-ocr page 1-
-ocr page 2-

9

R» oct»

1751

l

mm

1

-ocr page 3-
-ocr page 4-
-ocr page 5-

/ / l S/

iquot;. I yn

SEÜIIOHICESCillBI

HIKE

UEBEREINSTIMMUNG, GEM EI NSC11AFTL1C HE HERKUNFÏ UNÜ PETREFACTEN

K. MARTIN

PROl'ESSOlt Full OBOLOOIB IN LEIDEN

- 3ix_2-.

LEIDEN E. J. B U1 Jj L

1878

-ocr page 6-

E RRATA.

Pug. lü. Zoilo 2 v. u. lioss; „..... aua Uoberganslagen zu dou obei'Mi-

lurischen.....quot;

-13. In dei- ïabcllo, welclie aufaugs allo Fossilieu Groningous nufülireu sollto, jotzt aber uur noch clio silurisclien ontliillt, musa Isis CO-

rallina wegfallen.

-ocr page 7-

INHALT.

FRÜHERE ARBEITEN..........Seite 1.

ALLGrEMEINER THEIL....................„ 5.

Lagerang, Grösse und Form iler Gesteine . . „ 5. Die in uusern Massenablageruugen vertreteuen

Schichten. „ 14,

Einzelfunde aus andern Landstrichen .... „ 24.

üebersiclit der bescliriebeuen Gesteinsarten. . . „ 39.

Herkunft der westlichen Geschiebe..........„ 52.

Hauptresultate........................„ 59.

PALAONTOLOGISCHER THEIL..............„60.

I

»

r

-ocr page 8-

......1 ' ■

.

.

.

-ocr page 9-

F R U E li E R E A R B E IT E N.

Bereits eine umfangreiche Literatur liegt über die Gescliicbe Niederlands vor, und das naclifolgeude Verzeichniss könnte selbst noch bedeuteud vermehrt werden, wenn namentlich auch die vielfachen gelegeutlichen Mittheilungen, zu denen sie Veranlas-sung gaben, hier auget'ührt würden. Wenn sich Jemand für die historische Eutwicklung unsrer Kemitnisae auf dieseui Gebiet interessirt, so verweise ich iodessen auf Cohen, da eine derartige Darstellung nicht im Plane der nachfolgenden Zeilen liegt. Her-vorgehoben zu werden, verdient indessen noch, dass van Doeveren der Erste war, welcher auf die Geschiebe von Groningen aufmerksam machte, und dass namentlich, ausser den unten angeführten, sich Milnner wie Driessen und van Swinderen mit der Durchforschung dieser Geschiebe beschiiftigten. DemEiferdes Let/.teren verdankte Goldfuss die Kenntniss werthvoller Funde, welche in seinen „Petrefacta Germaniaequot; Platz fanden.

Die Rede von A. Brugmans 1771 1st besonders deswegen von

hohem Interesse, als schon hier die Ansicht ausgesprochen wird,

dass die Gesteine von Groningen jedenfalls nicht an Ort und

Stelle entstanden sein könnten; die mannigfaltige Farlie der

Gesteine, welche grau, roth, grün, blau u. s. w. sei, wird dabei

ebenfalls als Beweismaterial angezogen, da zur Bildung soldier

Farben an Orfc und Stelle keine Möglichkeit geboten sei. Be-

deutender aber ist aus jener Zeit die Arbeit von S. J. Brug-

i

-ocr page 10-

2

mans, welche freilich für unsere Zeit ohne Zuzieliung der Origi-nalexemplare nur mit Mühe verstandlich ist; aber, dass sie mit grosser Praecislon ausgeführt wurde, davon liabe ich mich mit Hülfe seiner hier aufbewahrten Musterstücke überzeugen können.

Ohne auf die Bedeutung aller Arheiten eingehen zu wollen, mag indessen wohl betont werden, dass spüter namentlich Hausmanu sich grosses Verdienst zur Erkliirung der Herkunft der Geschiebe erwarb, sowie Cohen durch Feststellung der Lagerungs-verhilltnisse der Gesteine von Groningen. Cohen war es auch, welcher nachst Staring veranlasste, dass P. Roemer die Bear-beitung eiues reichlichen Materials von Groninger Geschieben übernalnu, die um so werthvoller war, als die iiltern Arbeiten wegen der grossen Fortschritte, welche seit ihrer Veröffentlichung auf dem Gebiete der Geologie gemacht waren , sehr dringend eine neue Darstelhmg wünschen hessen. Die Resultate dieser Arbeiten finden auch spüter (18G2) eine weitere Verwendung in der bekannten üntersuchuug Roemer's, welche noch lange die Grundlage silmmtlicher Geschiöbestudien bilden wird.

Aber das Material, welches Roemer zu Gebote stand, war, obwohl reichhaltig, doch wohl ein bedeutend geringeres als dasjenige, welches im hiesigen Museum, aus dem Harlemmer Paviljoen herübergebracht, zu Gebote stand; denn es umfasst allein aus Groningen laut dem Staring'schen Cataloge weit über (300 Objekte, zu denen sich dann noch die betriichtliche, durch von Swinderen zusammengebrachte Sammlung von derselben Localitiit und endlich das gesammte aus den übrigen Landes-theilen stammende Material gesellte.

Da nun Staring bezüglich der Sedimentilrgeschiebe ganz auf den Schultern Roemer's steht, so schien eine Bearbeitung dieses reichlichen Materials wohl wiinschenswerth, und die Veraus-setzung, dass dasselbe sowohl petrographisch als pal aeon tologisch noch Manches Neue bringen werde, hat sich durchaus bestütigt. Vor allen Dingen aber beanspruchen die niederlilndischen Ge-

-ocr page 11-

3

steine ein erhöhtes Interesse (lurch ihre Uebereinstimiuunü' mit

c5

denjenigen des nordwestliclien Deutschlands, mit deren Studium ich mich seit einigen Jahren beschaftigt habe. Diese nordwest-de utschen Geschiebe stammen fast ausscliliesslich aus Oldenburg, wahrend aus Ostfriesland nichts bekannt geworden ist, und es liegen Gründe vor zu der Annabme, dass dort die Geschiebe überhaupt nicht haüfig sein können.

1771. A. Brugraans. Senuo publicus de raonumentis variarum mutationum, quas Belgii foederati solum aliquando jiassum tuit. (Verhandelingen ter nasporinge van de wetten en gesteldheid onzes vaderlands. 1773 p. 504.)

1772. M. Houttuijn. Natuurlijke historie etc. volgens Linnaeus III deel 1 stuk p. 480. t. 9.

1781. S. J. Brugmans. Lithologia Groningana (auch: Dissertatie iuaugaralis de lapidibus et saxis agri Groningani).

1787. S. J. Brugmans. Oratio de natura soli Frisici exploranda.

1828. C. F. A.. Morren. Descriptio coralliorum fossilium in Belgio repertorum (Annales Academiae Groninganae 1827—28).

1831. J. F. L. Hausmann. Welke is de oorsprong der Graniet- en andere primitive Rotsblokken etc. (Nat. Verhand, van de Holl. Maatsch. der Wetensch. te Haarlem XIX. p. 271.

1833. M. Beekhuis. Proeve eener naamlijst van versteende Koralen en Schelpdieren, welke in den Hondsrug in de provincie Groningen gevonden worden.

1839. 11. Westerhoff en G. Acker Stratingh. Natuurlijke historie der provincie Groningen I deel 1 stuk p. 22 ff.

1841—42. L. A. Cohen. Bijdragen tot de geologie van ons Vaderland (Tijdschrift voor natuurlijke geschiedenis en physiolo-gie 1842).

1853. F. Harting. Het eiland (Jrk.

1857. F. Roemer. Ueber hollandische Diluvial-geschiebe (Neues Jahrbuch für Mineralogie etc. p. 385).

?

1 (

-ocr page 12-

4

1858. P. Roemer. Versteinerungen der silurischen Diluvial-geschiebe von Groningen in Holland Neues Jarbbuch etc. p. 257).

1860. W. C. If. Staring. De bodem van Nederland II. p. 77—106.

1862. P. Roenier. LFeber die Diluvialgescliiebe von nordiscben Sedimentiirgestoinen in der norddeutscben Ebene etc. (Zeitscbrift d. deutscb. geolog. Gesellscbuffc XIV. p. 575).

1874. Berendt und Meyn. Bericbt fiber eine Reise nacb Nie-derland im Interesse der Königl. preuss. geolog. Landesanstalt (das. XXVI p. 284).

1875. K. Martin. Die Gescbiebe von Jever (Abbandlungen des Bremer naturw. Vereins p. 385).

1877. K. Martin. Eine ueue Massenablagerung siluriscber Kalkgescliiebe in Oldenburg (das. p. 289).

Silur-, Devon-, Trias-, Jura-, Ivreide- und Tertiilr-gescbiebe aus Oldenburg (das. p. 487).

-ocr page 13-

ALLGEME1NER THE1L

Lagkjiung, Giïösse l'nu Form dm: üksïkink.

Die ausgedehnte Tiefebene, welclm sicli vod den Niederlanden aus durch Norddeutschland bis imcli lliisslaml liinein erstreckt, zeichnet sicli bekanntlich durch grosse Gleichartigkeit ihrer Gesteinsbeschaffenheit aus; über.ill belt;gt;'egiieii wir denselben Sand-ablagerungen, denselben Lehtubiinkeii, denselben Ablagerungen von Raseneisenstein, welcher sicli als einziges Mineral in grosseren Mengen hier bildet; und selbst fïir die weifcer östlich verbreiteten Ablagerungen von Kieselguhr lernte ich vor Kurzem etwus Entsprechendes in einor aus leicht zerreiblichem, licht graubraun gefarbtem Materiale bestehenden Schicht ira südlichen Theile Oldenburgs, bei Louingen, kennen. Sie führt nuter den zahlreichen Diatoraeen, ausser den Gattungen Gallionella und Navicula, vor allem Pinnularia viridis Ehrby. Auch in der Verbreitung und der Art der Geschiebe scheint auf den ersten Bliek die grösste Uebereinstimmung /.u bestehen, bei genauerer Botrachtung gelangt man aber zu einem wesentlichen ünter-schiede in der Art des Auftreteiis dieser Gesteine westlich und östlich der Elbe, ganz abgesehen von den geologischen Fortna-tionen, denen sie angehören mogen:

-ocr page 14-

6

Westlicla der Elbe siud die Sedimentargeschiebe an einzelnen Puukten in grossen Mengen aufgehaüft, wahrend sie in den zwischen jenen Ablagerungen liegenden Landstrichen nur sehr vereinzelt gefunden werden.

Oestlicli der Elbe sind dagegen diese Gesteine in ziemlich gleichmiissiger Weise nahezu über alle Landstriclie verbreitet, und die Massenablagerungen sind iiu Verhilltnisse zu der Grosse des Gebiotes seltener.

Es f'eblen Massenablagerungen sedimentilrer Gesteine jenseits der Elbe freilicli nicht; die bekannteste ist die van F. Roemer monographiscli bearbeitete Ablageruug untersilursicher Gesteine von Sadewitz bei Oels unweit Hreslau1). In den Anhaüfungen von Gescbieben, welcbe Mecklenburg und Pommern in der Richtung von Nordwest nach Siidost in mehreren, unter ein-ander parallelen Streifen durchziehen 2), fehlen die Sedimen-tilrgesteine aucli keineswegs, obgleich sie hier den krystallinischen Gesteinen gegenüber durchaus zurücktreten. Aus Pommerji werden ebenfalls von Girard 3) Massenablagerungen von K'alk-geschieben angeführt, und in Bezug darauf bericlitet von d. Borne 4), dass ihre Massenhaftigkeit nordöstlich von Lauenburg eine sehr grosse sei. Die Gesteine werden dort gebrannt, in gleicher Weise wie dies der Fall seit einer langen Reihe von Jahren in Sadewitz gewesen ist, und die Pestung Danzig ist zum Theil aus ihnen erbaut worden. Auch noch an andern Orten sind diese Kalke so haüfig, dass sie gebrannt werden. Trotzdem aber treten diese Massenanliaüfungen zurück an Zahl bei dem weit grosseren Gebiete, über welches sie verbreitet sind, und vor allem auch fallen sie weuiger in die Augen wegen der

') F. Eoomov. Toss. Fauna d. silur. Diluvinl-geschiebe v. Sadewitz etc.

-) Boll. Gcognosie dor deiitscliou Ostseeliinder p. 106.

:l) Girard. Norddeutaehc Ebene p. 82.

') V. d. Boruo. Zur Geoguosie d. Proviuz Pomi.neru (Zeitsclirift d. doutsch. geol. Ges. IX p. 484.

I

-ocr page 15-

7

allgemeinen Verbreitung einzelner Gesteine in den zwischenliegen-deu Distrikten.

Dem gegenüber kennen wir wesfclich der Elbe zunilchst die bedeutende Anhaüfung silurisclier Ealkgeschiebe iiu Hondsrug bei Groningen; daran scliliesst sich diejenige, welche unter-halb der Stadt Jever gefunden warde; dann eine geringere Anzahl von Gesteinen, die aber dennoch so bedeutend war, dass man aus ihnen Kalk gebrannt hat, iin Südea Oidenburgs, in der Nilhe der Bauernschaft Barlage, /u der sich aller VVabr-scheinlichkeit nach noch weitere Ablagerungen bei Löningen und Benstrup gesellen, ünd endlich, wenu wir das nns zunilchst gelegene Gebiet verlassen, finden wir bei Leipzig wiederum eine Anhaüfung gleicher Kalkgeschiebe, wiihrend dieselben an den übrigen Punkten Sachsens zu den grossten Selten heiten gehören 1).

Dass diese Geschiebe westlicu der Elbe an einzelnen Punkten angehaüft sind, dazwischen aber so gut. wie ganz fehlen, hat einen durchaus nicht fern liegenden Grand. Das illtere Diluvium ragt hier nur an vereinzelten Pankten aus den jiingern Ablage-rungen hervor. da zunilchst wegen der im algemeinen bedeutend niedrigeren Lage ein grosser Theil durch Moorgründe und die Alluvionen des Meeres bcdeckt worden; dann aber auch in Folge der Sandwehen, deren Darstellung Staring so vortrefllich durch-geführt bat, viele niedrigeren Partien spilter überlagert worden sind. Die Sandwehen fehlen hu nordwestlichen Deutschland so wenig wie in Holland, und ich branche hier nur ein Beispiel von der Oldenburgisch-Hïinnoverscben Grenze anzuziehen, urn dies zu erlaütern. Der Kenslager Canal, welclier sich bei seiner Anlage schnurgrade zwischen Menslage und Aselage hinzog, in den letzten Jahren aber wegen Zwistigkeiten , welche betreffs der Pflicht ihn zu unterhalten existiren, sehr vernachlassigt wurde, ist in Folge von Sandwehen derart verunstaltet, dass er den

') E. Datho-Nouea Jatu'bucli f. üinoralogic 1874 p. 412.

-ocr page 16-

8

Namen Canal in der obigen Erstreckung gar nicht mehr verdient. In seiner ümgebung treibt der Wind ein ungehindertes Spiel mit dera losen Sande, dessen bestilndige Dislocation zur Folge hat, dass man nicht einraal den Anbau krüpplig em-porwachsender Kiefern ohne die Anlage schützender Wiille bewerkstelligen konnte. Der Sand, welcher in blendender Weisse dort liegt und nur stellenweise eine spilrliche Vegetationsdecke von Haidekrant, Schachtelhalm und Krilhenbeeren aufkommen liisst, ist so feinkörnig, dass sich nur aüsserst selten Gesteins-bruchstiicke von 1 cm Durchmesser darin finden, die zur Bildung eines kiesartigen Sandes zusammentreten. In dieser ganzen Gegend findet sich weder Gestein noch Lehin, sobald man aber zu etwas höher gelegenen Punkten kommt, so z. 13. zum Kloster Börstel bei Berge, findet sich Beides wieder in grossen Mengen vor, ebenfalls nach derandern Himmelsrichtung bin, bei Löningen u.s. w. Es liegt anf der Hand, dass durch diese Sandwehen die altern Diluvial-ahlagerungen bedeckt und die Geschiebe unter ihnen begraben werden müssen, in gleicher Weise, wie Marsch-boden und Moorgründe sie an andern Localitüten, vor allem auch in Ostfriesland bedeckten. Aus diesem Landestheile ist es mir bis jetzt nicht raöglich gewesen Geschiebe zu erhalten, und aucli Prestel1) erwilhnt im wesentlichen nur die Geschiebe von Groningen in seiner lehrreichen Schrift, so dass man die Gesteine im eigentlichen Ostfriesland wobl mit grossem Rechte als Selten-heiten ansehen dart', da ihr giinzliches Pehlen nicht wahrschein-lich ist.

Die Massenablagerungen unseres Gebietes, von denen selbst-verstandlich im Polgenden hauptsiichlich die Rede sein wird, zeichiien sich nun durcli grosse Uebereinstimmung in der Bet-tung ihrer Geschiebe aus. Am genauesten konnte dieselbe von Cohen bei Groningen untersucht werden, dessen durch mühevolle

') M. A. F. Prestol. Dor Boden der Ostfriesischen Halbinsel 1870.

-ocr page 17-

9

Grabungen erlungte Rosultate sich im allgemeinen in folgender, von oben nacli anten herabsteigender Schichtenlagerung darstellen lassen:

1. Humus, wenig entwikkelt und sandig.

2. Sand mit Lebui, olme Schichtung ) r.

Gesteine selten.

3. Lehm, eisennaltig, verschietleti gefiirbt )

4. Steinbank, 1—2 Nied. Ellen machtig. Gerollte Steine fest aufeinander gepackt. Obne Schichtung (Nach den Profilen wird sie haüfig von Sand und Lehmlagen unterbroclien

Bei Jever liess sich die Lagerung der Gesteine nicht mehr durch direkte Beobachtung feststellen, da sie unter der Stadt selbst liegen, und ein, vor einer Reihe von Jahren bestehender Aufschluss lange wieder verdeckt ist. Nur so viel konnte ich in Erfahrung bringen, das sie ebenfalls in lehmigtem Boden einge bettet waren , und dass gewisse Gesteine, die nachher x.u bespre-chenden Quetschsteine, sich lagenweise darin fimden. In nnmit-tell)arer Nilhe des friihern Aufschlusses beobachtete ichindessen:

1. Sandiger Humus.

2. Lehmigter Sand.

3. Lehm mit einzelnen Geröllen krystallinischer Gesteine; und

') CoIigu liat auf Gr und der Profile einon von Beekhuis ontworfonen, idealen. Durchschnitt durch den Hondsrug publicirt (1. e. fig. 4). Oh no den geringsten Zweifel an dem allgemeinen Sachverhalte aüssern zu wollen , scheint nür doch die weiter ausgesprochene Ansicht (1. c. p. 292) wenig hegründet „dass man an-nehmen muss, der Hondsrug habe ursprünglicli ans vielen, besonderen kleinen Hügeln bestanden, woven audi fig. 3 ein Beispiel liefert. Durch neue Ueber-deckungen und Absatze ans dem Wasser wurden dann allmiihlig diese kleineren Hügel mit verschiedenen nenen Lagen bedeckt und zuletzt mit einer gemein-scliaftlicheu obern Schicht, welche dadurcli die kleinereu llügel in Binnenhügel verilnderte und aus ihnen einen gemeinsamen grössern bildete.quot; Für eine der-artige Auffassung spricht keins der beigegebenen Profile und giebt audi der Text keinen weitern Aufschluss. Die angezogene fig. 3 zeigt uur unregelmassig wechsellagernde Schicliten von Sand und Lehm, mit und ohue Gesteine, welclio gebogen und geknickt sind — Profile, wie man sie ganz ahnlich an anderu Punkten unsrer Tiefebene kennt, und welche nicht geeignet sind obige Theorie zu stützen. Ich kann in diesen wechsellagernden Schichten nichts Aussergewöhn-liches, mindestens nichts an jene „Binnenhüger' Erinnerndes erkennen.

-ocr page 18-

10

ich glaube nicht fehlzugreifen, wenn ich dies auch als die wahr-scheinliche Lagerung der iibrigen Geschiebe annehme, nur mit dem IJnterschiede, dass die Kalkgerölle in der Schicht 3 sanimt den init ihnen zusammen lagernden krystallinischen Gesteinc bedeutend zahlreicher vertreten waren.

Bei Barlage habe ich mich durch ungestellte Grabungen iiberzeugt, dass hier die Reihenfolge genau derjenigen entspricht, welche ich für Jever als wahrscheinlich halte. In dein Lehra , welcher sich ohne scharfe Grenze in den lehmigten Sand fort-setzt , lagen die Gerölle ohne eine Andeutung von Regelmas-sigkeit, mit krystallinischen Gesteinen untermengt. Die Kalkgerölle fanden sich aber öfter nesterweise beisammen. Der Lehm geht stellenweise in Mergelthon über.

Von den beiden andern Orten, an denen noch gleiche Ge-steine gefunden wurden, und welche sich wahrscheinlich den obigen Verhilltnissen anschliessen dürften, von Benstrup und Loningen, liegen Beobachtungen nicht vor. Nur so viel ist bekannt, dass die Geschiebe bei Löningen auf lehmigtem Boden gefunden wurden, in dessen Ntlhe Ziegelthon und Mergel austeht, und dass ebenfalls in Benstrup, wo nainentlich grosse Mengen von Kalkgeröllen gefunden wurden, Lehm und Mergel vorkommt.

Wenn nun die allgemeine Lagerung unsrer Gesteine ofFenbar die grosste Analogie, um nicht zu sagen LTebereinstimmung, zeigt, so gilt dies auch in Bezug ihres Vorkommens auf den relativ höchsten Punkten der zugehörigen Landstriche. Das ist vor allem von den Geschieben des Hondsrug, welche bei Helpman in grossen Mengen ausgebracht worden, lange bekannt. Zu beiden Seiten des in der RichtungSO—N W sich erstreckenden Hondsrug lagern sich Moorgründe an, wilhrend nach Norden zu der Hci-henrücken durch die recenten Meeresablagerungen begrenzt wird. Ganz ahnlich ist die Lage der unter Jever angehaüften Gesteine; denn sie befinden sich in einer Erhöhung, welche namentlich über die im Norden sich anschliessende Marsch betrilchtlich sich

-ocr page 19-

11

emporhebt und ancli nach Südeu bin durch eiue tlieilweise von Moorboden überlagerte Niederung begrenzt wird. Eine llichtung, in der diese Erhebung besonders ausgedehnt wilre, liisst sich nicht erkennen; sie stellt vielinehr einen, vor die alte Küsten-linie vorgeschobenen, insularischen Vorsprung dar. Jene Linie aber ist deutlich gekennzeichnet durch eine von Sandel aus südlich von Wittmund, Esens, Dornum u. s. w. sich fortziehende Erhebung, welche nach Norden zu ihre Begrenzung durch Marschboden findet. Die Barlager Gesteine endlich liegen auf der „lierberger Höhe,quot; am Südrande einer ausgebreiteten Erhebung, welche in der Richtung von West nach Ost sich er-streckt, und dessen höchste Punkte in der etwa GO in. über dem Meeresspiegel gelegenen Garther Heide liegen. Auf dieser grössern Erhebung, welche im Süden durch die ausgedehnten Ablagerungen der Haase begrenzt wird, liegen sie in einern kleinern, von der Umgebung nur wenig sich abhebenden Hö-henrücken.

Die Grosse der Gesteine ist sehr verschieden, denn es finden sich solche von Wallnussgrösse und wieder andere, deren Di-mensionen bis zu Va m. Durchmesser erreichen; am haüfigsten sind aber wohl die etwa Faust-grossen Gesteinsstücke vertreten. Unter den Ablagerungen von Groningen und Jever sind grössere Blöcke durchaus nicht selten, in Barlage dagegen sind die Gesteine in der Kegel betrachtlich kleiner, denn hier finden sie sich besonders in Tauben- oder Hiihnerei-Grösse, wenn auch betrücht-lichere Stücke durchaus nicht fehlen. Kein Gerölle ist mir aber von all diesen Localitiiten je bekannt geworden, welches scharf-kantig gewesen wiire; manche sind vielmehr so vollstiindig ab-gerollt, dass sich ihre Form einer Kugel oder einem Rota-tionsellipsoid ganz und gar nilhert; andre behalten zwar die plattige Form bei, aber dennoch fehlen unter allen ümstiln-den scharfe Kanten und Ecken, ausgenommen die Broeken zer-

-ocr page 20-

12

splitterter Feuersteine. Diese Abschleifuug erstreckt sicli auch uuf die krystallinischen Gesteine, nnter deaen ich ebenfalls fast kugelförmlge angetrofFen habe.

Bemerkenswerther ist aber noch das Auftreten von Quetsch-steinen mul Conglomeraten, welche in allen drei Massenablage-rungen in grosser Menge vorkommen. Die einzelnen Gesteine sind oft in eine ungemein grosse Anzahl von Bruchstücken zersplittert worden und nachber dureb einen mergligen (Jement wieder verkittet, wobei sie ibre frühere Form in melir oder minder grosser Vollkommenbeit bewabrt haben. Auch unzer-splitterte Steine sind dureb denselben Cement zu zahlreicben Conglomeraten verblinden worden, imd zwar . ind diese Quetscb-steine und Conglomerate bei Jever und Barlage so haüfig, dass ich meine, es bestebe fast die Halfte aller Kalkgesteine daselbst aus solchen Gebilden, nnd auch bei Groningen können sie nach der Anzahl von Proben, welche hier im Museum aul'bewabrt werden, nicht selten sein. Gerade dieselben Quetschsteine und Conglomerate kenne ich auch von Löningen und Benstrup, und es ist dies einer der Gründe, welche es mir mehrals wahrschein-lich machen dass Kalkgerölle unter gleichen Verhaltnissen auch hier abgelagert wnrden. Nach Brugmans ') befand sich Kuipers im Besitze von zwei Gesteinsfragnienten, welche genau anf einander passten, obschon sie mehrere Fuss von einander entfernt aufge-lesen waren, und so ist mir in gleicher Weise aus der Gegend von Löningen bekannt geworden, dass man hier zwei Bruch-stücke eines betracbtlicben Gesteins ebenfalls viele Schritte von einander entfernt im Bande fand. Aneinander gelegt, passten die Bruchflilchen genau auf einander.

Die Quetschsteine unsrer Ablagerungen sind zwar ausschliess-lich Kalksteine, doch sind auch bisweilen Broeken von krystallinischen Gesteinen congloineratisch mit ibnen und den Kalkcon-

'j Soi'nio publious. p. 5U7.

-ocr page 21-

13

glomeraten verbunden. Kleine Feldspaththeilchen vor allom gelien zngleich mifc Sand vind andern Materialieu in die Bikluug des ('ements ein, welcher die Bruchstücke der Quetschsteine und die Conglonierate zusammenhiilt.

Nach der Form und Lagerung unsrer Gesteiiie mussen wir schliessen, gam unabhilngig von der Prage ihres Ursprungs: Die Gesteine sind lange Zeit hindnreb ein Spiel des Wassers gewesen, demi nur durch dessen rollende Thiltigkeit findet ihre abgerundete, kugelförmige und besonders eilipsoidische Form eine genügende Erklilrung. üiese Abrnndung der krystallinischen Gesteine einerseits und der Kalkgesteine andrerseits batte die Bildung von Thon und Kalkschlamm, sowie von Mergeltlion zur Folge. Der Detri tus, welcher von den Gesteinen selbst bereitet wurde, diente ihnen nach und nach zur Lagerstiitte, und das ist ein Beweis dafür, dass die Abrundung der Gesteine an Ort und Stelle vor sich gegangen sein muss. Ebenso muss die Bildung der Quetschsteine an dcm Orte ihres jetzigen Fund-punktes vor sich gegangen sein, demi nur unter dieser Vor-aussetzung konnten die einzelnen Fragmente ihre relative Lage festhalten, wie dies im allgemeinen geschehen ist. Uer merglige, durch Zerreibuug der verschiedenen Gesteine entstandene Schlamm wurde spater ibr Cement. Da die Quetschsteine sich überall nur da bilden können, wo grosse Druckkrilfte auf die Gesteine ihren Einfluss ausüben, so muss auch hier nach solchen gesucht werden, und es giebt kaum ein andres Mittel der Erkliirung als schwimmende, auf der Kilste anf'sit/ende Eisschollen, die, unterstiitzt durch die Bewegung des auf und abströmenden Wassers, allerdings leicht eine derartige Arbeit verrichten konnten. Die krystallinischen Gesteine bildeten hiebei wegen ibrer grössern Hilrte das Widerlager für die leichter zerbrechlichen Kalksteine, obgleich auch sie oft zerbrochen warden. Daim aber konnten sie gewöhnlich nicht in graden Fliichen spalten, zerfielen vielmehr in der Regel in Folge ihrer Structur in klei-

-ocr page 22-

14

nere Partikelchen, die wir in die Bildung der Conglomerate eingehen sehen.

Bemerkenswerth ist noch, dass die Oberfiilclie dieser Gesteine bisweilen noch deutlich erhaltene i?atenMS-arten aufweist; dies beobachtete ich an einein Bruchstücke eines Kalkgerölles aus dem Hondsrug, welches auf der rundlich abgeschliffenen Ober-fiüche zahlreiche Fussstücke und ein deutliches Individuum über-licfert hatte, und vor allen Dingen waren einige, ebenfalls abgerollte krystallinische Gesteine aus Ootraarssum mit zahlrei-chen Individuen versehen, ala ob sie hente am Meerestrande aufgelesen worden wiiren. Es haben sich diese Thiere offenbar angesiedelt als die Gesteine nicht mehr bestandig hin-und her-gerollt wurden, wahrscheinlich bei der allmiihligen Trocken-legung der Geschiebe.

DTE IN ÜNSERN MASSENABLAGERUNGEN VERTBE-TENEN SCHICHTEN.

1. UNTKRSILURISCME GESTEINE.

Es ist anscheinend eine der überraschendsten Thatsachen, welche bei dem Studium der westlich von der Elbe gelegenen Geschiebe in die Augen fiillt, dass die untersilurischen Gesteine, namentlich die grauen und rothen Vaginatenkalke, welche in Mecklenburg, Pommern, Brandenburg u. s. w. in grosser Anzahl und in so ansehnlichen Blöcken gefunden werden, bisher nicht in einem einzigen Falie hier beobachtet wurden. Das hat Roemer bereits in seinen ersten Pablikationen über hollündische Geschiebe ausgesprochen, und alle Nachforschungen, welche ich

-ocr page 23-

15

selber seit einer Keihe von Jahren unter den 01(lenl)urgischen Geschieben und neuerdin^s uiiter denjenigen Hollands angestellt habe, waren nicht im Stande ein einziges Exemplar dieser Ge-steine zu Tage zu fördern. Indessen hat lioeiuor drei Petrei'acten aufgefïihrt, welche zwar nicht den obeu bezeichneten Gesteinen entsprechen, welche aber dennoch in untersilurischen Schichten zu Ilause sind. Sie erscheinen in der That als seltene Giiste und grosse Ausnahmen von der liegel; aber ihr Auftreten wird et was weniger autfallend, wenn wir uns ihr Vorkominen in anstehenden Schichten vor Augen führen, ein Vorkommen, auf welches ich wegen der spilter entwickelten Theorien (über die Gründe des Fehlens untersilurischer Gesteine in unserer Gegend) grossen VV erth legen muss: Or this lynx. Ëichw. spec, kommt in Ehstland in Schichten vor, welche unmittelbar das obere Silur unterlagern, wahrend sie daselbst in die niederen Schichten nicht hinabreicht! Schmidt wurde niiuilich zuerst von Boll darauf' auf'merksam gemacht, dass die von ihm als Orthis lynx aufgeführte Art zwei verschiedene Forraen umfasse, von denen die eine nach der spiiteren Erkliirung des Ersteren ') nur in den Schichten des Vaginatenkalkes vorkommt, wahrend die typische Orthis lynx in den Lagen la—3 zu Hause ist, also in den untersilurischen Schichten von der obern Grenze des Vaginatenkalkes an bis zur untern Grenze des Ober-Silur (Borkholm-sche Schicht). Spilter hat Boll beide Arten geschieden als Ortlm hiforata v. Schoth. spec, und Orthis lynx Eichw. spec.3), von denen die Letztere mit dem von Groningen stammenden Exem-plare übereinstimmt. Roemer zieht Orthis hiforata Davidson und Orthis lynx als synonym zusammen3); aber es thut das hier nichts zur Sache, ob man obige Formen als Varietiiten oder

^ Nachtrage und Bericlitiguugen zu den Untersuchungen d. silur. Form, von Ehstland etc. pag. 10 (Archiv f. Katurg. Liv- El»it- und Kur-lands IT S 1 Bd.)

2) Ueber die silur. Orthis lynx Eiciiw. spec. (Mecklbg. Archiv 1801 p, 151).

3) Lethaea palaeozoica Atlas-Erkliirung zu Tafel 12.

-ocr page 24-

1G

als Arten auffassen will; jedenfalls kommt unsere Form in Ehst-land nur den obern Schichten des Silur zu. Nach Boll wird Orthis lynx sogar aus Norwegischen und Gotlandischen Schichten citirt, welche Llandovery und Wenlock parallel stehen 1

Die gleiche Beschrilnkung findet bei Orthisina anomala Davidson hinsichtlicli ihrer Verbreitung statt; sie ist sogar noch mehr auf die obern Lagen des Ünter-Silur angewiesen, denn Schmidt führt sie uur von den Schichten —3 an, also vou der Jewe'-schen Schicht bis zur Borkholmschen 1).

Das dritte Fossil eudlich, Monticulipora Petropolitana Edwards mid Haime, welches ich selber wiederholt in unserm Diluvium gefunden habe, kann ich nicht als nothwendig untersilurischen Schichten entstammend anseheu. Nach Schmidt freilich kommt sie in den russischen Ostseeproviuzen nur in den Schichten 1—2a, vom Vaginatenkalke bis zur Lykholm'schen Schicht, vor. Aber diese Bestimmung von Schmidt ist mir nicht sicher, da er hinzufügt: „scheint in Heliolites dubia überzugeheuquot;.2) Dass sie unter Calamopora fibrosa vou Schmidt, „mit feinereu Röhren, an deuen die Poren nicht wahrzunelimen siud,quot; 3) steekt, ist sehr wohl möglich, da ja bekanntlich beide Arten oft nach sorgfilltigster Prüfung nicht zu uuterscheiden siud. Dann würde sie audi in den obersten silurischen Schichten Ehstlauds zu Hause sein! Au andern Orten kommt sie aber wirklich in Schichten dieses Alters vor, denn ich besitze ein Exemplar vou Gotland, welches seinem Erhaltungszustande nach uur den Korallenkalken eutstammen kann, und eudlich wird die Koralle vou Kjerulf ebenfalls aus den obersilurischen Schichten Norwegens angeführt.4)

1

^ Untersuchung. üb. die silur. Format, otc. pag. 210.

2

) 1. c. pag. 230.

3

) 1. c. pag. 229.

4

) Voivisor ved gcologiske excursioner i Christiania omegn 1805. p. lü.

-ocr page 25-

17

2. Obersilurische. Gksteine.

Korallenkalke. Die Koralleukalke l)ilileu das Gros dor Massen-ablagerungea sowolil Hollands als Nordwestdeutschlands, wenn-gleich sie wohl schwerlich mehr als 2/3 der gesammten üoscliiebe ausiutichen dürften; in Oldenburg betragen sie nacli meiner Schatzung wolil imr wenig molir als die Hillt'te allor Gesteine. Es sind dichte oder krystaliinische Kaike, von gelber oder weisser bis grauer Farbe in den verschiedensten Abstufungen. Einzelne sind rein weiss und lassen diese Farbe besonders nach dem Poliren sebr scbön erkennen, andre zartgrau; aber die gelbliclie und schmutziggraue Farbe herrsclit im allgemeinen vor. Nach der Verwitterung zerbröckeln einige Varietiiten sand-steinartig; andre zeigon geringen Kieselgebalt. Die moisten brausen, ruit Saiiren betupt't, ausserordentlicli lebhaft.

Die Korallen selbst sind in den dichten Kalken, welclie allo Zwischenraümo continuirlich ausfüllen, haüfig kaum zu erkennen; eine grosse Anzahl aber ist ausgewittert, und manche sind ganz und gar frei überliel'ert. Eisenoxydhydrat, ofFenbar spater zugefahrt, hat öftor die Hinden der Korallen gelbgefiirbt, wahrend der Kern noch unversehrt blieb, haüfig die ganzen Individuen ergriffen, welche dann leicht zerbrechen. Bis-weilen sind die Kelche mit Quarzkrystiillchen ausgefüllt, welche leicht herausfallen; in andern Fallen ist eine Kieselrinde, mit deutlichen Kieselringen, vorhanden. Let/,teres findet sich aber nur vereinzelt.

Brachiopodeureste finden sich bisweilen iji den Zwisclien-raümen der Korallen erhalten, so Atrjpa reticularis, Orthis elejaniula 9 und Spirifer spec.

Chonetenkalke. Dieser Name, vvurde von Roemer bekanntlich lïïr ein, in der norddeutschen Tiefebene weit verbreitetes Ge-

stein in Anspruch genommen, welches in festen, griin- oder

2

-ocr page 26-

18

blau-grauem Kalke besteht, palaeontologisch besonders gekeim-zeichnet durch Chonetes striatella unci Beyrichia tuberculata, gewöhnlich uur in kleinen, plattenförmigen Stücken vorkom-ujend. Spater aber ist dieser Name offeubar weiter ausgedehnt, weil dieselben Fossilien sich auch in andern Gesteinen finden, die sich petrographisch selir wolü vcm denen Roemer's uiiter-scheiden. Jetzt ist das Wort „Clioneten oder Beyrichienkalkquot; ein so weiter Begrilï geworden, dass es hochst wünschenswerth ist, hier weitere Treniinngeu vorzimehmen, zumal auch die Ver-breitung der verschiedenen Varietiiten dieses Kalkes eine ver-schiedene /u sein scheint. Auch Krause tasst in seiner Monograpbie über „die Fauna der sog. Beyricliien- oder Choneten-Kalke des norddeutschen Diluviumsquot; 1) den Begriff sehr weit nnd fügt ausdrücklich hinzu : „dass diese Kalksteine braünlich bis schmutzig-weiss oder gelblich verwittern, und dass haüfig in demselben Handstücke thonige, versteinerungsleere Lagen mit mehr kal-kigen, petrefaktenreichen wechseln, Seltener wird das Gestein auch conglomeratisch and breccienartig.quot; Ich muss durchaus mit Krause übereinstimmen, iusotern es sich um palaeontologi-sche Unterschiede handelt; clenn eine Zusammenstellung aller, in den einzelnen Handstücken enthaltenen Petrefacten überzeugte mich, dass eine palaeontologische Greuze nicht zu finden sei. Indessen ist 'diese audi gar uiclit erforderlich, da wenigstens einzelne Varietiiten so iu die Augen fallende petrograpliische Verschiedenheiten aufweisen, dass ibre Trennung aut' keinerlei Schwierigkeiten stösst;

a. Eigentlicher Uhonetenkalk im Öinne Roemer's ist in unsern Massenablagerungen selten, wievvohl er in Groningen nach Roemer's eigener Mittheilung (1. c. p. 270) vorkommt und auch au anderu Punkten der Niederlande und in Nordwestdeutschland gefunden wird.

^ Zeitschrift d. deutsch. geolog. Gosellschaft XXTX 1877. p. 1.

-ocr page 27-

19

b. Thoniger Choneteukalk. Dichter oder krystallinischer, in der Regel schmutzig-grauer Kalk, welclier durch den Besitz von thoningen Zwischenlagen oder, oft ansehnlichen, Concretionen ausgezeiclinet ist. Er kommt in plattenförmigen Stücken vor, welche bis zu 20 cm. messen und die Beyrichien in der Regel nicht gehaüft führen, sehr of't sie ganz entbehren. Haüfig bestehen die Gesteine allein aus Schalen von Chonetes slrialella, haütig nnr aus Ori/iis-Schalen. I Inter Letzteren zeichnet sich namentlich ein Gestein aus, welches aus dichtem granen Kalke besteht, in welchem die glanzenden, braunen Ori/iis-Schalen und weisse, calcinirte Trochiten stecken, ein Gestein, welches ich in Jever haüfig antraf.

Diese Kalke sind niichst den Korallenkalken die haiifigsten und linden sicb in allen Massenablagerungen in gleich grosser Menge.

c. Dolomitischer Choneteukalk. Gelbbraune und graublaue do-lomitische Kalke und wirkliche Dolomite, welche bisweilen drn-senartig ausgeschiedene Krystalle enthalten. Palaeontologisch .sind sie von den vorigen nicht zu unterscheideu. Der Magnesiuingehalt wurde nicht allein aus dem Ansehn der Gesteine geschlossen, sondern aucli durch die chemische Analyse nachgewiesen. End-lich zeigten sie auch im polarisirten Lichte das für Dolomite charakteristische Verhalten; denn von drei Gesteinen, welche der Untersuchung unterzogen wurden, zeigte eins überhaupt keine farbige Streif'ung der Krystalle, zwei andere liessen diesel be in aüssert vereinzelten Pilllen erkennen, so dass man auch sie als wirkliche Dolomite in Anspruch nehmen könnte. Die Spal-tungsrichtungen waren in den Krystiillclien jedoch sehr deutlich zu erkennen. Selir bemerkenswerth ist aljer noch ausserdem, dass diese Dolomite neben den grosseren Possilien noch zahl-reiche kleine Organismen führen, welche das Innere so ganz und gar erfüllen, dass die Krystallindividuen ilmen gegenüber sehr zurücktreten. Es ist ganz zweif'ellos, dass die kleinen Or-

-ocr page 28-

20

gaiiisnicn grade wie bei den jüngern Kalksteinen den grösssten Antbeil an der Bildung dieser Gesteino genommen haben. Das Aul'treten der thieriscben Ueste erinnert sebr an ibre Art des Vorkommens in Kreidefeuersteinen; obgleicb die Erhaltung, wie vorauszusetzen, eine sebr mangelbafte ist. Es finden sicb ausser liing-licbeu, stabförmigen Ge bilden und runden, durcbbrocbenen Ku-geln(V) namentlieb aucb /, weifellose Bryozoen in grossen Exemplaren und in einzeinen Petzen vor. Unter diesen Dolomiten zeicbnen sicb vor allem die grau-blauen, bisweilen plattigen Gesteine aus, welcbe sebmutzig graa bis gelb vervvittern. Die scblecbt er-baltenen organiscben lii'ste gebörten bauptsacblicb aucb Chonetes striatella an. Es ist dies blaue Gestein so cbarakteristiscb, dass es nicht leicht überseben werden kann, aber detinocb ist es jenseits der Elbe meines Wissens niebt gefunden, ein sebr eifriger Saimnler und guter Kenner unsrer Gescbiebe versicberte micb, dass es in Mecklenburg z. B. bis jetzt niebt aufgefunden sei, und ich selber babe micb diisell)st aucb erfolglos darnacb umge-seben. Besouders in Jever ist das Gestein sebr baüfig.

d. Dicbter weisser Kalkstein mit Rhynchonélla nucula, wel-cber nacb der Verwitterung so weicb ist, dass man die Bracbi-opoden oluie Mübe mit deiu Finger berauslösen kann. Nur ein einziges fquot;austgrosses, rundliches Stück tand sicli in Groningen.

Trochitenkalke. Trocbiten finden sicb in grosser Verbreitung in den meisten Gesteinsvarietiiten vor, obne dass man darum die Letzteren als Trocbitenkalke bezeicbnen möcbte. Aber aucb gesteinsbildend finden sie sicb, vor allem in sebmutzig-weissen, krystalliniscben Kalksteinen , welcbe ganz und gar mit Cyatho-crinus ruyosus eriïillt sind. Der blaülicb bis grünliclie Kalk mit weissen bis fleiscbrotben Trocbiten, welcber östlicb der Elbe baüfiger gefunden wird, scbeint bier niebt vorzukommen; nur ein kleiner, kaum mebr als Wallnuss-grosser Broeken grauen Kalkes tand sicb, in welchem weisse, rötblicb angefiogene Trocbiten stecken; aber sie sind nur in geringer Zabl darin

-ocr page 29-

21

vorhfinden. Dasselbe Gestein kenne ich auch uus Mecklenburg.

In der coll. Brugmans land sich ausserdem ein plattenförraiger , dichter, liellgmuer Kalkstein (mannor entrochiticum Brugm.) mit prachtig ausgewitterten Trochiten, dessen gesaniiutes Aüssere sehr an die petrefnctenreichen obersilurischen Schichten Gotlands erinnert. Perner fanden sich Trochiten in eincm ansehnlichen IJlocke sehr harten, krystallinischen Kalkes, von unebenem, splittrigeni Bruche, welcher im Innern blaugran gefilrbt und von gelbgrauer, ebenfalls sehr barter Verwitterungsriiule um-geben ist. Die Trochiten, bis 2'/- cm. Dnrclunesser baltend , stecken sehr einzeln darin.

Pentamerenkalke mit Pentamerus borealis Eichw. kommen in unserm Gebiete in vier verschiedenen Modificationen vor:

a. Fester, krystallinischer Pentamerenkalk, von schnmtzig-grauer Farbe, bis zn Sfcilcken von 18 cm. Lilnge, zuweilen \ve-niger, öfter gan/. und gar erfüllt mit den Schalen obiger Art, ist das haüfigste Gestein. Es flndet sich in Groningen und in Oldenburg, in der Nahe von Essen. Von Groningen liegen 10 grössere und kleinere Stücke vor, in denen wahrscheinlich noch eine andre Pentamerenart ausser P. borealis enthalten ist.

h. Ein grösseres Bruchstück eines festen, schmutzig weissen Kalksteines enthillt ausser einigen undeutlichen liesten von P. borealis nur eine Ventralschale desselben Brachiopoden. Stammt von Jever.

c. Sehr weicher, mit Pentameren überf'üllter Kalkstein, welcher an der Oberflüche sandsteinartig zerbröckelt, und aus wel-chem man die Schalen ohne Mühe mit der Hand ausbrechen kann. Seine Farbe ist gelblichweiss. Fand sich unter den Ge-scliieben Groningens.

d. Weisslicher, röthlich angeflogener Dolomit, ganz und gar mit den Steinkernen von Pentamerus borealis erfüllt fand sich in Jever. Es stiiumt dies Gestein genau mit dein in den russi schen Ostseeprovinzen vorkommenden überein, wie ich mich

-ocr page 30-

22

durcli Vergleicliung mit Proben iiborzeugen konnte, welche v. Seebach daselbst gesamiuelt liatte.

Von den vier Varietilten sincl die beiden ersteren vielleicht zusammeuzufassen und sic entsprechen dann genau denjenigen, wclclie Grewingk in seiner Geologie von Liv- nnd Kur-land als Geschiebe der Ostseeprovinzen auflführt; gewiss ein sehr l)eacli-tenswerthes ZusanimentrefFen!

Dichter, sehr feinkorniger Kalkstein, von gelblicliweisser Farbe und ebeiiem bis muschligeiu Bruch, mit blütrothen Flecken oder ebenso gefarbten Spuren unkenntlicher Petret'acten findet sich sowohl in Groningen (Marjodes Marmoreus non (issilis Brugm.) uls in Jever und Barlage. Es ist dies zweifellos dasselbe Gestein, welches Meyn von Schulau kennen lehrte, und dessen Vorhanden-sein er audi in Urk vermuthete. Mit dem betreffenden Harting-schen Musterstücke '), von welcliem Meyn spricht, kaun ich das Gestein aber nicht vergleiphen, dcnn das von Harting als Jurakalk bestimmte Stiick hat niclits von gewohnlichein obersi-lurischen Kalke Abweichendes.

Dies Gestein, welches durch seine rothen Flecken, wie überhaupt durch sein gesammtes petrographisches Verhalten so leicht kenntlich ist, konnnt audi in Mecklenburg vor, woselbst ich es in grossen Blöcken angetroffen habe. Petrefacten, die darin eingeschlossen waren, konnte ich nicht besthnmen, doch finden sich nach zuverliissiger Mittheilung Fischreste 2) darin. Bemerken swerth ist, dass ein ganz gleiches Gestein, aber ohne die rothen Flecken, von Groningen eiiie Favositcs (cervicornis?) fiihrt.

Dolomite von gelber und röthlicher Farbe finden sich unter unsern Gesdneben ebenfalls vertreten, ebenso sind Quarzite und

') Reiso uach Niederland 1. e. p. 297.

3) Fischrosto fanden sich sehr spiirlich audi in auderu obersilurischeu Oc-steiuen, welcho vou den Chouetoukalken in weiterem Sinne nicht zu trennen sind.

-ocr page 31-

23

rothe Sanclsteine namentlich allgemein verbreitet. Von den Do-lauiiten wurden die Petrefacten-fülirenden bereits oben nnter den Chonetenkalken erwilhnt; aber auch ganz frei von Petre-facten kommen diese Gesteine vor. Ein gelber, rotli nugeflogener Dolomit von Groningen zeigte sich nnter dem Mikroskop als ansschliesslich aus Dolomitkrystilllchen zusaimneiigesetzt. Das Verhalten im polarisirten Lichte ist dasselbe wie bei den obigen üolomiten; keine farbige Streifnng, dagegen deutlich eutwickelte Spaltungslinien.

3. Devonische Gesteinh.

Gesteine devonischen Alters, welche im Süden Hollands so reicliliuh gefunden werden. haben sich auch in Groningen nach-weisen lassen; wenngleich vereinzelt, ist ihr Vorkommen doch zweifellos. Es fand sich dort vor allem ein 7 nnd 4J cm. grosses Bruchstück des bekannten, gelben Spiriferensandsteins des mi-tern Devon. In dem rnndlich abgerollten Geschiebe beflnden sich zahlreiche Abdrücke von Cyathocrinus pinnatus Goldf., darunter einer der in den anstehenden Schichten so haüfig vor-kommenden Schraubensteine. Ansserdem enfchiüt das Gestein Pterinea spec. Es ist von Staring gesammelt.

Ferner befindet sich hier aus derselben Quelle ein Bruchstück von Cyathophyllum caespitosum Goldf. dessen Erhaltnngsznstand durchaus mit aus der Eifel bekannten Individuen nbereinstimmt. Die Zwischenraüme der blaugrau gefilrbten Ivelche sind mit dichter, gelbbrauner Kalkmasse ausgefüllt.

Bei einem dritten devonischen Geschiebe, einem gut erhaltenen Exeniplare von Cyathophyllum radicans Goldf., ist nicht sicher festzustellen, ob es von Groningen stamnit. Es ist durch Brug-mans gesammelt worden. Dass die Koralle aus dem Diluvium überhaupt stammt, ist nicht zweifelhaft, denn zwischen den Kelchen finden sich noch die üeberreste diluvialen Sandes.

-ocr page 32-

24

Avis den Oldenburgischen Masseaablageruugen sind Geschiebe devonischen Alters nicht bekannt geworden.

4. Kruide-Gesteine.

Kreidegesteiue sind in unsern Massenablagerungen nicht selten, aber sie beanspruchen wenig Interesse, da sich ihr Auftreten fast ganz auf die Feuersteine und Steinkerne derselben besckrankt. ünfcer Letzteren befinden sich Belemnitella mucronata d'Orh., Terehralula carnca Sow., (luierites vulgaris Goldf., Ananchyles ovata Lam., Pentacrinus Dronnii v. Hag. n. a. in. Ausserdem Kreidebrocken — alles auf die Senon-Stufe Innweisend.

E1NZELFUNDE AUS ANDERN LANDSTRICHEN.

1. SlLUUISCHE GESTEINE.

In Niederland sind obersilurische Gesteine in grösserer Anzahl von Urk durch Harting bekannt geworden, vor allem typische, blaugrane Chonetenkalke, z. Th, überfüllt ruit Beyrichien, unter denen sich die weit verbreitete Jl. tuberculala Boll bestiinraen liess. Ausserdem führen die Kalke Choneten, unter ihnen Ex-emplare init priichtig erhalteneu Stacheln und Rhynchonella nucula (?) Ebenfalls sind die Korallenkalke durch eine abgerollte Calamopom vertreten. Das Untersuchungsmaterial Harting's, welches sich im hiesigen Museum befindet, lilsst uur auf eine geringe Anzahl soldier Kalkbrocken in Urk schliessen, etwa zu vergleichen dem Vorkommsn silurischer Geschiebe in Lo-chemerberg. Nach Harting soli in diesen Gesteinen von Urk auch Beyrichia complicata vorkommen, ein Fossil welches be-

-ocr page 33-

25

kanntlich untersilnrisclie Scliichten vom Alter des Vaginaten-kalkes in England und Oesel clmrakterisirt. Aber in dem Hand-stücke, welches mit obiger Rezeielmung verselien ist, fand ich nur 11. tuberculaüi Boll. Die andre Art, deren lihigd des gebo-genen Schalenrandes verlautender Wulst sich in vier, nach dem graden Rande strahlende, kleinere Wulste, zertheilt, ist nicht in dein Gesteine vorhanden.

Die Chonetenkallce sind ausserdem nur noch, so weit das vor-liegende Material darüber Auskunft giebt, in einem kleinen Broeken, welcher aber den charakteristischen Brachiopoden in mehreren Exemplaren gut erhalten /.eigt, in der Bergumerheide gefunden worden.

Von der Winschooter Gast liegt endlich noch vor ein ooli-thischer Kalkstein, von Innen violett angeflogen, von Aussen mit grauer Velnvitterungsrinde umgeben, ziemlich hart, von s{)littrigem Bruch. Die integrirenden Kalkkügelchen liegen in dichter Grundmasse und bestehen aas deutlich schalefiförmigen Schichten, iuit dunklem, violetten Kerne, welcher mit der Grundmasse gleich gefilrbt ist. Ihr Durchmesser ist etwa I mm. Nur ein kleines Bruchstück ist vorhanden, von wenigen Centi-metern Durchmesser. Roemer führt einen gelbweisseu Oolith-kalkstein von Groningen an und bemerkt, dasa solche Kalke in Südgotland anstehen. Demnach kann man auch für dieses Geschiebe wohl das obersilur. Alter annehmen.

Alle übrigen Funde silurischer Petrefucten bestehen in ver-kieselten Individuen, und zwar kommt die Hauptzahl derselbeu auf den Lochemerberg, wo sie mit Geschieben der Jura- und Kreide-formation ziemlich tiet' — 5,75 m. — unter der Ober-flilche gefunden wurden. Hieher stammt vor allen Dingen eine grössere Anzahl silurischer Sjiongien, von deneu zwölf zu Aulocopium gehören, eine in einem neuen Genus „Silurispongiaquot; (vgl. unten) vertreten ist. Von anderen Formen, die ebenfalls hier gefunden wurden, ist es mir fraglich, aber doch wahrschein-

-ocr page 34-

26

lich, (lass sie ebenfalls zum Siliir zu rechuen sind.!) Dann fancl sich noch Astylospongia praemorsa in drei Kxoiuplaren, A. pilulu in einem, Heliolites inlerstincta in zwei Individuen und Fu-vosiles spec, in gleicher Zabl. Lu Ganzen also 21 zweifellose silurisclie Exemplare und einige unsichere; gewiss eine bescliei-dene Anzahl, wenn man an die weite Verbreit,ung silurischer Geschiebe östlich der Elbe denkt. Aber denuoch ist diese Zabl für Niederland gross zu nennen, da — Groningen und Urk ausgenomnien — das gesammte übrige Gebiet uur noch 13 Funde aufweist. Von diesen wurde der Cbonetenkalk scbon erwahnt, die andern vertbeilen sich:

Gelderland — Astylospongia praemorsa von Hassinksberg.

Overijssel — Astyl. praemorsa, A. pilida vou Haaksbergen; Spongia indet. (Aulocopium?) von Delden; A. praemorsa in zwei Exemplaren, Aulocopium, Spongia indet, Favoamp;ites gotlandica von Hellendoorn; Calamopora spec, von Ootmarssum?; und end-lich noch zwei Individuen von A. praemorsa unbekannter Her-kunft.

Als Versteinerungsmifcfcel der verkieselten Petrefacten fand sich vor allem nuch Chalcedon in schoner gelber, heil durch-scheinender und blauer Varietiit. Die mikroskopische Betrachtnng ergab Schichten, welche sich mehrfach überlagern und auf' dem Üurchschnitte eine wellenförmig gebogene Begrenzung zeigen; im Wesentlichen die Wiederholung des makroskopischen Aus-sehens, welches die nierenförmigen bis traubigen Chalcedonge-bilde aufweisen. Die einzelnen spbaeroidalen Partien dieser Schichten bestehen aus radialfasrigen Elementen, welche schon bei gewöhnlichera Lichte zu erkennen sind; besser aber noch bei Beleuchtung mit polarisirtem Lichte durch verschiedene Fiirbung hervortreten.

') Ob die Aulocopien ausscliliesslich untersilurisch siucl? odor ob aio gleich der Astylospongia praemorsa sowolil d. Ober- nis Unter-silur angeliören?

-ocr page 35-

27

In Norclwestcleutschland fiuclet sich zuniichst eine kleinere Anzahl von Chonetenkalken im engern Siune bei Wellen, in der Nühe von Ötubben. Diese Iviilke stinimen durcliaus mit den-jenigen von Ifrk iiberein und sind micli etwa in gleicher Menge hier vertreten. Die plattenformigen Stiicke, welche diejenigen lirk's wolil noch im allgemeinen an Grosse übertreffen, sind die einzigen typischen Chonetenkalke, welche ich überhaupt aus Nordwestdeutschland kennen gelernt habe.

Die iibrigen verstreuten silurischen Funde sind eben so klein an Zahl wie diejenigen Holland's, denn ihre Gesammtziffer be-triigt nur 2G. Die meisten sind wiederum verkieselt, nur diejenigen, bei denen es angemerkt ist, in Kalk. Die grösste Zahl von ilmen konamt ant' die Gegend von Zetel, Bockhorn, Varel und Neuenburg im nördlichen Theile Oldenburg's, Orten, welche in der Nilhe oder unmittelbar auf' der frühern Küstenlinie gelegen sind; es fanden sich hier in

Varel — Calymene Blumenhachi u. Pentamerm linjuifer, in Kalk.'

Bockhorn — Heliolites mejadorna.

Zetel — Astylosponfjia praemorsa in 7 Exemplaren, A. jrilula in dreien, A. Wiepkeni in einem PJxeinplare.

Neuenburg — Strophomena depressa in dunkelgrauem, dichtem Kalk.

Auf dem Höhenzuge, von welchem die Garther Heide einen Theil ausmacht, und in welchem (vgl. oben) auch die Barlager Gesteine und diejenigen von Benstrup und Loningen lagern, fanden sich auch einzelne silurische Geschiebe, niinilich in Olop-penburg Syringophyllum organum, in Langförde Cyathophyllum articulatum, letztere in Kalk, in Rechterfeld bei Visbek Mon-ticulipora Petropolitana.

Ferner fanden sich noch in Damme, einem ebenfalls durch seine hohe Lage ausgezeichneten Punkte, silurische Petrefacten, namlich Favosites gotlandica und Astyl. praemorsa; Funde, die

-ocr page 36-

28

urn so uielir Interesse haben, als sie auch hier grade wie ira Locheiuerberg der Niederlaude voii zuhlreichen Jurageschieben begleitet werden. Die üljrigon Funde vertheileu sicb auf Hude, Döhlen, Hartenstroth, Apen; sie besteben in 4 Individuen vun Monticulipora Petropolüana, Calamopora gotlandica; einer Stro-mato/)oren-;ilinlichen Koralle und endlicb einer Syringopora bi-furcata, letztere in Kalk, von unbekanntem Fundorte.1)

NB. Dass die einzelnen silurischen Gescbiebe so vorwaltend verkieselt sind, ist eine gewiss sehr beach tens wer the Tbatsaebe; dass aber silurische Feuersteine nicht so weit verbreitet sind, wie Meyn aimehmen zu mussen glaubte, babe icb dargethan durch den Nacbweis, dass die sog. Wallsteine Kreide-Foraini-niferen enthalten. Es möge bier nur noch hinzugefïigt werden, dass genauere Nachforschungen raich gelehrt haben, dass diese rundlicben Feuersteine fast überall in unserm Diluvium gefunden werden. Namentlich sind sie audi in Oldenburg ungeraein haüfig!

2. Djsvoniscjie Gesteine.

In Niederland gehören Gescbiebe dieses Alters durchaus nicht zu den Seltenheiten, denn es liegen, ausser den von Groningen angeführten, nicht weniger als 30 Funde vor, welcbe sich mit Sicherheit als unter-devonisch, der Gruppe des Spiril'erensand-steins angehörig, ausweisen. Sie bestehen in z. Theil blaugrauen, meistens aber durch Eisen mehr oder minder gelb gefiirbten quarzigeu Sandsteinen, welcbe ausser einigen audern Petrefacten namentlich Cyathocnnus pinnatus Goldf. und Cl tonele* sarcinu-lata de Kon. in grosser Anzahl fübren. Die meisten sind plat-tenförmig und wenig abgeschliffen, einige noch durchaus scbarf-kantig, wenige wirklich abgerollt. Der südlichste Fundpunkt

Auch Aulocopion folilen in Oldenburg nicht, doch ist koin sichrer Fundpunkt bekannt — öegcnd v. Ksson ?

-ocr page 37-

29

(lieser Geschiebe ist am Ufer der Maas durch Vcnlo vertreten, daim folgen einigc aus der Gegend von Utrecht; die Haupt-masse aber ist in der Nachbarschaft der Ussel bekannt geworden , wo sie nördlich von Arnhem und ganz besonders im nördlichsten Gebiete Gelderlands, in dor Nilhe der IJssellmiin-dung, auftreten: Epe, Oldebroek, Wesop u. a. haben das meiste Material geliefert. Aus dem Lochemerberg stammen eben-f'alls Geschiebe dieser Art, und endlich verbreilen sie sich noch nach Overijssel, wo sie bei Hellendoorn in 2 Stüeken gefunden wurden.

Ausser den angeführten landen sich noch plattige, hellge-filrbte, f'einkörnige Sandsteine, wolche ihrem Ansehen nach eben-falls dem Devon zuzurechnen sind, obgleich sie keine Petrefacten enthalten. Sie zeigen eine sehr bemerkenswcrthe Erscheinung, um derentwillen ich sie hier gesondert anführe. Zwei derselben sind niiinlich anscheinend ganz und gar mit Algenresten erf'üllt, so dass ich anfangs ein von E. Kayser aus dem O berde von von Aachen beschriebenes Gestein vor mir zu haben glaubte.1) Das dritte Gestein lehrte mich indessen den Irrthum erkennen, denn hier waren die organischen Roste deutlich erhalten und wiesen sich als Wurzeln aus, welche oifenbar in das Gestein hineinge-wachsen waren, eine Erscheinung, die man bekanntlich öf'ter beobachtet. Aus den Oeffnungen, welche an der Oberflilche des Gesteins noch erhalten waren, ragten ihre Ueberreste hervor, und auch auf dem Querbruche waren sie noch zu erkennen. Jetzt gelang es mir auch au dem zweiten Sandsteine noch Andeutungen von Wurzeln zu finden, theils in den noch nicht vollstandig verschlossenen Oeffnungen, welche sie beim Eindringen an der Obertliiche des Gesteins gebildet hutten, theils in der Verzweigung der Gebilde. Beim dritten Handstücke deutete

Stuclicm aus cl. Gobicto tics rlieinischou Devon (Zoitsclu*. d. doutscli. goolog. Gos. 1870 p. 841.

-ocr page 38-

30

nur noch tl ie Letztere auf die Wurzehiatur hiu, wiihrend die Aehnlichkeit luit Algenresten in jeder andern Hinsicht eiue vollkommene ist! Es sind das gewiss bemorkensvverthe Erhal-tungszustiinde, die ein neues Licht auf'die ünsicherheit werfen, welche bei der Deutung mancher derartiger Keste herrschen muss. Ohne das eine Gestoin, welches noch die ursprüngliche Erhaltung zeigt, wiihrend bei den andern die Wurzelreste petrifi-cirt warden, wiire obige Erkliirung nicht aufgefunden. Ich halte das Gestein für dasselbe, welches Staring als Fucoiden-sandstein1) beschrieben hat, denn Letzteres fand sicli in der Sammlung nicht vor.

Auf Urk kommen devonische Gesteino, nach dein mir zu Gebote stehenden Materiale zu nrtheilen, nicht vor; deun die Hartingschen Musterstücke, welche als solche bestimmt worden sind, geboren nicht hieher. In einem Theile erkenne ich typische Beyrichienkalke, in denen die Beyrichien allerdings erst nach dem Befeuchten (dann aber ganz zwei fel los) zu erkennen sind. Die andern Gesteine, welche als devouisch bestimmt sind, enthalten zwar keine Petrefacten, aber ich muss sie dennoch eher für silurisch als devouisch ansehen. Petrefacten, welche für das Vorhaudensein devonischer Gesteine sprachen, liegen jeden-falls nicht vor, deun das mit „Actinocrinus laevis Mill.quot; bezeich-nete Exemplar ist ein unbestimmbarer, wahrscheiulich aber ober-silurischer Orthoceras.

In Nordwestdeutschland kenne ich bis jetzt nur zwei Funde, deren Auftreten früher viel Schwierigkeiten zu bieten schien, jetzt aber in Verbindung mit den hollilndischen Geschiebeu leicht begreiflich ist. Es sind Geschiebe derselben Schicht, gekenn-zeichnet durch Pleurodictyum problematicum Goldf. und Or this strialula cCOrb. Beide Funde stammen von Varel, woher obeu auch vereinzelte Silur-Geachiebe angeführt warden.

Bodem van Nodurlaud p. 1U0. Bd. II.

-ocr page 39-

31

3. cahbon-gesteink

Den von Roemer beknmit geiuacbten Gesteinen dieser Formation, welche in Niederland gefnnden wurden, lilsst sich kein neuer Fund mehr anreihen: Es sind dies Productus striatus Sow, in Gooiland, and Goniatites sphaericm de Haan in Overijssel bei Holten aufgelesen, sowie schwarzer Kieselschiefer. Ersterer weist nach iloiner auf die Gegend von Stolberg nnd Aachen, letztere beiden auf das Rnhrthal als IJrsprungsort bin.

In Nordvvestdeutschland sind Gescliiebe dieses Alters bis jetzt niclit gefunden worden.

4. Tkias-Gestjsine.

In Niederlnnd soil nach Staring bei Oldebroek in Gelderland ein Kalkbrocken dieses Alters gefunden sein, nnd Ceratites nodosus da Haan wird als zweifelhafter Fund von Hilversum in Gooiland angeführt. Ich selber babe kein einziges Gescbiebe bier vorgefunden, welches auf das Vorhandensein von Trias hinwiese, dagegen sind aus Nordwestdeutschland zweifellose Ge-steine dieses Alters bekamit. Ich lernte davon kennen Wald-heimia vulgaris v. Schloth. spec., in Löningen; Lima striata v. Set doth, spec., in Jever, und Ceratites nodosus de Haan, in laderberg aufgelesen. Hemerkenswerth ist, dtiss die beiden ersten Fundpunkte wiederum mit solchen von silurischen Gesteinen zusammenfallen.

Der Erhaltungszustand der Gescliiebe glich durchaus demjeni-gen, welclien die Fetrefacten in den anstehenden Schichten der Provinz Hanover zeigen.

5. Juha-Gesteine.

Jurageschiebe sind ungemein haiifig in unserm Gebiete, vor allem diejenigen des Lias, denn nicht weniger als 149 Bruch-

-ocr page 40-

32

stücke von Ammoniten oder Abdrücken derselben in eisenhnlti-gem, gelblichen, auf detu Bruclie of't rauchgrauen Thongesteine liegen aus Niederland vor. Wenn aucli nicht alle einu Species-bestimmung zuliessen, so ist doch ilire Zngehorigkeit zum Lias wegen des Erhaltungszustandes kauiu anzuzweifeln. Andre, deren genauere Bestinnnung erfolgen konnte, vertheileu sich auf f'ol-gende Schichten.

Angnlatenschichten (v. Seebacli ilaimov. Jura p. 17) sind darch eine grössere Anzahl des für diese Schicliten am meisten bezeichnenden Leitfossils Ammonites anjulatus Schloth. vertre-teu. Schichten dieses Alters stehen in niichster Nilhe Hollands an, so namentlich aucli in dein Jurazug von Ibbenbühren bei Püsselbüren.

Arietenschichten (v. Seebach 1. c. p. 19) sind durch zahlreiche Bruchstücke und Abdrücke von Ammonites Conybeari Sow. ver-treten. Die anstehenden Schichten finden sich in niichster NVihe vor, u. a. in der Herforder Lias-ablagerung bei Enger.

Schichten des Am. capricornus (v. Seebach 1. c. p. 24) sind durch ungemein haüfige Bruchstücke dieses Ammoniten reprae-sentirt, mit z. Th, vollkommenem, vierseitigen Querschnitt. Sie stehen schon in niichster Niihe an, bei Rheine an der Bentlager Schleuse.

Schichten des Inoceramus polyplocus (v. Seebach 1. c. p. 33). Graue thonige Gesteine, zum Theil ganz und gar mit Inoceramus ■polyplocus F. Roem erfüllt, liegen in 11 Stücken vor. Sie stim-uien genau mit den am Vossberge vorkommenden Schichten überein, eine Uebereinstimmung die bereits von llümer für einen Theil dieses Materials hervorgehoben wurde. Roemer rech-net dahin auch noch mit unbestimmbaren Zweischalern erfüllte Nieren von Ootmarssum, die in gleicher Ausbildung sp;iter im Lochemerberg gefunden wurden.

? Cornbrash (v. Seebach 1. c. p. 42). Vielleicht ist diese Schicht in einem plattigen Thongestein, von schmutziggelber Farbe

-ocr page 41-

33

vertreten, welches auf der Oberflüche zahlreiche, aber liöclist un-deutliclie Reste eines Zweischiilers enthillt, der nach Grosse und Umriss Avicula echinata Sow. sein könnte.

Hersumer Scliichten (v. Seebach 1. c. p. 48). Zahlreiche Bruch-stücke eines kieseligen, in der Regel dunkelschwarzen, in einem einzelnen Falie braünlichen Gesteins liegen vor. Sie enthalten ausser unbestiinmbaren Zweischalern vor allen Paden subfibrosus d'Orb. in mehreren Exemplaren. Ausserdem Abdrücke und ein flachgedrücktes Bruchstück von Ammoniten, unter denen Ammonites cordatus Sow. mit Sicherheit /,u erkennen ist. lm Jura von Westerkappeln und bei Ibbenbühren stehen entsprechende Schichten au.

Die Juragescliiebe finden sich namentlich zu beiden Seiten der IJssel in grosseren Mengen abgelagert, und da ist es sehr be-merkenswerth, dass ihre Fundpuukte so grosse üebereinstim-mung mit denjenigen der übrigen Geschiebe, namentlich der devonischen zeigen. Der nördliche Theil Gelderlands zeichnet sich vor allem wieder durch grossen Reichthum aus, Epe, We4op, Heerde, Oldebroek lieferten einen bedeutenden Antheil; aber auch der Lochemerberg ist eine reiche Stiltte von Jurafunden gewesen, sowohl von Liasammoniten, als Gesteinen mit Inoce-ramus polyplocun und besonders solchen der Hersumer Schichten. Die Letzteren fanden sich ausserdem noch bei Holten in Overijssel (nach Roemer) und in Ootnuirssum, indessen an beiden Orten bei weitein nicht so zahlreich wie im Lochemerberg. Die Gesteine mit Inocemmus polyplocus verbreiteten sich bis nach W ezop.

Vereinzelte Juragescliiebe finden sich noch an andern Orten Overijssel's, auch in Veluwenzoom; ein Einzelfund sogar liegt aus der Bergumerheide vor. Von derselben Localitilt wurdeoben ein Broeken silurischen Ghonetenkalks angeführt, und da müsste man hier consequenter Weise auf der Karte „gemengtes Diluviumquot; verzeichnen.

3

-ocr page 42-

34

Auf Urk kommen Jurageschiebe nach dein mir zu Gebote stellenden Materiale nicht vor; demi das angeblich Pentacrinus 'penlagonalis enthaltende Gestein, ist, wie schon oben bemerkt) obersilurisch. Wcnigstens sind die Trochiten durcliaus unbe-stimmbar. Ein andres Gestein trug frülier die Bezeiclmung „Terébratula jlahellula\ jetzt uur noch „Terebratulaquot; und ist wohl zweifellos mit dem pag. 19 1. c. genannten, als Jurageschiebe aufgefassten Gesteine Hartings zu identificiren. Icli erkenne darin mir mehrere Leibesringe (Pleuren- und Axen-stiicke) eines Trilohiten und unbesthnmbare Eiudrücke von Bhynchonella? dann aber zahlreiche Sclmitte durcli Beyrichien, wodurch das, schon im Aüssern durcliaus silurischen Gesteinen gleichende Objekt der silurischen Formation zugewiesen wird.

In Nordwestdeutschland sind Jurageschiebe ebenfalls sehr haüfig und namentlich sind es audi hier wieder, gerade wie in Niederland, die Liasgeschiebe, welclie durch ihre Haüflgkeit auffallen, so dass sie rücksichtlich derselben wohl init deujeni-gen der Niederlande verglicheu werden können. Auch sind dieselben Petrefacten hier wie dort die haüfigsten. Namentlich wurde mir Damme im südlichen Theile Oldenbnrgs, westlich vom Dümmer-See, als besonders reiclicr Fundpunkt von Liasainmo-niten und deren Abdrücken bekannt. Das ganze Vol kommen, der Erhaltungszustand vor allem, gleicht aufs Genauste demje-nigen, welches diese Jurageschiebe in den Niederlanden zeigen.

Angulatenschichten durcli Ammonite* angvlatus Scldoth.

Arietenschichten durch zahlreiche Exemplare von A. Cony-heari Sow.

Schichten des A. capricorjms durch, ebenfalls sehr zahlreiche, Bruchstücke dieses Ammoniten vertreten — Alles genau mit den niederliindischen Funden übereinstimmend.

Die übrigen Funde sind vereinzelt und vertheilen sich bis zu der nördlichsten Grenze des Diluviums, ganz analog der Ver-breitung in Niederland. So fand sich unter andern A. Bucldandi

-ocr page 43-

35

Sow. aus dein untern Lias bei Jaderberg in Oldenburg, Belem-nites paxillosus Schlolh., dessen Scliwerpunkt bekanntlicli inden oben genannten Schichteu von A. capricornus liegt, fand sieb in VVangerooge.

Der mittlere Jura ist dureb Bel. giganteus Schlolh. von Lonin-gen repriisentirt, welcber nacb v. Seebacli muuentlich in den Coro-natenscbichten des nordwestl. Deutscblands zu Hause ist, aber audi in den obern Lagen der Schicht rait Inoceramus polyplocus sich findet. Schichten an der Porta und am Vossberge anstehend.

Der obere Jura endlich, und wahrscheinlich wiederum die Hersuraer Schicht, ist durch A. plicatilis Sow. und llolectypus depressus Lam. spec vertreten, Petrefacteu, svelche freilich audi in der Korallenbank (v. Seebach 1. c. p. 50) vorkomraen, liier aber selten sind. Jedenfalls entstaiumeu sie aber Schichten, welche anstehend in nilchster Niihe bekannt sind, so die ller-sumer Schicht an den oben angeliihrten Orten, und die Koral-lenschicht am Lindnerberg bei Hannover.

6. Kreide-Gesteink.

Geschiebe dieses Alters geboren sowohl in Niederland als in Nordwestdeutschland zu den weit verbreiteteu, aber sie bieten ebensowenig Interesse wie die Kreidegesteine der Massenabla-gerungen, mit denen sie übereinstimmen. Es sind vor alleai wieder Feuersteinkerne, namentlich der Echiniden aus der Senon-stufe, und die Haüfigkeit der Gcsteine gegenüber denjenigen der andern Pormationen stiinmt vollkommen mit derjenigen, die sie im Osten der Elbe zeigen, iiberein.

Roemer erwahut ein kalkig-mergliges Kreidegestein aus dem hollilndischen Diluvium, dessen Abkunft im Norden zu suchen sei '), aber dies Gestein ist jedenfalls sebr selton, denn mit den

') Uuber hollilud. Diluvialgoschiebo 1857 p. 889.

-ocr page 44-

36

bekannten mergligen Kreidegesteinen des ostliehen Diliviums stimmt keins der mir vorliegenden Geschiebe vollkomraen überein. Ein einzelner, im Lochemerberg gefuudener Broeken tunes Kreide-gesteins weist dagegen entschieden uuf eiue südliche Abkuuft bin.

Bemerlvenswertli ist unter den Ecbinideiikernen Oldenburgs noch ein Exemplar, welches einen eigentluiinlichen Erbaltungszu-stand zeigt. Es besteht in seiner untern Hillfte aus gewöhnlicher Feuersteinmasse, die obere Hillfte dagegen, wclche sich scharf, wie abgeschnitten, gegen die untere absetzt, erscheint, als ob die Scbale von ibr abgeschalt wilre. Sie besteht aus krystallmischem Quarz, welcher, entsprechend der früheren Anordnung der Til-felcben, eine Rei he von Eindrücken zeigt. Dieser, anscheinend sebr eigentbüinliche Erhaltungszustand erklilrt sich indessen leicht mit Zuhülfenahme eines andern, den ich an einem Ananchytes aus dein Mecklenburgischen Diluvium kennen lernte. Hier war die Innenfltiche der unausgefüllten Schale drusenartig mit Kei hen wohl ausgebildeter Krys talie von Kalkspath-rhom-boëdern besetzt, welche den Tafelreihen gen au entsprachen. Wiirde ein derartiges Individuum mit Kieselsaüre ausgefüllt und würden spiiter die Kalkspath-krystalle durcli Kohlensaüre-haltiges Wasser fortgeführt, so müsste der zurückbleibende Kern dasselbe Aussehen zeigen, welches jetzt der obere Theil unsres Individuunis darbietet. Da das Letztere in seinem untern Theile aus Feuersteinmasse besteht, so muss man anuohmen, dass diese bereits vorhanden war, als die obere Hillfte noch eine Kalkspatbdruse darstellte.

7. TEETlaa-GESTEINB.

Wenn ich von den aus unmittelbarer Nilhe stammenden ter-tiilren Geschieben Niederlands absehe, so bleiben folgende zu verzeichnen:

Eociine Geschiebe sind durch zwei kieselige Gesteine mit

-ocr page 45-

37

Nurnrnuliten vertreten, welche bei Hellendoorn und Oldebroek gefunden wurden, und zu deuen Staring schreibt, sie mochten „uit de Alpen herkomstig?quot; sein. Eine derartige Herkunft lilsst sich aber wohl nur durch Aufstellung abenteuerlicher Hypothesen bekrilftigen und es ist durchaus nicht nothwendig so weit den Ursprung zu suchen. Die Gesteine führen Numulites laevi-gatus Lam. in zahlreichen Exemplaren und den unbestimmbaren Abdruck eines Mastropoden [Turritalla9). Entsprechende Schichten stehen bekanntlich im belgischen Tertiiir bei Brussel an, wobei der Kieselgehalt dein Vergleiche keinen Abbruch thut, deun er erklart sich leicht dadurch, dass die Gesteine im Diluvium ge-bettet waren.

Bemerkenswerth ist, dass diese Funde von Nummulitenge-steinen nicht mehr die einzigen sind, welche aus unsrer Tiefe-bene vorliegen, denn auch in Mecklenburg wurde ein derartiges Gestein unter Verhiiltnissen gefunden, welche den Gedanken, dass es zufilllig in das Diluvium gerathen sei, nicht aufkoimnen lassen. Leider konnte ich mich nicht mehr in den Besitz des Gesteines setzen, obne dass ich deswegen an der wohlverbürgten Mittheilung zweifelte.

Verldeselte Hölzer finden sich in grosser Menge iui Diluvium Niederlands vor, namentlich wieder im Lochemerberg und im Norden von Gelderland. Im Tertiiir von Oberkassei, in der Nilhe von Bonn, kommen sie in gleichem Erhaltungszustande vor.

Miociine Gesteine fanden sich in zwei Filllen, eins im nörd-lichen Theile Gelderland's, ein andres bei Zeddam, in der Nilhe von 's Heerenberg, unweit des llheines. Die üebereinstimmung des zweiten Geschiebes, einer Eisensteinknolle mit zahlreichen Petrefacten, mit Gesteinen des Grafenberges bei Düsseldorf ist eine so vollkommene, dass sie auch ohne die specifische Bestim-mung der Reste, welche leider nicht auszuführen war, als durchaus sicher angesehen werden darf. Das erstere Gestein, mit Abdrücken von Cardium spec., lilsst sich nicht so sicher

-ocr page 46-

38

hieher bringen, doch ist seine Zugeliiirigkeit mindestens sehr wahrscheinlich.

In Nordwestdentschland finden sich ausser den eutsprechen-den, mit Holland vollkommen übereinstimmenden Geschieben namentlich noch solche oberoligocaenen Alters. Darunter ein bei Löningen gefundenes, welches nach Koch in genau gleichen Stücken bei Sternberg vorkoimnt! Ein andres Gescbiebe liegt in Spatcmgus Kleini Ag. vor, ein Fossil, welches bekanutlich in den Schichten mit Terébratula grandis in der Provinz Hanover und Westfalen nicht selten ist. Es staunnt von Jever und zeigt genau denselben Erhaltungszustand, wie man ihn u. a. bei Bünde beobachtet.

Miocanes Gestein, in der Ausbildung, welche vom Grafen-berge bekannt ist, ist durch 2 Eisensteinknollen und ein paar Steinkernen vertreten. Von den ersteren enthiilt eine Turritella Geinitzi Speyer, Fundort Cloppenburg. Die andre ist in Löningen gefunden; die Steinkerne stammen von Oldenburg. Aus-serdem wurden aus Dinklage, im Süden von Oldenburg, bekannt Pleurotoma incerta Bell. und PI. rotata Brocc., in gleicher Er-haltung wie bei Dingden auftretend.

Tertiiire Hölzer endlich wiederum in gleicher Haüfigkeit wie in Niederland, namentlich in Damme. Dieser Pundpunkt hat also in jeder Beziehung viel mit dem Locheinerberg in Gelderland gemein; viele Jurageschiebe, viele tertiiire Hölzer und daneben silurische Gesteine, so dass man hier, um mit Staring zu sprechen, ein recht eigentlich „gemengtes Diluvium vor sich hat. Rücksichtlich der andern Fundpunkte ist wiederum die Uebereinstimmung mit denjenigen der übrigen Geschiebe her-vorzuheben. Der Fund in Oldenburg scheint gegen die oben ausgesprochene Ansicht zu zeugen, dass man an den tiefer liegenden Punkten keine Geschiebe erwarten diirf'e. Abcr diese Steinkerne sind dei Anlage eines Bassins von ansehnlicher Tiefe gefunden worden, und das stimnit um so mehr mit obigen Aiis-

-ocr page 47-

39

serungen übereiu, da man in der Tiefe dieselben Geschiebe iiuch hier erwarten muss, welche man an den, nicht durch Sandwehen, Morast, Marsch ti. s. w. bedecktcn Punkten au der Oberfliiche findet.

ÜEBERSIC11T DER BESC1IR1EBENEN GESTEINSARTEN.

Gesteinsabten.

EKTSPnECIIENDE SCHICHTEN einden sic1i ansteuent) in ;

Ob. Scliicliten des

Unt. Silur. - - f'

Pentamerenkalke -f-

Korallenkalke -I-

Trocliitenkalke H-

Oolitli. Kalkstein —

(Jhonetenkalk s.str. Thoniger Chonet.k. üolomit. Chonet.k. Weicher, weisser Kalk ruit Rh. nucula.

Bunte Dolomite -f-Peinkörniger, roth-gefleckter Kalkstein raifc Pisch-resten.

Bn.ss. Ostseeprovinzen (In N. VV. Deutschland nur Syringophylliim orgauum n. Aulocopium).

Uuss, Ostseeprovinzen.

Gotland (eiue gelbe in Groningen ge-fundene Varietiit — nach Roemer. Fundort d. violett angeflogenen un-bekannt).

Gothmd u. Iluss. Ostseeprovinzen. Russ. Ostseeprovinzen.

? ?

Russ. Ostseeprovinzen.

V V (Das obersilur. Gestein Ehst-land's, welches Pischreste f'ührt, ist petrograpliiscli verschieden)


-ocr page 48-

40

G-esteiksakten.

Niederiande.

a

03

2

ü co

ö

Entsprechende Schichten finden

sich ansteiiend in :

Saudsteine und

Ouarzite.

-f-

~h

Russ. Ostseeproviuzen.

Spiriferensandst.

~h

Eifel.

Kohlenkalk

Aachen und Ruhrthal (nach Roemer.)

Muschelkalk

v

-f-

Hanover, und Westf'alen.

Lias

4-

)gt;

Mittl. Jura

4-

i) y ))

Ober. Jura

-H

i)

Senon

-f-

im Süden und Nordosten (Mecklenburg u. a.)

Kalkig mergl. Krei-

degestein

baltische Kreide (nach Roemer).

Nummulitengest.

Brussel.

Tertiiire Hülzer

Oberkassei bei Bonn.

Ober Oligocaen

Sternberg.

)gt; gt;gt;

Hanover (Gegend v. Osnabrück) u. Westfalen.

Miocaen

~h

Grafenberg bei Düsseldorf und Ding-den.

Aus obiger ïabelle geht zunilchst eine ausserordentliclie Ueber-einstimmung der iu den Niederlanden und in Nordwest-deutsch-land gefundenen Geschiebe hervor, denn alle diejenigen Gesteine, welche nicht gleiclizeitig hier wie dort vertreten sind, bestehen in Einzelfunden, so der silnrische Oolith und die Petrefacten des Kohlenkalks in Holland; das oberoligocaene Gestein in Oldenburg. Bei den übrigen ist aber nicht nur das gemeinsame Vorkommeu bier wie dort zu verzeichnen, sondern vor allem

-ocr page 49-

41

auch ist bei den meisten die relative Haüfigkeit des Vorkom-mens dieselbe.

Was die silurischen Gesteine anlangt, so mag es manchem auffallen, dass unter den entsprechenden anstehenden Schichten diejenigen von Gotland nur einzeln angeführt vvurden; indessen besteht zweifellos eine weit grössere üebereinstimmung mit den Gesteinen der russischen Ostseeprovinzen, als mit denjenigen Gotlands; nur in einzelneu Broeken von Chonetenkalken und in einetn Stücke Trochitenkalk erkenne ich eine grosse Aehnlich-keit mit anstehenden oljersilurischen Schichten dieser Insel, aber dennoch ist auch in diesen Piillen keine vollkommene Üebereinstimmung zu constatiren. Dagegen entsprechen zuniichst die Pentamerenkalke, wie bekannt, ganz genau den obersilurischen Schichten von Ehstland, die Üebereinstimmung ist so gross, dass sich die wesentlichen Modilikationen dieses Gesteins silmmt-lich in unserm Gebiete vertreten finden. Eine weitere üebereinstimmung finden wir in den weit verbreiteten bunten Dolo-miten und dolomitischen Kalken, welche in derselben Weise bei uns vorkommen. Ich erwahne hier nur aus den vielen Beispielen, denen man beim Durchlesen der iJntersuchungen Schmidt's fiber die silurische Formation von Ehstland etc. be-gegnet, das dolomitische Gestein, welches an der Oberfiilche dnnkelroth gefilrbt ist, zwischen Jörden und Maidel (1. c. p. 148); ferner blaugranen Dolomit, welcher nach der Verwitterung eine gelbé Farbe annimmt und auf Insel Moon und dem Pestlande ansteht (1. c. p 158), und die grosse Anzahl der gelben Dolomite, denen man überall begegnet. Kieselige Kalke und Kieselknollen, rother Sandstein, marmorahnliche, dichte und krystallinische Korallenkalke — das Alles findet sich in gleicher Weise in unsern Geschieben einerseits, in Ehstland und den benachbarten Insein andrerseits vor, und selbst das haüfige Vorkommen von Bleiglanz und Schwefelkies in unserm Diluvium bietet noch eine weitere Parallele mit den Schichten der russi-

-ocr page 50-

42

sclien Ostseeprovinzen. Vor allen Dingen ist fiber audi die Aus-bildung der Chonetenkalke, unter (lenen die thonige Vurietiit unter unsern Geschieben den ersten Plat/, einnimrat, übereinstim-mend mit der Ausbildung dieser Scliicht in den Ostseeprovinzen, und dieselbe Schicht zeichnet sich dort dudurch aus, dass ilire Gesteine oft duloniitisch werden. Nur einzelne silnrische Gesteine sind in Ehstland und angrenzenden Insein bis jetzt nicht ge-funden worden, so die verein/.elten oolithischen Kalke und dns bunte Gestein , welches Fischreste euthillt; dem Letzteren enfc-spricht daselbst ein sandiger Kalllt;. Aber schon öf'ter hat man in den Geschieben die eiuzelnen Schichten elier erkannt, als in den anstehenden Gesteinen, und es ist durchaus nicht un-wahrschein lich, dass sich die entsprechenden Gesteine noch am angefïïhrten Orte finden werden. Dem sei übrigens, wie ihm wolle — jedenfalls ist die üebereinstimranng der Hauptmasse unsrer Geschiebe mit anstehenden Schichten Ehstlands, Oesel's u. s. w. eine ausserordentlich grosse in petrographischer Bezie-hung. Nicht minder aber ist die palaeontologische Ausbildung übereinkominend, wenngleich aut' diese nicht derselbe Werth gelegt werden kann, wie auf die petrographische Gleicheit; denn ich bin mir sehr wohl bewusst, dass eine Vergleichung mit der gotliindischen und selbst englischen sihirischen Fauna ein ilhnliches Resultat lief'ern wiirde. Immerhin raag aber f'ol-gende Tabelle die grosse üebereinstimmung der organischen Einschlüsse unsrer Geschiebe und der in den Ostseeprovinzen anstehenden Schichten erlaütern, vor allem aber (und desvvegen ist sie besonders aufgestellt worden) das Vorkommen der Pe-trel'acten in den verschiedenen Etagen daselbst darstellen; da hierauf wegen der spatereu Betrachtungen über die Herkunft unsrer Geschiebe der grösste Werth zu legeu ist.

Diejenigen Petrefacten, welche ich nicht selber beobachtet habe, sind mit einem * versehen, und giebt die beiget'ügte Notiz an, worauf sich die AutV.iihlung in iler Tabelle sfcützt.

-ocr page 51-

43

Boi den übrigen Namen bezeichnen die Notizen die Quellen, nacli denen besonders die Bestimmung erfolgte. Diejenigen Fos-silien endlich, welcho keine Notiz führcn, sind iin palaeontolo-gischen Thcile besproclien worden, und giebt, die beigefügte Nummer ihre Folge in Letzterem an. In der ersten Spalte, welclie sich auf die Hnüfigkeit der einzelnen Arten bezieht, bedeutet s = selten, e = einzelne, m = melirere, li =haüfig, hh = sebr liaüfig.

Die Tabelle enthalt nur Petrefacten von Groningen, da diese am genauesten bekannt wurden; indessen stinnnen die Fossilien Oldenburgs, welcho ich früher angefiihrt habe (von Jever 55 Arten) tast ganz mit denen von Groningen überein; es mögen also Letztere gewiss mit Recht als gleichwertliig mit denen der andern Localitilten angesehen werden.

§ Tn don rnssisohon.

bD

NAMEN.

a 2

O '

Oh tsoopro vinzen in Zone

.3 3 4 1 5 G i 7 8

Strom atopora (1)........

Sl'CNGIAK.

Astylospongia praemorsa (4) ...

pilula (5)......

Anthozoa.

* Isis corallina (Morren-Corall. Belg. p. 22

t. 4 f. 1).........

Heliolites interstincta (6) .... „ megastoma (7) ....

,, iuordinata (8).....

Propora tubulata (9)......

Favosites gothlandica (10) . . . „ aspera (11)......

hh

h Komt vor, Schicht? e —--1--—

I

hh- : , ■ I.,

s -----

s -f- — —• s

p II-:

hh - -

r r i i


-ocr page 52-

44

fl

Ü

lu deu russischeu

NAME N.

3

o

Ostseep

roviuzon

n Zouo

d

.2

3 | 4

5 i 6

7

is

Favosites Forbesi (12)......

in

1

I

„ Hisiageri (13)......

li

~h

* „ ? (Millepora) Grouiugaua (Morren

Corall. Belg. p. 25 t. 6 f. 1, 2.)

„ cervicornis (14).....

h

„ Staringi (15)......

s

„ fibrosa (16).......

m

-

~h

Alveolites repens (17). . . , . ..

m

„ suborbicularis (18) . .

(3

__

Monticulipora Petropolitana (19) .

e

--

__

„ confluens (20) ....

s

„ pulcliella (21) . .

s

Halysites cutenularia (22).....

llll

-f-

H-

4-

„ escharoides (23).....

h

4-

„ triangulata (24).....

s

-

_

Syringopora bifurcata (25).....

lih

-

4-

„ cancellata (26).....

s

„ Gronmgana (27) .

s

„ fascicularis (28).....

h?

Coenites juniperinus (29)......

hh

„ Swinderenanus (30) . .

m

Tliecia Swinderenana (31).....

* (Jyathaxonia Dalmaui (nach Koeiner —

Groningen p. 267.).......

s

Cyathophyllum truncatiira( Edwards Haime.

Br. f. corals p. 284 t. 66 f. 5).

e

4-

„ articulatum (32) ....

m

Rhizophyllum ? Groningana (35) .

s

-ocr page 53-

45

lu den russischon Ostseeprov iuzen in Zono

N A M JC N.

7 8

3 4

Acervularia luxurians (36) .... Eridopliylluni rugosum (37). . . . Syringophyllum organum (38).

Eciiinoderjiata,

Cyathocrinus rugosus (39) .... „ pentagonus (Goldf. Petref

Germ. T. 1, p. 192, t. 59, f. 2) Pentacriuus priscus? (Eicliwald. Leth Ross. p. 57G, t. 31, f. 39) .

Vermes.

Cornulites serpularius (Murch. Sil. Syst. p

627, t. 26, f. 5—9).....

Ptilodictya lanceolata (40) ....

Arthropoda.

Leperditia Ualtica (Roem. Leth. pal. t

19, f. 7)......

„ phaseolus (nach Roemer-Gro-ningen p. 270). .

Primitia spec. (Jones—Annal. Magaz

1865 p. 415).......

Beyrichia tuberculata (Boll. Beyricliien

im Mecklbg. Archiv t. 1, f. 1). . Encrinurus punctatus (nacli Roemer—

Groningen p. 270)......

Proetus concinnus (nacli Roemer—GrO' ningen p. 270).......

m

m

hh

-4-

s hh

hh

?

-ocr page 54-

40

§ i

In den russischeu Ostseoproviuzeu iu Zoue

3 | 4 | Sjjü^l 7 J_8

NAMEN.

O

Mollusca.

ii. Brachiopoda.

Crania iiuplicata (Murch. Sil. Syst. t. 12

f. 14a)..........

Chonetes striatella (41).....

Leptaena transversalis (Roemei*—Letli

pal. t. 12, f. 9).......

Stropliomenti englyplia (Barr. Sil. Bra

chiop. v. Böhui. t. 23, f. 4— 8) Stropliomena spec, indet.... „ pecten (IJoeiner—Tennessee

p. 67, t. 5, f. 4) . .

Orthis elegantula (12).....

„ Lovéui (42)......

,, canaliculata (nacli Roemer—Groningen p. 269) . ...

lynx (43).......

Orthisina anomala (nach Roemer—Gro

ningen p. 269).......

Rhynclionella nucula (Murch. Sil. Hyst p. OU, t. 5, f. 20) . „ bidentata (nacli Roemer— Groningen p. 209) . Meristella didyma(Murch. Sil. Syst. t. 0,1'.4). Atrypa reticularis (Roemer—Letliaea pal

t. 13, f. 2).......

„ marginalis (Roemer—Tennessee p. 09, t. 5, f. 10) . . . .

m hh

m

mL;_

h hh h

e s

| hh

in in

m

m

-H—

-ocr page 55-

47

N A M E N.

cu Tn deu russischoii te

.2 Ostsüoproviiizeu

g iu Zouo

1 .9

3

4

5

G

?! 8

Pentainerus borealis (Echwald Leth. lloss.

P- 787)..........

hh

Spirit'er crispus (Murch. SU. Syst. p. G24,

t. 12, f. 8).......

IU

-t-

* „ aulcatus (Roemer—Groningen

p. 2(39).......

IU

„ spec, indet . . ....

e

-

b. Pelecypoda.

Pterinea retroflexa (Murch. Sil. Syst. fc.

5, f. 9)..........

e

■-

-h

* Lucina prisca(Roemer—Groningenp. 269).

s

H-

c. Gastropoda.

Tentaeulites ornatus (Murch. Sil. Syst.

t. 12, f, 25).........

m

~

-f-

Murchisouia cingulata (Roemer Leth. pal.

t. 14, f'. 11).........

h

_

_

---

-f-

* Turbo spec, indet. (Roemer—Groningen

p. 269)..........

s

Enomphalus, mehrere gestreifte Formen

(darunter funatus?).......

m

--

--

d. Cephalopoda.

Actinoceras cochleatum (44) ....

m

---

Ormoceras? vertebratura (45) ....

e

Summen d. Petrefacten in d. einzeln. Schichten: ! 6 |l0|l0lll|l7|2é

Von deu oben angeführten 77 Petrefacten, welche aus den Geschieben von Groningen bekannt wurden, sind 3 niclit niiher zu bestimmen; ausserdem befinden sich darunter 9 Arten, welche bisher nur iu Groningen gefunden wurden, also zur Vergleichung

-ocr page 56-

48

mit Faunen andrer Localitilten (wobei es sich um Feststellung der grössteu Uebereiustimiuing mit einer derselben handelt) niebt in Betracht kommen konnen. Demnacb bleibeu 65 Arten zur Vergleicbung übrig, und von dieseu sind aus den russischen Ostseeprovinzen 50 bekaunt geworden, darunter ein f'raglicbes Vorkommen. Diese Uebereinstiimuing ist gewiss eine grosse zu nennen, zumal unter den feblemlen Arteu sich solche befindeu, welcbe aller Wahrscheinlichkeit nach dort übersehen sind, so u. a. Crania implicata und Spirifer sulcatus, und demnach die üebereinstimmung sich spilter in noch höherem Grade heraus-stelleu dürfte. Was die horizontale Verbreitung der Fossilien anlangt, so kommen in Zone

8 — Obere Oeselsche Gruppe — 24 Arten vor. 7 — üntere Oeselsche Gruppe — 17 » „ 6 — Zone des Pent. ehstonus — II „ „ 5 — Zwischenzone -— 10 „ „

4 — Borealisbank — 10 ,, „

3 — Borkholmsche Schicht — 6 ,, „

Es liegt also der Schwerpunkt in den obersten Schichten des Ober-Silur, von wo aus ein bestandiges Absteigen stattfindet, bis zuletzt in den obersten Lagen des Unter-Silur nur noch G Arten vertreten sind. Von diesen untersilurischen Formen sind aber nur 4 in Ehstland aut' die Schichten dieses Alters beschrilnkt, und nur 2 (Orthisina anomalu und Orthis lynx) sind aus-schliesslich in ilmeii zu Hause; wiihrend bei einer dritten (Syrin-gophyllum organum) dasselbe nach einer briefl. Mittheilung Römer's als wahrscheinach angesehen werden muss.

-ocr page 57-

49

Die Be/.ikhungen der westlichen Geschiehe zu uenen östlich dtu Elbe

verdienen hier nocli vor allem hervorgehoben zu werden. Ich fiihre, um nicht zu weit östlich zu gehen, im Folgenden die-jenigen Geschiebe uus Mecklenburg an, welche mir von dort bekannt geworden sind. Dabei wind die Tertiiir-geschiebe auwge-nommen, da sie, wie allgeiueiu anerkannt, aut' eine iin Lande selbst bestellende Lagerstiltte zurücküuiïïhren sind. Wo sich die Mittheilungen uiuht aul' eig'onc Beobachtung stiitzen, sind die Quellen, nach denen sie angefübrt werden, beigei'ügt; alle ül)ri-gen Gesteine kommen audi bei Wismar vor, mid diirt'te ihre Aufzilhlung audi an and tur sich Interesse beanspruchen.

Untersilur und Cambiusch.

Fucoiden-Sandstein (Moll. Lleb. d. protoz. Geschiebe Mecklbgs. Im Mecklbg. Archiv 1871 p. 82).

fJnguliten-Sandstein (Boll I.e. p. 34).

Sandstein mit Paradoxides u. Agnostus pisiformis (Boll. 1. c. p. 33 — Kade. Diluvialgeschiebe v. Meseritz. Im Mecklbg. Archiv. IX. p. 81).

Alaunschiefer mit Agnostus (pisiformis?) u. krystallinischem An-thrakonit(Koch. Umgegend vou Dobberan. M. Archiv. 18()0. p. 42(5).

Anthrakonit, überall in Mecklbg. einzeln.

Bituminöser Kalk und aschgrauer Kalk ohne Bitumen, na-mentlich mit Olcnus und Agnostus (Boll. 1. c. p. 37 u. 39).

Vaginatenkalk, gran und roth, in grossen Blöcken, haüfig.

Backsteinkalk; ist bei Wismar nicht haüfig.

oueksilull.

Korallenkalk, zuweilen in unsehnlichen Blöcken.

Trochitenkalk mit ■/,. Th. fleischfarbenen Trochiten, kommt einzeln in grosseren Stiicken vor.

\

-ocr page 58-

50

Oolithischer Knlkstein, gelblich weiss. Ein Bruchstiick von wenigen Centiineteru Durchniesser bei Wismar.

Obersilur. Graptolithengestein in seiner gewöhnlichen Form. Aschgrauer, stark thoniger Kalkstein, an der Oberflilche gelb verwitternd, mit zahlreichen Moiiugrnpsus- und Orthoceras-Individuen. Letztero bisweilen mit Schwefelkies, in andern Filllen mit tiefschwarzen, gliluzeiideu Kammeni. In grossen Blöcken nicht selten.

Beyrichienkalk, ini Sinne Romers, ist selir haiifig.

Feinkörniger, dichter Kalk von ebenem bis muschligen Bruch, rothgefleckt und mit dunkelroth gefilrbten organischen Resten, □nter ihnen Fischreste. Kommt in ansehnlichen Blöcken vor.

Siuumtliche oben genannte Gesteinsarten, welche dem Unter-silur und Cambrisch angehören, fehlen in unserm westlichen Di-luvium. Dagegen sind die obersilurischeu Stockwerke bis auf das Graptolithengestein, dessen Fehlen schwer erklarlich istj alle ver-treten. Dass der Pentamerenkalk, dessen weite Verbreitung bckannt ist, untur obigen Gesohieben Mecklenburgs fehlt, is wohl uur zufiillig, denn aueli bei Hamburg, welches noch zur ostlichen Ausbildung des Diluviums zu rechnen ist, fand sich das Gestein vor.1) Von den nachfolgendén, j fingeren Formationen fehlen die Gesteine der Devon-, Carbon- und Trias-Formation vollstiln-dig, obwohl die Letzteren nach Boll noch bei Hamburg vor-kommen.2) Die Jurageschiebe sind vor allen Dingen durch Ge-schiebe der Kelloway Gruppe vertreten, deren, in grossen Blöcken vorkommende Gesteine sich durch Reichthum an Petre-facten auszeichen; das Maltzansche Museum in Waren besit/.t davon eiue ziemlich reichhaltige Sammlung. iSie haben mit den Jurageschieben Hollands und Nordwestdeutschlands niclits go-

1

) Roemer-Diluvialgeschiebe p. 596.

2

) Geognosie d. deutschen Ostsoelandcr p. 131.

-ocr page 59-

51

tuein. Boll führt ausser ihnen noch Geschiebe cler Kimmeridge-Gruppe an,!) doch kenne ich dieselben niclit aus eigner An-schauung. Unter den Geschieben der Kreidegrnppe endlich stimmen, wie sclion oben bemerkt, die Feuersteine der Senon-stufe in jeder Hinsicht, sowohl was ihre Ausbildung als relative Haüfigkeit aniangt, mit denen des westlichen Diluviums überein; aber es kommen zu ihnen noch der Paxe- und Saltholms-kalk hinzu, denen anstehende Schichten aut' den diinischen Insein bekanntlich entsjjrechen, sowie andre merglige Gesteine, deren Ursprung ebenfalls in Danemark su snchen ist.

Wir gelangen also durch eiue allgemeine Vergleichung der Mecklenburgischen Geschiebe, mit denen unsrer Gegenden, zu dem Resultate, dass die beiden Pormationen Silur und Kreide, deren Geschiebe sowohl westlich als östlich der Elbe vorkommen, in dem letztgenannten Theile misers Diluviums durch eine grössere Anzahl von Stockwerken vertreten sind; und zwar ist die silurische Formation durch eiue reichlichere Bntwicklung der untern Schicliten im Osten ausgezeichnet; die Kreide dage-gen in derselben Gegend durch reichlichere Entwicklung der obern Stui'en! Diejenigen Stockwerke aber, welche aus beiden Formationen sowohl östlich als westlich bekamit sind, entspre-chen sich im allgemeinen vollstilndig, denn die Ausbildung der Geschiebe zeigt eine so grosse Uebereinstinimung, dass in der Hegel ohne Kenntniss des Fundpunktes nicht festzustellen ist, ob z. B. ein Stiick obersilurischen Korallenkalkes oder ein Kreidegeschiebe der Senonstufe westlich oder östlich der Elbe gefunden ist. [Nur als einzelne Ausnahme wurde oben angefiihrt, dass u. a. gewisse dolomitische Gesteine der obersilurischen Formation bis ïetzt nicht östlich der Elbe aufgefunden seien.] Die Jurageschiebe, welche östlich der Elbe gefunden werden, haben dagegen inchts mit denjenigen unserer Gegenden geinein.

') Petrefactolog. Kleiuigkeiton (M. Archiv 185',( p. i(il),

-ocr page 60-

52

IIERKUNFT DER WESTLIC1IEN GESCII1EBE.

Es ist oben bereits auf die grosse Uebereinstimuiun^hingewiesen, welclie unsre Geschiebe mit anstehondeu tichicliten der russischen Ostseeproviuzen einer.seits und .solcben im rfüden, iiaiuentlich in Westfalen und in der Eifel, andrerseits haben; aber eine derar-tige üebereinstimnmiig kann nicht a priori als Bevveis angesehen werden dass die Geschiebe ihren Urspruug ans jenen anste-henden Schichten herleiten. Was y.uni'ichst unsre Massenablage-rungen anlangt, so f'illlt für sie einer der Hauptgründe, welche man stets zu Gunsten der Annahnie eines weitern Transportes anf'ühren zu können glauht, die regellose VergeselIschat'tuug von Gesteinen der verschiedensten Forniationen, weg; und der Ge-danke, dass hier anstehende Schichten zu Gr undo liegen konnten, driingt sich gewiss mit Recht auf. Vor allen Dingen aber wird eine derartige Betrachtung unterstützt durch die unlaügbare Thatsache, dass es Geschiebe giebt, welche anstehenden Schichten in Mitten unsres jetzigen Diluviums entstannnen, und der Um-stand, dass die Gerolllager durchsanken werden, ohne dass man auf anstehende Schichten unter ihnen stösst, kann kaum als Gegenbeweis angesehen werden. Deun es ist durchaus nicht noth-wendig, ja nicht einmal wahrscheinlich, dass die Gerölle, welche von, an Ort und Stelle anstehenden, Schichten, abgeleitet würden, nun noch wirklich auf diesen Schichten ruben müssten. Ange-nommen, sie stammten von Riffen, die aus dem diluvialen Meere emporragten, etwa wie jetzt Helgoland über den Spiegel der Nordsee sich erhebt, was würde nach der Zertrümmerung sich darbieten? Gerölle, welche rings urn ihre Ursprungsstatte auf diluvialen Sanden und ilhnlichen Gebilden auflagerten; und wenn nach vollkommener Abtragung des Rill's Sandmassen die ursprüngliche Lagerstiltte verschütteten, so würde es gewiss sehr vom Zufall abhiingen, ob man diese spiiter wieder auftiinde,

-ocr page 61-

53

oder nicht. Indessen ist es für die gleichaltrigen Gescliiebe öat-lich der Elbe eine ausgemachte Thatsache, dass sie aus eiit-ferntercn Gegenden trunsportirt warden, and da die unseren mit ihnen so vollstiindige üebereinstimmung zeigen,1) so ist es daraus mehr als wahrscheinlich, dass ihnen eine gleiche Ab-stammung zukonime. Vor allen Dingen weist uns aher auch ihre zunehmende Haüfigkeit in der nordöstiichen llichtnng auf einen llrsprung von dort hin; und wenn wir, wie oben an-gefilhrt, die gröstmögliche LTebereinstiminnng mit anstehenden Gebirgsfonnationen in diesen Gegenden finden, so wird die Wahr-scheinliclikeit, dass unsre silurischen Geschiebe von dort, und speciell aus den russischen Ostseeproviuzen stammen, zur Gewissheit.

Wenn es sich um das „Wie?quot; des Transports handelt, so könnte sich Maiicher veranlasst fühlen, in der abgerundeten Form der Gesteine den Beweis zu selien, dass sie durch Wasser hertransportirt wurden. Ich habe min oben schon angeführt, dass die Gesteine in dem Detritus lagern, welcher durch ihre Abrundung bereitet wurde, und dass ich schon dadurch den Beweis erbracht sehe, es sei die Abrundung an ihrer jetzigen Lagerstiitte ert'olgt. Aber auch die gewaltige Grosse einzelner Geschiebe lilsst die Möglichkeit einer Herschaffung durch strö-mendes Wasser gar nicht zu. Auch in unsrer Gegend haben sich Geschiebe gefunden (ihre Art ist dabei meiner Meinungnach gleichgültig, da wir doch wohl für alle dieselbe Weise des Transports aunehmen müssen), welche an die gewaltigen Blöcke Ponnuerns und andrer Gegenden erinneru. Sie konnten gewiss von stark bewegtem Wasser transportirt werden, aber anzuneh-men, dass solche ungewöhnliche Bewegung in der ganzen Aus-

1

) Ich hatte kür/.lich Gelegenhoit, ausser zahlroichen Gosohieben, die ich solbcr in Mockleubarg sammolto, noch obersilurischc Q-ostcino aus dem l^nli-vium von Danzig zur Vorgleichung heranzuziohen, die inir durcli Htu'ru Dr. Ooti-wentz gesaudt warden. Die Üebereinstimmung mit den entsprecheuden Gesel neben unsrer Gegend ist eine ganz vollkommene!

-ocr page 62-

54

dehnung des Diluvialmeeres statt gehabt habo, führt zu un-natürlichen Vorstellungen. Reisseuile Gebirgswtlsser, machtige Brandungswellen si nel gewiss leicht im Stande auch ungeraein grosse Blöcke ygïi der Stelle zu schaffen, wo aber sind solche stark bewegten Wassennassen durch weite Meere verbreitet? Selbst nicht in seichtem Wasser, in welchein die Wellen bis zum Grunde des Meeres herabreichten, war die Fortschaflfung auf diesem Wege möglich.

Es bleibt uns nur das Eis zur Erklilruug unsres Geschiebe-phaenomens übrig, und da bietet uns die Annahme schwimmeu-der Eisschollen, welche auf ihrem Rücken die Gesteine ver-flössten, das l)este Mittel zur Erklilrung, namentlich auch der verschiedenen Ausbildung des Diluviums westlicli und östlich der Elbe. Vor allem steht aber eine Hypothese dieser Art in vollem Einklange mit dein, was wir noch heute an dem Nord-pole beobachten; demi wenn auch die Anzahl derjenigen Eis-massen, welche Gesteine tragen, gering ist, so genügt sie nach zuverliissigen Beobachtungen doch imnierhin die Anzahl der erratischen Blöcke, die in unserm Diluvium zerstreut liegen, zu erklüren. Die verschiedene Ausbildung des Diluviums westlicli und östlich der Elbe findet ihren Grund in dem Mecklenbur-gisch-Ponimerschen Seenplateau:

Durch die verdienstvollen Uutersucliungen Koch's1) ist fest-gestellt worden „dass zur Zeit der Kreideformation Mecklenburg den Mittelpunkt eines Kreidegebirges bildete, dessen Breiten-ausdehnung von Seeland bis Lüneburg bin und darüber hinaus reichte, und dessen Lilngenausdehnung mit dem bekannten, von Preussen durch Mecklenburg hindurch bis nach Holstein hinein verlaufenden Höhenzuge, dein sog. Seen-Plateau, zusanunen-filllt, der Wasserscheide zwischen der Ostsee und Nordseequot;.

') Was liabeu wir vou d. geogu. TJntersuchg. Mecklbg's zu orwarton? (M. Archiv 1873 p. 151).

-ocr page 63-

55

Diese Erhebungen beruhen also niclit, nuf' eiiier grössern An-haüfung von Sanclmassen in Mecklenburg und Pommern, vvelche wührend tier Verbreitnng unsrer Gesclüebe ubgelagert sein könn-ten, sondern sie bestanden bereits hovor die Letzteren ihre jetzigen Lagersfcatten einnalimen. Denken wir uns nun vor Schluss der Dilnvialperiode den Spiegel des Meeres so hoela, dass er auch die Kreidebeïge Mecklenburgs und Pommerns ganz überfiutliete, so konuten die Gesteine der russischen Ost-aeeprovinzen, um bier nur von diesen /u reden, sich nngebin-derfc über das gunze jefczige Diluvium verbreiten. Die ersten Schichten aber, welche bei einer successiven Erbebung des Landes, oder (was fiir unsre Betrachtung ohue Unterschied ist) bei einem langsamen Znrücktreten des Meeres, zur Verbrei tong gelangen konnten, waren seliistverstiindlicb diejenigen, welche die oberste Lage einnahinen. I )a nun jüngere Gesteine an den betreffenden Localitiiten telden, so gelangten die obersiinrischen Gesteine vor allem zur Verbreitung!

Als aber die Troekenlegung des Landes so weit vorgeschritten war, dass die Mecklenburgisch-Poinmerschen Höhen über den Spiegel des Meeres einporragten und in den Ostseeprovinzen die ill tem, untersilurischen Gesteine zur Verbreitung gelangten, da strandeten die Letzteren zuin grossen Tbeile an dem genannten Plateau, ein andrer Theil dagegen gelangte durch die in ihin bestehenden Qaerspalten, welclie spiiter den Flüssen als Ausfluss-punkte dienten, zur Verbreitung nach Siiden. Nach Westen dagegen konnten die zuletzt abgetragenen Gesteine nicht aus-gebreitet werden, da hier grössere Durchbrüche telden and die Wasserscheide der Elbe nicht zu überschreiten war. Daher (inden wir denn auch die Elbe als scharf'e Grenze zwischen der west-lichen und östlichen Ausbildung des Diluviums; daher finden wir bei Leipzig, dessen Lihige doch mit der mittleren Lange Mecklenburgs übereinstimnit, Geschiebe, welche in ihrer Ge-sammtheit genau denjenigen Hollands und Oldenburgs entspre-

-ocr page 64-

56

chen, wilhrend in uicht zu grosser Entfernung jenseits der Elbe, im Flussgebiete der Oder gleich wieder dieselbe Mannigfaltig-keit der Geschiebe wie in Mecklenburg uns entgegentritt. Dalier findet in der Haüfigkeit der verscluedenen silurischen Gesteine im Westen eine Abnahme in der Weise statt, dass die obern Schichten am zahlreichsten vertreten sind, bis /.ulet/t die obern Schichten des Untersilür nur noch durch ganz ver-ein/.elte Punde repriisentirt werden. Kein Sprung findet in der Polge dieser Schichten statt! denn die untersten Lagen des Untersilür fehlen vollstandig. Dalier endlich die bekannte That-sache, dass in Mecklenburg „diese Gerülllager vorzugsweise den Nordostabfall der Höheii und zwar die obere Kante derselben einnehinenquot;.1)

Wenn somit die Verschiedenheiten in dein Auftreten der silurischen Geschiebe westlich und östlich der Elbe eine unge-zwuugene Erklilrung linden, so mag es gerechtfertigterscheinen audi die Unterschiede, welche bei den Kreidegesteinen bestehen, auf gleiche Weise zu erkliiren. Die Faxe- und Saltholms-Kalke mogen im westlichen Gebiete gleichfalls fehlen, weil zu der Zeit, als die betreffenden Schichten von Norden aus zur Verbreitung gelangten, die Kreidegebirge Mecklen burgs und Pommerns ihre weitere Verljreitung nach Westen verhinderten.

Piir die weit verbreiteten Feuersteine schuint die Entscheidung ihrer Herkunft bis jetzt uicht reif. lu Mecklenburg ist es wohl kaum zweifelhai't, dass sie Schichten entstammen, die an Ort und Stelle zerstört worden, und die gleiche Erhaltungsweise, verblinden mit der beobachteten hilufigen Zusammenlagerung von Kreidefeuersteinen und silurischen Geröllen, wirft die Frage auf, ob nicht auch unsere Kreidegeschiebe daselbst ihren Ursprung haben können? Dass Transporte von Mecklenburg aus nach unsern Gegenden statt gefunden, dafür spricht der Fund von

') Koch 1. c. p. 104.

-ocr page 65-

57

Sternberger Gesteiu in Oldenburg. Auf der andern Seite fehlen auch nicht Andeutungen eiiier südlichen Abkunt't, und die Beo-baclituiig, dass andre Geschiebe von dort ihren Ursprung nah-men, lilsst es kauiu annehraen, dass nicht auch Kreidegeschiebe in ^'leicher Weise von den in Sudan anstehenden Schichten in grösserer Menge zur Verbreitung gelangt waren. Die Prage wird sich nar durch eine genauere geographische Darstelinng der be-trefïeuden Geschiebe, zu der bis jetzt das Material noch voll-standig fehlt, entscheiden lassen.

Für die Devon-, Carbon-, Trias- uud die ineisten Jura-, sowie oben angeführten Tertiilr-gesteine ist ein südlicher Ursprung durchaus zweifel los, und die Schichten, auf welche sie zurück-zuführen sind, brauchen hier wohl kaum noch wiederholt zu werden. Der Umstand, dass sie zum 'l'heil so wenig abgeschlif-fen, bisweilen ganz und gar schart'kantig sind, weist auch hier auf' den Transport durch schwiimuendes Eis bin. Ihie Verbrei-tunii' er folate vor aliera lanffs der Stromlaüfe, wennyleich man wohl

O O O 'O

nicht annehmen darf, dass die Fliisse selbst zur Zeit der Diluvial-periode die Verbreitung nach allen Punkten bewerkstelligten. Viel wahrscheinlicher ist es wegen ihres Zusamineuvorkommens mit nordischen Geschieben, dass ihre jetzigen Lagerstatten da-mals noch Meeresboden (wenigstens zum Theil) waren, und dass die Flüsse spater diejenigen Richtungen einschlugen, welche vorher, zur Zeit der Meeresbedeckung, von den herrschenden Strömungen bezeichnet und gebahnt worden. Aber vereinzelte Geschiebe verbreiteten sich weit über die jetzigen Plusslaüfe hinaus, so vor allen Dingen die devonischen Gesteine über Groningen bis nach Oldenburg bin; die Jura-geschiebe bis zu den nördlichsten Punkten unsres Schwemmlandes u. s. w. Es geht daraus hervor, und das hiitte man gleich im Beginn vor-aussetzen können, dass eine strenge Trennung des skandinavi-schen Diluviums von dein übrigen nicht durchführbar ist! Nach dem Vorgange Staring's müsste man jetzt wegen des Vorhan-

-ocr page 66-

58

denseina siidlicher, (levoniselier Gescliiebe den Hondsrug als ge-mengtes Diluvium auf' der Karte verzeichnen, ebenso bei Bergum wegen Vorkoraniens von Jura- und Silur-geschieben das gleiche Diluvium anuehmen, und endlich wüsste ich in Oldenburg nicht einen einzigen Punkt, dessen absolute Bezeichnung als nordisches Diluvium noch zuliissig wilre! Wenn es gewiss als Thatsache angesehen werden muss, dass die Gesehiebe, welche von Süden ihren Ausgang nahmen, sicb, wie natürlich, auch hier vor allen Dingen zunilchst ablagerten, su ist ihre Grenze doch nicht genau nach Norden bin zu praecisiren ! Die in den vorhergehenden Zeilen angeführte Verbreitung der einzelnen Gesteine, deren Widerho-lung ich mir bier wohl erlassen kann, bestatigt diesen Satz gewiss vollkommen. Die Gesehiebe siidlicher Abkuui't überschreiten die Elbe indessen niclit!

Die genaue Feststellung der Localitilt, von der jedes einzelne Gesehiebe stam me, ist wohl schwerlich durcht'ührbar; denn wenn für die einen auch die ursprüngliche Lagerstiltte noch erhalten sein mag, so sind andre Ursprungstatten womöglich ganz zer-stört. Jedent'alls haben wir aber wohl die Ausgangspunkte in un-mittelbarer Niihe der oben angeführten Orte, welche entspre-chende Schichten nocli jetzt anstehend zeigen , zu suchen. Für die Jurageschiebe verdient noch das haüfige Vorkouimen an einzelnen Localitilten, namentlich im Lochemerberg und in Damme, her-vorgehoben zn werden, deun die Möglicbkeit, dass hier anste-hende Schichten in der Tiefe sich befinden, welche die ürsache des haüfigen Vorkommens dieser Gesehiebe seien, wird bei beiden Localitilten durch die hohe Lage, besonders bei Damme, gestiitzt; denn bei Damme erreicht der Mordkuhlenberg eine Hohe von ungefahr ö5 m , eine für unser Dilivimu betrilchtliche Grosse! Im Norden Oldenburgs endlich bieten wieder die Jurageschiebe Schwierigkeiten , da man nicht weiss, ob die einzelnen Funde auch von den gleicbaltrigen Schichten Helgolands stammen kunnen, eine Frage, die namentlich bei dem Vorkom-

-ocr page 67-

59

men von Jurageschieben auf der Insel Wungerooge aufsteigt.

Man sieht, dass der uugelösten Fragen rücksichtlich unser.s Diluviums immer noch genug Hind, indessen erg-aben sich aus obiger Uiiter.sucliung foigende Schliisse:

H AUPT-RESULT ATE.

1. Die Uebereiustimmung der Sedimentiirgeschiebe Niederlands uud des nordwestliehen Deutsehlands ist eine fast vollstilndige.

2. Die Sedimentilrgescbiebe gelangten sowulil von Nordost (die siluriscben) als von Siidea (die meisten der übrigen For-mationen) zu uns; das (Jrsprungsgebiet der Ersteren ist in den russischen Ostseeprovinzen , vor allem in Ehstland, /.u suchen, das der Letzteren in den anstehenden Gebirgen Nordwestdeutsch-lands und der Eifel.

3. Filr die Kreidefeuersteine ist der Ursprung bis jet/.t nicht festzustellen.

4. Die Annahme, dass schwinnuendes Fis die silurischen Ge-schiebe uns zugeinhrt habe, erkliirt die Verschiedenheit, welche in den Geschieben dieses Alters westlich uud östlicli der Kibe herrscht: Bei einer successiven Erliebung des Landes und nll-mabliger Trockenlegung der silurischen Schichten Ehstlands, u. s. w. mussten die obersilurischen Gesteine von dort zunachst zur Verbreitung gelangen, wilhrend spilter die Ausbreitung der untersilurischen uach Westen durcli das Mecklenburgisch-Poua-mersche Plateau verhindert wurde.

5. Audi fur die Geschiebe südlicher Abkunft, welche die Elbe im Osten nicht überschreiten, ist wegen ihrer scharfkan-tigen Form der Transport durch Eis walirscheinlich.

G. Die Verbreitung der Sedimentiirgeschiebe lehrt, dass eine strenge Abscheidung von nordischem und gemengtem Diluvium, im Sinne Starings, nicht durch lulirbar ist.

-ocr page 68-

PALAEONTOLOGrISCHER THE1L.

1. Stromatopo ha.

Calcareus fissilis Inmellis ten. Brugmans. Lith. Grong. spec. 5quot; p. 12. Stromatopom concentrica. Goldf'. Petref. Genu. T. I. p. 22 t. 8 f. 5.

polymorpha „ „ „ „ p. 2151. ü4f. 8. perforata. Beekhuis. Naamlijst p. Ji.

ambigua „ „ „

conceutrica. Murch. Sil. Syst. p. (380 t. 15 f. 31. nummulitisimilis. Lonsd. Murch. Sil. Syst. p. 681 t. 15 f. 32.

concentrica. Hall. Pal. of Newyork V. 2 p. 136 t. 37. fig. 1.

„ Roemer. Dil. Geschiebe v. Grroningen

p. 262.

striatella u. mamruellata. F. Schmidt IJntersuchun-geu. p. 234.

„ A. Ivrause. Fauna de Beyrichieukalke p. 9.

Der Reichthum der obersilurisclien Koralienschichten an soge-nannten Stromatoporen nicht nur in England, in Skandinavien, Russland, sondern auch in Amerika, in unsern Geschieben und speciell in denjenigen von Groningen ist eine allgeiuein be-

yy

gt;) 9) f)

gt;9

a fi

-ocr page 69-

61

kannte Thatsache. Fragt man sieh aber, was man eigentlich unter dieseai Fossil y.u verstellen hat, so vvird die Antwort eine sehr ungenügende sein; oIj Koralle? ob Amorphozoe? das ist bisher noch nicht entschieden , und wenn Krause a. a. O. sich selir kurz ausdrückt, intiem er die Stromatopora ein Fossil nennt „das durcli die concentrischen Lagen und das unregelmiissige Zellengewebe ausge/.eichnet ist,quot; so ist damit gewiss alles gesagt, was sich sagen liess,

Die Ötromataporen existiren überhaupt nicht als selbststan-dige Gebilde, deun es sincl die als solche ausgegebenen Formen niclits andres als schlecht erhaltene Korallen mit rindenartig sich überlagernden Schichten , und da diese Korallen verschiedc-nen Species angehören, so mussten die Untersuchungen der Structur die abweichendsten Resultate liefern. Schon Goldfuss wurde durch die Verscliiedenheiten des Baus veraulasst die „polymorphaquot; aufzustellen.

Das Material welches ini hiesigen Museum sich befindet, ist ein so reichhaltiges, wie es wohl selten der Untersuchung zu Gebote steheu dürfte, Stromatoporen-artige Gebilde von fast I Fuss im Diirclimesser und kleine Exemplaie, einzeln, ver-wachsen mit andern Korallen, in allen möglichen Formen, liegen vor; aber es muss auffallen, dass unter allen diesen Exemplaren, welche der sorgfiiltigsten Prüfnng unterzogen wurden, sich nicht ein einziges befindet, welches gut erhalten wiire und trotzdem als sichere Stromatopora, d. h. eine von andern be-kannten Koj allen abweichende Form, gelten könnte. Sobald man namlich ein Individuum findet, welches in besserm Zustande überliefert ist, zeigen sich auch sclion Andeutungen von Structur-verhilltnissen, die es den Korallen zuweisen. Ich habe eine grös-sere Anzahl von Exemplaren zusammengestellt, von denen die einen zwar deutliche Korallen sind, aber durch ihren Erhal-tungszustand auf den ersten Bliek den Stromatoporen gleichen (Staring batte sie auch zu ihnen gestellt); ein andrer Theil da-

-ocr page 70-

62

gegen ist der Art, class an den nieisten Partien der Individuen selbst die sorgfaltigste Prütüng Iceinen ünterschied von den typischen Strom atoporen ergiebt, bis auf' einen kleinen Theil der Oberfliiclie, an dem darcli Zuf'all die Erhaltuug eine bessere war und die Zugehörigkeit /ai den Korallen constatirt werden konnte. Namentlich gut beobachtete ich dies bei einem Comités Swinderenanus (vgl. spilter), welcher, mit alien Charakteren einer typischen Strouiatopora versehen, auf einer Lamelle noch gut erhaltene Kelche zeigt, die ihn obiger Art zuweiscn. Ebenso fund ich diese Combination von Ötroinatoporen-zustand mit deutlich erhaltenen Korallencharakteren an Thecia Swindarenana. Hier liegen aber nicht etwa, ^vie man einwenden kömite, Stronm-toporen vor, welche von Korallen an einigen Stellen überwachsen sind; denn dafür bieten die Exemplare vollkommene Sicherheit Ich will nicht diejenigen Zustilnde hier anfiihren, welche noch auf andre Korallenarten hiudeuten, die an dor Bildung von Stromatoporeii-I'ormen Theil genommen hatten, denn die iibri-gen Exemplare Hessen sich nicht sicher bestimmten Arten zuer-theileu; aber es möge hier darauf hingewiesen werden, dass ja eine grosse Mange von silurischen Korallen rindenartige Ueber-ziige, die sich mehr oder minder vollstandig concentrisch über-lagern, bilden. Ausser bei der Gattung Thecia und Coenites, findet sich dieselbe Erscheinung bei lliecoslegitefs, ferner bei Alveolites u. a. Von Favosites fibrosa besitze ich Exemplare, welche aus zwiebelartig sich überlagernden Schichten bestehen und bei weniger gnter Erhaltung auf ihrem Liingsscbnitte das-selbe Bild geben miissten, welches Hall a. a. 0. fig. I'' abbildet. Von derselben Art ferner besitze ich ein Conglomerat kleiner, rundlicher Individuen, von denen eins noch einen festen, un-verwitterten K'ern zeigt (wie das hiiufig auch bei andern Korallen vorkommt), und es ist wolil nicht I'ehlgegriffen, wenn ich diesen Erhaltungszustand mit Str. nummulitisimilis Lonsd. vergleiche. Liingsschnitte, wie sie von Alurchison a. a. 0. fig. 8lc abge-

-ocr page 71-

63

bildet werden, lassen sieli sehr gut von Coenites Swinderenanus ableiten; das Originalexeniplar Brugmans zeigt dieselbe Zeich-nung sehr deutlich ausgepriigt.

Noch bei einer grössern Anzah] silurischer Korallen, so na-mentlich auch bei der, mit starker conceiitrischrunzliger Epithek versebenen Haliolites ist ein Erhaltungszustand, welcher an Stro-matopora sich anschliesst, möglich, und habe ich Uebergilnge dazu beobachtet; aber ich will inich hier nur aut' Thatsachen stützen, und das ist also: Es lindet sicb hier koine gut erhaltene Strouiatopora, sondern alle diejenigen, vvelche nur einigermassen gut überliefert sind, weisen sicb als den Korallen zugehörige Gebilde aus.

Es fragt sich, ob die hier angef'iihrten üeobachtungen sicb auf alle andern Stromatoporen ausdehneu lassen? Das dürfte aber wohl bejaht werden, und ich stiitze mich hiebei naiuent-licb darauf, dnss viele andre Uutersucber nicht an der Ueberein-stimmung der Groninger Ponnen mit denen andrer Gegenden gezweifelt haben. 8ollte sich aber audi ausweisen, dass in andern Schichten, vor allem auch im Devon, wirldiche Stromatoporen, welche nichts uiit den genannten Korallen gemein haben, sich finden, so muss ich ibre Gegenwart in unsern Geschieben doch unter allen Uiustiinden in Abrede stellen.

Aulocopium.

Aulocopium F. Roemer — Geschiebe von Sadewitz p, 3.

„ Meyn — Sil arische Schwaimne etc. (Zeitschr. d.

deutsch. geol. Ges. XXVI. p. 41).

Die Gattung ist unter unsern Geschieben verhaltnissmassig sehr zahlreich vertreten, denn aus.ser den unten angeführten Arten findet sich noch eine grüssere Anzahl von verkieselten Spongien, die init grosser Wahrscheinlichkeit hieher zu rechnen

-ocr page 72-

64

sind. Unter ihnen ist audi eine Form, welclie uugemein nahe dem Aulocopium cylindmceum 1'. Roemer (1. c. tab III) stelit, uur kleiner unci, im Verlmltniss zur Höhe, breiter ist. Den vorwiegentl radialen Baa, deu Besitz feiner, nach der Peripherie ausstrahlender Caniile und grösserer, die Letzteren durchkreu-zender, Caniile haben die Ponnen dieser Gattung init den Asty-lospongien geinein.

2. Aulocopium varia bile. nov. spec.-Tab. I. Fig. 1.

Piatt knchenfönuige bis annahernd halbkuglige Spougien, an deren concentrisch gerun/.elter Basis sich bisweilen eiu Theil (wie zur Bildang eines Stieles) abschniirt, iihnlich wie Aulocop. aurantium Ferd. Roem. (1. c. Tab. II) dies zeigt. In der Regel fehlt diese Abschnüruug indessen. Die Masse der extremsten Formeu, die man aiü' den ersteu Bliek trennen wiirde, wenn sie nicht durch allmilhlige Uebergilnge verblinden vviiren, betra-geu: Höhe i3 cm., Durchuiesser 9 10 cm., und Höhe 5 cm., Durch-messer 7,5 cm. Bei dem platten Formeu ist die Scheitelvertie-fuug nicht verhanden, bei einem halbkugligen eben angedeutet, bei andern deutlich aasgepriigt und hier mit einer Anzahl radial gestellter Rei hen von oscula versehen. Die Grosse der Letzteren nimint aber nicht nach der Peripherie bin zu, wie dies bei den Astylospongien der Fall ist. Anf dem Liiugsschnitte erschieneu feinere Caniile, welche vou einem an der Basis gelegenen Punkte des Schwamiues nach der Oberfliiche ausstrahlen, und grössere Caniile, welche die Ersteren durschneiden, mvinden durch die oscula der Schleitelvertiefuug aus. Durch die radiale Stellung der grösseren Caniile tritt eine Anti meren bildung des Schwainui-körpers wie bei Astylospongia nuf, und diese ist hier ebenfalls au der Oberfliiche durch radialverlaufende Furchen angedeutet, Furchen, die bei allen Aulocopien vorhanden sind. Das Skelet

-ocr page 73-

65

besteht ans Strimgen, welclie in der Eiclitung der feinen Caniile verlaufen und vielfach miteinander verbunden sind; in der helldurchsclieinenden Chalcedon masse augeschlifFener Exeiuplare war dasselbe schon mifc hlosscm Auge deutlich erkennbar. Eine Regelmassigkeit in der Bildung seiner Ver/.weigungeji vermochte ich nicht zvi constatiren, und die Erhaltung war ebenfalls bei einer vorgenommenen mikroskopischen Prüfung nicht gunstig zur Beurtheilung der Substanz, aus der das Skelet bestanden haben mag.

IFntersuchte Exemplare: 12.

Fundort: Lochemerberg. Dieselbe Form ist ïincli in Oldenburg haüfig, doch liegen mir von dort augenblicklich keine Exemplare vor.

3. Sii.urispongia conus. nov. gen. nov. spec.

Tab. I. Fig. 2. .

Ein kegelförmiger, nach unten rasch sich verjüngender und spitz endigender Schwammkorper, ohne concentrische, epithekale Ringe, mit flacher, tellerartig vertiefter Scheitelflilche, welche eine schwache centrale Erhebung zeigt und mit einer grossen Anzaiil von Oeffnungen bedeckt ist, die, in radialen lleihen angeordnet, nach der Mitte der Scheitelflilche strahlen. G rossere oscula fehlen ihr, nnd der übrige Theil der Oberflache ent-behrt die OefFnungen ganz. Auf Letzterem befindet sich eine Anzahl unregelmiissig gestalteter Wulste, namentlich in der Niihe des oberu Randes des Öclnvauuiikörpers. Diese sind an dem in der Figur nicht abgebildeten Theile der Oberfliiche l)e-deutender entwickelt, als es die Zeichnung darstellt.

Das Fehlen grösserer OefFnungen dart' wohl niclit als cha-rakteristisch angesehen werden, da dasselbe auch bei Asty-lospongia (selbst bei praeraorsa) und bei Aulocopiuin vor-kommt; auch scheint die Anlage einer solchen schon in der

-ocr page 74-

60

mittlercii Erhebunfj angebahnt zu sein. Dagegen erfordert die eigentluimliche Bildung der Scheitelfliiche vor iillem eiue Ab-grenzung der Form von den beiden andern silurischen Gattuugen, Astylospongia und Silurgispongia.

Auffallend ist mid sehr bemerkenswerth, dass alle drei Gat-tungen radial gebaat sind, sowohl Astylospongia als Auloco-pium und Silarispongia.

Pundort: Lochemerberg.

4. Astylospongia phaemousa.

Siphonia praemorsa Goldf. Petref. Germ. T. 1. p. 17. t. G. f. 9.

excavata n » » » 1.8.

Astylospongia praemorsa P. Roemer. Sil. Fauna v. Tennessee

p. 8. t. 1. f. 1.

„ „ „ Possile Fauna v. 8adewitz.

p. 10. t. 1. f. G.

„ „ K. A. Zittel. Beitrage z. Syst. d. fossil.

Spongien (Neues Jahrb. f. Mineralogie 1877. p. 337. t. 2. f. 1).

„ „ K. A. Zittel. Studiën über fossile Spon

gien p. 44.

„ ,, K. Martin. Untersuchungen über Ast.

(Mecklbg. Arcliiv 31).

„ ,, K. A. Zittel. Briefl. Mittblg. im neuen

Jabrbuch 1877. p. 709.

Diese, in dem Schwemmlande so weit verljreitete Spongienart ist aucb im Leidener Museum durcb inobreru Exemplare vertreten, unter denen -sich eins durcb sebr bedeutende Grosse auszeicbnet, denn es misst nicbt weniger als 5V2 cm. in der Höhe und etwa 6 cm. in der Breite. Das Individuum ist insofern besonders interessant, als seine Basis ebenfalls vol I kom men glatt ist und es keine Spur elner Anwacbsstelle erkennen liisst, so wenig wie

-ocr page 75-

G7

die kleinern Individuen dieser Art. Ebenfalls bietet es einen trefflichen 15eleg fiir die Zunahme der Scheitelvertiefung bei wachsendem Alter, denn diese senkt sich 2 V2 cm. tief herab, also fast bis zum Mittelpunkte des Schwammkörpers. In gleiclier Weise nimint das Lumen der concentrischen Canille zu, denn die Mündungen der aüssersten oscula(y) haben bis 4 mm. Durch-inesser (an d. sclirilgen OberHiiche gemessen). Hand in Hand damit geht die Vertiefung der Oberflilchen-Furchen, so dass das Individuuni stellenweise formlieli zerlappt erscheint.

Das Skelet der Astylospongia zeigfc sicli aus strahligen Kor-pern zusammengesetzt, deren Arme die Zabl 6 in der Regel übersclireiten; ich trug deswegen Bedenken sie oline Kiickhalt den Hexactinelliden anzureihen. Nach Zittel giebt es aber auch sehr regelmilssige Secbsstrahler im Skelet. Die Differenzeh, welche zwischen den IJntersucliungen Zittel's und meinen lle-sultaten betreffs der Kreuzungsknoten (ob compact oder durch-bobrt) bestanden, sind von ersterem in der a. a. O. erschienenen brief!. Mittbeilung beseitigt worden.

Untersuchte Exemplare: 9 — alle in Hornstein iiberliefert.

Fundorte; 1 Grroningen, I Ootmarssum, 3 Lochemerberg, 1 Drenthe, 1 Haaksbergen, 1 Hasfinksberg.

5. Astylospongia pilula.

Ast. pilula. P. Roemer — Fauna von Sadewitz p. 12 t. 3 f. 4.

Fast kugelformige Exemplare, welche keine oberfliicbliche Furchung erkennen lassen und die durch Roemer bekannt ge-wordenen Formen an Grosse übertreffen (der Durchmesser des einen Schwammes betriigt 4 cm.), unissen hieher gerechnet werden, wenn die Art überhaupt selbststiindig ist. Letz-teres 1st mir iibrigens sehr zweif'elhaft, da sich viele Individuen von. A. praemorsa finden, bei denen die oscnla(?) kaum

-ocr page 76-

68

zu erkennen sind, und audi die Oberflachenfurchung nnrwenig angedeutet ist. Das beobachtet man sogar bisweilen au Individuen von ansehnlicher Grosse,

Die EinströmungsöfFnnngen, welclie die ganze Oberfliiche be-decken, haben bis 1 mm. VVeite.

Untersuclite Exemplare: 2 — beide in Hornstein.

Fundorte: Lochemerberg, Haaksbergen.

HELIOLITES.

Edwards und Haime lassen es unentschieden, ob dieser Gat-tung eine columella zukomme, oder nicht. Ich liabe das Vor-handensein derselben in zwei llt;1illle]i in grosser Deutliclikeit beobachtet, und ist demnach dies in den Gattungscharakter aufzu-nehmen. Die Gattuug ist nicht grade stark unter dem vorhan-denen Material vertreten, obgleich Roemer 11. interstincta als haüfigstes Fossil uilchst den Stromatoporen vorfand.

O. Heliolites interstincta.

Heliolites interstincta. Edw. Haime. Pol. foss. (Archives du

Mus.) p. 214.

„ Murcliisoni „ „ „ (Archives du

Mus.) p. 215.

„ pyriformis. Hall Pal. of Newyork p. 133 t. 36 A. f. 1.

„ interstincta. Edw. Haime. Brit. foss. corals, p. 249

t. 57 f. 5.

„ Murchisoni. „ „ „ „ „ p. 250

t. 57 f. 6.

„ intersticnta. Roemer Silur. Fauna von Tennessee p. 23

t. 2 f. 5.

„ „ „ Geschiebe v. Groningen p. 263.

-ocr page 77-

69

Roemer beanspruclit fiir diese Art eine grosse Biegsamkeit, den Durehmesser und gegenseitigen Abstand der Kelche betreffend, und das ist in der That durch das vorhandene Material, in welchem beide Formen sowolil als Uebergiinge reprasentirt sind, bestiitigt.

Zunüchst finden sich Individuen mit den für 11. inler-stincta angegebenen Merkmalen; ihr ivelchdurcbiuesser betriigt 1'/; mm., und der gegenseitige Abstand der Kelche nicht mehr, in der Regel weniger. üie nicht abgerollten Individuen sind mit starker concentrischrun/diger Epithek versehen; die Röhren durchaus senkreeht gestellt, so dass sie bei einem Stocke ander Seite in Form von lilnglichen Sclilitzen auslaufen. Ein halbku-gliges Exemplar von mittlerer Grusse zeigt fast in jedem Kelche eine deutlich entwickelte columella. Die Individuen haben bis 7 cm. Durehmesser. Exemplars von Gotland stimmen in jeder Be-ziehung mit denjenigen von Groningen überein.

Andre Individuen haben Kelchdurchmesser von kaum 1 mm., aber ihr Abstand betriigt in der Regel nicht das Doppelte oder Dreifache des Letzteren, obgleich das zuvveilen vor-kommt. Bei einigen grossen Exemplaren waltet iu Bezug auf den Abstand der Kelche durchaus das von Edwards und Haime für //. interstincta angegebene Verhilltniss. Demnach sind sie mit den vorigen zu vereinigen, und muss H. Murchisoni wegfallen. Auch bei der letzterwfthnten Varietiit beobachtete ich sehr deutlich die columella. Die Röhren des Coenenchyms sind sechsseitig; zwölf wohléntwickelte Septa sind verhanden. Der grösste Durehmesser eines Individuums betrug 14 cm.

Untersuchte Exemplare; 19 Kalkversteinerungen, 1 iu Hornsteiu.

Fundort: 19 Groningen; das Letztere aus Lochemerberg.

7. HfiLIOLlTES MEGASÏOMA.

Helioiites megastoma. Edwards Haime. Pol. foss, (Archives

du Mus.) p. 210.

-ocr page 78-

70

Heliolites megastonia. Edwards Haime. Brit toss. corals p. 251

t. 58 f. 2.

„ „ Schmidt. Uiitersuclmngen über die silur.

Form. p. 227.

Nur zwei Exemplare siiul vorhauden, welche noch dazu nicht besonders gut erhalten sind. Es gründet sicli die Bestiininung haupt-süchlich auf die Grosse der Kelche, deren Durchmesser etwa 2 mm. betrilgt, uiid auf ihre gegenseitige Lage. Mit der Abbildung von Edwards und Haime kommen sie gut überein.

Fundort: Groningen.

8. IIkliolitks inordinata.

Porites? inordinata, Lonsd. Murch. Sil. Syst. p. 687 t. 16 bis

%. 12.

Heliolites inordinata. Edw. Haime. Pol. foss (Archives du

Mus.) p. 217.

„ „ „ „ Brit. loss, corals, p. 253

t. 57 f. 7.

„ „ Schmidt. IJntersuchungen über d. silur.

Form. p. 228.

Das Bruchstück eines verzwelg ten Korallenstockes von durch-schnittlich 3 mm, Dicke ist an der Oberfliiche mit zierlichen, strahligen Kelchen bedeckt, die sich tast berühren. Daher konnte ich in dem Coenenchym die für unsere Gattung charakteristischen prismatischen liöhren nicht erkennen, zumal der Erhaltungszu-stand kein gunstiger ist; aber es ist der Abstand der Kelche, wie bei dieser Gattung überhaupt, so audi hier sehr wechselnd. In fig. 12« bei Murchison tritt das Coenenchym auch sehr zurück.

Untersuchte Exemplare: 1 iu Kalk.

Fundort: Groningen.

-ocr page 79-

71

9. PllOPORA TU BUL ATA.

Propora tubulata. Edwards Haime Pol. foss. (Archives du Mus.) p. 224.

Heliolites elegans. Hall Pal. of Newyork p. 130 ,31 t. 8(3 f'. 1 u. 2.

Propora tubulata. Edwards Haime. Brit. loss, corals p. 255 t. 59 f. 8.

„ „ Schmidt. Untersuchungen über die silur.

Form. p. 228.

Rundlich knollige Exemplare, deren grösster Durchmesser bei dem einen 8, beim andern 13 cm. betrilgt, mit starker run/,-lig-concentrischer Epithek bekleklet. Üie augeschlifFenen Kelche zeigeu uuregeliuüssige, abwiirts gebogene Quersclieidewande, und ein aus blasigen Zeilen besteheudes Coenenchym liegt zwischen ihnen. Ihre Weite betrilgt fast durchgehends l'/g mm., uur wenige erreichen das Mass uicht; ihre Mündung ist vorspringeud und erscheint durch die zu Rippen verlilngerten Septa gekerbt. Der Abstand der Kelche betrilgt haüfig V# ihres Durch messers, doch sind sie sich auch wohl bis zur Berührung nahe gerückt.

üntersuchte Exemplare: 2, das eine in reinem, das andre in kieseligem Kalke überliefert.

Fundort: Groningen.

FAVOS1TES.

Diese Gattung bildet das Gros der Korallen unsrer Geschiebe, denn es liegen gegen 200 Exemplare von Wallnussgrösse bis zur Grosse einer doppelten Mannsfaust vor. Doch lassen sich nicht alle determiniren, denn viele, ja die meisten sind abge-rollt, so dass man die Kelche in den verschiedensten Richtun-o'en durchschnitten sieht. Wenn nun schon die Grüsse der Ein-

o

-ocr page 80-

72

zelkeiclie bei den verscliiedenen Arten erheblichen Schwan-kungen unterliegt, so lüsst sich bei derartigem Erlmltuugs-zustande noch weniger ein Schluss aus derselben ziclien. Es warden daher, um ünsicberheiten zu vermeiden, gleicb an-fangs 108 Exemplare als unbestimmbar ausgeschieden, und selbst bei den bestimmten Individuen finden sicli nuten nocli einige als unsicher bezeicbnet. Wenn man namlicb die Oherflilche der Koralle allein zur Prüfung beranziehen kann, so wird neben dem sebr scbwankenden Durcbmesser der Kelcbe bauptsilcblicb das Verbilltniss der einzelnen Durcbmesser bei deinselben Individuum und die Form des Querscbnitts in Betracht kommen. Was aber den ersten Punkt anlangt, so liegt auf dei-Hand, dass unter günstigen Wacbsthumsverhiütnissen dieselbe Species, in Folge öfteren Einsetzens jüngerer Kelcbe, eine grössere Anzahl von Rohren geringern Durchmessers auf einem beliebigen Querschnitte zeigen wird. Die Anzahl der kleinen Kelcbe wird also je nach der Kaschheit der Entwicklung Schwan-kungen unterliegen, obwohl ein gewisses Mittel dabei existirt. Was den Durchschuitt der Zeilen anlangt, so ist dieser bei regelmassigen Individuen fïir dieselbe Art von ziemlich constanter Form, polygonal, rundlich n. s. w.; aber doch walten je nach der Eichtung, welche die Kelcbe zur Oberflilche des Stockes einnehmen, Verscbiedenheiten, so dass man nach Bruchstücken, deren anfilngliche Lage im Individuum man nicht kennt, nicht immer die Species bestimmen dart'.

Von den unbestimmt gelassenen Arten dürften indessen eine grosse Anzahl auf Favosites yolhlandica und F. Hisingeri kommen.

10. Favosites gothlandica.

Calamopora gothlandica Goldf. Petref. Germ. T. 1. p. 78. t. 20. f. 3.

Favosites gothlandica. Edwards Haime. Pol. loss. (Archives du

Mus.) p. 232.

-ocr page 81-

73

Favosites Niagarensis. Hall. Pal. of Newyork. V. 2. p. 125.

t. 34. A. f. 4.

„ gothlandica. Edwards Haiine. Brit. loss, corals p. 256.

tub. 60. f. I.

Calamopora „ Schmidt, üntersucliung. üb.d. silur. Form. p. 228.

„ „ F. Roemer. Fauna v. Tennessee p. 18. t. 2. fquot;. 9.

Der Durclunesser der grossen Ivelclie betrilgt nach Edwards und Haime 3 min., aber sclion Roemer lehrte Formen kennen, bei denen dersellfe nur 1 I 'A mm. betrug. Aucli unter den rnir vorliegenden Exemplaren betinden sich solclie, mit allen Charakteren der Art versehene, bei denen der Dnrclimesser kaurn 1 Vj mm. betrilgt. Nacli Roemer sind die Querböden eiuander so nalie gerüclct, dass „vier derselben auf eine dem Durchmesser der Zeilen gleichkommende Höhe der Zeilen kommen.quot; Dies finde icli zwar in der Regel bestiltigt, doch unterliegt der Abstand aucli Schwankungen, demi bei einem Individuum gilt zwar das angegebene Verhültniss für den obern Theil der Kelche, in dem untern dagegen konunt der Abstand von je zwei Querböden dem Durchmesser der Kelche gloich, übertrifft ihn sogar zuweilen noch bedeutend. Die Unregelmiissigkeit in der Stellang der, von einem Hofe umgebenen IAgt;ren findet sich namentlich an denjenigen Punkten, un denen die jüngern Kelche sich abzwei-gen. Die Kelche sind mit unregelmilssigen, nach unten gebo-genen Anwachsstreifen bedeckt. Die Grosse der Individuen, welche im ausgewachsenen Zustande einen anniihernd halbkugel-förmigen Stock bildeten, betrilgt bis 15 cm. im Durchmesser.

Untersuchte Exemplare: 30 und einige fragliche.

Fundort: Groningen.

11. Favosites aspera.

Calamopora alveolaris Goldf. ([)ars) Petref. Germ. T. 1. p. 77.

t. 26. f. lb.

-ocr page 82-

74

Favosites aspera. Edwards Haime. Pol. foss.(Arch. du Mus.)p. 234.

„ „ „ „ Brit. foss. corals, p. 257. t. 60. f. 3.

Calamopora aspera. Schmidt. Untersuchungen üb. d. silur.

Form. p. 228.

Diesel he Ungleicliheit in dem Durchmesser der Kelche gilt auch für diese Art; er scliwankt zwischen 1 und 3 mm.; in der liegel aber liillt er die Mitte zwischen diesem Maximum und Minimum. Seliun Edwards und Haime geben die Grosse des Durclnnessers der grossen Kelche zn 3 mm. an, bei dem spilter abgebildeten Individuum betrügt er aber im allgemeinen nur 1 mm. Die Vertiefungen der Querböden (es sollen sechs vorlianden sein) habe ich nicht beohaclitet, und gründen sich die Bestiinmungen deswegen besonders auf das Vorhaudensein der ausgekerbt erscheinenden Kanten der Kelche, sowie auf die Lage der Poren. Die Grosse der Individuen betrügt 5 —11 cm.

Untersuchte Exemplare: 17 und mehrere fragliche.

Fundort: Groningen.

12. Favosites Forbesi.

Calamopora basaltica (pars) Goldfuss. Petref. Germ. T. 1. p. 78.

t. 26. f. 4b

Favosites Forbesi. Edwards Haime. Pol. foss. Arch, du Mus. p. 238.

„ „ „ „ Brit. foss. corals p. 258. t. 60. f. 2.

Calamopora Forbesi. Schmidt. Untersuchungen üb. d. silur.

Form. p. 229. „ „ var. discoidea. Roemer Fauna v. Ten

nessee p. 19. t. 2. f. 10.

Die grösste Difïerenz in der Weite der Kelche findet sich bei einem knolligen, nicht gun/, vollstilndigen Individuum von etwa 4 cm. Lilnge. Hier sind die grössten, rundlichen Kelche

-ocr page 83-

75

3 rum. im Durchiuesser; ein einzelner sogar nahe au 4 mm.; wahrend die kleinen, unregelmilssig polygoiialen Zeilen uur 'a—1 mm. messen.

Ein andres Individunm, fast ebenso gross, voir unregelmi'ts-siger, knolliger Gestalt, welches auf einer stengligen Koralle aufgewachsen ist, zeigt ebenfalls eiue grosse Dilferenz im Durch-messer der Kelche, welche den a. a. 0. abgebildeten Jugend-stadien ualic kommt. Audi die Art der Ausbilduug, welche von Edwards und Haime in fig. 2C dargestellt wird, i.st iu eiucm 9 cm. messenden Individunm vertreten.

Andre Exemplare müssen als zweifelhaft verzeichnet werden, da eiue gewisse Ausbilduug der Oberflilche dieser Species sehr derjenigen der vorigen Art ilhneln kaun; deun auch bei F. aspera kommen bedeutendere Unregelmiissigkeiten in der Grosse der Kelche, ja selbst fast rundliche Querschnitte, wie sic F. Forbesi eigen sind, zuweilen vor.

Untersuchte Exemplare: 3 und G fragliche.

Fundort: Groningen.

13. Favosites Hisingeui.

Favosites Hisingeri. Edwards Haime Pol. foss. (Archives du Mus.)

p. 240. t. 27. f. 2.

,, „ „ „ Brit. foss. corals p. 259.

t. 61. f. 1.

Calamopora Hisingeri. Roemer. Geschiebe v. Groningen p. 2(34.

„ „ Schmidt.Unterschg. üb. d. silur. Form. p. 229.

Der Durchiuesser der Kelche schwankt zwischen kaum '/? und 1 Vs mm., ist aber bei denselben Individuen zienilich von glei-cher Grosse. Die Kelche bilden Polygene, welche aber in der Regel nicht sechsseitig ausgebildet sind. Zwölf wohlentwickelte Septa reichen fast bis in die Mitte der Kelchhöhlungen. Die Grosse der Individuen betrilgt 5 -12 cm.

-ocr page 84-

76

Es stimmen obige Charaktere niclit ganz mit den vou Edwards und Haime angegebeneu überein, demi nach ihnen siud die Durch-messcr der Kelclie schlechtliiu iVo mm. Doch stütze ich micb bei Angabe dieser Merkmale und bei der Zuziehung der Formen mit kleiuern Kelcben zu derselbeu Art nicht nur aut' die Form der Kelclie und auf die woblentwickelten, grossen Septa, welche ich anch an den Formen mit kleinen Kelchen öfter in grosser üeutlichkeit beobachtete. Auch bei eineni gotlilndischen Exem-plare fauden sich ueben den Kelchen normaler Grosse, von I1/, mm. Durchmesser, soiche von sein- geringen Dimensionen vor.

Untersuchte Exemplare: 12 und 6 fraglicho.

Fundort: G rouingen.

14. Favositks ckrvicornis.

Calamopora polymorpha var. ramosa divaricata Goldf. Petref.

Germ. T. l.p. 79. t. 27. f. 3. a. 4. a. b. c.

Favosites cervicornis Edwards Haime. Archives du Mus. p. 243.

„ „ „ „ Brit. loss, corals, p. 216.

t. 48. f. 3.

Favosites cristata Edwards Haime. Pol. foss. (Archives du Mus.)

p. 242.

„ „ „ „ Brit. foss. corals p. 260. t. 61.

1' 3. u. t.

Calamopora cristata Roemer. Geschiebe v. Groningen p. 264.

„ ,, Schmidt. Untersuchg. üb. d. silur. Form. p. 229.

„ „ Roemer. Fauna von Tennessee p. 20. t. 2. f. 12.

Edwards und Haime haben hier zwei Formen unterschieden, welche ihnen selber bereits unsicher erschienen und ihre vor-laüfige Abtrennung wohl nur dem Vorkommen in silurischen Schichten einerseits und devonischen andrerseits verdankten. LTnter den angeführten Species-Unterschieden scheint allein die

-ocr page 85-

77

Grosse der Kelclie von wesentlicher Bedeutung zu sein: die grossen Kelche bei F. crislata sollen 1'a iuid. , diojenigen bei F. cervi-cornis dagegen fast 2 mm. betragen. Nun zeigt aber unter den oben angeführten Abbildnngen von Goldfuss, welclie nach Edwards und Haime ebenfalls der letzteren Art zuzurechnen sind, z. B. 4 keine Kelche, welche raehr als 1VS mm. Durcbmesser batten, wobl weniger. Die.se Abbildung ist also scbon gar nicht mit der Charakteristik jener beiden Arten zu vereinbaren, und die Grosse der Kelche dürfte somifc keinen Species-Unter-schied abgeben. Dass sie überhaupt sebr schwankend ist, davon geben die Figuren 3 und 4 von Edwards und Haime (silur. form.) den besten Beweis. Die vorliegenden Exemplare kommen sebr gut mit ersterer überein (weniger mit fig. 4) und vortrelllich mit den Abbildungen von Goldfuss (namentlich 4a); da aber der Letzteren der Name /'. cervicornis beigelegt wurde, so ist es wobl das Richtigste F. crislata als synonym zu dcmselben hinzuzuziehen.

Die Dicke der Aeste betrilgt Vj — V, cm. Die Kelche sind bald mehr rundlich, bald polygonal, in der Regel durcb dicke Mauerwiinde getrennt.

Untersuchte Exemplare: 15 und eine grössere Anzahl von Bruchstücken.

Fundort: Groningen.

15. Faa'osites Staringi. nov. spec.

Tab. II Fig. 1,

Eine knollig-iistige Koralle, deren Stock aus ungleich-massig weiten Kelchén gebildet wird. Ihr Durcbmesser betriigt bis V., eines Millimeters; ihre Querschnitte sind Polygene, meistens Secbsecke, aber auch Fünfecke u. a.; letztere namentlich an den Stellen entwickelt, an welchen die Unregelmilssig-keit der Oberfliiche die Ausbildung der regelmilssigen Form ver-

-ocr page 86-

78

hinderte. Die Mauerwiinde sincl dünn, et.wa wie bei F. gothlandica entwickelt. Deutliche Sternlamellen sind vorhanden; die Quer-böden horizontal, und kommt ibr einmaliger bis doppelter Ab-stand dem Durchmesser einer Röhre gleich.

Die Art stebt der devonischen F. reticulata Edwards und Haiine am niiclisten, unterscheidet sicb aber durch die weit un-regelmiissigere Gestalt und die geringere Dicke ihrer Mauerwiinde.

Von F. cervicornis ist sie ebenlulls durch die gesammte Form wobl geschieden ; besonders aber durch die weit regelmassigeren, polygonalen Zeilen und die geringere üicke der Mauerwiinde.

(Jntersucbte Exemplare: 1 von ausgezeichneter Erhaltung in Kalk.

Fundort: Groningen.

1 (3. Favosites fibrosa.

Favosites fibrosa. Edwards Haime. Pol. foss. (Archives du

Mus.) p. 244.

„ „ „ „ Brit. foss. corals p. 21G

t. 48 f. 3 und p. 2611.61 f. 5.

Calamopora fi))rosa. Schmidt. Untersuchgn. üb. d. sil. Form. p. 229.

„ „ Roemer. Sil. Fauna von Tennessee p. 20 t. 2 f. 2.

Eine Anzahl von mehr odcr minder kugelförmigen Korallen, deren feine polygonale Röhren von gleichmassiger Grosse und haüfig zu concentrisch sich überkgernden Schichten ver-bunden sind, liegt vor. Einige, vollstandig ausgewitterte Individuen gleichen durch diese Art der Anordnnng ibrer Schichten sehr einem Wespenneste. Bei zwei Bruchstücken glaube ich Per-forationen zu erkennen; doch kann sich hierauf die Bestimmung nicht stützen. Die Unterscheidung von MonticuUpora Pelropoli-tana ist unter allen Umstanden sehr schwierig, wenn man nicht

-ocr page 87-

79

die Form des Korallenstockes, welche bei Letzterer in der Regel pyramidal ist, zu Hiilfe ziehen will.

Untersuchte Excmplare; 7.

Fuudort: Gruniugen.

I 7. Alveolites iiepens.

Calamojjora fibrosa var. ramis gracilibus dichotomis. Goldf.

Petr. Germ. T. I, p. 28, f. 4.

Alveolites repens Edwards Haime Pol. loss. (Archives du

Mus.) p. 259.

„ „ „ „ Brit. loss, corals p. 263,

t. 02, f. 1.

„ „ Roemer Geschiebe v. Groningen p. 205.

„ „ Schmidt. Unters. iib. d. silur. Form. p. 229.

„ „ Roemer. Silur. Fauna d. westl. Tennessee

p. 22, t. 2, 1'. 13.

Vielfach sich verzwelgende Aeste, von durchschnit.tlich 3, bisweilen 4 mm. Durchmesser, kennzeiclmen ihre Zngehörigkeit zur Gatfcung Alveolites durch die schrilg gegen die Axe gestellten Rohren, deren unterer Rand emporsteht, so dass es den Anschein hat, als wilren die K'clche nut einer Feder in die Oberfliiche der Koralle eingestochen und dadurch der eine Theil schuppen-artig emporgerichtet. Letzterer, der initere Kelchrand, ist meistens rund ansgerandet, wahrend der gegenüberliegende Kelchrand von zwei, fast geraden, unter spitzem Winkel zusamraenstos-senden Kanten begrenzt wird. Indessen ist diese Form nur bei sehr gut erhaltenen Individuen zu erkennen, an andern er-scheinen die Oeffnungen mehr ruudlich. Was die Anordnung der Kelche anlangt, so finde ich sie allerdings zuweilen auch in Reihen stehend, doch sind dieselben nieinals so ausgepriigfc wie an deiu vou Roemer abgehildeten Exemplare. Auch beriih-

-ocr page 88-

80

ren sicli die Kelche nnmittelbar und kommen sie hiedurch mehr mit der von Edwards und Haime gegebenen Abbildung überein.

Untersucbte Exemplare: Eine grosse Anzalil, Conglomerate bildend.

Fundort: Groningen.

18. Alveolites suBouiiicuLARis.

Calamopora spongites var. tuberosa. Goldf. Petref. Germ. T. 1.

p. 80. t. 28. f. 1 (pars).

Alveolites suborbicularis Edwards Haime. Pol. foss. (Archives

du Mus.) p. 255.

„ „ „ „ Brit foss. corals p.

219. t. 49. f. 1.

Unregelmassig knollige, 8—10 cm. im Durchmesser haltende Individuen , welcbe aus übereinander gelagerten Scliichten von scbriig zur Oberflilcbe gerichteten Kelchen besteben. Die Oeffnungen der Kelche sind von gleicher Grosse, die Septalleiste ist sehr deutlich entwickelt. Im Lüngsscbnitt kommen etwa 15 Kelche auf den Raum eines Centimeters. Die Schichten, aus denen die Korallen bestehen, sind je nach der Art des Gegenstandes, an welchem sie haften, mehr oder minder gewunden.

Bisher ist die Art aus silurischen Schichten nicht bekannt geworden, sondern nur die ihr nahe stellende A. Lahechei Edwards Haime. Letztere unterscheidet sich besonders durch die weniger regelraassig entwickelten und weniger hervorspringenden Kelche, sowie durch geringere Ausbildung der Septalleiste. Dass liier aber wirkiich A. suborbicularis vorliegt, davon überzeugte mich nicht nnr die üebereinstimraung mit der Beschreibung obiger Autoren, sondern auch die Vergleichung mit A. Lahechei von der Insel Gotland; endlich aber die bis ins Kleinste gehende üebereinstimmung mit den Abbildungen von Goldfuss, welche

-ocr page 89-

81

so weit gelit, dass man auf den ersten Bliek glauben möclite die Originale von lig. ln und ld vor sicli /.n haben.

Dass die Geschiebe devonisclioi Alters seien, sclieiut mir aber der Beschaffenlieit des Kalkes nach, in welcbem sie überliefert sind, durchaus nicht wahrscheinlich, obgleicli andre zweiiFellose devonische Gesteine einzeln in Groningen vorkommen. üntersuclite Exemplare: 4.

Fundort: Groningen.

19. Monticulipora Petuopolitana.

Chaetetes Petropolitanns Edwards Haime. Pol. foss. (Archives du

Mus.) p. 263.

Monticulipora ,, ,, „ Brit. foss. corals, p. 264.

Chaetetes Petropolitanus Roemer. Geschiebe v. Groningen, p. 264.

Monticulipora petropolitana Schmidt. Untersuchgn. üb. d. silur.

Form. p. 230.

,, „ Roemer. Fauna v. Sadewitz.

ïch recline hieher die halbkugligen bis tliurml'örmigen Gestalten mit flacber Basis, deren Umriss sich der Kreisform nilhert, und welclie mit concentriscber Epithek bekleidet ist. ]3ei einem vortrelllicli ausgewitterten Individuum, dessen Versteinernngs-masse Kalk war, konnte ich trotz der sorgfilltigsten Prüt'ung keinerlei Perforationen erkennen. Audi ein Exemplar in Horn-stein ist vorhanden, in welchem Erhaltungszustande ich das Fossil namentlich aucli haüfiger in Oldenburg angetroffen habe. Bei den kleinern, regelinilssigen Gestalten betriigt der Durch-messer der Basis 2 cm., die Höhe 1V» cm.; ein andres Individuum erreicht 3 'A cm. Höhe.

Untersuchte Exemplare: 5.

Fundo rt: G roningen.

ü

-ocr page 90-

82

20. Monticulipora con flu ens. nov. spec.

Tab. IT. Fig. 2.

Ein rasenformiger Korallenstock aus 2—4 mm. dicken, un-gemein liaiitig sicli verzweigenden und zusammenfliessenden Aesten gebildet. Durch die Haüfigkeit der gegenseitigen Ver-bindung geht der Cliarakter der Aeste fast verloren. Peine Kelchröhren, deren Oetthungen nur zur Noth mit unbewaff-netem Auge walirgenommen werden, setzen den Stock zusam-men. Hire Querschnitte bilden deutliche Polygone, deren Grosse lm Ganzen sehr übereinstimmend ist. Die einzelnen Kelclie sind durch miissig starke Mauerwiinde getrenut und durch horizontale Querböden getheilt. Die Oljerflüche des Individuums zeigt die fiir die Gattung charakteristischen Erhebungen, welche aber nur wenig liervortreten und unregelmilssig geformt sind.

Untersuchte Exemplare; I sehr gut erhaltenes Individuum.

Fundort: Groningen.

21. Monticulipora pulchella.

Chaetetes pulcliellus Edwards Haime. Pol. loss. (Archiv. du

Mus.) p. 271.

Monticulipora pulchella Edwards Haime. Brit. foss. corals.

p. 267. t. 62. f. 5.

iVs—5 mm. dicke, vielfach vorzweigte und öfter mit einander verbundene Aeste, von denen manche seitlich zusammengedrückt sind. Die Oberflilche mit wenig hervortretenden Erhebungen ver-sehen; die polygonalen Kelche zeigen keine bedeutenden Grössen-unterschiede.

Im aiissern Habitus stimmt die Koralle vollkommen mit der Art von Edwards Haime überein; audi die Form der Kelche ist nach der a. a. O. gegebenen Beschreibung (nicht nach der Abbildung, welche rundliche Oeffnungen zeigt) dieselbe; doch

-ocr page 91-

83

sollen die Grössenunterschiede der Kelche bei M. pulchella be-deutend sein, so dass die grossen Kelche den doppelten Durch-messer der kleinen besitzen. Diese Unterschiede finde ich nicht, wahrscheinlich weil die Erhebungen auf' der Oberfliiche sehr un-bedeutend sind. Wenn ich aber dennoch die Art als M. pulchella anführe, so geschieht das auf G rund der Beobachtung, dass auch bei M, Petropolitana bei Zurücktreten der Erhebungen die grössern Kelche fehlen, und auch fig. 5b von Edwards und Haime diese Grössenunterschiede nicht zeigt.

VIntersuchte Exeniplare: 1.

Fundort: Groningen.

HALYSITES.

Die Arten, welche dieser Gattung angehören, sind ebenso schwierig von einauder zu trennen, als die Gattung selbst leicht zu erkennen ist, denn trotz der grossen Mannigfaltigkeit in der Anordnung der Kelche, trotz deren verschiedener Grüsse ist man kaura im Stande feste Grenzen für die eine und die andre Art der Ausbildung zu finden. Bald sind die Reihen, zu denen die Kelche sich verbinden, gerade, bald mannigfach geschliln-gelt, bald nur wenig gebogen; in dem einen Falie fliessen sie zur Bildung eckiger Mascben zusammen, im andern bilden sie unregelmilssige, verzerrte Polygene. Auch der Abstand, in wel-chem die einzelnen Kelchreihen neben einander verlaufen, ist sehr verschieden; oftmals sind sie sich fast bis zur Berührung nahe gerückt, oftmals weit von einander abstehend. üeberall finden sich aber üebergilnge, welche selbst die extreinsten For-men verbinden, und sogar die Abgrenzung von 11. catenularia und H. escharoides ist nicht streng durchzuführen, so wohl unterschieden auch die typischeu Formen beider erscheinen. Wie sehr der Verlauf der Kelchreihen wechselt, davon giebt die Skizze Tab. III. Fig. 1. ein Bild.

Unter den 68 Exemplaren aus Holland unterscheide ich:

-ocr page 92-

84

22. HALYSITES CATENULAIUA.

Catenipora labyrinthica. Goldf. Petref. Germ. T. 1. p. 75.

t. 25. f. 5 a (non b).

Halysites catenularia Edwards Haime. Pol. foss. (Archives du

Mus.) p. 281.

Catenipora escharoides Hall. Pal. of. Newyork. V. 2. p. 127.

t. 25. f. 1.

Halysites catenularia Edwards Haime. Brit. loss, corals p. 270.

t. 64. f. 1.

Catenipora labyrintliica etc. Schiuidt. Untersuchgn. üb. d.

silur. Form. p. 231.

Halysites catenularia. Roemer. Fauna v. Tennessee p. 25. t. 2. f. 7.

Diese Art wird durcli Edwards und Haime von der folgenden wesentlich nach der Form der Maschen und der Anzahl der Individuen, welclie die Seiten derselben zusammensetzen , getrennt. Die Maschen sind unregelmüssig und oft einseitig verliingert, ihre Seiten werden von 3—8 Individuen gebildet; die mittlere Grosse der Kelchoffnungen übertritft diejenige von H. escharoides, übersteigt aber solten 2 mm. Die Maschen sind in der Regel sehr unsymmetrisch ausgebildet, haben aber zuweilen die Form von Polygonen, welche nacli einer Richtung bedeutend ausge-zogen sind. Haüfig verhalten sich der grösste und kleinste Durchmesser dieser Maschen wie G ; 2 oder 8:2.

Untersuchte Exemplare: 28.

Fundorfc: 27 Groningen, 1 Drenthe.

Als Varietilten, welche bis jetzt noch nicht sicher abgetrennt werden können, vielleicht aber doch selbststilndige Arten repril-sentiren, sind noch anzuführen:

1. Var. agglomerata (Edwards Haime 1. c. t. 64. f. 1).

Ein Exemplar von Groningen zeigt eine auffallende Ueber-

-ocr page 93-

85

emstimmvmg mit der von Edwards und Haime abgebildeten Form, nicht nur in der gedriingten Stellung der Kelchröhren, sondern anch in der ungleichmiissigen Ausbildung der Letz-teren, deren Qnerschnitt bald kreisförmig, l)ald elliptisch ist. Ob übrigens diese Varietat ihren Namen mit Recht tragt, scheint mir zweifelhaft, denn ich vermag keine sehr nahen Beziehun-gen zwisclien ilir und 11. agglomerata Hall aufzufinden.

2. Var. Groningana. Zeiclmet sich vor allem durch die grosse Anzahl von Kelchen aus, welche in je einer Reihe angeordnet siud, sowie durch anniihernd parallelen Verlauf der Letzteren. In einem Palle gehen 12 Kelche in die Bildnng der Seite einer Masche ein. Die Form erinnert durch ihre langgestrekten Kelch-reihen an 11. agglomerata Hall, von der sie aber durch die ellijitische Form ilirer Kelche getrennt ist.

3. Var intermedia. Zwei Individuen, welche haüfig fünfseitige, aber audi dreiseitige Maschen bilden; deren Seiten aus 2—4 Kelchen zusammengesetzt sind, seiten aus nur einem oder aus fïïnt' Kelchen bestehen. Der Durchmesser der Maschen betriigt 10—15 mm.; der grüsste Durchmesser der Binzelkelche 1 '/2 mm.

23. Halysites escharoides.

Catenipora escharoides Lam. Goldt'. Petref. Germ. T. 1, p. 74,

t. 25, f. 4.

Halysites escharoides Edwards Haime Pol. foss. (Archives du

Mus.) p. 284.

„ „ „ „ Brit. foss. corals p. 272

t. G4 f. 2.

„ „ Roemer. Geschiebe v. Groningen p. 205.

„ „ Schmidt, tlntersuchungen iib. d. sil.

Form. p. 231.

Die Korallen stimmen mit der vorziiglichen Abbildung, welche

-ocr page 94-

86

Goldfuss gegeben, am besten überein; die von Edwards und Haime aufgestellten ünterscheidungsmerkuiale sind die durch-greifendsten, welcbe meines Wissens bis jetzt aufzufinden sind; aber denuocli ist die Art bisweilen von der voborgebeuden nicht scliarf abzutrennen. Aucb bier kommen neben den polygonalen Masclien von annilbernd gleichen Dimensionen solche vor, welcbe gestreckt sind, und deren Seiten von zablreicbern Individuen gebildet werden. Icb fasse sie als vorübergebende Bildungen auf, welcbe bei weiterm Wacbstbum der Koralle dureb Zwiscbensclialten einer neuen Reibe von Kelcben in je zwei kleinere Mascben getrennt werden; denn dass ein Waclistbum in diesem Sinne stattfindet, ist ofi'enbar. Daber sind aucb diejenigen Individuen, bei denen nur einzelne gestreckte Mascben verbanden sind, zu dieser Art gezogen.

Untersucbte Exemplare; 18.

Fundort: Groningen.

24. Halysites tiuangulaïa. nov. spec.

Tab. Ill Fig. 2.

? Catenipora labyrintbica Goldf. Petref. Germ. T. 1, p, 75,

t. 25, f. 5 b (non a).

? Halysites catenularia var. major Edwards Haime Brit. foss.

corals p. 270, t. 64, f. 1 b.

Eine Kettenkoralle, deren grosserer Kelcbdurcbmessser 4 mm. und darüber, deren kleinerer 2 bis 3 mm. betriigt. Die Kelebe vereinigen zicb zu Reiben, welcbe polygonale Mascben zusam-niensetzen von vorwiegend dreiseitiger Form; sie zeigen grosse Neigung einen dreiseitigen Querscbnitt anzunebmen und bilden zu ein, zwei und dreien die Seiten der Mascben. Die im allge-meinen borizontalen Querböden sind öfter mit einander verbun-den. Epbitliek ausserordentlicb dick.

-ocr page 95-

87

Die Grosse des kleinen Kelclulurchiuessers ist selir bezeicli-nend, deun der Querschnitt der Uöhren niinmt bei 11. catenu-laria melir eine lang gezogene Form an.

Uuter den von Gold fuss a. a. O abgebildeten Individuen von Catenipora labyrinthica befindet sich eins, welclies von Groningen stammt und .ebeni'alls durch selir grosse Kelchmündungen ausgezeiclxnet ist; audi die von Edwards und Haitne abgebildete Varietilt gehort vvolil liieher, nacli deui Durcluuesser der llöliren zu urtheilen. Leider liisst die Abbildung von dein Verlauf der Kelcbreihen und dein Querscbnitte der Köliren nichts erkennen.

Die Grosse des Individuums, welches von Groningen berriihrt, betriigt 13, G'A und 5 cm. Ein andres Brucbstiick ist zweifelbaft.

SYRINÜOPORA.

Die Gattung ist unter den Korallen unsrer Geschiebe zahlreicli vertreten, deun es befinden sich im Leidener Museum nicbt weniger als 76 ihr au gehorige Individuen. Abernur wenige lassen die Bestimmung der Art zu, demi viele sind ganz und gar in Kalk eingehüllt, auf dessen Oberflache nur die Querscbnitte der Kelclie als runde Punkte zu erkennen sind. Andre, raittelmassig erhaltene, würden eher zu determiniren sein, wenn nicht die Diagnose der verschiedenen Syrmgoporen-Arteu so viel zu wün-schen übrig liess. Wer sich im üesitze guten Materials befindet, würde mit der Revision dieser Gattung eine lobenswerthe Arbeit verrichten.

25. Syeingopoua mfürcata.

Vgl. Brugmans. Lithologia Groningana. p. 14 f'. 2.

Syringopora reticulata. Murch. Sil. Syst. p. 684, t. 15 bis, fig. 10. „ bifurcata. Edwards Haime Pol. foss. p. 287. „ „ „ „ Brit. foss. corals p, 273,

t. 64, f. 3.

-ocr page 96-

88

Syrhigopora bifurcata Römer. Gescliiebe v. Groningen p. 265. „ reticulata Schmidt. U ntersuchungen etc. p. 231.

Schon die Abbildung Brugmans' liisst die Art sehr deutlicli erkennen, unci audi Edwards und Haime fiihren sie von Groningen an; wenn ich aber genau den von ilinen angegebenen Merkmalen folgen wollte, so wiisste ich nur ein einziges Indi-viduum hier unterzubringen, bei welchem die üicke der Röhren und die Entwicklung der Tuben den Anforderungen entspriiche.

Die andern Individuen, welche zweifellos zu S. bifurcata geboren, bestehen aus Kelchen, welche zwar in der Mitte des Stockes ziemlich grade, unter annilhernd gleichen Abstilnden vcrlauf'en, nach der Peripherie zu aber sich vielfach verzweigen, vielfach gebogen sind, und bald nilher, bald entfernter von ein-ander stehen. Die Dicke der Kelche l^etriigt nur 1 % mm., zuweilen noch weniger; ilire Oberflache ist durch das Auftreten einer runzligen Epithek quer gestreift. Die Verbindungsröhren zeichnen sich durch grosse Unregelmiissigkeit, sowohl ihres Abstandes als ihrer Entwicklung aus, denn Dicke und Lilugo ist sehr wech-selnd. Haiifig sind sie so kurz, dass die Kelche sich fast beriih-ren, haiifig kommt ilire Liinge dam Durchmesser der Letzteren gleich. Die wohlentwickelten Quertuben herrschen indessen vor.

Zu dieser Art geboren zweifellos die meisten der Syringoporen, welche ich untersuchte; aber ich fiihre nur diejenigen an, welche vollstiindig oder doch zum Theil ausgewittert waren.

Untersuchte Exemplare; IB.

Fundort: Groningen.

2G. Syringoi'Diia cancellata.

Harmodites cancellatus Eichw. Zooph. Spec. t. 1, p. 191, t. 2, f. 7.

Syringopora cancellata Edw. Haime Pol. foss. p. 287, t. 15, f. 2. „ » Eichw. Lethaea Rossica p. 501.

-ocr page 97-

89

Syringopora cancellata Roemer. Gescliiebe v. Groningen p. 26G.

„ „ Schmidt. Untersuchungen etc. p. 231.

Der etwa handgrosse Korallenstock besteht aus Individuen, welche in der Mitte grade emporstreben, nach den Seiten hin aber stark divergiren. Sie sind schlank, 2 mm. dick, an den Bildungsstellen der Quertuben gebogen, und von einer dicken Epitheck bedekt; welche deutlich ausgeprilgte Qaerringe bildet. Die Quertuben sind schwach und bisweilen kaum entwickelt, so dass die Einzelkelche sich nahezu berühren.

Nacli Edwards uud llaime betrllgt der Durchmesser der Röhren nur 1 f mm., Roemer fïihrt aher sogar ein Individuum von Groningen an, welches 3-J. mm. starke Kelche besitzt. Die Art ist nicht besonders scharf von der vorigen abgetrennt, denn die Biegungen der Röhren können bei S. bifurcata noch schiirfer sein als bei S. cancellata. Aucli ist sie bisher nur sehr verein-zelt bekanut geworden; Eichwald führt sie aus dem Pentauie-renkalk von Pennern an, Schmidt von derselben Lokalitilt als Gescliiebe, und Edwards u. Haime lehrten sie von Groningen kennen (Das von ihnen abgebildete Individuum unterscheidet sich nur durch grüssere Feinheit der Kelche von dem mir vor-liegenden). Jedenfalls kann die Art in Groningen nicht haüfig sein, wilhrend sie aus Norddeutschland meines Wissens überhaupt nicht bekannt wurde.

üntersuchte Exemplare; 1 in kieseligem Kalk und ein un-sicheres Bruchstück.

Fundort: Groningen.

27. SyRiNGOi'giia Groningana. nov. spec.

Tab. III. Fig. 3.

Der Korallenstock besteht aus milssig divergirenden Poly-parien, welche wenig verzwelgt sind und vorwiegend gradlinig

-ocr page 98-

90

verlaufcn. Ihre Dicke betrilgt 3—4 mm., ihr gegenseitiger Ab-stand nur 2 mm. vind weniger, ja einzelne Kelclie berühreu sich sogar ihrer ganzen Lilnge nacli. Die 0))erflilclie i«fc von eiuer dicken Epithek bedeckt, welclie Querstreif'en, senkrecht zur Axe der Individuen verlaufend, bildet. Die Quertuben sind im Ver-hilltniss zur Dicke der Haupttuben sebr dünn, deun ihr Durcli-messer betragt etwa 1 mm., ilir gegenseitiger Abstand (auf einer Seite der Individuen gemessen) schwankt zwischen 3 mid 5 mm. Die Lilnge der dütenfürmigen Abscheidungen im Innern der Kelclie ist betriichtlicli.

IIlitersuchte Exemplare: 1 im obersilurischen Korallenkalke mit Spirifer spec, und Atrypa reticularis.

Fundort: Groningen.

28. Symngopora fasciculakis.

Vgl. M. Houttuyn. Natuurl. Hist, volgens Limié III t. 9, f. 4.

Syringopora fascicularis Edwards Haime. Pol. foss. (Archives du

Mus.) p. 293.

„ „ „ „ Brit. foss. corals p. 274,

t. 65, f. 1.

In den Diagnosen von Edwards und Haime wird das Haupt-gewicht bei dieser Art auf das ^u^o/ioran-artige Jugendstadium gelegt, wahrend die Angabe der Charaktere beim ausgewachse-nen Individuum etwas unsicher ist, so dass man sich kein deutliches Bild darnach construiren kann. Das Hauptmerkmal dürfte wobl die grosse Feinheit der Röhren sein, deren Durch-messer höchstens 1 mm. betrilgt; denn das geschilderte Jugendstadium mag unter ümstanden allen Syringoporen zukommeu. Auch von S. dislans erwilhnen Edwards und Haime: „on voit que les individus naissaient coiniiie des Auloporesquot; (1. c. p. 286), und ich besitze eine S. bifurcala, welche auf einer Rindenkoralle

-ocr page 99-

91

befestigt ist uud an der Basis ebenfalls ein selir deutliches Ma-schenwerk zeigt. Nocli bei einem andern ludividuum beobacli-tete ich etwas Aehnliches; es uuisseu also diese Korallen auch ein Stadium durchlaufen haben, iu welcliem sie den Auloporen selir gliclien.

Lu Leidener Museum befindet sich eine grössere Anzalil von Syringoporen, welclie der Feinheit ihrer Kelcbe nach zu dieser Art zu rechnen sind; gut ausgewitterte Exemplars liegen aber nicht vor.

Fundort: Groningen.

29. CoENITES junil'erinus.

Limaria clathrata. Murcli. Sil. Sysfc. p4 G92, t. 16 bis, f. 7.

Coenites juniperinus. Edwards Haime. Pol. foss. (Archives du

Mus.) p. 301.

„ „ „ „ Brit. foss. corals p. 276,

t. 65, f. 4.

Aeste von 2—3 mm. Dicke sind unter sehr spitzem Winkel mit einander verbunden; ihre Anordnung und Form entspricht genau den vortrefflichen Abbildungen von Edwards und Haime, indessen erkennt man bei sehr guter Erhaltung, dass dem spitzen Einsclmitte des untern Kelclirandes gegenüber sich noch eine schuppenförmige Erhebung befindet, welche den obern Kelchrand abgrenzt. Dadurch erhalten die gut überlieferten Exemplare ein ganz abweichendes Ansehen.

üntersuchte Exemplare: Zahlreich in Conglomeraten.

Fundort: Groningen.

30. Coenites Swindekenanus. nov. spec.

Tab. II. Fig. 3.

Ein knolliger Korallenstock, aus schalenförmig sich über-lagernden Schichten, welche stellenvveise eine sehr grosse Dunne

-ocr page 100-

92

erlangen, bestellend. Die Oberfliiche trilgt unregehniissige Protu-beranzen. Der unfcere Kelchrand deutlicli ausgekerbt, obgleich nicht so tief wie bei C. juniperinus, der obere einfach krumm-linig. Der Auskerbung des ersteren gegenüber befiudet sicli eine deutlicli entwickelte Septalleiste; die zwei nntern, welclie (ob-wolil weniger hervortretend) bei Arten dieser Gattung noch vorkoinuien, habe icli nicht beobachtet. Der liuigste Kelch-durchmesser betrilgt bis zu Imm., der kürzeste etwa J mm. Die Kelche stehen an den ebenen Partieen der Oberfliiche in regelmiissigen Reihen, überall aber, wo dieselbe Unebenlieiten zeigt, ist die reihenförmige Anordnnng gestort, und es bilden hier die Liingsmesser der Ivelche die verschiedensten Winkel mit einander.

Die beiden Exemplare, welche ara vollstilndigsten erhalten sind, starnmen aus coll. van Swinderen. Das kleinere hat eine thurmförmige (lestalt, Höhe und grüsste Hreite betragen 7 era., die Basis ist anniihernd flach. Das andre ludividuum, von etwa 9 era. Durchraesser, niihert sicli niehr der Kugelforra.

Die Art steht C. linearis Edwards llaime am niichsten, deun audi diese ist knollig, doch fehlen ihr die Protuberanzeu und die Stellung der Kelohe ist sehr regel milssig, endlich ist bei ihr der Unterschied in der Grosse der beiden Kelchdurchmes-ser weit betrtichtlicher.

Untersuchte Exemplare: 4, darunter 2 in Stroraatoporen-ahnlicliem Erhaltungszustande. Ausserdem 2 unsichere Individuen.

Pundort: Groningen.

31. Thecia Swinderen ana.

Agaricia Swinderniana. Goldf. Petref. Genu., T. 1, p. 109,

t. 38, f. 3.

Thecia Swindernana Edwards Haiine Pol. foss. (Archives du

Mus.) p. 300.

-ocr page 101-

93

Thecia Swindernana Edwards Haime Brit. foss. corals p. 278 ,

t. 65, f. 7.

,, Swinderenana Roemer. Geschiebe von Groningen p. 260.

„ „ „ Fauna von Tennessee p. 26,

t. 2, f. 4.

ünregelmiissige, oft knollenförmige, aus zahireichen, sich überlagernden Schichten bestellende Korallenstöcke bis zu 14 cm. im grössten Dnrcliniesser, haiifig andere Korallon überwucliernd und bei schlechtem Erhaltungszustande Stroniatoporen-artig. Die Millimeter weiten Kelche sind bei guter Erlialtung deutlicli polygonal, und zwar meistens vier- oder fünf-seitig, obgleicli die Trennung derselben selten durch scharfe Linien gekennzeichnet ist. Haiifig sind sie nacli einer Riclitung stilrker aitsgedehnt, namentlich an denjenigen Stellen der Oberflilche, welche weniger regelmassig geformtsind; daim ist auch die Ootfnung, welche die starken , in der Kegel in der Zahl 12 vorhandenen Septa zwischen sich lassen, nicht melir rund, wie Edwards und Haime sie ab-bilden, sondern vielfach verzogen (vgl. audi die Abbildung von Goldfuss.) Die genau runden Oefïhungen kommen überhaupt seltener vor. Die Septa sind ol't verschieden lang in demselben Kelche. Bei abgeriebenen Korallen sind die Kelchöffnungen durch kaum J mm. weite, nadelstichartige Vertiefungen ange-deutet.

Auf dem Langsschnitt hat es den Anschein, als ob der Durchmesser der oft gebogenen Kelche ein sehr verschiedener sei; f'illlt niimlich der Langsschnitt zugleicli in die Liings-richtung der Septen, so wird das Lumen der Kelche fast ganz von den Letzteren ausgefüllt, und die Zwischenraüme zwischen den Querhöden sind so klein, dass sie das Aussehen von Poren annehmen. Filllt dagegen der Schnitt zwischen zwei Septa, so erkennt man die Querböden sehr deutlicli ausgebildet. Der Abstand der Scheidewilude betrilgt durchschnittlich so viel

-ocr page 102-

94

wie die Weite der Röliren, von welchen 16—18 nuf 1 cm. kommen.

üntersuchte Exemplare: 12.

Fundort: Groningen.

32. Cyatiioi'Hyllum articulatum.

Cyntliophyllum caespitosum. Mnrch. Sil. Syst. p. 690, t. 16, f. 10.

„ dianthus Murch. Sil. Syst. p. 600, t. 16, f. 12 e.

„ articulatum Edwards Haime Pal. foss. (Archives

dn Mus.) p. 377.

„ „ „ „ Brit. foss. corals

p. 282, t. 67, fl.

„ „ Roemer. Gescliiebe von Groningen

p. 267.

„ „ „ Lethaea palueozoica t. 10, f. 2.

Die Art ist unter den Geschieben von Groningen lange be-kanut, und audi aus Oldenburg kenne icli sie in guten Exemplaren; aucli scheint sie durcliaus nicht selten zu sein, aber es liisst sich ihre Haüfigkeit nicht genau feststellen, da fast alle Exemplare, welche hieher gehören dürften, an ihrer Oberflilche abgerollt sind, und nur selten die Gliederung der Kelche erkennen lassen.

33. CYATIIOPHYLLUM OAKSPITOSUJf.

Cyathophyllum caespitosum Goldf. Petref. Germ. T. 1, p. CO,

t. 19, f. 2.

„ „ Edwards Haime. Pal. foss. (Archi

ves du Mus.)p. 384.

„ „ „ „ Brit. foss. corals

p. 229, t. 51 , f. 2.

-ocr page 103-

95

Ein 8 und 4 cm. messemles Bruchstück dieses Korallonstockes wurde namentlich auch nacli Exemplaren bestimmt, welche sicli im hiesigen Museum, aus der Eit'el stammend, bofinden. Sckon die Gesteilisbeschnffenlieit (vgl. darüber den allg. Theil) machte das demonische Alter liöclist wahrscheinlich. Das Exemplar ge-langte durcli Staring in die Sammlung.

Fundort: Groningen.

34. Cyathophyllum radicans.

Cyathophyllnm radicans Goldf. Petref. Germ. T. I. t. 1G. f. 2.

„ „ Edwards Haime. Pal. foss. p. 388.1.13. f. 3.

Ein rasenförmiger Korallenstock, etwa 7 cm. hoch, dessen Kelclie sicli durcli vielfaclie, seitliclie Verzweigung vermehren und mit einer runzligen Epithek bekleidet sind. Letztere bildet Wulste, welclie schrilg zur Langsrichtung der Kelchaxen stehen und sicli nach einer Seite hin mit der Epithek des Nachbar-kelclies vereinigen. Die Starke der Ruuzeln übertrifït diejenige des von Goldfuss abgebildeten Exemplares, ist aber nicht so bedeutend wie Edwards und [laime sie darstellten. Der Durch-messer der Kelcbe betriigt 11 cm.

Fundort: Diluvium Hollands. Durcli Bugmans.

35. Rhizophyllum (?) Groninganum. nov. spec.

Tab. III. Fig. 4.

Der Kelch ist etwa 2 cm. hoch, der Durchmesser seiner Mündung betriigt 8 mm.; das untere Ende laüft sehr spitz zu und ist gebogen. Die Oberflliclie ist von concentrischen Anwachs-ringen bedeckt und mit wurzelförmigen Anliiingen versehen, alm-lich Rh. Gotlandicurn Lindstr. Die Mündung ist bei dem einen Exemplare vierseitig, jedoch ohne scharfe Ecken, beim andern

-ocr page 104-

96

iiiehr oval, wobei aber die vierseitige Form nocli angedeutet ist. üeber den innern Ba,u des tiefen Kelches lilsst sich wegen schlcchter Erhaltung leider niclits aussagen.

Untersuclite Exemplare; 2.

Pimdort: Groningen.

36. Acervulama luxurians.

Inxurians Edwards Haime. Pol. foss. (Archives

du Mus.) 13. 415. „ „ „ Brit. foss. corals, p.

292, t. 69. f. 2. „ Schmidt. IJntersuchuugen etc, p, 234. ,, Koemer. Lethaea palaeozoica. t, 10. f. 5.

Kleine und grössere Individuen, das grösste handgross, sind vorhanden; darunter eins, welches in Hornstein iiborliefert ist. An Letzterem zeigt sich auf dein Lilngsschnitt eine eigenthüni-liche Zeichnnng, die beim Zusaiiinieiilliessen der Kelche durch die runzlige Epithek hervorgebracht wird, welche bekanntlich die Individuen bedeckt. Vo]i den polygonalen Randern ziehen sich anniihernd grade Linien herab, welche die ursprünglich freioji Kelche schart' begrenzen, und zu beiden Seiten dieser Linien zweigen sich zahlreiche, nach unten gerichtete Neben-linieu ab, die Durchsclmitte durch die epithekalen Falten der Einzelkelche.

Die grössten polygonalen Zeilen erreichen cinen Durchmesser von reichlich 2 cm,

Untersuclite Exemplare: 5.

Fundort: Groningen,

37. Eeidophyllüm rugosum,

Eridophyllum ? rugosum, Edwards Haime, Pol, foss, (Archives du

Mus,) p, 42, t. 10, f. 4.

Acervularia ))

))

-ocr page 105-

97

Eridophyllum? rugosum. Edwards Haime. Roemer. Geschiebe v.

Groningen p. 2G7.

Die Zugehörigkeit der von Edwards und Haime abgebildeten Exemplare zu obiger Gattung ist mir uiclit zweifelhaft, da eiu, im Aüssern durchaus gleich gebautes Individuum fast alle für die Gattung charakteristischen Eigentbümlichkeiten erkennen liisst.

Die Kelclie sind 4—5 cm. liocb und fast V2 cm. breit, vor-wiegend gerade, bisweilen ein wenig gebogen. Der Querschnitt ist rundlicli, doch wird diese Form durcli gedriingte Stellung der Kelche bisweileu gestort. Ihre Oberfliiche ist von einer starken Epithek bedeckt, die sicb zu kurzen, starken Querbalken zwischen den einzelnen Polyparien ausbildet. Im Allgemeinen sind diese Verbindungen schrüg nacb oben gerichtet, und in derselben Richtung verlaüft aucli eine feine Querstreifung der Epitbek. Die Kelclie vermeliren sich durcli seitlicbe Sprossung; ibr Inneres zeigt etwa 24 wohl entwickelte Septa, welcbe indessen nicht bis in die Mitte reichen , sondern hier einen rundlichen, durch eine innere Mauerwand wohl umgrenzten Raum iibrig lassen.

üntersuchte Exemplare: 1.

Fandort: Groningen.

38. Syiungophyllum organum.

Sarcinula organum Goldf. Petref, Germ. T. 1. p. 73. t. 24. f. 10.

Syringophyllum organum Edwards Haime. Pol. foss. (Archives du

Mus.) p. 450.

„ ,, „ „ Brit. foss. corals, p.

295, t. 71. f. 3.

„ „ Roenier. Geschiebe v. Groningen, p. 207.

„ „ Schmidt. Untersuchungen. p. 234.

Der Durchmesser der Kelche betrilgt von kaum 2 bis zu 3 mm.; ibr Abstand ist in der Regel gleich dem Durclimesser,

-ocr page 106-

98

oft grosser, aber nicht kleiner. Die Einzelkelche sind (lurch das Zusammenfliessen des wohl entwickelten Oostalgewebes mit ein-ander verbanden, ohne dass ilire Umrisse dadurch stets ver-wischt wiiren, denn oft sieht man die Grenzen durch deutlicbe Polygone (vorherrschend regelmassige Fiinf-ecke) augegeben. Alle Individuen zeigen auf dem Langsschnitte Querboden, welche durch Verschmelzung des Costalapparats gebildet werden und sich zwischen den Einzelkelclien in horizontalen, in der Mitte etwas nach unten gebogenen Lagen ausbreiten. Dazwischen befinden sich Hohlriiume, zowohl bei einem verkieselten Exem-plare als bei den ausgewitterten. Nach Edwards und Haime sollen aber diese Zwischenraiime durch Exothek ausgefiillt ge-wesen sein. Von einer columella habe ich nichts erkennen können.

Untersuchte Exeinplare: 12.

Fundort: Groningen.

39. Cyathocrinus hugosus.

Cyathocrinites rugosus. Goldf. Fetref. Germ. p. 192. t. 59. f. 1.

„ „ Murch. Silur. Syst. p. 672. t. 18. f. 1 u. 9.

Crotalocrinus rugosus. Eichwald. Lethaea Rossica. p. 611.

t. 31. f. 60.

Cyathocrinus rugosus. Roemer. Geschiebe von Groningen, p. 268.

Crotalocrinus rugosus. Schmidt. Unterschungen. p. 222.

Dieser Trochit macht bei weitem das Gros der vorbandenen Crinoidenreste aus; eine grosse Anzahl konnte als hieher gehorig betimmt werden, und auch die nicht sicher erkennbaren werden mit grosser Wahrsclieinlichkeit fast alle dieser Art zu-zurechnen sein.

Die Trochiten sind in allen Grossen vertreten. Der 5-theilige Nahrungscanal nimmt mit dem Alter an Grosse so zu, dass er nur noch ringformig von der aüssern Wand umhüllt wird.

-ocr page 107-

09

wobei die Tüuf-theilung öfter gauz vervvischt wird. Die Ober-flilclie ist von Knötchen bedeckt, welche auf ihrer Spitze durcli-bohrt erscheiuen, und vun deuen Eichwald es als walirscheinlich lüustellt, dass sie Caniile audeuteu, welclie mit deiu Haupt-Nahrungscanale in Verbind any sfceheu. Dass dem wirklich so ist, davou liefern zwei gunstige Exemplare den Beweis; das eine beisteht in einem calcinirteu Saülengliede mit verzweigten Wurzelanhilngeu, in vvelchem silmmtliche Kalkspatlirbomboëder-chen auf dem Liiugsbrucli deutlicli perforirt erscbeinen, wilbrend zugleicb an der f'reien Innenseite des Hauptcanals Perforationen ausmünden. Ein andres Suülenglied zeigt auf der abgeriebenen Gelenkfiacbe scliarf gezeiclmete, radiale Caniile, welclie von den auf der Aassenflilcbe gelegenen Tuberkeln nach dem Haupt-Naliruugscanale stralilen. Sie sind nicht inuucr einfach, sondern einige verbinden sich gabelartig.

Diese Caniile veranlassten Schmidt die Ansicht auszusprechen, dass die Astylospongia praumorsu nichts andres sei als das Fuss-stück eines solchen Cijalhocrinun. Die Aehnlichkeit kann aller-dings eine grosse sein, wie ich mich an andern, nicht bestimm-baren Fussstücken überzeugte, aber es ist die Selbststilndigkeit der obigen Spongie durch ihre Struktur bekanntlich über allen Zweifel erhaben.

40. Ptilodictya lanceolata.

Flustra lanceolata Goldf. Petref. Germ. T. 1. p. 104. t. 37. f. 2.

Das Thier erreichte unter ümstiinden sehr bedeutende Dimen-sionen, denn mir liegt ein Bruclistück vor, welches 24 min breit ist. Das untre Ende ist nicht rund, sondern laüt't ziemlich sjiitz zu. Znweilen ist das Gestein ganz und gar damit erfiillt.

Koiumt zusainmen vor mit; Calamopora spec., Cornulites ser-pularius, Spirifer spec., Or this paden u. Lovéni, llhynchonélla nuculu, Chonetes strialella, Murchisonia spec, und Trilohitenresten.

-ocr page 108-

100

41. Chonetes striatella.

Orthis striatella Daim. Terebrat. (Kongl. Vet. Acad. Handig.

1827) p. 27. t. 1. f. 5.

Leptaena lata v. Buch. Abhdlg. d. Berl. Akad. 1828. p. 53. t. 3. f'. 2.

„ „ Murch. Sil. Syst. p. 610. t. 5. f. 13.

Productus pecten Quenatedt. Petrefactenkunde. p. 586. t. 49. f. 35.

Chonetes striatella Eichw. Lethaea Rossica. p. 878.

„ „ Schmidt. Untersuchungen über die silur.

Form. p. 220.

„ „ Roemer. Lethaea palaeoz. t. 12. f. 14.

„ „ Krause. Fauna d. Beyrichienkalke. p. 14.

(Zeitschr. d. deutsch geol. Ges. 1877.

Bereits in den „Geschieben von Jeverquot; habe ich zwei Cho-neten angeführt, von denen ich die eine „Ch. lata v. Buchquot;, die andre „Ch. striatella Daim.quot; nannte, oline f'reilich die Gründe dieser Trennung in dem Namenverzeichnisse anzugeben. Es finden sich nümlich zwei Ansbildungen von Chonetes, von denen die eine, haüfigere, genau der von v. Buch gegebenen Abbil-dung entspricht; diese Art bat grobe Kippen, deren Anzahl bei ausgewaclisenen Individuen gegen 50 betrilgt, der Stirnrand verlaüf't dem Sclilossrande anniihernd parallel, die Oberfliiche ist mit coucentrischen V/ulsten versehen, welche dem IJ niriss der Schale entsprechen und mit dem Ansatzpunkte der Stacheln endigen. Die Schale ist sehr flach, und liegt ihre grosste Breite unterhalb des Schlossrandes; sie ist bei den ausgewaclisenen Individuen ausserordentlich in die Breite gezogen, bei jüngeru weniger. Bei der andern Art findet sich etwa die doppelte Anzahl von Kippen vor, der Stirnrand ist ganz und gar gebogen, die concentrischen Wulste fehlen, und statt deren finden sich of't zwei kaum merkbare Falten welche vom Stirnrande

-ocr page 109-

101

zuiu Wirbel verlaufen und hier unter spit/.em Winkel zusam-menstossen. Die Schale ist gewölbt und der Unterschied zwischen Breite und dein Abstande von Schloss- und Stirn-rand ist weit geringer als bei der vorigen Form. Letztere Form wurde nach Krause's Mittheilungen in Boll's Naclilass ebenfalls Ch. striatella genanut, wiilirend Boll die erstere Ch. striata benannte, zugleich werden von den oben angefflhrten Unterscliieden die nieisten angefülirt, und noch dazu, dass nach Boll die „striatellaquot; 5—8 Stachel jederseits besitze.

Krause glaubt aber diese Forraen nicht trennen zu dürfen, da Uebergilnge vorkommen, und ich fasse sie deswegen auch zusammen, weil ich annehmen muss, dass Krause's Material ein besseres gewesen sei, als dasjenige, welches mir zu Gebote stand. Dabei wird aber zugegeben, dass diese beiden Varie-tilten „meist in verschiedenen Gesteinsstückenquot; vorkonimen, und es scheint mir demnach, als wilre eine wiederholte Prüf'ung dieses Gegenstandes wohl auzuempfehlen.

42. Obthis.

Roemer hat in seinen „Diluvialgeschiebenquot; Orthis elejantula Daim. als haüfige Form des Beyrichienkalkes angegeben; Krause dagegen fübrt Orthis canaliculata Lindstr. an, welche besonders haüfig in einer „stark thonigen Varietat des Beyrichienkalkesquot; sich vorfinde und zieht obiges Fossil von Roemer als synonym hinzu. Das Verfahren ist nicht zu rechtfertigen, denn wenn auch U. canaliculata Lindstr. sich vorfindet und sich als solche bestimmen Hess (woran ich nicht im mindesten zweifle), so halte ich damit die Abwesenheit von O. elegantula Daim. durchaus nicht für erwiesen. Ich iinde Fonnen in Gesteinen (die aller Wahrscheinlichkeit mit den thonigen Varietaten über-

') Puuna d. Boyrichioukalko p. 17. (Zoitachv. d. doutach. gooi. Goa. 1877. p. 1).

-ocr page 110-

102

einstimmen), welclie ich nur für O. cleijantula halten kann. Ausserdem komint, noch Or tl ik Lovéni Lindstr. olme Zweifel vor. O. canaliculata endlich ist auch bereits von Eoemer in den Gescliieben von Groningen uachgewiesen!

43. Orthts lynx.

Orfchis lynx Eichw. Schmidt Untersuchungen fib. d. silur.

Form. p. 215. (pars).

„ „ „ „ Nachtrüge u. Berichtigungen

zu den Untersuchungen etc. p. 10.

„ „ „ spec. Boll. Ueber die sil. Orthis lynx Eichw, spec. etc. (Mecklbg. Archiv. 1862 p. 151).

„ ,, (Orthis biforata Davidson) vur. Roemer. Leth.

pal. t. 12, f. 13.

Ein kugliges Exemplar. Sinus und Wulst zeigen je vier Falten, welche ganz bis zuiu Wirbel hinaufreichen. Zu beiden Seiten neun Falten. Andeutungen der Knötchen, welche die Schale dieser Art bedecken, sind ebenfalls verhanden. Es unter-liegt keinem Zweifel, dass diese die lt;?.igentliche 0. lynx Eichw. spec, reprilsentirt.

Fundort; Groningen.

ORTHOCERAS.

Die Ceplmlopoden sind nngiinstig erhalten, so dass nur wenige bestimmt werden konnten, obgleich 21 Individuen vorliegen. [Inter diesen befinden sich:

44. Actinoceras cochleatum.

Actinoceras cochleatum. Eichw. Lethaea Rossica p. 1252.

-ocr page 111-

103

Ortlioceras cochleatutn. Boll. Beitrag z. Kenntn. der silur, (!epha-

lopod. (Mecklbg. Arcliiv 1857 p. 76, t. 5, f. 17).

„ „ Roemer Geschiebe v. Groningen p. 270.

„ crassiventre. Schmidt, üntersiichungen üb. d. silur.

Form. p. 196.

„ cochleatum. Roemer. Lethaea pal. t. 16, f. 5.

Ein 11 cm, 1 an ges und 2 kleinere Bruchstücke liegen vor, mit stark aufgeblasenen Siphonen und eng genilherten Kammer-wiinden. Die Letzteren sind nicht vollstiindig überliefert, sondern liauptsilchlich nur in den dem Sipho zunachst liegenden Partieen; daher liess sich das Verhültniss zwischen Breite der Kammer und derjenigen des Sipho nicht durcli Abmessen ermitteln, und gründet sicli die Unterscheidung von Orth. Nummularis (Murch. Sil. Syst. p. 632, t. 13, f. 24) auf das Verhaltniss des Sipho-durclimessers zu der Höhe der Kammern.

Fundort: Groningen.

45. OrïIOCERAS? VEIiTEBRATUjr.

Ormoceras vertebratum. Hall. Pal. of. Newyork p. 94, t. 29, f. 1.

Diese TJntergattung ist bisher nur in Amerika beknnnt geworden , doch hat schon Woodward (a manual of the mollusca 1871 p. 191) die Selbststandigkeit derselben bezweifelt und ausgesprochen, dass sie wohl mit der vorigen Gattung zu ver-einigen sei. Von Schmidt werden O. cmssivenlre, imhricalum, nummularium, laeve ebenfalls zu Ormoceras. Stokes geste]It (Un-tersuchungen etc. p. 196), und es scheint allerdings die Trennung von Actinoccras und Ormoceras kaum durchzuführen zu sein.

Das eine der vorhandenen Individuen misst 8 cm., die Breite betrilgt oben 4V2 cm., unten nicht ganz SVj cm., so dass also

•v

-ocr page 112-

104

die Verjüngung eine sehr geringe ist. Die Weite des Sipho betriigt etwas mebr als V, des Kammerdurclimessers, und erin-nert das Individuum dadurch an 0. nummularium Murch. Die Kammerwilnde sind sehr nahe geriickt.

Uutersuchte Exemplarei 2.

Fundort: Groningen.

NB. Unter den noch iibrigen Cephalopodenresten befindet sich wahrscheinlich noch 0. imbricalurn Wahlby.

-ocr page 113-

TAFELERKLiERUNGL

NB. Silmmtliche Originule befinden sich im Leidener Museum.

Tab. I.

Fig. 1. Aulocopium variabile. nov. spec, natürliclie Grosse. Exemplar vou mittlereren Dimensionen.

1«. Ein Theil der concentrisch-runzligen Epithek, von unten gesehen, skizzirt.

Fig. 2. Silurispongia conus. nov. gen. spec, natürliclie Grüsse.

Tab. II.

Fig. 1. Favosites Staringi. nov. spec, natürliclie Grosse.

la. Kelclie bei etwa vienualiger Vergrösserung. Fig. 2. Monticulipora confluens. nov. spec. Der rasenfürmige Stock von oben gesehen, uni die haüflge Verbindung der Aeste zu zeigen, welche bier alle von geringer Stiirke sind. Natürliche Grosse.

2«. Fin Theil eines Hauptastes bei dreimaliger Vergrösserung.

-ocr page 114-

106

Fig. 3. Coenites Swinderenanus. nov. spec. Ein Theil der Ober-fliiche iu natiirlicher Grosse. Die uiissere, schalenartige Lage ist durclibrocheii, so dass die iunere, welche die deutlichen Kelche trilgt, blossgelegt ist.

3a. Einige Kelche bei zwölf- vierzehn-nialiger Ver-grosseruug.

Tab. III.

Fig. 1. Halysites catenularia. Eiu Exemplar mit sehr unre-gelmiissig geformten Maschen und welchselnder Anzalil von Kelchen, welclie in die Bildung ilirer Seiten ein-gelien. Natürliche Grosse, (vgl. Halysites).

Fig. 2. Halysites triangulata. nov. spec. Ein Theil der Ober-flilche. Natiirliclie Grosse.

Fig. 3. Syriugopora Groningana. nov. spec. Ein Theil des Stockes in natiirlicher Grosse.

Fig. 4. Rhizophylluni ? Groninganum. nov. spec. Natürliche Grosse.

-ocr page 115-

... ,, ..... .;,:.. ,,.., .... .. • :. . ., . . ■ . ' . ^.;.l| ......... . , .

-ocr page 116-
-ocr page 117-
-ocr page 118-
-ocr page 119-

Tab. II

-ocr page 120-

il

-ocr page 121-
-ocr page 122-

. - - . .. .. gt; ■ .. v.... . ■■■■ - gt;-gt; ■ ■ |

■■■■■■■

' Aï-zè-lwm

......•' ■ ■

-ocr page 123-
-ocr page 124-
-ocr page 125-

.

,

quot;

-ocr page 126-