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KRANKHEITEN DER HUNDE
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#9632; BERLIN 1880. VERLAGVOjS AüfiUST IIIKSCIIWALI).
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BIBUOTHEEK UNIVERSITEIT UTRECHT
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KRANKHEITEN DER HUNDE
UND
11
DEREN HEILUNG.
VON
Du 0. H. HERTWIG,
KÖNIG!,. MEDICINAL.BATH UND PKOFESSÜR.
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ZWEITE V E R B ES S E fe T E A ü E L A (J E.
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MIT 1 TAFEL ABBILDUNGEN. ' :
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BERLIN 1880. VERLAG VON AUGUST HIRSCHWALD.
Unter den Linden 6ö.
3
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Alle Rechte vorbehalten.
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Vorwort.
_L/ie erste Auflage des vorliegenden Buches vom Jahre 185;i hatte eine so freundliche Aufnahme gefunden, dass dieselbe in wenigen Jahren vollständig vergriffen war. Das Buch wurde dann von Herrn Scheler in Brüssel in französischer üeber-sotzung herausgegeben (Brüssel, Paris und Genf bei Emil Tar­dier. 1800), und ist auch als Grundlage für andere Schriften über denselben Gegenstand mehrfach benutzt worden. Die Nachfrage nach dem Buche, welches lange Jahre im Buchhandel fehlte, ist eine so rege geblieben, dass der dringende Wunsch der Verlagsbuchhandlung mich veranlasste, eine neue Auflage heraus­zugeben. Ich übergebe dieselbe dorn Publikum mit allen Ver­besserungen, welche mir im Laufe der Jahre auf dem Gebiete der Hundekrankheiten bekannt geworden sind. Die Tendenz und Einrichtung des Buches ist im Wesentlichen dieselbe ge­blieben; doch ist die vorliegende zweite Auflage gemäss den Fortschritten der wissenschaftlichen Thierheilkunde vollständig neu bearbeitet. Die Hinzufügnng der lithogr. Tafel mit Ab­bildungen, welche die auf den Hunden vorkommenden thieri-schen Parasiten, die Ursache lästiger Hautleiden, im vergrösser-ten Maassstabe darstellen, hielt ich für nöthig; denn die Er-
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IV
Vorwort.
kennung und Untorseheidung derjenigen Hautleiden, welche mit Erscheinungen von Jucken und Scheuem verbunden 'sind, wird selbst geübten Practikern oft sehr schwer.
Möge diese zweite Auflage dieselbe günstige Aufnahme und Beurtheilung finden, deren sich zur Zeit die erste zu erfreuen gehabt hat.
Berlin, den 1. März 1880.
Dr. C. II. Hertwig.
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i
Inhalt.
I
Seite
Allgemeine Vorbemerkungen.......................................................nbsp; nbsp; nbsp;1
Erster Abschnitt.
AlIgMiieinc Krankheiten des Körpers. .........nbsp; nbsp; 11
I. Fieber.
1.nbsp; Das Entzünd ungsfieber.........................................................nbsp; nbsp; 12
2.nbsp; nbsp;Das Katarrhalfieber.............................................................nbsp; nbsp; nbsp;13
3.nbsp; nbsp;Das rheumatische Fieber ......................................................nbsp; nbsp; 15
4.nbsp; Das gastrische Fieber ..........................................................nbsp; nbsp; IS
5.nbsp; Das nervöse Fieber .............................................................nbsp; nbsp; 20
6.nbsp; nbsp;Das Faulfieber und der Typhus.............................................nbsp; nbsp; 22
8. Das Wechselfieber..........quot;.....................................................nbsp; nbsp; 27
II. Nerve n kran kheite n,
1.nbsp; Laune, Heimweh und Sehnsucht.............................................nbsp; nbsp; 28
2.nbsp; nbsp;Irresein ...........................................................................nbsp; nbsp; nbsp;29
3.nbsp; Ohnmacht ....................................................................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;31
4.nbsp; Seh lagll uss..................................................................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 32
quot;). Lähmungen........................................................................nbsp; nbsp; ;i4
fi. Die Epilepsie oder Fallsucht.................................................nbsp; nbsp; 38
7.nbsp; nbsp;Die Eclampsia der säugenden Hündinnen ................................nbsp; nbsp; 42
8.nbsp; Die Katalepsie.....................................................................nbsp; nbsp; 43
9.nbsp; Der Starrkrampf..................................................................nbsp; nbsp; 44
10.nbsp; nbsp;Die Staupe (Laune, Seuche, Sucht, allgemeine Hundekrankheit) ...nbsp; nbsp; 47
11.nbsp; nbsp;Die Wuthkrankheit, Tollkrankheit, Tollheit, Hundswuth (Rabies)
unrichtig auch Wasserscheu oder Hydrophobie genannt ..........nbsp; nbsp; 60
III. Krankheiten des Bildungslcbcns.
1.nbsp; nbsp;Die Skrophelkrankheit und die Rachitis ..................................nbsp; nbsp; SS
2.nbsp; nbsp;Die Fettsucht.....................................................................nbsp; nbsp; lt;)2
3.nbsp; Die Abzehrung...................................................................nbsp; nbsp; 93
1
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Seite
Zweiter Abschnitt. Itcsoudcrc Krankheiten der einzolncii Organe.
Erstes Kapitel.
Krankheiten am Kopfe.
I. Die Gehirn- und Gehirnhautentzündung ..................... DK
II. Krankheiten der Augen.
1. Augenentzündungen ................................................... D8
A.nbsp; nbsp;Die traumatische oder die Wundentzndung und die Wunden der Augen ........................................... 98
B.nbsp; nbsp;Die katarrhalische Augenentzündung ..................... 10^
C.nbsp; nbsp;Die rheumatische Augenentzündung ......................nbsp; nbsp;1Ü-1
quot;2. Hornhaut- oder Augenflecke..........................................nbsp; nbsp;106
3. Der graue Staar.........................................................nbsp; nbsp;107
-t. Der schwarze Staar ....................................................nbsp; nbsp;109
5. Die Augapfel-Wassersucht ...........................................nbsp; nbsp;11'
(1. Der Vorfall des Augapfels......................................#9632;...nbsp; 113
III.nbsp; Krankheiten der Ohren.
1. Das Blutohr............................................................. 116
quot;2. Der Ohrwurm, äussere Ohrwurm, Ohrenkrebs'.................. 118
3.nbsp; nbsp;Die Entzündung des äussern Gchörganges, oder der soge­nannte innere Ohrwurm, Ohreniluss............................... 120
4.nbsp; nbsp;Polypen im Ohr......................................................... 123
ö. Verengung und Verwachsung des äussern Gehörganges...... l'-'-l
IV.nbsp; nbsp;Krankhafte /#9632; us lande der Nasen- und Stirnhöhle.
1.nbsp; Geschwüre der Nasenschleimhaut .................................. 126
2.nbsp; nbsp;Polypen in der Nasenhöhle.......................................... l-'s
;!, Der Fiint'lochwurm, Pontasinnia iaeniodes, in den Stirnhöhlen 129
V. Kranknafte^Zustiinde der Maul- und Rachenhöhle.
1. Warzen auf der Maulschleimhaut .................................. 130
•2. Die Aphthen oder öchwämmchen .................................. 130
3.nbsp; Der Skorbut (Scharbock) ............................................. 131
4.nbsp; Verletzungen und fremde Körper im Maule ..................... 132
5.nbsp; nbsp;Fehler der Zahne, a) Zahnweh; b) Weinstein; o) Beinfrass:
d) Lose Zähne- .......................................................... 133
('-. SpeicheHluss ............................................................. 136
7. Die Entzündung der Ohrdrüsen.................................... 137
Zweites Kapitel. Kranklieiteu dos Halses.
1.nbsp; nbsp;Die Entzündung der Schilddrüsen und die Verarösserung derselben
(der Kropf).-................................................................... '38
2.nbsp; nbsp;Die Halsentzündung. Bräune.............................................. 141
;gt;. ETremde Körper im Schlünde................................................. Mquot;gt;
Drittes Kapitel. Erauklieiteu der Brust.
1.nbsp; nbsp;Die Brustfellentzühdung ...................................................... 146
2.nbsp; Die Lungenentzündung......................................................... 148
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[nhalt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;V[l
Seite
3.nbsp; Die Brustwassersucht ..........................................................nbsp; 150
4.nbsp; Dio Wassersucht rlos Herzbeutels ...........................................nbsp; 158
5.nbsp; Die Lungenschwindsucht (Phthisis) ........................................nbsp; nbsp;154
fgt;. Die Kurzathmigkeit, Engbrüstigkeit, Dämpfigkeit (Asthma)..........nbsp; nbsp;158
7. Der Krampf- oiler Reizhasten ................................................nbsp; nbsp;Ifiü
Viertos Kapitel. Kniiiklieitcu der A'erdaiiuiigsciiigewcide.
1.nbsp; nbsp;Die BauchfeUentzündung......................................................nbsp; nbsp;IC:!
2.nbsp; Die Magen- und Darmentzündung ..........................................nbsp; 1G4
3.nbsp; nbsp;Die Leherentzündung ..........................................................nbsp; IfiG
4.nbsp; Die Kolik .........................................................................nbsp; IGT
5.nbsp; Vergi ftungen......................................................................nbsp; nbsp;171
fi. Die Appetitlosigkeit.............................................................nbsp; nbsp;178
7.nbsp; nbsp;Das Erbrechen ...................................................................nbsp; nbsp;ISO
8.nbsp; nbsp;Der Durchfall und die Ruhr.................................................nbsp; 183
9.nbsp; Die Hartleibigkeit und die Verstopfung dos Leibes ...................nbsp; 193
10.nbsp; nbsp;Wunnleidcn ......................................................................nbsp; nbsp;195
11.nbsp; nbsp;Die Gelbsucht.....................................................................nbsp; 200 . ;•
12.nbsp; nbsp;Die Bauchwassersucht..........................................................nbsp; 204
13.nbsp; nbsp;Ilaniorrhöiden.....................................................................nbsp; 207
14.nbsp; nbsp;Vorfall des -Mastdarms .........................................................nbsp; 209
15.nbsp; nbsp;Die Entzünndung des Afters, Entzündung und Eiterung der After-
driisen ..........................................................quot;...............nbsp; 212
Fünftes Kapitel. Krauklielteu der Harn- und Gresclüechtswerkzengre.
1.nbsp; Die Nierenentzündung.........................................................nbsp; 214
2.nbsp; Die Entzündung der Harnblase und die Harnblasensteine............nbsp; 215
3.nbsp; nbsp;Der Blasenkrampf ...............................................................nbsp; 218
4.nbsp; Steine in der Blase und in der Harnrühre...............................nbsp; 220
5.nbsp; Das Bluthamen..................................................................nbsp; 224
6.nbsp; Die Harnruhr....................................................................nbsp; 228
7.nbsp; nbsp;Das Harntröpfeln, der unwillkürliche Harnlluss.........................nbsp; 230 lt;
8.nbsp; Die Entzündung und Vereiterung der Vorsteherdrüse ................nbsp; 233
9.nbsp; Die Entzündung des Hodensacks und der Hoden ......................nbsp; 234
10.nbsp; nbsp;Die Verengerung der Vorhaut................................................nbsp; 235
11.nbsp; Der Tripper........................................................................nbsp; 237
12.nbsp; nbsp;Vorfall der Gebärmutter.......................................................nbsp; 239 I
13.nbsp; nbsp;Polypen und schwammige Auswüchse in der Scheide und Gebär-
mutter.......................................................................nbsp; 244
14.nbsp; nbsp;Der Krebs der Gebärmutter...................................................nbsp; 247
15.nbsp; nbsp;Die Entzündung der Milchdrüsen oder Brüste...........................nbsp; 248
IG. Knotengeschwülsto und Krebs am Euter..................................nbsp; 250
Sechstes Kapitel. Brüche.
a) Nabelbrüche: b) Leistenbrüche; c) Schenkelbrüche: d) Flanken-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'
bräche: e) Bauchbrüche; Gebärmutterbrüche; eingeklemmte Brüchenbsp; 254
Falsche Brüche (Fleischbruch, Wasserbrüche, Blutbruch, Krampfader­bruch, Mutterbandbruch)......................................................nbsp; 203
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Yjiinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Inhalt.
Seite
Siebentes Kapitel. Schwere Geburten
a) Mangel an Wehen and Absterbung derEihäute; b) zu enges Becken der Hündin; o) unverhaUnissmassigoGrus.se des jungen Thieres; d) Missgeburten; e) abnorme Lage der jungen lluere ............ -^•gt;
Achtes Kapitel. Krankhafte Zustande der Haut.
A.nbsp; nbsp; Acute Bxantheme.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.-,--
a)nbsp; Die sogenannten Pocken.............................. -
b)nbsp; Das Typhus-Kxanthem................................
c)nbsp; Der Hitzeausschlag................................... ,-,_[.
(1) Die Fettflechte ...................................... quot;
B.nbsp; nbsp;Chronische Hautkrankheiten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 9_7
a)nbsp; Hautjucken .........................................nbsp; nbsp;97g
b)nbsp; Trockene Flechte ....................................nbsp; 279
c)nbsp; Kicicntlechtc.........................................nbsp; 5gg
rl) Fressende Flechte....................................nbsp; ^^
c) Schuppenflechte......................................
C.nbsp; nbsp;Schraarotzerthiere der Haut.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ^
1)nbsp; Hundclaus..........................................nbsp; nbsp;5s3
2)nbsp; Hundefloh...........................................nbsp; nbsp;2g4
3)nbsp; Hundehaarling.......................................nbsp; nbsp;285
4)nbsp; Hundezecke .........................................nbsp; ogg
y) Hunderäudemilbe, Weibchen...........................nbsp; nbsp; nbsp; _
G) do. Männchen...........................nbsp; nbsp;^
7) Haarsackmilbe......................................nbsp; nbsp;5()9
8, 9) Grasmilbe.........................................
Neuntes Kapitel. Qaetsdnmgreu und Wnnden.
....... 293
a)nbsp; Quetschungen.....................................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 294-
b)nbsp; Wunden................................................
Zehntes Kapitel. K u o c h c n b r ü c li e.
Knochenbrüche ...............................
Elftes Kapitel. V errenknngre n.
Verrenkungen, quot;Verstauchungen................
302
309
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a
Allgemeine Vorbemerkungen.
JJcr glückliche lirlblg bei der thierärztlichen Behandlung der EEundekrankheiten hängt zunächst seiir viel von der recht frühen Erkennung der Krankheiten ab, und diese beruht auf der rich­tigen Wahrnehmung der Veränderungen, welche durch die Krank­heiten in der Beschaffenheit einzelner Körpertheilc und deren Inmctionen, sowie im Benehmen der Hunde und in ihren natür­lichen Ausleerungen entstellen. Diese Veränderungen, die Krank­heitserscheinungen oder Krankheitssymptome sind bei den einzelnen Krankheiten, je nach deren besonderen Natur, nach dem Or(e und dem Grade des Leidens, zum Thcil auch nach der Art und der Stärke der Krankheitsursachen, verschie­den und sie verändern sich auch bei vielen Krankheiten im wei­teren Verlauf derselben, oder es findet sich zu der einen Krank­heit eine /.weile (als sogenannte Complication) mit ihren Sym­ptomen hinzu. Daher erscheint das Krankheitsbild oft bei län­gerer Dauer einer Krankheit etwas anders, als gleich nacli ihrem Entstehen, und deshalb ist es in vielen Fällen nöthig, aussei-den Erscheinungen, welche man bei der Untersuchung eines kran­ken Hundes findet, auch den Bericht des Besitzers oder des Wärters desselben über die Entstehung, den bisherigen Verlauf der Krankheit u. s. w. kennen zu lernen.
Die hauptsächlichsten Krankheitserscheinungen sind (hier nur im Allgemeinen angedeutet): Traurigkeit, Mattigkeit, mat­ter, schleichender Gang, viel Liegen, öfteres Wechseln der Lager­stelle, Steif- oder Schiefhaltcn des Kopfes, öfteres heftiges Schüt-
Uertwlg, Kraukh. d, Hunde. 2. AuH.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1
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onbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Allgemeine Vorbemerkungen.
teln mit demselben, schlaffes Berabhängen des Schwanzes, Rut­schen auf dem Hintern; — Mangel an Fresslust, Neigung zum Fressen solcher Substanzen, welche nicht zur gewöhnlichen Nah­rung der Hunde gehören; ungewöhnlich vieles Trinken, Erbrechen, Durchfall, oder entgegengesetzt, lange andauernde Leibesver­stopfung. Auftreibung des Leibes oder entgegengesetzt starkes Eingefallensein desselben; — erhöhte Temperatur des ganzen Körpers oder einzelner Theile, besonders am Kopfe, Hitze und Trockenheit der Nase, des Maules, grosse Blässe oder dunkle Röthung der Augen oder des Maules, der Zunge, reichliche Schleimabsonderung aus diesen Theilen oder aus den Geschlechts-theilen, Blutungen, stinkende Ausdünstung; — starkes und schnelles Herzschlagen, unfühlbarer Herzschlag, schneller, voller, aussetzender oder unfühlbarer Puls; — kurzes, angestrengtes Athmen, Lechzen, Stöhnen. Röcheln. Schnarchen, Husten, ver­änderte Stimme bei dem Bellen. Heulen ohne äussere Veran­lassung; — Anschwellung eines Theiles, Sträuben der Haare an einer Stelle, Kratzen, Belecken oder Benagen derselben, haar­lose Stellen, dunkle Röthung der Haut, Bläschen, Knötchen auf derselben, Geschwülste, Wunden, Geschwüre; — Schmerzens-äusserungen bei dem Berühren eines Theiles oder wenn der Hund sich bewegt; Beisssucht, Zittern, Zuckungen, Krämpfe, Schwindel, Taubheit, Blindheit, Ohnmacht, Lähmung, Bewussl-
losigkeit.
Die meisten dieser Krankheitserscheinungen kann man durch einfache Betrachtung leicht wahrnehmen, wenn man die Hunde bei ihrem Liegen, bei ihrem Stehen und Gehen, auch beim Fres­sen und Saufen beobachtet und dann ihre einzelnen Körpertheile befühlt oder mit der Hand gelind drückt, um die Temperatur*) und die Empfindlichkeit zu erforschen.
:::) Die Wärme ausserlich am Körper betrügt an gesunden Hunden bei Messungen mit dem hunderttheiligen Thermometer gewöhnlich #9632;'!7I ., bis 88' laquo; Grad, an den inneren Organen aber etwa 2 Grad mehr. Bei den llusserlichen Messungen legt man die Kugel des Thermometers zwischen .las Armbein und die Kippen, bei den Messungen der inneren Temperatur schiebt man die Kugel des Instruments in den Mastdarm so tief hinein, dass sie vollständig bedeckt ist. und man hält sie daselbsl so lange. Ids
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Allgemeine Vorbemerkanffen.
3
Aber, um don Augapfe] bei Augenleiden besehen zu kön­nen, rauss man die hierbei gewöhnlich geschlossenen Augenlider
vermittelst der Fingerspitzen sanft auseinanderziehen und, wenn sie durch Schleim verklebt sind, diesen zuerst durch lauwarmes Wasser erweichen und enl fernen.
Die Untersuchung der Theile im Maule lassen sich die mei­sten Hunde nicht gern gefallen, sie drücken den Unterkiefer fest gegen den Oberkiefer, werfen den Kopf nach den Seiten und oft wollen sie auch beissen. Man muss ihnen deshalb das Maul auf die Art öffnen, dass man sie am Genick festhalten lässt und ihnen an beiden Seilen des Gesichts die Backen mittelst der Fingerspitzen stark nach einwärts, gegen die Backenzähne drückt; sie öffnen hierbei bald das Maul, und in diesem Moment ergreift man den Unterkiefer an seinem vorderen Ende und drückt ihn nach abwärts oder man legt schnell eine Bandschlinge auf ihn und ziehi ihn so weit herab, wie es zur Untersuchung nöthig ist.
Die Stärke und die Geschwindigkeit der Herzbewegungen kann man fühlen, wenn man eine Handfläche an die Mitte der linken Brustseite legt, — bei kleinen Hunden auch, wenn man blos die Fingerspitzen in die Zwischenräume zwischen der 4., 5., (i. und 7, Rippe hält. — Den Puls fühlt man am besten, indem man einen Finger mit gelindem Druck gegen die Puls­ader an der inwendigen Seite des Oberschenkels, oder auch an
laquo;las Quecksilber in der Röhre nicht mehr steigt. — Die Temperatur zeigt sich bei verschiedenen Umständen loiulii veränderlich, sie isi z.B. bei den meisten Thiercn gegen Abend etwas (' 4 bis ' ., Grad) höher, als des Mor­gens, ebenso ist sie etwas hoher nach reichlicher Fütterung und sie steigt, wenn die Umgebung wann Ist, z. B. beim Liegen des Hundes im Sonnen­schein. Diese .Steigerungen sind jedoch stets bald vorübergehend, aber bei den sogenannten acuten (hitzigen) Krankbeiten, /,. IS. bei Entzündungen, bei acutom Rheumatismus, bei Typhus, limlei sieh eine Temperatur­erhöhung um 1 bis 5 Grad als Symptom, welches mit der Zu- und Ab­nahme der Krankheit steigt und fällt und daher stets die grösste Beach­tung verdient; dagegen Fallt bei Blutverlust, bei Nahrungsmangel, bei Ohnmacht die Temperatur häufig etwas herab. — Die geübten Thierärzte begnügen sieb mehrentheils mit der Schätzung der Wärme vermittelst des Gefühls der Hand, aber in kritischen Fällen und für wissenschaftliche Zwecke soll immer die Messung mit dem Thermometer geschehen.
1 *
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4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Allgemeine Vorbemerkungen.
die inwendige Seite des Vorderarmes, ruahe am Ellenbogengelenk legt*).
Scheint ein Leiden der Athmungsorgane zu bestehen, was man aus der Schnelligkeit der Athemzöge, oft auch aus den dabei entstehenden Geräuschen vemuthet**), so kann man auch die Empfindlichkeit dieser Organe prüfen, indem man den Kehl­kopf, die Luftröhre, die eine oder die andere Brustseite oder auch den Bauch gelind drückt und hierdurch das beschwerliche Athmen vermehrt und oft auch ein schmerzhaftes Stöhnen, oder Husten hervorruft. Wenn bei diesen Untersuchungen die Ath-mungsgeräusche so schwach hervortreten, dass man sie in einer kleinen Entfernung vom Patienten nicht deutlich hören kann, so muss man zur besseren Wahrnehmung die sogenannte Aus­cultation anwenden, indem man sich mit einem Ohr an die Luftröhre oder an die Brustwand (rechts und links) des Vatien­ten legt und während einiger Minuten die bei dem Ein- und Ausalhmen im Inneren entstehenden Geräusche behorcht, im Kehlkopfe und in der Luftröhre gesunder Hunde hurt man nur ein ganz sanftes Hauchen, aber bei Entzündung und Verdickung
*) Die Puls- und Herzschläge erfolgen in übereinstimmender Ge­schwindigkeit, bei gesunden Hunden von mittlerer Grosse im Ruhezustande circa 90 bis 100 mal in der Minute, bei ganz jungen Hunden 10 bis 20mal mehr, dagegen sind im höheren Alter gegen 10 Herzschläge und Pulse in der Minute weniger: Jede Aufregung, besonders heftige. Bewegung. Angst und Schmerz vermehrt die Herzschläge und die Pulse, Jedoch in der Regel nur vorübergehend. Es ist deshalb nicht Jeder schnelle Puls für sich allein als ein wichtiges Krankheitssymptom zu betrachten, sondern nur derjenige, der mit anderen Krankheitserscheinungen andauernd besteht, wie nament­lich bei den Fiebern und heftigen Entzündungen. — Bei acuten (hitzigen) Krankheiten ist der Puls voll und hart, der Herzschlag wenig fühlbar, bei Schwäche ist der Puls klein, die Ader weich oder leer, und der Herzschlag oft an beiden Brustseiten stark fühlbar.
**) Keine andere Function ist so autfälligen Veränderungen bei ganz gesunden Hunden unterworfen, wie das Athmen; denn während bei kühler Temperatur der Atsmosphäre die Hunde gewöhnlich in 1 Minute 24 bis 30 Athemzüge ohne Anstrengung machen, lechzen sie bei grosser Wärme mit geöffnetem Maul und hervorgestreckter Zunge 90 bis 120mal. Bei den meisten hitzigen Krankheiten, Fiebern und inneren Entzündungen, athmen die Hunde schnell und mit Anstrengung.
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Allgenieino VorlienKM'kiiti'ren.
5
der Schleimhaut und bei Ansammlung vom Schleim u. dgl. ein lautes, pfeifendes oder raspelndes Geräusch, in den gesunden Lungen entstellt bei Jedem Athemzuge an allen Stellen ein Kni­stern, dieses wird aber bei Blutauhäufnng, bei ßntzüudang und Verdichtung des Lungengewebes an den leidenden Stellen sehr matt oder es fehlt gänzlich. — Wenn man bei dem Vorhanden­sein solcher kranken Stelle daselbst die Percussion macht, d. h. auf die Rippenwand mil einem harten Gegenstand, /,. 1!. mit einem kleinen Hammer gelind klopft, so entstehl ein matter Ton, wogegen das Klopfen auf innerlich gesunde Bruststellen einen vollen Ton erzeugt. Bei Wassertmsammlung in der Brust verhält es sich an den gesunden und kranken Stellen ebenso, aber das Geräusch im Innern hierbei ist plätschernd.
In ähnlicher Weise wie die Brust, ebenso wird auch der Leib an seinem ganzen umfange durch Befühlen, gelindes Drücken in verschiedenen Richtungen und Behorchen untersucht; und bei hartnäckiger Verstopfung, bei sehr schmerzhaften oder blutigen oder eiterigen Ausleerungen aus dem Alter, liiliri man einen mit Oel, Fett oder Schleim bestrichenen Finger recht langsam in den .Mastdarm, um die Beschaffenheit der Schleim­haut, sowie etwa vorhandene Aderknoten (Hämorrhoiden), An­schwellung und Eiterung der Afterdriisen, harte Kothmassen, Knochensplitter und andere fremdartige Substanzen zu entdecken. Ebenso verfährt man bei Urinverhaltungen, um die Grosse und Beschaffenheil der Vorsteherdrüse, die Anfüllung der Harnblase mil Urin, oder das Vorhandensein von Harnsteinen in ihr zu erforschen. Hierbei ist es zvveckmässig, die Hunde zuerst am ganzen Körper, dann au! der' einen und auf der andern Seite und zuletzt auf den Rücken gelegt, zu untersuchen. — Bei Blutharnen. Schleim- oder Eiterfluss aus der Verhaut muss die letztere über das männliche Glied zurückgestreift werden, um zu sehen, ob diese Ausflüsse ihren Ursprung von der Innern Fläche der Vorhaut, oder von der obern Fläche des männlichen Gliedes, oder aus der Harnröhre haben: und bei Urinverhaltun­gen muss auch die Harnröhre durch Einführung einer Sonde darüber untersucht werden, ob sie in ihrer ganzen Länge frei gangbar ist, oder ob kleine Harnsleine in ihr festsitzen.
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Allgemeine Vbrbemerlciuigeii.
Alle Unt ersuch im gen mache man möglichst sanft und man lasse dabei die Hunde von einer ihnen bekannten Person halten, streichelt sie mit der Hand und spricht mit ihnen im freund­lichen Ton. Das Halten muss am Kopfe und an den Fassen so geschehen, dass die Thiere weder beissen, noch mit den Zehen kratzen können, wozu bei starken Hunden oft zwei Ge­hilfen erforderlich sind. Hat man sichere Gehilfen nicht zur Hand, sind die Hunde sehr furchtsam, widersetzlich and beiss-süchtig, oder ist der krankhafte Zustand von dor Art, dass die Untersuchung nicht in wenigen Minuten beendet sein kann, so legt man den Thieren einen Maulkorb auf oder man bindet ihnen das Maul zu, und nöthigenfalls werden ihnen auch die Fiisse zusammengebunden. Im äussersten Fall, namentlich bei heftigen Schmerzen, kann der Thierarzl auch die Betäubung durch Chloroformiren oder Aetherisiren in Anwendung bringen*).
Wenn Krankheitserscheinungen oder auch andere Umstände einen \ erdacht auf die Wuthkrankheit erregen, da unterlasse man, wogen der Gefahr gebissen zu werden, die Untersuchung des Thieres mit den Händen so lange, bis der Verdacht besei­tigt ist: man sorge aber bis dorthin für die sichere Aufbewah­rung des Hundes und beobachte ihn fortgesetzt.
liben so vorsichtig wie bei den Untersuchungen muss man auch bei dor Behandlung der kranken Hunde, insbesondere bei dem Eingeben der Medikamente verfahren. Im Allgemeinen haben diese Thiere einen grossen Widerwillen gegen Jede Medi-cin, so dass die meisten sich entfernen, wenn man ihnen das
*) Dieses geschieht am einfachsten, indem man eine genügende Quan­tität Chloroform oder Sehwefeläther (für kleine Hunde circa 6—10 Gnu.. für grosse die doppelte bis dreifache Menge) in einen Topf oder auf ein leinenes Tuch giesst und den Hund mit dem Maul und der Nase so darüber hält, dass er den Dunst des Mittels einathmen muss, und zwar so lange, bis er unempfindlich geworden ist. was man durch von Zeit zu Zeit wie­derholte Nadelstiche zu erforschen sucht. Bei manchen Hunden tritt diese Wirkung schon nach 8 Minuten, bei andern erst nach 20 Minuten ein. In Fallen der letzteren Art ist man genöthigt, dass Chloroform etc. mehrmals aufzugiessen. Isi die Wirkung genügend, so liisst man mit dem Einathmen aufhören, und ist die Untersuchung beendet, so kann man den Hund durch Begiessen des Kopfes mit kaltem Wasser schnell wieder ermuntern.
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Allgemeine Vorbemerkungen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7
Medicinglas oder den Eingebelöffel nur zeigt, und man muss ihnen deshalb in den meisten Fällen die Mittel entweder mit List oder mit Gewalt beizubringen versuchen. Das Erstere ge­schieht, indem man die Heilmittel in das Futter oder in das Getränk der Thicre mengt und ihnen dieselben so zum eigenen Genuss iiberlässt. Hierzu gehurt jedoch selbstverstäudlich: dass die Hunde noch Appetit zu Kutter und Getränk besitzen sollen, was aber bei schweren [Erkrankungen meistens nicht der Fall ist: und es ist daher sehr unsicher, wie viel von der Arznei hierbei der l'aiieni zu sieh nimmt? Ausserdem lehrt die Er­fahrung: dass stark riechende, bittere und scharf schmeckende Mittel von den Hunden freiwillig nieht genommen werden. Man ist deshalb sehr häutig geiiöthigi, ihnen die Arznei einzugeben nachdem diese hierzu in eine, für das gewählte Mittel und für die vorhandene Krankheit passende Form gebracht worden ist. Diese Letztere kann bestehen: in Pulvern, in Latwergen, in Pillen, in Flüssigkeilen und in Dämpfen.
a)nbsp; nbsp; Die Pulver lassen sieh am leichtesten so eingeben, dass man die abgemessene Menge auf die ein wenig befeuchtete Spitze eines Fingers taucht und sie dem Hunde zwischen die, mit den Fingern der andern Hand an der Seite des Mauies etwas auseinandergezogenen Lippen in das Maul streicht. Es ist dabei nicht nöthig, ihm das Maul durch gewaltsames Her­abziehen des Unterkiefers vollständig zu öffnen, denn die Hunde lecken das Pulver, besonders wenn es salzig oder süss schmeckt, von selbst tiefer hinein und vorschlucken es mit dem hinzu­kommenden Speichel. Ein eigentliches Hineinschütten von Pul­vern in das Maul darf nicht geschehen, weil hierbei ein Theil der Mittel bei dem Einathmen der Luft sehr leicht in den Kehl­kopf gezogen und hier Reizung, Husten, selbst Entzündung er­zeugt werden kann. Eben deshalb darf man scharfreizende Stoffe überhaupt, nicht (ausser in Brechmitteln) als Pulver in das Maul bringen, weil von denselben gewöhnlich etwas in den Falten der Maulschleimhaut, besonders unter der Zunge sitzen bleibt. Reizung und übermässige Speichelabsonderung verursacht und den Hunden das Fressen erschwert.
b)nbsp; Latwergen, — breiartig weiche Massen, bereitet durch
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8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Allgemeine Vorbemerkungen.
Zusamtnenrühreii medicinischer Pulver mit einein sogenaanten Bindemittel, wie Honig, Syrup. Mohrrübensaft, Mehl und Wasser u. dgl. — werden gewöhnlieh in solcher Menge angefertigt, class sie mehrere Eingebeportionen enthalten, die man einzeln vor der Anwendung von der Masse nimmt. Hierbei muss die Tbeilung mit Berücksichtigung der Grosse und des Alters des Hundes und nach der Menge der in der ganzen Latwerge be­findlichen wirksamen Stoffe so geschehen, dass von den Letztem in Jeder Portion eine richtig abgeschätzte Gabe enthalten ist. Man denkt sich deshalb die vorhandene Latwergenmasse als aus einer Anzahl von so und so vielen Gaben bestehend und giebl demgemäss als einzelne Gabe die Hälfte, oder den 3., 4. u. s. w. Theil, oder man schätzt die einzelne Gabe nach der Menge, welche auf einen Theelöffel, auf einer kleineu oder grossen Messerspitze liegen kann. Bei dem Eingeben nimmt man die Latwerge auf die Fingerspitzen der einen Hand, oder auf einen Theelöffel, oder einen kleinen hölzernen Spatel und sireicht sie, während mit der andern Hand die Lippen des Hun­des etwas auseinandergezogen werden, demselben in das Maul. Bei grossem Widerstreben muss dem Thier von einem Gehilfen das Maul geöffnet und die Arznei ihm auf die Zunge gestrichen werden. Hierauf hält man sogleich dem Hunde das Maul zu und achtet darauf, ob er die Latwerge verschluckt, oder ob er sie im Maule behält, oder ob er sie mit der Zunge wieder hcr-ausstösst. Geschieht Letzteres, so muss man die Gabe wieder­holen, und bei dem Zurückbehalten der Arznei im Maule nöthigt man den Hund durch gelindes Drücken an die Backen und Zu­halten der Nase und des Maules zum Hinabschlingen, weil sonst mehr oder weniger heftige Reizungen im Maule entstehen.
c) Die Pillen sind eine für Hunde sehr gut geeignete Arzneiform, weil sie vermöge ihrer rundlichen, glatten Ober­fläche leicht verschluckt werden, auch weil ihre corapakte Masse bei dem Eingeben fest zusammenhält, ferner weil in ihnen scharfe, reizende, widrig riechende und schlecht schmeckende Stoffe ver­steckt worden können, und weil man in ihnen die genau abge­messenen Arzneigaben, sei es in einer einzelnen oder in mehre­ren Pillen, zur Anwendung bringen kann. Es ist aber darauf
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Allgemeine Vorbemerltungen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '•'
zu achten, dass die cinzeliion Pillen ein, der Grosse des Hundes und seines Schlundes entsprechendes Volumen haben müssen, um leicht verschluckt werden zu können. Für kleine Hunde sind Pillen im Umfange einer Erbse, für grosse im Umfange einer Haselnuss passend. Bei dem Eingeben wird dem Patien­ten das Maul durch Hineindrücken der Backen mit den Fingern an beiden Seiten dos Gesichts, oder durch Herunterziehen des Unterkiefers geöffnet, ihm dann die Pille so hoch wie möglich auf die Zunge gelegt, und hiernach drückt man schnell den Unterkiefer wieder gegen den Oberkiefer, um Kaubewegungen zu verhindern und den Hund zum Hinabschlingen der Pille zu zwingen. Mau glaubt auch das Eingeben einer Pille dadurch leichter zu bewirken, dass man sie in einen Brocken klein ge­schnittenen Fleisches (Wurst) eingehüllt, dem Hunde vorhält oder sie ihm cingiebt: hierbei geht sie aber oft verloren, in­dem der' Hund sie zerkaut und sie aus dem Maule berausstosst.
d) Bei dem Eingeben flüssiger Medikamente hebl man dem Hunde den Kopf am vorderen Ende etwas In die Höbe und giesst, nachdem ihm das Maul in der vorstehend angege­benen Weise geöffnet ist, oder nachdem mau an einer Seite die Oberlippe etwas von den Backzähnen abgezogen und eine Backen-lasche geöffnet hat, die Medicin mittelst eines kleinen oder eines gewöhnlichen Löffels in das Maul: sein- kleine, nach Tropfen berechnete Gaben tröpfelt man ihnen aus Medicin-lläschchen auf die Zunge. Wenn die Hunde an Husten oder an Knrzathraigkeit leiden, dürfen Flüssigkeilen nur mit grosser Vorsicht eingegeben werden, und wenn Husten bei dem Ein­geben entsteht, muss man mit Letzterem sogleich aufhören.
Nach dem Eingeben von Medicin in der einen oder in der andern Form erbrechen sich manche Hunde, obgleich die gege­benen Mittel nichl zu den Brechmitteln gehören. Man reicht ihnen nun gleich eine zweite Gabe derselben Medicin, und wenn sie auch dann wieder Neigung zum Erbrechen zeigen, so ver­hindert man dieses dadurch, dass man ihnen während etwa 10 Minuten das Maul mit den Händen, oder durch ein um den L'nter- und Oberkiefer gebundenes Band, oder durch einen kurz anliegenden Maulkorb verschliesst.
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10nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Allgemeine Vorbemerkungen.
e) Dämpfe von warmen Wasser, von aromatischen und anderen in diese Form gebrachten Mitteln können eingeathmet oder auf den ganzen Körper angewendet werden. Diese An­wendung geschieht für beide Zwecke am leichtesten, indem man den Mund auf einen Rohrstuhl oder auf eine andere mit vielen Löchern versehene Unterlage setzt, darunter das Gefäss mit der dampfenden Flüssigkeit stelli und dann den Patienten mit einem Tuch überdeckt. Für das Einathmen allein kann auch das Vorhalten eines kleinen Topfes oder einer Tasse mit der Dampfmasse und das Uebenlecken mit einem Tuch genügen. Die Daner der Dampfbäder und der lüiuillunungen kann 15 bis 30 Minuten beiragen und die Wärme derselben zwischen 30 und •iO Grad. C. sein.
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Erster Abschnitt.
lllgemeine Krankheiten des Körpers.
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I. Fieber-
1. Das Entzündungsfieber.
Das einfache Entzündungsfieber kommt sehen und nur bei rechi kräftigen und in reichlicher Fleischkost gehaltenen Hunden vor. dagegen findet sieh sehr häufig ein sympathisches Ent-/ündungs- oder Reizfieber als Begleiter und Complication zu ausseidichen und innerlichen Entzündungen*), zu Wunden, Bein­brüchen, Quetschungen, Verbrennungen u. dgl. Verletzungen als sogenanntes Wund- oder Heizfieber, welches in seinem Grade und in seiner Dauer grösstentheils von diesen Krankheiten ab­hängig ist. Die Symptome des Fiebers sind in beiden Fällen fast ganz gleichartig.
Die Hunde zeigen sich zuerst während einiger Stunden malt und traurig, ohne Appetit, senken den Kopf und liegen gern ruhig: dann tritt Frostschauder ein, sie zittern, die Haare sträu­ben sich, besonders auf dem Rücken, in die Höhe, die Nase,
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*) Entzündungen entstehen durch Keizungeii von don verscliicdensU'ii mechanischen, chemischen u. a. Einwirkungen, und sie äussern sieh durcli Schmerz, Hitze, dunklere Röthung und Anschwellung des betroffenen Tliei-les. sowie auch durch Störung der Fiinctionen desselben, und oft auch durch Fieber: sie bondien hauptsächlich auf iibonuiissigcm Amlranüe um] Stockung des Blutes in den feinsten Adern (den Haargefässen) und wer­den entweder in günstigen Fällen zertheilt, oder sie gehen in Verdickung. Ausschwitzung, Verwachsung, Eiterung oder brand über.
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I-'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Fieber.
Ohren und Füsse sind kalt, die Erstere ist trocken, der Puls klein und schnell. In manchen Fallen beginnt die Krankheit mil dem Froststadium, ohne dass jene anderen Symptome vor­her bemerkt worden sind. Nachdem dasselbe gegen eine Viertei­bis eine halbe Stunde bestanden hat, findet sich immer Hitze am ganzen Körper, besonders aber au der Nase, die oft auch in der Oberhaut kleine Risse bekommt, die Augenbindehaut er­scheint trocken, dunkeler geröthet, mit kleinen Adern durch­zogen, das Maul ist heiss, die Zunge dunkelrulh und trocken: dabei wird nun das At Innen kürzer, oft lechzend und die aus-geathmete Luft heisser, der Puls- und Eerzschlag noch schneller, oft 100 pr. Minute, und der Letztere nur (oder mehrentheils nur) an der linken Brustseite fühlbar. Die Hunde wechseln oft die Lagerstelle. l)cr Appetit nach Nahrung ist gering, aber nach kaltem Wasser oft sehr gross. Koth wird-selten, von man­chen Patienten in 24 Stunden kaum einmal, meist trocken, von einzelnen anderen fast flüssig und im letzteren Falle schwärzlich aussehend und sehr stinkend entleert. Urin gehl in der ersten Zeit ebenfalls wenig, aber klar und sehr gefärbt; später Jedoch trüb und reichlich ab. Diese Erscheinungen dauern, gewöhnlich mit Wiederholung des Teinperaturwechsels, 3—(gt; Tage, wonach sie sich allmälig, bei reichlichen Ausleerungen, verlieren und die Hunde wieder munterer werden.
Als Ursachen des einfachen Knizündmigsliebers erachtet man heftige Anstrengungen, schnelles Laufen in kalter, schwerer Luft, und dazu eine besondere Anlage zu Entzündungskrankheiten, be­ruhend in robuster Körper-Oonstitution und Vollblütigkeit, die durch zu reichliche Fleischfütterung erzeug! ist.
Zur Kur isi in Jedmi Falle ein ruhiges Verhalten der Munde an einem kühlen Orte, kaltes Walser in ausreichender Menge und am ersten 'läge gänzliche Enthaltung von Nahrung erfor­derlich. Später kann man saure Molke oder mit Wasser ver­dünnte Milch, dünne Suppe von Hafergrütze oder von Graupe, von Mohrrüben u. dgl. vorsetzen,
Fieber im geringen Grade erlöschen oft allein von dieser Diät; bei höheren Graden giebl man aber Salpeter, 1 bis 4 Gramm pro Tag auf i Gaben vertheilt, in 90 bis 1'20 Grammen Wasser
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Entzündliches, Katarrhalisches.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;13
oder dünnen Gummischleira (im Nothfall die doppelte Menge Schicsspulver); und wenn das Fieber .sehr heftig auftritt, so macht man eine Blutentzichung aus der Halsader, je nach der Grosse des Hundes von 60 Grammen (circa 3 Esslöffel) bei dem Wachtelhund, bis zu 150 Gr. (circa 8 Esslöffel voll) bei dem Bulldog. — Homöopathisch ist Aconit i, zu 3 bis 6 Tropfen empfohlen.
Bei dem sympathischen Entzündungsfieber muss ausserdem die örtliche Verletzung und Reizung in passender Weise behan­delt werden. (Siehe Wunden.)
2. Das Katarrhalficb er.
Wenn die Schleimhaut eines Organs, namentlich die Augen­bindehaut, die Schleimhaut der Nasenhöhlen, die der Maul- und Rachenhöhle, des Kehlkopfes, der Luftröhre und deren Aeste, des Magens und Darmkanals, oder der Geschlechtstheile eine Reizung, entzündliche Schwellung und vermehrte Schleimabson­derung zeigt, so ist dieser Zustand ein Katarrh, — und ein mit demselben in Verbindung stehendes Fieber ist das Ka-tarrhalfieber. Nicht jeder Katarrh ist mit Fieber begleitet, auch ist der krankhafte Zustand nicht immer einfach, sondern oft complicirt mit Rheumatismus, oder mit Störungen in den Verdauungsorganen, oder auch mit Nervenzufällen.
Die Ursachen sind Erkältungen in verschiedener Weise, welche entweder den ganzen Körper oder nur einzelne Theile, meist äusserlich, zuweilen aber auch innerlich betroffen haben, und oft ist eine besondere Beschaffenheit der Atmosphäre an einem seuchenartigen Herrschen schuld.
Katarrhe und Katarrhallicber finden sich bei Hunden häufig, besonders bei jungen und zarten, welche zu sehr an Wärme ge­wöhnt sind. Die Thicre sind dabei zuerst traurig, liegen mehr als sonst, und zwar am meisten so, dass sie dabei die Nase unter den Leib oder zwischen die Hinterbeine stecken; sie zit­tern oft durch einige Minuten, bei glatthaarigen Hunden erscheint das Haar auch mehr oder weniger gesträubt, und sie suchen sich gern warme Orte auf. Die Augen werden trüb, bei vielen Patienten auch von Zeit zu Zeit halb geschlossen, ihre Binde-
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14nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Fieber.
haut erscheint etwas mehr mit Blutgefässen verschon, oder, je nach ihrem besonderen Mitleiden, auch wohl dunkler geröthet und aufgelockert. Jm Allgemeinen sind die Augen im Anfange der Krankheit trocken, später werden sie ihränend. mit Sehleim bedeckt, oder verklebt, oder dieser fliesst reichlich aus ihnen. Die Nase ist abwechselnd kali und wieder heiss, zuerst trocken, später bei den meisten etwas feucht, oder es fliesst selbst Schleim aus ihr. Viele Hunde niesen und prusten, andere husten oft, manche wischen wiederholt mit den Pfoten über die Augen. Der Puls ist kloin. auf 80 bis 100 Schläge vermehrt, der Herz­schlag ebenso und deutlich fühlbar, und das Athmon geschieht gegen 15- bis 25mal in einer .Minute, zuweilen mehr angestrengt als im gesunden Zustande, jedoch ohne Schmerzen. Der Appetit und die Verdauung sind im einfachen Katarrh wenig gestört, und man bemerkt, auch am Koth und Urin nichts Abnormes. Bei manchen Eunden findet sich gegen linde der Krankheil ein Schleimflnss aus der Vorhaut.
Die Dauer ist 3 bis 8 Tage; der Ausgang ist bei alten Hunden mehrenlhoils in Genesung, häufig ohne Medicin; bei jun­gen folgt oft die sogenannte Staupe.
Die Kur verlangt zunächst die Verhütung weiterer Erkäl­tungen, Beförderung der Haut- und Lungenausdünstung und Min­derung der Beizung in den Schleimhäuten. Diese Aufgaben er-fiilh man durch Warmhalten des Thieres, Dunstbäder von warmem Wasser oder von Fliederthee; auch giebt man bei grosser Hitze des Thieres und bei kurzem Athem etwas Salpeter in das Ge­tränk (2 Gramm in 1 Tasse Wasser); dagegen ist bei mehr ge­sunkener Temperatur, bei vielem Niesen und Husten gewöhnlich ein Brechmittel von Brech wein stein, 0,00—0,3 in 30 Gramm Wasser, die Hälfte auf einmal und den Ueberrcst nach 8 Minuten gegeben, wenn bis dahin kein Erbrechen entsteht, sehr nützlich. Ist die Krankheit hiermit nach -24 Stunden nicht gehoben, so giebt man das essigsaure Ammoniak (Spirit. Minderen) (12 bis
15nbsp; Gramm) im Klicderblumen-lnfusum (90 Gramm bereitet von 8 Gramm), alle 3 Stunden I bis 1 ganzen Esslöffel; und wenn bereits Ablluss von consistentem Schleim ans der Nase oder lockerer Husten besieht, ist der Salmiak mit siissen und gelind
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Katarrhalisches. Rhmimritisches.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
aromatischen Mitteln indicirt, z. B. Aminoii. muriat. und Succ. Liquirit., von jedem 4 Gramm, Aq. font. 90 Gramm. Hiervon alle 2 bis 3 Stunden 1 halben bis ganzen Esslöffel voll. Bei sehr geringer Empfindlichkeit bereitet man dieses Mittel statt mit Wasser, mit Fenchel- oder Anisthee, und bei .Mangel an Appetit mit Kamillenthee. Zeigt sich Krampf oder Lähmung, so betrachte man das Leiden als die Staupe. — Die Nahrungsmittel wie bei dem Entzündungsfieber, zum Getränk etwas erwärmtes Wasser, Zuckerwasser oder verdünnte Milch.
3. Das rheumatische Fieber und der Rheumatismus.
Der Rheumatismus ist eine schmerzhafte, durch Erkäl­tung entstandene Reizung der Muskeln, Seimen und der Beia-haut und wenn hierbei Fieber besteht, so ist dieses das rheu­matische Fieber. Da Jedoch das Letztere nicht bei jedem Rheumatismus vorhanden ist, so wird hierdurch die Verschieden-heil der Form von fieberhaftem und fieberlosem Rheuma­tismus bedingt.
Der Rheumatismus (Fluss, Gliedcrreissen) befällt besonders verzärtelte Stubenhunde und solche Jagdhunde, welche in das Wasser gehen müssen. Es kann jede .Partie des Körpers von dem Rheumatismus mehr oder weniger heftig ergriffen werden, gewöhnlich aber leiden die .Muskeln des Genicks und des Rückens am meisten.
Die Krankheit tritt immer plötzlich ein. und äussert sich dadurch, dass der von ihr betroffene Hund das Genick oder einen anderen Theil des Körpers etwas steif hält, und dass er langsame Bewegungen macht, wobei man eine Spannung in den afficirteu Theilcn wahrnehmen kann; von Zeit zu Zeil schreit der Patient plötzlich ganz laut, als ob er geschlagen worden wäre, und namentlich thut er dies, wenn er eben von seinem Lager aufsteht oder wenn er einen Sprung machen will; ebenso schreit er gewöhnlich, wenn man ihn mit der Irland ein wenig drückend an dem leidenden Theiie berührt; es besteht jedoch an diesen Thcilen in der Regel keine Anschwellung und keine Hitze. Linzeine Hunde erhalten durch die steife Haltung des Kopfes und Halses, und weil sie hierbei nirbt narb abwärts
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schon können, dies aber gerne than mochten, und deshalb die Augen stark nach abwärts rollen, ein ganz eigenthüraliches ver­störtes Ansehen, was bei Unkundigen schon öfters den Verdacht erregt hat, dass solche Hunde mit der Wuth behaftet sind. Neben diesen Erscheinungen zeigen manche Patienten eine dunk­lere Röthung der Bindehaut, heisse Nase, gesträubtes Haar, ab­wechselnd Frost und Hitze, kurzes AIhmen und schnellen, vollen Puls; andere lassen von diesen Fieber-Symptomen nichts wahr­nehmen. Der Appetit ist inehrenthcils ungestört, doch können manche Patienten wegen der Steifigkeit des Halses ihre Nah­rung nicht gut von tier Erde aufnehmen, andere können die­selbe nicht gut kauen; die meisten leiden an Verstopfung des Leibes; viele stellen sich wohl zur Kothentleerung, aber sie stehen meistens bald wieder davon ab, weil der Schmerz in den Mus­keln des Kückens und des Leibes sie von der hierzu nöthigeu Anstrengung abhält.
Als Ursachen des Rheumatismus sind Kälte und Nässe und eine eigcnthümliche Constitution der Atmosphäre zu beschuldi­gen, welches Letztere daraus hervorgeht, dass zu manchen Zeiten mehrere Bunde fast gleichzeitig von dem Hebel ergrillen werden, selbst wenn sie besonderen Gelegenheitsursachen zu Erkältungen nicht unterworfen waren. Mchrentiieils ist dies der Fall, wenn eine reine schwere Atmosphäre mit scharfen Ost- oder Nord­winden besteht, oder wenn nach warmer Atmosphäre plötzlich Hagelschauer und kalte Luft eintreten. Wenn Hunde bei er­hitztem Körper gebadet werden oder sonst in's Wasser gehen, wenn sie bei nasskalter Witterung andauernd im Freien liegen, oder auch, wenn sie auf kaltem Stein- oder Lehmfussboden wäh­rend der Nacht liegen müssen, findet sich der Rheumatismus am häutigsten ein.
Die Krankheit ist in den meisten Fällen günstig zu beur-theilen, besonders, wenn die Gelegenheits-Ursachen gänzlich ent­fernt und abgehalten werden können; denn unter diesen Um­ständen kann in etwa 3 bis 6 Tagen Heilung erfolgen; doch dauert das Uebel zuweilen auch bis gegen 14 Tage, besonders bei alten und bei zu reichlich genährten Hunden und bei sol­chen, welche schon ein- oder mehrmals mit dem Uebel behaltet
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Rheumatisches.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 17
waren. Häufig bleibt eine Anlage zu Reeidimi im Körper zurück, und ausnahmsweise führt die Krankheit zuweilen den Tod herbei, indem sie eine Metastasis auf innere Organe macht und Entzündung der Lungen, des Herzens, der Därme oder des Rückenmarks oder Lähmungen veranlasst.
Behandlung. Zunächst Beseitigung der etwa bestehenden Ursachen, besonders Sorge für ein trockenes, warmes Lager, Vermeidung von Zugluft, auch darf man die Thiere weder waschen, noch kalt baden. Weiter hat man darauf zu sehen, ob der Rheumatismus mit acutem Fieber verbunden ist und ob Congestionen zu den Lungen oder dem Kopfe bestellen. In diesen Fällen ist ein Aderlass, je nach der Grosse des Hundes, von 60—250 Gramm und dann die Verabreichung einer Medi-cin von Brechweinstein und Salpeter (0,06 Tart. stib. und 4.0 Kali nitr., zu 90 Gramm Wasser, alle 2 .Stunden 1 Thee- bis 1 Esslöffel voll) zu geben. Ist dagegen das Fieber nur gering oder gar nicht vorhanden, und bestehen auch keine Congestionen, so ist ein Brechmittel (S. 14) die wirksamste und nützlichste Arzenei. Man wiederholt dieselbe, auch dann, wenn das Er­brechen gehörig stattgefunden, am anderen Tage, und wenn nicht hierbei von selbst Leibesöffnung entsteht, so applicirt man Cly-stiere von Seifenwasser mit Oei oder Butter, und giebt wold am dritten Tage eine Purganz von 1 bis 3 Loth Ricinusöl*), oder von Calomel 0,2 bis 4,0, oder Bittersalz 4 bis 8 Gramm. Da­bei macht man noch einige Einreibungen von Spirit, oder Lini-mentum camphor, allein oder mit Zusatz von Salmiakgeist, Terpenthinöl u. dergl.; bei recht heftigen Schmerzen auch von Bilsenkrautöl und von Chloroform. In hartnäckigen Fällen aber zieht man unter der Brust ein Haarseil, oder man reibt auch in der Nähe des leidenden Theiles die Oantharidentinctur einmal ein. Dauert die Krankheit über 5 Tage fort, so kann man innner-lich noch diaphoretische Mittel**) anwenden, wie namentlich
*) Dieses Gel kann einfach, wie es ist. oder auch in Pillenform ge­geben werden. Pur letzteren Zweck uiengt man es im Verhältniss mit 1 Theil Zuckerpulver zu 2 Theilen Gel, oder ebenso mit Süssholzpalver, und macht aus der teigartigen Masse mehrere Pillen in passender Grosse. **) Die Hunde schwitzen zwar gewöhnlich nicht so. dass der Sohweiss
Hartwig, Kmukh. d. Hunde. 2. A.ufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2
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Fliederthee (Inf. Ilor. Sambuci) mit Zusatz von Ammon. acct. pro Dosi 1—8 Gramm oder von BrechWeinstein (pro Dosi 0,05—8), oder von Opiumtinctur pro Dos. 2—5 Tropfen, mit Karapher u. dergl. Zur Nahrung erhalten die Patienten nur schwach nährendes Futter, wie Hafergrützsuppe verdünnte Milch, Mohrrüben in Wasser gekocht, Kartoffeln u. dergl.
4. Das gastrische Fieber. Das gastrische Fieber äussert sich durch wechselnde Tem­peratur an den Obren, an der Nase und an den Fassen, schnellen, meistentheils kleinen Puls, geringen oder gänzlich verlorenen Appetit, gelbliche oder schmutzige Färbung der Bindehaut und der Schleimhaut im Maule und einen gelblichen oder bräunlichen Belag der Zunge, oder auch üblen Geruch aus dem Maul; dabei sind die Tbiere matt, ihre Haltung ist traurig und gewöhnlich magern sie bald ab. Bei manchen besteht auch Neigung zum Erbrechen, wobei sie von Zeit zu Zeit unter heftigem Würgen zähen Schleim ausleeren; andere zeigen Durchfall oder entgegen­gesetzt Verstopfung und bei manchen besteht Auftreibung des Leibes. Das Leiden ist in einer Verstimmung der Nerven des Magens oder einer Partie des Danncanals begründet und durch schlechte Nahrungsmittel, durch übermässige Menge derselben, durch viele Eingeweidewürmer, zuweilen auch durch Erhitzungen und entgegengesetzi durch Erkältungen verursacht. Durch die letztere Einwirkung nimmt die Krankbeil häutig eine Complica­tion an, indem die Schleimhäute catarrhalisch afficirt oder auch die Muskeln und die sehnigen Theile mit Rheumatismus behaftet werden. In diesen Fällen findet man neben den vorhin ange­führten Symptomen auch noch die Erscheinungen des Catarrhs, des Rheumatismus und bei Jungen Hunden nicht selten die Symptome der Staupe mit Nervenzufällen. Nach diesen Ver­schiedenheiten wird die Krankheit als Schleimfieber, als gastrisch - schleimiges Fieber, oder als rheumatisch­gastrisches und als gastrisch-nervöses Fieber bezeichnet.
in Tropfen abfliesst (was ich Jedoch in mehreren Füllen beobachtet habe), alier ihre Hautausdünstung liisst sich durch geeignete Mittel sehr steigern.
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Gastrisches.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;19
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Die gastrischen Fieber dauern bei Hunden gewöhnlich nur 6—10 Tage und gehen in den meisten Fällen in Genesung, zu-weilen aber in ein nervöses Leiden über, und durch letzteres, oder in Folge von andauerndem Durchfall wird oft der Tod herbeigeführt.
Die Kur muss mit Rücksicht auf die veranlassenden Ur­sachen und die Complicationen unternommen werden. In den­jenigen L'ällen, in welchen schlechte oder zu viele Nahrungs­mittel die Krankheit veranlagst haben, giebt man zuerst am zweckmässigsten ein Brechmittel, und zwar, wenn Diarrhöe be­steht, von Ipecacuanha (0,6—2,0) oder weisser Niesswurz (0,06 bis 0,3); wo aber Durchfall nicht vorhanden ist, da giebt man den Brechweinstein (0,06 bis 0,3), oder aus einem Gemenge von Brechweinstein und Ipecacuanha (s. Staupe). In allen anderen Fällen, namentlich wenn sie noch neu sind und wenn Trocken­heit des Maules oder Leibesverstopfung besteht, giebt man, und
zwar je früher, desto besser, eine Auflösung von Kali oder Nti-
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trum suifuricum (15 Grm. in 90 Grm. Wasser, stündlich 1 Ess­löffel) bis der Koth anfängt, weich zu werden. — Bei starker Gelbfärbung des Mauls, bei hartnäckiger Verstopfung, bei Ver­dacht auf Eingeweidewürmer ist das Calomel als Abliibrmittel (0,06—0,30 pr. dosi täglich 3 mal bis Laxiren eintritt) mit Mehl und Honig oder mit Siissholz-Extract zu Tillen gemacht, sehr wirksam. — Bestehen bereits vermehrte Absonderungen, wird das Maul mit schmierigem, zähem Speichel bedeckt, so ist der Salmiak für sich allein, in Wasser gelöst oder auch mil bittern Mitteln in Verbindung, angezeigt. Man macht z. I!. für einen Hund von mittlerer Grosse eine Auflösung von 1,0 Enzians­oder Bitterklee-Extra et und 2,0 Salmiak in 90,0 Wasser, und lässt hiervon täglich 3 Mal \'., bis 2 Esslöffel voll eingeben. Bleibt der Appetit bei dem Gebrauche dieser Mittel andauernd unterdrückt, so ist die Rhabarberwurzel in Gaben von 0,3—0.!) zu benutzen. — Sinken die Kräfte bedeutend, fallen die Augen tief ein oder bestehen zu reichliche Ausleerungen, so sind aro­matische Mittel, selbst in Verbindung mit Kampher oder China nöthig, /,. B. ein Decoct. Chinae von 8,0 mit 120.0 Wasser be­reitet und mit Zusatz von Extractum Calami u. dergi. Bestellt
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•20nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Fieber.
aber heftige Diarrhöe und sind die Kräfte schon sehr gesunken, so isi das Aciduin muriaticum dilutum zu empfehlen, pro dosi /u ä—15 Tropfen in Hafergrütze oder Reisschleim oder auch in dem vorhin bezeichneten Chinadecoct. — Wo Leberentzündang, offenbares .Wurmleiden und dergleichen besondere Affectionen als Hauptleiden bestehen, ist die Kur diesen Leiden entsprechend, einzuleiten.
ö. Das Nervenfieber.
Das Nervenfieber characterisirt sich durch Fieberzufälle, namentlich ofl wechselnde Temperatur und schnellen, meisten-theils kleinen Puls, welche mil aulfallenden Störungen im Nerven­system, mit Schwäche und mil ünregelraässigkeit in den Sym­ptomen und im Verlaufe verbunden sind. Dieses Fieber kommt bei Hunden häufiger als bei anderen Hausthieren vor, und zwar bald ursprünglich, bald durch Umwandlung anderer Krankheiten, besonders des Catarrhalfiebers und des gastrischen Fiebers. Sehr matte, durch schwächende Einflüsse irgend einer Art, wie Nah­rungsmangel, verdorbene Nahrung, durch Krankheiten, Säfte-verlust, übermässige Anstrengungen entkräftete, zarte, ganz junge und entgegengesetzt sehr alte Hunde sind dem Nervenfieber am meisten unterworfen, und es ist deshalb wahrscheinlich, dass diese Umstünde als Mitursachen desselben wirken; ausserdem ist aber verdorbene Luft, eine eigenthümliehe, in unbekannten Mias­men bestehende atmosphärische Krankheits-Constitution und zu­weilen auch ein Contagium als Entstehungsursache zu beschul­digen. Durch die letzteren Einflüsse bedingt, herrscht das Nervenfieber in manchen Zeiten seuchenartig bei mehreren Thieren zugleich.
Die Krankheit erscheint zwar in den einzelnen Fällen sehr verschiedenartig, im Allgemeinen aber entweder mit erhöhter Reizbarkeit und Empfindlichkeit, oder mit sehr ge­sunkener Empfindlichkeit (Torpor).
Die Symptome der ersten Form sind Mattigkeit, schleichen­der, wankender Gang, Unruhe, öfterer Wechsel der Lagerstelle bei Tag und Nacht, wechselnde Temperatur, kleiner Puls bis gegen 100 in einer Minute, unruhiges Athmen, nirgends Schmerz,
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Nervöses.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;quot;_' 1
mistälor Blick, etwas gcröthete Bindehaut, zuweilen heisse, aber mcistcnthoils kalte Nase, die oft sogar gehörig feucht ist; trocke­nes Maul, blasses, oft mit einem dunkelrotheu Streifen am Rande versehenes Zahnfleisch; die Zunge ist mehrentheils dunkel-
roth, in anderen Fällen blass und mit schmierigem Schleim be­legt, zuweilen auch schmutzig gelblich, der Appetit gering, ofi wirklicher Ekel gegen Futter und Getränk: der Leib eingefallen, bald verstopft, bald Diarrhöe: der Urin sparsam, gelbbraun, zuweilen etwas dickflüssig. Die Hunde sind furchtsam, er­schrecken vor bekannten Gegenständen, manche winseln oft.
Bei der torpiden Form bestehen ähnliche Fieberzufälle, aber die Thiere sind sehr matt, mehr traurig, liegen viel, beachten die Umgebung wenig oder gar nicht, folgen selbst dem Rnfe des Herrn nicht, ihr Blick ist stier, glotzend; sie bekommen mit Mühe die Augen nur etwas auf, die Bindehaut ist schmutzig gelbroth, das Maul ebenso, Augen und Maul sind mit schmie­rigem zähen Speichel bedeckt, die Zunge bräunlich belegt, der Leib oft aufgetrieben, meistcntheils verstopft, der Appetit ganz verloren, Ausleerung von Urin selten.
In denjenigen Fällen, in denen das Nervenlieber sich zu anderen Krankheiten gesellt, macht sich dies durch die zu den bisherigen Symptomen hinzugetretene, unvcrhältnissmässig grosse Mattigkeit, den kleinen, schnellen Puls, die Unruhe des Thieres, oder entgegengesetzt durch stumpfsinniges Benehmen bemerkbar.
Das Nervenfieber dauert gewöhnlich gegen 10 bis 14 Tage, und endet entweder in vollständige Genesung oder es l'iihrl Läh­mungen oder Zuckungen herbei, die auch nach der Beseitigung des Fiebers noch fortbestehen und bald mehr, bald weniger störend sind, oder es endet auch mit dein Tode.
Die Section zeigt in der Regel ganz blasse Organe und wenig Blut in den Gefässen: hin und wieder linden sich einzelne Theile etwas mehr mit dunklem Blut injicirt, namentlich so das Gehirn.
Die Kur muss auf Erregung der Nerven- und Gelässthätig-keit und auf Vermehrung des Tonus gerichtet sein. .Man wendet demgemäss, je nach dem Grade der Schwäche, Infusionen von aromatischen Mitteln, wie z. B. von Radix Valerianae, R. Calami,
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Fieber.
li. Iniilae oder bei den höheren Graden auch von R. Ligustici, für sich allein oder auch mit Spiritus sulfurico-aethereus oder mit Campher in kleinen Gaben (0,03—0,30) und in kurzen Zwischenzeiten an.
Wo grosse Erschlaffung gleichzeitig mit dem Sinken der Kräfte erkennbar ist, giebt man ein Decoct von China-Rinde (8,0 zu 120 Colatur) mit jenen Mitteln, und bei sehr gesunke­ner Verdauungsthätigkeit, bei Appetitlosigkeit, bei Diarrhöe ist der Zusatz von verdünnter Salzsäure ('2,0 zu 1-20,0 Flüssigkeit) in der Regel sehr nützlich. Zeigt sich im Anfange des Leidens vorherrschend eine Verstimmung des Magens, so ist auch ein Brechmittel zur Einleitung der Kur zu benutzen, üebrigens ist in allen Fällen, wo Kotheiuleerungen während 24 Stunden nicht erfolgt, sind, durch Clystiere Leibesöffnung zu schaffen. Die Nahrung soll in Milch, in Fleischbrühe und späterhin selbst in Fleisch bestehen, das Thier soll beständig auf trockenem Lager erhalten und für reine Luft gesorgt werden, durch baldige Weg­schaffung der Excremente und durch öftere Lüftung des Stalles.
Da zuweilen mehrere Hunde in demselben Stalle von der Krankheit ergriffen werden, so hat man angenommen, dass das Nervenfieber einen Ansteckungsstoff erzeuge; zuweilen liegt aber die Ursache hierzu in einem Stallmiasma (S. 24. 27). Jedenfalls i-t es zweckmässig, die mit dieser Krankheit behafteten Hunde von den anderen abzusondern und den Stall durch Chlor- oder Schwefeldärapfe zu desinficiren*).
(i. Das Faulfieber und 7. der Typhus. Diese beide Krankheiten haben mit einander grosse Aehn-lichkeit, indem sie beide fieberhaft sind und beide eine Neigung zur Zersetzung der organischen Substanz und der thierischen
#9632;::) Mau stellt einen Teller mit Chlorllt;all( (ö—(i Loth) auf einen er­höhten Standort, /.. li. einen Stuhl, und befeuchtet den Kalk in Zwisrhen-zeiten von einer Stunde wiederholt mit verdünnter Salzsäure oder mit star­kem Essig. —- Oder man verbrennt 2—3 Loth Schwefel täglich einmal im Stalle, [n beiden Füllen müssen Thüren und Fenster geschlossen sein, aber bei den Schwefeldämpfen sollen die Hunde während 2 Stunden aus dem Stalle entfernt werden.
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Fauliees. Typhus
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Säfte mit sicli führen; sie sind aber darin von einander ver­schieden, dass der Typhus mit einer Gehirnreizung verbunden ist, welche bei dem Paulfieber fehlt.
a. Bei der letzteren Krankheit bemerkt man an den Hun­den öfteren Wechsel der Temperatur, kleinen, weiclieD Puls, sehr fühlbaren Herzschlag, schnelles Sinken der Kräfte, blasse oder schmutzige Färbung der Schleimhaut des Mauls, bei den höheren Graden einen üblen Geruch der ausgeathmeten Lull und der Hautausdünstung. Oft besteht auch stinkende Diarrhöe, ödematöse Anschwellung am Kopfe und an der Seite des Kör­pers, welche bei dem Liegen des Thieres die untere ist. Die Kranken magern schnell ab.
Das Faulfieber entsteht entweder unmittelbar in Folge von verdorbener oder mangelnder Nahrung, von üebertreibung oder auch mittelbar aus dem Katarrhalfieber. dein gastrischen oder dem Nervenfieber. Der Verlauf ist gewöhnlich auf 14 Tage aus­gedehnt und die Ausgänge sind in manchen fällen Genesung, oft aber Typhus und auch der Tod.
Die Section zeigt, grosso Abmagerung, weiche, meist ganz blasse, zuweilen auch dunkelrothe, stellenweis wie mit Blut­flecken versehene Muskeln und Eingeweide; Blut nur in geringer Menge vorhanden, grösstentheils flüssig, oft selbst wässerig dünn, wie aufgelöst, wenig Blutkörperchen enthaltend. Zuweilen linden sich auch als früheres Leiden eine Erweichung oder Eiterung der Lungen, der Leber, der Nieren, oder auch Knoten daselbst.
Die Behandlung ist hauptsächlich auf Vermehrung des To­nn.-, und auf Beschaffung eines besseren Blutes gerichtet, daher vor allem auf eine gute Pflege der 'fbiere. Man giebt ihnen Fleischbrühe, fein zerschnittenes oder geschabtes rohes Fleisch, oft wiederhol! in kleinen Quantitäten; ausserdem sorgt man für Reinlichkeil und frische Luft im Stalle. Als Arznei ist eine Abkochung von China mit bittern, aromatischen Mitteln (z. 13. von Enzian, Kalmus, China), bei sehr profüsen Ausleerungen auch mit Zusatz von Salzsäure oder Eisenvitriol zu benutzen. Wo die Kräfte sehr gesunken sind, ist auch Schwefeläther, Salz­äther und Kampher mit aromatischen Mitteln zu verbinden. Bei heftiger Diarrhöe applicirt man Klystiere von Stärkemehl ab-
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24nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Fieber.
V wechselnd mil solchen, die aus einem schwachen Decoct von
Weiden- oder Eichenrinde bestehen.
Das Faulfieber äussert durch die übelriechenden Ausleerun­gen eine nachtheilige Wirkung auf gesunde Hunde, und es ist deshalb zweetmässig, die an demselben leidenden Hunde von andern abzusondern, den Stall und das Lager möglichst rein zunbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;gt;
hallen und für reine Luft zu sorgen.
b. Der Typhus entsteht auch entweder direci ans ähnlichen Ursachen wie das Faulfieber oder er entwickeH sich aus anderen Krankheiten, aus dem gastrischen Fieber, und besonders oft aus der Staupe der jungen Hunde.
Wenn die Krankheit ursprünglich entsteht, beginnt sie ge­wöhnlich mit Verstimmung in dem Benehmen der Thiere, mitnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;) Traurigkeit. Mattigkeit, mit geringem Appetit und zuweilen mit Diarrhöe. Hierzu findet sich Fieber mit kleinem, hartem Pulse, wie bei dem Entzündungsfieber, zuweilen aber auch mit einem sehr kleinen und unterdrückten Pulse, und mit öfters wechseln­der Temperatur: hierbei ist Jedoch in der Regel die Hitze über­wiegend. Der Blick ist matt, die Bindehaut gewöhnlich etwas
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geröthet. Wenn der Typhus sich zu katarrhalischen, nervösen oder gastrischen Zuständen gesellt, so gehen diese in ihrer Eigen-thümlichkeit einige Tage vorher, ehe die weiter anzugebenden Symptome eintreten, und es ist daher in der ersten Zeit wedei
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aus diesen, noch aus den vorstehend bemerkton Symptomen d( Tvphus schon zu erkennen.
Nachdem jene Erscheinungen 3 bis 5 Tage gedauert Italien, lindet sich an der Haut, besonders am Bauche und an der Innern Seite der Schenkel, ein Exanthem, bestehend in kleinen, blass-röthlichen oder violetten Fleckchen, welche kaum bemerkbar über die Oberfläche der Haut hervorstehen, beim Drücken mit dem Finger ganz blass werden und bald mehr, bald weniger zahlreich sind. Die Haut selbst ist dabei vermehrt warm, zu­weilen selbst brennend heiss. Um diese Zeit erscheinen manche dieser Patienten entweder sehr aufgeregt, laufen ohne Veran­lassung, aber wie im bewusstloscn Zustande viel herum, winseln oder bellen, erkennen ihren Herrn nicht mehr, zuweilen laufen sie wie blind mit der Nase an Gegenstände und haben sehr ge-
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Fnulifrps. Typhus.
röthoio Augen, dunkelroth gefärbte, abwechselnd feuchte Maul­schleimhaut und grosso Hitze am ganzen Kopfe; die meisten aber liegen entgegengesetzt in einem ganz stupiden Zustande andauernd, so dass sie selbst beim lauten Anruf kaum den Kopf in die Höhe richten. Bei manchen Patienten wechselt dieser Zustand in ungleichen Zwischenräumen ab. Der Appetit ist dabei immer gänzlich verschwunden, doch zeigen die Patienten zuweilen noch Neigung zu kaltem Wasser; das Maul ist ha hl ganz trocken, bald schmierig feucht, das Zahnfleisch livido ge­färbt, die Zunge bräunlich belogt, an den Händern lebhaft ge-rölhet. Zuweilen finden sich auch einzelne rot he Flecke in der Maulschleirahaut. Das Athmen geschieht kurz, bei manchen Patienten sogar beschwerlich, mit Stöhnen, zuweilen von trocke­nem, sehr mattem Husten begleitet: der Herzschlag ist bis gegen 100 und darüber in der Minute vermehrt, aber nur schwach fühlbar, der Bauch gewöhnlich etwas aufgetrieben von Luft, und beim Drücken an denselben verrathen die Thiere dumpfen Schmerz. Die Koihentlcenmgen erfolgen, wenn nicht ursprüng­liche Diarrhöe besteht, in der ersten Zeit selten, nach 6 bis 8 Tagen findet sich aber fast immer ein Durchfall mit Aus­leerung einer röthlichen, stinkenden, schleimigen Flüssigkeit ein. Der sehen entleerte Urin ist röthlich gefärbt, klar und von ge­wöhnlichem Geruch. Die Thiere magern stets schnell ab und viele sterben an Erschöpfung und Lähmung.
Die Dauer der Krankheit ist ungleich. 14 Tage bis über 3 Wochen, doch sterben einzelne Hunde schon mit 8 bis lü Ta­gen. Wenn Genesung eintritt, wird der Puls voller, weicher und in der Zahl dem normalen allmälig ähnlicher, das Maul wird andauernd und gleichmässig feucht, die Thire erhallen ihr Bewusstsein wieder, werden munterer und nehmen Nahrung zu sich. Dies geschieht in manchen Fällen hei reichlichem Abgang schleimiger, mit vieler Galle gemengter Darmexcremento oder bei häufiger Entleerung eines dunkelfarbigen, trüben Urins. Fast immer schuppt sich die Haut etwas ab. besonders an den Stellen, wo die rothen Flecke in derselben bestanden haben. Letztere sind oft nur durch einen oder einige Tage bemerkbar
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•2laquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Fieber.
und verschwinden bald ganz plötzlich, bald aUmälig, indem sie gleichsam verblassen.
Die Section liefert grösstentheils ähnliche Resultate, wie das Nerven- und Faullieber, jedoch mit dem Unterschiede, dass mau nach dem Typhus in einzelnen Organen, und zwar bald in dem Gehirn und seinen Häuten, bald in der Lunge, dem Kehl­kopf und der Bronchialschleimhaut, am häufigsten aber an den Verdauungs-Eingeweiden dunklere Röthung durch starke Gefäss-injeetion, ähnlich wie bei Entzündungen, oft auch Blutaustretun-gen, und in dem Darmkanal oft Entzündung mit Auflockerung oder Verdickung der Häute und mit Schwärung in begrenzten Stellen, besonders an den im Dünndarm liegenden Peyerquot;schon Drüsen, vorfindet. Das Herz zeigt oft schwarzrothe Flecke und im Innern ganz dunkelrothe Färbung; doch scheini das Blut in den Typhus-Kadavern gewöhnlich noch mehr in der festen Ver­bindung seiner Bestandtheile zu sein als bei dem Faulfieber.
Ausser den oben schon angedeuteten Ursachen des Typhus ist zuweilen auch die Ansteckung von anderen Typhuskrauken deutlich nachzuweisen. Die Ansteckung scheint durch alle So­und Excretionsstoffe von den Kranken zu erfolgen.
Die Kur soll mit Rücksicht auf die Art, wie die Krank­heit sich in den einzelnen Füllen äussert, geschehen. Bemerkt man überrnässige Wärmeentwickelung und Blutandrang zum Kopfe, so sind schwache Auflösungen von Glauber- oder Bittersalz (8.0 zu FJO Wasser) und hiervon alle -J Stunden '.. bis ganzen Fss-lölfel voll zu geben. Besteht Diarrhöe mit vielem Drängen, so ist die Anwendung von Leinsaanieiischleim mit etwas Gel und einer kleinen Quantität von Kalomel, 0.03—0,06 Grm. p. dosi, fast allein anwendbar, aber bei grosser Schlaffheit ist Alaun oder Tannin (0,5—1,0) in Kamilleuthee, 100,0, stündlich 1 Thee-bis 1 Esslöffel voll zu geben. i3ei Verstopfung wird Ricinusöl, oder Kalomel in Gaben von 0,12 bis 0,30 Grm. täglich 2mal gegeben bis Ausleerung erfolgt. — Bei Blutandrang nach dem Gehirn und bei grosser Aufregung; des Thieres sind kalte 1 m-schläge andauernd bis zur Beseitigung dieser Zufälle auf den Kopf zu appliciren: bei Stupor legt man ein llaarseil in das Genick, oder man reibt daselbst Senföl oder Spanische Fliegen-
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Wechselfieber.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'27
tinctur ein. Nach Beseitigung dieser Gehimzufälle suchl man die Kräfte durch bitlere und gelind erregende Mittel (z. B. Kal­mus, China), so wie durch leicht verdauliche Nahrung und reine Luft zu unterstützen. Die Kranken müssen stets abgesondert von andern Hunden bis wenigstens 8 Tage nach dem Verschwin­den des Fiebers verbleiben, ihre Ausleerungsstoffe müssen stets bald entfern! und nach Beseitigung der Krankeil muss der Stall und die Lagerstätte gereinigt und desinficirl werden. (Siehe S. '!-.)
8. Das Wechselfieber.
Obgleich manche Pathologen behaupten, dass dieses Fieber bei Thieren nicht vorkomme, sondern nur eine Eigenthümlichkeit des Menschen sei, so muss ich doch entgegengesetzt bemerken, class ich das Wechselfieber in der Form des 3- und des 4tägi-gen Fiebers mit ganz deutlichen und regelmässigeu Anfällen bei mehreren Hunden beobachtet habe.
Die l'hiere werden hierbei entweder einen Tag um den an­dern oder auch nach Zwischenzeit von quot;2 Tagen zu einer be­stimmten Zeit und ohne äusserlich erkennbare Veranlassung traurig, bekommen gesträubtes Haar, Frostschauder, blasse Schleimhaut im Maule und in der Nase, blasse Bindehaut, be­deutende Kälte der Uhren, der Füsse und der Maulhöhle; sie versagen dabei Nahrung und Getränk und liegen zusammenge­krümmt auf ihrem Lager. Nach etwa ' ., oder ganzen Stunde findet sich abnorm erhöhte Wärme am ganzen Körper, nament­lich aber auch an den Ohren, der Nase, im Maule und an den Füssen ein: die Thiere verlassen ihr Lager, gehen unruhig um­her und die meisten lechzen mit offenem Maule und mil her-vorgestreckter Zunge ganz ähnlich, wie im erhitzten Zustande, und man sieht dabei, dass nun die Maulschleim haut wieder gehörig rotii gefärbt ist. Ausserdem zeigen die Thiere viel Dursi und Mattigkeit. Dieses zweite Stadium dauert, mit allmäliger Abnahme, etwa quot;2, zuweilen aber auch 6—8 Stunden. Die Ausleerungen erfolgen hierbei ohne wesentliche Veränderung; doch schien es in oinzolncn Fällen, als ob während der Kälteperiode der l.'rin blasser als gewöhnlich war.
Die Ursachen dieses Fiebers waren in keinem Falle mit
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28nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Nfirvenkrankheiten.
Sicherheit nachzuweisen, und ich kann nur bemerken, dass die Krankheitsfälle sämmtlich im Sommer und zu einer Zeit vor­kamen, wo unter den Menschen Wechselfieber herrschend waren. Die Dauer erstreckte sich bei einigen Hunden auf 4, bei andern auf 8 Anfälle. Die Heilung erfolgte in allen Füllen nach An­wendung von Heilmitteln.
Die Kur bestand zuerst in einem Brechmittel und dann in Verabreichung der Chinarinde oder des Chinins. Von ersterer wurde ein Decoet von 15.0 auf 1:20,0 Gramm Colatur, je nach der Grosse des Hundes ' , bis 1 Esslöffel alle 3 Stunden in der fieberfreien Zeit gegeben, von dem Chinin 0,06 bis 0,30 Grm. pr. (I. mit einem bittern Extract, z. B. Extr. Trifolii fibrini, zu Pillen gemacht, täglich 'S Mal, ebenfalls in der fieberfreien Zeit. Dabei wurden die Hunde in massiger Diät gehalten, Fettig­keiten vermieden.
II. Nervenkrankheiten.
1. Laune, Heimweh und Sehnsucht.
a)nbsp; nbsp; Die meisten Hunde besitzen eine grosso nervöse Km-pfiadlichkeit für die in der Atmosphäre vorgehenden electrischen und andere Veränderungen, welche bei den Witterungswechseln stattfinden oder denselben vorausgehen. Sie zeigen diese Em-pflndlichkeii durch eine bald mehr bald weniger auffallende Verstimmung ihres Benehmens, die man gewöhnlich als Laune und die Hunde selbst als wetterlaunisch bezeichnet. Die­selben erscheinen matt, liegen viel, sind verdriesslich, viele ver­sagen das Futter, und bei den meisten, besonders bei den lang­haarigen wird die Ausdünstung übelriechend. Dieser Zustand, der keine eigentliche Krankheit ist, aber oft nahe an sie grenzt, gebt in quot;2 bis 3 Tagen vorüber, kehrt aber häufig wieder. Mit Arzneimitlein ist gegen ihn nichts zu thun.
b)nbsp; Die grosso Anhänglichkeit und Treue der meisten Hunde an einzelne Personen, besonders an ihre Herren steigert sich
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Laune, Heimweh, Sehnsucht. Irresein.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 29
nicht selten bis zu einer wahren Leidenschaft, so dass die plötz­liche Trennung von solchen, dem Hunde lieben Personen, sei es durch den Tod derselben oder durch Verschenken, Verkauf oder Verlaufen des Hundes u. s. w., eine sehr unangenehme Verstim­mung in dem Befinden desselben erzeugt, die man wohl als das Heimweh oder als Sehnsucht bezeichnen kann, wenn er sich an einem fremden Orte befindet.
Die Hunde gehen 'dann traurig, mit gesenktem Kopfe, mit herabhängenden Ohren und Schwanz einher, sie suchen gern zu der Thür zu gelangen und laufen zuweilen ängstlich suchend umher; sie winseln oft, heulen auch wohl, bellen aber seilen oder gar nicht, und zeigen auch ihre frühere Wachsamkeit nicht; manche liegen viel, und sie wählen hierzu gern solche Stellen, an denen ihr Herr verweilte; Nahrung und Getränk versagen sie meistentheils durch einige Tage und in Folge dessen magern sie bedeutend ab. Nach einiger Zeit, zuweilen erst nach 2 bis 4- Wochen, gehl dieser Zustand wieder vorüber. Derselbe ist nur durch freundliche Behandlung und oftmaliges Mitnehmen des Thieres ins Freie zu verkürzen; Arzneimittel sind unnöthig.
quot;i. Irresein.
Die Aeusserungen des Verstandes und des Bewusstseins er­scheinen bei manchen Hunden in verschiedener Weise gestört, indem liinige sich stumpfsinnig zeigen, ohne die geringste Theil-nahme sind, die Gegenstände starr ansehen, der drohenden Ge­fahr nicht ausweichen, auf den Anruf nicht achten, selbst bei leichten Schlägen weder Furcht, noch Schmerz zeigen, Nahrung und Getränk nicht zu kennen und das Bedürfniss zur Aufnahme nicht zu fühlen scheinen u. dergi. — Andere sind dagegen sehr reizbar, selbst beissig, unruhig; sie laufen ohne Zweck viel her­um; noch andere verschlucken ohne Wahl alle Gegenstände, die ihnen vor das Maul kommen, selbsi ihren eigenen Roth und Urin.
Solche Erscheinungen finden sich meist symptomatisch bei Gehirnentzündung, bei der Wuthkrankheit, bei Typhus, bei nar-cotischen Vergiftungen, bei manchen Magen- und Darmentzün-
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30nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Nervenkrankheiten.
düngen, bei langwieriger Leibesvcrstopfung und bei Würmern (Pentastoma taenioides) in den Stirnbeinshöhlen.
Bei dei' Beurtheilung dieser Erscheinungen muss man stets die übrigen Zufälle erwägen, um^den Grund/.ustand des Krank-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;j
seins zu erforschen und hiernach die richtige Behandlung ein­zuleiten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;\
Ein eigcnthümlicbes Irresein findet sich zuweilen bei solchen
Hündinnen, welche früher recht stark hitzig waren, aber nichtnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; !
zur Begattung gekommen sind. Bei diesen Thieren findet sich
genau zu der Zeit nach der Brunst, wo sonst die Geburt ein-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; \
zutreten pflegt, der Wahn, als hätten sie wirklich Junge geboren;
sie liegen viel auf dem Lager und legen sich auf die Weise
nieder, wie säugende Hündinnen, die ihre Jungen unter sichnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; t
haben; sie stossen von Zeit zu Zeit mit der Nase unter den
Leib, knurren, bellen und beissen seihst hei Annäherung bekann-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ;
ter Personen, und ganz gegen ihre sonstige Gewohnheit folgen sie
nicht den Lockungen zum Mitgehen, und selbst wenn sie vom
Lager weggenommen werden, kehren sie möglichst bald auf
dasselbe wieder zurück. — Dabei sind zuweilen die Zitzen an-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ;
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geschwollen und mit Milch versehen. — Eigentliche Krankheits­zeichen fehlen. — Der Zustand dauert 8 bis 14 Tage und ver­liert sich bei ruhigem Verhalten des Thieres von selbst: doch kann man ihn durch magere Diät, durch etwas Salpeter im Ge­tränk (täglich 4.0 bis 8,0 Gramm) und durch ein Abführungs­mittel (0,24 bis 0,60 Calomel oder 8,0 bis 15,0 Glaubersalz)
sehr verkürzen.
Ebenso entsteht zuweilen bei säugenden Hündinnen, die
plötzlich ihre Jungen verlieren, oder sich erkältet haben, oder an Verstopfung leiden, ein Irresein, welches sich bald durch grosse Unruhe, wildes, scheues Benehmen, Beisssucht (selbst gegen die eigenen Jungen), bald entgegengesetzt durch Traurig­keil, andauerndes Liegen, gänzlichen Stumpfsinn äussert. Dabei nehmen die Thiere gewöhnlich noch Nahrung und Getränk an, sie zeigen aber, je nach den durch die verschiedenen Ursachen bedingten Störungen, zuweilen noch andere Krankheitserschei­nungen, namentlich ein gelindes Fieber, heissc Nase, Spannung der .Muskeln, Verstopfung des Leibes. — Die meisten Patienten
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Olinmaoht.
31
genesen, manche sterben Jedoch an hinzugetretenem Schlag­flasse bald plötzlich, bald erst, nachdem sie einige Tage gelähim waren.
Diese Symptome sind ähnlich denen der Wuthkrankheit und sie verlangen deshalb eine höchst vorsichtige ßeurtheilung. Massgebend ist der Säugezustand, das Vorhandensein des Appe­tits und das Fehlen des charakteristischen Bellens. Jedoch ist immer erst der Verlauf des Leidens hauptsächlich entscheidend und bis dahin ist nach den Vorbemerkungen (S. 6) zu ver­fahren.
Die etwa zu unternehmende Kur muss auf Ableitung vom Gehirn gerichtet sein, weshalb Abführungsmittel (Calomel mit Gummigutt, von Jedem 0,18 bis 0,36 Gramm in l Pille, oder Glaubersalz, 8,0 bis 15.0 Gramm, in Auflösung oder mit Rici-nusöl gemengt) gegeben und nachher Haarseile oder scharfe Einreibungen am Genick applicirt werden.
3. Ohnmacht.
Die Ohnmacht besteht in einem plötzlichen, aber vorüber­gehenden Stillstand oder doch in einem auffallend plötzlichen Sinken der Gehirn- und Nerventhätigkeit, so dass das Bevmsst-sein, das Empfindungs- und Bewegungsvermögen entweder mo­mentan ganz aufzuhören scheint, oder doch so vermindert ist, dass der Hund sich nicht auf den Beinen erhalten kann, son­dern umfällt und mit ganz erschlafften Gliedern liegen bleibt. Durch dieses ruhige Liegen unterscheidet sich die Ohnmacht von der Epilepsie und von anderen ähnlichen Zuständen. Dabei ist gewöhnlich das Bewusstsein und die Empfindlichkeit verschwun­den, die Pupille erweitert, die Temperatur überall niedrig, das Athmen langsam; der Puls ist jedoch in den einzelnen Fällen verschieden, je nach den verschiedenen ursächlichen Verhält­nissen, zuweilen sehr klein und weich, in anderen Fällen mehr voll. Der Anfall dauert oft kaum eine Minute, oft aber auch über fünf Minuten.
Ohnmächten kommen bei Hunden nicht häufig vor. Sie entstehen durch heftige und zu lange andauernde Strapazen, be­sonders bei dicken, fetten, an Arbeit nicht gewöhnten Hunden,
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32nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Nervenkrankheiten.
ferner in Folge von Nahrungsmangel, Blutverluste, grosser Schmerzen, von Verstopfung des Leibes, vom Bandwurm und ähnlichen Ursachen; zuweilen hüben sie ihren Grund auch in organischen Veränderungen des Herzens, der Aorta und des Ge­hirns, — wie dies einige Sectionen gezeigt haben.
Obgleich eine Ohnmacht in den meisten Fällen von selbst vorübergeht, so ist dies noch niemals aus den Symptomen mit Sicherheit zu schliessen; es kommt bei der ßeurtheilung viel­mehr auf die Art und den Grad der Ursache an.
Die Kur verlangt, wenn gewisse Ursachen zu erkennen sind, die Beseitigung derselben und ausserdem die Erweckung der Le-bensthätigkeit durch Bespritzen mit kaltem Wasser, durch Vor­halten von Salmiakgeist vor die Nase und das Maul, durch Auf­streichen dieses .Mittels oder des Schwefeläthers, des Terpcnthin-ijls und dergleichen flüchtiger Reizmittel auf die Nase und die Zunge, durch tüchtiges Reiben des ganzen Körpers und durch abwechselndes Drücken gegen die Rippen und den Bauch, um die Respirationsbewegungen zu ersetzen. — Wo Entkräftung be­steht, ist Fleischbrühe, etwas warmer Wein u. dergl. zu geben und das Thier ruhig zu halten; — bei Verstopfung werden Kly-stiere von Seifenwasser mit Oel applicirt, — und bei Vollblü­tigkeit oder bei organischen Herzleiden ist ein massiger Aderlass, strenge Ruhe, magere Diät, innerlich das Glaubersalz bis zum Abgänge weicher Excremente zu geben. In den Fällen, wo Blut­verlust und grosse Schwäche bestehen, ist es während der Dauer der Ohnmacht sehr nützlich, dem Thiere eine solche Lage zu geben, dass der Kopf etwas niedriger liegt als der Rumpf, und dann stärkende und gelind erregende Mittel, Fleisch­brühe, Milch, China, Kalmus u. dgl.
4. Schlagfluss. Ein vollständiger Schlagfluss äussert sich, sehr ähnlich wie die Ohnmacht, durch ein plötzliches Aufhören des Bewusst-seins, der Empfindung und der willkürlichen Bewegung, durch Störungen im Kreislaufe und durch erschwertes, meistentheils röchelndes Athmen, er ist aber durch die längere Dauer und die mehr andauernden Polgen von der Ohnmacht zu unterschei-
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Schlaglluss.
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den; ein unvollständiger Schlagfluss zeigt .sich durch Auf­hören der Empfindung und Bewegung nur in einem Kürpertheil, als Lähmung. Dein wesentlichen Zustande nach bestellt er entweder in iibennässiger Anfullung und Ausdehnung der Blut-gefässe des Gehirns und Rückenmarks bis zur Extravasatbilduug (Blutschlag), oder in plötzlicher Lähmung des Gehirns, oft nur mit etwas reichlicher seröser Absonderung in seinen Höhlen (Norvenschlag).
Der Schlagfluss kommt theils selbstständig, besonders bei sehr alten Hunden, theils als Begleiter anderer Krankheiten vor, besonders der Staupe, der Epilepsie, der Herzbeutelwassersucht n. a., und er ist oft die Ursache von Lähmungen, welche von ihm zurückbleiben. — Gewöhnlich fällt das Thier beim Eintritt des vollständigen Leidens um, und man findet bei dem Blut-schlagfluss die Schleimhäute am Kopfe und die Bindehaut der Augen dunkler geröthet, die letzteren auch oft hervorgedrängt, die Pupille erweitert, unbeweglich, die Drosselvene mit Blut stark erfüllt, zuweilen besteht Blutauslluss aus Maul und Nase; das Thier liegt ruhig oder macht nur unvollständige Bewegun­gen; Kolli und Urin gehen unwillkürlich ab; der Luis ist schwach und onregelmässig, der Herzschlag nur in der Tiefe fühlbar. — Bei dem Nervenschlag fehlen die Röthung der Schleimhäute, die Anfullung der Blutgefässe und der Auslluss von Blut.
Die Section zeigt bei der ersteren Form eine Uebeiiülkmg der Birngefässe oder selbst Extravasale, bei der letzteren form etwas blassrothliches Wasser in den Hirnhöhlen, oft aber gar nichts Krankhaftes.
Ursachen sind: Vollblütigkeil, daher zu reichliche Ernährung bei vieler Ruhe, Verstopfung des Leibes, heftige Anstrengungen, besonders bei grosser Hitze, zu fest anliegende Halsbänder, hef­tige Reizung zum Zorne, — grosser Blut- und Säfteverlust, hohes Alter, die Staupe mit Krämpfen u. a.
Die Hülfe muss schnell geleistet werden, und zwar beim Blutschlag durch Aderlässen an beiden Drosselvenen, kalte Um­schläge auf den Kopf, Purgirmittel (Crotonöl 2—5 Tropfen in 1 Esslöffel Milch), dann Einreiben von Senföl mit Salmiakgeist oder Cantharidentinctur u. dergl. am Bauch oder in die Hinter-
Uurtwig, Krankli. d. Hunde. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Ö
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Nervenkrankheiten.
schenke!; das Thier ist in Ruhe und in den ersten quot;2 Tagen ohne Nahrung zu lassen. — Bei dem Nervenschlag ist durch Sturz­bäder auf den Kopf, Einreibungen reizender Mittel auf Kopf und Hals (Kamphergeist, Salmiakgeist, Terpenthinöl u. dergl., so wie durch Clystiere von erregenden, aromatischen Mitteln), auch durch Anwendung der Electricität die Thätigkeit zu erwecken, und wenn dies geschehen, so ist dem Thiere Ruhe und gute Nahrung zu gewähren.
5. Lähmungen.
Die Lähmungen bestehen in dem vollständigen oder unvoll­ständigen Verlust des Gefühls oder des Bewegungsvermögens einzelner Theile, ganz so wie bei dem unvollständigen Schlag-lluss; und sie zeigen sich auch hiernach bald als vollständige, bald als unvollständige, an verschiedenen Theilen und in ver­schiedenem Umfange, indem gewöhnlich nur ein Theil, z. B. nur ein Ohr, eine Lippe, ein Fuss, eine Seite des Körpers oder auch nur die hintere Partie desselben und die Hinterfüsse gelähmt erscheinen. Bei den vollständigen Lähmungen fehlt in dem affi-cirten Theile sowohl die Empfindung, wie auch das Bewegungs­vermögen, während bei den unvollständigen nur eins dieser Ver­mögen mehr oder weniger mangelhaft oder fehlend erscheint. In den meisten Fällen ist noch ein gewisser Grad von Empfind­lichkeit in der Haut zugegen, wenngleich die Bewegungskraft nicht mehr besteht*), de nach diesen Verschiedenheiten sind auch die Erscheinungen bei den Lähmungen in den einzelnen Fällen verschieden. Man sieht das gelähmte Ohr schlaff herab­hängen und weniger als sonst, oder auch gar nicht mehr, 'von dem Willen des Thieres bewegt; die gelähmte Lippe hängt, wenn die Lähmung auf beiden Seiten besteht, ebenfalls herab, aber bei einseitiger Lähmung ist sie nach der gesunden Seite hin verzogen; ist ein Glied vollständig gelähmt, so schleppt das Thier dasselbe beim Gehen mit fort, tritt wenig oder gar nicht
*) Was darin begründet ist, class ein Theil der Gefülilsnerven im Gehirn, aber die Bewegungsnerven grösstentheils im Rückenmark ihren Ur­sprung haben.
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Lähmungen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 35
auf dasselbe, die Gelenke sind schlaff und durch gelinden Druck
mit den Fingern Leicht zu beugen und zu sirecken; wenn nur die Beugemuskeln gelähmt sind, so wird das Glied in Streckung — dagegen in Beugung gehalten bei der Lähmung der Strecker; ist eine Seite des Körpers gelähmt, so kann das Thier nicht gehen; es fällr immer auf die gelähmte Seile, und es brichtjnit dem Hintertheil zusammen und schleppt dasselbe nach, wenn dieser Theil des Körpers gelähmt ist. Bei der vollständigen Lähmung verrathen die Thiere keinen Schmerz, wenn man die gelähmten Theile mit Nadeln sticht oder auf andere Weise reizt, und ausserdeni sind sie in der Regel etwas kühler als die in der Nähe befindlichen gesunden Theile. Im weiteren Verlaufe magern die gelähmten Theile gewöhnlich sehr ab. — Die Läh­mungen treten entweder direct und einfach auf. oder als Be­gleiter anderer Krankheilen auf, aus deren Symptomen, Je nach ihrer Art. es dann leicht zu erkennen ist, ob die Lähmung selbst­ständig besteht oder nicht; doch ist dies in den hallen, wo Leibesverstoptung zugegen ist und wo man keinen Vorbericht über den bisherigen Zustand des Thieres erhält, zuweilen etwas schwierig, denn durch den Druck von einer grossen Masse harten Kothes im Mastdarm auf die Nerven im Becken kann eine Läh­mung entstehen, und andererseits ist bei Lähmungen des Hinter-theils die Leibesverstopfung auch eine gewöhnliche Folge eben der Lähmung. Jedoch gelangt man auch hier sehr bald zu einer sichern Diagnosis, wenn die Anhäufung von Koth im Mastdarm durch Clystiere oder auch selbst durch Ausräumen beseitigt wird; denn, wenn dies geschehen ist, und die Lähmung dauert noch fort, so kann man annehmen, dass sie ein selbstständiges Leiden ist.
Lähmungen treten in den meisten Fällen plötzlich ein durch verschiedenartige Ursachen, besonders durch Erkältungen, durch Versetzung von Krankheitsstoffen auf das Gehirn und Rücken­mark, besonders bei rheumatischen und nervösen Fiebern, ebenso bei Zurücktreibung von Hautausschlägen durch Bleimittel, durch den Genuss narcotischer Gifte, hartnäckige Leibesverstopfung, durch grobe Einwirkungen auf den Kopf oder die Wirbelsäule, z. B. Schläge, üeberfahren mit Wagenrädern n. dergl.; aber zu-
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Nervenkrankheiten.
weilen entstehen sie durch Degenerationen des Gehirns oder des Rückenmarkes, wie z. B. Erweichung oder Tuberkelbildung, durch Hvdaiiden, Melanosen, Knochenauswüchse and dergleichen krankhafte Bildungen in der Schädelhöhle oder im Wirbelcanal,
und sie bilden sich in solchen Fällen allmälig zu einem hohem Grade aus.
Der wesentliche Zustand bei den Lähmungen ist hiernach bald Gehirnerschütterung, Gehirnerweichung, bald Druck, oder einfaches Schwinden der Nervenkraft.
Die Beurtheilung der Lähmungen ist Je nach dem Orte, nach dem afficirten Theile, nach dem Grade und der Dauer dos Leidens, so wie nach der Art der Ursache in den einzelnen Fällen sehr verschieden zu machen; im Allgemeinen aber ge­hören die Lähmungen mir zu den schwersten heilbaren Krank­heiten, sie sind meistens langwierig, oft unheilbar, in manchen Fällen auch lebensgefährlich. Der Grund zu dieser ungünstigen Beurtheilung liegt in der feinen Organisation der wesentlich leidenden Theile, des Gehirns, des Rückenmarkes und der Nerven, so wie in der Schwierigkeit oder selbst Unmöglichkeit, Veränderungen dieser Theile wieder rückgängig zu machen. Ausserdem ist auch in sehr vielen Fällen die specielle Ursache der Lähmungen weder mit Sicherheit zu erkennen, noch zu be­seitigen. In denjenigen Fällen, wo gleichzeitig andere Krank­heiten bestehen, hängt die Beurtheilung der Lähmung zum Theil auch von der Wichtigkeit dieser Krankheiten ab. Solche Läh­mungen, welche vollständig ausgebildet bei sehr Jungen oder entgegengesetzt bei sehr alten Hunden bestehen, sind schwerer zu heilen, als unvollständige Lähmungen und bei Hunden im mitüern Lebensalter. Lähmungen einer ganzen Körperhälfte oder auch des ganzen l liniert hei Is sind stets gefährliche Ucbel; wo Lähmungen mit Fieber oder grosser Erschöpfung oder Be-wusstlosigkeit verbunden sind, da ist: ebenfalls die Hoffnung zur Erhaltung und Wiederherstellung des Thieres nur gering; lang­sam ausgebildete und mit Abmagerung des Theils verbundene Lähmungen sind zwar in der Regel nicht schnell tödtiieh, aber sie sind sehr schwer zu heilen, weil in diesen Fällen gewöhn­lich organische Veränderungen in den Centraltheilen des Nerven-
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Lähmungen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 37
systems bestehen. Am günstigsten zu beurtheilen sind verhält-nissmässig noch manche darch Erkältungen, durch mechanische Verletzungen und durch Leibesverstopfung erzeugte Lähmungen. Dio Kur verlangt auch hier zunächst die Beseitigung der etwa noch fortwirkenden Ursachen, mit Mitteln, welche den­selben entsprechend sind. Ausserdem aber muss man. wenn Congestionen /.u dem Gehirn oder Eückenmark bestehen, oder wenn grobe Verletzungen am Schädel, an der Wirbelsäule, oder am Kreuze stattgefunden haben, bei kräftigen Hunden einen Aderlass machen und innerlich salzige Abführmittel geben, wie bei Entzündungsfieber. Nach Erkältung oder Unterdrückung eines Hautausschlages sind ein von Zeit zu Zeit wiederholtes Brechmittel, einige warme Dampfbäder und eine äusserliche Ab­leitung durch Jiaarseile. scharfe Einreibungen oder wenigstens ein Harzpflaster erforderlich. Man applicirt diese Ableitungs-raittel in oder an die gelähmten Theile oder auch da. wo früher der Hautausschlag bestanden hat. Hei narcotischen Vergiftungen sind Brechmittel, salzige Abführmittel und unmittelbar darauf Essigwasser in grösseren Quantitäten und in kurzen Zwischen­räumen wiederholt nützlich. Bei Verstopfung des Leibes ist die Anwendung von Ricinusöl, Calomel und anderen Abführmitteln, so wie die wiederholte Anwendung von Clystieren nothwendig, ausserdem aber muss in manchen Fällen der verhärtete Roth mit geeigneten Instrumenten, mil einer Kugel- oder Kornzange, entfern! werden. Vermuthel man organische Veränderungen am Gehirn oder Rückenmark als Ursache der Lähmung, so kann man mil dem Glüheisen in die Haut an der leidenden Stelle einige Funkle oder Striche brennen, oder auch ein Haarseil oder scharfe Mittel als Einreibungen anwenden und diese Reizungen in Zwischenräumen von etwa (gt; bis ts Tagen mehrmals wieder­holen. Ist keine bestimmte Ursache zu entdecken und muss man somit annehmen, dass die Lälmumg in einer blos dyna­mischen Schwäche und ünthätigkeit des Rückenmarks begründet ist, so finden die speeifischon und llüchtigen Reizmittel ihre passende Anwendung, wie Strychnin, Arsenik, Kampher, Terpen-thinöl, Hirschhornsalz, bromsaures Kali u. dgl. Man giebt das salpetersaure Strychnin in kleinen Gaben von etwa 0,002 bis
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38nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Nervenkrankheiten.
0,005 täglich 2—3 Mal, und zwar am besten in Auflösungen mit einem aromatischen Int'usum, weil die Pillen oft entweder zu früh ausgebrochen werden und dann nicht wirken, oder auch mehrere Gaben im Magen unaufgelöst zusammenkommen und dann ihre Wirkung mit einem Male gleichzeitig und zu heftig' entwickeln. Ebenso kann man das Extr. Nuo. vomte. aquos. in der Dosis von 0,007—0.03 geben, oder auch das Pulver der Brechnuss von 0.03—0,24 Grm., und zwar im Decoct mit Wasser oder auch in Pillen. Von dem Arsenik giebt man am besten die Fowler'sche Solution, täglich zweimal 5—lö Tropfen. Der Karapher kann in Pillen oder in einer aromatischen Emulsion mit arabischem Gummi zu 0,03 — 0,00 Grm. pro dosi verab­reicht werden, ebenso das Terpenthinöl zu 1 Tropfen bis zu 20 Tropfen und das Hirschhornsalz von 0.06—1.00 Grm. Kali bromatum 0.3 bis 1.0 pro dosi in aromatischem Infusnm. Aeusser-lich sind Einreibungen von Spiritus, Kampherspiritus, Steinöl, Terpenthinöl, Salmiakgeist, Haarseile und das Glüheisen anzu­wenden. Letzteres Mittel leistet als sogenanntes Scheinfeuer oder in kleiner Entfernung vom Körper so lange gehalten, bis die Haare sich in die Höhe richten und das Thier Schmerz äusseri , oft bessere Dienste, als wenn es unmittelbar auf die Haul applicirl wird. In neuerer Zeil sind auch Einspritzungen von der Tinctur der weissen Nicswurzel (1,0—1,5) unter die Haul am gelähmten Theil mit Nutzen gemacht worden. Die Electricität, in verschiedener Weise applicirl. hat bis Jetzt keinen Nutzen gewährt, obgleich die Hunde bei jeder Ari der Anwen­dung ausserordentlich durch sie aufgeregt worden sind.
(gt;. Die Epilepsie oder Fallsucht. Die Hunde leiden häufiger als andere Thiere an epilepti­schen Krämpfen, besonders in der Jugend, wo dieselben sehr oft eine Complication der Staupe bilden (s. Staupe). Hier soll nur von der auch ohne die Staupe bestehenden Epilepsie die Rede sein. Diese äussert sich durch plötzlich eintretende Krämpfe mit kauender Bewegung des Unterkiefers, der Backen und Lippen, und mit laufender unwillkürlicher Bewegung der Püsse; dabei kauen die Thiere den Speichel zu Schaum und schreien in der Kegel mit (juie-
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Epilepsie orier Fallsucht.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;39
kenden Tönen, bald mehr bald weniger klagend oder bellend; diese Zufälle dauern etwa eine halbe bis zwei Minuten, worauf die Thiere niederstürzen und auch hierbei auf einer Seite liegend, die bef­ugen Bewegungen noch fortsetzen, bis sie völlig erschöpft sind. Während des ganzen Anfalls sind die Thiere ohne Bewusstsein, und sie hören, sehen, fühlen und schmecken nichts. Sehr häufig geht ihnen während des Anfalls Urin und weicher, grünlicher, sehr stinkender Koth ab. Solche Anfälle wiederholen sich in bald kurzem, bald längern Zwischenzeiten, zuweilen in einem Tage öfter als 10 Mal, in anderen Fällen erst nach mehreren Tagen ein Mal.
Die Ursachen tier Epilepsie sind in manchen Fällen nicht zu ermitteln. Oft entsteht sie bei Jungen Hunden zur Zeil des Zahnwechsels, in anderen Fällen nach Erkältungen, nach dem Genüsse schwer verdaulicher Substanzen, nach zu starker Uebcr-fiillung des Magens, bei Anhäufung von Eingeweidewürmern in Magen und Darmcanal. wie es scheint, auch durch Würmer in der Stirnhöhle (Pentastoma taenoides), und zuweilen durch hef­tige Aufregung. Jm letzteren Falle sieht man die epileptischen Krämpfe bei zarten reizbaren Hunden entstehen, wenn die Thiere von ihrem Herrn zum Spazierengehen mitgenommen werden und dabei vor Freude wild auf der Strasse herumspringen und viel bellen, oder, wenn sie kleinen Vögeln eifrig nachlaufen und ebenso, wenn sie wegen irgend eines Vergehens heftig angeredet oder anderweitig bestraft werden. Wodurch das Uebel bei der Staupe so häufig hei'vorgerufen wird, lässt sich nicht genau an­geben, man vermuthet aber, dass die stark entzündliche Reizung der Schleimhaut in der Nasenhöhle u. s. w. es durch Consensus hervorruft.
Die Prognosis ist bei der Epilepsie in den einzelnen Fällen mit einiger Bestimmtheit kaum auszusprechen. In denjenigen Fällen, wo die Krankheit bei reizbaren Thieren in Folge von Würmern, von Kälte oder Kasse, oder von vorübergehender Auf­regung entstand, ist sie in der Regel bald wieder zu beseitigen; dagegen ist sie in den meisten Fällen ein gefährliches Uebel, wo sie bei dem Durchbrach der Zähne oder mit der Staupe in Verbindung entsteht und ebenso, wo sie bei älteren Hunden in
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Nervenkrankheiten.
Folge von Metastasen oder von mechanischen Verletzungen am Kopfe oder am Halse hervortritt.
Bei der Kur der Epilepsie müssen die verschiedenen ür-saidien berücksichtigt werden, insoweit man dieselben in den einzelnen Fällen erforschen kann. Ist Zahnreizung vorhanden, aber eine andere Ursache nicht mit Bestimmtheit zu entdecken, so kann man mit einem Bistouri oder einer Lancette das ge­schwollene Zahnfleisch etwa eine Linie tief einschneiden und die Wunden gut ausbluten lassen, oder auch je nach der Grosse der Hnndc quot;2—3 Blutegel an das Zahnfleisch appliciren; ausserdem aber giebt mau ein kühlendes, salziges Abführmittel und hält die Thiere in magerer Diät und möglichst ruhig. — Zeigt der Hund Neigung zum Erbrechen, ist er appetitlos, der Leib auf­getrieben und kann man vielleicht erfahren, dass er unverdau­liche, zähe Substanzen oder auch gewöhnliche Nahrungsmittel in iihergrosser 31engo verzehrt hat, so ist ein Brechmittel in Verbindung mit einem Abführmittel (Brechweinstein 0/2 in destil-lirtem Wasser 15,0) sehr zweckmässig, worauf nachträglich noch gelind bittere Mittel mit etwas Salmiak gegeben werden können. — Sind vor dem Eintritt der Krämpfe oder zur Zeit derselben dem Patienten Würmer abgegangen, .so giebt man zunächst eine Portion Eicinnsöl (1—3 Loth), und wenn dies nicht mehr Wür­mer abführt, so kann man ein Gemenge von versüsstem Queck­silber'und Gummigutt, von jedem 0.1—2, oder Jalapeuwurzel in etwas grossen Dosen (0.5—2,0) verabreichen und hinterdrein noch wurmwidrige Mittel, besonders bei Bandwürmern die Farren-krantwurzel geben. — Wenn die Patienten vor dem Eintritt der Epilepsie oder auch in den freien Zwischenzeiten zwischen den Anfällen oft kräftig durch die Nase prusten und mit den Vorderpfoten viel über dieselbe wischen, und wenn man hieraus auf das Dasein des Pentastoma in der Stirnhöhle schliessen kann, lässt man Rauch von verbranntem Thcer oder von Bern­stein einathmen oder auch Einspritzungen von Carbol- oder Theerwasser in die Nasenhöhle machen, oder noch besser, man trepanirt das Stirnbein und spritzt Theerwasser oder eine Auf­lösung von Aloe in Wasser (8,0 zu 12O,0) 3—4 Mal täglich und durch einige Tage fortgesetzt ein. — Sind die Krämpfe
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Epilepsie nder Faüsnclit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;41
durch Erkältung entstanden, so ist ein Brechmittel und nach demselben die Anwendung diaphoretischer Mittel, z. B. ein In-fusum von Fliederblumen mit Spirit. Minderen oder auch eine Latwerge von Fliederblumen mit Goldschwefel nützlich: ausser-dem sind warme Bäder von Chamillenblumen, von Quendel u. dgl. angezeigt und man wickelt dann die Thiere in warme wollene Decken ein. — Bei Gemüthsaffecten bringt man die Patienten an einen recht ruhigen und dunkeln Ort, giebt ilinon etwas Sal­peter ins Getränk zum eigenen Genuss, damit sie nicht durch das Eingeben der Mittel zu sehr irritirt werden. Wiederholen sich aber dennoch hierbei die Krämpfe öfter, so leisten narco-tische Mittel in kleinen Gaben, wie /.. 15. 0,007—0.015 Opium oder eben so viel Extr. Belladonnae, alle zwei Stunden wieder­holt, bis die Thiere Neigung zum Schlafen zeigen, die besten Dienste. (In Betreff der Epilepsie bei der Staupe siehe Staupe.)
Nicht selten sind die mit den epileptischen Krämpfen be­hafteten Thiere nach 2—3 Tagen des Leidens in hohem Grade erschöpft, häufig dabei an den Schleimhäuten bhiss, an der äussern Haut kalt und manche zeigen trotz der Krämpfe einen schlafsüchtigen Zustand. Unter diesen Umständen ist jede Bc-handlungsweise sehr unsicher. Es leisten hier noch die Ablei­tungsmittel fast allein gute Dienste, daher man ein Haarseil am Genick oder statt desselben reizende Einreibungen von Gan-tharidentinktur mit Salmiakgeist u. dgl. ebenfalls am Genick appliciren und, wenn nicht bereits Diarrhöe besieht, ein drasti­sches Abführmittel von Calomel und Gumraigutt oder auch von Crotonöl (3—5 Tropfen in .Milch oder Syrup) geben kann. Nimmt die Schwäche hiernach noch mehr Überhand und die Krämpfe dauern fort, so linden die sonst so häufig zur Unzeit gebrauchten flüchtigen Reizmittel, wie z. 15. Baldrian, Kalmus, Angelika, nebst Schwefeläther und Kampher ihre Anwendung.
Die Diät muss in der ersten Zeit stets mager und mild sein, am besten aus verdünnter Milch, aus Hafergrützsuppe u. dgl. bestehen, späterhin Jedoch, und besonders bei grosser Schwäche giebt man rohes und gekochtes oder gebratenes Fleisch und Fleischbrühe, um die Kräfte des Thieres etwas mehr zu unterstützen.
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4quot;Jnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Nervenkrankheiten.
7. Die Eclampsie der säugeaden Hündiinicn.
15ci säugenden Hündinnen, und besonders bei solchen, welche zu wenig Bewegung erhalten und reichlich ernährt wurden, kommt es nicht selten vor, dass sie in eine Art von Starrsucht
und unvollständige Lähmung verfallen, und dabei folgende Sym­ptome zeigen: Die Thiere langen plötzlich an sich unruhig und ängstlich zu zeigen, haben einen stieren Blick, ein wenig mehr als normal geröthete Bindehaut, ebenso etwas mehr geröthetc Schleimhaut im Maul, zuweilen die Nase heiss, sie athmen sehr kurz und schnell, zeigen jedoch beim Druck gegen die Brust, den Hals oder den Leib keinen Schmerz. Nach kurzer Zeit, zuweilen schon nach einer Viertelstunde nach dem Eintritt des schweren Athmens, sind sie nicht mehr vermögend sich auf den Beinen zu erhalten, sondern sie fallen auf eine Seite und bleiben mit von sich gestreckten Füssen andauernd liegen; selbst wenn man sie auf die Beine stellt, fallen sie gleich wieder um und bleiben auf einer Seite liegen. Dabei wird das Athmen noch mehr beschleunigt als vorher, so dass gewöhnlich zwischen (10 und 100 Athcmzügen zu zählen sind. Der Puls ist klein und hart: unrcgelmässig und bis 100 Schläge in der Minute vermehrt. Das Bewusstsein scheint zu bestehen, aber die Thiere verschmähen Nahrung und Getränk und die Koth- und Urinent-lecrungen bleiben aus. Die Milchdrüsen sind stark angeschwol­len, vermehrt warm und reichlich mit Milch versehen', deren Beschaffenheit nicht verändert zu sein scheint und auch den Säuglingen unschädlich ist. Letztere pilegen während der Krank­heit an der Mutter zu saugen, wie im gesunden Zustande der­selben. Dieser Zustand dauert, sich selbst überlassen, bis gegen 48 Stunden lang fort und führt um diese Zeit gewöhnlich den Tod durch Schlagfluss und Lähmung herbei, aber bei zweck-mässiger Hilfe ist er schnell zu beseitigen.
Als Ursachen dieses eigenthüraliehen Zustandes sind zu be­schuldigen: Erkältungen, das Nichtabsaugen der Milch aus den Brüsten bei dem Verlust mehrerer Jungen, und Gemüthsaffecte, besonders Gram über den Verlust ihrer Jungen oder auch über den Verlust ihres Herrn.
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Eclampsie. Katalepsie.
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Die Kur verlangt, der Erfahrung zufolge, einen recht bald ausgeführten Aderlass und dann die Anwendung kühlender und ausleerender Mittel. Sehr oft ist die Blutentleerung (die man am besten an der Drosselvene macht) von so grossem Erfolge, dass alle Zufälle sieh bedeutend vermindern oder selbst ver­schwinden, während das Blut noch iliesst. Die Menge des ab­zulassenden Blutes ist nach der Grosso und dem Ernährungs­zustande der leidenden Hündin verschieden, von 60,0—300.0. Nach dem Aderlass giebt man der Patientin eine Solutio Kali nitr. (4,0 zu 90,0 Wasser) oder von Kali bromati 2,0 in 30 Grm. Wasser, und zwar den kleinen Hunden hiervon alle Stunden einen Theelöffel, den grosseu einen Esslöffel und durch etwa 4 bis 6 Stunden fortgesetzt. Wenn in dieser Zeit zwar die Zu­fälle beseitigt sind, aber nicht von selbst Leibesöffnang einge­treten ist, kann man auch sehr zweckmassig ein Klystier von Seifenwasser appliciren. Anderer Mittel bedarf es nicht, und Reizmittel werden bei dieser Krankheit schlecht vertragen.
8. Die Kata lepsie. Mit diesem Namen bezeichnet man nn nervöses Leiden, welches sich dadurch charakterisirt, dass die Hunde dabei gröss-tentheils willenlos sind, und nicht oder doch nicht vollständig und zu allen Zeiten das Vermögen besitzen, sich nach eigenem Gefallen in beliebige Stellung zu versetzen oder sich von einem Orte zum andern fortzubewegen. Die Patienten zeigen einen trüben, matten Blick, gehörig gefärbte und feuchte Schleimhaut des Mauls, normale Temperatur, ruhiges Athmen und regcl-mässigen Puls; die Sinnesempfindlichkeit besteht, wie es scheint, ungestört und ebenso ist der Appetit zu Nahrung und Getränk vorhanden, aber die Thiere nehmen beides weniger begierig als sonst auf, kauen langsam und unregelmässig: hinsichtlich der Ausleerungen ist nichts Abnormes zu bemerken. Die wichtigste Krankheitserscheinung besteht darin, dass die Patienten eine einmal angenommene Stellung oder Lage sehr lange, zuweilen durch mehrere Stunden behalten, selbst dann noch, wenn man sie lockt und wenn man ihnen mit einem Stocke droht: sie lassen sich auch künstliche Stellungen geben, z. B. den Kopf
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Nervenkranlfheiten.
und Hals nach einer Seile krümmen oder einen Vorderfuss über deu Nacken legen u. dgl., und sie behalten solche Siellungen zuweilen durch eine halbe bis ganze Stunden unverändert.
Dieser Zustand entsteht in den meisten Fällen plötzlich, dauert aber durch 2 oder selbst durch mehrere Wochen fort; er ist in der Regel nicht tödtlich, wird dies aber in einzelnen Fällen dadurch, dass die Thiere Futter und Getränk nicht gehörig auf­nehmen und in Folge dessen nach und nach gänzlich entkräften, so dass sie dann an Abmagerung und Erschöpfung zu Grunde gehen. Die Heilung ist deshalb nicht mit Sicherheit im Voraus zu bestimmen.
Ursachen der Katalepsie sind Erkältungen, heftiger Schreck und Beängstigung, üeberladung des Magens mit schwer verdau­licher Nahrung und .Metastasen bei verschiedenen Krankheiten. namentlich bei plötzlich unterdrückten Flechten.
Die Kur muss zunächst auf Beseitigung der etwa bekannt gewordenen Ursachen gerichtet sein: wo aber die Ursachen un­bekannt geblieben sind, muss man 2 — 3 Tage nach einander drastische AhCührungsmittel geben, um eine Ableitung von dem Gehirn zu erzeugen. Für diesen Zweck sind Pillen von Guinmi-gutt und Calomel ^ grm. 0,12—0,30, je nach der Grosse der Hunde, oder das Oleum Crotonis zu 1—5 Tropfen in Pillen oder Emulsionen zu verabreichen. Späterhin kann man gelind erregende Mittel, wie etwas starken (concentrirten) Kaffee, Bal­drian, das Ammonium carbonicum, Kampher, auch recht kleine Gaben von Pulv. Nuc vomicae (' ..„ Ins ' ,„ Gramm) anwenden, und äusserlich den Kampherspiritus, den Salmiakgeist, das Stein­oder Terpenthinöl einreiben und in hartnäckigen Fällen am Ge­nick ein Haarseil ziehen, oder auch mit dem glühenden Eisen #9632;J—4 Punkte brennen. Die Nahrung muss massig sein und die Hunde sind im Ganzen mehr kühl als warm zu hallen.
i). Der Starrkra mpf.
Die Krankheil äussert sich durch eine Starrheit, grössere Derbheit und verminderte Beweglichkeil der Muskeln und besteht wahrscheinlich in einer speeifischen Reizung des Rückenmarks und seiner Häute. Das Gehirn und die Gangliennerven erschei-
#9632;
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Starrkrampf.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 45
neu dabei äusserst wenig oder gar nicht mitafficirt. Die Krank­heit ist bei dem Hunde selten und tritt, wie bei den übrigen Thieren, in zwei Formen auf, nämlich ais allgemeiner Starr­krampf (Tetanus) und als Kinabackenkrampf (Trismus). In den
meisten Fällen sind beide Furmen mit einander verbunden.
Bei dem Kinnbackenkrampl' sieht man, dass die Thiere das .Maul entweder gar nicht oder nur in sehr geringem Grade offnen können, und bei der nähern Untersuchung findet man die Kau­muskeln und Gesichtsmuskeln mehr als gewähnlich angespannt, derb, aber weder geschwollen, noch schmerzhaft bei der Be­rührung. Der Bück ist stier, die Ohren werden wenig oder gar nicht bewegt, sondern steif in die Höhe gehalten, — welches letztere bei langührigen Hunden zwar weniger vollständig als bei kurzohrigen geschieht. Wenn man dem Thiere das Maul mit den Händen öffnen will, gelingt dies selbst mit grosser Kraft­anstrengung nicht; die Thiere können bei vollständigem Kinn­backenkrampf weder bellen, noch Futter oder Getränk freiwillig aufnehmen, und wenn man ihnen Flüssigkeiten in das Maul giesst, so können sie dieselben nur mühsam und unvollständig verschlucken, weil die Zunge gleichsam zwischen den Zahn reihen im Maule eingesperrt ist.
Bei dem allgemeinen Starrkrampf sieht man neben diesen Erscheinungen den Hals, den Körper und die Gliedmassen des Hundes ganz steif, mitunter auch den Hals andauernd in die Höhe gerichtet oder auch nach der einen oder der andern Seite verbogen, die -Muskeln überall sehr derb; das Thier ist kaum vermögend zu gehen und eben so schwer wird ihm das Nieder­legen; zuweilen stehen die Thiere dabei ganz breitbeinig.
Bei beiden Formen des Starrkrampfes besitzen die Thiere ungestörte Sinnesthätigkeit, ungetrübten Verstand, aber ihr Wille ist in Betreff der Bewegungen sehr beschränkt, denn sie sind nicht im Stande, das Maul zu öffnen oder die Glieder gehörig zu beugen. Das Gefässsystem ist meisternheils nicht krankhaft aufgeregt. Puls und Herzschlag wie im gesunden Zustande, und diejenigen Patienten, welche den Unterkiefer noch etwas be­wegen können, verzehren auch ihre Nahrung mit ungestörtem
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46nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Nervenkrankheiten.
Appetit; die Ausleerungen erfolgen zwar etwas verzögert, aber doch frei.
Der Starrkrampf entsteht auf zweierlei Weise, nämlich ent­weder durch Erkältungen oder als eine Folge von Verwundun­gen, und man bezeichnet hiernach das Leiden im erstem Falle als rheumatischen oder auch als idiopathischen, im letz­tern Falle aber als Wund-Starrkrampf. Die Symptome sind Jedoch bei beiden Arten nicht verschieden. Die Erkältungen können durch Zugluft, durch Waschen, Baden oder durch Jagen der Hunde bei erhitztem Körper gegen kalten Wind und ähn­liche Einwirkungen herbeigeführt werden. Der Wundstarrkrampf entsteht meistentheils bei solchen Verletzungen, welche die seh­nigen Theile an dem untern Ende der Füsse betroffen haben, oder wo fremde Körper in der Wunde sitzen geblieben sind und fortwährend reizen. Sehr ofl scheint das Entstehen des Starr­krampfs bei beiden Arten der Ursachen ausserdem noch von einer besonderen Wilterungs-Constitution abhängig zu sein*).
Der Starrkrampf ist eine sehr gefährliche und in den mei­sten Fällen schwer zu heilende Krankheit, jedoch bei Hunden im Allgemeinen günstiger zu beurlheilen als bei Pferden; am gefährlichsten ist der Wundstarrkrampf, weil er in sehr kurzer Zeit eine bedeutende Höhe erreicht und fast die Hälfte der von ihm ergriffenen Hunde in Zeit von 3 bis 8 Tagen tödtet; da­gegen ist der rheumatische Starrkrampf oft heilbar, obwohl er immer über 8 Tage, ja selbst über 14 Tage dauert.
Die Kur beruht bis jetzt noch nicht auf sichern Regeln und wird daher mit sehr verschiedenen Mitteln zu bewirken gesucht, wobei aber die Naturheilkraft das Meiste zur Heilung beiträgt. In jedem Falle sucht man zunächst die etwa noch wirkenden Ursachen zu entfernen und die Reizung in den Wunden bei dem
*j Die Erscheinungen des Starrkrampfs werden auch symptomatisch durch Vergiftungen mit Krähenaugen (Nux vomica) und mit den Präpara­ten von denselben erzengt. In diesem Falle ist jedoch die Steifigkeit der Muskeln immer nur in kurzen, ruckweis eintretenden einzelnen Anfällen, welche schnell nach einander wiederkehren, wahrzunehmen. Die Krankheit ist hierbei gewöhnlich in Zeit bis zu einer Stunde entweder durch Genc-.sll^u#9632; oder den Tod entschieden.
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Starrkrampf. Staupe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 47
Wundstarrkrampf möglichst zu mindern. Für diese Zwecke bringt man die Thiere in einen massig warmen Stall, den man
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anz dunkel macht und wo möglich von allem Geräusch frei
hält. Die Wunden reinigt, man von fremden Körpern und be­feuchtet sie oft mit Abkochungen von schleimigen und narko­tischen Mitteln (Bilsenkraut, Belladonna), oder man macht Brei­umschläge von denselben. Sind die Thiere gut bei Leibe, ihre Schleimhäute und die Wundflächen trocken oder tritt ein kurzes, beschwerliches Athmen ein, so macht man einen Aderlass. in diesem falle giebt man auch innerlich den Salpeter und macht lauwarme Bäder von einer Auflösung von Pottasche (15,0 zu 1 Liter Wasser) oder von Seifenwasser. Besteht aber keine Gefässreizung, sind die Schleimhäute mehr blass und die Thiere sehr empfindlich, so giebt man ein Brechmittel und nach demsel­ben das Opium (0,3 — 0,8) oder die Belladonna. (0,0—1,0), so dass die Thiere etwas betäubt werden. Ist dagegen keine oder nur eine sehr geringe Empfindlichkeit wahrzunehmen, so ist die in­nerliche Verabreichung von Kampher mit Salpeter, von kohlen­saurem Ammoniak oder auch von kleinen Gaben der Krähen­augen nützlich. Ausscrdem haben Klystiere von schleimigen Mitteln zur Erleichterung des Kothabganges immer eine wohl-thuende Wirkung auf den ganzen Organismus. In hartnäckigen Fällen haben auch ein paar Haarseile, eins am Genick und eins unter der Brust sichtbar gute Wirkungen geleistet.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .{l
Da die Thiere bei dem Trismus nicht selbst ihre Nahrung aufnehmen können, so muss man für eine angemessene Ernäh­rung durch öfter wiederholtes Einflössen von Milch oder Fleisch­brühe zwischen die Zähne in das Maul sorgen.
10. Die Staupe (Laune, Seuche, Sucht, allgemeine Hundekrankheit).
Die Staupe ist eine der am häufigsten und zugleich oft eine der gefährlichsten Krankheiten der jungen Hunde. Sie be­fällt dieselben in der Eegel nur im ersten Lebensjahre, zuwei­len schon in dem Alter von '2 Monaten, gewöhnlich aber in der Zeit des Zahnwechsels, selten später. Sie ist in ihrer einfachen Form ein katarrhalisch-nervöses, oft mit gastrischen und Eat-
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/iiiulungs-Zufällcn complicirtes Leiden. Die katarrhalische Affec-tion beschränkt sich oft nur auf eine Schleimhaut, aber häufiger erstreckt sie sich über sämmtliche Schleimhäute. Sowobl in der einfachen Form, wie in jener Zusammensetzung, zeigt sie ver­schiedene Abstufungen, und es ist deshalb nicht möglich, diese Krankheit nur in einer Form richtig darzustellen, sondern es müssen ihre verschiedene Formen betrachtet werden.
1) Die einfache katarrhalische Form. Hierbei er­scheint die Krankheit von einem gewöhnlichen Katarrh wenig verschieden. Die Hunde sind aber verhältnissmässig zu den ka­tarrhalischen Symptomen mehr matt, traurig, liegen gern an dunklen Orten, und manche schliessen auch die Augen, wenn gerade diese besonders mitleiden, und sie husten und niesen öf­ters. Bei den gelinden Graden dieser Zufälle besteht in der Hegel kein Fieber, bei den höheren Graden tritt aber dasselbe hinzu und es äussert sieh durch Frostschauder, Zittern, ver­mehrten Puls (Tu—DU per Minute), etwas schnelleres Athnien und im Stadium der Hitze durch vermehrte Warme am ganzen Körper, namentlich aber durch Hitze und Trockenheit der Nase. Diese Fieberzufälle sind besonders gegen Abend bemerkbar und kehren in mehreren Tagen nach einander wieder. Nach 24 bis 48 Stunden findet sich vermehrte Schleimabsonderung in der Nase und Ausfluss aus derselben, zuweilen auch Thränen und Schleimfluss aus den Augen, wobei an der Conjunctiva, oft auch an der Sclerotica eine starke Gefässinjection und an der Erstem auch Auflockerung wahrzunehmen ist. Im weitern Verlaufe wird der Schleim an den Augenlidrändern, so wie an den Rändern der Nasenöffaungen, dick und zähe, und verklebt die genannten Oeffnungen, oder er bildet dicke Krusten an denselben. Unter günstigen Umständen mindern sich die Zufälle zuweilen schon nach 3—4 Tagen ihres Bestehens sehr deutlich und bald darauf verlieren sie sich gänzlich, so dass mit etwa 8 Tagen der ganze Verlauf beendet ist; in anderen Fällen dagegen zieht sich die Krankheit zuweilen durch 8—4 Wochen hindurch fort, und oft tritt das nervöse oder das gastrische Leiden früher oder später hinzu, und die Krankheit wird hierdurch mehr gefährlich. Zu-
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Staupe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;49
weilen entsteht sogar Typhus. Das erwähnte Mitleiden der Augen ist jedoch nicht in jedem Falle vorhanden.
2)nbsp; Katarrhalische Entzündungen. Sehr häufig beginnt die Staupe mit dem vorstehend bezeichneten einfachen katarrha­lischen Leiden, aber in Folge wiederholter Erkältungen bildet sich eine wirkliche Entzündung der Schleimhaul in der Rachen­höhle, in dem Kehlkopfe, in der Luftröhre und in den Lungen, häufig auch Entzündung der Augenlider-Bindehaut und zuweilen auch der Sclerotica. In den Fällen, wo diese Leiden sich ent­wickeln, zeigen dann die Hunde zugleich neben den oben ange­gebenen Symptomen bald beschwerliches Schlingen, röchelndes Athmon, dunkle Röthe der Maul- und Rachenhöhle, bald lautes, giemendes Athmen. Anschwellung äusserlich am Kehlkopfe und Schmerz beim gelinden Druck gegen denselben, bald auch stöhnen­des, kurzes Athmen, Schmerz beim gelinden Druck gegen die Brust und gegen den Leib. Sie haben Fieber, liegen fast be­ständig, sind ohne Appetit und zeigen sich in einem hohem Grade leidend. (S. auch Lungenentzündung, Bräune und Augen­entzündung.) Diese Entzündungen sind in der Regel hier ver-hältnissmässig weit gefährlicher, als wenn sie in demselben Grade bei älteren Hunden entstehen.
3)nbsp; nbsp;Die gastrische Form der Staupe. Diese beginnt mit Appetitlosigkeit, mit Neigung zum Erbrechen, oft auch mit Diarrhöe, und gewöhnlich linden sich im weilere]i Verlaufe diese Störungen sämmtlich ein. Bei dem Erbrechen entleeren sie last immer einen gelblichen oder grünlichen Schleim, der oft so zähe ist, dass er sich in lange Fäden ziehen lässt, und bei der Diarrhöe wird gewöhnlich ein flüssiger, hellgelber, zuweilen auch ein blutiger, mit vielem Schleim gemengter Koth entleert. Dabei sind bald mehr, bald weniger die oben bemerkten catarrha-lischen Zufälle und Fieber zugegen; doch bestehen auch oft die Störungen in den Verdauungs-Eingeweiden durch mehrere Tage für sich allein. Im weiteren Verlaufe finden sich grosse Schwäche, oft auch Krämpfe und Zuckungen oder Lähmung hinzu, und das üebel ist dann gewöhnlich sehr bösartig.
4)nbsp; Die nervöse Form wird a. durch Zuckungen, b. durch epileptische Krämpfe und c. durch Lähmungen characterisirt.
Hertwig. Krankh. d. Umide. l'. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; J
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Nervenkrankheiten.
Diese Zufälle finden sich oft gleich im Anfange [der Stciupc, weit häufiger aber erst dann ein, wenn dieselbe bereits einige 'Lage in der catarrhalischen oder in der gastrischen Form bestanden hat.
a.nbsp; nbsp;Die Zuckungen bestehen in sehr kurzen unwillkürlichen Zusammenziehungen einzelner .Muskeln; sie wiederholen sich in kurzen Zwischenzeiten beständig und versetzen hierdurch den betroffenen Theil in eine fortwährende Bewegung. Diese Zuckun­gen kommen an allen Theilen, an den Ohren, an den Augen­lidern, am Augapfel, an der Nase, den Lippen, den Glied­massen u. s. w., vor und sind, je nach dem Grade des Leidens, nach der Witterung und andern zum Theil noch unbekannten Umständen, bald mehr, bald weniger stark bemerkbar; sie er­scheinen gewöhnlich bei nasser und kalter Witterung, bei Be­ängstigung des Thiercs oder auch nach vorausgegangener freu­diger Aufregung desselben stärker als zu andern Zeiten. Bei den meisten Hunden bestehen sie auch während des Schlafens der Thiere fort, jedoch schwächer als während des wachenden Zustandes. Sehr häufig bestehen diese Zuckungen auch dann durch lange Zeit, ja zuweilen für immer fort, nachdem das ca-tarrhalische oder gastrische Leiden vollständig geheilt ist.
b.nbsp; Die epileptischen Krämpfe finden sich zuweilen gleich beim Eintritt der Staupe, in anderen Fällen aber ebenfalls erst während des Verlaufs der gastrischen und catarrhalischen Zu­fälle ein, und zwar meistentheils ohne dass man im Stande ist, einen Grund dafür anzugeben. Hierbei beginnt der kranke Hund entweder ohne Weiteres heftig zu kauen, so dass der Speichel im .Maule zu Schaum verarbeitet wird, oder er beugt den Kopf und Hals nach einer Seite oder rückwärts über, oder läuft im Kreise herum, fällt nach kurzer Zeit auf eine Seite nieder, zappeil rail den Beinen oder macht mit ihnen während des Liegens dieselben Bewegungen wie bei dem Laufen, und häufig giebt er auch einzelne halb bellende, quieckende, halb klagende Laute von sich. Dabei fehlt ihm vollständig die Empfindlich­keit und das Bewrusstsein. Ein solcher Anfall dauert von einer halben bis gegen fünf Minuten, worauf die meisten Hunde sich wieder in die Hohe richten und ermattet auf ihrem Lager bleiben, andere aber noch im halbbewustlosen Zustande durch
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Staupe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;51
einige Zeit fortwährend in einem Kreise herumlaufen. Die An­fälle wiederholen sich bei den einzelnen Patienten sehr ungleich, zuweilen unmittelbar nach einem eben iiberstandenen, oder in Zwischenzeit von einer halben Stunde mehrmals, in andern Fällen täglich nur ein- bis zweimal. Sehr häufig gehen diese Krämpfe zuletzt in Betäubung und Lähmung über.
c Lähmungen linden sich bei der Staupe nicht selten ein, namentlich wenn bereits die eben erwähnten epileptischen Krämpfe oder heftige, durch einige Zeit dauernde Diarrhöe bestanden haben. Sie betreffen zuweilen einzelne Muskeln, namentlich am Ohr, am obern Augenlide oder an den Lippen, am häufigsten einen Hinterfuss oder das ganze Hintertheil (Kreuzlähmung). Man sieht bei diesem Zustande den betroffenen Theil ohne frei­willige Bewegung, schlaff' herunterhängend oder beim Gehen den betroffenen Fuss nachgeschleppt; die Empfindlichkeit ist bald in dem leidenden Theile mehr oder weniger noch vorhanden, bald aber auch gänzlich fehlend, und gewöhnlich findet sich nach und nach auch Abmagerung dieses Theils hinzu. Wenn die übrigen Leiden der Staupe beseitigt sind, kann die Lähmung lange Zeit fortbestehen, ohne das Leben zu gefährden; doch ist sie bei vollständiger Kreuzlähmung häutig dadurch sehr lästig, dass die Thiere sich fortwährend durch Koth und Urin verunreinigen, dass durch den letztern und zum Theil auch durch das an­dauernde Liegen des Thieres die Haut wund wird und faulige oder selbst brandige Geschwüre entstehen, die zuletzt den Tod herbeiführen können.
Nicht selten findet sich zu der einen oder der andern Form der Staupe auch ein pustulöser Aussschlag, der unier dein un­richtigen Namen „Pocken der Hunde- bekannt ist. Der­selbe erscheint meistens an der untern Seite des Bauchs, an der Vorhaut, dem Scrotum, an der innern Fläche der Schenkel, be­sonders der Hinterschenkel, selten an den Schultern und an­deren Theilen. Oft bemerkt mau bei seinem Erscheinen einen Nachlass der übrigen Symptome der Staupe, in anderen Fällen aber nicht. Der Ausschlag beginnt mit kleinen, runden, rothen Flecken, welche binnen 24 Stunden etwas dunkler werden und ein wenig über die Oberfläche der Oberhaut hervortreten; die
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52nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 'Nervenkrankheiten.
letztere erhebt sieh durch unter ihr befindliche Feuchtigkeit zu kleinen Bläschen, welche in den meisten Fällen ein blasses, weisses Ansehen haben und beim Einstechen eine trübe, seröse Flüssigkeit entleeren, nachher aber zusammenfallen und an der Oberfläche vertrocknen. Sich selbst überlassen, werden sie weiss-gelblich wie Eiterbläschen, platzen zum Theil auf und entleeren sich, manche aber trocknen zu einem dünnen, gelbbraunen Schorf, der nach wenigen Tagen abfällt und einen blassröthlichen, glatten Fleck zurücklässt.
Der Verlauf dieses Ausschlages ist bei den einzelnen Hunden verschieden, indem er bald nur an einem Tage hervortritt, bei anderen Hunden aber eine durch zwei, drei und mehrere Tage fortgesetzte Eruption stattfindet, und die Bläschen bei manchen Hunden bald nach 24 Stunden, bei anderen erst nach 3 Tagen ihre vollständige Entwicklung erhalten, auch ebenso in ungleichen Zeiten abtrocknen. Demnach ist dieser Ausschlag nur ein Bläschen-Ausschlag und besitzt mit den Pocken anderer Thiere nur eine geringe Aehnlichkeit. — Wenn die Bläschen sehr zahlreich erscheinen und fast gleichzeitig reif werden und sieb entleeren, so vcranlassl die abfliessende Feuchtigkeit ge­wöhnlich einen fauligen, widrigen Geruch. Die Flüssigkeit der Bläschen soll, nach den Behauptungen mancher Thierärztc, ein Contagium enthalten, und durch Impfung bei andern jungen Hunden nicht nur dasselbe Exanthem, sondern auch die Staupe in milder Form erzeugen und gegen das Entstehen der Krank­heit schützen. Mir ist dieses bei vielfach hierüber angestellten Versuchen nicht gelungen*).
Als Ursache der Staupe gelten Erkältungen, unverdauliche Nahrung, die Ansteckung und eine besondere Anlage. Die Er­kältungen sind nach meiner Erfahrung die häufigste Ursache; sie können in verschiedener Weise herbeieeführt werden, wie
*) Der Ausschlag hat angeblich auch bei Menschen, die mit den kran­ken Hunden in intimer Berührung gekommen waren, eine infection und ein ähnliches Exanthem erzeugt. Audi hierüber habe ich positive ßeobaobtun-gen nicht machen können, trotz der vielfältigen Gelegenheiten in meiner Praxis.
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Staupe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;53
besouders durch Waschen und Baden der Jungen Hunde, durch längeres Verweilen derselben im Hegen oder Schnee, durch Liegen in Zugluft u. dergl. Häufig ist auch eine eigene Luftconstitution an dem Entstehen des Uebels Schuld, besonders im Frühjahr und Herbst, wo man nicht selten die Krankheit wie eine Seuche bei vielen Hunden zugleich entstehen sieht. In dieser Ursache liegt es wohl auch grösstentheils, dass in manchen Zeilen die Staupe nur allein oder vorherrschend in der einen oder in der andern Form auftritt. In wie weit die Nahrungsmittel durch ihre Qualität oder Quantität zum Entstehen der Krankheit bei­tragen, ist nicht sicher entschieden; aber das sieht, fest, dass Hunde, welche krallige Nahrung erhalten haben und sich dabei viel in freier Luft, aufhallen, von der Staupe seltener und weniger heftig ergriffen werden und sie auch leichter überstehen, als diejenigen, welche mit kraftloser Nahrung und beständig im Zimmer erhalten worden sind.
Die Erzeugung der Krankheil durch Ansteckung wird all­gemein behauptet, weil gewöhnlich, wenn in einem Stalle ein Junger Hund von der Staupe ergrillen wird, auch sehr bald die vorhandenen übrigen in die Krankheit verfallen: der hieraus ge­zogene Schluss ist jedoch kein unbedingt sicherer, weil das Er­kranken mehrerer Thiere, welche einerlei Luft einathmen, dasselbe Futter und Getränk erhalten und überhaupt dieselbe Fliege haben, aus diesen gemeinschaftlichen Ursachen auch ohne statt gefundene Anstekung erklärt werden kann. Man will aber die Ansteckung auch durch Impfung nachgewiesen haben, und zwar besonders durch das Impfen mil 'der Flüssigkeil aus dem obigen Bläschen-Ausschlage sowie durch das Bestreichen der Nase gesunder Munde mit dem Schleim aus'der Nase der kranken Hunde. Mir ist die Ansteckung weder durch jene Impfung noch durch die üebertragung des Nasenschleims gelungen: dagegen halte ich sie durch das Zusammensperren gesunder Hunde mit kranken unter gewissen Umständen für möglich. Ich glaube hiernach, dass die Staupe lim Allgemeinen und namentlich in ihren leichteren catarrhalischen und gastrischen Formen keine ansteckende Krankheit ist, dass sie aber in den Fällen, wo sie einen typhösen Character annimmt, contagiös werden kann.
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Nervenkrankheiten.
Eine Disiiosiiiun zum Entstehen der Staupe kann man bei allen Hunden im ersten Lebensjahre annehmen. Dieselbe ist jedoch in vielen Hunden sehr ausgebildet, und in anderen fehlt sie. Denn es giebt ganze Hunde-Familien, in denen die Staupe last alle Jungen Thiere ergreift und die ineisten derselben ver­nichtet, so wie es auch entgegengesetzt solche Familien giebt, deren Glieder von der Krankheit fast gänzlich verschont bleiben oder nur sehr selten von derselben afficirt werden. Im Allge­meinen findet man, dass die auf dem Lande gehaltenen Hof­hunde und die Hunde der Fuhrleute seltener an der Staupe leiden, wogegen die Jagdhunde, die Neufundländer, die Dachs­hunde und die in den Stuben gehaltenen zartcrn Racen, wie die Pintscher, die sogenannten Aff'enpintscher, die Wachtelhunde u. dergl. meistentheils von der Krankheit sehr heftig ergiffen werden. Die im Frühjahr geborenen Hunde leiden weniger als die im Herbst geborenen. Wenn die Eltern viel an der Staupe gelitten, so werden auch deren Nachkommen mehr als andere Junge Hunde von ihr befallen. Die besondere Anlage scheint hiernach oft den Character eines Erbfehlers zu haben: im All­gemeinen erlischt sie mit Ende des ersten Lebensjahres, doch giebt es auch einzelne Heispiele, dass zwei- und dreijährige ältere Hunde noch von der Staupe ergriffen worden sind. Durch das einmalige Ueberstehen der Krankheit erhält das Thicr keine Sicherheit gegen einen zweiten Anfall des Uebels innerhalb des ersten Jahres.
Die Beurtheilung der Staupe ist in den einzelnen Fällen mit Rücksicht auf die speciellen Umstände sehr verschieden zu machen, im Allgemeinen aber mit Vorsicht auszusprechen, weil die Krankheit ihren Charakter oft schnell ändert oder sich mit bösen Zufällen verbindet. Die einfache katarrhalische Form dos ücbols geht in den meisten Fällen bei einem zweckmässigen diätetischen Verfahren, oft ohne Medicin in Zeit von etwa 8 Ta­gen vorüber, dagegen wird bei neuen Erkältungen sehr leicht das üebel chronisch, und es entstellen Schleimflüsse, Husten, oder Lungenentzündung, Bräune u. s. w., oder es treten auch Krämpfe und Lähmungen hinzu. Bei zarten, verweichlichten Hunden treten diese letzteren Complicatknien unter allen Um-
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Staupe,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;55
siäiulen selif häufig ein and sie werden zuweilen durch blosses scharfes Anreden, dalier auch durch Strafen, /,. 13. bei L'nrein-lichkeil u. s. \v., sehr leielu und häufig hervorgerufen; ebenso bei Hunden, welche ohne Pleischnahrung aufgezogen, schwächlich oder noch sehr Jung sind, werden nicht nur die genannten üblen Zutälle leicht eintreten, sondern auch sehr häufig der Tod her­
beigeführt. In allen Fällen, wo mit der Krankheit eine heftige,
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einige Tage andauernde Diarrhöe verbanden ist, drohet grosse Gefahr, indem hier Krämpfe, Zuckungen und Lähmungen eben­falls häufig hinzutreten, die meistentheils nicht zu beseitigen hind. Bräune und Lungenentzündung bringen nicht eben grössere Gefahr, als wenn diese Krankheiten auch ohne Staupe bestehen, aber es kann hier eine energische Behandlung weniger angewendet werden, und deshalb entsteht häufig ein übler Ausgang: Augen­entzündungen bei der Staupe, selbst wenn sie bis zur Ulceration der Hornhaut führen, sind fast immer gänzlich zu beseitigen. Wenn epileptische Anfälle in kurzen Zwischenzeiten mehrfach nach einander eintreten, erfolgt gewöhnlich binnen •_*—3 Tagen der Tod, und dies um so mehr, wenn zugleich Diarrhöe besteht: die unter diesen umständen sich wiederfindende Fresslust ist auch nur ein trügerisches Symptom: und wenn ein stinken-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;j #9632;
der Geruch der Hautausdünstung oder auch der ausgeathmeten Luft, grosso Schwäche, kleiner, weicher Puls, dunkelrothe Fär-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;#9632;,|
bung der aufgelockerten Schleimhäute, Aufblasen der Backen bei dem Athmen und Appetitlosigkeit vorhanden sind, erfolgt in der Regel der Tod; dagegen ist aber bei allmäliger Minderung der Krankheits-Erscheinungen, bei gleichraässigem Appetit und normalen Ausleerungen die Besserung mit ziemlicher Sicherheit zu erwarten.
Die Verhütung der Krankheit wird grösstentheils nur durch Vermeidung der oben angegebenen Ursachen erreicht; andere speeifische Mittel, z. 15. Schwefelstücke ins Trinkwasser gelegt, das Ausdrücken der in den Afterdrüsen enthaltenen Feuchtig­keit, u. dgl. nützen nicht, so viel auch manche Hundebesitzer, namentlich Jäger, hiervon zu erzählen wissen und selbst un­sinnige und lächerliche Dinge, wie z. B. den mit Seife gemeng­ten, abgeschorenen Bart, klein gehackte Schweinsborsten u. dgl.
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Nervenkrankheiten.
Iiierzu rühmen. Der Erfahrung zufolge darf man also die jungen Hunde bis zum vollendeten ersten Jahre nur mit grösster Vor­sicht waschen oder baden; man darf sie bei nasskalter Witte­rung, bei Regen- und Schneewetter auf weite Entfernungen nicht mitnehmen, man darf sie, besonders die zarteren Ivanen, nicht auf blosser Erde oder auf steinernem Fussboden während der Nacht liegen lassen; man darf sie aber auch nicht verweichcln und sie von freier Luft gänzlich enthalten, sondern soll sie im Gegentheil rocht viel an dieselbe gewöhnen: dabei muss man sie von der Mutter her massig kräftig ernähren und ihnen täglich ein wenig Fleisch, ja selbst auch Knochen geben, und bei dem Herumlaufen im Freien ihnen gestatten, dass sie ihre instinkt-mässige Neigung zum Grasfressen befriedigen. Durch Letzteres entledigen sich die Hunde der etwa im Magen befindlichen, un­verdaulichen Substanzen, der überflüssigen Galle, ties zähen Schleims und selbst der im Magen und vordem Tbeile des Darm­kanals befindlichen Würmer und es wird dadurch eine günstige ümstimmung im Körper erzeugt. —#9632; Ausserdcm suche man zum Aufziehen solche junge Hunde zu erhalten, von deren Litern es bekannt ist, dass sie an der Staupe wenig oder gar nicht ge­litten haben, wogegen man vermeidet, solche junge Hunde zu erziehen, von deren Eltern öder vorausgegangenen Geschwistern dem entgegengesetzte Beobachtungen bekannt sind. Endlich suche man auch immer solche junge Hunde zu erhalten, welche im Frühjahr geworfen worden sind, weil es leichter ist, sie glück­lich durch das erste Jahr zu bringen, als diejenigen, welche im Herbst geboren sind. Man vermeide es, andere junge Hunde mit den an Staupe leidenden zusammenliegen zu lassen, und man sorge im Stall für milde Luft und Reinlichkeit, wie bei Nervenfieber und Typhus. — In medicinischer Hinsicht kann man, wenn ein junger Hund sich traurig, matt, appetitlos oder selbst mit geringen katarrhalischen Zufällen behaftet zeigt, durch ein zeitig gegebenes Brechmittel, so wie durch ruhiges Verhalten im Zimmer oder im Stall und durch strenge Diät der Entwicke-lung der Staupe sehr häufig entgegenwirken. Die Impfung nutzt Iiierzu nichts.
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Die Kur dor Staupe muss den versclüodeuen Können, Sta­dien und Graden der Krankheit angemessen sein.
a) Bei der katarrhalischen Form des Leidens und wenn dasselbe nur in einem gelinden Grade besteilt, genügt, in den meisten Fällen ein zweckmässiges diätetisches Verhalten (Ruhe, ein massig warmer Stall, Vermeidung von Zugluft, leicht ver­dauliches Futter); bei den stärkeren Graden ist anfangs ein Brechmittel fast immer sehr nützlich, um das erste Stadium in das zweite schneller überzuführen, die Absonderungen der Schleim­häute zu vermehren und hierdurch gewissermassen eine Krisis, wie auch eine Unistimmung in dem Nervensystem, zu erzeugen. Für diese Zwecke giebt man am besten folgende Mittel: Rp. Tart. stib. 0,12—0,quot;24, solve in aquae destill, eomni. 30.0. ad-misce Pulv. rad. Ipecac 1,'2 M. D. S. Gut umgeschüttelt, die Hälfte auf einmal und, wenn nach einer Viertelstunde kein Er­brechen erfolgt, die andere Hälfte zu geben. .Manche Thierärzte, wie namentlich Waldinger empfehlen statt dieser Mixtur: Pulv. rad. Veratri albi 0,06, mit Sacchari albi pulv. 0,60 gemengt, auf einmal zu geben oder auch ein Gemenge von 0.03—0,09 Grm. Brechweinstein und eben so viel Calomel mit etwas Hafer-schleim oder auch mit blossem lauwarmen Wasser einzugeben. Dieses letztere Mittel darf jedoch nicht angewendet, werden, wenn neben dem Katarrh Diarrhöe besteht, oder wenn der kranke Hund bereits sehr schwach ist; denn die erstere wird gewöhnlich sehr vermehrt und auch die Kräfte werden durch die künstlich ver­mehrte Diarrhöe sehr schnell aufgerieben. Das Brechmittel von weisser Niesswurz wirkt weniger die Secretion der Schleimhäute befördernd, als das zuerst angegebene Brechmittel; es ist des­halb besonders da mehr passend, wo schon reichliche Abson­derung oder eine Neigung zur Diarrhöe besteht. — Dauert nach einem Brechmittel die katarrhalische Reizung mit Trockenheit der Nase und rail trockenem, rauhem Husten fort, so ist bei starken Hunden eine Auflösung von 4.0 Salpeter mit :i,0 Gramm Süssholz-Kxtraci in 120,0 Wasser und hiervon alle 2 Stunden einen Theelöllel bis einen Esslöffel voll, je nach der Grosse des kranken Hundes — oder eine Auflösung von 0,06 Brechwein-
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Nervenkrankheiten.
stein in 90,0 Wasser (mit oder Zusatz von Süssholz-Extract) in denselben Gaben verabreicht, am nützlichsten.
Jm zweiten Stadium der Krankheit, wo der abgesonderte Schleim mehr dickflüssig und reichlich erscheint, ist der Salmiak und der Goldschwefel das Hauptmittel. Man giebt von dem Ersteren eine Auflösung (4,0) mit ebensoviel Siissholzsaft, in 90,0—120,0 Wasser, einen Theelöffel bis einen Esslöffel voll alle '2 Stunden; den Goldschwefel aber reicht man entweder in Latwergen oder in Tillen, je nach der Grosso der Hunde pr. d. 0.03—0,30 Grm. alle 2—3 Stunden. /.. B. Kp. Stibii sulf. anrari #9632;2,0. Pulv. rad. Liquir. 4,0, Mellis cunim. q. s. ad massam Pill., ex qua form. Pill. No. XU. aeq., — oder lip. Stibii sulf. aurati quot;2,0, Pulv. rad. Liquir. lä.O, Mell. comm. q. s. ad electuarium. D. S. Alle 3 Stunden eine Messerspitze voll zn geben. Ausser-tlcm sind Dunstbäder von gebrühtem Heusaameii oder von Fen-chelsaamen lauwarm täglich 2—8 Mal, Jedesmal etwa eine Viertelstunde hindurch, anzuwenden. — Zeigt sich der Patient sehr matt, die Schleimsecretion sehr reichlich, der Husten locker und ohne Schmerzen, so kann man /u dem Salmiak oder Gold­schwefel, statt der Süssholzwurzel den Fenchel- oder Anis-Saa-men. Wachholderbeeren, Alant, Kalmus oder Angelika hinzu­setzen, und wenn die Krankheit einen noch mehr asthenischen oder selbst typhösen Character annimmt, muss man Baldrian. China, Spiritus sulf. aethereus, oder Kampher geben.
b) Wenn die Staupe in Form catarrhalischer Entzündungen auftritt, und dieselben einen hohen Grad erreichen, ist ein massi­ger Aderlass an der Drosselvene zu machen, jedoch so, dass dadurch das Thier nicht zu sehr geschwächt wird. Mit Rück­sicht hierauf ist bei grossen Hunden eine Blutentziehung von etwa 120,0—300,0 Grm., bei kleinen eine solche von 30,0 bis 90,0 Unzen zu bewirken. Ausserdem giebt man das Calomel, mit Rücksicht auf die Grosse der Hunde zu 0,12—0,24 Grm. pro dosi, täglich 3—4 Mal so lange, bis der Koth weich und grünlich gefärbt erscheint, was zuweilen schon nach 12—Iti Stunden der Fall ist, und wo dann dieses Mittel sogleich aus­gesetzt werden muss. Aeusserlich applicirt man bei den leich­teren Graden dieser Krankheiten das Linim. ammoniatura am
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Staupe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 59
Halse, oder bei Lungenentzündungen an der Brust, täglich quot;J bis 3 Mal, aber anstatt dieses .Mittels bei den höheren Graden der Entzündungen einen Senfteig, die Gantharidensalbe oder auch Haarseile. Wenn durch diese Mittel die Heftigkeit der Entzün­dung gebrochen erscheint, dieselbe aber doch noch in einem massigen Grade fortbesteht, leistet Natr. sulf. oder Magnesia sulf. mit Zusatz von kleinen Quantitäten ßrechweinsteins die besten Dienste. Man giebt z. 15. hierbei Bittersalz 8,0, Brech­weinstein 0.OG in Wasser 120,0 gelöst, und hiervon. Je nach der Grosse des Hundes, einen halben bis einen ganzen lisslöß'el voll; zuweilen setzt man auch etwas Succus Liquir. (4,0) oder Honig (15,0) und bei fortdauerndem Schmerz etwas Bilsenkrautextract (pro dosi 0,03—0,0G) hinzu. Nachdem auch hier eine ver­mehrte Secretion in der Bronchialschleimhaut eingetreten ist, kann man die bereits oben erwähnte Salmiakmixtur zur An­wendung kommen lassen.
c) Tritt die Staupe mit gastrischen Beschwerden auf, zei­gen die Thiere bei übrigens catarrhalischen Erscheinungen doch einen vollen runden Leib, so sind Brechmittel angezeigt, und zwar giebt man. wenn keine Diarrhöe besteht, am besten die oben S. 57 vorgeschriebene Mischung von Brechweinstein. Brech­wurzel und Wasser: wenn aber Diarrhöe zugegen ist, so muss der Tart. st ib. wegbleiben, und es darf nur Ipecacuanha oder Niesswurz gegeben werden. Die erstere lässr man, je nach der Grosse der Hunde, zu 0,t)0—1,2, die Niesswurz aber zu 0,12 bis 0,quot;24, beide mit etwas Zucker abgerieben, geben. Nach dem stattgefundenen Erbrechen kann man die nächstfolgenden 24 Stunden ruhig abwarten, und wenn dann noch Appetitlosigkeit, Mattigkeit und grosso Schwäche fortbesteht, Jedoch keine Diar­rhöe zugegen ist, giebt man Salmiak mit gelind bittern Mitteln, wie z. B. l'Atr. Gentianae oder Taraxaci oder Trifolii fibr. 2,0; das Ammon. tnuriat. 4,0. in Wasser 90,0—120,0, pro dosi ' , bis 1 ganzen Esslöffel dreistündlich, gelöst. Dauert auch hier­nach die Appetitlosigkeit fort, so ist Rad. Rhei, Rad. Calami und Asa foet. zu benutzen. Bei Diarrhöe ist immer, selbst, wo sie nur unbedeutend zu sein scheint, eine medicinische Behand­lung erforderlich. Zuerst und bei den leichteren Graden ist
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GOnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Nervenltrankheiten,
Wad. Rhei in kleinen Gaben (0,3—0,5) mit Gummi Mimosae oder mil Quittenschleim zu geben, wo aber Tenesraus besteht, ist Opium (0,03—0,00) oder Opiuratincvur 3—5 Tropfen in Camillen-tliee oder mit schleimigen Mitteln (Gummi Mimosae 1,2) oder auch das Dover'sche Pulver pr. dosi zu 0,24—O.GO täglich 2—3 Mal zu verabreichen. Bei grosser Erstdilaffung der Därme kann man ein Decoct von China, oder von Eichenrinde, oder auch das Arg. dir. (0.007—0,06 Grm. in 30.0 Wasser aufgelöst) eben­falls täglich 2—3 Mal geben; dabei lässt man äusserlich in den Leib das Liniin. camphoratum, zuweilen mit Zusatz einer kleinen Quantität von 01. Menthae piperitae oder 01. Terebinthinae ein­reiben, die Thiere warm halten, und ihnen zur Nahrung schwache Fleischbrühe, oder Hafergrützsuppe, oder eine Auflösung von Stärkemehl geben.
d) Die Zuckungen verlangen, je nach der Constitution der Thiere und dem Zustande des Blutgefässsystems, entweder die Anwendung erregender, oder umstimmender Mittel, innerlich und äusserlich. Wenn das Uebel bedeutend ist, die Thiere aber noch kräftig sind, so sind ein Haarseil oder 3—4 Punkte mit dem i;iülieiideii iiisen am Genick gebrannt, nützlich, bei zarten Thieren macht man Einreibungen von Spirit, camph., von Oleum Tere­binth, a. dergl. flüchtig erregenden Mitteln. Innerlich gieb( man Infusionen von aromatischen Kräutern oder auch von Baldrian­wurzel, von Angelika u. dergl. mit Zusatz von Hirschhornsalz, Terpentbinol. Kampher u. dergl. In vielen Fällen haben sich auch die Nux vomica und ihre Präparate sehr nützlich gezeigt, doidi muss man mil den letzteren und besonders mit dem Strichu. nitricum äusserst vorsichtig sein. weil von nur etwas grossen Gaben sehr leicht zu heftige Wirkungen und selbst der Tod erfolgen. Bei kleinen Hunden ist oft schon O.OO'J Grm. von dem Strichn. nitricum tödtlich geworden. Am besten giebt man daher ein Decoct von 0,5 Pulv. Nuc. vom. in 90,0 Wasser und hiervon alle 3 Stunden 1—2 Theelöll'el voll, oder das Extr. Xuc vom. aquos. zu 0.010—-0.03 Grm. pr. dosi in einem aromatischen Infnsum.
Am allerschwierigsten ist die Behandlung der mit epilep­tischen Krämpfen behafteten Hunde. Man hat hier die ver-
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Staupe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 61
schiedenartigsten Mittel fast durchaus ohne besondere Erfolge versucht. In denjenigen Fällen, wo Erkältung oder wo kurz vorher eine üeberfüllung des Magens stattgefunden hat. ist einnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ü,
Brechmittel in einzelnen Fällen sehr nützlich gewesen, in an­deren aber, wo wahrscheinlich durch das Erbrechen selbst ein zu starker Blutandrang zum Kopfe voranlasst worden ist, zeigte die Krankheit nach dem Erbrechen keine Minderung, sondern entgegengesetzt eine Verschlimmerung, Ja in mehreren Fällen erfolgte hiernach der Tod sehr plötzlich. Milde and drastische Abführungsmittel sind im Ganzen ebenfalls ohne besondern Nutzen gegeben worden, und dass sie überhaupt wenig leisten können, ist schon daraus zu vermuthen, dass häufig bei diesen Krämpfen eine heftige Diarrhöe zugleich besteht, und dieselben doch nicht im mindesten hierdurch gemildert werden. Die Ab-führungsmittel scheinen daher nur in den Fällen indicirt, wonbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1*
bei diesen Krämpfen Blutandrang zum Kopfe besteht, oder wo man die Bindehaut der Augen sehr injicirt, Maul und Nase trocken und heiss und den Ecib verstopft findet, oder auch, wo man durch das Abgehen von Würmern die Ueberzeugung erlangt hat, dass noch eine .Menge derselben im Darmcanal vorhanden sein möge. Man giebt unter diesen Umständen entweder das Calomel wie oben angedeutet, oder noch besser eine Zusammen­stellung von Calomel und Gummi Guttae zu gleichen Theilen, und zwar nach der Grosse der Hunde 0,12—0,30 Grm. von Jedem dieser Mittel. Bei schwächliehen Hunden ist auch das Ricinusöl pr. dosi zu 15,0—30,0, in Zwischenzeiten von etwa 8 bis 12 Stunden wiederholt, zu benutzen. — Gegen die Krämpfe selbst kann man in der ersten Zeit kleine Gaben von narcoti-schon Mitteln, wie 0,00—0,18 von der Rad. Bellad., täglich #9632;2—3 Mal gereicht, oder auch das Dower'sehe Pulver, oder auch das Opium mit einer Auflösung von Natr. sulfuric. oder Kali sulfuric, auch Chloroform (0,5—1,0) und Bromkali (0,5—-2,0) anwenden, später Jedoch, wenn der asthenische Zustand deut­licher hervortritt und die Thierc bereits matt erscheinen, sind Caffee und andere aromatische Mittel mit Zusatz von Aether sulfur., Hirschhornsalz, Kampher u. dcrgl am nützlichsten. Ausserdem applicirt man Clystierc von aromatischen Mitteln
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^quot;2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Nerven kranlihoiteii.
und macht Einreibungen von Salmiakgeist, Terpenthinöl, Cantha-rldentinctur u. dergl. am Hinterhaupt und am Halse, oder man applicirt daselbst ein Haarseil, oder eine Moxa, oder das glühende Eisen. — Besteht jedoch eine übermässlge Empfindlichkeit, werden bei dem Jedesmaligen Eingeben der Medicamente und überhaupt bei Jetler Berührung der Hunde die Krämpfe wieder hervorgerufen, so ist es am besten, die medicinische Behandlung zu unterlassen. Man legt die Patienten an einen dunklen und recht ruhigen Ort, giebt ihnen ein trocknes, warmes Lager und von Zeit zu Zeit wiederholt frisches Trinkwasser, und überlässt sie im Uebrigen der eigenen Naturheilkraft. Selbst bei dem Heinigen des Locals u. s. w. muss man mit solchen Patienten möglichst ruhig und sanftmüthig umgehen.
e) Wenn zu irgend einer Form der Staupekrankheit sich ein typhöses Leiden gesellt, so hat man ebenso wie bei dem Typhus überhaupt (S. 26) zu verfahren, namentlich die über-mässigen Ausleerungen zu beseitigen und demgemäss innerlich tonische, adstringirende und bittere Mittel mit kleinen Quanti­täten von Ferrum sulf. oder von Arg. nitr. oder Aqua chlorinica zu geben, dann aber die Inmciionen y.u beleben und die Kräfte zu unterstützen. Für diese Zwecke dient die Verabreichung eines Dec. Chinae mit Kampher oder, Je nach den Umständen, nament­lich wenn Diarrhöe noch besteht, mit Zusatz von Salzsäure und ausserdem Fleischnahrung, frische Luft, die grösste Reinlichkeit und üesinfection — wie bei Typhus S. 27. — Wegen der oben bei dem Bläschen-Ausschlage S. 52 in der Anmerkung erwähnten Infection bei Menschen ist auch den Pflegern der kranken Hunde die Jedesmalige Reinigung ihrer Hände nach dem Eingeben der Medicin u. dgl. zu empfehlen, obgleich ich diese Infection nicht fürchte. — Ausserdem erscheint es zweckmässig, auf diejenigen Hunde, welche die Staupe mit Nervenali'ectionen überstanden und danach eine krankhaft erhöhte Sensibilität zurückbehalten haben, durch einige Zeit eine besondere Aufmerksamkeit zu ver­wenden, weil einige Beobachtungen vorliegen, in denen solche Hunde eher als andere in die Wuthkrankheit verfallen sind.
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Wnthkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 63
11. Die Wutlikrankhcit, Tollkrankheit, Tollheit,
Hutidswuth (Rabies), anrichtig auch Wasserscheu*)
oder Hydrophobie genannt.
Diese Krankheit ist in jeder Hinsicht die wichtigste unter den Kankheiten des Hundes, theils weil sie bisher in jedem Falle den Tod des betreffenden Thieres zur Folge hatte, und weil sie in dem kranken Thiere einen Ansteckungsstoff erzeugt, der auf den Menschen und andere Thiere wirksam übertragen werden kann, so dass diese Krankheit des Hundes der Ursprung für dasselbe ge-lährliche Leiden bei anderen Geschöpfen wird. Denn obgleich die Wuthkrankheit auch bei dem Fuchs, dem Wolf und bei der Katze vorkommt, so ist sie doch bei diesen Thieren in der Re­gel wahrscheinlich auch nur vom Hunde übertragen, und bei den Wiederkäuern entsteht sie ursprünglich bestimmt nicht.
Die Krankheit findet sich bei dem Hunde in zwei verschie­denen Formen, nämlich a) als die rasende Wuth und b) als die sogenannte stille Wuthkrankheit Beide Formen zeigen, Je nach der Race und dem Naturcl der Hunde, zum Tbeil auch nach der gewohnten Benutzung derselben, so wie nach dem Grade und dem Stadium der Krankheit, in den einzelnen Fällen eine grosso Verschiedenheit der Symptome und des Verlaufs. Durch diese Verschiedenheit wird die Diagnosis der Krankheift oft sehr erschwert, besonders in dem ganz ersten und in dem letzten Zeiträume der Krankheit, wie auch in den Fällen, in welchen man über den bisherigen Verlauf des Uebels und das Nature] des Hundes gar keine Kenntniss erhalten kann. Ausserdem wird die Krankheit oft verkannt in Folge von Irrthiimern. welche seit alten Zeiten hierüber bestehen.
Hin und wieder glaubt, man, dass die Hunde vor dem Aus­bruch der Wuthkrankheit gewisse Erscheinungen zeigen, welche
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y
*) Bei den durch den Biss von einem wuthkranken Thiere inßcirten Menschen (indet sich in der nach folgenden Krankheit ein ganz, eigenthütn-liches Symptom: die Furcht oder Scheu vor Flüssigkeiten, besonders vor Wasser, und nach diesem Symptom hat man die Krankheit benannt: da alier dasselbe bei den mit Wuthkrankheit behafteten Thieren nicht vor­kommt, so Ist bei ihnen der Name Wasserscheu auch nicht passend.
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64nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;NemnVrankheiten.
man ids die Vorboten derselben betrachtet, und wobei die Wutiikranklicit selbst noch nicht vorhanden sein soll. Die Er­fahrung lehrt aber, dass es solche gewisse vorhergehende Merk­male dieser Krankheit nicht giebt, und dass, wenn man bei Hunden, die später als wirklich wuthkrank erkannt werden, zu­erst etwa Mattigkeit, Traurigkeit, Appetitlosigkeit, grössere Reiz­barkeit und dergleichen Erscheinungen bemerkt hat, diese Er­scheinungen in solchen Fällen ganz sicher schon Symptome der Wuthkrankheit selbst waren, — wie dies leider mehrere un­glückliche Fälle gezeigt haben, in denen unter den bezeichneten Umständen Menschen von dergleichen Hunden gebissen wurden und hinterher in die Wasserscheu verfallen sind. Es muss im Gegentheil ausdrücklich hervorgehoben werden, dass die Krank­heit zuweilen mit sehr geringen Symptomen auftritt, dass ihre erste Periode fast unbemerkbar vorübergeht und doch ihr An­steckungsstoff dabei in aller Bösartigkeit etwickelt wird. Aus-serdem aber haben auch die genannten Erscheinungen für sich allein deshalb keinen Werth als Vorläufer der Wuthkrankheit, weil eben dieselben Zufälle auch bei den meisten andern inner­lichen Krankheiten, ja zum Theil sogar bei Veränderungen der Witterung, bei Gemüthsaffecten, z. ß. bei dem Heimweh u. s. w., an den Hunden wahrgenommen werden. Es ist deshalb, um zu einer richtigen Erkennung der Krankheit zu gelangen, in den meisten Fällen eine sehr genaue Untersuchung und meistens auch eine fortgesetzte Beobachtung der der Wuthkrankheit verdäch­tigen Hunde nöthig.
a) Die rasendlaquo;- Wulh.
Diese Form der Wuthkrankheit beginnt mit einer Verän­derung in dem gewöhnlichen Benehmen der Hunde, und zwar so, dass diese Veränderung bald Jedermann leicht bemerk­lich wird, bald aber auch nur von dem aufmerksamen Beob­achter oder von dem Eigenthümer, der das sonstige Benehmen seines Hundes kennt, wahrgenommen wird. Der Verstimmung folgt eine Art von periodischem Irresein oder vom Delirium, und zuletzt tritt Lähmung, besonders vom Rückenmark aus­gehend, ein.
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Wuthlirankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; fi 5
Man findet also zuerst, dass die Kranken entweder schein­bar mehr rniintor, freundlicher, dienstwilliger oder auch empfind­licher, unruhig, bei ihren Verrichtungen mehr heftig und zum Zorn geneigt, oder auch im Gegentheil träge, faul und verdriess-llch sind. In den meisten Fällen bleibt die zu einer Zeil be­merkbare Art der Verstimmung nicht während der ganzen Krank­heit dieselbe, sondern sie wechselt von Zeit zu Zeit. Die in den Stuben gehaltenen Hunde gehen von einer Stelle zur anderen, legen sich bald auf ihr Lager, bald wieder auf den blossen Fuss-boden, krümmen sich mit dem Leibe zusammen, als ob sie schlafen wollten, stehen aber bald wieder auf, nehmen eine an­dere Stellung an und wechseln so beständig. Sie beriechen ihnen bekannte Gegenstände forschend, sehen dieselben und eben so auch die ihnen bekannten Personen mehr stier an, die meisten belecken kalte Gegenstände, sie versagen ihre gewonhte Nah­rang*), nehmen aber ungeniessbare Dinge in das Maul, zerkauen oder zernagen und verschlucken dieselben oder lassen sie auch wieder fallen. Manche lecken auch ihren eigenen Urin auf (was als ein sehr bestimmtes Merkmal der Krankheit gelten kann), und einzelne belecken auch und fressen selbst ihren eigenen Koth. Hunde, welche im Stalle oder an der Kette liegen, benehmen sich zum Theil ebenso, ausserdem aber sieht man sie häufig ihr Lagerstroh mit den Vorderfüssen unter dem Leib zusammen­kratzen, zuweilen auch in dasselbe beissen und es mit den Zäh­nen heftig schütteln, — was ebenfalls für ein sicheres Symptom zu betrachten ist.
Bei fast allen mit der rasenden Wuth behafteten Hunden findet sich bald früher, bald später, jedoch gewöhnlich in den ersten 2 — 3 Tagen, eine Neigung zum Entweichen aus dem Hause des Herrn. Stubenhunde drängen sich deshalb mehr als gewöhnlich zur Thür und laufen, ohne dass sie einen bestimmten Zweck haben, in den Strassen umher oder selbst in's Freie; Kettenhunde oder sonst wie eingesperrte Hunde zer-reissen die Kette, zerfressen einen Theil der Thüre, reissen Bretter
*) In einzelnen, höchst seltenou Fällen haben wuthkranke Honde noch bis kurz vor dem Tode gefressen.
tier twig, Krunkli. d. Uuude
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66nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Nervenkrankheiten.
oder Latten von dor Umkleidung des Stalles los und suchen dadurch ebenfalls inquot;s l'Veie zu gelangen. Nach etwa quot;24 Stunden kehren die meisten wieder zurück, and dabei zeigen manche gleichsam ein Bewusstsein ihres durch das Weglaufen begange­nen Vergehens; denn sie schleichen sich furchtsam in das Haus, thucn freundlich gegen die Angehörigen und verkriechen sich dann. Ebenso zeigen die Hunde in den allermeisten Fällen gleich vom Anfange der Krankheit an und während dos ganzen Ver­laufs derselben eine Neigung zum Beissen. Diese Neigung ist jedoch nicht fortwährend gleichmässig rege und auch nicht durch alle äussern Umstände gleichmässig leicht hervorzurufen. Einzelne Hunde sind gleich vom Eintritt der Krankheit an gegen Menschen, gegen Hunde und andere Thiere, selbst gegen leblose Dinge sehr heftig heisssüchtig und springen beissend auf Alles los, was sich in ihrer Nähe bewegt; sie beissen selbst wieder­holt in ihnen vorgehaltenes iiisen so heftig, dass sie sich zu­weilen die Zähne ausbrechen, das Zahnfleisch und die Lippen blutig verletzen; Holzwerk an den Thüren und Wänden zernagen sie andauernd und rcissen Stücke davon los; das Lagerstroh schütteln sie wiithend mit den Zähnen, mitunter so heftig fort­gesetzt, dass sie dann erschöpft auf eine Zeitlang innehalten müssen; manche beissen selbst heftig in den eigenen Körper, besonders in die hintern Theilc desselben oder wo sie früher von einem tollen Hunde gebissen worden waren. Bei manchen Hun­den scheint die Beisssucht sogar das erste deutlich bemerkbare Symptom zu sein; denn es ist z. B. von sehr aufmerksamen Jägern mehrfältig beobachtet worden, dass ihre Hunde bei der Jagd durch mehrere Stunden keine andere Abnormität entdecken Hessen, als dass sie den ergriffenen Hasen zerrissen, anstatt ihn in der gewöhnlichen Weise ruhig zu apportiren. Ebenso haben Hirten sehr oft an ihren Hunden durchaus keine andere Ab­weichung von dem gesunden Zustande entdecken können, als dass dieselben bei dem Hetzen und Treiben der Heerde sich mehr scharf beissend zeigten, als dies sonst ihre Gewohnheit war. — In anderen Lallen findet sich die Beisssucht erst etwa am 2., 3. Tage der Krankheit ein, und sehr oft zeigt sie sich auf eine viel mildere Weise, indem die Hunde, nur kurz schnappend, auf
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Wuthkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;67
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einen Gegcnsiand losspringen oder gleichsam nur im Vorüber­gehen nach demselben beissen. In den allermeisten Fällen beissen die tollen Hunde gegen Menschen weniger heftig und weniger tief als die erzürnten gesunden Hunde, und oft scheinen die Ersteren. namentlich wenn sie ihnen bekannte Personen beissen, sogleich wieder ihr unpassendes Benohmen zu fühlen: denn sie drücken die Kinnbacken nur sehr massig zusammen und lassennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'..
den erfassten Theil gleich wieder los, so dass in solchen Fällen oft nur sehr oberflächliche Quetschungen oder nur kleine Ritzen von den Zahnspitzen entstehen.
Am meisten wird die Beisssucht der tollen Hunde durch andere Hunde, durch Katzen, durch Federvieh, weniger durch andere grössere Thiere und am wenigsten durch Menschen erregt.
Ein sehr wichtiges und in den allermeisten Fällen ein ent-scheidendes Zeichen der Krankheit ist die Veränderung dernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i
Stimme und der Art des Bellens der mit der rasenden Wuth behafteten Hunde. Die Stimme wird ein wenig nie­driger im Tone und dabei rauh, zuletzt auch wohl, wenn die Hunde sehr viel gebellt haben, ganz heiser. Die Art des Bel­lens ist eigenthümlich, indem die tollen Hunde nicht so wienbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ! • die gesunden. Jeden einzelnen Laut oder Anschlag, von dem andern abgesondert (bau! bau!), hören lassen, sondern sie schlagen mit einem Laute an und ziehen die^timme fast heulend einen Moment fort und ein wenig in die Höhe (ba-uh, ba-uh!), so dass das Ganze ein Mittelding zwischen Bellen und Heulen ist. Nur in der ersten Zeit können die tollen Hunde, wenn sie stark gereizt werden, einzelne abgesonderte Laute bellend hervorbringen. Manche dieser Patien­ten bellen oder heulen ohne äussere Veranlassung sehr häufig, und zwar am meisten, wenn sie in einem geschlossenen Räume eingesperrt sind, seltener thuen sie dies auch bei dem Gehen oder Stehen im Freien; andere bellen nur selten von selbst, und ein­zelne lassen ihre Stimme nur dann hören, wenn sie gereizt oder geschlagen werden. Die angedeutete Veränderung der Stimme und des Bellens ist im Allgemeinen so eigenthümlich , dass sie Jedem, der sonst mit der Stimme eines Hundes bekannt ist, auffällt, und dass fast Jeder, der dieses Zeichen einmal kennen
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68nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Nervenkrankheiten.
gelernt hat, hieraas allein ziemlich sicher auf das Dasein der Wuthkrankheit schliessen kann, selbst wenn er von den übrigen Symptomen des Hundes nichts weiss. Indess, so richtig dies ist, so muss mau doch dabei sehr vorsichtig sein und immer alle übrigen Erscheinungen mit berücksichtigen, um Irrthümer der Diagnose und ärgerliche Folgen zu vermeiden. Denn erstens: es giebt einzelne, obgleich nur seltene Fälle, wo das in Rede stehende Symptom fehlt, und die wnthkranken Hunde während der Krankheit so bellen wie gesunde Hunde: — zweitens wird die Stimme auch bei einigen anderen Krankheilen, namentlich bei Halsentzündungen, bei fremden Körpern im Schlünde, bei Krämpfen etc. verändert, und — drittens haben manche, ob­gleich wieder nur sehr wenige Hunde, auch im gesunden Zu­stande ein rauhes oder ein etwas heulendes Bollen von Natur an sich, in den Fällen der letzteren Art entscheidet dann so­wohl die Kennmiss des längeren Bestehens dieses ungewöhnlichen Bellens vor dem Eintritt der jetzigen Krankheit, wie auch die Art der übrigen vorhandenen oder nicht vorhandenen Krankheits-symptome.
Das äussere Ansehen eines mit der rasenden Wuthkrank­heit behafteten Hundes ist in der ersten Zeit fast gar nicht von dem gesunden Zustande abweichend; der Blick ist dann noch lebhaft, namentlich wenn der Hund irgendwie erregt ist; zuweilen hat er anscheinend einen fragenden, forschenden oder bittenden Ausdruck, namentlich wenn der Hund seinem Herrn oder anderen befreundeten Personen gegenübersteht; das Haar ist glatt anliegend, die Bewegungen im Freien sind regclmässig, der Hund kennt seinen Herrn und befolgt dessen Befehle. Solche Hunde, welche zu einem Geschäft abgerichtet sind, oder welche Kunststücke gelernt haben, verrichten jene Geschäfte oder die Kunststücke auf Verlangen noch wie sonst; aber wenn die Thiere sich selbst überlassen sind, oder wenn sie gereizt oder gehet/t werden, bemerkt man die bereits oben angeführten Veränderun­gen in ihrem Benehmen, und die von Natur mehr reizbaren und beissigen Hunde zeigen dann stets eine grössere Beisssucht. — Am '2. oder 3. Tage wird gewöhnlich die Bindehaut der Augen etwas mehr geröthet, und die meisten Hunde schliessen von Zeit
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zu Zeit die Augenlider etwas, als wäre ihnen das helle Licht zu reizend. Nach einigen Tagen werden die Augen matt, trübe, angehaucht oder wie mit feinem Staub bestreuet*). Zuweilen sieht man, wenn die tollen Hunde sich in einem halbdunklen Raum befinden, ihre Augen röthlich leuchten. Waldinge r und Youatt haben dies Leuchten für eine der Wathkrankheit eigen-thüraliche Erscheinung gehalten; ich kann dem nicht beistimmen, weil dieses Leuchten nicht bei allen tollen Hunden und nicht immer, sondern mir bei einer gewissen Stellung des Kopfes gegen das Licht wahrzunehmen ist und weil man es dann auch bei nicht tollen Hunden und eben so auch bei anderen Thieren bemerkt.
Wahrscheinlich bestehen bei den tollen Hunden oft Täuschun­gen im Sehen; denn häufig glotzen sie längere Zeit nach einem Punkt und schnappen in die Luft, als ob sie Fliegen fangen wollten.
Auffallend ist die grosso Verminderung der Empfindlichkeit in dem ganzen Körper dieser Thiere; denn man kann die meisten schlagen, stechen, selbst mit glühendem Eisen brennen, ohne dass sie einen Laut des Schmerzes von sich geben; und manche zer-beissen ihren eigenen Körper, namentlich die Beine, mit Heftig­keit, aber diejenigen, welche die Krankheit durch den Biss von einem andern tollen Hunde erhalten, zeigen oft vor und bei dem Ausbruch des Hebels eine grosse Empfindlichkeit an dem ge­bissenen Thei le.
Gewöhnlich erst nach dem zweiten Tage legen sieb manchequot; tolle Hunde von Zeit zu Zeit n'eder und scheinen zu schlafen; sie richten sich aber nach kurzer Zeit wieder in die Höhe und sehen siel: mit solchen Blicken um, als ob sie sich fremd fühl­ten. In der spätem Zeit oder wenn sie müde gelaufen sind, .schlafen sie wohl durch einige Stunden, sie sind jedoch leicht
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:::) Vonalt sagt in seinem Buche: Der Hund, seine Zucht u. s. \v.. übersetzt von Weiss. Stuttgart 1852. S. IGti, merkwürdigerweise: „48 Stunden nach dem Anfang des Trübwerdens verwandelt sich das Auge in eine desorganisirte Masse.quot; — Ich habe dies bei mehreren Hun­derten toller Hunde niemals gesehen.
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70nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Nervenkrankheiten.
zu erwecken und zeigen dann gewöhnlich die ßeisssucht sogleich wieder.
Bei vielen mit dieser Krankheit behafteten Hunden zieht sich am zweiten, dritten Tage und .später die Haut an der Stirn und über den Augen in kleine Falten, so dass die Thiere hier­durch ein mürrisches und verdriessliches Ansehen erhalten. Ein­zelnen schwillt auch der Kopf entweder ganz oder nur an ein­zelnen Thcilen an. Die meisten erhalten während der Krankheit ein rauhes struppiges Ansehen, und alle werden in kurzer Zeit auffallend mager.
Das .Maul einzelner rasend toller Hunde ist wohl ein wenig feuchter, aber in den meisten Fällen ist es vielmehr trockener als im gesunden Zustande, und also auch ohne Schaum und ohne Geifer; zuweilen wird sogar die innere Fläche der Lippen und der Zunge ganz trocken, ähnlich wie bei manchen acuten Fiebern. Diese Beschaffenheit des Maules könnte in solchen Fällen, in denen man die mit epileptischen Krämpfen behafteten Hunde wegen ihres mit schaumigem Speichel reichlich versehenen #9632;.Maules irrtluinilich für wuthkrank hält, als Merkmal dienen, dass hier diese Krankheit nicht vorhanden ist; da jedoch, obgleich sehr selten, von dem vorstehend Gesagten sich eine Abweichung in den­jenigen Fällen findet, wo die tollen Plunde wegen besonderen Mit-leidens des Schlundkopfes nicht gehörig schlucken können und deshalb ihnen der Speichel in Fäden aus dem Maule flicsst, so darf man auf diese Erscheinung allein die Diagnose nicht gründen.
Fast allgemein hat man die Ansicht, dass tolle Hunde den Schwanz zwischen die Hinterbeine hinabsenken oder ihn selbst zwischen denselben nach dem Leibe zu gekrümmt halten; dies ist jedoch im Allgemeinen nicht richtig, denn diese Hunde tra­gen, so lange sie noch etwas kräftig sind, die lluthe ganz so wie gesunde Hunde ihrer Art, mehr oder weniger in die Höhe oder gekrümmt, und sie wedeln auch mit derselben, wenn sie hierzu eine Veranlassung haben. Nur dann erst, wenn die Schwäche bemerkbar zunimmt, hissen sie den Schwanz schlaff herabhängen, und wenn sie verfolgt werden, klemmen sie den­selben wohl auch zwischen die Hinterbeine.
Der Gang der wuilikranken Hunde hat in der ersten Zeit
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Wuthlfranlilieil.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Tl
gar nichts Abweichendes von dorn Gange der gesunden Hunde: je langer aber die Krankheit dauert, um desto mehr schwach
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zeigen sich die Patienten am Hintertheile des Körpers, so class
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sie beim Gehen wanken und zuletzt an diesem Theil gelähmt erscheinen. — Ein Irrtlumi ist es auch, wenn behauptet wird, dass die tollen Hunde beständig nur geradeaus laufen; denn man sieht häufig, dass sie bald rechts, bald links vom Wege abweichen, besonders wenn in der Nähe befindliche Thiere oder andere [Imstande hierzu eine Veranlassung geben. Jedoch findet mau zuweilen, wenn die tollen Hunde gejagt und verfolgt werden, dass sie dann auch in gerader Richtuni;' davonlaufen. Einzelne Patienten der Art scheinen, wenn sie aus dem Hause ihres Herrn entweichen, in einem fast bewusstlosen Zustande zu sein und in demselben allerdings ohne Zweck nur vorwärts zu laufen, so lange bis sie entweder ermattet irgendwo liegen bleiben, bis sie wieder zur Besinnung kommen und dann wieder das Haus ihres Herrn aufsuchen, wobei sie dann oft sehr verschiedenartige Rich­tungen einschlagen, — wie dies das häufig in einem Tage oft meilenweite Herumschweifen eines solchen Hundes deutlich be­weist.
Es ist bereits oben S. 65 angedeutet worden, dass die tollen Hunde Flüssigkeiten lecken, und hieraus geht schon hervor, dass sie nicht eigentlich wasserscheu sind. Man hat bis Jet/t nochnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'
keinen Fall beobachtet, dass wuthkrankc Hunde wirklich an einer Scheu vor Wasser oder anderen Flüssigkeiten leiden; im Gegentheil siebt man, dass fast alle sehr begierigJWasser saufen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; [ ,#9632;
und in mehreren Fallen hat mau beobachtet, dass sie sowohl freiwillig, wie auch, wenn sie verfolgt werden, in F'lüssc gegan­gen, auch durch dieselben geschwommen sind und dann am an­dern Ufer Menschen und Thiere gebissen haben. Viele Versuche haben auch gezeigt, dass sie das Begiessen mit Wasser ganz ruhig ertragen, und ohne dass dabei Krämpfe oder andere übele Zufälle entstehen. Waldinger und nach ihm einige anderenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;:j \
Schriftsteller haben angeführt, dass in Käfigen eingesperrte tolle Hunde ihren Wassernapf mit Stroh überdeckt haben, und man hat dies für ein Zeichen der Wasserscheu gehalten. ' Ich habe bei einigen dieselbe Beobachtung gemacht, jedoch immer gefun-
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7quot;2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Nervenkrankheiten.
den, class es nur solche Hunde waren, welche ihr hagerstroh gewaltsam verarbeiteten, und wobei auch der Wasser- und der Futternapf mit Stroh bedeckt wurden. Dieselben Hunde er­trugen aber das Vorhalten eines grossen, mit Wasser erfüllten Gelasses, so wie das Bespritzen und Begiossen mit Wasser, ganz ruhig und sie genossen auch frisches Wasser.
Viele an der rasenden Wuth leidende Hunde erbrechen sich öfters ohne eine äussere Veranlassung; das Ausgebrochene ist gewöhnlich eine schaumige, gelbliche oder graubraune Flüssig­keit, zuweilen mit Nahrungsstofien, oft mit ungeniessbaren Din­gen gemengt.
Die Thiere werden nach und nach immer schwächer, zu­letzt im Hintertheil gelähmt, und sterben gewöhnlich um den 6. bis 8. Tag, einzelne auch plötzlich schon um den 4. bis 5. Tag, höchst selten erst am 9. oder 10. Tage.
b) Die stille Wuth.
Auch bei dieser Form der Krankheit bemerkt man zuerst, dass die damit behafteten Hunde ihr Benehmen auf irgend eine Weise verändern, ähnlich wie dies oben hinsichtlich der rasen­den Hunde angegeben ist: doch findet man im Allgemeinen, dass sie weniger aufgeregt, sondern im Gegentheil mehr still, viele sogar ganz traurig werden.
Die auffallendste und wichtigste Erscheinung besteht hier darin, dass die mit dieser Form der Krankheit behafteten Hunde das Maul bald mehr, bald weniger offenstehend zei­gen, indem eine Erschlaffung oder eine unvollständige Lähmung derjenigen Muskeln, welche den Unterkiefer gegen den obern anziehen, so wie derjenigen, welche die Zunge bewegen, einge­treten ist. Diese Erschlaffung findet sich meistentheils plötzlich ein, ist jedoch in der ersten Zeit nicht immer in einem gleichen Grade vorhanden; denn man sieht, dass einzelne dieser Patien­ten den Unterkiefer andauernd schlaff herunter hängen lassen, so dass sie auch nicht im Stande sind, zu beissen oder feste Nahrung aufzunehmen, und auch von dem Wasser nur äusserst wenig mit den Lippen oder mit der Zunge in das Maul brin­gen können; wogegen andere diese Verrichtungen wenigstens
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Wuthkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 78
von Zeit zu Zeit noch ausüben, wenn gleich nicht so vollstän­dig, wie im gesunden Zustande. Besonders sieht man ein/eine dieser Patienten, wenn sie stark gereizt und erzürnt worden sind, mit Heftigkeit das Maul schliessen und selbst in vorge­haltene Gegenstände noch beissen, während kurz vorher oder nachher das Maul offenstehend gefunden wird. Dass dieses Offenstehen wirklich von Erschlaffung oder beim höheren Grade von einer Lähmung und nicht, wie Waldinger und Andere glaubten, von einem Krampf der den Kinnbacken herunterziehen­den Muskeln besteht, habe ich immer dadurch beweisen können, dass ich durch einen ganz gelinden Druck mit einem einzigen Finger den herabhängenden Kinnbacken bis zu dem Oberkiefer in die Höhe gebracht und dadurch das Maul geschlossen habe,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ '
und dass Letzteres nur so lange geschah, wie eben mein unter­stützender Finger zugegen war: denn bei dem Wegnehmen des­selben fiel auch sogleich der Kinnbacken wieder herab und das Maul stand wieder offen.
Wegen der geringen Willenskraft in den Muskeln des Un­terkiefers und der Zunge können die stilltollen Hunde auch von den Substanzen, welche sie mit Mühe in das Maul genommen haben, und selbst von denjenigen, welche man ihnen in das­selbe gelegt hat, nur äusserst wenig kauen und verschlucken,
sondern es fliesst oder fällt ihnen nach kurzer Zeit Alles wie­der aus dem Maule heraus. Aus derselben Ursache fliesst die­
sen Patienten nicht selten der Speichel aus dem Maule, und man sieht deshalb bei dieser Form der Krankheit zuweilen ein wirkliches Geifern aus demselben.
Die Neigung zum Beissen ist bei diesen Patienten in den allermeisten Fällen nur sehr gering und oft kaum bemerkbar, so dass von den .stilltollen Hunden theils aus dieser Ursache, theils aber auch wegen der mangelhaften Bewegung des Unterkiefers im Allgemeinen wenig zu fürchten ist. Doch können sie, wenn sie eben gereizt sind, wirklich beissen, und es sind einzelne ße-obachtungen bekannt, dass sie hierdurch ebenso geschadet ha­ben, wie die mit der Tollwuth behafteten.
Auch der Trieb zum Fortlaufen ist bei diesen Hunden viel geringer und in den meisten Fällen nicht zu bemerken.
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7-1nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Nervenkrankheiten.
Die Stimme und die Art des Bellens verhalten sich ganz so, wie bei den rasend-tollen Hunden; doch bellen die still-tollen Hunde weit weniger als die letzteren, und viele geben, selbst wenn man sie schlägt, zuweilen keinen Laut von sich.
Hinsichtlich des Bewusstseins, des Appetits zu Putter und Getränk, der schnellen Abmagerung, der Beschaffenheit der Augen, der Nichtexistenz der Wasserscheu, der Art des Ganges und der in der letzten Zeit immer hinzutretenden Lähmung des llintertlieils verhält sich Alles bei den still-tollen Hunden so wie bei den rasend-tollen.
Die Wuthkrankheit führt bei beiden Formen (nach allen bis­herigen Beobachtungen) den Tod herbei, und zwar bald etwas schneller, bald etwas langsamer, jedoch stets innerhalb zehn Tagen. Ueber diesen Zeitraum hinaus sah ich keinen wuthkran-ken Hund leben; die meisten starben mit etwa 5 —6 Tagen, einzelne leben bis zum 8. Tage, und viele sterben mit dem 4. — 5. Tage, einzelne ganz plötzlich sogar schon nach 2—3 Ta­gen. Bei denjenigen Hunden, wo die Krankheil 5 — 8 Tage dauert, tritt aUmälig mehr Mattigkeit, Abmagerung, struppiges Haar, Schwäche und Lähmung im Hintertheil ein: in den letz­ten Tagen liegen die Thiere viel und scheinen vollständig er­schöpft zu sein: aber zuweilen erheben sie sich dann noch und zeigen auch in diesem elenden Zustande noch Beisswuth, so dass man ihnen niemals trauen darf In den Fällen, wo der Verlauf der Krankheit sehr kurz ist, erfolgt der Tod gewöhnlich plötz­lich, wie durch einen Schlagfluss, und ohne dass die Thiere vor­bei- gerade sehr matt oder erschöpft waren.
Die Section liefert nur wenige solche pathologische Merk­male, welche mit einiger Sicherheit der Wuthkrankheit zuge­schrieben werden und als Beweise derselben gelten können, und es ist deshalb in den meisten Fällen schwer, durch die Sec­tion allein das Vorhandensein dieser Krankheit zu beweisen. Dies ist um so mehr zu bedauern, wenn die Kenntniss der Krank­heitssymptome am lebenden Thiere fehlt, wie das gerade bei lin­ier zweifelhaften Umständen gestorbenen oder getödteten Hunden häufig der Fall ist. weil dieselben oft herrenlos in eine Gegend gekommen und in übermässiger Eil getödtet worden sind. Die
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AVnthkr.inlihpil.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 75
Section dient jedoch, selbst wenn sie nur negative Data liefert, zur Unterstützung oder zur Berichtigung der Diagnosis; es gehört aber grosse Vorsicht sowohl zu ihrer Ausführung*), wie auchnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,(]
zu der ßeurtheilung iiirer Data. Sind die Thiore (wie es häufig geschiebt) gewaltsam getödtet worden, so ist die Vorsicht tun so mehr nöthig, theils weil dann immer die Krankheit noch nicht ihren höchsten Grad erreicht und manche pathologische Verän­derungen im Körper noch nicht herbeigeführt hat, welche man bei den von selbst gestorbenen Thicren zu finden pflegt, — theils auch, weil durch den gewaltsamen Tod Zerstörungen mehrerer Organe und grosse Blutunlerlaufungen herbeigeführt sind, die
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das Krankheitsbild trüben.
Die wichtigsten Erscheinungen an den Cadavern sind fol­gende :
1) Nach vollständigem Verlauf der Krankheit ist, der Kör­per abgemagert.
quot;2) Nach Abnahme der Haut findet man die Venen an der Innern Fläche der letztem mit sehr dunkelfarbigem Blute reich­lich angefüllt, an verschiedenen Stellen dunkel-rosenrothe Flecken an dieser Fläche der Haut und itn Hautmuskcl.
3)nbsp; nbsp;Die Farbe der Muskeln ist etwas mehr dunkelroth als im normalen Zustande.
4)nbsp; nbsp;Das Blut im ganzen Körper ist schwarzroth, etwas t heer­artig, wie bei brandigen Entzündungen.
5)nbsp; Das Gehirn, das verlängerte Mark und Rückenmark ist sowohl in seiner Masse, wie auch in den umgebenden Häuten, sehr blutreich; aber die Consistcnz und die Farbe der Gehirn-theile ist nicht wesentlich vom normalen Zustande abweichend.
li) An den Nerven, und besonders an dem Nervus vagus, ist oft das Neurilcra stellenweise etwas injicirt und rothfleckig.
*) Um Ansteckung zu vermeiden, darf die Section nur stattfinden, nachdem der Cadaver vollständig erkaltet ist: — der Obdueent soll keine Verletzungen an den Händen liaben oder dieselben mit einem Klebepflaster bedecken, die Hunde mit Üel oder Fett bestreichen oder Handschuhe an­ziehen, — nach der Section die Hände und die Instrumente mit Seite odei Chlorkalklösung u. dgl. gründlich reinigen, alle Abfülle wegschaffen und desinficiren und den Cadaver 2 Meter tief vergraben lassen.
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76nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Nervenlrranlcheiten.
7)nbsp; nbsp;Die Lippen sind zuweilen etwas geschwollen, besonders wenn der Hund heftig und viel in harte Gegenstände gebissen hatte. — die Schleimhaut des Maules etwas dunkler geröihet und meistens mehr trocken als feucht oder nur wenig mit schmie­rigem Schleim bedeckt.
8)nbsp; Die Zunge ist nicht angeschwollen, aber an ihrer Ober-iläche mit schmutzigem, grauem Schleim belegt und oft an der Spitze dunkler geröthet, oft auch zerbissen. Die von Dr. Ma-rochetti*) angegebenen Bläschen oder Knötchen (die sogenann­ten Lyssae) sah ich niemals, weder an der untern Seite der Zunge, noch an irgend einer andern Stelle im Maule.
ü) Die sämmtlichen Speicheldrüsen erscheinen oft, aber nicht immer, ein wenig geschwollen und etwas gelblich gefärbt, übri­gens aber nicht wesentlich verändert.
10)nbsp; Die Rachenhöhle ist mit schmierigem, etwas grauem Schleim bedeckt, der sich oft durch die Choanen bis in die Na­senhöhle fortsetzt. Die Schleimhaut ist bald nur stellenweise, bald auch überall dunkler geröthet oder mehr mit injicirten Ge-fässen versehen.
11)nbsp; nbsp;Ebenso ist der Kehldeckel und der Kehlkopf, besonders an den Stimrnritzbändern. bald mehr, bald weniger mil injicir­ten Gelassen versehen. Etwas Conslantes in allen Fällen findet man aber nicht.
12)nbsp; Der Schlundkopf ist zusammengezogen, in der Kegel ohne Röthung, zuweilen aber auch etwas angeschwollen und mehr geröihet, oder auch mit unverdaulichen Stoffen bedeckt.
18) Im Schlünde bis zu dem Magen besteht keine wesent­liche Veränderung.
14) Dagegen zeig! der letztere in den meisten Fällen die wichtigsten Abweichungen vom gesunden Zustande: denn obgleich er in verschiedener Ausdehnung, Jedoch meistentheils zusammen­gezogen, gefunden wird, so ist er doch äusserlich schon fast immer etwas dunkler geröthet. auch im Innern der Schleimhaut, besonders an dem Pförtner und an den Rändern der etwa vor­handenen Falten, dunkelroth, häufig suf'gelockcrt, und zugleich
*) Übservat. sur l'hydrophobie. St. Petersburg 1821.
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Wuthkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 77
enthält er gewöhnlich eine sehleimige, röthliche, auch gelbe oder
grüne Flüssigkeit und aussordem nicht selten fremdartige, un-
geniessbare Substanzen, wie /,. ß. Haare, Koth von verschiede-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.!'
ner Art, besonders Pferdekolh, Zouglappen, Lederst iicke, Heu,
Stroii, Baumblätter u. dergl.*) und nur selten etwas wirkliche
Nahrung.
15)nbsp; nbsp;An dem Darmkanal, namentlich am Zwölffingerdarm, bemerkt man oft an der äussern Fläche rothe Flecken von ver­schiedener Intensität, im Innern aber stellenweis entzündlichenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; : . Auflockerung und die röthliche oder gelbliche Flüssigkeit wie im
Magen, oder, obgleich selten, eine kleine Quantität fremdartiger Stoffe; zuweilen fehlen Jedoch diese Veränderungen an den Ge­därmen gänzlich.
16)nbsp; Die Leber, das Netz und Gekröse, das Pankreas, die
Nieren und Nebetmieren, so wie die Blase, und bei weiblichennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, '
Hunden die Gebärmutter, sind niemals durch die Krankheit ver-
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ändert.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;I !
17)nbsp; nbsp;Ebenso habe ich auch an der Milz niemals eine Verän­derung, und namentlich die von Locher**) beschriebenen Bläs­chen, nicht entdecken können (zuweilen aber nach anderen Krank­heiten Bläschen an ihr gefunden).
18)nbsp; Die Lungen sind gewöhnlich sehr blutreich, daher an ihrer Oberfläche sehr dunkel, zuweilen in's Blaue spielend, oder auch das Gewebe etwas mehr derb, ähnlich wie im ersten Sta­dium der Entzündung.
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1!)) Der Herzbeutel ohne Veränderung.
20) Am Herzen äusserlich die Venen vollgefüllt von schwar-
*) Manche Hunde rerschlucken auch im gesunden oder wenigstens im nicht wuthkranken Zustande solche Dinge , die nicht zur Ernährung die­nen, wie z. B. junge Hunde, die während des Zahnens am Holzwerk na­gen, oft auch Spähnchen verschlucken; andere, namentlich Stubenhunde der kleineren Ragen, verschlucken Bändchen, Zwirn, selbst Nadeln u. dgl. aus blossem Uebernmth oder in Folge einer Verstimmung; noch andere fressen Gras. Kohlen, sehr gern auch Horn vom Hufe der Pferde aus glei­cher Ursache. Man wird daher immer alle Umstände zusammen genau erwägen müssen.
**) Diss. magnum lienis in hydrophobia momentuni. Götting. 1822.
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7Snbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Nervenkrankheiten.
#9632;/.cm Blut, im Innern schwarzes Blut in allen vier Höhlen, übri­gens in seiner Färbung und Substanz unverändert, wenn die Section bald nach dem Tode unternommen wird; nach mehr als 24stündigem Liegen des Cadavers nimmt das Endocardium von dem abfärbenden Blut zuweilen eine dunklere Röthung an.
21) Die grossen Blutgefässe sind ohne besondere Ab­weichung.
#9632;22) An den Genitalien beider Geschlechter findet sich in der Regel ebenfalls keine Veränderung.
Obgleich die Röthung und Gefäss-Injection einzelner Theile als leichte Entzündung des Magens und Darmkanals oder auch der Lungen u. s. w. gedeutet werden könnte, so wird der sach­kundige Arzt dies doch nicht thun, wenn er — a) die Erschei­nungen während des Lebens der wuthkrankranken Hunde in Erwägung zieht. Man findet dabei stets, dass diese Erscheinun­gen nicht mit denen übereinstimmen, welche sonst bei unzweifel­haften Entzündungen des Magens, des Darmkanals oder der Lungen u. s. w. bestehen. Aus dieser Differenz zwischen den organischen Veränderungen und den eigentlichen Krankheits-symptomen wird man um so mehr auf das Dasein der Wulh-kranklieit schliesscn müssen, wenn — b) die Erscheinungen am lebenden Thiere schon den Verdacht auf die Wuthkrankheit er­regt hatten, oder c) die oben erwähnten fremdartigen Substanzen im Magen oder Dünndarm gefunden werden, und — d) wenn, wie dies in manchen Fällen geschieht, der Hund nach einigen der oben angegebenen Krankheitszeichen, die recht unbedeutend gewesen sein können, schnell gestorben ist.
in ähnlicher Weise muss man den Sectionsbefund auch in denjenigen lallen deuten, wo die Krankheitsgeschichtc unbekannt ist, damit nicht die nöthigen Vorsichtsmassregeln unterlassen werden; denn daraus entsteht viel mehr Gefahr und Schaden als aus der einmal vielleicht nicht vollständig begründeten Anwen­dung dieser Massregeln.
Die Wuthkrankheit bietet einige Aehnlichkeit mit anderen Krankheiten der Hunde, und zwar:
1) mit der Epilepsie, namentlich wenn dieselbe in Verbin­dung mit der Staupe auftritt. Bei dieser letztern Krankheit ist
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Wuthkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 79
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häufig das unruhige Benehmen, nouh mehr das Liegen mit halb-geschlossenen Augen und dann bei dem Eintritt der Krampf­anfälle das Schäumen und Geifern aus dem Maule, das lebhafte Kauen und wilde Herumlaufen der Thiere für die in der Nähe befmdlkdien Personen sehr beunruhigend. Jedoch ist der Unter­schied liier immer zwischen beiden Krankheiten leicht zu finden, indem, wie bereits oben S. 70 angedeutet, bei der rasenden Wuth kein Schäumen und Greifern aus dem Maule besteht, auch niemals solche Paroxysmen mit Bewusstlosigkeit, mit Gcfiihl-losigkeit und mit dem ängstlichen, quiekenden Schreien u. s. w., wie bei der Staupe wahrzunehmen sind. (Siehe oben S. 38.)
2)nbsp; Magen- und Darmentzündung veranlasst dadurch einige xVehnlichkeit mit der Wuthkrankheit, dass die Thiere dabei im Anfange etwas unruhig sind, einen ängstlichen, schmerzaus-drückenden Blick haben, oft mit dem Ort und mit ihrer Lage wechseln und dass sie zuweilen erbrechen, auch wohl in einzel­nen Fällen Gras oder selbst ungeniessbare Dinge verzehren. Dagegen fehlen die characteristischen Merkmale der Wuthkrank­heit, besonders in der Stimme, die Beisssucht, die Neigung zum Fortlaufen u. s. w., und im wreitern Verlaufe der Krankheit zeigen die Thiere Fieber, kurzes, ängstliches Athmen, Schmerz bei der Berührung des Leibes, langsamen, gespannten Gang und gewöhnlich auch grossen Durst. Die Section ergiebt dann in jedem Falle die Zeichen der Entzündung in den genannten Thalien sehr deutlich.
3)nbsp; Die Bräune, bei welcher die Hunde in den meisten Fäl­len aus dem Maule speicheln und geifern, einen stieren Blick haben, traurig sind und den Hals meistentheils mit etwas herab­hängendem Kopfe steif halten. Zuweilen sind auch die Augen mehr geröthet und mehr empfindlich gegen das helle Licht. Die Unterscheidung dieser Krankheit von der Wuthkrankheit ist in der Regel dadurch leicht zu erlangen, dass Beisssucht, Neigung zum Fortlaufen, heulendes Bellen und Herabhängen des Unter­kiefers fehlen, dagegen aber die Thiere bei dem Berühren oder Drücken der Umgegend des Kehlkopfes Schmerz zeigen und leicht zum Husten erregt werden. Letzterer ist rauh, schmerzhaft und entsieht auch oft ohne äusserliches Drücken. Zuweilen ist
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80nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kervenkrankheiten.
auch der Hals in der Umgegend des Kehl- und Schlundkopfes geschwollen.
4)nbsp; nbsp;Fremde Körper, im Maule oder in der Rachenhöhle oder im Schlünde festsitzend, können auch einige Zufälle veranlassen, welche mit einzelnen Symptomen der Wuthkrankheit Aehnlichkcit haben, besonders starkes Speicheln aus dem Maule, Offenstehen des letztem, gänzliches Versagen von Futter und Getränk, un­ruhiges Benehmen und stieren Blick; allein die Unterscheidung findet sich von der Wuthkrankheit darin: dass Jene Patienten viel mit den Pfoten nach dem Maule wischen, und dass dieses durch einen gelinden Druck mit dem Finger gegen den Unter­kiefer nicht zu verschliessen ist, wenn ein fremder Körper in demselben, besonders zwischen den Zähnen, steckt; dass ferner der aus dem Maule üicssende Speichel oft mit Blut gemengt ist, dass die Geschwulst äusserlich an den Backen oder auch am Halse durch den im Innern befindlichen fremden Körper erzeugt wird, und dass man denselben bei der vorgenommenen vorsich­tigen Untersuchung der Maul- und Uachenhöhle und des Schlun­des sehen und fühlen kann; endlich auch dadurch, dass nach Entfernung des fremden Körpers alle Zufälle sogleich nachlassen.
5)nbsp; nbsp;Verstopfung des Leibes. Hierbei erscheinen die Hunde, wenn die Excrementc während mehrerer Tage sich in dem Mast­darme anhäufen, oft traurig, verkriechen sich an kühle, dunkle Orte, haben einen stieren Blick und zeigen wenig oder gar kei­nen Appetit; aber es fehlen die mehrmals erwähnten Symptome der Wuthkrankheit, und ausserdem sieht man, dass die Patienten sich oft zur Kothentleerung stellen, sich aber vergebens dabei abmühen, und beim Einführen eines Fingers in den Mastdarm fühlt man den Koth.
(i) Ausserdom finden sich auch blosse Verstimmungen, na­mentlich in der Sphäre der Geschlechtsorgane, welche einige Aehnlichkcit mit der Wuthkrankheit veranlassen können (s. oben bei Heimweh und Irresein, S. quot;28 und 29), durch Reizungen von Würmern, besonders von den Pentastoma laenioides in den Stirnhöhlen. Hinsichtlich dieses Schmarotzerthieres sollten in jedem der Wuthkrankheit verdächtigen Fall die Stirn- und Nasen­höhlen untersucht werden.
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Wuthkrantheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; • 81
Ursachen. Die Wuthkrankheit entsteht bei den Hunden auf zweierlei Weise, nämlich durch Selbstentwickelung und durch Ansteckung. Die Entstehung auf die letztere Art ist in den meisten Füllen die gewöhnliche. Das ist fast allgemein aner­kannt; denn nur sehr wenige Schriftsteller, deren Urtheil jedoch nicht auf eigener Erfahrung beruht und daher auch keinen Worth haben kann, wie z. B. Robert White*) und Bruckmüller**), haben die Oontagiosität der Krankheit und somit die Entstehung derselben durch Ansteckung geläugnet; diese Entstehungsart ist aber durch unzählige Unglücksfälle, welche durch das ßeissen von wuthkranken Hunden bei Hunden und anderen Thieren, so wie auch beim Menschen, entstanden sind, und ausserdem durch eine .Menge Impfm'suchc vollkommen erwiesen***). Das Con-tagium erzeugt sich in den wuthkranken Thieren sowohl wenn die Krankheit durch andere Ursachen, wie auch wenn sie durch Ansteckung entstanden war, fast in allen Fällen wieder, und es ist ein Irrthum, wenn von ßaderf) und von Capolloff) be­hauptet worden ist, dass bei der durch den ßiss entstandenen oder fortgepflanzten Krankheit das Contagium in der zweiten Generation nicht wieder erzeugt werde. Auch hier haben Ver­suche das Gcgentheil erwiesen. Ich selbst sah in mehreren Fällen die Krankheit durch den Biss und durch die Impfung sich durch drei bis vier Generationen fortpflanzen, und es wärenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; #9632;'
dies wahrscheinlich noch weiter gegangen, wenn die Versuche fortgesetzt worden wären. Das Contagium ist von fixer Natur
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und befindet sich im Speichel und Schleime des Maules, in donnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ! #9632;}
Speicheldrüsen und im Blute, und es wird in der Regel durch den Biss der wuthkranken Hunde (also durch Impfung) in den
*) Froriep's Notizen. Bd. XL S. 14 und 93. Bd. XÜI. S. 25 und 2G5.
**) Prager Vierteljahrsschrift für die pract. Ileilk. X. Jahrg. 1852. Bd. II. S. 1.
***) Hertwig, ßeiträgo zur näheren Kenntniss der Wulhliranldioit. Berlin 1829. (Auch im Suppl.-Heft von Hufeland's Journ. Jahrg. 1828, und Magaz. für Thierheifk. 40. Jahrg. S. 129).
) Neue Theorie der Wasserscheu. Frankf. 1792. jf) Memoria sulla idrofobia. Roma 182.').
Uertwig, ivranlüi. d. Hunde. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;G
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82nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Xervpulcrnnkheiten.
Körper der gebissenen Thiere (oder auch der Mensehen) über­tragen. Diese üebertragung erfolgt jedoch niebt in Jedem Falle unbedingt, sondern sie ist von verschiedenen Umständen abhän­gig, wie namentlich von der Empfänglichkeit des gebissenen Thieres für den Ansteckungsstoff, von der Befeuchtung der Zähne des beissenden Thieres mit Speichel, von der Stärke der Blutung aus der Bisswunde, von der Bedeckung des gebisseneu Theilcs mit Haaren u. s. \v.; denn es sind mehrere Beobachtungen be­kannt, laut wehdien ein oder der andere Hund von wirklich wuthkranken Hunden mehrmals gebissen oder selbst mit Speichel der wuthkranken Hunde geimpft worden ist, und wo doch hier­nach bei der über ein Jahr hinaus fortgesetzten Beobachtung eines solchen Hundes die Wuthkrankhcit nicht entstand, und wo man somit annehmen musste, dass dem gebissenen Hunde tue Empfänglichkeit für den Ansteckungsstoff mangelte. In an­deren Fällen hat man gefunden, dass, wenn die Bisswanden stark bluteten, die Wutlikrankbcit seltener entstand, als da, wo die Wunden klein waren und wenig oder gar nicht bluteten; und ebenso hat es sich in den meisten Fällen ergeben, dass, wenn der beissende Hund ein ganz trockenes Maul hatte, oder wenn er kurz vorher ein anderes Tbicr gebissen und sieh gleichsam die Zähne an demselben abgewischt hatte, das hiernach von ihm gebissene Thier die Wuthkrankheit nicht erhielt.
Die Zeir, in welcher ein Hund nach der Ansteckung in die Wuthkrankheit verfällt, ist in den einzelnen Fällen sehr vor­schieden. Ich sah an einzelnen, doch nur sehr wenigen Hunden (die von verschiedenem Alter und von verschiedener Art waren) die Krankheit acht Tage nach dem erhaltenen Biss von einem tollen Hunde entstehen*), in den meisten Fällen bricht sie in der 4. bis 6. Woche, seltener erst zwischen 6 und 12 Wochen und sehr selten noch später aus. Bei zwei Hunden entstand sie in der 14. Woche, und Youatt (a. a. 0. S. 172) führt an, dass in einem Falle fünf Monate vergangen und in einem an-
*) In der Thimrzneiscluilo zu Dresden hat man (187o) in einem Fall den Ausbruch der Krankheit soffar sclion nach 5 Tagen beobachtet.
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Wuthkranldieit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 83
dern das Thier erst am Schlüsse des 7. Monats von der Wuth befallen wurde.
Die durch Ansteckung erzeugte Krankheit tritt bald in der Form der rasenden, bald in der Form der Stillwuth auf. Es scheint dies von der verschiedenen Disposition des gebissenen Thiercs abhängig zu sein.
Uebcr die Ursachen, durch welche die Selbstentwickeluug der Wuthkrankheit herbeigeführt wird, ist etwas Sicheres noch nicht bekannt. Zunächst kommt dabei das Geschlecht der Hunde in Betracht, indem man fast allgemein annimmt, dass die Krank­heit bei Hündinnen nicht primär entsteht, sondern dass sie nur bei männlichen Hunden in Folge des aufgeregten, aber nicht befriedigten Geschlechtstriebes sich entwickelt. Greve*) hatnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,
dieses durch einen Versuch scheinbar erwiesen, indem er einem an der Kette liegenden Hunde eine brünstige Hündin oft vor-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .,
führte, dadurch die Triebe des Hundes bis auf's Aeusserste er­regte, die vollständige Ausübung des Begattungsactes aber fort­
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während verhinderte. Am 3. Tage dieser Heizungen zeigte sich der Hund verstimmt, beissig und überhaupt wie bei der begin­nenden Wuthkrankheit, und nach 5 Tagen starb er plötzlich. Eine Impfung von ihm wurde nicht gemacht. Letzteres ist zu bedauern, da durch die wenigen vorausgegangenen Erscheinungen der Verstimmung wohl die Beweisführung über die Erzeugung der Wuthkrankheit in diesem Falle nicht hinreichend geschehen kann. Ich habe diese Versuche mehrfältig wiederholt, aber stets ohne Erfolg. Andere genügende Beweise für obige Be­hauptung sind nicht vorhanden. Man führt zwar noch an, dass Hündinnen und kastrirte Hunde nicht primär wuthkrank wer­den; aber die Zahl der kastrirten Hunde ist überall nur gering, und es kommen deshalb von ihnen zu wenige Inille zur sichern Beobachtung. Weibliche Hunde sind aber von dem Entstehen der Krankheit nicht frei, wie dies mehrere Beobachtungen von mir und Anderen ohne Zweifel darthun. Allerdings ist die Zahl der in die primäre Wuth verfallenden weiblichen Hunde eine
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*) Erfahrangen und Beobachtungen über die Krankheiten der IFaus-thiere u. s. w. I. Bd. S. 152. Oldenburg 1818.
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84nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Nervenkrankheiten.
viel kleinere als die der männlichen; dies liegt aber darin, dass überall auch nur eine unverhältnissmässig geringe Anzahl weib­licher Hunde gehalten werden. — Als eine Hauptsache wird last aligemein grosse Hitze im Sommer und strenge Kälte im Winter betrachtet; doch fehlen hierüber bestimmte Beweise, da im Gegeutheil die Krankheit nicht nur Sommer und Winter, sondern auch im Frühjahr und Herbst erscheint, und sogar in manchen Jahren bei geringer Sommerwärme weit häufiger beob­achtet worden ist, als in sehr heisscn und sehr kalten Jahren. — Eine dritte Ursache soll der Mangel an gutem Trinkwasser oder überhaupt an Getränk sein. Wenngleich dem Hunde zu seiner Gesunderhaltung das Getränk nothwcudiger zu sein scheint als den pflanzenfressenden Thieren, so ist doch der Mangel an demselben nicht an dem Entstehen der Wuthkrankheit Schuld; denn man sieht oft die Krankheit bei Hunden entstehen, welche beständig frisches Wasser in Ueberfluss hatten, während sie da­gegen bei den an der Kette liegenden ßauerhunden, die im Sommer, wo der Besitzer vom Morgen bis zum Abend auf dem Felde ist, oft mehrere Tage Mangel an Getränk erleiden, nicht gerade häufiger beobachtet wird. — Ob gewisse Gegenden und Klimate die Entwickelung der Krankheit begünstigen oder ent­gegengesetzt beschränken, ist noch nicht hinreichend erwiesen, doch scheint dies der Fall zu sein. Allgemein wird es be­hauptet, dass die Hunde im Orient nicht wuthkrank werden; dieses ist zwar in dieser Allgemeinheit nicht richtig, da sowohl Schriftstoller aus älteren Zeiten von tollen Hunden in Aegypten und in Griechenland sprechen, z. B. Demokrit, Aristoteles, Xenophou, Apulejus, St. August in und Andere, wie auch neuere Beobachtungen es beweisen, dass die Krankheit in diesen Ländern, und besonders auch in Constantinopel, vorkommt*);
*) So z. B. ist in Froriep's Notizen (18o9, No. 188.) angegeben, dass um diese Zeit und im Jahre vorher in Knnstantinopel und Smyrna furchtbare Fälle von liundswuth vorgekommen sind und deshalb (nach An­gabe des Semaphore de Marseille) der Präsident des Gesundheitsrathes in ersterer Stadt sich von dem Maire von Marseille die Mittheilung aller Mass­regeln zur Beseitigung der herumlaufenden Hunde erbeten habe.
Der Oberarzt Guyon hat in Algerien vom Jahre 1836 bis 1844
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Wuthkrankhoit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 85
indcss steht doch soviel fest, dass sie dort keine häufige Er­scheinung ist, obwohl bei der unzähligen Menge der frei herum­laufenden herrenlosen Hunde daselbst, und bei dem gänzlichennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,| Mangel an Pflege, an Vorsicht und an veterinär-polizcilichen Massregeln sie sich inquot;s Unendliche verbreiten könnte, wenn nicht andere Umstände vorhanden wären, welche ihrer Ent-wickclung hinderlich sind. Von welcher Art diese Umstände sind, ist noch nicht bekannt; es schein! jedoch nach den Andeutungen mancher Schriftsteller hauptsächlich die Er­nährung mit rohem und zum Theil mit faulendem Fleisch, welches die Hunde von den in den dortigen Gegenden stets unbcerdigt bleibenden Cadavern erhalten, eine Mitursache jenes geringen Vorkommens der Krankheit zu bestellen. Ich halte dafür, dass das primäre Entstellen der Wuthkrankheit hauptsächlich unter Mitwirkung einer eigenthümlichen mias- :, \ matischen Ursache der Atmosphäre erfolgt, und dass eine krankhafte Reizbarkeit einzelner Hunde eine besondere Anlage .•| '• dazu bedingt. Denn man hat oft beobachtet, dass die Krank­heit in manchen Jahren in einer Gegend fast seuchenartig ver­breitet und ungewöhnlich zahlreich auch bei solchen Hunden primär entsteht, welche die beste Pflege haben, — wie auch, dass dieses häufige Erkranken besonders bei und nach feurlit-
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warmer Witterung durch mehrere Monate fortdauert, und — dass dann in derselben Gegend die Krankheit wieder durch längere Zeit fast verschwindet; und dass die zuerst oder am
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meisten erkrankenden Hunde hauptsächlich solche sind, welche von Natur sehr reizbar, schreckhaft oder beisssüclitig waren, oder die eine grosso Reizbarkeit nach vorausgegangenen Krämpfen bei der Staupe zurückbehalten haben.
Die Krankheit führt in der Regel zum Tode; angeblich ist jedoch hin und wieder (unter Hunderten von Fällen) eine Be­obachtung gemacht worden, in der die Krankheitssymptome nur durch einige Tage in einem massigen Grade sich entwickelten _____1nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;|
fünfzehn Fülle von Wasserscheu nach dem Bisse von toflen flumfen. auch die Wuthkrankheit bei Hunden und Pferden gesehen (Gazette med. Acad. des scienc. Avrif 1846.).nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;. |j
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Nervenkrankheiten.
und dann wieder verschwanden. Ob dies die wirkliche Wuth-krankheit gewesen? ist durch andere umstände nicht erwiesen. Ich traue deshalb diesen Beobachtungen nicht.
Eine Kur der wnthkranken Hunde darf nicht stattfinden, weil die Anwendung von Heilmitteln und die Aufbewahrung die­ser kranken Hunde immer mit grosser Gefahr verbunden ist. Aus diesem Grunde sind Heilversuche an solchen Hunden ge­setzlich verboten und dürfen nur Aeiv.tcn oder Thierärzten aus­nahmsweise unter Aufsicht der Polizeibehörde, bei Beobachtung der nöthigen Sicherheitsmassregeln gestattet werden. Diese Ver­suche sind bisher nirgends mit gutem Erfolge begleitet gewesen.*)
Die Verhütung der Krankheit erfordert Massregeln:
a)nbsp; gegen die ursprüngliche Entstehung derselben,
und
b)nbsp; nbsp;gegen die Weiterverbreitung durch Ansteckung. In ersterer Hinsicht können wir, weil man die Ursachen
der primären Entstehung der Krankheit nicht kennt, nur (lurch Beachtung folgender Kegeln etwas thun:
1)nbsp; nbsp;Wer Hunde hält, muss dieselben ihrer Natur angemessen pflegen, ihnen gesundes Futter mil etwas Fleisch, zum Trinken frisches Wasser in hinreichender Menge und einen massig war­men Aufenthaltsort geben.
2)nbsp; Sie dürfen nicht unnütz heftig gereizt, gehetzt, oder ge­ängstigt werden.
3)nbsp; nbsp;Fs muss eine Aufgabe der Behörden sein, die übergrosse Anzahl tier Hunde zu vermindern, weil mit ihrer Menge auch die Möglichkeit einer grösseren Verbreitung der Wuthkrankheit wächst. Als .Mittel hierzu dient 1) die Einführung einer nicht zu niedrigen Hundesteuer, und •2) die Kastration der männlichen Hunde. Das letztere Mittel ist wohl nicht zu erzwingen, aber zu empfehlen, und dadurch zu begünstigen, dass die kastrirten Munde von der Steuer befreit bleiben.
4)nbsp; Männliche und weibliche Hunde muss man, wenn nicht
*) Ist aber ein Mensch gebissen, so muss die Wunde sogleich mit einem Aet/.mittel gründlich bestrichen und dann G Wochen in Eiterung quot;#9632;ehalten werden.
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Wuthkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 87
ihre Begattung beabsichtigt wird, in der Zeit, wo die Hündinnen brünstig (läufisch, hitzig) sind, vollständig von einander ge­trennt halten, und besonders die Hündinnen nicht frei herum­laufen lassen, um Aufregungen des Geschlechtstriebes zu ver­meiden.
5) Alle unnützen, besonders aber die sehr reizbaren, schreck­haften, zornigen und beissigen Hunde schaffe man ab.
(5) Das freie Umherlaufen der Hunde muss durch die Obrig­keit möglichst beschränkt werden und darf nur denjenigen ge­stattet sein, welche mit einem festen Maulkorb versehen sind, der von .Metall oder von Draht und so construirl sein muss, dass die Thiere in ihm das Maul wohl öffnen und durch dasselbe frei athmen können, aber zu beissen verhindert sind.
7)nbsp; Jeder Fall, in welchem bei einem Hunde die Wuth­krankheit ausgebrochen ist, wie auch wenn ein Hund sich durch Beissen u. dgl. als dieser Krankheit verdächtig zeigt, muss
der Polizeibehörde angezeigt werden, damit diese die in den Ge-
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setzen*) hierüber bestehenden Vorschriften anordnen und über­wachen könne.
8)nbsp; nbsp;Alle mit den Zeichen der Wuthkrankheit wirklich be­hafteten Hunde tödte man ohne Zeitverlust, vorausgesetzt, dass nicht Jemand von ihnen gebissen ist. Sollte Letz­teres geschehen sein, so ist es besser, um den behandelnden Arzt von dem Zustande des Thieres überzeugen zu können, das er­krankte Thier bis zur Erreichung dieses Zweckes am Leben zu erhalten, — jedoch mit Beobachtung der nöthigen Vorsicht (ff).
i)) Die getödteten oder gestorbenen wuthkranken Hundenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;•;
müssen quot;2 Meter tief vergraben, mit Kalk bestreut und die bei ihnen gebrauchten Utensilien, wie Fress- und Saufnäpfe, Decken, das Lagerstroh, die Hütte u. s. w., müssen verbrannt oder ver­graben, die Ketten ausgeglüht und der Stall mit Chlorkalk oder Carbolöl u. dgl. desinficirt und gänzlich gereinigt werden, und
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*) Für das Königreich Preussen gelten die Vorschriften „des Gesetzes zur Abwehr und ünterdräckung der quot;Viehseuchen vom 25. Juni 1875quot;. und die Erliuileruiigen hierzu in den Amtsblättern der einzelnen Ke-gierungen.
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ICranMieiten des Bildunffslebens.
hiernach darf der Stall erst nach einigen Wochen wieder in Be nutzung kommen.
10)nbsp; Jeder von einem wuthkranken Hunde gebissene oder mil demselben in Berührung gewesene Hund gilt als inficirl und muss haldigst getödtet und dieses der Polizeibehörde angezeigt werden.
11)nbsp; nbsp;Hunde, welche von einem der Wuthkranklieit blos verdächtigen Hunde gebissen worden oder mit demselben in Berührung gewesen sind, so wie auch diejenigen, welche ohne erwiesen gebissen zu sein, einzelne Erscheinungen zeigen, wie solche bei der Wuthkrankheit, aber auch bei andern krankharten Zuständen (S. 28, ^O. 31, 39) vorkommen. — müssen ebenfalls als der Wuthkrankheil verdächtig erachtet und deshalb während 6 Monaten an einem sicheren Orte an der Kette liegend unter po­lizeilicher und thierärztlicher Aufsicht in Beobachtung gehalten werden. Diese Observation darf nur dann verkürz! werden, wenn bei dem ursprünglich verdächtigen Hunde solche Verände­rungen eintreten, resp. solche Umstände ermittelt werden, die den Verdacht sicher aufheben.
12)nbsp; Wenn ein wuthkranker oder der Wulhkrankbeit ver­dächtiger Ifund frei umherlaufend gesehen worden ist, so müs­sen die im Vorstehenden sub 7. und 8. angedeuteten Massregeln
auf alle Hunde des ganzen Bezirks im Umfange raetern angewendet werden.
von
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III. Krankheiten des Bildungslebens.
1. Die Skrophelkrankheit und die Rachitis.
Diese beiden, bei jungen Hunden sehr häufigen Krankheils­formen haben gemeinschaftlich die Eigenschaften: dass sie beide in der ersten Jugendzeit, meist wohl schon im Fötus, beginnen und gewöhnlich nach dem Eintritt des männlichen Alters er­löschen, und dass beide wesentlich auf Störungen des Ernährungs-
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Skrophelferankheil und die Rachitis.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 89
und Bildungsproccsscs beruhen, die sich bei der Skrophelkrank-
lieit anatomisch als Vcrgrösserung und Verdickung der Ue-
krös- und anderer Lymphdrüsen, — bei der Rachitis aber alsnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , ij ;
ungleichmässige, iheils mangelnde, theiis zu reichliche Erzeugung
von Knochensabstanz äussern.
Rei beiden Krankheiten sind in ihrer ersten Periode die Er­scheinungen nur sehr gering und so, dass man die einzelnennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; j Krankheitsformen nicht erkennen kann. Am Puls, am Athmen, an der Temperatur der jungen Hunde ist kaum eine Abweichung von dem gesunden Zustande wahrzunehmen; der Appetit ist gut, oft sogar sehr rege; weiterhin tritt Jedoch ohne äusserliche Ur­sache öfters eine Diarrhöe ein, die Thiere verlieren ihre Munter­keit, sie zeigen sich matt, ihr Gang wird schleppend, sie liegen viel; ihr Bauch wird übermässig dick, wogegen die Schultern und die Schenkel schwach und die Letzteren auch etwas ge­krümmt erscheinen, und bei dem Betasten des Bauches mit ge­lindem Drücken nach innen kann man die Gekrösdriisen in der Grosse von Bohnen und Haselnüssen, und ganz hart, fühlen. Nicht selten finden sich auch die Schilddrüsen geschwollen.
Diese Erscheinungen charakterisiren nun die ausgebildete
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Skrophelkrankheit; es kommen Jedoch häufig noch einige andere, durch Localaffectionen an Schleimhäuten bedingte hinzu, wie namentlich eine Entzündung der Augen, oder des Gehör-ganges, an der Nasen- oder Darmschleimhaut. oder der Eichel und Vorhaut des männlichen Gliedes. Diese Affectionen. weiche meist das Ansehen von katarrhalischen Entzündungen haben, machen oft chronische Schleimflüsse und Geschwüre.
Die Rachitis beginnt mit den nämlichengeringenSymptomen wie die Skrophulosis, aber es finden sich zu diesen als wesent­liche Merkmale der Rachitis noch Auftreibungen der Ge­lenkenden der Röhrenknochen und der Verbindungs­stellen der knöchernen und knorpeligen lii ppenthei le, und dann auch Vcrbiegungen des Brustkastens und. der Glicd-maassen. Die Anschwellungen der Gelenke sind nichl ganz knochenhart, nicht beiss und bei ziemlich starkem Druck auf sie auch nicht schmerzhaft und wenn man mit einem eisernen Instrument auf sie klopft, entsteht ein mehr matter Ton als
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90nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten des Bildungslebens.
bei dem Klopfen auf gesunde Knochen. Die Verbiegungen oder Verkrümmungen zeigen sich am stärksten an den langen Knochen der hintern Gliedmaassen und an dem Sprungiielenk, indem das­selbe durch das Gewicht des Körpers mehr herabgedrückt ist. so dass es mit dem Oberschenkel einen kleinen Winkel bildet und dass besonders beim Gehen die hintere Seite des Fesseis dem Erdboden näher gebracht wird.
Beide Krankheiten bilden sich in den einzelnen Fällen bald etwas schneller, bald langsamer bis zu einem gewissen Grade aus. der nicht immer der höchste zu sein braucht, und sie machen dann unter günstigen umständen (wenn die Krankheit erst nach dein 3. Monat eingetreten ist, langsam sich entwickelt und rich­tige Fliege besteht) einen Stillstand, der. wie bereits oben ge­sagt, gewöhnlich mit dem Alter der Mannbarkeit, d. i. im zwei­ten Lebensjahre der Hunde, bemerkt wird, und wonach die Pa­tienten in der Art genesen, dass sie gedeihen und die abnorm weichen Knorpel und Knochentheile durch Verkalkung fest wer­den, obgleich bei den Rachitischen meist die Gelenke dick und die Beine etwas krumm bleiben. In den höheren Graden tritt aber auch häufig (namentlich bei der Skrophulosis) Abzehrung, Wassersucht und der Tod direct ein, oder derselbe erfolgt durch eine langwierige Diarrhöe.
Die Obduction ergiebt grosso Abmagerung, Blässe der Mus­keln, häufig wässerige Infiltration, auch dergleichen Ansammlung in den Körperhöhlen: Herz und die Eingeweide blass und schlaff; Gekrösdrüsen abnorm gross, derb, blass; Schild- und einzelne andere Drüsen desgleichen; Blut wenig, dünn; — die Intcrmcdian-knorpel der Gelenkenden an den Röhrenknochen und an den Verbindungsstellen der Rippen mit ihren Knorpeln aufgelockert, weich und oft enorm gross, die Beinhaut dicker, sehr gefäss-reich und unter ihr zuweilen eine dünne Lage von neugebildeter Knochenmasse. — Wenn eine der oben erwähnten Schleimhaut-affectionen bestanden hatte, so findet man die betreffenden Theile der Schleimhaut verdickt und blutreicher.
Die wesentliche Ursache der Skrophclkrankheit hat man bisher gewöhnlich in einer speeiftschen Schärfe in den thierischen Säften, in einem Skrophelgift, oder in fehlender Zuführung von
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Skrophelkranbheiten un(\ die Rachitis.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;91
phosphorsaurcr Kalkerde u. dgl. gesucht; jetzt nimmt, man an, class die innere Ursache (die Disposition oder Anlage) zu der Skrophulosis eine allgemeine Schlaffheit in Verbindung mit grosser Reizbarkeit der Lymphdrüsen sei, und dass dann durch äussere Ursachen, z. B. durch schlechte (besonders saure) Nah­rung, Mangel an Fleischkost, Unreinlichkeit, dauernden Aufent­halt in nasskalten, finstern Ställen u. s. w. eine mangelhafte Beschaffenheit des Blutes und der Lymphe und so die Krank­heit hervorgerufen werde. — Hinsichtlich der Rachitis hat Ro-loff durch Versuche nachgewiesen*), dass die Krankheit durch mangelhafte Zuführung von Kalkerde zu den Knochen er­zeugt werde, wogegen Professor Schütz erklärt**), dass die­
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ses nicht der Fall ist, dass überhaupt eine Veränderung der Blutmasse nicht besteht, sondern dass der fehlerhafte Bildungs-process ein rein localer ist, der durch, irritative oder entzünd­liche Vorgänge an denjenigen Theilen, aus denen Knochen ge­bildet werden sollen (das sind die Intermediarknorpel und das Periost), entsteht; und ferner: dass zu dem Entstehen dieser Krankheit zwei Ursachen, eine Causa iiuerna und eine Causenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; I
externa nothwendig sind, über welche wir eigentlich nichts Näheres wissen, obwohl zu der erstoren gewisse Mängel in der Ernährung gerechnet werden müssen.
Sowohl die Skrophulosis wie auch die Rachitis vererben sich auf die Jungen, jedoch nur als ein holier Grad der Disposition zu diesen Krankheiten. Ks ist mehrfältig beobachtet worden, dass dieselben sich in ganzen Familien wäh­rend einiger Generationen erhalten haben, und dass sie aufhör­ten, als man die kränklichen Hunde mit anderen Raeen paarte.
Die Behandlung der kranken Hunde beruht bei beiden Krankheilen in den ersten Perioden hauptsächlich auf guter diätetischer Pflege, auf gesunder Nahrung von süsser Milch, von Brod oder Gemüse mit gekochtem Fleisch, welches hier selbst
*) Ueber Osteomalacie und 'Rachitis. Arch. f. wissensch. u. pract. Tlüerlieilk. Bd. V. p. 152.
**) Virchow's Archiv für patholog. Anatomie und Physiologie und für klinische Medicin. 46. üd. Mit Tafel XIV.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . \
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SIquot;.'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten des Bilduiifrslebens.
etwas fetthaltig sein kann, Alles in massiger Menge, lieber in 3—4 kleinen als in wonigen grossen Portionen; dazu gehört ein trockener, massig warmer Aufenthaltsort mit reiner Luft, Ruhe nach dem Verzehren dos Futters in der nächsten Stunde, und später massige Bewegung, besonders bei schönem Wetter. — In therapeutischer Hinsicht achtet man in jeder Periode beider Krankheiten auf die Beschaffenheit der Darmausleerungen und sucht sowohl Leibesverstopfung wie auch Durchfälle zeitig zu beseitigen, indem man gegen Erstere bei anscheinend irritablem Habitus der Patienten das Kali oder Natrura sulphuricum (5,0 bis 10,0) in Wasser (30.0—60.0) gelöst, stündlich ' ä bis 1 Ess­löffel voll giebt bis Wirkung erfolgt, oder auch das Calomel (0,2—0,3) mit Zucker (1,0) als Pulver oder mit Honig q. s. als Pille auf Einmal; dagegen bei mehr torpiden Habitus das Ricinusöl (10,0—20,0), quot;der das Aloe-Extract (0.1—2) aufge­löst in Wasser (15.0—30,0) oder mit ein wenig Mehl zur Pille gemacht. — Bei Durchfall ist die Rhabarber-Tinctur, 2stünd­lich eine halbe bis ganze Gramme, für sich allein oder mil einem Löffel voll Kamillenthee, während eines Tages 3mal zu geben, aber bei gleichzeitigem Leibschmerz die einfache Opiumtinctur 5 bis 8 Tropfen in derselben Weise täglich nur zweimal. Ausser-dem sind bei der Skrophulosis bittere, gelind adstringirende Mittel, das Jod und Jodeisen (0.1—3) pro dosi in Pillen, mit diesen Mitteln, täglich einmal, — und bei der Rachitis dieselben Mittel, und pulverisirtc Kreide täglich eine Messerspitze voll auf das Futter gestreut, oder ebenso der phosphorsaure Kalk (0,2—1,0), oder das Kalkwasser als Getränk mit Milch zu gleichen Theilen gemengt zu empfehlen.
2. Die Fettsucht. Einzelne Hunde, besonders solche, welche bei guter Nah­rung viel Ruhe haben, sowie auch Oastraten, erzeugen nach und nach im ganzen Körper einen so reichlichen Fettabsatz, dass sie hierdurch einen ganz breiten Rücken und einen runden, dicken Körper bekommen. Bis zu einem gewissen massigen Grade dieser Fettbildung sind die Thiere ganz munter und alle Func-tiouen gehen regelmässig von Statten: wird aber dieser Grad
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Fettsucht. Abzehrung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;93
überschritten, so zeigen sieh solche Hunde allmälig mehr träge, sie liegen gern und viel und beim Gehen zeigen sie sich all­mälig mehr kurzathmig; nocii später findet sich ohne weitere Ursachen ein oft wiederkehrender, kurzer, matter Husten ein, und die Kurzathmigkeit äussert sich bei jeder geringen An­strengung, ja selbst beim ruhigen Liegen (s. Kurzathmigkeit). Zuweilen finden sich auch ohne weitere Ursachen ein Ausfallen der Haare auf dem Rücken (eine Art Glatze) und flechtenar­tige (trockne und nässende) Hautausschläge, letztere an ver­schiedenen Theilen, hinzu. Zuletzt tritt nicht selten ein ent­gegengesetzter Zustand der Bildungsthätigkeit, nämlich grosso Abmagerung, ein.
Die mit der Fettsucht behafteten Hunde können bei einer vorsichtigen Ernährung, und wenn man die Thiere fortgesetzt zur Bewegung in freier Luft zwingt, durch viele Jahre in einem ganz erträglichen Zustande erhalten, ja wohl selbst von dem Uebei befreit werden. Letzteres ist freilich bei Stubenhunden, welche an verschiedenen Familienmitgliedern, und besonders an den Köchinnen, ihre Freunde finden und mit einer ihnen sehr eigenen Zudringlichkeit fortwährend gute Bissen erbetteln, schwer zu erreichen. Bei einer entsprechenden medicinischen Behand­lung kann man in jeder Periode dieser abnormen Bildungs­thätigkeit eine bedeutende Milderung herbeiführen. Bleiben die Thiere fortgesetzt in guter Kost und Ruhe, so gehen sie in manchen Fällen plötzlich durch Lungenlähmung zu Grunde oder es treten nach und nach die bezeichneten üblen Zufälle hinzu, und die Thiere sterben zuletzt an Schwindsucht.
In therapeutischer Hinsicht giebt man von Zeit zu Zeit, d. i. etwa alle 8 Tage wiederholt, ein abführendes Mittel, am besten eine Pille aus Calomel und Gummigutt (ana 0,2—0,4 Grm.) mit Honig bereitet, oder aus Aloe (00,18—0,6 Grm.) und Jalappenseife q. s., und in der Zwischenzeit giebt man die Jodpräparate (S. 95) in öfteren Unterbrechungen.
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3. Die Abzehrung.
Sowohl bei alten wie auch bei jungen Hunden findet sich /uweilen eine auffallende Abmagerung des ganzen Körpers, vor-
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94nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten des Bildungslebens.
bunden mit verhältnissmässiger Abnahme der Kräfte, ohne dass ein anderweitiges Leiden in bestimmter Form besteht. Bei den höheren Graden dieses Uebcls liegen die Thiere andauernd, so dass an den am meisten hervorstehenden Theilen der Brust, der Rippen, der Darmbeine und der Gelenke ein völliges Durch­liegen stattfindet. Dabei sind die Schleimhäute blass oder un­rein gelblich weiss, die Augen häufig mit etwas schmierigem Schleim bedeckt, der Puls ist weich, klein und der Herzschlag, an beiden Seiten der Brust pochend fühlbar; das Athmen ist in den meisten Fällen langsam und nicht angestrengt, zuweilen aber auch, wenn Brustkrankheiten oder Leberleiden vorausge­gangen sind, etwas angestrengt und beschleunigt; der Appetit ist gewöhnlich rege und die Verdauung, dem Ansehen nach, wenig oder gar nicht gestört; doch giebt es auch Fälle, wo der Appetit vermindert ist und wo Diarrhöe besteht; der Leib er­scheint bei manchen dieser Hunde ziemlich voll, bei andern aber sehr mager und zusammengeschrumpft, und zuweilen fühlt man durch die Bauchwände ganz deutlich die Gekrosdrüsen ver-grössert und härter als im normalen Zustande. In der letzten Zeit findet sich auch Fieber mit schnellem, kleinem Puls und öfters wechselnder Temperatur hinzu.
Der Verlauf der Krankheit erstreckt sich in der Regel über drei Monate. Der Ausgang ist meist tödtlich, entweder durch gänzliche Erschöpfung oder auch indem Bauchwassersucht oder allgemeine Wassersucht hinzutritt, und durch diese der Tod her­beigeführt wird.
Die Ursachen sind in den meisten Fällen dunkel und zu­weilen nur in einer mangelhaften Bildungsthätigkeit begründet; denn, wie bereits oben angegeben, die Thiere zeigen gewöhnlich Appetit und die Verdauung erscheint nicht eben gestört. Es muss daher entweder an der gewöhnlichen Blutbereitung oder an der gehörigen Aneignung der Bildungsstoffe an die Organe fehlen. Zuweilen sind andere Krankheiten vorausgegangen, wie namentlich Entzündungen der Baucheingeweide, langwierige Diarrhöen, Vergiftungen mit metallischen Mitteln u. dergl. In noch andern Fällen hat aber das Uebel offenbar seinen Haupt­sitz in den Lymphdrüsen, besonders im Gekröse, und scheint in
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Abzehninp;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;95
einer skrophulösen Dyskrasie begründet zu sein, jedoch ist etwas
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Näheres darüber nicht nach/aweisen.
Die Behandlung kann bei dieser Dunkelheit des Krankhcits-prouesses auch nur eine sehr unsichere sein. Zunächst muss man alle den Ernährungs- und Bildungsprocess störenden Ein­flüsse möglichst abhalten, das Thier nicht anstrengen, ihm gutes Putter, besonders Fleisch und klein zerklopfte Knochen, gemengt mit Roggenmehl oder Roggenbrod, in kleinen Quantitäten aber oft verabreichen, ihm einen trocknen und massig warmen Aufent­haltsort mit reiner Luft geben, und dann durch gelind die Gangiiennervcnthätigkeit anregende Mittel, wie z. li. kleine Ga­ben von Rhabarber, von Asa foetida, von bittern und gelindnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;' if aromatischen Mitteln, den Assimilationsprocess zu befördern
suchen. Wo die bezeichnete Vergrösserung der Gekrösdrüsen wahrzunehmen ist, giebt man den Fischthran (jedoch von guter Qualität), täglich quot;2—3 Mal zu l/2—1 Esslöffel, oder auch kleine Gaben von Jod-Kupfer oder Jod-Quecksilber (0,015—0,0(1). — Wo übermässige Ab- und Aussonderungen bestehen, namentlich Durchfall oder vermehrte Urinsecretion, da sucht man durch
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entsprechende Mittel (s. Durchfall und Harnruhr) denselben ent­gegenzuwirken.
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Zweiter Abschnitt,
Besondere Krankheiten der einzelnen Organe.
Erstes Kapitel.
Krankheiten am Kopfe.
I. Die Gehirn- und GeMmhäuteentzündung.
Die Gehinisubstanz kann in ihrer Totalität, wie auch in den einzelnen Abtheilungen von Entzündung ergriffen werden, und ebenso können auch die Hirnhäute in einem grösseren oder geringeren Umfange an Entzündung leiden, — wie dieses die anatomischen Untersuchungen gezeigt haben. Diese Entzündun­gen bestellen bald in der Gehirnsubstanz allein, bald auch zu­gleich in den Häuten.
Die Gehirnentzündung ist eine seltnere Krankheit; sie kommt am häufigsten bei jungen und vollblütigen Hunden zur Zeit des Zahnwechsels, selten bei älteren vor, und sie entsteht durch Erkältungen, zuweilen aber entgegengesetzt durch die Ein­wirkung zu grosser Wärme auf den Kopf, wenn die Thiere mit demselben zu lange in den brennenden Sonnenstrahlen oder un­ter dem heissen Ofen liegen. Auch Stösse und Schläge auf den Kopf können sie erzeugen. — Die Erscheinungen sind: Einge­nommenheit des Kopfes, erhöhte Wärme desselben, Taumeln oder Drehen nach einer Seite, stark injicirte Bindehaut der Augen, dunklere Röthung des Maules, Trockenheit der Nase, schneller
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Gehirn- und Geliirnliäuteentzündung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;97
Puls, Mangel an Fresslust, Ausleerungen selten und der Koth
ist hart und trocken. In höheren Graden der Krankheit liegen
die Thiere in einem fast bewusstlosen Zustande und mehrentheilsnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;$1
gelähmt.
Bei der Gehirnhautentzündung sind die Ursachen und grösstentheils auch die Symptome dieselben, jedoch treten bei der Letzteren häufiger Krämpfe auf, der Verlauf ist schneller, und der Tod erfolgt oft plötzlich.
Die Beurlheilung ist im Anfange dieser Leiden stets unsicher,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i
.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;...nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ;
jedoch ziemlich günstig zu machen, wenn das Fieber sich einige Tage in einem massigen Grade erhält und die Betäubung keine Fortschritte macht; dagegen ist bleibende Lähmung und selbst der Tod zu befürchten, wenn das Fieber heftiger wird, die Pu­pille sich sehr erweitert und die Betäubung schnell zunimmt.
In Betreff der Kur 1st zunächst ein ruhiger, kühler Aufent­haltsort des Patienten erforderlich. Wenn die Krankheit mit Heftigkeil eingetreten ist, macht man kräftigen Hunden einen
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der Constitution und Grosse des Thieres entsprechenden Ader-lass von circa 30,0 bis 300.0 Grm. und wiederholt denselben in geringerer Menge, wenn nach (gt; — 8 Stunden keine Minderung der Zufälle zu bemerken sein sollte. Innerlich giebt man Ca­lomel pro dosi zu 0,2—0,4 Grm. täglich 4mal, oder auch das Glaubersalz zu 2.0—15.0 Grm. eben so oft, und so lange wie­
derholt, bis Laxiren eingetreten ist. Dabei applicirt man auf
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den Kopf unausgesetzt kalte Umschläge von in kaltes Wasser getauchten Lappen, oder von klein zerklopftem Eis, gleichmässig fortgesetzt, bis die Thiere munterer erscheinen. Ausscrdem kann man, nachdem die abführenden Mittel ihre Wirkung gethan ha­ben, an dem Genick die Cantharidentinctur einreiben oder ein
Haarseil ziehen und dieses durch 8 Tage liegen lassen. Die
Nahrung muss auf dünne Suppe von Hafergrütze oder von Weiss-brod beschränkt bleiben, bis alle Krankheilszeichen vorüber sind. Anstrengungen müssen während dieser Zeit gänzlich vermieden werden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'11
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Ilcrtwig. Krnnkli. d. Hände, 2. Aull,
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KranldiiMten der Ausen.
II. Krankheiten, der Augen.
1. Augenentzündungen.
Die Haupttheile der Augen — der Augapfel, die Augen­lider und die Thränenwerkzeuge — können durch verschiedene Ursachen in einem soleheu Grade gereizt werden, dass ein an­dauernder Andrang des Blutes in die feinen Adern dieser Theile, theilweise Stockung des Blutes oder auch Austretung desselben aus den Gefässen erfolgt und dabei die Wärme und die Empfind­lichkeit über das normale Maass gesteigert erscheint. Ein sol­cher Zustand wird als Augenentzündung bezeichnet, und in den einzelnen Fällen benennt man diese Entzündungen nach der Art ihrer Ursachen, /.. ß. Wundenlzündung, — nach ihrem Ver­lauf, z. B. hitzige und langwierige, — nach ihrem speciellen Sitz, z. li. als Bindehautentzündungen, Hornhautentzündungen, — und nach der Art eines etwa vorhandenen anderweitigen Leidens, z. B. Rheumatismus: rheumatische Entzündungen.
Die Augenentzündungen veranlassen sowohl direct wie auch durch ihre Folgen mancherlei Störungen des Sehvermögens, wie: Trübungen der durchsichtigen Theile der Augen, Verwachsungen einzelner Theile, Störung des Ernährungsprocesses des Augapfels, Verkleinerung (Schwund) desselben; zuweilen bildet sich Eiter in Bläschen auf dem Augapfel oder auch im Innern des letz­teren, und durch die Eiterung werden verschiedene Zerstörungen herbeigeführt; ebenso kann Wassersucht oder Brand durch die Entzündung herbeigeführt werden, und in einzelnen Fällen auch Lähmung der Sehnerven.
A. Die traumatische raquo;der die Wundenlzündung und die Wunden der Augen.
a) Diese Entzündung entsteht durch mechanische Einwir­kungen, z. B. durch das Kratzen mit den Krallen der Katzen, durch Bisse von Hunden und anderen Thiercn, durch Schläge mit Peitschen und Ruthen u. dergl., und durch das Eindringen von Sand und anderen fremden Körpern zwischen die Augenlider. Das so beschädigte Auge erscheint an der betroffenen Stelle bald mehr, bald weniger angeschwollen, heiss und schmerzhaft, die
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Angenentzündangen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 99nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;#9632;{
Bindehaut dunkler geröthet, zuweilen mit Blut unterlaufen, die durch sieht ige Hornhaut bläulich, oft mit einer Wunde versehen oder zwischen dem Augapfel und den Augenlidein etwas Sand, Haare u. dgl. Das Sehen ist in dem Maasse, wie die Augen­lider angeschwollen sind und die Hornhaut undurchsichtig ist, bald mehr, bald weniger gestört.
Die Dauer dieser Entzündungen ist von 2 bis zu 14 Tagen und darüber; sie und ihr Ausgang hängen grösstentheils von der mit der Entzündung verbundenen Verletzung des Augapfels, zum Theil auch von dem Grade der Entzündung ab; ist starke Quetschung des Augapfels zugegen, so dass die Krystalllinse oder die Regenbogenhaut mit betroffen sind, besteht hierbei ein hoher Grad des Leidens, und ist der Zustand über 30 Stunden alt, so ist die Eiterung und der Verlust des Sehvermögens un­vermeidlich, aber bei entgegengesetzten Verhältnissen und bei einer zweckmässigen Behandlung kann die Entzündung in voll­ständige Zertheilung übergehen und die Heilung erfolgen.
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Die Behandlung beginnt mit der Entfernung der etwa zwi-
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schen den Augenlidern und dem Augapfel befindlichen fremden Körper. Hierzu muss der Hund mit zugebundenem Maul an den Kopf und den Pfoten festgehalten werden, worauf man ihm die Augenlider am besten mit den blossen Fingern möglichst weit auseinander zieht und die locker sitzenden Körper mit Wasser oder mit einer dünnen, schleimigen Flüssigkeit mittelst eines feinen Läppchens öder Sclnvämmchens wegspült, festsitzende Substanzen aber mittelst einer Pincette oder mittelst eines in Form eines Zahnstochers zugespitzten Federkiels wegnimm(.
Hierauf lässt man recht oft wiederholt Befeuchtungen oder Umschläge von ganz kaltem Wasser auf das leidende Auge ma­chen, so dass daselbst fortdauernd eine möglichst gleiche nie­drige Temperatur erhalten wird, bis die Entzündung beseitigt ist. — Besieht übermässige Empfindlichkeit und ist das Auge trocken, so kann man hierzu eine schleimige Feuchtigkeit, z. B.
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eine Abkochung von Malvenkraut, von Leinsamen, den Quitten­schleim und mit Zusatz von Bilsenkraut anwenden; dagegen
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sind bei grosser Schlaffheit lauwarmer Kamillenthee oder ver-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; |
dünnte Arnicatindur (1 zu quot;20 Wasser) nützlich. Dabei giebt
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Krankheiten der Augen.
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man öfters ein Abführungsmittel, hält den Hund in magerer Diät, in Ruhe und gegen Zugluft geschützt; und wenn er eine Neigung zeigt, sich das Auge mit den Pfoten oder an anderen Gegenständen zu reiben, so muss man ihm die beiden Vorder­pfoten zusammenbinden, oder auch ihn mittelst Ketten oder Stricken, welche an das Halsband befestigt sind, rechts und links so kurz anbinden, dass er mit dem kranken Auge keinen andern Gegenstand erreichen kann.
b) Die Wunden an den Augen betreffen entweder nur die Augenlider, oder die durchsichtige oder die undurchsichtige Hornhaut oder selbst die Regenbogenhaut; sie sind bald läng­lich, bald rundlich oder auch lappig, zuweilen auch mit Verlust eines Theiles der Substanz der Hornhaut verbunden; oft nehmen sie die Mitte der durchsichtigen Hornhaut ein, in anderen Fällen sind sie näher dem Rande derselben oder sie gehen noch über diesen hinaus; bei den durch die Hornhaut hindurchgehenden Wunden (liesst gewöhnlich die wässrige Feuchtigkeit aus der vorderen Augenkammer aus und die Hornhaut fällt zusammen; späternhin entsteht Eiterung und die inneren Theile des Aug­apfels schwären aus. Neben diesen verschiedenen Verletzungen finden sich die Entzündungssymptome; die Bindehaut erscheint dunkler geröthet und mit mehr Blutgefässen versehen, die durch­sichtige Hornhaut aber trüb und zum Theil undurchsichtig; zu­weilen ist ein Theil der Regenbogenhaut in Form eines braunen oder schwärzlichen Körperchens zwischen die Wundränder ein­geklemmt; die Hunde sehen undeutlich oder gar nicht, sie wischen oft mit den Pfoten über die Augen, sind sehr empfind­lich an denselben und halten sie mehrentheils geschlossen. Die Untersuchung ist deshalb schwierig und muss so geschehen, wie es bei der Entfernung fremder Körper (S. 99) angedeutet ist.
Die Wunden des Augapfels sind, je nach ihrer Beschaffen­heit von sehr verschiedener Bedeutung. Die oberflächlichen und frischen Wunden, besonders wenn ihre Ränder eben sind, werden fast immer vollständig geheilt; dagegen lassen diejenigen, welche unebene, zerrissene Ränder haben, oder bei denen die durchsich­tige Hornhaut blau und weiss getrübt erscheint, so wie diejeni­gen, welche bereits eitern, gewöhnlich undurchsichtige Narben
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Augenentzündungen,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;101
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oder Flecke zurück, welche das deutliche Sehen stören und in
den meisten Fällen nicht vollständig wegzuschaffen sind. In den
Fällen, wo die Hornhaut durchgehend verletzt ist, wo die Regen-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i
bogenhaut hervorgedrängt und zwischen die Wundränder einge-
klemmt ist, wo der Augapfel bereits verkleinert erscheint, geht
immer das Sehvermögen verloren, wenngleich die Heilung der
Wunde noch erfolgt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;I
Die Behandlung ist bei allen Augenwunden zunächst, ganz wie vorstehend bei den Entzündungen angegeben, auf die Ent­fernung der etwa in die Wunde und zwischen die Augenlider und den Augapfel eingedrungenen fremden Körper und auf die
möglichste Verminderung der begleitenden Entzündung gerichtet. Demgenuiss wäscht man in möglichst gelinder Weise das Auge
mit kaltem Wasser oder mit einer dünnen und durchgeseihten schleimigen Feuchtigkeit rein aus, und setzt dann das Befeuchten mit derselben Flüssigkeit durch 24—48 Stunden, alle halbe Stunde wiederholt, fleissig fort, bis die erhöhte Wärme und der
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Schmerz heseitigt sind. Dabei hält man die Thiere an einem dunklen Orte, der frei von Zugluft 1st, giebt ihnen 1 Tag wenig, oder bei durch die Hornhaut dringenden Wunden, gar kein Futter, und wenn sie kräftig nnd vollblütig sind, macht man einen Aderlass und giebt ihnen in das Trinkwasser eilte ihrer Grosse angemessene Quantität Salpeter (pro Tag quot;2,0—8,0). Wunden der Augenlider werden mit feinen Nadeln entweder mittelst der sogenannten Knopfnaht oder der umwundenen Naht recht gleich-massig geheftet: aber das Heften der Hornhautwunden ist ganz unzweckmässig; man darf bei den letztern nur die Augenlider mittelst einer leichten Kompresse oder mittelst eines Heftpflasters über dem verwundeten Theile der Hornhaut zusammenhalten. Ist Eiterung entstanden, so sind bei grosser Reizbarkeit schlei­mige und narcotischo Augenwässer, entgegengesetzt bei grosser Reizlosigkeit aber Augenwässer von gelind aromatischen Mitteln mit Zusatz von ganz kleinen Quantitäten von Zinkvitriol (z. B. 0,5 zu 150 Kamillcn-Aufguss) zu benutzen, bis die Vernarbung geschehen ist. Bleimittel sind unter allen Umständen unzweck­mässig. Die in manchen Fällen zurückbleibenden Flecken und
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Krankheiten der A.u£en.
undurchsichtigen Narben weiden so behandelt, wie dies weiter unten (S. 107) bei den Hornhautflecken angegeben ist.
B, Die kaiurrhalischi' .lugenentzflndung.
Wenn Hunde sieh irgendwie erkälten, so entstellt oft eine Entzündung in der Bindehaut, welche die innere Fläche der Augenlider und einen Theil der weissen Haut des Augapfels und die undurchsichtige Hornhaut mit einem dünnen Blättchen überzieht. Diese Haut schwillt dann bald mehr, bald weniger an, ihre Adern werden stärker aufgetrieben und in grösserer Anzahl als im gesunden Zustande sichtbar, und zwar ineistcn-theils in einer zweigartigen Form. Hierdurch wird sie auch mehr geröthet, die Augenlider schwellen etwas an und werden heisser, und meistentheils wird die Thränen- und fast immer die Schleim­absonderung in der Bindehaut und an den Augenlidrändern ver­mehrt; die Thiere zeigen mehr Empfindlichkeit gegen das Licht, blinzeln mit den Augenlidern oder halten dieselben auch ge­schlossen. Das Sehen ist dabei in den meisten Fällen nicht wirklieh gehindert, wohl aber ein wenig getrübt, wenn die durchsichtige Hornhaut mit dickem Schleim überzogen ist. In manchen Fällen wird diese Haut selbst bläulich, trübe, und da­durch wird auch das Sehen verhältnissiuässig, wie eben die Trübung grosser oder geringer ist, gestört. Die Krankheit be­steht oft für sich allein an einem Auge oder an beiden zugleich; in anderen Fällen ist sie mit Fieber, mit Nasenkatarrh, oder mit Husten. Staupe, Lungenentzündung, oder mit rheumatischen Allectionen verschiedener Art complicirt — was man an den anderweitig vorhandenen Symptomen erkennt.
Die katarrhalische Augenentzündung ist die gutartigste von allen Augenkrankheiten; denn sie erreicht bei einer zweckmässi-gen Behandlung gewöhnlich in Zeit von 3 — 8 Tagen ihr Ende, und zwar so, dass kein Nachtheil von ihr zurückbleibt; wenn sie jedoch entweder vernachlässigt worden oder mit anderen Krankheiten complicirt ist, so kann sie auch chronisch, d. h. langwierig, werden, oder auch in Bläschenbildung, in Geschwüre und in tiefer eindringende Narben und Verdunkelungen über-
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Angeaentzündungen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 103
gehen und dann bleibende Flecke an der durchsichtigen Horn­haut hinterlassen.
Die Kur erfordert zunächst die Verhütung weilerer Erkäl­tungen, weshalb die Thiere in einem trockenen, massig warmen und gegen Zugluft geschützten Aufenthaltsort untergebrachi wer­den müssen. Bei den leichtern Graden der Entzündung, wenn wenig Auflockerung der Bindehaut besteht, ist ein Augenwasser aus einem Fliederaufguss, lauwarm alle Stunden einmal ange­wendet, in den meisten Fällen ausreichend. 1st jedoch die Binde­haut sehr aufgelockert, die Schleim- oder Thränenabsonderung sehr reichlich, aber die Lichtscheu gering, so ist ein Kissen von weicher Leinwand, mil trockenen Flieder- oder Charaillenblumen massig locker angefüllt, und so auf das Auge gelegt, dass es dasselbe vollständig überdeckt, das beste Mittel. Man muss Jedoch das Kissen so oft erneuern, als es von den Thränen nass geworden ist. — Bei grosser Empfindlichkeit des Auges verdie­nen schleimige und narcotische Mittel den Vorzug, z. B. eine Abkochung von Leinsamen oder von Malvenkraut, oder der Quittenschleim, letzterer in der Stärke, dass man von •_'.() Quitten­samen quot;JOO.O—'JoO.O schleimige Flüssigkeit bereitet, und die­selbe, nachdem sie durch Leinwand geseiht, alle halbe bis ganze Stunde einmal anwenden lässt. Von den narcotischen Mitteln wählt man besonders das Belladonna- und das Bilsenkraut, und lässt von dem einen oder dem andern 15,0 mit 180,0—'-'OO.O Wasser kochen und die Flüssigkeit, für sich allein oder auch mit einer kleinen Quantität Bleizucker (0,05 zu 30,0 Flüssig­keit) versetzt, alle Stunde bis zwei Stunden einmal auf das Auge bringen; oder man wendet das Atropin an, namentlich das Atrop, sulfuricum, in Solution als Augentropfwasser (0,0quot;-' — 0,6 zu 10,0 Aqua), oder als Salbe (0,05 zu 5,0 Fett), letztere täglich mehrmals erbsengross über den Augen einzureiben. Auch lässt man oft bei gleichzeitiger grosser Empfindlichkeit und Trocken­heit des Auges schleimige und narcotische Mittel in Verbindung mit einander gebrauchen. — Wenn dagegen die Empfindlichkeit gering, die Absonderung reichlich und die Auflockerung der Bindehaut bedeutend ist, so sind Auflösungen von Zinkvitriol, von Kupfervitriol oder auch von Augenstern (0,05—0,2 zu 30
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Krankheiten der Annen.
Flüssigkeit) am heilsamsten. Bei grosser Erschlaffung und Reiz­losigkeit der Bindehaut können diese Auflösungen in aromati­schen Aufgüssen bereitet werden.
Gegen die bei heftigen catarrhalischen Augenentzündungen oft entstehenden Bläschen ist etwas Besonderes nicht zu tiiun. Bei entstandenen Geschwüren der Hornhaut bestreicht man die­selben Morgens und Abends mit einer Salbe, bestehend ans fein-pulv. rothen Quecksilberpräcipitat (1,0) und Schweinefett oder ungesalzener Butter (8,0—10.0—12,0), und in der Zwischenzeit wendet man diejenigen von den eben genannten Mitteln an, welche dem Grade der Reizbarkeit und der Empfindlichkeit des Auges entsprechend sind. — Wenn die Entzündung chronisch geworden, so ist bei geringer Empfindlichkeit des Auges die eben genannte Salbe, sonst aber eine Auflösung von Kupfer­vitriol (0,5 auf 30,0 Grm. Wasser), in manchen Fällen mit Zu­satz von etwas Opium, täglich 2—3 Mal angewendet, zu be­nutzen.
Die anderweitig vorhandenen Krankheiten, wie Staupe, Rheu­matismus u. dergl. müssen nach ihrer Art mit innerlichen Mitteln behandelt werden.
C. Die rheumatische Aiigeiieiitzütidung.
Sie befällt die Hunde in jedem Lebensalter und ist oft mit der catarrhalischen Augenentzündung, mit der Staupe, mit Ca-tarrhalfieber und besonders mit Rheumatismus und rheumati­schen Entzündungen complicirt. Ihren Sitz hat sie hauptsäch­lich in der undurchsichtigen Hornhaut (in der sogenannten weissen Haut des Augapfels), zuweilen auch in der durchsichti­gen Hornhaut und in der Geiasshaut im Augapfel. Ihre Er­kennungszeichen sind: vermehrte Wärme am Auge, grosse Licht­scheu und reichliches Thränen des entzündeten Auges, eine fast gleichmässige, dunklere Röthung der sonst weissen Augenhaut. Bei genauerem Nachsehen findet man, dass diese dunklere Rö­thung durch ein Netz von feinen Blutadern in der genannten Haut erzeugt wird. In den meisten Fällen sind die Augenlider wenig oder gar nicht angeschwollen, aber dennoch kleben ihre Ränder über Nacht häufig zusammen. Die Entzündung ist mit
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Angenentzändangen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 105
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vielem Schmerz verbunden, und in Folge dessen zieht das Thier den Augapfel mehr in die Aughöhle zurück, so dass derselbe kleiner erscheint. Nicht selten wird die Hornhaut nach quot;2- bis 4tägigem Bestehen der Entzündung trüb, und es bildel sich ein röthliches Bläschen meistentheils auf ihrer Mitte; dieses Bläschen wandelt sich bald in ein Geschwürchen um, dessen Ränder mehr oder weniger dick, dessen Grund aber in der Regel weissgrau und uneben ist. In manchen Fällen entstehen aus dem Grunde rothe Fleischwärzchen, die in kurzer Zeit über die Ränder her­vorwachsen. Bei diesem Zustande ist stets das Sehen an dem betreffenden Auge ganz aufgehoben, aber bei blos verdunkelter Hornhaut ohne Geschwüre ist es nur mehr oder weniger ge­schwächt.
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Die Ursachen dieser Entzündung sind Erkältungen, zuweilen trägt aber auch eine eigenthümliehe Beschaffenheit der Atmo­
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sphäre, besonders bei nasskalter Witterung, und wenn gleich­zeitig Ost- oder Nordwinde herrschen, sehr viel zum Entstehen bei. Man bemerkt dann gewöhnlich die Krankheit häufiger als sonst.
Die rheumatische Augenentzündune kann unter günstigen Umständen in Zeit von 6 — 8 Tagen vollständig gehoben sein, bei Vernachlässigung oder bei heftig eingewirkt habenden Ur-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; t
Sachen und einem hohen Grad des üebels kann sie aber auch
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mit dem acuten Charakter über 14 Tage dauern, und zuweilen wird sie chronisch; in den meisten Fällen erfolgt Zertheilung, zuweilen aber auch bleibende Trübung der Hornhaut oder auch selbst grauer oder schwarzer Staar. Die bezeichneten Hornhaut­geschwüre sind gewöhnlich vollständig und mit Wiederherstel­lung der Durchsichtigkeit der Hornhaut zu heilen.
Die Kur verlangt zunächst Abhaltung neuer Erkältungen und demgemäss einen trocknen, wannen Aufenthaltsort des Thieres, Vermeidung von Waschen, Baden, und bei Jagdhunden auch Vermeidung der Jagd. Die Nahrung muss sparsam und mild sein. Fleisch muss wegbleiben. Ist der Hund einiger-massen gut bei Leibe, so wirkt ein seiner Constitution ent­sprechender Adcrlass sehr heilsam, und in jedem Falle ist ein Haarseil am Genick oder unter der Brust sehr nützlich. Inner-
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10(inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten der Augen.
lieh giebt man eine Purganz aus Calomel mit Gumrnigutt oder rail Jalappe. Das Auge wird, besteht geringe Empfindlichkeit gegen Licht und Luft, mit einem trockenen Kräuterkissen von Fliederblumen bedeckt, aber bei grosser Empfindlichkeit mit einer Abkochung von Belladonna oder Stechapfelkraut (15,0 zu 180.0 Colatur) mil der oben (S. 103) empfohlenen schwachen Atropinlösung, oder auch, wenn das Auge zugleich sehr trocken ist. mir einer Abkochung von schleimigen Miltelu und den eben genannten narcotischen Stollen verbunden, recht oft lauwarm befeuchtet, ist durch diese Mittel die Höhe der Entzündung vermindert, so kann man eine schwache Auflösung von Queck­silber-Sublimat (0,2—0,25 auf 180,0—200,0 Wasser) und mit Zusatz von einem narcotischen Extract (Opium, Belladonna oder Bilsenkraut) ebenfalls lauwarm anwenden. Ist die Entzündung chronisch geworden, so leistet: die rothe Präeipitatsalbe für sich oder mit Znsatz von narcotischen Mitteln die besten Dienste, zuweilen müssen auch hier die äusserlichen Ableitungsmitte] von Zeit zu Zeit erneuert werden.
2. Hornhaut- oder Augenflecke.
Es entstehen an der durchsichtigen Hornhaut sehr häufig Flecke von bald grauer, bläulicher, gelblicher oder von weisser Farbe in verschiedener Grosse und bald mehr, bald weniger undurchsichtig; (.lie grauen und blassblauen Flecke sind gewöhn­lich noch durchscheinend, die weissen und gelben aber fast gänzlich undurchsichtig. Je nach der Undurchsichtigkeit, nach dein Sitze und nach der Grosse des Fleckes ist dann auch das Sehen bald mehr, bald weniger gestört, so dass bei undurch­sichtigen Flecken, welche den grössten Theil der Mitte der vor­dem Fläche des Augapfels einnehmen, die Thiere meistentheils ganz wie blind auf dem betreffenden Auge sind.
Die llcrnhaulflecke entstehen durch Entzündungen, welche in Ausschwitzung übergehen, häufig aber auch durch Schläge, Slösse und Verwundungen. Im letztern Falle sind die Flecke gewöhnlich unebene Narben. Diejenigen Hornhautflecke, welche bei einer eben erst entstandenen oder noch in EntWickelung be­griffenen Entzündung eintreten, sind bei einer zweckmässigen
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Grauer Staar.
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Behandlung in der Regel vollständig zu beseitigen, wogegen die­jenigen, welche bereits seit längerer Zeit bestehen, sehr schwie­rig wegzuschaffen sind; am leichtesten verschwinden die grauen und die blassgrauen Flecke, am hartnäckigsten sind die weissen und gelblichen glänzenden Flecke, sowie auch die Narben.
Die Kur verlangt die Anwendung auflösender und zerthei-lender Mittel. Bei einer noch bestehenden Entzündung verdienen schleimige Augenwässer mit Zusatz von etwas Opium, Morphium oder Atropinum sulfuricum den Vorzug vor allen anderen, namentlich vor dem sonst noch hin und wieder hierbei gebräuch­lichen Bleiwasser, welches letztere streng zu vermeiden ist. Nach beseitigter Entzündung leistet eine Auflösung von Potasche (0,5 in 15,0 Wasser) und mit Zusatz von 0,3—0,4 Opium oder 0,03 Morph. sulfur, täglich quot;2—3 Mal mit einem feinen Pinsel in das Auge gestrichen, vortreffliche Dienste, Nach 8- bis 14tägiger Anwendung dieses -Mittels kann man die graue Mer-kurialsalbe für sich allein oder auch mit Zusatz von etwas Opium (0.5 zu 15,0 Salbe) oder auch die rotlie Präcipitatsalbe, Morgens und Abends in der Quantität einer kleinen Erbse zwischen die Augenlider streichen. Auch nutzen zur Abwechs­lung Augenwässer von Chamillenblumen oder Quendel und der­gleichen aromatischen Mitteln mit Zusatz von Potasche 0,1 bis 0,25 zu 30,0 Flüssigkeit), so wie auch Nussöl, Fischthran und dergleichen fette Oele, täglich zweimal angewendet. Die Diät muss mager sein, die Thiere sollen Bewegung in freier Luft er­halten, und gut genährten Hunden kann mau alle 8 Tage ein­mal eine Purganz geben.
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3. Der graue Staar. Er besteht in einer theilweisen oder gänzlichen Trübung
der Crvstallinse oder deren Kapsel, häufig auch in der Trübung dieser beiden Theile zugleich. Dieselbe beschränkt sich zuweilen nur auf sehr kleine Stellen und erscheint dann äusserlich in Form von Punkten oder Strichen, in anderen Fällen ist aber der grösste Theil der ganzen Linse von dem Leiden ergriffen. Die trübgewordenen Stellen erscheinen bald in's Graue spielend, bald mehr bläulich, auch weiss oder gelblich, zuweilen marrao-
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108nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten dor Augen.
rirt oder fleckig, und sie sind auch bald vollständig undurch­sichtig, bald auch nur zum Theii für das Licht undurchdring­lich. Hiernach ist auch das Sehen mit dem aflieirtcn Auge in manchen Fällen nur zum Theil gestört, in anderen Fällen aber vollständig aufgehoben. Gewöhnlich nimmt das Uebel mit grauer oder blauer Färbung der Linse seinen Anfang, mit der Zunahme aber wird dieselbe allmälig mehr weiss. Nicht selten besteht zugleich der schwarze Staar.
Die Erkennung des vollständig ausgebildeten grauen Staars ist sehr leicht, da man in der Pupille statt der normalen schwarzen Färbung hier die bezeichnete graue, blaue oder weisse Färbung, entweder stellenweise oder auch über und über ver­breitet, sieht und der Hund dabei mit dem leidenden Auge Ge­genstände und Drohungen entweder gar nicht oder nur undeut­lich erkennen kann. Wenn mit dem grauen Staar auch schwarzer Staar verbunden ist, erkennt man daran, dass in diesem Falle die Pupille bei wechselndem, d. i. bald hellem, bald schwachem Lieh! fortdauernd in einer und derselben Grosse besteht, wäh­rend sie bei der Abwesenheit des schwarzen Staares sich in hellem Lichte verengert, dagegen im Dunkeln erweitert.
Der graue Staar entsteht bei Hunden sehr häufig in Folge des hohen Alters und tindet sich aus dieser Ursache gewöhnlich mit etwa 11 —16 Jahren ein, zuweilen aber auch erst später; in den meisten Fällen dieser Art leiden beide Augen gleich-massig. Ausserdcm entsteht das Uebel aber auch durch heftige innere Entzündungen des Augapfels, durch grobe Verletzungen und zuweilen durch Krankheits-Versetzungen, namentlich durch unterdrückte Hautausschläge und durch acuten Rheumatismus.
Die Beurtheiluug des grauen Staares ist in Betreu der Hei­lung nicht günstig zu machen; denn er wird sehr selten geheilt, und auch durch die in der Menschenheilkunde mit dem besten Erfolge gebräuchliche Staaroperation ist in den gemachten Ver­suchen das deutliche Sehen nicht möglich gemacht worden*).
*) Hauptsächlicli deshalb nicht, weil man den bei dieser Operation aus dem optischen Apparat herausgenommenen Theil (die Krystaillinse) nicht so wie bei dem operirten Menschen durch einen künstlichen Theil, nämlich durch eine dem Auge passende Slaarbrille ersetzen kann.
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Schwarzer Staar.
10'.)
Die frisch entstandenen, durch Entzündung herbeigeführten Trü­bungen der Krystalllinse sind in einigen Fällen beseitigt wor­den, aber bei dem in Folge des hohen Alters entstandenen grauen Staar ist dies niemals gelungen; und wo gleichzeitig schwarzer Staar besteht, ist jede Kur fruchtlos.
Die Kur ist daher immer nur als ein Versuch zu betrach­ten, und muss darauf gerichtet sein, entweder durch Auflösung der gerinnbaren Substanzen in der Krystalllinse die letztere und ihre Kapsel wieder klar zu machen, oder auch sie durch Ope­ration aus der Seh-Axe zu entfernen und hierdurch den Licht­strahlen einen freien Durchgang bis zu der Netzhaut zu ver­schaffen. Für den ersterea Zweck setzt man die Hunde auf recht magere Diät, giebt ihnen etwa alle a—4 Tage eine Pur-ganz, applicirt ein Haarseil an das Genick und wendet auf das Auge gelind reizende Augenwässer und Augensalben an, wie z. B. Infusionen von Chamilleublumen, von Arnica, von \rale-riana u. dgl., mit Zusatz von Potasche (1 zu -Jö Wasser) oder von kohlensaurem Ammoniak (l zu 50 Flüssigkeit), von Kampher mit Oel oder arabischem Gummi abgerieben, von Jodkalium (1 zu 200 Flüssigkeit), oder Phosphor, 1 Th. in 100 Th. süssen .Mandelöls gelöst u. dg!., — oder Salben von Calomel und Schweinefett oder Butter, von kohlensaurem Ammoniak und grauer Mercurialsalbe u. s. w. Alle diese Mittel müssen wäh­rend mehrerer Monate angewendet werden. Die Operation be­steht darin, dass mittelst einer Staarnadel die Krystalllinse ent­weder einfach in den Grund der hintern Augenkammer (in den Glaskörper) niedergedrückt oder zerstückelt und niedergedrückt wird, oder dass man die Linse durch einen Einschnitt in die durchsichtige Hornhaut aus der hintern Augenkammer hervor­holt und entfernt. Nach der Operation muss eine streng ent­zündungswidrige Behandlung bis zur gänzlichen Beseitigung der durch die Operation herbeigeführten Reizung stattfinden.
3. Der schwarze Staar. Er besteht in dem Aufhören der Empfindlichkeit für das Licht in dem Sehnerven und in der Netzhaut des Auges und äussert sich somit durch Blindheit. Die Letztere zeigt sich durch
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Krankheiten der Auffen.
Gegenlaufen des Hundes mit der Nase an alle Gegenstände, die das Tiiier nicht etwa vorher vermittelst des Geruciis erkannt hat; dabei siehl man an dem Auge selbst, bei klarer und un­verletzter Beschaffenheit desselben, die Pupille bedeutend vergrös-sert und bei der abwechselnden Einwirkung von hellem Liebt und Dunkelheit zeigt sie keine Spur von Veränderung. Bei der Unter­suchung in Beziehung auf die letztere Eigenschaft ist es Jedoch nüthig, abwechselnd das eine und das andere Auge zu verbin­den, damit immer nur eben das untersuchte Auge dem Einflüsse des Lichtes blossgestellt bleibt. Das üebel betrifft zuweilen nur ein Auge, zuweilen auch beide und besteht in den meisten Fällen für sich allein, zuweilen aber auch mit grauem Staat verbunden. Im letztem Falle ist die Pupille gewöhnlich auch vergrössert, aber durch den grauen Staar grau, oder weiss, oder bläulich gefärbt.
Der schwarze Staar entsteht bei jungen vollblütigen Hun­den zuweilen in Folge eines übermässigen Blutandrangs nach dem Kopfe, in anderen Fällen durch Kraukbcits-Versetzungen, besonders bei der Staupe, bei Flechten und Typhus und zuweilen auch bei säugenden Hündinnen, welche eben ihre Jungen ver­loren haben; in manchen Fällen ist das üebel auch bei groben mechanischen Verletzungen des Kopfes plötzlich (wie es scheint, durch Gehirnerschütterung) eingetreten.
Die Beurtiieilung ist nur in denjenigen Fällen einigermaassen günstig zu machen, wo das üebel in Folge mechanischer Ver­letzungen künstlich entstanden ist, da in solchen Fällen die Er­fahrung die Möglichkeit der Heilung nachgewiesen hat; in an­deren Fällen und wenn das üebel schon durch einige Zeit be­standen hat, ist stets der Erfolg sehr unsicher und in den meisten Fällen bleibt der Hund blind.
Die Kur verlangt bei vollblütigen Jungen Hunden Minde­rung der Blutmasse: Aderlassen, magere Kost, Bewegung im Freien ohne Anstrengung und öfters wiederholte Purganzen; ausserdem ist ein Haarseil am Nacken oder unter der Brust, und um das Auge die Anwendung kalter Waschungen mit Wasser oder mil Wasser und Branntwein nützlich. Bei Metastasen sind Purganzen, scharfe Einreibungen mit Cantharidensalbc oder mit
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Augapfel-Wassersucht.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;11 1
Brechweinsteinsalbe im Nacken, auf dem Kreuz oder an den Seiten der Brust, oder um die Augen '2—3 Pinselungen mit Jodtinc-tur zu machen, auch innerlich grössere Gaben Jodkali zu verab­reichen (0,05—0,15, selbst 0,2 pr. dosi 3—4 mal täglich) und am Kopfe Waschungen mit einem Arnica-Jnfusuni oder mit warmem Branntwein, täglich 8—10 Mal wiederholt, zu appliciren. Bei mechanischen Verletzungen findet zuerst eine kühlende Behand­lung und bei gut genährten Thieren ein Aderiass statt, wenn aber die Reizung vorüber ist, ist Arnica innerlich und äusser-lich anzuwenden. In jedem Falle, in welchem keine Gefäss-reizung und kein übermassiger Säftereichthum zu bemerken ist, kann man innerlich Reizmittel, namentlich Arnica, Senf. Bal­drian und dergleichen Mittel geben und äusserlich Waschungen des leidenden Auges und dessen Umgegend mil aromatischen Kräuter-Infusionen, später auch Einreibungen in die Schläfen­gegend mit Terpenthinöl, oder mit Salmiakgeist, oder auch mit Jodtinctur machen. Fast immer müssen diese Mittel durch län­gere Zeit fortgesetzt und von Zeit zu Zeit mit ihnen gewechselt werden.
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5. Die Augapfel-Wassersucht.
Sie ist eine seltene Krankheit und besteht in einer iiber-mässigen Anhäufung einer wasserähnlichen, hellen Flüssigkeii in der vordem Augenkammer. Durch diese Anhäufung werdennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; li
die Häute des Auges übermässig ausgedehnt, und der Augapfel
erhält nach und nach einen immer grössern krankhaften Um-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'!;
fang, so dass er auch stärker sichtbar aus der Augenhöhle her­vortritt; dabei kann das Thier mit dem so leidenden Auge in der ersten Zeit noch sehen (wenn nicht durch andere krankhafte Zustände das Sehvermögen bereits erloschen ist). Gewöhnlich leidet nur ein Auge und der Unterschied zwischen beiden Augen ist dann um so auffallender. Aus diesen Erscheinungen ist die Erkenntniss des Leidens leicht zu machen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i
Die Ursachen sind heftige wiederholte Erkältungen, wieder­holte rheumatische Augenentzündungen und allgemeine rheuma­
tische Affectionen, Stockungen in den Baucheingeweiden, Wasser-
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112nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten der Augen.
suchten der Bauch- und Brusthöhle', Unterdrückung von Haut­ausschlägen u. s. w.
Die Augapfel Wassersucht ist ein hartnäckiges, schwer zu heilendes Uebel, bei welchem man selten im Voraus eine Hei­lung versprechen kann. Dieses Uebel besteht zwar in manchen Fällen lange Zeit in einem massigen Grade, aber gewöhnlich nimmt es allmälig mehr und mehr zu und fuhrt wenigstens Blindheil herbei, und zuweilen folgt auch Berstung der durch­sichtigen Hornhaut, Ausfliesscn der inneren Theile und hierdurch Zerstörung des Augapfels.
Die Kur ist schwierig und verlangt immer eine Berück­sichtigung der etwa vorausgegangenen oder noch bestehenden Zustände, ähnlich wie bei der Kur anderer Wassersuchten. Ab­gesehen hiervon, hat man die Aufgabe: die Resorption der übermässigen Flüssigkeit in der vordem Augenkammer zu be­fördern und den Tonus in den Äugenhäuten zu vermehren. Für diese Zwecke giebt man den Patienten abwechselnd von Zeit zu Zeit wiederholt Purgirmittel (Calomel oder Jalappenharz von jed. 0,1 bis 0.2) und diuretische Mittel (Digitalispulver von 0,quot;2—0,3 oder die Tinctur von 5—16 Tropfen), macht ihnen viel Bewegung in freier Luft, legt trockene Kräuterkissen lau­warm auf das leidende Auge und befördert ausserdem noch die Resorption durch ein Haarseil am Genick der leidenden Seite. Ausserdem macht man Waschungen mit aromatischen Kräuter­brühen, denen man eine kleine Quantität Alaun zugesetzt hat. 1st die Ansammlung schon sehr weit gediehen, so kann man auch mit einer feinen Lancette oder mit einer zweischneidigen Nadel die durchsichtige Hornhaut nahe an ihrem unteren Rande anstechen und die Flüssigkeit durch die gemachte üelfnung ent­leeren. Dies kann nach Zwischenzeiten von etwa 8 Tagen mehrere .Male geschehen, während zugleich die genannten und ähnliche Mittel innerlich und äusserlich angewendet werden. Wo der Augapfel geborsten ist, bleibt nur noch übrig, die ungleichen Ränder mit einer Scheere zu ebnen und durch An­wendung des Bleiwasscrs recht bald eine feste Vernarbung her­beizuführen.
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Vorfall des Augapfels.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;113
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6. Der Vorfall des Augapfels.
Bei keiner andern Thierart kommt es so häufig vor, wie bei Hunden, dass der Augapfel aus der Augenhöhle hervorge­drängt wird und hierbei ein sogenannter Vorfall des Augapfels entsteht. Man erkennt denselben daran, dass der Augapfel nicht nur mit der durchsichtigen Hornhaut, sondern auch theil-weise oder ganz mit der undurchsichtigen Hornhaut oder der weissen Haut über die Ränder der Augenlider hervorsteht, so dass die Letzteren ihn an seiner hinteren Fläche gleichsam ab­schnüren. Dabei kann er von verschiedener ßeschalFenheit sein; namentlich findet man die durchsichtige Hornhaut bei den ge-lindern Graden des Uebels und hei kurzem Bestehen desselben glatt und durchsichtig, aber bei längerer Dauer durch Eintrocknen trüb, undurchsichtig, grau, faltig zusammengezogen und mehr
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oder weniger hornartig hart, die ßindchaat und die undurch-
t? r sichtige Hornhaut dunkler geröthel, mit Blutextravasat bedeckt,
' f? li und zuweilen ist auch der Augapfel vergrössert oder an einer
oder der andern Stelle verwundet. Das Seilen ist gewöhnlich aufgehoben.
Die Ursachen sind in den meisten Fällen mechanische Ver­letzungen, die entweder den Augapfel selbst oder auch dessen Um­gebung, besonders die Augenhöhlenränder und die Schläfengrabe betroffen haben; ein starker Druck mit den Fingern, ein Eiss von
einem andern Hunde, ein Hufschlag auf die genannten Theile
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und dergleichen Einwirkungen sind oft in einem einzigen Moment hinreichend, den Vorfall zu erzeugen. Zu diesem leichten \int-stehen des Vorfalls trägt die in der Form uini Beschaffenheit der Augenhöhle der Hunde beruhende Anlage sehr wesentlich bei, denn die Augenhöhle ist bei den Hunden im Allgemeinen grosser und flacher als bei den übrigen Thicren und ausserdera in ihrem Grunde nicht durch Knochen geschlossen, sondern sie geht daselbst offen in die Schläfengrube über und ist nur durch eine dünne, sehnige Haut von der letztern geschieden. Nament-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;J
lieh haben die Buldoggs, die Mopse und die Wachtelhunde eine grosso Anlage zu dem Vorfall, weil bei diesen Ealt;jen die ange-gegebenen Eigenschaften der Augenhöhle am meisten ausgebildet
Hertwig, Krankli. d. Hunde. 2. Anll.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;8
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114nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten dos Auges.
sind. — Zuweilen ist der Vorfall auch durch die Wassersucht des Augapfels, so wie auch durch Geschwülste in der Augen­höhle verursacht worden. In diesen letztern Fällen bildet sich der Vorfall immer langsam aus, während er in den anderen Fällen plötzlich entsteht.
Die Beurtheilung dieser Vorfälle ist je nach der Dauer und nach den Ursachen derselben bald ziemlich günstig, bald ganz ungünstig zu machen. Ersteres kann geschehen, wo der Vorfall nicht in hohem Grade besteht und erst ganz kürzlich entstan­den ist, oder wo die durchsichtige Hornhaut noch ungetrübt, gerundet und glatt erscheint; dagegen ist das Auge nicht zu erhalten, wenn die durchsichtige Hornhaut hornarlig hart, faltig, trüb und grau erscheint; auch ist da, wo der Augapfel durch Wassersucht oder andere Krankheiten vergrössert ist, oder wo Geschwülste hinter ihm in der Augenhöhle bestehen, in der Regel nur wenig Hoffnung zur Beseitigung des üebels. Der frisch entstandene Vorfall lässt sich gewöhnlich mit geringer Mühe durch Zurückdrängen in die Augenhöhle beseitigen und in derselben auch zurückerhalten; doch kann man dies mit Sicher­heit im Voraus nicht versprechen, und wo bereits die bezeich­neten Veränderungen an dem Augapfel eingetreten sind, ist die Zurückerhaltung gewöhnlich nicht möglich, der Vorfall erneuert sich trotz aller Hülfsmittcl immer wieder, der Augapfel ver­trocknet oder er geht in Schwärung über, und es ist dann die Wiederherstellung der Integrität unmöglich. Zuletzt bleibt hier­bei nichts Anderes übrig, als den Augapfel durch Exstirpation zu beseitigen.
Die Kur verlangt in denjenigen Fällen, wo der Vorfall ohne organische Veränderungen in der Augenhöhle oder im Augapfel besteht, die schleunigste Zurückbringung desselben. Für diesen Zweck befeuchtet man den Augapfel durch etwa 5—10 Minuten andauernd mit recht kaltem Wasser, um eine Zusammenschrum­pfung in ihm zu bewirken, worauf man ihn mit der flachen Hand oder mit. den Fingern beider Hände in die Augenhöhle zurückdrängt, während gleichzeitig ein Gehülfe die Augenlider mit den Fingerspitzen so viel wie möglich aus einander zieht. Sollte auf diese Weise die Zurückbringung des Augapfels in die
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Vorfall des Augapfels.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 115
Augenhöhlo nicht zu bewirken sein, indem der freie Rand der Augenlider durch seine Contraction ein Hinderniss bildet, so ist es nöthig, diesen Rand am äussern Augenwinkel mittelst eines schmalen Knopfbistouris (im Nothfall auch mittelst eines schma­len gewöhnlichen Bistouris) gegen eine Linie tief einzuschneiden und dann die Zurückbringung durch gelindes Drücken gegen den Augapfel zu bewirken. — Der einmal zurückgebrachte Aug­apfel besitzt immer eine Neigung, von Neuem wieder hervorzu­treten, und deshalb ist es nothwendig, ihn durch gelinden gleichmässigen Druck mit der flachen Hand oder mittelst eines Schwammes in der Augenhöhlo zu erhalten. Es müssen hierzu ein paar Gehülfen angestellt werden, die sich in diesem Ge­schäft unterstützen und von Zeit zu Zeit ablösen. Ist dies aber nicht möglich, so muss man eine gut passende und gelind auf den Augapfel drückende Bandage anlegen, oder im äussorsten Falle die Augenlider durch drei Hefte mit einander vereinigen, um hierdurch die Zurückerhaltung zu bewirken. Letzteres Ver­fahren hat immer eine heftige Entzüudung der Augenlider und ungleichen Druck und Reizung des Augapfels zur Folge, und man wendet es deshalb nur im Nothlall an. Wo man eine Bandage benutzt, muss man verhindern, dass die Hunde mit den Pfoten dieselbe verschieben oder gar abreissen. Man bindet deshalb die Vorderfüsse mit einem um die Mitte der Vorarme gelegten Bande in angemessener Länge entweder an einen um den Leib gelegten Gurt oder auch an die Hinterfüssc. Ausser-dem wendet man fleissig kalte Befeuchtungen von blossom Wasser durch quot;24—36 Stunden an. Um die letztere Zeit ent­fernt man die Bandage und die Hefte und applicirt gelind aro­matische und zusammenziehende Mittel auf die Augenlider und deren Umgebung.
In denjenigen Fällen, wo der Vorfall eine Folge der Aug­apfel Wassersucht ist, beginnt die Kur mit der Entleerung der überflüssigen, wässrigen Feuchtigkeit vermittelst eines Einstichs in die durchsichtige Hornhaut, so dass hierdurch der Augapfel verkleinert wird und dann durch gelinden Druck in die Augen­höhle zurückgebracht werden kann; im Febrigen findet die Kur der Augapfelwassersucht statt. Wo der Vorfall die Folge von
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Krankhaiten ilcr Ohren.
Goschwülsten in der Augenhöhle ist, muss man versuchen, die­selben durch Operationen zu entfernen und kann dann erst die Ziiriickdrän2;ung des Augapfels bewirken, — aber gewöhnlich ohne Erfolg, so dass die Exstirpation des Augapfels nütiiig wird, die stets nur wenig gefährlich ist.
III. Kranklieiten der Ohren.
1. Das iilntohr.
Bei Hunden von allen Karen, namentlich aber bei den lang­ohrigen, findet sich ziemlich oft eine plötzlich entstandene An­schwellung der Ohrmuschel, mitunter in dem Grade, dass das Ohr steif in die Höhe steht; die Geschwulst ist sehr gespannt, aber gleichmässig elastisch, zuweilen deutlich fluetuirend, etwas vermehrt warm und bei der Berührung schmerzhaft. Die Hunde halten gewöhnlich den Kopf mit dem leidenden Ohr ein wenig gesenkt, und oft kratzen sie mit den Pfoten an demselben. Der krankhafte Zustand besteht in einer Ergiessung von arteriellem Blute zwischen der Haut und dem Knorpel der Ohrmuschel, bald an der äusseren, bald an der inneren Fläche des letztern. Die Ursache ist eine mechanische Verletzung, die durch ver­schiedene Veranlassung entstehen kann, wie z. B. wenn Hunde sich gegenseiiig beissen und dabei das Ohr erfassen, wenn sie sich mit den Pfoten grob an den Ohren kratzen, wenn sie durch Zerren an den Ohren bestraft werden u. dgl.
Das Blutohr besieht, sich selbst überlassen, sehr lange (d. i. gegen quot;2 Monate), ohne wesentliche Verminderung, obgleich sich nach einiger Zeit das Blut zersetzt, und zuletzt fast immer eine ungleiche Verdickung des Ohres zurücklässt; aber auch bei kunstmässiger Behandlung ist es meistentheils ein hartnäckiges Uebel. Nicht selten bleibt eine Anlage zur Wiederkehr dessel­ben in dem leidenden Ohr zurück.
Die Behandlang beginnt man am besten, indem man mit
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Blutohr.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 117nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'^
einer Lancette oder mit einem Messer eine OefTnunir an den nie­drigsten Stellen des Obres macht und dabei durch gelindes Drücken das ergossene ßlut oder Blutwasser entleert; dann be-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ' !
streicht man die Haut des Obres äusserlich mit Cantbariden- #9632; tinetur, um eine stärkere entzündliche Reizung zu erzeugen, und und legt hierauf eine Bandage von weicher Leinwand so übernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;#9632;'
das Ohr, dass die Haut massig fest gegen den Knorpel gedrücktnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'.
und mit diesem in dauernde Berührung gebracht wird. Diesenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i
Bandage muss durch 30 bis 36 Stunden gleichmässig liegen bleiben. Man erreicht auf diese Weise zuweilen am schnellsten das Wiederzusammenwachsen der Haut mit dem Knorpel. Ge­lingt dieses nicht, so verwächst entweder die Wunde an ihren Bändern und es bleibt eine hoble Tasche zurück, in welcher sich von Neuem Blut ansammelt oder auch Eiter bildet, und in Folge dessen die Geschwulst nach einigen Tagen wieder stärker hervortritt, oder es entstellt auch bei offener Wunde eine länger dauernde Eiterung. In dem erstem Falle muss die Haut au der Stelle, wo eben die Flüssigkeit sich befindet, wieder durchsto­chen werden, um die Flüssigkeit zu entleeren, oder man ziehtnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; a mittelst einer Nadel 3 bis 4 Seidenfäden wie ein kleines Eiter- #9632;i 1 band dureb die Länge der Geschwulst und lässt die Flüssigkeil durch die kleinen Ocffmnigen nebenden Fäden aussickern; durebnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , die Fäden wird zugleich im Innern der Bohle eine stärkere Rei­zung erzeugt und dadurch die adhäsive Entzündung und Ver­
wachsung befördert. Wo die Wunde offen bleibt und eitert, kann
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man den vorhin angedeuteten Druckverband noch durch einige Tage fortsetzen oder von Zeil zu Zeil wiederholen; wenn aber die Entzündung nur gering, die Absonderung mehr dünn und Jauchig ist, muss man die Höhle gründlich reinigen und dann mit einer Auflösung von Höllenstein (O.C) auf 4,0 destillirten Wassers), oder mit Carbolwasser (Acid, carbol. 1,0 zu 50,0 Wasser) oder mit Cantharidentinctur, oder mit Jodtineiur aus­pinseln und dann die Bandage umlegen. Durch die genannten Mittel soll die adhäsive Entzündung erregt und überhaupt die Verwachsung begünstigt werden.
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118nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten dor Ohren.
•2. Der Ohrwurm, äusserer Ohrwurm, auch Ohrkrebs
genannt.
Dieses Uebel findet sich fast ausschliesslich nur bei lang­ohrigen Hunden, besonders bei den Hühnerhunden, Vorstehhun­den, den Pudeln, Neufundländern u. dgl. Es besteht zuerst in einer Entzündung des Ohrmuschel-Knorpels und später in einer schwärenden Zerstörung desselben. Es beginnt fast immer an der äussersten Spitze oder in der Nähe derselben am Rande der Ohrmuschel und äussert sich im Anfange durch oftmaliges hef­tiges Schütteln des Hundes mit dem Kopfe, so dass die Ohren nach oben gegen das Genick und nach unten gegen den Hals kräftig angeschlagen werden; zuweilen kratzen sich auch die Hunde oft wiederholt mit den Pfoten an dem leidenden Ohr. und bei genauerer Untersuchung findet man die Spitze desselben ein wenig geschwollen, heiss, beim gelinden Druck mehr em­pfindlich und die Haare an der leidenden Stelle gesträubt; oft sieht man daselbst stark angefüllte Venen, wie sie in solcher Fülle an gesunden Ohren nicht bestehen. Späterhin wird die Oberhaupt daselbst gleichsam schuppig und noch später sickert an einer kleinen Stelle eine seröse Feuchtigkeit aus, die Haut erweicht sich und es bildet sich ein kleines Geschwür, dessen Ränder ein wenig erhöht und dunkelroth sind. Dieses Geschwür zerstört die Haut und den Ohrmuschel-Knorpel und erstreckt sich langsam von dem Rande immer mehr einwärts fort, so dass es zuletzt oft über 2 Centimeter Länge erhält und das Ansehen hat, als hätte ein Wurm die Theile zernagt. Zu­weilen sind zwei oder drei solcher Geschwüre an einer Ohr­muschel vorhanden.
Die Ursachen dieser Entzündung und Verschwärung sind wahrscheinlich Verletzungen durch Quetschen. Beissen, durch hef­tiges und oft wiederholtes Schütteln mit dem Kopfe, durch Kratzen mit den Pfoten; ausser dem aber scheinen zuwei­len Krankheitsversetzungen und Hautausschläge mit im Spiele zu sein.
Die Heilung dieser Ohrgeschwüre ist zwar mühsam, aber mei­stens sicher zu bewirken, so dass eine Vernarbung der Geschwüre
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Ohrwurm.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;lligt;
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erfolgt, aber es bleibt gewöhnlich eine Lücke an der Stelle zu­rück, weil der verlorene Theil des Knorpels sich nicht wieder ersetzt. Da durch solche Lücken das gute Ansehen der Ohrennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i;
zuweilen sehr leidet, so ziehen manche Besitzer es vor, die kranke Spilze der Ohrmuschel ganz wegnehmen zu lassen und durch geschicktes Beschneiden dem Ohr einen glatten Rand zu ver­schaffen. Der Symmetrie wegen wird dann in der Regel diesenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;h Operation auch am anderen Ohre unternommen.
Bei der Kur lässt man die etwa vorhandenen harten Hals­bänder abnehmen. In der ersten Zeit setzt man gut genährte Hunde auf magere Diät, giebi ihnen in Zwischenzeiten von 3 bis 4 Tagen wiederholt ein Abführungsmittel und kühlt die Ohr­
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muschel durch mehrere Tage fleissig mit Bleiwasser; dabei muss das heftige Schütteln des Thieres mit dem Kopfe und Jede Rei­zung der Ohrmuschel verhütet werden. Man erreicht Letzteres am Besten, wenn die Ohrmuschel mittelst einer Binde massig
fest an den Kopf angedrückt erhalten wird. Eine solche Binde
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kann entweder eine Art Tasche von weicher Leinwand und in der Form und Grosse des Ohres gemacht sein, so dass das Ohr in dieselbe hineingelegt und dann die Tasche an beiden Enden mittelst Bändern an ein weiches Halsband befestigt wird, oder — es ist ein etwa 4 Finger breiter Streif von Leinwand, der mit seiner Mitte über die in die Höhe gelegte Ohrmuschel und rund um den Kopf gebunden, mit den Enden aber von der Kehle aus
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über den Hals geführt und durch kleine Bänder daselbst zu-sammeugebunden wird. Am besten ist eine förmliche Kappe von Leinwand nach der Form und Grosse des Kopfes gemacht, sonbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ' \\
dass derselbe ganz in sie gelegt werden kann, um so ein feste­res und gleichmassigeres Hallen zu befördern. In jedem Falle ist das Aufbinden des Ohres ein sehr wesentliches Hülfsmittel der Kur sowohl bei der Entzündung wie auch bei dem Geschwür. Ist das letztere ausgebildet, so wendet man zuerst die graue Mercurialsalbe täglich zweimal auf das Geschwür und seine Um-gebung an: bei längerer Dauer des Leidens ist jedoch dieses .Mittel zu schwach; es müssen hier vielmehr das Terpenthinöl,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; k
das rothe Quecksilber-Präcipitat, die Carbolsäure, der Höllen-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; [|
stein, selbst das glühende Eisen als die allein passenden Mittel
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Krankheiten der Ohren.
betrachtet werden. Ich habe eine Salbe aus '2,0 rothem Präci-pitat und 1quot;2,0—15,0 Harzsalbe (Königssaibe oder Terpenthin-salbe) bestehend und täglich 1 bis 2 Mal auf das Geschwür ge­strichen, am meisten wirksam befunden. Wenn bei dem Ge­brauche dieser Mittel die Heilung nicht den erwünschten Fort­gang nimmt, oder wenn voraussichtlich das Ohr durch zwei oder mehrere tiefe Narben verunstaltet bleibt, so kann man die kranke Partie mittelst einer Scheere so abschneiden, dass der Rand die natürliche Form eines ganzen Ohres erhält. Die hierbei ent­stehende Blutung stillt man durch Aufstreuen von etwas Kolo­phoniumpulver oder von Asche, Tannin, oder auch durch Be­tupfen mit dem Brenneisen.
3. Die Entzündung des äussern Gehörganges oder der sogenannte innere Ohrwurm, Ohrenfluss. Die feine Haut, welche den äussern Gehörgang auskleidet, ist bei Hunden von allen Arten sehr häufig einer Entzündung und deren Folgen unterworfen, jedoch besonders bei den lang-ohrigen Ra(;en. Dieses Leiden giebt sich in seinem ersten Sta­dium dadurch zu erkennen, dass die Hunde oft mit dem Kopfe schütteln, mit den Pfoten in der Ohrengegend kratzen und wischen, auch zuweilen den Kopf etwas schief und gesenkt hal­ten; bei der örtlichen Untersuchung findet man in der Umgegend des Ohres am Kopfe etwas vermehrte Wärme, die Thiere zeigen beim Drücken gegen die Basis des Ohrs (gegen den Gehörgang) Schmerz, und die Haut des Gehörganges ist dunkelroth, beson­ders an den hervorstehenden Falten. Einzelne Hunde zeigen auch etwas Fieber. Nach etwa 4 bis 8 Tagen findet sich eine aus der Haut des Gehörganges ausgeschwitzte gelbliche, etwas klebrige Feuchtigkeit, welche oft so wenig ist, dass man sie in der Tiefe des Gehörganges kaum sehen kann, sich aber dadurch verräth, dass ein quetschendes Geräusch entsteht, wenn man das Ohr an seiner Basis mit den Fingern einigemale nach einander gelind zusammendrückt. Diese Feuchtigkeit bildet, indem sie vertrocknet, dünne Krusten, welche sich leicht ablösen und worauf in günstigen Fällen die Heilung erfolgt. Aber häufiger entsteht, bald früher, bald später Schwärung, zuweilen mit
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Innerer Ohrwurm.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 121
gutartiger Eiterung, mehrentheils jedoch mit Absonderung einer sehr stinkenden Jauche. Wo diese letztere besteht, ist zuweilen die Haut des Geliörganges sehr verdickt und stellenweis mit Geschwüren, selbst mit üppiger Granulation (sogenanntem wil­den Fleisch) versehen, und in einzelnen lallen ist selbst der Knorpel angegriffen. Die etwa an der innern Fläche des Ohrs vorhandenen Haare sind von der ausfliessenden .Materie zusam-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;L.
mengeklebt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; \
Die Ursachen dieser Ohrentzündung sind nicht in jedem Falle sicher nachzuweisen; weil die Krankheit oft nach Katarrhen bemerkt wird, beschuldigt mau häufig Erkältungen als die Vor-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; c]
anlassung; zuweilen sind mechanische Reizungen von in das Glir eingedrungenen fremden Körpern die Ursache, und noch öfternbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; t
sind es die flechtenartigen Hautausschläge, welche gern Metasta­sen auf den äussern Gehörgang machen. Zu reichliche und zu fette Nahrung und zu viel Ruhe scheinen auch zum Entstehen dieses Leidens beizutragen*).nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'{'
Die Beurtheilung der Entzündung und ihrer Folgen ist in den meisten Fällen nur mit grosser Vorsicht zu machen; dennnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.%lt;
wenngleich in der ersten Zeit, wo die Entzündung noch ohne Ausschwitzung oder nur mit einfacher seröser Ausschwitzung besteht, dieselbe häutig durch Zertheilung beseitigt werden kann,
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namentlich da, wo tue Ursachen entfernt und abgehalten werden können, so gelingt dies doch in vielen Fällen nicht, und wenn erst stinkende Jauche abgesondert wird und Ulceration einge-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; #9632;
treten ist, gehört dieses Uebel mit zu den hartnäckigsten und langwierigsten; es kehrt auch oft wieder.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '|
Die Kur beginnt man mit Entfernung der etwa im Gehör-gange befindlichen fremden Körper, mit der Reinigung des Ge­hörganges, wobei auch die etwa vorhandenen langen und zu­sammengeklebten Haare mittelst einer Schccre vorsichtig weg­genommen werden müssen. In therapeutischer Hinsicht giebt
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*) Professor Hering hat in einem solchen Ohrgeschwür oiiim:il eine
eigene Art von Milben (Sarcoptes Cynolis) gefunden, die man jedoch als etwas Zufälliges betrachten kann, weil ihr weiteres Vorkommen über sie
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nicht bekannt geworden ist.
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1quot;2quot;2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankiieiten iler Ohren.
man zuerst in jenem Stadium des Uebcls ein Abfuhrangsmittel und wiederholt dies nach etwa 6 bis 8 Tagen noch einmal, bei hartnäckiger Dauer des üebels und bei gutgenährten Hunden auch woid noch öfter, Ebenso kann man mit grossera Nutzen im letztern Falle ein Haarseil am Genick appliciren, — was Jedoch in frisch entstandenen Fällen nicht noting ist. Gegen die Entzündung wendet man im ersten Stadium eine recht schwache Auflösung von Bleiessig oder Bleizucker (O,quot;-' zu 120,0 Wasser) an, indem man dieselbe alle 2 bis 3 Stunden wieder­holt in den Gehörgang tröpfelt. Bei grosser Schmerzhaftigkeit kann man auch etwas Opium, Opiumtiiictur, Morphium oder Bil­senkraut-Extract zu dem Bleiwasser setzen, oder auch ein Bilsen­kraut- oder Belladonna-Decoct (8,0 zu 1-20,0) benutzen. Das von einigen Thierärzten empfohlene gekochte Bilsenkraut-Oel habe ich nicht zweckmässig befunden, weil es sehr bald in der Wärme des Gehörganges ranzig und scharf wird und dann die Schmerzen noch vermehrt. Dagegen wird bei grossen Schmerzen als Hausmittel lauwarme Milch oder ein mit Milch bereitetes Infusum von Fliederblumen oft mit gutem Erfolge gebraucht.
Ist bereits reichliche Ausschwitzung eingetreten, so ist die Anwendung eines stärkern Bleiwassers (0,quot;2—0,6 Bleizucker oder Bleiessig zu 30,0 Wasser) oder eine schwache Auflösung von Zink vitriol oder von Kupfervitriol nützlich; ganz besonders aber hat sich in diesem Stadium eine Mischung aus 2,0 Bleizucker, 1,0 Zinkvitriol und 120,0 Wasser bestellend, täglich 2 bis 3 Mal angewendet, bützlich gezeigt. — 1st wirkliche Eiterung oder stinkende Jauche-Absonderung und ülceration zugegen, so müssen stärker umstimmende und zusammenziehende Mittel angewendet werden, wie namentlich der Kupfervitriol zu 0.3—0,(; auf 30,0 Wasser, der Augenstein, der Höllenstein (0,3 zu 15,0 destillirten Wasser). Noch wirksamer sind diese Mittel in aromatischen Kräuter-Infusionen. Ebenso sind Abkochungen von Weidenrinde, oder Eichenrinde, oder von Galläpfeln, Tanninlösungen (1.0—2,0 zu GO.O Wasser), oder verdünnte Salicylsäure sehr nützlich, wenn die Haut sehr aufgelockert ist. Bei grosser Empfindlichkeit der ulcerirtcn Theile hat sich das gelbe, phagedänisuhe Wasser, oder auch eine schwache Sublimat-Auflösung mit Opiumtiiictur vor-
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Polypen im Ohro.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;123nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ^ i
trefflich gezeigt. Bei üppiger Granulation und sehr stinkender Eiterung ist das Kreosot im verdünnten Zustande (1,0 zu 15,0) desgleichen eine 1—^procentige Oarbolsäurelösung fast das wirk-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;\
samste Mittel. — Fast allgemein werden bei sehr reichlicher Absonderung auch Einstreu-Pulver empfohlen; dieselben gewäh-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,.:
ren den Vortheil, dass sie einen Theil des Secrets in sich auf­nehmen und die Rückwirkung desselben auf die leidenden Theilcnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; fyi verhüten. Man benutzt hierzu am besten blosses Kohlenpulver oder ein Gemenge von diesem Pulver mit pulverishien Chamil-lenblumen, oder Eichenrinde, Weidenrinde u. dergl.; dagegen ist der Gebrauch des Bleiweiss, welches auch empfohlen ist, sehr häufig unzweckmässig, indem dasselbe sich in die Falten des Gehörganges festsetzt, liier verhärtet und dann durch Druck t.: nachtheilig wirkt. — Ucbrigens müssen die Thiere öftere Rei­nigung, mageres Futter und viel Bewegung erhalten.
4. Polypen im Öhre.
Es kommen bei Hunden von jeder Art zuweilen Auswüchse in dem äussern Gehörgange vor, welche röthlieh, bald weich, fleischähnlich, bald mehr derb, knorpelähnlich fest, wenig em­pfindlich sind und meistentheils von einer Seitenwand des Gehör­ganges als kleine Warzen ihren Ursprung nehmen und bei wei-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,( term Wachsen sich allmälig bis über die Mündung des Gehör­ganges hervordrängen. Es findet sich dann gewöhnlich eine
jauchige Eiterung in diesen A.uswüchsen ein, die Thiere schütteln
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dann viel mit dem Kopfe und benehmen sich überhaupt so, wie bei der Schwärung im Gehörgange selbst, so dass man hier­durch zur Untersuchung der Ohren veranlasst wird, und hierbei den bezeichneten Zustand findet. Gewöhnlich ist die Höhle des Gehörganges mit der krankhaften Masse ganz vollgefüllt und hierdurch dem Thiere auch das Gehör an dem leidenden Ohre
genommen.
Die Ursachen sind meist Entzündungen, die in und unter
der Haut des Gehörganges, durch Katarrhe, mechanische Reize, oder Läsionen erzeugt sind und wonach namentlich auf Geschwürs-stellcn der Talgdrüsen die Polypen entstehen. Die Beurthei-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i|
lung ist ziemlich günstig, da man auf operative Weise das
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KranliluMlcii der Ohren.
krankhafte Gebilde in den meisten Fällen vollständig beseitigen kann: doch ist die Wiedererzeugung desselben nicht immer sicher zu verhüten.
Die Kur wird dadurch ausgeführt, dass man eine Schlinge von einem starken Seidenfaden oder von einem feinen Metall­draht um das Gewächs legt, sie mittelst eines dünnen Stäbchens bis zur Wurzel desselben hinabschiebt und durch Zuschnürung den Auswuchs zum Absterben bringt. Gewöhnlich fällt dann die vertrocknete Masse in Zeit von etwa 8 Tagen ab. Wenn hiernach noch an der Wurzelstelle etwas Eiterung fortbesteht, so beseitigt man dieselbe durch Anwendung gelind zusammen­ziehender Mittel, wie z. B. von Bleiwasser, Alaunauflösung, Zinkvitriol-Auflösung u. dergl. Sollte die .Masse die ganze .Mün­dung des Gehörganges bedecken, so dass man die Schlinge nicht bis auf den Grund bringen kann, so muss man zuerst einen Theil des Polypen durch Aetzen mit Höllenstein zerstören.
5. Verengung und Verwachsung des äussern Gehör-ganges.
Biese krankhaften Zustände kommen in zweierlei Art vor:
a) Zuweilen verdickt sieb die den Gehörgang auskleidende Haul in Kolge einer krankhaften Bildung allmälig immer mehr und zuletzt in dem Grade, dass dieser Kanal gänzlich ver­schlossen und hierdurch das Hören dem Thiere unmöglich wird. Man bemerkt das Uebel gewöhnlich erst sehr spät und eben meistens durch den Mangel des Hörens, wenn dem Hunde ein Geräusch von der Seite, an welcher eben das Ohr leidet., nicht vernehmbar wird; man findet dann bei der Untersuchung des Ohres den Gehörgang mehr oder weniger eng und seine Um-klcidung bald schwammartig aufgelockert, bald auch knorpel­artig verdichtet.
Die Ursachen sind zuweilen schleichende Entzündungen und ülcerationen, in anderen Fällen sind sie unbekannt. Der Zu­stand ist in der Regel hartnäckig, schwer und unvollständig zu heilen.
Zur Heilung wendet man am besten solche mechanische Hülfsmittcl an, welche durch Aufquellen ihrer Masse einen gleich-
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Verengane und Verwachsung des äussern Gehönranires. 12'
massigen milden Druck auf die kranken Gebilde ausüben und hierdurch den Gehörgang erweitern. Diesem Zwecke entspricht das Einbringen zuerst einer dünnen, allmälig aber einer dickem, trockenen Darmsaite, welche nach dem lüinbriagen angeleuchtet wird. Ebenso kann man ein Stückchen Pressschwamm, von etwa 2 bis 2l/2 Ctm. Länge und 2—3 Millim. Dicke, rundlich beschnitten, in den Gehörgang bringen und es nachher durch Befeuchten aufquellen lassen. In der Kegel muss die Anwen-dieser Hülfsmittel noch durch einige Zeit fortgesetzt, werden, wenn die gehörige Erweiterung schon gelungen ist. Damit diese Mittel im G-ehörgange ruhig liegen bleiben, ist das üeberlogen einer Bandage über das Ohr erforderlich.
Wenn die Verdickung der Wände bis zu dem Grade ge­schehen ist, dass sie sich an ihrer inneren Fläche gegenseitig berühren, und wenn irgend eine Heizung dabei stattfindet, dann verwächst zuweilen der Gehörgang gänzlich, so dass man bei der Untersuchung selbst mit einer feinen Sonde nicht mehr bis auf den Grund des Gehörganges eindringen kann, und der Hund nun auf dem betreffenden Ohr gänzlich taub ist, Hülfe ist hier kaum möglich. Als Versuch kann man einen kleinen Kreuz­schnitt in die verdickte Masse so machen, dass die Mitte des
Schnittes etwa auf die Mitte des Gehörganges trifft, und dann
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drängt man mit einiger Gewalt eine Sonde in diesen Mittelpunkt der Verletzung ein, und legt in den so gebildeten Kanal ein Stückchen Pressschwamm, und verfährt im Uebrigen so, wie im Vorhergehenden angedeutet ist.
b) Eine zweite Art von Verwachsung des Gehörgangos ent-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;lt;
steht bei Hunden, denen man die Ohrmuscheln zu nahe am Kopfe abgeschnitten hat, auf die Weise, dass die Hautränder allmälig über den Gehörgang hinwegwachsen und zuletzt sich vereinigen, so dass eine glatte Fläche an der Stelle des Ohres entsteht. Der Gehörgang selbst bleibt hierbei im Innern offen, und die Absonderung des Ohrenschmalzes findet dabei ungestört statt. Diese Materie häuft sich allmälig mehr und mehr an, drängt die Haut über dem Gehörgange in Form einer (lachen Beule hervor und verursacht bedeutende Spannung: deshalb
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126nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankhafte Zustände der Nasen- und Stirnhöhle.
kratzen die Thicro viel mit den Pfoten an der Stolle, schütteln mit dem Kopfe und sie sind taub.
Die Hülfe besteht hierbei darin, dass man die Haut an der betreffenden Stelle kreuzweis durchschneidet, die entstandenen 4 Lappen nach ihrer innern Fläche umbougt und jeden mit einem oder mit einigen Heften mit seiner eigenen Basis zusam­menheftet, so dass ein Rand von der behaarten Haut rund um die OelTnung gebildet wird. Die so einwärts umgebogenen Lap­pen verwachsen in der Regel leicht mit einander und die Hei­luno; orfole;t hierauf vollständig.
IV. Krankhafte Zustände der Nasen- und Stirnhöhle.
Die Schleimhaut der Nase, die bekanntlich bis in die Stirn-bcinshöhle reicht, wird, ausser ihrem Mitleiden bei Katarrh und Staupe, zuweilen auch durch bösartige Geschwüre und durch Polypen, so wie durch eine besondere Art von Würmern in der Stirnhöhle krankhaft afficirt.
1) Die Geschwüre in der genannten Schleimhaut ent­stehen meistenthcils in Folge von mechanischen Verletzungen, welche theils durch das Eindringen von Strohhalmen und an­deren kleinen Körpern verursacht werden, wenn die Hunde auf Stoppelfeldern und auf dürrem Grase mit zu grosser Heftigkeit und ohne Vorsicht die Fährte suchen, oder auch wenn sie sich die Nase auf Stroh u. s. w. reiben; zuweilen sind sie auch die Folge von Schlägen und Stössen, welche äusserlich auf die Nase oder auf die Gesichtsknochen einwirken und Lostrennungen der Schleimhaut von den Knochen, hiernach theilweis erfolgendes Absterben der erstem und dann Geschwüre herbeiführen. In ciezelnen Fällen hat man auch die Schleimhaut und die Ränder der Nasenöffnungen durch scharfen Schleim und dergleichen Jauche bei Bräune und bei bösartigen Lungenentzündungen wund werden sehen. Wegen der lingo der Nasenlöcher sind die Ge­schwüre in der Nase in manchen Fällen nur zu sehen, wenn sie
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Geschwüre.
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sich am untern Ende der Nasenhöhle befinden, gewöhnlich aber ist ihr Vorhandensein nur durch die auslliessende. röthliche oder bräunliche, stinkende Jauche, so wie durch öfteres Prusten oder Niesen der Hunde, durch deren heftiges Schütteln der Schnauze, durch ihr öfteres Wischen mit der Pfote über die Nase, zu­weilen auch durch etwas schnarchendes Athmen wahrscheinlich gemacht, aber in den meisten Fällen erlangt man sichere Uebcr-zeugung erst nach dem Tode der Thiere. Diese Geschwüre sind je nach ihrem Sitze und ihrer Ausdehnung bald mehr, bald weniger üble Zustände, im Aligemeinen aber schwer zu heilen und langwierig; sieh selbst überlassen, bringen sie in den meisten Fällen allmälig weitere Zerstörungen zu Wege, und oft führen sic Caries, gänzlichen Verlust des Geruchs, Abzehrung und selbst den Tod herbei.
Die Kur der Nasengeschwüre ist im Allgemeinen darauf gerichtet, durch Umstimmung der krankhaften Thätigkeit an den leidenden Stellen eine gute Bildung und baldige Vernarbung her­beizuführen. Für diesen Zweck macht man Dunstbäder von aromatischen Kräutern, zuweilen auch mit Zusatz von Chlorkalk oder Carbolsäure, welche beide besonders bei üblem Geruch der Geschwürs jauche nützlich erscheinen. Solche Dunstbäder könnten täglich 3 Mal, jedes Mal eine halbe Stunde, angewendet werden. Bei gutmüthigen Hunden kann man auch diese Mittel mit einer kloinen Spritze in die Nasenhöhle injiciren, doch muss dies mit der Vorsicht geschehen, dass nicht eine zu grosso Menge einge­spritzt und dadurch ein Theil der Flüssigkeit durch die hinteren Nascnöffnungen in den Kehlkopf geleitet wird. Wenn die Ab­sonderimg von Eiter sehr reichlich ist, kann man auch Ein­spritzung von Alaunauflösung (quot;2,0 zu 180,0 Wasser), oder Eisen- oder Kupfervitriolauflösung (1,2 zu derselben Menge Wasser), oder eine Abkochung von Eichenrinde, oder andere adstringirende Mittel, z. B. Auflösung von Salicinsäure in Brannt­wein (1 zu 50), benutzen. Findet sich Auftreibung der Nase oder der Gesichtsknochen ein, so ist es zwecknuissig bei Zeilen die aufgetriebenen Theile zu trepaniren, um durch die so er­zeugte Oell'nung die Geschwürsjaucbe zu entleeren und die nöthi-gen Heilmittel sicher auf die leidende Stelle zu appliciren. Die
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Krankhafte Zustände der Nasen- und Stirnhöhle.
Leitung der weiteren Heilung bis zur Vernarbung geschieht dann nach allgemeinen Kegeln.
'J) Polypen in der Nasenhöhle sind Neubildungen aus der oder unter der Schleimhaut, bald von derber, bald von lockerer Beschaffenheit, bald blassroth. bald auch mehr duukelrotb ge-färbi, von verschiedener Grosse und Form. Sie können an jeder Stelle der Schleimhaut ihren Ursprung nehmen, sind zuerst sehr klein, wachsen aber allmalig und füllen zuletzt nicht nur die Nasenhöhle und mehr oder weniger auch die Höhle der Kiefer­beine und des Stirnbeines an, sondern sie werden auch zum Theil aus der Nasenhöhle herausgedrängt, oder auch sie drücken durch ihre Masse die Knochen des Gesichts mehr auseinander. Gewöhnlich werden sie durch diesen Druck oder durch andere Einwirkungen in Entzündung und Jauchende Eiterung versetzt, und hierdurch wird das Leben des Thieres gefährdet.
Die Erkennung der Polypen ist in der ersten Zeit ihres Bestehens nicht möglich, weil sie in dieser Periode sich durch kein Merkmal offenbaren; wenn sie aber erst einige Grosso er­reicht haben, stören sie den Durchgang der Luft durch die Nase und erzeugen hierdurch ein schnarchendes, lautes Athmen, welches bei weiterer Zunahme des Uobcls immer mehr und mehr laut und erschwert wird, so dass die Hunde genöthigt sind, grösstentheils durch das Maul zu athmen. Hält man ihnen das letztere zu. so entsteht Erstickungsgefahr. Dabei messen und prusten die Hunde sehr oft, und nicht selten wird hierbei Blutausfluss erzeugt; später findet sich hierzu Ausiluss von stin­kender Materie aus einem oder aus beiden Nasenlöchern, Auf­treibung der Nase, und zuweilen sieht man den Polyp durch die Nasenöffnungen oder man fühlt ihn mittelst einer Sonde.
Als Ursachen dieser Polypen nimmt man Verletzungen und Reizungen der Schleimhaut an.
Die Kur ist sehr schwer, weil diese Gebilde von bösartiger Natur sind, und weil man durch die engen Nasenlöcher nur schwer mit den nöthigen Mitteln in die Nasenhöhle gelangen kann. Man versucht, die Polypen in der ersten Zeit mittelst injeetionen von adstringirenden Mitteln in ihrer Entwickelung zu beschränken, wozu namentlich etwas concentrirtc Auflösun-
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Polypen. Würmer.
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gen von Bleiessig (15,0 Bleiessig zu ()0,0 Wasser) zu benutzen sind. Ist jedoch bereits Auftreibung der Gesiclitsknocheu zu­gegen, so durelibohrt man diese mit dem Trepan und suriit durch die Oeffnung den Polyp entweder mit einer Schlinge von feinem, biegsamem Dralit oder von einer feinen seidenen Rund­schnur an seiner Wurzel zu umgeben und abzuschnüren, oder man reisst ihn mittelst einer Komzange heraus, oder schneidet ihn mittelst einer gebogenen Scheere ab, und stillt die entstan­dene Blutung mit einem weissglühenden Eisen, oder mit Tam­pons mit Tannin oder Eisenchloridliquor; letztere müssen aber gut ausgedrückt sein. Die Trepanationswunde wird dann nach allgemeinen Regeln zur Heilung gebracht.
3) In den Stirnhöhlen, den Nasen- und Kieferhöhlen der Hunde findet sich öfters ein thierischer Parasit, das sogenannte Fünft och, Pentastoma taenioides, die man früher zu den Saug-würraern (Trematoden), Jetzt zu den Spinnenthieren (Acarus-Arten) gezählt. Man hat diesen Wurm bei Hunden von ver­schiedenen Ra(,-en gefunden, bald nur einen, bald aber auch mehrere in einer Stirnhöhle, gewöhnlich zwischen den Siebbeins-' Zeilen, wo er mit seinem Kopfende durch Ansaugen festsitzt, doch scheint er von Zeit zu Zeit auch seinen Ort zu verändern und hierbei den Hund unangenehm zu reizen, so dass dieser hierdurch verstimmt und beunruhigt wird, viel mit dem Kopfe schüttelt, denselben gegen den Boden und andere Gegenstände drückt und reibt. Bei mehreren solchen Hunden, bei denen man nach geschehener Tödtung den Wurm vorfand, bestand auch eine auffallende Neigung zum ßeissen, so dass man sie selbst für wuihkrank hielt, — was jedoch durch ihre genaue Beobachtung und durch die Abwesenheit der sonstigen Merkmale der Wuthkrankheit widerlegt wurde.
Die Behandlung kann in solchen Fällen, in denen die an­gedeuteten Erscheinungen auf das Vorhandensein der genannten Würmer deuten, in Durchbohrung des Stirnbeins mittelst des Trepans und in wiederholten Einspritzungen von bittern Mitteln, von Carbolwasser oder von Creosot (quot;2,0 in 1-0,0 schwachem Branntwein aufgelöst) bestehen.
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II ertwig, Krankh. .1. Hunde
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130nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankhafte Zustände dor Maul- und Rachenhöhle.
V. Krankhafte Zustände der Maul- und Rachenliölile.
1. Warzen.
Warzen an der Schleimhaut der Lippen, des Zahnfleisches, der Zunge, des Gaumens und der Rachenhöhle finden sich bei Hunden nicht selten, und zwar zuweilen in sehr grosser Menge an allen diesen Theilen zugleich. Diese Warzen sind vergrösserte und entartete Wärzchen der Schleimhaut, in der Regel blässer als die Schleimhaut, derb und wenig empfindlich, bei Verletzun­gen ziemlich stark blutend. Sie geben dem Thierc ein häss-liches Ansehen, verursachen aber keinen wirklichen Nachtheil.
Die Ursachen ihrer Entstehung sind unbekannt, häufig ist aber eine besondere Anlage in den Thieren vorhanden, welche sich von den Eltern auf die Jungen durch mehrere Generationen vererbt, wie dies mehrere Beispiele erwiesen haben.
Die Beseitigung dieser Warzen geschieht immer schnell und gründlich durch ihr Abschneiden mittelst einer gekrümmten Scheere, so nahe als möglich an der Schleimhaut. Die entstehende Blu­tung wird nachher durch Befeuchten oder Ausspritzen mit Essig­wasser gestilltquot;.
quot;2. Die Aphtben oder Maulschwämmchen.
Zuweilen finden sich, besonders bei Jungen Hunden, Bläs­chen an der Innern, seltener an der äussern Fläche der Lippen, am Zahnfleisch und der Zunge. Die Bläschen sind von der Grosse eines Hirsekorns bis zur Grosse einer Erbse, weissgelb-lich, mit etwas Flüssigkeit erfüllt; sie öffnen sich nach 24 bis 48 Stunden und bilden flache Geschwürchen, welche meisten-theils einen schmutzig-blassen, zuweilen aber auch einen dunkcl-rothen Grund besitzen. Dabei besteht reichliche Schleimabson-derung im Maule, die Thicre können nicht gut ihr Futter kauen, junge Hunde auch nicht gut saugen, und in Folge dessen ma­gern sie ab.
Die Ursachen sind meistens unbekannt; zuweilen scheint Unreinlichkeit, schlechte Nahrung oder auch ein Miasma in der
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Skorbut.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;131
Lutt die Ursache zu sein, da man öfters die Sehwämmchen mit dem Maulweh anderer Thiere gleichzeitig gesehen hat.
Die Heilung erfolgt meistentheils von seihst in 8—14 Ta­gen. Reinlichkeit, gesunde Kost, ein Maulwasser von Essig (1 Theil), Honig (quot;2 Thoile) und Wasser (4 Tlieile), taglich 4mal angewendet, oder das Ausspritzen des Mauls mit einem Salbei-Infusum mit Kali chloricum oder mit Kalkwasser befördern die Heilung sehr.
3. Skorbut (Scharbock).*)
Diese Krankheit beruht auf einer speeiüschen Entartung des Blutes, wobei dasselbe seinen Eiweissgehalt verliert, dann, gleich­
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sam aufgelöst und selbst in den Arterien dunkclroth wird, die
Gewebe locker werden und daher überall blutige Durchsehwitzun-gen entstehen. Ihre Erscheinungen sind: bläuliche, oft violette Färbung, Auflockerung und Erweichung des Zahnfleisches, Aus-lluss von aufgelöstem, schwärzlichem Blut aus den Rändern des­selben im Umfange der Zähne, Lockerwerden der letzteren und deshalb sehr beschwerliches Kauen, sehr stinkender, fauliger Ge­ruch aus dem Maule, grosse Mattigkeit, schnelle Abmagerung und, in den höheren Graden, Fieber. Im weitem Verlauf wer­den die Thiere immer magerer und kraftloser, und sie gehen in Zeit von etwa 14 Tagen bis 3 Wochen zu Grunde. In der letzten Zeit linden sich am Auge, an der Schleimhaut der Nasenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, :
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und des Maules kleine Blutextravasate, zuweilen auch Geschwüre
mit blutigem, schmutzigem Grunde und mit bläulichen Rändernnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ?
hinzu.
Der Skorbut befällt Hunde von Jedem Alter und von Jeder Race und ist in den meisten Fällen eine Folge von mangelhaf­ter Ernährung, besonders von gänzlicher Entziehung des Fleisches und von langem Aufenthalt in mit schlechter Luft versehenen, dunklen Ställen; zuweilen tragen auch übermässige Anstren-
*) Der Skorbut ist zwar niclit ein örtliches Leiden der Tlieile des Maules, aber er äussert sich an demselben zuerst und am auffallendsten, und kann deshalb hier seine Erwähnung findon.
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132nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankhafte Zustände der Maul- und Rachenholile.
gungen und Blutverlust zu seinem Entstehen bei, und in man­chen Fällen ist eine bestimmte Ursache gar nicht nachzuweisen.
Die Heilung ist zuweilen bei zweckmässiger Diät, reiner, trockener Luft und Reinlichkeit durch die eigene Lebenskraft bewirkt worden, aber in der Regel ist dazu eine medicinische Mithilfe erforderlich, bei der sie in Zeit von etwa 3—4 Wochen erfolgt.
Zur Kur wendet man bittere, aromatische und adstringirendc Mittel und Mineralsäuren an. In der ersten Zeit und bei einem geringen Grade des Uebels kommt man mit einem Infusum von Calmus (130,0 von 15,0 der Wurzel) zuweilen allein aus; spä­ter und bei den höheren Graden verbindet man dieses infusum mit Tannin (0,12—0,24 Grm. auf 30,0 Flüssigkeit), oder mit einem Decoct von Weidenrinde, von Tormentillwurzel oder am besten von China und setzt dazu Salzsäure oder Salpetersäure (von den concentrirten Säuren 10 Tropfen auf 30,0). Audi hat man unter diesen Umständen zu den aromatischen Mitteln den Eisenvitriol, das salzsaure Eisen, das Kreosot, den Kampher, Terpenthinöl und dergleichen Mittel hinzugethan, um die Erre­gung der Lebensthätigkeit in einem höheren Grade zu bewirken. Aeusserlich wendet man an das Zahnfleisch ähnliche Mittel, be­sonders Waschungen mit einem Salbei- oder Angelica-lnfusuin mit Zusatz von Essig oder Alaun an. In jedem Falle ist Fleisch­kost, ein trockenes, reines Lager und reine Luft zur Beförderung der Kur absolut noihwendig.
4. Verletzungen und fremde Körper im Maule. Es geschieht nicht selten, dass Hunde beim Verzehren ihres Futters, in welchem Knochensplitter oder Fischgrälen enthalten sind, — ebenso Junge Hunde, wenn sie an Holz nagen und Splitter davon in's Maul nehmen, sich die Zunge, den Gaumen oder das Zahnfleisch verletzen. Manche kleine Stubenhunde neh­men aus Spielerei Nadeln und dergleichen Gegenstände in das Maul und stechen sich dieselben zwischen die Zähne, in den Grund der Zunge, in den weichen Gaumen oder in andere, am hintern Ende der Maulhöhle befindliche Theile. In allen solchen Fällen entsteht gewöhnlich zuerst eine reichliche Schleim- und
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Fehler der Zähne.
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Speichelabsonderung, Geifern aus dem Maule, und zuweilen ist der abdicssende Schleim mit ßlut gemengt; späterhin zeigen die Thierc beim Kauen ünbehaglichkeit und sie lassen zuweilen einen Theil des Futters wieder aus dem Maule fallen; sind fremde Körper an den verletzten Theilen zurückgeblieben, so wischen die Hunde oft mit den Pfoten über das Maul. Wenn man durch diese Erscheinungen auf das Vorhandensein einer Verletzung im Maule geleitet wird und das letztere uniersucht, so findet man dieselbe an der einen oder der anderen Stelle und oft auch die daselbst zurückgebliebenen verletzenden Körper.
Die Verletzungen im Maule bellen stets sehr leicht, wenn die fremden Körper entfernt sind. Diese Entfernung ist deshalb die erste Aufgabe, die man zu erfüllen hat. Man lässt zu diesem Zwecke an dem durch einen Gehülfen festgehaltenen Hunde die beiden Kinnbacken mittelst eingelegter Bandschleifen auseinanderziehen, um das Maul gehörig offen zu erhalten, und nimmt dann den fremden Körper entweder mit den biossen Fin­gern oder mittelst einer Pincette oder Kornzange weg. Die übrige Behandlung ist meistentheils auf blesses Reinhalten der Wunde nach jedesmaligem Verzehren von Futter beschränkt. Man be­wirkt dasselbe durch Ausspritzen des Maules mit lauwarmem Wasser oder, bei übelriechender Eiterung durch täglich 3—4 Mal wiederholtes Einspritzen eines Chamillon-lnfusum, welches bei einer Neigung der Wundränder zum Verhärten mit etwas Honig (60,0—90,0 zu 360,0) versetzt werden kann.
5. Fehler der Zähne, a) Zahnweh. Junge Hunde leiden zur Zeit der Ent-wickelung ihrer Barkenzähne nicht selten an bedeutenden Zahn­schmerzen, besonders im 5., 6. Monate ihres Alters. Sie geben dies dadurch zu erkennen, dass sie traurig sind, den Kopf sen­ken oder nach einer Seite schief halten, dass sie öfters mit den Pfoten nach dem Maule wischen, dass sie harte Nahrungsmittel gar nicht oder nur unvollständig kauen und dann wieder aus dem Maule fallen lassen. Bei der Untersuchung des Maules zeigen die Thiere in demselben viel Flitze, zuweilen auch An­schwellung des Zahnfleisches, dunkle Röthung desselben und bei
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134nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankhafte Zustande der Maul- und Kadicnhölile.
einem gegen die Kinnbacken angebracMen Druck verrathen sie Schmerz. Manche Hunde verfallen dabei in epileptische Krämpfe, welche mcistentheils andauern, bis die im Hervorwachsen be­griffenen Zähne das Zahnfleisch durchbohrt haben. Die Besei­tigung dieser Zahnschmerzen ist äusserst schwierig und in man­chen Fällen gar nicht zu bewirken. Man kann zwar durch Ver­abreichung von Salpeter im Getränk, durch Anlegen von Blut­egeln an das Zahnfleisch oder durch Einschnitte in dasselbe die Beizung etwas mindern, aber der Erfolg entspricht nicht immer genügend der Absicht. Neben den genannten Mitteln ist wei­ches Futter, in .Milch erweichtes Brot in massiger Menge, kräf­tigen Hunden auch ein Abführungsmitte] und ruhiges Verhalten zweckmässig.
b) Weinstein. Bei Stubenhunden, besonders bei solchen, welche mit Kuchen, mit Zucker und ähnlichen Nahrungsmitteln häufig gefüttert werden, findet sich in sehr vielen Fällen nach und nach eine grosse Menge von sogenanntem Weinstein an den Zähnen ein. Derselbe zeigt sich als eine grau-gelbliche Kruste unmittelbar über dem Zahnlleisch an den Zähnen, be­sonders an den vordersten Backenzähnen. Diese erdige Masse, welche nach microscopischen Untersuchungen oft aus einer Zu-sammenhäufung von ausserordentlich kleinen Schalthierchen be­steht, sitzt fest an den Zähnen und drückt beständig auf das Zahnfleisch, so dass dasselbe zum Theil schwindet, und eine Art Erweichung und Verjauchung im Um lange der Zähne an dem­selben entsteht. Die Folge hiervon ist: dass die Zähne locker werden, ein sehr übler Geruch aus dem Maule entsteht und die Hunde nur mühsam kauen können. Zuweilen fallen auch solche Zähne von selbst aus oder sie nehmen eine ganz schiefe Stel­lung im Maule an.
Gewahrt man das Uebel bei Zeiten, so lässt sich demselben dadurch entgegenwirken, dass man mit einem geeigneten Instru­ment, z. B. mit einer kleinen Zange oder mit einer Pincette, den Weinstein von den Zähnen abdrückt und dann die letztern und das Zahnfleisch, durch einige Zeit täglich 1—2 Mal wieder­holt, mit einem Mundwasser befeuchtet, welches aus verdünnter Salzsäure (ein Theil concentrirte Säure zu 50 — 60 Theilen
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Wasser), oder aus einem aromatischen Infusum mit Zusatz von Salzsäure bereitet wird. Ist das üebel schon weiter vorge­schritten, so dass die Zähne locker geworden sind, so muss man dieselben mit einer kleinen Zange oder (die Backenzähne) mit dem englischen Schlüssel ausziehen, dann die leere Zahnhöhle öfters reinigen und so verfahren, wie im Vorhergehenden ange­deutet. Dabei ist eine Aenderung der Nahrung, namentlich Verabreichung von Schwarzbrod, von gekochtem Fleisch, von Hafergrützbrei und von ähnlicher einfacher, aber kräftiger Nah­rung erforderlich.
c)nbsp; Beinfrass oderCaries derZähne kommt bei Hunden häufig vor, besonders bei Stubenhunden und im hohen Alter. Dieses Leiden äussert sich durch Schmerzen, wobei die Thiere sich in ähnlicher Weise benehmen, wie oben angedeutet, und ausserdem durch einen üblen Geruch aus dem Maule, und bei der ört­lichen Untersuchung des Gebisses zeigt sich dann der eine oder der andere Zahn mit blauschwarzen Flecken oder mit einge­fressenen schwarzen oder schwarzgrauen Stellen versehen, in welchen oft Futterstoffe zurückbleiben; beim Findringen mit einer Sonde in diese Stellen fühlt man, dass sie rauh und un­eben sind, und zuweilen kann man mit ihr bis auf den Zahn­nerv dringen, was die Thiere stets durch ein schmerzhaftes Zu­rückziehen des Kopfes andeuten. Oft sind die Zähne auch locker geworden.
Die Ursachen sind zu heisses Futter, süsse und weichliche Nahrungsmittel, zuweilen auch zu heftiges Beissen auf harte Gegenstände und hierdurch entstandene Risse in den Zähnen.
Die Hülfe kann hier nur darauf gerichtet sein, die kranken Zähne zu entfernen, um zu verhindern, class dieselben abbrechen, und zugleich um die Schmerzen und den üblen Geruch zu be­seitigen. Das Herausnehmen geschieht, wie im Vorhergehenden sub b angedeutet, mit einer für diesen Zweck gearbeiteten kleinen Zange, oder, wenn es die Backenzähne betrifft, mittelst des englischen Schlüssels. Die Anwendung des Creosotes, um das Weiterschreiten der Caries zu hemmen, hat in den meisten Fällen fast gar nichts genutzt.
d)nbsp; nbsp; Lockere, wackelige, halb lose Zähne finden sich
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136nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Kranlthafte Zustände der Maul- und Raohenhöhle.
theils als Folge ungeschickten Beissens auf harte Gegenstände, theils als Folge des hohen Alters, des Scorbutes, der Wirkung von Merkurialmitteln, und der vorstellend sub b. und e. bezeich­neten krankhaften Zustände. Im ersteren Falle besteht im frischen Zustande gewöhnlich etwas Blutung, ausserdem aber wischen die Thiere oft mit den Pfoten nach dein Maule, sie kauen vorsichtig, lassen zuweilen das Futter wieder aus dem Maule fallen, und bei der Untersuchung des letztem findet man die Verletzung.
Die Hülfe besteht in baldigem Wegnehmen der losen Zähne, in Verabreichung weicher Nahrung und im Reinigen des Maules nach dem Verzehren derselben, und in der Beseitigung der an­derweitigen krankhaften Zustände.
(gt;. Speichelfluss.
Eine übermässig vermehrte Absonderung dos Speichels und Ausfliessen desselben aus dem Maule, rneistentheils mit Schleim gemengt, findet sich oft bei örtlichen Reizungen im Maule als Symptom, wie z. B. bei den im Vorhergehenden bezeichneten krankhaften Zuständen, nach der Einwirkung scharfer Substan-stanzen, z. B. des Pfeffers, des Senfs u. dergl.. oder auch des zu heissen Futters; in anderen Fällen kommt hierzu noch der Umstand, dass der Speichel nicht verschluckt werden kann, wie z. B. bei der Bräune, bei Verrenkung des Unterkiefers, bei der stillen Wuth. Bei heftigem Zorn und bei epileptischen Anfällen ist die Speichelabsonderung durch nervöse Reizung vermehrt, und nach etwas zu reichlicher Einwirkung des Merkurs, sowohl innerlich (namentlich des Calomels) wie auch äusserlich, beson­ders durch die graue Merkurialsalbe, tritt Speichelfluss als wesentliche Erscheinung einer speeifischen Krankheit ein.
In diesem Falle iiiesst Speichel, mit vielem Schleim ge­mengt, von schmutzig-weisser Farbe und sehr übelriechend aus dem Maule, das Zahnfleisch ist aufgelockert, die Zähne sind locker, oft die kippen etwas geschwollen, der Appetit ist sehr vermindert, die Thiere magern schnell ab, werden sehr kraftlos und können bei fortwirkender Ursache und beim Mangel an Hülfe in circa 14 Tagen sterben.
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Speichelfluss. Entzündang iler Olirdrüsen.
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Die specielle Ursache wird durch dou Vorbericht erforscht. Bei der Kur müssen die Merkarialmittel beseitigt, die Salbe durch Waschen mit Seife von der Haut entfernt, Einspritzungen in's Man! von China-, Weiden- oder Eichenrindendecoct, Einrei­bungen von Kamphcrliniment oder Terpenthinöl in die Ohr­drüsen- und Unterkieferdrüsengegend gemacht, innerlich China mit aromatischen Mitteln und kräftige Nahrung gegeben werden.
7. Die Entzündung der Ohrdrüsen.
Die Entzündung befällt bald nur eine, bald beide Ohrdrü­sen und kommt sowohl allein, wie auch mit catarrhalischen und gastrischen Leiden verbunden, vor. Sie entsteht gewöhnlich durch Erkältungen, zuweilen aber, wie es scheint, durch ein speeifisches Luftmiasma. Letzteres ist wenigstens zu vermuthen, da die Krankheit zu manchen Zeiten bei mehreren Hunden in einer Gegend fast gleichzeitig und ohne andere nachweisbaren Ursachen auftritt.
Ihre Symptome sind: Anschwellung einer oder beider Olir­drüsen, die zugleich vermehrt warm und schmerzhaft werden, so dass die Thiere den Kopf meistentheils steif halten, ihn senken und wohl auch das Kauen vermeiden; zuweilen ist auch Fieber (wechselnde Temperatur), Traurigkeit, geringer Appetit, katarrhalische Reizung der Augen, der Nase u. s. w. zu bemer­ken. Die Drüsengeschwulst wird gewöhnlich in kurzer Zeit be­deutend grosser, hierdurch das Ansehen der Thiere sehr ent­stellt, auch zuweilen durch Druck auf die inneren Theile das Schlingen und Athraen erschwert. Die Beurtbeilung ist in der Regel günstig zu machen, da fast immer nach 4—8 Tagen die Geschwulst sich verkleinert und nach 8—14 Tagen sich nebst den übrigen Zufällen gänzlich wieder verliert. Die Entzündung hat in den meisten Fällen den asthenischen Character.
Die Kur beginnt am besten mit einem Brechmittel (S. 14), worauf man in die Haut der leidenden Stelle ein Gemenge von grauer Mcrkurialsalbe und Kamphcrliniment macht und sie mit einem wollenen Lappen bedeckt. Sollte hierbei die Zertheilung nicht gehörig erfolgen, so ist später eine Salbe aus Jod-Kali mit grüner Seife oder Jodtinctur mit Fett täglich einmal, und
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Krankheiten dos Halses.
bei grosser Hartnäckigkeit die Cantharidensalbc (letztere nur nach Zwischenzeit von 8 Tagen wiederholt) mit Nutzen ein­zureihen.
Zweites Kapitel.
Krankheiten des Halses.
1. Die Entzündung der Schilddrüsen und die Ver-grösserung derselben (der Kropf).
a) Die Schilddrüsen, bald eine, bald beide, werden oft von Entzündung ergriffen. Die Ursachen hierzu sind in manchen Fällen dieselben, welche die Ohrdrüsenentzündung erzeugen, oft aber auch ist es der Druck von einem harten, besonders einem metallenen, und zu breiten Halsbande; und zuweilen liegt dem Entstehen eine der Skrophclkrankheit des Menschen ganz ähn­liche Krankheit der Drüsen zum Grunde. Denn man sieht die Entzündung bei manchen jungen, übermässig genährten, dick­bäuchigen Hunden, bei denen sich gewöhnlich die Gekrösdrüsen vergrössert finden, und auch bei solchen, welche lange Zeit an Hautausschlägen gelitten haben, ohne äussere Veranlassung ent­stehen.
Die Krankheit ist immer leicht zu erkennen an der unter dem Unterkiefer, an einer oder an beiden Seiten des Halses be­findlichen Anschwellung, welche rundlich hervortritt, eine glatte Oberfläche hat, etwas heiss und schmerzhaft ist. Gewöhnlich besteht dabei kein Fieber, doch findet es sich bei einem hohen Grade der Entzündung. Diese wird zuweilen so bedeutend, dass die Geschwulst sich fast über die Hälfte einer Seite des Halses ausbreitet, stark hervortritt, auch das Kauen und Schlingen er­schwert, daher auch Ausfluss von Schleim aus dem Maule ver­ursacht. Bei den geringeren Graden fehlen diese Zufälle. — Die Entzündung macht gewöhnlich einen massig schnellen Ver-
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Entzündung der Schilddrüsen und die Vergrösserung derselben. 139nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;[^
lauf und geht in etwa 8 Tagen entweder in Zertheilung oder in Eiterung über; letzteres geschieht häufiger als bei Entzün­dungen anderer Drüsen. Die Geschwulst wird dann mehr und mehr gespannt, fluetuirend, bricht zuletzt auf und entleert eine grosse Menge von röthlicher, zuweilen grauer Flüssigkeit; die entstandene Oeffnung ist jedoch fast immer zu klein. — Zuwei­len erfolgt die Zertheilung unvollständig und es bleibt dann
Verhärtung und Vergrösserung der Drüse zurück.
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Bei der Kur sucht man zuerst durch Einreiben der grauen Mercurialsalbe, welcher man bei geringer Empfindlichkeit das Kampher-Liniment oder die grüne Seife zusetzt, und durch Be­decken mit Wolle oder Watte die Zertheilung zu bewirken; macht sich aber dieselbe nicht durch Abnahme der Zufälle in
etwa 4 Tagen bemerkbar, so befördert man dann die Eiterung, indem man die Geschwulst mit warmem Fett, oder Oel, oder mehr reizend mit Uns. resin. flavae oder einer anderen Harz-salbe früh und Abends bestreicht, und sie mit wollenem Zeug bedeckt. 1st sie sehr torpide, so kann man auch warme Brei­umschläge von Leinsaamen, Hafergrütze u. dgl. appliciren. Ist die Geschwulst ganz weich, öffnet sich aber nicht von selbst, so kann man sie an der niedrigsten Stelle durch einen Einstichnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;. |
künstlich öffnen und dann sie bis zur Heilung täglich dreimal mit warmem Chamillen-Infusum bähen. Zurückbleibende Ver­härtung behandelt man mit Mercurial- oder Jodsalbe; wenn sie hartnäckig sind, auch mit Cantbaridensalbe und mit Breium-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;- #9632;
schlagen von narcotischen Mitteln.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; | jj
b) Der sogenannte wahre Kropf ist eine krankhafte Ver­grösserung der Schilddrüsen mit Entartung ihres Gewebes. Es ist oft nur eine, zuweilen aber sind beide Drüsen davon ergrif­fen, und bald leidet nur ein Theil derselben, bald auch die ganze Substanz. Die Entartung besteht meistenthcils in Anhäufung einer lymphatischen, gelblichen oder bräunlichen Flüssigkeit in den Zwischenräumen des Drüsengewebes, oder in Bildung einer
speckig-derben Masse, in seltenen Fällen auch in theilweiser Verknöcherung.
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Der Kropf zeigt sich als eine Geschwulst vor und neben dem Kehlkopf, wo die Schilddrüsen ihren Sitz haben. Die Ge-
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Krankheiten des Halses.
schwulst bildet sich langsam immer grosser, so dass sie in man­chen Fällen die normale Grosse der Drüse mehr als zehnmal übertrifft; sie ist nicht vermehrt warm, nicht schmerzhaft, im Anfange an der Oberfläche glatt, im veralteten Zustande uneben, höckerig. Bei einem massigen Umfange erregt sie keine beson­dere Störung: wenn sie aber sehr gross ist, drückt sie auf den Kehlkopf, die Luftröhre und wahrscheinlich auch auf den Nervus vagus und recurrens und erzeugt dadurch bald mehr, bald we­niger erschwertes Athmen und Husten.
Die Ursachen sind in den meisten Fällen nicht sieher zu ermitteln; zuweilen ist eine vorausgegangene, verwahrloste Ent­zündung, oft wiederholte Erkältung, ein nasser Stall, schlechte und übermässige Nahrung (besonders vegetabilische), Mangel an Fleisch, daher eine krankhafte Beschaffenheit der Säfte (lym­phatische Kachexie, Skrofeln) zu beschuldigen.
Der Kropf ist gewöhnlich durch Zertheiluiig zu beseitigen oder doch zu verkleinern, wenn das Thier jung, nicht abgema­gert und kränklich, das Uebel erst seit Kurzem und in massi­gen Grade bestehend, die Geschwulst nicht zu hart ist: unter entgegengesetzten Umständen bleiben fast immer alle Mittel fruchtlos, und es ist, wenn dass Aeusserste geschehen soll, mir noch die Ausschälung der Geschwulst zu versuchen, die Jedoch wegen der grossen, dabei leicht zu verletzenden Blutgefässe im­mer mit Gefahr verbunden ist.
.Man wendet innerlich das Jod und das Jod-Kali an, und zwar Ersteres am besten (0,007 bis 0,03 pro dosi) mit Gummi und Syrup oder Honig in Pillen oder in der Jodtinctur, von der man, je nach der Grosso des Hundes, täglich zweimal 5 bis 10 Tropfen giebt, das Jodkali pro dosi täglich zweimal zu 0,03 bis 0,1quot;2 in Pillen oder in der SOfachen Menge Wassers gelöst. Nach viertägiger Anwendung setzt man diese Mittel immer durch einen Tag wieder aus. — Aeusserlich reibt man auf den Kropf eine Salbe aus Jod oder Jodkali (2.0) und Schweinefett oder grüne Seife (30,0) Morgens und Abends einmal ein; oder ebenso die Jodtinctur oder eine Auflösung von Jodkali (15,0) in Wasser (180,0). Die Anwendung dieser Mittel muss, mit zeitweis ein­gelegter Pause von 4--5 Tagen, durch 4—6 Wochen fortgesetzt
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i, Braune.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 141nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;m ;,
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werden. — Man hat auch versucht, mittelst eines durch die Ge­schwulst gezogenen Haarseils dieselbe durch Eiterung aufzulösen, — was aber sehr gefährliche Folgen haben kann.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; s |
2. Die Halsentzündung. Bräune. Wirkliche Bräune oder Entzündung der Rachenhöhle, dos
Schlund- und Kehlkopfes findet sich bei Hunden nicht seilennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, , |
und befällt sowohl junge wie auch alte Hunde von jeder Kaye. Die Veranlassung zu dieser Entzündung sind in den meistennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i
Fällen Erkältungen, zuweilen aber auch fremde Körper, welche durch ihre Spitze oder durch rauhe Oberfläche beim Verschlucken
die Rachenschleimhaut reizen oder verletzen. In seltenen Fällen entsteht Halsentzündung auch durch das Einatlunen von schar­
fen Stoffen, z. B. Schnupftabak, Kalkstaub u. dergl., und durch Metastasis bei plötzlicher Zurückdrängung von Flechten.
Die Erscheinungen sind, je nachdem der Kehlkopf oder der Schlundkopf vorherrschend leidet, bald mehr in Störungen der Stimme und des Athmens, bald mehr in Störungen des Schlin-gens hervortretend. Im erstem Falle athmen die Hunde mit nur wenig vermehrter Zahl der Athemzüge, aber mit einem hörbaren, bald giemenden, bald röchelnden Ton und oft mit etwas olfen gehaltenem Maule; dabei husten und krächzen sie öfters, in der ersten Zeit trocken, später mit Auswurf von Schleim und mit verändertem, rauhem, zuweilen mit ganz heiserem Tone; nicht selten dauert das Husten und Krächzen so lange, bis durch con-sensuelle Reizung ein Würgen und Erbrechen eintritt, wobei abernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; #9632;! ij
in der Regel nur ein wenig zäher Schleim entleert wird. Innbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i j,
der Umgegend des Kehlkopfes fühlt man äusserlich am Halse etwas vermehrte Wärme, selten auch etwas Anschwellung, undnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;#9632;.,
beim Drücken dieses Theils zeigen die Thiere Schmerz und Husten. Bei etwas heftiger Entzündung sitzen sie meisienlheils ruhig, mit steif gehaltenem Halse und etwas vorwärts gestreck­tem oder auch mit etwas gesenktem Kopfe.
Wenn dagegen der Schlundkopf allein oder am meisten afficirt ist, erscheint das Athmen sehr wenig oder gar nicht gestört, aber das Schlucken ist erschwert, besonders von Flüssig-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i i :
keiten. Die Thiere lassen den grössten Theil des Getränks nachnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, i
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142nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten des Halses.
dem Aufnehmen wieder aus dem Maule fliessen, und man sieht ihnen die Beschwerde im Schlingen deutlich an. Oft sind die Seitentheile des Halses unmittelbar unter dem Unterkiefer und unter der Ohrdrüse geschwollen, vermehrt warm und beim Drücken schmerzhaft. Aus dem Maule fliesst zäher, eiweiss-artiger Schleim. In beiden Entzündungen ist gewöhnlich die Nasen- und Maulschleimhaut dunkler geröthet, die Bindehaut der Augen ebenso oder gelblich, oft sind die Drüsen unter der Zunge angeschwollen, der Appetit ist gering und der Leib ver­stopft. Zuweilen besteht dabei Fieber, in vielen Fällen aber nicht.
Die Beurtheilung ist in der Kegel günstig zu machen, da fast fast immer die Heilung durch Zertheilung der Entzündung erfolgt.
Behandlung. 1st Erkältung die Ursache und ist das üebel ganz neu entstanden und in massigem Grade ausgebildet, so ist ein Brechmittel 0,12—0,18 Brechweinstein in 15,0 Wasser das zweckmässigste Mittel. Ausserdem aber lässt mau den Dampf von warmem Wasser oder von Fliedertheo einathmen und äussor-lich Einreibungen von flüchtigem Liniment in die Haut um den Kehl- und Schlundkopf machen. Inneiiich giebt man von einer Latwerge aus Salpeter 4,0—8,0 und Honig oder Flicdermuss 0,45 alle Stunden ' 2 bis ganzen Theelöffel auf die Zunge, und bei einem hohen Grade der Krankheit macht man vollblütigen, kräftigen Hunden einen Aderlass. In der Gegend des Kehlkopfes lässt man die Cantharidensalbe einreiben oder zwei Haarseile ziehen. — 1st die Bräune Folge von Verletzungen oder von der Einwirkung scharfer Stoffe, so sind jene Dunstbäder und Ein­reibungen ebenfalls zu benutzen und etwa alle 2 Stunden wieder­holt, streicht man den Thieren einen Theelöffel voll Honig auf die Zunge, oder man giebt ihnen eine Emulsion von arabischem Gummi mit Oel und Wasser. — Bei Metastasen giebt man diese Emulsion mit Zusatz von Calomel (0,05—0,3 Grm. pro dosi) täglich 3mal, und äusserlich sucht man durch Anwendung der Catharidcnsalbc an der früher kranken Hautstelle eine Entzün­dung und reichliche Absonderung zu erregen. Man hält die Thierc warm und giebt ihnen als Nahrung Milch, besonders
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Fremde Körper im Schhuule.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 143
saure, oder Suppe oder Brei von Hafergrütze oder von anderen weichen Substanzen.
,#9632; #9632;
3. Fremde Körper im Schlünde.
Bei der grossen Gier, mit welcher die Hunde sehr häufig ihre Nahrungsmittel verzehren, kauen sie dieselben nur unvoll-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;fi t
ständig, und verschlucken sie, nachdem sie dieselben nur eben so zusammengedrückt haben, dass sie in die Rachenhohle und in den Schlund eindringen können. Hierbei geschieht es zuwei-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;; ,
len, dass sie Knochen- und Holzsplitter, Fischgräten, Nadeln u. s. w., welche Gegenständig zufällig an den Nahrungsmitteln haften, mitverschlucken, und dass dann dieselben an irgend einer Stelle des Schlundes sitzen bleiben. Zuweilen geschieht dies auch mit dem in zu grossen und langen Stücken verschluckten Fleisch. Diese Massen verursachen im Schlünde eine übenuässigo
Ausdehnung, Druck auf die Luftröhre und die Lungen, oft auch
#9632;#9632;
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beschwerliches Athmen, Neigung zum Erbrechen und zum Linsten. Die Thiere stehen traurig, wechseln oft mit dem Orte, ihr Blick ist trüb und ängstlich, sie husten, stellen sich zuweilen auch zum Erbrechen, versagen Futter und Getränk. Wenn man durchnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; |
diese Erscheinungen auf das Leiden der Hunde aufmerksam ge­macht ist, und in Folge dessen die Rachenhöhle vom Maule her, und den Schlund äusserlich in seinem Verlaufe hinter der Luft-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'
röhre an der linken Seite des Halses durch Besehen und Be­fühlen untersucht, so findet man in manchen Fällen die Rachen­höhle mit vielem Schleim angefüllt und am Eingange zumnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; t tl Schlünde den fremden Körper, oder man fühlt ihn an irgendnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;r i' einem Punkte des Halses zwischen dem Unterkiefer und der Brust. Im letztern Falle zeigen die Thiere gewöhnlich Schinerz und Unruhe, wenn man die betreffende Stelle von aussen her drückt.
Die Beurtheilung der Verletzung ist je nach den Umstän-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;-
den bald mehr, bald weniger günstig, je nach dem Orte, wo der fremde Körper sich befindet, nach der Beschaffenheit des letz­tern, nach der Art und dem Grade der schon eingetretenen Er-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ' scheinungen und nach der Dauer des Uebels. Fremde Körper im obern Ende des Schlundes sind verhältnissmässig am leich-
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144nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten des Halses.
testen zu entfernen; sitzen sie weiter in der Halsportion des Schlundes bis zur Brust, so ist ihre Entfernung schon schwieri­ger, und sitzen sie in dem Brusttheile des Schlundes, so ist. die Hülfe äusserst schwer, ja zuweilen ganz unmöglich. Kunde und glatte Korper, so wie auch solche, die von weicherer Consistenz sind, wie z. 15. Fleisch, Leder, Schwämme u. dergl. veranlassen nur Druck, während Knochen, Gräten, Holzsplitter u. dergl. häutig mehr oder weniger tiefe Verletzungen erzeugen und da­durch mehr Gefahr bereiten. Die ersteren Körper lassen sich meist aus dem Schlünde herausziehen oder auch in den Magen hinabstossen, während dagegen rauhe und spitzige Körper in der Kegel sehr fest sitzen und in den meisten Fällen nur durch eingreifende Operationen von der Stelle zu entfernen sind. Fleisch und Gräten erweichen sich bei längerm Verweilen im Schlünde durch den Speichel an ihrer Oberfläche sehr bedeutend, so dass sie biegsamer und dünner werden und sieh leichter fort­bewegen lassen, oder auch sogar von selbst bei den wiederholten. Schlingbewegungen im Schlünde forlgesiossen werden, ohne dass weitere üble Folgen entstehen. Dagegen gehen die durch Knochen­splitter und andere harte, spitzige Körper erzeugten Verletzun­gen gewöhnlich in Eiterung über, und es entstehen dadurch in manchen Fällen Fisteln, welche schwer zu heilen sind; in andern Fällen bildet sich eine heftige Halsentzündung, die selbst durch Brand und Verjauchung den Tod herbeiführen kann.
Die Hülfe richtet sich in jedem Falle nach der Verschieden­heit der fremden Körper, nach deren Sitz u. s. w. Bei vorhan­denen glatten und weichen Körpern sucht man, im Falle sie nicht durch die Maul- und Rachenhöhle zu erreichen sind, durch Streichen und gelindes Drücken am Halse, unter der Stelle, wo der fremde Körper sitzt, den Letzteren allmälig mehr und mehr zu der Rachenhöhle hinzudrängen, so dass man ihn zuletzt in derselben mittelst einer Pincette oder Kornzange erfassen und wegnehmen kann, oder man versucht, ihn mittelst eines stumpfen Hakens von doppell zusammengelegtem Metalldraht im Schlünde in die Höhe zu ziehen. Gelingt dies nicht, so sucht, man durch Erbrechen den fremden Körper in die Bachen- und Maulhöhle zu bringen, und giebt für diesen Zweck eine Auflösung von
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Fi'omdo Körper im Scliluncle.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;145
Brechweinstein oder von Zinkvitriol (etwa 0,5 in 30,0 Wasser). oder, — wenn das Schlucken gänzlich gehindert ist, applicirt man ein Clystier von der doppelten Quantität des Brechwein­steins oder auch von einer Abkochung der weissen Niesswurz (0,3 in (iO.O Wasser), oder wenn man das Erbrechen recht schnell und sicher erzeugen will, injicirt man eine Auflösung von Brechwein­stein (0,02—0,2 in 4.0 desliliirtem Wasser) in die Drosselvene, oder man macht cine subeutane Injection von dieser Auflösung oder von Apomorphimim hydrochloricum, Iproc. Lösung (0,1 auf 10 Wasser), je nach der Grosse des Thieres 15—30 Theile der Pravaz'schen Spritze (also 0.003—0,006 Apomorphin).
Fruchtet diese Behandlung nichts oder sind die Zufälle sehr dringend, so geht man am besten ohne Zeitverlust zu dem Schlundschnitt über, den man an der linken Seite des Halses, in der rinnenfönnigen Vertiefung hinter der Luftröhre, so aus­führt, dass man daselbst auf einer 5 Clm. langen und 1% Ctm.
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breiten Fläche die Haare abscheert, dann die Haut neben der
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Halsvene in der Richtung derselben ?gt; Ctm. lang durchschneidet, das Zellgewebe dabei selbst bis zum Schlünde trennt und nun in den gewöhnlich sich hervordrängenden Schlund einen ebennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i ,
so langen Schnitt macht; durch die klaffende Wunde führt man eine Pincette oder Kornzange, erfassi den fremden Körper und zieht ihn hervor. Die Wunde wird dann mit Faden und Nadel zusammengeheftet, die äussere Wunde ebenso. Das Thier wird durch 48 Stunden ohne Nahrung und Getränk gelassen, während welcher Zeit oder bald nachher die Heilung erfolgt. — Man
hat auch empfohlen, die fremden Körper mittelst eines an einnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;' |
Fischbeinfädchen befestigten Schwammes vom Maule her in den Magen zu drängen, das ist Jedoch nur bei glatten, weichen Sub­stanzen zu versuchen, bei eckigen harten Körpern ist es ein un­sicheres und gefahrliches Verfahren und nicht zu empfehlen. Sollten durch die fremden Körper wirkliche Verletzungen im Schlünde entstanden sein, so ist es nöthig, nach Entfernung dieser Körper die Thiere durch längere Zeit nur mit weichem Futter zu ernähren. Die Heilung erfolgt durch die eigene Natur-
thätigkeit.
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Uertwig, Krankh. il. H.....lo. li. Aulaquo;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;lij
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14()nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ECrankheiten dor Bnist.
Drittes Kapitel.
Krankheiten der Brust.
1. Die Brustfellentzündung.
Die seröse Haut, welche die innere Fläche der Brustwände, zum Theil das Zwerchfell, so wie die Aussenlläclie der Lungen und des Herzbeutels überzieht, wird oft entzündet, und zwar bald an beiden Brustseiten, bald nur an einer Seite, und nicht selten an kleinen beschränkten Stellen; sie besteht oft allein, oft aber mil Lungenentzündung zugleich, und zuweilen tritt sie in Ver­bindung mit acutem Rheumatismus, mit der Staupe, mit Ent­zündung des Herzbeutels oder auch mit Entzündung des Bauch­fells auf. — ihre Ursachen sind Erkältungen, eine eigenthiim-liche infectiöse Luftconstitution (daher zuweilen grössere Ver­breitung der Krankheit) auch eindringende Brustwunden, Stösse, Fusstritte und ähnliche Einwirkungen auf die Brustwände.
Die Krankheit giebt sich dadurch zu erkennen, dass die Hunde Fieberzufälle (wechselnde Temperatur, schnellen Puls) zeigen, ihre sonstige Munterkeit und leichte Beweglichkeit ver­lieren, eine steife Haltung annehmen, meist mit aufgerichtetem Vordortheil sitzen, von Zeit zu Zeit einen kurzen, schmerzhaften, halb unterdrückten Husten zeigen, beim Drücken gegen die Brust stöhnen oder husten, und die Rippenwände fast gar nicht beim Athmen mitbewegen. Bei dem Horchen an den Brustwänden hört man in der ersten Zeit der Erkrankung das Bläschenge­räusch von den Lungen ohne Veränderung und beim Percutiren einen ziemlich vollen Ton über den ganzen Brustkorb. Diese Erscheinungen ändern sich aber im weitern Verlaufe, wenn xVus-schwitzungen von Serum und Faserstoff entstehen, — was ein sehr häufiger Ausgang dieser Entzündung ist und wodurch stär­keres Reibegeräusch und bei dem Percutiren ein dumpfer oder matter Ton an den mit (ibrinösem Exsudat an der inueru
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Brustfellentzündung;.
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Fläche der Brustwand bedeckten Stellen, — oder wenn Serum sich in der Brusthöhle ansammelt, ein (luctuirendes Geräusch
erzeugt wird. Dabei wird das Bläschengeräusch schwächer, das Athmen mehr und mehr angestrengt und hauptsächlich durch die Bauchbewegungen bewirkt.
Wenn die Entzündung nur auf eine Hälfte der Brust be­schränkt ist, finden sich die .Symptome, namentlich der Schmerz und die veränderton Athmungsgeräusche nur auf einer Seite, zu­weilen sogar nur auf gewisse Stellen begrenzt.
Der Verlauf ist meistentheils sehr acut; die Ausgänge sind entweder Zertheilung, wenn zweckmässige Hülfe zeitig geleistet wird, oft aber Ausschwitzung, wodurch acute Brustwassersucht und bei einem hohen Grade oft sehr schnell der Tod erfolgt, sonst aber Verwachsung der Lungen mit den Brustwänden ent­stellt und hiernach chronischer Husten und Kurzathmigkeit zu­rückbleiben.
Die Kur verlangt nur bei retdit kräftigen Hunden in der ersten Zeit einen massigen Aderlass; innerlich giebt man zuerst ein Laxirmittel aus Calomel und Gummigutt (0,2—0,3), mit Honig zur Pille gemacht; hierauf nach -2—3 Stunden den Sal­peter (0,5—1—1,-25) zusammen mit Glaubersalz (0.5 —1 — 1,20) in Wasser gelöst, alle 3 Stunden wiederholt; oder bei vorherr­schend rheumatischem Charakter den B rech Weinstein, 0,3—0,6 in destillirtem Wasser (8,0—15,0), gleichfalls alle 3 Stunden, und — wenn eine Neigung zur Ausschwitzung besteht, die Digi­talis (das Pulver 0,2—0,5, das Extract 00,1—0,2, die Tink­tur 4—8 Tropfen pro dosi) mit Honig, täglich 2 mal, oder das Natrum boracicum (0,5 — 1—1,25) in Auflösung mit Wasser. Sehr wichtig ist es, gleich vom Anfange an eine Ableitung nach aussen durch Fontanelle vor der Brust, durch Haarseile oder reizende Einreibungen (von Jodtinctur, oder von concentrirtem Ammoniakliniment, oder Gantharidentinctur) oder Senfteig an den Seiten der Brust zu bewirken.
Die Patienten müssen massig warm, ruhig und in ganz magerer Diät gehalten werden.
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148nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten iler Brust.
'2. Dio Lungenentzündung.
Sie kommt bei Banden von allen Arten ziemlich häufig vor, bald einfach, bald mit Brustfellentzündung, mit Catarrh, liheunuitismus, Staupe, selbst mit Typhus complicirt. Meisten-ihciis leidet das eigentliche (/.eilige, alveolare) Lungengewebe, oft aber nur die Schleimhaut in den Verzweigungen der Bronchien an einer entzündlich fibrinösen, oder an einer eitrigen Intiltration. Oft ist nur ein Lungenflügel, selbst nur ein Theil desselben von der Entzündung ergriffen; doch können auch beide Lungen in ihrem ganzen Umfange leiden. Erkältungen in ver­schiedener Weise, namentlich das schnelle Laufen gegen den Wind, das Baden und Jagen im Wasser, besonders nach vorher­gegangener Erhitzung, n. s. w. geben die meiste Veranlassung dazu; auch ist zuweilen, wie beim Entstehen der Brustfellent­zündungen, eine eigenthümliche infectiöse Beschaffenheit der Atmosphäre mitwirkend; denn die Lungenentzündung findet sich in manchen Zeiten bei einer grösseren Anzahl von Hunden seuchenartig verbreitet, so dass man sie selbst für ansteckend gehalten hat.
Die Erkennung der Krankheit ist, wenn diese einigermassen ausgebildet ist, ziemlich leicht. Die Hunde erscheinen matt, haben Fieber im höheren Grade als bei der Brustfellentzündung; im Anlange legen sie sieh noch nieder, wechseln aber oft die Lage, später stehen sie mehr oder sitzen fast beständig auf dem 1 lintertheil, halten den Kopf in die Höhe, athmen kurz und an­gestrengt, aber mit Bewegung der Rippen, oft mit geöffnetem Maule und so, dass das Einathmen mehr gedehnt, das Aus-athmen mehr kurz geschieht; die Patienten husten kurz und schmerzhaft, oft suchen sie den Husten zu unterdrücken oder sie ächzen schmerzhaft: bei gelindem Druck gegen die Brust­wände zeigen sie keinen Schmerz, wohl aber bei starkem; die ausgeathmete Luft ist heiss; oft wird die Zunge aus dem Maule gestreckt; die Augen sind bald mehr, bald weniger hervorge­drängt und dunkler geröthet, das .Maul und die Zunge ebenso und zugleich trocken, aber ans der Nase fliesst zuweilen, be­sonders nach dem Husten, etwas Sehleim oder eine röthlichc
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LuDgenentzündung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 14'.*
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Feuchtigkeit. J5ei der Auscultation hört man das Bläschenge­räusch an den kranken Stellen der Lunge wenig oder gar nicht, oft aber ein Rasselgeräusch in den Bronchien, und die Per­
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cussion giebi daselbst einen matten Ton. — Der Appetit isi unterdrückt, der Urin wird sparsam, röthlich oder dunkelgelb, der Koth trocken und selten entleert; doch habe ich bei epi-zootischen Lungenentzündungen mehrmals auch Diarrhöe be­
stellen sehen.
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Diese Erscheinungen der Krankheit sind, je nach dem Grade, der Ausbreitung, dem Sitz, den Oomplicationen und der Dauer des Leidens in den einzelnen Fällen etwas modificirt, und ebenso ist nach diesen Verschiedenheiten auch die Gefahr bald grosser, bald geringer.
Eine heftige Entzündung des Parenchyms beider Lungen-
#9632;
Hügel ist stets sehr gefahrlich; sie kann zwar bei zeitiger und energischer Behandlung zertheilt werden, fuhrt aber oft schon in 48 Stunden durch üeberfüllung mit Blut, durch Lähmung odernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;#9632; 1
Brand den Tod herbei. Bei der Zertheilung nehmen alle Zufälle ab, die Zunge wird feucht, das Atlnuen ruhiger, das Lungenbläschen-geräuseli deutlicher hörbar; dagegen ist der üble Ausgang zunbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '#9632;'#9632;. '
fürchten, wenn der Puls immer schneller, die Respiration immer kürzer und beschwerlicher, der Blick stier wird, röthliche, stin-kende Feuchtigkeit aus der Nase lliesst. — Sehr häufig bildetnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; :'
sich, unter iheilweis erfolgender Abnahme der Zufälle, im Lun­gengewebe Verdichtung (Hepatisation, die zuerst roth, später
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elblich oder grau erscheint);nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;zuweilen entstehen Knoten
von Faserstoff oder auch wirkliche Tuberkel, die sicdi später er-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , |
weichen und ülceration herbeiführen können; — und in einzel­nen Fällen geht die Entzündung auch direct in Liierung und Schwärung über, indem sich entweder begränzte Abscesse (Vo-raicae) von verschiedener Grosse bilden, oder auch das Gewebe der Lungen stellenweis aufgelöst wird. Dieser Ausgang machtnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; :'-
sich dadurch erkennbar, class sich zu den bereits 5 bis 8 Tage bestehenden anderen Symptomen noch ein röchelnder Ton in der Luftröhre und ein Auslluss aus der Nase, der zuweilennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; s
dicker, weisser Eiter, zuweilen eine dünnflüssige Materie von grauer, schmutzig-weisser Farbe, zuweilen auch stinkend ist.
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150nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten der Brust.
hinzufindet. Mil Hepatisation im begränzten Umfange können die Hunde noch lange leben, und mit der Zeit mindert sich die Entartung (lurch Resorption; die Thiere bleiben aber gewöhnlich kurzathmig; Hepatisation des grössten Theiles der Lunge ist tödtlich. A bscesse können durch vollständige Ausleerung in die Bronchien auch vollständig heilen, aber auch durch weitere Zer­störung des Lungengewebes den Tod schneller oder langsamer (durch Schwindsucht) herbeiführen; offene Ulceration des Lun­gengewebes ist fast immer tödtlich.
Die Kur verlangt in den ersten 2 bis 3 Tagen bei kräfti­gen Hunden einen Aderlass, den man, nach der Grosse und Con­stitution der Patienten, von 30,0 bis zu 360,0 ausführt, und ihn in geringerem Maasse wiederholt, wenn nach einigen Stunden die Krankheit nicht gemindert erscheint. Im Uebrigen ist die Behandlang innerlich und äusserlich ganz wie bei der Brustfell­entzündung; besonders sind als Ersatz für den Aderlass bei mehr Asthenie die Digitalis und der Salpeter anzuwenden, und wenn wegen einer vorhandenen Diarrhöe das Kali nitricum nicht pas­send erscheint, da kann man Natrum nitricum in denselben Gaben wie Jenes geben; und bei eingetretenem lockern Husten, kann man das Ammonium muriaticum, den Goldschwefel und gelinde aromatische Mittel, z. 13. Fenchel, Anis, anwenden. — Bei entstandener Hepatisation ist, ausser dem Gebrauch des Ca­lomels in kleinen Gaben, auch das Kali carbonicum und das Kali hydrojodicum in kleinen Gaben (siehe Entzündung der Schilddrüse) sehr nützlich gewesen. Bei Eiterung und noch fort­dauernden Schmerzen ist Bleizucker (0,015—0,06) mit Bilsen­kraut (0,3—0,6) oder Opium (0,03—0,1-2), bei mehr astheni-schem Zustande aber mit Fenchel, Wasserfenchel und anderen aromatischen Mitteln zu benutzen.
3. Die Brustwassersucht.
Als solche bezeichnet man eine ungewöhnliche*) Ansammlung von Flüssigkeit in der Brusthöhle, und zwar bald nur in einer.
) Kleine Mengen von wasserheller Flüssigkeit, etwa bis zu 30 Gnu., linden sich in der Brusthöhle sehr häufig nach den verschiedenartiffsten
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Brastwassersacht.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1,quot;)!
.f bald in beiden Hüllten derselben. Die Flüssigkeit ist entweder
ein gelbliches, ziemlich klares Serum, welches sich in der Regel langsam ansammelt, oder sie ist weisslich, trübe, dem Mehl­wasser ähnlich und findet sich schnell, besonders nach schnell
verlaufeneu Brustfellentzündungen. — Hiernach unterscheidet man eine acute und eine chronische Brustwassersucht.
Beide Krankheiten kommen nicht selten vor, besonders bei Hunden, welche oft plötzlichen Erkältungen ausgesetzt sind; die acute Form entsteht am häuligsten als Folgekrankheit von Brust­
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fell- und Lungenentzündungen, wenn dieselben entweder sehr acut auftreten oder vom Anfange her nicht zwecknaässig behan­delt worden sind; die chronische findet sich meist ohne vorher-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1 gehende Entzündung, bei alten, abgetriebenen oder durch Blut­verlust und andere Krankheiten sehr geschwächten Hunden.
Die Ausbildung und der Verlauf erfolgen bald sehr schnell,
.
bald mehr langsam. Bei recht hefti
Ö -nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5 w
kann schon in 2 bis 3 Tagen die Brusthöhle fast ganz mit Se-
www angefüllt werden, wogegen in anderen Fällen die Ansamm­lung der Flüssigkeit nur sehr langsam geschieht und erst nach mehreren Wochen einen hohen Grad erreicht.
Nach diesen Verschiedenheiten sind auch die Symptome bald mehr, bald weniger deutlich. Entsteht die Wassersucht aus Brustfellentzündung, so sind die Symptome der letzterennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,t ,„
(S. 146) immer noch durch einige Zeit zugegen, aber dabei hört man das Geräusch von den Lungenbläschen au derjenigen Seite
der Brust, an welcher die Ergiessung besteht, an dem oberen
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Theile der Rippenwand allmälig immer weniger, in dem Maasse,
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wie die Flüssigkeit im Innern immer höher steigt. An der ge-
sunden Seite wird gewöhnlich das Reibe- und Bläschengeräusch
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stärker, dafür tritt aber oft ein plätscherndes oder kluckerndes Geräusch ein, welches man jedoch in der Hegel nur so lange wahrnehmen kann, als der Raum zwischen der Lunge und dernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .,
_______________nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;#9632;' quot;i
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Krankheiten und selbst bei solchen Hunden, weiche nicht erwiesen krank gewesen, sondern wegen hohen Alters oder wegen äusserlichen Beschiidi-gungen getödtet worden sind. Dieses Serum ist mir der verdichtete, sonst immer vorhandene seröse Dunst.
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If)quot;2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; KrauUumcn der Brust.
Brustwand noch nicht ganz mit Flüssigkeit erfüllt ist. Die Gren­zen dieses Raumes ändern sich, wenn man die Stellung oder die Lage des Hundes ändert, und so linden sich auch die Geräusche bei dor Auscultation und der Percussion wechselnd. Dabei ath-men die Thiere immer angestrengter, zum Theil mit offenem Maule, mit Aufblasung der Backen, mit starkem Heben der Kippen, mit pumpender oder wogender Bewegung des Bauches, mit längerer Einathmung und kurzer Ausathmung; das Athmen wird mehr erschwert, wenn die Thiere liegen oder eine Treppe hinauf- oder hinuntergehen, am meisten aber, wenn man sie auf die gesunde Seite legt. Der häufige, von selbst erfolgende, so wie der künstlich erregte Husten ist kurz und krächzend, der Herzschlag malt, zuweilen wellenförmig. Bei längerer Dauer des Uebels finden sich ödematöse Anschwellungen unter der Brust, dem Bauch und an den Vorderfüssen und die Thiere ma­gern sehr ab. — In den Fällen, wo die Krankheit ohne Brust­fellentzündung entsteht, fehlen die Symptome der letztem, alle übrigen Erscheinungen der Wassersucht sind, wie angegeben, zu­gegen, die Schleimhäute sind sehr blass, aber oft sind die Hunde noch ziemlich munter.
Die Heilung gelingt nur zuweilen da, wo die Krankheit in einem massigen Grade besteht und nicht mit organischen Ver­änderungen der Brustorgane verbunden ist. In fast allen ande­ren Fällen erfolgt der Tod entweder plötzlich durch Erstickung oder langsam durch Abzehrung.
Man wendet da, wo bei der schon eingetretenen Aus­schwitzung noch Spuren der Brustfellentzündung bestehen, das Calomel (0,1—0,25) mit Digitalis ((0,15—0,5) täglich 3—4mal, oder von einem Decoct der letzteren (2,0 zu 90,0) mit Tart. stibiat. (0,1) täglich 3—4mal ' 2 bis 1 Esslöffel an, und reibt — wenn dies nicht schon früher geschehen ist — die Cantha-ridensalbe oder die Cantharidentinctur, Senfspiritus oder Senföl, auch Jodtinctur an den Seiton der Brust ein. Nach Beseitigung der Entzündungszufälle ist die Meerzwiebel (0,25—0,6, täglich 3 mal) mit kleinen Gaben Brechweinstein, Goldschwefel, Calomel und die folgenden Mittel zu gebrauchen. — Ist die Krankheit ohne Entzündung entstanden, so ist die Anwendung von gelind
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Herzbeutel-Wassersucht.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;153
tonischen, diuretischen und purgirenden .Mitteln nützlich, wie namentlich zuerst ein Decoct von Trilbl. fibrin, oder ein InCus. Baccar. Juniperi (130,0 von l-,0) mit Zusatz von Kali carbon.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; iM i
(4,0), oder Kali acetic. (8,0), oder Kali hydrojod. (1,2), täglich 3mal ' 2 Esslöffel; bei grosser Schwäche Ferrum sulphuric, pro dosi 0.1—0,quot;J5 in einem eben solchen Infusum. Von Zeit zunbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,; #9632;;
Zeit giebt man die Aloe oder Gummi Guttae, bis Purgiren er-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;quot;i.\,
folgt. — Bei grosser Menge der Flüssigkeil kann man dieselbenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; $#9632;%':-.
durch Eröffnung der Brusthohle entleeren — was am bestennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;\ •
mittelst eines dünnen Troikars an der leidenden Seite zwischen der 5. und 9. Rippe (von hinten her gezählt) geschieht. Hier­durch wird der Zustand sehr erleichtert und für die Wirkung der übrigen Mittel Zeit gewonnen.
4. Die Wassersucht des Herzbeutels.
Eine Ansammlung von Serum im Herzbeutel lindel sich, wie die Brustwassersucht, bald als unmittelbare Folge von sol­chen Brustfellentzündungen, bei denen der Herzbeutel mit er­griffen ist, bald auch in Folge von allgemeiner Schwächung.
Die Krankheit ist während des Lebens schwer zu erkennen. Die Thiere athmen etwas kürzer und husten viel, besonders während der Nacht; dabei fehlen aber die Erscheinungen, welche die Lungen- und Brustfellentzündung und die Brustwassersucht characterisiren; das Geräusch der Lungenbläschen ist deutlich wahrzunehmen, und nebenbei hört man oft ein eigentlüimliches quakendes Geräusch an der linken Brustseite: der Herzschlagnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i
ist gewöhnlich unfühlbar, die Thiere zeigen etwas Beängstigung, wenn man ihnen die Brust in der Herzgegend zusammendrückt,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.i i
und zuweilen findet sich Ohnmacht. Der Appetit und die Aus-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; • 1
leerungcn sind wenig oder gar nicht gestört und Fieber ist ge­wöhnlich nicht vorhanden.
Der Verlauf ist langsam; die Krankheit führt nach meh­reren Monaten den Tod plötzlich herbei, oder dies geschieht, nachdem allgemeine Wassersucht und Abzehrung hinzugetre­ten ist.
Die Behandlung ist ganz auf dieselben innerlichen Mittel
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154nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten der Brust.
beschränkt, welche im Vorhergehenden bei der Brustwassersucht
angegeben sind.
5. Die Lungenschwindsucht (Phthisis).
Es kommen bei Hunden verschiedene krankhafte Zustände der Lungen vor, welche sich, ausser anderen Erscheinungen, beson­ders durch eine fortschreitend zunehmende Abmagerung und Ent­kräftung des kranken Thieres bemerkbar machen und deshalb im Allgemeinen als Lungenschwindsucht bezeichnet werden. Es sind davon hauptsächlich zwei Arten zu unterscheiden: a) die Schleinischwindsucht und b) die eiterige Schwindsucht.
a) Die erstere besteht in einer krankhaft vermehrten, chro­nischen Absonderung von Schleim in der Bronchial-Schleimhaut, und ist meistentlioils die Folge eatarrhalischer ßntzündungen, welche in ihrem regelmässigen Verlaufe gestört oder öfters neu erregt worden sind, ohne dass sie zur kritischen Entscheidung kamen. Sie findet sich deshalb nach Catarrhen, nach der Staupe und nach catarrhalischen Lungenentzündungen, besonders bei sehr zarten, reizbaren und bei sehr schlaffen, vollsaftigen Hun­den, wenn dieselben, während dieser Krankheiten, an einem zu kalten Orte gehalten, der Zugluft und kalten Witterung ausge­setzt sind. — Die Thierc zeigen zuerst nur die Symptome eines chronischen Catarrhs, nämlich xVustluss von weissem, oder blass-bläulichem, oder ins Graue spielendem Schleim aus der Nase und matten Husten; sie sind dabei ohne Fieber, bei gehörigein Appetit und munter. Aber nach mehreren Wochen, oft erst nach Monaten, magern sie bei gutem Futter immer mehr ab, werden mehr matt, liegen viel, athmen nach kleinen Anstren­gungen sehr beschwerlich, mit starkem Heben und Senken der Flanken und des Bauchs und mit Anfblasung der Backen, es findet sich fieberhaft beschleunigter Puls und öfters wechselnde Temperatur (hektisches Fieber) hinzu. Noch weiterhin athmen sie selbst beim ruhigen Stehen oder Liegen ebenso. An den Augen sammelt sich viel zäher, schmieriger Schleim, der Aus-fluss aus der Nase wird reichlicher, zuweilen etwas übel riechend, die Schleimhäute sind blass, der Herzschlag an beiden Seiten fühlbar, prallend, Druck gegen die Brust macht keinen Schmerz;
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Lmurensclrwindsacht.
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durch die Auscultation hört man das Bläschengeräusch stark, nebenbei aber Schleimrasseln, sowohl in der Luftröhre wie auch in der Brust. Zuletzt findet sich oft stinkende Hausausdünstung und Diarrhöe hinzu, und der Tod erfolgt durch gänzliche Er­schöpfung der Kräfte.
b) Die eiterige Schwindsucht cliaracterisirt sich durch Ausfluss oder Auswurf von Eiter oder Jauche aus der Nase (zuweilen auch aus dem Maule), durch Fieber, stinkenden Athem, Abmagerung und Entkräftung. Sie beruht auf ulcerativer Zer­störung der Lungensubstanz, zuweilen auch einzelner Stellen der Bronchialschleimhaut und entstellt auf zweierlei Wegen, nämlich entweder sehr acut aus Lungenentzündungen, welche in Eiterung oder Brand übergegangen sind, oder — aus den sogenannten Lungenknoten (Tuberkeln). Im letzteren Falle, wo das Lei­den speciell als Knoten- oder Tuberkel Schwindsucht be­zeichnet wird, bestehen immer durch längere Zeit vor dem ein­tretenden ülcerationsprocesse die Tuberkeln in bald grösserer, bald geringerer Menge und in verschiedener Beschalt'enheit; sie sind zuerst kleine Knötchen von krankhaft abgelager­ter, blasgelbor, dem Faserstoff ähnlich er Materie, die aus rundlichen Zellen besteht und bald früher, bald später sich von innen in eine käseartige, weiche Materie umwandelt oder durch Kalksalze sich verhärtet. Oft bleiben die Tuberkel in der einen oder andern Beschaffenheit sehr lange, ja bis in das hohe Alter der Thiere; oft vergrössert sich ihr Volumen: es kann aber auch in jeder Periode ihres Bestehens eine Erwei­chung der Masse eintreten, wobei dieselbe zu einer flüssigen oder breiigen, eiterähulichen Materie umgewandelt wird, welche jedoch in ihrem reinen Zustande unter dem Microscop keine Eiterkügel-chen, sondern kleine, unregelraässigc Körnchen und eine form­lose, durchsichtige Substanz zeigt. Oft ist aber die Flüssigkeit auch mit Entzündungssecreten und mit aufgelöster Substanz des Lungengewebes gemengt. In diesem erweichten Zustande bilden die Tuberkel eine Art von Lungengeschwüren, welche bald frei im Lungengewebe liegen, bald mit einer neu gebildeten Haut von verschiedener Dicke eingeschlossen sind.
Bei der als Folge von Lungenentzündungen entstehenden
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Krankheiten der Brust.
EiterschAvindsucht bemerkt man, nachdem die Entzündung geho­ben zu sein scheint, noch etwas beschwerliches Athmen, öfters mit rasselndem Geräusch in den Bronchien, auch mit eigenthüm-lich pfeifendem oder stossendem Geräusch an einem Lungen­flügel, Husten, Austluss von eiteriger weisser oder grauer Ma­terie, welche, so wie die ausgeathmete Luft, zuweilen stinkt. Die Thicre magern immer mehr ab, werden mehr kraftlos, die Schleimhäute sind blass und schmierig, und nach einigen Wochen erfolgt der Tod durch Erschöpfung. — Die Section zeigt graue Hepatisation der Lungen, Eitergeschwüre und Höhlen in ver­schiedener Grosse, aber ohne Tuberkelmaterie, Verwachsungen der Lunge mit den Rippen u. s. w.
Die Tuberkel im nicht erweichten Zustande machen sich oft durch gar keine Störung des Befindens keimbar; zuweilen be­steht aber fortwährend ein Reiz zum Husten. Wenn sie aber schnell wachsen und noch mehr, wenn sie sich erweichen, tritt gewöhnlich Fieber und örtlich eine schleichende Entzündung hinzu. Das Athmen wird kurz, schnell, aus der Nase lliosst graue oder gelbliehe, stinkende Materie, die ausgeathmete Luft stinkt, die Thiere husten häufig, liegen viel, werden schnell matt und mager und gehen meistentheils unter diesen Zufällen langsam dem Tode entgegen. — Bei der Section findet man als wesentlich offene Tuberkelgeschwüre und Tuberkeln in ver­schiedenen Graden der Ausbildung, allgemeine Abmagerung und Blutarmuth.
Die Prognose ist im Allgemeinen ungünstig, doch in den einzelnen Fällen verschieden nach der Art und dem Grade des Leidens. Schleimschwindsucht gestattet eher Heilung als Eiter­schwindsucht; sehr reichlicher Austluss von stinkender Materie, ein hoher Grad von Entkräftung und von Fieber lässt immer den Tod bald befürchten.
Die Kur kann immer nur versuchsweise unternommen werden.
Bei der Schleimschwindsucht hat man die übermässige Secretion zu beschränken, das Fieber zu beseitigen und die Kräfte zu unterstützen. Dabei muss man aber den etwa be­stehenden Reizungszustand berücksichtigen. Besteht eine ent­zündliche Reizung in den Respirationsorganen, so giebt man zu-
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Lnnu'ensrhwindsucht.
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erst süsse und gclind abführende Mittel, z. B. siisse Molken (täglich 6mal, Jedesmal 60,0—360,0), den Milchzucker (2,0 bis ITkO eben so oft und in eben so viel Wasser gelöst), Bitter­salz, Glaubersalz, in kleinen Gaben mit Süssholz, späterhin aber den Bleizucker in kleinen Gaben (0,015 — 0,l-2), je nach dem Reiz zum Husten, mit etwas Opium oder Morphium, oder Extractum Hyoscyami versetzt. Bestellt aber Erschlaffung und Reizlosigkeit, so kann man die sogenannten Brustmittel (Fen­chel, Anis, Wasserfenchel, Wacholderbeeren u. dergl.), theils allein, theils in Verbindung mit Bleizucker, Alaun, Kupfer- und Eisenvitriol, mit Creosot, Theer, Theerwasser und anderen toni­sehen Mitteln geben. Je nachdem die Erschlaffung oder Reiz­losigkeit mehr überwiegend ist, z. B. Infus. sem. Phellandrii (ex 15,0) 120,0, Sacchar. plumbic. 0.25 (oder Alumin. 2,0, oder Ferri sulphuric. 1,0) alle 4 Stunden K/\ — 1 Esslöffel; oder: Pulv. rad. Inulae 8,0, Cupr. sulphur. 0,7 oder Creosoti 1,2 bis 2,0, Succ. Liquirit. q. s. ad mass, pilul., ex qua ferment, pi-lulae Nr. \x\. Täglich 3mal 1 Pille. — Dabei kann man auch Dämpfe von aromatischen Mitteln (von gebrühten Wacholder­beeren, Fenchelsamen, Fichtennadeln, Quendel u. dergl.) oder von Theer, Terpenthinöl, auf heisse Steine oder Eisen ge­gossen, täglich 2 mal, jedesmal l/4— l Stunde, einathmen lassen. Die Thiere werden massig warm und in guter Nahrung gehallen.
Bei der Eiterschwindsucht benutzt man im Wesentlichen dieselben Mittel; da jedoch hier häufiger eine wirklich entzünd­liche Reizung zugegen ist und sich im Verlaufe des üebels auch öfters wiederholt, so finden die reizmildernden Mittel weit mehr Anwendung, wie namentlich Althec- oder Leinsamenschleim, eine Abkochung von Huflattig, von Isländischem Moos mit Honig oder Mohrrübensaft, mit Digitalis, Bilsenkraut, Bleizucker u. dergl. Nur bei der Abwesenheit von Congestion und Ent­zündung darf man gclind aromatische Mittel, Alaun, Theerwasser und Creosot, anwenden. Diese Mittel passen besonders, wenn der Ausfluss aus der Nase sehr stinkt. Hierbei hat in mehre­ren Fällen auch der Chlorkalk gute Dienste geleistet. Man giebt ihn innerlich pro dosi zu 0,5—2.0, in 8,0—16,0 kalten
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158nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten der Brust.
Wassers gelöst, täglich 4mal, und lüsst auch den Dunst von ihm täglich 2mal einathmen, indem man Chlorkalb 4,0—8,0 mit etwas warmem Wasser gemengt, den Thieren unter die Nase hält. — Den mit Tuberkeln behafteten Hunden' kann man auch die Kreide (täglich 4,0—15,0) auf dem Futter oder das Kalkwasser (120,0—'240,0) als Getränk geben, um zu versuchen, die Knoten zu verirden, d. h. sie schneller in eine feste, erdige Masse umzuwandeln, weil sie dann selten noch in Erweichung übergehen.
(i. Die Kurzathmigkeit, Engbrüstigkeit, Dämpfigkeit
(Asthma).
Ein andauernd beschwerliches Athraen ohne fieberhafte Er­regung des Blutgefässsystems ist bei Hunden jeder Art und jeden Alters ein oft vorkommendes chronisches Leiden; jedoch findet es sich am häutigsten in dem Alter von mehr als 8 Jahren.
Das Uebel beginnt meistens — ausgenommen die Fälle, in denen es die unmittelbare Folge einer Entzündung der Respira­tionsorgane ist — in einem ganz geringen Grade, so dass sein Anfang oft übersehen wird. Die Hunde athmen zuerst nur dann kurz und angestrengt, wenn sie sich recht satt gefressen haben, oder eine Strecke gelaufen sind, oder wenn Witterungsverände­rungen eintreten; späterhin ist die Beschwerde mehr andauernd, tritt aber besonders beim Liegen und in der Nacht mehr her­vor; manche Hunde athmen laut hörbar, etwas giehmend; fast vom Anfange an besteht auch ein kurzer, meistentheils rauher, oft auch ganz dumpfer, keuchender Husten, der bei längerer Dauer immer zunimmt und bei deren höherem Grade die Thicre sehr belästigt. Die Auscultation ergiebt sehr verschiedene Brust­geräusche, je nach Art des pathologischen Zustandes (s. bei den Ursachen). —#9632; Dabei sind die Hunde in der Regel munter, bei gutem Appetit und gewöhnlich durch längere Zeit nicht nur in gutem Ernährungszustande, sondern häufig sogar in einem über-mässig fettem Zustande. Dies ändert sich allerdings mit der längeren Dauer der Krankheit (freilich oft erst nach 1 bis quot;2 Jahren) und wenn sie einen hohen Grad erreicht hat, wo
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Asthma.
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dann nicht selten entgegengesetzt Abzehrung eintritt; und zu­weilen ist das Leiden gleich vom Beginne her mit derselben verbunden. — In der letzten Zeit tritt gewöhnlich hierzu auch Fieber mit kleinem, schwachem, schnellem Herz- und Arterien­schlag (hektisches Fieber), zunehmende Entkräftung, und der Tod erfolgt entweder durch diese allmälig oder auch plötzlich durch Erstickung. — Zuweilen finden sich in der letzten Zeil die Symptome der Brust- und Bauchwassersucht hinzu.
Die Ursachen sind, soweit man dieselben in den einzelnen Fällen kennen gelernt hat, sehr verschiedenartig, und zwar ent­weder :
a)nbsp; nbsp; pathologische Veränderungen in dem einen oder dem andern Theile der Respirationsorgane, als Folgen vorausgegan­gener Entzündungen derselben, z. ß. Verdickung der Schleimhaut im Kehlkopfe, in der Luftröhre und deren Bronchien, Ver-knöcberung des Kehlkopfes, Vergrösserung der Schilddrüsen, leberartige Verdichtung eines Theiles der Lungen, Emphysem in denselben, Verwachsung derselben mit der Pleura, — Tuberkel, Litergeschwüre, Brust- und Herz Wassersucht; — oder
b)nbsp; es ist übermässige allgemeine Fettheit (Fettsucht) oder zu reichliche Fettanhäufung am Herzen, Vergrösserung des Herzens, der Leber, des Magens vorhanden; — und
c)nbsp; in einzelnen Fällen ist es eine unvollständige Lähmung eines Nervus vagus oder eines Nerv, recurreus. Hier besteht das laute, giehmende Athmen, und bei der Section findet man diese Nerven dünner, zuweilen verletzt, auch wohl die Muskeln des Kehlkopfes an derselben Seite blässer und schwächer, als im gesunden Zustande.
Hieraus ergiebt sich, class die Kurzathmigkeit immer ein blos symptomatisches ücbel ist.
Die Erforschung des speciell vorhandenen Leidens ist in manchen Fällen schwierig, oft aber auch leicht, besonders, wenn man den Anfang und den Verlauf des Hebels kennt und die sämmtlichen Symptome in ihrem Zusammenhange be­rücksichtigt.
Die Kur kann in den meisten Fällen nur palliativ sein, sie soll aber dennoch dem speciellen Krankheitszustande ent-
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Krankheiten tW Brust.
sprechen. Hinsichtlich der sub a. angedeuteten Krankheiten wird auf deren Besehreibung verwiesen. — Gegen allgemeine Fettsucht, wahrscheinliche Fettheit des Herzens und Hypertrophie innerer Theile verordnet man magere Kost, viel Bewegung in freier Luft, jeden 4. bis (5. Tag wiederholt eine Purganz (0,2 bis 0,35 Calomel mit eben so viel Guinmigutt), dazwischen durch einige Zeit fortgesetzt das Jod oder Jod-Kali (S. 140) oder wenigstens das kohlensaure Kali; und — bei den genann­ten Nervenaffectionen versucht man flüchtig-erregende Einrei­bungen um den Kehlkopf und am Halse, z. B. Kamphergeist, Liq. ammon. causticus, Terpenthinöl u. dergl. und Dunstbäder von aromatischen .Mitteln.
Gegen den quälenden Husten ist eine Lösung von Morphium (0,0G) in Bittermandelwasser (10,0), oder eine Emulsion von bittern Mandeln (100 Grm.) mit Zusatz von Tct. opii benzoica (•2.00) zu empfehlen.
7. Der Krampf- oder Roizhusten.
Husten ist bei Hunden eine der häufigsten Krankheitser­scheinungen, welche zwar im Wesentlichen immer auf einer Reizung der Respirationsorgane beruht, aber doch in den ein­zelnen Fällen von sehr verschiedenen Krankheiten herbeigeführt wird, wie z. B. von den sämmtlichen Entzündungskrankheiten der Respirationsorgane, von dem Catarrhalfieber, von der Staupe, von fremden Körpern in der Rachenhöhle und im Schlünde, von Brustwassersucht u. dergl. Bei allen diesen krankhaften Zu­ständen sind ausser dem Husten noch die übrigen hierzu gehö­renden Symptome vorhanden, durch deren Zusammenstellung stets ein eigenthümliches Krankheitsbild und die Diagnosis her­vorgeht. Es ist daher von diesem, den einzelnen bestimmten Krankheitsformen angehörigen Husten hier keine weitere Rede, aber es giebt auch einen Husten, der keine anderen Symptome neben sich hat und den man deshalb gewissermassen als ein selbstständiges Leiden betrachten muss. Dieser Husten äussert sich bei manchen Hunden nur von Zeit zu Zeit ohne besondere Ursache, bei andern Hunden aber durch ein fortwährend wieder­holtes, trockenes Krächzen, bei anderen durch mehr lockeres
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Krampf- oder Reizhusten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;161
Aushusten von etwas Schleim. Oft bestehl dabei heftiges, krampfhaftes Würgen und Erbrechen, wenn dieser Schleim sehr zähe ist, in Klumpen fest zusammealuingt und deshalb nicht sogleich aus der Rachenhöhle hervorgedrängt worden kann. Das Husten wird gewöhnlich in der Nach! und bei kalter Witterung heftiger. Die Thiere sind dabei munter, bei gutem A-ppetit, alle
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Kunctionen gehen regelmässig von Stallen, selbsi das Athmen ist nichi erschwert, und bei der Auscultation findet man kein abnormes Geräusch in der Brusthöhle.
Die Section der mit diesem Husten behafteten und zur Untersuchung getödteten Hunde hat in den meisten Fällen keine pathologische Veränderung, in anderen aber kleine Tuberkel in den Lungen oder etwas mehr Rigidität des Lungengewebes er­geben.
Als wesentlicher Zustand kann daher für die Therapie nur eine zu grosso Reizbarkeit der Respirationsorgane angenommen werden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;s
Die Prognosis ist in der Hinsicht günstig zu machen, dass bei solchem Husten gewöhnlich keine Lebensgefahr besteht; aber das Uebel ist oft rocht hartnäckig, lästig, und in manchen Fäl­
len nur vorübergehend zu mildern.
Die Kur wird da, wo der Husten trocken ist und hohl klingt, mil kleinen Gaben von Spiessglanzmitteln in Verbindung mit schleimigen, süssen und narcotischen Mitteln, mil Bilsen­
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kraut, Opium und Bittermandel- oder Kirschlorbeerwasser be­wirkt, wie z. B. Brechweinstein 0,1 in 50,0 Wasser gelöst, alle 4 Stunden 1 TheelölTel bis ' ., Esslöffel, oder: Brechweinstein 0,2, Süssholzworzelpulver 30,0, Honig so viel wie nöthig, zur Latwerge, alle 4 Stunden 1 TheelölTel; — oder: Goldschwefel 4,0, mit Honig, ebenso zur Latwerge. Zu diesen Arzneien kann man, wenn das Uebel sehr heftig fortdauert, das Bilsenkraut-Extract, pro dosi 0,03—0,06 zusetzen. Oder: man giebt eine Emulsion von pulverisirtem Arabischem Gummi und Baumöl, von jedem 8,0, Wasser 90,0, Opium 0,1—0,-25 (oder eben so viel Bilsenkraut-Extract) und hiervon alle 3 bis 4 Stunden 1 Thoe- bis \2 Esslöffel. Oder: pulverisirte.s Arabisches Gummi 2,0, Wasser 15,0, hierzu Bittermandelwasser 6,0—8,0 und giebl
Hertwig, Krankb. d. Hunde. 2. AuH.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;11
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162nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten der Verdauungseingeweide.
hiervon alle 3 bis 4 Stunden den 6. bis 4. Thoil. — Ist aber der Husten mit Schleimauswurf begleitet, so ist, von Zeit zu Zeit wiederholt (etwa in 8 Tagen), ein Brechmittel das Nütz­lichste, und ausserdem eine Mixtur aus Brechweinstein 0,06, Sal­miak 4,0, Wasser 90,0, alle 4 Stunden l/2 bis 1 Esslöffel zu empfehlen. — Auch hat das Einathmeu warmer Dämpfe von Wasser, oder von Kamillen- oder Fliederblumen-Infusura , und das Einreiben dos .Kampher- oder des Aminoniak-Liniinents in der Kehlkopfgegend, gute Dienste geleistet.
Viertes Kapitel.
Krankheiten der Verdauungseingeweide.
1. Die Bauchfellentzündung.
Die die Bauchhöhle an ihrer innern Oberfläche auskleidende Haut wird zuweilen stellenweis, in anderen Fällen über und über entzündet, so dass im letztern Falle auch alle Organe, die einen üeberzug von ihr enthalten, an ihrer Oberfläche von der Ent­zündung ergriffen werden. Die Zeichen dieser Entzündung sind in den allermeisten Fällen zuerst ausserordentlich gering und erst, nachdem die Krankheit eine bedeutende Höhe erreicht hat, wird sie auch äusserlich deutlicher bemerkbar. Die Hunde zei­gen im Anfange einen gelinden Grad von Steifigkeit und gerin­gerer Beweglichkeit im Leibe als sonst; sie halten denselben, besonders wenn man ihn berührt, mehr gespannt und dabei äussern sie auch Schmerz; bei dem Drängen zur Kothentleerung liallen sie oft inne und stöhnen; übrigens sind sie anscheinend munter und bei gutem Appetit; die Pulse sind in der ersten Zeit nicht bemerkbar vom normalen Zustande abweichend, später­hin aber werden sie kleiner und schneller: oft wechselt auch
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der Appetit, aber in den Ausleerungen fiadet keine bestimmte Abweichung vom Normalzustande statt, obwohl bei einzelnen Patienten Diarrhöe, bei anderen entgegengesetzt Verstopfung be­steht. Die Krankheit verläuft meistentheils schnell, in 6 bis 8 Tagen, zuweilen wird sie aber chronisch und dauert dann als Entzündung stellenweis bis gegen vier Wochen fort.
Die Ursachen der Bauchfellentzündung sind hauptsächlich Erkaltungen, zuweilen aber auch mechanische Verletzungen durch stumpfe Körper, wie z. B. durch Pusstritte u. dergl.
Die Beurtheilung der Krankheit ist in der ersten Zeit, und wenn schnelle und passende Hülfe gebracht wird, ziemlich günstig, da unter diesen Umständen in der Regel die Zerthei-lung gelingt; bei Vernachlässigung entsteht dagegen fast immer Ausschwitzung von gerinnbaren Stoffen und von Blutwasser, und durch Jene bilden sich Verwachsungen der einzelnen Bauchoiu-geweide unter einander oder auch mit den Bauchwänden, und durch die wässerigen Ausschwitzungen entsteht acute Bauch­wassersucht. Die Verwachsungen sind zwar nicht direct tödtlich, aber es wird durch sie die Function der Organe bald mehr, bald
weniger gestört und Abmagerung herbeigeführt; Hülfe ist dabei
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nicht möglich. Die Bauchwassersucht ist in vielen Fällen tem­porär zu beseitigen, sie führt aber dennoch häufig mit der Zeit den Tod herbei.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; f '
Man giebt gleich bei dem Beginn des Leidens innerlich das Ricinusöl 15,0—80,0, oder eine Mixtur von Calomel 0,2—0,5 mit arabischem Gummi, so dass Laxiren erfolgt, und reibt äusser-lich in die Haut des Bauches Salmiakgeist oder Ammoniak-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; I, 1
Liniment mit Zusatz von Cantharidentinctur oder von Terpenthinöl kräftig ein. Bei gutgenährten Hunden ist auch ein massigernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,'
Aderlass zu machen, und so lange Verstopfung besteht, applicirt man, öfters wiederholt, Klystiere von schleimigen Flüssigkeiten mit Oel. Die Diät muss sehr mager sein, das Thier Ruhe er-halten und vor Erkältung geschützt werden. Bei grosser Span-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;\lt;-t
nung und heftigem Schmerz des Leibes kann man, wo die Ge­legenheit es gestattet, auch ein warmes Bad von Lauge, durch
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etwa ' 4 Stunde dauernd, anwenden und dann den Hund in
wollene Decken einwickeln. Hat die Bauchfellentzündang bereits
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104nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten der Veidauungsemgeweide.
über 3—4 Tage gedauert und ist gehörige Leibesoffnung einge­treten, so kann man auch mit Nutzen gelind Urin treibende Mittel anwenden, wie namentlich kleine Gaben einer Brechwein-stein-Auflösung oder von der Tinctur des Fingerhutkrautes. Nach lii'nlgtiT Wiederherstellung müssen die Hunde sorgfältig gegen Erkältungen geschützt und so gehalten werden, dass sie nicht an Verstopfung des Leibes leiden. Sollte die letztere, durch etwa zwei Tage andauernd, bemerkt werden, so wirkt man ihr am besten durch Ricinusöl entgegen.
2. Die Magen- und Darmentzündung.
Die Entzündung des Magens und Darmcanals ist bei Hun­den nicht selten, thcils weil diese Organe bei ihnen sehr reizbar sind, thcils weil die Hunde durch das Aufnehmen von reizenden Dingen mein' als die Pflanzen fressenden llausihiere zu heftigen Reizungen eine Veranlassung geben. Man sieht diese Entzün­dungen durch Erkältungen, nach dem zu plötzlichen Unterdrücken von Hautausschlägen, nach dem Genuss von faulendem Fleisch, von Hornstücken (welche die meisten Hunde sehr gern fressen und oft unvollständig gekaut verschlucken) und ebenso nach dem Genuss von harten Knochenstücken und von andern unver­daulichen Dingen, z. ß. Eicheln, Korkpfropfen u. dergl. ent­stehen. Solche unverdauliche Substanzen bleiben gewöhnlich im Magen lange Zeit liegen und veranlassen, wenn derselbe leer ist, an verschiedenen Stellen Druide, Reizung und Entzündung: in anderen Fällen dringen sie in den Darmcanal, setzen sich an irgend einer Stelle desselben fest, so dass sie zuweilen förmlich eingeschnürt werden, und wirken dann ebenfalls durch Druck reizend und Entzündung erregend.
Ist der Magen entzündet, so liegen die Thicre viel auf dem Bauche, jedoch so, dass der letztere mit der Magengegend nur eben den Boden sanft berührt; sie zeigen .sich ängstlich, haben einen eigenthümlichen Blick, aus welchem man den tiefen Schmerz errathen kann, manche wechseln oft mit dem Orte, kratzen das Stroh an der Lagerstelle fort, um so den blossen Erdboden unier sich zu haben, und sie erbrechen sich häufig mit Auslee­rung von gelblich oder röthlich gefärbtem Schleim. Der Appetit
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Malten- und DarmeutziiadaDg.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Idö
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fehlt gänzlich, aber der Durst ist gross, und namentlich saufen die Thiere gern ganz kaltes Wasser. Späterhin tritt auch Fie­ber mit sehr kleinem, schnellem Pulse hinzu, die Ohren und Piisse sind kalt, die Nase ist heiss und trocken, beim Druck an den Leib unmittelbar hinter dem Brustbein zeigen die Pa­tienten Schmerz; Kothausleerung findet in der Regel statt. —nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; r-Die Entzündung des Darincanals erzeugt mehrenlheils dieselben , I Symptome, wie sie im Vorstehenden angedeutet sind, alter die 1 Thiere erbrechen sich hierbei weniger, und sie zeigen mehr r . Schmerz um die Mitte oder am hintern Ende des Leibes. Der letztere ist gewöhnlich mehr aufgeschürzt oder zusammengezogen und. Je nach den specicllen Ursachen (z. ß. Erkältungen, Ge-nuss scharfer Stoffe), und ob hierbei die innere oder die äussere Haut des Darmes leidet, haben die Hunde auch im erstem Falle gewöhnlich Diarrhöe, im letztem Falle dagegen häufig Ver­stopfung. |
Beide Krankheiten sind in den meisten Fällen sehr gefähr-
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liche Ucbel, namentlich aber dann, wenn fremde Körper mil spitziger oder rauher Oberfläche und von harter oder unauflös­licher Substanz sich irgendwo in dem Verdauungscanale festge-setzt haben — was man freilich nicht in jedem Falle von aussen her genau erkennen kann; wo dagegen die Ursachen zu entfer­nen sind oder wo Erkältungen stattgefunden haben, werden auchnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;/ #9632;#9632; Magen- uitd Darmentzündungen oft glücklich geheilt. — Die Dauer des Leidens ist gewöhnlich zwischen quot;2 und 8 Tagen. Zuweilen bleibt nach Magen- und Darmentzündung eine krank­hafte Reizbarkeit und gestörte Verdauung lange Zeit zurück, und , | jene erzeugt dann oft ein wiederkehrendes Erbrechen, und in Folge der gestörten Verdauung entsteht mangelhafte Ernährungnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, ;
und Abmagerung.
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Die Kur erfordert in den Füllen, in denen eiwa noch fort­wirkende Ursachen vorhanden sind, die Entfernung oder wenig-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; #9632;#9632;' ;: stens doch die Milderung derselben. Für diesen Zweck giebtnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;: ä| man innerlich recht kalte schleimige Flüssigkeiten oder eben solche Breie, auch dergleichen mit Oel oder Fett versetzt, in kleinen Zwischenzeiten, oder nach jedem Erbrechen wiederholt. Glaubt man, dass die Ursachen beseitigt sind, so findet das
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Kißnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten der Verdaaangseingeweide.
Calomel mit Büsenkraut-Extract vortheilhafte Anwendung, z. ß. Eydrarg. muriatlcl mitis 0,6, Extr. Hyoscyami0,2, Pulv. Gm. mimos. 15,0 und Aq. comm. 75,0, gut gemengt alle Stunden einen halben bis ganzen Esslöffel voll. Ausserdem applicirt man Klystiero von schleimigen Mitteln und macht Einreibungen im Umfange des Bauches oder bei Magenentzündungen wenigstens in der Magengegend von Salmiakgeist oder auch von Senfspiritus. In einzelnen Fällen haben auch neben dem Gebrauch dieser Mittel warme Bäder von Aschenlauge anscheinend gute Dienste ge­leistet. In den ersten zwei Tagen erhalten die Patienten keine Nahrung, sondern nur kaltes Wasser, und später, wenn sie Appetit zeigen, leicht verdauliche Substanzen in kleinen Por­tionen.
3. Die Leberentzündung.
Die Entzündung der Leber ist bei Hunden keine seltene Krankheit. Sie kommt in allen Jahreszeiten und bei allen Arten von Hunden vor und herrscht zuweilen in einer Gegend seuchen­artig. Die Erscheinungen des Leidens sind: Die Hunde zeigen sich auflallend matt und traurig, sie liegen fast beständig, ath-men kurz und haben einen sehr beschleunigten kleinen Puls; die Temperatur an den Ohren, an der Nase und an den Püssen ist oft wechselnd, die Nase ist trocken, das Maul mit schmutzi­gem, halbtrockenem, zähem Schleim bedeckt, die Zunge zuweilen bräunlich belegt, in andern Fällen dunkelroth. die Maulschleim­haut immer sehr gelb, die Bindehaut der Augen ebenso, und bei Hunden mit weisslicher Haut erscheint auch diese gelblich, der Appetit ist sehr gering, der Koth geht sparsam ab und ist ganz blass, zuweilen blassgelblich, der Urin gewöhnlich ganz gelb oder bräunlich und macht einen Bodensatz, in welchem zu­weilen aufgelöste Blutklümpchen zu linden sind. Bei einem an der rechten Seite des Leibes angebrachten Druck zeigen die Thiere durch Ausbiegen und Stöhnen Schmerz.
Die Krankheit entsteht durch plötzliches Erkälten nach vor­ausgegangener Erhitzung, besonders durch das gierige Saufen von kaltem Wasser, zuweilen aber auch durch Stössc und Schläge, welche die Lebergegend treden. Die Ursachen der
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Kolik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;167
seucheiuirtig herrschenden Loborentziindung sind noch nicht ge­nügend bekannt.
Die Krankheit dauert unter günstigen Umständen etwa 6 bis 8 Tage und endet bei einer zweckmässigen Fliege mit Zer-theilung, unter ungünstigen Umständen, und besonders wenn sie sehr schnell einen hohen Grad erreicht, führt sie auch in der­selben Zeit oft den Tod herbei. Der letztere scheint durch eine Lähmung des Gangliennervensystems und durch eine Zersetzung des Blutes veranlasst zu werden.
Die Kur kann fast immer mit einem Aderlass begonnen werden, der mit Rücksicht auf die Constitution und Grosse des
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Thiercs bei kleinen Hunden circa 30,0, bei grossen bis 360,0
betragen kann. Ausserdem giebt man innerlich das Calomel und Glaubersalz, und zwar ersteres zu 0,05—0,2 und letzteres 1,0—4.0 pro dosi, zusammen in Latwergenform mit Honig, und reicht alle 3—4 Stunden eine solche Gabe. Wenn Laxiren ein­getreten ist, wartet man dasselbe vollständig ab, und giebt hier-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; | nach den Weinstein (0,30—1,25 pro dosi) mit einem schwach bittern Extract, wozu namentlich das Extractum Taraxaci zu benutzen ist. In der ersten Zeit applicirt man auch in der Lebergegend einen Senfbrei von G—10 Quadrat-Ctm., oder man reibt daselbst auf einer ebenso grossen Fläche die Cauthariden-
salbe ein, und die Leibesöffnung befördert man durch Klystiere
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von schleimigen Mitteln.
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4. Die Kolik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; j
Die Kolik äussert sich durch Leibschmerzen, durch Unruhe,
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Zusammenkrümmen des Leibes, unruhiges Hin- und Herlaufen
und Winseln. Die Hunde fangen ganz plötzlich an unruhig zu
werden, hin und her zu laufen und ihr Lager zu wechseln; sie
sehen sich dabei oft nach dem Leibe um, beissen auch zuweilen
* 1 nach der einen Seite desselben, krümmen sich dann zusammen
und legen sich vorsichtig nieder, liegen jedoch nicht lange auf
einer Stelle. Dies Benehmen wechselt mit ruhigen Perioden
bald mehr, bald weniger oft ab, und auch mehr oder weniger
andauernd. Dabei wird der Blick mehr und mehr traurig oder
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ängstlich, die Temperatur wechselt, in der Regel aber ist am
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KiHnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten iler Verdauungseingeweide.
Puls und Athraen keine Abweichung vom gesunden Zustande zu bemerken. Der Appetit ist unterdrückt, der Durst gering, Kolli und Urin werden nur in kleinen Quantitäten oder gar nicht abgesetzt. Dieser Zustand hat einige Aehnlichkeit mit Magen- und Darmentzündung und mit Bauchfellentzündung; er unterscheidet sich aber von diesen Krankheiten dadurch, dass bei der Kolik der Hund fieberlos, das Maul feucht und die Schleimhäute nur blass geröthet sind, auch die Temperatur nicht andauernd erhöht ist. Ausserdem aber machen sich in den einzelnen Fällen, je nach den Ursachen der Kolik, wohl auch noch besondere unterschiede bemerkbar. Die Kolik kann nämlich entstehen: a) durch Krampf in einem Baucheingeweide, namentlich im Darmcanal; b) durch Steine und andere fremde Körper in dem Darmcanal: c) durch Eingeweidewürmer; d) durch Verstopfung des Leibes und e) durch Aufblähung oder Luftent­wickelung. Der Krampf wird gewöhnlich durch Erkältung er­zeugt und besteht in einer zu starken Zusammenschnürung der Kreisfasern des Darmcanals. Man bemerkt bei ihm, mehr wie bei den übrigen Ursachen, keine Spur von entzündlicher Reizung und oft Perioden eines Nachlasses, während welcher der Patient ruhig und wie gesund erscheint. — Sogenannte Darmsteine sind erdige Massen, die sich im Magen und Darmcanal aus Bestand-theilen mancher Nahrungsmittel in Verbindung mit Darmschleim bilden; sie haben gewöhnlich eine Art Kern von irgend einem andern Material, z. 13. von Haaren, von Stroh u. dergl.; ihre Grosso ist sehr verschieden, da sie zwar immer ganz klein an­fangen, aber allmälig durch neue Schichten, welche sich rund um die schon vorhandene Masse anlegen, sich immer mehr ver-grössern; ihre Form ist in der Kegel kugelig und ihre Obcr-lläche glatt. Sie finden sich meistens im Dickdarm und be­lästigen thcils tlurch ihre Grosse, indem sie den Darm theilweis verschHessen und die Fortleitung des Futters bindern, thcils auch durch ihr Gewicht, durch welches sie auf die Darmhäute drücken. Wenn ein Stein einigermassen gross geworden ist, kann man ihn durch die Bauchdecken im Leibe fühlen, indem er deutlich als ein harter Körper im Darmcanal durch die Bauchdecken wahrzunehmen ist. Zuweilen ist die Berührung
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Kolik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kill
der betreffenden Stolle dem Thiere schmerzhafl. — Würmer in Verdauungscanal finden sich fast bei allen jungen Hunden ohne Ausnahme, ohne dass sie erweislichen Schaden erzeugen; aber zuweilen sind sie in solcher Menge vorhanden, dass sie dem Thiere einen grossen Theil seiner Säfte entziehen und hierdurch allmälige Abmagerung herbeiführen, oder dass sie durch ihr Anhängen an die Schleimhaut des Darmcanals Reizung, Schmerz und somit Kolik erzeugen. Dies geschieht bei Jungen Hunden viel häufiger als bei alten. Dass diese Ursache der Kolik in einem vorliegenden Falle wirklich vorhanden ist, ist mit Sicher­heit nur dann anzunehmen, wenn Würmer entweder durch Er­brechen oder auch durch den Mastdarm entleert werden; die sonst für Zeichen eines Wurmleidens geltenden Symptome, die Erweiterung der Pupille, das [leiben der Nase an der Erde, wechselnder Appetit u. dergl., sind nicht zuverlässig (S. 197 ii. folg.). — Auf Verstopfung des Leibes kann man schliessen, wenn die Kolikschmerzen gleichmässig fortdauern, der Leib auf-
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getrieben ist und der Hund sich öfters vergeblich zur Kothent-leerung gestellt hat. Bei der Untersuchung durch das Einge­hen mit dem Finger in den Mastdarm findet man noch harte Excremente in demselben, und zuweilen auch tiefer hinein, vor den Schambeinen eine harte, mehr oder weniger dicke Masse. — Die Ansammlung von Gasarten im Darmcanal ist in dennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; / '':
meisten Fällen ein seeundärer Zustand von anderen Störungen
J in dem verdauungscanal, aber immer durch die elastische Auf­treibung und Spannung des Leibes leicht zu erkennen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ', 'j
Die Koliken der Hunde sind meist von kurzer Dauer undnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i
ziemlich leicht heilbar: doch müssen bei der Behandlung die Ursachen berücksichtigt werden. Die Krampfkolik wird durch Camillenthee, dem man in den heftigen oder andauernden Fällen etwas Opiumtinctur (5—15 Tropfen pro dosi) hinzufügt, oder durch Zusatz von Bilsenkraut- oder von Belladonna-Extract. durch Clystiere von lauwarmen aromatischen Mitteln und durchnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1
Einreiben von Campherliniment oder Campherspiritus, oder Salmiakspirilns in die Haut des Bauches und durch Warmhalten des Thieres sicher beseitigt. — Bei vorhandenen Darmstcinen
hat man die Aufgabe, die Reizung der Schleimhaut aufzuheben
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17(1nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten der Verdauungseingeweide.
und womöglich den Stein auszuleeren. Für diesen Zweck giebt man ein Gemenge von Schleim mit Oel und Calomel, wie z. B. arab. Gummi 15,0, Wasser und Leinöl aa 30,0 und Calomel 0,35 zusammengeschüttelt; hiervon, je nach der Grosse des Hundes, den drillen Theil oder die Hälfte auf einmal und in Zwischenzeit von einer halben Stunde wiederholt; dabei sind schleimige Clystiere in grösseren Quantitäten und oft wiederholt zu appliciren. Sollte eine wirkliche entzündliche Reizung zu bemerken sein, so ist auch ein Aderlass anzuwenden und über­haupt: so zu verfahren, wie bei der Darmentzündung. — Wenn man Würmer als Ursache der Kolik annimmt, so giebt man zuerst mehrmals wiederholt, etwa alle Viertelstunden 1 Esslöffel voll warmes Baum- oder Leinöl; und wenn hiernach in etwa
2nbsp; Stunden die Zufälle nicht nachlassen, setzt man dem Oel narcotische und bitlere Mittel hinzu, wie namentlich Opium (0,03—0,-2) oder Krähenaugen. Von dem letztern wählt man am besten das wässrige Extract, welches man pro dosi zu 0,015 bis 0,06 giebt. Diese Mittel dürfen nur in Zwischenzeiten von 1 — quot;2 Stunden wiederholt werden. Aeusserlich kann man dabei ein Gemenge von Campherliniment mit Hirschhornöl oder Ter-penthinöl in den Bauch einreiben. Die Wegschaffung der Wür­mer muss einer besondern Kur nach geheilter Kolik vorbehalten bleiben. — Die Verstopfung des hintern Endes des Darmcanals durch angehäuften Koth, besonders wenn derselbe grösstentheils aus schlecht verdauten Knochenstücken besteht, ist entweder eben durch den übermässigen Genuss von Knochen oder auch zugleich durch mangelhafte Absonderung und Trägheit im Darm-canale bedingt. Die Hülfe hierbei besteht zum Theil in der Verabreichung salziger und öliger Abführungsmittel, wie nament­lich eines Gemenges von 15,0 Glaubersalz, eben so viel arabi­schem Gummi, 30,0 Baum- oder Leinöl und 90,0 lauwarmem Wasser, gut umgeschüttelt und den vierten Theil, bei grossen Hunden die Hälfte auf einmal gegeben und die Gabe alle 2 Stunden wiederholt. Auch das Ricinusöl zu 8,0—15,0 in 2 bis
3nbsp; Gaben wiederholt, leistet gute Dienste. Ausscrdem applicirt man, recht ofl wiederholt, Clystiere von lauwarmem Seifenwasser in grossen Quantitäten und von Zeit zu Zeit nimmt man mit-
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Kolik. Verffiftuniren.
tclst eines starken TheelöfTcls oder eines ähnlichen Werkzeuges den hintersten Theil der Excremente fort. Nach Jeder solchen Entfernung eines Thcils der Kothmasse werden die Clystiere von neuem wiederholt und so fortgefahren, bis wieder weicher Darmkoth vorhanden ist. — Die Kolik, mit Aufblähung des Leihcs verbunden, besteht der Hauptsache nach entweder in einer partiellen Verstopfung des Darmcanals oder auch in einernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; #9632; |
Unverdaulichkeit. Im erstem Falle werden die in gewöhnlicher Menge entstandenen Blähungen im Darm zurückgehalten, imnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;. lt;
zweiten Falle entwickeln sich Blähungen in ungewöhnlicher Menge. Die Unterscheidung dieser beiden Zustände ist während der Kolik sehr schwierig, ausserdem aber ist die Aufblähung selbst ein so dringender und das Thier belästigender Zustand, dass es gerechtfertigt erscheint, wenn man zunächst gegen sie die Behandlung richtet. Demgemäss giebt man den Patienten innerlich solche Mittel, welche die Gase absorbiren können, wie namentlich eine Auflösung von Schwefelleber (0,1—0.6 in 15,0
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bis 45,0 Wasser aufgelöst), oder Kalkwasser (15,0—G0,0 pro dosi), oder gebrannte Magnesia (0,G—1,2) in Chamillenthee.
Sind die Hunde sehr schwach und besteht keine Spur von Ent-
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zündung, so kann man auch den Salmiakgeist oder den Schwefel­äther als sehr kräftige Mittel benutzen, und zwar das eine wie
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das andere in der Gabe von 0,6—2,0 in etwa der vierfachen Menge kalten Wassers. Dabei applicirt man Clystiere von Seifen­wasser, reibt den Leib mit wollenen Lappen, oder man macht auch Einreibungen von Ammoniakliniment mit Zusatz von Steinöl. Die Kur der der Aulblähung zum Grunde liegenden Unverdau-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i
lichkeit oder Leibesverstopfung findet nachträglich mit den hier­zu geeigneten Mitteln statt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;j
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5. Vergiftungen. Es giebt eine grosso Anzahl von Substanzen, thcils ein­fache Producte der Natur, theils chemische Erzeugnisse, welche,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;f $ wenn sie von den Hunden genossen werden, meist schon in kleinen Quantitäten die Gesundheit derselben grob stören und selbst das Leben vernichten. Diese Substanzen sind als Gifte und ihre Wirkungen als Vergiftungen bekannt. Die Letzteren
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17'Jnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten der Verdaimngseingeweide.
werden bei den Hunden durch die Naschhaftigkeit und die Nei­gung dieser Tiiicre, alles Gemessbare aufzusuchen, wie auch durch die Nachlässigkeit der Menschen herbeigeführt. Das un-venvahrte Hinstellen, das Ausschütten oder Hinwerfen giftiger Substanzen, wie z. ß. üeberreste von Oelfarben, von unbrauch­baren chemischen Präparaten, das Legen von Gift gegen Unge­ziefer u. s. \v., geben in den meisten Fällen die Veranlassung. Hin und wieder erfolgt auch eine Vergiftung durch Aufbewah­rung der Nahrung in kupfernen Gelassen, durch zu grosso Arzneigaben oder auch in böswilliger Absicht, um einen treuen Wächter, oder den lästigen Hund eines Nachbars u. s. w. weg­zuschaffen.
Die Diagnosis der Vergiftungen im Allgemeinen und ihrer besonderen Arten im Speciellen ist in den meisten Fällen schwie­rig, theils weil die Vergiftungszufälle grosso Aehnlichkeit mit den Symptomen anderer Krankheiten haben, wie namentlich mit Magen- und Darmentzündungen, mit Krämpfen u. dergl., theils auch weil die Wirkungen der einzelnen Gifte, obwohl Jedes in seiner An den Thierkörper speeifisch afficirt, nicht immer so eigenthümlich hervortreten, dass man aus ihnen allen in jedem Falle einen sichern Schluss auf die speciello Art des Giftes machen könnte. Man muss daher bei manchen Erkrankungen unter Umständen, welche den Vordacht einer Vergiftung erregen, ausser den Symptomen der kranken Thiere auch noch andere Verhältnisse, wie z. B. die im Hause betriebenen Ge­werbe und die bei denselben gebräuchlichen giftigen Substanzen, das etwa stattgefundene Auslegen von Fliegen-, Ratten- und Mäusegift, das gleichzeitige Erkranken mehrerer Thiere, die Be­schaffenheit ihrer Nahrungsmittel, ihrer Futternäpfe und der für sie gebrauchten Kochgeschirre, berücksichtigen, weil diese Neben­umstände oft sehr wichtige Andeutungen ergeben. Auch muss man die von den Thieren durch Erbrechen und Laxiren ausge­leerten Stoffe ganz besonders beachten, einen Theil derselben für etwa spätere gerichtliche Untersuchung aufbewahren, einen andern Theil aber allenfalls für die Diagnosis schnell einer che­mischen Untersuchung unterwerfen, — welche Jedoch bei vege­tabilischen Giften selten ein positives Resultat ergiebt.
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Vergiftanffen;
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Der Verdacht einer Vergiftung wird begründet: wenn ein oder mehrere Hunde (vielleicht nebenbei auch Katzen und andere Thiere) bei bisheriger goliöriger diätetischer Pflege plötzlich unter heftigen Zufällen erkranken oder sterben, namentlich unter Er­brechen, Angst, Unruhe, Leibschmerzen, Durchfall (zuweilen mit blutigen Ausleerungen), Auftreibung des Leibes oder entgegen­gesetzt Zusammenziehung desselben unter Krämpfen, grosser Hin­fälligkeit u. s. w.; — zweitens wenn die Hunde bei solchem Erkranken auch Spuren von Anätzungen an oder in dem Maule zeigen oder auch stark speicheln; und drittens wenn in den ausgebrochenen oder durch den After ausgeleerten Flüssigkeiten sich fremdartige Stoffe, wie z. B. weisse, sandartige Körner, gelbliche, grüne, überhaupt auffallend gefärbte oder narcotisch riechende Substanzen u. dergl. vorfinden. Zuweilen kommen hierzu noch die bereits erwähnten Nebenumstände, oder auch bekannt gewordene Drohungen von bösartigen Menschen; man darf jedoch dergleichen Indicien stets nur sehr vorsichtig auf­nehmen.
Die sämmtlichen Gifte lassen sich nach ihren Wirkungen am lebenden und todten Thierkörpcr in zwei Arten unterschei­den, nämlich: A. in scharfe, ätzende Gifte, welche vor­herrschend die mit ihnen in Berührung gekommenen Theile heftig reizen, entzünden oder auch anätzen; und 15. in betäubende, narcotische Gifte, die Betäubung, Schlafsucht, Krämpfe oder Lähmung bewirken.
Die Symptome bei Vergiftungen von Giften der ersten Art (zu welchen der weisse und gelbe Arsenik, Sublimat, Brech-weinstein, Kupfer- und Zinkvitriol, Kalk, Aetzkali und Natron, die concentrirten Säuren, Phosphor, die Chlorsalze der Metalle, Canthariden u. s. w. gehören) sind: Unruhe, Angst, Winseln, Speicheln und Geifern, würgende Zusammenziehungen am Halse, öfter wiederkehrendes Erbrechen, oft mit Ausleerung von blu­tigem Schleim, später auch wohl Durchfall, desgleichen mit blu­tigen Excrementen; kleiner, schneller, zitternder Puls, kurzes Athmen, Schmerzhaftigkcit des Leibes beim Drucken auf den­selben; stierer Blick, Krämpfe, grosse Ermattung, selbst Läh­mung im Hinterlheil, und zuletzt erfolgt unter aussetzendem
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174nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten der Verdauungseingeweide.
Pulse und Kälte derÜlireu mul Fasse der Tod. —#9632; Bei der Section findet man oft schon an den Lippen, noch mehr im Maule, und am meisten im Magen und Darmcanal, die Schleim­haut dunkler geröthet, entzündet oder vom Epithelium entblösst, angeätzt, aufgelockert, mit Bläschen versehen, stellen weis ver­dickt oder auch in veränderter Färbung (weiss, gelblich), mit Blut unterlaufen, zuweilen Blut oder auch ungelöste Theile des Giftes in dem Magen und den Därmen. Die Gefässe am Ver­dauungs-Apparat sind reichlich mit venösem Blut erfüllt, ebenso das Herz und die Lungen; das Blut ist überall ganz dunkel, selbst schwarz, aber dünnflüssig.
Die Erscheinungen von den narcotischen Giften (besonders von Opium und seineu Präparaten, Belladonna [Wurzel, Kraut und Beeren], Bilsenkraut, Stechapfel [Kraut und Saamen], Erd-und Wasserschierling [Wurzel, Kraut und Saamen], Nachtschatten, Brechnusssaamen, Blausäure) sind: Mattigkeit, welche bald schnel­ler, bald langsamer zunimmt, Erweiterung derFupille, stierer Blick, mangelhaftes Sehen und Hören, Gegenlaufen an andere Gegen­stände, schleichender, wankender Gang, Krämpfe, welche von der Brechnuss in Form von ruckweis wiederholten Krampfanfällen und tetanischer Steifigkeit erscheinen, bei der Blausäure aber die Respirationsorgane heftig ergreifen; in den höheren Graden der Wirkung tritt Bcwusstlosigkeit, Schlafsucht, ünempündlich-keit und Lähmung hinzu, und der Tod erfolgt entweder durch letztere ganz ruhig oder auch unter Krämpfen. Der Puls wird in der ersten Zeit von den meisten betäubenden Mitlein mehr voll, zuletzt aber sehr klein, verschwindet wohl auch gänzlich. — In den Kadavern findet man nach diesen Mitteln eine geringe, nur stellenweis bestehende Röthung der Schleimhaut im Ver-dauungscansl, hin und wieder kleine rothe Flecken äusserlich an dem Magen, am Darmcanal, Herz und Lungen, und in den Venen schwärzliches Blut angehäuft; jedoch bei Blausäurever­giftung ist das Blut weniger dunkel, und während einiger Stun­den nach dem Tode besteht in den Körperhöhlen Blausäurc-geruch.
Der Tod erfolgt in verschiedener Zeit. In den Oadavern fin­det sich der Magen und Darmcanal klein, zusammengezogen, die
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VergiftanKen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;175
Schleimhaut stellenweis verdickt, zuweilen entzündlich geröthet, das Blut dunkclroth, in geringer .Menge.
Ausser den eigentlichen Güten wird zuweilen auch der Bade­schwamm, in Butler oder Fett gebraten, und in kleine Stücke zerschnitten, die recht zusammeogepresst werden, in böswilliger Absicht den Hunden vorgeworfen, um sie zu tödten. Die Wir-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;!
kung erfolgt, wenn die Schwammslücke aufquellen, so dass sienbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ;, |
nicht durch den Dünndarm gehen können; die Masse ist unver-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ! • #9632;-
daulich, macht Verstopfung und hierdurch eine tödtliche Darm-entzündung. Die Symptome dabei sind: Appetitlosigkeit, Er­brechen, am andern Tage Verstopfung, zuweilen auch Auftrei-bung des Bauches, Fieber, Mattigkeit, viel Liegen mit oftmali­gem Wechseln der Lagerstellc und nach circa vier Tagen erfolgt der Tod. Die Section ergiebt eine begrenzte Darmentzündung und an der betreffenden Stelle eine Auftreibung des Darmes, in welcher man den Schwamm festsitzend findet.
Die Vorhersagung ist bei Vcrgiftungszufällen meist zweifel­haft, besonders wenn man die Art und Menge des genossenen Giftes und die Zeit, seit welcher es im Körper ist, nicht kennt und deshalb auch die vorhandenen und noch kommenden Zu­fälle nicht richtig beurtheilen kann. Je weniger heftig wirkend. Je weniger concentrirt ein Gift, in je geringerer Menge es ver­schluckt, je kürzer die Zeit seines Verweilens im Körper ist, jenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; f geringer die Symptome sind, um desto mehr ist Hoffnung zur Erhaltung des Thieres; unter entgegengesetzten Verhältnissen
und bei blutigen Ausleerungen, bei stierem Blick, kalten Ohren
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und Füssen. bei unfühlbar gewordenem Pulse, bei grosser Er­schöpfung der Kräfte, heftigen und andauernden Convulsionen, Bewusstlosigkeit und Lähmung ist der Tod zu fürchten.
Die Hilfe bei Vergiftungen muss sowohl gegen das etwa noch im Körper vorhandene Gift, wie auch gegen die bereits entstandenen Wirkungen und Zufälle gerichtet sein. In ersterer Hinsicht hat man die Aufgabe: a) das Gift so schnell als mög­lich wegzuschaffen, oder — b) es chemisch zu einer unschäd­lichen Substanz umzuwandeln (durch sogenannte Gegengifte), oder — c) es so einzuhüllen, dass es nicht mehr schädlich auf den Organismus wirken kann.
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17(inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten der Verdaaangseingeweide.
a)nbsp; nbsp;Die erste Aufgabe wird durch ein schnell hervorgeru­fenes, reichliches Erbrechen erfüllt, — was manche Gifte zum Theil schon (lurch ihre eigene Wirkung hervorrufen. Da der Magen bei l'asi allen Hunden sehr empfindlich gegen fremdar­tige Substanzen ist, so erfolgt das Erbrechen bei ihnen sehr leicht, besonders von den Spiessglanz-, Zink- und Kupferpräpa­raten, aber auch von den Arsenik- und Mercurialpräparaten, von scharfen und oft sogar von narcotischen Pflanzenstoffen; aber dennoch muss es oft künstlich hervorgerufen oder verstärkt wer­den. .Man lässi da. wo es zu schwach besteht, viel lauwarmes Wasser oder viel dünnen Leinsamen- oder Haferschleim u. dgl. mit etwas üel, Fett oder Butter oder auch lauwarmer Milch, Zucker- oder Honigwasser, einschütten, und dies nach jedesma­ligem Erbrechen wiederholen. Wo aber kein Erbrechen besteht, giebt man bei vermutheten scharfen Giften die Brechwurzel (1,2 bis 4,0). bei narcotischen Giften den Brechweinstein oder den Zinkvitriol (0,18—0,48) und wenn die Wirkung eintritt, wieder eine der obigen Flüssigkeiten.
b)nbsp; nbsp;Zu der richtigen Erfüllung der zweiten Aufgabe gebort die Kenntuiss der chemischen Natur des im Hunde befindlichen Giftes oder, wo diese unbekannt ist, wenigstens die Berücksich­tigung seiner Wirkungsweise nach den oben bemerkten verschie­denen Erscheinungen. Man benutzt demgemäss so bald als mög­lich bei Arsenikvergiftung das Eisenoxydhydral (Ferrum hydri-cum) 'J.O—30,0, in 15 Theilen warmen Wassers gelöst, alle Viertelstunden wiederholt, oder das essigsaure Eisenoxyd (Ferr. acetic, oxydatum), in flüssiger Form bereitet aus 1 Theil Eisen­oxydhydrat, 3 Theilen Essigsäure und 12 Theilen Wasser. Hier­von kleinen Hunden 1 Esslöffel, grossen 4 Löffel alle Viertel­stunden, etwa 4—6mal gegeben. Letzteres Mittel soll vorzüg­licher sein, wenn die Vergiftung durch die Powler'sche Arscnik-Solution geschehen ist. Noch mehr wirksam gegen alle Arsenik­präparate, wie auch gegen die meisten andern metallischen Gifte, ist eine Auflösung von Eisenvitriol 30,0, in Wasser 240,0, mit Zusatz von 15.0 gebrannter Magnesia, gut umgeschüttelt und davon 1 bis 4 Löffel voll viertelstündlich gegeben. Sind Eisen­mittel nicht zu haben, so giebt man Schleim, Eiweiss, Abkochung
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Versiftunffon.
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von Stärkemehl und dergleichen einhüllende Mittel, aber kein Fett oder fettes Oel, weil letztere die arsenige Säure mehr lösen und wirksamer machen.
Gegen QuecksUbergifte, besonders Sublimat, giebt man Schwefelleber, 0,3—1,2 Grm. in kaltem Wasser, oder Eiweiss recht reichlich, oder die obige Auflösung von Eisenvitriol mit Magnesia, oder fein gepulverte Kohle, oder Waizenmehl mit Wasser, gekochte Stärke, Milch oder Zuckerwasser. — Bei Kupfer­vergiftung sind dieselben Mittel nützlich. — Spiessglanzpräparate werden gewöhnlich durch bald eintretendes Erbrechen wieder ausgeleert, daher bei ihnen nur schleimige, einhüllende Mittel reichlich zu geben sind. Ausscrdem wird der Brechweinstein durch adstringirende Mittel, z. B. Abkochungen von China-, Eichen- oder Weidenrinde, grünem Thce u. dergl. chemisch zer­setzt und unwirksam gemacht. — Sal petersaures Silber wird, so lange es als solches im .Magen ist, durch eine Aullösung von Kochsalz zersetzt. — Gegen Phosphor hat man bis jetzt kein Gegengift gefunden; nach Ausleerung durch Erbrechen sind recht schnell Schleim oder Eiweiss, Gallerte, Milch anzuwenden. — Die Säuren werden durch viel concentrirtes Seifenwasser, oder Wasser mit Magnesia, mit geschabter Kreide, auch Kalkwasser, neutralisirt und verdünnt, und die schon entstandenen ätzenden Wirkungen werden durch schleimige und fette Mittel, durch Eiweiss, Milch, einem Mehl- oder Reisbrei u. dergl. gemildert. — Gegen Vergiftungen mit Alkalien wendet man verdünnten Essig oder saure ililch in reichlicher Menge an und giebt darauf die eben genannten einhüllenden Mittel. — Canthariden müssen zuerst durch schleimige (nicht durch fettige oder ölige) Flüssig­keiten verdünnt und eingehüllt, dann, wenn nicht von selbst Erbrechen entstanden, durch die Magenspritze entleert werden. Hinterher giebt man schleimige Mittel mit kleinen Gaben Sal­peter und Kampher, bei grossen Schmerzen aber mit Opium, reibt das Kampher-Einiment in der Nierengegend und am Bauche ein und applicirt schleimige und narcotischc Klystiere.
Gegen die narcotischen Gifte (mit Ausnahme der Blausäure) wendet man, nachdem der etwa noch im Magen befindliche Thcil durch ein Brechmittel entfernt worden, vorzüglich zuerst die ver-
Hertwie, Kranlili. d. Hunde. -'.Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;10
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178nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten der Verdauungseingeweide.
dünnten Säuren (Essig) innerlich, als Klysfier und zum Waschen des Kopfes an; auch kann man Weinstein, Glaubersalz, Doppel­salz (1,2—quot;2,0) in Wasser gelöst, alle Viertelstunden \sriederholt, 3—4mal geben und bei vollem Pulse einen massigen Adcrlass machen, besonders bei Vergiftungen mit scharfen narcotisclien Stoffen. Bei diesen letzleren giebt man, wenn Symptome von Entzündung eintreten, reichlich Milch oder schleimige und fette Mittel. Wo ohne Symptome von Entzündung die reine Narcose in höheren Graden, als Betäubung, narcoüscher Schlaf, Läh­mung, besieht, sind flüchtig erregende Mittel, Kaffee, Salmiak­geist, Kampher, ausserdem kalte Begiessungen oder Bäder und eben solche Klystiere anzuwenden. — Bei Vergiftungen mit Blau­säure kommen, wegen der Schnelligkeit der Wirkung, gewöhn­lich alle Mittel zu spät und die empfohlenen Mittel, namentlich Aetz-Ammoniak, Chlorwasser u. dergl. haben sich bisher nicht bewährt; jedoch wurden in einigen Fällen die Krämpfe gemin­dert und der Tod abgehalten, wenn man auf ganz frischer That die Hunde mit kaltem Wasser oft wiederholt begoss, und ihnen innerlich und in Klystieren dasselbe Mittel reichlich beibrachte. Gegen die Vergiftungen mit Blei wendet man eine Aullö­sung von Glauber- odor Bittersalz (1,2—8,0) zwei- bis dreimal in Zwischenzeiten von einer Viertelstunde an, und giebt hinter­drein schleimige und fettige Mittel. Bleiben Verstopfung, Zu­sammenschnürung des Bauches und Krämpfe zurück, so sind schleimige Mittel mit Opium, mit Belladonna, abwechselnd auch das Calomel, und bei grosser Schwäche selbst aromatische Mittel anwendbar. — Gegen Zink Vergiftungen dienen, da das Erbrechen immer von selbst stattfindet, schleimige und andere einhüllende Mittel.
(gt;. Die Appetitlosigkeit. Obgleich der Hund im Allgemeinen ein sehr gefrässiges Thier ist, so verliert er doch sehr häufig den Appetit, bald mehr, bald weniger vollständig. Dies geschieht bei den meisten be­deutenden Krankheiten, besonders bei den fieberhaften, und die Appetitlosigkeit ist hierbei eine blos begleitende sympathische Krankheitserscheinung; sehr häufig ist sie aber auch ohne eine
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A|i]gt;p(itlosii,rl\cit.
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solche andere Krankheit vorhanden, and in solchen Füllen als ein selbstständiges Leiden zu betrachten, welches in einer Arer-stimmung der Magennerven begründet ist. Bei sehr vielen Hun­den findet, diese Verstimmung (wie bereits bei der Laune S. '29 erwähnt) recht oft bei Wetterveränderung, weshalb man in sol­ehon Fällen die Hunde als wetterlaunig bezeichnet. Gewöhn­lich ist gleichzeitig hierbei auch eine Veränderung in der Haut­ausdünstung dieser Hunde zu bemerken, indem dieselbe einen eigenthümlichen widrigen Geruch annimmt. Beides dauert mei-stentheils nur einen oder einige Tage oder so lange, bis die Witterungsveränderung sich vollständig festgestellt hat. Die moi­sten Hunde suchen, von ihrem Instinkt geleitet, diesen Zustand dadurch zu beseitigen, dass sie (wenn es zu haben ist) Gras fressen. Sie erbrechen sich hiernach (wahrscheinlich durch Er­regung von Kitzel im Schlundkopfe) und oft werden sie dann munter und zeigen wieder den natürlichen Appetit. Wenn aber der Zustand mehrere Tage anhält, so wiederholen sie auch das Grasfressen mehrere Male. Sie wählen dabei, wenn sie es haben können, am liebsten das Queckengras (Triticum repens), sonst aber auch jedes andere wirkliche Gras, und beissen in der Regel nur die Spitzen der Blätter ab. — Dauert jedoch die Appetit­losigkeit mehrere Tage fort, oder gestatten Jahreszeit und an­dere Umstände dem Thiere das Grasfrcsson nicht, so verabreicht man ihnen ein Brechmittel. Man wählt dazu Brechweinstein 0,18, Brechwurzel 1,2, destillirtes Wasser 15,0, — oder auch das gewöhnliche Kochsalz (4,0—12,0) 1 bis 2 Theelöffel in der 6- bis 8 fachen Menge Wassers, und giebt von der zusammen­geschüttelten Masse die Hälfte auf einmal. Die weissc Niess-wurz kann ebenfalls in der Gabe von 0,06—0,18 mit etwa 0,6 Zucker gemengt angewendet werden. — Besteht auch nach dem Brechmittel die Appetitlosigkeit fort, so kann man den Salmiak in Verbindung mit bitteren Mitteln, z. B. mit einer Abkochung von Enzianwurzel oder mit Rhabarber geben. In allen anderen Fällen von andauernder Appetitlosigkeit muss eine genaue Un­tersuchung des Thieres wiederholt stattfinden, um etwanige an­dere krankhafte Zustände zu erforschen und eine denselben ent­sprechende Kur einleiten zu können.
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180nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kranlsheiten äor Verdatiungseingeweide.
7. Das Erbrochen.
Kein anderes Säugethier erbrichl sich so leicht und so häufig wie der Hund, — was zum Thcil in der Weile und der schlaffen Verschliessung des oberen Mageamundes, zum Theil aucli in der grossen Empfindlichkeit des Magens und in der gierigen Gefrässigkeit, mit welcher dieses Thicr sich oft den Magen plötzlich überfüllt, begründet ist. Das Erbrechen erfolgt durch letztere Ursache ofi bei völlig gesunden Hunden, und ge­wöhnlich verzehren diese das Ausgebrochene sogleich wieder mit offenbarem Behagen. Ebenso siclii man recht oft — wie im vorstellenden Artikel angegeben —, dass sowohl gesunde wie auch kränkliche Hunde sich das Erbrechen durch Grasfressen erregen und sich hiernach ganz wohl befinden. Erbrechen ent­steht aber auch recht oft als Krankheitserscheinung z. 15. nach dem Genüsse verdorbener Nahrungsmittel und unverdaulicher Substanzen (besonders wenn letztere sich im Magen festsetzen); desgleichen nach dem Eingehen von Medicamenten (auch solcher, die sonst nicht Erbrechen bewirken, z. B. selbst von Opium u. dergl.), bei Eingeweidewürmern, bei eingeklemmten Brüchen, bei Appetitlosigkeit, bei gastrischen Fiebern (oben S. 18), bei bei der Staupe (S. 47), bei der Wuthkrankheit (S. 72), bei Halsentzündungen (S. 141), bei im Schlünde steckengebliebenen fremden Körperu (S. 143), bei Krampfhusten (S. 160), bei Magen- und Darmentzündungen (S. 164), bei Vergiftungen (S. 173) u. s w. Auch besieht es zuweilen nach einem Brechmittel in zu hohem Grade oder zu lange fort.
Je nach diesen verschiedenen Ursachen und Umständen ist das Erbrechen auch oft mit anderen Symptomen verbunden oder begleitet, aus denen sowie aus den erkannten Ursachen, man die specielle Erkennung des Zustandes in den einzelnen Fällen erlangen kann. Von dem Erbrechen bei den oben ge­nannten Krankheiten ist demnach nicht hier, sondern an ihrem Orte die Rede.
Es findet sich aber auch nicht selten ein Erbrechen, wel­ches mit anderweitigen, eine bestimmte Krankheit charakterisi-reuden Symptomen nicht begleitet ist, und welches man nur
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Erbrechen.
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als Folge einer zu grossen Reizbarkeit oder einer nervöseraquo; Ver­stimmung des Magens betrachten kann. Dieselbe entstellt zu­weilen durch wiederholte üeberfüllung des Magens, durch den
Genuss verdorbener, zu scharf salziger oder gewürzter'Nahrung oder selbst von unverdaulichen Dingen, durch Brechmittel in zu grossen Gaben, durch Erkältungen, Blutverlust, sympathische Reizung bei andauernder Verstopfung des Leibes, bei schwerem Gebären u. dergl.
Die Erscheinungen sind bei nervösem Erbrechen selbst ganz so wie in anderen Fällen; doch findet man oft, — was bei der Kur wohl zu beachten ist — dass a) die kranken Thiere noch einen gewissen Grad von Energie, von Munterkeit, selbst von Aufregung zeigen, rothe Schleimhaut des Maules, normale Be­schaffenheit der Augen und deutlich fühlbaren Puls haben; oder — b) dass sie schlaff und matt sind, kleinen, weichen, leeren Puls, blasse Schleimhäute und bald mehr, bald weniger erwei­terte Pupille haben.
Das nervöse Erbrechen hört in vielen Fällen nach einigen Wiederholungen von selbst auf, besonders wenn die etwa noch vorhanden gewesene Ursache beseitigt und das Thier in Ruhe, gehörig warm, ohne Nahrung und ohne Getränk erhalten wird; in anderen Fällen dauert es über quot;24 Stunden, ja selbst einige Tage fort, schwächt die Thiere sehr und kann hierdurch oder durch hinzugetretenen Schlagfluss selbst den Tod herbeiführen.
Eine thierärztliche Behandlung wird demnach in den Fällen, in welchen das Erbrechen mit heftigen Anstrengungen des Thieres oder mit Krämpfen verbunden ist, oder wo es in kurzen Zwischen­zeiten oft wiederkehrt, oder wo es über 24 Stunden lang ge­dauert hat, nölhig sein.
Man hat dabei die Aufgaben: 1) die vorhandenen Ursachen zu entfernen, und — 2) die zu grosso nervöse Reizbarkeit und Verstimmung aufzuheben. Hinsichtlich der ersten Aufgabe muss man in den einzelnen Fällen, je nach der Art und dem Sitze der Ursachen angemessen handeln, z. B. Blutungen stillen, Ver­stopfungen aufhoben u. s. \v.; in den ineisten Fällen sind Je­doch die Ursachen von vorübergehenden Art und daher oft nicht mehr vorhanden. — Die Erfüllung der '#9632; zweiten Aufgabe darf
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[{rankheiten ilcr Vcnlauiirinsciim-cwciili',
Dicht immer bis nach Erfüllung der ersten aufgeschoben werden, sondern sie muss in dringenden Fällen sogleich stattfinden. Bei der Wahl der hierzu dienenden Heilmittel berücksichtigt man den oben sub a. und b. bezeichneten verschiedenen Charakter des Leidens, und giebt in Fällen von a. kleine Gaben von schleimig-öligen und narcotischen Mitteln, z. li. Mohnsamenmilch, Bittermandelmilch 1 bis 2 lüsslöffel voll, viertelstündlich wieder­holt; oder Leinsamenschleira 3 Theile mit mildem Oel 1 Th. in eben solchen Gaben; oder pulv. arabischen Gummi 4,0, Wasser 90,0, mit Opium 0,24 oder eben so viel Bilscn- oder Belladonna­krautextrad versetzt, halbstündlich IThecloffel bis lEsslöffel; oder man giebt die einfache Opiumtinctur zu 5 bis 15 Tropfen, oder Chloroform 0,5 — 1,0 in kaltem Wasser 20 Theile, oder auch mir schleimigen Mitteln, mit Chamillenthee u. dgl. Dabei kann man auch Clystiere von schleimigen Mitteln, selbst mit Zusatz von Opium 0,03—0,06 oder 5—15 Tropfen Opiumtinctur appli-ciren, an den Bauch warmes Oel reiben, oder auch, wo Gelegen­heit dazu ist, ein Had von warmem Wasser oder Seifenwasscr anwenden. — lgt;ei dem oben sub b. bezeichneten Charakter dos Leidens sind gelind erregende, belebende, krampfstillende Mittel angezeigt, wie z. B. in den leichteren Fällen ein Infusuin von Chamillen, von Baldrian, von Pfefferraünze, als Hausmittel auch schwarzer Calfee, grüner Thee u. dergl., doch stets nur in klei­nen Quantitäten von ' 2—2 Esslöffeln zu geben, weil grösscre Gaben den Magen belästigen und neues Erbrechen hervorrufen. Ganz vortrefflich wirkt auch die Kohlensäure, am besten in der Form von Brausepulver, z. B. reines kohlensaures Kali oder Natron 0,6 —1,2, auf welche man zur Zeit des Fingebens so viel Citronensaft oder bissig giesst. dass ein vollständiges Auf­brausen entsteht; oder doppelt kohlensaures Natron und Wein­steinsäure von jedem 0,6—1,2 Grm. zusammen in einem Löffel voll kalten Wassers gegeben. Als Hausmittel Wein, Calfee mit etwas Rum. Bei den höheren Graden des Leidens kann man zu den aromatischen Mitteln selbst den Schwefeläther (pro dosi 10—20 Tropfen) setzen. Ausserdem applicirt man Clystiere von aromatischen Mitteln und macht am Bauche Einreibungen von Branntwein, Rum, Kamphergeist, Terpenthinöl u. dergl.
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Durchfall,
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Die Patienten müssen in einem warmen Orte ganz ruhig bleiben und erhalten nach gestilltem Erbrechen in den ersten Tagen nur Fleisch brühe, oder Milch, oder Suppe von Hafer­grütze, von Weissbrot und dergleichen milde Nahrung in kleinen Quantitäten.
8. Der Durchfall und die Ruhr. Dünnere (weiche), selbst flüssige, häufige Ausleerungen durch den After werden im Alliremeinen als Durchfall, Durchlauf oder Abweichen bezeichnet Der krankhafte Zustand, welcher diesen abnormen Ausleerungen zum Grunde liegt, ist jedoch in den einzelnen Fällen hinsichtlich der Art des Leidens, seiner Ursachen, seines Zusammenhanges mit anderen Krankheiten, seiner Zufälle, seiner Dauer u. s. w. sehr verschieden. Man unter­scheidet deshalb verschiedene Arten von Durchfallen, und zwar hauptsächlich: A. den eigentlichen Durchfall (Diarrhoea) und
—nbsp; nbsp;B. die Ruhr (Dyscnteria).
Bei dem ersteren bestehen die weichen oder flüssigen Excre-mentc aus den üeberresten der genossenen Nahrungsmittel und aus den gewöhnlichen Verdauungssäften (Magen- und Dann-Sernm, Schleim, Galle), von denen jene in einein verschiedenen Grade verdaut und aufgelöst, die Verdauungssäfte aber in ver­schiedener Menge, Jedoch bald der eine, bald der andere zu reichlich vorhanden sind. Hiernach erscheinen die Excremeute bald mehr wässerig, bald mehr schleimig oder gallig, auch mehr oder weniger übelriechend. Die Krankheit ist dabei gewöhnlich fieberlos und den Körper in kurzer Zeit nicht sehr schwächend.
—nbsp; Bei der Ru hr (Dyscnteria) bestehen die Ausleerungen grössten-theils aus Blut, aus blutigem Wasser, Schleim oder Galle; sie besitzen eine Schärfe, oft in dem Grade, dass sie den After und die Haut unter demselben entzünden und anätzen; die Thiere zeigen Leibschmerz, drängen viel, aber oft vergeblich (Afterzwang, Tencsmus) zur Kothentlecrung, und der Puls ist fieberhaft.
A. Durchfall findet sich bei Hunden sehr häufig, ist aber 1) in den meisten Fällen mir Symptom einer anderen Krank­heit (symptomatischer Durchfall), z. B. bei gastrischem Fie-
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18-Jnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten der Verdauungseingeweide.
ber, bei (Icr Staupe, bei Typhus und Faulfieber, bei Darment­zündung, Vergiftungen u. dergl. — #9632;_gt;) Nicht selten erscheint er als Krisis bei Entzündungen, bei Krämpfen u. s. w. (kritischer
Durchfall); und 3) oft ist er auch ein selbstständiges Leiden (idiopathischer Durchfall). Die Unterscheidung dieser drei verschiedenen Verhältnisse ist gewöhnlich leicht, da bei den beiden ersteren die Anwesenheil anderer Krankheitszufälle, hei dem zweiten auch besonders die Zeit und die Art seines Ein­tretens während einer anderen Krankheit, die hiernach erfolgende Veränderung (gewöhnlich Erleichterung) der ursprünglichen Krank­heit, die Art des Durchfalls andeutet. — bei dem selbststän­digen Durchfall aber die Abwesenheit anderer wichtiger Krank­heitszufälle die Diagnosis begründet.
Der symptomatische Durchfall ist grösstentheils von der ursprünglichen Krankheit abhängig, deshalb auch nach derselben zu bcurtheilen, und er verlangt in der Regel keine besondere Behandlung: er kann aber in manchen Fällen durch Heftigkeit und lange Dauer die Thicrc schwächen und deshalb eine thera­peutische Behandlung erfordern, wie dies bei den betreffenden Krankheiten angedeutet ist.
Der kritische Durchfall verlangt ebenfalls nur dann eine Beschränkung, wenn die Ausleerungen überraässig reichlich er­folgen und die Kräfte des Thieres zu erschöpfen drohen; jedoch muss man hierbei sehr vorsichtig zu Werke gehen, niemals die Absonderung ganz unterdrücken, und die angewendeten Mit­tel müssen stets dem Reizungsgrade in der Darm­schleimhaut entsprechend sein. Zu schwache kritische Diarrhöe kann man sogar mit geeigneten Mitteln befördern, wozu das Ricinusöl (' 2 bis 2 Esslöffel) am nützlichsten ist.
Der selbstständige Durchfall entsteht oft durch Ueberfüllung des Magens und dadurch gestörte Verdauung, so dass die Nah­rungsmittel in bald mehr, bald weniger unverdautem Zustande in den Darmcanal gelangen und hier, zuweilen schon im Magen, Druck, Reizung, eine vermehrte Absonderung und stärkere peristaltische Bewegung hervorrufen (I n digest ion s-Durchfall). Dies kann besonders von zu fetter und von roher Fleischnah­rung geschehen, wie z. B. nach dem reichlichen und fortgesetz-
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Durchfall.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 185
tea Genüsse des Pfcrdefleisehes, wo fust immer üiarrlioe mit schwärzlichen Excrementen entstellt; ebenso wirken verdorbene Nahrung, /.. B. verschimmeltes Brot, dumpfige Hafergrütze u. dgl. und bei jungen Hunden zu fette oder saure Milch, so wie der plötzliche üebergang von der Muttermilch zu anderer Nahrung. — Audi durch Würmer wird zuweilen Durchfall erzeugt. — In anderen Fällen sind Erkältungen die Ursache (rheumatischernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, |
oder catarrhalischer Durchfall, Magen- und Darmcatarrh), bei welchem durch Unterdrückung der Haut- und Lungenaus-diinstung antagonistisch vermehrte Absonderungen in der Darm­schleimhaut oder in der Leber, bald mehr, bald weniger mit einer Reizung dieser Tlieile verbunden, hervorgerufen wird. Die­ser Durchfall kommt besonders oft vor bei verzärtelten Hunden und bei solchen, welche ins Wasser gehen müssen, und er er­scheint öfters, wenn grelle Temperaturwechsel stattfinden und rauhe Ost- und Nordwinde herrschen, seuchenartig verbreitet. — Zuweilen entsteht Durchfall von zu schneller Unterdrückung eines l'Aanthems, und mitunter bleibt er nach scharfen Purganzen und nach Vergiftungen zurück.
Die Durchfälle sind in ihrer Dauer und in ihrer Heftigkeit
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sehr verschieden. Oft bestehen nur einige Ausleerungen durch
etliche Stunden, andere dauern mehrere Tage und in manchen
Fällen selbst durch unbestimmt lange Zeit fort (chronischer,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;/' ;
habitueller Durchfall): zuweilen sind die Ausleerungen nur
selten und in massiger Menge, in anderen Fällen erfolgen sie
sehr schnell auf einander und in grossen Quantitäten (profu-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,1
ser, schmelzender Durchfall). Nach diesen Verschiedenheitennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,
und mil Rücksicht darauf, ob die Ursachen zu beseitigen und
die Thiere eine gute Pflege erhalten können, sind die Durchfälle
auch zu beurtheilen.
Im Allgemeinen schaden die Durchfälle in dem Maasse, in welchem durch sie dem Körper eine grössere oder geringere Menge von Säften schnell oder mehr langsam entzogen wird und in welchem der Verdauungsprocess gestört ist; es entsteht ver-hältnissmässig Schwächung und Abmagerung, beides in den höheren Graden so, dass gänzliche Entkräftung oder Schwind­sucht und der Tod die Folsre sein können. Von massigen Durch-
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l8nnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kranliheiten der Verdauungsoingoweide.
fallen bcmorld man in kurzer Zeit keinen grossen Nachtheil; sie sind sogar oft zur Ausgleichung von anderen Störungen, so­wohl nach Diät fehlem wie auch nach Erkältungen, reclit nütz­lich, und meistontheils verschwinden sie von selbst wieder, wenn die Ursachen nicht fortbestehen. So lange die Excremente noch grösstentheils aus den Uobcrrestcn des Futters (aus Faeces) be­stehen, hat der Durchfall wenig zu bedeuten, je mehr sie aber aus Schleim, Serum oder Galle bestehen, je mehr sie dem Blut­wasser ähnlich oder mir Blut gemengt erscheinen, je häufiger und reichlicher die Ausleerungen erfolgen, je mehr die Tiiiere entweder schon vorher schwach waren (deshalb besonders bei jungen Hunden) oder dies geworden sind, um desto gefährlicher isi der Durchfall. Frisch entstandene Diarrhöe kann leichter durch Erreichung eines hohen Grades gefahrlich werden als eine chronische, die letztere aber ist in der Regel mehr hartnäckig und zuweilen schwer zu heilen. Wo die Ursachen zu beseitigen sind und die kranken Thiere gehörig behandelt werden, kann man den Durchfall gewöhnlich bald mindern und selbst ganz heilen.
Die Kur verlangt eine Berücksichtigung der Ursachen, des Uei/.iingsznstandes der Eingeweide, des Verlaufes und der Be-schadenheit der Excremente. Hiernach unterscheidet man bei der Behandlung folgende Arten von Durchfall:
1) Indigestions-Durchfall, von Ueberladung des Ma­gens und von unverdaulichen Gegenständen; — die Excremente bestehen hier grösstentheils aus Nahrungsstoffen, mit verschie­denen Flüssigkeiten gemengt; er dauert in der Regel kurze Zeit, und da durch ihn die Schädlichkeiten aus dem Verdauungscanal vveggeschaffl werden, darf man ihn nicht schnell unterdrücken.
Ersl wenn er über '2-i Stunden dauert, oder wenn er mit Kolik, mit heftigem Drängen verbunden, oder das Thier sehr man ist, wird Hülfe nöthig. — Im Allgemeinen ist: ein Infusum von Chamillen oder Wermuth ausreichend; werden aber die Ex-
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rcraente farblos, mehr schleimig, so kann man zu 120,0 Cha-millenaufguss 8,0 Khabarbcriinctur setzen und hiervon alle Stun­den ' o bis •-* Esslöffel geben. Bei Leibschmerzen giebt man schleimige Mittel, reibt warmes Uel in die Bauchwände, und bei
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Durelifall.
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hui'tigem Drängen applicirl man Klvstiere von schleimigen Mit­teln. — Zuweilen kann man, wenn der Durchfall bald nach dem [Jeberfressen oder bald nach dem Verzehren anverdaulicher Stoffe eingetreten ist, und wenn man daher vermuthen kann, dass die Schädlichkeiten sich zum Theil noch im .Magen befin­den, durch ein Brechmittel von Rad. [pecacuanhae oder Rad. Vcratri albi das Uebel schnell beseitigen. — Diät: nur dünne Suppe, Vermeidung von Erkältung.
#9632;2) Der galligte Durchfall ist wohl der häufigste, zeigt Mch durch gelbe oder grünliche Excremente, zuweilen mit Fie­ber und Mastdarmzwang begleitet, so dass er ein ruhrartiges Ansehen erhält. Er entstellt häufig von Erkältung, kommt bei grosser Hitze und bei wechselnder Temperatur oft bei vielen Hunden gleichzeitig vor, wird zuweilen aber auch durch Beäng­stigung, z. B. bei Bestrafung, durch Reizung zum Zorn und durch scharfe Purgirmittel herbeigeführt. — Im massigen Grade und bei fieberlüsem Zustande ist er nicht gefährlich, entgegengesetzt aber sehr schwächend, und bei langer Dauer ist er slets mit Störung des ganzen Ernährungsprocesses verbunden.
Die kranken Hunde werden massig warm und in magerer Diät gehalten; verdünnte Milch, frische Molken, bei Fieber auch saure Milch, hei Leibschmerzen aber besser Haferschleim, Ab­kochung von Leim oder Suppe von Stärkemehl oder Weissbrot sind in der ersten Zeit und bei gelindem Grade oft zur Heilung ausreichend. Bei grösserer Hartnäckigkeit giebt man ein Cha-millen-infusum mir etwas Weinstein (4.0 zu 120,0), dreistünd­lich 1—2 Esslöffel, oiler bei Leibschmerz und starkem Drängen eine Emulsion aus Lein-oder Mohnöl, Altheesyrup und Citronen-salt oder Essig zu gleichen Thcilen, — oder bei grosser Heftig­keit das Opium dreistündlich 0,015—0,06 in Ghamillenthee oder in etwas Schleim, oder ebenso das wässerige Brechnuss-Extracl (Kxtr. nuc. vomic. aquos.) 0,007—0,03. — Riechen die Excre­mente sauer, so kann man auch die Rhabarber, in verschiede­neu Verbindungen, z. B. mit Ghamillen-Infusum (8.0 wässerige Rhabartinctur zu 120,0, alle 3 Stunden 1—2 Esslöffel), oder mit absorbirenden Mitteln: weisser Magnesia, Austerschaalen, Kreide oder Alaunerde (z. B. Magnes. carbon. 8,0, Pulv. rad.
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ISSnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten der Verdauangseingeweifle,
lllici 2,0, Pulv. flor. ChamomilL, Pulv. G. mimos. ana ir),0, A(|. comra. q. s. ad mass, pilular., ex qua forment. pilul. No. Vlll. aequal. D. S. Alle drei Stunden 1 Pille). Oder dasselbe Mittel mit Zusatz von kleinen Gaben Opium. — Werden die Ausleerungen faulig stinkend, so ist Thier- oder Pflanzenkohle (0,6- 2,0) angezeigt, z. B. Carbon, ligu. subtiliss. pulv. 4,0, Had. Valerianae 2,0. M. D. S. Den dritten Tiieil auf Einmal in Zwischenzeit von 2—3 Stunden in 1 Löffel warmen Wassers zu lieben. — Auch bei dieser Diarrhöe ist in Jeder Periode, wenn die Thiere Neigung zum Erbrechen zeigen, durch ein Brech­mittel von Ipecacuanha oder Veratrum album, so wie durch Klv-stiere von schleimigen Mitteln, das Leiden sehr zu mindern, Ja oft ganz zu beseitigen.
3) Der schleimig-wässerige oder der katarrhalisch-rheumatische Durchfall ist immer durch Erkältung (schnel­len Temperaturwechwcl, kalte, rauhe Winde, Schwimmen und Baden in kaltem Wasser, kaltes Trinken bei erhitztem Körper n. clgl.) herbeigeführt, zuweilen epizootisch verbreitet, erkennbar an den schleimig-wässerigen, gewöhnlich ungefärbten Excre-meiiten. zuweilen mit anderen katarrhalischen oder rheumati­schen Erscheinungen oder auch mit Fieber begleitet. — Sehr ofl verliert er sich von selbst, wenn die Thiere warm gehalten werden: in manchen Fällen wird er sehr heftig, selbst rulir-artig, und kann dann todtlich werden, in anderen wird er chronisch.
Die Kur verlangt: Wiederherstellung der Haut- und Lun­genausdünstung, Aufhebung der Keizung im Darmkanal und Minderung der zu reichlichen Absonderung daselbst.
Demgemäss schützt man die Hunde gegen neue Erkältun­gen in jeder Hinsicht, giebt ihnen ein warmes Lager (sehr zweck-raässig auf warmem Sand, der in Kasten oder Säcken öfters erneuert wird), und wickelt ihnen den Leib mit wollenen Docken ein. Bei heftigem Durchfall, besonders wenn Leibschmerzen da­bei bestehen, reibt man Linimentum camphoratum, oder ammo-niatum, oder Kaiupherspiritus mit etwas Cantharidentinctur, Arncisenspiritus, oder warmen Branntwein u. dgl. in die Bauch­decken ein. Innerlich giebt man im Anfange ein Flieder-Infu-
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Durchfall.
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sum (r2O,0) mit Zusatz von Liquor amnion. acetici (Minderers-geist) (15,0), alle Stunden 1 — 3 Esslöffel, bei Schmer/ und starkem Drängen ein solches Infusum mit Zusatz von 4,0—8,0 einfacher Opiumtinctur, oder das Opium 7 Milligr. bis 3 Centigr. pro dosi oder noch mehr Extract, nuc. vomic. aquos. lgt; Milligr. bis 15 Milligr. pro dosi mit schleimigen Mitteln. Dabei appli-cirt man Klystiere von Schleim oder von Stärkemehlabkochung, zu denen man bei Schmerz und heftigem Drängen etwas Opium (zu einem Kh slier 0,03—0,06) setzen kann. — Weicht der Durchfall den obigen Mitteln nicht und zeigen die Thiere wenig Empfindlichkeit, so ist in der Regel die Salzsäure oder auch das Salpetersäure Silberoxyd mit Nutzen zu gebrauchen. .Man giebt vom Acid, hydrochlor. dilut. pro dosi 2—10 Tropfen in 2,0 bis 4,0 Wasser oder schleimiger Flüssigkeit, — von dem Argent, nitricum 7 Milligr. bis 0,06 Grm. in 2,0—8,0 destillirtcn Was­sers täglich 3 mal.
4) Der chronische Durchfall. Bei ihm bestehen durch lange Zeit weiche oder flüssige Excremente, gewöhnlich ohne starkes Drängen, ohne Leibschmerz und überhaupt ohne auffal­lende Krankheitssymptome: aber die Thiere magern dabei all-mälig mehr ab und werden matt. Die Ausleerungen sind bald mehr gallig, bald mehr schleimig. — Die Ursachen sind oft fortgesetzt dieselben wie bei den acuten Durchfällen, aber eben so oft beruht das Leiden nur in einer Verstimmung der Darm-schleimhaut, die zuweilen in krankhafter Reizbarkeit, selbst in chronischer Entzündung, in anderen Fällen in Erschlaffung und Schwäche besteht. Bei jener linden die Ausleerungen recht oft und in kleinen Quantitäten statt, die Thiere haben andauernd oder oft wechselnd eine warme Nase, mehr trockene und rothe Schleimhaut des Maules, und von reizenden Mitteln entstehen leicht gelinde Leibschmerzen oder vermehrte Ausleerungen. Wo blos Schwäche und Erschlaffung besteht, erfolgen die Auslee­rungen seltener, aber in grösseren Mengen, die Nase ist fort­dauernd kalt, das Maul blass und feucht. Es giebt Jedoch Fälle, in denen weder der eine, noch der andere Zustand deutlich cha-rakterisirt hervortritt.
Bei der Fur muss man zunächst die etwa noch vorhandenen
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190nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten flor Verdauungseingeweide.
Ursachen in den Nahrungsmitteln, in der Lagerstätte, in der Art der Benutzung der Hunde u. s. w. beseitigen und dann die Ab­sonderung in der Darmschleimhaut, mit Rücksicht auf die Reiz­barkeit der letzteren, bis zum normalen Grade zu beschränken suchen. Deingemäss giebt man bei erhöhter Reizbarkeit narco-tische, krampfstillende Mittel und reizmildernde Adstringentia, namentlich Extractum Hyoscyami, 0,0^ — 0,18 pro dosi, oder von einer Abkochung des Bilsenkrautes (8,0 zu l-20,0 Colatur), dreistündlich ' .2—1 Esslöffel; oder das wässerige Nux vomica-(Brechnuss-) Extract, 6—15 Milligrm.; oder auch das Opium, 7 Milligrm. bis 0,OG Grm. pro dosi. Doch ist letzteres bei die­ser Art von Diarrhöe weniger sicher und andauernd wirkend als bei anderen. Zu den genannten Mitteln kann man, im Falle die Diarrhöe ihnen nicht weicht, das Plumbum acetic, crystallisatum, pro dosi 7 Milligrm. bis 0,06 Grm. setzen. Sehr wirksam ist hier auch die Rad. Ipecacuanhae, am besten in Ab­kochung, 1,2 zu 60,0 Colatur, und hiervon 1 Theelöffel bis 1 Esslöffel alle 3 Stunden gegeben. — Bei offenbarer Schwäche und Erschlaffung sind bittere, adstringirende und erregende Mittel angezeigt, wie z. B. eine Abkochung von Rad. Gcntianae, von Herb. Absinthii, von Gort. Salicis, C. Quercus, oder Pillen aus pulverisirtem Catechu, arab. Gummi und Kreide, von jedem 1,2, mit Wasser zur Pillenmasse und hiervon 20 gleiche Pillen gemacht, täglich 3mal 1—2 Stück gegeben. Bei grosser Schwäche sind Chinarinde, Calmuswurzel, Eisenvitriol (0,06—0,18), das Argentum nitrieum (7 Milligrm. bis 0,00 Grm.) als Hausmittel Dinte (1—quot;2 Theelöffel), Rothwein (1—2 Esslöffel) u. dergl. zu benutzen.
B. Die Ruhr besteht in einer speeifischen, mit heftiger Reizung, mit Schmerz, Krampf und vermehrter Absonderung begleiteten Entzündung der Schleimhaut des Mastdarms und oft auch des übrigen Darmcanals. In der Regel ist die Krankheit fieberhaft, aber das Fieber ist nur gering und remittirend. Die Ausleerungen erfolgen, wie bereits S. 183 gesagt, stets unter heftigem Drängen, unter Schmerzen am After (Afterzwang), in kleinen Mengen, und sie sind, ihrer Beschaffenheit nach, bald mehr ein eiterähnlicher Schleim, bald mehr blutig und ire-
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Durchfall.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;191
wohnlich sehr scharf. Hiernach hat man die Krankheit im erstem Fall als weisse, im letztern Falle als rothe Ruhr bezeichnet. In der ersten Zeit scheinen die Hunde anderweitig wenig krank zu sein; doch zeigen einzelne gestörten Appetit, belegte Zunge, wechselnde Temperatur, trockene Nase, Trocken­heit des Maules und Mattigkeit. Diese Erscheinungen finden sich bei fast allen Patienten ein, wenn die Krankheit einige
Tage bestanden hat, und bei manchen entsteht durch das hef­tige Drängen ein Vorfall des Mastdarms. Die Krankheit dauert 8—14 Tage und kann unter allmäliger Verminderung des schmerz­haften Drängens und der Ausleerungen in Genesung übergehen, oder auch unter fortdauernder Steigerung der Zufälle den Tod herbeiführen. Im letztern Falle nehmen die Exeremente ge­wöhnlich einen fauligen aashaften Geruch an, der Puls wird sehr klein und schnell, die Kräfte sinken auffallend, zuweilen treten Convulsionen ein, und das Thier stirbt unter diesen Zu­fällen oder auch ganz ruhig, nachdem es ganz erschöpft ist und oft , nachdem das Drängen und die Ausleerungen durch kurze
Zeit aufgehört hatten.
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Die Section zeigt allgemeine Abmagerung, die Schleimhaut des Mastdarms bald nur an einzelnen Stellen, bald allgemein aufgelockert, dunkel geröthet, oft erweicht, so dass man sie
leicht mit dem Rücken eines Messers abstreichen kann, — hin
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und wieder auch Geschwüre, und Jauchige oder blutig-schleimige Flüssigkeit. Ebenso, aber gewöhnlich im geringeren Grade findet:
man den Grimmdarm, seltener auch einen Thcil des Dünndarms
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ergriffen.
Die wichtigste Ursache der Ruhr ist Unterdrückung der Haut- und Lungenausdünstung, besonders wenn diese vorher recht lebhaft stattgefunden hatten, wie es im Sommer und Herbst bei plötzlichem Temperaturwechsel, bei dem Genuss von rechtnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; \
kaltem Wasser u. s. w. häufig der Fall ist. Ausserdcm wird die Krankheit sehr wahrscheinlich oft durch ein eigenthümlirhes Miasma in der Atmosphäre oder selbst durch ein Contagium (letzteres natürlich nur da, wo bereits andere mit bösartiger Ruhr im hohen Grade behaftete Patienten vorhanden sind) er­zeugt; aber nicht jede Ruhr ist ansteckend, sondern sie scheint
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192nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten lt;\er Verdaxiungseingeweirle.
es nur dann zu werden, wenn sie einen faulig-nervösen Charak­ter annimmt; auch ist sie nicht in allen Fällen von gleicher Bösartigkeit, obwohl stets eine weit ernstere Krankheit als der Durchfall.
Die Kur ist sehr ähnlich derjenigen bei der catarrhalisch-rheumatischen Diarrhöe, muss aber mit Berücksichtigung der Zufälle und des Charakters ausgeführt werden. Beförderung der Haut- und Lungenausdünstung und Minderung der Reizung in der Darmschleimhaut sind die Hauptaufgaben. Daher müssen die Thiere gleichmässig warm gehalten werden und sie dürfen nur milde, schleimige Nahrung (Haferschleim, dünne Abkochung von Gries, Reis, Stärkemehl, Semmelsuppe) in kleinen Quanti­täten erhalten, aber kein Fleisch. Als Arznei innerlich ein In-l'us. tl. Sambuci oder fl. Tiliae mit Zusatz von etwas Liq. Am­men, acetici (S. 189), abwechselnd mit schleimigen und narco-tischen Mitteln. Unter den letzteren ist das Opium liier fast speeifisch, aber auch Nux vomica oft sehr heilsam (S. 190). Bei grossem Durst, Hitze, trockener und rother Zunge ist Mohn­samenmilch (1 Th. Mohnsamen mit 1quot;2 Th Wasser abgerieben und durchgeseiht), oder ebenso eine dünne Emulsion von Hanf­samen, von Leinsamen, von Mandeln als Getränk und Arznei sehr wirksam. — Enthalten die Excremente andauernd viel Galle, so kann auch das Calomel in kleinen Gaben (0,Oß bis 0,1 quot;2 Grm. täglich 3 mal) mit Schleim angewendet werden. Bei grosser Schwäche, sehr gesunkenem Pulse, aashaft stinkenden Excrementen sind tonische Mittel, die Salzsäure, das Silberoxyd, Rhabarbertinctur, verdünnte Carbolsäure (1 Theil zu 100 Th. Wasser oder schleimige Flüssigkeit), Catechusaft, Schlangen-Tormentillwurzel, mit Wein, selbst mit kleinen Gaben Aether oder Kampher, und abwechselnd die Kohle zu benutzen. Unent­behrlich sind Clysticre von Schleim, mit Opium in kleinen Quantitäten und recht mild applicirt. — Auch leisten bei grossen Schmerzen warme Breiumschläge von schleimigen und narco-tischen Mitteln, späterhin Einreibungen von Kampher- oder Ammoniakliniment, selbst von Cantharidentinctur am Bauche, gute Dienste. — Wegen möglicher Ansteckung hält man die
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Verstopfung dos Leibes.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 193
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Kranken i.solirt und reinigt nachher den Stall und die Lager­stätte wie bei Typhus.
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8. Die Hartleibigkeit oder die Verstopfung des
Leibes. Die Hunde haben im Allgemeinen eine natürliche Anlage zur Verstopfung des Leibes, und besonders gilt dies von denen, welche reichlich mit Knochen oder mit Hülsenfrüchten oder mit anderen schwer verdaulichen Nahrungsmitteln gefüttert werden, oder welche zu wenig Bewegung erhalten. Ausserdem findet sich dieser Zustand auch zuweilen in Folge von Darmentzün­dungen, nach ruhrartigen Durchfällen, nach angewendeten drasti­schen Purgirmitteln und ebenso nach zu langem Gebrauchnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;| tonischer Mittel. Man rauss, nach der Verschiedenheit des Zu-standes eine wirkliche und eine scheinbare (falsche) Leibes­verstopfung unterscheiden. Bei der ersteren besteht Anhäufung von Kotii im Mastdarm, oft auch in einem Theile des Grimm­darms, verbunden mit mangelhafter oder gänzlich fehlender Ab­sonderung von Flüssigkeiten und theilweis mit Mangel an wurm-förmiger Bewegung in diesen Theilen, dagegen ist bei der andern keine oder nur eine geringe Ansammlung von Koth im Mast dann vorhanden, dabei aber oft wiederholtes Drängen zur Koth entlcerung und von Zeit zu Zeit Abgang von kleinen Quantitäten 'l/-1
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eines mehr oder weniger grünlich gefärbten Schleims, mit ge­ringen Massen von Koth gemengt. Bei dieser scheinbaren Ver­stopfung findet man in der Regel den After schmerzhaft, zu­weilen auch angeschwollen, und wenn man mit einem Finger in denselben eindringt, ist gewöhnlich in der ganzen Junge bis
zum vordem Ende des Beckens kein trocknet Koth zu fühlen
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und die innere Fläche des Darms ist gehörig mit Schleim be­feuchtet. In manchen Fällen findet man beim Einführen des Fingers an der Innern Seite des Afters ein spitzes Knochen­stückchen, welches die beständige Reizung und das Drängen zur Kothentleerung unterhält; denn sobald es entfernt ist, verliert sich auch sehr bald das Drängen. Die Hunde, welche an die­ser Form von Verstopfung leiden, haben keinen aufgetriebenen fj Leib, und derselbe fühlt sicli an allen Punkten gleichmässig
Hertvig, Knuikii.d. Hunde. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 13
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194nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten der Verdaimrgseingeweide.
weich an. Zuweilen besteht etwas Fieber, welches jedoch nur den Charakter des Reizfiebers an sicli trägt.
Bei der wirklichen Verstopfung drängen die Hunde weniger zur Entleerung und bringen gewöhnlich hierbei keinen Koth hervor; der After ist frei von Entzündung und Anschwellung; beim Einführen eines Fingers in ihn fühlt man bald näher, bald entfernter vom After ganz harten und trocknen Koth, und die Schleimhaut ist gewöhnlich nur normal warm und sehr wenig feucht; der Leib ist etwas mehr gespannt, und wenn man die Thiere auf den Rücken legt, fühlt man vor den Schambeinen im Innern ganz harte Massen oft in der Grosse einer Faust. Die Thiere sind dabei in der ersten Zeit noch ziemlich munter, werden aber von Tag zu Tage mehr traurig, verlieren den Appetit, riechen übel aus dem Maule und nach einigen Tagen tritt häufig Fieber hinzu, welches den Charakter eines gastrisch-nervösen Fiebers annimmt. Die Verstopfung dauert gewöhnlich über 8 Tage, zuweilen selbst 14 Tage. Durch zweckmässige Behandlung können die Thiere in der ersten Zeit fast immer vollständig geheilt werden, aber bei einer längeren Dauer gehen sie durch hinzugetretene Lähmung des Hintertheils, zuweilen auch durch Darmentzündung zu Grunde. — Die scheinbare Ver­stopfung ist in der Regel leicht zu beseitigen, besonders wenn sie die Folge von blos mechanischer Reizung am After ist und wenn die reizende Ursache entdeckt und beseitigt wird.
Die Behandlung der wahren Verstopfung muss darauf ge­richtet sein: die Absonderung im DicMarm gehörig zu erregen, die wurmförraige Bewegung in demselben mehr zu beleben und ausserdem die harten Futtermassen durch Klystiere zu erweichen oder selbst auf mechanische Weise zu entfernen. Die beiden ersten Aufgaben sind oft durch einerlei Mittel zu erfüllen. Man giebt für diesen Zweck in denjenigen Fällen, wo der Puls etwas gereizt, oder das Maul trocken, oder der Leib schmerzhaft er­scheint, sehr zweckmässig das Ricinusöl, in Gaben von 'A bis 2 Löffeln täglich 3 mal, und schüttet in der Zwischenzeit dem Patienten, mehrmals wiederholt, grössere Gaben von lauwarmem Seifenwasser ein; oder man giebt das Calomel zu 0,18—0,36
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Wurmleiden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;195
Grm., täglich 2mal in einer Emulsion von arabischem Gummi
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und Baumöl oder Leinöl und der doppelten Menge Wassers. Bei geringer Empfindlichkeit oder Reizbarkeit giebt man das Calomel mit Gummigutt (^ 0,18—0,30), oder Glaubersalz (4,0—15,0) mit Aloe (Grm. 0,12 — 0,0) in '..,—4 Esslöffel voll lauwarmen Wassers. Ais Hausmittel ist die Anwendung von Bierhefe, [/., bis 2 Esslöfi'el voll, zu versuchen. Diese Mittel müssen ge-wölmlich durch zwei Tage fortgesetzt werden. — Dabei applicirtnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'
mau alle Stunden ein Klystier von lauwarmem Wasser und sucht von Zeit zu Zeit mit dem Zeigefinger oder mit einem etwas hakenförmig umgebogenen Löffelstiel die hintersten Partien des Kothes im Mastdarm zu lösen und zu entfernen. Zuweilen thut auch gelindes Drücken des Leibes in verschiedenen Richtungen gute Dienste. Massige Bewegung der Patienten befördert die Genesung. Als Nahrung giebt man ihnen recht dünne Milch oder Kartoffelsuppe. — Nach überstandener Krankheit kann man in den Fällen, wo eine Anlage zu dem Uebel vorher scMSn be­stand, den Thieren durch einige Zeit rohes Fleisch oder auch täglich ein Stückchen alten Käse geben, um hierdurch die Ab­sonderung in der Darmschleimhaut fortgesetzt etwas mehr an­zuregen.
Bei der blos scheinbaren Leibesverstopfung müssen zunächst die etwa am Alter oder im Mastdarm vorhandenen, fremdennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,
Körper entfernt werden, und dann muss man die Reizung dieser Theile mindern durch Klystiere von schleimigen Mitteln, odernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i
durch Bestreichen des Afters mit Ceratum saturni, zu welchem man bei grosser Empfindlichkeit etwas Extr. Belladonnae oder Hyoscyami oder Opium mengen kann. Innerlich sind ebenfalls reizmildernde Mittel anzuwenden, ganz so wie bei dem galligen Durchfall.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; \
9. Wurmleiden.
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Im Matron und Darmcanal der meisten Hunde, besonders der jungen, finden sich ungemein häufig Würmer von verschie­denen Gattungen, die man nach ihrer Form, wenn dieselbenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,| cylindrisch ist, als Rundwürmer, — wenn sie platt, einemnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;| Bändchen ähnlich ist, als Bandwürmer, und — wenn sie einernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;;
13*nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; I ,
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19Gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiton der Verdauungseingeweido.
Blase ähnlich hohl sind, als Blasenwürmer bezeichnet und deren Arten auch speciellc Namen gegeben hat. Diese sind:
1) Der geränderte Spulwurm oder der Katzenspul-wurra (Ascaris marginata s. Ascaris Mystax), im Magen und Dünadarm junger Hunde sehr häufig, er wird oft in ganzen Klumpen ausgebrochen; — 2) das geflügelte Doppelloch oder geflügelte Halbloch (Distoma alatum s. Hemistoma alatum), im Zwölffingerdarm; — 3) der zusammengedrückte Haar­kopf oder Peitschen wurm (Trichocephalus depressiusculus), im Blinddarm; — 4) der blutige Rollschwanz (Spiroptera sanguiuolenta), im Magen, zuweilen aucb im Zwölffingerdarm in kleinen Knoten der Schleimhaut; — 5) der .Palisadenwurm mit dreieckigem Kopf (Strongylus trigonocephalus), an den Orten und wie No. 4; — (!) der wurmähnliche Pfriemen-schwanz (Oxiurus vermicularis), im Dickdarm, oft nur im .Mastdarm als sogenaimter Madenwurm; — 7) der gezahnte Bandwurm (Taenia serrata); — 8) der Qnesenbandwurm oder Gchirnblasenbandwurm (Taenia Coenurus); — 9) der Kürbiskernähnliche Bandwurm (Taenia cucumerina); — 10) der kleine oder dreigliederige Bandwurm (Taenia Echinococcus); und — 11) der Hundegrubeiikopf (Bothrio-cephalus canis). Die vier Wurmarten von No. 7 —10 wohnen im Dünndarm.
Von diesen Würmern ist in einem Hunde gewöhnlich nur eine Species vorhanden, aber nicht selten sind es deren auch 2 oder 3 von verschiedener Art, und ihre Anzahl ist oft bis 100 und darüber.
Die Eingeweidewürmer sind am Kopfe mit Sauggrubon, einige auch (besonders die Bandwürmer) mit Stacheln und Ilaken verseilen, und sie können mit diesen Theilen sich an der Schleim­haut des Magens oder des Darmes festhalten; dabei, sowie durch ihre Bewegungen bei dem Weiterkriechen können sie Reizung, Schmerzen, Krämpfe, oder je nach dem Orte auch Erbrechen oder Diarrhöe erzeugen und das Gedeihen der Hunde stören. Diese Wirkungen entstehen von ihnen jedoch nicht in jedem Falle, sondern meistens nur bei sehr nervös-empfindlichen, jungen Hun­den und wenn die Würmer, besonders Bandwürmer, in grosser
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Wurmleiden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 197
Menge zugegen sind. Unter diesen Umständen können sie sogar den Tod herbeiführen, wogegen eine geringe Menge bei älteren Hunden gewöhnlich keine auffällige Störung verursacht*).
Die Diagnosis des Vorhandenseins der Würmer ist im All­gemeinen nicht mit Sicherheit zu machen, weil diejenigen Krank-keitserscheinungen, welche bei Wurmleiden vorkommen, nicht von den Würmern allein, sondern auch von andern Ursachen entstehen, und weil auch in den Fällen, wo Würmer wirklich vorhanden sind, speeifische Merkmale durch sie nicht erzeugt werden. Denn das von einigen Thicrärzten (nach Analogie von wurmkranken Menschen) angeführte Flamen mit der Oberlippe, das Reiben der Nase an der Erde oder an andern Gegenständen und die Erweiterung der Pupille sind selten vorhanden, und ich habe diese Erscheinungen selbst bei solchen Hunden nicht wahr­genommen, in deren Cadavern ich bei der Section eine grosso Menge von Eingeweidewürmern vorfand, und entgegengesetzt hatte zuweilen ein Hund die eine oder die andere dieser Er­scheinungen gezeigt, aber im Cadaver waren keine Würmer vor­handen. Man kann daher nur mit Wahrscheinlichkeit auf vor­handene Würmer schliessen, wenn die Thiere bei scheinbar ge­sundem Zustande öfters im Appetit wechseln, wenn sie bei vollem Futter zwar einen dicken Eeib bekommen, aber mager bleiben, wenn sie sich zuweilen erbrechen, wenn sie oft auf dem Hintern rutschen, oder nach dem After beissen oder lecken, jedoch Ge-wissheit erlangl man nur, wenn durch Erbrechen oder mit dem Koih Würmer ausgeleert werden. Wenn Letzteres geschieht, darf man auch ein oft wiederkehrendes Husten, welches ohne andere Ursachen hierzu entsteht, ebenso die Epilepsie oder Diarrhöe auf das Dasein von Würmern schreiben. — Bei vorhandenen Band­würmern findet sich, ausser den angegebenen Zufällen, auch öfters Niesen, Speichel(luss aus dem Maule, Unruhe, wobei die Thiere häufig das Lager wechseln, sich mit gestrecktem Leibe auf den Boden lesen, sich öfters nach dem Leibe umsehen oder selbst
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*) Sehr oft werden die in Cadavern gefundenen Würmer (zuweilen mir ein einzelner.) mit Unrecht als Todesursache beschuldigt, obgleich Merkmale von anderen Krankheiten vorhanden sind.
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198nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten der Verdauungseingeweide.
mit den Zähnen denselben benagen. Diese und ähnliche Sym­ptome mit Verstimmung des Befindens der Hunde treten öfters zur Zeit des Vollmonds am stärksten auf*).
Die Beurtheilung der angegebenen Krankheitszufälle in Be-treff ihrer Beseitigung ist stets nur vorsichtig auszusprechen, weil die Erfahrung lehrt: dass die Würmer in den meisten Fällen sich schwer aus ihrem Wohnsitz gänzlich wegschaffen lassen, obgleich das oft gelingt und obgleich bei vielen Hunden sich mit dem zunehmenden Alter die Würmer von selbst verlieren. Aus dem letzteren Grunde sind die Wurmleiden bei alten Hun­den viel seltener als im jugendlichen Alter.
Als Ursache der Wurmbildung in den Verdauungseingewei­den der Hunde kennt man mit Sicherheit nur die Aufnahme der ausgebildeten Würmer oder deren Eier, die von Mutterwürmern in Hunden oder auch in anderen Thieren erzeugt worden sind. Hinsichtlich des Letzteren stehen besonders die Beobachtungen fest: dass die Vorstufe der Taenia Coenurus aus dem Gehirn der Schafe stammt, und dass die Echinococcen in irgend einem Organ des .Menschen, oder des Rindes, des Schafes und des Schweines bis zur Embryonenform gelangt waren, und erst nach ihrem IJebcrgangc in den Dünndarm des Hundes zu vollständi­gen Würmern umgebildet werden. Vermittelt wird der Ueber-gang in den Hund dadurch, dass er die mit Echinococcenbrut besudelten Theile eines Menschen oder eines Thicres (z. B. den After eines wurmkranken Hundes) beleckt oder dergleichen Theile von Thieren frisst (z. ß. das Gehirn von drehkranken Schafen, die Leber u. s. w. von an Echinococcuswürmern kranken Rind­vieh)**).
*) Von dem gezahnten und von dem Quesenbandwurm gehen öfters längere Stücke (selten ganze Würmer) und auch die mit Eiern reichlich versehenen letzten Glieder, sogenannte Proglottiden. ab. Dieses geschieht gewöhnlich ohne Beschwerden der Hunde, oft beim ruhi­gen Liegen derselben, so dass man 8—12 dieser Glieder in der Form klei­ner Kümmelsaaraen auf der Lagerstelle findet.
**) Es ist daher ein schlechter Gebrauch, dass man beim Schlachten dos Rindviehes, der Schafe, der Schweine und bei dem Ausweiden des Wildes die mit Würmern oder mit sogenannten Wasserblasen behaftet ge-
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Wurmleiden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;199
Die Behandlung der mit Eingeweidewürmern behafteten Hunde ist entweder darauf gerichtet, nur die vorhandenen, üblen Zufälle zu beseitigen, oder auch die Würmer selbst zu vertilgen und wegzuschaffen. In ersterer Hinsicht benutzt man gewöhn­lich blos reizmildernde, einhüllende Mittel, wie z. B. Baumöl, Leinöl oder Mohnöl, in Gaben von ' ,, bis 2 Esslöffeln; oder ein bitteres Decoct mit Zusatz von narcotischen Stoffen, z. B. eine Abkochung von Rad. Gentianae oder Herb. Absinthii (120,0 von 60,0—90,0) mit 0,6 Extr. Hyoscyami oder 0,36 Opium und giebt hiervon 3stündlich ' 2 bis 1 Esslüffel voll. — Zur Ent­fernung der Würmer aus dem Magen dienen die verschiedenen Brechmittel (S. 14, 57) und zur Entfernung aus dem Darmcanale die stärkeren Abführmittel, wie namentlich das Gummigutt (0,24 bis 0,6), die Aloe (0,6—1,8), Jalappenharz (0,5—0,8), Oroton-samen (0,1-2—0,6).
Um die Bandwürmer wegzuschaffen, sind speeifische Mittel nöthig. wie namentlich die frisch gepulverte Farrenkrautwurzel (•2,0—15,0), welche mit etwa 30,0—60,0 warmem Wasser dem Hunde nüchtern auf Einmal gegeben, oder das Extract dieser Wurzel 1,0—2,0 in Pillen, und nach einer halben Stunde 15,0 bis 30,0 Ricinusöl nachgegeben werden. Sehr wirksam ist auch das Kousso (Flores Brayerae) 2,0—6,0, — oder besser die Kamala (Pulv. Rottlerae tihetoriae) 2,0—8,0. Diese beiden Mittel kön­nen ebenso wie die Farrenkrautwurzel mit warmem Wasser oder mit warmer Milch gemengt, oder mit Syrup oder Honig zur Pillenmasse gemacht, eingegeben werden. Auch können Klystierc von warmer Milch, mehrmals wiederholt, durch etwa 5—6 Stunden applicirt werden. Ebenso ist das Terpenthinöl in grösseren Ga­ben (2,0—12,0) und mit etwas Schleim oder Eigelb abgerieben, oder auch in Verbindung mit dem stinkenden Thieröl (4,0 bis 8,0) oft von ausgezeichneter Wirksamkeit Youan rühmt als eine Methode, welche selten fehlschlägt und nicht im Mindesten schadet, die Anwendung von fein pulverisirtem Glas. Man macht
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fundenen Eingeweidetheile den Hunden zur Nahrung giebt: denn in dem Darm der Letzteren finden die meisten Wurmarten eine für ihre Existenz und Vermehrung geoigneto neue Wohnstätte.
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Kranldieilen der Verdauungseingeweide.
dasselbe (2,0—8,0) mit der nöthigen Menge Fett und etwas Ingwer zu Pillen. Diese tödten die Würmer, und das Glas geht mit dem abgesonderten Schleim ab, ohne irgendwie die Schleim­haut zu belästigen. — Bei den Ascariden hat sich Knoblauch, mit Milch gebrüht und in kleinen Portionen als Klystier applicirt, am nützlichsten gezeigt. Selbst Klystiere von kaltem Wasser, täglich 3 bis 4, waren hülfreich; oft waren jedoch auch massige Gaben von Calomel zur vollständigen Vertreibung dieser Würmer erforderlich.
Im Allgemeinen ist hier noch zu bemerken:
1)nbsp; Bei jeder Wurmkur müssen die Hunde vorher durch 24stüiuligcs Fasten für die kräftigere Wirkung der Arzneimittel vorbereitet sein.
2)nbsp; Etwa 30 bis 60 Minuten nach dem Eingeben der Wurm­mittel sollen sie eins von den bei der Leibesverstopfung (S. 195) genannten AbführungsmitteJn erhalten (nach Kamala nicht).
3)nbsp; Hiernach ist es zweckmassig, die Hunde 1 bis 2 Tage eingesperrt zu halten, um ihre Ausleerungen untersuchen und sich überzeugen zu können, ob Würmer resp. Wurm brut abge­gangen.
4)nbsp; nbsp;Die Abgänge müssen tief vergraben oder sonst wie vernichtet werden, damit sie nicht mit Hunden in Berührung kommen.
Nach einer Wurmkur sollen die Hunde eine mit Fleisch ge­mengte Nahrung in massiger Menge und dabei viel Bewegung in freier Luft erhalten.
10. Die Gelbsucht. Wenn die Bindehaut der Augen, die Schleimhaut des Mau-les und (bei weissen oder weissfleckigen Hunden) auch die Haut gelbgefärbt erscheint, so wird dieser Zustand gewöhnlich als Gelbsucht bezeichnet. Die Gelbfärbung ist jedoch nur ein Sym­ptom eines krankhaften Zustandes der Lober, oder der Gallon­blase, oder der Ausführungsgänge dieser Organe und, wie es in vielen Fällen ganz unverkennbar ist, auch eines krankhaften Zu­standes des Blutes; sie findet sich bei Leberentzündungen (S. 166), welche sowohl durch grosse andauernde Sommerhitze, wie auch
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Gelbsucht.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 201
durch kaltes Trinken und durch mechanische Verletzungen ent­standen sein können, bei Scirrhus und bei Erweichung der Le­
ber, bei Sieinen in der Gallenblase und in den Gallengängen,
bei Vergiftungen durch Opium, wenn dieselben nicht eben tödt-lich wirken, bei Krampf in den Gedärmen, zuweilen nach star­kem Blutverlust und in Folge des Bisses von Vipern. Hin und wieder ist sie seuchenartig aufgetreten.
Die Krankheitserscheinungen neben der Gelbfärbung sind daher, je nach diesen Krankheitsverhältnissen, in den einzelnen fällen sehr vorschieden. Die Gelbsucht, welche als Symptom bei Leberentzündungen auftritt, ist meistentheils mit den Sym­ptomen dieser Krankheit, Fieber u. s. w. begleitet (S. 106) und eine gefährliche Krankheit. — Bei Scirrhus in der Leber bildet sich die Gelbsucht allmälig mehr und mehr aus, und zwar so, dass man sie zuerst in der Bindehaut der Augen, dann im Maule und zuletzt erst an der Haut bemerkt. In der Regel ist hier die Krankheit fieberlos, die Thiere zeigen sich zuerst durch lange Zeil noch munter, aber bei wechselndem Appetit, und ihre Excremente sind blassgelblich, der Urin braun; später fin­det sich unter der rechten, falschen Rippengegend im Bauche eine derbe, ungleiche Masse, welche man durch die Bauchwände
deutlich fühlt, und die sieh in den meisten Fällen allmälig ver-grössert. Zuletzt magern die Thiere sehr ab, werden schwach,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
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verlieren den Appetit fast gänzlich, und die Gelbfärbung wird mehr und mehr an der ganzen Haut dunkel. Zuweilen tritt in diesem letzten Zeitraum auch Wassersucht mit hinzu. — Die Lebererweichung giebt sich durch kein besonderes Merkmal kund;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;I.
man siebt nur die Gelbsucht, und zwar gewöhnlich in kurzer Zeit recht stark ausgebildet; die Thiere werden plötzlich sehrnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;|
matt, appetitlos, ihr Leib treibt auf und in der Regel erfolgt der 'Tod, nachdem die Gelbsucht etwa 8 Tage bis höchstens 4 Wochen bestanden hat, ganz plötzlich durch Zerreissung der Leber und innere Verblutung. — Gelbsucht von Steinen in der Gallenblase oder in den Gallengängen tritt immer plötzlich ein. Fast immer finden sich gleichzeitig Erbrechen und Koliksymptome mit hinzu, und die Darmexcremcntc zeigen dabei keine Abwei­chung vom gesunden Zustande; nach 2 bis 3 Tagen werden die-
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quot;iC'Jnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten der Verdauoogseingeweide.
selben jedoch mehr weiss und sie gehen träge ab, zuweilen tritt wirkliche Verstopfung ein. Dieser Zustand besteht oft nur durch
einige Tage, so lange bis entweder die Steine in den Dannka­nal getreten sind, oder bis die Gallengänge sich so viel erwei­tert haben, dass die Galle wieder einen freien Durchgang durch dieselben erhält. Hiernach verlieren sich gewöhnlich alle Zu­fälle und etwas späler auch die Gelbfärbung. — Die nach Ver­giltungen mit Opium und nach starkem Blutverlust entstehende Gelbfärbung entwickelt sich langsam, alhnälig immer stärker; sie ist in beiden Fällen mit grosser Ermattung der Thiere, sonst aber gewöhnlich mit keinen besonderen Krankheitszufällen ver­bunden, und hinsichtlich ihrer Ursachen ist sie aus den voraus­gegangenen Umständen zu erkennen. — Krampf in den Gedär­men, vielleicht auch in den Ausführungsgängen der Leber und Gallenblase entsteht durch heftigen Zorn und durch Erkältungen und verursacht immer eine plötzlich entstehende Gelbsucht, die zuweilen in der ersten Zeit mit Kolikzufällen begleitet, späterhin aber gewöhnlich ohne weitere Krankheitssymptome besteht; doch findet sich zuweilen auch Fieber, Katarrh und Rheumatismus dabei ein. — Bei dem Biss von Vipern entsteht in sehr kurzer Zeit hiernach heftige Anschwellung des verletzten Thciles mit fortwährender Zunahme der Geschwulst, mit Erbrechen und bald auch Gelbfärbung am ganzen Körper.
Die Ursachen der Gelbsucht sind grösstontheils im Vorher­gehenden angedeutet, und es ist nur noch zu bemerken, dass Erkältungen sehr häufig die Ursache der durch Krampf oder durch katarrhalische Schwellung der Schleimhaut in den Gallen­gängen veranlassten Störung der Gallenescretion sind, aber ebenso zuweilen entgegengesetzt grosse Hitze; ferner dass die Erweichung der Leber in der Regel durch zu fettes Futter und träge Ruhe herbeigeführt wird. Die Entstehungsursachen der Scirrhosität der Leber sind unbekannt.
Die Beurtheilung ist nach den angedeuteten ursächlichen Umständen in den einzelnen Fällen sehr verschieden, am gün­stigsten erscheint die durch Erkältung, durch Gallensteine und (lurch den Vipernbiss erzeugte Gelbsucht, besonders wenn sie ohne Fieber und ohne weitere aulfallendc Krankheitszusländo be-
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Golbsuoht.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;quot;203
steht; die durch Lebererweichung und Scirrhus bedingte Gelb­sucht endet immer tüdtlich, und die übrigen Gelbsuchten können dies unter ungünstigen umständen auch werden, indem sie Was­sersucht oder Abzehrung herbeiführen.
Die Kur verlangt immer die Berücksichtigung der angege­benen ursächlichen Verhältnisse. Bei der durch Erkältung und Zorn herbeigeführten, einfachen Form des Leidens hat man die Aufgabe, die Ursachen fernerhin abzuhalten, den Krampf zu he­ben und die Reizung in der Leber zu mindern. Demgemäss hält man die Thiere an einem massig warmen Orte, in Ruhe und entfernt von andern Hunden, namentlich von solchen, mit denen der Patient in Feindschaft gelebt und vor dem Entstellen der Krankheit sich mit ihnen herumgebissen hat. Man giebt ihnen innerlich ein Brechmittel (S. 14, 57) und nach demselben ein ge­lindes Abführungsmittel, z. B. Calomel in Honig, oder Kali tart. in einer Emulsion von Mohnsamen, bis gelindes Laxiren ent­standen ist. 1st Letzteres schon von selbst vorhanden, so ist das Opium in kleinen Gaben (15 Milligrm. bis 0,03 Grm. in einem Chamillen-lnfusum) sehr nützlich. Aeusserlich kann man am Bauche eine Einreibung von Linimentum camphoratum oder am-moniatum machen. Kleine Hunde können auch ein warmes Bad von Chamillen-lnfusum erhalten. — Bestehen Symptome von Le­berentzündung, so ist die Kur zuerst wie bei dieser (S. 1G6). —nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 7. Bei Scirrhus der Leber ist versuchsweise das Jodkali, abwech­selnd mit Belladonna (Extr. Bcladonnao 7 Milligrm. bis 0,03 Grm. pro dosi, täglich 3mal), oder ebenso das Conium macu-latum zu geben, und äusserlich sind Bäder von Aschenlauge odernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ' von Seifenwasser anzuwenden. — Da die Erweichung der Leber während des Lebens in der Regel nicht erkannt wird, so ist auch nichts Sicheres gegen sie zu thun; wo man Jedoch eine Ahnung von ihr hat, da kann man, wenn andere Umstände nicht entgegenstehen, innerlich kleine Gaben von Nux vomica, von Ferrum sulfuricum und andere tonische Mittel benutzen und die Patienten dabei in magerer Diät und möglichst ruhig hal-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;t
ten. — Vermuthet man Gallensteine als Ursache der Gelbfär-
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bung so ist während des Zeitraums der Reizung, des Erbrechens u. s. w. die Anwendung lauwarmer Bäder von Chamillen oder
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204nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten der Verdauangseingeweide.
von Kleie, innerlich die Anwendung des Opiums, der Belladonna in kleinen Gaben und in Verbindung mit schleimig-öligen Mit­teln am nützlichsten. Nach dieser Periode sind abwechselnd ge­linde Abfuhrungsmittel und kleine Gaben von Terpenthinöl in einer Emulsion mit Eigelb (z. B. Rp. Olei Terebinth. 8.0. tere cum vitello ovi I et Aquae comm. 120,0, hiervon täglich 3mal einen halben bis ganzen Esslöffel) zu benutzen. — Gelbsucht nach Opium Vergiftung und nach Blutverlust verlangt hauptsach­lich gute Diät, reine Luft und massige Bewegung; doch kann man in beiden Fällen die Heilung unterstützen durch bittere und adstringirende Mittel, besonders die China. — Die symptoma­tische Gelbsucht nach dem Vipernbiss bedarf keiner besonderen Behandlung, sie verliert sich immer von selbst, nachdem die übrigen dringenden Zufälle beseitigt sind. (Siehe vergiftete Wanden.)
11. Die Bauchwassersucht.
Sie besteht in einer Anhäufung von wässriger Flüssigkeit (Serum) in der Bauchhöhle und kommt bei Hunden jeder Art häufig vor. Sie entsteht entweder schnell in Folge einer Bauch­fellentzündung, oder mehr langsam in Folge von Schwäche und Erschlaffung in den Haargefässen des Bauchfells, so dass mehr Serum ausgedunstet als aufgesogen wird. Hiernach ist die Bauch­wassersucht entweder eine acute (hitzige), oder im letzteren Falle eine chronische (langwierige).
Der acuten Bauchwassersucht ist immer kurz vorbei' ein fieberhafter Zustand mit Spannung und Schmerz des Leibes u. s. w., wie dies (S. 162) angegeben ist, vorausgegangen, und es bat sich nach diesen Zufällen, zuweilen auch schon während des Bestehens derselben der Umfang des Leibes vergrössert, der Leib fühlt sich elastisch gespannt an, und wenn man eine Hand flach an die Seite des Leibes hält, während man an die andere Seite kurze Schläge macht, fühlt mau an der ersteren Seite das Anprallen der durch das Klopfen in Bewegung gesetzten Flüssig­keit; oft ist auch unter dem Bauche eine teigig-weiche An­schwellung, die Thiere athmen kurz und die Koth- und Urin­entleerung ist. vermindert. Zuweilen ist neben diesen Erschei-
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Bauchwassersucht.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;205
nungen auch Fieber und dunkle Röthung der Bindehaut und der Maulschleimhaut zugegen.
Bei der chronischen Bauchwassersucht findet sich allmälig eine Vergrösserung im Umfange des Bauches, der letztere ist in der Regel nicht schmerzhaft, aber dennoch sehr gespannt und zeigt beim Anklopfen an eine Seite der fühlenden Hand an der andern Seite ebenfalls eine wellenförmige Bewegung des Wassers im-Leibe. Fieber mit dem Charakter der entzündlichen Reizung ist nicht zugegen und die Störungen in der Roth- und 1,'rinentlecrung finden sich nur selten; dagegen ist die teigig-wässrige Anschwellung an der untern Seite des Bauches häufi­ger vorhanden als bei der acuten Wassersucht. Die Thiere sind in der Regel mager und ihre Schleimhäute sind blass. Zuweilen fühlt man durch die Bauchwände in der Bauchhöhle die Gekrüs-driisen, oder auch die Leber vergrössert und ganz derb.
Die Menge des in der Bauchhöhle enthaltenen Serums ist in den einzelnen Fällen verschieden, und zwar so, dass sie ge­wöhnlich nach einer längern Dauer des Uebcls grosser ist als nach kurzer Dauer; doch findet sich das nicht immer so. Die Qualität der Flüssigkeit ist bei der acuten Bauchwassersucht mehr röthlich, trüb, zuweilen mit Flocken von Faserstoff ge­mengt, — bei der chronischen Wassersucht ist sie dagegen in der Regel weiss oder weissgelblich, gleichmässig und fast klar oder durchsichtig.
Die Ursachen der Bauchwassersucht sind demnach Entzün­dungen und bei der chronischen Wassersucht schlechte, gehalt­lose Nahrung, übcrraässige Anstrengung, heftiges Purgiren,
grosser Blutverlust und solche Krankheiten, bei welchen die ge­hörige Verdauung und Assimilation oder die gute Blutbildung leiden, wie namentlich Verhärtungen der Leber, der Milz, Ent­artung der Nieren, der Gekrösdrüsen, Tuberkeln und Verhärtungen in der Lunge, Hautausschläge am ganzen Körper u. dergl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; I1! il
Die Bauchwassersucht, und zwar sowohl die acute wie dienbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;I
chronische, sind in der Regel sehr hartnäckige Krankheiten, welche durch Monate bestehen und zuletzt gewöhnlich den Tod durch Erschöpfung herbeiführen; die Heilung gelingt zwar zu­weilen wirklich und dauernd, besonders in solchen Fällen, wo
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200nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten der Vordauungseingoweido.
der Krankheit keine organischen Veränderungen zu Grunde lie­gen, in anderen Fällen aber erfolgt die Heilung nur scheinbar für die erste Zeit, und das üebel kehrt bald früher, bald später mehrmals wieder, bis es tödtlich wird.
Bei der Section der an der Bauchwassersucht gestorbenen Hunde linden sich häufig schon unter der Haut, besonders am Bauche, Einsickerungen von Serum in's Zellgewebe, die Muskeln blass und mager, in der Bauchhöhle seröse Flüssigkeit von der oben bezeichneten Beschaffenheit, die Gedärme zusammenge­schrumpft und ganz blass, wie ausgewässert, zuweilen an ihnen, so wie an der Leber und an der Innern Fläche der Bauchwände, kleine, weisse Flocken von ausgeschwitztem Faserstoff. In man­chen Fällen bestehen am Gekröse, an der Leber u. s. w. Ver-grösserungen und Verhärtungen, und ebenso finden sich der­gleichen in manchen Fällen an den Organen der Brusthöhle. Blut ist nur in sehr geringer Menge im Herzen und in den Hauptstämmen der Gefässo vorhanden, und es erscheint mehr wässrig, arm an Cruor und Faserstoff.
Die Kur muss mit Rücksicht darauf, ob vielleicht noch Ursachen fortwirken, und ob erhöhte, entzündliche Reizbarkeit, ob allgemeine Erschlaffung, oder auch ob besondere Störungen in einzelnen Organen bestehen, eingeleitet werden. Im Allge­meinen muss das Thier gesunde Nahrung in kleinen Quantitäten erhalten, ruhig und gegen Erkältung geschützt gehalten werden, und — wo eine entzündliche Reizung besteht, muss dieselbe durch Calomel, Weinstein, Brechweinstein und Digitalis beseitigt werden. Man giebt diese Mittel in derselben AVeise, wie dies bei der Brustwassersucht (S. 152) angedeutet ist. Ausserdem kann man hierbei die Cantharidentinctur an den Seiten des Bauches ein- bis zweimal einreiben. — Bei der chronischen Bauchwassersucht muss man unterscheiden, ob noch eine oder die andere der oben angedeuteten Krankheiten besteht, oder ob das Leiden lediglich auf Schwäche der aufsaugenden Gefässo beruht. Im erstem Falle giebt man auflösende und umstim­mende Mittel, wie namentlich das Jod, das Jod-Kali, das Calo­mel in kleinen Gaben (0,03—0,12, täglich 2—3 mal), den Gold-schwefel, das Kali carbonicum u. dergl. mit Extr. Taraxaci
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Ihimorrhoiden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;207
(0.18—0,6) und selbst mit narcotischen Mitteln, z. 15. mil Conium maculatum oder Belladonna (0,0()—0,-_'4). Diese Mittel werden stets durch 3 bis 4 Tage gegeben und dann wieder durch 1 bis quot;2 Tage ausgesetzt. Bei der blos atonischen Wassersucht sind reizende, urintreibende Mittel, wie namentlich Wacholder­beeren, Terpenthinöl, Fichtenharz u. dergl., in Verbindung oder abwechselnd mit tonischen Mitteln angezeigt, z. 13. mit Bitter­klee, Enzianwurzel, mit Calmus, Angelika, Weidenrinde, mit Alaun und namentlich mit Eisenpräparaten. Von den letztern benutzt man am besten den Eisenvitriol (O.OC—0,30 pro dosi) in Pillen mit Wacholderbeersaft.
Weicht bei dem Gebrauche dieser Mittel die Wassersucht nicht oder besteht dieselbe in einem so hohen Grade, dass da­durch das Athraen sehr beeinträchtigt wird, so kann man bei beiden Varietäten des Leidens die grösste augenblickliche Er­leichterung durch das Abzapfen des Wassers mittelst des Troicarts bewirken. Dieses Instrument wird entweder in der Mittellinie des Leibes, zwischen dem Nabel und den Schambeinen, oder auch an einer Seite, ungefähr ein Dritttheil des Maasses einer Körperhälfte von der Mittellinie des Leibes entfernt, durch die Bauchwand eingestochen, und durch die Röhre lässt man dann das Wasser so lange fliessen, als es noch in einem solchen Strahle abgeht, welcher die Röhre vollständig ausfüllt. Nach Entfernung der Röhre ist die kleine Wunde blos mit einem einfachen Heft­pflaster zu bedecken. Die Operation ist ungefährlich und kann an einem Patienten so oft wiederholt werden, wie neue Ansamm­lungen von AVasser in grössern Quantitäten sich bemerkbar machen; sie ist jedoch nur ein Palliativraittcl, aber zur Min­derung der Zufälle und zur Unterstützung der heilsamen Wir­kung der übrigen Mittel dennoch sehr schätzenswerth.
12. Hämorrhoiden. Es kommen bei alten Hunden zuweilen Ausdehnungen der Mastdarmvenen, in einem solchen Grade vor, dass einzelne Stellen gleichsam wie Säcke verlängert werden und zum Tiicil durch den After hervortreten, — was gewöhnlich bei der Kothentlee-rung durch das starke Drängen geschieht. Man findet dann
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208nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiton der Verdaaongseingeweide.
ausserhalb des Afters einen oder auch mehrere kleine Knoten von bald mehr, bald weniger weicher, elastischer oder auch mehr derber Beschaffenheit und von dunkelrother oder bläulicher Farbe; oft sind dieselben heiss und bei der Berührung sehr schmerzhaft. Die Hunde empfinden von den in den After eingeklemmten Knoten Schmerz, der, wie es scheint, zuerst nur in einem ge­lindem Grade besteht, später aber sehr heftig wird. In Folge dessen lecken sich die Thiere oft am After, sie rutschen mit demselben auf dem Erdboden, drängen oft zur Kolhentleerung, und bei einem höheren Grade des Leidens gehen sie mit dem Hiutertheil gespannt. Untersucht man die Knoten tiefer, d. h. innerhalb des Afters, so findet man sie in der Schleimhaut des Mastdarms, und gewöhnlich von der oberen Seite dieses Darms ausgehend, im Zusammenhange mit einem oder mit mehreren Strängen von angeschwollenen, rundlichen und elastisch gespann­ten Adern. Macht man in einen Knoten einen Einstich, so kommt dunkelrothes Blut aus demselben hervor.
Die Ursachen dieser varicösen Ausdehnungen der .Mastdarm­venen sind nicht sicher anzugeben; es scheint bei manchen Hun­den eine grosse Schwäche der Venenhäute, zu reichliches Futter, zu viel Ruhe, öftere Versiopfung des Leibes, der oft wiederholte Gebrauch drastischer Abführungsmittel oder auch ßuhr die Ver­anlassung zur Ausbildung des Uebels zu geben.
Die Beurtheilung ist insofern günstig zu machen, als diese Knoten in der Regel keine andern üblen Folgen als die bezeich­nete schmerzhafte, manche Hunde sehr quälende Irritation her­beiführen, und diese letztere fast immer zu beseitigen ist; aber die gründliche Heilung des Uebels und die Verhütung des Wieder-austretens der Knoten gelingt fast niemals. In einzelnen Fällen hat man auch, wahrscheinlich in Folge des Reibens der hervor­getretenen Aderknoten, heftige Entzündung an ihnen, am After und im Mastdarme, selbst Eiterung und Schwämng, oder auch übermässiges Drängen bis zum Vorfall des Mastdarms eintreten sehen.
Bei der Kur giebt man den Hunden weiches und weniges Futter, besonders saure Milch, vermeidet namentlich Knochen, ebenso drastische Abführmittel, giebt aber, wenn eine Neigung
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Vorfall des Mastdarms.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;209
zur Leibesverstopfung besieht, von Zeil zu Zeil wiederholt, eiue angemessene Portion Bittersalz (4,0—15,0), oder Weinstein, oder auch lÜL-inusöl. Dabei Jässt man die Patienten sich viel bewe­gen. Die Hauptbehandlung geschieht durch sanftes Zurück­schieben der Knoten vermittelst der Finger in den Mastdarm,
durch kalte Klystiero von Essigwasser oder bei grosser Empfind-
lichkeit auch von schleimigen Mitteln. Der gereizte After kann .Morgens und Abends einmal mit ßleisalbe bestrichen werden. Sind die Knoten sehr gross, dunkelroth und glänzend, oder drängen sie sich nach dem Zurückbringen immer wieder von Neuem hervor, so kann man sie auch mit einer Laucette an­stechen und entleeren, oder auch, wenn sie wie verwachsen er­scheinen, sie an ihrer Wurzel abbinden. Letzteres ereschieht mit einem seidenen oder mit einem gut gewachsten Zwirnsfaden und
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mit so festem Zuschnüren der Schlinge, dass sogleich eine Ab­sterbung des ausserhalb der letztern befindlichen Thcils des Kno­tens erfolgt. Es entsteht hiernach an der Unterbindungsstellc in einigen Tagen Eiterung und meistens eine ziemlich glatte Ver­narbung. Während dieser Zeit ist die oben angegebene Diät und die Anwendung der Klystiere fortgesetzt nöthig.
13. Vorfall des Mastdarms. Der Mastdarm tritt zuweilen durch den After theilweise hervor, und zwar auf eine zweifach verschiedene Weise, nämlich
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entweder indem er sich nahe am Innern Rande des Afters um­stülpt, oder indem die ümstülpung tiefer im Becken stattfindetnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; \ und durch den daselbst umgebogenen Theil der mehr nach vorn *• #9632;| liegende Theil des Mastdarms nach hinten und durch den After hervortritt. Im erstem Falle findet man eine dunkelrothe, cylin-drische Geschwulst von dem After ausgehend, und wenn dieselbe kurz ist, bildet sie gleichsam einen wulstigen Eing an dem After; wenn sie aber, wie dies zuweilen der Fall ist, eine Länge von 3, 4 Zoll besitzt, so hängt sie von dem After herunter. , f Diese Geschwulst ist mit der Schleimhaut umkleidet, im frischen
Zustande feucht, nach einigen Stunden aber mehr oder weniger
trocken, dabei zeigt sie an ihrem Ende in der Mitte eine Oeff-nung, in welche man mit einem Finger bis in den Darm ge-
Utrlwig, Kraiikb. (1. Iluude. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 11
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•210nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten der Verdauungseingeweide.
langen kann, äusserlich aber hängt dieselbe unmittelbar mit dem After zusammen, so dass man an ihrer äussem Fläche nirgends in das Becken fühlen kann. Bei tier zweiten Form (der Innern ürastülpung) findet mau nur eine kurze, cylindrische Geschwulst aus dem After hervorstehend, am Ende mit einer Oefihung ver­sehen, in welche man den Finger oder eine Sonde tief einlühren kann, und ebenso kann man zwischen der Geschwulst und dein After bald mehr, bald weniger lief in das Becken mit einem Finger eindringen.
Der Vorfall ist gewöhnlich mit oft wiederholtem Drängen zur Kothentleerung (meist ohne Erfolg), und zuweilen mit Kolik­schmerzen begleitet und späterhin findet sich gewöhnlich auch ein Reizfieber hinzu.
Als Ursachen des Vorfalls ist grosso Schlaffheit des Darm­kanals und üeberladung des Magens mit schwerverdaulicher Nah­rung, Verstopfung des Leibes und entgegengesetzt heftige Diar­rhöe zu beschuldigen, indem bei diesen Zuständen immer ein heftiges Drängen zur Kothentleerung besteht. Aus demselben Grunde findet sich der Arorfall auch zuweilen während des Ge­barens ein.
Der Mastdarm verfall der erstem Art wird zuweilen, wenn er nur in einem geringen Grade besteht, und wenn recht bald nach seinem Eintritt die Gelegenheitsursachen zu wirken aufhö­ren, durch eine regelmässige. peristaltischc Bewegung der Ge­därme von selbst gehoben, in den allermeisten Fällen aber ge­schieht dies nur, und bei der zweiten Form stets nur durcli eine zeitige und zweckmässige Kunsthülfe. 1st ein Vorfall in den ersten 4, 5 Tagen unbeachtet geblieben, ist die Schleimhaut durch die Einwirkung der Luft, durch Druck und Reiben von Seiten des Thleres u. s. w. entartet, verdickt oder in Ulceraiion oder Brand versetzt, oder dauern die Ursachen und mit ihnen das heftige Drängen fort, so ist selbst durch thierärztliche Hülfe die Heilung nicht immer möglich. Wenn von dem vorgefallenen Theile aus die Entzündung sich auf den übrigen Darmkanal fort-pflanzt, so kann selbst der Tod erfolgen.
Die Kur muss auch hier mit der Beseitigung der das Drän­gen unterhaltenden Ursachen beginnen, daher man die Auhäu-
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Vorfall des Mastdarms.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 211
fung von Koth in dem vorderen Theiic des Mastdarms und im Griramdarme durch grosse Klystiere von lauwarmem Wasser oder auch von schleimiger Flüssigkeit mit Fett oder Oel und durch innerliche Anwendung des Calomels mit Gummigatt (von Jedem 0,12—0,30 in einer Pille) oder durch das llicinusöl wegzuschaf­fen sucht, den etwa bestehenden Geburtsakt durch manuelle Hülfe beschleunigt u. s. w. Den vorgefallenen Theil ties Mast­darms schiebt man, wenn er gesund ist, mit den Fingern so bald als möglich in das Becken zurück, und zwar so vollstän­dig, dass nirgends eine Falte oder Verdoppelung der Darmhäute stehen bleibt. Nach einem solchen Zurückbringen drängen die Hunde immer sehr heftig gegen den Mastdarm, und es ist des­halb nöthig, einen Finger in demselben einige Zeit, etwa ' 4 bis 1 2 Stunde, gleichmässig und ruhig zu halten, um auf diese Weise die Zurückerhaltung des Theiles zu bewirken. Mittelst Bandagen oder Maschinen gelingt dies durchaus nicht, und auch das em­pfohlene Einbringen eines Stückes von dem gereinigten Darm eines Schweins oder Hammels, an dem vordem Ende zugebun­den, dann nach dem Einbringen in den Mastdarm aufgeblasen und auch am hintern Ende zugebunden, wird von den Hunden nicht ertragen. Ebenso sind die nach geschehener Zurückbrin­gung des Vorfalls gemachten Einspritzungen von adstringirenden Mitteln, um hierdurch dem Mastdarm mehr Tonus zu verleihen und das Wiedercntstchen des Vorfalls zu verhindern, nicht zweck-mässig. Die Erfahrung hat gelehrt, dass die eingespritzten Flüs­sigkeiten das kranke Thier zu neuem Drängen reizen und so ge­rade der Vorfall wieder hervorgerufen wird. In neuerer Zeit hat man versucht, die Patienten durch Aether oder Chloroform bei und nach der Zurückbringnng des Vorfalls zu betäuben, um so das heftige Drängen zu verhüten; aber auch dies ist nur zum Theil gelungen. Ein möglichst ruhiges Verhalten nach gesche­hener Zurückbringung ist am zweckmässigsten. — Ist der vorge­fallene Theil sehr trocken, geschwollen und entzündet, so befeuch­tet man ihn vor dem Zurückbringen fleissig mit kaltem Wasser, oder bei grosser Empfindlichkeit mit einer kalten, schleimigen oder narcotischen Flüssigkeit und bewirkt dann die Zurückbrin-
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212nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten der Verdauungseingeweide.
gung auf möglichst gelinde Weise, indem man den Hund an den Hinterfüssen in die Höhe halten lässt.
Wenn ein Vorfall der erwähnten Art auf keine Weise zu­rückzuhalten ist, oder wenn die vorgefallenen Thcile bereits durch Entzündung sehr verdickt oder in ülceration versetzt sind, so kann man noch versuchen, den Vorfall zu beseitigen und das Thier zu retten durch operatives Ablösen der entarteten Theile. Hierbei durchschneidet man die herausgetretenen Theile rechts und links bis gegen den After, so dass ein oberer und ein un­terer Lappen entsteht; dann zieht man zuerst den untern Lappen ein Wenig hervor, und näht denselben mit einem etwa 8 fachen Heftfaden in einzelnen Stichen dergestalt ab, dass immer eine kleine Strecke von etwa -1 Linien breit in eine Fadenschlinge genommen und durch Zubinden des Heftfadens abgeschnürt wird. Gewöhnlich werden auf diese Weise an dem untern Lappen drei solche einzelne Einschnürungen durch die Naht gebildet. Ebenso verfährt man mit dem obern Lappen. Nachdem sämmtliche Hefte gehörig fest zugebunden sind, schneidet man die Heftfäden dicht an den Knoten ab und ausserhalb der Naht, etwa 3 Li­nien von derselben entfernt, schneidet man auch die entarteten Theile rund herum glatt weg. Hierauf schiebt mau den kurzen L'eberrcst des Vorfalls saramt der Naht vorsichtig durch den After in das Becken, hält die Thiere ruhig auf ihrem Lager, giebt ihnen nur wenig und nur weiches Futter und applicirt täglich 1 bis quot;2 Klystiere von schleimigen Mitteln. Nach etwa G bis 8 Tagen löst sich der durch die Naht abgeschnürte Theil vollstän­dig ab, und gewöhnlich erfolgt die Heilung bei gelinder Eiterung bald mit einer festen, glatten Narbe.
14. Die Entzündung dos Afters, Entzündung und Eiterung der Afterdrüsen.
Die Haut am After und das hier liegende Zellgewebe, so wie die beiden eigenthümlichen Drüsensäcke, von denen an jeder Seite des Afters einer liegt und mit einer ziemlich weiten Oeff-nung am Rande des Afters mündet, entzünden sich sehr häufig
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Entzündung d. Afters. Entzündung u. Eiterung d. Afterdriisen. quot;213
und verursachen durch die damit verbundene Anscluvellung und Reizung dem Hunde grosse Beschwerden. Der After erscheinl an einer Seite oder an beiden bedeutend angeschwollen, die Haut neben ihm dunkler geröthet, glänzend, heiss und bei der Berüh­rung schmerzhaft; das Thier ist traurig, hält das Hintertlieil mehr gesenkt, geht gespannt und stellt sich oft zur Kothentlee-rung. wobei aber entweder gar keine Ausleerung stattfindet, oder nur ein wenig schmutziger Schleim, oder eine grünliche, weiche Kothmasse hervorgepresst wird; harter Koth und eine wirkliche Leibesverstopfung sind äusserst selten vorhanden, — was durch das möglichst sanft zu bewirkende Einführen eines Fingers in den Mastdarm immer sehr leicht erkannt wird. Oft besteht auch etwas Fieber und verminderter Appetit. Leiden besonders die bezeichneten Drüsen, so bemerkt man, dass, wenn man mit zwei Fingern die Ränder des Afters und das äusserlich neben dem­selben liegende Zellgewebe aus der Tiefe gegen die Mündung des Afters massig stark drückt, aus den Oeffnungen des Drüsen­sackes eine eiterartige Flüssigkeit hervorgepresst wird; in den späteren Perioden und bei einem hohen Grade des Uobels ist die Flüssigkeit zuweilen mit Blut gemengt und spritzt bei dem bezeichneten Drücken nicht selten einige Fuss weit heraus. Nach dem gründlichen Ausdrücken der Flüssigkeit zeigen die Thierc stets grosse Linderung.
Die Ursachen dieses krankhaften Zustandes sind nicht immer bestimmt nachzuweisen. zuweilen ist es der heftige Druck von hartem Koth, Reizung von unverdauten Knochen an der inneren Seite des Afters und grobes Reiben des letzteren auf dem Erd­boden, wenn die Thiere auf demselben rutschen; zuweilen sind es scharfe, reizende Stoffe, z. B. Terpenthinöl, welche boshafter­weise den Hunden an den After gestrichen worden sind.
Die Beurtheilung ist immer günstig zu machen, da das üebel stets mit Leichtigkeit beseitigt wird: doch kehrt es zu­weilen bald wieder.
Die Hülfe besteht in der Beseitigung der Ursachen und in dem gelinden, wiederholten Ausdrücken der eiternden Drüsen­säcke auf die im Vorstehenden bezeichnete Weise. Ausserdem bestreicht mau die entzündeten Thcile täglich einigemal ganz.
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quot;214nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten der Harn- und Gesclilechtsworkzeuge.
dünn mit Ceratum saturni und giebt ein bis zwei Klystierc von schleimigen Mitteln. Die Diät muss mager, die Nahrung weich sein.
Fünftes Kapitel.
Krankheiten der Harn- nnd Geschlechtswerkzeuge.
1. Die Nierenentzündung.
Sie kommt bei Hunden im Allgemeinen nur selten vor und entsteht in der Regel durch Erkältungen, zuweilen aber auch durch Schläge und Stösse und durch das üeberfahren mit Wagenrädern, wenn dabei die Lendengegend betroffen ist, und in einzelnen Fällen auch durch den Genuss von scharfen Sub­stanzen, besonders von spanischen Fliegen; auch hat man hin und wieder diese Entzündung von Zeit zu Zeit wiederholt, bei vorhandenen Nierensteinen, die jedoch bei Hunden eine seltene Erscheinung sind, eintreten sehen.
Die Krankheit äussert sich durch einen gespannten Gang mit steifer Haltung des ganzen Hintertheils, besonders aber der Lendengegend; an der letztern zeigen die Thiere Schmer/,, wenn man einen Druck daselbst erzeugt. Dabei besteht in der ersten Zeit ein Frösteln und Haarsträuben, kurzes, aber ruhiges Athmen, beschleunigter, meistens sehr voller Puls und entweder gänzlich aufgehobenes oder vermindertes Uriniren; der etwa noch ab­gehende Urin ist dunkelbraun und mit ßlutklümpchen gemengt; der Koth wird selten entleert und ist trocken und hart. Hat die Krankheit bereits einen hohen Grad erreicht, so liegen die Hunde zuweilen andauernd auf dem Hintertheil und können das­selbe nicht in die Höhe heben, so dass sie wie kreuzlahm er­scheinen. Doch unterscheidet sich dieser Zustand von dem einer wirklichen Paralyse dadurch, dass bei ihm nicht Wärme und
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Nierenontzüiidung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'Jlo
Gefühl an den Hinterlüsseu verschwinden, sondern nur das ße-wegungsvennögen unterdrückt ist.
Die Nierenentzündung ist in den meisten Fällen eine sehr gefährliche Krankheit, durch welche der Tod gewöhnlich herbei­geführt wird, wenn nicht innerhalb 4 Tagen Heilung und Wie­derherstellung der Urinsecretion erfolgt. Es scheint durch das Zurückbleiben der den Urin constituirenden Bestandtheile im Blute eine gefährliche Dyskrasie, eine Art Vergiftung zu ent­stehen, durch welche zuletzt Lähmung des Nervensystems herbei­geführt wird.
Die Hülfe muss hier energisch sein. In jedem Falle ist ein Aderlass nützlieh, und ausserdem giebt man innerlich den Salpeter (' 3—2 Grm. oder eben so viel Weinstein pro dosi) in schleimigen Mitteln, alle 2 Stunden eine solche Gabe wiederholt. Besteht Leibesverstopfung, so kann man auch neben dieser Arznei noch eine oder einige Gaben Calomel verabreichen. War die Ursache der Genuss von scharfen Substanzen, so ist der Zusatz von kleinen Gaben Kamphers zu der Salpeter-Emulsion nützlich. War die Ursache eine mechanische -Verletzung, so sind in der ersten Zeit kalte Umschläge, nach 2, 3 Tagen aber warme Breiumschläge von schleimigen oder narcotischen Mitteln nützlich. Ist bereits ein lähmungsähnlicher Zustand eingetreten, so kann man einen Senfbrei auf die Nierengegend und bei Wie-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,
derholung auch auf das Kreuz oder auch Einreibungen von
Linimentum volatile appliciren. Erweichende Klystiere, viel Ruhe, magere Kost sind in jedem Falle anzuwenden.
2. Die Entzündung der Harnblase und die Harnblasensteine.
Diese Entzündung kommt bei männlichen Hunden häufiger als bei weiblichen, im Ganzen aber nicht oft vor. Sie äussert sich dadurch, dass die leidenden Thicre mit dem Hintertheil steif, mit den Beinen gespannt und langsam gehen; ferner, dass sie sich oft zum Uriniren stellen, aber stets nur einzelne Tropfen Harn entleeren, oder auoh bei den höheren Graden des Leidens sich vergeblich anstrengen. Untersucht man mit einem in den .Mastdarm eingeführten Finger den innern Beckenraum, so fühlt man
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Kranlilioitcii der Harn- und Geschlechtswerkzeuge.
die i3ki.se kugelförmig aufgetrieben und gegen don Mastdarm gedrängt, sie ist seiir gespannt, vermehrt warm und bei einem gelinden Druck zeigen sich die Thiere mehr geängstigt. Nicht selten ist auch die Umgegend um den After und bei weiblichen Thieren die Scheide mehr warm als im normalen Zustande. Die Thiere zeigen ausserdem noch ängstlichen Blick, fortwährende Unruhe, Fieber, sehr beschleunigten Puls, schnelleres, kurzes Athmen, heisse Nase und trocknes Maul; der Appetit ist gering, die Kothausleerungen erfolgen selten, mit grosser Anstrengung und unter Aeusserung von Schmerz.
Die Ursachen der Harnblasenentzündung sind fast ganz dieselben, wie die der Nierenentzündung, namentlich Erkältungen, der Genuss gewisser scharfer Substanzen und das Vorhanden­sein rauher Harnblasensteine. Wenn letztere die Ursache sind, so ist der abgehende Urin oft schon vor dem Eintritt der Ent­zündung mit Blut gemengt, und bei der Untersuchung der Blase mittelst eines in den Mastdarm geführten Fingers kann man in den meisten Fällen den Stein durch die Häute der Blase fühlen; es ist jedoch nöthig, zu dieser Untersuchung den Hund in ver­schiedene Lagen, auf die Seiten, auf den Rücken und auf den Bauch abwechselnd zu wenden, während man noch den Finger in dem Mastdarm hat. Unter den scharfen Substanzen, welche die Blasenentzündung erzeugen können, sind besonders wieder die spanischen Fliegen zu nennen.
Die Blasenentzündung endet entweder in Zertheilung oder es entsteht durch fortgesetzte Ansammlung des Urins in der Blase eine so grosse Verdünnung der Häute derselben, dass zu­letzt Berstung erfolgt: zuweilen tritt auch Brand an einem Theilc der Blase ein, und es entsteht an dieser Stelle eine Oeffnung. In beiden Fällen ergiesst sich der Urin durch diese Oefl'nungen in die Becken- und Bauchhöhle, reizt das Bauchfell bis zur Ent­zündung und veranlasst hierdurch den Tod des Thieres. Die Zertheilung kann in wenigen Tagen vollständig erfolgen, die Zerreissung und der Brand finden sich selten vor dem 6. bis 7. Tage. Die Zertheilung ist in manchen Fällen, namentlich wo Steine als Ursachen fortwirken, nicht möglich.
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Entzündang der Harnblase und die Harablasensteine.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;v!17
Bei der Kur der Blaseneatzündung hat niiin zunächst einen Aderlass zu machen und dann innerlich schleimig-ölige Mittel mit Calomel und mit Bilsenkraut- oder Belladonnakraut-Extract zu geben, ausserdem aber schleimige Klystiero zu appliciren. 1st die Ursache ein Stein und mindern sich auf die Anwendung der eben genannten Mittel die Zufälle nicht innerhalb zwei Tagen, so macht man am besten recht bald den Harnblasensteinschnitt, indem man an dem sogenannten Mittelfleisch, unmittelbar unter dem After anfangend, einen etwa l1 4l'^, Zoll langen Schnitt durch die Haut, durch den sogenannten Harnschnoller und durch die hintere Wand der Harnröhre macht, so dass man mit einem Finger in die Wunde bis zur Harnröhre eindringen kann. Da­mit man die letztere sicher trifft, ist es zweckmässig, nachdem
man den Hautschnitt gemacht, eine etwas dicke Sonde durch
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die vordere Mündung der Harnröhre an der Eichel in die Harn­röhre einzuführen, und sie mit ihrem Knopf gegen die Harnröhre im Mittelfleische zu drängen, so dass man sie hier fühlen und bei magern Thieren wohl auch sehen kann. Hier macht man den Einschnitt in die Harnröhre, führt durch denselben eine Hohlsonde vorsichtig in die Höhe und nach vorn durch den Blasenhals bis in bie Harnblase, und spaltet, in der Kinne der Sonde geleitet, mit einem Knopfbistouri den obersten Theil der Harnröhre und den Blasenhals einige Linien tief unter dem After ein. In die so bewirkte Oeffnung des Blasenhalses, aus welcher sogleich der Urin mit Heftigkeit hervorspritzt, führt man eine Pincette, oder eine Kornzange, oder noch besser eine kleine Steinzange in die Blase, sucht den Stein auf, erfasst ihn und zieht ihn hervor. Hiernach untersucht man die Blase von Neuem mit dem Finger durch den Mastdarm darüber, ob wohl noch ein zweiter Stein zugegen ist, wie dies zuweilen beobachtet wurde. Sollte sich ein solcher finden, so wird er auf die angegebene Weise entfernt. Kleine Steinchen oder Stücke von einem grösse-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;lü 1
ren werden am besten durch Einspritzen einer schleimigennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; j |;
Flüssigkeit in die Blase ausgespült. Die Blutung ist bei dieser Operation gewöhnlich nur gering und kann leicht durch Unter­bindung des verletzten Gefässes, zuweilen auch durch etwas längere Zeit fortgesetzte Anwendung des kalten Wassers auf
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218nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten der Harn- und Gesohleohtswerkzeuge.
die Wunde gestillt werden. Die Pfeilung der Wunde erfolgt in der Regel von selbst bei blosser, täglich wiederholter Reinigung. Dass in einem Falle schon Berstung der Blase und Er-giessung des Urins in die Bauchhöhle erfolgt ist, erkennt man daraus: dass dann bei der Untersuchung mit dem Finger durch den After die Blase nicht mehr gefüllt, sondern leer gefunden wird, dass dagegen beim Hin- und Herbewegen des Fingers durch die Häute des Darms Flüssigkeit in der Bauchhöhle zu fühlen ist, und dass an der untern Seite des Bauches sich wässrige Anschwellungen bilden. In einem solchen Falle ist mit keiner Art von Behandlung noch etwas auszurichten.
3. Der Blasenkrampf.
Es kommt bei männlichen Hunden eine Urinverhaltung vor, die in krampfhafter Zusammenschnürung des Blasenhalses be­gründet ist und sich dadurch äussert, dass die Hunde sich sehr oft zur Urinentleerung anstellen, ohne eine Entleerung zu bewir­ken; zuweilen gehen nur einzelne wenige Tropfen ab. Dabei besteht kein Fieber, die Schleimhäute sind blass, die Nase ist kalt, und im Anfange des Leidens besteht Appetit wie im ge­sunden Zustande; späterhin wird das Thier mehr traurig, ver­sagt Futter und Getränk, geht ängstlich von einer Stelle zur andern und zeigt bei der Berührung des Leibes, namentlich am hintern Ende desselben bald mehr, bald weniger heftigen Schmerz. Wenn man einen mit Oel oder Schleim befeuchteten Finger in den Mastdarm massig tief einführt, so fühlt man die Harnblase vollgefüllt, stark gegen die untere Wand des Mastdarms gedrängt, und beim Druck auf sie zeigt das Thier etwas Schmerz. Dabei sind Steine im Blasenhalse und in der Harnröhre nicht zu ent­decken, und die Temperatur im Mastdarm und am Blasenhalse ist nur die gewöhnliche.
Diese urinverhaltung dauert gewöhnlich nur etwa 3G Stun­den und geht meistens in Genesung über; aber bei dem höchsten Grade der Anhäufung des Urins in der Blase kann die letztere bersten, wobei der Urin sich in die Bauchhöhle ergiesst, hier­durch Bauchfellentzündung und den Tod herbeiführt. Dass ein solcher unglücklicher Ausgang eingetreten ist, erkennt man
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r.lasenkrampf.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;quot;219
daran, wenn die vorher stark gespannte Blase bei einer spätem Untersuchung leer gefunden wird, ohne dass Urinentlecrung durch die Harnröhre stattgefunden hat, und wenn dabei zugleich der Leib mehr voll und gespannt, der Puls fieberhaft beschleunigt und sehr klein wird, das Athmen in kurzen, schnellen Zügen geschieht, und das Thier mehr ruhig auf einer Stelle liegt, als in der frühern Zeit.
Die Ursachen dieses Zustandes sind: zu langes Liegen der Hunde im eingesperrten Zustande, ebenso zu lange fortgesetztes Laufen, z. B. auf der Jagd, und überhaupt das üebergehen des Urinirens zur sonst gewöhnlichen Zeit; zuweilen sind auch Er­kältungen in verschiedener Weise und ebenso der Geuuss sehr scharf gewürzhafter Nahrungsmittel zu beschuldigen.
Die Kur ist auf Linderung des Krampfes und in Fällen, wo die Blase bereits sehr ausgedehnt ist und die erstere Be­handlung nichts fruchtet, auf künstliche Entleerung des Urins gerichtet. In ersterer Hinsicht giebt man schleimige und nar-cotische Mittel, wie namentlich Lcinsamenschleim mit Opium oder Belladonna (S. 16'J, 182), oder auch ein Infusum von Flieder oder Chamillen mit Zusatz kleiner Gaben von Brcehweinstein und Opium. Ausserdem applicirt man Klystiere mit einer Ab­kochung der Belladonna (8,0—180.0 und hiervon jede halbe Stunde etwa 15,0—^30,0); und unter dem After, am sogenannten Mittelfleisch, reibt man ein Liniment von Opium oder Extr. Belladonna^ (0,G0) mit warmem Oel (15,0), in Zwischenzeiten von l/2 Stunde mehrmals wiederholt, ein. — Die zweite Auf­gabe sucht man dadurch zu erfüllen, dass man entweder am untern Ende des Mittelfleisches durch einen Schnitt die Harn­röhre öffnet und einen dünnen Katheter durch den Blasenhals einführt, oder dass man durch den Mastdarm einen gekrümmten Troicart in die untere Wand des Mastdarms und in die Blase einsticht, das Stilet zurückzieht, die Röhre aber mit ihrem vor­dem Ende in der Blase erhält und hierdurch den Urin entleert. Man gewinnt hierdurch in beiderlei Weise Zeit für die Wirkung der übrigen Mittel und verhindert das Bersten der Blase; das zuerst bezeichnete Verfahren ist Jedoch vorzüglicher als das letz­tere, theils weil es geringere Verletzungen mit sich führt, theils
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'2'20nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Kranklieiten der Harn- und Geschlechtswerltzeuge.
auch weil die einmal gemachte AVunde durch einige Zeit zur Entleerung besser benutzt werden kann, als die Troicartöffnung. Die Nachbehandlung der Wunde im Mitteifleisch ist darauf be­schränkt, dass man die letztere täglich 1 — 2 mal reinigt und die Haut unter der Wunde durch Bestreichen mit Fett oder mit ein­facher Wachssalbe gegen den scharfen Drin schützt; nach dem Appliciren des Troicarts wendet mau täglich 1—2mal Klystiere von schleimigen Mitteln an, um Kothanhäufung und Druck auf die wunde Stelle zu verhüten.
4. Steine in der Blase und in der Harnröhre.
Die Hunde sind zur Steinbildung in den Harnwerkzeugen sehr geneigt, und besonders findet man Steine von verschiedener Grosse in der Blase und kleine Steinchen bis zur Grosso einer kleinen Erbse in der Harnröhre bei solchen männlichen Hunden, welche durch längeres Einsperren oder andere Ursachen an der Urincntlcerung zur gewöhnlichen Zeit verhindert werden, so dass oft der Urin durch lange Zeit in der Blase verweilen muss. Weibliche Hunde leiden sehr selten an Harnsteinen, weil ihre Harnröhre weiter ist. Je mehr die Hunde Fleischkost und freie Bewegung erhalten, um desto weniger findet man sie diesem Leiden unterworfen.
Die Steine in der Harnblase sind meistcntheils an ihrer Oberfläche rundlich und glatt und bringen deshalb selten Schmerz und Störungen in der Blase hervor; doch finden sich zuweilen auch Steine mit rauhen Ecken oder Spitzen versehen, und diese reizen und stechen die Schleimhaut der Blase, besonders wenn sich dieselbe zur Zeit der Drinentleerung vollständig zusammen­zieht, gewöhnlich so bedeutend, dass Blutung und in Folge dessen blutiger Urinabgang, unruhiges Benehmen der Thiere, oft wiederholtes Stellen zum Uriniren und Leibschmerzen entstehen, und in einzelnen Fällen gehen diese Verletzungen und Reizungen die Ursache zur Entzündung der Harnblase. Die wichtigste Stö­rung erzeugen jedoch die Steine, wenn sie sieh in den Blasen­hals drängen, denselben grösstentheils oder ganz verstopfen und hierdurch eine Urinverhaltung von besonderer Art herbeiführen.
Die Steine in der Harnröhre sind stets aus der Blase in
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Steine in der Blase und in dei- Harnröhre.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;221
die letztere gelangt und immer nur von geringem umfange. Sie linden sieh am häufigsten am hintern Ende des Ruthenknochens, zum Theil in der Rinne, welche dieser Knochen für die Harn­röhre bildet, oft aber auch in dem Theil der Harnröhre, welcher
im Mittelfleisch hinter dem Ruthenknochen liegt und daselbst einen fast spitzen Winkel bildet. Dieser Winked und die Ver­
engerung der Harnröhre an dem Ruthenknochen sind Ursache,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i
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dass die Steine hier sitzen bleiben und in der Harnröhre ge­wöhnlich nicht bis zur Mündung derselben gelangen können. Oft haben diese Steinchen auch eine rauhe, selbst: spitzige ße-schaffenheit.
Die in der Harnröhre sitzenden Steine verursachen Reizung, Schmerz, sehr erschwertes, unvollständiges üriniren oder auch gänzliche Urinverhaltuug. Im letztern Falle kann sowohl hier wie auch bei den im Blasenhalse sitzenden Steinen nach und nach eine Ueberlüllung der Blase und Berstung derselben ein­treten, und somit der Tod durch Ergiessung des Urins und hier­nach entstandene Bauchfellentzündung herbeigeführt werden.
Hie Zufälle bei diesen Harnverhaltungen sind sehr ähnlich denen, welche bei dem Blasenkrampf bezeichnet sind. Die Thiere stellen sich oft zum Harnen, drängen aber entweder ganz ver­geblich oder nur mit Ausleerung einzelner Tropfen; sie bewegen sich unruhig von einer Stelle zur andern, belecken sich oft den After oder auch die Mündung der Harnröhre, und weiterhin zeigen sie bei Druck gegen den Leib bald mehr, bald weniger Schmerz; durch Einführung eines Fingeis in den Mastdarm fühlt man die Blase sehr voll und in der Gegend des Blasenhalses zuweilen einen harten Körper, jedoch ist Letzteres wegen der Dicke des Blasenhalses oft nicht möglich, obwohl ein Stein wirklich vorhanden ist, wie dies vermittelst, einer durch die im Mittelfleisch geöffnete Harnröhre eingeführte Sonde und in un­glücklichen Fällen durch die Sectioncn erwiesen worden ist. Wo Verdacht auf das Dasein eines Steins in dem Blasenhalse be­steht, ist es daher noting, am untern Ende des Mitteltieisches die Harnröhre zu öffnen und eine Mctallsonde in dieselbe bis in die Blase einzuführen und mit ihr den Stein aufzusuchen. — Die Steine in der Harnröhre können in den meisten Fällen schon
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#9632;2'22nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten der Harn- und Geschlechtswerkzeuge.
äusserlich au dem Gliede, entweder in der Harnröhre an dem Ruthenknochen, oder auch unmittelbar hinter demselben gefühlt werden; aussordcm aber findet man sie beim Einführen einer Sonde durch die Harnröhrenmündung an der Eichel und bis /u den bezeichneten Stellen immer ganz deutlich an dem harten Ton und an dem Widerstände, den sie beim Vorwärtsschieben der Sonde erzeugen.
Die Beurthcilung ist, je nach den bereits eingetretenen Zu­fällen, sehr verschieden. Ist kein Fieber und die Harnverhal­tung erst seit etwa quot;24 Stunden zugegen, so ist auch in der Regel keine Gefahr vorhanden und die Hülfe ist ziemlich sicher, jedoch nur durch Operation, welche in den meisten Fällen auch hinsichtlich der Heilung der Wunde glücklich vorübergeht; da­gegen ist, wenn die ürinverhaltung bereits längere Zeit besteht, wenn Fieber und Auftreibung des Leibes damit verbunden ist, der Erfolg auch selbst bei noch angewendeter, operativer Hülfe stets unsicher; und wenn bereits Zeichen von brandiger Entzün­dung der Harnblase oder von Berstung derselben (S. 218, 219) zugegen sind, ist stets wirkliche Lebensgefahr vorhanden, die auf keine Weise abgewendet werden kann. Ausser dieser Beur-theilung hinsichtlich des Grades der Gefahr kommt hierbei auch immer noch in Erwägung, dass die Steinbildung in einer abnor­men Beschaffenheit des Urins begründet ist, daher fortdauert und somit auch die Möglichkeit fortbesteht, dass in bald kür­zerer, bald längerer Zeit wiederholte Störungen durch Steine eintreten und dieselben Zufälle sich wiederholen werden. Diese abnorme Harnsccretion ist sehr schwer umzuändern.
Bei der Kur stehen die Zufälle der Harnverhaltung immer im Vordergrunde und verlangen eine schnelle Beseitigung. Letz­tere ist jedoch, die Steine mögen im Blasenhalse oder in der Harnröhre sitzen, fast ohne Ausnahme nur durch die mecha­nische Entfernung derselben mittelst Operation zu bewirken. — Bei Steinen im Blasenhalse muss zu diesem Zwecke der kranke Hund recht sanft mit seinem Rücken auf einen massig hohen Tisch gelegt werden, nachdem ihm das Maul zugebunden oder mit einem Maulkorb bekleidet ist; Gehülfen halten ihn von bei­den Seiten an den vier Beinen und am Kopfe fest. Dann macht
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Steine in der Blase und in der Harnröhre.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;223
man am unteren Ende des Afters, und ein wenig zur Seite des­selben anfangend, einen 1 Zoll langen Schnitt im Mittelfleisch durch die Haut, den Harnschneller und durch die hintere Wand der Harnröhre, führt in diese eine Hohlsonde, und spaltet die Wand so weit auf derselben auf, dass man mit einem Finger bis in den Blasenhals gelangen kann. Nachdem man hier den Stein gefühlt, führt man eine schmale Pincette geschlossen bis an den Stein, öffnet sie hier, sucht den Stein zu erfassen und zieht ihn hervor. Nachdem dies geschehen, und der Urin zum Theil durch die Wunde, zum Theil auf dem natürlichen Wege durch die Harnröhre abgeflossen ist, heftet man die Hautwunde mit recht eng aneinander liegenden Stichen zusammen, hält die Patienten recht ruhig und in magerer Diät, und wartet ab, ob die Wunde durch schnelle Vereinigung heilen werde. Ist Letz­teres innerhalb 4—5 Tagen nicht der Fall, so bestreicht man die Wundränder, von Zeit zu Zeit wiederholt, mit einer gelind reizenden Digestivsalbe und befördert die Heilung auf dem Wege der Eiterung.
Bei den Steinen in der Harnröhre führt man zuerst, nach­dem die Hunde in der angegebenen Weise niedergelegt und ge­halten sind, und nachdem der Penis bis zu seinem hintern Ende aus der Vorhaut hervorgezogen ist, eine an der Spitze ein wenig gekrümmte Sonde von der Eichel her in die Harnröhre bis zu dem Stein und macht die Stelle, wo eben das Hinderniss be­steht, durch Hervordrängen der Haut mittelst des Sondenknopfes bemerkbar. An dieser Stelle durchschneidet man an der un­tern Seite in der Mittellinie des Gliedes die äussere Haut und die Harnröhre, und sucht dann theils durch gelindes Drücken von hinten nach vorn den Stein oder die Steine, wenn es mehrere sind, in die Wunde zu bringen und zu entfernen, oder man sucht dieselben mit der Pincette zu erfassen und hervor­zuziehen. Die Operation hat zuweilen ihre grossen Schwierig­keiten, muss aber durchaus so weit vollendet werden, bis der Urin frei durch die Wunde abfliesst, und bis man beim Einführen einer Sonde in die Wunde sowohl in der Richtung zum Blasen­halse, wie auch zur Harnröhre kein Concrement mehr entdecken kann. Nach vollendeter Operation genügt in der Regel ein
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#9632;2-24:nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten der Harn- und Geschlochiswerkzengo.
ruhiges Verhalten, magere Kost und täglich wiederholte Reinigung der Vorhaut durch Ausspritzen derselben mit lauwarmem Wasser zur Befordernng der Heilung.
I'm die dyskrasische Beschaffenheit der Säfte, durch welche die Steinbildung in den Harn Werkzeugen begünstigt wird, auch für die Zukunft zu beseitigen, ist die Verabreichung von über­wiegender Fleischnahrung, viel Bewegung, und in mediciniselier Hinsicht das kohlensaure Kali im Trinkwasser (-plusmn;,0 zu 300,0 Wasser), oder auch kohlensaures, oder ölsaures Kali in Lat­wergen und Pillen nützlich. Man kann z. B. die gewöhnliche Pottasche (4,0) mit einem bittern Extract und etwas Althee-wurzelpulver zur Latwerge machen lassen und hiervon den 10. Theil täglich 3 mal verabreichen. Bei Hunden armer Leute kann man täglich 3 mal einen oder zwei Esslöffel voll etwas concentrirten Seifenwassers eingeben.
5. Das iilutharnen. a) Blutiger Urin findet sich bei Hunden unter sehr ver­schiedenen Umständen, im Ganzen aber nicht sehr häufig. Er ist in den meisten Fällen nur Symptom eines anderweitigen Leidens, und zwar, wie bereits oben angedeutet, bei Entzündung der Nieren, der Harnblase, bei vorhandenen Steinen, ebenso auch bei groben Verletzungen, welche den Bauch und das Becken betroffen haben (z. B. durch Hufschläge, üeberfahren mit Wagen u. dcrgl.), ferner nach dem Genuss von scharfen Substanzen (besonders der Oanthariden), nach übermässiger Anstrengung bei der Begattung und zuweilen bei typhösen Krankheiten. In dem letztern Falle, wo das ßlutharnen wahrscheinlich auf einer Zersetzung des Blutes beruht, sind in der Regel die Symptome des Faulfiebers oder des Typhus (S. •22 und 25) zugegen und oft besteht gleichzeitig Gelbsucht oder auch Diarrhöe mit bluti­gen Excrementen. — Blutharnen bei Nierenentzündung, bei Stei­nen in der Blase ist ebenfalls durch die diesen Krankheitszu-ständen eigenthümlichen Erscheinungen (S. 214, 220) kennbar. Bei groben Verletzungen finden sich dieselben äusserlich in der Gegend der Lendenwirbel oder am Bauche, oder am Kreuze in Form von Quetschungen, Blutunterlaufungen, Knochenbrüchen,
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Blutharnen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 225
Wunden u. dergl.; gewöhnlich ist das ganze Hintertheil dabei mehr oder weniger gelähmt, und die Erscheinung des Blul-harnens ist wohl nur die Folge von Gefässzerreissungen in den
Nieren, in der Blase oder in der Harnröhre. — Wenn das Blut-harnen die Folge des Genusses scharfer Substanzen ist, besteht immer örtliche und allgemeine Reizbarkeit, gewöhnlich haben die Hunde sich erbrochen, und man sieht, dass sie sich oft zum Uriniren stellen, aber immer nur kleine Quantitäten von rothem, mit Blut gemengtem Harn entleeren und gewöhnlich dabei plötzlich innehalten. Es besteht hierbei fast immer Fieber mit kleinem, hartem Pulse, trocknes, rothes Maul, Hitze an der Nase, Appetitlosigkeit, dagegen viel Durst, gespannter Leib, der beim Druck etwas schmerzhaft ist, die TestikeJ sind straff gegen das Becken in die Höhe gezogen, und fast immer besteht Ver­stopfung des Leibes.
Dasjenige Blulharnen, welches die Folge einer Zersetzung des Blutes ist, entsteht durch übermässige Anstrengungen, z. B. nach Hetzjagden, welche durch viele Stunden hinter einander fortgesetzt worden, durch das Ziehen von Lasten, besonders bei grosser Hitze, durch schlechte, verdorbene Nahrung und Nah­rungsmangel, durch übermässige, erschöpfende Diarrhöe u. dergl. Dieses Blutharnen ist stets sehr gefährlich, indem die Krank­heit durch fortschreitende Auflösung der Säfte und hinzutretende
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Entkräftung in den meisten Fällen binnen weni
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n Tagen zum
Tode führt. Dies ist um so mehr der Fall, wenn gleichzeitig
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blutige Diarrhöe oder, wie es zuweilen vorkommt, Gelbsucht gleichzeitig besteht. — Die durch den Genuss scharfer Substan­zen erzeugte Krankheit ist verhältnissmässig die gutartigste, in­dem gewöhnlich die Reizung der Nieren und der übermässige Blutandrang zu denselben durch eine zeitige und zweckmässige Behandlung in etwa 48 Stunden beseitigt wird; doch kann die­ser Zustand bei Vernachlässigung, besonders wenn die Thierc sehr reizbar sind, und die Quantität des scharfen Stoffes eine bedeutende war, auch leicht in Nierenentzündung übergehen, und oft ist auch der Magen und Darmkanal heftig gereizt. — Bei dem durch grohe Verletzungen erzeugten Blutharnen hängt die Beurtheilung von der Grosso dieser Verletzungen (bei denen
Hartwig, Krankb. d. Hunde, quot;i. Auri.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;15
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#9632;2-2()nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten der Harn- und Geschlechtswerkzeuge.
zuweilen selbst das Rückenmark mit betroffen ist) und auch davon ab, ob in der Hauptsache die Nieren, oder die Harnblase, oder nur das männliche Glied und die Harnröhre dabei betroffen sind; die letztere verträgt solche Verletzungen verhältnissinässig am besten, wogegen die Verletzungen der Harnblase bedeutend gefährlicher und die der Nieren in den meisten Fällen mit wirk­licher Lebensgefahr begleitet sind. Es finden sich Jedoch in allen solchen Fällen zuweilen im Verlaufe der Krankheit günstige Ausnahmen von diesen allgemeinen Erfahrungen, und es ist des­halb zweckmässig, durch einige Tage die Thiere bei einer zweck-mässigen Behandlung zu beobachten, ehe man ein bestimmtes Unheil über die Heilbarkeit ausspricht, lieber die Bedeutung des blutigen Urins bei Entzündung der Nieren und der Blase und bei Steinen in diesen Organen sehe man die betreffenden Abschnitte nach.
Bei der Section der unter den Erscheinungen des Bluthar-nens gestorbenen Hunde findet man Entzündung oder Erweichung der Nieren, Entzündung der Blase und Harnröhre, Extravasate in der Bauch- und Beckenhöhle, zuweilen Steine in den Nieren, in der Blase oder in der Harnröhre, oder auch die Erscheinun­gen wie bei dem Typhus, — nach Beschädigungen auch Knochen­brüche.
Die Kur wird hier nur in Betreif desjenigen Blutharncns, welches als Folge einer Blutzersetzung und als Folge mechani­scher Verletzungen auftritt, anzugeben sein, da sie hinsichtlich der übrigen pathologischen Zustände an den gehörigen Orten vorgeschrieben ist. Das von scharfen Stoffen entstandene Blut­harnen wird im Wesentlichen so behandelt, wie die Vergiftungen mit scharfen Stoffen (S. 178), und wenn die Krankheit den Chararakter der Nierenentzündung annimmt, so ist auch die Kur wie bei der letztern einzuleiten (S. 215).
Gegen das durch Auflösung des Blutes herbeigeführte Blut­harnen ist die innerliche Anwendung der China,' am besten im Decoct und mit Zusatz von etwas Schwefel- oder Salzsäure, — ein aromatisches Infusum von Rad. Calami (180,0 von 15,0) mit Zusatz von Alumen crudum (80,0 zu 120,0), — eine Ab­kochung von Eichenrinde (120,0 von 15,0) mit Kampher (4,0),
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Blutharnen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;227
welcher letztere mit dem Gelben vom Ei abgerieben wird, oder auch das Creosot (0,1-2—0/24 pro dosi) in einer bittern oder bitter-aromatischen Flüssigkeit als Hauptmitte] zu empfehlen. Neben diesen therapeutischen Mitteln müssen die Tiüere reine und mehr kühle als warme Luft, ein trockenes reines Lager, gesunde und leicht verdauliche Nahrung, wie /,. 15. frisches Fleisch mit Brod oder Hafergrütze in Suppen, erhalten und da­bei während der Krankheit vollständig in Ruhe gehalten werden. Besteht gleichzeitig Diarrhöe, so sind auch Klystiere von gelind tonischen -Mitteln, z. 13. Abkochungen von Weidenrinde oder von Tormentillwurzel, zu appliciren.
Gegen das durch mechanische Verletzungen erzeugte Blut­harnen lässt man innerlich kühlende, gelind antiphlogistische Salze, z. B. Glaubersalz oder quot;Weinstein in Verbindung mit schlei­migen Mitteln, eingeben, äusserlich aber, recht oft wiederholt, Waschungen mit kaltem Wasser oder noch besser mit einem Gemenge von Essig und Wasser an den beschädigten Theilen in einem grössern Umfang machen, und ebenso Klystiere von einem solchen Gemenge, bei Hündinnen auch Einspritzungen hiervon in die Scheide machen. Die Thicre müssen in strengster Ruhe und mit ganz milder Nahrung erhalten werden. Finden sich Zeichen von Entzündung innerer TheiJe, so wird bei recht kräf­tigen Hunden auch ein Aderlass nützlich sein.
b) Aussei- dem eigentlichen Blutbarnen findet man sowohl bei männlichen wie auch bei weiblichen Hunden zuweilen einen blutigen Ausfluss aus den Geschlechtstheiien, der besonders bei und nach dem üriniren bemerkt wird, aber auch gewöhnlich zu andern Zeiten in einem gelinden Grade fortbesteht, und nicht aus der Harnröhre und den Harnwerkzeugen, sondern nur eben von der Aussentläche des Penis, oder von der Eichel, von der Innern Fläche der Vorhaut und bei weiblichen Hunden von der Schleimhaut der Schamlefzen, oder der Scheide, oder tiefer von dem Muttermunde und der Gebärmutter seinen Ursprung erhält. Bei genauer Untersuchung findet man die Harnröhre selbst frei von Blut, dagegen Spuren der blutigen Absonderung an der einen oder der andern bezeichneten Stelle, indem daselbst Ge-
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'228nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten der Flam- und Gesohlechtswerkzeuge.
. schwörchen oder schwammige Auswüchse bestehen und aus die­sen das Blut aussickert.
Die Ursachen dieser örtlichen Kninkheitszustände sind in den meisten Fällen mechanische Verletzungen, welche sich die Thiere bei der Begattung zuziehen, oder welche ihnen ruchloser Weise auch durch Menschen zugefügt werden. Bei Hündinnen entstehen sie zuweilen auch bei der Geburt durch Druide von den Jungen oder auch bei der Anwendung mechanischer Kunst­hilfe. In einzelnen Fällen hat man Geschwüre und warzige Auswüchse nach durch Ansteckung bei der Begattung mit sol­chen Hunden, welche an demselben Uebol litten, entstehen ge­sehen.
Die Beurtheilung ist fast immer günstig zu machen, da man durch zw'ecknnissige Behandlung sowohl die Geschwüre wie die fungösen Auswüchse beseitigen und so die Quelle der Blutung seh Hessen kann.
Die Heilung bewirkt man zuerst und bei einem geringen Grade durch kinspriizungcn von einer Auflösung des Kupfer­vitriols (0,60 in 30,0 Wassers) oder des Höllensteins (0,60 auf 15,0 Wassers) u. dergl., oder besser, indem man die Geschwür­chen mit Lapis infernalis oder mit einer conceutrirten Creosot-auflösung, von Zeit zu Zeit wiederholt, betupft, die Auswüchse aber mit der Scheere an ihrer Wurzel gründlich wegnimmt, und dann die Seimittfläche entweder mit einem passenden Glüheisen brennt oder ebenfalls mit Arg. nitricum oder mit Oreosot be­tupft. Bei männlichen Hunden rauss man hierbei, um zu den leidenden Stellen am Gliede zu gelangen, immer die Vorhaut möglichst weit zurückziehen, zuweilen dieselbe sogar von ihrer Mündung her oder gerade an der leidenden Stelle durchschnei­den. Die Wunde bleibt dann bis zur geschehenen Heilung der kranken Stellen offen, und kann nachher durch erneuertes Wund­machen der Ränder und durch die Naht, recht gut zur Vernar­bung gebracht werden.
(). Die Harnruhr. Sie ist eine seltene Krankheit der Hunde und äussert sich duivb oft wiederholte und sehr vermehrte Ausleerungen des
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Harnrahr.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2'29
Urins während mehrerer Tage oder auch während noch längerer Zeit. Gewöhnlich ist der Harn wasserheil und dünnilüssig (wässerige Harnruhr), zuweilen aber auch gelblich und durch Schleim oder Eiweiss und andere consistente Bestandtheile ge­trübt, lieber seinen Gehalt an Salzen ist bisher nichts ermittelt,
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und ob bei Hunden eine Harnruhr mit zuckerartigen Bcstand-
theilen im Urin (die Honig-Harnruhr) vorkommt, ist noch nicht durch Beobachtungen festgestellt.
In der ersten Zeit dieser Krankheit sind durch 8 Tage und länger ausser dem zu reichlichen Uriniren und ausseiquot; grossera Durst gewöhnlieh keine anderen Krankheits-Symptome zu be­merken; aber später zeigen sich die Hunde matt, sie magern schnell ab, die Haare werden struppig, die Schleimhäute sehr blass, zuweilen schmutzig gelblich, der Herzschlag stark fühlbar, der Puls sehr weich und klein, der Appetit mindert sich, es tritt Fieber hinzu, und mit diesen Symptomen steigert sich auch die Schwäche immer mehr, so dass die Patienten nach 2 bis 3 Wochen sich kaum noch von der Erde zu erhoben vermögen und bei noch längerer Dauer an Erschöpfung sterben.
Hunde im ersten Jahre und entgegengesetzt sehr alte Hunde werden gewöhnlich am heftigsten ergriffen; wo vorher schon Schwäche und schlechte Ernährung bestand, wo das Leiden län­gere Zeit gedauert und einen hohen Grad erreicht hat, da istnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;' die Krankheit hartnäckig, und es tritt der bezeichnete üble Aus­gang leicht ein: unter entgegengesetzten Umständen gelingt in den meisten Fällen die Heilung, besonders wenn die Kur zeitig
eingeleitet wird und mit guter Fliege verbunden ist.
Als Ursachen sind zu beschuldigen: verdorbene, in saure Gährung übergegangene und verschimmelte vegetabilische Nah­rung, zu sehr salzige Nahrungsmitted, Wasser, welches zu reich an Salzen, besonders an Salpeter ist, scharfe, urintreibende Sub­stanzen, Erkältungen verschiedener Art, übermässige Ausübung der Begattung.
Die Krankheit besteht sehr wahrscheinlich während der ersten Zeit theils in einer eigenthümlichen Reizung der Nieren, theils aber auch in einer krankhaften Mischung und Bindung der Bestandtheile des Blutes; die Reizung der Nieren .scheint
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quot;230nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten der Harn- und Gesohleohtswerkzeuge.
bald in Erschlaffung und Erweichung derselben überzugehen. Denn man findet die letztere bei der Section fast als einzige organische Umänderung, daneben allgemeine Abmagerung, weni­ges und wässeriges ßlut, alle Thcilo schlaff und blass.
Zur Heilung ist vor Allem eine gesunde Nahrung mit über­wiegendem rohen Fleisch, nicht salzhaltiges Trinkwasser, Ruhe und ein warmes, trockenes Lager erforderlich. Als Heilmittel giebt man in der ersten Zeit, und wo noch der Reizungszustand vorwaltend ist, schleimige Mittel mit Bilsenkraut, oder mit ßlci-zucker, oder auch diese Mittel in Verbindung, z. B. Leinsamen­abkochung 180,0 (von 15,0), Bilsenkrautextract und Bleizucker, von jedem 0,00 Gnu., hiervon zweistündlich ' ., bis 1 Esslöffel. — In späterer Zeit und bei offenbarer Asthenie sind bittere, mehr adstringirende Mittel nöthig, wie Wermuth, Enzian, Wei­den- und Eichenrinde, bei grosser Schwäche selbst China u. dergl. in Decocten, Alaun. Eisenvitriol (0,30—0,60 pro dosi), und be­sonders das Creosot (0,12—0,G0 pro dosi) in Latwergen und Pillen, und pulverisirten Bolus im Getränk. — Bei Leibesver­stopfung dient am besten Riciausöl und ein schleimig-öliges Klystier.
7. Das Harntröpfeln, der unwillkürliche Harnfluss.
Es kommt bei Hunden von beiden Geschlechtern nicht ganz selten vor, dass ihnen der Urin entweder in einzelnen Tropfen oder auch von Zeit zu Zeit etwas verstärkt abtlicsst, ohne dass die Thiere sich in der ihnen gewöhnlichen Weise zum Uriniren stellen, ohne dass sie überhaupt den Willen dazu zeigen, und gewöhnlich auch ohne dass sie den Abgang des Urins fühlen. Die nächste Ursache dieses Zustandes ist entweder a) eine grosse Schwäche der Harnblase und besonders des Blasenhalses (des Schliessmuskels), oder — b) eine wirkliche Lähmung, oder — c) eine Verletzung desselben, oder — d) ein starker Druck auf die Blase. Die Schwäche und Lähmung in diesen Theilen ist zuweilen die Folge des hohen Alters, oft entsteht sie durch an­dauernde Reizung, z. B. bei übernuissiger Ausübung der Be­gattung, bei fortgesetzter Anwendung speeifisch reizender Mittel,
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Harntröpfeln.
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z. B. der Canthariden, des Terpenthinols; in anderen Fällen er­scheint sie mil gleichzeitiger Lähmung des Rückenmarks oder der Beckennerven bei grüben Verletzungen des Halses, des Rumpfes oder des Beckens; und in manchen Fällen wird sie durch Erkältungen, durch Apoplexie, bei der Staupe, bei der Epilepsie u. s. w. herbeigeführt. — Verletzungen des Blasen­halses entstehen zuweilen bei schweren Geburten, bei der Ent­fernung von Steinen, bei chirurgischer Ausrottung von Polypen und anderen Auswüchsen in der Scheide; — und der Druck auf die Harnblase wird zuweilen durch Anhäufung grosser, harter Kothmassen im Dickdarm (bei Leibesverstopfung), ebenso durch den schweren und stark ausgedehnten Uterus bei trächtigen Hün­dinnen in der letzten Zeit der Trächtigkeit und durch Steine in der Blase erzeugt.
Je nach diesen ursächlichen Verschiedenheiten sind auch die übrigen Symptome in den einzelnen Fällen verschieden. Bei blosser Schwäche des Blasenhalses, so wie bei einfachen Lähmungen dieses Theiles, sind ausser dem Harntröpfeln keine anderen Krankheitszufälle vorhanden: man lindet beim Einführen eines Fingers in den Mastdarm die Blase mit wenig Urin versehen, und bei gelindem Druck auf sie tliesst er im Strahl ab; Steine u. s. w. sind nicht zu fühlen. — Allgemeine Lähmung des Hintertheils, gleichzeitig bestehende Epilepsie, Staupe, grobe ßo-schädigungen, Leibesverstopfung, hohe Trächtigkeit, Steine in der Blase lassen sich durch die, diesen Zuständen eigentlüim-lichen Merkmale erkennen und es rauss die Untersuchung darauf gerichtet werden.
Das Harntröpfeln von Schwäche der Blase und von Leibes­verstopfung ist am sichersten zu heben, — dasjenige bei träch­tigen Hündinnen verliert sieh gewöhnlich nach der Geburt von selbst, und wo es die Folge von Verletzungen, Erschütterungen oder von Erkältungen und erst kürzlich entstanden ist, da er­folgt auch häufig noch Genesung (jedoch nicht bei Brüchen der Wirbel). Bei Steinen hängt die Beurtheilung grösstentheils von der Möglichkeit ab, ob man dieselben völlig beseitigen könne. Wirkliche Lähmungen, besonders wenn sie schon lange bestehen und bei allen Thieren, sind gewöhnlich unheilbar,
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232nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten der Harn- und Gesclileohtswcrlizeug-e.
Die Kur muss gegen die angedeuteten ursächlichen Zustände gerichtet sein. Schwäche und Lähmung in dem Blasenhalse
sucht man durch innerliche Anwendung bitterer, adstringircndcr und specifisch reizender Mittel zu beseitigen, wie z. B. ein In-fusum von Rad. Calami mit Zusatz von Eisenvitriol (0,12 bis 0,36 pro dosi), oder ein Decoct von Eichenrinde mit Pichten-harz, Terpentliin, Terpenthinöl (0,24—0,60 pro dosi), welche durch Eigelb oder Gummi gebunden sind; oder Canthariden (ge­pulvert 0,03—0,18) in Pillen oder die Tinctur (3—10 Tropfen) in schleimiger Flüssigkeil. Aeusserlicb macht man Einreibun­gen von Spirituosen Mitteln, von Terpenthinöl oder von Cantha-ridentinetur auf das Kreuz, auch am Mittelfleische, oder man brennt daselbst mit dem rothwarmen Eisen einige Punkte, — und man spritzt in den Mastdarm (bei weiblichen Hunden in die Scheide) aromatische und adstringirende Flüssigkeiten. Da­bei müssen etwa noch vorhandene Ursachen abgehalten, die Thicrc mit Fleischkost ernährt und nur massig bewegt werden. Wegen der beständigen Verunreinigung muss man öfter als sonst für ein reinliches Lager und für Reinigung der Thiere selbst sorgen; besonders ist bei Hündinnen darauf zu achten, dass ihnen die Haut an den Hintcrschenkeln durch den Urin nicht angeätzt werde, und wo sich eine Spur hiervon findet, sucht man durch öfteres Bestreichen der betroffenen Theile mit Blei­salbe oder mit Fett oder mildem Oel die Heilung und zugleich den Schutz gegen weiteres Eingreifen zu bewirken.
Die anderweitigen pathologischen Zustände, welche das Harntröpfeln erzeugen oder sich mit demselben compliciren, sucht man nach ihrer speciellen Art zu beseitigen, wie dies hin­sichtlich der Epilepsie, des Schlagflusses, der Lähmungen, der Leibesverstopfung, der Steine u. s. w. an den betreffenden Stcl-inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Jen angegeben ist. — Wo Trächtigkeit die Ursache dos Leidens
ist, muss man dasselbe bis zur Zeit der Geburt ruhig bestehen lassen, und nur die Haut gegen den Urin, wie angegeben ist, schützen.
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Eiitzüiuluiiquot;; und Vereiterung der Vorstelienlrüse.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 233
8. Die Entzündung und Vereiterung der Vorsteher­drüse.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; |
Die genannte Drüse entzündet sieh und entartet bei alten, männlichen Hunden, besonders aber bei solchen, welche reich-liches und gutes Futter und wenig Bewegung haben, nicht selten. Die Entzündung ist in der Kegel eine schleichende, so dass sie nur geringe Zufalle erregt und deshalb in der ersten Zeit ge­wöhnlich nicht erkannt wird. Man bemerkt in dieser ersten Zeit nur, dass die Hunde eine öftere Reizung im Mastdarm fühlen) auf dem Hintern rutschen und öfter zur Kothentleerung mit we­nig Erfolg drängen. Im üebriiren aber sind sie in jeder Hin-
nnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; onbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;onbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;^
sieht als gesund zu betrachten; untersucht man aber durch Ein­führen eines Fingers in den Mastdarm die unter demselben lie­genden Theile, so findet man den Blasenhals und seine Umge­
bung, d. i. eben die Vorsteherdrüse ungewöhnlich dick und derb, auch etwas mehr empfindlich, und sowohl im Mastdarm wie auch äusserlich unter dem After, die Wärme etwas vermehrt. Späterhin nehmen die Beschwerden bei der Kothentleerung all-mälig mehr zu: es entleert sich häufig bei ihr, und oft auch beim ruhigen Liegen des Hundes aus dem Gliede eine weissliche, eiterige Flüssigkeit, welche sehr stinkend ist, und dieser Aus-tluss wird stärker, wenn man mit einem Finger in dem After einen Druck gegen die Drüse ausübt. Die letztere zeigt sich daselbst bedeutend vergrossert, und zuweilen fühlt man bald mehr, bald weniger deutlich Fluctuation. Diese Zufälle bestehen meistentheils ohne wesentliche Veränderung über Jahr und Tag, aber allmälig magert der Hintertheil des Hundes mehr und mehr ab, das Tbier wird bei dem furtdauernden Ausfluss immer schwä­cher und geht zuletzt an Abzehrung zu Grunde.
Die Ursache dieser Entzündung und Entartung ist nicht bekannt, aber man kann mit Wahrscheinlichkeit annehmen, dass letztere eine Folge der durch oftmalige Geilheit erregten zu reich­lichen Absonderung der speeifischen Flüssigkeit der Drüse und der, wegen nicht erfolgten Begattung zu reichlichen Ansamm­lung dieser Flüssigkeit ist.
Die Beurtheilung dieses Zustandes ist in den meisten Fül-
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234nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; KraiikluMloii der Harn- und Geschlechtswerkzeuge.
len nicht besonders günstig zu machen, vornämlich wenn die reichliche Ernährung und die träge Ruhe der Patienten nicht geändert werden kann.
Die Kur bestellt in magerer Diät, in viel Bewegung im Freien, in von Zeit y.u Zeit wiederholten Abführungsmitteln und in dem Einreiben einer schwachen Jodsalbe in das Mittelfleisch und die Umgegend des Mastdarms. Bei der schon eingetretenen Eiterung der Drüse isl in keiner Weise Hülfe zu schaden.
9. Die Entzündung dos Hodensacks und der Hoden.
Der Hodensack wird zuweilen in Folge von mechanischen Verletzungen, von scharfen und reizenden Dingen, z. B. Terpen-thinöl, welche aus Muthwillen auf diesen Theil gestrichen wer­den, um das Thier zu beängstigen, bald mehr, bald weniger stark entzündet. Man erkennt diese Entzündung daran, dass der Hund mit den Hinterbeinen mehr breit aus einander geht, dass er oft mitten im Laufe stillsteht, oder selbst mit dem Hin-tertheil sich niedersetzt und dann den kranken Theil beleckt; hei dem Nachsehen findet man das Scrotum geschwollen, heiss, bei der Berührung schmerzhaft und, wenn die Haut von Natur weiss ist, auch geröthet. Dabei fühlt man aber im Innern neben dem Hoden nichts Fremdartiges.
Auch die Hoden, bald nur einer, bald beide, finden sich zuweilen angeschwollen, sehr derb, heiss und bei der Berührung schmerzhaft; sie sind gewöhnlich stark nach dem Leibe zu in die Höhe gezogen und beim Gehen verräih das Thier etwas Stei-figkeit und Spannung im Hintertheil. Zuweilen ist bei diesem Zustande auch Fieber zugegen.
Die Ursachen der Hodenentzündung sind Quetschungen durch verschiedene Veranlassungen, Anstrengungen bei der Begattung und zuweilen Erkältungen.
Beide Zustände sind nicht gefährlich, indem sie bei einer zweckmässigen Behandlung durch Zertheilung vollständig besei­tigt werden, ohne Behandlung aber zuweilen in Verhärtung der Haut des Hodensackes oder auch der Hoden übergehen und im letztem Falle, wenn beide Hoden leiden, den Hund zur Zeugung
fernerhin unfähig machen.
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Verengerungen der Vorhaut.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;235
Bei derjenigen Entzündung des Hodensacks, welche durch Einwirkungen reizender Substanzen entstanden ist, muss man diese letzteren zunächst mit Seifenwasser abwaschen und dann oft wiederholte Befeuchtungen mit einem schwachen Bleiwasscr anwenden. Wenn die Schmerzhaftigkeit hierbei sehr gross ist, so kann man auch etwas ßilsenkrautextract oder Opium.zu dem Bleiwasser setzen (0,6—0,12 zu 30,0). — Bei vorhandenen Quetschungen ist in der ersten Zeit ebenfalls das Bleiwasser anzuwenden, späterhin verdienen jedoch schwache aromatische Kräuterinfusionen den Vorzug: und wenn in der Haut des Ho-densackes bedeutende Ergiessangen bestehen, setzt man diesen Infusionen etwas Pottasche oder im Nothfall gewöhnliche Holz­asche zu. — Die Hodenentzündungen werden in der ersten Zeit ebenfalls mit kalten Umschlägen, späterhin aber mit Umschlä­gen von narcotischen und schleimigen Mitteln behandelt, und ausserdem ist es hierbei in der Regel zweckmässig, die Hunde in magerer Diät zu halten und ihnen an Jedem dritten Tage ein Abführungsmittel, am besten von Calomel und Gummigutt zu geben.
10. Die Verengerungen der Vorhaut.
Es findet sich zuweilen bei männlichen Hunden die Oeffiiung der Vorhaut so eng, dass das Glied nicht hervorgestreckt wer­den kann und hierdurch die Begattung verhindert wird: zuweilen kann selbst der Urin nur tropfenweis abfliessen. Man bezeichnet diesen Zustand als Verengerung der Vorhaut oder Phimosis.
Häufiger noch kommt es vor, dass die Vorhaut sich hin­ter der hervorgestreckten, aufgerichteten Eichel des Begattungs­gliedes zu stark zusammenzieht, und hierdurch das Glied ein­schnürt und zur Entzündung und Eiterung Veranlassung giebt. Der Zustand heisst spanischer Kragen oder Paraphimosis.
Beide Zustände sind leicht zu erkennen. Bei der Ver­engung der Vorhautmündung bemerkt man, dass die Hundenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;amp; eben nicht das Glied aus derselben hervorstrecken können, wenn sie die Begattung ausüben wollen, oder auch dass der Abgang des Urins sparsam und mit einiger Anstrengung stattfindet. Die Untersuchung zeigt die Oeffiiung der Vorhaut sehr eng, zuweilen
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#9632;23()nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten der Harn- und Geschlechtswerkzeuge.
ihre Ränder wulstig verdickt, bald mit. bald ohne Zeichen der Entzündung. Eine in die OetTnung eingeführte Sonde gleitet leicht um das Glied herum, so dass hierdurch die Abwesenheit einer Anschwellung oder Verwachsung des Gliedes mit der in­neren Fläche der Vorhaut erwiesen wird. — Bei dem spanischen Kragen-steht das Glied stark angeschwollen und dunkelroth frei
hervor und ist in die hinter ihr in Form eines Ringes zurück-
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geschlagene Vorhaut sehr .schwer zurückzubringen, bei der Be­rührung zeigt das Thier Schmerz, und zuweilen ist auch der Abgang des Urins erschwert.
Die Ursachen der Vorhautverengerungen sind in den meisten Fällen Quetschungen, zuweilen auch Hautausschläge und mit­unter ist der Fehler angeboren. Der spanische Kragen entsteh! mehrentheils bei der Ausübung der Begattung, wo die Vorhaut sich bis hinter die zwiebeiförmige Verdickung der Eichel des Gliedes zurückschiebt und sich zu heftig zusammenschnürt, wäh­rend ein starker Blutzudrang zu dem gereizten Gliede stattfindet. In einzelnen Fällen ist auch eine von unsittlichen Personen aus­geführte Spielerei an den Geschlecbtstheilen des Hundes die Veranlassung.
Die Nachtheile der Phimosis ergeben sich aus den obigen Andeutungen; lebensgefährlich ist dieser Zustand niemals. Bei dem spanischen Kragen eitsteht zuweilen brandige Absterbung und langwierige Eiterung am männlichen Gliede mit Verlust eines Theils desselben, so dass der Hund in Folge dessen nicht mehr zur Begattung geeignet ist. In den meisten Fällen sind beide Zustände bei zeitig angewendeter Hilfe sieher zu beseitigen.
Die Hilfe bei der Phimosis besteht, wenn das Uebel eine noch vorhandene Entzündung ist, in der Anwendung von lau­warmen Bähungen von schleimigen Mitteln und des Abends in der Anwendung der grauen Merkurialsalbe; ist aber das Leiden ohne Entzündung und ohne Verdickung der Vorhaut, so kann man die Mündung durch in sie eingelegte Stückchen Pressschwamm erweitern, und bei chronischer Verdickung der Vorhaut spaltet man die untere Wand der letztern in der .Mittellinie, von der iiinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Mündung her 3—6 Linien weil auf und befördert dann die Ver-
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Tripper.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;237
narbung der Schnittraader für sich, indem man dieselben öfters mit ßleisalbe bestreicht.
Bei dem spanischen Kragen legt mau den Hund auf den Rücken und wendet dann durch etwa '; Viertelstunde unausge-gesetzt Befeuchtungen des Gliedes mit recht kaltem Wasser an, bis die EicheJ ganz blass erscheint und zum Tiieil zusammen­geschrumpft ist. lu diesem .Moment ergreift man mit dem Daumen und Zeigefinger beider Hände die Wulst der zurück gezogenen Vorhaut an zwei gegenüberstehenden Punkten und zieht sie mit Kraft über das Glied hervor, so dass dasselbe ganz von ihr be­deckt wird. Eine weitere Behandlung ist in der Hegel nicht erforderlich; sollte jedoch bei längerer Dauer der Einschnürung bereits eine wirkliche Entzündung entstanden sein; so sind Um­schläge von schleimigen Mitteln auf die Vorhaut während etwa quot;2—3 Tagen zu appliciren. — Wenn die Zurückfübrung der Vorhaut über das Glied durch das obige Verfahren nicht zu bewirken sein sollte, so kann man in die Eichel an zwei bis drei Stellen kleine Einschnitte von etwa 3 Linien Länge und 1 Linie Tiefe machen, dieselben vollständig ausbluten lassen, nachher das Befeuchten mit eiskaltem Wasser durch einige Zeil wiederholen und hierauf das Glied theils durch Druck auf dasselbe, theils durch Ziehen an der Vorhaut in die letztere zurückführen. Die Heilung der kleinen Schnitte erfolgt leicht von selbst.
11. Der T r i p p c r.
Die männlichen Hunde leiden recht häufig an einen Auss-lluss von Schleim, zuweilen auch von Eiter oder Jauche aus der Vorhaut des männlichen Gliedes, und dieser Auslluss wird fast allgemein mit dem Namen Tripper bezeichnet. Der krank­hafte Zustand hierbei ist Jedoch verschiedener Art, indem er 1) in dem meisten Fällen in einer katarrhalischen Reizung und Auflockerung der Schleimhaut, welche die Eichel des männlichen Gliedes und einen Theil der Vorhaut bekleidet, -beruht; oder #9632;2) indem Warzen oder Geschwüre auf dieser Schleimhaut vor­handen sind, welche beständig reizen und eine Absonderung von Schleim, Jauche und Blut veranlassen; oder 3) indem eine Ei-
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238nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten der Harn- unri Geschlechtswerkzeuge.
terang in der Vorsteherdrüse (s. oben S. 233) besteht, und wo­bei der eitrige Auslluss aus der Harnröhre selbst stattfindet.
Bei der katarrhalischen Reizung lliesst ein gelblicher, etwas consistenter Schleim in massiger Menge fortwährend aus der Vorhaut und bildet an der Mündung derselben beständig einen feuchten, besudelten Rand; bei Hunden, welche an diesen Thei-len mit langen Ilaaren versehen sind, sieht man dieselben zu­weilen halbfingerslang mil dem Schleim beschmutz! und zusam­mengeklebt. Die Thiere haben dabei keinen Schmerz an dem leidenden Theil, die Wärme an demselben ist nur unbedeutend vermehrt und die ürinsecretion, sowie das Hervorstrecken der Eichel durch die Vorhaut ist gar nicht gestört. Dieser krank­hafte Zustand findet sich in jedem Lebensalter, am häufigsten aber bei jungen Hunden, und oft ist er mit der Staupe verbun­den oder er folgt ihr und den Katarrhalfiebern nach.
Erkältungen, besonders das Baden bei erhitztem Körper im kalten Wasser, sind die gewöhnlichste Veranlassung zum Ent­stehen des üebels, doch soll dasselbe auch durch üeberreizung bei dem Begattungsact, und zuweilen auch durch Ansteckung entstanden sein, wenn die Hunde mit einer Hündin sich be­gattet haben, welche einen bösartigen Schleimiluss oder Feig­warzen an den Geschlechtstheiien hatte.
Warzen (Feigwarzen?) an der Eichel oder an der Innern Fläche der Vorhaut kommen nur bei einzelnen Hunden vor (s. Blutharnen b. S. quot;227). Sie entstehen durch Ansteckung bei Hün­dinnen, welche an demselben Uebel leiden, zuweilen aber auch durch mechanische Verletzungen und durch krankhafte Bildungs-
thätigkeit. Man erkennt den Zustand an dem schmutzigen, eiterigen oder dünn jauchigen, oft mit Blut gemengten Auslluss
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aus der Vorhaut und man sieht ihn deutlich nach dem Zurück-
schieben und der Umstülpung der Vorhaut; auch kann man zu­weilen die Warzen durch die Vorhaut hindurch als etwas bo-
#9632;inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;wegliche Erhöhungen fühlen.
jljnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dass das Uebel in einer Entartung der Vorsteherdrüse be-
gründet ist, zeigt der Auslluss aus der Harnröhre selbst, sowie
||nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;die Abwesenheit der eben bezeichneten beiden Zustände und das
'jnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Fühlen der kranken Drüse durch den After.
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Vorfall der Gebärmutter.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; quot;239
Der catarrhalische Ausfluss aus der Vorhaut ist bei zwreck-mässiger Behandlung fast immer schnell zu beseitigen, aber sich selbst überlassen, besteht er inehrentheils lange Zeil, zuweilen über Jahr und Tag. — Der Ausfluss von Warzen und Geschwü­ren ist, wie diese selbst, immer hartnäckig, selbst auch bei Kunsthülfe, üeber den Ausfluss aus der Vorsteherdrüse gilt das S. 233 Gesagte.
Die Kur des catarfhalischen Trippers wird in frischem Zu­stande sein- gut durch ein Brechmittel eingeleitet, durch welches oft allein der Zustand geheilt wird. Geschieht dies jedoch nicht, oder ist das Uebel schon veraltet, so sind Einspritzungen von schwachem Bleiwasser, oder von einer schwachen Alaun-, Zink­oder Kupfemtriol-Auflösung (0,12—0,18 auf 30,0 Wasser), täg­lich zweimal angewendet, last immer sehr bald im Stande, die Heilung zu bewirken.
In hartnäckigen Fällen, besonders bei schlaffen und alten Hunden, kann man die Kur durch innerliche Anwendung tonischer Mittel, der China, Eichenrinde, des Alauns, Eisenvitriols u. dergl. sehr befördern.
Die Hülfe bei den Warzen u. s. w. ist wie S. 228 an-gegeben.
12. Vorfall der Gebärmutter. Die Gebärmutter tritt entweder nur mit dem äussern Mutter­munde mehr rückwärts in die Scheide, zuweilen selbst bis zwi­schen die Schamlefzen, — oder sie stülpt sich um und tritt mit ihrem Grunde durch den Mundermund in die Scheide oder selbst bald mehr, bald weniger vollständig zwischen den Schamlefzen heraus. Letzteres geschieht in der Regel nur bei solchen Hün­dinnen, welche bereits ein- oder mehrmals geboren haben, doch
ist dieser Vorfall zuweilen auch bei noch nicht tragend gewe-
senen Hündinnen beobachtet worden. Der zuerst bezeichnete
Vorfall des Muttermundes findet sich bei Hündinnen jeden Altersnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;|j
und ohne dass dieselben tragend gewesen sind.
Die Erscheinungen bei beiden Formen des Gebärmatter-Vor­falls sind fast immer so deutlich, dass die Erkennung des Zu-stands sehr leicht zu machen ist. Bei dem zu starken Zurück-
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240nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten der Ifarn- und Gesohlechtswerkzeuge.
1 roten des Muttermundes pflegen die Thicrc durch öfteres frucht­loses Drängen zur Urinentleerung die Aufmerksamkeit auf einen krankhaften Zustand in den Harn- und Geschlechtsorganen zu erregen und, wenn mau dann die Untersuchung derselben vor­nimmt, finde! man den .Muttermund als eine zwischen den Scham­lefzen oder auch etwas minder in der Scheitle hervorstehende, fast kreisförmige Wulst, welche etwas tiefer hinein mit der Scheidenschleimhaut nach allen Seiten in Verbindung steht, mehr oder weniger derb anzufühlen ist und in der Mitte eine mit der Schleimhaut überzogene Oeü'nung besitzt, durch die man eine dicke Sonde, zuweilen auch den kleinen Finger in die Gebär­mutterhöhle einführen kann; rund um diese Wulst kann man mit dem Finger dep freien Raum der Scheide und die Wände der letzteren fühlen, Jedoch ist der Scheidencanal immer im Verhältniss zu seiner sonstigen Länge bald mehr, bald weniger verkürzt. Durch gelindes Drücken nach der Bauchhöhle hin lässt sich die Wulst grosstentheils oder auch gänzlich zum Ver­schwinden bringen, aber nach einiger Zeit kehrt sie wieder. — Bei der zweiten Form des Vorfalls oder der ümstülpung der Gebärmutter zeigen die Thiere ebenfalls in der ersten Zeit öfter wiederholtes Drängen wie zur Urinentleerung oder wie zum Ge­bären, ausserdem aber findet man die umgestülpte Gebärmutter als einen rundlichen oder birnförmigen, an seinem äussersten Ende gewölbten Körper, entweder am hintersten Ende der Scheide, oder zwischen den Schamlefzen oder selbst aus densel­ben heraushängend; in der ersten Zeit ist der Vorfall an seiner Aussentläche dunkelroth und feucht, später wird diese Fläche trocken und ungleich geröthet, selbst stellenweis blauroth; die .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Masse fühlt sich wie im Innern hohl an, jedoch aus dickeren
Wänden bestehend, als die Wände der Blase und der Gedärme
sind. Auch hier kann man mit einem Finger zwischen die Gc-'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;....
schwulst und die Schamlefzen, stes aber nur wenig in die Scheide
inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; eindringen, zuweilen findet man aber, wenn der Vorfall recht
|nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; vollständig ist, die Grenze unmittelbar hinter den Schamlefzen.
In dem letztern Falle ist dann mit der Gebärmutter auch zu-
! nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; gleich die Scheide umgestülpt und vorgefallen, und man findet
hier an dem vorderen Ende des hervorgetretenen Theils eine
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Vorfall der Gebärmutter.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;241
rund herumgehende schmale Wulst, als üeberrest von dem Muttermunde. Auch ist in diesem Eallc gewöhnlich das üriniren erschwert.
Die Ursachen dieser Vorfälle sind allgemeine Schlaffheit und Schwäche des Körpers, wie dieselben namentlich bei Jungen Hündinnen von grossen Rayen, wenn dieselben mit zu wenigem oder nicht nahrhaftem Futter erhalten werden, nicht selten vor­kommt; ferner übermässige Anstrengung bei der Begattung und das zuweilen durch Menschen bewirkte gewaltsame Auseinander-reissen der hierbei zusammenhängenden Hunde; schwere Geburten und rohe Hülfe dabei, besonders zu gewaltsames und zu schnelles Herausziehen des letzten Jungen; heftige Durchfälle und ent­
,
gegengesetzt Verstopfungen des Leibes und das bei beiden vor­kommende heftige Drängen; zuweilen auch grobe Verletzungen bei dem Ueberfahrcn mit Wagen, auch bei der Exstirpation von Polypen, von krebshaften Auswüchsen u. s. wr.
Die Beurthcilung der Gebärmutter-Vorfälle ist je nach ihrer Form, ihrem Grade, ihrer Dauer und nach den etwa noch fort­wirkenden Ursachen, bald mehr, bald weniger günstig. Das Rückwärtstreten des Muttermunds in die Scheide und selbst aus derselben hat in den meisten Fällen keine üblen Folgen für das Thier, aber gewöhnlich wird dadurch die Befruchtung gehindert, und die Heilung ist nur bei kurzer Dauer des Vorfalls und wenn die Thiere nicht im hohen Alter sind, mit Wahrscheinlichkeit zu erwarten; unter entgegengesetzten Umständen ist die Holl-nung auf Heilung sehr gering, und die Kur ist oft mit grossen Schwierigkeiten verbunden. — Dagegen ist der Vorfall mit Um-stülpung der Gebärmutter bei Hündinnen von mittlerem Alter,
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unmittelbar gleich nach dem Gebären und wenn anderweitige Verletzungen an der Gebärmutter nicht bestehen, in den meisten Fällen ziemlich günstig zu beurtheilen; denn gefährliche Zufälle treten auch hier selten ein, und mchrentheils gelingt die Hei­lung; aber wenn dieser Vorfall bei sehr alten Hündinnen und schon längere Zeit besteht, wenn er nicht bei dem Gebären, sondern durch andere Ursachen entstanden ist, wie auch da, wo der Uterus durch Reibungen und Quetschungen beim Sitzen des Hundes auf dem Hintern u. s. w. in chronische Entzündung und
Ucrtwig, Kraukli. ü. Hunde, 2. Aulaquo;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;10
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#9632;242nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kranliheiten der Harn- und Geschleohtswerkzeuge.
Verdickung versetzt ist, oder wo gar schon Ulccration besteht, da ist die Heilung mittelst Zurückbringung des Organs in seine normale Lage in der Regel nicht zu bewirken, sondern der Zu­stand kann nur durch die Exstirpation der entarteten Theile gebessert werden. Diese Operation ist zwar eine sehr eingrei­fende, aber doch in den bisher beobachteten Fällen fast immer mit einem günstigen Erfolge begleitet gewesen.
Bei der Kur sucht man zunächst die etwa noch mitwirken­den Ursachen und ebenso das etwa noch bestehende Drängen der Thicre zu beseitigen. Man giebt den schlaffen Hündinnen gutes Futter, sorgt für reine Luft und für eine gute Lagerstelle, auf welche man die Patienten mit dem Vordertheil um etwa 3—4 Zoll niedriger legt, als mit dem Hintertheil. Ausserdem befördert und erleichtert man den Thieren die Kothentleerung durch lüglich 2—3mal applicirte Klystiere von schleimigen
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Flüssigkeiten mit Zusatz von etwas Fett oder Ocl. Den vor­gefallenen Thcil reiniget und befeuchtet man mit lauwarmem Wasser und drängt ihn dann allmälig mit den Fingerspitzen sanft aber vollständig in die Bcckenhöhle, so dass er die Lage wie im normalen Zustande erhält. In dieser reponirten Lage sucht man ihn durch fortgesetztes Gegenhalten mit einem oder zwei Fin­gern während einiger Stunden zu erhalten, weil sonst die Thiere sehr bald durch Drängen den Vorfall wieder neu erzeugen. Bei diesem Geschäft müssen die Hunde, liegend oder stehend, ganz ruhig gehalten werden und bei dem Zurückhalten selbst müssen sich nothigenfalls zwei Personen von Zeit zu Zeit ablösen. Sollte auf diese Weise der Zweck in einigen Stunden nicht erreicht
werden, so kann man in die Scheide einen Schwamm von ent­sprechender Grosse einbringen oder dieselbe mit Werg oder Charpie vollständig ausfüllen und dann die Schamlefzen mit 2 5nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;oder 3 Heften zusammenheften. Ein solcher Verband darf nur
während 24 Stunden liegen bleiben. Nach seiner Entfernung, und auch in den Fällen, wo er nicht angewendet worden war, macht man oft wiederholt Einspritzungen von Alaunauflösung
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(15,0—180,0 Wassers), oder eine Auflösung von Eisenvitriol oder Abkochungen von adstringirenden Pilanzenmittoln.
In denjenigen Fällen, wo der hervorgetretene Uterus aal
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Vorfall dor Gebärmutter.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;243
keine Weise zurückzubringen oder nicht zurückzuerhalten ist, oder wo er so bedeutend entartet ist, dass er nicht mehr zur Integrität zurückgeführt werden kann, muss die Exstirpation desselben vorgenommen werden. Hierzu muss man vor allen Dingen die etwa in der Höhle dieses Organs befindlichen Darm-theile aus ihm entfernen und zu diesem Zwecke das Thier an den Hinterbeinen während einiger Minuten senkrecht in die Hoho halten und durch gelindes Drücken und Streichen an dem Uterus, von dessen Grunde nach dem Becken hin, diese Entleerung möglichst vervollständigen. Will man über die vollständige Er­reichung dieses Zweckes sich überzeugen, so kann man auch am hintern Ende oder am Grunde des Uterus die obere Wand desselben durchschneiden, durch die Wunde mit einem Finger in die Höhle eindringen und fühlen, ob dieselbe bis zu dem Ansatz der Scheide an die Beckenknochen ganz leer ist. Hier­auf legt man kleinen Hündinnen um die Scheide, etwa an der Stelle des Muttermundes, eine Schlinge von einem massig dicken Bindfaden, und schnürt dieselbe so fest zu, dass die ausserhalb der Schlinge befindlichen Theile der Gebärmutter absterben müssen. Die Enden des Bindfadens werden kurz abgeschnitten, und ebenso wird der ausserhalb der Schlinge befindlichen Theile der Gebärmutter, etwa einen Finger breit von der Schlinge ent­fernt, quer abgeschnitten und dann die so abgebundene, leere Scheide in sich selbst und in das Becken zurückgedrängt. Bei grossen Hündinnen, wo die Masse der Scheide zu dick ist, als dass man sie mit einer einzigen Ligatur vollständig ertödten könnte, durchsticht man mit einer starken Wundheftnadel, welche mit einem doppelten Unterbindungsfaden versehen ist, die flach auseinandergezogene Scheide in der Mitte ihrer Breite, ebenfalls in der Nähe des Muttermundes, und bildet mit dem einen Bande eine Schleife nach rechts, mit dem andern ebenso eine nach links, und schnürt auf diese AVeise die Masse mit zwei Ligaluren ab. Das weitere Verfahren ist so, wie im Vorstehenden es ange­geben ist. Die Nachbehandlung besteht in möglichst ruhigem Verhalten der Thiere, in magerer Diät, in der Application von schleimigen Klystieren und in der täglich quot;2—Smal bewirkten Reinigung der Scheide und der Schaam mittelst lauwarmen
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244nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Kmnliheiten der Harn- und Geschlechtswerkzeuge.
Wassers, zu dem man etwas Carbolsäure (l Th. zu 50) gethan hat. Die Reinigung wird zwar in den meisten Fällen von den Hunden selbst durch wiederholtes Belecken dieser Theile be­wirkt; es ist jedoch besser, wenn sie auf die angegebene Weise geschieht, damit die Thicre nicht die zum Theil faulige Jauche in zu grosser Menge verschlucken. Die Heilung erfolgt binnen etwa 14 Tagen.
13. Polypen und schwammige Auswüchse in der Scheide und in der Gebärmutter, a) Fleischartige, bald mehr, bald weniger derbe, mit der Schleimhaut überzogene Auswüchse oder sogenannte Polypen finden sich bei weiblichen Hunden zuweilen in der Scheide oder auch an dem Muttermunde, oder selbst in der Höhle der Ge­bärmutter. Im letztern Falle wachsen diese Aftergebilde immer durch den Muttermund hervor und sie sind dann in der Scheide wahrzunehmen. Alle diese Auswüchse haben ein blassrothes, zuweilen auch ein ganz blasses Ansehen, nur eine massige Em­pfindlichkeit und bluten bei oberflächlicher Berührung nicht leicht. Sie machen sich gewöhnlich erst dann bemerkbar, wenn sie einen grossen Umfang erreicht haben und entweder die Begattung stören oder durch ihren Druck Reizung der Schleimhaut und einen Schleimaustluss erregen, oder wenn sie selbst zwischen den Schamlefzen frei hervortreten. Man kann sie bei der ört­lichen Untersuchung mit dem in die Scheide eingebrachten Fin-ger immer an ihrem Innern Ende bis zu einem festen Anhef-
jjnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;tungspunkt an der Scheide oder an der Gcbärmuücr, oder auch
selbst durch den Muttermund verfolgen und dabei auch gewöhn-
,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;lieh merken, dass sie mit einem dünneren Theil (Stiel oder
(,-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wurzel) versehen sind.
Die Ursachen dieser krankhaften Erzeugnisse sind unbe­kannt, und man kann es nur als Vermuthung aussprechen, dass
1nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; sie in manchen Fällen die F'olgc von mechanischen Verletzungen,
,'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;wie dieselben bei der Begattung, bei schweren Geburten u. s. w.
'inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; zuweilen entstehen, sein können. — Die Polypen verursachen
gewöhnlich keine andern Störungen als die eben bezeichneten, doch können sie, wenn sie sehr gross werden und aus der Schaani
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Polypen und schwammige Auswüchse der Scheide etc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;quot;245
vorgetreten sind, durch äusserliche Verletzungen und Zerrungen die Ursache zu heftigen Entzündangen, zu Blutungen, zu Ulcc-rationen und zum Vorfall der Gebärmutter abgeben. Sich selbst überlassen, dauern sie gewöhnlieh durch das ganze Leben des Thieres fort und werden in den meisten Fällen allmälig grosser.
Die Hilfe gegen die Polypen besteht darin, dass man sie von ihrem Ansatzpunkte entweder durch das .Messer oder die Scheere ablöst und die Blutung mit dem glühenden Eisen oder auch durch Tamponation mit Werg und zusammenziehenden Mit­teln, z. B. Essig, Alaun, Tannin oder sehr zweckmässig mit einem Pulver aus gleichen Theilen arabischen Gummi, Colophonium und Kohlenpulver stillt: — oder class man bei gestielten Po­lypen um die Wurzel eine Schlinge von einer dünnen Schnur anlegt, dieselbe möglichst fest zuschnürt und dadurch den Po­lypen zum Absterben bringt. Das sonst wohl noch empfohlene Ausreissen der Polypen und das Zerstören derselben durch Aetz-mittcl ist: an diesen Theilen nicht passend. Die Nachbehand­lung ist bei beiden Verfahrungsartcn und nachdem im ersten Falle nach 24 Stunden der etwa zur Blutstillung gemachte Ver­band entfernt ist, blos auf Reinigung der betreffenden Theile beschränkt.
b) Weit häufiger als die Polypen finden sich in der Seheide fleischähnliche, schwammige Auswüchse von verschie­denem Umfange und von verschiedener Grössc. Sie beginnen zuweilen schon an der Schleimhaut der Schamlefzen und er­strecken sich bald an der einen, bald an der andern Seite der Scheide mehr oder weniger tief hinein, zuweilen selbst bis zum Mutlermunde. Ihre Dicke ist zuweilen mehr als ' 2 Zoll betra­tragend, so dass sie den grössten Thcil der Scheide ausfüllen und dann zuweilen selbst das Uriniren erschweren und die Be­gattung mehr oder weniger hindern; ihre Oberfläche ist stets uneben, warzenähnlich, in der Regel dunkelroth, weit mehr em­pfindlich und auch mehr zum Bluten geneigt, als dies bei den Polypen der Fall ist; ihre Basis ist immer breit und in der Schleimhaut selbst. Wenn diese fleischigen Auswüchse einen hohen Grad der Entwicklung erreichen, drängen sie sich zuweilen selbst zwischen den Schamlefzen hervor, so dass man sie sehen
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#9632;24:()nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten der Harn- und Geschleohtswerkzeuge.
kann, und sowohl liier, wie auch so lange sie noch kleiner sind, geben sie ausserdem durch öfters eintretende Blutung oder durch Schleim- und JauclicablUiss, durch welche auf dem Fussbodcn, wo die Thiere liegen, oft Besudelungen entstehen, ihr Dasein zu erkennen.
Die Ursachen sind in der Hegel mechanische Verletzungen bei der Begattung oder auch bei schweren Geburten und zuwei­len verniuthlirli auch Ansteckung, welche bei der Begattung mit solchen Hunden entstellt, die am Tripper leiden, — wie Greve das beobachtet hat.*)
Diese Auswüchse sind durch den mit ihnen verbundenen Bku- und Jaucheausfluss, sowie zuweilen durch die Erschwerung des Urinirens sehr lästig und immer sind sie schwer zu heilen, in der Regel nur durch Operation.
Bei der Kur kann man in den leichteren Fällen versuchen, die Auswüchse durch oft wiederholtes Betupfen mit einer con­cent rirten Auflösung von Cuprum sulphuricum oder von Argen-tum nilrinim zu zerstören, oder auch durch Betupfen mit un­verdünntem Bleiessig zum Zusammenschrumpfen und Vertrocknen zu bringen. Wo aber diese Mittel nichts fruchten, bleibt nur die Ausschälung übrig. Dieselbe wird so gemacht, dass man an irgend einem zuerst am besten zugänglichen Punkte die Schleimhaut an der Grenze der Auswüchse durchschneidet, den kranken Rand mit der Pincette oder einem Häkchen erfasst und so nach und nach das ganze Stück der entarteten Schleimhaut herauspräparirt. Die hierbei entstehende, fast immer bedeutende Blutung wird durch Unterbindung der blutenden Gelasse, oder auch durch die Tamponation, wie oben bei den Polypen ange­geben, oder auch durch das Glüheisen gestillt. Die Nachbe­handlung ist wieder in der Hauptsache auf die blosse Reinlich­keit beschränkt. Die Heilung erfolgt gewöhnlich durch massige Eiterung und Bildung einer gutartigen Granulation, welche an der Oberfläche in eine feste Narbenmasse übergeht. Zuweilen verdickt sich dabei die Wand der Scheide, besonders an dem
*) Erfahrungen und Beoliaclitiingon über die Krankheiten der Haus-thiere. 1. Bändchen. Oldenburir 1818. S. 90.
.L
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Krebs der Gebärmutter.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 247
hintern Ende derselben in dem Maasse, dass der Eingang in die Scheide sehr bedeutend verengt wird. Wo man dies bemerkt, kann man dieser unregelmässigen Bildung entgegenwirken durch einen oder ein Paar gemachte einfache Einschnitte und hiernach angewendete Tamponation mit einem festen Wergpfropf.
14. Der Krebs der Gebärmutter.
Er ist eine seltene Krankheit und wird in der Regel nur bei alten Hündinnen, die bei träger Kühe eine übermässige Er­nährung mit Leckerbissen erhalten haben und dabei doch zur Fortpflanzung nicht benutzt worden sind, gefunden. Möglicher­weise ist dabei auch eine krankhafte Beschaffenheit der Säfte mitwirkend. Das Leiden wird gewöhnlich erst in seinen letzten Stadien erkannt, wenn bereits wirkliche Geschwürsbildung ein­getreten ist. Man findet dann einen fortdauernden Ausfluss von einer rothlichen oder bräunlichen, sehr stinkenden Jauche aus den Genitalien und bei näherer Untersuchung mit dem Finger erkennt man, dass die Jauche aus dem offenen Gebärmutter­munde kommt, wie auch, dass der letztere ungleich, fast knotig oder höckerig und dabei stellenweise auch sehr hart ist. Zu­weilen fühlt man auch Geschwüre und üppige, schwammige Gra­nulationen an ihnen. Die Patientinnen sind bei diesem Zustande in. der Kegel seit einiger Zeit abgemagert und sie werden dies auch allmälig noch mehr, besonders am Hintertheil; die Leisten­drüsen schwellen an einer oder auch an beiden Seiten an, der Appetit wechselt öfters, gewöhnlich besteht viel Durst; zuletzt findet sich Fieber, Entkräftung und die Thicre gehen an der letzteren oder auch an hinzugetretener Bauchwassersucht zu Grunde. Bei der Section findet man sowohl die Schleimhaut, wie auch das eigene Gewebe des Uterus bald mehr, bald weniger in die bekannte Krebsmasse umgewandelt, stellenweise mit Geschwüren besetzt, in denen eine braunrothe, leicht blutende Granulation bestellt; ausserdem sind die Lymphdrüsen in der Becken- und Bauchhöhle vergrössert und ungleich hart und im üebrigen zei­gen sich nur die Erscheinungen einer allgemeinen Abzehrung.
Bestimmte Ursachen sind nicht bekannt, und selbst die erste Entstehung und der Vorlauf des Uebels ist wegen des
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248nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten der Harn- und Geschlechtswerkzeuge.
verborgenen Sitzes und der zuerst schleichenden Entwickelung des üebels fast unbekannt. Die Beurtheüung ist schlecht, weil man durch kein Mittel im Stande ist, der fortschreitenden Ent­artung Grenzen zu stecken und doshalb in allen Fällen der Tod erfolgt.
Die Kur kann daher nur versuchsweise unternommen wer­den, und zwar auf die Weise, dass man bei guter Fleischnahrung der Thiere, und bei massiger Bewegung in freier Luft denselben innerlich den Eisenvitriol (0,1'2—0,6 pro dosi täglich 2—3mal) oder auch die Fowler'sche Arseniksolution (0,5—0,10 pro dosi täglich 2mal) oder auch das Conium maculatum (als Extract zu O.OG—0,30, täglich 2 mal) oder auch die Belladonna (die Wurzel zu 0,06 — 0,36 pro dosi) durch einige Zeit giebt und dabei Einspritzungen durch die Scheide in den Muttermund von einer Aullösung des Eisenvitriols (4,0 zu 360,0 Wasser) täglich 2mal applicirt. Zur Minderung der nachtheiligen Einwirkung der Jauche in die Scheide, sowie zur Minderung des Gestanks kann man täglich Imal eine Auflösung des Ferri sesquichiorati (1 zu 30) oder [der Carbolsäure (1 zu 50) einspritzen oder die Scheide mit Kohlenpulver massig dick auspudern. Hat das üebel einen hohen Grad erreicht, so ist es stets am besten, die Thiere bald zu tödten.
15. Die Entzündung der Milchdrüsen oder Brüste.
Obgleich man den Hündinnen sehr häufig ihre Jungen grös-stontheils oder sämmtlich bald nach der Geburt nimmt, weil man die Vermehrung der Hunde nicht haben will, und obgleich in Folge dessen auch häufig eine bedeutende Anschwellung der Milchdrüsen eintritt, so entsteht doch hieraus, und auch aus anderen Ursachen, wie z. B. von mechanischen Verletzungen und Erkältungen, sehr selten eine wirkliche Entzündung der Milch­drüsen.
Diese Entzündung äussert sich durch heisse Anschwellung, dunlde Röthe, Schmerz und verminderte oder aufgehobene Milch-secretion an dem leidenden Theile, zuweilen auch durch Fieber, verringerten Appetit und mitunter ist auch Verstopfung des Leibes zugegen.
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Entzündung der Milchdrüsen nder Brüste.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 249
Die Euterentzündung geht bei einer zweckmassigen Behand­lung gewöhnlich binnen 5—8 Tagen in Zertheilung über; Eite­rung entsteht sehr selten, in der Regel nur in den Fällen, in welchen die Entzündung durch mechanische Einwirkungen er-zeugt worden ist. Bei Verwahrlosung und bei unpassender An­wendung kalter und der Bleimittel entsteht gewöhnlich Aus­schwitzung von plastischen Stoffen und hierdurch Verdickung oder selbst Verhärtung an einer oder an mehreren Stellen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass auf diese Weise der Grund zu der bei älteren Hündinnen öfter vorkommenden Bildung von soge­nannten Faserstoffgeschwülsten gelegt wird.
Die Behandlung besteht in der ersten Zeit in der Anwen­dung innerlich abführender, entziindungswidriger Mittel, nament-lieh des Glaubersalzes, des Bittersalzes und des Calomels, so dass durch quot;2—3 Tage andauernd ein gelindes Laxiren bewirkt wird. Dabei müssen die Thiere in ganz magerer Diät gehalten werden, nur quot;Wassersuppe mit etwas Weissbrod oder dünne Hafer­grützsuppe in massiger Menge erhalten. An den kranken Stellen lässt man in der ersten Zeit und bei grosser Empfindlichkeit ein reines Oel gelind einreiben, oder auch mit lauwarmen schlei­migen und narcotischen Flüssigkeiten fleissig wiederholt befeuch­ten, zugleich auch die etwa vorhandene Milch durch die Zitzen gelind ausmelken. Ist die Geschwulst wenig schmerzhaft, aber im Umfange bedeutend, so kann man auch Dämpfe von warmem Essig unter dem Leibe des Thicres entwickeln und auf das kranke Euter einwirken lassen. Bei einer Neigung zur Aus­schwitzung oder zur Verdickimg der Drüsensubstanz ist die Ein­reibung der grauen Mercurialsalbc täglich 2mal, bei geringer Reizbarkeit diese Salbe mit Zusatz von etwas grüner Seife oder Kampher-Liniment, — bei grosser Empfindlichkeit aber mit Zu­satz von Belladonna-Extract (2,0 zu 30,0), oder Bilsenkrautöl (eben soviel) zu benutzen. Bei wirklich schon eingetretener Ver­dickung des Drüsengewebes sind oft wiederholte Waschungen mit warraem Seifenwasser oder mit einer Auflösung von Pottasche (15.0 zu 360,0 Wasser) durch einige Zeit fortgesetzt zu ge­brauchen. In den spätem Perioden benutzt man das Jod oder
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'250nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten der Harn- und Geschlochtswerkzeugo.
Jodkali in Salben und Auflösungen in derselben Weise, wie dies bei der Entzündung der Schilddrüsen (S. 138) angegeben ist.
16. Knotengeschwülste und Krebs am Euter.
Die Milchdrüsen der Hündinnen sind weit häufiger als die der übrigen weibliehen Säugethiere der Bildung von Knotenge­schwülsten und dem Krebs unterworfen. Die Ursachen des häu­figen Vorkommens dieser krankhaften Bildungen sind nicht sicher bekannt: zuweilen scheinen mechanische Verletzungen und hier­durch herbeigeführte Reizungen und deren Folgen den ersten Impuls dazu geben, in andern Fällen mögen sie auch in der nach dem Wegnehmen der jungen Hunde von den Müttern her­beigeführten Stockung der Milch und des Blutes in dem Drüsen­gewebe begründet sein; jedoch ist man dabei immer noch ge-nöthigt, eine besondere Disposition zu diesen Krankheiten bei den einzelnen Hündinnen anzunehmen.
Die Knotengeschwülste sind entweder Fasergeschwülste (Fibroide) oder Faserkrebsgeschwülste (Scirrhus). Beide sind sowohl in ihrem Entslehen, wie auch in ihrem Verlauf und in den Symptomen lange Zeit nicht von einander zu unterscheiden, nämlich bis die Geschwülste bei dem Scirrhus sich erweichen und in den wirklichen Krebs übergehen —#9632; was die Faserge­schwülste sehr selten thun. An der durch Exstirpation zu Tage gebrachten Geschwulst ist allerdings der unterschied auch in den früheren Perioden schon mit Hülfe des Microscops zu er­kennen. Man sieht bei dem Scirrhus das eigenthümlicho netz­artige Gewebe und zwischen demselben eine weichere Substanz, aber in der Fasergeschwulst nur nebeneinander liegende Fasern.
Bei beiden Arten von Geschwülsten beginnt das Leiden der .Milchdrüsen bald nur an einem Punkt derselben, bald auch an mehreren Stellen und zuweilen dehnt es sich über das ganze Euler an einer Seite, nicht selten auch an beiden Seiten aus; doch bleiben in der Mehrzahl der Fälle einzelne Partien ent­weder gänzlich verschont oder der Krankheitsprocess bleibt an ihnen auf einem sehr geringen Grade beschränkt. Man bemerkt in der ersten Zeit ein kleines Knötchen unter der Haut, zuwei­len nur in der Grosse einer Linse, hart und unschmerzhaft, bald
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Knotengeschwülste und Krebs am Euter.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; quot;251
an der Oberfläche, bald mehr in der Tiefe der Drüsensabstanz sitzend. Die letztere scheint in der Umgebung wenig oder gar nicht afficirt zu sein, und ebenso ist es auch die Haut nicht, die sich auf dem Knötcheu wie im gesunden Zustande verschie­ben lässt. Allmälig wächst jenes erste Knötchen grosser, neben ihm finden sich noch mehrere ähnliche Knötchen ein, die Drüsen­masse in der Umgebung wird nach und nach derber und ver-grössert sich nach allen Richtungen. Hierauf erweitern sich auch die Venen der Haut und werden in der Umgegend der kranken Drüsenstellen mehr sichtbar. Fieber und andere Krank­heitserscheinungen fehlen dabei in der Regel gänzlich. Ein sol­cher Zustand kann über ein Jahr lang in einem massigen Grade tortbestehen, dann aber findet sich von Zeit zu Zeit (gewühnlirh
in der Brunst) gleichsam eine Erregung in den kranken Theilen, denn sie schwellen mehr an, werden heisser, empfindlicher und
die Thiere fühlen Spannung in denselben. Die Geschwulst wächst allmälig grosser und erreicht zuweilen einen ganz enor­men Umfang. In manchen Fällen tritt in der entarteten Drüsen­masse eine Verhärtung ein, so dass sie fasi knorpel- oder auch selbst kalkartig hart anzufühlen ist und im letzlern Falle beim Anklopfen mit einer Sonde einen harten Ton erzeugt. Bei dieser, der Verirdung der Tuberkel ähnlichen, Umänderung linden sich gewöhnlich die bezeichneten Erregungen und weitern Krankheits-erscheinungen späterhin nicht mehr ein, sondern die Masse bleibt, wie sie ist. Dagegen entwickelt sich in denienigen Geschwülsten, wo diese Erregungen noch wiederholt stattfinden, zuletzt eine im Innern stattfindende Erweichung der entarteten Drüse an ein­zelnen Punkten. Dabei wird die ganze Geschwulst heiss, dunkel-roth, an einzelnen Stellen weicher, die Haut treibt daselbst in blaurothen flachen Blasen hervor, die Thiere bekommen Fieber, grossen Durst und sie benehmen sich unruhig (verborgener Krebs). Nachdem dieser Zustand 2 bis 4 Wochen gedauert hat, öffnet sich an einem erweichten Punkte die Haut und entleert eine dünne, röthliche, stinkende Jauche.
Mit diesem Vorgange ist der offene Krebs gebildet. Die Hauträmler an der offenen Stelle stülpen sich nach aussei! um. werden ungleich und aus dem Geschwür bilden sich nach kurzer
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#9632;2.,jquot;2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheiten der Hani- und Gesohlechtswerkzeugo.
Zeit dunkelrothe, leicht blutende Fleischwärzchen; die Jauche­absonderung, der Durst, das Fieber u. s. w. dauern fort, die Kräfte des Thieres sinken dabei schnell, es tritt Abmagerung ein und unter diesen Zufällen sterben die Thiere mitunter in circa 4 bis 8 Wochen.
Die Beurtheilung dieser Zustände ist sehr verschieden nach ihrer Art, ihrem Stadium und nach der Beschaffenheit der Pa­tienten. Sie kommen nur darin mit einander überein, dass sie sämrntlich nicht zertheilt und somit nicht eigentlich geheilt wer­den können: aber die Fasergeschwulst, obgleich sie oft bis zu einem bedeutenden Umfange wächst und dann die leichte Be­weglichkeit sowie die Milchabsonderung stört, geht sehr selten in Erweichung und Geschwürsbildang über, führt daher auch selten einen lebensgefährlichen Zustand herbei und kann in Jeder Periode durch Exstirpation beseitigt werden; der Scirrhus da­gegen macht häufig den oben bezeichneten bösartigen Verlauf und ist nur in seinem ersten Stadium (eben als Scirrhus) durch Operation sicher zu beseitigen, bei dem verborgenen Krebs ge­lingt dies zwar in manchen Fällen auch noch, aber bei dem offenen Krebs ist der Frfolg jedes Heilversuchs sehr zweifelhaft. Je früher die Ausschälung der kleinen Knoten geschieht, desto besser erfolgt die Heilung, Jedoch ist man in keinem Falle sicher, ob nicht nach der Heilung der Wunde an einer andern Stelle neue Knoten u. s. w. sich bilden, wozu bei Scirrhus und Krebs häufig eine Neigung in den Tbeilen besteht. — Bei ma­gern, mit chronischem Husten, mit Drüsenanschwellung oder Wasscrsuchl behafteten und bei sehr allen Hündinnen is( die Hoffnung auf Heilung auch bei gut bewirkter Ausschälung der Geschwulst nur sehr gering.
Die beste Behandlung dieser Zustände besieht in Jedem Stadium derselben in der Ausschälung mittelst des Messers. Bei kleinen Geschwülsten macht man einen einfachen Hautschnitt, erfasst den Knoten mit der Pincette, zieht ihn etwas hervor und löset ihn von dem Drüsen- und Zellgewebe ab; bei grossen Ge­schwülsten und bei offenem Krebs durchschneidet man die Haut auf dem am stärksten hervorragenden Theil der Geschwulst (oder ebenso das Geschwür) mit zwei halbmondförmigen, mit
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Knotengeschwülste und Krobs am Euter.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; quot;253
der concavon Seite gegen einander gerichteten Schnitten, lässt den umscluüttcnen Theil der Haut auf der entarteten Drüse sitzen, zieht letztere mit Wundhaken hervor und schält sie von allen umgebenden Theilcn gründlich ab, so dass kein Körnchen von ihr oder vom verdichteten Zollgewebe zurückbleibt. Die Blutung ist gewöhnlich nur gering und oft allein durch kaltes Wasser, nöthigenfalls durch Unterbindung oder das glühende Eisen zu stillen. Die Hautwunde wird dann geheftet und die Heilung erfolgt zuweilen durch schnelle Vereinigung, in andern Fällen durch Eiterung. In der Nachbehandlung ist nur sanfte Reinigung der Wunde, reines, trockenes Lager, gesunde Luft und massige Nahrung (am besten Milch und Weissbrod) er­forderlich.
AVill der Eigenthümer die Operation nicht gestatten und soll doch etwas geschehen, so wähle man nur ganz milde Mittel, z. 13. eine Abkochung von Belladonna oder von Schirling zum Befeuchten der Geschwulst, oder ein mildes Oel mit ein wenig Extract von diesen Pflanzen (lA) zu 30,0 Oel). Bei dunkel-rother Anschwellung und viel Schmerz kann man auch 5 bis 10 Blutegel an die Geschwulst setzen. Dabei ist milde, magere Kost und von Zeit zu Zeit ein Abfuhrungsmittel nützlich. Bei offenem Krebs kann man die wuchernden Bleischwärzchen mit Chlorzink oder mit Cosrae'schem Pulver ätzen, und innerlich die Kräfte durch bittere Mittel und China unterstützen. Ob die sonst in der .Menschenheilkunde gerühmten Mittel: Arsenik, Belladonna, Conium u. dergl. hierbei wirklich etwas nützen? — ist nicht erwiesen.
üebrigens hält man die mit offenem Krebs behafteten Hunde abgesondert von gesunden, weil möglicherweise eine Ansteckung der letztern geschehen konnte.
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quot;254nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Brüche.
Sechstes Kapitel. Die Brüche.
Die Brüche erseheinen als weiche oder elastische Geschwülste von verschiedener Grosse und Form an einer oder der andern Stelle ties Bauches, und sie bestehen aus einer abnormen Oefl-Qung in der Bauchwand und einem Eingeweidetheil, welcher durch dieselbe aus der Bauchhöhle herausgetreten aber noch mit der äussern Haut bedeckt ist. Im einfachen Zustande lässt sich der Inhalt der Bauchgeschwulst durch Drücken mit den Fingern durch die Bruchöffnung (den Bruchring) wieder in die Bauchhöhle zurückschieben find man kann dann diese Üeflnung in der Bauchwand frei fühlen. — In der Regel ist eine Bruch­geschwulst ohne äusserliche Entzündungssymptome, daher auch ohne Schmerz bei der Berührung.
Die Hunde leiden an Nabelbrüchen, an Leistenbrüchen, an Schenkelbrüchen, an Flanken- und Bauehbrüchen. Alle diese Brüche kommen bei beiden Geschlechtern vor.
a)nbsp; Die Nabelbrüche haben ihren Sitz an der Nabelstelle in der Mitte der untern Seite des Leibes und sind meist ange­boren. Sie bestehen in dem Oeffenbleiben oder auch in einer abnormen Erweiterung des Nabelringes und in dem tiervor­drängen 'des Netzes oder eines Darmtheiles durch diese Oeffnung. Sie erscheinen daselbst gleich nach der Geburt als eine rund-liche oder kegelförmige Geschwulst, welche bei einem auf sie angebrachten Druck verschwindet und nach dem Aufhören des­selben wieder zum Vorschein kommt; bei dem Eindrücken der Geschwulst in den Leib fühlt man in den Bauchmuskeln eine runde Oeffnung von etwa 3—G Linien im Querdurchmesser. Functionsstörungen sind nicht zu bemerken.
b)nbsp; Leistenbrüche entstellen, wenn Därme oder Netz durch einen oder durch beide Bauch- und Leistenringe (von denen an
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Schenlrel-, Planbenbrüche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 255
jeder Seite des Leibes, von der Mittellinie desselben etwa 2 bis 3 Querfinger entfernt und etwa 1—2 Querfinger vor dem Rande des Schambeins, eine solche Oeffnung sich befiiulet) aus dem Leibe heraustreten und bei männlichen Hunden in den Scheiden des Samenstranges sich allmälig bis zum Hoden hinab senken. 1st Letzteres geschehen, dann bezeichnet man diese Brüche als Hodensackbriiche. Sie bilden eine fast cylindrische An­schwellung, welche von der Stelle, wo am Leibe die äussere Oeff­nung des Bauchringes ist, bis zum Hodensack geht, und oft ist der letztere selbst an einer Seite mit angeschwollen; die Ge­schwulst ist elastisch weich, bei grossen Brüchen zuweilen auch teigartig anzufühlen, und sie hat nur die Wärme der übrigen Theile. Legt man das Thier auf den Rücken oder hebt man sein Hintertheii in die Höhe und macht auf die Geschwulst vom Hodensacke her gelind drückende und streichende Bewegungen mit den Fingern auf sie, so kann man sie verkleinern oder auch zum Verschwinden bringen.
c)nbsp; nbsp; Die Schenkelbrüche haben ihren Sitz zwischen dem hintersten Ende des Bauches, dem Becken und dem Ober­schenkel, an der Innern Seite des letztern, und bestehen darin: dass ein Darmtheil oder der hinterste Tbcil des Netzes in der Fuge zwischen dem Querbande, welches über die Blutgefäss-stämme des Oberschenkes an dem Rande des Schambeins be­festigt ist (dem sogenannten Foupart'schen Bande) hindurch­treten und hier eine elastisch weiche Geschwulst an der obersten Grenze der Innern Fläche des Oberschenkels bilden. Diese Ge­schwulst ist durch Drücken mit den Fingern gegen das Becken hin zu verkleinern oder auch ganz zu beseitigen, besonders wenn der Hund auf den Rücken gelegt, mit dem Hintertheii hoch und mit der Brust niedrig gehalten wird; nach dem Zurück­drücken der Geschwulst kann man an der Stelle derselben eine Lücke zwischen der Grenze des Leibes und des Schenkels im lei­der Haut fühlen.
d)nbsp; nbsp; Bei den Flankenbrüchen sind durch eine neuerstan­dene Oeffnung in dem fleischigen Theil der oberen Flanken­gegend, — und e) bei den Bauch brüchen sind ebenso durch eine neu entstandene Oeffnung iti den Muskeln an irgend einer
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25Gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Brüche.
anderen Stelle des Leibes Theilc der Gedärme oder des Netzes, oder auch beide Gebilde zusammen, aus der Bauchhöhle heraus­getreten und die davon ausgedehnte äusserc Haut bildet den Bruchsack. Die Form und Grosse dieser Brüche ist sehr ver­schieden.
Bei den weiblichen Hunden zeigen die Nabelbrüche keine Verschiedenheit von diesen Brüchen bei männlichen Hunden; aber die Leisten-, die Flanken- und ßauchbrüche enthalten bei den Hündinnen zuweilen auch die Gebärmutter, und zwar in einzelnen Fällen dieselbe sogar mit einem oder mit mehreren Jungen. Hierbei (und besonders bei den Leisten- und Schenkel­brüchen) muss also entweder das befruchtende Eichen in den vorher schon bestandenen Bruch geleitet worden, oder der letz­tere muss kurz nach der Begattung, wo das Eichen in dem Uterus noch sehr klein war, erst entstanden sein.
Diese (ihres Inhaltes wegen), als Gebärmuttcrbrüehe bezeichneten Brüche haben im nicht trächtigen Zustande der Hündinnen ganz dieselben Merkmale wie diejenigen, in welchen sich Gedärme befinden, und die Erkennung ihrer Eigenthümlich-keit ist deshalb in der ersten Zeit sehr schwor, und nur zuwei­len durch das vorsichtige Einführen einer gekrümmten dicken Sonde durch den Muttermund in den Uterus bis in den Brucli möglich; befinden sich aber Junge in dem mit dem Bruch her­ausgetretenen Theile des Uterus, so vergrössert sich der Bruch allmälig immer mehr in dem Maassc, wie die Foetus wachsen, und man kann dann auch ihre Formen und ihre derbere Be-schaffenheit deutlich erkennen.
Die Ursache zu den Nabelbrüchen ist oft das gewaltsame Ausdehnen des Nabelringes bei dem Abrcissen der Nabelschnur unmittelbar nach der Geburt; zuweilen ist aber auch die Nabcl-öffhung in der Bauchwand zur Zeit der Geburt nicht gehörig zur Verwachsung vorbereitet, sondern zu weit offen geblieben, weshalb man in solchen Fällen die Brüche als angeboren be­zeichnet. — Die Schenkel- und Leistenbrüche werden fast immer dadurch herbeigeführt, dass man die jungen Hunde zwingt, auf­recht auf den Hinterfüssen zu gehen, zu tanzen u. s. w., wobei die Baucheingeweide sich zu sehr nach dem Becken zu hin-
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Prognosis. Kur.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;257
senken und durch die Schenkel- und Leistenöfftumgen hindurx-h-treten. Auch können sie angeboren sein, sind es aber weit seltener als die Nabelbrüche*). — Die Flanken- und Bauchbriiche sind in der Regel nur die Folge von mechanischen Verletzungen, z. B. von Fusstritten u. dergl.
Die sämmtlichen Brüche sind an sich selbst nicht gefähr­lich, und die Thiere können mit denselben alt werden; aber die Schenkel- und Leistenbrüche können, wenn sie einen bedeuten­den Umfang erreichen, das Gehen erschweren, und die ersteren sogar bedeutende Lahmheiten verursachen. Ausserdem aber kann bei jedem Bruch die sogenannte Einklcmmung oder Ein­schnürung (S. 261) entstehen, und dadurch, wenn nicht zeitige und zweckmässige Hülfe gebracht wird, den Tod herbeiführen. Diese Gefahr trifft man bei Nabelbrüchen am seltensten, bei den Leistenbrüchen am ehesten ein. Bei solchen Gebärmutterbrüchen, in denen sich Junge befinden, ist das Gebären sciir erschwert oder selbst unmöglich, und es tritt deshalb zur Zeit der Geburl grosso Gefahr ein, welche nur durch eine Operation zu beseiti­gen ist. — Die Heilung ist bei den Nabelbrüchen fast in allen Fällen sicher zu bewirken, bei den Leistenbrüchen ist dieselbe schwieriger und nur mittelst Castration an der Seite, wo .der Bruch besteht zu erreichen; bei den Schenkelbrüchen ist sie sehr schwierig, und bei den übrigen Brüchen hängt das Urtheil hierüber von dem Orte und von der Grosse des Bruchringes, von dem Alter des Bruches und des Thicres und von den besonderen Zufällen ab. Jeder eingeklemmte Bruch führt bald Entzündung und Brand der Eingeweide herbei, und je weiter diese Zustände schon gediehen sind, um so weniger ist die Hei­lung, selbst bei nun eigcleiteter, zweckmässiger Hülfe, zu ver­sprechen.
Die Kur der Nabelbrüche ist auf verschiedene Weise zu be­wirken, nämlich 1) dadurch, dass man, wenn dieselben klein sind, auf die äussere Fläche des Bruches ein stark adstringiren-des Mittel, z. B. Tannin 1 Th. in 5 Th. Branntwein, oder eine
*) Die Anlage zu den angeborenen Brüchen hat sicli häufig auf die Nachkommenschaft vererbt.
Bertwig, Krankh. d. Hunde, l', Autl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 17
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•258nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Brüche.
Abkochung von Galläpfeln oder das Collodiani, oder eine massig verdünnte .Mineralsäure, etwa Schwefelsäure und Wasser zu glci-chen Theilen, täglich dreimal so lange aufstreicht, bis die Stelle so flach wie die übrige Haut am Bauche zusammengezogen ist. — Oder 2) man bindet um den Bruch, nachdem das Thier auf den Kücken gelegt worden ist und die in dem Bruch befindlichen Theile vollständig in den Bauch zurückgedrängt sind, eine dünne Schnur unmittelbar am Bauche so fest, dass die leere Haut zum Absterben gebracht wird, und erwartet dann das Abfallen dieses abgestorbenen Theiles, ohne dass man etwas Weiteres daran thut. Sollte jedoch die Bruchgeschwulst mehr länglich sein und einen grossen Umfang haben, so kann man ihre äussere Haut, nach­dem die Eingeweide vollständig in den Leib zurückgedrängt worden sind, in der Mitte mit einer Nadel, welche mit einem doppelten Faden versehen ist, quer durchstechen und dann den einen Faden mit einer Schleife nach vorn, den andern nach hinten um die betreffende Hälfte des leeren Hautsackes herum­führen und hierdurch das Abbinden in zwei Abtheilungen be­wirken. — 3) Auf eine dritte Weise kann man verfahren, indem das Thier auf den Rücken gelegt ist, die Haut auf dem Bruch in eine Querfalte hoch aufgehoben und in der .Mittellinie nach der Längenrichtung durchschnitten wird; man drängt nun die Eingeweide durch die Bruchoffnung in den Bauch zurück, und näht mittelst einer kleinen Heftnadel und eines doppelten Fadens die Ränder der Bauchöffnung an einander. Die Enden der Heft­fäden werden zusammen in einen Winkel der Hautwunde gelegt und die Ränder der letztern für sich zusammengeheftet. Nach etwa 5 bis 6 Tagen können die Heftfäden herausgezogen werden, und gewöhnlich ist dann die Heilung vollständig geschehen. Dieses letztere Verfahren bewirkt, wenn es gelingt, die gründ­lichste Heilung des Bruches, sie ist aber mehr mit Gefahr ver­bunden als die beiden anderen Methoden und sie gelingt nicht immer. — Bei diesen sämmtlichen Heilmethoden muss nach ihrer Anwendung noch eine breite Binde den Patienten um den Leib gelegt werden, um das Belecken und andere Störungen zu ver­hüten.
Bei den Leistenbrüchen müssen die Thiere so auf den Rücken
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Kur.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 250
gelegt werden, dass das Becken etwas höher liegt als die Brust. Gehülfen halten die Füssc von beiden Seiten auseinander. Man ergreift den Hodensack an seinem äussersten Ende, hebt letzteres in die Höhe und sucht die Eingeweide durch gelindes Drängen mit den Fingern aus dem Bruch in den Bauchring zu bringen, wobei man immer die dem letztern zunächst liegenden Thcile in denselben schiebt. Ist der Inhalt dos Bruchs auf diese Weise vollständig reponirt, so spaltet man den Hodcnsack an der Seite, wo der Bruch besteht, trennt die gemeinschaftliche Scheiden­haut an ihrer äussern Fläche von den umgebenden Tlieilcn bis an den Bauchring und, nachdem man sich noch einmal durch genaues Befühlen des Samenstranges überzeugt hat, dass innerhalb der Scheidenhaut kein Thcil von Baucheingeweiden enthalten ist, legt man möglichst nahe am Bauchringe um die Scheidenhaut eine Schlinge von etwa 8 bis 12fach neben einander liegenden, mit Wachs bestrichenen Zwirnsfäden und schnürt dieselbe so fest zusammen, dass eine vollständige Absterbung der ausscrhalb befindlichen Theile (Schei­denhaut, Samenstrang und Hode) erfolgen muss. Hierauf' schnei­det man einen halben Zoll von der Unterbindung entfernt den Samenstrang quer ab und entfernt ihn nebst dem Hoden gänz-lish. An der Unterbindungsstclle entsteht Entzündung, hierdurch in der Regel eine feste Verschliessung des Bauchringes und Hei­lung des Bruchs. Die Schlinge und der kleine üeberrest des Samenstranges werden durch Eiterung nach etwa 8 Tagen ab-gestossen; die Wunde im Hodensacke heilt dann leicht von selbst. — Ein anderes Verfahren besteht auch hier in dem Zu­sammenheften der Ränder des Bauchrings, nachdem man die Eingeweide aus der Scheidenhaut entfernt und dieselbe durch einen Schnitt geöffnet hat; aber dieses Verfahren ist sehr müh­sam und der Zweck wird nicht immer erreicht.
Bei den Schenkelbrüchen ist die Kur am schwierigsten und am wenigsten lohnend. Man sucht dieselben durch adstringirende Mittel oder Einreibungen mit Cantharidensalbo in die Haut an der Stelle des Bruchs, sowie durch wenig Nahrung und viel Ruhe des Thieres, zu verkleinern. Sind sie Jedoch sehr gross, und soll das Acnsserste versucht werden, so kann man das Zu-
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•2fgt;0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Brüche.
sammenheften dos Poupart sehen Bandes rait don Schonkelmus-koin, vor und hinter don Gefässen, versuchea. Zu diesem Zwecke wird, nachdem man die Hunde, wie bei den Leistenbrüchen, auf den Rücken gelegt und die hervorgetretenen Darmtheile voll­ständig in den Bauch zurückgedrängt hat, die Haut auf der ISruchstelle vorsichtig durchschnitten, so class die Schenkelblut-gefässc unverletzt bleiben und man zu dem genannten Bande gelangen kann. Dasselbe wird dann mit einer feinen, krummen Heftnadel an zwei bis drei Stellen vorsichtig durchstochen und mittelst eines doppelton Heftfadens an die Muskeln des Schen­kels so herangezogen, dass es mit denselben in unmittelbare Berührung kommt. Hierauf wird die äussere Wunde ebenfalls (lurch die Naht verschlossen. Der Hund muss, damit die Wimd-räuder mehr in gleichmässiger Berührimg bleiben, mit massig fest, mittelst eines breiten Bandes zusammengebundenen Hinter­beinen durch einige Tage ruhig liegen bleiben. Die Operations­stelle bleibt während dieser Zeit ohne weitere künstliche Behand­lung. Nach 5 Tagen entfernt man die Heftfäden, reinigt die Wundränder und, wenn die vollständige Vernarbung noch nicht geschehen sein sollte, wendet man solche Mittel an, welche die Eiterung und Heilung befördern.
Die Kur der Bauch- und Flankenbrüche ist fast ganz so auszuführen, wie die der Kabelbrüche. Alle grössern Brüche dieser Art können nur durch unmittelbares Zusammenheften der Ränder der Bruchöffnung in den Bauchmuskeln, wo/u immer zuerst die Haut vorsichtig durchschnitten worden sein rauss, ge­heilt werden.
Bei Gebärmutterbrüchen ist, wenn kein Junges in ihnen liegt, die Behandlung ganz wie bei Darm- und Netzbrüchen; ist aber die Hündin tragend, so kann in der Regel die Zurückbrin­gung des Uterus in die Bauchhöhle nicht geschehen und es bleibt daher nichts anderes übrig, als: entweder die Brachöffnung künstlich zu erweitern, dann durch sie die Gebärmuttor in die Bauchhöhle zurückzuführen und hiernach die Wundränder durch die Naht zu vereinigen, oder — man muss die Haut auf dem Bruch und die Gebärmutter selbst in der Längenrichtung des Fötus durchschneiden, den Letztem herausnehmen, die Wunde der
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l-jiildi'iiiimmir.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;-lil
Gebärmutter horten, dieselbe dann in den Bauch üurückschicben und zuletzt auch die äussere Wuude durch die Naht verschlicsscn. Das erstere Verfahren ist in jeder Periode der Trächtigkeit bis etwa zur 7. Woche in Anwendung zu bringen, je früher, um desto besser; in der letzton Zeit ist es deshalb nicht recht passend, weil bei der eintretenden Geburt die kaum zusammen­geheilte Wunde der Bauchmuskeln wieder aufbrechen könnte. Dagegen eignet sich das Verfahren mit dem Gebärmutterschnitt mehr bei schon eingetretenen Geburtswehen und überhaupt bei hoch trächtigen Thicren zur Benutzung.
Die Einkleramung der Brüche besteht darin, dass die hervorgetretenen Theile von dem Bruchringe eingeschnüri und gedrückt werden, weil sie entweder durch Entzündung ange­schwollen und verdickt oder durch Anhäufung von Kolli oder von Luft in den Gedärmen ausgedehnt sind, oder weil die Bauch­muskeln sich um den Bruchring in krampfartiger Zusammen­ziehung belinden. Es entstellt dabei Unruhe, wie bei Kolik, Schmerz und Spannung der Bauchwände, Erbrechen, schneller, kleiner Puls, öfterer Wechsel der Temperatur, und gewöhnlich ist Leibesverstopfung zugegen. Die Bruchgeschwulst wird heiss, sehr gespannt und schmerzhaft, und die in ihr befindlichen Theile lassen sich nicht in die Bauchhöhle zurückdrängen. Die Gefahr wächst hier mit jeder Stunde längerer Dauer, da zuweilen schon in zwei Tagen der Brand in den eingeschnürten Theilcn ent­steht und dadurch der Tod herbeigeführt wird. Von selbst löst sich eine Einklemmung höchst selten.
Die Hülfe muss darauf gerichtet sein, jene ursächlichen Verhältnisse und die Einschnürung selbst zu beseitigen. Dem-gemäss macht man, wenn nur eine Spur von Entzündung be­steht, einen reichlichen Aderlass, giebt innerlich Calomel in einer Emulsion (S. 170), bei Krampf auch mit Zusatz von uarcoti-schen Extracten (S. 166), applicirt Klystiere von schleimigen und narcotischen Mitteln, und auf den Bruch mach! man recht lleissig wiederholt Umschläge von eiskaltem Wasser, so dass eine Zusammenschrumpfung der er in ihm enthaltenen Theile entsteht. Hierbei versucht man, in grösseren Zwischenzeiten wiederholtquot;, die Zurückbringung dieser Theile in die Bauchhöhle zu bewirken,
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#9632;_gt;(;#9632;_'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Brüche.
indem man die Thiere so legt oder hält, dass die Bruchge-schwulsi last der höchste Punkt des Leibes wird und dann mit den Fingerspitzen die dem Brucliringe zunächst liegenden Ein-gewoidcthcile in denselben hineindrängt. Zuweilen gelingt dies besser, wenn man diese Tiieilo vorher aus dem Bruchringe etwas hervorzieht oder wenn sie, bei Koth- und Luftanhäufung, erst durch gelindes Drücken von ihrem Inhalt entleert worden sind. — Man hat auch mit gutem Erfolge bei sehr hartnächiger Ein-klemmung die Thiere durch das Einathracn von Aether oder Chloroform ganz betäubt*), hierdurch auch die Bauchmuskeln in einen ganz erschlafften Zustand versetzt und dann die Zurück­bringung leichter gemacht. Gelingt aber dieselbe auf keine Weise oder sind schon üble Symptome zugegen, so muss der sogenannte Bruchschnitt unternommen werden.
Zu dieser Operation wird das Thicr mit der dem Bruch gegenüberstehenden Seite des Leibes auf einen Tisch gelegt und an den Beinen und dem Kopfe gehörig gehalten. Gut ist es auch hier, wenn nun zuerst die Betäubung bewirkt wird. Man scheert zunächst die etwa auf der Bruchgeschwulst befindlichen Haare ab und entfernt sie recht vollständig, damit von ihnen nichts in die Wunde gelange; dann macht man auf ihr eine Hautfalte, durchschneidet dieselbe vorsichtig, so dass keine Ver­letzung der im Bruch liegenden Theile entsteht, und nun, nach­dem noch einmal die Zurückbringung derselben versucht ist, schiebt man möglichst vorsichtig zwischen diese Theile und den Bruchring eine Hohlsonde, die Rinne derselben nach dem letz­teren gekehrt, und schneidet mit einem Knopfbistouri den Rand
:S) Dies geschieht am einfachsten auf die Weise, dass man unmittel­bar vor dem Anfang der Operation, je nach der Grosse des Hundes, 5,0 bis 10.0 Chloroform oder 8.0—15:0 Scliwei'elälher auf ein vierfach zu-sannnengclcgles Leinwandiäppchen giesst. letzteres in eine entsprechend grosse Schweins- oder Kindsblase oder in einen Topf legt und in diese Behälter das Maul und die Nase des Hundes steckt, so dass er die ver­dunstenden Mittel cinathmen muss. Er wird nach 3 bis 6 Minuten besin-nungs- und gefühllos und nun kann die Operation schnell ausgeführt wer­den. Man nuiss jedoch stets doppelte Gaben bei der Hand haben, um nöthigenfalls die Wirkung zu verlängern.
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des Ringes gegen 2 his 3 Linien tief ein. Zu diesem Einschnei­den eignet sieh am besten diejenige Steile, an welcher keine Blutgefässc liegen. Der kleine Einschnitt bewirkt sogleich eine solche Erweiterung der Oeffuung, dass die Einschnürung aufhört und man die hervorgetretenen Theile zurückbringen kann. Nach­dem letzteres geschehen ist, wird der Bruchring mit Nadel um! Faden zusammengeheftet, und ebenso die Wunde in der Haut. Die operirten Thiere müssen ruhig liegen, wenig und mildes Futter, kaltes Wasser zum Getränk erhalten, und wenn eine heftige Entzündung eintritt, muss ein Aderlass gemacht und Calomel in Emulsionen gegeben werden. Die Wunde wird nur oberflächlich täglich einmal gereinigt; die Heftfäden können nach 5—(5 Tagen entfernt werden.
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Aussei- den wirklichen Brüchen kommen an den Geschlechts-theiien der Hunde zuweilen noch andere krankhafte Zustände vor, welche mit den Brüchen einige Aelmlichkeit zeigen und sie deshalb als falsche Brüche bezeichnet hat. Es sind dies:
a)nbsp; Der sogenannte Fleischbruch, bei welchem ein Hode in eine derbe, röthliche Masse umgewandelt und sehr vergrüssert ist. Man sieht und fühlt diesen Zustand sehr deutlich. Seine Ursachen sind zuweilen Quetschungen, Bisse und andere Ver­letzungen, oft aber unbekannt. Die Hülfe besteht gewöhnlich nur in der Castration.
b)nbsp; nbsp;Der Wasserbruch, eine Anhäufung von wässeriger Feuchtigkeit (Serum) in der Scheidenhaut des Hodens und Saa-menstranges, macht eine am Hodensacke sichtbare elastische Anschwellung, die ohne Schmerz und ohne Hitze ist und fast immer bei einer Rückenlage des Thieres verschwindet. Ursachen sind unbekannt, mehrentheils scheint Schwäche der einsaugen­den Gcfässe zu bestehen. Zuweilen ist das Uebel mit Brust­oder Bauchwassersucht verbunden. Man kann das Wasser durch einen Einstich entfernen und dann versuchen, durch Einspritzen der verdünnten Jodt'mctur die Absonderung in der Scheidenhaut aufzuheben; aber wo diese Hülfe nichts fruchtet, muss die Ca­stration unternommen werden.
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c)nbsp; nbsp;Der Blutbruch; er bestellt in einer durch Quetschung erzeugten Blutergiessung in die Scheidenhaut und in das Zell­gewebe des Hodensackesj zeigt sich als eine rothe, stellenweis
elastische, an anderen Stellen teigig anzufühlende Geschwulst dieses Theiles und kann fast immer gänzlich zerthcilt werden. Umschläge von Essig und Wasser, später mit Zusatz von Brannt­wein, und zuletzt von aromatischen Mitteln mit Zusatz von Sal­miak oder Kochsalz leisten gute Dienste.
d)nbsp; Der Krampfadorbruch; er kommt sehr selten vor, ist eine abnorme Erweiterung der Gefässc des Saamenstranges, na­mentlich der inneren Saamenvenc, und zeigt sich als eine Ge­schwulst des Saamenstranges, in welcher man die erweiterten Adern deutlich fühlt. Ursachen sind unbekannt. Die Heilung ist in der Hegel nicht zu bewirken.
e)nbsp; Der Mutterbandbruch der Hündinnen besteht in einer Ausdehnung der kleinen Fortsetzung des Bauchfells, welche das runde Mutterband vom Bauchringe bis zum Schaambein über-zielit und bei einzelnen Thieren äusserlich mit Fett so reichlich bewächst, dass dadurch in der Leistengegend eine elastisch-weiche Geschwulst entsteht. Dieselbe ist auch nur durch ope­rative Abtrugung des Fettes zu beseitigen.
Die sämmtlichen falschen Brüche sind ungefährlich, sie können aber, wenn sie eine ungewöhnliche Grosso erreichen, die Bewegung der Hintcrfüsse stören.
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Schwere Geburten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 265
Siebentes Kapitel. Schwere Geburten.
Wenn die von der Natur für den Organismus des weib­lichen Hundes bestimmte Zeit der Trächtigkeit mit 60—64 Ta­gen zu Ende ist, heginnen sich in der Gebärmutter die soge­nannten Ei- oder Fruchthäute von der inneren Fläche dieses Organes abzulösen und äusserlich treten in den Bauchmuskeln und zum Tlieil auch in der Gebärmutter krampfartige Zusammen­ziehungen ein, weiche man als quot;Wehen bezeichnet. Bei diesen Zusammenziehungen werden die Jungen Thierchen in der Gebär­mutter mein- zu dem Gebärmuttermunde gedrängt, zugleich er­weitert sich der letztere alimälig immer mehr und die Mutter­scheide wird reichlicher als im gewöhnlichen Zustande mit Schleim befeuchtet. Wenn dieser Vorgang etwa eine halbe Stunde in wiederholten und verstärkten Anfällen stattgefunden hat, ist das am ineisten nach hinten zu liegende Junge mit der einhüllenden feinen Haut in den Gebärmuttermund gedrängt, und zwar in der Regel so, dass es mit dem Kopfe nach der Mutterscheide zu, auf seinen ganz gestreckten Vorderfüssen und mit seinem Bauche gegen den Bauch der Mutter gewendet liegt. Durch eine nun eintretende, starke Wehe zerreisst die Eihaut, das in ihr befind­liche Fruchtwasser ergiesst sich in die Mutterscheide, und bald darauf wird das junge Thier mit der genannten Haut aus der Gebärmutter vollständig herausgedrängt und seine Geburt ist so­mit vollendet. Das junge Thier hängt aber an der Mitte seines Leibes durch den Nabelstrang, am anderen Ende desselben mit dem sogenannten Mutterkuchen und der Innern Fläche der Ei-häute zusammen. Das Multerthier beisst die Nabelschnur gleich nach der Geburt des Jungen nahe am Leibe desselben ab, und frisst gewöhnlich ebenfalls sogleich die Eihaut mit dem Nabel­strange und dem Mutterkuchen auf. Sind mehrere Junge in der
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266nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Schwere Geburten.
üebärrauttcr enthalten, wie dies fast allgemein der Fall ist, so wiederholen sich sehr bald die Wehen, und es wird in Zwischen­zeiten von circa ' 4 Stunde bis zu einer Stunde ein Junges nach dem andern in ähnlicher Weise geboren. Die Mutter beleckt die Jungen am ganzen Körper und schiebt sie unter ihren Leib, wo sie seiir bald die Zitzen aufsuchen und zu saugen beginnen. Die Brüste (in der Jägersprache: das Gesäuge) sind in der letz-ten Zeit des Trächtigseins allmäiig mehr und mehr angeschwol­len, und bei gelindem Drücken und Streichen an den Zitzen zeigt sich zuweilen schon acht Tage vor der Geburt eine ganz wässe­rig dünne, ein wenig siisslich und salzig schmeckende Milch. Diese Milch wirkt auf die Jungen nicht nur nährend, sondern auch zugleich gelind abführend und scheint von der Natur mit diesen Eigenschaften in der Absicht begabt zu sein, um die .Menge zähen Kothes, welche sich im Darmcanal der jungen Thiere vorfindet, bald zu entfernen. In wenigen Tagen nach der Geburt wird die Milch mehr consistent und allmäiig auch mehr fett, so dass sie zu der vollständigen Ernährung der Jungen geeignet und bis zum Entwöhnen ausreichend ist. So lange die jungen Hunde nur eben die Muttermilch gemessen, eben so lange hält auch die Mutter das Lager von Koth und Urin rein, indem sie beide Excremente nach jeder Ausleerung der Jungen aufleckt.
In dem oben bezeichneten normalen Vorgange der Geburten entstehen bei Hunden häufig Abweichungen und Schwierigkeiten, welche durch menschliche Hülfe beseitigt werden müssen. Diese Schwierigkeiten werden dadurch veranlasst, dass entweder a) das Mutterthier keine oder zu geringe Wehen bekommt, oder b) dass das Mutterthier ein verkrüppeltes und zu enges Becken besitzt, oder c) dass das junge Thier für die Weite des Beckens der Mutter zu gross gebildet ist, oder d) dass das Junge unregel-mässig gebildet, eine sogenannte Missgeburt ist, oder e) dass es eine unregelmässige Lage hat.
a) Der Mangel an Wehen findet sich besonders bei alten und verzärtelten, kleinen Stubcnbunden, und beruht entweder in einer zu grossen Schwäche des Mutterthieres oder in einer Absterbung der Eihäute und Eäulniss dieser Theile im Mutter-
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Mangel an Wehen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; quot;267
leihe. Wo nur allein Schwäche und Reizlosigkeit besteht, be­merkt man nur, class die llüudia zur richtigen Zeit einige Wehen gezeigt hat, dann aber wieder ruhig geworden ist, und dass weiteres Drängen zur Gehurt, nicht statt findet, obgleich man in dem dicken Bauche die Jungen deutlich fühlen kann. Bei einer Untersuchung*) mittelst eines durch die Mutterscheide einge­führten Fingers fühlt man die letztere in normaler Beschaffen­heit, den Gebärmuttermund ziemlich erweitert, aber den Fötus noch ganz in der Gebärmutter zurück. Besteht zugleich Ab-sterbung der Eihäute, so sind auch immer die Jungen todt und diese nebst den Eihäuten gewöhnlich schon in fauliger Zer­setzung. Hierbei benimmt sich das Thicr in ähnlicher Weise, wie angegeben, aber der Leib ist mehr gespannt und schmerzhaft, und es flicsst aus der Scheide eine grüne, faulig stinkende Jauche; nahe dem Gebärmuttermunde oder hinter demselben fühlt man ein Junges, aber ohne Zeichen der Lebendigkeit. Dieser Zustand ist stets mit grosser Gefahr begleitet, und es gelingt kaum, die Hälfte der in ihm befindlichen Mutterthiere zu rotten, während dies dort, wo die Fäulniss nicht besteht, fast immer möglich ist.
Die Hülfe besteht bei dem Mangel an Wehen darin, dass man dem ^Mutterthiere kräftige Nahrungsmittel, mit etwas Ge­würz, namentlich mit Zimmt oder Nelken, versetzt, verabreicht; ausserdem aber kann man auch durch specifisclie Reizmittel die Thätigkeit der Gebärmutter mehr anregen, und zwar innerlich besonders durch das Mutterkorn, welches man in Gaben von 0,8—1,8, alle halbe bis ganze Stunde wiederholt, bis kräftige Wehen eintreten; es kann als Pulver mit lauwarmem Wasser oder als Dccoct (bereitet von 8,0 zu (iO.O Colatur und hiervon, je nach der Grosso des Hundes, einen Theelöffel bis einen Ess-löffel voll) gegeben werden, oder ein Chamillen-lnfusmn mit
*) Zu den [Jntersachangen und ebenso zu den gebartshülflichen
Operationen werden die Hunde auf einen Tisch, mit dem hintern Ende des Beckens nahe an einen Rand desselben, gelegt. Alle Untersuchungen macht man in der Zeit, wo keine Wehen bestehen, dagegen findet das Ziehen an dem Jungen immer zur Zeit der Wehen statt.
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268nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Schwere Gebarten.
Zusatz von Zimmt (0,(5—2,0 pro dosi), oder warmen Wein mil Zimmt oder Nelken u. dergl. Dabei macht man Einspritzungen von Chamillen-Infasum mit Zusatz von Wein in die Gebärmutter und lässt den Leib gelind reiben. Wo es zu haben ist, kann man auch das Thier in ein warmes Bad von Heublumen oder Chamillen, etwa während einer Viertelstunde legen. 13ei dem Gebrauche dieser Mittel finden sich gewöhnlich bald stärkere Welien ein, und die Geburt wird entweder durch die letzteren allein vollständig beendet, oder das Junge wird wenigstens mit dem Kopfe bis in den Gebärmuttermund oder in die Scheide gedrängt, so dass man es mit den Fingern oder auch wohl nöthigenfalls mit einer Geburtszange oder mit einem Haken er­fassen und hervorziehen kann.
Bei der Absterbung der Eihäute sucht man ebenfalls durch innere Mittel eine Erhöhung der Lebensthätigkeit in der Gebär­mutter zu erregen. Hierzu können die oben genannten Mittel benutzt werden, doch haben sich China, Calmus, Sadebaum, Campher und Terpenthinöl noch wirksamer gezeigt. Ausserdem wendet man Einspritzungen in die Gebärmotter von einem In-fusum von Chamillen, oder von Calmus. oder von Sadebaum-kraut und ein warmes Bad von aromatischen Mitteln (wenn hierzu Gelegenheit ist) an. Wenn nach einiger Zeit die Jungen in den Muttermund hervorrücken, sucht man entweder mit den Fingern oder mit Zange und Haken die Geburt zu beenden, was Jedoch bei der weichen Beschaffenheit dieser todten Körper nur sehr gelind geschehen darf, weil sonst leicht ein Abreissen einzelner Theile entsteht. Die Nachbehandlung besteht hier in guten Nahrungsmitteln, reiner Luft und in den ersten zwei bis fünf Tagen noch in wiederholten Einspritzungen von Chamilien-thee mit Zusatz des 10. Theils Salicinsäurc oder des 100. Theils Garbolsäuro in die Gebärmutter.
b) Ein im Innern absolut zu enges Becken ist bei Hun­den selten die Ursache zu schweren Geburten, und wo sie sich findet, ist sie meistontheils die Folge eines früher bestandenen Bruches der Beckenknochen; doch hat man auch einzelne Fälle beobachtet, in denen das Becken in Folge von Scropholn und Knochenerweichung schief und zu eng geworden war. Diese Bc-
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Zu en^es Becken.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2^9
schaffenheit ist last immer in die Augen fallend, und die Be­engung dos inneren Raumes ist bei einer schweren Geburt sehr leicht durch eine Untersuchung mit dem Finger in der Mutter-und dem Mastdarm zu erkennen. Wenn sich das so findet, dabei der .Muttermund vollständig geöffnet ist und die Hündin zugleich viele Wehen gezeigt hat, kann man die Verzögerung der Geburt sicher auf diese Ursache schreiben. Je nach dem Grade der Beengung und nach der sowohl durch den Mutter­mund wie auch äusserlieh am Bauche erkennbaren Grosso der Jungen muss man bcurtheileu können, ob der Durchgang der letzteren durch das Becken bei einiger Hülfe von aussen her möglich ist oder nicht. Im erstem Falle legt man am besten eine Geburtszange oder einen stumpfen Haken über den Kopf oder im Nothfalle eine Schlinge von breitem Band um den Kopf und um die Inisse des vorliegenden Jungen, und sucht es durch gelindes Ziehen nach und nach aus dem Becken zu schaffen. Bei dem Ziehen hat man zu beobachten, dass immer die Füsse und der Körper zugleich hervorgezogen werden, weil sonst die erstem zurückbleiben und weitere Hindernisse bilden. — Wenn man findet, dass der Durchgang des Jungen in seiner Integrität durch das Becken nicht geschehen kann, so bleiben nur zwei Wege zur Hülfe übrig, nämlich die Zerstückelung des Jungen, oder der Gebärmutterschnitt (der sogenannte Kaiserschnitt). Die Wahl zwischen diesen beiden gefährlichen Hülfen ist davon abhängig, ob das junge Thier in der Gebärmutter noch lebend ist oder nicht, und ob dem Eigenthümcr mehr an der Erhaltung des Jungen oder an der des Mutterthieres gelegen ist. Denn ist das junge Thier bereits abgestorben, so muss unbedingt die Zerstückelung desselben stattfinden; lebt aber das Junge noch und ist dasselbe vielleicht väterlicher Scits von seltener Race, oder ist das Mutterthier alt und kränklich, so verdient in den meisten Fällen der Gebärmutterschnitt den Vorzug.
Zur Zerstückelung muss das Mutterthier auf eine Seite so auf einen Tisch gelegt werden, dass das hinterste Ende des Beckens ein wenig über den Rand des Tisches hervorsteht. Man sucht dann mit dem Zeigefinger der linken Hand den nächst vorliegenden Theil des Jungen auf, schiebt eine Bandscldeife
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270nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Schwere Geburten.
über denselben und zieht ihn damit so weit gegen den Gebär-muttermund, dass man ihn mit einem Messer oder mit einer schmalen Scheere erreichen kann, und schneidet ihn dann mög­lichst nahe am Körper ab, und zwar, — wenn es sein kann, mit den Vorderfüsson zugleich die Schulterblätter; und eben­so verfährt man nach und nach mit den übrigen erreichbaren Theilen.
Der Gebärmutterschnitt wird auf folgende Weise ausgeführt: Man legt das Thicr so auf einen Tisch, dass die Seite des Lei­bes, an welcher man durch die Bauch wand das Junge im Leibe am besten fühlt, die obere wird. An dieser obern Seite des Leibes scheert man zwischen dem Hinterschenkel und den falschen Lippen die Haare auf einer Fläche von etwa 3—4 Zoll Länge und quot;2 Zoll Breite rein ab, macht aus der Haut eine Querfalte und durchschneidet dieselbe so, dass eine gegen 2—3 Zoll lange Wunde entsteht; hierauf durchschneidet man vorsichtig die Bauch­muskeln und die innere Bauchhaut, schiebt die etwa auf der Gebärmutter liegenden Eingeweide zur Seite, durchschneidet die nach oben liegende AVand der Gebärmutter, zieht den jungen Hund mit seinen umgebenden Eihäuten schnell heraus, heftet mittelst Nadeln und Faden die Wunde der Gebärmutter zusam­men und schneidet die Heftfäden ganz kurz ab. Darauf heftet man die AVunde in den Bauchmuskeln und in der Haut, gleich-massig zusammen, legt die Hündin an einen ruhigen Ort und giebt ihr in den ersten Tagen nur ganz schwach nährendes Futter, z. B. Wassersuppe oder verdünnte Milch, und befördert die Koth-entlcerungen durch Klystierc von kaltem Wasser. Nach etwa 6 Tagen ist gewöhnlich die Heilung geschehen und die Wund­hefte können entfernt werden. Dass auf diese Weise aus dem Körper der Mutter beförderte Junge kann an die Zitzen gelegt und überhaupt so behandelt werden, wie wenn es in gewöhn­licher Weise geboren worden wäre. Sollte aber das Muttcrthier in Folge der Operation eine Bauchfellentzündung erleiden, so ist es besser, das Junge mit Milch künstlich aufzuziehen.
c) Es kommt bei Hunden häufiger als bei anderen Thieren vor, dass das Junge im Muttorleibc eine für das Mutterthier unverhältnissmässige Grössc erreicht und dann zur Zeit
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quot;Uisspreburten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;-271
dor Geburt schwer oder gar nicht durch das Becken den Aus­gang erlangen kann. Die Ursache hierzu ist fast immer das Paaren mit zu grossen männlichen Hunden. Doch findet sich zuweilen auch Vcrgrösserung durch Wassersucht oder bei schon abgestorbenen Jungen auch durch Faulniss. In allen diesen Fällen ist die Hülfe auf dieselbe Weise zu bringen, wie dies im Vorhergehenden (sub b.) angegeben ist.
d) Die Missgeburten finden sich beim Hunde zuweilen mit zu wenig oder mit unvollständig entwickelten Gliedmassen versehen, in andern Fällen aber sind einzelne Theile, Kopf oder Gliedmassen, an einem Körper überflüssig vorhanden, oder es sind wohl selbst zwei Körper mit einander verwachsen und dann auch zuweilen Kopf und Gliedmassen doppelt. In dem Falle, wo Gliedmassen fehlen oder zu wenig entwickelt sind, entsteht für die Geburt kein Hinderniss, dagegen aber findet sich dies bei den übrigen angedeuteten Formen. Gewöhnlich stellen sich bei solchen Missgeburten ein Paar Piisse oder ein Kopf mit den Füsscn durch den Muttermund in die Mutterscheide, aber trotz kräftiger Wehen rückt die Geburt nicht weiter vorwärts. Bei der Untersuchung mit einem in die Gebärmutter eingeführten Finger fühlt man dann in derselben mehr Gliedmassen, als für einen Fötus erforderlich sind, oder man fühlt auch noch einen zweiten Kopf. 1st das Becken gehörig weit, so lässt sich ge­wöhnlich die Geburt ohne Zerstückelung bewirken, und zwar, indem man zuerst den bereits hervorgetretenen Theil in eine Schleife nimmt und ihn dann wieder etwas in die Gebärmutter zurückschiebt, gleich darauf aber den zunächst liegenden, bisher zurückgebliebenen Theil mit gekrümmtem Finger oder mittelst eines stumpfen Hakens hervorholt und dann mit den Fingern langsam, aber kräftig und in der geraden Richtung vom Becken weg an diesen Theilen zieht. Gelingt die Geburt auf diese Weise nicht, indem sich im Innern des Beckens immer noch einzelne Theile gegen dasselbe stützen und drängen, so bleibt nichts Anderes übrig, als die Zerstückelung des Jungen im Mutterleibe. Bei derselben werden wieder, wie dies oben sub b.) angegeben ist, zunächst die aus der Gebärmutter hervorragenden Theile so viel in die Gebärmutter zurückgeschoben, dass man den nöthigen
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27quot;2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Schwere Geburten.
Raum zum Einfuhren eines Fingers und eines Messers gewinnt. Man sucht dann wieder den Theil, der den meisten Widerstand erzeugt, von dem Körper des jungen Tliieres zu trennen, und nachdem dies geschehen, zieht man an den Bandschleifen die Theilo hervor und erwartet das Heraustreiben des Körpers von der Thätigkeit der Wehen. Sollte aber hierdurch die Geburt nicht beendet werden, so rauss man mit Zangen und Haken zu Hülfe kommen.
e) Durch abnorme Lage des jungen Thieres entstehen die häufigsten Schwierigkeiten bei dem Gebären, und zwar haupt­sächlich: 1) indem der Kopf sich zwischen den beiden Vorder­beinen hindurch nach unten gebogen hat, so dass er mit dem Genick gegen den Rand des Schambeins stösst; oder 2) er ist nach rückwärts übergebogen und stösst mit dem Kinn gegen das Kreuzbein; oder 3) er ist nach der einen oder der andern Seite umgebogen, so dass eine Seite des Halses gegen den Gebär­muttermund zu liegt. In allen 3 Fällen können ein Vorderfuss oder beide Vorderfüsse regelmässig durch den Gebärmuttermund hervorgetreten sein, docK können die Vorderfüsse auch gleich­zeitig mit dem Kopfe in der Höhle der Gebärmutter zurück­geblieben sein. 4) Ein Vorderfuss ist für sich oder gleichzeitig mit dem Kopf regelmässig in die Mutterscheide gelangt, aber der andere ist zurückgeblieben, und zwar entweder unter die Brust des jungen Thieres gebogen, oder er ist nach oben über dem Kopf an das Kreuzbein gestützt. 5) Es können auch beide Vorderfüsse zurückgeblieben sein und in der einen oder andern jetzt bezeichneten Lage sich befinden, während der Kopf durch den Muttormund hervorgetreten ist. 6) Es ist eine sogenannte Steissgeburt zugegen, d. h. das Hintcrtheil hat sich zu dem Gebärmuttermunde gerichtet, und es ist entweder der Schwanz durch den letztern hervorgetreten, oder der eine oder der andere Hinterfuss oder auch beide befinden sich in 'der Mutterscheidc. Die Hinterfüsse können dabei mit den Zehen zum Vorschein kommen oder auch mit den Sprunggelenken. Endlich 7) das junge Thier hat eine Rückenlage, d. h. es liegt mit seinem Rücken auf der Bauchwand des Mutterthiercs und hält die Füsse gegen den Rücken desselben, und hierbei ist bald der Kopf, bald
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Abweichende Lagen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;273
(las Hiatertheil des jungen Thieres gegen die Gebärmutter ge­richtet. Diese letztere Lage und diejenige, bei welcher eine Seite des Halses quer vor dem Muttermunde sich befindet, sind die übelsten von allen, weil sich bei ihnen die regelmässige Lage am aUerschwierigsten wieder herstellen lässt.
Die Hülfe bei diesen verschiedenen abweichenden Lagen be­ruht lediglich darin, dass man denjenigen Theil, welcher im Innern der Gebärmutter zurückgeblieben ist und sich irgendwo gegen die innere Fläche des Beckens stützt, von diesem Stütz­punkt abhebt und durch den Gebärmuttermund nach aussen leitet, um dem Körper des jungen Thieres den möglichst schmälsten Querdurchmesser zu geben, und die Hindernisse des Durchganges durch das Becken zu beseitigen. Für diesen Zweck schleift man zuerst um die hervorliegenden Theile ein Band und schiebt dann mit dem steif gehaltenen Zeigefinger den Körper des jungen Thieres so weit in die Gebärmutter zurück, dass man zu den­jenigen Theilen gelangen kann, welche eben das Hinderniss in der oben bezeichneten einen oder andern Art verursachen. Dann
hebt mau die etwa nach abwärts gegen das Schambein ge­drängten Theile in die Höhe und leitet ihre Endpunkte in den Gebärmuttermund; entgegengesetzt drückt man die nach oben, gegen das Kreuzbein gestellten Theile herunter und leitet eben­falls ihre freien Enden in den .Muttermund. Nach derselben Idee verfährt man auch mit den seitwärts gebogenen Körpeilheilen. Kann man eine solche Veränderung der Lage nicht mit den blossen Fingern bewirken, so muss man einen der Grosse des Beckens und des Muttermundes entsprechenden, stumpfen, eiser­nen Haken durch den Muttermund einführen, die unrichtig lie­genden Theile mit demselben erfassen und sie damit in die richtige Lage ziehen. Wenn die letztere herbeigeführt ist, muss man immer eine Zeit von etwa ' 2—1 Stunde warten, um zu sehen, ob die Geburt durch die eigene Thätigkeit herbeigetührl wird, da gewöhnlich bald Wehen eintreten und durch diese das junge Thier hervorgedrängt wird. Sollte aber das nicht ge­schehen, so muss man an den in der Mutterscheide liegenden Theilen des jungen Thieres gleichmässig ziehen, während das
Hortwlg, Kraiikli. (I. H.....le. 2. Anlaquo;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;IS
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'274nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Schwere Geburten.
MuttertHcr in einer Scitenhigc durch einen Gehiilfen festgehalten wird. Das Ziehen niuss sanft beginnen und allmälig immer mehr verstärkt werden, bis das Hinderniss überwunden und das Junge hervorgezogen ist.
Nach beendeter Geburt überlässt man das Mutterthier der Ruhe und giebt ihm in den ersten Tagen eine dünne, nicht zu stark nährende Kost (verdünnte Milch mit Brot, Griessuppe u. dg!.). Sollten die Geschlechtstheile während der Geburt stark gequetscht sein, so lässt man dieselben mit Chamillenthee oder mit einem Infusum von xVrnikablumen lauwarm öfters befeuch­ten, bis die Zertheilung der Geschwulst geschehen ist. Leidet die Hündin an Hartleibigkeit, so sind Klystiere von Seifenwasser mit etwas Ocl täglich zweimal bis zur Wirkung anzuwenden, und in hartnäckigen Fällen ist bei gut genährten Hunden inner­lich Glaubersalz oder Bittersalz, oder Rieinusöl in massigen Gaben anzuwenden.
Den Hündinnen, deren Junge todt zur Welt gekommen oder bald nach der Geburt fortgekommen sind, schwillt oft das Euter durch Anhäufung der Milch in demselben bedeutend an. In solchen Fällen giebt man dem Thiere magere Kost, auch wohl ein Abführmittel von Bittersalz oder von Calomel und Gummi-gutt, lässt es viel herumlaufen und im äussersten Falle lässt man ihm die Milch abmelken; gewöhnlich verliert sich hierbei die Anschwellung nach etwa 3—4 Tagen.
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Krankhafte-ZustäncTe laquo;lor [Taut.
#9632;Ill
Achtes Kapitel.
Krankhafte Zustände der Haut.
Die Haut ist häufig der Sitz von verschiedenen abnormen Zustünden, namentlich von
Pocken, Flechten, Räude und Ungeziefer.
A. Von den acuten (hitzigen) Hautausschlägen linden laquo;ich bei den Hunden nur wenige, und zwar:
a)nbsp; Die sogenannten Pocken, die nur in einem Bläschen­ausschlag bestehen, welcher sich bei Jungen Hunden off zur Zeit der Staupe, aber auch ohne die letztere einfindet, mit den wahren Pocken der Menschen und anderer Thiere keine Uebereiustiinmung zeigt und bereits oben S. 51 beschrieben ist*).
b)nbsp; Das Typhus-Exanthem, ein in kleinen rothen Flecken bestehender Ausschlug, der oft, aber nicht immer bei dem Ty­phus erscheint, wie dies oben S. 24 angegeben worden ist.
c)nbsp; Der Hitzeausschlag; er kommt im Sommer vor, wenn entweder die Hunde durch vieles Laufen sehr erhitzt werden, oder auch zuweilen, wenn sie, nachdem sie viel in der Sonne gelegen, an einen kühlen Ort gebracht oder unmittelbar darnach
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*) Barrier beobachtete bei den Hunden Pocken, welche angeblich denen des Menschen gleich waren; E. Viborg und Urove impften Hunde mehrfältig mit Lymphe, von Menschenpocken mit dem Erfolge, dass sich an den Impfstellen und auch andern Stellen in Zeil von 4 Tagen Spuren von Pocken zeigten, welche sich allmälig mehr entwickelten und in 1 3 Ta­gen zu Schorfen vertrockneten und abfielen. Die Krankheit war fieber­haft, einzelne Hunde litten bedeutend, einige starben und zeigten bei der Section auch an der Zunge, im Schlünde und in der Luftröhre viele Pocken. Die Uebertragnng von ihnen auf andere Thiere gelang nicht. (Grcvo. Er­fahrungen und Beobachtungen über die Krankheiten derHausthiere. I.Bdch. Oldenburg 1818. S. 198.)
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#9632;27()nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankhafte Zustände der Haut.
in kalles Wasser geworfen werden. Er äussert sicli durch An­schwellung und Hitze einzelner Stellen der Haut am Kopfe, am Halse oder auch an verschiedenen Theilen des Körpers; es ent­stehen Blasen in der Grosse einer Erbse und darüber, welche mit einer dicken lymphatischen Flüssigkeit erfüllt sind, nach 24—48 Stunden bersten und sogleich trockene Schorfe bilden; gewöhnlich sind schon vorher die Haare ausgefallen. Die Schorfe lösen sich in Zeit von 8—12 Tagen ab und in der Regel ist dann die Heilung erfolgt. Die Kur besteht in der Anwendung eines Abführungsmittels von Glaubersalz oder Bittersalz, in ma­gerer Diät, in Ruhe an einem kühlen Ort, und äusserlich in dem Bestreichen der Schorfe mit reinem Oel oder Fett.
d) Die Fcttflechte, gewöhnlich auch, aber unrichtig, Fetträude genannt, ist eine in jeder Jahreszeit und bei Hun­den von jeder Race, besonders aber bei solchen, welche sehr reichlich mit fetter Nahrung gepflegt werden, vorkommende Krankheit, die sich in folgender Weise äussert: es entsteht bei gelindem und gewöhnlich nur durch einige Stunden bestehenden Beizlieber an irgend einer Stelle, meistens Jedoch am Halse, auf dem Rücken und auf dem Kreuz, eine Entzündung der Haut in dem Umfange von einem Zoll bis zum Umfange einer Hand-lläche; die Haut wird daselbst heiss, schwillt etwas an, so dass sie sich dicker und derber anfühlt, die Haare sträuben sich, es bilden sich eine Menge kleiner Bläschen, welche schnell bersten und eine blassgelbliche, klebrige und fettig aussehende Flüssig­keit aussickern; nach kaum quot;24 Stunden fallen die meisten Haare aus, die Oberhaut verschwindet, und man sieht nun eine kahle, dunkelrothe, mit jener fettig glänzenden Feuchtigkeit bedeckte, heisse und sehr empfindliche Hautfläche, welche fast immer eine grosso Aehnlichkeit mit einer Verbrühung zeigt. Wegen der grossen Empfindlichkeit und Spannung der Haut haben viele Hunde, Je nach dem afficirten Theil, eine steife Haltung des Halses oder auch eine mangelhafte Bewegung des einen oder des anderen Fusses. Nach den ersten 24 Stunden findet sich ein Jucken in der leidenden Stelle ein und die Thiere suchen sich an derselben zu belecken, zu benagen oder zu reiben und iliun dies nicht selten in dem Grade, dass die Stelle blutrünstig
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FTaiitjucken.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; quot;277
wird. Durch diese gewöhnlich wiederholten Reizungen wird das Uehel oft sehr in die Länge gezogen, und es hinterlässi zuwei­len eine kahle Stolle; ohne diese Heizungen dauert es gewöhn­lich gegen 14 Tage, und bei einer zweckmässigen Behandlung erfolgt die Heilung oft in 8 Tagen, und es wachsen fast im­mer auch wieder die Haare vollständig. Ansteckend ist die Flechte nicht.
Die Kur besteht darin, dass man den Hund auf magere Diät setzt und namentlich ihm für die Dauer der Krankheit das Fleisch ganz entzieht; ferner, dass man ihm durch ein Paar Tage nach einander ein Abführungsmittel, am besten aus Calomel und Gummi-Gutti (an 0,18 — 0,30) giebt und äusserlich die graue Mercurialsalbe oder noch besser eine Salbe aus quot;2,0—4,0 weissen Präcipitat und 15,0 Schweinsfett, oder das gelbe phagedänische Wasser, oder die verdünnte Carbolsäure (1 zu 50—100 Wasser), täglich zweimal gelind aufstreicht, auch von Zeit zu Zeit die Stelle mit Seifenwasser reinigt.
B. Chronische Hautkrankheiten kommen bei Hunden sehr häufig vor, aber ihre einzelnen Arten sind noch nicht gehörig festgestellt, weil diese Krankheiten in der ersten Zeit ihrer Ent-wickelung nur äusserst selten zur thierärzfliehen Untersuchung kommen, t.heils auch, weil sie in ihrer spätem Zeit einige Aehn-lichkeit unter einander erhallen, welche durch die Wirkungen des Kratzens und Reibens, in Folge des fast immer vorhan­denen Juckens, und durch die Schorfbildung hiernach, noch grosser wird.
Es muss genügen, folgende Formen dieser Krankheiten an­zuführen:
a) Das Hautjucken. Es besteht wahrscheinlich in einer krankhaften Reizbarkeit der Hautnerven und äussert sich durch ein beständiges, jedoch in manchen Zeiten, besonders in der Nacht stärkeres Jucken, so dass die Thiere sich fortwährend mit den Pfoten kratzen, mit den Zähnen benagen oder sich an Gegenständen reiben. Die Haut findet sich, mit Ausnahme der durch das Kratzen oder Reiben verletzten Stellen, anscheinend gesund, höchstens mit ganz kleinen Knötchen vorsehen; auch ist kein oder nur sehr wenig Ungeziefer auf ihr zu finden, und die
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278nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kvanldiafte Zustände der Haut,
Thiere sind dabei munter, bei gutem Appetit, ohne Fieber and überhaupl anscheinend ganz gesund. Ais Ursachen beschuldigt man zu reichliches Futter, Mangel an Bewegung in freier Luft, Unreinlichkeit und Erkältungen. Das Cebel ist langwierig, oft sehr schwer zu heilen, aber nicht ansteckend.
Die Hülfe besteht in der Beseitigung der eben genannten Ursachen, in der Ableitung der Säfte von der Haut durch wie­derholte Abführungsmittel und in der Verminderung der Haut-empfindlichkeit durch lauwarme Bäder von Kleie, von narcoti-schen Mitteln, von schwacher Kalilauge (1 zu 500 Wasser) oder von weisser Seife. Auf kleine Stellen kann man Waschungen mil einer sehr verdünnten Aullösung von Bleiessig (4,0 zu 300,0), selbst mit Zusatz von einem narcotischen Extract, machen. Zu­weilen hat selbst das Bestreichen mit mildem Oel gute Dienste geleistet, Letzteres darf jedoch niemals über 24 Stunden auf der Haut sitzen bleiben, weil es sonst ranzig wird und das Jucken vermehrt.
Fine andere Art von Hautjucken, welches die Hunde sehr quält, entsteht, wenn sie geschoren werden, dadurch, dass die verkürzten Haare wie steifstehende scharfe Borsten die Haut an allen Stellen, wo sich bei den Bewegungen Falten bilden, ste­rben und reizen. Die Reizungen hören nach etwa 10 Tagen von selbst auf, wenn die Haare wieder etwas länger gewachsen sind, so dass sie sich umbeugen können. Das Leiden ist zu vermei­den, indem mau bei dem Scheercn die Haare nicht zu kurz ab­schneidet, wo aber das Jucken eingetreten ist, leistet die ange­gebene Behandlung, namentlich das Bestreichen mit Fett oder Oel gute Dienste.
b) Die trockene rothe Flechte. Sie zeigt sich in Form von sehr feinen Erhöhungen der Haut, die ganz eng zusammen­sitzen, ein rothes Ansehen haben, und bald kleinere, bald grös-serc Flecke von unregelmässiger Form bilden; am deutlichsten sieht man sie an der leinen Haut des Bauches, an der innern Fläche der Hinterschenkel und auf dem Rücken, wo gewöhnlich auch die Haare ein rötbliches Ansehen erhalten; jedoch ist keine Stelle am Körper ganz frei von ihnen. Diese Knötchen sind mit einem sehr heftigen, in der Nacht gewöhnlich noch stärker
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Flechten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 279
hervortretenden Jacken begleitet, welches die Thicrc zwingt, sich fortwährend zu kratzen und zu reiben. Fieber und andere Iviank-heitserscheinungen fehlen gänzlich. Das Hebel ist gewöhnlich über Jahr und Tag dauernd, und steckt andere Hunde an, je­doch kennt man den Ansteckungstoff und die Materie, an wel­cher er haftet, noch nicht.
Die Ursachen sind, ausser der Ansteckung, nicht bekannt; es scheint aber, dass die Hunde von zarteren Raren, wie na­mentlich die Wachtelhunde, diesem Leiden mehr unterworfen sind als die stärkeren.
Die Heilung ist schwer zu bewirken. Man wendet die bei dem Hautjucken empfohlenen Mittel an und ausserdem giebt man durch einige Zeit fortgesetzt den Schwcfelspiessglanz (0,30 bis 0,90, täglich zweimal auf das Futter), oder auch wohl die Fowler'sche Arseniklösung 3 — 8 Tropfen täglich einmal), oder das Sublimat zu 0,005 — 0,007, und wäscht auch äusserlich mit einer einfachen Sublimatauflösung (0,06 auf 30,0 Wasser) oder auch mit dem gelben phagedänischen Wasser, oder auch mit einer schwachen Auflösung von Schwefelleber. Die Diät muss mager sein und das Thier viel Bewegung in freier Luft erhalten.
c) Die Kleien-Flechte besteht in einer oft wiederholten trockenen Absterbung der Oberhaut in Form von trockenen, ganz kleinen, staubförmigen oder kleienähnlichen Schuppen, weiche entweder auf einzelnen Stellen am Kopfe, besonders um die Augen, am Halse und am Rumpfe, seltener an den Füssen ihren Sitz haben, zuweilen aber sich auch über den ganzen Körper verbreiten. Die Haut an den kranken Stellen ist immer mehr derb und dick als die gesunde Haut, und immer ist ein heftiges Jucken an den Stellen vorhanden. Mehrentheils fallen auch die Haare an den leidenden Stellen aus*), so dass ganz dünnbehaartc oder auch kahle Stellen entstehen, luden meisten Fällen nimmt auch die Hautausdünstung einen üblen Geruch an.
*) An den Wurzeln der ausgefalleuen Haare bei versohiedBiion Flecli-ten hat mau unter dem Mikroskop kleine Pilze gefunden, man kennt aber noch nicht die Bedeutung derselben für die Entstehung der Krankheit.
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•280nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankhafte Zustando der Ff.ant.
Die Ursache ist nicht bekannt.
Has Hebel ist sehr langwierig, nach der Heilung gewöhn­lich wiederkehrend, und endet zuletzt nicht selten in Abzehrung oder Wassersucht. Es scheint ansteckend zu sein.
Zur Kur benutzt man Bäder oder Waschungen von Seifen-wasscr oder von einer Auflösung der Pottasche, das phagedä-nisebe Wasser und überhaupt die Mittel, welche im Vorherge­henden sub b. angegeben sind.
d)nbsp; nbsp;Die fressende Flechte. Eine seltenere Krankheit als die sämmt liehen übrigen Hautkrankheiten. Sie erscheint in Form von kleinen Bläschen, welche schnell platzen, eine röthliche Flüssigkeit entleeren, dann in kurzer Zeit sich vereinigen und ein gemeinschaftliches Geschwür bilden, das nur in dem Haut­gewehe sitzt und sich durch allmäligc Auflösung seiner Ränder immer weiter verbreitet. Dabei besteht ein heftiges Jucken, in Folge dessen die Hunde sich die kranke Stelle wiederholt grob reiben, so dass Blutungen entstehen. Das Uebel dauert gewöhn­lich lange Zeit und kehrt nach der Heilung zuweilen an andern Stellen wieder; es ist ansteckend und hat sieh in mehreren Fäl­len durch das Belecken auch auf die Lippen des kranken Thieres üben ragen. Die Ursachen sind dieselben, welche bereits oben sub a. und b. bezeichnet sind.
Die Heilung sucht man durch massiges Futter von milder und nicht fetter Qualität, durch innerlich ableitende und die Säftemischung umändernde Mittel, wie oben sub b., und äusser-lich durch öfteres Betupfen des Geschwürs mit Lapis infernalis, später durch Anwendung des Creosots (2,0 in 15,0 Wasser), oder auch der rothon oder weissen Präoipitatsalbe zu bewirken.
e)nbsp; Die Schuppenflechte bildet auf der Haut schon mit den blossen Augen sichtbare, ziemlich breite und dicke Schup­pen, unter welchen sich nach und nach die Haut selbst immer mehr verdickt, so dass an einzelnen Stellen wulstige Erhöhun­gen und daneben kleine Vertiefungen entstehen; zuweilen be­kommt, die Haut auch kleine Risse, welche wohl auch feucht werden, und immer fallen die Haare auf den leidenden Stellen wenigstens zum Theil- aus. In der Regel ist das Uebel von Jucken begleitet. Als Ursachen sind Erhitzungen und Erkältun-
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Schmarotzerthiere. Läuse.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 281
gen und greller Wechsel von magcrem zu fettem Kutter zu be­schuldigen, — vielleicht auch die Ansteckung.
Die Heilung ist schwer zu bewirken, und das Uebel dauert stets sehr lange fort, vermindert sich aber gewöhnlich bei küh­lem Wetter. Die Kur verlangt Regelung der Ernährung mit milder Pflanzennahrung, von Zeit zu Zeit wiederholtes Abfüh­ren, die Anwendung des Schwefels, des Schwefelspicssglanzes, der Fowler'schen Arsenikaullösung (5—10 Tropfen pro die, täg­lich 2mal), oder des Sublimates (S. 279). Aeusserlich wendet man Thccrwasser (Theer 1 Thl., Wasser 3 Thle. zusammenge­rührt), Theersalbo (1 Thl. Theer, 4 Thle. grüne Seife), die ver­dünnte graue Mercurialsalbe, oder auch Waschungen mit Schwefel­leberauflösungen (4,0 zu 180 Wasser) und dergl. umstimmende Mittel an.
C. Als Schmarotzerthiere (Parasiten) kommen auf der Haut des Hundes folgende Insekten vor, welche zwar nicht, selbst Krankheiten sind, aber jedoch zu krankhaften Erschei­nungen die Ursache geben:
1) Die Hundelaus (Pediculus Canis f'amiliaris Ka-brici und Müller, Haematopinus piliferus, Burmeister)*), ein gegen 3 Mm. (inclusive Kopf) langes braunrothes, sechs-füssiges Insekt in der bekannten Form der Läuse, der Kopf hat kaum ' - der Breite des Leibes, ist sechseckig, länger als die Brust, mit einem zurückzieh baren mit Widerhaken versehenen Saugrüssel und 4 Stechborsten, der Bauch neunringelich, breiter als die Brust, eiförmig, sehr behaart, die Beine sehr stark, die Schienbeine keulenförmig und nach innen mit einem starken Zahn
beendigt, die Pussenden mit einer zurückzuschlagenden starken und krummen Kralle versehen.
Diese Läuse finden sich auf der ganzen Haut, am meisten aber in der Gegend des Kehlkopfes. Sie bestehen in getrennten Geschlechtern, die weit zahlreicheren Weibchen legen hirntörmigo Eier (Nisse), welche sie an die Haare kleben und aus denen in etwa 8 Tagen die Jungen durch Oeffnen eines klappenartigen
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*) Siehe auf der beigegebenei! Tafel die Abbildung Fig. 1. in zwölf­facher VergrösserunK.
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282nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankhafte Zustände der Haut.
Deckels an dem breiten Ende des Eies zum Vorschein kommen und in abermals 8 Tagen ihre volle Grosse erhalten. Die Läuse werden gegen ein Jahr alt und nähren sich von dem Blute, welches sie mittelst des Säugrüssels aus der Haut saugen und das durch ihren Rücken röthlich durchscheint. Durch das Ein­bohren des Rüssels und durch das Kriechen auf der Haut be­lästigen sie, je nach ihrer grössern oder geringem Menge, die Hunde bald mehr, bald weniger, so dass diese sich mit den Pfoten viel kratzen, hierdurch kleine Verletzungen und Schorfe erzeugen und zuweilen selbst in ihrem Gedeihen gestört werden. Bei jungen Hunden im ersten Jahre und entgegengesetzt bei sehr alten Hunden finden sich die Läuse am häufigsten, und nach aslhenischen Krankheiten vermehren sie sich zuweilen in unge­heurer Menge; doch kommen sie seltener vor als die Flöhe. In der Regel hat sie ein Hund durch Eebertragung von einem an­dern erhalten. Auf den Menschen und auf andere Thicro geht die Hundelaus nur selten über und sie hält sich auf denselben nicht ausdauernd. Ihre Beseitigung bei den Hunden bewirkt man zum Theil durch Einreiben der Haut mit einem fetten Oel, aber besser durch wiederholte Waschungen mit einem Infusum von Anis- oder Petersiliensamen (30,0 zu 180,0 Colatur), oder von Insectcnpulver, oder mit einer Abkochung von Tabak und und Zusatz von Essig (Tabak 30,0, Wasser und Essig von jedem 180,0), oder durch Waschen mit einer Sublimatauflösung (Subli­mat 1,2, Wasser 180,0), oder durch Bestreichen mit grauer Merkurialsalbe an einzelnen kleinen Flecken am Genick, am oborn Theile des Halses und auf dem Rücken, wobei man jedoch das Ablecken der Salbe durch Anlegen eines Maulkorbes verhüten muss und die Anwendung nur alle 3—4 Tage wiederholen darf. — Man hat auch das Persische Insektenpulver mit gutem Er­folg blos zwischen die Haare auf die Haut gestreut; es muss jedoch täglich und wenigstens 8—10 Tage wiederholt angewendet werden, und am besten so, dass man die betreffenden Haut­stellen vorher etwas nass macht. Sehr wirksam ist auch äthe­risches Anisöl. 1 Th. mit 2—3 Th. Weingeist oder eben so viel eines feiten Oels gemengt, wöchentlich 2mal zwischen die Haare gestrichen.
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Flöhe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; -283
Ausser diesen Mil lein ist aber bei sehr schwachen und magern Hunden kräftige und hinreichende Nahrang und in iedem Falle ein reines, in jeder Woche einmal erneuertes Lager erforderlich.
'2) Der Hundefloh (Pulcx Canis), ein gegen 1' 2 Mm. langes, sechsfiissiges, dem allgemein bekannten Mensehenfloh sehr ähn­lich gebautes, aber von diesem durch starke Dornen an der Stirn und am ersten Bruststück, sowie durch Behaarung rund um den Kopf und durch gelbbraune Farbe des sehr grossen Bauches und der Beine schon mit blosscn Augen leicht zu unterscheiden­des Insekt, dessen im Allgemeinen zu bezeichneude Eigenihiim-lichkeit darin besieht, dass es am Kopfe mit einem eigenthüm-lich zusammengesetzten, nicht einziehbaren, fast senkrecht stehenden.Stech- und Sauge-Apparat, und mit sehr langen, zum Springen bestimmten Hinterbeinen versehen ist. Das letzte Glied der sämmtlichen luissc hat zwei lange, dünne Krallen, vermöge deren das Thier sich auch auf der Haut, an den Haaren und an rauhen Gegenständen festhalten kann, jedoch schwächer als die Laus; auf glatten Gegenständen kriecht es nur lang­sam, auf der Haut schnell; seine hauptsächlichste Fortbewegung ist der Sprung.
Die Flöhe sind das gewöhnlichste und häufigste Ungeziefer der Hunde; sie halten sich auf der ganzen Oberfläche derselben auf und nähren sich von dem Blute, welches sie durch Ein­stechen in die Haut und durch Saugen aus derselben ziehen. Hierdurch peinigen sie, besonders wenn sie in grosser Menge zugegen sind, die Thiere ausserordentlich, veranlassen sie zu vielem Kratzen, Reiben und Schütteln, und stören dadurch ihr Gedeihen. Im Sommer sind sie stets in grösserer Menge vor­handen als im Winter. Jedes Weibchen legt Dach geschehener Begattung quot;20 bis 30 sehr kleine Eier meist in trockene, etwas vorsteckte Stellen des Fassbodens, z. B. in Ritzen der Dielen, in Staub, in multriges Stroh u. dergl.. Jedoch auch zwischen die Haare. Nach 9 bis 12 Tagen (bei wanner Witterung schneller als bei kalter), kommen aus den Eiern kleine weisse Maden (Larven), welche bald grosser werden und nach 10 bis 12 Tagen sich in sechsbeinige weissc Puppen umwandeln; und
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284nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankhafte Zustände der- Haut.
aus diesen korumen nach 1 bis 3 Wochen die vollkommen aus­gebildeten Flöhe, welche jedoch ihre vollständige Grosse erst durch eigenes Blutsaugen erlangen. Die Hundeflöhe finden sich auch auf der Katze, dem Kaninchen, gehen auch auf den Men­schen über, aber nicht auf Pferde und Wiederkäuer.
Man vertreibt die Flöhe hauptsächlich durch grosse Rein­lichkeit, indem mau die Hunde oft wiederholt mit kaltem Wasser, noch besser mit Seifenwasser wäscht oder badet und sie dann im noch nassen Zustande kämmt und den Kamm nach Jedem gemachten Strich im Wasser abspült, ausserdem aber den Hundc-stall (die Hütte) möglichst rein hält, ganz besonders den Fuss-boden täglich einmal abkehrt, an jedem dritten oder vierten Tage einmal mit heissem Wasser oder mit Essig begiesst, und reines Stroh oder Hobelspäne von Nadelholz zum Lager giebt. Bei Stubenhunden muss das Lagerkissen oft ausgeklopft und neu überzogen werden. Ausserdem kann man Waschungen mit Abkochungen von bittern Substanzen, namentlich von Wermuth oder von Nussbaumblättern machen, auch damit den Fussboden begiessen, oder auch das Persische Insectenpulver aufstreuen, wie gegen die Läuse. Das Bestreichen einzelner kleiner Haut­stellen mit grauer Merkurialsalbc leistet auch gute Dienste.
3) Der Hunde-Haarling (Trichodectes latus s. ca-nis Nitsch, nach Linne, Fabricius u. A. als Pediculus, von de Geer als Ricinus bezeichnet). Siehe Abbildung in 14facher Grosse auf der hier beigegebenen Tafel, Fig. 2. Er ist ein gelbliches, sechsfüssiges, ovales, in der Form den Läusen ähn­liches Thierchen, aber von den letzteren darin verschieden, dass er selbst bei ausgewachsenem Zustande immer viel kleiner, nur 3 4 bis 1 Mm. gross ist, dass sein Kopf viel breiter als bei den Läusen, selbst breiter als das Vorderbruststück und fast vier­eckig ist, auch dass derselbe keinen Säugrüssel, sondern einen mit Zähnen versehenen Mund (Kiefer) besitzt, und dass sein Leib nicht von Blut gefärbt erscheint. Seim.' Beine sind lang, zweigliederig, blassbraun, an den Rändern dunkler, am Ende mit einer gekrümmten, spitzigen Klaue versehen, welche gegen das an der Spitze nach innen gekehrte Schienbein zurückge­schlagen wird.
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Haarlinff- Handezeke, Handeteke, Hundeholzbock.
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Die Haarliage finden sich auf den Hunden weniger häulii; als die Läuse und scheinen keine besonderen Stellen auszuwählen. Sie bestehen in getrennten Geschlechtern, nähren sich von feinen Haaren oder auch wold von Schuppen der Epidermis und ver­ursachen zuweilen Jucken und halbkahle Flecke, weiche jedoch unmittelbar an der Haut immer noch mit kurzen Stammeln von Haaren verseilen sind und hierdurch auf das Dasein dieser In-secten schliessen hissen, üebrlgens ist ihre Naturgeschichte noch nicht vollständig bekannt. — Um die Haarlinge weg­zuschaffen, kann man alle die gegen die Läuse angegebenen Mittel benutzen.
4)nbsp; nbsp;Die Hundezeke, Hundcteke, der Hundeholzbock (Ixodes Ricinus Latreille, Acarus Kicini Linno und Fabrici, unsere Abbild. Fig. 3 in siebenfacherVergrösserung). Ein 3—4 Li­nien (4—6 Ctm.) langes Insect mit 8 Fassen, welche mit doppel­len Krallen und einem Haftblatt versehen sind; der Kopf ist kurz, hat einen Saugbohrer, der von den Tasten kaum eingeschlossen wird. Diese letzteren Thcilc, das Rückenschild und die Füsse sind (liinkelrotlibraun, der Leib im leeren Zustande ist heller roth, aber im vollgesogenen Zustande graunbrauu, selbst schwarz.
Die Zeken leben in Wäldern, sowohl auf der Erde wie auch auf Bäumen, sie hängen sich den Hunden, den Schafen und anderen Thiercn (auch den Menschen) an, und saugen sich voll Blut, dabei bohren sie sich mit dem Kopfe und haken sich mit den Füssen so in die Haut ein, dass man nur den dicken, runden Leib wie eine kleine dunkle Blutblase auf der Haut sieht, und sie sitzen so fest, dass der Kopf abreissi und in der Haut sitzen bleibt wenn man sie um Hinterleibe ergreift und von der Haut fortzieht. Sie verursachen Reizung, jedoch weniger als die anderen Hautparasiten, weil sie lange an einer Stelle ruhig sitzen bleiben. — Cm sie zu entfernen, bestreicht man sie mit grauer Mercurialsalbe, oder mit Aloetinctur, Terpenthinöl u. dgl., oder man schneidet sie mit einer Schecre ab; der in Haut sitzenbleibende Kopf stirbt bald ab und vertrocknet, ohne Schaden zu erzeugen.
5)nbsp; nbsp;Die Räudemilbe des Hundes (Sarcoptes squaraiferus Fürstenberg, Sarcoptes canis Ger lach, unsere Abbild. Lmk. 4,
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•28finbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankhafte Zustände tier Haut.
5, 6 in 200facher Vergrösserung), ein sehr kleines, '/3 bis V.., Mill im. langes, fast nur tnicroscopisch erkennbares Insect*) aus der Abtheilung der Kratz- und Eäudemilben, lebt auf und in der Oberhaut (Epidermis) der Hunde. Der Körper ist länglich rund, schildkrötenfönnig, der Rücken mit aus Chitin (hornartig harter Substanz) gebildeten, dreieckigen, in Reihen stehenden Schuppen, die Brust mit 6 länglich rundlichen, eicheiförmigen, der Rücken mit 14 Dornen besetzt; der Kopf vom Rumpfe abgesetzt, mit 4 Kieferhälften-Paaren und quot;2 starken, neben diesen gelegenen dreigliederigen Palpen vorsehen; die ausgewachsene Milbe hat 8 Füsse, jeder mit 5 Gliedern, das erste und zweite Paar mit gestielten Haftscheiben, der Haftscheibenstiel so lang wie der Fuss, das dritte und vierte Paar endet bei den Weibchen in lange Borsten; bei den Männchen ist das erste, zweite und vierte Paar mit einer Haftscheibe, das dritte mit einer Borste versehen, und an sämmtlichen Fiisscn hat das fünfte Glied eine nach der Beugeseite gekrümrate scharfe Kralle.
Diese Milben sind männlichen und weiblichen Geschlechts. Das Weibchen ist länglich rund, es hat eine Länge von 0,4G bis 0,47 Mil lim. und hat nur an dem ersten und zweiten Fuss-paar gestielte Haftscheiben, das dritte und vierte Paar endet in lange Borsten. Das Männchen ist rundlich, hat nur die halbe Länge des Weibchens und nur sein drittes Fusspaar endet ohne Haftscheiben in lange Borsten. Ausser diesen Borsten finden sich bei Männchen und Weibchen am Kopie, am Körper und an den Küssen kleine und grössere Haare an bestimmten Stellen.
Die hier gegebenen Abbildungen sind aus M. H. F. Fürsten-berg's classischem Werk: Die Krätzmilben der Menschen und Thiere. Mit 15 lithograph. Taf. u. s. w. in Fol. Leipzig bei Engelmann, 1861. Fig. 4 ein ausgewachsenes, auf dem Rücken liegendes Sarcoptes squamiferus, Weibchen. Fig. 5 ein auf dem
*) Wegen ihrer ausserordentlich geringen Grosse sind diese Milben auf den lobenden Bunden schwer aufzufinden und sie sind deshalb von Bour-guignon geläugnet worden; sie kommen aber mehr an die Oberfläche der Haut und werden durch ihre Bewegungen mehr sichtbar, wenn man den Hund vor der Untersuchung durch das Liegen an einem wannen Ofen oder im warmen Sonnenschein erwärmt.
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Milben. Krätzo.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;287
Bauch liegendes Männchen dieser Milben. Fip. (! ein auf dem Rücken liegendes Männchen derselben.
Die Sarcoptes-Milben wohnen in Gängen, welche Jede Milbe für sich mittelst ihrer Fresswerkzeuge in die oben' Schicht der Epidermis in verschiedener Grosse, circa ' .2 bis 1 Mm. lang. Je nach Bedürfniss gräbt, nämlich die männliche Milbe nur für ihre Wohnung, die weibliche aber auch für ihre circa quot;20—HO Eier und die sich aus denselben entwickelnden Jungen Milben (oder Larven). Die weibliche Milbe wird in ihrem Gange von dem Männchen zur Begattung aufgesucht und diese wird daselbst in der sogenannten Copulation vollzogen, indem beide Thierchen sich mit dem Bauch an einanderlcgen und einige Zeit fest mit einander verbunden bleiben. Nach ihrem Auseinandergehen sucht das Männchen seinen Gang wieder auf oder es gräbt sich einen neuen; es kehrt wohl noch ein- oder mehrmals auf die Ober­haut zurück, um sich nochmals zu begatten; nach etwa 10 Tagen stirbt es im Gange ab. Das Weibchen fängt bald nach der Be­gattung an in seinem Gange Eier zu legen und fährt hiermit durch etwa 3 Tage fort. In den Eiern entwickeln sich die jun­gen Milben gewöhnlich in 4—7 Tagen und diese verlassen dann als Larven, denen das vierte Fusspaar noch fehlt, ihren bis­herigen Aufenthaltsort; sie haben sich bis dabin schon zweimal gehäutet, graben sich aber gleich wieder in die Epidermis ein, häuten sich noch einmal in dem neuen Gange und treten aus demselben, ungefähr mit dem 10. Tage seit dem Bestehen des Eies, als ausgebildete Milben mit 8 Füsscn versehen, und in der Beschaffenheit der Männchen oder Weibchen heraus.
Diese Milben sind die Entstehungsursachc der wahren Räude (Krätze, Scabies, Schabe) der Hunde; denn dieses in allen Gegenden unter den Hunden sehr häufig vorkommende Leiden wird erwiesenermaassen immer nur durch Gebertragung der Hundcräudc-Milben, entweder unmittelbar von einem mit der Räude behafteten Hunde (oder Fuchs) auf einen anderen Hund, oder unmittelbar durch Aufnahme der Milben aus Lagerstätten, Halsbändern, Decken, Zuggeschirren u. dcrgl. Gegenständen, die mit räudigen Hunden in Berührung gewesen sind, erzeugt. Die im Vorhergehenden erwähnten übertragenen Milben fressen sich
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•288nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankhafte Zustände der Haut.
Gänge in die Oberhaut der Hunde, sie vervielfältigen sich, fressen immer wieder an anderen Stellen und erzeugen hierdurch die Erscheinungen der Räudekrankheit.
Die erste Krankheitserscheinung ist ein heftiges Jucken an den Einbohrungsstellen (die, wie es scheint, zufallig bald am Kopfe, bald am Kücken, an der Schwanzwurzel u. s. w. sind), weshalb die Hunde sich mit Wohlbehagen an anderen Gegen­ständen reiben und mit den Pfoten kratzen; es entstehen rothe Flecke (die nur bei hellfarbiger Haut sichtbar), kleine Knötchen und Bläschen, welche sich nach kurzer Zeit in oberflächliche Geschwürchen mit etwas lymphatischer Feuchtigkeit umwandeln und bald wieder vertrocknen, aber nicht heilen. Es folgt viel­mehr eine wiederholte Abschuppung der Oberhaut, das heftige Jucken dauert fort, die Haare entfärben sich und fallen aus, die Haut verdickt sich, die Tbiere scheuern und kratzen sich wund, und es entstehen an den so betroffenen Stellen Schorfe und Borken.
Bei dem längeren Bestehen und bei grosser Ausbreitung der Krankheit leidet, die Function der Haut, und hierdurch, sowie durch die Tag und Nacht fortdauernde Irritation wird der ganze Krnährungsprocess gestört; es tritt Abmagerung ein, und hier­durch, in Verbindung mit dem Haarverlust erhalten die Hunde häufig ein ganz widerwärtiges Ansehen, und oft macht auch die übelriechende Ausdünstung ihre Gesellschaft den Menschen recht unangenehm. — Wenn das üebel im hohen Grade lange Zeit bestanden hat, endet es in vielen Fällen durch einen cachecti-schen Zustand mit Abzehrung oder Wassersucht.
Die Baude heilt niemals von selbst, sie besteht als chroni­sches Leiden Jahre lang fort und oft widersteht sie selbst einer fleissigen medicinischen Behandlung der Hunde lange, weil es schwer ist, den Stoff zu immer wiederholten Ansteckungen (die .Milben) vollständig zu vernichten.
Die Kur verlangt deshalb in jedem Falle unbedingt die Tödtung der sämmtliehen Milben und deren Brut, — was in
ai
Betreff der an den Augenlidern, an den Lippen und Genitalien inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; sitzenden Milben sehr schwierig ist. Zunächst muss hierzu eine
gründliche Waschung des ganzen Hundes bis auf die
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Kur dor Kunde.
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Zehen herunter mit Seife und, wenn es möglicli ist, mit Hilfe einer starren Bürste, vorgenommen werden. Hierauf kann man speeifisch die Milben tödtende Mittel in flüssiger Form oder in Salben in die kranke Haut einreiben, wie namentlich: eine Auf­lösung von Potasche oder von Salpeter 30,0—50.0 in 300,0 Wasser; — oder von Carbolsäure 6,0—10.0 in 300,0 Wasser; — oder 10,0—15,0 in 300,0 Oel oder Glycerin; — oder von Creo-sol 12,0 auf 300.0 Wasser oder Seifenwasser oder Weingeist; — oder eine Abkochung von Tabak 30,0 in 3GO,0 Wasser, auf :! 4 eingekocht; — oder: eine desgleichen von weisser Nieswurzel, 15,0 : 360,0 Wasser, desgleichen; — grüne Seife, für sich allein oder mit. Zusatz von pulverisirtem Schwefel (1 Th. zu 8 Th.
•ile);
oder mit Zusatz von 2 bis 4 Th. Terpenthinül oder
Petroleum zu 8 Th. Seife; oder mit gleichen Theilen Holztheer
und Seife; — oder 1 Th. Carbolsäure zu 15—30 Th. Sehmalz oder mit eben soviel grüne Seife. — Ein ganz vorzügliches Mittel ist, besonders bei Stubenhunden*), auch der Pcrubalsam, bei dünnem Haar der Hunde für sich allein eingerieben, aber bei starker Behaarung besser in weingeistiger Lösung (15,0 zu G0,0 Spiritus). Man hat auch das Petroleum allein oder mit 20 bis 30 Proce.it Terpenthinül gemengt, mit Nutzen gebraucht, jedoch werden die Hunde von diesen Mitteln mehr als von allen ande­ren gereizt, weshalb sie nicht bei zarten, nervösen Thieren an­gewendet werden sollten. Sehr heftig ist auch die Wirkung von dem Creosot; eine mehr concentrirte Lösung als oben angegeben ist, hatte in einigen Fällen den Tod der Hunde zur Folge. — Ebenfalls ein den Milben feindliches Mittel ist die graue Queck­silbersalbe, dieselbe erzeugt aber, wenn sie auf grösscre Flächen oder längere Zeit fortgesetzt eingerieben wird, oder wenn die Hunde sie ablecken, leicht Speichelfluss, Appetitlosigkeit, grosso Schwäche, und zuweilen Faulfieber und den Tod; die Salbe darf deshalb nur auf kleine Stellen (vorzüglich gegen die
*) Bei diesen Hunden verdient der Peruvian. Balsam deshalb den Vor­zug vor andern, weil er nicht allein die Milben sicher tödtei, sondern auch weil er keinen üblen Geruch hat und an Wasche und Hansgeräth u. s. w. keine Flecken macht.
Hertwi g, Krankb.d. Hunde. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;l'J
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290nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankhafte Zustünde der Haut.
Räude an den Augenlidern), einen Tag um den andern und im Ganzen nur etwa gt;gt; ~Shd gebraucht werden, worauf man eine Pause von 8 Tagen macht. Dann beobachtet man den Mund, ob er sich noch reibt. Thut er dieses nicht, so gilt er als ge­heilt, aber wenn er sieh reibt, muss die Kur wiederholt werden. In ganz ähnlicher Weislaquo;', d. h. mit täglich einmaliger Anwen­dung während 3—4 Tagen und hiernach eintretender Pause von 8 Tagen benutzt mau auch die übrigen oben angegebenen Mittel.
Zu beachten ist noch: dass, wenn die Räude auf grosson Flächen besteht, man die Waschungen oder Einreibungen nicht auf Einmal am ganzen Körper, sondern besser nur an einem Theil, und am folgenden Tage an den übrigen Stellen besorgt; — und ferner: dass man nach dein Waschen resp. Einreiben den Bund am Belecken der betreffenden Stellen hindert, indem man ihn kurz anbindet oder ihm einen das Maul gut bedeckenden Maulkorb, oder dem kranken Theil eine schützende Bandage aidcgt.
innerliche Mittel sind zu der Heilung der Räude im Allge­meinen nicht noting; wenn aber bei veraltetem Leiden der Appetit erlischt und allgemeine Schwäche eintritt, sind neben gutem Futter stärkende Mittel indicirt, wie z. B. S. 19.
Die Patienten müssen nach der ersten Reinigung ein ganz reines Lager erhalten, in Jeder Hinsicht von gesunden Hunden getrennt bleiben, und sie dürfen, selbst nach scheinbar erfolgter Heilung, nicht sogleich mit denselben zusammengebracht werden; denn öfter geschieht es, dass durch die angewendeten Mittel wohl die Milben getödtet, jedoch nicht die in den Hautgängen befindlichen Eier vernichtet sind, und dass dann die neu ent­wickelten jungen Milben die Krankheit wieder erzeugen. — Die an räudigen Hunden im Gebrauch gewesenen Gegenstände, die Hundehütte u. s. w. müssen gründlich gereinigt oder verbrannt werden.
Nach mehrfültigen Beobachtungen können die Räudemilben des Hundes, wenn sie auf die Haut des Menschen gelangen, sich einige Zeit auf derselben erhalten, auch Jucken, Röthung der Haut und kleine Bläschen erzeugen, welche sich nach einigen Tagen in bräulichc, dünne Schorfchen verwandeln und gewöhn-
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Haarsack- odor Balgmilbe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 291
lieh nach 2 bis 4 Wochen wieder vorschwinden. Deshalb ist bei dem Umgange mit räudekrauken Hunden stets grosso Vor­sicht und Reinlichkeit zu beobachten.
7) Die Haarsack- oder Balgmilbe, Acarus folliculomm (Simon), Demodex folliculomm (Owen), Abbild, auf der hier gegebenen Tafel, Fig. 7, mit 361maliger Vergrösserung nach Priedberger. Es ist ein zu den sogenannten Lausmilben ge­zähltes wurmförmiges, mit 8 stunimelförmigcn dreigliedorigen Füssen, deren Enden 3 oder 5 Krallen haben, versehenes Thier von nur ',;—'4.Mm. Länge und '.,.- Mm. Breite; der .Mund Ist ein kurzer Rüssel, der eine Unterlippe, Mandibeln und Tasten hat. In der Jugend hat das Thier nur 3 Pusspaare. — Diese Milben (oder ihnen sehr ähnliche) finden sich auch bei Menschen
in den sogenannten Mitessern. Sie bewohnen die Haarbälge und Talgdrüsen und erzeugen bei den Hunden einen Hautausschlag, die sogenannte Haarsack- oder Balgmilbenräude dadurch, dass die Acarus-Milbe, welche von einem mit dieser Räude be­hafteten Hunde (oder vielleicht auch von einem mit .Mitessern behafteten Menschen) auf gesunde Hunde direct oder mittelbar übertragen worden, sich an irgend einer Hautstelle in die natür­liche Oeffnung einer Talgdrüse oder eines Haarbalges drängt, daselbst sich nährt und durch Eier vermehrt. Da gewöhnlich in einem Balge mehrere Milben wohnen, so entsteht durch ihren Umfang, durch ihre Bewegungen und ihr Saugen Druck, Reizung, Entzündung und Eiterung in der Haut, die Jungen Milben wan­dern aus und gehen in die nächsten Talgdrüsen, und so breitet sich die Krankheit bald mehr, bald weniger aus. Gewöhnlichnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'•
findet sie sich zuerst am Kopfe (an der Stirn, den Augenlidern und den Lippen), dann am Genick, am Rücken u. s. w.; aus­genommen ist kein Theil.
Die Erscheinungen sind: heftiges Jucken, deshalb Kratzen und Scheuern an den betroffenen Stellen, wobei jedoch die Hunde wenig Wohlbehargen, sondern oft Schmerz verrathen; die Haut wird etwas heisser und dicker, und wenn sie eine helle Farbe hat, so bekommt sie an den inficirten Stellen rothe Flecke, welche allniälig grosser werden, und auf denen sich kleine Pusteln erlieben, die ein wenig Eiter enthalten, der durch Drücken an den
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•292nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankhafte Zustünde der Haut.
Pusteln herausgepresst werden kann. In diesem Eiter findet man bei der raicroscopischen Untersuchung gewöhnlich eine Milbe, zuweilen auch mehrere. Auf den Pustelstellen bilden sich dann gelbe oder gelbbraune Schorfe, und es fallen die Haare auf bald grösseren, bald kleineren Stellen aus. Die Krankheit kann lange bestehen, ohne das Allgemeinbefinden eines Hundes erheblich zu stören; aber bei ihrer Verbreitung über einen grossen Theil des Körpers wird die Hautausdünstung stinkend, der Appetit sehr gestört und bei schneller Abmagerung erfolgt der Tod.
Diese Krankheit zeigt sich in den einzelnen Fällen ausser-ordentlich ungleich in Hinsicht auf die Uebertragbarkoit auf andere Hunde, auf den Verlauf und in der Ausbreitung auf einem In­dividuum, und obgleich die Diagnosis meistens leicht ist, so haken doch recht genaue Konner sie oft für schwierig und nur das Auffinden des Aearus durch das Microscop für entscheidend (Friedberger, Archiv f. wissenschaftl. u. pract. Thicvheilk. Bd. II. S. 3G).
Allgemein gilt diese Räude für schwer oder selbst für gar nicht heilbar. Zur Kur sind alle bei der Sarcoptes-Räude em­pfohlene Mittel versucht worden, ganz besonders der Peru­balsam, Mercurialsalbe, Carbolsäure, Benzin, Creosot, Terpen-thinöl u. dgl., ich habe verhältnissmässig von dem Unguent. Oxy-genatum (rauchende Salpetersäure 1 Tb., Schweineschmalz 8 Th.) den meisten Erfolg gesehen. — Im (Jebrigen und zur Verhütung der Weiterverbreitung gelten die Vorschriften wie S. 290 gesagt.
8) Die Grasmilbe (Leptus autumnalis), Abbild. Fig. 8 und 9, die von Friedberger in einem Falle als Ursache eines Hautausschlages gefunden worden*), ist hier noch als ein. wenn­gleich seltener Parasit der Hundehaut anzuführen. Fr. fand am Kopfe eines Jungen Neufundländers mehrere spärlich behaarte Stellen von runder Form in der Grosse eines -Markstücks, wo die Haut etwas blutrünstig war und einige ganz flache Knötchen, keine Epidermisabschuppung und beim Reiben kein Juckgefühl zeigt. Ein zweiter solcher, neuerer Fleck war mit sehr kleinen, aber noch deutlich sichtbaren, lebhaft rothen Körperchen besetzt.
*) Archiv f. wissenschaftl. u. pract. Thierheilk. ßd. II.
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Quetschungen und Wunden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;293
und der Eigenthümer des Hundes gab an, dass er diese rot hen Pünktchen stets als den Anfang der örtlichen Erkrankung einer Stelle gesehen habe, wonach Böthung der Haut, Empfindlichkeit des Thieres an dieser Stelle und sehr bald ein Ausfallen der Haare begann, bis die Stelle in der angegebenen Grosse halb kahl geworden, worauf eine andere Stelle wieder in Angriff kam. Die rothen Körperchen, unter das Microscop gebracht, zeigten sich in allen ihren Theilen als lebhaft roth gefärbte Milben, welche 0,43 Mm. lang und 0.'2G Mm. breit waren, der Kopf kurz, breit mit stark entwickelten Palpen, die je am Ende lateral eine Kralle, medial einen einseitswendigen Fortsatz tragen, die 3 Fusspaare fast von gleicher Länge, 5—6gliederig, reichlich mit Borsten besetzt und jedes Bein mit quot;2 Krallen versehen. Jedoch ohne Haftbecher; der ovale Leib gerillt und mit Borsten versehen. Die .Milbe findet sich im Sommer und Herbst an dürrem Grase, an schnittreifem Getreide und an Stachelbeer­stöcken und geht auch für kurze Zeit als Parasit auf die mensch­liche Haut, wo sie Jucken, Entzündung, Knolchen und gutartige Geschwüre erzeugen. — Zur Vertreibung der Milben dürften Waschungen mit gewöhnlichem Essig, mit Branntwein, mit •20procentigem Carbolwasser oder mit lOOprocentiger Sublimat­lösung zu empfehlen sein.
Neuntes Kapitel.
üuetschungen und Wunden.
a) Wenn stumpfe Gegenstände, z. B. Stöcke, Pferdehufe, Steine u.dgl., mit einiger Kraft auf Hunde treffen, so entstehen Quetschungen. In den gequetschten Theilen sind, je nach der Heftigkeit der Einwirkung, die Häuf, das unter derselben liegende Bindegewebe, die Muskeln, Sehnen, ßlutgefässc und
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tjiietsclunijien und Wundon.
Nerven, die Kaochen, oft auch Eingeweide bald mehr, bald we­niger gedrückt, ausgedehnt, erschüttert, zum Theil zerrissen oder Knochen zerbrochen; und die Beschädigung ist somit in den ein­zelnen Fällen theils direct, theils in den Folgen sehr verschie­den. Leichte Quetschungen erzeugen in der betroffenen Haut­stelle Schmerz, geringe Blutunterlaufungen (bei weisser Haut rolhe oder blaue Flecke), es bildet sich eine geringe Entzündung und etwas Störung der Bewegung und die Heilung erfolgt in circa 8 Tagen; bei heftigen Quetschungen entstehen gewöhnlich grössere Blutaustretungen, augenblicklich Lähmung, dann hei­lige Kniziindung, Eiterung, zuweilen Brand, und die Heilung kann erst nach längerer Zeit, vielleicht auch gar nicht erfolgen, wenn edlere Theile erschüttert oder gelähmt sind, böse Knochen-brüche bestehen oder Brand hinzutritt.
Die Kur verlangt immer zuerst ruhiges Verhalten des Hun­des, mageres Futter und die Anwendung kühlender Mittel: recht oft wiederholtes Befeuchten der beschädigten Theile mit kaltem Wasser, oder mit Wasser und Essig, oder mit Bleiwasser (1 Tli. Bleizucker zu 90 Th. Wasser), während der ersten 3 — 4 Tage. Nach dieser Zeit können die Befeuchtungen mit verdünnter Arnicatinctur (1 Th. zu 50 Th. Wasser), oder mit sogenanntem Oxycral (Salmiak 15,0, Wasser 200,0, Branntwein 50,0) ange­wendet werden: und wenn die Entzündungswärme gering ist, aber viel Geschwulst und grosso Schlaffheit in den beschädigten Theilen besteht, sind Befeuchtungen mit Infusionen von Cha-millen, oder von Quendel, Salbei und andern aromatischen Mit­teln zu machen.
b) Wunden sind Trennungen der Haut und häufig auch einiger unter derselben liegender Theile, erzeugt durch die Ein­wirkung scharfer oder spitziger Gegenstände.
Die Hunde sind aussei- anderen zufälligen Einwirkungen besonders den Verwundungen (lurch gegenseitiges Beissen, Jagd­hunde auch durch das Hauen der wilden Schweine und zuweilen durch den Biss giftiger Schlangen ausgesetzt.
In den meisten Fällen kann man die Wunden an offen­stehenden Trennungen der Haut, aus denen im frischen Zu­stande Blut oder andere Flüssigkeiten, in späterer Zeit aber Eiter
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Blutstillmu
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fliesst, leicht erkennen; nur die engen Stichwunden von dünnen Dornen, Splittern oder Nadeln machen hiervon eine Ausnahme.
Je nach der Grosse und Tiefe der Wunden isl auch die organische Verrichtung der betreffenden Theile bald mehr, bald woniger gestört. Zu jeder Wunde tritt Entzündung, die sich durch grössern Schmerz, Hitze, Anschwellung, dunklere Röthung und Trockenheii dor Theile z^igt. Zu grösseren Wunden, und besonders bei sehr reizbaren Hunden, fmdei sich auch Fieber (Wimdliebe!') ein. Wenn die Verwundung durch einen nicht scharfen Körper geschehen und mit Quetschung verbunden ist, sind die Entzündungszufälle und das Fieber stets bedeutender als da, wo die Wunde durch scharfe [nstrumentc erzeugi ist und last nur in einfacher Trennung der Theile besteht. Ebenso wor­den die genannten Zufälle heftiger, wenn die Wunden bis in die Höhlen des Körpers dringen und dort vielleicht die in den letz­teren befindlichen Eingeweide mit betroffen haben. Wie tief eine Wunde sich erstreckt und in welcher Richtung sie verläuft, erkennt man bei recht offenen Wunden grösstentheils durch das Ansehen, in jedem Falle aber sicherer durch die Untersuchung mit dem Finger oder bei engen Wunden durch vorsichtiges Ein­führen einer Sonde.
Die Wunden sind, je nach ihrer Beschaffenheit, Grosso und 'fiele und nach der Wichtigkeil der verletzten Theile, bald nur unbedeutende, bald wieder höchst gefährliche krankhafte Zu­stande. Einfache Trennungen durch scharfe Instrumente und nur in der Haut und in den äussem Muskelschichten sind stets für gering zu halten: tiefere Wunden von derselben lieschalTen'neit sind gefährlicher und führen zuweilen bleibende Lahmheiten her­bei: beide heilen gewöhnlich leicht durch unmittelbares Wieder-zusammenwachsen der getrennten Theile. das ist durch die soge­nannte schnelle Vereinigung. Dagegen sind alle gequetsch­ten gerissenen, gebissenen, geschossenen Wunden und solche, in denen irgend ein fremder Korper sitzen geblieben ist. viel übler, und alle solche Wunden heilen nur durch liinzugekoraraene Eiterung und Fleisch Wärzchenbildung (Granulation). Verwundun­gen der Augen, des Gehirns, des Rückenmarks, der grösseren Blutgefasse, des Herzens, der Lungen und der Eingeweide der
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Quetschungen und Wunden.
Bauch- und Beckenhöhle sind in den meisten Fällen mit grosser Gefahr verbunden; doch ist die letztere bei Hunden in den mei­sten Fällen geringer als bei den übrigen Hausthieren in ähn­lichen Fällen. Bei allen Verwundungen werden Blutgefässe mit betroffen, und nach der Grosse und Art der letzteren ist auch die Blutung bald geringer, bald stärker. Aus verletzten Puls­adern spritztquot; immer hellrothes lgt;lut in einem Strahl und stoss-weis hervor, aus den Blutadern oder Venen läuft es dunkelrolh an den Theilen herunter. Je reichlicher der Blutfluss ist, um desto schneller werden die Kräfte des Thieres erschöpft, und es findet sich hierbei bald grosse Mattigkeit, kleiner, schwacher Puls, Blässe der Schleimhäute, Erweiterung der Pupille, Gähnen, Erbrechen und Ohnmacht und in unglücklichen Fällen selbst der Tim! ein. — In manchen Fällen wird auch die Wundentzündung zu heilig und gehl in Brand über, wobei, wenn die absterben­den Theile von Wichtigkeit für den Organismus sind, ebenfalls der Tod erfolgen kann. Endlich wird zuweilen auch die Eite­rung in den 'Wunden zu reichlich und schwächt bei langer Dauer und auf grossen Flächen die Thiere so bedeutend, dass sie in Zehrfieber verfallen und sterben.
Die Heilung der Wunden wird in der Hauptsache durch den eigenen organischen Bildungsprocess des Thierkörpers herbeige­führt; sie muss aber in vielen Fällen unterstützt und es müssen namentlich die ihr entgegenstehenden Hindernisse und ebenso die gefährlichen oder zu heftigen Zufälle kunstgemäss beseitigt werden.
Die erste Hilfe ist in der Regel gegen die Blutung nöthig, und zwar je nach Umständen in verschiedener Weise. Eine ge­ringe Blutung wird durch ruhiges Verhallen des Thieres und durch oft wiederholtes, sanftes Auftröpfeln von recht kaltem Wasser auf die Wunde leicht gestillt. 1st die Blutung aber hef­tig oder mehr andauernd, jedoch nur ans kleinen Adern oder aus solchen, welche man nicht gut erreichen kann, so kann man entweder die Wunde mit reinem Werg oder mit Charpie massig-fest anfüllen und, wenn die Beschaffenheit des Theiles es er­laubt, eine Binde etwas fest darüber legen, um hierdurch einen Druck auf die verletzten Adern auszuüben: oder man bringt in
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Freilnna: florseihen.
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die Wunde und auf das Werg ein sogenanntes blutstillendes (stypisches) Mittel, /. B. Essig, Alaun, Eisenvitriol, Bovist u. dergl. In den Fällen, wo ein grösseres Gefäss blutet, unter­bindet man dasselbe, indem man es mit einer Pincette rider mit einem Häkchen hervorzieht und einen doppelten oder mehrfachen Faden in Form einer Schlinge um dasselbe legi und es fest zu­sammenschnürt; oder, wo man die Ader nichi erreichen kann, brennt man sie rail einem glühenden Eisen so. dass ein Schorf an der Stelle entstellt und hierdurch der weitere Blutausfluss gehindert wird. Immer ist nach bedeutenden Blutungen ein ruhiges Verhalten der Thiere und, wenn sie sein- geschwächl sind, etwas kräftige Nahrung in Form von Milch-, von Mehl­suppe oder Fleischbrühe nöthig. Ein angelegter Verband bleibl wenigstens quot;24 Stunden liegen: sein Abnehmen und das Reinigen dei Wunde darf nur ganz sanft und oberflächlich geschehen. Die gebrannten Schorfe lässt man von der Eiterung ablösen.
Die /.weite, oft nöthige Hilfsleistung besteht in den Fällen, wo fremde Körper (z. B. Haare, Dornen, Holzsplitter, Schrot­körner) in der Wunde vorhanden sind, in deren Entfernung, weil dieselben durch Druck und Reizung den Schmerz und die Entzündung vermehren, und die Heilung stören. Man sucht sie entweder ohne Weiteres mit dem blossen Finger, oder mittelst Pincctten, oder sogenannten Kornzangen, oder durch hakenförmig gebogene Sonden herauszuziehen, oder man erweitert zuerst die Wunde etwas und wendet dann diese Instrumente an. Sollte jedoch die Wegschaffung nicht ohne grosse Reizung und Ver­letzung zu bewirken sein, so muss man sie unterlassen und es abwarten, ob vielleicht nach einiger Zeit der fremde Körper durch die Eiterung lockerer gemachi und der äussern Oberfläche näher gebracht wird, — was oft geschehen ist.
Nach der Blutstillung und Entfernung der fremden Körper erfolgt die weitere Behandlung und Heilung der Wunden nach deren oben (S. 205) angegebenen zwiefachen Hauptverschieden­heit, und zwar so, dass
a) alle geschnittenen oder mit scharfen Instrumenten ge­hauenen Wunden, wenn sie rein und in einem frischen Zustande sind, d. h. so lange die Wundentzündung noch
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Qnetsohunffen um! Wunden.
iiiclii in Eiterung übergegangen ist, — die Zusammen­fügung der getrennten Theilo und die Heilung durch un­mittelbare Verwachsung derselben bewirkt wird; — und b) ilass man dagegen bei allen andern Wunden die Eiterung beförderi und die Heilung durcli eine in der Wunde neu entstandene Qeischartige Masse vermittelt. Für den /week der Heilung auf die ersterc Weise reinigl man die Wunde mil kaltem Wasser, legt ihre Flächen und Rän­der rechl genau aneinander, und suchl sie entweder durch eine umgelegte Binde oder durch das mittelst Nadel und Faden be­wirkte Zusammennähen in dauernder, gleichmässiger Berührung zu erhalten. Je früher und je genauer dies geschieht, desto sicherer und besser wird der Zweck erreicht, besonders bei sol­chen Wunden, wo die Brust- oder Bauchhöhle geöffnel ist. Es versteht sieh von selbst, dass, wenn bei den letztern Wunden ein Eingeweidetheil aus der Höhle hervorgetreten ist, dieser Theil zuerst wieder in dieselbe vollständig zuruckgebrachl sein muss, ehe man die Wunde auf die angegebene Weise verschliesst. Nach­dem das Letztere geschehen ist. sucht mau das Thier möglichst ruhig auf seinem Lager zu erhalten und beachtet den Grad der eintretenden Entzündung. Ist die Wärme in der Umgehung der Wunde massig, so hai man an der Letzteren gar nichts zu thun; wenn aber grössere Hitze besteht, so legt man während 1 bis •_' Tagen, je nach der Dauer der Zufälle, in kaltes Wasser ge­tauchte Leinwandlappen auf die verletzten Theile; und wenn das Wundfieber bedeutend ist oder der Hund an Verstopfung leidet, giebl mau Salpeter (quot;2 — 6 Gramme pro Tilg) oder Glaubersalz (4—g Gramme pro Tag) im Trinkwasser. Hierbei erfolgt die Zusammenheilung in 6 bis 8 Tagen, und man kann dann die Heftfäden der Naht lösen und die Binde abnehmen.
Die Heilung auf dem zweiten. Wege erfolgt sehr häulig auch ganz ohne künstliche Behandlung, indem in der Wunde eine massige Entzündung eintritt, welche nach quot;i bis 4 Tagen an der Oberfläche die Bildung inner gelblich-weissen, etwas zähen Flüssig­keit, des Eiters, und einer blassrothen, als kleine Erhöhungen oder Fleischwärzchen hervortretenden Substanz vermittelt. Durch die letztere wird die Höhle der Wunde allmälig ausge-
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Fleilung derselben.
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füllt, die getrennten Thcilo werden mir einander in Verbindung gebracht, worauf die Vernarbung erfolgt. Es ist daher in den meisten Fällen nur dafür zu sorgen, dass der Eiter aus der
Wunde einen freien guten Abfluss erhall, und dass er täglich ein- bis zweimal rail lauwarmem Wasser sanfl abgespüU wird. Wo kein freier Abiluss besteht, besonders wo die Wunde eine Höhle oder einen tiefen Gang bildet, muss man zur Entleerung des Eiters eine kleine Spritze gebrauchen oder in denjenigen Wundrand, der den Abfluss hindert, einer. Einschnitt oder am Ende des Ganges eine Gegenöfinung machen. — Zuweilen ist in der ersten Zeit die Entzündung zu heftig; die Wunde bleibt dann mehrere Tage heiss, roth und trocken und es tritt weder Eite­rung noch Granulation ein. Hier bestreicht man die Wunde mit einem milden Gel oder Fett und macht darüber Umschläge von schleimigen Mitteln, z. 1!. Brei von Hafergrütze, von Leinsamen, von Weissbrod u. dergl.. Ins die Eiterung gehörig eingetreten ist. — In anderen Fällen fehlt es an dem hinreichenden Grade der Entzündung, die Wunde bleibt blass und schlaff, und es ist daher noting, sie gelind zu reizen. Man bestreicht hier/u die Wundflächen mit Honig, oder mit gelber Harzsalbe (Althecsalbe) oder Königssalbe (Basilicurasalbe), oder mit Terpcnthinsalbe u. dergl. und bedeckt sie, wenn es die Beschaffenheit des Thei-les gestattet, mit etwas weichem Werg oder mit Charpie und einer Binde, um die Theile warm zu halten. Mit solchem Ver­binden fährt man täglich einmal fort, bis gute Eiterung und Fleischwärzchen enstanden sind. Eine längere Benutzung der Salben führt leicht ein übermässiges Wachsen der Wärzchen oder .sogenanntes wildes Fleisch herbei. Letzteres kann jedoch auch in Folge von fremden Körpern in der Wunde oder von zu lebhaftem Heiltrieb sein. Wo sicli solches zu reichlich hervor­gewachsenes, dunkclrothes. zuweilen aber auch blasses, junges Fleisch vorfindet, da lässt man (wie schon gesagt) alle Salben fort, entfernt die etwa noch aufgefundenen, fremden Körper und bestreut die Wunde in den leichteren Fällen mit Zucker oder mit Tabaksasche, mit Eicheurindenpulver, in den schwereren Fällen mit gebräuntem Alaun, mit Zinkvitriol, oder man be­streicht sie mit Höllenstein; grössere Massen kann man auch
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Quetschungen und Wunden.
abschneiden und brennen. Bei guter Fleischwärzchenbildung überlässt man die llriluni;' der Wunde allein der Naturthätig-keit. — Sollte in einer Wunde stinkender dünner Eiter (Jauche) entstehen, so deutet dieses auf septische Zersetzung der betroffe­nen Theile, und man muss, um sie zu unterdrücken, mit ver­dünnter Carbolsäure (1 zu 40—50 Th.) die Wunde täglich zwei­mal verbinden.
Die Hunde haben stets eine sehr grosse Neigung, sich ihre Wunden zu belechou; und im Volke besteht allgemein der Glaube: daäs durch dieses Belecken jede Wunde schnell zur guten Heilung gebracht wird. Dies ist jedoch für alle Fälle nicht richtig. Denn das Lecken verursacht, stets eine Reizung welche bei heftig entzündeten AVunden eher nachtheilig als nütz­lich ist, und die nur bei schlaffen Wunden [lassend sein kann. [eh habe aber auch gesehen, dass durch zu vieles kecken die Bildung der Fleischwcärzchen gänzlich gestört und nicht nur die Heilung gehindert, sondern oberflächliche Wunden vergrössert und sehr tief geworden sind. .Man muss deshalb auf diesen Umstand achten und das andauernde Lecken verhindern, beson­ders bei lebhaft rothen und schmerzhaften Wundflächen und wo man nach mehreren Tagen keinen Fortschritt in der Heilung sieht. Am besten erreicht man dann den Zweck, wenn man einen Verband um die Wunde macht. Manche Hunde nagen aber denselben ab, oder sie suchen ihn mit den Krallen der Hinterfüssc abzukratzen. Das Abfressen hindert man durch das wiederholte Bestreichen des Verbandes mit Hirschhornöl, oder mit Alociinctur, oder durch das Auflegen eines Maulkorbes; und dem Abkratzen wirkt man entgegen, wenn man dem Hunde entweder die beiden Hinterläufe mit breiten Bändern oder Rie­men so an einander bindet, dass sie nur einige Zoll breit von einander bewegt werden können, oder indem man an den Mittel-fuss (Schienbein) der verwundeten Seile mittelst breiter Bänder oder Riemen einen starken Stock bindet und das vordere Ende dieses Stockes an das Halsband befestigt.
Nach den vorstehenden Andeutungen können alle Wunden behandelt werden, so dass es nicht nöthig scheint, eine Art
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Seilang derselben.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 301
oder einen Theil besonders zu boschreiben; doch machen die Wunden vom Otterbiss eine Ausnahme hiervon.
Diese Wunden entstehen durch den i3iss der giftigen Natter oder Viper, Kreuzotter (Vipera Berns L.), und sie kommen nur im Sommer (Juni, Juli und August) an schönen, warmen Tagen und last nur bei Jagd- und Hirtenhunden., und auch nur in einzelnen Gegenden vor, wo sich eben diese Otter aufhält. Dies sind besonders sumpfige Elsenbrüche und an dichtem Moos und Grase reiche, kalte, .steinige Hügel und Wäl­der. Das Beissen geschieht gewöhnlich an den Füssen, zuweilen auch am Maule, in einem einzigen, sehr kurzen Moment, wobei manche Hunde einen schmerzhaften Ton hören lassen. Bei der Untersuchung gleich nach dem Biss findet man zwei einander gegenüberstehende (zuweilen nur eine), ganz kleine, wie mit einer Nadel gestochene oder geritzte Wunden; aber in sehr kur­zer Zeit entsteht daselbst eine Anschwellung, welche elastisch weich, an einzelnen Steilen auch teigartig (ödematös) anzufühlen und sehr schmerzhaft ist, und sich auch in kurzer Zeil über das ganze Glied, selbst am Körper weiter verbreitet; oft wird die Haut bläulieh oder auch rothfleckig, das Glied kalt und in der Bewegung sehr schwach, wie gelähmt, das Thier sehr matt, später auch wohl gelähmt; oft tritt Erbrechen ein und der Puls wird sehr klein. Manche Hunde erholen sich nach 1 bis quot;J Tagen, wenn zeitig eine zweckmässige Behandlung stattfindet; wo dies nicht geschehen, und wo bereits der Puls unfühlbar geworden und Lähmung eingetreten ist, erfolgt gewöhnlich nach 36 bis 48 Stunden der Tod.
Man muss in einem solchen Falle gleich nach dem Biss ein Band über der verletzten Stelle recht fest um das Glied binden, um die Zuführung des Giftes in den Körper zu verhin­dern. Dann wäscht man, ohne Zeitverlust, die Wunde mit irgend einer Flüssigkeit, die man auf der Stelle haben kann, z. B. Wasser, Fssig, Branntwein, im Nothfall Urin, mehrfällig recht rein aus, oder man reibt sie mit Sand und Wasser aus. Kann man Seifenwasser, scharfe Lauge, Salmiakgeist, eine Auflösung von Chlorkalk, Salzsäure oder eine andere Säure haben, so be­nutzt man auch eins von diesen Mitteln in massiger Verdünnung
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30'2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Knodienbrüeho.
(z. B. Salmiakgeist, oder Salzsäure 1 Tli., Wasser 2—3 Theile, Chlorkalk 1 Th., Wasser 8 Theile). Nachdem durch diese Mittel das Gift theils chemisch zerstört, iheils aus der Wunde gc-schaffl ist, wendet man gegen die dennoch eintretende An-schwellung, oft wiederholt, Waschungen des betroffenen Gliedes mit Essig oder mit schwacher Chlorkalkauflösung (1 Th. Chlor­kalk, 50 Th. Wasser) an. Innerlich giebt man von einer solchen Chlorkalklösung (oder von Chlorwasser aus der Apotheke) halb­stündlich einen halben Ins ganzen Esslöffel voll, oder '20 bis 40 Tropfen Salmiakgeist in einem halben bis ganzen Löffel Wasser, im Nothfall, reeht oft wiederholt, einige Lijffel voll Milch. Bei schon eingetretener Lähmung kann man ein Infusum von Baldrian oder Pfeffermünze geben.
Aussei- dieser Behandlung kann man am zweiten und drit­ten Cage die geschwollenen Theile mil Kamphergeist oder mit verdünnter Arnicatinctur (1 zu 5 Th. Wasser) oder mit einem Gemenge aus Branntwein und Essig waschen.
Zehutes Kapitel. Knochenbrüche.
Die Hunde, besonders Stubenhunde, sind dem Zerbrechen ihrer Knochen hä.ufiger unterworfen als andere Hausthiere, theils weil sie in der beständigen Nähe der Menschen, bei den ver­schiedenen Beschäftigungen derselben, z. B. mit Pferden und Wagen u. dergl.. öfter den Gelegenheiten zu Verletzungen aus-geselzi sind, Iheils weil sie oft auf den Arm, selbst in's Bett genommen, auf Tische und Stühle gesetzt werden und dann hcr-untcrfallen, theils auch, weil viele Hunde die Pferde und Wagen auf der Strasse anfallen, dabei aber unter dieselben kommen
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Elrkennuns dorsolbon.
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und beschädigt werden. Zuweilen erhalten sie diese Verletzun­gen aneli durch Schläge mit Stöcken, durch Steinwürfe u. s. w. .Manche Hunde (besonders die rachitischen) haben eine grösserc Anlage /um Zerbrechen ihrer Knochen, indem die letzteren wegen mangelhafter Ernährung zu spröde und dünnwandig geworden sind, so die sehr allen, aber auch manche junge Hunde, welche grüsstenlheils mit saurem Brod gelullert worden sind.
Die Brüche kommen an allen Knochen vor, besonders aber an denen der Gliedmaassen. Sie linden sich an den laugen Knochen bald mehr in der Mitte, bald mehr an einem Ende und gehen entweder quer oder schief durch die Längenachse, selten in der Richtung der letztem; zuweilen ist der Bruch splitterig, so dass ein Stück abgetrennt oder auch der Knochen in mehrere einzelne kleine Stücke zertheilt ist. Man nennt, die Brüche hier­nach: Querbrüche, schiefe Brüche, Längenbrüche und Splitterbrüche oder Zerschmetterungsbrüche. Oft be­steht der Bruch ganz ohne Nebenverletzungen (einfacher Bruch), eben so ist er aber ein zusammengesetzter, indem er mit Quetschung, mit Blutunterlaufung, zuweilen auch mit Verwundung oder Verrenkung verbunden, oder indem mehr als ein Knochen zerbrochen ist. Es entstehen aber auch unvoll­ständige .Brüche, blossc An- oder Einbrüche oder Ein-knickungen, besonders an den Enden der noch weichen Röh­renknochen Junger Hunde, und ebenso an deren Schädelknochcn entsteht zuweilen nur ein Eindruck mit Verliefung.
Die Zufälle bei den Knochenbrüchen sind je nach den an­gedeuteten Verschiedenheiten derselben, in den einzelnen Fällen sehr verschieden, und ihre Erkennung ist danach bald sehr leicht, bald etwas schwerer. Bei einfachen Quer- und Längenbrüchen bleiben die Knochenstücke oft ganz in ihrer gehörigen Lage, und das Glied oder der Theil behält dann auch seine natürliche Stellung und Form, liter findet man nur, dass das Thier, wenn es sich bewegt, beim Gehen, Aufstellen oder Niederlegen, den verletzten Theil schont, z. B. den leidenden fuss seitlich oder in die Höhe hält, nicht auf denselben tritt und beim Berühren Schmerz äussert; zuweilen ist auch Geschwulst an der leidenden .Sudle entstanden; und beim vorsichtigen Beugen und Drehen
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304nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Knochonbriiche.
des Theiles mit der Hand bemerkt man daselbst eine abnorme Beweglichkeit, man hört ein knarrendes oder reibendes Geräusch, und man fühlt am Knochen die Bewegung oder Verschiebung der Bruchstücke. — In andern Fällen sind die letztern, beson­ders bei schiefen und bei Zerschmetterangsbrüchen, aus ihrer richtigen Lage gewichen und gewöhnlich mit ihren Enden etwas über einander verschoben, — was grosstentheils durch die Zu-sammenziehung und Verkürzung der Muskeln und Sehnen bewirkt wird. Hierdurch wird das Glied kürzer, mehr oder weniger krumm, an der Bruchstelle verdickt, man fühlt daselbst bei nicht zu dicken Muskeln die verschobenen Bruchstücke, und bei gemachten Bewegungen zeigt das Thier Sehmerz und man be­merkt die Beweglichkeit und das reibende Geräusch. Letztere beiden Erscheinungen sind stets die entscheidendsten. — Wo grosse Anschwellung durch Entzündung oder Blutaustretung ent­standen ist, kann man oft die angegebenen Merkmale nicht deutlich wahrnehmen, bis die Geschwulst grosstentheils ver­schwunden ist oder bis man einen Einschnitt in die Haut ge-machl hat; dagegen ist die Erkennung der Knochenbriiche immer sehr leicht, wenn an der Bruchsteile zugleich eine AVunde, durch welche man die Knochenstücke sehen und fühlen kann, befind­lich ist. — Die sogenannten Complicationen, wie eben Wunden, Verrenkungen u. s. w., geben sich durch die ihnen eigenthüm-lichen .Merkmale kund; und wenn bei Brüchen am Kopfe, an den Halswirbeln, am Rücken und Becken oder an den Rippen zugleich innere Thcile durch Erschütterung, Quetschung oder durch das Eineindrücken eines Knochenstückes leiden, so finden sich auch stets Störungen in den Functionen dieser Theile, wie z. B. bei Brüchen am Schädel Betäubung, Lähmung, bei Brüchen der Wirbel und des Kreuzbeins ebenfalls Lähmung, bei Rippen­brüchen erschwertes, schmerzhaftes Athmen u. dergl.
Die Beurtheilung der Knochenbrüche ist nach den angege­benen Verschiedenheiten derselben in den einzelnen Fällen sehr verschieden. Im Allgemeinen heilen bei Hunclen die Bruchstücke in 10 bis 18 Tagen leicht wieder zusammen, indem sich in die­ser Zeil an ihnen eine zuerst flüssige und bald fest werdende neue Knochenmasse (die sogenannte Beinschwiele, Callus) er-
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Ueihinfl; derselben.
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zeugt, welche die Stücke fest mit einander verbindet. In den­jenigen Fällen, wo keine Abweichung der Bruchstücke von ein­ander bestellt, erfolgt die Heilung oft ohne irgend eine künst­liche Hülfe, so dass das Glied seine regclmassige Länge, Form und Richtung behält; wo aber eine Verschiebung der Bruch­stücke stattgefunden hat, heilen die Bruchstücke unrcgelnüissig an einander und das Glied wird dann zu kurz oder krumm, wenn nicht eine kunstgeraässe Heilung stattfindet. Diese un-regelmässige Heilung ereignet sich immer um so eher, je mehr der verletzte Theil mit diesen Muskeln versehen, je näher er bei gebrochenen Gliedmaassen an dem Rumpfe und je mehr er be­weglich ist; denn unter diesen Umständen ist ein Verband schwer anzulegen und schwer in gehöriger gleichmässiger Wirkung zu erhalten. Sind die Hunde von ruhigem, gutmüthigem Nature] und noch jung, so erfolgt die Heilung leichter als unter ent­gegengesetzten Umständen. — Einfache Brüche heilen stets leichter und sind weniger gefährlich als complicirte, und bei den letzleren hängt die Gefahr von der Art und Grosse der Verletzungen und von der Wichtigkeit der leidenden Theile ab. So sind alle Brüche am Schädel und an den Wirbeln, wo das Gehirn und Rückenmark mitleidet, sehr gefährlich, ebenso die Brüche der Rippen mir Einwärtsschiebung der Bruchenden und Verletzung des Rippenfells oder der Lunge u. s. w.
Solche complicirte Knochenbrüche sind schwierig zu behan­deln, heilen schwer und werden durch die Verletzungen der edlern Organe, oder durch die Lähmungen, durch Entzündung oder Brand nicht selten tödtlich.
Die Kur hat die Aufgaben: a) die Bruchstücke in die nor­male Lage und die Bruchflächen in gegenseitige Berührung zu bringen, — b) sie während der Heilungszeit gleichmässig in der­selben zu erhalten, und — c) heftige Entzündung und andere üble Zufälle, besonders der Complicationen, zu verhüten oder, wo sie schon eingetreten sind, zu beseitigen.
Der ersten Aufgabe entsprechend macht man in allen Fällen, wo eine Verschiebung' der Knochenstücke besteht, die .sogenannte Einrichtung des Bruchs, und zwar: indem man da, wo die Mus­keln schlaff und die Bruchstücke leicht beweglich sind, die letz-
Uertwig, Krankli. d. Hunde. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;20
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we.
Knochenbrüche.
tern nur mii den Fingern gehörig an einander schiebt und sie bis zum angelegten Verbände festhält: — wo aber die Muskeln sehr verkürzl und die Bruchenden über einander l'eslliegend sind, imiss man jene zucrsl gehörig ausdehnen uml dann die Bruch-eaden in die richtige Lage bringen. Zu diesem Zwecke wird der Hund mil zugebundenem Maule so auf innen Tisch gelegt, dass die kranke Seile die obere isi; Gehüifen hallen ihn fest, und einer von ihnen, oder bei grossen Hunden auch zwei, um­fassen das verletzte Glied etwa 5—lt;S Ctm. breit über und ebenso gegen 8 Ctm. breit unter der Bruchstelle, und dehnen nun durch gelindes und gleichmässiges Ziehen in entgegengesetzter Rich­tung die zwischen den Händen befindlichen Theile so stark aus, dass das Glied seine richtige Junge erhält und die Bruchenden einander gegenüberstehen. Den letzlern giebt man, je nachdem man noch Abweichungen fühlt, durch gelindes Drücken mit den Fingern noch weiter die richtige Lage, und lässt dann den Theil in derselben durch fortgesetzte Ausdehnung erhalten, bis der Verband angelegt ist. — Bei Brüchen der Schädel- und Gesichts­knochen sind die Verschiebungen selten durch .Muskeln, sondern mehr durch die einwirkende Gewalt bewirkt, und die Wieder-eiiirichtung findet daher in der Regel erst nach durchschnittener Haul und durch Judassen und Hervorziehen der Bruchstücke mittelst Pincette oder Kornzange statt. Gelingt dies nicht, so muss hierzu sogar ein Theil des feststehenden Knochenrandes mittelst des Trepans abgesägt werden. — Wenn bei einem Bruch eine grosso Anschwellung besteht, SO sucht man zuerst diese durch kühlende und zertheilende Mittel zu beseitigen und lässt die Einrichtung und den Verband so lange weg.
Nach geschehener Einrichtung erfüllt man die zweite Auf­gabe durch einen angelegten Verband, welcher so beschaffen sein muss, dass er die Bruchstücke gleiehmässig an einander hält und die Muskel-Contrationen daselbst verhindert, aber doch nicht zu stark drückt: und die Circulation der Säfte stört. Dieser Ver­band kann ein sogenannter unbeweglicher oder ein Schienen­verband sein. Der erstere kann ein Kleister- oder ein Gyps-verbami sein, er besteht aus einer gegen 1' ^—quot;2 Ctm. breiten, nach dem Umfange des Gliedes mehr oder weniger (GO—80 Ctm.)
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Heilunfl; derselben.
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langen, leinenen Binde, welche entweder in ^leiil- oder Stärke­kleister oder in einem frisch bereiteten dünnen Gipsbrei voll­ständig getränkt, im noch nassen Zustande massig lest um das Glied so gewunden wird, dass jede folgende Windung immer die vorhergehende Lage zur Hälfte bedeckt, und dass auf diese Weise das Glied an der Bruchstelle und gegen (i—8 Ctm. über und unter derselben mit wenigstens einer dreifachen Schicht be­kleidet wird. — Bei dem Schienenverband umwindei mau den gebrochenen Theil zuerst mit einer Binde so. dass die daselbsl befindlichen Vertiefungen vollständig ausgefüllt werden und das Glied eine gleiche Oberfläche erhält. Dann legt man entweder zwei breite, rinnenförmig hohl gebogene und vier schmälere Schienen von Pappe (von starkem Leder, von zäher Baumrinde oiler von Blech), rund um das Glied auf jene Binde, und be­festigt dieselben mit inner zweiten Binde oder mit mehreren schmalen Bändern. Die Schienen müssen das ganze Glied um-schliessen, recht gleichmässig anliegen und über die Bruchstelle hinaus nach oben und unten bis zum nächsten Gelenk reichen; und wenn der Bruch in der Nähe eines Gelenkes ist, müssen sie sieh über dasselbe his zur Mitte des folgenden Knochen er­strecken. Bei dem einen wie bei dem andern Verbände muss während des Anlegens das Glied, wie bei der lüinrichtung des Bruches, durch die Gehülfen im ausgedehnten Zustande gehalten werden, und bei dem Kleisterverbande ist dies auch nach dem Anlegen desselben so lange nöthig, bis er ganz trocken ge­worden ist.
In denjenigen Fällen, wo bei einfachen Brüchen an kleineu Hunden mit recht ruhigem Temperament kenne Verschiebung der Bruchenden stattgefunden hat, ist. wie sich dies von selbst ver­steht, auch das liinrichten des Bruches nicht nöthig und ge­wohnlieh kann auch der Verband wegbleiben: aber bei grosseii und unruhigen Hunden ist es stets zweckmässig, einen Verband anzulegen, weil sonst auch später noch Verschiebungen der Bruch­enden leicht entstehen.
Einfache Brüche, mit und ohne Verband, bedürfen in der Regel keiner weitern künstliehen Behandlung, selbst wenn eine massige Entzündung eintritt. Man giebt den Patienten ein wei-
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Kiioolienbriiche.
dies Lager, das gewohnte Futter und Getränk igi massiger Menge und hält sie in Ruhe; doch lässt man sie, ihrer Ausleerungen wegen, täglich einmal auf den Hof, und wenn sie an Hartleibig­keit leiden, giebt man ihnen l bis 2 Löffel voll Ricinusöl. Den Verband muss man täglich untersuchen, ob er nicht zu fest liegt und ob der Hund ihn nicht zerstört. Findet man ihn so fest anliegend, dass man mit einer Sonde nicht leicht zwischen ihn und die Haut eindringen kann, ist die letztere, besonders über den Klauen, stark angeschwollen, dunkelroth oder bläulich oder gar mit Bläschen besetzt und nässend, so muss der Verband sogleich locker gemacht oder ganz abgenommen und lockerer angelegt werden; und die geschwollenen Thoile befeuchtet man recht oft mit einem Infusum von Arnika oder Chamillen, Quen­del und dergleichen gelind erregenden Mitteln, bis die genannten Zufälle vorüber sind.
In denjenigen Fällen, wo nach angelegtem Verbände eine grosso, heisse, rothe Geschwulst entsteht, das Thier wieder Schmerz, Unruhe und Fieber zeigt, der Verband aber nicht zu fest ist, lässt man denselben und das Glied lleissig mit Wasser, Bleiwasser, Oxykrai (aus Salmiak 30,0, Essig und Wasser, von iedem 180,0) kühlen und giebt etwas Salpeter ins Getränk, bis diese Zufälle verschwinden. — Leiden innere Organe an Ent­zündung, so kann Glaubersalz mit Salpeter, auch ein Aderlass nützlich sein. — Wanden, Verrenkungen und andere Compli-cationen werden nach ihrer Art behandelt.
Xach beendeler Heilungszeit nimmt man den Verband ab, untersucht die Bruchstelle, und wenn sie fest vereinigt ist, über-lässl man die Kräftigung des Theiles der eigenen Naturthätig-keil des Thieres; ist aber die Verwachsung nicht gehörig erfolgt, so legt man den Verband wieder für einige Zeit an und hält das Thier in Ruhe.
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Verrenkungen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;MOi)
Kittes Kapitel.
Verrenkungen.
Die Verrenkungen oder Ausrenkungen bestehen darin, dass zwei mit einander in einem Gelenk verbundene Knochen von einander abweichen, so dass der Gelenkkopf des einen Knochen aus der Gelenkhöhle des andern theilweis oder ganz herausge­treten ist. Man unterscheidet hiernach vollständige und un­vollständige — nach ihrer übrigen Beschaffenheit einfache und complicirte — und nach ihrer Dauer frisch entstan­dene und veraltete Verrenkungen. Wenn durch eine gewalt­same Einwirkung auf ein Gelenk zwar eine Verrenkung in einem .Moment entstanden, dieselbe aber im nächsten Moment durch die Elasticilät der Bänder und Sehnen wieder aufgehoben ist. oder wenn die letzleren nur stark gedehnt und das Gelenk er­schüttert worden ist, bezeichnet man den Zustand gewöhnlich als Verstauchung.
Bei den complicirten Verrenkungen bestehen ausser den ge­genseitigen Lageveränderungen der Gelenkkochen und den über-mässigen Ausdehnungen der Bänder noch Verwundungen, mehr oder weniger heftige Quetschungen, Knochen bräche, Zerrcissung der Gelenkbänder und zuweilen ein heftiges Reizfieber.
Verrenkungen kommen an den Hunden zwar nicht selten, aber doch weniger häufig vor als die Knochenbrüche. Sie linden sich an allen Gelenken, aber am häufigsten an der Fusswurzel und den Mittelfussknochen der Vorderfusse, am Hüftgelenk und an den Mittelfussknochen der Hinterfüsse.
Die Ursachen sind Stösse, Schläge, das üeberfahren, das liinklemmen eines Theiles zwischen Thüren, Springen, Fallen aus der Höhe herab u. dcrgl. Verrenkungen durch innere Be-
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Verrenlrunffen.
dingangen, wie sie beim Menschen vorkommen, sind bisher bei Hunden nicht beobachtet worden.
Man erkennt die vollständigen Verrenkungen daran; dass a) das leidende Glied in der Regel kürzer ist als im gesunden Zustande: b) dass es eine andere Haltung und Richtung ange­nommen hat, andauernd gekrümrat oder gestreckt erscheint; c) dass die Bewegung an dem leidenden Gelenk, ol'i auch am ganzen Gliedc. sein- erschwert oder ganz unmöglich geworden ist, daher das Thier bei Verrenkungen an den Füssen lahmt; (1) dass man an der Stelle, wo neben dem Gelenk der Gelcnk-kopf hingewichen ist, eine- rundliche, harte Erhöhung unter den Muskeln fühlt, oft auch dieselbe sieht; und e) dass das Thier daselbst beim Befühlen, noch mehr abier wenn man ihm das Glied im Gelenk bewegt, belügen Schmerz äussert. Hierzu klimmen noch die Symptome der, durch die cingewirkthabende Gewalt gleichzeitig erzeugten Complicationen-, wie Quetschung, Blutunterlaufung, Verwundung, Knochenbruch und die Symptome der Entzündung.
Bei den unvollständigen Verrenkungen ist der Gelenkkopf auf dem Rande der Gelenkhöhle stehen geblieben (etwas sehr Seltenes) und hierdurch das Glied etwas verlängert, das Gelenk steif, aber man fühlt den Gelenkkopf nicht, wie bei den voll­ständigen Verrenkungen, neben dem Gelenk des andern Knochen. — Bei den Verstauchungen ist die Form des Gelenks, sei wie die Form und Länge des Gliedes, nicht verändert, aber das Gelenk ist beim Bewegen schmerzhaft, das Thier hinkt. Später linden sich auch einige Spuren der Entzündung an dem Ge­lenk ein.
Vollständige Verrenkungen im frischen und einfachen Zu­stande werden geheilt, jedoch nur durch Kunsthilfe; im veral­teten Zustande bleiben sie oft ungeheilt. unvollständige Verren­kungen können gewissermassen von selbst beseitigt werden, indem bei günstig eintretenden Bewegungen der Gelenkkopf wieder in seine Höhle zurücktritt. Die bei Verrenkungen und Verstauchun­gen in den Gelenkbändern, Gelenkknorpeln, .selbst in den Kno­chen und Sehnen eintretende Entzündung ist oft sehr hartnäckig
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HoiluiiiT derselben.
511
und verursacht langwieriges Hinken, oft auch Schwund der Muskeln.
Die Kur der vollständigen Verrenkungen verlangt zunächst die möglichsi baldige Wiedereinrichtung des Gelenkes, welche man nur in dem Falle, wo eine sehr schmerzhafte Geschwulst an dem gestörten Gelenke besteht, bis zur Beseitigung derselben aussetzt. Man wendet in einem solchen Falle zuerst durch 2 bis 3 Tage kalte Umschläge von Eiswasser, Bleiwasser oder von Oxykrat (S. 308) an und betäubt allenfalls, wo die Spannung und Schmelzen sich hiernach nicht mindern, unmittelbar voi­der zu machenden Einrichtung das Thier durch Aether oder Chluroform (S. 6, 262). Bei der Einrichtung lässt man den Pa­tienten von einem Gehilfen am Körper und an der leidenden Gliedmasse, einige Centimeter über der Verrenkung, festhalten, während ein anderer Gehilfe die Gliedmasse unterhalb der kran­ken Stelle umfassi und sie in gerader Richtung allmälig stärker und stärker abzieht, um die gespannten Muskeln, Sehnen und Bänder recht auszudehnen, so dass der Gelenkkopf von seiner bisherigen Stelle weg und zu seiner Gelenkhöhle gezogen wird. 1st dies geschehen, so gleitet er gewöhnlich von selbst in die letztere, oder er kann durch einen kleinen, auf ihn gemachten Druck in sie gebracht werden. — Ebenso verfährt man mit den unvollständigen Verrenkungen.
Um den Thieren die Schmerzen bei der Wiedereinrichtung weniger fühlbar zu machen und die Letztere durch allgemeine Erschlaffung zu erleichtern, kann man das Chloroformiren (s. oben) benutzen.
Nach der Wiedereinrichtung kann raun in den Fällen, wo die .Bänder und Muskeln sehr ausgedehnt und schlaff sind, um das Gelenk eine Binde massig fest anlegen und Waschungen mit adstringirenden und gelind reizenden Mitteln (z. B. mit einer Abkochung von Eichenrinde, einer Auflösung von Alaun mit Branntwein, Kampherspiritus u. dergl.) machen. Wo die gehö­rige Spannkraft besteht, sind diese Mittel unnöthig. Dagegen ist Ruhe durch mehrere Tage in allen Fällen sehr nützlich, und wo die Erscheinungen einer Gelenkentzündung zugegen sind, ist aussei- strenger Ruhe zuerst fleissiges Kühlen mit Wasser, Blei-
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312nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Verrenkungen.
wasscr oder Oxykrat, später oft wiederholtes Waschen mit Kali­lauge, das Einreiben der grauen Mercurial- oder Jodsalbe (aus Jodkali 4,0 und grüner Seife 30,0) oder der Jodtiuctur, und in hartnäckigen Fällen das Auftragen der Spanischfliegensalbc nöthig.
Bei den Verstauchungen ist ebenfalls in der ersten Zeit der Hund, und besonders der leidende Theil in Ruhe zu halten und der letztere mit entzündungswidrigen Mitteln zu behandeln.
Wo neben den Verrenkungen noch Wunden, Knochenbrüche und heftiges Reizfieber vorhanden sind, werden diese Complica-tionen so behandelt, wie es an den betreffenden Stellen im Vor-hergehenden augegeben ist. (Siehe Entzündungsfieber S. 11, Wunden S. 294, Knochenbrüche S. 302.)
'ig- 1-
., 2.
„ 3.
„ 4.
ö.
., 6.
n 7.
8.
9
Bezeichnung der Abbildungen.
Die Hundelaus, S. 281, natürliche Grosso der senkrechte Strich
daneben.
Der Hundehaarling, S. 284, ebenso. Die Hundczccke, S. 285, ebenso. Ein Räudemilbeweibchen, in der Rückenlage, S. 28(), nach
Fürstenberg, in 200facher Vergrösserung. aa Haftseheiben. Ein Milbemännchen, in der Bauchlage, S. 287, ebenso. Desgleichen, in der Rückenlage, ebenso. Die Haarsackmilbe, S. 291. Die (Irasmilbe, in der Bauchlage, S. 292. Dieselbe, in der Rückenlage.
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Register.
A.
Absterben fies Fötus und der
Eihäute.................
Abzehrung.................
Aflerknoten, s. Hämorrhoiden,
Aetherisiren.................
Appetitlosigkeit .............
Aphthen....................
Asthma....................
Athinen....................
Augapfelvorfall..............
Augapfelwassersuoht .........
Augenentzündungen..........
—nbsp; nbsp;katarrhalische............
—nbsp; rheumatische.............
—nbsp; traumatische.............
Augenflecke.................
Augenkrankheiten ...........
Auscultation................
Ausfluss aus den Geschlechts-
267 93
Seile
Bräune.....................nbsp; nbsp;141
Brüche.....................nbsp; 254
—nbsp; eingeklemmte............nbsp; 261
—nbsp; falsche..................nbsp; 2G3
Bruchschnitt................nbsp; 2(12
Brustfellentzündung..........nbsp; nbsp;146
Brustwassersucht............nbsp; nbsp;150
C.
Chloroformiren............lt;i, 262
D.
Dämpfe als Heilmittel........nbsp; nbsp; nbsp;10
Dämpfigkeit.................nbsp; nbsp;158
Darmentzündung............nbsp; nbsp;164
Durchfall...................nbsp; nbsp;183
K.
Eklampsie der säugenden Hün­dinnen .................. 42
Eingeben der Jtedicin........ 6
Einklemmung, Einschnürung der Brüche.................. 261
Eiterung der Afterdrüsen..... 212
—nbsp; der Wunden............. 298
Engbrüstigkeit.............. 158
Entzündung des Afters....... 212
—nbsp; der Afterdrüsen.......... 212
—nbsp; der Augen............... 98
—nbsp; des äussern Gehörgangs ... 120
—nbsp; des Hauchfells......'..... 146
—nbsp; der Blase................ 215
—nbsp; des Brustfells............ 146
—nbsp; des Darms............... 164
—nbsp; des Halses............... 141
—nbsp; der Harnblase ........... 215
—nbsp; der Hoden .............. 234
—nbsp; des Hodensackes.......... 234
—nbsp; der Leber............... 166
—nbsp; der Lungen.............. 148
262
178 130 158 4 113 111
98 102 104
98 106
98 4
247
244 228 245
theik
n......
'.ÖL
246, ebär-
—nbsp; schwammiger
er (
mutter..................
Auswüchse, schwamm ige am Penis
—nbsp; in der Scheide...........
B.
liauohbrüche................nbsp; 254
Bauchfellentzündung.........nbsp; nbsp;I(i2
Bauchwassersucht............nbsp; nbsp;204
Becken, zu enges............nbsp; nbsp;2G8
Beinbrüche, s. Knochenbrüche.
Beinfrass an den Zähnen.....nbsp; nbsp;135
Blasenentzündung ...........nbsp; nbsp;215
Blasenkrampf...............nbsp; nbsp;218
Blasensteine................nbsp; 220
Hlutbruch..................nbsp; 264
Blutharnen.................nbsp; 224
Blutohr....................nbsp; nbsp;116
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314
Register.
Seite
Entzündung des Magens und des
Darms............................nbsp; nbsp;1(;4
—nbsp; nbsp;der Milchdrüsen..........nbsp; nbsp;^48
—nbsp; nbsp;der Nieren......................nbsp; nbsp;214
—nbsp; nbsp;der Ohrdrüsen..................nbsp; nbsp;137
—nbsp; nbsp;der Schilddrüsen .............nbsp; nbsp;138
—nbsp; nbsp;der Vorsteherdrüsen..........nbsp; nbsp;233
Kntziindungstieber ................nbsp; nbsp; nbsp;11
Epilepsie ............................nbsp; nbsp; nbsp;38
Erbrechen ...........................nbsp; nbsp;180
Euter, Knotengeschwülste und
Krebs an demselben..........nbsp; nbsp;250
F.
Fasergeschwülste am Euter ___nbsp; nbsp;250
Faulüeber ...........................nbsp; nbsp; nbsp;22
Fehler der Zähne..................nbsp; nbsp;133
Fettflechte, Fetträude............nbsp; 27G
Fettsucht............................nbsp; nbsp; nbsp;92
Fieber, entzündliches.............nbsp; nbsp; nbsp;11
—nbsp; nbsp;fauliges .........................nbsp; nbsp; nbsp;22
—nbsp; nbsp;gasti ischos......................nbsp; nbsp; nbsp;18
—nbsp; nbsp;katarrhalisches ................nbsp; nbsp; nbsp;13
—nbsp; nbsp;rheumatisches..............nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;15
—nbsp; nbsp;Wechsel- ........................nbsp; nbsp; nbsp;27
Flankenbrüche .....................nbsp; 255
Flechten..................278, 279,nbsp; 280
Fleischbrüche ......................nbsp; 2(53
Floh..................................nbsp; 283
Flüssige Mittel.....................nbsp; nbsp; nbsp; 9
Form der Arznei ..................nbsp; nbsp; nbsp; 7
Fötus, abgestorbener .............nbsp; nbsp;2(17
—nbsp; nbsp;zu grosser ......................nbsp; 270
Fremde Körper im Maule.......nbsp; nbsp;132
—nbsp; nbsp;Körper im Schlünde..........nbsp; nbsp;143
Fressende Flechte ................nbsp; 273
Fünflochwurm in der Stirnhöhlenbsp; 129
e.
Gastrisches Fieber ................nbsp; nbsp; nbsp;18
Gebärmutter, schwammige Aus­wüchse und Polypen in der­selben ............................nbsp; nbsp;244
Gebärmutterbrfiche ...............nbsp; 350
(lebiirmutterkrebs..................nbsp; 247
üebärmutterschnitt ...............nbsp; nbsp;2G9
Gebärmuttervorfall................nbsp; nbsp;231)
Geburten, schwere ................nbsp; nbsp;265
Gehirnentzündung' ................nbsp; nbsp; nbsp;llfi
Gehirn hau tentzi'm dung............nbsp; nbsp; nbsp;96
Gelbsucht ...........................nbsp; nbsp;200
Geschwüre in der Nasenschleim­baut ..............................nbsp; nbsp;i2rgt;
Graue t-taar.........................nbsp; nbsp;107
Seite
H.
llaarling..............................nbsp; 284
llämorrhoideu ......................nbsp; 207
Halsentzündung ...................nbsp; nbsp;141
llarnbhisenentzündunp............nbsp; 215
Harnlluss, unwillkürlicher.......nbsp; 230
Harnröhre, Steine in derselben.nbsp; nbsp;quot;220
Harnruhr............................nbsp; 228
Harntröpfeln........................nbsp; quot;230
Harnwerkzeuge, Krankheiten der­selben....'........................nbsp; 214
Hartleibigkeit ......................nbsp; nbsp;193
Hautjucken .........................nbsp; nbsp;277
Haut, krankhafte Zustände ders.nbsp; 275
Heimweh ............................nbsp; nbsp; nbsp;28
Herzbeutelwassersucht............nbsp; nbsp;153
Herzbewegung......................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3
Hitzausschlag ......................nbsp; 275
Hodenentzündung .................nbsp; nbsp;234
Hodensackbrüohe ..................nbsp; nbsp;255
Hodensackentzündung............nbsp; nbsp;234
Hündinnen, Eklampsie der säu­genden ...........................nbsp; nbsp; 42
Hundekrankheit, allgemeine ___nbsp; nbsp; nbsp;47
Hundelaus............'...............nbsp; nbsp;281
Hundetecke .........................nbsp; nbsp;285
Hundswuth .........................nbsp; nbsp; nbsp;63
1.
Irresein............................... 21)
li.
Kaiserschnitt .......................nbsp; nbsp;269
Katalepsie ...........................nbsp; nbsp; 43
Katarrhalfiebcr.....................nbsp; nbsp; nbsp;13
Kleinflechte .........................nbsp; 279
Knochenbrüche.....................nbsp; 302
Knotengeschwülste am Kuter...nbsp; nbsp;250
Kolik .................................nbsp; nbsp;167
Krämpfe, epileptische ............nbsp; nbsp; 38
—nbsp; bc-i der Staupe ................nbsp; nbsp; nbsp;50
Krätze ...............................nbsp; nbsp;287
Krampfaderbruch ..................nbsp; nbsp;264
Ktampfhustcn ......................nbsp; nbsp;160
Krankhafte Zustände der Maul-
und Rachenhöhle.............nbsp; nbsp;130
Krankhafte Zustände der Nasen-
und Stirnhöhle ..............nbsp; nbsp;126
Krankheiten, allgemeine des Or­ganismus ....................nbsp; nbsp; nbsp;11
Krankheiten der Augen........nbsp; nbsp; nbsp;98
—nbsp; der Brust....................nbsp; nbsp;146
—nbsp; der Geschlechtswerkzeuge . .nbsp; nbsp;214
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Reinster.
315
Seite
Krankheiten des Halses........nbsp; nbsp;138
—nbsp; nbsp;der irariiwcrkzcugo.........nbsp; nbsp;il4
—nbsp; nbsp;der Haut ....................nbsp; nbsp;quot;iTö
—nbsp; nbsp;des Kopfes .................nbsp; nbsp; nbsp;96
—nbsp; nbsp;der Nerven .................nbsp; nbsp; nbsp;27
—nbsp; nbsp;des Ohres....................nbsp; nbsp;llß
—nbsp; nbsp;der Verdauangseingeweide .nbsp; nbsp;lf'2
Krankheitssymptome ...........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1
Krebs in den Ohren ...........nbsp; nbsp;118
—nbsp; nbsp;am Euter....................nbsp; nbsp;250
—nbsp; nbsp;der Gebärmutter............nbsp; nbsp;247
Kropf............................nbsp; nbsp;1?,8
Kurzathmigkeit.................nbsp; nbsp;läS
Iä.
Lähmungen .....................nbsp; nbsp; nbsp;33
Lage, fehlerhafte des Fötus ___nbsp; nbsp;272
Latwerge .......................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7
Laune...........................nbsp; nbsp; nbsp;48
Läuse ...........................nbsp; nbsp;281
Leberentzündung ...............nbsp; nbsp;1GG
Leistenbrüche ..................nbsp; nbsp;2')4
Lose Zähne.....................nbsp; nbsp;135
Lungenentzündung'.............nbsp; nbsp;148
Lungenschwindsucht............nbsp; nbsp;154
RE.
Magenentzündung...............nbsp; nbsp;24S
Mangel an Wehen .............nbsp; nbsp;206
Mastdarm, Vorfall desselben...nbsp; nbsp;209 Maul- und Raohenhöhle, Krank­heiten derselben............nbsp; nbsp;130
Milchdrüsencntziinduug........nbsp; nbsp;248
Missgeburten....................nbsp; nbsp;271
Mutterbandbruch ...............nbsp; nbsp;264
IV.
.Nabelbrüche .................... 254
Nasen- und Stirnhöhle, Krank­heiton derselben............ 12rgt;
Nervenfieber .................... 20
Nierenentzündung............... 214
O.
Ohnmacht ......................nbsp; nbsp; nbsp;31
Ohrdrüsenentzündung ..........nbsp; nbsp;137
Ohrkrebs.......................nbsp; nbsp;118
Ohrmilbe.......................nbsp; nbsp;121
Ohrwurm, der äussore..........nbsp; nbsp;118
—nbsp; nbsp;der innere ...................nbsp; nbsp;120
Otterbiss .......................nbsp; nbsp;301
P.
Paraphimosis .................... 235
Seite
Percussion......................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5
Pentastoma taeniodes ..........nbsp; nbsp;129
Phimosis .......................nbsp; nbsp;235
Pillen .......................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;8
Poeken.........................nbsp; nbsp; nbsp;51
Polypen in der Gebärmutter...nbsp; nbsp;244
—nbsp; nbsp;in der Nasenhöhle............nbsp; nbsp;128
—nbsp; nbsp;im Uhr.........................nbsp; nbsp;123
—nbsp; nbsp;in der Selicidt: .............nbsp; nbsp;245
Puls .............................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4
Pulvereingebe] i..................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7
H.
Rachitis.....................nbsp; nbsp; nbsp;88
Räude .....................nbsp; nbsp;287
Räudemilben................nbsp; nbsp;285
Reizhusten .................nbsp; nbsp;160
Rheumatismus tl. rheumatisches
Fieber ..................nbsp; nbsp; nbsp;15
Rothe Flechte ..............nbsp; nbsp;27S
Ruhr ......................nbsp; nbsp;190
S.
Schabe.....................nbsp; nbsp;287
Soharbook..................nbsp; nbsp;131
Scheide, Polypen und schwam­mige Auswüchse in derselbennbsp; 245
Schenkelbrüche..............nbsp; nbsp;255
Schlagfluss..................nbsp; nbsp; nbsp;32
Schmarotzerthiere............nbsp; nbsp;281
Schuppenfleohte.............nbsp; nbsp;280
Schwammige Auswüchse und Polypen In der Scheide und
Gebärmutter.............nbsp; nbsp;245
Scorbut....................nbsp; nbsp;131
Scrophelkrankheit............nbsp; nbsp; nbsp;88
Sehnsucht..................nbsp; nbsp; nbsp;28
Seuche.....................nbsp; nbsp; nbsp;47
Spanischer Kragen...........nbsp; nbsp;235
Speicheltluss................nbsp; nbsp;136
Staatquot;, der graue ............nbsp; nbsp;107
—nbsp; nbsp;der schwarze.............nbsp; nbsp;109
Starrkrampf ................nbsp; nbsp; nbsp;44
Staupe.....................nbsp; nbsp; nbsp;47
Steine in der Blase und Harn­röhre ...................nbsp; nbsp;220
Sucht......................nbsp; nbsp; nbsp;47
T.
Temperaturmessungen........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2
Tollheit,Tollkrankh.dt, Tollwuthnbsp; nbsp; nbsp;03
Tripper ....................nbsp; nbsp;237
Typhus ....................nbsp; nbsp; nbsp;24
Typhus-Kxanthem........24,nbsp; 275
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316
Register.
'
Seite
V.
Verdauungseiugeweide, Krank­heiten derselben.......... 162
Vereiterung der Vorsteherdrüsen 233 Verengung des äusseren Gehür-
L'iin^s................... 124
Verengerungen der Vorhaut. .. 235
Vergiftungen................ 171
Yer^rössenmg der Schilddrüsen 138
Verletzungen im Maule....... 133
Verrenkungen............... 3Ü9
Verstauchung............... 309
Verstopfung des Leibcb....... 193
Verwachsung des äusseren Ge-
hörgangs................ 124
Vorfall des Augapfels........ 113
—nbsp; nbsp;der Gebärmutter.......... 239
—nbsp; nbsp;des Mastdarms........... 209
W.
Wärme des Körpers.......... 2
Warzen im Maule............ 130
Warzenartige Auswüchse an den Geschlechtstheilen____228, 245
Seite
Wasscrbrueh................nbsp; nbsp;263
Wasserscheu................nbsp; nbsp; nbsp;71
Wassersucht des Augapfels....nbsp; nbsp;111
—nbsp; nbsp;in der Brust.............nbsp; nbsp;150
—nbsp; nbsp;in dem Bauche...........nbsp; nbsp;204
—nbsp; nbsp;des Herzbeutels ..........nbsp; nbsp;153
Wechselfieber...............nbsp; nbsp; nbsp;27
Wehen, Mangel derselben . 265,nbsp; 266
Weinslein an den Zähnen ....nbsp; nbsp;134
Wunden im Allgemeinen.....nbsp; nbsp;294
—nbsp; nbsp;Heilung . . ..'.............nbsp; nbsp;296
—nbsp; nbsp;der Augen...............nbsp; nbsp; nbsp;98
Wurmleiden ................nbsp; nbsp;195
Würmer in der Stirnhöhle ....nbsp; nbsp;129
Wuth, rasende..............nbsp; nbsp; nbsp;64
—nbsp; nbsp;stille ...................nbsp; nbsp; nbsp;72
Wuthkrankhcit..............nbsp; nbsp; nbsp;63
Zähne, deren Fehler.....133,nbsp; nbsp;135
Zahnweh ...................nbsp; nbsp;133
Zecken.....................nbsp; nbsp;284
Zerstückelung des .hingen ....nbsp; nbsp;269
Zuckungen..................nbsp; nbsp; nbsp;50
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Gedruckt bei L. Sclmmachcr in Berlin.
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