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UNTERSUCHUNGEN
ÜBER DIE SOGENANNTEN
PESTALOZZIA - KRANKHEITEN
UND DIE GATTUNG
PESTALOZZIA DE NOT.

VON

C. M. DOYER

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UNTERSUCHUN(JEN ÜBER DIE SOGENANNTEN
PESTALOZZIA-KRANKHEITEN
UND DIE GATTUNG PESTALOZZIA DE NOT.

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Untersuchungen über die sogenannten

Pestalozzia-Krankheiten
und die Gattung Pestalozzia de Not.

PROEFSCHRIFT TER VERKRIJGING VAN DEN GRAAD
VAN DOCTOR IN DE»WIS- EN NATUURKUNDE AAN DE
RIJKS-UNIVERSITEIT TE UTRECHT OP GEZAG VAN
DEN RECTOR-MAGNIFICUS Dr H. F. NIERSTRASZ,
HOOGLEERAAR IN DE FACULTEIT DER WIS- EN NA-
TUURKUNDE, VOLGENS BESLUIT VAN DEN SENAAT
DER UNIVERSITMT TEGEN DE BEDENKINGEN VAN
DE FACULTEIT TE VERDEDIGEN OP 15 JUNI 1925 DES
NAMIDDAGS TE 4 UUR

DOOR

GATHARINA MAGDALENA DOYER

geboren te zuidbroek

H. J. PARIS

AMSTEJtDAM—MCMXXV

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Nu ik mijn proefschrift voltooid heb, grijp ik de gelegenheid aan, mijn
erkentelijkheid uit te spreken aan allen, die mij bij mijn universitaire op-
leiding tot hulp en steun zijn geweest. U, Hoogleeraren en Lectoren aan
de Leidsche universiteit, die mijn eerste schreden op wetenschappelijk
gebied geleid hebt, dank ik zeer voor de bereidwilligheid, waarmee gij
mij voortgeholpen hebt. Uw colleges zijn mij bij mijn verdere studie van
groot nut geweest.

Met veel genoegen.kan ik terugzien op den tijd, dien ik aan de Utrechtschc
Universiteit heb doorgebracht. Uw geestige colleges, Hooggeleerde Nicr-
strasz, hebben mij geboeid en uw critische zin heeft mij de waarde van
wetenschappelijk onderzoek leeren inzien.

U, Hooggeleerde Pulle, dank ik voor de wijze, waarop gij mij, vooral
op de kaswandelingen, de systematiek hebt duidelijk gemaakt. Zeer heb
ik genoten van de excursie\'s waaraan ik onder uw leiding heb deelge-
nomen.nbsp;*

Door uw vriendelijke tegemoetkoming, Hooggeleerde Went, heb ik mij
spoedig in het Botanisch laboratorium te Utrecht thuis kunnen voelen.
Uw belangstelling in mijn werk, ook na mijn vertrek uit Utrecht, heeft
mij zeer getroffen, evenals de gastvrijheid, die in Uw huis aan de bota-
nische studenten wordt verleend.

Hooggeleerde Westerdijk, hooggeachte Promotrix, het is onmogelijk,
U voor alles, wat U voor mij gedaan hebt, in een paar woorden te bedan-
ken. Geholpen door Uw stuwkracht, heb ik rnijn studie kunnen voltooien ;
zonder Uw bijstand had ik dit zeker niet volbracht. De levensblijheid,
die van U uitgaat, is mij tot grooten steun geweest. Ik stel het op hoogen prijs
ook na mijn promotie nog onder Uw leiding werkzaam te zullen blijven.

De bereidwilligheid, waarmee gij, A. van Luyk mij steeds met Uw uit-
gebreide kennis ter zijde hebt gestaan, heb ik zeer gewaardeerd.

De prettige wijze, waarop gij, J, Goossen, Hortulanus van Canton Park,
mij met raad en daad bij mijn kweekproeven geholpen hebt, maakte mij
het praktische werken tot een genot.

Ten slotte dank ik de stichting „Willy Commelin Scholtenquot; voor de
gastvrijheid, mij betoond.

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Kapitel I. Einführung

Mykologischer Teil

Kapitel 2. Die Gattung Pestalozzia und ihre Stellung in

dem System.........quot;.............

Kapitel 3. Material und Methodisches..........

Kapitel 4. Bestimmung der Arten der Gattung Pestalozzia

§ I. funerea-Gruppe . . . \'...............

§ II. Guepini-Gruppe.................

§ III. versicolor-Gruppe.................

§ IV. Pestalozzia Hartigii Tub..............

§ V. Pestalozzia Lupini Sor..............

(i= Ceratophorum seiosum Kirchner)

Pflanzen pathologischer Teil

der

Lupine und des

der

Kapitel 5. Die Keimlingskrankheiten der Coniferen. . . .
Kapitel 6. Die Einschnürungskrankheit und das Zweigster-
ben bei älteren pflanzen .....

Rhododendron,

Kapitel 7. Die Blattfleckenkrankheit
Camellia, Thee und Palme ....

Kapitel 8. Gallenbildungen......

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64
67

INHALTSVERZEICHNIS

p.

Kapitel 9. Die Blattfleckenkrankheit
Goldregens ...........

Kapitel 10. Ergebnisse

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KAPITEL I
Einführung

Bei Coniferen kommt es nicht selten vor, dass kleinere oder grössere
Zweige braun werden und eingehen. Es ist eine Art Zweigsterben, die
aber auf die kleineren Zweige beschränkt bleibt. Sind die dürren Zweig-
spitzen zahlreich und über einen grossen Teil des Baumes verbreitet,
so hat das betreffende Bild mit dem einer Wurzelerkrankung Ähnlich-
keit. Man könnte dabei z. B. an einen Befall durch Armillaria mellea,
aber auch an einen Befall durch Wurzellaüse denken.

Bei dem betreffenden Coniferen-Zweigsterben nimmt man zuweilen
eine Rindenbeschädigung wahr und zwar eine Einschnürung von einer
Anschwellung begleitet. Auch diese Einschnürungen können nur dann
eine Dürre der Zweige herbeiführen, wenn die Rindenbeschädigung so
weit eingedrungen ist, dass das Holz nicht mehr genügend geschützt
wird und eintrocknet. Diese Beschädigung wird allgemein als Folge eines
Angriffs des Pilzes Pestalozzia funerea Desm. betrachtet, der fast immer
auf den abgestorbenen Coniferen-Zweigen und Nadeln aufzufinden ist.

Es ist aber schon all zu oft ein Pilz, der regelmässig auf toten Pflanzen-
teilen vorkommt, als Parasit angesehen worden. Sehr häufig hat man
nicht entschieden, ob er wirklich parasitär oder nur secundär als Sapro-
phyt sich angesiedelt hat.

Als Thema meiner Doctor-Arbeit unternahm ich es, die Frage zu ent-
scheiden, ob Pestalozzia-Arten auf Coniferen wirklich als Parasiten zu
betrachten sind; weiter hätte ich dann nach positivem Erfolg untersucht,
in welcher Weise der Parasit eindringen kann und welche Coniferen am
meisten empfindlich sind.

Infektionsversuche mit diesem Pilze sind bislang wohl kaum durchge-
führt worden.

Auch eine Krankheit der Keimlinge der Coniferen wird einer Pesta-
lozzia-Art zugeschrieben. Auch hierüber wollte ich Versuche anstellen.

In Holland war überhaupt nie mit dieser Pilzart experimentiert wor-
den. Die Angaben in der Literatur waren oft unbestimmt, die wenigen

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erwähnten Ergebnisse von Infectionsversuchen mit einander in Wider-
spruch. Die Handbücher nehmen den Parasitismus der Pestalozzia-Arten
meistens ohne weiteres an.

Ich fing an in Gärten und Baumschulen kranke Zweige der verschie-
denen Coniferen zu sammeln, und auf diesen erst macroscopisch die
schwarzen Früchtkörperchen der Pestalozzia zu suchen, um dann micros-
copisch festzustellen, ob wirklich eine Pestalozzia vorhanden war. In sehr
vielen Fällen, doch nicht in allen, fand ich tatsächlich diesen Pilz vor.
Ich geriet aber in Erstaunen wegen der verschiedenen Formen der Spo-
ren, so dass es mir deutlich wurde, dass ich nicht nur mit Pestalozzia
funerea Desm. sondern auch mit mehreren verwandten Arten zu tun
hatte.

Ich konnte feststellen, dass nicht die eine Form nur auf Thuja, die
andere nur auf Chamaecyparis und die dritte nur auf Pinus vorkommt,
sondern dass die verschiedenen Arten und Formen gemischt vorkommen.

In dieser Mischung fand ich schliesslich noch Sporen vor, die an sich
in die Gattung Monochaetia gehören. Aus Einzelsporkulturen dieser sogen.
Monochaetia kamen dann sowohl Pestalozzia- als Monochaetia-Sporen hervor.

Hier kam ich also auf die Frage, wie es um die Gattungsabgrenzung
zwischen Pestalozzia und Monochaetia stände.

Auch auf manchen Nicbt-Coniferen werden in der Literatur viele
Pestalozzia-Arten als Parasit angegeben. Um eine weitere Einsicht in das
parasitäre Vermögen der Gattung Pestalozzia zu bekommen, zog ich noch
weitere Repräsentanten hinzu, wie z. B. Pestalozzia Guepini Desm. die
als Blattflecken-Erzeuger beschrieben worden ist. Auch wurden mir auf
meine Bitte aus Niederl. Ost-Indien Isolationen von Pestalozzia-Arten
verschiedener Wirtspflanzen übermittelt; denn was die tropischen Pes-
talozzia-Arten anbelangt, ist ihr Parasitismus gänzlich ungenügend durch
Infectionsversuche festgestellt worden.

Von einzelnen Pestalozzia-Arten liegen Angaben vor, dass sie Gallen-
bildungen hervorrufen können. In dem „Centraalbureau voor Schimmel-
culturesquot; in Baarn war eine Kultur der Pestalozzia scirrofaciens Brown
vorhanden, die aus Amerika zugeschickt worden war und die da als Erzeu-
ger von Gallen auf verschiedenen Pflanzen bezeichnet worden ist. Während
ich diese ursprüngliche Isolation als Vergleichungsmaterial benutzen
konnte, unternahm ich es auch, zu prüfen ob ich in Holland mit diesem
Pilze Gallen hervorrufen konnte.

Da ich nun in den meisten Fällen auf den Wirtspflanzen immer Sporen-
mischungen vorfand, musste ich anfangs versuchen die Formen zu be-
stimmen und da die Variationsbreite der meisten Arten nicht festge-
stellt ist, musste ich mit Einzelsporkulturen arbeiten und dann die Arten
bestimmen.

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Während ich mit diesen Fragen beschäftigt war, trat eine Fleckenkrank-
heit der Lupine in Baarn auf, die nach der Literatur einer Pestalozzia
zuzuschreiben wäre. Auch diesen Pilz nahm ich in meine Arbeit auf und
auch dieser Pilz wurde auf seinen Parasitismus geprüft.

So bin ich dazu gekommen, mir die unterstehenden Fragen vor Zu
nehmen.

1.nbsp;Was ist die Gattung Pestalozzia?

2.nbsp;Was ist Pestalozzia funerea Desm.?

3.nbsp;Welche anderen Pestalozzia-Arten gibt es ausser dieser auf Coni-
feren? Müssen Pestalozzia funerea Desm. und einige andere Pestalozzia-
Arten als Parasiten betrachtet werden, und zwar

a.nbsp;als Erzeuger der Einschnürungskrankheit der Keimlinge der Coni-
feren ?

b.nbsp;als Erzeuger der Einschnürungskrankheit und „blightquot; der Coni-
ferenzweige ?

c.nbsp;als Erzeuger der Blattfleckenkrankheit von Rhododendron, Thee,
Palmen und schliesslich der Lupine?

d.nbsp;als Erzeuger der Gallen auf einzelnen Coniferen u. a. Pflanzen?
Durch die Verwirrung in der Gattung Pestalozzia, musste ich den

mycologischen Teil etwas umfangreich machen.

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MYKOLOGISCHER TEIL
KAPITEL II

Die Gattung Pestalozzia und ihre Stellung in dem System

Die Gattung Pestalozzia ist von de Notaris aufgestellt worden.

Die Diagnose lautet folgender Massen:

Acervuli subcutane!, subinde demum erumpentes, disciformes v. pul-
vinati atri. Conidia oblonga 2-pluriseptata, colorata (saltem loculi medii),
rarissima tota hyalina, apice hyalino 1-pluriciliata, basidiis filiformibus,
byalinis suffulta.

Von Saccardo ist diese Gattung in drei Untergattungen zerlegt worden:

1.nbsp;Eu-Pestalozzia. Conidia, saltem parte colorata, äpice 2-pluri-aristata.

2.nbsp;Monochaetia. Conidia, saltem parte colorata, apice 1-aristata.

3.nbsp;Pestalozzina. Conidia tota hyalina.

Nur die letztgenannte Untergattung ist scharf von den zwei anderen
zu trennen und gehört meines Erachtens wegen der hyalinen Sporen
gar nicht in die Gattung Pestalozzia. Der Unterschied zwischen
Eu-Pestalozzia und Monochaetia ist rein quantitativ und das kann
Schwierigkeiten veranlassen.

Sobald nämlich ein Pilz aufgefunden wird, welcher im übrigen der
Diagnose entspricht, von welchem aber ein Teil der Konidien eine Zilie
besitzt, während ein anderer Teil zwei oder drie Zilien hat, wird es nicht
möglich sein, diesen in eine der Untergattungen richtig unter zu brin-
gen. Auch besteht die Möglichkeit, dass ein solcher Pilz nach einem
Exsiccat doppelt beschrieben worden ist: wie eine Monochaetia, und auch
wie eine Pestalozzia.

Die Gattung Pestalozzia gehört zu den Fungi Imperfecti und wohl
zu der Unterabteilung der Melanconiales.

Tatsächlich ist bei Pestalozzia noch nie eine Fruktification beobachtet
worden, die es möglich gemacht hat, die Gattung zu den Ascomycetes
zu stellen.

Ob die Unterabteilung der Melanconiales wohl die richtige ist, unter

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welche Pestalozzia gerechnet werden soll, ist noch nicht so ganz sicher

Das Merkmal der Melanconiales doch ist folgendes:

Die Sporen entstehen auf einfachen Sporenträgern, die auf einem mehr
oder wenig entwickelten Stroma vorkommen. Dieser Fruchtkörper oder
Acervulus, aus Stroma, Sporenträger und Sporen zusammengestellt,
wird meistens Unter der Epidermis oder der Rinde der Wirtspflanze an-
gelegt, und bricht später nach aussen durch. Nun ist es eigentümlich,
dass in der Kultur unter bestimmten Umständen bei Pestalozzia verschie-
dene Arten der Sporenbildung auftreten können. So ist es noch fraglich
wo Pestalozzia am besten unterzubringen ist.

Ich forschte nach ob das neue System von Höhnel\'s etwa auf irgend
andere Merkmale eingeteilt wäre, so dass es in diesem Fall eine bessere
Lösung geben könnte. Aber die Einteilung
von Höhnel\'s beruht auch auf
das Vorkommen, oder das Fehlen eines geschlossenen Fruchtkörpers. Die
Abteilung Stromaceae, welche etwa den Melanconiales entspricht, wird
noch weiter untergeteilt in Gymnostromaceae und Angiostromaceae,
je nachdem das Stroma offen liegt oder etwas mehr geschlossen ist. Nach
diesem System ist also noch weniger festzustellen, wo Pestalozzia hin-
gehöre. Von Höhnel stellt diese Gattung unter die Gymnostromaceae.

Leiniger stellte eine genaue Untersuchung über Pestalozzia Palmarum
Cooke ein und fand hierbei vier Fruktificationsarten:

1 Sporenbildung in der Weise der Hyphomyceten.

2.nbsp;„nbsp;in offenen Sporenlagern. Die Sporen entstehen auf

einem lockeren pseudoparenchymatischen Stroma.

3.nbsp;„ • in Sporenlagern, bedeckt von Pseudoparenchym, oder

Hyphengeflecht.

4.nbsp;„nbsp;in Pycniden, welche vom Anfang an geschlossen

sind.

Diese Pycnidenbildung findet er in Kulturen in Wasser und Zucker,
wenn er die Zuckerlösung nach etwa vierzehn Tagen ersetzt durch Lei-
tungswasser. Untergetaucht in der Flüssigkeit bilden sich dann kleine
Pycniden.

Pseudopycniden bekommt er in Agarkulturen, mit Zucker und Pepton,
die während 24 Stunden unter der Wasserleitung gespült worden sind
und dann in eine feuchte Kammer gestellt werden.

Sporenlager werden oft gebildet in Zuckerlösungen, besonders wenn
die Lösung wenig koncentriert ist. Die einfachste Sporenbildung tritt
besonders auf, wenn 1 % Ammonium-snlfat, -citrat oder -tartrat hinzu-
gefügt wird. In Annales Mycologici vom October 1912 wird von
Bainicr
und Sartory eine Pestalozzia-Art beschrieben, die sie Pestalozzia Capio-
monti nennen. Diese ist aus nassem Heu isoliert worden, das in eine feuch-
te Kammer gestellt worden war. Auch wurden in Flüssigkeitskulturen

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die verschiedenen Weisen der Sporenbildung beobachtet. Sehr deut-
lich wird auch eine Pycnide abgebildet.

Torsten Lagerberg endlich teilt uns.mit, dass auch Pestalozzia Hartigii
Tubeuf, untergetaucht in eine Flüssigkeit kultiviert, imstande sei Pseudo-
pycniden zu bilden. Von dieser Publikation ist mir leider nur ein Referat
zugänglich gewesen in dem Jahresbericht der Pflanzenkrankheiten von
Hollrung 1911.

Selbst fand ich besonders bei Pestalozzia Hartigii Tubeuf oft Koni-
dien an Myzelfäden gebildet in der Weise wie es bei den Hyphomyceten
stattfindet.

In flüssigen Kulturen ist es mir auch gelungen bei verschiedenen Pesta-
lozzia-Arten Pycniden und Pseudopycniden-ähnliche Körper zu züchten.

Auf Agarböden und auf sogenannten natürlichen Substraten, wie ste-
rilisierten Kartoffeln, Stengeln, Ästen, u.s.w., wie auch in der Natur,
werden wohl am meisten Acervuli gebildet.

In dem am meisten benützten System Saccardo\'s ist also das Unter-
bringen der Gattung Pestalozzia zu den Melanconiales das am meisten
auf der Hand liegende, obwohl man sich ein besseres System wünschen
würde in dem Raum wäre für Pilze mit mehreren Arten der Fruktifi-
cation.

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KAPITEL III
Material und Methodisches

Das Material, mit dem ich gearbeitet habe, hat zum Teil seine Her-
kunft aus dem „Centraalbureau voor Schimmelculturesquot; zu Baarn, teils
von eigenen Isolationen. Auch aus Niederländisch Ost-Indien sind mir
von Frl. Dr. M. B. Schwarz Kulturen geschickt worden, isoliert von Pal-
men, u. a.

Meine eigenen Isolationen sind meistens aus Coniferen kultiviert
worden, doch auch von anderen Pflanzen, sowie von Rhododendron,
Lupine, u. a.

Die Isolationen sind erhalten durch Aussäung: Sporen werden geschüt-
telt mit lauwarmem, noch flüssigem, Kirschagar, und dann in eine Petri-
schale ausgegossen. Die Kolonien, welche emporwachsen werden erst auf
andere Petrischalen gebracht, später, wenn die Kultur sich frei von Bak-
terien erwiesen hat, in Röhrchen weiter kultiviert. Bevor ich mit ge-
nauen Messungen der Länge und Breite anfing, machte ich Einspor-
kulturen :

Ich zog ein Glasstäbchen in die Länge aus zu einem äusserst dünnen
Fädchen, 5—10 (
jl im Durchschnitt. Zum ersten Schmelzen und Ausziehen
benützte ich die Flamme eines Bunsenbrenners. Beim letzten äusserst
feinen Ruck genügt die Sparflamme allein. Die Schwierigkeit steckt
gerade darin, den Glasstab ziemlich plötzlich dünn lassen zu werden,
so, dass das sehr dünne Ende nicht lang wird. Ist dieser Teil etwas lang,
dann bricht die Spitze leicht ab, und ausserdem ist es dann schwer, die
richtigen Bewegungen mit der Spitze auszuführen, weil diese bei jeder
Schwankung der Hand lange nachzittert.

Dann brachte ich ein wenig Sporen in Wasser auf ein Objektglas und
benützte eine 300-fache Vergrösscrung.

Die Spitze des Glasstäbchens wird sehr vorsichtig in diese Sporen-
lösung hinein geführt und so zurückgezogen, dass nur eine Spore anhaftet.

In vielen Fällen bleibt die Spore an der Spitze kleben. Nach einiger
Übung geht die ganze Handlung rasch vor sich. Vorher klebt man mittels

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Wachs einen sterilen Deckglasring auf einen flambierten Objektträger.
Dieser Deckglasring ist 5 m.M. hoch und hat einen Durchmesser von
15 m.M. In diesen Ring wird ein Tropfen sterilisiertes Wasser hinein
gebracht. Auch ein Deckgläschen wird flambiert und dann entweder ein
Tropfen steriles Wasser oder Zuckerlösung oder Kirschagar darauf ge-
bracht. In diesen Tropfen führte ich die Spitze meiner Glasnadel ein,
meistens schwimmt dann die Spore ab.

Jetzt wird das Deckgläschen auf den Ring geklebt: der Tropfen hängt
dann in einer feuchten Kammer. Microscopisch konnte ich genau kontrol-
lieren ob wirklich nur eine Spore mitgekommen war. Die ganze Manipu-
lation muss so schnell wie möglich vor sich gehen, um Infectionen aus der
Luft zu entgehen.

Das Keimen dieser Spore ist gut unter dem Mikroskop zu verfolgen.
Es ist mir nie gelungen in einer solchen feuchten JCammer von Spore zu
Spore zu kommen. Für diesen Zweck musste ich die keimende Spore in
ein Kulturröhrchen übertragen.

Im allgemeinen stellte es sich heraus, das ein Stärke-Boden am meis-
ten geeignet ist, um zur Sporenbildung zu kommen. Ein sterilisiertes Kar-
toffelstückchen wird rasch von Myzel, auf welchem sich dann die Koni-
dien ausbilden, umwachsen.

Die Sporen erscheinen in grossen Massen als schwarze Tropfen oder
starre Ranken, je nach der Feuchtigkeit der Kultur.

Cellulose wird wenig angegriffen. Kulturen auf Fliesspapier, in einer
Ammonium-nitrat- oder Kalium-hydrophosphat-lösung getränkt, bil-
deten nur sehr kleine Fruchtkörper und fast kein Myzel aus. Die Gelatine
werd verflüssigt.

Während meiner Untersuchung impfte ich meine Kulturen alle sechs
bis acht Wochen um, und wechselte immer die Nährböden. Es hat sich
schon manchmal gezeigt dass die Benutzung von eines und desselben
Bodens auf die Dauer meistens einen Verfall der Kultur mit sich bringt.

Die Ursache ist wohl darin zu suchen, dass ein Pilz sehr viel verschie-
dene Nährstoffe nur in einer sehr kleinen Quantität braucht.

Weil ich viel verscheidene Formen aus Coniferen isolierte, lag es auf
der Hand, auf sterilisierten Coniferen
-Asten zu züchten. Ich versuchte
es auch, aber es hatte keinen Erfolg: Die Entwicklung des Pilzes war
sehr kümmerlich und ging langsam vor sich. Ich vermute dass die anti-
septischen Stoffe, welche in den Harzkanälen vorkommen, bei der Ste-
rilisation durch die Wände hindurchdringen, und sich durch das Holz
verbreiten, und so das Wachstum des Pilzes hemmen.

Später, bei der Besprechung der Arten, werde ich auf das Wachstum
auf den verschiedenen Nährböden noch näher zurück kommen.

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KAPITEL IV

Die Bestimmung der Arten der Gattung Pestalozzia

In dem Myc. Centrallblatt 1914. V veröffentlicht Klebahn eine Arbeit
in der er verschiedene fünf zellige Pestalozzia-Arten beschreibt. Diese ist
die einzige neuere zusammenfassende Arbeit, die ich aufgefunden habe,
und an diese will ich meine Untersuchung anknüpfen.

Als Material benützt Kkhahn nur Exsiccate, so viel wie möglich sogar
Original-Exsiccate, aber diese waren ihm nicht immer zugänglich. Bei
der Besprechung jeder einzelnen Art werde ich auf seine Beschreibungen
zurückkommen.

Er beschreibt alte Arten von Neuem und stellt einige neue Arten auf.
Er selbst stellt keine Gruppierung vor, aber seine Abbildungen sind so ein-
gereiht, dass es mir leicht war, die Pestalozzia-Arten, über welche ich
gearbeitet habe, in folgende Gruppen ein zu teilen:

I.nbsp;fiinerea-Gnippe. Die drei mittleren Zellen sind ziemlich stark ge-
■ färbt, dunkel olivengrün, zwei mit derselben Farbe, bisweilen die unterste
■Zelle ein wenig heller. Die Zellwand ist oft warzig. Der Pilz färbt Kirsch-
Agar orangegelb. Das Wachstum auf Petrischalen ist wollig mit schwar-
zen Acervuli, bisweilen in Kreisen gebildet.

II.nbsp;Guepini-Gruppe. Die drei mittleren Zellen sind fast egalhell-olivengrün.

Die unterste Zelle kann auch hier etwas heller sein. Die Zellwand ist

nahezu glatt. Auch diese Gruppe färbt Kirschagar orange. Das Wachs-
tum auf Petrischalen ist ungefähr so wie bei der ersten Gruppe. Allein ist
es schwieriger Acervuli in Kultur zu erzeugen.

III.nbsp;versicolor-Gruppe. Von den drei mittleren Zellen ist die unterste
ziemlich hell; zwischen den zwei dunkeln obersten Zellen liegt ein naliezu
schwarzes Band, das zu beiden Seiten ausfliesst. Die Form der Sporen ist
etwas gedrungen. Das Wachstum auf Petrischalen ist eigentümlich fächer-
förmig. Die Acervuli sind klein, aber in grossen Mengen vorhanden. Auch
diese Gruppe färbt Kirschagar gelb-orange.

IV.nbsp;Hartigii-Gruppe. Es gibt nur zwei dunkele mittlere Zellen. Die
Kirschagar-Platte wird nicht gefärbt. Die Acervuli sind klein.

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V. Lupini-Gru-ppe. Die Zahl der mittleren Zellen wechselt stark. Der
Pilz, der zu dieser Gruppe gehört, weicht sehr stark von den oben ge-
nannen Gruppen ab, und gehört nicht zu der Gattung Pestalozzia.

§ 1. Pestalozzia-funerea-Gruppe

Die Art Pestalozzia funerea ist von Desmazieres beschrieben worden
im Jahre 1843. Die Diagnose lautet wie folgt: Acervuli amphigena, atra,
sparsa, erumpentia, epidermide tenuiter marginata. Sporidiis fusiformi-
bus, brevis, pedicellatis, utrinque hyalinis, 4-septatis, articulo supremo
appendicibus filiformibus coronato, filis 3—5 tenuissimis, simplicibus
hyalinis, brevibus, rectis divergentibus.

Hab. in foliis emortuis Thujarum.

Dazu bemerkt er noch, dass die drei mittleren Zellen oliven-braun, und
die zwei äussersten hyalin sind, Der Sporenträger ist kurz, auch hyalin,
ausserdem trägt die Spore 3—4, selten 5 Zilien. Diese sind gerade und haben
ungefähr die halbe Länge der Sporen. Die Sporenlänge ist m.M. (22 fx).

Diese Beschreibung ist so unbestimmt, dass nicht mehr festzustellen
ist, welche Art
Desmazieres in Händen gehabt hat. Die Angabe der
Breite fehlt, und die der Länge ist wenig genau.

Klebahn hat eine neue Beschreibung die-
ses Pilzes nach einem Pilz in Sydow, Myco-
theca germanica, nr. 889, bezeichnet als P.
funerea, auf Blättern und Ästen von Cha-
maecyparis Lawsoniana Pari, entworfen:
Conidien meist dick-spindelförmig, 23—*
29: 8—9 (jL. mittlere Zelle am dicksten, die
beiden Enden ziemlich gleichmässig ver-
jüngt. Die drei mittleren Zellen fast gleich-
mässig und ziemlich dunkel graubraun ge-
färbt, die untere derselben nicht oder nur
wenig heller, die mittlere oft ein wenig dunk-
ler als die obere. Borsten 4 oder 5, seltener
weniger, von 12—20 (x Länge, dünn, 1 (x
Dicke nicht erreichend, ausnahmsweise teil-
weise gegabelt. Stiel kurz, 3—6 (x, Membran,
besonders der zweituntersten Zelle, bei sehr
starker Vergrösserung oft etwas warzig

uneben erscheinend.

Diese Beschreibung ist viel vollständiger als die Desmazihcs\'. Diese
weicht aber von der ursprünglichen in der Konidien-Grösse und in der Zahl
der Zilien ab.
Klehahn nimmt die Konidien grösser, und nennt als

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Zahl der Zilien 4—5, selten 3, während Desmazieres 3—5 Züien angibt.

Dieses gibt zu Schwierigkeiten Anlass. So beschreibt Wenner eine
Pestalozzia funerea, die der ursprünglichen Diagnose von
Desmazieres
entspricht, die aber meistens 3 Zilien hat, aber bisweilen auch 1, 2 oder
4. Genau genommen ist es fraglich ob dieser Pilz überhaupt eine Pesta-
lozzia ist, denn in der Diagnose ist angegeben: conidia apice 2-pluriciliata.
Oder kann eine Art also über die Grenzen der Gattung variieren?

In Rabenhorst\'s Kryptogamenflora finden wir ausser der Beschrei-
bung der Pestalozzia funerea nach der ursprünglichen Diagnose, noch
sechs Typen angegeben:

a forma typica 30—35 [jl lang, 7—8 (x breit, Zilien 3—15 (jl lang
ß „ crassipes 20—30 [x „ 7 (
jl „ 3 „ 3—10
Y „ multiseta 25—30 [i „ 9—10{x „ 5—10,, 7—10
S „ discolor 25—30 (
jl „ 7—8 [x „ 4—5 „ 15—20
£ „ punctiformis 25 [x „ 6—7 [x „ 3 „ kurz.
7] „ camelliae 18 (i. „ 5 (x „ 3 „ 4—6 (x „

Halten wir an der ursprünglichen Diagnose fest dann würden von forma
a die Sporen zu gross, von forma y die Zilien zu zahlreich und auch die
Sporen zu gross, von forma 8 auch die Sporen etwas zu gross, wie auch die
Zahl der Zilien, von forma e die Sporen zu gross und endlich von forma
Y] die Sporen zu klein und die Zilien zu kurz sein. Es ist wohl feststehend
dass Pestalozzia funerea, wie jeder andere Pilz stark variieren kann;
aber es ist doch stark zu bezweifeln ob all diese sechs Typen zu einer Art
gehören.

Auch die Länge des Stieles wird angegeben, aber dabei war fast kein
Unterschied zu bemerken. Das Merkmal der Länge des Stieles kommt mir
weniger wichtig vor, da die Variation in verschiedenen Kulturen eines
Stammes schon viel grösser sein kann als der Unterschied in Stielenlänge
zwischen zwei Arten.

Sehen wir von den verschiedenen Wirtspflanzen, auf welchen diese
verschiedenen Typen vorkommen, und von den unbestimmten Ausdrü-
cken der Farbe und der Membranstructur ab, dann sind als die wichtigsten
Merkmale zur Unterscheidung der Arten die Sporcngrösse und ausserdem
die Länge und Zahl der Zilien zu betrachten. Diese Unterschiede sind
quantitativ, und so ist es geboten, sehr zahlreiche Messungen auszufüh-
ren und die Variationen der Länge und Breite jeder Art genau festzu-
stellen. Wenn man auf solchen Merkmalen eine neue Art begründet und
dann wenig Sporenmessungen ausführt und keine Kulturen macht, besteht
die Gefahr, Synonyme der schon bestehenden Arten zu machen. Es ist
dann möglich, dass man gerade junge oder kümmerlich entwickelte Spo-
ren misst, und so falsche Angaben benützt.

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Desmazières id,ridL seine Pestalozzia funerea auf abgestorbenen Thuja-
Ästen. In
Rahenhorst steht der Pilz auf Coniferen angegeben, aber auch auf
Citrus und Smilax, während die Typen auch auf sehr verschiedenen Wirts-

_ auf Maïs.

-:-1 auf Kartoffel-Agar.

-------- auf einem Kartoffelstückchen, mit \'/» % HjSO, Übergossen.

--------------„ „nbsp;„nbsp;.„ v. % koh

......................................„ Malzsalep-Agar. , .

------------------„ einer Weizen-Ähre.

..................„ einem Kartoffelstückchen, mit */i % KOH Übergossen.

..........................„ einem Acer-Zweige.

..............„ einem Kartoffelstückchen.

pflanzen beschrieben sind, nämlich ausser auf Coniferen auf Eucalyptus,
Evonymus, Pteris, Rubus, Lonicera, Iris, Rhododendron, Buxus, Scro-
phularia, Fagus und Camellia.

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Hieraus geht deutlich hervor, dass wir hier keinen Pilz haben der sich
nur auf Coniferen ansiedelt, sondern der omnivor ist.

Selbst arbeitete ich besonders mit Pestalozzia funerea von kranken

aufnbsp;Kartoffel-Agar.

„nbsp;einem KartoffelstUckchen, mit \'/« % H,SO| Ubergossen.
„. „nbsp;„ V, % KOH

„nbsp;Malzsalep-Agar.

„nbsp;einer Weizen-Ähre.

„nbsp;einem Kartoffelstückchen mit Ya % KOH Übergossen.

„nbsp;einem Acer-Zweige.

■„nbsp;einem KartoffelstUckchen.

Coniferen isoliert. Doch fand ich auch Pestalozzia funerea auf Rhodo-
dendron. Ich isolierte von den folgenden Coniferen: Thuja, Chamaecypa-
ris, Juniperus, Pinus, Retinospora, Biota und Taxus. Ich verglich diese
Stämme nach der Länge, Breite, Zahl der Zilien, Weise ihres Wachstums
und der Färbung der Nährböden.

Weil das Messen einer ganzen Pestalozzia-Spore Schwierigkeiten ver-
anlasste, der hyalinen obersten und untersten Zelle wegen, die oft nur
mit wenig Licht zu ersehen sind, habe ich zum Vergleich nur die drei

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mittleren dunklen Zellen gemessen. Ich bin überzeugt, in dieser Weise
mehr zuverlässige Daten zu bekommen.

Meine vergleichenden Messungen machte ich alle an Sporen aus Kul-

III

turen auf sterilisierten Kartoffeln. Es stellte sich heraus .dass auf diesem
Substrat massenhaft Sporen gebildet werden.

Im Anfang mass ich jedesmal 200 Sporen, und, um eine übersichtliche
Darstellung zu bekommen, machte ich Kurven. Auf dem Abscis setzte
ich die Massen der Sporen in jji\'s ab, auf dem Ordinat die Zahl der Sporen.

Später stellte es sich heraus, dass ich denselben Erfolg bekam, wenn
ich nur 100 Sporen mass.

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Um die Kurven vergleichen zu können multiplizierte ich den Ordinat
mit zwei.

Um den Einfluss der verschiedenen Böden auf die Grösse der Sporen

II

III

zu bestimmen, mass ich von einer Isolation z. B. von Biota jedesmal
100 Sporen auf verschiedenen Böden. Würze-Agar, Kartoffel-Agar, .Weizen-
ähre, sterilisierte Kartoffel, entweder alkalisch oder sauer gemacht und
Zweigkulturen habe ich verglichen.

Figur 2 gibt eine übersichtliche Darstellung. Die Gipfel der Länge-
kurven liegen 2 ja aus einander, nämlich auf 16 und 18 fj. weil das ganze
von 12 bis 24 [x variiert. Ebenfalls sehen wir hieraus, dass auf Kartoffcl-
teilchen, sei es übergos.sen mit Va % und Vo % K 0 H. oder mit 1/2% HaSO.,,
die Sporen so ziemlich die gleiche Grösse haben.

Die Figur 3 der Breite-Kurven gibt etwas ähnliches zu erblicken. Die
Kurven waren sehr steil und der Deutlichkeit wegen, habe ich den Ab-
scis mit zwei multipliziert. Auch hier ist ein Unterschied der Gipfel von

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2 (JL, und auch hier sehen wir, dass Kartoffeln für eine .Pestalozzia eine
nahrhafte Speise sind, und Malzsalep und Weizenähre offenbar mehr
dürftige Nährböden sind. Der Pilz ist also ein Stärkeliebender; Zellu-
lose wird möglich gar nicht angegriffen.

Innerhalb dieser Gruppe habe ich eine Menge Stämme studiert, die
ich selbst isolierte aus Coniferen, und auch einen Stamm isoliert von Frl. Dr.
L. C. Doyer aus Biota, welcher in dem „Centraalbureau voor Schimmel-
culturesquot; weiter kultiviert worden war.

Figur 4 lässt eine Menge Kurven sehen, zusammengestellt nach Mes-
sungen der Länge der verschiedenen Stämme.

Es kommt dabei heraus dass die Gipfel der Kurven 4 (jl aus einander
liegen, während innerhalb eines Stammes auf verschiedenen Böden nur
2 ^ Unterschied wahrzunehmen ist. Also ist es
Wcubrscheinlich, dass wir
hier mit mehr als einem Stamme- zu tun haben. Sehen wir aber in der
Literatur die grossen Unterschiede in den Angaben, dann geben diese
Kurven an sich nicht genügend Grund, um verschiedene Arten unter-
scheiden zu können.

Dasselbe ist bei den Breite-Kurven (Fig. 5) zu bemerken. Das einzige
was hierbei noch weiter zu beobachten ist, ist, dass sowohl bei den Länge-,
als bei den Breite-Kurven die Linien der Stämme von Taxus, Retino-
spora und Biota isoliert, am meisten nach links gelegen sind, dass also
die Sporen etwas kleiner sind.

Obwohl diese Tatsache an sich solch ein kleiner quantitativer Unter-
schied ist, dass keine weiteren Schlüsse daraus zu ziehen sind, ist diese
Tatsache im Anschluss an andere Messungen wichtiger. Die Zahl der
Zihen variiert ziemlich stark. Fast in allen Präparaten sind Sporen mit
2, 3, 4 und 5 Zilien vorhanden, ausnahmsweise sogar auch mit 1 oder 6
Zilien. Um eine übersichtliche Darstellung über die Zahl, die am häu-
figsten in jedem Stamme vorkommt zu bekommen, machte ich ein Prä-
parat, in welchem viele Sporen vorhanden waren, und zeichnete von der
ersten Hundertzahl, welche bei langsamem Verschieben in das Gesichts-
feld kam, auf, wie gross die Zahl der Zilien war. Dies ist eine ziemlich
schwere Arbeit, denn die Zilien sind nicht immer in einer Ebene gelegen.
Oft ragt eine Zilie hervor oder liegt unter der Gesichtsebene, und ist nur
mit Hilfe der Einstellungsschraube ersichtlich zu machen. Es ist also
notwendig bei jeder Spore die Einstellungsschraube zu benützen.

Von den Daten, die ich also bekam, machte ich wieder Kurven, unge-
fähr in derselben Weise wie oben. Auf dem Abscis setzte ich die Zahl der
Zilien, auf dem Ordinat die Zahl der Sporen ab.

Die Figuren 6 und 7 geben das Resultat. Sofort sehen wir dass die
Kurven der oben genannten Stämme, nämlich von Retinospora, Taxus
und Biota isoliert, einen scharfen Gipfel auf drei haben; bei diesen

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Fig. 6. Kurven der Zilien-Zahl 3 verschiedener Stämme, des Pestalozzia macritrocha Klebahn
auf verschiedenen Nährböden liultiviert. Die Sporen-Zahl ist vertikal ausgesetzt, die Zilien-Zahl
horizontal.

a. Kurven eines Stammes aus Biota spec, isoliert.

b.
c.

Taxus baccata isoliert.
Retinospora spec. isoliert,
auf einem Acer-Zweige.
„ Fliesspapier mit NH4NOJ und K,HPO, getränkt.
„ Kirsch-Agar.
.. Kartoffel.

Fig. 7. Kurven der Zilien-Zahl 3 verschiedener Stämme der Pestalozzia funerea Desm. auf ver-
schiedenen Nährböden kultiviei^.

Die Sporen-Zahl ist vertikal ausgesetzt, die Ziliön-Zahl horizontal,
a. Kurven eines Stammes aus Juniperus spec, isoliert.

„ Chamaecyparis spec, isoliert.
.. Thuja spec, isoliert,
auf einem Acer-Zweige.
„ Fliesspapier in einer Ammonium-nitrat-Lösung getränkt.
„ quot;Kirsch-Agar.
„ Kartoffel.

Doyer.

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Stämmen kommen also Sporen mit 3 Zilien in vorwiegender Zahl vor,
während 2 und 4 auch keine Seltenheit sind. Bei den anderen Isolatio-
nen überwiegen Sporen mit 4 Zilien.

Ein grosser Vorteil der Kurven der Zilien-Zahl über die der Länge und
Breite ist, das die ersteren viel weniger wechseln auf verschiedenen Nähr-
böden. Die Figuren 6 und 7 geben für jeden Stamm eine Kurve einer
Kultur auf einer Kartoffel, auf einem Acer-Zweige, auf Kirschagar und auf
Fhesspapier, mit NH4NO3 und K2HPO3 getränkt, an. Die Kurven be-
decken einander fast vollkommen.

Um zu entscheiden zu welchen Arten diese Isolationen gehören, stellte
ich fest welche Arten ausser Pestalozzia funerea beschrieben worden sind,
die in Betracht kommen könnten. Ich fand: Pestalozzia macrotricha
Klebahn, Pestalozzia conigena Lev. und Pestalozzia foedans Sacc. und Ell.

Eine Übersicht der Angaben aus Saccardo und Klebahn folgt:

Länge der

Breite

Zahl der

Länge der

Sporen

der Sporen

Zilien

Zilien

Pestai, funerea Desm. (nach

Kleb.)..........

23 29tJL

6—8 [x

2—5

i Sporenlänge

Pestai, macrotricha Kleb. . .

26 32 [JL

7—8 [x

3

1 Sporenlänge

„ conigena Lév.....

20 24 (x

6—7i (x

3—4

15 17 [x

„ foedans Sacc amp; Ell. . .

22 [x

5i-6i (x

3

Von diesen Arten ist Pestalozzia conigena Lev. wohl schwer wieder-
zufinden. Die ursprüngliche Diagnose lautet folgender massen: Pesta-
lozzia conigena, nov. sp. Conceptaculis gregariis innatis globosis, glabris,
intus nigris epidermide lacerata cinctis, sporis elongatis, in stipitem at-
tenuatis 3—4 septatis, filis 4 pellucidis.

Hab. circa Parisios ad strobilos Thuyae occidentalis, Pini sylvestris.

In dieser Diagnose werden absolut keine Sporenmassen angegeben;
auch die weitere Beschreibung ist unbestimmt und mangelhaft. Sowie
dieser Pilz von
Leveille angegeben worden ist, würde er auch unter Pesta-
lozzia funerea Desm. eingereiht werden können.
Saccardo erwähnt Sporen-
massen, aber wie er zu diesen gekommen ist, gibt er nicht an.
Klehahn
beschreibt Pestalozzia conigena aufs Neue naclj einem Exsiccat von O.
Jaap. Fungi sei, exsicc. Nr. 443 auf Thuja orientalis.

Er nimmt die Sporenmassen bedeutend grösser als Saccardo, nämlich
25—29 (i : 8.5—9 [x, weiter die Zahl der Zilien kleiner (1, 2) 3 und die
Zilien kürzer. Weil hier die Beschreibungen
LcvcilU\'s und -Klebahn\'s nicht
stimmen gerade in den Merkmalen, auf die ich den Nachdruck legen will
scheint es mir geboten, diesen Pilz hier nicht in Betracht zu ziehen.

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Pestalozzia foedans Sacc und EIL, auch auf Thuja beschrieben, ist
schmäler. In der Diagnose steht angegeben dass gerade in diesem Merk-
mal der einzige Unterschied mit Pestalozzia funerea gelegen ist.

So liegt es auf der Hand die Isolationen aus Taxus, Retinospora und
Biota Pestalozzia macrotricha Kleb zu nennen. (S. Fig. 8). Die anderen Stämme
auf Pag. 13 erwähnt, kam ic^ dann als Pestalozzia funerea Desm. (S. Fig.
1). bezeichnen. Die Diagnose
Klehahn\'s der Pestalozzia macrotricha
folgt:

Konidien schlank-
spindelförmig, 26—32:
7—8 [JL. Die drei mitt-
leren Zellen graubraun,
unter sich ziemlich
gleichmässig gefärbt,
die untere derselben
mitunter nur wenig
heller, die mittlere am
dicksten. Borsten drei,
mitunter vier, lang,
meist 26 fx, mitunter
selbst 40 fx erreichend,
dabei verhältnismässig
dick und derbwandig;
Stiel oft ziemlich lang,
bis 15 (JL.

Die Beschreibung ist I-m. 8. Eine Spore der Pestalozzia macrotricha Klebahn. 900 x
entworfen nach dem

Pilze in EUis und Everhart, Fungi columbiani Nr. 370 a, bezeichnet als-
Pestalozzia Guepini Desm. auf Blättern von Rhododendron maximimi
L. bei Nuttallburg, West Va. von L. A. Nuttal gesammelt.

Um so mehr bin ich geneigt die drei obengenannten Stämme zu dieser
Art zu bringen, weil tatsächlich die Zilien derselben sehr lang und ziem-
lich derb sind.

Einigermassen ausführliche Messungen zu übernehmen war mir nicht
möglich, weil die Zilien so fein und durchsichtig sind, und dabei oft
gekrümmt.

Die Zilien sind oft länger als die Spore. Die Länge der Sporen stimmt
ungefähr mit obiger Beschreibung. Zwar gibt
Klchahn für Pestalozzia
macrotricha die Länge etwas grösser an. Für die Breite gibt er für Pestalozzia
macrotricha eine engere Grenze, nämlich 7—8 (x und für Pestalozzia funerea
6—8 Dieses stimmt nicht ganz mit meinen Ergebnissen. Aber merken
wir uns die Unterschiede in Länge und Breite auf den verschiedenen

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Nährböden, und die Tatsache dass Klehahn nur mit Exsiccaten gearbeitet
hat, dann sind diese kleinen Abweichungen ohne viel Bedeutung dem
beständigen Merkmal der Zahl der Zilien gegenüber.

Die Daten der Kurven geben alle die Länge der drei mittleren Zellen
an. Für die ganze Länge, kommt noch etwa 7 ä 10 fi dazu für die durch-
sichtigen Endzellen an beiden Seiten. »

So finden wir als Länge für Pestalozzia macrotricha 24 ä 28 \\i, für Pesta-
lozzia funerea 26 ä 31 [ji. Macroscopisch sind Pestalozzia funerea und
macrotricha schwer aus einander zu halten.

Das Bild einer Kultur in einer Petrischale ist bei diesen Arten ganz das
gleiche (Sie Tafel I Fig. 1.). Die Kulturen auf sterilisierten Kartoffeln unter-
scheiden sich ein wenig: Das Myzel der Pestalozzia macrotricha bleibt
fast ganz weisz (wenn auch der Stamm von Biota immer eine etwa grün-
liche Farbe hat) während das Myzel der Pestalozzia funerea sich mehr
einer gelblichen Farbe annähert..

Eine typische Eigentümlichkeit der Pestalozzia funerea ist auch die
Bildung einer Art Chlamydosporen, so wie
Wenner sie beschrieben hat,
für die Pestalozzia, welche er als Pestalozzia funerea angibt.

Nach Klebcihns und meiner Auffassung kann es keine Pestalozzia fune-
rea sein.
Wenner gibt nur 3 Zilien an, auch oft 1 und 2. Dabei sind die
Zilien ziemlich kurz, so dass Pestalozzia macrotricha auch nicht in Be-
tracht kommen kann. Da ich den Pilz selbst nicht in Händen gehabt
habe, kann ich nicht ausmachen wie er bezeichnet werden soll.

Die Chlamydosporen aber, von welchen er auch Abbildungen gibt, sind
sehr denjenigen ähnlich, die ich in Kulturen der Pestalozzia funerea be-
obachtet habe. In etwa 8-Wochen-alten Kulturen auf Kirschagar in
Petrischalen entstanden leicht rosafarbige Häufchen, die aus Myzel, das
•hier und da seine Membranen verdickt hat, zusammengestellt sind. Diese
Verdickungen sind unregelmässig verteilt. In dieser Weise können sich
lange Chlamydosporen Ketten bilden, die später auseinanderfallen.

Die Zellen dieser Sporen sind keimungsfähig, und können wieder Myzel
und Sporen bilden.

Die Konidien der Pestalozzia sind sehr widerstandsfähig gegen Hitze
und Kälte. Im Januar 1923 legte ich eine Kultur, auf einem Acer-Zweig
gezüchtet, nachdem sie gänzlich ausgetrocknet war, draussen hin. Diese
Kultur wurde wochenlang dem Frost ausgesetzt. Jeden Monat beobach-
tete ich einige Sporen aus dieser Kultur in einem feuchten Kämmerchen
auf einem Objectträger. Die Sporen blieben keimungsfähig wenn auch der
Prozentsatz der keimenden Sporen geringer wurde. SchliessUch ging auch
die Keimung langsamer vor sich. Erst nach etwa zwei Jahren ging die
Keimungsfähigkeit stärker zurück. Aber noch immer keimen einige Spo-
ren aus jeder Probe.

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Über die Keimungsweise der Pestalozzia-Sporen stimmen wohl alle
Literaturaufgaben überein. Eigentümlich ist, dass nur die unterste der
3 dunklen mittleren Zellen anschwillt, platzt und einen Keimschlauch nach
aussen sendet (S. Fig. 9). Beim Anschwellen wird die Farbe erheblich heller.
Also ist es wahrscheinlich, dass die Farbe in der Zell-Membran gelegen ist.
Dass dieses tatsächlich der Fall ist, konnte ich durch einen Plasmolyse-
versuch beweisen. Die Zellwand schrumpfte zusammen und der Inhalt
blieb als ein kleines rundes lichtbrechendes Klümpchen in einer Ecke
zurück. Bei rascher- Wasserzufuhr platzte die Membran und Hess das
ungefärbte Protoplasma nach aussen austreten.

Auch der Keimschlauch ist ganz
ohne Farbe. In einzelnen Fällen kei-
men auch noch die anderen dunklen
Zellen. Auch treten bisweilen zwei
Keimschläuche aus einer Zelle heraus:

Der Keimschlauch verzweigt sich bald
und dann bilden sich Querwände. Ich
Hess Sporen in Wasser keimen; oder
auch in Kirschagar und 5 %\' Malto-
selösung; es zeigte sich dass die Kei-
mung am raschesten vor sich \' ging
und dass auch der grösste Prozent-
satz keimte in 5 % Maltoselösurig.

Das Myzel wächst ziemlich ■ schnell
weiter. Bis zur Sporenbildung aber
dauert es bisweilen länger. Erst nach
etwa zwei Wochen bilden sich die Stromata, die aus dichtem Hyphen-
geflccht bestehen, auf welchem dann die Sporenträger entstehen.

Die Spore wird als eine Abschnürung des Sporenträgers gebildet; die
Stielzelle wird abgeschnürt; dann folgt die Bildung der Membranen, welche
die hyaline Spitzezelle und die Basal-Zelle abtrennen. Erst, nachdem\'
sich schon die Wände der mittleren Zellen gebildet haben, fängt die
Gipfelzelle auszustülpen an. Diese wächst alsbald zu den Zilien aus. Dann
fangen die mittleren Zellen sich zu fätben an und das Lumen der Stiel-
zelle verschwindet, wodurch diese einer Zilie ähnlich scheint.

Stielzelle und Zilien sind noch nicht 1 (jl dick. In den Sporenzellen
sind bisweilen Hchtbrechende Körnchen zu sehen, die vielleicht Fett-
tröpfchen darstellen. Diese kommen am meisten in alten Kulturen vor,quot;
und ich habe sie nicht als Merkmal benützen können.\'

Wie ich schon erwähnte, konnte Lcinigcr Pestalozzia Palmarum in
4 verschiedenen Weisen zur Fruchtbildung bringen. Auf starren Nähr-
böden bekam ich nur die Acervuli. Ich habe auch Kulturen in Flüssigkei-

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ten gemacht: in 5% Maltose-Lösung und in 4% Galactose-Lösung (mit
1/2% Pepton). Nach 3 Wochen wurde die Flüssigkeit abgegossen und die Kul-
tur währendeiner Stunde unter der Wasserleitung gespült. Nach einiger Zeit
fand ich dann unten in der Flüssigkeit reichlich Sporen vor, bisweilen auf
die Weise der Hyphomyceten, auch wohl auf unordentlichen kleinen
Stromata. Dabei fand ich oft kleine Pycniden, runde Körperchen, aus
dichtem Hyphengeflecht gebildet; in diesen Körperchen fand ich aber
niemals Sporen. Hierbei sei aber erwähnt, dass ich nur eine Versuchsreihe
dieser Flüssigkeitskulturen beobachtet habe. Es scheint mir nicht un-
möglich, dass bei wiederholten Versuchen, und bei Änderung der Aussen-
bedingungen Pycniden mit Sporen sich bilden können.

Die von Bainier und Sattory beschriebenen
Pestalozzia Capiomonti zeigt auch diese ver-
schiedenen Fruktificationen in Flüssigkeiten
kultiviert. Auch sind Chlamydosporen be-
schrieben und abgebildet worden. Der einzige
Unterschied zwischen Pestalozzia funerea
Desm. und Pestalozzia Capiomonti ist in der
Zahl der Zilien gelegen. Obwohl keine An-
gaben über die Länge und Breite vorliegen,
ist aus den Abbildungen, bei denen die Ver-
grösserung angegeben ist, zu ersehen dass die
Sporen in der Grösse 70
mit Pestalozzia fune-
rea übereinstimmen.

Fig. 10. Zwei Sporen der Pestalozzia Weil ich aber auf daS 30
monochaetioides nov. spec. 900 X ,, , . , rr a

Merkmal der Zahl der
Zilien mehr Wert gelegt habe als auf die Sporen-
grösse, kann dieser Pilz nicht zu Pestalozzia funerea 30
hingehören. Mit Pestalozzia macrotricha stehen die
Abbildungen der kleinen Zilien in Widerspruch.
Hier liegt also wieder eine andere Pestalozzia vor,
10
die der Pestalozzia funerea sehr nahe steht.

Auch gehören 3 Stämme welche ich von einer
Chamaecyparis isolierte, nicht zu der Pestalozzia
funerea.

In ieder Isolation kommt ein ziemlich grossernbsp;.

\'nbsp;_nbsp;.nbsp;.nbsp;ausgesetzt, die Zih(5n-Zahl hon-

Prozentsatz von Sporen die nur eine Zilie tragen zontai.

vor, während 2 Zilien die übliche Zahl ist. Aus - stamm a

Fig. 11 geht hervor das 10 ä 19% der Sporen--- ^

eigentlich Monochaetia-Sporen und keine Pesta-

lozzia-Sporen sind. Auch Sporen mit 3 und sehr vereinzelt mit 4 Zilien kommen

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vor. Bei den Sporen mit nur einer Zilie ist diese derb und» lang ausgestaltet
(S. Fig. 10).

Aus den Länge- und Breite-Kurven (Fig. 12 und 13) geht hervor, dass die
Breite mit der von Pestalozzia funerea übereinstimmt. Die Länge ist um
ein wenig kleiner, im Durchschnitt 18 [x.
V^edex Desmazieres noch. Klehahn
erwähnen dass es in der Gattung Pestalozzia Arten gibt, bei denen so
viele Sporen mit einer Zilie vorkommen.
Klehahn bemerkt bei Pestalozzia

——— Stamm a.
- b.

conigena dass selten 1 oder 2 Zilien vorkommen, aber die übliche Zahl ist
wohl 3. Auch nach
Saccardo und der neueren Literatur ist dies der Fall.
So bin ich gezwungen hier eine neue Art zu beschreiben. Obwohl
diese streng genommen nicht zu der Gattung Pestalozzia hingehört, aber
noch weniger zu Monochaetia, will ich diese doch Pestalozzia nennen.

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Vielleicht würde es am einfachsten sein die ganze Gattung Monochaetia
aufzuheben und die Arten wieder unter Pestalozzia zu bringen. Da ich
aber kein Monochaetia-Material isoliert und kultiviert habe, wage ich
es nicht, diese Gattung anzugreifen. Weü diese neue Art Monochaetia-
ähnlich ist, will ich sie
Pestalozzia monochaetioides nennen.

Stamm a.
b.
c.

Diagnose

Konidien 5-zellig, langgestreckt-spindelförmig 26 (22—30) : 8(5—10) [i.
Die drei mittleren Zellen 18(15—23) [i, dunkel olivenbraun gefärbt, die
unteren derselben ein wenig heller als die obere. Die Membran, beson-
ders der zweituntersten Zelle, oft etwas warzig uneben erscheinend. Zilien
meist 2, auch 1 und 3, selten 4. Wenn nur eine Zilie vorbänden ist, dann
ist diese sehr lang (bis 30 [x) und derb, sind mehrere da, dann kürzer und
dünner.

Winzige schwarze, punktförmige Acervuli auf abgestorbenen Asten
von Chamaecyparis Lawsoniana, Naarden.

Macroscopisch ist dieser Pilz in Kultur nicht von Pestalozzia funerea
zu unterscheiden.

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Abgesehen von den Pilzen, die ich nicht selbst in Kultur beobachtet
habe, gehören zu dieser Gruppe also:

Pestalozzia funerea Desm. aufgefasst nach der Ansicht Klebahns.
„ macrotricha Klebahn.
„ monochaetioides nov. spec.
Diese Einteilung ist hauptsächlich durch Zahl der Zilien begründet.

Tabelle der Kulturen von Pestalozzia funerea auf verschiedenen

Nährböden.

Boden

Farben des Myzels

Mycelium

Acervuli und Sporen

Kartoffeln

gelb

dick-wollig

Acervuli gross, zieml. zahlreich

Reiz

sahne-weiss, gelb-
rosa Rand

dick-wollig

klein, zieml. trocken

Mohrrübe

gelbweiss

dick-wollig

„ gross, wenig vorhan-
den.

Kirsch-Agar

gelbweiss

dick-wollig

„ zieml. gross, biswei-
len in der Agar ein-
gesunken.

Acer-Ast

sahneweiss mit gel-
bem Rand

dünn-wollig

Acervuli zahlreich, dicke Spo-
renranken

Weizen-Ähre

grauvveiss mit oran-
gem Rand

dünn

Acervuli wenig unter dem My-
zel zwischen den Körnern.

Kanindien-ÄIist

grau-weiss-gelblich

sehr sparsam

Acervuli klein und wenig.

Pepton-Agar

gelbweiss, Boden
orange

dick

gross. .

Hafermalz-Agar

schmutzig gelb-

sparsam

„ gross und wenig.

(dünn gerollt)

weiss

Malz-Gelatine

gelbweiss

wie eine Haut
eingerollt in rot
braune Flüssig-
keit.

„ klein, wenig in der
Haut

Lupine-Stengel

gelblich

ziemlich dick

„ gross, bisweilen
Ranken

Lebendiger Thu-

kein Wachs-

ja-Ast

tum

Auf 2 ä 3 c.M. dicken lebendigen Asten von Thuja, auswendig mit Al-
cohol desinfiziert, und nachher tüchtig gespült, war kein Wachstum des
Pilzes zu konstatieren. AnchJwenn ich die Aste lokal in einer Gasflamme
sengte, waren die Lebensbedingungen für den Pilz nicht günstig.

Für Pestalozzia macrotricha und Pestalozzia monochaetioides ist oben-
stehende Tabelle auch geltend, allein die Farbe des Myzels der Pesta-
lozzia macrotricha ist mehr weiss bis grünlich weiss, die Acervuli können
bisweilen sehr gross sein, sind aber manchmal auch wohl klein.

In Petrischalen wird der Kirsch-Agar immer stark orangefärbig.

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§ II. Pestalozzia-Guepini-Gruppe

Diese Gruppe unterscheidet sich von der funerea-Gruppe,. indem die
drei mittleren Zellen hell olivengrün farbig sind. Die untere der drei
Zellen kann auch wieder etwas heller sein. Die Zellmembranen sind
meistens glatt, ohne Warzen.

In diese Gruppe will ich einreihen:

Pestalozzia Guepini Desm.

\' ,, - Palmarum Cooke.nbsp;-

„ Theae Sawada.

Pestalozzia Guepini ist von Desmazieres beschrieben worden im Jahre
1840: Acervuli minutis, punctiformibus, convexulis, nigris, tectis dein
epidermide fissa erumpentibus, conidiis fusiformibus, 20 (x longis, 3—4
septatis, loculis intermediis semi-opacis, terminalibus conoideis hyali-
nis, aristis 3-^ hyalinis, divergentibus, basidio paullo longioribus, basi-
diis hyalinis conidium aequantibus.

Klehahn beschreibt diesen Pilz wieder von Neuem nach einem Exsic-
cat von C. Roumeguere auf Camellia.

Er gibt an dass auf dem Gipfel nur eine Zilie ihren Ursprung hat, die
sich aber verzweigt. Doch
nimmt er diese Eigentümlichkeit nicht als Merkmal

der Art an. Die Diagnose erwähnt es
auch nicht. Er betrachtet als Syno-
nyme Pestalozzia inquinans Karsten
xmd Pestalozzia Karstenii Sacc. von
welchen er Original-Exsiccate unter-
sucht hat, die auch eine verzweigte
Zilie tragen. Er legt aber im ganzen
nicht viel Wert auf die Eigentümlich-
keiten der Zilien, welche er als sehr
variabel betrachtet.

Mir ist ein derartiger Pilz nicht in
die Hände gekommen. In diesem
Fall, wo
Klehahn von der ursprün-
glichen Diagnose abweicht, will ich
an diese fest halten, weil ich selbst
eine Pestalozzia isoliert habe die der
Diagnose Desmaziöres entspricht. (S.

I ig. 14. Eine Spore der Pestalozzia Guepini jrjg_ j^j Nach Klchahn würden ZWei
Desm.
900 xnbsp;Formcn, die gerade in dem Merkmal,

das ich in dem vorigen Kapitel als sehr wertvoll betont habe, verschieden
sind, ZU einer Art gehören.

Shear beschreibt in Bull. Torrey. Bot. Club 1902 eine Pestalozzia auf

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Vaccinium. Weil er viel Ähnlichkeit mit der Diagnose der Pestalozzia
Guepini hat, aber nicht stimmte mit den Exsiccaten von Briosi und
Cavara, Saccardo und Clinton, nennt
Shear diesen Pilz Pestalozzia Gue-
pini Desm. var. vaccinii Shear.

Eine ursprüngliche Isolation Shears ist in dem „Centraalbureau voor
Schimmelculturesquot; weiter kultiviert worden und war mir auch zugänglich.

-- Pestalozzia Guepini Desm. var. vaccinii Shear =• Pestalozzia Guepini Desm.

--„ Guepini Desm. aus Rhododendron isoliert. Stamm I.

----------------„ Theae Saw. in Ost-Indiän aus Cocos isoliert.

----------------„ Theae Saw. in Ost-IndiCn aus Cocos Altingia isoliert.

....................................„ Guepini Desm. aus Rhododendron isoliert. Stamm U.

Weiter isolierte ich zwei Stämme einer Rhododendron aus Graveland,
welche im Herbst des Jahres 1921 sehr krank war. Blätter mit Flecken
sind dem Laboratorium W. C. S. in Baarn zugesandt worden, und
Teng-
wall, der damals in Baarn arbeitete, hat u. a. eine Pestalozzia Guepini
Desm. daraus kultivieren können. Diese zwei Stämme zeigten eine grosse
Ähnlichkeit mit dem Stamme Shear\'s.

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Von allen machte ich Einspor-Kulturen und Kurven, wie ich es auch
bei der Pestalozzia funerea-Gruppe unternommen habe.

Die Länge-Kurven sind abgebildet worden in Figur 15 .Bei den Breite-
Kurven waren die Gipfel alle auf 6 [x gelegen und die Breite variierte von
4—10 (Jl.

Shear gibt für die Breite der Pestalozzia Guepini var. vaccinii 7—8 (x
auf. Messungen aber an seiner eigenen Isolation ergaben jedoch ebenfalls
eine Kurve mit dem Gipfel auf 6 (x.

In einem Zug mit Pestalozzia Guepini kann ich Pestalozzia Palmarum
Cooke nennen. Die Beschreibung ist von Cooke nur unbestimmt gegeben.
Die Diagnose lautet wie folgt:

Erumpens, atra, gregaria vel sparsa, acervuli sphaeriaeformibus; coni-
diis fusiformibus, quadriseptatis, pallide fuscis, tri-aristatis, stipite elon-
gato, hyalino 15 : 5—6 (parte colorata).

Hab. in fructi germinante et foliis putrescentibus Cocos nuciferae,
Demerara et Bengal Asiae.

Diese Beschreibung stimmt mit der von Pestalozzia Guepini überein.
Klebahn beschreibt Pestalozzia Palmarum etwas mehr ausführlich nach
einem Original-Exsiccat M. C. Cooke\'s.

Er gibt für Länge und Breite 17—21 : 5—6 [x an. Selbst muss er zu-
geben dass kein oder nur ein kleiner Unterschied in der Länge mit Pes-
talozzia Guepini vorhanden ist, und sagt denn auch: „Ich halte sie ge-
trennt weil sie ausserdem von sehr verschiedenen Pflanzen und aus sehr
verschiedenen Weltteilen stammen.quot;

Es ist aber eine bekannte Tatsache dass viele Pilze kosmopolit sind
und da Pestalozzia Guepini selbst schon auf sehr verschiedenen Wirts-
pflanzen beschrieben ist, glaube ich nicht, dass es \'Gründe gibt, diese
beiden Arten neben einander bestehen zu lassen. Meiner Auffassung nach
sind sie identisch.

Es gibt Fälle, in welchen es nicht leicht ist diesen Pilz von Pestalozzia
macrotricha oder funerea zu unterscheiden. Die helle Farbe der drei
mittleren Zellen, die wohl das typische Merkmal dieses Pilzes bildet, kann-
in älterem Zustande dunkler sein.

Eine Farbe ist auch nicht microscopisch fest zu legen, weil die Inten-
sität von der Lichtstärke des Gesichtsfeldes sehr abhängig ist. Auch die
Beschaffenheit der Zellmembran, glatt oder warzig, gibt zweifelhafte Fälle.
Folgendes sei zur Erklärung angeführt:
Leiniger isolierte eine Pestalozzia
aus Mesembryanthemum und Echeveria, welche er im Anfang für Pesta-
lozzia funerea hielt. Diedicke war auch der Meinung, dass dieser Pilz
hier vorläge. Später sandte
Leiniger indem er den Artikel Bernard\'s über
Pestalozzia Palmarum gelesen hatte, dem letzteren Forscher Material
um seine „Pestalozzia funereaquot; mit Pestalozzia Palmarum in Buiten-

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zorg zu vergleichen. Hier stellte Bernard fest dass die Pilze identisch
sind!

Leiniger fand auf Mesembryanthemum und Echeveria ganz verschiedene
Sporenformen. Bei Aussäung bekam er von beiden Pflanzen gleiche Iso-
lationen. Auf Echeveria waren die mittleren Zellen mehr dunkel und auch
war die Sporenlänge um 4 fx weniger. Hier liegt wieder ein deutliches
Beispiel vor, wie gefährlich es ist, einen Pilz zu beschreiben, ohne Kul-
turen zu machen. Hätte
Leiniger keine Isolationen der beiden Nährpflan-
zen unternommen und beobachtet, dann würde er wahrscheinlich 2 Arten
beschrieben haben. Der Pestalozzia Palmarum Cooke, den Bernard aus-
führlich studiert und beschreibt, ist auch meines Erachtens als Pesta-
lozzia Guepini Desm. zu betrachten.

Als dritte Art in dieser Gruppe nenne ich Pestalozzia Theae Sawada.
Oft hat es Verwechslungen zwischen diesem Pilz und den zwei oben ge-
nannten dieser Gruppe gegeben. Doch hat Pestalozzia Theae ein typisches
Merkmal, wodurch diese gleich von allen anderen Pestalozzia-Arten zu
unterscheiden ist: an dem Ende jeder Zilie ist eine keulenförmige An-
schwellung zu sehen. (S. Fig. 16).

Sawada betönt dieses auch in seiner Diagnose, die folgendermassen
lautet:

Acervuli at first subepidermal, later erumpent, finally exposed; myce-
lium penetrating the host, hyaline, branching
2.3—3 (i in diam., mycelial tissue thin but
composed of tightly woven hyphae; coni-
diophores caespitose, simple, short, filiform
4—9 X 1 [X, fugacious, conidia fusiform,
4-septate, slightly constricted, 3 inner cells
dark brown, 16—21 (i, basal and apical cells
hyaline 4—6 y., setae 3—4, 28—36 x 1—2tJi,
slightly swollen at the apex, hyaline.

So verstehe ich nicht dass La Rue und
Bartlett in ihrer Publikation über Pestalozzia
Guepini Desm., behaupten, dass es gar keinenbsp;i\'estaiozzia

• 1nbsp;. ,nbsp;Theae Saw. 900 x

richtigen Abgrenzungen gibt zwischen den 3

Pestalozzia-Arten dieser Gruppe. Sie isolieren sehr viele Stämme aus Hevea
brasiliensis und können immer kleine Unterschiede zwischen diesen fest-
stellen. Sie vergleichen diese\' mit den Unterschieden die in der Gattung
Hieracium vorkommen.

Material dieser Pestalozzia Theae bekam ich aus Ost-Indien, einen Stamm
isoliert aus Cocos nucifera, einen zweiten aus Altingia. Beide Stämme
zeigten deutlich die Anschwellungen ihrer Zilien. Eigentümlich ist, dass
die Gipfel der Kurven
3 (jl aus einander gelegen sind, weil die Gipfel der

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Kurven der verschiedenen Stämme von Pestalozzia Guepini mir 2 [x aus
einander fallen. (S. Fig; 15).
Doch glaube ich sie unbedingt beide als Pesta-
lozzia Theae auffassen zu können. Auch der Habitus, sowohlmacroscopisch
als microscopisch stimmen gut überein.

Sawada gibt für die Länge der 3 dunklen Zellen 16—21 [x an, Butler
17.5—21 [X. Auf der Tabelle kommt es heraus, dass die Länge variiert
von 13—25 [X, und dass die Gipfel auf 16 und 19 [x gelegen sind.

Diese Gruppe würden wir auch die Blattfleck-bewohnende Pesta-
lozzia-Gruppe nennen können. Diese Pilze kommen vor auf graulichen,
braun umränderten Flecken auf Rhododendron, Camellia, Palmen, Thee,
u. v. a. Die Fruchtkörper gehen als winzige Pünktchen hervor. Diese
sind die Acervuli. Die Myzelfäden dringen in das abgestorbene Blatt ein,
bilden Stromata unter der Epidermis, die zerrissen wird, wodurch die
Acervuli zum Vorschein kommen. Unter günstigen Umständen, wie
grosser Feuchtigkeit (aber ohne Regen), können die Sporen in Ranken
herauskommen.

Auf Kirschagar-Platten ist das Wachstum des Myzels der Pestalozzia
Guepini dem der Pestalozzia funerea sehr ähnlich. Es ist aber viel schwie-
riger in der Kultur Sporen zu erzeugen. Auch dieser Pilz färbt den Kirsch-
Agar orange. (S. Tafel I F. 2).

Pestalozzia Theae macht weniger Myzel und mehr Sporen. In Petri-
schalen kommen oft ziemlich grosse konzentrische Wälle, die nicht von
dem Licht oder Dunkel beeinflusst werden, zu stände (S. Tafel I F. 3)

§ III. Pestalozzia-versicolor Gruppe

Zu dieser Gruppe gehören meiner Auffassung nach:

Pestalozzia versicolor Speg.

virgatula Klebalm.
scirrofaciens Brown.
Phoenicis Vize.

Als Typus dieser Gruppe nehme ich Pestalozzia versicolor Spegazzini.
Der Name ist gut gewählt und richtig, weil die Färbung der Zell-Mem-
branen der Sporen stark wechselt.

Auch hier kommen 3 dunkle mittlere Zellen vor (S. Fig. 6). Von diesen ist die
unterste ziemlich hell; die anderen zwei aber sind dunkel, und haben an
der Grenzlinie entlang ein schwarzes Band, das nach beiden Seiten aus-
fliesst. Die am meisten vorkommende Zahl der Zilien in dieser Gruppe
ist, so weit sie mir bekannt geworden sind, 3. Die Form der Sporen ist
mehr gedrungen, als bei den anderen Gruppen. Die grösste Breite ist
über der Mitte der Spore gelegen.

Die Diagnose Spegazzini\'s lautet folgender massen:

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Acervulis globosa-lenticularibus, primo subepidermicis, deïn erum-
pentibus et, circum circa ex condiis exsilientibus matricem atro-inqui-
nantibus conidiis fusoïdeis, 4 septatis 30—10 [j,, loculis 2 extimis hyalinis,
3 internis, superioribus atro-olivaceïs, tertio inferiore amoene flavo-irres-
cente, 3 guttulatis, loculo supremo conoïdeo, 3—4 rostrella, 25—30 : 1
gerente, infimo inflatulo quandoque 1-guttulato in pedicellum 5—8 : 1
desidente. Hab. ad folia dejecta putrescentia Nerii Oleandri, Conegliano
in Ital. bor.

Klebahn beschreibt diese. Form nach Exsiccaten, die oft anders bestimmt
worden sind, und doch nichts anders als die typische versicolor-Form zeigten:

D. Saccardo Mycotheca italica. Nr 978, bezeichnet als Pestalozzia ver-
sicolor var. Rhododendri D. Sacc. Auf Blättern der Rhododendron.

Rick, Fungi austro-americani Nr. 255, bezeichnet als Pest, versicolor
und var. guaranitica, „In Myrtacea, Sae Leopoldo 1908quot;.

Cavara, Fungi longobard. exs. Nr. 193, bezeichnet als Pestalozzia Pal-
marum Cooke. In spatis Chamaeropis humilis L.

Bartholomew, Fungi Columbiani Nr. 2441 bezeichnet als Pest. Guepini
Desm. Auf Blättern von Ribes rubrum L. Takoma Park Md.

Klehahn gibt als Masse für die Länge und Breite 22—29 : 7—9 [i an.

Fig. 17. Eine Spore der Pestalozzia
versicolor Speg. 900 X

Neben Pestalozzia versicolor, bildet er die unterstehenden Arten ab:
Pestalozzia virgatula Klebahnen. Die Sporen sind den (S. Fig. 18) der Pesta-
lozzia versicolor sehr ähnlich,nur kleiner. Die Sporen messen 18—22:6,5—7.8(x.

Pestalozzia Phoenicis Vize. Die Massen der Sporen sind etwas geringer
als bei Pestalozzia versicolor, nl. 21—24 : 7—8 [
l und die Farbe etwas
heller. Zwar ist die unterste Zelle die hellste, und das dunkle Band zwi-
schen den zwei anderen Zellen deutlich vorhanden und der Unterschied
in der Grösse imbedeutend — aber doch sieht
Klehahn soviel Unterschied

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in der Intensität des schwarzen Bandes der Pestalozzia versicolor und
Pestalozzia Phoenicis, dass er auf dieses Merkmal die beiden Arten unter-
scheiden kann.

Auch zu dieser Gruppe gehört ein Pilz, von Nelly Brown als Parasit
auf der Sapodilla (Achras Sapota L.) in Amerika beschrieben. Sie gibt
ihm den Namen Pestalozzia scirrofaciens, weil er Gallen hervorruft
Eine ursprüngliche Isolation von N. Brown ist in dem „Centraalbureau
voor Schimmelculturesquot; weiter kultiviert worden und war mir zugäng-
lich. Die Ähnlichkeit mit Pestalozzia versicolor ist auffallend.

Die Sporengrösse gibt Fr. Brown für die verschiedenen Nährböden
sehr verschieden an:

Auf Achras Sapota (lebendig) 16—-25 [x: 6—^10 [jl.

Auf Kartoffelstückchennbsp;20—26 [x: 5—6 (x.

Auf Maismehlagarnbsp;16—3 (x: 6—8 (x.

Verschiedene Stämme, die mir aus Ost-Indien von Frl. Dr. M, B.
Schwarz übermittelt worden sind, gehören auch in diese Gruppe:

2 Stämme isoliert von Dalbergia, einem tropischen Baum der Familie
der Papilionaceae.

1 Stamm isoliert von Caryota, einer Palme.

1 „nbsp;1, von Vanilla spec.

Ausserdem isolierte ich selbst einen Stamm aus einem abgestorbenen
Zweig von Thuja spec, und von einer kleinen Cocospalme in dem Ge-
wächshaus. In Fig. 19 sind die Resultate der Messungen aller dieser
Stämme übersichtlich dargestellt worden. Auffallend ist dass es in der
Tabelle zwei Gruppen der Kurven gibt, eine die den Gipfel auf 13 ä 14
(x hat, die andere auf 17 ä 18 (x.

Es liegt auf der Hand die Gruppe mit den kleinsten Sporen als Pesta-
lozzia virgatula Klebahn zu bezeichnen. Hierzu gehören die Isolationen
aus Dalbergia, Vanilla und Caryota.

Zu der Gruppe mit den grösseren Sporen gehören die Isolationen aus
Cocos, Thuja und auch Pestalozzia scirrofaciens. Von letzteren kann ich
die zwei ersten Isolationen ohne Bedenken als Pestalozzia versicolor
bezeichnen.

Nelly Brown hat ihre Isolation mit anderen Pestalozzia-Arten, die
als Gallen-bildende Formen bezeichnet worden sind, verglichen: nament-
lich mit Pestalozzia tumaefaciens P. Hennings, bei welcher die Sporen 4-
zellig sind, und Pestalozzia gongrogena Temme, die gar keine Pestalozzia
ist, weil die Sporen hyalin sind. Weiter sieht sie die Beschreibungen
der Pestalozzia funerea und Guepini durch und konstatiert Unterschiede
in Form und Farbe. Sie vergleicht keine anderen Pestalozzia-Arten.
Meinen Erfahrungen über den Parasitismus der Pestalozzia (sie zweiter
Teil) nach, scheint es mir nicht erwünscht, allein auf Grund dieser para-

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sitischen Neigungen eine neue Art aufzustellen. Es ist mir nicht gelungen
in Holland mit Pestalozzia scirrofaciens Gallen zu erzeugen, ebenso wenig
wie mit Pestalozzia versicolor Speg. So glaube ich Pestalozzia scirrofaciens
Brown als Synonym von Pestalozzia versicolor Speg. vorstellen zu können.

70
65
60
55
50
45
40
35
30
25
20
15
10
5

Fig. 19. Kurven der Sporcnlängc verschiedener Stämme aus der versicolor-Gruppe, auf Kartof-
feln kultiviert.

Die Sporenzahl ist vertikal ausgesetzt, die Sporcnlängo (d. h. die Länge der drei mittleren Zellen)
horizontal.

--Stamm I in Ost-Indicn aus Dalbergia isoliert.

--„nbsp;aus Thuja spcc. isoliert.

-------- „nbsp;in Ost-Indicn aus Dalbergia isoliert.

-------Pestalozzia scirrofacicns Brown «= Pestalozzia versicolor Speg. aus Achras Sapota

in Amerika isoliert.

Stanin» I aus Cocos nucifera in einem Gewächshaus isoliert,
in Ost-IndiCn aus Thee isoliert.
11 aus Cocos nucifera in einem Gewächshaus isoliert,
in Ost-IndiCn aus Vanilla isoliert,
in Ost-Indien aus Caryota isoliert.

Die Frage, was Pestalozzia Phoenicis Vize ist, wird schwer zu lösen
sein:
Vtze beschrieb diesen Pilz nach Material, gesammelt von Hobson

Doyer.nbsp;-i

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in Ost-Indien auf Phoenix dactiHfera. Die Diagnose lautet wie folgt:

Maculis brunneis, acervulis minutis atris, nitidis, subimmersis, hinc
illinc caespitosis, conidiis subfusiformibus •4-septatis, biaristatis, longe
pedicellatis, articulis tribus intermediis brunneis 18—7 (p. colorata).

Klehahn beschreibt denselben Pilz nach den ursprünglichen Exsic-
caten Vize\'s. In Abweichung aber mit der Diagnose nennt er die Zahl
der Zilien meist 3, selten 2, und den Stiel kurz.

Es ist nicht unmöglich, dass wir hier mit zwei Arten zu tun haben,
welche gemischt vorkommen. Dieses hätte nur mit Einzelsporkulturen
gelöst werden können.nbsp;. .

Die ganze versicolor-Gruppe ist in Kultur gekennzeichnet durch das
typische fächerförmige Wachstum. Ist die Petrischale in der Mitte geimpft
worden und ist das Myzel regelmässig gewachsen, dann sieht man die
ausgezackten Ränder sehr gut ausgeprägt. Die Sporen werden besonders
an den Rändern der Fächer ausgebildet (Siehe Tafel I F. 4, 5 und 6).

Dieses Wachstum ist so typisch für diese Gruppe, dass ich eine Pesta-
lozzia, die als Pestalozzia Theae Sawada bezeichnet in das „Centraal-
bureauquot; geschickt worden war, auf Grund dieser Wachstumsart zu der
versicolor-Gruppe stellen konnte, während die Sporen aus einer ganz
alten Kultur mich erst im Dunklen Hessen.

Weiter bilden die Pilze dieser Gruppe wenig IMyzel, das nie ein wolliges
Ansehen hat, sondern sich mehr wie ein dünner Überzug, in welchem
rasch Sporen ausgebildet werden, über die Schale zieht.

Auf Kartoffelstückchen bekommt die Kultur schon in 14 Tagen eine
ganz schwarze Farbe der grossen Menge der Sporen wegen. Auch auf
anderen Nährböden wächst dieser Pilz ganz gut, besonders auf Stärke-
Böden wie Reis
u.s.w.

§ IV. Pestalozzia Hartigii v. Tubeuf

Dieser Pilz ist von v. Tuheuf als Parasit auf jungen Coniferen beschrie-
ben worden. Seine Beschreibung und Abbildung sind sehr deutlich. Die
Diagnose hat folgenden Wortlaut: Acervulis immersis, globosis, stromata
applanato, tenui fultis; conidiis in massulas nigras erumpentibus, primo
hyalinis, continuis, dein 3-septatis, ovato-oblongis loculis binis mediis
magnis, minute pluriguttulatis, coloratis, terminalibus parvis, hyalinis
18—20 [X longis, setulis 1—4 tenuibus hyalinis, 20 : 1; apice praeditis;
basidiis filiformibus, tenuibus, hyalinis 30—50 [x longis.

Hab. in cortice trunci Abietis excelsae et pectinatae. Hain in Spessart,
Bavariae.

Selbst habe ich, trotz sorgfältigem Untersuchen vielen Materials von
Coniferen keine Pestalozzia Hartigii auffinden und isolieren können.

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In dem „Centraalbureauquot; war eine Kultur, die von Cecil Fiscber stammte,
vorhanden. Dieser Stamm ist in dem Laboratorium von Tubeuf\'s isoliert
worden und stimmt ganz mit der Diagnose.
Fischer beschreibt den Pilz
sehr sorgfältig und gibt Abbildungen.

Es ist die einzige 4-zellige Pestalozzia, die ich untersucht habe. Macros-
copisch ist diese Art von den anderen Pestalozzia-Arten verschieden,
indem die Sporen, wenigstens in Kultur, auf sehr winzigen Stromata,
oft auch durch einfache Abschnürung an einem gewöhnlichen Myzelfaden
wie bei Hyphomyceten, gebildet werden.

In Petrischalen ist das Wachstum oft in Kreisen ausgestaltet. Das
Myzel hat bisweilen eine graue Farbe der vielen Einzelconidien wegen.
Die Kreise entstehen nicht unter dem Einfluss des Lichtes oder des Dun-
kels. Die Kirsch-Agar, von den anderen Pestalozzia-Arten gelb-orange
gefärbt, bleibt hier unverändert. (S. Tafel II F. 7).

§ V. Pestalozzia Liipini Sorauer

In dér Zeitschr. für Pflanzen-Krankheiten 8, 1898, beschreiben Wag-
ner
und Sorauer eine Pestalozzia, die auf Blattflecken der Lupinus
Cruickshanksii und L. mutabilis vorkommt.

Im Sommer des Jahres 1924 zeigten sich Blattflccke auf einem Lupi-
nus polyphyllos, einer wurzelfesten Pflanze in meiner Umgebung. Es ist
mir gelungen von diesen Flecken einen Pilz zu kultivieren, welcher voll-
kommen mit der Beschreibung der Pestalozzia Lupini Sorauer über-
einstimmt.

Am auffallendsten ist wohl die kolossale Grösse der Sporen (40—80 [i. :
6—15 (i) während die Sporen der obengenanten Pestalozzia-Arten nicht
mehr als 35 pi gross sind.

Die Zahl der Zellen, aus welchen eine Spore aufgebaut worden ist, ist
nicht konstant. Dieses ist auch merkwürdig für eine Pestalozzia, indem
diese Zahl bei den anderen Arten fast immer beständig war. Bei Pestalozzia
Lupini gibt es eine Schwankung von 4 bis 8 Zellen. Meistens kommen 5
oder 6 Zellen vor. Ich zählte die Zahl der Zellen in einem Präparat der
Sporen, die ich von einem Flecken der Lupine herab nahm.

Von 2 X hundert Sporen fand ich folgendes:

4nbsp;Zellennbsp;2 Sporennbsp;— Sporen

5nbsp;»nbsp;65 „nbsp;26 „

6nbsp;,nbsp;31 „nbsp;54 „

7nbsp;»nbsp;2 „nbsp;19 „

8nbsp;quot; - » 1 „

Die Zilien sind sehr gross gerade und derb und haben mehr den An-

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schein von Stacheln, während die haarförmigen Ausstülpungen der anderen
Pestalozzia-Arten zart und oft gekrümmt waren.

Auch entspringen diese nicht alle zugleich an der Spitze, sondern eine
steht ganz auf dem Gipfel der Endzelle, während die anderen mehr nach
dem Basalteil dieser Zelle zu entspringen. Letztere stehen in einem rechten
Winkel zu der ersten. Bisweilen kommen auch 2 Zilien auf der Spitze
vor. Das Lumen dieser Zilie ist von einer Älembran deutlich von dem
Lumen der Gipfelzelle getrennt.

Die Zahl der Zilien variiert von 1 bis 5.
Von den 100 Sporen fand ich:

mit 1 Zilienbsp;1 Spore

„ 2 Ziliennbsp;10 Sporen

„ 3 „nbsp;70 „

» 4 „ 16 „
» 5 „nbsp;3

Die Zilien werden als Ausstülpung der Zellwand ausgebildet. Am ersten

sieht man, dass die Gipfelzelle,
die ganz mit körnigem Proto-
plasma ausgefüllt ist, sich an
der Spitze verlängert. In dem
äusseren Ende ist das Proto-
plasma hyalin. Es siebt dem
Ausstrecken eines Protoplas-
ma-Füsschens einer Amoebe
ähnlich. Die erste Ausstülpung
streckt sich rasch weiter aus.
Erst später werden die an-
deren Zilien gebildet.

Die erste und letzte Zelle
einer Spore sind ungefähr
hyalin. Der Inhalt ist körniges
Protoplasma. Auch ist bis-
weilen etwas Farbe wahrnehm-
bar; sehr hell-oliven-grün. Die
mittleren Zellen sind im er-
wachsenen Zustande gefärbt,
aber die Spore ist schon ziem-
lich gross, bevor die Farbe
gebildet wird, und suchen wir

auf einem jungen Blattfleck, dann finden wir oft Sporen, die uns die
Hyalosporeen in die Erinnerung bringen. (S. Fig. 20). Die Farbe zeigt sich
allmählich, erst wenig bestimmt grün, später dunkel oliven-grün. Die

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Farbe ist auch hier in der Zellmembran anwesend. Bei Plasmolyse mit
10 % KNOg-Lösung kann man durch die grüne Zellwand hin, das Proto-
plasma wie ein rundes lichtbrechendes Kügelchen sehen.

Die Form der mittleren Zellen ist ziemlich unregelmässig. In der Mehr-
zahl sind die Zellen mehr lang als breit. Die Querwände sind nicht immer
einander genau parallel. Bei jeder Querwand ist eine deutliche Ein-
schnürung zu sehen.

Umsonst suchte ich Sporenlager, die dem Namen des Pilzes nach, vor-
handen sein sollten. Sorauer aber erwähnt keine Stromata oder Acervuli
und bildet die Sporen als gewöhnliche Konidien am Ende eines ]\\lycelfadens
heranwachsend, ab. So etwas wie eine Stielzelle ist auch nicht vorhanden.

Die Keimung der Sporen ist bei diesem Pilz ein rasch verlaufender Pro-
zess, den ich in Leitungswasser, Kirschagar und besonders in 5 % Mal-
tosc-Lösung studierte. Typisch hierbei ist, dass am häufigsten die hya-
linen Endzellen keimen. (S. Fig. 21). Hier liegt auch wieder ein Unterschied
mit anderen Pestalozzia-Arten vor, wo regelmässig die unterste dunkle
Zelle einen Keimschlauch ausbildet. Auch keimt bei Pestalozzia Lupini
ausnahmsweise auch wohl eine dunkle Zelle.

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So leicht wie das Keimen und das weitere Wachstum des Myzels vor
sich gehen, so schwer ist es, in Kultur Sporen zu erhalten.

Die Myzelfäden, microscopisch untersucht, ganz hyalin, zeigen ma-
croscopisch im ganzen eine graugrüne Farbe. Zwischen den Myzelfäden
kann man schon mit dem unbewaffneten Auge dunkle Pünktchen sehen, die
als Chlamydosporen-Knäuel aufzufassen sind. Die Knäuel bestehen aus kurzen
fast runden Zellen mit verdickten Membranen, in welchen eine graubraune
Farbe abgesetzt worden ist (S. Fig. 22). Verschiedene Myzelfäden, deren

Fig. 22. Ein Knäuel von Chlamydosporen von Ceratophorum setosum Kirchner
{= Pestalozzia Lupini Sor.) 900 X

Zellen sich zu Chalmydosporen umgebildet haben, sind zu Knäueln ver-
flochten worden. Es ist fast unmöglich die anhängenden Myzelzellen eines
Knäuels los zu werden, um die Chlamydosporen allein, untersuchen zu
können. Da es mir doch endlich einmal gelungen war, war ich nicht sehr
erstaunt, dass diese viel geplagten Körperchen nicht mehr keimen woll-
ten. Bleiben auch nur wenige Myzelzellen dem Knäuel anhaften, dann
vermehren diese sich so rasch, dass von dem Benehmen der Chlamydo-
sporen weiter nichts zu sehen ist.

So versuchte ich Myzelfäden mit Chlamydosporen unter schlechten

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Bedingungen zu bringen, um das Llyzel abzutöten und die Chlamydo-
sporen die ihrer derben ]\\Iembranen wegen widerstandsfähiger sind, am
Leben zu erhalten. Ich setzte sie leichtem Forst aus; in dieser Weise aber
erreichte ich nichts. Dann erwärmte ich sie auf einem Wasserbad. Hier-
bei hatte ich auf ± 50° C. das erwünschte Resultat: die Chlamydospo-
ren keimten!

Wenn man die Chlamydosporenknäuel zum ersten \' Mal sieht, glaubt
man mit einem Anfangsstadium einer Pycnide, eines Peritheciu\'ms oder
emes Stromas zu tun zu haben. Ich habe aber nie etwas beobachtet, das
in diese Richtung weisen könnte. Durch die Keimung ist auch wohl das
Gegenteil bewiesen.

Wie oben gesagt, werden in Reinkulturen wenig oder gar keine Spo-
ren gebildet. Wohl aber ist es mir gelungen in der folgenden nicht „rei-
nenquot; Methode Sporen in Kultur zu erzeugen. Ich desinfizierte Lupi\'nen-
blätter ganz oberflächlich, z. b. in gleichen Teilen von Vio % Sublimat-
lösung und 10 % Alcohol während einer Minute.

Dann spülte ich kräftig und legte die Blätter in einer Petrischale auf
einer dünnen Schicht Kirschagar aus. Die Blätter sind oberflächlich tot
und steril, aber doch kommen in diesen Kulturen immer Verunreinigungen
von Alternaria, Phoma, Bacteriën u.s.w. vor. Pestalozzia Lupini, auf
einem solchen Blatt geimpft wächst rasch und bildet Sporen aus.\'

Die Kultur ohne Sporenbildung gelingt ganz gut auf allerhand Nähr-
böden wie Kirsch-Agar, Lupine-Stengeln, Reis, u.s.w.

Die Sporen zeigen so viele Unterschiede mit Pestalozzia-Sporen in
Bau, Farbe, Grösse, Keimung, Fehlen des Stieles, dass diese allein genü-
gen um diesen Pilz zu einer anderen Art zu stellen. Ausserdem kann der
Pilz nicht zu den Melanconiales gehören weil er keine Stromata ausbildet

Auch Cavara, der in Italien Pestalozzia Lupini gefunden hat, verwirft
diesen Namen, aber ordnet den Pilz in die Gattung Mastigosporium ein.
Der Name würde dann Mastigosporium Lupini (Sor.) Cavanni sein. Wahr-
scheinlich aber hat Cavara nur sehr junge Sporen untersucht. Die Gattung
:Mastigosporium gehört ja zu den. Hyalosporeae, einer Unterabteilung
der Hyphomyceten, in welcher die Sporen ganz durchsichtig und farblos
sind.

Bei gewöhniichcr Bestimmung mit Hilfe der Tabelle in Rabeuhorsfs
Kryptogamen Flora kam ich auf die Gattung Ceratophorum und auf die
Art Ceratophorum setosum Kirchner. Pestalozzia Lupini stimmt ganz
mit der Beschreibung dieser Art überein, die auf Blattflecken eines Cy-
tisus Laburnum, also auch auf einem Vertreter der Familie der Papilio-
naceae vorkommt. Es ist mir gelungen diesen Ceratophorum auf Cytisus
in Baarn auf ,zu finden und auch in Reinkultur zu züchten. In der Kul-
tur war kein Unterschied zwischen Pestalozzia Lupini und Ceratophorum

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setosum vorhanden. Auch was Grösse, Weise der Keimung, und Farbe
anbelangt, stimmen die Pilze überein. In Kultur gab es auch wenig oder
gar keine Sporen, und in der oben beschriebenen nicht sterilen Weise
konnte ich Sporen erzeugen.

Dieses gelang ebenso gut auf Lupinen Blättern wie auf Cytisus-Blät-
tern. Auch Pestalozzia Lupini fruktifiziert gut auf Cytisus-Blättern.

Ohne jeden Zw^eifel können wir die Art Pestalozzia Lupini Sorauer
streichen und den Lupinenpilz Ceratophorum setosum Kirchner nennen.

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PFLANZENPATHOLOGISCHER TEIL
KAPITEL 5

Die Keimlings-Krankheiten der Coniferennbsp;•

Bei den Keimlingen der Coniferen können 3 verschiedene Krankheits-
Bilder, welche von Pilzen verursacht werden, unterschieden wer-
den:

1.nbsp;Das Umfallen. Die Amerikaner nennen diese Krankheit „the damping-
off diseasequot;. Es ist die Erscheinung dass ein Pflänzchen plötzlich umfällt.
Die Nadeln sind meistens nicht vorher braun geworden. Der basale Teil
des Stengels ist so schnell verfault, dass dieses noch nicht herausgekom-
men ist. Diese Krankheit gibt es nur bei sehr jungen Keimlingen.

2.nbsp;Die Dürre-Krankheit, welche die Amerikaner „blightquot; nennen. Die Na-
deln bräunen sich sehr rasch und das Pflänzchen stirbt ab, oder fällt um.
Dieses kommt bei älteren Keimlingen vor. Selbstverständlich gibt es
Übergänge zwischen diesen beiden Krankheiten.
Carl Hartley zieht denn
auch eine künstliche Grenze: Bei Keimlingen unter zwei Monaten
spricht er nicht von „bhghtquot; sondern von „damping-offquot;.

Die Dürre-Krankheit kann auch bei älteren Bäumen, die dann im
Ganzen oder zum Teile braun austrocknen und absterben, vorkommen.
Hartley gibt wieder die folgende Begriffsbestimmung: „All cases, in
which trees in the nursery turn brown and die, in whole or in part, with-
out any very definite symptom to indicate, what caused death, are
classed as blightquot;.

3.nbsp;Die Einschnürungskrankheit. Diese gibt das seit alter Zeit bekannte
Krankheitsbild: Gerade an dem Ort, wo das Stämmchen in den Grund
hinein geht, ist eine Einschnürung zu sehen. Nach einiger Zeit schwillt
der Stammteil unmittelbar über dieser Einschnürung an, wodurch diese
noch deutlicher hervor geht. Das Pflänzchen wird dürr imd geht
ein.

Genau genommen, kann der erste Fall auch oft als Einschnürungskrank-
heit angeschen werden. Auch gibt es Übergänge zu dem zweiten Krank-

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lieitsbild, wenn die Anschwellung und Einschnürung wenig deutlich sind.
Mann kann diese alle auch Fusskrankheiten nennen.

R. Hurtig beschreibt in der Allgem. Forst- und Jagdzeitung 1883 die
Einschnürungskrankheit zweijähriger Fichten und Tannen. Ich kenne
nur das Referat in der Naturw.-Zeitschr. f. Forst und Landw. 12. Jahrg.
1914, wo
V. Tubeuf umständlich diese Arbeit Hartigs behandelt:

Gegen Ende September .sieht er ziemlich gleichmässig über die ganzen
-zweijährigen Saatbette verteilt, einen grossen Teil der Pflanzen vertrock-
net. Der Trieb des vorhergehenden Frühjahrs hat sich noch mehr oder
weniger entwickelt. Äussere Beschädigungen waren nicht zu entdecken,
aber nach unten zu war der Stamm verdickt um auf dem Bodenniveau
plöÄlich wieder dünn zu sein, wie eingeschnürt.

Die Rinde war an diesem Ort stark beschädigt. Ausser unzweifelhaft
saprophytische Pilzen kann er weder macroscopisch, noch microsco-
pisch einen tierischen oder pflanzlichen Parasit finden. Eine Erklärung
gibt er nicht dem Fehlen der Experimente wegen. Als Hypothese nennt
er eine Beschädigung durch besondere starke Glatteisbildung, die in dem
vorhergehenden Winter stattgefunden hatte.

Im Jahre 1888 untersuchte v. Tuheuf auf Hartigs Anstoss einen Pilz,
der regelmässig bei eingeschnürten Keimlingen vorhanden war. Er be-
schreibt den Pilz als Pestalozzia Hartigii, nov. spec. und meint in diesem
ohne jede Zweifel den Verursacher dieser Einschnürungskrankheit sehen
zu müssen. Auch auf jungen Buchen kommt dieser Pilz schmarotzend vor.

Ohne Infectionsversuche aber ist diese Sache nicht ausgemacht.

Jedoch nimmt Rostrup in Dänemark an, dass Pestalozzia Hartigii
Tub. in hohem Masse gefährlich für 1—3 jährige Buchen sei.

Im Jahre 1909 unternahm Cecil Fischer auf Anstoss Tubeuf\'s aus-
führliche Infectionsversuche mit diesem Pilz.
Fischer isolierte den Pilz in
München und nahm Kulturröhrchen mit hinüber nach England wo er seine
Untersuchungen machte.

Er stellte folgende Versuche an: 1—5 jährige Keimlinge von der
Buche, Eiche, Tanne, Fichte, Kiefer und Lärche u. a. werden auf ver-
schiedene Weisen infiziert:

1.nbsp;Unmittelbar über der Erde wurde ein Einschnitt gemacht und in die-
sem mit Sporen infiziert.

2.nbsp;Dasselbe wird auch gemacht, aber nun gerade unter der Bodenober-
fläche.

3.nbsp;Die ganze Pflanze wird gespritzt mit einer Sporenemulsion.

4.nbsp;Eine kleine.Wunde wird den Wurzeln zugebracht und danach der
Boden begossen mit Wasser, worin Pestalozzia-Sporen gebracht
waren.

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5.nbsp;Der Boden wird wie oben begossen, ohne die Wurzeln vorher zu
verwunden.

6.nbsp;Der Stamm weiter nach oben wird verwundet, infiziert und ver-
bunden mit Rindenstücken, die zuvor in Alcohol desinfiziert wor-
den sind.

7.nbsp;Ein Zweig wird abgebrochen und die Wunde mit Sporen beschmiert
und verbunden.

8.nbsp;Schliesslich werden Teile einer Reinkultur auf Buchenzweige, an
Stämme und Zweige festgebunden.

Diese Versuche unternahm er im Dezember, Januar, Februar und Mai.
Keine Infection hat eine Krankheit erzeugen können. Durch Versetzung
nach den Tropen ist
Fischer verhindert worden mit diesen Versuchen fort-
zufahren.

Dr. Münch hat in den Jahren 1913—1914 und 1915 seine Untersuchun-
gen über Hitzeschäden an Waldpflanzen veröffentlicht. Er untersuchte
die Temperatur des Bodens an heissen Tagen bei starkem Sonnenschein,
und es kam heraus, dass diese sehr hoch, bis 62° C., also weit über der
Lebensgrenze des lebendigen Gewebes, kam. W^eiter kann er auf kranken
Pflänzchen in dem allerersten Stadium niemals Pilze auffinden. Beson-
ders Picea und Abies bezeichnet er als sehr empfindlich gegen Überhitzung
des Bodens.

Im Jahre 1914 schreibt v. Tuheuf, durch diese Arbeiten Münchs veran-
lasst, in derselben Zeitschrift einen Artikel, in welchem er seine Ansicht,
als sei Pestalozzia Hartigii ein Parasit, preisgibt, und die Frage ob die
Einschnürungskrankheit durch Pilze oder erhöhte Temperatur hervorge-
rufen wird, unentschieden lässt. Der Artikel ist äusserst vorsichtig geschrie-
ben und er gibt kein endgültiges Urteil über die Sache. Nur werden die
bekannten Fusarium parasiticum und Phytophthora Fagi als Schädlinge
für sehr junge Pflanzen genannt, und mit diesen Pilzen macht er Infec-
tionsversuche. Es gelingt ihm sehr junge Piceapflanzen zu dem „Um-
fallenquot; zu bringen. Hier macht er aber einen Seitensprung, denn dieses
ist nicht die ursprüngliche von
Hartig beschriebene Krankheit der Ein-
schnürung.

Auch in Amerika ist öfters die Annahme gemacht worden, dass Pesta-
lozzia funerea die Ursache eines „blightquot; bei Coniferen-Keimlingen sei.

Harlley nennt, neben Trockenheit ini Winter, Frost und Pilze wie Lo-
phodermium pinastri (Schrad.) Chev. auch Pestalozzia funerea. In diesem
letzten Fall kann er keine Stammbeschädigungen entdecken. Pestalozzia
funerea findet er dann auf den Nadeln.

Spaulding fand Pestalozzia funerea auch auf den Blättern und Zwei-
gen von Pinus ponderosa (Dougl) und Pinus divaricata (Ait) Sudw. in
Nebraska. Er macht Reinkulturen und spritzt mit Sporen-Enuilsionen

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die einen-monat-alten Keimlinge von Pinns ponderosa. Die Keimlinge
wurden braun und starben. Indem er keine Rückisolationen erwähnt,
ist dieser Versuch nicht als fester Beweis anzunehmen. Nachher wollte
er in gleicher Weise einjährige Keimlinge von Pinus ponderosa infizieren,
welcher Versuch aber fehlschlug.

Schliesslich veröffentlichte Wenner im Jahre 1914 einen Artikel, der
auch über die Frage des Parasitismus der Pestalozzia funerea handelt.
In dem morphologischen Teil, Kapitel 3. § I. ist schon erwähnt, dass IFewner
hier eine Pilzisolation in Händen gehabt hat, die nicht stimmt mit der Diag-
nose der Pestalozzia funerea wegen der Zahl der Zilien (S. pg. 20). Er
infizierte 1 und 3-jährige Keimlinge der Pinus strobus-, 2-jährige Picea
Abies-, und 1-jährige Tsuga Canadense -Pflanzen. Im Freien ist es ihm nicht
gelungen, durch Infectionen Krankheiten zu erzeugen, nur eine einzige
der 18 1-jährigen Pinus strobus-Pflanzen wurde krank. In einem feuchten
Raum aber war der Prozentsatz der gelungenen Infectionen sehr hoch, bis
100%. Er spritzte Wasser, in dem Sporen verteilt waren. Er machte Versuche
mit und ohne Verwundungen. Auch machte er Einschnitte, in die er mit
einer Nadel Sporen brachte. In der Tabelle, in welcher er die Resultate
übersichtlich darstellt, ist nicht erwähnt bei welcher Infectionsweise diese
Data erhalten sind. Die Pflanzen wurden gleich wenn sie infiziert waren,
für 4 ä 6 Tage unter Glassglocken gestellt.

Er machte aber keine Controlle-Isolationen aus den kranken Pflänz-
chen. Es ist mir auch öfters passiert, dass Versuchspflanzen erkranken,
aber nie habe ich in dem Falle aus einer kranken Pflanze nur Pestalozzia
zurückisolieren können. Immer waren andere Pilze, wie Fusarium, Botrytis
u.s.w, dazu gekommen.

Aus dem vorhergehenden geht hervor, dass das Verhältnis zwischen
jungen Coniferen und der Gattung Pestalozzia nicht mit Sicherkeit fest
zu stellen ist. Die Frage bleibt offen: Ist Pestalozzia ein richtiger Parasit
oder nicht?

In Europa sind keine Versuche gemacht worden, aus welchen man auf
den Parasitismus der Gattung schliessen darf.

In Amerika hat Spaulding einmal positive Ergebnisse erhalten mit
1-monat-alten Keimlingen von Coniferen; später sind seine Infectionen an
älteren Pflanzen nicht gelungen. Auch
Wenner hat mit Pestalozzia eine
„blightquot; hervorrufen können; er hat aber keine Rückisolationen gemacht,
so dass seine Versuche für mich nicht als absoluter Beweis gelten
dürfen.

So waren ausführliche Untersuchungen nicht überflüssig. Als Versuchs-
pflanzen benützte ich Keimlinge der Pinus sylvestris und Picea excelsa,
aus niederländischen Samen gezüchtet.

Ich infizierte Keimlinge von verschiedenem Alter. Mein erster Ver-

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such war eine Aussähung bei welcher ich Teile eines Nährbodens auf dem
Pestalozzia kultiviert war, in die Erde hinein brachte.

Die folgenden Arten und Stämme habe ich hier verwendet:

Pestalozzia funerea Desm. und zwar 2 Stämme aus Thuja, und einen
aus Chamaecyparis.

Pestalozzia macrotricha Kleb. Stämme aus Taxus, Biota und Retino-
spora.

Pestalozzia versicolor Speg. aus Thuja.

Pestalozzia Hartigii von Tubeuf. Stamm von Fischer.

Ausser der Pestalozzia macrotricha von Biota und der Pestalozzia
Hartigii sind diese Stämme von mir isoliert worden. Von allen sind nur
Einzelspor-Kulturen benutzt worden. Einen Topf hielt ich für die Kon-
trolle uninfiziert.

Im Anfang fielen häufig Keimlinge, die unter sechs Wochen alt waren,
um. Ich behandelte diese Pflänzchen mit Vio % Sublimatlösung, spülte
tüchtig unter der Wasserleitung ab und legte sie in Petrischalen auf einer
dünnen
Kirsch-Agar-Schicht aus. Fast immer stellte es sich heraus, dass es
sich hier um einen Rhizoctonia-Angriff handelte. Auch war Fusarium
häufig vorhanden. Um dieser Schwierigkeit zu entgehen, deckte ich die
Töpfe mit scharfem Sande. Dieses beugte dann auch vieles Umfallen vor,
doch noch immer trat die Erscheinung auf.

Auch habe ich versucht, die ganzen Töpfe durch Erhitzung auf 110° C.
in einem Autoclaven zu sterilisieren, und in dieser desinfizierten Erde
desinfizierten Samen auszusäen. Aber in dieser Weise keimte nur ein
sehr kleiner Prozentsatz der Samen und die Pflänzchen blieben klein und
kümmerlich entwickelt. Sogar in diesen Versuchen trat noch Fusarium-
Befall auf.

Immerhin konnte ich in diesen Versuchen keinen Unterschied zwischen
den infizierten und den Controlle-Töpfen feststellen. Überall trat das Um-
fallen auf. Zwar Hess sich leicht feststellen dass Pestalozzia noch lebendig
vorhanden war; auf erkrankten sowie auf gesunden Keimlingen fand
ich bisweilen lebendige und sogar keimende Sporen.

Dann infizierte ich Pflänzchen die einen Monat alt oder älter waren,
und machte diese Versuche wie folgt:

Ich zählte die Pflänzchen in einem Topfe. Gab es viele, dann verteilte ich
den Topf mit dünnen Holzspänen in 3, 4 oder mehr Parzellen. Ich nahm
nie mehr als 15 Keimlinge pro Parzelle.

Mit einem desinfizierten Messer gab ich den Pflänzchen unmittelbar
über der Erde oder auf gleicher Höhe des Bodens einen Einschnitt bis auf
das Cambium, und löste die Rinde auf einer kleinen Strecke. Dann brachte
ich mit einer Impfnadel einen Haufen Sporen aus einer Reinkultur zwischen
Rinde und Holz und drückte diese, fest gegen einander mit der Erde. In

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den meisten Fällen stellte ich den Topf nachdem ich diesen genügend
befeuchtet hatte, unter eine Glasglocke.

Auch infizierte ich die Pflänzchen in Wunden, mit einem rotglühenden
Messer angebracht; die Stengelbasis wurde an einer Seite angesengt.-

Ausser diesen beiden Weisen des Infizierens, wandte ich nochNarcosean.
Diese Methode ist von
Frl. Dr. Bolle benutzt worden bei ihren Infectionen des
Kohls mit Alternaria brassicae. In ihren Versuchen ging die Bildung der
Blattflecken in dieser Weise rasch vor sich. Ich nahm 5 c.M.® Alcohol
96 %, goss diese in eine kleine Schale, die ich unter die Glocke stellte, unter
welcher die infizierten Pflänzchen sich befanden. Dabei war darauf zu
achten, dass die Temperatur nicht zu hoch stieg. Am besten war es am
Nachmittag nach 4 Uhr zu infizieren und die Glocke am nächsten Morgen
abzunehmen. Ist die Temperatur zu hoch, dann verdunstet der Alcohol
zu schnell und tötet die Pflanzen. Doch kam es öfters vor, dass auch die
Pflanzen, die nur der Controlle wegen geschnitten oder gesengt und dann
narcotisiert worden waren, auch erkrankten.

Mit Pestalozzia Hartigii infizierte ich die folgenden Serien:

sylvestris 1

Ii

H
2
3

3

4
15
18

1.nbsp;Pinns

2.

3.nbsp;„

4.nbsp;„•

5.nbsp;„

6.nbsp;„

7.nbsp;„

8.nbsp;„
9.nbsp;„

10.nbsp;„

n.nbsp;,.

Monat alt.

Monate alt,

geschnitten —
gesengt, narcotisiert
geschnitten
gesengt,nbsp;—

geschnitten

gesengt,nbsp;—

geschnitten
gesengt
50 Planzen,
15
7

7

8

7
6

8
7

13
3

unter einer Glocke.

draussen

unter einer Glocke
draussen

1. Picea excelsanbsp;Ii Monat alt,nbsp;geschnitten, — 10

2..........l\'i „nbsp;- 9

3.nbsp;„ „nbsp;Ii „ „nbsp;„ narcotisiert, 9

4.nbsp;„ „nbsp;2 Monate „nbsp;gesengt — 9

5..........2 „ „nbsp;„ - 11

6. „ „nbsp;3 „ „nbsp;geschnitten, narcotisiert 16

Pflanzen, unter einer Glocke
, draussen

, unter einer Glocke
■ , draussen

Alle diese Versuche haben keinen einzigen positiven Erfolg gehabt.
Nummer 4 der Pinns sylvestris erkrankte wohl nach einem heissen Tage.
Die Pflänzchen waren fast alle braun geworden. Jedoch auch die Controlle-
Pflanzen waren zum Teil erkrankt. Dasselbe ist auch zu erwähnen bei der
Nummer 5 der Picea excelsa.

Auch in den anderen Töpfen sind öfters Pflänzchen vertrocknet aber
auch immer kamen solche Fälle in den Kontrolle-Töpfen vor. Hieraus
war zu schliessen dass die Sengung oder der Einschnitt an sich schon zu
viel gewesen war. Einige Male sah ich Keimlinge erkranken, ohne dass
diese Erscheinung bei den Kontrolle-Pflanzen auftrat. Da glaubte ich eine
richtige Fusskrankheit mit Pestalozzia verursacht zu haben. Um nun den

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_ sicheren Beweis zu bringen dass dieses so sei, wollte ich Rückisolationen
aus den kranken Pflanzen machen. Dazu desinfizierte ich auswendig mit
Vio % Sublimat-Lösung. Bisweilen schüttelte ich vorher eine halbe Minute
mit 50 % Alcohol um die Luftblasen auszutreiben und dann während 3
^linuten innbsp;Sublimat-Lösung.

Dann legte ich die Pflänzchen in einer Petrischale, in welcher einer dünne
Schicht Kirsch-Agar ausgegossen worden war, fest. Nach einigen Tagen,
bisweilen erst nach einer Woche, wenn die Temperatur etwas niedrig war,
kamen Myzelfäden aus dem Stämmchen oder aus den Nadeln herausge-
wachsen. Aber fast immer gehörte das Myzel Fusarium spec. an, hie und
da auch wohl Botrytis cinerea; aus sehr jungen Keimlingen war es.be-
sonders Rhizoctonia. Auch waren Alternaria, Älucor, Pénicillium, Dema-
tium, Cladosporium und----Pestalozzia nicht selten aufzufinden.

Aus der Tatsache dass Pestalozzia niemals allein, sondern immer begleitet
von anderen Pilzen herauswuchs, ist zu schliessen, dass Pestalozzia kein
Parasit ist und nur secundär auf erkrankten Pflanzen sich ansiedeln kann.

In derselben Weise habe ich Pinus und Picea-Keimlinge behandelt und
infiziert mit den Stämmen der Pestalozzia funerea Desm., Pestalozzia
macrotricha Kleb. Pestalozziamonocbaetioïdesn. spec., sämtliche Isolationen
von mir selbst gemacht, und der Pestalozzia versicolor Speg. (Stamm
Pestalozzia scirrofaciens N. Brown aus Amerika), Pestalozzia virgatula
Kleb, und Pestalozzia Theae Saw, welche beide aus Ost-Indien herstammen.

Auch hier geschah es bisweilen dass eine Pflanze erkrankte und dass aus
dieser nach auswendiger Desinfektion eine Pestalozzia herauswuchs, aber
immer waren daneben ein oder mehrere andere Pilze vorhanden, besonders
Fusarium und Botrytis. Ich meine also hier annehmen zu können dass
Pestalozzia sicher kein Parasit ist, und in dergleichen Fällen sekundär
hinein gekommen ist. Wenn Pestalozzia im Stande wäre, in Pflanzen einzu-
dringen, würde ich diesen Pilz sicher auch einige Male allein, ohne andere Pilze
haben zurückisolieren können. Dieses doch ist mir in keinem Fall gelungen.

Als Gegen versuch infizierte ich eine Serie der Picea exselsa mit Péni-
cillium glaucum und Mucor spec. Die 2-monate-alten Keimlinge wurden
gesengt an der Stengelbasis und Sporen in die Wunden eingebracht. Dann
wurden die Pflänzchen unter eine Glasflocke gestellt. Tatsächlich sind auch
einige Pflänzchen krank geworden, aus denen ich Mucor und Pénicillium,
daneben auch wieder die überall verkommenden Fusarium und Dematiuin
isolieren konnte.

Was die parasitischen Neigungen den Keimlingen der Coniferen gegen-
über anbelangt, meine ich, die verschiedenen Pestalozzia-Arten auf eine
Linie mit Pénicillium, Älucor und derartigen Saprophyten, die in
erkrankten Pflanzen eindringen können, den gesunden Pflanzen gegenüber
aber ganz ohne Gefahr sind, stellen zu können.

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KAPITEL 6

Die Einschnürungskrankheit und das Zweigsterben bei älteren

Pflanzen

Obwohl diese zwei Krankheiten sehr verschieden sind, gibt es viele Über-
gänge und in der Literatur sind sie nicht immer klar auseinander gehalten.

Ganz oberflächlich betrachtet, sind die beiden Krankheitsbilder gleich:
Ein grosser oder kleiner Ast oder ein ganzer Baum wird braun und stirbt ab.
Bei dem Zweigsterben ist keine bestimmte Ursache zu entdecken, keine
Wunde, kein Krebs, oder andere Rindenbeschädigung. Besonders, wenn
der ganze Baum austrocknet und braun wird, ist das Bild stark einer
Wurzelkrankheit ähnlich.

Bei der Einschnürungskrankheit werden die Blätter auch braun. Sehen
wir aber näher zu, dann finden wir eine Anschwellung und gleich darauf
eine Einschnürung. Die Einschnürung kann sehr stark auffallen, weil die
Anschwellung, durch Stauung der assimilierten Stoffe hervorgerufen, die
Einschnürung noch mehr markiert.

In der Literatur und auch in den Handbüchern, z.b. in Neger und Sorauer,
wird Pestalozzia immer als die Ursache betrachtet.

In 1894 fand Böhm in einer Anpflanzung der Thuja Menziesii (Dougl.)
(= Thuja gigantea Nutk.) viele einjährige Zweige, die eingegangen waren.
Die Krankheit verbreitete sich ziemlich rasch, so dass im Anfang in der
Anpflanzung nur einzelne abgestorbenen Zweige zu entdecken waren, und
weiter alles grün war; nach einigen Jahren aber gab es viele eingegangene
Bäume und abgestorbene Aste, und nur vereinzelt gesunde Bäume. Der
Pilz griff auf einer Strecke des Astes, wo ein Seitenast seinen Ursprung
nahm, an, und das Myzel wuchs durch die Rinde nach der Basis zu weiter.
Der Ssitenast geht ein, während der Hauptstamm mit der Bildung des
Wundengewebes reagierte.

So bekam das ganze Bild etwas Krebs-ähnliches. Oberhalb dieser ver-
wundeten Stelle schwoll die Rinde wegen der Stauung der assimilierten
Stoffe, die nicht so leicht durch das Wundengewebe abgeführt werden
konnten, an.

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Ein Ast mit einer Krebs-ähnlichen Rindenverwundung, gab unter
einer Glasglocke innerhalb 14 Tagen schöne Sporenranken der Pestalozzia
funerea zu erkennen.

Er machte Reinkulturen und infizierte Thuja Menziesii, Chamaecyparis
Lawsoniana und Pseudotsuga Douglasii indem er Einschnitte in die Rinde
hinein machte und in diese Sporen, keimende Sporen, oder Myzelpfropfen

brachte. Allein ---- er bekam nur negative Ergebnisse. Nicht desto

weniger meint Böhm, Pestalozzia als Parasit betrachten zu müssen.

Ritzema Bos ist auch dieser Meinung zugetan, als ihm im Jahre 1899
Zweige die eine Einschnürung aufweisen und die braun und abgestorben
sind, aus einer Baumschule zugeschickt werden. Er findet Pestalozzia
auf der Rinde und glaubt, in dieser die Ursache der Krankheit sehen zu
müssen.

Von Tubeuf weist in seinen „Beiträgen zur Kenntniss der Baumkrank-
heitenquot; auf die Versuche Böhm\'s hin, glaubt an den Parasitismus der Pes-
talozzia, aber doch betrachtet er die Versuche noch nicht als ganz über-
zeugend.

W. G. Smith veröffentlichte in der Gard. Chron. 1899 einen Artikel in dem
er sich abfragt ob Pestalozzia funerea als Parasit oder Saprophyt auf-
zufassen sei. Er findet auf einem kranken Juniperus Pestalozzia wachsen,
aber ausserdem ist ein Wurzelpilz vorhanden. Er kann aber nicht entschei-
den welcher Pilz primär und welcher sekundär ist. Es würde seiner Ansicht
nach auch möglich sein, dass Insekten den ersten Schaden verursacht
hätten.

Aus jungen Birken, die Einschnürungen zeigten, konnte Lauhcrt ausser
3 anderen Pilzen, auch eine Pestalozzia isolieren, welche er als Pestalozzia
Hartigii Tub. subsp. Betulae nov. .spec. bezeichnet. Sehr vorsichtig und
unbestimmt nennt er die Ursache der li^inschnürung wahrscheinlich Frost
kombiniert mit einer von diesen 4 Pilzarten.

In Amerika schreibt Spmlding über Krankheiten und Beschädigungen
der Coniferen und nennt als Ursache Frost, Blitz, Insecten, und schliess-
lich auch einzelne Pilze unter welchen Pestalozzia funerea; er macht auf
älteren Pflanzen keine Infectionsversuche und nennt eine Pflanze pilz-
krank, wenn er keine andere Ursache auffinden kann.

Graves behandelt einen Fall von „blightquot; auf Picea Abies. Das Bild der
Krankheit ist einer Frostbeschädigung ähnlich, aber ist es doch nicht. Er
findet eine Pestalozzia, bezeichnet diese als ,,wahrscheinlich eine Variation
der Pestalozzia funereaquot;, aber die Abbildung ist abweichend an der Stelle,
wo die Zilien eingepflanzt sind: eine steht ganz auf der Spitze während3
andere weiter nach unten entspringen. Auch lässt die Abbildung die
dunklen Zellen der Sporen ziemlich hell erscheinen.

Hartley findet Pestalozzia funerea allgemein verbreitet auf totem Holze.

Doyer.nbsp;.

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Weil Spaulding auf 1-monat-alten Keimlingen der Pinus ponderosa mit
diesem Pilze eine „blightquot; hervorrufen konnte, aber nicht auf 1-jährigen
Pinus-strobus Pflanzen, versucht
Hartley, junge Sprossen der Thuja
occidentalis zu infizieren. Er impfte den Pilz in Wunden, die er mit einer
Nadel oder einem, glühenden Gegenstand gemacht hatte. Auch machte
er wohl Einschnitte die er ansengte, bevor er die Sporen einimpfte. Keim-
fähige Sporen aus einer Reinkultur werden benützt, aber keine positiven
Resultate konnten erwähnt werden.

Indem Nellynbsp;mit Pestalozzia scirrofaciens nov. spec. (= Pestalozzia

versicolor Speg.) Impf versuche machte um auf verschiedenen Pflanzen
Gallen zu erzeugen, stellte sich heraus, dass dieser Pilz auf einigen Coni-
feren, nämlich auf Larix occidentalis Nutk., Picea pungens Engl, und Tsuga
canadensis, Carr. eine typische „blightquot; hervorrufen konnte. Die Sporen
aus einer Reinkultur wurden auf die Pflanzen gespritzt. Diese brauchten
nicht vorher verwundet zu werden. Die Controlle-Pflanzen blieben gesund,
während die infizierten Pflanzen in verschiedenen Graden eine „blightquot;
zeigten. Die Pflanzen, welche sie zu diesen Versuchen benutzte, waren klein,
16 Zoll hoch und wurden im Vorfrühling in Töpfen in das Gewächshaus
gestellt. Aus den dürren Zweigen wuchs Pestalozzia versicolor reichlich
heraus. Pinus strobus ^vurde auch infiziert aber ohne Erfolg.

Von den neueren europäischen Forschern nenne ich Gleisberg, der haupt-
sächlich mycologisch über Pestalozzia funerea arbeitete. Dabei erwähnt er,
dass er nie Pestalozzia funerea auf lebendigen Thuja-Zweigen aufgefunden
hat. Nebenbei gibt er an, dass seine Infectionsversuche auf Thuja occi-
dentalis keinen Erfolg hatten. Wie er die Versuche gemacht hat, erzählt
er aber nicht.

Aus dem vorhergehenden ist zu schliessen, dass in Europa der parasi-
tische Karakter der Pestalozzia-Arten gar nicht bewiesen ist, dass es viel-
mehr Versuche gibt, welche dagegen sprechen, während in Amerika von
Nelly Brown positive Resultate mit Infectionsversuchen der Pestalozzia
scirrofaciens (= P. versicolor) auf einzelnen Coniferen erhalten sind.

Selbst habe ich Infectionsversuche angestellt auf:

Thuja gigantea Nutt., Th. occidentalis L., und Th. Standishii Carr.
Chamaecyparis Lawsoniana Pari., Ch. pisifera Sieb, et Zucc., und Ch.
nutkaensis Spach., Larix europaeus D. C., Picea pungens Engelm., Abies
balsamea Mill, Tsuga canadense Carr., und Pseudotsuga Douglasii Carr..
Diese Bäume stehen alle in dem Park Canton zu Baarn und sind über 15
Jahre alt. Ausserdem infizierte ich 3-jährige Pflanzen von Thuja occiden-
talis.

Ich infizierte mit verschiedenen, auch in dem vorigen Kapitel genannten
Stämmen von Pestalozzia funerea Desm., Pestalozzia macrotricha Kleb,
und Pestalozzia versicolor Speg., und zu verschiedenen Jahreszeiten.

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Am meisten brachte ich die Sporen in Wunden die ich mit einem Messer
in einen Zweig machte indem ich bis auf das Cambium einsehen itt. Die
Wunden wurden mit Raffia verbunden, damit den Sporen zwischen liolz
und Rinde eine schöne Gelegenheit zur Keimung dargeboten war. In den
ersten Tagen spritzte ich die Bäume zweimal am Tage, wenn es trockenes
Wetter war. Bei den 3-jährigen Pflanzen konnte ich Glasglocken über die
Pflanzen stülpen. In einzelnen Fällen machte ich keinen Raffiaverband.
Auch sind Infectionen angefertigt worden indem ich die Rinde mit einem
glühenden Gegenstand sengte, und dann in den Wunden infizierte.

Kein einziger Versuch ist mir gelungen.

Um noch unter ganz anderen Aussenbedingungen Versuche zu machen,
schnitt ich Thuja- und Chamaecyparis-Zweige ab und stellte diese in gläser-
nen Gefässe in ein Zimmer des Laboratoriums. Dort infizierte ich die Zweige
in Einschnitte und \\Vunden hinein und stellte jedes Gefäss unter eine Glas-
glocke.

Drei oder vier Tage nachher konnte ich deutlich beobachten, dass Sporen
gekeimt waren, und Myzel auf den infizierten Stellen vorhanden war.
Nach 4 ä 10 Tagen nahm ich die Glocken ab.

Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, dass ich zu jedem Versuche
Zweige ohne Infektion in derselben Weise behandelte. Mit diesen Versuchen
fing ich im September an und beobachtete die Zweige bis Dezember.

Auch dann war nicht die geringste Spur eines Austrocknens und Braun-
werdens vorhanden, so wenig als bei den Kontrolle-Zweigen. Von einzelnen
Zweigen machte ich Schnitte und untersuchte diese unter dem Microscop.
Die W^mde war ganz abgeschlossen. Das Holz war bisweilen ein wenig
eingetrocknet aber kein Mycelium war hinein gedrungen. Reste von Myzel-
Fäden fand ich ein oder zwei Zellen tief in der Rinde eingewachsen; weiter
aber waren sie niemals gekommen. Für diese Versuche benutzte ich Zweige
der Thuja gigantea, Chamaecyparis nutkaensis und Ch. Lawsoniana.

Schliesslich versuchte ich auf dickeren Asten der Thuja occidentalis, die
ich von aussen mit Vio % Sublimat-Lösung desinfiziert und nachher mit
Wasser tüchtig gespült hatte, in Stücke von 6 ä 8 c.M. lang geschnitten und
in Glasdosen auf feuchtes Fliesspapier ausgelegt hatte, ver.schiedene
Pestalozzia-Stämme zu impfen. Die äusserste Borke war abgetütet worden,
weiter waren die Äste noch lebendig. Doch war das Wachstum der Pilze
auf diesen Asten sehr spärlich und kümmerlich. Auch Äste, in einer derar-
tigen Weise behandelt und dabei in einer Gasflamme lokal gesengt, schienen
kein geeigneter Nährboden für Pestalozzia zu sein.

Durch die Versuche von Nclly Broxon veranlasst, infizierte ich noch
abgeschnittene Zweige der Larix europaeus, Tsuga canadensis und Picea
pungens, die auch im Zimmer in Gefässe aufgestellt wurden, mit
Pestalozzia scirrofaciens Brown (= Pestalozzia versicolor Speg.). Ich

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verwundete, indem ich mit einer Nadel Stiche machte und dann mit Was-
ser, in (dem reichlich Sporen vorhanden waren, spritzte. Ausser im
■ Zimmer, brachte ich auch einige Gefässe in das Gewächshaus, wo die Tem-
peratur und Feuchtigkeit viel höher waren. Nirgendwo sah ich etwas wie
„blightquot; auftreten. Nur die Larix trocknete aus, aber in diesem Fall auch
der Kontroll-Zweig. Es stellte sich heraus dass hier eine Beschädigung von
Läusen (Chermes) vorlag.

Eine Abies balsamea, die in dem Garten stand, wurde öfters mit Pesta-
lozzia scirrofaciens Brown (= P. versicolor Speg.) infiziert. Ziemlich plötz-
lich trat eine richtige „blightquot; auf, ein Jahr nachdem ich infiziert hatte.
Doch auf keinen Weise war aus den dürren Zweigen eine Pestalozzia zurück
zu isolieren. Bei dem Ausroden stellte es sich heraus, dass die Wurzeln
stark von weissen Läusen (Pemphigus poshingeri, Holzner) befallen
waren. Diese hatten die Dürrekrankheit verursacht.

Obwohl ich in vielen Baumschulen nachforschte, war es mir schwer,
Material der Einschnürungskrankheit zu bekommen. Im allgemeinen
werden wenig oder gar keine Biota-Arten mehr gezüchtet. Wahrschein-
lich wurden diese am meisten von dieser Krankheit befallen und sind so
allmählich aus der Kultur heraus gekommen. Die Einschnürungskrankheit
die
Ritzema Bos beschreibt, war auch an einer Biota festgestellt.

Die „Plantenziektekundige Dienstquot; in Wageningen aber erwähnte im
October 1924 erkrankte Coniferen auf einem Friedhof in Sevenum, Lim-
burg. Es zeigte sich, dass es sich hier
um Biota-Bäumchen handelte und auch
fand ich an dürren Zweigen,] edoch auch an noch nicht eingetrockneten Zweigen
die typischen Anschwellungen und Einschnürungen. (S. Tafel II Fig. 9 u. 10).

Obwohl ich viele Zweige untersucht habe, konnte ich keine Pestalozzia-
Sporen entdecken. Äste, auswendig desinfiziert und in einen feuchten
Raum ausgelegt, blieben absolut steril. Aus den nicht desinfizierten
Zweigen wuchsen gewöhnliche Saprophyten wie Botrytis, Pénicillium und
Trichoderma heraus. Auch konnte ich in microscopischen Schnitten keine
Hyphen sehen.

Es zeigte sich, dass die Anschwellungen nicht aus Rindengewebe son-
dern aus Holz bestanden. (S. Figur 23a,
b und c). Auf der Stelle gerade
oberhalb der Ein.schnürung wird Kallus gebildet. (S. Fig. 24) .Ein neuer
Kambiumzylinder entsteht in der Rinde, und eine kleine Strecke weiter
nach oben ist die Holzbildung ganz normal. Die Figur 23 gibt Durch-
schnitte an auf den verschiedenen angegebenen Stellen.

Die Bäume waren hauptsächlich an der Süd- und Südost-Seite beschä-
digt worden. Die Krankheit war in dem Frühjahr des Jahres 1924 ausge-
brochen, also nach einem sehr langen, kalten und trocknen Winter. Der
Kirchhof war von einer Mauer rings umschlossen. Der Spätfrost begleitet
von starkem Sonnenschein kann hier besonders schädlich gewirkt haben.

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In dem nassen Sommer der folgte hatten die Bäumchen sich schon ziem-
lich gut erholt. Es ist gewiss, dass hier keine Pestalozzia-Krankheit vorliegt.

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an sehr vielen Bäumen Einschnürungen und Anschwellungen, so wie es
für die Gruppe Einschnürungskrankheiten beschrieben worden ist und
die den oben beschriebenen Zweigen der Biota aus Sevenum sehr ähnlich
sind. Auch kamen dürre Zweige und Harzbeulen häufig vor, so dass hier
alle oben beschriebene Symptome beisammen zu sehen waren. Ich bekam
reichlich Material aus dieser Anpflanzung und habe die Zweige sehr ge-
nau macroscopisch und microscopisch untersucht. Jedoch habe ich keine
Pestalozzia auffinden können, so dass auch hier von einer Pestalozzia-
Krankheit gar nicht die Rede sein kann.

• So bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass die Pestalozzia-Arten
überhaupt ganz ungefährlich für Coniferen sind. Die Ursache der „blightquot;
und der Einschnürungs-Krankheit aber liegt noch im Dunkeln. Ich glaube
nicht, dass es sich hier um
Infections-Krankheiten handelt. Vielmehr kön-
nen anorganische Einflüsse so wie Frost, Trockenheit der Luft und des
Bodens, Überhitzung der Luft und des Bodens, oder schlechte Wurzel-
verhältnisse die Krankheit veranlassen. Die Sache ist aber nicht entschie-
den bevor in künstlicher Weise diese Dürre- und Einschnürungskrank-
heiten erzeugt sind.

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KAPITEL 7

Die Blattfleckenkrankheit der Rhododendron, Camellia, Thee

und Palme

Die Vertreter der Pestalozzia-Guepini-Gruppe die in Kapitel 4. § II einer
Besprechung unterworfen sind, sind alle als Blattparasiten bezeichnet
worden. In vielen Handbüchern wird erwähnt dass Pestalozzia Guepini
Desm. der Rhododendron und Camellia schädlich sind, dass Pestalozzia
Theae die graue Blattfleckenkrankheit auf Thee erzeugt und dass Pesta-
lozzia Palmarum Cooke in den Palmen-Anpflanzungen ein sehr gefährlicher
Parasit ist.

Dass Pestalozzia Guepini Desm. Blattflecken auf Rhododendron erzeugt,
wird wohl als Tatsache genommen. Studiert man die Literatur, dann ist
man erstaunt über den Leichtsinn, mit dem derartige Andeutungen von
einem Buche in das andere hinübergenommen werden, ohne richtig be-
gründet zu sein.

Klebahn aber sagt in seinem Artikel, das im übrigen nur die Morpholo-
gie der Pestalozziae quinqueloculatae behandelt, beiläufig, dass diese Pilze
wohl vorwiegend saprophytisch lebend sind.

Die einzigen Versuche, die die Literatur meldet, sind von Tengwall und
Schmitz angefertigt, und sehr kurz beschrieben worden.

Tengwall erwähnt in seiner Arbeit über Russtau ohne weiteres: „In-
fectionen auf lebenden Rhododendron-Blättern ergaben positive Resul-
tate.quot; Weil
Tengxvall seine Untersuchungen in Baarn gemacht hat, war
ich imstande mich bei unterrichteter Seite zu erkundigen, wie diese\' Ver-
suche gemacht waren:

Einige abgeschnittenen Zweige von Rhododendron spec, in Wasser
gestellt, wurden an verschiedenen Stellen gesengt. Auf diesen abgetöteten
Stellen wurde Pestalozzia Guepini aus einer Reinkultur geimpft und das
ganze unter einer Glasglocke aufgestellt. Die Glocke war
an der inneren
Seite mit feuchtem Fliesspapier befeuchtet worden. Auf diesen gesengten
Stellen war der Pilz imstande Sporen zu bilden; ausserdem vergrösserte
er die toten Stellen. Rück-Isolationen sind aber wahrsclleinlich nicht ge-

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macht worden. Ausser Pestalozzia Guepini Desm., findet Tengwall eine
Phyllosticta auf den Rhododendron-Blättern, die er auch als Parasit
bezeichnet.

Schmitz ist auch der Meinung dass Pestalozzia Guepini dem Rhododen-
dron schädlich sein kann. Doch fasst er diesen Pilz als sekundären Para-
sit auf. Als primäre Ursachen nimmt er Blattläuse an. Nebenbei meldet
er: „The usual methods of artificial inoculation were employed and posi-
tive evidence was obtained, showing that this species of Pestalozzia is
parasitic in nature.quot; Dieser ist der einzige Satz, in dem er Auskunft über
diese Frage gibt. Was für Versuche er gemacht hat, wird aber nicht er-
wähnt.

Dr. Ch. Bernard veröffentlicht ausführliche Mitteilungen über eine
Pestalozzia-Palmarum-Plage, die ganze Cocos-Anpflanzungen bedroht.
Auf Java hat sich eine Blattfleckenkrankheit auf der Cocospalme gezeigt,
die, in einer Plantage angefangen, sich rasch ausgebreitet hat. Auf den
Blättern zeigten sich graue Flecke, auf welchen viele Pestalozzia-Sporen
vorhanden waren. Er gab den Rat die angesteckten Blätter abzuschneiden.
Allein, die Blätter waren auf einem offenen Wagen weggefahren worden
und wahrscheinlich sind dann die durchkreuzten Parzellen von den stäu-
benden Sporen infiziert worden. Die Krankheit kam jedenfalls nicht zum
Stillstand. Dieser Vorfall an sich findet
Bernard schon entscheidend für
den parasitischen Karakter der Pestalozzia Palmarum.

Ein Experiment fertigte er wie folgt an:

Von zwei nebeneinander stehenden gesunden Palmen, die weit von den
erkrankten Feldern entfernt waren, infizierte-er eine, indem er einen Strauss
der kranken Blätter in der Palme aufliängte. Nach einem Monate war dieser
Baum krank, während die Kontrolle-Pflanze gesund geblieben war.

Merkwürdig ist es, dass er gleich darauf eine Helminthosporium incur-
vatum nov. spec, beschreibt, die unzertrennlich zusammen mit der Pesta-
lozzia auf den Blattflecken vorkommt. Die Sporen dieses Helminthospo-
riums findet man auf den Blättern später als Pestalozzia-Sporen. Es
scheint aber nicht ohne weiteres sicher, dass das Myzel des Helminthospo-
riums durchaus später in das Blatt eindringen muss, wenn auch die Fruk-
tification erst später vor sich geht.

Bernard erwähnt ausserdem noch eine Pestalozzia-Krankheit auf Thee
und Hevea. Hevea wird als Keimling von einer Art Fusskrankheit befal-
len.
Rutgers und Ar ens erwähnen diese Krankheit in dem Rubber recueil
1914. Die junge Pflanze geht ein. Infectionsversuche werden nicht er-
wähnt.

Dagegen behauptet Steinmann in seinem Artikel in dem „Archief voor
Rubbercultuurquot; 1923, dass diese Krankheit nicht von einer Pestalozzia
hervorgerufen wird. Ganz junge Stadien der erkrankten Pflänzchen sind

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absolut steril. Steinmann ist der Meinung, dass Sonnenbrand die eigent-
liche Ursache sei.

Ich wollte nun nachforschen, wie es mit dem Parasitismus dieser Blatt-
flecken-Pestalozzia-Arten steht. Gege n das Ende des Monats August fing
ich an mit meinen Infectionsversuchen auf Rhododendron. Des unauf-
hörlichen Regens wegen war ich gezwungen, mit abgeschnittenen Zweigen
in dem Laboratorium zu experimentieren.

Auch stellte Ich einzelne Versuche in dem Gewäch.shause an. Ich infi-
zierte wieder verwundete und auch unverwundete Blätter. Die Wunden
wurden durch einen Nadelstich hervorgerufen, mit einem glühenden
Gegenstande gesengt oder mit kochendem Wasser oder heissem Dampfe
gebrannt. Ich benutzte sowohl gewöhnliche Zweige wie auch Wassertriebe.
Die infizierten Zweige stellte ich unter Glasglocken.

j\\Iit den folgenden Pilzen habe ich infiziert:

Pestalozzia Guepini Desm. einem Stamm aus Coca in Ost-Indien isoliert
und von mir bestimmt.

Pestalozzia Guepini Desm. var. vaccinii Shear, von Shear aus Vaccinium
isoliert.

Pestalozzia funerea Desm. aus Juniperus und Rhododendron von mir
isoliert.

Pestalozzia macrotricha Kleb, aus Retinospora von mir isoliert.

Die Infektionsversuche ohne Verwundung waren absolut ohne Erfolg;
nicht einmal die Infektionsstelle war zu erkennen. Mit Verwundung durch
Einschnitte wurden die Flecke praktisch nicht grösser als die schmale
Austrocknungszonen die um eine Kontrolle-Wunde entstanden. Die
Pestalozzia Guepini Desm. ergab in einer Serie drei grössere Flecke auf
einem Blatt eines Wassertriebes. Es ist mir aber nicht gelungen den Pilz
zurückzuisolieren, so dass die Flccke auch wohl in einer anderen Weise
entstanden sein können.

Auch Camellia infizierte ich in der gleichen Weise, ohne Erfolg. Citrus
trifoliatum, den ich auch als Versuchpflanze benutzen wollte, liess sehr
rasch seine Blätter fallen, so dass nichts festzustellen war. Infectionen
an Pteris Aquilina und Rubus fructicosus hatten keinen Erfolg.

Im September unternahm ich wieder derartige Versuche mit Rhododen-
dron, aber wieder ohne Resultat. Im October kam ich in der Lage Blätter
desselben Rhododendrons, von welchem
Tengwall sein Material isoliert
hatte, zu untersuchen. Dieser Strauch wächst auf dem Landsitz Gooilust
und ist mir gezeigt worden. Obwohl die Pflanze jetzt gesund aussah,
konnte ich doch etliche Blattflecke auffinden, und von diesen Pestalozzia
Guepini Desm. isolieren. Ich isolierte zwei Stämme und mit diesen fing
ich aufs neue zu infizieren an.

Ende November stach ich die Blätter eines Rhododendrons der Varietät.

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Pink-Pearl mit einer sterilen Nadel und brachte die Sporen in die Wun-
den hinein. In gleicher Weise behandelte ich einen Rhododendron pon-.
ticum. Um die Feuchtigkeit in der Atmosphäre zu erhöhen, stellte ich
Scherben eines Topfes unter die Glocke, die* ich regelmässig feucht hielt
Nach etwa 10 Tagen waren die Stiche deutlich als Dürrflecke vorhanden,
weiter nichts. Einige Tage später sah ich Entwicklung des Myzels auf die-
sen abgestorbenen Stellen, während die Kontrolle-Stiche steril blieben.
Dieses Myzel wuchs ganz langsam,
auch weiter über dem Bfatt. Die Flecken
-aber dehnten sich nicht aus; an der Blattunterseite war kein Unterschied
zwischen einem infizierten Stich und einem nicht infizierten zu entdecken.

Auch stellte ich noch Zweige des Rhododendrons ponticums draussen
unter eine Glasglocke. Es war kein Frost, obwohl es im Monat Januar
war. Auch hier hatte die Infection keinen Erfolg.

Nachher versuchte ich mit Rhododendron eine andere Methode. Ich
brannte mit einem kleinen glühenden Messer einen Teil des Blattes. Auf
diesen braunen Stellen infizierte ich mit den folgenden Pestalozzia-
Stämmen.

Pestalozzia Guepini Desm. var. vaccini Shear, von Shear isoliert.

Guepini Desm. 2 Stämme aus Rhododendron von mir
isoliert.

„ funerea Desm. aus Thuja von mir isoliert,
macrotricha, aus Taxus von mir isoliert.
Theae aus Altingia in Indien isoliert, und von mir bestimmt.

Von jedem Stamme brachte ich 6 Infectionen an. Immer machte ich
Kontrolle-Versuche.

Die Pilze entwickelten sich reichlich auf dem abgestorbenen Blatteil
und bildeten Sporen. Sogar waren um die Flecken, die mit Pestalozzia Gue-
pini Desm. und Pestalozzia Theae Saw. infiziert waren, herum, kleine
Ränder wahrzunehmen, die bei den anderen infizierten Flecken und auch
bei den Kontrolle-Flecken fehlten. Schnitte durch diese Ausbreitungszone
ergaben keine Hyphen zwischen den Blattzellen.

Einen Kontroll-Ver such stellte ich in gleicher Weise mit Pénicillium
italicum an. Die kleine Ausbreitung eines Fleckes würde auch die Folge
des Einflusses der Ausscheidungsstoffe des Pilzes sein können, ohne dass
der Pilz selbst als Parasit zu betrachten ist. Mit Pénicillium infizierte
Brandflecke ergaben bisweilen auch kleine Ausbreitungen.

Die Blattspitzen habe ich dann mit Dampf behandelt: ich kochte Was-
ser in einem Reagenz-Röhrchen und hielt die Blattspitzen wenige Sekun-
den über dieses. Auf diesen Blattspitzen impfte ich wieder die ol^enge-
nannten Pestalozzia-Stämme und stellte sie unter eine Glasglocke in das
Gewächshaus. Die Pilze wuchsen prachtvoll, bildeten reichlich Sporen,
allein eine Ausbreitung der Flecken war fast nicht zu ersehen.

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Aus diesen Versuchen geht deutlich hervor, dass die von mir benütz-
ten Pestalozzia-Arten gar nicht als Parasiten des Rhododendrons be-
trachtet werden müssen.

Auf Thea und Palmen unternahm ich auch Versuche. Zu meiner Ver-
fügung stand ein Thea-Pflänzchen, etwa 20 c.M. hoch, aus Samen in dem
Gewächshaus gezogen. Ich machte 3 Infectionen mit Pestalozzia Theae
Sawada, isoliert aus Cocos in Ost-Indien, und dabei 3 mit Pestalozzia Guepini
Desm., auch in Ost-Indien isoliert aus Coca. Ich verwundete die Blättchen
mit einer Nadel bevor ich die Sporen auf die Blätter brachte. Das Pflänz-
chen wurde in ein Treibhäuschen in dem grossen Gewächshause,- wo die
Feuchtigkeit sehr gross war, gestellt. Auch hier war von einer Ausbreitung
der Stichflecke keine Spur.

Schliesslich versuchte ich noch Palmen zu infizieren. Als Versuchs-
pflanzen hatte ich eine Cocos Weddeliana und eine Kentia Forsteriana.
Auf der Cocospflanze aber gab es viele tote Blattspitzen, aus welchen ich
Pestalozzia versicolor Speg. isolieren konnte. Selbstverständlich war diese
Pflanze weniger zu meinen Infectionsversuchen geeignet.

Die Kentia infizierte ich im Oktober, erstens mit Pestalozzia Guepini
Desm. auf Java isoliert aus Cocospalme; im November wieder mit Pesta-
lozzia versicolor Speg., von mir isoliert aus Cocospalme ; zweitens mit
Pestalozzia Guepini Desm., von mir isoliert aus Rhododendron, Pesta-
lozzia Guepini Desm., var. vaccinii Shear, von Shear isoliert und mit
Pestalozzia Theae in Ost-Indien isoliert von Cocospalme. Die Blätter wurden
verwundet und dann infiziert, und nachher wurde die Pflanze unter eine
Glocke gestellt. Weil diese aber der Form nach zu niedrig war, Hess ich
die Palme einen halben Meter tief in die Erde sinken, und stellte die Glocke
über das Loch. Wenn ich die Erde stark befeuchtete war die Palme in
einem ganz feuchten Raum aufgestellt.

Da diese Infectionen keinen Erfolg hatten, fing ich an die Blät-
ter Stellenweise mit Dampf abzutöten. Auf den toten Stellen infizierte
ich wieder. Die Pilze entwickelten sich auch hier sehr rasch auf den
abgestorbenen Blatttcilen, kamen aber nicht weiter über den Flecken
hinaus.

Ich meine also, dass Pestalozzia kein Parasit auf den Palmen ist, ob-
wohl ich zugebe dass es sehr wünschenswert ist dass in den Tropen prezise
Infekt ions versuche angestellt werden.

Klebahn isolierte aus einer erkrankten Darlingtonia eine Pestalozzia
versicolor Speg., welche er auch auf ihren Parasitisnuis untersuchte. Auch
er konnte den Pilz mn- auf abgestorbenen Blatteilen wachsen lassen und
betrachtete die Pestalozzia versicolor Speg. als Saprophyt.

Nur die wenigen beiläufig erwähnten ersuche von Tengwall und
Schmitz sind scheinbar mit meinen Ergebnissen im Widerspruch. Doch ist

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es möglich, dass sie nur die kleine Ausbreitung einer Wunde, die ich auch
mit Pénicillium erzeugen konnte, festgestellt haben.

Keine der Pestalozzia-Arten der Guepini-Gruppe war also imstande,
die von mir benutzten Versuchspflanzen zu schädigen, obwohl ich in ver-
schiedenen Weisen meine Infectionsversuche gemacht habe. So bin ich
der Meinung, dass sie überhaupt den Pflanzen ungefährlich sind.

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KAPITEL 8
Gallenbildungen

Immer von neuem wird in der Literatur die Gattung Pestalozzia als
Erzeuger einer Galle oder Anschwellung angegeben.

Professor Westerdijk wies mich darauf, wie sonderbar es von vorn
herein sein würde, wenn ein Pilz der zu den Melanconiales gehört, der
Bildung von Gallen fähig wäre. Bei den Melanconiales und Hyphomy-
ceten ist gar kein. Beispiel einer Art, die Anschwellungen erzeugen kann,
vorhanden. Nur einzelne Arten der Bacteriën, der Exoasci, Erysiphaceae
und Basidiomyceten sind dazu im Stande. Es müssen dann sehr gründ-
liche Beweise vorliegen, bevor man überzeugt sein wird, dass eine Art
der Melanconiales ein Gallenerzeuger sei.

In der Literatur findet man folgendes:

Im Jahre 1889 schon glaubt Tetume, auf Salix viminalis einen Pilz
aufgefunden zu haben, den er als Pestalozzia gongrogena bezeichnet und
der als Erzeuger einer Galle zu betrachten sei. Infectionsversuche aber
fehlen ganz. Auch beschreibt er Pycnidcn, während er den Pilz zu der
Pestalozzia-Gattung rechnet. Weiter sind die Sporen farblos, schwach
gekrümmt, 3-zellig, mit einem farblosen Faden an der Spitze. Offenbar
liegt hier gar keine Pestalozzia vor und ausserdem ist es nicht unwahr-
scheinlich dass dieser Pilz die Fähigkeit der Gallenbildung gar nicht
besitzt.

P. Hennings sieht Gallen auf Abies nobilis, einer amerikanischen Tanne,
welche in dem Berliner botanischen Garten wächst und merkt dass diese
Gallenbildung übergeht auf Abies balsamea und subalpina. In den Gal-
len findet er Myzel, das er weiter kultiviert. Es ergab sich, dass an diesem
Myzel Pestalozzia-Sporen gebildet werden, welche er als Pestalozzia tumae-
faciens bezeichnet. Er meint, dass die Sporen die jungen Knospen infi-
zieren können. Allein, er macht keine Experimente, so dass auch hier
keine Beweisgründe vorliegen.

Schwer ist es aber, die ausführlichen Versuche von Nelly Brown anzu-
zweifeln. Sie unternalim die Untersuchung einer Gallen-Krankheit auf

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der Sapodilla (Achras Sapota Linn.) einer tropischen Obstpflanze aus
Florida, und fand eine Pestalozzia-Art. Auf der Aussenseite der typi-
schen Tunioren bildeten sich die Sporen aus. In den Gallen fand sie immer
Hyphen. Sie zerschnitt die Gallen, nachdem diese auswendig desinfiziert
waren, mit einem sterilen Messer in kleine Teilchen, die dann in einer
feuchten Kammer ausgelegt wurden. Immer wuchs die Pestalozzia heraus,
die sie als Pestalozzia scirrofaciens nov. spec, bezeichnete, und die ich syno-
nym mit der Pestalozzia versicolor Speg. gestellt habe (siehe Kapitel 4
§ III).

Sie stellte Infectionsversuche auf 1-jährigen Keimlingen der Sapo-
dilla in einem Gewächshaus in Washington an und konnte die typischen
Tumoren erzeugen. Auch Infectionen auf Olea europea, ]\\Iangifera
indica und Abies balsamea gelangen, indem sich kleine Gallen ausbil-
deten.

Wie ich in dem Kapitel 6 schon erwähnt habe, hat sich die
Pestalozzia versicolor in den Vereinigten Staaten auf Picea pungens,
Larix occidentalis, und Tsuga Canadensis als Erzeuger einer Dürre, nicht
aber als Gallenbilder erwiesen.

Eine Pestalozzia-scirrofaciens-Kultur, von Frl. Brown bezogen und in
dem „Centraalbureau voor Schimmelculturesquot; vorhanden, war mir zugäng-
lich, und so konnte ich mit dem ursprünglichen Material experimentieren.
Eine Sapodilla stand nicht zu meiner Verfügung, wohl aber eine Abies
balsamea. Diese infizierte ich zu verschiedenen Jahreszeiten nl. im März,
April, Mai und Juni. Ich machte wieder Einschnitte in den Zweigen bis auf
das Kambium und brachte die Sporen zwischen Rinde und Holz. Auch
infizierte ich in Brandwunden und auf der Schnittfläche, wo ich einen
Seitenast abgeschnitten hatte. Bisweilen verband ich die Wunden mit
Raffia.

Etwa um ein Jahr später fing der Baum zu kränkeln an. Die Nadeln
wurden braun und fielen ab. Nicht bloss die infizierten Zweige waren
krank, aber der ganze Baum wurde dürre. Da meinte ich anfangs, der
Pilz habe die Dürrekrankheit erzeugt, wie es schon in Amerika auf Larix,
Picea und Tsuga, nach den Versuchen von Nelly Brown, wahrgenommen
war. Ich schnitt einige Zweige ab, desinfizierte diese von aussen mit Vio %
Sublimatlösung und ein wenig 50 % Alcohol und spülte kräftig unter der
Wasserleitung ab. Dan legte ich die Zweige in Schalen auf feuchtem
Fliesspapier aus. Myzel ist aber nicht ausgewachsen, die Zweige blieben
völlig steril. Im Winter wurde der Baum ausgerodet und da stellte sich
heraus, dass die Wurzeln stark von Wurzelläusen (Pemphigus poshingeri
Holzner) angegriffen waren.

Mir ist es also jedenfalls nicht gelungen mittelst Pestalozzia scirro-
faciens Brown (= Pestalozzia versicolor Speg.) Gallen zu erzeugen.

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Der Vollständigkeit wegen, will ich hier die Arbeit Khazanoff\'s erwäh-
nen. Er unternahm seine Untersuchung der Tumoren auf einer Aprikose.
Auf alten Aprikosenbäumen, besonders auf der Moorpark-Varietät kamen
grosse Geschwülste, die aus Rinden
Wucherungen gebildet waren, vor.

Khazanoff zerschnitt derartige Gallen in kleine Teile, ganz steril, und
stellte diese in eine feuchte Kammer. Nicht aus allen, aber doch aus vielen
wuchsen Hyphen heraus, an welchen sich Sporen ausbildeten. Die Spo-
ren haben zwei dunkle mittlere Zellen und an beiden Seiten eine hyaline
Endzelle. Auf der Spitze einer Endzelle ist eine Zilie eingepflanzt; auch
gibt es Sporen mit zwei Zilien.
Kkazanoff bezeichnet diesen Pilz als Mo-
nochaetia Rosenwaldia nov. spec. Dieser Pilz bildet aber wieder einen
Übergang nach der Pestalozzia-Gattung; ist ja keine richtige Monochaetia.
Es gibt hier ein Grenzgebiet in welchem die von mir neu aufgestellte Art
Pestalozzia monochaetioides auch gehört.

Khazanoff infiziert alte Aprikosen mit diesem Pilze, und erzeugt kleine
Gallen, die microscopisch den grossen Gallen ähnlich sind. InfectiOnen
auf jungen Bäumen lieferten nur Gum\'mi-Krebse, die nach einigen Monaten
ausheilten, und keine Gallenbildung veranlassten.

So meint er selbst, seine Versuche nicht als entscheidend betrachten
zu können, und spricht nur von dem „probable causal agentquot;.

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KAPITEL 9

Die Blattfleckenkraxkheit der Lupine und des Goldregens

Wie in dem § V Kapitel 4 des Mycologischen Teils erwähnt ist, fand
ich auf Lupinus polyphyllos Blattflecke, auf welchen reichlich Sporen der
Pestalozzia Lupini Sorauer, jetzt des Ceratophorums setosums Kirchner
vorhanden waren.

_ Die Blattflecke sind durch konzentrische Kreise ausgezeichnet, die oft
nicht deutlich hervortreten. Der äusserste Rand der Flecken ist typisch
hell grün gefärbt, während die Flecken selbst hell-grau, bis dunkelbraun
sind je nachdem die Luft f:ucht oder trocken ist (S. Tafel II Fig. 11). Auf
frischen Flecken liegt ein opalisierender Glanz; mit blossem Auge kann
man schon die kleinen schwarzen Pünktchen sehen, die keine Sporen-
häufchen, sondern Chlamydosporenknäuel sind.

Besonders auf den untersten Blättern, die von den anderen Blättern
beschattet werden, gibt es Flecke. Junge, in Entwicklung begriffene Blät-
ter habe ich niemals infiziert gefunden. Bisweilen können viele Flecke
in einander fliessen, so dass das ganze Blatt fast braun wird. Der Fleck
geht niemals auf den Blattstiel über, bisweilen aber auf eine Blattnerve.

Wegen den vielen Platzregen im Spätsommer und Herbst des Jahres
1924, konnte ich keine Infectionsversuche draussen anstellen. Ich fing an,
wie bei Rhododendron mit abgeschnittenen Blättern der Lupine, die ich.
in Töpfe mit Wasser in das Laboratorium gestellt hatte, zu arbeiten.
Ich konnte nur mit dem Myzel des Ceratophorums infizieren, denn wie
in Kapitel 4 § V erwähnt wird, gibt es fast keine Sporenbildung in den
Reinkulturen.

Der Trockenheit der Luft in dem Laboratorium wegen, bekam ich
keine Erfolge ohne Glasglocken. Unter einer Glasglocke sind mir häufig
Infectionen gelungen; verwundete ich das Blatt bevor ich es infizierte,
dann hatte ich fast immer Resultate, bis zu einem Prozentsatz vonquot;
80—100%. Ohne• Verwundung war der Prosentsatz um vieles niedriger:
-50 % und weniger. Es stellte sich aber heraus, dass es einen Unterschied
jnachte, ob ich auf der oberen Seite oder an der unteren Seite des Blattes

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infizierte. In dem zweiten Fall konnte ich mehr positive Infectionen fest-
stellen. Dieses bracht mich auf die Idee, die Zahl der Spaltöffnungen an
der oberen und unteren Seite zu vergleichen, und tatsächlich zählte ich,
wie übrigens zu erwarten war, in einem dünnen oberflächlichen Schnitt
im Gesichtsfeld viel mehr Spaltöffnungen auf der unteren, als auf der
oberen Seite.

Um zu sehen, ob wirklich das Myzel durch eine Spaltöffnung in ein
Blatt eindringen konnte, suchte ich zwei Tage nach der Infection, Ober-
fläche-Schnitte, die mit Baumwollblau gefärbt waren, durch, und konnte
feststellen, dass die Infektion durch die Spaltöffnungen vor sich geht.
(S. Figur 25). Wahrscheinlich kriechen die Hyphen nachher auch wieder

durch die Spaltöffnungen heraus zu der Bildung der Konidien. Deshalb
suchte ich auf frisch infizierten Blättern, auf denen noch keine Sporen sich
hatten bilden können, und die Hyphen nur noch wenig weiter gewachsen
waren.

Es liegt also auf der Hand, dass in der Natur die Infectionen durch
Spaltöffnungen, und besser durch Wunden in das Blatt eindringen. Den
Winter wird der Pilz wohl als Chlamydospore verbringen, während er im
Sommer mit Hilfe der Sporen sich ausbreiten kann.

Sorauer gibt als sehr empfindlich für diese sogenannte Pestalozzia-
Krankheit Lupinus Cruick.shanksii und Lup. mutabilis an, während er
Lupinus luteus als resistent betrachtet. Es ist mir aber gelungen in dem

Doyer.nbsp;5

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Laboratorium unter einer Glasglocke eine abgeschnittene Pflanze der
Lupinus Intens zu infizieren ; bei Verwundung hatten all meine Infectionen
einen positiven Erfolg. Ohne Verwundungen bekam ich 5 Blattflecken
indem ich 8 Infectionen angestellt hatte. Ich konnte der weit vorge-
schrittenen Jahreszeit wegen\'keine Versuche im Freien anstellen.

Lupinus Cruickshanksii und mutabilis waren nicht vorhanden. Wohl
aber konnte ich Samen bekommen. Das Aussähen veranlasste Schwierig-
keiten, weil die Samen über] ährig waren, imd die Zeit zum Aussäen wenig
günstig war. Die Keimung ging langsam und schlecht vor sich und die
Pflanzen wuchsen kümmerlich, wahrscheinlich wegen dem Mangel an
Licht. Die Infectionen der Cotyledonen hatten immer positiven Erfolg.

Auch säte ich Lupinus luteus aus, der besser keimte und wuchs. Die
Infectionen auf den Cotyledonen gelangen fast immer, nur war das Bild
der Flecken nicht so klar, wie bei Lup. Cruickshanksii und Lup. mutabilis,
weil die Oberfläche der Cotyledonen gerunzelt ist.

Da es mir klar geworden war, dass Pestalozzia Lupini keine Pestalozzia
sei, sondern ein Ceratophorum setosum, welcher auf Blattflecken des
Goldregens (Cytisus Laburnum) vorkommt, unter suchte ich diese Pflanze
auf Blattflecken. Es war schwer richtige Blattflecken aufzufinden, weil
in dem Sommer des Jahres 1924 alle Goldregenbäume in Baarn von Minier-\'
Raupen angegriffen worden waren. Doch fand ich schliesslich einige Blätter
mit Flecken, die, was Farbe und opalisierenden Glanz anbelangt mit den
Blattflecken der Lupine überein stimmten. Tatsächlich waren Ceratopho-
rum-setosum-Sporen hier auch vorhanden und konnte ich den Pilz isolie-
ren. In der Kultur war dieser Pilz dem, der aus Lupine isoliert worden
war, sehr ähnlich. Kreuzinfectionen veranlassten gar keine Schwierig-
keiten :

Abgeschnittene Cytisus-Zweige wurden wieder in einen Topf im Labo-
ratorium aufgestellt, die Blätter ein wenig verwundet und dann mit My-
celium der beiden Pilze, von Lupinus und Cytisus isoliert, infiziert. Von
beiden Pilzen wurden Blattflecken erzeugt, die einander vollkommen ähn-
lich waren. Ebenso liessen sich die Flecken auf den Cotyledonen der Lupinus
Cruickshanksii und mutabilis von beiden Pilzen erzeugen (S. Tafel HF. 11).

Obwohl die Übereinstimmung der Pilze, aus Cytisus und Lupinus iso-
liert, schon morphologisch so scharf hervortrat, das ich ohne Bedenken
die Pilze als synonym betrachtete, liefert dieses ähnliche parasitische
Benehmen noch um so mehr einen Beweis der Richtigkeit meiner Behaup-
tung.

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KAPITEL 10nbsp;■ .

Ergebnisse

Die Gattung Pestalozzia umfasst viele Arten, deren Sporen aus mehre-
ren Zellen bestehen; die obersten und untersten Zellen sind hyalin; die
mittleren Zellen gefärbt. Die oberste hyaline Zelle* trägt Zilien. Die Spo-
ren werden auf Stromata gebildet; es ist aber möglich in der Reinkultur
unter gewissen Umständen Sporen in Pycniden oder Konidien an ein-
fachen Hyphen zu erzeugen. In der Natur sind immer Stromata gefunden
worden. Daher ist das einzig Mögliche, diese Gattung zu den Melanconiales
zu stellen.

Die Gattung Pestalozzia ist in 3 Untergattungen zerlegt worden, nml.
Eu-Pestalozzia, Monochaetia und Pestalozzina.

Pestalozzina mit ihren farblosen Sporen, gehört meines Erachtens
nicht zu dieser Gattung.

Die Grenze zwischen Eu-Pestalozzia mit 2-mehr Zilien und Monochae-
tia mit nur einer Zilie ist nicht scharf: es gibt Pestalozzia-Arten mit einer
bis mehreren Zilien. Auch Arten die ich als Monochaetia beschrieben
fand, hatten 1-mehr Zilien. Wegen des Mangels an Monochaetia-Material
habe ich mir nicht getraut zu entscheiden, ob die Untergattung Monochaetia
gestrichen werden muss.

Die, von mir untersuchten und kultivierten Arten, habe ich in 5 Grup-
pen einteilen können.

1.nbsp;funerea-Gruppe, gekennzeichnet durch 3 dunkle mittlere Zellen in
den 5-Zelligen Sporen und mit einer meistens etwas warzigen Wand.
In diese Gruppe habe ich die folgenden Arten, die hauptsächlich
an der am meisten vorkommenden Zahl der Zilien zu erkennen sind,
gestellt:

Pestalozzia funerea Desm.nbsp;mit 4 Zilien.

„ macrotricha Kleb.nbsp;„ 3

„ monochaetioides n. spec. „ 2 „

2.nbsp;Guepini-Gruppe.

Die Sporen dieser Gruppe besitzen 3 hell-oliven-farbige mittlere

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Zellen, meistens mit glatter Wand.

In diese Gruppe habe ich eingereiht:
Pestalozzia Guepini Desm.

„ Palmarum Cooke, die ich synonym an Pest. Guepini
Desm. stellte.

Theae, mit keulenförmigen Anschwellungen an den
Enden der Zilien.

3.nbsp;versicolor-Gruppe.

Das Merkmal dieser Gruppe ist ein dunkles Band zwischen der
zweiten und der dritten dunkleren Zelle, von dem Stielchen ab
gerechnet.

Der Sporengrösse nach kann ich die folgenden Arten unterscheiden:
Pestalozzia versicolor Speg. mit grossen Sporen,
virgatula Kleb. „ kleineren „

scirrofaciens Brown, die ich mit Pestalozzia versicolor
Speg. synonym gestellt habe.

Phoenicis Vize, ist vielleicht auch mit dieser synonym.

4.nbsp;Pestalozzia Hartigii Tub. Diese ist die einzige 4-zellige Pestalozzia,
die ich kultiviert habe.

5.nbsp;Pestalozzia Lupini Sorauer, die keine Pestalozzia ist und sogar
nicht einmal zu den Melanconiales gehört, sondern zu den Hy-
phomyceten, wo er schon als Ceratophorum setosum Kirchner be-
schrieben worden ist.

Von den vielen Infectionsversuchen, welche ich mit diesen Pesta-
lozzia-Arten unternommen habe, hat keine einzige Infektion positiven
Erfolg gehabt. So bin ich der Meinung dass Pestalozzia nicht als Parasit
zu betrachten sei. Wohl ist Ceratophorum ein typischer Parasit. Es gibt
aber in Amerika eine Pestalozzia scirrofaciens Brown (= Pest, versi-
color Speg.), die Gallen auf der Sapodilia, und auch auf Abies balsamea
erzeugen kann. In Holland ist es mir nicht gelungen Abies balsamea zu
infizieren, obwohl ich mit der ursprünglichen Reinkultur von Nelly
Brown die Versuche angefertigt habe.

Meine Infectionsversuche habe ich mit folgenden Pflanzen unter-
nommen:

1.nbsp;mit Keimpflanzen der Pinus sylvestris und Picea excelsa.

2.nbsp;mit grösseren mindestens 10 Jahr-alten Exemplaren von Chamae-
cyparis Lawsoniana, pisifera, nutkaensis, Thuja occidentalis, gigantea,
Standshii und Pseudotsuga Douglasii.

Auch infizierte ich etwa 3-jährige Thuja-Pflanzen und ausserdem abge-
schnittene Zweige der Chamaecyparis nutkaensis, Thuja occidentalis,
Larix europaeus. Picea pungens und Tsuga canadensis.

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3. mit Rhododendron, Thee und Palmen.

Bei diesen Versuchen habe ich nach verschiedenen Methoden meine
Infectionen angestellt:

Ich habe ohne Verwundungen infiziert, aber auch in Wunden, die ent-
weder mit einem Messer angebracht oder als Brennwunden gemacht
waren. Auch habe ich versucht, bevor ich aussäte, die Erde zu infizieren.
Oft wurden die Versuchspflanzen, wenn es möglich war, unter Glas-
glocken gestellt.

Aus dürren Zweigen der Coniferen habe ich haüfig verschiedene Pesta-
lozzia-Arten isolieren können.

Andrerseits haben bei künstlicher Kultur, einschnürungskranke Biota-
Zweige niemals Parasiten ergeben: Auswendig sterilisierte Zweige erwiesen
sich auch immer als völlig steril. Die Anschwellungen unmittelbar über
der Einschnürung waren aus Kallus gebildet, weiter nach oben ging die
Holzbildung normal vor sich, indem ein neuer Kambiumzylinder in der
Rinde sich ausbildete.

Die Einschnürimgskrankheit, die gewöhnlich Pestalozzia-Arten zugeschrie-
ben wird, ist sicher nicht parasitärer Natur.

Die Ursache der Einschnürungskrankheit und der Dürrekrankheit
liegen zum Teil im Dunkeln. Es können von Frost, Sonnenbrand u.s.w.
und auch von Wurzelkrankheiten hervorgerufene Erscheinungen sein.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Blattfleckenkrankheiten der
Rhododendron, Thee und Palmen von Pilzen erzeugt werden können,
allein Pestalozzia ist auch hier nicht als Parasit zu betrachten, sondern
kommt erst später.

Es ist auffallend, wie oft Pestalozzia in der Literatur als Parasit
betrachtet worden ist. Ich meine jedoch, eine Erklärung dieser Sache geben
zu können:

Die Sporen der Pestalozzia-Arten sind ziemlich gross und ausserordent-
lich auffallend. Kommt auf einer abgestorbenen Pflanze, neben einer
Phoma oder einem derartigen Pilz, der dann der wahre Parasit sein kann,
eine Pestalozzia vor, dann wird diese zuerst aufgefunden. Macroscopisch
können die Pykniden der Phoma und die Acervuli der Pestalozzia ein-
ander sehr ähnlich sein. Ohne Microscop ist es nicht zu entscheiden, wel-
cher Pilz vorliegt. Auch sind meiner Erfahrung nach, immer neben Pesta-
lozzia noch andere Pilze vorhanden; z. B. auf Rhododendron kommt
fast immer eine Phyllosticta vor, auf Coniferen sind Phoma-Arten häufig.

Einige wenige Versuche, mit anderen Pilzen als Pestalozzi unter-
nommen, haben keinen Erfolg gehabt.

Nur mit Pestalozzia Lupini-Sorauer, die keine Pestalozzia ist, sondern als
Ceratophorum setosum Kirchner bezeichnet werden muss, konnte ich
auf Lupine Blattflecken erzeugen, und den Pilz wieder zurückisolieren.

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Ceratophorum setosum war auf Cytisus Laburnum beschrieben worden,
auf welchem ich den Pilz auch gefunden habe. Kreuzinfectionen des Lu-
pinenpilzes auf Cytisus und des Cytisuspilzes auf Lupine sind gelungen.
Der Pilz dringt durch Wunden und auch durch Spaltöffnungen ein
und kann, besonders in einem feuchten Spätsommer und Herbst den
Lupinen, und dem Goldregen schädlich sein.

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Weimer, J. J. Morphology and life history of Pestalozzia funerea Desm. Phytopa-
thology, IV, pg. 375, 1914.

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ERKLÄRUNG DER ABBILDUNGEN

Abb. 1-8. Kulturen in Petrischalen, auf Kirschagar kultiviert und von der hintere Seite foto-
grafiert.

Pestalozzia funerea. Desm. aus Juniperus spec, isoliert.
Pestalozzia Guepini. Desm. aus Rhododendron isoliert.
Pestalozzia Theae. Saw. in Indien aus Altingia spec, isoliert.
Pestalozzia scirrofaciens Brown {= Pestalozzia versicolor Speg.). 5 Tage alt.
Pestalozzia virgatula Kleb, in Indien aus Caryota spec, isoliert, regelmässig
■ gewachsen.

Pestalozzia virgatula Kleb, in Indien aus Dalbergia spec, isoliert, unregel-
mässig gewachsen.
Pestalozzia Hartigii Tub.

Ceratophorum setosum Kirchner (= Pestalozzia Lupini Sor.) aus Lupine
isoliert.

Tafel 2. Abb. 9 und 10. Einschnürungskranke Zweige einer Biota spec, aus Sevenum.
Tafel 2. Abb. 11. Keimpflanzen der Lupinus Cruickshanksi.

Von jeder Pflanze ist ein Cotyledon infiziert. Die mittlere Pflanze ist mit Ceratophorum seto-
sum Kirchner, aus Goldregen isoliert, künstlich infiziert worden, die beiden Anderen mit einer
Isolation aus Lupine.

Tafel
Tafel
Tafel
Tafel
Tafel

Abb.
Abb.
Abb.
Abb.
Abb.

1.
2.

3.

4.

5.

Tafel 1. Abb. 6.

Tafel
Tafel

Abb.
Abb.

7.

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STELLINGEN

De vertegenwoordigers van het geslacht Pestalozzia zijn, althans in ons
klimaat, niet als parasieten te beschouwen.

II

Pestalozzia Lupini Sorauer behoort niet tot het geslacht Pestalozzia;
maar is Ceratophorum setosum Kirchner; die wel een parasiet is.

III

Het is noodig, een schimmel te cultiveeren, voor zoover mogelijk, voor-
dat men deze schimmel als een nieuwe soort beschrijft.

IV

Indien gebleken is, dat de diagnose van een schimmel niet overeen-
komt met het origineele exsiccaat, mag de oorspronkelijke naam niet meer
gebruikt worden voor dit exsiccaat. Dit kan dan als een nieuwe soort
beschreven worden.

V

Na nauwkeurig onderzoek is voor elke schimmel een ingewikkelde voe-
dingsbodem samen te stellen, die dan permanent gebruikt kan worden.

VI

Bij ernstige Fusarium-aantasting van het graan, kan de gelieelc plant
vanuit het zaad geïnfecteerd worden.

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De snelheid, waarmee het zetmeel uit een blad verdwijnt, mag niet
als maatstaf voor de snelheid van het vervoer genomen worden.

D. Tollenaar. Omzettingen van koolhydraten in het blad van Nicotiana
tabacum L.

VIII

De opvatting, dat koolhydraten en eiwitten door het periphere xyleem
vervoerd worden, is onjuist.

IX

Op physisch-chemische gronden is voldoende aangetoond\' dat dc methode
van Tröndle voor permeabiliteitsbepaling fout is. Daarom is het sterk
af te keuren, dat in nieuwere onderzoekingen deze methode gebruikt wordt.

W. Ruhland und C. Hoftmann.

Archiv, für wiss. Bott. Bnd. 1 Heft. 1 pag. 1.

X

De peulvrucht bestaat uit 2 tot meer carpellen.

XI

Bij de schildpadden ontbreekt het procoracoïd.

XII

Het is gewenscht, dat leerlingen van H. B. S. en Gymnasium bij het
verlaten dezer inrichtingen, de beginselen der morphologie en systematiek
der phanerogamen grondig kennen.

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