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DIE
KOLIK DER PFEME.
Sechs klinische Vortr�ge
F. Friedberger,
Professor mi iler k. Central-Tbiei'arzneischule in M�nchen.
Berlin 1874.
Verlag von August Hirschwald.
Unter den Linden gt;'o 68
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Kolik der Pferde.
Sechs klinische Vortr�ge
F. Friedberger,
Professor an der k. Central-Thierarzneischule in M�nchen.
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BERLIN 1874. Verlag von August Hirschwald.
Unter den Linden 68.
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Gedruckt bei J. Gottes winter amp; M�ssl in M�nchen.
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Vo r ve o r t.
Beim Abfassen dieser Brosch�re habe ich, wie es schon der Titel besagt, zun�chst den Zweck in's Auge gefasst, den Studirenden behufs Erleichterung der Untersuchung und Be�handlung der an Kolik erkrankten Pferde einen Schl�ssel � einen kleinen Wegweiser � an die Hand zu geben und mir daher keineswegs die Aufgabe stellen k�nnen und wollen, vollkommen ersch�pfend zu sein.
Trotzdem glaube ich kein Unrecht zu begehen, wenn ich annehme, dasraquo; auch der angehende Thierarzt noch Einzelnes tindeu m�chte, was ihm allenfalls verwerthbar erscheint.
Sollte endlich selbst der erfahrenere Praktiker diese Zeilen lesew�rdig finden, so h�tte ich damit mehr erreicht, als ich zu hoffen wagte.
M�nchen, im April 1874.
F. Friedberger.
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Vortrag I.
Einleitung � Definition der Kolik � Ursachen.
Meine Herren!
Die weitaus h�ufigste Erkrankung, welche Sie bei den der diesseitigen Anstalt zugef�hrten Pferden zu beobachten Gelegenheit haben werden, ist die sogenannte Kolik, von der Sie ja schon w�hrend der ersten zwei Jahre Ihres Studiums an hiesiger Schule, die verschiedensten Variationen wenigstens oberH�cblich und in ihren auff�lligsten Erscheinungen zu Gesichte bekamen.
Wenn Sie bedenken, dass nach der Auszeige unserer Jahresberichte von den im Laufe der letzten 13 Jahre an unserer Anstalt intern behandelten 4466 Pferden 1961 � demnach fast 44u/0 � an Kolik und Darmentz�ndung litten und von den in 10 Jahrg�ngen an internen Krankheiten ver�endeten 391 Pferden 218 � somit nahezu 56'J/o � Kolik und Darmentz�ndung als Todesursache aufweisen, so werden Sie die eben gemachte Aeusserung bewahrheitet finden, zu�gleich aber auch begreifen, dass es mir daran gelegen sein m�sse, Sie vor Allem mit diesem Leiden vertraut zu machen, Ihnen die neueren Ansichten und Anschauungen namentlich �ber die Ursachen etc. bekannt zu geben und Sie in den Stand zu setzen, bei der Bildung der Diagnose u. s. w. recht bald auf eigenen F�ssen stehen zu lernen.
Dass die Kolik der Pferde nicht gerade hierorts allein so h�ufig auftritt und so zahlreiche Opfer fordert, beweisen die verschiedenen statistischen Aufzeichnungen, wie sie an anderen Thierarzneischulen gemacht wurden.
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Nach B o 11 i n g e r's Zusammenstellung befinden sich unter 100 innerlich erkrankten Pferden 40 Kolikpatienten, unter 100 �berhaupt umgestandenen Pferden sind 40 an Kolik zu Grunde gegangen, von 100 Eolikpatienten 87 genesen und 13 verendet.
Wenn auch zugestanden werden muss, dass gerade Kolikpatienten wegen der verschiedenen Unannehmlichkeiten, die sie dem Eigenth�mer im Stalle bereitelaquo;, mit Vorliebe den Thier-Spit�lern zugef�hrt werden, so besch�ftigen sie doch auch den Thierarzt in der Privatpraxis so h�ufig, dass der Ausspruch gewiss gerechtfertiget ist, die Kolik der Pferde sei nicht allein die h�ufigste, sondern auch die gef�hrlichste Krankheit des Pferdegeschlechtes.
Was versteht man unter Kolik mit seinen zahlreichen Synonymen wie Grimmen, Bauchweh, Barmgift, Darm�vergift etc.?
In der Menschcnheilkiinde versteht mann unter Kolik im engeren Sinne (Euteralgie, Darmschmerz) eine Sensi�bilit�ts-Neurose im Gebiete des Plexus mesentericus, die als solche selbst dort nicht h�ufig beobachtet wird; unter Kolik im weiteren Sinne ausser diesen Neurosen alle schmerz�haften Affektionen der Ged�rme, welche nicht durch Ent�z�ndungen und Texturerkrankungen der Darmwand bedingt sind. (v. Niemeyer.j
Hier w�ren es Schmerzen, die immer durch Reizungen zu entstehen scheinen, welche die peripherischen Endigungen der Darmnerven erfahren, so dass selbst die in Ptede stehen�den Formen der Kolik von den eigentlichen Neurosen (d. s. Erkrankungen der Nerven selbst) des Darmes getrennt wer�den m�ssten.
Entz�ndungen und Texturerkrankungen im Darme sind hier demnach ausgeschlossen, oder man sucht sie wenigstens auszuschliessen.
In der Thierhcilkunde sind wir von der M�glichkeit solch' subtiler Unterschiede himmelweit entfernt. Uns ist es nicht m�glich den Namen Kolik blos auf jene Aftektionen
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des Darmkanales, die ohne Entz�ndung oder Texturver��nderung verlaufen, zu beschr�nken.
Die Erscheinungen, die wir bei sogenannter Kolik z. B. an unseren Pferden wahrnehmen und von denen die in die Augen fallendste nichts anderes ist als der von den Thieren durch eigentluimlichc und verschiedengi'adige Unruhe zum Ausdruck gebrachte Schmerz im Hinterleibe, geben uns in der Regel auch keinen sicheren Aufschl�ss dar�ber. in welchem Darmabschnitte das Leiden seinen Sitz hat, noch erlauben sie uns �ber die Art, Intensit�t und Extensit�t der pathologischen Prozesse sofort Schl�sse zu ziehen.
Da aber auch in Krankheiten, bei welchen ein patho�logischer Prozess im Darmkanale nur Theilerscheinung dieser sein kann fz. Lgt;. Typhus), ja wo selbst der Darmkanal gar nicht leidet, (;ie Thiere Erscheinungen zeigen k�nnen, die weil sie eben auch nur haupts�chlich den Ausdruck des Schmerzes im Hinterleibe bekunden, von denjenigen, wie sie Darmleideu zukommen, auf dem ersten Blicke nicht unterschieden werden k�nnen, so darf es uns nicht wundern, wenn wir im Allgemeinen mit dem Ausdrucke �Kolikquot; einen sehr weiten Begriff verbunden finden.
Weil ein ganzes Heer von Krankheitszust�nden (und Ursachen) der Kolik im weitesten Sinne zu Grunde liegen kann, so unterscheidet auch Eoll in seiner speciellen Patho�logie und Therapie:
I. Wall r e K o 1 i k e n, die vom Darmkanale ausgehen und II. Falsche Koliken, bei welchen den ersteren �hn�liche Schmerz�usserungen zu Tage treten durch Erkrankungen anderer in der Hinterleibsh�hle ge�legener Organe, besonders der Harn- und Ge-schlechtswerkzeuge. Die wahren Koliken theilt er ab in:
A. Essentielle, zu welchen er nach den veran�lassenden Ursachen z�hlt:
1) Koliken ohne materielle Ursachen, als so�genannte nerv�se, Krampf � oder rheu�matische Kolik;
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2) Durch Anomalien des �arniinhaltes veran-lasste Koliken, als
a)nbsp; Ueberf�tterungskolik,
b)nbsp; Windkolik,
c)nbsp; Verstopfungskolik (durchF�kalmassen, Concremente, Steine etc.).
B. Symptomatische, als:
Wurmkolik,
Vergiftungskolik,
Koliken, veranlasst durch Texturerkrankungen und Lagever�nderungen des Darmes � wie namentlich hervorgebracht durch intensive acute Catarrhe und Croup der D�nndarm�schleimhaut, Follikularentz�ndung und Ver-schw�rung der Dickdarmschleimhaut, car-bunkul�se Prozesse auf der Darmschleim�haut, Ruhr, Lagever�nderungendes Darmes, als sogenannte innere Darmeinkiemmungen, eingeklemmte Darmbr�che, lueiuanderschieb-ung der Ged�rme , Verwundungen des Magens und der Ged�rme, spontane Zer-reissungen dieser Theile, oder Perfora�tionen. �
Koliken, hervorgerufen durch Erkrankungen des Bauchfell�berzuges der Ged�rme.
Sie werden nun als jedenfalls feststehend zu betrachten haben, dass derName �Kolikquot; keine eigentliche Krankheit, sondern nur ein hervor�ragendes SymptomSchmerzirgend einer St�rung, eines ablaufenden pathologischen Pro�zesses im Hinterleibe bezeichnet, dass man aber ab usuell gemeinhin unter Kolik �mit Schmerz-�usserung verbundene krankhafte Zust�nde im Magen undDarmkanalequot; versteht, dass es endlich verschiedene Ver�nderungen und Prozesse im Darmkanale sein k�nnen, welche Kolik zu ver�anlassen verm�gen.
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Alles was wir uns daher �berhaupt w�nschen k�nnten, w�re in jedem Falle sagen zu k�nnen, die Diagnosis laute �Kolik � auf Grund dieser oder jener Ver�nderung, dieses oder jenes pathologischen Processesquot;.
Dass hiebei der pathologische Prozess, die die Kolik be�dingte Ver�nderung im Magen und Darmkanale das Wesent�liche ist, begreift sich leicht, ebenso dass dieses festzustellen unsere Hauptaufgabe w�re.
Leider ist eine sichere engere und pr�cise Diagnosis im obigen Sinne h�ufig schwer, unter Umst�nden sehr schwer zu stellen, selbst unm�glich und wird dies gewiss Niemand l�ugnen, der viel mit Koliken der Pferde zu thun hatte; doch kann und darf uns dieses nicht abhalten das M�glichste und Erreichbarste in Stellung der Diagnosis jederzeit anzu�streben und m�ssen wir zu sichten trachten, so gut es eben geht.
Wir werden freilich trotz allen Fleisses in sehr vielen F�llen viel zu fr�h an einem Punkte angelangen, wo eine Sichtung wenigstens beim Beginne der Erkrankung nicht weiter m�glich ist und sind dann gezwungen erst den Ver�lauf, die Dauer, selbst den Ausgang abzuwarten, ehe wir all-m�hlig einen klareren Einblik in einen concreten vorliaudenen Prozess erhalten.
Gross gefehlt w�re es aber dennoch, sich in einer An�stalt damit zu begn�gen, die an Kolik zugef�hrten Thiere einfach in einem Kolikstande unterzubringen und alle nach einer gewissen Chablone behandeln zu wollen � auch hier will jeder einzelne Fall besonders gew�rdigt sein und eine m�glichst exakte Untersuchung ist umsomebr am Platze, als wir es ja, wie bereits oben erw�hnt, mit ganz verschie�denen Zust�nden zu thun haben k�nnen, desshalb bei Ober�fl�chlichkeit und Lauheit in der Untersuchung etc. leicht ausschliessbare Zust�nde �bersehen und hiedurch ein alien-fallsiger t�dtlicher Ausgang verschuldet werden k�nnte.
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Betrachten wir vor Allem dio Ursachen der Koliken � wobei ich bemerken muss, dass ich zun�chst nur die wahren Koliken'Koil's im Auge habe � so hat mau deren so viele beschuldigt, dass es mir schwer w�rde, sie Ihnen alle auf�zuf�hren, da es kaum eine �ussere Sch�dlichkeit gibt, die nicht schon in Beziehung zur Kolik gebracht worden w�re.
Man nimmt f�r's Erste beim Pferde gewisse zur Kolik disponirendc Momente an.
Mir erscheint in dieser Beziehung lediglich nur der lliu-staud von/Wichtigkeit, dass sich das Pferd � seltene F�lle die wir sp�ter erw�hnen werden ausgenommen � nur sehr schwer oder nicht erbrechen kann und so abnorme Anh�uf�ungen von festen und gasf�rmigen Mageninhalte auf diesem Wege nicht zu entleeren vermag.
Als Gr�nde hief�r kenneu Sie die Kleinheit des Magens, der unter den gew�hnlichen Verh�ltnissen die Bauchdecke nicht erreicht, die schiefe Einpflanzung dos Schlundes, die starke Muskulatur des unteren Endes desselben und das blindsack�hnliche linke Ende des Magens. Nach Gam gee w�re jedocii die Unempf�nglichkeit des Pferdemagens f�r emetische Wirkungen der erste und haupts�chlichste Grund.
Weiters l�sst sich nicht l�uguen, dass die betr�chtliche L�nge des Gekr�ses, sowie die L�nge und freie Lage des Colons und Blinddarmes, zun�chst das leichtere Zustande�kommen von Lagever�nderungen des Darmes beg�nstigen k�nne.
Kine recht eigentliche Disposition zu Koliken erh�lt aber das Pferd durch ein bei demselben in Folge eines Eingeweidewurmes � Sclcrostomum equinum � vor-kommemlen Aneurysma der vorderen Gekr�sarterie mit wand�st�ndigen Thrombus, indem letzterer das Aneurysma aus�f�llen oder sich in Darmarterien fortsetzen kann, oder end�lich einzelne davon abgel�ste Partien in Darmarterien einge�keilt werden � doch hievon sp�ter.
Acltere Pferde erkranken mehr und sterben zahlreicher an Kolik als j�ngere, was mit dem letztgenannten Momente
zusammenh�ngt, da bei ihnen das Aneurysma h�ufiger ge-trotfen wird.
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Als midiste und Gelegeiiheitsursacheii zur Koiik be�zeichnet man:
Erk�ltungen, sei es, dass diese direkt auf den Magen und Dannkanal einwirkten � kaltes Tr�nken, gefrornes und bereiftes Futter � oder durch rasche Abk�hlung der nament�lich vorher erhitzten K�rperoberfl�che auf reflektorischem oder collatcralem Wege zur Geltung k�men � Antagonismus zwischen Haut und Darm � wonach entweder leichtere Hyper�mien in der Schleimhaut entstehen w�rden, wobei nicht selten die Darmausleerungen weich, selbst d�nnfl�ssig erscheinen (Magen- und Darmcatarrhe) oder die Darmmus�kulatur sich in einer Weise leidend gedacht wird, wie die Muskeln anderer Tlioile bei rheumatischen Affectionen.
Absolute und relative Ueberf�tterung. Zu�st�nde wo der normal producirte Magen- und Darmsaft nicht hinreicht die regelm�ssige Verdauung einzuleiten und zu un�terhalten , wie zu substantielles und entgegengesetzt zu ge�haltloses � immer aber schwer verdauliches � Futter.
Aufnahme �berm�ssig grosser Futtermassen, reichliche F�tterung bei Mangel der gewohnten Bewegung. So ist, wie Sie sich �berzeugen k�nnen, Sonntag Nachts und Montag Fr�h die gew�hnliche Zeit des Zuganges von Kolikpatienten Mehr noch sind es aufeinander folgende Feiertage, nach welchen hierorts fast regelm�ssig Koliken zur Beobachtung kommen.
Verh�ltnisse, welche in die sonst regelm�ssig verlaufende Verdauung st�rend eingreifen, so dass auch bei qualitativ gutem Futter und der entsprechenden Quantit�t abnorme Zersetzungen eintreten k�nnen; hieher geh�rt z. B. rasches Einspannen nach dem F�ttern. Wir k�nnen hier die Wahr�nehmung machen, dass es namentlich Pferde der umliegenden Bauern sind, welche Torfladungen u. s. w. zur Stadt bringen. Nachts reichlich gef�ttert und rasch darauf eingespannt wer�den, bei denen Kolik oft schon w�hrend der Fahrt auftritt, so dass sie zuweilen nur mit M�he die Anstalt noch erreichen.
Es ist leicht erkl�rlich, dass unter solchen Verh�ltnissen die Magenverdauung nicht regelm�ssig von Statten gehen kann, weil die hiezu nothwendige physiologische Hyperaemie der Magenschleimhaut nicht im gen�genden Masse zu erfolgen
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vermag, wenn zu gleicher Zeit der Blutzufluss zu anderen Organen, namentlich den Muskeln und Lungen, bei der Arbeit hochgradig gesteigert ist.
Da aber die Energie der Funktion des Magens zum grossen Thoile von seinem Blutgehalte abh�ngig ist, so muss diese hiebei nothwendig leiden. Es wird zu wenig, oder ein qualitativ ver�nderter Magensaft producirt, es tritt ein nie�derer Grad von Apepsie ein und ist ausserdem die Magen�bewegung nur eine unvollst�ndige.
Solche St�rungen werden weiters um so leichter auf�treten, wenn chronische Magen- und Darmkatarrhe vorhanden sind � wie sie bei diesen, fast st�ndig solchen Unregel-m�ssigkeiten in der F�tterung ausgesetzten Thieren so zu sagen zur Regel geh�ren � wenn rasch von magerer zu leichlicher und intensiver F�tterung �bergegangen wird, wo�bei die quasi nicht ge�bten Verdauungswerkzeuge den an sie gestellten Anforderungen nicht Gen�ge zu leisten verm�gen, wodurch abnorme Zersetzungen der Ingesta mit ihren Pro�dukten unvermeidlich sind und nun Koliken veranlassen k�nnen.
Nahrungsmittel, welche, in den Magen ge�bracht, durch rasche G�hrung pl�tzlich eine grosse Menge Gase produciren. Als solche beschuldigt mau Gr�nfutter, namentlich Klee, jungen Roggen, auch welkes und abgetretenes Gras, zumal wenn die Thiere bald darnach reichlich getr�nkt werden. Ausserdem neues � noch nicht ausgegohrenes � Heu und Hafer, Mehl, Schrott und H�lsenfr�chte.
Ueberdies k�nnen auch gr�ssere Mengen Luft, wie sie oft von Koppern abgeschluckt werden, Kolikzuf�lle veranlassen.
Verlegung des �armlumens und Reizung des Darmtraktus. Hieher sind zu rechnen Anschoppungen gr�sserer Mengen von F�kalmassen, welche durch die statt�habende Resorption der Fl�ssigkeit meist eine harte und krustige Oberfl�che zeigen und bei l�ngerem Liegen, bezw. Druck, Cirkulationsst�rungen an der Schleimhaut erzeugen, wo�durch diese nekrotisch wird und in derFolge einEinfilzen vonFutter zwischen die Schichten der Darmwandung m�glich sein kann.
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In �hnlicher Weise wirken Magen-und Darmsteine, Con-cremente, Futterballen und gr�ssere Mengen von Sand. W�hrend letzterer haupts�chlich bei Weidepferden zur Beob�achtung kam, hat man das Vorkommen von Steinen und Concrementen am h�ufigsten bei Pferden constatirt, welche reichlich mit Kleien und Nachmehl gef�ttert werden (M�ller�und B�ckerpfenieJ und den Reichthum letztgenannter Nahrungs�mittel an phosphorsauren Salzen � Kleie enthc�lt 1 �2l/20/o phosphorsaure Magnesia � in Zusammenhang mit der Bildung dieser Steine � Magen- und Darmsteine enthalten bis zu (J00/0 phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia � gebracht.
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W�rmer im Darmkanale; wohl zun�chst nur dann, wenn sie in gr�sseren Kn�ueln zusammengeballt auftreten und so den Darm ungeb�hrlich ausdehnen und sein Lumen versperren. Von solchen ist es vor Allem die dem Pferde eigenth�mliche A scar is megalocephala, die oft in er�staunlicher Menge bei einzelnen Thieren vorkommt und von der wir wissen, dass sie Kolik zu erzeugen vermag. (N�chst-dem konnte ich einen Fall eines unter heftigen Unruheer-scheinungen verlaufenden ruhrartigen Prozesses mit t�dtiiehem Ausgange beobachten, bei welchem eine Unzahl freier Exem�plare von Sclerostomum tetracanthum im Blind- und Mastd�rme als urs�chliches Moment anzunehmen war.)
Auch andere W�rmer wie die Taenia perfoliata und T. plicata, Spiroptera niegastoma wurden beschuldigt, dessgleichen Bremsenlarven � immer aber wird die Menge, resp. �rtliche Anschoppung dieser Eotozoeu am meisten zur St�rung beitragen.
Befallenes und verdorbenes Futter, stark reizende Substanzen, namentlich drastisch wir�kende Arzneien und Gifte. Hier will ich Sie besonders auf die oft in grosser Menge im Heu vorkommende Herbst�zeitlose � (Jolchicum autumn ale � aufmerksam machen. Namentlich die mit den Samen noch versehenen Kapselfl�chte sind es, welche durch ihren hohen Gehalt an Go 1c hie in selbst t�dtlich endende Vergiftungskoliken zu erzeugen ver-
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m�gen und die sich der Naturgeschichte dieser Pflanze ge-m�ss zun�chst mehr im Fr�hheu finden.
Endlich T c x t u r e r k r a n k u n g e n, L a g e v e r � n d e r-ungen und Verwundungen des Magens und Darmes mannigfacher Alt; so die verschiedensten Grade des Entz�udungsprozesses wie Catarrh, Croup, Follikularentz�nd ung und Verschw�ning, die unter dem unpassenden Namen �innere Ileniienquot; zusammengefassten Lagever�nderungen, In-vagimitionen, spontane Zeneissungen, Verwundungen und Durchbohrungen.
Alle diese genannten Ursachen und noch viel mehr finden Sie gemeinhin als Koliken veranlassend beschuldigt und zum Theile die letzteren nach solchen bekannten oder vermeintlichen Ursachen benannt und eingetheilt.
Betrachten wir sie n�her, so m�ssen wir zugestehen, dass bei vielen ein Zweifel �ber ihr Verh�ltniss zur Kolik nicht aufkommen kann, obgleich uns bis in die neuere Zeit nicht selten die richtige Beurtheilung und das klare Ver-st�ndniss ihres Entstehens und ihrer Wirkungsweise inangelte. Ks gilt dies namentlich f�r manche Lagever�nderungen und Texturerkrankungen.
Aber auch hei den weniger greifbaren beschuldigten Ur�sachen � wie Erk�ltungen � fehlt uns das Hecht sie negiren zu d�rfen, wenn gleich auch sie uns in der Mehrzahl der F�lle behufs der Erkl�rung des ganzen Prozesses nicht be�sonders befriedigen.
Den geradezu entscheidenden Schritt bez�glich der Aetiologie der Kolik und damit f�r das Verst�ndniss der dieser in den meisten oder doch sehr vielen F�llen zu Grunde liegenden Prozesse that Professor Bollinger durch seine im Jahre 1870 ver�ffentlichte Arbeit �ber �die Kolik der Pferde und das Wu r man eury sma der Eingeweide�arterienquot;.
Seine vom pathologisch-anatomischen und klinischen Standpunkte aus vorgenommenen Untersuchungen ergaben bahnbrechende Resultate und erhellten das mystische Dunkel.
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in welches so Manches geh�llt war. Ist durch Bollinger's Arbeit auch nicht f�r alle Kulikf�lle eine einheitliche ur�s�chliche Basis geschaffen, so gilt dies aber sicher f�r eine grosse Zahl derselben.
Bollinger erkannte zun�chst, dass die anatomischen und funktionellen St�rungen, wie sie hei der Mehrzahl der Koliken (wenigstens der t�dtlich verlaufenden) zu beobachten sind, im Wesentlichen genau �bereinstimmen mit den Folgen enibolischer und thrombotischer Verstopfungen, in specie mit den Folgen einer rasch eintretenden Thrombose und Embolie der Darmarterien, wie sie experimentelle Untersuchungen l�ngst feststellten.
Er wies nach, dass das nach seiner Berechnung bei 90 �94quot;/o s�mmtlicher erwachsener Pferde vorkommende, durch Sclerostonium equinum erzeugte Wurmaneurysma der Eingeweidearterien in direktem causalen Zusam�menhange stehe mit einer grossen Zahl von Koliken.
Der Inhalt dieser Aneurysmen besteht n�mlich aus einem waiidst�ndigen Throinbus und Sklerostomen, welch letztere nur selten und dann wohl zuf�llig zu fehlen scheinen.
Vergr�ssert sich dieser wandst�ndige Thrombus (vielleicht durch Wanderung der Sclerostomen ?J und wird so das Lumen der aneurysmatischen Arterie vollkomnien ausgef�llt, oder wird der autochthone Throinbus durch erneute Anlagerung frischer Blutgerinsel ein fortgesetzter und hiedurch gr�ssere Aeste der Eingeweidearterien verstopft, oder endlich werden Partikelchen des erweichenden Aneurysiiienthrombus (Emboli) durch den Blutstrom losgerissen und in den abgehenden Aesten mehr laquo;der weniger weit peripherisch eingekeilt, so muss dadurch nothwendig die arterielle Blutzufuhr in dein betroffenen Stromgebiete unterdr�ckt werden und - neben den Erscheinungen einer verschieden hochgradigen ven�sen Stauung mit ser�ser und blutiger Transsudatiou, die sich durch bedeutende Schwellung der Darmwandung und des Gekr�ses nebst zahlreichen gr�sseren und kleineren Blut-heerden daselbst, sowie durch Bluterguss in's Darmrohr be-
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merklich macht � cine Verminderung, selbst vollst�ndige �nterdi Uckung der Funktion der betreffenden ungen�gend ern�hrten Darmpartie zur nothwendigen Folge haben.
Die Schwere dieser Folgen wird abh�ngen m�ssen von der Grosse des ausser Ern�hrung gesetzten Stromgebietes, beziehungsweise der M�glichkeit oder Unm�glichkeit einer collateralen Compensation; demnach kann eine theilweise oder vollkommene, eine rasch vor�bergehende oder l�nger dauernde L�hmung der betreffenden Darmpartie eintreten. (Die Verstopfung einer Grimmdarinarterie muss daher nach den anatomischen Verh�ltnissen, wie sie gerade beim Pferde so auffallend hervortreten, von ganz anderer Dignit�t sein, als die einer D�nndarmarterie. Was die Embolien der D�nn�darmarterien anbelangt, so scheint es nach Cohnheim's neuesten Experimenten n�thig, dass nicht nur eine gr�ssere Arterie verstopft wird , sondern auch die arteriellen Anasto-mosen � die benachbarten St�mme, beziehungsweise die St�mme, welche diese Anastomosen abgeben � wenn h�morrhagische Infarcirung der Darmschlinge und ihres Ge-kr�sabschnittes erfolgen soll.
Ist aber ein gr�sserer Darmabschnitt gel�hmt, somit un�f�hig, die in ihm sich betindlichen, resp. demselben zuge�f�hrten (�bergebenen) Ingesta fortzubewegen, so ist eine Ansammlung dieser letzteren in der gel�hmten Darmpartie nothwendige Consequenz, das Darmrohr wird hiedurch un�wegsam, das Lumen verengt, der an und vor dieser Stelle sich findlichc Darminhalt geht abnorme Zersetzungs- und G�hrungsprozesse ein, es werden rasch grosse Gasmengen producirt, die, weil ihnen (durch die Stenose der gel�hmten Darmpartie) weder ein Entweichen nach r�ckw�rts, noch nach vorw�rts durch den Schlund (R�lpsen) m�glich gemacht ist, einen bedeutenden Meteorismus herbeif�hren, der seinerseits wieder die ung�nstigen Einfl�sse auf den Respirations- und Girkulationsapparat etc. �bt.
Es ist klar, dass hiebei die St�rungen � abgesehen von der Grosse und Zahl der betroflenen Gef�sse � um so hoch-
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gradiger und bedenklicher sein m�ssen, je ung�nstiger die Qualit�t � bez�glich leicht eintretender rascher G�hrung und hiedurch bedeutender Gasproduktion � und je grosser die Quantit�t der Futterstoffe ist, welche sich w�hrend der kritischen Zeit im Darmkanale befinden.
Hieraus Hesse sich vielleicht erkl�ren,. wie t�dtlich ver�laufende embolische L�hmungskolikeu bei Milit�rpferden viel seltener zur Beobachtung kommen, als bei di�tetisch schlecht gehaltenen Arbeitspferden, wo in Folge der gew�hnlich vor�handenen chronischen Magen- und Danncatarrhe und der starken Anf�llung der Ged�rme mit Futtermassen, schon eine geringere St�rung gen�gt, abnorme Zersetzungen der Ingesta zu veranlassen.
Das Wurmaneurysma findet sich bei den Milit�rpferden sicherlich nicht weniger h�ufig, als bei anderen und das im Allgemeinen geringere Alter bei den ersteren, reicht zur Er�kl�rung f�r sich allein nicht aus.
Dass auch Berstungen und Lagever�nderungen durch embolische und thrombotische Vorg�nge im Gebiete der vor�deren Gekr�sarterie ihre Erkl�rung finden k�nnen, werden wir sp�ter n�ren.
Jedenfalls m�ssen wir Bollinger beipflichten, wenn er sagt:
�theilweisc oder vollst�ndige L�hmung einer Dann-partie und die dadurch bedingte �armstenose bildet unstreitig bei dem pflanzenfressenden Pferde in der Mehrzahl der F�lle den Ausgangspunkt derjenigen Erscheinungen, die man unter dem Namen Kolik zusammenfasst.
Darml�hmung und behinderte Fortbewegung des Darminhaltes ist in der Mehrzahl der Koliken die Ursache der Erscheinungenquot;.
Da die embolischen und thrombotischen Vorg�nge in den Darmarterien auf der Anwesenheit des Wurmaneurysmas der vorderen Gekr�sarterie beruhen � beziehungsweise durch
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dieses veranlasst werden k�nnen � letzteres, wie schon fr�her erw�hnt, bei 90�94% s�mmtlicher erwachsenen Pferde zu finden ist, so d�rfte hiedurch die H�ufigkeit der Koliken nicht nur nicht erkl�rt sein, wir m�chten im Gegen-theile fragen, wie es komme, dass manche Thiere, deren Sektion wir zu. machen Gelegenheit haben und daselbst ein m�chtiges Anenrysma finden, oft zeitlebens nie einen Kolik�anfall zeigten.
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Vortrag ii.
Symptome � Physiologie der haupts�chlichsten ErscheinaDg:en.
Meine Herren!
Nachdem Sie im ersten Vortrage geh�rt haben, durch welche Ursachen Koliken veranlasst werden k�nnen, so lassen Sie uns nunmehr die Symptome aufz�hlen, wie wir sie bei Kolik im Allgemeinen am h�ufigsten zu betrachten Gelegen�heit haben � worauf ich Ihnen die Deutung der haupts�ch�lichsten Erscheinungen darzulegen versuchen werde, um dann erst zum Modus der Untersuchung der Patienten selbst, zur Bildung der Diagnose und Ber�cksichtigung der Differential-diagnose �berzugehen.
Dass die Symptome der Zahl und dem Grade nach bei den mannigfachen Formen der Koliken �usserst variabel sein k�nnen, bedarf wohl kaum der Erw�hnung.
Gew�hnlich treten diese Erscheinungen � die Kolik � pl�tzlich auf.
Wir linden ungleiche Vertheiluug der Temperatur �ber die K�rperoberfl�che, Ohren und F�sse kalt, Schweiss am Grunde der Ohren, an den Seiten des Halses und den Flanken, oder selbst �ber die ganze K�rperoberfl�che, Puls nicht, wenig und bis zur h�chsten Frequenz beschleunigt, ebenso von verschiedener Qualit�t. Die sichtlichen Schleimh�ute meist st�rker ger�thet, selbst blauroth gef�rbt, die Nasen-schleimhaut nicht selten mit Staub belegt. Das Athmen in der Kegel erschwert und beschleunigt, die Athemnoth selbst bis zu den h�chsten Graden gesteigert. Futteraufnahme un�terdr�ckt � st�ndig oder zeitweilig � Hinterleib selten leer, meist gespannt, voll, mit F�kalmassen und Gasen �ber-
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f�llt, selbst trommel�hnlich (tympanitisch) aufgetrieben. Die Darmbewegung ist gew�hnlich verz�gert, selbst ganz unter�dr�ckt, demnach auch in der Mehrzahl der F�lle Mistver�haltung gegeben, dessgleichen die Urinabsonderung und Aus�scheidung gerne vermindert und angehalten.
Dazu kommt das Benehmen der Thiere, die Art und Weise, wie sie ihren Schmerz bekunden und woraus schon der Laie schliesst, dass das Pferd an Kolik (im weitesten Sinne) erkrankt sei: die eigenth�mlichen Unruhe�erscheinungen, deren Sie sehr viele und in den ver�schiedensten Graden wahrnehmen k�nnen.
Ich will Ihnen die AuHallendsten und am h�ufigst zu beobachtenden in K�rze vorf�hren.
Die Thiere stehen von der Krippe zur�ck, sehen sich �fter nach dem. Hinterleibe um, treten hin und her, scharren mit den Vorderf�sseu, schlagen mit den Hinterf�ssen nach dem Bauche, wedeln und peitschen mit dem Schweife, stellen sich �fter zum �riniren an, oder dr�ngen wie beim Koth�absatze, legen sich nieder und springen rasch wieder auf, dr�ngen nach vorw�rts, suchen sich zu w�lzen, oder letzteres geschieht rasch und wiederholt. Andere liegen mehr ruhig mit ausgestreckten Gliedmassen, sich ebenfalls zeitweise nach dem Hinterleibe umsehend, dabei st�hnend, fiemmend, Z�hne knirschend. Die Patienten zittern, taumeln hin und her, lehnen sich an, werfen sich r�cksichtslos nieder, selten steigen sie in die H�he, in den Barren. (Einige stehen wohl auch ganz ruhig mit vorgestrecktem Kopfe.J
Diese Erscheinungen treten meist anfallsweise auf, sind nachlassend, aussetzend und wiederkehrend.
Anderemale verharren die Thiere in unnat�rlichen Stell�ungen: bleiben oft l�ngere Zeit auf dem B�cken liegen mit angezogenen Beinen, setzen sich auf den Hintertheil � nehmen die sogenannte Hundestellung ein � knien mit den Vorderf�sseu, liegen auf der Unterbrust mit vorw�rts ge�streckten Vorderf�sseu, nehmen stehend eine stark gestreckte. Stellung ein, wobei zeitweise der R�cken gesenkt und die Halsstrecker contrahirt werden (auch in seitlich abgebogener
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IT-Stellung verharren sie oft.) Bei Manchen macht sich eine recht auffallende Schw�che des Hintertheiles bemerklich.
Ausserdem h�rt man bisweilen r�lpsende Ger�usche, so�genanntes Eecken, es werden W�rgbewegungen wahrnehmbar, oder kommt zum wirklichen Erbrechen, wobei der anato-mischen Beschaffenheit der betreffenden Organe halber � L�nge des Gaumensegels � das Erbrochene oft in ganzen G�ssen durch die Nasen�ffnungen zu Tage gef�rdert wird.
Oft sind die Thiere � gegen das Ende � kaum mehr zu halten, dr�ngen r�cksichtslos vorw�rts, bis sie endlich zu�sammenst�rzen und crepiren.
Damit will ich in der Aufz�hlung der Erscheinungen bei Kolik vorderhand schliessen, da ich hier gar nicht er�sch�pfend sein k�nnte und lieber die Physiologie der haupt�s�chlichsten davon etwas n�her besprechen.
Der Schmerz als das auff�lligste und nie fehlende Symptom wird wohl sehr h�ufig hervorgebracht durch Reizung der peripherischen Endigungen der sensiblen Darmnerven und geschieht letzteres haupts�chlich durch excessive Ausdehnung eines Darmst�ckes, wodurch die Darmwand stark gezerrt wird � sei es durch abgesperrte Darmgase, durih Koth-massen, oder Wurmkn�uel etc. oder der Schmerz wird er�zeugt durch Hyper�mie, leichtere und schwerere entz�nd�liche Prozesse und bei den nach Erk�ltungen der �usseren Haut auftretenden sehr schmerzhaften Koliken ist es nach v. Niemeyer auch wahrscheinlich, dass die Darmmuskulatur in �hnlicher Weise leiden k�nne, wie die Muskeln anderer Theile bei rheumatischen Affektionen.
Ob bei krampfhaften Contraktionen des Darmrohres die Schmerzen dnrch direkten Druck auf die Nerven der zu�sammengezogenen Partie, oder dadurch entstehen, dass Gase undFaekalmassen nach gewissen Stellen des Darmes gedr�ngt, oder in diesen abgesperrt werden und so die Wand unge�b�hrliche Ausdehnung erf�hrt, (v. Niemeyer) scheint nicht unbestritten festgestellt. Dass die Thiere den Schmerz durch Unrulieerscheinungen bekunden, haben wir bereits zu wieder�holten Malen erw�hnt.
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Die Behinderung der Forthewegung des Darm�inhaltes und hiedurch veranlasster Verz�gerung oder Unterdr�ckung der Kothentleerung finden wir hei den meisten Koliken.
Liegen den letzteren Erabolien und Thrombosen zu Grunde, so wissen wir bereits, duss die WeiterbeschatTung der Ingesta durch die mehr oder weniger vollst�ndige L�hmung einer Darmpartie gehindert wird. Hieraus erkl�rt sich, dass selbst hei fl�ssigem Darminhalte Verstopfung bestehen k�nne; dessgleichen dass hier trotz des oft vorhandenen ausgedehn�ten Blutaustrittes in den Darin dennoch blutiger Koth nur sehr selten zu Tage tritt. Letzteres hat nach Bellinger, der �brigens blutige fl�ssige Ausleerungen einigemale wirklich beobachten konnte, darin seinen Grund, dass Blind- und Grimmdarm, als Lieblingsterritorien der Embolie, zu weit vom After entfernt sind und sich leicht Anschoppungen von Futter in der gel�hmten Darmpartie machen; auch scheint demselben ausserdem das langsame oder schnelle Zustande�kommen der Arterienverstopfung in dieser Beziehung be�deutungsvoll, da ersteren Falles die vollkommene L�hmung des Darmrohres allm�hlig eintreten und damit auch die Bewegung des Darmes l�nger andauern kann, was gewiss auch richtig sein d�rfte.
In anderen F�llen k�nnen es angeh�ufte Kothmassen f�r sich, Steine, Concremente, Wurmkn�uel, Verengerungen des Darmrohres, Lagever�nderungen etc. sein, welche da-; Darm�lumen versperren.
Der n�chste Effekt ist dabei immer der Eintritt von G�hrungs- und Zersetzungsprozessen, sowohl im gel�hmten Darmst�ck, als auch in dem vor der schwer- oder undurch-g�ngigeu Stelle des Darmrohres befindlichen Inhalte, deren gasf�rmige Produkte (neben Kohlewasserstoff, Kohleoxyd und Schwefelwasserstoff haupts�chlich Kohles�urej sich, da ein Entweichen nach keiner Seite hin m�glich ist, ansammeln und den Darm oft in enormer Weise ausdehnen.
W�hrend daher im Beginne einer Kolik die Darmge�r�usche, wenn auch unterdr�ckt, h�rbar sind, fehlen sie im
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Weitern Verlaufe nicht selten vollst�ndig, da durch die excessive Ausdehnung des Darmrohrs und hiedurch bedingten Blutleere der Wandung, eine Parese (unvollkominene L�hmung) des ganzen betroffenen Darmes eintritt.
Das bei hochgradiger Tyiniumitis h�ufig h�rbare soge�nannte metallische Klingen � ein Ton, den man nicht unpassend mit dem eines von einer gewissen H�he auf eine Metallplatte fallenden Wassertropfen erzeugten verglich � wird wohl dadurch hervorgebracht, dass sich die Gase in den verschiedenen Abschnitten des ausgedehnten Darmrohres in ungleicher Spannung befinden, welch' letztere sich auszu�gleichen bestrebt ist, so dass zeitweilig ein �ebertritt von mehr gespannter Luft in einen anderen Danntheil statt�findet, wodurch die Luft in letzterem und bezw. die stark ausgedehnte Darmwand daselbst , in eine diesen Ton er�zeugende Schwingung versetzt wird.
Die Menge der so sich ansammelnden Gase, beziehungs�weise die M�chtigkeit der hiedurch bedingten Auftreibung, wird abh�ngen:
1)nbsp; von dem Orte der Unwegsamkeit;
2)nbsp; von der mehr oder weniger vollst�ndigen Ver-sperrung des Darmlumens;
3)nbsp; von der Quantit�t und Qualit�t des Futters;
4)nbsp; von der Beschaffenheit der Verdauungss�fte.
Die Auftreibung wird daher um so hochgradiger sein, je weiter nach r�ckw�rts und je vollst�ndiger der Durchgang versperrt ist, je mehr die Anf�llung des Darm-kanales mit Futtermassen, welche sehr leicht und rasch in G�hrung versetzt werden k�nnen, geschieht und die Be�schaffenheit der Verdauungss�fte die Gasproduktion erleichtern.
Ich will hier gleich anschliessen, dass Sie aber nicht glauben d�rfen, es w�ren blos die gasf�rmigen Produkte der abnormen G�hrung und Zersetzung des Darminhaltes 'die S�ndenb�cke, die wir allein f�r die nachtheiligen Folgen ver�antwortlich machen k�nnen.
Wir wissen, dass die St�rke im Darmkanale durch eine Art G�hrungsprozess in Milchs�ure �bergef�hrt wird (Br�cke)
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� daher auch der eigenth�mliche Geruch des Magen- und zum Theile Darminhaltes bei F�tterung von Amylaceen �. Grosse Mengen St�rkemehl reicher Nahrungsmittel produciren daher unter g�nstigen Umst�nden sehr reichliche Mengen von Milchs�ure und diese letztere, sowie namentlich die bei meist folgender Butters�ureg�hrung auftretende Butters�ure sind gef�hrliche Zersetzungsprodukte, da sie zur Durch�feuchtung, Auflockerung und leichteren Zerreisslichkeit der Darmwandung, selbst zur Darml�hmung Veranlassung geben sollen (Bruckm�ller).
Die von Gasen stark ausgedehnten Ged�rme dr�cken nun auf das Zwerchfell und durch dieses auf die Lungen, beein�tr�chtigen somit die Erweiterung des Brustraumes in ver�schiedenem Grade, sie �ben ferners auch einen Druck aus auf die grossen Gef�ssst�mme des Hinterleibes. Dadurch muss es nothwendiger Weise zu Ueberf�llungen der Lunge mit Blut kommen, der Respirations-Prozess dortselbst er�heblich behindert werden. Dazu kommt noch die Ungleich�heit des Kohles�u'-edruckes im Darmrohre und dem Blute. Es ist auch sehr wahrscheinlich die Darmathmung gest�rt, anstatt des Uebertrittes von Kohles�ure aus dem Blute in den Darm, geschieht das gerade Gcgentheil: es diffundirt die unter ausserordentlich hohem Drucke stehende Kohles�ure des Darmes in's Blut der Darmcapillaren, wobei allerdings die starke Expansion der Darmwamlung � wodurch die Blutgef�sse zusammengedr�ckt werden � andererseits diesem Vorgange nicht besonders g�nstig sein kann.
Die resorbirten Gase gelangen in's Pfordtadersystem und sollen schliesslich durch die Lungen ausgeschieden werden (Bernard) welch' letztere jedoch in diesem Falle � weil blut�berf�llt � hiezu keineswegs bef�higt sind.
Die nothwendige Folge hievon ist eine hochgradige Ueberladung des Blutes mit Kohles�ure � eine Kohle-s�urevergiftung desselben.
Die bei Meteorismus eintretende Athemnoth hat demzu�folge ihre Ursache in der durch das vorgedr�ngte und in der Contraktion behinderte selbst � aus den keineswegs selten
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eintretenden Zerreissungen zu schliessen � gel�hmte Zwerch�fell veranlassten Verengerung des Brustraumes, in derKohle-s�urevergiftung bezw. Sauerstoffmangel des Blutes (hier kommen auch Schwefelwasserstoff und Kohleoxyd in Be�tracht) und dem erh�hten Blutdrucke im arteriellen Gebiete der Vorhand. Zum sichtlichen Ausdrucke dieses letzteren geh�rt die hohe R�thung der Schleimh�ute am Kopfe, welche bei zunehmender Kohles�ureaufspeicheruug eine cyanotische F�rbung zeigen.
Die Erh�hung des Blutdruckes im arteriellen Systeme hat ihren Grund:
1)nbsp; in der Ausschaltung gr�ssercr Gef�ssgebiete aus dem Kreislaufe bei embolischen und thrombotischen L�hmungskoliken und Lagever�nderungen.
2)nbsp; Durch die Verengerung der Darmwandgef�sse in Folge der Expansion der Ged�rme, wodurch diese blutleer werden.
3)nbsp; Durch die Cirkulationsst�rungen, wie sie in Folge des Druckes der mit Gasen �berf�llten Ged�rme auf die Gef�ssst�mme des Hinterleibes entstehen m�ssen.
Dass die Druckwirkung auf die grossen Arterien und Venen daselbst bei der ungleichen Dicke und Resistenz der Wandungen dieser letzteren eine verschiedene sein m�sse, liegt auf der Hand. Es werden die Venen st�rker comprimirt als die Arterien. Wenn sich daher der erh�hte arterielle Druck mehr auf die Vorhand geltend macht, so m�ssen in der Nachhand dem oben Gesagten zufolge eher ven�se Stauungen auftreten.
F�r den letzteren Umstand d�rfte uns vor Allem die Menge und Beschaffenheit des Urins ein Beweis sein, der in der Regel in geringerer Menge abgesondert, sehr con-centrirt und gar nicht so selten � gerade bei starkem Meteorismus � vor�bergehend eiweisshaltig ist, ja selbst einzelne Blutk�rperchen wahrnehmen l�sst, ganz so, wie wir dies bei niedergradiger Stauungshyperaemie der Nieren �ber�haupt beobachten k�nnen.
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Ich suche mir wenigstens die Verz�gerung der Abson�derung und den etwaigen Eiweissgehalt des Urins durch Annahme eines behinderten Abflusses des Nierenvenenblutes zu erkl�ren.
Der Urin, um gleich bei diesem zu bleiben, ist am An�fange einer Kolik wohl stets noch alkalisch reagirend, w�hrend uns entgegen ein saurer Urin immer ein l�ngeres Bestehen der Kolik, eine andauerndere St�rung des regelm�ssigen Ver�brennungsprozesses im K�rper �berhaupt anzeigt, bei welchem nicht die h�chsten Oxydationsstufen der Umsatzprodukte er�reicht werden.
Den Puls finden wir zuweilen Anfangs normal und in den leichter verlaufenden F�llen von Koliken kaum be�schleunigt; den Herzschlag, wenn erh�hter arterieller Druck besteht, nicht selten pochend.
Je grosser die Unruhe und Aufregung der Thiere wird, je bedeutender die Cirkulationsst�iungen sich machen, desto h�ufiger und kleiner wird der Puls. Seine Frequenz kann sich auf 50, 70, 90, 100 Schl�ge und dar�ber steigern und derselbe schliesslich unf�hlbar werden.
Gleichzeitig de�mit finden wir dann die ungleiche Ver-theilung der K�rpertemperatur als K�lte der Extremit�ten, und Schweiss in verschiedenstem Grade und Ausdehnung.
Bez�glich des Central-N ervensystems wissen wir, dass der Darmschmerz, die Cirkulationsst�iungen und die mehr oder weniger hochgradige Vergiftung des Blutes mit G�hrungs- und Zersetzungsprodukten � zun�chst und am unzweifelhaftesten die Kohles�ure�berladung - nicht wirkungs�los sein k�nnen. Wir sehen daher gew�hnlich im Anfange einer Kolik Aufregung bestehen, die sich nach Umst�nden zu einer furibunden H�he steigern kann, wobei dann nament�lich in lethalen F�llen die Zeichen der Kohles�urevergiftung immer deutlicher in den Vordergrund treten, so dass die Thiere nach vorausgegangenen Gonvulsionen und Muskel�zittern oft wie bet�ubt und gel�hmt erscheinen. (Ob auch Schwefelwasserstoff in so bedeutenden Mengen producirt und in's Blut �bergef�hrt wird, dass direkte Vergiftungen hiedurch
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erzeugt werden, ist noch fraglich � ich habe bis jetzt, so weit ich mich zu erinnern vermag, bei den Cadavern der Kolikpferde Todtenstarre nie vermisst, was vielleicht dagegen sprechen w�rde �J.
Zum Eintritte des Collapsus werden ausserdem abundante Blutaustritte in's Darmrohr, wie sie nicht selten vorkommen, das ihrige beitragen.
In anderen F�llen erh�lt sich die Aufregung selbst bis zum Tode fort.
Die von Zundel vorzugsweise bei den gef�hrlichsten Coliken beobachtete Temperaturerniedrigung l�sst sich wohl am wahrscheinlichsten auf die Kohles�urevergiftung �ber�haupt zur�ckf�hren, worauf zuerst Boiling er aufmerksam machte, der nebenbei die in einzelnen F�llen auftretenden st�rkeren Bluterg�sse in's Darmrohr beschuldigt, durch welche ebenfalls die Temperatur zum Sinken gebracht werden sollte. Ich halte das erstere Moment schon desshalb f�r das ge�wichtigere, weil sicli z. B. durch einen Aderlass � der doch eine dein Blutaustritte analoge Wirkung entfalten m�sste � bei dem die entzogene Blutmenge ungef�hr derjenigen gleich k�me, wie wir sie in einen Darmabscbuitt gew�hnlich er�gossen finden, eine l�nger andauernde Minderung der Tem�peratur noch nicht erzielen l�sst.
Was die Anwendung des Thermometers bei Koliken �berhaupt betriftt, so mussten wir die Erfahrung machen, dass leider h�ufig erst der bereits eingetretene Collaps und die L�hmungserscheinungen eine Einf�hrung des Thermo�meters erm�glichten. � Sie werden Gelegenheit haben zu sehen, wie schwierig es ist, schon in leichten F�llen, bei nur einiger Unruhe der Patienten, das Thermometer in den Mastdarm zu bringen und eine entsprechende Zeit daselbst liegen zu lassen; bei gr�sserer Unruhe ist dies meist absolut unm�glich und wie schon erw�hnt, erst gegen das Ende eines lethal verlaufenden Falles hin kann es zuweilen leichter geschehen � w�hrend im Anfange einer Kolik, mag dieselbe verlaufen und enden wie sie wolle, das Thermometer keine hypophysiologische Temperatur wahr-
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nehmen l�sst und daher auch in dieser Zeit f�r die Prog�nosis nicht verwendbar ist.
Nun h�tten wir hier noch zwei Symptome zu besprechen, n�mlich das Erbrechen und sogenannte abnorme Stell�ungen der Thiere.
Man hat das Erbrechen � ein in der Regel, doch nicht in allen F�llen odioses Symptom � beobachtet bei Erwei�terung des unteren Schlundendes, bei Bauchfellentz�ndung, Darmverschlingung und Unwegsamkeit des Darmrohres �ber�haupt � durch Intussusception, Tumoren etc. veranlasst � haupts�chlich aber bei �berf�llten Magen.
Es d�rfte als feststehend zu betrachten sein, class ganz der Beobachtung bei Weidepferden entsprechend, die Ueber-f�llung und Ausdehnung des Magens das wichtigste Moment f�r das Zustandekommen des Erbrechens sei und obwohl Colin nach Unterbindung des Darmkanales und Pf�rdtners keine �hnliche Wirkung erzielen konnte, so haben wir un�bestreitbare Thatsachen, dass auch bei Unwegsamkeit des Darmes, wie Lagever�nderungen � namentlich an den hin�teren Partien desselben � ein Fortbewegen des Darminhaltes bis in den Magen und damit hier ebenfalls Ueberf�llung des letzteren eintrete, welches so wieder ein Erbrechen m�glich mache. Es w�re dies demnach ein Vorgang, wie er bei Heus oder Miserere des Menschen beobachtet wird, ob�wohl er sich auch in anderer Weise deuten l�sst. So nimmt Bruckm�ller an, dass es weniger die antiperistaltische Bewegung des Darmes, als vielmehr der Druck der Bauch�presse sei, wodurch der Darminhalt nach vorne geschoben w�rde.
Dass aber ein E�ckw�rtsbewegen des Darminhaltes in den Magen � sei es auf die eine oder andere Weise � wirklich statt hat, dar�ber lassen die Sektionsergebnisse kei�nen Zweifel aufkommen, indem sowohl die oft im Magen gefundenen Massen von Futterstoffen bei notorisch voraus�gegangener l�ngerer Unterdr�ckung aller Futteraufnahme eines Thiere s, wie noch mehr die Beschaffenheit des Magen-
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Inhaltes � seine Mischung mit Galle u. s. f. � auf sein Herkommen unzweifelhaft zu schliessen berechtigen.
Recht auffallend gestaltet sich die Sache in F�llen, wo im Magen neben grossen Massen Futterbreies eine Unzahl von Spulw�rmern gefunden wird, w�hrend der hintere Theil des D�nndarmes, als eigentlicher Wohnort dieser Entozoen, sich von solchen ieer findet.
Was die sogenannten abnormen Stellungen anbelangt, welche die Pferde im Verlaufe mancher Koliken beobachten lassen, so ist zwar nicht zu l�ugnen, dass wir R�ckenlage, Knien, das Sitzen auf dem Hintertheile als sogenannte Hunde�stellung, Strecken und Einbiegen des R�ckens u. s. w. sehr h�ufig in F�llen beobachten, wo der Ausgang ung�nstig und die Sektion uns eine Zerreissung des Magens, Zwerchfells, Colons etc. oder Lagever�nderung ergibt, wobei es wohl h�chst wahrscheinlich ist, dass die Thiere diese Stellungen annehmen, weil sie sich hiebei am relativ wohlsten befinden � sie suchen gewiss dadurch den Schmerzen zu begegnen resp. diesen m�glichst auszuweichen � allein ich muss Sie warnen, aus diesen Symptomen auf eine bestimmte Ver��nderung schliessen zu wollen und vermeide es absichtlich, Ihnen hier auch nur von Wahrscheinlichkeiten zu reden, will dagegen nicht unterlassen Ihnen zu berichten, dass ich an einem Hengste, welcher innerhalb 3 Monate 4mal Kolik immer von l�ngerer Dauer zeigte, alle m�glichen abnormen Stellungen wahrnehmen konnte, und nachdem das Pferd ge-t�dtet wurde, aussei- einem stellenweise stark contrahirten D�nndarme eflektiv keine weiteren krankhaften Erscheinungen zu entdecken waren.
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Vortrag III.
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Stellung* der Diagnosis: Anamnese und Untersuchung des Patienten
Differentialdiagnosis.
Meine Herron!
Wir kommen nunmehr zur Stellung der Diagnosis und Differentialdiagnosis. Zu diesem �ehufe d�rfte es wohl am besten sein, Sie folgen mir jetzt auf das prak�tische Gebiet � zum Patienten selbst.
Nehmen wir an, es wird uns ein Pferd mit mehr oder weniger heftigen Schmerz�usserungen und Unruheersclieinungen zugef�hrt, das Thier versucht vielleicht schon vor der Stallth�re sich niederzulegen, Sie vermuthen sofort einen sogenannten Kolikpatienten, auch der �eberbringer �ussert sich sofort dahin, dass das Pferd an Kolik, oder wie er es bezeichnet, an Glimmen etc. leide.
Ihr Erstes wird sein, den Patienten auf ein entsprechend .hergerichtetes weiches Lager zu bringen, Sie erheben die Anamnese und schreiten zur Untersuchung desselben. Die Aufgabe, die sie jetzt zu l�sen haben isl:
i) von der eigentlichen Kolik, oder mit Roll zu spre�chen, wahren Kolik, alle sonstig denkbaren bestehenden Ver�nderungen und pathologischen Prozesse, welche unter �hnlichen Symptomen verlaufen k�nnten, (soviel als m�glich) auszuschliessen.
2) Innerhalb der noch gegebenen M�glichkeiten � der wahren Kolik � eine thunlichst klare � engere � Dia�gnosis, soweit dies �berhaupt hier erreichbar ist, zu er�langen.
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Sind Sie im Stande, die das Bild der Kolik veranlassende St�rung � das Grundleiden � zu erforschen, dann haben Sie, wie ich Ihnen schon fr�her bedeutete, das H�chste und W�nschenswertheste erreicht.
quot;Weil aber eine engere Differentialdiagnosis gerade bei den Koliken sehr schwierig ist, so m�ssen Sie, um der Wahr�heit nahe zu kommen, alles ben�tzen, was Ihrer Untersuch�ung zug�nglich ist und mit aller Sch�rfe der Logik vorgehen � w�re es auch nur, hiedurch die M�glichkeit zu erhalten, eine erspriessliche symptomatische Behandlung leichter ein�leiten zu k�nnen, die in sehr vielen F�llen, wie Sie bald h�ren werden, das Einzige ist, was wir namentlich im An�fange zu thun verm�gen.
Lassen Sie uns zun�chst zur Erhebung der Anamnese gehen.
Sie ist bei dem Mangel an direkter Mittheilungsgabe unserer Hausthiere (lurch die Sprache von nicht zu unter�sch�tzendem Wcrthe, doch dabei nicht zu vergessen, dass sie nicht selten � sei es wissentlich oder unwissentlich � Un�wahres entl�ilt und so zu T�uschungen Veranlassung geben kann.
Die Personen, von welchen die Aussagen gemacht wer�den, die verschiedensten in den concreten F�llen gegebenen Umst�nde �berhaupt, sind liier sehr schwer wiegend und darf es dem Thierarzte bei der W�rdigung solcher Aussagen an dem nothigen Scharfblicke und Menschenkenntniss nicht ermangeln, welche derselbe in dieser Beziehung ebenso wenig wie der Kinderarzt zu entbehren vermag. Immer aber muss er genau wissen warum er fragt.
Betrachten wir nun die wesentlichsten Punkte, welche bei dem anamnestischen Examen � insoferne ein solches �berhaupt erm�glicht ist � zur Ber�cksichtigung kommen k�nnen, ich sage .,zur Ber�cksichtigung kommen k�nnenquot;, weil Sie nicht in jedem Falle alle brauchen werden, so sind es nachstehende:
1) .Sie erkundigen sich nach dem Stande des Eigen-th�mers � wegen der Haltung, Verwendung, F�tterung u. s. w.
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2)nbsp; Sie werden fragen, ob das Pferd schon lange im Be�sitze desselben sei, vielleicht von ihm selbst aufgezogen wurde � einer allenfallsigen Ver�nderung in der F�tterungs. und Haltungswcise halber.
3)nbsp; Ob das Thier schon fr�her an der Kolik litt � es wird Ihnen Gelegenheit geboten sein zu beobachten, dass innerhalb eines Jahres manche Pferde zu wiederholten Malen wegen Kolik an die Anstalt gebracht werden, ja f�rmlich hierorts bekannt sind und wir die Prognosis f�r den eben bestehenden Anfall bei ihnen relativ g�nstiger stellen k�nnen, da uns die Ursache �fter schon von fr�ber her bekannt ist; oder ein Pferd wird innerhalb ganz kurzer Zeit, vielleicht im Verlaufe weniger Wochen, �fter von Kolik befallen, was uns einen deutlichen Fingerzeig geben muss, die Ursache in der vielleicht ver�nderten F�tterungs- und Haltungsweise zu suchen.
4)nbsp; Wie lange die Kolik bereits dauert, ob vielleicht vor�ausgegangene Krankheitserscheinungen, Appetitmangel etc. zu beobachten waren. Die Dauer des Anfalles ist haupts�chlich f�r die Beurtheilung (Werthigkeit der Quantit�t und Qualit�t) des Pulses von Bedeutung � ein nicht oder wenig beschleu�nigter Puls ist um so g�nstiger f�r die Beurtheilung des Leidens, je l�nger dieses bereits dauert.
5)nbsp; nbsp;Besonders wird Sie die F�tterung interessiren und zwar bez�glich der Quantit�t � absolut zu viel, m�glicher-
fnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; weise selbst auch zu wenig Futter (daher man in letzterer
Beziehung wohl auch von Hunger-Koliken gesprochen hat) und Qualit�t � neuen Hafer und Heu, wie �berhaupt sehr rasch g�hrendes Futter, schlechtes reizloses, wenig n�h�rendes Futter, verdorbene Nahrungsmittel, Kleien- und Mehl�f�tterung, wie sie gerne bei M�llerspferden und alten Thieren beliebt ist, die den Hafer nicht mehr zu kauen verm�gen, oder bei Thieren �rmerer Leute es zu finden ist. Gr�ssere Mengen von Herbstzeitlose im Heu, ungewohntes Wasser, zu k�hles Getr�nke u. s. w.
6)nbsp; Ein Hauptpunkt ist die Verwendung mit ihren Neben�umst�nden, die Sie in's Auge fassen m�ssen � die Art der
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Verwendung namentlich mit R�cksicht auf die Zeitdauer der vorausgegangeneu Ruhe, sowie der vorausgegangenen F�tter�ung (zu rasches Einspannen nach dieser). Die ehen herr�schende Witterung bez�glich der naheliegenden M�glichkeit einer Verk�hlung nach vorausgegangenem starken Schwitzen der Thiere, wobei ich Sie schon hier aufmerksam mache, dass Sie sich nur geringe M�he zu geben brauchen, um in fast jedem Falle bei eindringlichem Fragen eine Verk�hlung als Kolikursache herauszubringen, was Sie wohl ber�cksich�tigen m�gen.
7)nbsp; N�chstdem ist es der Stall�Aufenthaltsort �berhaupt � welcher zu kalt oder zu warm sein kann, in welch' letz�terem Falle die Thiere mehr zu Verk�hlungen disponiren, wie dies z. B. gerne geschieht, wenn Pferde und Rindvieh in ein und demselben R�ume untergebracht werden.
8)nbsp; Eine weitere Frage wird sein, ob und wann zuletzt Abgang von Roth und Urin beobachtet wurde und wie diese Excrete allenfalls beschaffen waren. H�ten Sie sich hiebe! auf die Bezeichnung der Farbe des Urins besonderen Werth legen zu wollen, da Ihnen ein l�nger in der Blase zui�ck-gehaltener vielleicht bierbraun gef�rbter Urin sehr leicht als katiebraun oder fast schwarz geschildert wird. Auch auf etwaig stattgehabtes Entweichen von �armgasen werden Sie R�cksicht zu nehmen haben.
9)nbsp; Dessgleichen ist die Frage am Platze, ob sich das betreffende Pferd bez�glich des Urinirens gerne �bergehe. Es gibt n�mlich Pferde, namentlich Hengste, im langsamen und schnellen Dienste verwendet, welche ihr Bed�rfniss zu uriniren nur durch ganz wenig in die Augen springende Aeusserungen bekunden, welche selbst von den st�ndig mit diesen Thieren umgehenden Personen einmal �bersehen wer�den k�nnen, was bei solchen Thieren eine von Unruheer�scheinungen begleitete Harnverhaltung zur Folge haben kann.
10)nbsp; Von grosser Wichtigkeit und praktischer Bedeutung ist es ferner dar�ber Erkundigungen einzuziehen, was bereits hinsichtlich der Behandlung geschehen ist.
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Nicht selten werden die Pferde von Unbefugten explorirt �ger�umtquot; oder selbst kiystirt und hiebet eine Verletzung des Mastdarmes veranlasst, die je nach Umst�nden sehr ver-h�ngnissvoll f�r den Patienten werden kann. Es wird sehr gut sein, wenn Sie bei Zugest�ndniss des Eigeuth�mers, dass bereits im Mastd�rme manipulirt wurde, diesen noch in seiner Gegenwart sorgf�ltig untersuchen und das omin�se Ergebniss ihm sofort mittheilen k�nnen. Die Sache wird f�r Sie dem Eigenth�mer gegen�ber um vieles unbehaglicher, wenn Sie ihm vklleicbt erst bui seinem wiederholten Besuche Ihre sp�ter gemachte Entdeckung er�ffnen, da Sie hiebei Gefahr laufen, selbst als Veranlasset beschuldigt zu werden.
Ein weiterer Gebrauch der Thierbesitzer und zuinTheile der Pfuscher ist auch das Einbringen von Pfeffer und anderen scharf reizenden Substanzen in den Mastdarm und namentlich in die Scheide � gewisse Erscheinungen (besonders lebhafte Bewegungen mit dem Schweife, der immer mehr gehoben er�halten wird, Harndrang etc.) werden Ihnen hiedurch erkl�rt.
Ganz haupts�chlich sind es aber bereits gegebene Ein�g�sse, die Ihr besonderes Interesse erregen m�ssen, sowohl des Umstandes halber, weil oft die widersinnigsten und selbst direkt sch�dliche Medikamente etc. verabreicht werden, theils und noch mehr wegen der stets vorhandenen M�glichkeit einer Verirmng des Eingusses in die Luftr�hre, eine Gefahr, die gerade beim Pferde sehr nahe liegt und noch vergr�ssert wird, durch die zuweilen sehr rohe gewaltth�tige Art um! Weise des Verfahrens, das Dr�cken am Kehlkopfe und die mancherorts und von vielen Unberufenen belielite Applikation durch die Nase. Ein w�hrend des Eingehens fl�ssiger Arzneien erfolgter und namentlich noch l�ngere Zeit darnach fortbestehender Husten ist verdachterregend. F�lle wo Pferde nach abgelaufener Kolik die Erscheinungen der Lungenent�z�ndung zeigen, die als sogenannte Fremdk�rpei-Pneumonien gerne einen delet�ren Ausgang � Lungenbrand � nehmen, gar nicht so selten.
11) Schliesslich d�rfte noch einiger Untugenden zu er�w�hnen sein, insoferne nicht der Ueberbringer selbst hier-
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�ber sofort aussagt, n�mlich das Abhalftern mancher Pferde � einer m�glicherweise folgenden �berm�ssigen Futterauf-nahme wegen � und noch mehr das Koppen, nach dem man sich erkundigen k�nnte.
Haben Sie die Anamnese erhoben, die Sie, was ich Ihnen noch einmal an's Herz lege, weder �ber- noch unter�sch�tzen sollen, dann schreiten Sie, wenn Sie dies nicht schon nebenbei begonnen h�tten, zur Untersuchung des Patienten.
Ich �bergehe die Ihnen hinl�nglich bekannte Massregel, dass Pferde ehe sie inquot;s Spital zugelassen werden k�nnen, vor Allem auf Rotz und Wurm und ansteckenden Krank�heiten �berhaupt zu untersuchen sind. Zur vollst�ndigen Aufnahme des Signalements werden Sie zwar in vielen F�llen nicht Zeit haben, doch sollen und d�rfen Sie nie vergessen, das Geschlecht und Alter zu constatiren, sowie Sie weiter den Ern�hrungszustand zu ber�cksichtigen haben.
Sie werden im Allgemeinen sehr gut tbun � und ich kann es Ihnen nicht dringend genug empfehlen � bei Un�tersuchung der Patienten sich an ein bestimmtes Schema zu halten. Sie erleichtern sich hiedurch die Untersuchung, diese wird vollst�ndiger und Sie laufen nicht leicht Gefahr irgend ein wesentliches Moment zu �bersehen. Manchem w�re schon eine Unannehmlichkeit und Verdruss erspart geblieben, wenn er nicht bei der Krankenuntersuchung irgend einen Punkt geradezu vergessen h�tte. Sie k�nnen folgende Gesichts�punkte beachten:
Die K�rperoberfl�che � bez�glich der Temperatur und ihrer Vertheilnng,'Fehlen oder Vorhandensein von Schweiss in den verschiedensten Graden und Beschaffenheit, die Spuren eines fr�her stattgehabten Schweissausbruches (verklebte Haare , von abgeschwemmten Epidenniszellen weiss er�scheinende Flecke), Verletzungen haupts�chlich an den Joch�b�gen, H�ften etc. durch vorausgegangenes r�cksichtsloses Niederwerfen, auffallende Spannung und brett�hnliche H�rte von Muskelgruppen, besonders der Croupen- oder Il�cken-Muskelu.
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Den Puls � bez�glich seiner Frequenz und ganz haupt�s�chlich in qualitativer Hinsicht. Sie werden ihn, wie schon fr�her erw�hnt, im Allgemeinen um so frequenter und kleiner f�hlen, je h�hergradiger das Leiden ist � bei t�dtlichem Ausgange in den letzten Stadien oft nur mehr fadenf�rmig und kann derselbe selbst unf�hlbar werden.
Den Herzschlag � der hier im Ganzen von mehr untergeordneter Bedeutung ist, je mehr pochend Sie ihn finden, desto h�heigradigere Cirkulationsst�rungen sind im Allgemeinen gegeben.
Die sichtlichen Schleimh�ute am Kopfe � sie erscheinen blass, oder in allen Nuancen ger�thet bis dunkel blauroth gef�rbt, in seltenen F�llen von gelber Farbe.
Die Respirationsorgane.� Hier ist ebenso wie die Frequenz der Athmung die Qualit�t dieser letzteren zu be�r�cksichtigen. Sie k�nnen nicht so selten die h�chstgradige Athemnoth beobachten, Sie auskultiren an der �rustspitze, an den Seitenbrustwandungen und perkutiren daselbst. (Die Perkussion wird Ihnen gewiss nur in �usserst vereinzeinten F�llen Etwas ergeben, wohl aber die Auskultation.)
Es wird um so mehr Veranlassung zur genaueren Unter�suchung gegeben sein, wenn Sie wissen, dass das Pferd bereits von Laien Medikamente erhielt, oder wo h�chst�gradige Athemnoth Sie auf die M�glichkeit des Vorhan�denseins einer ausgedehnten Lungenhyper�mie mit ihrer notwendigen Consequenz � Lungen�dem � hinweist. (Im letzteren Falle werden Sie meist feuchte Rasselger�usche wahrnehmen k�nnen.)
Die Verdauungsorgane.�In manchen F�llen suchen die zugef�hrten Patienten sofort in der Streu, nehmen wohl auch einige Strohhalme auf, vorgehaltenes Futter wird mehr oder weniger lebhaft genommen, in der Mehrzahl der F�lle hingegen liegt die Futteraufnahme � wie auch die Getr�nk�aufnahme � g�nzlich darnieder. Bez�glich letzterer konnte ich �fter bemerken, dass die Thiere unmittelbar vor Eintritt des Todes noch grosse Quantit�ten Wasser aufnahmen, was die Eigenth�mer gew�hnlich als ein sehr g�nstiges Ereigniss
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begr�ssen und dann freilich sehr bald entt�uscht werden. Ihr n�chstes Augenmerk ist der Hinterleib bez�glich seines Urafanges, Spannung und vorzugsweisen Inhaltes, was Sie durch Besichtigung, Betasten und Perkussion erkennen wer�den und vor Allem ist es die Darmbewegung, die durch Aus�kultation zu ermitteln ist, der Sie Aufmerksamkeit zu schenken haben. Da, wie Sie wissen, die dicken Ged�rme vorzugs�weise rechts, die d�nnen links gelagert sind, so ist eine diesbez�gliche beiderseitige Untersuchung n�thig. Sie werden am weitaus h�ufigsten die Darmbewegung beiderseits unter�dr�ckt finden, seltener blos auf einer Seite, dem Grade nach sehr verschieden, oft kaum mehr Spuren von Ger�uschen oder h�chstens gewisse 'dingende T�ne � Sie k�nnen aber auch gegentheilig das lebhafteste Kollern im Hinterleibe wahr�nehmen.
Verh�ltnissm�ssig selten geschieht es, dass die Thiere bis jetzt Kotii absetzten, den Sie besichtigen k�nnten, w�re dies aber auch der Fall, so w�rde hiedurch die nunmehr folgende Exploration per anum nicht entbehrlich gemacht. Diese Letztere sollen Sie bei jedem Ihnen zugef�hrten Kolik�patienten vornehmen.
Sie gehen unter entsprechender Vorsicht mit der gut einge�lten Hand und Arm in den Mastdarm ein und haben hier auf eine Menge Momente zu achten, die alle von mehr oder weniger grosser Wichtigkeit f�r Sie sein k�nnen. Zu�erst werden Sie constatiren, ob Koth vorliegt oder nicht, wenn ja � von welcher Beschaffenheit dieser ist und in welcher Menge er angeh�uft war. Der Koth kann fl�ssig sein, dabei �belriechend, blutig gef�rbt, oder festweich und schlecht verdaut; meist ist derselbe consistenter als normal, selbst ganz hart, an der Oberfl�che verkrustet durch l�ngeres Liegen im Darmrohre als Folge verlangsamter Darmbewegung f�rmlich ausgepresst, dabei nicht selten von gr�sseren Men�gen Schleim, Gerinnsel oder Blut �berzogen. Oft sind es nur vereinzelnte so beschaffene Kothballen, die Sie finden; oder der Mastdarm ist, soweit Sie in denselben eindringen k�nnen, leer, resp. enth�lt vielleicht nur gr�ssere Mengen .
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von Schleim und croup�hnlichen fetzigen Massen, die ihren Arm beschlagen. Seltener treffen Sie auf Koth mit W�rmer gemeugt, Concremente, Steine, wirklich verstopfende Koth-massen (Kothinfarkte) und Dislokationen dieses Darmab�schnittes.
Beim Fehlen von F�kalmassen, oder nachdem Sie diese mit Vorsicht entleert haben, untersuchen Sie den Mastdarm weiter auf etwaige Zusammenhangstrennungeii, deren Sitz und Ausdehnung (Tiefe) Sie festzustellen h�tten, da die Beur-theilung sich darnach richten m�sste. Dieses Umstandes halber werden Sie schon beim erstmaligen Ausziehen Ihres Armes aus dem Mastdarme ersteren besichtigen, ob derselbe nicht von Blut �berzogen ist, was Sie zur gr�ndlicheren Untersuchung anregen m�sste.
Ihre n�chste Ber�cksichtigung weiden Sie der Harnblase zuwenden m�ssen. Hiebei haben Sie namentlich darauf zu achten, ob diese gespannt und prall gef�llt ist, so dass selbst die untere Mastdarmwandung kugelig empor gew�lbt ist. W�re letzteres der Fall, so h�tten Sie sofort zur n�heren Untersuchung zun�chst des Blasenhalses und ausf�hrenden Harnapparates von da ab �berhaupt zu schreiten.
Finden Sie bloss massige F�llung der Harnblase, so
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k�nnen Sie bei m�nnlichen Thieren versuchen durch gelinden Druck, den Sie mit der flachen Hand mittelbar von der Mastdarmwand aus auf die Blase � vom Scheitel gegen den Blasenhals zu � aus�ben, Harn zu entleeren, den Sie be�hufs n�herer Besichtigung und Untersuchung auffangen lassen, doch hievon sp�ter. Haben Sie ein m�nnliches Thier zumal einen Hengst vor sich, so ist eine genaue Untersuchung der beiden Bauchringe unerl�ssliche Pflicht; sie wird Ihnen er�schwert durch die oft vorhandene Gasspannung in den Ge�d�rmen und Sie m�ssen gerade hier mit erh�hter Vorsicht und Geduld untersuchen, Sie m�ssen aber auch auf diese Orientirung den gr�ssten Werth legen, weil Sie sich hiedurch am sichersten vergewissern k�nnen, dass ein Bruch, beziehungs�weise eine Einklemmung eines solchen, daselbst nicht bestehe, da Sie denselben in dem Falle als der Bruchinhalt nicht bis
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zum LeistenriBge reichte, vom Skrotum aus �bersehen k�nnten. Ich muss Ihnen hier bemerken, dass sich manche Thiere viel leichter exploriren, als die Leistengegend von aussen unter�suchen lassen.
N�chstdem sind es Thrombosen, an die Sie denken m�ssen und von deren Fehlen oder Gegenwart Sie sich durch Betasten etc. der hinteren Aorta und der Ihnen noch zug�nglichen Theil�ste, wie Becken- und namentlich Darmbeinarterien zu �berzeugen h�tten.
Ausserdem werden Sie mit der in das Rectum einge�f�hrten Hand sich �ber die Quantit�t und Qualit�t des Inhaltes der anliegenden Dannpartien Kenntniss verschaffen und bei Stuten selbst der Beschaffenheit des Fruchth�lters (und der Eierst�cke) Ihre Aufmerksamkeit zuwenden, denn es ist schon vorgekommen, dass ein am Anfange des Geburtsaktes stehendes Thier als mit Kolik behaftet angesehen und an solcher eine Zeitlang behandelt wurde � somit die Geburtswehen resp. Unruheerscheinungen daselbst mit Kolik verwechselt wurden. Wenn solche Verwechslungen gewiss nur sehr vereinzelt vor�gekommen sein m�gen, so sind sie doch bei einem Anf�nger nicht undenkbar und eine Erw�hnung hier am Platze. W�hrend Ihrer Manipulation im Mastdarme haben Sie endlieh noch Gelegenheit genug eine allenfallsig dort findliche erh�hte Temperatur zu gewahren. Sie werden wohl nur bedeutendere Differenzen zu erkennen verm�gen, der Befund ist immer nur ein ungenauer, doch in Anbetracht des Umstandes, dass h�ufig ein Einf�hren des Thermometers wegen Unruhe der Thiere nicht m�glich ist, besser als gar nichts. Schliesslich will ich noch erw�hnen, dass man in seltenen F�llen auch gr�ssere Mengen von Bremsenlarven im flaschenf�rmigen Theile des Mastdarmes zu constatiren vermochte.
Die Harnorgane. � Die Erfahrung wird Sie belehren, wie nothwendig es ist, sofort beim Zugange eines Kolik zeigenden Pferdes ein Uringlas bei der Hand zu haben, da sehr viele Thiere, sobald sie auf die Streu gef�hrt werden und letztere aufger�ttelt und in Stand gesetzt wird, Urin ab�setzen. Findet ein freiwilliger Absatz von Urin nicht statt,
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hatten Sie bei m�nnlichen Thieren keine solche F�llung der Blase, dass Sie diese durch Druck theilweise entleeren konnten, oder gelang Ihnen dies nicht, so werden Sie hier abwarten m�ssen, w�hrend Sie bei Stuten durch den Katheter � wir bedienen uns der leichteren Reinlicherhaltung wegen eines solchen aus sehr biegsamer geschmeidiger Metalllegirung � fast immer, wenn auch am Ende nur eine geringe Menge Urin erhalten werden. Oft gen�gt schon ein Aufheben der Scheidenklappe mit dem Finger, beziehungsweise der hierdurch veranlasste Reiz, um die Thiere zum �riniren zu bringen.
Die Beschaffenheit des Urins ist f�r Sie von grosser Wichtigkeit. Ohne mich hier zu weit in's Detail einzulassen, mache ich Sie haupts�chlich aufmerksam auf den mit wirk�lichem Blute gemischten Urin, wie solcher namentlich bei hochgradiger Hyper�mie der Nieren durch scharfe Stoffe er�zeugt wird (Sie m�ssen aber sicher sein, nicht durch unpassende Anwendung des Katheters eine Blutung der Blase etc. pro-vocirt zu haben) und auf den Urin, wie er der R�ckenmarks�hyper�mie mit consecutiver Stauungsniere eigen ist, der Ihnen alsdann h�ufig eine kaffebraunc Farbe, doch auch selbst blut-rothe F�rbung zeigt. Meist werden Sie einen normal gef�rbten (oder insobald derselbe l�ngere Zeit in der Blase zur�ckge�halten wurde, braunen), sedimentreicheu, alkalisch reagirenden, nicht selten jedoch auch einen mehr oder weniger deutlich bierbraunen sedimentloseu Urin erhalten, von saurer Reaktion, wie Sie ihn bei fieberhaften Leiden so oft zu sehen bekommen.
Sollten Sie in der Lage sein, sp�ter den Urin noch n�her untersuchen zu k�nnen, so will ich Ihnen hier nur die eine Thatsache in's Ged�chtniss zur�ckrufen, dass ein schwach eiweisshaltiger Urin bei Koliken, namentlich wenn sie mit starker Auftreibung verbunden sind, wodurch ven�se Stauungen in der Niere veranlasst werden, nicht so selten getroffen wird.
Die Geschlechtsorgane � hier muss es sich bei der weiteren Untersuchung selbstverst�ndlich vor Allem darum handeln, ob Sie eine Stute oder ein m�nnliches Thier vor sich haben. Im ersteren Falle werden Sie der allenfallsigen M�glichkeit einer bevorstehenden Geburt oder Abortus Rech-
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nung tragen, anderutheils bei Kolik nach einem erst k�rzlich vollzogenen Geburtsgesch�fte eine Entz�ndung etc. des Uterus und der Geburtswege �berhaupt nicht �bersehen und Ihre Untersuchung darnach richten; im letzteren Falle ist es ganz haupts�chlich bei Hengsten nicht zu verabs�umen den Hoden�sack und die Leistenringe, so gut, dies �berhaupt m�glich ist, (und es geht noch leichter heim stehenden als beim liegenden Thiere) eines etwaig vorhandenen eingeklemmten Bruches halber, genau zu untersuchen.
Auch hier mache ich Sie aufmerksam, dass Sie bei Hengsten hie und da zeitweises straffes Anziehen eines Hodens w�hrend des Kolikanfalles beobachten k�nnen, ohne dass dies Symptom f�r sich Ihnen bez�glich eines Bruches verd�chtig zu sein braucht.
Wenn es gewiss richtig ist, dass Leisten- und Hoden�sackbr�che bei Hengsten ungleich h�ufiger getroffen werden als bei Wallachen, so fehlen sie doch auch bei letzteren nicht und ist demnach ebenso bei diesen Thieren eine genaue dies�bez�gliche Untersuchung geboten.
Dass ich Ihnen mit diesem Schema nur eine allgemeine Uebersicht der verschiedenen Anhaltspunkte zur Untersuchung geben wollte, bedarf wohl kaum der Erw�hnung und werden Sie sich nicht in allen F�llen strenge darnach halten k�nnen und d�rfen. Insbesondere ist die Reihenfolge nicht immer die passende. Hauptsache wird stets bleiben, dass Sie bei Ihrer Untersuchung alle zur Stellung der Diagnosis wichtigen Punkte in's Auge fassen und keinen solchen vergessen.
Die eigenth�mlichen Unruheerscheinungen � das Be�nehmen der Thiere � brauche ich Ihnen hier wohl nicht mehr weiter zu erw�hnen und werden Sie mir gestatten, auf das hinweisen zu d�rfen, was ich Ihnen in dieser Beziehung bereits bei den Erscheinungen der Kolik vortrug. Dem will ich nur noch anf�gen, dass Sie auch der Bewegung des Pa�tienten Aufmerksamkeit schulden � namentlich Schwanken der Nachhand und steifer Gang, sowie Lahmen mit einem Hinterfusse bei m�nnlichen Thieren erfordern Beachtung und W�rdigung.
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Sehen wir uns nunmehr um, was Sie in Folge der durch Ihre Untersuchung gewonnenen Daten bis jetzt sofort aus-schliessen k�nnen, so d�rfte dies Nachstehendes sein:
1.nbsp; nbsp;Harnverhaltung (im weiteren Sinne) � sympto�matisch haupts�chlich charakterisirt durch prall gef�llte Blase mit auffallender Empfindlichkeit bei Ber�hrung, neben�bei heftige Unruhe, namentlich mit dem Hintertheile, �fteres Ausschachten und erfolgloses Anstellen der Thiere zum Uri�niren bei lebhaften peitschenden Bewegungen mit dem Schweife, Schlagen mit den Hinterf�ssen gegen den Leib. Selten legen sich die Patienten, obwohl sie �fter Anstalten hiezu zu treffen scheinen und wenn, dann meist mehr behutsam und rasch wieder aufspringend. Nur bei l�ngerer Dauer, im sp�teren Stadium, werfen sie sich r�cksichtslos nieder.
Ich muss hier auf einen Umstand aufmerksam machen, den auch Legrain erw�hnt. Sie werden bei verh�ltniss-m�ssig vielen Koliken finden, dass sich die Thiere �fter zum Uriniren anstellen, manchmal fast st�ndig ausschachten, sich �berhaupt in einer Weise geberden, die in der Regel schon den Eigenth�mer vermuthen l�sst, es bestehe Harnverhalt�ung und dennoch ist letzteres durchaus nicht der Fall, indem der Druck, den die haupts�chlich mit Gasen tiberf�llten Ge�d�rme auf die Blase aus�ben, solche Eeflexerscheinungen zu erzeugen verm�gen, wovon Sie sich am besten in den F�llen �berzeugen k�nnen, wo Sie selbst die Blase durch Druck mit der Hand vom Mastdarme aus entleerten, da auch hier die Thiere noch l�ngere Zeit darnach sich gerne zum �riniren anstellen.
Hauptsache bleibt immer die Feststellung der prallen F�llung der Blase und des den Abfluss des Urins behindern�den Momentes.
2.nbsp; Nierenentz�ndung. � Hier ist es die Art und Weise des Absatzes des Urins und ganz haupts�chlich die Beschaf�fenheit des letzteren, wodurch Sie bald und sicher erfahren, dass Sie es nicht mit Kolik zu thun haben. (Ein Gleiches gilt f�r Blasenentz�ndung u. s. w. � Ich brauche wohl nicht zu erw�hnen, dass ich Ihnen schlechterdings nur kurze An-
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deutungen zu geben vermag, wollte man alle Krankheiten, die beim Pferde unter Umst�nden mit Unruhe-Anf�llen ver�laufen k�nnen, genau beschreiben, so w�rde dies eine Patho�logie von vielleicht einem dritten Thcile aller beim Pferde auftretenden internen Erkrankungen werden.)
3.nbsp; nbsp;Ein im Leistenkanale eingeklemmter Bruch bei Hengsten, viel seltener bei Wallachen vorkommend. Das Ergebniss einer sorgf�ltigen Untersuchung des Hodensackes, der Leistengegenden und ganz besonders der Bauchringe, (letzteres vom Mastdarme aus), wird Ihnen die Diagnosis sichern. � Empfindlichkeit des Hodensackes meist der einen (linken) Seite, Geschwulst in demselben, oft durch eine deut�liche Furche von dem Hoden abgegrenzt, gespannt, derb, schmerzhaft bei Druck; in F�llen, wo der Bruchinhalt den Leistenring noch nicht passirt hat, kann eine sichtliche Ver��nderung vollkommen fehlen und blos bei Druck gegen den Leistenring auffallendes Schmerzgef�hl bekundet werden, ja selbst letzteres ist unter Umst�nden schwer zu constatiren, daher immer die Untersuchug vom Mastdarme aus den unzweifelhaftesten Aufschluss gibt �.
Nicht selten wird nebenbei ein gespannter Gang, selbst Lahmen der betreffenden Gliedmasse der leidenden Seite, straffes Anziehen des Hodens daselbst wahrgenommen werden k�nnen.
4.nbsp; nbsp;Thrombose des Stammes der hinteren Aorta oder ihrer letzten Hauptverzweigungen l�sst sich durch Untersuch�ung vom Mastdarme aus direkt nachweisen � ausserdem gew�hnlich unvollkommene L�hmung (Parese), niedere Tem�peratur der Nachhand oder entsprechenden Gliedmasse.
5.nbsp; nbsp; nbsp;R�ckenmarkshyper�mie mit sekund�rem Nierenleiden (sogenannte Windrose, schwarze Harn winde) � hier haben Sie charakteristische Merkmale im Urin neben fast immer vorhandener brett�hnlich harter Beschaffenheit einzelner Muskelgruppen (haupts�chlich an der Croupe, R�cken und Schulter) h�ufig gespannten Gang mit dem Hintertheile, fortbestehende, oft eigenth�mlich hastige Futteraufnahme, in
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den h�heren Graden Unverm�gen der Thiere zu stehen hei oft f�rmlich starrkrampf�hnlichen Erscheinungen.
6.nbsp; nbsp;Carbunkul�se Prozesse im Darmtraktus � sie treten wohl immer erst auf, nachdem andere Erscheinungen des sogenannten Typhus bereits zu constatiren waren.
7.nbsp; nbsp;Geburtswehen � d�rften bei nur einigermassen sorglicher Ber�cksichtigung aller hieher bez�glichen Verh�lt�nisse (Anamnese, Hinterleib, Explorationsbefund, Euter, Vulva, Dr�ngen, Peristaltik u. s. f.) kaum zu missdeuten sein; dess-gleichen endlich Krankheiten wie sie zuweilen nach voraus�gegangenen schweren Geburten auftreten, z. B. Geb�rmutter�entz�ndungen kaum verkannt werden k�nnen.
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Vortrag IV.
Portsetznng der Differentialdiag'nosis � Daner - Verlauf Ausgang' � Sektionsergcbnis^e.
Meine Herren!
K�nnen Sie auch die am Schl�sse des letzten Vortrages aufgez�hlten Krankheitszust�nde bei der Kolik der Pferde im weitesten Sinne nicht so unschwer abtrennen, so mass ich hier zun�chst noch zweier Erkrankungen gedenken, deren Er�kennung resp. Ausschliessung schon sehr viel schwieriger sein kann: ich meine die Leberentz�ndung und die Bauch�fellentz�ndung.
Die akuten Lebererkrankungen beim Pferde werden nicht selten von kolik�hnlichen Anf�llen begleitet, die als solche und f�r die Diagnosis des Leberleidens gar nichts bezeich�nendes haben.
Da nun auch die Erscheinungen des Icterus, gleich wie das Auftreten von Gallenfarbstoff im Urin, bei Leber�erkrankungen ebenso gut, und ebenso h�ufig fehlen k�nnen, als sie bei Stauungen der Galle im Gallengang � in Folge Schwellung der Schleimhaut des Zw�lffingerdarms und hiedurch erschwerten Abflusses derselben � vorhanden sind, die mit krankhaften Zust�nden der Leber nichts zu thun haben, so liegt klar, wie schwer in manchen derartigen F�llen hiedurch die richtige Deutung der Kolik, beziehungsweise die Con-statirung eines vorhandenen Leberleidens ist.
Ueber die Natur eines Kolikanfalles, wie er z. B. nach einer perforirenden Bauchwunde oder nach der Castration auftreten kann, im Gefolge einer Samenstrangentz�ndung etc. werden Sie kaum im Unklaren sein. Hiebei m�chte ich bei-
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l�ufig erw�hnen, dass mich meine Erfahrungen gelehrt haben, dass gerade bei solchen Bauchfellentz�ndungen die heftigsten und furibundesten Schmerzensausdr�cke zu beobachten seien � namentlich im Anfange und wo die Annahme plausibel war, dass eben eine gr�ssere Menge von entzflndungserregemlen Stoffen in den Bauchfellsack gelangten. Kennen Sie dagegen die veranlassende Ursache nicht, dann ist eine Bauchfellent�z�ndung unbestreitbar sehr schwierig zu diagnostiziren. Dies spricht auch Roll aus und f�gt hinzu:
�F�r wahrscheinlich halten wir ihre (der Bauchfell�entz�ndung) Gegenwart bei Pferden, wenn die Thiere zeit�weilig massige, aussetzende und wiederkehrende Kolik, die w�hrend einiger Tage sich �fter einstellt, �ussern und dabei starke meteoristische Auftreibung des Hinterleibes, hartn�ckige Verstopfung oder zeitweilig Durchfall, Anstrengung zum Er-|nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;brechen oder wirkliches Erbrechen, Athmungsbeschwerde ohne
nachweisbare Ver�nderung der Athmungsorgane und mehr oder weniger heftige Fiebererscheinungen zugegen sind. In jenen F�llen, wo innere Darmeinklemmungen die Ursache der Bauchfellentz�ndung sind, entgeht die letztere wegen der Heftigkeit der Kolik der direkten Beobachtung w�hrend des
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Lebensquot;.
Der Ausspruch und diese Angaben des bew�hrten Autors d�rften wohl der beste Commentar zu meinem oben ange�f�hrten Satze sein.
Wir haben nun versucht von allen den Krankheitszu-st�nden, die uns gew�hnlich in der Praxis als Kolik zuge�f�hrt weiden, eine gewisse Zahl aus/.uschliessen und uns dabei nicht verhehlt, wie bald man hier schon auf Schwierigkeiten stosse, wie es in vielen F�llen schwer sein k�nne, nur die sogenannten wahren Koliken, welche vom Darmkanale aus�gehen, nbzusondern. Sie haben bereits fr�her vernommen, welche Summe von veranlassenden Ursachen diese sogenannten wahren Koliken erzeugen k�nne � dass es verschiedene Ver�nderungen und krankhafte Zust�nde seien � und be�greifen daher auch wie w�nschenswerth es zur erfolgreichen Behandlung sein w�rde, wenn wir im Einzelnfalle die Ursache
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� den gegebenen pathologisch-anatomischen Prozess � zu erkennen verm�chten.
Allein nunmehr wird die Sichtung schwieriger und un�sicherer und h�ngt die Stellung der engeren Diagnosis oft lediglich nur von der allenfallsig sicheren Kenntniss der Ur�sachen und dem zuf�lligen Eintritte beg�nstigender Verh�lt�nisse und Erscheinungen ab.
Versuchen wir zu ermitteln, ob und wie weit sich eine engere Differential-Diagnose bei Kolik stellen lasse, so scheint mir vor Allem, ein Symptom noch am meisten geeignet, um durch dasselbe, auch bei ganz objectivem Vorgehen, eine Reihe von kolikveranlassenden Krankheitszust�nden wenigstens mit h�chster Wahrscheinlichkeit ausschliessen zu k�nnen und das ist das Symptom der Diarrh�e.
Ich rede von h�chster Wahrscheinlichkeit, denn leider kann Ihnen dieses Symptom keine sichere Garantie bieten, dass Sie es nur mit einer bestimmten Gruppe von Krankheits�zust�nden im Darmkanale zu thnn haben werden, anderntheils tritt es wohl auch erst im weiteren Verlaufe der Erkrankung auf und ist dann im Anfange derselben nicht zu verwerthen. Ich kann daher sagen wo Sie bei einer kolik�hnlichen Er�krankung das Symptom der Diarrh�e haben, liegt wenigstens die M�glichkeit eines akuten Magen- und Daimkatarrhes. der Follikularentz�ndung und Verschw�rung, der Ruhr oder Ver�giftungen im weiteren Sinne sehr nahe.
Bei der weitaus gr�ssten Anzahl dor Kolikf�lle, wie Sie Ihnen im Verlaufe des Jahres entgegentreten werden, k�nnen Sie gegentheilig fast immer das Symptom der Mistverhalt�ung beobachten. Es wird f�r Sie desshalb eine Diarrh�e bei einem Kolik zeigenden Pferde zur Bestimmung der n�heren Diagnosis immer ein werthvolles, wenn auch nicht untr�gliches Symptom sein, mittelst welchem Sie unter Ber�cksichtigung aller anderen gegebenen Momente, wenigstens sehr oft in den Stand gesetzt werden, sich �ber den gegebenen pathologischen Prozess Kenntniss zu verschaffen.
Weiter m�chte ich Sie bez�glich der Deutung der Symp�tome behufs Diagnosebildung nicht f�hren.
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Die verschiedensten Umst�nde k�nnen zwar im Einzeln�falle Licht verbreiten � so werden Sie z. B. bez�glich Ihrer n�heren Diagnosis nicht im Zweifel sein, wenn Sie h�ren, ein Pferd habe die Gewohnheit sich durch Koppen Magen und Ged�rme mit Luft anzuf�llen, so dass es durch Anlage eines sogenannten Koppriemens an dieser Untugend f�r ge�w�hnlich verhindert wird, diesen anzulegen man aber zuf�llig vergass und nunmehr Ihnen das Pferd mit einem von Gasen stark aufgetriebenen Hinterleibe zugef�hrt wird; oder wenn Sie erfahren, dass das Pferd � ein gieriger Fresser � Nachts abkam und der Hafertruhe einen Besuch abstattete, der sich dem Kutscher durch bedenkliche Leere derselben bemerklich machte, w�hrend zugleich das Thier jetzt heftige Unruhe�erscheinungen zeigt; oder wenn Sie im Stande sind durch Exploration vom Mastdarme aus eine Uuwegsamkeir des Darm�rohres in Folge festsitzender verstopfender Kothmassen, Con-cremente, Darmsteine zu constatiren, oder was wohl �nsserst selten erm�glicht ist. eine Lagever�nderung des Darmes da-selbst nachzuweisen. Die n�here Diagnosis ist ferner leicht, wenn Ihnen bekannt ist. das Pferd habe gr�ssere Quantit�ten Nahrungsstotl'e zu sich genommen, die, weil kurz darauf Ge-tr�nkaufnahme m�glich ward, in rasche G�hrung versatzt, nothwendig eine grosso Quantit�t Gase entwickeln mussten und das Thier bald darauf Kolik zeigte; oder wenn Sie wissen, das Pferd habe innerlich Medikamente, Gifte, �berhaupt scharfe stark reizende Stoffe erhalten, deren Hyper�mie- und entz�n�dungserregende Wirkung bei der gegebenen Menge, Form und Verbindung Ihnen bekannt ist �. In allen diesen und vielen anderen F�llen befinden wir uns daher bez�glich der Ursache vollst�ndig im Reinen und mit dem gegebenen Pro�zesse nicht im Unklaren. Wo uns aber, ich m�chte sagen, handgreifliche Ursachen nicht bekannt sind, da sind wir am Anfange einer Kolik gew�hnlich schlechterdings nicht im Stande sofort zu sagen, ob diese in einer rheumatischen Affektion des Darmrohres, in einem abnormen Darminhalte, Verlegung des Lumens, Lagever�nderung oder Texturerkrankung des Darmes begr�ndet sei, denn die Erscheinungen sagen uns dies
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nicht. Ja sogar durch Beobachtung des Verlaufes, der Dauer, selbst des Ausganges einer Kolik, insoferne letzterei nicht ein t�dtlicher ist, kommen wir nicht immer zum Ziele und bewegen uns meist nur in Vermuthungen.
Ich kann daher getrost aussprechen, Jass zur Stellung der n�heren Diagnosis bei Koliken die sichere Kenntuiss der veranlassenden (sozusagen greifbaren) Ursachen immer die Hauptsache ist und bleibt � fehlt diese, so mangelt uns damit die eigentliche Grundlnge zur Erreichung unseres Zieles.
Wenn Sie nun in den Lehrb�chern mehrere Arten von Koliken unterschieden finden, so sprechen sich doch die meisten Autoren �ber den praktischen Werth einer solchen Eintheilung sehr reservirt aus und ist hiebei wohl zu beachten, dass in der Kegel ein typisches Bild in allen seinen Phasen vorge�f�hrt und auch hier meist die Ursache als bekannt angenommen wird.
Lassen Sie uns nun einige dieser sogenannten Kolikarten etwas n�her betrachten.
Die Diagnose der Windkolik sollte man stellen k�nnen aus der rasch eintretenden und hochgradigen Auftreibung des Hinterleibes durch. Gase, welche sich durch Palpation und dem vollen oder tympanitischen Perkussionston an den Flanken nachweisen lassen, aus dem Abgange von Darmwinden mit entsprechender Minderung der Schmerzen und R�cksicht auf die etwa bekannt gewordenen Ursachen.
Man will hier sicherlich unter Windkolik bloss jene rasche Gasentwicklung im Dannkanale veistanden wissen, welche durch reichlichen Genuss leicht g�hrender Nahrungsstoffe ent�steht und ist � sehen wir von der Kenntniss der Ursache ab � selbst auch hier eine l�ngere Beobachtung des Thieres nothwendig zum bestimmten Ausspruche.
Wenn Sie nun bedenken, dass es oft schwer, selbst un�m�glich ist, die wahre Ursache zu erfahren � da ein nach�l�ssiger W�rter sich h�ten wird, seinen etwaig begangenen Fehler einzugestehen � dass Gasanh�ufungen bei abnormen Zersetzungen von Darminhalt f�r sich auch mehr langsam erfolgen k�nnen, dass somit bei absoluter und relativer Ueber-
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f�tterung Darmgase in gr�sserer Menge gebildet werden, w�hrend anderntheils Auftreibung des Hinterleibes durch Gase in allen F�llen zu beobachten ist, wo ein Hinderniss in der Fortbewegung des Darminhaltes besteht, oder wo eine L�hm�ung des Darmes durch Entz�ndung des ser�sen �eberzuges desselben erfolgt, wie wir dies fr�her bereits er�rterten und wo am Ende auch einige Flati abgehen k�nnen, so werden Sie mir zugeben, dass eigentliche Windkoliken bei Pferden erstens ziemlich selten vorkommen und zweitens gewiss nicht immer mit Sicherheit erkannt werden k�nnen, da eine Ver�wechslung mit anderen Zust�nden, bei denen sich ebenfalls tympanitische Auftreibung findet, nicht unm�glich sind.
Andererseits w�re es gewiss unpassend, eine jede Kolik, wenn sie mit Auftreibung verbunden ist, (und die meisten sind dies mehr oder weniger) schlechtweg und ohne Weiteres als Windkolik zu betrachten, obwohl dies am Ende f�r die Behandlung, wie Sie h�ren werden, gerade kein besonderes Ungl�ck zu nennen w�re. �
Was die sogenannte Ueberf�tterungskolik anbelangt, so finden wir angegeben, dass deren Entstehung meist rasch nach der F�tterung oder eingewirkt habenden Sch�dlichkeit zu beobachten sein soll. Die Anf�lle werden als in der Regel heftig und andauernd, die Unruhe sehr gross, der Hinterleib durch Futtermassen und Gasen ausgedehnt geschildert; bis�weilen soll Aufstossen, Recken oder auch Erbrechen zugegen sein.
Wenn Sie in Erw�gung ziehen, wie schwierig es ist, ohne genaue Kenntniss der veranlassenden Momente eine wirklich statthabende Ueberf�llung des Magens und der Darmpartien mit Futtermassen festzustellen, dass ferner jede solche Ueber�f�llung tr�ge Fortbewegung, Zersetzung der Ingesta und da�her auch Gasentwicklung zur Folge haben m�sse, die sich bez�glich der Erscheinungen sehr in den Vordergrund dr�ngen kann, in anderen F�llen bei St�rungen in der Verdauung auch schon Kolikanf�lle ohne eigentliche Ueberf�llung des Darm-traktus auftreten k�nnen (wir haben ja bereits bei den Ur�sachen angedeutet, dass absolute und relative Ueberf�tterungen
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m�glich sind), so werden Sie das Missliche der Stellung einer n�heren Diagnose leicht einsehen. Wir sind namentlich in sehr vielen F�llen und im Anfange nicht im Stande solche Prozesse nach den Erscheinungen von denjenigen zu unter�scheiden, wie sie nach Verlegung desDarmrohi es durch trockene F�kalmassen, Concremente, Steine, selbst Lagever�nderungen etc. veranlasst weiden, wie dies auch bereits schon Hering ausgesprochen hat
Die Annahme einer sogenannten Wurmkolik erfordert noch mehr Vorsicht. Das Abgehen einzelner Wurmexemplare besagt f�r sich noch gar nichts, wenn nicht das Gesammtbild des Thieres (Jugend oder h�heres Alter, cahektisches Aus�sehen, schlechte Ern�hrung bei verh�ltnissm�ssig guter F�tter�ung und Haltung), �fter wiederkehrende Kolikanf�lle u. s. w. unterst�tzend mitwirken. Und auch damit ist erst eine An�deutung gegeben und kann gewiss immer nur mit Wahr�scheinlichkeit von einer Wurmkolik gesprochen werden. Dazu will ich noch bemerken, dass bei den im Allgemeinen nicht h�ufigen Wurmkoliken gerade w�hrend des Anfalles, weil dieser auf einer Verlagerung des Darmrohres durch einen Wurmkn�uel beruht, der Abgang von W�rmern mehr sistirt sein kann, als w�hrend der Intervallen.
Die sogenannte Krampf- und rheumatische Kolik glaubt man durch Erk�ltung entstanden, sie zeichnet sich aus durch pl�tzlichen Eintritt, oft hohe Schmerzhaftigkeit, ist meistens remittirend, die Mistverhaltung dauert nur kurze Zeit, die Regel ist rasche und vollkommene Genesung, daher wenig gef�hrlich.
Das Vorkommen dieser Kolik wird Niemand bestreiten wollen, aber gerade der Umstand, dass uns bei dieser Form eine Best�tigung durch Sektionen nicht zu Theil wird, dass Verk�hlungen nur zu leicht angenommen werden k�nnen, wenn man sie nur suchen will, muss uns misstrauisch machen. Gewiss ist diese Form der Kolik in vielen F�llen ein blosser L�cken-b�sser, weil wir eben eine andere Ursache nicht wissen und wir m�ssen daher Bollinger Recht geben, wenn er sagt, dass die grosse Mehrzahl der in Genesung ausgeheaden Koliken
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gemeinhin als nerv�se und rheumatische Koliken bezeichnet werden, w�hrend derselbe an Cadavern von Pferden, die wieder�holt an Kolik litten, ohne daran zu Grunde gegangen zu sein, die unzweifelhaften Spuren stattgehabter embolischerund throm-botischer Vorg�nge in den Darmarterien nachweisen konnte, � wo sich demnach ein collateraler Ausgleich gemacht hatte und (ienesung eintrat � und so nichts n�her liegt, als die Verniuthung, dass sicher eine Anzahl von Koliken, welche, nach ihrer vermeintlichen Ursache, Verlauf, Dauer und Aus�gang als rheumatische und Krampfkoliken angesehen werden, Embolien und Thrombosen ihre Entstehung verdanken.
Noch �bler wenn m�glich als bei den eben ber�hrten Kolikformen ergeht es uns mit der Erkennung der durch Texturerkrankungen und Lagever�nderungen veranlassten, zu�mal wenn uns das Symptom der Diarrh�e fehlt.
Wir wissen nunmehr wohl, in welch' innigem Causalnexus das Wurmancurysma beim Pferde zur Kolik steht, aber wir sind nicht im Stande weder das Vorhandensein des Aneurys-mas selbst zu erkennen, noch eine durch dasselbe ver�nlasste Thrombose oder Embolie der Dannarterien zu diagnostiziren.
Was will es weiter besagen, wenn wir lesen, dass bei Darmentz�ndung geringe Auftreibung, Verstopfung und Stuhl-zwang, harter beschleunigter Puls und Trockenheit im Maule gegeben sei? �
Dass Koliken, welche durch Lagever�nderungen und Tex�turerkrankungen veranlasst werden, sehr heftige Erscheinungen zeigen? �
Dass uns die sogenannten unnat�rlichen Stellungen keinen zweifellosen Schluss auf eine gegebene Ver�nderung gestatten, haben wir bereits erw�hnt.
Ich kann Sie hier h�chstens noch auf die Erscheinungen aufmerksam machen, welche von Einigen bei vorhandenem Zwerchfellsriss mit in die Brusth�hle vorgelagerten Darme beobachtet wurden und aus welchen allenfalls schon im Leben auf die Ver�nderung geschlossen werden k�nnte. Es sind dies neben schnellem Puls, cyanotischer E�rbuug der sicht�lichen Schleimh�ute am Kopfe und hochgradiger Athemnoth,
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r�chelnde gurgelnde Darmger�usche in der Brusth�hle bis gegen die Schulter hin.
Ich selbst habe in einem derartigen Falle aussei- hoch�gradiger Dispnoe und Cyanose weder durch Auskultation, noch durch Perkussion der Brusth�hle etwas Charakteristisches wahrnehmen k�nnen, was mich bei der Sektion, welche Ein�klemmung der vorgelagerten Dannschlinge und Lagerung des Darmst�ckes am Boden der Brusth�hle ergab, und in R�ck�sicht des bestandenen heftigen Athmungsger�usches nicht be�fremden konnte.
Aus allediesem d�rften Sie ersehen haben, dass es ohne genaue Kenntniss der Ursache mit der Stellung einer unzweifel�haften n�chsten Diagnosis schlimm genug aussieht.
Schliesslich glaube ich, dass es nicht weit gefehlt sein wird, wenn wir den von Bolliuger aufgestellten Satz accep-tiren, nach welchem die Annahme der Verstopfung einer Gekr�s-arterie immer gestattet sein wird, wo Kolik ohne andere nach�weisbare Ursache pl�tzlich auftritt, da nur 6% s�mmtlicher erwachsenen Pferde keine Quelle der Embolie zeigen.
Was die Dauer der Koliken anbelangt, so m�ssen wir sie im Allgemeinen als eine kurze (meist nur einige Stunden umfassende) bezeichnen. Verh�ltnissm�ssig selten w�hren sie l�nger als 24�36 Stunden, oder es l�sst sich hier wenigstens doch in den meisten F�llen der Ausgang mit Sicherheit ab�sehen. Sind Rupturen von sehr beschr�nkter Ausdehnung gegeben, oder bildet bei solchen das dicht anliegende Netz eine Art Seiher und l�sst nur einen Theil des fl�ssigen In�haltes durch, wie dies bei Magenberstungen relativ h�ufig zu beobachten ist, so hat man den hier durch Bauchfellentz�ndung bedingten Tod des Thieres in mehreren F�llen erst nach 7�14 Tagen, bei Einst�lpungen des Blinddarmes noch sp�ter ein�treten sehen.
Die Kolik geh�rt demnach zu den akut verlaufenden Leiden, die in mehr als vier F�nftel aller F�lle (nach Bellinger 87 %) mit Genesung endet.
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Diese letztere, beziehungsweise Besserung, wird in der Kegel eingeleitet mit Entleerung von Darmgasen oder Mist-absatze, indem die F�kalmassen, durch welche der Darm an einer Stelle ausgedehnt wird, oder hinter welchen sich Gase angestaut haben, weiter fortr�cken.
Da in manchen F�llen der Schmerz im Hinterleibe � d. i. die Kolik � durch die excessive Ausdehnung einer Darm�partie als Folge der Absperrung von Gasen vcranlasst werden kann, so ist leicht begreiflich, dass auch ohne vorausgegangenen Gas- und Mistabgang die Kolik verschwinden kann, insoferne nur die Gase sich weiter im Darmrohre ausbreiten k�nnen � sei es. dass die verlagernden Massen weiter geschoben, oder die krampfhafte Contraktion der Darmmuskulatur aufge�hoben wurde � und so die hohe �rtliche Spannung der Darm�wandung aufh�rt.
Wo embolische und thrombotische Vorg�nge in den Darm�arterien die Kolik hervorriefen, wird letztere verschwinden, sobald eine m�gliche collaterale Blutzufuhr sich ausbilden kann, weil hiedurch die Th�tigkeit des vorher mehr oder weniger gel�hmten Darmes wieder zu erfolgen vermag.
Bei ung�nstigem Ausgange steigern sich die krankhaften Erscheinungen immer mehr, oder treten durch die erfolgten Complikationen (theilweise oder vollst�ndige Rupturen. Ent�z�ndungen etc.) und Folgezust�nde neue hinzu, bis endlich der Tod dem Leiden ein Ende macht.
Sehen wir uns nach den Sektionsergebnissen um, so finden wir eine grosse Zahl der verschiedensten Zust�nde und Ver�nderungen in der Literatur verzeichnet. In der Haupt�sache d�rften es nachstehende sein:
Entz�ndungsprozesse des Darmes und Bauchfelles in den verschiedensten Graden und Ausdehnung, Nekrose von Schleim�hautpartien (oft mit Einfilzungen von Futter zwischen Schleim�und Muskelhaut) und Perforationen des Darmrohres durch festgeklemmte Steine, Concremente und Futterballen. Per�forationen des Magens und Darmes durch Geschw�re, Strik-turen des Darmes. Lagever�nderung des Magens, Verschling�ung des D�nndarmes, Drehungen des Zw�lffingerdarmes, Colons,
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Blinddarmes, Mastdarmes und Gekr�ses. Einklemmungen von Darmpartien in Risse des Gekr�ses, Zwerchfells etc. Ein�schn�rungen des Darmes durch das Netz, Liporae, Bindegewebs-str�nge u. s. w. Eindringen des Darmes ins Winslow'sche Loch. Berstungen des Magens (die gew�hnlich an der grossen Curvatur, als dem schw�chsten Theile der Wandung erfolgen), des Blinddarmes und Colons. Einschiebungen im Verlaufe des D�nndarmes, des Ileuras in den Blinddarm selbst Grimm�darm. Einst�lpung des Blinddarmes in das Colon. Zerreissung der Leber, des Zwerchfelles (und zwar letzteres nicht so selten), nicht gel�ste Verstopfungen, L�hmungen des Magens (Bruck-m�ller).
Viele dieser eben als Todesursachen aufgef�hrten Zust�nde und Ver�nderungen werden als solche t�dtlich, andere haben Bauchfellentz�ndungen zur Folge, wie die Perforationen, Ver�schorfungen, Berstungen u. s. w. Letztere k�nnen jedoch nur dann Bauchfellentz�ndungen als Todesursache veranlassen, wenn nicht schon durch die sie bedingenden Lagever�nder-ungen dem Leben des Thieres ein Ende gemacht wird. Die Lagever�nderungen bringen zun�chst durch Cirkulationsst�r-ungen � Hyper�mie des Gehirns und Lungenoedem � haupt-s�chlieh aber durch Kohles�urevergiftung den Tod.
Das Zustandekommen einzelner der angef�hrten Ver�nder�ungen konnte von jeher nach den statthabenden Ursachen nicht schwierig zu verstehen sein, ebensowenig die Art und Weise, wie sie den Tod des Thieres veranlassen mussten.
Dass auch Zuf�lligkeiten manchmal eine Rolle spielen, ist nicht zu l�ugnen, denken Sie nur z. B. an das Eindringen eines Darmlheiles ins Winslow'sche Loch.
In verh�ltnissm�ssig sehr vielen F�llen wollte die Erkl�r�ung des Zustandekommens der Ver�nderung sich ebenso schwer erl�utern lassen, als der Umstand, wie hier der Tod in oft so kurzer Zeit erfolgen sollte, ziemlich r�thselhaft blieb.
Namentlich waren es die Entz�ndungsprozesse des Darmes und Bauchfells, f�r deren Entstehung und t�dtlichen Wirkung eine gen�gende Erkl�rungsweise uns zum �ftesten geradezu
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fehlte und doch fallen gerade diesen pathologischen Zust�nden eine sehr bedeutende Zahl von Kolikpfertlen zum Opfer.
Es war zun�chst Bollinger, wie ich Ihnen schon bei Besprechung der Ursachen erw�hnte, der erkannte, dass den meisten dieser Ver�nderungen des Darmes und Gekr�ses lokale Cirkulationsst�rungen zu Grunde liegen, als deren Ursachen embolische und tlnombotischc Vorg�nge im Gebiete der vorderen Gekr�sarterie zu beschuldigen sind.
Auf diese Weise erkl�rt sich nicht nur der anatomische Befund am Darme und Bauchfell (als mehr oder weniger hochgradige mechanische Hyper�mie mit blutig ser�ser In-farcirung der Darmwandung und des Gekr�ses, sowie Blut-austritt in den Darm) leilht und ungezwungen, wir verm�gen so auch den ganz gegen alle Erfahrungen bei anderen Eut-z�ndungszustanden im Darmkanale h�ufig rasch erfolgenden Tod zu deuten, der haupts�chlich durch Kohles�urevergiftung einzutreten scheint, endlich werden uns hiedurch viele Rup�turen und Lagever�uderungen verst�ndlich.
Finden Rupturen an den mechanisch-hyper�mischen Darm�partien statt (sie kommen am h�ufigsten am Blind- und Grimm�darm vor), so wurden diese durch die in Folge der einge�tretenen L�hmung dieser Theile bewirkten Anh�ufung von Futtermassen und Gasen, sowie der leichteren Vulnerabilit�t der hyper�mischen (blutig-ser�se durchfeuchteten) Darmwand�ung, bei allenfaUsigem r�cksichtslosen Niederwerfen erzeugt.
Rupturen des Magens bei Fehlen eines Hindernisses im Darme, in welch' letzterem sich aber die Folgen der Embolie und Thrombose zeigen, sind nunmehr leicht verst�ndlich, da mau weiss, dass die gel�hmte Darmpartie sich im Effekte ganz gleich verh�lt, wie ein das Darmrohr absperrendes Hin-derniss, so dass eine Ueberf�llung des Magens durch R�ck-w�rtsbewegung des Darminhaltes erzeugt wird, was eine Berst�ung (durch Niederst�rzen oder Druck der Bauchpresse bei BrechbewegungenJ erm�glicht.
Bez�glich des Zustandekommens mancher Lagever�uder�ungen, wie solche am �ftesten als Achsendrehungen des Colons � h�ufig der beiden linken Lagen desselben � und Achsen-
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dichungen des Darmgekr�ses vorzukommen pflegen, sowie von Einklemraungen des Darmes, m�ssen wir ebenfalls Bollinger zustimmen, wenn er annimmt, dass der zu solclien Disloka�tionen n�thige fixe Punkt � die unbewegliche Achse � durch ein vollkommen oder theilweise gel�hmtes �armst�ck, in dem sich Danninhalt ansammelt, gebildet werden k�nne.
Dessgleichen sind so Invaginationen, welche ja ebenfalls eine fixe Darmpartie voraussetzen, am leichtesten verst�ndlich.
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Vortrag Y.
Prognosis � Behandlung.
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Meine Herren!
Es er�brigt uns noch die Prognosis und Behandlung zu besprechen.
Was die Prognosis bei Kolik im Allgemeinen und im Anfange dieser betrifft, so gibt es kaum eine Erkrankung, wo Vorsicht und Vorbehalt mehr am Platze w�re, als gerade hier. H�ten Sie sich in gleichem Grade vor Optimismus und Pessimismus.
Anscheinend ganz leichte Koliken f�hren unter Umst�nden zu Sektionen, wie andererseits die furibundesten Erscheinungen und Anf�lle die M�glichkeit der Genesung nicht ausschliessen.
Auch hier w�re wieder die Keuntniss der Ursachen und ihre Entfernungsm�glichkeit Hauptsache, sie w�rden uns bei Stellung der Prognosis am sichersten leiten. Es h�tte nun wenig Werth, wenn ich Ihnen sagte, bei Krampf- oder rheu�matischer Kolik ist die Prognosis meist sehr g�nstig, weil Sie wohl in der Regel gerade aus dem Umst�nde, dass eine Kolik � bei der Sie Erk�ltung als Ursache annehmen � rasch in Genesung ausgeht, schliessen, es mit Krampf- oder rheuma�tischer Kolik zu thun gehabt zu haben u. s. w.
Sind wir doch leider selten so gl�cklich, uns �ber die oben ber�hrten Punkte sofort in vollkommener Klarheit zu befinden; auch k�nnen wir wohl erst im weiteren Verlaufe der Erkrankung zu Schl�ssen �ber die Natur des gegebenen Prozesses gelangen.
Wir m�ssen uns daher in sehr vielen F�llen begn�gen zu wissen, dass Puls, H�rbarkeit der peristaltischen Bewegung,
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beziehungsweise Abgang von F�kalmassen und Darmgasen, die Hauptanhaltspunkte f�r den prognostischen Ausspruch bilden. Je l�nger, namentlich bei beschleunigter Pulsfrequenz, ergiebige Entleerungen auf sich warten lassen, um so ung�n�stiger gestaltet sich allm�hlich die Vorhersage und ist dem�nach die D a u e r der Koliken von hoher Wichtigkeit f�r deren Beurthcilung.
Wenn nun zugestanden werden muss, dass bei Stellung der Prognosis nicht ein einzelnes Symptom, sondern der Krank�heitsfall in seiner Gesammtheit Ber�cksichtigung finden m�sse, so ist andererseits doch nicht zu l�ugnen, dass das Fieber als Ausdruck der In- und Extensit�t der krankhaften Prozesse im Darmkanale mit ihren Folgen der gewichtigste Faktor sei. Das Fehlen oder Vorhandensein desselben, seine H�he etc. wird uns im Anfange und Verlaufe der Kolik besonders als Massstab f�r die Gef�hrlichkeit des Zustandes dienen. S pin oia ist gewiss ganz im Hechte, wenn er sagt, dass die (iefahr bei einer Kolik nicht gross ist, so lange sie fieberlos verl�uft.
Es kommt nicht so selten vor, dass die f�r den Laien so erschreckenden Schmerz�usserungen im Verlaufe einer Kolik vollkommen oder doch nahezu aufh�ren, das Thier wird ruhig, zeigt selbst Neigung etwas Futter oder Getr�nk auf�zunehmen u. s. w. � es scheint demnach Besserung einge�treten zu sein, welche sich aber dem aufmerksamen Thierarzte durch die Beobachtung des Gleichbleibens oder selbst Steigen des Fiebers sofort als eine tr�gerische erweist, was auch dann der weitere Verlauf und Ausgang best�tiget.
Hiebei darf nicht vergessen werden, dass Sie � da wie ich Ihnen bereits bei anderer Gelegenheit berichtete, in sehr vielen F�llen die Anwendung des Thermometers schwierig oder unausf�hrbar ist � zur Gonstatirung und Sch�tzung des Fiebers h�ufig nur den Puls und die unsichere Beurtheilung der Mastdarmtemperatur durch den explorirenden Arm haben. Sie wissen aber, wie gerade der Puls � gegen�ber der sicher berichtenden Temperatur durch das Thermometer � ein zur Bestimmung des Fiebers viel weniger werthvolles Symptom ist, weil seine Frequenz durch, die verschiedensten Umst�nde,
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welche mit dem Fieber nichts gemein zu haben brauchen, leicht in erheblichem Grade alterirt zumal gesteigert werden kann. Andererseits gibt uns der Puls in sehr geeigneter quot;Weise Aufsehluss �ber die vorhandenen Cirkulationsvcrh�lt-nisse des Blutes im weitesten Sinne.
Wenn wir daher bei den Koliken durch die Quantit�t des Pulses auch keinen genauen Massstab f�r den Grad des Fiebers besitzen, da seine Frequenz immer mehr erh�ht sein wird, als es dem etwaig bestehenden Fieber f�r sich allein zukommen w�rde, weil ja eine grosse Zahl der verschiedensten Momente (Schmerz, Athemnoth, arterieller Druck u. s. f.) nothwendig auf ihn infliiiien m�ssen, so haben wir an ihin doch einen approximativen Ausdruck f�r das Fieber. Die Qualit�t des Pulses aber ist h�chst bezeichnend f�r die bei Koliken so wichtigen und h�ufig bestehenden Cirkulationsst�rungen und f�r die Prognosis sicher nicht von geringerer Bedeutung als die Frequenz.
Wir k�nnen daher sagen: �Je unregelm�ssiger, kleiner und schwer f�hlbarer bei gesteigerter Frequenz die Pulse werden, desto �bler ist dies f�r die Vorhersagequot;.
Dass Zundel gerade bei den gef�hrlichsten Koliken eine Temperaturerniedrigung (37�360C) constatiren konnte, habe ich Ihnen schon fr�her erw�hnt und ebenso die Deutung dieses Ph�nomens besprochen.
Als prognostisch g�nstig � den Eintritt der Ge�nesung anzeigend � sehen wir an: Minderung des Fiebers, Abnahme der Schmerzen, Wiederkehr einer lebhaften, deut�lich ausgesprochenen peristaltischen Bewegung, ergiebigen Ab�gang von Gasen, Exkrementen und Urin, Verschwinden der Hinterleibsauftreibung, R�ckkehr des Appetits.
Lassen Sie mich hieran die Bemerkung kn�pfen, dass manchmal im Anfange der Koliken noch ein- bis zweimalige Kothentleerung erfolgt (und zwar werden hiebei nicht nur einige Ballen, sondern sogar gr�ssere Mengen Kothes abge-gesetzt) ohne dass hiedurch Besserungserscheinungen eintreten, ja gegentheilig die Kolik trotzdem einen t�dtlichen Ausgang
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nclimen kann. Ich habe dies noch am h�ufigsten bei embolischen und thrombotischen L�hraungskoliken beobachtet. Es erkl�rt sich die Sache einfach dadurch, dass der Prozess im Darm-kanale in diesen F�llen wahrscheinlich einen langsameren Verlauf nahm, jedenfalls die Darmbewegung in dem hinteren Theile des Mastdarmes noch eine Zeit lang fortbestund und so ein Theil der daselbst in gr�sserer Menge angesamnielteii F�kalmassen noch entleert werden konnte.
Prognostisch ung�nstig erscheinen: Steigerung des Fiebers (h�chstgradig beschleunigter, schwer f�hlbarer l'uls) st�ndige Unterdr�ckung der Darmbewegung und damit lange dauernde hartn�ckige Verstopfung, unregelm�ssige Stellungen, Recken und wirkliches Erbrechen, syrup�hnliches, eingedicktes, mit Kohles�ure �berladenes Aderlassblut, dessen Ausfluss man kaum mehr recht zu unterhalten vermag.
Als Vorboten des Todes bemerkt man nicht selten auffallende Ruhe und Theilnahmslosigkeit f�r die Umgebung, oft bei Schwanken des K�rpers, unf�hlbaren Puls bei pochendem Herzschlage, eisige K�lte der extremitalen Theile zuweilen mit kaltem klebrigen Schweissc �ber die ganze allgemeine Decke, Zittern und convulsische Bewegungen einzelner Muskel�gruppen z. B. am Kopfe.
quot;Wenden wir uns nun schliesslich zur Behandlung der Kolik.
Ist es uns m�glich eine bestimmte engere Diagnosis zu stellen, kennen wir die die Kolik veranlassende Ursache, den allenfalls vorhandenen pathologischen Prozess genau, so ist uns hiedurch die Therapie scharf vorgezeichnet.
Allein schon hier sind wir nicht so selten in die Noth-wendigkeit versetzt, einzelnen hervorragenden besonders ge�f�hrlichen Symptomen zun�chst und unges�umt Rechnung zu tragen.
Immer haben wir die Aufgabe der symptomatischen Be�handlung dort, wo uns die Feststellung einer genauen Diag�nose nicht oder wenigstens noch nicht im Anfange m�glich ist.
In allen F�llen haben wir unser erstes Augenmerk auf das di�tetische Regimen zu richten:
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Wir bringen die Thiere, wie schon fr�her erw�hnt, auf ein trockenes weiches Lager, in einen Raum, wo Verletzungen der Patienten selbst, sowie der nebenstehenden Pferde m�g�lichst vermieden werden k�nnen; wir lassen sie fleissig frottiren, entweder mit einfachen Strohwischen, oder nach vorherigem Besprengen mit Gamphergeist. Bei torpideren Thieren mit dicker Haut ist selbst Terpentin�l am Platze, bei edleren fein-h�utigen empfindlicheren Thieren m�chte ich dieses, der hie-durch veranlassten Unruhe halber, lieber unterlassen wissen, umsomehr, wenn eine darauffolgende Bewegung durch die Jahi'eszeit und Witterung unstatthaft ist und ein entsprechender gedeckter Raum nicht zur Verf�gung steht.
Gehen die Pferde, wie Sie dieses zuweilen beobachten k�nnen, �ber und �ber mit Schweiss bedeckt zu, so werden nach fleissigem Abreiben, wodurch jedoch in der Regel kein vollst�ndiges Abtrocknen bewerkstelligt werden kann, vor Allem die meist ganz durchn�ssten Decken durch trockene ersetzt und weitere Verk�hlung vermieden.
Der Zweck des Frottireus, sowie der Anwendung ex-citirender und fl�chtig reizender Mittel auf die Hautoberfl�che ist, durch Schaffung einer Hyper�mie der Haut und Subcutis die peripherische Cirkulation zu steigern, von inneren Organen ableitend zu wirken und insoferne das Reiben bei starker Gasansammlung an Flanken und Bauchwand nachdr�cklich genug geschieht, w�re daran zu denken, ob hiedurch nicht, in �hnlicher Weise wie durch Druck auf den aufgebl�hten Wanst der Wiederk�uer, die Bewegungen der Darmmuskulatur angeregt w�rden, so dass vielleicht, hier wie dort, durch an�gebrachten Gegendruck die ausgedehnten und desshalb an�mischen Wandungen an den Druckstellen mehr erschlafft, hiedurch das Einstr�men von Blut daselbst erleichtert und die Ausl�sung und Ausf�hrung der Contraktion der Darmmuskeln erm�glicht werden k�nnte. Freilich scheinen beim Pferde die Chancen, der gespannteren Bauchdecken halber, nicht besonders g�nstig zu sein, doch m�chte ich mir nicht versagen Ihnen zu bemerken, dass man nach Guttmann h�ufig bei mageren Menschen durch rasches Streichen der Bauchhaut die peri-
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staltischen Bewegungen des Darmes (reflektorisch?) verst�rken und hiedurch sichtbar machen kann.
Was das Bewegen kolikkranker Pferde anbelangt, so l�sst sich gewiss nicht l�ugnen, dass hiedurch die Thiere von den Schmerzempfindungen im Hinterleibe etwas abgelenkt werden, dessgleichen peristaltische Bewegung leichter hervor�gerufen und die Blutcirkulation im Allgemeinen beschleunigt und mehr ausgeglichen werde. Wir sehen in leichteren F�llen, dass ein Niederlegen der Pferde durch die Bewegung � die immer nur im Schritte oder h�chstens und mit aller Vorsicht im leichten Trabe zu geschehen h�tte � verhindert werden k�nne und bei Besitzern, welche in dem Niederlegen und W�lzen der Pferde eine besonders grosse Gefahr sehen, kann man daher die Patienten bei g�nstiger Witterung f�hren lassen.
�nbsp; nbsp;Die von manchen Eigentb�mern beliebten Parfonjeritte bei Bl�hkoliken sind, nebst deren Verantwortung, am besten diesen selbst zu �berlassen �.
Sind Verh�ltnisse gegeben, die hiebei eine weitere Ver�k�hlung bef�rchten lassen, kommen die Thiere schon matt und abgetrieben zur Anstalt, sind sie ruhig, oder erreichen die Schmerz�usserungen einen hohen Grad, dann stehen Sie davon ab. Im letzteren Falle � bei hochgradiger Unruhe
�nbsp; werden Sie die Erfahrung machen k�nnen, dass sich die Thiere auch mitten w�hrend der Bewegung zu Boden fallen lassen und dann ist es sicher gerathener und gefahrloser, es geschieht letzteres auf der weichen Streu im Stalle als auf der harten Strasse.
Wo man die Pferde nur unter Gejohle und st�ndiger Zuhilfenahme der Peitsche in Bewegung zu erhalten vermag, thut man gewiss besser, sie auf die Streu zu bringen und hier durch andere Mittel zu beruhigen. Jedenfalls glaube ich, dass bei h�hergradiger Erkrankung das Bewegen immer zu vermeiden sein d�rfte, weil es hier eher Schaden als Nutzen bringend ist, w�hrend leichtere F�lle rascher zur Genesung gebracht werden, dass jedoch vom Bewegen in keinem Falle der Ausgang einer Kolik abh�ngig sei.
Wir lassen daher die Kolikpferde gew�hnlich in dem
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Laufstande, wo sie mit Kappzaum vorsehen, wenn nur im mindesten unruhig, gehalten weiden.
Wir suchen sie an dem Niederwerfen und W�lzen zu hindern. Werden hiezu nur schwache Versuche gemacht, so gelingt dies allerdings, keineswegs dagegen bei furibunderera Benehmen; hier geschieht das Niederwerfen so rapide und r�cksichtslos, dass Sie nicht im Stande sind dasselbe, eben�sowenig wie das Ueberschlagen und W�lzen , unm�glich zu machen. Das Niederwerfen wird aber um so mehr und eher gefahrbringend sein, je praller einzelne Dannabschnitte mit Gasen oder F�kalmasscn gef�llt sind, weil so Berstungen sehr leicht veranlasst werden k�nnen; dasselbe d�rfte, jedoch im niederen Grade, von dem W�lzen gelten. � Was die allen�fallsige Sch�dlichkeit des W�lzens bez�glich der Entstehung von Lagever�nderungen anbelangt, fo kann ich f�r meine Person nur schwer an eine solche M�glichkeit glauben. Es scheint mir dies so ganz und gar der Naturgeschichte des freilebenden Pferdes zu widersprechen; ich erinnere Sie neben�bei nur an die Weidepferde und manche Pferde, welche die Gewohnheit haben, sich bei ihrer R�ckkehr in den Stall regel-m�ssig zu w�lzen, ohne dass hier Erfahrungen �ber geschehene Lage Ver�nderungen vorl�gen. Andererseits darf man wohl annehmen, dass die Lage Ver�nderungen auch dort nicht h�ufiger zu beobachten sind, wo man den Kolikpferden das W�lzen gestattet, w�hrend es encllich nicht an Beispielen mangelt, wo Lagever�ndeuingen auftraten, ohne dass W�lzen voraus�ging. Das Pferd hat zwar ein langes Gekr�se, was das Zu�standekommen einer Lagever�nderung beg�nstigen kann, ist aber anderntheils von der Natur nicht so stiefm�tterlich und unzv.eckm�ssig organisirt. dass ein W�lzen, selbst bei ange�f�llten Ged�rmen, Lagever�nderungen zu erzeugen verm�chte. Wo letztere gefunden werden, haben sie wohl meiner Meinung nach schon vor dem W�lzen bestanden � ich halte sie dem�nach f�r die Ursache des quot;W�lzens und nicht umgekehrt. � Es muss aus den fr�her er�rterten Gr�nden Ihre n�chste Aufgabe sein einem r�cksichtslosen Niederwerfen der Thiere, sowie einer ausserordentlichen Unruhe derselben
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�berhaupt zu steuern � die Thiere zu beruhigen � und ich halte dies geradezu f�r die erste und Hauptindikatiou, deren Ber�cksichtigung unter Umst�nden lebensrettend sein kann und wodurch Sie in manchen F�llen erst in den Stand gesetzt werden, die weitere Untersuchung und Behandlung vorzu�nehmen.
Ich glaube, dass es hief�r gar keine Gegenanzeige gebe, umsomehr, da bei subeutaner Applikation des Narkotikums, die ich Ihnen nur allein empfehle, selbst nicht einmal an eine Unterdr�ckung der Darmbewegung gedacht werden kann.
Als Mittel wenden wir das salz saure Morphium � als das sich am besten haltende Pr�parat � im destillirten Wasser gel�st an, von dem wir je nach dem Grade der Auf�regung 3�5 dgr. mittelst der sogenannten Pravaz'schen Spritze und gew�hnlich zu beiden Seiten des Halses injiciren. (Wir bereiten die L�sung in der Weise, dass 21/2 Kubikcentimeter derselben 1 dgr. salzsaures Morphium enthalten und da uns die Capacit�t der Injectiousspritze bekannt ist, so ist die Dosiruug des zu injicirenden Narkotikums selbstverst�ndlich sehr leicht und einfach.
Hier will ich noch die Bemerkung ankn�pfen, dass man mit kurzen Injectionsspritzen viel sicherer manipulirt, weil man den Bewegungen des unruhigen Thieres mehr zu folgen im Stande ist und so ein Abbrechen der Nadeln viel leichter vermeidet.
In den weitaus meisten F�llen konnten wir durch diese Dosis die Thiere zur Buhe bringen und nur selten waren wir gezwungen nach 1/i bis '/., Stunde die Einspritzung in der�selben Quantit�t zu wiederholen, wobei freilich der Grad der Narkose nicht immer gleich stark ist, in einzelnen Ausnahms�f�llen ein Effekt auch ausbleiben kann. Ich m�chte Sie hiebei aufmerksam machen, dass Sie sodann nicht etwa glauben d�rfen, es w�re eine weitere Wiederholung, oder vielleicht gar er�h�hte Dosis am Platze, da Sie sonst m�glicherweise statt Beruhigung st�rkere Aufregung � f�rmliche maniakalische Erscheinungen � bekommen k�nnten. Sehr interessant ist mir in dieser Beziehung eine Mittheilung des k. Marstall-
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Oberrossarztes Dr. Albrecht in Berlin, die ich der G�te des Herrn Professor Feser verdanke, welcher nach �fter wiederholten Einspritzungen von je 1 Gramm des essigsauren Morphiums bei einem Kolikpferde die h�chstgradigste Auf�regung und f�rmliche Laufwuth beobachtete.
Ist es Ihnen gelungen das Thier einigermassen zu be�ruhigen, so ist Ihr n�chstes Augenmerk auf eine etwaig be�stehende h�hergradige Auftreibung des Hinterleibes durch Gase zu richten � ja wenn letztere h�chstgradig ist, so erfordert sie oft vor allem Anderen Ber�cksichtigung.
Ich habe Ihnen bereits an's Herz gelegt, dass die Gefahr des r�cksichtslosen Niederwerfens der Thiere haupts�chlich in der M�glichkeit einer Berstung von Eingeweiden liege und hier ist es wieder vielfach die Auftreibung des Darmes durch Gase in erster Reihe, die dies bef�rchten l�sst, daher und am raschesten bek�mpft werden muss.
Dabei habe ich hier zun�chst eine hochgradige, soge�nannte ty mpanitische Auftreibung im Auge und bei dieser s�umen Sie nicht rasch einzugreifen.
Was werden Sie wohl zu thun haben?
Sie wissen bereits aus anderen Doktrinen, dass man die chirurgischen Heilmittel h�her sch�tzt und sch�tzen muss, als die sogenannten pharmaceutischen, da ihre Wirkung rascher, sicherer, enger begrenzter ist, unangenehme Nebenwirkungen viel leichter ausgeschlossen werden k�nnen u. s. w. Da es sich in unserem Falle um eine m�glichst baldige Hilfe � Entleerung der Darmgase � handelt und nur hiedurch die Nachtheile (neben Berstungen auch Lungenhyper�mie, Kohle�s�urevergiftung) vermieden und bek�mpft werden k�nnen, so vermag ich Ihnen nur den Darm stich zu empfehlen.
Erlauben Sie mir Ihnen das Wesentlichste dieser Opera�tion ganz kurz beschreiben zu d�rfen:
Die Applikationsstelle ist die Flanke; die letzte falsche Rippe, die Enden der Rippenforts�tze der Lendenwirbel und der laterale Darmbeinwinkel (Hankej sind die Punkte, an die Sie sich zu halten haben. In Mitte dieses so construirten Dreieckes dr�cken Sie � nachdem Sie vorher mit einer Ooo-
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per'schen Scheere die Haare in der Grosse eines Markst�ckes entfernt haben � eine kleine Lancette (Ihrer Flinte) senk�recht auf die Haut ein und machen so einen kurzen raschen Hautstich, �hnlch wie Sie dies bei Er�ffnung der Sporvene ausf�hren. Hie.lnrch erleichtern Sie sich das Einstechen des Trokarts ungemein, welch' letzteres bei Pferden mit dicker z�her Haut, oder bei Ben�tzung von Trokarts mit nicht ein�gelassener H�lse sehr schwierig ist. Dass Sie nur kurz stechen d�rfen ist Ihnen erkl�rlich, weil Sie leicht bei der oft be�stehenden Empfindlichkeit und Unruhe der Thiere gr�ssere Verletzungen der Haut veranlassen k�nnten und die Ben�tz�ung einer kleinen Lancette hat seinen Grund darin, dass bei der vorhandenen Spannung dor Haut leicht ein Schlitzen der beiden Wundwinkel statthaben k�nnte, beziehungsweise auch bei kleinem Einstich die Wunde gross genug wird, um die Canule aufzunehmen.
Wir bedienen uns eines 1 decimeter langen und 4 mm. dicken Rundtrokarts mit ungefensterter Canule, der, was ich betone, zu keinerlei anderen Zwecken dient, um eine Infection der Wunde zu vermeiden. Sie ziehen den Spiess in die Canule zur�ck, dass die Spitze noch von dieser aufgenommen wird, setzen das untere Ende der H�lse genau in die Haut�wunde und dr�cken nun den Trokart in seiner ganzen L�nge in die Bauchwand ein und zwar am besten in der Richtung gegen die Mitte der Bauchh�hle zu und etwas Weniges nach vorw�rts. Nachdem Sie nunmehr den Spioss ausgezogen haben, erhalten Sie die Canule in ihrer Lage und lassen das Gas ausstr�men, was Sie bei grosser Anh�ufung desselben zweck-m�ssig einigemale unterbrechen durch Verschluss der Canulen-m�ndung mittelst des Daumens, um so dem Ausgleiche der Blutcirculation Zeit zu lassen. Einer Verstopfung der Canule mit Darminhalt begegnen Sie durch Einf�hrung des Zapfen-spiesses, ebenso geschieht letzteres, ehe man die Canule nach dem Ausstr�men des Gases entfernt, um die Wunde durch nachdringende Futterbestandtheile nicht zu verunreinigen. Beim Ausziehen des Trokarts mit H�lse haben Sie haupts�chlich darauf zu achten, dass Sie einen entsprechenden Gegendruck
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auf die Haut aus�ben, da diese sonst von der Unterlage ab�gezogen und so Emphysem und dgl. veranlasst werden kann. Zum Schl�sse �berkleben wir die Einstichstelle mit einem einfachen Pechpflaster, was jedoch auch unterbleiben kann.
Ohne mich hier noch mehr und weitl�ufiger auf diese Operation einzulassen, will ich nur bemerken, dass dieselbe � technisch richtig ausgef�hrt � eine durchaus unsch�dliche ist, die wir hierorts seit der kurzen Zeit, in der ich der Klinik vorstehe, schon sehr h�ufig und bis jetzt ohne jeglichen Nachtheil ausf�hrten. Selbst vor einer Wiederholung der Operation brauchen Sie sich nicht zu scheuen. Hauptsache ist, um es noch einmal zu sagen, die exakte Ausf�hrung der �brigens �usserst leichten und einfachen Manipulation.
Sie werden den Darmstich meist rechterseits zu machen haben, wo Sie in der Regel den Grund des Blinddarmes treffen, nur ausnahmsweise finden Sie die linke Hungergrube mehr aufgetrieben, oder es liegt zuf�llig das Thier auf der rechten Seite und Sie k�nnen es ohne Gefahr nicht auftreiben, dann ist auch die Punktion der d�nnen Ged�rme linksseitig angezeigt, beziehungsweise gerechtfertigt.
Ich kann getrost behaupten, dass Sie durch die Punktion, richtig ausgef�hrt,' nie schaden werden.
Ist die Auftreibung durch Hindernisse oder pathologische Ver�nderungen bedingt, die sich in der weiteren Folge heben oder gehoben werden k�nnen, dann ist der Nutzen, den Sie schaffen, ein nicht hoch genug anzuschlagender. Haben Sie z. B. eine durch Thrombose oder Einbolie bedingte partielle Darml�hinung, die Auftreibung im Gefolge hatte, dann werden Sie durch rasche Entleerung der Gase und dadurch Hebung der Ausdehnung und Spannung der Darmw�nde, sicher nicht Geringes dazu beitragen, dass � wenn dies nur �berhaupt m�glich ist � ein collateraler Kreislauf in dem betreffenden Darmst�cke zu Stande komme, w�hrend dies bei der vor�herigen erschwerten Cirkulation in dem gespannten (an�mischen) Darm kaum m�glich sein konnte.
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Weiters d�rfte es nicht leicht ein Mittel geben, das mehr geeignet Wc�re, die Peristaltik wieder anzuregen und zu steigern, als die Zuf�hrung von Blut zum Darme, was Sie durch Ent�leerung der Gase am raschesten bewerkstelligen k�nnen, weil dadurch die Dannw�nde mehr erschlafft und zur Blutaufnahme f�higer werden.
Nehmen Sie dazu noch die Wirkung der Spannungsmin�derung im Hinterleibe auf die Cirkulationsst�rungen im Ail-gemeinen, bedenken Sie, dass Sie oft durch dieses Hilfsmittel allein schon im Stande sind Hyper�mien in lebenswichtigen Organen zu mindern und zu heben, so dass hiedurch die nicht selten auftretenden Nachwehen eines lebensrettenden Aderlasses vermieden werden k�nnen, so werden Sie sich der Einsicht des Nutzens des Darmstiches nicht verschliessen.
Wenn Sie lesen, dass der Darmstich auch in vielen F�llen ohne Erfolg angewendet wurde, so ist dies ja ganz gewiss richtig und braucht Sie nicht zu wundern, denn es ist ein�leuchtend, dass z. B. bei einer Achsendrehung des Colons diese Lagever�nderung durch die Punktion nicht behoben wird, ebensowenig wie durch irgend ein anderes Mittel. Es ist klar und ich habe Ihnen dies ja bereits angedeutet, dass die M�glichkeit bestehen m�sse, die Grundursache der Kolik�symptome �berhaupt heben zu k�nnen. Aber auch in den lethal endigenden Koliken wird der Darmstich als solcher sicher nichts geschadet kaben und da Sie in der Regel nicht in der Lage sein d�rften, gleich Anfangs die specielle Ursache der Auftreibung zu kennen, so werden Sie gut thun, bei jeder nur einigermassen betr�chtlicheren Tympanitis den Darmstich zu versuchen und jedenfalls denselben nicht erst als �usserstes Mittel zu gebrauchen.
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Vortrag VI.
Fortsetznng der Behandlung' � Prophylaxis
Schluss.
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Meine Herren!
Nachdem wir den Darrastich ausf�hrlicher besprochen haben, w�rde es sich nun weiter darum handeln, ob es nicht zweckin�ssiger w�re, durch Einbringen von Medikamenten in den Darrakanal die daselbst massenhaft angesaramelten Gase, zun�chst die Kohles�ure, zu binden � zur Absorption zu bringen �. Ich muss gestehen, dass ich mir von einein derartigen Verfahren, bei nur einigermassen bedeutenderer Gasanh�ufung, nicht nur nichts verspreche � ich habe in dieser Beziehung nie ein befriedigendes Resultat erhalten � sondern im Hinblicke auf das hier nothige Eingeben grosser Mengen fl�ssiger Substanzen eher Schaden erwarte.
Meine Herren! F�llen Sie einen Glasballon mit Kohle�s�ure und bringen Sie dazu eine diese absorbirende Fl�ssig�keit, beachten Sie dabei die Menge und den Concentrations-grad so, dass Sie ein Verh�ltniss bekommen, das dem im Darmkanale �hnlich k�mmt � und Sie werden lange und energisch sch�tteln m�ssen, bis ein nennenswerthes Quantum des Gases zur Absorption gelangt.
Denken Sie an die ung�nstigen Chancen im Darme und Sie m�ssen schon a priori misstrauisch werden gegen eine erhebliche und schnelle Wirkung solcher Mittel.
Wo daher die Aufbl�hung eine hochgradige ist, ist der Darmstich nach meinem Daf�rhalten durch nichts Anderes zu ersetzen und nur wenn von Seite eines Eigenth�mers bez�g�lich dessen Ausf�hrung Hindernisse in den Weg gelegt w�rden.
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w�ren Sie auf die Verabreichung sogenannter gasbindender Mittel angewiesen, wie Sie solche auch bei Gasentwicklung geringeren Grades anwenden k�nnen.
Renommirt sind in dieser Beziehung namentlich der Sal�miakgeist, die Schwefelleber und Kalkwasser.
Man gibt den Salmiakgeist in Dosen von 10�15 grm. in 1li Liter kalten Wassers und wiederholt die Gabe, wenn n�thig, mehrmals in kurzen Zwischenr�umen. Man stellt sich seine Wirkung derart vor, dass sich das Ammoniak mit der Kohles�ure des Darmes zu kohlesaurem Ammoniak verbinde und hiedurch, wenn ich mich so ausdr�cken darf, die Kohle�s�ure auf ein kleines Volumen gebracht wird. Ich verspreche mir nun von der gasbindenden Wirkung dieses Mittels in den �berhaupt m�glichen Dosen nicht besonders viel, glaube viel�mehr, dass ehet die reizende Eigenschaft desselben einen (erregenden) Einfluss auf die Th�tigkeit der Darmmuskulatur aus�be, vielleicht auch die abnorme G�hrung im Darmkanale alterirt werde, habe aber die sichere Erfahrung gemacht, dass wenn schon �berhaupt das Eingeben fl�ssiger Medikamente beim Pferde nie ungef�hrlich ist, dies im h�heren Grade von der Applikation des verd�nnten Salmiakgeistes gilt, weil die Thiere hiedurch nur zu leicht zu heftigen und nachhaltigen Husten veranlasst werden, wodurch die Gefahr der Verirrung eines Eingusses in die Luftr�hre in hohem Grade gegeben ist. Ich kann nicht unterlassen Sie bei dieser Gelegenheit nochmals darauf aufmerksam zu machen, dass es nicht gar so selten vork�mmt, dass Ihnen Pferde mit h�ufig lethal endigenden Lungenentz�ndungen (Fremdk�rperpneumonien) in Behandlung gegeben weiden, bei denen Ihnen eine genau erhobene Anamnese ergibt, dass sie vor k�rzerer Zeit an Kolik erkrankt, mit irgend einem �bel angebrachten Tr�nkchen traktirt wurden.
Ich f�hle mich dem eben Gesagten zufolge ausser Stande, Ihnen den Salmiakgeist empfehlen zu k�nnen, � wir ver�wenden ihn zu diesem Zwecke nicht an der Schule � muss Sie aber noch besonders darauf aufmerksam machen, dass Sie sich, wenn Sie ihn ja anwenden wollten, in keinem Falle
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einer st�rkeren Concentration bedienen d�rfen, als die oben erw�hnte ist.
Die gew�hnliche Schwefelleb er (Kalischwefelleber) wird in aromatischen Aufg�ssen oder schwach schleimigen Abkochungen seltener f�r sich, meistens noch mit Salzen gemischt, in einer Menge von 1 � 5 grm. pro dosi gegeben und ist es auch erlaubt, die kleineren Gaben in kurzen Zwischenr�umen 1�2 mal zu wiederholen.
Hier w�re wohl nur daran zu denken, duss die Kohle�s�ure durch das Alkali des Pr�parates gebunden w�rde. Allein das Pr�parat kommt als solches sicherlich nicht �ber den Magen hinaus, da in dem letzteren gewiss so viel freie Salz�s�ure vorhanden ist, dass die kleine Menge des Medikamentes leicht zersetzt werden kann.
Es bildet sich bei dieser Zersetzung Chlorkalium, freier Schwefel und Schwefelwasserstoff und k�nnte so in erster Reihe wohl nur die Wirkung des Schwefelwasserstoffs, die �rtlich vielleicht eine beruhigende w�re? zur Geltung kommen, denn die geringe Menge Schwefel k�mmt nicht in Betracht und die der Dosis entsprechende Quantit�t Chlorkalium kann noch keine erhebliche �rtliche und allgemeine Kaliwirkung �ussern.
Ich habe demgem�ss keineswegs einen Grund Ihnen dieses Mittel besonders zu empfehlen, wohl aber die Verptlichtung^ Sie vor der Anwendung zu grosser Dosen eindringlichst zu warnen, weil m�glicherweise l�nger andauernde L�buiungs-erscheinungen die Folge sein k�nnen.
Sie werden gut thun 5 grm. als Maximalgabe f�r Schwefel�leber festzuhalten.
Was die Ben�tzung des Kalkwasscrs als Kohles�ure-Absorbens beim Pferde anbelangt, so glaube ich am besten zu thun, wenn ich es schweigend �bergehe. Ich zweitie kaum, dass in F�llen wo ein anderes Mittel nicht aufzubringen w�re, es gerathener erschiene, sich lieber bloss mit di�tetischer Behandlung zu begn�gen. Jedenfalls aber k�nnte es nur die erfahrungsgem�sse g�hrungswidrige Wirkung sein, welche die Anwendung des Kalkwassers empfehlenswerth machte.
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Ein anderes Medikament, das gegen starke Gasanh�ufung in Vorschlag gebracht wurde, ist die Ja veil e'sehe Lauge �eau de Javellequot; � die L�sung einer Mischung von unter-chlorigsaurem Kali (als haupts�chlichsten Bestandtheil), Chlor�kalium und kohlensaurem Kali in Wasser � welches in der deutschen Reichsphannacopoe keine Aufnahme gefunden, wohl aber durch das ofiiclnelle Natriumpr�parat: der sogenannten Labarraque'sch e u Fl�ssigkeit .,Liquor Natri hypoch-lorosiquot; deren hauptwirksamster Bestandtheil das unterchlorig-saure Natron ist, fund seihst noch einfacher durch eine klare Chlorkalkl�sung) ganz gut ersetzt werden kann. Der Nutzen dieses neuerlich wieder von Legrain warm empfohlenen Mittels d�rfte weniger der Kohles�ure bindenden Wirkung, als der im Magen und Darmkanale aus demselben erfolgenden Chlorentwicklung zuzuschreiben sein, demnach die desin-ficirende, g�hrungswidrige und die Darmbewegung anregende Eigenschaft die Hauptsache bilden. Ich kann Ihnen diese Bleichfl�ssigkeit, wie man sie auch nennt, in Dosen von 50 gnn. in �/laquo; Liter Wasser, besser noch als Latwerge mit schleimigen und bitteren Mitteln, empfehlen.
Noch will ich der kalten Compressen um den Bauch erw�hnen, wie sie von einigen Seiten in Vorschlag kommen, die ich f�r ganz rationell halten w�rde, wenn ihre Anwendung nur nicht so vielen Misslichkeiten unterworfen w�re, worunter namentlich die so oft bestehende grosse Unruhe der Thiere geh�rt.
Auf ein anderes Moment, das sofortiges und energisches Eingreifen n�thig machen kann, habe ich Sie noch aufmerk�sam zu machen, d. i. h�hergradige Hyper�mie der Lungen mit ihren nothwendigen Consequenzen.
Nicht selten werden Sie finden, wie ich dies bereits er�w�hnte, dass mit Aufhebung der Gasspannung im Hinterleibe, als deren Folge die Lungenhyper�inie in den weitaus h�ufigsten F�llen auftritt, diese verschwindet, oder sich doch bedeutend mindert. Manchmal sind Sie jedoch gezwungen, sofort einen Aderlass zu machen, der bei Gefahr der Erstickung dann geradezu lebensrettend ist.
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Vergessen Sie hiebei nicht, dass hier, wie ja �berhaupt, ein Aderlass nur n�tzen kann, wenn das Blut rasch und in kr�ftigem Strahle entleert wird. Sie werden demnach nur die Jugularvene ben�tzen und ich mache Sie hiebei ganz besonders darauf aufmerksam, dem richtigen Verschl�sse der Aderlass�wunde alle Sorgfalt zuzuwenden, um Nachblutungen, die hier bei starker Unruhe des sich legenden Thieres leicht eintreten k�nnten, m�glichst hintan zu halten und empfehle Ihnen �ber�haupt auch bei gut ausgef�hrtem Verschl�sse diese M�glich�keit nicht ausser Acht zu lassen. Da Sie wissen, dass die ung�nstigen Nachwirkungen � die sekund�ren Folgen � des Aderlasses nie ausbleiben und �ltere, abgetriebene, mehr kraft�lose Thiere das st�rkste Contingent unserer Kolikpatienten stellen, so d�rfen Sie nicht leichtfertig und nur bei unab�weisbarer Indikation Blut entziehen.
Haben Sie die Lungenhyper�mie behoben, so ist damit auch in der Kegel die Congestion am Kopfe beseitigt.
Ein weiteres Hilfsmittel, dass Sie bei jeder Form der Kolik sofort in Anwendung bringen d�rfen und sollen, bilden die Klystiere.
Sie werden sich immer erst der n�heren Natur eines vorliegenden Prozesses klar sein m�ssen, ehe Sie bestimmen k�nnen, ob einh�llende, beruhigende, minder- oder h�hergradig reizende Klystiere am Platze sind, werden aber, insoferne Sie nicht sofort mit Stellung der engeren Diagnosis in's Reine kommen, im Anfange durch gew�hnliche Kaltwasserklystiere fast immer n�tzen und nie schaden. (Sie regen dadurch die Darmbewegung an, wirken durch die Erweichung der im hinteren Abschnitte des Darmrohres sich findlichen Kothmassen er�leichternd auf deren Weiterbewegung, setzen die Temperatur herab u. s. w.). Die Klystiere werden von 5�10 Minuten wiederholt. Zweckm�ssig ist es vor dem Setzen der Klystiere zu exploriren und soll dieses �fter geschehen, umsomehr, weil auch hiedurch die Darmbewegung angeregt wird.
Meine Herren! Ich bin bei Betrachtung der Therapie, wie Sie wohl ersahen, von der Annahme ausgegangen, dass Sie sich �ber die n�chsten Ursachen ,der Kolik nicht Kenntniss
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zu verschaffen wussten, oder doch die gefahrbringendsten Symptome zu bek�mpfen h�tten und schliesse daran die Er�f�llung einer weiteren Anzeige an, die so ziemlich in allen oder doch in der weitaus �berwiegendsten Mehrzahl von den�jenigen F�llen gegeben ist, welche wir unter �Kolikquot; zu-sammenfassten � da wir es entweder mit absolut zu grossen Massen von Darminhalt, oder mit Anschoppungen, oder mit in abnormer G�hrung sich findlichen St�rten zu thun haben � es ist dies die Aufhebung der unterdr�ckten Darm�ausleerung, die Anregung der Peristaltik durch innerlich zu verabreichende Medikamente.
Was zuv�rderst die Form der zu gebenden Mittel an�belangt, so brauche ich Ihnen gewiss nicht erst zu sagen, dass Sie keine Sch�ttelmixtur anwenden d�rfen, wohl aber muss ich Sie darauf aufmerksam machen, dass Sie die Appli�kation tl�ssigei Medikamente auf das m�glichst engste Mass beschr�nken und Sie nur in dringenden F�llen und unter Beachtung gr�sster Vorsicht benutzen sollen. Es ist hiebei die Individualit�t der Patienten besonders bestimmend und steigt die Gefahr mit der Widersp�nstigkeit der Thiere. Ver�meiden Sie vor Allem ein zu hohes Hinaufziehen des Kopfes, die Anatomie und Physiologie sagt Ihnen, dass hiebei, durch die Spannung zun�chst der Brustschild- und Brustzungcnbein-muskel der Kehlkopf heruntergezogen, beziehungsweise beim Schlingacte nicht entsprechend gehoben werden k�nne und so leichter ein Eindringen von Medikamenten in den Kehlkopf erm�glicht werde. Besorgen Sie ja das Eingeben der Medi�kamente immer selbst.
Wo es nur immer angeht � leider ist sehr oft bloss der Eigenwille und das Vorurtheil der Eigenth�mer hinder�lich � bedienen Sie sich der festweichen Form. Ich unter�sch�tze, hiebei die Vortheile einer fl�ssigen Arznei, nament�lich ihre raschere Wirkung gewiss nicht, bin mir aber auch der Gefahr ihrer Applikation bewusst.
Wenn man viele Koliken zu beobachten und zu behandeln Gelegenheit hat, so wird man immer finden, dass in der
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Regel schon bei dem Wiedereintritte lebhafter deutlicher Darmbewegung Minderung der Unruheerscheinungen bemerk�bar ist und die Genesung schon erfolgen kann, ehe es wenig�stens zu mehrfachen ergiebigen Kothentleeiungen gekommen ist; demnach z.B. schon die wieder eingetretene Fortbeweg�ung des angestauten Darminhaltes diesen Effekt erziele.
Wir sind nun allerdings im Besitze von Arzneik�rpern, welche eine energische Contraktion der Darmmuskulatur her�vorzubringen im Stande w�ren, wie dies in neuester Zeit sehr sch�n von A. Vulpian vom C roten �l nachgewiesen wurde, der dieses allein sehr st�rmische Bewegungen des Darmrohres hervorrufen sah und es demnach bei Tr�gheit des Darmes, Kothinfarkt und hartn�ckiger Verstopfung allen anderen Drasticis vorzuziehen heisst, w�hrend er eine wesent�liche Beschleunigung der Peristaltik weder von den gew�hn�lichen Abf�hrmitteln � Salzen � wie auch von den resin�sen � drastischen � Abf�hrmitteln wahrnehmen konnte, diese nur einen mehr oder weniger intensiven Darmkatarrh mit modificirter Osmose bewerkstelligen sollen, doch w�re im Anfange einer Kolik, bei der Unsicherheit der Ausschliessung eines baldig erfolgenden Eintrittes von entz�ndlichen Zust�nden der Darmschleimhaut, ein derartiges etwas heroisches Ver�fahren nicht zu rechtfertigen und m�ssen wir uns desshalb mit den milderen Evakuantien begn�gen, obgleich ihre Wirk�ung, bez�glich der Beschleunigung der Darmbewegung, eine mindestens zweifelhaftere ist.
Wir verabreichen demgem�ss entweder das Kali sul-phuricum, oder Natrum sulphuricum siecum in Dosen von 100 grm. im Kamillen- oder Minzeninfus 3�4 mal mit zweist�ndigen Pausen, oder noch besser, eine Latwerge aus Tartarus emeticus 6�8�10 grm., Magnesia sul�phur ica 250�300 grm. einem bitteren, aromatisch bitteren Mittel, oder Carminativum (z. B. pulv. rad (jentianae, pulv. rhizomae Calami aroinatici, pulv. fruetuum Foeniculi) und Constituens (pulv. rad. Althaeae, pulv. seminum Foeni graeeijso viel als nothwendig und geben hievon zweist�ndlich den dritten Theil.
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Dass der Brechweinstein im destillirten Wasser vollst�ndig gel�st werden m�sse, wissen Sie aus dor Pharmacie; das Doppelsalz k�nnen Sie auch im schwach schleimigen Vehikel geben, immer aber ist R�cksicht darauf zu nehmen, dass es vollst�ndig gel�st sei � damit seine mechanische Wirkung nicht sch�dlich werde � und d�rfen Sie es nie mit Lein�l verabreichen, da hiebe! die Krystalle leicht durch das Oel an der Magenwandung l�ngere Zeit festgehalten werden k�nnen, wobei durch das L�sungsbestreben des Salzes der Unterlage rasch Wasser entzogen und auf diese Weise die Schleimhaut des Magens verschorft werden k�nnte, wodurch selbst der Tod der Thiere beobachtet wurde, wesshalb namentlich Roll vor Anwendung dieser Mischung warnt.
Dauert die Kolik 6 Stunden und dar�ber, ohne dass Besserung eingetreten w�re, so wiederholen wir gew�hnlich die letztbezeichnete Latwerge und verabreichen die Dosen in dreist�ndigen Abschnitten.
Tritt nach Ablauf einer Zeit von �ber 12�15 Stunden eine Kothentleerung nicht ein, wird es sich zun�chst darum fragen, ob der Unterdr�ckung dieser ein unl�sbares Hinder-niss zu Grunde liege oder ob wir eine l�sbare Verstopfung vor uns haben, im letzteren Falle, ob schon bedeutendere entz�ndliche Ver�nderung im Darmkanale gegeben ist, oder nicht.
Die Frage ist leichter gestellt, als beantwortet.
Im Allgemeinen werden Sie finden, dass bei Lagever��nderungen (ebenso bei embolischen und thrombotischen L�hm�ungskoliken, bei denen sich ein collateraler Ausgleich nicht zu bilden vermag � bei unl�sbaren Hindernissen in der Fort�bewegung des(Darminhaltes �berhaupt �j nach dieser Zeit schon die Erscheinungen in den Vordergrund treten, die wir als prognostisch ung�nstig bezeichnet haben. Wir sehen na�mentlich einen sehr frequenten Puls nicht fehlen.
Die erh�hte Gef�ssth�tigkeit ist aber auch gew�hnlich dort zugegen, wo eine l�sbare Verlegung des Darmrohres � � eine zu behebende Verstopfung � besteht, insoferne hier bereits h�hergradigere und ausgedehntere Entz�ndungspro-
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zesse sich geltend gemacht haben. (Sie finden bei solchen
Darmentz�ndungen gerne exacerbirende Kolikerscheinungen, 'j3.quot;jnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; einen harten, gespannten, frequenten Puls, etwas beschleunigte
Athmung, massige Auftreibimg. Spannung und auffallende Empfindlichkeit des Hinterleibes, oft sp�rlichen Abgang eines klein geballten, trockenen, mit Gerinnseln �berzogenen oder blutig beschlagenen Kothcs, der unter deutlichen Schmerz-�usserungen � St�hnen � abgesetzt wird, nicht selten er�h�hten Durst der Patienten.)
Das Calomel (bis zu 3 gnn. pro dosi) mit grossen Gaben von Neutralsalzen in schleimiger Einh�llung wird f�r
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den letzteren Fall angezeigt und nutzbringend sein, w�hrend Sie im erstereu Falle damit entschieden nichts verderben k�nnen. Diese Therapie wird demgem�ss in beiden F�llen, die wir nicht immerzu trennen verm�gen, ihre Berechtigung haben.
Die Applikation fetter Oele (namentlich des Lein�ls) mag und kann ich nicht gutheissen: Kleine Gaben n�tzen nichts, grosse beeintr�chtigen oft den Appetit und die Ver�dauung auf l�ngere Zeit.
Zu den Klystieren, welche Sie sehr fleissig setzen, wenden Sie am zweckm�ssigsten lauwarme schleimige Dekokte (z. B. von Leinsamen) an.
In besonderen F�llen ist hier wohl auch ein �derlass am Platze, obwohl ich eben f�r einen solchen nicht schw�rme und Sie bitte, mit diesem Mittel sehr sparsam zu sein.
Sind bereits Symptome gegeben, wie sie dem bald ein�tretenden Tode vorausgehen, dann stehen wir selbstverst�nd�lich von jeder weiteren Therapie ab.
Ist aber bei unterdr�ckt bleibender Kothentleerung aus dem wenig beschleunigten Pulse und dem Gesanmitzustande des Patienten zu schliessen, dass neben der Verstopfung ein besonderer entz�ndlicher Zustand im Darmkanale nicht be�stehe, so sind Croton�l, Aloe und wiederholte gr�ssere Gaben von B rech wein stein am Platze, um eine kr�ftige Darmbewegung zu beth�tigen und das Hinderniss (Kothinfarkt etc.) zu beseitigen. Es wird Ihnen auffallen, warum wir denn hier mit der Verabreichung der mehr drastisch wirkenden
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Mittel so lange warten und sie nicht gleich beim Beginne der Erkrankung benutzen. Es liegt auf der Hand und ist nicht zu l�ugnen, dass wir bei sofortiger Anwendung Zeit gewinnen w�rden, gewiss auch anf�nglich weniger schaden k�nnten, als sp�ter, wo in der weiteren Folge der Verstopfung Entz�ndungszust�nde consecutiv auftreten k�nnen und dann eine so energische Behandlung schon gef�hrlicher erscheint
�nbsp; nbsp;wenn Sie aber erw�gen, dass es erstens, wie ich Ihnen bereits oben erkl�rte, im Anfange wohl geradezu unm�glich ist zu wissen, ob wir es nicht bereits mit dem Initialstadium eines ausgebreiteten hochgradigen Entz�ndungs�prozesses im Darmkanale zu thun haben und hier eine derartige Behandlung verh�ngnissvoll w�rde, dass weiters auch die f�r den Anfang vorgeschlagene Behandlung in dieser Beziehung gewiss nicht indifferent sei. so werden Sie meine Vorsicht gerechtfertigt finden, wenn ich z�gere Ihnen ein zwei�schneidiges Schwert in die Hand zu geben.
Erlauben Sie mir Ihnen bei dieser Gelegenheit in's Ge-d�chtniss zur�ckzurufen, wie wichtig bei Abnahme der Anam�nese die Frage nach der Dauer der Kolik ist!
W�hlen Sie nun Croton�l, welches in hartn�ckigen Verstopfungen cutschieden denVorzug verdiente, so m�ssen Sie von der Wirksamkeit Ihres Pr�parates �ber�zeugt sein (und dies macht den Gebrauch � weil der Erfolg oft unsicher � unangenehm). Wir geben im Mittel gew�hn�lich 18 Tropfen, mit einem fetten Oele gemischt, auf einmal; von der Aloe capensis 20�30 grm. mit gr�ner Seife zur Pille gemacht. H�here Dosen von Brechweinstein haben vor Allem das Unangenehme, dass Sie, um diesen vollst�ndig zu l�sen, gr�ssere Mengen Wasser brauchen und demgem�ss auch be�deutende Massen festweicher Arznei verabreichen m�ssen. Ich halte �berhaupt das letztere Pr�parat am wenigsten empfehlenswerth.
Weiters werden Sie nicht vers�umen, sehr fleissig Klystiere zu setzen; sie sind gerade bei dieser Kolikform so recht am Platze und k�nnen Sie in dieser Beziehung nicht zu viel thun
�nbsp; zweckm�ssig w�re die Anwendung einer Klystierpumpe
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mit nicht unterbrochenem Strahle. Man ben�tzt hiezu am besten kaltes Wasser und, um st�rker reizend zu wirken, Seifenklystiere.
W�hrend des Verlaufes solcher l�nger dauernden Ko�liken ist ein �fteres Exploriren der Thicre geboten, wobei Sie etwaig vorliegende Kotlunassen sofort entfernen und auf die Blase entsprechende R�cksicht nehmen. Ausserdem ver�suchen Sie, ob die Patienten nicht Lust zur Getr�nkaufnahme zeigen, wobei Sie ihnen, bejahenden Falles, massig �ber-schlagenes, immer jedoch noch e rfrischendes reines Wasser in beliebiger Quantit�t aufnehmen lassen.
Wir h�tten nunmehr noch von der Behandlung derjenigen Koliken zu sprechen, in denen uns die veranlassende Ursache bekannt ist, oder wo wir sie doch wenigstens mit dergr�ssten Wahrscheinlichkeit vermuthen k�nnen. Ich glaube mich hier im Hinblicke auf das Vorausgeschickte recht kurz fassen zu d�rfen und wird es gen�gen Ihnen bez�gliche Andeutungen zu geben.
Bei Koliken durch Erk�ltungen veranlasst, werden Sie immer mit dem di�tetischen Heilapparate aus�kommen, wie wir ihn �berhaupt zu Anfang jeder Kolik in Anwendung bringen. � T�chtiges Frottiren, warmes Bedecken der Patienten, unter g�nstigen Verh�ltnissen Bewegung, selbst raschere Bewegung, laue Klystiere, die krampfstillenden In-fusa von Kamillen und Minze mit Salzen, sowie die inner�liche Anwendung von Narcoticis sind rationell.
Die Behandlung der eigentlichen Windkolik er�heischt vor Allem eine m�glichst rasche Entfernung der bl�henden Gase, wie wir dies fr�her bereits ausf�hrlich be�sprochen haben, ausserdem Fortschaffung der g�hrenden Stoffe aus dem Dannkauale (durch milde entleerende mit tonisirend-aromatischen Mitteln) Hebung und Sistirung des G�hrungspro-zesses (mittelst antiseptischer und antifermentativer Arzneien wie Natrum subsulfurosum � welches einerseits abf�hrend, andererseits durch die Sauerstottentziehung der frei wemenden schwefligen S�ure auf die F�ulniss- und G�hrungsprozessc hemmend einwirkt �, Chlorkalk etc.)
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i Haben wir es mit relativer Ueberf�tterung zu thun, so sind milde Evakuautien mit bitteren und aromatisch�bitteren Mitteln, haupts�chlich aber eine recht geeignete Di�t am Platze. In F�llen, wo wir einen recht schlecht verdauten und �belriechenden Koth wahrnehmen, (derselbe kann, nament�lich bei Mehlf�tterung und l�nger bestandener Tr�gheit der Darmbewegung, eine lehm�bnliche Farbe und Beschaffenheit und aashaften Geruch annehmen) haben wir bis jetzt mit Erfolg das Nat rum subsulf ur osum gegeben. Wir verab�reichen hievon bis zu 100 grm. 2)ro die mit den eigentlichen evakuirenden Mitteln als Latwerge.
Bei absoluten Ueberf�tterungen ist eine kr�ftige
Entleerung des Darmkanales angezeigt, die Sie durch reizende
Klystiere unterst�tzen.
j Noch intensiver ausleerend ist bei Verstopfungskolik
zu verfahren, die wir ja bereits n�her besprachen.
Wurmkolik erfordert zun�chst und in erster Reihe Fortschaffung der an einzelnen Stellen gestauten und daher das Darmlumen verstopfenden W�rmer, beziehungsweise Ent�leerung des Darmes � damit sind die Kolikzuf�lle beseitigt und wird dann erst weiter gegen die W�rmer selbst vorzu�gehen sein. Zur Erf�llung der ersten und dringlichen Anzeige verwenden Sie hier am besten Salzgaben, die Sie auch sofort mit aromatisch-bitteren, wurmwidrig wirkenden Pflanzenpulvern wie Semen Cynae etc. verbinden k�nnen.
Vergiftungskoliken k�nnen bez�glich des Giftes mit Erfolg nur dann behandelt werden, wenn man das Gift kennt � wir haben es sodann eben mit einer Vergiftung zu thun.
Weiters will ich noch die Bemerkung anf�gen, dass wir bei Koliken mit sehr profuser Diarrh�e, bei sehr starkem Dr�ngen der Thiere, mit Vortheil eine grosse Gabe von Opium � 30 grm. als w�sserig-weingeistigen Auszug im schleimigen Vehikel � verabreichten. Nebstdem St�rkemehl-klystiere mit Alaun applicirten.
Nach Ablauf der Kolik haben Sie vor Allem daf�r zu sorgen, dass die Thiere in der ersten Zeit knappe Di�tnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;\
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und schonende Verwendung erhalten, umsomehr, je heftiger die Erkrankung und je drastischer die angewandten Mittel waren.
Wenn nur immer m�glich, behalten Sie dieselben noch w�hrend einiger Tage in Beobachtung und achten Sie hiebei auf den m�glichen Eintritt einer schleichenden Darm- oder Bauchfellentz�ndung; Temperatur und Puls w�rden Ihnen die ersten Andeutungen geben.
Dass Krankheiten zu verh�ten besser ist, als Krankheiten zu heilen, ist allbekannt; wo wir desshalb in der Lage sind auf die Thiereigenth�mer behufs der Di�tetik ihrer Pferde im weitesten Sinne belehrend einzuwirken, da werden wir es thun. Sind wir �berzeugt, dass unpassende F�tterung, Halt�ung, Aufenthaltsort, Dienst u. s. w. es waren, welche den Kolikanfall erzeugten, so wird die beim Abgange des wieder�hergestellten Thieres an den Besitzer gerichtete Mahnung gewiss in vielen F�llen fruchtbringend sein k�nnen und soll daher nicht unterlassen werden.
Was die Hintanhaltung der Bildung des Wurraaneurysma anbelangt, so sind wir hierin zur Zeit noch vollends ohn�m�chtig. Da nach Leukart die jungen Exemplare der Sclerostomen wahrscheinlich mit dem Trinkwasser in den Darm�kanal des Pferdes gelangen, so w�re, insoferne sich dies als richtig erweisen w�rde, wohl nur von der Verabreichung m�g�lichst reinen Trinkwassers � vielleicht Purifikation des Ge�tr�nkes � etwas zu hoffen.
Damit meine Herren will ich schliessen und bemerke nur noch, dass ich Ihnen bloss einen kurzen Ueberblick �ber die Kolik der Pferde geben wollte und konnte, bis Sie sich selbst mehr und n�her in der Literatur umsehen k�nnen, in welcher Sie eine �beraus reiche Casuistik, dessgleichen an vorgeschlagenen und in den Einzelf�llen erprobten Heilmitteln sicherlich keinen Mangel finden.
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pag. IS Zeile 2 v. obeo lies: � 30 � 3 v. unten � � 39 � 6 v. unten ,,
Errata.
�v e r a n 1 a s s t e^ statt �voranlasster-^.
�sind gar nicht so selten11.
�W i n d r e h eu statt �Windrosequot;.
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Inhalt.
Suite
Vortrag I..................... 1
Einleitung � Definition der Kolik � Ursachen.
Vortrag II.....................15
Symptome � Physiologie der haupts�chlichsten Erscheinungen.
Vortrag III....................26
Stellung der Diagnosis: Anamnese und Untersuchung des Patienten � Different ialdiagnosis.
Vortrag IV....................41
Fortsetzung der Differentialdiagnosis � Dauer � Verlauf � Aus�gang -- Sektionsergebnisse.
Vortrag V.....................54
Prognosis � Behandlung.
Vortrag VI....................66
Portsetzung der Behandlung � Prophylaxis � Schluss.
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