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FESTGRUSS
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AN
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OTTO von BOHTLINGK
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/I \l
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DOKTOR-JUBILAUM
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FEBRUAR 1888
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VON
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SHIN EN FREUNDEN
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STUTTGART
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DRUCK UND VERLAG VON W. KOHLHAMMER
1888
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Ich habe es ubernommen, die Gate der Freunde zu dem heutigen
Erinner tings tag bei Ihnen, mein lieber Freund, einzuftlhren nicht als
der dlteste aus Hirer Reihe> dock als derjenige, der die Idngste Strecke des Weges an Ihrer Seite zuruckgelegt hat und dessen Name mit de?n Ilwigen verbunden bleibty solange tmser Werk noch etzvas geltcn wird. Hat ja schon vor zzvolf Jahren die historisch-philologische Klasse
der Kaiserlichen Akademie der Wis sense haft en in St. Petersburg in jener klassischen Zuschrift vom 2. September 1875 tins gesagt: contigit vobis ut quod optis florentissima aetate coniunctis studiis aggressi estis tnaturi annis et senectittis in limine constitnti sed integris ingenii viribus opta- tum ad Jinem perduxeritis. War en wir damals uber der gemeinsameu Arbeit aus den besten fahren bis an die Schwelle der senectus gelangt, so werden wir inzwischen dieselbe uberschritteu haben, und noch immer sind unsere Studien, wenn audi mit einem dunneren Faden, zusammen- geknupft geblieben. Das Bild, das Ihnen ein Riickblick auf die f'unfzig Jahre, seit Sie
in die Zunft der Gelehrten eingetreten sind, vor die Augen stelleu kann, finden Sie verlcleinert und ubersichtlich in gegenzvdrtiger jn&namukta- valt, welche altere und jungere Freunde fur Sie aneinander gereiht haben. Bei einem Wissenszweige, der so Jung ist wie der unsrige, fdllt der Fortschritt der Kenntnissc nach Weite und Tiefe ganz a?iders in die Augen als auf den alien 7iach alien Richtungen durchsuchten Arbeits- geb ieten, too die Mas sen h aftigkeit der L itteratur, m it ih ren en dloseu Wie der ho lung en, schzver zu ubersehen und nach ihren Fortschritten zti schdtzen ist. |
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IV
Vor diesen funfzig yahrcn hdtten die Sanskritbucher, die ein euro-
pa ischer Gelehrter sich verschaffen konnle, saint allem, was man bis dahm uber Sanskrit zu sagen gewusst, zureichenden Ranm auf einem m'dssigen Gestelle gefunden. Wie anders ist das geworden/ Uuter unseren Augen hat sich das gemehrt zu einer Fiille, welche kaum mehr gestattet, dass ein Mann das alles bcherrsche. Die Pfieger dieser Litte- ratur haben ja auch Idugst augefaugeu, sich ihre besonderen Abschnitte zu w a hi en. Mitten in dieser cirfreulichcn Bcivegung, zv'dhrend dieser Blutezeit
der Forschung, siud Sie mit Ihren Arbeiten gestandcu. *Ja Sie haben dem ganzen Ban dieses Wissens zu rechter Zeit die feste Grundlage zu geben gewusst, der en er bedurfte, um holier gefuhrt zu zoerden, indent Sie an das \ir6rtcrbuch sich wagten und, was Sie gewagt hatteu, auch durchsctztcu mit einer unverruckt auf das Ziel gerichteten Energie, der en ndchstcr Zeuge ich in jenen Jahrzehnten geweseu bin. Ich meine, dass es Ihnen nichi gefalien wiirde, wenn ich versuchte-
Ihre gelehrteu Leistungen aufzuzahlen uud eiuzelu in das Licht geb'uh- renden Lobes zu s tell en. Aber das glaube ich sagen zu d'urfen, dass jede derselben cine L'ucke f'ullte^ den Mitarbeitern diente und dem Ganzen weiterhalf. Sie sind tins stets ein Muster ausharrenden Fleisses gewesen, ja wir
furchten, dass Sie sich zu weuig geschout haben. Wie aber ein richtiger Gelehrter niemals mit scinen Aufgaben fertig ist, so werden auch Sie noch lange nicht aufgearbeitet haben, und wir k'dnnen Ihnen am heuligen Tage nichts wunschen, was mehr nach Ihrem Sinne toare, als der Wunsch, dass es Ihnen beschieden sein nidge Ihnen selbst zum Gcnuss und tins zum Vorteil am Werke zu bleiben yavajjivam. Rudolf Roth.
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1NHALT.
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Seite
The odor Aufrecht. Zur Kenntnis des Rgveda................. I
Peter von Bradke. Einige Bemerkungen iiber die arische Urzeit........... 4
Georg Biihler. Die geschichtlichen Teile der beiden grossen Inschriften von Baijnath . ... 10
Carl Cappeller. Zur Mrcchakatika..................... 20
Berthold Delbriick. Conjecturen zur Maitrayani-Samhita............. 23
Georg von der Gabelentz. Das lautsymbolische Gefuhl.............. 26
Karl Geldner. tlber das vedische Wort meni................. 31
Johannes Gildemeister. Ein Baustein zur Geschichte der Tausend und Einen Naeht ... 34
Julius Grill. Schi-king 1,1,9....................... 3°
Alfre d H ill ebrand t. Nationale Opfer in Alt-Indien............... 40
Hermann Jacob i. Ober das Alter des Ramayana................ 44
Julius Jolly. Notizen iiber einige Dharmacastra-IIandschriften............ 46
Adolf Kaegi. Vasta usrafy im Rgveda.................... 48
II ein rich Kern. Der buddhistische Dichter Qfira................ 50
Franz Kielhorn. Scheinbare Citate von Autoritaten in grammatischen Werken...... 52
Johannes Klatt. Eine apokryphe PattavaM der Jainas.............. 54
F r i e d r i c h K 1 u g e. Etymologica...................... 60
Fried rich Knauer. Zu iti und ca..................... 62
Ernst Kuhn. Der Mann im Brunnen, Geschichte eines indischen Gleichnisses....... 68
Ernst Leumann. Indogerm. nepot, nipt? »\Vaise«................ 77
Bruno Lindner. Das indische Ernteopfer................... 79
Alfred Ludwig. Die Ironie im Mahabharata und im Rgveda............ 82
Franz MiUlosich. Uber die Lautverbindung kt in den indoeuropaischen Sprachen..... 88
Richard Pischel. Die Dichterin (j'ita...............■..... 92
Rudolf Roth. Proben aus einer Ubersetzung des Atharvan.............. 05
Johannes Schmidt. Die lateinischen Adverbia auf e von c-Stammen und die Singulardative
der germanischen Pronomina................ 100
Leopold von Schroeder. Eine estnische Sitte................. I07
Eduard Sievers. Althochdeutsch antlengen und Verwandtes............ no
Ernst Win disch. Vedisches........................ 114
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Zur Kenntnis des Rgveda.
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^Djrtehrere a-Stamme haben im Dativ sg. die zusammengezogene Form auf a
statt des gewohnlichen ay a. Das klarste Beispiel steht X, IO, i : 6 cit sdkhayam sakhyd vavrtyam
welches Benfey mit Sayana in der Ubersetzung des Samaveda nach dessen Lesung
richtig mit »dich moch':en Freunde zu Freundschaft gewinnen« ubertrug. Geldner (Siebenzig Lieder) ubersetzt: »ich will den Freund vertraulich zu mir locken«, sieht demnach in sakhyd einen Instrumental. Lanman (Noun-Inflection S. 336) folgt ihm: >In X, 10,1 6 cit sdkhayam sakhid vavrtyam, sakhid is to be taken as I. s. n.; sakhyani does not occur in the AV., nor sakhyd as pi. It is superfluous 'to turn a friend to friendship1; and 'guilty friendship' (Gr.) is rather more than the word means. Better 'I would fain bring him hither by my overtures of love', or ad- verbially, 'vertraulich'.« Der erste Einwand hebt sich durch das im zweiten Vers stehende lnd te sakha sakhydm vashty etdt\ und sakhi 1st nicht immer »Freund« im deutschen und englischen Sinne. a vartayati wird sehr gewohnlich mit dem Dativ verbunden: III, 37, 1. vdrtrahatydya cdvase prtandshahydya ca \ indra tvd' vartaydmasi; VIII, 57, 1. a tvd rdtham yxthotdye sumnaya vartayatnasi; I, 52, 1. t'ndraifi vavrtyam dvase, u. s. w. Jener Satz unterscheidet sich nicht wesentlich von IV, 17,16. gavydnta indram sakhyaya d cyavaydmah; I, 101, i.marutvdntam sakhyaya havdmahe. Ein zweites Beispiel steht IV, 34, 1 :
1'bhiir vibhvd vaja indro no dcha
imdvi yajhdui ratnadhtfyopa ydta \ Grassmann fasst hier ratnadhe'yd als Ace. pi. des Zieles und ubersetzt »kommt
her zu unsern Spenden«. Aber das Neutrum ratnadhe'ya ist niemals die Verleihung von Gaben, welche die Menschen den Gottern, sondern diejenige, welche gottliche Wesen den Menschen spenden. Eher liesse sich Ludwigs Auffassung als Instr. sg. horen >mogen sie zu diesem opfer mit geschenken von freude (?) kommen«. Vor- zuziehen ist auch hier den gekiirzten Dativ zu finden, wie der elfte Vers desselben Hymnus ihn hat: sdm indrena mddatha sdm mariidbhih sdiji rajabhi ratnadhfydya devakj oder VII, 9, 5. ydkshi devan ratnadhfydya vievdn. Ratnadheyena kommt uberhaupt nicht vor. Ich vergleiche ferner X, 83, 5. baladeydya mM; X, 112, 2. dndra tena somape'ydya yd/it. Ebenso III, 25, 4, VIIt 24, 3. |
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In IX, in, 3 heisst es:
dgmann ukthani paiirisytfndram jaitraya harshayan \
»Gesange sind gekommen und regten Indra zu siegreicher Heldenthat an«. Wer hier paunsya als Adj. zu jaitraya nimmt, wird nachweisen mussen, dass paunsya, trotz seines haufigen Vorkommens, im Veda jemals als solches gebraucht werde. Denn X, 113, 4, prcipacyad viro abhi paiihsyatft rdnam *bedeutet »und sah sich urn nach Heeres- macht (I, 169,6) und Kampf*. Wiederum in IX, 99, 1 : d haryatdya dlirshndve dhdnus tanvanti paunsyam
hat, nach meinem Ermessen, urspriinglich paunsya, zu Heldenthat, gestanden. Vgl. X, 125,6. ahdm rudraya dhdnur a tanomi brahmadvishe gardve hdntavd' u. In Kuhn's Zeitschrift XXV, 309 hat Kluge mit Recht tnarya (1,6, 3) in den Dativ
mdrya geandert. Seinen sprachvergleichenden Folgerungen jedoch vermag ich einst- weilen nicht zu folgen. Die vier Formen sakhyd, ratnadheyh, paunsya > mar yd haben yd als Schlusssilbe, und es scheint, dass wir es hier mit einem rein laut- lichen Vorgang zu thun haben. Die dem Tone nach starkere Silbe yd hat das folgende anklingende schwachere ya in sich aufgenommen. Das letztere ist entschieden der Fall in dem Worte abhikhya, welches im
Rgveda dreimal, sonst, soviel mir bekannt ist, in keiner andern vedischen Schrift crscheint. Diese drei Stellen sind 1,148,5 von Agni: fid yarn ripdva nd rshanydvo
gdrbhe sdntam resliand reshdyanti \ and/id apacyd nd dabhann abhikhya nityasa im pretdro arakshan Sayana, und nach ihm Ludwig, hat die Konstruktion dieses Satzes (Relativsatz bis abhikhya) besser erfasst als Grassmann. Zu y vgl. Manu III, IJJ vikshyandhou, s. w. VIII, 23, 5 von demselben: ud u tishtha svadhvara stdvdno devyd' krpd \
abhikhya bhasd brhatd QiiQiikvdnih || X, 112, 10 von Indra:
abhikhydt no maghavan nadhavidnan
sdkhe bodlii vasupate sdkhinam \ Zu diesem letzten Verse ist I, 30, II. VII, 32,25 zu vergleichen. In alien diesen drei Stellen ist abhikhya nicht etwa ein Substantiv, wofiir man
es bisher angcsehen hat, sondern eine Abkiirzung des Absolutiv abhikhydya, welches zweimal vorkommt, und bedeutet angeblickt habend. 2. Parenthese.
Die Einschiebung eines ganzen Satzes in einen andern, wodurch der Haupt-
gedanke zeitweilig unterbrochen wird, eine Figur, welche Quintilian interjectio,
interpositio, interclusio nennt, ist im Rgveda nicht ungewohnlich. Die Ver-
kennung derselben fiihrt notwendig zu Missverstandnissen. Hiefiir einige Beispiele.
I, 10, 7.
suvivrtam sunirdjam indra tvaddtam id ydgah \
gdvdm dpa vrajdni vrdhi krnnshvd radho adrivah If
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3
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Grassmann:
Leicht zu eroffnen, zu empfahn
1st Schatz, den, Indra, du verleihst,
So offne uns der Rinder Stall
Und schenk uns Gut, o Schleuderer.
Ludwig: »ganz offen da liegend, leicht zu gewinnen, Indra, ist der ruhm, der von dir verliehen wird. [ offne den stall der finder, schaffe gewarung, steinbewerter.« Nach demselben, Band V, 10 sollen suvivftam, sunirdjam »leicht herauszurollen (von vrt), herauszubringenc bedeuten und Infinitive auf -am sein. In Wirklichkeit ist indra tvadatam id ydcah Parenthese und suvivftam suni-
rdjam sind Adjektive zu vrajd. Der Stamm des ersten ist suvivft »eine gute Offnung habend* oder »sich leicht bffnend* von su + vi var. Die Ubersetzung lautet demnach: »0 Donnerschleuderer, erschliesse aller Glanz wird ja von dir verliehn die Hiirde der Rinder derart, dass sie sich leicht offne und das Vieh daraus ohne Mithe sich austreiben lassec u. s. w. I, 85, 12.
yd' vah carina cacamanaya sdntt
tridhatiini ddciishe yachatadhi \ asmdbhyam tani maruto vi yanta, u. s. w. Grassmann: Den Schutz, der fur den Opfrer euch bereit ist,
Der dreifach schirmt, den reichet dem Verehrer,
Den mogt audi uns, o Maruts, ihr gewahren, u. s. w. Ludwig: »was an schutz ihr habt fur den, der sich gemiihet hat, den dreifachen, dem spender gewahrt ihn; | uns gewahrt dieses, Marut,« u. s. w. Aber tridhatiini dagushe yachatadhi ist Parenthese und tani entspricht un-
mittelbar dem vorhergehenden yd. >Den Schutz, den ihr fiir den dienstbeflissenen bereit haltet dreifach verleiht ihn eurem Verehrer! diesen, o Marut, reicht auch uns,< u. s. w. I, 182, 5.
yuvdnt et&m cakrathuh sindhushu plavdm
dtmanvdntam pakshinam taugryaya kdm \
ydna devatrd' tndnasa niriihathiih sitpaptani petathuh kshodaso viahdh || Grassmann: >Auf dem ihr weise ihn herausfuhrt gotterwarts, in raschem Fluge flogt ihr aus der Wogen Schwall.c Ludwig: >auf welchem ihr mit gottlichem geiste ihn herauszbrachtet, in leichtem fluge flogt ausz dem grossen schwalle.« Ein Blick auf X, 39,4. nish tangryam uhatkur adbhyds pari und auf VI, 62,6.
I, 117, 14. ist hinreichend um zu erkennen, dass kshodaso malidh als Abl. zu niru- hdthuh gehort, and supaptani petathuh ein parenthetischer Satz ist: >auf demnach Gotterart ihr weise ihr flogt in raschem Flug ihn aus dem machtigen Wogen- schlag herausfdhrtet.« Noch andere wichtige Beispiele liessen sich hinzufiigen, aber der Raum ist
begrenzt. Nur soviel sei mir gegonnt, dem Manne, der seit 1840 bestandig uns neue Bahnen eroffnet hat, am heutigen Tage aus voilem Herzen Heil! zuzurufen. Theodor Aufreeht.
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Einige Bemerkungen iiber die arische Urzeit.i
^wW'ahrend in neuerer und neuester Zeit die Versuche, eine engere Zusammen-
gehorigkeit zweier oder mehrerer indogermanischer Stamme zu erweisen, im all- gemeinen mit wachsendem Misstrauen betrachtet werden, sind von diesem Miss- trauen zwei Gruppen nahezu unberiihrt geblieben: die litu-slavische und die indo- iranische oder arische. Die tiefgehende Ubereinstimmung der beiden alt-arischen Volker in Sprache, Sitte und Kultus eine Ubereinstimmung, die sich keineswegs auf die Bewahrung urig. Erbgutes beschrankt zeigt in der That unwiderleglich, dass die Arier eine langere gemeinsame Entwickelung durchgemacht haben, an der die tibrigen Indogermanen keinen oder doch nur einen verhaltnismassig geringen An- teil batten. Eine Gemeinsamkeit der Entwickelung kann aber dem Grade nach sehr verschieden gedacht werden: sprechen wir von der gemeinsamen Entwickelung der deutschen Stamme, so verstehen wir darunter eine ungleich engere Gemeinschaft, als wenn wir etwa von einer gemeinsamen Entwickelung des abendlandischen Europa reden. Fragen wir mm, wie jene Gemeinsamkeit der Entwickelung, die wir den Ariern zuzuschreiben geneigt waren, aufzufassen sei, so diirfte es zunachst keinem Zweifel unterliegen, dass die einstige Gemeinschaft der arischen Stamme eine recht enge gewesen ist: und zwar denkt man dabei gemeiniglich an eine Zeit, in der die Vor- fahren der spateren Indo-arier noch durch keine deutliche Grenze von jenen Stammen, aus denen sich das iranische Volk herausbilden sollte, geschieden waren, in der das starke Band der Kultusgemeinschaft noch alle Arier umfasste, eine Zeit, in der die Arier, wenn audi wohl in mehrere Stamme zerfallend, doch noch ein Volk bildeten, sich als Angehbrige des gleichen Volkes empfanden. Viele und gewich- tige Grunde scheinen uns auf diese Auffassung gleicbsam hinzudrangen, ja es konnte zweifelhaft erscheinen, ob es uberhaupt moglich ware, auf einem anderen Wege zu ausreichendem Verstandnis einer so weiten und tiefen Ubereinstimmung zu gelangen, wie sie die beiden arischen Volker zeigen; zum mindesten werden wir zugestehen mussen, dass sich diese Ubereinstimmung unter der Voraussetzung eines arischen Urvolkes am leichtesten verstehen lassen wurde. Wenn aber ein solches arisches Urvolk keine blosse Fiction ist, wenn es einst eine ig. Volkseinheit gegeben hat, welche die Vorfahren der Indo-arier und Iranier und nur diese umfasste, so wirft sich gleichsam von selbst die weitere Frage auf: was wissen wir von diesem Volk? was konnen wir von diesem Volke wissen? Wie war seine Sprache be- schaffen, wie seine Kultur? Was konnen wir iiber die Sitte, den Kultus, die reli- | giosen Vorstellungen jenes Volkes in Erfahrung bringen, und auf welchem Wege 1 Indem ich ini BegrifFe stehe die.se Bemerkungen abzuschliessen, kommt mir Dr. F. Spiegel's
Werk iiber Die arische Periode und ihre Zustande (Leipzig 1887) zu Handen. Zu meinem Bedauern isl es mir nicht mclir moglich gewesen, diesem neuen Werke des ausgezeichneten Iranisten die gebiihrende Aufmerksamkeit zu widmcn. |
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liessen sich diese Dinge erkunden? Wie hat sich das arische Urvolk aus dem indo-
germanischen herausgebildet? und welche Verhaltnisse waren es, die seine Spaltung in die beiden arischen Sondervolker bewirkten? Wie haben wir uns iiberhaupt die gegenseitigen Beziehungen derjenigen altig. Stamme oder Gemeinden zu denken, aus denen sich einerseits der indo-arische, andererseits der iranische Volksstamm entwickeln sollte ? Die Erkenntnis, dass wnter den ig. Volkern die arischen Stamme eine "engere Einheit bilden, gehort zu den friihen Errungenschaften der ig. Sprachwissenschaft; so sind denn auch Fragen soldier und ahnlicher Art, wie ich sie soeben erwahnt habe, bereits seit Jahrzehnten immer von neuem gestellt und mit grosserer oder geringerer Ausfuhrlichkeit in mannigfacher Weise beantwortet worden. Es kann nicht meine Aufgabe sein, im engen Rahmen dieser Skizze und sei es auch nur andeutungsweise so schwierige und weittragende Probleme in ihrem Zusammenhange zu behandeln; vielleicht darf ich aber hoffen, dass auch einige Bemerkungen iiber die Moglichkeit und Methode ihrer Losung nicht unwill- kommen sein werden. tiber die Beziehungen, welche in vorhistorischer Zeit zwischen den alt-arischen
Stammen oder Gemeinden bestanden haben, lasst sich, soweit ich sehen kann, Ge- naueres nicht mit Sicherheit ermitteln. Es ware moglich, dass die Arier schon von alters her enger zusammengehort hatten und bei der indogermanischen Volker- trennung zusammengeblieben waren. Ebensowohl konnten aber diejenigen Stamme, welche das arische Urvolk bilden sollten, erst infolge der mannigfachen Volker- schiebungen, die jene Trennung begleitet haben mogen, zusammengeriickt sein. Endlich erschiene es nicht undenkbar, dass die Vorfahren der Arier oder ein be- deutender Teil derselben vor der ig. Volkertrennung eine engere Einheit gebildet hatten, die zur Zeit jener Volkertrennung durch die Auswanderung einiger Stamme oder Gemeinden, etwa der spateren Indo-arier, aufgehoben oder wenigstens gestort worden ware; die zuruckgebliebenen Arier waren dann, vielleicht in Verbindung mit anderen, urspriinglich nicht zugehorigen ig. Stammen oder Stammesteilen den vorausgezogenen Briidern gefolgt und hatten sich in deren Nachbarschaft nieder- gelassen. Wenn die thatsachliche Entwickelung der ur-arischen Stamme der letzt- genannten Moglichkeit entsprochen haben sollte, so wiirden wir ferner annehmen diirfen, dass infolge der Erneuerung des nachbarlichen Beisammenlebens auch neue Beziehungen zwischen den altverwandten Stammen eingetreten waren, die auf deren weitere Entwickelung nicht ohne Einfluss sein konnten. Wie intim sich diese Be- ziehungen gestaltet hatten, wtirde sich allerdings nicht mit der wiinschenswerten Genauigkeit bestimmen las sen. Wem die Fiille dessen, was beiden arischen Volkern gemeinsam ist, allein unter der Voraussetzung eines Volkes, das nach der ig. Trennung die Vorfahren der Indo-arier und Iranier umfasst hatte, vcrstandlich er- scheint, miisste natiirlich annehmen, dass sich die arischen Stamme nach ihrer Wiedervereinigung von neuem zu eineni Volke zusammengeschlossen hatten, dass sie entweder ungeachtet der zeitweiligen geographischen Trennung es iiberhaupt nicht verlernt oder es im Laufe der Zeit von neuem gelernt hatten, sich als An- gehorige des gleichen Volkes zu betrachten. Eine solche Auffassung liesse sich auch durch die folgende Erwagung stutzen. Einerseits scheint der Unistand, dass* die Inder und Iranier einander noch in historischer Zeit sehr nahe stehen, darauf hinzuweisen, dass die Spaltung der beiden Brudervolker in nicht gar entfernte Zeiten |
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hinaufreiche; andererseits haben wir einigen Grund zur Annahme, dass die ig.
Volkertrennung, mit der ja unserer Voraussetzung nach eine arische Spaltung zeit- lich zusammengefallen wiire, einige Jahrtausende vor der Zeit, welcher die alteste arische Uberlieferung angehort, stattgefunden habe: diese Ansatze wiirden sich aber, soweit ich sehen kann, nur unter der Voraussetzung vereinigen lassen, dass infolge jener Wiederherstellung des geographischen Zusammcnhanges zwischen den arischen Stammen ein gemein-arisches Volk entstanden sei, aus dem sich dann weiter die historischen Sondervolker der Iranier und Inder herausgebildet hatten. Doch liessen sich diese Dinge auch anders auffassen. Kine Folgerung aus Satzen, die nicht vollig gesichert sind, hat als solche naturgemass eine geringere Wahrschein- lichkeit als jeder einzelne Vordersatz. Wenn wir nun angenommen haben, dass mindcstens zwei Jahrtausende zwischen der ig. Volkertrennung und der altesten arischen Uberlieferung dahingegangen seien, zwischen dieser und dem Beginne einer indischen und iranischen Sonderexistcnz aber ein sehr viel kleinerer Zeitraum liege, so ist es deutlich, dass diese Annahme nicht sowohl auf gesicherten historischen Thatsachen als auf allgemeiner Schatzung, auf einer Abwagung sparlicher und un- bestimmter Daten gegen bekanntere Entwickelungsreihen beruht: auf einer solchen Grundlage diirftc es sich aber insonderheit auch nicht mit annahernder Sicherheit bestimmen lassen, wie lange die gesonderte Existenz zweier urverwandter Volkcr dauern kann, ohne dass zwischen ihnen eine grossere Divergenz einzutreten brauchte, als wir sie zwischen den arischen Volkern zur Zeit ihrer altesten Uberlieferung beobachten konnen. Demnach ware es keineswegs undenkbar, dass diejenigen gemein-arischen Besonderheiten, welche allein unter der Voraussetzung einstigen ge- meinsamen Volkstums verstandlich erscheinen, im wresentlichen aus der ig. Urzeit stammen. An manchen dieser arischen Eigenheiten konnte urspriinglich auch einer oder der andere derjenigen Dialekte, aus denen sich die ig. Sprachen Europas und Vorderasiens entwickeln sollten, teilgenommen haben; wenn diese Dialekte in ihrer historisch iiberlieferten Form von den envahnten Eigenheiten frei sind, so wiirde sich dies genugsam daraus erklaren, dass sie ja infolge spaterer Volkerschiebungen der Nachbarschaft und dem Einflusse der arischen Dialekte entriickt und demjenigen der iibrigen Sprachen Europas ausgesetzt gewesen waren; auch sind ja Erschei- nungen, die den gemein-arischen Besonderheiten entspriichen, den europaischen Sprachen keineswegs fremd, nur finden sie sich hier nicht gleichsam auf einem Fleck beisammen, sondern hin und her verstreut: es mangelt ihnen daher die be- weisende Kraft. Andere Erscheinungen, welche beiden arischen Volkern gemein- sam sind, konnten sich hier und dort selbstandig entwickelt haben: fur derartige, wenigstens dem Anscheine nach zufallige l^ntsprechungen in den ig. Sprachen bitte ich Brugmann's Beitrag Zur Frage nach den Verwandtschaftsverhalt- nissen der indogermanischen Sprachen in Techmer's Internationaler Zeit- schrift flir allg. Sprachwiss. I, 226 zu vergleichen. Endlich darf die Moglichkeit nicht ausser acht gelassen werden, dass ein vielleicht nicht unbetrachtlicher Teil derjenigen indo-iranischen Entsprechungen, welche auf ein gemein-arisches Urvolk zuruckgefuhrt zu werden pflegen, in Wahrheit auf Entlehnung beruhe. Auf diesem ' Gebiete sind eben der MogHchkeiten so viele, die bekannten Thatsachen so spar- lich und gegenuber der Fiille denkbarer Entwickelung so vieldeutig, dass wir ein sicheres Ergebnis unserer Betrachtungen kaum erwarten diirfen. Dazu kommt noch |
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die Verschwommenheit der Begriffe, mit denen wir zu operieren genotigt sind:
grade diejenigen Begriffe, welche notwendig im Mittelpunkte derartiger Er- wagungen stehen, Begriffe wie Volkseinheit und gesondertes Volkstum, Sprache und Dialekt setzen dem Versuche, sie fest abzugrenzen, den hartnackigsten Wider- stand entgegen. Wir haben die Empfindung, als hingen Volkseinheit und Spracheinheit eng
mit einander zusammen: insonderheit erscheint uns die letztere als unerlassliche Vorbedingung der ersteren, so dass wir uns das Aufkommen des Bewusstseins, einem Volke anzugehoren, nur unter solchen Stammen denken konnen, welche Dialekte derselben Sprache reden. Ich glaube, dass diese Empfindung im all- gemeinen das Richtige trim;. Zwar sehen wir offers, wie sich infolge bestimmter historischer Verhaltnisse auch Stamme oder Gruppen, die vollig verschiedene Sprachen reden, zu einem politischen Gemeinwesen vereinigen, und konnen inner- halb solcher Gemeinwesen mitunter ein sehr energisches Gefiihl der Zusammen- gehorigkeit beobachten. Aber das EinheitsgeRihl beschrankt sich hier im wesent- lichen auf politische und sociale Dinge, die Fiille des Geisteslebens vermag es auch nicht annahernd zu umfassen; denn die Sprache ist in zu hohem Grade Tragerin der geistigen und sittlichen Kultur, als dass wenigstens bei grosseren Massen ein gemeinsames Geistesleben ohne eine gewisse Gemeinsamkeit der Sprache denk- bar ware. Wir konnen uns ja vorstellen, dass das Uberwiegen einer Sprache im amtlichen Verkehr nicht nur, sondern auch in der gebildeten Gesellschaft eines solchen verschiedensprachigen Gemeinwesens dem Ganzen den Anschein einer Kultur- Einheit zu geben vermag; in Wahrheit entstiinde aber dadurch in den urspriinglich anderssprachigen Gebieten eine Kluft zwischen den Gebildeten und Ungebildeten, die um so tiefer wiirde, je enger sich die Gebildeten dem Kulturgebiete der Staats- sprache anschlossen: eine wirkliche geistige Einheit ware erst dann und dort er- reicht, wo es der herrschenden Sprache gelungen ist, die Volksdialekte der ur- spriinglich anderssprachigen Gebiete zu verdrangen, oder sie sich wenigstens anzu- gleichen. Mit der Feststellung des Satzes, dass wahrhafte Volkseinheit nur auf dem Boden dialektischer und nicht auf ~dem einer sprachlichen Verschiedcnheit denkbar ist, hatten wir aber nicht gar viel gewonnen: denn wo hort der engere Begriff auf, wo beginnt der weitere? Rein aus dem sprachlichen Leben heraus diirfte sich auf diese Frage kaum eine befriedigende Antwort finden lassen. Auch ein zusammenhangendes Sprachgebiet von grosserer Ausdehnung wird in der Regel eine Reihe von Kultur- und Sprachcentren umfassen, deren Mundarten sich deutlich von einander uhterscheiden (vgl. dazu G. Grober in seinem Grundriss der Romanischen Philoiogie I, 418): hier handelt es sich aber um Ver- schiedenheiten, die wir dialektische nennen, und das Gefiihl der Volkseinheit oder nennen wir es Nationalgefiihl pflegt sich um die ohnehin meist verschwommenen Grenzcn der zu jenen Centren gehorigen Bezirke wenig zu kiimmern. Scharf ab- gegrenzte sprachliche Einheiten bilden sich nur da aus, wo ein oder mehrere Stamme lange Zeit hindurch gesondert von ihren niiheren Sprachverwandten gelebt haben. Der Anlass zu einer solchen Aussonderung grosserer oder kleinerer Volksteile liesse sich sehr verschiedenartig denken: politische und religiose Differenzen, Ubervolke- rung u. a. m. konnen die Lust zur Trennung von den Stammverwandten hervorrufen oder deren Notwendigkeit begriinden. Das eigentlich entscheidende Moment bei |
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einem dauernden Riss zwischen verwandten Stammen und Mundarten diirfte aber
in der Regel die Aufhebung des geographischen Zusammenhanges sein. Scharf umrissene Sprachgebiete soldier Art waren z. B. wenigstens fur unser Auge das italische, das griechische, das germanische etc., im wesentlichen also diejenigen Gebiete, welche in den ig. Compendien als gesonderte Sprachcomplexe behandelt zu werden pflegen. Hier hat die Sonderexistenz bestimmter urverwandter Gruppen lange genug gedauert, um den sprachlichen Zusammenhang zwischen den einzelnen Gruppen aufzuheben und gleichzeitig innerhalb dieser Gruppen eine mehr oder minder weitgehende sprachliche Ausgleichung zu bewirken eine Ausgleichung, die nicht selten durch geographische Verschiebungen, in deren Folge Grenzstamme in die Mitte und ursprunglich in der Mitte des Complexes wohnhafte Stamme an dessen Grenze geraten waren, gefordert worden sein mag: im wesentlichen diirfte es die Zeit dieser Ausgleichung sein, die wir griechische Urzeit, italische Urzeit u. s. w. nennen. Indem sich diese Ausgleichung vollzieht, verschwindet aus dem sich bildenden Sprachcomplexe ein in der Regel wohl recht bedeutender Teil" derjenigen Erscheinungen , welche ursprunglich die Grenzdialekte jenes Complexes mit den benachbarten Mundarten verkniipft batten; andere dieser Erscheinungen breiten sich vielleicht liber grossere Teile des neuen Sprachgebietes aus; noch andere endlich verlieren sich gleichsam in der Fiille des Gemeinsamen und der Neu- bildung, also dass das feme Auge des spaten Forschers sie nicht mehr von der letzteren zu unterscheiden vermag: Sonderungen dieser Art sehen sich eben von feme reinlicher an als sie in Wirklichkeit sein durften. Jahrbunderte, ja Jahr- tausende sind dariiber hingegangen, ehe die altig. Sprachgebiete die scharfen Grenzen gewonnen haben, welche sie heute von einander scheiden, ehe unter Volkerschie- bungen und Volkersturmen, von der uberlegenen Kraft besonders derjenigen Volker, welche die noch bliihenden ig. Sprachen reden , zermalmt die Reste jener Mund- arten zu Grunde gegangen sind, die einst eine Briicke zwischen den heute streng geschiedenen Sprachcomplexen gebildet haben mogen. Eine Volkseinheit, die tiber die Grenzen eines dieser altig. Sprachgebiete hinausginge, halte ich ftir undenkbar. Die genannten Sprachgebiete umfassen aber wiederum eine Reihe engerer Einheiten, deren einige ihrerseits auch von ihren nachsten Verwandten scharf gesondert er- scheinen: wie weit sich bier das Bewusstsein dem gleichen Volke anzugehoren er- strecken kann, diese Frage wird in der Regel nur die geschichtliche Entwickelung selbst zu beantworten im stande sein. Volkseinheit ist das geschichtliche Ergebnis sehr verschiedener Kulturmomente, aus denen in verschiedencn Zeiten und bei ver- schiedenen Volkern bald das eine bald ein anderes besonders deutlich hervorragt. In neuerer Zeit bat wenigstens in solchen Kreisen, die unter dem Einflusse von Litteratur und Schule stehen, mitunter selbst die wissenschaftlicbe Erkenntnis der Sprachverwandtschaft, wenn auch im Gefolge politischer und religioser Bediirfnisse und Wiinsche, eine Art von Nationalgefuhl hervorzurufen vermocht. Doch wird wahrer Volkseinheit die Moglichkeit einer gewissen Verstandigung auf dem Boden des gleichen Sprachgebietes nicht fehlen dtirfen. Da, wo die Kultur eines Volkes jung, das angcsammelte geistige Vermogen klein, die Communication mangelhaft ist, wird neben wenigen weitergehenden Formeln die gegenseitige Verstandigung der einander zunachst liegenden Gruppen dazu geniigen, ein Gefiihl der Volks- zusammengehorigkeit zu ermoglichen: naturh'ch hat dies Gefiihl hier eine bedeutend |
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geringere Kraft als da, wo gemeinsame Kulturschatze von grosserem Wert und
Unifang zu hiiten sind. Auf dieser Kulturstufe diirfte das eigentlich verkniipfende Moment in der Regel der Kultus, also Volkseinheit im wesentlichen gleichbedeutend mit Kultusgemeinschaft sein. Um den Kultus bewegt sich hier das ganze hohere Geistesleben: die Sanger und Priester, deren Functionen in der altesten Zeit nicht scharf geschieden sein diirften, erscheinen nicht allein als Trager und Bildner des Ritus und der Gotterlehre, sondern auch als Bildner und Trager der geistigen Kultur des Volkes, insonderheit seiner Poesie. Allmahlich fordert und scharft die hohere Entwickelung des geistigen Lebens auch ein immer vollkommeneres Mittel der Verstandigung, das sich infolge des steigenden Wohlstandes und der leichteren Communication iiber immer weitere Gebiete hin verbreitet. Nicht selten sondern sich jetzt Priester und Sanger: der Priester, dem Geschlechte jener ersten Weisen entstammend, wahrt und pflcgt nach altem heiligem Brauch die Uberlieferung und ubt die Kultushandlung; der Sanger lasst, auf Gliick und Gunst vertrauend, im Kreise der Edeln, am Hofe der Fiirsten manch ungeistlich Lied von WafTenthaten und kuhnem Dulden,. von der Gotter Wettstreit und schelmischer List erklingen. In dieser Sprache des Kultus und des Gesanges, welche schulmassig gelehrt und fortgebildet und auch von Fiirsten und Edeln verstanden wird, dtirfen wir die An- fange der Litteratur- oder Gemeinsprache erkennen. Heutzutage, da die National- kulte wenigstens im Occident fast ganzlich geschwunden sind, erscheint die Ge- meinsamkeit der Litteratursprache als das wesentliche Kennzeichen der Volkseinheit: unserer Zeit ist die Litteratursprache nicht allein die recht eigentliche Tragerin der geistigen Kultur des Volkes, sie bringt auch die Moglichkeit einer gegenseitigen Verstandigung so weiten Kreisen des Volkes, wie es nicht leicht ein anderes Ver- standigungsmittel vermochte. Die Einteilung eines geschlossenen Sprachcomplexes nach den hingehorigen Litteratursprachen liesse sich demnach nicht allein auf Grund des Umstandes rechtfertigen, dass ja altere Stadien der Sprache nur an denjenigen Dialekten beobachtet werden konnen, welche in irgend einer Weise litterarische Verwendung gefunden haben, umfangreicheres Material aber in der Regel nur fiir Litteratursprachen grosserer Gebiete vorhanden ist; eine solche Einteilung wtirde bis zu einem gewissen Grade auch den thatsachlichen Verhaltnissen entsprechen, sie wtirde nicht selten, wenn ihr gleich keine scharf abgegrenzten Spracheinheiten zu Grunde lagen, doch die Kultur-, die Volkseinheiten bestimmter Zeiten heraus- heben. Wenn die vorstehenden Erwagungen das Richtige getroffen haben, so liesse
sich die Frage, ob nach der ig. Volkertrennung ein gemein-arisches Urvolk be- standen habe, praciser so formulieren: Hat es nach jener Volkertrennung eine Zeit gegeben, da sich die Arier oder ein grosserer Teil derselben, welcher Vorfahren der Inder und Iranier umfasst hatte, wenigstens von Stamm zu Stamm, von Ge- meinde zu Gemeinde mit einander verstandigen konnten? und gehorten dieselben Arier zur selben Zeit der gleichen Kultusgemeinschaft an? Doch fiirchte ich die Grenze des mir zugemessenen Raumes erreicht, wenn
nicht bereits uberschritten zu haben; ich hofFe aber, demnachst ausfuhrlicher auf diese Fragen zuriickkommen zu dtirfen, Peter von Bradke.
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Die geschichtlichen Teile der beiden grossen Inschriften von
Baijnath.
' ^ttn seinem Berichte iiber die Arbeiten des Archaeological Survey of India
wahrend des officiellen Jahres 1872/73 erwahnt Sir A. Cunningham, Archaeological Reports V, p. 180181, zweier grosserer Inschriften, welche er in dem beruhmten Tempel des Qiva Vaidyanatha, vulgo Baijnath, zu Kirgraon oder Kiragrama im Panjab fand. Er giebt dort das Datum derselben als Saptarshisamvat oder Loka- kala 80 und Qakakala 726, 804 A. D.,1 an und teilt einige Notizen iiber ihren In- halt sowie zwei Verse I, 39 und II, 6 nach Lesungen des Babu, jetzt Raja. Qiva- prasada C. S. I. mit. Die wortlich angefiihrten Qloken zeigen deutlich, dass dem Entzifferer seine Arbeit nicht vollstandig gelungen ist, da sie neben Liicken un- mbgliche Sanskritformen und Verstosse gegen das Metrum enthalten. Durch Sir A. Cunningham's Nachfolger, Dr. J. Burgess, bin ich in den Besitz von je zwei Papierabklatschen (paper-impressions) der beiden Inschriften gesetzt, die zwar nicht zu den besten ihrer Art gehoren, aber doch mit Ausnahme einiger wenigen Worte eine sichere Lesung der wichtigsten Teile der beiden Documente, welche palaeo- graphisch, historisch und sprachlich von Interesse sind, moglich machen. Die In- schriften sind auf Steinplatten eingemeisselt, welche nach Sir A. Cunningham's Angabe an den inneren Seiten der nordlichen und siidlichen Mauern des Tempels angebracht sind, und enthalten jede 34 Zeilen.2 Nr. I ist 65 Centimeter Iang und 68 breit, Nr. 11 ebenso lang, aber 71 Centimeter breit. Die technische Ausfuhrung ist recht gut und sauber, die Erhaltung, wie es scheint, beinahe vollstandig. In Nr. I sind drei Aksharas der 32sten und der 33sten Zeile teilweise und in Nr. II sechs Aksharas der 34sten Zeile ganz oder teilweise zerstort. An andern Stellen fehlen zwar auch einzelne Zeichen und kommen verstiimmelte oder sehr undeutliche haufig vor. Die beiden Abdriicke stimmen indes in den betrefTenden Fallen nicht immer iiberein. Was auf dem einen verwischt oder wie ein Buchstabenrest aussieht, ist oft auf dem andern gut lesbar. Es ist deshalb sehr wahrscheinlich, dass die Originale nur schlecht gereinigt worden sind oder dass, falls wirklich Schaden vor- hatiden sind, dieselben nicht von Belang sein konnen. Die Charaktere der beiden Inschriften gehoren der sogenannten Qarada-Schrift
an, dem Seitenzweige der alten litterarischen brahmi lipi, welcher seit langer Zeit im aussersten Nordwesten Indiens gebraucht wird. Trotz mancher einzelnen Verschieden- |
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1 Dies Datum ist jetzt zweifelhaft geworden, weil die Zeichen in Nr. II nicht ganz deutlich sind
und das Saptarshi-Jahr 80 zwar £akasamvat 726 entspricht, aber in diesetn Jahre die (uklapratipat des Monats Jyaishtha nicht auf einen Sonntag fallt, wie I, 39 angegeben wird. Was die Losung dieser Schwierigkeit auch sein mag, so kann dieselbe das genaue Datum der Inschriften nur wenig verschieben. 2 Sir A. Cunningham's Angabe, dass Nr. I nur 33 Zeilen enthalt, beruht auf einem Irrtume. Die
34ste Zeile enthalt nur sieben sehr verwischte Aksharas und drei ganz undeutliche Zahlzeichen. |
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II
heiien von der modernen CJarada der Kaschmirer ist der Charakter des Alphabets
stark ausgepragt und unverkennbar. Die Verschiedenheiten bestehen durchweg in Archaismen, die aus der brahmi lipi herstammen und die zum grossen Teile auch in der Leitner'schen Inschrift aus der Regierungszeit »des Konigs Diddac sowie auf den Munzen der kaschmirischen Konige vorkommen. Fur den Palaeographen sind die Baijnath-Inschriften als die altesten Zeugnisse fur die selbstandige Existenz der Qarada lipi sehr wertvoll. Dem Entzifferer bereitet der Gebrauch dieses Alpha bets dagegen Schwierigkeiten, da kein anderes eine so grosse Anzahl von viel- deutigen Zeichen besitzt. Beide Inschriften gehoren zu der Classe der Pragastis und werden wiederholt
(I, 38. 39; II, 5. 37) vom Verfasser mit diesem Namen bezeichnet. Sie sind fast ganz metrisch. Nr. I beginnt, wie es scheint, mit einem doppelten Mangala: Opt svasti\ otfi nam\o\ ganapaye [pataye], Dann folgen neunzehn Verse, die ein Loblied auf Qiva und seine Gemahlin Uma enthalten und durch ihr Kolophon iti gauricvara- stotram von dem geschichtlichen Teile abgetrennt werden. Dieses stotra lasse ich weg, da es sich schwerlich ohne einen bessern Abklatsch ganz herstellen lasst. Ebenso iibergehe ich den Anfang von Nr. II, die Verse 15, welche gleichfalls an £iva gerichtet sind. Auch hier macht der Zustand der Abklatsche die Herstellung zu einem Wagnisse. Die iibrigen Teile der beiden Documente lauten folgender- massen. Die eingeklammerten Buchstaben sind meist nur stark entstellt. Einige fehlen jedoch ganz. Umschr ift:
Nr. I.
Z. 17 Asti Qitalagabhasticekhara tvatpracastikaratye *kutorhata \
kintu pavakatnayaksha tavaki
bhaktir eva ja4atam bhanakti nah || [20]
Adyapi vismapayita-
Z. 18 ra ete vidyanta evecvarabhaktimantah [
vicitracariti'anidhir yathaisha
rajanako Laks km ana can dra - natna 11 [21]
Kedara-yatrani viracayya yen a
vicodhanim prakta-
Z. 19 nadushkrtasya \ itaph param sarvaparastriyo me
svasctra ity eva krta pratijha || [22]
Kim etad accaryani avaryaviryair
yad esha yo\dJi\air yudhi dushpradhar\s1id\h [
dhanu-
Z. 20 rd/iaranam dhuri yo manobhur babhuva tasyapy avidheya eva || [23]
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Vs. 20 Metrum: Rathoddhata. Der Avagraha vor 'kutorhata besteht aus einem feinem geraden
Striche. Die Inschrift hat prima manu taviki, welches durch zwei kakapada zu tavaki corrigiert ist. Vs. 2122 Metrum: Upaj&ti. Vs. 23 Metrum: Upendravajra. |
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12-----
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Adyegvara mandaparakramatvafft
tnatva vipakshair avadkiritajiiah [ i
vastavyau\a\rthathasan\gd\mena
Z. 21 puradhipatyatft saphalam vidanti\\ [24] Navam vayo rupam adhi[gr\i datrta
pnradhipatyani bahavaph pi'iyankarah [
tathapi cetah paradaravarji cet
kim asti dussadham ataph pa
Z. 22 rayi tapah || [25] Rajanakasya praviguddltabuddheph
panikli krpanagi'aJianapravinah [ | ]
vivarjayam asa vigarhitani
ta\s^y\a\nyamh'istananiai'danaiii || [26]
tasyasti
Z. 23 desetra vanik prasiddhas Siddhct- imajo Manyuka-namadheyah [
Chi7ine- ty avicchinnamahegabhakter
mhtavadatacaritasya yasya || [27]
Yastf-A h u [k a] khyosty avihJiaktavitto
Z. 24 bhrata kanishfhas sukrtaikanishthah [ vyagra samagratithipitjanaya
Gulhe-ti garharaliita ca dka[rya]\\ [28]
Bhakti\drnvat\e bJiasalena te\jid\
\sabJi\ratrkcna tripu-
Z. 25 rmitakasya [ dvarastliagangayamunadiinurtikJi
krta puriyam saJia mandapena || [29]
BhastragarbhagrhitasarvavibJiava nediskt/iadege kvacid
ye kurvanti gatagata-
Z. 26 Tzz vanijo ganya varakakli kva te \ dhanyo Manyitka-naniadheya ilia hi grikantJiarajyanmanaph-
potaprotavivekavetatiadJiano moharnavam tirnavan || [30]
Devadvijagu-
Z. 27 rubhaktas saujanyanidJiir gunipriyo data [ Asuka-sutosti vipro Ralhana-nama Stigarmapure\\ [31J
Tena daivajfiadJiuryena dkanyadronadvayam give \ i'afiaw(biasub/i?}p[?']-
Z. 28 shihan Navagramat samarpitam\\ [32] Ihatyena Navagramcid datta ca{tur]/ia/a[tra\ blink [
Ganegva rena G ovinda-dvijaputrena dhtmata\\ [33]
Depika-ngajanitena Malkik a~
Z. 29 siinana vitatavittagalina \ Vs. 24 Metrum: Upajati. Vs. 25 Metrum: Vamgastha. Vs. 26 Metrum: Upajati. Vs. 27
Melrum: Indravajra. Lies rfV^v. Vs. 28 Metrum: Indravajra. Vs. 29 Metrum: Upajati. Von druva^e
ist nur r# und e sicher. Vs. 30 Metrum: ^'ardulavikridita. Vs. 31 Metrum: Arya. Vs. 3233
Metrum : Anushtubh. |
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13
Jivakena vanija nija ca bhuph
p\f\anganaya puratac Qiverpita || [34] [Yajvad e[sha] bhagava\n bhu\v\ant\patir vyoma komalaruci\s sayt\g\aha\- Z. 30 te Ma ny uk^-Ahuka-krtac civalayas
tavad astu samam anyasdsan[ai]h || [35] Asika-tmaja udaradhir vasan sittradharadhuri Nayaka-bkidhah \ fri-Suca[rma]- Z. 31 nagarad ihayayau Masmanasya tanayac ca Tho(Ihuka/[i\\ [36]
Tena tena ca sahaiva tankita pronnata civapuri samandapa \ Qamu-drshtim anusrtya ni\rm\i- Z. 32 ta yatra bhanti ganavargamiii'ta\yd\h [| [37]
Qrngarh-Bhrngakau yasya pitaran punyacalinau \ sa pracastim imafft cakre Rama-nama kaviddJiarah || [38] Z. 33 Samvatsarecititanie \pra\s\ami\e jyaishihasya cuklapratipattith.au ca \
[cr\?ma[j] -J ay accandra- narendrarajye 7'aver dine Rama-krta pracastUi j| [39] Z. 34 [fakakd/agatdbddh] . . . Nr. II.
Z. 7 J' aland har-adhirajo jayati gundnam nidhir Jay ace a ndr ah \ idrinci yasya rdj'ye devayatana-
Z. 8 ni jatani || [6] Vittani cive prayuktam yeshdm kalena bhavati kotigun\am | ]
ga[nyd]st[e dhr\uva\yd\nijag ceshaikh ki\i?i\ stokavardhushikaih || [7] Anena vakshyamanena sukrtena maha- Z. 9 nayau \ ganyau ganeshu b/myastafa] bhratarau Manyuk'-Ahukau\\ [8]
Tau bhratarau krtajnau yabhyant caniadantapayodharayutayah [ civabhaktijananya api rasa- Z. 10 s samasvaditas sardham || [9] |
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Vs. 34 Metrum: RathoddhatS. Lies sununa. Vs. 35 Metrum: Rathoddhata. Moglicherweise ist
bhuvaspatir zu lesen. Zwischen den beiden ma von samama0 ist ein Akshara ausgekratzt. Lies anyafdsa- naili »samt den andern (aufgezalilten) Stiftungen*. Vs. 36 Metrum: Rathoddhata. Moglicherweise Sastnaiiasya oder Mammanasya zu lesen. Vs. 37 Metrum: Rathoddhata. Zu dem Namen £dmu°, der moglicherweise audi Camu° gelesen werden kann, vergleiche den bei Taranatha p. 229 vorkommenden Qamupala. Vs. 38 Metrum: Anushtubh. Lies kaviyvarah. Vs. 39 Metrum: Upajati. Prasanne ist unsicher. Moglicherweise ist jyeshfhasya Lesart des Steines. Wahrscheinlich ist das Particip utktrna zu erganzen. Z. 34. Die Zeichen sind alle stark verwischt. Von den Zahlen lasst sich vielleicht die dritte, 6, noch erkennen. Nr. II. Vs. 6 Metrum: Arya. Vs. 7 Metrum: Arya. gayydste dhruva ist zweifelhaft. Die verwischten Zeichen sehen eher wie gayyastadhuva aus. Vs. 8 Metrum: Anushtubh. Vs. 9 Metrum: Arya. |
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14
cailasydnkac calitva ruciranavavayakh khelatiyaiji sahelani
kulya kanyeva yatra sphuradurulahari Kandukabinduka'-khya \
Ki-
Z. ii ragr amo-bhiramo gunagananilayo vai'tatedhi-Trigartain soy am rajanakena prabalabhujayt^f\& rakshito Lakshmanena\\ [10]
Atulakulabakulapqdapakaudaph pa-
Z. 12 ripanthibhit puraskandah [|] rdjanakotra Kandapli prathamam abhitd \dit\ryamaskandah\ [n] .
Buddho vicuddhabuddhis tasya sutojanayad nddhurai)i tanayam \
Vigraha
Z. 13 iti krtavirahac catruvadhunarfi tato j'ajne \\ [12] Vigraha-vigraJiajato Brahme-ti babhuva bhitvadhiidayitah [|"
vigrahanigrahakarane caktir yasyabhavadri-
Z. 14 pushu !| [13] Hastalambakam unnatad viluthatant arddhitatryambakam
catmcriparicumbakatfi paratimisvikdracintdmdhakam [
krantagramakadambakam nrpatibhis sarvair.-
Z. 1 5 . . mbakant svakarapratibimbakam sa ca krti lebhe stttam Dombakam \\ [14]
Narimohanayauvanam navanavatyagormibhipk p[a\vanam
bJiiibhartukh krtasevana\t)i\ nijabhuvas samyak prakrpta-
Z. 16 vanam [ | ] ndda\ina\dvishadalayikrtavanai}i yaddhograsinhasvanam
putram sopi samasasada Bhitvanatii cambhau brhatsavanam\\ [15]
Gufyamaninikiirumbarohanam
prava-
Z. 17 hanam apadagadhavaridhati \ krtasubhatacirodhirohanafft
samajanayat tanayaifi sa Kalhanam\\ [16]
J'aland hara dh icvara -pcidapadma-
nicchadmabhaktiph pracuratmaga-
Z. 18 ktih \ balolbano B i Ik ana- namadheyas
tasyatmajojayata sadvidheyali |j [17]
Tanayaydm sanayasya Trigarta-bkubkart\r\-Hrdayacandrasya [
sa ca Rama-Lakshmanakhyau Laksha-
Z. 19 yikayatn sutau lebhe || [18] Jyeshthe gunalr garishthe bimbaushthibhis samaf/i dyupuri goshthim \
adhitishthati nishthuradhi\s tasya] kanishthotra supratishthobhut || [19]
Tr igar ta-nrpatinatfi yd
Z. 20 padapadmopajivibhih [ Kandadibhir asandarisandaribhir abhujyata || [20]
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Vs. 10 Metrum: Sragdhara. Vs. 11 13 Metrum: Aryd. Vs. 14 Metrum: t^&rdulavikridita.
Lies °cintdndhakam. Vs. 15 Metrum: (^ardulavikridita, Prakfptavanam steht fur prakliptth. Vs. 16 Metrum: Aparavaktra. Vs. 17 Metrum: Upajati. Vs. iS Metrum: Aryft. Vs. 19 Metrum: Giti. Vs. 2021 Metrum: Anushtubh. |
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*5
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Paripalitavastaziyastavyaiiirmalakarmana \
sadhuna sadhuna bhitmir Lakshmanen1' -opabhujya\te\ || [21]
Z. 21 Yasya preyasya bhavan Mayatalle-ty atularitpabhrd ramanz \ tasmin Kiragramam Lakshmaiiacandre-nupalayati\\ [22] 5iddh akhyavanikputrau dharmapravanaviha Z. 22 sthitau krtinau \ jyeshtho Manyuka-nama kanishtham apy Ahukam prahuh || [23]
BhavatarukutharadJiara pravishamatamajanmabhartcmarulla\Jia\ri \
praruroha tnoha-
Z. 23 hamtri \mand\si tayog gambhavi bhaktih || [24] Tabhyapt givalifigam idam niralayam vikshya Vaidyanathakhyam [
purya sahitam vi/iitam puratosya ca mandapo racita\Ji || 25]
Z. 24 /# Manyuk'-Ahukabhyam ttdare sthitva pur a kilaikatra \ punar udarasam£ravegapratishedliavidhi\s so] saha viJiitah |[ [26]
Yady api piteva kitrute karunam
Z. 25 gambhus tathapi pitur adhikah \ janmanimittani hi pita gagimaulir ajanmano hetuh |j [27]
Qahila-Pahila-\K\ahila- Siddhas svarlokagaminas santu \
Z. 26 p&rve puruskakh kramagag catvaro Manyuk"-Ahukayoh\\ [28] Kim ba/iuna[py ii\rydesha purushanam e\ya\ vingatir yatu \
\sukf\tenanena divatjt svayatft ca paramastu
Z. 27 gatir anayoh || [29] Rajanakena caswiai Lakshmanacandrena Vaidy anathay a \
mandapikotpattidhanad dattash shat pratyaham drammaji jj [30]
Gramat Pr a Ia in b an a\dr a u]
Z. 28 tna.tra rajanakasya Lakshanay a \ ekahalavahaniya datta bhumir mahecaya jj [31]
Lakshmanasy a sukrtani sukrti yaph
palayishyati tadanvayadliarta \
tasya pu-
Z, 29 nyam upayatu vivrddhini yo harishyati sa gacchatu cadhah jj [32]
Taiiotpidctnayantram Kir agrame-sti Many uk- Ahnkay oil [
tabhyatfi tad api givaya
Z. 30 pradipanishpattaye dattavi jj [33] Eka ca panyagdla tabhyani sviya givasya bhogartham \
b/iumig ca halacatushfayatn yogya datta N avagramat j| [34]
Iti ye-
Z. 31 na yena yad yat sukrtam vihitam givam sa?nuddigya \ iha tasya tasya tat tat tishthatu yavad dharitriyam || [35]
Yasyavismrtajananistanyasamasvadanasya vadana-
Z. 32 bje | |
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Vs. 2223 Metrum: Arya. Vs. 24 Metrum: Arya. Lies mohahantri. Vs. 2528 Metrum:
Ary&. Vs. 29 Metrum: Aryft. Vielleicht ist kim bahuna sarvaisha zu schreiben. Der Vers bezielit sich auf die Heiligung von zehn Vorfahren unci zehn Nachkommen durch ein besonders frommes Werk. Vs. 3031 Metrum: Arya. Vs. 32 Metrum: Svagata. Vs. 3337 Metrum: Arya. |
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paricuddhakavitvaphala sarasvati bhagavatl nyavasat || [36]
£ri-Bhrngakasya sa suta\kh Kac\f^itra~7irpaprainatiir anaghasya \
pra[tha\ma[va\yas saralarthapi vyadhatta Ramaph pragastim ima\in\\ 37]
Z. 34 Cabedhakshetrat Ru(J).....e . . . kshanam
e[kaka(?) . bhumi\c\ca || || Gahakena . garasabha
. i . a || I £akakalagatabdah j[2,6\ Die einzelnen in den angefuhrten Versen enthaltenen Angaben Iassen sich
folgendermassen zu einem iibersichtlichen Ganzen vereinigen. In der Stadt' Kiragrama, welche zu dem Reiche von Jalandhara oder Trigarta
gehorte und an dem Flusse Kandukabinduka 2 (II, 10) lag, lebten im Anfange des 9. Jahrhunderts p. Chr. zwei begiiterte Kaufleute, Manyuka und Ahuka, als Mitglieder einer Haus-Communion oder ungeteilten Familie (I, 28). Sie waren die Sonne des Siddha (I, 27, 28 ; II, 23) und der Chinna (I, 27). lhr Grossvater hiess Kahila, der Urgrossvater Pahila und der Ururgrossvater Qahila (II, 28). Der Altere von ihnen, Manyuka, hatte eine Frau, namens Gulha (1,28). Beide gehorten der Secte der Qiviten an (I, 30; II, 8, 9, 26, 27). Ihr Glaubenseifer veranlasste sie, ftir einen in der Stadt befindlichen alten Linga,;! der den Namen Vaidyanatha trug (11,25), einen Tempel zu erbauen. Derselbe bestand (I, 29; II, 25) aus einem hohen Adytum (pitri) und einer Vorhalle (mandapa) und war reich mit Sculpturen geschmuckt. An seinen Thiiren standen Statuen oder Reliefdarstellungen der Ganga, der Yamuna und anderer gottlicher Wesen (I, 29) und Bilder (I, 37) der Scharen der Gana, der Begleiter Qiva's, zierten ihn.4 Die Baumeister waren (I, 3537) Nayaka, der Sohn des Asika, aus Sugarmanagara,5 wahrscheinlich dem heutigen Kot Kangra., und Thodhuka, der Sohn des Masmana(?). Der neuerbaute Tempel wurde sodann mit verschiedenen Schenkungen ausgestattet, welche, wrie es scheint, zum Unterhalte der Tempelpriester, zur Bestreitung der Kosten des Gottesdienstes und vielleicht auch zur Instandhaltung des Gebaudes dienen sollten. Die Stifter selbst schenkten" eine |
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Z. 34. Der erste sehr undeutliche und verstiimmelte Tell der Zeile scheint eine Notiz iiber eine
weitere Landscrienkung zu enthalten. In dem Datum ist nur das erste Zeichen ganz sicher. Die andern beiden konnen vielleicht so ausgesehen haben, wie Sir A. Cunningham's Facsimile, Arch. Rep. Vol. V. Plate XLII, 5 sie darstellt. 1 Dass Kiragrama eine kleine Stadt war, scheint mir aus dem Ausdrucke puradhipatya?n (I, 25) zu
folgen. In der andern Inschrift II, 10 wird der Ort gramobhlramah genannt. 2 Der Fluss heisst jetzt Binwa. (Cunningham) oder Binoa, Kangra Gazetteer p. 21. Er vereinigt sich
spiiter mit der Vipaga-Bias. 3 Lingas ohne Tempel oder Schutzdach kommen, besonders im Himalaya, haunger vor. Siidwest-
lich von Ushkar-Hushpura in Kaschmir stehen drei im Walde, die tfiglich durch Abwaschungen verehrt werden. 4 Vergleiche auch die Ansicht des Tempels bei J. Fergusson History of Indian Architecture, wood-
cut nro. 178 und die Bemerkungen iiber den Stil desselben, p. 315318. 5 Dies muss eine bedeutendere Stadt gewesen sein, da das Wort nagara in dem Namen mit pura
(I, 31) wechselt. Der erste Teil Sufarma geht wahrscheinlich auf den als Griinder der Jalandhara Dynastie genannten Sugarmacandra, Cunningham Arch. Reports V, 155, zuriick. Der loc. cit. gegebenen Tradition zufolge lebte dieser Fiirst zur Zeit des grossen Krieges zwischen den Pandus und Kurus und erbaute Naga- rakot oder Kot Kangra. Es ist deshalb kaum zweifelhaft, dass das Sugarmapura unserer Inschriften mit der letztern Festung identisch ist, die noch der Hauptort des Kangra-Districtes ist. 6 Der Betrieb der Olmiihle war nattirlich in den Hiinden von Leuten der Teli-Kaste. Diese werden
ihren Pachtzins an den Tempel in Ol zu zahlen gehabt haben. Kaufliiden zu eroffnen ist ein Privileg, |
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Olmuhle, die sie in Kiragrama besassen, »zur BeschafTung der Lampen« (II, 33),
einen Kaufladen »ftir den bhoga, den Unterhalt« des Gottes und ein Stuck »gutes« Land, dessen Mass auf »vier Pfluge« angegeben wird (II, 34). Ausserdem gab ein Astrolog, der Brahmane Ralhana (I, 3132), welcher der Sohn des Asuka war und in Sugarmapura wohnte, zwei droiia Getreide »aus Navagrama«, d. h. welche von seinen Bauern in Navagrama an den Tempel abzufuhren waren. Ein anderer Brahmane Ganecvara, der Sohn des Govinda, der in Kiragrama wohnte (I, 33), widmete dem Gotte »vier Pfluge Land aus Navagrama« und der reiche Kaufmann Jivaka, der Sohn des Depika und der Malhika, gab sein Land zum Vorhofe des Tempels her (I, 34). Auch der Herr von Kiragrama, Rajanaka Lakshmanacandra, und seine Mutter Lakshanika steuerten bei. Der erstere gab eine Anweisung auf »taglich sechs drarnma aus den Einkunften der maii4apika<?> (II, 30) d. h. des Zollhauses, in welchem fur die durch oder in sein Gebiet gehenden Waren der Durchgangszoll oder Octroi zu erlegen war.1 Lakshana schenkte »einen Pflug Land aus einem ungenannten Uorfe am Berge Pralambana« (II, 31). In Ubereinstimrnung mit dem in Indien herrschen- den Brauche geben die Inschriften einen ausfiihrlichen Bericht liber die Vorfahren des Herrn des Ortes und erwahnen auch den Konig des Landes. Nach Nr. II, 1120 war der Stammbaum Lakshmanacandra's folgender: I Kanda
' II Buddha2
I
III Vigraha
I
IV Brahman
I
V Dombaka I
VI Bhuvana I
VII Kaihana Hrdayacandra, Konig von Trigarta VIII Bilhana vermahlt mit Lakshanika oder Lakshana
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IX a Rama IX b Lakshmana vermahlt mit Mayatalla.
Kanda wird zweimal emphatisch der Griinder des Hauses der Rajanaka von Kira-
grama genannt. Nr. II Vers 11 heisst es: »Zuerst ward dort Rajanaka der Feinde- das im alten Indien, wie noch jetzt in vielen von eingeborenen Fiirsten beherrschten Staaten geschieht,
von der Regierung verliehen wurde. Grosse Kaufleute, Brahmanen und andere, die es verschmiihen, selbst Kleinhandel zu treiben, vermieten ihre mit der Gerechtsame ausgestatteten Hauser oder Gelasse. Dies Verhriltnis hat hier obgewaltet und der Tempel wurde durch die Schenkung Eigentiimer des an einen Klein- handler verpachteten Ladens. Der hala ist ein oft in Inschriften er-wahntes Landmass. Der gewohnlichc hala ist eine Flache, die mit einem Joch Ochsen bestellt werden kann. Ihre Grosse variiert sehr nach den verschiedenen Districten und nach der Qualitat des Bodens, siehe z. B. die sehr verschiedenen An- gaben im Bombay Gazetteer, III, 4344, 231; IV, 52, u. s. w. N"eben dem gewohnlichen hala gab es noch andere, wie den bhikshuhala, der in den Inschriften von Ndsik bfter vorkommt. Kullfika zahlt in seinen Noten zu Manu, VII, 119, verschiedene Arten auf. 1 Wegen der Bedeutung von maydapika vgl. das moderne ntaqidavi, z. B. bei Molesworth, Mar^-
th! Diet. 2 Ich nehme an, dass tato (Vers 12) auf buddho, nicht auf tanayat}i zuriickweist. Ware letzteres
der Fall, so liige zwischen II und III noch eine Generation, dereu Vertreter aber nicht mit Namen ge- nannt ware. |
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toter, Stadteerstiirmer Kanda, ein schwer zu zahmender Skanda, die Wurzel eines
unvergleichlichen Geschlechts, das einem Bakula-Baume ahnelt.« Vs. 20 spricht von den »Dienern der Lotus-Fiisse der Konige von Trigarta, deren erster Kanda war«. Da sein achter Descendent nm das Jahr 800 p. Chr. regierte, so muss er im An- fange des siebenten Jahrhunderts gelebt haben. Es scheint indes, dass weder er noch irgend einer seiner Nachfolger irgend etwas Bedeutendes gethan hatte, da die Verse, welchc die Ahnenreihe Lakshmana's schildern, nur allgemeine Lobeserhebungen enthalten. Der wichtigste Umstand, welcher erwahnt wird, ist die Heirat Bilhana's mit der Tochter seines Oberherrn Hrdayacandra. Aus dieser Thatsache folgt erst- lich, dass die Herren von Kiragrama, obschon nur Dienstmannen der Fiirsten von Trigarta, edle Rajputen warea und ein bedeutendes Ansehen genossen. Es wird dadurch ferner wahrscheinlich, dass sie mehr als die eine Stadt besassen, wofur auch die allerdings unbestimmten Angaben in Nr. 1,27 und Nr. II, 11 sprechen. Endlich folgt daraus, dass die von Kiragrama nicht, wie Sir A. Cunningham meint, eine Seitenlinie der Uynastie von Trigarta waren, da bei den Kshatriyas, wie bei den Brahmanen, die Exogamie vorgeschrieben ist und Heiraten innerhalb desselben Stammes auch nicht gebrauchlich sind. Von Bilhana's altestem Sohne Rama berichtet Vers 9, dass er zur Zeit tot
war. Dem zweiten, dem regie renden Fiirsten Lakshmanacandra, sind noch in Nr. I einige sehr naive Verse, 2126, gewidmet, welche die Sitten der Zeit in einem wenig giinstigen Lichte erscheinen lassen. Der Oberherr Lakshmanacandra's wird zweimal (I, 34 und II, 6) erwahnt. Es
ist nicht zweifelhaft, dass sein Name nicht Jayacandra, wie Sir A. Cunningham nach Raja Qivaprasada's Lesung annimmt, sondern Jayaccandra lautet.1 Sehr wahrschein- lich wird er ein Bruder von Lakshmanacandra's Mutter Lakshanika und ein Sohn Hrdayacanclra's gewesen sein. Auf jeden Fall liefern uns die. Inschriften die Namen von zwei Herrschern der Dynastie von Jalandhara-Trigarta, deren Regierungszeit nicht weit auseinander liegt. Uber die Bedeutung und Geschichte der Familie, von der mehrere Glieder in der Rajatarangini erwahnt werden, hat Sir A. Cunningham, Archaeological Reports V, 155 ff. und Ancient Geography p. 136 ff. ausfuhrlich ge- sprochen. Der Dichter der beiden Pragastis, Rama, nennt seinen Namen an drei Stellen.
Im vorletzten Verse des Gauricvarastotra sagt er: Iti Ramena niramaya samam umaya yan tnaya stutosi vibho \
Z. 16 crutva tarn amoghikuru paricramam paramakarunika\\ [18]2 »Dass du, leidloser, samt Uma so von mir gepriesen bist, Herr, (darauf) hore und mache diese (meine) Muhe wahrhaft fruchtbringend, oh Allerbarmer.« Am Ende der ersten Inschrift, Vers 38, nennt er sich wieder als Verfasser
und giebt die Namen seiner Eltern Qrngara und Bhrngaka. An der dritten Stelle, II, 3637, bemerkt er uber seinen Vater Bhrngaka, dass »die anbetungswiirdige Sarasvati, die als Lohn fehlerlose Dichtkunst gewahrt, (schon) in seinem Lotus-Munde wohnte, als er den Geschmack der Muttermilch noch nicht vergessen hatte«, und dass |
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1 Dies ist auch die richtige Form des Namens des von den Ghoris getoteten Rathor von Kdnoj,
Indian Antiquary vol. XV p. 10 ff. Vie Jainas nennen ihn deshalb Jayantacandra. 2 Metrum: Arya.
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er der pramatr l des Konigs von Kaschmir war. Von sich selbst erwahnt Rama, dass
er zur Zeit im Jiinglingsalter stand. Seine kaschmirische Abkunft lasst sich aus seinem Stile und aus den Eigentiimlichkeiten seiner Orthographie erkennen.2 Seine Kunstfertigkeit und Gelehrsamkeit bemiiht er sich durch hauflgen Wechsel der Metra und Verwendung der Qabdalarnkaras, besonders des Anuprasa und Yamaka, sowic durch den Gebrauch seltener Worter und auch Wortformen zu zeigen. Durch sein Bestreben, seine lexikalischen Studien zu verwerten, kommt es, dass die 76 Verse der beiden Inschriften mehr unbelegte oder unbekannte Worter und Bedeutungcn zeigen, als manche Werke von viel grosserem Umfange. Die sprachlich interessan- ten Worter und Formen sind: 1. atigrina, die Qri iibertreffend, I, g\H 2. adliigri. herrlich, I, 25; 3. asanda, Vishnu, II, 20 (in asanda-'r is anddribhih)\ 4. gak~\- sam = gah-\r ava, I, 35; 5. purl, Adytum eines Tempels, I, 29, 37; 6. pramatr, Titel eines Beamten, II, 36; 7. bharu, das Meer, II, 24; 8. bhasala, Biene, I, 29; 9. manda- pika, Zollhaus, II, 30; 10. kaia, eine Flache Landes, die mit einem Pfluge bestellt werden kann, II, 34. 1 Eine sichere Erkliiriing dieses terminus technicus vermag ich nicht zu geben. Die Etymologie
lasst vermuten, dass der pramdtf ein geistlicher Rat war. Das Wort findet sich. auch in einer Valabhi- Inschrift, Indian Antiquary, VII p. 76. Es diirfte dort aber, da es vor einem weiblichen Namen steht, anders zu deuten sein. 2 Es mag erwahnt werden, dass die kaschmirische Anthologie , Vallabha's Subhashitavali, einen
Dichter Rama citiert, Es lasst sich freilich vorlaufig nicht bestimmen, ob er mit Rama, dem Sohne des Bhrngaka, identisch ist. 3 Der Pada, welcher sich auf Parvatt bezieht, lautet: vadanena rajasitaram ati<;riit2d.
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Georg Buhler.
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Zur Mrcchakatika.
?j£jine wiederholte Lecture der Mrcchakatika hat mir zu folgenden Bemerkungen
Veranlassung gegeben, die sich meistenteils auf Abweichungen von der Bohtlingk- schen Ubersetzung beziehen und vielleicht gerade jetzt, wo die Aufmerksamkeit der Sanskritisten durch Pischel's Hypothese wieder in erhohtem Grade auf dieses mcrk- wiirdige Drama gelenkt ist, fur manchen nicht ganz ohne lnteresse sein werden. Von vornherein mochte ich hervorheben, dass es mir in Ubereinstimmung mit den meisten Forschern naturlicher scheint, bei der alten Bezeichnung des Stiicks »die Mrcchakatika^ stehen zu bleiben; das Femininum ist das Genus des Appellativs, welches dem Titel zu Grunde liegt (vgl. 150,8) und ausserdem die einzige Form, unter welcher die Rhetoriker das Drama citieren und welche sich in den Unter- schriften der Acte findet, wahrend das Nentrum nur einer Attraction zu prakarana (1, 10) seine Existenz verdankt. Wir sind also mindestens ebenso berechtigt, .von einer Mrcchakatika (als Drama) zu sprechen, wie von einer CJakuntala und Urvaci. Die Citate beziehen sich auf die Ausgabe von Stenzler. 3,17 varandalambuo wird am natiirlichsten durch »AngeIschnur« ubersetzt (vgl.
Pet. Wtb. unter varania und rajjulamba in Wtb. II). 3,21 pancavannakusitmovahara scheint »Blumengaben an den Liebesgott
(pancabana)^ zu bedeuten. »Fiinffarbig« hat keinen rechten Sinn und in der all- gemeinen Bedeutung »bunt« ist pahcavarna nicht belegt. 5.1 nisavattam ohne Nebenbuhler d. i. »ohne gleichen, einzig in seiner Art«
(vgl. nihsapatna Pet. Wtb. II). 8.2 atthakallavatta kann hier nicht Bahuvrihi sein, sondern ist Karmadharaya
wie 8, 15 und 140, 13. Das Msc. steht wegen dasie utta, und nur so stimmt das Gleichnis: »Die Sklavensohne, die paar Groschen, machen es wie die vor Wespen sich furchtenden Hirtenknaben imWalde: sie gehen immer nur dahin, wo sie nicht ausgesogen werden«, d. h. das Geld geht lieber zu dem Geizigen als zu dem Ver- schwender. Carudatta vcrsteht den Satz auch in diesem Sinne, wie aus seiner Gegenrede hervorgeht. 10,23 »Die Peitsche des Liebesgottes« heisst Vasantasena in parodistischem
Anklang an Wendungen wie Urv. 5,9. 20,1 vgl. oio:; STTvoxai u. s, w.
24,13 atiucidabhimiiarohanena wohl zu iibersetzen »dadurch dass ich eine mir
nicht zukommende Rolle ubernahm«, namlich die einer Dienerin, vgl. 22,20 fT. 24,18 tishthatu pranayak richtig bei Regnaud ^arretons la nos civilites«, vgl.
den Commentar und die folgende Rede der Vasantasena. Ahnlich auch Fritze. 27,7 Die Conjectur mantemi ist tiberfliissig, da 71a kimpi mantesi soviel be-
deuten kann wie asanibaddhmn mantesi »du redest ungereimt«, eigentl. »du redest gar nichts«. |
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29,io paccuvaaradnvvaladae gehort zum Folgenden, der Satz ist zu iibersetzen
»damit der Mann sich nicht, wenn ich ihn auf der Stelle besuche, wegen seiner Schwache mir einen Gegendienst zu leisten in der Folge wieder rar macht«. B.'s Ubersetzung, der .auchFritze gefolgt ist, scheint mir aus syntactischen Griinden ganz unmoglich zu sein. 30,25 mama paihe muss naturlich heissen: »ich komme heran«. Nach Lalla-
dikshita bci Regnaud ist es ein Spielerausdruck (dyutakaroktivigesha); vielleicht steckt pathah darin, dann konnte es eine populare Redensart aus der Schule sein, eig. »rrieine Lection, mein Pensum«. 32.7 mochte ich gegen F. und R. an B.'s Ubersetzung festhalten. Deutlicher
ware der Text, wenn evvatn fiir ehim gesetzt wiirde; im letzten Worte des Satzes konnte dhaurtyajiio \snti stecken. 35>5 aparavrta muss ein Fehler sein; »unverschlossen« konnte nur apavrta
oclcr aparivrta heissen. Der Sinn ist unzweifelhaft. 46,17 nrpatipurushagankitapracaram »der das Erscheinen der Diener des
Konigs furchtet«, ahnlich R. und F. B.'s Ubersetzung »dessen Erscheinen die Diener des Konigs vermuten« scheint ohne Negation unmoglich. 50,9 anirvediiapaurusham. Die Ubersetzung von B. »(die Armut) die keinen
Mannesmut verrat« befriedigt mich ebenso wenig wie die von F. »die auf Mannes- wiirde keine Riicksicht nimmt«. Besser R. »elle reveille l'audace«, worth »welche unverzagte Kiihnheit im Gefolge hat«. anirvedita ware also als Adjectiv zu anir- veda Unverzagtheit, Hartnackigkeit zu fassen im Gegensatz zu dem Comm. in Calc. II, welcher sowohl anirv'eda als anirvedita ganz falsch erklart. Zum folgenden V. vgl. Ovid's Video meliora proboque, deteriora sequor. 59,2 samupekshita kann dem Zusammenhange nach nur heissen »beobachtet«
(B. und F. »nicht beachtet«, R. ganz frei), in welcher Bedeutung es zwar nicht belegt ist, nach der Analogic von upekshita u. s. w. wohl aber ohne weiteres an- genommen werden kann. 63.8 muncanti madaprasekam konnte wohl auch »bespritzen mit Wein« be-
deuten. Zum Sinne vgl. Naevius: Alii adnutat, alii adnictat; alium amat, alium tenet. 69,17 svctdhina (wenn richtig) von den Spielfiguren kann nur bedeuten »durch
einander liegend«, eig. sich selbst uberlassen, d. h. nicht vom Spieler aufgestellt. 69,25 irshyapra/nayakupita kamint »eine von Eifersucht und Verlangen auf-
geregte Geliebte«. Samtliche Ubersetzer lassen pranaya aus. 70.9 uasabedi oder uvasavedi bei St. = upasayati »zwingt zur Huldigung oder
Verehrung« konnte wohl die richtige Lesart sein. Statt ustisctvedi utsukayati miisste naturlich ussuavedi gelesen werden. 71,15 samisanimananaladdhapasara. via gharadasi besser »wie eine Haus-
thagd' die ob der ihr von. ihrem Herrn (st. der ihrem Herrn bei B.) erwiesenen Aufmerksamkeiten ein freies Betragen angenommen hat«. Ahnlich F., R. »qui se precipite au-devant de son maitre pour lui rendre hommage,« gewiss falsch. 82,22 mochte ich pranayini mit R. und F. lieber als besonderes Wort fassen,
also: »schamhaft in der Stunde der Liebe und (doch) zartlich«. Das Compos, bei B. klingt zu gezwungen. 87,17 avi sttho de padoso scheint eine Art solenner Gruss an einen Spieler
zu sein, wie apt tapo vardhate an einen Biisscr. |
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88,18 rju besscr »treuherzig, aufrichtig, gerade heraus«, wie 90,21.
91,24 vgl. Tibull: Quam iuvat immites ventos audisse etc.
104,7 Es ist natiirlich ein Barbier gemeint (zu granthi vgl. 136,15). Der
Schol. bei R. denkt falschlich hier an einen Schuster. Dagegen deuten 17,18 in- direct auf einen solchen hin, weil lauter Instrumente genannt werden, die mit Leder bespannt sind. 110.12 »Mich selbst will ich eher vergessen« oder »Vergisst man denn sich
selbst?« Vgl. Qak. 10,23. 127.15 scheint mir die Teilung kJiaracarita nikrshta natiirlicher.
129.13 patata bekommt eine Pointe, wenn wir iibersetzen »durch seinen Fall«,
d. i. dadurch, dass er zum Verbrecher wurde. 136.16 mukke vniktas ist auf die Haare (kuntalas, bei St. in der Ubers.
falsch kundalas) zu beziehen und heisst natiirlich »aufgelost« (opp. urdhvactios). R. falsch: »On m'a mis des boucles d'oreilles et des perles«; es ist nur von der Haartracht die Rede, wie auch F. richtig gesehen hat. I43»I3 ctmatyabhrtyas besser »die Diener des Ministers«, wie auch R. und F.
151,6 und 154,6 mochte ich strirati als »Frauenliebe« fassen und iibersetzen:
»Von mir dem Bosewicht u. s. w. wird ja Frauenliebe ohne Unterschied« (beide Male zu Icsen caviceshoid) zu erganzcn ware »gesucht« (labhyate, ishyate oder dergl.). Natiirlich meint Carudatta alles ironisch: »Ich laufe ja bekanntlich jedem Weibsbild nach« (oben hat er sich des Umgangs mit der Hetare sehr geschamt). 154,15 Mit Unrecht haben B. und F. das na von B und C hergestellt. Der
vorhergehende Satz zeigt deutlich, dass R. richtig iibersetzt: »Je tiens lieu de la plaignante.« Juristisch hat die Alte natiirlich Unrecht, aber ihre Auffassung ist fiir sie durchaus charakteristisch. Carl Cappeller.
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Conjecturen zur Maitr&yani-Samhit&.
^gohtlingk, Roth und Whitney haben bereits viele und wichtige Verbesse-
rungen des v. Schroder'schen Textes der MS. geliefert. Einiges ist auch von mir beigesteuert worden. Dass trotzdem noch vieles zu bessern ist, kann demjenigen, der diesem wichtigen Denkmal ein eindringendes Studium zuwendet, nicht verborgen bleiben. Ich gebe im folgenden eine Auswahl aus dem, was ich mir nach dem Erscheinen des vierten Buches angemerkt habe, wovon ich also v. Schroder keine Mitteilung mehr machen konnte. (Nur Nr. 2 war v. Schroder schon bekannt.) I, 6, 10 (103, 3) steht im Texte: dtho agnyupasthanarn va cayitavyah. Die
beiden letzten Worte sind zusammenzuschreiben und zu ubersetzen: dann ist cr auch noch zur Hersagung des agnyupasthanarn zu veranlassen. 3, 6, 4 (64, 2) pushd khdlu vd' enatn yajndni prapibad yd enant dpupushat.
Das prapibad ist dem Sinne nach nicht zu pa trinken zu stellen, der Construction nach muss es Aorist und Causativum sein, ich habe also mit v. Schroder's Zustimmung prapipat (freilich gegen alle Handschriften) geschrieben, ziehe es zu prd dp und iibersetze: Pushan hat ihn ja das Opfer erlangen lassen, welches ihn gestarkt hat. 4, 1, 9 (11, 15) heisst es: ciro va etdd yajndsya ydt purodacah. k(?cd vedo.
ydthd girshndh kapalany evdm kapdldni. ydtha mastishka evdm purorfacah. siicrtah karyb medhyatvdya. ydt puroddcani nahhivasdyed avir mastishkah sydd. ydd abhi- vdsdyati tdsmdd guhd mastishkas{.) tvdcam grdhayati. tdsmdn mastishkah pdri- tato{.) bhdsmanabhy ilhati. tdsmdn mdhs^ndsthi chinndm. jvaldir abhi vdsayati. tdsmat kigaih girag chinndm. ydt tvdcam dgrdhayitvd bhdsmandbhivdsdyet pali- tainbhavuko \ihvaryith syaj, jvaldir abhi vdsayaty dpalitamhhdvuko 'dhvaryur bhavati. U vdi devds tdm ndvindan ydsmin yajndsya kriirdm ark shy am ah a iti. so 9gntr abravid ahdm vas td??i janayishyami ydsmin yajndsya krurdm ark- shyddhva iti. Die eingeklammerten Punkte sind von mir hinzugefugt. chinndm hat keinen Sinn und muss durch channdm ersetzt werden. So liest die Parallel- stelle, welche von v. Schroder angeflihrt wird, TB 3, 2, 8, 7 und 8, und auch TS 2, 6, 3, 4 heisst es: tdsmdn mdnse'ndsthi channdm. Zu arkshyamahe und drkshyddhve be- merkt v. Schroder: »Hier steckt vielleicht die Wurzel arksh (rksk), c. praep. a, darin, die Dhatup. 27,29 iiberliefert ist, mit der Bedeutung hinsdydm; allerdings nach Dhatup. das Praes. rkshnoti« u. s. w. Allein die Parallelstelle TB 3,2,8,10 {ahdm vas tain janayishyami ydsmin mrakshyddhva iti) und QB 1,2,3,3 lehren, dass die Wurzel marj vorliegt, deren Futurum sowohl mrakshydte als markshydte lautet. Es ist also krurdm m° zu schreiben. Demnach ist die Stelle so zu ubersetzen: »Der Kuchen ist der Kopf des Opfers, der Biischel die Haare, die Schalen ent- sprechen dem Schadel, der Kuchen selbst entspricht dem Gehirn. Er ist ganz gar zu machen, der Opferfahigkeit halber. Wenn er den Kuchen nicht bedeckte, wiirde das Hirn ofTen sein, weil er ihn aber bedeckt, deshalb ist das Hirn versteckt. Er |
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lasst den Kuchen eine Haut bekommen, deshalb ist die Hirnmasse mit Haut urn-
kleidet. Er belegt ihn mit Asche, deshalb sind die Knochen mit Fleisch bedeckt, er bedeckt ihn mit Kohlen, deshalb ist der Kopf mit Haaren bedeckt. Wenn er ihn (ohne ihn eine Haut haben bekommen zu lassen) mit Asche bedeckte, so ware der Adhvaryu dem Ergrauen ausgesetzt. Er bedeckt ihn mit Kohlen, so ist der Adhvaryu nicht dem Ergrauen ausgesetzt. Die' Gotter fanden denjenigen nicht, an dem sie das Blutige des Opfers von sich hatten abwischen konnen. Da sprach Agni; ich werde euch denjenigen schaffen, an welchem ihr das Blutige des Opfers von euch abwischen \verdet.« Die Ubersetzung von jvald durch »Kohle« beruht auf Vermutung (vgl. den Scholiasten zu QB I, 2, 2, 16, wo abhi vdsayati erklart wird durch: sdngdre/ja bJiasmand chadayati). 4, 2, i (23, 3) heisst es im Texte: a tit suryasyodetor jdgrydd. ydt satyad
drtim archet tdj jdgaritavydin. rayim evd piishtim dnu jagarti. Zu satyad be- merkt v. Schroder: »satyad habe ich mit M geschrieben; H und Bb svatyad; desgl. B, ohne Accent.« Da der Gegensatz von Wachen und Schlafen der natiirliche ist, so ist svapyat zu schreiben und zu iibersetzen: »er wache aber bis zum Aufgange der Sonne. Schliefe er, so wiirde ihm Leid zustossen, deswegen ist zu wachen. So wacht er dem Reichtum und dem Gedeihen entgegen.« 4, 2, 12 (35, 10) steht im Texte: prajapatir vdi svam diihitdram abhy aka~
mayatoslidsam. sa rohid abhavat. tarn fcyo bhittvadhy ait. tdsmd dpavratam achadayat. tdm ayataydbhiparyavartata. tdsmdd va dbibhet. so 'bravit. paciindm tva pdtvm karomy. dtha me ma stha iti. dbibhet scheint falschlich betont zu sein. In sthds findet v. Schroder, wie es scheint, eine Form von stha, allein was sollte diese bedeuten? Der Gegensatz zu a-yam den Pfeil anlegen, auflegen ist as schiessen, z. B. (JB 3, 7, 2, 2 ydtheshur ayatanasta wie ein aufgelegter, aber nicht abgeschosse- ncr Pfeil. Dieses Verbum ist auch hier zu erwarten. Es ist also masthas zu schreiben, und darin der Aorist dsthat zu as zu erkennen. Dass in MS aus asthas iti: asthd iti werden muss, ist bekannt. Demnach ist zu iibersetzen: Prajapati stellte seiner eigenen Tochter nach, der Ushas. Sie wurde zu einer Gazelle. Er verwandelte sich in einen Bock und begattete sich mit ihr. Was ihm gefiel, war ruchlos, er (Rudra) wandte sich gegen ihn mit aufgelegtem Pfeile. Der ftirchtete sich davor, und sprach: »Ich mache dich zum Herrn des Viehs, so schiess denn nicht auf mich.« 4, 2, 13 (36, 17) schreibt v. Schroder: tarn va indro "ndyaivopdsidateddm sdrvam
aduhad ydd iddm kiiji ca nach Ben., wahrend M sidate'ddm, H und Bb sidastve'ddm und B sidatsvedam bieten. Das Medium itpdsidata halte ich dem sonst feststehen- den Activum gegeniiber fiir unmoglich. Was im Texte gestanden hat, mochte ich nicht mit Sicherheit behaupten. Dem Sprachgebrauch wiirde entsprechen: updsidat tdyeddm u. s. w., so dass es hiesse: »Indra nahte sich ihr mit der Erde, mit dieser melkte er aus ihr das All heraus.c Der Instrumentalis wiirde auch den vorher- gehenden Instrumentalen entsprechen. In der folgenden Zeile geht es weiter: tdm dugdhva prdty anudata. sd prd-
tinuttd kianana atisJithad dhyayanti. tdm prajapatir acayad dhydyati va iti. so 'bravit kim dhydyasiti. sdbravid ye1 mddhukshata te' ma prdty anundate'ti. so 'bravin ma siirkshas, tdtha vdi tvd karshydmi ydthobhdyeshdni devamanushyd- ndm priyd bhavishydsiti. Zu anundata bemerkt v, Schroder: »So corrigiert; die Mss. |
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prdtyanucyatM.^ Der Sprachgebrauch erfordert hier wie in manchem andcrn von
v. Schroder nicht richtig behandelten Falle mit Notwendigkeit den Aorist, und dieser steckt in dem einstimmig iiberlieferten anucyata. Von nud ist ein Aorist dnutta belegt, also muss die dritte Pluralis dnutsata gelautet haben, was hier offenbar ge- standen hat. surkshas ist wohl unbetont. An karshydmi kann ich nicht glauben, sondern meine, dass karishyami zu setzen sei. Ich iibersetze also: »nachdem er sie ausgemelkt hatte, stiess er sie von sich weg. Weggestossen stand sie betriibt da, sinnend. Prajapati merkte: sie sinnt. Er sprach: was sinnst du ? Sie ant- wortete: diejenigen, welche mich fur sich ausgemelkt haben, haben mich von sich weggestossen. Da sprach er: lass es dich nicht kummern, ich werde dich so her- richten, dass du beiden, den Gottern und Menschen, lieb sein wirst.c 4,3, I (40, 14) lautet der Text: indro vdi vrtrdm ahant. so 'nyan devan dty
amanyata. sd mahendrb 'bhavat. sd etdm uddhdrdm ud aharad vrtrdifi hatva. tad uddhard evasyaishd bhdgd evd. tdsmdd raja satftgramdift jitvodajdm ud ajayat. (v. Schroder hat eine Interpunktion nach asya, welche ich fortgelassen habe.) Diese Stelle erscheint (worauf auch v. Schroder in der Anmerkung der folgenden Seite hinweist) im wesentlichen schon 1, 10, 16(156, 3), wo es heisst: uddhardfft va etdm indrd ud aharata vrtrdm hatva. tad uddhard evasyaishd bliagd evd. tdsmad raja saingramdm jitvodajdm ud ajate (die Interpunktion ist von mir hinter aha- rata getilgt und hinter hatva gesetzt worden). Das Jmperfectum ud ajayat in 4, 3, 1 ist sicher unrichtig. Man wiirde es durch das Praesens ersetzen, auch wenn die Parallelstelle nicht ware. Ferner ist bei der Gleichmassigkeit des Sprach- gebrauches (von welcher meine demnachst erscheinende Syntax eine Vorstellung geben wird) das Nebeneinanderstehen von dharat und dharata in genau derselben Verwendung unglaublich. Der Sinn spricht fiir aharata. Ich glaube also, dass auch in 4, 3, 1 aharata und ajate zu schreiben ist und iibersetze: »Indra totete den Vrtra. Er erhob sich iiber die anderen Gotter und wurde Mahendra. Er nahm fiir sich jenen bekannten Vorzugsteil heraus nach der Totung des Vrtra. Das ist jener Vorzugsteil, der Opferanteil namlich. Deswegen veranstaltet ein Konig, nach- dem er eine Schlacht gewonnen hat, eine Auslese.« udajd ist also nicht, wie v. Schroder und Bohtlingk (in seinem Worterbuch) es auffassen, ein Auszug, sondern ein *yip«? von Kriegsgefangenen und Herden, welches der Konig nach einer sieg- reichen Schlacht fiir sich aus der Masse heraustreibt. Berthold Delbruck.
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Das lautsymbolische Gefiihl.
cjjeder Mensch verhalt sich zunachst zu seiner Muttersprache naiv: sie ist
ihm natiirlich, und solange er es nicht erlebt hat, dass anderen Leuten eine andere Sprache ebenso natiirlich ist, dtinkt es ihm, als konnten die Dinge gar nicht anders heissen, als sie bei ihm daheim benannt werden. Man hat glaubhafte Anekdoten, die darauf hinauslaufen. So die von einem Bauern, der sagte: Aber die Franzosen sind narrische Leute, die nennen ein Pferd Schewall! Oder die von dem Manne, der sich wunderte, dass driiben in Frankreich schon die kleinen Kinder franzosisch sprechen. Fiir solche naive Gemiiter besteht in der That der Zusammenhang zwischen Ding und Wort tpucst, nicht Hau\ dieselben Laute erwecken immer dieselbe Vorstellung, und nun erweckt auch umgekehrt derselbe Gegenstand immer wieder die namliche Lautvorstellung. Das Ding und sein Name machen auf uns denselben Eindruck, und wo es halbwegs angeht, kniipft unser Gefiihl ein Band zwischen dem Klange des Wortes und dem Inhalte der Vorstellung, die das Wort erweckt. Der Laut gilt fiir symbolisch; das Wort »gelind« scheint einen gelinden Klang zu haben, »hart« einen harten, »siiss« einen siissen, »sauer« und »herb« einen saueren und herben. Ob in »hiipfen, springen, schleichen, hinken, humpeln, schreien, wehen, graupeln, tonen, lauten, schnappen, zerren« u. s. w. geschichtlich Schallnachahmungen zu Grunde liegen oder nicht, ist diesem Geflihle ganz gleichgiiltig, ihm diinken die Laute symbolisch. Und ahnlich wird wohl den meisten Deutschen zu Mute sein bei einer Menge Substantiva, z. B. Busch, Strauch, Nuss, Splitter, Faser, Tropfen, Schnecke, Eidechse, Rabe, Rule, Fuchs, Luchs, Sage, Feile, Lappen, Runzel, Sense, Sichel, Zange. Mag unser etymologisches W7issen dazu sagen was es will, fiir unser Empfinden sind Worter wie »Blitz« und »Donner«, »rund« und »spitz« so innig und naturnotwendig mit ihren Bedeutungen verwachsen, dass wir uns den Fall kaum denken konnen, es hatten diese beiden Wortpaare ihre Bedeutung ausgetauscht. Statt Hund: Katze, statt Katze: Spatz zu sagen, wiirde uns nicht so arg zuwider sein, weil hier die Laute dem symbolisierenden Gefiihle weniger Anhalt bieten. Ahnlich geht es uns nun auch mit fremden Sprachen, in die wir uns griind-
Iich eingelebt haben: piquer und pique, bailler, arracher, de'chirer, pincer, frapper, battre, crier, trembler, terreur, cohue, goutte, gouffre, gueule und viele andere franzosische Worter muten mich wider besseres Wissen lautsymbolisch an. Erinnert mich »Blitz« an das plotzliche Aufleuchten, so denke ich bei foudre an den zer- storenden Schlag, ob ich gleich weiss, dass fulgur auch nur das Aufleuchten be- deutet. Und doch diirfte mir das Sprachgeftihl der Franzosen hierin recht geben, denn foudroyer bedeutet langst schon niederschmettern. Dem Neulinge in einer fremden Sprache mischt sich wohl auch beim Erwachen dieses Gefiihles Mutter- sprachliches mit ein: fcrcoc gemahnt ihn an hiipfen, gladius an die glatte Klino-e und dass italienisch caldo warm heisst und nicht kalt, will ihm gar nicht in den |
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Sinn. Alles dies verliert sich mit der Zeit, bei naherer Vertrautheit mit der fremden
Sprache; allein jedenfalls zeigt es, wie gern der Instinkt da Verbindungen kniipft, wo ahnliche Klange ahnliche Vorstellungen wecken; das Vereinzelte ist ihm unheim- lich, jedem Junggesellen mochte er eine Braut zufiihren. Die Sache wird aber ernsthaft, wenn sie wirksam wird, und das ist sie meiner
Meinung nach allerdings. Je mehr wir in einer Sprache eingelebt sind, desto inniger verkniipfen sich
Laut und Sinn ihrer Worter in unserer Seele, desto mehr sind wir geneigt, zwischen lautahnlichen Wortern Begriffsverwandtschaften zu ahnen. Der Hergang ist ein rein naturlicher, psychologischer: wir finden, empfinden ohne zu suchen, unser Gefiihl etymologisiert so zu sagen ohne sprachgeschichtliches Gewissen, wohl auch geradezu gegen unsere bessere Einsicht, und pfropft auf einander, was aus verschiedenen Wurzeln erwachsen ist. Zu den Relativwortern »wie, wo, wann, welcher« u. s. w. gesellt sich in dieser naiven Etymologic die Conjunction »weil«, die doch sub- stantivischen Ursprunges ist, vielleicht sogar »wahrend« und »wegen«. An »stehen« reiht sich »steif, starr, Stock, Stamm, steil, stopfen, stauen, Stab, stiitzen, stemmen«, einerlei ob und wieviel sie mit der Wurzel stha zu thun haben. Ahnlich ist es mit anderen Gruppen, wie zucken, zupfen, zausen, zerren, Zaum;
glatt, gleissen, glanzen, glimmen, gluhen;
klappen, klatschen, und klaffen, Klammer;
Schuft, Schelm, Schurke, Schubiak;
straff, streng, stramm, strotzen.
So bei gleichem Anlaute, allitterierend. Aber auch Assonanz und Reim, In- und
Auslaut konnen ins Spiel kommen. Da mag sich dann wohl zucken zu rucken, ducken, mucken gesellen, weinen zu greinen, flimmern zu schimmern, glimmern, schiitteln zu riitteln, Ranke zu schlank, schwanken, wanken, lugen zu triigen, das wohl jenem zuliebe seinen Vokal verandert hat: friiher hiess es triegen. Hier wird buchstablich Lug und Trug im Spiele gewesen sein. Stemmen verkniipft sich durch Allitteration mit stehen, steif u. s. w., durch den Reim aber mit hemmen, klemmen; sinnvervvandt ist es nach beiden Richtungen. Unser Gefiihl wird nicht entscheiden, ob stemmen stehend hemmen, oder hemmend stehen, oder = durch Hemmen im Stehen erhalten ist, genug, es empfindet bei »stemmen« den lautlichen und inhaltlichen Anklang an stehen und hemmen. In Schuft, Schurke, Hund, Lump und einigen anderen Schimpfwortern, in dumm, stumm, stumpf, dumpf, Dunst, Wust, hat der tiefe Vokal etwas Stimmungsvolles; dagegen liisst man sich in der Bezeichnung fur den geriebenen, gewiegten, pfiffigen Spitzbuben, fiir den filou und fripon, das spitzige i recht gern gefallen. Es ist nun sehr leicht, aber auch sehr mitssig, fiir jedes der obigen Beispiele
deren ein Dutzend andere beizubringen, wo klangahnliche Worter auch nicht die Spur von Bedeutungsahnlichkeit haben. Sehr miissig ist es, denn solche Wortpaare bieten eben dem Sprachgeftihle nicht den Anhalt, den es verlangt. Wichtiger konnte es scheinen, dass dieses Gefiihl nicht bei alien gleich reizbar ist, und dass es nicht bei jedem in gleicher Weise beriihrt wird. Wilh. von Humboldt sagt (Abh. iiber die Versch. d. m. Sprachbaues p. 79): »Sie (die symbolische Bezeichnung) wahlt fiir die zu bezeichnenden Gegenstiinde Laute aus, welche teiis an sich, teils |
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in Vergleichung mit anderen fiir das Ohr einen dem des Gegenstandes ahnlichen
Eindruck hervorbringen, wie stehen, statig, starr den Eindruck des Festen, das sanskritische li, schmelzen, auseinandergehen, den des Zerfliessenden, nicht, nagen, Neid den des fein und scharf Abschneidenden. Auf diese Weise erhalten ahnliche Eindriicke hervorbringende Gegenstiinde Worter mit vorherrschend gleichen Lauten, wie wehen, Wind, Wo Ike, w i r r e n, Wunsch, in welchcn alien die schwankende, unruhige, vor den Sinnen undeutlich durcheinandergehende Bewegung durch das, aus dem an sich schon clumpfen und hohlen u verhartete w ausgedriickt wird.« Ich muss bekennen, auf die beiden Ietzten Gruppen ware ich nicht verfallen. Wehen und Wind gehdren an sich zusammen, nach der echten Etymologie, von der Hum- boldt iiberhaupt nur sprechen will; wiinschen hatte ich aber eher mit wo lien verknupft, und wirren, wirr etwa mit wild und wtist, und dann wieder mit irren, irr. Die Sinnverwandtschaft liegt hier besser zu Tage und diirfte darum auch der Menge eher einleuchten. Auf das Sprachgefuhl der Menge aber kommt es hier wie iiberall zuerst an, und wo die Anklange so machtig sind, dass sich die Wenigsten ihrem Eindrucke verschliessen werden, da erlangt die falsche Etymologie Rechtskraft, es geschieht eine Art Annahme an Kindesstatt, die natiirlich, gerade wie im biirgerlichen Rechte, von den Vorfahren und Seitenverwandten nicht an- erkannt zu werden braucht. Dass gerade der naive Mensch zu solchen Verknupfungen sinn- und Iautahn-
licher Worter neige, ist von vornherein cinleuchtend. Man denke nur an den Her- gang bci der Spracherlernung der Kinder. Diesen sind ja auch die verschiedenen Formen derselben Worter ihrer Muttersprache zunachst nur als sinn- und lautahn- liche Worter erschienen, und so musste zugleich mit der Aneignung der Mutter- sprache ein lebhaftcs etymologisches Gefiihl erwachen. Dieses Gefuhl ist notwendiger Bestandteil des subjektiven Sprachgeistes, der die Rede beherrscht, ihre Richtigkeit bedingt und ihr gelegentlich neuc Wege weist. Ubersetzen wir dies Gefuhl in ein Urteil, so besagt es: Worter von ahnlichem Klange und ahnlicher Bedeutung sind in der Regel verwandt, also werden sic es wohl immer sein. Die heutige Linguistik folgt mit Vorliebe der Sprache auf ihren leichtsinnigen
Pfaden, dorthin wo der Sprachgeist den Daram des geschichtlich Uberlieferten durchbricht, wo die Alten die Kbpfe schiitteln und die Jungen sich tummeln. Die falschen Analogien werden aber fast nur in ihren Wirkungen auf grammatische Formen und auf lautliche Unregelmassigkeiten crkannt. Es diirfte an der Zeit sein, diesen fruchtbaren Begriff weiter auszudehnen, namlich auf die falschen Etymologien, deren Einfliisse man vielleicht noch nicht genug in Rechnung gebracht hat.1 Es handelt sich urn eine Neigung des Sprachgefuhls, die nicht ganz ohne Wirkung bleiben kann. Eine dieser Wirkungen suche ich im Bedeutungswandel der Worter. Dem
Sprachgefuhle ist es angenehm, weil durch Gewohnheit gclaufig, mit ahnlichen Klangen auch ahnliche Vorstellungen zu verbinden, ihm ist der Laut bedeutsam, die Etymologie scheint mit der Lautsymbolik vermahlt. So beeinflusst in manchen Sprachen das Zusammentreffen von Ahniichkeit des Lautes und der Bedeutung die 1 In einzelncn Fallen ist dies wohl mit Gltick geschehen; so hat man z. B. den Anlaut von lingua
aus der Analogic von lingere erkliirt. |
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Bildung von Zusammensetzungen und stehenden Redensarten: blitzblau, fuchs-, feuer-
rot, fix und fertig, wejt und breit. Im Lateinischen: bene beateque, felix faustum fortunatumque, opera et oleum u. s. w. Manchmal gefallt sich auch das Sprach- gefiihl am Gleichklange Entgegengesetzter. Da werden dann Redensarten gebildct wie: Lust und Leid, Leid und Freud', Walder und Felder, durch dick und diinn. Aber, und das ist wichtig, sie werden nur gebraucht, urn die Gleichgiiltigkeit des Gegensatzes anzudeuten. Ware da nicht auch der Gleichklang symbolisch? Von hieraus komme ich auf den Bedeutungswandel. Was sich in der Vor-
stellung gem zusammengesellt, verkniipft sich auch gern in der Rede; es entstehen Wahlverwandtschaften, die auch den Sinn der Worter beeinflussen konnen. Daflir ein Beispiel: Was ich bedarf, das begehre ich. Nun hat im Englischen to want, bediirfen, die Bedeutung von to wish und to will angenommen, und ebenso im Chinesischen allmahlich yao, bediirfen, die Bedeutung von ytien, wtinschen und yuk, wollen. Es ist wohl erlaubt anzunehmen, dass hierin die Gleichheit der Anlaute eine Art Anziehungskraft geiibt habe. Dagegen mag der Reim gewirkt haben bei schwanken und wanken, die sich begrifflich viel niiher stehen, als ihre beiderseitigen Verwandten: schwingen, schwenken und winken.Wo Stoffworter den Dienst von Formwortern iibernommen haben, da dtirfte zu fragen sein, ob nicht der Laut bei der Wahl mit entscheidend gewesen sei ? So etwa bei den oben angchihrten »weil, wegen, wahrend«, so auch bei den chinesischen Conjunctionen des bedingten Nach- satzes: tsek, tsik, tsieii. Auch Neubildungen von Wortstammen mit symbolischer Abanderung einzelner
Laute mogen vorkommen. So klatschen, klitschen; pfeifen, piepen, fiepen; knacken, knicken; kappen, kippen, abkuppen; bimmeln, bammeln, baumeln, bummeln; zwicken, zwacken; scharren, schurren; schnaufen, schniefen, schniiffeln und eine Menge volks- tiimlicher Onomatopoien. Im Malaischen heisst boiikoq: Buckel; behkoq: krumm; benkaq, bunkuq: Geschwulst; benkofi: verbogen; bonkah: lahm; betikil: geschwollen; bonkol: Buckel, Hocker; buhkul: knorriger Auswuchs am Baum; ferner bonjol: schwellen; benjol: Beule; bantal: Kissen; bentol: Beule; bintul: Pustel; bintil: Warze. Auch hier scheint Hohe und Tiefe des Vokales bedeutsam fiir die Grosse des vorgestellten Gegenstandes, wahrend sonst das Malaische einen organischen Vokalwechsel nicht kennt. Im Annamitischen werden Composita gebildet, deren zweite Halfte den Anlaut des ersten, eigentlich bedeutsamen Wortes wiederholt, aber ein- fiir allemale den ^uslaut iec hat. So scheint es mir auch sehr wohl denkbar, dass zwei verschiedene sinnver-
wandte Gruppen sich zur Schopfung einer bastardischcn Neubildung vermahlen. Nehmen wir die Gruppen ziehen, zerren, zausen, zucken
und
reissen, raufen, rupfen, rafifen, rucken, so ware es psychologisch erklarlich, wenn das Wort rupfen der zweiten Gruppe in die erste einen Sprossling »zupfen« verpflanzt hatte. Wie kommt griechisch )ta7cpo? zu der Bedeutung Eber, gegeniiber lateinischem caper, altnordischem hafr = Ziegen- bock? Dem Eber, aper, wlirde a^po; entsprechen, und die Klangahnlichkeit und vielleicht der weitere Anklang an *6-po$, Kot, mag den x-arpo; zum Eintritte in das Schweinegeschlecht veranlasst haben. |
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Endlich ware zu untersuchen, ob nicht die falsche Etymologic gelegentlich
audi die grammatischc Behandlung der Worter beeinfiusst habe, ihre Formbildung oder syntaktische Construction. Was die Etymologic als Wurzeln bezeichnet, waren eben solche bedeutsame
Laute und Lautverbindungen; man darf annehmen, dass im Urzustande der Sprachen fur das Gefuhl der Redenden alle Wurzeln, aber auch nur die Wurzeln und ihre Lautbestandteile, lautsymbolischen W7ert batten. Im Lauf der Zeiten hat sich jenes Gefuhl nicht verloren, sondern es hat nur andere Richtungen genommen. Das seelische Bediirfnis ist gcblieben, und es sucht Befriedigung, wo immer sie von den Thatsachen geboten wird. Georg von der Gabelentz.
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Uber das vedische Wort meni,
(jLtJjber das vedische Wort meni- sind die einheimischen Commentatoren unter
sich im Widerspruch. Sie haben die wahre Bedeutung verloren und suchen mit mehr oder weniger Erfolg darnach. Man kann ihre Erklarungen fiiglich in zwei Klassen einteilen. Bald wird meni einfach als Waffe erklart, = vajra Rv. 10, 27, 11; = ayudha Q. Br. II, 2, 7, 24. Andererseits wird Taitt. Br. 2, 4, 2, r ameni durch krodharahita, meni durch krodka (menya: tvadiyena krodhena) erlautert; ahn- lich Ait. Br. 8, 24: paropadravakarini krodharupa caktir menir iti, wo man nur uber cakti im Zweifel sein kann, ob es »eine dem Feinde Unheil bringende zorn- artige Kraft« (Haug: destructive power) oder »Waffe« (wegen ayudha in Q, Br.) heissen soli. Uas P. Wb. hat sich der ersteren Erklarung angeschlossen. Ich glaube, dass
audi die andere Beriicksichtigung verdient. Noch naher der Wahrheit ist der Schol. zu T. S. 5, 1, 5, 3 (commentiert ib. 4, 1,4, 2) gekommen, indem er varutiamenim varunakrtam badharn erklart; am nachsten aber Mahidhara zu V. S. 38, 14. meni wird dort richtig von minoti =s hinasti abgeleitet und ameni durch ahinsan, akru- dhyan erklart. meni ist der dem Andern imZorn zugefiigte S chad en, sofern dies nur ein
Akt der Vergeltung ist, die Rache oder Strafe, also eine Art von Waffe, welche der Zornige schmiedet. varunameni heisst in T.S. jede oder eine bestimmte Krank- heit (Wassersucht) als Strafe des Varuna. varunamenim utsrjati »er macht von sich los, kommt los von dem (der) von Varuna verhangten Schaden (Strafe)«. Das Gegenteil von ut-srj ist prati-muc in Rv. 10, 27, 11. Die Verbindung menim prati muc erinnert an krodham prati muc in Ram. 2, 106, 25. prati-muc heisst: seinen Zorn, seine Rache auslassen an (locat.), oder wider jmd. (ace), adyemam sam- yataip krodham asatkaram ca pratimokshyami yodheshu »heute will ich meinen verhaltenen Groll und die schlechte Behandlung an den Soldaten auslassen«. Rv. 10, 27, 11:
yasydnaksha duhita jatv asa \
kas thffi. vidvan abhi manyate andham \
kataro menim prati tarn muc ate \
ya im vahate ya $m va vareyat \
»Wenn jemandes Tochter von Geburt ohne Augenlicht war, wer wird ihr nach- stellen,1 wenn er weiss, dass sie blind ist? Wer von beiden wird an ihm seine Rache auslassen, der, welcher sie heiraten oder der, welcher urn sie werben wird?« Antwort: keiner, denn die Mannerwelt wird sich um einer solchen Tochter willen nicht ereifern. tarn in c geht auf den Vater der ungliicklichen Tochter oder auf |
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1 Jch habe fiir abhi-man absichtlich eine vox media gewahlt; hier natiirlich: ujn sie zu bekommen.
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einen in b angecleuteten eventuellen Nebenbuhler. Das Gegensttick einer viel um-
worbenen Tochter schildert der folgende Vers: kiyati yosha maryato vadhuyoJi \
pariprita panyasa varyena \
bhadra vadltfir bhavati yat supecah \
svayam sa mitram vanutex jane cit \
»Wie viel mehr ist eine Maid, die vom heiratslustigen Mann mit dem kostbarsten
Geschenk gefreit wird. Glucklich wird die Jungfrau, wenn schon geputzt sie sich selbst den Gefahrten unter dem Volk wiinschen darf.s In ab ist von der durch culka erkauften, in cd von der durch svayaijivara wahlenden die Rede. Haufig begegnen wir dem Wort meni im Av.
Av. 2, ii, i: duskyei diishir asi hetya hetir asi menya menir asi »du bist des
Giftcs Gift, des Geschosses Geschoss, des Schadens (der Rache) Schaden (Rache)«, d. h. du vergiltst gleiches mit gleichem. Av. 12, 5, 16 heisst es von der dem Brahmanen geraubten Kuh: menih cata-
vadha hi sa »denn sie wird zu einer hundertfachen (wortlich: hunderttotenden) Rache«; ib. 39 neben krtya Zauber und valaga (auch irgend einer Zauberei); ib. 39 neben caravya. 10, 5, 15 neben brahmana (priesterlichem Spruch, Zauberspruch) und karmana (priesterlichem Werk, Opfer). ameni Av. 5,6,9.10 ist s. v. a. keinen Schaden zuftigend, keine Strafe ubend. Auch V. S. 38, 14 anieny asme nrnuiani dharaya, brahma dharaya etc. Das neutr. ameni bezieht sich auf dharma (neutr.) wie in f der gharma genannt ist (cf. d/iarma dharaya) »du bist der feste Halt; als keinen Schaden zufiigender (Halt) erhalte uns die Kriifte, erhalte die Brahmanen- schaft«.2 Personificiert sind die menayah s>die Racherinnen« in Gop. Br. I, 1,9 ta va
eta, angirasam jamayo* yan menayah karoti menibhir viryam ya eva-m veda »die Racherinnen sind die Schwestern der Angiras; durch die Racherinnen veriibt Heldenthat, wer solches weiss«. Merkwiirdig sind schliesslich noch zwei Stellen aus Brahmanas. Ait. Br. 8, 24
wird angefuhrt, dass Agni Vaicvanara, wenn er purohita wird, fiinf menayah Rache- rinnen, welche gereizt Schaden zuftigen, besitze. Diese haben ihren Sitz in seiner Stimme, in den Fiissen, in der Haut, im Herzen und im Schoss. Mit diesen kehrt er sich {upodeti) wider den Konig. Werden sie aber besanftigt (cam), so kehren sie sich wider seine Feinde, wahrend sie ihn selbst schtitzend umgeben, wie der Ocean das Land (8, 25, 1). Ebenso wird (J. Br. 11, 2, 7, 24 von eineryajnameni einem Rache- oder Schaden-
geist, gleichsam einem Stachel des Opfers gesprochen. Die Stelle lautet: aganir eva prathamo "nuyajah \ hradunir dvitiya ulkushi trtiyah \ sa prathamam anuya- jam anumantrayeta \ acany amuni jahiti yam dvishyad hraduny ammn jahiti dvitiyam ulkushy amum jahiti tftiyam \\ sa ya esha kshipram mriyate \ aganir ha tarn anuyajo hanty atha yo visravanmicra iva hradunir ha tarn anuyajo kanty 1 Unbetont, obwohl von yat abhangig, weil im anderen Pada, wie z. B. Rv. 6, 67, 3, 4 und ofter.
2 Ist der im Comment, zu Taitt. Br. II, 523 aus der Vaj. angefuhrte Vers nur eine Verderbnis
aus diesem? 3 so die Variante.
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atha yo abhyiishfamie-ra ivolkushi ha tarn anuyajo hanti !j saisha yajnamenih || etaya
vat menya deva asuran parabhavayam cakruh. »Der erste Anuyaja ist cler Blitz- strahl, der zweite das Hagelwetter, der dritte ein Meteor. Er soil beim ersten Anuyaja die Worte sprechen; Blitz, erschlage den N. N. (seinen Feind); beim zweiten: Hagel, erschlage den N. N.; beim dritten: Meteor, erschlage den N. N. Der eine1 ist der, welcher rasch stirbt; denn der Anuyaja schlagt ihn in Gestalt des Blitzes. Der andere ist der, welcher an Durchfail leidet;'2 denn der Anuyaja schlagt ihn als Hagel. Der dritte ist der, welcher an fliegender Hitze* leidet; denn der Anuyaja schlagt ihn als Meteor. Das ist die Rache des Opfers; mit dieser Rache besiegten die Gotter die Asura.« Das Wort meni ist alt; auch im Avesta findet sich entsprechendes. Die Manu-
scripte halten sich dort die Wage zwischen mainish und maenish. Ich mochte jetzt der Lesart maenish (so vor allem die persischen Mss.) den Vorzug geben und mae- nish = skr. menih setzen. Die Bedeutungen stimmen. Av. maenish wird von der Pehl.-Ubers. zu 44, 19 durch vanaskarih padafras d. i. »Strafe fiir die Siinde« er- klart. Das passt sehr gut. Es ist die Rache des ziirnenden Gottes. Im Av. hat maenish noch verbale Kraft und regiert den Accusativ, wie lat. ulcisci. So wird die unmogliche Construction von anil (as) mit Ace. beseitigt. 44, 19d: ka tern ahya maenish ahhat paouruye »welche ist seine (aliya, des um seinen Lohn be- trogenen bc) Rache an ihm (tern, dem Betriiger) im ersten Leben?« * unter seinen Feinden.
a visravayanmigra, oder an Blutfliissen , da vi-sru sonst vom Blut gebraucht wird. Noch anders
Sayana: vidravan (so ist statt viivan zu lesen) bhayakampadibhir mifra iva »wie der Ausreisser, der Furcht, Zittern u. s. w. hat«. Zwischen den Kranhheiten und ihren vermcintlichen Ursachen muss eine gewisse Ahnlichkeit bestehen. Und die bewusste Krankheit konnte auch in Indien mit der kr&duni (Ge- witter) verglichen werden. 3 Sayana: sarvato daha/j, tena migra iva.
Karl Geldner.
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Ein Baustein zur Geschichte der Tausend und Einen Nacht.
/ii/ie Verhandlungen liber Ursprung und Geschichte der Tausend und Einen
Nacht, wie sie in den dreissiger Jahren gefuhrt wurden zwischen Sacy, Lane u. a. einerseits, wclche die voile arabische Originalitat der uns vorliegenden etwa aus dem funfzehnten Jahrhundert stammenden Recension behaupteten und hochstens die Aufnahme einiger Reminiscenzen aus indischen Stoffen zugeben wolltcn, und A. W. v. Schlegel u. a. andererseits, die ein indisches Grundwerk annahmen, welches bei den Arabern mit der Zeit geandert, verstiimmelt, mit neuen und fremdartigen Erzahlungen vermehrt sei, haben einen Abschluss nicht gefunden und wurden ihn erst finden durch cine genaue Priifung aller einzelnen Geschichten, die noch bis. jetzt trotz der Vermehrung der Hilfsmittel kaum moglich ist. Nur Einzelnes ist seitdem geleg'entlich beriihrt worden; neuestens hat De Goeje (De Arabische Nacht- vertellingen i 887) die Untersuchung wieder aufgenommen. Einer der Streitpunkte ist folgender. Bekannt ist die im Anfang des Werkes vorkommende Erzahlung von der in
einen See mit vier Arten verschiedenfarbiger Fische verzauberten Stadt: die weissen entsprechen den Muslimen, die roten den Magiern, die blauen den Christen, die gelben den Juden. Schlegel machte geltend, dass diese Vorstellung, die den Kern- punkt der Geschichte bildet, auf Indien als ihr Vaterland fiihre; die Bewohner der indischen Stadt zerfallen notwendig in vier, nicht mehr noch weniger, Urkasten und Farbe und Kaste werden durch dasselbe Wort (und nicht etwa durch ein zufalliges Wortspiel) bezeichnet. Dazu kommt, dass genau die namlichen Farben (wie denn die Inder in ihrer Schematisierungssucht auch andere Dinge, die an sich mit Farben gar nichts zu thun haben, nach solchen klassincieren) auf die vier Kasten angewendet werden. Der Vers Mahabh. XII, 6934 p. Ill, 610 Calc. lautet: »Der Brahmanen Farbe ist die weisse, der Kshattriya die rote, der Vaicya die gclbe, der Qudra die dunklc* Ahnliches bei Weber Ind. Stud. X, 10. Muir Grig. Sanskr. Texts2 I, 140 ft. 153. Nach Vorgang Lane's (The Thous. and one Nights1 1839 I> T35) ist nun ge-
rade umgekehrt hierin ein Beweis fur rein arabische Ernndung und dazu ein ter- minus a quo fiir die Abfassung erblickt worden, wonach dieselbe nicht vor 1300 n. Chr. fallen konne. In diesem Jahr erliess der Mamlukensultan Alnacir ibn Kilaun bei einer Verfolgung ein Edict (in seinem Wortlaut erhalten bei Hamaker Vakidi p. 170), wonach die Farbe der'imama, des leichten StofTes, den man um die Turban- kappe wickelt, bei den Christen die blaue, bei den Juden die gelbe, bei den Sama- ritanern die rote sein solle, wahrend den Muslimen die wreisse vorbehalten blieb. Das Edict wurde mehrmals, wenigstens zum Teil, wieder aufgehoben oder jeden- falls lassig beobachtct; 1354 ward es bei einer neuen Verfolgung wiederholt. Hier- aus, heisst es nun, sei die Idee der farbigen Fische entstanden, und die in die |
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Okonomie des Ganzen stark eingreifende Erzahlung und folglich das Werk uber-
haupt konne unmoglich vor 1300 verfasst sein. Indes fragt sich doch, mit welchem Recht ein solcher Schluss gezogen
werden diirfe. Die seit der ersten Zeit des Islam den Nichtmuslimen gebotene Unterscheidung
in der Tracht bestand, soweit dabei Farben vorkommen, nicht, wie man es viel- fach aufgefasst findet, in der Farbung des ganzen Anzuges, sondern in bestimmten farbigen Abzeichen bei gewohnlichem Gevvande. Unter Mutavakkil und Muktadir waren es zuerst gelbe Schultertiicher oder Knopfe und Lappen, etwas spiiter gelbe Armel am Oberkleide (die richtige Lesart nur bei Ibn Atir VII, 47 Tornb.), unter Hakim schwarze Turbantucher, entsprechend der gehassten Abbasidenfarbe. Unter Alnacir brauchte nur das Turbantuch in angegebener Weise gefarbt zu sein. Dies reicht kaum zur Erklarung der ganz farbigen roten, blauen, gelben Fische aus: das Entsprechende ware doch nur Farbung einzelner Glieder, beispielsweise der Floss- federn, gewesen. Hatte ferner das Edict die Erflndung des Marchens veranlasst, so erklart sich
nicht, wie in letzteres die Magier gekommen seien, wenn das Rot den Samaritem eigen war. Wo waren denn urn 1300 im Mamlukengebiet Magier? und welches Motiv konnte ein iigyptischer Dichter haben, diese den Samaritern zu substituieren? Die Magier passen nur in den Gesichtskreis der ersten Abbasiclenzeit und der Gegend, fiir die der Ubergang des Werkes auf den arabischen Boden durch den Fihrist und Masudi unwidersprechlich bezeugt ist, und dienen ihrerseits dazu, das geschichtliche Zeugnis zu beglaubigen. Ist nun mit dem Inhalt dieser Einzelbemerkung, zu der die Beschranktheit des
Raumcs notigte, nicht eben viel und namcntlich nicht Neues gewonnen, so mag sie immerhin dazu dienen, eine freundliche Erinnerung zu wecken an die nunmehr ein halbes Jahrhundert zuriickliegende gemeinsame Lesung des (^antiparvan, die, wie die Notizen in meinem Exemplare mir zeigen, sich gerade bis zu dem oben an- gefuhrten Verse erstreckte. Johannes Gildemeister.
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Schi-king I, i, 9.*
TU^ie Erklarune hat auszugehen von v. 2:
k'iao-Jciao ts'oh sin
yen i k*i ts'u, chi tsze yii kwei yen moh k'i ma. han chi kwang i puh k'o yiing sze, kiang chi yung i puh k'o fang sze. Diese schwierige Stellc (Legge: the first four lines in these stanzas v. 2. 3 are
of difficult interpretation) wird von den Mandschu in folgender Weise ubersetzt: baksan baksan buy a moo ci. saihbwa be asihiyaki sembi. ere gege be sadulaci. mortn be ulebuki sembi. Han shut muke onco. furici ojorakb. Giyang ni dalin goro. fase-i ojorako d. h.: Buschel urn Biischel mocht' vom Gestrauch ich Reisig schneiden. Geht's zur Vermahlung diescr Jungfraun, mocht' ich die Pferde fiittern. Das Wasser des Han-Stroms ist breit, man kann's nicht durchwaten. Das Ufer des Kiang zieht sich fern hin, mit einem Floss geht's nicht (Text bei H. C. v. d. Gabe- lentz, Sse-schu, Schu-king, Schi-king in Mandschuischer Obersetzung, Leipzig 1864. 1,222). Legge (Chinese classics IV, 1, p. 16) findet den Sinn: »Many are the bundles of firewood; I would cut down the thorns (to form more). Those girls, that are going to their future home, I would feed their horses. The breadth of the Han cannot be dived across; the length of the Kiang cannot be navigated with a raft.«J An ihn schliesst sich mchr oder weniger Viktor v. Str auss an (Schi-king. Das kanonische Liederbuch der Chinesen. Aus dem Chinesischen ubersetzt und erklart. Heidelb. 1S80. S. 74): »Binden sie die Reisigbundel, mocht' ich gern die Dornen schneiden. Ziehn die Madchen zur Vermahlung, mocht' ich ihre Rosse weiden. Ach, des Han-Gewassers l^reite, die kann nicht durchschritten werden; ach, des Kiang-Gewassers Weite kann nicht iiberglitten werden.« Das Lied schildert nach der Darlegung bei Mao und Chu-hi, die an der Fas-
sung des siao siti (»the little preface«) einen Halt hat (vgl. Legge a. a. O. proL p. 38), den sittigenden Einfluss der Regicrung Wen's auf die im Siiden an das Cheu-Gebiet * Von der Bezeichnung des Accents (des ersten, zweiten und dritten) musste Umgang genommen
werden. 1 Vgl. desselben Verfassers tjbersetzung in The Chinese classics translated into English with pre-
liminary essays and explanatory notes. Vol. III. 1876: »Many the faggots bound and piled; The thorns I'd hew still more to make. As brides, those girls their new homes seek; Their colts to feed I'd under- take. Like the broad Han are they, Through which one cannot dive; And like the Keang's long stream, Wherewith no raft can strive.* Pauthier's franzosische Ubersetzung ist mir augenblicklich nicht zuganglich. |
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grenzenden Lander, insbesondere auf den Charakter der dortigcn weiblichen Be-
volkerung. Das ziichtjge Wesen und die sprode Zuruckhaltung der Frauen und Jungfrauen jener Gegenden will der Dichter »to the praise of Wen« (Legge) besingen. In v. i, lin. 3.4: »Am Han giebt's Iustwandelnde Madchen, aber man kann nicht um sie freien« (vgl. k'iu I, 2,9, 13) spricht er den Gedanken unmittelbar aus. Dasselbe besagt aber im Bild auch v. 1, lin. 1.2, wo von baumartigen Gewachsen die Rede ist, die keinen schattigen Rastort bieten (puk k9o hia sze), desgleichen die gleichlautende zweite Halfte aller drei Verse: »Die Breite des Han kann nicht durch- watet (Mdsch. furici) werden, der endlose Strom des Kiang kann nicht mit dem Floss befahren werden.« Die Madchen sind anziehend, aber es ist nicht an sie hinzukommen! Wenn nun die Mandschu und Legge (Strauss) in Anlehnung an chinesische Auktoritaten im gleichlautenden Anfang von v. 2 und 3 das Bild von Reisigbiindeln finden, so zwar, dass Mandschu diesen Begriff in k'tao (Mao: fciao- kHao »the appearance of faggots«), Legge in ts*ok sin sucht, so kann die Bczichung des Gleichnisses zum angegebenen Grundgedanken des Lieds etwa mit Legge (vgl. Strauss) durch die Wendung hergestellt werden: »Cutting down the thorns (and the southernwood v. 3) was a toilsome service performed for the faggots, but such was the respect inspired by the virtuous ladies whom the speaker saw, that he was willing to perform the meanest services for them.«1 Man sieht aber nicht ein, warum es dem Dichter, wenn er bei den Reisigbiindeln an die Jungfrauen denkt, um eine Anhaufung solcher Biindel (spiles of faggots« p. 17) zu thun sein soil, wie denn dieses Moment der Ubersetzung (»many are the bundles«) in der fraglichen Erklarung von Legge unterdruckt wird (von Strauss auch in der Ubersetzung), und andererseits erscheint die Vorstellung von cinem Dienst, der den Reisigbiindeln er- wiesen wird, indem die Reiser abgeschnitten werden, doch so gezwungen und selt- sam, dass »a satisfactory answer« auch nur annahernd kaum in diescr Deutung wird erblickt werden konnen. Der Zusammenhang fordert cine einfachere Fassung der zwei ersten Zeilen von
v. 2 und 3, und ich glaube, dass der Wortlaut auch eine solche ermoglicht. Weder in k'iao-frtao, noch in ts'oh sin vermag ich etwas von Biindeln zu entdecken. Dass sin das in Biindel gefasste Brennholz bezeichnen kann, ist nicht zu bestreiten. An sich aber bedeutet das Wort einfach: Brennholz, also auch das erst zu hauende, wie der Sprachgebrauch des Schi-king zur Geniigc zeigt (vgl. z. B. die Redensart sih sin 1,8,6,4. II, 5,3,7. 7,4,4; shuk sin 1,6,4, J unt^ die Bedeutung: Astwerk, Gezweige I, 3, 7, 2). Bei dieser Vorstellung aber stehen zu bleiben rat schon die Analogie von v. 1, wo von hochaufgeschossenen Baumen die Rede ist, dem Glcich- nis jener Frauen. Wir haben also an Baume oder baumartige Gcwachse zu denken, die fiir den Zweck der Feuerung gehauen werden. Dieselben heissen ts'ok, was nach den einheitnischen Lexikographensoviet als tsah: vermischt, aus verschiedenen Bestandteilen zusammengesetzt bedeutet. Diesen Sinn hat ts'oh auch im Schu-king: III, i,prt. 1, 8.26.43.59.68 (Ngan-kwoh: *tsah fei yih ckung*), die verwandte Bedeu- tung: »abwechselnd« in Chung-yung 30, 3 (vgl. Legge, Chin, class. Ill, 2, 726.1, 371). Man vergleiche auch die Ausdriicke ts'oh tsah vermischt, ts'ok Iwan verwirrt (Med- hurst, Chinese and Fnglish dictionary s. v. ts'oJi). Erinnert man sich nun, dass im 1 Er bemerkt nocli: This I have endeavoured to indicate in the translation, though the nature of
the service done to the faggots is not expressed by any critic as I have done. |
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Schi-king als Brennholzcr erwahnt werden: Korbweiden (/'» I, 6,4, 3), der Stink-
baum (ch'u I, 15, 1,6), die quercus mongolica [tsoh 11,7,4,4.. Ill, 1,5, 5), der Maul- beerbaum (II, 8, 5, 4), deryik (ein dorniges Strauchholz 56 Fuss hochlll, 1,4, 1. 5, 5), der ts*u (Dorngestrauch 1,6, 4, 2. 7, 18, I. 10,5,3), s° ist ts'ok sin als bunte Menge von Brennholz gewachsen vollkommen verstandlich: dieselbe ist Gegenbild der Madchenschar im Siiden. Das nach poctischem Brauch voranstehende Pradikat bildet das Doppelwort k'tao-k'tao. Fur dieses kommt offenbar vor allem der Pa- rallelismus von v. 1, lin. 1 in Betracht, wo von k'iao mnh die Rede ist. Wie letz- teres k'iao, so hat auch k'iao v. 2 die Gmndbedeutung: hoch, aufstrebend, empor- sehend, prominens (nach chinesischer Erklarung: kao mao »high-like«); verbal: to lift up, to elevate (s. Medhurst II, 807 und W. Williams, syllabic dictionary of the Chinese language p. 374, s. v.), wie man auch sagt: kiao k'i auf den Zehen- spitzen stehen. Das Schriftzeichen deutet durch sein ideographisches Element die Anwendung des fraglichen Begriffs auf Vogelfedern an, das Wort wird speziell von den »long tailfeathcrs, which turn up« (W. Williams) gebraucht; Medhurst giebt noch die Aussprache kiao (mit fallendem Ton) = to lift up the tail. Von Baumen u. dgl. ausgesagt bezieht sich der Ausdruck auf das Emporstreben, in die Hohe Gehen der Aste oder Zweige, woraus sich der in v. 1 erwahnte Umstand, dass sie kein Obdach gewahren, erklart. Mit dem Doppelwort kiao-kiao erhalten wir also diesen Begriff in Verstarkung, und es ist urn so weniger Grund da, hiervon abzu- gehen, als auch die wichtige Stimme Chu-hi's: k:iao-k'iao = »the appearance of rising up flourishingly* (Legge) dafiir spricht; man vgl. auch die Angabe bei W. Williams: k'iao-k'iao stately, as trees.1 Wir hatten hiernach zu ubersetzen: »Aufgeschossen stehn in bunter Menge die Brennholzer«, und dieser Gedanke entspricht dem Zusammenhang. Die Baume und Straucher sind frisch gewachsen. Man schneidet, um Brennholz zu erhalten, Zweige und dunnere Stamme namentlich von solchen Gewachsen, die rasch nachtreiben (1,1,10,1.2). Sie sind hoch genug aufgeschossen, um nunmehr geschnitten und gesammelt zu werden: der Erntezeitpunkt ist da. Das eben sagt nun die zweite Zeile in v. 2 und 3: »wrohIan, schneiden wir die (dazn ge- horigen) Dornstraucher, schneiden wir die /eu\« (das Nahere zu ts'u und leu s. bei Legge p. 17). Die Nebeneinanderstellung der beiderlei Pflanzen zeigt zugleich, dass die Dornen kein wesentliches Moment des Vergleichs bilden (was im Hinblick auf die geschilderte Sprodigkeit jener Schonen an sich nahe liige). Der Gedanke ist vielmehr einfach: die Madchen im Siiden sind tuchtig zur Ehe, es ist Zeit, sie heimzuholen. Das beziigliche Bilcl vom Reisigschneiden ist ein altbeliebtes, in den Liedern des Schi mehrfach wiederkehrendes (vgl. z. B. I, 8, 6, 4. II, 7, 4, 4). Soil's also zur Hochzeit gehen, so gilt es, fur stattliche Pferde zum Hochzeitszug zu sorgen: davon spricht lin. 3.4 in v. 2 und 3. In I, 2, 1, 1 sind die ftir die Abholung der Braut bestimmten Wagen hundert an der Zahl. Es soil auch in unserem Fall nicht fehlen; aber ach! die Zuriickhaltung dieser Madchen bildet eine uniibersteigliche Kluft, wie der Han, macht sie unerreichbar, w-ie das Ende des grossten Stromlaufs im Reiche!
_^__-
1 An den Begriff des t)berragenden, Uberhangentlen schliesst sich der des Gefahrlichen: dangerous,
hazardous (ganz wie bei wei Kl. 26,4), so in Schi-k. I, 15,2,4: yu shih k'iao-k'iao mein Haus ist ge- fahrdet. Mit welchem Recht die Einheimischen (und so auch Medhurst: wall, abundant*) die von Legge zu uns. St. angenommene Hedeutung: numerous, many angeben, muss dahingestellt bleiben. |
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Obiger Darlegung entsprechend iibersetze ich das niedliche Lied folgender-
massen: [Die Sproden.]
Hoch steht Baum und Strauch im Siiden, Ohne Schatten ftir den Miiden! An dem Han die Magdlein schwarmen, Scheu'n der Liebe Lust und Harmen. Han-Stroms breite Wassermenge, Sie durchwatet nicht der Blosse, Und des Kiang endlose Lange, Wer durchmisst sie mit dem Flosse? Lustig schossen auf die Ruten;
Schneidet Dornen! ( sollt euch sputen). Magdlein soil des Gatten werden, Reichet Futter ihren Pferden! Han-Stroms breite Wassermenge,
Sie durchwatet nicht der Blosse,
Und des Kiang endlose Lange,
Wer durchmisst sie mit dem Flosse?
Lustig schossen auf die Ruten:
Schneidet Stabwurz! ( sollt euch sputen). Diese Magdlein sind zu holen, Auf und fiittert ihre Fohlen! Han-Stroms breite Wassermenge,
Sie durchwatet nicht der Blosse,
Und des Kiang endlose Lange,
Wer durchmisst sie mit dem Flosse?
Julius Grill.
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Nationale Opfer in Alt-Indien.
Brahmanen haben es nicht weniger als die Vertreter anderer Hierarchien
verstanden, alle active Teilnahme des Volkes an gottesdienstlichen Verrichtungen zuruckzudrangen und sich selbst zu ausschliesslichen Tragern ritueller Handlungen zu machen. Daher erscheint in den Zeiten, aus der unsere Texte stammen, nicht eine Gemeinschaft von Opferern, sondern ein einzelner Opferer, selbst bei grossen Feiern, als Trager der Wiinsche, zu deren Erfullung das Opfer vor sich geht. Wir erfahren wenig von grossen allgemeinen Festen und am wenigsten von allcm, was einen Anstrich von nationalem Leben hatte. Wenn wir gleichwohl von einem Opfer horen, das eine allgemeinere Bedeu-
tung beanspruchen darf, so verdanken wir dies nicht sowohl dem Interesse, das die Brahmanen an der Festigung oder Ausbreitung eines Reiches nahmen, als dem reichen Strom von Dakshinas, der sich liber sie bei diesem Opfer ergoss. Es lasst sich aber zeigen, dass der Agvamedha, urn welches es sich hier handelt, ein Opfer war, welches gebracht wurde zum Schutze und vor allem zur Mehrung des Landes, dessen Konig das Ross den Gottern weihte, und dass es vor sich ging unter einer Anteilnahme des Volkes, welche sonst unbekannt dieses Opfer im Gegensatz zu andern als eine allgemeine, ich mochte sagen nationale Feier (allerdings nicht national im hochsten Sinne) erscheinen lasst. Das Rossopfer gehort zu den Prarogativen der koniglichen Witrde. Das Qata-
pathabrahmana sagt mit Bezug darauf p. 979,7: ksliatriyayajna u va esha yad acvamedhak und 962, 1 : rashtry acvamedliena yajeta. Dasselbe lehrt Katyayana im Qrauta Sutra XX, 1, t j1 Lat. IX, 9, 1 ; Hir. IX, 1, i.2 Wenn die meisten dieser Texte hinzufiigen, class er das Opfer bringe, urn alle Erfolgc zu erzielen oder alle Wiinsche zu erreichen, so diirfen wir diese und andere allgemeine Angaben3 corrigieren auf Grund des Materials, das in einzelnen Vorschriften und Episodcn des Opfers und scinen vorbereitenden Handlungen vorliegt, und zwar zu Gunsten der Auffassung, die ich obcn geltend gemacht habe.4 Es ist nicht ganz klar, ob der Konig ein solches Opfer, das drei Tage wahrte und im Sommer oder Fruhjahr5 stattfinden konnte, nnmittelbar nach seiner Thronbesteigung, bei Beginn kriege- rischer Unternchmungen oder nach gliicklrcher Beendigung seiner Feldziige dar- brachte. Von den Konigen der Vorzeit, welche Ait. Brahm. 8, 21 f. gepriesen werden, 1 rdjoyajno \vamedhak sarvakamasya. Co mm.: rajagabdo 'bhishekavati kshatriye vartata ily uktatfi
pradegantare r&jno yajnah rajayajfiah \ na brakmapavaigyayor Hi \ 2 p!ci -Acv. bestatigt dies wenigstens der Comm. zu X, 6, i : rajno 'hhishiktasyayaffi yajria/i; es ergiebt
sich iiberdies, ebenso vie bei (^Ankh., der eine solche Vorschrift nicht hat, aus den einzelnen Ceremonien. :1 gankh. XVI, I, I; Acv. X, 6, I ; Kat. XX, I, I ; £at. Brahm. 973, 14; 979, 3; Gaut. Dh. 8 XIX, 9
[taraii saivatii papmanatfi tarati brahmahatyaqi yo 'gvamedhena yajata iti cd); Taitt. Samh. 5, 3, 12, 2 u. a. 4 Nut Agv. fiigt als einen der Griinde an: sarvd vtjitir vijigishamayah- Siehe auch ^"at. Brahm. 958, 1.
5 Lat. p. 666; Cat. Brahm 979,6; Kat. XX, 1,3.4.
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heisst es, dass sie nach ihrer feierlichen Salbung siegreich die Erde durchzogen
und einen Acvamedha opfertem1 Wahrscheinlich wird nicht eine, sondern werden alle diese Moglichkeiten in Betracht kommen; bei jeder derselben bleibt der Wunsch sein Reich und seine Herrschaft zu starken und sein Reich auszubreiten der eigent- liche Bcweggrund fiir den Konig zur Darbringung dieses Opfers. Schon die bei der Wcihe des Pferdes (ehe dasselbe freigegeben wird, um ein Jahr nach Belieben sich in der Freiheit zu tummeln) zur Verwendung kommenden Spriiche lenken unsere Auf- merksamkeit in diese Richtung. Der Adhvaryu, dessen Ehrengeleit hundert Fiirstcn- sohne bilden,2 sagt, wenigstens nach dcm Ritual des schwarzen Yajurveda, die Worte: »wenn der Konig dies opferreine Ross geopfert hat, moge er semen Feind (vrtra) schlagen«, der Brahman, der ein Gefolge von hundert Kriegern hat,3 spricht: »wenn der Konig dies opferreine Ross geopfert hat, moge er unwiderstehlich sein«, der Hotr, umgeben von hundert Stallmeistern und Dorfaltesten:4 »wenn der Konig dies opferreine Ross geopfert hat, soil er iiber diesen Stamm, reich an Rossen, Kiihen u. s. w. Konig sein«; schliesslich der Udgatr, umgeben von hundert Aufwartern und Wagenlenkern :5 »wenn der Konig dieses Ross geopfert hat, moge er ein voiles Alter erreichen«. Dies wird bestatigt durch die beim Pferdeopfer verwendeten Abschnitte der
Maitr. Samh. Ill, 16, 3.4 und Taitt. Samh. IV, 4, 12, die zum Teil kriegerischen In- halts sind und Gebete um Kraft, Sieg, Starkung des Reichs etc. enthalten. Besonders wurde Sorge getragen, dass das Pferd, sobald es sich selbst tiber-
Iassen war,6 nicht in die Hande von Raubern oder Feinden fiele. »Die Konigs- herrschaft ist der Acvamedha ; fortgespult wird der, der, ohne die Krafte dazu zu haben, denselben darbringt. Wenn die Feinde sein Pferd fingen, wurde sein Opfer vernichtet werden,« sagt das Taittiriya Brahmana.' Ein ausgewahltes Aufgebot von vierhundert Jiinglingen muss daher dem Pferd unausgesetzt folgen, es vor jedem Uberfall zu bewachen. Das Qat. Brahm. 13, 4, 2, 5 erwahnt hundert konigliche Prinzen, mit Harnischen angethan; hundert Krieger, schwertbewaflfnet (nishangin); hundert Sohne von Stallmeistern und Dorfvorstehern, pfeilbewehrt (ishuparshin) und hundert stocktragende Sohne von Aufwartern und Wagenlenkern, welche das Geleit des Rosses ausmachen.* Ein so stattlicher Heerbann, aufgeboten aus der waffenfahigen Jugend des
Landes und zwar aus verschiedenen Schichten seiner Bevolkerung, macht das Ut- |
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1 Z. B. etena ha va aindrena mahdbhishekena Turah Kavasheyo Janamcjayani Pdrikskitam abhi-
skisheca \ tasmad u J. P, samantaiji sarvatafy pfthiviip jayan pariyayagvena ca medhyeneje. Siehe auch gat. BrShm. 994 ff.; (^dnkh. XVI, 8, 27 fif. 3 Taitt. Brahm. Ill, 168: catena rajaputraijt saha =Hir. IX, 3.
!l Taitt. Brahm. 1. c.: gaten&rajabhir ugraih = Hir. 1. c. 4 Taitt. Brahm. 1. c.: siitagramanibhih saha = Hir. 1. c.
0 Taitt. Brahm. 1. c.: kshattasaffigrahitfbhify saha. Das £at. Brahm. und Kat. 20, 1, 16 lesen bei
einer spateren Gelegenheit das richtige : kshattrasaffigrahitfbhih.. £ankh. XVI, I, 16 lesen alle meine Mss. kshtitra, was ich hfitte andern sollen. 6 Taitt. Brahm. Ill, 8, 9, 3: igvaro va agvalp pramuktafc panhji par&vataqt ganlo/i.
7 Taitt. Brahm. Ill, 8, 9, 4: rash^rat/i va agvamedhah.para va esha sicyate yo 'bah 'gvamedhena
yajate \ yady amitra afpatp vinderan hanyetasya yajnah. 8 Etwas anders (^ankh. XVI, 1, 16, dessen Comm. nishangin mit »Kbcher tragend* [baddhatuijah;
v. 1. "tautiira/j, und taunirdh) erkliirt. Vgl. auch Taitt. Brahm. Ill, 559. |
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sarjana, die Hingabe des Rosses, zu eincm Ereignis, welches sich iiber den Charak-
ter einer privaten Unternehmung des Fiirsten hinaushebt und sich an die Teilnahme des ganzen Volkes wendet. Wir werden kaum irren, wenn wir zwischen die trockene Sprache der Sutras die Vermutung einschieben, dass die Augen der Daheimgeblie- benen bestandig dem Rosse folgten, dessen gliicklicher Weg Sieg und Beute bc- deutete, und mit nicht geringerem Interesse den jUnglingen, welchen beim Auszug das Pferd mit dem an die Wichtigkeit ihrer Aufgabe erinnernden Spruche1 uber- geben wurde: »Als Goiter, die die Welten schiitzen, behiitet fur die Gotter das Ross, das zum Opfer geweiht ist.« Wahrend des Jahres verging daheim die Zeit unter Festlichkeiten. Alltaglich wurden Spenden fiir Savitr gebracht und ihnen folgten die Vyakhyanas, welche der Hotr, auf goldenem Sitze Platz nehmend, urn- geben von dem Konig, seinen Sohnen und Ministern, vortrug.y Alle elf Tage wieder- holen sich diese Erzahlungen; ihnen schliesst sich Gesang und Lautenspiel zur Ver- herrlichung des opfernden Konigs und seiner Vorbilder in Geschichte und Sage an.3 Dass das Auditorium nicht allein aus dem Konig und seiner nachsten Um- gebung bestand, lehrt die Nachricht, dass der Hotr am Ende eines jeden seiner Vortrage abwechselnd die eine oder andere Volksklasse apostrophierte, und wir er- fahren, dass die Hausvater, die Altesten, Jiinglinge, Jungfrauen, Schlangenkundige, wie allerhand fahrcndes Volk, Wucherer und andere Ubelthater als anwesend zu denken sind.4 Ich lege keinen Wert auf die Typen verschiedener Volksklassen, welche in
unseren Quellen, bisweilen mit Abweichungen von einander, wirklich erwahnt sind. Sic reprasentieren weder alle moglichen Berufsarten des Volkes, noch lassen alle sich als alt bezeichnen. Was mir zu folgen scheint, ist der volksttimliche Charakter eines Agvamedha, die Beteiligung des Volkes in weiterem Umfange als ein Uberrest aus Zciten, die Fiirsten und Unterthanen noch zu gemeinsamen Opfern vereint sahen. Wir konnen, in Ermangelung bestimmterer Angaben, uns diese Vortrage des
Hotr etwa so denken wie die Erzahlungen aus der Heldensage Indiens, welche noch heute, im Schatten alter Baume vom Dorfbrahmanen vorgetragen, Freude und Bei- fall des Publikums hervorlocken, oder wie die Wandervortrage buddhistischer Priester auf Ceylon zur Zeit des Was} von denen uns Rhys Davids in seinem Buddhism 2 57 ein anmutiges Bild entwirft. Als ein bedcutsamer Zug muss die Form der Dakshinas bei diesem Opfer
erwahnt werden. Qankh. XVI, 9, 18 sagt: firact dig ghotuh\ 19. dakshina bra1unanah\ 20. praticy adJivaryoh\ 21. udicy udgatuh\ 22. yad anyad hhumeh purushebhyaQ cabrahmananatn svavi; 24. madhye tn yajeta. 18. »Der Osten gebiihrt dem Hotr, 19. der Siiden dem Brahman, 20. der Westen dem Adhvaryu, 21. der Norden dem Udga.tr; 22. alles Eigentum von Nichtbrahmanen ausser Land und Leuten. 24. In |
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1 TaUt. Brahm. Ill, 8, 9, 3; Hir. IX, 3; (Jat. Brahm. 13, 4, 2, 16 (p. 983): deva agtipala etai}i devebhyo
'fvatjt medhaya prokshitaiji gopayata. - Siehe Qat. Brahm. 13,4,3) « ff.; Agv. X, 6, 10; Kat. XX, 2,21.
3 Cankh. XVI, 1,25: athadkvaryur vlnaganagmali, sai}ipreshyati puranair etiar/i punyakfdbhl raja-
hhify sanigayateti. Kat. XX, 3, 2 ; £at Brahm. 13,4,3,3. 4 So sagt er z. B. am zweiten Tage ein mit den Wort en: »Yama, der Sohn des Vivasvant, war
K6nig« beginnendes Akliyana her und weist auf die Sthavira's, die Altesten, mit den Worten: »Seine Unterthanen sind die Manen, diese sitzen hier versammelt.« |
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der Mitte jedoch soli er ein Opfer bringen.« Der Commentar fugt bei 18 hinzu:
vijayamadhyad digvihhagah und zu 24: vijayamadhye. Es handclt sich also um Heute, welche die Priester in Anspruch nehmen, die friiher aber sicher dem Volke zu- gefallen sein wird. Kit. 20,4, 27 bestatigt seine Auffassung und sagt: vijayamadhyad dhotuh praci etc., was von einem der Scholiasten mit den Worten: digvijayakale pracya dico yad dravyam anitam tad dhotur deyatn erldart wird. Etwas abweichend sind die Vorschriften Latyayana's, dem zufolge der Konig entweder in einem seiner Lander das Eigentum der Nichtbrahmanen verteilen soli1 wenn er namlich, wic der Commentar sagt, tiber mehrerc Lander herrscht oder in dem besiegten Lande, in dessen Mitte er dann das Opfer bringt.'2 Ich will zum Schluss einer Rgvedastelle gedenken, welche im Zusammenhange
mit dem Vorstehenden betrachtet erst ihre richtige Deutung empfangt: upa preta kugikag cetayadhvam
acvain raye pra muiicata sudasak \
raja vrtrai;i janghanat prag apag udak
at/id yajate vara a prthivyah j|3
»Schreitct vor, o Kugikas. Seid sorgsam. Das Ross des Sudas Iasset frei laufen, damit er Reichtum gewinne. Der Konig schlage seinen Feind im Osten, Westcn, Norden. Alsdann opfere er an dem besten Platz der Erde.« Pada a b) enthalt den Hinweis auf den Auszug der beschiitzenden Jiinglinge und das Freiumherlaufen des Pferdes; c) zeigt die kriegerische Bedcutung des agvotsarjana; d) halte ich fiir gleichbedeutend mit madhye yajeta. Ich habe vara a prthivyah mit »bester Platz derErde« iibersetzt, ohne ganz sicher zu sein, ob dies richtig ist. Jedenfalls ist mir die gewohnliche Auffassung als »Umkreis«, »Erdenrund« sehr bedenklich. RV. Ill, 23, 4 steht es zusammen mit ilayas padeA und daher parallel mit nabha prthivyah III, 29, 45 und X, 1, 6.G Mir scheint es geratener, in vara a prthivyah einen nabha prthivyah nahezu synonymen Begriff zu sehen, als bei dem blassen Ausdruck »Erdenrund« zu bleiben. Durch diese Erkliirung des Verses, welche Ludwig dunkel vermutetc (V, 535),
charakterisiert sich die tlymne als eine solche, deren wahrscheinliche Verwendung beim Pferdeopfer stattfand. Man konnte mit Riicksicht darauf auch v. 5 und 6 (man achte auf den Ausdruck vimocanam dakshinavat"') cleuten und eine Erkliirung suchen fiir die dunkeln Vrerse 23, 24. Die Verschiedenheit der Metra macht es nicht w?ahrscheinlich, dass das Lied ein ganz einheitliches ist. Ich sehe in ihm eine Sammlung von Yajyanuvakyas, von den Vicvamitras fiir einen Acvamedha gedichtet und in ihrer Schule fiir diesen Zweck beibehalten. In Maitr. Samh. Ill, 16, 4 haben wir ein Analogon. 1 Lat. 9, 10, 16: ekajanapade yad abrakmaituiuaf{i vittaqi syat tad datiy&f.
2 vijitasya va madhye yajeta. Aus dicser Vorschrift geht heivor, dass auch bei £ankh. madhye ~
vijayadegamadhye zu setzen ist. 3 RV. 3,53, 11. ■
4 iva (agne) dadhe vara a pfthivya ilayas pade sudinatve ahnam.
0 ilayas iva (ague) pade vayaip nabha pfthivya adhi jatavedo ni dhi ma hi.
6 sa tu vastraiiy adha pe$anani vasano agnir nabha prthivyah \ arusho jatah pada ilayah purohito
rajan yakshtha devan \! 7 d. h. ein Loslassen, wobei es Dakshmas giebt,
Alfred Hillebrandt,
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Uber das Alter des R&m&yana.
man iibcr das Alter des Ramayana zu einer voriinrfigen, orientiereuden
Ansicht gelangen, so muss man sie auf die in dem ganzen Geclichte gleichmassig geschilderten Zustande griinden und darf sich nicht durch einzelne Textstellen ver- leiten lassen. Denn lange ist der Text miindlich iiberliefert worden, so dass er selbst gegen absichtliche Uberarbeitung (bengal. Recension) nicht geschiitzt war; auch habcn die Rhapsoden vieler Generationen das urspriingliche Gedicht durch Zufligung von neuen Episoden und Variationen des Themas, sowie durch eine Fort- setzung, den Uttarakanda, ungebiihrlich ausgedehnt. Betrachten wir nun solche Vcrhaltnisse, welche einen Wechsel im Laufe der Jahrhunderte erkennen lassen. Griechische Astronomic hat noch nicht das Nakshatrasystem, das in voller
Geltung erscheint, beeinflusst. Auch sonst sieht man nicht, dass griechischer Ein- fluss irgend welche Verhaltnisse verandert habe. Indien sudlich von der Godavari ist ein dem Dichter fast vollig unbekanntes Land.
Die grossen Strome des Siidens, z. B. die spater so hoch angesehenen Tungabhadra und Kaveri, werden nicht erwahnt, und die thatsachlich genannten Ortlichkeiten, wie Kishkindha Rshyamuka Prasravana etc., scheinen fabelhafte, nicht wirkliche Orte zu sein, Ja selbst Lanka liegt im Fabelland. Lanka, ist eine Stadt auf dem anderen Ufer des Oceans; sie liegt nicht auf einer Insel, noch ist sie selbst eine Insel. Erst ganz spat identificierte man Lanka mit Ceylon, wovon im Ramayana noch keine Spur zu finden ist. Hanuman gelangt nach Lanka, indem er vom Berge Mahcndra hundert yojana weit uber's Meer sprang: so war der Kurs der SchirTe nach Hinterindien, nicht nach Ceylon. Wie unklar die Yorstellungen uber den Siiden Indiens waren, geht auch daraus hervor, dass Hanuman und Angada, auf die Suche nach der Sita sudwarts gesandt, nach dem Vindhya gelangten, obschon ihr Ausgangspunkt schon sudlich von diesem Gebirge lag. Im Mahabharata und in buddhistischen Schriften ist der Siiden Indiens genauer bekannt. Pataliputra, zu Megasthenes Zeit und spater Indiens grosste Stadt, wird im
Ram. nicht erwahnt, obgleich Rama (1,33) den Ort, wo sie lag, passiert haben wlirde. Hiitte zu des Dichters Zeit die Stadt schon in Bliite gestanden, so wiirde er dieselbe wenigstens in einer prophetischen Hindeutung genannt haben, ebenso wie Buddha im Mahavagga die ktinftige Grosse dieser Stadt voraussagt. Ayodhya war die bluhende Hauptstadt des machtigen Reiches derKogala; so
war es ofifenbar noch zu Valmiki's Zeit. Der Uttarakanda berichtet die Entvolkerung Ayodhya's und die nachmaligc Wiederbesiedelung der Stadt durch Rshabha, den die Jaina wahrscheinlich zu ihrem ersten Tirthakara gemacht haben. In buddhisti- scher Zeit erscheint Qravasti als wichtigste Stadt dieses Landes, und Saketa wird an Stelle Ayodhya's genannt. So auch bei den Griechen. Zwischen Valmiki's und |
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Buddha's Zeit scheint die Zerstorung des alten Ayodhya und die Entstehung der
neuen Stadt, Saketa, zu liegen. Als Hanuman uberlegt, wie er zur Sita reden solle, beschliesst er, Sanskrit
wie ein gewohnlicher Mensch, nicht wie ein Brahmane zu sprechen. In spaterer Zeit wiirde der Gegensatz zwischen Sanskrit und Prakrit gewesen sein. Schon im Utt. K., ebenso wie in spaterer Zeit (z. B. bei Kalidasa), gilt Valmiki
als ein Dichter der grauen Vorzeit. Der Utt. K. ist offenbar zu einer Zeit ent- standen, als die epische Dichtung noch in Bliite stand. Somit werden wir das urspriingliche Gedicht in sehr friihe Zeit, jedenfalls einige Jahrhunderte vor Buddha resp. Megasthenes setzen mussen, und diirfen die allgemein indische Uber- lieferung nicht beiseite setzen, dass Valmiki der Adikavi und sein Gedicht ein Arsha Ramayana war. Hermann Jacobi.
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Notizen iiber einige Dharmac&stra-Handschriften.
'$20ie nachstehend besprochenen Hss. befinden sich in meinem Besitze. Ein
vollstandiges Verzeichnis meiner Hss. hoffe ich in Balde zu veroffentlichen und er- laube mir hier zu erwahnen, dass unter denselben ausser dem Dharmacastra auch die Philosophic, Jyotisha, Tantra, Vaidya, Kosha, Vyakarana, Purina, Itihasa, Jaina- Iitteratur und Veda vertreten sind. i. Vyavaharacintamani von Vacaspatimicra, Copie einer Kalkuttaer Hs,, 84 Bl,
Das Verhaltnis dieses schon von Colebrooke ervvahnten, in R. M. Notices III, 1061 kurz beschriebenen Werks zu dem schon 1837 in Kalkutta gedruckten, 1863 von P. K. Tagore iibersetzten Vivadacintamani von Vacaspatimicra ist dahin zu defi- nieren, dass offenbar beide Werke von Haus aus dazu bestimmt waren, sich gegen- seitig zu erganzen. In dem vorliegenden Werke wird das gesamte Gerichtsverfahren, namentlich die Lehre von den Gottesurteilen, ebenso ausfiihrlich dargestellt wie die 18 Vivadapadas im Vivadacintamani. 2. Dattarka, von Dadakhya Karagji in Nasik an der Godavari verfasst, 16 Bl.
Die ungefahre Abfassungszeit dieses seltenen Werks tiber Adoption bestimmt sich dadurch, dass einerseits das dem Hon'ble Mr. Justice West in Bombay gehorige Original der Hs. von cake 1789 datiert ist, andererseits darin sindlmkaustubJiami- mamsakadayo hahavah citiert werden. Hierunter sind ohne Zweifel der Nirnaya- sindhu von Kamalakara, der Samskarakaustubha von Anantadeva und die Dattaka- mimamsa von Nandapandita zu verstehen; alle diese WTerke gehoren der ersten Halfte des 17. Jahrhunderts an. 3. Vyavaharasara von Dalapati, 173 BL, Copie einer alten Hs. des Sanskrit
College in Benares. Das ganze Werk heisst Nrsimhaprasada und besteht aus 12 Saras. Zur Bestatigung meiner friiheren Vermutung,1 dass Dalapati Premier- minister oder Statthalter bei Nizam Shah I. war, ist noch zu erwahnen, dass er hier als samastayavanadhigvaragrinijamasahasamastasa harajadhirajacridalapatiraja bezeichnet wird. 4. Vivadapariccheda, 67 BL, der von den 18 Vivadapadas und dem Gerichts-
verfahren handelnde Teil des Smrtisara von Harinatha, Copie einer einem Qastri in Benares gehorigen Hs. Dieses WTerk wird schon von Raghunandana (16. Jahrh.) citiert2 und enthalt nur Citate aus alten Autoren, wie Halayudha (il.12. Jahrh.) und Lakshmidhara. 5. Drei Vyavasthas, 3 BL, Rechtsgutachten von dem verstorbenen beriihmten
Balacastri in Benares, der haufig von seinen Landsleuten consultiert wurde. Zwei 1 Hist, of Hindu Law, 18 f.
- Aufrecht, Catal. Bodl. 292 b. |
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davon betrefifen Erbrechtsfalle, das dritte die Frage, ob man einen Schwager adop-
tieren konne: atha syalako dattako bhavitum arhati na veti pracne, etc. 6. Karmakanda, liber acara, 44 BL, unvollendet, durch Bhagvandas Kevaldas
erworben. Citate aus Smrtisara (s. o.), Hemadri (13. Jahrh.), Madana (wohl 15. Jahrh.), Prayogaparijata, Acaracandrodaya, Acarapradipa, Halayudha (11.12. Jahrh.) u. a. Dharmanibandhas finden sich neben haufigeren Anfiihrungen ausfden Puranas und Smrtis. 7. Manusmrti, Bl. 1 96 und 107, adhy. I11, 86 und em Fragment von
adhy. 12 enthaltend, ein Geschenk von Dr. A. Fiihrer in Lucknow. Diese fiir meine Manu-Ausgabe noch nicht beniitzte Nagari-Hs. ist, obschon nicht alt und uncommen- tiert, sehr beachtenswert und bestatigt u. a. an folgenden Stellen die auf den alteren Commentaren beruhenden Abweichungen meines Textes von fruheren Ausgaben: I, 8 vtryam. 26 vivekaya. 46 udbhijjas tar avail. 61 'mitaujasah. 64 trincatkalo. 81 upavartate. 83 vayo hrasati. 89 kshatriyasya samddtfat. 2, 11 te tubhe. 63 praclnam aviti. j6 niravahad. 96 pradushtani. 97 tyagag ca. 99 padad ivoda- kam. I2t ayuh prajna. 129 asaiiibaddha. 220 katnakaratalt. 240 cilpani capya- dushiani. 246 chattropanaham antatah | dhanyain vasahsi gakatft va. 3, 8 vaca- lam. 34 kathito 'shtamah. 41 itareshv avails lite skit. 59 tasmad etali sadcibliyarcya. 65 ayctjyayajanaif caiva. jy vartanta itaracramah. 91 sarvannabhutaye. 104 anna- dyadayinam. 106 catithibhojattain. 111 bhuktavatsu ca. 123 tad amishena. 125 pitr- krtye. 157 akarane. 199 anagnidagdhagnidagdlian. 204 vipralumpanti. 207 man- travat. 226 prayatah samyag. 233 bliojayec cacanam. 247 asapindakriyakarma. 274 kule bhuyad. 4, 26 hy ayanante. 52 pratisomodakadvijam. 85 dacadhvajasa- ma vecya. dacavecyasamo nrpah. 90 lohacarakavi. 141 rupadravinahinani ca. 163 dve- sliam stambham. 5, 42 pagithc caiva. 141 vipriisho '?ige na yanti yah. 6, 10 turayanam ca. 97 rajham dharman. 7, 40 veno. 101 patreshu nikshipet 193 kaurukshetranc ca. 218 nejayet. 8, 11 ca prakrto. 13 sablid va napraveshta- vya. 27 yavad vatitacaicavafy. 45 sakshinam. 52 diced decani. 75 narakani avaiti. 81 prapnoty anuttaman. 88 cudram ebhis tu patakaih. 93 catrugrhani. 94 patet. 148 taddhanani. 186 rajnabhiyoktavyo. 202 prakacakrayacodhitam. 203 ?/# sava- dyain. 234 ankanc ca darcayet. 236 aviruddhanam. 258 gramasimantavasinah. 287 angavapidananmfi ca prana°. 330 alpeshv aparipiiteshu. 332 krtvapavyayate. 370 7^ chedam. 411 karayet. ■■ 9, 43 sakrt sakrt. 80 madyapasatpravrtta. 84 pratishiddha pibed yd tu (ebenso Bohtlingk, Chrest. p. 364). gg yad anyasydbhya- nujndya. 261 protsahya (ebenso Bohtlingk). 267 utsahayec caiva. 288 rdjamdrge. 291 bijotkrashfd. 10, 12 variiasa?;ikare. 21 bhrjjakantakah. 24, jay ate varna- samkarali. 44 daradds tathd. II, 52 wie in meiner Ausgabe. 53 karmavaceshena. JJ sarvasvam va vedavide. An anderen Stellen, z. B. 1,7. 16. 4811. s. w. stimmt die lis. genauer mit der fiir meine Ausgabe benutzten Qarada-Hs. K. iiberein, auch der Schriftcharakter scheint nach Kaschmir zu weisen. Andererseits findet sich jedoch, neben einer sehr geringen Zahl selbstandiger Lesarten, auch vieles, was in der Nandini u. a. stidindischen Commentaren und Hss. wiederkehrt, wie z. B. die 5V2 nach 3, 277 eingeschobenen Verse. Julius Jolly.
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Vasta usrah im Rgveda.
"Lii/reimal fmdet sich im Samhitatext des Rgveda die Verbindung vdsta usrah,
cinmal vdsta usrdli, einmal (prdti) vasta usrafy, und zwar in folgenden Stellen: 4,25,2: kb nanama vdcasd somyaya manayiir va bhavati vdsta usrah \
kd indrasya yiijyam kdh sakhitvdm kb bhrdtrdm vashti kavdye kd iiti j| 7,69,5: yb ha syd vam rathird vdsta itsra rdtho yujdndh pariydti vartih \ ttfna nali gam ybr uskdso vyushtau ny acvina vahatam yajhe asmin || 8,46,26: yb dcvebhir vdhate vdsta usras trih saptd saptatinam \ ebhih somcbhih somasiidbhih somapd danaya cukraputapah j| 5,49,3: adatrayd day ate varyani piishd bhdgo dditir vdsta usrdli |
indro vishnur vdrwio mitrb agnir dhdni bhadra janayanta dasmah || 6,3,6: sd iiji rebhb nd prdti vasta usrah cocishd rarapiti mitrdmahah \ ndktai)i yd tm amshb yb diva nfn dniartyo arusho yb diva nfn j| Uberall deutet der Padapatha vdsta als vdste (bez. vaste), und in Uberein- stimmung damit fassen alte und neue Interpreten diese Form als die 3. Pers. Sing. Med. vom j. vas, vestire »sich kleiden«. Ahnlich wie bei Jybtir vdsdnd1 Rv. 1, 124, 3 und gocir vdsdnah2 3, 1, 5 glossiert Sayana die Form vdste mit dchddayati, die ge- nannte Verbindung mit gas.. . dchddayati \ dhdrayati \ oder mit dchddayati samar- thydt tejdhsi. Und wie das Petersburger Worterbuch (I, 1016 und VI, 826) und Delbrtick in der Chrestomathie andeuten, so iibersetzt Geldner in den »Siebenzig Liedern« p. 41 den Vers 7, 69, 5a: »Wenn Euer Wagen sich in Friihrot kleidet«; ahnlich Grassmann3 und Ludwig4 an alien Stellen. P"assen wir die obigen Verse nun etwas naher ins Auge, so kann uns fiirs
erste nicht entgehen, dass die genannte Verbindung in formelhafter Weise immer |
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1 tejoriipaiti vastra??i dchadayanti tejasa prakagayanti.
2 dipdnt vastrasthaniyam achddayan,
8 »in Morgenrot gekleideU, »lichtgekleidet«, »hegt die M.«, »schmiickt die Morgenroten aus«.
4 »er kleidet (bcgiebt zum Gebet) sich in Morgenstrahlen«, »kleidet sich in Strahlen*, d. h. nach dem Commentar Bd. 5, 165: »er kommt sehr fruh«. |
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am Ende eines pada steht. Zweitens Iritt uns eine von den genannten Gelehrten
ganz ubersehene oder doch ganz ignorierte Schwierigkeit entgegen, die namlich, dass neben der angenommenen Verbalform vdste im selben Satz immer, und zwar asyndetisch, eine andere Verbalform steht. Kame dies einmal vor, so beruhigte man sich wohl damit, es als auffallig notiert zu haben; der UmstandJ dass dies immer der Fall ist, zwingt uns, fiir die obige Verbindung eine andere Er- klarung zu suchen. Ein Blick auf samtliche obige Stellen lasst meines Erachtens keinen Zweifel
iibrig, dass in dem formelhaften vdsta usrdh (usrdh) eine Zeitbestimmung ent- halten ist, gleichbedeutend mit der haufigen Formel ushdso vyushtait »beim Auf- leuchten der Morgenrote, bei Tagesanbruch«. Usrdh ist als Gen. Sing, von ushdr iiberliefert und allgemein anerkannt Rv. 3, 58, 4 (usro dgre) und 6,12,4 (Lan- man, Noun-Inflection p. 426, Whitney, Gramm. § 371); usrak als dieselbe Form ist nicht auffalliger denn usram 10,6, 5 als Locat. Sing. (Lanman p. 427, Whitney I. c). Das vdsta der Samhita muss also den Loc. Sing, eines abstracten Nomen actionis von vas, nchdti enthalten. An vdste von einem Substantiv *vdsta, m. zu denken ist nicht ratlich, da eine solche Bildung in der genannten Bedeutung nach Form und Accent ungewohnlich ware. Dagegen bietet sich ungesucht das haufig und in vielen Verbindungen1 vorkommende /. vdstu, fern. »das Hellwerden, Tagen«, dessen Locativ vdsto in der obigen Verbindung herzustellen ist. Dieser hat sein Pendant in sano von same (Lanman p. 412, Whitney § 342), die funfmalige Verbindung vdsto usrdh, usrdh grammatisch und metrisch ihr genaues Analogon in der siebenmaligen sano dvye, tiber welche A. Kuhn in den Beitragen 3, 121 und Lanman am ebon an- gefuhrten Orte gehandelt haben. Bei vdsto wie bei sano haben sich die Schreiber des Textes und nach ihnen die Padakara, resp. (Jakalya, nicht recht zu helfen ge- wusst und in ihrer Verlegenheit die ganz gleichartigen Falle ungleich behandelt. Hiernach diirften die vier ersten Stellen ohne weitere Bemerkung klar sein;
denn an dem Parallelismus von vdsta usrdh und ushdso vyushfau in 7, 69, 5 wird niemand Anstoss nehmen. Aber auch der Mangel des Accents in 6, 3, 6 (prdti vasta usrdh) darf nicht gegen meine Deutung geltend gemacht werden; denn da ja »die Betonung je nach der grammatischen Auffassung des Redaktors wandelbar« ist (Roth, KZ. 26, 57), so wurde eben infolge des Missverstandnisses auch falsch betont. Es ist also auch dort vdsta zu betonen und prdti zu rarapiti zu ziehen, eine Verbindung, die auch anderwarts belegt ist,2 wahrend prdti im Veda weder mit 2. noch mit j. vas verbunden vorkommt. 1 Im Rgveda z. T*. vas tor us has ah, prdti vdstofi, dosha vdstoh, vastor-vastoh, ekasya vdstoh,
vdstor asyas. - Rv, 5, 61, 9: atd me 'rapad yuvatir mamanduskt prdti tyav&'ya vartanim.
Adolf Kaegi.
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Der buddhistische Dichter Cilra.
^JS/er Verfasser der nach Form und Inhalt gleich ausgezeichneten Jataka-
mala ist in Indicn vollig vergessen, in Europa noch wenig bekannt. Seinen Namen kennen wir nur durch die am Ende der Hss. vorkommende Angabe krtir iyatn Arya-Qurapadanani. Da in dieser Form die Unterschrift kaum von (Jura selbst herruhren kann und sie deshalb zu einigem Zweifel Veranlassung geben konnte, ist es als ein glucklicher Umstand zu betrachten, dass die thatsachliche Richtigkeit der Angabe in den Hss. von anderer Seite bestatigt wird. Die Subhashitavali des Vallabhadeva enthalt namlich eine dem Bhadanta (Jura entnommene Strophe papatfi samacarati u. s. w. (s. Peterson Actes du sixieme Congres des Orientalistes 3, p. 432) und diese Strophe kommt in der That in der Jataka-mala vor. Es ist St. 18 der 11. Erzahlung, des (Jakra-jataka, und lautet vollstandig wie folgt: papain samacarati vitaghrno jagltanyah prapyapadam saghrna eva iu madhyabuddhih pranatyaye 'pi iu na sadhujanah svavrttiifi velatfi samudra iva langJiayitum samarthah Die Nachrichten, die uns iiber den vortrefflichen buddhistischen Dichter zu
Gebote stehen, sind ausserst durftig. Wo bei Taranatha in dessen Geschichte des Buddhismus der Name (Jura vorkommt (5. 90. 136. 140. 181. 204), kann nicht iiberall dieselbe Person gemeint sein, doch darf man mit Zuversicht in dem »Dichter (Jura« , dessen Verdienst bei Taranatha 181 riihmlichst hcrvorgehoben wird, den Verfasser der Jataka-mala erkennen. F^s wird dort erzahlt, dass Dharmakirti, der beriihrnte Logiker, auf die Frage eincs gewissen Konigs, wer er sei, antwortete: An Weisheit ein Dignaga, an Reinheit der Sprache ein Candragomin, In der von dem Dichter (Jura stammenden Metrik crfahren, Wer bin ich anders als der Besieger aller Gegenden. Hieraus ist ersichtlich, wie beruhmt (Jura als Metriker war. Vielleicht hat er
audi ein Lehrbuch der Metrik verfasst, docli ist letztere Annahme ganz uberfliissig, da schon in der Jataka-mala. zur Geniige die ausserordentliche metrische Gewandtheit des (Jura zu Tage tritt. Die Zahl der in diesem Werke mit grosser Geschicklich- keit angewandten Metra ist nicht weniger als 31. Aus jener dem Dharmakirti in den Mund gclegten Strophe geht ferner her-
vor, dass (Jura vor Dharmakirti lebte oder wenigstens in der Zeit des letzteren als musterhafter Dichter gait. Dharmakirti der Logiker wird in buddhistischen Quellcn durchgangig als der letzte grosse Vorkampfer des Glaubens in Indien und als Zeitgenosse des Kumarila und (Jankara vorgestellt. Dieser Umstand, in Ver- bindung mit der Thatsache, dass Itsing (Ende des 7. Jahrhunderts) ihn gar nicht erw-ahnt, fuhrt zu der Annahme, er babe im Laufe des 8. Jahrhunderts gebliiht. |
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Freilich soil nach einer Behauptung des Scholiasten der Vasavadatta (S. 235 in
Halls Ausgabe) das von Subandhu im Texte genannte buddhistische Werk Alankara den Dharmakirti zum Verfasser haben, doch das kann nicht richtig scin. Uenn wenn Dharmakirti ein Zeitgenosse des Subandhu (c. 600) oder gar alter gewesen ware, so wiirde er nicht in der Tradition fortleben als der letzte grosse Vorkampfer des Glaubens unmittelbar vor der Zeit des Verfalls; im ganzcn 7. Jahrhundert war ja der Buddhismus noch in voller Bliite, wie sattsam aus den Berichten Hiuen Thsangs und Itsings erhellt. Weiter weiss wieder Taranatha, noch Wassiljew etwas von einem Buche des Dharmakirti unter obigem Titel. Noch abgesehen davon, dass die Autoritat eines spatern Scholiasten in einer ihm fernliegenden Sache gar nichts zu bedeuten hat, gegeniiber der einstimmigen buddhistischen Tradition, Iiegt die Annahme nahe, dass der Verfasser des Alankara kein anderer gewesen sei als eben der Alankaropadhyaya (Tibetisch: Rgyan-mkhan-po), der zu einer anderen Schule als Dharmakirti gehort (s. Wassiljew, Buddhismus, 290). Die Sprache und der Stil der Jataka-mala sind derart, dass man die Zeit
des Verfasscrs getrost vor den Anfang des Verfalls der Kunstlitteratur ansetzen darf. Die Schlichtheit und Klarheit der Darstellung erinnert an Kalidasa; die Vor- liebe fiir die kiinstliche Wiederholung derselben Silben mit anderer Bedeutung nicht zu verwechseln mit auf Doppelsinn beruhenden Wortspielen durfte auf eine etwas spatere Zeit als die Mitte des 6. Jahrhunderts hindeuten. Alles zusammen- genommen ist die Jataka-mala. ein der Bltitezeit der Litteratur von etwa 550-650 vollkommen wiirdiges Kunstwerk, und vorlaufig darf man die Behauptung aufstellen, dass Arya QCra in jener Periode gelebt hat. Heinrieh Kern.
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Scheinbare Citate von Autoritaten in grammatischen Werken.
't2jjch darf als bekannt voraussetzen, dass die Erwahnung ciner Autoritat in
einem grammatischen Sutra in gewissen Fallen die Wirkung hat, die Befolgung des in der Regel Gelehrten dem Belieben anheim zu stellen. Wenn Panini I, i, 16 smnbuddhan Qakalyasyetav anarshe lehrt, dass das auslautendc o eines Vocativs Singularis nach (Jakalya pragrhya sei, so folgt daraus, dass andere Gelehrte jene Meinung nicht teilten, und das praktischc Rcsultat ist, dass wir sowohl bha.no iti wie bhanav iti sagcn diirfen. Spatere Grammatiker konnten darmn fiir den Eigen- namen Qakalyasya der Panineischen Regel entweder, wie (Jakatayana und Deva- nandin gethan haben, einfach va »nach Belieben«, oder, was Ilemacandra vorzieht, na va »oder auch nicht« substituieren, ohne dadurch den Sinn der Regel zu ver- andern. Der Gebrauch von va, na va oder ahnlicher Ausdriicke und die Erwahnung ciner Autoritat warden gleichbedeutend, und da es einfacher ist, va oder na va zu sagcn, konnte die Nennung eines Namens nur dem Wunsche entspringen, irgend einem beruhmten Manne der Vergangenheit Ehre erweisen zu wollen. Dass es hier- bei gleichgiiltig war, ob der Erwahnte wirklich gelehrt hatte, was ihm zugeschrieben wurde, und ob er iiberhaupt ein Grammatiker war, und dass wir deshalb aus solchen (scheinbaren) Citaten nicht ohne weiteres Schliisse fiir die Geschichte der Grammatik ziehen diirfen, lasst sich mit Sicherheit erweisen, und cs scheint mir der Miihe wert, die Aufmerksamkcit meiner Eachgenossen auf diesen Gegenstand zu lenken. Die unter dem Namen des (Jakatayana bekannte Grammatik beruht auf
den Grammatiken Pacini's und Candra's, und den Werken ihrer Erklarcr. Stimmt eine Kegel (Jakatayana's dem Inhalte nach mit ciner Regel Panini's iiberein, so hat (Jakatayana von Panini geborgt, mag der Wortlaut seiner Regel sein welcher er will. In V, 4, 154 <;es/iad vibhasha lehrt Panini, dass gewisse Bahuvrihi-Composita das Suffix kap anfugen diirfen, und wir bilden demgemiiss sowohl bahumalaka wie bahumala. jakatayana giebt jener Regel, in II, 1,229, die P"assung ceshat Siddha- nandinah, was wortlich iibersetzt bedeuten wtirde, dass die crwahntcn Composita das Suffix kap nur nach der Ansicht des S id dha na ndi n, nach Anderen aber nicht anfugen. In VII, 2, 101 jaraya jaras anyatarasyam lehrt Panini, dass in schwachen l7ormen vor vocalischen Endungen fiir jara beliebig jaras substituiert werden darf. Nach (Jakatayana I, 2, 37 jaraya nas Indrasyaci soil jaras nach der Ansicht Indra 's substituiert werden, nach Anderen nicht. In ahnlicher Weise nennt (Jakatayana Aryavajra in I, 2, 13 tatah prag Aryavajrasya. Fiir uns haben die drei erwahnten Namen nur den Wert, dass sie die Regeln,
in denen sie erscheinen, facultativ machen. Sie beweisen aber nicht, dass (Jakata- yana von den Grammatikern Ar y a vaj ra, Indra und Siddhananclin oder ihren Werken irgend welche Kunde hatte, und es wiirde ein Fehler sein, sie auf seine Autoritat hin in ciner Geschichte der Grammatik auch nur zu nennen. |
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Was fur das Verhaltnis der Grammatik des Qakatayana zu der des Panini
gilt, gilt in noch starkerem Masse fiir das Verhaltnis des Jainendra zur Ashta- dhyayi. Devanandin, seia Verfasser, hat Pacini einfach copiert; und wenn er fiir die Worte va oder vihhasha oder anyatarasyam der Regeln P. II, 3,25; III, 1, ri3;i2o; V, 1,86; VI, 3,72; VII, 1, 7 und VIII, 4, 62 die Namen Qridatta, Yago- bhadra, Bhutibali, Prabhacandra, Siddhasena und Samantabhadra einsetzt, so thut er nichts anderes als was (^akatayana mit Aryavajra, Indra und Siddhanandin gethan hat. Haben (Jakatayana und Devanandin ihre Leser betriigen, sich selbst den Schein
der Gelehrsamkeit geben wollen? Sicherlich nicht. Nach indischer Auffassung ist, was sie lehren7 richtig, und die ehrende Erwahnung gewisser Celebritaten harmlos, wenn nicht verdienstvoll. Waren sie aber die Ernnder der von ihnen befolgten Methode, und lasst sich, was fiir die Grammatik sicher ist, auch fur andere Qastras nachweisen? Das erstere bezweifle ich; letzteres zu entscheiden iiberlasse ich den Kennern. Auf jeden Fall sincl die in der angegebenen Weise citierten Namen iiberall mit Vorsicht zu behandeln, und liefert die hier ang-eregte Fragc ein neues Element der Ungewissheit unci des Zweifels bei historischen Untersuchungen. |
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Franz Kielhorn.
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Eine apokryphe Patt&vali der Jainas.
JalEDas in Rede stehende Werkchen, dessen Titel yugapradhanasvarupam
lautet (so in der ersten und letzten Strophe, in der Unterschrift yugapradhina- pattavalisutram), besteht aus 88 Prakrtstrophen, mit einem samv. 1685 (1629 Chr.) von Kalyana verfassten Sanskritcommentar. Die Handschrift (Bombay Collection 1873/74 Nr. 247)' ist ganz modern, namlich von samv. 1930 (1874 Chr.). Der Text enthalt die Nam en und Zeitangaben der Patriarchen der Jaina- kirche (yugap radhana), von Sudharman, dem Nachfolger des Mahavira an bis zum listen noch der Zukunft angehorigen, welcher Vaicakhasuri heissen und i. J. 2957 nach Vikrama oder 3427 nach Vira sterben wird, ferner die summarische Auf- zahlung der iibrigen bis Duhprasaha am Ende der Duhshama (der gegenwartigen fiinften Speiche der Avasarpini). Von den namentlich angefiihrten 141 yugapra- dhanas fallen 49 in die Zeit vor Abfassung des Commentars, sind also angeblich historisch, wahrend die iibrigen avif Prophezeiung beruhen. Wie steht es nun mit dem historischen Wert der von den ersten 49 Patri-
archen mitgeteilten Namen und Daten? Dieselben erscheinen beim ersten Anblick wie ein Auszug aus einem von den altesten Zeiten her sorgfaltig gefiihrten Jaina- Archiv. Bei keinem Patriarchen wird eine der Angaben vermisst, wie langc er zli Ilause, im Monchsgeliibde und in der Yugapradhana-Wiirde gelebt und in welchem Jahre nach Vira (spater Vikrama) er gestorben ist. Aber dieselben genauen An- gaben finden sich auch in Bezug auf die der Zukunft angehorigen Patriarchen. Es ist eben sehr leicht, genaue Angaben zu machen, wenn man sie aus dem eigenen Kopfe nimmt. Dennoch wiirde es ein Irrtum sein, unserem Texte alien historischen Wert abzusprechen. Die Vergleichung mit dem, was aus anderen Quellen bekannt ist, zeigt, dass der Verfasser die alte Tradition der Jainas nach Moglichkeit benutzt hat, und dass viele seiner Angaben unzweifelhaft auf alter Uberlieferung beruhen. Aber das Ganze ist zurechtgemacht, urn eine ununterbrochene Reihenfolge (param- para) der heiligen Lehrer von Vira an bis in die letzten Zeiten herzustellen. Um z. B. in die 1346 Jahre des zweiten udaya (6171963 Vira) die uberlicferten 23 yugapradhana hineinzupassen, musste jedem derselben eine Regierungsdauer von nahezu 60 Jahren zugemessen werden, wahrend sie in den kontrollierbaren histo- rischen Zeiten nicht viel mehr als 20 Jahre betragt. Allc Angaben, die nicht anderweitig bestatigt werden, sind daher mit Vorsicht aufzunehmen. In naher Ver- wandtschaft steht unser Text mit der von Merutunga i. J. 1362 Vikr. verfassten |
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1 s. Kielhom, Report on the search for Sanskrit mss. in the Bombay Presid. during the year
188081, p. 100. |
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Theravali, welche bis zum 34. Patriarchen Madharasambhuti (f 889 Vikr.) im wesent-
lichen dieselben Namen und Zahlen giebt.1 Als Quellen werden citiert im Text Bhagavati-anga und Bhadrabahusvamin's
Duhshamaprabhrta (Dussamapahuda), im Commentar Parigishtaparvan, Paryushana-
vicara-vrhadavacurni, Tirthodgaraprakirnaka, anya-pattavali, Kalpantarvacya, Kala- saptatika, Mahdnigitha, Yantrapattra. Der Anfang lautet: Namiiina Mahaviram canr-ahiya-du-sahassao kimci \
jiigappahana-saruvain hucchami sua-samuddao || 1. Padhamo Suhamma-sami pannasa 1 tlsa 2 visa j sayam egam 4 | giha 1 vaya 2 juga 3 saw aft 4 anukkamo aggao neo 2. Sudharman lebte 50 Jahre im Hause, 30 im Gelubde, 20 als yugapradhana, im
ganzen 100 Jahre. Der Kiirze wegen stelle ich die Zahlen, nur durch Kommata getrennt, neben
einander: 1. Sudharman 50, 30, 20, f loojuhrig 20 nach Vira.
2. Jambu 16, 20, 44, f Sojahrig 64 V.
3. Prabhava 30, 64, II, f io$jahrig 75 V.
4- Qayyambhava 28, 11, 23, f 62jahrig 98 V.
5. Yagobhadra 22, r4, 50, f 86jahrig 148 V.
6. Sambhu ta vij aya 42, 40, 8, f 90jahrig 156 V.
7. Bhadrabahu 45, 17, 14, f 76jahrig 170 V.
8. Sthulabhadra 30, 24, 45, f 99jahrig 215 V.
9. Mahagiri 30, 40, 30, f ioojahrig 245 V.
10. Suhastin 24, 30, 46, f ioojahrig 291 V.
Bis zum zehnten Patriarchen stimmen die Angaben mit der allgemeinen Tra-
dition der Jainas uberein.2 Auf Suhastin folgen hier aber nicht Susthita und seine Nachfolger, wie in den Pattavalis des Tapa- und Kharataragaccha, sondern die in zwei alten glokas3 als dagapurvin bezeichneten Gunasundara und seine Nachfolger, von vvelchen der Scholiast zu Jinadattasuri's Ganadharasardhagatakam v. 22 sagt, es sei nicht die allgemeine Annahme, sie als yugapradhana aufzufuhren.4 11. Gunasundara 24, 32, 44, f ioojahrig 335 V.
12. Qyamarya, mit anderem Namen Kalikacarya 20, 35, 41, f 96jahrig
376 V.r> Er hat das Prajnapanopangam verfasst, den Paryushana-Tag verlegt und in Indra's Gegenwart iiber die Nigodas gepredigt. Quelle hierfur ist dem Commentar zufolge Paryushanavicara-vrhadavacurni. |
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1 s. Bhdu Daji im Journ. of the Bombay Branch of the R. Asiat. Soc, vol. IX, p. 147 fT. Eine
iibersichtliche Zusammenstellung der bisher bekannten Thera-Listen giebt E. Leumann, Zeitschrift der deutsch. morg. Ges. Bd. 37, p. 501. - s. Indian Antiquary, vol. XI p. 246 u. 251.
3 s. H. Jacobi, Zeitschr. d. deutsch. morg. Ges. Bd. 34, p. 252.
4 Die Cberlieferung, dass von einem Schiiler des (^rigupta fs. unten Nr, 17) die Trairacika-Haeresie
ausging, hat vielleicht bei der Bevorzugung der anderen Reihenfolge mitgewirkt. 6 Dharmasagara's Gurvavali hat die Jahreszahlen 376 u. 386 V., s. Ind. Antiqu., vol. XI, p. 251b
Nr. 9; vgl. auch E. Leumann, Zeitschr. d. deutsch. morg. Ges. Bd. 37, p. 496 und A. Weber, Ind. Stud. Rd. 16, p. 392 f. |
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13. Skandila 22, 48, 38, f io8jahrig 414 V.
14. Revatimitra 14, 48, 36, f 98 jahrig 450 Vira.
15. Ar ya-Dharma t8, 40, 44, f 102 jahrig 24 Vikr. Zu dieser Zeit lebte
Kalikacarya, der Besieger des Gardabhilla, und zwar ist seine Jahreszahl 453 Vira.1 Als Quelle wird citiert Tirthodgaraprakirnaka* 16. Bhadragupta, der Lehrer des Vajra, 21, 45, 39, f 105 jahrig 63 Vikr.2
l7- Qr*guPta 35> 5°' x5> t 100 jahrig 78 Vikr.3 Durch seinen Schiiler Roha- gupta entstand i. J. 544 Vira das Trairagika-matam. 4
18. Vajra, der letzte dagapurvin, 8, 44, 36, f 88 jahrig 114 Vikr. oder 584 Vira.5
19. Aryarakshita, welcher von Vajra die Kenntnis von glh purva iibernahm,6
11, 51, 13 (Ganadharasardhagataka v. 47, Comm. hat dafiir 22, 40, 13), I 75 jahrig 127 Vikr.7 20. Durbalikapushyamitra 17, 30, 20, f 67 jahrig 147 Vikr. oder 617 Vira.8
(Ganadh. a. a. O. hat dafiir 17, 30, 17, im ganzen 64 Jahre.) Im J. 617 Vira endigt der erste udaya, in welchem 20 yugapr ad liana
gelebt haben, und es beginnt der zweite udaya. 21. Vajrasena 9, 116, 3, f I28jahrig 150 Vikr.9
Hierauf folgen unter Nr. 2227 sechs yugapradhana, welcfae auch die Patta-
vali des Tapagaccha zusammen auffiihrt, mit der allgemeinen Angabe, dass sie in der Zeit zwischen Vajrasena und Satyamitra (hier Nr. 21 und 28) gelebt batten.10 Unser Text giebt iiber sie die genauesten Daten, welche, abgesehen von den Jahres- zahlen der Brahmadvipika und des Kalika, samtlich wie es scheint nicht auf alter Tradition beruhen. 22. Nagahastin 19, 28, 69, f 116 jahrig 219 Vikr.
23. Revatimitra 20, 30, 59, f 109jahrig 278 Vikr.
24. Sinha, Ikahmadvipa-cakhodbhava, 18, 20, 78, f 1 i6jahrig 356 Vikr.11
25. Nagarjuna 14, 19, 78, f 111 jahrig 434 Vikr.
26. Bhutadinna 18, 22, 79, f iiojahrig 513 Vikr.
27. Kalikacarya 12, 60, II, f 83jahrig 994 Vira oder 524 Vikr. Von ihm
wurde 993 Vira12 die paryushana auf den vierten festgesetzt {sthapita, na tit |
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1 s. Ind. Antiqu., vol. XI, p. 247 b Nr. 24.
2 s. ebend., p. 252a Nr. 13.
3 Dharmas&gara's Gurvavall hat 548 und 584 Vira (= 78 und 114 Vikr.), s. ebend., p. 252a Nr. 13.
4 s. E. Leumann, Ind. Studien Bd. 17, p. 116 und Ind. Antiqu., vol. XI, p. 247 a Nr. 16.
r' s. ebend. 8 s. ebend., p. 247 b Nr. 18.
7 Dharmasagara's Gurvavali hat 557 und 597 Vira (= 87 und 127 Vikr,), s. ebend., p. 252a Nr. 13
und 14. Vgl. auch A. Weber, Ind. Studien Bd. 17, p. 63. 8 Dharmasagara's Gurvavali hat 616 Vira, s. Ind. Antiqu., vol. XI, p. 252a Nr. 14 und A. Weber,
Ind. Studien Bd. 16, p. 348. 9 s. Ind. Antiqu., vol. XI, p. 252 a Nr. 14.
,n s. ebend., p. 252 b Nr. 27. Die Theravali des Nandi- und Avagyakasutra nennt hinter Arya-
nandila folgende : Nagahastin , Revatinakshatra, Brahmadvipaka-Sinha , Skandila, Himavant, Nagarjuna, Govinda, Bhutadinna, Lauhitya und Dushagani (vgl. hier Nr. 2226). 11 Die Gurvavali des Tapagaccha giebt als Zeii der Brahmadvipikas 826, nach anderen 886 Vira;
ersteres ist gleich 356 Vikr., s. Ind. Antiqu., vol. XI, p. 252 b Nr. 23, 12 s. ebend., p. 247b Nr. 24.
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pravartita \ pravartita tu dvadagama-ynigapradhana-Kalikacaryend). Als
Quelle wird die Kalasaptatika citiert. 28. Satyamitra 10, 30, 7, f 47jahrig 531 Vikr. oder 1001 Vira. Mit ihm ging
die Kenntnis des letzten purva verloren,1 wofiir zwei Stellen aus Tirthodgara- prakirnaka und Bhagavati (cata 20, uddecaka 8) als Quellen citiert werden. 29. Harillasuri 17, 30, 54, f ioijahrig 585 Vikr.2
30. Jinabhadragani-kshamagramana 14, 30, 60, f IG4Jahrig 645 Vikr.*
31. Umasvati 20, 15, 75, f iiojahrig 720 Vikr. oder 1190 Vira.1
32. Pushyamitra 8, 30, 60, f 98jahrig 780 Vikr. oder 1250 Vira. Diesem
yugapradhana wurde in Kuberi ein vihara errichtet. Zu seiner Zeit trateii die parcvasthas auf, wofiir eine Stelle aus dem Mahanicitha citiert wird. 33. Sarnbhutisuri 10, 19, 49, f 7Sjahrig 829 Vikr.
34. Madharasambhuti 10, 30, 60, f ioojahrig 889 Vikr.
Bis zu diesem Patriarchen reicht den Mitteilungen Bhau DajiV zufolge Meru-
tunga's Theravali (verf. 1362 Vikr.), deren Angaben freilich im einzelnen manche Abweichungen zeigen. Wahrend bisher unser Text wenigstcns bei einigen Patri- archen ausser den Zahlen einige naher charakterisierende Notizen beifugte, enthalt er im folgendcn nichts als die Namen und Zahlen, noch dazu Namen, die hier zum ersten Mai auftreten, wahrend die friiheren auch anderweitig bekannt sind und bei den Jainas zum Teil in hohem Ansehen stehen. Im folgenden scheint eben alles erfunden zu sein. Vielleicht ist der zu Gfunde liegende Text in dieser Zeit ver- fasst worden und hat die folgenden Namen und Jahreszahlen als Prophezeiung ent- halten. 35. Qrtdharmasvamin 15, 20, 40, f 7SJahrig 929 Vikr.
36. Jyeshthangasuri 12, 18, 71, f ioijahrig 1000 Vikr.
37. Phalgumitra 14, 13, 49, | 76jahrig 1049 Vikr.
38. Dharmaghosha 8, 15, 78, f ioijahrig 1127 Vikr.
39. Vinayamitra 10, 19, 86, f 115jahrig 1213 Vikr.
40. Qilamitra II, 20, 79, f iiojahrig 1292 Vikr.
41. Revatimitra 9, 16, 78, f i03Jahrig 1370 Vikr.
42. Sumanimitra 12, 18, 78, f ioSjahrig 1448 Vikr.
43. Arihamitra 20, 16, 45, f 8ijahrig 1493 Vikr.
Im J. 1493 Vikr. oder 1963 Vira endigt der zweite udaya, welcher 1346 Jahrc
gedauert hat, und in welchem 23 yugapradhana gelebt haben, und es beginnt der dritte udaya. 44. Padivayasuri 9, 82, 9, f ioojahrig 1502 Vikr.
45. Vishnumitra 10, 20, 45, f 75Jahrig 1547 Vikr.
46. Ha rim it ra 16, 40, 50, f io6jahrig 1597 Vikr.
47. Shandilasvamin 15, 50, 30, f 95jahrig 1627 Vikr.
1 s. ebend., p. 252 b Nr. 27.
2 Dieses Jahr wird von der Uberlieferung als Todesjahr Ilaribhadrasiiri's angegeben, s. ebend.,
p. 253 a Nr. 27. :| Dharmasagara's Gurvavalt hat dieselbe Jahreszahl, s. ebend.
4 Dgl. hier, s. ebend. Nr. 30.
5 s. Journ. of the Bombay Branch of the R, Asiat. Soc, vol. IX, p. 154.
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48. J inapatisvamin 20, 30, 40, f cjojahrig 1667 Vikr. oder 2137 Vira.
49. Jinacandrasuri 15, 30, 30, und nun heisst es im Commcntar: er wird bis
zum Jahre 1697 Vikr. als yugapradhana regieren (virajamano bhavishyati). Man erinnere sich, dass der Commentar i. J. 1685 Vikr. verfasst ist.1 50. Jinavallabha wird 1727 sterben,
51. Jinaprabha 1739,
52. Dharmaruci 1777,
53. Vinayacandra 1815,
54. (^ilamitra 1845,
55. Devacandra 1884,
56. Qricanda 1909,
57. Shandila 1938,
58. Dhammila 1970,
59. Siddhageha 2008,
60. Bhaddila 2027 u. s. w. u.s.w. bis zum 141. yugapradhana, welcher Vaigakha-
suri heissen und 2957 Vikr. oder 3427 Vira sterben wird. Mit ihm wird der dritte udaya schliessen, welcher 1464 Jahre dauern und 98 yugapradhana enthalten wird. Die yugapradhana der folgenden udaya werden nicht einzeln aufgezahlt, wo-
fiir vielmehr auf Bhadrabahusvamin's Duhshamaprabhrta verwiesen wird, sondern es wird nur ihre Anzahl und die Zeitdauer der udaya angegeben. Der vierte udaya wird in 1545 Jahren 78 yugapradhana, der flinftc in 1900 Jahren 75 u.s.w., der letzte, 23ste in 440 Jahren 40 enthalten. Im ganzen wird es 2004 yugapradhana in ununterbrochener Reihenfolge inncrhalb eines Zeitraums von 20987 Jahren geben. Im Commentar zum vorletzten (87.) Verse, welcher zur Verehrung des suguru
und zum Aufgeben des kuguru auffordert, wird die Strophe citiert, welche die Namen der matibheda und die Jahreszahlen ihrer Kntstehung enthalt.2 In derselben wird auch der 1285 Vikr. gegriindete Tapagaccha als ketzerisch bezeichnet. Der Verfasser des Commentars bekennt sich namlich als zum Katukagaccha
gehorig. Als seine geistlichen Ahnen fiihrt er auf: 1. Kadua (d. i. Katuka) mit der Jahreszahl 1524 Vikr.,3
2. sa (d. i. saha)-gri Shima,
3. sa-cn Vira,
4. sa-gri Jivaraja,
5. sa-gri Tejapala,
6. sa-gri Ratnapala,
7. sa-gri Jinadasa,
8. sa-gri Tejapala,
als dessen Schiller er, saha-Kalyana, 1685 Vikr. dieses yugapradhana-pattavali-
vivaranam verfasst hat. Es ist auffallig, dass gerade ein Anhanger des Katuka- 1 Dieser yugapradhana hat selbstverstandlich mit dem gleichnamigen 61. s6ri des Kharataragaccha,
welcher 161270 Vikr. regierte, nichts zu thun. 1 s. Ind. Antiqu., vol. XI, p. 254 b Nr. 41 und not. 59.
8 Dharmasagara hat 1562, s. ebend., p. 256 a Nr. 55 und A. Weber, Sitzungsber. d. preuss. Akad.
1882, p. 808. |
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gaccha, welcher, von einem Laien gegrtindet, keine munis anerkennt,1 einen die
Oberhatipter des Clerus verherrlichenden Text commentiert hat. Zu der Schlussstrophe Iya jugappakana-saruvam bhaviya-jana-siiha-karanatn neyatft \
Suhammai-Ditppasahanta dbttu samghassa kallanam ; bemerkt der Commentar, im letzten Worte sei der Name Kalyana versteckt. Man konnte meinen, das beweise, dass der Text auch von Kalyana verfasst, oder dass wenigstens die letzte Strophe von ihm zugefugt sei. Ich bin aber der Meinung, dass es ein alterer Text und auch die letzte Strophe echt ist, in welche der Com- mentator diese Beziehung auf seinen Namen nur hineininterpretiert hat. 1 s. A. Weber, a. a. O.
Johannes Klatt.
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Etymologica.
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i. Bei der nahen Beriihrung, welche wir in den idg. Sprachen beziiglich der
Benennungen fiir Korperteile antreffen, ist es begreifiich, dass man Zusammenhang von lat. comu, got. haiirn mit skr. crnga nicht bestreiten mag. Bisher fehlt die Losung der Schwierigkeit, welche in dem lautlich starken Abweichen der skr. Form besteht. Aber es giebt deutliche Parallelen, welche fiir die Zusammengehorigkeit von crnga mit run. horna (got. haurn) sprechen. So steht neben ahd. mana »Mahne« dan. manke. neben abd. scina »Schiene« ahd. scinco. Es bestehen also ein paar Stamme, in denen no mit idg. ngo im Wortausgange wechselt. 2. Ein idg. mftsno »Staub« (neben skr. mrd, got. mulda »Erde«) liegt dem
skr. mrtsna zu Grunde und ist desgleichen deutlich erkennbar in dem anord. wylsna »Staub« und dem denominativen Ztw. angls. formohnian »zu Staub werden«. 3. Zu skr. jatu »Lack, Gummi«, wozu Bugge in Kuhns Zs. XXIX, 128 lat.
bitumen stellt, gehort nhd. kitt aus alter nhd. ki'ttt} ahd. chuti aus qtiiti = angls. cwidu. Die germ. Grdf. ist qedu aus g^etu. 4. Zu der idg. Wz. prk »fragen« gehort skr. pragnin m. »Fragesteller«, ab-
geleitet aus praend »Frage«. Damit ist angls. friccea- m. »HeroId« identisch, das aus idg. *preknion- hervorgegangen ist. 5. Verwandt mit skr. kfttiL »FeIl« ist das gleichbedeutende ahd. h'erdo, angls.
heortha: Grdf. kerton-. 6. Zu der idg. Wz. teltol, wozu hd. dul-den, lat. tollo, gr. ry.'ky^o^ Ta>.a.vTov
-olvrky.c gehort, ist auch skr. tiina tiini m. »Kocher« zu stellen (vgl. gr. yap^rpa »Kocher« zu Wz. <pep); Grdf. t/no tint, 7. Skr. lok praes. lokayati »sehen, schauen«, loc praes. locayati »betrachten«
verhalt sich zu ahd. luogen (nhd. lugen) aus idg. lokdye- genau wie skr. Ibpacd zu gr. aXto7no? und wie skr. Ibkd »Raum, Ort« (»Welt«) zu Grdf. loko-, wozu lat. locus Ablautsform ist. Darnach lasst sich vermuten, dass die idg. Lautgruppe lb im Skr. keine Verwandlung (in ra) erfuhr. 8. Zu der skr. Wz. grbh »ergreifen« wird ohne Berechtigung das nhd. greifen,
got. greipan gezogen, denen nur eine /-WTz. zu Grunde liegen kann. Auf eine alte idg. Wz. ghrbh ghrabh weisen nhd. grappen grapsen (schweiz. grapen mit altem r-Vocal). Dem skr. grabhd »handvoll« entspricht ahd. garba »Handvoll, Garbe« (Grdf. ghfbha). 9. Fiir das skr. piirsvasar »Vatersch\vester« hat das Germ, eine uralte, eigent-
lich wohl nur vocativische Koseform angls. fathu, afris. fetke: idg. pa tan (mit voca- tivischer Betonung gegeniiber idg. pater = skr. pitdr, gr. Trar-^p). Ahnlich ist ahd. muoma »Tante« Koseform gleich skr. matrsvasar (wie skr. matrka, niatula »Onkel« |
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fiir »Mutterbruder«); ein paar idg. Dialekte haben dafur eine alte Bildung matrivia
gehabt; vgl. cymr. modryb »Tante« (ir. mdthraib), angls. mbdrie (aus urgerm. *mbclliru2uion-); gr. pLinTpuwc »Stiefmutter« hat neben f/.Y|Tpw; »OnkeI« seine Bedeutung verandert, wie angls. be »vitricus« neben lit. uszvis »Schwiegervater«. 10. Zu der skr. Wz. prath (idg. pith) gehort altir. lethech »Plunder« (aus *pletek-)}
wie auch das gleichbedeutende mhd. vluoder derselben Wz. entspringt; so gehort auch engl. flook zu nhd. flach. 11. Zu der skr. WTz. las »begehren« [lalasa »gierig«) gehort angls. Icere gelcere,
engl. dial, leer »hungrig« aus germ. *lesu-, wozu auch altir. lia »Hunger« ; wohl auch ahd. lari »leeren Magens«, vorausgesetzt dass es spaterhin in die allgemeine Bedeutung »leer« iibergehen konnte. Friedrieh Kluge.
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Zu iti und ca.
^jSmhler hat in Bd. I H. i der »Wiener Zeitschrift fiir die Kunde des Morgen-
landes«, Wien 1887 einen Artikel iiber »A disputed meaning of the particles iti and cha« veroffentlicht, in welchem er zu folgendem Resultat gelangt: »To sum up, the above remarks show 1) that iti and iti cha have certainly been used by ancient und by modern authors in the sense of 'and so forth', 2) that cha has undoubtedly the same meaning in Hemachandra's Linganugasana and most probably in older Sutras too. A careful examination of the other numerous handbooks of the Indian Qastras, which the authors themselves have explained, will probably show that other writers agree in this respect with Hemachandra.« Dieses Resultat ist inter- essant, diirfte aber nur zum Teil richtig sein und bedarf jedenfalls der Klarung. Die indischen Commentatoren von alteren Sutrawerken sind darin einig, dass
in letzteren iti und ca haufig in der Bedeutung »u. a.«, »u. s. w.« vorkommen. Da diese Anschauung wenigstens in der Bliitezeit der Commentarlitteratur und spater von einer Staunen erregenden Allgemeinheit ist und ihre Berechtigung niemals auch nur dem geringsten Zweifel unterworfen wird, so wird der Schluss erlaubt sein, dass zu dieser Zeit die angegebene Bedeutung von iti und ca nicht nur, wie wir wissen, fur eine friihere Periode postuliert, sondern auch in eigenen selbstandigen Werken litterarisch verwendet wurde. Ich zweifle daher keinen Augenblick, dass ein Com- mentator dieser Zeit, falls es ilim gefiel, Sutra, Qloka oder andere Verse zu machen, keinen Anstand nahm, jene angeblichc Bedeutung wiederholt zu einer wirklichen zu gestalten. Die Commentatoren wirkten auf zeitgenossische Lexikographen und Gram- matiker; also mogen auch diese zu demselben bequemen Sprachmittel gegriffen haben. So konnten itica = »u.s.w.« litterarischer Sprachgebrauch werden. Wenn daher Biihler mit besonderem Nachdruck auf einen Hemacandra (Qacvata, Amara- sinha, Ilalayudha, Mahecvara, Yadavaprakaca) »and others« (sc. wohl auch Gramma- tiker, Lexikographen etc.), von denen vielleicht keiner iiber das 10. Jahrhundert p. Chr. hinaufreicht, vervveist, so bedurfte es fiir mich dieses Nachdruckes nicht;1 auch ohne solch schlagenden Beweis, wie Biihler ihn fiir Hemacandra liefert, ware ich von vornherein geneigt, ihm fiir diese Autoren recht zu geben und wunderte mich nur, falls dieselben jene Sprachmittel nicht ofters benutzt hatten, als Biihler gerade anfiihrt. |
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1 Geschah wohl im Hinblick auf Bohtlingk's Bemerkung Zeitschr. d. deutsch. morg. Ges. 39, 484:
»Ich glaube nicht, dass ca diese Bedeutung irgendwo hat* und 40, 145 (als Antwort auf Bidder's Einwand ib. 39,706): »Dass ca im Sinne von »und so weitera von einem Autor selbst gebraucht werde, bezweifle ich nach wie vor.« Bohtlingk scheint hier nicht Autoren obiger Art im Auge zu haben, da er im N. Wb. sub ca doch ausdriicklich sagt: »Grammatiker, Lexikographen und Erklarer gebrauchen ca oft elliptisch* ; oder hat man bei »gebrauchen« sc. »in ihren Erklarungen alterer Werke, nicht aber als selbstrindige Autoren* zu erganzen ? cf. Vorwort zu Teil I. |
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Anders Hegt die Sache, wenn wir aufPanini, die Dharmasutra und sogar noch
weiter auf die Grhya- und QJrautasutra zurtickgreifen. Ausgehend von der Voraus- setzung, dass die Anfange grammatischer und exegetischer Untersuchungen, gleich- viel ob schriftlich oder bloss miindlich, iiber die Sutraperiode hinaufreichen, so dass die Sutra mit als eine Folge derselben betrachtet werden konnen jedenfalls be- zeichnen diese nicht den Anfang, sondern den Schluss einer langen Entwickelungs- periode und dass der hochkiinstliche Charakter der Sutrasprache allerlei Geheim- nisse in sich birgt, die noch blossgelegt werden miissen, bin ich auch bei diesen Werken von vornherein fur die Buhler-indische Auffassung unserer iti ca nicht iibel gestimmt. So sicher wir aus gewissen Grtinden behaupten diirfen, dass diese Par- tikeln die Bedeutung »u. s. w.« in Brahmana- und iilteren Texten nicht haben, so sehr miissen wir zum voraus die Moglichkeit zugeben, dass diese Bedeutung in alien Arten von Sutrawerken vorkommen kann. Da wir aber die Geschichte der alteren Commentarlitteratur nicht genauer kennen und die von unseren///ca schon recht nicht; da wir also nicht wissen, seit wann man iti ca so zu erklaren begann und wann diese Erklarung allgemein herrschend geworden, so dass sie in der Litteratur Verwertung finden konnte: so ist hier, um zur Klarheit zu kommen, mehr denn sonst wo die Notwendigkeit geboten, den Sprachgebrauch unserer Partikeln fitr jede einzelne Schrift auf Grund vollstandigen Materials festzustellen. Zwar geliinge es vielleicht, schon aus dem allgemeinen Charakter der Sutra, der ein sehr bestimmter ist, auf die Unwahrscheinlichkeit, ja Unmoglichkeit des Vorkomrnens eines so un- bestimmten »u. s. w.« bei ihnen, wie es die itica der Commentatoren sind, zu schliessen; die Hauptsache aber bliebe doch der specielle Nachweis. Fiir Panini unjd die Dharmasutra beschriinke ich mich auf das, was Biihler
aus ihnen anfiihrt, und erlaube mir dabei etwas Kritik zu iiben. Fiir ca bei Pan. giebt Biihler kein Beispiel. Fiir iti dagegen werden citiert Pan. 3, 1, 140 und 3, 2, 141; da sei es gleich adi. Durch ^beginning with« (cf. auch Bohtl.'s Ubersctzung 1886) muss natiirlich iibersetzt werden; aber diese Worte ergeben sich, genau betrachtet, nicht aus der Partikel iti, sondern aus dem Zusammenhang. Wir haben es namlich mit Citaten zu thun und zwar aus dem Dhatupatha, wo die betrefifenden Wurzeln der Reihe nach aufgefuhrt sind; auf diese verweist Pan. Demnach ist iti nicht gleich >u. s. w.«, das an diesen Stellen keinen besonderen Ausdruck hat und aus der Satz- figur resultiert, sondern bloss gleich unsercm Anfuhrungs/.eichen. Es liegt hier der gleiche Fall vor, wie ich ihn bereits fiir Gobh. 2, 8, 4 (cf. meine Ausg. u. Ubers. nebst Erl.) constatiert (so vielleicht auch 4, 10, 19). Auch dort besitzen wir ein Citat und zwar aus dem Mantrabrahmana. Ein Sutrakara schreibt nur fiir Kundige und Eingeweihte, resp. fiir Schuler zum Auswendiglernen unter Anleitung von solchen; die Kenntnis des Mantrabr. setzt Gobh. ebenso unbedingt voraus wie Pan. die des Dhatupatha. iti wird gleichermassen bei unvollstandigen wie vollstandigen Citaten gebraucht; ob etwas und was zu erganzen, muss der Leser zum voraus und von anderwiirts her wissen. So muss nun auch der Gobhilaleser das Mantrabr. kennen und nur aus diesem, nicht aus den Worten Gobh.'s entnehmen, dass in 2, 8, 4 bloss die Anfangs- und Schlussworte einer Spruchstrophe angefiihrt sind (cf. Einl. zur Ubers. p. 33 fif.). In dem ersten iti an dieser Stelle steckt also im Grunde ebenso- wenig die l^edeutung »bis« oder »u. s. w.«, wie in dem dortigen zweiten; das erste ist ebenso bloss ein iti commemorationis wie das zweite. Von diesem iti ist nun |
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aber ganz verschieden das iti der Commentatoren, was mir Biihler nicht auseinander-
zuhaltcn scheint Das /// der letzteren ist kein iti commemorationis, sondern, wenn ich mich so ausdrucken darf, ein iti analogiae, Nach diesem wird nicht verwiesen auf Bekanntes anderswo, sondern aus Gegebenem soli Ahnliches erschlossen und zum Gegebenen noch hinzugefiigt werden. Dieses »u. s.w.« ist also ein recht un- bestimmtes und ausserst dehnbares. Aber auch nur urn dieses iti sowie ca handelt es sich bei der Frage, ob sie in alteren Sutrawerken die Bedeutung »u. s. w.« haben. Ein solches iti ware vielleicht Gobh. 2, 7, 12, wenn nicht etwa gar ein Citat vor- liegt; ein solches iti hatten wir Pan. 3, 1,41, wenn es >u. s. w:« bedeutete, wie Biihler annimmt; denn bier haben wir jedenfalls kein Citat. Ich weiss nicht, ob nach Analogic von vidam kurvantu noch andere derartige Formen gebildet werden konnen und Biihler fiihrt aus dem Sprachgebrauch kerne weitere an. Da ist es denn far mich von besonderer Bedeutung, dass Bohtlingk, der tiefste Kenner Panini's, die Biihler-indische Fassung laut seiner Ubersetzung nicht teilt weder hier, noch wohl auch an den »other passages «, die nicht genannt werden. Ich mochte also sagen, fiir Panini ist Biihler's Nachweis nicht ausreichend. Aber auch fiir die Dharmasutra nicht. Denn abgesehen davon, dass bloss ein
Beispiel (Vas. 12,34 Baudh. 2,6,4; oder 2,4,6? so citiert Zeitschr. d. deutsch. morg. Ges. 40, 542 = Apast. 1, 32, 9 = Gaut. 9, 44) und zwar fur iti, resp. iti ca naher be- sprochen wird, ist dieses nicht derart, dass jeder Zweifel unpassend ware. Ich kann in diesem Fall eigentlich nicht mitreden schon aus dem einfachen Grunde, weil ich von den genannten Werken nur Gautama zur Hand habe. Sollte ich aber allein nach diesem urteilen, so konnte ich mancherlei gegen Biihler einwenden. Es konnte ja z. B. das ca unseres Sutra zum ca des folg. S. in Correlation stehen (ca ca >einer andererseits« oder »sowohI als auch« : »er meide sowohl die Dinge. . . ., wie er auch, falls er beschuht ist, meide« . . .; ob palacam dabei distributiv zu fassen, dariiber miissten nicht nur andere Werke, resp. andere Stellen desselben Werkes, wobei noch zu beachten ware, ob dieselben nicht vielleicht anderen Ge- lubden gewidmet sind, und allgemeine indische Anschauungen, sondern auch der Sprachgebrauch Gautama's zu Rate gezogen werden; auch miisste extra untersucht werden, wie paduke und sopanatkah sich sachlich zu einander verhielten u, ahnl.); man begriffe sonst nicht, wozu das letztere dastiinde, und auch dieses durch »u. s. w.« wiederzugcben, das wiirde kaum jemand thun. Nach dieser Fassung ware das iti = iti der Aufzahlung oder, falls namlich Gaut. pal*dantadh einfach aus einem anderen Werke aufgenommen hatte, iti der Anfuhrung, resp. beider zugleich. Hier tritt die Frage auf, ob iti ca iiberhaupt irgendwo gleich »und so« sc. weiter, mit anderen Worten, ob ca in dieser Verbindung wort- oder satzverbindend ist. Fiir die Dharmasutra kann ich diese Frage nicht beantworten; fiir die Grhyasutra Agv., Par., Qankh., Gobh. resp. Khad. dagegen glaube ich den sicheren Nachweis liefern zu konnen, dass da uberall, wo uns iti ca begegnet, ca stets satzverbindend und iti ein iti enumerationis oder commemorationis oder beides zugleich ist. Konnte solches auch fiir die Dharmasutra constatiert werden, so hatte eine einzelne Stelle wohl wenig Bedeutung mehr, zumal wenn sie auch sonst nicht eclatant ist wie die unsrige bei Gaut. Die allgemeinen Erwagungen ferner, die Biihler ins Feld fiihrt, sowie noch jetzt bestehende Gebriiuche sind gewiss von nicht zu unterschatzender Bedeutung; da man denselben aber auch Erwagungen anderer Art entgegenstellen |
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und ich mich dabei zugleich z. B. auf die Grhyas. berufen konnte, so sind jene eben
nicht schlagend. Ich'komme also zu dem Schluss, dass ich die Moglichkeit der Btihler-indischen Fassung unserer itica fur die Dharmasutra zulasse, dass aber der Beweis dafiir noch erbracht werden muss, was ohne erschopfende Behandlung der verschiedenen Verwendungen dieser Partikeln in jenen Werken nicht geschehen kann. Biihler greift aber noch weiter zurtick; er setzt die in Rede stehende Bedeu-
tung von iti, iti ca, ca auch ftir die Grhya- und Qrautasutra voraus, meinend, es sei im Hinblick auf Panini (s. o.) nicht »permissible to contend that the commen- tators of other ancient manuals, be they Dharmasutras, (Jrautasutras, Grhyasutras, or Karikas on these subjects like the Manava Dharmasutra, must be wrong, if they sometimes take iti [doch wohl auch ca?] as an equivalent of adi« (p. 16). Auf die Grhyasiitra will ich noch naher eingehen und bedaure nur, dass es Biihler nicht auch gethan; denn gerade auf diesem Gebiet, auf welchem ich mich mehr zu liause fiihle, hatte ich ganz besonders gern sein gewichtiges Urteil vernommen. Das Material fiir Acv., Par., Qankh., Gobh. und Khad. liegt vollstandig vor mir; ich werde aber, da mein Raum beschrankt ist, nur die Stellen zur Sprache bringen, wo die Bedeutung »u. s. w.« mehr oder weniger ernstlich in Betracht kommen konnte. Gobh.: Ich verweise auf meine Ausg. und Ubers., wo ich an verschiedenen
Stellen iiber iti und ca gehandelt; zu iti in 2, 8,4, resp. 4, 10, 19; 2, 7, 12 vgl. auch oben. Bezitglich ca bereitete Schwierigkeit 4,9, 11 (cf. H. 1 p. XXII), die ich jedoch gehoben zu haben glaube (cf. H. 2 Erl.; vgl. auch weiter unten zu Khad.). ca in 3,3, 12 correspondiert vielleicht mit ca in S. 10; setzt man aber S. 12 in Be- ziehung zu S. 15, was ja auch der Inhalt verlangt, so ist fiir das ca dabei doch nichts gewonnen; denn dann ergaben sich acarya/iam ca doch nur als Schlussworte von chand* rs/r acary* ca und ca in S. 12 ware ca in S. 15; das erstere brauchte also so wenig die Bedeutung »u. s. w.« zu haben wie das letztere. Acv.: Bei iti kamen in Betracht 2, 4, 16; 3, 7, 2; 4, 1, 14 u. 16 (auch 4, 6, 6? iti
wird hier bedeuten »d. h.«, »namlich«, »und zwar« wie Acv. 4.4,8, cf. Par. 1, 14,2; Qankh. 1, 1, 15). Zugegeben, dass man hier mit Stenzl. und Nar. »u. s. w.« zu er- ganzen hat, so sind doch alle vier Stellen Verwcisungen auf andcre: 2,4, 16 weist zuriick auf 2, 3, 13; 3, 7, 2 auf S. 1 ; 4, 1, 14 auf 2, 7, 5 fif. und 4, 1, 16 auf Qrautas. 6, ro; also haben wir auch da bloss das iti der Anfiihrung und das zu Erganzende hat der Leser den Stellen, auf die recurriert wird und die ihtn bekannt sein miissen, zu entnehmen ; wiire iti weggclassen, so miisste das »u. s. w.« doch hinzugedacht werden. ca in 3, 5, 22 setzt Nar. = »u. s. w« wegen 3, 4, 1 ; aber dann hatten wir daselbst jedenfalls kein ca analogiae, sondern nur ein ca, das die Bedeutung cincs iti com- memorationis besasse. Dass es ein ca der Anfiihrung oder Verweisung giebt, kann ich nicht behaupten; ein ca enumerationis aber und ein iti enumerations vermag ich mit Sicherheit nachzuweisen (vgl. weiter unten). Par.: 1, 10, 2 iti uneigentlich »bis« wie Gobh. 2, 8, 4. iti ca 1,5,12: Stenzl.
fasst ca wortverbindend, bezieht also sein »u.s.w.« auf die Spruchworte. ca wird aber bei einem unvollstandigen Spruchcitat, urn dadurch ein »u.s.w.« der Spruch- worte anzuzeigen, niemals gesetzt; das »u. s. wr.« versteht sich dabei von selbst, oder aber es werden in besonderen Fallen andere Sprachmittel angewendet. Demnach kann auch hier ca nicht zu iti gehoren; es ist vielmehr satzverbindend und bedeutet »und schliesslich« »zuletzt« (cf. Erl. zu Gobh. 2,8, 17. 10,41): »einen anderen Weg« |
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etc. ist der Schlussspruch vor dem Essen; er kommt zuletzt an die Reihe und bildet
den Abschluss; dies ist wohl auch mit ein Grund, weshalb »einige« ihn sogar erst nach dem Essen anwenden wollen. Am ehesten konnte man an »u.s.w.« bei ca in 2, 10, 14 denken; aber es liisst sich auch anders erklaren und Stenzl. setzt dafiir »aber«. Qankh.: Fur iti liisst sich kein Beispiel in Fragc ziehen; dafiir aber findet
sich hier die lehrreiche Wiedergabe des »u.s.w.« durch ityadi ca 1,1,13. ca in 1,3,4.8. 13, 10.16; 4, 8, 1 erklart sich vielleicht bioss stilistisch (cf. auch Oldenberg's Ubers.); »u. s. w.« ist geradezu ausgeschlossen. Khad.: Uber iti liegt nichts vor. Beziiglich ca tibersetzt Oldenberg (Sacred
Books Vol. XXIX) 2,5,20 (= Gobh. 3, 1,32): »they allow nothing to be between (themselves and) the sun« ; mir ist nicht klar, weshalb er sich gerade so ausdriickt (cf. meine libers, der Gobh.-Stelle): ca ist hier = »aucb«, »ferner« (die das »Sonnen- geliibde« halten, sind 1. nur einfach gekleidet, setzen also ihre nackte Haut mehr den gluhenden Sonnenstrahlen aus als andere, tragen 2. z. B. keinen Sonnenschirm, nchmen 3. kein Erfrischungsbad: Gobh. 3, i, 3133 = Khad. 2,5, 1921); durch die Beziehung des ciditya zum adityavrata ist das »u. s. w.« S. 20 direct ausge- schlossen, das wir iibrigens auch nicht aus Old.'s Ubersetzung erhalten, sowenig wie aus seiner Ubersetzung von Khad. 4,3, 14 (cf. meine Erl. zu Gobh. 4,9,811); auch an dieser Stelle haben wir jedenfalls kein »u. s. w.«, sondern hochstens ein s>(sowohl) als auch« oder ein »auch« = »nebst«. Miissen wir nach dem Vorstehenden fiir die genannten Grhyas. die itica ana-
logiae der Commentatoren verneinen, so ist demgegenuber mit um so grosserem Nachdruck noch die unumstbssliche Thatsache hervorzuheben, dass neben dem iti (ca?) commemorationis oder auch in Verbindung mit ihm die itica enumeratio- nis, wonach samtliche in Betracht kommende Dinge einzeln namhaft gemacht und gewohnlich auch in der aus der Opferhandlung resultierenden Reihenfolge aufgeftihrt werden, so dass also weitere Dinge nicht zulassig sind, haufig vorkommen. Nun bilden die iti ca enumerationis den scharfsten Gegensatz zu den itica analogiae, indem beidc einander ausschliessen. Sollte unter solchen Umstanden ein alter selb- standiger Sutrakara neben den ersteren auch die letzteren anwenden? Wiirde er statt dieser, um Missverstandnisse zu vermeiden, nicht lieber andere Sprachmittel benutzen? In der That, welche Ausdriicke fiir »u. s. w.« begegnen uns in den Grhyasutra ? 1. adi} das als Adj. durch »beginnend mit«, »von an«, >u. ff.«, »u. s. w.«
wiedergegeben werden kann: Acv. 1,9, 1. 15,4.11. a.; Par. 1,3,6. 7, 4 u. a.; (^ankh. 1, 14, 2. 11 u. a.; Gobh. 2, 8, 14 (s. sub v. Stenzler's »Wortverzeichnis zu den Haus-
regeln von Agv.« etc. in »Abhandl. fiir die Kunde des Morg.« Bd. IX Nr. 1, 1886); 2. etatprablirti Gobh. 2, 1, 24. 3, 6 u. a., tatprabhrti Gobh. 2, 3, 15, prabhrti Gobh.
2, 9, 20; 3, 2, 60 u. a.; Par. 1, 8, 3. 9, 1 u. a.; (Jankh. 5, 2, 5 u. a. (s. Stenzl. ib.); 3. ityadi ca Qankh. 1, I, 13 (dies wohl die eigentliche und urspriingliche Form fiir unser »u.s. w.«); 4. ye canye Agv. 3,4,4, yac ca Gobh. 1, 6, 12, yani ca Gobh. t, 5, 20; 3, 5, 38 (warum so umstandlich und nicht ca allein?!) u. ahnl. Auf die Qrautasutra kann ich hier nicht eingehen. Auch fiir sie bleibt eine
detaillierte Untersuchung nicht erspart; doch darf ich mit Recht vermuten, dass, was von den Grhyas. in unserer Frage gilt, auch auf jene Anwendung miden wird. |
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Man kann noch fragen, wie die Commentatoren zu ihrer elliptischen Auffassung
von iti und ca kommen konnten. Den ersten und wichtigsten Anstoss dazu wird wohl die modificierte Praxis gegeben haben. Die Sutren, die sie erklaren, liegen weit hinter ihnen zuriick. Urspriinglich gait neben dem, was fiir den eingeweihten Inder selbstverstandlich war, nur, was ausdriicklich gesagt und was durch das Ge- sagte ausgeschlossen war; die Commentatoren, die in den Anfang der Sutraperiode hineinreichen, werden wohl audi in diesem Sinne erklart haben. Spater dagegen unter dem Einfluss veriinderter Praxis und anderer Umstande suchte man nach ana- logen Fallen, man verallgemeinerte, theoretisierte, speculierte, systematisierte. So konnte etwa eine Vishnusmrti 70,6 nach Analogie z. B. von Vis. 12, 34 noch »bed- steads« verbieten (Biihler p. 17); ihretwegen also brauchte ca bei Vas. noch nicht »u.s.w.« zu bedeuten; sie wiirde zunachst nur beweisen, dass sie jtingeren Ursprungs ist. Auch Consequenzmacherei sprachlicher Art mag mitgewirkt haben: ca = »und«, ferner »und auch«, warum dann nicht auch »und auch sc. andere«, »u. s. w.«? Ahnlich bei iti'. »so« »und so, dgl.« »u. s. w.«. Nach allem darf man bei unserem iti auch nicht an eine Abkiirzung aus ityadi ca oder ityadi denken; con- sequenterweise miisste man dann wohl auch unser ca als eine Abbreviatur desselben ityadi ca ansehen. Ich bin also der Meinung, dass die Commentatoren iti und ca als »u. s. w.« auf Grund falscher Interpretation rein erfunden haben. Da ich aber zugebe, dass diese erfundene Bedeutung spater auch in die Littera-
tur aufgenommen werden konnte und wir von vornherein nicht wissen, wann damit der Anfang gemacht wurde; da ferner meiner Ansicht nach Sutras verschiedener Art zu sehr verschiedenen Zeiten entstehen konnten: so wiirde ich jede Schrift, in welcher jene Bedeutung nachgewiesen wiirde, fiir nicht unbetrachtlich jiinger halten als eine solche, wo dieser Nachweis nicht geliefert werden konnte. In diesem Sinne bemerkte ich bereits in meiner Gobh.-Ausg. H. 1 p. XXII zu Gobh. 4,9, 11 : »Stiinde aber die von den Commentatoren diesem ca beigelegte Bedeutung fest, so miisste man wohl auch Gobh.'s Zeit ziemlich tief herabsetzen.« Gegebenen Falles konnten daher iti und ca in der Bedeutung »u. s. \\\.« als wichtige Datierungsmittel dienen. |
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Friedrieh Knauer.
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Der Mann im Brunnen,
Geschichte eines indischen Gleichnisses.
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achdcm von der in Riickert's vortrefflicher Bcarbeitung wohl allgemein
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vcrbreiteten Parabel vom »Mann im Brunnen« in den letzten Jahren einige neue
Versionen zuganglich geworden sind und dieselbe kiirzlich von Steinthal (Zeitschr. f. Volkerpsych. XVII, 124 ff.) und Haberlandt (zuerst in der Ncuen Freien Presse vom 30. April 1887, wiederholt in dem Buche »Der altindische Geist« p. 209 ff.) zum Gegenstande eingehender Betrachtung gemacht wurde, diirfte eine Zusammen- stellung aller bisher bekannten Texte nicht ohne Interesse sein. Wir beginnen mit den Texten indischer Herkunft. Unter ihnen gebiihrt dem
im Mahabharata XI, gl. 125 ff. (adhy. 5 und 6; Vol. Ill, p. 340 f. der Calcuttaer Aus- gabe) iiberlieferten die crste Stelle. Eine franzosische Ubersetzung gab Ed. Fou- caux, Le Mahabharata. Onze episodes .... traduits en frangais, p. 275 ff. (vgl. Weber, Ind. Streifen II, 265); sie ist zum Teil wiederholt bei Eug. Leveque, Les mythes et les lcgendes de l'lnde et de la Perse, p. 505 f. Eine deutsche Uber- setzung von cl. 126 147 nndet sich in der Schrift »Einige Ubersetzungen Friedrich Riickert's aus dem Mahabharata. Herausgegeben von Dr. Boxberger«, Festschrift der Realschule I. O. zu Erfurt zu dem 50Jahrigen Dienst-Jubilaum des Oberregierungs- rats Wilhelm Freiherrn von Tettau), p. 12 f. Ein Brahmane, welcher aus einem von Raubtieren und Schlangen erfullten, rings mit Netzen
umstellten, von einem furchterlichen Weibe mit beiden Armen umspannten Walde einen Ausgang sucht, fallt in einen uberwachsenen Brunnen, wo er den Kopf nach unten in den Verzweigungen der Schling- gewachse hangen bleibt. Unter sich erblickt er eine gewaltige Schlange, fiber sich am Rande des Brunnens einen sechskopfigen, zwdlfftfssigen FJephanten; der Baum, an dem er hangt, wird von schvvarzen und weissen Mausert benagt. Der Gefahr nicht achtend trinkt der Mann den Ilonig, welcher aus den Nestern der in den Zweigen hausenden Bienen zu ihm herabrinnt. Der Wald ist der Samsara, die Tiere des Waldes die Krankheiten, das Weib das Alter, der Brunnen der mcnschliche Leib, die Schlange die Zeit, die Ranke, an der der Mann hangt, die Lebenshoffnung, der Elephant das Jahr mit seinen sechs Jahreszeiten und zwolf Monaten , die Mause die Tage und Nachte, die Bienen die Begierden, der Honig die sinnlichen Geniisse. Ein zweiter indischer Text steht in dem Sthaviravalicarita des Jaina Ilema-
candra (ed. Jacobi, Calcutta 1883 ff.) II, gl. 191 ff. (p. 68 ff.). Der Mann gehort .zu einer von Raubtieren uberfallenen Karawane. Neben der Schlange (aja-
gara Boa) in der Tiefe des Brunnens haben wir hier vier weitere Schlangen {ahi) an den Seiten. Schlinggewiichse, Baum und Ranke der ersten Fassung sind hier deutltcher bestimmt als ein Feigen- baum (va(a), dessen eine Luftwurzel in den Brunnen hinabreicht. Der Mann ist der im Samsara befindliche Mensch, der Wald der Samsara, der Elephant der Tod, der Brunnen die menschliche Existenz, die Boa die Unterwelt, die vier Schlangen Zorn u. s. w. \krudluidaya}}., d. h. offenbar krodha Zorn, mana Stolz, mdya Trug, lohha Begier; s. Weber, t'ber ein Fragment der Bhagavati II, 181 mit der Anm.], die Wurzel des Feigenbaums das Leben, die weisse und die schwarze Maus die belle und dunkle Monatshalfte, die Bienen die Krankheiten, der Honig das Gluck der sinnlichen Geniisse. Die chinesischen Ubertragungen zweier buddhistischen Texte hat St. Julien, Les
Avadanas I, 131 ff. (Nr. 32) und igoff. (Nr. 53) in das Franzosische ubersetzt; diese |
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Ubcrsetzungen sind mehr oder weniger vollstandig von Liebrecht im Jahrb. f. roman.
u. engl. Litt. II, 330 f. = Liebrecht, Zur Volkskunde, p. 457 f. und von Levequea. a. O. p. 506 f. wiederholt worden. Spater hat Julien den chinesischen Text der zweiten Fassung mit einer Interlinearversion in der Syntaxe nouvelle de la langue chinoise, p. 402 f. (Nr. 39) mitgeteilt, wonach or mit deutscher Obersetzung wiederholt wurde von G. Schlegel Bijdr. tot de taal-, land- en volkenk. van Ned.-Indie Volgr. IV, d. VIII, 562 f. in seiner Notiz »Altindische Fabeln in germanischem und chinesischem Ge- wandec. Eine dritte chinesische Fassung iibersetzte der englische Bischof G. E. Moule in seiner Mitteilung »A Buddhist Sheet-tract, containing an Apologue of Human Life. Translated, with Notes« im Journ. of the China Branch of the R, Asiat. Soc. for the Year 1884. New Series, Vol. XIX, I, p. 94 ff. nach einetn modernen chine- sischen Druck mit Bildern, von dem er eine interessante Originalprobe beigiebt. Dieser Druck bezeichnet sich als »An illustrated discourse on the causes and affi- nities of misery and happiness extracted from the Canonical books of Great Thibet« ; das Gleichnis soil von Buddha dem Konige Udayana von Kaucambi erzahlt worden sein. In Avad. I, 190 ff. handelt es sich urn einen zum Tode Verurteilten, welcher der Haft entflohen
ist und auf den man einen wiltenden Elephanten loslSsst. »I,e prison figure les trois mondes; le pri- sonnier, la multitude des homines; l'elephant furieux, la mort; le puits, la demeure des mortels; le dragon venimeux qui etait au fonds du puits, figure l'enfer; les quatre serpents venimcux, les quatre grandes choses [la terre, l'eau, le feu et le vent]; la racine de la plante, la racine de la vie de l'homme; les rats blancs, le soleil et la lune qui devorent par degres la vie de l'homme, qui la minent et la diminuent chaque jour sans s'arreter un seul instant. La foule des hommes s'atlache avidement aux joies du siecle, et ne songe point aux grands malheurs qui en sont la suite.« Moule's Fassung ist etwas erweitert, statt des einen Drachen sind es deren drci und die Mora-
lisation lautet: »The wilderness is the three worlds. The tree is the human body . . . The vine is the root of destiny (or life). The elephant is the man-slaying demon, Wu-ch'ang [the messenger of Hades]. The two rats are the two discs (? or orbits) of the sun and moon, which in their revolution urge on the man. The well is the path of the yellow pool [the grave]. The three venomous dragons are concupiscence, wrath, and insane desire . . . The four serpents are earth, water, fire, air, those four great (elements); or wine, beauty, wealth, envy, those four mischiefs; or birth, age, disease, death, those four gates (of life). ^ In Avad. I, 131 ff. ist der Baum, von dem fiinf Honigtropfen herabfallen, auch noch vom Feuer
bedroht und die Moralisation lautet: » L'arbre et le desert figurent la longue miit de l'ignorance; cet homme figure les heretiques; l'elephant figure l'instabilite des choses; le puits figure le rivage de la vie et de la mort; les racines de l'arbre figurent la vie humaine; le rat noir et le rat blanc figurent le jour et la nuit; les racines de l'arbre rongees par ces deux animaux, figurent Poubli de nous-memes et l'extinction de toute pensee; les quatre serpents venimeux figurent les quatre grandes choses [la terre, l'eau, le feu, le vent]; le miel figure les cinq desirs [les desirs de 1'amour; le desir de la mu- sique ; le desir des parfums; le desir du gofit; le desir du toucher]; les abeilles figurent les pensees vicieuses; le feu figure la vieillesse et la maladie; le dragon venimeux figure la mort.« Zu diesen iilteren Fassungen der Brahmanen, Jaina und Buddhisten tritt cndlich
die moderne und, wie mir scheint, stark verkiirzte Version, welche Benfey Pantscha- tantra I, 81 f. aus Dubois, Moeurs et institutions des peuples de l'lnde II, I27mitteilt. Dass wir es bei dieser Parabel mit einem ursprunglich indischen Geisteserzeug-
nis zu thun haben, geht wie ich glaube aus mehreren Griinden unwiderleglich hervor. Die ganze Schilderung des Baumes mit den in den Brunnen hinabreichen- den Wurzeln oder Ranken passt so vorziiglich auf die indischen Feigenbaume (Ficus indica und religiosa), dass es der Bestatigung durch Hemacandra kaum bedurfte; |
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die verworrene Schilderung des Mahabharata (wo die Ausdriicke latasamtana, vrksha
und valli ncben einander zur Anwendung kommen) wird erst durch diese Annahme verstandlich. Wegen des Honigs hat schon Benfey a. a. O. an den llya-Baum der Kaushitaki-Brahmana-Upanishad und den damit identischen somatraufelnden Feigen- baum (acvatthah somasavanah vgl. A. Kuhn, Myth. Stud. I, ii4ff.) erinnert. Wie ferner die Vorstellung von diesem himmlischen Baume in einer mit unserer Para.be! durchaus ubereinstimmenden Richtung allegorisch weiter ausgeflihrt wird, zeigt die von Madhusudana zu Bhagavadgita XV, i beigebrachte Stelle vom brahmavrksha (p. 237 f. der Schlegel-Lassen'schen Ausgabe), der u. a. mahabliittavicakhac ca vi- shayaih pattravans tatha \ dharmadharmasupushpag ca sukhaduhkJiaphalodayah ge- nannt wird (Schlegel: »tanquam eius rami expansa sunt rerum elementa, res sensiles folia eius sunt; floribus crebris quasi probitate atque iniquitate uberrima est, tan- quam fruges progignit voluptates atque doIores«), wahrend im Kandanukrama der Atreyi-Schule Ind. Stud. Ill, 397 der brahrno vrkshah wieder wie der acvattha in der angefiihrten Stelle der Bhagavadgita auf den Veda bezogen wird (dieser brahrno vrkshah erhalt ausserdem das fur unsere Parabel interessante Beiwort viprabhra- marasevitah »von Brahmanen als Bienen besucht«). Auch mag erwahnt sein, dass Qankara zu Kath. Upan. VI, 1 jenen himmlischen acvattha geradezu satfisaravrksha nennt (Schlegel-Lassen a. a. ().). Dass weiter Verfolgung durch einen Elephanten und Hinabstiirzen in Grube oder Brunnen sich im Vorstellungskreise der Inder nahe beruhren, zeigt z. B. einc Stelle der Brhad-Aranyaka-Upanishad IV, 3, 20: atha yatrai- nam ghnantiva jinantiva hastiva vicchapayati gartatn iva patati yad eva jagrad b hay am pacyati tad atravidyaya manyate Sacred Books of the East. Vol. XV, 167 f. (es ist von einem Tniumenden die Rede): »No\v when, as it were, they kill him, when, as it were, they overcome him, when, as it were, an elephant chases him, when, as it were, he falls into a well, he fancies, through ignorance, that danger which he (commonly) sees in waking.« Auch steht der Elephant zum Feigen- baum in enger Beziehung, da er die Blatter sowohl von Ficus indica als von Ficus religiosa gern frisst, vgl. Lassen, Altertumsk. I2, 305 und Benennungen wie gaja- bhakshaka, gajacana. matanga fiir Ficus religiosa. Endlich muss mit J. Grimm Myth. 4 111, 238 u. a. an den Anfang der Episode von Jaratkaru erinnert werden, Mahabharata I, cl. 1025 fif. (Vol. I, p. 38 der Calcuttaer Ausgabe; Bohtlingk, Sanskrit- Chrestom. 2 p. 65 - - Ubersetzt bei Holtzmann Ind. Sagen l III, 114= 2II, 157 und danach mehr oder weniger vollstandig wiederholt von Liebrecht im Jahrb. f. rom. u. engl. Litt. II, 127 fif. und von Boxberger in den Neuen Jahrb. f. Philol. u. Paed. CVI, 143 f.): Jaratkaru sieht seine Ahnen in einer Grube (garta) den Kopf nach unten an einem von einer Maus fast durchgenagten Viranastengel hangen; nur eine Faser ist noch von ihm ubrig, wclche auf Jaratkaru, den letzten des Geschlechts, gedeutet wird. Mit Recht bemerkt dazu Holtzmann in den Heidelberger Jahrbuchern d. Litt. i860, p. 269: »Wir haben also ganz dieselbe Erzahlung wie in der Parabel, aber mit ganz abweichender, und zwar echt indischer Nutzanwendung. Dieses scheint allerdings dafiir zu sprechen, dass die Parabel in Indien zu Haus ist.« Die anderen von mir angefiihrten Einzelheiten scheinen mir diese Meinung nur zu be- statigen. Sie beweisen, wie die Grundelemente des Gleichnisses der indischen An- schauungsweise und eben nur dieser nahe liegen mussten, und zeigen uns die Vorstufen der allegorischen Deutung, welche die Parabel so schon bis ins kleinste |
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hinein durchfiihrt. Letztere war also als selbstandige Dichtung von Anfang an bewusste
Allegorie, in welcher nur ein einziges mythologisches Element in auch sonst bezeugter, durchaus freier Verwendung beniitzt ist. Jacob Grimm, dem die indischen Vetsionen unbekannt waren, konnte freilich Altd. Walder I, 80 und spater Myth. 1 461 == 4 667 mit einigem Recht dieses mythologische Element fur das wesentliche halten und, die bekannten Vorstellungen des altnordischen Yggdrasil-Mythus heranziehend, die Ansicht aussprechen: »Die altn. fabel ist viel bedeutsamer und griindlicher, die morgenlandische aus einem uns verlornen ganzen losgerissen, wahrscheinlich ent- stellt; sogar die hauptidee des weltbaums mangelt ihr beinahe, nur das zutreffen einzelner nebenumstande uberrascht, des triefenden honigs, des wurzelnagens und der vier tiere«; aber diese Ansicht, welcher Steinthal in dem oben angefiihrten Auf- satze sich anschliesst, ist den jetzt bekannten Thatsachen gegeniiber unhaltbar. Ubrigens komme ich auf die Vergleichung des Yggdrasil-Mythus weitcr unten noch einmal zuriick. Welche von diesen indischen Versionen die altertumlichste sein mag, lasst sich
kaum entscheiden. Ihrc Abweichungen unter einander sind eigentlich ziemlich un- erheblich, denn auch von den vier Schlangen der iibrigen Fassungen findet sich eine Spur im Mahabharata, insofern die oben nur kurz beriihrte Deutung der Mause dieselbe mit Schlangen in Verbindung bringt (ye tu vrksJiain nikrntanti mhshikah pannagas tatha \ ratryahdni hi tdny dhur bhutdndm paricintakdh). Dem nicht- indischen Geschmack diirfte die Jaina-Fassung am meisten zusagen; dass sie darum altertumlicher sei als die anderen, wage ich nicht zu behaupten. Von den iibrigen orientalischen Fassungen sind die zunachst verwandten ein-
mal diejenige des nicht-christlich arabischen »Bilauhar und Joasaph« (arabisch und deutsch mitgeteilt von Blau in ZDMG. VII, 401 f.), dann diejenige in »Kalilah und l)imnah« (der arabische Text in de Sacy's Ausgabe p. 75 f.; franzbsisch in dem dieser Ausgabe vorausgeschickten Memoire historique etc. p. 28 f. - - diese Ubcr- setzung ist wiedcrholt in Loiseleur Deslongchamps' Essai sur les fables indiens p. 64 und von Liebrccht im Jahrb. f. rom. u. engl. Litt. II, 127; deutsch bei Wolff p. XXXVI ff.; vgl. auch Benfey Pantschatantra I, 80), auf welche schon J. Grimm Myth. * 461 = 4 666 aufmerksam gemacht hat. An den »Bilauhar und Joasaph« ist die Version des christlichen »Barlaam und Joasaph« anzuschliessen, da letzterer meiner Meinung nach nicht als die Quelle jenes arabischen Textes gelten kann, sondern selbst auf ein alteres vorderasiatisches Original zuruckgeht (vgl. dariiber ZDMG. XXXII, 584 und neuerlich die gegen Zotenberg gerichteten Ausfiihrungen Hommel's in den Verhandlungen des Wiener Orientalisten-Congresses, Semitische Section p. 131 ff.); den griechischen Text unserer Parabel gab zuerst Valentin Schmidt in den Wiener Jahrbiichern der Litteratur XXVI (1824), 30 f., dann Boissonade in seiner Ausgabe des B. und J. Anecdota graeca IV, in ff. (wiederholt bei Migne, Patrol, graeca XCVI, 976 f.), neuerlich nach einer grosseren Zahl von Handschriften Zotenberg, Notice sur le livre de Barlaam et Joasaph p. in ff. (ebenda 147 ff. und 164 f. auch christlich-arabisch und athiopisch) deutsch findet man dieselbe in Lieb- recht's Ubersetzung des B. und J. (Mtinster 1847) p. 92 ff. Die Moralisationen in diesen drei Werken lauten folgendermassen: Bilauhar und Joasaph nach Blau: »Der Brunnen ist die trubsalsvolle Welt; die beiden Aste
sind das Leben; die beiden Mause sind die Nacht und der Tag, und die Hast, mit der sie die Aste |
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zernagen , ist die Hast, mit der die Tage und Nachte das Leben ku'rzen ; die Nattern sind die vier
Grundsiifte (quatuor humores), die so beschafifen sind, dass wenn einer von ihnen losstiirmt (d. h. aus dem Gleichgewichte mit den andern herauskommt), er den Tod bewirkt; der Drache ist der lauernde Tod; die Bienen und Wespen sind die WiderwSrtigkeiten und Trubsale; der Honig aber ist die thorichte Freude der Menschen in der Welt an der kurzen, mit Leiden und Beschwerden gemischten Sinnenlust, die sie darin erlangen, gleich dem mit den Stichen der Wespen und Bienen gemischten IIoniggenuss.« Barlaam und Joasaph nach Zotenberg: »*0 uiv [xovcxepm:; tutio£ av sTtj too ■9-avd'co'j xoO §iu>-
xovtos asl xai xaxaXa|3sTv STis'.yoiiEvo'j to 'ASapiatov yevog- 6 Se ^9-pog 6 xosu-og sail 7tXftpr(g . uTtap^wv TiavToiwv xaxwv xal O-avaxirj^dpwv twxyESwy * to cputfiv 5s 10 bred twv 860 [tjwv anayaxcos aoy xorao ft svov S TiEpLsSiSpaxTO 6 SiauXog unap^Et, tyj^ ixaaxou £«YJS, 6 SaTCavwjisvog xal dvaXtaxd- jievog StA xaW wpwv too {jpspovuxxtou xal z% £xioji§ xaxa uaxpov 7tpoosyY£^a)V' at 5s Tsoaapeg danideg ttjv etxI xsaaapwv a^aXspwv xal daxaxwv otot^ettov auaxaatv xou dtvO-pomslou owjiaxog alvlx- tovtat d>v axaxxcOvxtov xal xapaxxojisvtov fj too adijiaxog xaxaXOexat aoaxaaig. ITpog xooxoig xal 6 7xup(b87]s exstvo; xal a^YjVY); Spaxwv xr,v cpo^spav etxovt£ei too £5ou faaxEpa T-qv |iaiu.daaooaav 0:io5s;aai)-ai too- xa mxpdvca xspuva xwv (xeXXoVccov ayaS-wv Ttpoxptvovxaj. '0 5s too [liXixog axa- Xay|idg xtjV yX'jx'JTTjxa eji-^aivs'. ttov too xoap.00 tjSswv 8t* Y,g exeivos aixaxtov too;; Igiotoo 91X00$ oux e^. xfjS ayebv 7ipovoT,aaaO-at owxr,plag.« K alii ah und Dimnah nach de Sacy: »Ce puits, e'est le monde, rempli de dangers et de miseres.
Les quatre serpens, cc sont les quatre humeurs dont le melange forme notre corps, mais qui, lorsque leur equilibre est rompu, deviennent autant de poisons mortels: ces deux rats, l'un noir, l'autre blanc, ce sont le jour et la nuit, dont la succession consume la duree de notre vie: le dragon, e'est le terme inevitable qui nous attend tons: le miel enfin, ce sont les plaisirs des sens, dont la fausse douceur nous scduit et nous detourne du chemin ou nous devons marcher.« Dass diese drei Moralisationen in naher Beziehung zu cinander stehen, liegt
auf der Hand. Auffallend ist, dass bei den beiden arabischen Texten der in der Parabel selbst erwahnte Elephant in der Moralisation iibergangen wird, wahrend die Bienen wenigstens in der des Bilauhar und Joasaph zu ihrem Rechte kommen; Elephant und Deutung der Bienen weisen hier besonders klar auf die indische Quelle hin. Noch auffallender aber ist, dass in dem christlichen Text das Einhorn fiir den Elephanten gesetzt ist, da es doch sonst in der christlichen Symbolik (des »Physio- logus« wenigstens) den Heiland bedeutet. Sollte es schon auf die Vorlage des christlichen Verfassers zuruckzufuhren sein? Erheblich jlinger sind die zwei orientalischen Bearbeitungen unserer Parabel,
welche wir zuletzt zu betrachten haben. Sic gehbren beide erst Autoren des 13. Jahr- hunderts und zeigen mehrere Abweichungen gegen die friiheren Versionen. Die cine ist ein Gcdicht des Jelal-ed-din Rumi, welches J. v. Hammer in seiner Ge- schichte der schonen Redekiinste Persiens p. 183 in deutscher Ubersetzung mit- geteilt hat, auf die schon J. Grimm Myth. 1 4.61 = 4 666 aufmerksam machte. Diese Ubersetzung ist, wie Boxberger mit Wiederholung derselben in den Neuen Jahr- biichern f. Philol. u. Paed. CVI, 140 (f. ausfiihrlich nachgewiesen hat, die directc Vor- lage der Riickert'schen »Parabel«, welche nach Colshorn und Goedeke's Deutschem Lesebuch (Hannover 1859), p. 182 zuerst im Frauentaschenb. fur 1823, p. 352 ver- offentlicht worden ist.1 Die andere Fassung finden wir in der 68. Fabel des Ba- 1 Danach Oehlenschlaeger's Ubersetzung »Manden i Bronden. En bsterlandsk Fabel efter Fr. Riickert«,
deren Liebrecht zu Dunlop's Geschichte der Prosadichtungen p. 462 gedenkt. Gedruckt ist dieselbe in der Zeitschrift Prometheus for Juli 1834, dann in Oehlenschlaeger's Digtervaerke Bd. V (1836), spater in Oehlenschlaeger's Samlede Vaerker lid. XXVI. Ballader, Romancer og poetiske FortaelHnger Digter- vaerke Bd. XVII (1846); sie fehlt in der letzten Gesamtausgabe, vgl. F. L. Liebenberg Bidrag til den oehlenschlaegerske Literaturs Historie I (1868), p. III. (Gutige Mitteilung V. Fausboll's, zum Teil nach brieflichen Notizen Liebenberg's.) |
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rachia Nikdani (Farabolae vulpium Rabbi Barachiae Nikdani, ed. M. Hanel, Frag 1661,
p. 238 ff.), zu dor Stcinschncider ZDMG. XXVII, 562 noch andere Anklange in Redensarten und Sprichwortcrn aus der jiidischen und arabischen Litteratur bei- bringt. Mit ihr stimmt wohl auch die Version, welche Steinschneider ZDMG. IX, 839 aus einer spanisch-hebraischen Handschrift des 13. Jahrhunderts nachweist, zusaminen mit der Parabel von den drei Freunden und der vom Jahreskonig, die sich gleich- falls im »Barlaam und Joasaph« wiederfinden und wegen deren anderweitiger Ver- breitung auf Goedeke, Every-man, Homulus und Hekastus (Hannover 1865), p. 12 ff. sowie auf Oesterley zu Gesta Romanorum Cap. 238. 224 verwiesen werden kann. In Ibn Chisdais »Prinz und Derwiscb«, der hebraischen Bearbeitung des nicht- christlich arabischen »Bilauhar und Joasaph«, kommt der »Mann im Brunnen« nicht vor (so rich tig Steinschneider ZDMG. IX, 839 und Hommel a. a. (). p. 145 gcgen * Steinschneider ZDMG. XXVII, 561). Jelal-ed-dm's wie Barachia's Fassung haben die vier Schlangen ganz aufgegeben;
jener hat ein Kamel, dieser einen Lowen statt des Elephanten, Jelal-ed-din ausser- dem Manna statt des Honigs. Aus der Moralisation der bciden Texte hcbe ich nur hervor, dass Kamel wie Lowe den Tod bedeuten, der Drache die Holle. Der Lowe Barachia's diirftc auf die hebraische Ubersctzung von »KaliIah und Dimnah« zuruckfuhren, von welcher ihn natiirlich auch Johann von Capua (Benfey Pantscha- tantra I, 80) ubernommen hat. Durch die ubersetzungen von »KaliIah und Dimnah« und von »Barlaam und
Joasaph« gelangte dann unsere Parabel in die abendlandischen Litteraturen. Ich verzichte aber darauf, sie durch alle diese Ubersetzungen (resp. die Abktirzungen des »B. u. J.«) zu verfolgen1 und will nur die Falle aufzahlen, in welchen sie aus diesem Zusammenhange losgelost erscheint. Von ihnen kommt zuerst in Betracht Gesta Romanorum Cap. 168 und die geistlichen Autoren, welche Oesterley im ersten Teil seiner Anmerkung dazu zusammengestellt hat: Odo de Ciringtonia, Stephanus de Borbone, Jacobus de Voragine (Legenda aurea), Joannes Gallensis, Joannes junior (Scala celi), Vincentius Bellovacensis (Speculum historiale und Speculum morale), der Verfasser des Destructorium viciorum, Gabriel Bareleta, Martinus Polonus, der Verfasser des Speculum exemplorum. Die Quelle fur alle ist die Iateinische Uber- sctzung des »Barlaam und Joasaph«, welche in den Gesta ausdriicklich citiert und von den genannten geistlichen Autoren auch sonst ausgiebig beniitzt ist, wie Voigt Zeitschr. f. deutsch. Altert. XXIII, 283 ff., Gaidoz Melusine 111, 295 und Goedeke, livery-man etc. p. 17 ff. mit den Anm. p. 205 und 207 im einzelnen nachweisen. Ausserdem hat noch Mone Anz. f. Kunde der deutschen Vorzeit IV (1835), p. 358 aus einer Handschrift des 14. Jahrhunderts zu Arras eine verkurzte und auch sonst mehrfach veranderte Iateinische Fassung mitgeteilt. Altfranzosisch haben wir neben den Bearbeitungen des »BarIaam und Joasaph«
ein besonderes »Dit de l'Unicorne et du Serpent* (mehr als 300 Verszeilen) nach mehrfacher Aufzeichnung in Handschriften der Pariser Nationalbibliothek: die eine 1 Vgl. im allgemeinen Benfey Pantschatantra I, 80 ff. und Oesterley zu Gesta Romanorum Cap. 168.
Nur uber den griechischen Text des Sxs^avttlfjg xal 'Ixv^Xafrj- mag eine kurze IJemerkung gestattet sein. In Stark's Ausgabe fehlt mit den gesamten Prolegomena auch dieses Stiick; Aurivillius scheint nach Benfey Pantschatantra I, 80 nur die Moralisation zu haben; das Gleichnis selbst hat erst Teza in Benfey's Orient und Occident II, 713 aus einer Handschrift der Laurentiana griechisch mitgeteilt. |
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herausgegeben von Jubinal Nouveau recueil de contes etc. (Paris 1842) II, 113 fif.;
eine andere picardische herausgegeben von F. [recte J.] Wollenberg: Le dit de l'uni- corne et del serpent, en vieux picard, offert a M. F. Marggraff pour le cinquantieme anniversaire de son entree dans la carriere du professorat le 30 mars 1862. Berlin, Calvary. 7 pp. kl. 40; eine drittc erwahnt von Francisque Michel, Roman de la Vio- lette p. LVI. Das Dit lasst, wie die beiden letzten orientalischen und mehrere der occidentalischen Versionen, die vier Schlangen fallen und ersetzt den Brunnen durch eine abgrundtiefe Bergschlucht. In Deutschland hat unser Gleichnis offenbar durch die mittelhochdeutschen
Bearbeitungen des »BarIaam und Joasaph« grosse Verbreitung erhalten. Einzel- abschriften desselben nach dem »BarIaam und Josaphat« des Rudolf v. Ems finden sich nach der Notiz in PfeifFer's Ausgabe p. 408 in einer Wiener und einer Heidel- berger Handschrift; eine dritte hat v. Karajan, Friihlingsgabe fiir Freunde alterer Litteratur (Wien 1839) = Der Schatzgraber (Leipzig 1842), p. 148 aus einer damals im Besitze des Wiener Antiquars Matthaus Kuppitsch befindlichen Handschrift des 15. Jahrhunderts nachgewiesen. Ein anderer poetischer Text (von J. Grimm Myth. *46i 4 666 dem Strieker zugeschrieben), in nur 48 kurzen Reimpaaren, ist aus einer Handschrift des 14. Jahrhunderts unter dem Titel »Die Jagd des Lebens« in v. Lassberg's Liedersaal I (1820), 253 fif., no. 34 mitgeteilt (neuhochdeutsch in Ludwig Bechstein's Deutschem Marchenbuch, Leipzig 1846, p. 78 f.); an Stelle des Brunnens tritt hier ein See, die vier Schlangen fehlcn; in beiden Einzelheiten stimmt trotz ausdriicklicher Berufung auf »Barlaam und Josaphat« die Fassung Hugo's v. Trimberg in seinem Renner fol. II7V der Frankfurter Ausgabe von 1549. Eine Handschrift des Matthaus Kuppitsch vom Jahre 1501 scheint nach dem Anzeiger fiir Kunde der deutschen Vorzeit VIII (1839), 209 gleichfalls einen poetischen Text unserer Parabel zu enthalten. In demselben Bande des Anzeigers Sp. 280 erwahnt Mone ein ent- sprechendes Gedicht des Michel Beheim (gcb. 1421). Nach der deutschen Uber- sctzung von Kalilah und Dimnah, dem »Buch der Beispiele der alten Weisen« dich- tete endlich Hans Sachs am 25. Mai 1557 das Gedicht »Ein Bild des Menschen elenden, gefahrlichen Lebens«, abgedruckt in »Hans Sachs ernstliche Trauerspiele etc. Bearbeitet und herausgegeben von J. G. Buschingc. Erstes Buch (Niirnberg 1816), Nr. 29 p. 336 ff auf welches Biisching Wochentliche Nachrichten f. Freunde der Geschichte u. s. w. des Mittelalters I, 104 als auf eine Parallele zu dem Texte Rudolfs v. Ems hinweist. Ein Gedicht gleichen Inhalts steht nach Oesterley zu Gesta Roma- norum Cap. 168 in »Meisterges. U, 155* d. h. einer Gottinger Handschrift mit Meister- gesangen des Hans Sachs aus den Jahren 1537 -1554 (vgl. Goedeke Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung I2, 252). Eine abgekurzte prosaische Fassung, die sich ausdriicklich auf »Barlaam und Josaphat« beruft, findet sich mitten zwischen mathematischen, astrologischen und mystischen Stricken in lateinischer Sprache in einer Leipziger Handschrift des 15. Jahrhunderts und ist im Anzeiger u. s. w. II (1833), 72 f. mitgeteilt. Nach Oesterley's Angabe hat auch Geiler Arbore hu- mana 15b und Narrenscbiff 95b Q, 3 (vgl. Goedeke a. a. O. I2, 400 f.) von unserem Gleichnisse Gebrauch gemacht. Eine neugriechische Fassung mag die Reihe der sicheren Entsprechungen ab-
schliessen. Ich verdanke den Hinwcis auf diesclbe Herrn Dr. K. Krumbacher, ubrigens ist sie schon von Martin Crusius im weiteren Verlauf der unten zu besprechenden |
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Stelle seiner Schwabischen Chronik erwahnt worden. Sie findet sich in dem Atco-
xqtto^ des M-irepyaSr,;, einem Gedichte in 558 politischen Versen aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts, welches zu Venedig 1534. 1543. 1667. 1721 gedruckt worden ist und audi in einem Wiener Manuscript handschriftlich vorliegt. Neuerlich ist dasselbe von Legrand wiederholt herausgegeben worden, zuerst in der Collection de Monuments pour servir a l'etude de la langue neo-hellenique Nr. 9 (1870), dann in der Bibliotheque grecque vulgaire II, 94 ff.; vgl. daselbst die Einleitung p. LX und LXVI ff, Unsere Parabel erscheint in der Einkleidung eines Traumgesichtes. Der Dichter verfolgt im Traume eine Hirschkuh und gelangt auf eine Wiese, wo er einen Baum mit Bienenstock besteigt. Nachdem er sich trotz der Bienenstiche den Honig hat schmecken lassen, bemerkt er, dass eine weisse und eine schwarze Maus die Wurzel benagen, sowie dass der Baum am Rande eines Abhanges und bei einem Brunnen steht, in dessen dunkler Tiefe ein schrecklicher Drache lauert. Schliesslich fallt der Baum und der Dichter stiirzt in den Schlund des Drachen, welcher sich als der Hades herausstellt. Ob der Verfasser seinen Stoff direct dem »Barlaam und Joasaph« oder zunachst einer romanischen Vorlage entnahm, wird kaum zu entscheiden sein. Ein in manchem Betracht mit dem 'Xttox.otto; verwandtes Gedicht ist die rVi[j.7. Dp*/ivr,Tt/-7] si£ tov "txpiv xal axopSffTOV 'AtS^v des Joannes Pikatoros bei Wagner Car- mina graeca medii aevi p. 224 fT., in welcher jedoch die Beziehungen zu unserer Parabel fast ganz verdunkelt sind. Endlich haben wir noch einiger unsicheren Auslaufer der Parabel zu gedenken.
Zu ihnen gehoren vor allem die bereits oben beruhrten Ubereinstimrnungen, welche Jacob Grimm Myth. * 460 f. = 4 666 f. in der Schilderung des altnordischen askr Yggdrasils und der diesen Weltbaum bewohnenden Tiere zu entdecken glaubte. Halt man dieselben wirklich fur so schlagend, dass sie nicht auch Zufall sein konnten, so diirfen sie nach dem, was wir oben iiber den specifisch indischen Charakter des Gleichnisses dargelegt haben, nur so erklart werden, dass die christliche Litteratur der Nachbarvolker hier die einheimische Uberlieferung des Nordens in cinigen Punkten nicht unerheblich beeinfiusst hat. Ich ziehe es jedoch vor, die Uberein- stimmung als zweifelhaft zu betrachten. Eine andere Ahnlichkeit glaubt Leveque, Les legendes de l'lnde et de la Perse p. 505 in der allegorischen Schilderung zu Eingang der Divina Commeclia crkennen zu diirfen, wo schon von Boccaccio der dunkle Wald auf das menschliche Leben, die wilden Tiere auf die sinnlichen Leiclen- schaften gedeutet worden sind; diese. Ubereinstimmung ist freilich so geringfiigig, dass sie recht gut Zufall sein kann. Mehr an die Schilderung der Parabel erinnert die schon von Liebrecht Jahrb. f. rom. u. engl. Litt. II, 127 hervorgehobene schweize- rische Sage, welche die Briider Grimm in den Deutschen Sagen Nr. 216 nach alteren Quellen mitgeteilt haben und in der ein Mann in eine brunnenartige Grube zwischen zwei Drachen hinabstiirzt und wahrend seines unfreiwilligen Aufenthaltes in der- selben sich von einer salzigen Fliissigkeit nahrt, die aus den Felsenwanden hervor- schwitzt. Eine Nachahmung konnte in einer Stelle des »Wunderbarlichen Vogel-Nests« von Grimmelshausen vorliegen, wo der Held der Erzahlung vor einer Schar Wolfe auf einen Baum fltichtet und sich dort des weiteren durch zwei Schlangen bedroht sieht, s. v. Keller, Der abenteuerliche Simplicissimus und andere Schriften des H. J. C. von Grimmelshausen. Dritter Band (Bibl. d. litt. Vereins zu Stuttg. LXV), p. 492. Kurz, H. J. Christoffels von Grimmelshausen Simplicianische Schriften III, 501 f. Den |
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letzten Nachklang erblicke ich in einer moclernen Zcitungsgeschichtc, wclchc ich den
Miinchner Ncuesten Nachrichten 1887 Nr. 169 entnehme: Eine Frau aus der Gemeinde Lochbroow in Schottland stlirzt iiber die Felsen, welche den Loch Marce ein- schliessen. »Ein aus einem Felsenschrund hervorwachsender Baum verhinderte, dass sie in dem Wasser des Sees ihren Tod fand . . . Endlich bemerkte sie einen Vor- sprung nahe beim Baume, der ihr wenigstens einen, wenn auch kaum sicheren Sitz- platz bot . . . Ihren brennenden Durst stillte sie mit dem Wasser, das von dem uberhangenden Felsen tropfelte . . .« Erst nach drei Tagen und zwei Nachten wird sie gerettet. Die Geschichte unseres Gleichnisses ware unvollstandig, wenn wir nicht zum
Schlusse noch der bildlichen Darstellungen kurz gedachten, welche ihm im Abend- landc zu teil geworden sind. Am beruhmtesten ist darunter eine Sculptur an dem siidlichen Portal des von Benedetto Antelami 1196 bcgonnenen Baptisteriums zu Parma, dercn Erklarung aus unserer Parabel zuerst von Duchalais und Didron ver- tretcn worden ist (die gesamte Litteratur s. bei Schnaase, Gesch. der bild. KUnste 2 VII, 262, wozu noch eine Abhandlung Piper's in seinem Evangelischen Jahrbuch fiir 1866 (Jahrg. 17), p. 35 ff. nachgetragcn werden kann). »Man sieht im Bogen- felde . . . einen Baum, in der conventionellen Weise der Miniaturen, in dessen Krone ein Jiingling sitzt, der einen Bienenkorb halt, wahrend am Fusse desselben ein Drache zu ihm hinauf Feucr speit und an den Wurzeln zwei Tiere nagen, die man vielleicht fur Wolfe oder Hunde haltcn konnte. Endlich sieht man zur Seite Sonne und Mond . . .« Das Einhorn und die vier Schlangen fehlen ganzlich. Wie weit die Abwcichungen von der aus »Barlaam und Joasaph« gelaufigen Version der Parabel auf litterarische Quellen des Bildhauers (etwa eine italienische Bearbeitung des B. und J. oder einen dem altfranzosischcn Gedichte verwandtcn Text, vgl. linger in den Gott. gel. Anz. 1867, p. 1304), wie weit sie auf kunstlcrische Riicksichten zuriickzufiihren sind, diirfte schwer zu entscheiden sein. Miniaturen in griechischen und slavischen Psalterhandschriften (die cine griechische ist aus dem Jahre 1066), in welchen das Einhorn nicht fehlt, haben Piper a. a. O. p. 44 f. und Schnaase a. a. O. p. 263 nachgewiesen. Dazu kommen noch Malereien im Kloster Torch bei Schwabisch Gmiind, iiber welche W. Menzel im Anzeigcr f. Kunde der deutschen Vorzcit VIII (1839), 279 f. aus Martin Crusius' Schwabischer Chronik T. Ill, Buch 12, Cap. 35 fol- gendes mitgeteilt hat: »Zu Torch ist ein mcrkwiirdiges Gemahld, soviel ich mich besinnen kann, fast auf diese Weise: Man siehet einen Baum, auf welchen jemand steigt. Das Honig fliesst. Es sind zwey Miiusc, die unten den Baum benagen, cine weisse und eine schwartze. Der Tod sitzt auf einem schnelllaufendcn Einhorn, und halt einen gespannten Bogen, worauf ein Pfeil liegt. Es sind Schlangen da, es ist ein Drach da. Dabey stehen deutsche Reimen, welche die Auslegung in sich halten« etc. Damit endet der Kreislauf dieses wahrhaft confessionslosen Gleichnisses,
welches Brahmanen, Jaina, Buddhisten, Muhammedanern, Christen und Juden in gleichem Masse zur Erbauung gedient hat. Ernst Kuhn. .
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Indogerm. nepbt> neptr »Waise«.
' ^fin der Ableitung des obigen Wortes haben die modernen Etymologen ausser
Benfey, indem sie das schon von den alten Indern richtig Gefundene ausser acht liessen, falsche Fahrten betreten. Benfey selbst giebt (Kuhn's Zeitschr. Bd. IX, 111 f.), unter Gegeniiberstellung von lat. compos und unter Hinweisung auf infans, eine Be- deutungsentwickelung von nepos, fur welche wir eine andere setzen mochten. Was zunachst den indischen Etymologen betrifft, dem wir die Analyse des Wortes ver- danken oder der uns dieselbe wenigstens als der friiheste iibermittelt, so ist es Panini, der Lieblingsschriftsteller des Jubilars, mit dessen erneuter Herausgabe und Bearbeitung sich dieser wie mit dem neuen lexikalischen Werke selbst das beste Festgeschenk geschaffen haben wird. Panini stellt in Kegel VI, 3, 75 unter eine Reihe von mit dem Negativ-Prafix na versehenen Wortern (wie nd-vcdas, nd- satya, nd-bkrdj, nd-puhsakd) auch nd-pat. Uber die Bedeutung lasst sich der grosse Grammatiker, wie meistenteils, gar nicht aus, und es ist dafiir die Kacika vrtti nachzusehen, Spatere Autoren, wie z. B. Vardhamana zu Vers 155 seines Gana- ratna-mahodadhi, copieren einfach die lakonischen Worte jenes Commentars, die weiter nichts besagen, als na patiti napat, d. h. »weil er nicht schiitzt, heisst er Nichtschutz«. Analog ist das bei Benfey implicite vorhandene Raisonnement: »Weil er nicht machtig ist, heisst er ohnmachtig.« Uns steht es frei, in umgekehrter Weise zu argumentieren: »WeiI er nicht geschiitzt wird, heisst er Nicht- schutz«, und wir mochten im folgenden die letztere Deutung als die allein mog- Iiche erweisen. Bekanntlich ist ne einfach die hochtonige Form der Privativ- Partikel n (indisch und griechisch d) und kommt namentlich im Lateinischen haufig zur Anwendung, wo es sich auch mit Verben (nequeo, nescio) verbindet. Die ur- spriinglich nur fur die schwachen Casus und gcwisse Ableitungen gebrauchliche Form neptr ergiebt sich deshalb ohne weiteres wegen des Vocalausfalls sehe man Zeitschr. ftir vgl. Sprachf. XXV, 42 nach als synonym mit dbwtTwp, »vaterlos«. Auf dieselbe Bedeutung gelangen wir mit ntLpbt, indem wir die Bildung mit Benfey zu den auf das Affix t endigenden Wortern stellen, also etwa zu super-stit »uber- bleibemU, sacerdot »Sacra-schenker«, locu-plct »begiitert«, x-yvwT »ungekannt« (auch »unkundig«), oj;xo-fipwT »roh essend«, rpr/iV/ir »vorgeworfen, vorspringend«, deva-crut »gott-erhort«, Man sieht, dass diesen Bildungen activische und passivische Bedeutung promiscue zukommt, und so diirfen wir auch dem Stamm ne'-pot (Nicht- schutz) die Bedeutung »unbeschlitzt* zuschreiben, wobei clann also gleichzeitig die Snnskrit-Wurzel pa »schiitzen« als indogermanische Wurzel po nachgewiesen und eine Ableitung des ganz parallel mit pot angewendeten Wortes pair von derselben Wurzel (vgl. lat. dator von Wurzel do) wahrscheinlich gemacht ware. Wenn hier- nach clas besprochene Wort urspriinglich etwa »vaterlose Waise« bedeutete, so diirfen wir annehmen, dass solche n^pbtes nach indogermanischer Gewohnheit (mit |
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der verwitweten Mutter, wenn sie noch Iebte) der Familie des Onkels oder Gross-
vaters zufielen, weshalb sich aus dem Namen wegen der entstehenden Beziehungen zu den eigenen Kindern oder zu den unmittelbaren Nachkommen des Beschiitzers (Onkels oder Grossvaters) ein neues Verwandtschaftswort fiir Neffe und Enkel herausbilden konnte. Also nicht einer urspriinglichen Sprachschopfung, sondern einer gesetzlichen Gewohnheit indogermanischer Witwen- und Waisen-Versorgung verdankt das indogermanische Wort fiir Neffe und Enkel seine gangbare Bedeutung. Darnach hat auch die von dem Mitforscher des Jubilars dem Worte fiir den Veda zugewiesene Grundbedeutung »Abk6mmling, Sohn« einer andern Platz zu machen, als welche etwa folgende vorgeschlagen werdenmag: avaterloses, resp. schutzloses, von Onkel oder Grossvater adoptiertes Kind, darnach Kind im allgemeinen.« Und in der That sprechen die Verbindungen in der vedischen Sprache, aus denen die allgemeinere Bedeutung »Abkommling« erschlossen worden ist, nicht sowohl fiir wirkliche Abstammung, als fiir ein unbestimmtes Kindschafts- oder Angehorigkeits- Verhaltnis, fiir irgend eine besondere Beziehung oder Abhangigkeit; wir iibersetzen in solchen Fallen ndpat und napti besser mit »Kind«, als mit »Sohn« und »Tochter«. Erbeutete Sklavinnen heissen Rv. VIII, 2, 42 rdnasya naptyd »Kinder des Kampfes oder der Lust«; dnhitur naptyam ist genau genommen nicht mit »Tochter der Tochter«, sondern mit »Enkelin von der Tochter her« wiederzugeben; apani ndpat ware sonach »das Wasserkind«; was indessen gerade der letztern Bezeichnung fiir ein besonderer Mythus zu Grunde gelegen haben mag, das zu ermitteln, sowie iiber- haupt der spezifisch indischen Bedeutungsentwickelung des Wortes ndpat nachzu- gehen, liegt ausserhalb des Rahmens dieser kurzen Skizze. Ernst Leumann.
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Das indische Ernteopfer.
3©as Opfer, wie es in den Brahmana unci Qrautasutra dargestellt wird, unter-
scheidet sich von dem Opfer, welches wir bei andern Volkern und auch bei den Indern selbst in alterer Zeit kennen lernen, in mehreren sehr wesentlichen Punkten. Vor allem ist es auffallend, dass dasselbe in keiner Beziehung steht zu den Ver- haltnissen und Bediirfnissen des gewohnlichen Lcbens, sondern lediglich cigenen Gesetzen folgt. Dieser Zustand ist naturlich nicht urspriinglich, sondern ist kiinst- Hch herbeigeflihrt; das ganze Opferwesen ist in ein kiinstliches System gebracht. Wir haben in den Liedern des Veda noch den Beweis, dass auch in Indien urspriing- lich dieselbe Anschauung dem Opfer zu Grunde lag, wie bei den iibrigen Volkern, namlich die, dass der Mensch durch das Opfer den Gottern gegeniiber seine Unter- thanigkeit bezeugte, um so ihre Huld und Hilfe zu erlangen, und andererseits seinem Danke fur erfahrene Hilfe ebenfalls durch Opfer Ausdruck verlieh. Aber indem er Dank darbrachtc, glaubte er damit zugleich die Gotter verpflichten zu konnen, ihm auch fernerhin Segen und Gedeihen zu schenken. »Do ut des«: das ist vielfach mit Recht als der leitende Gedanke des Opfers innerhalb des Heidentums bezeich- net worden. In Indien andert sich das in der Zeit, die uns durch die Brahmana und Sutra reprasentiert ist: ftir die Thatigkeit der Gotter tritt die magische Gewalt der Opferhandlung ein. Der richtige Vollzug des Opfers verschafft dem Menschen Erflillung seiner Wiinsche, ohne dass eine Mitwirkung der Gotter noch weiter not- wendig ware. Es heisst nun: wer das und das Opfer vollzieht, oder den und den Spruch recitiert, der erlangt das, ftir dessen Erlangung er opfert. Naturlich kann nun von einem Dankopfer keine Rede mehr sein und so kennt das spatere Ritual thatsachlich nur Bittopfer oder genauer Wunschopfer. Diese Entwickelung zeigt sich recht deutlich an dem in der Uberschrift ge-
nannten Opfer, dem agrayanam. Dasselbe ist zweifellos urspriinglich ein Erntedank- opfer gewesen, davon zeigt selbst die spatere Form noch deutliche Spuren. Es besteht in einer Darbringung von Erstlingen der Feldfriichte; und die Gottheiten, denen geopfert wird, sind solche, die auf das Gedeihen der Friichte Einfluss hatten: Soma, Indra, Himmel und Erde, daneben auch Agni und die vigve devas. Die Darbringung eines einschaligen Kuchens fiir Himmel und Erde wird Kaush. Br. 4, 14 motiviert mit den Worten: dy&vaprtliivi vat sasyasya sddhayitryau, pratishtlia prthivy, odmandsdv annveda (so zu lesen mit dem Commentar gegen odman&s&m der Hss.). Es wird aber das agrayanam im Kaush. Br. unter den kdmyd ishtayah mit aufgefiihrt, d. h. unter den Opfern, die fiir die Erflillung eines bestimmten Wunsches dargebracht werden (4, 12 dgrayanendnnddyakdmo yajetd). Die Ent- wickelung haben wir uns so zu denken, wie es schon oben angedeutet ist: indem man den Gottern fiir empfangene Wohlthaten dankte, glaubte man sie zu bestim- men, mit ihren Wohlthaten fortzufahren, oder nach spaterer. Auffassung: indem man |
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nach der Ernte das vorgeschriebene Opfer darbrachte, meinte man, sich fiir das
nachste Jahr wieder eine gute und reichliche Ernte zu sichcrn. Etwas ganz Ana- loges konnen wir beobachten an den Resten alter Opferhandlungen, die sich im heutigen Volksbrauche bei uns noch erhalten haben, und zwar besonders in Ver- bindung mit der Ernte. Audi da ist der urspriingliche Zusammenhang in der Regel vollig vcrgessen und es heisst nun nur noch: das und das muss man thun, urn fiir das nachste Jahr wieder eine reichliche Ernte zu erhalten. Fiir die spiitere Zeit hat dieses einzige Opfer des Qrautarituals, das noch in
Verbindung steht mit der gewohnlichen Thatigkeit des Menschen und das infolge- dessen eigentlich nicht recht in das System passt, ofTenbar keine grosse Bedeutung mehr gehabt. Die Lehrbiicher geben Anweisungen, wie der einzelne seinen Ver- pflichtungen nachkommcn kann, ohne deshalb ein besonderes Opfer darbringen zu miissen. Am ausfuhrlichsten firiden wir dieselben Kaush. Br. 4, 14 (und damit voll- stiindig, zum Teil wortlich iibereinstimmend Qankh. Qr. S. 4, 12, 1417): Wenn er zu diesem (Opfer, namlich der agrayaneshti) kcine Lust hat, so mag er die Opfer- gabe beim Voll- oder Neumondsopfer von neucn Friichten nehmen, um beides (agra- yana und Voll- resp. Neumondsopfer) zu erlangcn; oder er mag auch beim Voll- oder Neumondsopfer die Opfergaben nachfolgen lassen, um die Gotter nicht zu verkiirzen; oder er kann auch das abendliche und morgendliche agnihotra mit einer Abkochung von neuen Friichten darbringen, um beides (agrayana und agniho.tra) zu erlangen; oder er kann eine Topfspeise von neuen Friichten auf dem garhapatya kochen und in dem ahavaniya diesen Gottheiten des Ernteopfers und svishtakrt als viertem darbringen mit den Worten: dem svaha, dem svaha: um die Gotter nicht zu verkiirzen; oder er kann auch die neuen Friichte der agnihotri-Kuh zu fressen geben und mit der von dieser gewonncnen Milch das abendliche und mor- gendliche agnihotra darbringen, um beides zu erlangen. Nur das Qat. Br. (2,4, 3, 14) verbietet das agrayana in der Weise mit dem agnihotra zu verbinden, dagegen geben die Sutra dieselben Moglichkeiten, wie das Kaush. Br. Die Gotter sollen also nicht um das was ihnen zukommt betrogen werden: die neuen Friichte sollen in irgend einer Form ihnen dargebracht werden, aber ohne dass der Mensch sich die Unbequemlichkeit eines besonderen Opfers aufzuerlegen braucht; und es geniigt als Grund fiir eine derartige Vereinfachung des Verfahrens: wenn er keine Lust hat dazu (yad etasyai gldydt). Jedcnfalls geht daraus hervor, dass man gerade auf dieses Opfer in der spateren Zeit sehr wenig Gewicht legte, denn mit anderen nahm man es in der Regel nicht so leicht. Die Zeit der Darbringung ergab sich von selbst: dicselbe hatte zu crfolgen,
sobald die Ernte eingebracht war; ein Teil des neugeernteten Getreides war fur die Gotter auszuscheiden und ihnen zu opfern. In den Texten finden wir ein drei- faches Ernteopfer: die gyamakeshti darzubringen varshdsv agate cydindkasasye, die venuyavishti (Opfer von Bambussamen) vasanta dgate {grishme nach Kat. Qr. S. 4, 6, 17) und das Opfer von Reis und Gerste im Herbst (caradi) resp. Friihling dar- zubringen. Die gyamakeshti soil nach Kaush. Br. 4, 12 erfolgen im Anschluss an das Neu- und Vollmondsopfer in der Weisc, dass sie dem Neumondsopfer nachzu- folgen, dem Vollmondsopfer voranzugehen hat. Ausserdem ist es auch gestattet, ein bestimmtes nakshatra abzuwarten. Also auch hier ist die durch die natiirlichen Verhaltnisse gegebene Zeitbestimmung nach dem System verschoben worden. |
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Die Darbringung besteht bei dem Hirsenopfer und bei dem Opfer von Bambus-
samen in einem Kornermus {carii) fur Soma; bei dem Opfer von Reis und Gersle in einem zwolfschaligen Kuchen fiir Indra und Agni, einem Kornermus. fur die vicve devas und einem einschaligen Kuchen fur Himmel und Erde. Bei der venuyavishti nach anderen in einem Kornermus fiir Agni oder Varuna oder Prajapati. Als Opfer- lohn ist im Kaush. Br. vorgeschrieben fiir die beiden ersten Opfer eine Honigspeise (madhuparkd), fiir das letzte ein erstgeborenes Kalb. Das Opfer von Reis und Gerste ist also ofifenbar das wichtigste von alien, die venuyavishti wird bei Ac, v. Qr. S. 2, 9 iiberhaupt nicht erwahnt. Es ist also dieses Opfer trotz seiner geringen Bedeutung in clem spateren
Ritual deshalb fiir uns von besonderer Wichtigkeit, weil wir berechtigt sind, darin einen Rest urspriinglicher Anschauungen und Opfergebrauche zu erkennen, Es ist ohne Zweifel die gerade Fortsetzung eines uralten indogermanischen Brauches. wah- rend sonst in Indien das Opferritual sich in einer Weise entwickelt hat, dass die urspriinglich zu Grundc liegenden Anschauungen vollig vervvischl sind. Infolge- dessen hat dies Ernteopfer audi ein weiteres religionsgeschichtliches Interesse, Bruno Lindner.
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Die Ironie im Mahabharata und im Rgveda.
i5/ie richtigc Auffassung von Gesprochenem ocier Geschriebenem hiingt nicht
ausschliesslich ab von dem Verstandnisse der emzelnen Worter, der Worter in dem Verbandc, in welchem sie vorkommen, und von der Verbindung, in welche dieselben gebracht sind, sondcrn auch haufig von der Erkenntnis der Absicht dessen, von welchem die Ausserung herruhrt. Meist allerdings erhellt dieselbe direct aus dem wortlichen Sinne; dcrselbc deckt sich jedoch nicht immer mit jener. Einer der ein- fachsten Falle dieser Art ist der der rhetorischen Frage, welche Ausdrucksform uralt zu sein scheint. Gegensatz zwischen dem Wort- und dem beabsichtigten Sinne wird zur Ironie; aber schon die Incongruenz eines bedingten Gegcnsatzes, die Unter- schiebung von Accessorischem fiir das VVescntliche, oft des Consequens fur das Pracedens, des von selbst sich Ergebenden fiir das Beabsichtigte, unbedingtc Voraus- setzung von notorisch Zweifelhaftem oder sicher Unwahrem, Ubertreibung des Kleinen, Herabsetzung des Grossen und Ahnliches wird durch die vcrsteckte Absicht zur Ironie, bei welcher noch ein wichtiges charakteristisches Moment darin liegt, dass der Urheber derselben sich des Risicos, ob er vcrstanden wird oder nicht, bewusst ist, mit Bewusstsein und mit Absicht sich demselben aussetzt. Sie greift oft tiber in das Gebiet der Paradoxic, der Hyperbel u. a., untcrscheidet sich aber von diesen eben durch das subjective Moment. In dem litterarischen Auftreten derselben unterscheiden wir zwei Arten der-
selben; die Ironic kann so zu sagen innerhalb des Stoffes angewandt werden, wie jede andere stilistische Redeform, Figur, Tropus etc. Dieselbe kann aber auch aus dem Stoffc heraustreten, eine indirectc Reflexion iiber denselben clarstellen. So wird sie zur Ironisierung des Gegenstandes, zur Selbstironisierung des Urhcbers. Dass die letztere Art als eine Stoning der Illusion eigentlich und im allgemeinen verwerflich ist, versteht sich von selbst. Doch kann sie unter Umstanden zur Be- urteilung des thatsachlichen Verhiiltnisses zwischen Autor und Stoff von Interesse sein. Es fehlt diese Gattung Ironie z. B. im Kathasaritsagara nicht, wo der Dichter mehrfach sich uber die Wunderbarkeit seiner eigenen Erzahlung lustig macht. Ob dergleichen nicht auch im Homer vorkommt zu untersuchen mochte wohl der Miihe wert sein. Im Epos Kalewala findet sich diese Ironie gleichfalls. Sicher ist so aufzufassen die Stelle Mahabh, III, 168,40 (Indralokag.), wo der
Dichter Matali zu Arjuna sagen lasst: adbhutam idampratibhdti me\yadd stliito ratliatn divyam paddn na calitak padam || devardjo pi hi mayd nityam atropa- laksliitak ' vicalan prathamotpdtc haydndm || tvam punah stiiita evdtra rathe bhrdnte Kurudvaha | »Wunderbar erscheint mir dies, dass du auf dem Wagen stehend nicht von einem Platz auf den andern gewackelt bist; denn sogar an dem Konig der Gotter hab ich in diesem Falle immer beobachtet, dass er bei dem |
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ersten Anziehen der Pferde wackelt. Du hingegen stehst fcst dabei, wenn [audi]
der Wagen in Bewegung geraten ist.« Die dem Epos so gelaufige iibermassige Verhimmelung seiner Helden, und die entsprechende Geringschatzung desselben fiir
die Gotter konnte wohl nicht besser ironisiert werden. So ist audi Yudhishthira's Verwunderung zu verstehen, dass Kuvera samt
seineni Heere nicht von Agastya verbrannt worden, aus Zorn daruber, dass der Rakshasadhipati Maniman, der in Kuvera's Gesellschaft sich befand, deni Rshi aus Ubermut auf den Kopf gespuckt hattc (III, 161, 53 idani edcedryablrfitam me yat krodhdt tasya dhimatah \ tadaiva tvain na nirdagdJiah sabalah sapaddnngah ||). Ahnlich in Bezug auf (Jalya von seiten Yudhishthira's IX, 17,40. Das Zusammen- treffen Bhima's mit Hanuman am Gandhamadanaberge III, 146151 mit der Bezug- nahnie auf Rama und das Ramayana ist offenbar durchaus ironisch gefiirbt. Ironisch zu nehmen ist Yudhishthira's Entzticken iiber die Vcrtilgung der Kshattriya durch Rama Halabhrt XII, 50, 24, besonders wenn man die kolossale Ungeheuerlichkeit des behaupteten Ereignisses in Betracht zieht. Die Ironie zeigt sich auch in dem, was dieser oder jener Personlichkeit zu-
gemutct wird; kostlich in dieser Beziehung sind die Griisse, die Yudhishthira (V, 30) Sanijaya nach Hause mitgiebt (kanydh svajethdh sadanesJut Satnjaya andniayam madvacanena prsktva), die Erkundigungen um das Befinden sehr untergeordneter zum Teil wenig respectabler Personlichkeiten (Kochinnen, vecyd/i). Ironie klingt aus der gleichmassigen Antwort der von den Pandava um Beistand gebetenen Personlichkeiten VI, 42, 41.56.71.82 arthasya purusho ddso ddsas tv artJio na kasyacit j iti satyam maJuirdja baddlio 'swy arthena Kauravaih || »Der Mensch ist der Sklave des Geldes, das Geld ist keines Menschen Knecht j das ist die Wahrheit (oder ,das satyam'), o Maharaja; durch das Geld bin ich an die Kaurava gefesselt.« Die Ironie liegt in dem hier doppeldeutigen satyam. Auch die Erzahlung von Carvaka's Tod XII, 39 ist cine Ironisierung indischer
Anschauung. Von besserer Wirkung und poetisch berechtigt ist die Ironie, wrenn dieselbe mit
den Personlichkeiten und den Thatsachen sich v-ertragt, und direct oder indirect den- selbcn entspringt. So VIII, 66 der durch das unerwartete Erscheinen Arjuna's und Krshna's verursachte Irrtum Yudhishthira's, Kama sei nun bereits getotet, sowie alles, was in den nachsten Adhy. folgt. So Drona's Stillschweigen auf den Vorwurf, er sei ein brdhmanabriivahNW\, 55, 34; so Krshna's Stillschweigen auf Yudhishthira's Dank, dass sie nunmehr durch seine Gnade jayam prdptd yagac. edgryam. na ca dJiarma- cyutd vayam | darauf novdea Bhagavdn kimcit dhydnam evdnvapadyata^YAl, 45, 20. Der Glaube an Seelenwanderung als Belohnung oder Strafe erscheint ironisiert
X, 5, 27 pitrhanthi a/iam Jiatvd PartedIan nici sauptike j kdmani kit ah pa tango vd janma prdpya bhavdmi vai || »Hab ich die Toter meines Vaters, die Pancala, getotet, so mag ich meinetwegen bei einer Wiedergeburt Wurm oder Motte werden«, was zu Acvatthaman's verzweifelter Stimmung ebenso passt, wie eine ahnliche Ausse- rung Bhima's nach der Besiegung Duryodhana's IX, 59, 11 kdmaiji svargayi nara- kam vd patdmah | Scharf ist die Ironie 111,251,23; 252,25, welche die Bcwohner der Holle ein
»karma vaitanasambhavam Brhaspatyuganoktair mantraiJi« a,\s,»ma?itraviearadd/?« ausfiihren lasst. |
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VIII, 44- 29 vardham kaukkutam mans am- gavyam- gar dabk am aushtrikam \
a/dam ca ye na khddanti teslidm janma nirarthakam || vgl. mit III, 200, 4 vrtha janmani catvari . . . | parapakeshu ye 'pnanti dtmdrtham ca pacet tu yah II VII, 19, 19 tatas te labdhalakshatvad any any am ablucukrucnh j hatau Krshnau
iti pritya vdsansy adudhuvus tadd ij das Schwingen der Gewander (bei der Be- stattung, um die Seele des Dahingeschiedenen zu verscheuchen) ist hier ironisch: sie solltcn noch lebend schon als tot gelten; s. VII, 87,9; 109, 32; VIII, 23, 2; 91, 58 bei Kama's Tode. Fraglich ist, ob VI, 107, 52 hierher gehort (gamyatdi/i sa vadhopdyam pra-
shfum Sdgaragdsutaft), wozu auch Str. 71. Dass die Pandava sich an Bhishma selber um Auskunft, wie sie ihn besiegen konnen, wenden miissen, darin liegt gewiss eine beabsichtigte oder (gegen den Dichter sich kehrende) unbeabsichtigte Ironie. Ironisch ist das updncuvratam VIII, 69, 9 zu verstehen. Eine Ironie auf die Ansichten iiber die Gotter erkennt man auch in der Weise,
wie (Jri Bhagavan die ausserordentlichen Thaten Agvatthaman's erklart X, 17, 8 nunaifi sa devadevdndm icvarecvaram avyayam J jagdma caranam Draunir ekas tendvadliit bahun \ prasanno hi mahddevo dadydd amaratdm apt \ viryam ca girico dadydd yenendram api cdtayet \ veddham hi mahddevam ityddi | In der Gestalt der reductio ad absurdum haben wir sie XII, 10, 23 u. f. neme
mrgah svargajito na varaha na pakshinah | atlianyena prakarena punyam ahur na te janah j: yadi samnyasatah siddJiiin raja kac cid avapnnyat \ parvatag ca drumhc caiva kshiprani siddhim avdpnitynh || ete hi nityasamnyasd drcyante nirn- padravdh\aparigrahavantac ca satatam brahmacdrinah\\ Es ist auch nicht unmoglich, dass der Dichter die Prahlereien der Helden
ironisiert, die seine eigene Dichtung mit den wirklich dargestellten Eeistungen der- selben als keineswegs im Einklang stehend schildert. Prahlereien in solchem Stile wie VI, 107, 39 tridacan va samudyuktan sahitan Daityadanavaih \ nihanyad Arju- nah samkJiye kim u BJiishmam naradhipa \ 43 sendran api raiie devan jayeyayi jayatam vara \ tvaya nathena Govinda kim u Bhishmam maharatham \ 38 sa ha- nishyati saingranie Bhishmam | acakyam api kuryad dhi rane Parthah samud- yatah \ sincl so zahlreich und es folgen ihnen die Dementis so unmittelbar auf dem Fusse, dass man nicht umhin kann, die Ernsthaftigkeit des Dichters dabei in Zweifel zu ziehen. Fast zwingend wird dies, wenn man VI, 107, 29.30 in Betracht zieht hanishyami ra)te Bhishmam ahuya purusharshabham | pacyatdni D liar tar ashtrdnam yadi necchati Phalgunah |l (Qri Bhagavan spricht) yadi BJiishme hate vire jayam pacyasi Pandava \ hantdsmy ekarathenddya Kurnvrddham pitdmaham\. und 31. Es gab aber auch feste so zu sagen notorische Ironien. Wenn der Kanipf
mehrfach (z. B. VII, 130, 19.22.23. IX, 33,8) als Wiirfelspiel dargestellt wird, so hangt dies unmittelbar mit der Handlung des Epos zusammen. Deutliche Ironie ist es, wenn die Annahme des Zweikampfes in der Schlacht »Bewirtung« genannt wird fyuddha-Jdtithyam (prayaccha me) \ VIII, 16, 23 (Tod im Krieg ^akrasyatithitd VIII, 60, 91) oder »das ofTene Himmelsthor« (VIII, 57, 2.3), wenn statt »ich werde ihn t6ten« gesagt wird »ich verhelfe ihm zum vorziiglichsten hochsten Zustand« paramecin gatini ddsydmi VIII, 74, 24, oder »ich werde ihn seine vorlangst dahin- gegangenen Vorfahren sehen Iassen« tatrdsya darcayishydmi pilrvapretan pitdma- han IV, 22, 4. VI, 84, 51. Noch schiirfer wird die Ironie VII, 84, 28 so 'ham tatra |
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gamishyami yafra Saindhavako nrpah \ yiyasur Yamalokaya mama viryam prati-
kshate I wo dem, auf dessen Kosten die Ironie geht, ohne weiteres volliges Ein- gehen darauf imputiert wird. Bitterer ist die Ironie, die die Schlacht als Musikspiel ironisiert III, 35, 16, da
doch wohl kaum ein argerer Gegensatz gedacht werden kann. Mit einer Hunde- rauferei wird die Schlacht verglichen humoristisch V, 72, 72 f. Ironie ist die Aufforderung: sudrshtah kriyatam loko hy antupt lokam gami-
shyasi | VII, 46, 1 5 (Saubhadra gegen Lakshmana), ebenso (Jikhandi gegen Bhishma VI, 108,49 (ohne Ironie Walter Scott Lady of the Lake: Canto V, 14 Each looked to sun and sea and plain, As what they ne'er might see again). In Voraussicht von Kama's Tod sagt Arjuna: adya Radheyabharyanam vaidhavyam samupasthi- tam I dhruvam svapnair anishtani tabhir drshtani Manava \ »sic haben gewiss bose Traume gehabt« VIII, 87, III.. Die bosen Traume brauchten sich ja nicht auf Kama's Tod zu beziehen; der Sprecher setzt nicht nur solche voraus, sondern inter- pretiert dieselben zugleich in seinem Sinne. Anderer Art, aber audi ironisch ist es, wenn von dem gefallenen Qalya IX, 17, 55 gesagt wird: sa tatha bhinnasarvango rudhirena samukshitah \ pratyudgata iva premna Bhumya sa narapungavali \ pri- yaya kantaya kantah patamana ivorasi \ ciram (»lang«, nach spaterem Gebrauche »immer«) bhuktva Vasnmatim priyam kantam iva prabhuh \ sarvair angair sa- maclisliya prasupta iva cabhavat \ Die Ironie liegt darin, dass das Erzwungene mit einem freiwilligen Acte, das Aufhoren alles Genusses mit dem hochsten sinn- lichen Genusse verglichen wird, indem das tertium comparationis, ein so zweifel- hafter Begriff wie der des Fallens, dazu den Anlass beniitzen lasst. Beispiel einer ironischen Aufforderung ist VI, 107, 71, wo Bhishma den Panda-
va's versichert, dass, wenn er besiegt sei, sie siegen werden: kshipram mayi pra- haradhvain yadicchatha rane jayam \ Anderer Art und in hoherem Stile mit feinerer Ironie ist XII, 105 ausgefuhrt,
wo der Rshi Kalakavrkshiya dem seiner Herrschaft verlustig gegangenen Kshema- dargi die Mittel ausfiihrt, wie er sich durch HJnterlist und Treulosigkeit seines Reiches wieder bemachtigen konne, was dieser entschieden ablehnt. Vortrefflich ist auch die Ironie in dem Gespriiche zwischen der Frau und dem
Brahmana, III, 206. Ein Brahmana kommt um seine Bhiksha in ein Haus, dessen Herr eben abwesend ist, und wird von der Frau wohl aufgenommen, aber iiber dem mittlerweile eingetroffenen Gatten ganz vernachlassigt. »Neglect requires a saint to bear it« und so macht der Brahmana seinem Unmute dariiber uriverhohlen Luft. Die Frau aber giebt ihren Standpunkt nicht preis, sondern erteilt ihm cine eindringliche auch von ihm schliesslich acceptierte Lection, und verweist ihn fiir »alles ubrige« an einen »dharmavyadha«.i dessen »Adresse« sie ihm giebt. Aller- dings verlauft diese Zusammenkunft mit dem dharmavyadha wie so manches Gut- begonnene im MhBh. im Sande der so reichlichen loci communes; aber die De- mlitigung brahmanischen Stolzes ist doch die Hauptsache dabei, und diese ist gut durchgefuhrt. Ironisch weist Vishnu die in der Gbtterversammlung erscheinende und um
Entlastung bittende Prthivi an Duryodhana: sa te karyani karishyati \ XI, 8, 26 f. Vorwiirfe in bittere Ironie gekleidet in verschiedener Wendung finden wir
V, 74, 1 f., wozu Krshnas Antwort auf die ironischen Vorschlage Bhima's 75, 1 f. |
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zu vergleichen. So spricht VII, 143,6 Bhuric,ravah zu Arjuna, nachdem dieser ihm
auf hinterlistige Weise den Arm abgehauen: idatn Indrena te sakshad upadishtam mahatmana \ astram Rudrena va Partha Dronenatha Krpena va | Duryodhana klagt VII, 154, 87 Drona der Lassigkeit im Kampfe an: mama va mandabhagyatvan mandas te vikramo yudJii \ Dharmarajapriyartham va Draupadya va na vidvia tat I ebcnso 159, 89. Ironische Selbstanklage eines Irrtums seitens Krshna's finden wir IX, 33, 16.
Yudhishthira hatte Duryodhana bewogen, aus seinem Versteckc im See herans zu kommen, dadurch dass er ihm den letzten Entscheidungskampf mit der Keule 1111- vorsichtigerweise zugestand. Darob wird er von Krshna heftig getadelt und dieser sagt: nitnam na (ouxow) rajyabhag esha Pandoh Kuntyag ca satntatih \ atyantain vanavasaya srshfa bhaikshyaya va punah (-avu svavTwo;) | Ahnlich Arjuna in seiner Klage iiber Abhimanyu's Tod VII, 72, 83 aho svid
bliusJiamh'thaya varma castrayudhani vah vacas tu vaktuvi samsatsu mama putram arakshatam (vah) \ Ironisch ist der Trost VI, 107, 26, den Krshna dem Yudhishthira zu teil werden
lasst: vishadam tvam met krthah \ yasya te bhratarah gitra durjayah catrusuda- neth I Zur Verhohnung wird die Ironie, wie sich von selbst versteht, ebenfalls an- gewandt VII, 122, 16; 131, 22; VIII, 49, 54.59. Ironische Wortspiele VII, 146, $3; IX, 27, 50; VI, 62, 29; XI, 24, 27. Die ironische Ausdrucksweise ist dem Menschen so nahe liegend, dass wir
uns nicht wundern diirfen, dieselbe audi im Veda zu finden. Nur fehlt hier ein wichtiges Moment derselben, die Leidenschaft. Die Ironie wird hier also schwacher und zahmer sein als im Epos. Wir finden Ironie I, 4, 5, mogen uns die Leute sagen: * ihr kommt noch um anderes auch, wahrend ihr dem Indra dienet [ohnc davon Nutzen zu haben] . 1,74,3 mogen nur die Leute sagen: »Agni ist gar zum Vrtra- toter (was ja Indra ist) geworden, zum Erbeuter von Gut in jeder Schlacht«. Ironisch gesagt ist es, wenn es von Indra heisst: yad vajrena sasantam abo-
dhayo 'him \ I, 103, 7. Wir halten es auch ftir eine (in spaterer Zeit nicht mehr verstandene) Ironie,
wenn es heisst, die Rbhu hatten, obwohl sie martasah gewesen, doch die Unsterb- lichkeit erlangt I, 110,4. Der Umstand, dass jede Jahreszeit ihr Ende hat, ward auf die denselben prasidierenden Genien iibertragen, und darauf hin wurden sie zu Sterblichen, zu Menschen gemacht. Dass das Beiwort parivislita dem Jahusha in ironischem Sinne gegeben worden
ist I, 116, 20, geht aus VII, 71, 5 hervor; den, um den man sich allzusehr beniiihte (den Gutbedienten) setzten die Ushas in Freiheit githire antah. Ironisch sind die Stellen I, 140,9 c vayo dad/tat padvate; 131,4 vidush te asya
viryasya Puravaft; V, 65, 1 die Gotter bedurfen eben des Lobes nicht, also na kasya cid vanate girak. Die Wirkung des Reichtums (an Vieh) wird VI, 28, 6 mit offenbarer Ironie behandelt. Ironisch heisst es VI, 39, 2 : Indra (im Gegensatz zu Soma) hat nur mit Worten die Tani bekampft. X, 32, 3.4 scheint ironisch gesagt, weil ja das Entgegengesetzte im nattirlichen
Laufe der Dinge Iiegt. X, 49, 8 pracravayam cavasa Turvacam: durch ihre Niederlage sind sie be-
ruhmt geworden. |
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Ironisch kann man X, 79, 5.6; 92,3a fassen; aber ganz offenbar ironisch ist
es, wenn gesagt wird X, 94, 2.3, dass die Steine noch vor dem Hotar den Soma zu trinken bekommen, und dies als em Vorzug derselben hervorgehoben wird. Auch X, 95, 14.15 ist vielleicht eine Ironic zu sehen: furchte nicht die reissen-
den Wolfe; die Frauen sind die argsten (die Sala-) Wolfe. X, 108 bietet mehrere Belege; gleich r. kasmeliitih (der Besuch lasst doch
wohl freundliche Gesinnung voraUssetzen!); ebenso das Angebot, Indra, bei vor- gegebener Unkenntnis wer Indra ist, zum Freund und ^gopatilyi zu machen. X, 160,4 anuspaslito bhavaty esho asya yo asmai revan na sunoti somam.
respicit eum deus, aber nicht im guten. Fraglich ist die Ironie bei X, 24, 4.5 (VIII, 65, 11); 51, iab; 99, 5.
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Alfred Ludwig*.
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Uber die Lautverbindung kt in den indoeuropaischen Sprachen.
3§yie Schicksale von kt in den indoeuropaischen Sprachen vom Standpunkt
der Geschichte zu erforschen ist Gegenstand des vorliegenden Aufsatzes. i. kt erhalt sich unverandert; 2. es wird zu tt\ 3. zu t\ 4. es geht in // iiber;
5. in ft\ 6. in yt\ 7. in Jt. 1. kt erhalt sich unverandert.
a) im altindischen: nakti;
b) im griechischen: vr/.T (vjc) ;
c) im lateinischen: nocti (nox);
d) im litauischen: nakti;
e) im germanischen als Jit: got. nahts. ahd. naht. ags. niht: dagegen anord.
natt, nott. . Unverandertes kt weisen die romanischen Sprachen nur in entlehnten Wortern
auf: span, directo, portug. acta. prov. dicta?', franz. direct, rumun. seakte secta. 2. kt wird tt.
a) in den indischen Tochtersprachen des Sanskrit: pali mutta gelost: sanskr.
mukta. prakr. ratta. hind, rata aus ratta: sanskr. rakta rot. Hierher gehort auch das zig.: rat Blut. b) Im italienischen nnd zwar im Nordosten und im Sitden des Sprachgebietes:
diritto directum, fat to factus. noiie noctem. otto octo. santo sanctus fur santto. Hier sei auch das judicarische erwahnt, das als ein lombardischer Dialekt ange- sehen wird: friii fractus. lat *lactem. iiniar *unctare, ungere. c) Selten im franzosischen: hitter luctari. Daneben roter ructare, womit
span, matar mactare, portug. dito dictus vcrglichen werden kann. 3. kt wird t.
In slavischen Wurzeln: pleta aus plekta: lat. plectere, ahd. flehtan. testa aus
letjq: lit. le'kti fliegen. Man fiige hinzu petit aus penktu quintus, quinctus} woraus peti quinque, lit. penki. k ist im slav. ausgefallen. 4. kt wird pt.
Im rumunischen: mrumun. direpta Justus; directus. koptu coctus. lapte lac. nopte noctem. optic octo. traptu tractus. untptu butyrum: unctum. drumun.: dirept, drept. fapt factus. frupt fructus. kopt. leptuke lactuca. lapte. luptu luctor. noapte. opt. piept pectus, vipt victus. tint unctus aus nmpt, unit, frint *franctus, fractus, strinit angustus aus strimpt, *strinctus. istrorumun. kopt. lapte. nopte. |
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■■is; ■ ■■'■-■
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5. kt w i r d ft.
Im albanesischen in entlehnten Wortern: ftua Quitte: cydonium, it. cotogna.
kofto geschroteter Weizen: coctum: I'ufte Krieg: lucta. trbfte Forelle: trocta. 6. kt wird yt.
Im neugriechischen : vo^toc vuE* o/toj gxtw yyqiy. XTTJfjux.
Man vergleiche abaktr. bakhta, parsi und npers. bakht Gliick: aind. bhakta.
hikhti Begiessung: aind. sikti. J. kt wird jt.
a) Im umbrischen: adveitu aus advekta. feitu, feeta, fetu zusfactu. Daneben
uhtur: auctor. rehte: recte. b) Im kymrischen: noid: noctem. wyth (uyth) octo. reith rectum, laith lac
gilt als entlehnt. Daneben ir. nocht noctem. ocht octo. recht lex: rectum, sancht sanctus. c) Im spanischen: pleita Geflecht: plectere, selten. In auto actus beruht u
vielleicht auf *. d) Im portugiesischen: direito. estreito. feito factum, leito. noite. oito. Alt
coito coctus. condoito conductus. oytubro October. Mit u fiir i: onto, outubro. dontor doctor, contranto contractus. e) Im provenzalischen: coitar *coctare. duit ductus, dreit. estreit. fait, frait,
noit. peitz pectus, trait, dit dictus aus diit. oint unctus aus onjt. peint: *pinctus fiir pictus. saint sanctus aus sanjt. f) Dasselbe gilt vom catalanischen. Auch von dem auf Sardinien gesprochenen
Dialekte: cuit coctus. fruit fructus. vuit octo. Miscellanea 318. g) Im franzosischen: conduit, droit, etroit. fait. huit. nuit. truite: tructa, wo-
rm* schon in lat. Glossen truita. joint, peint. saint. h) Im genuesischen: alt faito. noite. coito. oito. pointo punctum aus punjto.
Archivio II, 130. i) Im piemontesischen (Dialekt von Chieri): fait, extrait. constreit. coll'
invertimento di njt in jnt: saint. k) Im raetoromanischen: ddit digitus, kuet coctus. niiet noctem. piet pectus
aus kuitj nuit, pe'it. Diese Formen finde ich bei Gartner 64 nicht erwahnt. 1) Im albanesischen: derejte verus: directus. frujt fructus. strejte teuer:
*strinctus. te'te octo aus ote'te, ojte'te, okte'te. dejte decern aus d/kte. seint sanctus: daneben sent aus senjt. m) Im slavischen ist ein Ubergang des kt in jt im erhaltenen Zustand der
Sprache unnachweisbar. Das aslov. sanitu sanctus ist entlehnt, wahrscheinlich aus dem Althochdeutschen, das jedoch nur sancte, sante bietet: sanitu verhalt sich zu sanctus wie truita zu tructa. Jener Ubergang muss jedoch in einer fruheren Periode der Sprachentwickelung stattgefunden haben, wenn ich recht habe, fiir das neuslovenische, klein- und grossrussische folgende Lautreihe anzunehmen: kt, jt, tj, ts, c. Was hiebei Anstoss erregen kann, ist die Metathese tj aus jt: eine solche findet jedoch unzweifelhaft im serb. naci aus und neben najti, aslov. naiti, statt. Auch der Ubergang von tj in c kann nicht in Abrede gestellt werden. nslov. peci coquere aus pekti, pejti, petji. Man vergleiche sveca aus svetja: Stamm sveti und |
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Suffix a. Im aussersten Westen geht tj wie im serbischen in c iiber: /tec. svieca.
klruss, pecy aus pekty, pejty, petjy. svica aus svitja. russ. /£*£/. sveca. In anderen slavischen Sprachen ist der Reflex von £/ ein anderer, aber audi da ist derselbe gleich dem von (/; serb. /«f*. svijeca. czech. //«'. .rc'/V^. pol. piec. swieca, oserb. pjec. svjeca. nserb. pjac. svjeca. gt und Jit folgen demselben Gesetz wie kt: nslov. modi posse aus mogti. serb. vrijeci frumentum terere aus vrijehti, Schwieriger ist die Erklarung der aslov. Formen: pesti aus pekti. svesta aus svitja: ich nehme Metathese an, so dass pesti und svesta fiir pet si und svetsa stehen. Das Supinum pesti beruht auf pektii, pejtu, petju. Neubildungen sind nslov. pecti. klruss. pekty. wruss. pekci. russ. pekci. czech. peet u. s. \v. Die hier vorgetragene Erklarung mag Schwierigkeiten darbieten: sicher ungeniigend ist die Deutung, nach welcher czech. pe'ci aus pekti, peksti, pesti entstanden sein soil. Die Annahme von petji erklart alle Formen, auch: peci, peci, pe'ci. Manche Worter nehmen in derselben Sprache verschiedene Formen an: urslav. diikter Tochter lautet nslov. nicht nur cij Jici aus dci, sondern im Westen auch Jici, sci; hkis gen. hkere; bulgar. duster, sterka und kerka, cerka. Urslav. nakti Nacht wird nslov. nicht nur not, sondern ergiebt auch nicoj diese Nacht und im Westen snukaj', sonst snoci, vergangene Nacht. Dabei darf daran erinnert werden, dass kt im franz. durch jt, tt und s (ursprunglich c) wiedergegeben wird: nuit noctem, /utter luctari, jle'cJiir flectere. snukaj scheint aus snutjaj so hervorgegangen zu sein wie tretki, treki aus tretji. Man beachte nodi folgende Formen: serb. doje und dojdje (Jastrebov 289) fiir dojde, dodje und najci: pa ce se jos najci kahrimana Volkslied, dem das nslov. najci gleichsteht; ne moremo glihe najci bei den Beli Kranjci, die daneben dojti gebrauchen. Beide Formen beruhen auf najtji, eine Verbindung von najti und natji. Metathese des j gewahren wir im russ. dial, goijanu aus gojtanu, tiirk. gajtan, im serb. barjak, tiirk. bajrak und wohl auch in gadlje aus gajde. n) Im mailandischen, wo tj gleichfalls in c iibergeht: lace (lac) aus *lactem:
lajt, latj. nocc (noc) noctem. pecc (pec) pectus, tincc (tine) tinctus aus tint/) tiujt. Alteres digio dictus, /agio factus beruhen auf dido, faco. o) Ebenso im Dialekt von Pamparato (Mondovi): fac. be octo. strec strictus.
Archivio II, 399. p) Ferner im spanischen: derecho (dereco) aus deretjo, derejto. dicho. ecliar
ejectare. estrecko. noche. ocho. pecho. cincho cinctus aus cijitjo, cinjio. sanclw sanctus aus santjo, sanjio. alt frucho, Man vergleiche mucho multus aus mutjo, mujto. puche pultem aus putje, pujte, wo / in j iibergeht. q) Im portugiesischen: colcha Federbett aus culcta fiir culcita, culcitra. trecho
Strecke Wegs: tractus. Die Formen sind wohl spanisch. r) Im provenzalischen: cochar coctare. drech. fach. frach. estrech. dicha.
poncha puncta. sanch sanctus. Man vergleiche 7. e) coitar. duit. dreit. s) Im franzosischen: caclier coactare. jle'cJiir flectere. empecJier imp act are i I
cacher, jetzt kaser, ehedem Jeacer. Man vergleiche Beitrage zur Lautlehre der rumunischen Dialekte. Consonantismus 11,45- t) Im raetoromanischen nehme ich folgende Reihe an: kt, jt [7. k) angefiihrt].
*(/_, ty, ts, is, t. fyj ts, is, t werden in verschiedenen Gegenden nachgewiesen. Ich gehe demnach von der Metathese jt in tj aus. Anders wird die Sache von Th. Gartner 64 aufgefasst: »Die Gruppe kt hat in einzelnen Landstrichen auf |
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eigentiimliche Weise das k zum Ausdruck gebracht: ein / oder i, wie es sich auch
sonst, z. B. bei x (ks)} als der Schatten eines-verschwundenen k einstellt, durch- dringt gleichsam das / und giebt mit diesem schliesslich ty.« ty: laty *Iactem, lety^ lectum, ccty octo, petyen pectinem. is: lets, ots. is: lais, uets. t: lat, let, ot. Gartner 64. 87. 176. 190. Aus dem Gesagten ergiebt sich folgendes als Resultat: In den europaischen
Sprachen erhalt sich kt im griech.: vuxra, irn lat. noctem, im lit. nakti und als /// im germanischen: got. nahts, ahd. naht u. s. w., nur anord. bietet //: natt, nott, wofiir dan. nat, schwed. natt. ngriech. hat yy: vo^ra, rumun. pi: noapte, it. im Nordosten und Siiden des Sprachgebietes tt: notte, wahrend im Nordwesten ent- weder jt oder c aus jt, ij herrscht: piemont. fait, mailiind. fac. raetorom. hat jt und ty aus tj: nuet aus nuj't. lety; provenz. begegnet uns jt neben c: noit, fac; im span, c: noche; im portug. jt: direito; im franz. jt: nuit; im alb. gleichfalls jt: frujt; in den keltischen Sprachen finden wir jt neben yi: jenes im kymr.: no id, dieses im ir.: nocht. Das slavische bietet nach den Sprachen verschiedene Reflexe von tj aus jt: c, c, c; nslov. noc, serb. noc, czech. noc. Franz Miklosich.
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Die Dichterin Cita.
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amana, Kavyalamkaravrtti 3, 2, 7 Iehrt, der Inhalt eines Gedichtes konne
von zweierlei Art sein: originell (ayonih) oder nach einem Muster gebildet (anya-
cchayayonih). Als Beispiel einer Strophe mit selbstandigem Inhalt ftihrt er an: agv apehi mama sidhubliajanad
yavad agradacanair na dacyase \
candra maddacanamandalankitah
kham na yasyasi hi Rohinibhayat ||
»0 Mond, gehe schnell weg von meinem Rumgefass, ehe du mit den Zahnspitzen
gebissen wirst. Gezeichnet mit den Malen meiner Zahne wirst du aus Furcht vor der Rohini nicht zum Himmel gehen.« Diesem Originale nachgebildet ist die Strophe, die Vamana unmittelbar da-
hinter anfuhrt: ma bhaih caganka mama sidhuni nasti RaJiuh
khe Rohini vasati katara kiyi bibheshi \ prayo vidagdliavanitanavasamgamesJiu puinain manah pracalatiti kim atra citram II >Fiirchte dich nicht, o Mond, in meinem Rum ist Rahu nicht; Rohini weilt im Himmel; warum flirchtest du dich, du Feigling? Was ist daran wunderbar, dass bei neuen Zusammenkunften mit verschlagenen Frauen das Herz der Manner gewohnlich in Aufregung gerat?« Die Originalstrophe habe ich sonst nirgends erwahnt gefunden, die Nach-
bildung dagegen wird auch angeflihrt von V a g b h a t a dem Jiingeren in seinem Alamkaratilaka fol. 9a. (MS. Kielhorn, Report Bombay 1881 p. 71 Nr. 300) in dem Abschnitte, der von den Wortfehlern (cabdadosha) handelt und als Ver- fasserin wird genannt Qita: Qitaya yatha ||. Ebenso heisst die Dichterin in dem MS. des E. I. O. aus samvat 1515 und dem Berliner MS. fol. 14a (Weber, Verzeichnis 2, p. 273 Nr. 1717), wie ich den gtitigen Mitteilungen von Dr. Rost und Dr. Klatt entnehme. Dass die Strophe sehr bekannt war, geht hervor aus der Besprechung derselben durch Tr il o can a das a zu Katantra 3, 6, 90 p. 536 ed. Eggeling, eine Stelle auf die Zachariae aufmerksam gemacht hat (Got- tingische Gelehrte Anzeigen 1880 p. 1021). Das Katantram sagt, manche lehrten, der Zutritt des i in Aoristformen wie akarshit, akarsJiih sei nicht notwendig und giebt als Beispiel ma bhaih. Dazu bemerkt Trilocanadasa: »Es findet sich auch der (regelmassige) Gebrauch (von bhaih) in ma bhaih gaganka mama sidhuni nasti Rahuh. Das ist unrichtig. Wegen der Schonheit der rhetorischen Figur (alam- kard) ist dieser falsche Gebrauch allgemein bekannt geworden (lies: prasiddhim), der (richtige) Gebrauch aber ist ma bhaishih. Und so findet sich der Gebraiteh in ma bhaishih putre (lies: putri) Site u. s. w. ( Mahanataka ed. Jibananda Vidya- sagara Calcutta 1878 p. 32, 11).« Trilocanadasa ist also der Ansicht, dass die |
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Schonheit der von Qita gedichteten Strophe die Verbreitung der Form bhaih be-
wirkt habe. Unter den bisher bekannten Dichterinnen findet sich aber Qita nicht. Im Bhojaprabandha wird wiederholt eine Dichterin Sita erwahnt. Sowohl die Te- luguausgabe des Bhojacaritram Madras 1862 (T), wie die Ausgabe von Jibananda Vidyasagara Calcutta 1872 (V) schreibt Sita, und so liest auch die Oxforder Hand- schrift nach Aufrecht, Catalogus p. 150b. 151a und die Pariser Handschrift nach Pavie, Journal Asiatique 1854 Tome IV p. 404.* Die MSS. des Alamkaratilaka schreiben dagegen, wie bcmerkt, unsere Dichterin ebenso gleichmassig Qita. Es fragt sich, ob trotzdem beide identisch sind. Wenn Sita im Bhojaprabandha auf- tritt, erhalt sie mehrfach die Bezeichnung vidvajjanav audita (p. 27, 15 = T p. 15, 28) oder vidvadbfndavandita (p. 34, 15 ~ T p. 19, 17; p. 57, 3 = T p. 32, 13). P. 80, 3 = T p. 44, 24 und p. 89, 14 = T p. 50, 2 redet Bhoja sie mit devi an. Da p. Sy, 1 der Pandit Magna die gleiche Anredc gegeniiber seiner Frau gebraucht, so wird devi Brahmanin zu fassen oder nur hochachtungsvolle Bezeichnung sein. Die Strophen, welche der Sita im Bhojaprabandha zugeschrieben werden, sind die folgenden. Als Kuvinda erklart hatte, in der sabha des Bhoja gabe es nur einen Dichter, Kalidasa, antwortet Sita, von den Gelehrten begriisst p. 27, 15 ff. = T p. 15, 28 ff.: vipulahrdayabhiyogyex kliidyati kavye jado na maurkhye* sve \
nindati kancukam leva pray ah gushkastani* nari |!
»Der Dummkopf argert sich iiber ein Gedicht, das (nur) Kluge verstehcn konnen, nicht iiber seine Dummheit. Gewohnlich tadelt das Mieder eine Frau mit trocknen Brtisten.« Diese Strophe wird auch in der Subhashitavali (S) Nr. 153 angefiihrt und als Dichter dort Argata genannt. P. 34, 8ff. = T p. 19, 12ff.: hatii daivena kavayo varakas te gaja api \
gobha. na jayate yeshatfi* mandalendragrJiain vino. || »Heimgesucht vom Geschick sind die Dichter und elend sind die Elephanten, die ohne (in) einem Herrscherpalaste (zu leben) nicht Glanz (Ruhm) erlangen.« Als Bhoja betriibt war iiber Kalidasas Neigung zu den Hetaren, sagte Sita
p. 34, 15 ff. = T p. 19, 17 ff.: doshatn api gunavati jane drshtva ganaragino na khidyanteh \
prityaiva gagini patitam pa^yati lokah kalankam api ||
»Tugendliebende sind nicht betriibt, auch wenn sie einen Fehler an einem tugend- haften Menschen sehen. Die Menschen sehen gern auch den Fleck, der auf den Mond gefallen ist.« Diese Strophe erscheint in der Subhashitavali Nr. 244 unter dem Namen des Ravigupta. Auf den Dichter Qukadeva, den und Bhavabhuti Kalidasa fiir die besten
Dichter erklarte, machte Sita die Strophe p. 57, 3 ff. = T p. 32, 13 ff.: kakah kii)i kini na kurvanti kronkaram yatra yatra va \ cuka eva param vakti nrpahastopalalitah [| »Die Krahen lassen ihr Gekrachze an alien Orten ertonen; der Papagei (Quka) spricht nur, wenn er von der Hand eines Herrschers gestreichelt wird.« * Die Ausgabe von Pavie ist mir nicht zugiinglich. Zur Schreibung {Ita cf. jetzt Weber, Abalyap. 9.
1 T "bhiyoge. 2 T maurkha. 3 S °stana. * V teshdiiji. 5 T bhidyante. |
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Einst sagte der Konig am Morgen zu Sita: »Herrin (devi), schildere die
Morgendammerung.« Sita sprach (p. 80, 3 ff. = T p. 44, 24 ff.): viralaviralasthulas tarah u. s. \v.
Die Strophe ist zuerst mitgeteilt worden von Aufrecht, ZDMG. 25, 239 (cf. 27, 69), dann von Bohtlingk, Ind, Spriiche 2 6174; sie steht auch in der Su- bhashitavali Nr. 2217. Ausser dem Anfang bietet der Bhojaprabandha zur Lesart der Subhashitavali noch die Varianten Z. 3 apasarati, V om. cas T duratah fiir dui'janah (V); Z. 4 vrajati ca nigh; V nirudyamad iva. In der Qarngadhara- paddhati (Qp.) wird nach Aufrecht diese Strophe und die Strophe abhut praci pinga, die nach dem Bhojaprabandha p. 80 Kalidasa gedichtet hat,1 den Hofdichtern des Bhoja (Bhojarajasevakakavivargasya) zugeschrieben; die Subhashitavali lasst die Dichter unbestimmt (kesham apt), Einst sagte der Konig voll Verlangen zu Sita: »Herrin (devi), schildere den
Liebesgenuss.« Sita sprach (p. 89, 14 ff. = T p. 50, 2 ff.): surataya natnas tasmai jagadanandahetave'1 \
anushangP phalani yasya Bhojaraja bJiavadr(;ahx\ »Verehrung dem die Welt erfreuenden Liebesgenuss, aus dem sich als Frucht Leute wie du, o Bhojaraja, ergeben.« In der Qp. wird nach Aufrecht, ZDMG. 27, 95 die Dichterin dieser Strophe Sa rasvatikutu mbaduhit r genannt. Von Saras- vatikutumba werden in der Qp. zwei Strophen citiert, deren eine Sarasvati stliita vaktre in der Subhashitavali 2453 dem Amrtadatta zugeschrieben wird. Es konnte scheinen, dass Sarasvatikutumba nur ein auf Grund dieser Strophe dem Amrtadatta gegebener Beiname ist. In der Subhashitavali und dem Sad- uktikarnamrta wird Amrtadatta, nicht aber Sarasvatikutumba, in der Qarngadharapaddhati nur dieser, nicht Amrtadatta erwahnt. Amrtadatta lebte unter Shah Buddin um 1352 n. Chr., wie Peterson mit Recht aus Subhashitavali 609 schliesst, die Qp. wurde [ 363 abgeschlossen (Hall, Vasavadatta, Preface p. 48 Anm. *). Schon dies macht die Identitat unwahrscheinlich; ebenso, dass dann die Tochter des Sarasvatikutumba ebenfalls ins 14. Jahrhundert gehoren wiirde, wogegen die Nennung ties Bhoja spricht, der um 1000 n. Chr. zu setzen ist (Biihler, Vikramankadevacarita p. 23 Anm. Paiyalacchi p. 10; cf. Peterson, Report for 1883/84 p. 60). Moglich ist cs aber, dass die Sita des Bhojaprabandha die Tochter des Sarasvatiku tumba ist. Dann aber ist sie verschiedcn von der Qita des Vag- bhata, da die Strophe ma bJiaih cacanka von Vamana citiert wird, der ins 8. Jahr- hundert zu setzen sein wird (Verf., Rudrata's Qrngaratilaka p. 20ff.). Die Frage ist also augenblicklich noch nicht zu entscheiden. Von den der Sita im Bhojapra- bandha zugeschriebenen Strophen wird ihr schon jetzt abzusprechen sein die Strophe vipulahfdayabhiyogye, die dem Argata gehort, und die Strophe do sham apt gu- iiavati, die von Ravigupta herrtihrt. Zweifelhaft bleibt ihre Urheberschaft fiir die Strophen hata daivena kavayah; kakah kim kim; viralaviralasthitlah und sura- taya namah, von denen die beiden letzten noch am ehesten ihr angehoren konnen. 1 Von Aufrecht, ZDMG. 39, 306ff. nicht erwiihnt. Die von Aufrecht, ZDMG. 27, 15. 39, 306
und von Peterson, Subhashitavali p. 19 als unbekannt citierte Strophe akfga^t nitambabh&gesteht Mrilavika v. 43 (= v. 42 ed. Tullberg): vipulatfi ni°. 2 f^p. °anan4adhyine. ri f^p. V anuskangi. * T V bhavddfgdm, Richard Pischel.
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Proben aus einer Ubersetzung des Atharvan.
i. Die Wagenbank (Untersatz fiir den Streitwagen).
Av. 3, 17, 3. hd id vapatu gam dvim prasthcivad rathavahanam pivarhu ca prapharvyhm.
Seit etwa achtzehn Jahren steht im Worterbuch unter dem Worte rathava-
hana zu lesen: ein bewegliches Gestell, auf welches der Wagen gesetzt wird, Untersatz (vergl. (3g)|jl6s bei Homer). Diese Definition ist, wie mir scheint, unan- fechtbar und wird auch von den Commentatoren der Rituale iibereinstimmend gegeben. Ungenau ist dieselbc nur darin, dass der Beisatz »bewegliches« nicht eingeschrankt wurde. Denn er gilt wirklich nur fur das Ritual, wo die Untersatze, die dabei zu einer Spielerei geworden sind, kleine Rader erhielten , um samt dem aufgesetzten Wagen durch Ochsen nach dem Schauplatz gezogen zu wcrden. Im wirklichen verniinftigen Gebrauch sollte vielmehr die Bank die Beweg-
lichkeit des Wagens aufheben. Sie war der Ort der Aufbewahrung. In diesem Sinn allein konnte sie auch unter dem Gerate des Kriegers neben Peitsche und Ziigeln in dem Waffenliede Rv. 6, 75, 8 aufgefuhrt werden: Wie bei Homer Poseidon dem heimkehrenden Zeus die Rosse abnimmt und ausschirrt, den Wagen auf seine Unterlage bringt (II. 8, 441 apjAara &1 ap, pwj./.ofot xifrsi = rathavahane ratham adadhai) und eine Decke dariiber wirft, so muss auch der wagenkampfende arische Hauptling fiir sichere Aufstcllung des Wagens eingerlchtet sein. Dazu dient ihm das ratkavahana: etwas das den Wagen triigt, nicht: fort-
be wegt. In einfachster Form wird es nichts anderes gewesen sein als ein Holzblock,
hinreichend lang und breit, um in eingeschnittenen Rinnen, die gegen die Mitte des Blockes hin sich vertiefen, die beidcn Rader aufzunehmen und festzuhalten. Denn nur fiir den zweiradrigen Streitwagen bedurfte es uberhaupt soldier Fiirsorge. Dieses einfache Gerate kennt der Erklarer zu Taittiriya Samhita II. p. 161, 18, wenn er sagt: tarn ratham rathavahane kashthc sthapayet. In Hausern, wo man mehr auf Schmuck hielt, mag das in etwas zierlichere Form gebracht worden sein. Die Hauptsache ist, dass das Gefahrt sicher stehe, nicht durch zufalligen Stoss
von Haustieren, durch spielende Kinder oder sonst ins Rollen komme und Schadcn nehme oder aurichte. In diesem Sinne wird die Wagenbank sogar zum Gleichnis gebraucht, wie ich
an zwei bisher unbekannten Stellen des Paippalada Atharvan zeigen kann. Es heisst dort ut tabhnami gavavfi kshiram ud ratham rathavahane 20,9, 1, 1 ich befestige oben (im Euter) der Kline die Milch, wie den Wagen auf seiner Bank; namlich: dass die Milch nicht von selbst ausfliesse, was sonst als eine wundersame Ver- |
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an startling gottHcher Macht angesehen wird z. B. Rv. 7, 72,4. Ferner: mayi te
manahitatfi rathaiva rathavahane 19, 8, 1,7 dein Sinn soil fest auf mir ruhen wie der Wagen auf seinem Gestell. Die Notwendigkeit einen Wagen durch Hemmung in Ruhe zu stellen setzt
voraus, dass er lcicht rollt, suvrt oder sukha ist, wie der Veda sagt, und das erinnert mich an die wenig schmeichelhafte Ansicht von den indischen Wagen, welche IT. Jacob i gelegentlich seiner Ableitung von sukha und duhkha, in der Zeitschrift f. vergl. Sprachforschung 25, 438 geaussert hat. Ich bin empfanglich fiir den Seufzer, den ihm die Erinnerung an Reisen auf landlichen Fuhrwerken in Indien auspresst, und versuche nicht zu bestreiten, dass samtliche Bauerkarren dort weder sukha noch duTpo^ro; heissen konnen. Ja ich vermute, dass- dieselben nicht einmal einen Abhang hinabrollen wiirden, ohne gezogen zu werden. Fiir solche Kunstwerke ware also eine W'agenbank tiberfltissig, wurde aber auch im Altertum fiir Lastwagen iiberhaupt nicht gebraucht. Wenn dagegen Jacobi sagt, er habe hiiufig indische Wagen primitivster Con-
struction gesehen, »welche bekanntlich von den in altesten Zeiten gebauten sich wenig, wenn iiberhaupt unterscheiden*, so mochte ich doch gern erfahrcn , woher ihm diese Bekanntschaft kommt, und versuchen die Khre der alten Wagner zu retten. Daraus, dass der heutige Bauer in Indien sich und sein Zugvieh mit Marterwerk- zeugen plagt, wie etwa der Karren aus den Nordwestprovinzen, den uns Sir IT. M. Elliot in seinen Memoirs abbildet, folgt doch nicht ohne weiteres, dass jene Wagenstreiter im Norden etwa dreitausend Jahre friiher nichts Besseres gehabt haben. Was alles hatten die Enkel der Hellenen verlernt und vor fiinfzig und etlichen Jahren von ihren bayerischen Lehrmeistern wieder neu erlernt! Auch ihre Wagen wiirden wohl in den Hippodromen ihrer Ahnen keine Siege gefeiert haben. Aber ein Volk, bei welchem nicht bloss die Hauptlinge auf Wagen in den
Streit ziehen, sondern sogar Wettrennen mit Wagen ein leidenschaftlich geiibtes Volksspiel sind, wobei zu siegen heftig begehrt und von den Gottern erfleht wird, ein Volk, bei welchem der Wagenbauer fiir einen Kiinstler, ja fiir den Kunstler gilt, wo edle Rosse hoch geschatzt und gepflegt werden, und zwar nicht zum Reiten, sondern nur zum Fahren das Volk muss doch nach aller Wahrscheinlichkeit brauchbare und zu rascher Fahrt geeignete Wagen gebaut haben. Zur Bestatigung dieser vorteilhafteren Ansicht liefert also auch das unschein-
bare Gerate, die Wagenbank, einen kleinen Beitrag, sofern es die Ieichte Beweg- lichkeit des Wagens zur Voraussetzung hat. Wie kommt aber dieses ratJiavahana in unsere Vedastelle ? Der ackerbauende
Mann, dem die Worte in den Mund gelegt sind, wiinscht sich, dass sein Landbau ihm vier begehrenswerte Dinge abwerfe: Rinder, Schafe, ein rathavahana und eine strotzende Dime natiirlich eine zu kaufende. Wie kommt die Wagenbank in die Gesellschaft? Diese Frage haben bisherige Ubersetzer dahin beantwortet, dass das Wort
ratJiavahana hicr eine andere Bedeutung als sonst habe. Biihler erklart es zu Vasishtha 2, 34 mit »Wagenross«, Weber in Indische Studien 17, 258 mit »Wagen- Gefahrt<, also mit einer Art Tautologie, und ahnlich will A. Ludwig zu Rgveda 6, 75, 8 ^Wagen und Zugrosse« in dem Ausdruck finden. Biihler's Auffassung ist die der Scholiasten zu Vajasaneyi und Taittiriya Samhita. |
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Ich bedaure gegeu diese samtlichen Autoritaten das gute Recht des gewohn-
lichen rathavahana behaupten zu miissen. Sie alle haben prasthavai missverstanden und konnten darum auch die Wagenbank nicht brauchen. Nun wird niemand bestreiten, dass ein auf dem Untersatz stehender Wagen
bezeichnet werden wiirde als rathavahana-prastlia, und ebensowenig, dass das Ge- riist selbst, wenn es mit einem Wagen besetzt ist, prasthavant heissen kann. Also wirdprasthavad, oder was dasselbe ist prasthavad rathavalianam ein besetztes wir wiirden hier sagen: ein wohlbesetztes Wagengestell bedeuten. Und so kann die Wagenbank in der Reihe jener Gegenstiinde des Wunsches sich un- bedenklich sehen lassen. Die scherzhafte Wendung aber, etwa wie wenn einer statt: ich wiinsche mir
Geld, vielmehr sagt: ich wiinsche mir einen Beutel wohlgefullt, passt hier zu dem ganzen Ton. Ich iibersetze also: herausackern soil er mir (der Pflug) Rind und Schaf, eine W'agenbank wohlbesetzt und eine feiste Dime. 2. Irrlichter.
Av. 4,37, I0- avakadan abhigocan
apsii jyotayamamakan \
pigacan sdrvan oshadhe prd mrnihi sdhasva ca ||
Im WT6rterbuch ist fiir das sonst ganz unbekannte Wort der zweiten Halbzeile
keine Deutung gewagt worden, und A. Ludwig hat es in seiner Wiedergabe der Stelle Rgveda 3, 352 ubergangen. Dagegen habe ich im Worterbuch kiirzerer Fassung beifiigen lassen: etwa eine Art Irrlicht. Diese Erklarung hat sich inzwischen bei mir befestigt und soil, da die Sache
einiges Interesse hat, hier naher erlautert werden. Das Wort zerlegt sich in jyotaya mam, leuchte mir, eclairez moi, also einen
Satz, welchem das verkleinernde Suffix angehangt wird, um ihn zum Namen zu machen, es sagt also buchstablich aus: Leuchte-mir-chen, ahnlich wie wir sagen konnen Vergissmeinnichtchen. Die Vedensprache hat eine gewisse Vorliebe fiir solche Bildungen, Kosedeminutive zum Teil so eigentiimlicher Art, dass sie sich nicht nachbilden lassen, wie saka yaka taka, oder avacarantika dhayantikci (Paipp. 9,2,5,8) aus Participien, vgl. auch Lindner Altindische Nominalbildung p. 131. Eine hiibsche Bestiitigung fiir diese Erklarung finde ich in Candy's English
Marathi Dictionary, Bombay 1847, wo pkcicadipika, also Leuchte oder Laterne der Pigaca, als Bezeichnung fiir das Irrlicht aufgefiihrt wird, neben bhittakolita Geisterfackel. Wohl von hier aus ist das Wort auch in Monier Williams' English Sanscrit Dictionary iibergegangen. Nun muss man aber nach dem Wortlaut unseres Verses diese jyotayamamaka eben als den Pigaca zugehorig betrachten. In der Pigaca- leuchte neuerer Dialekte hatte sich also eine weit altere Vorstellung erhalten. Nach J. Grimm ist Elflicht einer der altesten Ausdriicke fiir die Erscheinung
D. Mythologie 4. A. 765, und die Elbe treffen in vielen Stiicken mit den Pigaca zusammen. Die besondere Farbe des vedischen Ausdrucks aber, der eine scherz- hafte Vertrautheit mit jenen Lichtchen andeutet, erscheint ahnlich in dem deutschen ;
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Natnen Liichtemannekens und darin, dass sie, wie Simrock Deutsche Mythologie
4. A. 465 anfiihrt, oft auf den rechten Weg weisen und sogar seit die fortschrei- tende Kultur Wirtshauser aufgebracht hat dem unsicheren Trinker fur eine Be- lohnung heimleuchten! Nichts anderes sagt ja audi die englische Volksbezeichnung aus: Jack o'the
lanthorn oder Jack with the lanthorn , und es ist wohl missverstandlich, wenn nach den Worterbuchern auch Jack in the lanthorn gesagt wird, wie es einen Jack in the basket und andere Jacks giebt. Ich ubersetze unseren Vers: die binsenverzehrenden flammenden Leuchte-
mannchen im Feuchten, die Pigacas insgesamt, o Kraut, zerdriicke und bewaltige du. Die avakd, von der sie sich nahren sollen, wenn wirklich identisch mit gaivala,
ware ein Gras, das nach Roxburgh in seichtem stehendem Siisswasser wachst, Vallisneria octandra. An solchen Pfuhlen muss Uberfluss sein in Landstrichen, wo die Lotusteiche (pushkarinf) ein geschatzter Besitz sind und dem Anwohner in den Knollen und Wurzelschossen der Pflanze eine beliebte Speise liefern. Also der schonste Tummelplatz fiir Irrlichter! Unsere Naturforscher wollen an Irrlichter nicht mehr glauben und verweisen
sie in das Reich des Aberglaubens. Urn so bemerkenswerter ist es, dass wir diesen neckischen Wesen auch auf altindischem Boden begegnen. Unsere Stelle ist das alteste Zeugnis, das fiir sie vorliegt, und es ist erfreulich, dass sie hier, wenn auch ein Spuck, wenigstens nicht irrende Seelen Gestorbener sind, die uns in neuesten Interpretationen der Mythen sonst auf Schritt und Tritt verfolgen. 3. Ein Totenbrauch.
Av. 5, 19, 12. In den beiden Stiicken 5, 18 und 19 sind Verse zusammengestellt, und zwar ungeordnet, welche gegen die Bedriicker der Priesterschaft, die Rauber ihres Eigen- tums ja ihrer Weiber sich mit den kraftigsten Verwiinschungen auslassen und ihnen zeitliche und ewige Strafen aller Art in Aussicht stellen, wie es ahnlich im Mittel- alter mit den persecutores ecclesiae gehalten wurde. Von einer Strafe im Jenseits redet auch unser Vers: yam virtdyanubadhnanti kiidyam padaybpamm |
tad vdi brahmajya te deva tipdstdranam abriwan || Bei A. Ludwig 3,452: die Kudi-Fessel, die man dem Toten anlegt, die Hemmerin
der Fiisse, das o Brahmanabedrucker haben die Gotter dein Lager genannt. Man sehe auch Muir Sanskrit Texts 1, 287. Von einer wirklichen Fessel ist hier nicht die Rede, und im Worterbuch sind
langst unter yup und yopana, im Worterbuch ktirzerer Fassung unter kudi die Be- deutungen richtig gcstellt; es handelt sich also nur um die rechte Anwendung derselben. Kudi bezeichnet einen Btischel Kleinholz, massigen Umfangs, der mit einem
Strick an einen Hinterfuss der weidenden Kuh gebunden ihr Weglaufen erschwert, gleichzeitig, wenn er nachgezogen wird, ihre Fahrte verwischt. Kaugika 80 kitdim jaghane nibadhyemau yunajmiti (Av. 18, 2, 56) gavail yunakti. 71 kitdya padani yopayitvd. Von einer ahnlichen Tilgung der Fahrte ist ja auch in der Erzahlung |
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vom Rinderdiebstahl des Hermes die Rede. Bei Antoninus Liberalis 23 lesen wir
i^r.^-zz Xs iv. tt|; oupac ~po; ifxowrov uXvjv, to? av ta I'/vy; tojv powv a^avCano- Hier stimmt jedes Wort iiberein: ifpavL^eiv mit yopayati, iyyr> mit padani und u'Xr, mit £&#. Die Worte des alten Totenliedes Rv. 10, 18, 2 mrtyoh padam yopayantah »des
Todes Tritt verwischend« , die den Gedanken ausdriicken, dass dem Tod, der so- eben in dem Hause oder in der Gemeinde ein Opfer geholt hat, nicht gestattet sein soil sich gleichsam einen gangbaren Pfad dahin zu treten diese Worte konnen Anlass zu symbolischen Brauchen gegeben haben, die eine Verwischung der Fuss- spur bedeuten. Dahin ist unsere Stelle zu erklaren. Dem Toten wird ein Bundelchen von
Staben angebunden, das er bei seinem Hingang ins Jenseits gleichsam nach sich zieht und dadurch seine Spuren verwischt, durch welche, blieben sie sichtbar, der Tod dasselbe Dorf wieder finden wtirde. Es ist, wie wenn man damit den Tod hinausfegte. Der geistliche Poet beniitzt diesen Brauch zu der Drohung gegen den Priester-
feind, dass er auf diesem Reisigbiindel, das keine zarte Unterlage ist, in der andern WTelt werde ruhen miissen. Ich iibersetze also : das Rutenbiindel, das man dir, wenn du tot bist, anbinden
wird, urn deine Fahrte zu verwischen, das haben dir, du Brahmanen-Placker, die Gotter zum Lager bestimmt. 4. De r Ausrufer.
Av. 5, 20, 9.
samkrandanah pravado dhrsknushcnah
pravedakfd bahudha gramaghoshi \
crfyo vanvano vayiinani vidvan kirtim bahubhyo vi liar a dvirajt?' i|
In einem Lied an die Heerpauke, das nicht zu den schlechtesten gehort und
der Sprache nach unter die alteren zu rechnen ist, steht dieser Vers, den A. Ludwig 3,461 wiedergiebt, wie folgt: Erbriillend, austonend, mit kiihncr Waffe, Kunde ver- breitend, an vielen Orten ertonen machend die Dbrfer, herrliches gewinnend, die Werke verstehend, verteile an viele Ruhm in der Schlacht. Statt dieses Wortschwalles suche und finde ich hier einen Sinn und Zusam-
menhang, ein lebendiges Bild aus dem Kriegsleben jencr Stamme. Die Pauke, die an der Spitze der heimkehrenden Schar durch die Dorfer geschlagen wird, ist gleichsam der Herold (leider haben wir kein mannliches Synonym fur Pauke), welcher den Ruhm der Tapferen, den sie eben erworbcn, in ihrer Heimat verkUndet. Das Wort dviraja ist nichts anderes als duellum inter reges i. e. bellum. Ich iibersetze also : ein ausrufender Herold, von kuhner Schar begleitet, kundmachend allenthalben und das Dorf durchschallend, das Verdienst sachverstandig abschatzend teile vielen Lob aus im Kriege d. h. ftir ihre Haltung im Kriege. Rudolf Roth.
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Die lateinischen Adverbia auf e von o-Stammen und die Singular-
dative der germanischen Pronomina. |
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ochvcrehrter Herr Jubilarl Unter den Erforschern indischen Altertums
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ist keiner, dem die indogermanische Sprachwissenschaft innigeren Dank schuldete
als Ihnen. Auf Hire Worterbucher und Ihren Panini trim: das horazische nocturna versare manu, versare diurna selbst fur den, welcher seine Kraft vorzugsweise der alten Geschichte der europaischen Sprachen unseres Stammes widmet. Mit Ihrem »Ersten Versuche liber den Accent ini Sanskrit* haben Sie vor ftinfundvierzig Jahren einen Schacht abgeteuft, welcher der vergleichenden Sprachforschung eine Goldader nach der anderen erschloss und, so viel man aus ihm bcreits gefordert hat, lange noch nicht abgebaut ist, vielmehr immer weitere Ausbeute verspricht. Wenn ich heute mit einem Handstiicke aus ihm vor Sie trete, so geschieht es nicht, als ob ich dessen geringen Wert uberschatzte, sondern weil es, aus dem von Ihnen angeschlagenen Gebirge stammend, Empfanger und Geber mit einander ver- bindet. Nehmen Sie es in diesem Sinne als schwachen Ausdruck meines innigen Dankgeflihles gutig auf. Adverbiell erstarrte Casus nicht-oxytonierter Stamme sind im indischen mehr-
fach oxytoniert, selbst in Fallen, welche den Gedanken ausschliessen, dass etwa der Adverbialaccent in vorhistorischer Zeit, als die Betonung zwischen den starken und schwachen Casus noch mehr wechselte, auch dem entsprechenden lebendig ge- bliebenen Casus zugekommen sei, z. B. adj. dngirasvan von Angiras begleitet, adv. angirasvdt wie ein Angiras u. a., Whitney Gr. § 1107; part, drdvant- laufend, adv. dravdt eilig, Whitney § iiiic; adj. dpaka- fern, adv. apaka fern, apakat aus der Feme u. a., Whitney §§ 1112 e, 1114d; adj. itpaka- nahe verbunden, adv. updke in nachster Nahe; adj. ddkshina-. adv. dakshint? Rv. I, IOO, 9 zur rechten Hand, endlich die regelmassige Oxytonierung der adverbiellen Zusammensetzungen. Letztere ist schon auf griechischem Boden wiedergefunden worden in dem Ver- haltnisse von auSV^xspo; zu au9io|ASp6v, von ajj.ayo; zu afJia^eC u. a. (L. v. Schroder KZ. XXIV, 103 Anm.). Aber auch in einfachen Worten scheint die verschiedene Betonung adverbieller und casuell lebendiger Formen von <?-Stammen aus der Ur- sprache zu stammen. Spuren derselben zeigen alle die Sprachen, welche das ur- sprungliche Betonungssystem nicht vollig beseitigt haben. Das Kleinrussische, welches in der Adjectivdeclination keinerlei Accentwechsel kennt, oxytoniert den adverbiell gebrauchten Ace. sg. ntr. paroxytonierter Adjectiva: krdsnij schon, student/ kalt, adv. krasno, studenb (Verchratskij in Jagic's Archiv III, 406; Ogonowski Stud, auf d. Geb. der ruthen. Spr. Lemberg 1880, p. 226 f.). Dasselbe Verhaltnis besteht zwischen aX).a und iXki. Auf ihm beruht vielleicht im Iitauischen die verschiedene Betonung des Ace. sg. ntr. pinna (primum) und des Dat. paskui, je nachdem sie |
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prapositionell mit dem Casus eines Nomen verbunden sind oder ohne solchen als
Adverbia stehen. Als Prapositionen sind sie auf der vorletzten, als Adverbia auf der letzten Silbe betont (Kurschat Gramm. § 1461). Die Betonung des adverbiellen paskui stimmt zu der von skr. paced, paccat. Eine Nachwirkung dieser adverbiellen Oxytonierung bewahrt das Lateinische in
den Adverbien auf -e, -e von 0-Stammen. facilumed SC. de Bacc. CIL, I, 196, 27, a/ted Enn. ann. 366 V., falisk. rected ZvetaierT Inscr. Ital. inf. Nr. 70, osk. amprufid tab. Bant, weisen iibereinstimmend auf italisches monophthonges -id% denn auf der tabula Bantina ist kein einziger i-Diphthong, aber jedes urspriinglich lange lateinische e durch i vertreten: ligud lege, ligis legibus, licitud liceto, zicolom dieculam (KZ. XXVI, 374). Damit werden die Erklarungen von Bergk Beitr. z. lat Gr. p. 18, Brugmann KZ. XXIV, 74 Anm., Stolz Lat. Gr. § 88 (I. Miiller Handb. der class. Altertums-Wissensch. Bd. II), welche in dem -id einen Diphthongen suchen, von vornherein ausgeschlossen. Dass in der Ursprache alle, auch die nicht adver- biellen Ablative auf -id geendet haben und -bd erst durch Einwirkung der starken Casus entstanden, also certc alter sei als certb (Moller PBr. VII, 489), ist nicht be- griindet. Mahlow (Die langen Vocale A E 0 p. 161) hat zuerst nachgewiesen, dass betontes i mit unbetontem b wechselt, avrip: ayTovwp u. s. w. So endeten die oxy- tonierten Instrumental der 0-Stamme urspriinglich auf -i: skr. paced, %% got. live, die anders betonten auf -b (KZ. XXVII, 293). Denselben Wechsel haben wir im Ablativ zu erwarten, falls das b des lat. -bd
aus der Ursprache stammt. Letzteres bestreitet Mahlow (a. a. O. I30f.), indem er auf Grund des lit. vilko, zemait. vilka, welches nicht aus -bd, sondern nur aus -ad entstanden sein kann, annimmt, das Lateinische habe unter Einwirkung von -os, -om u. s. w. ein ursprungliches -ad = lit. -o durch -bd ersetzt. Mahlow hat allerdings nicht in Anschlag gebracht, dass auch das Griechische auf -bd als Ablativendung weist. Die dorischen Adverbia, welche das »woher« bezeichnen und sich dadurch unzweifelhaft als Ablative erweisen, auch schon von Bopp (vgl. Gr. I-, 352) als solche erkannt sind, enden samtlich auf -o>: w, 7T<3, toutw, aurw, T7)vw (Ahrens Dial. II, 374), lokr. o>, o-w Cauer 2 229 A 9. 18. 21, kret. w, 6tt<3 Gortyn X, 33.36. Trotzdem ist mit Mahlow's Ansicht zu rechnen, so lange nicht nachgewiesen ist, wie das Litauische von urspr. -bd zu urbaltischem -a, hochlit. -0 gelangen konnte. Ich setze also die Entscheidung zwischen urspr. -bd und -ad aus. War -bd die unbe- tonte Endung, dann Iiegt im italischen -id die Form vor, welche den oxytonierten Adverbien schon in der Ursprache mit Recht zukam, daher ausschliesslich zur Adverbialendung geworden ist. longi verhalt sich dann zu longb wie die adver- bialen skr. adharat, uttarat zu den adjectivischen Ablativen dd/tarat, iittarat. Zu Gunsten, dieser Auffassung darf man aber nicht das e des got. hvamme-h
geltend machen, welches Paul (PBr. II, 339) = skr. kdsrnat setzt, auch Moller und Bremer (ebenda VII, 490; XI, 35 f.) als Ablativ auf urspr. -id betrachten. Um die Vocalverschiedenheit von got. thamma und ahd. detnu zu erklaren nimmt Bremer an, dass man in der Ursprache neben einander »je nach dem Satzaccente *tismbd und *tosmed sagen konnte«. Dies ist aber weder erwiesen, noch notig. Unter den Pronominalcasus, welche durch den Consonantismus Aufschluss tiber ihre vor- historische Betonung geben, weist nur der Gen. sg. m. n. z. B. got. this auf Betonung des Stammes, alle iibrigen thizbs, thizai, thize, thizb auf Nichtbetonung desselben. |
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Im Skr. hat allein der Pronominalstamm a betonte Endungen; asyas, asyai, esham,
asani u. s. w. Alle von diesem Stamme gebildeten Casus werden auch enklitisch ohnc jeden Hochton gebraucht. Doppelte Betonung haben nun auch die Casus von ahd. ir. der, betont into, enklitisch mo u. s. w. (Graff I, 41. V, II, Braune Ahd. Gr. p. 198.202). Auf diese beiden Thatsachen gestutzt dtirfen wir annehmen, dass schon in der Ursprache oxytonierte Pronomialformen bestanden, welche im An- schlusse an andere Worte ihren Ton verloren. Beide Betonungen, welche in den z enthaltendcn Casus bei alien germanischen Pronomina nachweislich zur Allein- herrschaft gelangt sind, werden sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch auf Casus erstrcckt haben, deren Consonantismus nichts iiber ihre vorgermanische Betonung verrat. Beide ergaben denselben Consonantismus, aber eventuell verschiedene Klangfarbe der Endvocale. Das e von got. hvamme-h erklarte sich aus einer Be- tonung wie skr. asmat. das u von ahd. huuemu aus einer enklitischen wie skr. asmat, falls sie namlich iiberhaupt Ablative waren. Unter derselben Voraussetzung aber lassen sie sich, wie ich glaube, lautlich
und begrifflich besser als cchte Dative erklaren. Auch der Dativ kann ja ur- sprunglich je nach der Betonung auf oi und ci geendet haben, welche beide im absoluten Auslaute und vor consonantischem Anlaute des folgenden Wortes ihr i verloren (vgl. KZ. XXVII, 305. 369 f., W. Schulze ebenda 420 f). Dann ergeben sich fur die Ursprache vier verschiedene Gestalten der Endung, von denen drei in Europa wirklich vorkommen: I, barytoniert vor Vocalen -oi, erhalten im griech. -to, altlat. populoi Romanoi Mar. Victorin GL. VI, p. 12, 1. 17,20, Numasioi pranestin. fibula (CIL. XIV, 4123), osk. Abellanui, lit. vllkui; 2. barytoniert vor Conso- nanten -b erhalten in der gewohnlichen lateinischen Endung popidb, preuss. zvald- niku, kasmu. ahd. mo} huuemu; 3. auf der Endung betont vor Consonanten umbr. pople, pusme, got. hvamme-h; in got. vulfa, an. ulfi> ags. wulfe, as. wulbe, ahd. wolfe ist diese letzte Form des Dativs mit dem Locativ auf urspr. -oi lautgesetz- lich zusammengefallen. Hiernach verhalt sich got. hvamme-h zu ahd. huuemu wie umbr. pople zu lat. populo oder wie umbr. pusme zu preuss. kasmu.l Und dass got. hvamma kein Ablativ ist, scheint mir aus der zweifellosen Vertretung des ablativischen -bd oder -ad durch das -0 der Adverbia (Mahlow 57 f. i3of.) hervor- zugehen. aftarb von hinten, thatJirb von da u.s. w. (v. d. Gabelentz-Loebe Gr. p. 236) erweisen sich durch ihre Bcdeutung ebenso unverkennbar als Ablative wie die oben genannten dor. 0) woher u. s. w. So wenig ihr -b im gotischen verkitrzt oder im ahd. zu -// geworden ist, wird der abl. skr. -smat zu got. -mma, ahd. -ma. geworden sein. Ein wesentliches Moment fiir die Beurteilung der" Formen auf got. -mma
wird neuerdings ganz ausser acht gelassen, namlich die relative Haufigkeit der drei ursprunglichen Casus, deren Functionen sie erfullen, des Dat., Loc, Abl., in Sprachperioden, welche alle drei noch von einander scheiden. Lanman's Tafel 1 (Journ. Am. Or. Soc. X, 582) ergiebt fiir die genannten Casus der nominalen ^-Stamme im Rv. folgende Zahlen: Dat. 1502, Loc. 2491, Abl. 389, Summa 4382, davon nur 1 Wie bei den Masc. Neutr. -oi und -0, so liegen im Dat. fern, neben einander -at und a; osk.
aasai und lat. matre Matuta u. s. w. CIL. I Index p. 603, praenestin. Fortuna primogenia Hermes XIX, 453, falisk. Menerva Zvetaieff 1.1.1. 70, ebenso im germanischen got. gibai, ags. giefe und an. vtiku, gj'of, ahd. as. gebu, deren u aus urgerm. -o, vorgerm. -(? entstanden ist, wie im Nom. sg. und Nom. ntr. pi, |
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389 Ablative, d. h. weniger als 7n. Lanman hat die Pronomina von seiner Arbeit
ausgeschlossen. Grassmann's Worterbuch verzeichnet von ihnen
asmai 38 asmin 28 asm at 8
tdsmdi 54 tdsmin 20 tdsmat 1 1
kdsmdi 13 kdsmin 4 kdsmat o
ydsmdi 23 ydsmin 30 ydsmat 5
Summa 128 Summa 82 Summa 24.
Also'unter 234 Formen 24 Ablative, wobei zu beachten ist, dass Grassmann
die Stellen fur a smelt vollstandig giebt, dagegen fiir asmai fast nur das erste, fur
asmin nur die ersten vier Mandala des Rv. ausgezogen hat, so dass wir eher zu
hoch als zu niedrig greifen, wenn wir auch bier Vn ansetzen. In der Erkliirung
des got. hvamma, hvammc-h als Ablativ ist also die Annahme enthalten, das eine
Elftel habe die iibrigen zehn erdriickt. Zu ihr konnte ich mich nur verstehen,
wenn zwingende, sic unumganglich machende Griinde beigebracht waren, was nicht
geschehen ist. Also der Gleichsetzung von hvamma und kdsmat widerstrebt die
Verwendung beider ebenso wie ihre Lautform.
Kehren wir zu den italischen Adverbien auf -ed zuriick. Falls der Ablativ
ursprlingHch auf -ad geendet und erst im griechischen und italischen durch Ein- wirkung anderer Casus sein b erhalten hat, konnen sie nur italische Neubildungen sein. In der Ursprache war der Ablativ uberhaupt nur von ^-Stammen gebildet (Leskien Deck 35 f., Mahlow 133 f.). Seine Ausdehnung auf alle Stamme in den italischen Sprachen scheint so vor sich gegangen zu sein, dass nach dem Muster von instr. -b: abl. -bd zu den Instrumentalen auf -a, 4, -it (KZ. XXVII, 291 f.) Ab- lative auf -ad, -id, -itd erwuchsen. Dabei wurden die neugebildeten l'ormen zum Teil wie die alten ohne d, aus welchen sie entsprungen, instrumentalisch gebraucht, z. B. Jovei bovid piaclum datod auf dem Steine von S. Quirico vor 543 der Stadt Rom (Bormann Miscellanea Capitolina, Rom 1879 p. 6 f.). Die Folge war, dass auch bei den 0-Stammen der Ablativ fiir den Instrumental eintreten konnte: eod die neben quo die, dolo malo auf demselben Steine von S. Quirico, osk. neip mais pomtis com preivatud actud TB. 15 neque magis quinquies cum privato agito. Die lateinischen Schreibungen bovid, eod wurden an sich nicht viel beweisen, da seit Beginn der Uberlieferung das d im Schwinden ist und dieselbe Inschrift die Impe- rative exveliito, exferto, cedito neben violatod, licetod, datod, suntod bietet, also zur Zeit ihrer Abfassung das d vielleicht iiberhaupt nicht mehr gesprochen wurde und dann an falscher Stelle hinzu geschrieben werden konnte. Allein fiir das oskische com preivatud ist diese Moglichkeit ausgeschlossen. Und wenn die latei- nischen Instrumentale auf urspr. -b nur ausnahmsweise verkiirzt sind (inodo, cito, Mahlow 86), aber als sogenannte ablativi instrumentales, loci und temporis unver- ktirztes b haben, so beruht dies eben darauf, dass sie einst wirklich die I^ndung -bd bekommen hatten. Nun besass das Lateinische auch adverbiell verwendete Instrumentale auf -e, erhalten in bene, male, probe Plaut. Poen. 1269, welche, da sie verkiirzt sind, nicht, wie allgemein angenommen wird, aus -cd entstanden sind (s. KZ. XXVII, 291). Den Schliissel zu ihrem -e geben die oxytonierten indischen Adverbien apaka, madhya, dakshina, samana (got. samana), ama, uttara zu den Adjectivstammen dpaka-, mddhya-, dakshina-, sdmana-m (subst.), dma-, uttara-. In der Zeit, als die Instrumentale auf -0 das d erhielten, werden auch Instrumentale |
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auf -e zu -ed geworden sein, und das sind dann eben die Adverbia wie facilumed
und deren Nachkommen in ciassischer Zeit auf langes e. Ihrer Bedeutung nach stehen sie dem Instrumental naher als dem Ablativ, was allerdings nicht notwendig fiir diese zweite Erklarung den Ausschlag giebt, da in der Bedeutung der Adverbien vielfache Verschiebungen zu beobachten sind und z, B. die ablativischen Adverbien des germanischen auf -b den lateinischen auf -ed meist vollig gleich gebraucht werden. Auf jeden Fall aber, mogen sie urspriinglich Ablative oder Instrumentale sein, wird die Qualitat ihres e durch die indische Adverbialbetonung begrtindet, erweist also riickwarts deren Vorhandensein in der Ursprache. Bremer (PBr. XI, 265), welcher die Adverbia auf -ed fiir urspriingliche Abla-
tive halt, will den Unterschied von -ed und -bd aus der Betonung der Stamme selbst herleiten, durchweg oxytonierte haben -ed gehabt (reete'd)y barytonierte -bd (equbd). Damit ist aber der wirkliche Thatbestand gar nicht erklart, denn die nicht zu umgehende Frage, warum kein urspriinglich oxytoniertes Substantivum oder Pronomen, nicht einmal die einsilbigen quo und hbc} -ed zeigen, aber fast alle, audi die barytonierten, Adjectiva so wo hi -ed als -bd haben, bleibt ganzlich un- beantwortet. Sie erhalt Antwort nur durch die indische Adverbialbetonung. Die urspriinglich alien Oxytona zukommende Form auf -ed und der Instrumental auf-r wurden nur da bewahrt, wo ihnen ein von demselben Stamme gebildeter, casuell lebendig gebliebener Ablativ auf -bd und Instrumental auf -b zur Seite lag, d. h. wo sie durch ihre Bedeutsamkeit gegen mechanische Uniformierung geschiitzt war, wahrend alle oxytonierten Substantiva und alle, auch die einsilbigen, Pronomina (quo, Jibe) den Instrumental und Ablativ der Barytona annahmen, weil deren in der Farbe der Endungen durchaus harmonische Flexion »regelmassiger«, d. h. ver- standlichcr war. Die urspriinglich oxytonierten Adjectiva konnten die Doppelformen auf -bd
und -ed von den Barytona iibcrtragen haben, indem der urspriinglich nur laut- mechanische Wechsel zw^ischen e und b nach Verwischung der ihn bedingenden Accentunterschiede functionell zur Unterscheidung des Adverbs vom lebendigen Instrumental und Ablativ verwertet wurde und sich dadurch allmahlich iiber alle Adjectiva verbreitete, mochten sie urspriinglich betont sein, wie sie wollten. Allein es ist nicht ausgcschlossen, dass auch ihnen von Rechts wegen Doppelformen auf -ed und -bd zukamen und nur deren Verteilung auf Adj. und Adv. von der Regel der Barytona beeinflusst wurde. Die adverbielle Verwendung eines Adjectivcasus beruht auf der Substantivierung
desselben. Er fungiert in diesem Falle nicht als Adjectivum, sondern als abstractes Substantivum. Deshalb umschreiben jiingere Sprachen das Adverb alterer Epochen mehrfach durch das Adjectivum in Verbindung mit einem Substantivum, z. B. lat. quomodo an Stelle des alteren qui, roman. -mente, deutsch -weise, Wenn nun in alter Zeit eine und dieselbe Form verschieden betont ist, je nachdem sie adjec- tivisch oder adverbiell gebraucht wird, so driickt die Betonung allein dasselbe aus, wie spater die Hinzufiigung eines Substantivs, d. h. barytonierte Adjectiva sind durch Oxytonierung zu Substantiven gewandelt und umgekehrt. Das adjectivische uttarat in divb amushmad uttarat Rv. IV, 26,6 verhalt sich zu dem adverbiellen uttarat von Norden her wie samarya- adj. von Leuten besucht zu samaryd-m subst. Ver- sammlung, namasya- ehrwiirdig zu namasya Verehrung, vapushya- wunderbar zu |
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vapushyd Bewunderung Rv. I, 183, 2 (Grassmann, anders BR. und Ludwig). Ebenso
verhalt. sich das kleinrussische adj. stude'no es ist kalt zum adv. studeno wie Ijiiba amata zu ljubd amor (die Betonung nach Verchratskij Archiv III, 385). Man ver- gleiche auch anord. hd-r} ahd. hbh: anord. haug-r m. Erdwall, Grabhiigel, ahd. hoag ntr. Hiigel (Hamelburger Markbeschreibung). Derselbe Gegensatz liegt wohl auch der verschiedenen Betonung von lit. daksztas adj. hoch und auksztas subst. Bodenraum unter dem Dache zu Grunde. Wie denbms aus denbmus, aber denbms aus denomis entstanden ist (Kurschat §219), so wird das adj. auksztas von je her auf der ersten, dagegen das subst. auksztas einst auf der letzten Silbe betont ge- wesen sein. Das Litauische hat nur einem einzigen mehrsilbigen Nom. m. den Accent auf der Endsilbe gelassen: kairas skr. katard-s. Haufiger findet sich das umgekehrte Verhaltnis, oxytoniertes Adjectivum neben
barytoniertem Abstractum. Ich verzeichne hier nur Beispiele, welche keine weitere Erorterung notig machen, da ich nachstens an anderem Orte auf den Gegenstand zuruckkommen muss. Skr. ardhd- halb: drdha-s Halfte, eshd- eilend: e'sha-s das Eilen, kamd- begierig: kama-s Begier, cakd- hilfreich: caka-s Hilfe, sramd- lahm: srdma-s Siechtum, kdvyd- die Eigenschaften eines Weisen habend; kavya-m Weisheit, karand- kunstfertig: kdrana-m That u. a., 8oXi£o< adj.: <)o~kv/o$ (Lange) Rennbahn, puoxo; spottend : [JATixor Spott, xjjpxo; krumm: xupTO<; Gefiecht (skr. kdta-s), xov-oc, prahlerisch: xof/.7co? Larm, Prahlerei, >caxo^: xocxy), s/^po?: £/-{>pa u. a., vgl. Lobcck Paralip. 340 und Gottling's Accentlehre an vielen Stellen. Genau ebenso wie die Abstracta unterscheiden sich die Adverbia ved. sinta allenthalben, gr. afxa, Ta^a, w/-a, Xtya, x-apxa von ihren Adjectiven simd-s y.yAc, T7.yu$ u. s. w. Halt man dazu die Regel, dass oxytonierte Adjectiva im kleinrussischen barytonierte Adverbia haben, legkij leicht: adv. Ugko, golosnij laut: adv. gblosno (Verchratskij Archiv III, 406, Ogo- nowski Studien auf dem Gebiete der ruth. Spr. 226 f.), so wird sehr wahrscheinlich, dass schon in der Ursprache oxytonierten Adjectiven barytonierte Adverbia, d. h. Abstracta zur Seite standen.1 Hiernach wiirden urspriinglich oxytonierte Adjec- tiva im lateinischen ihren adjectivischen Instrumental einst auf -e (-ed), dagegen den adverbiellen auf -b (-bd) gebildet haben. Und letzterer ist wirklich nicht selten. Participia praet. pass., deren ursprungliche Oxytonierung, allerdings nur ftir nicht- zusammengesetzte, feststeht, haben mehrfach Adverbia auf -b: cito, meritb, /also (false Sisenna), tutb, optatb} certb (certe), consulib (-e, beide seit Plaut.), subitb, improvise, insperatb, necopinaib, inopinatb, bipertitb, tripertitb, directo (-£ Cic), secretb, occultb, manifesto (-e), s. Neue IP, 645 f. Nachdem alle Endsilben den Hochton verloren hatten, verstand man nicht mehr, weshalb einige Adjectiva den Instru- mental (Ablativ) auf ~ey das Adverb auf -b, andere umgekehrt den Instrumental auf -0, das Adverb auf -e bildeten, und suchte diesen nun als gesetzlos empfundenen Zustand zu regeln. Formen auf -e, -ed als Instrumentale oder Ablative wurden nicht mehr geduldet. Formen auf -0, -bd als Adverbia waren aber ertraglich, da sie eventuell als lebendige Casus gedeutet werden konnten, wurden also teilweise bewahrt. Wo bei alten oxytonierten Adjectiven Adverbia auf -b und -e neben einander erscheinen wie certb certe, consulib consulte, ist nicht zu entscheiden, ob 1 Es versteht sich, dass einst mit dem Betonungswechsel Hand in Hand ein Ablaut des Wurzel-
vocals ging, wie er sich erhalten hat zwischen den Adj. fucd; Vfdhd- und den Abstracten gbka-s, vdrdha-s, aber spater meist ausgeglichen ist. |
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unter Einwirkung der Barytona der alte Instrumental auf -e direct zum Adverbium
gestempelt oder zunachst ganz ausser Gebrauch gesetzt und erst spater neben dem alten Adverb auf -o ein neues auf -c gebildet ist. Adverbia wie reeled, alted neben den lebendigen Casus recto, alto zeigen das zu vermutende vorhistorische Ver- haltnis geradezu umgekehrt. Die barytonierten Adverbia oxytonierter Adjectiva lehren unzweifelhaft, dass
die Oxytonierung von Adverbien barytoniertcr Adjectiva nicht, wie meist geschieht, mit der Betonung der schwachen Casus consonantischer Stamme zusammen ge- worfen werden darf. Zum Schlusse sei noch daran erinnert, dass samtliche griechischen Locative
auf -et mit Ausnahme des erst aus Menander iiberlieferten olxsi Herodian I, 504, 16; 11,463,31 und des Iakon. iizi- s;w Hesych, welches M. Schmidt wohl mit Recht in iczX andert, auf der Endung betonte Adverbia sind: dor. si, 7ts£, aursi, touts?, TTjvst (Ahrens II, 361 f., G. Curtius Ber. d. sachs. Ges. d. W. 1864, 230), Su&st tab. Heracl. I, 109, IGA. 322 a, 8, Gortyn sechsmal und die gemeingriechischen £jcsT, vtj- xotvei, aud7)|j,epei u. s. w. (Smyth Amer. Journ. of Philol. VI, 428) zu barytonierten Adjectivstammen. Wahrscheinlich hangt auch deren -st gegeniiber dem -01 der Sub- stantia mit ihrer Adverbialbetonung zusammen; vgl. adv. upake', dakshine' zu upaka-, ddkskina-. Johannes Schmidt.
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Eine estnische Sitte.
'$S)er um die Kunde des Estenvolkes hochverdiente Dr. Kreutzwald erzahlt
bei Gelegenheit einer Schilderung der estnischen Hochzeitsbrauche,1 es herrsche in Harrien und in der Wiek, zwei Districten Estlands, die sonderbare Sitte, das junge Paar die erste Nacht im Schafstalle schlafen zu lassen, wahrend im Dorpt- schen den jungen Eheleuten erst nach der Geburt des ersten Kindes das Recht eines eigenen Bettes zugestanden wird; bis dahin miissen sie nomadisieren und bald im Stall, bald in der Scheune, bald auf dem Boden sich eine Schlafstatte suchen. Ebenso berichtet er aus dem Werroschen (in Livland), die Sitte ver- lange es dort, dass die Neuvermahlten ihre erste Nacht im Viehstall zubringen miissen, wo ihnen ein Lager zubereitet wird und zugleich abends die bcsten Hoch- zeitsspeisen aufgetragen werden, die das junge Ehepaar im Bett geniessen muss, um in seinem kiinftigen Hausstande gesegnete Viehherden und gefiillte Speise- kammern zu haben.2 In dem Manuscript des Pastors Eduard Philip p Koerber: »Gottesdienst der alten Liv- und Ehstlander« (Ms. der Gel. Estn. Ges. zu Dorpat Nr. Jj) findet sich gleichfalls die Angabe, dass der Brautigam mit der Braut die erste Nacht im Stalle zubringe. Auch nach dem an wertvollen Nachrichten reichen, sehr zuverlassigen A. W. Hup el, der vor mehr als einem Jahrhundert schrieb, halt das estnische Brautpaar sein erstes Beilager im Viehstall.3 Endlich finde ich in einem mir handschriftlich mitgeteilten Bericht liber die estnischen Hochzeits- brauche im Ko d daf e rschen Kirchspiele in Livland folgendc originelle Angabe: »Braut und Brautigam wurden fruher die erste Nacht in den Stall zum Schlafen gelegt und in der Nacht bereitete man ihnen ein »Hiihnerfutter«. In viel fruheren Zeiten hat man das junge Paar in einen »Ehesack« gesteckt und sie damit in den Stall auf den Misthaufen zum Schlafen gelegt.« Seit 1848 jedoch bringe man sie in eine Kammer zum Schlafen, wobei gesungen und gebetet wird.4 Ubereinstimmend ist in alien diesen Angaben das Unterbringen des jungen
Paares im Stalle, wenigstens fiir eine Nacht. Wollen wir eine Erklarung dieser 1 In der zu Dorpat herausgegebenen Zeitschrift »Das Inland*, Jahrgang 1837 p. 198. Fiir die
Kirchspiele Nissi und Haggers in Harrien bestatigt mir die Ausiibung des von Kreutzwald erwahnten Brauches auch Herr Lehrer G. Blumberg aus eigener, etwa 30 Jahre zuriickliegender Beobachtung. 2 Vgl. Der Ehsten aberglaubische Gebrciuche, Weisen und Gewohnheiten von j. W. Boeder,
mit auf die Gegenwart beztiglichen Annierkungen beleuchtet von Dr. Fr. Kreutzwald (St. Petersburg 1854) p. 41. 3 August Wilhelm Hupel, Topographische Nachrichten von Lief- undEhstland Bd.II (Riga 1877) p. 177.
4 Dieser Bericht ist nach den Schilderungen des iiber 80 Jahre alten Glockenlauters Paul in
Koddafer von dem dortigen Kiister Saul auf meine Bitte estnisch aufgezeichnet und von Herrn Lehrer G. Blumberg iibersetzt worden. Das Kirchspiel Koddafer liegt in Livland, am Peipussee, von den erst- erwahnten estlandischen Districten weit entfernt. |
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seltsamen Sitte versuchen, so erscheint es geraten, sich zunachst nach analogen
Sitten bei andern Volkern umzusehen. Solche lassen sich freilich nicht viele auf- finden, doch wird man immerhin einiges zum Vergleich heranziehen konnen. So fiihrt man nach Grosspietsch bei den Russen die Neuvermahlten »in
die fiir sie eingerichtete Schlafstube oder in irgend ein Gelass, welches gerade bei der Beschranktheit des Raumes im Bauernhause zur Verfligung steht es ist hierbei auch der Viehstall nicht ausgeschlossen und welches dann als Brautkammer dienen muss, wenn die Gaste alle Raumlichkeiten im Hause ein- nehmen. Friiher pflegte man zu diesem Zwecke ein unbewohntes Zimmer zu wahlen, einen nicht wohnbar eingerichteten oden Raum, welcher auch nicht geheizt wurde, wenn die Kalte noch so gross war, ja es wurden, besonders fiir das Beilager der Bojaren, eigene Stuben derartig gebaut, dass sie allerBehaglichkeit entb eh rte n.1 Man konnte geneigt sein, die Unterbringung des jungen Paares im Viehstall
oder in einem unwohnlichen oden Raum bei den Bauern durch die Not zu cr- klaren, obschon es immerhin uberaus seltsam ware, gerade die Helden des Tages, die Neuvermahlten, besonders erbarmlich unterzubringen. Wenn dies aber auch bei reichen Leuten vorkam, wenn sogar bei bojarischen Hochzeiten eigene Stuben dazu gebaut wurden, die aller Behaglichkeit entbehrten, so hat es den Anschein, als konne man hier die ausgesprochene Absicht, das Brautpaar moglichst unbequem unterzubringen, nicht verkennen. Ja, es sieht geradezu so aus, als wolle man die Liebe der Neuvermahlten einer Art Prufung unterwerfen. Von den Letten giebt der schon erwahnte Hupel an: »Die Brautkammer
ist allezeit, selbst bei der strengsten Kalte, die kalte Klete; dahin werden beide gebracht, aber nach etlichen Minuten schon wieder geweckt, da sie sogleich fertig dastehen mtissen.« Dann gicbt man ihnen Wasser, urn sich zu waschen u. s. w.2 Auch hier ist gerade der unbehaglichste Raum fiir die Brautleute ausgesucht.
Aber freilich, wenn der Aufenthalt in der kalten Klete nur einige Minuten dauert, so ware hier die Prufung nicht allzu arg. Es macht durchaus den Eindruck, dass hier das Unterbringen der Neuvermahlten in der Klete zu einer blossen Form ge- worden ist sonst wiirde man sich wohl nicht rnit einigen Minuten begniigen. Urspriinglich aber war es gewiss mehr als Form. Welchen Grund aber mag die Sitte haben? Die Klete ist ein ziemlich grosser Vorratsraum, ein Speicher, der den wert-
vollsten Besitz der Familie, Betten, Kleider, Wasche, Victualien und viele andere Gegenstande enthalt. Die Klete oder »Kletis« wird bei den nah verwandten Litauern aus eben diesem Grunde gewissermassen als das Heiligtum des Gehoftes betrachtet, und die Cercmonie der Haubung bei der litauischen Hochzeit, das Aufsetzen der »Moteris«, des volkstiimlichen Wulstentuches aus weisser Leinwand mit gestickten Enden, findet darum allezeit in der »Kletis« statt.3 Dieselbe An- schauung muss wohl auch bei den Letten vorliegen oder doch vorgelegen haben, 1 Vgl. J. Grosspietsch, Hochzeitsgebrauche des russischen Landvolks, in der Russischen Revue,
Bd. XII (1878) p. 268. 2 Hupel, a. a. O. II p. 193. Zum besseren Verstandnis sei bemerkt, dass die Hochzeiten unseres
Landvolk.es in Liv- und Estland in der Regel im Spatherbst und Winter statthaben. 3 Vgl. Reinsberg-Diiringsfeld, Hochzeitsbuch, p. 18.
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und eben darin liegt vermutlich die Begrtindung dafiir, dass man dem jungen Paare
gerade diesen Raum zuweist.1 Ahnlich diirfte es sich mit dem Schlafen im Stalle bei den Esten verhalten.
Der Viehstand ist fiir den Bauern ein uberaus wichtiger, oft der , wichtigste
Teil seines Besitzes, und je weiter wir in die alten Zeiten zuriickgehen, urn so mehr ist dies der Fall, um so mehr ist der Mensch von seinem Vieh abhangig, um so enger lebt er mit ihm verbunden, um so holier schatzt er es. Aus Nomaden erst sind Ackerbauer geworden, und manche Anschauung jener uralten Zeit hat sich mit Zahigkeit erhalten. Die iibergrosse Wertschatzung des Alles bedeutenden Viehstandes hat es z. B. bei Indern und Persern in uralter Zeit zu Wege ge- bracht, dass ihnen die Rinder geradezu als heilig erschienen, dass sie die Excre- mente derselben als Reinigungs- und Entsuhnungsmittel benutzten u. dgl. mM und diese Anschauung hat sich zum Teil bis auf den heutigen Tag (in Indien wenigstens) noch erhalten, obschon die Ktihe dem Inder lange nicht mehr dasselbe bedeuten wie ehedem. In jener alten Zeit, wo das Vieh den wertvollsten Besitz ausmachte, konnte sehr wohl der Stall, der diesen Besitz barg, als ein Heiligtum der Familie, als Mittelpunkt des gesamten Hauswesens betrachtet werden, ganz ahnlich wie dies mit der Klete bei den Litauern der Fall ist, und eben darum mochtc dieser Ort zur Aufnahme des jungen Paares in der ersten Nacht besonders geeignet erscheinen, konnte gewissermassen den lectus genialis der Romer vertreten.2 Aus uralter Zeit hatte dann die Sitte in zaher Uberlieferung bis auf die Gegenwart sich erhalten. Jetzt nimmt sie sich seltsam, ja wunderlich aus, doch urspriinglich war dies gewiss nicht der Fall; da war sie etwas ganz Natiirliches und entsprach den iiusseren Ver- haltnissen und Lebensbedingungen, wie den naiven Anschauungen jener Zeit. Dies ist, wie ich glaube, die wahrscheinlichste Erklarang des merkwiirdigen
Brauches, und Kreutzwald hatte gewiss wohl recht, wenn er ihn fur etwas sehr Altes erklarte. Die Esten hatten hier wieder einmal denselben conservativen Sinn, dieselbe Treue in der Uberlieferung altererbter Sitten und Brauche bewahrt, der uns auch sonst bei ihnen begegnet und der uns Achtung ihnen gegeniiber einflossen muss, wenn anders der Vater Erbe heilig zu halten Achtung verdient. 1 Vielleicht war es bei den Russen urspriinglich ebenso. An die Htelle der kalten Klete trat
dann vielleicht spater, nachdem der eigentliche Sinn der Sitte vergessen war, jeder andere unwohnliche kalte Raum. 2 Vielleicht sah man iibrigens auch das Vieh mit seinem fruchtbaren Geschlechtsleben als eine
gute Vorbedeutung hinsichtlich der Fruchtbarkeit der neugeschlossenen Ehe an. |
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Leopold von Schroeder.
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Althochdeutsch antlengen und Verwandtes.
jltS/as althochdeutsche Verbum antlengen, antlingen »antworten« hat bisher
eine eingehendere Erorterung nicht erfahren. Es mag daher gestattet sein, im fol- genden in Kiirze zusammenzustellen, was zur Belcuchtung des Wortes und seiner Sippc dienlich zu sein scheint. Dem Verbum Hegt das Substantivum antlangi »responsum« Pa., antlenki gl. K.,
Ahd. Gl. I, 90, 31, antlenki gl. K., antlengi Ra. ebenda I, 218, 11, ohne Zweifel ein neutraler /a-Stamm, zu Grunde. Formell schliesst sich hieran am engsten die Form an, unter welchcr das Wort in der Benedictinerregel auftritt: Inf. anlengan Hat- temer I, 33, 28, Fart. Praes. antlengantan I, 32, 24, 3. PL Conj. Praes. antlenken I, 61,32, Part. Praet. kiantlenkit 1, 64, 11. Vollere Form des Praefixes ant a-, ante- erscheint funfmal im Tatian, dem einzigen ahd. Texte, welcher sich des Wortes ausser der Benedictinerregel noch bedient: antelengita 104, 5, antalengita 106, 5. 217, 5. 225, 1, antalengitun 236, 2. AHe diese Formen gehoren dem Schreiber S an. Als Normal- form ftir Tatian hat dagegen antlingen zu gelten, das etwa 95mal begegnet. In Capitel 1 17 findet sich ausserdem noch iomal antlingbn, das man nach den iibrigen Formen wohl auf iilteres *antlingjbn zuriickfiihren darf. Lassen wir diese ftir Tatian specifischen Formen mit i in der Mittelsilbe zu-
nachst einmal beiseite, um die Formen mit a, e naher zu betrachten. Von diesen ist sicher das Adjectivum andlang nicht zu trennen, das, im Hochdeutschen unbelegt, hier frtih ausgestorben zu sein scheint, aber im Altsachsischen, Altfriesischen, Angel- sachsischen und Altnordischen (endlangr) noch in reicher Bedeutungsentfaltung vorliegt und vom Niederdeutschen aus in der Gestalt entlang auch in das Neuhochdeutsche wicder Eingang gefunden zu haben scheint (Grimm's Worterbuch in, 564 f.)
Als Bedeutung dieses andlang giebt J. Grimm, zuerst Gr. II, 715, »continuus,
in longum porrectus«, was Grein I, 5 fiir das Angelsachsische wiederholt. Heyne, Heliand 3 165 erkiart andlang durch »ganz lang, ganz« (Schmeller giebt keine Uber- setzung), Schade, Altd. Wb. 222 im Anschluss an Grimm wieder durch »fortlaufend, ganz«. Altfries. ondling, ondleng kommt nur als Adverb, in der Bedeutung »entlang« vor und wird so von Richthofen " 962 b iibersetzt. Beziiglich des altn. endlangr, endilangr schwanken die Lexikographen. Egilsson 136 iibersetzt durch »perpetuus, continuus, quantum in longitudinem porrectus est*, Cleasby-Vigfusson 129 durch »endlong, from one end to another*, Fritzner 2 333 durch »tagen i hele sin Ud- straekning fra den ene Iinde til den anden«, dagegen Gering in Glossar zur Edda 37 durch »von weiter Ausdehnung, lang«. Alle Erklarer Ziehen also das Wort zu dem Adj. lang »longus« im gewohnlichen Sinne. Nur Graff II, 223 aussert einen, tibrigens sehr allgemein gehaltenen, Zweifel liber die Zusammengehorigkeit der Wrorter, die er unter lang vereinigt hat. |
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Diese Auffassung aber scheint mir unhaltbar zu sein. Dass das erste Glied
des Compositums andlang, endlangr nicht das Subst. »Ende«, sondern das Adv. anda,- and- ist, hat bereits J. Grimm, Gr. II, 565, erkannt. Alle Versuche, an das Substantiv anzukniipfen, sind notwendig verfehlt. Auch die spater im Nordischen iibliche Form endilangr statt des alteren unverstandenen endlangr notigt nicht zu jener Hypothese, denn endilangr ist sichtlich nur volksetymologische Anlehnung an die zahlreichen Composita mit endi »finis«. Auch das iiltere endlangr, dessen Zuruckfuhrung auf erne Nebenform andi- statt anda- Schwierigkeiten bereitet, mag bereits einer solchen Anlehnung seine Existenz verdanken. Wie aber soil sich das Richtungsadverb anda- (andi-i) mit dem Begriff »lang,
longus« vereinigen? Fiir das zweite Glied des Compositums ist notwendig ebenfalls ein Richtungsbegriff zu verlangen, und die gleiche Forderung gilt fiir die iibrigen Composita, in welchen lang mit Orts- resp. Richtungsadverbien verbunden ist. Unter diesen moge ags. npp-lang vorausstehen. Dies heisst einfach »aufrecht,
erectus«, wie Grein 11,632 ganz richtig angiebt. Fiir Beow. 759, wo von Beowulf gesagt wird up lang dstod, konnte man zwar nicht grammatisch, aber der Situation nach mit Heyne's »in ganzer Lange aufgerichtet« zur Not auskommen, aber nicht fiir Ex. 303 saeweall dstdk, up lang gestbd widh Israk/lum dnddgne fyrst »eine Wassermauer erhob sich (im roten Meer) und stand aufrecht gegeniibcr den Juden einen Tag lang«, oder fiir Ratsel 85,4, wo es von dem ragenden Hirsch- geweih heisst ic up lang stbd. Zu diesem ags. upp lang aber gehort ahd. iiflengi (uffilengi) »statura« Ahd. Gl. II, 267, 8 (vgl. auch das unverstandlich ubersetzte statura curvatur uffa langer ist kipokan Rb. ebenda II, 305, 46), eigentlich »flgura erecta«. Aus dem Begriffe des gerade, hoch Aufgerichteten hat sich dann weiter der des Hohen, Erhabenen entwickelt, der in sublimis uflanch bei Notker Ps. 59, 2 (Hattemer II, 203b, 2) zu Tage tritt; unser »erhaben« selbst bietet zu dieser Ent- wickelung eine Parallele. Heisst nun upplang »in die Hohe gerichtet«, so darf man fiir ga-lang als
Grundbedeutung »bis an etwas hinreichend , verbunden mit« ansetzen. Diese Be- deutung liegt noch unverandert vor in dem denominativen gilangbn »reichen«. In intransitiver Bedeutung erscheint dies in der Predigt de vocatione gentium: is ga- langbt untas (demo) gascheite sela enti geistes »pertingens usque ad divisionem animae et spiritus« MSD2 166, sodann transitiv als »erreichen« bei Otfrid: ni thaz mino dohti giuuerkon thaz io mohti odo in then thingon thio huldi io gilangbn ad Sal. 14. Das Adj. gilang bedeutet demnachst im Ahd. »verwandt«: Petruse gilanger Otfrid II, 7, 23; III, 6, 25; adfinitas (Hs. -os) kalange R., Ahd. Gl. I, 14, 19, adfinium chuenun sippia kalangero Ahd. Gl. II, 329, 75, affinitate gilengida Ahd. Gl. I, 272, 31. 433, 7, cognatio gilengida Hattemer I, 304a. Im Ags. hat sich diese Bedeutung »verbunden, eng verbunden mit« nur in
dem abgeleiteten ge-lenge erhalten: leahtrum gelenge »den Eastern ergeben« Jul. 371 ; eine Wunde heisst lice gelenge »den Leib treffend« Andr. 1476, ein leiblicher Sohn wird im Beowulf 2732 ebenfalls lice gelenge »des Vaters Leibe entsprossen« ge- nannt. Das einfache gelong kommt wie alts, gilang nur noch in erstarrten Wen- dungen in praedicativem Gebrauch vor, wie nu is raed gelang eft at the' dnum Beow. 1376 (andere Beispiele bei Grein 1,419. Bosworth-Toller 407 a), thdr is thiu helpa gilang manno gehuuilicun Heliand 1112 f. (ahnlich noch 5917). Fiir diese |
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Stellen wird in der Regel die Bedeutung »praesto, bereit« angenommen (Grein I, 419.
Heyne. Heliand 3 255), aber das trifft nicht zu. Wenn Maria am Grabe Christi, Heliand 5916 f., nicht weiss, wo sie den Herrn suchen soil their iro uuarun at thia helpa gilanga, so heisst das doch nicht »den Herrn, der Hilfe fUr sie in Bereitschaft hatte«, sondern »den Herrn, auf dem ihre ganze Hoffnung auf Hilfe beruhte«. Ebenso in der citierten BeowulfsJ:ellc: »Von dir allein diirfen wir Rat erhoffen«, und ebenso in den ubrigen Stellen der ags. Poesie, welche Grein auffuhrt. Vor allem aber beweist der Prosagebrauch, fiir den bereits Grein a. a. O. ein Beispiel bringt, und den Bosworth-Toller reichlicher belegt, dass gelong in der That als »beruhend auf« gefasst wurde (vgl. Stellen wie on hwon oder on hwy hit gelong ivaere »worauf es beruhte«). Als Mittelbegriff wird man auch hier »eng verbunden mit, also zu finden bei« ansetzen diirfen. Endlich alts, bi-lang. Auch dieses hat aus der Grundbedeutung »hinreichend
zu etwas« die Bedeutung »verbunden mit« entwickelt: imu . . . an sibbiun bilang »ihm durch Sippe ver\vandt« Heliand 1494 (vgl. mid sibbeon bilang auaron Jsra- hcles 64 f., wo die Handschrift fehlerhaft bifang liest). Nach Analogic dieser drei Beispiele upplang, gilang, bilang kann and-lang
nun urspriinglich kaum etwas anderes bedeutet haben als »entgegen reichend, ent- gcgen gewendet«, dann »quod ex adverso est, was vor einem liegt«. Hiermit kommt man auch recht wohl aus. Im Alts, und Ags. flndet sich das Wort fast nur noch in den stehenden Formeln andlangana dag resp. ondlongne dag und ondlonge niht »den ganzen Tag, die ganze Nacht uber«, eigentlich »den (noch) vor einem liegenden Teil dcs Tages, der Nacht hindurch«. Im Guthlac ii24f. ist es Mittag, als der Tod dem Heiligen naht, und der Todeskampf dauert doch nach I250f. ondlongne dag odh aefen fordh »den ganzen Tag hindurch bis auf den Abend«. Als vereinzelter Rest alterer Anwendung aber steht offenbar noch die Stelle Beowulf 2694 ff. da. Der Drache hat Beowulf's Hals umschlungen: da eilt Wiglaf zur Hilfe herbei: thd ic at ihearfe gefragn the'odcyninges
andlongne eorl ellen cydhan
craft ond ce^idhii, swd hint gecynde was.
Hier uberzeugt mich auch Bugge's Deutung »hochaufgerichtet« (Zeitschr. f. deutsche
Phil. IV, 217) nicht ganz, man wiirde da ags. auch wohl upplang erwarten; ich glaube, wir diirfen getrost andlong hier mit »dem Drachen entgegenstrebend, kampfgierig« erklaren. Die thatsachliche Bedeutung des nordischen endlangr kann nicht zweifelhaft
sein. Die Wendungen, in denen es begegnet, driicken sicherlich ein »hindurch, von einem Ende zum andern, entlang« aus. Die Entstehung dieser Anwendung aber kann man sich am besten klar machen an SLellen wie Volundarkvidha 8: stigu or sodhlutn at salar gajli,
gengu inn thadhan endlangan sal:
»sie stiegen ab an der Giebelwand des Hauses, traten ein und durchwanderten den
Saal, der (der Liinge nach, denn die Thiiren der Hallen sind an der Schmalseite angebracht) vor ihnen lag«. Der Begriff des >durchhin« ergiebt sich hier leicht als Nebenbeziehung. Und wrenn wir einer Stelle wie hvi thu einn sitr endlanga sali} Skirnismal 3, 5 begegnen, so darf das nicht irren, Die zu Grunde liegende |
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Anschauung ist nicht eigentlich ^>warum sitzest du allein in den Salen?«, sondern
»warum findet man dich allein, wenn man Saal fiir Saal suchend durchwandert?« Mindestens ist diese letztere Anschauung mit der ersteren gekreuzt. Analogien dazu finden sich im Germanischen haufig genug, so z. B. in der bekannten An- wendung von after im Sinne von »durch hin, iiber hin« auch bei Ruheverbis. Dass endlich altfries. ondling etc. nur adverbiell und zwar gewbhnlich im
Sinne von »entlang« gebraucht wird, ist oben p. nobereits beriihrt worden. Die Bedeutungsentwickelung ist ahnlich wie im Nordischen, und eine Stelle wenigstens zeigt noch einen altertiimlicheren Gebrauch. In den Gesetzen der Brokmer heisst es, bei Richthofen 178,26: werther en mon ebemed, thene brand skeltna meta ondling and thweres tcr anda sine Ihve »wird ein Mann gebrannt, soil man die Brandwunde messen geradeaus und queruber an seinem Leibe«. Die beiden Richtungen sind hier genau in adversum und in transversum. Nach diesen Erwagungen, welche die Grundbedeutung von andlang hoffent-
lich ausser Zweifel gestcllt haben, wiirde sich als ursprunglicher Sinn unseres Sub- stantivums antlangi somit »Entgegnung« ergeben. Ich halte diese Deutung nicht fiir gewagt, denn die einzige notwendige Voraussetzung fiir sie wie fiir die Er- kliirung der ganzen behandelten Wortsippe ist die Annahme, dass -lang zur Zeit, wo jene Composita gebildet wurden, noch deutlich als Verbal- oder Richtungs- adjectivum »sich erstreckend, hinreichend zu« empfunden wurde. Diese Annahme aber erscheint durchaus unbedenklich angesichts der Thatsache, dass das zugehorige Verbum gi-lingan, wortlich »con-tingere« in lebendigem Gebrauch daneben stand. Unter dieser Voraussetzung, welche andlang als Verbaladjectivum fasst, wiirde
sich auch die Existenz einer ablautenden Nebenform and-ling- in antlingen. antlingbn am leichtesten erklaren. Steht doch z. B. auch dem got. andivairths und seiner Sippe die Gruppe von ahd. -ivart, ags. -weard u. s. w., im Althochdeutschen auch noch die dritte Stufe in antwurti »Gegenwart« etc. zur Seite. Ja man konnte an- gesichts der mhd. anHvirten, antwerten neben antwiirten auch fur »respondere« wohl die Frage aufwerfen, ob nicht selbst got. andawakrdi, ahd. antwurti »Ant- wort* statt zu word, vielmehr zu dem Adjectivum got. andwairths u. s.w. zu stellen, mithin als vollkommene Parallele zu dem ahd. antlangi zu betrachten sei. Fiir die Deutung von antlangi selbst aber ist diese letztere Eventualitat ohne Belang. Eduard Sievers.
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Vedisches.
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I. Su Di e'k a.
^I§)ies ist eines der Wo iter, die ausserhalb des Rgveda nur noch vereinzelt
in der vedischen Litteratur vorkommen. Schon im Qatapathabrahmana ist der schiirfere BegrifT seiner Bedeutung verloren, denn wir sehen es hier Adhy. I, 7, 2, 26, wo es als Epitheton von saifivatsara erscheint, durch sveka gedeutet. Sayana fuhrt diese Erklarung noch weiter aus: svekah ist sushthu ekah, sum^kah ist durch Einschiebung eines m entstanden. Im Rgveda weiss Sayana von dieser Auffassung ncihts,1 daselbst erklart er sumdka in der Kegel durch sarupa (III, 6, 10; 15, 5 ; 57, 4; VI, 66, 6; IV, 42, 3; VII, 56, 17; 87, 3), gelegentlich audi durch $obhanarupa (IV, 56, 3) und das einfache <;ohhana (X, 92, 15), daneben etymologisierend durch cobhaname- hana (I, 113, 3; ^obJianakarmaitau goblianamehane va I, 146, 3; cobhanamehane suriipe va VII, 87, 3). Wohl im Anschluss an Sayana gebraucht Ludwig fiir dieses Wort in seiner Ubersetzung die Ausdriicke »schbn«, »schon gebildet«, » schon ge- formt«, > schon gestaltet«, indem er I, 113, 3 in Parenthese dazu setzt »von groszem auszmasze«. Er hat also an die Wurzel ma »messen« gedacht. Grassmann scheint weniger durch Sayana's cobhanamehana als durch das i*maekaHt adj. tropfelnd?« in Justi's Handbuch der Zendsprache2 zu der Angabe »segensreich, ursprLinglich: schon traufelnd« in seinem Worterbuch veranlasst worden zu sein, die er auch in der Ubersetzung beibehalten hat, mit Ausnahme von I, 113,3 un^ 146, 3, wo er »hehr« und »schon« gebraucht. In der Verbindung von suntika mit dem erwahnten altiranischen Worte war ihm schon Benfey im Glossar zum Samaveda vorausgegangen, nur dass dieser an die Wurzel, welche in mayas, mayiikha, mayura erscheint, dachte. Alios dies triflft nicht die Wahrheit, die etymologisch richtige Bedeutung hat Roth im Petersburger Worterbuch gefunden und mitgeteilt, indem er sumdka zu Wurzel mi sin den Boden einsenken«, »griinden«, stellt und mit »wohlgegrundet«, »fest«, »feststehend« ubersetzt. Da Ludwig noch im Commentar zu I, 146, 3 (Nr. 288) schrieb: tsumeke: bleibt unklar« (s. Comm. I, p. 283), ist es nicht unwichtig, dass man die Richtigkeit von Roth's Auffassung beweisen kann. Sutn&ka erscheint vorwiegend als Epitheton derselben Be-
griffe, die wir im Rgveda als Object bei dem Verbum minoti finden. rbdasi sumeke bedeutet in formelhaftem Sprachgebrauch an 6 Stellen »die
festgegrtindeten Welthalften«, dem rbdasi . . . tasthatuh sumdkeWl, 6, 10 entspricht tdva dyavaprthivt pdrvataso *nu vratdya nimiteva tasthuh III, 30, 4, vgl. dyd- vaprthivi . . . viminvdn IV, 56, 1 ; rdjasi IV, 42, 3 gehort in dieselbe BegrifYs- sphare, und nd tasthatuh sutn&e ndktoshdsd I, 113,3 ist eme offenbare Nachahmung 1 Die Inconsequenzen Sayana's erkliiren sich gewiss tlaher, dass er einfach den zu seiner Zeit
noch vorhandenen alteren Commentaren folgte, diese aber versehiedener Tradition angehoren konnten, 2 Uber maekanf vgl. Geldner, Kuhn's Zeitschr. XXIV, p. 144 f.
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der Formel in III, 6, 10. Unter dhenu I, 146, 3 ist nach der formelhaften Natur des
Sprachgebrauchs wie I, 113, 3 ndktoshasa zu verstehen. Zu pdthah sum/katu X, 92, 15 stellen sich die Verse, in denen sddma und sadana von dem Verbum minoti ab- hangen, z. B. 4tr& yamdh sadana te minotu X, 18, 13. Es bleibt ubrig svdruh (Opferpfosten) siim<fkah IV, 6, 3, auch diesen finden wir mehrmals mit dem Verbum minoti verbunden, z. B. mita iva svdravo 'dhvareshu IV, 5 *» 2 , vgl. auch III, 8, 6. Uiese Ubereinstimmungen im Gebrauch sind urn so beachtenswerter, als auf beiden Seiten, sowohl fiir sume'ka als auch fiir das Verbum minoti, nicht viele Stellen in Betracht kommen. Das Primarsuffix ka ist seiten, Aufrecht fuhrt Unadisutras p. 275 an: -»dhdka, tniikd (im weissen Yajurveda mukd), giishka, c/okai, vgl. Lindner, Altind. Nominalbild. p. 6S, wo dtka, stuka und stokd dazukommen. 2. Ukhacchid.
Dieses Wort findet sich nur Rgveda IV, 19,9, in einem Verse, der Wunder- thaten Indra's preist: vamribhih putrdtn agriivo adandm nivecanad dhariva a jabhartha \
vy andho akhyad dhim adadano nir bhud ukhacchit sdm aranta pdrva || Roth gab fiir dieses arac £b'/;^£vov die Bedeutung »briichig wie ein Topf, morsch«, und so iibersetzen Kaegi in den »Siebenzig Liedern« und Grassmann. Im Worterbuch hat letzterer »den Topf zerbrechend«, ebenso Ludwig in seiner Ubersetzung, indem er in dem vamribhih addnatn und dem ukhacchit eine An- spielung auf das Aussetzen der Kinderleichen erblicken will, s. Commentar zur Rgveda-Ubersetzung II, p. 84. Mir scheint im 3. und 4. Pada trotz Ludwig's ent- gegenstehender Ansicht doch einfach die Geschichte von der wunderbaren Heilung des Blinden und Lahmen vorzuliegen, denn der Wortlaut ist fast derselbe wie Rv. VIII, 68 (79), 2: prem andhdh khyan nih 0'ono bhiit. Unverkennbar entspricht ukhacchid dem grona »lahm« dieser zweiten Stelle (wie denn auch Zimmer Altind. Leben p. 334 »Der Gebrechliche« tibersetzt). Dass dieser Begriff aber durch das unklare Bild »briichig wie ein Topf« ausgedriickt sei, will mir wenig einleuchten. Vielleicht darf man an das Wort ukha Im Gana krodadi zu Panini IVr, 1, 56 er- innern, einem Gana, in dem lauter Worter fiir Korperteile stehen. Im Ganaratna- mahodadhi (ed. Eggeling) I, 43 erklart der Commentar dieses Wort ukha durch sphik »Hiifte«. Auch im Griechischen bedeutet kotuXti zunachst Gefass, Becher, Schale, dann Knochenhbhle, besonders die Pfanne des Huftbeckens. Ukhacchid konnte also den bezeichnen, der einen Huftbruch erlitten hat. 3.. Ish tapii rtd.
Ishfdpurtd kommt in der vedischen Litteratur ofter vor, im Rgveda aber nur in dem einen Totenliede X, 14, 8: sdm gacchasva pitfbhih sdm yame'neshtdpiirte'na parame' vyoman.
Im »Sanskrit-Worterbuch in ktirzerer Fassung« scheint mir die Bedeutung dieses Compositums im allgemeinen richtiger angegeben zu sein, als im grossen Worterbuch: »Wunsch und Erfiillung (Gabe), d. h. Geniige der Wiinsche« PW.1; »Erstrebtes (auch Eropfertes) und Lohn, d. h. erworbener Schatz (Verdienst) frommer Werke« PW2. An beiden Stellen wird weiterhin bemerkt, dass man spater |
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dieses Wort im Sinne von Opfer {ishta) unci fromme Werke (piirta) aufgefasst
habe. Ich sehe aber keinen Grund, warum man sich von dieser »spateren« Auf- fassung fiir die altere Zeit soweit entfernen soil, glaube vielmehr, dass sie im wesentliclien die etymologisch richtige ist. Wunsch und Erfiillung desselben sind fiir tins nahe liegende complementare Begriffe, aber sie haben nie in dem skr. ishtapiirta Ausdruck gefunden.x Ein besonderer Fehler Grassmann's ist, dieses ais Tatpurusha zu fassen und es mit »Erfiillung der Wiinsche as Seligkeit« zu iibersetzen, so im Worterbuch und ahnlich in der Ubersetzung. Uberhaupt aber ist die Ubersetzung mit »Seligkeit«, die auch von andern gewahlt worden ist, hier wenig am Platze, weil dadurch der indische Gedankeninhalt des Wortes ganzlich ver- loren geht. Ludwig's Ubersetzung der Rgvedastelle »vereinige dich . . , mit dem, was an gutem du vollbracht, als gebotenes und als freiwtlliges« trifft meiner An- sicht nach gleichfalls nicht das Richtige. Der Gedanke, der dem ganzen Wortc zu Grunde liegt, tritt uns deutlich im
Aitareya Brahmana, Pane. VII, 21, entgegen, wo die ishtapurtasya aparijydnih (»Nichtverlorengehen des ishta und purta*) genannte Ceremonie behandelt wird. Eine der Formeln, die dabei zu sprechen sind, lautet: punar na indro maghava dadatu hrahma punar isJitam purtain dat svdheti »Indra der Reiche soil uns wiedergeben, das Hrahma soil uns wiedergeben das Geopferte und Geschenkte, SvahaU Nach dieser Stelle und ebenso nach anderen Stellen, z. B. (Jatap. Br. XIII,
Adhy. 1, 5, 6, ist ishtapiirta ein Dvandva. Schon Weber hat Ind. Stud. IX, p. 319 gegen Haug darauf aufmerksam gemacht, dass der Padapatha zu Taitt. Samh. Ill, 3,8,6 die Lange des mittleren a durch die Kiirze ersetzt, wahrend Haug in der Anmerkung zu p. 474 seiner Ubersetzung des Aitareya Brahmana das Compositum apurta abscheiden wollte. Besonders wichtig ist aber, dass die Autoren so alter Texte wie Taittiriya
Samhita und (Jatapatha Brahmana das ishta unseres Wortes nur als Particip der Wurzel yaj verstanden haben, wie die beiden folgenden Stellen zeigen. Im Qat. Br. XIII, Adhy. 1, 5,6 heisst es: ayajatety adadad iti brahmano gaya-
tishtapurtain vai hrahinanasyeshtapitrtenaivainayi sa samardhayatiti »,Er hat (den Brahmanen) opfern lassen4, ,er hat (dem Brahmahen) gegeben', so singt der Brah- mane, denn der Brahmanc herrscht iiber das ishtapurta, er (der Brahmane) selzt ihn (den yajamana 1 in den Besitz des ishtapiirta«. Etwas anders Weber, Ind. Stud. X, p. 96, aber ich glaube, dass meine Ubersetzung dem Wortlaute und dem Sprach- gebrauche entspricht. Leider steht mir kein Commentar zu dieser Stelle zu Gebote. In der Taitt. Samh. I, 7, 3, 3 heisst es: yajnena va ishfipakve'na purfiydsyai-
vmn viditsho 'nvaharyh ahriydte sa tv ev^shtapurtt »Durch das Opfer ist man ishfin, durch das Gekochte ist man purtin\ von wem, der so weiss, der anvd- harya dargebracht wird, der ist ein ishtapurtin.^1 Da unter pakva an dieser Stelle der anvalidrya, eine fiir die Priester bestimmte, in einem gekochten Brei bestehende Gabe zu verstehen ist, so fallt auch hier die Bedeutung von purta unter den allgemeineren BegrifT einer vom eigentlichen Opfer verschiedenen Gabe. 1 »Einen Wunsch erfiillens wird im Veda durch kamam (nicht ish{am) d-py ausgedriickt, z. B. I, 16, 9.
2 ishfapiirtin wird im Pet. Wtb. hier ganz richtig durch »das Verdienst der Opfer und frominen
Werke habend« wiedergegeben, |
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1*7
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Zu dieser letzteren St.elle lautet Sayana's Erklarung: ishtam dgneyddifrauta-
karma purtam vapiktipadismdrtakarma j tatragneyadiydgeneshfasampattih pakve- 7ianvaharyena purtasampattih || tjber die Definition von ishta ist nichts zu be- merken, aber von pitrta giebt der Commentator eine die Falle des spateren Gebrauchs andeutende Erklarung, wahrend es in der Textstelle eine bestimmte einzelne Sache bezeichnet, die mit am fruhesten in Betracht kam, namlich eben eine Gabe an die Brahmanen. Die obige allgemeine Erklarung kehrt bei verschiedenen Commenta- toren wieder, so z. B. in der im Pet. Wtb. aus dem Commentar zu Hemacandra's Abhidhanacintamani citierten Stelle, so ferner bei Haradatta zu Apast. Dharmasiitra Hj /» 3, wo es heisst ishtam agnihotrddi purtain smartayi karma tadagadi. In den Versen, die Sayana zu Ait. Br. Pane. VII, 21 citiert, sind zwei Definitionen ent- halten, deren erste ishta etwas anders fasst, aber ohne dass ein eigentlicher Wider- spruch gegen die obige Erklarung vorlage: vamacramanvayi dharma ishtam purtam athetarat \
prapatatdkadirupam tat ca sarvatra drcyate \ smartam purtaiji crautam ishtam iti ke cid ihocire j »Ishta ist die pflichtmassige Handlung, die mit der Kaste oder dem Stande (a0'ama) der Brahmanen zusammenhangt^ piirta ist das iibrige, wie z. B. Brunnen, Teiche (namlich solche zu stiften), und das kommt iiberall vor. Einige haben hier gesagt, piirta sei das in der Smrti, ishta das in der (Jruti Angeordnete.« l Wo sind nun die vedischen Stellen, an denen ishtapurta etwas anderes als
»das Geopferte und Geschenkte« bedeutet ? Es giebt keine. Dagegen finden sich im Rgveda - - und darauf will ich hinaus - mehrere Stellen, in denen unverkenn- bare Ableitungen der Wurzeln yaj und pr in charakteristischer Weise verbunden sind, um die verdienstlichen Handlungen des Opferns und Schenkens zu bezeichncn, so dass kein Zweifel daran bestehen kann, dass das ishta von ishtapurta von jeher das Particip der Wurzel yaj gewesen ist, und dass die Verbindung der beiden Participien zu altest dieselben Handlungen zusammengefasst hat. Eine der besten Stellen ist Rv. I, 125,4: iipa ksharanti sindhavo mayohhiiva ijandm ca yakshydmanam ca dhendvah \
prndntam ca pdpurim ca cravasydvo ghrtdsya dhdra upa yanti vigvdtah j| »Es fliessen die labenden Stroma, die Milchkiihe, bin zu dem, der Opfer ver- anstaltet hat und veranstalten wird; zu dem, der schenkt und geschenkt hat, kommen von alien Seiten die Preisliches erstrebenden Strome von Ghee«. Sayana sagt, dass nicht nur diejenigen, welche das Somaopfer darbringen, grossen Lohn ernten, sondern auch diejenigen, welche sukrtasadhandni karmantarani ausfiihren. Ferner kommt z. B. in Betracht VI, 28, 2: indro ydjvane prnate ca cikshaty itptsd dadati nd svdtn mushayati
»Indra hilft dem Opferer und dem, der schenkt; hinzu giebt cr, nicht stiehlt er
das Eigentum.« Unter dem Schenken wird in der alten Zeit in erster Linie das Beschenken
der beim Opfer thatigen Brahmanen gemeint sein. In dieser Beziehung ist Rv. X, 107,3 von Interesse, ein schwieriger Vers, in dem es heisst: 1 Haug iibersetzt diese Verse in der Anmerkung zu p. 474 seiner Ubersetzung des Ait. Br., hat sich
aber dabei sehr stark versehen. |
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H8
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daivi purtir ddkshina devayajya nd kavdribhyo nahi te prndnti
»Die Dakshina ist ein gottliches Geschenk, das Gotteropfer ist nicht fur die Geizigen, denn die schenken nicht.« So glaube ich anders als Ludwig und Grassmann diese Worte auffassen zu miissen, vgl. VII, 32, 9 nd devasah kava- tndve »die Goiter sind nicht ftir den Geizigen«. Im Laufe der Zeit sind andere verdienstliche Werke mehr in den Vordergrund getreten, das ist aber auch, meiner Ansicht nach, der einzige Unterschied zwischen friiher und spiiter. 4. Rv. I, 115, 2.
siiryo devim ushdsani rocamdndm mdryo nd yosham abhy cti polecat \ ydtrd ndro dvvaydnto yugdni vitanvatd prdti bhadrdya bkadrdfft || Grassmann iibersetzt: >Der Sonnengott, er folgt der Morgengottin, der strahlenden, so wie der Braut der Freier; dort wo die Frommen ihre Wagen schirren, von einer Seligkeit zur andern fahrend.* Ludwig iibersetzt: »wie der brautigam der jungfrau, so geht Surya der Ushas, der stralenden gottinn, von riickwarts nach, wo fromme manner auszbreiten ihre geschlechter unter des gliickbringenden augen glucklich.« Im Commentar bringt Ludwig eine entschiedene Verbesserung des ersten Teils an, indem er zu iibersetzen vorschlagt: »wie der jiingling dem weibe folgt«. Sayana hat noch deutlicher: »wie ein Mann einer schonen Frau immer nach-
geht«. Bei demselben findet sich aber auch die richtige Erklarung der Worte yugdni vitanvatc, die er in erster Linie auf das Opferwerk bezieht. Es liegt hier vvieder einer jener Falle vor, wo ein an und ftir sich mehrdeutiger Ausdruck sofort seine bestimmte Redeutung erhiilt, sowie man den formelhaften Sprachgebrauch oder das fiir eine Sache ubliche Bild kennt. Dieses liegt vollstandiger vor X, iot, 3 yundkta sird vi yuga tanudJivam krtd yonau vapatehd bijam
^>Spannt die Seile an, legt die Joche auf, in den bereiten Schoss werft den Samen!« Vers 4 folgt die Erfullung: szrd yunjanti kavdyo yuga vi tanvate pfthak
»Die Weisen spannen die Seile an, legen gesondert die Joche auf«. Das Bild ist von der Thatigkeit des Landmanns hergenommen und bezieht sich hier ohne jede Frage auf den Beginn des Opfers. Zwischen prdti und bliadrdm ist das von letz- terem abhangige bhadrdya eingeschoben, das Grassmann im Worterbuch richtig auf Surya bezog, das er aber in dem phantastischen Bilde, das seine Ubersetzung von der ganzen Stelle giebt, anders gewendet hat. Der abhangige Dativ geht ebenso voraus in dem gleichfalls dem Kutsa zugeschriebenen Hymnus I, 113, 20: dpnah . . . ijdndya gacamdndya bhadrdm. Surya geht der glanzenden Gottin Ushas nach wie ein Mann einer (schonen) FYau, dahin, wo Gotter verehrende Manner die Joche auflegen zu dem fiir den herrlichen herrlichen (Werke).« Ernst Windiseh.
!
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INDEX.
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118. //j-, ^ 118. 116,20
86. «/, ^ 117. /j1/, ^ 86. /^o, 9 86. 148,5 2. 182,5 3.
3oV> // 43-
4, 19,9 115. ^ ^ 48.
JV> /i. 5, ^9* J1 48. 6jr, / 86.
6, J, 6 48. *£, 2 117. 2& 6
-86. j?,* 86. g** 95- 7,69,5 $%.
8, ^ j 2. ^6, j?6" 48. 9,99, r 2- 7//> J 2- io,/o,/ 1.14,8 115. /(?, ^ 99. 57, //./.? 31 f. 40,8
86. 94, 2.5 86. 101, j.4 1 iS. 107,5 117 f. /ctf, / 87. /a?, /o 2. /&>, ^ 87. Rshabha 44.
! Aitareya Ilrahmaija 7, 21 116 f. £ ** 32.
i Katuka, Katukagaccha 58.
; Kanda 17.
: Kanditkah'tnduka 16.
Karniakdjjtia 47.
; karshyami (recte karishyam'i) 25. j Kalpdntarvacya 55. Kalyana 55. 58 f.
Katantra 92.
Kalasaptatikd 55. 57-
Kalikacdrya 55 f.
R'avydlatfikaravrtti 92.
Kiragrama 10. 16.
kuguru 58.
h'uberl 57.
£«</£ 98 f.
£f#i 60.
Kharataragaccha 55.
Gat,iadharasardha<;atakam 55 f.
1 ^v?// ~(- j-tf/w { £"«// -|~ tfz'tf) 19. , Guyasundara 55. 1 Gurvavall 55 rT. ! Gfhyasutra 65 f. I Gopatha Brahmana /, 1,9 32. |
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atip'i&a 19.
Atharvaveda 2, 11,1 32. 5, 17,5
95 *"■ 4>S7>JO 97* 5>i9>i2
98 f. 5, 20, 9 99. 12, S> ib
32. Paipp. g. 19, 8,1,7 96.
20, 9,1,1 95. adhip'i 19.
anirvedita 21.
anucyata, resp. anundata (recte
anutsata) 24 f.
anyacchayayoni 92. abhikhyd 2. Amftadatta 94. ameni 32. Ayodhya 44. oy<7«t 92. ^r^-a/a 93 f. Alatiikara (buddhistischesWerk) 51.
Alaiiiktiratilaka 92. Alatjikaropadhytiya 51. avaka 98. Avaddna 68 f. agvamedha 40 ff. dgrayatia, agrayayeshil 79 ff. adikavi 45. tipipat 23. arkshydmahe u. s. w. (recte ?//«;*- kshydmahe) 23.
Aryavajra 5 2. Asanda 19. asthat (VVz. a.r) 24. tYt, *7£ <r(7 62 ff. Indra 52. ish^dpiirta 115 f. nasabedi, nvasavedi 21. ukhacchid, ukha 115. Uttarakay4a 44 f- udaya 54 ff". uddja 25. upasidata 24. usras, usras (Gen. sg.) 48 f.
Rgveda 1, & j> 2. ^ 86. /o, 7 2 f. 7^ j> 86. &, /* 3.
/oj>, 7 86. //o, ^ 86. //j>, ^o |
grabh, grabha 60.
; C(7 62 ff.
s /«/« 60.
i Jayaccandra, Jayantaeandra 18.
j Jaratkaru 70. j ydtakamdUi 50 f. Jalandhara 16. 18.
yinadattasttri 55.
yainendra 53.
jyotayamamaka 97.
jvdla 24.
Tapdgaccha 55 f. 58.
Taranatha 50.
Tlrthodgdraprakirijaka 55 ff.
rtipa, ^2j« 60.
Taittiriya Saijihita 1, 7, j, 3 und
S,S,S,6 116. Trigarta 16 ff.
Trilocanaddsa 92.
I Trairagikamatam 56. : Tkeravali 55 ff. dakshi\iavat 43.
Dattarka 46.
. Dalapati 46. i dagapurvin 55. ; Dadakhya Karagji 46. ; Duhshamaprabhfta 55. 58. Devanandin 53.
<&7/i 93.
dvirdja 99.
Dkarmakirti 50 f. Dharmas&gara 55 ff. Dharmasiitra 64.
nakshatra (im Ram ay an a) 44. napat u. s. w. 77 f. nisavattatp 20. Nfsinhaprasada 46.
fancavaijjmia (=s pancabdyu) 20. padayopana 98 f. Parigisktaparvan 55, s. auch .VM<7- viravalicarita.
Paryiishariavicaravrhadavacurtji 55-
Pdialiputra 44. |
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120
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pa$ha 21.
Pamni 52. 63. 77-
pdryvastha 57-
pitfskvasf 60.
pig&cadipika 97.
purl 16. 19.
piirva (der Jaina) 57.
pauiisya 2.
/ yrajndp a n op a nga m 55.
prath 61.
Prabhdcandra 53.
pramdtr 18 f.
pravada 99.
pragasti 11. 18.
pragnin 60.
prasthavat 97.
Balagastrin 46.
By had Aratjyaka Upani shad 4,3,2<
-70.
BrahmadvXpa 56. brahmavfksha 70. brdhml lipi 10. Bhagavati 55. 57- BAagavadgitd 70. Bhadrabahu 55. 58. <Vwrw 18. hhasala 18. bhikshuhala 16. bhutakolita 97. Bhutibali 53. Bhfngaka 18. Bhoja 94. Bhojaprahandha 93 f.
mandapika 17- J9- Manusnifti 47- Mahanafaka 92. Mahdnigitka 55. 57. Mahdhhdrata 82 fif. Ed. Calc. |
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Yagobhadra 53.
yttgapradhana 54 ff. Yugapradhanasvarupam 54 ff.
jj/«^, yopuyati, yopana 98 f. ratnadheya I. rathavdhana 95 ff. rd/> ~\~ prati 49. Ravigupta 93 f. Rama (Dichter der Inschrift von Baijnfith) 18.
Rdmdyaria 44 f. Rohagupta 56. 1 Lakshmaijacandra 17. Lankd 44. /«j^, lalasa 61. A>£, <W 60. /<j£a 60. lopdga 60. vara\idalambuo 20. Z'tfT-tf (5 prthivyds 43. varuyameni 31. Vallabhadeva 18. 50. z'tfj/a «jr& (usras) 48 f. 2/tf.rta 49. Vagbhafa 92. 94. Vdeaspatimigra 46. Vamana 92. 94. Valmiki 44 f. Vasavadatta 51. vitanvate (yugdnij 118. Vivddacintdmani 46. Vivadapariccheda 46. visrdvayanmigra 3 3. ve/juy avis kit 80. J 'aidyanatha 10. 16. vyavastha 46. Vyavaharaciiitiunuiji 46. Vyavahdrasdra 46. |
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samsdravf/cska 70.
Saduktikar>.idmfta 94. Samantabhadra 53. samupekshita 21. Sarasvatiku{umba, -duhitj- 94. Sdketa 44, j««<7 0#y* 49. .S'rtj'tf7/fl 114. 117. Siddhanandin 52. Siddhasena 53. Sit/4 (Dichterin) 93 f. sukha 96. suguru 58. Subandhu 51. Subhdshitdvali 18. 50. 93 f.
sumeka 114 f. suvivft 3. Hver?7 96. Sugarmacandra 16.
Sugarmapura, -nagara 16. srj+u* 31-
Sthavirdvallcarita 68, s. auch /W/'-
gishtaparvan. Smrtisara 46.
svddhlna 21. Haradatta 117. Harindtha 46. /We 16. 19. |
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&X(bft7) 60.
alts. ags. andlang, ahd. antlengen
antlingen und Verwandte uoff. I got. andwairths und Verwandte 113. 1 got. andawaurdi, ahd. antwurti u. s. w. 113. bitumen 60. ! cornu 60. ! ags. cwidu, ahd. cA«/*, nhd. &"// 60. |
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68. ; Qakrajataka 50.
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/, /02J ff. --- 70. //, /^J- ff.
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/^, tf^y 34-
matrka, matula, mdtfskvasf 60. Mdlavikd 94. ////, minoti (griinden) 114 f.
muc-\-prati 31. Mycchakatikd 20 ff. mrtsna 60. ;«/■(/ 60. 0I0M 31 ff.
Merutunga 54. 57.
Maitrayaijl Samhitd 1, 6, 10 23. 3,6,4- - 23. 4,1,9 23. /, 2, / 24. # 2, /i?./j> 24. ^, j", /
25.
yajiiameni 32. Yantrapattra 55.
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Qatapatha Brahmana 1, 7, .?, ^ ags> yw////, altfries. /^Mf 60.
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114. //, 2, 7, ^^ 32 f.
/J, /,5> <$ *i6.
QVca(dyana 52. Qikalya 52. garada (-Schrift) 10 f. Qlmgadharapaddhati 94. £!/£ 92 ff. .1 Cukadeva 93.
f«r« (buddhistischer Dichter) 50 f.
gfnga 60. fyng&ra' 18. gyamakeshfi 80. Qydmdrya 55. frdvastt 44. Qridatta 53. |
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engl. y?twfc 61.
mhd. vluoder 61.
ags. friccea 60.
got. greipan 60.
ahd. garba, nhd. grappe/t, grapsen
60.
got. kaurn 60. ahd. kerdo, ags. heortha 60. ahd. /4ri 61. ags. /tftfrf, engl. /«f 61. ir. lethech 61. ir. /?'<? 61. /oc«j 60. ahd. luogen 60. avestisch maekanf 114. |
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121
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heit des indogermanischen Dativ-
ausgangs im Singular der a- Stamme, je nachdem Accent 102. Dat. sg. auf a von o-Stammen im Rgveda 1 f. Dat. sg. der germanischen Pronomina 101 f. Einhorn 72.
Exogamie 18.
Farben der Kasten und Religions-
parteien bei Indern und Arabern 34 f.
Gebrauche: ein vedischer Bestat-
Uingsgebrauch 98 f., ein est- nischer (lettischer, litauischer, rus- sischer) Hochzeitsgebrauch 107 ff. Geiler 74.
Gesta Romanorum 73.
von Grimm el shauseji 75.
Hugo von Trimberg 74.
Ibn Chisdai 73.
Inschriften von Baijnath 10 ff.
Ironie im Mahabharata 82 ff"., im
Rgveda 86 f. Irrlichter im Atharvaveda erwahnt
97 f.
Jelaleddm Riimi 72 f. Joannes Pikatoros 75. Kalilah und Dimnah 71 ff. Kleidung der Nicht-Muslimen 34 f. Kosedeminutiva der Vedensprache aus Pronominen, Participien u.s.w.
97-
kt, Schicksale dieser Lautverbin- dung in den indoeuropiiischen
Sprachen 88 ff.
Lautsymbolisches Gefuhl 26 ff. |
Lautsymbolische Ciruppen , un-
abhangig von den etymologi- schen, vereinigen in sich Worter von verwandter Bedeutung und ■ihnlichem Klange 27. Wirkun- gen des lautsymbolischen Ge- fiihls in der Phraseologie, im Bedeutungswandel, in Neubil- dungen von Wortstiimmen 28 f. Locativ des Griechischen 106.
Lorch bei Schwabisch Gmiind,
Malereien im dortigen Kloster 76. MTCepY^Vjg 75.
Oehlenschlaeger 72.
Opfer, s. afvamedha, dgraya\ieshti.
Parenthese im Rgveda 2 f.
Parma, Sculpturen des dortigen
Baptisteriums 76. Regierungsprivilegien im alien In-
dien 16 f. Riickert 72.
Rudolf von Ems 74.
Sachs, Hans 74.
Schi-king 36 ff.
Strieker 74.
Suffixa: Primarsuffix ka 115, Suffix
t 77-
i Tausend und Eine Nacht, Ursprung derselben 34 f,
j de l'Unicorne et du Serpent, alt- franzbsisches (iedicht 73 f.
; Wagen, Wagenbank u. ii. im Veda 95 ^
Wurzeln 30. 1 Yasna 44, 19 33. Yggdrasil-Mythus 71. 75. |
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avestisch maeni, maini 33.
ahd. mana, dan. manke 60.
}iyjTpa>C, UTjTptndt 61.
ags. modrie 61.
cymr. modryb, ir. mathraib 61.
got. mulda 60.
ahd. muoma 60.
anord. mylsna, ags. formolsnian 60.
ags. t/c 61.
ahd. scina, scinco 60.
Ablativ'ioi ff.
Adverbia, lateinisehe: auf <?, &/
101 ff., auf f aus urspriinglichen ' Instrumentalen auf <? 103, auf iJ J 105. Alnagir ibn KilauQ 34. \A.7ICXG7tO£ 75.
Arische Urzeit 4 ff.
Astronomie, griechische im Rama- |
yana noch unbekannt 44. Barachia Nikdani 73.
Bariaam und Joasaph, Bilauhar
und Joasaph 71 ff. Betonung: oxytonierte Adverbia von I
l>arytonierten Adjectiven 100 ff. oxytonierte Substantiva von bary- tonierten Adjectiven 104 f. oxy- , tonierte Adjectiva neben bary- 1 tonierten Abstracten 10^. Citate, scheinbare bei indischen
Grammatikern 52 f. Crusius, Martin 74. 76.
Dante 75.
Dativ: urspriingliche Verschieden- ,
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