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Städtischem Thierarzt in Mannheim.
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lieber die Mittel gegen Verbreitung der Lungenseuche ist in letzter Zeit sehr viel geschrieben und gesprochen worden.
Es will mich jedoch bedünken, als hätten sich die Verfasser der darüber handelnden Broschüren wenig oder gar nicht mit der Bekämpfung selbst befasst und sich in ihren ausgesprochenen Ansichten über die sichersten Mittel hauptsächlich auf Gehörtes und Gelesenes gestützt, somit auch viel Unrichtiges mit eingeflochten.
Ich darf desshalb annehmen, dass sie den Innern Wirthschafts-betrieb, wie er auf dem Gebiete der Badischen Landeskultur (die Viehhaltung mit ihren Licht- und Schattenseiten natürlich inbegriffen) der Zeit besteht, nicht durch vieljährige Anschauung in nächster Nähe kennen lernten, da ihr Beruf sie davon ferne hielt.
Ein eigentlich sachverständiges, auf dem Felde des wirklichen Kampfes, aber nicht am Schreibtische gegen diese Mörderin gebildetes Urtheil, ist mir aus Baden nicht zu Händen gekommen.
Die geographische Verbreitung und Verheerung der Seuche haben im letzten Decennium dem landwirthschaftlichen Publicum grosse Opfer auferlegt und nicht wenig Schrecken erzeugt.
Erst mussten die Gemüther geängstigt und zu lauten Klagen gestimmt werden, bevor die Sache als würdig auf die Tagesordnung landwirthschaftlicher Berathungen gebracht wurde.
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Die schon lange hierüber schallenden Stimmen mancher denkenden Thierärzte Badens, die eben so gut wie Herr Dr. Mittermeyer wussten, dass die Sache eine volkswirth-schaftliche Wichtigkeit sei, mussten verhallen, weil ihnen keine fachliche Vertretung nach oben zur Seite stand und eine nichtsachverständige Bevormundung zum Schweigen nöthigte.
Es sind desshalb die verblümten, wie allzu deutlichen Vorwürfe, wie sie das Dr. Hack'sehe Gutachten gegen die Veterinärärzte enthält: „in den Personen dieses Standes (den Veterinären), die aber nicht allgemeiner auf dem nöthigen Standpunkte der Befähigung, der Selbstständigkeit und Zuver-lässigkeit stehen, beruht grösstentheils die Wirksamkeit der polizeilichen Massregeln gegen diese Seuche.quot;
Dieses Urtheil beruht offenbar auf gänzlicher Unkenntniss mit den Fortschritten der Veterinärwissenschaft und den Leistungen ihrer Vertreter, und es treten hiedurch die für unsere Laudeskultur so bedauerlichen Leistungen der Amtsärzte in thierärztlichen Angelegenheiten in's grellste Licht. Dies zeigt sich in dem angeführten Zahlenverhältnisse der Dr. Hack'-schen Schrift um so deutlicher, als meist nur einzeln stehende Krankheitsfälle vorgekommen sein sollen, während jeder Laie weiss, dass, wo ein Stück steht, noch mehrere sind, es mtisste denn die Krankheit nur zur Hütte des Armen ihren Weg gefunden haben, wogegen die Erfahrung streitet. Wer dies glaubt, ist, wie Herr Dr. Hack, sehr im Irrthume; und wer noch vollends das Steigen und Fallen der Lungenseuche aus amtlichen Berichten nachweisen will, muss mit der wahren Sachlage am wenigsten vertraut sein.
Wenn ich mir erlaube, zum ersten Male auffdas Feld einer vierjährigen Erfahrung zu treten, so ist es mein frommer Wunsch, in schlichten, wahrheitsgetreuen Worten zu geben, was ich gesehen habe. Ich verbreite mich nicht über Wesen und Erkennung der Krankheit, beides gehört der Veterinärwissenschaft und kann hier nichts nützen.
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Schon seit sehr lange half ich die Lungenseuche behandeln. Sie prägte mir desshalb auch ihr Bild tief in's Gedächtniss und wurde mir zur Lieblingsbeschäftigung.
Mit Beginn meiner privatveterinärärztlichen Wirksamkeit begann auch der selbstständige Kampf mit der Lungenseuche, und dauert mit kleinen Intervallen bis auf diesen Augenblick, in welchem ich einen mit 18 Stücken bestellten Stall behandelt.
Schon zu Anfang fiel mir die Manie der Besitzer für Verheimlichung auf. Die Frage: warum? erhielt stets die Antwort: Wir wollen ja sehr gerne den Thierarzt, aber weder das Physikat, noch die Polizei im Hause haben, sonst kommt unser Stall und die ganze Gemeinde in Verruf.
Kein Viehbesitzer will Angesichts seiner Mitbürger ein krankes Thier haben, um den lästigen Besuchen, Fragen, Urtheilen und schadenfrohen Aeusserungen Anderer zu entgehen.,
In sporadischen Fällen, die ihm seltener die Hotfnung auf Heilung benehmen, nimmt er weniger Anstand; sobald aber eine Seuche auftritt, welche bisher so wenig Aussicht auf Heilung bot, das Physikat zur Untersuchung und die Polizei zur Stallsperre kommen soll, zieht er strenge Verheimlichung und das Fortschaffen im Stillen vor. Gewöhnlich werden solche Thiere auf entfernte Märkte gebracht und verkauft, wobei Metzger und Viehhändler sehr behülflich sind.
Das eben gesagte wollen wir als erste Ursache zur Verheimlichung und Verbreitung der Seuche betrachten.
2)nbsp; nbsp;Ist die in Baden bis zum Gewerbe ausgedehnte Quacksalberei eine Hauptstütze zur Vevdeckung des Seuchenherdes. Heute noch werden von Empirikern den Thieren Arkana zur Nase eingegossen, bis mehrere Stücke zu Grunde gegangen, und die Furcht vor Strafe des Afterarztes und der noch grössern Verluste den Besitzer zum heimlichen Verkauf der Thiere zwingt.
3)nbsp; nbsp;Sowohl die empirische Fleischschau, wie sie der Zeit noch ohne jede Kenutniss des kranken und gesunden Zustandes der Eingeweide auf dem Lande ausgeübt wird, wie auch, dass jedes aus Noth zu schlachtende Thier dem Amtsarzt angezeigt
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und dessen Gutachten abgewartet werden soll, haben Verheimlichung oder allzuspätes Bekanntwerden der Seuche zur Folge.
4)nbsp; nbsp;Die Lungenseuche ist in Baden kein Währschafts-mangel, obwohl sie alle Eigenschaften eines solchen in hohem Grade besitzt. Von Publication des neuen Währschaftsgesetzes bis heute werden uns eine Menge angesteckter Thiere aus aller Nachbarstaaten zugeführt und nach badischer Währschaft verkauft.
5)nbsp; nbsp;Die leichten Verkehrsmittel fördern die Verbreitung dadurch, dass eine grössere Zahl angesteckter Thiere über Nacht in eine entfernte Gegend versetzt und dort als gesunde Waare verkauft werden kann. Es ist sogar bekannt, dass von solchem Vieh wieder in dieselbe Gemeinde zurück und an Nachbarn des Seuchestalles verkauft wurden, weil dieser angenommen, nur in der Ferne gesunde Thiere zu finden. Die Transportwagen werden selten entsprechend gereinigt.
6)nbsp; nbsp; Die polizeilichen Massregeln stehen weder mit den Fortschritten in der Veteriuairwissenschaft, noch mit den heutigen Betriebsverhältnissen der Landwirthschaft im richtigen Einklang, sie sind theils unausführbar, unzweckmässig und unnöthig und bilden eine neue Hauptveranlassung zur Verheimlichung.
7)nbsp; Die vernachlässigte Viehzucht in Baden und das dadurch bedingte Ankaufen fremden Viehes hat sich in einer grossen Gemeinde besonders nachtheilig bewiesen, als beim Auftritt der Lungenseuche nur das eingeführte, nicht aber ein Stück selbstgezüchtetes von der Seuche ergriffen wurde, mit andern Worten die Züchter blieben von der Seuche verschont.
8)nbsp; nbsp;Die in Baden bestehenden Wasenmeistereien machen es dem Veterinairarzt beinahe unmöglich, Sektionen vorzunehmen oder von deren Ergebniss eine wahrheitsgetreue Schilderung zu bekommen. So bleibt die Seuche oft verschwiegen oder wird durch den stundenlangen Transport der Cadaver verschleppt.
Will man nun, dass die Wirkung einer Reihe zusammenfallender Ursachen paralisirt wird, so hebe man die Ursachen,
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und deren Wirkung hört ron selbst auf. Zu diesem Behufe gebe man den Veterinärärzten:
ad 1) eine selbstständige, Achtung gebietende Stellung;
ad 2) erlasse strengstes Verbot der Quacksalberei;
ad 3) lasse man durch den betreffenden Amtsthierarzt die Fleischschauer der Landgemeinden belehren, wie eine quot;*nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;gesunde und kranke Lunge beschaffen ist, und
mache ihnen zur strengen Pflicht, jede kranke Lunge dem Veterinärarzte vorzuzeigen.
Vortheilhafter wäre jedoch, dass zu jeder NothSchlacht ein Veterinär gerufen würde, was bisher höchstens in Städten geschah;
ad 4) müsste die Lungenseuche als Hauptmangel gelten. Dies nicht genug; es sollte Jeder, der wissentlich seuchekrankes Vieh kauft, für allen daraus entstehenden Nachtheil verantwortlich gemacht werden, oder eine Strafe von 300 fl. erleiden.
Der Einwand, die Krankheit könne desshalb nicht als Hauptmangel gelten, weil ein angekauftes, in einen inficirten Stall gebrachtes Thier innerhalb einer Gewährzeit von 3 bis 4 Wochen wohl angesteckt werden und sichtlich erkranken könne, ist insofern nicht stichhaltig, als es leicht zu beweisen ist, ob kurz zuvor die Krankheit im Stalle herrschte oder noch herrscht.
Aber auch der Ankäufer vor gehöriger Stall-Desinfection müsste strafbar sein;
ad 5) dürfte der Verkehr mit krankem Vieh auf der Eisenbahn nach Obengesagtem bald seltner werden. Dessen ungeachtet sollten die Eisenbahnwagen nach jedem Transport mit Lauge und Chlorkalkwasser gereinigt werden;
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ad 6) wären die derzeit beeilenden polizeilichen Massregeln durch dem Stande der Wissenschaft undnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ij Betriebe der Landwirthschaft entsprechende zu ersetzen.
Ein solcher Entwurf müsste aber von Männern des Faches, welche sich hinreichende Kenntnisse in diesem Betreff gesammelt haben, bearbeitet werden;
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ad 7) muss die Viehzucht mit allen zu Gebote stehenden Mitteln gehoben werden;
ad 8) Aufhebung der Wasenmeistereien und statt diesen eine der in Rhein-Bayern bestehenden ähnlichen Einrichtungen, wonach in jeder Gemeinde ein bis zwei Männer sind, die für jedes gefallene Stück 3 bis 20 fl. bezahlen und noch das Fortschaffen und Verlochen besorgen.
Der Weg nun, den ich mit Erfolg bei Behandlung der Lungenseuche seit 15 Jahren, in denen ich etwa 4000 Stück behandelte, gegangen bin, ist folgender: ich bat die betreffende Behörde, mich völlig selbststäudig handeln zu lassen. So wurden die Besitzer von Stallsperre und den belästigenden anderweitigen Massregelu nichts gewahr. Dagegen mache ich sie auf die grosse Verantwortlichkeit, die sie gegenüber ihren Mitbürgern haben, aufmerksam.
Nachdem sämmtliches Vieh untersucht, die Erkrankten von den Verdächtigen separirt sind, wird, wenn gerade ein Stück vorhanden, welches keine Aussicht auf Heilung bietet, dieses geschlachtet und sämmtliches Vieh am Schweif geimpft. Sollte bei Uebernahme der Behandlung das ersterkrankte Stück die Veranlassung zum Rufen gewesen sein, so wird dieses ohne jedes Bedenken geschlachtet, denn bei solchem ist vor dem Erscheinen des Veterinairarztes schon Verschiedenes versucht, Zeit um besser zu weiden abgewartet, und die Krankheit in's
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dritte Stadium getreten. Sind mehrere solcher Schwererkrankten .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; vorhanden, so werden die Uebrigen an Metzger verkauft, der
Transport und das Schlachten aber überwacht.
Wie alle geimpft, so erhält auch sämmtliches Vieh Fontanelle auf die Brustwandung gegenüber dem Ellenbogengelenk, die Kranken aber sogleich ein zweites in Triel.
Zweimal täglich werden bei festgeschlossenem Stall Räucherungen aus Chlorkalk mit Schwefelsäure so stark gemacht, als es die Thiere ertragen können. In der Zwischenzeit bleibt das Räuchergefäss im Stalle und wird die Räucherung in geringem Grade fortgesetzt. Innerlich lasse ich das schwefelsaure Eisen mit gereinigter Pottasche in beständigem Wechsel geben. Erwachsene Stücke erhalten pro Dos. 3 Loth und zwar die Verdächtigen täglich einmal mit einem starken Esslöffel voll Terpentinöl. Die Kranken nach der Höhe des Leidens 2, 3, selbst 4 solcher Dosen mit je 2 Esslöffel voll Terpentinöl in 1 Schoppen kalt Wasser. Dieses Gabenverhältniss richtet sich natürlich nach Alter und Grosse des Körpers.
Um diese Arbeit in grösseren Viebständen leicht zu machen, wird der Bedarf für den Tag berechnet, im ganzen Quantum abgewogen und in einem mit der nöthigen Menge Wasser versehenen Kübel gelösst, das Terpentinöl aber erst dem zum Eingeben fertigen Trank beigesetzt. Die Fontanelle werden täglich gereinigt und mit Terpentinöl gereizt.
Wenn durch Separation ein Theil des Stallraumes frei geworden ist,, wird dieser sammt Decke, Raufe und Krippe mit heissem Wasser gereinigt, mit Chlorkalkmilch getüncht und der Boden damit übergössen. Ist dieser Theil abgetrocknet, so wird ein nächst liegender und sofort der ganze Stall auf gleiche Weise behandelt. Aehnliches geschieht nach Beendigung der Seuche, wobei jedoch zwei-, selbst dreimal übertüncht wird. ^nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Heftige Anschwellungen des Schweifes, die sich oft über
Hiuterscheukel, Scham, After und der Kruppe verbreiteten, wurden, nachdem der abgestorbene Schweiftheil entfernt war, mit Einstichen und Schnitten und darauf folgendem fleissigem
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Bähen mit heissem Wasser behandelt und hatte ich bei mindestens 3000 Impflinge nicht einen einzigen Verlust zu beklagen.
Die innerliche Behandlung wird während 6 Tagen gleich-massig fortgesetzt, dann 2 oder 3 Tage ausgesetzt und mit Wiederbeginn die Dosis für Erwachsene um 1 Loth der Arzneisubstanz verstärkt. Dieses Aussetzen und Verstärken muss nach Bedürfniss normirt werden.
Man scheue sich aber nicht schwer erkrankten Thieren täglich y,, Pf. Eisenvitriol oder Pottasche mit der entsprechenden Menge Terpentinöl zu geben. Der anfänglich sich zeigende leichte Durchfall hebt sich von selbst.
Tritt in Folge der mit eingeleiteter Behandlung eingeführten trockneren Fiitterunng und den starken Eisengaben Indigestion ein, so hob sich diese immer auf die Gabe von 3 Unzen Aloes mit 1 Unze Brechnusspulver in 4 bis 6 Maass Schleim aufnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,
sechsmal in einem Tag gegeben.*)
Kranke, die alles Futter versagen, werden mit Eingüssen von Mehl- oder Haferschrotsuppen ernährt.
Nicht genug kann ich empfehlen, in der ersten Zeit sämmtliches Vieh alle 3—5 Tage genau zu untersuchen, um den Krankheitsgrad jedes einzelnen zu kennen und darnach zu handeln.
So lange sich die Krankheit bei dem einen oder andern Thier nicht völlig gehoben hat, werden mit Aufhören der Wirkung der erstgesetzten Fontanelle immer wieder neue und so deren oft 8 gesetzt.
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*) Auffallend ist, wie während der Behandlung sich die Thiere im Haar glätten und an Körper zunehmen. Die mit eintretender Wirkung der Fontanelle sich einstellende unbedeutende Milchverminderung ersetzt sich nach 3 Tagen wieder völlig und hat die zu gebende Arznei nicht den mindesten Einfluss auf den Geschmack der Milch.
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In Betreff der Schutzkraft der Impfung führe ich kurz folgende Thatsache an: auf einem mit über hundert Häupter bestellten Hofgute brach die Seuche in heftigem Grade aus.
Nachdem sie soweit getilgt war, dass während 4 Wochen kein weiterer Krankheitsfall vorkam und der Bedarf an Milchvieh sich gesteigert, wurden 10 Stücke angekauft und sofort geimpft.
Drei Wochen später wurden diese in den auf obige Weise Desinficirten und mit 53 (Jürchgeseuchten Stücken bestellten Stall gebracht. Sie blieben gesund und zeigten auch dann nichts von Ansteckung als einige Wochen später im Jungviehstall ein 2 VaJähriges Rind an der Seuche erkrankte und in ihre Nähe verbracht wurde. Letzteres genas. Solche Beweise stehen mir viel zu Gebot.
Ferner hat mich die Erfahrung gelehrt, dass alle Thiere, 4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; die in Folge der Impfung Schweifanschwellungen erhielten, sehr
selten erkrankten und wenn dies der Fall, immer wieder geheilt wurden.
Seperation des Dienstpersonals, der Stallutensilien, und Zuhalten der Stallungen ist sehr empfehlend.
Auf oben bezeichnete Weise habe ich in mit über 100 Stücke bestellten Stallungen, in denen die Seuche schon vor meinem Erscheinen 5 Jahre geherrscht, eine grosse Anzahl Opfer gefordert, mit einem Verlust von höchstens 4 Prozent und solche nur aus der Zahl der schwer erkrankten gründlich getilgt.
In den Wirthschaften aber, wo ich beim erst erkrankten Stück gerufen ward, kam keine zweite Erkrankung vor,
Dass diese Heilmethode eine gründliche ist, geht aus dem Umstand hervor, dass Thiere, die vor 5 Jahren an der Krankheit litten und so behandelt wurden, heute noch völlig munter sind und theils an einen zweiten oder dritten Eigen-thümer übergegangen sind.
Ferner wurden in den letzt verflossenen Wochen mehrere Thiere, welche vor 1% Jahr als schwer Erkrankte im
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Krankenstall stunden, als abgemolken und fett an Metzger verkauft. Alle schlachteten sich, nach israelitischem Brauch, koscher. Wer sich aber mit Behandlung der Lungenseuche befassen will, der greife diese stets im Versteck lauernde Feindin mit aller Energie und von allen Seiten an. Er ruhe nicht, sie auf das bereits von ihr in Besitz genommene Terrain eingeengt zu halten und sie in sich selbst zu ersticken.
Angesichts dieser Thatsacheu, die ich mit vielen Attesten belegen könnte, finde ich die in quot;Vorschlag gebrachte Zwangsversicherung weder nothwendig, noch weniger aber ausführbar. Ich glaube, dass in unserer landwirthschaftlichen Bevölkerung nur wenige zu finden wären, welche sich in solche Zwangsjacke bringen Hessen. Feuer lässt sich nach Belieben, nicht aber ebenso die Lungenseuche erzeugen.
Mir ist's, offen bekannt, räthselhaft, wie man auf solche Idee kommen kann. Wer ist's, der sein mit unsiiglichen Mühen und Opfern herangezüchteten Viehstaud, der durch Ankauf eines einzelnen mit der Seuche behafteten in den Verdacht der Ansteckung oder wirklichen Krankheit fällt, sofort tödten lässt. Was soll mit Fleisch etc. werden? Wer bürgt bei'm Wiederankauf, dass die Seuche mit dem ersten Stück nicht wieder in den Stall kommt?
Wird sich wohl der Züchter, der seine Kuh einige Monate ohne Milch zu geben füttert und das Kalben abwartet, bei diesem Act aber Mutter und Kalb verliert, dazu hergeben, dem Milcher; der aus Furcht vor obenbezeichncteiu Verlust kein Thier Kalben lässt, diesen seinen Verlust durch Seuchen decken zu helfen. Tausende von Züchter und hunderte Gemeinden kennen diese Krankheit kaum dem Namen nach. Sie wohnen von Städten weit entfernt und können Butter und Käse kaum zu Markt bringen. Man wird diesen keinesfalls zumuthen wollen, dem Milcher seine ohnehin bequeme Wirthschaft vor jedem Unfall zu schützen.
Ohnehin aber trägt jeder Viehversicherungs verein schon den Kern für Förderung von Fahrlässigkeit und Gewissen-
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losigkeit in sich, was in einem sogenannten Landesverein um so mehr der Fall sein dürfte, als eine genaue Beaufsichtigung die reinste Unmöglichkeit ist.
Es mangelt mir die Zeit, um über diesen hochwichtigen Gegenstand noch ausführlicher und mehr zu sprechen.
Ich fände die Frucht meiner Bestrebungen darin, dass bald anderweitige Versuche mit obiger Heilmethode gemacht würden, die meine Ansichten nur läutern könnten und stünde gerne bereit, den Wissbegierigen in Stallungen mit Durch-geseuchten oder noch in Behandlung stehender Thiere zu führen.
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