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UNIVERSITEITSBIBLIOTHEEK UTRECHT

3593 0761

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ARBEITSRHYTHMUS
DER VERDAUÜNGSDRÜSEN
BEI HELIX POMATIA

I. TEIL: DIE NATÜRLICHEN BEDINGUNGEN

Von

B. J. Krijgsman

Mit 22 Textabbildungen

Sonderabdruck aus

Zeitschrift für vergleichende Physiologie

(Abt. C der Zeitschrift für wissenschaftliche Biologie)

2. Band 3. Heft

Ausgegeben am 21. Januar 1025

Verlagsbuchhandlung JuUus Springer in Berlin

1925 BIBLIOTHEEK DER
RIJKSUIMIVERSITEIT

6. OCT. 1928
UTRECHT.

4

-ocr page 6-

Die Zeitschrift für vergleichende Physiologie

steht offen Originalarbeiten aus dem Gesamtgebiet der allgememen Physiologie
und der speziellen Tierphysiologie, soweit die Ergebnisse als Bausteine zu einer
vergleichenden Physiologie gewertet werden können.

Die Zeitschrift erscheint zur Ermöglichung raschester Veröffentlichung in
zwanglosen einzeln berechneten Heften; mit 40 bis 50 Bogen wird ein Band ab-
geschlossen.

Die Mitarbeiter erhalten von ihren Arbeiten, wenn sie nicht mehr als 24 Druck-
seiten Umfang haben,
100 Sonderabdrücke, von größeren Arbeiten 60 Sonder-
abdriicke unentgeltlich. Doch bittet die Verlagsbuchhandlung, nur die zur tat-
sächlichen Verwendung benötigten Exemplare zu bestellen. Über die Freiexemplar-
zahl hinaus bestellte Exemplare werden berechnet. Die Mitarbeiter werden jedoch
in ihrem eigenen Interesse ersucht, die Kosten vorher vom Verlage zu erfragen,
um spätere unliebsame Überraschungen zu vermeiden.

Es ist dringend erwünscht, daß alle Manuskripte in deutlich lesbarer
Schrift, am besten Schreibmaschinenschrift (mit mindestens 3 cm breitem freien
Rand) eingeliefert werden. Die Manuskripte müssen wirklich druck fertig ein-
geliefert werden; bei der Korrektur sollen im allgemeinen nur Druckfehler ver-
bessert und höchstens einzelne quot;Worte verändert werden.

Die Herren Autoren werden ferner gebeten, den Text ihrer Arbeiten so kurz
zu fassen wie es irgend möglich ist, sich in den Abbildungen auf das wirklich
Notwendige zu beschränken und nach Möglichkeit Federzeichnungen (für Strich-
ätzung) zu verwenden.

Alle Manuskripte und Anfragen sind zu richten an
Professor Dr. K. v. Frisch, Breslau IX, Zoologisches Institut der Universität,
Stemstraße 21
oder an

Professor Dr. A. Kühn, Oöttingm, Zoologisches Institut der Universität, Bahn-
hofstraße 28.

Die Herausgeber
T. Frisch Kühn

Verlagsbuchhandlung Julius Springer in Berlin W 9, Liukstr. 23/24

Fernsprecher: Amt Kurfürst. 6050—6053. Drahtanschrift: Springerluch -Berlin
Reichabank-Giro-Konto u. Deutsche Bank, Berlin, Dep.-Kasse C.

Pr^at.ohBPk f für Bezug von Zeltschriften und einzelnen Heften: Berlin Nr. 20120 Julius
Konten-nbsp;Springer, Bezugsabteilung für Zeltschriften;

ü.onten. | Anzeigen, Beilagen und Bücherbezug: Berlin Nr. 113935 Julius Springer.

2. Band.nbsp;Inhaltsverzeichnis.nbsp;3. Heft.

Seite

Peczenik, Oskar, Uber intracellulare Eiweißverdauung in der Mitteldarm-
drüse von Limnea. Mit 1 Textabbildung und Tafel I.......215

Herter, Konrad, Temperaturoptimum und relative Luftfeuchtigkeit bei Formica

rufa L. Mit 1 Textabbildung..................226

Kunike, Georg, Nachweis und Verbreitung organischer Skeletsubstanzen bei

Tieren.............................233

Krüger, F. t.. Vergleichende Untersuchungen über die Resistenz des Hämo-
globins verschiedener Tiere....................254

Krijgsman, B. J., Arbeitsrhythmus der Verdauungsdrüsen bei Helix pomatia.

I. Teil: Die natürlichen Bedingungen. Mit 22 Textabbildungen . . . 264

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ARBEITSRHYTHMUS DER VERDAUUNGSDRÜSEN BEI
HELIX POMATIA.
I. TEIL: DIE NATÜRLICHEN BEDINGUNGEN.
Von

B. J. Krijgsman.

(Aus dem Zoologischen Institut zu Utrecht.)
Mit 22 Textabbildungen.
(Eingegangen am 3. November 1924.)

Inhaltstibersicht.nbsp;Seite

I. Einleitung..........................265

II. Secretion der Mitteldarmdrüse..................266

A.nbsp;Angaben früherer Forscher.................266

B.nbsp;Material und Technik....................268

C.nbsp;Histologie der Secretion...................269

a)nbsp;Allgemeines.......................269

b)nbsp;Histologische Periodizität ................270

D.nbsp;Chemie der Secretion....................276

a)nbsp;Allgemeines.......................27ö

b)nbsp;Chemische Periodizität...................275

III.nbsp;Secretion der Vorderdarmdrüse.................277

A. Angaben früherer Forscher.................277

\' B. Material und Technik....................281

C. Histologie der Secretion . ..................281

a)nbsp;Allgemeines.......................281

b)nbsp;Histologische Periodizität ................285

c)nbsp;Fütterungsbahn, die Entstehung des Rhythmus......289

d)nbsp;Der Abfall des Rhythmus................292

IV.nbsp;Zusammenfassung .......................293

G. C. Hirsch hat 1914 gefunden, daß bei fleischfressenden Gastro-
poden eine rhythmische Secretion der Mitteldarmdrüse begteht. Im
Anschluß an diese Untersuchungen machte Herr Prof.
Jordan mir den
Vorschlag, diese Frage am
T3t;)us der pflanzenfressenden Gastropoden
zu prüfen.

Infolgedessen habe ich histologisch den normalen Secretionfjablauf
in der Vorderdarmdrüse (Speicheldrüse) von
Helix untersucht; histo-
logisch und chemisch die normalen Secretiongerscheinungen in der
Mitteldarmdrüse. Später werde ich hoffentlich in einem zweiten Teil
über die Reize, welche den Secretionsrhythmus bewirken, und die Be-
deutung der „Speichelkugelnquot; berichten können.

Es sei mir gestattet, meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof.
H.
Jordan für das Interesse und Wohlwollen, das er meiner Arbeit

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entgegenbrachte, Wlichen Dank auszusprechen. Herrn Dr. G. C.
Hirsch bm ich ganz besonders zu Dank verpflichtet, weil ich ihm nebst

V rdt^enbsp;Unterstützung

I. Einleitung.

Wie müssen wir uns eine rhythmische Secretion denheni.
a) Der Bhythmus der Zelle

h!nbsp;Blut.

P T^-\' S ^?? Vorstoffes aus den Rohstoffen,
c Die Umbildung der Vorstoffe zum Secret.
d) -Uie Ausscheidung der Secrete i).

Diese Phasen bilden zusammen einen Arbeitscyclus, der von ieder
ürusenzelle während der Secretion durchlaufen wLnbsp;\'

sich ersf^Il\'^ p»^\'quot;\'nbsp;rhythmisch. Eine Zelle befindet

^edrzV^ \'nbsp;^^ diese zu d und d

tXso-\'fT-\' quot; \' ^ quot;nbsp;regelmäßig.

CyeZ Zol^ll^quot;-\'\'\'\'\'^ r rnbsp;bdem lein

in ^n v.r \\ ■^^^^nbsp;der Secretion gleichzeitig

und die Zel fs!?! .nbsp;\' ^--den diese oben weiter verarbeitet

die Zellet l lnbsp;^^ diesem Falle zeigt

Zelle in jedem Zeitpunkt der Secretion das gleiche Bild.

Der Rhythmus der Drüse

Zoll!\'nbsp;unabhängig von den anderen Zellen Die

Zellen arbeiten also ungeordnet und sind deshalb nicht alle dethze tiV
m derselben Phase. An einem gewissen Zeitpunkte wM ^^^^^^

SetnTtquot;^/^ quot;ITnbsp;biulf iTdi^em

Tnbsp;- i\'^der Zeit eine

Zellen da ist, welche die Secrete ausstoßen. Die Secretion ist

Büdnbsp;Histologisch wird die Drüsfet Wes

ua geben, alle Phasen sind im Schnitte vertreten

Alle Zoll!,nbsp;scheinbar abhängig von den anderen Zellen.

gleichzeitig in derselben Phase, geben also gleichzeitig

M Oft nach vorhergehender Lösung.

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ihre Secrete ah. In diesem Falle ist die Secretion rhytkmisch {\'periodisch);
die Secrete werden wellenartig ausgeschieden. Die Secrctzellen jede
für sich verhalten sich genau wie bei der kontinuierlichen Secretion, nur
sind sie alle gleichzeitig am selben Punkt ihres Arbeitscyclus. Das histo-
logische Bild wird einförmig sein: Alle Drüsenzellen befinden sich im
selben Zustand.

Diese rhythmische Secretion kann geboren werden aus verschie-
denen Hungerzuständen:

1.nbsp;Während des Hungers liegt ein rhythmischer Zustand vor:

a)nbsp;Die Drüse secemiert rhythmisch.

b)nbsp;Die ruhende Drüse befindet pich mit allen ihren Zellen in der-
selben Phase. Beim Fütterungsbeginn fangen diese also an zu arbeiten
oder schneller zu arbeiten; der Erfolg wird rhythmisch sein.

2.nbsp;Während des Hungers liegt ein chaotischer Zustand vor:

a)nbsp;Die Drüse secerniert chaotisch.

b)nbsp;Die ruhende Drüse befindet sich mit ihren Zellen in verschiedenen
Phasen. Beim Fütterungsanfang wird dann diese chaotische Secretion
in eine rhythmische umgestaltet.

So kommen wir zur Definition des Rhythmus: Eine Drüse secerniert
rhythmisch, wenn sie als Einheit betrachtet den Zellarbeitscychis zeigt.

II. Die Secretion «1er 3litteUlarnulrilse.

A. Angaben Irülicrer Forscher.

Der erste Untersucher, der sich eingehend mit der Histologie und
Secretion der Mitteldarmdrüse beschäftigt hat, war D.
Barfurth (1, 2,

4). Er beschreibt die Mitteldarmdrüse folgendermaßen: „Zusammen-
gesetzte acinöse Drüsen,
deren Hauptstämme sich vielfach verästehiund
deren Drüsenelementc wieder außerordentlich mannigfach verzweigte
Folhkel bilden.quot; In den Follikeln beobachtet er drei Arten von Zellen:
„Fermentzellen, mit gelben bis tiefbraunen Kugeln; diese liegen immer
in einem Bläschen, welches seinerseits dann direkt vom Protoplasma
der Zelle umschlossen Avird. Die Zahl deiquot; Kugeln ist schwankend, meist
zwar findet man nur eine in einem Bläschen, oft aber auch zwei oder
mehr.quot; Diese Granula entstehen nach, ihm folgenderweise: „Es entsteht
im Protoplasma zuerst eine nur mit heller Flüssigkeit erfüllte Höhlung,
die sich allmählich vergrößert, während sich gleichzeitig in der Flüssig-
keit die Fermentkugel durch Niederschlag bildet. Die reifen Bläschen
rücken dann nach dem oberen Ende der Zelle zu, werden dadurch frei,
daß sie das Protoplasma zur Seite drängen und bilden dann im Lumen
der Follikel und in den Ausführungsgängen der Leber einen Teil des
, Secrets.quot; Diese Zellen sollten Fermentzellen sein, weil die Granula
sich lösen in destilliertem Wasser, verdünnten Säuren und Basen, und
weil sie durch Osmiumsäure geschwärzt werden. „Die Leberzellen zeigen

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einen körnigen, krümeligen Inhalt, dessen gelbliche Farbe durch Os-
miumsäure nicht verändert gt;vurde. Die Kalkzellen fallen sogleich
durch die glänzenden Kügelchen im Protoplasma auf, deren weiße
Farbe ebenfalls durch die Osmiumsäure gar nicht alteriert wurde.quot;

In zwei anderen Artikeln (3, 4) untersucht er den Glykogengehalt
und dessen Änderung bei verschiedenen Fütterungszuständen.

Bieder™ und Moritz (6, 7, 8) bestätigen diese drei Zellarten.
Die Leberzellen sollten nach ihnen resorbierende Elemente darstellen^),
wahrend die Kalkzellen zum Kalkaufspeiehem dienen. Nach ihnen
werden die Granula der Fermentzellen immer intracellulär gelöst, weil
sie memals im Magen oder im Kot erscheinen (als ob die Fermentgranula
sich nicht lösen könnten, bevor sie im Magen ankommen!). Sie nehmen
an, dal.i auch während des Hungers eine Secretion stattfindet. An En-
zymen finden sie im Kropfsafte: Amylase, Invertase, Cellulase^) und
^ipase. In Extrakten der Mitteldarmdrüse fanden sie keine Cellulase;
ir-rotease weder im Kropfsaft noch im Extrakt 3).

Von anderen Untersuchern wurden im Kropfsaft noch eine Reihe
kohlehydratspaltende Enzyme aufgefunden: Maltase, Lactase, Raffiuase
Aylanase, usw. (8, 9, 10, 14, 22, 33, 34, 35).

G. C. Hirsch (19) führte dann eine genauere Methodik zum Studium
der Secretionsverhältnisse ein. Er untersuchte die Mitteldarmdrüse
tJeischfressender Gastropoden in bestimmten Zeiten nach der
Fütterunrr
(btutenuntersuchungen) und entdeckte eine periodische Ausscheidung
der feecrete in festem Zustande, deren Lösung außerhalb der Zelle und
dementsprechend eine periodische Steigerung der Fermentkraft im
^ropisatte „Die Fermentkräfte, die in der Ruhe des Hungers in den
^rusen ajifgespeichert werden, reichen nicht aus, um allein eine tüchtige
Menge Nahrung zu verdauen; arbeiteten die Drüsen so gleichmäßig
wie das Wasser aus einer Wasserleitung läuft, so müßte die Kurve
der
Fennentkraft gleichmäßig einmal aufsteigen und einmal absinken. Viel-
mehr arbeiten die Drüsen wie intermütierende Quellen;
die Reserven
werden herausgeworfen, arbeiten draußen und verbrauchen sich In-
zwischenwerden neue Fermente in den Zellfabriken hergestellt, die, aufs
neue herausgeworfen, die Fermentkraft draußen steigern usw • somit
^•beiten die Secretionsdrüsen während der Verdauung ständig an einer

Neubildung der Fermente, die dann jedesmal mit einem Ruck entleert
werden.quot;

M^ Jobuan (24) hat neuerdings die Phagocytose der Mittcklarn.drüse bo-

■) Allerdings nur rarenohymcelhilose, l^ndospcrm und derglciclien angreifend,
nach Phag^ytol\'quot;\'\'\'\'\'\'^\'\'^^\'quot;^\'^\'^nbsp;\'quot;^racellulärcn Verdauung

wiesen.
2
3

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Zusammenjassend -wissen wir also:

Die Mitteldarmdrüse ist eine acinose Drüse, die drei typische Zell-
arten enthält:

Fermentzellen, charakterisiert durch eine schwankende Anzahl Gra-
nula (die wahrscheinlich die Fermente enthalten);

Resorptionszellen (Phagocyten), keulenförmig in das Follikellumen
hineinragend, und

Kalkzellen, oft gefüllt mit Tricalciumphosphatkörnchen.

Die Fermentzellen scheiden ihre Produkte ins Lumen der Drüsen-
follikel aus, nach
Biedermann und Moritz nur nach vorhergehender
intracellulärer Lösung;
Barfurth und Hirsch zufolge auch in festem
Zustande mit nachheriger extracellulärer Lösung.

Während des Hungers wird auch secerniert. Der secernierte Stoff
enthält, im Magen angelangt, folgende aktive Enzyme: Maltase, Inver-
tase, Amylase, Lactase, Raffinase, Xylanase, Cellulase und Lipase.

Die Secretion der Fermente läuft bei carnivoren Gastropoden inter-
mittierend, rhythmisch ab. Die Kalkzellen haben Bedeutung als Kalk-
aufspeicherungsorgane, der Kalk wird aufgebraucht beim Schalenbau,
nach Verletzungen u. dgl. (
Hirsch 20). Außerdem ist die Mitteldarm-
drüse das wichtigste Glykogenreservoir der Weinbergschnecke.

B. Material und Technik.

Das von mir verwendete Material war immer Helix pomatia. Die
Tiere hungerten 3 Wochen. Am Ende dieser Hungerzeit zerschlug ich
die Schale, schnitt das Tier dorsomedian auf, durchschnitt Mantelrand
und Rückenhaut weiter nach hinten, befestigte die seitlich umgelegte
Haut mit Stecknadeln und holte vermittels Anstechen mit der Pipette
eine Menge Saft aus dem aufgedeckten Kropf heraus. Die herausgelöste
Mitteldarmdrüse wurde fixiert in Bouinschem Fixiergemischi).

Sodann fütterte ich Hungertiere 1/2 Stunde, 1 Stunde, 1 V2 Stunden
lang usw.; jedes folgende Tier 1/2 Stunde länger als das vorhergehende,
bis zu 6 Stunden nach Fütterungsanfang und konservierte die Mittel-
darmdrüsen 2). Diese Stufenreihe wiederholte ich noch zweimal; im
ganzen erhielt ich also zur histologischen Untersuchung der Secretions-
verhältnisse drei Parallelserien, in jeder Serie 13 Drüsen»). Als Nahrung
gab ich, nachdem ich die Tiere zum Rundkriechen gezwungen hatte,
für Serie
I Kopfsalat, für Serie II und III angefeuchtete Kartoffel-
scheiben. Von den fixierten und in Paraffin eingebetteten Drüsen

1)nbsp;Bottin: 75 Teile gesättigte Pikrinsäure, 20 Teüe konzentriertes Formol
und 5 Teile Bisessig.

2)nbsp;Ein Sechsstundentier hatte also während 6 Stunden ununterbrochen ge-
fressen und wurde dann sofort getötet.

3)nbsp;Dies ist also die Methode Hißsoii, bis auf 1/2-Stundenstufen erweitert.

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wurden 5 //-Schnitte angefertigt und diese gefärbt mit Delafieldschem-
AlaunhämatoxyHn und Eosin.

Zum Studium des Glykogengehaites färbte ich nach Carnoykonser-
vierungi) mit
Bests Carminfärbung (5).

•nbsp;Fermentkraftbestimmung wohte ich die Fermentkraft des
reinen Mitteldarmdrüsensecrets bestimmen,
mußte also die gleichfalls
im
Vorderdarmdrüsensecrete vertretenen Enzyme ausschalten. Zu
diesem Zwecke prüfte ich den Kropfsaft auf Cellulase, die nach
Gorka

volquot; .nbsp;T?^nbsp;^^^^nbsp;Vorderdarmdrüsensecret

Yo kommt^ Kieme Kartoffelscheiben bestimmter Oberfläche und Dicke,
aufbewahrt in Glycerin, wurden vermittels Filtrierpapier flüchtig ge-
trocknet und auf einen Objektträger in einen Tropfen konzentrierten
Kropfsaftes gelegt. Die Objektträger kamen in die feuchte Kammer bei
Zimmertemperatur (15-17° C). Nun stellte ich den Augenblick fest,
m aem die Zellmembranen pich lösten, welcher bestimmt werden konnte
weil die Stärkekörner (die sich nicht so schnell lösten) sich alsdann in
der J^lussigkeit verbreiteten. Trotz dieser groben Methode konnte ich
ziemlich genau die zur Celluloselösung benutzte Zeit bestimmen.

Zur Herstellung von Extrakten rieb ich 1 g frische Mitteldarmdrüse
mit sterilem Glaspulver und 10 ccm physiologischem NaCl. Die filtrierte
J^lussigkeit kam mit Zwiebelhäutchen (gefärbt mit Alauncarmin und
autbewahrt in Glycerin) unter Toluolzusatz in Reagenzgläser; diese
wurden mit einem Wattepfropf verschlossen.

C. Histologie dor Secretion.

a) Allgemeines.

•nbsp;;^us^ührgängen, Blutgefäßen usw., mit denen ich mich hier
mcht beschäftigen werde, zeigt der Drüsenschnitt eine große Menge
^ler, schief und längs getroffener FoUikel, gebildet von bindegewebigen
Hullen, an denen radiär die Drüsenzellen ansitzen: basal im Binde-

fArfoTquot;\'?. 5\' ^^\'\'derende nach dem Follikellumen hin gerichtet
(Abb. 2). Die Kalkzellen liegen immer basal die Resorptionszellen
sind meistenteils typisch keulenförmig, die Fermentzellen oft prall lt;rc-
ladcn mit Secretgranula. Diese Granula liegen immer innerhalb einer
Vacuole; m Form und Größe sind sie aber ziemlich verschieden. Ich
habe sie gesehen wie Abb. I zeigt.

la zeigt im Oberende der Fermentzelle eine Vacuole mit nur einer
großen Secretkugel, hier hellgelb und durchlöchert.
So durchlöchert
^»^awhwuch oft nach der Ausscheidung im Follikellumen; dies könnte

slnbsp;\'J^ßil® absol. Alkohol, 3 Teile Chloroform und 1 Teil Eisessig.

) Uer Bouinfixierung zufolge Latten sich die Kalkkugcln gelöst.

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vielleicht eitieii Lösuïigsvorgang darstelleïii). In den Zeilen habe ich
sie auch oft braun und homogen angetroffen.

In Ib sehen wir eine Anzahl kleiner Secretkugeln zu einem morula-
ähnlichen Klumpen zusammengeballt; die Farbe ist tiefgelb bis bräunlich.

In Ic sind große und kleine Granula in einer Vacuole vereinigt.

Bezüglich des Glykogengehaltes der Mitteldarmdrüse habe ich an 5 ji- und
10 ^-Schnitten nur beobachtet, daß die Drüse, besonders in den Bindegewebs-
zellen, sehr große Quantitäten Glykogen enthält, während die Fermentzellen
bedeutend weniger enthalten. Eingehende Untersuchungen über den Glykogen-
gehalt in bezug auf die Secretion habe ich nicht angestellt.

h) Histologische Periodizität.

Wenn wir eingehend die Schnitte der Drüge untersuchen, so stellt
sich heraus, daß nicht alle Follikel sich im selben Zustande befinden.
Oft zeigen die Fermentzellen eine deutliche Kontur, sind also scharf
gegen das Follikellumen abgegrenzt, während wir im Lumen selbst nur

Abb. 1. Oberende einer rcriiieiitzelle der Mitteldarmdrüse mit verschieden gebauten Granula
lialbschematisoli). a) Eine große, hellgelbe, durchlöcherte Kugel in einer Vacuole. b} Kleine
gelbe bis braune Granula, zu morulaähnlichen Häufehen zusammengeballt in einer Vacuole. c) Eine
große und mehrere kleine Kugeln in einer Vacuole.

zuweilen vereinzelte granulaenthaltende, ebenfalls scharf konturierte
Zellstücke sehen können. Diese entsprechen den Oberenden nicht in
der Schnittfläche liegender Zellen.

Manchmal aber zeigen die FoUikel Fermentzellen, deren Grenzen
nach dem Lumen zu nicht klar hervortreten, das Zelloberende erscheint
zerfetzt; große und kleine Granula treten aus den Fermentzellen heraus.

Dies ist dargestellt in der Abb. 2. Links sieht man Fermentzellen
(secern. Fermz.), deren Oberenden deutlich zerfetzt sind; die Granula
sind eben im Begriff, aus dem Zellverbande herauszutreten. Die Zellen
rechts sind in Ruhe, scharf gegen das Lumen abgegrenzt. Im Lumen
liegen aus\' den Zellen herausgeworfene Granula mit Plasmaresten,
manche in Auflösung begriffen (Secretkug.). Die Fermentzellen scheiden
also die Secretkugeln in festem Zustand aus, die Auflösung
findet erst
außerhalb der Zelle statt.

Bei Beobachtung der Drüsen der verschiedenen Ernährungsstufen

1) Hirsch beschrieb derartige Lösungszuständo.

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trat nun hervor, daß die Zahl der secernierenden Follikel und die Gra-
nulamenge schwankt, während zuweilen basal in den Fermentzellen
kleine, sich meist mit Hcämatoxylin tiefblau färbende Körnchen auf-
treten. Serie I ergab folgendes i):

Hunger: Granula zahlreich, ziemlich viel secernierende Follikel, keine
blauen Körnchen.

V2—1 Stunde: Granula sehr zahlreich, wenig secernierende Follikel,
keine blauen Körnchen.

IV2 Stunden: Granula sehr zahlreich, secernierende Follikel sehr
zahlreich, im Drüsenlumen viele Granula und Plasmareste. Keine blauen
Körnchen.

2 —2V2 Stunden: Wenig Granula, wenig secernierende Follikel,
Follikellumen groß, scharf konturiert; basal in den Fermentzellen ver-
einzelte blaue Körnchen.

.3 Stunden: Relativ wenig Granula, sehr secernierende Follikel, Fer-
m
entzellen wachsen, enthalten viele blaue Körnchen.

Serien 11 und III ergaben die gleichen llesultate.

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3V2 Stunden: Ziemlich viel Granula, wenig secernierende Follikel,
Fermentzellen groß, mit großen Vacuolen. Fast keine blauen Körnchen.

4nbsp;Stunden: Viele Granula, secernierende Follikel zahlreich, keine
blauen Körnchen. Bild wie
IV2 Stunden.

41/2 Stunden: Relativ wenig Granula, vereinzelte noch im Follikel-
lumen, wenig secernierende Follikel. Auftreten blauer Körnchen.

5nbsp;Stunden: Wenig Granula, wenig secernierende Follikel, sehr viele
blaue Körnchen.

5V2 Stunden: Ziemlich viele Granula, wenig secernierende Follikel,

relativ wenig blaue Körnchen.

6 Stunden: Ziemlich viel Granula, wenig
secernierende Follikel, fast keine blauen
Körnchen.

Dieser Übersicht können wir folgendes
entnehmen:

8gt;o^ V

Sekrefkug.

1. Beweis des Zellrhythmus.
In den Drüsenschnitten befinden sich
die Zellen nicht immer im selben Zu-
stand. Ich beobachtete nämlich Zellen
ohne blaue Körnchen und ohne Granula,
Zellen mit blauen Körnchen, Zellen mit
Granula, und Zellen, welche eben ihre
Granula in das Lumen augscheiden. Wenn
aber die Zelle nicht immer im gelben Zu-
stand ist, ßo secerniert sie rhythmisch; die
Arbeit der Zelle entspricht in diesem Fall

Abb. 3. Fermentzeiie, in der basal Vor- dem von mir (S.265) beschriebenen Arbcits-

stoffe auftreten, welche als tiefblaue „„„i„„.nbsp;Xpllp^ wplrhp pTipti ihi-p

(Hämatox.)-Kömchen olme besondere cyclus. uiG Aeuen, weicne eoen UUC

struktur im Plasma zerstreut Hegen Secrete ins Lumen außstoßen, befinden
(also nicht in Vacuolen). Vergr. 1260X . ,nbsp;i. i . t a i -inbsp;i

(Leitz Immers. 1/12 ok. B.) sich natürlich m dor Ausscheidungsphasc

(Phase d). Die mit Granula gefüllten Zel-
len sind in der Phase der Secretbildung (Phase c); die leeren, pich
offenbar regenerierenden Zellen in der Phase der Ilohstoffaufnahmc
(Phase a). Die blauen Körnchen treten eine Zeit nach der Secretion auf
(21/2 Stunden und 41/2 Stunden), steigen (3 Stunden und 5 Stunden)
und sinken wieder ab (31/2 Stunden und 6 Stunden), während die
Granulamenge zunimmt. Wir können an der Hand dieser Tatsachen
annehmen, daß diese blauen Körnchen Vorstufen des Secretes dar-
stellen. Zellen, welche diese Gebilde enthalten, befinden sich also
wahrscheinlich in der Phase der Vorstufenbildung (Phase b) (Abb. 3).
Die rhythmische, nicht kontinuierliche Arbeit der Zelle scheint mir
in dieser Weise genügend nachgewiesen.

V

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2. Erster Beweis des Drüsenrhythmus.

Vergleichen wir jetzt den theoretischen Zellarbeitscyclus mit der
Übersicht der Drüsentätigkeit, so stellt sich heraus:
IV. Stunden = Phase d, Ausscheidung der Secrete,

S^sLnl P^^ l^Tnbsp;der Rohstoffe aus dem Blut,

lnbsp;Pi!nbsp;-- den Rohstoffen

4 äiinde^nbsp;T ^-^i^dung der Vorstoffe zum Secret,

4 Stunden = Phase d, Ausscheidung der Secrete,

4V2 Stunden = Phase a, Aufnahme usw •

^^^nbsp;den Zellarbeitscyclus

(«.260). diepe^odi.

3. Zweiter Beweis des Drüsenrhythmus.

sindTrLquot;^\'\'^^nbsp;mikroskopisch wahrnehmbar

sind und die genaue Bestimmung aller Phasen Schwierigkeiten bereitet,
«0 kann man natürlich diese Beweisführung nicht geben. Für diesen
Linbsp;^■^^^^«de einführen, welche die vorige an Genauig-

ubertrifft. Es genügt nämlich, eine einzige Phase der Drüsen-
tatigkeit zu bestimmen; wenn diese Phase Rhythmus zeigt, so wird

^ftf. T^^ ^^^nbsp;«Veich nicht bestimmbar, auch

quot;nbsp;^^^^^nbsp;-hr genan

fol^emWw\'\'^\'\'nbsp;Mitteldarmdrüse für die Sccretionsphase

ot\'ö z^hr^^nbsp;™ Vergrößerung Leitz Obj. 3,

stimmt? vnbsp;^^ liegenden Follikel und be-

ASerhnltnbsp;secernierenden Follikel. Dies

Thnete dirf.nbsp;^^nbsp;des Präparates, be-

icciinctc die Durchschnittsquanti tät und rechnete um zu Prozenten.

Tabelle I.

^ o/o Zahl der secernierenden Follikel

stunden nach
Fütterunga-
anfang

Serie 1

Serie II

Serie III

Hunger

V.

2V2
aVa

4

4V2

5

r\'-

40

15V.

23V.
11
11

89

17

6V2
22
23V.

15V.
8

311/2
22
6V.

7V.
8
11

13V.
45V2

8
G

78

2IV2
f/.

12nbsp;V,

13nbsp;quot;

9V.

7

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Tab. I gibt die erhaltenen Resultate; vertikal untereinander die An-
zahl Prozente secernierender Follikel in den verschiedenen Fütte-
rungsstufen.

90 r

80
70
60
50
W
30

90

80

70

60

50

W

30

20
15
10

J_I

0^2 1 11/z 2 21/z 3 3p t fVz 5 51/2 6
Abb. ß.

0 1/2 1 11/2 2 21/23 31/2 If fi/2 5 51/26
Abb. 4.

Abb. 4. Histologische Kurve der Serie I. Auf der Abszisse ist die Anzahl der secernierenden
Follikel in Prozenten allerFollikel des Gesichtsfeldes, auf der Ordinate die Stunden nach Fütterungs-
aiifang abgetragen (0 = Hungertier). Deutlich treten die zwei Maxima bei l\'/a Stunden und

4 Stunden nach Fütterungsanfang hervor.
Abb. ö. Histologische Kurve der Serie II. Maxima bei 1 Stunde und 4V2 Stunden, im übrigen

wie Abb. 4.

0 1/2 1 V/z 2 21/Z 3 31/2 t tfi/z 5 51/2 a

Abb. 6. Histologisclie Kurve der Serie III. Maxima bei 1 Stunde und 5 Stunden, im übrigen

wie Abb. 4 und 6.

Diese Zahlen der einzelnen Stufen habe ich auf Kurven (Abb. 4,
5 und 6) übertragen, um sie anschaulicher darzustellen. Auf der
Ordinate sind die Stunden nach Fütterungsanfang (0 = Hungertier) ab-
getragen, auf der Abszisse die Prozentzahl der secernierenden Follikel.

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Abb. 4 (Kurve der Serie I) gibt ziemlich viele secernierende Fol-
likel (40%) beim Hungertier, es scheint mir also nicht unmöglich, daß
auch während des Hungers eine rhythmische Secretion stattfindet. Die
Secretion steigert sich allmählich bis 1 V, Stunden nach Fütterungs-

.1\'nbsp;an bis 89% (4 Stunden)

und fa It wieder ab. Innerhalb 6 Stunden treten al^o zwei Secretschübe
auf Ix/, Stunden und 4 Stunden nach Fütterungsanfang.

1nbsp;? ; ^nbsp;\'\'\'\'\'nbsp;d«^ II «^it Maxima bei

1 Stunde und 472 Stunden, während Serie III (Abb. 6) bei 1 Stunde
und 5 Stunden gipfelt.

Histologisch habe ich also eine rhythmische Secretion nachweisen

tconnm-, zur Kontrolle wenden wir uns jetzt an die Prüfung der Ferment-
kralt im Kropfsaft.

D. Chemie der Secretion.

a) Allgemeines.

Zuerst prüfte ich Kropfsaft und Mitteldarmdrüsenextrakt auf cellu-
loselösende Fermente (Technik siehe S.269). Die filtrierten Extrakte und
der verdünnte Kropfsaft wurden vermittels Zwiebelhäutchen auf Cellu-
lase geprüft. Nun stellte gich heraus, daß die Cellulose der Zwiebelhäut-
chen nur sehr schwer angegriffen wurde; jedenfalls fand ich im Kropf-
saft erst nach 3 Tagen eine schwache Zerstörung der Häutcheii. In
-ü^xtrakten aber trat niemals Zerstörung auf.

Kartoffelcellulose aber wurde bedeutend schneller verdaut, doch
auch
mr vom Kropfsaft. Ich kann also die Angaben von Biedermann
imd Moritz (nach ihnen sollte der Mitteldarmdrüsenextrakt keine ak-
tive tellulase enthalten) völlig bestätigen.

b) Chemische Pcnudizitüt.

Sind nun die Granulazellen wirklich Fermentzellen und die Secret-
kugeln wirklich Fermentgranula, so wird nach jedem Secretsehub die
Fermentkraft des Kropfsaftes ansteigen; also muß die Verdauungskraft
des Kropfsaftes ebenfalls eine Periodizität zeigen.

Zur Beantwortung dieser Frage entnahm ich jedem Tier, dessen
Mitteldarmdrüse ich konservierte, etwas Kropfsaft und bestimmte an
diesem (Kartoffelscheibe in unverdünntem Kropfsaft, Technik S. 269)
die zur Celluloselösung verAvendete Zeit. Die Tiere der Serien II und III
ergaben so die Resultate der Tab. II.

Die mit diesen Angaben konstruierten Kurven (Ordinate: Stunden
nach Fütterungsanfang, Abszisse: Stunden benutzt zur Verdauung)
zeigen uns die Abb. 7 und 8.

Auch hier sehen wir (Abb. 7) eine Periodizität, die Fermentkraft
steigt (Hunger bis 2 Stunden), bleibt eine Zeitlang hoch (2—3 Stunden),

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Tabelle II.

stunden nach
Fütterungs-
anfang

Hunger

IV.
2

2V»

3

3V2

4

5

6

sinlct dann herab (3 V2—5 Stunden) und zeigt später wieder eine Steige-
rung (51/2—6 Stunden).

Verdauungsstunden

Serie H

Serie III

28

31

21

22

23

23

22V.

20V.

6

7

6V2

7

4

18

7

19

17

17

19

I8V2

19V.

6V2

15

4

5

Abb. 9 gibt die histologische Durchschnittskurve der Serien II -f III
und die chemische Durchschnittskurve der Serien II III in einer
Figur zusammen. Deutlich tritt hervor, wie das Bild des Schwankens

der chemischen Verdauungskraft und das morphologische Bild des Se-
cretionsvorganges sich decken. .1 Stunde nach Fütterung findet eine
Granulaausscheidung statt; diese Granula werden zum Kropf trans-
portiert. Im Kropf bewirken sie dann nach Lösung eine Steigerung der
Fermentkraft (l^/a—2 Stunden). Die Fermente verbrauchen sich, die
Verdauungskraft fällt ab (3—4 Stunden) und steigt nach dem zweiten
Secretschub (41/2 Stunden) wieder an (5—6 Stunden).

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Die chemische Kurve bestätigt also vollkommen das histologische Bild.
Die Periodizität der Mitteldarmdrüsensecretion geheint mir in dieser
Weise genügend nachgewiesen.

t SOr

10\'

VO

20-

JÖ1
35-
VO-
VS-

ChemXFoll.

III. Die Secretion der Vorderdarmdriise.

^ ^^nbsp;A. Angaben früherer Forscher.

.nbsp;^^^ Literatur über die Vorderdarmdrüse nach, so sehen

. \'nbsp;Auffassungen der verschiedenen Untersucher sehr

wenig ubereinstimmen. Auch hier war Barfurth der erste, der genaue
histologische Untersuchungen anstellte
(4). Er beobachtete an Schnitten
der mit absolutem Alkohol konservierten Drüsen eine Anzahl verschieden
gebauter Drüsenzellen, die er folgendermaßen beschreibt:

------Fütterung auf. Enthält ziemlich viel Glykogen.

c)nbsp;Zelle groß; Plasma reduziert, Zelle ausgefüllt mit glänzenden Speichel-
kugeln. Erscheint 7
-11 Stunden nach Fütterung. Enthält kein Glykogen.

d)nbsp;Zelle relativ groß, enthält eine Menge Speichelkugeln, die zu einer mit
Hamatoxylin stark färbbaren Substanz (Mucin) zerfließen.

Diese Zellarten sind nach Barfurth verschiedene Phasen des Arbeits-
cyclus einer Zelle; die kleinen Zellen stellen ein Ruhestadium dar,
welches sich, wenn man die Tiere füttert, in eine Granulabildungsphase
verwandelt (b). Sind die Granula gebildet (c), so zerfließen sie zur
tiefblauen Schleimmasse (d). Diese Schleimmasse wird ausgeschieden,
und die Zelle regeneriert sich. Während der Secretionsarbeit ändert

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sich der Glykogengelialt, welcher bei der liegeueration wahrscheinlich
eine große Rolle spielt. In jedem Fütterungszustand findet er fast alle
Stadien vertreten.

Er beobachtet also verschieden aussehende Zellen und bringt sie
in einen hypothetischen Verband zu einem Arbeitscyclus.

R. Monti (29, 30) unterscheidet drei Zellarten:

a)nbsp;Schleimzellen, ausgefüllt mit Mucin.

b)nbsp;Granulazellen, ausgefüllt mit Speichelkugeln.

c)nbsp;Alveolenzellen, deren Plasma viel Alveolen zeigt.

Sodann untersucht A. Lange die Vorderdarmdrüse (26). Er bemerkt,
daß jede Drüsenzelle in einer zarten, bindegewebigen Hülle gefaßt ist.
Die Vorderdarmdrüse wird also gebildet von einzelligen Drüsen, welche
durch ein Kanälchen (Teil der Zelle) ihre Secrete in die Ausführgänge
abgeben. Die von ihm beobachteten Drüsenzelltypen beschreibt er
folgendermaßen:

a)nbsp;Mucinstadium. Kern homogen, zackig, gerunzelt, eosinophil; Zelle mit
Mucin gefüllt.

b)nbsp;Siegelringstadium. Kern wandständig, klein, gerunzelt; unregelmäßige
Vacuole.

c)nbsp;Erstes Regenerationsstadium. Kern groß, teilweise ohne Membran; im
Plasma Vacuolen.

d)nbsp;Zweites Regenerationsstadium. Kern groß, ehromatinrcich, Plasma
ziemlich stark eosinophil.

!? e) Speichelvacuolenstadium. Kern zackig, chromatinarm; Plasma hat sich
regeneriert, „innerhalb seiner Netze kommen Sccretionsvacuolen zustande, in-
dem der Protoplast immer kleiner M-erdende Vacuolen abtrenntquot;; in den Va-
cuolen oft ein glänzendes Präcipitat (mucigen).
Langes Worten zufolge ist dieses
Stadium das von
Babfurth beschriebene Speichelkugelstadium, nach Lange
sollten aber keine feste Speichelkugeln, sondern nur flüssigkeitgefüllte Vacuolen
anwesend sein. Beim Hungertiere fehlen diese Zellen. Auch beobachtet er
tibergänge dieses Stadiums ins Mucinstadium. Außerdem beschreibt er Binde-
gewebszellen, sogenannte Körnehenzellen, nüt kleinem, manchmal zackigem
Kern; die Zelle gefüllt mit Körnchen. Er findet sie zahlreich bei Hungertieren,
wenig nach der Fütterung. Diese Zellen aber stimmen der Beschreibung und
Zeichnung nach völlig mit dem Speichelkugelstadium
Babfurths übercin;
Lange irrt sich also, diese Zellen sind keine J3indegewobszellen, sondern die
von
Barfubtji beschriebenen Speiehelkugelzellen.

Lange verbindet seine Zelltypen auch zu einem Arbeitscyclus:

Die mit Mucin geladene Zelle (a) scheidet den Schleim aus, wird zum
Siegelringstadium (b), regeneriert sich (c und d) und wird zur Speichel-
vacuolenzelle. Diese enthält in den Alveolen Mucigen und verwandelt
sich zum Mucinstadium (a), welches wieder Mucin secerniert ; usw.

Obgleich Lange voraussetzt, daß während des Hungers auch eine
schwache Secretion vor sich geht, sollte nach ihm das Mucinstadium
einen Ruhepunkt imOyclus darstellen. Fängt nun das Tier zu fressen an,
so scheidet es den Schleim aus. Diese Hypothese kann aber nicht richtig
sein, weil in diesem Falle nach einer langen Hungerperiode das Mucin-

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geschlossen sein muß \'nbsp;gleichmäßige Secretionsvorgänge aas-

verSSd^^IrLSLirÏ^tS^^^^nbsp;das Vorf^ommen der

ohne System sind, und weil n^quot;^^^

relativ wenig, in mäßiger AnzahT\' Tst 1nbsp;quot;

hieraus keine SchlußfoLrun^n .iU \'nbsp;Erachtens

drüse findet er, wie fSerTït. t\' ^^nbsp;^orderdarm-

A. Gorkanbsp;keine Fermente.

Secrete, und fnbsp;der Drüse produzierten

AußerdeLlm n^nbsp;^^^^^ ^^^ ---ißt.

SnHf.. r X Înbsp;die Drüse große Mengen Glykogen

darj^tenbsp;^^^^^^ ^^^^^^^^ itrVorder-

nämlichnbsp;\' Untersucher beschreiben verschiedene Zellarten,

^ein^.^

ehroi^S^l\'fzX\'rurefmit\'^^^^^nbsp;unregelmäßig, „comme ratatinéquot;,

Granula liegen, ikeich Îi H^nbsp;^^nbsp;Waschen

e) „Cellule cystique quot;nbsp;^

Vacuolen enthält dirz;ile ^S\'o f\'on\' T t ^^^\'\'--«nreich. Außer einigen
kommen. Dieses Stadium wLd 1nbsp;vor-

- Zellen s;^^

Muem aus

bildenden Zolle („mucocyte\'\') AHLTeTts S M of ^^^ quot;tscyclus dermucin-
clonden Zelle („zymocytoquot;): ,Celll™lTeullt;\' ^Tm

misen Chargequot;) wird zur,,cellule cystique-TTyL^^^^^^nbsp;P^™^«

In dieser Phase lösen sich die Granula und di;, en^^^nbsp;cl\'excrétionquot;).

geschieden. so wird die Zelle zur cohI aTvSn ^^^^^^ Flüssigkeit wird aus-
do^épar^onquot;), diese bildet .quot;elfSttla ustquot;nbsp;^^ ^^

-^^^î^ttaï.quot;\'quot;\'\'\'^nbsp;VroiKB Kerne, deren Membran teil-

kön2ntdXrS\'ir\'^f\'^trnbsp;ineinander verwandeln

denken.nbsp;ganz klar, wie sie sich den Verband eigentlich

^nbsp;1\'lgt;ysiulosic m. 2.

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Auch stellten die Autoren Schnitte von Drüsen nach Pilokarpininjektion
her. Hieraus lassen sich meines Erachtens keine Folgerungen für das normale
Bild ziehen, weil da sogar Amitosen in den Drüsenzellen vorgingen!

Pacaut u. Vigibr stellen sich die Secretion kontinuierlich, chaotisch
vor, weil sie immer alle Phasen vertreten finden: „On peut dire, d\'une
façon générale, chaque cellule évolue indépendamment des autres cellu-
les. Par suite de ce défaut de synchronisme, tous les stades évolu-
tifs des éléments sécréteurs sonst constamment représentés dans
toutes les parties de l\'ensemble.quot;

Bei Untersuchung der Extrakte erhalten sie folgende Enzyme:
Amylase, Xjlanase, Invertase und Emulsine;
Gellulase wurde vermißt.

Â-WcVv diese Untetsuchunoen. sind nicht vollkommen einwandfrei.
Erstens, weil sie pilokarpinisierte Drüsen nebst normal aktivierten
wählen zum Auîstellen eines normalen Arbeitscyclus-, zweitens, weil sie
Zwischenstadien von allen beschriebenen Zelltypen beobachten, uiid in
dieser Weise die Hypothese des
„Zymocytequot;cyclus und „Mucocytequot;cy-
clns unwahrscheinlich wird ; drittens, weil die Eütterungsversuche voll-
kommen ordnungslos sind.

Zusammenfassend wissen wir also:

Die Vorderdarmdrüsen von Helix pomaiia sind zwei auf dem Kropf
liegende Drüsen, jede mit einem Ausführgang in den Pharynx aus-
mündend. Die Drüsen enthalten eine Menge einzelliger Drüsen, die ihre
Secret]onsprodukte vermittels eines zeitlichen, von der Zelle selbst gebil-
deten Kanälchens nach den Ausführgängen abführen.

Die Drüsenzellen zeigen verschieden gebaute Zellarten, die in ver-
schiedenen Zeiten nach Fütterung alle anwesend sind. Alle Untersuchcr
unterscheiden verschiedene Zelltypen, doch alle beobachten Schleim-
zellen und Granulazellen 1) und ein Verschwinden des Granulastadiums
während der Fütterung; jeder stellt einen anderen hypothetischen Ar-
beitscyclus auf. Die Secretion ist ungeordnet, chaotisch. Während des
Hungers findet auch eine Secretion statt.

Die Drüse enthält große Mengen Reserveglykogen ; vielleicht findet
das Glykogen auch Verwendung bei der Regeneration der Drüsenzelle.
Extrakte der Vorderdarmdrüse enthalten Amylase, Xylanase, Invertase
und Emulsine.

Niemals wurde das Auftreten der verschiedenen Stadien an der akti-
vierten Drüse vom Aktivierungsanjang un beobachtet, und niemals sind
die hypothetischen Arbeitsbühnen bewiesen worden.

1) Granulazellen wurden schon in Vorderdarmdrüsfen anderer Gastropoden
entdeckt (z.
B. von Bbygideb 12). So sagt auch Gurwitsch(16): „In sehr vielen
Fällen, wo die ersten Vorstadien der Secretbereitung zur Beobachtung gelangen,
scheint dieselbe, ganz unbekümmert um die spätere Konsistenz und chemischen
Charakter des Secrets, unter Auftreten größerer oder kleinerer Vacuolen oder
Granula vor sich zu gehenquot; (siehe auch
Gurwitsch 17 und Heidesuain 18).

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B. Material und Teclmik.

Jedem Tier, dessen Mitteldarmdrüse ich konservierte, entnahm ich
auch die Vorderdarmdrüsen. So erhielt ich auch von der Vorderdarm-
drüse die der Mitteldarmdrüse entsprechenden Stufen.

Zuerst konservierte und fcärbte ich Hungertierdiüsen (Schnitte 5
Die Fixation war Sublimat, Zenkers Gemisch, Flemming, Carnoy oder
Bouin; die Färbung Safranin-Lichtgrün S„ Eisenhämatoxylin (Heiden-
hain) oder Alaunhämatoxylin-Eosin. Weil die Schnitte dieser verschieden
fixierten und gefärbten Drüsen keine wesentlichen Unterschiede zeigten,
wurde in bezug auf die Serien nachher immer Bouinkonservierüng und
Alamihämatoxylin-Eoshi angewendet, weil diese Methode nur wenig
Zeit erioTdert und doch immer klare Bilder liefert. Zum Glykogennach-
weis bediente ich mich der Carnoyfixierung und Bests Carminfärbung.

\' Zur künstlichen lîrregung der Sécrétion wollte ich den die Drüse innervieren-
den Nerven reizen. Dieser Nerv, ein Ast des Ganglion buccale (32), ist aber
dem ganzen Vorderdarmdrüsengang entlang so fest mit diesem verwachsen daß
Herauspräparieren nicht gelang. Jetzt wandte ieli folgendes Verfahren an-
Die Schale eines Hungertieres wurde zerstückelt, der Rücken median aufgeschnit-
ten und die Vorderdarmdrüsen vorsichtig hcrauspräi)ariert; die
Ausführgänge
aber blieben unverletzt in Verbindung mit dem Pharynx. Nun schnitt ich den
Pharynx median auf und brachte von innen her eine feingezogene Capillare in
einen Ausführgang hinein. Beide Drüsen wurden alsdann in ein Uhrschälchen
mit Blut gelegt, und jetzt reizte ich den von einem Capillarröhrchen versehenen
Gang mittels eines schwachen Induktionsstroms, während die zweite Drüse eine
Kontrolle darstellte,

C. Histologie der Secretion.

a) Allgemeines.

Studieren wir die Drüsenschnitte, so finden wir wirklich ein buntes
Bild ! Die großen Drüsenzellen zeigen, auch Unterschieden der Farbstoff-
aufnahme zufolge, eine Menge anscheinend nicht in Zusammenhang
stehende Typen.nbsp;°

Nach genauer Beobachtung gelang es mir, acht beim Hungertier
immer vertretene Zelltypen herauszufinden:

Stadium I (Abb. 10) : Kern groß, rund, blasenförmig, chromatinreich,
färbt sich stark mit Hämatoxylin. Plasma feinkörnig in einer homo-
genen, diffusen Grundmasse, eosinophil (
Barfurths Stadium a, Langes
zweites Regenerationsstadium, Pacaut und Vigiers „cellule ponctuéequot;).

Stadium II (Abb. 11): Kern groß, rund, chromatinreich, färbt sich
stark mit Hämatoxylin. Kernmembran teilweise verschwunden. Plasma
feinlcörnig wie im Stadium I.

Stadium III (Abb. 12): Kern groß, rund bis oval, chromatinreich,
tarbt sich stark mit Hämatoxylin. Kernmembran öfters teilweise ver-
schwunden. Im schwach eosinophilen Plasma, welches eine Fibrillen-
struktur zeigt, treten Alveolen auf (
Langes erstes Regenerationsstadium).

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Stadium IV (Abb. 13): Kern relativ groß, manchmal die Membran
nicht
geschlossen, relativ chromatinreich, färbt sich mit Hämatoxylin.
Alveolen fast alle zu einer großen Vacuole verschmolzen. In dieser

Abb. 10. Vorderdarmdrüsenzelle im Kuhe-
stadium (I). Großer basophiler Kern, Plasma
feinkörnig In einer diffusen Grundinasse, eosino-
phil. (Gesehen bei einer Vergrößerung 1260 X0

Abb. 11. Vorderdarmdrüsenzelle im Stadium
derKernmembranlösung (II). Kern groß, basophil,
Membran teilweise verschwunden, Plasma fein-
kömig in diffuser Grundmasse, eosinophil. (Ge-
sehen bei einer Vergrößerung
1260 x-)

befindet sich entweder ein körniges Präcipitat, oder eine Anzahl struk-
turloser Granula. Die Granula sind zuweilen schwach eosinophil, in
anderen Fällen mehr oder weniger gelb gefärbt. Plasma fibrillär, sehr
schwach eosinophil. (
Pacaut und Vigiebs „cellule cystiquequot;).

Abb. 12. Vorderdarmdrüsenzelle im Stadium
der Alveolenbildun? (III). Kern groß, Membran
teilweise verschwunden, basophil. Plasma fibril-
lar schwach eosinophil. (Gesehen bei einer Ver-
größerung 1260 X.)

Abb 13 Vorderdarmdrüsenzelle im Stadium
der Granulabildung (IV). Kern groß. Membran
nicht geschlossen, ziemlich stark basophil
Plasma fibrillär, sehr schwach eosinophil, in
der Vacuole Enzymgranula. (Gesehen bei einer
Vergrößerung
1260 x-)

Stadium V (Abb. 14): Kern ziemlich klein, färbt sich schwach mit
Hämatoxylin, enthält ziemlich wenig Chromatin, oft mit unregelmäßig
gerunzelter Peripherie. Plasma stark reduziert, beschränkt sich auf

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Abb. 14. Vorderdarmdrüsenzelle mit Enzym-
granula (V). Kern ziemlicli klein, schwach baso-
phil, Plasma stark reduziert. Ganze Zelle ge-
füllt mit gelben, lichtbrechenden Granula. (Ge-
^sehen bei einer Vergrößerung 1260X0

Abb. 15. Vorderdarmdrüsenzelle im Stadium der
Mucinbildung (VI). Kern klein, zackig, schwach
eosinophil, Plasma reduziert. Zelle teilweise
gefüllt mit zerfließenden Granula, teilweise
mit stark blaugeJärbtem Muein. (Gesehen bei
einer Vergrößerung 1260 X.)

eine kleine dem Kern anliegende Masse. Die Zelle ist prall geladen mit
gelben, glänzenden, lichtbrechenden Granula ohne kenntliche Struktur,
wahrscheinlich in einer großen Vacuole liegend
i) (Barpurths Speichel-

kugelstadium, Montis Granulazelle, Langes Körnchenzelle, Pacaut
und ViGlEEs „cellule granuleusequot;).

Stadium VI (Abb. 15) : Kern Idein, chromatinarm, schwach eosino-

Abb. 16. Vorderdarmdrüsenzelle prall geladen Abb. 17. Vorderdarmdrüsenzelle nach der Aus-
mit Mucin (VII). Kern zackig, klein, eosinophil, Scheidung des Secretes(VIII) Kern klein zackig
Plasma reduziert. Zwischen den Mucinfäden wandstÄndig, eosinopliil, große centrale uul
kleine unregelmäßige Alveolen. (Gesehen bei regelmäßig konturierte Vacuole, zuweilen noch
einer Vergrößerung 1260X-)nbsp;vereinzelte Mucinfäden im Plasma. (Gesehen

bei einer Vergrößerung 1260 X0

phil, Kontur zackig, gerunzelt. Plasma starlv reduziert, zuweilen wahr-
nehmbar an der Kernperipherie. Die Zelle ist teilweise gefüllt mit
Granula, die manchmal wie vacuolisiert aussehen, oft auch farblos sind

1) Nie beobachtete ich um die einzelnen Granula ein Protoplasmanetz!

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und zu zerfließen scheinen. Weiter enthält die Zelle Mucinfäden (tiefe
Blaufärbung mit Hämatoxylin, welche an Intensität nach der Seite der
Granula zu abnimmt). Zwischen dem Mucin befinden sich zahlreiche
kleine Alveolen (
Barpurths Stadium d).

Stadium VII (Abb. 16): Kern klein, zackig, gerunzelt, eosinophil.
Plasma stark reduziert wie im Stadium VI. Ganze Zelle ausgefüllt von
Mucin, zwischen dem kleine Alveolen. Zuweilen zeigt die Zelle eine Ver-
längerung, die einen Teil der Zelle selbst darstellt und in einen Aus-
führungsgang ausmündet (temporäres Kanälchen) (
Barfurths Sta-
dium d,
Montis Schleimzelle, Langes Mucinstadium, Pacaut und
viglers „cellule muqueusequot;).

Stadium VIII (Abb. 17): Kern klein, wahdständig, zackig, gerunzelt,
eosinophil. Große centrale unregelmäßig konturierte Vacuole. Plasma
wandständig, homogen, enthält zuweilen einzelne Mucinfäden (
Langes
Siegelringstadium) i).

An der Hand dieser Tatsachen möchte ich einen neuen hypotheti-
schen Arbeitscyclus der Zelle
aufstellen,denich unten (S. 289) beweisen will:
Stadium I ist eine Ruhephase; die Zelle hat sich regeneriert und ist
im Begriff, die Secretbildung zu beginnen. Als erstes Anzeichen dieser
Secretbildung sehen wir ein teilweises Verschwinden der Kernmembran
(Stadium II): Der Kern steht hier offenbar in sichtbarem Kontakt mit
dem Plasma. Alsdann differenzieren sich im Plasma Alveolen, die sich
wahrscheinlich mit einer enzymogenen Flüssigkeita) füllen, das Plasma
wird fibrillar (Stadium III). Die Alveolen verschmelzen zu einer großen
Vacuole, in der sich die Granula differenzieren (Stadium IV), während
der Kern Chromatin verliert. Die Granulamenge wächst, bis sie die
ganze Zelle ausfüllt, der Kern verliert immer noch Chromatin und ver-
kleinert sich (Stadium V). Jetzt tritt Mucin in der Zelle auf; die Granula
fangen zu zerfließen an, während der Kern eosinophil und runzelig wird
(Stadium VI). Das Mucin füllt schließlich die ganze Zelle, und durch
ein temporäres Kanälchen werden jetzt die Secrete (Mucin Enzyme)
ausgeschieden (Stadium VII). Nun ist die Zelle leer, der Kern ist klein
und gerunzelt (Stadium VIII). Sie regeneriert sich zu Stadium I und
fängt von neuem an»). Deutlich tritt hier in bezug auf die secretorische
Tätigkeit die Verkümmerung des Kernes hervor: Im Anfang groß, baso-

1)nbsp;Die BESTsche Carminfärbung brachte mir in bezug auf den Glykogengehalt
der Zelltypen keine ausschlaggebenden Resultate, weil verschiedene[Zellen des-
selben Stadiums oft einen ganz anderen Glykogengehalt zeigten.

2)nbsp;Dorther stammt wahrscheinlich das oft vorkommende Präcipitat in den
Alveolen der konservierten Zelle.

3)nbsp;Es gibt also drei Möglichkeiten:

1.nbsp;Die Granula liefern Enzyme, das Plasma Mucin;

2.nbsp;„ „nbsp;,, Mucin, das Plasma Enzyme;

3.nbsp;„ „nbsp;„ Mucin Enzyme.

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pliil, chromatinreich, verliert er allmählich Chromatin und ist zuletzt
klein, gerunzelt, eosinophil und chromatinarm.

Ich will hier gleich bemerken, daß die Hjrpothese Pacaut und
Vigiers (S. 279) nicht richtig sein kann, weil wir in Stadium VI Mucin
und Granula in einer Zelle vereinigt finden! Außerdem ist die „celluie
cystiquequot; kein Auflösungs-, sondern ein Bildungsstadium der Granula.

Ist die von mir aufgestellte Hypothese richtig, so wird auch beim
Hungertier eine Secretion sich abspielen; denn wir finden immer Sta-
dium VIII. Diese Secretion muß kontinuierlich (chaotisch) sein, weil
beim Hungertier niemals eine der Phasen überwiegt.

h) Histologische Periodizität.

Es ist wohl ohne weiteres deutlich, daß die Zelle an sich rhythmisch
secerniert; denn sonst würde sie immer das gleiche Bild ergeben, also
niemals verschiedene Stadien zeigen können!

Jetzt will ich, Rücksicht nehmend auf die hypothetische Zellarbeits-
bahn, die Secretion an der Drüse deß gefütterten Tieres Schritt für
Schritt verfolgen.

Beobachten Avir die Drüsen verschieden genährter Tiere, so scheint
von einem regelmäßigen Secretionsvorgang gar nicht die Rede zu sein;
die verschiedenen Stadien sind immer alle vertreten. Die Frage, ob die
Secretion hier kontinuierlich oder periodisch sei, ist ja auch von früheren
Untersuchern (S. 277—280) niemalseingehendstudiert worden; sienahmen
ohne weiteres eine kontinuierliche Secretion an. Doch scheint mir dieses
Problem nicht so einfach zu sein. Oft ist nämlich bei gewissen Fütte-
rungsversuchen eine Zu- und Abnahme eines Stadiums beschrieben wor-
den. Nimmt aber ein einziges Stadium zu, so zeigt es ein Maximum
und deshalb eine Periodizität! Zur endgültigen Lösung dieser Frage
bediente ich mich folgender Methodik:

Die acht von mir beschriebenen Stadien faßte ich zu fünf Phasen
zusammen, an die vier allgemeinen Phasen der Drüsenzellc anschließend:

stadiën der
Vorderdarni-
drüsenzclle

Von mir aufgestellte l\'liasen
der Vorderdarmdrüsenzelle

Allgemeine Phasen der Drüsenzellc
(s. Seite 265)

Stad. I

1. Regenerations- u. Ruhephase

Stad. II
Stad. IH

2. Phase des
Tätigkeitsanfangs

1 a) Aufnahme der Rohstoffe
aus dem Blut

Stad. IV
Stad. V

3. Granulaphase

b) Umbildung der Rohstoffe
zu Vorstoffen

Stad. VI

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Stadien der
Vorderarm-
drüsenzelle

Von mir aufgestellte Phasen der
Vorderarmdrüsenzelle

Allgemeine Phasen der Drüsenzelle
(s. Seite 265)

Stad. VIT

4. Phase der fertigen Sekrete

o) Umbildung der Vorstoffe
zum Sekret

Stad. VIII

5. Ausscheidungsphase

d) Ausscheidung

Sodann zählte ich in allen Fütterungsstufen die Anzahl Zellen der 5
verschiedenen Phasen, welche bei einer Vergrößerung Leitz hom. Imm.

Ok. 5 (1260 x) im Sehfeld lag, wiederholte dies einige Male an
anderen Stellen des Schnittes, berechnete die Durchschnittszahl und
rechnete um zu Prozenten
[I (II III) (IV V VI) VII VIII
= 100%].

Z. B. für eine Hungerdrüse:

I

II III

IV V VI

VII

VIII

1. Zählung

5

4

2 bis 3

4

1

2. Zählung

3

2

1

3 bis 4

2

3. Zählung

2 bis 3

3

1

3

1 bis 2

Durchschnittlich

3

IV.

3V.

IV.

In Prozenten

27

23

II

27

12

In dieser Weise stellte ich für die Fütterungsstufen der Serie I
Tab. III, der Serie II Tab. IV, der Serie III Tab. V zusammen:

Tabelle IH (Serie I).

stunden
nach

Prozentzahl der verschiedenen Phasen

Fütterungs- I
anfang j

I

II III

IV -1- V H- VI

VII 1

VIII

h

12

34

12V.

31V.

9V.

V.

8

18

0

61

11

1

9

16

3V.

61

16

IV.

7

17V.

0

58

17

2

0

7V.

0

12V.

80

2V.

iiV.

23

0

48

16V.

3

17

20V.

0

, 41

i 20V.

3V.

7V.

18

0

55V.

1 18

4

7

36

0

36

21

4V.

6

24

3

21

45

5

3

27V.

0

55

! 14

5V.

11

22

0

: 52V.

1 14

6

3V.

18

0

i 66V2

1 II

Diese Resultate sieht man auf den Kurven Abb. 18: horizontal die
Stunden nach Fütterungsanfang (0 = Hungertier), vertikal die Pro-
zentzahl i).

Die Serien I und III geben sehr ähnliche Resultate.

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Arbeitsrhythmus der Verdauungsdrüsen bei Helix pomatia.
Tabelle IV (Serie II).

Stunden
nach
Fütterungs-
anfang

I

h

27

V2

17

1

11

IV2

11

2

48

23V.

3

17V.

3V.

8V.

4

19V.

4V2

IIV.

5

9

5V2

15

6

29

Prozentzahl der verschiedenen Phasen

II III

IV V VI

VII

VIII

23
34
30

15V.
327.
21

21V.
18
28
25V.
37V.

23

11

3
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0

27

34

37

ISVs

20V.

39

52V.
56V.
34V.

29

13V.
39V.

12
12

22
68V.
16
5

8V.

13
27
40V.
36V.
33 quot;
8

Tabelle V (Serie III).

Stunden
nach
Pütterungs-
anfang

II III

VII

VIH

Prozentzahl der verschiedenen Phasen

IV V VI

24
15
23
18
10
8

24V.
26V.

23

24
27

26V.
26V.

18
45
17

13V.

33
15
21
28
22
20
19

24V.
23 V.

25
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0

25
25
53
50

14

15
39

37V.

42
44
19

15V.
31V.

7

15

ir\'-

42V.

61

15

8

12V.
IIV.

35
33
18

3V.

4

4V.

5

Wie ichS. 273 gezeigt habe, ist die Periodizität der Secretion bewiesen,
wenn man den Rhythmus einer einzigen der Phasen nachweisen kann!
Sehen wir uns jetzt in Abb. 18 die Phase der Ausscheidung (—Linie)
an, so sehen wir die Häufigkeit ihres Vorkommens ansteigen bis zu
1 V\'2 Stunden nach Fütterungsanfang, dann abfallen bis zu 21/2 Stunden,
wieder ansteigen, um nach einem Maximum bei 41/2—572 Stunden
wieder herabzusinken. Innerhalb G Stunden gibt es zwei Secretschübc.
Die Ausscheidungsphasc erscheint also periodisch;
und daraus ergibt sich
eine rhythmische Arbeit der Drüse^).

Wir sehen also, trotz dem scheinbar ungeordneten Secretionsablauf,
bei genauer Beobachtung doch eine Periodizität auftreten.

1) Der Rhythmus ergibt sich auch besonders schön aus der Kurve des Sta-
diums VII (-F .Linie).

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Dies alles gilt aber nur dann, • wenn der vorausgesetzte Arbeits-
cyclus der Zelle richtig ist. Darum will ich hier beweisen die

Existenz eines Secretionscyclus in der von mir vermuteten Form:
Wenn die beobachteten Stadien wirklich in der von mir ange-
nommenen Art aufeinander folgen, so wird eine Zunahme der Ruhe-
phase (Stadium I) die Folge sein einer starken Umbildung aus der Aus-
scheidungsphase (Stadium VII); eine große Menge VIII hat sich also
verwandelt in I, und die Quantität VIII muß herabsinken. So wird bei
einer Zunahme der Stadien II III Stadium I herabsinken; usw.

Fällt also an einem gewissen Zeitpunkt Stadium I, so bedeutet dies
eine erhöhte Umbildung zu II III; diese große Quantität II -f III
aber wird wieder eine Steigerung des Stadiums VII geben (die Granula-
phase ziehe ich absichtUch hier nicht in Betracht; siehe unten S. 289
und 292). Die große VII gibt wieder viel VIII, usw., usw.; also:

Die Kurven der verschiedenen Phasen müssen, wenn sie in dem von
mir vorausgesetzten Verbände stehen, sich nachjagen, wie im Schema
der Abb. 19 angegeben ist.

Vergleichen wir nun dies mit den Kurven der Abb. 18, so ergibt sich,
daß wirklich dieses Nachjagen stattfindet:

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Der erste Gipfel des Stadiums I (-------Linie) beim Hungertier

wird gefolgt von einem Maximum des Stadiums II III (----Li-
nie) bei IV2 Stunden, dieser von einem Maximum des Stadiums VII
( 4- -Linie) bei 1 Stunde, dieser von einem Gipfel des Stadiums VIII
(—Linie) bei 1V2 Stunden. Jetzt kommt wieder ein Maximum I
(2 Stunden), dann II -f III (21/2 Stunden), dann VII (3—31/2 Stunden),
endlich VIII
(4 V2 Stunden). Inzwischen hat I wieder seinen Höhepunkt
erreicht
(4 Stunden), gefolgt von II III (41/2 Stunden), dann VII
(o Stunden) und zum Schluß Vm
(0V2 Stunden) 1). So ist meines
Erachtens der Zusammenhang der Stadien bewiesen.

Sehr eigentümlich benimmt sich die Granulaphase IV V VI

(.....Linie). Beim Hungertier in 12% vertreten, fällt die Quantität

schnell ab, ist nach 1 Stunde ganz verschwunden und tritt nicht mehr

auf. Diese Phase ist also offenbar ausgeschaltet. Die in der Hungerdrüsc
anwesende Menge wird zum Nutzen der ersten Secretwelle aufgebraucht,
und Neubildung aus II -f III findet nicht statt. Vielleicht stellen dié
Granula eine Art Reservezustand dar, welcher nur bei Hungertieren
vertreten ist und in aktivierten Drüsen übersprungen oder ersetzt wird.
In diesem Fall aber wird während der Fütterung auch ein anderer Cyclus
durchlaufen!

c) Fütterungshahn, Entstehung des Rhythmus.

An aktivierten Drüsen beobachtete ich zwei Drüsenzelltypen, welche
in Hungerdrüsen niemals auftraten und sich folgendermaßen beschreiben
lassen:

1) Dem Ansteigen von I (31/2—4 Stunden) zufolge, bevor VIH sein Maximum
erreicht hat, zeigt VIII von 41/2—5
V2 Stunden statt zwei nur ein Maximum.

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Stadium P (Abb. 20) : Kern ziemlich klein, ein wenig gerunzelt, rela-
tiv wenig Chromatin, schwach basophil. Plasma zuweilen schwach baso-
phil, immer mit sehr vielen Alveolen, in denen meistens das beschriebene
glänzende Präcipitat nachzuweisen ist (
Baefurths Stadium b, Montis
Alveolenzelle, Langes Speichelvacuolenstadium, Pacaut und Vigiers
„cellule alvéolairequot;).

Stadium Q (Abb. 21): Kern relativ klein, mit sehr unregelmäßiger
Peripherie, sendet manchmal scheinbar Ausläufer ins Plasma hinein,
schwach eosinophil, chromatinarm. Plasma teilweise alveolisiert wie
im Stadium P, teilweise gefüllt mit Mucinfäden (der von
Lange beob-
achtete Übergang des Speichelvacuolenstadiums ins Mucinstadium).

Stadium P ähnelt sehr dem Stadium II, nur sind die Alveolen zahl-
reicher. Wir können es uns aus dem Stadium II durch Weiterbildung
der Alveolen entstanden denken. Stadium Q zeigt teilweise die Struktur
des Stadiums P, teilweise die des Mucinstadiums VII, und bildet also
das Glied, welches P mit VII verkettet.

Wiederholen wir jetzt die Ergebnisse an der Hand der Abb. 22, welche
den Zeiteyclus der Zelle im Raum darsteUt, so ergibt sich:

Die Hungerhahn: Die regenerierte Zelle (I) bildet nach teilweiser
Lösung der Kernmembran (II) Alveolen (III); diese verschmelzen zu
einer großen Vacuole, in der Granula auftreten (IV). Diese vermehren
sich, bis sie die ganze Zelle ausfüllen (V), darauf bildet sieh Mucin und
die Granula zerfließen (VI). Das Mucin vermehrt sich (VII), die

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Zelle scheidet die Secrete aus (Mucin Enzyme) (VII), und regene-
riert (I).

Die Fütterungshahn: Stadium I bildet in bekannter Weise Stadiumiii.
In diesem Stadium aber wählt die Zelle den kürzeren Weg: die Alveolen
verschmelzen nicht, sondern vermehren sich (Stadium P). Eine Diffe-
renzierung fester Granula findet nicht statt, die Zelle bildet Mucin (Q),
wird so zu VII, nach Ausscheidung zu VIII, usw. Die Granulaphase ist
also während der Fütterung vollkommen ausgeschaltet.

Frühere Untersucher beobachteten schon, wie ich S. 278—279 sagte, bei
Fütterungsversuchen ein Verschwinden der Granulaphase (
Lange : „Die Körnchen-
zeilen treten gerade im Hungerzustande in besonders großer Anzahl auf. Füttert

man die Tiere, so kann man beobachten, daß die Zahl der Körnehenzellen ab-
nimmtquot;;
Pacaut und Vigiee: „Dans tous les états d\'activité, les cellules gra-
nuleuses diminuent très sensiblement de nombre. Elle deviennent d\'autant plus
rares que l\'excitation sécrétoire a été plus forte et plus longtemps prolongée.
Elles se régénèrent ensuite pendant le repos fonctionnel de la glandequot;), sowie
ein Auftreten der alveolären Zellen (
Lange: „. . . daß im Hungerstadium keine
oder doch nur sehr wenige Speichelvacuolen zu finden sind, nach der Fütterung
aber allmählich ihre Zahl stark zunimmtquot;;
Pacaut und Vigiek: „Chez les ani-
maux dont les glandes ont été fixées après une copieuse ingestion de feuilles do
chou, les cellules alvéolaires sont abondantesquot;).

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Was soll nun dieses Verschwinden der Granulaphase bedeuten?
Meiner Auffassung nach kann es große Bedeutung haben bei der

Entstehung des Rhythmus.

Wenn der Reiz den Secretionsablauf nur beschleunigte, würde die kon-
tinuierliche Hungersecretion sich nie in eine rhythmische Fütterungs-
secretion umgestalten können, nämlich:

Befindet sich z. B. beim Anfang der Aktivierung eine Anzahl Zellen
im Stadium VIII, so werden diese schnell zu Stadium I umgebildet,
aber gleich schnell wird aus Stadium VII Stadium VIII gebildet. Die
Gesamtmenge VIII ändert sich also nicht, auch nicht die Totalquantität
I, weil diese sich Avieder schnell in II verwandelt, usw. Gleichwde Wind-
mühlenflügel, die sich schneller zu drehen anfangen, ihre gegenseitige
Distanz bewahren, weil sie alle gleich beschleunigt werden, so wird sich
hier aus einer Beschleunigung des Systems nie die Zunahme einer be-
stimmten Phase ergeben!). Setzen wir nun aber einen gekürzten Ar-
beitscyclus voraus (Abb. 22), so werden die sich beim Fütterungsanfang
in der Granulaphase befindenden Zellen (IV, V und VI) ungeändert VII
bilden. Die Zellen im Stadium III aber werden an der Granulaphase
vorübereilen, den kürzeren Weg P und Q wählend. Der Erfolg dieser
Änderung ist, daß an einem gewissen Zeitpunkt VI und Q beide VII
bilden; die Quantität VII steigert sich also ! Dieses so entstandene
Maximum erhält sich zwangsläufig, gibt ein Maximum VIII, dieses ein
Maximum I, usw. Außerdem aktiviert der Reiz auch eine große Menge
Stadium I (der Abfall der-------Linie bei 0—i A Stunde), ein Maxi-
mum Q trifft also mit der gewöhnlichen Quantität VI zu einem Über-
maß VII zusammen.

Die Frage, wie der Secretionsrythmus entsteht, können Avir jetzt
also im folgenden Sinne beantworten: Während des Hungers beobachtete
ich niemals ein Maximum, die Hungersecretion ist also kontinuierlich
(chaotisch). Während der Fütterung aber treten deutliche Maxima
auf, deshalb eine rhythmische Fütterungssecretion.
Die offenbar kon-
tinuierliche Hungersecretion vnrd also trotz Fehlens einer Zusammen-
arbeit der Drüsenzellen durch Ausschaltung der Gramdaphase in
eme
rhythmische Fütterungssecretion umgestaltet.

d) Der Abfall des Rhythmus.

Zum Schluß bleibt noch die Frage: Wie ist es möglich, daß die rhyth-
mische Fütterungssecretion nachher Avährend des Hungers wieder
chaotisch wird? Hört der Reiz auf, so wird die Fütterungsbahn ver-
lassen; die Zelle durchläuft wieder ihren Hungercyclus. Logisch scheint

1) Graphisch erhielten wir in diesem Falle gleichlaufende horizontale Linien.

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es, weliti nun auch hier der Rhythmus sich behauptet; denn das Maxi-
mum wird ja automatisch von einem Stadium zum anderen gebracht.
Der Abfall des Rhythmus wird nun vielleicht ermöglicht durch das Ab-
sterben der Drüsenzellen.
Pacaut und Vigier sagen: „C\'est au dépens
de l\'épithélium des canaux de la glande que se constituent de nouveaux
éléments sécréteursquot;, und beobachten zahlreiche Übergänge von Kanal-
epithel zu Drüsenzellen.
Meisenheimer (28) : „Nach mehrfachen secre-
torischen Tätigkeitsphasen gehen die Drüsenzellen unter charakte-
ristischen Zerfallserscheinungen zugrunde; sie werden erneuert von dem
Epithel der Ausführgänge her.quot;

Wenn nun eine Drüsenzelle verkümmert und vom Kanalepithel
ersetzt wird, so wird dies zweifelsohne von einer Verzögerung begleitet ;
die neue Zelle setzt nicht sogleich den Cyclus der alten fort. Diese Zelle
fällt also aus dem Rhythmus aus und bleibt zurück. Immer wieder
verkümmern Zellen. So muß der Rhythmus notwendig in Verfall ge-
raten, und so verstehen wir auch, wie die Tiere nach genügend langer
Hungerzeit immer eine kontinuierliche Sécrétion zeigen.

Natürlich muß dieser Hypothese zufolge auch in der aktivierten
Drüse endlich ein Rhythmusabfall erscheinen, wenn die Aktivation lange
anhält.

So betrachtet, ist die periodische Sécrétion nicht an die Aktivierungs-
dauer, sondern nur an deren Anfangspunkt gekettet. Natürlich können
auch andere Faktoren am Rhythmusabfall beteiligt sein; dies alles ist
aber noch reine Hypothese und muß erst an genauen Untersuchungen
geprüft werden. j

IV. Zusammenfassung.

Allgemeines.

1.nbsp;Zur Beurteilung der Secretionsverhältnisse bei Verdauungsdrüsen
genügen nicht Vergleichungen von Hungertieren und willkürlich ge-
fütterten Tieren, sondern man muß die Sécrétion Schritt für Schritt
eingehend an Stufenuntersuchungen prüfen. Wir dürfen uns nicht leiten
lassen von allgemeinen Eindrücken,
sondern können nur Fohjerumjen
ziehen Tiach Benutzung einer genauen Zählmethodik.

2.nbsp;Eine Drüse secerniert rhythmisch, wenn sie als Einheit betrachtet
den Zellarbeitscyclus zeigt.

3.nbsp;Zur Feststellung rhythmischer Sécrétion genügt es, den Rhyth-
mus einer einzigen der Arbeitsphasen nachzuweisen.

Mitteldarmdrüse.

4.nbsp;Die von früheren Untersuchern vertretene Meinung, daß die mit
Granula gefüllten Zellen der Mitteldarmdrüse die enzymseccrniercnden

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Zellen darstellten, welche ihre Secrete als gelbbraune Kugeln produ-
zieren, ist richtig, weil die Fermentkraft im Kropfsaft nach jeder Gra-
nulaausscheidung steigt.

ö. Die Secretion ist von mir nur in festem Zustand gesehen worden,
nachher eine extracelluläre Lösung. Vielleicht findet auch eine Flüssig-
keitssecretion nach vorheriger intracellulärer Lösung statt.

6.nbsp;Während der Hungerperiode secerniert die Drüse, erstens, weil
immer einzelne secernierende Follikel auftreten, und zweitens, weil der
Kropfsaft auch nach langem Hungern nie inaktiv ist.

7.nbsp;Die Secretion während der Fütterung ist rhythmisch, das Secret
wird schubweise ausgeschieden.

8.nbsp;Die basal in der Drüsenzelle auftretenden, sich mit Hämatoxylin
tiefblau färbenden Körnchen sind wahrscheinlich als eine Vorstufe der
Granula zu betrachten, weil sie nach einer Granulasecretion auftreten
und wieder verschwinden, wenn die neue Secretwelle beginnt.

9.nbsp;Mitteldarmdrüsenextrakte enthalten keine aktive Cellulase.

Vorderdarmdrüse.

10.nbsp;Die von früheren Untersuchern in der Vorderdarmdrüse beobach-
teten verschiedenen Zellarien sind lediglich verschiedene Phasen einer
Drüsenzellart,
Zellveränderungen behufs der secernierenden Funktion.
Der in dieser Weise gebildete Secretionscyclus wird von jeder Drüsen-
zelle über die acht von mir beschriebenen Stadien durchlaufen.

11.nbsp;Diese Zellart liefert gleichzeitig Mucin und Enzyme.

12.nbsp;Während des Htmgers findet eine schwache, kontinuierliche (cMoti-
sche) Secretion statt.

13.nbsp;Der Fütterungsreiz schaltet diese kontinuierliche Secretion in eine
rhythmische um.

14.nbsp;Dieser Rhythmus wird ermöglicht, weil sich durch die Ausschaltung
der Granulaphase
ein kürzerer Arbeitscyclus bildet.

15.nbsp;Die Secrete werden während des Hungers zeitweilig als Granula
aufbewahrt, während der Fütterung aber sofort nach der Bildung aus-
geschieden.

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Literatinquot;.

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Beiträge zur Anatomie, Histologie und ^Physiologie des Ernährungstractus der
Weinbergschnecke. Inaug.-Diss. Budapest
1887. (Ungar.) — 38. Yung, E.:
Mém. couronnés de l\'acad. roy. des sciences de Bruxelles 49. 1887.

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ARBEITSRHYTHMUS DER
VERDAUUNGSDRÜSEN
BEI HELIX POMATIA

II. TEIL:

SEKRETION, RESORPTION UND
PHAGOCYTOSE

B. J. KRIJGSMAN

VERLAGSBUCHHANDLUNG JULIUS SPRINGER
IN BERLIN -1928

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ARBEITSRHYTHMUS
DER VERDAUUNGSDRÜSEN BEI
HELIX POMATIA

II. TEIL; SEKRETION, RESORPTION UND PHAGOZyTOSE

PROEFSCHRIFT

TER VERKRIJGING VAN DEN GRAAD VAN
DOCTOR IN DE WIS- EN NATUURKUNDE
AAN DE RIJKSUNIVERSITEIT TE UTRECHT,
OP GEZAG VAN DEN RECTOR MAGNIFICUS
DR. H. TH. OBBINK, HOOGLEERAAR IN DE
FACULTEIT DER GODGELEERDHEID, VOL-
GENS BESLUIT VAN DEN SENAAT DER UNI-
VERSITEIT TEGEN DE BEDENKINGEN VAN
DE FACULTEIT DER WIS» EN NATUURKUNDE
TE VERDEDIGEN OP VRIJDAG 21 SEPTEM-
BER 1928, DES NAMIDDAGS VIER UUR, DOOR

BEREND JAN KRIJGSMAN

GEBOREN TE ROTTERDAM

bibliotheek der

rijksuniversiteit

6. OCT. 1928

utrecht.

VERLAGSBUCHHANDLUNG JULIUS SPRINGER
IN BERLIN • 1928

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VOORWOORD

Bij het afsluiten van een tijdperk, dat mij zeer dierbaar is en
waarvan ik zoo vele mooie herinneringen zal meedragen, is er een
gevoel van groote dankbaarheid in mij.

Allereerst wend ik mij tot U, mijn Ouders. Gij hebt zooveel voor
mij gedaan. Gij hebt een zoo grooten last van dankbaarheid op mij
geladen, dat het niet in woorden uitgedrukt kan worden. Laat ik er
daarom mee volstaan U te zeggen, dat ik alles wat ik van U ontving,
zal gebruiken en beschouwen als mijn kostbaarste bezit.

Hooggeleerde Jordan, Hooggewaardeerde Leermeester en Promotor.
Toen ik voor het eerst Uw boeiende colleges bijwoonde, heb ik ge-
voeld, dat de richting, waarin Gij U beweegt, voor mij de aangewezen
weg was. Uw ruim inzicht in physiologische vraagstukken en Uw wijze
van probleemstellen zullen het voorbeeld zijn, waarnaar ik mij zal
trachten te richten. Gij hebt mij zeer veel geleerd, wat in mijn leven
van groot nut zal zijn; Gij hebt mij groote vrijheid gelaten bij het
bewerken van dit proefschrift. Daarvoor ben ik U ten zeerste dank-
baar en ik hoop, dat ik nog meermalen Uw oordeel zal mogen vragen.

U, Hooggeleerde Nierstrasz, ben ik zeer erkentelijk voor alles
wat Gij voor mij deedt. Ook de tijd, waarin ik het voorrecht had
Uw assistent te zijn en daardoor Uw humanen en juisten blik op
menschen en dingen leerde kennen, blijft voor mij onvergetelijk.

Hooggeleerde Went, het spijt mij meer dan ik zeggen kan, dat
de omstandigheden mij de laatste jaren niet veroorloofden meer van
Uw onderwijs te genieten. Voor hetgeen ik van U mocht leeren en
voor de vriendelijke wijze, waarop Gij mij altijd tegemoet zijt gekomen,
ben ik U hartelijk dankbaar.

Hooggeleerde Pulle, ik dank U zeer voor Uw onderwijs en be-
treur het, dat ik zoo weinig gelegenheid had Uw colleges te volgen.

Hooggeleerde Kruyt, Uw in zoo helderen betoogtrant voorgedragen
colleges hebben een grooten indruk op mij gemaakt. Ook voor de
vriendelijke hulp, die Gij mij bij dit onderzoek verleend hebt, ben ik
U zeer dankbaar.

Hooggeleerde de Blieck, U moet ik vooral dankzeggen daarvoor,
dat Gij mij de practische zijde van wetenschappelijke vraagstukken
hebt leeren kennen en daarvoor, dat Gij mij toestondt dit onderzoek
in een laboratorium van Uw instituut uit te voeren.

-ocr page 48-

Zeergeleerde Hirsch, waarde vriend. Van U heb ik methodisch
werken geleerd. Gij hebt mij getoond, wat er te bereiken valt met or-
ganisatie en energie. In den tijd, dat ik bij U werkzaam was, is een
belangrijk deel van den grondslag gelegd, waarop ik mij verder ont-
wikkelde. Als ik aan dien tijd terugdenk, is het met welgemeenden
dank en volle erkenning van wat Gij voor mij deedt. Steeds zijt Gij,
evenals nu, bereid geweest, mij behulpzaam te zijn met dikwijls geest-
doodend werk. Mogen onze meeningsverschillen nooit de vriendschap,
die zich tusschen ons ontwikkelde, verstoren.

Zeergeleerde Entz. De toewijding, waarmee Gij Uw leerhngen
terzijde staat en Uw groote kennis op protozoologisch gebied, hebben
bij mij groote achting voor U doen ontstaan. Van zeer veel nut is
voor mij geweest de tijd, dat ik mij onder Uw leiding met proto-
zoologische problemen bezighield. Voor alles wat ik van U mocht
leeren ben ik U hartelijk dankbaar.

Ook U, zeergeleerde v. d. Willigen, een woord van dank voor de
vriendelijke hulp mij verleend.

Allen, die mij op eenigerlei wijze behulpzaam waren tijdens mijn
studie en bij dit onderzoek, ben ik zeer erkentelijk.

Tenslotte rest mij nog, hen, die mijn studietijd door hun vriend-
schap rijk maakten aan aangename uren, hartelijk dank te zeggen
daarvoor.

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Iiilialtsübersicht.nbsp;Seite

Kap. I. Einleitung und Problemstellung...............188

Kap. II. Allgemeine Methodik...............^ ...nbsp;189

Kap. III. Allgemeine Technik....................190

Kap. IV. Die Vorderdarmdrüse...................192

a)nbsp;Allgemeines......................192

b)nbsp;Methodik.......................194

c)nbsp;Technik ........................19,5

d)nbsp;Die Vorderdarmdrüse während des Hungerns.......197

aa) Statik der Hungerdrüse..............198

bb) Dynamik der Hungerdrüse.............201

o) Die aktivierte Vorderdarmdrüso.............207

aa) Statik der aktivierten Drüse............207

bb) Dynamik der aktivierten Drüse und der Zurückgang zum

Hungerzustand...................209

f) Die Ursachen der beobachteten, Verhältnisse........217

Kap. V. Die Mitteldarmdrüse....................221

Subkap. 1. Die Histologie der Mitteldarmdrüsensekretion......221

a)nbsp;Allgemeines....................221

b)nbsp;Methodik.....................222

c)nbsp;Technik.....................223

d)nbsp;Histologie der Hungerdrüse.............226

aa) Statik der Hungerdrüse............220

bb) Dynamilc der Hungerdrüse...........228

e)nbsp;Histologie der aktivierten Drüse..........234

aa) Statik der aktivierten Drüse..........234

bb) Dynamik der aktivierten Drüse........234

Subkap. 2. Die Permeation in die Mitteldarmdrüse.........240

a)nbsp;Allgemeines....................240

b)nbsp;Die Permeation von diffusionsfähigen Substanzen. . .nbsp;245

aa) Methodik und Technik.............245

bb) Die Stufenuntersuchungcn...........246

Z. f. vergl. Physiologie Bd. 8.nbsp;13

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Seite

c) Die Phagocytose..................252

aa) Methodik und Technik.............252

bb) Die Stufenuntersuchungen............256

Subkap. 3. Der Kalziumphosphatgehalt der Mitteldarmdrüse .... 257

a)nbsp;Methodik und Technik...............257

b)nbsp;Orientierende Versuche...............258

c)nbsp;Die Stufenuntersuchungen.............259

Subkap. 4. Die Fermente der Mitteldarmdrüse...........263

Die Lipase......................263

aa) Methodik und Technik..............263

bb) Orientierende Versuche..............268

cc) Die Stufenuntersuchungen.............270

Subkap. 5. Wieviele und welche Zellarten gibt es im Epithel der Mittel-

darmdrüse ?......................272

Subkap. 6. Kurze Übersicht über die bei der Mitteldarmdrüse erhaltenen

Resultate......................273

Kap. VI. Zusammenfassung.....................275

Schrifttum............................277

Kap. I. Einleitung und Problemstellung.

Als ich. vor vier Jahren den ersten Teil (55) meiner Helix - Unter-
suchungen anfing, dachte ich die damals gestellten Probleme größten-
teils lösen zu können; jetzt, während ich den zweiten Teil abschließe,
verstehe ich, daß wir noch am Anfang sind. Manche Fragen habe ich
zwar beantworten können, viele aber warten noch auf ihre Lösung und
sehr viele neue Probleme tauchten auf.

Im ersten Teile fand ich bei der Vorderdarmdrüse eine rhythmische
Sekretion während der Fütterung. Wie die Sekretion beim Hungertiere
abläuft, wie der Übergang von der Hungerdrüse zur aktivierten Drüse
zustande kommt, wie der Hungerzustand aus dem aktivierten Zustande
entsteht; welches schließHch die Quellen des Fütterungsreizes sind —:
das waren die ersten Aufgaben, welche ich mir in diesem zweitein Teile
stellte.

Auch bei damp;v Mitteldarmdrüse fand ich im ersten Teile eine rhythmische
Sekretion während der Fütterung. In diesem zweiten Teile war es mir
vor allem darum zu tun, auch hier das Verhältnis der Hungerdrüse zur
aktivierten Drüse zu studieren. Daneben war, weil die Mitteldarmdrüse
sich gut zum chemischen Versuch eignet, eine Untersuchung der Fer-
mente in Beziehung zur histologischen Morphe angezeigt. Den Funk-
tionen (Sekretion, Resorption, Exkretion) der Zellen des Mitteldarm-
drüsenepithels nachzugehen und die Quellen der Aktivierung zu suchen
waren ebenso Aufgaben, mit denen ich mich hier beschäftigte.

Daß dieses mir nur teilweise gelang, hat an erster Stelle seine Ursache
darin, daß ich mit der Forschung an einem Punkte anlangte, wo die
Stufenmethodik an vielen Tieren versagt. Man konnte dann nur weiter
gehen durch Beobachtung der Verhältnisse an einem einzigen Tiere,

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dem man in jeder Stufe ein Stück der Drüse entnimmt. Dies war aber bei
Helix nicht möghch; viele Probleme blieben also unberührt.

Meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. H. J. Jobdan danke
ich herzlichst für das Interesse und Wohlwollen, daß er auch dieser Ar-
beit entgegenbrachte. Herr Prof. Dr. L.
de Blieck hat mich zu großem
Danke verpfhchtet, weil er gestattete, daß die Arbeit in einem Labora-
torium seines Institutes ausgearbeitet wurde. Mein Freund Dr. G. C.
Hirsch ist mit regem Interesse meinen Untersuchungen gefolgt. Daß
ich ihm dafür und für die freundliche Durcharbeitung von Manuskript
und Korrektur ganz besonders dankbar bin, brauche ich wohl nicht zu
sagen.

Kap. II. Allgemeine 3Iethodik.

Im ersten Teile habe ich mich damit begnügt, zu untersuchen, wie
die Verdauungsdrüsen sich benehmen während permanenter Fütterung;
in diesem zweiten Teile habe ich mir, gestützt auf die Resultate des
ersten Teiles, andere Aufgaben gestellt, wie ich in der Problemstellung
auseinandersetzte. Ich wollte jetzt den Einfluß der Fütterung auf die
Drüsen studieren. Zu diesem Zwecke mußte ich Tiere, welche möglichst
unter
denselben Umständen lebten, eine bestimmte Zeit füttern und vor,
während und nach der Fütterung den Prozeß verfolgen. Ich ließ also
auf einen Ruhezustand die Fütterung als Reiz einwirken und beobachtete
die Reaktion.

Um die sich dabei abspielenden Prozesse verfolgen zu können, mußte
ich aber unbedingt die
Stufenmethodik zur Hilfe rufen, bei welcher die
zusammenhängenden Geschehnisse auch gleichzeitig registriert werden.
Diese Stufenmethodik, welche von G. C.
Hirsch zuerst angewandt wurde
(31), und die er in seinen weiteren Publikationen immer würdigte (32, 33,
34, 35, 36, 37) ist die einzige Methode, welche uns Einsicht in einen Pro-
zeß gestattet, wenn es nicht möglich ist, den Prozeß beim lebenden Tiere
direkt und imunterbrochen zu verfolgen (siehe auch
Krijgsman 55, 5G,
57, 58, 59). Es sagt
Jordan in der Einleitung seiner Vergl. Physiologie
(50a): ,,Eine Fülle von Ereignissen erzielt dauernd einen scheinbar sta-
bilen Zustand, wie der Strom eines Flusses an einer bestimmten Stelle
eine bestimmte Welle dauernd erzeugen kann, die aus der Ferne den Ein-
druck erweckt, als sei sie ein einziger fester Körper; doch ist das Wasser,
das sie bildet, in jeder Sekunde ein anderes.quot; Wenn wir nun nicht im-
stande sind, die Welle fortwährend zu beobachten, so nehmen wir wenig-
stens in gewissen Zeitabständen eine Wasserprobe! Es ist dies offenbar
sehr klar; und doch sagt
Biedermann (5) noch, wenn er die Resorption
bei
Helix bespricht: „Offenbar kommt es sehr darauf an, daß ein ganz
bestimmtes Stadium der Verdauung getroffen wird, was nur durch
Zufall erreicht werden kann.quot; Erst in den letzten Jahren beginnt es

13*

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durchzudringen, daß man diesem Zufall wohl einigermaßen zur Hilfe
kommen kann!

Es war also hier sicher angezeigt, die Prozesse an Stufen zu studieren;
es konnten aber leider die Stufen nicht einem einzigen Tiere entnommen
werden ;
Helix erträgt solche Eingriffe nicht. Als Ersatz habe ich nun die
Stufen an verschiedenen Tieren verfolgen müssen, welche unter gleichen
Umständen lebten und dem gleichen Reiz (der Fütterung) ausgesetzt
wurden. Natürlich wird hiermit ein Fehler eingeschleppt: die immer
vorhandenen individuellen Unterschiede. Wenn man aber keine Schlüsse
zieht, welche mögUcherweise auf die individuellen Unterschiede zurück-
zuführen wären, so lassen sich diese KKppen vermeiden.

Da ich auch Resorption und Phagocytose der IVIitteldarmdrüse unter-
suchen wollte, war es wohl am einfachsten, dem Futter resorbierbare
und phagocytierbare Substanzen beizugeben. Dies habe ich getan in der
im folgenden Abschnitt besprochenen Weise.

Kap. III. Allgemeine Technik.

Die Stufenuntersuchungen wurden angestellt Ende November und
Anfang Dezember. Ich wählte Tiere, welche im tiefsten Winterschlaf
waren. Tiere, welchen Stücke aus Schale oder Schalendeckel fehlten,
oder die eine regenerierte Schale hatten, wurden nicht in die Unter-
suchungen einbezogen, da dies Fehler bei der Kalkuntersuchung hervor-
rufen könnte. Die Tiere wurden nach sorgfältiger Entfernung der
Schalendeckel und ihrer Membranen abgewaschen und in einer feuchten
Kammer bei 220 C aufgestellt. Die Schalendeckel und -membranen müs-
sen entfernt werden, weil die Tieres öfters sofort nach dem Erwachen
anfangen, diese Dinge zu fressen; es können die Radulabewegungen Ein-
fluß auf die Drüsensekretion ausüben. Ich Ueß die Tiere hungernd 48 Std.
herumkriechen; Tiere, die dabei Freßbewegungen machten, wurden aus
demselben Grunde entfernt.

Nach 48 Std. wurde den Tieren das Futter vorgesetzt; ich ließ sie
genau 30 Min. fressen. Tiere, welche diese Zeit nicht ununterbrochen
und gerne Futter aufnahmen, wurden entfernt. Das erste Tier tötete
ich direkt nach Ablauf dieser Mahlzeit (0 Std.), das zweite Std. nach
dem Ende der Mahlzeit ( Vg Std.), usw. bis 12 Std. nach Fütterungsende.
Jede Serie enthielt also 25 Tiere.

Es kommt nun vor, daß Tiere so vom Freßakt in Anspruch genommen
werden, daß sie auch noch Radulabewegungen machen, wenn das Futter
schon lange fortgenommen ist. Man muß sie dann, um keine Fehler
bei der Untersuchung der Sekretion einzuschleppen (der Reiz durfte ja
nur 30 Min. dauern), aus diesem Zustande des Genießens erwecken durch
einen kräftigen Stich in den Fuß ; sanftere Maßnahmen helfen nicht.

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Die Tiere wurden folgendermaßen verarbeitet: Die Schale wurde schnell zer-
stückelt und die Farbe des Blutes bestimmt (vgl. Resorption S. 245 und 246). Dann
ließ ich das entschalte Tier auf einem Präparierschälchen mit Wachsboden kriechen
und fesselte den Fuß hinten mit einer Stecknadel; dadurch streckte sich das Tier
weit nach vorn. Mit einer zweiten Stecknadel stach ich quer durch das ganze Tier
hindurch und fesselte es so völlig. Mit Hilfe von Schere und Pinzetten (chirur-
gische Pinzetten, anatomische Pinzetten haften nicht) schnitt ich das Tier schnell
auf. Die beiden Vorderdarmdrüsen wurden vom Kröpfe abpräpariert und zu-
sammen in das Fixationsgemisch geworfen; die Mitteldarmdrüse wurde freigelegt
und die Verbreitung der Nahrung in den Darmtraktus festgestellt. Schnell wurde
ein Stück der Mitteldarmdrüse ausgeschnitten und in das F.A.C.-Gemisch (siehe
S. 196 Tab. I) geworfen, der Rest für die Fermentuntersuchung weiter verarbeitet
(siehe Technik
Lipase S. 266). Die ganze Präparation nimmt bei einiger Übung
nur etwa 4 Min. in Anspruch.

Mittel- und Vorderdarmdrüsen Avurden in ijiren Gemischen 1 Std. fixiert,
sodann (die Vorderdarmdrüse nach Jodbehandlung) weiter geführt bis Paraffini.
Die weitere Verarbeitung wird in den speziellen Techniken unten beschrieben.

Als Grundsubstanz für das Futtergemisoh wählte ich Mehl. (Kar-
toffel ist hier nicht zu verwenden, sie läßt sich zu wenig mit den andern
Futtersubstanzen mischen.)

Es wurden zwei Parallelserien hergestellt: in der K.B.N.-Serie mischte
ich das Mehl mit medizinischem Norit, Staphylokokken und Lithion-
karminlösung. In der T.T.-Serie fügte ich dem Mehl Trypanblaupulver
und Kohlenpulver C VIII, 45 bei (siehe Technik Phagocytose S. 255).

Es gab einige Schwierigkeiten, die so hergestellten Futtergemische den
Tieren beizubringen, denn die Gemische riechen unangenehm; die Tiere
verweigern also die Nahrung; sie kriechen schon in einiger Entfernung
vom Futter ab, wenn es ihnen vorgehalten wird. Um diesen Geruch zu
ändern, habe ich den Futtergemischen Bergamottöl beigegeben. Das
gefiel ihnen schon besser; sie krochen schnell heran und begannen zu
fressen. Nach einigen Bissen aber machten sie wieder halt und krochen
davon. Das Futter schmeckte also noch unangenehm. Um auch dies
zu überwinden fügte ich dem Futter nach einigen mißglückten Ver-
suchen Saccharoselösung und Honig bei. Nun gelang es, die Tiere zu
füttern.

Das Futter für die K.B.N.-Serie stellte ich in folgender Weise zu-
sammen : 2 Volumteile Mehl und einen Volurnteil Norit wurden im Mörser
gemischt, sodann wurden die abzentrifugierten Sedimente der 10 Staphy-
lokokkenkulturenä zugefügt (siehe Technik Phagocytose S. 254) und
wieder gemischt. Dann wurde solange eine Mischung von 200 ccm

1 Betreffend die Entwässerung in Alkohol absol. sei bemerkt, daß man eine
schnelle und vollständige Entwässerung erzielt, wenn man den Boden des Ge-
fäßes mit einer Baumwollschicht bedeckt, es liegen die Objekte dann nicht auf
dem Boden, wo sich das schwerere Wasser ansammelt.

^ Man übe Vorsicht bei der Präparation der Tiere, die Staphylokokken sind
nicht harmlos!

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Lithionkarminlösungi 20% Saccharose 2 Tropfen Bergamottöl zu-
gefügt, bis ein dünner Teig entstand.

Das Futter für die T.T.-Serie war: 1 Volumteil Kohlenpulver C VIII,
45 (s. S. 255) und 1/4 Volumteil Trypanblaupulver in einem Mörser ver-
reiben, sodann 2 Volumteile Mehl beifügen, gut mischen, dann ^/o Vo-
lumteil Honig beifügen und mit der Flüssigkeit A zu einem dünnen ho-
mogenen Teig zerreiben. (Flüssigkeit A: Sirup, simphc. 100. Aqua
dest. 100. Ol. bergamott. gtt II.)

Es tritt bei den Stufenuntersuchungen leicht eine gefährhche Sub-
jektivität ein. Um diese ganz auszuschließen habe ich auf meinen histo-
logischen Präparaten niemals die Zeit notiert. Sie bekamen eine Ziffer
aus der sich nichts über die Zeit schheßen ließ; es stand der Zusammen-
hang nur im Protokollbuch notiert (die oSt.-Stufe hatte so z. B. die
Nummer T. T. 27 oder K. B. N. 9) und wurde nur nachgeschlagen, wenn
alle Beobachtungen notiert waren.

Kap. IV. Die Vorilerdarmdrüse.
a) Allgemeines.

Im ersten Teile meiner Helix-Arheit (I. Teil, S. 265) habe ich die Auf-
fassung vertreten, es gäbe im allgemeinen zwei Arbeitsweisen der Drüsen-
Zellen. Das geschah in Anklang an die Zerlegung der Drüsenzellarbeit
in verschiedene Phasen, welche Phasen von G. C.
Hirsch (31) in folgen-
der Weise definiert wurden:

1.nbsp;Die Aufnahme der Rohstoffe aus dem Blute.

2.nbsp;Die Umarbeitung dieser Rohstoffe zu Vorstoffen.

3.nbsp;Die Umbildung der Vorstoffe zum Sekret.

4.nbsp;Die Ausscheidung der Sekrete.

Ich habe damals zwei Arbeitsweisen unterschieden:

a)nbsp;Die rhythmisch (periodisch) sezernierende Zelle. Die Arbeitsphasen
sind zeitlich getrennt; es nimmt also die Zelle erst Rohstoffe aus dem
Blute auf, bildet sie dann um zu Sekreten und ist dann erst imstande,
diese Sekrete auszuscheiden. Dieser Zelltypus zeigt zu verschiedenen
Zeiten eine verschiedene Morphe 2.

b)nbsp;Die kontinuierlich sezernierende Zelle. Die Arbeitsphasen sind
nicht zeitlich getrennt, sondern geschehen zu gleicher Zeit in einer und

1nbsp;Lithionkarminlösung wird hergestellt aus einer gesättigten wässerigen
Lösung vonLithionkarbonat, der man unter Kochen Karminpulver beigibt (3 bis
5 g Karminpulver auf 100 ccm Flüssigkeit). Man läßt kalt werden und filtriert.

2nbsp;Es muß diese Zelle unbedingt rhythmisch arbeiten, denn nach der Aus-
scheidung der Sekrete ist sie völlig sekretleer, sie befindet sich in einer refraktären
Periode und sämtliche Reize werden nicht imstande sein, sie zur Sekretausschei-
dung zu bringen, weil sie keine Sekrete besitzt.

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derselben Zelle. Es nimmt also die Zelle basal dauernd Rohstoffe auf,
arbeitet diese stetig zufließenden Rohstoffe dauernd zum Sekret um und
scheidet apikal kontinuierlich die sich stetig bildenden Sekrete aus. Dieser
Zelltypus zeigt also prinzipiell immer zu verschiedenen Zeiten dieselbe
Morphe i.

Wie steht es nun mit der Sekretion der Drüse als Ganzes ? Wie wir im
ersten Teile feststellten, gibt es auch hier verschiedene Möghchkeiten^.

a)nbsp;Die Drüse arbeitet rhythmisch. Dies findet statt wenn die rhyth-
misch sezernierenden Zellen synchron arbeiten, also alle zu gleicher Zeit
dieselbe Phase repräsentieren. Es scheidet also die Drüse ihre Sekrete
in Wellen aus, die Sekrete fließen intermittierend ab (siehe auch
Hirsch).

b)nbsp;Die Drüse arbeitet kontinuierlich. Dies ist möghch:

aa) Wenn die Drüse aus kontinuierlich arbeitenden Zellen besteht,
oder

bb) wenn die rhythmisch arbeitenden Zellen in ihren zeitlichen Be-
ziehungen zueinander chaotisch arbeiten, jede Zelle also unabhängig
von den andern Zellen ihren Arbeitszyklus durchläuft. Es werden in
diesem Fall wohl in jedem Augenblicke zufälhgerweise einige Zellen da
sein, welche eben ihre Sekrete ausstoßen; es wrd also ein kontinuier-
licher Sekretstrom durch den Drüsenkanal abfließen.

Dies alles ist nur dann richtig, wenn der Reiz, von dem die Drüse
zur Arbeit angetrieben wird, konstant ist. Wenn dies nicht der Fall
ist, so wird die aus kontinuierlich arbeitenden Zellen aufgebaute Drüse
äußerlich auch einen Sekretionsrhythmus zeigen können, weil die Zellen
eine Zeitlang schneller oder langsamer arbeiten-^. Dagegen wird bei einer
aus rhythmisch arbeitenden Zellen aufgebauten Drüse der erhöhte Reiz,
wenn die Zellen synchron arbeiten, nur den bestehenden Rhythmus be-
schleunigen können; oder es wird, wenn die Zellen nicht zusammenar-
beiten, ein äußerlicher Rhythmus vorgetäuscht wie bei der aus kontinu-
ierlich arbeitenden Zellen aufgebauten Drüse.

Im ersten Teile habe ich bewiesen, daß die Vorderdarmdrüse von
Helix besteht aus rhythmisch arbeitenden Zellen, welche w^ährend der

1nbsp;Während wir uns bei der rhythmisch sezernierenden Zelle eine merokrine,
apokrine oder holokrine Sekretion vorstellen können, kann die kontinuierlicli
arbeitende Zelle dagegen nur merokrin sezernieren (vgl.
Hirsch u. Jacobs [3ö]).
H. J. Jordan hat neuerdings die Begriffe „Morphokinesequot; und „Morphostasequot;
eingeführt; eine Besprechung dieser Begriffe, welche sich mit den oben ge-
nannten „rhythmischquot; und „kontinuierlichquot; decken, führte zu weit, ich ver-
weise auf die diesbetreffende Arbeit (50).

2nbsp;Wir reden hier nur von der Drüsenarbeit, veranlaßt durch einen kon-
stanten Reiz.

3nbsp;Darum kann man aus Fermentpiüfungen allein niemals das histologi-
sche Bild rekonstruieren.

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Fütterung synchron arbeiten, also zu einer typisch rhythmischen Drüsen-
sekretion Anlaß geben. Weiter behauptete ich, zwar nur durch wenig
Beobachtungen gestützt, daß während des Hungerns durch achrone cha-
otische Arbeit der Zellen eine kontinuierhche Drüsensekretion vorhege.
Über die Wiederherstellung des Hungerzustandes und den Rhythmus-
abfall konnte ich nur Vermutungen äußern. — In diesem zweiten Teile
habe ich erstens den Hungerzustand weiter analysiert und zweitens den
Zurückgang des Fütterungszyklus zum Hungerzyklus sowie den Abfall
des Rhythmus verfolgen können. Wie dies ermöghcht wurde, werden wir
bei der Besprechung der Methodik sehen.

b) Jlethodik.

Wir haben damals im ersten Teile gesehen (S. 289), wie beim Fütterungs-
anfang eine Anzahl Arbeitsstadien ausgeschaltet werden, und schon eine
halbe Stunde, nachdem das Tier zu fressen angefangen hat, die Granula-
phase des Hungerns völHg überschlagen wird. Es ist also nicht mög-
lich bei Stufen von dreißig Minuten die Entstehung der Fütterungsbahn
weiter zu analysieren. Wenn wir aber die Stufen kleiner nehmen, so
machen sich die individuellen Schwankungen störend bemerkbar; kürzere
Stufen wären also nur durchführbar, wenn wir die Zelldynamik bei einem
und demselben Tier verfolgen könnten. Wenn es also nicht möglich ist,
bei 1/2 Std.-Stufen die Entstehung der Fütterungsbahn zu verfolgen, so
besteht doch vielleicht die Möglichkeit, die Entstehung des Hunger-
zyklus aus dem Fütterungszyklus zu erfassen. Dieser Hungerzyklus
wird sich einstellen nach der Fütterung. Darum habe ich (wie S. 189
schon gesagt) gleiche Tiere eine halbe Stunde fressen lassen und die Be-
obachtung erst nach dieser Fütterung angefangen. Wenn die Wiederher-
stellung des Hungerzykhis aus dem Füttcrungszyklus nun auch innerhalb
einer halben Stunde von statten geht, so ist natürhch auch dann ein
tieferer Einbhck in das Geschehen unmöglich. Geht die Wiederherstel-
lung des Hungerzustandes aber langsamer vor sich, so muß eine Analyse
möghch sein. Dabei war auch meine Absicht, die Granulaphase, welche
doch eigenthch aus drei Stadien zusammengesetzt ist, in ihre Kompo-
nente zu zerlegen. Es sei hier gleich gesagt, daß mir dieses gelungen ist.

Weiter war es, wie schon S. 188 gesagt, meine Absicht, Avenn mög-
lich auch den Ursachen dieser Verhältnisse nachzuspüren. Im ersten
Teile Avurde ledigUch untersucht,
Avie die Drüsenprozesse in der Zeit
verlaufen; alle Faktoren, welche diesen Verlauf beeinflussen könnten,
Avurden konstant gehalten. Dies kann man hinsichthch des Fütterungs-
zustandes auf zwei verschiedene Weisen tun: man beobachtet die Drüse
während des konstanten Hungerns oder während der konstanten Fütte-
rung. Im ersten Teile beobachtete ich die Drüse hauptsächhch Avährend
der Fütterung; jetzt habe ich erstens die Drüse Avährend des Hungerns

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untersucht; zweitens aber wurde jetzt verfolgt, welchen Einfluß eine
kurzdauernde Fütterung auf dieses sich in der Zeit bewegende System
ausübt. Ich ließ also einen Faktorenkomplex (die Fütterung) eine be-
stimmte Zeit (eine halbe Stunde) als Reiz auf die Hungerdrüse einwirken.

Daß ich aber bei der Analyse dieser Vorgänge die Stufenzählmethodik,
Welche mir damals schon solche guten Dienste geleistet hat (für Einzel-
heiten und Prinzip
Krijgsman (55), Jordan und Hirsch [50]), und deren
Anwendbarkeit jetzt von
Hirsch und Jacobs (36, 37) durchaus be-
stätigt ist, wieder verwenden mußte, ist ohne weiteres klar. Die Aus-
führung derselben wird in der folgenden Technik beschrieben.

c) Technik.

Für Allgemeines betreffend Stufen und Sekretion sei auf die allge-
meine Technik (S.
190) verwiesen. Im ersten Teile habe ich, nachdem
orientierende Versuche es mir als das geeignetste Verfahren anwiesen,
immer die Fixation der Vorderdarmdrüse mit dem BouiNschen Gemisch
vorgenommen. Weil diese Fixierungsflüssigkeit mir jedoch nicht in
allen Hinsichten gut gefiel, habe ich hier noch einmal die Wirkung von
verschiedenen
Fixierungsgemischen verglichen. Dabei habe ich vor-
wiegend die Fixierung des Kernes, des Plasmas, der Granula und des
Mucins in Betracht gezogen, weil dies eben die Punkte sind, auf welche
es zur Erkennung der verschiedenen Stadien hauptsächlich ankommt. Die
Resultate, welche immer an mehreren Färbungsmethoden geprüft wur-
den, sind kurz in der nächsten Tabelle (Tab.
1) zusammengefaßt.

Eine einstündige Fixation in einem Gemisch von Sublimat und Kalium-
bichromat bringt, wie wir sehen, die besten Resultate; Plasma, Granula
und Mucin werden gut fixiert und insbesondere die Kernstrukturen
kommen schön heraus 2.

Auch hinsichtlich der Färbung habe ich mich in verschiedener Rich-
tung orientieren wollen. Folgende Färbungen wurden versucht:
Roma-
nowsky
-Feuchtfärbung, Alaunhämatoxylin-Pikrinsäure, Alaunhäma-
toxylin-Lichtgrün, Alaunhämatoxylin-Eosin,
Heidenhains Eisenhäma-
toxylin, Methylgrün, Gentianaviolett. Die besten Resultate gaben Alaun-
hämatoxjiin-Eosin und Gentianaviolettfärbungen, weil bei der ersten
Färbung die Auflösungsstadien der Granula, bei der zweiten Färbungs-
weise die Granula selbst und ihr Bildungsstadium sehr schön zu studieren
waren. Ich habe beide Färbungen immer nebeneinander angewandt.

Es wurde nun bei den Stufenuntersuchungen folgendermaßen verfahren:
Die vom Vorderdarm des eben getöteten Tieres (Einzelheiten siehe allgemeine
Technik S. 190) abgelösten Vorderdarmdrüsen würden in das Sublimat-Kalium-

1 Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß Isotonie mit der Fixation
nichts zu tun hat (
Hirsch und Jacobs [35]).

^ Man soll diese Fixierungsflüssigkeit nicht bei einer Temperatur niedriger
als 15quot; C aufbewahren, weil sonst ziemlich viel Sublimat auskristallisiert.

Z. f. vergl. Physiologie Bd. 8.nbsp;14a

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Tabelle 1. Die Fixierung der Vorderdarmdrüse in verschiedenen Flüssigkeiten.

Fixierungs-Flüssigkeit

Fixierte Zeit
Stunden

Resultat

Äthylalkohol absol.

I

schlecht

Methylalkohol

1

sehr schlecht

Formalin 7% in Aqua destillata

schlecht (insbesondere das

Mucin war schlecht fixiert)

Bouin (75 c. c. gesätt. wässerige Pikrin-

ziemlich gut (das Mucin

säure, 25 c. c. Formaldehyde 3373%,

nicht ganz gut, Granula

5 c. c. Eisessig)

manchmal nur teilweise er-

halten)

ZENKEBsche Flüssigkeit

3

gut

F. A. C. Gemisch (Alkohol absol. 60 c. c..

1

gut, Kernstruktur aber

Formaldehyde 331/3 % 20 c. c., Chloro-

unbefriedigend

form 20 c. c.y

Sublimat gesättigt wässerig

2

ziemlich gut

ScHAtJDiNNsche Flüssigkeit (Sublimat

2

ziemlich gut

wässerig gesättigt 100 c. c., Alcohol.

absol. 50 c. 0., Eisessig 3 c. c.

Gemisch von Sublimat wässerig gesättigt

1

gut

100 c. c., Eisessig 2 0. c., hierzu 3 g

Kaliumbichromat ^

Gemisch vonSublimat wässeriggesättigt

1

sehr gut

100 c. c., hierzu 3 g Kaliumbichromat^

bichromatgemisch gebracht und hierin 1 Std. fixiert. Dann wurde nach Heraus-
holen die anhaftende Flüssigkeit mittels Filtrierpapier abgesaugt und das Objekt
gleich in
LuGOLsche Lösung (Jod 2 g, Jodkalium 3 g, Alkohol 90% 100 ccm) ge-
bracht. Nach 24stündigem Verweilen in diesem Gemisch wurden die Drüsen
weiter durch die Alkoholenreihe, Xylol usw., geführt und in Paraffin zusammen
eingebettet (Alkohol 70% 2 Std., Alkohol 96% 1 Std., Alkohol 100% 11/2 Std.,
Xylol 2 Std., Xylolparaffin 2 Std., Paraffin 2 Std.). Sodann wurden zwei Objekt-
träger mit Schnitten von
10 ju Dicke hergestellt, wobei nicht alle Schnitte von
demselben Teil der Drüse stammten, sondern aus der ganzen Drüse hier und da
Schnitte genommen wurden, damit bei den Beobachtungen keine lokale Verhält-
nisse verallgemeinert würden. Einer dieser Objektträger wurde nach Entparaf-
finierung usw. gefärbt in Alaunhämatoxylin (nach
Delafield) 5 Min., abge-
spült in Leitungswasser, 2 Min. differenziert in salzsaurem Alkohol 35% (i /^X
Salzsäure offiz.), bis zur Blaufärbung in basischen Alkohol (Alkohol 35% -f 1
Natriumkarbonat) getaucht, durchgeführt durch die Alkoholenreihe, 30 Sek. ge-
färbt in Alkohol-Eosin (1% Eosin in Alkohol 90% und in Kanadabalsam ein-
geschlossen.

1nbsp;Nach Krügsman, siehe Mitteldarmdrüse-Technik. S. 223.

2nbsp;Bei Färbung in Eosin muß man darauf achten, daß alles Natriumkarbonat
des basischen Alkoholes aus den Schnitten entfernt ist, sonst haftet die Eosin-
färbung nicht.

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Die Schnitte des zweiten Objektträgers wurden gefärbt in Gentianaviolett-
lösung (betreffend der Herstellung der Farbstofflösung usw. siehe TechnikPhago-
cytose S. 255) 5 Min., sehr kurz abgespült in Leitungswasser, 2 Min. in
Lugol-
scher Lösung (Jod. 1 g, Jodkalium 2 g, Aq. dest. 300 ccm) eingetaucht, nach
Weiterführen durch die Alkoholenreihe usw. in Alkohol 96% eine Differenzierung
angefangen, in Alkohol 100% diese Differenzierung vollendet (bis keine sichtbare
Parbstoffwolken mehr abgehen) und in Kanadabalsam eingeschlossen.

Die Ausführung der Stufenzählmethodik ging in folgender Weise vor
sich (siehe auch Teil I, S. 286): Durch vorhergehendes Studium wurde
festgelegt, welche Arbeitsstadien der Drüsenzellen ich zählen wollte. Nun
wurde in jedem Schnitte in fünf verschiedenen Gesichtsfeldern die Anzahl
der verschiedenen Stadien festgestellt und dies bei noch vier andern Schnit-
ten desselben Objektträgers wiederholt. Ich bekam so für jeden Objekt-
träger und für jedes Stadium fünfundzwanzig Zahlen. Davon wurde
die Durchschnittszahl bestimmt und diese in Prozenten der gesamten
gezählten Zellquantität umgerechnet. Jedes Stadium gab also einen
Prozentwert für das Gentianaviolettpräparat und einen für das Häma-
toxylin-Eosinpräparat. Zum Schluß wurde von diesen zwei Prozent-
zahlen der Durchschnitt genommen. Die Fehler, welche bei einseitiger
Beobachtung (durch nur eine Art Färbung) einschleichen könnten, wur-
den also auf diese Weise eliminiert. Die erhaltenen Prozentzahlen sind
gewonnen aus fünfzig Zählungen bei zwei verschiedenen Färbungen.

d) Die Vorderdarmdrüse während des Hungerns.

Wegen der älteren Literatur verweise ich auf den ersten Teil (S. 277).

Es sind mir in letzter Zeit nur wenig Arbeiten bekannt geworden,
welche einigermaßen mit diesem Thema zu tim haben. Es ist dies erstens
eine Arbeit von
Bowen (7), welcher sich hauptsächlich mit dem Golgi-
Apparat beschäftigt. Bowen sagt selbst, daß er eigentlich nicht versteht,
wie die Sekretion vor sich geht. Nur sagt er, daß er eine Schwankung
in der Anzahl von bestimmten Zelltypen wahrnimmt. Seine Technik,
welche auf den
Golgi-Apparat gerichtet ist, genügt nicht, um die Sekre-
tion zu studieren.

Weiter möchte ich noch hinweisen auf die Arbeit von Ziegler (112),
der histologisch die Speicheldrüsen von Rind, Ziege und Schaf untersucht.
Er beobachtet beim Rinde nur eine Zellart, welche Mucin und zu gleicher
Zeit Fermente liefern soll. Hier gibt es also keine Trennung in mukösen
und serösen Zyklus!

Frankenberger (21) studierte die Speicheldrüsen bei Arion, eine
Untersuchung im alten Stile, welche doch eine einzige nennenswerte
Tatsache bringt. Er beobachtet nämlich die Abstoßung von Zellen in
allen Stadien der Arbeit in den Ausführungsgang; dies ist wohl ein
Herauswerfen der abgenutzten Zellen.

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aa) Statik der Hungerdrüse.
Im ersten Teile beschrieb ich verschiedene Arbeitsstadien der Drüsen-
zelle, welche ich nachher zu einem bestimmten Entwicklungszyklus zu-
sammenfügte (S. 281). Da ich jetzt diesen Entwicklungszyklus aus-
breiten kann, so kommt es mir nicht überflüssig vor, hier aufs neue die
Histologie eingehend darzustellen. Ich habe jetzt folgende Stadien unter-
scheiden können, welche immer alle in der Hungerdrüse vertreten sind:
Stadium I (Abb. 1). Der Kern ist groß, rund, blasenförmig; das in
großer Menge anwesende Chromatin ist regelmäßig in Form von Körnern
(tiefblau mit Alaunhämatoxylin, dunkelviolett mit Gentianaviolett) im
farblosen Kernstroma verteilt. Nucleoli oft nachweisbar. Das Plasma
fand ich homogen, manchmal granuliert oder eine Schaumstruktur
zeigend; es färbt sich schwach rot mit Eosin.

Gerinnsel

Stadium II (Abb. 2). Der Kern und das Plasma zeigen etwa dasselbe
Bild wie im Stadium I, die Kernmembran ist aber teihveise verschwun-
den. Es macht den Eindruck, als ob Chromatinkörner aus dem Kerne
in das Plasma übergehen. Im Plasma treten ab und zu eigentümliche
fast farblose Gerinnsel auf, welche mit der angewandten Technik für
weiteres Studium unzugänglich sind.

Stadium III (Abb. 3). Der Kern ist ziemhch groß, mit ziemlich viel
Chromatin, manchmal sind Nucleoli zu sehen; die Kernmembran ist
gelegentlich teilweise verschwunden. Im homogenen, mit Eosin sich
schwach rot färbenden Protoplasma treten runde Gebilde auf, vielleicht
in kleinen Alveolen eingebettet, welche sich mit Gentianaviolett sehr
schwach bläulich färben, nach Alaunhämatoxylinfärbung aber niemals
nachweisbar sind, weil sie gar keine Farbe annehmen. Nach Alaun-
hämatoxylinbehandlung ist also eigentlich keiner oder nur ein sehr ge-
ringer Unterschied zu sehen zwischen den Stadien II und III. (Darum
werden II und III nachher auch zusammen gezählt. Siehe S. 203.)

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Stadium IV (Abb. 4). Der Kern ist mäßig groß mit mäßigem Chroma-
tingehalt. Das Plasma färbt sich rot mit Eosin. Die Zelle ist dicht an-
gefüllt mit Granula, welche bei der Gentianaviolettfärbung tief blau-
violett erscheinen, bei der Alaunhämatoxylinfärbung farblos bis gelb-

orange sind, in beiden letzten Fällen aber aufleuchtend. Vom Plasma
ist nur wenig zu sehen, da es von den Granula fast völlig verdrängt ist.

Stadium V (Abb. 5). Der Kern
enthält wenig Chromatin und hat

oft eine mehr oder weniger gerunzelte Kontur. Er färbt sich mit
Gentianaviolett rotviolett, in dieser Masse sind noch dunkle Chromatin-
körner verkennbar. Das Plasma, welches Granula enthält wie im Sta-
dium IV, färbt sich rot mit Eosin. Es tritt in der Nähe des Kernes
eine glattkonturierte Vakuole auf, in der Granula von ungleicher Größe
bemerkbar sind, welche sich verschiedenartig färben (violett-rosa-
gelbhch).

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Stadium VI (Abb. 6). Hauptsächlich wie Stadium V, nur ist die
Vakuole größer und enthält öfters neben schwach rötlich gefärbten Gra-
nula ein präzipitatähnliches farbloses Gerinnsel.

Stadium VII. (Abb. 7). Der Kern ist klein, chromatinarm mit ge-
runzelter Kontur; er färbt sich mit Eosin rot und mit Gentianaviolett

diffus rötlich-violett. Plasma rotgefärbt mit Eosin, ziemlich homogen.
Im Plasma liegt eine große Vakuole ohne wahrnehmbaren Inhalt.

Stadium VIII (Abb. 8). Den Kern fand ich klein, chromatinarm,

wie beim Stadium VII. Va-
kuole wie im Stadium VII.
Das mit Eosin hellrot tin-
- Mucin gierte Plasma ist in der Nähe
der Vakuole mehr bläulich
gefärbt und zeigt da eine
unregelmäßige Bläschenbil-
dung. Um den Vakuolenrand
herum tritt Mucin (blauvio-
lett) auf.

Stadium IX (Abb. 9). Der
Kern ist klein, zackig, gerun-
zelt, nach Gentiana violett-
färbung nur als homogener rotvioletter Fleck wahrnehmbar. Das Plasma
ist prall gefüllt mit dem blauvioletten Mucin, welches an dem Rand
von unregelmäßigen Bläschen gebunden zu sein scheint.

Stadium X (Abb. 10). Der Kern ist klein, chromatinarm wie im Sta-
dium IX; sie liegt an der äußersten Peripherie. Das Plasma ist farblos
und liegt in zerfetzten Strängen an der Peripherie, oft hier und da mit
etwas Mucin; eine große unregelmäßig konturierte zentrale Vakuole
bleibt übrig. Das richtige ,,Siegelringstadiura.quot;

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Stadium XI {Khh. 11). Der Kern ist ziemlich klein und gerunzelt
bis glatt und ziemlich groß. Plasma zerfetzt oder durch unregelmäßige
Vakuolen unterbrochen, farblos bis schwach rötlich.

Wir sehen, daß die jetzt von mir aufgestellten Stadien nicht bedeu-
tend von denen abweichen, die im ersten Teile genannt wurden: es sind
nur einige weitere aufgestellt worden. Dies bedeutet eine Erweiterung
des im ersten Teil Gresagten. Was den Verlauf der Granulaphase anbe-
langt, habe ich, wie wir weiter unten sehen werden, einen andern Stand-
punkt einnehmen müssen.

Die Granula im Stadium IV sind nach Alaunhämatoxylinfärbung farblos bis
orangegelb, es scheint also die gelbe Farbe nicht von einem zum Granulaaufbau
unbedingt notwendigen Komponentennbsp;Kern

herzurühren. Vielleicht hat sie nur Be-
deutung als ein gelegentlich den Granula
beigemischtem Exkret.

In den Bindegewebszellen der Drüse selbst, sowie in denen der Aus-
führgänge lassen sich öfters tief gelbe runde Granula von verschiedener
Größe nachweisen, welche sich weder mit Alaunhämatoxylin, noch mit
Gentianaviolett färben. Obgleich diese Zellen sehr wohl von den Drüsen-
zellen zu unterscheiden sind (weil die Bindegewebskerne immer klein
sind und eine netzartige Chromatinverteilung aufweisen), so ist es viel-
leicht doch möglich, daß
Lange (siehe I. Teil) diese Zellen mit dem
eigentlichen Stadium IV verwechselt hat, da er dieses Stadium IV als
Bindegewebszellen ansieht. — Es sei hier noch bemerkt, daß das Auf-
stellen der Arbeitsformen der Zelle keine einfache Sache ist; sondern erst
nach eingehendem und langwierigem Studium lassen sie sich herausfinden.

bb) Dynamik der Hungerdrüse.

Es kommt nun darauf an, den Zusammenhang zwischen diesen ver-
schiedenen Arbeitsformen herauszufinden. In Anklang an das, was
früher schon über dieses Thema gesagt wurde (Teil I, S. 284) habe ich
jetzt folgenden endgültigen
Arbeitszyklus der Vorderdarmdrüsenzelle
während des Hungerns aufgestellt
(siehe auch Abb. 19, S. 211). Ich bringe

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diesen Arbeitszyklus hier zunächst als Hypothese, unten (S. 213) werde
ich den Beweis geben.

Es ist Stadium I die Arbeitsform, in der die Zelle sich von ihrer Sekre-
tionstätigkeit erholt hat und (vielleicht nach einer Pause) eine neue
Tätigkeitsperiode beginnt. Das erste Anzeichen dieser Tätigkeit ist eine
teilweise Lösung der Kernmembran (Stadium II). (Es sei hier nicht
näher auf diese Tatsache eingegangen; in der histologischen Literatur
wurden ähnliche Verhältnisse bei andern Objekten beschrieben.) Im
Plasma beginnt die Bildung von Sekretstoffen: zu beobachten an dem
merkwürdigen Präzipitat, welches manchmal im Plasma wahrnehmbar
ist. Im Stadium III kommt es nun zur Bildung von Granula; es werden
also die Rohprodukte der Tätigkeit zu festen Gebilden konzentriert,
welche sich schon mehr oder weniger durch andersartige Färbung aus
ihrer Umgebung hervorheben. In Stadium IV hat diese Aufstapelung
ihren Höhepunkt erreicht: die Zelle ist prall mit Granula gefüllt, welche
das Plasma völlig verdrängt haben. Sodann beginnen sich die Granula
zu lösen und die gelöste Substanz wird in einer Vakuole gespeichert
(Stadium V). Dieser Auflösungsprozeß schreitet weiter (Stadium VI)
bis endlich alle Granula verschwunden sind und die inzwischen groß
gewordene Vakuole die Sekretsubstanz als eine klare Flüssigkeit enthält
(Stadium VII). Dann beginnt sich am Vakuolenrande Mucin zu bilden
(Stadium VIII), welches allmählich die ganze Zelle ausfüllt und die
Vakuolenflüssigkeit in sich aufnimmt. Das Ende dieses Prozesses stellt
Stadium IX dar, wo die Zelle geladen ist mit reifem Sekret. Sie entleert
sich schnell und es bleibt eine kümmerlich aussehende Zelle übrig, die
einen großen Teil ihres Plasmas verloren hat (Stadium X). Die Zelle
wird jedoch, obgleich sie sicherlich von diesem Arbeitszyklus schwer
angegriffen wird, nicht immer direkt geopfert, also abgestoßen. Das er-
gibt sich aus Regenerationsstadium XI, wo wir verschiedene Übergänge
von Stadium X ins Stadium I wahrnehmen können. Wie oft eine Zelle
imstande ist, ihren Arbeitszyklus zu wiederholen, weiß ich nicht. Es
wird aber wohl, in Anbetracht des tiefgreifenden Prozesses, nicht oft
sein.

Wir sehen auch, wie während dieses Zyklus der Kern deutlich sicht-
bar an der Tätigkeit Anteil nimmt, wie er von groß, rund und chromatin-
reich nach teilweiser Lösung der Membran immer kleiner, runzliger und
chromatinärmer wird. Die Evolution der Sekretstoffe können wir uns so
vorstellen, daß sie zuerst in Form von Granula im Plasma auftreten,
nachher in einen flüssigen Zustand übergehen und sich endlich unauf-
findbar mit dem zuletzt gebildeten Mucin mischen. Das dabei viele
chemische und physikalisch-chemische Änderungen vor sich gehen
müssen, ist wohl klar, wenn es auch nicht zu beweisen ist; angedeutet
wird es durch die verschiedene Färbbarkeit.

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Wie sind nun diese Stadien in Einklang zu bringen mit den von
Gr. C.
Hirsch aufgestellten Ärbeüsphasen\'i Wahrscheinlich stellen die
Stadien I II III eine Aufnahme von Rohstoffen dar; Stadien
IV V VI VII eine Bildung von Prosekreten aus diesen Roh-
stoffen, Stadien VIII IX eine Umbildung zu den fertigen Sekreten
und Stadium X ist sicherhch eine Ausstoßung derselben. Folgende Ta-
belle, welche ohne weiteres klar sein wird, faßt diese Auffassung nochmal
übersichtlich zusammen (Tabelle 2):

Tabelle 2.

Von mir beschriebene
Stadien der Vorder-
darmdrüsenzellen

Von mir aufgestellte
Phasen

Allgemeine Phasen der
ürüsenzelle
(nach G. C.
Hirsch)

Regenerations- und
Ruhephase

Phase des Tätig-
keitsanfangs

Granulaphase

Stadium XI

„nbsp;I

„nbsp;H

„nbsp;III

„nbsp;IV

»nbsp;V

„nbsp;VI

(

Aufnahme der Roh-
stoffe aus dem Blute

Umbildung der Roh-
stoffe zu Vorstoffen

VII Inbsp;Phase

„ VIII gt; der endgültigen
,, IX
J Sekretbildung

gt;, Xnbsp;Ausscheidungsphase

Es wird in der ersten allgemeinen Phase wahrscheinlich hauptsächhch
Konzentrationsarbeit gehefert, in der II. und III. allgemeinen Phase
vorwiegend chemische Arbeit. Bei der letzten Phase (Ausscheidungs-
phase), spielt die chemische Arbeit wohl keine Hauptrolle.

Verläuft nun die Sekretion der Drüse während der Hungerperiode
periodisch
(rhythmisch) oder chaotisch (kontinuierlich)? Wie ich im
ersten Teile sagte, dachte ich mir die Hungersekretion kontinuierhch,
also als eine chaotische Sekretion. Ich habe diese Auffassung jetzt zu
beweisen versucht. Zu diesem Zwecke wurden an verschiedenen gleichen
Hungertieren (dreiwöchiges Hungern) Untersuchungen mit der Zähl-
methodik vorgenommen. In den Schnitten jeder Drüse wurden die Pro-
zentzahlen der verschiedenen Arbeitsstadien bestimmt (S. 286). Es wur-
den dabei gewisse Stadien zusammengezählt, z.B. Stadium II und III,
da Stadium III sich nicht immer unzweideutig vom Stadium II unter-
scheiden ließ. Um weiterhin die doch schon sehr mühsame Arbeit zu
erleichtern und die Resultate übersichtlich zu machen, habe ich nur
sehr charakteristische Stadien gezählt, also I, II 111, IV, VII, IX
und X. Die daraus erhaltenen Zahlen von acht Hungertieren (es

Umbildung der Vor-
stoffe zum Sekret

Ausscheidung

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wurden mehr als acht untersucht; sie gaben alle dasselbe Resultat) sind
in folgender Tabelle eingetragen worden (Tabelle 3).

Tabelle \'S. -

Nummer^
des

Hungertieres

Prozent

des
Stad. I

Prozent
des
Stad.H^ni

Prozent

des
Stad. rv

Prozent

(fes
Stad. ^TI

Prozent

des
Stad. IX

Prozent

des
Stad. X

H.\'2

23

9

10

8

40

8

H. 3

30

14

11

7

32

6

H. 23 A

27

12

10

10

36

7

H. 24

30

10

8

6

37

9

H. 20

28

15

9

8

33

7

H. 6

29

11

11

9

34

5

H. 10

26

• 10

12

7

36

6

H. 12

34

8

14

10

32

4

Durchschnitt:

28

11

10

8

35

6

Wie wir gleich sehen, schwanken die Werte der einzelnen Stadien
nicht erhebUch.

Um die Sache übersichtlicher darzustellen, habe ich die Zahlen in
Kurven umgearbeitet (Abb. 12). Horizontal sind in gleichen Abständen
die verschiedenen Hungertiere abgetragen, vertikal die Prozentzahl der
einzelnen Stadien.

Obwohl diese Kurven eigentUch nicht der Ausdruck eines Geschehens
sind, weil auf der Abszissenachse kein zeitliches Geschehen, sondern nur
gleichwertige Dinge abgetragen worden sind, so bekommen wir doch
auf diese Weise eine bequeme Übersicht über das, was wir zu erforschen
wünschen. Ich weise nachdrücklich darauf hin, daß hier keine Stufen
vorliegen, denn ich habe nur in gleichen Umständen lebende Hungertiere
untersucht. Da nun die untersuchte Anzahl der Tiere genügend groß ist,
so läßt sich nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung folgendes schließen:

Wenn während des Hungerns eine periodische Sekretion stattfindet,
so muß z. B. die Anzahl der Zellen in dem Stadium IX schwanken; es
wird nach der periodischen Ausscheidung nur.sehr wenig vorhanden
sein, also ein Minimum wird sich zeigen; einen Augenblick vor der Aus-
scheidung dagegen wird dieses Stadium ein Maximum aufweisen müssen.
Wir sehen aber in der Abb. 12 wie das Stadium IX (-t- H—Linie)
gar nicht schwankt, besser gesagt, die Schwankungen bleiben alle unter-
halb 10%. Diese kleinen Schwankungen liegen wohl innerhalb der Fehler-
grenzen, erstens weil natürlich bei der Stufenzählmethodik Fehler ge-
macht werden; zweitens weil wir verschiedene Tiere vor uns haben,
welche, wenn wir sie miteinander vergleichen, selbstverständhch Schwan-
kungen aufweisen werden. Die -|—|—|—|—Linie des Stadium IX ist
also eigentlich eine gerade Linie parallel der Abszissenachse. Das heißt:
Die Anzahl der Zellen im Stadium IX vermehrt oder verringert sich

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während des Hungerns nicht, denn sie zeigt keine großen Ausschläge.
Pro Zeiteinheit kommt immer eine gleiche Anzahl Zellen im Stadium IX
an und geht immer dieselbe Menge in X über.
Durch diese entdeckte
Aperiodizität eines der Stadien ist die kontinuierliche Hungersekretion be-
wiesen
(siehe auch Teil I, S. 273 und 287).

Wenn eine der Phasen eine gerade Linie zeigt, so müssen alle andern
Phasen dasselbe tun, genau so wie wenn eine der Phasen schwankt, alle
Kr

IK

_L

H,:

vo

35 -

* gt;

30

25

20

15

10

0 -

_L

H.,

\'10 quot;JZ

Abb. 12. Die prozcntische Anzahl der verschiedenen Stadien der Vorderdarmdrüsenzelien beim
Hungertiere. Vertilfai % der Stadien, horizontal verschiedene Hungertiere. Erklärung im Text
Stad. I =-----. Stad. II u. III =---. Stad. IV ...... Stad. VII = o o oo o.

Stad. IX = . Stad. X =-.

Phasen schwanken müssen; sie sind ja nur Stadien einer einzigen Zellart
und ein Maximum eines Stadiums muß sich notwendig auch auf die
andern Stadien fortpflanzen. Tatsächhch sehen wir in der Abb. 12,
wie alle Kurven nur innerhalb der Fehlergrenzen (10%) schwanken,
also eigentlich gerade Linien parallel der horizontalen Achse zeigen.

Es ist also festgestellt, daß während des Hungerns eine chaotische (kon-
tinuierliche) Sekretion der Vorderdarmdrüse vorliegt, verursacht durch
achronisches Arbeiten der Drüsenzellen.

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Es könnte jetzt noch der Einwand erhoben werden, es fände während
des Büngerns gar keine Sekretion statt, die Drüsenstadien wären also
keine vorübergehenden Zustände, sondern die Zellen verharrten (ruhten)
wirklich in dem Stadium, in dem sie wahrgenommen werden. Es gibt
doch aber wohl eine bedeutende Tatsache, welche dagegen spricht: Man
kann sich freiUch vorstellen, eine Zelle ruhe im Stadium I oder im Gra-
nulastadium IV oder im Mucinstadium IX; fast unmöglich dagegen
scheint es, daß völlig zerfetzte Zellen gleich nach der Ausscheidung ruhen
(Stadium X). Es ist nicht möglich, sich vorzustellen, daß so eine Zelle
direkt nach der Ausscheidung verharre in einer Stellung der schwersten
Erschöpfung. Sie sollte sich doch mindestens noch von dem Stillstand
erholen. Da wir nun die Zellen des Stadium X, sowie die Regenerations-
stadien (XI) in der Hungerdrüse immer vertreten finden, so können wir
wohl daraus schließen, daß die Drüse während des Hungerns sicherlich
sezerniert, sich also nicht in einem statischen, sondern sich in einem
dynamisch stationären Zustand befindet.

Eine Sache bleibt aus den Kurven der Abb. 12 noch zu erklären
übrig. Wir sehen, wie die Stadien alle ihren eigenen Prozentwert haben.

So vertritt Stadium I (—----Linie) 28% der Gesamtzellenzahlen,

Stadium II und III {—----Linie) 11%, Stadium IV (......Linie)

10%, Stadium VII (o o o o o Linie) 8%, Stadium IX (

Linie) 35% und Stadium X (-Linie) 6% (Durchschnittszahlen).

Die einzige Möglichkeit, die zur Erklärung dieses Verhaltens in Betracht
kommt, ist:
die verschiedenen Stadien daiiern verschieden lange. Damit
sei nicht gesagt, daß z. B. die Zelle im Zustande des Stadium IX nur
sehr träge weiter geht; nein, es ist sehr wohl möghch, daß sie sehr
stark tätig ist, aber lange die Morphe des Stadium IX zeigt, weil die
Prozesse, welche sich während dieser Morphe abspielen, histologisch
nicht ergreifbar sind, da sie sich nicht durch eine morphologische Ände-
rung offenbaren. Beim Stadium I, welches auch immer in hohem Prozent-
satz vertreten ist, also auch lange durch die Zelle repräsentiert wird, ist dies
sehr wohl zu verstehen. Denn das morphologische Stadium I stellt doch
eigentlich das Ende des Regenerationsprozesses dar, vielleicht eine
Ruheperiode und überdies den allerersten Anfang der Tätigkeit. Schwie-
riger ist es einzusehen, warum die Zelle nur so kurz (10%) das IV. Sta-
dium zeigt, ist doch diese Phase eigentlich als eine gewisse Aufstapelung
von Prosekreten zu betrachten. Erklären kann ich dies nicht, nur
müssen wir im Auge behalten, daß von mir bei den Zählungen nur das
reine Stadium IV gezählt wurde; Zellen, welche zweifeln ließen, ob sie
vielleicht zum Stadium V gehörten wurden nicht mitgezählt. Dadurch
ist auch die Zahl des Stadiums IV wohl etwas herabgedrückt; gehören
doch die Stadien V und VI eigentlich auch noch zur selben Arbeitsphase.

Das Stvdium der Hungerdrüse lehrt uns also: Es werden von der

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Drüsenzelle sehr viele Stadien durchlaufen, welche verschieden lange
dauern. Ob ein langdauerndes Stadium der Ausdruck einer trägen
Tätigkeit ist, oder ob sich unter der Morphe dieses Stadiums eine rege
Tätigkeit versteckt, konnte ich nicht analysieren. Das wäre vielleicht
nur möglich durch geschickte Kombination unendlich vieler Färbungs-
und Fixationsverfahren.

Diese rhythmisch sezernierenden Drüsenzellen arbeiten nicht syn-
chron. Das führt also während des Hungerns zu einer kontinuierlichen
Sekretion der Drüse.

Zum Schluß möchte ich nochmals darauf hinweisen, daß ich also
die Auffassung vertrete, es gibt in der Vorderdarmdrüse nur einen
einzigen Sekretionszyklus, in diesem Sinne, daß muköser und seröser
Zyklus in einer Zelle vertreten sind. Diese zwei Prozesse, welche bei
den Speicheldrüsen der Wirbeltiere wohl getrennt vorkommen (eigen-
tümlich ist aber die Beobachtung von
Zieglee; siehe oben S. 197), sind
hier zusammengefaßt zu einem. Eigentlich sahen auch
Pacaut und
ViGiER (siehe I. Teil) schon diese Tatsache; sie betrachteten aber die
Schleimbildung in den „Granulazellenquot; als eine Degeneration, welche
vor dem Absterben auftritt. Weil aber
Frankenberger eine Abstoßung
von Zellen in allen Stadien (diese Beobachtung ist wohl richtig), also
nicht nur von mucingefüllten Zellen, wahrnahm, kann die von
Pacaut
und ViGiER vertretene Ansicht nicht richtig sein. Es bleibt nur übrig
anzunehmen, daß muköser und seröser Zyklus in derselben Zelle ver-
treten sind, auch wenn es unten nicht bewiesen würde!

e) Die aktivierte Vorderdarmdrüso.

aa) Statik der aktivierten Drüse.

Im ersten Teile beschäftigte ich mich hauptsächlich mit der Vorder-
darmdrüse während der Fütterung; hier habe ich, wie ich oben in der
Methodik (S. 194) sagte, meine Experimente in etAvas anderer Richtung
fortgesetzt. Es wurde jetzt folgendermaßen verfahren:

Die völlig gleichen Hungertiere wurden behandelt, wie in der allge-
meinen Technik (S. 195) gesagt wurde. Es kamen also von jeder Serie
fünfundzwanzig Drüsen zur Beobachtung: die erste Drüse stammte von
Tieren, welche nach der halbstündigen Fütterung augenbhcklich getötet
wurden, die zweite Drüse von Tieren eine halbe Stunde nach dem Be-
endigen der halbstündigen Mahlzeit, die dritte eine Stunde nach dem

Ende der halbstündigen Fütterung, usw......, die fünfundzwanzigste

Drüse zwölf Stunden nach dem Beendigen der halbstündigen Mahlzeit.
Die Schnitte aller dieser Stufen wurden in der in der Technik angegebenen
Weise hergestellt und behandelt. Bevor ich meine Stufenzählmethodik
anwandte, wurden die Drüsen histologisch untersucht.

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Wie ich im ersten Teile mitteilte, wurden damals bei der Aktivierung
verschiedene
Arbeitsstadien der Vorderdarmdrüsenzelle beobachtet,
welche sich während des Hungerns nicht auffinden ließen. Ich nannte diese
Stadien Stadium
P und Stadium Q (siehe Teil I, S. 290). Jetzt habe ich
feststellen können, daß direkt nach der Fütterung noch mehr Arbeits-
stadien auftreten, welche in der Hungerdrüse nicht vertreten sind.
Ich will hier zuerst eine Beschreibung dieser Stadien folgen lassen:
Stadium P (Abb. 13). Der Kern ist ziemhch groß, bisweilen ein wenig
zackig, mit relativ wenig Chromatin, welches meistens körnig ist. Der
Kern ist mit Eosin diffus hchtrot gefärbt. Das Plasma ist zuweilen
schwach färbbar mit Gentianaviolett oder Alaunhämatoxylin, sonst
farblos; es zeigt eine ausgeprägte alveoläre Struktur. In diesen Al-
veolen befindet sich oft ein farbloses präzipitatähnliches Gerinnsel.

StadiumQ (Ahh. 14:). Der Kern
ist relativ klein, mit unregelmäßiger

Abb. 13. Zelle der Vorderdarmdrüse im Stad. P. Abb. 14. Zelle der Vorderdarmdrüse im Stad. Q.

Peripherie, chromatinarm, und färbt sich diffus rot mit Eosin. Das
Plasma ist teilweise wie im Stadium P, teilweise aber hat es sich differen-
ziert in kleinen unregelmäßigen Bläschen, deren Ränder die Mucinf ärbung
annehmen.

Stadium R (Abb. 15). Den Kern fand ich mäßig groß, mit mäßig
viel Chromatin. Im teilweise homogenen Plasma treten die sehr schwach
mit Gentianaviolett färbbaren Granula auf, welche wir schon beim Sta-
dium III kennen lernten. Zum Teil ist das Plasma von Mucinbläschen
wabig durchsetzt.

Stadium S (Abb. 16). (Das im ersten Teil beschriebene, damals mit
VI bezeichnete Stadium.) Das Plasma enthält teilweise Granula wie
im Stadium IV, teilweise Mucin wie im Stadium IX. Die in der Nähe
des Mucins gelegenen Granula färben sich schwächer mit Gentiana-
violett als die andern; sie sind ab und zu etwas vakuolisiert und gequollen.

Stadium T (Abb. 17). Der Kern ist ziemlich klein, chromatinarm,
gerunzelt. Das Plasma ist stark rot gefärbt mit Eosin, enthält Granula

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Stadium W (Abb. 18). Der Kern ist wie im Stadium T. Plasma stark
rot mit Eosin, enthält keine Granula, sondern nur eine große Vakuole,
in deren Inhalt sich manchmal un-
regelmäßige und verschieden färb-

bare Granula auffinden lassen. An dem Vakuolenrand treten Mucin-
bläschen auf wie im Stadium T.

Die Stadien P und Q wurden, Avie gesagt, im ersten Teile schon be-
obachtet, neu beschrieben wurden jetzt die Stadien R, S, T, und W.

hb) Dynamik der aktivierten Drüse und der allmähliche Zurückgang zum

Hungerzv^tand.

Jetzt kommt es darauf an, die gefundenen Stadien in ihrem richtigen
Zusammenhang in den Arbeitszyklus der Drüsenzelle einzureihen.

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Eigentümlich ist es, daß die Stadien P, Q, R, S, T und W nur in der
Vorderdarmdrüse auftreten, wenn das Tier frißt oder nicht lange vorher
gefressen hat. Stadium P und Stadium Q, welche eigentlich nur während
der Fütterung selbst auftreten (siehe auch weiter unten), reihte ich schon
im ersten Teile so in den Arbeitszyklus ein, daß eine spezielle Fütterungs-
bahn entstand (Teil I, S. 291). Die Stadien R, S, T und W haben sicher-
lich auch nichts mit der Hungerdrüse zu tun, lassen sich aber merk-
würdigerweise nicht auffinden in der Drüse
während des kurzen Fressens
und sind etwa 8 Stunden
nach der Fütterung wieder verschwunden (siehe
unten). Sie treten also in sehr bestimmten Umständen, d. h.
nach der
Fütterung, auf, sind aber nur temporäre Erscheinungen, weil sie einige
Stunden später wieder verschwinden. Zur Erklärung dieser Verhältnisse
muß ich einige Voraussetzungen bringen, welche, zusammen mit der
Hungerbahnhypothese, mit Hilfe der Stufenzählmethodik unten be-
wiesen werden.

Versuchen wir zuerst einmal die Sache an der Hand des Schemas der
Abb. 19, wo die zeitlichen Verhältnisse räumlich dargestellt sind, zu
überblicken.

Wiederholen wir die Hypothese der Hungerbahn und schließen wir
daran die zweite Hypothese an! Stadium I verwandelt sich in Stadium II,
dieses in Stadium III, Granula erfüllen die Zelle (Stadium IV), diese lösen
sich (Stadium V und VI) bis keine Granula mehr da sind und eine große
Vakuole übrig bleibt (Stadium VII); es bildet sich Mucin (Stadium VIII,
Stadium IX), die Zelle stößt ihre Sekrete aus (Stadium X) und regeneriert
(Stadium XI) wieder zu Stadium I usw. Wenn das Tier nun zu fressen
anfängt, so beginnen durch unbekannte, weiter unten zu besprechende
Ursachen die Zellen im Stadium II augenblicklich P zu bilden, dieses
Stadium P bildet Stadium Q, dieses wieder Stadium IX (siehe auch
Teil I, S. 291). Es wird also die Hungerbahn teilweise überschlagen
(HI bis VIII fallen aus) imd es stellt sich direkt (jedenfalls innerhalb
einer halben Stunde, siehe unten) die Fütterungsbahn ein. (I—gt;11—gt;P—gt;-
Q-gt;IX-gt;X—gt;XI—gt;1.) Nun hört das Tier zu fressen auf. Es wird die
Fütterungsbahn verlassen, nicht aber gleich wieder die vollständige
Hungerbahn betreten. Es treten allerhand
temporäre Zwischenbahnen
auf, in denen die Stadien R, S, T und W einen Platz finden. Im Augen-
blick der Beendigung der Mahlzeit werden die Zellen im Stadium II nicht
mehr Stadium P bilden, sondern Stadium III; III bildet Stadium R
und R bildet IX. Es durchläuft also die Zelle den Arbeitszyklus I-gt;II-gt;
III-gt;R—gt;IX—gt;X—gt;-XI-gt;I. Dieser Zustand bleibt nicht lange bestehen,
denn die Zellen, welche einige Zeit später von II ins Stadium III ein-
treten, wählen schon einen etwas längeren Arbeitszyklus, indem sie
IV bilden und IV ohne vorhergehende Lösung der Granula via S ins
Stadium IX übergeht. Es existiert dann also der Zyklus I—gt;11—gt;111—gt;IV

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Räumliche Darstelluog der Arbeitabahnen der Vorderdarmdrüsenzelle. Die Hungerbahn ist durch schwarze Pfeile angegeben,
die Aktivierungsbahn durch dicke schwarze Pfeile, die Zwischenbahnen durch---Pfeile. Erklärung im Text.

Abb 19.

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-gt;S-gt;IX-gt;X-^XI-gt;I. Nochlängerwird die Arbeitsbahn, wenn nachher
IV übergeht zur Bildung von V und VI und via T, W und V
ITT das
Stadium IX erreicht. Es wird daim nur noch das Stadium VII über-
schlagen. Zuletzt wird auch das Stadium VII wieder eingeschaltet und
die Zelle durchläuft wieder die alte Hungerbahn. Es wird also beim An-
fang der Fütterung die Granulaphase überschlagen, am Ende der Fütte-
rung aber wird diese Phase erst allmähhch wieder eingeschaltet, indem
die Mucinbildung immer mehr zeithch zurückgedrängt wird und die Zelle
sozusagen jetzt Zeit hat, ihre Granula zu bilden und zu verarbeiten. Wir
müssen aber diese Theorie beweisen, wenn sie mehr sein soll als reine Hypo-
these. Zu diesem Zwecke bedienen wir uns jetzt der
Stufenzählmethodik.

Wenn wir die Stufen ohne Stufenzählmethodik vergleichend stu-
dieren wollten, so käme nur sehr wenig heraus. Erstens treten, den sehr
verwickelten Verhältnissen zufolge, nur sehr wenige Zusammenhänge
in den Vordergrund; und das, was sich so fassen läßt, ist zu ungenau,
vornehmlich wegen der mangelnden Objektivität. Denn unser Maßstab
würde sich stark richten nach dem zufälligen Objekt, das wir eben vor-
her beobachteten. Ließe sich darin z. B. sehr viel Stadium X sehen, so
wären wir bald dazu geneigt, dieses Stadium in der nächststudierten
Stufe mit wenig zu bezeichnen, wenn es nur etwas weniger als in der
vorher studierten Stufe anwesend ist (also doch relativ noch in ziemhch
großer Menge vertreten ist).

Ich möchte hiermit betonen, daß die Stufenzählmethodik unbedingt
notwendig ist, daß sie eine große Objektivität bringt und viele Dinge:
herausholt, welche sonst gar nicht auffallen.

Die Resultate der Stufenzählungen sind in den folgenden Tabellen
wiedergegeben (Tabelle 4 und 5), ausdrückt in Prozenten der Gesamt-
zellenwert.

Weil die Tabellen keine schnelle Übersicht über die Verhältnisse ge-
statten, so habe ich die Zahlen in Kurven umgearbeitet. Die Abb. 20
Avurde erhalten durch Abtragen der Zahlen der K.B.N.-Serie (Tabelle 4).
Die Abszisse entspricht den Zeitstufen, der Ordinat den Prozentzahlen
der verschiedenen Stadien. Dabei sind nicht alle, nur die eigentlichen
Hauptstadien eingetragen, weil zu viel Kurven durcheinander verwirrend
wirken würden. Zur bequemeren Vergleichung wurden horizontal vor
der Fütterung noch einige Hungerdrüsonstufen abgetragen (die letzten
drei Stufen der Abb. 12), angegeben mit He, Hjo und Hig. Die Fütte-
rungszeit (1/2 Std.) wurde angegeben durch ■■ (H12—0 Std.).

Arbeiteten wir die Werte der Tabelle 5 auch in Kurven um, so gäbe
sie sehr ähnhche Resultate. Der erste wichtige Schluß, den wir ziehen
können, ist also:
die von mir beobachteten Verhältnisse unterliegen einer
Oesetzmäßigkeit,
denn beide Serien orientieren sich in gleicher Weise zum
Fütterungszustande.

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Tabelle 4.

stunden

I

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1 ^^

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1

1

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0

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2

1

2

35

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0

2

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0

0

37.

31

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2

2

1

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24

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1

2

2

36

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0

0

0

2

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1

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28

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1

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0

1

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0

5

25

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0

2

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2

57.

29

12

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0

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10

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0

1

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29

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0

0

0

0

0

8

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2

34

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1

0

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0

1

2

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0

0

0

0

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0

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2

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36

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0

0

0

0

0

4

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31

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33

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0

0

0

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0

11

28

9

11

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0

0

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26

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13

1

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3

38

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0

0

0

0

0

12

29

6

9

2

6

1

34

9

0

0

1

0

1

2

Beweisen wir jetzt die oben aufgestellten Hypothesen: Wir sehen, wie

das Stadium I (—---- — Linie), welches in der Hungerdrüse einen

Mittelwert von 28% zeigt, direkt beim Aktivierungsanfang stark herabsinkt
(OStd. =12%). Das heißt also: es sind pro Zeiteinheit mehr Stadium I
aus diesem Zustand in ein anderes übergegangen als sonst. Wenn nun
Stadium II wirkhch aus Stadium I entsteht, so muß die Kurve des Sta-
dium II (---Linie) zu gleicher Zeit steigen. Tatsächlich sehen wir die

Kurve ansteigen bis 16—17%. Dies ist zwar nicht hoch; die Steigerung
geht nur wenig über die Fehlergrenze hinaus. Wenn wir aber bedenken,

daß beim Hungertier die---Linie besteht aus Stadium II und III,

und während der Fütterung III gleich ausfällt (siehe oben), so daß wir
dann nur noch II allein zählen, so versteht man, daß eigenthch eine
Steigerung der Prozentzahl auftritt trotz dem Fehlen von III. Wenn nun
das Stadium P aus dem Stadium II (-{- III) entsteht, so muß die Steige-
rung der II-Kurve notwendig eine Steigerung der Kurve des Stadium P
(=== Linie) zufolge haben, und wenn Stadium Q aus Stadium
P entsteht, so muß auf den Gipfel des Stadium P ein Gipfel des Sta-

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B. J. Krijgsman:
Tabelle 5.

stunden

1 I

n-r-m

1 ^

V-^VI

vn

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IX

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0

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2

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1

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2

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0

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0

0

4

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2

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1

35

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0

0

0

9

0

0

5

29

10

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0

0

32

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0

0

4

4

2

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32

11

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2

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0

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1

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30

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1

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7

0

0

0

1

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1

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0

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0

4

1

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26

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3

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1

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14

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4

36

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0

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8

10

2

9

5

32

4

0

0

0

0

0

1

dium Q (= = = Linie) folgen. Tatsächlich sehen wir den Gipfel der
Stadien P und Q entstehen, nur eigenthch nicht nacheinander, son-
dern zu gleicher Zeit (bei oH). Obgleich in diesem Punkt also eigent-
hch der biologisch exakte Beweis fehlt, so müssen wir die Sache in dieser
Weise erklären, daß bei der Aktivierung P und Q dermaßen schnell aus
II entstehen, daß die 30 Minutenstufe zu groß ist, um die Entstehung
verfolgen zu können. Wir erblicken also eigenthch in diesen P- und
Q-Gipfeln nur die Resultante eines Geschehens.

Gehen wir aber weiter. Wenn Stadium IX während der Fütterung
aus Stadium Q entsteht, so muß auf die P- und Q-Gipfel ein Gipfel des
Stadiums IX folgen. Dies ist nun tatsächhch sehr schön zu sehen: der
Gipfel von IX (-f-f -f-}—I- Linie) kommt eine halbe Stunde nach dem
von Q. Wenn nun endhch Stadium X aus Stadium IX entsteht, so muß
beim Herabsinken von IX eine Steigerung von X (-Linie) statt-
finden. Das ist auch wirklich der Fall (X bei 1 Std.), Wenn beim Ein-
treten der Fütterungsbahn alle Stadien II in P übergehen, so muß das
Stadium IV (......Linie) direkt schnell herabsinken, weil die noch

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tlp^nbsp;ïi verschiedenen Stadien der Vorderdarmdrüsenzellen in % vor, während und nach der Fütterung. Horizontal zuerst die Hunger-

St^rTvquot;-\'quot;^-nbsp;== ^\'quot;quot;erungszeit. Vertikal die der Stadien. Erkläruni im Text Stad I = -

btad. II ( III} =---. stad. I\\ ...... Stad. VII = .... Stad. IX = . Stad. X = _ stad P =nbsp;-

stad. Q = = = =. Stad. S = ooooo.

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vorhandene Menge natürlich in V, VI, und VII übergeht und kein neues
IV mehr aus III gebildet wird. Dies ist auch sehr gut zu sehen (.. . . Linie
sinkt gleich bis Null herab). Auch Stadium V VI (Tabelle 4) ist in die-
ser Zeit gleich Null. Stadium VII folgt etwas nach, es ist erst bei 1/2 Std.

gleich Null geworden (......Linie), was völUg der Ansicht entspricht,

daß es aus IV entstände. Wenn das Stadium I aus X entsteht, so wird
beim Herabsinken der X-Kurve (1—2 Std.) wieder eine Steigerung des
Stadiums I auftreten. Tatsächlich ist auch dies wahr (——• Linie
1—3^/2 Std.). Wenn beim Ende der Fütterung Stadium P und Q nicht
mehr aus II gebildet werden, so müssen P und Q zu Null herabsinken
und nicht mehr auftreten. Das stimmt (nbsp;und = = = Linien),
wobei noch bemerkt sei, daß Q noch vorhanden ist, wenn P schon gar
nicht mehr da ist, eine Tatsache, die wieder die Reihenfolge P—gt;Q de-
monstriert. II bildet also nicht mehr III, es wird nun aber aus II III
R gebildet. R zeigt tatsächlich bei ^/g Std. bis 1^/2 Std. einen Anstieg
von Null an, während zu dieser Zeit P und Q schon herabgesunken sind
(zu ersehen aus der Tabelle 4). Weil R nur ein „Hilfsstadiumquot; ist, so
muß es schnell wieder verschwinden, weil nachher aus III nicht mehr
R sondern IV gebildet wird. Tatsächlich ist R bei 3 Std. wieder ver-
schwunden (Tabelle 4), während die Kurve von IV einen Anstieg er-
kennen läßt (......Linie, 1/2—4 Std.). Stadium IV bildet aber noch

nicht V und VI, sondern zuerst ausschließüch S. Dies nun läßt sich in
der Kurve
(000000 Linie) beobachten, das Stadium S steigt an nach
IV, sinkt wieder ab und verschwindet (6^/2 Std.). Inzwischen gehen
aus Stadium IV die Stadien V und VI hervor (Tabelle 4, l^/g Std.).
Diese Stadien, wie das Stadium IV, sinken natürlich nicht mehr ab, weil
sie zur definitiven Hungerbahn gehören. T und W aber müssen auf-
treten (Tabelle 4, 4 Std.) und wieder verschwinden (8Std.).^ Schließ-
lich tritt VII auf. (Kurve......Linie 2 Std.).

Ich glaube, es ist hier genügend gezeigt worden, wie in fast idealer
Weise die Kurvenschwankungen aufeinander folgen. Es sei hier bemerkt,
daß, obgleich ich hier der Verständlichkeit wegen den Zusammenhang
hypothetisch vorausstellte und erst nachher an der Hand der Zählungen
diesen Zusammenhang bewies, mir der Zusammenhang erst klar wurde
als ich die Zählungen gemacht hatte. Ohne StufenzähLmethodik wären
diese Dinge nie herausgekommen.

Fassen wir noch einen AugenbHck den Rhythmus ins Auge. Im
ersten Teil sahen wir, wie während der Fütterung sich eine rhythmische

1 Stadium W benimmt sicli etwas anders, es tritt auch noch später und auch
bei der Hungerdrüse auf. Es ist dies wohl ein Stadium, welches so wenig von
der Hungerbahn abweicht, daß die Zelle in der Hungerdrüse es gelegentlich
„wähltquot; und Stadium VII überschlägt.

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Sekretion einstellt, welche während der ganzen Fütterungsdauer er-
halten bleibt (Teü I, S. 291). Im ersten Teile habe ich allerhand Ver-
mutungen geäußert über
Entstehung und Abfall dieses Rhythmus-, jetzt
kann ich mich eingehender mit diesem Probleme beschäftigen.

Wie entsteht die rhythmische Sekretion? Ausschließüch durch das
Auftreten der Fütterungsbahnl
Wenn nämüch die Fütterung anfängt,
wird kein neues IV mehr gebildet, die vorhandene Granulaphase wird
noch in IX umgesetzt, dann ist es aus. Dies kann nie eine Steigerung
des Stadiums IX zur Folge haben, IX wird nur konstant bleiben, bis
kein VIII mehr da ist, dann herabsinken bis Null. Bevor es aber so
weit ist, tritt die neue Menge von aus Q gebildetem IX mit der gewöhn-
lichen Menge IX zusammen, die Quantität IX steigert sich dadurch
direkt (Kurve —|—j—Linie Std.)i. Solange die Aktivierung dauert,
wird der Rhythmus wohl auch erhalten bleiben, denn das Maximum
von IX pflanzt sich natürhch weiter fort (siehe Teil I, S. 289).

Wie entsteht aber der Abfall des Rhythmus nach dem Aufhören der
Fütterung? Der Rhythmus muß in irgendeiner Weise abfallen, denn die
Hungerdrüse sezerniert kontinuierUch. Im ersten Teile rief ich dazu
das Absterben der Zellen und ihren Ersatz durch Kanalepithelzellen
zu Hilfe. Das ist aber nicht nötig; es ist klar, daß durch den langsamen
Zurückgang zur Hungerbahn, durch das Auftreten der temporären
Z^vischenbahnen also, der Rhythmus völhg verwischt werden muß.
Wenn die Drüse in ihren ursprünglichen Hungerzustand zurückgekehrt
ist, so ist von einem Rhythmus nichts mehr zu bemerken. Weiter unten
(S. 220) bespreche ich, wie die Ursache des Rhythmusentstehens sowie
-abfalls beruhen kann auf Unterschieden in der Flüssigkeitsaufnahme
der Drüse und PermeabiUtätsänderungen der Drüsenzellwände.

Es ist also die im ersten Teile bewiesene Hungerbahn ergänzt worden:
die Granulaphase sieht anders aus und der definitive Hungerzustand
stellt sich erst ein nach Einschaltung von verschiedenen temporären
Zwischenbahnen. Es ist eine tiefere Einsicht möglich geworden, weil
die Zurückkehr vom Fütterungszustand zum Hungerzustand langsamer
vor sich geht als die Entstehung des Fütterungszustandes aus dem
Hungerzustande (dies wird innerhalb einer halben Stunde erledigt). Was
dies nun eigentlich bedeutet, darüber reden wir im folgenden Abschnitt.

f) Die Ursachon der beobachteten Verhältnisse.

Wir sahen oben, wie beim Anfang der Fütterung augenblicklich die
Fütterungsbahn eingeschlagen wird, während beim Aufhören der Fütte-
rung der Zurückgang zur Hungerbahn erst
allmählich vor sich geht. Wir

1 Diese über die gewöhnliche Quantität hinausgehende Steigerung von IX
dauert nur kurz; im nächsten Augenblick sinkt sie wieder herab, weil VIII gleich
Null wird (aufgebraucht ist) und nun nur Q noch IX liefert. In dieser Weise
entsteht eine Welle (Rhythmus).

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wollen diese interessante Erscheinung jetzt beobachten an der Hand der
Kurven der Abb. 21, welche zusammengesetzt sind aus typischen Kurven
(Stadium I, IV und IX) der Abb. 20, hier aber schematisiert.

Wir sehen ganz deuthch, wie Stadium I (—-----Linie) beim

Hungertier einen Durchschnittswert von 28% zeigend, in der halben
Stunde der Fütterung direkt bis zum Minimum herabsinkt und sich vom
Ende der Fütterung an zu erholen beginnt, jedoch 3 Stunden braucht,
um den Hungerwert wieder zu erreichen. Dasselbe sehen wir beim Sta-
dium IV (......Linie), welches fast vier Stunden braucht, bevor es

wieder seinen Hungerwert zeigt. Stadium IX ( -f-f Linie) zeigt
ähnhches, nur liegt sein Maximum eine halbe Stunde später als die

/X

X

-

a.....-......•,

H, H,„ Oh jh ih ijh Zh kh 3h Sjh lh ^jh Sh sjh 6h Sjh 7h ijh

Abb. 21. Die Schwankungen der Stad. I, IV und IX der Vorderdarmdrüsenzellen in Durchschnitts-
werte ausgedrückt. Horizontal zuerst die Hungertiere
Ih, Iha und Jiij, sodann die Stufen.

= Fütterungszeit. Vertikal die % (durchschnittlich) der Stad. Erklärung im Text.

Stad. I --------. Stad. IV ........ Stad. IX = .

Minima der Stad. IV und I, weil die durch den Reiz in Bewegung ge-
brachten Aktivierungsverhältnisse sich nicht gleich in Stadium IX
offenbaren (siehe oben).

Wir sehen also, daß der Reiz sicherlich eine schnelle Reaktion der
Drüse zur Folge hat.

Dieser Reiz kann an verschiedene Faktoren gebunden sein, welche
liegen können: a) im Anfang der Fütterung, b) während der Dauer der
Fütterung, d. h. der Reiz bleibt nur während der Fütterungszeit be-
stehen; c) während der Dauer der Verdauung, d. h. der Reiz bleibt be-
stehen, solange im Kropfsafte Stoffe sind, die als Reiz fungieren können.

Was wissen wir in dieser Hinsicht nun von dieser Drüse? I. Sie ist
während der Fütterung fortwährend maximal aktiviert (vgl. I. Teil,
während sechsstündiger Fütterung). 2. Sie reagiert direkt auf das Ende
der Fütterung, denn diemaximale Aktivierung verschwindet dann äugen-

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blieküch. Diese letzte Tatsache ist vielleicht am schönsten zvi sehen in

der Kurve des Stadium IV (......Linie, Abb. 21): Reagierte die Drüse

nicht auf das Ende der Fütterung (0 Std.), so müßte die Kurve auf Null
bleiben. Das tut sie nicht, sie steigt bei 0 Std. direkt wieder an.

Wenn nun der Reiz gebunden wäre an den Fütterungsanfang oder an
die Dauer der Verdauung, so würde die Drüse nicht reagieren auf das
Ende der Fütterung. Das tut sie aber:
also kann der Reiz nur gebunden
sein an die gesamte Zeit der Fütterung.

Welche Faktoren kommen nun überhaupt als Reizquelle für die
Vorderdarmdrüse in Betracht? Das Tier wird an das Futter gesetzt,
riecht es, beginnt zu fressen, seine Radula bewegt sich regelmäßig; das
Tier schmeckt das Futter, dieses passiert den Pharynx und der Kropf
füllt sich; Verdauung und Resorption fangen an. Als Reizquelle können
wir also ansehen: den Geruch, den Geschmack, die mechanische Radula-
bewegung, vielleicht den Druck des Futters auf die Pharynxwand und
die Stoffe im Kropf (indem entweder das Futter selbst oder verdaute
Stoffe in chemischem Sinne als Reiz wirken können).

Die letzte Möghchkeit können wir gleich ausschließen, denn wenn der
Reiz aus dem Kropfinhalt stammte, so wäre er noch lange Zeit nach dem
Ende der Fütterung vorhanden, da der Kropf viele Stunden mit in Ver-
dauung begriffenem Futter gefüllt bleibt. Es bleibt uns also nur übrig,
anzunehmen, daß G«ruch, Geschmack oder Radulabewegung als Reiz-
quellen in Betracht kommen, also Dinge, welche wirklich nur bei der
Aufnahme des Futters auftreten.

Man kann nun noch fragen, ob der Reiz nach dem Ende der Fütterung
direkt herabsinkt oder erst allmähhch ? Geruch, G«schmack und Radula-
bewegung sind aber Dinge, welche gleich beim Ende der Fütterung
völlig aufhören, und andere Reizmöglichkeiten sehe ich nicht. Ich glaube
also, wir müssen wohl annehmen, daß\' der Reiz gleich lange dauert als
die Fütterung, beim Ende der Fütterung direkt gleich Null wird.

Geruch, Geschmack oder Radulabewegung können also eine Rolle
spielen, denn sie treten nur während der Fütterung auf.

Welcher dieser drei Faktoren es ist, ist eine zweite Frage. Das Tier
riecht das Futtergemisch sicherhch, denn es verweigert die Annahme,
wenn ein übler Geruch daran ist. Sobald aber das Futter gut riecht
(z. B. nach Zufügung von Bergamottöl, siehe S. 191) kriecht es schon von
ziemlich großer Entfernung darauf zu und beginnt gleich zu fressen.
Doch weiß ich nicht, inwieweit der Geruch als Vorderdarmdrüsenakti-
vator in Betracht kommen kann. Sind doch Geschmack und Radulabe-
wegung auch Faktoren, welche beim Fressen permanent auftreten. Es
hat aber keinen Zweck, jetzt weiter darüber zu reden, hoffentlich habe
ich später Gelegenheit, in einem III. Teile dieser Serienarbeit das Ex-
periment entscheiden zu lassen.

Z. f. vergl. Physiologie Bd. 8nbsp;1,5 a

-ocr page 82-

Was tut nun eigentlich dieser Eeiz\'i. Obgleich wir hier darüber zu
einer endgültigen Auffassung nicht kommen können, so ist doch wohl
einiges darüber zu sagen, was uns weiter bringen kann. Was wissen wir
im allgemeinen von einer aktivierten Drüse ? ^

Es hat sich allgemein gezeigt: 1. Die Flüssigkeitsaufnahme der Drüse
nimmt zu. 2. Die Permeabilität der Drüsenzellwände erhöht sich. Diese
zwei Paktoren arbeiten sehr schön zusammen. Die erhöhte Flüssigkeits-
aufnahme bringt pro Zeiteinheit mehr Material, mehr oxydierbare Stoffe
und mehr Sauerstoff an die Drüsenzelle heran. Das hätte aber nur einen
geringen Effekt, wenn nicht auch zu gleicher Zeit die Drüsenzelle für
diese Stoffe zugänghcher, d. h. ihre Permeabilität erhöht würde. Es
kommen also pro Zeiteinheit mehr Stoffe in der Zelle an; und die Zell-
prozesse, welche wir doch wohl als Gleichgewichtsreaktionen ansehen
dürfen, gehen auf einmal energischer vor sich, weil die Stoffzufuhr
eine Verschiebung der Proportionalität der Reaktionskomponente zur
Folge hat.

Was die erhöhte Flüssigkeitsaufnahme der Vorderdarmdrüse von
Helix anbelangt, so bin ich imstande, eine Beobachtung mitzuteilen,
welche wohl mit dieser Frage zu tun hat. Es heß sich nämlich wahr-
nehmen, daß bei den Tieren, welche kurz vorher gefressen hatten, die
Drüse stark ausgedehnt ist. Je weiter das Tier jedoch vom Fütterungs-
ende entfernt war, je kleiner, gelblicher und kompakter sah die Drüse
aus; sie näherte sich dem Habitus der Hungerdrüse immer mehr. Auch
war noch ein anderer Unterschied bemerkbar: Die Drüse heß sich kurz
nach der Fütterung nur sehr schwer ohne Zerreißen von dem Kropf ab-
lösen, beim Hungertier aber gelang dies ziemlich leicht. Dies weist doch
wohl, obgleich ich es nicht in Zahlen festlegen konnte, auf eine erhöhte
Flüssigkeitsaufnahme der Vorderdarmdrüse hin, welche vom Fütterungs-
ende an allmählich wieder zum Hungerzustande herabsinkt.

Von der Permeabilität bei der Vorderdarmdrüse von Helix wissen
wir nichts; ich glaube aber, es ist wohl nicht fehlgegriffen, wenn wir die
allgemein anerkannte Tatsache auch auf dieses Objekt ausbreiten, also
auch hier eine erhöhte Permeabilität annehmen.

Diese zwei Faktoren, erhöhte Flüssigkeitsaufnahme und erhöhte
Permeabilität, welche als erste sichtbare Reizeffekte betrachtet werden
können, bringen uns eine vorläufige „Erklärungquot; der Verhältnisse. Sie
wdrken zusammen zur starken Beschleunigung der Sekretbereitung: es
Avird die Fütterungsbahn eingeschlagen. Hört das Tier zu fressen auf,
so ist auch direkt der Reiz verschwunden, die Folgen des Reizes aber,
erhöhte Flüssigkeitsaufnahme und vielleicht auch erhöhte Permeabihtät,
sinken erst allmähhch wieder bis zum Hungerniveau herab. Dadurch

1 Ich verweise hier ohne weiteres auf die betreffende Fachliteratur; Be-
sprechung derselben führt uns zu weit.

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verschiebt sich der Fütterungszyklus auch nur allmähhch zum Hunger-
zyklus hin, denn es wird die Zufuhr der benötigten Stoffe allmähhch
verringert.

Ich will hiermit idcht sagen, daß nur diese zwei Faktoren eine Rolle
spielen, sie genügen aber zur vorläufigen „Erklärungquot; der Verhältnisse.
Ich will ja nur auf die Möglichkeit einer endgültigen Erklärung in dieser
Richtung hinweisen.

Ich stelle mir den Zusammenhang zwischen Fütterung und der Tätig-
keit der Vorderdarmdrüse folgendermaßen vor: Das Tier hungert, die
Vorderdarmdrüsenzelle durchläuft ihre Hungerbahn, die Sekretion der
Drüse ist schwach, kontinuierlich. Das Tier fängt zu fressen an, Geruch,
Radulabewegung oder Geschmack sind Reizquellen, von denen der Reiz
nervös zur Vorderdarmdrüse geleitet wird. Reizeffekte in der Drüse:
erhöhte Flüssigkeitsaufnahme und erhöhte Permeabilität der Drüsen-
zellwände. Effekt : Erhöhung der Zufuhr von benötigten Stoffen. Effekt :
Beschleunigung der Zellprozesse, also Einschlagen der Fütterungsbahn,
Effekt : Umschaltung der chaotischen Sekretion in eine rhythmische, da
sehr viele Zellen
gleichzeitig Stadium IX erreichen. Dieser Zustand bleibt
bestehen solange das Tier frißt. Das Tier hört zu fressen auf. Effekt :
der Reiz verschwindet. Effekt : Flüssigkeitsaufnahme und Permeabilität
sinken allmählich zurück in den Hungerzustand. Effekt: die Zufuhr
in die Zelle sinkt allmählich herab. Effekt: allmähUche Verzögerung der
ZeUprozesse, die Fütterungsbahn wird verlassen, und zwar durch ver-
schiedene Zellen auf verschiedenem Wege und daher zu anderer Zeit,
der Zyklus verlängert sich allmählich, bis die Hungerbahn wieder erreicht
ist. Effekt : Die Sekretion wird wieder kontinuierlich.

Kap. V. Die Mitteldarmdrüse.

Wie ich in der allgemeinen Einleitung und Methodik (S. 188 undS. 189)
schon sagte, habe ich in diesem II. Teile die Mitteldarmdrüse während
des Hungerns, während und nach der Fütterung an Stufen von 30 Mi-
nuten eingehend studiert. Es kamen zur Beobachtung cytologische
Verhältnisse, die Sekretionsverhältnisse, Resorption und Phagocytose.
Der Kalziumphosphatgehalt wurde histologisch und chemisch verfolgt
(siehe S. 257). Zur Kontrolle der histologischen Sekretionsbefunde wurde
der Enzymgehalt (Lipase) der Drüsenextrakte aller Stufen gemessen.
(Siehe S. 263.) Alle diese Erscheinungen wurden in ihren Beziehungen
zueinander studiert.

Subkap. 1. Histologie der Mitteldarmdrüsensekretion.
a) Allgemeines.

Im ersten Teile, wo ich auch eine Besprechung der älteren Literatur
brachte (S. 266), habe ich die alte Auffassung vertreten; es enthält das
Mitteldarmdrüsenepithel von
Helix drei Arten von Zellen :

15*

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a)nbsp;Fermentzellen, charakterisiert durch eine schwankende Anzahl
Granula.

b)nbsp;Resorptions- und Phagocytosezellen, keulenförmig in das Folhkel-
lumen hineinragend.

c)nbsp;Kalkzellen, gefüllt mit Trikalziumphosphatkörnern.

Es ist eine alte Streitfrage, ob Ferment- und Resorptionszellen wirk-
lich verschiedene Zellarten sind. Wurden doch bei andern Mollusken in
manchen älteren Untersuchungen diese Zellarten schon für identisch
gehalten oder als nur physiologisch verschiedene Stadien einer einzigen
Zellart betrachtet. Ich werde weiter unten (S. 272) Gelegenheit finden,
auf diese Frage, sowie auf die neuere Ai;beit von
Peczenik (86) zurück-
zukommen.

Was die Art der Sekretion in der Mitteldarmdrüse anbelangt, so
konnte ich früher feststellen, daß die Zelle rhythmisch sezerniert und die
Drüse
als Ganzes gleichfalls. Der Rhythmus der Drüsensekretion kommt
durch Zusammenarbeiten der Zellen zustande und äußert sich während
einer 6 Stunden langen Fütterung in zwei Sekretionsperioden. Während
des Hungerns vermutete ich auch eine rhythmische Sekretion, habe
dies aber ungenügend argumentiert.

Inwieweit diese Ansichten bestätigt und erweitert werden, wollen
wir jetzt sehen.

b) Methodik.

(Siehe auch allgemeine Methodik S. 189.) Im ersten Teile habe ich
die Histologie der Sekretion während ständiger Fütterung 6 Stunden
studiert und bestimmte Verhältnisse herausgefunden. Wie verhält sich
nun aber die Mitteldarmdrüse, wenn man die Fütterung nur kurze Zeit
einwirken läßt? Das war die Aufgabe dieses zweiten Teiles. Das System
war vom ersten Teile her einigermaßen bekannt, Änderungen, hervor-
gerufen durch eine kurzdauernde Fütterung, während alle anderen
Faktoren konstant bheben, mußten zweifelsohne wahrzunehmen sein.
In dieser Weise experimentierte ich und gewann so einen tieferen Ein-
blick in die Sekretionsverhältnisse.

Eine zweite Aufgabe war es, die Resorption und Phagocytose zu ver-
folgen und durch Vergleichung mit der Sekretion neue Tatsachen über
die Zellspezifität herauszufinden. Darum mußte die Mitteldarmdrüsc
in der Gelegenheit sein zu resorbieren und zu phagocytieren: es wurden
dem Tiere im Futter immer resorbierbare und phagocytierbare Substan-
zen geboten. Das Futtergemisch hatte also immer alle MögHchkeiten
der Mitteldarmdrüsenaktivation (betreffend Sekretion, Resorption und
Phagocytose) in sich

1 Für die Zusammensetzung der Futtergemische siehe allgemeine Technik
S. 191.

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Da ich einen Zusammenhang zwischen Fermentsekretion und dem
Benehmen der Kalkzellen vermutete (siehe auch
Hiesch 32), wurde der
Kalziumphosphatgehalt genau verfolgt (S. 257) um mögliche Beziehungen
herauszufinden.

Weil in letzter Zeit wieder an der Fermentnatur der Granula in
den Fermentzellen gezweifelt worden ist (
Peczenik 86), habe ich auch
diese Granula eingehend nach Zahl und Aussehen studiert, um sie später
mit den Resultaten der Enzymmessungen vergleichen zu können. Die
Beobachtungen wurden mit Hilfe der Stufenmethodik ausgeführt und
womöglich durch Zählungen ergänzt.

c) Technik.

Es sei auch auf die allgemeine Technik verwiesen (S. 190). Im ersten
Teile habe ich zur Mitteldarmdrüsenfixation vorwiegend das BouiNsche
Gemisch angewandt. Nötig schien es mir aber jetzt noch, die Wirkung
von verschiedenen Fixationsgemischen zu vergleichen, weil es nicht aus-
geschlossen ist, daß gewisse Zellstrukturen, wie z.B. Ferment- und Kalk-
granula in säurehaltigen Fixierungsflüssigkeiten mehr oder weniger ge-
löst werden. Es wurden darum verschiedene Fixationsgemische geprüft
an Teilen ein und derselben Mitteldarmdrüse. Die 10 (x dicken Schnitte
Avurden immer mit verschiedenen Färbungen bearbeitet, die Aufmerk-
samkeit war dabei besonders gerichtet auf gute Fixierung der Ferment-
granula, der Kalkgranula und des Cytoplasmas. Es wurde auch auf die
gute Fixation von resorbierten Substanzen Rücksicht genommen, also
auch Mitteldarmdrüsen von Tieren, welche mit Resorptionsgemischen
gefüttert waren, diesem vergleichenden Studium unterworfen. Die
Resultate sind in der folgenden Tabelle zusammengefaßt (Tabelle 6).

Wir sehen, wie Sublimat und seine Gemische nicht brauchbar sind,
weil die Resorptionsbilder durch die nachfolgende Jodbehandlung ver-
wischt
Averden. Als weitaus das beste Gemisch erAvies sich hier das von
mir zusammengestellte F.A.C.-Gemisch (Äthylalkohol absol. 6 Teile,
Chloroform 2 Teile, Formaldehyd 331/3% 2 Teile). Es ist dies eine sehr
rasch eindringende Flüssigkeit,
Avas wohl auf die permeabilitätserhöhende
Wirkung der toxischen Quantität des Chloroforms zurückzuführen ist.
Es enthält dieses Gemisch keine strukturlösende Substanzen: Granula
(Kalk- und Fermentgranula)
Avaren immer (verglichen mit den mit andern
Fixationsgemischen behandelten Stücken derselben Mitteldarmdrüse)
in maximaler Quantität
anAvesend. Zweitens eröffnet dieses Gemisch
die Möglichkeit, die Objekte direkt aus der Fixationsflüssigkeit in starken
Alkohol zu übertragen und auszuwaschen. Die resorbierten Substanzen
werden darin nicht mehr ausgezogen, wie in mehr
Avasserhaltigen Flüssig-
keiten der Fall sein könnte. Die so hergesteUten Resorptionsbilder sind
also in dieser Hinsicht
eiuAvandfrei. Auch das Plasma Avird durch das

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B. J. Krijgsman:
Tabelle 6,

Fixicrungs-Flüssigkeit

Fixierte Zeit
stunden

Resultat

Äthylalkohol absol.

1

Plasma sehr sehlecht fixiert

Äthylalkohol Chloroform (3 :2)

1

Plasma sehr schlecht

Methylalkohol

1

Plasma sehr schlecht fixiert

Formaldehyd 7% in Aqua destillata

schlecht

BomNsches Gemisch. (Zusammen-
setzung siehe Seite 196.)

2V2

die Fermentgranula sind
nicht alle erhalten

ZENKEEsche Flüssigkeit

3

Fermentgranula nicht gut.
Jodbehandlung verdirbt
wahrscheinlich die Resorp-
tionsbilder

Sublimat gesättigt wässerig

2

Allgemeinbild ziemlich gut,
Plasma weniger gut, Re-
sorptionsbilder undeutlich

ScHAUDiNNsche Flüssigkeit. (Zusam-
mensetzung siehe Seite 196.)

2

wie bei Zenker

Gemisch von Sublimat, Kaliumbichro-
mat und Eisessig. (Zusammensetzung
siehe S. 196.)

1

wie bei Zenker

Gemisch von Sublimat und Kalium-
bichromat. (Zusammensetzung siehe
Seite 196.)

1

wie bei Zenker

F. A. C. Gemisch

1

sehr gut

F.A.C.-Gemisch sehr gut fixiert und läßt eine genaue Beobachtung der
Resorption zu. Nur die Kernstrukturen sind weniger schön; dies ist
aber in diesem Falle nicht von ausschlaggebender Bedeutung.

Ich möchte noch darauf hinweisen, wie sich hier manifestiert, wie
eigentlich jede Untersuchung ihr eigenes Fixationsgemisch erfordert.
Die Vorderdarmdrüse ließ sich für meinen Zweck am besten in Subli-
mat Kahumbichromat (S. 195 und 196) konservieren, zur Fixation der
Mitteldarmdrüse eignet sich das F.A.C.-Gemisch. Es sollte die Fixations-
techiük immer den speziellen Untersuchungszwecken angepaßt werden.

Wie bei der Vorderdarmdrüse habe ich auch hier verschiedene Färbe-
techniken
versucht: RoMANOWSKY-feuchti, Alaunhämatoxyhn-Pikrin-
säure, Alaunhämotoxyhn-Lichtgrün, Alaunhämatoxylin-Eosin,
Heiden-
hains Eisenhämatoxylin, Methylgrün und Gentianaviolett. Für die

1 RoMAisrowsKY-Färbung ist schon darum nicht durchführbar, weil die
Sekretionsgranula mitgefärbt werden und dadurch nicht immer genau beob-
achtet werden können.

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histologischen Untersuchungen der Sekretion gab Alaunhämatoxylin
(DELAriELD)-Lichtgrün die besten Resultate.

Zum histologischen Studium der Stufen wurde also folgendermaßen ver-
fahren: Vom Tiere, dessen Vorderdarmdrüse auch untersucht wurde, fixierte ich
ein Stück der Mitteldarmdrüse (immer aus der Umgebung der groi3en Ausführ-
gänge) 1 Std. im F.A.C.-Gemisch. Dann kam das Objekt in Alkohol 90% (viele
Stunden mit mehrmaligem Wechseln der Flüssigkeit), Alkohol 100% (U/g Std.),
Xylol (2 Std.), Xylol-Paraffin (2 Std.) und Paraffin (2 Std.). Es wurden aus ver-
schiedenen Teilen des Objektes 10^ dicke Schnitte hergestellt. Einer der mit
Schnitten belegten Objektträger Avurde folgendermaßen behandelt: Entparaffi-
nierung, Alkohol 100% bis Wasser, Alaunhämatoxylin 5 Min., kurz abspülen in
Leitungswasser, Alkohol 35%, Alkohol 35% -h 1/2% Salzsäure 2 Min., Alkohol
35%, Aq. dest., Lichtgrün (Vio% wäss.) 5 Min., kurz abspülen in Leitungswasser,
Alkohol 35%, Lichtgrün differenzieren in Alkohol 70% bis der Schnitt nur noch
eine schwachgrüne Färbung zeigt, Alkohol 96% usw. bis Kanadabalsam.

Mit einem zweiten Objektträger wurde ebenso verfahren, nur wurdensdie
Schnitte 3 Min. in Hämatoxylin gefärbt und nicht in Salzsäure-Alkohol differen-
ziert. (Behandlung der Schnitte bei Untersuchung von Resorption, Phagocytose
und Phosphatgehalt siehe bei den betreffenden Abschnitten).

In dieser Weise wurde also in jeder Stufe zum histologischen Sekretions-
studium differenzierte Hämatoxylin-Lichtgrünpräparatc mit solchen ohne Diffe-
renzierung verglichen. Wenn nicht differenziert wird, gehen durch die schwere
Hämatoxylinfärbung EinzelJieiten verloren, die immer gelb bleibenden Granula
sind aber besser erhalten als in den differenzierten Präparaten (der Lösung
in Salzsäure wegen). Dagegen lassen sich verschiedene cytologische Einzel-
heiten meistens besser im differenzierten Präparat studieren.

Die Schnitte der Hungerdrüsen, sowie die aller Stufen wurden
nun einem eingehenden Studium unterworfen. Es wurden dabei die
cytologischen Unterschiede wie Plasmastruktur usw. notiert. Das Ver-
hältnis der sezernierenden Follikel zu den nicht sezernierenden w^urde
in verschiedenen Gesichtsfeldern gezählt und in Prozenten ausgedrückt
(Technik wie bei der Vorderdarmdrüse). Die Anzahl der Sekretgranula
wurde so genau wie möghch festgestellt. Die großen Granula, welche
niemals in sehr großen Mengen pro Gesichtsfeld erscheinen, können
direkt gezählt werden. Wenn ich unten also z. B. rede von „große Gra-
nula = 8,quot; so heißt dies, daß durchschnittlich wirkhch 8 große Granula
pro Gesichtsfeld anwesend sind. Die kleinen Granula sind manchmal
in so großen Mengen vorhanden, daß eine direkte Zählung unmöghch ist;
man kann sie nur abschätzen. Um übersichtlicher zu arbeiten, wurden
nachher diese Abschätzungen wieder in Zahlen ausgedrückt, dies zeigt
die Tabelle 7. Wenn ich also unten z. B. von „kleine Granula = 6quot;
rede, so ist damit gemeint, daß die kleinen Granula durchschnittlich
pro Gesichtsfeld häufig vorkommen.

Die Schnitte müssen zur Granulaabschätzung und -Zählung genau
gleich dick sein, weil wir sonst natürhch Fehler machen, da diese Zahlen
absolut sind und nicht Prozentzahlen in Beziehung der Gesamtzellenwert.

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Es wurde weiter die Lage und Farbe der Granula in den Zellen be-
bestimmt, wobei wir bei der Lagebestimmung der großen Granula vor-
sichtig sein müssen, weil diese durch die Behandlung ausgespült und ver-
schoben werden können. Die Größe der Follikellumina sowie die Größe
und Form der Sekretzellen wurden abgeschätzt.

Tabelle 7. Diese Tabelle gibt an, wie die Abschätzungen in Zahlen ausgedrückt

werden.

Keine

1

0

Häufig

6

Sporadisch

1

Ziemlich viel

7

Sehr wenig

2

Viel

8

Wenig

3

Sehr viel

9

Mäßig

4

Zelle prall geladen

10

Ziemlieh häufig

5

In der beschriebenen Weise wurde bei Hungerdrüsen und bei allen
Stufen verfahren; die Resultate werden wir jetzt besprechen.

d) Histologie der Hungerdrüse.

aa) Statik der Hungerdrüse.

Das mikroskopische Bild des Hungerdrüsenschnittes wird beherrscht
von den zahlreichen quer, schief und längs getroffenen Drüsenfollikeln.
Betrachten wir diese Follikel eingehender, so können wir die Epithel-
zellen, von denen sie gebildet werden, direkt in zwei Abteilungen unter-
bringen :

a)nbsp;Kalkzellen, diese werden später (S. 257) behandelt.

b)nbsp;Granula- oder Fermentzellen.

Diese Granulazellen will ich deshalb so bezeichnen, weil sie eigentlich
alle gelbe Granula enthalten. Oft sind sie prall damit geladen, oft auch
findet man nur basal in der Zelle spärlich Granula. Zwischen diesen
beiden Extremen lassen sich allerhand Zwischenstufen entdecken. Der
Kern liegt fast immer basal; nur in denjenigen Zellen, wo wenig Granula
enthalten sind, ist er etwas mehr zum Apex hin vorgerückt. Oft ist die
Zelle ziemlich klein mit grader Front, oft auch ist sie groß und ragt mehr
oder weniger kolbenförmig in das Folükellumen hinein.

Es ist sehr schwer, diese Bilder in verschiedenen Typen unterzuord-
nen; die Übergänge sind ja dermaßen fließend, daß eigentlich kein
Zweifel darüber entstehen kann, daß wir es hier mit einer einzigen
Zellart zu tun haben; es sind sehr deutlich nur verschiedene Arbeits-
Stadien einer einzigen Zellart vorhanden.

Die Granula selbst sind in zwei verschiedenen Formen anwesend,
erstens groß, gelb, manchmal vakuohsiert, fast immer basal in einer
großen Vakuole. Zweitens gibt es kleine gelbe Granula, welche die Zelle
ganz ausfüllen können.

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Was die Ideinen Granula anbelangt, so sei erstens ausdrücklich be-
tont, daß sie, entgegen der Ansicht von
Feenzel und Biedermann,
durch Wasser, Grlyzerin, und verdünnten Säuren in einigen Stunden
vollkommen gelöst werden. Im Sediment der Glyzerin-Wasserextrakte
(siehe Abschnitt LipaseS. 267) ließen sich nur Gewebsreste und Kalkkörner
entdecken; die Granula waren vollständig gelöst. Differenziert man mit
Alaunhämatoxyhn gefärbte Schnitte in verdünnter Salzsäure, so lösen
sich kleine und große Granula, von den kleinen zuerst die meist apikalen,
nachher auch die basalen. Weiter unten werde ich hierauf noch zurück-
kommen.

Die Farbe der kleinen Granula ist hauptsächhch gelb, mehr oder
weniger hell-leuchtend. Sie liegen öfters in kleinen Vakuolen, manchmal
aber sicherlich direkt im Plasma. Mehr apikal nehmen sie meistens die
Plasmafärbung an und sind dann nicht immer leicht vom umgebenden
Plasma zu unterscheiden. Sie sind immer homogen.

Die großen Granula liegen, wie ich schon sagte, hauptsächlich basal,
immer in Vakuolen. Sie sind nur in kleiner Anzahl in denZellen vertreten,
meistens findet man eine große basale Vakuole und darin ein oder sehr
wenige große Granula. Die Hauptmenge der Fermentzellen enthält solche
Vakuolen. Die Farbe der großen Granula ist leuchtend hellgelb bis
dunkelgelbbraun, sie sind homogen bis stark vakuolisiert. Es kommt
vor, daß die gelbe Farbe ganz verschwindet, die Granula scheinen sich
dann auszudehnen und die ganze Vakuole aufzufüllen. Sie werden farb-
los, erscheinen aber nach Alaunhämatoxyhnfärbung dunkelblau. In
diesem Zustand liegen sie entweder basal oder mehr apikal in der Zelle.

Es sei bemerkt, daß häufig an der Fronthnie der Zelle ein sehr eigen-
artiger Saum erscheint, unregelmäßig mit feinen kleinen Linien durch-
setzt. Ich habe dabei an einen Stäbchensaum gedacht, will jedoch da-
mit nicht sagen, daß dieser Saum wirklich etwas mit einem Stäbchensaum
zu tun hat, nur auf die äußerliche Ähnhchkeit mit demselben hinweisen.
Ich glaube, daß wir es hier zu tun haben mit einer an den apikalen Zell-
fronten adsorbierten Schicht von Kolloiden, welche in dieser eigentüm-
lichen Gestalt erscheint. Die Flüssigkeit der Follikellumina enthält ja
viele Kolloide (z. B. Globuline), welche sich in dieser Weise ablagern
können.

Außer den Drüsenfollikeln trifft man in den Schnitten natürlich
die Ausführgänge mit ihrem Flimmerepithel. Ich weise darauf hin, daß
dieses Epithel manchmal leuchtendgelbe, unregelmäßig konturierte
kleine Granula enthält. Ich vermute, daß diese Granula Schleim hefern,
da öfters Schleimzellen in diesem Epithel auftreten.

Zum Schluß sei noch erwähnt, daß ich einmal an diesem Flimmerepithel eine
merkwürdige Tatsache beobachtet habe: Abschnürung und Abstoßung von homo-
z. f.
vergl. Physiologie Bd. 8.nbsp;15b

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genen runden Plasmaklumpen. Ich habe keine Vermutung darüber, was dieses
bedeuten soll und beschränke mich hier einfach darauf, die beobachtete Tat-
sache zu erwähnen.

bb) Dynamik der Hungerdrüse.

Die Zelle.

Im ersten Teile habe ich bewiesen, daß die „Fermentzellequot; der Mittel-
darmdrüse rhythmisch arbeitet. Es tritt bei der Mtteldarmdrüse diese
rhythmische Zellarbeit mehr in den Vordergrund als bei der Vorder-
darmdrüsenzelle; die Mitteldarmdrüsenzelle zeigt ja allerhand Stadien,
welche mit sehr kleinen Unterschieden in andere Stadien übergehen.
Die gedankliche Aneinanderreihung
ist hier viel bequemer als bei der

Vorderdarmdrüsenzelle; dort gab es andere Möglichkeiten und Lücken,
welche nur mit der Stufenzählmethodik zu überbrücken waren.

Ausgehend von dem im ersten Teile gebrachten Beweis des Zell-
rhythmus will ich hier noch einmal die Arbeitsbahn der „Fermentzellequot;
der Mitteldarmdrüse betrachten. Manche Einzelheiten Sind darin noch
unbewiesen, ich bespreche dieselben später; die Hauptsache aber steht
schon fest.

Stadium A (Abb. 22). Die Ferment- oder Granulazelle ist erst ziem-
lich kurz mit gerader Front, sie hat eine scharf zum Lumen hin abge-
setzte rechte, Apexkontur. Das apikale Plasma ist homogen, zeigt eine
Schaumstruktur. Dér Kern befindet sich etwa 1/3 vor der Basis. Basal
im Plasma sind meistens vereinzelte kleine Granula zu beobachten. Oft
ist eine basale Vakuole mit einem großen Granulum anwesend.

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Stadium B (Abb. 23). Die Anzahl der kleinen gelben Granula wächst,
sie rücken mehr zum Apex hin, bleiben aber meistens noch auf die untere
Hälfte der Zelle beschränkt. Die Zelle beginnt etwas ins Folükellumen
hervorzuragen. Basales großes Granulum oft anwesend.

Stadium C (Abb. 24). Die Anzahl der kleinen Granula nimmt noch
weiter zu, sie rücken noch mehr zum Apex hin. Im proximalen Zellteil
zeigt sich an ihnen irgendeine Änderung, die gelbe Farbe verblaßt,
sie färben sich mit Plasmafarbstoffen (z. B. mit Lichtgrün; deswegen
will ich von jetzt an diese Gebilde kurz als „grünequot; Granula bezeichnen).

Der Kern wird zur Basis hin zu-
rückgedrängt. Der Apex wölbt sich
stark in das Follikellumen hervor,
enthält neben den ,,grünenquot; Gra-

nula noch sehr kleine, nicht näher bestimmbare bläschenartige Struk-
turen („grünequot; Granula in Auflösung?)

Stadium D (Abb. 25). Sodann stößt die Zelle den proximalen kolben-
förmigen Teil ab, es kommen dabei auch viele, mehr basalgelegene, gelbe
Granula mit nach außen. Die Zellfront sieht vollkommen zerfetzt aus,
die Grenzen zu den benachbarten Zellen sind nur basal erhalten.

Die Zelle regeneriert dann, sie wird apikal wieder begrenzt, zeigt
erst noch unregelmäßige apikale Vakuolen, schließlich verschwinden auch
diese, der Kern rückt nach vorne tmd das Stadium A ist wieder erreicht.

Wie steht es nun mit den grro^e» ftasaZe» (rrantt/a? Sicherlich werden
sie ausgestoßen, ich habe aber, wie wir auch weiter unten noch sehen

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werden, keinerlei Zusammenhang zwischen der Ausscheidung der großen
und kleinen Granula entdecken können. In allen Arbeitsstadien der
Zellen können die großen Granula auftreten und in allen Stadien kann
man gelegenthch eine Ausstoßung derselben beobachten, oft nach der
oben beschriebenen Ausdehnung und Verfärbung. Weiter unten (S. 233,
238 und 270) werde ich darauf zurückkommen.

Die Drüse.

Den Rhythmus der Hungerdrüse habe ich im ersten Teile (Keijgs-
mann
55) nicht bewiesen. Ich konnte nur eine synchrone Arbeit der
Zellen nachweisen. Zwecks Analyse der Sekretion der Hungerdrüse
wenden wir uns jetzt zur systematischen Besprechung der histologi-
schen Bilder, welche uns die Drüse zeigt. Zu diesem Zwecke wurden,
wie oben gesagt, die Drüsen verschiedener Hungertiere, alle im selben
Zustande (Winterschlaf, Ende November) verglichen. Es folgt zunächst
ein Protokollauszug.

H 5a. Follikellumina klein, 6% der Follikel sezernieren^. Die Mehrzahl der
Zellen ist ziemlich kurz mit gerader Front. Kleine gelbe Granula = 3, fast immer
basal. „Grünequot; Granula gering. Große Granula = 4, von denen 80% gelb basal,
20% blau apUcal. Es findet also wohl eine Ausscheidung von großen Granula statt\'

Höb. Follikellumina klein, 2% der Follikel sezernieren. Die Zellen wölben
etwas ins Lumen hervor. „Grünequot; Granula mäßig. Kleine gelbe Granula = 9
auch apikal. Große Granula = 6, gelb, basal.

H 5c. Follikellumina sehr klein oder sehr groß, 25% der Follikel sezernieren
Zellfronten zerfetzt oder Zellgipfel stark kolbenförmig ins Lumen hineinragend\'
,,Grünequot; Granula stark. Kleine gelbe Granula = 4, proximal fehlen sie Große
Granula = 4, basal, gelb.

H 5d. Follikellumina klein, 2% der Follikel sezernieren. Zellen mäßig kolben-
förmig. „Grünequot; Granula gering. Kleine gelbe Granula = 8, durch die ganze
Zelle verbreitet. Große Granula = 4, gelb, meistens basal, werden an einigen
ötellen in dieser Gestalt ausgeschieden.

H 5e. Follikellumina ziemlich groß, 4% der Follikel sezernieren. Zellen meist
kurz mit gerader Front. „Grünequot; Granula gering. Kleine gelbe Granula = 3» L
basal. Große Granula = 3, gelb, basal.

H 6a. Follikellumina ziemlich klein, 5% der Follikel sezernieren Zellen stark
kolbenförmig. „Grünequot; Granula ziemlich stark. Kleine gelbe Granula = 5, gelb
proximal fehlen sie. Große Granula = 5, gelb, basal.

H 6 b. Follikellumina mäßig groß, 2% der Follücel sezernieren. Zellen kurz
und gerade, apikale Plasma homogen, Schaumstruktur. „Grünequot; Granula gering
Kleine gelbe Granula = 31/2. basal. Große Granula = 5, basal, gelb.

H 6c. Follikellumina mäßig groß, 1% der Follikel sezernieren. Zellen gerade
und kurz. „Grünequot; Granula gering. Kleine gelbe Granula = 3, immer basal
Große Granula = 6, gelb, basal.

H6d. FollikeUumina ziemlich klein, 2% der Follikel sezernieren Zellen
kolbenförmig., „Grünequot; Granula stark. Kleine gelbe Granula = 4, proximal
fehlen sie. Große Granula = 7, gelb, basal.

1 Sekret ausstoßende Follikel darf man nicht verwechseln mit Follikel, in
denen ein Klümpchen abgestoßener (degenerierter) Zellen wahrnehmbar ist.\'

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H 6e. Folltkellumina mäßig groß, 2% der Follikel seziernieren. Zellfronten
ziemlich gerade. „Grünequot; Granula gering. Kleine gelbe Granula = 31/2, basal.
Große Granula = 6, gelb, basal.

Um diese Tatsachen besser überblicken zu können, habe ich sie in
Kurven umgearbeitet. Diese zeigt die Abb. 26. Es sind horizontal die
Versuchstiere abgetragen, vertikal die Prozente der sezernierendenFoUikel
(0—50) und die Granulaanzahl (0—10). Es sind die Prozentzahl der
sezernierenden Follikel (-Linie), die Stärke der „grünenquot; Granula

(......Linie), die Anzahl der kleinen gelben Granula (---Linie)

und die Anzahl der großen Granula (—----Linie) in Kurven über-
tragen.

Was lehrt uns diese Abbildung? Wir ersehen erstens, wie während
des Hungerns sehr viele Granula vorhanden sein können. Ich werde
darauf unten zurückkommen. Weiter ist es klar, daß während des
Hungerns wirklich eine Sekretion stattfinden kann: H 5 c zeigt ein

unzweideutiges Maximum der sezernierenden Follikel (---Linie). Es

werden die kleinen Granula ausgestoßen, wie wir sehr schön auf einem
Mikrofoto, das dieser Stufe entnommen wurde, sehen können (Abb. 27).
Wir sehen da, vde eine Sekretwelle, hauptsächlich aus kleinen gelben Gra-
nula bestehend, sich aus den Folhkellumina in einen Ausführgang ergießt.

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Merkwürdig ist aber die Tatsache, daß gerade beim Tiere H 5 c, wo
wir es mit einem Sekretionsanfang zu tun haben (siehe Protokollauszug:
die meisten Zellen sind noch stark kolbenförmig), relativ wenig kleine
gelbe Granula da sind (---Linie).

Dagegen sehen wir, wie die „grünenquot; Granula (Abb. 26) bei H 5 c in
relativ großer Menge auftreten (......Linie). Wenn die Zellen stark

Sekret

kolbenförmig sind, so tritt immer die Anzahl der kleinen gelben Granula
etwas zurück; und es treten apikal in der Zelle große Mengen „grünerquot;
Granula auf. Ich sagte oben schon, daß ich zunächst diese „grünenquot;
Granula aus den gelben Granula entstanden denke; später werde ich das
(S. 238) beweisen. Der Zusammenhang ist nun z. B. bei H 5 c so: die
kleinen gelben Granula sind nicht in sehr großer Menge vorhanden, denn
sie haben sich proximal zu „grünenquot; Granula umgebildet. Nun wird
die Masse ausgestoßen: erstens die „grünenquot; Granula, zweitens wird

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Was die großen Granula anbelangt (—• —• — Linie), so kann ich ihr
Auftreten und ihre Ausscheidung in keinerlei Beziehung bringen zu
den andern Vorglt;ängen in den Zellen. Ich werde weiter unten noch
zeigen, daß sie mit den Fermenten wahrscheinhch nichts zu tun haben;
ich glaube, die Bildung und Ausscheidung der großen Gramila ist ein
von den andern hier beobachteten Zellvorgängen unabhängiger Prozeß.

1 In beobachtete sie nur selten in den Follikellumiiia.

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Die Hungerdrüse lehrt uns weiter, daß, im Gegensatz zur Vórder-
darmdrüse, hier die Zellen synchron arbeiten. Die ganze Drüse zeigt
eigenthch immer nur die Zellen in demselben Arbeitsstadium. So zeigt
z. B. bei H 5 c die Mehrzahl der Zellen (also der Follikel, denn im selben
Follikel sind fast immer alle Zellen im gleichen Zustand) das Stadium C
25% der Zellen zeigen das Stadium D. Natürlich trifft man auch wohl
einen Folükel, in dem die Zellen zwei benachbarte Stadien zeigen So
sieht man in Abb. 28 einen Follikel, in dem Hnks die Zellen eben ihre
Sekretgranula ausgestoßen haben, fast granulaleer sind und eine ge-
rade Front zeigen (man achte auch auf die eigenartige doppelte Front-
inie, den „Stäbchensaum,quot; dieser Zellen), während rechts die noch
kolbenförmigen Zellen im Begriffe sind, ihre Sekrete hinaus zu werfen
Das Lumen zeigt ausgestoßene Granula.

Es ist diesen Betrachtungen wohl folgendes zu entnehmen - die Zelle
der Mitteldarmdrüse arbeitet rhythmisch, die Zellen arbeiten synchron
also muß die Drüse als Ganzes auch rhythmisch arbeiten. Die Sekretion
der Drüse ist also rhythmisch während des Hungerns, es findet eine
periodische Ausscheidung von Granula statt.

e) Histologie der aktivierten Drüse.

aa) Statik der aktivierten Drüse.

Es ist über die histologische Morphe der aktivierten Mitteldarmdrüse
wenig Neues zu sagen. Es treten hier keine neue Formen auf; alles was
ich beobachten konnte, ist auch in der Hungerdrüse schon vorhanden
Der einzige morphologische Unterschied ist wohl, daß die „grünenquot;
Granula apikal in den „Fermentzellenquot; meistens stärker und deutlicher
auftreten als bei der Hungerdrüse.

bb) Dynamik der aktivierten Drüse.

Jetzt wollen wir nachforschen, wie die Mitteldarmdrüse sich verhält
wenn das Tier gefüttert wird. Es kamen zur Beobachtung die Schnitte
der 25 Stufen von je einer Stunde. 0 Std. heißt dann: direkt nach
halbstündiger Fütterung getötet (siehe allgemeine Technik, S. 190).

Es wurde festgestellt die Anzahl der sezernierenden Follikel die
Größe der Folhkellumina, die Form der Zellen, die Anzahl der kleinen
gelben sowie der großen Granula, die Häufigkeit der „grünenquot; Gra-
nula und die Anwesenheit von Sekreten in den Follikellumina. Ich
habe die erhaltenen Tatsachen in der untenstehenden Tabelle zusammen-
gefaßt (Tab. 8).

Weil diese Tabelle nicht sehr übersichtlich ist, habe ich wieder die
Kurven zur Hilfe gerufen. Abb. 29 zeigt dies. Die Werte sind in den
Kurven in Zahlen ausgedrückt, dabei folgte ich dem Seite 226 angegebe-
nen Schema. Es sind in Kurven abgetragen worden die Zahl der «sezer-
nierenden Follikel in Prozenten (- Linie), die Zahl der kleinen

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Arbeitsrhythmus der Verdauungsdrüsen bei Helix pomatia. H. 235
Tabelle 8.

Stufe
Stunden

Große
Granula

Größe
der Lumina

Form
der Zellen

Proz.
der
sezern.
Follikel

Kleine
gelbe
Granula

„Grüne\'
Granula

Sekret
in den
Follikel-
lumlna

0

7

ziemlich eng

mäßig

2

4

mäßig

_

kolbenförmig

Va

4

eng

kolbenförmig

1

8

mäßig

-

1

4

ziemlich eng

die Mehrzahl

12

4

häufig

kolbenförmig

IV.

3

eng oder weit

kurz oder

8

2

sehr wenig

kolbenförmig

2

2

ziemlich weit

mäßig

4

3

sehr wenig

_

kolbenförmig

2%

4 (sekret.]

mäßig weit

mäßig

2

IV2

mäßig

_

kolbenförmig

3

4

mäßig weit

mäßig

1

7

wenig

kolbenförmig

3V2

5

sehr eng

kolbenförmig

19

4

viel

-

4

4

weit oder eng

kurz oder

4

IV2

viel

kolbenförmig

5

ziemlich eng

mäßig

2

3

mäßig

kolbenförmig

5

2 (sekret.)

mäßig weit

mäßig

0

8

mäßig

_

kolbenförmig

5V.

2

ziemlich eng

mäßig

0

8V2

wenig

_

kolbenförmig

6

5

ziemlich eng

mäßig

3

6

viel

kolbenförmig

1

6V.

3 (sekret.)

mäßig weit

meistens

8

4

viel

kolbenförmig

7

2%

eng

kolbenförmig

6

3

viel

-

mäßig

7

31/2

viel

7V.

3Va

mäßig weit

kolbenförmig

/ «

8

2V.

mäßig weit

kolbenförmig

0

5

sehr wenig

-

8V.

4

weit

kurz

3

9

ziemlich

_

wenig

9

3

weit

kurz

5

7

wenig

-

9V.

4

ziemlich weit

ziemlich kurz

1

4

sehr viel

-

10

6

sehr weit

kurz

40

2V2

mäßig

lOV.

4

ziemlich weit

ziemlich kurz

4

3V2

wenig

11

5 (sekret.)

weit

kurz

0

1

mäßig

111/2

ziemlich eng

meistens

5

4V2

mäßig

kolbenförmig

12

4V2

mäßig weit

mäßig

4

3

mäßig

kolbenförmig

Z. f. vergl. Physiologie Bd. 8.

16

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gelben Granula (--— — Linie), die Menge der „grünenquot; Granula

(—.—. — Linie) und die Form der Zellen (.....Linie). Die Form der

Zellen, d. h. das mehr oder weniger kolbenförmige Aussehen, wurde in
5 Abstufungen festgestellt: 0 = kurz oder zerfetzt, 21/2 = etwas kolben-
förmig, 5 = mäßig kolbenförmig, T^/o ist ziemhch kolbenförmig und
10 = kolbenförmig.

Es sind zur bequemeren Übersicht am Anfang auch die Werte der
Hungertiere (H 5a, H 5b, H 5c, und H 6e) abgetragen, die Fütterungszeit
ist durch mi angegeben. Horizontal sind weiter die Stufen abgetragen
(0—12 Std.). Vertikal wurde die Anzahl der sezernierenden Folhkel
(0—40%) abgetragen und auf einer zweiten Ordinate die Anzahl der
Granula usw. (0—10). Unterhalb der Abszisse ist durch -}- die Anwesen-
heit und die Stärke der Sekretmassen in den Follikellumina angegeben.

Dieser Abbildung können wir vieles entnehmen. Betrachten wir

zuerst die Kurve der relativen Zahl der sezernierenden Follikel (-

Linie). Es zeigt diese Kurve deutliche Maxima bei der 1. Std., bei der
31/2 Std. und der 10. Std.^. Zwischen der 61/2 und 71/2 Stxmde ist die
Anzahl der sezernierenden Folhkel auch deutlich erhöht; es tritt hier
aber kein spitzer Gipfel auf, sondern eigentlich ein abgestumpfter. Es
offenbart sich hier einer der schwachen Punkte der von mir gefolgten
Methodik. Wie wir unten sehen werden, haben wir während dieser Zeit
in Wirklichkeit eine sehr deuthche Sekretwelle; sie würde sich zweifels-
ohne besser zeigen, wenn ich die Stufen an einem einzigen Tiere vor-
nehmen könnte. Die Sekretwelle zeigt sich hier aber nur wenig, eben weil
ich mit verschiedenen Tieren arbeiten mußte, bei denen es ja nicht fest-
steht, daß sie genau gleich weit vom Anfangspunkt (der Fütterung) ent-
fernt sind; es kann ja die Drüse eines der Tiere langsamer arbeiten als die
der anderen (bei
Astacus beobachtet von Hirsch u. Jacobs 37). So kann
der Punkt bei der 6^/2 Stunde den allerersten Anfang einer Sekretwelle
darstellen, 7 und 7^/2 Std. sind vielleicht Tiere, welche ihre Sekretion
fast beendet haben. In dieser Weise wurde der Höhepunkt der Sekre-
tionsperiode gerade nicht getroffen. Daß wir,es hier aber wirkhch mit
einem Ausscheidungsmaximum zu tun haben, wird wohl genügend durch
die Anwesenheit von Sekretmassen in den Folhkellumina (H—|—[-),
durch die Gestalt der Zellen, welche zu dieser Zeit stark kolbenförmig
oder sehr kurz ist, durch die gleichzeitige Gipfelung (6—7 Std.) der
„grünenquot; Granula, durch die Herabsenkung der Menge der kleinen
gelben Granula, die Größe der Folhkellumina (siehe die Tabelle) und
endlich, wie wir weiter unten sehen werden, durch die gleichzeitige
Gipfelung der Fermentkurve bewiesen.

Es steht also fest, daß binnen zwölf Stunden nach der halbstündigen

1 Die K.B.N.-Serie gab Maxima bei I1/2—2 Std., 31/3 Std., 5—G Std. und
91/2 Std.

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Fütterung vierMa-
arm» in der Anzahl
der sezernierenden
Follikel, also vier
Sekretwellen, auf-
treten.

Wie verhält sich
nun die
Menge der
„grünenquot; Granula
bei dieser Aus-
scheidung? Trifft
man die Mttel-
darmdrüse am An -
fang der Sekre-
tionsperiode, so
werden natürhch
viele kolbenför-
mige Zellen da sein
mit vielen „grü-
nenquot; Granula. Am
Ende der Sekre-
tion dagegen wird
man kurze zer-
fetzte Zellen fin-
den, die „grünenquot;
Granula sind dann
fort, d. h. schon
ausgestoßen. Wir
sehen, wie jedes-
mal die Kurve der
„grünenquot; Granula

(—• — ----Linie)

einMaximum wäh-
rend (oder besser
gesagt: am An-
fang) derAusschei-
dung zeigt. Kurz
nach der Ausschei-
dung ist jedoch die
Menge der „grü-
nenquot; Granula ge-
ring, sie wird erst
größer kurz vor

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dem nächsten Sekretschub. (Maximum der ——•—Linie bei 1 Std.,
gleichzeitiges Maximum der —■—- Linie, usw.).

Wie wir schon bei der Hungerdrüse beobachteten, fällt ein Maximum

der Ideinen gelben Granula (---Linie) nicht zusammen mit einem

Ausscheidungsmaximum; es liegt vielmehr früher (z. B. Maximum der

—nbsp;—■ — Linie bei 1/2 Std., Maximum der - Linie bei 1 Std.).

Im vorigen Abschnitt sagte ich: die kleinen gelben Granula bilden sich
kurz vor der Ausscheidung apikal in die ,,grünenquot; Granula um; ich kann
jetzt diese Auffassung noch fester begründen. Es zeigt sich nämlich in
den Kurven sehr schön, wie wirklich das Maximum der kleinen gelben
Granula immer vor dem Maximum der „grünenquot; Granula liegt; es hat
also die Menge der ,,grünenquot; Granula auf Kosten der gelben Granula
zugenommen. Da nun auch noch gleich darauf die Sekretion beginnt,
so wird die Anzahl der kleinen gelben Granula noch mehr abnehmen; sie
werden ja mit aus der Zelle geschleppt. Also: 0 Std., die Anzahl der

kleinen gelben Granula (---Linie) nimmt zu, gipfelt bei 1/2 St.,

sinkt dann herab, weil sie teilweise in „grünequot; Granula umgebildet

werden (1 Std. Herabsinken der---Linie). Die Menge der ,,grünenquot;

Granula steigt natürlich dadurch an (—• ——Linie gipfelt bei 1 Std.); da

nun aber gleichzeitig die Sekretion auftritt (Gipfel der-Linie bei

1 Std.), so werden die ,,grünenquot; Granula direkt wieder ausgeschieden,

ihre Anzahl nimmt also stark ab —----Linie bei 1^/2 Std.). Zu

gleicher Zeit sinkt auch die Menge der kleinen gelben Granula infolge der

Ausscheidung weiter (---Linie bei I ^/g Std.); die Sekretmassen

sind in den Follikellumina nachzuweisen ( und —^ bei 1 und 1 ^/a St.).

—nbsp;So geht es weiter; alle Ausscheidungsphasen demonstrieren in der
Abbildung sehr schön diesen Zusammenhang.

Die Form der Zelle wird dargestellt durch die.....Linie. Wir sehen,

wie immer kurz vor der Sekretion die Zellen stark kolbenförmig sind,

direkt nach der Sekretion sind sie sehr kurz mit gerader Front (.....

Linie bei 1^/2, 4 Std. usw.); sie haben also ihren kolbenförmigen Apex
abgestoßen.

Was die Größe der Follikellumina anbelangt, so habe ich sie nicht in
die Abbildung eingetragen; wir ersehen aber aus der Tabelle 8, wie kurz
vor der Sekretion die Lumina immer eng sind, kurz nach der Sekretion
sehr weit. Dies korrespondiert natürlich mit der erwähnten Länge der
Zellen. Die Luminagröße wird aber beherrscht von zwei Faktoren:
Aktive Kontraktion der Follikel (
Biedeemakn 6, während der Verdauung
findet ein regelmäßiges Pumpen der Folhkel statt) und Länge der Fer-
mentzellen. Man darf also dieses Phänomen nicht zu streng nehmen;
ein geringes Heranwachsen der Fermentzellen wird öfters völhg verwischt
werden; nur ein großer Unterschied äußert sich.

Die großen Granula, verhalten sich, wie wir in der Tabelle sehen, ganz

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anders. Es läßt sich keinerlei Zusammenhang entdecken zwischen ihrer
Anzahl, Lage oder Ausscheidung und den genannten Prozessen. Ich
werde bei dem Vergleich der Fermentkurve mit dem histologischen Bilde
(Seite 270) näher darauf eingehen.

Ich glaube, wir können aus dieser Besprechung folgendes hinsichtlich
der Zellarbeit
schheßen: Die Zellen der Mitteldarmdrüse arbeiten syn-
chron (siehe auch G.G.
Hiesch 1918); wie diese Zusammenarbeit zustande
kommt und beibehalten bleibt, weiß ich nicht. Die Zelle, welche ihre
Arbeit anfängt, ist kurz und hat eine gerade Frontlinie. Sie nimmt aus
dem Blute Rohstoffe auf und bildet diese basal um zu kleinen gelben
Granula. Indessen wächst sie; und der Apex fängt an, sich in das Fol-
likellumen hervor zu wölben. Die Anzahl der kleinen gelben Granula
nimmt zu, sie erfüllen die Zelle auch mehr proximal. Jetzt unterliegen
die kleinen gelben Granula im apikalen Zellteile irgendeinem chemischen
oder physikalisch-chemischen Prozesse; sie verlieren ihre gelbe Farbe
und färben sich mit sauren Farbstoffen. Sie werden teilweise gelöst (die
beobachtete Bläschenstruktur), der osmotische Druck in der Zelle nimmt
zu, die Zelle nimmt Wasser auf (vom Blute sowie vielleicht vom Lumen
her), quillt und platzt apikal; die grünen Granula werden frei und mit
ihnen wird die Mehrzahl der kleinen gelben Granula hinausgeworfen. Die
Zellfront sieht daher zerfetzt aus, die Zelle ist sekretleer. Sie regeneriert
und beginnt wieder von neuem. Die Zelle regeneriert sicherlich, denn
der Kern bleibt im Zellrcst zurück und Regenerationsstadien sind
von mir beobachtet worden. Doch wird die Zelle wohl nicht vielmals
diesen tief eingreifenden Prozeß wiederholen können. Es lassen sich
ja oft in den Folhkellumina Klümpchen Plasma mit Kernen beobachten,
die wohl abgestorbene und ausgestoßene Zellen darstellen.

Die Drüse als Ganzes sezerniert während des Hungerns sowie während
der Aktivation rhythmisch, das ist sicher. Wie dieser Rhythmus (die
synchrone Arbeit der Zellen) bei dieser apokrinen Sekretion zustande
kommt, darüber kann ich jetzt noch nichts sagen.
Hirsch und Jacobs
(36) haben neuerdings bei der holokrinen Sekretion von Astacus den da
bestehenden Sekretionsrhythmus in der Mitteldarmdrüse auf einen
Wachstumsrhythmus zurückführen können: der Sekretionsrhythmus
(und also die synchrone Arbeit der Zellen) ist da lediglich die Folge
des periodischen Wachstums, weil in den ,,Vegetationspunktenquot; der
Drüse durch periodische Teilungen periodisch neue Zellgruppen ge-
liefert werden. Wie die Sache bei
Helix steht, ist mir unbekannt.

Es ist mir auch nicht ganz klar geworden, inioieweit die Arbeit der
aktivierten Drüse abweicht von der Arbeit der Hungerdrüse.
Unter den
14 von mir untersuchten Hungertieren fand ich bei einem einzigen ein
deutliches Maximum (H 5c); weil aber diese Hungertiere keine eigent-
liche Stufen darstellen, so läßt sich nichts über die Häufigkeit der Sekret-

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wellen sagen. Die aktivierte Drüse dagegen liefert innerhalb 12 Std. vier
Sekretschübe; vielleicht arbeitet die Hungerdrüse im Gegensatz dazu
langsamer und weniger intensiv, ich weiß es nicht. Auf eine intensivere
Arbeit der aktivierten Drüse weisen vielleicht die „grünenquot; Granula hin:
es sind nämhch die „grünenquot; Granula, wenn sie auftreten, bei der akti-
vierten Drüse meistens in größerer Menge anwesend als bei der Hunger-
drüse. Ich komme darauf unten noch zurück.

Subkaj). 2. Die Permeation in die Mitteldarmdriise.
a) Allgemeines.

Bevor ich zur Besprechung der Resultate übergehe, welche ich hin-
sichtlich der Permeation bei
Belix erhielt, scheint es mir nicht über-
flüssig, zuerst zu versuchen, die jetzt bekannten allgemeinen Tatsachen
über Permeation vorläufig zusammenzufassen.

Man vergleiche zu dieser Besprechung Jordan und Begemann (48),
die von G. C. Hirsch (34) gegebene Begriffsordnung und Liesegang
(116
und 117).

Es ist in letzter Zeit eine Unmenge von Pubhkationen auf diesem
Gebiete erschienen, manches davon wird später, wenn wir uns eine
einigermaßen gut fundierte Theorie der Permeation schaffen können,
als Baustein dieser Theorie Verwendung finden, vieles aber wird als wert-
los beiseite gelegt werden müssen. Es herrscht hier in vielen Hinsichten
noch ein Tasten, Suchen und Stolpern im Dunkeln. Wenn ich also ver-
suche einigermaßen Ordnung in dem Wirrwarr zu schaffen, so sei dabei
ausdrücklich betont, daß dieses nur einen sehr vorläufigen Versuch dar-
stellen kann. Auch ist es meine Absicht nicht, hier alle in letzter Zeit er-
schienenen Arbeiten über dieses Thema zu behandeln, das würde viel zu
weit führen.

Wir müssen den Komplexbegriff Permeation zuerst in seine Kompo-
nenten zerlegen (
Hirsch 34); es ist die Permeation in gewisser Hinsicht
als eine Umkehrung des Sekretionsprozesses zu betrachten:

a)nbsp;Die Permeation in die Zelle, alsoledighchdas Passieren derZellhaut.

b)nbsp;Die Verarbeitung der hineingetretenen Stoffe innerhalb der Zelle.

c)nbsp;Die Herausbeförderung derselben aus der Zelle.

Betrachten wir zuerst die erste Komponente, also die Permeation

im engeren Sinne.

Aus den bis jetzt publizierten Arbeiten über Permeation lassen sich,
wenn auch nicht immer einleuchtend, einige Prinzipien herausholen:

1.nbsp;Es permeieren lipoidlöshche sowie nichthpoidlöshche Substanzen.

2.nbsp;Die Permeation von nichtlipoidlöslichen Stoffen ist bei den Sub-
stanzen, deren Partikelgröße bedeutend ist (große Moleküle, Semikol-
loide) abhängig von der Partikelgröße der permeierenden Substanz
(Ruhland, Schulemann, v. Moellendorff; 98, 101, 65—^74).

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3.nbsp;Die Zelle zeigt sehr vielen nichthpoidlöshchen Substanzen gegen-
über eine „physiologischequot; Permeabilität (H
oeber 38).

4.nbsp;Den hpoidlöslichen Stoffen ^ gegenüber besteht keine „physio-
logischequot; Permeabilität (z. B.
Hoeber 38).

5.nbsp;Gewisse Gewebe (z. B. das Darmgewebe der Säugetiere) sind im-
stande entgegen dem Konzentrationsgefälle Stoffe aufzunehmen.

6.nbsp;Gewisse Gewebe können Partikel in festem Zustande in sich auf-
nehmen.

Diese Prinzipien müssen wir in Zusammenhang bringen mit dem
folgenden System: Eine Zellmembran2, einerseits von dieser eine Flüssig-
keit, in der die Teilchen, welche permeieren sollen; andererseits das
Protoplasma. Die Partikelchen werden, wenn ein Konzentrationsgefälle
von außen nach innen besteht, in die Zelle hineinpermeieren.

Die Zellhaut, durch welche die Partikel hindurchgehen, muß irgend-
wie intermolekulare oder interkorpuskulare Poren aufweisen. Wenn
nun Membran und Zelle sich passiv (d. h. biologisch passiv) verhalten,
so wird die Permeation abhängig sein von den physikalischen und
kolloidchemischen Eigenschaften der Membran und von der Größen-
ordnung der permeierenden Teilchen. Wir erhalten so eine rein passive
Diffusion, bei den nichthpoidlöshchen Stoffen abhängig von den Mem-
braneigenschaften, bei den hpoidlöshchen Stoffen abhängig von dem
Maße der Lipoidlöslichkeit inid bei beiden Gruppen abhängig vom
Diffusionsgesetz. Solche Diffusion wird sich an toten Membranen voll-
ziehen können, sie ist keine spezifische Erscheinung der
lebenden Zelle.
Die hpoidlöshchen Stoffe aber scheinen auch in dieser Weise durch
die Haut der
lebenden Zelle zu permeieren. (Die bis jetzt bekannten
Tatsachen weisen alle in diese Richtung) 3.

Eine rein passive Permeation von nichthpoidlöshchen Substanzen
scheint aber bei nicht geschädigten Glt;3weben kaum vorzukommen.
Bei der Permeation dieser Stoffe kann erstens die Membran eine regu-
herende Wirkung auf den Eintritt ausüben. Die Zellmembran kann
nämhch zu einer bestimmten Zeit durchlässig sein für die Stoffe, denen
sie zu anderen Zeiten den Zugang verw^cigert. Es ist dies die genannte,
von
Hoeber aufgestellte „physiologischequot; Permeabilität; das erste An-
zeichen der Zellaktivität. Von dieser Regulierung wissen wir noch sehr

1nbsp;Inwieweit Lipoidlösliclikeit oder Oberflächenaktivität für die Permeation
dieser Substanzen verantwortlich sind, lasse ich unentschieden.

2nbsp;Es ist in letzter Zeit gesagt worden, es gäbe überhaupt keine Plasmamem-
bran. Das scheint mir aber nicht gut möglich. An der Grenze Plasma-Außensub-
stanz werden doch sicherlich aus beiden Phasen Stoffe adsorbiert (Lipoide, Eiweiß,
Phosphatide usw.) in dem Sinne, daß an dieser Stelle eine von der Zusammen-
setzung der beiden Phasen wenigstens quantitativ abweichende Haut entsteht.

3nbsp;Die Permeation von Fett lasse ich hier außer Betracht, die bei der Fett-
permeation auftretenden Vorgänge sind noch niclit genügend festgelegt.

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Avenig, teilweise kann sie zurückgeführt werden auf eine temporäre Ände-
rung der Porengröße in der Membran innerhalb gewisser Grenzen, auf
eine Beeinflussung der Adsorption an die Porenwände und auf der-
gleichen Erscheinungen (welche auch experimentell an toten Membranen
hervorgerufen werden können, vgl. z. B. die Zusammenfassungen von
Pfeifpeb [87], Mond [76] und die Arbeit von Risse [92]). Reversible
Quellung, reversible Ausflockung der Membrankolloide, elektrische Er-
scheinungen usw. werden dabei eine Rolle spielen; Stoffe in der Außen-
flüssigkeit sowie in der Zelle selbst werden zu diesen temporären physi-
kalisch-chemischen Membranänderungen Anlaß geben können.

Wir haben hier also eine Permeation kennen gelernt, welche dem
Diffusionsgesetz unterworfen und von den momentanen Membran-
eigenschaften abhängig ist.

Daneben gibt es noch eine Permeation in die Zelle, bei der auch die
Teilchengröße und die Membraneigenschaften eine Rolle spielen können,
die jedoch nicht dem Diffusionsgesetz unterworfen ist, da sie sich voll-
ziehen kann entgegen dem herrschenden Konzentrationsgefälle. Es ist
dies die
Resorption. Diese Resorption vollzieht sich immer an Stoffen,
Avelche diffusionsfähig (dialysierbar) sind. Weil bei dieser Permeation
aber keine oder entgegenwirkende Konzentrationsgefälle bestehen, so
muß die Zelle etwas leistend Sie muß der bestehenden osmotischen
Kraft eine Kraft gegenüberstellen, eine Kraft von gleicher Ordnung.
Sie leistet also Arbeit, welche auf dem Gebiete der osmotischen Arbeit
liegt. Weil wir nun gar nicht wissen, welche Kraft dies eigentlich ist, so
stellen wir uns vorläufig vor, daß hinter der Plasmamembran eine „Saug-
kraftquot; existiert, welche die permeable Substanz hineinzieht, also nur
Einfluß ausübt auf die Geschwindigkeit des Permeierens. Es ist diese
,.Saugkraftquot; das zweite, völlig unbekannte Phänomen, dem wir im
Permeationsproblem begegnen.

Wie steht es nun mit der Aufnahme von Partikelchen, die zu groß
sind um die Membranporen zu passieren\'i
Es kann die Plasmahaut ihre
Porenweite nur zwischen bestimmten Grenzen reversibel ändern; Par-
tikel, größer als die maximale Porengröße, werden nicht hineinkommen.
Manche, sehr bestimmte Gewebe nun nehmen doch noch größere Partikel
auf; es wird diese Permeationsart Phagozytose genannt. Bei dieser
Phagozytose muß die Zelle unbedingt Arbeit leisten, eine Diffusion ist
nicht möghch:

1.nbsp;weil diese Partikel nicht diffusionsfähig sind (man denke an
Erythrozyten, Bakterien usw.) und

2.nbsp;weil die Partikel größer sind als die Membranporen.

1 Der Sauerstoffverbrauch und die Abgabe von Kohlensäure nehmen zu (z. B.
Brodie
und Vogt [9]).

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Die Arbeit, welche die Zelle bei der Phagozytose leistet, kann aber
nicht, wie bei der Resorption, auf dem Gebiete der Osmose liegen, denn
es sind hier gar keine osmotische Kräfte da. Es leistet also die Zelle
Arbeit irgendeiner unbekannten Art, die jedoch außerhalb des Gebietes
der osmotischen Arbeit liegt. Diese Arbeit ist das dritte Anzeichen einer
unbekannten Aktivität der lebendigen Zelle.

Wir können nun zu der folgenden sehr vorläufigen Auffassung
kommen: Es existieren bei der Zelle zwei Arten der Permeation, die erste
Art ist noch weiter zu zerlegen.

a)nbsp;Permeation von diffusionsfähigen Partikeln, deren Größenordnung
unterhalb der maximalen Membranporenweite liegt oder welche lipoid-
löslich sind.

aa) Reine Diffusion, es diffundieren nach physikahschen Gesetzen
lipoidlöshche Substanzen. Die Zelle liefert keine Arbeit.

bb) „Physiologischequot; Diffusion, es permeieren nach physikahschen
Gesetzen diffusionsfähige Partikel, deren Permeation durch Änderungen
der Membraneigenschaften beeinflußt werden kann. Es beschränkt sich
also die eventuell gelieferte Zellarbeit auf die Membran.

cc) Resorption, es permeieren diffusionsfähige Partikel, welche
durch eine unbekannte, von der Zelle gelieferte Arbeit entgegen dem
osmotischen Gefälle hinein gelangen können. Diese Permeation ist
natürlich auch
durch Änderungen der Membraneigenschaften zu beein-
flussen. Neben einer eventuellen sich auf die Beschaffenheit der Membran
beschränkenden Arbeit liefert die Zelle aber noch eine Arbeit, welche auf
dem Gebiete der osmotischen Arbeit liegt.

b)nbsp;Phagozytose, es permeieren nichtdiffusionsfähige Partikel, welche
größer sind als die maximale Porenweite. Diese Permeation ist nur mög-
lich durch eine spezifische Zeharbeit, eine Arbeit aber, welche nicht auf
dem Gebiete der Osmose liegen kann.

Definition der Resorption: Resorption ist eine durch die Zelle aktiv
besorgte Permeation von diffusionsfähigen Partikeln, deren Größen-
ordnung unterhalb der maximalen Membranporenweite liegt.

Definition der Phagocytose: Phagocytose ist eine durch die Zelle
aktiv besorgte Permeation von nichtdiffusionsfähigen Partikeln, deren
Größenordnung oberhalb der maximalen Membranporenweite liegt.

Wo ist nun die Grenze zwischen Resorption ( Diffusion) und
Phagocytose? Diese Grenze wird festgelegt durch zwei Faktoren.

1.nbsp;Die maximale Membranporenweite.

2.nbsp;Die Art der von der Zelle gelieferten Arbeit.

Es existiert eine scharfe Grenze zwischen Resorption und Phago-
cytose. Die Zelle kann Phagoeytosearbeit liefern, oder sie kann es
nicht. Alle Zellen lassen gewisse Stoffe hineindiffundieren, viele

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Zellen resorbieren auch, aber nur sehr bestimmte Zellen können phago-
cytieren.

Wenn wir nun die Phagocytose studieren wollen, so kennen wir die
maximale Membranporenweite nichts und wir haben keinen Maßstab
um die Phagocytosearbeit von der Resorptionsarbeit zu unterscheiden.
Darum müssen wir arbeiten mit Partikelchen, welche so groß sind, daß
sie sicherhch phagocytiert werden müssen. Die Technik der Phago-
cytoseuntersuchung soll also festhalten an der von
Hibsch (34) ge-
gebenen Definition der Phagocytose: Phagocytose ist eine Permeation
von Partikeln größer als
0,1//2. Arbeiten wir mit kleineren Teilchen,
so sind wir nie sicher, ob wirklich eine Phagocytose vorhegt.

Jetzt will ich mich noch einen Augenblick mit der Verarbeitung der
permeierten Stoffe innerhalb der Zelle beschäftigen. Wir wissen eigent-
hch noch sehr wenig davon (S.
Hirsch 34), ich will daher keine große
Besprechung dieser Dinge bringen 3. Es gibt aber einen Prozeß, der sehr
oft bei dieser Verarbeitung auftritt. Es ist dies die Konzentrierung der
aufgenommenen Partikel.
Hirsch (33), Peczenik (86) und andere
Untersucher beobachteten nach Phagocytose und andersartiger Per-
meation oft ein Zusammenballen, ein Konzentrieren der aufgenommenen
Partikel innerhalb der Zelle. Es ist dies, wie
Hirsch (34) sagt, ein
Prozeß, welcher analog verläuft der Konzentrierung der aufgenommenen
sauern Farbstoffe (
Schulemann, v. Moellendoref u. a.). Schule-
mann
hat bewiesen, daß diese Konzentrierung direkt abhängig ist vom
Dispersitätsgrade der eingedrungenen Partikel; je größer die Teilchen,
je schneller und vollkommener werden sie in der Zelle konzentriert
(gespeichert). Bei intrazellulärer Verarbeitung der hineingetretenen
Partikel tritt also bei geeigneter Teilchengröße oft eine
Konzentrations-
arbeit auf. Diese Konzentrierung innerhalb der Zelle darf man aber nicht
als Anzeichen einer Resorption ansehen. Die Resorption ist ein Auf-
nahmeprozeß, es wird da bei der
Aufnahme eine osmotische Arbeit ge-
hefert; die Konzentrierung ist ein Verarbeitungsprozeß, es wird da bei
der
Verarbeitung osmotische Arbeit gehefert. Überdies braucht ein re-
sorbierendes Gewebe die resorbierten Stoffe noch gar nicht zu speichern,
es kann sie schnell weitergeben^^. So konzentriert das resorbierende
Darmgewebe der Wirbeltiere viele Stoffe, welche im Organismus in an-
deren Geweben gespeichert werden, sicherlich nicht. Andererseits finden
wir Konzentrierung bei der Verarbeitung von permeierten Stoffen in

1nbsp;Jede Zellart wird seine eigene maximale Porenweite haben können.

2nbsp;Die Poren.sind sicherlich kleiner als 0,1 [i, sonst wären sie mikroskopisch
sichtbar.

3nbsp;Siehe Besprechung bei Hirsch (34) und Joedan und Hiesch (50).

4nbsp;Die Speicherung innerhalb des resorbierenden Gewebes gibt ja eine Ver-
zögerung des ganzen Prozesses.

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Zellen, von denen wir keine Ahnung haben, ob sie wirklich die Substanz
aktiv hineinschleppten, also resorbierten.

Den dritten Teil des ganzen Prozesses, die Herausbeförderung der
permeierten Stoffe aus der Zelle, will ich hier außer Betracht lassen,
diese Komponente ist wohl noch am wenigsten bekannt.

Jetzt wenden wir uns der Permeation in die Mitteldarmdrüse bei
Helix zu.

b) Die Permeation von diffusionsfähigen Substanzen.

aa) Methodik und Technik.

Zum Studium der Permeation von diffusionsfähigen Substanzen der
Mitteldarmdrüse wurde, wie in der allgemeinen Technik gesagt, dem
Futter der Tiere in der K.B.N-Serie Lithionkarminlösung, in der T.T.-
Serie Trjrpanblaupulver beigegeben. Ich konnte so an allen Stufen am
selben Objekte wie die Sekretion auch die Permeation studieren.

Beide von mir angewandten sauren Farbstoffe sind Semikolloide, sie
diffundieren in 10%igem Gelatin in der für Kolloide typischen Weise mit
scharfer Diffusionsgrenze, Trypanblau ein wenig schneller als Lithion-
karmin. Es sind also die Lithionkarminteilchen w^ohl etwas größer als
die Trypanblauteilchen. Das stimmt mit dem Befunde von
Schule-
mann
(101) überein, der sagt, daß Lithionkarmin schneller in die Zellen
permeiert und darin stärker konzentriert wird als Trypanblau.

Bei der Trypanblaudiffusion in Gelatin ist sehr deutlich zu sehen, wie
die immer dem handelsüblichen Trypanblau beigefügte rote Kompo-
nente (Trypanrot) schneller diffundiert als das Trypanblau selbst: es ist
nämlich immer in Gelatine vor dem blauen Gebiete eine rote Zone zu
sehen. Dies ist natürlich auf die größere Dispersität des Trypanrots zu-
rückzuführen.

Es ist wohl sicher, daß durch das von mir verwendete Fixations-
gemisch (F.A.C.) und dessen Nachbehandlung (siehe S. 225) kein Farb-
stoff aus dem Objekte ausgezogen wird; niemals zeigten die Flüssigkeiten
auch nur die geringste Anfärbung.

Zum Studium der Permeation stellte ich von allen Stufen 10 /t dicke
Paraffinschnitte her, welche nicht gefärbt, sondern nur in Xylol ent-
paraffiniert und sogleich in Kanadabalsam eingeschlossen wurden.
Es wurde also eine mögliche Auflösung des Farbstoffes in wässerigen
Flüssigkeiten usw. ausgeschlossen.

Es Avurde nun die makroskopische Farbe der Schnitte festgestellt;
weiter wurde das histologische Bild eingehend studiert. Beim Töten der
Tiere wurde immer die Farbe des Blutes und die Verbreitung der Farb-
stoffe im Darme notiert. Auch wurde immer die Intensität der Färbung
des Drüsenextraktes bestimmt. Ich konnte dies in sehr einfacher Weise
tun, es wurde ja zur Bestimmung der Lipase (siehe weiter unten) von

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jeder Stufe eine konstante Menge Drüsenpulver eine konstante Zeit bei
einer konstanten Temperatur mit einer konstanten Menge eines kon-
stanten Glyzerinwassergemisehs extrahiert. Die aus diesen Extrakten
erhaltenen Parbenwerte konnte ich sehr gut beim vergleichenden
Studium der Permeation verwenden.

Zur Feststellung der Permeation in den gleich dicken Schnitten
wurde mit einer konstanten Lichtquelle (
Zeiss Bogenlampe) gearbeitet.

bb) Die Stufenuntersuchungen.

Betreffend der K.B.N-Serie kann ich sehr kurz sein; denn die mit
Lithionkarmin erhaltenen Resultate sind nicht so deutlich als die in der
T.T.-Serie mit Trypanblau erzielten. Jedoch weichen die Lithionkarmin-
bilder nicht von den Trypanblaubildern ab, sie sind nur weniger demon-
strativ. Es findet dies wohl seine Ursache in der langsameren Diffusion
des Lithionkarmins und in der dem Futter beigegebenen Menge, diese
war ja nicht so groß. Ich will darum nur die T.T.-Serie beschreiben, be-
tone aber nochmals, daß die Lithionkarminpermeation keine wahr-
nehmbare Abweichungen zeigte.

. Studieren wir die Schnitte der T.T.-Serie, so beobachten wir schon
eine Stunde nach dem Ende der Fütterung eine apikale Färbung der
Drüsenzellen. Diese, zuerst rein
diffuse Plasmadurchtränkung ist in allen
Zellen in allen Folhkeln zu sehen, sie schreitet in späteren Stufen all-
mählich fort, je länger das Trypanblau der Drüse angeboten wird, desto
intensiver ist die Färbung und desto weiter schreitet sie zur Zellbasis
hin fort.

In den späteren Stufen beobachtete ich apikal in den Zellen ein Auf-
treten von
Granula. Diese Granula zeigen einen Färbungsunterschied von
lichtblaugrünlich bis hellblau; innerhalb 12Std. werden sie niemals sehr
tief dunkelblau. Es ist so eine Konzentrierung zu reinem Farbstoff in
fester Form innerhalb dieser Zeit wohl sehr unwahrscheinlich.

Sehr schön ist an den Stufen zu beobachten, wie auch im Gewebe das
Trypanrot schneller eindringt als das Trypanblau. Vor der Diffusions-
zone des blauen Farbstoffes ist fast immer eine rötliche Färbung zu sehen.
Ich komme darauf unten zurück.

Was die Ausfuhrgänge und die Darmteile anbelangt, beobachtete ich
da eine Diffusfärbung der Epithelzellen, welche direkt abhängig ist von
der Einwirkungsdauer, d. h. je weiter vom Ende der Fütterung entfernt,
desto intensiver ist und desto weiter basal erstreckt sich die Färbung.
Farbstoffgrariula wurden in diesen Epithehen niemals beobachtet, die
Färbung ist da immer rein diffus.

Die Farbe des Blutes ist auch nach 12 Std. immer noch nicht ge-
ändert; nur einmal habe ich gezweifelt, ob in der 111/2 Std.-Stufe das

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Blut nicht einen ungewöhnlichen rötlichblauen Schimmer zeigte; dieser
■war aber jedenfalls sehr gering.

Innerhalb 12 Std. wurde ma-
kroskopisch niemals eine Speiche-
rung der Farbstoffe in anderen
Organen beobachtet.

Bei der 8^/2 Std. tritt zum
ersten Male Trypanblau im Kote
auf; es ist da in den späteren Stu-
fen regelmäßig zu beobachten.

Die erhaltenen Resultate habe
ich in der Tabelle 9 zusammen-
gefaßt. Unter „Allgemeinbild der
Zellenquot; verstehe ich einfach die
Intensität und Ausbreitung des
Farbstoffes in den Zellen. Von
41/2 Stunden an sind die Zellen
meistens bis zur Basis gefärbt,
das ist in der Tabelle nicht wei-
ter beigeschrieben. Der Über-
sichtlichkeit wegen habe ich die
Tabelle wieder in Kurven umge-
arbeitet, dabei die Werte in der
schon mehrmals genannten Weise
durch Zahlen ersetzt (Abb. 30).

Horizontal sind wieder abge-
setzt die Stufen, vertikal die In-
tensität der verschiedenen Phäno-
mene. Die Farbe des Bindegewe-
bes ist in der Abbildung nicht
eingetragen worden; man sieht ja
direkt in der Tabelle, wie das
Bindegewebe nach einigen Stun-
den rötlich wird und allmählich
an Farbintensität zunimmt. Bei
12 Stunden ist eine deuthche blaue
Farbe zu beobachten.

Bevor ich zur Besprechung der
Abb. 30 übergehe, will ich erst
darauf hinweisen, wie schön
die
Permeation des Trypanrots immer der des Trypanblaus vorauseilt.
In
den Drüsenzellen tritt erst nur Rot auf, dann wird dieses Rot von dem
Trypanblau verdeckt; es bleibt aber die vordere Grenze immer rötlich.

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B. J. Krijgsman:
Tabelle 9.

Farbstoffmasse in der Zelle

stufe
Stunden

I Extraktfarhe

Blaue Granula

Bindegewebe

sehr schwach
rötlich

schwach röt-
lich

schwach röt-
lich

schwach röt-
lich

schwach blau

schwach blau

schwach
blaurötlich

rötlich
rötlichblau

Hellblau

stark blau

stark blau

ziemlich stark
blau

sehr schwach
blau

Hellblau
Hellblau
stark blau
stark blau
stark tiefblau
stark tiefblau
Hellblau
Hellblau
stark blau
stark blau

0

V.

1

1V2
2

3

4

4V.

6

7

8

8V.

9

10
lO\'A

11

iiV.

12

0
0
0

sehr wenig?

einigermaßen

mäßig

häufig
mäßig

ziemlich
stark

mäßig

stark

ziemlich
stark

stark

sehr stark
wenig
mäßig
mäßig
sehr stark
mäßig
wenig
wenig
wenig
mäßig

schwach röt-
lich

schwach röt-
lich

rötlich
rötlich
rötlich

rötlich

lichtrötlich
rötlich
rötlich
blaurötlich
blau
blau
blau
blaurötlich
blau

vielleicht hier und da
apikal ein lichtroter
Schimmer

an wenig Stellen sehr
schwach rötlich

meiste Zellen apikal
schwach blau

schwach blau, bis Ys vom
Apex

ziemlich stark blau, bis Va
vom Apex

Hellblau, bis vom Apex,
weiter basal rötlich

Hellblau, bis V3 vom Apex,
weiter rötlich

Hellblau, bis V2 vom Apex

Hellblau, bis vom Apex
Hellblau, bis Basis

stark blau

sehr stark blau
sehr stark blau
sehr stark blau

Hellblau

stark blau
stark blau
stark blau
sehr stark blau
sehr stark blau
sehr stark blau
ziemlich stark blau
stark blau
stark blau
stark blau

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Das Rot tritt vor dem Blau im Bindegewebe auf und auch an der
Änderung der Extraktfarbe sieht man, wie wirklich das Trypanrot zu-
erst in die Mitteldarmdrüse eindringt. Das Trypanblau kommt immer
hinterher, wenn es aber einmal da ist, so verdeckt es natürlich die
rote Farbe. Es zeigt dies Voraneilen des Trypanrots sehr deutlich, Avie
bei dieser Permeation die Teilchengröße eine große Rolle spielt.

Betrachten wdr in der Abb. 30 zuerst die Kurve der Farbstoffmasse
in der Zelle (- Linie).

In der Tabelle 9 sahen wir, wie der Farbstoff sich immer weiter nach
der Basis hin ausbreitet, bis endlich die ganze Zelle (am Apex immer am
intensivsten, an der Basis immer weniger intensiv) diffus mit dem Farb-
stoff durchtränkt ist. In der Kurve sehen wir, wie vom Augenblick an
an dem der Farbstoff angeboten wird, der Farbstoff sich in immer
größerer Menge in der Zelle anhäuft. Von ungefähr 4 V2 Std. an ist auch
das Bindegewebe sichtbar gefärbt. Es zeigt die-Linie nach an-
fänglichem Steigen (bis 6 V2 Std.) zwei Senkungen, die erste bei 7 Std.,
die zweite bei 10 V2 Std. Diese Herabsenkungen fallen vollkommen zu-
sammen mit den Maxima der sezernierenden Follikel (siehe Abb. 29
und 31). Bei diesen Ausscheidimgsmaxima verlieren die Zellen ihre
proximalen, schwer mit Farbstoff geladenen Teile, es ist also selbstver-
ständlich, daß nach dieser Ausscheidung die Zellen weniger intensiv ge-
färbt sind. Durch weitergehende Permeation stellt sich der alte Zustand
wieder ein (Steigerung 7—9 Std.).

Die Kurve der Extraktfarbe (---Linie) zeigt, wie von 0 Std.

an die Gesamtmenge des Farbstoffes in der Drüse zunimmt. Bei 6 bis
7 Std. imd bei 10 V2 Std. zeigt diese Kurve jedesmal eine bedeutende
Senkung mit nachfolgender Erholung. Diese Herabsenkungen fallen

genau mit den Senkungen der- Linie, also auch mit den Aus-

scheidungsmaxima zusammen. Es demonstriert dies, wie der Aus-
scheidung zufolge der Verlust an Farbstoff wirkhch so groß ist, daß
er sich im Drüsenextrakte nachweisen läßt. Abgesehen von diesen
Ausscheidungsschwankungen ist diese Kurve eigentlich immer wei-
ter ansteigend (jedes folgende Minimum liegt höher als das vorige),
sie demonstriert also auch einigermaßen, daß innerhalb 12 Std. der
Farbstoff im Gewebe der Mitteldarmdrüse chemisch nicht geändert
wird, sich jedenfalls bequem und offenbar ungeändert extrahieren
läßt.

Die blauen Granula (—•—•—Linie) treten erst bei 2 Std. auf und
nehmen von da an zu bis 7 V2 Std. Dann aber zeigt die Kurve einen
jähen Sturz, ebenso, nach Erholung, bei 10 Std. Auch die Minima dieser
Kurve fallen mit denen der anderen Kurven zusammen. Es bleibt also
nur übrig, anzunehmen, daß auch die blauen Granula bei der Sekretion
hinausgeworfen werden.

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Was sind nun aber die blauen Granula eigentlich^ Werden angefärbte
präformierte Granula oder durch die intrazelluläre Verarbeitung ent-

s- ■ standeneNeubildungen
2 j herausgeworfen? Ich
i vertrete dieAuffassung:
es sind die blauen Gra-
II nula, zum größten Teil
wenigstens, identisch
mit den oben beschrie-
benen „grünenquot; Gra-
nula, es sind die „grü-
nenquot; Granula von dem
blauen Farbstoffe ge-
färbt worden. Erstens
weil die blauen Granula
genau dieselbe Struk-
tur zeigen wie die „grü-
nenquot;, zweitens weil sie
Farbunterschiede zei-
§„• gen von grünlichgelb
bis hellblau und drit-
tens weil ihre Menge in
überraschender Weise
mit der Quantität der
grünen Granula paral-
|.9 lelgeht. Es wird diese

Inbsp;I letzte Tatsache gezeigt

IInbsp;in der Abb. 31, wo ich
die Anzahl der sezer-

nierenden Follikel

(-Linie), die „grü-

squot;! nenquot; Granula (---

■^o Linie) und die blauen
Granula (—•—Linie)
quot;S zusammen abgetragen
habe.

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Oben (S. 237) sa-
l\'l hen wir schon wie
^ jedesmal ein Maxi-
mum der „grünenquot;
zusammen-

= Granula

trifft mit dem Anfang einer Ausscheidungsperiode. In dieser Abb. 31
sehen wir, wie von 5 V2 Stunden an die Kurve der „grünenquot; Granula

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(---Linie) eigentlich identisch ist mit der der blauen Granula

(——•— Linie) i.

Nun kann ich natürlich nicht sagen, ob wirklich alle blaue Granula
auf eine Anfärbung der „grünenquot; Granula zurückzuführen sind, es ist
möglich, daß das Plasma nur zu konzentrieren imstande ist in den
Momenten, wo sich die „grünenquot; Granula bilden, v.
Moellbndorff
(70) ließ in gewissen Geweben einen sauren Farbstoff eintreten, welcher
sich zu Granula konzentrierte. Als er nun gleich darauf einen zweiten
sauren Farbstoff hineindiffundieren ließ, so wurde dieser zweite Farb-
stoff teilweise zu neuen Granula konzentriert, teilweise aber auch in den
von dem ersten Farbstoff gebildeten Granula angehäuft (Mischgranula).
Nun habe ich hier bei meinem Objekte auch mit solchen Mischgranula
zu tun: Zwar nicht mit einer Mischung von zwei Farbstoffen, sondern
mit einer Mischung von Farbstoff und Sekret. Es wird also der Farb-
stoff sicherlich intrazellulär verarbeitet, jedoch konzentriert an schon
bestehenden Gebilden. So kommt eine Anfärbung der bestehenden
„grünenquot; Granula zustande.

Ich glaube wie Hirsch (34), daß in derselben Weise auch die anderen
Fälle zu betrachten sind, wo eine scheinbare Beteiligung der einge-
drungenen Farbstoffe am Sekretaufbau beschrieben wurde (z. B.
Pec-
zenik
86). Es konzentriert die Zelle ihre Sekrete als Granula, gleich-
zeitig wird zufälligerweise, weil er sich gleich dem Sekrete zur granulären
Verarbeitung eignet2, der Farbstoff mitkonzentriert.

Findet nun bei Helix eine Diffusion oder eine Resorption stattIch
habe keinen einzigen Anhaltspunkt dafür, daß hier eine wirkliche Re-
sorption auftritt. Im Gegenteile, die gleichmäßige Durchtränkung des
Gewebes in allen Arbeitsstadien der Zellen und das nur langsame Vor-
rücken des Farbstoffes sind, glaube ich, Argumente, welclie gegen eine
Resorption sprechen. Vollkommen entscheiden kann ich diese Frage
nicht, icli will aber vorläufig die Auffassung vertreten, daß wir hier
wirklich mit einer physiologischen Diffiision zu tim haben.

Meine Permeationsversuche lehren also folgendes-. Es sind bei Helix
alle Mitteldarmdrüsenzellens in allen Stadien ihrer Arbeit für saure Farb-
stoffe permeabel. Diese Farbstoffe werden innerhalb 12 Std. in der
Weise verarbeitet, daß sie den Sekretgranula „beikonzentriertquot; werden.
Diese Permeation ist rein kontinuierlich, direkt abhängig von der Zeit,
in der der Farbstoff permeieren kann. Von einem periodischen Wechsel

1nbsp;In den ersten Stufen können natürlich die Kurven nicht parallel gehen, es
ist dann noch zu wenig Farbstoff in die Zellen eingetreten, um die grünen Granula
anzufärben.

2nbsp;Also das Plasma in gleicher^Weise reizt.

3nbsp;Ausgenommen die Kalkzellen, diese zeigen niemals eine Anfärbung.

Z. f. vergl. Physiologie Bd. 8.nbsp;17

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zwischen Sekretion und Permeation, wie ihn z. B. Steudel, Jokdan und
Hirsch (50) bei anderen Tieren beschreiben, ist hier also nicht die Rede.
Überdies lehren meine Versuche, daß es nur
eine, Art von Drüsenzellen
gibt. Die Verteilung in Resorptions- und Fermentzellen ist vollständig
falsch: alle Zellen in allen Stadien lassen den Farbstoff gleich gut hinein-
treten und verarbeiten ihn in gleicher Weise. Ich komme darauf noch
S. 272 zurück.

c) Bio Phagocytose.
aa) Methodik und Technik.

Um die Phagocytose in der Mitteldarmdrüse von Helix studieren zu
können, wollte ich dem Futter Partikel beimischen, welche phago-
cytierbar und bequem in den Geweben zu konstatieren sind. Es dürfen
aber diese phagocytierbaren Substanzen keine Partikel enthalten, die
kleiner als 0,1 sind, denn wir haben in der allgemeinen Besprechung
dieses Kapitels gesehen, daß sich damit keine Phagocytose beweisen läßt.

Natürlich habe ich zuerst an die Substanzen gedacht, welche in sehr
vielen Untersuchungen als phagocytierbare Stoffe dem Gewebe darge-
boten wurden, namentlich Tusche und Karminpulver. Ist es aber sicher,
daß diese Substanzen keine Teilchen
lt;0,1 /lt; enthalten? v. Moellen-
dorff
hat neuerdings (74) daran gezweifelt; er beobachtete unter anderen
eine schwache Diffusion von Tusche in Gelatine. Es sind mehrere Bei-
spiele zu finden, wo ein Fehlen von Teilchen lt; 0,1/i in Tusche nicht für
sicher gehalten wurde. So sagte z. B. vor mehr als 25 Jahren
Exner (18)
schon :„.... sowie die heute allgemein käufliche flüssige Tusche den
größten Teil der Körnchen nicht mehr erkennen, läßtquot;. Es findet
Ishikawa (42) eine Tuschespeicherung in den Haut- und Schleimhaut-
epithelien von Säugetieren. Ist es aber wahrscheinlich, daß diese
Epithelien phagocytieren? Ich könnte noch Fälle zitieren, wo eine
Karminpermeation nicht als Phagocytose gedeutet wurde.

Es erschien mir darum nicht überflüssig, die Tusche- und Karmin-
suspensionen auf ihre Teilchengröße zu untersuchen

Meine Experimente über die Teilchengröße von Tusche gaben fol-
gende Resultate: Es diffundieren die käufliche Wagnertusche, die
käufliche Talenstusche und die von mir in Aq. dest. aus fester Tusche
hergestellten Suspensionen innerhalb 48 Std. bei Zimmertemperatur
ungefähr 4 mm in 10%iger Gelatine, mit der für Kolloide typischen Ab-
grenzung 2. Wenn wir diese verschiedenen Tuschepräparate mikro-
skopisch studieren, so finden wir eine große Anzahl Partikelchen ver-

1nbsp;Herrn Prof. Dr. Kruyt und seinem Assistenten Herrn Dr. v. d. Willigen,
die mir bei diesen Versuchen in freundlicher Weise behilflich waren, spreche ich
dafür meinen verbindlichsten Dank aus.

2nbsp;Man arbeite dabei steril, sonst kann eine oberflächliche Lösung durch
Bakterienentwicklung Täuschungen hervorrufen.

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schiedener Größe, welche sich in einem Felde von graubrauner Farbe be-
wegen. Es läßt sich dieses graubraune Feld auch mit den größten Ver-
größerungen (
Zeiss-Objektiv v2 mm) nicht weiter auflösen. Es ist dies
schon ein Anzeichen dafür, daß die Tuschepräparate auch Teilchen

0,1 enthalten.

Zentrifugieren wir nun die Tusche 1 Std. mit sehr großer Geschwin-
digkeit ^ (Tourenzahl GOOO), so erhalten
avü- überhalb dem entstandenen
Sedimente eine schwarze klare Flüssigkeit, welche mikroskopisch leer ist.

Betrachtet man diese Flüssigkeit unter dem Ultramikrosko2)
eine sehr große Zahl großer Ultramikrone in einem absolut schwarzen
Felde zu beobachten. Geben wir der zentrifugierten Flüssigkeit wenig
Bariumchlorid bei, so wdrd das Kolloid vollständig ausgeflockt; darüber
bleibt eine farblose Flüssigkeit stehen.

Es tritt aus diesen Experimenten klar hervor, daß die käufliche
Tusche sehr viele Teilchen
lt;0,l/( enthält; es ist ehi Suspensoid, in dem
sich sehr viele Ultramikrone, keine Amikrone und keine molekular-
disperse Tuscheteilchen befinden.

Mit Karmin experimentierte ich folgenderweise: Es wurde durch
10 Min. langes Reiben des käuflichen Karmini)ulvers in einem Mörser
mit Aq. dest. eine Karminsuspension hergestellt und diese Suspension
filtrieit. Das Filtrat scdimentiert nicht mehr freiwillig. In Gelatine
diffundiert es in 48 Std. ungefähr G mm und zeigt dabei die für Kolloide
typische Begrenzung.

Mikroskopisch lassen sich in dieser Flüssigkeit eine Anzahl winzige
Teilchen erkennen, -welche sich in einem nicht auflösbaren roten Felde
bewegen. Zentrifugiert man diese Flüssigkeit 1 Std. (Tourenzahl GOOO),
so erhält man eine kiare rote, etwas visköse Flüssigkeit, welche mikro-
skopisch leer ist.

Ultramikroskopisch läßt diese Flüssigkeit eine geringe Anzahl
Ultramikrone sehen; es
tritt aber ein sehr deutliches Tyndallphänomen
auf. BeiAlkoholzufügung ändert sich das ultramikroskopische Bild nicht.

Fügt man der zentrifugierten Flüssigkeit w^enig BaCl^ hinzu, so flockt
sie innerhalb 24 Std. teilweise aus; eine trübe rote Flüssigkeit bleibt
darüber stehen. Gibt man der zentrifugierten Flüssigkeit wenig
BaClo und viel Alkohol bei, so flockt sie innerhalb 24 Std. vollständig aus
die überstehende Flüssigkeit ist praktisch farblos. Kocheniiiepulver
löst sich in Wasser bedeutend besser als in Alkohol. Gießen wir eine
wässerige Lösung derselben in starken Alkohol, so bleibt die Lösung
völlig klar; Trübung tritt nicht ein, die Lösung ist also wahrscheinlich
kolloidal.

_ 1 Herrn Prof. Dr. Sjollema, der so liebenswürdig war mir zu diesem Zwecke
seme Zentrifuge zur Verfügung zu stellen, danke ich dafür ergebenst.

17*

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Aus diesen Experimenten läßt sich schließen, daß die von mir her-
gestellte
Karminsuspension, neben natürlich größeren Teilchen, auch
UUramikrone und sehr viele Amikrone enthält ■,
echte Lösung kann nur
sehr wenig anwesend sein. Es benimmt sich die zentrifugierte Karmin-
suspension als ein Suspensoid mit lyophilen Eigenschaften.

Diese Untersuchungen zeigen, daß die käufliche Tusche sowie die in
gewöhnlicher Weise hergestellten Karminsuspensionen sehr viele Teilchen
lt;C 0,1// enthalten. Sie sind also für Phagocytoseexperimente unbrauch-
bar. Denn wenn wir Karmin oder Tusche verwenden und wir finden
diese nachher in den Zellen zurück, so wissen wir nicht, ob wirklich
mikroskopisch sichtbare Partikel aufgenommen sind, oder nur kleinere
Partikel, welche in den Zellen zu sichtbaren Klümpchen konzentriert
wurden i.

Für meine Experimente mußte ich mich also nach anderen Substanzen
umsehen. Als phagocytierbare Substanz wählte ich erstens medizinisches
Norit. Es enthält das von mir verwendete Noritpulver mikroskopische
Teilchen, von welchen die kleinsten zirka 0,25/.t sind. Sie bewegen sich in
einem vollkommen farblosen Felde. Eine Suspension sedimentiert
schnell und vollkommen; Diffusion in Gelatine findet nicht statt. Es ist
also wohl sicher, daß diese Substanz praktisch keine Teilchen enthält

Als zweite phagocytierbare Substanz nahm ich Staphylokokken. Es
sind die Staphylokokken darum besonders geeignet, weil sie erstens
sicherlich lt;;0,1/« sind; zweitens, weil sie eine nicht indifferente Sub-
stanz darstellen 2. Drittens sind diese Staphylokokken grampositiv imd
müssen sich also bei geeigneter Färbung scharf vom umgebenden Ge-
webe abheben.

Mit den Staphylokokken wurde folgendermaßen verfahren. Eine
Reinkultur von Staphylococcus albus wurde gezüchtet in gewöhnlicher
Nährbouillon (Kulturröhrchen mit 10 ccm Bouillon) und auf gewöhn-
lichem Agar (Strichimpfung) bei 37quot; C3. Es wurden nun immer 5 Tage
alte Kulturen verwendet und zwar fünf solche Bouillon- und fünf
solche Agarkulturen. Die Bouillonkulturen wurden geschüttelt und mit
dieser trüben Flüssigkeit die Agarkulturen abgespült. Die so erhaltene
dicke milchige Aufschwemmung wurde 1 Std. zentrifugiert (Touren-
zahl 3000). Das Sediment wurde dem Futter in der in der allgemeinen
Technik beschriebenen Weise beigemischt.

1nbsp;Tusche und Karmin benehmen sich wie saure Farbstoffe, eine Konzentra-
tion in der Zelle findet also wohl sicherlich statt, dies wurde auch schon von vielen
Untersuchern beobachtet.

2nbsp;Viele Tiere nämlich phagocytieren nicht oder kaum indifferente Partikel.

3nbsp;Die Kulturen wurden regelmäßig auf ihre Grampositivität kontrolliert.

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Zur Färbung der Staphylokokken in den Schnitten wandte ich eine modi-
fizierteGramfärbungani(sieheauchRoMEis [94]): Einer in Wasser konzentrierten
filtrierten Lösung von Gentianaviolett wurde gleichviel Alkohol 96% beigegeben
(= Stamm A). Eine gesättigte wässerige Lösung von Anilin (6 ccm Anilin
100 ccm Aq. dest., tüchtig mischen, filtrieren durch feuchtes Filter) = Stamm B.
Es wurden nun die Schnitte entparaffiniert und durch die Alkoholenreihe bis zu
Aq. dest. gebracht, sodann 5 Min. gefärbt in einer frisch hergestellten Mischung
von A und B (1 : 1), sehr kurz abgespült in Wasser, 2 Min. in Lugol (Jod 1 g,
Jodkalium 2 g, Aq. dest. 300 ccm) getaucht, wieder sehr kurz in Wasser abgespült,
durch die Alkoholreihe bis Alkohol 96% geführt, in Alkohol 96?o eine Differen-
zierung angefangen, diese vollendet in absolutem Alkohol (bis kein Farbstoff
mehr abgeht) und eingeschlossen in Balsam.

In den so behandelten Schnitten waren die Kokken tiefblauviolett,
das Mitteldarmdrüsengewebe farblos, nur die Zellkerne und die großen
Granula
Wcährend der Ausscheidung erschienen mehr oder weniger ge-
färbt. Diese beiden Strukturen sind aber leicht von den Kokken zu
im ter scheiden.

Natürlich besteht die Möglichkeit, daß die Kokken im Kropf schnell
verdaut werden und also nicht zu Permeation kommen. Um dies zu ent-
scheiden, habe ich Sedimente von Kokkenkulturen in der feuchten
Kammer bei Zimmertemperatur mit Kropfsaft zusammengebracht.
Nach 24 stiuidiger Einwirkung waren die Kokken noch anwesend, viel-
leicht etwas kleiner als sonst, jedoch gleich stark grampositiv. Weil ich
auch in den Stufen fast immer Kokken in den Drüsenlumina beobachten
konnte, so habe ich diese Methode als genügend zuverlässig angesehen;
ich gab ja lebende Bakterien, tote werden vielleicht schneller verdaut.

Als dritte phagocytierbare Substanz habe ich noch ein Kohlejmlver
verwenden wollen. Es hat die Firma Wagner in Hannover sich in liebens-
Avürdigster Weise bemüht 2, mir verschiedene Arten von Kohlenpulver
herzustehen, deren Teilchengröße oberhalb 0,1 /
li blieb. Unter diesen ist
das Kohlenpulver C. VIII. 45 sehr geeignet; es läßt sich sehr bequem mit
Wasser zu Suspensionen und in einem Futterteig verarbeiten. Die Sus-
pension sedimentiert freiwillig und vollkommen in einigen Stunden
und diffundiert nicht in Gelatine. Mikroskopisch bewegen sich die
Teilchen in einem absolut farblosen Felde. Es ist also die
Anwesenheit
einer großen Menge ultramikroskopischer Teilchen auszuschließen.

Es wurde nun bei den Stufenuntersuchungen der K.B.N.-Serie
Kohlen und Norit dem Futter beigemischt; die Tiere der T.T.-Serie be-
kamen Kohlepulver C. VIII. 45 im Futter. Einzelheiten der Zusammen-
stellung des Futters siehe die allgemeine Technik Seite 191.

1 Die ursprüngliche Gramtechnik mit Erwärmung und Plienolbehandlung
ist hier nicht brauchbar.

~ Für diese Liebenswürdigkeit spreche ich auch an dieser Stelle meinen
besten Dank aus.

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bb) Die Shifenuntersuchungen.

So lang die Einleitung dieses Abschnittes war, so kurz sind die Resul-
tate.
Es wurde innerhalb 12 Stunden nach Nahrungsaufnahme niemals
eine Phagocytose beobachtet.
Weder Norit noch Kohlepulver C. VIII. 45,
noch Staphylokokken ließen sich in den Geweben nachweisen.

Worauf ist dies zurückzuführen? Ist die Zeit (12 Std.) zu kurz? Ob-
gleich ich natürlich nicht die Möglichkeit ausschließe, daß eine Phago-
cytose erst nach 12 Std. stattfindet, so scheint mir dies doch sehr un-
wahrscheinlich. Es haben andere Untersucher bei anderen Tieren einige
Stunden nach der Fütterung schon Phagocytose beobachtet (
Hirsch
bei Murex 5 Std. nach Fütterung, Hyman bei Planaria y^ Std. nach
Fütterung). Es sind auch bei
Helix schon in der OStd.-Stufe, also gleich
am Ende der halbstündigen Fütterung, die phagocytierbaren Substanzen

bis in den engen Follikellumina vor-
gerückt 1; in den späteren Stufen sind
sie regelmäßig darin zu sehen. Es
erreicht also die phagocytierbare Sub-
stanz sicherlich innerhalb einer sehr
kurzen Zeit das zu prüfende Gewebe.
Es demonstriert dies die Abb. 32, eine
halbschematische Abbildung eines Tei-
les der Mitteldarmdrüse bei OStd. Wir
sehen hier (in der Mitte der Abb.) wie
das Kohlepulver in der ganzen Follikel-

Abb.32. KoWepuiver in einem Folükellumen Peripherie den Drüsenzellen eng ange-
der Mitteldarmdrüse (haibscliematiach). schmiegt liegt, es zeigt dies auch, wie
Erklärung im Text.nbsp;i- tvt fnbsp;•• • inbsp;i rr

die JNalirungsllussigkeiten den Zellen
zur Permeation nahe gebracht werden. Dergleichen Bildern begegnete
ich oft; es ist dies doch wohl ein idealer Zustand für Phagocytose! Ich
konstatierte sie jedoch niemals.

Auch die Kokken, die zur Phagocytose sehr geeignete Organismen
sind, weil sie nicht, wie Tusche und Norit, indifferente Körper darstellen,
wurden innerhalb 12 Std. nie phagocytiert.

Meine Phagocytoseuntersuchungen lehren also: Karminpulver und
käufliche Tusche dürfen nicht bei Phagocytoseversuchen
verwendet
werden, da sie viele Teilchen lt;0,1// enthalten, und wir also nicht
wissen, ob ihre Aufnahme in das Gewebe wirklich als Phagocytose ge-
deutet werden kann.

Eine Phagocytose in der Mitteldarmdrüse von Helix pomatia wurde
nicht beobachtet.

1 Oft sogar ziemlich große Stücke.

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Subkap. 3. Der Kalziiimphosphatgehalt der Mitteldarmdrüse.
a) Methodik und Technik.

Es war meine Absiclit, den Kalkgehalt i der Drüse histologisch und
chemisch in den verschiedenen Stufen zu verfolgen.

Zur histologischen Untersuchung wählte ich mit Alaunhämatoxylin-
lichtgrün gefärbte, nicht differenzierte 2 Mikrotomschnitte. Darin wurde
der Kalkgehalt in den verschiedenen Gesichtsfeldern jeder Stufe abge-
schätzt und für jede Stufe der Durchschnittswert bestimmt (in derselben
Weise als für die kleinen Granula S. 225). Es wurden weiter möglichst
viele cytologische Einzelheit3n notiert.

Chemisch habe ich zuerst qualitative Reaktionen an Schnitten vor-
genommen. Es lassen sich diese besser an der Hand der Resultate be-
sprechen.

Daneben versuchte ich den Kalkgehalt des Kropfsaftes zu bestimmen.
Es ist mit dem Kropfsafte nicht angenehm zu arbeiten. Die nicht kon-
stante, große Menge Eiweiß, die bei den Prüfungen immer nieder-
geschlagen wird und vielleicht Phosphate mitreißt, die an Intensität
wechselnde braune Farbe des Saftes: dies sind Faktoren, welche große
Fehler mit sich bringen können. Darum läßt sich mit dem Kropfsafte
nur qualitativ arbeiten.

Für die Stufenuntersuchungen mußte ich aber jedenfalls quantitativ
arbeiten, um die Resultate direkt vergleichen zu können. Es kommt
dafür erstens in Frage die altbekannte Phosphatreaktioii, welche darauf
beruht, daß man die Kalkkörner löst in konzentrierter Salpetersäure und
der Lösung etwas Ammoniummolybdat zugibt. Es tritt dann ein gelber
Niederschlag von phosphormolybdänsaurem Ammoniak auf.

Diese Methode aber zeigte sich zur quantitativen Untersuchung der
Stufen nicht sehr zuverlässig. Zufälligerweise entdeckte ich eine zweite
Phosphatreaktion. Beim Nachschlagen der Literatur fand ich, daß diese
Reaktion schon bekannt war und in Amerika angewandt wird bei Boden-
prüfungen. Sie ist, wemi ich mich nicht irre, auf dem folgenden Prinzip
basiert:

Bei Reduktion von neutralen oder mäßig sauren Molybdäntrioxyd-
oder Molybdatlösungen bildet sich bei Anwesenheit von Phosphorsäure
eine blaue Verbindung. Die Intensität der Blaufärbung wird kolori-
metrisch verglichen mit einer Reihe von Standardlösungen.

Für die Stufenuntersuchungcn wurde nun, nach sehr vielen orien-
tierenden Versuchen über das geeignetste Verhältnis der benötigten Rea-
gentien, die Reaktion folgendermaßen modifiziert: 5 mg vollkommen
trockenes Drüsenpulver wurde in ehi kleines Glasröhrchen gebracht.
Dazu wurde eni Tropfen offizineller Salzsäure gefügt ; die Säure ließ ich

1 Ich nenne den Kalziiimphosphat kurz Kalk.

^ Nach Differenzierung mit Salzsäure sind öfters große Mengen Kalk gelöst.

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5 Min. einwirlfen. Sodann wurden zehn Tropfen Aq. dest. zugefügt,
geschüttelt, 15 Tropfen Ammoniummolybdat (wässerige 3%ige-Lösung)
zugefügt, wieder geschüttelt, zehn Tropfen Hydrochinonlösung (frisch
bereitete 2% ige Lösung) zugefügt und mehrmals geschüttelt. Die
Trübung (Gewebereste) wurde abzentrifugiert, das Röhrchen blieb
10 Min. stehen (es dauert einige Zeit bevor die Farbe maximal ist)
und nach dieser Zeit wurde die Tiefe der Blaufärbung an der Skala be-
stimmt

Bei der Zusammensetzung der Skala erhoben sich einige Schwierigkeiten.
Zuerst stellte ich eine Skala her mit verschieden starken Lösungen von Natrium-
phosphat, es war aber diese Skala nicht haltbar, nach einigen Tagen bildeten sich
(auch im Dunkeln im Eisschrank) Trübungen und Niederschläge. Überdies haftet
der aus der Drüse hergestellten Flüssigkeit immer eine braune Farbe an, welche
mit der blauen Reaktionsfarbe eine grünlichblaue Mißfärbung gibt, welche nicht
zu vergleichen ist mit der Farbe der Standardlösungen. Darum stellte ich eine
Skala her aus verschieden starken wässerigen Lösungen von Lichtgrün, nachher
noch eine aus alkoholischen Lösungen vos Bismarckbraun -1- Lichtgrün, diese
gaben aber nicht die gewünschte Farbnuance. Endlich kam ich zu folgender Skala

a)nbsp;konzentierte Lösung von Methylenblau in Alkohol 70%,

b)nbsp;„nbsp;„ ,, Bismarckbraun ,, „ 70%,

c)nbsp;,,nbsp;,, ,, Lichtgrünnbsp;,, ,, 70%.

Es wurde aus diesen Lösungen eine Mischung hergestellt (35 Tropfen a
10 Tropfen b -f 20 Tropfen c)2.

Es wurden dann von 15 Glasröhrchen jedes mit 4 ccm Alkohol 70% gefüllt
und die Farbstoffmischung auf diese Röhrchen in steigender Menge verteilt. In
das erste Röhrchen kam 1 Tropfen der Mischung, in das letzte 15 Tropfen. An
dieser Skala sind die Reaktionen gut zu prüfen. Wenn ich unten z. B. von ,,Phos-
phatreaktion = 5quot; rede, so wird damit gemeint, daß der Drüsenextrakt der be-
treffenden Stufe eine Reaktion gab, dessen Farbintensität gleich dem fünften
Röhrchen der Skala war.

b) Orientierende Versuche.

Frühere Untersucher stellten fest, daß die Körner in den Kalkzellen
des Follikelepithels der Mitteldarmdrüse von
Helix aus Trikalzium-
phosphat bestehen. Es läßt sich diese Tatsache sehr deutlich zeigen:

Die Kalkkörner lösen sich nicht oder kaum in Wasser», schnell in
konzentrierten Säuren Fügt man dem ungefärbten Schnitte auf dem
Objektträger konzentrierte Schwefelsäure zu, so bilden sich die runden
Kalkkörner schnell in Nester von Kalziumsulfatnadeln um. Die Körner

1 Natürlich hatten die von mir verwendeten Röhrchen alle genau den glei-
chen Durchmesser.

^ Wässerige Lösungen sind nicht brauchbar, weil die Farbstoffe sich darin
gegenseitig ausflocken.

3nbsp;Es geben auch wässerige oder Glyzerinextrakte der Drüse niemals eine
positive Reaktion.

4nbsp;Ohne Gasbildung. Bei der Lösung der Kalkkörner im Bindegewebe aber
bildet sich Gas, diese Körner enthalten also Karbonate.

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enthalten also Kalzium. Erwärmt man einen Schnitt auf dem Objekt-
träger nach Zufügung von mit Salpetersäure angesäuerter Ammonium-
molybdatlösung, so entsteht der bekannte gelbe Niederschlag, welcher oft
schon makroskopisch sichtbar ist. Phosphor ist also auch anwesend.

Eine sehr demonstrative Probe ist folgende: Man kocht ein Stück
der frischen Drüse 2 Min. mit konzentrierter Salpetersäure; die filtrierte
Lösung gibt mit Ammoniummolybdat den hellgelben Niederschlag, lös-
lich in Ammoniak, unlöslich in Säuren.

Oder man kocht ein Stück der Drüse 2 Min. mit offizineller Salzsäure,
filtriert, verdünnt mit Aq. dest., fügt Hydrochinon- und Ammonium-
molybdatlö.sung zu. Es entsteht eine tiefe Blaufärbung.

Frühere Untersucher konnten im Kropfsafte keine Phosphate finden.
Es gelang auch mir mit der alten Methode nicht einen gelben Niederschlag
zu erhalten.

Die neue Methode aber gibt bessere Resultate. Man verascht den ver-
dünnten Kropfsaft von einigen Tieren zusammen im Schmelztiegel. Die
Asche wird in der gewöhnlichen Weise Salzsäure, Molybdat und Hydro-
chinon zugefügt. Es entsteht eine sehr deutliche Blaufärbung. Diese
Reaktion hat aber den Nachteil, daß man aiich den eventuellen Phosphor
aus dem anwesenden Eiweiß freimacht und wir wissen nicht wie groß
diese Quantität ist. Darum ist folgende Probe zuverlässiger:

Es wird der Kropfsaft von einem Tiere verdünnt mit der zehnfachen
Menge Wasser. Man fügt offizineile Salzsäure zu, die sich bildende Trü-
bung wird abzentrifugiert. Ammoniummolybdat wird beigegeben, es
entsteht eine neue Trübimg, welche auch abzentrifugiert wird. Fügt man
nun der Flüssigkeit Hydrochinonlösung zu, so entsteht enie unzwei-
deutige ziemlich schwach blaugrüne Farbe. Dieser Versuch beweist
das Vorhandensein von Phosphaten im Kropfsaft.

c) Die Stufemintersuchungen.

Es liegen die Kalkzellen an der Peripherie der Drüsenfollikel; sie sind
leicht von den anderen Epithelzellen zu unterscheiden. Sie besitzen
immer einen sehr großen Kern mit deutlichem Nukleolus i. Das Plasma
ist etwas fibrillär und stark färbbar mit sauren Farbstoffen (z. B. Eosin).
Im Plasma ist immer eine große, aber schwankende Anzahl runder
Körner zu beobachten. Diese Kalkkörner färben sich mit Alaunhäma-
toxilin verschieden, hellrot bis tiefblauviolett. Meistens ist die Färbung
homogen-diffus; manchmal ist auch in den Körnern ein schwächer oder
stärker gefärbter Kern zu entdecken. Genetische Beziehungen zwischen
den verschiedenen Formen konnte ich nicht feststellen. Weder die Kalk-

1 Der Kern, der in den kleineren Kalkzcllen rund ist, zeigt sich in den großen,
prall mit Kalkkörnern geladenen Zellen mehr höhnen- bis nierenförmig und
gerunzelt.

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körner noch das Plasma der Kalkzellen färbte sich in den Permeations-
versuchen.

Der Phosphatkalk der Gastropoden, sagte man, wird ausschließlich
gespeichert zum Aufbau der Schale und Schalendeckel. Gegen diese An-
sicht erheben sich aber Einwände. Es haben z. B.
Arion und Limax
Phosphatkalk im Drüsenepithel, jedoch nur Reste von einer Schale,
zweitens enthält die Schale meistens nur sehr wenig Phosphate, nur der
Schalendeckel ist phosphatreich.

Nun habe ich histologisch beobachtet, daß die Kalkzellen ihren In-
halt ausstoßen in die Follikellumina, also nach dem Darme hin. Dies
zeigt die Abb. 33.

Wir sehen da wie die Kalkzellen groß und lang geworden imd prall ge-
laden sind mit Kalkkörnern. Die untere große Zelle der Abbildung stößt
gerade ihren Inhalt aus. Im Lumen liegt ein Kern einer Kalkzelle und
viele Kalkkörner.

Solchen sezernierenden Kalkzellen bin ich mehrmals begegnet, über-
dies lassen sich öfters große Kalkmassen in den Lumina und Ausführ-
gängen nachweisen.

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Wir haben hier mit einem Prozesse zu tun, der vollkommen analog
ist mit anderen beschriebenen Fällen: Erstens kann ich verweisen auf
das klassische Beispiel der Kalkdrüsen im Oesophagus des Regenwurms.
Zweitens hat
Hirsch (32) bei Natica und Murex auch eine Ausscheidung
von Phosphaten aus den Kalkzellen des Mitteldarmdrüsenepithels in den
Darm beobachtet. Drittens sind bei manchen Evertebraten Phosphate
im Darmsaft gefunden worden (z. B. von
Biedermann bei der Tenebrio-
larve,
Astacus usw.). — Bei Helix war jedoch bis jetzt im Kropfsafte
noch niemals Phosphat konstatiert.

Da ich hier die Phosphate im Safte nachweisen konnte und überdies
oft histologisch eine Kalksekretion beobachtete, so glaube ich sagen zu
können:
die Kalkzellen der Mitteldarmdrüsenfollikel bei Helix scheiden
ihre Phosphate nach dem Darme zu aus-, es haben diese Phosphate im
Darmsaft offenbar eine Funktion als Puffersubstanz.
Fanden doch auch
neuerdings
Duval und Fischer (17), daß der Hclixkroi)fsaft eine viel
größere Pufferkapazität hat als das Blut.

Wenn aber die Phosphate im Kropfsafte als Puffersubstanzen wirk-
sam sein wollen,
so müssen sie sich erst im Safte lösen können, in vitro be-
obachtete ich ja nur eine Lösimg in Säuren. Es fanden aber
Pauli und
Samec (85), daß die Löslichkeit von schwerlöslichen Kalksalzen enorm
gesteigert wird durch Zufügung von Gelatine oder Serimi. Der Kropf-
saft wird mit seiner sehr großen Eiweißquantität wolil eine derartige
Wirkung haben kömien.

Die Sekretion des Kalkes ist mui sicherlich ein Prozeß, wobei die
Kalkzelle rhythmisch arbeitet-,
es wird ja, soweit ich dem nachgehen konnte,
bei der Sekretion immer auch der Kern mit ausgestoßen. Die Zellen,
welche sezerniert haben, gehen also zugrunde.

Jetzt wollen wir mitersuchen, in welcher Weise die Kalkverhältnisse
in das Bild der Drüsenarbeit hineinpassen; wir wenden uns zu diesem
Zwecke den
Stufen\'untersuchungen zu.

Ich habe die Resultate in den Kurven der Abb. 34 zusammengefaßt.
In dieser Abbildung sind horizontal zuerst eine Anzahl Hungertiere
(H 5a—H Oe), dann die Stufen der T.T.-Serie abgetragen. Vertikal ge-
schah dies mit der Intensität der Reaktion und dem Durchschnittswerte
der Kalkmenge im histologischen Bilde. Die Existenz einer Kalk-
sekretion wurde durch -f unterhalb der Abszisse angegeben.

Diese Kurven zeigen erstens eine weitgehende Übereinstimmung

zwischen der Menge der Kalkkörner im histologischen Bilde (---

Linie) und der Reaktion des Pulvers (-Linie). Es demonstriert

dies wohl die Zuverlässigkeit meiner Phosphatreaktion. Zweitens dürfen
wir bei dieser doppelten Feststellung derselben Tatsache die Resultate
wohl richtig nennen.

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Es zeigen die Kurven sehr deutliche Maxima. Erstens während des
Hungerns: der Kalkgehalt der Mitteldarmdrüse von Tieren, welche

allgemein in vollkommen glei-
s -2 s eher Lage sind, ist also großen
Schwankungen ausgesetzt. ^

Bei verschiedenen Tieren
beobachteten wir zweitens eine
Kalksekretion ( ). Diese Se-
kretion tritt auf beim Hunger-
tiere sowie bei den gefütterten
Tieren und findet immer nur
statt, wenn der Kalkgehalt in
der Drüse groß ist (31/2 Std.,
7 Std. und 12 Std.). Diese Tat-
sache weist darauf hin, daß die
Sekretion periodisch ist, die
Drüse wirft ihren Phosphat-
kalk rhythmisch hinaus, die
Zellen arbeiten in irgendeiner
unbekannten Weise synchron.
Da aber bei den Hungertieren
auch eine derartige Ausschei-
dung stattfindet
{H6b), so kann
dieser Rhythmus nicht dem
Fütterungsreiz seine Entste-
hung verdanken.

Wird aber der Rhythmus
von dem Fütterungsreiz beein-
flußt? Ich kann mir sehr gut
denken, daß die Periodizität
der Kalksekretion in der akti-
vierten Drüse beschleunigt
wird, es werden doch wohl Fak-
toren vorhanden sein (z.B. die
erhöhte Flüssigkeitsaufnahme
der Drüse), welche diese Be-
schleunigung möglich machen.

Es läßt sich aber aus den
erhaltenen Resultaten nichts
Derartiges schließen. Ich kann nur sagen, daß wahrscheinlich die Beein-

1 Es sei nochmals darauf hingewiesen, daß nur Tiere benutzt wurden mit
vollkommen normaler Schale und Schalendeckel (siehe auch allgemeine Technik
S. 190).

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flussung der Kalksekretion durch die Fütterung, wenn überhaupt eine
solche stattfindet, eine ledigliche Beschleunigung ist. Die T.T.-Serie zeigt
eine Kalksekretion bei 3 Va, 7 und 12 Std.; die K.B.N.-Serie zeigt eine
Kalkausscheidung bei 0, 3, 4 V2 und 9 Std. Der Zustand, in der die Kalk-
zellen sich beim Fütterungsanfang befinden, ist also absolut entscheidend
für den Zeitpunkt der ersten Sekretionswelle, sind die Zellen beim Fütte-
rungsanfang weit von der Sekretion entfernt, so geht die Arbeitsbahn
der Zelle in der gleichen Reihenfolge w^eiter, höchstens findet eine Be-
schleunigung statt.

Über einen möglichen Zusammenhang zwischen der Sekretion der
Kalk- und Drüsenzellen kann ich nichts sagen. — Wähernd
Hirsch
bei marinen Mollusken eine rhythmische Kalksekretion fand, die mit
der Fermentsekretion in Zusammenhang steht (32), trifft bei
Ilelix^
manchmal ein Maximum in der Anzahl der sezernierenden Follikel mit
einer Kalksekretion zusammen, manchmal auch nicht.

Meine Untersuchungen betreffend den Kalkgehalt zeigen uns: Es stellt
die Kalkzelle des Mitteldarmdrüsenepithels eine rhythmisch arbeitende
Zelle dar. Die Drüse sezerniert ihre Kalziumphosphate rhythmisch in
das Darmvolumen,
Wcährend des Himgerns wie nach Fütterung. Das
Kalziumphosphat hat sehr wahrscheinlich als Puffersubstanz im Darm-
safte Bedeutung und ist im Kropfsaft nachweisbar 1. Eine Beeinflussung
des Rhythmus durch die Fütterung ist nicht auszuschließen, ergab sich
aber nicht aus meinen Experimenten.

Subkap. 4. Die Fermente der Mittcldarmdrüse.

Die Lijjase.

aa) Methodik und Technik.

Zur Vervollständigung meiner histologischen Befimde war eine
gleichzeitige Prüfung des Fermentspiegels im Kropfsaft oder Mittel-
darmdrüsenextrakt aller Stufen sehr wünschenswert.

Ich habe im ersten Teil meiner Arbeit den Fermentspiegel verfolgt
durch Lichenasebestimmungen am Kropfsaft in einer nicht sehr genauen
Weise. Es läßt sich mit dem Kropfsaftc schwierig arbeiten, der große
Eiweißgehalt imd die vorhandene Nahrung beeinflussen die Exaktheit
der Resultate stark. Darum habe ich jetzt die Drüsenextrakte unter-
sucht. Im Drüsenextrakt läßt sich aber, wie wir oben sahen, keine
Lichenase nachweisen. Ich wählte nun zur Prüfung die Lipase.

Die Lipase von Helix ist ein kräftig wirkendes Ferment, welches
nach den älteren Untersuchungen von
Levy im Januar und Februar
nicht nachgewiesen werden kann. Dieses letzte stimmt natürlich nicht 2.

I Damit sei nicht in Abrede gestellt, daß dem Phosphatkalk auch eine Be-
deutung beim Schalenaufbau zukommen kann. ~ Neuere Literatur über die
Lipase der Gastropoden existiert eigentlich nicht. Nur eine Arbeit von
Janousch
(44) entdeckte ich; diese tschechische Arbeit war mir aber nicht zugänglich.

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Zur Bestimmung der Lipase haben wir einige Methoden, aus denen ich
für meine Untersuchungen die
stalagmometriscJie. 3Iethode, eingeführt von
Bona und Michaelis (95, 96, 97), wählte. Es beruht diese Methode auf
dem Theorem von
Gibbs-Thomson, welcher sagt, daß Substanzen m
Lösung, welche sich an der Oberfläche der Lösung ansammeln, die Ober-
flächenspannung des Lösungsmittels herabsetzen (oberflächenaktive
Stoffe). Dieses Prinzip wird in folgender Weise bei der Enzymforschung
angewandt: Eine bestimmte Menge Aq. dest. wird in derselben Tropf-
pipette bei konstanter Temperatur immer dieselbe Tropfenzahl geben
müssen. Ein Tropfen wächst solange an der Pipette, bis die Ober-
flächenspannung eine gewisse Größe in Beziehung zum Tropfengewicht
hat; dann fällt er ab. Wenn wir nun einen oberflächenaktiven Stoff in
.Wasser lösen, so ist also die Tropfenzahl der Lösung viel größer als die

des reinen Wassers, weil die Oberflächenspannung herabgesetzt ist._

Nun sind gewisse Fettsäure-Ester wie z. B. Tributyrin sehr wenig löslich
in Wasser und sehr oberflächenaktiv. Eine gesättigte wässerige Lösung
von Tributyrin wird also pro Kubikzentimeter eine viel größere Tropfen-
zahl geben, als reines Wasser.

Wenn wir nun Lipase auf eine gesättigte Tributyrinlösung einwirken
lassen, so entstehen natürlich Fettsäure und Glyzerin. Glyzerin ist sehr
wenig oberflächenaktiv und kommt, da wir mit sehr geringen Mengen
zu tun haben (es lösen sich nur etwa 5 Tropfen Tributyrin in 500 ccm
Wasser) gar nicht in Frage. Die entstandenen Fettsäuren sind ober-
flächenaktiv; fügen wir jedoch dem Substrat einen Puffergemisch zu, so
binden wir die Fettsäure als Salze; diese Salze sind praktisch nicht ober-
flächenaktiv.

Lassen wir also Lipase einige Zeit auf die gesättigte Tributyrinlösung
einwirken, so wird die Tropfenzahl sinken müssen, da Tributyrin aus der
Lösung verschwindet und nicht durch andere oberflächenaktive Stoffe
ersetzt wird. Dieser Unterschied in der Tropfenzahl ist ein Maßstab für
die Lipasestärke.

Bona und Michaelis arbeiten mit einer gewöhnlichen Tropfpipette.
Ich habe eine etwas kompliziertere Konstruktion benutzt, welche aber
sehr exakte Resultate gibt. Es hat diese Konstruktion gewisse Vorteile.
Erstens läßt sich die Geschwindigkeit der Tropf ung regulieren und kon-
stant halten; zweitens läßt sich der Apparat sehr schnell reinigen, so
daß eine beliebige Anzahl Bestimmungen schnell hintereinander möglich
ist; drittens dauert eine Bestimmung nur 2 V2 Min. usw.

Die Tropfengeschwindigkeit ist wirklich ein Faktor von Bedeutung.
Der oberflächenaktive Stoff braucht nämlich einige Zeit um sich in der
sich neu bildenden Oberfläche anzusammeln; es dauert also einige Zeit,
bis die statische Oberflächenspannung erreicht ist. Bei der zur Messung
geeigneten Tropfengeschwindigkeit ist die statische Oberflächenspannung

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nocli nicht erreicht, man mißt also einen dynamischen Vorziistand.
Das schadet bei der vergleichenden Untersuchung nicht, wenn wir nur
immer
denselben dynamischen Zustand messen. Dazu aber muß die

Tropfengeschwindigkeit der -
selben Flüssigkeit absolut kon-
stant sein, sonst gibt die Flüs-
sigkeit bei schneller Tropfung
eine kleinere Tropfenzahl als
wenn die Flüssigkeit langsam
austropfte.

Der von mir verwendete
Stalagmometer ist abgebildet
in der Abb. 35.

G/as-
kapHare

Schutzratir

Abb. 35. Stalagmometer nach Krijgsman. Erklärungnbsp;Abb. 36. Schematische Darstelhing der

im Text, a = Kalibrierte Pipette, h = Mundstück.nbsp;Konstruktion zur Sicherung der kon-
c = T-rohr. d = Konstruktion zur Sicherung der kon- stanten Tropfgeschwindigkeit,
stantenTropfgeschwindigkeit, ji, lt;i und r = Glashähne. Erklärung im Text.

Der Apparat besteht aus einer kalibrierten Pipette« von 10mm Durchmesser,
mit so weiter Öffnung, daß in gewöhnlichen Umständen die Flüssigkeit mit brei-
tem Strahl hinausströmt. Die Pipette ist an ihrem oberen Ende mittels eines
Gummirohros mit einem T-Ilohr c verbunden. Das T-Rohr führt einerseits zum
Mundstück
h, andererseits zur Konstruktion d. Diese Konstruktion, welche eine

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absolut konstante Tropfengeschwindigkeit sichert, ist schematisch in der Abb. 36
zu sehen.

In dieser Abbildung erkennen wir, wie das oben mit dem Stalagmometer
verbundene Gummirohr unten mit einem Glasrohr verbunden ist, welches zu
einer sehr engen Kapillare ausgezogen ist. Dieses Glasrohr ist in einem Schutz-
rohr eingekittet (bei e); im unteren Ende dieses Schutzrohres sitzt ein Watte-
bausch, damit die hineintretende Luft filtriert und die Kapillare nicht verstopft
wird.

Es wird nun das in der Flamme ausgezogene Kapillarrohr am Apparat ange-
schlossen und so lange Stückchen von der Kapillare abgebrochen, bis die Flüssig-
keit m der Pipette die gewünschte Tropfengeschwindigkeit erreicht hati. Sodann
wird das Schutzrohr um die Kapillare befestigt. Es sichert diese Konstruktion,
welche ich nach verschiedenen mißglückten Aufstellungen fand, eine konstante
Tropfgeschwindigkeit und also eine konstante Tropfengröße^. Der Luftraum von
der Pipettenflüssigkeit bis zu
d (Abb. 35) darf nicht zu groß sein, sonst tropft die
Flüssigkeit unregelmäßigs. Ein großer Fehler wird weiterhin eingeschleppt, wenn
der wachsende Tropfen seitlich an der Pipette haftet, er wird dann viel größer
und es entstehen Fehler bis etwa 20%.

Eine Bestimmung der Tropfenzahl geht nun folgendermaßen vor
sich: Man schließt den Hahn g;
p und r werden geöffnet und die Pipette
wird in die zu untersuchende Flüssigkeit eingetaucht. Man saugt bei
b
bis die Flüssigkeit in der Pipette bis zur gewünschten Höhe gestiegen ist!
Man schließt den Hahn p, öffnet den Hahn
q, die Flüssigkeit fcängt an zu
tropfen. Nun zählt man die abfallenden Tropfen bis die zur Bestimmung
benötigte Flüssigkeitsmenge ausgeflossen ist. Sodann öffnet man den
Hahn
p, schließt q, die Restflüssigkeit strömt schnell ab. Man spült die
Pipette einige Male mit Aq. dest. nach und das Stalagmometer ist fertig
für die nächste Bestimmung.

Zum Vergleich der Lipase der Stufen mußte ich erstens über eine
Standardtributyrinkurve verfügen können. Es wurde zu diesem Zwecke
die Tropfenzahl von gesättigter Tributyrinlösung, für 90% gesättigter
Tributyrinlösung, usw. bis reinem Wasser bestimmt. Die Resultate
zeigt die Kurve der Abb. 37. Vertikal ist da abgetragen die Tropfenzahl,
horizontal die Tributyrinsättigung (100% = gesättigte Tributyrinlösung,\'
0% = Aq. dest.). Das Austropfen wurde so reguliert, daß 6 ccm einer
gesättigten
Tribut3Tinlösung 220 Tropfen, 6 ccm Aq. dest. 160 Tro;)fen
gaben. Bei den Stufen wurde natürlich immer die Tropfenzahl von 6 ccm
Flüssigkeit bestimmt.

Zur Stufenuntersuchung wurde nun folgendermaßen verfahren: Beim
Töten des Tieres wird der Mitteldarmdrüse der zur histologischen Unter-

1nbsp;Wenn die Luft nur durch die enge Kapillare in den Apparat hineinkommen
kann, so wird der Ausfluß aus der Pipette bis zu Tropfung herabgesetzt.

2nbsp;Für eine und dieselbe Flüssigkeit.

3nbsp;Der Hahn r hat Bedeutung für das Durehblasen der Kapillare, wenn diese
trotz der Filtereinrichtung doch noch verstopft. Hahn
r wird dann geschlossen,
p und q geöffnet und von l aus durchgeblasen (nicht mit dem Munde!).

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suchung bestimmte Teil entnommen; der Rest (außerhalb der oberen
Spitze, welche die Zwitterdrüse enthält) nach Abpräparieren der Darm-
schlingen unter kräftigem Wasserstrahl kurz gespült, mit Fließpapier
flüchtig abgetrocknet und in einem Uhrschälchen zerzupft. Die Uhr-
schälchen kamen auf 24 Std. in den Schwefelsäureexsikkator; dann
wurden die Drüsen in mit Wattepfropfen versehenen Röhrchen über
Chlorkalzium aufbewahrt.

Später wurde die getrocknete Drüse in einem Mörser zerpulvert
und hiervon 25 mg. mit 3 ccm Glyzerin (80%, hergestellt aus Glyzerin
S. G. 1,25 Aq. dest.) verrieben. Die Suspension kam auf 17 Std. in
den Brutschrank bei 30» C. Sodann wurde 7 ccm Aq. dest. beigegeben,
gut gemischt, 5 Min.

kräftig zentrifugiert
und die überstehende
Flüssigkeit direkt zur
Bestimmung benutzt

Das Substrat wurde
in folgender Weise her-
gestellt: 100 ccm gesät-
tigter Tributyrinlösung
wurde 4 ccm Pufferge-
misch (Zusammenset-
zung siehe unten) bei-
gegeben. Diese Quan-
tität wurde in vier Teile

gegos-
diesen

suchsflaschen
drei von

sen:

Versuchsflaschen wurde je V, ccm zentrifugierter Drüsenextrakt bei-
gegeben, der vierten gekochter Drüsenextrakt 2.

Gleich nach Zufügung der Drüsenextrakte\'wurde die Tropfenzahl
bestimmt (= etwa
219 per 6ccm, weil das Tributyrin durch die beige-
gebenen Flüssigkeiten nicht mehr gesättigt ist) und die verschlossenen
Versuchskolben ins Wasserbad bei
300 C gestellt. 55 Mm. später wurden
sie aus dem Wasserbade geholt, ich ließ sie
5 Mm. bei Zimmertemperatur
stehen und bestimmte dann wieder die Tropfenzahl nach Ausspülung der
Pipette mit der zu prüfenden Flüssigkeit. Mit Hilfe der Standardtributy-
rinkurve war dann die gespaltene Menge direkt in Prozenten zu sehen^.

1 Das immer mit in Lösung gehende Trypanblau oder Lithionkarmin schadet
in dieser Quantität die Enzymwirkung nicht (siehe auch
Brandi [8])
Die Lipase ist schon nach 4 Min. Kochen völlig zerstört
3 Es wäre natürlich noch besser, wenn alles bei konstanter Temperatur
Jtlten einbauenquot;quot;nbsp;Stalagmometer in einem Thermo-

Z. f. vergl. Physiologie Bd. 8.nbsp;1 q

_

0 -

v-

7-

\\

7-

\\

\\

7-

\\

7-

\\

fe-lt;

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f,,..!., 1,!» Ä j \\-----quot;\'■»quot;quot;quot;•quot;IVB. nonzontai: gesätt. Tri

tyrin bis Aq. dest. (100%-oo/„); vertikal: die Tropfenzahl.
Erklärung im Text.

-ocr page 130-

Die Zimmertemperatur blieb auf 2quot; C konstant, die eventuellen
Fehler durch Schwankungen innerhalb 2» wurden korrigiert an der Hand
von Wasser- und Tributyrinlösungsbestimmungen bei verschiedenen
Temperaturen.

Man wird mir vielleicht entgegenhalten, daß mit Hilfe dieses Stalag-
mometers keine absoluten Messungen möglich sind, es ist z. B. mög-
lich, daß in der Standardtributyrinekurve die Tropfenzahl 206 nicht
genau 60% Tributyrin darstellt. Das bestreite ich nicht, es braucht
die Tropfenzahl 206 ja nicht genau 60% Tributyrin zu sein, wenn sie
imr einen festen Punkt darstellt, mit dem wir die zu untersuchenden
Lösungen vergleichen können.

Gesättigte Tributyrinlösung wird in folgender Weise hergestellt: 500 ccm Aq.
dest. -f- 7 Tropfen Tributyrin werden 20 Min. lange geschüttelt und nachher
16 Std. ruhig stehen gelassen. Sodann wird das Gemisch filtriert durch einen
feuchten Filter (die ersten Teile verwerfen!) und in einem Scheidetrichter ge-
bracht. Nach 1 Std. konnte dann die untere Flüssigkeit verwendet werden.
Diese Flüssigkeit ist sehr labil; sie hält sich nur 24 Std. (siehe auch R
ona [97]).

Das reine Tributyrin des Handels ist auch ziemlich labil. Es treten bald durch
Spaltung Fettsäuren auf. Das Tributyrin ist rein, wenn eine in Wasser gesättigte
Lösung die gleiche Tropfenzahl gibt, wie eine in schwacher Pufferlösung ge-
sättigte.

Es wurde gearbeitet bei einem pji = 7,17, also nicht beim pjj des
Kropfsaftes, welche bei 5,5—6 liegt.

Das Puffergemisch wurde folgendermaßen angefertigt. Von einer Mischung

von 7 ccm ~ NasHPOi • 2H2O) = 11,876 g pro Liter Aq. dest.) -f 3 ccm —
15nbsp;10

KH2PO4 (= 9,078 g pro Liter Aq. dest.) wurde, wie obengesagt, jedem 25 ccm
Substrat 1 ccm beigegeben. Weil hier sehr geringe Tributyrinmengen gespalten
werden und also sehr wenig Säure entsteht, sichert diese Menge Puffermischung
ein konstantes pjj.

Der Stalagmometer wurde öfters durch Bestimmungen an Aq. dest. auf seine
Zuverlässigkeit geprüft.

Weiteres betreffend Methodik und Technik siehe Keugsmah (59 a).

bb) Orientierende Versuche.

Zuerst wurde eine Anzahl vollkommen gleichwertiger Experimente
mit dem Extrakte aus einer einzigen Drüse angestellt, damit ich die
Exaktheit meiner stalagmometrischen Methode prüfen konnte. Der Ver-
such war folgender: 25 ccm gesättigte Tributyrinlösung -f 1 ccm
Puffer V4 ccm Drüsenextrakt. Die gespaltete Tributyrinmenge nach
einer Stunde war in fünf Parallelversuchen: 17%, 15 V2%, 16%, 15% und
16%. Wir sehen also, daß die Schwankung nicht mehr als 2% beträgt,
die Methode ist also wohl zuverlässiger als die titrimetrische Methode.

Zweitens wurden Versuche angestellt mit verschiedenen Konzen-
trationen der Lipase. Zu Versuchsflaschen, in denen das obengenannte
Substrat sich befand, wurde gefügt: Vie ccm, Ys ccm, V4 ccm, V2 ccm

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und 1 ccm desselben Drüsenextraktes. Abb. 38 zeigt die Resultate:
Horizontal sind abgetragen die Versuchsstunden, vertikal die Prozent-
zahl der gespaltenen Tributyrinmengen.

Der Kontrollversuch mit gekochtem Enzym zeigt keine Spaltung.
Vi6 ccm Ext^rakt gibt innerhalb 3 Std. eine absolut geradlinige Spaltung,
ebenso Vs ccm Extrakt. Vi ccm, Vs ccm und 1 ccm zeigen nach einiger
Zeit eine Verzögerung, was wohl
auf die Anhäufung der Spal-
tungsprodukte zurückgeführt
werden kann. Wir sehen wie
y4 ccm Extrakt bis zu 2 Std.
noch geradlinig spaltet. Man er-
hält also hei den vergleichen-
den Versuchen mit V4 ccm
Drüsenextrakt bei einstündiger
Versuchsdauer zuverlässige Re-
sultate.

Magnesiumchlorid ist für
viele Lipasen ein bedeutender
Aktivator. Um die Wirkung des
Magnesiumchlorids auf die He-
lixlipase kennen zu lernen, habe
ich folgende orientierende Ver-
suche angestellt.

a)nbsp;25 ccm ges. Tributyrinlösung -f 1 ccm Puffer i/^ ccm 12% MgC], Enzvm

b)nbsp;25 ccm „nbsp;„nbsp; lecm „ 1ccm Aq. dest. ,, \'

tem Enzym. quot;nbsp;^ ^quot;nbsp; gekoch-

Abb. 39 gibt die Resultate zweier solcher Versuche.
Der Kontrollversuch ist vollständig negativ. Die

-----------o —o------—- - Linien

zeigen die Spaltung ohne Magnesiumchlorid im Substrat, die zuge-
hörigen ---- Linien die Spaltung mit Magnesiumchlorid im Substrat

Es sind hier zwei Versuche abgebildet: mit Extrakt aus 50 mg und aus
200 mg Drüsenpulver.

Wir sehen, wie nicht die geringste Spur einer Aktivierung durch das
Magnesiumchlorid in der verwendeten Konzentration bemerkbar ist.

Die---Kurven und die-Kurven smd in jedem Versuch

identisch, die Abweichungen liegen mnerhalb der Fehlergrenze.

Leider hatte ich bis jetzt keine Zeit, die Lipase als solche weiter zu
untersuchen, ich mußte mich beschränken auf die für die vergleichenden
Untersuchungen unbedingt notwendigen Prüfungen. Es ist aber diese
Lipase ein sehr schönes Objekt für weitere physiologisch-chemische
Untersuchungen.

1

gt;

j

/ /

X

//

^iccm
iccm

jccm

kern

wccm

conh

Abb. 38. Spaltung von Tributyrin durch verschiedene
Lipasekonzentrationen. Horizontal die Versuchs-
stunden, vertikal die gespaltene Menge in %
Erklärung im Text.

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cc) Die Stufenuntersuchungen.

Die Resultate meiner Stufenuntersuchungen der T.T.-Serie ^ habe ich
in einer Kurve dargestellt, welche in der Tafel I zu sehen ist. Ich habe

in dieser Tafel wiedergegeben erstens die Lipasestärke (-Linie),

zweitens noch einmal die Anzahl der kleinen gelben Granula (---Linie),

die Anzahl der großen Granula (.....Linie), die Anzahl der „grünenquot;

Granula (—----Lmie) und die Anzahl der sezernierenden Follikel

(- Linie). Es sind horizontal die Stufen abgetragen (zuerst

die Hungertiere H 5a—H 6e), vertikal erstens die Anzahl der „grünenquot;
Granula imd der klemen gelben Granula (0—10), zweitens die Anzahl
80

70

60

SO

VD

30

SO

SOmg

/

h

/

/

/

confn

ß/r

1h

3h

Abb. 39. Die Wirkung des Magnesiumchlorids auf die Tribu-
tyrinspaltung durch Lipase bei verschiedener Enzymkonzen-
tration. Bezeichnungen wie in der Abb. 38. Erklärung im Text.
---= mit Magnesiumchlorid.---= ohne Magne-
siumchlorid.

Vh

Zh

Prozente (0%—50%) der
sezernierenden Follikel
und die durch die Lipase
gespaltene Tributyrin-
menge.

Fassen wir zuerst die
Lipasekurve ins Auge
(—Linie). Diese Kurve
zeigt sehr deutliche Ma-
xima bei H 5c, beiH6d,
bei 1 Std. bis li/a Std.,
bei 4 Std., bei 6-71/2 Std.
und bei 9 V2 Std. Diese
Schwankungen zeigen
ims, daß der Gehalt an
aktiver Lipase in der
Mitteldarmdrüse stark
variieren kann 2.

An welcher Morphe
ist mm diese aktive Lipa-
se in der Zelle gebunden ?
Nicht an die kleinen gelben Granula (---Linie); diese haben jedes-
mal ein Maximum, welches vor dem Lipasemaximum liegt (Maxima der

---Linie bei V2 Std., bei 3 Std., bei 5—5 V2 Std. und bei 8 V2 bis

9 Std.) Auch ist sie nicht gebunden an die großen gelben Granula (.....

Linie), denn die Schwankungen dieser Kurve sind sehr unregelmäßig;
es läßt sich nirgends ein eigentliches Maximum herausfinden.

Es trifft nun aber jedes Lipasemaximum zusammen mit einem Maxi-

1nbsp;Die K.B.N.-Serie gab ähnliche Resultate; ich behandle sie hier nicht.

2nbsp;Ich darf an dieser Stelle vielleicht auf die Versuche von Frl. Hoek im
Laboratorium von Herrn Prof.
Joedan (unveröffentlicht) hinweisen, die bei glei-
cher Versuchsanordnung ähnliche Resultate erzielte mit Hilfe einer titrimetri-
schen Methode.

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mum der „grünenquot; Granula (Maxima der —----Linie bei H 5c, bei

H6d, bei 1 Std., bei 3 72—4 Std.,bei 6—7 V2 Std. und bei QVaStd.).
Es muß also die aktive Lipase wohl an die „grünenquot; Granula gebunden
sein.

Da wir oben sahen, daß die „grünenquot; Granula rhythmisch ausgeschie-
den werden und hier in der Tafel wieder deutlich hervortritt, wie auch
bei jedem Lipasemaximum die Drüse sich im Stadium der Ausscheidung

befindet (die ---Linie der sezernierenden Follikel) 1, so ist es klar,

daß die Lipase, gebunden an die grünen Granula, periodisch in den
Darm ausgeschieden wird.
Dies stimmt auch überein mit dem jedes-
maligen jähen Abfall der Lipasestärke nach der Ausscheidungsphase.

Es lassen sich den gefundenen Tatsachen noch weitere Resultate
entnehmen: Es ist die aktive Lipase enthalten in dengrünenquot; Granula.
Die ,,grünenquot; Granula aber sind, wie ich Seite 238 zeigte, entstanden aus
den kleinen gelben Granula. Also muß die Lipase auch in den kleinen
gelben Granula anwesend sein, aber nicht in der aktiven Form, denn
sonst müßten die Maxima der Lipasestärke zusammentreffen mit den
Maxima der kleinen gelben Granula. Dies letzte ist nicht der Fall, also
ist in den kleinen gelben Granula die Lipase enthalten in einer inaktiven
Form, als Proferment oder etwas Ähnliches.

Eigentümlich ist nun die Tatsache, daß bei der Sekretion auch die
kleinen gelben Granula, also die inaktive Lipase, mit ausgeworfen
werden. Es besteht natürlich die Möglichkeit, daß dieses Proferment
dann im Kropf safte aktiviert wird.

Zum Schluß möchte ich daraiif hinweisen, daß nach der Fütterung
die „grünenquot; Granula im allgemeinen zahlreicher sind als während des
Hungerns. Dies bedeutet also, daß während der Verdainmg die Drüse
eine größere Menge aktiven Fermentes liefert als während des Hvmgerns.
Dies ist eigentlich das einzige Anzeichen der Alctivierung der Mitteldarm-
drüsenzelle, die sich meinen Versuchen mit Bestimmtheit entnehmen
läßt.

Die Untersuchungen über die Lipase haben uns Folgendes deutlich
gemacht: Die Lipase aus der Mitteldarmdrüse von
Helix ist ein Ferment,
welches Tributyrin kräftig spaltet. In den ersten Stunden, bei nicht zu
großer Enzymkonzentration, besteht eine direkte Proportionalität
zwischen Spaltungszeit und gespalteter Quantität.

Es läßt sich die Helixlipase durch Magnesiumchlorid in der verwen-
deten Konzentration nicht aktivieren.

1 H Cd stellt wohl den Zustand einen Augenblick vor der Sekretion dar.
,,Grünequot; Granula und also aktive Lipase sind schon in großer Menge da, eine
Sekretionssteigerung läßt sich aber noch nicht nachweisen.

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Die Drüsenzellen enthalten die Lipase in den kleinen gelben Granula
als Proferment; kurz vor der Ausscheidung wird dieses zum aktiven
Enzym umgebildet; es läßt sich dieses histologisch nachweisen durch Auf-
treten von „grünenquot; Granula. Es existiert hier also em mikroskopisch
wahrnehmbarer Unterschied zwischen Proferment- und Ferment-
granula.

Während des Hungerns findet, wie während und nach der Fütterung,
eine rhythmische Ausscheidung von Lipase statt.

Das histologische Bild deckt sich vollkommen mit dem Bilde der
Lipasestärke.

Subkap. 5. Wieviele und welche Zellarten gibt es im Epithel
der Slitteldarmdrüse?

Während der Sekretion besteht das Epithel der Mitteldarmdrüse
(abgesehen von den Kalkzellen) für z. B. 80% aus sezemierenden Zellen
Während der Resorption zeigt das Epithel z. B. fast 100% resorbierende
Zellen. Es ist also klar, daß eine Trennung in „Resorptionsquot;- und
„Sekretionsquot;zellen nicht existiert, die Gesamtzahl der Zellen ist ia
100%, nicht etwa 180%.

Die Antwort auf die über diesem Abschnitt gestellten Frage kann also
kurz sem: Es gibt
im Mitteldarmdrüsenepithel nur zweierlei Zellarten-
Die Kalkzellen und die Fermentzellen. Beide Zellarten smd Drüsen-
zellen, sie sezernieren ihre Produkte periodisch in den Darm: die Kalk-
zellen ihre Trikalziumphosphatkömer, die Fermentzellen ihre Fermente.

Die Fermentzellen zeigen auch keinen physiologischen Unterschied
in Resorptions- und Sekretionsstadien, alle Zellen in allen Stadien haben
mit der Sekretbereitung zu tun, alle Zellen in allen Stadien lassen ohne
morphologischen Unterschied Farbstoffe m sich hineintreten und ver-
arbeiten diese in gleicher Weise.

Die Bedeutung der großen Granula ist mu- völlig unklar. Sie können
in allen Fermentzellen in allen Stadien vorkommen, sie werden gelegent-
lich ausgeschieden. Vielleicht liefern sie auch Fermente,
vielleicht sind es
Eiweißgranula, von denen der Kropfsaft seine Eiweiße erhält. Für die
letzte Auffassung spricht vielleicht die Tatsache, daß ich manchmal
auspschiedene große Granula in den Follikellumina beobachtete, welche
anfingen, sich zum selben netzförmigen Gerumsel umzubilden, welches von
den durch die Fixation niedergeschlagenen Safteiweißen gebildet wird.

Es ist also bei Helix festgestellt worden, daß das Mitteldarmdrüsen-
epithel, wie auch bei manchen anderen Molusken schon
festgestellt war,
außer den Kalkzellen nur eme einzige Zellart enthält. Diese Zellart hat
eme sekretive und eme „resorptivequot; Funktion. Es ist natürlich nicht
auszuschließen, daß diese Zellen auch gelegentUch exzernieren, sie werden
bei der Sekretion wohl manche Stoffe, welche „zufälligquot; mit hinein-

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geraten sind, mit hinauswerfen. Wie z. B. das Trypanblau, welches vom
Lumen her hereinkam, so werden auch vom Blute aus aufgenommene
Stoffe zusammen mit den Fermenten „zufälligquot; exzerniert werden
können.

Ich möchte in diesem Zusammenhang noch hinweisen auf die älteren Unter-
suchungen von
CuENOT (16). Daß in die Leibeshöhle eingebrachte Fremdstoffe
in den Zellen des Mitteldarmdrüsenepithels konzentriert und ausgeschieden
werden können, beweist, nach dem was wir heutzutage von den Zellprozessen
wissen und nach dem was ich oben sagte, gar keine spezifisch exkretive Funktion
dieser Zellen (H.
J. Jordan hat früher schon ausdrücklich darauf hingewiesen).
Es ist klar, daß Zellen, welche zum Zwecke der Fermentbildung Konzentrations-
(Speicherungs-) und Sekretionskapazität besitzen, alle Stoffe, welche zufällig hin-
eingeraten sind und denselben Reiz auf das Plasma ausüben, mitkonzentrieren
und mit auswerfen.nbsp;♦

Peczenik (86) sagte, es wären die Epithelzellen der Mitteldarmdrüse von
Limnam nur Resorptionszellen. Ich will nun nicht davon reden, daß seine Ex-
perimente über Phagocytose nach dem was ich S. 252 besprochen habe, nicht
beweisend sind. Ich will nur darauf hinweisen, daß seine Auffassung über die
Funktion der Drüsenzellcn nicht richtig sein kann. Die Epithelzellen der Mittel-
darmdrüse sollen nach ihm Resorptions- und keine Fermentzellen sein, weil beim
Hungertiere keine Einschlüsse (Granula) darin vorkommen sollten, die Ein-
schlüsse wären immer aufgenommene Futterteile. Das stimmt nicht; ich habe
hoi Limnam, welche ich zu anderen Zwecken oft untersuchte, viele Male die
typischen gelben Sekretgranula während des Hungerns beobachtet.

Zweitens sagt er, die Granula wären Futterballen und keine Sekretgranula,
weil nach Tuschepermeation die Furche in den Einschlüssen zu finden ist. Dies
beweist aber auch nichts, denn ich sagte oben (S. 251) und andere Untersucher
sagten es vor mir (G. C.
Hibsch usw.), daß die aufgenommenen Stoffe sehr gut
in die Sekrete mitkonzentriert werden können. Wir sehen hier wieder, wie eine
Untersuchung „im alten Stilequot; wenig positive Resultate liefern kann.

Subkap. 6. Kurze Übersicht der bei der Mitteldanndrüse
erhaltenen Resultate.

Es stellt die Mitteldarmdrüse von Helix ein Organ dar, welches in
verschiedenen Hinsichten eine große Aufgabe hat. Sie ist das Organ aus
dem die Fermente zum Darme hin abgeschieden werden; sie ist auch das
Organ, welches die verdauten Stoffe in starkem Maße in sich hinein-
diffundieren läßt.

In welcher Weise erfüllt nun die Mitteldarmdrüse diese Aufgabe?
Sie besteht aus Drüsenzellen, welche rhythmisch arbeiten, ihre sekretive
Arbeit also in verschiedenen Phasen erledigen. Es nimmt also die Zelle
basal Rohstoffe auf, bildet diese um zu Profermenten (die kleinen gelben
Granula), diese werden in räumlicher und zeitlicher Trennung innerhalb
der Zellen zu endgültigen Sekreten umgearbeitet, sodann ausgestoßen.
Die Zellen arbeiten während des Hungerns wie während der Fütterung;
sie arbeiten auch immer synchron. Durch diese Zusammenarbeit entsteht
die rhythmische Sekretion der Drüse als Ganzes. Es findet also während
der Fütterung und während des Hungerns eine rhythmische Sekretab-

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gäbe statt. Was diese Ausscheidung beim Hungertiere zu bedeuten hat
weili ich nicht.

Die Hauptreaktion auf den Fütterungsreiz besteht bei der Vorder-
darm- und Mtteldarmdrüse in einer Beschleunigung der Zellarbeit
Bei der
Vorderdarmdrüse hatte diese Beschleunigung den eigentüm-
lichen Erfolg, daß ein Teil der Arbeitsbahn überschlagen wird, so daß
aus einer vollkommen chaotisch-kontinuierlichen Sekretion eine rhyth-
mische Sekretion entsteht. Es war dies gut, am Objekte zu verfolgen

Bei der Mitteldarmdrüse dagegen besteht auch schon während des
Hungerns eine rhythmische Sekretion; der Fütterungsreiz kann höch-
stens noch den schon bestehenden Rhythmus beschleunigen. Dies aber
ist an den Stufen nicht zu verfolgen, denn wir wissen nicht, in welchem
Tempo der Rhythmus bei der Hungerdrüse vor sich geht. Das könnte
man nur untersuchen an einem und demselben Tiere- die Stufen-
methodik versagt hier. Daß aber die Zellarbeit während der Aktivierung
intensiver vor sich geht, das geht wohl aus der größeren Menge „grünerquot;
Granula hervor. Die „grünenquot; Granula aber stammen letzten Endes aus
den aufgenommenen Rohstoffen; es müssen also mehr Rohstoffe auf-
genommen worden sein, d. h. die Permeabilität der Zellmembran hat
sich erhöht. (Ich greife wohl nicht fehl, wenn ich auch eine erhöhte
Flüssigkeitsaufnahme der Drüse als Faktor mit in Betracht ziehe.)
Wie bei der Vorderdarmdrüse können wir also auch hier die Folge der
Aktivierung auf eine erhöhte Peremabilität der Zellmembran zurück-
fuhren. Diese Permeabilitätserhöhung muß eine Beschleunigung der
Zellprozesse mit sich bringen.

Was ist nun die Reizquelle bei der Mtteldarmdrüse? Bei der Vorder-
darmdrüse konnte ich sie zurückbringen auf Geruch, Geschmack oder
Radulabewegung, bei der Mtteldarmdrüse geht dies nicht, der Akti-
vierungszustand bleibt sicherlich bis 12 Std. nach der Fütterung erhalten.
Der einzige in Betracht kommende Faktor ist also der Inhalt des Kropfes
Ob dieser dkekt chemisch von den Lumina der Drüsenfollikel aus auf die
Zellen einwirkt, oder auf einem anderen komplizierteren Wege, weiß ich
nicht und will darüber nicht spekulieren i.

Was die resorptive Funktion der Mitteldarmdrüse anbelangt, so ist es
sicherlich richtig, daß die Drüse sich reichlich mit
hineinpermeierenden
Stoffen durchtränkt, welche vom Blute abgeführt werden können. In-
wieweit bei der Permeation die Zellen osmotische, resorptive Arbeit
verrichten, weiß ich nicht. Es wird sicherlich auch bei nicht aktiver Auf-
nähme die Mtteldarmdrüse bei
Helix als Ausbreitung der Darmober-
flache Bedeutung haben fkr die Abfuhr von verdauten Stoffen zum

1 Die maximale Aktivierung ist also nicht gebunden an die Pütterungs-
dauer, sondern an die Verdauungsdauer. Die Möglichkeit, daß der Reiz hier
an den Fütterungsanfang gebunden ist, scheint wenig wahrscheinlich

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Blute hin. Überdies existiert hier noch ein längerer Darmteil, durch den
die Stoffe ins Blut geraten können, sei es auch nur durch Diffusion
(H.
J. Jobdan und H. Begemann [48]). Die Verhältnisse liegen hier
anders als z. B. bei
Astacus. Da stellt die Mitteldarmdrüse eigentlich
den einzigen Darmteil dar, durch die die verdauten Stoffe ins Blut ein-
treten können (H.
J. Jokdan, der Enddarm ist semipermeabel), die Sub-
stanzen, welche an der Mitteldarmdrüse vorbeigegangen sind, sind
also für das Tier verloren. Eine kräftige resorptive Funktion dieser
Drüse bei
Astacus ist also von grundsätzlicher Bedeutung.

Phagocytose wurde bei Helix nicht beobachtet. Wenn nun hier
wirklich keine Phagocytose stattfände, woher bekommt dann das Tier
seinen Stickstoff? Im Darme findet keine Eiweißspaltung statt. Viel-
leicht aber werden nur flüssige Stickstoffverbindungen aufgenommen
und intrazellulär verarbeitet. (Die Anwesenheit einer intrazellulären
Protease m der IVIitteldarmdrüse ist sicher, H.
J. Jokdan [47]) oder die
Proteasen werden nur lokal abgeschieden nach Kontakt mit Eiweiß-
Stoffen. Das werden künftige Untersuchungen lehren müssen.

Kap. VI. Zusammenfassung.

(Siehe auch I. Teil, S. 293.)

Allgemeines.

1.nbsp;Die Stufenzählmethodik ist die einzige Methodik, welche uns eine
Einsicht bringen kann in die Zelldynamik bei verwickelten Prozessen,
wo diese nicht am lebenden Tiere verfolgt werden können.

2.nbsp;Diffusion, Resorption und Phagocytose werden kurz vom allge-
meinen Standpunkte aus besprochen.

3.nbsp;Experimente mit Karmin- oder Tuschesuspensionen beiveisen keine
Phagocytose-,
zur Feststellung der Phagocytose kann man zur Zeit nur
experimentieren mit Teilchen gt;gt;0,1^.

4.nbsp;Mit Hilfe eines neuen Stalagmometermodells lassen sich sehr exakte
vergleichende Lipasebesiimmungen anstellen.

Die Vorderdarmdrüse.

1.nbsp;Die Zelle der Vorderdarmdrüse arbeitet immer rhythmisch.

2.nbsp;Es wird die im I.Teile entdeckte Arbeitsbahn dieser Zelle er-
weitert.

3.nbsp;Es findet bei Helix keine Trennung in einen mukösen und serösen
Zyklus statt; beide Prozesse sind in derselben Zelle vertreten.

4.nbsp;Die Arbeit der Vorderdarmdrüsenzelle wird während der Fütte-
rung dermaßen beschleunigt, daß eine verkürzte Arbeitsbahn auftritt.

5.nbsp;Dadurch wird die während des Hungerns chaotisch-kontinuierliche
Sekretion der Drüse in eine periodische Sekretion umgestaltet.

6.nbsp;Nach der Aktivierung kehrt die Zelle erst allmählich, mit Hilfe von
temporären Arbeitsbahnen,
wieder zum Hungerzustand zurück.

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7.nbsp;Dieser aUmäUiche Rückgang der Zellen verursacht den vollständigen
Abfall des Drüsenrhythmus,
so daß in wenigen Stunden wieder der chaoti-
sche Sekretionszustand erreicht ist.

8.nbsp;Der Aktivierungsreiz ist streng gebunden an die Fütterungsdauer
und kann zurückgeführt werden auf Geruch, Geschmack oder RaduU-
bewegung.

9.nbsp;Die Reizeffekte werden zurückgeführt auf erhöhte Flüssigkeitsauf.
nähme der Vorderdarmdrüse und erhöhte Permeabilität der Membranen
ihrer Zellen.

Die Mitteldarmdrüse.

1.nbsp;Es gibt im Mitteldarmdrüsenepithel nur zweierlei Zellarten- Fer-
mentzellen und Kalkzellen.

2.nbsp;Die Fermentzelle der Mitteldnrmdrüse arbeitet immer rhythmisch

3.nbsp;Es wu-d für diese Zelle eine Arbeitsbahn aufgestellt, welche sich
über vier Stadien erstreckt.

4.nbsp;Die Fermentzellen arbeiten immer zusammen; die Drüse sezerniert
also immer rhythmisch.

5.nbsp;Es wird durch die Fütterung der bestehende Rhythmus höchstens
beschleunigt.

6.nbsp;Die Reizeffekte sind wahrscheinlich dieselben wie bei der Vorder-
darmdrüse: Erhöhte Flüssigkeitsaufnahme und erhöhte Permeabilität
der Zellwände.

7.nbsp;Den Ursprung des Reizes muß man wohl suchen in dem Inhalt des
Kropfsaftes;
er ist nämlich nicht an die Fütterungsdauer gebunden.

8.nbsp;Es sind alle Fermentzellen in allen Stadien gleich permeabel für
saure Farbstoffe.

9.nbsp;Phagocytose wurde von mir in der Mitteldarmdrüse nicht beob-
achtet.

10.nbsp;Im Helixkropfsafte läßt sich Phosphat nachweisen.

11.nbsp;Die Kalhzellen sezernieren während des Hungerns und während
der Fütterung rhythmisch ihre Trikalziumphosphatkömer zum Darme
hin;
dies hat sehr wahrscheinlich Bedeutung für die Regulierung des p
des Kropfsaftes.nbsp;^

12.nbsp;Die „grünen\'\' Granula, welche apikal in den Fermentzellen
temporär auftreten,
enthalten aktive Lipase.

13.nbsp;Diese Granula sind entstanden aus den kleinen gelben Granula;
diese wiederum müssen also eine Vorstufe der Lipase enthalten.

14.nbsp;Die Lipase aus der Mitteldarmdrüse von Helix spaltet Tributyrin
in den ersten Stunden vollkommen gradlmig, es besteht also eine direkte
Proportionalität zwischen Spaltungszeit und gespalteter
Quantität. Die
Lipase läßt sich nicht durch Magnesiumchlorid (in der von mir ver-
wendeten Konzentration) aktivieren.

-ocr page 139-

Schriftenverzeicliüis.

(Siehe auch Teil I.)

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auf die Adsorption der Eiweißsolen und auf den Stoffaustausch der Zellen und
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das Wesen der Fixierung. Z. Zellforschg 3 (1926). - 36. Der Arbeitsrhythmus
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Astacus leptodactylus. LT.: Methodik und Technik
Der Beweis der Periodizität. Z. vergl. Physiol. (1928).-37. Arbeitsrhythmus

Rhythmus der holokrinen Sektion.
fS ^ m\'^Jofnbsp;K ^ Physikalische Chemie der Zelle und Gewebe

^^nbsp;Beobachtungen an Magen- und Darmkanal des Fro-

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und im Serum. Bioch. Z. 31, 345 (1911). — 26. Roua, P.: Hdb. d. biochem.
Arbeitsmethoden 302 (1915). — 97. Praktikum der physiol. Chemie. I. Ferment-
methoden. Berlin 1926. — 98. lluhland, W.: Zur Kritik der Lipoid- und der
Ultrafilterthcorie der Plasmahaut nebst Beobachtungen über die Bedeutung der
elektrischen Ladung der Kolloide für ihre Vitalaufnahme. Biochem. Z. 54 (1913).
— 99. Rumjantzew, A. u. Kedrowsky,«.: Untersuchungen über Vitalfärbung

-ocr page 142-

einiger Protisten. Protoplasma (Leipzig) 1, 189 (1926). - 100. Scarth, G. W.:
The influence of external osmotic pressure and of disturbance of the cell surface
an the permeability of spirogyra for acid dyes. Ebenda 1, H. 2, 204 (1926) -
101 Schu emann, W.:
Die vitale Färbung mit sauren FaWen in ihrer Be-

Sml/quot; ^otToh\'nbsp;\' P-tJioIogie quot;nd Pharmakologie. Biochem. I

80 (1917). - 102. Schumacher, J.: Zur Chemie der Zellfärbung. VIIL Über den

f .rfu Knbsp;^in Beitrag zum Problem

^rnfisl 472a\'26rnbsp;fLeukocyte^) Chem.ZclS

166nbsp;T: ^ Tt rnbsp;Lipoidtheorie. Ebenda 54 (1913).

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kretionsprozesses in den Zellen des Magendeckelepithels bei einigen AmpMbfen
studf oTquot; f-nbsp;\' (1927). - 108. Vincent, S.: An Introduction to tZ

tfL A 7nbsp;1924 - 109. Vonk, H. J.: Verdauungsphagocytose

bei den Austern. Z. vergl. Physiol. 1 (1924). _ 110. Wertheimer, E.; Permeabili!
tatsstudien an dner überlebenden Membran. Abderhalden, Fortschr. d. naturw
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Tknbsp;Phosphorsäure in sehr verdünnten Lösungen. Landw

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derHauswiederkauer: Rind,Ziege undSchaf. Z. Anat. 82,73 (1927). —
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115 Chambers,R. a. Reznikoff, T.: Ebenda 8 (1926). - 116. liesegang, R.E -
Biologische Kolloidchemie. Wiss. Forschungsber., Naturw. Abt 20 (1928) —
117. Beiträge zu einer Kolloidchemie des Lebens (Biologische Diffusionen) (1923)
— 118. freundhch, H.: Uber abnorme Osmosen. Kolloid-Z. 18 (1916) —
119. Kaho, H.: Univ. Dorpat, Inst, Bot. Opera 18 (1924).

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Tafel I.

Z. f. vergl. Physiologie. Bd. 8.

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Tafel I. Die Schwankungen der Lipase, der kleinen gelben Granula, der großen Granula, der „grünenquot; Granula uno gezern. Foil, vor, waiirena uim ^ ^ ____ ^^ Sezern. Foil. = -

Bezeichnungen wie in der Abb. 26 und 29. Lipase = -. Kleine gelbe Gran. ---Große Gran. ........ „Grüne ran.

Verlag von Julius Springer in Berlin.

B. J. Krijgsman, Arbeitsrhythmus der Verdauungsdrüsen bei Helix pomatia.

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STELLINGEN

I.

Het is onmogelijk het bestaan van een plasmamembraan te
bestrijden.

H.

De zoogdierdarm resorbeert vet als zoodanig.

Mellanby. Joum. Physiol. 1926.

m.

Het chloragogene weefsel der Lumbriciden speelt geen of bijna
geen rol bij de excretie.

Liebmann. Zool. Jahrb. Abt. Physiol. 1927.

IV.

De bewegingen, uitgevoerd door de zweepdraden der „eéncelligequot;
organismen, zijn niet te herleiden tot eenzelfde principe.

V.

De ontwikkelingscyclus der Coccidia is haploide, slechts de
zygote is diploide.

VI.

De in het darmkanaal van idiotherme dieren parasiteerende
Nematoden volgen bij hun ontwikkeling niet alle den weg: darm
— bloed — long — trachea — oesophagus — darm.

VH.

De Coccidia der warmbloedige dieren zijn niet gastheerspecifiek.

VIII.

Bloed is een secreet, geen weefsel.

IX.

Het is onmogelijk, surra uit te roeien door vernietiging van
do broedplaatsen der Tabaniden.

X.

Indien de parasitologen zich meer op een physiologisch stand-
punt stelden, dan tot nu toe dikwijls het geval is, zou dat de
parasitologie zeker zeer ten goede komen.

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