.
b. Anderes Ei. Dafür gebe ich in Eig. 25 die Abbildung von dem Harnsacke eines Em-
Fig. 25. bryo, der noch etwas älter schien, wenigstens einen längern Nabelstrang hatte.

Hier fand ich den Harnsack ganz wie bei allen bisher beschriebenen Eiern
gebildet und deutlich hohl, ja, die Höhlung liess sich durch den Stiel des Harn-
sackes
t weit in den Nabelstrang verfolgen.

Älter der Embryonen und Zurückbleiben in der Entwicklung.

a. Alter der Die Taxation des Alters der zuletzt hier aufgeführten Embryonen wird

Embryonen. man yie^gj^ etwas zu gering finden. Sie beruht darauf, dass ich einen Ab-
ort erhielt, von dem ich nach Angabe aller Umstände nicht zweifeln konnte,
dass er sechs Wochen alt war. Ich fand ihn aber
merklich weniger vorgeschritten
als den, welchen Sömmerring als Typus eines sechswöchentlichen Embryo
abbildet. Nach diesem habe ich die andern geschätzt, denn leider hebt auch
Sömmerring nicht hinlänglich hervor, welche Sicherheit er für das Alter der
einzelnen Embryonen erhielt.

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Das s aber, auch wenn der Tag der Conception genau angegeben werden
kann, nur dann das Alter des Embryo genau zu bestimmen ist, wenn man
den Tag, an welchem eine Störung im Uterinleben eintrat, kennt, und dass der
Embryo oft jünger ist als die Zeit von der Conception bis zum Abort, bleibt
nur zu wahr.

Ich will aus meinen Beobachtungen über die Zeit des Embryonenlebens a. Zurück-
nur einen auffallenden hierher gehörigen Eall erzählen. Eine Erau, die ausser bleibender

, Embryo gegen

mehreren ausgetragerien Kindern mehrmals Aborte erlitten hatte, erfuhr m die Eihäute
einer neuen Schwangerschaft einen Yerdruss, von dem sie krank wurde.
Man fürchtete einen Abort. Dieser trat jedoch nicht ein. Die Schwangerschaft
schien regelmässig zu verlaufen, indessen war die Zunahme des Unterleibes
auffallend gering. Nur vierzehn Tage vor der Zeit, in welcher eine regel-
mässige Entbindung erwartet wurde, traten Wehen ein. Es wurde aber eine
für diese Zeit sehr kleine Erucht geboren, die sich ungemein fest anfühlen
lies s und einen sehr unangenehmen Geruch verbreitete. Bei Eröffnung der-
selben fand ich, dass die gesammten Eihäute eine ungeheure Dicke erlangt
hatten, der Eruchtkuchen war bis 3 Zoll dick. Der Embryo selbst aber war
welk, obgleich völlig kenntlich und hatte nur die Grösse und Ausbildung eines
Embryo von etwa 9 bis 10 Wochen. Offenbar war hier der Embryo nach
jener Gemüthsaffection abgestorben, während die Eihüllen ihre Vegetation fort-
gesetzt hatten.

Allgemeine Bemerkungen zu den obigen Beobachtungen.

Es war Anfangs meine Absicht, auf die ausführlich erzählten Beobachtungen
ausführliche allgemeine Betrachtungen über die Entwickelungsgeschichte dès
Menschen mit Berücksichtigung der Verschiedenheit in den Ansichten der
Beobachter folgen zu lassen. Da aber seitdem so viele und ausführliche Werke
über diesen Gegenstand erschienen sind, so will ich mir nur rhapsodische
Bemerkungen erlauben.

1. Dass die meisten Aborte, die ich untersuchte, krankhaft waren und
zum Theil bedeutend von der Norm abwichen, ist vor allen Dingen im All-
gemeinen zu erwähnen. Viele werden gerade durch diese Abweichungen be-
lehrend für uns sein. Zu den normalen Fällen zähle ich die Beobachtungen
Nr. 1, 2, 7, 10, 12 und vielleicht Nr. 13. Ganz monströs sind Nr. 4, 5, 6, 9;
wenig abweichend Nr. 3, wo vielleicht der Embryo zu klein ist wie Nr. 11.

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2. Wie sehr dies Verhältniss von der Ausdehnung der Eihäute zu der
Ausbildung des Embryo wechseln kann, lehren nicht nur sehr auffallend die
zuletzt erzählten Beobachtungen, wo von. zwei fast gleich gebildeten Embryonen
der eine in einem sehr kleinen, der andere in einem verhältnissmässig grossen
Eie sich befand, sondern auch mehrere der früheren. In Taf. VI, Eig. 18,
sehen wir ein verhältnissmässig grosses Ei mit einem kaum erkennbaren
Embryo. Auch in Eig. 5 derselben Tafel muss das Amnion als über das
normale Maass hinausgehend betrachtet werden, wenn man auf seine geringe
Ausdehnung in der Beobachtung Nr. 2 und in dem von Müller erzählten
Eall (Archiv I) Rücksicht nimmt. Solche Beobachtungen und die häufig
vorkommenden Eier ohne Embryo scheinen zu beweisen, dass das Leben
der Eihäute in gewissem Grade selbstständig und unabhängig ist — wenigstens
geben sie der Ansicht volles Gewicht, dass die Häute ihren flüssigen Inhalt
durch Einsaugung von aussen erhalten. Der Embryo kann verkümmern oder
ganz absterben, ohne dass deshalb das Leben der Eihäute aufhört. — Solche Ver-
kümmerungen kommen auch bei Thieren, namentlich bei Schweinen, ziemlich häufig
vor. Bei den Embryonen dieser Thiere wird nicht selten der Tod des Embryo
dadurch erzeugt, dass der fadenförmig ausgedehnte Dottersack sich um ihn
wickelt und ihn erwürgt — wenn es erlaubt ist, eine jede Umschnürung, auch
wenn sie nicht gerade auf den Hals wirkt, ein Erwürgen zu nennen. Solche
Embryonen werden nur 4 bis 5 Linien lang, die Eier erreichen zwar nie die
volle Grösse, allein sie wachsen bis 8 Zoll und mehr aus. Erfolgte die Er-
würgung des Embryo, bevor der Harnsack einige Ausdehnung erhalten hatte,
so sind sie ganz gefässlos und von geringer Dicke, einmal aber sah ich ein
Ei von etwa 7 Zoll Länge, das ein blutreiches Chorion und eine Dicke von
mehr als einen Zoll Durchmesser hatte, obgleich der Embryo kaum 5 Linien
lang war. Offenbar hatte sich liier der Harnsack schon stark ausgedehnt, be-
vor die Erwürgung erfolgte. — Aber auch die normale* Entwickelung der
Schweine zeigt bei derselben Bildungsstufe des Embryo bedeutenden Wechsel
in der Grösse des Eies. Man erkennt leicht, dass auf die letztern mancherlei
Einflüsse viel mehr einwirken als die erstem, z. B. die grössere oder geringere
Zahl der Erüchte, die zugleich da sind, indem bei geringerer Anzahl die Eier
immer grösser sind, ferner die Grösse und die Kräftigkeit des Mutterthiers,
auch die Zahl der vorhergegangenen Geburten. Ist der Eruchthälter durch
frühere Trächtigkeiten schon ausgedehnt gewesen, so erhalten die neuen Erüchte

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einen grössern Durchmesser. Offenbar also wird das Ei grösser, bei stärkerem
Andränge von ernährenden Stoffen und bei grösserer Geneigtheit des Erucht-
hälters sich auszudehnen. Dieselben Verhältnisse und am meisten wohl das
letzte scheinen auch die verschiedene Ausdehnung des menschlichen Eies auf
derselben Bildungsstufe des Embryo zu bedingen.

Hieraus geht hervor, dass, wenn man das nicht bekannte Alter einer
Erucht nach den Eällen, deren Alter mit einiger Sicherheit bestimmt werden
konnte, abschätzen will, man wenig auf die Ausdehnung des Eies, viel mehr
auf die Bildungsstufe des Embryo Bücksicht nehmen muss.\'

.3. In Bezug auf die Lage der Erucht lehren meine Beobachtungen (vergl.
Taf. VI, Eig. 5, und Taf. VII, Eig. 1), dass der Embryo, sobald er nicht mehr
flach
auf dem Nabelbläschen liegt, den Kopf nach unten gerichtet hat. Auch
Eig. 18 auf Taf. VI scheint dasselbe zu lehren, wenn anders
i wirklich der
Embryo ist, worüber ich in Zweifel geblieben bin. Die Bichtung des Kopfes
nach unten scheint also nicht bloss in Eolge
der "Verlängerung der Nabelschnur
einzutreten. Ich wünschte, dass andere Beobachter hierauf aufmerksam wären,
denn die Vergleichung mit andern Säugethieren lässt mich noch nicht annehmen,
dass dieses ursprüngliche Lagenverhältniss das allgemeine sei.

In denselben Eällen, die ich soeben anführte, lag der Dottersack auf der
linken Seite des Embryo und der Harnsack, wenn auch nicht ganz rechts, doch
mehr rechts als der Dottersack, wie man finden wird, wenn man in den an-
geführten Abbildungen den Embryo in seine ursprüngliche Lage zurück-
versetzt denkt.

4. Die Erüchte, welche ich untersuchen konnte, scheinen sehr entschieden
dafür zu sprechen, dass die
Decidua reflexa ein unmittelbarer, nach unten gedrängter
Theil der äussern
Decidua ist. Die Eig. 12 und 18 der Taf. VI, selbst die
Eig. 15 (obgleich der grösste Theil der
Decidua reflexa weggeschnitten ist) in
dem Uebergange
e d, machen diese unmittelbare Fortsetzung augenscheinlich.
Seiler\'s Ansicht, dass von einem Einge am Einstülpungsrände diese
Decidua reflexa
sich bilde, widerspricht zwar dem unmittelbaren Zusammenhange nicht, indessen
würde, um eine solche Ansicht zu bestätigen, nachgewiesen werden müssen, dass zu-
weilen der eingestülpte Sack unvollendet ist. Die Bildung der Decidua reflexa
aus den Eileitern oder von den Elocken der äussern Eihaut herzuleiten (S. Mayer),
finde ich gar keine Nöthigung, da sie dann erst an den äussern Sack ange-
klebt werden müsste, wogegen das Anselm derselben spricht und die Analogie

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der andern Säugethiere, bei denen ich bei einer solchen Bildung ebenfalls eine
D. refiexa erwarten würde. Eigentümlich ist dem Menschen der Bau des
Eruchthälters und das frühzeitige Erscheinen des Ueberzuges. Mit diesen Ver-
hältnissen muss man also die
D. refiexa in Beziehung bringen. Das geschieht
aber durch die Ansicht, dass ein Ei bei der Ankunft aus dem Eileiter in den
Eruchthälter die Pseudomembrana desselben vor sich herschiebt. Der Nutzen
wenigstens ist offenbar, da dieser Eruchthälter selbst nicht im Stande ist, ein
kleines Ei zu umfassen, wie in den meisten Säugethieren.

Man hat, um der Decidua refiexa einen andern Ursprung zuzuschreiben,
in ihr eine andere Structur finden wollen als im äussern Sacke. Das finde
ich durchaus nicht, wenn man nicht die Schleimhaut selbst für die hinfällige
Haut ansieht. Mir erscheint die
Dec. refiexa ganz wie die äussere Hälfte der
hinfälligen Haut (oder Seiler\'s innere Schicht), nur mit dem Unterschiede,
dass ihre glatte Eläche nach aussen liegt (weil sie eingestülpt ist) und dass
sie dünner ist, ohne Zweifel wegen der allmählichen Ausdehnung.

5. Dieselben Erüchte und Abbildungen scheinen die spätere Bildung des
Ueberzuges über der Einstülpung zu erweisen, da in allen hier kein continuir-
licher fester Ueberzug war. Das Ei Nr. 6, Kg. 1—10 der Taf. VII, hat
einen zusammenhängenden Ueberzug an dieser Stelle, allein es ist bedeutend
älter. So kann ich denn nicht umhin, der gewöhnlichen Ansicht beizustimmen,
dass über der Einstülpung eine
Decidua serotina sich nachbilde. Ich sehe
nicht ein, wie die Beobachtungen unter Nr. 3, 4 und 5 sich mit der Lehre
vereinigen liessen, dass das Ei innerhalb des Ueberzuges des Eruchthälters sich
ausdehne, also rund umher mit diesem Ueberzuge von Anfang an versehen sei.
Man müsste denn annehmen, dass über dem Eie Bildungsstoff sorgfältig ent-
fernt worden sei, was aber doch in Nr. 3 nicht geschehen war.

6. Dass mit Aborten der frühesten Zeit sehr häufig die vollständige Decidua
mit abgehe, ist eine allgemein bekannte Erfahrung. Dass aber die Decidua,
wie sie an den hier beschriebenen und abgebildeten Aborten war, nicht die
Schleimhaut des Eruchthälters enthielt, scheint mir ganz unzweifelhaft. Nur
in späterer Zeit sind nach meinen Erfahrungen die Schleimhaut des Erucht-
hälters und ihr Ueberzug so innig verbunden, dass sie ein Ganzes ausmachen,
und dann wird auch beim Abort die Schleimhaut sich lösen, wie sie bei der
normalen Geburt sich auflöst. In früherer Zeit scheint aber dem Abort eine
verstärkte Secretion des Bildungsstoffes der
Decidua voranzugehen, und daher

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mag es rühren, dass, wie Seiler bemerkt, an Aborten die Decidua häufig
dicker ist, als man sie im Erachthälter gestorbener Frauen findet. Ich habe
leider nur zwei schwangere Fruchthälter und zwar den einen aus sehr früher,
den andern aus späterer Zeit untersuchen können, allein die beschriebenen
Aborte
sprechen wohl ziemlich entschieden gegen die Ansicht, dass die hin-
fällige Haut nichts anders sei, als die Schleimhaut des Fruchthälters selbst.

7. In Bezug auf die bis zum Ueberdruss fortgeführte Streitfrage, ob die
Oeffnungen des Fruchthälters überall durch den Ueberzug verschlossen werden,
bemerke ich nur, dass ich in den von mir untersuchten Fällen, keine Oeff-
nungen den Eileitern gegenüber fand, dass aber, wenn, wie ich glaube, die
Decidua reflexa nach Bojanus\' Ansicht durch Herabdrängen entsteht, der Aus-
gang der Eüeiter auf einer oder beiden Seiten dadurch, geöffnet werden kann
und in der Eegel geöffnet werden muss, nicht gegen die innere Höhle der
Decidua, wohl aber gegen die Höhle des Fruchthälters. Eine Verlängerung in
den Eileiter hinein war besonders an einem Abort sehr deutlich. (Taf. VI, Fig. 18.)
An einem andern war offenbar eine solche Verlängerung abgerissen und dadurch
ein Grübchen in der
Decidua serotina entstanden, das man bei flüchtiger Unter-
suchung für eine Oeffnung hätte halten können. Dagegen scheint das untere
Ende des Sackes der Decidua zu wechseln, theils indem es bald mehr bald
weniger in den Gebärmutterhals eindringt, theils indem es bald entschieden ge-
schlossen (Nr. 5) oder in sich geschlossen und doch mit kleinen Oeffnungen
versehen (Nr. 6) bald aber nicht geschlossen ist (Nr. 4). Es ist gewiss von
grossem Einflüsse auf diese Wechselfälle, ob schon frülier der Fruchthälter
durch eine Schwangerschaft ausgedehnt war oder nicht.

8. "Was die Textur anlangt, so konnte ich in der ersten Zeit gar keine
erkennen, in späterer Zeit scheinen wenig gesonderte Faserbündel Maschen zu
bilden, besonders wenn man vorher diese Substanz der Wirkung des Wein-
geistes ausgesetzt hat. Mir scheint sie daher dem Gerinnsel am ähnlichsten,
das unter dem unpassenden Namen des Herzpolypen bekannt ist, wo auch
ohne wahre innere bestimmte Bildung äusserlich eine Faserung erscheint, die
im Weingeiste deutlicher wird. Eine wahre mikroskopisch nachzuweisende
Faserung ist aber in der einen Substanz so wenig als in der andern.

9. Zu den Sonderbarkeiten unserer Zeit darf man es zählen, dass Velpe au
in die hinfällige Haut gar kein Blut gehen lassen will. Sprächen nicht alle
Thiere, deren Fruchthälter mit diesem Ueberzuge versehen ist, zu laut dagegen,

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hätten wir nicht auch in Bezug auf den Menschen genügende Beobachtungen,
so würde ich nur auf Eig. 4 der VI. Tafel verweisen.

10. Ebenso wenig kann ich mich auf eine Widerlegung einlassen, wenn
Granville glaubt, der eingestülpte Theil der hinfälligen Haut sei mit der Haut
des Eies identisch, die ich früher Schaalenhaut nannte, jetzt lieber äussere Ei-
haut nenne. Nichts kann verschiedener sein. Die letztere Haut ist überall
diejenige, welche Zotten trägt, also auch im Menschen.1)

11. Dass die sogenannte hinfällige Haut bis zum Ende der Schwanger-
schaft bleibt, unterliegt keinem Zweifel. Velpe au behauptet nachdrücklich, dass
der äussere und der eingestülpte Theil nie mit einander verwachsen, wie man
sonst anzugeben pflegte. Ich habe mich auch in der vorhergehenden Abhandlung
(den Vorlesungen) seinem Ausdrucke bequemt, obgleich mit einigem Widerstreben.
Es kommt nämlich ganz darauf an, welchen Grad von Verwachsung man ver-
langt, um diesen Ausdruck zu gebrauchen. Unleugbar ist, dass lange die von
Breschet und Heusinger ausführlich beschriebene Höhle besteht. Es ist
auch nicht zu leugnen, dass später, wenn beide Säcke sich nähern, sie längere
Zeit ganz nahe an einander liegen, ohne zu verwachsen, und nur der untere Theil
der Höhle besteht, wie unter andern unsere Eig. 7 auf Taf. VII nachweist. Allein in
Früchten aus dem dritten Monat, an denen man nur noch einen sehr kleinen
Theil der Höhle unausgefüllt und ebenso wenig von der
Dec. reflexa glatt
findet, haften doch beide Säcke im übrigen Umfange an einander. Später ist
das noch mehr der Fall, und nur insofern, als man immer noch zwei Lagen
unterscheiden kann, darf man behaupten, sie seien nicht verwachsen. Wenigstens
sind sie an einander gefilzt oder geklebt, denn sie lassen sich nicht glatt von
einander trennen.

12. Die äussere Eihaut besteht wenigstens aus zweien Blättern, wie ich
auch in den Eiern der meisten Säugethiere deutlich gesehen habe. Das untere
Blatt nimmt an der Bildung der Zotten keinen Antheil, was man an Dick-
häutern und Wiederkäuern auf das Entschiedenste im frischen Zustande wie
nach der Erhärtung durch Weingeist nachweisen kann, noch ehe das Gefäss-
blatt des Harnsackes hinzugetreten ist. In Früchten von Menschen lassen sich
aber häufig drei Blätter sehr bestimmt unterscheiden, und das mittlere Blatt

1  Doch muss ich bemerken, dass ich Granville\'s Untersuchungen noch nicht aus dem
Original kenne.

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scheint mit der Ausbildung der Zotten in nächster Beziehung zu stehen und
in die innere Substanz der Zotten überzugehen. Vergl. Nr. 3. Dass ich in
ältern Früchten zuweilen nur zwei Blätter nachweisen konnte, beruht vielleicht
darauf, dass die äusserste Schicht im Menschen später sich verliert, wie bei
Wiederkäuern an den Cotyledonen augenscheinlich ist. (Vergl. Vorlesungen
§ 10). Dann würde die Schicht, die in der Frucht des Menschen als mittleres
Blatt der äussern Eihaut oder des werdenden Chorions und nachher als äussere
Schicht derselben Haut erscheint, mit der Masse übereinstimmen, aus welcher
die Substanz der Zotten bei den Thieren besteht, einer Masse, die anfänglich
ganz gleichmässig wie festes Eiweiss aussieht, später aber ein undeutlich
zelliges Ansehn annimmt.

13. Ueber den Bau der Zotten ist in neuerer Zeit fast ebenso viel ge-
schrieben, als über die Oeffnungen in der hinfälligen Haut. Meine Beobach-
tungen sind, da ich zu wenig gesunde Früchte von Menschen untersucht habe,
nicht genügend, um hierüber etwas Entscheidendes zu sagen, doch will ich
nicht unbemerkt lassen, dass, obgleich ich auch von der fünften Woche an
diese Flocken solide fand, wenn sie nicht schon krankhaft blasig angeschwollen
waren, sie doch an den Eiern der dritten und vierten Woche meistens eine
Höhlung zu haben schienen, die bald gleichmässig fortzulaufen das Ansehn
hatte, meist aber absatzweise angeschwollen war. In Nr. 3 war dieses Ver-
hältniss ganz unleugbar. Die meisten sahen unter dem Mikroskope wie Saug-
adern aus. Da ich an Thieren keine solche Höhlung entdecken konnte, so
mag ich mich nicht entschliessen, diese Bildung beim menschlichen Eie für
normal zu erklären, doch ist so viel gewiss, dass sie wenigstens sehr häufig
sein muss, und die Vermuthung, dass auf VergrÖsserung dieser Höhlungen die
Entstehung der Blasen-Molen beruht, kann man wohl dreist annehmen. Dass
die Flocken nicht selbst Blutgefässe sind, weiss jetzt Jedermann.1) Ebenso

1  Doch finde ich noch vor dein Abgänge des Mamiscriptes in einer Schrift: Beiträge
zurLehrev. d.Eihiillen des menschlichen Fötus von Dr. Th. L. W. Bisch off, Bonn 1834, wo
die bisherigen Controversen über die Eihüllen mit vieler Klarheit und Kenntniss beobachtet werden
und in welcher z„ B. die hinfällige Haut ganz so angesehen wird, wie ich sie glaubte ansehen
zu müssen, nochmals die Zotten als blosse Gefässe mit Scheiden betrachtet. Ich bemerke hier-
auf nur, dass sie in Thieren nicht die geringste Aehnlichkeit mit Gefässen haben, dass ich in
sehr verschiedenen Thierformen die allmähliche Ausbildung des Gefässnetzes in ihnen verfolgt und
in diesem Werke, wie in der Gratulationsschrift an Sömmerring beschrieben habe, ferner, dass
auch im menschlichen Ei die Zotten früher da sind als die Blutgefässe, und endlich, dass ich
wenigstens in
späterer Zeit, im siebenten und zehnten Monat, die Gefässnetze der Flocken nach

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bekannt ist es, dass sie in der Gestalt ungemein wechseln. Doch sind sie,
wie es scheint, immer an der Basis dünner als nach der Spitze zu.

13. Wie eng das Amnion in der ersten Zeit den Embryo umgiebt, habe -ich
in Nr. 2 erfahren. Müller hat das Eng-Anliegen an einem bedeutend altern
Embryo noch gesehen (Zeitschrift I, S. 8). Ich kann daher nicht zweifeln,
dass es sich ebenso bildet wie in allen andern Säugethieren, den Vögeln und
Reptilien, obgleich ich noch keinen Embryo des Menschen ohne oder mit offenem
Amnion habe beobachten können — ein Verhältniss, dass aber auch in andern
Säugethieren sehr rasch vorübergeht und im Menschen vielleicht in langer Zeit
nicht gefunden werden wird. Ich vermuthe deshalb, dass man zuweilen bei
Beschreibungen sehr junger Erüchte das Nabelbläschen oder dessen äusseres
Blatt, die seröse Hülle, für das Amnion angesehen hat, wie dieses namentlich
Pockels und auch Velpeau begegnet zu sein scheint. Indessen ist nicht zu
leugnen, dass die rasche Ausdehnung des Amnions, wodurch das Menschen-Ei
sich auszeichnet, auch dann einzutreten pflegt, wenn der Embryo in seiner
Entwickelung gehemmt wird. Dafür spricht namentlich die Erucht Nr. 5. Es
scheint aus solchen Erfahrungen hervorzugehen, dass das Amnion durch eigene
Lebenskraft Flüssigkeit aus der Umgebung
einsaugt. — Man hat in neuerer
Zeit häufig das Amnion nur als Fortsetzung der Oberhaut darstellen wollen.
Diese Ansicht ist gewiss nicht richtig; das Amnion ist seiner Genesis nach
eine Fortsetzung der gesammten animalischen Abtheilung vom Embryo, wie
Querdurchschnitte ganz junger Embryonen der drei obern Thierklassen sehr
deutlich zeigen. Nun hört zwar die Fleischschicht bald auf, allein doch
nicht mit einem scharfen Rande. Wollen wir auch ein
absolutes Aufhören
dieser Schicht, nicht ein Verschmelzen mit der Hautschicht annehmen, so ist
doch unleugbar das Amnion eine Fortsetzung der
gesammten Hautschicht.1)

1  Ich kann daher auch Breschet, dem ich gern für so viele erwiesene Freundlichkeit
meinen Dank, wie für seine Beachtung deutscher
Arbeiten meine Achtung öffentlich bezeuge,
nicht beistimmen, wenn er die von mir berichtete Ablösung der
Oberhaut einiger Säugethiere

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Dem gemäss ist es auch an der Uebergangsstelle (dem Hautnabel) bei vielen
Tliieren sehr dick. Am besten wird man die Dicke an Schweinen von vier
bis fünf "Wochen wahrnehmen, weil an diesen der Nabelstrang noch eine hohle
Scheide ist und man gar nicht in Zweifel sein kann, dass die ganze Dicke
von fast einer Linie dem Amnion angehört. Eine solche Verdickung ist
es auch, welche Velpeau an dem Amnion jüngerer Menschen-Embryonen
beschreibt und mit einem Ringe vergleicht, und welche ihn zu einer
höchst sonderbaren Ansicht von der Bildungsweise des Amnions verleitet
hat. Diese Haut soll nämlich Anfangs nicht mit der Haut (oder Ober-
haut, wie Velpeau sagt) des Embryo in Verbindung stehen — so lange
nämlich nicht, als die Bauchdecken fehlen. Erst wenn die Bauchdeeken sich
bilden, sollen diese mit dem Amnion verwachsen. Diese Vorstellung beruht
auf der vollständigsten Unkenntniss der ersten Bildungsgeschichte. Es giebt
keine Zeit, wo die Bauchdecken fehlten, ja, diese sind früher da, als irgend eine
Bauchhöhle existirt. Wahrscheinlich hat Velpeau gesehen, dass die Bauch-
decken nur bis zu einer gewissen Breite (als Bauchplatten) verdickt sind, und
den übrigen Bauch für -unbedeckt gehalten. Ja, Velpeau spricht von dem
Nabelstrange zu der Zeit, wo Amnion und Bauchwand - von einander abstehen
sollen. Welche Vorstellungen! überhaupt kommt eine Verwachsung zweier
Theile, die einen ganz verschiedenen Bildungsherd haben, wohl kaum in der
Entwickelung irgend eines Thieres vor, wenigstens nicht eine Verwachsung zu
einem Ganzen.

Weit ansprechender als Velpe au\'s Vorstellung von der Bildungweise des
Amnions, nach welcher diese Haut ursprünglich ein Sack mit einem Loche
wäre, das von einem verdickten Ringe umgeben und durch welchen der Embryo
seinen Nabelstrang durchstecken würde — (anders kann ich wenigstens Herrn
Velpeau nicht verstehen) — weit ansprechender sage ich, ist die Hypothese
von Pockels. Nach dieser soll der Embryo mit seinem Rücken sich in den
geschlossenen Sack des Amnions hineindrücken, bis1 der ganze Leib und zuletzt
auch der Nabelstrang einen TJeberzug von dieser Haut erhalten hat. Diese
Hypothese ist so einfach, dass ich sie annehmen würde, wenn ich nicht eine

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andere Bildungs-weise in allen drei obern TMerklassen beobachtet hätte. Es
ist in diesem Buche schon zu viel davon die Rede gewesen, um hierauf noch-
mals zurückzukommen.

14. Ueberhaupt hat es der vollständigen Erkenntniss des Amnions ge-
schadet, dass man sich so sehr gezwungen hat, dasselbe als bloss epidermatisch
zu betrachten, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, dass sich in vielen Thieren,
wie z. B. in den Wiederkäuern, dicke härtliche Massen an ihm bilden. Ich
glaube, die Vorstellung von der Dünne des Amnions beruht vorzüglich auf der
Ansicht einer Gregend, in der ich es umgekehrt für sehr dick halten möchte, auf
der Ansicht des Nabelstranges in späterer Zeit. Man hat nämlich hier bloss
den äussersten Ueberzug für das Amnion erklärt, der beim Menschen allerdings
glatt und gleichmässig wie eine Epidermis ist, dagegen in manchen Thieren,
wie in den Wiederkäuern, mit ganz ansehnlichen Vorragungen besetzt erscheint.
Allein dieser Ueberzug ist nur eine Schicht des Amnions. Der Genesis nach
muss man, wie ich glaube, auch die Sülze im Innern des Nabelstranges zum
Bereich des Amnions zählen. Der Nabelstrang ist nämlich offenbar eine Fort-
setzung des gesammten Bauches. Er ist anfänglich hohl. Der Uebergang des
Embryo in das Amnion bildet die Scheide und in ihr liegen Dottergang und
Harngang mit ihren Gefässen als Fortsetzungen des verdauenden und des Uro-
genital-Apparates. Wir haben also eine äussere Wand als Fortsetzung des
animalischen Theils vom Embryo und im Innern Fortsetzungen des plastischen
Theils vom Embryo; beide durch eine Lücke — als Fortsetzung der Bauchhöhle
— getrennt und in dieser Lücke liegt eine Zeit lang der Darm. Wenn nun
aber aus der Nabelscheide ein Nabelstrang wird, so kommt die Ausfüllung
nicht von den innern plastischen Theilen, sondern von der äussern Scheide.
Ich habe schon oben bemerkt, dass der Uebergang von der Haut des Embryo
in das Amnion sehr dick ist, ich will noch hinzufügen, dass in Hufthieren
dieser Uebergang die Festigkeit eines weichen Knorpels
erhält. Dieser Ueber-
gang aber bildet, indem, er sich verlängert, die Scheide, die, je älter der Embryo
wird, um so mehr an Dicke zunimmt und die enthaltenen Theile beengt. Man
durchschneidet also, wenn man eine solche hohle Nabelscheide aufspaltet, durchaus
nicht eine dünne Haut, sondern eine feste Röhre, die man mit einiger Gewalt
auseinanderbiegen muss. Allmählich aber wird die innere Wand dieser Scheide
etwas weicher, besonders wenn der Schluss bereits erfolgt ist, obgleich nie so
weich, dass sie wirklich den Namen einer Sülze verdiente, womit man sie be-

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ehrt hat. — Da nun der gesammte Nabelstrang mit Ausnahme der Port-
setzungen der plastischen Organe oder später der blossen Gefässe Theil des
Amnions ist, dieser Nabelstrang gewiss ernährende Grefässe hat, diese Grefässe
auch sogar etwas weiter gehen als der Strang, so kann man insofern auch
dem Amnion Grefässe, freilich in sehr beschränktem Umfange, zuschreiben.
Nur die innerste Schicht des Amnions hat sie nie. Am naturgemässesten
würde man aber, wie ich glaube, verfahren, wenn man das Amnion nur von
da an rechnete, wo der Nabelstrang aufhört. Dann würde man ihm den epider-
matischen Charakter zuschreiben können. Dann würde aber auch die Ueber-
einstimmung mit den serösen Häuten zurücktreten, die in der That schon durch
die Bildungsgeschichte widerlegt wird.

15. Wäre es noch nothwendig, die offene Communicatiön zwischen Nabel-
blase und Darm zu erweisen, so könnte ich mich auf alle meine Beobachtungen
bis zur sechsten Woche berufen, wo mir nur einmal die Höhlung des Dotter-
ganges nicht deutlich werden wollte. Besonders belehrend ist in Nr. 6 (obgleich
gewiss nicht regelrecht) das offenbare Vorhandensein von unaufgelöster Dotter-
substanz in dem Afterdarme, sowie in demselben abnormen Falle die fast hand-
greifliche Communication des Nabelbläschens mit dem Darme.

Dass übrigens die Länge des Dotterganges sowie die Grösse und Gestalt
des Nabelbläschens und die Consistenz und Farbe des Dotters einem ausser-
ordentlichen Wechsel unterworfen sind, lehren die erzählten Beobachtungen,
sowie dasselbe Resultat hervorleuchtet, wenn man die Berichte Anderer ver-
gleicht.

16. Die völlige Uebereinstimmung des Nabelbläschens mit dem Dottersacke
wird nicht nur durch den in Taf. VH, Fig. 18 abgebildeten Gefässreichthum,
sondern auch durch den zottigen Bau der innern Fläche (Fig. 19) erwiesen.
Dass ich in der Beobachtung Nr. 9 von dem einen Dottersackgefässe —
(wahrscheinlich der Arterie) — einen Ast abgehen sah, der sich an die
äussere Fläche des Amnions begab, kann wohl kaum für normale Bildung
gelten. Vielleicht irrte ich mich in dem Fädchen und es war nur ein Best
der zerstörten Eiweissmasse, oder es war hier eine seltene Ausnahme. Auch
war dieses Aestchen gewiss nicht für das Amnion bestimmt, sondern eher für
die hier zerstörte Eiweissmasse, denn in der That stand es lange Zeit von
jener Haut ab, bis es sich mit dem Ende an sie anzulegen schien.

17. Die Allantois habe ich in allen hier beschriebenen Eiern, mit Aus-

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nähme eines einzigen, wo sie wahrscheinlich entfernt war, gefunden. Dass sie
diesen Namen verdient, wird wohl dadurch ausser Zweifel gesetzt, dass sie
überall aus der Kloake hervortritt, wie Kg. 14, Taf. VII besonders dargestellt
ist, und dass an ihr die Nabelarterien zum Ohorion verlaufen. In dem jüngsten
Eie Nr. 2 sah ich sie in Eorm einer langgestielten Birne, wie sie von Bockels
unter dem Namen
Erythrois abgebildet ist. In etwas spätem Eiern ist der
Stiel schon sehr viel länger, und der eigentliche Körper, eine flachgedrückte
Blase, ist gewöhnlich in scharfem Winkel gegen diesen Stiel umgebogen. Ein-
mal fand sich jedoch kein solcher umgebogener Theil vor, und da in diesem
Ealle der Nabelstrang sehr lang war, so darf man annehmen, dass beide Ab-
weichungen sich bedingten, besonders da aus den gesammten Verhältnissen der
Allantois deutlich hervorzugehen scheint, dass ihre Bestimmung aufhört, sowie
sie die äussere Eihaut erreicht hat, und dass an ihr der Stiel der wesentliche
Theil ist.1) Der Stiel oder der Harnstrang war entweder zum Theil oder noch
in seiner ganzen Länge offen.

Es ist mithin die Eiweissmasse innerhalb der äussern Eihaut, wie Velpeau
und vor ihm Andere geglaubt haben, ebenso wenig für die Allantois zu halten,
als eine Haut, die man häufig zwischen Chorion und Amnion findet — wenigstens
können diese Theile nicht die wahre Allantois der Säugethiere sein. Eine
Allantois, die als continuirlicher Sack wie in den Raubthieren den ganzen
Raum zwischen Chorion und Amnion einnehmen soll, wie ihn Carus in seiner
Gynäkologie abgebildet hat, ist ganz hypothetisch und kommt nicht vor.

18. Ob aber das beschriebene flachgedrückte Bläschen beide Hautschichten
des Harnsackes der Säugethiere bleibend behält oder ob die Gefässhautschicht
sich ablöst und an die äussere Eihaut und das Amnion sich anlegt, habe ich
noch nicht mit voller Sicherheit zu ermitteln vermocht. Ich kann nur sagen,
dass ich das Ablösen eines Gefässblattes nicht sehen konnte, dass ein Rest
von Gefässen, welche ich in Nr. 3 fand, dagegen sprach, es mir vielmehr wahr-

1  Das blasige Ende geht dennoch bei normaler Entwickelung über den Nabelstrang hin-
aus, aber nur wenig. Dass Herr Dr. Bischoff es nicht gefunden hat, kann man dadurch be-
greifen, dass er Chorion und Amnion nicht bis zur Insertion des Nabelstranges getrennt hat,
Pockels scheint dieses Säckchen, das er freilich nicht richtig deutet, auch in späterer Zeit ge-
sehen zu haben, denn er sagt, Isis 1825, S. 1345: „Dagegen sieht man öfters auch in normalen
Eiern noch in der vierten und fünften Woche neben der Insertion der
Nahelschnur das breitere
nun obliterirte Ende der Erythrois als ein weisses Blättchen der
Vesicula umbilicalis gegenüber
auf dem Amnion liegen und in die Nabelschnurscheide übergehen."

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scheinlicher wurde, dass die Nabelarterien in die äussere Eihaut und eine unter
ihr liegende Eiweissmasse wuchern, so hald sie dieselbe erreicht haben. Dies
glaubte ich namentlich in Nr. 3 zu sehen, so viel man an einem bereits in
"Weingeist aufbewahrten Präparate sehen kann.

19. Die durchsichtige zarte Masse, welche von der Mitte des ersten
Monates an innerhalb der äussern Eihaut liegt, von Velpeau unter dem Namen:
Sac réticulé und schon früher häufig als Allantois beschrieben, schien mir
also Eiweiss,1) durch welches häufig auch bei andern Säugethieren die Nabel-
gefässe gegen die äussere Eihaut wuchern, um das Chorion zu bilden. Eine
äussere Bekleidung, welche dieses Eiweiss sowohl unter Wasser als in Wein-
geist zeigt, und innere ungemein zarte Eäden oder Blättchen könnten vielleicht
nur Gerinnungeil des Eiweisses in diesen Flüssigkeiten sein. Für das Gefäss-
blatt der Allantois kann ich sie nicht halten, weil sie auch dem Eie nicht
fehlte, wo der gesammte Harn sack in die Höhle des Amnions gedrungen war
(Nr. 4), und weil dieses Gefässblatt in dem Eie Nr. 3 offenbar noch auf der
Allantois sein musste, da sie Gefässe zeigte, die im Sclüeimblatte nie vor-
kommen.

20. Wenn nun aber die birnförmige Blase, welche Bockels Erythrois
nennt, der Harnsack ist, so ist von selbst klar, dass die Därme nicht in ihr
entstehen. Das Yerhältniss der Därme zu der Nabelblase ist vielmehr
offenbar dasselbe wie in allen andern Säugethieren, in welcher Hinsicht ich
nur auf die Beobachtung Nr. 3, 4 und 6 verweise.

21. Ausser der Eiweissmasse sah ich aber auch andere mehr feste Lamellen
zwischen Chorion und Amnion, die ich als Theile der serösen Hülle glaubte
betrachten zu müssen. In sehr früher Zeit scheint diese Hülle mehr ein voll-
ständiger Sack, wie sich nach Analogie der Säugethiere" erwarten lässt (vergl.
Nr. 3), in späterer Zeit aber kann man gewöhnlich nur Theile davon
nachweisen.

Ich habe schon bemerkt, dass ich die Haut, welche Pockels in seinen

1  Nach der neu erhaltenen Schrift von Bisch off scheint diese Masse zahlreiche Gefässe
zu enthalten. Wären nun die beobachteten Gefässe Blutgefässe, so bemerke ich, dass in allen
Säugethieren, in deren Früchten eine solche Lage Eiweiss deutlich ist, die ISfabelgefässe darin
wuchern, und dass ich nur den Unterschied bemerke, dass in den übrigen Säugethieren die
Blutgefässe mit ihren Enden immer bis an die äussere Eihaut dringen, was nach Bischoff\'s
Darstellung anders scheint oder wenigstens nicht deutlich wird. Hierauf möchte ich andere
Beobachter aufmerksam machen.

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frühesten Eiern für das Amnion hielt, nicht dafür ansehen kann, weil das
Amnion um diese Zeit eng anliegt. Ich glaubte vielmehr in Nr. 2 denselben
Sack, der freilich nicht das spitze Ende hatte, das P o c k e 1 s abbildet, für die
seröse Hülle halten zu müssen.

22. Zuweilen kommen aber auch Hvdatiden im Eie vor, welche die
Deutung stören können (Nr. 5).

23. Dass die äussere Eihaut nur dadurch zum Chorion sich ausbildet,
dass sie vom Harnsacke Blutgefässe enthält, scheint mir nach dem schon öfter
hier Vorgetragenen auch beim Menschen nicht zweifelhaft.1) Am überzeugendsten
wurde für mich nächst der Vergleichung mit andern Säugethieren die Be-
obachtung Nr. 4, wo der Harnsack in das Amnion gerathen war und die
äussere Eihaut ihren Charakter behalten, aber auch Amnion und Embryo
sich ungemein wenig vergrössert hatten. "Wie weit die Gefässe sich im Chorion
in der ersten Zeit verbreiten, weiss ich aus eigener Erfahrung nicht. Die
Analogie mit den Erüchten der Thiere liess mich vermuthen, dass sie weiter
gehen würden, als später, wo sie sich nur im Eruchtkuchen erhalten, als dem-
jenigen Theile, welchem Gefässnetze aus dem mütterlichen Körper entgegen-
wachsen. Diese Vermuthung wird vielleicht durch die Beobachtung von Wrisberg,
der an einem Embryo solche Gefässe angefüllt zu haben berichtet, und durch
eine neuere Beobachtung von E. Müller zur Sicherheit erhoben, obgleich der
letztere nicht angiebt, wie weit die Gefässe sich verfolgen Hessen (Archiv I, S. 6).

24. Dass die Extremitäten des Menschen sich nach eben den Gesetzen

1  Ich habe die Ehre gehabt, dass man diese Ueberzeugung wiederholt (Weber, v. Froriep,
Bise hoff) und fast mit denselben Worten eine sinnreiche und geniale Hypothese genannt hat.
In der Schrift: lieber die Gefässverbindung zwischen Mutter und Frucht glaubte ich
an ganz verschiedenen Säugethierformen die allmähliche Ausbildung des Chorions durch Hinzu-
tritt des Harnsackes so vollständig nachgewiesen zu haben, dass ich nur m der schwierigen
Verständlichkeit der Demonstration ohne Abbildungen den Grund des Zweifels finden kann.
Oder will man ernstlich glauben, in Hunden, Schafen, Schweinen, Kaninchen sei es so, aber
nicht im Menschen? Ist etwa der Mensch kein Säugethier? Sind seine Eihäute nicht dieselben
wie bei andern Säugethieren, die
Decidua, reflexa ausgenommen? Herr Dr. Biscboff sagt: „Ich
hätte, da alle Physiologen in Verlegenheit über die Beantwortung der Frage waren, wie die
Nabelgefässe aus dem Embryo in das Chorion gelangen, den Gedanken geäussert dass
vielleicht die gefässreiche Allantois■ der Träger dieser Gefässe sei," und führt die Schrift an, in
der, wie ich glaube, für die andern Säugethier-Familien Beweise genug liegen. Wenigstens
waren ziemlich viele Eier zu diesem Zwecke untersucht. Jetzt gebe ich aus meinem Vorrathe
von Abbildungen Taf. V so viele, dass man sie wohl als hinreichend betrachten kann. Hierzu
kommen die Abbildungen vom Ei des Menschen, Taf. VI.

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bilden wie die Extremitäten der übrigen Säugetbiere, lehren besonders die Beob-
achtungen Nr. 9, 10 und 11.

25. Dass der Mund in Nr. 6 noch geschlossen war, ist für diese Bildungsstufe
freilich nicht normal. Ich erwähne dieses Schlusses auch nur, um der wiederholten
Versicherung von E.Müller (Meckel\'s Archiv für Anat. u. Phys. 1830.
S. 420, und Entwicklungsgeschichte der Genitalien), dass der Mund
nicht ursprünglich geschlossen sei, auf das Bestimmteste zu widersprechen.
Ich habe ihn in allen Klassen von Wirbelthieren im ersten Zustande ver-
schlossen gefunden und kann versichern, dass der Abstand zwischen dem ver-
dauenden Canale und der äussern Haut im Hühnchen, wo ich ihn natürlich
am öftesten gesehen habe, sogar ziemlich bedeutend ist. Aber auch in ganz
jungen Säugethieren ist das Verschlossensein des Mundes gar nicht zu verkennen —
und wer wollte gar bei Batrachiern daran zweifeln? Ich würde gegen einen
solchen Beobachter nicht so entschieden sprechen, wenn ich meiner Sache nicht
gewiss und wenn sie nicht von der grössten Wichtigkeit wäre. Es kommt
hier nämlich auf die Ernährungsweise im ersten Embryonenzustande an. Ich
weiss nicht, ob Herr Prof. Müller bloss auf seine Beobachtung an einem Mäuse-
Embryo baut, an welchem schon die Kiefern sichtbar waren. Um diese Zeit
ist freilich der Speise-Canal vorn schon immer offen. Oder sollten wir bloss
im Ausdrucke uns nicht verständigen, denn allerdings ist am Anfange gar
keine Mundhöhle, da keine Kiefern da sind — allein dies scheint doch nicht
Müller\'s Meinung, da nach ihm. der Mund sich später erst schliessen soll,
wovon ich nichts weiss.

26. Wie das Zurückweichen der Blutgefässstämme den untern Kehlkopf-
nerven zu einem zurücklaufenden mache, habe ich unter Nr. 6 ausführlich er-
örtert. Man wird leicht andere Abweichungen vom Grundtypus verstehen
lernen, wenn man den ausgebildeten Menschen auf die erste Eorm zurückge-
führt denkt, z. B. den ganzen Athmungsapparat als eine Ausstülpung vom
untern Ende der Bachenhöhle betrachtet.

27. Die Kiemenspalten, die neuerlich wieder von Velpe au ohne allen
Grund in Zweifel gezogen werden, waren in mehreren der hier beschriebenen
Embryonen sehr deutlich,! in Nr. 4 aber waren auf jeder Seite alle vier Spalten
zu gleicher Zeit offen und eine vorhergegangene Verletzung unmöglich, da ich
das Amnion noch geschlossen fand.

28. Die Nasengruben sah ich in einem Embryo in dem Momente, wo sie

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eben von unten umschlossen waren. Man sah deutlich den kleinen Fortsatz,
der von der Nase aus nach jeder Seite abgegangen war. Da nun dieser Fortsatz
nichts anders ist als der Zwischenkiefer, so hat der Mensch im weichen Zu-
stande unbezweifelt einen Zwischenkiefer, der mir kleiner schien als bei andern
Säugethieren. Vielleicht ist deshalb der Verknöcherungsprocess verschieden,
denn einen isolirten Zwischenkieferknochen scheint der Mensch doch nicht
zu haben, wenigstens habe ich noch keinen solchen deutlich gesehen.

29. Das Pigment des Auges ist zuerst nur hufeisenförmig (Nr. 6), so dass
es in einem bedeutenden Theile des Umkreises fehlt, der nachher nur einen
schmalen Streifen bildet.

30. Dass die Grenze beider Vorkammern sich in früher Zeit schwer be-
stimmen lasse und besonders nicht bei der blossen Ansicht von aussen, habe
ich bei Gelegenheit einiger Beobachtungen etwas ausführlich besprochen, weil
Meckel aus seinen Untersuchungen das etwas auffallende Eesultat zieht, dass
die linke Vorkammer zu einer gewissen Zeit ausserordentlich gross sei, dann
aber viel kleiner werde. Man sieht nicht den Grund, ja nicht einmal die
Möglichkeit dieser plötzlich auftretenden und wieder schwindenden Erweiterung
ein, da ein hohler Sack nur nach Massgabe des aufgenommenen Inhalts ver-
grössert wird. Nun ist hier aber eine Täuschung ausserordentlich leicht, weil
das Herz und der sogenannte Bulbus (der gemeinschaftliche Arterienstamm), an
dem man unwillkührlich die andern Theile abmisst, Gestalt und Lage unauf-
hörlich verändern. Wenn man den Theil der Anfangs gemeinschaftlichen Vor-
kammer, der links von diesem Stamme liegt, für die linke Vorkammer halten
wollte, würde man sehr irren.

31. Die beiden Wurzeln der Aorta glaube ich aus dem Embryo des
Menschen zuerst in Fig. 10, Taf. VII dargestellt zu haben, und zwar aus
einer Zeit, wo die rechte schwindende noch fast ebenso weit ist als die linke.

32. Dass die Primordial-Nieren beider Seiten im Menschen in sehr früher
Zeit am vordem Ende verschmolzen sind, scheint aus Nr. 6 und 8 hervorzu-
gehen. In diesen beiden Fällen wenigstens war die Verschmelzung ganz deut-
lich, und zwar oberhalb des Mesenteriums, zwischen ihm und der Wirbelsäule.
Später aber sind sie getrennt.

33. * Dass ursprünglich die Bildung des Hirnes mangelhaft sein könne
ohne Verlust der Hirn- und Schädeldecke durch Wasser, lehrt uns die Beob-
achtung Nr. 4. Dasselbe habe ich in einem Embryo vom Schweine gesehen.

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Sehr merkwürdig war es mir, dass in jener Beobachtung Nr. 4 das Fehlen
des Herzens hei aller Kleinheit des Embryo sich vollständig nachweisen Liess.
Der bekannte Mangel des Herzens an hemicephalen oder acephalen Missgeburten,
beruht also nicht auf späterer Umbildung, sondern ist ursprünglich. Offenbar
muss für die normale Bildung des Hirnes und des Herzens ein gemeinsamer
Grund wirken. Ich habe daher nicht angestanden, schon im ersten Bande
dieses "Werkes, da ich damals diese Beobachtung sowie die meisten hier er-
zählten aus der Entwicklung des Menschen schon gemacht hatte, die bei nor-
maler Entwickelung des Hirnes starke Ueberbeugimg des Kopfes als Grund für
die Bildung des Herzens zu betrachten.

34. Weniger sicher scheint mir die Beobachtung Nr. 11 zu erweisen, dass
das Hirn durch Wassersucht in seiner Decke aufgerissen werden könne, ohne
die Schädeldecke zu zerreissen,• denn jene Verletzung des Hirnes könnte doch
wohl, obgleich das Ansehn des Embryo nicht dafür sprach, Folge einer mecha-
nischen Verletzung gewesen sein.

--—

*

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Inhalt.

Erster Theil,

Sendschreiben an Pander...........................pag. I—XXII.

Seite

I. Entwickelungsgeschiclite des Hühnchens im Eie................... 1

Vorivort........................................ 3

Nothwendiger "Wärmegrad. Einfluss der Lage des Eies. Ungleichmässigkeit der
Entwickelung. Ungleichheit im Nebeneinandersem der Erscheinungen. Ungleichheit
in der Dauer der Entwickelung. Einfluss der Jahreszeit. Einfluss der Wärme.
Einfluss vom Alter des Eies. Nach welchen Grundsätzen die Zeit der Entwickelung
\'bestimmt ist. Eintheilung der Entwickelung in Perioden. — Verlust am Gewichte.

Er sie Periode. § 1. Erster Tag............................. 9

a) Sonderung des Keimes vom Dotter, b) Sonderung innerhalb des Keimes,
1. in der Dicke, 2. in der Fläche,
c) Erhebung der Keimhaut, d) Halonen. e) Neue
Sonderung in der Keimhaut, in der Fläche und in der Dicke,
f) Erste Anlage des
Embryo,
g) Lage des Embryo, h) Grund dieser Lage, i) Primitivstreifen. k) Bücken-
platten.
I) Wirbelsaite, m) Scheide der Wirbelsaite, n) Umbeugung des Yorder-
endes.
o) Abschnürung des Embryo von der Keimhaut, p) Anlage der Wirbel.
q) Schluss des Rückens, r) Erhebung des Embryo und des Fruchthofes, s) Allge-
meine Beschaffenheit des Embryo am Ende des ersten Tages,
t) Schichten im Embryo.
u) Allgemeiner Charakter der Entwickelung am ersten Tage, v) Der Nahrungsstoff
kommt von unten.

§ 2. Zweiter Tag....................................21

a) Allgemeiner Charakter der Veränderungen am zweiten Tage- b) Verwachsung
der JRückenplatten. c) "Vermehrung der Wirbel,
d) Schädel- und Wirbelhöhle.
e) Inhalt der Schädel- und Wirbelhöhle, f) Gesicht, g) Bauchplatten. Ii) Kopfkappe.
i) Erste Trennung der Blätter, k) Bildung der verdauenden Höhle. I) Anlage zur
Herzbildung,
m) Hirn und Rückenmark, n) Sehnerve. <>) Ohr- und Hörnerve.
p) Blutbildung, q) Herzbildung, r) Bildung der Aorta, s) Weiterbildung des Herzens.
t) Bildung des übrigen Gefässsystems. u) Kopfkappe, v) Schwanzkappe. Abschnürung
des Embryo,
w) Allgemeine Form des Embryo, x) Trennung der Blätter in den
Bauchplatten,
y) Anlage zur Mundbildung, z) Krümmung des Embryo, aa) Ver-
änderte Form des Fruchthofes,
bb) Die Halonen schwinden.

§ 3. Allgemeiner Charakter der ersten Bildungsperiode...................38

Zweite Periode. § 4. Vorbemerkung...........................39

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§ 5. Dritter Tag.................................... 39

a) Allgemeiner Charakter, b) Untere Hälfte des Körpers, Bauchseite, c) Spal-
tung in den Bauchplatten. Diese Spaltung ist eine Trennung des animalischen, und
vegetativen Theils des Leibes. Durch diese Trennung entsteht die Kappe oder
Wolffs falsches Amnion,
d) Gekrösplatten. e) Darmplatten, f) Speisecanal. g) Um-
hüllung des Embryo durch die allgemeine Kappe,
h) Einhüllung durch das wahre
Amnion,
i) Krümmung des Embryo, k) Drehung nach der Seite. I) Gefässsystein
am Anfange des dritten Tages. Kiemenbogen. m) Weiterbildung des Gefässsystems.
n) Umbildung des Herzens, o) Umbildung der Gefässbogen im Kiemenapparate.
p) Venöser Theil des Herzens, q) Bildung der Leber und Trennung der Körper-
venen. von der Pfortader, r) Fernere Ausbildung des Speisekanals, s) Entwicke-
lung der Lungen,
t) Entwickelung der Leber und des Pankreas, u) Blinddärme.
v) Harnsack, w) Yergleichung der Hervor stülpungen aus dem Speisecanal. x) Wolffische
Körper,
y) Anlage der Extremitäten, x) Rückenplatten, ad) Central theil des
Nervensystems,
bb) Auge, ec) Riechnerve. dd) Ohr. ee) Die übrigen Theile
des Eies.

§ 6. Vierter Tag.................................... 65

a) Vorbemerkung, b) Einhüllung durch das Amnion, e) Pander\'s falsches
Amnion,
d) Abschnürung des Embryo. Nabelbildung, e) Bauchhöhle, f) Allgemeine
Gestalt des Embryo,
g) Speisecanal. h) Lunge, i) Leber, k) Pankreas. /) Blind-
därme.
m) Harnsack, n) Lücke im Gekröse, o) Wolffische Körper, p) Gefässsystem,
q) Herz, r) Kiemenbogen und Gefässe in ihnen, s) Wirbel, t) Extremitäten.
u) Centraltheil des Nervensystems, v) Sinnesnerven und Sinnesorgane, w) Auge.
x) Ohl-, y) Nase- x) Oberkiefer, ad) Andere Theile des Eies.

§ 7. Fünfter Tag.................................... 78

a) Vorbemerkung, b) Abschnürung. Dottergang, c) Lage des Harnsackes.
d) Seröse Hülle, e) Ausdehnung der Keimhaut, f) Die Kappe schwindet, g) Form
des Embryo,
h) Darmcanal. i) Athmungsapparat. k) Leber. I) Pankreas. Erste
Darmwindung,
m) Netz, Milz, ri) Blinddärme. Weiter Darm, o) Wolffische Körper.
p) Herz, q) Kiemenapparat, r) Rücken. Wirbelsäule, s) Extremitäten, t) Kiefer.
u) Centraltheil des Nervensystems, v) Auge, w) Nase, x) Ohr.

§ 8. Allgemeiner Charakter der zweiten Periode..................... 87

a) Die Vorgänge sind dreifach, b) Fortgehende Individualisirung. c) Aus-
bildung des plastischen Theils des Leibes ist der zweiten Periode eigenthümlich.

d) Dadurch wird der Charakter des Wirbelthiers vollständig-

Dritte Periode. § 9. Sechster und siebenter Tag..................... 91

d) Allgemeine Theile des Eies, b) Lage des Embryo, c) Bewegung, d) Gestalt
des Embryo, e) Bestimmung der Gefässe, die aus dem Nabel hervortreten. /\') Bauch-
platten.
g) Rücken, h) Extremitäten, i) Kiefer, k) Hals. I) Mundhöhle, m) Speise-
röhre.
n) Magen und Darm, o) Leber, p) Athmungsapparat. q) Wolffische Körper.
r) Herz, s) Bildung der Arterienstämme, t) Herzbeutel, u) Rückenmark, v) Hirn.
Allgemeine Form. Einzelne Hirntheile.
w) Sinnesnerven. Auge, x) Ohr. Jy) Nase.

§ 10. Achter, neunter und zehnter Tag..........................106

a) Allgemeine Eitheile. b) Amnion, c) Gestalt des Embryo, d) Extremitäten.

e) Nabel, f) Bauchplatten. Nerven, g) Muskeln und Verknöcherung. h) Lage der
Eingeweide in der Bauchhöhle. Magen,
i) Kropf, k) Darm. Kloake. I) Leber
und Milz,
m) Bauchfell, n) Athmungsorgane. o) Nieren, p) Wolffische Körper.

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Hoden und Eierstöcke, q) Herz, r) Bildung der Schlagaderstämme. s) Rücken-
mark.
t) Hirn. Gesammtform. Einzelne Theile. u) Augen, v) Nase, w) Ohr.

§ 11. Elfter, zwölfter und dreizehnler Tag ........................123

a) Allgemeine Eitheile. b) Harnsack, c) Amnion, d) Gestalt und Lage des
Embryo,
e) Nabel, f) Skelet. g) Baucheingeweide, h) Speisecanal. i) Kloake.
Je) Nieren. I) Wolffische Körper, m) Lungen, n) Herz, o) Arterienstämme. p) Hirn.
q) Auge, r) Ohr.

§ 12. Vierzehnter, fünfzehnter und sechzehnter Tag....................131

a) Chorion. b) Form und Lage des Embryo- o) Herz, d) Schlagaderstämme.
e) Athmungsapparat.
f) Harn- und Geschlechtsapparat. g) Hirn, h) Auge, i) Ohr
und Nase.

§ 13. Siebenzehnter bis neunzehnter Tag.........................134

§ 14. Zwanzigster und einundzwanzigster Tag......................136

§ 15. Vom Auskriechen des Hühnchens.........................137

§ 16. Allgemeine Betrachtungen über die dritte Periode .................. 139

II. Scholien and Corollarien zu der Entwicklungsgeschichte des Hähnchens im Eie. . 141

Schol. I. lieber die Sicherheit in der Beobachtung der Embryonen............143

ä) Zweifel, b) Der Embryo ist nicht fein gebaut, weder im Gewebe, noch
in der äussern Form der Theile.
c) Die Kleinheit entzieht also weder einzelne Theile,
noch den ganzen Embryo der Beobachtung,
d) Hindernisse für die Untersuchung
geben aber die Unbestimmtheit der Formen und die geringe Consistenz. e) "Was
hieraus für die Methode der Untersuchung folgt.

Schol. II. Die Ausbildung des Individuums im Verhältniss zu seiner Umgebung......147

a) Die Wesenheit des Thiers beherrscht die Ausbildung- b) Wachsende Selbst-
ständigkeit des Embryo ist das allgemeinste Resultat, c) Der Anfang der Selbst-
ständigkeit wird durch die Befruchtung gesetzt.

Corollarium über die Paarung..............................150

Schol. III. Innere Ausbildung des Individuums.....................153

a) Aus dem Allgemeinen tritt das Besondere hervor in dreifacher Form.
b) Primäre Sonderung. c) Histologische Sonderung. d) Morphologische Sonderung.
e)
Nirgends ist Neubildung, sondern nur Umbildung, f) Diese Umbildung ist der
Anfang des organischen Wachsthums, g) Allgemeine Richtung der Ausbildung.

Schol. IV. Ueber das Schema, das die Entwicklung der Wirbelthiere befolgt........160

§ 1. Im Keime und werdenden Embryo zeigt sich in allem, Dimensionen dieselbe Reihmfolge

von Differenzen ................................160

a) Die Differenzen der primären Sonderung wiederholen sich in allen Dimen-
sionen des Keimes,
b) Ebenso im Embryo, c) Nach dieser Reihenfolge wandelt
sich der Keim in den Embryo um.
d) In derselben Folge geht die Abschnürung
vor sich
e) und die Bildung des Amnions.

§ 2. Eine doppelt symmetrische Entwicklung, von einer Axe ausgehend, verwandelt in den

Wirbelthieren die Schichten der primären Sonderung in Bohren.........165

a) Das Schema für die Bildung der Wirbelthiere gleicht einer 8. b) Dadurch
werden aus den Schichten des Keimes Röhren,
c) Lagerungsverhältniss dieser
Röhren,
d) Gestaltungsverhältnisse der Fundamentalorgane, e) Fortgang der Bildung.
Centrallinie und Schlusslinie in allen Fundamentalorganen.
Bildungsbogen, f) An-
wendung des Frühern.

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3. Ueber die weitere Umbildung aus der einfachen Röhrenform.............173

a) "Wie die Analogie in den verschiedenen Dimensionen auf die Umbildung
wirkt,
b) Dadurch bilden sich, die Centr altheile in den Fundamentalorganen, e) Der-
jenige Pol, gegen -welchen der Strom der ernährenden Flüssigkeit gerichtet ist,
scheint sich rascher zu bilden als der entgegengesetzte,
d) In der Dimension der
Tiefe ist die untere Fläche aufnehmend,
e) in der Dimension der Fläche die Peri-
pherie,
f) in der Längendimension noch nicht das Kopfende, g) Die linke Seite
wird aufnehmend, h) Die aufnehmenden Pole der verschiedenen Dimensionen
wechseln in ihrer Herrschaft, und der herrschende nimmt in der Lage zum Dotter
die Stelle des früher herrschenden ein.
i) Durch das Drehen auf die linke Seite
wird die asymmetrische Anordnung\' der plastischen Apparate erzeugt,
k) Das Zu-
sammenkrümmen des Embryo wird von ähnlichen Erscheinungen in der Bildung
innerer Theile begleitet. I) Alle Verschiedenheiten der einzelnen Theile sind
ursprünglich geringer,
m) Durchbohrende Bildungen, aus einem. Fundamentalorgane
in das andere,
n) Verbindungen zwischen der Bücken- und Bauchröhre, o) Histo-
logische Sonderung.

1. Corollarium. Ueber Bau und Ausbildung der Extremitäten der Wirbelthiere....... 181

2. Corollarium. Ueber eine consequente Mntheilung und Bearbeitung der Anatomie .... 197
Schol. V. Ueber das Verhältniss der Formen> die das Individuum in den verschiedenen

Stufen seiner Entwickelung annimmt......................199

§ 1. Die herrschende Vorstellung, dass der Embryo höherer Thiere die bleibenden Formen
der niedern Thiere durchlaufe.

a) Die individuelle Entwickelung soll der Reihe der bleibenden Thierformen
entsprechen,
b) Folgerungen, die man hierauf gebaut hat.

§ 2. Zweifel und Einwürfe ...............................202

a) Zweifel, b) Einwürfe.

§ 3. Ueber das gegenseitige Verhältniss der verschiedenen bleibenden Thierformen......206

a) Stufe der organischen Ausbildung. 6) Typus der Organisation. c) Peri-
pherische:? Typus,
d) Längentypus, e) Massiger Typus, f) Typus der Wirbelthiere.
Animalischer Theil.
g) Plastischer Theil. «) Gefässsystem. ß) Athmungsapparat.

y) A7erdauungsapparat. S) Geschlechtsapparat. : s) Harnapparat, h) Untergeordnete
Typen.

§ 4. Anwendung dieser Darstellung auf die Geschichte der individuellen Entwickelung . . . 219
a) Der Embryo erreicht allmählich eine immer höhere Stufe der Ausbildung.
b) Er geht aber nicht aus einem Typus in den andern über,
c) Der Grundtypus
bildet sich zuerst, dann immer mehr untergeordnete Variationen,
d) Je weniger die
Entwickelung vorgeschritten ist, desto ähnlicher findet man auch sehr heterogene
Thiere. e) Beim ersten Auftreten sind vielleicht alle Thiere gleich und nur hohle
Kugeln,
f) Die individuelle Entwickelung der höhern Thierformen durchläuft nicht
die ausgebildeten F ormen niederer Thiere.
g) Die individuelle Entwickelung ist
ein Fortschreiten aus einer allgemeinern Form in eine mehr specielle.

Gorollarien zum fünften Scholion. 1. Goroll. Anwendung dieses Sckolions auf die Lehre

von den Hemmungsbildungen .........................232

2. Cor oll- Anwendung der gegebenen Darstellung auf die Bestimmung der einzelnen Organe

in dm verschiedenem, Thierformen........................233

3- Co roll. Anwendxmgen auf die Erkenntniss der thierischen Verwandtschaften.

a) Einreihige Verwandtschaft der Thiere ist herrschende Vorstellungsweise.
b) Die verschiedenen Thiere sind vielmehr Variationen gewisser Hauptformen, c) Rück-

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schritte liegen nur in unserer Vorstellungsweise, d) Die Variationen sind in ver-
schiedenen Systemen verschieden.

4. Coroll. Eintheüung der Thiere nach der Entwichelungsweise..............242

a) Blick auf die Pflanzen und ihre Eintheilung. b) Primärer Unterschied
zwischen Pflanzen und Thieren in der Entwickelung. c) Verschiedene Formen der
Entwickelung in den Thieren.
d) Doppelte symmetrische Entwickelung der Wirbel-
thiere. e) Symmetrische Entwickelung in den Thieren des Längen-Typus,
f) Was
hier Eücken ist.
g) Extremitäten dieses Typus, h) Strahlenförmige Entwickelung
des peripherischen Typus,
i) Entwickelungsform der Thiere des massigen Typus.
k) Vergleichung der verschiedenen Entwickelungsformen. T) Uebereinstimmendes in
allen Entwickelungsformen. m) Hauptverschiedenheiten der Entwickelungsformen.

Schal VI. Allgemeinstes Resultat. ...........................263

Zweiter Theil.

III. Vorlesungen über Zeugung und Entwickelung der organischen Körper, gehalten ror
Aerzten und angehenden Naturforschern.

§ 1. Aufstellung der Aufgabe.............................. 3

a) Organisches Leben, h) Des Lebens Anfang im Individuum, c) Ob es im
Moment der Zeugung neu beginnt?
d) Ob die Nachkommen schon in den Aeltern
lebten?
e) Ob in einem ursprünglichen Scliöpfungsacte alle Generationen organischer
Körper erzeugt sind?
f) Wie wir zur Beantwortung dieser Fragen Materialien
sammeln wollen.

§ 2. Bau des gelegten noch nicht bebrüteten Vogeleies................... 10

a) Eischaale, Testa, b) Schaalenhaut, Membrana testae, c) Eiweiss, Albumen.
Aeusseres Eiweiss, Alb. externum. Mittleres Eiweiss, Alb. medium. Innerstes Ei-
weiss, Alb. internum. Band des Eiweisses, Ligamentum albuminis. Mittlere Haut
des Eiweisses, Membrana albuminis.
d) Dotterkugel, Globus vitellarius e) Hagelschnüre,
Chalazae. Haut der Hagelschnüre, Membrana chalazifera. Gürtel, Zona,
f) Dotter-
haut, Membrana vitelli.
g) Dotter, Vitellus. Centraihöhle, h) Hahnentritt, Cicatri-
cula.
i) Keim, Blastos. k) Keimschicht, Stratum proligerum. Keimhügel, Cumulus

proligerus.

§ 3. Bildung des Vogeleies im Eierstocke......................... 22

a) Dotterkugel, b) Kapsel, Theca, c) Narbe, Stigma, d) Kelch, Calyx. e) Dotter-
haut, Membrana Vitelli
f) Keimschicht, Stratum proligerum. g) Keimbläschen,
Yesicula prolifica. h) Folgen der Befruchtung.

§ 4. Weiterbildung des Eies im Eileiter.............................28

a) Eileiter, b) Aufnahme der Dotterkugel und Fortbildung, c) Eiweissbildung.
d) Bildung der Schaalenhaut. e) Bildung der Hagelschnüre und ihrer Haut, f) Bil-
dung der Schaale,
g) Bildung des Keimes, h) Geburt des Eies.

§ 5. Veränderungen des Eies ivährend der Bebrütung................... 35

a) Bebrütung. b) Verdunstung, c) Erzeugung von Luft, d) Abgeschlossenheit
des Eies gegen die Aussenwelt. e) Veränderungen des Eiweisses.
f) Veränderungen
des Dotters,
g) Bildung neuer Substanzen während der Brütung. h) Schwinden
der Dotterhaut,
i) Umänderungen des Keimes. Keimhaut, Blastoderma. k) Um-
bildung der Keimhaut in den Dottersack, Saccus vitellarius. I) Spaltung des Keimes
in Blätter,
m) Verbindung des Embryo mit andern Theilen des Eies durch den
Nabel,
n) Bildung des Amnions und der Kappen, o) Seröse Blase, p) Harnsack, Saccus

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„ Seite

urinarius. q) Chorion. r) Uebersicht der Veränderungen während der Bebrütung
s) Trennung des Embryo von den andern Eitheilen. Enthüllung.

§ 6. Allgemeine Bildungsweise des Vogel-Embryo . /.................... 57

A. Primäre Sonderung. a) Alle Wirb&thiere bestehen aus heterogenen Schichten.
Diese Schichten sind: «) ein Stamm,
ß) im Rückentheile eine Nervenröhre, eine
Fleischschicht und Haut.
y) Im Bauchtlieile: eine Fleischschicht und Haut. Diese bilden
zusammen die animalische Abtheilung. In der vegetativen Abtheilung findet sich
eine Schleimhautröhre und eine Gefässschicht.
b) Sämmtliche Schichten sind röhrig
und bilden die Primitivorgane der Wirbelthiere. e) Symmetrie in den Röhren.
d) Die Röhren lassen sich daher als verwachsene Platten denken, e) Alle Platten-
paare, aus denen die Röhren bestehen, lassen sich auf 2 Paar Hauptplatten zurück-
führen: die Rückenplatten und die Bauchplatten,
f) Nochmehr vereinfacht bilden
alle Platten zusammen nur eine Platte mit heterogenen Schichten,
g) oder endlich
ohne deutliche Schichtung,
h) Eine solche Platte ist ursprünglich der Keim des
Vogeleies,
i) Dieser Keim sondert sich der Dicke nach in Schichten, der Breite
nach in Höfe,
k) Der innerste Hof ist der Embryo. I) Im Embryo fixirt sich eine
Axe.
m) Durch einen Schluss über und einen andern unter der Axe verwandeln
sich die Schichten in Röhren. «) Im Rückentheile als Rückenplatten und Mark-
platten.
ß) Im Bauchtheile als Bauchplatten, Gekrösplatten und Darmplatten.
n) Der untere Schluss ist zugleich eine Abschnürung. 0) Jene durch doppeltes
Zusammenrollen der Schichten der primären Sonderung erzeugten Röhren sind die
Primitivorgane des Embryo,
p) In allen Primitivorganen ist eine Centrallinie und
eine Schlusslinie,
q) Der Primitivstreifen enthält sämmtliche Centrallinien. r) Die
Extremitäten bilden eine äussere Fleischschicht.

B. Morphologische Sonderung. s) Die einzelnen Organe sind Abschnitte der
Primitivorgane,
t) Sie entstehen durch morphologische Sonderung. u) Zeitliches
Verhältniss der primären und morphologischen Sonderung.
v) Allmähliches Indivi-
dualismen durch die morphologische Sonderung.
w) Variationen in der äusseren
Form der morphologischen Sonderung. x) Allgemeine Einwirkung der Bildungs-
weise der Primitivorgane auf die morphologische Sonderung Bildungsbogen.
y) Morphologische Elemente, x) Morphologische Abschnitte, aa) Bildungsweise
der morphologischen Elemente und Abschnitte,
bb) In welchen Verhältnissen die
morphologischen Elemente und Abschnitte zu den Organen stehen, ce) Morpho-
logische Elemente in der vegetativen Abtheilung,
dd) Die vegetative Abtheilung
wird bei fernerer Umbildung unsymmetrisch,
ee) Die Wesenheit jedes Primitiv-
organes wirkt auf die Art seiner morphologischen Umbildung,
ff) Morphologische Um-
bildung der Nervenröhre,
gg) Umbildung des Darmcanals. hh) Umbildung des Gekröses.
ü) Umbildung der verschiedenen Röhren der Fleischschicht, kk) Umbildung der Haut.

C. Histologische Sonderung. IT) Histologische Elemente, mm) Zeitliches Ver-
hältniss der histologischen und morphologischen Sonderung.
n n) Blutbildung.
00) Muskelbildung, pp) Nervenbildung.

D. Gegenseitiges Verhältniss der drei Formen der Umbildung.

§ 7. Entwickelungsweise der einzelnen Theile des Vogels..............7 . • • 95

a) Vorbemerkung, b) Das Knochensystem, a) Histologische Artbildung.
ß) Reihenfolge in der Ausbildung des Knochensystems. c) Stamm der Wirbelsäule.
d) Obere Wirbelbogen, e) Untere Wirbelbogen, f) Schwanz, g) Extremitäten.
h) Kiefern, i) Das Nervensystem, Peripherischer Theil desselben, k) Centraltheil
des Nervensystems.
I) Rückenmark, m) Hirn und Sinnesorgane. 0) Auge, p) Ohr.

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q) Fase, r) Zunge, s) Verdauungsapparat überhaupt, t) Rachenhöhle und Mund-
höhle.
v) Nasenhöhlen, Kiemenspalten, w) Speiseröhre, x) Magen, y) Darm,
Kloake,
aa) Leber, bb) Pankreas, ee) Speicheldrüsen, dd) Athmungsapparat»
ee) Gefässsystem, Histologische Ausbildung, Morphologische Ausbildung, ff) Erste
Periode. Erste Entstehung des Gefässsystems.
gg) Zweite Periode. Kreislauf ohue
gesondertes Atbmungsorgan.
hh) Dritte Periode. Kreislauf mit äusserem Athmungs-
organe. Vierte Periode. Kreislauf mit innerem Athmungsorgane.
kk. Primordial-
Nieren.
II) Bleibender Harnapparat, mm) Geschlechtsapparat, Zeugende Organe.
nn) Ableitender Geschlechtsapparat, o o) Rückblick auf die Entwickelungsgeschichte
des Vogels.

§ 8. Entwickelungsgeschichte der Reptilien .........................154

d) Schildkröten, b) .Eierlegende Schlangen und Eidechsen, e) Lebendig ge-
bärende Schlangen und Eidechsen.

§ 9. Entwickelung der Säugethiere............................164

a) Früh gebärende Säugethiere. b) Monotremen. c) Beutelthiere. d) Spät
gebärende Säugethiere.
e) Was man von ihrem Eie seit langer Zeit wusste.

f) Was man in neuerer Zeit über das Säugethier-Ei und seine Entwickelung be-
obachtet hat.
g) Weiblicher Geschlechtsapparat derselben, h) Ei im Eierstocke.

i) Fortleitung des Eies, k) Gelber Körper (Corpus luteum). I) Beschaffenheit des
Eies, wenn es in den Fruchthälter kommt,
m) Verflüssigung des Dotters, n) Bil-
dung der äussern Eihaut und des Eiweisses.
o) Dotterhaut und Schwinden der-
selben.
p) Erste Form des Embryo, q) Dottersack, r) Bildung des Amnions und
der serösen Hülle,
s) Harnsack und Allantois. t) Bildung des Chorions, u) Frucht-
kuchen.
v) Ueberzug des Fruchthälters. w) Ueberzug des Eies. x) Athmung.
y) Ernährung der Eier, z) Entwickelung des Embryo der Säugethiere. aa) Knochen-
system.
bb) Verdauungsapparat, cc) Gefässsystem. dd) Nervensystem, ee) Sinnes-
organe.
ff) Primordial-Nieren. gg) Bleibende Nieren, hh) Geschlechtsapparat.

ii) Zwerchfell, kk) Seröse Häute. II) Gekröse, mm) Bildung des Nabelsund des
Nabelstranges,
nn) Lage des Embryo.

§ 10. Bau und Entwickelung des Eies der einzelnen Säugethier-Familien und des Menschen

insbesondere..................................283

a) Vorbemerkung. Rückblick auf das Vogel-Ei. b) Ei der Raubthiere. c) Ei
der Dickhäuter,
d) Ei der Cetaceen. e) Ei der Wiederkäuer, f) Ei der Nager.

g) Ei der Faulthiere. h) Ei der Zahnlosen, i) Ei der Vierhänder. k) Ei des Menschen.
I) Erste Bildungsstätte, m) Ueberzug des Fruchthälters. n) Eintritt des Eies.
o) Aeussere Eihaut, p) Nabelbläschen, q) Amnion, r) Chorion. s) Zwischen-
haut und Eiweiss.
t) Harnsack, u) Weiterbildung des Chorions, v) Fruchtkuchen.
w) Nabelstrang und Embryo.

§ 11. Entwickelung der Thiere, die kein Amnion und keinen Dotter sack haben.......

A. Batrachier. a) Das Ei, bevor es gelegt wird, b) Befruchtung, c) Bau des
gelegten Eies,
d) Metamorphose der Eier bis zur Bildung des Keimes, e) Keim.
f) Erste Bildung des Embryo, g) Kiemenspalten und Kiemen, h) Erste Bildung von
Hirn und Rückenmark,
i) Sinnesorgane, k) Wirbelsäule. I) Speisekanal, m) Herz.
n) Erste Bewegung, o) Austritt aus der Dotterhaut und Larven-Zustand. p) Um-
änderung des Kiemenapparates,
q) Umänderung der Kiemengefässe. r) Ausbil-
dung der Extremitäten.
s) Nervensystem, i) Verdauungsapparat, u) Promordial-Nieren.

B. Fische, v) Ei im Eierstocke, w) Bau der abgegangenen Eier, x) Erste
Bildung des Embryo,
y) Verhältniss des Embryo zum Dottersacke. %) Kiemen-

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bildung. ad] Gefässsystem. b b) Ausbildung des Hirnes, cc) Sinnesorgane.
dd) Extremitäten, ee) Verdauungsapparat, ff) Nieren.

IV. Studien ans der EntwickelnngsgescIiicMe des Menschen..............31T

Nr. 1. Untersuchung einer Person am achten Tage nach der Befruchtung.........321

a) Oeffnung an der Oberfläche des Eierstockes, b) Gelber Körper, c) Frucht-
hälter.
d) Decidua.

Nr. 2. Ei von 14 Tagen................. ................324

Nr. 3. Dreiwöchentliche Frucht. .............................336

a) Allgemeine Beschaffenheit der Frucht, b) Decidua Hunteri. c) Decidua
reflexa.
dj Blutpfropf, e) Chorion. f) Flocken des Chorions, g) Ehveisskörper.
h) Verbindung des Embryo mit andern Theilen des Eies, i) Amnion, k) Nabel-
bläschen.
I) Harnsack, m) Stiel des Harnsacks, n) Lage und Gestalt des Embryo,
o) Ausbildung des Embryo.

Nr. 4. Frucht (aus der dritten Woche der Schwangerschaft?)...............340

a) Allgemeine Beschaffenheit der Frucht, b) Decidua. c) Aeussere Eihaut.
d) Membrana media, e) Amnion und dessen Inhalt. /\') Hainsack, g) Nabelbläschen.
h) Embryo.

Nr. 5. Frucht aus der dritten Woche...........................346

ö) Allgemeine Beschaffenheit der Frucht, h) Decidua. c) Flocken des Chorions

d) Mittlere Haut, e) Amnion, f) Embryo.

Nr. 6. Frucht aibs der vierten und fünften Woche....................348

a) Allgemeine Beschaffenheit der Frucht, b) Decidua. c) Chorion d) Amnion.

e) Nabelbläschen, f) Harnsack, g) Lage und Gestalt des Embryo, h) Grad der
Ausbildung- des Embryo,
i) Verbindung des Embryo mit dem Ei. k) Mund- und
Rachenhöhle.
I) Wirbelsaite, Rückenmark, m) Aorta, n) Athmungsapparat. o) Herz.
p) Organe der Bauchhöhle.

Nr. 7. Frucht aus der fünften Woche..........\'................357

a) Allgemeine Beschaffenheit. V) Ueberzug des Eies, c) Mittlere Haut.

Nr. 8. Embryo aus der fünften Woche..........................358

a) Allgemeine Beschaffenheit, b) Kiemenspalten, c) Rücken, d) Herz, e) Speise-
canal. /\') Harnsack,
g) Primordial-Nieren.

Nr. 9. Eihäute einer Frucht von fünf Wochen......................361

a) Embryo, b) Chorion. c) Amnion, d) Mittlere Haut, e) Nabelbläschen.

Nr. 10. Ei aus der fünften Woche . .........\'.................363

a) Das Ei. b) Extremitäten, c) Hirn.

Nr. 11. Fünfwöchentliches Ei..............................364

a) Allgemeine Beschaffenheit des Eies, b) Chorion. c) Amnion, d) Nabel-
bläschen. e) Harnsack,
f) Embryo, g) Sinnesorgane, h) Extremitäten, i) Bauch.
k) Leber und Speiseeanal. Herz und Aorta. I) Athmungsapparat.

Nr. 12. Fünfwöchentliche Eier.............................. 370

a) Ei mit weitem Amnion, b) Anderes Ei.

Alter der Embryonen und Zurückbleiben in der Entwicklung...............370

Allgemeine Bemerkungen zu den obigen Beobachtungen...................371

Inhalts- Verzeichniss beider Theile............................388

Erklärung der Abbildungen............•.................. 396

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Erklärung der Abbildungen.

Tafel IT.

Fig. 1. (II. Th. S. 65 u, 66.) Schema über den Aufbau des Wirbelthierleibs. ab Markplatte
(Platte für Hirn- und Rückenmark),
f Fleischplatte, g die eng anliegende Haut; daher
fg Rückenplatte, fh Bauchplatte, ik Gekrösplatte, k Gefässschicht, l Schleimhautschicht,
kl Darmplatte.

Fig. 2. (II. 66) Senkrechter Durchschnitt eines umgewandelten vereinfachten Wirbelthiers, das
nicht aus Röhren, sondern aus Platten besteht.

Fig. 3. (II. 67.) Senkrechter Durchschnitt eines noch mehr vereinfachten Wirbelthiers — eine
Platte aus heterogenen Schichten (Schleimhautschicht, Gefässschicht, Fleischschicht, Schicht
aus Haut und Markplatte).

Fig. 4—6. Schematische Durchschnitte zur Erläuterung des Aufbaues eines Vogel-Embryo.
ad animalisches Blatt, schwarz, b der Dottersack, das vegetabilische Blatt rothgelb, die
Gefässschicht roth, die Schleimhautschicht gelb,
c der Hautnabel, c\' der Darmnabel.

Fig. 7. Keim eines Vogel-Embryos auf senkrechtem Durchschnitt (II, S. 67) zur Darstellung der
Umwandlung des Keimes in dem Embryo nebst seinen Anhängen,
abklhc Embryo,
ce die Keimhaut (Inbegriff: der 3 Höfe) cm Area vasculosa, m Grenze der Gefässschicht
Vena terminalis,
m e Dotterhof farea vitellaria).

Fig. 8. Senkrechter Querschnitt eines Schildkröten-Eies, spec. des Keimes, aus welchem
sich der Embryo bildet,
a Durchschnitt der Rückenplatte, b der Bauchplatte (II, S. 155, An-
merkung).

Fig. 9. (II. 155.) „Die Figur soll aus dem Knochenbau der Säugethiere anschaulich machen,
dass in der gewölbten Platte
a in. Fig. 8 auch noch die Anfänge der Bauchplatten ent-
halten sind."

Fig. 10. (II. S. 133 Anmerk.) Darstellung des Gefässsystems im Vogel, ab das Herz, aus
diesem kommen 5 Paar Arterienbogen,
c die Kopfschlagader, d Art. vertebralis, für welche
noch ein Theil der Arterien-Wurzel
e verwendet wird, f Theilung der Aeste in der
Nabelarterie,
g vordere Wirbelvene, hi hintere Wirbelvene, h Schwanzvene, k der venöse
Querstamm,
II die Nabelvene (untere Vene des Hinterleibs), m Hohlvene, n die Dotter-
sackvene,
o der gemeinschaftliche Venenstamm, p die Dotterarterie.

Fig. 11. Im Text kein Hinweis auf diese Figur zu finden.

Fig. 12. Durchschnitt eines Eierstocks, abcd verschiedene gelbe Körper.

Fig. 13. (II, S. 176 u. S. 179 u. f..) Graafsche Bläschen mit Ei stark vergrössert. a Keimlage,
b Bauchfellüberzug, cd die Kapsel, e die durchsichtige Hülle, g die Flüssigkeit, h ein
kleines Kügelchen,

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Fig. 14. Darstellung der Umwandlung des Kiemen-Gefässsystems (II, S. 212, Anmerk.) in
die bleibenden Arterien der Säugethiere.
a der Arterienstamm, hb Aortenwurzel, c die
Carotis.

Fig. 15. 16. 17. Im Text kein Hinweis auf diese Figuren zu finden.

Fig. 18. (II, S. 219.) Aufbau und Gliederung des Gehirns eines Säugethieres. ab das Nach-
hirn,
bc das Hinterhirn, cd das Mittelhirn (Vierhügel), de das Zwischenhirn und die
Umgebung der dritten Hirnhöhle,
ef das Vorderhirn. (M. vergl. auch den Text II,
S. 106 u. f.)

Fig. 19—27. Querschnitte und Längsschnitte durch verschiedene Eier nebst Hüllen. Fig. 19—25
Querschnitte. Fig. 26—27 Längschnitte (II. Th. S. 255). In allen Figuren ist die Gefäss-
haut roth, die Schleimhaut gelb, der Dottersack dunkelgelb und mit Gefässen bedeckt,
der Harnsack gelbrotli, das Amnion, die seröse Hülle und die äussere Eihaut sind schwarz,
die äussere Eihaut mit Zotten bedeckt. (II, S. 190 u. f.)

Fig. 19. Durchschnitt eines Vogeleies (II, S. 192 u. 236). a Embryo, b Amnion, c Dottergang,
d Dottersack, bei e der Harnsack durchschnitten, f äussere Hälfte, g innere Hälfte des
Harnsacks,
h seröse Haut, i fest gewordenes Eiweiss, k Schaalenhaut.

Fig. 20. Ei eines Nagers (Kaninchen), (II, 191. 260).

Fig. 21. Ei eines Raubthieres (II, S. 194. 237).

Fig. 22. Ei eines Schweines (II, S. 194. 243).

Fig. 23. Ei des Menschen (II, S. 277).

Fig. 24. Schema über die Bildung des Amnions und der serösen Hülle beim Säugethier (II. Th.
S. 192).

Fig. 25. Im Text kein Hinweis auf diese Figur.

Fig. 26. Längsansicht des vierwöchentlichen Eies eines Schweines (II, S. 236. 249).

Fig. 27. Ei eines Schweines (II, S. 244. 279).

Tafel V.

Die Figuren der Tafel V sollen die Bildungsgeschichte des Chorions erklären (vergl. II,
S. 214, 237 u. 279); im Text wird fast gar nichts über die Figuren gesagt; der Verfasser
verweist aber wiederholt auf die (nicht vorhandene) Erklärung der Abbildungen.

Fig. 1. Ei des Schweines, h seröse Hülle, x Dottersackvene.

Fig. 2. Ei des Schweines, h seröse Hülle.

Fig. 3. Verwachsung des Harnsacks und der äusseren Eihaut (II, S. 250).

Fig. 4. Verwachsung des Karnsacks mit der äusseren Eihaut. Beginn der Zottenbildung
(II, S. 251) und der beiden Zipfel der äusseren Eihaut.

Fig. 5. Zipfel des Harnsacks, diverticula Allantoidis (II, S. 252).

Fig. 6. Zarte Querfalten der äusseren Eihaut (II, S. 250) als Beginn der Zottenbildung.

Fig. 7. Gefässnetz in der Zottenreihe.

Fig. 8. Im Text findet sich nichts über diese Figur.

Tafel VI

enthält Abbildungen von Eiern des Menschen aus dem ersten Monat der Entwickelung.

Figur 1. Ein Eierstock mit noch nicht geschlossenem gelben Körper, acht Tage nach der
Empfängniss, etwas verkleinert; an der Oberfläche ein halbmondförmiger Eingang in den
gelben Körper mit gelbem Saum.

Kg- 2. Durchschnitt desselben gelben Körpers, viermal vergrössert. a der gelbe Körper, ehe-
mals die innere Schicht der Kapsel des Eis,
b die äussere Schicht desselben, c Masse
des Eierstocks,
d Eigene Haut desselben (Albuginea) mit dem Ueberzug von Bauchfell,
e Eingang in den gelben Körper.

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Fig. 3. Durchschnitt eines Graafischen Bläschens, das im Begriff steht, in einen gelben Körper
überzugehen, viermal vergrössert,
a die innere, b die äussere Schicht der Kapsel, c Masse
des Bierstocks.

Fig. 4. Zotte des Fruchthälters und Ueberzug desselben, acht Tage nach der Befruchtung, stark
vergrössert.
aaa Zotte des Fruchthälters, b b ausgeschiedene Masse zur Bildung des
Ueberzugs (Decidua Hunteri),
ccc Gefässende.

Fig. 5. Eine Frucht aus dem ersten Monat der Schwangerschaft, abd und ace Ränder eines
Schnittes durch den äusseren Sack der Decidua:
be Stelle, wo diese Schnittränder an die
nicht durchschnittene Fläche dieses Sackes angeheftet sind,
i verdickte Stelle im äusseren
Sack der Decidua,
fghl eingestülpter Theil des Ueberzugs (Decidua reflexa), m Blutpropf,
n äussere Fläche des Chorions, oo zurückgelegte Lappen des Chorions, p Amnion,
q Dottersack, r Stiel des Harnsacks.

Fig. 6. Gewebe an der äusseren Fläche der Decidua externa.

Fig. 7. Gewebe an der inneren Fläche der Decidua externa.

Fig. 8. Der Blutpfropf.

Fig. 9. Ansicht des ausgeschälten Amnions, a unteres Ende desselben; bed Anheftungen an das
Chorion durch verbindende Blätter, e der Winkel, in welchem der Stiel des Harnsacks in
den Harnsack übergeht,
f Stiel des Harnsacks, g Harnsack, h Nabelbläschen, i Durch-
schnitt der mittleren Haut auf dieser Seite.

Fig. 10. Ansicht eines Theils des Amnions vergrössert. abcdefgJi Schnitt im Amnion, efim
Stiel des Harnsacks, ikl Harnsack, m Stelle, wo die Gefässe vom Stiel des Harnsacks
an das Chorion Übergehn,
ik Uebergang des Stiels in den Harnsack, n eingeführte
Sonde,
o Dottersack, p Stirn des Embryo, q Scheitel desselben, r Nackenhöcker, s An-
heftung des Embryo,
t Hinter-Ende des Embryo, u Bauchplatte, Herz, x Kiemenbogen.
y Seitenrinne zwischen Rücken- und Bauchplatte.

Fig\'. 11. Der Embryo von der linken Seite, a Auge, b Ohr, c Oberkiefer, d hinteres Ende des
Rückens,
efgi geöffneter Darm, hic Trichter, durch welchen der Embryo mit dem Amnion
verbunden ist,
k Seitenfurchen, l vordere Kiemenspalte, pqrwx wie in Figur 10.

Fig. 12. Durchschnitt der Frucht in der Mittelebene, aa Einstülpungsrand der Decidua, bb\'
hinzugetretene Massen, c unteres Ende, aca\' äusserer Sack der Decidua, dgd\' eingestülpter
Sack der Decidua, e leichter Eindruck in die äussere Decidua, der die Stelle zu be-
zeichnen scheint, wo der Körper des Fruchthälters in den Halstheil übergeht,
f verdickte
Stelle im unteren Theil der Decidua,
h Blutpfropf, i Chorion, Je obere Flocken desselben.

Fig. 13. Ein Stück aus dem Chorion mit einzelnen Flocken, stark vergrössert.) aaa inneres Blatt
des Chorions,
bbb mittlere Schicht desselben, ccc äusseres Blatt desselben, d Anheftungs-
stelle einer Flocke,
e die Flocke, f ineinandergreifende Glieder einer Flocke, g Glieder
einer Flocke, an welcher die äussere Schicht abgetrennt ist.

Fig. 14. Ein anderes Stück aus dem Chorion. a inneres Blatt, b mittlere Schicht, b abgetrennter
Theil der äusseren Schicht,
c äusseres Blatt, e Stiel einer Flocke, f abgetrennte äussere
Schicht,
g unförmliches Endglied, h abortives Glied.

Fig. 15—17. Eine Frucht aus der dritten Woche der Schwangerschaft.

Fig. 15. abede Ueberzug, e Einstülpungsrand, cd ein Theil des eingestülpten Sacks, e untere
Oeffnung des äusseren Sacks,
f zurückgeschlagene Lappen des Chorion, g Vertiefung im
Chorion,
Ji Amnion mit dem Embryo.

Fig. 16. Embryo im Amnion, a Mundspalte, b Dottervene, ab Kiemenbogen und Kiemenspalten,
c Dottersack,
d Uebergang der Nabelscheide in das Amnion, ef Stiel des Harnsacks,
fg Harnsack.

Fig. 17, Derselbe Embryo nach Entfernung des Amnion. Der Ueberzug der Nabelscheide und
das Amnion halb zurückgezogen, h Dottergang; sonst wie Figur 16.

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Fig. 18. Fruchthälter aus der dritten Woche, abc BiÜberzug, a Einstülpungsrand, bb Anhef-
tung der zwei Fäden,
c unteres Ende des äusseren Sacks, d Anhang, der in den Eileiter
geht, e unterer Rand des eingestülpten Theils, ƒ"Chorion, # Amnion,
h Dottersack, i Embryo.

Fig. 19. Unteres Ende des Eiüberzugs, in der Mittelebene durchschnitten.

Fig. 20. Flocke stark vergrössert.

Tafel TII.

Fig. 1—10. Frucht aus der vierten oder fünten Woche.

Fig- 1. Die zugekehrte Fläche der der Länge nach geöffneten Frucht, abc die obere rauhe
Fläche des Eis,
dke Einstülpung des Eiüberzugs, e Grube im Eiüberzug, fghi verdünnter
Anhang des Eiüberzuges und Nabelbläschen.

Fig. 2. Die abgekehrte Fläche des Eis. a obere rauhe Fläche des Eis, he de Einstülpung des Ei-
überzugs auf der abgekehrten Fläche,
fghik Ränder des aufgeschnittenen Anhangs und
Löcher im Boden des Anhangs.

Fig. 3. a Boden des Amnions, c dunkler, keulenförmig flachgedrückter Körper, welcher bei b
einen Winkel bildet und in einen verdünnten Stiel ausläuft.

Fig. 4. Der Embryo von der Seite gesehen, a Nackenhöcker, b Stirnhöcker, c hintere Vorragung
der Wirbelsäule,
d Ende der Wirbelsäule, e Nabelbläschen, f vordere Extremität, g hintere
Extremität,
h der geschlossene Mund, i das Auge, m die Wölbung des Bauches.

Fig. 5. Der Embryo von vorne. Buchstabenbezeichnung wie Figur 4. Bei g (im Text q) ein un-
förmlicher, in die Amnionshöhle hineinragender Körper.

Fig. 6. Der Embryo mit geöffnetem Hinterleib, a der Magen, b Einmündung der Speiseröhre,
e Darmstück, g Primordial-Niere, e Nabelbläschen.

Fig. 7. Senkrechter Durchschnitt durch die Mitte des Eis. bac obere rauhe Fläche des Eis
(decidua serotina),
bfe die Einstülpung des Eiüberzugs (dec. ref. Hunteri), h die Hülle,
in welcher das Ei liegt, i Hülle zwischen der Einstülpung des Eiüberzugs und dem
äusseren Sack.

Fig. 8. Vergrösserter Querschnitt durch den Embryo Fig. 4 in der durch die beiden Kreuze
angedeuteten Richtung.

Fig. 9. Das geöffnete Herz und die grossen Gefasse von der Bauchseite her. a die Anschwellung
des einfachen Arterienstamms (Aortenzwiebel),
bb der Bogen der Aorta, c die nach hinten
zurückgedrängte V orkammer,
d die Oeffnung, welche aus den mit einander communicirenden
Yorkammernin die Kammern führt,
e eine vorspringende Falte (unvollständige Scheidewand),
welche bis in die Aortenzwiebel reicht,
g die durch das Zwerchfell durchdringende untere
Holdvene.

Fig. 10. Das Herz nebst den grossen Gefässen und der Oeffnung der Vorkammer von hinten
her,
a der Kehlkopf, b die beiden Lungen, c die Spitze des Herzens, de die durch eine
Einschnürung getheilte Vorkammer,
f das Zwerchfell, g die zu einem Stamm vereinigten
Aortenwurzeln, « der herumschweifende Nerv (Vagus),
ß der obere Kehlkopfnerv, y der
untere Kehlkopfnerv.

Fig. 11. Verhältniss des unteren Kehlkopfnerven (R. rec. laryngeus inferior) zur Aorta und zur
A. subclavia bei älteren Embryonen. Bezeichnung wie in Fig. 10.

Fig. 12—14. Embryo aus der fünften Woche.

Fig. 12. a Vorkammer, b rechte, c linke Kammer des Herzens, d Leber, e Magen, f Vorderdarm,
g Umbiegung des Darms mit dem Dottergang, h Hinterdarm, i Schwanzspitze, Je Oeffnung
der Kloake, l Harnsack, m hintere Extremität.

Fig. 13. Vordertheil des Embryo, n der an der Stirn beschädigte Kopf, o die Mundöffnung,
p die Kiemenspalten.

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Fig. 14. Das Schwänzende des Embryo nebst den falschen Nieren, q die falschen Nieren, p die
Kloake und ihr Ausgang.

Fig. 15 u. 16. Embryo mit Eihüllen. a der Embryo, b das Amnion, c die seröse Hülle (Aussackung
des Amnions)
g Insertion der Nabelschnur, d mit Flocken besetztes Chorion, e Harn-
sack.

Fig. 17. Lücke im Chorion, von einem schmalen, aber deutlichen Wulst umgeben, e Nabel-
bläschen mit daranhängender Zotte.

Fig. 18. Das aufgeblasene Nabelbläschen mit den netzförmig vertheilten Blutgefässen.

Fig. 19. (Sollte 18a sein.) Innere Fläche des Nabelbläschen bei starker "Vergrösserung.

Fig. 19. Embryo aus der fünften Woche in seiner Eihaut.

Fig. 20. Der aus seinen Häuten befreite Embryo, a Stirn, grosses Hirn, b Scheitel (Yierhügel),
c kleines Hirn,
d Ohr, e Rückenplatte, f durchschimmerndes Rückenmark, g Uebergang
des Hinterhauptes in den Rücken.

Fig. 21—23. Fünfmonatlicher Embryo.

Fig. 21. a rauhe Oberfläche des Chorions, b Oeffnung desselben, innere Fläche des Chorions
e stark gewundener Nabelstrang, d das Nabelbläschen.

Fig. 22. Der Embryo, a das deutliche Schwänzchen, b das Geschlechtsglied.

Fig. 23. Eine vordere und eine hintere Extremität des Embryo.

Fig. 24. Im Text nicht berücksichtigt.

Fig. 25. Harnsack eines Embryo mit langem Nabelstrang.

Fig. 26. Fünf wöchentliches Ei.

Königsberg, Hartungsehe Buchdrwckerel,

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