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ÜBER DIE

LAGE DES MITTELOHRS

IM SCHÄDEL.

VON

DR. FRIEDRICH W. MÜLLER,

II. PROSECTOR AM ANATOMISCHEN INSTITUT ZU TÜBINGEN.

Ja -

IT 17 TAFELN UND i ABBILDUNG IM TEXT.

WIESBADEN.
VERLAG VON J. F. BERGMANN.

1903.

-ocr page 6-

Nachdruck verboten.
Übersetzungen, auch ins Ungarische, vorbehalten.

i:

Druck der Kgl. Universitätsdruckerei von H. Stürtz in Würzburg.

-ocr page 7-

Die Untersuchungen über die Topographie des Ciehörorganes
sind zum grossen Teil von Ohrenärzten angestellt worden. Diese
Arbeiten wurden durch das Bedürfnis veranlasst, zuverlässige Mass-
angaben über Form- und Volumsverhältnisse, Lagebeziehungen und
Richtungslinien für chirurgische Eingriffe zu haben. Bei der Klein-
heit der Objekte und der Gefährlichkeit der Nachbarschaft musste
eine Unkenntnis in dieser Beziehung die schlimmsten Folgen haben.
Diese Angaben wurden teilweise ohne weiteres in die anatomischen
Lehrbücher übernommen, teilweise wurden sie von Anatomen zu-
sammengefasst bearbeitet, wie von Merkel, Zuckerkandl u. a.;
nur einige wenige Punkte sind von seiten der Anatomen eingehender
untersucht worden, wie die Tubenöffnung von v. Kostanecki
und Kunkel. Durch alle diese Arbeiten, welchen ein umfassendes
Material zu Grunde liegt, ist eine enorme Summe von Einzel-
angaben festgestellt worden, was am besten die Wichtigkeit der
Sache beweist. Trotzdem ist es schwierig, sich nach der Litteratur
ein richtiges Bild von der Topographie des Gehörorgans
zu
machen und es gelingt wohl wirklich nur dem, der sich selbst von
allen Feinheiten durch eigene Anschauung unterrichtet. Der Grund
hierfür Hegt einmal in den zahlreichen sich widersprechenden An-
gaben, teils in der ausserordentlichen Variationsbreite der topo-
graphischen Verhältnisse, für welche bisher nur in sehr beschränktem
Masse die Gründe aufgesucht und gefunden wurden.

Es wird demnach die Aufgabe weiterer Untersuchungen sein
müssen, Gesichtspunkte zu finden, durch welche es gelingt, die
Ursachen für die angedeuteten Variationen und die Variationsbreite
aufzuklären. Dass es jemals gelingen wird, die Bedeutung aller
kleinen Verschiedenheiten zu erkennen, ist nicht anzunehmen. Bei
allen Organen sind individuelle Differenzen bekannt, die bei den
heutigen Anschauungen nicht erklärbar sind, und das Gehörorgan
mit seinem komplizierten Bau wird sicher keine Ausnahme von
dieser Regel machen. In topographischer Beziehung kommen vor
allem die Nachbarorgane in Frage, deren formativer Einfluss ausser
Zweifel steht. Das Mittelohr gehört dem Schädel an, es liegt
grösstenteils innerhalb des Schläfenbeines; man kann also ver-
muten, dass Ursachen, die für die Stellung der Schädelknochen,
speziell des Schläfenbeines massgebend sind, auch die Lage des
Mittelohrs beeinflussen werden.

Die Knochen des Schädels sind vielfach untersucht und es
ist auch nach den Gründen für die Verschiedenheit der Lage zu
einander geforscht worden; es hat sich dabei herausgestellt,
dass es vor allem das Gehirn ist, welches hauptsächlich den Bau
der Schädelkapsel beeinflusst. Es wird sich also die Frage nach
der Lage des Mittelohrs im Schädel in zwei Teile gliedern:
I. Welchen Einfluss hat die Stellung des Gehirns auf die Knochen
des Schädels, besonders auf das Schläfenbein, 2. wie beeinflusst
die Stellung des Schläfenbeins das Mittelohr in seiner Lage?

So ist die Fragestellung jetzt, nachdem die Untersuchungen
gemacht sind; ich wurde
zu derselben geführt bei Gelegenheit
der Aufstellung von Korrosionspräparaten des Schläfenbeins und
speziell von Mittelohrausgüssen. Die Orientierung solcher Präparate
ist ausserordentlich schwierig und gelingt wirklich genau überhaupt
nicht, wenn man nicht vorher für die nötigen Anhaltspunkte gesorgt
hat. Der Knochen ist korrodiert, kann also nicht mehr zur Be-
stimmung verwendet werden, was ja am einfachsten wäre. Wie
es in solchen Fällen natürlich ist, sucht man zunächst am trockenen
Schädel und am konservierten Weichteilpräparat des Kopfes sich
Belehrung zu verschaffen. Man sieht dann aber sogleich ein, dass
man bei der versteckten Lage des Mittelohrs zu wenige Anhalts-
punkte für die Bestimmung gewinnt; für eine ungefähre Aufstellung
genügt es und schützt vor gröberen Fehlern.

Es entsteht nun das Bedürfnis, sich aus der Litteratur Auf-
klärung über die Lageverhältnisse zu verschaffen. Leider sind aber
die Angaben dieser Art so wenig zahlreich und erschöpfend, dass
man nicht viel Gewinn aus dem Studium der Litteratur ziehen
kann. Besser als ein langer ausführlicher Text sind in vielen
Fällen gute Abbildungen, weil sie manchmal mit einem Schlage
orientieren, wo Beschreibungen allein keine plastische Vorstellung
hinterlassen. In allen anatomischen Lehrbüchern und Atlanten
finden sich z. T. zahlreiche Darstellungen vom Mittelohr, schon
deshalb, weil bei der schwierigen Präparation dieser Teile eine
genaue Führung dabei durch Abbildungen sehr wichtig ist. In
älteren Werken sind aufgeschnittene bezw. aufgemeisselte Mittel-
ohrräume von den verschiedensten Seiten dargestellt. Meist ist
die Stellung eine ganz willkürliche, die so gewähk ist, dass be-
stimmte Besonderheiten recht deuthch hervortreten. Dieser besseren
Demonstration zuliebe sind sogar häufig Dislokationen mancher
Teile vorgenommen worden; natürlich kann für die Topographie
aus diesen Darstellungen nicht viel gewonnen werden. Den Ab-
bildungen in den neueren Atlanten sind grossenteils gut konser-
vierte Präparate zu Grunde gelegt, eine übereinstimmende Orientie-
rung ist aber nicht stets angewendet, und selbst, wo dies der Fall
ist, giebt ein W^eichteilpräparat wegen der Wegnahme bestimmter
Teile nur ein unvollkommenes Bild.

Eine besondere Art der Darstellung des Gehörorgans hat
G. Brühl (1898) gewählt, indem er acht topographische Bilder zur
Deckung bringt, so dass man jedes einzelne zurückschlagen kann.
Eine so ausgiebige Anwendung von Laienarbeit, wie bei diesem
Atlas, muss für die Naturtreue stets schlechte Folgen haben. Ob
ein Kunstmaler mit grösster Sorgfalt die Farbentöne und Schattie-
rungen gewählt hat, kommt nicht so sehr in Betracht, wie die
Richtigkeit der Orientierung jedes Bildes gegen das andere.
Letzterer Punkt lässt aber zu wünschen übrig; ob dabei der Autor
geirrt hat, oder ob die ursprünglich richtige Anordnung durch die
Buchbinderarbeit verdorben worden ist, kann ich nicht entscheiden.
Bei dem mir vorliegenden Exemplar — dasselbe war ungebraucht
und tadellos in Bezug auf den Erhaltungszustand — steht die
Öffnung des knorpeligen Gehörganges genau in derselben Höhe

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wie der Por. acust, ext., der Jochbogenfortsatz ist schräg vorwärts
abwärts gerichtet, die Lage der Gehörknöchelchen ist gegen die
Wand der Paukenhöhle verschoben und die Fenestra vestibuli am
Schläfenbein deckt sich nicht mit der am isolierten Labyrinth, dazu
kommen noch, wie später auseinandergesetzt werden wird, andere
Ungenauigkeiten, so dass man von vornherein auf eine Unterstützung
durch diesen Atlas verzichten muss. Er giebt nur eine allgemeine
Anschauung, für topographische Fragen kann er nicht in Betracht
kommen.

Die Überlegenheit der Korrosionsmethode bei der Untersuch-
ung von Hohlräumen ist schon von Hyrtl hervorgehoben worden
und heute ist sie wohl überall anerkannt. Einen Äusguss kann
man von allen Seiten betrachten, kann ihn in jede beliebige Stellung
bringen und abbilden. Für das Mittelohr stammt die erste grössere
Arbeit, welche ausschliesslich die Korrosionsmethode benutzt, von
Bezold (1882). In dieser Arbeit handelt es sich zunächst um
praktische Interessen, um die Feststellung der Einzelheiten des
Mittelohrs in ihrer gegenseitigen Lage; auf eine Orientierung des
Ausgusses nach den Ebenen des Schädels ist verzichtet.

Den ausgiebigsten Gebrauch von der Methode macht Sieben-
mann (1898); er wendet das Metall als Füllmaterial an, da es besser
als andere Massen in die Hohlräume eindringt, und berücksichtigt
auch die Nachbarschaft. Bei der Aufstellung rät der Autor, mög-
lichst die natürliche Stellung im Schädel nachzuahmen, nähere An-
gaben aber fehlen darüber. Für die Aufstellung auf einem Stativ
zum Zwecke des Studiums wird empfohlen, die unteren Teile des
Ausgusses, Tubenende und Ende des Warzenfortsatzes, in eine
Wachsplatte einzugiessen; eine genaue Aufstellung kann dabei nur
durch Zufall herauskommen, niemals darf man die Wachsplatte
horizontal stellen, da die Tubenöffnung immer erheblich höher liegt,
als das Ende des Processus mastoideus. Die Orientierung ist also
auch in dieser Arbeit nur eine ungefähre und nur soweit berück-
sichtigt, wie nötig ist, um falsche Vorstellungen zu vermeiden.

Eine genaue Anschauung von der Topographie des Mittel-
ohrs lässt sich nur dadurch erreichen, dass man Projektionsbilder
des Mittelohrs und des Schädels miteinander kombiniert. Merkel
(1890) und Hermann (1901) geben zwei derartige Zeichnungen, da
aber nur eine Ansicht, von der lateralen Seite her, vorhanden ist,
so bleibt der Eindruck unvollkommen. Ausserdem ist nur das
Schläfenbein, nicht der ganze Schädel berücksichtigt, und eine
Erklärung über den Ursprung der Bilder ist in keinem Falle ge-
geben.

Diese Lücke in der Litteratur soll die vorliegende Arbeit ver-
kleinern helfen; ich versuche darin, einen Begriff von der Lage
des Mittelohrs und seiner Umgebung im Schädel zu geben, also
auf die oben angeführten Fragen zu antworten.

L Teil

A. Gehirnlage.

Der erste Punkt, der für unser Thema in Frage kommt, ist
der, welche Einflüsse sich auf die Stellung der Knochen des
Schädels, also hier speziell auf die des Schläfenbeins geltend machen.

Die Stellung der Schädelknochen ist bei der Wichtigkeit des
Gegenstandes häufig untersucht worden, und dabei wurden auch
die formativen Einflüsse gewürdigt. Die Resultate dieser Arbeiten
mögen im einzelnen voneinander abweichen, in einem Punkte aber
stimmen alle Untersucher überein, dass das Gehirn der wichtigste
Faktor in dieser Beziehung ist. R. Virchow (1857) hebt diesen
Punkt ganz besonders hervor und weist auch auf das Zusammen-
wirken aller Teile bei der Bildung des Schädels hin. Noch schärfer
betont H. Weicker (1862) diesen letzteren Punkt, indem er mahnt,
die Schädelknochen nicht als passive Teile in diesem Ganzen zu
betrachten; er sagt ausdrücklich (1. c. S. 20): „Die umschliessenden
und die umschlossenen Teile wachsen miteinander." So erklärt er
die Verbiegung der Knochen des Schädeldaches „teils durch resorp-
tiven Schwund, teils durch mechanische Flachbiegung der Ränder."
Die Thatsachen sind zu einleuchtend, um einen Zweifel an diesem
ganz allgemein im Körper gültigen Gesetze zuzulassen. Nur durch
diese gegenseitigen Beziehungen ist es erklärlich, wie so dünn-
wandige Organe, wie die Blase oder das Duodenum auf so kom-
pakten wie Uterus und Leber einen Eindruck hervorrufen können.
Topinard (1885) drückt für den Schädel dieses Wechselverhältnis
aus, indem er sagt: „Le crâne est la quatrième enveloppe de
Tencéphale." Der Hirnschädel verhält sich in der That wie eine
Hülle des Gehirns und die innige Beziehung wird durch die Juga
cerebralia und Impressiones digitatae, die den Gehirnfurchen resp.
-Windungen entsprechen, bewiesen. Bischof, Ecker und
A. Froriep (1897) haben dieses Relief der inneren Schädelober-
flächen direkt zur Lagebestimmung benutzt und aus den ent-
sprechenden Eindrücken und Leisten des Schädelausgusses die Lage
des Gehirns mit grosser Sicherheit nachgewiesen. Daraus ergiebt
sich ohne weiteres, dass man auch umgekehrt aus der Lage von
Gehirnteilen, wenn diese bekannt ist, die Stellung der anliegenden
Knochen bestimmen kann.

Obwohl sich die bisherigen Untersucher sowohl mit der
Schädelbasis wie mit dem Schädeldach beschäftigen, findet sich
doch in ihren Angaben recht wenig über die Stellung des Schläfen-
beines. R. Virchow (1857) berücksichtigt nur die in der Mitte
liegenden Knochen der Basis und sagt ausdrücklich, dass er ver-
hindert gewesen sei, seine Untersuchungen auch auf die seitlichen
Teile auszudehnen. H. Welcker (1862) beschäftigt sich im wesent-
lichen mit dem Schädeldach, dem Gesicht und dem Grundbein;
vom Schläfenbein ist nirgends die Rede.

Fr. Merkel (1882) musste natürlich in seiner umfassenden Arbeit
über den Schädel auch das Schläfenbein anführen. Er bestätigt
R. Frorieps Angaben, dass das Schläfenbein im Laufe der Ent-
wickelung sich gegen die Umgebung verschiebt, und zwar konsta-
tiert er erstens eine Verschiebung des Schläfenbeins lateralwärts
und zweitens eine Verschiebung rückwärts und aufwärts; diese
Thatsache erklärt er durch das verschiedene Wachstum der in
Frage kommenden Nähte. Die Erklärung Merkels setzt als gegeben
voraus, dass das Schläfenbein beim Erwachsenen in einer ganz
bestimmten Richtung steht und aus seiner Bemerkung, dass er nur
„normale deutsche Schädel" untersuche, muss man annehmen, dass
andere Stellungen, als die, welche er anführt, nicht normal sein
können. Aus der vorliegenden Untersuchung wird aber hervor-
gehen, dass noch andere definitive Stellungen der Schläfenbeine,
besonders der Pyramiden, vorkommen.

Die älteren Autoren unterscheiden nach dem Vorgange von
Retzius dolichocéphale und brachycephale Schädel als Haupttypen,
womit natürlich auch gesagt ist, dass die entsprechenden Gehirn-
formen typisch sind. Auf dieser Einteilung fussen auch die älteren
Untersuchungen über die Gehirnlage, später hat sich aber gezeigt,
dass auf diese Weise ein bestimmtes Resultat nicht zu erzielen ist.
Kurze und lange Gehirne haben als solche nichts typisches, denn
es kommt ganz darauf an, wie die Länge oder Kürze bedingt ist.
Wären alle Gehirne gleich proportioniert, d. h. wären die Ver-
hältniszahlen der Maasse für die einzelnen Gehirnabschnitte gleich,
so könnte man wohl die Länge des Gehirns als Bezeichnung für
den Typus benutzen. Nun zeigen sich gerade in den Proportionen
des Gehirns sehr erhebliche Unterschiede, vor allem spielt die
Höhe eme grosse Rolle. Die Basis eines langen Gehirns kann
vorn im Bereich des Stirn- und Schläfenlappens die gleichen Grössen-
verhältnisse zeigen, wie ein kurzes, da die Verlängerung durch
eine starke Entwickelung der hinteren Abschnitte bedingt sein

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kann. Umgekehrt kann ein kurzes Gehirn seine Kürze dadurch
haben, dass die hinteren Partieen sich weniger weit rückwärts aus-
dehnen als vielmehr aufwärts. Diese Form findet sich bei kurzem,
hohem Schädel.

Die Schläfenbeinpyramiden befinden sich nun in der Rinne,
welche die Vorderfläche der Kleinhirnhemisphäre mit der Unter-
fläche des Schläfenlappens bildet. Bei breiten, kurzen Gehirnen,
die nicht, wie oben angeführt, sich in die Höhe entwickelt haben^
liegt die Hauptausdehnung aller Teile der Hemisphären in trans-
versaler Richtung. Dieser Richtung nähern sich auch die Grenzen
der einzelnen Gehirnteile. Die wichtigsten Grenzmarken für die
letzteren sind die Alae parvae des Keilbeins und die Schläfenbein-
pyramiden, welche die drei Schädelgruben voneinander sondern.
Bei kurzen, verhältnismässig niedrigen Gehirnen müssen also die
Schläfenbeinpyramiden der transversalen Richtung am meisten ge-
nähert sein.

Bei langen Gehirnen von denselben Proportionen liegt die
Hauptrichtung der drei Schädelgruben resp. der entsprechenden
Gehirnteile mehr der Längsrichtung entsprechend; es werden also
die Pyramiden unter einem sehr viel spitzeren Winkel nach vorn
zu konvergieren, als in dem vorher angenommenen Falle.

Wie nun bekannt ist, sind die Proportionen der Gehirne ver-
schieden, und es ist nicht gesagt, dass der spitzeste Konvergenz-
winkel der Pyramiden, oder anders ausgedrückt, der kleinste
Deklinationswinkel, sich bei Langschädeln findet und ebensowenig,
dass die Pyramiden bei kurzen Schädeln den grössten Konvergenz-
winkel zeigen.

Es ist nun wünschenswert, einen Anhaltspunkt aussen am
Schädel zu haben, nach dem man sich bei der Beurteilung dieser
topographischen Verhältnisse richten kann. Dieser Anhalt ist ge-
geben durch die Lage des Porus acust. ext., welcher zur Pyramide
eine ziemlich konstante Lage einnimmt, jedenfalls kann man die
Pyramidenbasis nach diesem Punkt lokalisieren.

Für die Stellung der Pyramide kommt besonders in Betracht:
I. Das Verhältnis der Länge des Schädels zur Breite, und die
Höhe desselben.

2. Das Verhältnis des Abstandes des Porus acust. ext. vom
Hinterhauptspol des Schädels zur ganzen Länge desselben, gemessen
in der Projektion auf die Horizontalebene (Längen-Occipitallängen-
Index).

Uber die Stellung des Porus acust. ext. zum ganzen Schädel
finden sich nur spärhche Angaben. Die Durchschnittswerte, welche
angegeben werden, sind hierfür wertlos, weil sie gerade die Ver-
schiedenheit der Lage verdecken.

Die neueste Arbeit über das Verhalten des Hinterhauptsbeins
von R. Häcker (1902) zeigt das sehr deutlich. Ich hatte Gelegen-
heit, die Arbeit in der Korrektur zu sehen, und habe ihr die Zahlen
für die „gerade Länge des Schädels" und die „Projektionslänge
des Hinterhauptes" von einer Anzahl der von mir untersuchten
Schädel entnommen (s. Tab. I).

Tabelle I.

Nr.

bb

\'S

\'S

Grösste
Länge

I

j

Grösste
Breite

Längen-
breiten-
Index

Gerade
Länge

Projek-
tionslänge
des Hinter-
hauptes

Längen-
Occipital-
längen-
Index

Ohrhöhe

I

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II

185

143

77.29

185

88

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TI9

2

a.

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172

147

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172

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118

3

a.

10

180

153

85-47

180

90

50.00

122

4

a.

3

181

146

80.66

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92

50.27

114

5

a.

4

177

149

84.18

177

84

47-45

116

6

a.

I

160

141

88.12

160

76

47-50

107

7

a.

6

175

145

82.85

174

85

48.85

116

8

a.

62

182

162

89.01

180

85

47-22

129

9

c.

26

185

156

84.32

181

93

51-38

120

10 i

a.

II

181

145

8055

181

89

49.17

117

Nr.

tib
1

Grösste
Länge

Grösste
Breite

Längen-
breiten-
Index

Gerade
Länge

Projek-
tionslänge
des Hinter-
haupts

Längen- \'
Occipital- :
längen-
Index

Ohrhöhe

II

a.

117

183

154

84-15

183

89

48.63 1

120

12

c.

4

172

146

84.88

170

80

47-06

"5

13

a.

78

176

157

89.20

175

98

55-37

120

14

c.

12

179

142

79-33

178

98

55-05

HO

15

c.

29

165

145

87.88

163

79

48.46

HO

16

a.

5

175

147

84.00

17s

86

49.14

116

17

a.

15

178

142

79-77

177

96

54-23 i

106

18

a.

24

177

156

88.13

175

89

50.86

"3

19

a.

32

167

147

88.02

167

91

54-49

H2

20

c.

27

187

137

73.26

186

92

49.41

"3

21

a.

2

182

147-5

81.04

182

94

51.64

107

22

a.

13

173

147

84.97

172

89

51-74

112.5

23

a.

14

181

155

85.63

181

100

55-24

116

24

a.

25

188

143

76.06

184

90

48.91

114

25

a.

95

177

^45

81.92

175

87

49.71

HO

26

a.

8

173

147

84.97

173

88

5086

114

27

a.

9

163

136

8343

163

83

51-23

107

28

a.

54

171

144

84.21

171

96

56.14

112

29

b.

4

175

155

88.57

174

91

52.29

121

30

b.

6

187

143

76.47

186

97

52-15

112

31

a.

26

180

142

7889

179

97

54-19

HO

32

a.

31

176

155

8807

176

99

56-25

119

33

b.

5

190

147

77-37

184

103

55-98

114

34

a.

1

30

iq6

158

!

80.61

192

107

55-72

113

Aus diesen Zahlen geht einmal hervor, dass der Längen-
Occipitallängen-Index so stark variiert, dass ein einheithcher Zahlen-
wert dafür nicht angegeben werden kann. Die grösste Zahl ist
56,25, die kleinste 46,51; die Mittelzahl hat keinen Wert, sie wäre
51,38 und findet sich unter den 34 Schädeln nur einmal. Zweitens
beweisen die Zahlen, dass die grössere oder geringere Länge des
Schädels nur bedingten Einfluss hat.

Tabelle II.

Nr.


_o
\'S


M

Grösste
Länge

Grösste
Breite

Längen-
Breiten-
Index

Gerade
Länge

Projek-
tionslänge
des Hinter-
haupts

Längen-
Occipital-
längen
Index

Ohrhöhe

35

i. 8

163

132

80.98

161

86

53-41

109

36

i- 7

164

128

78.04

163

90

55-21

105

37

i 6

162

129

79.26

159

88

55-35

108

38

i. I

152

127

83-55

150

77

51-33

107

39

i. 9

172

153

88.95

168

90

53-57

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40

i- 13

175

141

8057

174

98

56-32

107

41

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147

124

84-35

145

80

55-17

95

42

i. 10

161

141

87.58

160

80

50.00

107

Die kindlichen Schädel weichen insofern von denen der Er-
wachsenen ab, als sie ein verhältnismässig langes Hinterhaupt
haben, das zeigen auch die beiden kindlichen Schädel in der
Tabelle III. Der grösste Wert, 56,32, weicht aber nur wenig von
dem in Tabelle I ab.

Tabelle III. (S. 7.)

Diese Tabelle zeigt die Zahlen für die zu der Arbeit über
das Mittelohr benutzten Schädel. Hier findet sich einmal ein sehr
kurzes Hinterhaupt (Index 42,02). Bei diesen Schädeln ist als Mass
für die Deklination der Pyramide der Deklinationswinkel des
Mittelohres resp. der Tube angegeben, weil letzteres den Lage-
veränderungen der Pyramide gut folgt, und es ein anderes Mass
für die Richtung der letzteren nicht giebt.

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Tabelle III.

Nr.

!

Bezeich-
nung
des
Schädels

Alter

JS
0

CJ

m

0

Beruf

Heimatsort

V

tn ön
m c
0 ,co

cS J

0

!U

in ^

2 \'S

0 «

Läng-en-
Breiten-
Index

Anthropologische
Bezeichnung

£ ^

(U

0 i-J

Projek-
Itionslänge
des Hinter-
haupts

Längen-
Occipital-
längen-
Index

<u

0
^

J-.

■0

Tuben-
Länge

Deklina-
tions-
winkel der
Tube

Deklina-
tions-
winkel des
Sin.petros.
sup.

I

1

1V2

Mon.

d\'

Stuttgart

126

105

83.33

brachycephal

125

64

51.20

92

25.0

37"

40°

2

II

12

w

0

-

Stuttgart

128

117

91.40

ultrabrachycephal

127

66

51.96

98

25-5

45°

53°

3

III

66 Jahre

d\'

Taglöhner

Kaisersbach

188

149

79-25

mesocephal

188

79

42.02

128

45-0

40»

41°

4

IV

52

w

cT

Taglöhner

Lüneburg

190

159

83.68

brachycephal

189

96

50.79

127

39.5

47»

47°

5

V

42

JJ

0
-i-

Ehefrau

Thailfingen

161

140

83-23

brachycephal

159

82

51-57 i

104

1 35-5

54°

. 48°

6

VI

ca. 25

n

cf

-

?

175

139

79-43

mesocephal

174

89

51.15

113

36.0

45°

48°

7

VII

57

d

Taglöhner

Dissenhausen

174

149

85-63

hyperbrachycephal

173

85

49.13

117

43-5

47°

47°

(Mittelfranken)

8

VIII

57

»

c?

Maurer

Waikersbach

186

154

82,79

brachycephal

184

89

48.37

118

40.0

48°

45°

9

IX

41

i;

cf

Kaufmann

Arnheim (Hol-

179

148

82.68

brachycephal

178

92

51.68

117

40.5

49°

54°

land)

10

X

59

t;

cf

Taglöhner

Unterthalheim

161

154

95-65

ultrabrachycephal

159

74

46.54

116

42.0

50°

43°

II

XI

ca. 25

It

cf

?

183

147

80.34

brachycephal

179

86

48.04

115

38.0

45°

49°

12

XII

M

cf

Schreiber

Igersheim

1 199

146

75-26

mesocephal

198

107

54-04

114

37-5

: 46°

48»

Tabelle IV,

geordnet nach dem Längen-Occipitallängen-Index.

Bezeichnung
des
Schädels

Längen-Occipital-
Längen-Index

Deklination swinkel
der Tube.

Längen-Breiten-Index

III

42.02

40°

79-25

X

46.54

50°

95-65

XI

48.04

45°

80.34

VIII

48.37

48«

82.79

VII

49-13

47°

85-63

IV

50-79

47°

83.68

VI

51-15

45°

79-43

V

51-57

54°

83-23

IX

51.68

49°

82.68

XII

54-04

46»

75-26

Die Schädel der Erwachsenen aus der Tabelle III sind nach
dem Längen-Occipitallängenindex geordnet und ist hinzugefügt die
Dekünation des Mittelohres und der Längen-Breiten-Index. Da
zeigt sich dann, dass bei etwa gleichem Längen-Occipitallängen-
Index der Deklinationswinkel mit dem Längen-Breiten-Index zu-
nimmt, wenn die Höhen entsprechend sind. In diesem Falle sind
also die Gehirnproportionen sehr ähnlich.

Vergleicht man aber zwei Schädel von recht verschiedenem
Längen-Breiten-Index, z. B. Nr. XII und VII, so haben beide fast
gleichen Deklinationswinkel; der Längen-Occipitallängen-Index ist
deshalb sehr verschieden; der Schädel Nr. XII ist lang, schmal
und niedrig, VII dagegen kurz, breit und hoch. So erklärt es sich,
dass die vorderen und mittleren Schädelgruben bei nahezu gleicher
Breite fast gleiche Längenausdehnung haben; die hintere Grube
dagegen ist bei XII lang gestreckt, bei VII kurz und steht im um-
gekehrten Verhältnis zur Höhenentwickelung. Der Längen-Höhen-
Index beträgt bei XII 66,16, bei VII 79,19.

Für die Stellung der Pyramide ist nun nicht nur die Konvergenz
mit der der anderen Seite massgebend, sondern auch die Neigung
gegen die Horizontalebene. Es fragt sich nur, wie man diese
Neigung bestimmen soll, d. h. welche Linie die Lage der Pyramide
hinreichend charakterisiert. In einigen Arbeiten liest man von einer
„Achse" der Pyramide und ihrer Stellung; diese Angabe ist aber
ganz ungenau, weil man nicht imstande ist, sich eine exakte Vor-
stellung von der Achse am unversehrten Schläfenbein zu machen.
Man wird deshalb besser eine Linie wählen, welche eine konstante
Stellung zu dieser Achse hat und stets ohne weiteres erreichbar ist.
Am nächsten liegt es, die obere Pyramidenkante zu wählen, welche
durch ihr Vorspringen in das Schädelinnere besonders dazu ge-
eignet ist; dieselbe ist aber nur selten geradlinig, sondern meist
springen eine Anzahl Höcker über die Oberfläche der Pyramide
hervor. Besonders macht sich hier die Eminentia arcuata geltend.

welche meist durch eine lateralwärts Hegende Einsenkung noch
deutlicher wird. Gleicht man aber durch eine gerade Linie diese
Höcker und Vertiefungen aus, so ist diese Linie zur Bestimmung
geeignet. Sie entspricht nicht dem Verlaufe des Sinus petrosus
sup., da letzterer sich im medialen Teile bedeutend von der Pyra-
midenkante entfernt; diese Richtungsänderung erfolgt gleich nach
dem Passieren des Porus acust. int., da sich medianwärts von
dieser Öffnung der der vorderen Pyramidenfläche anliegende Haupt-
stamm des N. trigeminus zwischen Pyramidenkante und Sinus
petros. sup. einschiebt.

Die Frage der zu wählenden Horizontalebene ist leicht zu
entscheiden; es kann nur die deutsche Horizontale sein, die sich ja
schon durch eine ganze Reihe von Arbeiten, in welchen sie als
Grundebene angewendet ist, Bürgerrecht erworben hat. Früher
hatte jeder Autor eine besondere Horizontalebene für seine Unter-
suchungen, und es ist wohl sicher, dass man jede beliebige dieser
Ebenen verwenden kann; denn das Resultat muss bei genauen
Untersuchungen dasselbe sein. Wenn also Fr. Merkel (1882)
sagt, die Ohrorbitalebene — die er durch die Mitte des Porus
acust. ext. legt — sei für Untersuchungen an Kinderschädeln un-
brauchbar, so kann man nicht unbedingt zustimmen. Merkel
schlägt statt dieser Ebene eine andere vor, welche durch den oberen
Rand des Jochbogens gelegt wird.

Wenn man nun unter einer Reihe von Schädeln nicht nur
diejenigen auswählt, welche eine gerade obere Jochbogenkante
haben, sondern ohne Rücksicht auf diesen Punkt die Schädel
orientiert, so werden verschiedene Beobachter verschiedene Resultate
erhalten, weil ein bogenförmiger Verlauf der oberen Jochbogen-
kante nicht selten ist; es werden also trotz aller Genauigkeit sich
Messungsfehler ergeben.

Zur Aufstellung dieser Ebene wird Merkel durch Vergleich-
ung einer bestimmten Kategorie von Schädeln veranlasst, welche
er als normale deutsche Schädel anspricht. Untersucht man aber
eine grössere Anzahl von deutschen Schädeln, welche keine patho-
logischen Veränderungen [zeigen, aber auch nicht besonders aus-
gesucht sind, so findet man solche, welche in der Stellung des
Hirnschädels denen von Kindern in den ersten Lebensjahren ausser-
ordentlich ähnlich sehen; es sind dies die Schädel von besonders
stark ausgesprochenem frontipetalen Typus (s. Fig. III, i). Wenn
aber für diese ausgebildeten Schädel die deutsche Horizontale
gelten darf, so muss sie auch für die Kinderschädel verwendbar sein.

Die deutsche Horizontalebene hat aber für meine Untersuch-
ungen noch weitere Vorteile. Einmal werden dadurch meine Ab-
bildungen mit denen der anderen neueren Arbeiten, vor allem mit
denen A. Frorieps (1897), welche die Lage des Gehirns zum
Schädel veranschaulichen, ohne weiteres vergleichbar. Schliesslich
berührt diese Ebene den Porus acust. ext., einen wichtigen Orien-
tierungspunkt für den centralen Teil des Mittelohrs.

In der Litteratur habe ich über die Stellung der oberen
Pyramidenkante nur wenige genauere Angaben gefunden; das ist
nicht zu verwundern, wenn man sieht, wie gering die Ausbeute
an Litteraturangaben über die Stellung der ganzen Pyramide ist.

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O. Körner (1886, 1889) ist meines Wissens der Autor, welcher
versucht hat, eine genauere Vorstellung von der Pyramidenlage
zu bekommen. Den Anschauungen der damaligen Zeit entsprechend
bezieht er die Lageverschiedenheiten auf die Dolicho- resp. Brachy-
cephalie und giebt an, dass bei Dolichocephalen die Pyramidenkante
parallel der Horizontalen verlaufe, bei Brachycephalen stark lateral-
wärts abwärts geneigt sei. Schülzke (1896) kommt auf Grund
eigener und Garnaults Untersuchungen zu anderen Resultaten,
kann aber für die von Körner gesuchten Gesetze keine richtigen
Grundlagen finden.

Wenn man nach den vorhandenen Abbildungen urteilen will,
so müssen die Vorstellungen über diese Lage bei den Autoren
verschieden sein. Allerdings weiss man nicht, ob in jedem Falle
eine Orientierung vorausgegangen ist, oder ob die Stellung nach
Gutdünken gewählt ist. In vielen Fällen scheint letzteres der Fall
zu sein, da gerade die seltener vorkommende Stellung für die Ab-
bildungen bevorzugt ist. Anhaltspunkte für die Richtigstellung
giebt es, und die wichtigsten derselben sind die Schläfenschuppe,
der Jochfortsatz des Schläfenbeins und der Porus acust. ext. Be-
sonders der Processus zygomaticus wird bisweilen nach abwärts
gerichtet gezeichnet, z. B. bei Fr. Hermann (1901) und G. Brühl
(1898), und diese Stellung muss eine Drehung des Schläfenbeines
aus seiner natürlichen Stellung zur Folge haben. An jedem
isolierten Schläfenbein kann man mit Leichtigkeit die Wirkung
dieser Drehung sehen. Der Drehpunkt der Bewegung liegt am
Porus acust. ext., die Drehungsachse verbindet etwa den Por.
acust. ext. mit dem Por. acust. int. Nun ist klar, dass bei einer
Drehung des Schläfenbeines, durch welche der Processus zygomat.
abwärts gestellt wird, die Pars mastoidea mit der Pyramidenbasis
gehoben, die Spitze der Pyramide dagegen gesenkt werden muss.
Diesen Fehler wird man vermeiden, wenn man den Processus
zygomat. gerade nach vorn richtet, wie er im Schädel liegt.

Natürlich müssen solche fehlerhafte Stellungen auf den Leser
in hohem Grade verwirrend wirken und es wäre zu wünschen, dass
man in den Lehrbüchern, wenn es ohne Aufgabe wichtiger An-
schauungen geschehen kann, stets nur richtig orientierte Abbildungen
sieht; der Leser hat es in diesem Falle viel leichter, durch die
Kombination aller gesehenen Bilder sich eine Gesamtanschauung
von der Lage der Teile zu einander zu machen und das ist ja der
Zweck sämtlicher Abbildungen.

Zur Beurteilung der Neigung des Schläfenbeins zur Hori-
zontalen kommt die Abhängigkeit der Pyramide von der Neigung
des Gehirns in Betracht. Da zur Beurteilung derselben die Lage
des Grosshirns entscheidend ist, so kann man zunächst das Klein-
hirn vernachlässigen.

Die neue Anschauung über die Lage des Gehirns im Schädel
basiert auf den Untersuchungen A. Frorieps (1897), durch welche
festgestellt ist, dass man zwei verschiedene Stellungen unterscheiden
kann, den frontipetalen und den occipitopetalen Typus. Bei ersterem
ist die Gehirnmasse nach dem Stirnpol hin konzentriert, bei
letzterem liegt die Hauptausdehnung in den hinteren Partien des
Gehirns.

Verfolgt man die Stellung des Hinterhauptspols, so zeigt
sich, wenn man vom frontipetalen zum occipitopetalen Typus über-
geht, ein Sinken der Grenze zwischen Hinterhauptslappen und
Kleinhirn. Diese Stellungsänderung ist nicht so aufzufassen, als
ob beim occipitopetalen Typus das Kleinhirn räumUch beschränkt
würde, sondern der Raum für letzteres wird durch eine stärkere
Ausbuchtung der Schädelkapsel nach unten gewonnen. Beim
occipitopetalen Typus wird also die hintere Schädelgrube tief unter
die Horizontalebene sinken, bisweilen so weit, dass auch die Grenze
zwischen Hinterhauptslappen und Kleinhirn unterhalb der Ebene
hegt (vergl. Fig. XII, i); beim frontipetalen Typus dagegen steht
die hintere Schädelgrube hoch, die Grenze liegt bei extremen
Fällen (s. Fig. III, i) hoch über der Horizontalebene. Für diese
verschiedenen Stellungen ist es nun wünschenswert, ein Mass zu
haben, welches direkt angiebt, ob man es mit dem occipito- oder
frontipetalen Typus zu thun hat. In jüngster Zeit hat nun R. Häcker
(1902) die Hinterhauptsschuppe auf diesen Punkt untersucht. Er
stellt das Verhältnis zwischen der Unterschuppe, d. h. dem das
Planum nuchale umfassenden Teil, und der darüberliegenden Ober-
schuppe fest, welches nach dem Typus verschieden ist. Eine
exakte Bestimmung ist aber wegen der Verschiedenheit der Stel-
lung der Protub. occip. ext. zur Protub. occip. int. nicht möglich.

Ich gehe nun hier, um zu einem Resultat zu gelangen, von
einem anderen Gesichtspunkt aus. Wie C. Rieger (1885) gezeigt
hat, kann man an jedem Schädel die Ebene bestimmen, welche das
Grosshirn nach abwärts begrenzt. Sie wird durch drei Punkte
bestimmt, welche hinreichend sicher festzustellen sind. Man legt
die Ebene durch die höchsten Punkte der beiden Supraorbitalränder
und hinten durch die obere Grenze des Tentorium am Confluens
sinuum. Wegen der genaueren Feststellung verweise ich auf die
Originalarbeit. Rieger hat an die Auffindung dieser Ebene grosse
Erwartungen geknüpft und betrachtet sie als beste Horizontalebene.
Wenn nun dieselbe auch nicht als allgemeine Orientierungsebene
eingeführt ist, so ist sie doch für viele Zwecke, wie für den vor-
liegenden, unentbehrlich.

Betrachten wir die Stellung der Riegerschen Ebene für die
beiden Haupttypen der Gehirnlage und nehmen dabei zum Ver-
gleich die deutsche Horizontale an. Für jede Stellungsänderung
der Riegerschen Ebene werden die Lageverschiedenheiten der drei
Orientierungspunkte den Ausschlag geben.

Die Supraorbitalränder nun .sind verhältnismässig geringen
individuellen Schwankungen unterworfen und es wird nicht schwer
sein, zwei genau oder fast gleich hohe Orbitaöffnungen, in der
Projektion gemessen, zu finden. In den von mir untersuchten und
abgebildeten Fällen sind die Projektionshöhen der Orbita in
Fig. III, I und Fig. XI, i fast gleich und man sieht aus der Lage
der Riegerschen Ebene in beiden Fällen sofort den charakteri-
stischen Unterschied. Beim frontipetalen Typus ist der Winkel
zwischen der Riegerschen Ebene und der deutschen Horizontalen,
den ich „Neigungswinkel der Grundebene des Grosshirns" nennen
möchte — zum Unterschiedevon dem „Neigungswinkel" R. Häckers
(1902), welcher zwischen der grössten Länge des Hirnschädels und
der Horizontalen liegt —, klein, er beträgt 5» 30\' in Fig. III, i;
beim occipitopetalen Typus (Fig. XI, i) ist er gross und beträgt
16". Zwischen diesen extremen Lagen kommen alle möglichen
Übergänge vor und bei diesen wenig ausgeprägten Fällen kann
die grössere oder geringere Höhe der Orbita einen gewissen Ein-
fluss haben. Bei einer Länge des Schädels von 18—19 cm macht
ein Unterschied von 5 mm i® 30\' aus. Die grösste Differenz des
Neigungswinkels, die ich habe finden können, beträgt 11° 30\'; sie
resultiert bei der Vergleichung von Fig. III, i mit Fig. "XII, i.
Die extrem ausgebildeten Fälle sind nicht so sehr häufig, aber es
wäre wohl denkbar, dass man noch kleinere bezw. grössere
Neigungswinkel finden könnte und dementsprechend eine grössere
Differenz.

In der Arbeit A. Frorieps (1897) sind nur die Schädel Er-
wachsener berücksichtigt worden und zwar aus Mangel an geeignetem
kindlichen Material. Und doch darf man gespannt sein, ob nicht
gerade die kindlichen Schädel wichtige Aufschlüsse über das Zu-
standekommen der beiden typischen Lagen und über die Gründe
für das verschiedene Verhalten der Knochen des Schädels während
des Wachstums geben. Da bei meinen Untersuchungen auch das
kindliche Mittelohr bearbeitet werden musste, so war es selbst-
verständlich, dass ich auch die Gehirnlage berücksichtigte.

Nun kommt es mir nicht so sehr darauf an, die Teile des
Kindergehirns in topographischer Beziehung zu untersuchen, wie
auf das Verhalten des Gehirns als Ganzes, besonders also auf
den Neigungswinkel, da wir ja hieraus durch A. Frorieps An-
gaben die weiteren Beziehungen erkennen können. Es genügen
deshalb für meinen Zweck kindliche, trockene Schädel oder feuchte
Präparate von Schädeln des ersten Jahres bis zum Schluss der
wichtigsten Nähte; das Gehirn kann also fehlen.

Zur Untersuchung standen mir zur Verfügung zwei kindliche
Köpfe aus dem ersten Lebensjahre und ausserdem acht trockene
Schädel von Kindern im Alter von 3—15 Jahren. Die beiden Köpfe
stammten von Leichen, die mit 10"/o Formalinlösung injiziert und
dann in Alkohol aufbewahrt waren. Die Nähte waren in beiden
Fällen schon fest genug, um grössere Dislokationen der Knochen
zu verhindern.

Alle Schädel von Neugeborenen und Kindern des ersten
Lebensjahres zeigen als charakteristisches Merkmal einen ausser-
ordentlichen Hochstand der Hinterhauptsschuppe. Nur die nächste
Umgebung des Foramen magnum liegt unterhalb der Horizontal-
ebene; die Protuberantia occipit. ext. liegt hoch über derselben.
Die grössere oder geringere Länge des Schädels bedingt keine
Änderung dieser Stellung.

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Für die Feststellung dieser Thatsachen brauche ich mich nun
nicht nur auf mein eigenes Material
zu beschränken, sondern ich
kann zum Beweise auch die Litteratur anführen. Alle Schädel-
beschreibungen von solchen Neugeborener weisen darauf hin, und
an allen Abbildungen kann man sich direkt davon überzeugen.
Fr. Merkel (1882), welcher das Wachstum des Schädels sehr genau
untersucht hat, kommt ja gerade durch die Beobachtung dieses
Punktes zu der Ansicht, dass man Kinderschädel anders orien-
tieren müsse, wie oben (s. S. 8) angegeben ist. Wenn man nun
Schädel vom occipitopetalen T3^pus mit denen Neugeborener ver-
gleicht, so ist der Unterschied in der Lage der Teile allerdings ein
gewaltiger und auch bei den Übergangsformen ist er noch gross
genug, um sofort ins Auge zu fallen. Merkel hat ausserdem hin-
gewiesen auf die Abhängigkeit der Klivusneigung von der Stellung
der Hinterhauptsschuppe. Eine konstante Grösse existiert aber für
den Winkel zwischen Hinterhauptsschuppe und Klivus nicht, weil
während der Wachstumsperiode die zwischen den Teilen des
Hinterhauptsbeins liegenden Knorpelstücke die Stellung modifizieren
können, aber doch zeigt sich ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis.
Bei frontipetalen langen Schädeln steht im allgemeinen der Klivus
flach, bei occipitopetalen steil. Bei Schädeln neugeborener Kinder
steht der Klivus immer flach.

Der Neigungswinkel des Grosshirns ist bei Schädeln von
Kindern des ersten Lebensjahres stets sehr klein; er wird zwar nie
ganz aufgehoben, soweit ich gesehen habe, hat aber so kleine
Werte, wie sie sich selbst bei den ausgeprägt frontipetalen Schädeln
Erwachsener nicht finden.

Nach alledem kann man sagen, dass der Schädel des Neu-
geborenen in Bezug auf die Stellung des Grosshirns zum Gesamt-
schädel dem frontipetalen Typus angehört, und zwar stellt er die
extremen Fälle dieses Typus dar, wie der Vergleich von Fig. I, i
und II,
i mit Fig. III, i sofort erkennen lässt.

Wenn nun alle Schädel von Neugeborenen frontipetal sind,
bei denen von Erwachsenen aber sich frontipetaler und occipitope-
taler Typus findet, so stellt sich von selbst die Frage ein, in welcher
Zeit der Entwickelung des kindlichen Schädels der Übergang von
einem zum anderen Typus stattfindet. Denn, dass eine solche Ver-
änderung vor sich geht, ist ohne weiteres mit dem obigen Nachweis
gegeben. Mein Material reicht nun bei weitem nicht aus, um der-
artig wichtige Fragen endgiltig zu entscheiden, aber auch hier kann
ich die Arbeit Merkels zu Hilfe nehmen.

Bei der Darstellung der acht trockenen Schädel habe ich
halbe natürliche Grösse gewählt und alles, was von der Seite her
sichtbar ist, schwarz, die durch Einzeichnung der Medianansicht
gewonnenen Teile rot gehalten. Bei den ersten Schädeln erkennt
man noch deuthch das Hochstehen des Sinus transversus, der
wichtigsten Marke zwischen Gross- und Kleinhirn; man sieht aber
doch, wie der Sinus sich senkt. Bei der Figur 6, die von dem
Schädel eines 5^/2 Jahre alten Kindes genommen ist, steht der ;
Sinus bereits so tief, dass der Neigungswinkel des Grosshirnes 10"
I
beträgt. Diesen Schädel müssen wir dem occipitopetalen Typus
zuweisen. Von den älteren Schädeln ist Figur 5 (11 Jahre alt)
deutlich frontipetal, der letzte, 15 Jahre alt, dagegen occipitopetal. ^

Das Material ist, wie gesagt, zu klein, um einen genauen
Termin für diese Übergänge anzugeben, man kann daraus nur
folgern, dass es schon im sechsten Jahre ausgebildete Schädel vom
occipitopetalen Typus giebt.

Merkel kommt auf Grund seiner Untersuchungen zu einer
Einteilung des Schädelwachstums in drei Perioden:

1. von der Geburt bis zum siebenten Lebensjahre.

2. Stillstand bis zur Pubertät.

3. Wachstum bis zur vollkommenen Ausbildung des Schädels.

In der ersten Phase der ersten Periode, welche das erste

Lebensjahr umfasst, ist das Wachstum aller Teile gleichmässig;
es kommt also zu keiner wesentUchen Stellungsänderung. Diese
Angabe wird durch meine Abbildungen Fig. I, i und Fig. II, i
auf das Beste bestätigt. Fig. II, i zeigt der Fig. I, i gegenüber
nur eine Vergrösserung des Ganzen. Die Stellung des Sinus ist
fast gleich, ebenso die der Knochen der Basis, besonders des
Schläfenbeins.

In der zweiten Phase, vom 2.-5. Jahre, wachsen hauptsäch-
lich die Knochen des Daches, während die Basis sich wenig ver-
ändert. Die Schläfenbeinpyramiden erlangen aber in dieser Zeit
(3. Lebensjahr) fast ihre für die ganze Periode endgiltige Gestalt
und Grösse. Während dessen erfolgt auch eine Drehung des
Schläfenbeins, die ich weiter unten besprechen werde.

In der letzten Phase der ersten Wachstumsperiode. (6. und
7. Jahr) wächst das Schädeldach verhältnismässig weniger, die
Knochen der Basis dagegen mehr und letztere haben den wichtigen
Einfluss auf die Schläfenbeine, dass sie sie auseinander drängen.

Bei den Schädeln der letzten Phase hebt Merkel die grosse
Ähnlichkeit mit den Schädeln der Erwachsenen hervor. Dies
stimmt also mit dem oben Bemerkten überein, dass im sechsten
Lebensjahr (Fig. 6) sich bereits ein ausgebildeter occipitopetaler
Schädel findet.

Ecker (1870) wies zuerst auf die stärkere oder schwächere
Krümmung des Schädelrohrs beim Europäer- und Negerschädel
hin, verwahrte sich aber ausdrückhch gegen die Annahme einer
wirklichen Rotation des Hirnschädels. A. Froriep (1897) gebraucht
auch das Wort „Rotation" nur im erklärenden Sinne, um die Lage-
veränderungen des Gehirnes beim frontipetalen und occipitopetalen
Typus besser auseinandersetzen zu können.

Die Vergleichung der Schädel von Kindern und Erwachsenen
lehrt aber deutlich, dass eine Rotation wirklich stattfindet, welche
durch verschiedenes Wachstum einzelner Teile des Gehirns und
der Schädelknochen bedingt ist. Diese Rotation des Schädelrohrs
bildet sich bei verschiedenen Individuen in differenter Weise aus,
indem bei den einen die Neigung des Gehirns und damit die
Krümmung des Schädelrohrs eine geringere bleibt; in diesem Falle
ist die Stellung der Teile zueinander der kindlichen Form ähnlich,
frontipetaler Typus. Bei anderen Schädeln wird die Krümmung
durch Ausbildung des Hinterhauptslappens nach abwärts stärker
und weicht ausserordentlich vom kindlichen Schädel ab, occipito-
petaler Typus.

B. Lage des Schläfenbeins.

Bei der Abhängigkeit der Pyramide vom Gehirn in topo-
graphischer Beziehung müssen die beiden typischen Stellungen des
letzteren einen entscheidenden Einfluss auf die Lage der Pyramide,
vor allem in Bezug auf die Lage zur Horizontalen haben. Diese
Einwirkung wird sich anders auf die Basis als auf die Spitze
geltend machen, was vor allem durch die Schrägstellung der
Pyramide zur Medianebene, also die Deklination, bedingt ist.

Die Hochstellung des Hinterhauptspols hat eine Hebung der
Pyramidenbasis zur Folge, während die Spitze fast nicht beeinflusst
wird, da für ihre Stellung ganz andere Momente, im wesenthchen
das Verhalten des Hirnstammes zum Gross- und Kleinhirn, ent-
scheidend sind. Man wird keinen allzugrossen Fehler begehen,
wenn man für diese Verhältnisse zunächst die Spitze als den Dreh-
punkt bezeichnet. Demnach hat die obere Pyramidenkante beim
frontipetalen Typus eine median-abwärts gerichtete Neigung.

Gerade die umgekehrte Wirkung hat die Ausbildung des
occipitopetalen Typus und wir finden in allen Fällen eine Neigung
der Pyramide, die stark lateral-abwärts gerichtet ist. Bei den
Übergangsformen findet sich vorherrschend die Basis tiefer stehend
als die Spitze, es kommen daneben aber auch flache und median-
wärts tiefer stehende Pyramiden vor. Bei diesen Formen spielt
die verschiedene Stellung des Keilbeins zur Horizontalen und
die verschiedene Lage der Pyramidenspitze zum Keilbein eine
wichtige Rolle; genauere Untersuchungen über diese Punkte fehlen
noch. In den gegebenen Abbildungen sind diese Verhältnisse gut
erkennbar. Auf diesen Punkt hin habe ich die 54 Schädel unter-

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sucht und dabei stets bei grossem Neigungswinkel des Gehirns,
also beim occipitopetalen Typus, auch eine starke Tiefstellung der
Basis gegen die Spitze angetroffen; dieser Neigungswinkel der
oberen Pyramidenkante kann bis i8" betragen. Beim frontipetalen
Typus finden sich niemals derartige Stellungen, die Basis steht
konstant höher, kann aber gegen die Pyramidenspitze noch gesenkt
nur ist diese Senkung viel geringer als beim occipitopetalen

sem

Typus und geht über lo" nicht hinaus. Meistens steht hier die
Pyramidenkante fast parallel zur Horizontalebene oder aber die
Basis steht höher als die Spitze, der grösste Winkel, den ich für
die Neigung medianwärts abwärts gefunden habe, ist 6° 30\'.

Die kindlichen Schädel des ersten Jahres verhalten sich auch
in diesem Punkt genau wie die extrem frontipetalen Schädel, die
Pyramidenkante ist stark medianwärts gesenkt (vergl. Fig. I, 2 und
Fig. II, 2).

Einen weiteren Beweis für den Einfluss der beiden typischen
Gehirnlagen kann man ausser an der oberen Pyramidenkante auch
am Porus acust. int. sehen. Seine Gestalt ist meist ein längliches
Oval und die Stellung seiner längsten Achse ist durchaus abhängig
von der Stellung der ganzen Pyramide. Bei medianwärts gerichteter
Senkung der letzteren steht der Porus flach, entsprechend dem
flachen Verlauf der Nerven, bei der entgegengesetzten Stellung ist
die Richtung des Porus steil, da die Nerven mehr nach abwärts
ziehen.

Die beiden verschiedenen Lagen der Pyramide sind schon
O. Körner aufgefallen, der sie aber, wie oben auseinandergesetzt,
anders erklärt. Über die Veränderungen in der Stellung der
Pyramide während des Wachstums des kindlichen Schädels giebt
R. Froriep die ersten Andeutungen; Merkel (1882) bestätigt und
erweitert diese Beobachtung. Er zeichnet nach seiner Methode den
Schädel eines Kindes und eines Erwachsenen ineinander (s. 1. c.
Taf. XV, Fig. 7 und 13, Taf XVI, Fig. 14 und Taf. XX, Fig. 16
und 19), benutzt aber für den kindlichen Schädel eine andere
Orientierungsebene. Das Resultat seiner Untersuchung ist, dass
die Pyramide des Kindes während des Wachstums sich mit der
Basis stark heben und rückwärts bewegen muss. Orientiert man
aber die beiden Zeichnungen nach der deutschen Horizontalebene,
so wird das Ergebnis gerade das umgekehrte sein; man muss den
kindlichen Schädel vorn senken und dementsprechend das Hinter-
haupt heben, um beide Horizontalen zur Deckung zu bringen.
Dann steht die Pyramide des Kindes, genau
wie in meinen Ab-
bildungen, mit ihrer Basis hoch über der des Erwachsenen, muss
sich also im Gegenteil senken. Hiermit ist der Beweis geliefert,
dass man bei verschiedener Orientierung doch, wenn die Unter-
suchungen genau sind, zu denselben Resultaten gelangt; die Ver-
schiedenheit der Angaben beruht nur auf der Verschiedenheit der
Gesichtspunkte.

Die dritte Stellungsvariation, welche bisher den Untersuchern,
soweit ich in der Litteratur gesehen habe, entgangen zu sein
scheint, ist die verschiedene Neigung der vorderen und hinteren
oberen Pyramidenflächen zur Horizontalebene. I\'ch meine damit
nicht die Variationen des Winkels an der oberen Pyramidenkante,
der auf Querschnitten der Pyramide hervortritt, ich betrachte viel-
mehr diesen Winkel als konstant. Sieht man eine Reihe von
richtig orientierten Schädelbasen von oben her an, so fällt die
Neigungsverschiedenheit der beiden Flächen sofort auf. Es giebt
Schädel, bei denen die hintere Pyramidenfläche von oben her über-
haupt nicht, oder nur in starker Verkürzung sichtbar ist, da die
obere Kante sie vollständig oder grösstenteils verdeckt und wieder
andere, bei denen sie so flach liegt, dass man alle Einzelheiten
ohne wesentliche Verkürzung gewahrt. Im ersten Falle steht also
die hintere Pyramidenfläche fast senkrecht und demnach die vordere
sehr flach zur Horizontalebene; im zweiten ist entsprechend der
Senkung der hinteren Fläche nach vorwärts die vordere Fläche
schräg abfallend.

Die Erklärung für diese Thatsache liegt in der schwächeren
oder stärkeren Krümmung des Schädelrohrs. Aus den Unter-
suchungen A. Frorieps geht hervor {1897) und lässt sich auch aus
den Abbildungen ohne weiteres ersehen, dass der Schläfenlappen
beim frontipetalen Typus stärker vorwärts und abwärts geneigt ist,
während beim occipitopetalen seine Richtung der Horizontalebene
sich nähert. Die untere Fläche des Schläfenlappens steht also im
ersten Falle ebenfalls steiler als im letzten, wie die entsprechende
vordere Pyramidenfläche. Dem gegenüber steht die Kleinhirnfläche,
welche der Pyramide anliegt, also nach vorwärts und abwärts ge-
richtet ist, und die anliegende hintere Pyramidenfläche beim fronti-
petalen Typus flach, beim occipitopetalen steil zur Horizontalen, wie

Fig. I.

dies die beistehende Skizze erläutern mag. Geht man vom fronti-
petalen zum occipitopetalen Typus über, so wird die Pyramide sich
im Sinne einer Rotation um ihre Längsachse bewegen müssen
(Richtung des Pfeiles). Diese Rotation ist, wie aus dem (S. 12)
Gesagten hervorgeht, nicht rein konstruktiv, sondern sie tritt
während der Entwickelung des kindlichen Schädels in den ersten
Jahren wirklich ein. Sie ist am stärksten beim occipitopetalen
Typus, am schwächsten beim frontipetalen. In den von mir ge-
gebenen Tafeln ist dieses Lageverhältnis ohne Schwierigkeit er-
kennbar und zwar in der Ansicht von oben an der Annäherung
des Sinus petrosus sup. an den Sinus sigmoideus. Auf die anderen
Merkmale komme ich weiter unten genauer zu sprechen.

IL Teil.

Nachdem so im i. Teil die Gründe für die verschiedenen
Stellungen des Schläfenbeins dargelegt sind, kommt es darauf an,
zu zeigen, welchen Einfluss dieselben auf die Lage des Mittelohrs
haben.

Es entsteht nun zunächst die Frage, wie man sich eine Vor-
stellung von der Lage der Hohlräume machen soll. Wie in der
Einleitung auseinandergesetzt ist, giebt die Eröffnung der Mittel-
ohrräume keine genaue Anschauung, weil dabei ein Teil der Wand
fortgenommen werden muss. Die anerkannt beste Methode zur
Untersuchung von Hohlräumen ist die der Injektion; die Gründe
dafür sind von so vielen Seiten hervorgehoben worden, dass ich
sie übergehen kann. Will man nun Knochen und Ausguss in
ihrer gegenseitigen Lage untersuchen, so wäre eine Methode die,
bei welcher der Knochen erhalten und soweit durchsichtig ist, dass
man alle Einzelheiten des Ausgusses erkennt, und doch dabei die
Grenzen des Knochens deutlich bleiben. G. Brühl (1897} und
(1899) hat zwei Methoden veröffentlicht, welche dies Ideal erreichen
sollen. Im ersten Falle (1897) füllt er die Räume des Labyrinths
mit Quecksilber, nachdem er das Schläfenbein vorher entkalkt und
mit Alkohol behandelt hat. Nach der Injektion kommt das Präparat
in Xylol. Wenn, wie Brühl voraussetzt, die Durchsichtigkeit des
Knochens wirklich vollkommen würde, so müsste auch ein Ausguss
des Mittelohrs nach dieser Methode durch den Knochen hindurch
sichtbar sein. Ich habe vor Jahren selbst derartige Präparate ge-
macht, muss aber sagen, dass ich recht wenig befriedigt davon
war. Der Knochen wird im Xylol nicht durchsichtig genug, um
die Einzelheiten am Ausguss erkennen zu können, wenn man nicht
die oberflächlichen Partien abträgt, und dann ist der Knochen zur
Orientierung unbrauchbar. Man kann auch schwerlich ganze Schädel
so behandeln, und herausgeschnittene Teile verändern sich beim
Entkalken und Einlegen in Xylol durch Quellung und Schrumpfung
so, dass sie nicht mehr zum Ganzen passen würden. Wenn also

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Brühl meint, man könne sich auf diese Art die Topographie des
Labyrinths zum Schädel klar machen, so ist das ein Irrtum; denn
das setzt voraus, dass man zunächst die Stellung des Schläfen-
beins kennt, und dazu ist der ganze Schädel nötig, wie im i. Teil
nachgewiesen ist.

Die zweite Art, die Brühl (1899) für die Untersuchung der
Topographie des inneren und mittleren Ohrs vorschlägt, ist die,
dass man die Hohlräume an trockenen oder feuchten Präparaten
mit Quecksilber füllt und dann Aufnahmen mit Röntgenstrahlen
macht. Der Notiz sind eine Anzahl von Radiogrammen als Be-
lege beigefügt; wenn man nun nach diesen Aufnahmen die Methode
beurteilen wollte, so würde man ihr unrecht thun. An den Ab-
bildungen vom Schläfenbein kann man sehr wenig erkennen, trotz-
dem die Lage des Knochens so gewählt ist, dass sie möglichst
günstige Bilder liefert. Der kompakte Knochen der Pyramide setzt
den Röntgenstrahlen einen erheblichen Widerstand entgegen und
gerade diesen festen Teilen liegt das Mittelohr an; der Schatten
des Ausgusses wird also durch den Knochenschatten vollständig
unklar. In letzter Zeit sind jedoch viel vollkommenere Radiogramme
gemacht worden, und es ist wahrscheinlich, dass man diesen Übel-
stand beseitigen kann. Nicht zu beseitigen dagegen ist ein zweit-er
Fehler, der von H. Virchow (1899) auf das genaueste nachge-
wiesen worden ist, und damit fällt die ganze Methode. Entferntere
Teile geben auf Radiogrammen einen grösseren Schatten, als
nähere und es ist klar, dass deshalb nur der Ausguss der Tube
am Ostium pharyng. ein annähernd brauchbares Bild bei der An-
sicht von der Seite her liefern kann. Derartige Bilder werden also
keinen Fortschritt in der Erkenntnis der Mittelohrtopographie her-
beiführen können, im Gegenteil, sie werden ganz falsche Vor-
stellungen erwecken.

Ich habe deshalb den Gedanken, den Knochen zu erhalten,
fallen lassen und in allen Fällen die Korrosionsmethode benutzt,
Eine Beschreibung derselben kann ich unterlassen, da Siebenmann
(1898) alle Einzelheiten ausführlich erörtert hat. Der Hauptpunkt,
in dem ich von seiner Methode abweiche, ist der, dass ich nicht
Woodsches Metall (Schmelzpunkt ca. 70"), sondern die Wickers-
heimersche Legierung (Woodsches Metall mit Quecksilberzusatz)
von etwa 60® Schmelztemperatur verwende. Ich umgehe damit
die Herstellung des Präparates nach der Terpentin-Trockenmethode,
da eine Erwärmung auf etwas über 60° den Schädelpräparaten,
die mit Formalin vorbehandelt .sind, nicht schadet. Das Metall ist
bei gewöhnlicher Temperatur fest genug, um keine Verbiegungen
zuzulassen; man kann sich auf alle Fälle durch Brücken von Metall
gegen solche Veränderungen schützen. Die Bohröffnung legte ich,
wie Siebenmann, im Warzenfortsatz an, spülte mit Wasser ge-
hörig durch und injizierte, bis das Metall im Strahl aus dem Ostium
pharyng. tubae hervorkam. Ob hierbei wirklich alle Cellulae
mastoideae ausgegossen wurden, war für mich ohne Bedeutung, da
die topographischen Beziehungen der Zellen genügend beschrieben
sind. Den Hauptwert legte ich auf einen ununterbrochenen Aus-
guss, da nur durch Stützung desselben nach allen Richtungen hin,
Lageverschiebungen vermieden werden können. Eine Unterbrechung
geschieht erfahrungsgemäss (Vgl. Bezold (1882) und Sieben-
mann (1898) am Isthmus der Tube, da diese Stelle bisweilen so
eng ist, dass das Metall herausgedrückt wird. Um dies zu ver-
meiden, führte ich während der Fixierung des Präparates eine
biegsame Metallsonde in die Tube ein und wählte natürlich die
stärkste, welche den Isthmus glatt passierte. Diese Sonde verändert
die Weite des Isthmus gegenüber der Tube, was für mich aber
ohne Nachteil war.

Material und Methode.

Als Material für die Untersuchungen über die Lage des Mittel-
ohrs benutzte ich 12 Schädel. Zwei davon sind bereits oben er-
wähnt; es sind die kindlichen Schädel vom ersten Lebensjahr
(i Va Monate und 12 Monate). Ausserdem wurden 10 Schädel von
Erwachsenen bearbeitet, welche ohne grössere Asymmetrien und
ohne pathologische Veränderungen, durch welche die Form des
Schädels beeinflusst werden könnte, waren.

Jeder Kopf wurde zunächst oberflächlich skeletiert, gemessen
und mediansagittal durchsägt. Der Medianschnitt wurde so ge-
führt, dass er wirklich eben war, also auf einer Spiegelglasplatte
überall gut anlag. Eine stärkere Abweichung dieser Ebene von
den in der Mitte gelegenen Teilen nach der einen oder anderen
Seite zeigte sich nirgends. Nach Entfernung des Gehirns wurde
die oben erwähnte Sonde in die Tube eingeführt und der ganze
Kopf in io°/o Formalinlösung eingelegt, worin er 2 Tage blieb.
Die Sonde wurde in dieser Zeit öfter herausgezogen und wieder
eingeführt, um stets frische Fixierungsflüssigkeit in die Mittelohr-
räume hineinfliessen zu lassen. Nach zwei Tagen kamen die Prä-
parate in Alkohol von steigender Konzentration, bis sie schliesslich
in 7o°/o Alkohol lagen.

Für die Untersuchung wurde nur die linke Seite weiterbe-
arbeitet, die rechte blieb intakt. Es erfolgte nun zunächst die sorg-
fältige Skeletierung der hnken Kopfhälfte, wobei jedoch an der
Schädelbasis die Tube mit ihrer gesamten Umgebung unberührt
blieb; die Skeletierung erstreckte sich also zunächst nur auf die
oberflächlichen Knochenteile, auch auf die Augenhöhlen und den
Unterkiefer, das Kiefergelenk blieb erhalten.

Um den Schädel von allen Seiten zeichnen zu können und
zwar immer in genauer rechtwinkliger Orientierung zur Horizontal-
und Medianebene, erfolgte die Befestigung auf einer Spiegelglas-
platte. Da man gezwungen ist, zum Zweck der weiteren Präpa-
ration den Schädel häufig von der Platte abzunehmen, so mussten
zu dieser Befestigung Schrauben gewählt werden. Zum Einbohren
der Schraubenlöcher in den Knochen suchte ich die kompaktesten
Teile der Hinterhauptsschuppe und der Pars basilaris ossis occip.
auf, damit bei dem häufigen Bewegen der Schraube das Gewinde
im Knochen stark genug bliebe. Es wurden sodann in die Glas-
platte an den entsprechenden Stellen Löcher gebohrt, welche der
Schraubenstärke entsprachen. Durch diese Einrichtung war es
möglich, den Knochen beliebig oft von der Platte abzunehmen und
wieder an genau derselben Seile zu befestigen, was für die Ein-
deckung der Zeichnungen von oben und unten, vorn nnd hinten
von grösster Wichtigkeit ist. Die schon vorher am Knochen
markierte Horizontale wurde nachträglich mit dem Brennstift um
den ganzen Schädel herum angezeichnet.

Der auf diese Weise vorbereitete Schädel musste nun jedes-
mal genau senkrecht zu den Bestimmungsebenen aufgestellt wer-
den, und ich bediente mich zu diesem Zwecke zweier Hilfsapparate.

Der erste besteht aus drei gleich hohen Säulchen, auf welche
die Glasplatte aufgelegt wird, um den Schädel von der lateralen
und medialen Seite aufzunehmen; die Säulen sind etwas höher als
die grösste halbe Breite der Schädel beträgt.

Der zweite besteht aus einer Spiegelglasplatte (Grundplatte),
auf welcher ein kantiger Eisenstab genau rechtwinkelig zur Ebene
dieser Platte steht, so dass also eine bestimmte Kante desselben
nach allen Seiten hin mit der Grundplatte einen rechten Winkel
bildet. Diese genau gerichtete Kante ist dann massgebend für
alle Orientierungen.

Um nicht jedesmal die Lage der Horizontalen neu einstellen
zu müssen, und vor allem, um die Fehler dieser erneuten Messungen
zu vermeiden, wurde auf der Rückseite der am Schädel befestigten
Glasplatte ein Diamantstrichkreuz gezogen. Zu diesem Zwecke
wurde diese Glasplatte an den Eisenstab fest angelegt und mit
einer Klammer gehalten. Die Stellung des Schädels und der an-
geschraubten Platte wurde nun so reguliert, dass die Horizontale
der Grundplatte parallel stand; die Kontrolle geschah durch einen
Parallelreisser. War diese Stellung erreicht, so zog ich mit einem
Diamanten einen Strich auf der Platte am Schädel entlang der
ausgerichteten Kante des Eisenstabes. Mit Hilfe eines genauen
Winkels wurde der andere Schenkel des Kreuzes, also senkrecht
zum ersten Strich gezogen. Dieser zweite Strich steht dann genau
parallel zur Horizontalen, der erste senkrecht.

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Nun ist der Schädel soweit orientierbar, dass man ihn von
der Platte abschrauben oder mit derselben fortnehmen kann, und
stets wird man wieder imstande sein, ihn in genau dieselbe Stellung,
wie vorher, zu bringen.

Die Zeichnungen sind sämtlich mit dem Luc a eschen Apparat
angefertigt, einmal, weil die meisten Untersuchungen über den
Schädel auf dieser Methode basieren, zweitens, weil man so an
den Zeichnungen direkt Messungen vornehmen kann und schliess-
lich, weil die Einzelheiten, die von zwei verschiedenen Seiten sicht-
bar sind, durch Umdrehung der einen Zeichnung kombiniert wer-
den können.

Die Photographie wandte ich nicht an, weil es wohl unmög-
Hch ist, trotz aller Vorsichtsmassregeln so viele Aufnahmen ohne
jede Veränderung der Einstellung vorzunehmen, da sich die Arbeit
über Monate hinzieht; auch gelingt die Eindeckung solcher Photo-
gramme auf einander wegen der grossen Fokusdifferenzen nur
schwer und unvollkommen.

Von jedem Schädel wurden nun zunächst diejenigen Zeich-
nungen genommen, welche zur Bestimmung aller mit dem Mittel-
ohr und seiner Nachbarschaft in Beziehung stehenden Punkte
nötig waren.

1. Zeichnung der linken Schädelhälfte von der lateralen Seite
bei erhaltenem Unterkiefer und Kiefergelenk.

2. Schädel von vorn gesehen mit Unterkiefer.

3. Schädel von unten gesehen zur Bestimmung der Lage
des Process, mastoid., Porus acust. ext., Foramen stylomastoid.,
V. iugular,, A. carotis int., und, soweit sichtbar. Ostium pharyng.
tubae.

4. Schädel von der lateralen Seite gesehen nach Fortnahme
des Unterkiefers, Entfernung des unteren Teiles der Pars tympanica
bis zum Trommelfellrahmen und Skeletierung der Lamina laterahs
des Flügelfortsatzes. Das Trommelfell ist wegen seiner Schief-
stellung durch den Knochenrahmen z. T. verdeckt, bisweilen auch
durch die obere Wand des Meat, acust. ext. Ein Teil des Randes
ist stets zu sehen. In den Canalis faciaUs ist zur Bestimmung seiner
Richtung und der Länge des geradlinig verlaufenden Teils eine
Sonde eingeführt.

5. Zeichnung von unten her zur Ergänzung von Nr. 3 durch
den Trommelfellrand und die Lamina later, process, pterygoid.

6. Ansicht von der medialen Seite bei erhaltener Dura. Die
Reste der Nasenscheidewand sind bis auf einen schmalen Streifen
am hinteren Rande derselben entfernt. Sinus transversus. Sin.
sigmoid., Sin. petrosus sup. und inf. und der Saccus endolymphati-
cus sind eröffnet.

(Ich gebrauche den Namen „Sinus sigmoideus" in der Be-
deutung, die er früher hatte, weiter, da es mir widerstrebt, den
S-förmig abwärts verlaufenden Teil „Sinus transversus" zu nennen;
„Sulcus sigmoideus ist auch eine Bezeichnung der B. N. A., „Sinus
sigmoideus" merkwürdigerweise nicht.)

7. Ansicht von oben her nach Abtragung des Schädeldaches
durch einen Schnitt, der etwa parallel der Rieger sehen Ebene
(s. oben) verläuft; sonst ist gegen Nr. 6 nichts verändert.

8. Ansicht von der medialen Seite nach Entfernung der Dura
bis auf den Streifen, welcher den Sinus sigmoideus und das diesem
zunächst gelegene Stück des Sin. petros. sup. enthält. Präparation
des Ggl. trigemini, des N. petrosus superf. major und der A. carotis
bis zum For. carolic. int.

9. Ansicht von oben; nichts verändert gegen Nr. 8.

10. Ansicht von vorn nach Abtragung des Gesichtsschädels.
Der Schnitt wird bei senkrecht zur Horizontalen stehender Säge
vom Tuberculum articulare (process, zygomat.) zur Fossa pterygo-
palatina geführt, so dass der Proc. pterygoideus unversehrt am
hinteren Stück bleibt. Von der Wand des Meatus acust. ext. wird
soviel abgemeisselt, dass das Trommelfell, wenigstens teilweise,
sichtbar wird. Sonde im Canalis facialis.

11. Ansicht von der lateralen Seite, gegen Nr. 10 unverändert.
Das Ggl. trigemini erscheint in der Seitenansicht; Endstück der
A. carotis int. in der Seitenansicht.

12. Ansicht der Pyramide von hinten her. Aus der Hinter-
hauptsschuppe und der P. mastoidea wird ein dreieckiges Stück
herausgesägt, so dass oben und medianwärts nur eine i cm dicke
Knochenspange stehen bleibt und der vordere Schnitt dicht hinter
dem Sinus sigmoideus verläuft. Ansicht des Por. acust. int. des
Sacculus endolymphat. und des Sinus sigmoideus.

13. Ansicht der Pyramide von oben her nach Entfernung des
Ggl. trigemini. Der Meat, acust. int. ist von oben her eröffnet
und der N. facialis bis unterhalb des Ggl. geniculi von oben frei-
gelegt; der N. petros. superf. major ist in seiner ganzen Länge,
soweit er von oben her erreichbar ist, präpariert.

Diese Zeichnungen wurden nun zu den endgiltigen Abbildungen
in folgender Weise kombiniert:

1. Ansicht des Schädels von der lateralen Seite her, zu-
sammengesetzt aus Nr. i, 4, 6, 8, 11.

Es wurden dadurch folgende Einzelheiten in ihrer genauen
Lage eingezeichnet. Obere Pyramidenkante, Porus acust. int.,
Saccus endolymphaticus, Sinus sigmoideus und transversus, Sinus
petrosus sup. und inf., Emis.sarium mastoideum, A. carotis int. vom
For. carot. int. bis zum Ende, Ggl. trigemini, unteres Stück des
Canalis facialis, Ostium pharyng. tubae, Porus acust. ext., Process,
mastoideus, ein Stück des Trommelfells, meist mit dem Umbo.

II) Ansicht des Schädels von vorn her durch Kombination
von Nr. 2, 10, 12. Folgende Anhaltspunkte werden dadurch ge-
wonnen: Obere Pyramidenkante, Porus acust. int., Saccus endolym-
phat., ein Stück der Carotis int., Sinus sigmoid., in manchen Fällen
der Sinus transversus., der N. petrosus superf. major bis zum Ggl.
genicuH mit einem Stückchen des N. facialis, absteigender Teil
des N. facialis, Ostium pharyng. tubae, Stücke des Trommellrandes,
Process, mastoideus.

III. Ansicht des Schädels von der medialen Seite aus den
Zeichnungen Nr. 6, 8, 11. Dieselben Einzelheiten wie bei Nr. i.

IV. Ansicht der Schädelbasis von oben her aus Nr. 3, 5, 7,
9, 13 kombiniert. Sinus transversus. Sin. sigmoideus. Sin. petros.
sup. und teilweise Sin. petros. inf, bisweilen Saccus endolymphat.,
Foramen carot. ext., V. iugularis int., A. carotis int. bis zum
Foramen carot. int., Ggl. trigemini, N. facialis vom Porus acust.
int. bis zum Ggl. geniculi, N. petros. superf. major; Endstück des
N. faciaUs und Foram. stylomastoideum, Ostium pharyng. tubae
und ein Teil des Trommelfellrandes.

Durch diese vier Zeichnungen sind demnach alle Punkte fest-
gelegt, welche für die Orientierung des Mittelohrs und seiner Um-
gebung in Betracht kommen können.

Es folgt nun die Injektion des Mittelohrs, der A. carotis int.,
des Sinus sigmoideus und des Foramen stylomastoideum mit Metall,
deren Beschreibung ich übergehe.

Der gewonnene Ausguss kann durch die oben erwähnte Be-
festigung auf einer Glasplatte ohne weiteres mit dem Schädel wieder
in die richtige Lage gebracht werden, aber man darf natürlich jetzt
noch nicht korrodieren, weil der Ausguss nach der Auflösung des
Knochens ohne jeden Halt wäre. Er muss zunächst bei fixiertem
Knochen an der Glasplatte unverschieblich befestigt werden. Die
beiden einzigen Punkte an denen der Ausguss des Mittelohrs die
Oberfläche berührt, sind das Ostium pharyng. tubae und die Bohr-
öffnung im Process, mastoideus; hier muss derselbe also seinen
Halt bekommen.

Das Metall verbindet sich mit anderen Metallen nur schwer,
mir ist es wenigstens nicht gelungen, es zu verlöten, ausser mit
sich selbst. Ich habe deshalb zur Fixierung Messingröhren mit
einer Füllung von Wickersheimerschem Metall angewendet.
Um nicht zuviele derartige Röhren anbringen zu müssen, verband
ich an der Aussenseite der Schädelbasis den Au.sguss der A. carotis
mit dem der V. iugularis und des Foramen stylomastoideum; des-
halb genügten zwei Stützpunkte für dieselben, einer an der
A. carotis am Process, clinoideus med., und der zweite an der
Mitte des Sinus sigmoideus.

Es sind also für alle Ausgüsse vier Fixierungsröhrchen nötig.
Senkrecht zu den betr. Stützpunkten wurden in die Glasplatte
Löcher gebohrt, in welche die Röhren genau passten; letztere
wurden in der richtigen Länge abgeschnitten und an dem einen
Ende mit einem Gewinde und einer Haltscheibe versehen; von
der Rückseite der Glasscheibe wurde eine Schraubenmutter gegen-
geschraubt. Wenn die Röhrchen und der Knochen gut auf der
Glasscheibe befestigt waren, wurde das Metall in den Röhren mit
den betr. Stellen der Ausgüsse verschmolzen und nun erst ist alles
zur Korrosion fertig.

Als Korrosionsflüssigkeit benutze ich, wie Siebenmann,
100/0 Kalilauge; in derselben blieb das Präparat etwa 8 Tage bei
ungefähr 30° C. konstanter Temperatur. Nach dieser Zeit ist der
Knochen soweit erweicht, dass man die oberflächlichen Partien

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vorsichtig entfernen kann. Ich löste zunächst die knöcherne Um-
gebung des Trommelfells ab und nahm Hammer und Amboss her-
aus, um sie zu wässern und zu trocknen. War die Umgebung
des Labyrinths weich geworden, so löste ich letzteres los und ent-
fernte den Steigbügel, um ihn aufzubewahren. Der Steigbügel
war meistens schon zu stark korrodiert, oder sass zu fest im Aus-
guss, so dass es mir nicht immer gelang, alle drei Gehörknöchelchen
unverletzt herauszubringen; beim Hammer und Amboss gelang es
stets. Die Gehörknöchelchen wurden nach dem Trocknen mit
Leimlösung getränkt und nach Fertigstellung des Ausgusses wieder
an der richtigen Stelle befestigt.

In derselben Orientierung wie der Schädel wurde nun der
Ausguss gezeichnet; bei der Ansicht von der medialen und lateralen
Seite her diente das Diamantstrichkreuz, bei den übrigen Stellungen
die Glasplatte als Anhalt. Die so erhaltenen Zeichnungen wurden dann
mittelst Pauspapier in die Schädelabbildungen eingezeichnet, wobei
alle vorher erwähnten Bestimmungspunkte berücksichtigt wurden.

Das Resultat aller dieser Zeichnungen sind also vier Ab-
bildungen von jedem Schädel, in denen die Lage aller Teile des
Mittelohres und seiner Umgebung zu den entsprechenden Punkten
des Schädels genau gewahrt ist.

In den Tafeln gebe ich nicht sämtliche Schädel wieder, welche
untersucht wurden, sondern nur die bezeichnendsten, weil durch
zu grosse Häufung von Übergangsfällen das Bild nicht verbessert,
sondern vielmehr verwischt wird.

Aus der Beschreibung der Methode geht hervor, dass die-
selbe keine von denen ist, welche sich jederzeit leicht ausführen
lassen. Abgesehen von den technischen Schwierigkeiten ist ein
verhältnismässig ungeheures Arbeitsmaterial zu bewältigen. Für
jeden Schädel sind, die Kombinationen mitgerechnet, über 40 Zeich-
nungen nötig, die alle mit dem Apparat vor und nach dem Objekt
nachgezeichnet werden müssen, so dass für diese Arbeit einschUess-
lich der Schädelaufnahmen, welche zur Bestimmung der Pyramide
u. s. w. dienten, über 600 Zeichnungen angefertigt wurden. Diese
Zahl mag rechtfertigen, dass man solche Untersuchungen nicht ins
Unendliche fortsetzen kann.

Untersuchung.

Um ein Urteil über die Lage des Mittelohres zu gewinnen,
kann man dasselbe nicht als ein Ganzes betrachten, sondern muss
es in mehrere Teile zerlegen.

Ich unterscheide drei Abschnitte:

1. Den mittleren Teil, welcher vollständig in der Schläfen-
beinpyramide liegt; er enthält die Pars ossea tubae, das
Cavum tympani und das Antrum tympanicum;

2. den lateralen Teil, welcher die Cellulae mastoideae um-
fasst;

3. den medialen Teil, die Tuba auditiva.

Diese Einteilung ist stets von den Autoren eingehalten worden,
und sie ist auch ganz naturgemäss wegen des verschiedenen Ver-
haltens der einzelnen Abschnitte in topographischer Beziehung.

Ich beginne mit dem mittleren Abschnitt, weil er in die im
I. Teil dieser Arbeit beschriebene Pyramide eingelagert ist. Die
einzige Stelle, an der man denselben zu Gesicht bekommen kann,
ist der Porus acusticus ext. und das einzige, was erscheint, ist das
Trommelfell mit dem Hammergriff.

Die Stellung des Trommelfelles zum Por. acust. ext., in der
Seitenansicht betrachtet, hängt vom Verlauf der Meat. acust. ext.
pars ossea ab. Schon beim Neugeborenen entspricht der obere
Trommelfellrand nicht mehr der Horizontalen. Fast stets ist schon
in diesem Alter oberhalb des Trommelfelles, etwas unter der Ober-
kante des Process. zygomaticus eine deutliche Leiste sichtbar; ober-
halb dieser Leiste ist die Pars squamosa nach aussen konvex,
unterhalb derselben flach oder konkav. Graf v. Spee (1896) giebt
in seiner Abbildung Nr. 25 (S. 162) diese Leiste als „laterale
Grenze des Gehörgangsfeldes der Schuppe" an; auch in der
übrigen Litteratur ist dieselbe verzeichnet, aber nicht näher be-
schrieben; ein besonderer Name dafür existiert nicht. Und doch
ist diese Leiste für die Orientierung des Schädels von Kindern aus
den ersten Lebensjahren von grosser Bedeutung, da sie dem oberen
Rande der äusseren Gehörgangsöffnung entspricht. Das wird so-
fort deutlich, wenn man eine Reihe von kindlichen Schläfenbeinen
betrachtet. Im Laufe der Entwickelung wird der Winkel zwischen
der Schläfenschuppe und dem Gehörgangsfelde kleiner, die Leiste
also schärfer, der Annulus tympanicus wächst lateralwärts aus, bis
seine laterale Kante in derselben Höhe wie die Leiste steht. Ist
diese Stellung erreicht, so ist ein Porus acust. ext. gebildet, der in
Form und Lage dem des Erwachsenen entspricht. In der erwähnten
Leiste bei Kindern der ersten Jahre müssen wir also die obere
Kante des Porus acust. ext. sehen, und durch diese muss die
Horizontalebene\' gelegt werden.

Der Winkel, den die Schläfenschuppe mit dem Gehörgangs-
feld bildet, ist bei Neugeborenen fast ein gestreckter; er wird
während der ersten Kinderjahre kleiner, nach v, Tröltsch (1873)
hat er im dritten Lebensjahr bisweilen schon die Stellung, wne sie
sich beim Erwachsenen findet, bei welcher der Winkel etwa ein
rechter ist. Die Schuppe hängt bei der Geburt mit dem oberen
Rande lateralwärts über, beim Erwachsenen steht sie fast senkrecht.
Als zweiter Punkt kommt die S. 13 erwähnte Lageveränderung
der Pyramide in Betracht; die Basis bewegt sich abwärts, die
Spitze aufwärts. Beide Momente tragen zur Verkleinerung des
Winkels bei. Demnach findet man bei Neugeborenen das Trommel-
fell immer bedeutend unterhalb der Horizontalen; es steigt dann
gegen letztere aufwärts und wird beim Erwachsenen meist von
derselben geschnitten, v. Tröltsch (1873) und Henle (1866) er-
wähnen den Tiefstand des Trommelfells bei Kindern.

Die Angaben in der Litteratur über den Verlauf des knöchernen
Gehörganges variieren. Henle (1866) beschreibt ihn als aufwärts
konvex, so dass die obere Wand etwa lateralwärts so hoch liegt,
wie medianwärts; die bogenförmige, nach aufwärts konvexe Rich-
tung wird fast stets hervorgehoben. Die Mehrzahl der Autoren
betrachtet den Gang als medianwärts abwärts geneigt und etwas
nach vorwärts gebogen. Nach H e n 1 e s Auffassung müsste dem-
nach die obere Trommelfellkante etwa in der Höhe der Horizontalen
liegen, nach der der anderen Beobachter unterhalb derselben.

Aus dem vorher Gesagten (S. 13) geht hervor, dass die
Stellungsänderung des Meat. acust. ext., zum grössten Teil
wenigstens, bedingt ist durch die Lageveränderung der Pyramide.
Wären diese beiden Vorgänge durchaus voneinander abhängig, so
müsste beim frontipetalen Typus der Gang ähnlich verlaufen, wie
beim Kinde, also medianwärts abwärts und das Trommelfell würde
tief stehen. Beim occipitopetalen Typus dagegen müsste der Ge-
hörgang medianwärts sich heben nnd dementsprechend das Trommel-
fell hoch stehen.

Von einem Tiefstand des Trommelfelles beim Erwachsenen
kann man dann sprechen, wenn es vollständig oder wenigstens
seine Pars tensa unterhalb der Horizontalebene liegt. Dies Ver-
halten zeigt sich bei den Schädeln Nr. III, IV, V, VI, Fig. III, i;
IV, i; V, i; namentlich bei Nr. V ist es deutlich; hier liegt die
Horizontale auch oberhalb der Pars flaccida des Trommelfells.

Beim Hochstand des Trommelfells kann der ganze obere Teil
bis zum Umbo höher als die Horizontale liegen, noch höhere Lagen
habe ich nicht beobachtet. Den Hochstand findet man ausgebildet
bei Nr. X, XII Fig. X, i u. XII, i, von occipitopetalen Schädeln
verhält sich nur Nr. XI Fig. XI,
1 Taf. XIV abweichend, bei dem
das Trommelfell verhältnismässig tief steht. Hier kommt nun die
Abhängigkeit von der Ausbildung der Schuppe in Betracht, und
zwar von der der oberen Kante des Porus acusticus ext.; bei
stärkerer Ausbildung muss diese mehr nach abwärts hervorragen
und deshalb die Horizontale tiefer liegen; umgekehrt verhält es
sich bei geringerer Ausbildung, wie in diesem Falle.

Der Richtung der Pyramide von lateralwärts und hinten nach
medianwärts und vorn, also der Deklination, folgt auch die des
äusseren Gehörganges. Dabei sind aber die Achsen nicht gleich

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gerichtet, sondern bilden einen lateralwärts offenen Winkel, wie in
der Litteratur bekannt ist; die Achse des Gehörganges nähert sich
der frontalen Richtung und zwar umsomehr, je steiler die
Pyramide zur Medianebene steht. Nach meinen Untersuchungen
erreicht sie jedoch niemals eine genau frontale Stellung. Bei
kleinem Konvergenzwinkel der Pyramide mit der Medianebene
wird dagegen das innere Ende des Gehörganges weiter vorwärts
liegen. In meinen Abbildungen ist dies ohne weiteres sichtbar;
starke Verschiebung des Trommelfells gegen den Porus acusticus
nach vorwärts findet sich, verbunden mit kleinem Konvergenz-
(oder Deklinations-)winkel der Pyramide bei Nr. III und VI und in
der Figur Nr. III, i; das umgekehrte Verhältnis ist bei Nr. V und
in der Figur V, i der Fall.

Die beiden bildlichen Darstellungen über diese Lageverhält-
nisse, welche in der bisherigen Litteratur sich finden, berücksichtigen
die beiden Punkte. Fr. Merkels (1890) Darstellung zeigt die
Paukenhöhle und das Antrum tympanicum, und aus den Begrenzungs-
linien kann man die Stellung des Trommelfelles entnehmen. Es
ragt über die Horizontale hinaus und ist gegen den Porus acust.
ext. nach vorn verschoben. In G. Brühls (1898) Abbildung ent-
spricht der Porus dem oberen hinteren Quadranten des Trommel-
fells; letzteres liegt also tief. Bei einer Orientierung des Schläfen-
beines nach der Horizontalen würde es wesentlich höher zu liegen
kommen (vgl. S. 9), so dass die Horizontale etwa den Umbo träfe.

Das grösste Interesse haben die Untersucher stets der Neigung
der Trommelfellebene wegen der grossen praktischen Bedeutung
derselben entgegengebracht. Alle Autoren stimmen darin überein,
dass man zAei Neigungen der Trommelfellebene unterscheiden
muss, erstens die Neigung gegen die Horizontale mit einem lateral-
wärts offenen, spitzen Winkel und zweitens die Neigung gegen
die Medianebene mit einem nach rückwärts offenen, spitzen Winkel.
Die erste Neigung wird Inklination, die zweite Deldination genannt.

Die Bestimmung dieser Winkel ist in den älteren und neueren
Arbeiten verschieden; vor der Einführung der deutschen Horizontale
wurde der Inklinationswinkel entweder zwischen der Trommelfell-
ebene und der Gehörgangsachse gemessen; er wird von He nie
auf 55° angegeben. Nach v. Tröltsch (1873) wird er bestimmt
durch den Winkel zwischen der Trommelfellebene und der oberen
Wand des Gehörganges und auf 140° angegeben. Neuerdings be-
nützt man die Horizontale zur Messung; der Inklinationswinkel be-
trägt nach Schwalbe, Siebenmann, Hermann 45—55", der
Deklinationswinkel nach Hermann ebenso viel, nach Sieben-
mann 50". Bei Kindern des ersten Lebensjahres und Neugeborenen
fanden die älteren Untersucher eine fast horizontale Stellung; also
einen sehr kleinen Inklinationswinkel, die neueren nehmen für neu-
geborene Kinder und Erwachsene im wesentlichen gleiche Maasse
an (vgl. Siebenmann (1898) S. 265). Fr. Merkel und Sieben-
mann (1882 und 1898) sind die einzigen Autoren, welche die
Stellungsänderung des Trommelfells zu begründen suchen. Merkel
führt sie zurück auf die oben (S. 13) angegebene Drehung der
Pyramide um eine sagittale Achse, bei welcher die Spitze sich
senkt, die Basis sich hebt. Siebenmann citiert die Erklärung und
fügt hinzu, dass für die Veränderung des Deklinationswinkel sich
noch kein Anhaltspunkt ergeben habe, dass diese Verhältnisse noch
untersucht werden müssten.

Ausser den genannten, für normal gehaltenen Mittelwerten
berichten Schwartze, Bonnafont, Lucae und v. Tröltsch
von auffällig steiler Stellung des Trommelfelles, R. Virchow,
Siebenmann und v. Tröltsch von besonders flacher Lage
desselben.

Schon bei den als normal geltenden Lagen finden sich nach
beiden Seiten hin grosse Varietäten und die angegebenen Zahlen
sind sogenannte Mittelwerte. Viel näher hätte es nun gelegen, zu
untersuchen, ob sich nicht Übergänge von den steilsten zu den
flachsten Stellungen finden, als diese extreme Fälle ausnahmslos
den Missbildungen zuzuweisen. Wenn R. Virchow gefunden hat,
dass bei Kretins die flache Stellung häufig ist, so ist ja damit noch
nicht gesagt, dass die Fiachstellung sich nur bei Kretins findet.
Sehr merkwürdig aber nimmt sich der Widerspruch bei Sieben-
mann (1898) aus, der in der Angabe enthalten ist, dass die steilen
Trommelfellstellungen Missbildungen seien und sich bei Musikern
fänden. Hier liegt nur ein Citat aus älteren Arbeiten vor, denn
es ist nicht anzunehmen, dass ein Kenner des Gehörorganes, wie

Siebenmann, der Überzeugung sei, dass musikalische Begabung
etwas mit der Trommelfellstellung zu thun habe.

Es giebt unendlich viele Leute, welche Tonunterschiede sehr
genau auseinanderhalten können, bei denen also das Perzeptions-
organ gut funktioniert, und welche trotzdem keine Spur von Musik-
verständnis haben. Letzteres kann man nur in einer besonderen
besseren Ausbildung bestimmter Teile des Gehirnes suchen, das
Perzeptionsorgan spielt dabei eine verhältnismässig untergeordnete
Rolle.

Betrachtet man nun eine Anzahl von richtig orientierten Aus-
güssen, so fällt sofort die ausserordenthche Verschiedenheit in der
Neigung des Trommelfells auf; es giebt sehr flach und sehr steil
stehende und alle möglichen Übergänge. Vor allem muss man für
die Erkennung der topographischen Beziehungen stets die Inklina-
tion und die Deklination besonders betrachten, weil die Ursachen
der Verschiebungen in beiden FäUen verschiedene sind.

Die beiden kindlichen Trommelfelle meiner Untersuchungsreihe
haben fast gleiche Neigung und zwar ist diese flacher als bei den
meisten Erwachsenen, sie beträgt 32° und 35"; dies stimmt also
mit Siebenmanns Messungen überein.

Nun ist von allen Seiten anerkannt, dass der centrale Teil
des Mittelohres beim neugeborenen Kinde fast genau gleiche Grössen-
und Formverhältnisse zeigt, wie der des Erwachsenen. Da nun
ausserdem die Pyramide des Kindes keine bedeutenden Form-
unterschiede von der des Erwachsenen aufweist, und die Form der
Pyramide wieder von der Ausbildung des Labyrinthes und des
Mittelohrs abhängt, so ist nicht anzunehmen, dass wesenthche Ver-
schiebungen des centralen Mittelohres in der Pyramide während des
Wachstums vor sich gehen. Wie oben (S. 12 ff.) gezeigt, ver-
ändert aber die Pyramide während der Kinderjahre stets mehr
oder weniger ihre Stellung und dieser Veränderung muss deshalb
das Mittelohr folgen.

Die Stellungsänderung der Pyramide ist beim ausgebildeten
frontipetalen Typus am geringsten (vgl. S. 13, 14), die Trommelfell-
stellung steht deshalb der des Kindes am nächsten; beim occipito-
petalen Typus dagegen wird die Pyramidenbasis gesenkt und die
Pyramide um ihre Achse gedreht (vgl. S. 14); aus diesen Be-
wegungen muss eine Drehung des Trommelfells vorwärts und auf-
wärts erfolgen, so dass es schliesslich steil steht. Dies bestätigt
sich nun an den untersuchten Fällen auf das genaueste; beim fronti-
petalen Typus finden sich flachliegende (vgl. Figuren III, 2 IV, 2
und und.V, 2), beim occipitopetalen steil-, ja fast senkrecht stehende
Trommelfelle (vgl. Figuren X, 2; X, 4, XII 2.) Ich wiederhole
hier ausdrücklich, dass keine gröberen pathologischen Verände-
rungen an den Schädeln nachweisbar waren und verweise auf die
Tabelle III (S. 6), in welcher Alter und Beruf angegeben ist.
Die sog. Mittelzahlen der Autoren entsprechen also nur den Über-
gangsformen, während die extremen Fälle unberücksichtigt bleiben.
Will man die Grösse der Schwankung des Inkhnationswinkels beim
Erwachsenen bestimmen, so muss man die Werte von 25*^ — 55"
angeben.

Der Deklinationswinkel wird durch die Vorgänge, welche zur
Veränderung des Inklinationswinkels führen, nicht wesentlich beein-
flusst. Derselbe ist vielmehr von der Deklination der Pyramide
selb.st abhängig, wie Siebenmann (1898 S. 266) hervorhebt.
Über diesen Punkt ist schon oben (S. 4, 5) das Nähere gesagt
worden, es geht daraus hervor, dass ein grosser Deklinationswinkel
sich im allgemeinen bei verhältnismässig langem Hinterhaupt bei
kurzem Vorderschädel finden wird, ein kleiner dagegen bei dem
umgekehrten Verhältnis. In den Figuren sind die Dekhnations-
winkel direkt messbar.

Die Stellungsvariationen des Trommelfells bedingen auch
solche der Gehörknöchelchen. Als typische Stellungen werden
diejenigen betrachtet, bei denen der Hammergriff rückwärts, ab-
wärts und medianwärts geneigt ist. Merkel hebt als falsche
Neigung die vorwärts und abwärts gerichtete hervor; Hermann
giebt als wesentlich den Verlauf des Hammergriffs abwärts und
medianwärts an.

Bei Kindern (vgl. Fig. I, i und Fig. II, i) verläuft der Hammer-
griff abwärts, medianwärts und mehr oder weniger rückwärts.
Dieselbe Stellung findet sich auch bei den Figuren III, i; IV, i
und V,
I, welche dem frontipetalen Typus angehören. Auffallende
Steilstellung mit der Richtung genau medianwärts oder sogar vor-
wärts zeigen die Figuren X, i; XI, i; XII, i, die den
occipitope-

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talen Schädeln entsprechen. Der Grund für diese Variationen liegt
in der Senkung der Pyramidenbasis während der Entwickelung
zum occipitopetalen Typus; diese Senkung muss eine Drehung
des Trommelfells mit den Gehörknöchelchen zur Folge haben, so
dass der obere Pol lateralwärts, der untere medianwärts sich be-
wegt. Die Stellungsänderungen der Gehörknöchelchen zu einander
übergehe ich hier, da sie von ganz anderen Umständen abhängen.

Der Lage des Trommelfells entspricht auch die des Cavum
tympani, da von ersterem die laterale Wand der Paukenhöhle
gebildet wird. Für die Hoch- bezw. Tiefstellung gilt das beim
Trommelfell Gesagte. Wie beim Trommelfell muss man zwei Ur-
sachen für die Lageveränderungen annehmen, erstens eine Senkung
der Längsachse lateralabwärts, zweitens eine Rotation um dieselbe
Achse. Den Haupteinfluss auf diese Differenzen hat die Gesamt-
lage der Pyramide, welche beim frontipetalen Typus und bei
Kindern lateralwärts gehoben, beim occipitopetalen gesenkt ist.
Dementsprechend steht auch die Längsachse der Paukenhöhle.
Beim Kinde bildet die Tube die gerade Fortsetzung der Pauken-
höhle und des Antrum tympanicum, oder beide Achsen bilden
einen nach vorwärts und aufwärts (in der Richtung des Mittelohrs)
offenen sehr stumpfen Winkel; bei frontipetalen Schädeln ist eben-
so die Achse der Paukenhöhle medialabwärts stark geneigt und
bildet die Fortsetzung der Tubenachse; das ist deutlich in den
Figuren III, i; IV, i und V, i zu erkennen. Bei der Senkung
der Pyramidenbasis (occipitopetaler Typus) erfolgt auch eine Senkung
der Paukenhöhle im gleichen Sinne und es besteht deshalb eine
Knickung der letzteren gegen die Tubenachse, so dass ein stumpfer
Winkel medialabwärts gerichtet vorhanden ist (Vgl. Fig. X, i; XI, i
und XII, i). Beim ersten Betrachten der Fig. XII, i könnte man
daran denken, dass die Knickung durch den steilen Verlauf der Tube
bedingt sei; vergleicht man jedoch damit Fig. V, i, bei der der
Tubenverlauf ebenfalls sehr steil, der Typus aber frontipetal ist,
dann fällt der Unterschied sofort auf. An den genannten Ver-
änderungen nehmen auch Nachbarorgane wie der M. tensor tympani
und ein Stück des N. facialis teil.

Die Bedingungen für die Rotation des Trommelfells, welche
zur Flach- oder Steilstellung desselben führt, sind genau dieselben
wie für das Cavum tympani. Nach dem oben Gesagten muss also
bei Kindern und den frontipetalen Schädeln Erwachsener die Pauken-
höhle flach stehen, dagegen beim occipitopetalen Typus steil. In
den Ansichten von oben her sind diese Verhältnisse am besten
zu übersehen und man vergleiche Fig. III, 4; IV, 4 und V, 4 mit
den Flg. X, 4 und XII, 4. Die Schräglage der Paukenhöhle be-
dingt, dass man letztere von der Seite nicht in ihrer ganzen Aus-
dehnung erkennt; sie erscheint bedeutend niedriger, als sie wirk-
lich ist. Die Höhe wird auf 15 mm angegeben, aber selbst bei
den steilsten Stellungen ist eine Verkürzung des Bildes in der
Seitenansicht zu beobachten, nur die Ansicht von vorn lässt die
genaue Messung zu.

Der am weitesten lateralwärts gelegene Teil des centralen
Abschnittes, das Antrum tympanicum s. mastoideum, wird als
bohnen- oder keulenförmig mit nach abwärts gerichteter Konkavität
beschrieben. Da dasselbe noch innerhalb der eigentlichen Pyramide
liegt, so muss es auch an deren Stellungsveränderungen teilnehmen,
die Achsenverschiebungen müssen demnach dieselben sein, wie
beim Cavum tympani und dem Trommelfell. Die Form des Antrum
ist nicht so konstant wie die des Cavum tympani; schon beim
Kinde im ersten Lebensjahre sind die Wände mit kleinen Cellulae
besetzt und von deren Ausbildung hängt im wesentlichen die
spätere Gestalt ab. Bei der diploetischen Form des Process,
mastoideus ist das Antrum dem kindlichen ziemlich gleich und bei
dieser habe ich die laterale Grenze niemals tiefer als den Porus
acust. ext. gefunden; auch wenn die Cellulae mastoideae stark aus-
gebildet sind (Fig. XI, i und XII, i) liegt die Grenze nicht wesent-
hch tiefer. Die Projektionszeichnungen in der Litteratur, welche
dieses Lageverhältnis veranschaulichen sollen, weichen von meinen
eigenen ziemlich bedeutend ab, indem sich bei ihnen das Antrum
im starken Bogen nach abwärts bis gegen die Mitte des Process,
mastoideus hinzieht. Bei Merkel (1890) findet sich das Antrum
mit dem Cavum tympani und der knöchernen Tube auf die äussere
Oberfläche des Schläfenbeines projiziert. Die Tube verläuft ziem-
lich steil, so wie es häufig vorkommt; das Cavum tympani ent-
spricht mit seiner unteren Grenze der Unterkante des Porus acust.
ext., oben erreicht es die Linea temporalis nicht. Wie Sieben-
mann und vor ihm schon andere Autoren hervorheben, bildet die
Achse des Antrum zum grössten Teil die gerade Verlängerung
der Tubenachse und erst der laterale Teil ist lateralwärts abwärts
gerichtet. In dieser Beziehung stimmen die Befunde Sieben-
manns genau mit den meinen überein, an allen Figuren ist dieses
Verhalten ohne weiteres sichtbar. Deshalb erreicht oder überschreitet
bei allen meinen Abbildungen die obere Grenze des Antrum die
Linea temporalis, und das Antrum liegt zum grössten Teil median-
wärts von dem Wulst der genannten Linie. Da nun dasselbe, wie
aus den Ansichten von oben her erkennbar ist, stets eine ziem-
liche Strecke von der lateralen Wand entfernt bleibt, so ist die
Angabe der Ohrenärzte, dass man zur Eröffnung desselben unter-
halb des Wulstes der Linea temporalis und möglichst dicht an der
hinteren Wand des Gehörganges schräg aufwärts gehen müsse,
durchaus gerechtfertigt.

In Merkels Zeichnung ist nun das Antrum stark gegen die
Achse der Tube abgeknickt; der Winkel der letzteren mit der
Achse des Anfangsteils des Antrums beträgt etwa 135" während
er ein gestreckter sein sollte. Nach Siebenmanns Angaben,
die ich bestätige, steigt sogar die Achse des Anfangsteils aufwärts
(vgl. Fig. III,
i; V, I, VII, I, XII, i); der bogenförmige Verlauf
erklärt sich also dadurch, dass zuerst die Achse aufwärts, dann
lateralwärts gerichtet ist.

Aus der Winkelstellung bei Merkel erklärt sich, weshalb
das Antrum mit seiner oberen Grenze unterhalb der Linea tempo-
ralis bleibt und weshalb das Ende so stark abwärts gebogen ist.
Da nun nicht angegeben ist, auf welche Weise die Projektions-
zeichnung gewonnen ist, ist es auch unmöglich, die Gründe für
die angeführten Verschiedenheiten klar zu legen.

Bei Hermann (1901) findet sich eine Projektionszeichnung,
welche der von Merkel ausserordentlich ähnlich sieht, nur dass
die Lage des Antrum noch steiler abwärts gezeichnet ist. Um die
wirkliche Lage zu erhalten, muss man zunächst das Schläfenbein
drehen, so dass der Jochbogen gehoben wird; dann steht das
Antrum aber noch bedeutend tiefer, als es so den Anschein hat.
Es reicht dann 8 mm unterhalb der Unterkante des Porus acust.
ext. In der Zeichnung ist nur das Antrum angegeben; es be-
ginnt am hinteren Rande des äusseren Gehörganges, ist zunächst
ziemlich schmal und schwillt nach abwärts keulenförmig an. Auch
hier ist die Linea temporalis nicht erreicht, nach abwärts dagegen
entspricht das Ende der Mitte des Process,
mastoideus.

Die Messungen des Antrum, welche von Ohrenärzten mit der
grössten Sorgfalt ausgeführt wurden, haben für die Länge des-
selben im Durchschnitt 12 mm, im Maximum 15 mm ergeben.
Entsprechend der Deklination des Mittelohrs muss von der Seite
her die Länge des Antrum bedeutend kürzer erscheinen, als sie ist.
Bei Merkel und Hermann ist aber die angegebene grösste
Länge trotz der Verkürzung überschritten; bei Hermann beträgt
die Länge der Projektionszeichnung 21 mm, das würde also bei
einem Deklinationswinkel von 50" einer Länge des gezeichneten
Stückes von 33 mm entsprechen! Eine solche Länge ist nie be-
obachtet und man hat keine andere Erklärung dafür, als dass die
Zeichnung den thatsächlichen Verhältnissen nicht entspricht. Sieben-
manns Abbildungen hätten jedenfalls zum Vergleich herangezogen
werden müssen, und aus denselben hätte sich ergeben, dass eine
derartige Stellung und Grösse des Antrum nicht typisch sein kann.
Hieraus folgt, dass man mit einer Projektionszeichnung nicht
weiter kommt, sondern dass nur Projektionszeichnungen in allen
drei Ebenen des Raumes genaue Aufschlüsse geben können.

Mit dem Antrum schliesst das Mittelohr des Neugeborenen
und mancher Erwachsener lateralwärts ab, die Cellulae mastoideae
sind nur durch kleine Aussackungen in der Wand des Antrum an-
gedeutet. In anderen Fällen jedoch enthält der Process, mastoideus
bis zu seiner Spitze grössere oder kleinere Hohlräume, die sich in
das Antrum öffnen. Eine Erklärung für diese Verschiedenheiten
kennt man bis jetzt nicht. Siebenmann (1898, S. 279) weist hin
auf den Zusammenhang mit stärkerem oder schwächerem Bau der
Extremitätenknochen und dementsprechend schwächerer oder
stärkerer Ausdehnung der Höhlenbildungen im Schädel. Jedenfalls
ist das Verhalten der Cellulae mastoideae vollkommen unabhängig
von den erwähnten Lagebeziehungen. Die Bildung des Process,
mastoid., der bekannthch dem Neugeborenen fehlt, geht während
der Jahre, in denen sich die beschriebenen Umlagerungen vollziehen,
vor sich. Er entwickelt sich wie jeder Muskelansatz im engsten

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Zusammenhang mit dem Fortschreiten der Muskelausbildung; die
Achse entspricht der Längsrichtung des M. sternocleidomastoideus;
die vordere Kante verläuft entweder geradlinig abwärts, oder vor-
wärts, oder schliesslich etwas rückwärts geneigt. Seine Gesarat-
ausdehnung unterliegt denselben Wachstumsbedingungen wie die
der übrigen Muskelvorsprünge am Schädel; geringe Formverände-
rungen können besonders an der Spitze durch stärkere Pneumati-
sierung bei der Bildung der Cellulae eintreten. Bei vollständig
pneumatischen Fortsätzen findet man häufig eine Abrundung
der Spitze; diploetische erscheinen stark zugespitzt und seithch
komprimiert. Das ist aber keineswegs regelmässig der Fall, eine
bestimmte Form entspricht der stärkeren oder schwächeren Pneu-
matisierung nicht, wie stets hervorgehoben ist, und wie ich auch
an allen im Präpariersaal eröffneten Processus mastoidei gesehen
habe. Die Ausbildung der Cellulae erfolgt ebenso, wie R. Virchow
bei der Bildung der Keilbeinhöhle bemerkt hat; vom Antrum her
bilden sich die Zellen in die Substanz des Fortsatzes hinein und
erlangen hier eine ebenso verschiedene Ausdehnung wie die übrigen
Höhlen im Schädel. Die verschiedene Lage ist von den Autoren,
besonders von Schwartze und Eysell und Siebenmann genau
und erschöpfend beschrieben und ist auch z. T. aus meinen Ab-
bildungen zu ersehen. Ich habe, wie erwähnt, aus diesem Grunde
keinen besonderen Wert auf die Füllung sämtlicher Cellulae gelegt.

Der mediale Abschnitt des Mittelohres, die Tuba auditiva, ge-
hört mit ihrem knöchernen Teil der Schläfenbeinpyramide an,
während der Tubenknorpel seinen Ansatz am Keilbein bis zur
Lamina med. process. pterygoid. hat. Die Stellung der knöchernen
Tube hängt von der Lage der Pyramide ab, die knorpelige ver-
ändert ihre Stellung je nach der Au.sbildung des Gesichtsskeletes
und der Schädelbasis. Die Achse der knöchernen Tube fällt mit
der der Paukenhöhle und des Antrum zusammen. Bei Schädeln
von Neugeborenen und denen Erwachsener vom frontipetalen Typus
ist sie stärker medial-abwärts gerichtet, als beim occipitopetalen Typus.

Die Lage der Pars ossea tubae zur Horizontalen wechselt
stark; sie wird bald oberhalb, bald unterhalb derselben gefunden,
bald in gleicher Höhe. Zu der Verschiedenheit tragen die wechselnde
Lage der Paukenhöhle und die wechselnde Neigung der Achse
des Mittelohres gegen die Horizontale bei. Die Gründe für diese
Varietäten sind oben (S. 23) auseinandergesetzt, und es folgt daraus,
dass bei kindlichen Schädeln der ersten Jahre und beim fronti-
petalen Typus die knöcherne Tube tiefer (Fig. I,i; II,i; III,i; V,i)
oder in der Höhe der Horizontalen, beim occipitopetalen im all-
gemeinen oberhalb der Ebene liegt.

Die Richtung der gesamten Tube wnrd von den Autoren als
geradlinig bezeichnet; Knickungen werden als pathologisch an-
gesehen. Siebenmann giebt an, dass bisweilen ein sehr stumpfer
Winkel zwischen der Pars ossea und P. cartilaginea besteht.
Sondiert man eine Reihe von Tuben, die in situ gehärtet sind, mit
biegsamen Metallsonden, so findet man nicht selten eine Biegung
am Übergang vom knöchernen zum knorpeligen Teil.

Wie beim Trommielfell, so unterscheidet man auch bei der
Tube einen Inklinationswinkel, der die Neigung zur Horizontalen
und einen Deklinationswinkel, der die Stellung zur Medianebene
angiebt. Letzterer hängt stets von der Deklination der Pyramide
ab und entspricht durchaus der Deklination des ganzen Mittelohres,
da in dieser Beziehung die Abweichungen der Achsen voneinander

nur gering sind.

Die Inklination der knorpeligen Tube muss in bestimmten

Fällen eine andere sein, als die des knöchernen Teiles, und diese
Abweichungen smd durch die verschiedensten Ursachen hervor-
gerufen. Die Lage des knorpeligen Teiles kann man nach der
Lage des Ostmm pharyng. tubae zu der Öffnung des knöchernen
Tubenkanales bestimmen. Letzterer Punkt wird, wie gesagt, durch
die Stellung der Schläfenbeinpyramide beeinflusst, das Ostium

pharyngeum ist unabhängig davon.

A. Kunkel (1873) hat die Lage der pharyngealen Tuben-
öffnung bei Föten, Kindern und Erwachsenen untersucht und er-
klärt die Lageveränderung derselben während des Wachstums aus
dem verschiedenen Wachsen der Knochen, besonders des Ober-
kiefers zusammen mit dem Gaumenbein. Bei Föten liegt die
Öffnung unterhalb des Niveaus des harten Gaumens, bei Neu-
geborenen entsprechend der oberen Fläche desselben, bei Er-
wachsenen ca. IG mm höher. Diese Lageveränderung kommt, wie
Kunkel hervorhebt, nicht durch ein Emporsteigen der Tuben-
öffnung, sondern durch die V ergrösserung des Oberkiefers zu stände,
welche ein Hinabsteigen des Gaumens bedingt. Die Tubenöffnung
liegt sogar bei Föten und Kindern des Schädelbasis näher als
beim Erwachsenen, sie senkt sich also in Wahrheit ebenfalls, nur
senkt sich der Gaumen noch stärker und liegt deshalb schUesslich
tiefer als die Tubenöffnung.

Die übrigen Autoren geben meist diese Angaben von Kunkel
wieder und bestimmen die Lage des Ostium pharyng. tubae zur
unteren Muschel (5 mm dahinter), zum Boden der Nasenhöhle
(ig mm höher) und zur Spina nasalis ant.; v. Kostanecki (1887)
ausserdem von der hinteren Pharynxwand und vom Dach der Pars
nasalis pharyngis.

Die Stellung der knorpeligen Tube zur Horizontalebene ist
bisher nicht untersucht worden; sie variiert ziemlich stark und
zwar ohne Rücksicht auf den Typus. Diese Verschiedenheiten sind
nun nicht bedingt durch wechselnden Abstand von der Schädel-
basis, denn dieser zeigt ziemlich konstante Werte, sondern durch
die verschiedene Lage der Schädelbasis zur Horizontalen. Die
Benutzung der oberen Pharynxwand zur Messung hat, wie v. Kosta-
necki selbst hervorhebt, den Nachteil, dass die wechselnde Aus-
bildung der Tonsilla pharyngea exakte Bestimmungen hindert; die
Schädelbasis ist deshalb vorzuziehen. Der obere Rand der Tuben-
öffnung ist in neun Fällen 11—13 mm von der Schädelbasis, also
dem Keilbeinkörper, entfernt; nur einmal ist eine Annäherung auf
8 mm vorhanden (Fig. V, 3). Die Lage der unteren Fläche des
Keilbeinkörpers zur Horizontalebene wechselt ausserordenthch; ab-
gesehen von der verschiedenen Neigung des Klivus, also des ge-
samten Os basilare, wird die untere Fläche noch besonders durch
die Entwickelung der Keilbeinhöhle beeinflusst. Schon bei kind-
lichen Schädeln der ersten Lebensjahre steht der Keilbeinkörper
teils oberhalb der Horizontalen, teils wird er in seinem unteren
Abschnitt von derselben geschnitten, und diese Lage scheint im
Zusammenhange mit der Klivusneigung zu stehen; verläuft der
Khvus steil, so steht der Keilbeinkörper hoch, ist er flach, so steht
letzterer tiefer und die I-Iorizontale geht durch denselben hindurch.
Beim Erwachsenen modifiziert die Ausbildung der Keilbeinhöhle
dieses Verhalten, und es kommt darauf an, in welcher Richtung
dieselbe sich entwickelt hat; eine Auftreibung des Knochens vor-
wärts und abwärts wird die untere Keilbeinfläche tiefer legen. In
diesem Falle besteht an der Stelle der Synostosis sphenooccipitalis
eine winkelige Knickung der Unterfläche; sie ist in einzelnen der
bearbeiteten Fälle deutlich zu sehen, auch in Fig. X, 3 und V, 3 und
muss zur Folge haben, dass die Schädelbasis der Tube näher rückt.
Der Abstand der Tubenöffnung von der Horizontalen ist demnach
von den verschiedensten Einflüssen abhängig, die sich am unver-
letzten Schädel in keiner Weise bestimmen lassen. Die hier ge-
gebenen Mitteilungen sollen also nicht mit den Untersuchungen
R. Virchows (1857), Fr. Merkels (1882) und anderer Autoren
in Konkurrenz treten, da die deutsche Horizontale für diese Ver-
hältnisse keine neuen Gesichtspunkte giebt, sie sollen nur auf die
wechselnden Einflüsse, die für die Lage des Ostium pharyng. tubae
massgebend sind, hinweisen.

Die Länge der gesamten Tube ist nicht der Länge des Schädels
proportional. Das geht aus der Tabelle V hervor, welche die
grösste Länge und die grösste Breite, den Längenbreitenindex und
die Länge der ganzen Tube enthält. Die Tubenmasse sind am
Ausguss genommen, da wegen der Neigung der Tubenachse zu
allen drei Ebenen des Raumes an den Zeichnungen nicht ohne
weiteres gemessen werden kann.

Tabelle V.

Geordnet nach dem Schädeltypus.

Bezeichnung
des Schädels

Grösste Länge

Grösste Breite

Längen-
Breiten-Index

Länge
der Tube

III

188

1

149

1

79-25

4S-0

IV

190

i 159

83.68

39-5

V

161

140

83.23

35-5

VI

175

139

79-43

36.0

VII .

174

149

8S-63

43-5

VIII

186

154

83.79

4o.0

IX

179

148

82.68

40-5

X

161

154

95-65

42.0

XI

183

147

80.34

38.0

XII

199

146

75.26

37-5

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27

Die grösste Länge der Tube besitzt der mesocephale Schädel
Nr. III. Bei den übrigen mesocephalen dagegen ist das Mass be-
sonders klein (37,5 und 36 mm). Die geringste Länge findet sich
bei dem brachycephalen Schädel Nr: V mit 35,5 mm; die anderen
brachycephalen haben z. T. lange Tuben, z. B. Nr. IX mit 40,5
und Nr. VIII mit 40,0 mm. Der Hyperbrachycephale Nr. VII hat
43,5 mm Tubenlänge; bei dem fast kugeligen (aber nicht patho-
logischen) Schädel Nr. X ist eine sehr lange Tube von 42 mm
vorhanden.

Diejenige Litteraturangabe, welche den thatsächlichen Ver-
hältnissen am genauesten entspricht, findet sich bei Fr. Merkel
(I890); er giebt als Grenzwerte 34—45 mm an. Siebenmann
nennt zu kleine Werte (30-40 mm) und bezieht sich aufBezolds
Messungen (1882). Die meisten Autoren citieren nur Bezolds
Angaben, welcher 36 mm als Durchschnittszahl angiebt. Wie
wenig Wert solche Mittelzahlen für das Verständnis der topo-
graphischen Beziehungen haben, ergiebt sich aus der vorstehen-
den Tabelle; sie sagen uns weiter nichts, als dass man nicht ohne
weiters voraussagen kann, wie lang in jedem Falle die Tube ist.

Ein sehr überraschendes Resultat ergiebt sich nun, wenn
man das Verhältnis zwischen der Länge der Tube und der grössten
Länge des Schädels berechnet. Man gewinnt so Zahlen, welche
von 3,8 bis 5,2 steigen. Die Länge der Tube ist in der des
Schädels in den untersuchten Fällen etwa 4—5 mal enthalten.
Ordnet man diese Zahlen nach den Indices, wie in der folgenden
Tabelle geschehen ist, so erkennt man, dass für die mesocephalen
Schädel sich die grössten Werte ergeben (mit Ausnahme von
Nr. III), während die brachycephalen Schädel die kleinste Verhält-
niszahl aufweisen.

Tabelle VI.

Bezeichnung
des Schädels

Längen-Breiten-
1 Index

Länge der Tube

Verhältnis der
Schädellänge zur Tuben-
länge

XII

■!

i 75>26

37,5

5,2

III

\' 79,25

45,0

4,2

VI

79,43

36,0

5.0

XI

80,34

38,0

4,8

IX

1 8s,68

40,5

4,4

VIII

82,79

40,0

4,7

V

83,23 ;

35,5 ;

4,5

IV

83,68 \'

39,5 j

4,8

VII

1 85,63

43,5

4,0

X

95,65

42,0 1

3,8

Danach wäre man versucht, zu sagen, dass die Schädellänge
umgekehrt proportional der Tubenlänge sich verhalte, doch möchte
ich einen derartigen Schluss nicht ziehen, weil es sicher viele Aus-
nahmen von dieser Regel geben würde. Allerdings schwankt die
Tubenlänge viel weniger als die Länge des Schädels; in meinen
Fällen ist die grösste Differenz der Tubenlänge beim Erwachsenen
9,5 mm, während diejenige der Schädellängen 33 mm beträgt.
Verhältniszahlen können bei derartigen Berechnungen leicht täuschen,
die absoluten Masse sind immer das wichtigere.

Für die Länge der Tube kommen 5 Momente in Betracht:

1. die Lage der Pars ossea tubae zur Horizontalebene;

2. der Abstand der Lote, die man vom Ostium tympanicum
und vom Ostium phar3mgeum auf die Horizontalebene
fällt, gemessen in der Projektion auf die Medianebene;

3. die Deklination der Tube;

4. die Inklination der Tube;

5. der Abstand des Ostium pharyngeum tubae von der
Medianebene.

1. Der erste Punkt ist schon oben (S. 25) erledigt, ein Hoch-
stand bedingt eine Entfernung, ein Tiefstand eine Annäherung der
beiden Ostien.

2. Der unter 2 genannte Abstand kann abhängen von der Länge
der Schädelbasis an sich, ferner von der Längenausdehnung der
einzelnen Knochen der Basis, schliesslich von der Breite des
Schädels.

Dass die lange Schädelbasis allein noch nicht für eine Ver-
längerung der Tube spricht, geht aus der Tabelle VI hervor, wo
bei langen Schädeln kurze und bei kurzen Schädeln lange Tuben

28

sich finden. Der Projektionsabstand kann aber bei langen Tuben
kurz und bei kurzen Tuben lang sein; er schwankt bei meinen
10 Fällen von 19—30 mm. Bei den beiden Schädeln Nr. IX und
VIII mit fast gleichem Index und gleicher Tubenlänge beträgt er
übereinstimmend 21 mm. Das grösste Mass findet sich bei Nr. III
vereint mit der grössten Tubenlänge, der kürzeste Abstand bei
Nr. V mit der kürzesten Tube.

Tabelle VII.

.Bezeichnung

des Schädels

[--

1

III.

IV.

V.

VL VIL

VIII.

IX.

1

^ X.

XI.

XIL

Projektions-
abstand des
Ost. phar.
tub. vom Ost.
tympanicum.

30

25

19

22 1

1

27

21

21

i

25 24

20

In den übrigen Fällen besteht kein Zusammenhang zwischen
der Projektionslänge und der wahren Länge der Tube und eben-
sowenig zwischen der Projektionslänge der Tube und der
Schädellänge.

Dass die Längenausdehnung der Knochen der Schädelbasis
von Einfluss sein muss, ist klar, da beide Enden der Tube sich
an diesen Knochen befestigen; aber die beiden Endpunkte verhalten
sich darin verschieden, dass sie nicht gleich weit von der Median-
ebene entfernt sind. Das Ostium pharyngeum liegt letzterer nahe,
das Ostium tympanicum weit davon entfernt; medianwärts liegende
Knochen folgen aber noch anderen Einflüssen als lateralwärts
liegende. Die pharyngeale Tubenöffnung liegt in allen von mir
untersuchten Fällen unterhalb der Mitte des Keilbeinkörpers und
die Länge des letzteren ist in der Projektion auf die Horizontale
gemessen unter sonst gleichen Bedingungen bei flachem Klivus
am längsten, bei steiler Stellung desselben am kleinsten.

Man findet bei steilem Klivus die Tubenöffnung stets weit
hinten liegen, bei flachen dagegen vorn. Nach der hinteren Kante
der Nasenscheidewand kann man sich nicht richten, weil die Lage
der Tubenöflfnung zu derselben ganz verschieden ist.

Die Stellung des vorderen Tubenendes ist nun nicht allein
massgebend für die Projektionslänge, sondern es kommt auch die
grössere oder geringere Entfernung des Ostium tympanicum nach
rückwärts in Betracht. Je grösser der Deklinationswinkel der
Pyramide ist, desto mehr wird diese Öffnung vorwärts rücken,
je kleiner er ist, desto weiter liegt dieselbe rückwärts. Bei sonst
gleichen Proportionen ist, wie oben (S. 4) gezeigt ist, bei kurzem
Schädel der Deklinationswinkel gross, bei langem Schädel klein;
es kommt demnach hierfür auch die Schädelbreite zur Geltung.

3. Einen ganz anderen Einfluss als bei der Projektionslänge
wird die Deklination auf die wahre Länge der Tube ausüben
müssen. Bei gleichen Projektionslängen ist die Tube länger, wenn
ein grosser Deklinationswinkel besteht, kürzer, wenn der Winkel
klein ist; die Länge verhält sich also proportional dem Deklinations-
winkel.

4. Genau dasselbe trifft auch für den Inklinationswinkel zu;
auch hier wächst die Entfernung beider Endpunkte bei stärkerer
Inklination, wenn die übrigen Verhältnisse gleich bleiben.

5. Auf die Länge der Tube hat schliesslich auch die grössere
oder geringere Entfernung des Ostium paryngeum von der Median-
ebene einen wichtigen Einfluss. v. Kostanecki (1887) und Zaufal
(1879/80) zeigten die grosse Variabilität der Tubenöffnung, insbe-
sondere das mehr oder weniger starke Hervorstehen über die
Wand des Pharynx. Die seitliche Pharynxwand bildet etwa die
Verlängerung der seitlichen Nasenwand von den Choanen an. Die
Breite der Choanen resp. die Breite der Pars nasalis phar3/ngis
zeigt aber sehr verschiedene Masse, Fr. Merkel (1890) giebt als
durchschnittliches Mass für die Breite der Choanen 14 mm an;
man findet aber bedeutend kleinere und grössere. Teilweise steht
die Tubenöffnung medianwärts über die laterale Begrenzung der
Choanen hervor, teils liegt sie soweit zurück, dass man sie von
vorn her durch die Choanen nicht sehen kann. Die Differenzen
des Abstandes von der Medianebene, die sich daraus ergeben,
sind sehr verschieden, von 8—15 mm, und daraus erklären sich
weitere Längenunterschiede für die Tube.

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Alle die genannten Punkte hat man zu beachten, um sich
das Vorkommen längerer und kürzerer
Tuben bei den verschiedenen
Schädelformen
zu erklären.

Bei langem Schädel wird sich eine lange Tube finden bei
flachem Klivus, kleinem Deklinationswinkel der Pyramide und ver-
hältnismässig grosser Breite der Schädelbasis, starker Inklination
des Mittelohrs und schmalem Nasenrachenraum. (Vg. Fig. III, i;
III, 2 und III, 4.)

Die Bedingungen für das Vorkommen langer Tuben bei kurzen
Schädeln sind ganz andere; occipitopetaler Typus, grosse Breite
des Schädels, grosser Deklinationswinkel der Pyramide, starke
Inklination und schmaler Nasenrachenraum (vgl. Fig. X, i;
X, 2 und X, 3.)

Kurze Tuben finden sich in langen Schädeln bei Tiefstellung
der Paukenhöhle und der Pars ossea tubae, starker Deklination
der Pyramide und geringer Schädelbreite, schwacher Inklination
und breitem Nasenrachenraum (vgl. Fig. XII, i; XII, 2 und XII, 4).

Kurze Tube und kurzer Schädel kommen zusammen vor bei
frontipetalem Typus, starker Deklination der Pyramide, geringem
InkUnationswinkel und breitem Nasenrachenraum (vgl. Fig. V, i;
V, 2 und V, 4.)

Diese Zusammenstellung erschöpft nicht alle Kombinationen
von Bedingungen, die möglich sind, sondern nur die wichtigsten
und es geht schon daraus hervor, wie wenig Wert die Mittelzahlen
haben, weil jede geringe Änderung der Schädelform einen bedeuten-
den Einfluss auf die Länge der Tube haben muss.

III. Teil.

Gerade so wie das Mittelohr werden auch die Organe der
Umgebung bei Lageveränderungen und verschiedener Ausbildung
der Knochen verschoben. In den Abbildungen sind von Nachbar-
organen wiedergegeben: A. carotis int., Ggl. trigemini, N. facialis
mit Ggl. geniculi und N. petrosus superf. major, Sinus transversus
S. sigmoideus, S. petrosus sup. und inferior und der Saccus endo-
lymphaticus.

Der Verlauf der A. carotis int. im Schädel ist durch die be-
kannten Krümmungen ausgezeichnet, welche beim Kinde schon in
derselben Weise ausgebildet sind, wie beim Erwachsenen, und
o-rosse individuelle Verschiedenheiten zeigen. Diese betreffen so-
wohl den in der Schläfenbeinpyramide gelegenen Teil, als auch die
übrigen Abschnitte. Der ganze Verlauf hat einmal die Richtung
vorwärts und ausserdem medianwärts. Die Neigung nach vorwärts
hängt von der Klivusneigung, die nach medianwärts im allgemeinen
von der Breite des Schädels und der Deklination der Pyramide ab.
Bei llachem Klivus ist die Ebene des Verlaufes stark nach vorwärts
geneigt (vgl. Fig. III, i und III, 3); bei steiler Richtung des Klivus
verläuft auch die Carotis steil aufwärts. Die Krümmungen er-
scheinen in letzterem Falle bisweilen besonders stark ausgeprägt
(Fig. VII, I und VII, 2), während sie bei anderen Individuen weniger
herortreten. Die Verstärkung der Krümmungen, wie sie sich bei
Nr. VII und X finden, . möchte ich als Altersveränderungen deuten,
so dass ich annehme, dass die Veränderung der Elastizität zu einer
Verlängerung und damit zu einer vermehrten Krümmung ge-
führt hat.

Das Foramen carot. ext. ist in seiner Lage innerhalb der
Pyramide durch die Annäherung der Carotis an die Wand der
Paukenhöhle und an die Schneckenkapsel bestimmt und muss
genau wie das Trommelfell
u. s. w. bei breitem Schädel und grossem
Deklinationswinkel am weitesten vorn und lateralwärts stehen; so
zeigen Fig. VII,2 und X,2 den grössten Abstand von der Median-
ebene, während letzterer bei schmalen, langen Schädeln bedeutend
geringer ist (vgl. Fig. III, 2 und XII, 2).

Die Annäherung des Foramen carot. ext. an die Medianebene
bedingt einen steilen Verlauf der Carotis in frontaler Richtung, die
Entfernung von der Mitte einen flachen. Durch die Krümmungen
wird der Verlauf bedeutend abgeändert, ein Stück zieht in der
Pyramide direkt in querer Richtung zum Schädel mit der gleichen
Deklination, wie sie die Tube hat, und ist dabei mehr oder weniger
stark S-förmig gebogen.

Nach dem, was über die Stellung der Pyramide, das Cavum
tympani u. s. w. gesagt ist, sollte man auch eine konstante Einwirk-
ung der Pyramidenstellung auf das in der letzteren gelegene Stück
der Carotis annehmen; diese Voraussetzung bestätigt sich aber
nur bis zu einem gewissen Grade Allerdings liegt dieser Teil der
Carotis beim frontipetalen Typus im allgemeinen tiefer, als beim
occipitopetalen, wie besonders der Vergleich von Fig. V, 2 mit
Fig. X, 2 zeigt, aber eine genaue Scheidung giebt es, wie es scheint,
nicht, da sowohl beim frontipetalen wie beim occipitopetalen Typus
Fälle vorkommen, in denen der horizontale Teil der Carotis von
der Horizontalebene geschnitten wird. Für diese Verschiedenheiten
möchte ich dieselben Gründe annehmen, wie für die wechselnde
Ausbildung des Sulcus sigmoideus, dem die des Sinus entspricht.
Der Blutdruck und die Stärke der Krümmungen werden an der
Wand des Canalis caroticus formend wirken und event, ein Höher-
steigen derselben hervorrufen, Einflüsse, für welche wir keine
Kontrolle haben.

Das betreffende Stück der Carotis erscheint in den Ansichten
von vorn her ausserordentlich verschieden lang, weil durch die
wechselnde Deklination dasselbe bald mehr, bald weniger verkürzt
wird. Misst man die Strecke aber in der Ansicht von oben, so
findet man eine nahezu konstante Länge von 22 mm, welche also
der medialen Hälfte der Pyramide entsprechen würde.

Das Ggl. trigemini ist nur der Vollständigkeit wegen ein-
gezeichnet, obwohl es keine direkte Beziehung zum Gehörorgan
hat. Zu topographischen Vergleichen ist es nicht brauchbar, weil
seine Lage, wie in den Abbildungen erkennbar ist, ausserordent-
lich variiert. Es hat keine konstante Lage zum Keilbeinkörper und
deckt nicht immer das entsprechende Stück der Carotis; die Lage
zur Horizontalen ist ebenfalls verschieden. Am sichersten dient
zur Orientierung das mediale Stück der Pyramide, deren vorderer
Fläche das Ganglion anliegt.

Der N. facialis ist in seinem Verlaufe an zwei Stellen von
aussen her zu erreichen, am Anfangs- und Endstück im Schläfen-
bein, der mittlere Teil, welcher der medialen und hinteren Wand
der Paukenhöhle anliegt, ist am Ausguss erkennbar; die Knochen
wand, die den Facialis von der Höhle trennt, ist sehr dünn, so dass
der Nerv gegen das Lumen vorspringt. Die Lage des Nerven in
den Abbildungen ist gewonnen

I. durch Aufmeisselung des Meat, acust. intern, und des
Canalis facialis bis zur Wand der Paukenhöhle,
durch den Abdruck am Ausguss, welcher der Prominentia
canal, facial, entspricht und

durch eine in den geradlinig abwärts ziehenden Teil
des Kanals eingeführte Sonde (vgl. das über Technik
Gesagte).

Innerhalb der eigentlichen Pyramide liegen nur die unter i
und 2 genannten Abschnitte, und sie sind auch bereits beim Neu-
geborenen vorhanden. Der dritte Teil liegt innerhalb des Processus
mastoideus an der hinteren Wand des Gehörganges und bildet sich
erst nach der Geburt aus.

Die innerhalb der Pyramide gelegenen Teile des N. facialis
erfahren durch die oben erwähnten Drehungen des Felsenbeins
ebenso Verlagerungen, wie der centrale Teil des Mittelohres. Die
Stellung des Ggl. geniculi zur Paukenhöhle kann man im all-
gemeinen als konstant ansehen; es folgt deshalb allen Lage-
veränderungen derselben. Wie oben auseinandergesetzt, steht beim
frontipetalen Typus die Pyramidenbasis hoch, die hintere Pyramiden-
wand flach und die vordere steil; beim occipitopetalen Typus ist
die Pyramidenbasis gesenkt, die hintere Wand steht steil und die
vordere flach. Der hinteren Wand gehört der Porus acustic. int.
an, die vordere berührt das Ggl. geniculi, nur von einer dünnen
Knochenschicht bedeckt. Die Stellung der Pyramide bewirkt, dass

2.

3-

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bei kindlichen Schädeln der ersten Jahre und denen Erwachsener
vom frontipetalen Typus der Porus acust. int. höher liegt als bei
occipitopetalen Schädeln. Infolgedessen steht beim ersten Typus
der Anfangsteil des N. faciahs höher als der vom Ggl. geniculi aus-
gehende N. petrosus superf. major, beim occipitopetalen Typus ist
die Lage gerade umgekehrt (vgl. Fig. III, 2 mit Fig. XII, 2).

Ausgeprägt typische Schädel zeigen diese Verhältnisse stets
deutlich, bei den Übergangsformen liegen beide Nerven etwa in
der gleichen Höhe. Die Inklination der Pyramide bewirkt, dass
der Verlauf der Nerven beim frontipetalen Typus steiler abwärts
resp. aufwärts gerichtet ist, als beim occipitopetalen.

Die Rotation der Pyramide um ihre Achse (vgl. S. 14) hat
für die gegenseitige Lage des N. facialis, des N. petrosus superf.
major und des Mittelohrs noch eine weitere Folge. Da der quer-
verlaufende Teil des Facialis höher hegt als die Paukenhöhle, so
kommt er beim frontipetalen Typus weiter nach vorn zu liegen
als beim occipitopetalen. In der Figur Nr. III, 4 liegt der N.
petrosus superf. major und das Ggl. genicuh von oben gesehen
direkt oberhalb der Tube resp. des vorderen Teils der Pauken-
höhle, bei Nr. X, 4; XI, 4 und XII, 4, dagegen weit nach rück-
wärts.

Der geradlinig absteigende Teil des N. facialis liegt der
äusseren kompakten Schicht des Process, mastoideus, soweit der-
selbe die hintere V^and des äusseren Gehörganges bildet, unmittel-
bar an. Er folgt in seinem Verlaufe stets der vorderen Kante des
Warzenfortsatzes, hat also entweder die Richtung senkrecht zur
Horizontalen oder wenig vorwärts und abwärts geneigt. Die
Stellung zur vorderen Kante des Processus mastoideus wechselt
je nach der Richtung des äusseren Gehörganges. Geht letzterer
schräg vorwärts und medianwärts, steht also das Trommelfell in
der Projektion vor dem Porus acust. ext., so liegt der N. faciahs
in derselben Frontalebene, wie die vordere Kante des Process,
mastoideus; ist dagegen die Richtung des Gehörganges mehr
frontal, so liegt der Nerv hinter der genannten Kante.

In frontaler Richtung ist eine wesentliche Abweichung nach
seitwärts nicht zu finden; der N. facialis zieht also von vorn ge-
sehen gerade abwärts. Der Übergang des gebogenen in den gerad-
linig verlaufenden Teil entspricht gewöhnlich der Höhe des unteren
Drittels des Trommelfells.

Der Sinus transversus ist in seiner Stellung durch das Gehirn
bestimmt, da er der Anheftung des Tentorium cerebelli entspricht.
Seine Lage zum Gehirn ist mit dem, w^as oben über die Grenze
zwischen Grosshirn und Kleinhirn gesagt ist, erledigt. Seine Ver-
laufsebene ist individuell sehr verschieden, teils stärker, teils
schwächer aufwärts gekrümmt. Bei kindlichen und stark ausgeprägt
frontipetalen Schädeln Erwachsener liegt der ganze Sinus trans-
versus bis zum Übergange in den Sinus sigmoideus höher als die
Pyramidenkante (s. Fig. III, 2), je mehr die Form sich dem occipito-
petalen Typus nähert, desto mehr ist sein Verlauf rückwärts und
abwärts gerichtet. Die Stelle des Confluens sinuum steht bei
Fig. III,i am höchsten von den Schädeln Erwachsener, in Fig. XII,i
am tiefsten, und als Differenz ergiebt sich, in der Mitte des Con-
fluens gemessen, 27 mm. Bei den kindlichen Schädeln ist die Mitte
des Confluens verhältnismässig viel höher gelegen; der Abstand
von der Horizontalebene ist gleich dem in Fig. III, i = 16 mm.

Die höchste Stelle des Sinus transversus berührt stets den
Angulus mastoideus des Scheitelbeins, nimmt aber an diesem einen
sehr verschiedenen Raum ein. Bei Kindern des ersten Jahres ver-
läuft er bisweilen wie Fig. I, i zeigt, so, dass noch ein Teil des
Scheitelbeins unter ihm liegt. Dieselbe Lage kann sich auch bei
Erwachsenen finden, namenthch wenn, wie in Fig. IV,i der Angulus
stark nach abwärts zwischen Squama temporalis und Pars mastoidea
vorspringt und sogar von der Horizontalen geschnitten wird Ge-
wöhnlich liegt der Sinus ganz oder teilweise dem untersten Ende
des Angulus mastoideus an.

An der Pars mastoidea geht der Sinus transversus in den
S-förmigen Teil, den Sinus sigmoideus (vgl. S. 17) über, und
letzterer ist für das Gehörorgan bei weitem wichtiger. Die Über-
gangsstelle entspricht dem Abgange des Sinus petrosus sup. und
ist bald stark gekrümmt, bald gleichmässig gebogen. Das Anfangs-
stück des Sinus sigmoideus, welches an der Pyramidenbasis ab-
wärts verläuft, ist mehr oder weniger tief in die mediale Wand des
Process, mastoideus eingebettet, das Endstück liegt an der hinteren
Pyramidenkante. Das Anfangsstück ist entweder senkrecht abwärts,
oder etwas vorwärts oder rückwärts gerichtet. Auf diese Richtung
hat der Schädeltypus keinen Einfluss, jede Form findet sich bei
beiden Typen; schon bei den kindhchen Schädeln ist die Ver-
schiedenheit sichtbar. Wegen des Vorspringens in den Processus
mastoideus hat dieses Stück seit der Einführung der Eröffnung des
Warzenfortsatzes eine grosse Bedeutung erlangt.

Schon die ersten Untersuchungen über den Abstand des
Sinus von der Aussenwand zeigten, dass derselbe ausserordenthch
variiert; die Entfernung kann 2—20 mm betragen. Die älteren
Autoren heben nur die Verschiedenheit der Befunde hervor, geben
aber keine Zahlen an. Bezold (1882) untersuchte diese Verhält-
nisse genauer und nennt als äusserste Masse 2—17 mm für die
Tiefenlage des Sinus. Dabei wird stets betont, dass auf der rechten
Seite der Sinus meist stärker ausgebildet sei und näher an die
Oberfläche heranreiche als hnks.

Der erste Autor, der es unternahm, die Gründe für diese
grossen und praktisch so wichtigen Verschiedenheiten festzustellen,
war O. Körner (1886/89), welcher angiebt, dass die Schädelform
von bestimmendem Einfluss sei, derart, dass bei brachycephalen
Schädeln der Sinus stärker hervorrage, als bei dolichocephalen,
und wieder rechts in der Regel mehr als links. Schülzke (1896)
weist nach, dass diese von Körner vertretene Meinung nicht zu-
treffend sei, dass also die grössere oder geringere Länge des
Schädels keinen Einfluss auf das Hervortreten des Sinus habe.
Auch dieser Autor hebt hervor, dass in etwas mehr als der Hälfte
der Fälle der rechte Sinus tiefer sei, als der linke. Hermann
geht wohl zu weit, wenn er sagt, der Sinus sei ziemlich konstant
links schwächer als rechts, als Prozentzahl wird sonst 58,8 "/o ge-
nannt. Er giebt ferner an, dass bei Brachycephalen der Sinus
häufig tiefer sei als bei Dolichocephalen und bis in das Gebiet des
Ansatzes der Ohrmuschel reiche. Um die Lage des Sinus und
des Mittelohrs zueinander zu veranschauKchen, giebt er eine Pro-
jektionszeichnung vom Sinus und Antrum tympanicum auf die
äussere Fläche des Knochens und setzt hinzu, dass dieselbe „ein
gewisses durchschnittliches Verhältnis" zeige. Er folgert aus der-
selben, dass „die Areale beider ineinander übergreifen", dass also
das Antrum teilweise lateralwärts vom Sinus liege. Über den Wert
der Projektion des Antrum ist schon oben (S. 24) das nötige ge-
sagt werden; die hintere Grenze müsste demnach viel weiter vor-
wärts liegen als in der Zeichnung, und dadurch würde ein grosser
Zwischenraum zwischen beiden geschaffen werden. Dass der
Sinus im Durchschnitt so weit vorspringt, wie angegeben, kann
man nicht anerkennen, da die Verhältnisse der hnken Seite gar
nicht dabei berücksichtigt sind.

Nach meinen Resultaten kann ich die stärkere oder schwächere
Entwickelung des Sinus nur als unabhängig vom Schädeltypus be-
trachten, die Gehirnlage scheint keinen bestimmenden Einfluss zu
haben. Die extremen frontipetalen und occipitopetalen Schädel
zeigen, wie aus den Abbildungen hervorgeht, in dieser Beziehung
keinen charakteristischen Unterschied. Dagegen unterscheidet sich
Fig. III, I und die kindlichen Schädel, Fig. I,i und II, i sehr wesent-
lich von Fig. XII, I in Bezug auf den Abgang des Sinus petrosus
sup. Bei den erstgenannten Schädeln vom frontipetalen Typus
liegt die Abgangsstelle sehr hoch, in Fig. XII, i (occipitopetaler
Typus) tief, fast in der Horizontalebene.

Die Erklärung hierfür liegt in dem Hochstand der Pyramiden-
basis im ersten und in dem Tiefstand im letzteren Falle. Nicht
bei allen Schädeln ist aber dieses Verhalten so deutlich, da der
Sulcus petrosus sup. gegen die obere Pyramidenkante nicht selten
stark lateral-abwärts geneigt ist. Deshalb finden sich auch beim
frontipetalen Tj^pus tiefstehende Sinus sigmoidei. Die Stelle des
Abganges des Sinus petros. sup. entspricht nun etwa dem am
meisten vorgebuchteten Teil des Sinus sigmoid., welcher also nur
bei den ausgeprägten Fällen Unterschiede im Stande zur Horizon-
talen zeigt, die Übergangsformen verhalten sich ganz verschieden.

Im Interesse der Operationen am Warzenfortsatz und am
übrigen Schädel ist es wünschenswert, solche Punkte zu kennen,
an denen man den Sinus sicher trifft, und solche, an denen man
ihn vermeidet.

Birmingham (1891) bestimmt den Punkt, an welchem der
Sinus aufgefunden werden kann, folgendermassen: 37 mm hinter
dem Mittelpunkt des knöchernen Gehörganges, im Niveau seines
oberen Randes.

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33

Auf diese Angabe hin habe ich sämtliche von mir benutzten
Schädel geprüft und gesehen, dass an diesem Punkt der Sinus
niemals vollständig getroffen wird; er liegt stets höher und nur
sein unterer Rand kommt bisweilen an diesen Punkt heran. Bei
kindhchen Schädeln liegt der angegebene Punkt immer unter dem
konkaven Rand des Sinus transversus, bei denen Erwachsener trifft
er unter 44 Schädeln 8 mal den unteren Rand des Sinus, und zwar
nur in den Fällen vom occipitopetalen Typus, bei denen der Sinus
sehr tief liegt, also wenig über die Horizontalebene hinausragt.

Das Niveau des oberen Randes des Porus acust. ext. ist
gleichbedeutend mit der deutschen Horizontale; wollte ich nun auf
Grund meiner Zeichnungen einen Punkt auf derselben bestimmen,
an dem man den Sinus findet, so liegt dieser etwa 25 mm hinter
der Mitte des Porus acust.; wobei jedoch nur die linke Seite be-
rücksichtigt ist. Nur in einem Falle, Fig. 41, liegt der Sinus so
weit rückwärts, dass man ihn am vorderen Rande trifft, und in drei
Fällen unter 54 ist er so weit vorwärts gerückt, dass der Punkt
dem hinteren Rande entspricht; bei der überwiegenden Mehrzahl
fällt derselbe auf die Mitte des Sinus dicht unterhalb des Abganges
des Sinus petros. sup.

Um den Sinus zu vermeiden, schlägt Birmingham vor,
folgende Zone bei Operationen unberührt zu lassen: Sie wird oben
begrenzt durch eine nach aufwärts konvexe Linie von einem
Punkt 12,6 mm über der Protuberantia occipit. ext. zu einem Punkt
37 mm hinter- und 31,6 mm oberhalb des Centrums des Gehör-
ganges. Die untere Begrenzung geht von einem Punkt 12,6 mm
unterhalb der Protuberantia occipit. ext. zur „Basallinie" 37 mm
hinter dem Gehörgang.

Die obere Begrenzungslinie liegt hinten zu tief und vorn sehr
hoch; wie Fig. III, i zeigt, giebt es, allerdings selten, Fälle, bei
denen der Sinus höher hegt, also mehr als 12,6 mm oberhalb der
Protuberanz, und eine Erhebung des Sinus bis annähernd 31 mm
oberhalb der Horizontalen habe ich niemals gesehen. Die untere
Linie kommt bisweilen mit dem vorderen Ende in den Sinus hinein.

Das zweite Stück des Sinus sigmoideus, also der an der
hinteren Kante der Pyramide bis zum Bulbus venae iugularis ver-
laufende Abschnitt, folgt stets der Lage der Pyramide, wie auch
der Sinus petros. inf. Bei kindlichen Schädeln und den frontipetalen
Schädeln Erwachsener verläuft er ohne Ausnahme flach, fast
horizontal, beim occipitopetalen Typus dagegen steigt er median-
wärts stark an. Der Sinus petros. inf. zieht immer abwärts zum
Bulbus
V. iugularis, ist aber bei den ersteren Fällen viel weniger
geneigt, als bei den letzteren.

Der Bulbus v. iugularis liegt, wenn er gut ausgebildet ist,
stets höher als das Endstück des Sinus sigmoideus und kommt
dann der Paukenhöhle so nahe, dass seine Wand die untere Wand
derselben bildet, wie Fig. V, 2 und V, 4 zeigt. In den meisten
meiner Präparate ist aber der Bulbus schwächer entwickelt und
hegt dann nur wenig höher als der Sinus, oder im Niveau des-
selben; dann ist die Entfernung von der Paukenhöhle eine recht
bedeutende und kann bis 8 mm (von Lumen zu Lumen gemessen)
betragen (Fig. IV, 2). Auf der rechten Seite sind die Abstände
jedenfalls geringer wegen der stärkeren Ausbildung des Sinus und
des Bulbus.

Der Sinus petrosus sup. folgt, wie oben hervorgehoben ist,
nicht der oberen Pyramidenkante, sondern ist stärker medianwärts
gehoben, als dieselbe, er steigt also meistens medianwärts an. Nur
bei kindlichen Schädeln mit stark medianwärts abwärts geneigter
Pyramide kann er horizontal oder sogar wie die Pyramide ver-
laufen. Im allgemeinen ist der Sinus beim occipitopetalen Typus
stärker geneigt, als beim frontipetalen, bei dem er, wie Fig. III, i
zeigt, fast horizontal stehen kann.

Die oben (S. 14) erwähnte Drehung der Pyramide um ihre
Achse hat für den Sinus petros. sup. die Bedeutung, dass sich
seine Entfernung vom Mittelohr einerseits und dem Sinus sigmoi-
deus andererseits ändert. Die Abstände selbst sind natürlich von
der Breite der Pyramide, die nicht konstant ist, abhängig; aber
das Verhältnis der Abstände ist beim frontipetalen Typus ein anderes
als beim occipitopetalen. Beim ersteren ist der Abstand vom
Sinus sigmoideus verhältnismässig gross, da die hintere Pyramiden-
wand flach läuft, bei letzterem dagegen liegt der Sinus petrosus
bisw^eilen so weit rückwärts, dass er den Sinus sigmoid. teil-
weise deckt.

Der Saccus endolymphaticus kann den Räumen des Mittel-
ohrs bei starker Ausdehnung derselben sehr nahe kommen. Er
hegt an der hinteren Pyramidenfläche etwa in der Mitte zwischen
dem absteigenden Teil des Sinus sigmoideus und dem Bulbus der
V. iugularis. Seine Gestalt ist birnenförmig mit aufwärts ge-
richteter Zuspitzung beim Übergang in den Ductus endotymphaticus.
Die Spitze steht verschieden hoch, die Basis liegt meist in unmittel-
barer Nähe des Sinus sigmoideus. Er entspricht seiner Lage nach
der der hinteren Pyramidenfläche, steht also beim frontipetalen
Typus flach, beim occipitopetalen steil. In den Ansichten von oben
her ist das am besten erkennbar; bei den kindlichen Schädeln
und den frontipetalen Erwachsener ist er gut sichtbar, beim occipito-
petalen Typus dagegen wenig oder gar nicht, da, wie oben schon
gesagt, der Sinus petrosus sup. den Sinus sigmoideus teilweise
deckt; hier verschwindet der Saccus unter der vorstehenden Kante
des Sulcus petrosus sup. Seine Lage zur Horizontalebene wechselt
sehr, bald findet er sich oberhalb, Fig. III, i und III, 2, bald unter-
halb, bald wird er von derselben geschnitten, der Typus scheint
darauf keinen bestimmten Einfluss zu haben.

Ergebnisse.

I. Teil.

A. I. Die Schädel neugeborener Kinder und solcher des ersten

Lebensjahres gehören in Bezug auf die Lage des Grosshirns
im Schädel dem frontipetalen Typus an.

2. Aus dieser Schädelform gehen im Laufe der ersten Ent-
wickelungsperiode zwei Typen, der frontipetale und occipi-
topetale hervor, durch geringere oder stärkere Ausbildung
des Gehirns nach rückwärts. Die Umwandlung vollzieht
sich so, dass im 6. Lebensjahre, also am Schluss der ersten
Entwickelungsperiode, der Typus zu erkennen ist.

B. Die Schläfenbeinpyramide wird in ihrer Stellung durch das
Grosshirn in zweierlei Weise beeinflusst.

1. Die Deklination der Pyramide hängt von den Proportionen
des Gehirns ab.

2. Die Inklination und die Stellung der Pyramide zu ihrer
eigenen Achse wird bestimmt durch die Gehirnlage, also
den Schädeltypus. Beim frontipetalen Typus ist die Inkh-
nation medianwärts abwärts gerichtet oder gleich
o, die
oberen Flächen der Pyramide sind um die Achse der-
selben nach vorwärts rotiert. Beim occipitopetalen Typus
ist die Pyramide lateralwärts abwärts geneigt und ihre
oberen Flächen nach rückwärts gedreht.

II. Teil.

I. An den Lageveränderungen der Pyramide nimmt der
mittlere Abschnitt des Mittelohrs teil.

a) Seine Deklination ist von der der Pyramide abhängig;
bei grossem Dekhnationswinkel der Pyramide ist auch
derjenige des Mittelohrs gross und umgekehrt.

b) Die Inklination der Pyramide bestimmt direkt die Inkli-
nation des centralen Mittelohrabschnittes; dazu gehören:
Pars ossea tubae, Cavum tympani und Antrum tympani-
cum mit allen in der Wand derselben gelegenen Organen.
Die Längsachse dieser Räume ist fast geradlinig und
beim frontipetalen Typus medianwärts, beim occipito-
petalen lateralwärts abwärts geneigt.

c) Die Rotation der Pyramide bedingt beim frontipetalen
Typus eine Flachstellung der Mittelohrräume, beim occi-

-ocr page 24-

pitopetalen eine Steilstellung; auch das Trommelfell
nimmt an diesen Lageverschiedenheiten teil. Sein Inkli-
nationswinkel ist beim frontipetalen Typus klein, beim
occipitopetalen gross.

2. Die Cellulae mastoideae sind unabhängig von der Stellung
der Pyramide.

3. Die Tube gehört mit ihrem knöchernen Teil der Pyramide an.

a) Die Deklination der Tube ist der des gesamten Mittel-
ohrs im wesentlichen gleich.

b) Die Inklination hängt ab von der Stellung des Ostium
tympanicum und des Ostium pharyngeum zur Horizontal-
ebene.

Das Ostium tympanicum steht tief beim frontipetalen, hoch
beim occipitopetalen Typus.

Das Ostium pharyngeum wird in seiner Lage durch die untere
Fläche des Keilbeinkörpers bestimmt; bei flachem Klivus und
grossem Sinus sphenoidalis steht letztere tief, bei steilem Klivus
und kleiner Höhle hoch.

Je kleiner der Projektionsabstand der beiden Enden der Tube
ist, desto steiler verläuft dieselbe.

Beim frontipetalen Typus ist die Tubenachse die Verlängerung
der Achse des centralen Teils des Mittelohrs, beim occipitopetalen
Typus besteht zwischen beiden Achsen ein stumpfer Winkel.

Die Länge der Tube ist nicht proportional der Länge des
Schädels, sondern es kommen bei kurzen Schädeln lange und kurze
und ebenfalls bei langen Schädeln lange und kurze Tuben vor.

III. Teil.

Die Lage sämtlicher in die Pyramide eingelagerten Organe
wird durch die Deklination, Inklination und Rotation letzterer be-
einflusst. Diese Organe sind: ein Stück der A. carotis int., der
N. facialis mit dem Gangl. geniculi und dem N. petrosus. superf.
major, der Sinus sigmoideus teilweise, der Sinus petrosus sup. und
inf. und der Saccus endolymphaticus.

I. Beim frontipetalen Typus verläuft:

a) Die Carotis in der Pyramide im allgemeinen in der Höhe
der Horizontalen und darunter.

b) Der N. facialis steigt zum Ggl. geniculi abwärts; der N.
petrosus liegt steil medianwärts abwärts gerichtet. Das
Ggl. geniculi und der N. petrosus sind der Paukenhöhle
und der Tube in sagittaler Richtung sehr nahe und decken
dieselben z. T. sogar von oben her.

c) Der an der hinteren Pyramidenkante verlaufende Teil des
Sinus sigmoid, steht flach oder steigt medianwärts nur
ganz wenig an.

d) Der Sin. petros. sup. liegt horizontal oder nur wenig
lateralwärts abwärts geneigt und etwa in der Mitte
zwischen Sinus sigmoideus und Mittelohr.

e) Der Sinus petros. inf. verläuft flach zum Bulbus v. jugu-
laris hin.

f) Der Saccus endolymphaticus steht entsprechend der
hinteren oberen Pyramidenfläche stark gegen die Hori-
zontalebene geneigt.

Beim occipitopetalen Typus liegt:

a) Die Carotis in der Höhe der Horizontalen oder darüber.

b) Der N. facialis steigt zum Ggl. geniculi aufwärts, der N.
petrosus liegt flach. Das Ggl. geniculi und der N.
petrosus sind von der Paukenhöhle und der Tube in
sagittaler Richtung nach rückwärts verschoben.

c) Der Endteil des Sinus sigmoid, verläuft steil aufwärts
zum Bulbus v. iugularis.

d) Der Sinus petros. sup. ist stark lateralwärts abwärts
geneigt und mit seinem Ende der Horizontalen genähert.
Er liegt häufig soweit rückwärts, dass er den Sinus
sigmoid, von oben her deckt.

e) Der Sinus petros. inf. zieht steil, bisweilen senkrecht
abwärts.

f) Der Saccus endolymphaticus steht fast senkrecht zur
Horizontalebene.

2.

Literatur-Verzeiehnis.

C. Aeby, Die Schädelformen der Menschen und der Affen. Leipzig 1867.

Fr. Bezold, Die Korrosionsanatomie des Ohrs. München 1882.

A. Birmingham, Some practical Considerations on the Anatomy of the

mastoid Region, with guides of operating. Referiert von Fr. Merkel in:

Merkel u. Bonnet, Ergebnisse der Anatomie und Entwickelungsgeschichte.
I. Bd.
1891.

G. Broesicke, Lehrbuch der normalen Anatomie des Menschen. Berlin

1895-

G. Brühl, Eine Injektionsmethode des Felsenbeins. Anatom. Anzeiger.
Bd. XIII.
1897.

Derselbe, Das menschliche Gehörorgan in 8 topographischen Bildern. 1898.
Berlin.

Derselbe, Radiogramme von den Hohlräumen in Ohr und Nase. Archiv
für Ohrenheilkunde. Bd.
46. 1899.

E. Ecker, Über die verschiedene Krümmung des Schädelohrs und über
die Stellung des Schädels auf der Wirbelsäule beim Neger und beim Euro-
päer. Archiv für Anthropologie IV. Bd.
1870.

A. Froriep, Die Lagebeziehungen zwischen Grosshirn und Schädeldach.
Leipzig
1897.

C. Gegenbaur, Lehrbuch der Anatomie des Menschen. Leipzig 1893.
R. Häcker, Die anthropologischen Sammlungen Deutschlands. Bd. XVI
Braunschweig.
1902.

J. Henle, Handbuch der systematischen Anatomie des Menschen. II. Bd.
Braunschweig
1866.

Fr. Hermann, Lehrbuch der topograph. Anatomie. Leipzig 1901.

Th. H. Huxley übers, v. J. V. Car us, Zeugnisse für die Stellung des

Menschen in der Natur. Braunschweig 1863.

O. Körner, Über die Möglichkeit, einige topographisch wichtige Verhält-
nisse am Schläfenbein aus der Form des Schädels zu erkennen. Zeitschrift
für Ohrenheilkunde. XVI. Bd.
2. u. 3. Heft 1886.

Derselbe, Neue Untersuchungen über den Einfluss der Schädelform auf
eimge topographisch wichtige Verhältnisse am Schläfenbein. Zeitschr. für
Ohrenheilkunde. XIX. Bd.
4. Heft. Wiesbaden 1889.

10.

11.

13-

14.

15-

17. C. V. Kostanecki, Die pharyngeale Tubenmündung und ihr Verhältnis zum
Nasenrachenraum. Archiv f. mikr. Anatomie.
29. Bd. Bonn

18. A. K u n k e 1, Die Lage Veränderung der pharyngealen Tubenmündung während
der Entwickelung. Anatom. Studien herausg. v. C. Hasse.
I. Bd. 1873.

19. Fr. Merkel, Beitrag zur Kenntnis der postembryonalen Entwickelung des
menschl. Schädels, Beiträge zur Anatomie u. Entwickelungsgeschichte. Fest-
schrift f
J. Henle. Bonn 1882.

20. Derselbe, Handbuch dertopogr. Anatomie. I. Bd. Braunschweig 1885-1890

21. C. Rieger, Eine exakte Methode der Kraniographie. Jena 1885.

22. Schülzke, Zur topographischen Anatomie des Ohrs in Rücksicht auf die
Schädelform. Archiv f. Ohrenheilk. Bd.
40, 3. u. 4. Heft. 1896.

23. Schwartze u. Eysell, Über die künstliche Eröffnung des Warzenfort-
satzes. Archiv f. Ohrenheilkunde. VII. Bd.
1873.

24. H. Schwartze, Handbuch der Ohrenheilkunde, Leipzig Bd. i. 1892.

25. F. Siebenmann, Das mittlere und innere Ohr. Handbuch der Anatomie
des Menschen, herausg. von K. v. Bardeleben. Jena
1898.

26. F. Graf V. Spee, Skeletlehre, Kopf. Handbuch der Anatomie des Menschen,
herausgegeben von K. v. Bardeleben. Jena
1896.

27. C. Toldt, Anatomischer Atlas. Wien 1900.

28. P, Topinard, Eléments d\'Anthropologie générale. Paris 1885.

29. V. Tröltsch, Lehrbuch der Ohrenheilkunde. Leipzig 1873.

30. H. Virchow, Apparat zur Kontrolle von Röntgenbildern. Zeitschr. für
diätetische und physikalische Therapie.
1899. Bd. III, Heft IV.

31. R. Virchow, Untersuchungen über die Entwickelung des Schädelgrundes im
gesunden und krankhaften Zustande. Berlin
1857.

32. H. Welcker, Untersuchung über Wachstum und Bau des menschlichen
Schädels. Leipzig
1862.

33. E. Zaufal, Die Plica salpingopharyngea (Wulstfalte). Archiv, f. Ohrenheil-
kunde, XV. Bd.
2. u. 3. Heft 1879.

34. Derselbe, Das mit der Rhinoscopia posterior in der Ruhelage des weichen
Gaumens gewonnene Bild des Nasenrachenraums. Archiv, f. Ohrenheilk
XVI. Bd.
4. Heft. 1880.

35. E. Zuckerkand 1, Topographischer Atlas, i. Teil. Kopf. igoo.

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Acht kindliche Schädel. Darstellung der linken Schädelhälfte, aus Lateral- und Medialprojektion kombiniert (vergl. S. 11).
Geordnet nach dem Neigungswinkel des Grosshirns vom frontipetalen zum occipitopetalen Typus fortschreitend.

Schwarz: Aussenansicht und deutsche Horizontalebene.
Rot: Innenansicht und Riegersche Ebene.
In der Medialprojektion ist der Medianschnitt durch unterbrochene Konturen markiert; Teile an der Innenfläche der
Schädelwand durch volle Linien, nämlich Sin. transversus mit Emiss. mastoid., Porus acust. int., freier Rand des kleinen
Keilbeinflügels und — durch kräftigere Linien hervorgehoben — die obere Pyramidenkante.

Fig. 1. Alter ö^ja Jahre. Neigungswinkel = 6°. Sinus transversus hoch über der Horizontalen; obere Pyramiden-
kante flach, fast horizontal verlaufend. Keilbein steht tief.

Fig. 2. Alter 5 Jahre. Neigungswinkel 7° 30\'. Confluens sinuum nähert sich der Horizontalen, Öffnung der
Orbita sehr klein. Obere Pyramidenkante median-abwärts gerichtet. Untere Keilbeinfläche in der Höhe
der Horizontalen.

Fig. 3. Alter 4% Jahre. Neigungswinkel 8°. Confluens sinuum steht hoch, Höhe der Orbita verhältnismässig
bedeutend. Obere Pyramidenkante median-abwärts gerichtet. Keilbein tiefstehend. Höhle in der Entwicklung.

Fig. 4. Alter 3 Jahre. Neigungswinkel 8°. Sinus transversus steht sehr hoch, Orbitaöffnung gross. Obere
Pyramidenkante median-abwärts geneigt. Keilbein tiefstehend.

Fig. 5. Alter 11 Jahre. Neigungswinkel 8° 30\'. Sinus transversus sehr hoch stehend. Öffnung der Orbita be-
deutend gross (34 mm), Projektionshöhe derselben 39 mm. Keilbein enthält eine geräumige Höhle und
steht sehr hoch über der Horizontalen. Pyramide flach, ganz wenig lateralwärts geneigt.

Fig. 6. Alter 5% Jahre. Neigungswinkel 10°. Confluens sinuum direkt oberhalb der Horizontalebene. Hinter-
haupt stark geneigt, Lambdanaht flach. Keilbein hochstehend. Pyramidenkante lateral-abwärts gerichtet.

Fig. 7. Alter 4 Jahre. Neigungswinkel 11 Sinus transversus ist stark rückwärts und abwärts gebogen. Pyramiden-
kante flach verlaufend. Keilbein in mittlerer Stellung.

Fig. 8. Alter 15 Jahre. Neigungswinkel 11°. Confluens sinuum in der Höhe der Horizontalen. Orbitaöffnung
verhältnismässig klein (Höhe = 32 mm). Keilbein hochstehend. Obere Pyramidenkante stark lateral-
abwärts geneigt.

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Verlag v. J. F. 3ergniann. Wiesèbadar

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Vier Projektionszeichnungen von dem Schädel eines 1V2 Monate alten Knaben (I). Für diese und alle andern Tafeln
sind folgende Farben angewendet: Mittelohr grau getönt, Trommelfell eine Schattierung dunkler und stark umrandet;
Gehörknöchelchen schwarz; A. carotis rot; Sinus transversus, S. sigmoideus, Bulbus v. iugularis, S. petrosus sup.
und S. petros. inf. blau; Gangl. trigemini, N. facialis, Gangl. geniculi und N. petrosus superf. maior gelb; Saccus

endolymphaticus grün.

Fig. I, 1. Neigungswinkel 3°. Pyramidenkante stark median-abwärts geneigt. (Vergl. auch Fig. 10.) Die Pyramiden-
basis liegt hoch. Confluens sinuum sehr hoch stehend; gleichmässige Krümmung des Sinus transversus
und Sin. sigmoideus. Sin. petros. sup. median-abwärts geneigt; Bulbus v. iugularis schwach entwickelt,
liegt ganz unter der Horizontalen. Mittelohr von mittlerer Inklination. Die Achsen aller Räume bilden
eine gerade Linie. Trommelfell steht flach; Gehörknöchelchen ebenfalls. Hammergriff sieht nach rückwärts,
median- und abwärts. Antrum tympanicum grösstenteils oberhalb der Horizontalen, seine Wände sind mit
kleinen Ausbuchtungen besetzt. A. carotis flach verlaufend, wird in entsprechender Ausdehnung wie beim
Erwachsenen vom Gangl. trigemini gedeckt. Saccus endolymphaticus hoch oberhalb der Horizontalen.

Fig. I, 2. Ansicht von vorn. Der Sinus transversus ist oberhalb der Pyramidenkante in ganzer Ausdehnung sichtbar.

Obere Pyramidenkante stark medianwärts gesenkt. Mittelohr verläuft flach. Stellung der Gehörknöchelchen
sichtbar. N. facialis etwas lateral - abwärts zum Gangl. geniculi verlaufend; der N. petros. spf. mai. sehr
steil gestellt. Krümmung und absteigender Teil des N. facialis.

Fig. 1,3. Ansicht von der medialen Seite. Befunde entsprechend Fig. Q. Alle drei Gehörknöchelchen sichtbar; der
Steigbügel liegt in der Höhe der Horizontalen. Ostium pharyngeum tubae etwa in der Verlängerung des
Bodens der Nasenhöhle.

Fig. I, 4. Ansicht von oben. Die Deklination des Mittelohrs, der A. carotis, des Sinus petros. sup. und des N. petros.

superf. maior tritt hier am deutlichsten hervor. Starke Flachstellung des Trommelfells und des Cavum
tympani. Gangl. geniculi und N. petrosus liegen weit vorn, ebenso der Sinus petrosus sup. Die hintere
obere Pyramidenfläche steht flach und der Saccus endolymphaticus ist deshalb gut sichtbar.

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AFEL

Vier Projektionszeichnungen von dem Schädel eines zwölf Monate alten Mädchens (etwas schwächliches Kind) (II).

Fig. II, 1. Neigungswinkel 4°. Sinus transversus wie bei I sehr hoch stehend, stärkere Biegung des Sinus sigmoideus,
Bulbus
V. iugularis schwach entwickelt, ganz unterhalb der Horizontalen. Sin. petros. sup. ist etwas lateral-
abwärts geneigt. Die obere Pyramidenkante steht flacher als bei I, ist aber auch medianwärts gesenkt.
Inklination des Mittelohrs stärker als bei I und schwächer als bei Erwachsenen. Gesamtachse des Mittelohrs
geradlinig; Cellulae mast. stärker als bei I. Trommelfell wie bei I tiefstehend, Hammergriff rückwärts und
median-abwärts gerichtet. A. carotis verläuft flach, das Gangl. trigemini liegt an der entsprechenden Stelle
wie bei I.

Fig. II, 2. Sinus transversus hoch über der oberen Pyramiden kante; Endteil des Sinus sigmoideus steht flach und steigt
nur wenig zum Bulbus v. iugul. auf, an dem trotz der Kleinheit die charakteristischen Krümmungen erkennbar
sind. Mittelohr flachliegend, ebenso Trommelfell und Gehörknöchelchen. Antrum mehr lateral-abwärts aus-
gebildet, als bei I, die Cellulae reichen schon dicht an die äussere Oberfläche heran. N. petrosus ist steil
abwärts gerichtet und liegt bedeutend tiefer als der N. facialis; fast gleichmässige Krümmung des Endteils
vom N. facialis.

Fig. II, 3. Medianansicht. Tubenöffnung in der Höhe des Bodens der Nasenhöhle; Stellung der drei Gehörknöchelchen
deutlich, Steigbügel grösstenteils oberhalb der Horizontalen.

Fig. II, 4. Ansicht von oben. Flache Stellung der hinteren Pyramidenfläche; deshalb Annäherung des Sin. petros. sup.

an das Mittelohr und Entfernung vom Sin. sigmoideus. Deklination des Mittelohrs u. s. w. deutlich. Lage
des N. facialis und des N. petrosus wie bei I. Saccus endolymphat. fast in voller Ausdehnung sichtbar.

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Taf. M.

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Kgl- Univers.-Druckerei v, H. Stü rtz, WUrzbu

Verlag v, J. F: 3crgn-iann. V\\/ie5bijden.

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AFEL IV UND V.

Vier Projektionszeichnungen der Hnken Schädelhälfte eines 66 Jahre alten Mannes (III). Frontipetaler Typus. Neigungswinkel 5° 30\'.

Fig. III, 1. Mesocephaler Schädel mit sehr kurzem Hinterhaupt und über der Horizontalebene stehender Protub. occip. ext. Hochstand des Sin. transversus, flacher Verlauf des
Sin. petros. sup.; A. carotis sehr stark geneigt. Das Mittelohr hat eine geringe Inklination, die Achsen aller Teile bilden eine gerade Linie. Trommelfell sehr flach liegend;
Hammergriff medial-rückwärts geneigt. Saccus endolymphat. oberhalb der Horizontalen.

Fig. III, 2. Hochstand des Sinus transversus, flacher Verlauf des Endstückes des Sin. sigmoid. Obere Pyramidenkante medial-abwärts ziehend. Tube schwach S-förmig gekrümmt.
Trommelfell und Paukenhöhle sehr flach liegend. Anfang des N. facialis liegt höher, als der N. petrosus.

Fig. III, 3. Medianansicht mit denselben Einzelheiten wie III, 1. Alle drei Gehörknöchelchen liegen oberhalb der Horizontalen bis auf ein kleines Stück des Hammergriffs. Obere
Pyramidenkante sichtbar.

Fig. III, 4. Kleiner Deklinationswinkel aller in Betracht kommenden Teile. Sin petros. sup. ist ebenso nahe am Mittelohr wie am Sin. sigmoideus. Hintere obere Pyramidenfläche
sehr flach, daher Saccus endolymphat. ganz sichtbar. Trommelfell und Paukenhöhle sind sehr stark geneigt, so dass sie von oben breit erscheinen. Gangl. geniculi und
N. petrosus sind nahe an die Paukenhöhle und die Tube herangerückt.

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Taf. F.

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Verlag V.J.F Bergmann. V.\'resbüdcn.

Univers.-Drucks\'ei v. H. StLirtz , WürzbuTg

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VI UND VII.

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VI UND V

Vier Projektionszeichnungen von dem Schädel eines 52 Jahre alten Mannes (IV). Frontipetaler Typus. Neigungswinkel 10°.

Grosser breiter Schädel. Ohröffnung etwa der Mitte entsprechend.

Fig. IV, 1. Sinus transversus bedeutend tiefer stehend als bei III, aber noch weit über der Horizontalen. Sinus petros. sup. schräg abwärts ziehend, Bulbus v. iugularis schwach
entwickelt, obere Pyrarnidenkante wenig lateral-abwärts ziehend. Tube steilstehend. Trommelfell mit der ganzen Pars tensa unterhalb der Horizontalen. Hammergriff
medial-abwärts und -rückwärts gerichtet. Achse der Mittelohrräume geradlinig. Saccus endolymphat. unterhalb der Horizontalen. N. facialis an der Vorderkante des
Proc. mastoid.

Fig. IV, 2. Nur ein kleiner Abschnitt des Sin. transvers. überragt die Pyramidenbasis. Sin. petros. sehr stark gegen die obere Pyramidenkante geneigt. Endstück des Sin. sigmoideus
flach liegend. Tube steil aufsteigend. Trommelfell flach. Grosse Cellulae mastoideae (nur teilweise gefüllt), N. facialis oberhalb des N. petrosus.

Fig. IV, 3. Dieselben Einzelheiten wie bei Fig. IV, i. Gehörknöchelchen sämtlich von der Horizontalen geschnitten. Tubenmündung ca. 5 mm oberhalb des Bodens der Nasenhöhle.

Fig. IV, 4. Grosser Deklinationswinkel aller Teile. Sinus sigmoideus vom Sin. petrosus sup. durch einen grösseren Zwischenraum getrennt; auf der flachliegenden hinteren oberen
Pyramidenfläche der Saccus endolymphaticus. Trommelfell und Paukenhöhle flach liegend. N. petrosus superf. maior in unmittelbarer Nähe der Tube und Paukenhöhle.

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Vlil UND IX.

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TAFEL VIII UND IX.

Vier Projektionszeichnungen von dem Schädel eines 42 Jahre alten Weibes. (V.) Übergangsform, dem frontipetalen Typus zuneigend.

Neigungswinkel 12°.

Fig. V, 1. Kurzer runder Schädel, Gehörgang nahe der Mitte. Sinus transversus tiefliegend; Sin. petros. sup. zieht fast horizontal; starke Ausbildung des Bulbus v. iugularis. Steile
Stellung der Mittelohrachse, welche geradlinig ist. Geringe Ausbildung der Cellulae mast. Trommelfell tief und flach liegend; Hammergriff rückwärts gerichtet. Saccus
endolymphat. weit unter den Horizontalen.

Fig. V, 2: Der Sinus transversus bleibt ganz unterhalb der Pyramidenkante, welche medial-abwärts verläuft. Sehr kräftiger Sinus sigmoideus. Grosser Inklinationswinkel des Mittelohrs.
Trommelfell flach und tief stehend. N. facialis in gleicher Höhe wie der N. petrosus.

Fig. V, 3. Dieselben Einzelheiten wie bei Fig. V, 1. Sehr steiler Klivus und steiler Veriauf der A. Carotis. Ost. pharyng. tubae liegt der Schädelbasis sehr nahe.

Fig. V, 4. Sehr grosser Deklinationswinkel. Sin. petros. sup. dem Sin. sigmoideus genähert. Saccus endolymphat. nur in der Verkürzung sichtbar. Flache Lage der Paukenhöhle.
N. petrosus weiter von der Tube entfernt. Grosse Annäherung des Bulbus v. iugularis an die Paukenhöhle.

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X UND X

Vier Projektionszeichnungen von dem Schädel eines 57 Jahre alten Mannes (Vll). Übergangsform. Neigungswinkel 14° 30\'.

Fig. VII, 1. Kurzer, hinten hoher Schädel. Gehörgang etwas hinter der Mitte. Sinus transversus zum grossen Teil oberhalb der Horizontalen, geringe Ausbildung des Sinus sigmoideus
und des Bulbus v. iugul.; Sin. petrosus stark lateral-abwärts geneigt. Obere Pyramidenkante flach verlaufend, etwas lateralwärts gesenkt. A. carotis in starken Windungen
Mittelohr hat grosse Inklination; zwischen der Tubenachse und der der übrigen Räume besteht eine geringe Biegung. Trommelfell hochstehend Warzenfortsatz
grösstenteils diploäisch. Saccus endolymphat. unterhalb der Horizontalen.

Fig. VII, 2. Sinus transversus erreicht gerade die obere Pyramiden kante; Endstück des Sin. sigmoideus zum Bulbus v. iugularis aufsteigend. Tube schwach S-förmig gebogen.
Trommelfell in mittlerer Inklination, hochstehend. Anfang des N. facialis in derselben Höhe, wie der N. petrosus. Windungen der Carotis deutlich.

Fig. VII, 3. Dieselben Einzelheiten wie bei Fig. VII, i. Gehörknöchelchen fast ganz oberhalb der Horizontalen. Steile Richtung des Clivus und der Carotis; grosse Keil-
beinhöhle.

Fig. VII, 4. Grosser Deklinationswinkel des Mittelohrs u.s.w. Sinus petros. sup. dicht am Sin. sigmoid., weit entfernt vom Mittelohr. N. petrosus weit nach rückwärts gelegen.

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Taf. X

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Vertag ".J.F. Se^-gmann. Wiesbadsn.

Kgl. Univcrs.-Druckerei v. H, Stürtz , Würzburg.

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^litfler, Ueher die Lajp desMittehJim im SrJiadd.

Taf. XI.

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Kgl. Univers.-Druckerei v. H.StUrtz, WUrzbur.

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Verlag V. J. F. Sergniann , \'A\'iesoiSeii.

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A F EL XII UND X

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XII UND X

Vier Projektionszeichnungen von dem Schädel eines 59 Jahre alten Mannes (X). Occipitopetaler Typus; 13° Neigung.

Fig X, 1. Sehr kurzer, fast kugeliger Schädel.- Ohröffnung hinter der Mitte. Protuberantia occip. ext. unterhalb der Horizontalen. Sinus transversus oberhalb der Horizontalen,
Sin. petros. sup. flach lateralwärts geneigt; ebenso die obere Pyramidenkante. Grosser Inklinationswinkel der Tube, Winkel zwischen der Achse der Tube und der des
übrigen Mittelohrs. Trommelfell fast senkrecht gestellt. Hammergriff etwas vorwärts abwärts gerichtet. Starke Verschiebung des Trommelfells nach vorwärts.

Fig X, 2. Starke Inklination des Mittelohrs; Trommelfell und Paukenhöhle stehen sehr hoch. Anfang des N. facialis in derselben Höhe wie der N. petrosus.

Fig. X, 3. Dieselben Einzelheiten wie bei Fig X, 1. Gehörknöchelchen oberhalb der Horizontalen. Steiler Klivus und steile Richtung der Carotis; untere Keilbeinfläche durch die
Höhle nach abwärts gedrängt.

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Fig X, 4. Grosser Deklinationswinkel. Sin. petrosus sup. dem Sin. sigmoid. benachbart. Trommelfell und Paukenhöhle steil gestellt. N. petrosus weit hinter der Tube.

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Kgl. Unrvers.-Druckerei v. H, Stürtz, iVUrzburg.

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XIV UND XV

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AFEL XIV UND XV.

Vier Projektionszeichnungen von dem Schädel eines ca. 25 Jahre alten Mannes (XI). Ausgeprägt occipitopetaler Typus.

Neigungswinkel 16°.

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Fig. XI, 1. Länglicher Schädel mit rückwärts vorstehendem Hinterhaupt. Protub. occip. ext. weit unterhalb der Horizontalen. Ziemlich scharfe Knickungen im Sinus sigmoideus,
schwacher Bulbus v. iugularis. Sin. petros. sup. stark lateral-abwärts gerichtet, Pyramidenkante in derselben Richtung geneigt. Tube mit starker Inklination. Winkel
zwischen knorpeliger und knöcherner Tube. Trommelfell verhältnismässig tief, aber steil stehend; reiche Entwicklung der Cellulae mastoideae.

Fig. XI, 2. Das Endstijck des Sin. sigmoid, ist aufwärts gebogen, der Sin. transversus reicht nicht über die obere Pyramidenkante heraus. Anfang des N. facialis in derselben Höhe
wie der N. petrosus. Tube S-förmig gekrümmt; Antrum tympanicum oberhalb der Horizontalen.

Fig. XI, 3. Dieselben Einzelheiten wie bei Fig. XI, L Klivusneigung und Richtung der Carotis flach. Sin. petrosus inf. steil gestellt.

Fig. XI, 4. Mittlerer Deklinationswinkel des Mittelohrs u.s.w. Sinus petros. sup. dem Sinus sigmoid, benachbart. Saccus endolymphaticus gerade sichtbar. Tube schwach gekrümmt,
Trommelfell und Paukenhöhle in der Verkürzung sichtbar. N. petrosus von der Tube entfernt.

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AFEL XVI UND XV

Vier Projektionszeichnungen von dem Schädel eines 56 Jahre alten Mannes (XII). Ausgeprägt occipitopetaler Typus.

Neigungswinkel 17°.

Fig. XII, 1. Sehr langer Schädel mit ausserordentlich langem Hinterhaupt. Protub. occip. ext, tief unter der Horizontalen. Sin. transversus zum grössten Teil unterhalb derselben
Ebene. Endstück des Sin. sigmoid. steigt hoch gegen den Bulbus v. iugularis an. Sin. petros. sup. stark lateral - abwärts geneigt. Starke Inklination der Tube; Winkel
an der Pars ossea tubae. Hoch-und Steilstellung des Trommelfells; Hammergriff direkt medial-abwärts gerichtet. Antrum tympan. stark gekrümmt aufsteigend, unteres
Ende desselben dicht unter der Horizontalen. Pneumatischer Proc. mastoideus.

Fig. XII, 2. Tiefstellung des Sinus transversus; stai\'ker Bulbus v. iugularis; Aufwärtskrümmung des Endteils des Sinus sigmoideus; obere Pyramidenkante lateral - abwärts gerichtet.
Starke Inklination der Tube; Winkel zwischen den Achsen der Mittelohrräume. N. facialis tiefer liegend als der N. petrosus, der fast horizontal verläuft.

Fig. XII, 3. Dieselben Einzelheiten wie bei Fig. XII, l. Steiler Klivus und steile Richtung der Carotis. Alle drei Gehörknöchelchen oberhalb der Horizontalen. Starke Neigung des
Sin. petros. inf.

Fig. XII, 4. Mittlerer Deklinationswinkel des Mittelohrs u.s.w. Hintere obere Pyramidenfläche sehr steil; deshalb ist vom Saccus endolymphat. nichts zu sehen. Grosse Entfernung
zwischen Sin. petros. sup. und N. petros. von der Paukenhöhle resp. Tube. Steilstellung der Paukenhöhle.

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Kgl. Univers: Druckerei v, H. StUrtz , WUrzburg.

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