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DIE LAGEBEZIEHÜNGEN

ZWISCHEN

GROSSHIRN UND SCHÄDELDACH

VON

DR. AUGUST FRORIEP,

o. ö. professor der anatomie und director der anatomischen anstalt zu tübingen.

MIT ABBILDUNGEN IM TEXT UND FÜNF TAFELN.

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LEIPZIG,

VERLAG VON VEIT & COMP.
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ZUR KENMISS DER LAGEBEZIEHUNGEiN

ZWISCHEN

GßOSSHIEN UND SCHÄDELDACH

BEI

MENSCHEN VERSCHIEDENER KOPFFORM.

ZUGLEICH

EIN BEITEAGl Züß VEEGLEICHÜNGl DES SCHÄDELS MIT DEE TODTE^s^MASKE.

VON

Dr. AUGUST FRORIEP,

o. ö. peofessor der anatomie und direotoe der anatomischen anstalt zu tübingen.

MIT EINEM ANHANG-:

DARSTELLUNG DER CRANIO - CEREBRALEN TOPOGRAPHIE IN STEREOGRAPHISCHER PROJECTION

VON

stud. math. HEEMANN MAIEE.
MIT ABBILDUNGEN IM TEXT UND FÜNF TAFELN.

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LEIPZIG,
VERLAG VON VEIT & COMP.
1897.

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GRATÜLATIONSSCHRIFT

HEREN

WILHELM HIS

ZUR FEIER

SEINER 25 JÄHEITEN THÄTIGKEIT ALS DlßECTOE DEE ANATOMISCHEN ANSTALT

ZU LEIPZIG

AM 22. OKTOBER 1897

m HOHEE YEREHRUNa DAEGIEBEACHT

VOM VERPASSER

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Hochverehrter Herr Jubilar!

Dankbare Erinnerung bewahre ich der Zeit, da ich, als Assistent von Wilhelm Beaune, zu
den Beamten Ihres Institutes zahlte.

Zu frühe dahingeschieden sollte Beauwe den Tag nicht erleben, der auch für ihn ein Jubeltag
gewesen wäre, ein freudiger Gedenktag an den Beginn des so erfolgreichen Zusammenwirkens mit
Ihnen als dem Director der ihm vor allem anderen am Herzen liegenden Anstalt.

Für uns Assistenten hätte es kein schöneres Vorbild geben können, als die selbstlose Hingabe,
mit der Sie und
BeaujSTE die Ihnen gemeinsam gestellte Aufgabe gemeinsam lösten. Für mich war
diese Einheitlichkeit der gesammten Anstalt aber noch von besonderer Bedeutung, da mir durch dieselbe
das Glück zu theil wurde, auch zu Ihnen, Herr Jubilar, zunächst als Assistent in den histologischen
Uebungen, in unmittelbare Beziehung, und weiterhin mehr und mehr in das Verhältniss des Schülers
zum Lehrer zu treten.

Meine Erinnerung an die Leipziger Lehrzeit ruft mir daher gern das Doppelbild von His und
Beaune wach, und so verbindet sich auch heute, da ich meine Glückwünsche darbringen möchte,
mit dem warmen Danke, den ich Ihnen, dem Lebenden ausspreche, das treue Gedenken an den
Dahingegangenen.

Möchte Ihnen, hochverehrter Herr Jubilar, Ihre Gesundheit und Schaffenskraft noch lange
Jahre ungeschwächt erhalten bleiben zum Nutzen unserer Wissenschaft und zum Besten der Leipziger
Anatomie!

A. Froriep.

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Unter den Aufgaben der praktischen Anatomie bildet die Lagebestimmung des Grosshirns, die
sogen, craniocerebrale Topographie, eine der schwierigsten. Die Schwierigkeit beruht bekanntlich vor
Allem in dem Umstände, dass am Schädeldach, abweichend von der allgemeinen Anordnung im Wirbel-
thierleibe, das Skelett ein äusseres, ein Hautskelett ist und als harte „Hirnschale" ein Organ einschliesst,
das sich durch besondere Weichheit auszeichnet.

Gelingt es aber auch durch Eintreiben von Stiften, wie es zuerst Beoca (1861) und unabhängig
von ihm Bischoff (1868), oder durch Anlegen von Fensterschnitten, wie es Tüenee (1874) und in
besonderer Art Landzeet und Hefftlee (1873, 1878) geübt haben, gewisse Lagebeziehungen festzustellen,
so folgt die weitere Schwierigkeit, die gewonnenen Resultate anschaulich zu überliefern. Denn die Be-
schreibung kann wohl Regeln zur Aufsuchung des einen oder anderen Rindenfeldes aufstellen, ein an-
schauliches Bild der Gesammtanordnung zu geben wird ihr kaum gelingen. Dies wäre Aufgabe der Ab-
bildung. Aber eben hier liegt die Schwierigkeit. Denn, entsprechend der sphärischen oder ellipsoidischen
Form des Objectes liefert die orthogonale Projection der Hirnoberfläche und der concentrisch darüber-
gelagerten Flächen des Schädels und der Haut stets nur in dem Bezirk richtige Bilder, in welchem sich
die aufzunehmenden Organflächen nicht beträchtlich aus der zur Projectionsrichtung normalen Tangential-
ebene entfernen. Dieser Bezirk ist unter allen Umständen, selbst bei der verhältnissmässig günstigsten
Norma lateralis, klein, die in den mehr und mehr zurückweichenden Randbezirken platzgreifende Ver-
schiebung der Projectionsschnittpunkte auf den Flächen des Knochens und der Haut fällt um so beträcht-
licher aus, je dicker diese Bedeckungsschichten im gegebenen Falle sind.

Diese letztere Schwierigkeit ist, so viel ich sehe, bisher nicht zum Gegenstand der Erörterung
gemacht worden, wohl aus dem Grunde, weil ihre Bewältigung ein vielleicht aussichtsloses Unternehmen
darstellt. Eine jede andere, als die orthogonale Projectionsmethode liefert, wenn die Deckung zusammen-
gehöriger Punkte annähernd oder vollkommen erreicht wird, so veränderte Bilder der Gesammtform, dass
das Auge des Morphologen sie unerträglich finden wird. Ein Versuch, den ich gemeinsam mit \'einem
jungen Mathematiker in dieser Richtung unternommen habe, soll in dem Anhang mitgetheilt werden.

Die erste der genannten Schwierigkeiten dagegen ist von allen Untersuchern vollauf gewürdigt
und in der mannigfaltigsten Weise, zum Theil mit Aufwand ausserordentlicher Geschicklichkeit und Aus-
dauer bekämpft worden, und auch für mich bildete ihre Ueberwindung in technischer Beziehung die
Hauptaufgabe.

Die bisher zu diesem Zwecke ersonnenen und vielfach abgeänderten Verfahrungsweisen hier auf-
zuzählen und zu besprechen, dürfte entbehrlich sein, da dies im Laufe der letzten Jahre wiederholt und in
vortrefflicher Weise (vergl. Fe. Meekel, Topographische Anatomie, in Meekel und
Bonnet, Ergebnisse,
Bd. I) geschehen ist. Für meine Bedürfnisse waren die geübten Methoden nicht ganz befriedigend, weil sie
zwar die Lagebeziehungen am frischen Object in mehr oder weniger zuverlässiger Weise feststellen, für eine
eingehendere Untersuchung der in Beziehung stehenden Organe in ihrer Totalität aber weniger günstig sind.

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Ich hatte den Wunsch, mir Anschauungen darüber zu verschaffen, ob zwischen Schädelform einer-
seits, Lage und Gestaltung des Hirnes andererseits, regelmässige Beziehungen bestehen. Dazu konnte es
olfenbar nicht ausreichen, nach der
BROcA\'schen Methode die Lage einiger Hauptfurchen zu bestimmen,
denn es musste wünschenswerth erscheinen, eine Gesammtansicht der Furchenanordnung und einen Ueber-
blick der Lagerung des ganzen Hirns im Schädel zu gewinnen. Das
TußNEß\'sche Verfahren der Fenster-
schnitte, welches neuerdings durch Cunningham (1892) in so glänzender Weise vorgeführt worden ist, ge-
stattet nun zwar eine übersichtlichere Kenntnisnahme ganzer Windungsgebiete, dafür opfert sie aber den
Schädel gänzlich auf und macht trotzdem das Gehirn nicht in dem Grade zugänglich, dass durch ein-
gehendere Berücksichtigung der Furchentiefen über den Werth der vorgefundenen Gestaltung ein Urteil
zu gewinnen wäre. Und auch die in ihrer Art so vollkommene
LANDZERT-HEFFTLER\'sche Methode trägt
den Bedürfnissen der Vergleichung der Gesammtform der Organe keine Rechnung.

Meine Zwecke ergaben die technische Aufgabe, sowohl den macerirten Schädel wie auch das
von der Pia mater entblösste Gehirn nebeneinander der Untersuchung zur Verfügung zu stellen, und
zwar das Gehirn fixirt in der Gestalt, die es intra cranium hatte, derart, dass übereinstimmend orientirte
Projectionen beider Organe in einander eindecken.

Die Aufgabe in dieser Form zu lösen, bietet ausserordentliche Schwierigkeiten und ist mir in
vollkommener Weise nicht gelungen. Aber ich habe nach mehreren Abänderungen der Methode einen
Ausweg gefunden, der zum gleichen Ziele führt. Es sind dementsprechend verschiedene Behandluugs-
w^eisen, die mir die weiter unten mitzutheilenden Beobachtungen ermöglicht haben.

Zunächst suchte ich im Anschluss an Landzert und Hefftler (1873, 1878) durch Injection
fixirender Flüssigkeiten, besonders der von Bischoff (1868) eingeführten Chlorzinklösung, das Hirn im
unversehrten Kopf zu härten. Der Kopf wurde sodann vom Rumpfe getrennt und die Weichtheile
entfernt; der blosgelegte Schädel wurde im Profil, in genauer Orientirung senkrecht zur Medianebene,
in halber Naturgrösse photographirt;^ hierauf wurde das Schädeldach in der gewöhnlichen Weise ab-
gehoben, Dura und Pia mater entfernt, und sodann die photographische Aufnahme in genau der gleichen
Orientirung wiederholt. Die photographischen Platten wurden durchgepaust^ und durch Combination der
beiden Pausen wurden brauchbare Abbildungen gewonnen. Diese erste Methode lässt zu wünschen übrig.
Vor Allem ist natürlich das Hirn nur im Gebiete der abgesägten Calotte des Schädeldachs sichtbar;
das Schädeldach in grösserem Umfange abzutragen, ist nicht thunlich, weil dadurch das Gehirn seinen
Halt verliert und mehr und mehr zusammensinkt. Und überdies war schon bei der gegebenen Anord-
nung des Praeparates eine Abplattung des Hirns in senkrechter Richtung eingetreten, in Folge deren der
Abstand der Convexität vom knöchernen Dach an der Scheitelfläche beträchtlich vergrössert erscheint.
Immerhin gestatten die so gewonnenen Abbildungen eine vergleichende Betrachtung der Lagebeziehung
und des Furchungstypus einiger Punkte ganz wohl, und die Methode hat wenigstens insofern ihre Be-
rechtigung und vielleicht eine Zukunft, als ihre Anwendung einen verhältnissmässig geringen Zeit-
aufwand erfordert.

Viel anspruchsvoller in dieser Hinsicht ist bereits die zweite von mir angewendete Art der
Behandlung; dieselbe knüpft an die Verwerthung des Schädelausgusses an, die schon von Bischoff (1868)
und vorzugsweise von Ecker (1876) geübt worden ist.

Das Gehirn wurde durch Injection mit Chlorzinklösung und nachträgliches Einlegen in dieselbe
oder auch nur durch Einlegen fixirt, wobei durch passende Baumwollunterlage und fieissige Beauf-
sichtigung der Formveränderung möglichst vorgebeugt werden muss. Weiter wird das Gehirn unter
gleicher Vorsicht in Weingeist übertragen und von der Pia mater befreit.

1 Die Photographie wurde au die Stelle der orthogonalen Projectionszeichnuag gesetzt, nachdem festgestellt war, dass bei
dem für halbe Naturgrösse durch den Apparat gegebenen Objectabstand von Meter die Differenzen der beiderlei Bilder keine
ins Gewicht fallenden waren.

2 Papierkopieen dürfen wegen der Verziehung beim Trocknen des Papiers nicht benutzt werden.

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Inzwischen ist der Schädel macerirt. Durch Vermittelüng eiiies Leimausgusses wird ein Gyps-
ausguss des macerirten Schädels genommen. Dieser wird in eingehender Durcharbeitung mit dem Gehirn
verglichen, und alle Furchen, deren Lage am Gyps mit Sicherheit feststellbar, werden mit Bleistift auf
den Gyps gezeichnet. Sodann werden photographische Aufnahmen halber Naturgrösse in sorgfältiger
Norma temporahs gemacht vom Schädel und vom Schädelausguss. Die Pause der photographischen
Platte des Ausgusses wird sodann benutzt, um auf der Mattscheibe den richtigen Maassstab für die
photographische Aufnahme des Gehirns zu finden, derart, dass das Bild des Hirns in die Pause des
Schädelausgusses möglichst gut hineinpasst. Die durch die Behandlung mit Chlorzink und Weingeist
herbeigeführte Schrumpfung des Grosshirns pflegte 5 bis 8 Procent des Durchmessers zu betragen, sie
wurde in jedem einzelnen Falle durch Verschieben des Apparates genau compensirt. Hierdurch waren
nun drei photographische Aufnahmen gewonnen, die vereinigt werden konnten. Zunächst wurde das
Bild des Schädelausgusses, das die entscheidenden Furchen bereits enthielt, durch Combination mit
dem Gehirnbild ergänzt und so ein vollständiges Bild der Rindengliederung gewonnen. Dieses konnte
dann in die Pause des Schädelbildes eingefügt werden, wobei Dickenmessungen der Schädelknochen
und vor Allem die am Schädelausguss deutliche Spur des Sägekreisschnittes im Schädeldach, sowie die
leicht feststellbare Lage des Sulcus transversus vor Fehlern sicherstellen.

Doch auch diese zweite Methode lässt zu wünschen übrig. Einmal eignen sich manche Schädel
nicht dazu wegen zu geringer Entwickelung der Abdrücke der Hirnwindungen. Ich habe Ausgüsse,
an denen nicht einmal am Schläfenlappen die Furchung deutlich und kaum die Lage der Fissura Sylvii
sicher bestimmbar ist. Solche Fälle sind für die Methode nicht verwerthbar; sie sind aber selten,
denn bei eingehender Vergleichung des Ausgusses mit dem Gehirn werden Spuren und Andeutungen
sichtbar, wo bei kurzer Betrachtung nur glatte Flächen vorzuliegen scheinen. Einen ferneren Uebel-
stand der Methode bilden ungleichmässige Schrumpfungen und Formveränderungen des fixirten Gehirnes,
die bei aller Vorsicht häufig eintreten und die bildhche Vereinigung von Schädelausguss und Hirn
erschweren, wo nicht unmöglich machen.

Ich habe mich deshalb bemüht, eine dritte Methode ausfindig zu machen, welche weder den
Schädelausguss noch das conservirte Gehirn zur Grundlage der Abbildung macht. Ein genauer Gyps-
abguss des Grosshirns in der Form, die es im Schädel hat, musste offenbar den Schlüssel zur
Lösung der Aufgabe bilden, und es galt, diesen zu gewinnen. So kam ich auf den Gedanken, das
Hirn im Daralraum gefrieren zu lassen, nachdem zwischen Hirn und Dura geringe Mengen einer
Flüssigkeit von sehr niedrigem Gefrierpunkt gebracht worden waren. Ich machte zunächst einen Ver-
such mit Chloroform, das erst bei —70^ erstarrt und dieses hat sich so gut bewährt, dass ich dabei
bleiben konnte.

Durch diesen Kunstgriff hatte ich nun die Möglichkeit, mir Gypsabgüsse von allen in Betracht
kommenden Schichten des Kopfes zu verschaffen, die sodann durch Projectionszeichnungen combinirt
werden konnten. Es wurde folgendermaassen verfahren.

Der Kopf der Leiche wurde rasirt und derart frei auf eisernen Stützen gelagert, dass der ganze
Kopf und Hals abgeformt werden konnten. Sodann wurde der Kopf von der Leiche getrennt und median
halbirt, an beiden Hälften wurde, was von Falx cerebri vorhanden war, entfernt, der Hirnstamm im
Mittelhirn dicht oberhalb der Incisura tentorii durchtrennt, ebenso der Rest des Stieles der Hypophyse
und der N. opticus durchschnitten und endlich das hierdurch freigemachte Grosshirn vorsichtig aus der
Schädelhälfte herausgenommen und mit der medialen Fläche auf eine ebene Platte gelegt. Nun wurde
mittelst einer feinen Säge der Körper des Keilbeins herausgesägt derart, dass hierdurch die mittlere
Schädelgrube von der Medianen her offen zugänglich wurde, das ausgesägte Stück aber genau passend
wieder eingefügt werden konnte, was auch, nachdem dasselbe in Chloroform getaucht gewesen war, sofort
geschah. Nun wurde der Duralraum, oberhalb von dem Tentorium und den in situ gebliebenen unteren
Gehirntheilen, mit Chloroform ausgespült und dadurch das aus den abgetrennten Venen ausgetretene

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Blut entfernt, sodann 5 bis 10 ccm Chloroform in die Sehädelhälfte gegossen. Hierauf wurde die vorher
herausgenommene Grosshirnhälfte mit Chloroform abgespült und sofort in den vorher von ihr ein-
genommenen Duralraum zurückgebracht, was bei einiger Vorsicht leicht und ohne die geringste . Ge-
fährdung des Hirnes ausführbar ist. Das in der Schädelhälfte befindliche Chloroform breitet sich unter
dem Drucke des hereingleitenden Hirnes so gleichmässig aus, dass es alsbald in dem Spaltraum zwischen
Dura und Pia mater an der medianen Oberfläche als feiner Flüssigkeitssaum erscheint, und die mediale
Fläche der reponirten Grosshirnhälfte sich in das früher innegehabte Niveau der Sichelbasis eben
einstellt. Während der Reposition des Grosshirns war die betreffende Kopfhälfte so gehalten worden,
dass die Medianebene horizontal stand und nach oben schaute, und in der gleichen Stellung wurde sie
in dem Gefrierkasten gelagert.

Nach 18- bis 24stündigem Verweilen in einer Temperatur von —12^ bis —15° wurden die
Kopfhälften, eine nach der anderen, weiter bearbeitet, zunächst in kaltem Raum. Dieselben waren nun
hart gefroren. Zunächst wurde das vorher ausgesägte und reponirte Stück des Keilbeins durch Ein-
führung eines Spatels in den Sägeschnitt gelockert und konnte leicht entfernt werden. Sodann galt es,
die gefrorene Grosshirnhälfte aus der ebenfalls gefrorenen Kopfhälfte herauszukriegen, was natürlich nicht
durch hebelnde Instrumente, die das Hirn zerdrücken würden, sondern nur durch Erschütterung
geschehen darf Es gelingt aber sicher und manchmal überraschend leicht, wenn man die Kopfhälfte,
mit der medialen Fläche nach unten gekehrt, am Nacken- und Gesichtstheil mit beiden Händen fasst
und den Scheitelrand auf den Rand eines festgelegten Holzklotzes aufschlägt. Bei jedem Schlag rückt
das Grosshirn, mit dem Scheitelrand voraus, um einige Millimeter hervor, bis es soweit ist, dass die
vorsichtig nachhelfende Hand es in Empfang nehmen kann. Inzwischen ist der Gyps angerührt, das
gefrorene Hirn wird mit der medialen Fläche auf eine entsprechend vorbereitete Spiegelglasplatte gelegt,
eingeölt und der Gyps aufgetragen. Das Oel erstarrt zwar auf der Oberfläche des gefrorenen Hirnes,
wird aber unter dem Gyps alsbald wieder flüssig und beeinträchtigt die Schärfe des Abgusses nur wenig.
Die Spiegelglasfläche liefert die Medianebene des Abgusses; ich habe auf die Abformung dieser Fläche
des Hirnes verzichtet und nur dafür gesorgt, dass der Gyps die Mantelkante soweit umgriff, als das
Hirn nicht mit der Glasplatte in Berührung war. Vorspringende Ränder und Theile der Gypsform
wurden abgesprengt und später wieder exact angesetzt, so dass es leicht gelang, die Hirnhälfte unversehrt
aus der Form zu nehmen und zur Härtung in Chlorzinklösung zu übertragen, und andererseits mit
Hülfe der Form einen vollkommenen Abguss des Grosshirns zu gewinnen, an dem nur die Medianfläche
durch eine glatte Ebene vertreten ist. Der Abguss giebt zunächst das von der Pia mater umhüllte
Grosshirn wieder und muss erst später, wenn das Hirn gehärtet und von der Pia befreit ist, nach
diesem Praeparat mit dem Griffel und Modellirholz überarbeitet werden, was eine recht mühsame und
zeitraubende Arbeit ist und die volle Hingebung des Untersuchers verlangt.

Um nun noch ein Gesammtabbild von Gross- und Kleinhirn in ihrer gegenseitigen Lage zu
erhalten, wurde, nachdem die Kopfhälfte aufgethaut und die bisher in situ gebliebenen Theile des
Gehirns herausgenommen waren, ein Leimausguss des Duralraumes bis in den Wirbelcanal herab
hergestellt, und weiterhin, nach Entfernung der Dura mater, desgleichen ein Ausguss der Schädelhöhle.
Bei beiden Ausgüssen, die selbstverständlich in Gyps umgesetzt wurden, war Bedacht darauf genommen
worden, dass die Medianebene des Kopfes in richtiger Orientirung durch eine ebene Fläche am Ausguss
verwirklicht ist. Somit lag nun in der gewonnenen Reihe von übereinstimmend orientirten Abgüssen
und Praeparaten, nämlich: 1) Kopfabguss, 2) niacerirter Schädel, 3) Schädelausguss, 4) Dura-Ausguss,
endlich 5) Abguss des im Schädel gefrorenen Grosshirns, das complete Material vor, aus dem durch
orthogonale Projection und Combination der Zeichnungen jede beliebige Lagebeziehung bildlich dar-
stellbar ist. Ich habe mich zwar zunächst im Wesentlichen auf die Profilprojection beschränkt. Doch
zeigt die Abbildung von Kopf No. 4 auf Tafel V, dass auch jede andere Projection ausführbar ist.
Es braucht dazu nur die Medianebene in die gewünschte Stellung zur Zeichenfläche gebracht und für

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die ricMge Fixirung der zu zeichnenden Hälften Sorge getragen zu werden, was keine erheblichen und
des -weiteren zu besprechende Schwierigkeiten darbietet.

Zu erwähnen wäre aber noch, dass ich in einem Falle (Kopf Kr. 5) die zuletzt beschriebene Methode
combinirt habe mit der Methode der Bohrlöcher und eingetriebenen Stifte, in folgender Verfahr un gs weise.

Um zunächst die für die Bohrlöcher gewählten Punkte am unversehrten Kopfe zum Zwecke des
ersten Abgusses zu markiren, wurde an den betreffenden Punkten zuerst mit Hülfe eines 7 mm weiten
Locheisens ein rundes Loch durch die Kopfschwarte bis auf die Knochenoberfläche gemacht. Dies ist
nÖthig, um, trotz der grossen Verschiebbarkeit der Galea, sicher zu sein, dass das Bohrloch wirklich
an die der gewählten Hautstelle entsprechende Stelle der Knochenoberfläche zu liegen kommt. In die
im Grunde des Hautloches freiliegende Knochenfläche wird eine 20 mm lange und 5 mm dicke eiserne
Schraube ohne Kopf senkrecht eingeschraubt, so, dass ihr freies Ende 5 mm über die Hautfläche hervor-
ragte. Nun wird Kopf und Hals in der oben beschriebenen Weise abgeformt, und an dem sodann
abgetrennten Kopfe wird an jeder der Stellen, wo vorher eine Schraube gesessen hatte, nun mit einer
Bohrwinde von 6 mm Durchmesser ein Loch durch Knochen und Dura gebohrt und durch dasselbe ein
spitzer Holzstift von 35 mm Länge und 5 mm Dicke senkrecht eingeführt mit Hülfe eines 5 mm
dicken Messingstabes, der 18 mm oberhalb seines unteren Endes eine vorspringende Marke hatte und,
als Schieber verwendet, so weit eingesenkt wurde, bis die Marke im Niveau der Hautoberfläche stand.
Jedes Bohrloch wurde, nachdem der Holzstift eingeführt war, mit Kitt verschlossen, und nachdem alle
beabsichtigten Stifte gesetzt waren, wurde die weitere Behandlung entsprechend der oben gegebenen
Beschreibung durchgeführt. An den herausgenommenen Grosshirnhälften zeigten sich die Holzstifte im
Allgemeinen richtig soweit eingetrieben, dass ihr freies Ende im Niveau der Pia mater stand. An dem
gefrorenen Hirn wurden vor der Abformung auf die freien Enden der Holzstifte 3 mm hohe, abgerundete
Verlängerungen aufgesetzt und mittelst eines feinen Messingnagels befestigt, die nun wde Knöpfe über
die freie Fläche des Hirnes vorragten und mit abgeformt wurden.

Bei der späteren Durcharbeitung und genauen Vergleichung mittelst der Projectionszeichnung hat
sich herausgestellt, dass die Holzstifte (oder richtiger die Hirnteile, in denen sie sassen), beim Gefrieren
nicht genau dieselbe Lage im Schädel innehatten, wie vorher, als sie eingetrieben wurden (vergl. Nr. 5
auf Taf HI). In der Stirnregion war die Verschiebung minimal, in Scheitel-, Schläfen- und Hinterhaupts-
gegend aber zeigte sich die Stelle am gefrorenen Hirn in Beziehung zum Schädeldach um 3 bis 8 mm
occipitalwärts, bez. basalwärts verschoben. Dies erklärt sich aus der verschiedenen Lagerung des Kopfes
zuerst beim Eintreiben des Stiftes, w-elches am unversehrten Kopfe natürlich bei Seitenlagerung desselben,
also bei abwärts gekehrter Medianebene und zugleich abwärts geneigtem Scheitel geschah, und nachher beim
Gefrieren, wo der halbirte Kopf umgedreht. mit aufwärts gekehrter Medianebene horizontal gelagert war.

Ich habe zur Controle Versuche gemacht mit Eintreiben mehrerer Stifte durch ein und dasselbe
Bohrloch bei verschiedener Lagerung des Kopfes und gefunden, dass entsprechende, im untersuchten Fall
jedoch etw^as geringere Verschiebungen des Grosshirns im Duralraum auch bei vollkommen unversehrtem
Kopfe stattfinden. Die Bohrlöcher hatten bei diesem Controlversuche einen Durchmesser von 3 mm,
die eingeführten Stifte w^aren Metallstifte von 2 mm Durchmesser. Im Stirnhirn betrug der Abstand
der Stifte, deren einer bei Abwärtsneigung des Stirnpoles, der andere bei Hinterhauptslagerung des
Kopfes eingeführt war, 2 mm; in der Schläfengegend wurde ein Stift eingeführt zuerst bei Lagerung des
Kopfes auf der jenseitigen Seitenfläche und sodann ein zweiter bei senkrechter Aufstellung auf der
Basalfläehe, der Abstand der beiden Stifte am herausgenommenen Hirne betrug 3 mm. Andere Unter-
sucher haben ähnliche Beobachtungen gemacht. So giebt L. A. Müller (1889) an, dass die der
Schwere folgende Verschiebung der Einstichstellen, die veranlasst wird durch ein allgemeines Zurück-
sinken des Hirnes bei vielfacher (19 facher) Trepanation und Abfluss der Cerebrospinalflüssigkeit, im
Allgemeinnen 4 mm betrage, aber nicht an allen Stellen gleich sei; und er citirt Gavoy (L\'encephale
1884), nach welchem dieses Zurücksinken in der vorderen Stirngegend 9 mm, in der Scheitelgegend

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4 mm ausmaclie, und führt Lüys (L\'encephale) und Colin (Bulletin de l\'Académie 1884) an, um die
Anschauung zu stützen, dass das Gehirn normaler Weise den Duralraum nicht vollständig ausfülle,
sondern von einem, mit Liqu. cerebrospinalis gefüllten, pericerebralen Baume umgeben sei, welcher ihm
eine gewisse Beweglichkeit gestatte.

Aus dem Allen geht hervor, dass man mit einer geringen Verschiebbarkeit der Grosshirn-
oberfiäche im geschlossenen Schädel zu rechnen hat und der Gültigkeit der durch Einstichmethoden
gewonnenen Lagebestimmungen einen Spielraum von 5 mm gewähren muss. Das thut dem Werthe jener
Methoden aber keinen Abbruch, sondern mahnt nur, in der craniocerebralen Topographie kleinen Diffe-
renzen kein zu grosses Gewicht beizulegen, und typische Lagerungsunterschiede nur gehen zu lassen,
wenn sie nach Centimetern messen.

Was die Zeichnung und Combination anlangt, so wurde erstere mit dem verbesserten LucAE\'schen
Apparat, wie ihn Che. Scheödee, Frankfurt a. M., liefert, durchgeführt, für die richtige Zusammenfügung
aber der Objecte sowohl wie der Zeichnungen bieten sich so viele sichere Anhaltspunkte in den morpho-
logischen Beziehungen der in Betracht kommenden Organsysteme, dass irgend nennenswerthe Schwierig-
keiten nicht entstehen können.

Die für die craniologische Charakterisirung der untersuchten Schädel nöthigen Messungen habe ich
mit den nach Viechow\'s Angaben von Tamm, Berlin, fabricirten Instrumenten ausgeführt und mich dabei
thunhchst an die „Frankfurter Verständigung" gehalten. Die Höhe, sog. „ganze Höhe nach Viechow",
habe ich jedoch, da es ein Projectionsmaass ist, nicht mit dem Tasterzirkel, was, wie E. Schmidt mit
Recht hervorhebt, selbstverständlich unmöglich ist, sondern mit dem Schiebezirkel gemessen. Der untere
Arm des Zirkels kommt dabei zwischen Condylus occip. und Proc. pterygoid, schräg lateral und vorwärts
zu liegen, und die Messung ist bei richtig horizontal fixirtem Schädel sehr wohl ausführbar.

Die Bestimmung der Capacität geschah mittelst Volummessung des Schädelausgusses.

Da trockene Gypsabgüsse sehr rasch grosse Mengen Wassers aufnehmen, so kann die Volum-
messung nicht ohne Weiteres mit Wasser vorgenommen werden. Es ergab sich aber, dass der Gyps
nach 24 stündigem Verweilen in Wasser vollständig imbibirt ist und bei erneutem Einlegen sein Gewicht
nicht mehr ändert. Da sich auch herausstellte, dass bei dieser Tränkung die Durchmesser des Abgusses
unverändert blieben, so kann die Volumbestimmung mit Wasser sehr wohl ausgeführt werden. Da
jedoch die Tränkung eine unbequeme Complication und für die spätere Schönheit der Ausgüsse nach-
theilig ist, so versuchte ich die Bestimmung mit Quecksilber, wozu mir durch die Güte meines Freundes
und verehrten Collegen Hüfnee im hiesigen physiologisch-chemischen Institut Gelegenheit geboten war.
In Folge der hohen Tropfenspannung des Quecksilbers wechselt die Niveau-Einstellung des Metalles sehr
beträchthch, je nachdem dasselbe freien Abfluss hatte oder nur zum Maximum aufgefüllt wurde. Bei
freiem Abfluss ist sie dagegen sehr constant, sodass die Schwankung der Werthe mehrerer Bestimmungen
nie mehr als 10 ccm, in der Regel nur 2 bis 3 ccm beträgt, sehr häufig aber auch gleich Null ist.
Die Messung wurde in einem starken irdenen Topfe von 20 cm Durchmesser und 14 cm Höhe vor-
genommen, dessen etwa fingerbreite Ausgussschneppe ihren tiefsten Punkt 1 cm unter der Ebene des
Topfrandes hatte. Der Schädelausguss wurde, mit der Scheitelfläche voran, durch ein auf die Basalfläche
aufgelegtes, mit kleinen Korkklötzchen versehenes Brett langsam in das Metall hineingedrückt. Die
Höhe der Korkklötzchen entsprach dem Abstand des Topfrandes über dem Niveau des Metalles, der
Gypsausguss gelangte daher zum vollständigen Eintauchen in dem Augenbhcke, in dem das Brett den
Topfrand berührte, und konnte durch festes Aufdrücken des Brettes ruhig untergetaucht gehalten werden,
bis das Ausfliessen des Quecksilbers von selbst sein Ende fand. Vergleichende Messungen eines mit
Wasser vollständig getränkten Gypsausgusses abwechselnd in Wasser und in Quecksilber ergaben für
beide Methoden bis auf wenige Cubikcentimeter übereinstimmende Werthe. Demnach konnten die
Volumbestimmungen der Schädelausgüsse ohne Bedenken mit Hülfe des Quecksilbers ausgeführt und
die Capacität der ausgegossenen Schädel auf diesem indirecten Wege ermittelt werden.

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Untersuchung.

Die Frage, die mich zu der Untersuchung geführt hat, lautete dahin, ob die aus den Angaben
der verschiedenen zahlreichen Forscher sich ergebenden Schwankungen in den Lagebeziehungen der Hirn-
theile typische sind, oder mit anderen Worten, ob die Gesammtlage des Gehirns im Schädel in definir-
barer Weise variirt und ob etwa aus der Gestalt des Schädels, bezw. des Kopfes am Lebenden, Schlüsse
auf die Lage des Gehirns zu ziehen sind.

Eine derartige Frage endgültig zu entscheiden, ist der einzelne Forscher schwerlich im Stande.
Denn der Aufwand an Zeit und Arbeitskraft, den die thatsächliche Feststellung der Lagebeziehungen
im Einzelfalle erfordert, ist so bedeutend, dass die Untersuchung sich nothgedrungen einschränken und
auf statistisch ausreichende Beobachtungsreihen verzichten muss. Aber Anhaltspunkte für die Beurteilung
der in Betracht kommenden Verhältnisse zu gewinnen und die Fragestellung zu klären, dürfte doch
vielleicht auch bei der gegebenen Einschränkung erreichbar sein, und so habe ich mich entschlossen,
meine Beobachtungen, soweit sie im Laufe einer Keihe von Jahren gediehen sind, jetzt zusammenzufassen
und vorzulegen.

Ich habe 25 Köpfe auf die Frage hin durchgearbeitet, und zwar 5 mit Hülfe meiner neuen
Methode des Abgusses der im Schädel hartgefrorenen Hemisphäre, 18 nach der Methode der Combi-
nation von Schädelausguss und Gehirn, 2 durch Härtung des Gehirns im Schädel und Photographie
des Schädels vor und nach der Entfernung des Schädeldaches.

Sämmtliche Objecte waren Tübinger Anatomie-Leichen entnommen und entstammten, mit einer
einzigen Ausnahme, welche einen Handwerksburschen aus Schlesien betraf, Personen, die in Württemberg
einheimisch waren. Es handelt sich dementsprechend nicht um seltene oder extreme Schädelformen,
sondern um das gewöhnliche Gemisch mannigfaltiger Typen, wie es allüberall das Material unserer
anatomischen Anstalten darstellt.

Um die Lage des Gehirns vergleichen und bestimmte Lagerungstypen unterscheiden zu können,
musste eine einheitliche Orientirung zu Grunde gelegt werden. Dies konnte keine andere sein, als die auf
die sogenannte „deutsche Horizontale", die Ebene durch die höchsten Punkte der äußeren Ohröffnungen
und die tiefsten der unteren Orbitalränder. Q. Kiegee (1885) hat zwar mit Recht hervorgehoben, dass
diese Ebene, wenn es sich um die Abgrenzung des Grosshirnraumes im Schädel zum Zw^ecke einer
exakten graphischen Uebertragung desselben handelt, unbrauchbar, ja geradezu verwirrend erscheint, und
es unterliegt keinem Zweifel, dass hierfür die von Rieger gewählte Grundebene durch Supraorbitalränder
und Protuberantia occipit. externa die bessere ist. Für unsere Aufgabe dagegen war im Gegentheil eine
Bezugnahme auf Theile ausserhalb des Schädels wünschenswerth, weil es sich um Feststellung der Hirn-
gestalt nicht an sich, sondern in Beziehung zum ganzen Kopfe handelte, wobei die Augenfälligkeit und
leichte Auffindbarkeit der zur Orientirung dienenden anatomischen Punkte in erster Linie stand. Dass
in diesen Beziehungen die Ohrorbitallinie jeder anderen Orientirungslinie am Schädel überlegen ist, dürfte
schon durch ihren Erfolg in den Kreisen der Praktiker erwiesen sein. Denn die Chirurgie basirt ihre
Orientirungslinien für die Trepanationen des Schädeldaches fast durchweg auf die Ohrorbitallinie, ein
Umstand, der schon an sich ausschlaggebend hätte sein können für ihre Wahl, da als Triebfeder zur
Ausführung der vorliegenden Untersuchung neben dem morphologischen Interesse auch der Wunsch
wirksam w^ar, die Sicherheit der operativen Auffindung der einzelnen Rindengebiete vermehren zu helfen.

Um die Auffassung der Hirnlage zu erleichtern, habe ich aus den Profilprojectionen die Conturen
des Gehirns herausgepaust (vergl. die Abbildung auf Seite 14), dazu den Porus acust. ext. (Por. ac.), den
Infraorbitalrand (Orb.) und die Protub. occip. ext. (Prot.); indem in diese Zeichnung die Ohrorbitallinie
eingetragen, auf dieser am vorderen und hinteren Ende der „geraden Länge" des Schädels je eine
Normale errichtet und zwischen diesen, parallel zur Ohrorbitallinie, die Tangente der Scheitelwölbung

ÜB

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gezogen wird, erhält man ein Diagramm, welches mit einem Blick die wesentlichen Lagebeziehungen
zu erkennen gestattet. Ich habe dann noch ein Loth im oberen Rande der Ohröffnung errichtet
(unterbrochene Linie), an Stirn, Scheitel und Hinterhaupt die Stellen bezeichnet
[f, jh o), wo die

Projectionstangenten den Schädel berühren, und durch ein liegendes Kreuzchen neben der Hirncontur

angegeben, in welcher Höhe das obere Ende der Fissura parietooccipitalis in die Mantelkante ein-
schneidet.

Durch Uebereinanderlegen der Pausen solcher Diagramme unter Eindeckung des Porus acusticus,
wie es die folgende (zweifarbige) Abbildung zeigt, wird die Vergleichung der Lagebeziehungen ver-
schiedener Köpfe leicht und sicher ausführbar.

Gehen wir mit Hülfe dieser Verfahrungsweise die ganze Reihe durch, so zeigt sich, dass die
Lage des Grosshirns keineswegs regellos, sondern vielmehr derart variirt, dass die 25 Fälle in vier
Gruppen sich sondern, von denen die erste und zweite je 7, die dritte 6 und die vierte Gruppe 5 Fälle
enthält. Soll ich die Lageverschiedenheit in diese Gruppen vorläufig mit einem Worte kurz kennzeichnen.

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so zeigt die erste Gruppe (schwarze Contur in dem combinirten Diagramm) stirnwärts zusammen-
gedrängtes Hirn mit steiler, weit vorn liegender Centraifurche, die vierte Gruppe dagegen (rothe Contur)
nackenwärts gerücktes Hirn weit schräger, weit hinten liegender Centraifurche. Die zweite und die dritte
Gruppe zeigen Zwischenformen, die sich jedoch in der zweiten mehr dem Typus der ersten, in der
dritten mehr dem der vierten Gruppe anschliessen, sodass die Eintheilung sich sehr wohl mit zwei
Hauptgruppen begnügen kann, deren erste, die Grappe des frontipetalen Typus 14, die zweite, die
Gruppe des occipitopetalen Typus 11 Fälle umfasst.

Es liegt nahe zu vermuten, dass die erste Gruppe die brachycephalen Schädel, die zweite die
dolichocephalen aufweist. So einfach verhält sich jedoch die Sache nicht. Die Lage des Gehirns
bietet ihre typischen Differenzen dar, zwar nicht unabhängig von der Schädelform überhaupt, aber
unabhängig von dem erwähnten Grössenverhältniss der Breite und Länge, und zeigt recht deutlich, wie
willkürlich die ausschliessliche Hervorhebung des letzteren ist.

Um das anschaulich zu machen, braucht nur auf die beiden Köpfe hingewiesen zu werden, die

auf Tafel I und II in natürlicher Grösse wiedergegeben sind. Bei diesen beiden Schädeln beträgt der

Breitenindex übereinstimmend 85, und trotzdem welche Verschiedenheit in der Hirnlage! dieselbe zeigt

in dem Kopf Nr. 6 (Taf. I) ausgesprochen frontipetalen, in Nr. 25 (Taf. II) hochgradig occipito-
petalen Typus.

Der Gesammtcharakter der beiden Typen tritt in diesen Köpfen gut hervor. Das entscheidende
Moment für denselben liegt in der Stellung der Hemisphäre zur Horizontalen. Denkt man sich eine
ideale Längsaxe in die Hemisphäre derart, dass oberhalb wie unterhalb derselben ungefähr gleiche
Massen vertheilt sind, so ist diese in Nr. 25 (Taf II) mit ihrem hinteren Ende abwärts gerichtet,
so dass sie mit der Ohrorbitallinie einen nach vorne offenen Winkel von etwa 15« bildet, in Nr. 6
(Taf. I) dagegen neigt sie sich mit ihrem vorderen Ende und bildet mit der Horizontalen einen nach
hinten offenen Winkel von etwa 10^.

In Nr. 25 (Taf. II) ist der Hinterhauptslappen wie ein Haarbeutel nach dem Nacken herab-
gezogen bis unterhalb der Ohrorbitalebene, in Nr. 6 (Taf. I) im Gegentheil aufwärts gedrängt, so dass
er reichlich 1 cm höher steht, als die Basalcontur des Schläfenlappens.

Sehr auffallend endlich macht sich die Verschiedenheit der beiden Typen bemerkbar in der
sagittalen Curve der Gesammtwölbung der Hemisphäre. In Nr. 25 (Taf II) liegt der Gipfel der
Wölbung im Stirnhirn unter der Coronalnaht und die Curve senkt sich von hier in flachem Bogen
bis zum Hinterhauptspole; in Nr. 6 (Taf I) dagegen findet die Wölbung ihre Höhe erst im Scheitel-
lappen, und in steilem Absturz fällt sie von hier zum Nacken ab.

Es soll nun zunächst die ganze Reihe der untersuchten Köpfe vorgeführt werden nach Schädel-
form und Lage des Grosshirns durch übersichtliche Zusammenstellung der betreffenden Maasse in den
nachfolgenden Tabellen. Die dabei gewählte Reihenfolge entspricht der Lagebeziehung des Hirns in dem
Sinne, dass sie von den Fällen des extremen frontipetalen Typus allmählich zu den Uebergangsformen
und schliesslich zu den Fällen des extremen occipitopetalen Typus fortschreitet.

Die Numerirung der Objecte ist dieser Reihenfolge nachträglich angepasst worden.

Wo nichts anderes bemerkt ist, bedeuten die aufgeführten Zahlen Millimeter.

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Ord-

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Ge-

Beruf

Heimat

Todesursache

Alter

Jahre

Körper-

Haarfarbe

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»

1 47

163

braun

3.

17

w

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38

159

V

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V

?

?

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40(?)

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dunkelblond

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170

5.

V

»

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))

23

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V

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179

6.

IV

Taglöhner

Herrenberg

Lungenentzündg.

56

157-5

braun

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172

7.

56

Weib

?

?

Selbstmord

40(?)

153

8.

25

Mann

?

O.A. Backnang

Emphysem

56

170

schwarz

9.

8

Handwerks-
bursche

Bez. Oppeln,
Schlesien

erfroren

30(?)

171

braun

10.

65

)!

Goldarbeiter

Gmünd

Selbstmord

62

; 172

dunkel; ergraut

11.

64

))

?

Stuttgart

Phthisis

34

168

schwarz

13.

14

>)

Schneider

O.A. Gmünd

durch Sturz ver-
unglückt

52

! 171

dunkelbraun

13.

5?

iJ

y

O.A. Leutkirch

Selbstmord

60

176

dunkelblond

14.

15

))

Gipser

Reutlingen

erfroren

46

157

braun

15.

II

Schneider

Beilstein,
O.A. Marbach

Herzschlag

52

168

dunkelblond

198

149

16.

22

V

Schneider

O.A. Böblingen

Phthisis

43

163

braun

17.

62

Weib

Dienstmagd

O.A. Ulm

?

1

19

157

hellbraun

18.

5

Mann

?

Ulm

?

40(?)

157

braun

19.

27

Weib

von Herkunft
Zigeunerin, Ehe-
frau eines
Schirmmachers

Lützenhardt,
O.A. Horb

?

46

153

schwarz

30.

70

Mann

Taglöhner

O.A. Gaildorf

i

?

54

168

rot

31.

69

II

Weingärtner

Stuttgart

Selbstmord

43

156

dunkelblond

33.

2

»

Müller

O.A. Brackenheim

Diabetes,
Diphtherie

24

159

blond

33.

77

)!

Taglöhner

O.A. Welzheim

Pneumonie,
Delir. tremens

58

157

schwarz

34.

74

JJ

Dienstknecht

O.A. Schorndorf

Selbstmord

32

174

blond

35.

III

n

j Heizer

Cannstatt

Phthisis

44

178

196

166

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CO

CD

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Kleinste Stirnbreite

Projectionshöhe vom
ßasion zum höchsten
Punkt des Scheitels
(„ganze Höhe nach
Viech ow")

GO

Q

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CO
CO

CO

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CO

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CO

CO
CT

CT

O

Projectionshöhe vom
Opistion zum höchsten
Punkt des Scheitels

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Ol

CO

CO
Ol

CO

CO

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O
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O

CO
CT

O

OD

to
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Hilfsohrhöhe

CD

00

CD

CD
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CD

o

O

CO

O
O

CO
CD

CO
CT

CD
00

CD

CD

CO
CT

CD

CT

O

Länge der Schädelbasis

CD

10

CD
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CO
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CT

CO
O

O
CO

O
CT

O

O

CT

O
CT

CO

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Ol

CD
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CO

CO

CO

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to

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CO

CD

CD

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CO

CO
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CO

00
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00

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CD

CD

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CT

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CT

CT

CO

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Ol

00

O

Breite der Schädelbasis
(Zitzenfortsatz)

O

O

CO

CD

O

O
CO

to

to

CO
CO

Grösste Länge mid Breite
des

For. magnum

CO
OD

CT
CO

CO

Projectionslänge des
Hinterhauptes
(hinter der OhröfFnung)

Horizontalumfang
des Schädels

00
Ol

00

CO
O

00
CO

CO

10

00
Ol

CO
O

00
Ol

00
OD

CD
CO

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CO

00
O

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CO

CO
Ol

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Ol

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CT

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Schädelmessungen.

Nummer

Sagittalbogen des

Ganzer
Sagittalumfang
des
Schädels

Sagittalbogen

Verticaler
Querumfang
des
Schädels

Frontale

Parietale

Occipitale

vom Nasion
zum Inion

Inion-Opistion

Lambda-Inion

1.

127

123

109

359

317

42

67

320

3.

117

108

112

337

284

53

59

305

3.

115

130

310

65

300

4.

120

147

113

380

334

46

67

330

5.

134

125

117

376

327

49

68

332

6.

134

121

122

377

333

44

78

336

7.

130

130

110

370

329

41

69

320

8.

138

114

112

364

314

50

62

315

9.

137

137

120

394

344

50

70

335

10.

127?

114?

125?

366

316

50

75?

320

11.

130

130

120

380

330

50

70

335

13.

140

115

115

370

325

45

70

327

13.

130

120

115

365

309

56

59

315

14.

137

136

103

376

325

51

52

327

15.

126

121

120

367

318

49

71

300

16.

118

123

305

64

325

17.

116

116

108

340

296

11

64

300

18.

123

120

118

361

328

33

85

318

19.

113

122

115

350

310

40

75

308

30.

126

105

120

351

305

46

74

317

31.

124

110?

144?

378

321

57

87?

360

33.

132

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129 [116]

363

309

54

75 [62] \'

i 310

33.

125

120

115

363

310

53

62

; 304

34.

124

180

124

378

337

41

83

330

35.

125

125

128

373

333

40

83

315

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Gesichtsbreite nach
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1

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O

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CT

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CT
CT

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CT
1—1

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Höhe und Breite der
NasenöfFnung

rfi.

CO
CO

CO
CO

CO

00

CO

CO
CO

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CO
00

CO

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CO

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CO
CO

CO
CO

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CO

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des

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CO

CO
CO

CO

CO

00

CO
CT

CO

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CO

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CO
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CO

CO

CO

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CO

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CO

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CO

CO

to

CO
CO

CO
CO

CO
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CO

CO

to

CO
CO

Augenhöhleneinganges

CO

O

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CO
CO

CO
CO

CO
CO

CO

CO
CO

CO
OS

o

CO

CO
00

H-l

CO
CO

CO
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1—1

H-1

CO

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CO
CO

CO
CO

CO
CO

Horizontalbreite und
Verticalhöhe des

CO
-J

CO
Ol

CO
CO

CO
CT

CO

CO
00

CO
Ol

CO
CT

CO

CO
Ol

CO
CT

CO

CO

to

CO

■r-\'

CO
4^

CO

CO

to

CO
CO

CO
CT

CO

CO
CT

CO
CO

OS
CT

AugenhöLl eneinganges

CT

CT

CO

05

CT
h-\'

CT

o

1

CT

o

CT
CT

!

CT
Ol

CT

CO

Ol

CT
CO

C7I

o

00

CT
OS

CT

CT

to

1

CT
CT

CT

Gaumenlänge

o

CO
00

1

CO

ro

1

fcO

CO
00

CO
CO

CO
-q

CO
CO

CO

CO

CO

C\'

CO
CT

CO
-J

CO
CT

CO
CO

CO

!

1

4^
O

to „

Gaumenmittelbreite

CO
CO

CO

00

CO
CO

CO
CT

CO
Ol

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CO
CO

CO
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CT

CO
CT

hl

to

o

CO
Ol

CO

CO
CT

CO
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CO
CO

CO
00

CO
00

1

1—1

CO
CO

Gaumenendbreite

CO

K)

CO

to

00

OD
OO

CO

to

00
Ol

CO
rf^

00
CO

OO
00

CO

OO

CO

CO

CO
Ol

CO

!—^

00
CO

CD

OD
OS

00
00

CO
OS

CO

CO
CT

i

CO
CO

CD
CT

Profillänge des Gesichtes

1

to

1

t-o

1

CT

1

!

Ol


to

1

Ol

1

CT

1

CO


CT

1

1—1

1

CT

1

to

1

CO

i

1—\'


to

1

1—t
o

!

1

CO

1

h-1
o

, 1
CO

1

i

1—1
o


OS

O

Lage des Inion zur
Ohrorbitalebene

00
00

00

CO

o

00
•<1

CO

CO

CO

o

00
CT

CO

o

00
00

00

CO

o

CO
CO

00
OS

00

CO

o

CO
CO

00
CO

00
CO

00
CO

CO

00
CD

CO

o

CO

o

00
o

00
CO
o

Profil Winkel

h-\'

as

Cl

o

1—\'
-a

O

1—\'

CO

to

1—\'
hf^
h—^
CT

1—\'
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CT

CO
CT

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CT

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O

to
1—l
CT

1

1—1

o
o

H-l

CT
O
O

t—1

CT
00
to

1-L

1—1
Ol

o
o

CO
1—1

00

h^

CT
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1—1

o
o

1—1

CT

■ o
-a

(—1
CJS

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o

)—1
OS

O

1—1
CJl
C71

o

1—1
1—1
CD
O

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CT
O
to

Capacität

CD

O
go:
O

I—1
g

a>
m
m
S
P
OQ
CD

-ocr page 24-

Schädelindices.

Nummer

Längen-
Breiten-
index

Längen-
Ohrhöhen-
index

Breiteu-
Ohrhöhen-
Index

Längen-
Occipital-
längen-
Index

Cranio-
Frontal-
Index

Cranio-
Parietal-
Index

Cranio-
Occipital-
Index

Cranio-
Opisto-inial-
Index

Cranio-
Lambdo-
inial-
Index

Occipito-
Lambdo-
inial-

Index

1.

85-46

68-60

80-27

46-51

85-37

84-28

30-36

11-69

18-66

61-46

2.

88-12

66-87

76-59

47-50

34-71

32-04

33-23

15-72

17-50

52-67

3.

78-16

60-34

77-20

46-59

4.

82-01

64-02

78-06

48-67

31-57

38-68

29-78

12-10

17-68

59-29

5,

83-69

64-13

76-62

48-08

35-63

88-24

31-11

18-08

18-08

58-11

6.

85-95

67-41

78-48

48-42

35-54

32-09

32-86

11-67

20-68

63-93

7,

82-95

63-63

76-71

51-42

35-13

85-18

29-72

11-08

18-64

62-72

8.

82-85

66-28

80-00

48-85

37-91

81-82

80-76

18-73

17-03

55-35

9.

80-64

63-97

79-33

48-98

34-77

34-77

30-45

12-69

n-76

58-33

10.

80-55

65-00

80-68

49-17

13-66

11.

85-47

68-16

79-08

50-00

34-21

34-21

81-57

13-15

18-42

58-88

13.

84-18

65-53

77-85

47-45

37-88

81-08

81-08

12-16

18-18

60-86

13.

84-97

. 65-89

77-55

50-86

35-61

32-87

31-50

15-34

16-16

51-80

14.

84-00

66-28

78-91

49-14

36-48

86-17

27-39

13-56

18-82

50-48

15.

74-31

60-10

80-88

51-91

84.88

82-97

85-42

18-35

19-34

59-16

16.

80-21

63-18

78-76

48-90

17.

83-43

65-64

78-67

51-23

84-11

34-11

31-76

12-94

18-82

59-25

18.

80-66

62-92

78-05

50-27

34-07

38-24

82-68

9-14

28-54

72-08

19.

79-14

62-28

78-70

50-85

32-28

34-85

82-85

11-42

21-42

65-21

30.

84-97

65-02

76-53

51-74

35-89

29-91

84-18

18-10

21-08

61-66

31.

91-57

68-15

68-96

52-63

32-80

29-10

38-09

15-07

23-01

60-41

33.

81-04

58-79

73-22

51-64

36-89

28-09

35-53

14-87

20-66

58-18

33.

79-77

59-55

74-71

54-23

84-48

88-05

31-68

14-60

17-07

53-91

34.

85-63

64-08

74-88

55-24

82-80

84-89

32-80

10-84

21-95 !

66-93

35.

i
î

85-48

58-60

68-55

54-30

83-51

38-51

32-97

10-72

22-25

67-47

-ocr page 25-

pi

w

ts


P

M

OC

h-\'

M

CS

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1—\'

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Nummer

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CO

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00

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O

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00

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CO

CO
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co

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CO

CO

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CO
4^

4^
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über der Horizontalen

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CT

CT
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OS

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00

CT
OD

CT
O

CT
CO

CT
-J

CT
OS

CT

OS

CT
00

CT
OS

CT

CO

CT

00

CT
1—\'

OS

1—1

CT

OD

CT
CO

1

CJ1
O

CT

hinter der Stirn-Verticaleii

H

cr

05 S

1

1

1

1

i

1

1

1

1

1

I

1

1

vor der Verticalen der

CO

CO

CD

OS

CT

OS

O

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hü-

CO

CO

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CO

CO

CT

1—1

-3

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Jochbogenmitte

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CD

1

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1

to

1—1
O

1—1
O

1

4^

CO

vor dem Pterion

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EO

to
to

CO
O

CO
ÜT

CO

OS

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OS

CO
O

CO-
CS

CO
O

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CO

CO

CO

to

CO

CO

CO

CO
CS

CO
CT

CO

o

CO
CT

to

CO

CO

oc

CO

1

CO

4^
CO

vor der Ohr-Verticalen

(X)

CT
CO

CT
CO

CO

OS

CT

CD

CO

CT
CO

CD

CT
O

CT

4^
CD

--3

CT
to

CO

CT
CO

CT
CO

CT
CT

CT

1—1

OS

4^
CO

CT
-3

Fissura Sylvii senkrecht üb
Ohröffnung

ler der

lO

CD

05

to

05
CD

C!S
CT

os

CD

h-i

CS

00

CT

OS

CT
CO

OS

OD

OS
CT

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OD
O

CS

C7S

CS
4^

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OS

OD

OS
O

OD

über der Horizontalen

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CD

1—^
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CO

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to
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CO
CO

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O

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CO
to

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1-L

CO

1—L

CO

1—^
CO
CS

1-L

CO
CO

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00

1—

1—t
to

1—t
O
CD

i—1
CO
CD

t—1
to

CO

CO
4^

1—1
1—1
CT

CD

CD

hinter der Stirn-Verticalen

Ol
CS

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CO

CO

1—L

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CO

CO
OS

CO

os

CO

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00

O

CO

CO

OD

to

to

1—^

CT

CO

to

to

to

CO

CO
CD

to

CO

CD

CO
1—1

CT

CO
CO

hinter der Ohr-Verticalen

05

m

i-t
go

00

Oi

CO

CT
02

CT
CO

CS
CD

CT
CO

CT

1-L

CT
OS

CT

CO

CS

OD

CS

to

OS
CO

4^
CS

CT

C7S

OS

00

CS

OS

00

OS

1—1

C3S
CT

c^
O

-3

O

CT
-3

vor der
Hinterhaupts-Verticalen

CT

00

to

CT

Ol

CT

CT

OS

CT

CT
CO

CT
C3S

OS
O

CT

to

c^

CO

OS
CO

CS

to

CT

CT

CT
CD

CT

00

4^

00

CT
CO

CT

CT
CD

CT

OS

CT
O

4^

CT

CD

über der Horizontalen

CD
O

00
CT

OD

OS

CD

00
O

CS

CS

OD
CT

00
1—l

00
CO

CS

CD

-3

OD

OD

to

00
CO

CS

00

O

-3

--3

CD

-3

OS

OD
O

Oi
00

C3S
00

hinter der Stirn-Verticalen

ga

1

1

1

1

1

1

1

1

1

i

1

vor der Verticalen des

g S

CO

O

CO

CT

O

to

^

to

to

1—\'

i-

O

O

-3

O

CO

-3

CO

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to

Kiefergelenkes

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1

CO

1

h-\'

03

O

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1—1
O

1—l
O

OS

00

CS

O

CO

CO

H-*

O

to
O

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OS

i—1
co

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1—1
CO

1—1

H-i

OD

to

CS

vor der Ohr-Verticalen

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3

OJ
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CD
CO

CD

H-\'

O
to

O

1-1

to

CD

00

CD
CT

1—\'
O
CO

CD
O

CD
CS

O
CO

CD
CO

CD
CO

CD

O
4^

CD

O
CO

O
OS

)—1
O
-3

CO
CO

t—i
o

CS

CO

CD
CT

CD

CO

1—1
O
OS

vor der
Hinterhaupts-Verticalen

CD

1—^

K-i

O
CT

CD
05

CO

to

O
O

H-l

O
CO

O

to

O
OS

O

t—l

CO
00
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O

to

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O
CT

O

CT

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O

to

1—^
i—1
CO

1—1
O
CS

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O

1—\'
O
CT

O

OD

^

O
CD

1—1
O

1—1
1—1
O

CD
CO

1—1
O
CO

1—1

1—1

über der Horizontalen

O
er

cc
-i

CD
03

H
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CO

to

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to

00

1—\'
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co

1—l
to

CD

h.^

CO
CT

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CJS

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1—I-

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O
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CO

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1—\'
CO

to

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1—
OS

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to

H-1

1-L

to

h—\'

1-L

1—l
CO
O

1—I

-3

1—^
1—L

4^

CD

to

CS

1—1

]—1
1—1
to

1—1
o

CO

1—1
1

CO

hinter der Stiru-Verticalen

1

1—I

CO

1

h-i

1

co

O

1

O

!

to

CO

00

1

to

4^

to

4^

CT

CS

to

1—1

O

OS

CT

1—1 1

vor der Verticalen am
hinteren Eande des
Proc. mastoideus

CD
&

et
02

CB

cT

K

CT
05

Oi
O

vf^
00

CT

to

OS
O

OS

CD

CO

CT
CS

CO

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CD

OS

4^

CT
O

4^

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-3

O

CO
CO

-J

-3

4^

CO
CO

CO
4^

CO :
-3 ]

hinter dem Bregma

CT

co

00

kl^

CO
CO

lO
CD

CO

H-\'

to
CT

CO

to

CO

OD

CO
O

CO
O

CO

1—L

CO
4^

CO
OS

CO
O

to
00

to

CD

to

CO

(—1
CO

1—1
00

H-i

OD

CD

hinter der Ohr-Verticalen

O
CD

CT

CT
CT

CT
GO

CT

CT
CT

CT

CT

00

OS
CO

CT
00

CT

00

O

CO

CT
■CO

CT

CS
O

CS
CO

OS
OS

CT

CR

CS

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CT
^

CS
O

—3

CT

OS

CT

OD

OS
O

vor der
Hinterhaupts-V erticalen

l-i
a

OS
CO

CT

CT
OS

CT

OS
1—^

CT

CT

OD

CT

CT
CT

OS

CD

CT
OS

OS
CT

OS
4^

-3
CO

OS
CO

CJS

-3

CS
CD

to

CS

-3

O

CS

OD

-3

über der Horizontalen

1

1

1

O

O

O

•V)

O

O

1

OS

O

1

1—1
O

1—L

CS

to

OS

O

OS

O

CT

CD

1—^
O

1—1
O

1—1

i—1

1—1
O

1—1
00

CT

CO

über dem Lambda

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iTD

CD

CO

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P

cr

CD

Hj

Pu

CD

go

CfQ
CD

P.^

CD
cc

Q

CD

Jn:;)

-ocr page 26-

Zusammenstellung der Mittelwerthe. \'

Nummer

Grösste Länge des Schädels

Grösste Breite des Schädels

Kleinste Stirnbreite des Schädels

Mittel

Max.

Min.

Gesammt-
Mittel

Mittel

Max.

Min.

Gesammt-
Mittel

Mittel

Max.

Min.

Gesammt-
Mittel

1— 7
8—14

176-14
178-42

189

188

160
173

1177-28

147-42

148-00

155
153

136
145

|l47-71

97-85
97-71

106
105

88
91

1 97-77

15—20
21—25

176-16
181-75

183
186

163
178

178-95

141-50
150-75

147
159

136
142

|l46-12

94-00

95-25

97
97

92

93

1 94-62

Projectionshöhe vom Basion zum höchsten Punkt des
Scheitels („ganze Höhe nach
Viechow")

Nummer

Projectionshöhe vom Opistion zum höchsten Punkt
des Scheitels

Gesammt-
Mittel

Gesammt-
Mittel

Mittel

Min.

Max.

Mittel

Max.

Min.

122

128

125
125

1— 7
8—14

15—20
21—25

13M6
132-57

127-80
126-80

141
140

130
132

140-00
140-28

135-00
137-00

150
146

138
144

134

135

131
127

131-85

140-14

127-30

136-00

Ohrhöhe

Länge der Schädelbasis

Nummer

Mittel

Max.

Min.

Gesammt-
Mittel

Mittel

Max. ;

Min.

Gesammt-
Mittel

1— 7
8—14

114-42
117-14

121

122

105
114

1 115-78

98-00
96-42

105
104

90
92

1 97-21

15—20
21—25

111-25
111-60

115
120

107
106

1 111-42

97-20
96-40

100

100

94
94

1 96-80

-ocr page 27-

Längen-Breiten-lnd ex

Längen-Ohrhöhen-Index

Breiten-Ohrhöhen-Index

Nummer

Mittel

Max.

Min.

Gesamnit-
Mittel

Mittel

Max.

Min.

Gesammt-
Mittel

Mittel

Max.

Min.

Gesammt-
Mittel

1— 7
8—14

83-76
88-23

88-12
85-47

78-16
80-55

1 83-49

65-00
65-87

68-60
68-16

60-34
63-97

1 65-43

77-69
79-05

80-27
80-68

76-59

77-55

1 78-37

15—20
21—25

80-45
84-69

84-97
91-57

74-31
79-77

1 82-57

63-18
60-83

65-64
64-08

60-10
58-60

1 62-00

78-59
72-05

80-88
74-83

76-53
68-55

j 75-32

Nummer

Projectionslänge des Hinterhauptes
(hinter der OhröfFnung)

Längcn-Occipitallängen-Index

Cranio-Prontal-Index

■ Mittel

Max.

Min.

Gesammt-
Mittel

Mittel

Max.

1 Mhi.

Gesammt-
Mittel

Mittel

Max.

Min.

Gesammt-
Mittel

1— 7

8—14

84-86
87-71

92
92

76
84

1 86-28

48-17

49-20

51-42
50-86

46-51

47-45

1 48-68

34-65
36-16

35-68
37-91

31-57
34-21

1 35-88

15—20
21—25

89-50
98-20

95
101

83
94

1 93-85

50-81
58-60

51-91
55-24

48-90
51-64

1 52-20

34-13
38-98

35-89

36-39

32-28
32-80

1 34-05

Cranio-Parietal-Index

Cranio-Occipital-Index

Cranio-Opisto-inial-Index

Nummer

Mittel

Max.

Min,

Gesammt-
Mittel

Mittel

Max.

Min.

Gesammt-
Mittel

Mittel

Max.

Min.

Gesammt-
Mittel

1— 7

8—14

34-23
33-40

38-68
36-17

32-04
31-08

1 83-81

31-08
30-45

33-23
81-57

29-72
27-39

1 80-76

12-54
18-47

15-72
15-84

11-08
12-16

1 13-00

15—20
21—25

83-01
81-62

34-85
84-89

29-91
28-09

1 32-31

33-37

34-21

35-42
38-09

31-76
31-68

j 33-79

11-99
13-22

13-35
15-07

9-14
10-72

1 12-60

Cranio-Lambdo-inial-Index

OccipitO-Lambdo-inial-Index

Lage des Inion zur Ohrorbitalebene

Nummer

Mittel

Max.

Min.

Gesamrat-
Mittel

Mittel

Max.

Min.

Gesammt-
Mittel

Mittel

Höchste
Lage

Tiefste
Lage

Gesammt-
Mittel

1— 7

8—14

18-53
16-89

20-68
18-42

17-50
13-82

1 17-71

59-69
55-77

68-98
60-86

52-67
50-48

1 57-73

- 3-8

- 8-2

6
2

- 10
- 10

[■ - 3-5

15—20
21 — 25

20-84
20-98

23-54
23-01

18-82
17-07

1 20-91

63-46
61-37

72-03
67-47

59-16
53-91

1 62-41

- 4-0
-10-2

5
-6

-11
- 24

1 - 6-8

-ocr page 28-

Nummer

T h e i 1 u n g s s t e II e

der

Fissura Sylvii

- -

--

----

-------

senkrecht über der
Horizontalen

hinter der Stirn-
Verticalen

vor der Verticalen auf der
Jochbogen-Mitte

vor

dem Pterion

vor der Ohr-Verticalen

Mittel

Max.

Min.

Ges.-
Mittel

Mittel

Max.

Min.

Ges.-
Mittel

Mittel

Max.

Min.

Ges.-
Mittel

Mittel

Max.

Min.

Ges.-
Mittel

Mittel

Max.

Min.

Ges.-
Mittel

7

40-83

44

34

|42-12

53-83

61

50

1

2-50

7

- 5

1

6-33

12

- 2

1

36-50

43

29

1

8—14

43-42

48

39

57-28

61

54

[5o-5ö

-0-43

4

- 3

1 1-03

0-66

8

- 8

3-49

32-85

36

30

34-67

15—20

43-00

46

40

|44-20

55-00

58

50

1

-1-40

6

- 6

]

2-20

6

- 1

1

30-80

36

26

1

21 — 25

45-40

48

42

59-00

64

51

j57-00

-6-60

3

-14

-4-00

-2-20

10

- 10

0-00

27-00

35

22

|28-90

Fi

ssura Sylvii

Ende der Fi

ssura Sylvii

Nummer

senkrecht über der
Ohröffnung

über

der Horizontalen

hinter der
Stirn -Verticalen

hinter der
Ohr-Verticalen

vor der
Hinterhauj)ts-Verticalen

Mittel

Max.

! Min.

Ges.-
Mittel

Mittel

Max.

I

Min.

Ges.-
Mittel

Mittel

Max.

Min.

Ges.-
Mittel

Mittel

j Max.

1

Min.

Ges.-
Mittel

Mittel

Max.

Min.

Ges.-
Mittel

1— 7
8—14

52
50

57
54

46

47

70-00
69-42

,87
80

60
59

|69-70

115
120

129
136

90
112

|ll7-5

24
30

39
45

5
21

j27-0

61-14
57-71

70
68

47

46

j59-42

15-20
21—25

48
50

52

53

43
47

1 49

66-66
69-40

74
79

54
62

|68-03

121
126

132
138

110
119

|l23-5

35
40

40
51

28
31

|37-5

54-00
58-20

61
69

49

50

|56-10

Unteres Ende des S

ulcus centralis

------

Nummer

über der Horizontalen

Sti

hinter der
rn -Verticalen

vor der Verticalen des
Kiefergelenkes

vor der Ohr-Verticalen

vor der
Hinterhaupts - Verticalen

Mittel

Max.

Min.

Ges.-
Mittel

Mittel

Max.

Min.

Ges.-
Mittel

Mittel

Max.

Min.

Ges.-
Mittel

Mittel

Max,

Min.

Ges.-
Mittel

Mittel

Max.

Min.

Ges.-
Mittel

1— 7
8—14

54-28
56-85

59
63

44
48

j55-55

74-00
78-42

80

83

68
68

|76.21

■ 5-43
0-57

12
10

0

- 4

1 3-00

17-57
11-85

26
20

13

6

|l4.71

102-71
99-85

113
106

93
93

|l01-28

15—20
21—25

55-83

56-40

63
62

51
51

|56-11

78-58
81-60

85
90

74

76

j80-09

-3-50
-6-00

0
1

- 7
-14

|-4-75

8-00
4-60

10
11

6

-3

1 6-30

97-50
102-60

103
112

90
97

1100-05

Oberes

Ende des Sulcus centralis

--------

Nummer

übei

• der Horizontalen

hinter der Stirn-Verticalen

hinter der Ohr-Verticalen

vor der Verticalen am hinteren
Rand des Proc. mastoideus

Mittel

Max.

Min.

Ges.-
Mittel

Mittel

Max.

Min.

Ges.-
Mittel

Mittel

Max.

Min.

Ges.-
Mittel

Mittel

Max,

Min,

Ges.-
Mittel

1— 7

8—14

108-83
106-57

114
113

102
102

1107-70

114-28
119-85

126
127

102
116

|ll7.06

22-85
29-85

29
38

18
24

|26-35

5-30
3-00

14
6

0

- 2

1 4-15

15—20
21—25

102-80
96-80

106
105

101
91

1 99-80

115-33
129-20

123
135

107

122

|l22-26

28-83
43-00

33
45

24

38

|35-91

2-66
-8-40

8
-2

- 2
-12

|-2-87

Oberes En

1 d e des

Sulcus

centralis

Obere

s Ende der Fiss

ura parieto

-occipitalis

Nummer

hinter dem Bregma

vor der
Hinterhaupts -Verticalen

über der Horizontalen

über dem Lambda

Mittel

Max.

! Min.

Ges.-
Mittel

Mittel

Max,

Min.

Ges.-
Mittel

Mittel

Max,

Min.

Ges.-
Mittel

Mittel

Max.

Min.

Ges,-
Mittel

1— 7
8—14

41-42
45-42

I

1 47
50

34
40

143-42

65-28
58-14

75
66

57
49

|61-71

70-57
65-28

77
72

64
56

|67-92

11-14
8-00

18

26

5
0

1 9-57

15—20
21—25

45-00
54-40

56
66

37
48

|49-70

60-50
55-00

70
58

57
51

|57-72

59-50
54-60

69
62

55
44

|57-05

0
-1

16
0

-10
- 4

1 -0-5

-ocr page 29-

Ergebnis S.

Ueberblicken wir die aiitgeführtea Messungsresultate, so zeigt sich vor Allem, dass der Längen-
Breiten-Index in keiner ersichtlichen Beziehung steht zu den gefundenen Lage Verschiedenheiten des
Gehirns.

Auch wenn wir Nr. 21 mit seinem Index von 91-57 ausscheiden, weil letzterer auf Kechnung von
abgeheilter Hydrocéphalie zu setzen sein dürfte, deren Spuren der Schädel zeigt, so liegen trotzdem die
Mittelwerthe des Längen-Breiten-Iudex aller vier Gruppen im Bereich der Brachycephalie.

Die grosse Mehrzahl der untersuchten Köpfe ist brachycephal. Nur drei sind mesocephal und auch
diese stehen mit ihren Indices von 78 und 79 der Brachycephalie sehr nahe. Ein einziger ist dolicho-
cepha] mit einem Index von 74.

Diese niedrigeren Indices nun finden sich nicht am Ende der aufgestellten Eeihe, wie man erwarten
könnte, sondern, wie ihre Nummern 3, 15, 19, 23 andeuten, ziemlich über alle aufgeführten Gruppen
vertheilt. Und die beiden hervorstechendsten Beispiele für den frontipetalen und den occipitopetalen Typus
der Gehirnlage, die beiden Köpfe, die ich deshalb als Nr. 1 und Nr. 25 an den Anfang und an das Ende
meiner ganzen Reihe gestellt habe, zeigen in ihren Indices 85-46 und 85-48 eine fast genaue üeberein-
stimrauDg, ähnlich auch andere, wie Nr. 6 der frontipetalen Gruppe mit dem Längen-Breiten-Index 85-95
und Nr. 24 der occipitopetalen mit dem Index 85-63.

Dies alles spricht in überzeugender Weise gegen die Annahme, dass der Verhältnisswerth von
Länge und Breite der Schädelkapsel zu der Lage des Gehirns in bestimmender Beziehung stehe.

Dagegen ist nicht zu verkennen, dass das absolute Maass der grössten Länge des Schädels
in der Reihe der untersuchten Köpfe trotz der sehr beträchtlichen Schwankungen im Allgemeinen
zunimmt, so dass das Gesammtmittel aus der occipitopetalen Gruppe um 1-67 grösser ist als das aus der
frontipetalen.

Lange Schädel also sind es, aber keine „Langschädel", in denen wir den occipitopetalen Typus des
Grosshirns finden. Und das ist leicht verständHch. Denn es ist eben lediglich die relative Schmalheit,
die den niedrigen Längen-Breiten-Tndex bedingt, und der dolichocéphale Schädel braucht, wenn er nur
recht schmal ist, durchaus nicht lang zu sein. Die Länge allein aber scheint für die Lage des Gehirns
in Betracht zu kommen. Dass der Kopf Nr. 3 trotz seines verhältnissmässig niedrigen Längen-Breiten-
Index doch hinsichtlich der Lage seines Gehirns unter den ersten des frontipetalen Typus steht, wird ver-
ständlich, wenn man sieht, dass seine grösste Länge nur 174 beträgt und sein niedriger Index durch die
ungewöhnliche Schmalheit von nur 136 grösste Breite herbeigeführt ist.

Immerhin geht, trotz solcher Einzelfälle, neben der Zunahme der Länge im Allgemeinen auch eine
Abnahme der Breite einher derart, dass das Gesammtmittel der grössten Breite für die occipitopetalen
Formen um 1-59 niedriger ist als für die frontipetale Gruppe.

Es muss also bei der Beurtheilung eines Schädels von unserem Gesichtspunkte aus nicht auf den
Verhältnisswerth zwischen Länge und Breite, sondern auf die absoluten Maasse das Augenmerk gerichtet
werden, und man kann sagen: eine bedeutende Länge des Schädels spricht im Allgemeinen dafür, dass
das Gehirn den occipitopetalen Typus darbieten werde. Aber zuverlässig ist dieser Anhaltspunkt nicht,
es kommen andere Momente in Betracht, neben welchen das der Schädellänge zurücktritt.

Schon die Höhe des Schädels zeigt Beziehungen von grösserer Constanz.

In den absoluten Maassen der Höhe, mag für dieselben Basion, Opistion oder oberer Rand der
Ohröffhung Ausgangspunkt der Messung sein, zeigt sich in der untersuchten Reihe eine gleichmässige
Abnahme. Das Gesammtmittel der occipitopetalen Gruppe ist in allen drei Maassen um reichlich 4™*»
niedriger als das der frontipetalen, die Differenz beträgt

-ocr page 30-

für die Projectionsliöhe voi] der Mitte des vorderen Randes des Foramen niagniim zum liöchsten
Punkt des Scheitels 4-55;

für die Projectionsliölie von der Mitte des hinteren Randes des Foramen magnum zum höchsten
Punkt des Scheitels 4-14;

für die Projectionshöhe von dem oberen Rande des Gehörganges zum senkrecht darüber stehenden
Punkt des Scheitels 4-36.

Die geringere Abnahme des vom hinteren Rande des Foramen magnum aus genommenen Maasses
ist verständlich und sogar für den occipitopetalen Typus kennzeichnend. Denn für das Maass ist die Tiefe
der hinteren Schädelgrube mitbestimmend, welche, entsprechend der nackenwärts herab sich krümmenden
Axe der Schädelhöhle, bei den extremen Formen des occipitopetalen Typus (Nr. 21—25) beträchtlich zu-
nimmt. Bei den mässigen Graden dieses Typus ist das noch nicht der Fall. Daher zeigt das Mittel der
Nrn. 15—20 die volle Abnahme der Höhe um 5 mm gegen die Mittelzahlen der frontipetalen Gruppen,
das Mittel der Nrn. 21—25 aber wieder eine Zunahme um durch welche die Abnahme des Ge-

sammtmittels auf 4-14 reducirt wird.

Die Verhältnisswerthe der Höhe des Schädels, zur Länge sowohl wie zur Breite, machen die Be-
wegung der absoluten Maasse in annähernd übereinstimmender Weise mit.

Zur Berechnung der Höhenindices wurde ausschliesslich die Ohrhöhe benutzt, weil diese am Lebenden
wie am macerirten Schädel gemessen werden kann. Die bespro
(3henen Abweichungen im Verhalten der
vom hinteren Rande des Foranien magnum aus gemessenen Höhe kommen daher hier nicht in Betracht.

Dagegen macht sich das verscliiedene Verhalten der Länge und der Breite bemerkbar.

Da der Längsdurchmesser des Schädels in der untersuchten Reihe innerhalb der occipitopetalen
Gruppe im Allgemeinen zunimmt, muss die daneben einhergehende Abnahme des Höhendurchmessers im
Längen-Höhenindex einen besonders deutlichen Ausdruck gewinnen, und das ist auch der Fall. Von 05,
dem mittleren Index der frontipetalen Gruppen, geht das Mittel für Nr. 15 — 20 auf 63 und dasjenige
für Nr. 21—25 auf 60 herab.

Das Verhalten des Breiten-Höhenindex dagegen wird im Gegentheil durch die Veränderungen des
Breitendurchmessers in der untersuchten Reihe ungünstig beeinflusst. Denn da das letztere Maass im
Allgemeinen eine Abnahme zeigt, so kann die daneben einhergehende Abnahme der Höhe im Breiten-
Höhenindex nur in abgeschwächtem Grade zum Ausdruck kommen. Dies ist im Allgemeinen auch der
Fall. Nur bei den Formen des extremen occipitopetalen Typus (Nr. 21—25) ist eine entsprechende Ver-
minderung des Breitendurchmessers nicht vorhanden, und die Abnahme der Höhe tritt daher hier in dem
Mittelwerth der Indices besonders deutlich hervor.

Augenfälliger als alle Beziehungen zu Durchmessern der ganzen Schädelkapsel ist die Abhängigkeit
der Gehirnlage von der Gestaltung des Hinterhauptes.

Die Länge des Hinterhauptes, d. h. der Werth, um den die Schädelkapsel eine in der Ohr-
öffnung errichtete Verticale nach hinten überragt, nimmt in der untersuchten Reihe in gleichem Schritte
zu, wie die Gestalt und Lage des Grosshirns sich dem Extrem des occipitopetalen Typus nähert. Und
zwar gilt dies für die absoluten Maasse nicht nur, sondern auch für den Verhältnisswerth zur Länge des
ganzen Schädels, nur dass natürlich die Zunahme der absoluten Maasse eine bedeutendere ist, als die
der Indices.

Für die Projectionslänge des Hinterhauptes, hinter der Ohröffnung, beträgt das Mittel in der ersten
Gruppe 84, in der zweiten 87, in der dritten 89 und in der vierten 98, und die Gesammtmittel einer-
seits der frontipetalen, andererseits der occipitopetalen Gruppen sind abgerundet 86 und 94.

Das sind greifbare Werthe und die Gleichmässigkeit der allmählichen Zunahme, nach dem Extrem
des occipitopetalen Typus hin, springt in die Augen.

Dass der Längen-Occipitallängen-Index um geringere Werthe ansteigt, dass die Mittel der ent-
sprechenden Gruppen 48, 49, 51 und 54 betragen, aus denen die Gesammtmittel 48-68 für die fronti-

-ocr page 31-

petalen, und 52-20 für die occipitopetalen Gruppen resultiren, ist verständlicli, da ja im gleichen Sinn
wie die Occipitallänge, obschon weniger gleichmässig, auch die Länge des ganzen Schädels gegen das Ex-
trem des occipitopetalen Typus hin zunimmt und somit das Ansteigen des Proportionswerthes für das
Hinterhaupt abschwächt. Dass trotzdem auch dieser Index in der untersuchten Reihe eine so beträcht-
liche Zunahme zeigt, macht ohne Weiteres erkennbar, dass die Vermehrung der Occipitallänge keineswegs
auf der Zunahme der Gesammtlänge beruht, sondern, unabhängig von dieser, selbständig sich vollzieht.

Die Frage, Avodurch sie zu Stande kommt, d. h. welcher der Knochen des Schädeldaches sie be-
wirkt oder ob alle Knochen gleichmässig Antheil nehmen, lässt sich durch Messung einigermaassen er-
hellen. Ich habe zu diesem Zweck einmal den gesammten Sagittalumfang des Schädels vom Nasion zum
Opistion, und sodann einzeln die Sagittalbogen des Frontale, des Parietale und des Occipitale gemessen.
Die Verhältnisswerthe der einzelnen Knochen - Sagittalbogen zum Sagittalumfang des Schädels, letzteren
gleich Hundert gesetzt, habe ich als Cranio-Frontal-, Cranio-Parietal- und Cranio-Occipitalindex bezeichnet.
Der üeberblick dieser Indices und die für die verschiedenen Gruppen der untersuchten Reihe berechneten
Mittelwerthe zeigen deutlich, dass in der Reihe der untersuchten Schädel ausschliesslich das Hinterhaupts-
bein in seiner proportionalen Mitwirkung bei der Vergrösserung des Schädeldaches nach dem Extrem des
occipitopetalen Typus hin ansteigt. Das Gesammtmittel der Indices für Stirn- und Scheitelbein steigt nicht
nur nicht an, sondern nimmt sogar ab gegen das Extrem der occipitopetalen Gruppe hin. Die Abnahme
beträgt für das Stirnbein 1-33, für das Scheitelbein 1-50. Nur der Cranio-Occipitalindex zeigt
eine Zunahme, und zwar um beträchthche Werthe. Denn während das Gesammtmittel der beiden fronti-
petalen Gruppen 30-76 beträgt, so ergiebt Nr. 15—20 das Mittel 33-37, und die Gruppe des hochgradig
occipitopetalen Typus das Mittel 34-21. Die Differenz der Gesammtmittel ist reichlich 3.

Genauere Prüfung zeigt nun weiter, dass nicht die gesammte Flinterhauptsschuppe die Vergrösserung
bedingt, sondern dass sich in dieser Hinsicht Ober- und Unterschuppe ganz verschieden verhalten. Nur
die erstere, der Interparietaltheil der Squama occipitalis ist es, durch dessen Vergrösserung das Anwachsen
des Occipitalindex bedingt wird. Ich habe den Verhältnisswerth für diese beiden Antheile der Schuppe
gesondert berechnet und nach den Grenzpunkten der Maasse als Cranio-Opisto-inial- und Cranio-Lambdo-
inialindex bezeichnet. Die Gesammtmittel des ersteren dieser Indices, welcher also das Verhalten der
Unterschuppe oder des Occipitale superius ausdrückt, einmal für die frontipetale, dann für die occipito-
petale Gruppe der untersuchten Reihe, sind fast genau übereinstimmend. Die Differenz beträgt 0-40 und
zwar im Sinne nicht einer Vergrösserung, sondern einer Abnahme des Unterschuppenantheils. Dagegen
zeigen die Gesammtmittel des Cranio-Lambdo-inialindex, d. h. Oberschuppen- oder Interparietalindex, die
Vergrösserung in der Gruppe des occipitopetalen Typus annähernd in gleichem Grade wie die Mittel des
Cranio-Occipitalindex, nämlich um 3-20.

Ich habe auch noch den Verhältnisswerth des Interparietal- oder Lambdo-inialtheils zur gesammten
Schuppe, diese gleich Hundert gesetzt, berechnet und als Occipito-Lambdo-iniahndex bezeichnet. In diesem
kommt das Anwachsen des Oberschuppenantheils in der occipitopetalen Gruppe noch deutlicher zum Aus-
druck; das Gesammtmittel für letztere übertrifft dasjenige für die frontipetalen Formen um 4-68.

In diesem Befunde also der vorwiegenden Entfaltung des Interparietaltheils der Hinter-
hauptsschuppe haben wir das constanteste und zugleich auffallendste Merkmal der dem occipitopetalen
Typus der Hirnlage zukommenden Schädelform. Zu ihnen gesellt sich noch ein anderes, das in unmittel-
barem Zusammenhang mit ihm, wenn auch nicht in einfacher Abhängigkeit steht: die Lage des Inion,
der Protuberantia occipitalis externa, zur Horizontalebene (Ohrorbitalebene) des Schädels.

Ich habe in der Tabelle der Messungen diese Lagebeziehung durch Vorzeichen ausgedrückt in der
Weise, dass ich mit 0 die Lage des Inion in der Horizontalebene, mit die Lage oberhalb, mit — die
Lage unterhalb dieser Ebene bezeichnet habe. Ein Blick auf die Tabelle zeigt, dass die Beziehung dieses
Formverhältnisses zwar keine constante oder gleichmässige ist, dass aber doch im Allgemeinen nach dem
Extrem des occipitopetalen Typus hin ein Herabsteigen des Inion stattfindet.

4*

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Bei der grossen Mehrzahl, nämhch bei 20 der untersuchten 25 Köpfe, hegt das Inion unterhalb
der Horizontalen, bei 1 liegt es genau in dieser Ebene, und bei
4 Köpfen liegt es oberhalb. Diese vier
Fälle vertheilen sich nun allerdings ziemlich gleichmässig in der untersuchten Reihe, da, wenn man nur
zwei Hauptgruppen unterscheidet, jede derselben zwei Fälle enthält. Doch bleibt immerhin, wenn vier
Gruppen unterschieden werden, die Gruppe des hochgradig occipitopetalen Typus frei von diesen Fällen,
und, was noch wichtiger ist, es zeigt sich nach dem Extrem dieses Typus hin ein ziemlich gleichmässiges
Abwärtsrücken der Protuberantia occipitalis. Während sich als Mittel für die frontipetalen Gruppen ein
Stand des fraglichen Knochenpunktes
3-5 unterhalb der Horizontalen ergiebt, stellt sich das ent-
sprechende Mittel für Nr. 15—20 auf —4-0 und für Nr. 21—25 sogar auf —10.2; und als Gesammt-
mittel ergeben sich für die frontipetale Gruppe —3-5 und für die occipitopetale — 6-8.

Fassen wir das Ergebniss der Schädelmessung kurz zusammen, so lassen sich immerhin auch für
das praktische Bedürfniss des Chirurgen einige in kurze Regeln fassbare Beziehungen zwischen Grosshirn-
lage und Schädelform feststellen.

Zwar, die Beziehung, die man hätte erwarten können und die bisher wohl ziemlicli allgemein still-
schweigend vorausgesetzt worden ist, nämlich die zum Längen-Bi-eiten-Index, besteht nach unseren Be-
funden nicht. Aus dem an einem zu operirenden Patienten etwa festgestellten Verhältnisswerth der Länge
und Breite kann auf Grund der hier vorgelegten Beobachtungen keinerlei Schluss über die zu erwartende
Lage des Grosshirns gezogen werden.

Eher schon dürfte dies gestattet sein aus dem absoluten Maass der Länge des Schädels, denn
dieses geht mit der Annäherung der Hirnlage zum occipitopetalen Typus einigermaassen gleichen Schritt.

Noch mehr thut dies die Höhe oder richtiger gesagt die Abnahme der Höhe, so dass man sagen
kann: bei langem, niedrigen Cranium ist der occipitopetale, bei kurzem, hohen Schädel der
frontipetale Typus vorherrschend. Ob in den verglichenen Fällen der betreffende Schädel zugleich
relativ schmal oder relativ breit ist, oder mit anderen Worten, ob er in die Kategorie der Dolichocephalie
oder der Brachycephalie fällt, ist nach den vorgelegten Befunden nahezu gleichgültig.

Das zuverlässigste Merkmal für den zu erwartenden Typus der Gehirnlagerung bildet das Hinter-
haupt, sowohl seine Länge in horizontaler Richtung hinter der im Porus acusticus externus errichteten
Verticalen, als auch seine Stellung zur horizontalen: je bedeutender die Länge des Hinterhaupts
hinter der Ohröffnung ist und je mehr sich die Protuberantia occipitalis externa zur
Horizontalen oder gar unter diese neigt, desto sicherer ist auf die dem occipitopetalen
Typus entsprechende Lagerung des Hirns zu rechnen; und umgekehrt ist der frontipetale
Typus zu erwarten, wenn die Ohr-Occipitallänge gering ist und der Hinterhauptsstachel
hoch steht.

Ein Urtheil über die Länge des Hinterhaupts am Lebenden zu gewinnen, wird ohne die Anwen-
dung des Stangenzirkels wohl nicht, mit dieser aber sehr rasch und sicher gelingen. Dieses Instrument
dürfte daher dem Handwerkszeug für die Trepanation unbedingt hinzuzufügen sein.

Durch Verrechnung des so gewonnenen Werthes für die Occipitallänge mit dem Maass der eben-
falls mittelst des Stangenzirkels zu nehmenden Projectionslänge des ganzen Schädels kann auch der oben
besprochene Längen-Occipitallängenindex mit Leichtigkeit festgestellt und damit der einfachste Maassstab
gefunden werden, nach dem die zu erwartende Annäherung der charakteristischen Furchengebiete sei es
nach dem Stirn-, sei es nach dem Hinterhauptspol des Schädels abzuschätzen ist.

Bestimmte Maasse und Regeln für die Vorausbestimmung der Furchenlage förmlich aufzustellen,
möchte ich unterlassen; ich halte mein Untersuchungsmaterial dafür nicht für umfangreich genug. Indessen
liegen in den oben gegebenen Tabellen, sowie besonders in den Zusammenstellungen der Mittelwerthe und
der an sie geknüpften Besprechung alle die betreffenden Angaben und Folgerungen vor.

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Es durfte nun noch angezeigt sein, die Lage des Gehirns innerhalb der unterschiedenen Gruppen
genauer in\'s Auge zu fassen, weil dadurch die Charakterisirung dieser Gruppen schärfer begründet und
Gelegenheit geboten wird, die vorliegenden Befunde mit den Regeln der Schule zu vergleichen.

Solche Schulregeln müssen selbstverständlich auf Mittelw^erthen fussen. In unserem Fall speciell
müssen sie Lagebeziehungen als regelmässig (normal) aufstellen, von welchen sich die Einzelfälle, auch die
extremen, nach beiden Seiten hin möglichst wenig entfernen. Da es nun der Zweck der vorliegeiideu Unter-
suchung ist, eine Individualisirung der cranio-cerebralen Lagebeziehungen auf Grund der in der Schädel-
form enthaltenen Kennzeichen anbahnen zu helfen, so wurde versucht, in den Mittelwerthen für die unter-
schiedenen vier, bezw. zwei Gruppen, Daten zu gewinnen, welche für das beschränkte Gebiet der betr. Gruppe
durchaus die Eigenschaften der Schulregel darbieten, zusammengefasst dagegen, im Hinblick auf die ganze
Reihe, als individuelle Befunde erscheinen, so jedoch, dass jeder einzelne durch eine ganze Gruppe reprä-
sentirt wird und in Folge dessen typische Bedeutung annimmt.

Ich habe in den Tabellen die Lagebestimmung gewisser Punkte der Oberfläche, welche zui- Orien-
tirung über die Lagerung des Hirns überhaupt geeignet sind und auch allgemein benutzt werden, dadurch
zu geben gesucht, dass ich ihre Abstände von leicht markirbaren Punkten oder Linien des Schädels zu-
nächst der Reihe nach aufgeführt und sodann, entsprechend den unterschiedenen Gruppen, zusammen-
gefasst habe. Alle diese Abstände sind in der Projection gemessen, also entw^eder im projicirten Bilde,
oder mittelst des Stangenzirkels, iu der Regel so, dass die an der Zeichnung gewonnenen Maasse ab und zu
durch Vergleichung des Schädels und Anlegung des Stangenzirkels controlirt wurden. Freilich hat diese
Controle nur eine geringe Bedeutung, dient mehr zur subjectiven Befriedigung; deuu da die betreffenden
Punkte der Hirnoberfläche erst auf dem Schädel markirt werden müssen auf Grund der durch die Pro-
jection gewonnenen Feststellung, so basirt die ganze Messung eben doch auf der Projection und auf der
Combination der projicirten Bilder. Und diese Basis halte ich für die allerbeste.

Die Orientirungspunkte, die ich im Anschluss an die übliche Beschreibung benutzt habe, sind:

1. die Theilungsstelle der Fissura Sylvii in ihre beiden Arme, d. h. in den Ram. posterior und
Ram. ant. ascendens;

2. die Fissura Sylvii senkrecht oberhalb der Ohröffnung;

3. das Ende der Fissura Sylvii, d. h. ihres hinteren Armes; ich habe, wie es w^ohl allgemein
geschieht, dieses Ende an das Ende des von Eberstaller (1890) als Ram. posterior ascen-
dens unterschiedenen Abschnittes der Furche verlegt, durch dessen Variabilität der betreffende
Punkt in seiner Lage, sehr veränderlich und als Orieutirungspunkt überhaupt kaum brauch-
bar erscheint;

4. unteres Ende des Sulcus centralis;

5. oberes Ende des Sulcus centralis;

6. oberes Ende der Fissura parietooccipitalis, wo diese Furche in die Mantelkante einschneidet
und mit mehr oder weniger kurzem Ausläufer auf der convexen Fläche des Grosshirns endigt.

Dies sind die in der cranio-cerebralen Topographie allgemein benutzten Orientirungspunkte, und sie
sind in der That ausreichend, um sich ein Bild von der Lagerung auch aller übrigen Furchen und Rinden-
theile zu bilden.

Die Abstände, die ich von diesen Orieutirungspunkten der Hirnoberfläche aus gemessen, oder rich-
tiger die Orientirungspunkte der Schädeloberfläche, von denen ausgehend ich die Lage jener der Hirn-
oberfläche zu bestimmen gesucht habe, sind zum Theil die gleichen, welche auch für die Schulregeln der
cranio-cerebralen Topographie die Grundlage bilden, ich werde auf dieselben weiter unten zurückkommen;
zum Theil sind sie frei hinzugefügt und beziehen sich auf die Ohrorbitallinie und die Verticalen, die in
den oben besprochenen Diagrammen eingetragen sind.

Nachfeilend sind zwei solcher Diagramme wiedergegeben, welche die Extreme des unteischiedenen
Lagerungstypus veranschaulichen, die Fälle Nr. 1 und Nr. 25, es sind dieselben, welche oben auf Seite 14

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als combinirtes Diagramm gegeben wurden. Das Rechteck, welches hier das Gehirn umgiebt, versinnlicht
die „gerade Länge" und die „Ohrhöhe" des knöchernen Schädels. An der Ohrorbitallinie ist Infraorbital-
rand und OhröfFnung markirt und die in der letzteren errichtete Verticale lässt die frontipetale, bezw.

occipitopetale Verschiebung des Hirnes in den beiden typischen Fällen auf den ersten Blick erkeinien
und abschätzen.

Ich habe nun für die aufgeführten Orientirungspunkte der Hirnoberfläche gleichmässig folgende Ab-
stände gemessen und zusammengestellt, nämlich: über der Horizontalen, hinter der Stirn verticalen, vor
oder hinter der Ohrverticalen und vor der Hinterhauptsyerticalen.

\\

A

Prot.

Diagramm zu Kopf Nr. 25.

Ueberblicken wir die Mittelwerthe dieser Messungsreihen, so resultirt aus allen gemeinsam für die
Gesammtlagerung des Grosshirns in der ganzen Reihe eine mit einer Rotation um die quere Axe
verbundene Verschiebung nach hinten und unten.

Die Rotation ist nicht so leicht zu erkennen, wie die Verschiebung nach hinten, aber doch lässt
sie sich nachweisen sowohl vor als hinter der idealen Axe; vorn nämlich heben sich die Orientirungs-

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punkte im Verlauf der Reihe, hinten senken sie sich. Die Theilungsstelle der Fissura Sylvii
steht in den Köpfen des frontipetalen Typus tiefer als in denen des occipitopetalei]; das Mittel der ex-
tremen Gruppen weist einen Höhenunterschied von 5 auf, während die Mittel der beiden Uebergangs-
gruppen sich einander nähern; das Gesammtmittel der frontipetalen Gruppen beträgt 42-12, das der occi-
pitopetalen 44-20. Die gleiche Bemerkung gestattet, wenn auch in geringerem Grade, das untere Ende
des Sulcus centralis. Auch dieser Paukt steht bei den frontipetalen Formen tiefer als bei den occi-
pitopetalen, bei Nr.
1- 7 im Mittel 54-28, bei Nr. 21—25 im Mittel 56-40 über der Horizontalen.

Diese beiden Orientirungspunkte aber sind die einzigen, welche vor der idealen Rotationsaxe zu
liegen scheinen, denn schon an der Mitte des Hauptstückes der Fissura Sylvii kommt die in Rede stehende
scheinbare Rotation als eine Verschiebung nach abwärts zum Ausdruck. Der senkrechte Abstand der
SvLv\'ischen Spalte über der Ohröffnung beträgt im Mittel für die frontipetalen Gruppen 51, für die occi-
pitopetalen nur 49, ein Unterschied, der freilich wenig besagen will, wenn man sieht, Avie mannigfaltig
geknickt die Fissur verläuft und wie beträchtlich das Maass variiren kann, je nachdem eine auf- oder
ab^värts gerichtete Deviation gerade in die Ohrverticale fällt.

Wenn demnach auf die Lagebeziehung dieses Orientirungspunktes kein Gewicht gelegt und im
Allgemeinen wohl angenommen werden darf, dass die Gegend über dem Ohr noch zu dem Gebiet gehört,
welches bei der imaginären Rotation am Platze bleibt, so zeigen dafür alle weiter hinten Hegenden
Orientirungspunkte übereinstimmend eine Verschiebung nach abwärts.

Auch das Ende der Fissura Sylvii zeigt eine solche, aber freilich ist die Lage dieses Punktes,
wie oben bereits ausgeführt, so variabel, dass eine Bedeutung diesem Befunde nicht beigelegt werden kann.
Die Abnahme des Maasses ist übrigens auch keine continuirliche. Das Mittel für die unterschiedenen
Gruppen sinkt zunächst von 70 auf 69 und auf 66, gerade für die hochgradig occipitopetale Gruppe be-
trägt es aber wieder 69. Nun ist diese Abweichung zwar nur durch einen einzelnen Fall, den Kopf
Nr. 24 (Taf. IV) bedingt, der auch hinsichtlich der Höhe des Schädels aus der continuirlichen Reihe, in
die ihn die Lage seines Hirns stellt, heraustritt; wäre dieser Fall ganz ausgeschaltet worden, dann würde
das Mittel der betreffenden Gruppe 66 betragen. Aber immerhin zeigt das Verhalten eben doch, dass
das obere Ende der
SYLv\'ischen Spalte als Orientirungspunkt für unsere Zwecke zu unbeständig ist.

Dagegen tritt die abwärts gerichtete Verschiebung sehr dieutlich und regelmässig hervor an den
beiden noch übrigen Orientirungspunkten. Der Abstand des oberen Endes des Sulcus centralis über
der Horizontalen beträgt für die vier unterschiedenen Gruppen im Mittel 108, 106, 102, 96; als Gesammt-
mittel für die frontipetalen Gruppen ergiebt sich daraus 107, und 99 für die occipitopetalen Gruppen.

Noch auffallender macht sich die abwärts gerichtete Verschiebung im Hinterhauptslappen geltend.
Das obere Ende der Fissura parietooccipitalis, dessen Lage in allen Abbildungen durch ein liegendes
Kreuzchen neben der Hirncontur markirt ist, zeigt in ihrem Abstand senkrecht über der Horizontalen in
der ganzen untersuchten Reihe ein stetiges Abwärtssteigen. Die Mittel der vier Gruppen sind 70, 65,
59, 54 und als Gesammtmittel ergeben sich: 68 für die beiden frontipetalen und 57 für die beiden occi-
pitopetalen Gruppen.

Allerdings findet dieses Herabrücken der Fissura parietooccipitalis seine Erklärung zum Theil darin,
dass, auch innerhalb des Hirnes an sich, die Lage der Fissur sich in dem Sinne ändert, dass ihr Abstand
vom Hinterhauptspol der Hemisphäre im Verlauf der untersuchten Reihe kleiner wird. Diese Erscheinung
weiter zu verfolgen, muss an dieser Stelle unterbleiben. Für die hier interessirende Frage genügt es her-
vorzuheben, dass der wirksamere Faktor für das Abwärtsrücken der Fissur nicht in der Configuration des
Gehirns an sich, sondern in seiner Lage Verschiebung zur Horizontalebene des Schädels zu suchen ist.

Ein Blick auf die Reihe der Abbildungen und vor Allem auf die Diagramme der beiden extremen
Fälle Nr. 1 und Nr. 25 auf S. 30, macht dies anschauhch. Hier beträgt der verticale Abstand der Fissur
über dem tiefsten Punkt der basalen Fläche des Occipitallappens bei Nr. 1 56, bei Nr. 25 46 mm^ Jer
Werth, um den die Fissur in Nr. 25 tiefer steht, also nur 10 gegen 30welches die Differenz der

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mmm

Abstände des gleichen Punktes senkrecht über der Horizontallinie des Schädels ist. Der Occipitalpol der
Hemisphäre steht eben in Nr. 1 22-«m höher, im Verhältniss zur Horizontalen des Schädels, als in Nr. 25,
im ersteren Falle bleibt er fast 20 ^^ oberhalb dieser Ebene, im letzteren taucht er unter dieselbe herab.

Somit ergiebt eine aufmerksame Betrachtung der aufgeführten Zahlenreihen die zu dem Gesammt-
bilde einer Rotation um die quere Axe sich vereinigenden Lagerungsdifferenzen, zwar mit einiger Mühe,
aber in nicht zu bestreitender Deutlichkeit.

Viel klarer stellt sich die occipitalwärts gerichtete Verschiebung heraus. Dieselbe kommt in
allen Zahlenreihen, welche der Horizontalebene parallel gemessene Abstände darstellen, zum Ausdruck,
am reinsten allerdings in denjenigen, bei denen die Messung von der Ohrverticalen ausgegangen.

Verfolgen wir zunächst die Theilungsstelle der Fissura Sylvii. Das Mittel der Abstände
vor der Ohrverticalen beträgt für die erste Gruppe :]6-50, für die zweite 32-85, für die dritte 30-80 und
für die vierte 27-00. Und die Gesammtmittel betragen für die frontipetalen Gruppen 34-67 und für die
occipitopetalen 28-90.

Auch das obere Ende der Fissura Sylvii zeigt ein einfaches Wandern von vorn nach hinten,
die Mittel der Abstände hinter der Ohrverticalen betragen 24, 30, 35, 40. Und die Gesammtmittel sind
27 für die frontipetalen, 37-5 für die occipitopetalen Gruppen.

Noch handgreiflicher stellt sich das Rückwärtswandern des unteren Endes des Sulcus centralis
dar. Die Mittel der Abstände dieses Punktes vor der Ohrverticalen für die vier Gruppen sind 17, 11,
8, 4. Und die Gesammtmittel betragen 14-71 für die frontipetalen und 6-30 für die occipitopetalen
Gruppen. Bei den extremen Beispielen des letzteren Typus, Nr. 24 und 25, weicht das untere Ende des
Sulcus centralis sogar hinter die Ohrverticale zurück. Ich habe in solchen Fällen die betreffenden Maasse
durch das Minuszeichen als hinter der Verticalen liegend gekennzeichnet.

Nicht so klar liegt das Verhalten des oberen Endes des Sulcus centralis. Zwar die extremen
Gruppen zeigen einen beträchtlichen Unterschied ihres mittleren Abstandes hinter der Ohrverticalen, der-
selbe beträgt 22-85 für die frontipetale und 43-00 für die occipitopetale. Dagegen ist die Lagebeziehung
dieses Punktes bei den mittleren Gruppen eine sehr schwankende, und in den Mittelwerthen zeigt die
dritte Gruppe sogar eine Verminderung gegen die zweite. Die Gesammtmittel weisen trotzdem noch eine
nennenswerthe Differenz auf, 26 ist das Mittel der frontipetalen, 36 das der occipitopetalen Gruppen.

Aus dieser ganzen Zusammenstellung der Mittelwerthe ergiebt sich, wie mich dünkt in recht über-
sieh thcher Weise, ein Bild sämmtlicher, in der untersuchten Reihe zur Beobachtung gekommenen Diffe-
renzen der Lagebeziehungen zwischen Grosshirn und Schädeldach, und dieses Bild dürfte des morpho-
logischen Interesses nicht ganz entbehren.

Bekannthch hat Alexander Ecker (1870) im Anschluss an Th. H, Huxley (1863) anregende
Betrachtungen angestellt über die Krümmung des Schädelrohrs um eine imaginäre Queraxe, die etwa
durch den hinteren Keilbeinkörper zu denken wäre.

Ecker verglich den Neger- mit dem Europäerschädel und fand, dass das Schädelrohr des Euro-
päers länger und daher stärker gekrümmt sei. Es habe den Anschein, sagt er,^ „als sei bei ziemlich
gleichbleibender Stellung des mittleren Schädelwirbels der hintere Schädelwirbel durch Rotation um eine
Queraxe nach rück- und abwärts, der vordere durch eine ähnliche Rotation nach vor- und abwärts ge-
dreht. Diese Drehung erscheine als Ausdruck einer mächtigeren Entwickelung der Bogentheile dieser
Wirbelsegmente. Durch die Rotation des hinteren Schädelsegmentes nach rück- und abwärts erhalte die
Ebene des Foramen magnum eine mit dem vorderen Rand mehr aufwärts gerichtete Stellung, und die
Hinterhauptsschuppe sinke unter oder doch auf die Horizontahibene. Durch die Rotation des vorderen

1 Arch. f. Anthropologie Bd. IV. S. 302.

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Schädelsegmentes nacli vor- und abwärts erhalte der Vomer eine mehr gerade abwärts gehende Richtung,
was zu einer mehr orthognathen Stellung des Gesichts führe."

Zu diesen Betrachtungen Ecker\'s stehen, Avie mir scheint, die aus unseren Zusammenstellungen
der Mittelwerthe hervortretenden LagedifFerenzen der Grosshirnhemisphären in naher Beziehung. Das
Schädelrohr ist ja seiner Gestaltung nach nichts anderes als die Schale des Hirns; wenn sich das
Schädelrohr mit seinem frontalen oder occipitalen Ende vor- und abwärts, bezw. rück- und abwärts mehr
oder weniger ausdehnt, so bedeutet dies nichts anderes, als dass die entsprechenden Pole der Grosshirn-
hemisphären in den betreffenden Richtungen mehr oder weniger vordringen.

Ecker sieht in dem beträchtlicheren Vorrücken der Enden des Schädelrohrs in der Richtung des
imaginären Rotationsbogens ein Charakteristicum des Europäerschädels im Gegensatz zum Negerschädel.
Wir haben in der untersuchten Reihe nur Europäerschädel vor uns, und es kann sich daher nur um ein
Mehr oder Weniger innerhalb des von vorne herein gegebenen Rahmens handeln. Unsere Beobachtungen
lehren aber, dass dies „Mehr oder Weniger" sich nicht in gleichem Maasse sowohl am frontalen wäe am
occipitalen Pole ansetzt, sondern dass im Gegentheil die Ausdehnung der Hemisphären und damit zu-
gleich des Schädelrohrs in gewissen Fällen mehr am frontalen, in anderen mehr am occipitalen Pole platz-
greift und dadurch gewisse typisclie Differenzen in der Lagerung des Grosshirns erzeugt.

Das Bild dieser typischen Lage Verschiedenheit ist in den wohlausgebildeten Fällen leicht zu er-
fassen, und eine Vergleich
ung der beiden auf Taf. I und Taf. II wiedergegebenen Abbildungen dürfte
die Beziehung dieser Typen zu der
EcKER\'schen Rotationstheorie (wenn ich so sagen darf) hinlänglich
erläutern. Wenn man die Bilder der beiden Gehirne im Geiste vereinigt, so erhält man unmittelbar die
Vorstellung
einer rotirenden oder schaukelnden Orts Veränderung, durch welche auf Taf. I der Stirn- und
Schläfenpol, auf Taf. II der Hinterhauptstheil des Grosshirns sich nach abwärts zu bewegen scheint.

Diese Ausdrucksweise ist eine grob bildliche, wie die ganze auf diese Rotationssupposition gegrün-
dete Darstellung, aber sie hat den Vorzug, die Gesammtheit der Lageverschiedenheiten in eine einzige
Formel zusammenzufassen. Weitergehende Vorzüge hat sie nicht, sie birgt vielmehr die Gefahr des Miss-
verständnisses. Denn ganz abgesehen von der wohl nicht zu befürchtenden irrthümlichen Vorstellung, gegen
welche sich schon Ecker verwahrt, als ob unter der Bezeichnung Rotation ein zu irgend einer Zeit der
Entwickelung etwa ablaufender realer Bewegung«Vorgang zu verstehen sei, könnte die in Vorstehendem
gegebene Erläuterung zu der Annahme verleiten, als ob das, Avas ich als frontipetalen und occipitopetalen
Typus bezeichnet habe, eben nur eine nach vorn oder nach hinten verschobene Lage des an sich vollkommen
identisch gestalteten Gehirns wäre. Die Verschiedenheiten der Form und Massenvertheilung, die, wie die
Tafeln zeigen, mit den Lageverschiedenheiten ziemlich regelmässig einliergehen, sind oben im Zusammen-
hang mit letzteren mehrfach berührt worden; auf eine eingehendere und selbständige Behandlung, welche
dieselben wohl verdienen würden, muss ich mit Rücksicht auf die Grenzen dieser Abhandlung verzichten.

Dagegen hat die Darstellung eine Aufgabe noch zu erledigen, auf welche oben schon aufmerksam
gemacht wurde, nämlich die, meine Befunde über die Lagebeziehungen von Hirn und Schädeldach mit
den Regeln der Schule zu vergleichen. Ich wdll zu diesem Zwecke das Resumé zu Grunde legen, mit
dem Fr. Merkel seinen Bericht^ schliesst, und die Orientirungspunkte an der Gehirnoberfläche in der-
selben Reihenfolge durchnehmen, in der ich sie oben aufgeführt und im Allgemeinen besprochen habe.

Zunächst die Theilungsstelle der Fissura Sylvii in ihre beiden Hauptarme. Die Regel für
ihre Aufsuchung lautet: „Senkrechte von 40—45 Länge auf der Mitte des Jochbogens."

Damit stimmen meine Mittelzahlen, was die Höhe betrifft, genau, und zwar trifft das Mittel 40
(Minimum 34) auf die extreme Gruppe des frontipetalen, 45 (Maximum 48) auf die des occipitopetalen
Typus; die Uebergangsgruppen liegen mit 43 dazwischen. Das Mittel aus sämmtlichen 25 Beobachtungen
beträgt ebenfalls 43 mm.

^ Ergebnisse der Anatomie und Entwickelungsgeschichte Bd, I S. 337—345.

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Was dagegen die Lagebestimmung in sagittaler Richtung betrifft, so findet sich das genaue Ein-
treffen des fraglichen Punktes in die Verticale der Jochbogenmitte nur zweimal verzeichnet, und die Lage
schwankt zwischen 7 m™ vor und
14 Unter dieser Linie, also in einer Breite von 21mm. Da indessen
das Mittel aus allen Beobachtungen 1-5™"» hinter die Senkrechte trifft, so ist, was diese Mittelzahl an-
langt, die Uebereinstimmung annähernd genau. Ueberblicken wir die Mittel der unterschiedenen Gruppen,
so ist von den frontipetalen zu den occipitopetalen Formen eine Verschiebung der Theilungsstelle der Fissur
von vorne nach hinten wahrzunehmen. Das Mittel für die extreme frontipetale Gruppe ist 2-50 vor, das
für die hochgradig occipitopetale Gruppe ist 6-60 hinter der Verticalen. In den Uebergangsgruppeu liegt
der Punkt der Senkrechten ziemlich nahe, als Gesammtmittel ergeben sich
1 ^m y^r der Senkrechten für
die beiden frontipetalen, 4mm hinter der Senkrechten für die occipitopetalen Gruppen.

Sehr allgemein findet sich bezüglich der Theilungsstelle der Fissura Sylvii auch die Angabe, dass
ihre Lage dem Pterion entspreche. Auch diese Angabe findet durch meine Beobachtungen keine genaue,
wohl aber eine annähernde Bestätigung. Wenn man unter Pterion, wie E. Schmidt sagt, „nicht sowohl
einen Punkt, als eine Fläche" versteht, nämlich die Gegend, wo Stirnbein, Scheitelbein, Schläfenschuppe
und Spitze des grossen Keilbeinflügels beisammen liegen, dann ist freilich der Spielraum so gross, dass
die Lage innerhalb einer Breite von 2—3cm yariiren kann, eine genauere Feststellung also keinen Sinn
hat. Versteht man dagegen, um eine solche zu ermöglichen, unter Pterion den Punkt, wo die drei Nähte
Sut. sphenosquamosa, sphenoparietalis und squamosa zusammenlaufen,^ dann ergiebt sich eine ähnliche Be-
ziehung zur Theilungsstelle der Fissur wie bei der Verticalen der Jochbogenmitte, d. h. es ist in der
untersuchten Reihe eine Verschiebung der Theilungsstelle von vorne nach hinten wahrzunehmen. In Be-
ziehung auf die Verticale der Jochbogenmitte beträgt die in den Gesammtmitteln zum Ausdruck kom-
mende Verschiebung
5 mm^ ij^ Beziehung auf das Pterion nur 3-5 m™. Dieser geringere Ausschlag erklärt
sich daraus, dass die relative Lage des Pterion im Verhältniss zu dem Gesichtsskelett ebenfalls eine Ver-
schiebung von vorn nach hinten erkennen lässt: es liegt an den Schädeln der beiden frontipetalen Gruppen
im Mittel
2-4 ^m^ ^n den Schädeln der occipitopetalen Gruppen 4-0 mm hinter der Verticaleu der Joch-
bogenmitte. Daraus ergiebt sich nebenbei, dass diese beiden Orientirungsmerkmale, Pterion und Verti-
cale der Jochbogenmitte, bei schärferer Fassung sich nicht genau decken, wie es nach den Angaben der
Schule den Anschein hat.

Bezüglich der Richtung und des oberen Endes der SvLv\'ischen Spalte muss ich auf die oben
gegebene allgemeinere Besprechung verweisen. Die Schule benutzt den Scheitelhöcker zur Orientirung und
sagt, dass die Spalte verlaufe in einer „Linie vom Punkt der Theilungsstelle zum Gipfel des Tuber parie-
tale". Da in der Mehrzahl der von mir untersuchten Schädel der Scheitelhöcker nicht hinlänglich deut-
lich ausgeprägt war, um in die Projectionen aufgenommen werden zu können, so habe ich auf seine Be-
rücksichtigung im Allgemeinen verzichtet. In den Fällen, wo er gut erkennbar war, lag das obere Ende
der Fissur immer in seinem weiteren Bereich, aber nicht eigentlich an seinem Gipfel; bei den frontipetalen
Formen hielt es sich an den vorderen (Nr. 5) oder unteren (Nr. 4) Rand, bei den occipitopetalen an den
hinteren Umfang des Höckergebietes. Die Abbildung Nr. 4 auf Taf V zeigt das in Rede stehende Ver-
halten an einem Kopf des frontipetalen Typus. Die Projectionsfläche für diese Zeichnung war der Tan-
gentialebene des Schädeldaches im Scheitelhöckergebiet parallel gestellt, die Furchen in diesem Gebiet er-
scheinen daher in exacter Eindeckung an den zugehörigen Stellen des Knochens. Das Ende der Fissur
liegt am unteren oder lateralen (temporalen) Rande des Tuber parietale, welches durch die Schattirung
der Umgebung in der Zeichnung stark hervorgehoben ist.

Besondere Aufmerksamkeit wegen des erhöhten praktischen Interesses, was sich daran knüpft, ist
von allen Untersuchern der Lagebestimmung der Centraifurche zugewendet worden.

^ An dem Schädel Nr. 13 besteht die Varietät eines Proc. frontalis der Schläfen schuppe. In diesem Fall ist ein Pterion
nach obiger Definition nicht vorhanden. In Nr. 21 war der fragliche Punkt in Folge vorhandener Schaltknochen nicht genau
feststellbar.

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Die Regel, um das untere Ende des Sulcus centralis aufzufinden, lautet: „im rechten Winkel
auf der Linie des Jochbogens errichte man an dessen hinterem Ende vor dem Tragus (d. h. über dem
Kiefergelenk) eine Senkrechte von 5 bis höchstens 6 ^m Länge." Ich habe deshalb die Lagebeziehung zu
dieser, auch am Lebenden leicht zu bestimmenden, Verticalen des Kiefergelenks ebenfalls gemessen und
in die Tabellen aufgenommen. Ein Blick auf die Zusammenstellung der Mittelzahlen zeigt, dass in der
untersuchten Reihe auch dieser Punkt eine von vorn nach hinten gerichtete Verschiebung erfährt, in den
Uebergangsgruppen liegt er der Linie nahe, die extremen Gruppen dagegen zeigen mittlere Abstände von
6 nach beiden Richtungen. Der ganze Verschiebungsspielraum beträgt denn in Nr. 1 liegt der

Punkt vor, in Nr. 25 dagegen hinter der betreffenden Verticalen. Die Mittel der vier

Gruppen sind: 5-43, 0-57, —3-50, —6-00. Als Gesammtmittel für die frontipetalen Gruppen ergiebt
sich 3-00, für die occipitopetalen —4.75, und wenn daraus die mittlere Lage für alle 25 Fälle berechnet
wird, so zeigt diese, da sie 0-87\'"™ hinter die Kiefergelenkverticale fällt, eine volle Uebereinstimmung
mit der Schulregel.

Der senkrechte Abstand des in Rede stehenden Punktes über der Horizontalen ist oben in seiner
allgemeinen Bedeutung eingehend erörtert. Dass die Mittelwerthe auch dieses Abstandes mit den Angaben
der Schule sich nahezu decken, ergiebt ein Blick auf die Tabelle.

Das obere Ende des Sulcus centralis soll gefunden werden durch „Errichtung einer Senk-
rechten vom hinteren LTmfang des Processus mastoideus zum Scheitel". Der Ausgangspunkt für diese
Orientirung ist nicht ganz leicht mit befriedigender Sicherheit zu gewinnen, die Resultate der hierauf be-
züglichen Messungen sind daher nicht unbedingt zuverlässig. Die Zusammenstellung derselben zeigt, dass
auch das obere Ende der
RoLANDo\'schen Furche, wie das untere, in der untersuchten Reihe eine Ver-
schiebung nach hinten zeigt. 14mm yQj. hinter der in Rede stehenden Verticalen, das sind die
in Einzelfällen beobachteten extremen Lagen, während die Mittelzahlen der vier Gruppen betragen: 5-30,
3-00, 2-66, —8-40, woraus sich 4-15 für die frontipetalen, -—2-87 für die occipitopetalen Gruppen, und
endlich 0-64 für alle untersuchten Fälle als Gesammtmittel ergiebt, d. h. wiederum eine nahezu genaue
Bestätigung der Schulregel.

Es sind bezüglich der Aufsuchung des oberen Endes der Centraifurche auch Angaben verbreitet,
ausgehend vom Bregma, dem Vereinigungspunkt der Sagittal- und Kronennaht, von welchem der gesuchte
Punkt 50™"! entfernt sein soll. Auch in dieser Beziehung zeigen die oben mitgetheilten Maasse, dass
die Variationsbreite etwa 30™™ beträgt; die Mittelwerthe des gesuchten Abstandes sind: 41-42 für die
extreme frontipetale (Minimum 34), 45 für die Uebergangs- und 54-40 für die extreme occipitopetale
Gruppe (Maximum 66). Das Gesammtmittel aus allen untersuchten Fällen kommt wiederum mit 46-56
der Vorschrift der Schule sehr nahe.

Für die Aufsuchung endlich des auf die äussere Fläche der Hemisphäre übergreifenden oberen
Endes der Fissura parietooccipitalis wird, allgemein angegeben, dass dasselbe in seiner Lage dem
Lambda, d. h. der Spitze der Squama occipitalis entspreche. Nach meinen Beobachtungen trifft dies in
nicht seltenen Fällen (33^/,, zu, ist aber keineswegs constant. Der an Einzelfällen von mir beobachtete
höchste und niedrigste Stand der Fiss. par.-occ. ist 26™™ oberhalb und 10™™ unterhalb des Lambda.
Das Zusammentrefi^en mit dem Lambda kommt am häufigsten in den occipitopetalen Gruppen, in der ex-
tremen frontipetalen dagegen gar nicht vor. Die Mittel der unterschiedenen Gruppen sind 11-14, 8-00,
0, —1, sodass man mit annähernder Genauigkeit sagen kann: für die frontipetalen Gruppen ist die mitt-
lere Lage der Fiss. parietooccipitalis 10 ™™ oberhalb des Lambda, für die occipitopetalen dagegen gilt als
mittlerer Befund das Zusammentreffen beider Punkte.

-ocr page 40-

Bemerkungen zur Vergleichung des Schädels
mit der Todtenmaske.

Auf dem Titel der vorliegenden Abhandlung habe ich beigefügt, dass dieselbe zugleich ein
Beitrag zur Vergleichung des Schädels mit der Todtenmaske sein solle. Dieser Beitrag ist in den
Zeichnungen enthalten, Tafel I, Tafel II, Nr. 5 auf Tafel III und Nr. 15 auf Tafel IV, und ich habe
diesen nur wenige Bemerkungen beizugeben.

Es handelt sich um den Oberflächenumriss des Kopfes in Beziehung zu seiner knöchernen
Unterlage.

Nur zwei Forscher, H. Welcker (1883) und Wilhelm His (1895) haben bisher dieser ana-
tomischen Frage eiu besonderes Augenmerk zugewendet. Für beide bildete die Triebfeder dazu eine
Aufgabe eigenthümlicher Art, die jedoch heutzutage dem Anatomen sich leichtlich stellen kann: die
fachmännische Feststellung der Identität historischer Schädel.

Wenn es gilt, einen der Gruft entnommenen Schädel darauf zu prüfen, ob er einer bestimmten
Person angehört habe, deren Gesichtszüge bekannt sind, so kann die Arbeit des Sachverständigen nur
darin bestehen, durch Reconstruction der Weichtheile um den Schädel ein Bild des Kopfes herzustellen,
und nachzusehen, ob dieses sich mit den überheferten Abbildern des Verstorbenen deckt. Je nach der
Qualität dieser Abbilder wird die Untersuchung im weiteren Verlaufe entweder geringe oder aber sehr
grosse Schwierigkeiten darbieten. Der günstige Fall ist der, dass eine verbürgte und correct entnommene
Todtenmaske vorhanden ist, der ungünstige dagegen, dass keine Maske, auch keine nach dem Leben
gearbeitete Büste, ja nicht einmal ein Profilbild existirt, sondern nur Porträts von vorn oder in
sogenannter Dreiviertel-Ansicht.

Welckek, der als der Erste die Principien einer derartigen Untersuchung erkannte und ein
methodisches Verfahren für ihre Durchführung ausbildete, hatte bei seiner mustergiltigen Arbeit über
Schiller\'s und Kant\'s Schädel in den trefflichen, kunstgemäss hergestellten Todtenmasken dieser Männer
jenes günstige Material in Händen, welches die mit unwiderstehlicher Klarheit zu seinen Resultaten,
den negativen wie den positiven, hinleitende Beweisführung ermöglichte.

Als dagegen His vom Rathe der Stadt Leipzig vor die Aufgabe gestellt wurde, über die Aecht-
heit der Gebeine Joh. Seb. Bach\'s ein maassgebendes Urtheil zu fällen, da lag der entgegengesetzte, der
ungünstigste Fall vor, als Vergleichsobject fanden sich nur mangelhafte Porträts in für die Analyse
ungünstigen Schrägansichten des Antlitzes, und His konnte nur dadurch zu einem befriedigenden Er-
gebniss gelangen, dass er über die Methode Welcker\'s einen kühnen Schritt hinaus that.

Welcker konnte sich damit begnügen, die typische Bewegung des Hautumrisses in der Median-
ebene durch Messung an Leichen festzustellen und durch Auftragung der gewonnenen Mittelmaasse den
Profilumriss des Kopfes zu dem zu prüfenden Schädel zu construiren.

His musste sich sagen, dass mit diesem Profilumriss für sich allein, bei der Art der vorhandenen
Bachporträts, nicht viel gewonnen sein würde. Das dem Schädel aufconstruirte Profil konnte als Bach-
profil hier nur dadurch wahrscheinlich werden, dass „es sich einer Gesammtbüste einfügte, die mit den
vorhandenen En-face-Bildern Bach\'s in Uebereinstimmung stand." Aus der Herstellung des Profil-
umrisses, wie Welcker sie geübt, wurde somit bei His die Reconstruction der Gesammtbüste über dem
Abguss des Schädels, und diese neue Aufgabe hat His dadurch gelöst, dass er die Mitarbeit eines
Bildhauers gewann, welcher mit dem erforderlichen künstlerischen Talent das volle Verständniss für den
Ernst der Aufgabe verband und entschlossen war, mit Gewissenhaftigkeit sich an die Daten der ana-
tomischen Untersuchung zu binden.

\\

[

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Die Vorbedingung der Arbeit aber, war hier so gut wie bei den Forschungen Welcker\'s die,
dass diese anatomischen Daten bezüglich der Dicke der Weichtheile an allen entscheidenden Stellen
zuverlässige seien. Deshalb haben beide Forscher Messungen in dieser Richtung angestellt, und aus
demselben Grunde scheint es mir geboten, auch fernerhin dieser Frage die Aufmerksamkeit nicht zu
versagen.

Welcker sowohl wie His haben ihre Messungen durch senkrechten Einstich scharfer oder spitzer
Instrumente an bestimmten, mit Rücksicht auf die Reconstruction gewählten Punkten angestellt. Als ich
zum Zwecke der oben mitgetheilten Untersuchungen über die Lage des Gehirns einige Köpfe abformte,
dachte ich noch nicht daran, dass sich bei dieser Gelegenheit auch Aufschlüsse über das Verhalten der
Weichtheile würden gewinnen lassen, und so habe ich es leider unterlassen, vor der Abformung
Messungen der angegebenen Art zu machen. Erst bei der Combination der Projectionszeichnung des
Gypsabgusses vom Kopf mit derjenigen des zugehörigen Schädels tauchte das Bedürfniss nach möglichst
mannigfachen Anhaltspunkten der Orientirung und die Bemerkung auf, dass die bei der Eindeckung
meiner Zeichnungen sich ergebenden Abstände des Knochens von der Hautoberfläche nicht einfach mit
den Messungen der genannten Forscher übereinstimmen. Einen gewissen Ersatz für die Messungen an
der Leiche bot allerdings der Umstand, dass ich nicht alle Köpfe abgeformt, sondern von zweien
Projectionszeichnungen des Kopfes selbst genommen habe. Indessen würde eben doch gerade der Ver-
gleich der auf verschiedenem Wege genommenen Maasse vom gleichen Kopfe von Interesse sein.

Ich will zunächst die Maasse, wie sie sich aus den combinirten Orthogonalprojectionen ergeben,
vorlegen. His hat sein Material sehr zweckmässig in Gruppen gesondert; einmal trennt er die Leichen
an abzehrenden Krankheiten Verstorbener ab (seine Gruppe A), und ferner sondert er die gesunden
männlichen Leichen (seine Gruppe B) in zwei Unterabtheilungen nach dem Alter, einmal zwischen
17 und 40 Jahren (seine Gruppe B^), sodann zwischen 50 und 72 Jahren (seine Gruppe B2).

Obgleich nun eine Sonderung in Gruppen und eine Berechnung von Mittelwerthen bei den
Avenigen Objecten, die hier zur Untersuchung vorhegen, kaum nöthig, ^0 will ich doch, zur leichteren
Vergleichung mit den Befunden von His, eine solche nicht unterlassen, und gebe die von mir
gefundenen Zahlen in der gleichen Gruppirung.

Auch die an den WELCKER\'schen Messpunkten bestimmten Dicken maasse habe ich in gleicher
Weise geordnet; doch kann hier ein Vergleich der Resultate nur an dem Gesammtmittel vorgenommen
werden, weil Welcker eine Sonderung seines Materiales nach Ernährungszustand und Lebensalter
unterlassen hat. (Siehe die Tabelle Seite 38.)

Das Bild, welches diese Zahlenreihen hervortreten lassen, ist ein complicirtes.

Vor Allem ist in die Augen fallend, dass meine an der abgezehrten Leiche Nr. 25 genommenen
Maasse von denen der entsprechenden Gruppe A von His sehr wenig abweichen, während die Diffe-
renzen des Mittels aus den Maassen der vier wohlgenährten Körper gegen die entsprechende Gruppe B
von Hls ganz erheblich sind. Es kann dies wohl im ganzen dahin gedeutet werden, dass, wie es ja in
der Natur der Sache hegt, die Variationen in der Dicke der Bedeckungen bei wohlgenährten Personen
viel beträchtlicher sind, als bei abgemagerten.

Freilich sind die den wohlgenährten Körpern entnommenen Maasse überhaupt und besonders im
Gebiete des Schädeldaches und zum Theil auch des Nasenrückens so hoch, dass ich wiederholt Be-
denken gehabt und nach Fehlerquellen gesucht habe, ohne jedoch solche entdecken zu können. In der
hinteren Scheitel- und der Hinterhauptsgegend mag Oedem vorhanden gewesen sein, das ist an Nr. 25
(Taf. II) sogar deutlich zu erkennen; die Abgüsse der Gesichter zeigen aber so zartes Oberflächenrehef,
dass hier sicher keine abnorme Schwellung der Haut vorgelegen haben kann. Ich muss daher auch die
sehr hohen Werthe von Nr. 5 und Nr. 15 als sicher betrachten; die Körper, von denen sie herrühren,
waren auch in der That ungwöhnhch derb und kräftig. Uebrigens könnte das allgemeine Ueberwiegen
meiner Maasse über die von His sowohl wie von Welcker wohl auch den Gedanken wachrufen, ob

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Einzel m essungen

Mittelwerthe

Differenzen meiner Werthe
gegen die von His

•C

Dickenmaasse

Phthi-
siker

Wohlgenährte Männer

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Gesiclitsweiclitlieile
in Millimeter

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Messpunkte
nach His

!.........

1

Am oberen Stirn-
rand. ....

3-5

8

9

10

7

8-5

8-5

8-5

7-5

9-5

7-5

0-1

-f 4-42

4-3-42

4-5-42

St. 1

Am unteren Stirn-
rand ....

4

7

7-5

9

6-5

7-5

7-25

7-75

6-75

8-25

6-8

0-1

4-2-33

4-1-58

4-3-08

St. 2

An derNasenwurzel

5-5

7

8

8

6

; 7-25

7-5

7

6-5

8

6-9

-1-0-7

4-1-80

4-1-05

2-55

Nw.

Am knöchernen Na-
senrücken .

2-5

4-5

3

4

3-5

3-75

3-75

3-75

4

3-5

3-5

-0-5

0-46

4-0-71

0-21

Nr.

An der Wurzel der
Oberlippe . . .

12

16

15

14

11

14

15-5

12-5

13-5

14-5

13-6

1-2

2-75

4-2-25

3-25

Ol. 1

Im Lippengrübclien

10

12

12-5

9

11-16

12

10-75

10-5

12-5

10-8

-1-1-84

4-1-79

1-13

3-13

i 01.2

In der Kinnlippen-
furcbe ....

9

9-5

8

10

9-16

9-5

9

9-75

8

91

-f-0-5

-0-84

-0-25

-2-00

Am Kinnwulst . .

9

9-5

12

10

8

9-87

10-75

9

8-75

11

9-7

-1-0-5

-M8

-2-30

-0-051

Unter dem Kinn .

7

8

6-5

8

8-87

8

7-25

8

6-5

8-5

2-9

-f2-71

4-1-84

0-34i! Ä^

Messpunkte
nach
Welcker

Differenz
meines
Ges.-
Mittels
gegen
das von
Welcker

i

Am Hinterhaupt .

7-5

9

6

7

6-5

7-12

7-5

6-75

7-75

6-5

7-2

-hO-4

Mitte des Scheitels

4

9

9-5

10-5

8

9-25

9-25

9-25

8-5

10

8-2

4-2-9

Mitte der Stirn

4

6-5

7-5

8

6

7-0

7

7

6-25

7-75

6-4

4-2-1

!

Mitte der Nasen-
wurzel ....

5-5

7

8

8

6

7-25

7-5

7

6-5

8

6-9

4-1-0

Nasenbein, Mitte .

4

5-5

4

6

4

4-87

4-75

5

4-75

5

4-7 \'

4-1-4

Nasenbein, Spitze .

3-5

5

3

4

4

4

4

4

4-5

3-5

3-9

4-1-7

Mitte der Oberlippe

1

11

12

13

9

11-33

12

11

11

13

11-25

4-0-25

Mitte der Unter-
lippe ....

9

9-5

8

10

9-16

9-5

9

9-75

8

9-12

-1-48

An der Kinnspitze

8

8

12

7

7-5

j 8-62

i

10

7-25

7-75

9-5

8-5

0-0

1

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nicht doch vielleicht bei der Messung durch Einstich, trotz aller Vorsicht, eine Eindrückung der Ober-
fläche stattfinden und die Bedeckungsschicht dann nicht in ihrer vollen Dicke zur Beobachtung kommen
könnte, was bei der indirecten Gewinnung der Maasse durch orthogonale Projection und Combination
der Umrisse natürlich ausgeschlossen ist.

Die Abmagerung bei Nr. 25 war keine hochgradige, sondern eine massige, namentlich in der
unteren Hälfte des Gesichtes. Es muss deshalb auffallen, dass die Maasse der Unterlippe und des
Kinnwulstes die His\'schen Mittelwerthe so viel w^eniger übertreffen, als die Maasse der Oberlippe es
thun. Und noch auffallender muss es sein, dass dieselbe Abweichung in noch viel höherem Grade bei
den Maassen der wohlgenährten Körper sich findet, namentlich bei den auf Gypsabgüssen basirenden
Messungen. Denn während hier im Gebiet der Stirn, Nase und Oberlippe meine Maasse beträchtlich
überwiegen, so bleiben sie in der Kinnlippenfurche und besonders am Kinnwulst im Gegentheil um
nennenswerthe Beträge zurück; das Maass „unter dem Kinn" dagegen weist wiederum ein erhebliches
Plus auf

Es hat durchaus den Anschein, dass in diesem Verhalten eine charakteristische Eigenthümlichkeit
der Todtenmasken sich ausspricht. Wahrscheinlich ist es das Gewicht des zum Zwecke der Abformung
aufgetragenen Gypsbreies, w^elches die Weichtheile der Kinngegend abwärts zieht. ^ Das bedingt die Ab-
plattung des Kinnwulstes und das Vordrängen der Unterkinngegend, Formveränderungen, die auch in den
Abbildungen augenfällig hervortreten. Taf I, Taf II und Nr. 5 auf Taf HI geben Projectionen von
Todtenmasken, dagegen Nr. 15 auf Taf. IV eine Projection des Kopfes selbst. Während nun in der
letzteren die Bedeckung des Kinnes, entsprechend der Bewegung der His\'schen Maasse, sich nach vorn
vorwölbt zur Bildung des Kinnwulstes, sodann aber gegen den Unterkieferrand sich einzieht, zeigen die
Bilder der Todtenmasken ein ganz anderes Verhalten (siehe besonders Taf. I und Nr. 5 auf Taf. III): der
Wulst ist flach, so dass er kaum über das Niveau der Kinnlippenfurche vorspringt, unterhalb aber, da, wo
beim Lebenden der Kieferrand der Hautoberfläche so nahe liegt, zeigt die Todtenmaske im Gegentheil
eine Vortreibung der Weichtheile.

Aber auch die Oberlippe erfährt im Gyps eine Verunstaltung, wird abgeplattet und abwärts
gezogen. Das tritt aus der Zahlenreihe der „Differenzen meiner Werthe gegen die von His" hervor,
w^o für die beiden Gypsabgüsse (Nr. 5, 6) das Plus der Wurzel der Oberlippe doppelt so gross ist, als
das des Lippengrübchens, und es ergiebt sich in übereinstimmender Weise beim Vergleich der genannten
Abbildungen.

Die Wurzel der Oberlippe ist durch ihre Verbindung mit der Nasenscheidewand relativ fixirt
und kann nur wenig nachgeben. Das ist ein Umstand, der auch für die Veränderung des Reliefs durch
die Abmagerung in Krankheiten sowüe auch durch das Zusammensinken nach dem Tode in Betracht
kommt; die Lippen schwinden, während die Nase feststeht und daher im abgemagerten Gesicht des
Kranken, sowie auch beim Gesunden nach dem Tode, stärker über der Oberlippe hervortritt als früher.

In dem gleichen Sinne wirkt auch der mechanische Druck und Zug des abformenden Gypses.
Nr. 15 (Taf. IV) zeigt das Profil in natürlicher Haltung, die drei Abbildungen Taf. I, II und III, Nr. 5
lassen dagegen die Wirkung des Gypsdruckes erkennen: der Umriss der Oberlippe tritt, von der Wurzel
abwärts, nicht vor, wie er sollte, sondern zurück, und die Mundspalte ist um ein Geringes herab-
geschoben. Da nun, wie erwähnt, die sogenannte Leichenphysiognomie sowohl, wie auch das Aussehen
von Kranken in abzehrenden Krankheiten zum Theil auf der gleichen Oberflächenveränderung beruht, so

^ Die Leichen befanden sich bei , der Abformung in Rückenlage mit hochgelegter Brust und in freier Haltung unter-
stütztem Kopfe, und man darf wohl annehmen, dass dies die Lagerung ist, welche bei Entnahme von Todtenmasken, wenigstens
von sogenannten Vollmasken., d. h. Abgüssen des ganzen Kopfes, in der Regel gewählt werden wird. Ich will nicht unterlassen
zu erwähnen., dass bei der Herstellung der dieser Untersuchung dienenden Todtenmasken die Vorsicht, Anfangs nur eine dünne
Schicht Gypsbrei aufzutragen und erst nach dessen beginnender Bindung fortzufahren, nicht ausser Acht gelassen worden ist.
Trotzdem war die Verunstaltung eingetreten.

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ist ersichtlich, dass die Todtenmaske, indem sie diesen Zug verschärft und übertreibt, ein Bild von dem
Verstorbenen erstehen lässt, das von dessen lebendigem Antlitz abweicht, und zwar in einer Richtung,
welche die bildliche Festhaltung des letzteren sehr erschwert.

Und noch ein dritter Punkt ist es, in dem die mechanische Wirkung des Gypses bei der Ab-
formung zu einer Verunstaltung des Abbildes führt. Dieser kommt zwar in der Zahlenreihe der Maasse
nicht zum Ausdruck, weil sich diese nur auf die Medianebene beziehen, ist aber an den Abbildungen
deuthch erkennbar. Ich meine die Rückwärtsziehung der Haut aus der Regio parotideo-masseterica
und die Rückabwärtszerrung der Ohrmuschel. Dies ist auf Taf II gut zu erkennen, obgleich die Haut-
oberfläche nur bis an den hinteren Rand des Unterkiefers angedeutet werden konnte. Taf. I zeigt
wenigstens die Verschiebung der Ohrmuschel; Nr. 5 (Taf. III) lässt am wenigsten davon erkennen, hier
war die Erscheinung infolge der ungewöhnlichen Rigidität der Hautdecke nur wenig ausgeprägt. Im
Gegensatz zu diesen drei Abbildungen nach Gypsabgüssen steht wiederum Nr. 15 (Taf IV), welche in
der Projection des Kopfes die Ohrmuschel in natürlicher Stellung und Form wiedergiebt; durch punktirte
Linie ist der Umriss des Porus acust. ext. markirt und lässt seine Lagebeziehung zu dem hinter dem
Tragus verborgenen Ohrloche erkennen, wie sie Welckee nachgewiesen hat.

Auch für die Ohrgegend gilt, was über die Entstellung der Lippen gesagt wurde: die Abformung
verschärft im Gypsabguss die für das Bild der Leiche charakteristischen Züge. Es handelt sich um eine
einfache Leichenerscheinung, nämlich das unter der Wirkung der Schwere erfolgende Herabsinken der
schlaffen Bedeckungen, welches in der Rückenlage der Leiche dazu führt, dass die betreffenden Ober-
flächenpartieen scheinbar nach hinten gezogen werden, — und ich habe thatsächlich von Laien die
Aeusserung gehört, dass der Tod ein Krampf im Nacken sei, der Alles nach hinten spanne —. Dieses
Rückwärtssinken der nachgiebigen Hautdecke wird nun unter der Wirkung des Gewichtes der weichen
Gypsform begreiflicherweise vermehrt und kann die Entstellung herbeiführen, die auf Taf II wieder-
gegeben ist.

Dies Alles zeigt, dass in der Todtenmaske ein in gewissen Punkten gefälschtes Document über-
liefert wird, dessen richtige Lesung grosse Vorsicht und fachmännische Kritik erfordert. Dass dasselbe
bei Anwendung der gebotenen Kautelen ein werthvolles, ja unersetzliches Untersuchungsmaterial darstellt,
hat Welcker durch seine berühmte kleine Schrift über Schiller\'s Schädel bewiesen. Die weitverbreitete
Vorstellung, als ob die Todtenmaske das treueste Abbild des Verstorbenen und die beste Unterlage zur
Schaffung einer Porträtbüste wäre, ist ein Irrthum, und ich kann die diesbezügliche Warnung, die His,
zunächst mit Rücksicht auf die dem Tode etwa vorausgegangene Abmagerung, den bildenden Künstlern
zuruft, auch auf Grund der kritischen Vergleichung der Todtenmaske mit der Leiche nur aufs leb-
hafteste unterstützen.

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Versuch einer Darstellung der cranio-cerebralen Topographie

in stereographischer Projection.

Von

Hermann Maier,

stud. math, et rer. nat.

Im Verlauf von Untersucliungen über die Lagebeziehungen zwischen Grosshirn und Schädeldach
war Herrn Prof. Froriep der Gedanke nahe getreten, ob die Schwierigkeiten, welche sich für die
combinirte Wiedergabe der Hirnoberfläche und der concentrisch darüber gelagerten Flächen des Schädels
und der Haut, bei der gewöhnlich benutzten orthogonalen Projection, aus der sphärischen Gestalt des
Objectes ergeben, nicht durch Anw^endung einer anderen Projectionsmethode zu umgehen wären. Nach-
dem Her/Prof. Froriep mit Herrn Prof. Brill den Gegenstand besprochen, erhielt ich durch letzteren
die Aufforderung, gemeinsam mit Herrn Prof. Froriep Versuche in der angegebenen Richtung anzustellen.

Die Aufgabe lautete folgendermaassen: man soll von dem Schädel und dem in ihm enthaltenen
Gehirne ein Bild in die Ebene entwerfen und zwar so, dass sich in der Zeichnung jeder Schädelpunkt
mit dem senkrecht zur Oberfläche unter ihm liegenden Gehirnpunkt deckt.

Diese Aufgabe zerfällt in zwei Theile. Es handelt sich erstens darum, dass man alle in die
Zeichnung aufzunehmenden Einzelheiten der Gehirnoberfläche in richtiger Lagebeziehung auf dem Schädel
markirt, und zweitens um die Projection des Schädels zugleich mit den aufgetragenen Zeichen für
das Gehirn.

Der erste Theil der Aufgabe ist Sache der anatomischen Untersuchung und wurde von Herrn
Prof. Froeiep durch folgendes, hier nur in der Kürze aufzuführendes Verfahren erledigt.

Der dem Versuche zu Grunde zu legende Kopf war schon vorher in der Medianebene durchsägt,
und es war nach der von Prof. Froriep ausgebildeten und beschriebenen Methode ein Gypsabguss des
innerhalb des Schädels in gefrorenen Zustand versetzten und dann isolirt entnommenen Grosshirns an-
gefertigt worden. Die linke Hälfte des mittlerweile macerirten Schädels wurde nun weiter für den Ver-
such wie folgt vorbereitet.

Es wmrde ein Leimausguss der Schädelhöhle hergestellt; entsprechend den an dessen Oberfläche
erkennbaren Abdrücken der Juga cerebralia und mit Hülfe des zugehörigen Gehirnes sowie seines Gyps-
abgusses wurden auf den Leimausguss die Furchen der Grosshirnhemisphäre mit Oelfarbe aufgezeichnet;
der mit dieser Zeichnung versehene Ausguss wurde sofort wieder in richtiger Lage in die Schädelhöhle
zurückgebracht und hier einige Stunden belassen, so dass die Oelfarbe Zeit hatte, in die Knochen einzu-
dringen; als er sodann wieder entfernt w^urde, blieb durch die anhaftende Oelfarbe ein Bild der Furchen-
anordnung an der Innenfläche der Schädelkapsel zurück; um dieses auf die Aussenfläche derselben zu

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übertragen, wurde das Schädeldach im Verlauf eines jeden Furchenabbildes einmal durchbohrt und von
diesem Bohrloche aus jeweilen im ganzen Verlaufe der Furche mit der Laubsäge durchsägt, wobei Sorge
dafür
zu tragen war, dass sowohl der Drillbohrer wie das Sägenblatt stets genau senkrecht zur Schädel-
oberfläche geführt wurde.

Auf diese Weise war das gewünschte Präparat gewonnen: die linke Hälfte eines Schädels, auf
dessen Aussenfiäche die Abbilder der Hauptfurchen des Gehirnes je in verticaler Uebertragung auf-
gezeichnet waren, und es konnte nun der zw^eite Xheil der Aufgabe in Angriff genommen werden, von
der Oberfläche des Halbschädelü sammt der darauf befindlichen Zeichnung des Gehirnes ein möglichst
naturgetreues Bild in die Ebene zu entwerfen.

Diese Aufgabe ist eine ähnliche wde die, welche der Geograph zu lösen hat, wenn er von der
einen Erdhalbkugel ein im Ganzen möglichst wenig verzerrtes Bild auf dem Papier entw^erfen will. Man
hat hiernach die Auswahl aus den verschiedenen Landkartenprojectionen. Nach reiflicher Ueberlegung

haben wir uns für die Methode der stereographischen Projection entschieden.
Das Wesen derselben ist folgendes:

Will man von einer Kugeloberfläche ein ebenes Bild zeichnen so
denke man sich die Ebene, auf der das Bild entstehen soll, als Berüh-
rungsebene
(E) an die Kugel gelegt (vgl. Fig. 1). Nun projicire man die
Kugeloberfläche auf diese Ebene durch Strahlen, die von dem diametralen
Gegenpunkt
(B\'j des Berührungspunktes (B) ausgehen. So erhält man
z. B. das Bild
p des Punktes F der Kugel dadurch, dass man von B\'
eine Gerade nach P zieht, welche die Ebene E in p trifft.

Um diesen Punkt p in der Berührungsebene E zu construiren,
stelle man folgende kleine Betrachtung an: Die Berührungsebene
E nehme
man senkrecht zur Zeichenebene an (vgl. Fig. 2), so dass sie sich in nebenstehender Figur als Tangente
an den Meridiankreis
B\'^B\' in B darstellt. Nun lege man durch B und B\' einen Meridian und durch
P einen zur Berührungsebene parallelen Kreis P% Der Meridian BPB\' habe von dem Meridian B^B\'
den Winkelabstand tp, und der Winkel, den der Strahl vom Kugelmittelpunkt 0 nach dem

Punkte ^ des Parallelkreises durch P mit dem Radius OB macht,
sei (p. Nun klappe man die Berührungsebene
E um einen Winkel
von 90° um die Linie B)^ um, so dass sie mit der Zeichenebene
zusammenfällt. Es entspricht sodann dem Meridian B\'^B\', der
mit unserer Zeichenebene zusammenfällt, in der umgeklappten Ebene
die Tangente
B^ an diesen Meridian und dem Meridian BPB\' die
Gerade
Bp, die mit ^^ denselben Winkel ^t macht, wie der
Meridian
BPB\' mit B^B\'. Dem Parallelkreis durch P entspricht
der Kreis um
B mit Radius r ^ B)^, da ja p das Bild des Punktes
^ des Parallelkreises ist, und dem Punkt
P der Bildpunkt p.
Bezeichnen wir mit R den Radius der Kugel, so ist, wie aus
nebenstehender Figur hervorgeht.

BA

r

\\p

i

0

/

\\ ^

B\'

Fig. 2.

■^BB"^ =1 und somit r - ^^ = 2i^tg

Wenn wir also den Radius B der Kugel und die beiden Winkel yj
und cjp, d. h. Länge und Breite für einen Kugelpunkt P kennen, so können wir dessen Bild p in der
Ebene unmittelbar zeichnen.
Will

man nicht nur einzelne Punkte der Kugel abbilden, sondern deren ganze Oberfläche, so wäre
es ziemlich umständlich, wenn man für jeden Punkt der Oberfläche das zugehörige
r berechnen wollte.
Um dies zu vermeiden, überziehen wir die Kugel mit einem Netz von Meridianen, die durch
B gehen,

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und von Parallelkreisen, die der Berührungsebene parallel sind. Die Meridiane sowohl, als auch die
Parallelkreise mögen von einand.er einen Abstand von 15^ haben. In der Bildebene erhält man dann
entsprechend ein Netz von Strahlen durch
B im Abstand von 15*^ und von concentrischen Kreisen mit
den Halbmessern

150

- 0-13™™

450

rg = 2^tg

750

Um von dieser Projectionsmethode für die vorliegende Aufgabe Gebrauch machen zu können,
wollen wir uns um den Halbschädel eine Halbkugel gelegt denken, die sich seiner Oberfläche möglichst
anschliesst, und werden auf diese die Oberfläche des Knochens sammt der Gehirnzeichnung senkrecht durch
Strahlen vom Mittelpunkt aus projiciren. Zu dem Ende wählen wir in der Mitte der Oberfläche der
Halbkugel bezw. des Halbschädels einen Punkt
B (Fig. 3) als Pol; derselbe fällt am Schädel auf die
obere Hälfte der Schläfenschuppe und ist in der Abbildung Fig.
A. auf Taf. V als Kreuzungspunkt der
beiden durchgeführten Meridiane markirt. In diesem Pol denken wir uns die Ebene, auf der das Bild
entstehen soll, als Berührungsebene an die Kugel, welche den Schädel ersetzt, gelegt. Nun legen wir
über die Kugel durch den Pol
B Meridiane im Abstand von 15\'^ und übertragen zunächst die Bilder dieser

Meridiane auf den Schädel. Dies geschieht dadurch, dass man in einer Orthogenalprojection des Schädels
durch den dem gewählten Pol entsprechenden Punkt Strahlen im Abstand von ebenfalls 15^ zeichnet und
diese Figur mittelst des Projectionsapparates rückwärts wieder auf den Schädel überträgt. Bei der Nume-
rirung der Meridiane nehmen wir als Nullmeridian denjenigen Meridian, der parallel der Gehirnbasis, d. h.
der Verbindungslinie des Hinterhauptstachels mit dem oberen Augenhöhlenrand verläuft, wie aus Fig.
A
auf Taf V zu ersehen ist. Hat man die Meridiane aufgezeichnet und numerirt, so handelt es sich noch
um die Zeichnung der Parallelkreise im Abstand von 15° auf den Schädel. Diese Aufgabe lässt sich
wohl am besten graphisch lösen.

In der beistehenden Fig. 3 ist A...B...H der Schnitt der Halbkugel nach einer bestimmten
Meridianebene, die den Schädel in
A\'...B\'...H\' schneidet; b ist der Mittelpunkt der Kugel. Man verzeichnet
zunächst die genauere Gestalt des Meridians des Schädels, indem man aus der Orthogonalprojection die
Abscissen
b A\', be, bd u. s. w. für charakteristische Punkte A\',C,D u. s.w. abliest und mittelst eines
Höhenmessapparats die entsprechenden Ordinalen
cC, dD n. b. yf. vom Schädel abnimmt, die so definirten
Punkte
A\',C,D u. s. w. in der Figur aufträgt und sie durch einen stetigen Zug verbindet. Nun ziehe man
durch
b Strahlen im Winkelabstande von 15® und markire die Durchschnittspunkte A\', M\',N\\0\',P\',

300

0-41™™

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Q\',B\' u. s. w. dieser Strahlen mit dem Meridiansclinitt des Schädels, Mit dem Stechzirkel trage man sodann
die Sehnenlänge
A\'M\', Ä\' W, A\' 0\' u. s. w. auf dem entsprechenden Meridian des Schädels ab. Hat man auf
diese Weise die Punkte auf allen Schädelmeridianen gefunden, so verbinde man durch einen stetigen Zug
diejenigen Punkte, für welche die Strahlen nach dem Mittelpunkt
h des Schädels gleiche Horizontalneigung
haben. Hierdurch erhält man auf dem Schädel ein Netz von krummen Linien, die den Meridianen und
Parallelkreisen der umschriebenen Kugel entsprechen und die ganze Schädeloberfläche in krummlinige Vier-
ecke eintheilen. Diese Zeichnung war an dem Präparat ausgeführt worden, welches in Fig.
A auf Taf V
in ^/g natürlicher Grösse nach einer photographischen Aufnahme abgebildet ist.

Um nun das Bild des Schädels in der Ebene zu entwerfen, beginnt man damit, nach oben be-
schriebener Methode der stereographischen Projection in der Ebene das Netz von Strahlen und concen-
trischen Kreisen zu zeichnen, das der eingetheilten Kugel entspricht.

Wie wir oben gesehen haben, ist der Radius eines solchen concentrischen Kreises

wenn wir mit B den Kugelradius und mit (p die Breite des Parallelkreises bezeichnen. In dieser Formel
ist der Faktor
2E eine constante Grösse, die wir beliebig wählen können, je nachdem wir ein kleineres
oder grösseres Bild erhalten wollen. Am besten wird man wohl diese Constante gleich der Bogenlänge
eines halben Kugelmeridians wählen; denn dann scheint es, als ob der Schädel in eine Ebene aufgeklappt
wäre. Ein solcher Halbmeridian besitzt eine Bogenlänge von ungefähr 150"^™. Wir erhalten daher für
die Radien der concentrischen Kreise die Werthe:

= 19.7-mm = 40.2mm ^

= r5 = 115-1 "nm r6 = 150mm

Durch die Strahlen im Abstände von 15*^ und die concentrischen Kreise erhält man so in der Ebene
ein Netz von Vierecken, welche denen des Schädels entsprechen (vgl. Fig. B auf Taf V). Hat man
daher die Meridiane und Kreise auf dem Schädel und in der Zeichnung durch entsprechende Numerirung
einander zugeordnet, so braucht man nur die Zeichnung auf der Oberfläche eines jeden solchen Schädel-
vierecks in das entsprechende Viereck der Ebene in richtigem Verhältniss einzutragen, und es entsteht ein
Bild des Schädels in der Ebene, das die Schädeloberfläche sammt der darauf befindlichen Zeichnung des
Gehirns mit verhältnissmässig geringer Verzerrung darstellt. Nur in der Nähe des Randes der Zeichnung
scheint das Bild in der Richtung der Radien vergrössert. Der Umriss des Schädels, soweit er mit
der Horizontalebene der Construction, d. h. dem Medianschnitt des Schädels, zusammenfällt, wird in der
Zeichnung durch einen Kreisbogen dargestellt, da alle Punkte gleicher Höhe über der Horizontalebene sich
ja in einen concentrischen Kreis projiciren.

Die gestellte Aufgabe ist hiermit gelöst, indem thatsächlich alle Gehirnpunkte mit den über ihnen
liegenden Schädelpunkten auf ebener Fläche in exacter Deckung abgebildet sind. Die mittelst dieser
Methode gewonnenen Abbildungen haben den Vorzug, in den kleinsten Theilen vollkommen ähnlich, d. h.
winkelgetreu zu sein.

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Erklärung der Abbildungen.

Tafel L Nat. Grösse.

Kopf Nr. 6. (Man n, wolilgenährt, 56 Jahre, Lungenentzündung.)

Beispiel des frontipetalen Typus der G-ehirnlagerung.

Bild combinirt durch Ineinanderschiebung von fünf orthogonalen Projectionen in Norma laterahs, nämlich:
Gypsabguss des rasirten Kopfes (die Haargrenze an der Stirn ist angedeutet);
macerirter Schädel (kräftige Linie);

Gypsausguss der Schädelhöhle (unterbrochene Linie) mit Gypsausguss der Gefässabdrücke (unvollständig wieder-
gegeben) rotb: A. meningea med., blau: Sin. transversus und S. sphenoparietalis;
Gypsausguss des Duralraumes (zarte Linie);
Gypsabguss des im Schädel gefrorenen Grosshirns (Gelbdruck).

Die Schädelnähte sind durch punktirte, Pars tympanica und Proc. mastoid, (weil durch die Ohrmuschel verdeckt)
durch unterbrochene Linien angegeben. Die Lineae temporales sind angedeutet. Am Gehirn sind die orientirenden
Furchen dunkler gehalten. Die Lage der Fiss. parietooccipitahs an der Mantelkante ist durch ein braunes Kreuzchen
bezeichnet.

Die links und rechts hervortretende unterbrochene Linie ist die Ohrorbitallinie oder sogenannte Horizontale.
Bei der vergleichenden Betrachtung von Taf. I und II hat man sich diese Linie und den Porus acust. ext. beider Tafeln
auf einander eingedeckt zu denken.

Tafel II. Nat. Grösse.

Kopf Nr. 25. (Mann, mager, 44 Jahre, Phthisis.)

Beispiel des occipitopetalen Typus der Gehirnlagerung.

Im übrigen ist die Erklärung zu Taf. I auch für Taf. II gültig.

Tafel III. V2 nat. Grösse.

Köpfe als Beispiele des frontipetalen Typus der Gehirnlagerung, links oben hochgradige,

rechts unten Uebergangsformen.

Nr. 5. Bild combinirt durch Ineinanderschiebung von vier orthogonalen Projectionen, wie Taf. I und II, deren
Erklärung grösstentheils auch für Nr. 5 gültig. Die Gruppen kleiner Kreise bezeichnen je die Lage identischer Bohr-
löcher in den Oberflächen von Haut, Schädel und Hirn, bez. nur von Schädel und Hirn.

Die übrigen Figuren sind Bilder, combinirt durch IneinanderscMebung von drei photographisclien Aufnahmen
in Norma laterahs, nämlich: Schädel, Gypsausguss der Schädelhöhle, Gehirn.

Die Nummern beziehen sich auf die Stellung des betreffenden Kopfes in der untersuchten Reihe, und ist die
genaue Bezeichnung der einzelnen Objecte aus der Tabelle auf Seite 16 zu entnehmen.

Tafel lY. V2 nat. Grösse.

Köpfe als Beispiele des occipitopetalen Typus der Gehirnlagerung.

Nr. 15. Bild combinirt durch Ineinanderschiebung von vier orthogonalen Projectionen, wie Taf I und II, deren
Erklärung grösstentheils auch für Nr. 15 gültig. Im übrigen ist die Erklärung zu Taf. III auch für Taf. IV gültig.

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Tafel V.

Nr. 4. Nat. Grösse. Scliädel und linke G-rossliirnhemisphäre des Kopfes Nr. 4 (siehe Tabelle Seite 16).

Orthogonalprojection auf die Tangentialfläche der Mitte des Scheitelbeines. Der Schädel war in der Medianebene
halbirt; die Hälften wurden unter Zwischenlagerung eines Cartons von der Dicke des Sägenblattes wieder vereinigt; der
die Medianebene repräsentirende Carton wurde vorn, oben und hinten entsprechend der Knochenoberfläche abgeschnitten,
nach unten ragte er hervor und erleichterte es, den Schädel durch einen untergegossenen Gypsklotz derart zu fixiren,
dass seine Medianebene einen Winkel von etwa 45" zur Horizontalen, also auch zur Projectionsfläche bildete. Nach
Anfertigung der Projectionszeichnung wurde die linke Schädelhälfte vom Carton abgelöst und an ihre Stelle der Gyps-
ausguss der linken Hälfte der Schädelhöhle unter Berücksichtigung der am Schädel gemessenen Knochendicke fixirt.
Nach Anfertigung einer neuen Projectionszeichnung des ganzen Präparates wurde der Schädelausguss wieder entfernt,
an seiner Stelle der Gypsabguss der bnken Hälfte des Gehirnes unter entsprechenden Kautelen befestigt und wiederum
von dem Ganzen die Projectionszeichnung ausgeführt. Durch Ineinanderschieben der drei Projectionszeichnungen ent-
stand das wiedergegebene Bild.

Die Medianebene (freier Rand des Cartons) ist durch volle, die Contur des Schädelausgusses durch punktirte
Linien angegeben. Es wurde versucht, in der Zeichnung die Oberfläche des Schädeldaches, wie durchsichtig, über dem
Bilde der Grosshirnhemisphäre durch Schattirung darzustellen; die Linea temporabs (sup.) und die Gegend des Tuber
parietale treten heller heraus. Vom Unterkiefer ist nur die linke Hälfte mitgezeichnet.

Fig. A und B gehören zu dem Anhang: „Versuch einer Darstellung der cranio-cerebralen Topographie in
stereographischer Projection." Siehe oben S. 41.

Fig. A. Copie nach der Photographie in i/g nat. Grösse des auf Seite 44 beschriebenen Präparates, linke
Hälfte des Schädels Nr. 4, die Lage der Hauptfurchen des Grosshirns mittelst der Laubsäge, das System der Meridiane
und Parallelkreise zum Zwecke der stereographischen Projection mit Tusche auf die Knochenoberfläche aufgetragen.

Fig. B. Stereographische Projection der in Fig. A abgebildeten Schädeloberfläche.

Das Netz der Meridiane nnd Parallelkreise ist dasselbe wie in Fig. A, nur in die Ebene ausgebreitet.

Dass die Knochenoberfiäche durch Schattengebung erkennbar gemacht wurde, ist ein Compromiss, da ja alle
abgebildeten Punkte in einer Ebene liegen. Die in die Ebene projicirte Gehirnoberfläche ist durch Gelbdruck, die
Lage der Furchen durch dunklere Linien angedeutet. Die Zeichnung ist nicht ins Einzelne vollkommen genau durch-
geführt, da die beiden Figuren nur das Wesen der stereographischen Projection demonstriren sollen.

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