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Neueste Erfahrungennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;l
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Haul- und Klauenseuelie
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Rindvieltes, der Schaferaquo; raquo;cliweiite iiml JBiegen.
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Dr. Joseph Schneider,
Kurfürsllicl^m Ober-Medicmalrall..^ and Rpgieruiigs-JIecüciiu.l-nert.rcnlfii,
An La..dlriiilenl,au!-l)ir.llion ... Fulda, u..d mehre, er Alndemi.n „nd Gclcl.rlcn-GeSell5.l..lle
des In- Unit AUMnndcJ Milglicde.
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Freiburg,
Druck und Verlag der Fr. Wagner'sclien Diichhandlnng.
IS40.
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Vieles sehen wir wohl, und laquo;risen denn^eh so Wenig: Darum sclmue der Glaquo;i*l, was wir gesehen such ro.
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Wenn vieles an sich merkwürdig ist, so erhält auch das Mindeste erst durch die richtige Betrachtung, Zusammenstellung und Schätzung seinen eigentlichen Werth.
So verhält es sich auch mit der hier zu beschreibenden Krankheit der Maul- und Klauenseuche. Es ist bereits über diese viel geschrieben und verhandelt worden, aber, ohnerachtet dessen, bleibt noch Vieles übrig und ich glaube, keine unnütze Arbeit durch anliegende kleine Schrift unternommen zu haben. Sie ist das Resultat von beiläufig
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20,000 an ihr epizoolisch krank gewesenen Stücken, und der Erfahrnngcn, nicht allein von mir, sondern auch von vier intelligenten und lobenswerth thätigen Kreis- und Thier-ärzten der Provinz Fulda, deren Eifer und Geschicklichkeit, hinsichtlich der Behandlung der kranken Thiere, ich nicht genug loben kann, und welche auch von der höchsten Behörde, durch besondere Belohnung eines Jeden, anerkannt worden ist.
Ich hoffe zuverlässig, dass auch sehr erfahrene Aerzte undThierärztc in dem kleinen Werk, wie ich durch den Titel versprochen habe, manches Neue undWissenswerthe, die Impfungen abgerechnet, finden werden.
Fulda im April 1839.
tßrr Verfasser,
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'raquo;it-miciulliclici Fullo spemlol tlic göllliclie Mutlec ivlh-nillaquo; Klaquo;ilung; os wir.l jrgiiclictn L'i-bel gewahrt.
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DkJMaulseucIie, lt;\as Matdtceh, die Racheiiseuche, ilie Mund/aulCy Sabcrseuche, Schlubbei'seuche, die Maul- und Mumlsckic(immchen7 Aphllui epizoolicae, befällt aussei-dem Rindvielic, auch Schafe, Ziegen, Schweine, Pferde und namentlich Fohlen in den Gestüten.
Ein fast steter Begleiter der Maulseuchc ist die Klauenseuche, das Ftissweh, die Fusskluucnkvunkheil, oder Lähme des Viehes, der Fink, das Hinken, Korbiceh und das Krümmen des Viehes.
Dieser Krankheit sind eigentlich alle Klauenthiere aus-gesezt, selbst das W ildpret, Hirsche und Relic, namentlich aber die Rinder und Schafe. Bei lezteren, und zwar bei den spanischen Schafen, wird es auch das spanische Uebel, der spanische Wurm genannt.
Seit achtzehn Jahren liess sich diese Seuche nicht so in raquo;nsern Gegenden sehen, wie im Jahre 1838 in den Monaten August bis December. Sie wurde laquo;ns im Kreise Fulda durch die Bayerische und grossherzoglich Hessische, im Kreise Hünfeld durch die Weimarischc, im Kreise Hersfeld durch ebendieselbe and auch durch die grossherzoglich
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Hessische , inul im Kreise Schmalkalden durch die Preiissische, Gothaische und Weimarlschc Nachbarschaft^ zugeschlcppt, und es wurden in der Provinz Fulda allein liber 9000 Stück Rindvieh, 7000 Schafe und 1500 Schweine, nebst Ziegen und einigen Katzen epizootisch in den obengenannten 5 Monaten dermassen ergriffen, dass mir wenige Dörfer und Ställe verschont blieben.
Zum Glücke war und blieb sie aber in der Regel einfach, gelind, mit wenigen Nebenkrankheiten begleitet und ihr Verlauf war so gutartig, dass nur wenige Thicre daran zu Grund gingen. Verschlimmerung des L'ebels wurde in der Regel nur durch zu sorgsame Behandlung, Pfuscherei, Anwendung starker sehr reizender Arzneien und zu harte Behandlung der Mund- und Klauengeschwiire hervorgebracht.
Uebrigens war, bei allem diesem gelinden Auftreten der Seuche, der Landmann doch sehr geplagt. Theils durch die Behandlung der kranken Thiere und den Zeitverlust während derselben; theils, weil er während der Krankheit das Anspannvieh nicht gebrauchen, weil er die Milch der Thiere zum Genuss für Menschen und andere Hnusthiere nicht benutzen konnte, und weil endlich das Vieh durch die Krankheit sehr abmagerte, und diese Krankheit auf die Schafe, wie es sich jezt erst häufig an vielen Orten erweiset, und deren Zucht nachtheiligen Einfluss hat; indem viele der Mutterschafe, die im vorigen Herbste die Klauenseuche hatten, nicht allein keine Lämmer bekamen, sondern auch diese nach der Geburt meistens an Lähme starben.
I. Bescbreibung der Krankheit.
Die von dieser Krankheit ergriffenen Thiere sind matt, traurig, fangen an zu zittern, fressen nicht oder nur langsam, das Wiederkauen ist gestört, die Haare sind gesträubt, die Augen werden trüb, feucht, oft gerüthet, die Wärme .des Körpers ist erhöht und der Herzschlag des Thieres beschleunigt. Die Schleimhaut des Maulcs und der Nase ist hochroth entzündet, die Zunge geschwollen und zuweilen
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nimmt diese Gescliwulst den ganzen Kopf ein, die aus-geathmete Luft ist sehr heiss, die Mundhühle enthält vielen Sclileim und Geifer, bei den Kühen, Schafen und Ziegen nimmt die Milchabsonderung sehr ab und hört endlich ganz auf. Die fieberhaften Zufalle dauern zwei, drei Tage, dann bricht der Ausschlag hervor, es erscheinen an verschiedenen Stellen, besonders auf der Zunge, am Gaumen, zuweilen an den Nasenlöchern und an dem Nascnhiigel, anfanglich kleine Blätterchcn, welche schnell die Grosse einer Erbse bis einer Bohne und noch mehr erreichen, nach vier und zwanzig Stunden aufplatzen und unter vermehrter Speichelabsonderung einen widrigen Geruch verbreiten. Auch bei den Kühen stellen sich an den Eutern dergleichen Blattern ein. Dies das reine Bild der hier vorgekommenen Seuche. In manchen Ställen und unter manchen Stücken war die Krankheit anders; überhaupt gab es im Verlaufe der Epizootic vielerlei Acnderungen und Erscheinungen.
Vorboten der Krankheit wurden in der Regel nicht bemerkt. Häufig trieben die Hirten gesundes, wenigstens ganz gesund scheinendes Vieh auf die Weide und kamen mit zehn, ja zwanzig und noch mehrern kranken Thieren zurück. Mehrere Hirten bemerkten, dass das Vieh kurz vor dem Ausbruche der Krankheit unruhig, stössig ward, dann die Füsse ausstreckte, auch das Maul aufsperrte. Eine Stunde nachher waren Blasen im Maule und zwischen den Zehen und — die Krankheit eingetreten. Viele Stücke waren in zwei Tagen wieder gesund und frassen nach wie vor. Andere wurden heftiger ergriffen. Bei einigen erschien das Uebel blos im Maule, bei andern wurden auch die Füsse krankhaft affizirt, und bei Kühen gesellte sich noch 'die wahre Euterseuche dazu. Die Euter und Strichen schwollen dann beträchtlich an, es erschienen auf ihrer Aussenfläche kleine, röthliche Stellen, die in der Mitte sich erhoben und erbsengrossc Bläschen von verschiedener Farbe bildeten. Die bald klare, bald dtinklcre Feuchtigkeit in denselben
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wurde laquo;(laquo;•laquo;;, die BliiscJieii brachen dann auf und vertrockneten zu Scliorfen.
Die Krankheit befiel vorzüglich Kinder und Schafe, weniger Ziegen, obgleich deren auch mehrere erkrankten ; die Schweine, welche die Milch der kranken Kühe bekamen, wurden meistens von der Seuche befallen, ebenso die Katzen. Auch hat man an dem Rehwild in manchen Gegenden die Klauenseuche bemerkt, welches des Abends auf den Weideplätzen hauste, wo krankes Vieh geweidet hatte. Von Pferden, hatte man nur wenige Beispiele in dieser Epizootic.
In manchen Ställen und Schafherden wurden sammtliche Thiere befallen und in maneheu blieben mehrere von der Krankheit verschont, obgleich sie mitten unter denselben sich aufhielten.
Sie verschonte übrigens weder Berggegenden noch Niederungen, weder Gattung noch Alter der Thiere. Bei vielen Thieren bemerkte man keine andern Zufälle, als dass die Zungen Blasen bekamen und steh dann abschälten. Sie bekamen weder biise Füsse, noch böse Euter, noch andere Zufälle. Sie hatten daher eigentlich nur die Maulsetiche. Andere hatten blos Klauen- und keine Maulsetiche, dieses war häufig unter den Schafen der Fall, die meisten hatten aber Maul- und Klauenseuche, lind, waren es Kühe, die Euterseuche zugleich; besonders war (nach den Berichten des Kreisthierarztes Ilessberger dahiei) im Kreise Fulda der Fall, dass in den Monaten August, September und October im Allgemeineil bei den Thieren die Klauen-, Maul-, Euter- und Hornscuche zu gleicher Zeit, in den Monaten November und December aber die Klauensenche raquo;in Durchschnitte allein und nur sehr gelind erschien. Das junge Vieh wurde von der Krankheit am heftigsten befallen.
Manche Kühe hatten während der Krankheit nur wenige Milch, manche fast gar keine; andere verloren sie ganz. Wenn sich die Milch auch während der Krankheit verlor.
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so liat sic sich raquo;loch überall nach derselben bei vielen Kühen in einem erhöhten Maassc wieder eingestellt.
Auch bekam Vieh die Krankheit, welches gar nicht aus dem Stalle gekommen war, und man hatte einzelne Beispiele, dass Thicre die Krankheit zum zweitcnmalc bekommen hatten.
II. Ursachen.
1) Die Hauptursache dieser Seuche wurde von unaernThier-ärzten in der unsteten Witterung des Jahres 1838 gesucht, und deren Kälte im Frühlingc, nebst der späten Kälte mit abwechselnder Nässe und schneller Hitze in dem Sommer angenommen. Es ist wahr, das Jahr 1838 war in dieser Hinsicht bemerkenswerth.
Der Monat Januar war anhaltend kalt, mit hohem Schnee. Der Februar ebenso; auch der März war rauh und kalt. Im stöberigen April waren unsere Gebirge, namentlich das Ilhön- und Vogelsgebirg hoch beschneit. Im Mai fror es noch und war kalt bis zum 33., wo die Witterung sich änderte und etwas Frühlingswärmc eintrat. Im Juni sahen wir am 8. noch Schnee auf den Gebirgen. Dann trat sehr gedeihliches Wetter mit fetten Regen ein und alles wuchs üppig. Der Juli war heiss und der Heuerndtc sehr zuträglich , jedoch gab es am Ende viele anhaltende Regen. Der August (in welchem die Seuche bei uns ausbrach) war nass, kühl und regnerisch und die Kindle dadurch ziemlich gehindert. Der ganze Monat September war ungeincin schön, der October kühl und unangenehm, der November und December dagegen brachten gelinde Witterung.
In dieser Witterungs-Anomalie des verflossenen Jahres hatten wir also verschiedene Ursachen, welche die Seuche nach der angenommenen Meinung hervorzurufen im Stande waren, als: Mangel an Gras im Frühjahre und schlechte Weide in demselben, mit ungewöhnlicher auf die Thiere im Freien wirkender Kälte, welche auch die bessere Witterung nachher durch die Kälte und Schnee im Juni unterbrach
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und sehr nachtheiiig auf die Herden und Vegetation wirkte, und der darauf kunimende kühle und regnerische August.
Die in Rede stehende Seuche (sagen die Berichte der Thierärzte an mich} hat ihren Ursprung wohl in dem anhaltend nassen Wetter diesen Sommer über gefunden, hat aber jezt, dem Anscheine nach, den höchsten Gipfel erreicht und wird hoffentlich, bei der nun eingetretenen günstigen Witterung, auch bald wieder retrograde Bewegungen machen.
Die ersten Ursachen dieser Seuche (behauptet der Kreis-thierarzt Walch ') in Hersfeld), das heisst die Veranlassungen, wodurch gleichsam der Same und Keim derselben in den Körper des Viehes gelegt wird, sind ohne Zweifel in schädlichen Wittenings - und Futterverhältnissen zu suchen, wohin z. B. und zwar ganz besonders in dem laufenden Jahre, das ungewöhnlich rauhe und nasskalte Wetter in den sogenannten Hundstagen; später kalte Regenschauer, dicke stinkende Nehel in den Niederungen und an grossen Flüssen, in sumpfig moorigen Gegenden etc. böser Thau u. dergl., durch welches alles das Futter und die Weiden verdorben wurden, mit vieler Gewissheit zu zählen sind. Ein starker Beweis hieven liegt in dem Umstand, dass koch und trocken gelegene Orte bis jezt fast gänzlich verschont geblieben sind, wogegen sie in tief gelegenen und wasserreichen Gegenden am häufigsten vorkam. Dies war bei uns nicht der Fall, es wurden, wie schon gesagt, die Thiere auf dem Rhön- und Vogelsgebirge, so wie in den Niederungen und am Fuldaflusse von dem Uebel fast gleichmässig befallen. Auch gehört in Bezug auf das laufende Jahr noch hieher, dass dabei die Witterung manchmal sehr uhicechselnd war, indem auf rauhes nasskaltes Wetter mitunter sehr heisse and schwüle Tage kamen, auf die aber plötzlich wieder üble Witterung eintrat.
lJ S. kurze Belehrung üLer die unter dem Rindvieh und Scliafen herrsclicndc Maul - und Klauenseuche. Landwirlhscliaftlirlie Zeitung für Kurhessen 16. Jahrgang viertes Quartal 1838. S. 288.
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Nebst der hier beiührteii nassen und trockenen Witterung, sumpfigen und nassen Weide, Mangel an Gras im Frühjahre, zählen noch die Tluerärzte zu den weiteren Krankheitsursachen der Seuche: ft) Honig- oder Mehlthau, häufige Insekten, überhaupt in die Kräuter gefallene Gifte. 3) Nasse unreine und zu wenig durchlüftete Ställe. 4) Schlechtes, faules Wasser, Mangel an Wasser. 5} Schiminlichtes verdorbenes Futter-. 6) Zu strenge Arbeit in heisser Jahreszeit und schlechte Behandlung des Kindviehes. 7} Mangel an Salz.
Alle diese Gegenstände werden mehr oder weniger als Ursache dieser Seuche angegeben.
Sie sind, sagt der Medicinalrath Z?r. iSßM/er zu Konstanz') die allgemeinen Ursachen, welche man bei Entstehung jeder Seuche auftischt. Man hat bei der Rinderpest, bei dem Milzbrand , bei der Ltingenseuche etc. die nämlichen Ursachen beschuldigt. Ob sie die wirklichen Ursachen der Seuche sind, ob sie zur Erhaltung derselben beitragen, mag nachstehende kleine Kritik zeigen.
1) Trockne, heisse Witterung, vorzüglich wenn sie lange anhält, oder wenn sie öfters mit Abkühlungen verbunden ist, hat die vorzüglichste Ursache der Seuche sein sollen.
Warum wurde in den heissen Frühjahren und Sommern der Jahre 1802, 1804, 1809 und verzüglich 1811 nicht ein einziger Fall dieser Seuche bemerkt? Sind in diesen trockenen Sommern nicht alle Zufälle vereinigt gewesen, die man zur Hervorbringung der Maulseuche beschuldet?
3) Anhaltende nasse Witterung. Diese Annahme steht mit der vorigen für sich im Widerspruch. Wasser und Feuer kann nicht eine und die nämliche Wirkung hervorbringen. Warum wurde in den kalten, nassen 180or und 1813r Sommern die Maulseuche nicht entwickelt?
3) Honig-Mehlthau und häufige Insekten: Diese haben
') Ueber die Maul - und Klauonscuclic. In Henke's Zoilsclirifl 4. Bd. 1823 2. Heft. S. 312 fT. Ich kann nicht umhin, hici-einige passende Auszüge zu uiaclicn.
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mehr Scheiiigrtiiul zur Ursaclic der Maiilscuclic, da es leicht glaublich sein könnte, dass das Fressen des scharfen Insckten-stofles Entztiiidung und Blasen in dem Maule der Thicre hervorbringen werde. Man iniiss aber fragen, warum geschah dieses mir beim Rindvieh und bei allen andern nicht Ti Im Frühjahr 1800 Mar, während dem die Maulseuchc herrschte, weder Mehlthaii zu bemerken, auch kamen wenig Insekten vor. Dagegen hat man nie mehr Honig- und Mehlthaii gesehen, als im August des nämlichen Sommers, auch Insekten waren in diesem Monate sehr häufig und doch wurde nichts mehr von der Maulseuche bemerkt.
Das Jahr 1811 hat sich vor andern durch Trockne und Inscktenmenge, vorzüglich der Blattläuse ausgezeichnet, und doch ist dadurch nicht eine Spur der Maulseuche hervorgebracht worden.
4} Sumpfige nasse Weiden sind allerdings bedeutende Schädlichkeiten für das Vieh. Da aber in vielen Gegenden die Stallfütferung, besonders im Frühjahr, eingeführt ist, da Vieh, das auf nasse, so wie das, welches auf trockne Weiden getrieben; das im Stall gefütterte, wie das Zugvieh, in gleichem Grad von der Seuche ergriflen worden ist, so fällt alle Wahrscheinlichkeit für diese Ursache hinweg.
5)nbsp; Ohne dass man die Scliädlichkcit nasser, unreiner, nicht gehörig mit Luftzug versehener Ställe verkennen wollte, ist es klar, dass diese Ursache den wenigsten Theil an der Maulseuche haben kann. Diese Ställe waren vor und nach einer Seuchezeit die gleichen. Das Vieh in den reinlichsten, bestangelegten Ställen wurde oft vor dem in schlechten Ställen, so wie das Weid- und Zugvieh gleich befallen.
6)nbsp; Schlechtes, faules Wasser, oder Mangel am Wasser auf Weiden kann zwar bestimmt als eine häufige Ursache zu vielen Krankheiten des Viehes angenommen werden, aber die Ursache der vorjährigen Seuche lag nicht hierin, denn mehrere Dörfer, in denen die Seuche ganz allgemein wurde und wo sie sich schon bei ihrem Ausbruch zeigte, hatten das beste Wasser, und trieben nicht auf die Weide.
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7} Die Seuche pflegt nidit leiclit vor dem Braclinionate auszubrechen, wo schon lange Gras gefüttert wird und wo kein Mangel an diesem herrscht. Warum entsteht die Seuche in den Jahren, wo schlechtes, durchnässtes Heu gemacht wird, nicht jedesmal? Warum kommt sie nie sporadisch bei solchen Jahren vor?
Es ist im vorigen Jahre gutes Heu gemacht worden und ilie Seuche erschien doch, und in vielen anderen Jahren wurde schlechtes Futter gewonnen, und die Maulseuche wurde nicht bemerkt.
Dass auch in zu strenger Arbeit die Ursache dieser Seuche nicht zu suchen sei, zeigt die Erfahrung klar, denraquo; ruhig im Stalle gestandenes, gutgenährtes Vieh wurde oft vor dem arbeitenden befallen.
8) Seitdem Wollslein in dem Salze das Verwahrungsmittel gegen alle Viehseuchen gefunden zu haben glaubte, hat man an der unterlassenen Salzfiittening die Ursache der Seuchen und vorzüglich der Maulseuche linden wollen. Der Ungnuid dieser Meinung liegt aber hell am Tage. Man hat in manchen Ställen viel Salz gefüttert, es gibt Ställe, wo man nicht an Salzfutter denkt, und es existireu deren, wo immerhin eine gleich bestimmte Menge Salz gefüttert wird, und doch hat mau in allen diesen Ställen zu gleicher Zeit und in gleichem Grade die Seuche ausbrechen gesehen.
Welches ist denn inin die Ursache der Maul - und Klauenseuche, wenn sie die angeführten alle nicht sind?
Diese Frage ist schwer zu beantworten und wird wie tausend ähnliche schwerlich je genügend beantwortet werden.
Diese Seuche erscheint jedesmal als Epizootic. Ihre Ursache liegt in den uns grösstenthcils unbekannten klimatischen und atmosphärischen Einflüssen auf die thierischen Körper. So wie die Influenz oder Grippe, und die Cholera von Zeit zu Zeit ganze Länder überfallt und von einer Weltgegend zur andern zieht, ebenso thut es die Maul- und Klauenseuche.
Bei den seuchenhaften Krankheiten der Menschen undThierc
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werden wir uns immer ohne grosseu Gewinn mit Aufsuchung und Erklärung der Erzeugungsursachen der Seuchen abgeben. Mit mehr Nutzen werden wir die geschichtlichen Erscheinungen einer jeden Seuche auffassen, sie mit andern vergleichen und durch Analogie Schlüsse folgern. Wir werden auf diesem Wege, ohne die ursprüngliche Ursache zu kennen, den Gang der Natur in dem Verlauf der verschiedenen Seuchen kennen und so den Weg zu ihrer besseren Behandlung in jeder einzelnen finden lernen.
III. Das Wesen und die Eigenheilen der Maul-und Klauenseuche.
Je mehr ich über das Wesen dieser Krankheit nachdenke, desto weiter komme ich von demselben ab.
Das Mundleiden möchte ich wohl mit der epidemischen ßlwidfaule, Sfomacace vergleichen, welche bei den Menschen gern in nasskalten Gegenden erscheint, im schlimmsten Grade auch wohl ansteckend ist, und schwächliche, kachektische Subjecte, ohne Unterschied des Alters, Geschlechts und Standes, besonders aber Kinder, seltner Säuglinge, befällt. Sie verläuft gewöhnlich schnell, binnen 14 Tagen, oft auch länger; ist selten Ichensgcfährlich, doch immer, zumal bei Erwachsenen, sehr schmerzhaft und angreifend. Nach und bei der Mundfäule entstehen auf den geschwollenen Theilen weisse sehr schmerzhafte Bläschen, deren Umfang bläulicht wird; es lliessen mehrere zusammen, und bilden Geschwürchen von der Linse bis zu einer Erbse gross, deren Form in verschiedenen Perioden und Graden verschieden ist. Der Speichel-fluss ist oft sehr häufig. Meist geht ein Fieber vorher oder kömmt im Verlaufe dazu, im gelinden Grade aber, wo die Blasen nicht platzen, oder wo die entstandenen Geschwüre klein, roth, ohne bläulich rothe Ränder bleiben, fehlt dasselbe oft ganz.
Mit dieser Beschreibung der epidemischen Mundfäule bei Menschen, trifft die epizootische Maulseuche vorigen Jahres ziemlich überein, allein wie erklären wir uns das Leiden
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dor Rlaiicnspjilte ? Dass beide Symptome eines anderweitigen, inclir allgemeinen Leidens sind, ist wohl ausgemacht, aber beipflichten kann ich durchaus nicht denen, welche behaupten, es sey das Mundleiden nur eine Folge des Leckens an den kranken Ftissen, indem die Maulseuche häufig früher entsteht, als das Kiauenleiden. Sauler (a. a. O. p. 347} drückt sich über das Wesen derselben folgendermaassen ans:
Die Geschichte zeigt uns, dass diese Krankheit immer seuchenartig als Epizootic geherrscht und sich bei ihrem Ausbruche immer über mehr und minder grosse Bezirke schnell und allgemein verbreitet hat, dass sie nie, oder doch gewiss höchst selten sporadisch vorkömmt; dass sie zu allen Zeiten immer dergleichen Erscheinungen, nur in mehr oder minder höherem Grade, dargeboten hat.
Die Widersprüche, in die die Schriftsteller bei Aufstellung der Erscheinungen in dieser Seuche verfallen sind, haben ihre Ursache in der Verwechsliing und Zusainmen-werfung mehrerer oder beinahe aller krankhaften Erscheinungen, die sich im Maule der Thiere ereignen, und so beschrieben sie denn die Symptome ganz anderer Krankheiten , wenn sie von der Maulseuche reden wollten. Bei dem Milzbrand, bei der Löscrdiirre und mehreren andern Krankheiten, werden sehr oft krankhafte Erscheinungen im Maul der Ergriffenen bemerkt, sie sind da meistens gefährliche Symptome der Hauplkrankheit, haben einen ganz andern Charakter, als die Maulseuche; beim Milzbrand z. B. sind sie der sogenannte Karbunkel, wobei die Thiere oft schnell sterben, wo brandige, faule, bösartige Geschwüre, die die Zerstörung der Zunge schnell bewirken, entstehen und woher der bösartige Namen, Zungenkrebs, seinen Ursprung hat. Diese Karbunkel-Geschwüre geben eine sehr bösartige Jauche, die Menschen und Thieren höchst schädlich ist, und die die nämlichen bösen Geschwüre, Brand und Tod durch Ansteckung bewirkt; die Maulseuche kennt dagegen die Bösartigkeit, die Ansteckungsfähigkeit auf diese Weise und alle andern Eigenschaften nicht; aber bei der
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Lösmliirrc entstehen in der ganzen Maul- lind Xasenliühle so wie an den Augen entzündliclic Erosionen (fressende Stellen), auch oft M'eissc, oder riithliehe kleine Hläschen, aus Maul und Nase flicsst Sühleim etc. Ja Kanncli will sogar diese Erosionen in der Maulliöhle als ein charakteristisches Zeichen der Löserdiirre bemerkt haben. Diese Erscheinungen im Maule sind aber mit allen Zeichen der Löserdiirre vergesellschaftet, sie sinlaquo;! Symptome der Löserdiirre; und nur Unwissende können sie mit der Maulscuche verwechseln.
Die Maul- und Klauenseuche ist eine Epizootic eigener, speeifischer Art, die ihre eigene bestimmte Erscheinung so gut, wie die Pocken, die Masern, der Scharlach n. s. w. beim Menschen hat. Sie befällt, wie die Geschichte lehrt, meistens nur das Rindvieh und Schafe, selten Ziegen und Schweine, höchst selten Pferde, noch weniger oder gar nicht andere Thiere. Sie ist eine fieberhafte Krankheit mit Absetzung eines krankhaften Stofics auf die Oberfläche der Mundhöhle laquo;der der Klauengegend. Diese Absetzung ist der bestimmte und beständige Charakter der Krankheit. Sie scheint vorzüglich dem lymphatischen Systeme anzugehören, und der in den Blasen enthaltene Stoff ist nicht wahres Eiter, sondern nur krankhaft veränderte Lymphe. Die Abwerfung, Aussonderung dieser kranken Lymphe, ist Entwickelung und Krisis der Krankheit.
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IV. Vorbatiung.
So viele Vorbauungsmittel gegen diese Seuche vorgeschlagen worden sind, so wenige gibt es, welche sich durch die Erfahrung rein bestätigen und es ist auch überhaupt schwer, bestimmte Vorbauungsmittel gegen dieselbe zu finden.
So hat z. B. die Chlorkalkauflösung, welche von vielen in öffentlichen Blättern als Vorbauungsmittel angerathen worden ist, der Kreisthierarzt Hessberger bei vielen Thicren fruchtlos angewendet. Nebst gesunder, reinlicher,
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ordcntliclici- Fütterung, Wartung und Pflege dor Tliiere, empfiehlt Wnlch (a. a. 0. S. 290) nocli Wachholder-beeren und Salz unter das Futter zu mischen und tägliches Waschen der Klauen mit reinem Wasser. Der Kreisthicr-arzt Köhler in Schmalkalden rühmt als Präservativ: Aderlässen und Wurzeln legen aus eigener Erfahrung, und derselbe führt noch nachstehende zwei Beispiele an.
Ein Gutspächter im Meiningischen hatte voriges Jahr unter seinem Rindvieh die Liingenscuche im hohen Grade und auch diesen Sommer husteten einige Kühe. Er fürchtete jene Krankheil wieder unter sein Vieh zu bekommen und liess dieserhalb sämmtlichen Kühen zur Ader. Auch einem seiner Zugochsen wurde kurz vor dem Ausbruche der Maul-nnd Klauenseuche Blut gelassen. Die Thicre, welchen er Blut liess, blieben ganz frei, ausscr einer Kuh, die einige Blattern am Euter gehabt haben soll. Sein Vieh, das nicht Blut gelassen, hat ohne Unterschied Maul-, mehr aber Klauenseuche gehabt.
Nach der Versicherung eines Kuhhirten im Kreise Schmalkalden, hat derselbe im Spätsommer einigen Kühen, welche fehlerhafte Euter gehabt, die Wurzeln gelegt, und diese sind sämmtlich von der Maul- und Klauenseuche verschont geblieben.
Das Legen eines Stückchens schwarzer Nieswurzel wäre demnach nicht allein gegen die Ansteckung, sondern es soll auch, nach Köhler, gegen die heftigen Symptome der Krankheit, wenn sie schon im Körper sich zu entwickeln im Begriffe ist, sehr wirksam sein. — Das sicherste, geschwindeste und leichteste Vorbauungs- oder Verhütungsmittel dieser Seuche, namentlich der Klauenseuche, wäre die Impfung.
Obgleich sie längst schon empfohlen worden, so bat sie doch bei den Thierärzten noch wenig Eingang gefunden, und es fehlte bisher sehr an Erfahrungen.
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Dr. Beling in LicgnUz ') hat folgende Iinpfversuclie angestellt. Um nodi sichere Resultate über die Ansteckungs-fahigkeit dieser Krankheit zu erhallen (sagt er S. 305 ) hatte ich mir durch den Herrn Amtsrath M. hieselbst von seinen Vorwerken, wo diese Krankheit dies Jahr nicht gefunden worden war, zwei Schafe verschafft. Diese liess ich am 26. November in Fiel impfen, und sie dann an demselben Tage wieder nach Liegnitz zurückbringen. Hier wurden sie von mir und dem Thierarzte Gottlieb bei guter Fütterung täglich genau beobachtet. Herr Ph. impfte in Fiel das eine Schaf, welches er roth zeichnete, von einem Schaf, welches den Tag vorher eine frische Blase, einer Erbse gross, am Oberkiefer bekommen hatte. Diese Blase war bis zur Impfung unversehrt geblieben und deren Lymphe zu Eiter geworden. Durch diese Blase ward ein baumwollener Faden gezogen und dieser Faden dem roth gezeichneten Schafe durch die Oberlippe geführt und zu beiden Seiten ein Knoten geknüpft. Geifer konnte diesem Schafe nicht eingerieben werden, %veil das Schaf, wovon der Impfstoff genommen wurde, nicht geiferte und man ein anderes Schaf nicht dazu nehmen wollte. Das andere Schaf wurde von einer Kuh geimpft, welche recht sehr geiferte, auch auf dem obern Zahnfleisch sehr eiterte und zugleich eine sehr kranke Zunge hatte. Der Geifer wurde dem Schafe im Munde und Rachen sehr viel und gut eingerieben und ihm ebenfalls ein baumwollener Faden, in Eiter getränkt, unter der Oberlippe durch die Haut gezogen und ein Knoten an beiden Seiten des Fadens geknüpft. Als Folge dieser Impfung zeigte sich zwar bei beiden Schafen am 4. und 5. Tage nach der Impfung an der Impfstelle eine kleine Entzündung und eine weissliche Stelle, welche man vielleicht für ein Bläschen hätte halten können, allein kein Schaf versagte das Flitter, kein Zeichen von Fieber stellte sich ein und
*) Beobachtungen über die Maul- und Klaucnseurlic der Thicre im Jahr 1816. S./ien/a-V Zcitselirifl für dieSlaalsarzneikunde l.Bd. 2. Heft 1821.
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Hodi weniger war cino Spisi- viwv KrauWieit der Klanen zu entdecken.
Herr Ph. hatte endlicli einen alten voi- lOWeeliCfi gcsclinit-tenen Stammochsen, wekher gciniistet wurde', während der ganzen Krankheit der Ochsen unter ihnen stehen gehabt. Dieser StatHmochs hatte dennoch die Krankheit nicht bekom-nien. Wie das Jungvieh krank ward, ist er auch zu demselben gestellt worden, und hat (rockenes 'SVickengeinenglaquo; zunj Fetter bekomnien, wovon man vernuithete, dass es die Krankhe.it des JyngvieliS bev.irkt habe, ukA rilennoch i-st er gesinul geblfebcn. Endlich ist dieser Ochs am 6ten December auf folgende Art geimpft worden; Ks wurde ihm Speichel von .einer Kyh im Gaumen, im Ober- und Unter-iamp;aule glaquo;t eingerieben nnd in der Oberlippe und zwischen den Vorderbeinen wurde ein in Eiler gedrängter Faden durch die Haut gezogen laquo;nd endlich wurde auch das Flieisch der Klauen fein eingeschnitten und darin Materie v.o.laquo; dem Fussc einer kranken Kuh eingerieben.
Auf alle diese Impfungen ist aber auch nicht die geringste Entztimllaquo;.laquo;g irgend ei-ner Stelle oder sonst etwas erfolgt. Am liten December wurde der mit Eiter ge^ tränkte Faden unter den Vorderbeinen herausgezogen. Der Faden in der Oberlippe hatte sich einige Tage vorher schon von sclöst verloren. Die Einschnitte in die Klauen sind ganz verheilt, ohne dass sich das Geringste ge/.eigt hätte, was man als Erfolg der Impfung hätte heirachten können.
Dass diese Impfungen nicht angescldÄgcn haben, glaube ich, mag vielleicht /n der Answahj des ImpfstoiTes gelegpn haben, welcher, wie bei der Schatzpocken-Impfung, frisch, w-asserhe'U und ganz diiiinfl:ilslaquo;sig sein muss, wenn er haften soll, hier war es aber schon quot;Eifer, welcher bei den Kuhpocken, als dieser eingeimpft, keine, oder doch selten echte Kuhpocjcen producirt. Impfungcjj der Maul - und Klauenseuche sind aber mit Erfolg in der neuesten Zeit yon französischen Thierärzten vorgenommen worden. Bn-fidva impfte sowohl junge als ältere Thiere und die Krank-
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Icii kam joilctsinal zu Stande, hei eiriiven erlaquo;ciiien jetlorli das die Aphlhcn gowöhnlicli begleitende Fieber, ohne Ans-aclilog, bei andern zeigte sich dieser am IMauIc sowohl als an den Klanen. Von sechs Kühen, Welche Saloz zu Aiglc geimpft hatte, bekamen fünf, und von drei geimpften Schafen, zwei die Krankheit: immer nahm sie einen weit schnelleren und günstigeren Verlauf als die von selbst entwickelte ').
Da sich die Krankheit einimpfen lässt, sagt Franquc 2) so hat man auch die Impfung als Miltol empfohlen, durch welches die Krankheit gemildert werden könne *). Zwar schützt die Impfung nicht vor der quot;Wiederkehr der Krankheit ; sie scheint aber doch in so fern Vorthcil zu gewähren , als die am Ohre oder am Schweife geimpften Thicre nicht lahm, und dadurch dass sie vom Ausschlage frei bleiben, nicht am Fressen gehindert werden, wodurch dann wenigstens die übelste Folge der Krankheit, das Abmagern, vermieden werden kann.
Bei unserer vorigjährigen Epizootie kam ich auch auf den Gedanken, die Impfung zu versuchen : ich eröffnete denselben dem Kreisthierarzte Hcssberyer dahier, welcher mit Freude sich dazu entschloss.
Wir machten den Anfang mit den Schafen.
Die Impfling selbst geschah auf folgende Weise:
Das kranke Thicr, von welchem der Impfstoff entnommen wurde, musste ganz frisch von der Krankheit befallen und die zwischen den Klauen befindliche Feuchtigkeit (Impfstoff, Lymphe), hell, nicht verdickt, viel weniger schon eiterig oder übelriechend sein.
Mit dieser Flüssigkeit wurde eine Sickische Schafpo-
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*) Vergl. I'ciih, liamlbuch der Vclerinarkundc Sie Aufl. Wien lS3t. S. 879.
') Gcschiclitc der Seuchen im Grosslicnoglluime Hessen. Frankfurt 1834. S. 174.
'J Wörterbuch der Tliierheilkundc von H D'ArboYal, übcrscUt v..n Th. Kenner. Weimar 1830. 1 Thl. S. 127.
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ekon-Iinpfnailel (auch eino starke Lanzette oder gutes Federmesser tliuii denselben Dienst) beiderseits dicht mit Inipfstoff längs der Spitze und dahinter versehen, und damit an jedem Ohre liber dein GehOrgange zwei Einstiche, an dem weichen nicht knorpelichcn Theilc, welcher haarlos ist, gemacht, und zwar so, dass die Wunde nicht durch das Ohr selbst gehen durfte', sondern senkrecht zwischen der Oberhaut und dem Ohrknorpel angebracht wurde. Au jedem Ohre wurde nur ein Einstich gemacht.
Impfungen an den Innern Schenkeln waren weniger vor-theilhaft, weil die Thiere liegend die Blatternbildung stören können.
Die Schafe haben zwischen den Klauen nur so viel Inipf~ stoff, dass aus einer Blase allenfalls fi bis 8 Stücke in-ocultrt werden können.
Bei der Impfung selbst hüte man sich, die mit dem Impfstoff getränkte Nadel in den Mund zu nehmen, weil, wenn davon in den Magen kommt, heftige Kolik und andere Zufälle entstehen.
Der erste Versuch der Impfung, nach der eben beschriebenen Meise, geschah durch den Kreisfhierarzt Hcssber-ger in Gegenwart meiner, des Arztes Dorsch, des Oe-konomen Ney und der Metzgermeistci- Kramer;, Koch und Knips dnhier am 15. September 1838 auf der Wiese, und in der Schafheerde des Hrn. iVe//, von welcher schon viele Stücke an der .Maul- und Ktauensettche litten.
Von dem seuchekranken dreijährigen Hammel des Metzgermeisters Michael Koch wurden geimpft:
1)nbsp; Der dreijährige noch ganz gesunde Hammel des Metzgermeisters Georg Koch.
2)nbsp; Das Jährlings - Schaf desselben.
3} Der dreijährige Hammel des Metzgermeisters Adam Henning.
•i) Der dreijährige Hammel des Metzgermeisters Balthasar Malkmus.
5) Derselbe des Metzgermeisters Miclmel Malkmus.
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6) Der Jiiliiiing des Mctzgenunstcrs Geory Koch.
Die vier ersteren wurden in die Oiiren, beide leztere aber in die iiinern Schenkel geimpft, rotli gozeiclmot bei der Heerde in Gehieinschaft der kranken Schafe Tag und X.iclit gelassen, und läglicli beobachtet.
Sie #9632;waren und blieben aucli gesund.
Am 2. und 3. Tage nach der Impfung hatten schon sämmtliclie obengenannto Tliiere an den Impfstellen schöne, grosse, den Schafpocken ähnliche Pusieln, die Ohren waren heiss. Am S). Tage eiterten die Blattern stark, ja bei den Hammeln Nr. 1, 3 und 1, Mar die Eiterung so stark, class eine künstliche Entleerung des Eiters nöthig wan Am 11. Tage waren die Pusteln geheilt, und keines dieser geimpften Stücke bekam Klanen- oder Matilscuclie bis auf gegenwärtige Zeit.
Hr. Ilessbcrger impfte noch G Schafe aus der Niesiger Hecrdc und 6 aus der Heerde des Hin. Domainenpiichlera JJi/feubac/t. aber vergebens, die Tliiere Maren schon von der Seuche inficirt, und statt dass sich an den Ohren Pusteln bilden sollten, brach bei denselben am 3. Tage nach der Impfung die Maul - und Klauenseuche sichtlich aus.
Der Metzgermeisfer Adam Kramer dahier, welcher diesen Impfungen neugierig und beifällig beigewohnt hatte, folgte unserem Beispiele, und impfte zu gleicher Zeit, da in seiner Heerde die Maul - und Klauenseuche ausgpbro-chen war, dreissig noch dein Anscheine nach gesunde Schafe verschiedenen Geschlechts und Alters. Achtzehn der geimpften Stücke bekamen an den Ohren dieselben Blatterraquo;, wie Mir beschrieben haben und zwar auch einige mit starker Eiterung, und blieben von der Seuche ganz und gar verschont, bei ZwSlfen aber haftete der InipfstoiT nicht, sie wurden von der Krankheit befallen, die bei der Impfung schon in ihnen war.
Auch bei einem in einer seuehekranken Heerde sich befindenden Ziegenbocke gelang dem Kreisthierarzte Hess~ berger die Impfung vollkommen und er blieb verschont.
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Diese gelungenen Versnclic mit der Impfung an 24 Schilfen lind dem eben benannten Ziegenbocke sprechen für die Ansteckbarkeit dieser Krankheit, welche von vielen geläug-net Morden ist und noch gcläugnet wird; sie muntern uns zugleich auf, bei jeder vorkommenden Gelegenheit die Versuche fortzusetzen, um am Ende zu dem vollfcornmenstca Uesliltate zu gelangen.
Ausser dem Kreisthierarzte Hessberger tlahier hat sich keiner der übrigen Krcisthierärzte der Provinz bequemt, die Impfling zu versuchen, obgleich dieselbe von mir auf Veranlassung Ktlrf. Regierung im Fuldaw Provinzial-NVochen-blatte von 29. Sept. 1838 Seite 726 bekannt gemacht und sie zum Versuche aufgefordert worden waren. —
Kin schlichter fuldaer Bürger und Metzger ghig ihnen mit einem lobeuswcrtlien Beispiele vor!
Nach dem gelungenen ersten Versuche bei den Schafen schritten wir nun auch zur Impfung des lUndviehes. Es wurde die ziemlich grosse und frische Blase zwischen den Klauen desselben geöö'net, die daraus springende fliissig-keit in einem säubern Gläschen aufgefangen und sofort damit ebenfalls an jedem inneren Ohre geimpft, allein es fasste der Impfstoff bei keinem Stück Rind, so viele Versuche Hessberger auch mit aller Vorsicht gemacht hat. Derselbe Fall fand auch in SchliliS statt. Hr. Dr. ßlar-liui daselbst impfte theiis selbst, thcils Hess er unter seiner Aufsicht von einem Thierarzle auf der Hallenburg und an mehreren andern Orten mit aller Vorsicht gegen 60 bis 70 Stück Rindvieh an den Ohren impfen, leberall war aber schau in den benachbartem Stiilleu die Seuche aiKs-gebrocheu. Diesem Umstände möchte er auch zuschreiben, dass bei keinem einzigen Impflinge sich ein günstiger Erfolg zeigte. Alle erkrankten an ManI - und Klauenseuche schon am zweiten bis dritten Tage und an den Impfstellen bemerkte man nur kleine Blutschorfe, ähnlich denen jeder kleinen Hautverwundung.
Die Maul - und Klauenseuche verbreitet sich wie alle
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Ausschiagäkranklieitoii in der Wege] schnell über ganze Bezirke und erscheint auch nicht selten inchrcre Jahre hinter einander, indem sie von einer Gegend zur andern fortzurücken scheint. So herrschte nach Schnurrer ') von 1T53, bis 1T56 die Maul - und Klmienseiiche unter den Haus-thieren aller Gattungen. Dieselbe Seuche erschien in den Jahren 1T76, 1T7T und 1778 in mehreren Ländern Europas !!), dasselbe ereignete sieh in den Jahren 1797, 1798 und 1799, wo mehrere Gegenden \V ürtembergs davon heimgesucht wurden '). Eine andere Periode dieser Seuche fallt in die Jahre 1809 bis 1811 4)- I|n Jallaquo;laquo; l^09 erschien die Maulseuche wieder in mehreren Gegenden Frankreichs, im Königreiche Wnrfemberg *}, in der Rhein - und l.ahn-gegend, auf den Höhen des Taunus und auf dem Wester-walde; 1810 in der Schweiz, 1811 im Badischen 6), in Frankreich und Italien.
Mit dem Jahre 1815 fing die Seuche wieder zu herrschen an, und erlosch erst im Jahre 1819. Im Jahre 1816 war sie in Schlesien '). Im Jahre 1817 erschien sie im Oest-reichischen 8), im Bayerischen 9), verbreitete sich im Jahre 1818 in mehreren Gegenden Deutschlands, auf dem Westervaldo in der Lahn-und der Rheingegend, so wie in Fulda ,0).
l) Dessen Clironik der Seuchen 2. Till. S. 033.
-) Laubender Scuchcngcscbichle 1. IW. S. 70.
3) l.uuhciulcr i Bd. S. 172.
*) AViirtei'bucli der Tliicrlieilkunde von D'.lrhovnl, überseht vnn
I)p. ßennei: Weimar 1830. i. Tl.l. S. 121. i) Hqfucker, Lclirbuch über die ycwiilniliclien iillyciiieiiion Krant-
lieilcn. Tübingnn 1823 S 110. *) Tschenlhi, die Kunst die Rindriehsuiicben zu heilen. S. 836. 'J Veith, Handbuch der Velerinärkunde. 2. Rd. S. 200. •1 Be/i/ig , a. a (). S. 281. 'j Jalirbucli der praktisch.•puHzcilichcn und gcricblliclicn Tbicr-
heilkunde für Bajern, von I)r. ffeitlenktlltr. 1 Jahrg. JNiirn-
berg }8;i0. ,0) S. meine Bcincrkungcn über die im Viilclaischen im J.dirc
1818 lieiTscbend gewesene Maul-und Klauenseuche, in Kopps
Jahrbuch der Sljalsir/.ueikuiidc. .S, 13.
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Mit dem Jahre 1819 zeigte sie sich in Frankreich, 18*23 in der Schweiz 'J, und im Jahre 18*27 erschien sie wieder in mehreren Gegenden Deutschlands 2}, und zeigte sicli in einigen Orten des Rheingaues, wo sie aber nur auf einzelne Ställe beschränkt blieb, weil man die kranken Thicre alsbald isulirtc 3) und im vorigen Jahre erschien sie abermals in Preusson, Bayern, Hhein - und Kurhessen, wie wir gesehen haben.
Ob diese Seuchen bei ihrer Verbreitung einer gewissen Kichtung folgen, wie dieses bei andern hitzigen Ausschlags-Krankheiten öfter beobachtet wird, lässt sich wegen fehlender bestimmten Nachrichten nicht wohl angeben. Die gewöhnliche Zeit ihres Erscheinens ist der Nachsommer, acl-tencr kommen sie im Frühjahre vor, auch will man sie raquo;schon iu gelinden A\ intern beobachtet haben.
Nach dieser geschichtlichen Voraussetzung der Verbreitung dieser epizootischen Krankheit ist noch die Frage zu erörtern: Ist die Milch der seuchenkrunken Thiere schädlich oder nicht?
In dieser Hinsicht sind die Meinungen der Sachverständigen getheilt, einige halten sie für unschädlich, andere nicht. Beide Theile berufen sich auf Krfaliningcn.
Beling (a. a. 0. S. 295) erklärt sich über diesen Gegenstand folgendermassen:
Die während der Krankheit von den Kühen gewonnene JMilch hatte in den mchrsten Fällen weder am Geruch, noch am Ansehen der Farbe, noch im Geschmack einen Unterschied von der im gesunden Zustande gewonnenen wahrnehmen lassen. Nur in Klcinitz konnte die Milch von der Kuh, deren Euter böse Mar, nicht gebraucht werden und
Siegendorf hat man von einigen kranken Kühen Milch
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•) Sauler, in llonke's Zcilsclinft. i. Bd. 1. Hfl. S. 117 und 2. lift. S 337.
=) Vteidcnkcllcr, a. a. ().
') l'rniu/ue (Jcscliiclilf. der Seuchen im Grosshcrzogllmnic Nassau. Frankfiirl JS.'ll. S. Ititi.
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Ijckoimncii, weklie durchs Kamp;chea znr I\Iat(e geworden, oder beim Melken in BJut verwandelt- gewesen ist.
Die bltftige oder zur Matte gewordene Milch hat natiir-Hcli niclit genossen werden können; diejenige Milch aber, welche geuiessbar gewesen, hat nach übereinstiinmenden Bericliten weder Menschen, noch Thieren im hiesigen Kreise geschadet.
Gleich beim Anfange meiner Xachforschtingen (fährt Beliiig fort), über die Maul- und klaiienseuche ward mir zwar von Hrn. K. in K...tz berichtet, dass ein Thierarzt ihm angezeigt habe, die Milch von zwei zu gleicher Zeit au dieser Krankheit erkrankten KShcn, die man gerade vor Ausbruch des Fiebers gemolken und nachher unvermischt mit Milch von gesunden Kühen genossen^ habe Erbrechen, jedoch ohne andere üble Folgen erregt. Auf genafiere Nachfrage über diese Beobachtung erfuhr ich auch, dass der Thierarzt K. zh K...1z Slriegmuschen Kreises dieselbe bei dem Gärtner Werner zu Wcissenleipe im hiesigen Kreise gemacht haben sollte; als ich aber darauf diesen Gärtner in meiner Wohnung über dieses Ereigniss zu Protokoll vernahm : so ergab sich, dass an der ganzen Nachrfcht auch nicht ein wahres \Vort war, nicht einmal die beiden Kühe zugleich krank gewesen waren, und dass weder er, noch die seinigen auf den Genuss solcher Milch, die von den kranken Kühen gemolken worden, Erbrecl^en bekommen hätten. Dagegen hat Hr. Ph.r zu Fiel über die Schädlichkeit der Milch solcher kranken Kühe einen recht interessanten Versuch gemacht. Er bat vom 27. November bis zum 5. December täglich '/t Quart Milch von einer an Mund, Zmigc und Füssen sehr kranken Kuh früh abgekocht, warm getirunkfend Die Kuh gab bis zum ersten Tage der Krankheit 6 Quart Milch täglich; den 2.7. November, als den driften Tag der Krankheit, gab sie noch i Quart, kam aber bis zum 3. Dezember auf ein halbes Quart des Tags zurück. Von dieser Kuh ist die genossene IMIlch in Beisein des Hrn. Fh. ge-uiulkcu, und die ersten Tilge auch in seiner Gegenwart
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gekocht, folglich gewiss, wie angegeben, genossen worden^ und sie hat ihm nichts geschadet.
Die Milch der Kühe scheint aber den säugenden Kälbern die Maulsäuchc uiittheilen zu können, selbst wenn auch ditf Mütter der Kälber die Krankheit nicht haben, ja auch nicht bekamen. In Koiscfnvitz bemerkte man schon, dass sogar säugende Kälber von 8 Tagen von dieser Krankheit befallen lind auch davon geheilt wurden; merkwürdiger aber sind darüber nachfolgende .Fälle, uclclic Hr. Ph. zu Fiel beobachtete. AVährcrtd mehrere Kiilve in diesem Vorwerk krank waren, bekamen 2 Kühe, dte noch nicht kfank gc^ wesen waren, Kälber. Beide Kühe sind auch später nicht krank geworden, aber das eine Kalb von S Tagen bekam die wirkliche Maulseuche, und würde, indem es nicht sau^ gen konnte, wahrscheinHch gestorben sein j Wftrde euer noch vraquo;rher gescfilaelrtet* Aussrt-de'nl hrtt die Kuh des Togf Frenze! zu I'iel, welche mit den kranken Kwhsn des Vor-' wrt'ks in einein Stalle stand und vorher die Krankheit nichf gehabt hatte, ebenfalls, und zwaf aim 38. November ein Kalb geworfen5, und dies Kalb bekam schon am 2. December die Maulseuche so heftig, dass es bei der Bcsieh-tigung, ehe es geschlachtst werden konnte^ uiSfW den Händen krepirte.
Diese beiden eboii erwähnten todfen Kälber wurden mm geöffnet und ihre inneren Theile genau untersucht. Man fand aber an dem lebend geschlachteten Kalbe nichts fehlerhaftes, als die böse Oberlippe üffd Zunge, nebst starker Entziinduug der Luftröhre, Und bei dem krepirten Kalbe des Vogtes Frcnzcl fand man ein kleines Geschwür in der Luftröhre rechts, beinahe am Herzen und die ganze Luftröhre entzündet. Von Arund und Zunge liess sich die Haut bei dieser Berührung abziehen. Alle übrigen Theile des Kalbes Maren gesund.
Das Fleisch des geschlachteten Kalbes ist von armen Leuten ohne Nachtheil genossen Morden: das krepirte Kalb haben die Hunde bekommen.
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Die fvi'ilie gaben, siigl Herr Medieinalratli Sauler in Konstanz (a. a. 0. S. 338), meistens wiihrend der Krankheit Milcli, zwar in viel kleinerer Menge, welches aber mehr von dem Mangel an genossenem Futter, als einer durch die Krankheit aiirgehobenen IMilchsccretion herzurühren schien.
Die Milch von den an der Maulseuche erkrankten Kühen wurde grösstentheils genossen und es hat sich nichts auffallendes Uebles darauf gezeigt: einige M'ollen bemerkt haben , dass sie beim Sieden geronnen sei.
Nach Sager und Plank soll die Milch der kranken Kühe auf alle Hausthicre und selbst auf den Mcncchen nachtheilig und zwar ansteckend gewirkt haben. Nach Adamig Bericht herrschten im Jahre 1TT8 in einem Orte der Umgegend Wiens die Aphten unter den Menschen und dem Viehe, in einem endern benachbarten Orte aber blos allein unter den Menschen; ein Beweis, dass die Krankheit bei diesen im lezteren Falle nicht von Ansteckung, sondern aus dergleichen allgemeinen Ursachen wie die Thierkrank-heit entstanden sein musste.
In den meisten Fällen, sagt Veith (a. a. O. S. 278), bemerkt man weder vom Fleisch-, noch vom Milchgcniiss eine Fortpflanzung der Krankheit auf den Menschen, und wo dergleichen doch geschehen ist, mochte wohl ein L'ebergang in Faulfieber und geschwüriges örtliches Leiden, oder eine Komplikation mit dem Milzbrände statt gefunden haben.
Nach Walch (a, a. 0. S. 286) darf man die Milch der Kühe wenigstens in den ersten 8 Tagen der Krankheit weder zum Genuss für Menschen noch Thicre benutzen.
Falke') sagt geradazu: Die Milch der Kranken darf weder von Menschen, noch von anderm Vieh, als von demnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,
sie genommen wurde, genossen werden.
Der Kreis-Physik tis Dr. Wachenfeld in Schmalkalden bemerkte, dass von dem Augenblicke des Genusses von
') Die Erkennung dergewithnlicli licrrschcndvn, vomij;lirli Scuchc-kranklieitcn unserer liindwir'lisclianiiclicii Hans -Sinigelliicrc. Weimar und Ilmenau IS35.
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Mildi, laquo;ek-he kurz vorher von einer im iiohen Grade erkrankten Kuh, die auch besonders am Euter und an den Strichen Blasen und Jauche gebende Geschwüre gehabt hatte, eine Katze evident von derselben Krankheit angesteckt worden sei.
Ob sich die Krankheit durch Beriihnmg des kranken Viehes auch den Menschen mittheile, sagt Franque1), darüber sind keine Beobachtungen bekannt. Der Genuss der Milch und des Fleisches des kranken Viehes kann aber nicht als unschiidlich betrachtet werden. Die Milch ist immer krankhaft verändert, und sie soll meistens eine freie Säure enthalten. Auch will man schon in früherer Zeit beobachtet haben, dass der Genuss solcher Milch bei Menschen die Mundfäule hervorbringe.
In der Maul- und Klauenkrankheit, welche bei uns im Jahre 1818 herrschte, die ich, als damaliger Phvsikus, mit dem verstorbenen Thierarzte ^4m//( und dem Krcisthierarztc Hessbevger, welcher damals noch Candidat der Thierhcil-kunde war, behandelte, und die heftiger als jene des Jahres 1838 auftrat, hatten die Kühe meistens nebst der Maitl-und Klauen- auch noch die Euterseuche; die Euter und Strichen waren mit gelben, eine scharfe Feuchtigkeit enthaltenden, fricselartigen Bläschen besezt. Beim Melken wurde die Milch der ohnehin schon kranken Stücke, noch mit oben erwähnter scharfen Flüssigkeit aus den Bläschen der Strichen vermischt, folglich doppelt schädlich.
Obgleich ich die strengste Weisung gegeben hatte, dieso Milch weder von Menschen noch von Thieren gemessen zu lassen, so wurde doch gar oft hinter meinem Rücken in diesem Stücke aus Leichtfertigkeit oder Eigensinn gefehlt; aber jedesmal nicht ohne Strafe. Bei den Menschen, welche solche Milch verzehrten, traten Erbrechen und heftige I.eib-schmerzen ein. Gab man sie den Schweinen, so bekamen
') a. ü. p. S. 175.
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diese ebeiifalJs Blattdrü ftlif tltr Ziliigo. Hierauf verbot sich die Bcmitziing einer solclien IMilch von selbst.
Obgleich die iezte Seuche leicht im Verlaufe und ziemlich gutartig auftrat, so war die Milch, mehr die Butter, Und noch mehr die von der Milch der kranken Kühe bereiteten Matten- und sogenannten Handkäse für die Mensehcn sehr schädlich.
Dass manche Leute die Milch der kranken Thiere ohne Nachtheil oder ohne Mi erkranöen genossen haben, lag theils in der Individualität derselben, auch mag dazu beigetragen haben, dass sie dieselbe stark abkochten und dass die Thiere, von welchem die Milch war, an der Klauen-, aber nicht Maulscuche litten; wer aber davon bereitete Butter öder gar Käse genoss, der kam nicht ohne Leiden, ja oft schweres Leiden davon. Die Butter sah unglücklicher Weise schön aus, ebenso die Käse, wesshalb sie von gewinn-süchtigen Leuten zu Markte getragen und leicht abgesezt wurde.
3Ieine Erfahrungen über diesen Gegenstand sind folgende; Kin armer 3Iaiin in Fulda, welcher die Milch von seuchen-kranken Kühen umsonst bekam, genoss dieselbe kaum vier Tage lang, so stellte sich ein fürchterliches Maulweh ein, er bekam heftiges Fieber mit enoriiieu Magenschmerzen und blutigem fast unstillbarem Durchfalle, und wurde nur mit vieler Mühe von mir-gerettet.
Ein starker Dienstknecht ass von der aus der Milch kranker Thiere bereiteten Butter, weil sie so gut aussah, wie jene von den Gesunden. Kaum halte er diese einige Tage genossen, so erschien die Maulseuchc und Avurde sehr heftig. Dazu kam ein nervilses Fieber, mit vieler Mühe nur konnte ich ihn retten.
Eine junge gesunde Bauernfrau verfiel ebenfalls nach dem Genüsse der Butter von maulkranken Thieren in dieselbe Krahkheit mit nervösem Fieber, und starb nicht an lezte-rem, sondern an den Folgen der bösartigen Mundfäule.
Im Plirsikate Grossenlildcr herrscht gegenwärtig ein Xcr-
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venfiebcr cpUlemiscli, von v eklicm melircre dtircli dicMundv faule, die sich in Folge lies Genusses solelier Butter und Milch daztigesellt hat, gefährlich wurden und auch starben, Noch schliinmer sind die ans der Alildi hereitctcn Matten-^-und Handkäse, besonders leztere, wenn sie lange gelegen und riechend geworden sind. Ganze Familien wurden nach dem Genüsse solcher Käse von der Maulseuche behaftet, und u:h habe mehrere davon behandelt und geheilt.
Im Venvaltnngs^Bezirke Sonnenberg #9632;wurden zwei gesunde und ausgewachsene Hunde zur Probe mit Milch von Kühen gefuttert, die die Maul- und Klaucnimehc haften. Beide bekamen darauf Geschwulst; am Kopfe und eine solche Ent-ziindung der Muiulhöhle, dass sich eine ununterbrocheno Menge Speichel aus derselben ergoss und wurden so krank, dass sie nicht von ihrem Lager aufstehen konnten.
Krcisthierarzt Hesuberger liess seinem Hunde im Orte Riickers, Amts Ncnhof, wo die Seuche unter dem Bindvieh im hiesigen Kreise zuerst ausbrach und dann in einem sehr hohen Grade herrschte, Mjlch von mit der Seuche befallenen Kühen, welche geronnen war, geben:; kaum eine halbe Stunde nach dem Genüsse derselben stellte sich bei dem fraglichen Hunde heftiger Durchfall ein, welcher über 2 Stunden anhielt und den Hund so angriff, dass er kaum laufoa konnte.
Im Orte Bromzell katte man einer Katze Milch von einer mit der Seuche befallenen Kuh zu saufen gegeben; dieselbe
starb bald darauf an Convidsioneii.
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V. Bchaiullung.
In Hinsicht der Behandlung habe ich in dieser Seuche wenigstens die Erfahrung gemacht, das* man im Ganzen, bei ihrem gtitsiligen Charakter, am besten that, wenn mau gar nichts that. Ich möcfjte glauben, dass es, bei gelindein Grade der Krantheit, ,ani vortheilhaftcsten sei, die Blasen zwischen den Klauen nicht einmal künstlich zu eröffnen, denn überalj, wo dieses geschah, sah ich langwieriges Lci=-
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den. Alle atlslrin^irciulc und Aet2niittel halte ich bei gutartigem Verlauf für scliädlidi, laquo;lie Anwciidiing antiplilogi-gistisclier Abnihrungäiniltel aber für gut. In allen Fällen, wo viel medicinirt und gesalbt winde, blieb das Vieh lange Zeit matt und kränklich, wogegen dann Haarseile von sehr gutem Erfolge waren, die stets eine enorme Eiterung be-fnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;wirkten.
Zu Hohlcborn im Schmalkaldischen hat eine Katüe, der, wie oben schon gemeldet worden, die Milch von einer kranken Kuh gegeben und welche von der Seuche hart ergriffen Morden, durch Instinkt bewiesen, wie man sich auf eine ganz einfaclie Weise heilen kann. Sie war ihr eigener Arzt und heilte sich dadurch, dass sie titglich in fliessendes Wasser ging, und sich abkühlte. Sie war sehr abgemagert, die Krallen wie morsches Holz geworden und ihre scharfen Spitzen daran abgebrochen; die Zunge und der Gaumen etc. erhielten nach und nach wieder eine neue Haut, diese unterschied sich jedoch sehr von der alten, die sich langsam abloste.
Eine Kuh in ßrotterode, die an der Klaiienk rankheit litt, hat das ihr in die Krippe geschüttete Masser nicht gesoffen , aber aus eigenem Antriebe raquo;lie vorderen Füsse darin abgekühlt und solche oft längere Zeil stehen lassen.
Bei dem ganz einfachen Erscheinen der Krankheit heilte dieselbe bei Beobachtung grosser Reinlichkeit, Maschen mit frischem Wasser, wozu höchstens etwas Essig und Salz gemischt worden und lauwarme Getränke die Blasen im Maule und Euter am Besten; das Ausreiben und harte Aufkratzen der Blasen, namentlich mit Instrumenten u.-s.-v. war nachtheilig.
Damit sich beim harten mul gewaltsamen Anfassen und Herausziehen der Zunge die Haut nicht abstreife, wodurch die Thiere beinahe nicht fressen konnten, so bediente sich der Kreisthierarzt Köhler in Schmalkaldcn folgender Methode: Statt des mit Lappen umwickelten Stockes, nahm er ein leinenes Tuch von der Grosse und Form eines Ta-
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schentucliPB, tränkle dftsselbe mil der zum Rpinigfii anzii-vpiuIcikIcii Flüssigkeit, licss (las Maul mit in die Hülie gehobenem Kopfe durch einen (lehiilfen öffnen, um diesen Lappen in die Haclienhtihle über die Zunge gleiten zu lassen. Die Thiere kauten daran und reinigten sich selbst diese Theile. Uierauf zieht man das Tuch wieder aus dem Maule, spült in frischem kaltem Wasser den in grosser Menge daran klebenden Schleim ab, taucht dasselbe von Neuem in die Reinigungs-Flüssigkeit und wiederholt das Verfahren. Bei sehr bedeutender Maulseiichc und grösseren Blasen auf der Zunge wird übrigens dieses Verfahren nicht hinreichen und leztere müssen vorsichtig geöffnet werden, um sie nicht tiefer fressen zu lassen.
Die schmerzhaften Füsse wurden 3 —1 mal täglich mit kaltem Wasser gereinigt oder dieselben in fliessendem Wasser gehörig abgeschlemmt, und zwischen den Klauen mit Salzwasser gewaschen oder Theer bestrichen.
Einige Landwirthe Hessen die Thiere zu lange im Wasser, namentlich des Abends oder schon bei eingebrochener Nacht und rauhen Winden, was denselben nachtheilig war.
Die Euter der Kühe beschmiere man, sobald die Blasen geöffnet sind, mit ungesalzner Butter oder mit saurem Schmante, und haben dieselben die Milch ganz verloren, so koche man Linsen mit gequetschtem Hanfsamen in Wasser und gebe davon dem Vieh etwas in das Saufen.
Hat die Maulseiiche zugenommen und die Blasen sich verschlimmert; so sind Absüdc von Salbei, Rosmarin, Kalmus und Wcrmuth mit Honig und Essig von Nutzen. Schlägt die Klauenseuche aufwärts in die Heine, so müssen innerlich kühlende und abführende Mittel gegeben und die Beine ebenfalls mit lauwarmen erweichenden Umschlägen gebadet werden ').
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l) S. mein Handbuch über die gcwühnlinlien Seuclien dor Hanv. lliitic. 2. Ausgabe I. Thl. S. 41—05.
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i)ie Seuche im Jalirc 1818 ') trat damals schlimmer auf als im yorigeq Jahre. Wir waren gciiiitiiigt die geborstenen Blasen und die wunden Stellen mit einer Salbe aus Oel, Eiwciss und sitesem iVJilclirahm 2 mal täglich zu bestrei-ehen. bis sie wiotlw mit einer neuen Haut überzogen wa-iveij. IHß Häute, welche allenfalls m der Zulaquo;ge hervorragten, wussten mit einer Scheere abgeschnittcji werden, iv.eil sie die Thiere im Fressen h.ind.erteii, und, gewaltsam abgerissen, das Lebel verschlimmerten. Hei einigen damals verwahrlosten Stücken griff die Krankheit so um sich, dass sehr heftiges, d^irch Salpeter, Doppel- laquo;nlt;l Glaubersalz nicht bezwingbares Fieber entstand, die Blasen auf der Zunge, an den Lippen laquo;jkJ im Rachen grosser und schlimmer wurden. Die starke und stinkende laquo;Jauche in demselben vcnirso.c.hte tipfc Löcher, und es erzeugte sich ein wahrer Znngeiilirebs.
Die ausgehauchte Luft der Thiere beim Oeffnen des Slun-^les war unerträglich stinkend, und der Thierarzt musste sich beim ye.rbande sehr in Acht nehmen, nicht gebissen zu werden, ,odeV auf eine audere Art die J-Iaut zu ritzen, weil jede Wunde, die bei den nöthigeii Manipulationen .entstand , flicht .aäleiu sehr #9632;schmerzhaft und gleich entziiiMlet wurde, sondern auch, lt;ler besten Behandlung ungeachtet, langsam heilte; das Vieh geiferte in diesem verschlimnawten Zustande aHSsetionlentlich, und es ginglaquo;raquo; wehre Wochen darauf, bis die Gescliwiire mit Mvrrhenessenz, Angeliha-Spiritus und, im schlimmsten Falle, mit Salzsäure zur Heilung gebracjit wurden. JS'icht minder hatten wir mit den Klauen zu schaffen. Der in der Blase der Klanenspalte sich befindende Stoff war so scharf, dass er an den, zum Halten der Thiere b.E-igßgebeuen barfuss gehenden Bauernbur-scheu in der Mitte der Fwsssolilen Blattern und Geschwüre Jiervorbrachten, welche ebenfalls ungern heilten. Wurde damals bei den Thieren nicht gleich Luft gemacht und die
*) S. ineinc üiMiicrknniien über diese Epiz'ootte, in Kopps lraquo;hF'
)}ucU der Slaalsarznoi.kurulc. II. Jalirg. S. 13 — 55.
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Haut weggeschnitten, so entstand für ilje Klauen bald Gefahr imd in wenig Tagen war das Ausschuhen oder völlige Abfallen der ganzen Klaue zu befürchten. Der in diesem Falle sich durch die aussickernde Jauche verbreitende Gestank übertraf jenen des bösartigen Knochenfrasses bei Menschen. Hier that die Aloetinktur oder der Balsaiuus Commendatoris eingeschüttet und Werg darüber gelegt, vorzügliche Dienste.
Wendete man bei den Klauen nicht fleissig Umschlüge von Bleimittcln an, so erschienen Entzlindnngen um und über die Krone; der Vorderfuss schwoll auf und endlich bildeten sich Eitersäcke, die geöffnet werden mussten und eine langsame schwere Heilung mit sich brachten. Sogar um die Hörner erzeugten sich bei manchen Thieren durch die grosse Fieberhitze Blasen und Excoriationen, welche bei zeitiger Behandlung zwar durch Bleicerat oder Zinksalbe bald heilten, in der Folge aber, wenn nicht genügsame Sorgfalt angewendet wurde, den Gebrauch des Oxymel. aeruginis oder Unguenti aegvptiaci bedurften, um das Ledigwerden der Hörner oder sonstige Yerschllmmerung zu verhüten.
VI. Polizeiliche Maassregeln.
Die Ansteckbarkeit der Maul- und Klauenseuche ist erwiesen und gar keinem Zweifel mehr unterworfen, daher sind auch Maassregeln gegen ihre Weiterverbreitung beim Ausbruche nöthig.
Da die Maul- und Klauenseuche fast immer, sagt Franque a. a. 0. S. 173 sect;. 26, durch allgemein verbreitete Schädlichkeiten, durch eine besondere Beschaffenheit der Atmosphäre entsteht; da sie sich in der Regel schnell und gleichsam Qugweis über die Heerden eines Ortes und ganzer Bezirke verbreitet, so ist auch von dem Gebrauche besonderer Schutz - und Vorbauungs - Mittel kein Erfolg zu erwarten, und es können daher nur die Regeln, die man im Allgemeinen zur Erhaltung der Gesundheit der Thiere zu beobachten hat, empfohlen werden. Bricht die Seuche beim
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Weidegang aus, so muss dieser gleich eingestellt und das Vieh in reinlichen, mit einer guten Streue versehenen Ställen gehalten werden. Kanu dieses wegen Futtermangels oder wegen anderer Verhältnisse nicht geschehen, so muss man wenigstens die bisher benuzte Weide mit einer anderen vertauschen, und für den noch gesunden Theil der Heerde einen besondern Weideplatz bestimmen. Bei heis-ser trockner Witterang muss das Vieh fleissig mit reinem Wasser getränkt, und, wenn man Gelegenheit hat, auch öfter geschwemmt werden.
Das vorzüglichste und am wenigsten kostspielige Mittel, diese Seuche von den Thieren abzuwenden ist, wie gesagt, ein für allemal die Impfung, welche wir den Landwir-then hier schliesslich nochmal recht sehr ans Herz legen. Die Regierung zu Merseburg ') hat folgende Vorkehrungen angeratheu: Hat ein Gutsbesitzer das Unglück, dass sich in seiner gesunden Schafheerde die ansteckende Klauenseuche erzeugt, so hängt es von seiner Sorgfalt und richtigen Behandlung ab, wenn er die Verbreitung derselben möglichst hindern will. Seine Anstrengungen hat er zu verdoppeln, wenn die Krankheit in einer Jahreszeit ausbricht, wo das Vieh den Stall und die Gehöfte gar nicht verlassen kann. Das nahe Zusammensein und die Stallwärme begünstigen die Ansteckung. Vor allen Dingen müssen die erkrankten von den gesunden getrennt werden. Bleiben sie in dem gemeinschaftlichen Stalle, so wird bald jede Stelle ein Impfplatz, wo das noch gesunde Thier den Ansteckungsstoff aufnehmen kann, und bald wird die ganze Heerde ergriffen sein, so dass keine hilfreichen Hände genug zu Gebot stehen werden, um den schrecklich leidenden Thieren die erforderliche Hülfe zu leisten. Werden alsdann auch, wie es der Fall sein kann, und wie es in einigen Heerden
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') S. Ucber die Kcnrucidicn und Kur der ansteckenden Klaucn-scuclic und die bei und nach derselben cu trcfTenden poli-zeilichcn Vorkcbrungcn, AmUblalt derselben 1819 St, 15. S. 181 - 188.
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schon gewesen ist, alle Thiere gerettet, so ist laquo;loch ein grosser Verlust unvermeidlich, und es kann sich solcher, gering gerechnet, bei einer Heerde von 600 Stück auf 250 Thaler belaufen. Den Verlust bewirken ein vermehrter Ver-.brauch von Futter während und nach der Kur, und der Aufwand für Arznei und die kunstmässige Abwartung der Kranken. Ein Landwirth war genöthigt, 500 Scheffel Körner mehr bei seiner Heerde zu verfüttern, als er bei der gesunden gebraucht haben würde.
1)nbsp; Jeder Besitzer von Schafheerden, unter denen die Klauenseuche ausbricht, ist schuldig, es sogleich dem Land-rathe des Kreises anzuzeigen.
2)nbsp; Die kranken Thiere müssen sofort von den gesunden getrennt werden, um die Ansteckungsgefahr weder in den eigenen Heerden, noch in fremden zu vermehren.
3)nbsp; Bei Koppelhut sind den Heerden, worin die ansteckende Klauenseuche herrscht, besondere Weideplätze anzuweisen , und die gemeinschaftliche Hut wird erst wieder gestattet, wenn ein Zeugniss von Sachverständigen bestätigt, dass die Seuche gestillt ist, und alle Vorschriften befolgt sind, durch deren Vollstreckung nur der neue Ausbruch derselben verhütet werden kann.
4)nbsp; nbsp;Kein Besitzer krank gewesener Schafheerden darf Thiere davon verkaufen, ohne ein Zeugniss von Kunstverständigen über die völlige Herstellung derselben im Verlauf der zunächst verflossenen Monate beizufügen.
5)nbsp; Der Viehhandel muss während der Seuche untersagt werden, ebenso die gemeinschaftliche Tränke.
6)nbsp; Die Stände des kranken Viehes und das für dasselbe gebrauchte Stallgeräth müssen mit heissem Wasser abgewaschen , und der Mist so wie alle Abfälle tier Kranken müssen sogleich verscharrt werden. Diese sorgfältige Reinigung der Krankenställe und des Stallgeräthes ist auch darum nothwendig, damit das wiedergenesene Vieh nicht wiederum von Neuem angesteckt werde, da es gewiss iraquo;t,
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lt;lass die Maul - und Klaucnseuelie dasselbe Tliier wiederholt befallen können.
Der Genuas des Fleisches der an dieser Seuche im leichten Grade kranker Thiere kann nicht für nachtheilig gehalten werden. Die Maul - und Klauenseuche, sagt Meuth ') kommen zusammen oder auch einzeln beim Rindvieh, zuweilen auch bei den Schafen, als Seuchen vor. Sie sind für sich allein nicht gefährlich, werden es aber leicht, wenn sie mit dem Milzbrande oder der Rinderpest gleichzeitig vorkommen und sich damit verbinden. Im ersteren Falle werden selten die Eigenthümer daran leidender Thiere sich bewogen finden, dieselben zu schlachten, sollte jedoch dieses Mittel ergriffen werden, um allenfalls der Verbreitung der Seuche unter einem grossen Viehstande vorzubeugen, so könnte, nach einer vorhergegangenen genauen Untersuchung von Seiten des Thierarztes und der Sanitäts-Behörde, der Genuss solchen Fleisches nicht als schädlich und dessen Privatverkauf als Fleisch dritter Qualität in besonderen Fällen noch erlaubt werden. Kommen diese Krankheiten aber mit der Rinderpest oder dem Milzbrand verbanden vor, so ist das Fleisch verdächtig und dessen Genuss gänzlich zu verbieten.
Derselben Meinung ist auch Veilh (a. a. 0. S. 283).
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') Anleitung mr Flcisclihescliau. Mannlieim 1S33. S. 126. sect;. 78i
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