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Rl JKSUNIVERSITEIT TE UTRECHT
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Specielle
Pathologie und Therapie
für
% $*t s v amp; t $ X%
Zum Gebrauch bei Vorlesungen und zu eigener Belehrung.
Von
Eduard Hering,
Professor an der königl. würtemb. Thierarzneischule und Mitglied der k.^landgeslüts-
Commission; der kaiserl. Leopold - Caiamp;gt;gt; Alaquo;laquo;deatie der Naturforscher, der Acadcmie
royale de Mcdecine zu Parilaquo;, des k. wüi tcmber^iHi-hilaquo; , des grosshcrzogl. badisehen,
und des kurfürstl. hessischen landwirthschuftlichen Vereins Mitglied, der Gesellschaft
schweizerischer Thierärzte Ehrenmitglied etc.
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#9632; , - fesJ #9632;
'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; #9632;': ^ .f:
HStüttsatt
Verlag von Ebner ifc Seuberf. 1842.
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• %lt;i-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; lt;1
Pruik von J. Kreuzer in S tu tlfart.
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0 t t e h c.
Bei der Herausgabe des vorliegenden Werks hatte ich zunächst das Bcdürfniss derjenigen im Auge, welche sich dein Fache der Thicrheilkunde widmen wollen. Meine seit 10 Jahren über specielle Pathologie und Therapie gclialteiien Vorträge liegen dieser Arbeit zu Grunde, die in einem gedrängten Räume das enthalten soll, was die lliicrärzliichc Nosologie mir bekannt Gewordenes darbietet, und die sich von mehreren ähnlichen Werken dadurch unter­scheidet, dass sie sich nicht auf eine einzelne Thierart, oder nur die bedeutendsten Krankheiten verschiedener Species be­schränkt, sondern sämmtliche Hauslhierc berücksichtigt und ihre Kranklicitsformen (abgesehen von den sog. chirurgischen) möglichst vollständig anführt.
Bei der beschränkten Zeit, welche an den meisten TJiier-arzncischulcn diesem — wichtigsten — Fache gewidmet, und bei der Eile, mit welcher die Bildung practischer Thicrärzte nieisl betrieben wird, lag es nicht in meiner Absicht, bei der Beschreibung der Symptome und des Verlaufs der Krankheiten so ins Specielle zu gehen, wie diess etwa in einem clinischen Tagebuche am Platze ist; nur bei einigen seltener vorkommen­den Krankheitsformen habe ich bestimmte Fälle kurz angeführt. Noch weniger mochte ich in der Therapie die Mittel nach Dosis, Verbindung u. s. w. ganz speciell angeben —- oder mit andern Worten Recepte beifügen, sondern überliess diess und noch - Manches, was weilerer Auseinandersetzung bedürfen könnte, dem mündlichen Vortrag.
Wollen bereits geübtere Practikcr sich in diesem Werke hie und da Raths erholen, so setze ich voraus, dass sie aus
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den aufgeführten Mitteln Recepte erforderlichen Falls zu combi-niren und die individuellen Rücksichten zu nehmen wissen. Bei stark wirkenden, oder seltener gebrauchten Arzneien, oder in Fällen, wo die Dosis oder Verbindung gewisser Mittel von besonderem Interesse ist, habe ich sie angegeben.
Uebcr die Einthcilung habe ich wenig zu sagen; sie ist der in meiner Physiologie für Thicrärzte (Stuttgart 1832) angenommenen Einthcilung analog; beide Vorträge schienen mir auch in der Anordnung des Materials sich aufein­ander bezichen zu sollen. Dass dieses System Lücken und Mängel hat, gebe ich gerne zu, allein ich kenne keines, das davon frei wäre.
Meine nahezu 20jährige Wirksamkeit bei der hiesigen Thierarzncischulc, meine Verbindung mit dem landwirthschaft-lichen Institute in Hollenheim (von 1824 —1831) und mit dem k. Landgestütle (seit 1834), so wie das Zutrauen meh­rerer grosser Güterbesitzer und einzelner Thiereigenthümer in und ausser Würtemberg haben mir hinreichende Gelegenheit verschafft, mit den Krankheiten unserer Hausthierc nicht blos theoretisch bekannt, sondern praktisch vertraut zu werden; allein das Feld der Thierheilkunde ist so ausgedehnt und die Krankheitsformen variren nach Klima, Lage, landwirthschafl-licliem Betrieb ü. s. W. so sehr, dass ich öfters und gerne zu den Erfahrungen Anderer meine Zuflucht nahm, deren Name in solchen Fällen genannt ist.
Competente Richter sind mit den Schwierigkeiten meines Unternehmens bekannt; ihrem Urtheil kann ich daher getrost entgegensehen.
wnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Stuttgart, im Februar 1842.
Herins*
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Inhalts - Verzeiclmiss.
Einleitung S. 1 — 9. Specielle Pathologie und Therapie S. 10 — 13. Literatur S. 14.
ERSTE KLASSE:.
^TironhljetUit its IHnmiiflsUkna S. 16 — 211.
I. Ol'fluuilg. Krankheiten der Verdauung S. 11; 48.
.4.quot; Fehler des Appetits S. 18. a) Mangel an Appetit,
b)nbsp;übcivnässiger, c) Alienation des Appetits. B. Krankhafi gestörte Aufnahme der Nahrungsmittel S. 19. C. Krankhaft gestörtes Kauen S. 20. D. Krank­haft gestörte Speichel-Absonderung S. 20, ver­mehrte (Speichelfluss), qualitativ abgeänderte. E. Krankhaft gestörtes Schlingen S. 22. F. Erbrechen S. 23. 1) Bei Schweinen, Hunden n. s. w.j 2) beim Pferde; 3) bei Wie­derkäuern; 4) Aufhören des Wiederkauens. G. Indigestion S. 27. — * Verstopfung des Lösers. H. Verstopfung S. 29. /. Kolik S. 31, a) wahre Koliken; b) falsche Koliken. K. Trommelsucht S. 44, a) von grünem, b) von dürrem Futter,
c)nbsp; symptomatische, der Kälber. L. Durchfall S. 48.— * symp­tomatischer. 1U. W u r m 1 e i d e n S. 52. * Würmer im Darm-canal. N. Krankhaft gestörte Gallcnabsondcrung S. 55, a) verminderte, ^Gelbsucht; b) vermehrte; c) veränderte, * Gallensteine, **EgelkrankIieit. 0. Krankhaft gestörte Verrichtung der Bauchspeicheldrüse S. 61. P. Vergiftung S. 61, mineralische, Pflanzengifte. * Bleiver­giftung, enzootischc. ** langsame Vergiftung durch Kupferdampf.
D. Ordnung. Krankheiten des Lymphdrüsensy­stems S. 69 — 95.
A. Darrsucht der Füllen S. 70. B. Druse S. 74, a) gutartige, b) verschlagene, c) bedenkliche, d) Complicationen.
C.nbsp; nbsp;R o t z k r a n k h e i t S. 79, a) chronischer Rotz, b) acuter.
D.nbsp; Haut wurm S. 91. *des Rinds.
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DI. OimIiiiiiislaquo; Krankheiten des Bluts und der Blut bei-eitung S. 96 — 103.
A. Vollblütigkcit S. 96. B. Blutmaflgel S. 98. C. Qualitative Veränderungen des Bluts S. 99, a) üebermaas an Faserstoff, b) wässerige Bcscliaffcnheit, c) Ucber-maas an Farbestoff, d) Auflösung, c) Scliärfen und zurückgehal­tene Auswurfsstoffe.
IV.nbsp; nbsp;Orilnimg. Krankheiten der Ernährung S. 103 —140. A. üebermässige Er näh rung S. 103. A. Fettsucht, B.Hy­pertrophie. B. Verminderte Ernährung S. 105. C. Abzeh­rung. D. Schwinden. C. Krankhaft veränderte Ernäh­rung S. 108. E. Bildung von Warzen, Scirrhus u. s. w. *ScirrJhus des Eaabmagens. **Drüscnkrebs. (F—S. Cachcxicen im Allgcnici-nen.) F. Wassersucht S. 111. G. Fäule S. 113. H. llarthäutigkcit S. 117. I. Markflüssigkeit S. 118. K. Lccksucht S. 119. h. Knochenbrüchigkeit S. 121. M. Knochenwciche S. 124. N. Dreh­krankheit S. 125. O. Finnen S. 131. P. Sticrsucht S. 133.
• 0- Scorbut S. 136. R. Borstcnfäulc S. 138. S. Schnuffcl-krankheit S. 139.
V.nbsp; nbsp;Ortlllllllg. Krankheiten (chron.) des A t h in e u s und der Stimme S. 140 — 155.
.4. Lun gensucht S. 141. B. Husten, chronischer, S. 145, a) symptomatischer, b) idiopatischer, c) conscnsueUcr. C. Lun­gen wurmhu s ten S.147. D. Dämpfigkeit S. 149. E. Hart-schnaufen S. 152. F. Krankheiten der Stimme S. 154.
Wi, Ordlllliisraquo; Krankheiten der Haut- und Nieren-funetion S. 155 — 211.
a)nbsp; Vermehrte, b) verminderle oder ganz unterdrückte Absonderun­gen überhaupt. .4. Krankhafte Störung der H a u t-funetion S. 157 — 205, a) der H a u t a u s d ü n s t u n g,
b)nbsp; nbsp;der Absonderung des H a u 11 a 1 g s, * Verstopfung der Talgdrüsen, c) der Epidermis und ihrer Anhänge. *Kranklicileii der Haare (Weichselzopf, Ausfallen u. s. w.) S. 160. **Schmarotzer auf der Haut (Läuse, Zecken, Milben, Brcmsen-larven u. s. w.) S. 161. d) Chronische Hautausschläge S. 165 — 205. 1) Knötchenausschläge S 166 (Hautjucken, Früh-lingsausschlag). 2) Tuberkelausschlägc S. 167 (des Gesichts, Schwielentuberkel). 3) Nesselausschlag S. 168 (Nesselfieber, Nes-
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selsuchi, Buchweizenausschlag). 4) Flechten S. 172 (nasse, trockene Flechten). 5) Schuppenausschläge S. 177 (Kleicnansschlag, Schup­penflechten , trockener Straubfuss). G) Borkenausschläge S. 178 (Kleicngrind, Krätxe oder Rande der verschiedenen Hausthiere).
7)nbsp; Schorfausschläge S. 19G (Krustengrind, Pockengrind, Maul-grind). 8) Nässende Ausschläge S. 198 (Raspe, Mauke, aus­fallende Mauke, Tiäbcr-Ausschlag, Aussatz). B. Krankhafte Störung der H a r n ab s o n d e r u n g S. 203 — 211. a) Harn­ruhr. I) Harnverhaltung, c) Unvermögen, den Harn zu halten.
ZWEITE KLASSE.
Äronktyeiten bes tJcnifgungslrlifna S. 212 — 471.
A. Vermehrte Blutbewegung (Fieber), B. verminderte, C. unregcl-mässige Blutbctvegung; a) Congestion, b) Entzündung, c) Blu­tung (im Allgemeinen).
I. Ordnuus* Fieber S. 221 — 352.
A) Reine Fieber S. 224 — 232. 1) Entzündliches Fieber. 2) S ch w äch e f i e b er. 3) Aussetzendes Fieber. B. Com-plicirte Fieber S. 232 —352. 4) Catarrhalische Fieber S. 232,
a)nbsp; nbsp;einfacher, b) chronischer Catarrh; c) Augenseuchc, d) bösarti­ges Catarrh-Fieber der Wiederkäuer, e) brandiger Strcngel, f) Influenza der Pferde; et) catarrh.-rheumat. Form, /S) gastrisch-rheum. Form, y) gasirisch - rothlaufartige Form ; g) Staupe. 5) Rheumatisches Fieber S. 253: a) acuter, b) chronischer Rheumatismus. 6) Gastrisches Fieber S. 259; a) Schleim­fieber des Rinds, b) Magenseuche der Schweine, c) Schleimfieber der Hunde. 7) Gall en fieber S. 264. laquo;Lebertyphus der Schafe.
8)nbsp; Rothlauffieber S. 267; a) einfaches, b) tfefes, c) teigiges Rothlauf, d) bösartiges Rothlauffieber der Schweine und Schafe.
9)nbsp; Anthraxfieber S. 274. * Milzbrandtieber: a) Milzbrandfieber,
b)nbsp; Milzbrand-Apoplexie. ** Rothlaufartige Formen: c) brandiges Rothlauf der Schafe und Schweine (Maus, Biennseuche), d) Bräune der Schweine, e) Mastdarmbrand, f) Milzbrand-Emphysem., g) Sterzwurm, h) oedemafösc Form des Milzbr. laquo;** Tuberkulöse
s und-pustulöse Formen; i) Karbunkel, k) Zungenkrebs, I) Rank­korn, m) Kropfbrandbeule. ***** Minder bekannte Formen : n) sibi­rische Beulenseuche, o) Höhnerpest, p) Milzfäule. 10) Exan-thematische Fieber S. 298; a) Maul- und Klauenseuche
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(Scliwämmchen), b) Masern der Schafe und Seluvcinc, c) Schar-lacliflcber, d) l'etecliialfiebcr, e) Pocken; laquo;) laquo;ler Kühe, ß) der Schafe, y) des Ziegen, J) der Schweine, f) der Hunde, t) der Vögel, gt;j) Traubenkammkrankheit des Rindviehs. 11. Nerven-fieber S. 328; a) Nervenfieber des Pferds von 1804 — OG, b) desgl. von 1813 — 14, c) desgl. von 1824 — 26, d) Leber-typhus der Pferde, e) Abdominaltyphus, f) Rinderpest, g) Typhus bei Schweinen, h) Typhus bei Katzen, i) Cholera. 12) Eite-rungs- oder Zehrfieber S. 348; a) idiopathisches, V) symp­tomatisches , c) Eiterinfection.
' • - Ortlnmig;. Entzündungen S. 353 — 457.
I. H i r n e n t z ü n d u n g S. 355; a) peracute, b) acute um! halbacute, c) schleichende, d) conscnsuelle, c) symptomatische. B. Rückenmarks-Entzündung S. 367. C N c r v e n-Entzündung S. 368. D. Augen-Entzündung S. 368,
a)nbsp; iiussere, b) innere, c) symptomatische. E. Entzündung der Nase S. 376. F.Entzündung der Ohren S. 377. G. Entzündung der Zunge S. 377. //. Entzündung der Speicheldrüsen S. 378. /. Entzündung der Schling­werkzeuge S. 379; a) Bräune, K. Entzündung der Ath-mu ngsorgane S. 381; a) des Kehlkopfs, b) Luftröhren - Ent­zündung (Croup), e) Lungen-Entzündung; u) reine, ß) catanh., y) rheumat., cT) faulige, e) symptomatische; dj Lungenseuchc des Rindviehs, e) Brustfell-Entzündung. L. Entzündung der Kreis-lau fs organ c S. 401; a) des Heizens- und Herzbeutels, b) Ar­terien-Entzündung, c) Venen-Entzündung, d) Entzündung der Lymphgefassc und Drüsen. iW. Entzündung der Verdau-u ngsorgane S. 407; a) des Magens einmagiger Hausthicre,
b)nbsp; nbsp; der Mägen und des Darmcanals der Wiederkäuer, c) Läm-merruhr, d) Ruhr, e) enzootische Ruhr, f) Bauchfell-Entzündung; laquo;) acute, ß) chronische. N. Entzündung der Leber S. 420, acute, chronische. 0. Entzündung der Mil? (u. Bauchspei­cheldrüse) S. 422. P. Entzündung der Harnorgane S. 423;
a)nbsp; nbsp;Nierenentzündung, b) Biasenentzündung. Q. Entzündung der Geschlechtsorgane S. 427; a) des Schlauchs- und Ho­densacks, b) der Ruthe, c) der Hoden- und Samenstränge, d) des Wurfs und der Scheide, e) des Fruchthälters, f) der Eierstöcke, g) des Euters. It. Entzündung des Hufs S. 438; a) acute,
b)nbsp; chronische des Pferdes, c) des Rinds, Schafs, d) Hnfseuchc
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des Pferds, e) bösartige Klauenseuche des Schafs. S. Entzün­dung dcrMuskeln, Sehnenctc. S. 447; a) allgem. Muskclent-zündung, b) einzelner Muskel (Zwerchfcllentzündung), c) der Seh­nen und Sehnenscheiden (S. 452). 7'. Entziiiiduii g der Knochen, Gelenke u. s. w. S. 449; a) der Knochen, b) der Bänder und Gelenke; et) rheumat., ß) traumat., )') metastatische. U. Ent­zündung d e s Z e 11 g e we b c s S. 455; a) phlegmonose, b) chro­nische , c) viMetaphlogose, d) Entzündung der Schleimbeutel.
Ill, Ordnung.- Blutungen S. 458 — 471.
A. Blutungen aus den Luftwegen S. 460; a) Nasenbluten, b) Bluthusten. B.Blutungen aus den V er daunngs we­gen S. 461; a) aus dem Maule, b) Blutbrechen, c) Mastdarni-blutung. C. Blutungen ausdenHarn- undGesehlechts-organen S. 463; a) Blutharnen, laquo;) entzündliches, ß) astheni-sches; b) Blutungen aus den männlichen Genitalien, cj aus dem Pruchthälter, d) Blutmelken. D. Blutung aus der Haut S. 470; a) Blutschwitzen.
DRITTE KLASSE.
^rotth|)nten itraquo; CmpfinbungaUbens S. 472 — 553.
1. Abth. Krankhafte Störungen des Bewusstseyns und der Empfind­lichkeit S. 476 — 522.
I.nbsp; nbsp;OiMllIlinggt; Störungen des Bewusstseyns S. 477—512.
A.nbsp; nbsp; Schlagfluss S. 479, a) Blutschlag, b) Nervenschlag.
B.nbsp; nbsp;Scheintod S. 483. C. 0 h a m a c h t S. 484. D. Koller S. 485; a) torpider, b) erethischer, c) consensueller. E, Toll­heit S. 493; a) Stättigkeit, b) Mania puerperalis. *CataIepsie. F. W u t h S. 497, *seuchenhafte. G. Störungen des Ge­rn ein ge fühl s S. 511. ^Heimweh, Sehnsucht u. s. w.
II.nbsp; nbsp;Ordnung. Störungen der Empfindlichkeit (im engern Sinne) S. 512—522.
A. Erhöhte Empfindlichkeit, Schmerz; a) Lendenweh S. 515. B. Verminderte und alienirteEmpfindlich-keit; b) Traberkrankheit S. 516. C Verminderte oder ganz aufgehobene Empfindlichkeit; c) schwarzer Staar S. 520.
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2. Abth. Störungen ilcrBewegnng von Seiten des Nervensystems S. 523.
III.nbsp; nbsp;OrdnmiK. Krämpfe S. 523 — 548.
A. Krampf einzelner Glieder S. 525; a) der Füssc, b) Convulsionen, c) Zittern, d) Herzklopfen, c) Brustkrampf,
f)nbsp; Krampfliusten, g) Blasenkrampf. B. Lähme S. 528; a) der Lämmer, b) der Füllen, c) der Kälber. C. Starrkrampf S. 534. D. Fallsucht S. 540. E. Schwindel S. 544. * Seekrankheit. F. Veitstanz S. 546.
IV.nbsp; nbsp;Ol*iluuii|£. Lähmungen S. 548 — 553.
A. Lähmung einzelner The ileS. 550. B. Halbläh-m u n g S. 551. C. Kreuzlähmung S. 551. D. R h e u m a-tische Lähmung S. 553.
VIERTE KLASSE.
fctantytxitn in iortpfloiyung, itt €ntnitdiUiitfl unlgt; 3uritdvl)iU)mtg
S. 554 — 588.
I. Ordnnng. Krankheiten der Geschlechtsverrich­tungen S. 555 — 583.
A. Uebermässiger S. 555, B. mangelnder Geschlechts­trieb S. 557. C. Unfruchtbarkeit S. 558, * zu grossc Frucht­barkeit. D. Oertliche Krankheiten der Genitalien S. 559,
a)nbsp; Tripper, b) Schcidencatarrh, c) laquo;eisser FIuss, d) Chanker-seuche des Pferds, * Syphilis, c) Saamenfiuss, f) Fruchtliältcr-wassersucht, g) Luftansammlung im Fruchthälter, h) Fehlgeburt, i) Zurückbleiben der Nachgeburt, k) Kalbefieber; a) entzündliche, ß) paralytische Form. E. Milch fehler S. 5lt;'8, a) zu starke,
b)nbsp; verminderte Milchabsonderung, c) wässerige, d) zu gehaltreiche Milch, e) Uebcrmaas von Kalksalzen, f) Neigung zum Gerinnen,
g)nbsp; zähe Milch, h) bittere, iquot;) sonst auffallender Geschmack oder Geruch, k) gelbe. I) blaue, m) rothe Milch, n) sonstige Veränderungen.
II Ordnung. Krankheiten der Entwicklung und
Zurückbildung des Körpers S. 584 — 588.
A. Krankheiten des Foetus S. 584. ü. Krankheiten der erstenLebensperiode S. 585. öi\abelentzündung. ^Zahnen. C. Krankheiten der zweiten (mittlern) Lebensperiode S. 587. D. Krankheiten der dritten (letzten) Lebens­periode S. 588. * Marasmus senilis.
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Specielle
|lttt|)(rl(r0k untr ^napic
für
X li i e r ii r z t c.
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Einleitung.
Leben .'uisscrt sich durch Selbstthätigkeit, diese — im Tliicrreiclie — dureli Bildung organisclieu Stoffs, Bewegung:, EmpfiuduHg und Foitpflanzung.
Der letzte Grand des Lebens ist nnbekanut; seine Aeusse-rnngen folgen gewissen Gesetzen und werden dureli iiusscre Einflösse tlieils hervorgerrifen und unterhalten, tlieils unterdrückt und gestört, je nach dem Maasc der letzteren und ihrem Ver-liältniss zu der Beceptivität des lebenden Körpers.
Das einzelne Tliier lebt sein cigentliümliches Leben und zuglcicli das seiner Gattung, wie jedes Organ ein elgenthtimlichee Leben führt und an dem Leben des ganzen Organismus Theil nimmt; das individuelle Leben ist durch die Zeit beschränkt (Lebensdauer) und endet vermöge dieser Beschränkung durch den sogenannten natürlichen Tod, am häufigsten aber durch gewaltsame Störung der zum Leben nothwendigen Funclionen, nämlich durch Krankheit.
Durch den Tod hört das individuelle Leben unter seiner bisherigen Form auf; es erhält sich aber innerhalb der Grunzen des Gattuugslcbcns, durch die von ihm ausgegangenen Lebenskeime (Nachkommen, Eier, z. B. der Insecten), wäh­rend sein materielles Substrat [Leichnam) in die Bcihe der äus-seru Lebensbedingungen für andere Organismen (Pflanzen oder Thierc) zurück tritt.
So lange die dem Individuum nach Gattung, Geschlecht, Alter u. s. w. zukommenden Verrichtungen übereinstimmend, in gehöriger Zeit, Ausdehnung und Aufeinanderfolge vor sich gehen, besteht der gesunde Zustand. Die Fortdauer dieses Zustanderaquo; hängt theils von der normalen Beschaffenheit der organischen Kräfte und Materien, tlieils von der Qualität der äussern Lebens­bedingungen (z. B. Wärme, Luft, Nahrang) ab.
Das Gegentheil des gesunden Zuslandes ist der kranke,
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nemlich ein solcher Zustand, in welchem die Harmonie der auf die Erhaltung des Individuums und der Gattung hiuarheitendeu Verrichtungen gestört ist. Krankheit ist somit derjenige Zustand, in welchem die Form, Lage, Grüsse, Structur oder chemische Mischung, und die Verrichtung eines oder mehrerer Theile des Organismus (Organe, Gewebe, Flüssigkeiten) von dem Normalen abweicht.
Gesunder und kranker Zustand sind zwei, von einander abweichende Richtungen des Lebens überhaupt; auch die Krankheiten folgen gewissen Gesetzen (nach Entwicklung, Verlauf, Ausgängenj weiche jedoch nur zum Theil bekannt sind. Das eigentliche Wesen der Krankheiten ist aber so wenig genau gekannt, als die Grundursache des Lebens selbst.
(Wenn man daher sagt: das Wesen dieser oder jener Krank­heit bestehe in einer Entzündung, Reizung, Lähmung u. s. w., so hat man blos einer oder einigen der Krankheits-Erscheinungeii den Vorzug vor den Uebrigen eingcräunit, ist aber der Sache selbst nicht näher gerückt.)
Krankheits-Ursache. Die Möglichkeit, zu erkranken, liegt schon in der fortwährenden Veränderung des thierischen Körpers selbst, sowie in den Abweichungen , denen die auf ihn eimvirkenden äusseren Einflüsse unterworfen sind. Die Krank-heits-Anlageistsomit theils gradweise verschieden (allgemeine, besondere und vorherrschende), theils eine individuelle oder eine generische. Aus letzterer gehen die einer Thicrspecies eigen-thümlichen (zugleich meist epizootischen oder contagiösen) Krank­heiten (Rinderpest beim Rinde, Rotz beim Pferde u. s. w.) her­vor, aus der individuellen dagegen die gewöhnlichen sporadischen Krankheitsformcn. Wie die Krankheits-Ursaclien öfter in einem beschränkten Räume sich vorfinden (geographische Verbreitung der Krankheiten, Enzootien), so ist die Anlage za manchen Krank­heiten in gewissen Thierfamilicn oder Raceu vorherrschend (hereditäre Krankheiten).
Der Anlage oder Neigung zum Erkranken stehen die äusseren erregenden oder Gelegenheits-Ursachen gegenüber, welche im Conflict mit jener die Krankheit hervorbringen.
Nie oder selten sind alle Theile des Organismus erkrankt, sondern nur einzelne Organe oder Systeme, während die übri­gen gesund blieben; es ist daher in dem erkiankteu Individuum
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die Krankheit und ilir Substrat (das von ihr hefallene Or^an, Gewebe u. s. w.) zu unterscheiden.
Wie der Organismus und jeder seiner Theile von Krank-Iieit ergriffen werden kann, so ist er auch im Stande, sie zu be­seitigen (Heilkraft dcrNatur). Je bedeutendere und je mehrere Functionen in dem erkrankten Körper gesund geblieben sind, um so eher wird es diesem gelingen (tiieils aus sich selbst, theils unter instinetgemässer Mitwirkung Susserer Einflüsse), die erkrankten Theile oder die gestörten Functionen wieder zum normalen Zustande zurückzufuhren. Auf der anderen Seite hat die Krankheit die Tendenz, sich auszubreiten und den Anstreu-gungen der Heilkraft entgegen zu wirken. Letztere zu unter­stützen, ist das Geschäft des Heilkünstlers, und um so nöfhiger, als die gezähmten Thiere sich in einem, von dem ursprüng­lichen, natürlichen, abweichenden Zustande befinden.
Die Krankheiten werden nur durch in die Sinne fallende Erscheinungen (Symptome, Zufälle) erkannt, während der Sitz der Krankheit öfter nicht, und das Wesen derselben nie sinnlich wahrnehmbar sind. Es ist daher nötliig zur Erkennt-niss einer Krankheit, die Symptome so genau als möglich zu beobachten, sie zu einem Ganzen oder Bild der Krankheit zu vereinigen und aus ihnen, unter Berücksichtigung der Krank-heits-Ursachen, einen Schluss auf den Sitz und das Wesen der Krankheit zu machen
Aus der eigenen Empfindung geht das Benehmen des kranken Thiers hervor, welches uns den Mangel der Sprache ersetzen muss (Aussehen, Lage, Stellung, Bewegung, Athmen, Ausflüsse, eigenthümlichen Geruch u. s.w.); diese Beobachtung muss aber vervollständigt werden durch die Untersuchung des Zustands des Kreislaufs (Puls, Herzschlag), der thierischen Wärme und ihrer Verbreitung, der zugänglichen Höhlen und Canäle (z. B. Maul- Nasenhöhle u. s. w.), öfters durch ab­sichtlich erregte Verstärkung der Symptome, z. B. schnelle Bewegung (bei Hinken oder Respirations-Fehlcrn) Husten, Druck an empfindliche Stellen u. s. w. Da ferner über das Vorausgegangene die Thiere keinen Aufschluss geben können, sind die Personen, welche diess zu thun im Stande sind, darüber zu befragen, ihren Aussagen aber, besonders über die nächste Ursache des Erkrankens ist nicht unbedingt Glauben
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beizumessen. Die genaue Untersuchung der erregenden Ursaclien, wo sie entweder noch fortbestehen und in die Sinne fallen, oder sonst zu erheben sind, ist ein nicht genug:zu bcaclitendos Mitlei zur Sicherstellung der Diagnose, da aus den Ursachen auf die Folgen geschlossen werden kann, auch die Enlferuung der Ursachen oft eine wesentliche Bedingung der Heilung ist.
Die eine Krankheit begleitenden Symptome haben nicht alle gleichen Werth und gleiche Dauer; einige derselben sind wesentlich, sie fehlen nie und begleiten die Krankheit meist durch ihren ganzen Verlauf, andere sind zufällig, hängen von individuellen Verhältnissen u. s. w. ab; einige gehen von dem Sitze der Krankheit aus (idiopathische S.) andere von in Mitleidenschaft gezogenen Organen (sympathische S.); noch andere sind blos die Folgen eines Symptoines (z. B. das Ausgehen der Haare an den Backen bei Thriinenfluss u. dgl)-
Bei dem Kranken-Examen soll man, um Nichts von einiger Wichtigkeit zu übergeben, eine gewisse Ordnung befolgen; für dieselbe lasst: sich aber kein allgemein gültiges Schema geben, sondern sie muss sich nach den Umständen, der Beschaf­fenheit des kranken Organs u. s. w. richten. Indessen kann man immerhin mit der Untcrsucbnng des gegenwärtig vorlie­genden Krankenzustands beginnen, sodann die nicht mehr vor­handenen, vorübergegangenen Symptome, die Dauer der Krank­heit , die früher überstandenen Kränkelten , ihre bisherige Behand­lung und endlich die veranlassenden Ursachen zu erfahren suchen.
Man vergleicht das hieraus entnommene Krankheitsbild mit ähnlichen aus eigener oder Anderer Erfahrung und stellt hienach die Prognose, wobei besonders zu berücksichtigen ist, wie viel etwa von der eigenen Thätigkeit des Körpers (Heilkraft der Natur) zu erwarten ist, und.in wie weit die äusseren Verhält­nisse des Patienten (Stall, Nahrung, Pflege) dieselbe unterstützen oder hindern können.
Die Prognose ist bei den Thieren um so sorgfältiger abzu­wägen, als es sich bei ihnen mehr um die Wiederherstellung ihrer Brauchbarkeit als um die blose Erhaltung ihres Lebens handelt, und die Wahrscheinlichkeit und Kosten der Heilung mit dem spätem Werth des Thicrs verglichen werden müssen.
Heilung ist der Uebergang vom kranken in den gesunden Zustand; da ersterer in einer Beschränkung oder Unterdrückung
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der nonnaleii Lebeusthfitigkeit besteht, so wird die Heilung theils durch Eutferuuug der beschränkenden Umsliindc, theils durch Steigerung1 oder Abänderung der Thätigkeit des Orga­nismus lierteigeführt.
Die Heilung geht bald schnell, bald langsam vor sich; in dem ersten Falle ist sie oft mit in die Augen falleudeu Er-scheinungeir. (Symptomen der Heilung, Crisen, Ausleerungen) verbunden, im anderen Falle dagegen, nur durch ein allmäh­liches Nachlassen und Verschwinden der Krankheils-Symptome bezeichnet.
Die eigene Thätigkeit des Organismus beseitigt Krankheiten durch Entfernung ihrer Ursachen oder Angewöhnung an die­selben, durch Ausgleichung ihrer Folgen mittelst des vom In­stinct geleiteten^ zweckmässigen Verhaltens (Auswahl des Futlerä, Ruhe u. s. \v.), durch Steigerung oder Mässigung der Thä­tigkeit, bald in dem erkrankten Theilc selbst, bald in solchen die mit ihm nach den Gesetzen der Sympathie oder des Gegen­satzes verbunden sind u. s. w. (Naturheilung). Die Heilung kann auch durch die Kunst herbeigeführt werden (Kunsthei­lung), am ehesten aber, wenn beide, Natur und Kunst, sich gegenseitig unterstützen. Es sind daher bei dem Heilverfahren die Heilbestrebungen der Natur aufmerksam zu beobachten, die­selben, wo sie zu heftig sind, zu massigen, wo sie unzureichend sind, zu verstärken, ferner zu leiten, wenn sie auf Abwege führen, die Heilung zu beschleunigen, wenn sie, der Natur überlassen, zu langsam vor sich ginge u. s. w. Insbesondere ist es der Kunst öfters weit leichter als der Natur, die noch fortwirkende Krankheits-Ursache zu entfernen (Kälte, Hitze, fehlerhafte Nahrung), neue abzuhalten, und die äusseren Ver­hältnisse so einzurichten, dass sie die Natur in ihrem Heilbe­streben unterstützen, die Heilung erleichtern und beschleunigen.
Wo die Thätigkeit des kranken Organismus zur völligen Beseitigung der Krankheit ausreicht, ist das ärztliche Eingreifen überflüssig; wo von der Mithülfe des Organismus nichts zu erwarten ist, wird dasselbe umsonst seyn. Wenn die Symptome sich widersprechen und die richtige Erkenntniss der Krankheit hindern, bleibt dem Arzt das symptomatische und palliative oder aber das expeetative Verfahren übrig.
Nicht alle Krankheiten sind heilbar, allein die unheilbaren
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sind nielit immer tOdflich, sondern lassen oft noch einen beschränkten GcLrauch des Tliiers zu (Dämiifigkcit, Rotz, Stiersuclit).
Wenn die — Eraukheiteu veranlassende — äiissere Einflüsse (tfilhirische, atmosphärische, chemische u. s. w.) weit verbreitet sind, so bringen sie theils bestimmte Kranklieitsfüimen (Seu­chen, Epizooticn) hervor, theils drücken sie den sporadischen Krankheiten einen besondern Character auf (Gennis epidemi-cus). So ist bald längere, bald kürzere Zeit der rein ent­zündliche, der rolhlaiifiirtig-enlzündlichc, der nervöse u. s. w. Character vorherrschend, so dass die während dieser Herr­schaft auftretenden verschiedenen Krankheits-Formen mehr oder weniger eine derselben entsprechende Färbung zeigen. Der herrschende Krankheits-Genius erfordert bei der Wahl und Auwciidniig der Heilmethode besondere Berücksichtigung. In engeren Verhältnissen wiederholt sich derselbe Vorgang nach den Jahreszeiten; so ist der rheumafische und catarrha-lische Character im Frühling und Herbst vorherrschend, der biliüse im Sommer, der rein entzündliche im Winter. Die ste­henden Einllüsse der Localiläten bringen Seuchen im Kleinen (Enzootien, z. B. Knochenbrüchigkeif) hervor.
Unter den verschiedenen Krankheits-Charactcrcn un­serer Haustbierc ist der entzündliche (sthenische, phlogistische) der allgemeinste und häufigste; ihm gegenüber steht der der Schwäche (asthenischer, fauliger Zustand), welcher meist eine Folge des erstereil ist. Der eine oder der andere dieser beiden allgemeinen Krankheits-Charactcre begleitet in der Regel den lymphatisjehen, gastrischen und den nervösen Zu­stand, fernerden catarrh ali sehen, eris ypel at laquo;sen, biliüse n oder den rheumatischen, arthritischen, scorbutisehen und andere mehr.
Den Krankheitszusfänden werden allgemeine Heil- oder Curmethodeu entgegengesetzt, so z. B. dem entzündlichen Zustande die antiphlogistische, mit welcher sich auch die abl e iten de Methode (revulsorische, derivirende, antagonistische) und die ausleerende verbinden lässt, dem Schwächezu­stand entspricht die stärkende Methode (roborirende, restau-rirende), auch die reizende (excitirende, irritirende). Der nervöse Krankheitszustand erfordert, je nachdem Steigerung
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oder Verminderung der Thiiligkcit des Nervensystems niitliig ist, bald besänftigende {sedativa sc. medicamina, soporifern) und krampfstillende (anfispasmodica'), bald Reiz- und endlich ab­leitende Mittel. Die ausleerende Methode begreift in sich: die brechenerregenden, abführenden, Harn-und Schweiss-treibenden, dieLymphc-und Eiter- entziehenden Mittel u. A. m. Der l3rmphatische Zustand bedarf der um stimm enden (alteranthi), so wie der ableitenden und ausleerenden Mittel.
Aussei- den allgemeinen Curmethoden hat man durch Er­fahrung nocli die specifischen kennen gelernt. Es gibt spe-eifische Mittel gegen gewisse Krankheitsformen und speeifische Mittel für gewisse Organe (z. B. Wurm-Mittel;, Jod auf die Drüsen, Belladonna auf die Iris, Nnxvomica auf das Bücken­mark u. s. w.).
Nach dem aus den Symptomen der Krankheit, den Ursachen u. s. w. erkannten Character, Sitze und Wesen derselben, ent­wirft man den Curplan oder wählt die zur Beseitigung der Krankheit erforderliche Methode, so wie die dem Grade, dem Stadium, den allcnfallsigen Complicationen u. s. w. entsprechen­den Heilmittel (irauplmittel, Nebenmittel, adjuvantia, corrigen-t'ui) nach Verbindung, Dosis, Form, Ort der Anwendung u. s. w. Da die Krankheit und ihr Boden, der kranke Körper, fortwährenden Veränderungen unterwürfen sind, und die äussereu Einflüsse und ihre Wirkungen ebenso wenig zum Voraus be­stimmt werden künnen, so lässt sich der Curplan nicht jedesmal mit strenger Consequenz durchführen, sondern muss öfter im Laufe der Krankheit theils modificirt, theils selbst ganz abgeändert werden.
Wichtiger noch als die Heilung entstandener Krankheiten ist die Vorbauung ihrer Entwicklung oder Ausbreitung (durch Beseitigung ihrer Ursachen, Veränderung der Anlage oder Neigung zu gewissen Krankheiten, endlich durch Sperrmaas­regeln, Desinfectlon u. s. w.).
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Spccielle Pathologie und Therapie.
Die specielle Padiologie und Therapie hat die einzelnen Kranklieitsloimen * nach Ursache, Symptomen, Verlauf, Ausgang und Folgen zu beschreiben, daraus die Diagnose und Prognose abzuleiten und die Mittel anzugeben, wie die Krank­heit zu heilen ist. Diejenigen Krankheitsformen, welche blos oder hauptsächlich manuelle, mechanische oder iiusserliche Hülfe erfordern, gehören in das Gebiet der Chirurgie.
Die einzelnen Krankheiten können zwar als etwas für sich Bestehendes betrachtet werden, in der That aber sind sie wesent­lich an ein organisches Substrat gebunden, durch dessen ab­norme Lebcnsthäligkeit sie entstehen und in welchem sie ver­laufen. Wenn dalier die theoretische Seite der Pathologie die Krankheiten gencraiisirt, d. h. sie unter höheren Gesichtspuncten zusammenfasst, und von den Modilicationen, deren Jeder ein­zelne Krankheitsfall darbietet, absiebt, so muss dagegen die praclischc Seile oder das eigentliche Curverfahreu individuali-siren, d. h. neben der Krankheitsform auch den körperlichen Zustand und die Verhältnisse des erkrankten Individuums würdigen.
Obwohl die Menge der einzelnen bekannten Krankheits­formen in der Thicrheilkunde nicht so gross ist, als in der Menschenheilkuiide, so erfordert sie doch eine Eintheilung, welche die Uebcrsiclit erleichtert. Als Princip der Eintheilung ist bald das Wesen, bald der Sitz, die Ursache, Dauer u. s. w. versucht worden. Indessen 1st das AVesen der Krankheiten
* Die Niimen der einzelnen Krankhcitsformen sind meist nach her­vorstechenden, oft aber nicht wesentlichen Symptomen gebildet; ein grosser Theil derselben ist wahrhaft absurd (z. B. Dampf, Haut-wunn). Die aus dem Lateinischen und Griechischen gebildete No-mcnclatur der Menschen-Arzneikundc lässt sich zwar in vielen Fällen aucli auf die Krankheiten der Thicre anwenden, macht aber darum die trivialen deutschen Namen, ihrer allgemeinen Verständlichkeit wegen, nicht entbehrlich.
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iiiclit greliörig erkannt, der Sitz öfters ungeuiss, selbst wechselnd, die Ursachen und Dauer iiusserst veränderlich; liiedurch ent­stellen mehr oder weniger bedeutende Schwierigkeiten und Mängel der nach einem oder dem andern dieser Principieu durchgeführten Classification.
Da nun die Krankheiten nur durch ihre Symptome oder Aeusserungen erkennbar sind, diese aber fheils aus der ver­änderten Structur, Lage u. s. w., thcils aus der gestörten Mischung und Verrichtung hervorgehen, jene die Anatomie, diese die Physiologie betreffen, so erscheint eine Verbindung des anatomischen und physiologischen Eintheilungs-Priucips die zweckmässigste, obgleich auch diese Classification, weil sie ebenfalls zum Theile auf Voraussetzungen und Hypothesen be­ruht, ein künstliches System genannt werden kann und mancher­lei Anfechtungen ausgesetzt ist. Dicss ist indessen bei alkn künstlichen Systemen der Fall und die sog. natürlichen sind keineswegs frei davon; überall muss daher, um das Verwandte und Aehnliche zusammenzubringen und das Verschiedene oder Entgegengesetzte zu trennen, in der speciellen Ausführung einer jeden Classification der Willkühr mehr oder weniger Spiel­raum eingeräumt werden. Die Eintheilung der einzelnen Krank­heitsformen ist der Classification der Naturreiche nachgebildet; es sind somit Classen, Ordnungen, Gattungen und Arten auf­gestellt worden. Zu den Characleren der Classen sollen nur wenige, aber die wichtigsten und wesentlichsten Unterschiede bestimmt werden ; die 0 r d n u n g e n müssen in einem oder mehreren wesentlichen Puncten (z. B. Sitz) übereinstimmen. Die Kr ankhei ts-Gattung (jjenus) muss (nach aufwärts) die Charactere der Classc und Ordnung enthalten, und (nach abwärts) aus der Zusarnracnsteilung des Wesentlichen der dazu gehörigen Arten gebildet werden. Zu einer Art (species) end­lich gehören alle einzelnen Krankheitsfälle, die nach Ursache, Symptomen, Dauer, Folgen u. s. w. mehr oder minder übereinstimmen. * In der Wirklichkeit kommen nur einzelne
* Nach einem äbnlicbon, aber weniger festen Piincip lassen sich ein­zelne Krankheits-Familien bilden, z. B. Hautkrankheiten. Krankheiten der weiblichen Geschlechts - Organe — Entwicklungs-Krankheiten u. s. w.
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Krankheitsfälle vor, sic entspreclien den Individuen der organischen Reiche; wie nun die Individuen selbst aussei- dem ihnen Gemeinschaftlichen noch manches, jedem Einzelnen Eigen-thümliche und Unterscheidende an sich haben, so ist auch kein Krankheitsfall dem andern völlig gleich. Ausser dieser iudi-viducj.len Verschiedenheit werden die Krankheitsfälle üherdiess durch den herrschenden allgemeinen Krankheits-Character modi-lizirt (wie etwa die Individuen einer Thierspecies durch das Klima); sie gellen ferner mehr oder weniger innige Verbindungen unter sich ein (complicirte Krankheiten) , und bilden selbst (den Bastarden vergleichbare) neue Arten oder Unterarten (subspecies). Dem angenommeneu anatomisch - physiologischen Eiuthei-lungs-Grundsatz. gemäss, müssen sich die Krankheiten in vier Klassen, nach den Ilauptrichtungen des gesunden Lebens, theilcn, nemlich in:
1.nbsp; nbsp;Klasse: Krankheiten des Bildungs-Lebens.
2.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; des Bewegungs-Lebens.
3.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; des Empfindungs-Lebens.
4.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Fortpflanzung.
Jede dieser Klassen wird mehrere Ordnungen enthalten, welche theils nach den übereinstimmenden wesentlichen Sympto­men, theils aber nach den befallenen Apparaten und Geweben gebildet werden. Dasselbe wiederholt sich in engeren Gränzen bei der Bildung der Gattungen und endlich der Arten.
Ueber die richtige Stellung der Arten, Gattungen u. s. w. in dem Systeme wird allerdings die Ansicht fast eines jeden Pathologen abweichen, was sich nicht allein daraus erklärt, dass der eine das aufgestellte System buchstäblich und strenge durchführen, der andere aber sich einen gewissen Spielraum dabei gestatten will; sondern auch aus der noch mangelhaften Erkennt-niss des Wesens, Sitzes u. s. w. mancher Krankheiten und der mitunter willkuhrlicheu Auslegung der sie begleitenden Symptome. *
* Es ist hier am Platze, da die Arznei-Mittel die Waffen des Arztes sind, über ihre Beschaffenheit und die Form ihrer Anwendung Einiges anzuführen.
Die Meinung, es seyen für kranke Thiere Arznei-Mittel noch­brauchbar, die für die Menschen verworfen worden, ist falsch
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Der Thierarzt bedarf zwar von mehreren, besonders iheuern, Arznei-Mitteln nicht die hesste Sorte (z. B. moscowitisebe Rhabarber), sondern ihm wird eine mittlere Sorte (z. B. chinesische Rhabarber oder inländische Rhabarber) bei ungleich grösserer Wohlfeilhcit genügen, allein jedenfalls darf das Mittel nicht verderbe n (schimmlich^ zersetzt, geruchlos u. s. w.) seyn, sondern frisch und gesund. Ebenso macht die — dem Thierarzt entbehrliche — chemisch - reine Darstellung manche Präparate unverhältniss-mässig theuer, da doch sehr geringe Beimischungen anderer Stoffs der thierärztlichen Anwendung keinen Eintrag than (z. B. chemisch-reine Schwefel - oder Salzsäure u. dgl. gegenüber der käuflichen, d. h. in Fabriken bereiteten), dagegen sollen diese Piäparate nicht auf­fallend verunreinigt oder gar verfälscht (z. B. verdünnt) seyn. Der Thierarzt, oder vielmehr Thicrbesitzer kann und muss daher auf Arzneimittel in guter Qualität ^namentlich bei Vegetübilien auf nicht veralteter, sondern frischer Waare) bestehen, wenn er die erwartete Wirkung davon haben will.
Auch die Form, in welcher die Arzneimittel gegeben werden, ist nicht gleichgültig. Dass Einschütte, die den Pferden meist nur unter grossem Widerstreben beigebracht werden können, gefährlich sind, ist anerkannt; sie sind somit — dringende Fälle ausgenom­men — möglichst zu vermeiden, dagegen ist die Arznei in Lat­wergen - oder besser noch in Pillenform zu geben. Letztere lässt eine genauere Bestimmung der jedesmaligen Dosis u. s. w. zu; die Pillen sollen mit der Hand, nicht aber mit einem Stocke u. dgl. beigebracht werden. Das zweckmässigste Bindungsmittel für weiche Arznciformcn ist Worin, sem. lini. (Leinkuchenmehl.) Bei Rindvieh und den kleinem Hausthieren ist das Einschütten flüssiger Arzneien weniger (obwohl nicht ganz un-) gefährlich, und muss bei den Wiederkäuern bei gerade gestrecktem Halse und in geringen Quan­titäten auf einmal geschehen , wenn das Mittel in den vierten Magen kommen, und sich nicht in der Futtermasse des Pansens verlieren soll. Hunden lässt sich die Arznei in Pillenform, oder mit etwas Fett angemacht, leicht beibringen; bösartigen Individuen kann man diese Mischung an die Füsse streichen, um sie von ihm selbst ablecken zu lassen.
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LITERATUR.
Die, alle Tlicile der TIiicr-Heilkunde umfassenden Handbücher widmen meist einen nicht unbedeutenden Theil ihres Raumes der spe-cicllen Pathologie der Hausthierc, beschränken sich aber dabei gewöhnlich auf die wichtigeren Krankheiten derselben.
Oben an steht bis jetzt Vcith's, Handbuch derA'eterinärkumlc. Vierte Aufl. Wien 1840 (fl. 9).
Ferner gehören hicher: Blainc, Handbuch der Tliicrarzncikundc. Uebersetzt von Ccrutti.
2 Biindc. Leipzig 1820—21. 5 Thlr. 8 gr. Bnsch's, System der theor. und pract. Thier-Heilkundc, 2te Aufl.
Warburg 1816—1821. 4 Bde. 8 Thlr. Pilgcr's, systemat. Handbuch der Veterinär-Wissenschaft. Giessen
1801—4. 2 Bde. 8 Thlr. 10 gr. Rohlwes', das Ganze der Thicr - Heilkumic. Ister und 2ter Theil.
(Pferde betreff.) Leipzig 1822. 3 Thlr. (Fortges. von T c n n e k e r.
Leipzig 182ö.) Niemann's, Taschenb. der Veterinär-Wissenschaft. Leipzig 1830. fl. 4. K r e u t z e r's, Lehrbuch der populären Thier - Heilkunde. Augsburg
183G. 2 Bde. fl. 7. 30 kr.
sowie die e n c y c 1 o p ä d i s c h e n Werke von : Spohr, Veterinär-Handbuch für Thierärzte und Landwirthe in aiphabet.
Ordnung. Nürnberg 1834. fl. 4. 48 kr. Rychner und Imthurn, Encyelopädie der gesammten theor. und
pract. Pferde- und Rindvieh - Heilkunde. 2te Aufl. 4 Bde. Bern
1840. fl. 12. Braun, Encyelopädie der gesammten Thier-Heilkunde, oder vollstän­diges Realwörtcrbuch u. s. w. Leipzig 1839. TWr. Z-!3. H. d'Arb oval, Wörterbuch der Thier - Heilkunde, aus dem Französ.
v. Renner. 4 Bde. Weimar 1838—39 (fl. 10. 48 kr.). Cerntti, Taschenwörterbuch der gesammten Thier-Heilkunde, nach
dem Englischen des J. White. Leipzig 1821. 1 Thlr. 8 gr. Frenz el, practisches Handbuch für Thierärzte und Oeconomcn, nach
alphabet. Ordnung. 3 Bde. Leipzig 1794—95. 6'/, Thlr. Haubner, Handbuch der populären Thierheilkunde. 4 Thle. Anclam
1839. 4'/, Thlr. Mit der speciellen Pathologie einzelner oder mehrerer Haus-
thier-Arten befassen sich (aussei1 einer grossen Zahl soge­nannter Vicharzneibiichcr) folgende Werke:
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Zipf, Lehrbuch der Krankheiten der Tliierc, besonders der Pferde. 2 Thle. Mannheim 1807—8 (nach dem damals herrschenden Browu'-schen System). 2 Thir. 8 gr.
Dieter ichs, Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie. Berlin 1828. 11. 5. 20 kr.
Hofacker, Lehrbuch über die gewöhnlichen allgemeinen Krankheiten des Pferds, Rindviehs u. s. \\: Tübingen 1823. 1 Thir. 4 gr.
Wagenfeld, Grundriss einer spcciellen Pathologie und Therapie des Pferds. 2 Bde. Dresden 1837—39. Thir. 3. 6 gr.
Wagcnfeld, Ueber die Erkenntniss und Kur der Krankheiten des Rindviehs. Königsberg 1835. fl. 11. 18 kr.
Wagcnfeld, desgl. der Schaafe. Danzig 1830. fl. 1. 20 kr.
Waldinger, Therapie oder practisches Heilverfahren bei den Krank­heiten der grösscren, nutzbaren Säugethicre. 2 Bde. Wien 182.?. 2. Thir. 6 gr.
Wal ding er, (dasselbe) 3te Aufl. mit Zusätzen von Erdelyi. 1 Bd. Wien 1832—33. fl. 2.
Waldinger, Tennekcr's Bemerkungen und Zusätze zu Waldinger's Therapie. Marburg und Cassel. 1826. 1 Thir.
Vatel, E!emeiis de pathologic vetcrinairc etc. 4 Bde. Paris 1828. deutsch von Pcstel. 2 Bde. fl. 10. 30 kr.
R i b b e , Untenicht über die Erkenntniss und Heilung der Krankheiten des Rindviehs. Leipzig 1822. 1 Thir. 12 gr.
Ribb.e, die Krankheiten des Schafviehes und deren Heilung. Leipzig 1821. 1 Thir. 8 gr.
Rychner, Bnjatrik oder systemat. Handbuch der äusserlichen und in­nerlichen Krankheiten des Rindviehs. 2te Aufl. Bern 1841. fl. 4. 12 kr.
F u n k e , Handbuch der spcciellen Pathologie und Therapie der grössern nutzbaren Haussäugethicre (unter Mitwirkung von Prinz in Dresden vollendcf). Leipzig 1836—41. (fl. 7.)
Körb er, speciclle Pathologie und Therapie der Hausthierc. Ister Bd. (die Krankheiten des Pferdes) Quedlinburg 1839. fl. 3. 40 kr.
B 1 c y w c i s s , practisches Heilverfahren bei den gewöhnlichsten inner­lichen Krankheiten des Pferdes. Wien 1840. fl. 2. 40 kr. Ueber die Krankheiten der Schweine handeln: Viborg (1806),
Naumann (1838)5 quot;quot;,cr ^'e ^er Hunde: Waldinger (1818), B a u-
meister (1838), G c m m c r c r und Me cke (1833), Göz(1834),
Clatcr (übers, von Lcntin 1834).
Ueber die Literatur der spcciellen Pathologie vgl.: P I a n k s Alma-
nach für Wissenschaft!. Thicrärztc auf das Jahr 1835. München 1834,
E n s 1 i n, Bibliotheca veterinaria. Berlin 1825, und Bürge r, Bibliothek
der Veterinärkunde. Berlin 1823.
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ERSTE KLASSE.
$raithl)nt*n quot;bt* fyittfun$raquo;itbtvi9.
Die zahlreichen hleher gehörigen Kiankheitsfonnen haben ihren Sitz in den zur Ernälirung und den allgemeinen Abson­derungen (der Haut und den Nieren) dienenden Apparaten und Organen; sie sind für sich fieberlos, ohne bestimmte Dauer, meist langwierig, selten schmerzhaft.
Diese Klasse enthiilt folgende Ordnungen: 1. Die Krankheiten der Verdauung.
2.
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3.
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4.
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6.
des Lymphdrttsensystems.
des Blutes und der Blutbercitung.
der Ernährung.
des Atlimens (und der Stimme).
der Haut und Nieren-Funetion.
ERSTE OKIraquo;\l VO.
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(im Allgemeinen). Die Krankheiten der Verdauung sind bei den Hausthiercn nicht allein ihrer Häufigkeit wegen von besonderem Interesse, sondern auch weil sie nicht selten das davon befallene Thier, wenigstens zeitweise, für den beabsichtigten Zweck unbrauch­bar machen. So beim Pferde-Geschlecht, dessen Kräfte in An­spruch genommen werden, die aber bei mangelndem Appetit, schlechter Verdauung u. s. w. bald nachlassen; so beim Rind und Schwein, dessen Nutzen hauptsächlich darin besteht, aus vegetabilischen Stoflcn Milch, Fleisch und Fett zu bereiten, eine Verrichtung, die in dem Maase abnimmt, als die Ver­dauung leidet.
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Die zahlreichen Fuuctioucn, welche zur Vel#9632;(la^lllllg#9632; bei-trag-cn und die verschiedenen Arten von Störung-, denen sie unterworfen sind, vermehren die Reihe der Kranklieitsformeu dieser Abtheiluiig-. üeberdiess sind Störungen der Verdauung nicht selten der Grund und Boden, auf welchem Leiden, die ihrer Natur nach in den späteren AbtlicilungcH vorkommen, wur­zeln , wie z. B. Krankheiten des lymphatischen Systems, des Bluts, der Ernährung und selbst manche Krankheiten der Be­wegung und des Nervensystems. Diese dagegen wirken sehr häufig auf die Verdauung zurück, so dass z. B. Mange) an Fresslust einer-der gewöhnlichsten Begleiter innerer Krankheiten überhaupt ist.
Eine besondere Anlage zu Krankheiten der Verdauiu.'g ist den pflanzenfressenden Hausthieren und insbesondere den Wiederkäuern eigen; diess beruht theils in der gehaltloseren Pflanzen-Nahrung, von welcher eine grössere Menge erforderlich ist, um das Thier in den Stand zu setzen, den verlangten Nutzen gewähren zlaquo; können; theils in der mehr complicirten Einrich­tung der Verdauungs-Organe, und in der Unfähigkeit sich er­brechen zu können, wogegen das Schwein und die eigentlichen Fleischfresser vielen Störungen der Verdauung entgehen. Zu mehreren Krankheiten dieser Ordnung sind sämmtliche Haus-thiere in der frühesten Periode ihres Lebens (Füllen, Saugkäl­ber u. s. w.) mehr geneigt, als später.
Im Allgemeinen ist die Diagnose der Krankheiten der Verdauung weniger schwierig, als bei mehreren der folgenden Abtheilungen; auch stellt sich die Prognose, mit Ausnahme complicirter oder veralteter Fälle, günstig.
Die Mittel, welche angewendet werden, kommen grüssten-theils in dircete Berührung mit dem erkrankten Organ und wirken somit eher und schneller, als in Krankheiten des Gefäss-oder Nervensystems, in welchen die Mittel meistens nur indirect, d. h. nach vorhergegangener Auflösung und Resorbtion im Darm-Canal, ihre Wirkung äussern können. Üeberdiess sind Anfang und Ende des Verdauungs-Apparats (Maulhöhle und Mastdarm) für locale Applicationen zugänglich und ihre Leiden stehen da­durch den sogenannten äusserlichcn Krankheiten nahe.
Da die Krankheiten der Verdauung meistens durch Fehler in der Fütterung (zu wenig, zu viel, schlechte Beschaffenheit
Hering, Fatbologic,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;%
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des Futters u. s. \v.) veraulasst werden, diese aber von der Onaiitiliit und Qualität der Ernten abhängig Ist, so kommen ein­zelne Formen dieserlvranklieits-Abtlieilung manchmal fast seuclieu-artig vor (z. B. Diarrhöe), keine derselben aber ist coutagios.
A. £d)Ut its ^(jpctits (^uüfler unÄ Pur|l). n) Mam/el an Appetit. (IdnoreacifflO
In den meisten allgemeinen Krankheiten der Tbiere, beson­ders den fieberhaften u. s. \v., zeigt sich wenig oder gar kein Verlangen nach der gewöhnlichen festen Nahrung, wogegen Öfters der Durst noch besteht oder wohl gar vermehrt ist. Aus­nahmen hievon sind selten, z. B. in der Bruslscuche der Pferde (Tnjluenza), der paralltischcn Form des Kalbefiebers, wobei die Thiere oft regclmässig fressen, während der Tod nicht ferne ist.
Mangel an Appetit ist somit in den meisten Fällen instinkt-mässig und hienach zu beurtheilen. Manchmal geht derselbe so wreit, dass sich ein wahrer Ekel oder Widerwille gegen das Futter zei^t, die Thiere entfernen sich von demselljen u. s. w.
Das Verschmähen des Futters und Getränks kann auch in der fehlerhaften oder ungewohnten Beschatfenheit desselben seinen Grund haben (z. B. modriger Geruch des Habers, Heues, un­reines ^ hartes Wasser u. dgl.)
In fieberhaften oder mit starken Ausleerungen verbundenen Krankheiten magern die Thiere oft in kurzer Zeit ab, weil bei dem Mangel an Appetit das vorhandene Fett schnell resorbirt wird; in nicht fieberhaften, oder in mit Unterdrückung der Ncrventhätigkeit verbundenen Krankheiten [z. B. halbacutem Koller) erhalten sich dagegen gutgenährte Thiere gewohnlich län­gere Zeit fast unverändert, ob sie gleich wenig oder nichts fressen.
Die Folgen sind, aussei* der Abmagerung, Zersetzung des im Darm-Canal enthaltenen Futters, daher Aufhören des Wieder­kauens , aufblähen (besonders bei Wiederkäuern), Verstopfung, Schärfe des Urins, allgemeiner fauliger Zustand, Entkräftung.
Hunger ist länger zu ertragen, als Durst; auch halten die grösseren Hausthierc und das Schwein weit länger aus, als die kleineren. Bei der Section von Thicren, welche Hungers gestorben sind, findet man: das Zellgewebe fettlos, schlaff, das Fleisch blass oder niissfärbig, das Blut dick, zersezt, den
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Dam-Caual leer und zusamniengezogeii mit Spuren von Ent-/.üiidimg', nicht selten auch die Langeu entzündet oder erweicht. Tlier.: auf Entfernung- der Ursachen gerichtet; Auswahl verschiedenen Futters, Beseitigung- gastrischer Anhäufungen, Erregung der Thütigkeit des Magens durch bittere, gewürz­hafte Mittel; wo keine materielle Ursache aufzufinden (nervös?) krampfstilleude Mittel (Asaftetida, Ammoniacuni), gebrannter Kalfe (nach Träger, bei Fohlen).
b} Uebermüssiyer Appetit QWolfslamger, Bulimia).
Selten bei den Tliieren; am ehesten bei Rindvieh und Hunden zu beobachten. Die Thicre fressen nicht allein sehr viel, sondern verschlingen ohne Auswahl Futter, wie auch unverdauliche Stoffe; dabei legen sie nicht zu, oder magern selbst ab. Ursache: zu starke Thütigkeit des Magens, fehlerhafte Bildung und Resorbtion des Chylus, Durchfall, Eingeweide-Würmer, vermehrte Secretion von Milch u. s. w.
Therapie: nach den Ursachen; wo diese nicht zu er­mitteln: beruhigende, umstimmende Mittel.
Vermehrtes Verlangen nach Wasser ist in entzündlich fieber­haften Krankheiten , aeuten Wassersüchten, Harnruhr, Durch­fall u. s. w. instinktgemäss und (unter den nötliigen Vorsichts-maasregeln) zu gewähren. (Grosse Gefrässigkeit bei 2 Kühen beobachtete Harrison; bei der Section fanden sich die Blätter des Lösers unvollständig gebildet, nämlich bloss fingerslang.)
c) Alienation des Appetits.
Symptomatisch bei mehreren Krankheiten, z. B. der Leck­sucht des Rindviehs, der Hundswuth. Das Hinabschlucken unverdaulicher Stoffe, wie Nägel, Nadeln, Leder, Kleidungs­stücke u. s. w. gibt besonders beim Rindvieh Veranlassung zur Durchbohrung der Haube und Verletzung des Zwerchfells, Herz­beutels und Herzens (s. das.), ferner zur Bildung von stein-arligen Excrementcn, Haarballcn u. s. w., die manchmal tüdt-liche Kolik zur Folge haben.
B. ^rankljoft ßtflätti! ^Ufnaljim: (laquo;rrflmfsii) Jier tlnljrmnjsmtttel.
Ist meist symptomatisch, bei Lähmung der Lippen, des Kiefers und der Zunge (oft zugleich mit Halblähmung des Kopfs) bei
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Kopfkraukheit, Ilundswuth (stiller), Lei Krampf (Trismus~), Lei Verletzougeu, Maulseuche u. s. w.
Bei ncugclioreiicn Thiercu findet man manchmal den Unter­kiefer viel zu kurz, den Gaumen gespalten u. dgl., wodurch ihnen das Saugen erschwert laquo;der unmüglich wird.
Die Behandlung richtet sich nach den Ursachen oder der llauptkrankheit, deren Sympfom dieses Leiden ist.
C. .firnnkljttft öe|Hrtf0 i^ttumt.
Rührt thcils von fehlerhafter Bildung der Zähne und Kiefer­knochen her, theils von Lähmungen oder Krampf der Kaumus­keln und der Zunge.
Brüche des llinterkiefers, Auflockerung der ZahnlKihleu und daher fehlerhafte Stellung, Ausfallen u. dgl. der Zähne (besonders bei Rindvieh: Bäckler, erhlich) desgleichen Alters halber, Zerspringen und Caries einzelner Zähne, der Wechsel der Zähne hindern das Kauen (und Wiederkauen) und erfordern theils chirurgische Hülfe, theils weiches oder zerschnittenes Futter.
Ob eine dem Scorbut ähnliche Krankheit bei Pferden vor­kommt? bei Rindvieh vielleicht von Sicdefutter.
Anschwellung des Gaumens (Frosch-Geschwulst) von SchlafTheit des Gufässnetzes oder zu starkem Blutandrang (z. B. beim Zahnen) in letzterem Fall mit entzündlichen Symptomen; sie hindert selten das Kauen, und erforderte im erstem Fall Kau-Trensen mit adstringirenden Mitteln, in letzterem dagegen allgemeines oder locales antiphlogisches Verfahren. Brennen und Gaumenstechcn taugen nichts.
Junge Pferde kauen öfters ihr Rauhfutter und lassen den Bissen sodann herausfallen; es scheint meist der Zahnwechsel oder Ausbruch (bei altern Verletzungen der Backen oder Zunge durch die Zähne) die Ursache zu seyn. Aach bei den Wieder­käuern kommt das Fallenlassen des Bissejis aus gleicher Ursache (vielleicht auch aus Ekel) vor.
D. fu-ttithljiift öcliütti: S'pfiij)cl-5lb|'iinJicrmtjj.
Verminderte Speichel-Absonderung ist thcils symp­tomatisch bei entzündlichen Krankheiten (besonders des Darmka­nals und im Anfange), theils eine Folge organischer Veränderung der Speichel-Drüsen (z. B. Verhärtung der Parotidcn), und
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endlich von mechanischen Hindernissen des Ausflusses dieser Flüssigkeit in die Maulliohle (durch Speichelstcine, in die Oeff-mmg des oheren Spcichelgang-s eingedrung'eiic Haberkdruer, Abzwicken der sogciiaiinten Ilungorzilzeii u. s. av.). Verwach­sen der Mündung des Duct, stenon. im Herbst 1839 hei einem Pferd beobachtet; der Canal war bis zur Fingcrsdickc erweitert. Die Spcichelstcine sind weisslich, meist rund oder platt gedrückt, gewohnlicli im oberil Speichelgaug enthalten, daher auf der Backe fühlbar, und bestellen grässteutheils aus kohlen­saurem Kalk. Speichelfisteln kommen ebenfalls am Ausfülmings-gang der Ohr-Speichel-Drüsen, und besonders an dessen Umbiegung um den Band des Hinterkiefers vor. Die Ursache ist meist eine Verletzung (durch Ausschneiden der Kehlgangs-Drüsen, Operation des Speichclsteins, Luftsack-Oeffiien u. s. \v.}. Die Ohrspeicheldrüse enthält gerne melauotische Geschwülste (hei Schimmeln).
Vermehrte Speichel - Absonderung, (Speichelfluss).
Alles, was die Mündungen der Speicheldrüsen reizt, z.B. Kochsalz, scharfschineckcnde Mittel, Senf, Mcerreltig u. dgl. vermehrt die Speieliel-Absonderung und trägt dadurch zur leichteren Verdauung der Nahrungsmittel bei.
Symptomatisch ist die Speichel- und Maulschlcim-Absonde-rung vermehrt bei der Maulseuche, Zungenkrebs u. s. w. Auch Tart. eraet., der in manchen Krankheiten (acut. Koller) oft längere Zeit im Maul behalten wird, bringt Geschwüre daselbst hervor. Die wunden Oberflächen der Maulschleimhaut erfordern lleissiges Ausspritzen der Maulhohle mit frischem Wasser, oder schwa­cher Kochsalz-Auflösung, oder Wasser mit etwas Salzsäure und Honig, bei bösartigen Geschwüren Chlorkalk-Auflösung, bei Neigung zum fauligen Zustand adsfringirende Decocfe mit Schwefelsäure gesäuert u. s. w.
Speichelfluss von Quecksilber entsteht selten beiden Thieren, selbst wenn sie viel davon bekommen haben; eher bei localer Einwirkung des Quecksilberpräparats auf die Maulhühle oder die Speicheldrüsen, als wenn dasselbe ohne Aufenthalt in den Magen und Darmkanal gelangt.
Ich habe Speichelfluss in hohem Grade bei jungem Rindvieh beobachtet, welches gegen Läuse mit gr. Quecks.-Salbe am Halse
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und der Sclnvanzwurzel eiugerieljeii worden war, und sich gegenseitig- dieselbe aLgelcekt hatte. Ferner bei Pferden von Einreihung der Parotideu mit derselben Salbe; bei Ilumleu nach dem innerlichen Gehrauch von Calomel, mit übelriechendem Maulschleim, Aunockeruiig des Zahnfleisches, Wakcln der Zähne. Thcr.: Vermeidung der Ursache, Einreibung von Camphorsalbe r.uf die Ohrspeicheldrüsen, Einspritzungen in die MaulhOhle von arom. Dccoclen, denen etwas Camphorgeist beigesetzt ist. Jod wäre zu versuchen.
Die quali t ati ve u Ab ii ad er un gen des Speichels und Maul-schleims, •/,. B. die saure, zähe, wässerige Beschaffenheit, übler Geruch, Beimischung eines contagiOsen Stoffs (in der Hunds-wuth, Rinderpest, Schafpocken, Rotz, Lecksacht) sind fast ohne Ausnahme symptomatisch.
Der üble Geruch des Maulschleims ist nicht jedesmal ein Zeichen des fauligen Zustandes, sondern rührt manchmal von ganz localcn Ursachen her, z. B. Caries der Zähne oder Kiefer­knochen, zurückgebliebenen Futterresten u. dgl.
E. ^ranlt|)aft flf|lprtc0 Sdjliiifleu.
Das bereits gekaute Futter, und in höherem Grade desLeidens das Getränke, kommt wieder durch das Maul oder die Nase zurück.
Am häufigsten liegt eine entzündliche Anschwellung und damit verbundene grüssere Empfindlichkeit des Schlund­kopfs zu Grunde. Sie begleitet gerne catarrhalische üehel, wie Strenge!, Druse, Bräune (s. diese) oder Verletzungen des Schluiul-kopfs durch rauhes Futter, ätzende Arzneien, rohes Eingeben von Pillen mit einem Stock, und weicht theils dem allgemein dagegen angewendeten Ileilverfahrcn, tlieils örtlichen Mitteln, z. B. säuerlichen Einspritzungen (Gurgelwasser), oder ahlci-tenden Einreibungen.
Auf mechanische Weise hindern das Schlingen: Abscessc in der Nähe des Schlundkopfs (bei der Druse), Polypen in demselben, Druck von Anschwellusig der Schilddrüsen, Stecken-hleiben fremder Körpt-r (Eier, Rübenstücke, Kartoffeln, Pillen) im Schlünde u. s. w. Sie erfordern meist chirurgische Hülfe. Im Schlünde sleeken geblichene Knochenstücke (beim Schwein und Hund) lassen sich oft durch ein Brechmittel leichter zurück als durch mechanische Mittel hinunter bringen.
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Lähmung' des Schlundkopfs komiht inanclinial bei acutem Koller CKojifkiaiiklieit) vor, auch als ein i'iir sich bestehendes (üfter mit bösartiger Briiune verwechseltes) Leiden (nach Wagen­feld). Hier sind starke Reize, Hrenneii, schalle Salben anzu­wenden, obgleich selten mit Erfolg. Um das Tliier längere Zeit zu erhalten, können demselben nährende Fliissigkcilen (Mehl, Milch) durch die Schlundröhre beigebracht oder der Schlundschnilt gemacht werden.
Wenn im Schlünde ein fremder Körper steckt und denselben ganz ausfüllt, schlucken die Thiere zwar (insbesondere FlQssig-keiten, Speichel u. dgl.), geben aber das Hiuabgeschluckte bald darauf stossweise wieder von sich.
Bei Oesophagus renfrlcosiis gelangt ein Theil des lüuab-geschluckfen Futters in die Erweiterung des Schlunds (welche meist von der innern Haut allein gebildet wird, da die Muskei-haut zerrissen ist), füllt diese an, woraus verschiedene Symp­tome entstehen können, und geht erst allmiihlig, nach kürzerem oder längerem Aufenthalt im Schlünde, in den Magen über. (Aehuliche Einrichtung [Kropf] bei den körnerfressenden Vögeln.)
F. €xbxc(i)tn. (Vom'äus.J
Die im Magen oder selbst im Darm enthaltenen Futterstoffe werden durch eine verkehrte peristaltische Bewegung, unter Mitwirkung der Bauchmuskel und des Zwerchfells, oft auch krampfhafter Coutractionen der Hals- und Scblingmuskel, wieder heraufgebracht und durch das Maul oder die Nase entleert.
1J Erbrechen beim Schwein, Hund und der Katze.
Die trompetenähnliche Einmündung des Schlunds in den Magen erleichtert das Erbrechen bei diesen Thier-Gattungen sehr. Es ist meist ein heilsames Bestreben, unverdauliche, giftige oder in zu grosser Menge verschluckte Stoffe auf dem kürzesten Wege wieder los zu werden. Es ist leicht, durch die eigentlichen Brechmittel (Veratr.; Ippccac; Tart. einet, und andere Antimonial-l'räparate), so wie durch mechanische Rei­zung des Schlundkopfs (Grasfressen der Hunde) hervorzurufen. Viele dieser Thiere erbrechen sich auf jede Arznei, bis sich der Magen nach einigen Gaben daran gewöhnt hat.
Bei der so verschiedenen Nahrung dieser Thiere ist es bei
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innerlichen Krankheiten (besonders des Verdauungssystcmsquot;) zweckmässig, anfangs durch ein Brecluniltcl den Magen zu entleeren. Ausserdem wirken diese Mittel hei einigen entzünd-lichen Krankheiten (Lungenkrankheiten, Briiunc u. dgl.) herah-stimmend, oft auch zugleich abführend.
A nil alt end es Erbrechen kommt hei Hunden, bei ein­geklemmten Brüchen* und Ineinanderschiehung der Gedürme vor; ferner nach allzustarken Gaben von Brechmitteln; uagegen dienen, aussei- der erforderlichen manuellen Hülfe, besänftigende Mittel (Opium, Extr. HyoscUm., Brausepulver? mit Schleim, Oel oder Milch).
Erbrechen von Würmern im Magen der Hunde, er­fordert wurmwidrige und abführende Mittel.
Consens ueil entstandene heftige Anstrengung zum Erbrechen bei Hunden im Krampfhusfen.
S) Erbrechen beim Pferd.
Die stricturähnliche Einpllanzung des Schlunds in den Magen erschwert das Erbrechen beim Pferd ausserordentlich; es wird daher sehr selten beobachtet, und meist als ein Zei­chen der Mageinuptur (bei Kolik) betrachtet. Die nächste Ur­sache ist meist schnelle Ueberladung des Magens, daher das Erbrechen gern bald nach dem Füttern eintritt. Mit grosser Anstrengung und allgemeinem Ergriffenscyn des Thiers (krampf­haften Contractionen der Halsmuskel, Herabziehen des Kopfs gegen die Brust, Aufsetzen des Mauls auf die Krippe, Husten, Schweiss, Angst) gelangt der Mageninhalt stossweisc den Schlund herauf und fliesst häufig mit einiger Gewalt aus der Nase und dem Maul. (Hiebei kann leicht ein Theil davon in
* Im Juli 1833 bei einer kleinen Hündin, die 2 Lcistenbrüclie hatte, deren einer eingeklemmt war, zeigte sich neben hartnackiger Ver­stopfung anhaltendes Erbrechen, selbst von Faeces.
Im Mai 1838 bei einem Hund anhaltendes Erbrechen, endlich von Galle und Faeces anfänglich durch Extr. Hyosc. beseitigt, je­doch immer wiederkehrend. Bei der Section fand ich Z Volvulus, einen am Leerdarm 372 Schuh lang, theilweise ganz hart und fest verwachsen, den zweiten am Ilcum, der, einen Schuh lang, neben dem Cöcum vorbei in das Colon hineinging; der Dann war stark entzündet, an einigen Stellen brandig.
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Ale Luftröhre gelangen und den Tod des Thicres nach sich ziehen.) Das Ausgcbrochene ist meist dilnnfliissig', von Bäuer­lichem Geruch, und ein Theil desselben wird manchmal wieder gekaut und hinaljgeschluckt. Nicht selten bleibt es hei den hlosseu Anstrengungen zum Erbrechen, oder es kommt blos Luft oder etwas eben hinabgeschluckter Speichel oder Schleim wieder herauf. Qftei Kopperu soll das Erbrechen öfter vorkommen; chronisches Erbrechen bei einem Kopper, beobachtet von Schra-der, s. Busch, Zeitschrift II. 2. p. 14.)
Man hat indessen nicht so selten Gelegenheit zu beobachten, dass kolikkranke Pferde nach dem Erbrechen genesen, und somit der Magen nicht zerrissen gewesen seyn kann; anderer­seits trifft man bei der Section öfters Ruptur des Magens, ohne dass das Thier während der Krankheit sich erbrochen oder auch nur Neigung dazu gezeigt hätte.
Die gegen das Erbrechen beim Pferd mit Erfolg angewen­deten Mittel sind hauptsächlich Kali carbon, oder zerfallener Kalk (zu '/:—1 Unze pro dosi) in einem schleimigen oder Gen-üan-Decoct, oder Chamülen-Infusum. Veratr. alb., besonders die Tinctur, als Infusion in die Venen angewendet, bringt beim Pierd heftige, aber erfolglose Anstrengung zum Erbrechen hervor.
Lähmung der Sclilund - Einpflanzung und Abschneiden des Lungen - Magennerven soll ebenfalls zu Erbrechen Veranlas­sung geben.
3J Erbrechen bei Bindvieh, S'chanfen mul Ziegen.
Obgleich das willkührliche Erbrechen und nochmalige Kauen des in den beiden ersten Mägen enthaltenen rauhen Futters bei dieser Ordnung der Säugethiere naturgemäss ist, kommt doch auch, wenn gleich selten, krankhaftes Erbrechen vor. Es be­trifft theils den Inhalt des Pansen und der Haube, theils den des Lösers und des Laabmagens. Im ersten Falle ist das in Menge (unwillkührlich) heraufkommende Futter grob zerkaut, im andern Falle sind die Portionen klein, das Futter ist flüssig, gallertartig, riecht säuerlich und seine festen Bestandthcile sind fein zerrieben.
Als nächste Ursa ehe ist meist Ueberfütterung anzusehen; die Symptome sind: plötzlicher Verlust der Fresslust, har­ter Bauch oder Aufbläheu, Verstopfung, kalte Extremitäten,
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Unruhe, Störung des Athmens und Kreislaufs, in soltenen Fällen Zittern, Betäubung u. s. w. Das Futter gelangt meist ohne Anstrengung, selbst ohne alle Zusanimenzieliung der Bauch-muskeln, herauf und wird tlieils ausgeworfen, theils wieder­gekaut und liinabgeschluckt.
Wo mechanische Hindernisse (fremde Körper im Pansen, im Schlünde steckengebliebene Stücke u. dgl.) zugegen sind, kann indessen das Erbrechen mit Anstrengung und Schmerz verbunden seyn.
Das Erbrechen dauert gewöhnlich nur kurze Zeit (bis der Pansen etwas entleert ist), selten ein paar Tage; bei orga­nischen Felilern (z. B. Oesoph. ventricos.) aber wiederholt es sich immer wieder, und hat Abmagerung zur Folge.
Therapie: kohlensaures Natron oder Kali, in bitterem oder sclileimigem Vehikel; auch Tart emetic., und abführende Mittel (Aderlass und Abführungsmittel nach Crouzel).
O e f t c r w i e d e r k c h r e u d e s E r b r e c h e n bei einem sechswöchigen Kalb, das mit Milch und Brod, später Mehl, Leinsamen u. dgl. gefüttert worden, beobachtete Schlecht; es wich endlich dem Kali carbon, mit Althea und Herb, absynth.
4) Aufhören des Wiederkane7is ist meist symptomatisch, wie das Aufhören des Appetits, bei einer Menge von Krankheiten. Ausserdem bleibt manchmal das Wiederkauen lange aus, nachdem die Thiere wiederhergestellt sind; es scheint das längere Zeit im Pansen liegen gebliebene Futter alterirt und ihnen dadurch ekelhaft geworden zu seyn.
Bei schnellem Aufhören des Wiederkauens, von veränderter Fütterung, Ueberfressen u. dgl., äussert das Thier manchmal Symptome von Bewusstlosigkeit (Magcukoller) und selbst von Lähmung der Gliedmassen, zugleich mit Verstopfung, Durch starke Abführungsmittel, Magenpumpe oder Trokar, wird dieser Zustand wider Erwarten bald gehoben.
Flourens brachte durch Einspritzungen einer Auflösung von Tart. emet., in die Venen und in den Löser (!) nur Unruhe und heftige, aber erfolglose Anstrengung zum Erbrechen hervor.
Bei Unthäfigkcit der Mägen des Bindviehs (ohne entzünd­liches Leiden) und um das Wiederkauen wieder hervorzurufen, wendet mau Rad. teratri alb. zu dß—^i] an; es wirkt zugleich
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auf den Mistabgang. Bei trächtigen Tliiercn ist Vorsicht nüthlg, weil die kilustlich erregten Coutractioneu der Magcnliüute sich auf die Muskelhaut des Uterus fortpflanzen kömieii.
Zu grosse Gaben von Veratr. alb. küinieu wirkliches Er­brechen hervorbringen (s. Busch. II. 2. und Gurlt und Hcrtwig Magazin VI. 1. p. 73.)
Der Eintritt des Wiederkauens ist manchmal bei Saugkälbern (die nun anfangen, rauh Futter zu geniessen) mit sichtlicher Beschwerde verbunden, wobei sie sich oft län­gere Zeit anstrengen, Futter herauf- und diese ihnen nach neue Function in Gang zu bringen. Kleine Gaben von Veratr. würden vielleicht dieses Geschäft unterstützen.
G. 3iibi{if|iioit. S'djkdjtc fnioiiung.
Langes Verweilen des Futters im Verdauungs-Canal, ohne gehörig aufgelöst zu werden, daher Anschoppung an verschie­denen Stellen, Verstopfung u. s. w.
Anlage: besonders bei vorher schon im Allgemeinen ge­schwächten Thicren, oder solchen, deren Verdauung insbeson­dere geschwächt ist.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;gt;
Nächste Ursache: Schwäche des Magens und Darm-Canals, fehlerhafte oder unzureichende Absonderung des Magen­safts und der Galle, geringe peristaltische Bewegung.
Entfernte Ursache: meist in Fehlern der Fütterung gelegen: gehaltloses, verdorbenes Futter, durch dessen Menge man seine schlechte Qualität ausgleichen zu können meint, na­mentlich viel Heu und Stroh, bei wenig Körnerfutter und un­zureichendem Trinkwasser, auch Mangel an Bewegung bei Arbeitspferden; zu viel Stroh bei Ilindvieh; unverdauliche Stoffe (Haarbaileu, Leder u. s. w.) im Pausen oder der Haube.
Symptome: verminderte Fresslust (und Wiederkauen), Traurigkeit, Mattigkeit, durch baldiges Schwitzen bezeichnet, Maulschleimhaut blass, trocken, Bauch aufgetrieben, hart; Mist selten, unverdaut, säuerlich riechend, blass und in grosser Menge auf Einmal abgesetzt, oder aber schwärzlich, klein geballt, übelriechend; selten Laxiren; später struppiges Haar, Abmagerung, Neigung zu Leiden des Drüsensystems, zu Wurmbildung.
Nicht selten entwickelt sich ein entzündlicher Zustand der
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Darm-Schleimhaut, und es gehen mit dem trockenen Migt hautähnliche Stücke von Schleim ab. Ebenso entstehen bei Pferden manchmal deutliche Zeichen von Hiru-Affection, wobei die Thiere bewusstlos dastehen, den Kopf aufstützen, das Jftfter im Maul behalten (Uebergang der Krankheit in acute oder schleichende Darm-Entzündung, Magenkoller, seltener in chro­nischen Durchfall).
Dauer der Krankheit unbestimmt, meist mehrere Wochen und selbst Monate.
Therapie; Vermeidung der Ursache, Futterwechsel, grünes saftiges Futter, jedoch nicht in zu schnellem Uebergang; Klcientrünke, angemessene Bewegung; innerlich: salzige, ab­führende mit bittereu Mitteln (Kochsalz, Glaubersalz, Enzian); bei grosser Schwäche der Verdauungskraft Aloe in kleinen Gaben, längere Zeit fortgebraucht, gewürzhafte und weiugeist-haltige Mittel (Wermuth, Haselwurz, Calmus, Branntwein); bei Neigung zum entzündlichen Zustande: Mittelsalze in Auflösung, Breclnveinstein, seltener Calomel. Jedenfalls Klystiere mit Lein-samen-Decoct, auch Seife oder Kochsalz. Bei Fleischfressern zuvor ein Brechmiltel.
Gegen fieberlose Uuverdaulichkeit, besonders bei Körner­futter entstanden (bei Bindvieh), B. veratri alb. als Infusion in die Venen (Hertwig). Gegen chronische Unverdaulichkeit aus Schwäche der Mägen (mit öfterem Aufblähen bei dürrem Futter) bewährt sich die von Meyer angegebene Mischung von 4 Unzen conc. Salzsäure, 6 Unzen Alkohol und 8 Unzen Wasser, auf viermal mit Wasser verdünnt zu geben.
Verstopfung des Lösers bei Rindvieh.
Obgleich der Inhalt des Lösers beim Aufhören des Wieder­kauens aus was immer für Ursachen, bald sehr trocken, zer-reiblich, wie gedörrt und verbrannt wird, so scheint doch auch dieser Zustand als selbststäudiger vorzukommen. Manche Futter­stoffe (Saamen u. dgl.) verweilen oft sehr lange (Wochen und Monate) im Löser.
Symptome: Niedergeschlagenheit, Aufhören des Wieder­kauens, Unbeweglichkeit,, hartnäckige Verstopfung, obgleich hie und da etwas flüssiger (später stinkender und blutiger) Mist abgeht; die Schleimhäute des Mauls und der Augen gerüthet,
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Schnauze trocken, Maul heiss; Puls hart, etwas beschleunigt, Urin feurig1. Im höhern Grade wird der Gang scliwankend, Unaufincrksanikeit, Tliränen der Augen, endlich stellen sich Lähmung oder Convulsioneu u. s. w. ein, — Dauer: einige Tage bis zu 4 Wochen.
Section: Anl'ullung des Lüsers, wie oben beschrieben, leichtes Abgehen des Epithelium, llüthung der eigentiiehen Schleimhaut, Zeichen von Entzündung im übrigen Dann-Canal.
Therapie: Ausspülen des Magens mittelst der Magenpumpe mit viel lauem Wasser, worin Bittersalz (auch Glaubersalz) aufgelöst ist, oder Einschütten dieser Auflösung öfter aber in kleinen Quantitäten; Zusatz von gewürzhal'ten und bittern Mit­teln in geringer Menge. Bei entzündlichen Zeichen: Aderlass.
H. f frfiopfung.
Verzögerter oder ganz gehemmter Abgang der Darmexcre-mente ohne Fieber oder Schmerz.
Verstopfung ist häufiger ein Symptom anderer Krankhcits-Formen, z. B. der Kolik, des Aufblähens, der Indigestion, der Gelbsucht, gastrischen Fieber, des Kollers, der Waldkranklieit des Rindviehs und vieler entzündlich-fieberhafter Krankheiten, als eine für sich bestehende Krankheitsform. Letzterer liegt als
Ursache meist Schwäche des Verdauungs-Canals im Ganzen oder einzelnen Parthleen desselben, besonders des Dick­darms , zu Grunde; ausserdem Mangel an gehöriger Schleim­absonderung oder träge Contractionen der Muskelhaut des Darmes; schwere Beweglichkeit des Futters, wegen seiner Menge oder zu trockenen, rauhen Beschaffenheit (viel Stroh, Haber); Uebergang von Grün- zu Dürrfutter; zu starke Rcsorb-tion der Darmflüssigkeiten, daher Austroeknung der Futterreste; niccbanischc Verstopfung durch Futterballen, Gcdärmstcine, Wurmanhäufung, Einschnürung des Darmkanals durch gestielte Geschwülste, eingeklemmte Brüche u. s. w. (meist zu Kolik Veranlassung gebend); Verletzung, Brand, Infiltration des Mastdarms, Melauosen am After; zu viel Buhe bei au Thätig-keit gewöhnten Thieren.
Symptome wie bei Indigestion; Mist selten abgehend, theils klein und hart, thclls in grossen, lockern, einzelnen Ballen, Mass oder dunkelbraun, manchmal mit Schleim überzogen; oft
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längere Zeit ganz unterdrückte Ausleerung des Mists; seltner: erfolgloser Drang oder gleichzeitiges Laxiren mit schnierz-haftem Zwange (Tcnesmus).
Die Diagnose ist erforderlichen Falls durch Untersuchung des Mastdarms mit der vorsichtig eingebrachten Hand fest zu stellen.
Dauer unbestimmt; im weiteren Verlaufe gesellt sich Schmerz, ferner Entzündung an der Stelle der Anschoppung, Brand, Zerreissung, Mastdarmvorfall u. s. w. hinzu, was die Section nachweist.
Therapie: hat neben Vermeidung der Ursachen zunächst die angehäuften Excremcnle durch schleimige, ölige Mittel (als Einguss oder Klystier) zu erweichen (Lcinsaamen-Decoct, ganzen Lcinsaamen zu % Pfund mit 1 Maas Wasser angeblüht und eingeschüttet, bei Rindvieh empfohlen); selten passen drastische Purgiermittel (Aloe) wegen zu befürchtender Entzündung, dagegen sind oft Salze (Glaubersalz, Bittersalz, Doppelsalz) mit den schleimigen Decoctcn zu verbinden. Die Nachbehandlung er­fordert bei aufgereiztem Zustande des Gefässsystems noch ent-zündungswidiige und besänftigende Mittel, bei grosser Erschlaf­fung der Theile aber stärkende und adstringirendc Pflanzen­stoffe, diese jedoch nicht zu concentrirt. — Passende Klystiere (oft in grössercr Menge beigebracht) beschleunigen die Wirkung der innerlichen Arzneien; (bei Erschlaffung des Mastdarms sind sie kalt und in geringer Menge anzuwenden.) Nicht selten führt das Ausräumen des Mastdarms mit der Hand schneller zum Ziele.
Während anhaltender Verstopfung muss mau leicht verdau­liche Nahrung in geringster Menge (Mehl, Wasser, Milch, Eier, Fett) geben und kann durch angemessene Bewegung die Thälig-keit des Darmkanals zu erregen suchen.
Verstopfung bei Saugkälbern mit Durchfall abwech­selnd , von Klumpen geronnener Milch oder Ansammlung von Haaren, Stroh u. dgl. im Laabmagen herrührend, s. hei Durchfall.
Hartnäckige Verstopfung be i Hunden. Sie dauert manchmal 4 — 6 Wochen, während welcher keine festen Excremeufe abgehen. Die Thiere setzen sich oft, drängen heftig, aber es geht blos etwas Schleim oder granbraune stinkende Flüssigkeit ab. Hiczu gesellt sich später gänzliche Appetit-
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losigkeit, Abmagerung u. a. w. Bei der Untersuchung des Bauchs fühlt man In demselben einen giossen, harten, heueg-lichen Klumpen, welcher aus der Knochenerde der geucssenen Knochen mit dazwischensteckenden, unverdauten Knochensplit­tern besteht. Anfangs ist es nicht möglich, den Klumpen so weit zurück ins Becken zu bringen, dass er durch den Mastdarm zu erreichen wäre. Man wendet schleimige, iiligc Klysticrc an, und gibt täglich blos einige Stückchen fettes Fleisch oder rohes Fett als Futter; daneben Trinkwasser zur Genüge. Nach und nach gelingt es, den Klumpen mit beiden Händen so in's Becke.i zu drängen, dass man mit dem Finger oder einer passenden Zange ihn erreichen kann, wobei man sachte einzelne Stücke davon abzukneipen und ihn so allmählich zu verkleinern sucht. Es dauert meist lange bis man damit zu Ende kommt, und man muss alle Vorsicht anwenden, um Verletzungen oder Ent­zündung des Mastdarms zu vermeiden.
Falsche Ver s t op f un g b e i Hunden. Bei Hunden mit langen Haaren (z. B. Wachtelhunden, Pudeln) kleben sich die um den After herumstehenden Haare fest zusammen und bilden eine undurchdringliche Masse, dieThiere haben einen grossen Bauch , sitzen oft und drängen, fangen dann an zu schreien, bekommen sogar Zuckungen, wälzen sich, schäumen und dgl.
Dagegen: Abscheeren der Haare am After, Reinigen mit Seifenwasser; Klystiere.
I. A'uilik. Patmgtd)t.
Heftiger, remittirender Schmerz, vom Magen oder Darmkanal ausgehend, fast immer mit gehemmter Bewegung des Darmin-halts, anfangs fieberlos, später mit allen Symptomen der Darm­entzündung. Schneller Eintritt der Krankheit, ohne Vorboten, rascher Verlauf.
Die wahren Koliken gehen vom Verdauungskanal aus; die falschen von irgend einem andern in der Bauchhöhle ge­legenen Organ, z. B. den Harnorganen, Genitalien; daher ist mit jenen fast immer Verstopfung verbunden, mit diesen nicht jedesmal.
Die nächste Ursache des Schmerzes ist allemal ein Hin-derniss in der Bewegung des Futterbreies, daher die Krankheit oft mit Verstopfung, Indigestion u. s. w. zusammenhängt, die
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als vorbereitende Ursachen der Kolik betrachtet werden küunen. Zu letzteren geliiiren liauptsäclilicb: üeberfütterung, ungewohn­tes, reizendes, schlechtes, Lläliendes Futter, wenn auch nicht im Ucbcrmaas genossen; Erkältung durch schnelles Saufen oder Unterdrückung der Ilautausdünstung; Schwäche der Verdauung, Verschleimung, Säure und Warmbildung u. s. w. Das llindcr-niss besteht theils iu einem Krampf, welcher einen Theil des Darmkauais befallen hat, und ihn heftig zusammenzieht, theils in einer allzustarken Ausdehnung einer Partie des Verdauungs-canals, wodurch diese die Fähigkeit, sich zu contrahiren, ver­loren hat; am häutigsten in einer mechanisch wirkenden Ver­stopfung des Darmschlauchs durch Drehung eines Darmstilcks^ Verschlingung, Ineinanderschiebung, durch Darrasteiue oder Futtcrballen, WurmknäucI, seltener durch Sand u. s. w.
Symptome: im Allgemeinen Aeusserung von Schmerzen im Hinterleib, durch Unruho, Scharren mit den Vordcrfussen, Hauen nach dem Bauch mit den Hintcrfüssen, Umsehen nach dem Bauche, Wedeln mit dem Schweif, Aufhören des Appetits, Traurigkeit; im höheren Grade öfteres Niederliegen und Wieder­aufstehen, Wälzen, sich Niederwerfen, Auftreiben des Bauchs u. s. w. Während diese Symptome von Zeit zu Zeit nach­lassen, findet man den Puls ruhig, etwas voll, das Athmen wenig beschleunigt, manchmal Schwitzen durch die Heftigkeit der Bewegungen des Thiers oder das Gefühl der Angst; es gellt kein Mist ab, oder nur solcher, der zunächst am After vorlag, auch ist meist Harnverhaltung zugegen. Geht Harn ab, so ist es wenig, und entweder wasserhell, oder später auch ganz dunkelbraun. Schon nach ein paar Stunden, bei heftigem Schmerzen selbst früher, bildet sich ein entzündliches Leiden aus, der Puls wird härtlich, beschleunigt, der Herzschlag fühl­barer, das Athmen vermehrt, das Maul trocken, wie leblos, die Temperatur der Extremitäten veränderlich, dazu grosso Schwäche des Hintertheils. Unter Zunehmen der sänimtlichen Symptome und namentlich der Pulsschläge, werden diese end­lich klein, kaum mehr fühlbar, der Herzschlag immer pochen­der, das Athmen keuchend, es bricht ein Schweiss aus, die Schleimhäute werden blass, livid, das Thier zittert und stirbt meist unter heftisren Convulsionen. Manchmal wird das Thier, nachdem der Brand eines Darmstücks eingetreten ist, ruhig,
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während der Puls immer scluieller und kleiner wird, und es stirbt ruhiger an Erschöpfung.
Ur'er die selteneren Symptome der Kolik gehören: das Aulstossen von Luft und Erbrechen von Futterbrei bei Pferden (s. Erbrechen), das Sitzen auf den Hintern, wie die Hunde, oder das längere Knieen und hinten Aufstehen; der Abgang von manchmal sogar flüssigem Mist (z. B. bei Kartofl'elfütteriing der Pferde), das anhaltende Drängen zur Kotiientleerung, wobei blos zäher Schleim im Mastdarm sich sammelt (bei Zerrcissun-gen des Netzes, Gekröses oder des Darms, oder bei Darmstcincn, die im Mastdärme stecken); das Flehmen, besonders bei Heng­sten; Brandblasen Im Maul (ob nicht von scharfen oder heissen Einschütten).
Die Section zeigt die Stelle, wo der Futterbrei stockte, aufgetrieben und brandig; sie sieht von aussen stark geröthet oder bläulich aus, innen duiikelpurpurrolh, oder fast schwarz; die Darmhäute sind mürbe, aufgelockert, und die nächsten Darmschlingen mit einer blutigen Flüssigkeit gefüllt.
Bei Zerreissung des Magens (der Magen reisst an der grossen Curvatur in sehr verschiedener Ausdehnung; ich habe Bisse gesehen, die bis zu 3/i der grossen Curvatur einnahmen, oder Durchbohrung eines Darmstücks veranlassen, die in's Bauch­fell austretenden Flüssigkeiten und FutterstofTe gerüthete Platten, oft auch trüben, blutigen Erguss in die Bauchhöhle, seltener mit faserigen Auscheidungen von plastischer Lymphe vermischt. Die übrigen Darmpartien sind stellenweise, und mehr oder weniger iujiciil und gerüthet; bei sehr abgetriebenen Thieren aber auch manchmal ganz Mass. Infiltration von seröser Flüssig­keit in's Zellgewebe zwischen die Muskel- und Schleimhaut gibt dem Darm oft eine Dicke von mehreren Zollen, besonders am Mastdarm. Beim Zerplatzen des Magens reisst der seröse Ueberzug zuerst und am weitesten, dann die Muskelhaut, end­lich die Schleimhaut, deren Riss oft weit kleiner ist, als der der beiden vorhergehenden Häute; die Ränder des Risses sind ungleich, gefranzt, hie und da mit Blut unterlaufen. Bei Lö­chern im Darmkanal — meist am grossen Colon und gegen die Spitze des Blinddarms, selten am Dünndarm, und am häufig­sten im Mastdarm (nicht selten durch die Klystierspritze oder ungeschicktes Ausräumen des Mastdarms mit der Hand) — geht
Her in f, Fatholo;quot;),nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3
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das Loch von der Schlcimliaut aul' die seröse Haut über, und hat iiiMcn ein gcscliwüriges Aussehen; solche Löcher sind meistens klein (wie Tiialer u. dgl.), ihre Umgebung infiltrirt. JMerkwiirdig ist, dass ohne ein mechanisches Hinderniss der Fulterbowegung- in einem solchen Falle (z. B. Loch im Mast­darm) doch mit allen Mitteln keine Ausleerungen zu Stande kommen (das hinterste Ende des Rectum ausgenommen). Bei Zerreissung des Magens oder Durchbohrung eines Darmstücks leben die Tliicre, unter periodischem Nachlassen der Schmerzen oft noch mehrere Tage.
Behandlung im Allgemeinen. Wo die Ursache der Kolik bekannt Ist, richtet sich die Behandlung zum Theil nach dieser oder bestellt in speeifischen Mitteln (s. später); ausser-dem sind schleimige, salzige, auch bittere Mittel in kurzen Zwischenräumen wiederholt, den so häufig von den Pferdebe­sitzern und angeblichen Sachverständigen angewendeten Reiz­mitteln (als warmem Wein mit Pfeiler, Ingwer, Kümmel u. dgl. oder Brauntwein und ähnlichen Tincturen) vorzuziehen. Gaben von i — 2 Unzen Doppelsalz oder Friedrichssalz in i Pfund Chamilien- oder schleimigem Infusum alle '/, Stunde wiederholt; in minder dringenden Füllen kann das Salz mit Leinsaamen-mehl, Enzian und dgl. zur Latwerge gemacht und als solche gegeben werden, um das Öfters gefährliche Einschütten zu vermeiden; jedenfalls dürfen die Einschütte keine unaullosliehen Pulver (z. B. Enzian, Eibisch) enthalten, und Müssen durch ein Flanclltnch geseiht werden. Wesentlich bei allen Koliken sind Klystierc, die Anfangs aus Seifenwasser, später, wenn die zunächst vorliegenden Excrcmcnte entfernt sind, bids aus Leinkuchenmehl, in warmes Wasser gerührt, bestehen. Sie müssen öfter wiederholt und manchmal in sehr grosser Menge beigebracht werden, um weiter hinein in den Darmkanal zu wirken; man kann sich in letzterem Fall einer Art kleiner llandfeucispiitze bedienen, um etliche Maas Flüssigkeit (oder auch blos Luft) in den Darm zu bringen, und seinen Inhalt dadurch zu. verflüssigen oder in Bewegung zu setzen. Der Strahl des Rohrs muss durch langsames Pumpen gemässigt werden, übrigens ist keine Zerreissung des Darms möglich, da die Flüssigkeit leicht neben dem Rohr zum After heraus kann.
Bei sehr hartnäckiger Verstopfung sind manchmal Tabaks-
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rauch-Klystiere, entweder (lurch cine besoudecs dazu cinge-riclilele Maschine oder in deren Ermanglung durch eine hren-ueudc Tabakspfeife mit nicht allznkurzem und miigliclist weitem Rohr beigebracht, von Nutzen gewesen.
Sonstige bei Kolik gebräuchliche Mittel sind: Ocl, welches innerlich in grosser Menge gegeben werden muss, um den Magen oder Darmkanal schlüpfrig zu machen, und deshalb theuer käme; auch ist es oft ranzig und belästigt später den Magen; es den Klystieren beizusetzen, ist Verschwendung: Aloe ist ein Lieblingsmiücl vieler Praktiker; sie wirkt in Pillcnform langsam, und passt hauptsachlich für solche Gegen­den, wo die Pferde viel schlaffes und Rauhfutter bekommen; ist bereits entzündliche Reizung des Darms vorhanden (und diese bildet sich im weiteren Verlaufe fast jeder Kolik), so könnte die Aloe wold eher schaden. Dasselbe gilt von den sogenannten krampfstillenden Millcln, wie Asafoetida und Opium-Tinctur (zu theuer in der inithigen Menge, um Wir­kung zu machen). Zweckmässiger erscheint bei sehr heftigen Schmerzen das Extr. hyosciami. zu r)j. höchstens ^ij. pro Dost in Kamillen-Infusum halbstündlich wiederholt; es mildert oft auflal-Icnd die Schmerzen, ohne die Entzündung zu vermehren, und bringt selbst nach 2—3 Gaben einen gelinden Grad von Abstumpfung hervor. (In Italien wird Belladonna angewendet, nach Canticllo.) Indessen sind alle diese Mittel nicht im Stande, die so häufig sich bildenden Vcrschlingungen des Darms, Drehung des Gekröses u. dgl. wieder zu lösen oder Zerreissungen zu heilen
g und die Krankheit zeigt nun die rasch steigenden Symptome der Entzündung, wogegen zunächst Aderlass (selbst bei sehr kraftlosen Thieren), nothigenfalls wiederholt, dient. Bei dem Uebergang in Brand und Lähmung noch Camphor und andere Nervenmittel anzuwenden hilft nichts mehr. Dessen ungeachtet ist auch bei der heftigsten Kolik nicht alle Hoffnung aufzugeben, und die Thicre erholen sich manchmal trotz der schlimmsten Prognose. Nach dem bereits Angeführten ist das Eigenthümliche wahrer nach Ursache oder hervorstechenden Symptomen und Be-
J handlung verschiedener Species der Kolik kurz zu fassen:
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laquo;^ Wahre Koliken.
1) Krampf-Kolik.
Da das Thier über das Vorhandeiisejn des Krampfs keine deutliche Aeusserung geben kann, so vermuthet man solchen mehr, als man dessen gewiss ist. Wo die gewöhnlichen Ver­anlassungen einer Kolik nicht vorausgegangen sind, nimmt man einen Krampf an irgend einer fitcMe des Darmes an. Die Krampf-Koliken gehören zu den schmerzhafteren, aber sind weniger gefährlich, als diejenigen mit materieller Ursache. Die Remis­sionen sind oft so bedeutend, dass das Thier wieder ein wenig nach dein Futter greift.
Einige Gaben Doppelsalz mit Extr. Hyosciam. in einem schleimigen oder Kamillen-Infusum; warmes Bedecken oder Reiben des Bauchs mit Strohwischen oder wollenen Lappen, nöthigenfalls eine ableitende Einreibung mit Terpentinöl und Weingeist (im Verhaltniss wie 1:4), nebst Klystieren sind in der Regel hinreichend.
2) Entzündungs-Kolik.
Durch die von vornherein auftretenden Symptome von Entzündung der Bauch-Eingeweide (harter, voller —oft auch zusammengezogener — beschleunigter Puls) bezeichnet, und meist durch reizendes Futter (Haber, schwarzer Ita^er, bei ge­schwächten Thieren) entstanden. Sie erfordert Aderlässe und grosse Salzgaben oder Salpeterzusatz in schleimigem Vehikel (ohne bittere oder krampfstillende Mittel).
3) Erkältungs-Kolik.
Schnelles Trinken von kaltem Wasser oder einer unge­wöhnlich grossen Menge Wassers von der gewöhnlichen Tem­peratur entzieht dem Magen und den benachbarten Organen schnell viele Wärme, und bringt dadurch Erkältung hervor. Ebenso wirkt ein kalter Luftslrom, ein Regen oder dichter Nebel, auf die, besonders erhitzte, Oberfläche der Haut und raquo; bringt durch den Antagonismus, der zwischen der Haut und dem Danncanal besteht, eine Art Rheumatismus der Darmwände (vielleicht auch wohl der Bauchwandung) hervor. Da hier keine materielle Ursache der Kolik vorhanden ist, so fehlt auch in
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dieser Kolikspecies nicht selten die hartniickige Verstopfung1, welche die übrigeu begleitet, ja es kann selbst eine Art Durch­fall damit verbunden sesu. Es ist deshalb diese Kcdik au und für sich weder sehr schmerzhaft noch gefährlich; es wäre denn, dass eine Verschliiigung sich bildete.
Die Behandlung hat liier hauptsächlich auf Wiederherstel­lung der Hautsecretion zu wirken: daher sind tüchtiges Reiben des Bauchs und desgauzeuKörpers mit Strohwischen, Einreibungen von Weingeist mit Salmiakgeist oder Terpentinöl, innerlich warme, schleimige und krainpfstilleude Tränke, je nach dem Zustande des Pulses mit Salzen oder mit Extr. Hyosc. (neben den nie zu entbehrenden Klystieren) angezeigt.
Bei Pferden, welche zu Erkältungen geneigt sind, wieder­holt sich diese Kolik gerne auf sehr geringe Veranlassungen.
Bei Hunden ist diese Kolik nicht selten; sie erfordert er­weichende Bäder oder Frictionen des Bauchs, innerlich 0/. rlcini. mit Syr. diacod. und Klystieren.
(Koliken von Insolation, d. h. durch die Einwirkung der Sonnenstrahlen (Sonnenstich) beobachtete Rodet in Spanien (bei dem Feldzug der Franzosen im Jahr 1825) häufig; sie waren nicht tödtlich, und wurden durch kalte Bäder von 'jj bis 8/4 Stunde geheilt (s. Journ. Veter. Octob. 1826).
4) Ucbcrfütterungs-Koük.
Eine der häufigsten Koliken, die nichtblos durch eine zu grosse Menge genossenes Futter hervorgebracht wird, sondern auch durch die gewöhnlichen Rationen, wenn sie zu schnell gefressen werden (nachdem die Thiere vorher gehungert hatten) oder wenn eine solche Ration gegeben wird, während die vorher­gehende noch im Magen liegt. Auch kann Ueberfütterungskolik von allmählicher Anhäufung des Futters im Darmkanal (bei verzögerter Bewegung seines Inhalts) entstehen. Je grosser die im Magen oder Dann angehäufte Futtermasse ist, um so gefährlicher ist diese Kolik; weniger ist sie es bei Thieren, die ganz regelmässig gefüttert werden (Luxus-Pferde), wobei viel­leicht aus Mangel an Bewegung und dgl. das Futter zu lange im Magen liegen bleibt; oder bei solchen, deren Magenverdauung durch allzu starker Anstrengung der Muskelkräfte unterbrochen oder sistirt wird (Fiaker- und Landkutscher-Pferde, Postpferde).
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Bei Thiercn, die viel gchallloses Futter bekommen, /,. B. Kleie, wie die Müllerpferde, vcranlasst llieils die Masse desselben, theils der sclinelle Uebergang zu Haber leicht Kolik, die um so schlimmer ist, als der Magen und Darmkanal durch das gehaltlose Futter sehr erweitert und erschlafft zu seyn pflegen. Die Ucberfüttcrungskolik entsteht meistens bald nach dem Füttern; sie wird durch die Ausdehnung des Magens sehr schmerzhaft, und zugleich wird das Athmen beschwerlich. Das heftige Niederwerfen der Thiere lässt Zcrrcissung des Magens (selten eines Darms) befürchten, und die grosse Futter-massc ist oft sehr schwer in Bewegung zu setzen, daher der­gleichen Koliken oft ziemlich lang dauern. Aufstossen von Luft und selbst Erbrochen bringt manchmal Erleichterung, zeigt aber sonst Berstung des Magens an (s. Erbrechen).
Therapie: Bittere Mittel mit Salzen (Enzian mit Doppcl­salz), anfangs und bei grosser Erschlaffung selbst Aloe; lleis-sige Klystiere; Bewegung im Schritt oder kurzen Trab, jedoch nicht bei grosser Schwache des Thiers; Verhüten des Niederwerfeus und Wälzens. Aderlässen wird erst bei deutlich ausgesprochenen Entzündungs - Symptomen anwendbar. (Bei grosser Hartnackigkeit vielleicht Veratr. alh. als Einguss oder Infusion der Tinctnr in die Venen.)
Neues Heu und neuer Haber veranlassen gern Kolik, llieils weil sie den Magen ungewühulich reizen, theils weil sie oft wohlfeiler sind, als altes Heu oder Haber, und man nun schnell das früher Versäumte hereinbringen will, und den Thiereu mehr füttert, als sie bisher bekamen. Diese Koliken sind nicht selten (vom Juli bis September) und ebenso gefährlich als die eigent­liche Ueberfüttcrungskolik.
Die Behandlung hat mehr auf Minderung des Reizzustan­des zu wirken, daher Salze (Nifr., Tart. ritr.) in schleimi­gen Decocten.
5) Kolik von Dannsteinen und Futterballen (selten von Haarballen).
Die Darmsteine sind conccntrisch um einen Kern (Stein­chen, Stückchen Metall, Ilaberkorn und dgl.) gebildet, und bestehen fast ganz aus phosphors. Talk-Ammoniak mit wenig phs. oderkohlens. Kalk, oder Sand u. dgl. zufälligen Bestandtheileu; sie finden sich selten im Magen, sondern meist im Blinddarm oder
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Colou. Die Futferballcii sind aus verhärteten Futterresten gc-Hldet, welche einen dünnen üeberzug der Darmsteiumasse liaben, die oft mehr oder weniger hindurchdringt; sie sind leichter als jene, aher häufig grosser.
Ein solches Concrernent, oder mehrere kleinere liegen oft sehr lange im Darmkanal, ohne Beschwerden zu verursachen; auf Einmal verlassen sie die Stelle, welche an ihre Gegenwart gewohnt war, und bringen nun an ihrer amlcrn Lagerstätte eine ungewohnte Heizung, oder gar eine mechanische Verstopfung des vielleicht engeren Darmstücks hervor, die leicht todtlich werden kann.
Ansammlung von S a n d im Colon oder Coecum kann ebenso wirken. In einem solchen Fall dauerte die Kolik G Tage, das Thier war nicht sehr unruhig, und blieb oft lange auf dem Rücken liegen. Diese Kolik scheint blos bei Weidepferden in sandigen Gegenden vorzukommen.
Kleinere Darmsteiue und Futterballen gelangen manchmal durch das kleine Colon in das Bectum und gehen entweder von selbst ab, oder können mit der Hand vollends herausgezogen werden; grüssere sind manchmal mit der tief eingebrachten Hand, im Colon liegend, zu fühlen. Klystiere gehen sogleich wieder ab; das Rectum ist sehr fest zusammengezogen, heftiges Drängen auf den Mist, ohne Erfolg.
Nach Waldinger stehen dieThiere gerne gestreckt, liegen auf dein Bauch mit unterschlagenen Füssen; atlimen stark, aber ohne die Bauchmuskeln sitzen manchmal auf den Hintern u. s. \v.
Man behauptet, dass Kleie (wegen ihres Gehalts an phs. Bit-tererde) zu Darmsteinen Veranlassung gebe, allein meine Erfahrung spricht nicht dafür, indem gerade bei den Müllerpferden unserer Nachbarschaft, bei sehr häufigen Koliken, noch nie ein Dann-stein (meist B^rstung des Magens) gefunden wurde; andern-theils öfters Darmsteine bei Pferden, die fast nie Kleie bekamen, sieh gebildet hatten.
Geht das Coucrement nicht ab, so kann die Kolik sich bald wiederholen.
Die Behandlung erfordert hauptsächlich: Klystiere in grosser Menge und schleimige, salzige Mittel, auch schinerzstillendc oder besänftigende (wie Extr. hyoscJ) in Latwergeform; sowie die Untersuchung durch den Mastdarm; ferner Buhe des Thiers, sowohl während der Krankheit, als auch einige Zeit nachher.
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(Im Rec. de Med. Vet. vom Dec. 182S ist ein Beispiel ange­führt;, wo auf 2 Unzen Aloe bei einem Pferd 8 Darmstcinc von 14, 6, 5 Unzen und noch kleiner abgingen.)
Ein Dannstein des Bcschällicngst Arbitrator, welcher von ihm im August 1829 abging^ wiegt 8 Unzen.
Uebcr die Eintheilung der Darmsteine nach Farbe, Forin u. s. w. (s. Girard in der None. Bibl. medic, von 1823 dem Rec. de M. Vetf^ 1828 und sodann in Gurlt's pathologischer Anatomie und in Witli's Chirurgie).
6) Kolik von Darmverschlingung, Incinamlerscbicbnng des Darms, ein­geklemmten Brüchen, gestielten Fettklumpen, Eitersack im Gekröse, Drehung des Gekröses, innerem Bruch u. s. w.
Eine der häufigsten Veranlassungen zu tüdtlichem Ausgang der Kolik bei Pferden ist Verschlingung des Darms, Drehung des Gekröses oder Einschnürung des Darms durch gestielte Fettklum­pen und dgl.; die andern oben genannten Ausgänge sind seltener.
Es lassen sich diese Koliken in den Symptomen nicht von Ueberfiltterungs- oder Darmstein-Kolik und dgl. unterscheiden; die Symptome sind die im allgemeinen angegebenen, und beson­ders heftig, wenn ein Theil des Dünndarms eingeschnürt ist, weniger wenn es den Dickdarm betrifft, oder dieser (nament­lich die zweite Lage des grossen Colon) nur halb um einander gedreht ist, oder die Dünndärme und Coecum zwischen den beiden Lagen des Colon durchgeschlüpft sind und nicht wieder zurück können; ist die Verstopfung des Darmstücks nicht voll-sländig, geht noch von Zeit zu Zeit etwas Futterbrei durch, so macht die Krankheit deutlichere Intermissionen als ausser-dem, wo sie fast ohne Pause stets nur zunimmt. Die Darmver­schlingung trifft am meisten den Leerdarm, der oft auf unbe­greifliche Weise, selbst nach dem Tode kaum lösbare Knoten und Schlingen bildet; nach Prinz (Jahrsb. von 1836) schlüpft in mehreren Fällen ein Stück vom Ende des Leerdarms oder dem Anfang des Ilüftdarms durch die Oeffnung (Spalte?), die sich über dem rechten Ast des Pancreas, der Hohlvenc (die dort durchgeht), unter (?) dem rechten Leberlappen und vor der rechten Niere befindet, und 7 Zoll lang und 1'/,—2'/,Zoll weit ist.
Bei Drehung des Gekröses (des Dünndarms) ist kein me­chanisches Hinderniss der Fufterbewegung, dagegen ist der
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Zu- und Abfluss des Bluts gehemmt, das Gekröse voll Ecchy-mosen, liifütrirt und brandig, wie die darauhängende Darmpartio.
Das Ineinanderschieben der Gedärme trifft ebenfalls fast nur den Leerdarm, und erstreckt sich oft auf eine unglaublich lange Stelle (25—30 Schuh bei einem Pfd. im Aug. 1837). Bei Fohlen ist Invagihation des Darmes nicht sehr selten. Auch bei Rindvieh soll sie nach By ebner öfter vorkommen.
Bei Hunden mit Diarrhöe kommt von dem anhaltenden Drängen nicht selten Inlussuception des Darms vor.
Bei Affen ist dieselbe am häufigsten, und in der Regel tödtlich. (Youatt.)
Bei Hengsten ist nachzusehen, ob nicht ein eingeklemmter Bruch zugegen ist, und sodann dieser wo möglich zu repo-niren. Auch Innere Brüche, die freilich leicht zu verkennen sind, kommen vor, z. B. durch Zerrelssung des Gekröses, Durch­schlüpfen eines Darmstücks durch ein (altes) Loch des Zwerch­fells, durch die Schlund-Oeffuuug des Zwerchfells (mir einmal vorgekommen); ebenso wirken die nicht seltenen gestielten Fettklumpen, die vom Gekröse oder Darmselbst ausgehen, und eine Darmschlinge förmlich strangullren.
In allen diesen Fällen können die angewendeten Mittel wenig oder gar nichts nützen, well eigentlich blos die Auflö­sung des Knotens, oder des Volvulus u. s. w. den Fut­terbrei wieder In Gang setzen kann; da Indessen die Ursache dieser Koliken meist nur durch die Section klar wird, so sind sie wie im Allgemeinen zu behandeln.
Es ist noch zweifelhaft, ob die Darmverschlingungen und Drehungen des GekrOses eine Folge des bei einer zufällig ent­standenen Kolik gewöhnlichen Niederwerfens und Wälzens, oder jene Veränderungen der normalen Lage des Darms als Ursache der Kolik anzusehen seyen. Sicher Ist, dass man manchmal Darmverschlingungen und dgl. bei Thieren findet, welche sich durchaus nicht gewälzt haben; andcrntheils muss aber die Möglichkeit einer Darmverschlingung durch das Wälzen zugegeben werden, daher sind diese heftigen Sehmerzensäussc-rungen so viel wie möglich zu verhindern.
7) Wind-Kolik. Obgleich sich zu vielen der vorher beschriebenen Koliken
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im weiteren Verlauf Aufblühen gesellt, so gibt es doch auch Koliken, bei denen diess gleich anfangs und in so hohem Grade geschieht, dass die Luftansammlung hier ebenso wirkt, wie bei der Ueberfütterungskolik die Futteranhäufung.
Sowohl die Menge des Futters als dessen Beschaffenheit oder Neigung zur Gährung kann die Gasentwicklung hedingen, besonders Kleien-Futter, grüner Klee, modriges Heu.
Bei Koppern kann sowohl die hinabgeschluckte Luft, als auch das bei schlechter Verdauung aus dem Futter entwickelte Gas, zu Windkolik Anlass geben.
Die starke Spannung des Bauchs erschwert das Athmen sehr, daher mehr Angst als Unruhe, Schwitzen u. dgl., manch­mal auch aulfallende Schwäche des Hintertheils, wegen gestör­ten Kreislaufs daselbst.
Die Windkolik ist weniger gefährlich, weil die Luft eher und schneller durch den Darmkanal passiren kann als Futter-stolfc; sie entscheidet sich durch den Abgang von Winden.
Behandlung: Zusatz von alkalischer Schwefellebcr (zu Öj. pro Dosi) in die Einschütte; hei grüner Fütterung ist //iy. ammon. caiist. zu iß., hinreichend verdünnt, anzurathen; als Vehikel sind Infusionen von Kümmel, Pieffennünze und der­gleichen zu wählen. Tabaks-Klystiere. — In hohem Grade: kalte Beglessungen über den Körper. Die englischen Thier-ärzte empfehlen besonders: 01. terebinth, zu 3—4 Unzen inner­lich gegeben; auch Napht. vitriol, und Spir. nitr. dulc. unzen­weise. Diese Reizmittel setzen voraus, dass keine Entzündung im Darme vorhanden sey, die sich aber jeden Augenblick bilden kann, daher dergleichen heftige Mittel nicht anzuwenden sind, bevor nicht die gelinden und sicheren ohne Erfolg probirt wurden.
Dasselbe gilt von dem Trokariren des Darms bei Pferden, obgleich die Erfahrungen von Hayne gezeigt haben, dass es weit eher ertragen wird, als man gehofft hatte.
8) Wurm-Kolik gehört eigentlich zu den symptomatischen Koliken; indessen ver­ursacht weniger die Anwesenheit der Würmer überhaupt (den Bandwurm des Hunds ausgeiiommen) Kolikzufälle, als die grosso Menge, wodurch sie den Darm förmlich verstopfen. DIcss gilt hauptsächlich von den in ganzen Knäueln im Anfang
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des Dunntlarms vorkommeuden Spuhvilrnicrn (.4sc. Imnbric.'), und den, gegen den Hüftdann liin sich anliäufendcn Bandwilr-iiieru {Tünia pllcata oder perfol.); letztere saugen sicli an der innern Darnnvand lest. Auch die Bremseularveu im Magen öülleii hei grosser Anzahl Kolik veranlasst hahen.
In der Samnilung der Th. A. Seh. befindet sich ein Dann-stilck von einem Pferd, welches an Verstopfung des Darms durch Bandwürmer zu Grunde ging.
Kolik von circa 200 Bremseularveu, nach vorausgegangenem Laxiren, tödtlich endigend (s. rhein. Veter.-Bericht 1834). Der Magen war an einer Stelle fast ganz durchlöchert, und zeigte Spuren von Entzündung. Zugleich waren übrigens Symptome von Keeuz - Lähmung, Ausgehen der Mähne- und Schweifhaarc zugegen.
Ausser dem Abgang von Würmern sind die Symptome der Wurmkolik ziemlich unzuverlässig; solche Pferde sind öfters schlecht genährt, hei gierigem Fressen, haben struppige Haare u. s. w. Die Kolik ist meist nicht sehr heftig, macht deutliche Intermissionen, in welchen die Tliiere wieder fressen, sodann plötzlich wieder aufhören, ein paarmal mit den Füsseu slram-pfen oder sich umsehen; sie reiben die Oberlippe am Barren, llehmen öfter, machen einen Katzenbuckel, stehen bald gestreckt, wie eingesattelt (bei Strong, armat. n. W aiding er), bald mit allen vier Füsseu beisammen; legen sich nieder, stehen wieder auf u. s. w.
Behandlung: Hauptsächlich Wurmmittel, wie 01. C. C. zu oij.—Iß. pro dosi, 2—3mal in einem schleimigen Decoct oder besser in Pillenform; später verdauungstärkendc, bittere und wurm­widrige Mittel {Absynlh., Tanacet., Aloe in kleinen Gaben).
Die getödteten Wurmeraquo; werden oft verdaut, ehe sie mit dem Mist zum Vorschein kommen.
ö) Falsche Koliken.
9) Harn-Kolik.
Eigentlich eine Harnverhaltung,
wobei sich die Thierc
wie Kolikkrankc benehmen; nicht selten ist zugleich Verstopfung zugegen (s. bei Krankheiten der Harnorganc).
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10) Kolik von Erschöpfung.
Pferde, welche ühermässige Touren gemacht haben, zeigen am Ende derselben oft Symptome einer leichten Kolik; sie legen sich, stehen wieder auf, fressen nicht, athmen beschwerlich u. s. w. Hier scheint die Krankheit entweder davon herzu­rühren , dass man die Thiere durch allzustarkes Füttern fähig machen wollte^ die Anstrengung auszuhalten, oder dass letztere die Verdauung verz tigerte und somit zu Anschoppung des Fut­ters Anlass gab.
Neben den gewühulichen Mitteln erfordert diese Kolikform haupsächlich Buhe, Mehlwasser (überschlagen), gute Streu u. s. w. (Nicht gar selten ist diese Kolik der Vorläufer einer in den nächsten Tagen erst deutlich sich aussprechenden Rehe oder Lungen- oder Hiruentzündung.)
11) Symptomatische Kolik bei Vergiftung.
Mehrere, besonders scharfe Gifte bringen eine sehr schmerzhafte Entzündung des Magens und Darms hervor, welche sich neben den entzündlichen Symptomen, durch Unruhe u. s. w. äussert. Ist die Ursache unbekannt, so kann blos nach den allgemeinen Andeutungen verfahren werden (antiphlog.; schleimige Mittel und Salze), ist hingegen das Gift bekannt, so kann manch­mal durch chemischwirkende Mittel dessen üble Wirkung noch gehemmt Werden. (S. bei Vergiftung.)
12) Kolik von Entwicklung der innern Genitalien.
Junge Stuten von 3, 4 selbst 5 Jahren, äussern manchmal wiederholt leichte Kolikschmerzen, die indessen bald wieder verschwinden. Sie scheinen auf der Entwicklung der innern Genitalien, namentlich der Eierstöcke (vielleicht auch auf Congestionen und Entzündung derselben) zu beruhen. In einem tüdtlich ausgegangenen Falle fand mau Entzündung und selbst geschwürähullche Stellen am Bauchfell in der Nähe der Ovarien. 13) Vcnvcchslung der Darmentzündung (s. „das Pferdquot; p. 124), der Ruptur
des Zwerclifells (s. Bareyre in Rec. de M. V. Nov. 1825), derWehen
bei trächtigen Stuten — mit Kolik.
K. ^rommclfud)!, ^lufbl(tl)laquo;n. [Tympanitis.')
Enorme Auftreibung der Mägen der Wiederkäuer auch des Darmkaualä) durch aus dem Futter entwickelte Luft,
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wodurch der Kreislauf gehemmt und das Athmeu bis zum Ersticken erschwert wird.
Nächste Ursache: Gährung der im Pansen uivJ der Haube enthaltenen Futtermasse, daher Entbindung von Gasarten, unter­stützt durch die Wärme und Feuchtigkeit im Magen. Die entwickelte Luft bestellt grossentheils aus Kohlensäure und Kohlenoxydgas , auch Schwefel - Wasserstoffgas (hei grünem Futter); ferner aus Wasserstoffgas und Kohlen - Wasser­stoffgas (bei dürrem Futter). Diese Gasarten sind in den verschiedensten Verhältnissen gemischt (oft ist auch atmos­phärische Luft dabei).
laquo;_) Aufblähen von grünem Futter,
bei weitem der häufigere Fall; kommt hauptsächlich bei Klee, Lucern (Stoppelkleeweidc) und Esparsette-Fütterung bei Rind­vieh und Schafen vor, seltener von Gras; Futter, das auf Haufen lag und sich erwärmte (daher an Sonntagen oder Feier­tagen, wenn das Futter den Abend vorher gemäht wurde), sehr nasser, bethauter (mit Spinnweben überzogener) Klee, hastiges Fressen (besonders wenn die Thiere gehungert haben), zu grosse Menge von grünem, sonst gut beschaffenem Futter.
Die ersten Symptome sind: Aufhören des Fressens und Wiederkauens, Auflreibung des Bauchs, Verschwinden der Hungergrube (besonders links), dumpfer Ton beim Anklopfen daselbst, Widerwille gegen Bewegung, Hängen des Kopfes, be­schwerliches, schnelles Athmen; später Auftreiben derHautvenen, glotzende Augen; Unruhe, Angst, harter, ungleicher Puls, starker Herzschlag^ heisses Maul, Auslliessen von Schleim und Speichel, kein oder wenig Mist und Harn; Zusammenstellen der Füssc, Krümmung des Rückgrats, Stöhnen und Brüllen, Erstickungs-Zufällc, Niederliegen, Tod. Der Verlauf ist äusserst rasch und begreift oft nur '/raquo; bis 1 oder einige Stunden.
Bei der Section findet man: theils brandige Stellen und Ecchymosen am Darmkanal, theils Berstung des Pansen (beim Niederstürzen), die Lungen und das Herz mit dickem Blut über­füllt. Da die Krasikhcit nicht selten auf dem Felde (z. B. bei Schafen) entsteht, oder — wenn im Stalle — die Hülfe sehr schnell geleistet werden muss, so sind zunächst mechanische Mittel zu versuchen: Das Aufzäumen mit (S(rohseil), um Kauen zu ver-
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anlassen und Aufstossen, auhalteudes Drücken auf die Hanger-grübe, das Herumjag-eu der Schafe; sodann cliemisch wirkende Mittel, die die Kohlensäure Legierig1 anziehen: Kalkwasscr, Kalk­milch, Seifenauflosung, Auflösung von Pottasche, besser noch caustischer Salmiakgeist zu — Sj in einer Bouteillc Wasser, wo­möglich mit Zusatz von etwas Branntwein (oder Aether). Andere empfehlen Einschütten von Ocl, zerlassener Untier, Terpentinöl oder Steinöl (zu pro dosi), letzteres wird lüflelvollwcise auch dem Kalk oder Amoniak zugesetzt). Die englischen Thicrärzte ziehen den Chlorkalk vor. (Vonalt.) Eine Menge Hülfsmittel, besonders Asche, Schiesspulver, Milch, Tabak, Branntwein, selbst Essig u. dergl. werden gerühmt. Besser noch ist das anhaltende Uebergiessen des Körpers mit kaltem Wasser. Jeden­falls müssen diese Mittel alle 5 — 10 Minuten wiederholt wer­den , bis sich deutliche Abnahme des Bauches zeigt. Bei län­gerer Dauer, Hartnäckigkeit des Uebels oder in Ermanglung aller Arzneimittel kann man einen biegsamen Stock (Peitschen­stiel) in den Schlund einführen, bei dessen Herausziehen jedes­mal etwas Luft nachfolgen wird. (Vorsicht hiebei; Ein Fall, wo der abgebrochene Peitschenstiel nach zwei Monaten hinten am Bauch herauseiterte. 1836.) Besser ist die Schluud-r ohre (Probang) von Draht mit Leder überzogen, unten mit einem beinernen Ring (zinnener Knopf mit vielen Löchern ist weniger passend), die aber bei grosser Futteranhäufung im Pansen wenig nützt, weil sie mehr in das Futter als in die Luft zu liegen kommt. Sie muss 5 — C lang seyn.
Endlich bleibt das Trokarireu in der linken Hunger-grube übrig, was jedoch manchmal von Übeln Folgen (Entzün­dung, Eiterung u. dergl.) ist. (Vor- und Nachtheile des Trokars, zweischneidig oder dreischneidig.)
Sajffus Bistouri ä camile oder Gazoduc soll während der ganzen Heilung in der Wände bleiben (?) sey aber etwas com-plicirt. (Rupp. de la Soc. d'Agric. von 1827.)
Wo grosso Gefahr auf dem Verzug haftet, kann auch der Bauchstich mit einem Messer gemacht werden; ja man hat selbst diese Oeflnung so erweitert, dass man Futter mit der Hand aus dem Pansen nehmen konnte. Es ist jedoch hiebei leicht möglich, dass etwas zwischen dem Pansen und die Bauchwändc hinabge-rälh, und daselbst eine langwierige und selbst tüdlliche Eiterung
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veranlasst. Die Wunde ist zuzuheften, ein blosser Trokarstidi aber blos mit Thecr zu bedecken, um die Fliegeii abzuhalten.
Gewöhnlich ist die Gefahr ebenso schnell vomier, als sie entstund und die Tliicre sind noch einige Zeit diät zu halten ; sollte aber die Fresslust und das Wiederkäuen sich nicht wie­der einfinden, so kann man ihnen einige Gaben Glaubersalz mit Enzian geben.
Welkes Fuller, namentlich Bübenblätter, bringen ein länger dauerndes, hartnäckiges Aufblähen hervor, wogegen Aderlass, schleimige und salzige Mittel (oder Kochsalz) nebst Aendcrung des Futters (gekochtes Futter) empfohlen werden.
b) Anfblähen bei dürrem Futter ist weit seltener, verläuft langsamer, ist aber hartnäckig und. wiederholt sich gerne.
Es liegt meist Unverdaulichkeit und Schwäche des Magens, ferner verdorbenes Futter (faule oder erfrorene Kartoffeln und Rüben), manchmal auch organische Hindernisse des Wieder­kauens, z. B. Anschwellen der grossen Lymphdrüse im hintern obern Mittelfell, oder Eisen in der Haube u. dgl. zu Grunde.
Das Tbicr wiederkäut nicht, der Inhalt de's Pansen gebt in faulige Gäbrung über und es entstehen die Symptome des Aufbläbens, nebst Verstopfung.
Absorbircnde Mittel nützen nichts (vielleicht Chlor eher), die Schlundrohre und der Troikar nur palliativ. Man muss das Wiederkauen wieder zu erregen (durch Salze, Tarl. emet. oder Veratr. ulb. zu 3,^ pro dosi) und dann die Verdauung zu heben suchen (durch bittere, gewürzhafte Mittel, gutes, leicht verdauliches Futter). Auch Essig zu 1 — 2 Schoppen pro dosi, und eine Mischung von Salzsäure und Alkohol (1 : 4) in Wasser gegeben, ist nicht selten wirksam.
Wo organische oder mechanische Hindernisse zugegen sind, wiederholt sich das Aufblähen früher oder später, Ms man endlich das Tliier schlachten muss.
c) Symptomatisches Anfblühen bei Vergiftung durch den Genuss %ron Schwämmen (bei Ziegen) bei Indigestion, Verstopfung des Lösers, Kolik der Wieder­käuer und Darmentzündung auf Fütterung sauern Grases mit Carex- uud Juneus - Arten entstanden und von Diarrhöe und
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Kolik begleitet (s. rliein. Vet.-Bericht 1837); im letzten Stadium der Ruhr, der Rinderpest, des Milzbrandes u. s. w. als ein Zeichen gänzlich gesunkener Lebenskraft und Vorbote des nahen Todes.
d) Aufblühen der Saugkälber •sey blos zufällig und vorübergehend und erfordern nur die Ein­führung der Schlundriihre. (Youatt.)
Auch durch das Saugen eines Kalbes an den Ohren, Schlauch, Nabel des andern, wird manchmal soviel Luft liinabgeschluckt, dass Aufblähen entstellt. Vermeidung der Ursache.
(Iluzard beschreibt unter dem Namen Fal er e eine Krank­heit der Schafe, die blos im südlichen Frankreich, besonders Roussillon, vorkomme. Das anscheinend ganz gesunde Thier verfällt plötzlich in Stumpfsinn, hält den Kopf tief und schwankt; es versucht manchmal zu harneu, fällt auf die Kniee, erliebt sich und fällt wieder; es hört und sieht Nichts, verdreht die Augen und den Kopf, knirscht, athmet sehr beschwerlich, wird aufgetrieben , speichelt, lässt flüssigen , grünen Mist abgehen und crepirt oft schon in einer Stunde, gewöhnlich innerhalb 2—3 Stunden. Bei der Section fand mau blos die Mägen und den Darmkanal stark ausgedeimt von brennbarem (Kohlen­wasserstoff-) Gas.
Bei dem schnellen Verlauf der Krankheit kommt die Hülfe meist zu spät; man hat indessen mit Erfolg den Trokar und das Einschütten von reizenden Tränken angewendet; gewöhnlich stechen aber die Schäfer die davon befallenen Schafe sogleich und verkaufen sie an den Metzger, da das Fleisch sehr gut gegessen werden kann.
Iluzard glaubt, die Krankheit gehöre demnach unter die Indigestions mephitujues.)
L. thirdjtrtll. PtutrljiK.
Oeftere Ausleerung vieler, wässerigter oder schleimigter Excremente, für sich fieberlos und ohne bestimmte Dauer, im höhern Grade durch die dazu kommende Reizung des Darm­kanals fieberhaft. Bei allen Hausthiercn, besonders aber in der frühesten Jugend.
Bei längerer Dauer bildet sich eine besondere Anlage
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zu dieser Krankheit aus, so dass sie habitucl (chröuisch) wird, oder sehr leicht wiederkehrt.
Ursachen: Milchfehler, Erkältung in kalten Ställen, hei Mangel an Streu, iii schlechter Witterung; unpassendes, un­reines , schlechtes Futter und Trinkwasser, schneller üeher-gang von dürrem zu grünem Futter; unzweckmässiges Pur-giren; nach s te Ursache: vermehrte Schleimabsonderung im Darmkanal, Reizung desselben durch zu starke GaJIenab-sonderung (Gallenruhr), vermehrte peristaltische Bewegung, grosse Schwäche des Darms.
Symptome: Die Thiere setzen üfter als gewöhnlich die Darmexcremente ab, deren Beschaffenheit sich hauptsächlich nach der genossenen Nahrung richtet, die aber im Allgemeinen flüssiger als sonst und oft wenig verdaut sind; hlebei ist oft ein merkliclier Zwang zugegen, der Mist wird hinausgespritzt, er riecht sauer, die an dem After und den Schenkeln herah-laufende Flüssigkeit greift die Haut an und macht die Haare ausgehen; die Thiere werden mager, verlieren die Kräfte (be­sonders schnell die saugenden) in manchen Fällen kommen Aulblähen, Abgang von Blut oder Krämpfe hinzu; anfangs ist die Fresslust noch unverändert, bald aber lässt sie nach, die Thiere werden traurig, und das Leiden geht entweder in ent­zündliche Reizung der Därme über, oder endet unvermuthet schnell mit Lähmung des Darmkanals. Der Sectionsbcfund ist hienach ebenso verschieden; theils ist der Darmkanal, beson­ders die mncosa geröthet, aufgelockert, selbst stellenweise stark entzündet, besonders gegen das Ende zu; theils ist er eher blass oder die innere Haut livid, wie abgeschahen u. s. w. Nicht selten ist die Leber verändert, oder es sind die Zeichen der Cachexie zugegen. Bei Sauglämmern und Kälbern findet man oft feste Klumpen geronnenen Käsestoffes im Pansen und Laabmagen, oder hartes Futter (Stroh) daselbst, welches die Thiere noch nicht verdauen konnten, und das eine Reizung des Laabmagens unterhielt. Intmsmcept. ist ebenfalls beohachtet.
Prognose: Bei jungen, namentlich saugenden Thiereu kommt der Durchfall oft sehr verbreitet vor, weil die Ursachen (z. B. schlecht eingebrachtes Futter, welches die Mutterthiere bekommen, schlechte Ställe, Mangel an Stroh in der Wirth-schaft u. s. vv.) ebenso ausgebreitet vorhanden sind. Je nach
Hering, Pathologie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 4
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der Möglichkeit, die Ursacheii zu vermeiden, ferner nach der Dauer und Stärke des Ueltels richtet sich die Prognose. Bei längerer Dauer bleibt nicht selten eine allgemeine Schwäche des Thiers zurück, oder es wird in seinem Wachsthum aufge­halten, was besonders den Fohlen zu grossem Nachtheil gereicht.
Aeltere Thiere halten den Durchlauf weit länger ohne Ge­fahr und Nachtheil (die Abmagerung etwa ausgenommen) aus; er stellt sich in der Regel heim Anfang der Grünfütterung ein, und hört nach einigen Tagen, oder wenn etwas Dürrfutter daneben gereicht wird, von selbst auf. Sind aber andere, länger dauernde Ursachen des Durchfalls vorhanden (gehaltloses, schimmliches, rostiges Futter; hartes und unreines Wasser u. dergl.), so wird, namentlich bei Rindvieh, der Durchlauf chronisch, die Thiere legen selbst bei besserer Haltung nicht zu, geben wenig Milch und magern selbst ab. Solche chronische Diarrhöen sind schwer zu stopfen, und es giebt Gegenden, wo sie als Hauptmangel angesehen weiden. Der Durchfall ist manchmal critisch, oder ein heilsames Bestreben der Natur, nachtheilige Stoffe auszu­führen , und hienach zu würdigen.
Behandlung: vor Allem Beseitigung der Ursache. Bei saugenden Thiercn, Aenderung in der Fütterung der Mutter-thiere (nicht selten ist Abbrechen am Kürnerfuttcr nüthig), oder bei einzelnen Stücken, Milch einer andern Kuh, die schon länger gekalbt hat; wo die Milch oft halbkalt aus dem Kübel gereicht wird, lasse man das Kalb an der Kuh selbst saugen, oder mische etwas Mehl, besser noch gerüstetes Mehl (oder Leinkuchen und heisses Wasser in die Milch), auch Eiweiss, Leimwasser, Stärkmehl in Wasser aufgelöst, thun, in der ge­hörigen Menge angewendet, oft gute Dienste; wenn der Abgang gelblich geronnener Milch gleicht und scharf sauer riecht, setze man Alkalien zu (Kreide, Magnesia) oder gebe dem Mutter-thicre Pottasche; gegen die zurückbleibende Schwäche des Darmkanals dient am besten Rhabarber. Gegen die Reizung des Afters und Mastdarms setze man täglich einige schleimige Klystiere (mit Stärkrnehl, Leinsamenkuchen), denen man etwas Adstringiremlcs oder Besänftigendes (Eichenrinde, Hyosciamus) beifügt. Wenn das Thicr aufhört zu saugen, dabei schnell athnict, meist liegt, stöhnt u. dergl. und ein heisses Maul und After hat, sind entzündungswidrige Mittel (ßal. amar. mit Schleim)
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am Platze. Adstriugirende oder die Empfindlichkeit des Darms Iicrabstimmende Mittel, wie Opium, Nux vomica, Catechu Ferr. muriatic, Alaun, Elclieuriude, Tormentill und Rad. rumic. aquat., imierlich gegeben, stopfen zwar für den Augenblick den Durchfall, aber er kehrt nur um so heftiger wieder, wenn nicht die Ursachen besei'.igt werden; ihre Anwendung erfordert da­her grosse Umsicht. Youatt empfiehlt bei Kälbern zuerst ein Abfilhrungsmittel (äij 01. ricin. oder 'ijj Sul. amar.; nachher Opium, Katcchu, Kreide und Ingwer in vielem Schleim.
gt;' Audi bei erwachsenen Thiercn lichtet sich die Deliandlung nach dem allgemeinen Zustand. Eine Aendcrung des Futters (Gerste, Kleie oder Bohnen-Zusatz statt Haber, Heu statt Gras u. dergl.) ist nicht selten hinreichend, den Durchfall zu heben. Bei jungen, etwas schlaffen Pferden ist eine grosscre Ration KOrncrfulter oft allein im Stande, den Durchfall zu stillen. Pferde, die stets laxiren, leicht müde werden und bald schwei­gen , dabei aufgeschürzt sind, erfordern einen Zusatz von Bohnen oder Erbsen zu ihrem Futter (das man mit gutem Weine annetzen kann), ausserdem Ruhe und gute Pflege. Es sind ge­wöhnlich stark strapazirte und nachher schnell herausgefütterte Thicre (sog. Kleesmagen). Ist eine entzündliche Reizung des Darmkanals oder eine zu starke Absonderung von Galle die Ursache des Durchfalls, so giebt man Weinstein in einer schlei­migen Abkochung, auch Rhabarber (inländische). Bei sauer riechendem Mist und Luftentwicklung setzt mau Schwefelleber zu bitteren und arom. Mitteln; bei faulig - aashaftem Geruch thierische Kohle. Gegen Durchfall von Erkaltung dient warmes Verhalten, Frottircn oder reizende Einreibungen am Bauch, innerlich Wein mit Rhabarber, Opium, selbst Campher.
Allzustarke Gaben von Aloe, Croton oder lange fortgesetzte Gaben von Calomel bringen manchmal ein kaum zu stillendes Laxiren hervor, welches eine Darmentzündung und Lähmung zur. Folge haben kann. Hier sind anfangs schleimige Mittel mit entzündungswidrigen zu verbinden, und in Menge zu reichen, auch als Klystiere beizubringen, beim Nachlassen der entzünd­lichen Symptome setzt man statt der Salze kleine Gaben ad-stringirender und besänftigender Mittel hinzu. (With spricht von erblicher Diarrhöe, man solle Pferde, die daran leiden, nicht zur Zucht verwenden.)
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Gegen den Durchfall junger Schweine wird Waschen mit kaltem Wasser mehrmal des Tags empfohlen; Saugferkeln gebe man dicke Milch mit Geistenschrot oder Waizeukleie. Ein horkenartiger Ausschlag erscheint manchmal als vicarirendes Leiden (nach Schütze). Hunde Lekomnicn von ungewohntem Futter (z.B. rohem Fleisch, saurer Milch und dgl.) leicht Durch­fall; dagegen Brod- und Knochen-Zusatz. Vonraquo; Apportireu ill's Wasser entsteht rheumatischer Durchfall, der durch rei­zende Einreibungen, innerlich Opium und dgl. gehoben wird. Bei jungen Hunden ist manchmal der Drang so stark und an­haltend, dass Aftervorfall entsteht, der sehr hartniiekig ist; dagegen Reposition, Anwendung von Bandagen, später Scari­fication und Brennen, endlich die Amputation des vorgefallenen Stücks zu versuchen sind; wo nichts hilft, ist meist eine In­einanderschiebung des Darms zugegen.
Anhaltender, lieberloser Durchfall bei einer Kuh, grau, wässrig, faulriechend, mit zunclnncnder Abmagerung, hatten eine starke Infiltration der Häute des Laabmagens und Zwölffinger­darms zur Ursache (B cider 1 in d e n , rh. Vet.-Ber. 1837).
Symptomatischer D ur c h.fall in mehreren Krankheiten, zu denen sich eine Reizung des Darmkanals gesellt, z. B. Pocken, bei der Ruhr, Rinderpest, Füllenlähme.
(Bei Pferden findet sich manchmal ein falscher Durchfall, indem der Mist, wie gowühnlich (etwas weich) abgeht, da­gegen sehr oft (alle 5—10 Minuten) etwas braune Flüssigkeit aus dem After hervorsprudelt, die an dem llinterschenkel herab­läuft und die Haare wegfrisst. Ob eine locale Schwäche oder Wurmreiz zu Grunde liegt?)
M. Ifiumlciiii-ii (zunächst von Eingefreide-Würmern im Darmkanal).
Störung der Verdauung und Ernährung, theils durch die Menge der Parasiten im Darmkanal, theils durch ihre Grosse. — Dauer unbestimmt.
Von den Würmern sind einige zu Hunderten und Tausen­den vorhanden, und entziehen dem Körper viele Säfte, (wie Ascaris lumbrieoides im Magen und Dünndarm des Pferds, Strongylus armatns im Coccum und Colon desselben, Spiro-ptera im Magen des Schweins, die Kratzer im Darm {Echino-
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rhynchns Gigas), ilie Bandwürmer des Pferds (Taenia perfoliafa et plicata'), damp;a Amphistoma conicum in den beiden ersten Miigen der Wiederkäuer; andere sind zwar nur einzeln oder in gerin­ger Anzahl zugegen, (wie die Bandwürmer des Rinds, Schafs, Hunds und der Katze), erreichen aber eine bedeutende Aus­dehnung, und stören dadurch die perislaltischeBewegung, verur­sachen Schmerz im Dnrmkanal (Wurm-Koliken) u. s. W.
Hienach kommt es theils auf die Menge, theils auf die Art der Würmer au, um eine Krankheit hervorbringen zu köimen. Die eine Thlerspecies ist mehr zur AVurmerzeugung geneigt, als die andere, das Alter hat ebenfalls einen bedeutenden Ein-lluss darauf (junge Thiero, z. B. Lämmer sind üfter dadurch geplagt, als erwachsene) ja selbst die Gegend bringt Unter­schiede hervor, denn man findet manche in einein Lande häufige Arten in einem anderen selten oder gar nicht. (So istPenta-stoma tuenioides bei Hunden, Amp/dsfoma conicum bei Wieder­käuern, Oxynris cnrrida bei Pferden hier zu Lande sehr selten, im nürdlichen Deutschland dagegen, wie es scheint, häufig.)
In den meisten Fällen ist eine besondere Anlage zur Wurmbildung durch Schwächung der Verdauung überhaupt (unzureichendes, schlecht beschaffenes Futter, grosser Säfteverlust, Indigestion, Durchfall u. s. w.) vorhanden, welche als nächste und entfernte Ursachen der Wurmleiden betrachtet werden künnen.
Die Symptome sind ausser dem Abgang von Würmern (oder Stücken derselben) mit dem Mist unzuverlässig; doch kann man Würmer als die Ursache der vorhandenen Mager­keit bei ordentlicher Fresslust und gehöriger Verdauung des Futters vermutheu, wenn das Thier manchmal und unvermuthet vom Fressen ablässt, unruhig wird, und dann wieder fortfährt zu fressen (s. Wurm-Kolik), öfter ilähmt oder die Schnauze am Barren reibt (?), wenn sich verhärteter Schleim am After anhäuft oder eine wässerige Flüssigkeit (ohne Mist) aus dem Mastdarm träufelt; wenn ferner das Haar struppig, der Bauch aufgezogen, glanzlos ist, die Schleimhäute blass sind, das Maul schmierig, der Puls schwach, das Thier matt und kraftlos wird. Wo mehrere Thiere zugleich leiden (z. B. in einer Lämmer-heerde), kann man eines derselben schlachten, um sich von der Gegenwart (vieler) Bandwürmer zu überzeugen.
Bei Hunden veranlassen (Band-) Würmer nicht selten
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ncivüse Symptome, Zuckungen, Schwindel, Lust zu beiaseu u. s. w. Aligang einzelner Glieder, auch von Eiern des Bandwurms ist bei ihnen nicht selten.
Die Folgen der längeren Anwesenheit solcher Würmer sind (vereint mit den fortdauernden Ursachen derselben, nämlich Schwäche des Darmkanals, Fehler der Fütterung u. s. w.) Abmagerung, Neigung zu Wassersacht, endlich Auszehrung und der Tod. Die Section zeigt, ausser den Entozoen, Blut-armuth. Blässe der Häute, Wasseransammlungen in den Höhleu oder dem Zellgewebe, ähnliche Wurmbildung ausser dem Darm-kaual (z. B. Hydatiden, Egel u. s. w.).
Behandlung: Abkochungen widrig gewürzhafter Pflan-zentheile, z. B. Tanacetwn, Valeriana, Artemisia, Sein, cynae oft in Verbindung mit einem Abführungsmiltel. Bei den grüssern llaustliieren ist 01. C. C. allein oder mit 01. tereb. das zuver­lässigste (Dosis Sj. 0/. C.C. in 4 Pillen mit ebensoviel Aloe und Sem. lim. des Tags für ein Pferd); auch Leinöl oder Fisclilhran zu V, Pfund titglich Morgens, 8—10 Tage lang gegeben. Ausserdem wird Eisenvitriol, Calomel, auch Arsenik (in kleinen Gaben) angewendet, was jedoch Vorsicht erheischt. Gegen Pallisadcnwürmcr im Mastdarm sind Oel-Klystiere oder Auf­lösungen von Aloe beim Pferde empfohlen (Youatt). Gegen Ascariden empfiehlt er Morgens vor dem Füttern je ein Pille aus 3ij. Tartar, emet. mit Ingwer ^j. (!) und Leinsamenmehl. — Bei einer Kuh ging ein Bandwurm auf ein Decoct. Hyperic. perforati, Ab-synth. und Bacc. juniper mit Zusatz von etwas Branntwein und faulem Ilandkäse ab (rh. Vet.-Ber. 1834).
Gegen den Bandwurm der Hunde empfiehlt 1. e b a s , das Extr. cort. rad. granator. zu o,?.—AJ. täglich; sonst ist die Rad. filic. mar. oder das daraus bereitete Extract, gebräuchlich.
Die Nachbehandlung erfordert längere Zeit verdauungsstär-kende Mittel, nebst zweckmässiger Fütterung.
Auf die Bremsenlarven (und wahrscheinlich auf alle fest­gesaugten Würmer) wirken die stärksten Arzneien nicht.
Krause fand in einem Z'/jJiUingei) abgemagerten Pferde über 550 Asc.lumbr.; 69 Tän. ferfol.; 191 Oxyurig; unzählige ^(r. tetracanthus, 214 grusse Str. armal. und 287 Fil.papill. im Cav. abd. atfhoracis.
Kcrsting will einen Spulwurm bei einem Pferde gesehen haben, der 4 Fuss 7 Zoll lang war.
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N. ÜUmihjjoft jj^liörte Sollen-Äbfmilisrunö.
Die Gallen-Absonderung kann vermindert oder vermehrt Bcyn, die Galle wird auch manchmal in ihren Ucstaiidthcilen verändert und scheidet einzelne derselben aus oder ist zu wäss-rig, zu scharf u. s. w. Diese Störungen gehören theils zu einer allgemeinen Krankheit, theils beruhen sie auf organischen Veränderungen in der Leber, die meist eine Folge von (acuter oder schleichender) Entzündung dieses Organs sind (Tuberkel, Abscesse, Verhärtung oder Erweichung der Substanz u. s. w.).
a) Verminderte Gallen-Absonderung.
Es wird weniger Galle (oder mehr wässerige) bereitet, als der Verdanungsprocess bedarf, oder aber die Gallenabsonderung ist desshalb gering, weil die Verdauung sislirt. Man erkennt diesen Zustand hauptsächlich an der Bcschaifenheit des Mists; geht derselbe (bei Pferden) blass, säuerlich riechend, in grossen, lockeren Ballen, selten aber viel auf einmal ab, ist zugleich die Fresslust unordentlich und das Thier nimmt nicht gehörig zu oder gar ab, so kann mau auf verminderte Gallenabsonde­rung schliessen, deren Ursachen selten mit Bestimmtheit nach­zuweisen sind. Die Mittel, welche hier angewendet werden können, sind theils solche, welche die Einwirkung der Galle zu ersetzen im Stande sind (bittere, gewürzhafte Pilanzenstofle, wie Enzian, Kalmus, Senf, Fei. tauri inspiss.); theils solche, die die Gallenabsonderung speeifisch vermehren, oder beide Eigenschaften in sich vereinen, wie namentlich die Aloe, wel­cher, wo ein entzündlicher Zustand zu befürchten ist, mit Nutzen Calomel zugesetzt wird. Da indessen die Galle nicht blos als Reizmittel für die peristaltische Bewegung des Dann-canals und als Hülfsmittel zur Chylusbereitung anzusehen ist, sondern auch zugleich mehrere zur Ausscheidung aus dem Blut beätimmte Stoffe enthält, deren Zurückbleiben nachtheilig werden kann, so entstehen aus verminderter Gallenabsonderung nicht blos Störungen der Verdauung, sondern auch allgemeine Krank­heiten, wie Koller und Gelbsucht. Auch die rothlaufartigen Krankheiten und der Milzbrand hängen meist mit Störungen der Gallenabsonderung zusammen. Hier ist zunächst als be­sondere Krankheitsform zu betrachten:
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Gelbsucht fIcterus).
Es ist Gallciifarbstoff im Blut (in grösscrcr Menge) cut-lialtcn (das Serum ist auflallcud dunkelgelb), welclier auf den Schleimhüuten, der allgcmcincu Decke, den serösen Häuten und ihrer Absonderung und im Zellgewebe, den Nieren u. s. W. abgeschieden wird.
Ob hier Bestandtheilc der Galle in dem Blut zurückbleiben, statt in der Leber ausgeschieden zu werden, oder ob die in der Leber bereits gebildete Galle durch Resorbtion wieder in's Blut gelangt, ist nicht zu entscheiden. Für ersteres scheint die chemische Untersuchung (nach welcher man Bestandthcile der Galle und des Harns im gesunden (?) Blute findet, obwohl in geringster Menge) zu sprechen, für das zweite das Ent­stehen der Gelbsucht, durch mechanische Verstopfung des Gallen-gangs. Youatt nimmt hauptsüehlich das letztere an, und hält vermehrte Absonderung der Galle für die ursprüngliche Veranlassung.
Die Gelbsucht kommt bei allen unseren Ilausthieren, obwohl nicht häufig vor (nach Youatt ist sie eine der häufigsten Krank­heiten des englischen Bindviehs, und die meisten in London geschlachteten Ochsen sollen Steine in der Gallenblase haben I Sie trifft meist ältere, abgemagerte, schlecht gehaltene oder au chronischen Veränderungen der Leber leidende Thiere; beim Schaf begleitet sie gerne die Egelkrankheit oder geht ihr voraus; bei den Hunden erreicht die gelbe Färbung der Haut den höch­sten Grad.
Die Gelbsucht ist ein chronisches, an sich fieberloses Leiden und durch die gelbe Färbung der sichtbaren Schleimhäute und der Haut (wo sie nicht schwarz gefärbt ist) und besonders des Weissen im Auge bezeichnet (bei einem Pferde mit einem Glasauge, das an symptom. Gelbsucht litt, war nicht blos der H. aqueus, sondern auch die im sehr deutlich gefärbt.) Ausserdera: Mangel an Fresslust, Mattigkeit, eine mit schmutzigem oder gelblichem Schleim belegte Zunge, lockerer oder sehr harter, blasser oder dunkelgelber, mit Schleim überzogener und säuerlich riechender Mist, Trägheit und Unvollständigkeit der Verdauung, dunkler, durchsichtiger, schleimiger, weisses Papier oft gelbfärbender Harn u. s. w. Seltener kommen
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Aviisserigc Geschwülste, ein borkiger Ausschlag, Zeichen von Bewusstlosigkeit, Fieber und ciil/.üudlielic Symptome hei der Gelljsucht vor. Die gelbliche Färbung stellt sich oft gleich anfangs, oft aucii erst nach einigen Wochen ein, und bleibt nicht selten hartnäckig zurück, nachdem auch die übrigen Symptome geholen worden sind.
Bei der Section findet man, aussei- den Zeichen des all­gemeinen Leidens, hauptsächlich organische Veränderungen iu der Leber, wie Yerhärlungen, Abscesse, Tuberkel, Hydatiden und Egel, Gallensteine (selten bei Pferden).
In einem Falle fand man bei einem Hunde, der an Gelb­sucht gelitten, nachdem er überfahren worden, den Ductus choledochus zerrissen und obliterirf, dabei viel gelbes Wasser in der Bauclihühle. (S. Journ. pral. Mai. 1828.)
Die Behandlung der idiopalhischen Gelbsucht erfordert neben leicht verdaulichem Futter, innerlich bittere, gewürzhafle Mittel, Aloe auch Asafoetida und Terpentinöl (innerlich und als Einreibung), wo aber Stockungen und entzündliche .Symptome sich äussern, Calomel, Tart. emet. und Quecksilber-Einreibungen in die Lebergegend.
Man unterstützt die innerlichen Mittel durch passende Klystierc, und hält die Thiere gut bedeckt. Die Nachbehand­lung hat es vorzüglich mit Stärkung der Verdaung im Allge­meinen zu thun.
Y o u a tt empfiehlt bei anfangs entzündlichen Symptomen Ader-lass, Epsomsalz zu 1—l1/, Pfund, nüthigcnfalls mit 10 Gran Croton-Xttss, Opium oder Digitalis, je zu % Drachme um den Krampf (?) zu heben. Bei chronischer Gelbsucht des Rindviehs ist vor Allem ein Laxans (Epsomsalz mit Gewürz), oder aber Aloe angezeigt; Leigh empfiehlt Aloe mit venetianischer Seife und Terpentin; ein Anderer Senfmehl in Dosen von sij., täglich 2 bis 3 Mal.
SymptomatischeGelb sucht kommt bei mehreren fieber­haften Krankheiten, z. B. dem Gallenfieber, Gallenruhr, Rinder­pest, Leberentzündung (acute), der Influenza (bösartigen Lun­gen-und Leberentzündung), ferner bei acutem Koller vor. Die Behandlung richtet sich zunächst nach der allgemeinen Krank­heit, rauss jedoch üfter dieses Symptom zu berücksichtigen suchen.
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6) Vermehrte Gallen-Absonderung. Sie hat durch vermehrte Reizung des Darnikauals meist Durchfall zur uüchsteu Folge, und gibt durch Rcsorbtiou eines Theils der überflüssigen Galle zu symptomatischer Gelbsucht und den daselbst genannten Krankhcitsformcn Veranlassung, deren Buhandlung sich nach dem allgemeinen Zustande richtet. Unter den Mitteln, welche die Gallenabsonderung beschränken, ist hauptsächlich Crem, tartar, zu nennen, (ausserdem die die Secretionen überhaupt beschränkenden, adstringirenden, metal­lischen Mittel, z. B. Sachar. saturn., Eisenvitriol u. dgl.) Dass man z. B. in der Binderpest die Gallenblase so sehr angefüllt findet, rührt nicht sowohl von der vermehrten Secretion von Galle her, als davon, dass sie im Darmkanal nicht gebraucht wird, weil die Verdauung unterbrochen ist, wesshalb sich die Galle in der Gallenblase anhäuft.
c) Veränderte Gallen-Absonderung.
Die Galle ist eine so complicirte Flüssigkeit, dass Abän­derungen in ihrer Zusammensetzung schwer mit Bestimmtheit nachzuweisen sind; indessen darf die Bildung der (beim Binde niclit seltenen) Gallensteine und der röhrenartigen Concre-mente von kalkigter Beschaffenheit in den Galleiigäugcn (des Rinds) als von einer qualitativen Verschiedenheit der Galle abhängig angenommen werden.
Nichts lässt das Vorhandenseyn von Gallensteinen in der Gallenblase von lebenden Thieren erkennen; verstopfen sie me­chanisch den gemeinschaftlichen Gallengang, so können Störungen der Verdauung und Gelbsucht entstehen, wie wenn zu wrenig Galle abgesondert würde, oder diese durch Rücksaugung wie­der in's Blut käme.
Die Gallensteine des Rindes und Pferdes sind theils rundlich, theils eckig (würfet- oder pyramidenförmig), aussen biaungrün, innen safran- oder pomeranzenfarb, leichter als Wasser, aber unauflöslich in demselben, dagegen in Kalisolution Oslich. Das Steckenbleiben von Gallensteinen im Duct, choled. hat Symp­tome von Gelbsucht, verbunden mit Fieber, Schmerzen, Mangel an Appetit, grossen Durst, Verstopfung u. s. w. zur Folge
Birnbaum beobachtete während zwei Jahren ein Pferd, das oft an Appetitlosigkeit, chronischer Uuverdaulichkeit, leichteu
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Koliken mit liartnäckiger Verstopfung litt. Die Schleimhänte waren gelblich gefiirbt, Athem und Puls normal; der Mist war nach jenen Anßdlcn blassgclb, schlecht verdaut, wie Sehweins-mist riechend; sp.'iter magerte das Thier bei gutem Futter und massiger Arbeit ab.
An einem hel'tigen Kolik-Anfall krepirte es, durch innere Verblutung aus dein varicösen Pfort-Ader-Stamm. Im Gallen­gang war eine Masse gelben, dicken Schleimes, und über 400 Gallensteine, davon der grösstc wie eine Wallnuss; die innere Haut des Duct, choledoc/ms war an einzelnen Stellen incrustirt. Die Gallensteine waren sehr zerbrechlich, bestanden aus Schich­ten, aussei) graubräun, innen gelb; ihre Hauptbestandthcile waren Galleuharz und branner Farbstoff der Galle.
(BeidemamlS. Febr. 1839getüdtetcii 26jährigen arab. Hengst Bairaetar, der nur circa 30 Stunden krank gewesen [anfangs wie Kolik, konnte dann nicht mehr aufstehen, zeigte aber nie Symptome von Gelbsucht und dgl.J, fand ich fünfzehn eckige Gallensteine zusammen 6 7, Drachmen schwer. Die Leber war klein, aber gesund.)
Wo sich viele Egelwürmer in den Gallengängen befinden (besonders bei Schafen), ist die Galle in der Regel auffallend wässrig, so dass sie manchmal kaum gefärbt erscheint. Hierunter muss die Verdauung nothwendig leiden (vergl. Egelkrankheit).
Egelkrank heit (Cachexitt ietero-verminosa V. fr. Pourriture,
Cachexie aqueusej.
Knüz, häufig mit der Fäule oder Bleichsucht, eigentlich Wassersucht als identisch genommen, weil beide oft zugleich vorhanden sind, auch Anbruch genannt, worunter man übrigens in manchen Gegenden die Räude der Schafe versteht.
Die Egelkrankheit trifft hauptsächlich Schafe, seltener Rindvieh oder Schweine, jene gewöhnlich als Enzootie, diese eher einzeln und nur nach besonders nassen Jahgängen seuchen­artig; sie ist fieberlos, langwierig, gerne mit Gelbsucht oder Wassersucht complicirt, und durch die Ueberfüllung der Gallen-gänge mit Egeln (Distoma hepaticum und lanceol.) characterisirt.
Sowohl vermöge seiner allgemeinen Neigung zu lympha­tischen Leiden, als seiner Haltung als Weidevieh 1st das Schaf vorzugsweise zu dieser Krankheit disponirt, und eine
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vorherrschende Anlage ist bei Lämmeru, die von egelkranken Mültcrn abstammen, nicht zu läugucu. Einzelne Egelwürmer trifft man in sehr vielen sonst gesunden Schafen an, seltener bei Rindvieh und Schweinen; beim Pferde und Esel kommt dieser Eingeweidewurm am seltensten vor. (Ob beim Hund?)
Die Symptome sind die allgemeiner Schwäche, des Blut­mangels, der Gelbsucht und zuletzt auch der Wassersucht. Der Anfang der Krankheit wird gewühulich übersehen, und erst wenn die Section einiger gefallener Stücke das Vorhanden-seyn der Egclkrankheit nachgewiesen hat, vermuthet man mit Grund, dass der übrige Theil der Heerde mehr oder weniger an demselben Uebel leide. Trägheit, Mattigkeit, blasse oder gelblich gefärbte Haut und Bindehaut des Auges, Mangel an Elasticität der Wolle, die sich leicht ausraufen lässt, schmutzige Maulschleimhaut, lockere Zähne, Auftreibung des Bauchs in der Lebergegcud, weiches Misten, endlich oedematose Anschwellungen unter der Haut, Wassererguss in der Bauchhöhle (Fäule) bezeich­nen die Egeikrankhcit, -welche Monate (und mit Unterbrechun­gen von meist scheinbarer Besserung Jahre lang) dauern kann.
Die Section zeigt klares Wasser im Zellgewebe unter der Haut, ferner in Menge in der Bauch- und (selten) Brusthöhle, wesentlich aber die mit verdickten Häuten versehenen Gallcngänge vollgestopft von Egeln, die circa 1quot; lang und '/a — Va breit, da­bei platt und graugrünlich sind; die jüngeren Exemplare 1—1'quot; lang, sind spitziger und schmäler als die älteren, auch scheinen die Eingeweide deutlicher hindurch. Die Gallenblase enthält wenig Würmer, dagegen ziemlich viel wässerige, fast färb- und geschmacklose Galle. Die Leber ist oft vergrüssert, verhärtet, selten mürbe, und enthält manchmal nebenbei Hjdatideu. Die Eingeweide sind blass, blutleer, fettlos. Bei jungen Thieren ist manchmal der Darmkanal zugleich voll von Band- und Rund­würmern. {Taenia expansa, Strongylus contortus und ßicollis und Trichocephalus affinis.)
Die Ursache der Krankheit liegt hauptsächlich in unzu­reichender Fütterung (namentlich im Winter), in schlecht be­schaffenem Futter, karger oder sumpfiger Weide mit Binsen und Seggen (Iiawus, Carex), oder nach Ueberschwemmungen. An solchen nassen Stellen steht oft die Vegetation üppig und wird besonders von ausgehungertem Vieh begierig gefressen,
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Lringt aber in kurzer Zeit die Krankheit hervor (Verhüten). Ferner Leschuldigt man das Liegen auf feuchtem, kaltem Boden (Pferchen), die Lysimachia nmnularia (die übrigens haupt­sächlich an schattigen, nassen Stellen wächst); Nebel, Sumpfluft.
Die Behandlung ist nur da einzuleiten, wo das Uebel noch keine organische Veränderung in den Eingeweiden her­vorgebracht hat^ und wo zugleich die Ursachen vermieden werden künnen; ausserdem ist zeitiges Schlachten vurtheilliafter. Bittere, stärkende und wurmwidrige Mittel werden in Form einer Lecke gereicht (Enzian, Wermuth, Kalmus, Eichenrinde, Eisenpräparate, namentlich Eisen - Vitriol, Eisenoxyd (Crocus mortis), selbst Berlinerblau (leichter assimilirbar) — dazu Ter-pentin-Ocl, Stein-Oel, Hirschhorn-Oel — geröstetes Kürnerfuttcr und Kochsalz. Einige empfehlen besonders Kalk oder Kalkmilch mit Zusatz von etwas Steinol, Andere dagegen sahen von sehr verdünnter Salz- oder Schwefelsäure guten Erfolg.
Das Fleisch der nicht im höchsten Grade kranken Thiere ist ohne Nachtheil geniessbar, obwohl von geringerem Werlhe, und daher unter der Taxe zu verkaufen.
0. ,iUttnki)laquo;ft flcftörle f crridjUina itt jÖiuid;lVi:id)fl-Pni|V.
Es lässt sieh nach der Analogie annehmen, dass die Bauch­speichel-Drüse ähnlichen Störungen in ihrer Verrichtung unter­worfen seyn wird, als andere zur Verdauung beifragende (namentlich die Speichel-) Drüsen. Steinartige Concremente sind auch im Ausfübrungsgang der Bauchspeicheldrüse beob­achtet worden. Indessen sind weder die Symptome bekannt, an welchen dergleichen Störungen zu erkennen wären, noch die Mittel, welche dagegen anzuwenden seyn möchten.
P. f erfliftuiifl.
Meist schnell eintretende Lebensgefahr, durch kleine Quan­titäten (entweder chemisch oder dynamisch) stark wirkender Substanzen.
(Es ist liier bloss von Jen Giften die Rede, die auf dem Wege der Verdauung in delaquo; Körper gekommen sind; Vergiftung kann auch dureh die Respiration oder durch direetc Bcimiscliung in's Blut statt­finden; eben so wenig ist liier von tliieriscben Giften, Contagien, Miasmen und vergifteten Wunden, die in's Gebiet der Chirurgie gehören, die Hede.)
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Jedes stärker wirkende Arzneimittel kann durch grosse Galten oder unzeitige Anwendung zum Gift werden; selbst gc-wOlmliclie Nalirungsmittel können, wenn sie durch Fiiulniss, Gährung, Schimmel oder Frost Zersetzungen erlitten haben, Vergiftungen hervorbringen.
Die Symptome der Vergiftung sind je nach der giftigen Substanz, welche sie vcranlasst, der Menge und der Verbin­dung derselben, dem Zustande des Thiers und besonders der Thierart sehr verschieden. Manche Gifte bringen neben der allgemeinen Wirkung durch speeifische Wirkung auf gewisse Organe noch besondere Symptome hervor, aus denen man auf die angewendete Substanz schliessen kann.
Die pflanzenfressenden Hausthiere sind gegen Pf lau z e n-Gifte, besonders narcolische, nicht sehr empfindlich; mehrere dieser letzteren verlieren, wie auch die scharfen Pflanzen, durch das Trocknen einen grossen Theil ihrer Wirksamkeit, und es sind daher grosse Mengen davon erforderlich, um bei einem Pferd oder Rind Vergiftungs-Symptome hervorzubringen. Fleischfressende Thiere sind gegen beiderlei Pflanzen - Gifte, narcotische wie scharfe, weit empfindlicher; sind aber der Ver­giftung durch dieselben weniger ausgesetzt, weil es gegen ihre Natur ist, davon zu fressen.
Zu den narcotischen Pflanzengiften gehören: Digitalis purjnaea, Nux voinica (Frucht), Taxus baccata (Eibenbaum, Blatter oder Zweige), Ifyosciamus niger (Bilsen­kraut), Atropa belladonna (Tollkirsche), Conium mneulatum (Schierling), Cicnta rlrosa (Wütherich), Papnver Hlweas (die unreifen Ktipfe für Rindvieh und Schafe) Solanum myr. (Nacht­schatten) , Datura strammonium (Stechapfel), verschiedene Species von Aconitum (Eisenhütchen), und von Nicotiana (Tabak) einige Pilze, z. B. das Mutterkorn {Seeale cornutum), so wie das aus den unreifen Köpfen des Paparev somniferum erhaltene Opium, ferner der in alten Bucheckern - Oelkuchen sich euU wickelnde giftige Stoff, der Kirschlorbeer [Prunm lauroce-rasus, die Blätter), oder bittere Mandeln u. dgl., namentlich für kleine Hausthiere und Geflügel.
Als scharfe Pflanzengifte sind anzuführen: Veratr. alb. und nigr. (Nieswurzcl oder Germer, die Wuizel) verschie­dene Species von Helleborus (z. B. tiridis, feefulm, niger,
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Chrislwurz), mehrere Ranunkel- (Ilahneufuss) Arten, die Zeitlose (Colchicum mitumnale), alle Euphorbien, Ulms toxicodendron (Glftsumacli) u. s. w., Pfeffer für Schweine, auch wenn er nicht in die Luftröhre kommt, wieViborg augibt (s. Busch Zeitschr. II. Bd.).
Von allen diesen Pflanzen sind bei den verschiedenen Haus-thieren, besonders den grösseren, Vergiftungen beobachtet wor­den , obgleich von den meisten derselben manchmal grosse Gaben ohne Naehthell ertragen wurden. Es hängt nümlich sehr viel davon ab, ob die giftige Pflanze allein oder in Verbindung mit vielen andern unschädlielicn Pflanzen gefressen wurde, ob sie in den leeren oder in den angefüllten Magen kommt u. s. w. Unter den pflanzenfressenden Hausthieren sind die Ziegen am wenigsten gegen Pflanzengifte empfindlich.
Mineralische Vergiftungen sind bei den grössern Hausthieren selten, theils weil dgl. Gifte schwer zu bekommen sinu, theils weil das Pferd und Bind verhältnissmässig äusserst grosse Gaben derselben (z. B. von Arsenik) ertragen können. Die kleineren Hausthierc, namentlich Hunde, Katzen und Geflügel, welche aus Abfallen und Winkeln öfters schädliche Substanzen, oder für Ungeziefer bestimmte, vergiftete Nahrungsmittel auf­finden , oder endlich absichtlich vergiftet werden, unterliegen nicht selten kleinen Gaben der mineralischen Gifte. (Vergiftung durch thierische Bestandtheile, z. B. Milzbrand, Rotz u. s. w. ist eigentlich Ansteckung; die Behandlung vergifteter Wunden gehört in die Chirurgie.)
Im Allgemeinen äussert sich die Vergiftung durch plötzliches Aufhören des Appetits, Unruhe, Schmerzen im Hinterleib, Erbrechen (beim Schwein, Hund), Auftreibung des Bauchs, Verstopfung oder Durchfall (letzterer manchmal blutig oder mit Zwang und After-Vorfall verbunden), beschwer­liches Athnicn, unterdrückte Harnausleeriiug, trockene, steife Haut, struppiges Haar u. s. w.
I lira ii gesellen sich nun, je nach der Art des Giftes ent­weder Symptome der Magen- und Darmentzündung, mit schnel­lem, kleinem, unregelmässigcm Pulse, gerütheten Schleimhäuten des Mauls, der Nase und der Augen; schnellem Uebcrgang in Brand u. s. w., oder aber es stellen sich gleich nervöse Zeichen: Betäubung, Zähneknir^cheu, Zuckungen, Starrkrampf,
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L!l]llmlllg• u. s. w. ein, 'welche in verhällnissraüssig kurzer Zeit den Tod herbcifüliren.
Bei der Section findet man: das Blut theerartig, schwarz, in verschiedenen Organen mehr oder weniger angehäuft, die Häute des Magens und Darmkanals, meist plattenweise, ent­zündet, hrandig, die innere Haut hie und da corrodirt (bei scharfen Giften, Arsenik u. s. w.). Infiltration des Zellgewehs zwischen der Muskel - und Schleimhaut (oft Zoll dick, sulzig), Blutunterlaufung am Herzen und den grossen Gefässstämmen, seltener an den Nieren, oder im Hirn und Hückenmark (bei narcotischen Giften); bei langsamerem Verlaufe: Auflösung des Fetts, Zusammenschrumpfen des Darmkanals u. dergl.
Diagnose, wo man die Veranlassung, Substanz u. s.w. nicht kennt, unsicher. Prognose ebenso, meist ungünstig. Wo mehrere THiere zugleich erkrankt sind, kann man eines derselben tüdten, um die giftige Substanz im Magen aufzu­suchen (was bei Pflanzentheilen und namentlich bei Wieder­käuern nicht sehr schwierig ist); mineralische Gifte sind auf chemischem Wege aosznmittelu.
Behandln n g. In den meisten Fällen wird eine Ver­giftung blos vermuthet, selten ist man darüber in Gewissheit, und noch seltener weiss man sogleich die Substanz, mit welcher die Vergiftung geschehen ist. In solchen Fällen verfährt mau nach den vorhandenen Symptomen, und sucht vor Allem die schädliche Substanz auf dem kürzesten Weg wieder aus dem Körper zu schaffen, daher zuerst: Brechmittel (bei den sich erbrechenden Tbieren); wäre von selbst Brechen eingetreten, so sucht man es zu unterhalten , durch Einschütten von lauem Wasser, Milch u. dergl.; bei allzustarkem Brechen: Brause­pulver , und kleine Gaben besänftigender Mittel (z. B. Opium-tinetur, Bilsenkraut-E.xtract). Bei den einmagigen Pflanzen­fressern könnte man die Anwendung der Magenpumpe ver­suchen , und mittelst derselben eine grosso Quantität Flüssig­keit in den Magen bringen und dieselbe wieder herausziehen. Ausserdem sind hauptsächlich einhüllende (ölige , schleimige, mchlhaltigc) Einschütte, besonders Milch, sämmtlich in grösse-rer Menge beizubringen. Vermuthet man ein narcotisches oder scharfes Pflanzengift, so sind Pllanzensäuren, z. B. Essig, saure Milch, AVeinstein-Auflüsung, angezeigt. Bei den
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Wiederkäuein sind indessen die Symptome von solchen Vergiftun­gen gewöhnlich nicht sehr heftig und werden entweder anfangs Übersehen oder verkannt. Eben desshalb sind auch Vergiftungeil durcli kleine, aber öfter wiederholte Gaben gefährlicher als durch eine grosse Gabe. Sobald der Puls das Beginnen der Entzündung andeutet, ist ein Aderlass vorzunehmen und innerlich Bitter­salz , Glaubersalz u. s. w. in schleimigem Vehikel zu reichen. Auch gegen mineralische Gifte, die aber zunächst nicht näher bestimmt sind, werden ölige und schleimige Mittel angewendet, wo man das Gift nicht auf mechanische Weise wieder entleeren kann. Ist hingegen die giftige Substanz bekannt, so sind je nach dem Zeitpunkt, in welchem die Behandlung unternommen wurde, statt der einhüllenden Mittel solche zu wählen, welche das noch im Magen befindliche Gift chemisch zersetzen, oder seine schädliche Eigenschaft ncutralisiren, oder wenn ein Thcil desselben bereits resorbirt ist, den üblen Folgen entgegen zu wirken im Stande sind. Diese Mittel sind nun nach der Beschaffenheit des mineralischen Giftes sehr verschieden. Gegen kaustische Alkalien und Erden sind im Allgemeinen verdünnte Säuren, gegen concentrirtc Säuren dagegen verdünnte Auflösungen von Alkalien nützlich; gewohnlich tritt aber die reizende Wirkung jener Stoffe so plötzlich ein, dass man es mehr mit den Folgen CCorrosion, Entzündung u. s. w. des Mauls, Schlunds und Magens) zu thun hat. Da bei den Ver­giftungen alles auf schnelle Hülfe ankommt, so sind diejenigen Mittel, welche gleich bei der Hand sind, selbst wenn sie andern an Wirksamkeit nachstehen, vorzuziehen.
Von den Metall-Oxyden und Salzen sind die meisten (Eisen und Braunstein ausgenommen) giftig, die wenigsten aber leicht zu haben; daher nur die gewöhnlichsten anzuführen sind.
Arsenik (weisser, arsenige Säure) wird zersetzt durch: Zuckervvasser, Kaikwasser in Menge, starkes Seifenwasser, Kohlenpulver in Wasser, Schwefelwasserstoff-haltiges Wasser; Eidotter mit viel Wasser gerührt; Eisenoxydhydrat (frisch bereitet, und circa I2mal so viel, als die Dosis des Arseniks betragen haben mochte); besser noch Liq. ferri oxydati acetici, welcher auch gegen arsenigsaures Kali und arseniksaures Kali wirkt, während jenes nur gegen arsenige oder Arsensäure. Quecksilber-Sublim at: Eiweiss, Kleber (Mehl) oder
Hering, Pathologie,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5
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Gallerte (Leiraauflüsung); gegen langsame Quecksilbervergiftung, %. B. durch rotlies Quecksilberoxyd (.Were, prmc rubr.), — Dünste, Salben u. dgl. wird Schwcfclleber oder Schwefel und Salpeter zu gleichen Theilen empfohlen.
Kupfersalze, z. B. schwefelsaures oder kohlen - und essig­saures Kupfer (blauer Vitriol, Grünspan) : Zuckerwasser, oder Zucker in Milch aufgelöst; Eichenrinde- oder Gallapfeldecoct.
Spiesglanzsal z e, z. B. Brechweinstein: Gerbestoff, (Abkochungen von Eichenrinde, Galläpfeln), Chinin.
Bleioxyde und Salze, z. B. Bleiwciss, Bleizucker, Bleiextract: schwefelsaure Salze (Bittersalz, Doppelsalz, Alaun): bei Bleikülik, neben diesen Opium.
Zinksalze, z.B. schwefelsaurer Zink'(weiss. Vitriol): Milch.
Silber salze, z. B. Höllenstein: Kochsalz.
Barytsalze (aullösliche): schwefelsaure Salze. Ferner ist hier anzuführen :
Blausäure, eines der tödtlichsten Gifte, besonders für kleine llausthiere, Vögel u. dergl., wogegen Einathmen von Amnioniakgas, Chlorgas (oder Einschütten einer schwachen Aullösung von Salmiakgeist, Chlorkalk) empfohlen wird; die Wirkung der Blausäure ist jedoch meist zu schnell, um mit Erfolg etwas dagegen unternehmen zu können.
Strychnin (der wirksame Stoff des Nux romica) wird durch Jodtinctur zersetzt.
Morphium (ein aus dem Opium bereitetes Alcaloid): oder Opium: Pllanzensäuren, schwarzer Caffe, Essigklystiere u. dgl.
Bleivergiftung, enzootische: sog. Haukrankheit bei Rind-vicli an dem Blciborge im Kreise Sebleiden (Rlieinpieussen), be.jbachtct von Kreis-Thierarzt Fuchs.
Anfangs Aufhören oder wechselnde Fresslust, bei unregel-miissigem oder ganz sistirtem Wiederkauen; normaler oder ver­mehrter Durst; Mist seilen, fest, manchmal völlige Verstopfung, wenig und heller Urin. Die Thiere stehen zurück, das Haar ist gesträubt, der Kopf gesenkt, der Rücken gekrümmt, die Magengegend etwas gespannt, der Schwanz zwischen die Hinterbacken eingeklemmt, der Puls ist härtlich, zusammenge­zogen, wenig vermehrt, der Herzschlag fühlbar; stierer Blick ohne Röthung der Bindehaut und der übrigen Schleimhäute,
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zuweilen Zähiicknirschcii. Körperwärme vermindert, Aflimeu ungestört, Bewegung ziemlich frei. Dieses erste Stadium der Krankheit hatte eine verschiedene Dauer, doch selten über 3 Tage, sodann trat deutliches Fieber mit wechselnder Temperatur des Körpers, beschleunigtem Puls, deutlich fühlbarem Herzschlag, etwas beschwerlichem Athmen, vermehrter Böthe der Schleim­häute ein. Das Zähneknirschen wird häufiger und aus dem stets kauenden Maule fliesst zäher Speichel (daher „TTaukrankbeitquot;!). — Die Augen sind unbeweglich und weiden selten geschlossen, selbst wenn man sie berührt. Appetit, Wiederkauen und Darm-entleerung aufgehoben. Es entstehen Zuckungen, die sich vom Hintertheile nach dem Hals und Kopf hin verbreiten, während das Thier leise stöhnt. Hiezu kommt ein merkliches Schwanken mit dem Hintertheil, wenn das Thier gehen soll. Nachdem dieses zweite Stadium, 2, 3—4 Tage gedauert hat, bleibt das Thier im dritten Stadium fortwährend liegen, die Convulsioneu dauern fort, der Bauch wird aufgetrieben und das Thier krepirt unter Krämpfen und beschwerlichem Athem mit offnem Maule.
Section: Die Leber blass und mürbe, der Pansen aufgetrieben von Luft, der Löser hart, sein Inhalt trocken, wie sandig, die innere Haut desselben schwarz, leicht ablösbar, die übrigen Häute und die Gedärme überhaupt mehr oder weniger stark geröthet.
Ursache: wahrscheinlich Bleisand, der durch Wind oder Ueberschwemmung auf die Pflanzen zu liegen kommt und mit denselben auf der Weide verschluckt wurde.
Behandlung: im eisten Stadium: Aderlass, erweichende Klystiere, laues Kleien- oder Gerstenmehl - Getränke und alle 2 Stunden Glaubersalz in Leinsamendecoct. — Selbst im zweiten Stadium waren diese Mittel noch von Nutzen. *
Prinz theilt in Gurlt und Hertwig's Magazin I. Band p. 283 die Krankengeschichte von 10 Stücken Rindvieh mit, die statt Antimon, crud. Bleizuckcr (1 Pfund) während 3 Tagen be­kommen hatten. 2 Kühe und 1 Kalb krepirten am 5. Tage
* Bei einer Bleivergiftung zweier Kiilie eines Färbers durch Bleizucker beobachtete Bciderlindcn (I.e. 1834. p. 76) heftige Kolik, rollende, hervorgetriebene Augen mit stark gerötheter Conjunctiva. Der Tod trat nach 4—5 Tagen ein. Die Section zeigte im Allgemeinen: Ent­zündung und totale Verengei-ung des Darmkanals, der einen dicken gelben Schleim enthielt. Das Futter im Loser vertrocknet.
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(raquo;aeli 48stttudiger Beliaudluii^) auter heftiger Kolik; eine weitere Kuh mit Zufällen von Eingenoniinenhcit des Kopfes und Raserei; 3 Kühe bekamen Fieber, Zuckungen, und wurden am 5. — 6. Tage so erschöpft, dass eine krepirte, die beiden andern ge­schlachtet wurden; die 4 weitem Stücke blieben von der Kolik befreit, erholten sich schon am 3. Tage, bekamen aber nach 5 Wochen einen juckenden Ausschlag mit Ausfallen der Haare über dem ganzen Körper (eine Kalbin bekam periodische Fieber­anfälle, die andere Husteu, und wurden beide geschlachtet); der Ochse wurde plötzlich von einer Lähmung der Gliedmassen befallen und sofort getödtet, das 2. Kalb bekam neben dem Hautausschlag mehrere Kolikanfälle und krepirte.
Section: Metcorisimis des Bauchs, geröthete, stark hervor­getriebene Augen, bläuliche Zunge, Mastdarm hervorgetrieben, mit sulzigem Wasser unterlaufen, und von schwarzem Blute verunrei­nigt, die Häute der Mägen und des Zwölffingerdarms stellenweise geröthet; die Leber aufgetrieben, dunkelroth, die Gallenblase ver-grössert, mit dünner Galle gefüllt. Milz gesund, am Uterus Spuren von Entzündung. Die Lunge entzündet, ohne angeschwollen zu seyn; bei einer Kuh die Hirnhäute stark geröthet; bei dem Ochsen die Schleimhaut des Mastdarms 1 Elle lang brandig.
Langsame Vergiftung durch Kupfer- (Arsenik-) Dampf.
In England beobachtet man in der Nähe von Kupfersdimelzen, dass das daselbst weidende Rindvieh, auch Schafe, seltner Pferde, bedeutende Anschwellungen der Gelenke durch Anfül-lung der Kapseln mit Synovia (so auch der Sehnenscheiden) be­kommen, welche nach längerer Dauer sich verdickt und zuletzt zu Verknücherungen, Steifigkcit der Gelenke n. s. w. führt. Man beschuldigt den auf den Pllanzeu sich niederschlagenden Dampf (der hauptsächlich Arsenik enthält), daher die Krankheit auch vorzugsweise auf solchen Weideplätzen beobachtet wird, über welche dieser Hauch vom Winde hillgetrieben wird. Die Behandlung ist ohne Erfolg, so lange die Ursache fortfährt zu wirken; Versetzung in eine andre Gegend oder Localität ist die wesentliche Bedingung der Heilung in den Fällen, wo noch keine Verknöcherung eingetreten ist.
Auch in Belgien soll in der Nähe der Zinkschmelzen das Rindvieh an einer ähnlichen Krankheit leiden.
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ZWEITE OKDXtnVCi.
Die Lymphe kami sowohl nach Menge als Beschaffenheit verändert seyn; diess ist aber meist local (z. B. Eiter, Blut, eiweissartiges Gerinnsel in den Lymphgefässen) oder eiraquo; Symp­tom allgemeiner Krankheiten, z. B. der Wassersucht, jeden­falls aher am lebenden Thiere schwierig- oder umnüglich zu erkennen. Ebenso erleidet die Thiitigkeit der Lymphgefässe und der Lymphdrüsen Störungen, wodurch die Rcsorbtion verzögert wird und Anschwellungen der Theile entstehen. In den meisten Fallen findet zunächst eine krankhafte Absonderung in einem mit lymphatischen Gefässen versehenen Gewebe statt; sie wird zum Theil resorbirt und gelangt so in die nächste Drüsengruppe, welche nun davon afficirt wird, anschwillt, ver­härtet, degenerirt u. s. w. ; so schwellen die Kehlgangs-Drüseu bei catarrhalischcn Krankheiten an, so die Gekrüsdrüseu bei mangelhafter Cliy7lus-Bereitung.
Eine besondere Anlage zu lymphatischen Krankheiten schreibt man dem Jüngern Alter zu, und unter den verschiedenen llauslhicren: dem Pferdegeschlechte, dem Schafe und dem Hunde.
Ursachen: schlechtes, modriges, staubiges Futter, unreines Wasser, Mangel an reiner Luft und an Pflege; Schwäche der Verdauung; unterdrückte Absonderungen, sogen. Schärfen des Bluts , Contagien.
S gt;r m p t o m e : Auftreibung, Verdickung der Lymphgefässe, Verengerung und Obliteration derselben ; häutiger: Anschwellung, Entzündung, Verhärtung; seltner: Eiter- oder Tuberkelbildung in den Lymphdrüsen. Hiedurch leidet die Rcsorbtion und die Blut­bereitung , daher Wasseransammlungen (Oedeme, allgemeine Wassersucht) und Abzehrung nachfolgen. Auch Hautkrank­heiten (Flechten, Krätze, chron. Mauke u. s. w.), so wie Neigung zu scirrhösen Verhärtungen und Krebs hängen mit tiefer gehenden oder veralteten Störungen im Lymphsystem zusammen.
Die Behandlung im Allgemeinen hat auf Beseitigung der Ursachen auszugehen, ferner den Gesammtzustand des Organimus zu heben (durch gutes Futter und Getränke, frische Luft, Wiederherstellung unterdrückter Secretioncn, z. B. der
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Hautausdttnstung)gt; vorliandeiie Stockungen aufzulösen, durch locale und allgemeine Mittel. Hieher gehören: die Quecksilbcr-und Jodpriiparate (meist blos iiusserlich, wegen der ohnedicsB gesunkenen Ernäluung), innerlich die Spiesglanzmittel, Braun­stein, Schwefel, Kohle, Chlor.
A. J)flrr(ud)t. QAtrophia lactenthm. Ad.')
Abmagerung und Schwinden der Kräfte hei fortdauernder Fresslust, von Entartung der Gekrüsdrüsen herrührend. Haupt-Bächlich hei jungen Thieren.
Die Darrsucht ist besonders bei Füllen beobachtet und mit der Füllenlahme als identisch betrachtet worden; sie ist häufig mit letzterer (Geschwülste der Gelenke u. s. w.) verbunden, ebenso mit Durclifall, kommt aber auch ohne sie vor und wird daher als besondere Krankheitsform aufgeführt.
(Strauss Darrsuclit. Wien. 1831 (zugleich Füllenlälirac). Diet­richs in seiner Gestütkundc (nicht gelobt von Strauss). Höch­st e 11 c i's Zeitscluift. Jahrgang 1830, 1. und 2. Heft, eine gekrönte Abhandlung von einem Schweizer Tliierarzt.
Anker im schweizerischen Archiv. V. Bd. III. Heft und in Bychner Encycl. Füllenkrankhcit (im Auszug).
P c t c r k a über die Abmagerung der Pferda in Busch Zeitschrift 1. Bd. III. Heft (kein Wort von den Gekrösdriiscn).
Träger, Füllcnkiankheitcn. 1839.
Füllen werden gerne in den ersten Wochen ihres Lebens, selten erst im Laufe des 2. oder 3. Jahres von der Darrsucht be­fallen. Sie zeigen wenig Munterkeit, ernähren sich nicht ge­hörig, haben glanzlose struppige Haare, ziehen etwas auf, sind aufgeschürzt oder haben einen schlaff herabhängenden Bauch und gerothete Schleimhäute, bei trockener, belegter Zunge. Der Puls ist etwas vermehrt, der Herzschlag stärker fühlbar als im gesunden Zustande, athmen schneller und kurz, mehr mit den Bauchmuskeln, ohne die Rippen und Nasenlöcher stark zu bewegen. Der Appetit dauert fort, aber ohne Energie, die Harnsecretion ist unverändert, der Mist theils trocken, theils flüssig. Gang schleppend, liegen viel, geringe Aufmerksamkeit. Nach etlichen Tagen vermindern sich die fieberhaften Symptome, das Athmen wird ruhiger, die Fresslust scheint zuzunehmen, allein das Thier bleibt traurig, magert immer mehr ab, bekommt einen stinkenden Durchfall und krepirt ohne Convulaionen nach
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8—10 Tagen. Bei langsamem Verlaufe zeigt sich manchmal wenige Tage vor dem Tode Lichtscheu, Thriincn und Entzüii-dmig im Tnncrn der Augen mit Erguss. Bei iillern Füllen sind die Krankheitserseheinungen weniger in die Augen fallend; in­dessen bleibt der Appetit veränderlich, die Abmagerung nimmt zu, das Haar ist struppig, der Rücken gckrümml und es stellen sich öfters leichte Koliken, gewöhnlich mit Durchfall ein, an denen sie zuletzt zu Grunde gehen.
Während der Abnahme des Fiebers erscheinen gerne die Entzündungen der Gelenke, welche die eigentliche Füllenlähme characterisiren und eine Ablagerung der Krankheit nach Aus­sei! (nach Strauss nicht) darzustellen scheinen; ausserdem complicirt sich die Darrsucht mit dem hitzigen Wasser-Kopf, mit Catarrh- und gastrischen Fiebern, Hals- und Lungenentzündung; mit Krämpfen und Lähmungen.
Section: speckige Vergrösserung der Gekrüsdrüsen, an­fangs blos des Dickdarms, später auch des dünnen Darms; manchmal Eiter, Jauche oder Blut in denselben; ebenso die Bronchialdrüsen; die Schleimhaut des Dickdarms aufgelockert, grünlich oder grau und braun, der Inhalt theils harte, theils flüssige Faeces; Dünndarm normal oder mit rüthlichen Streifen, leer. Bei altern Thieren, die an Kolik eingingen, neben den grüssern Entarlungen der Lymphdrüsen, Entzündung des Ma­gens , einzelner Dannparthieen, des Bauchfells, Lympherguss im Abdomen u. s. w.
Anlage. Eine besondere Anlage zur Darrsucht ist offen­bar bei den Saugfüllen vorhanden und beruht wahrscheinlich auf der grOssern Reizbarkeit und Empfindlichkeit dieser Thiere gegen äussere Einflüsse. Indessen ist es ziemlich sicher, dass manche den Keim der Krankheit schon mit auf die AVeit brin­gen , was auch daraus erhellt, dass in Jahrgängen, in denen die Darrsucht sich häufiger einstellt, gewöhnlich auch das Ver­werfen öfter vorgekommen ist. (Früher kränkelnde, und oft galt gehende Stuten bringen auch Füllen mit grüsserer Dispo­sition zur Darrsucht.)
Ursachen: a) entfernte, durch die Muttcrlhiere auf den Embryo und das Saugfüllen wirkend: unzureichendes oder ver­dorbenes Fuller, rauhe Witterung, schneller Temperaturwechsel besonders während dem UäUreu der JVIutterlhiere; Abhärtung;
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b) niilieir, auf das junge Thier direct wirkende; Erkältung jeder Art, (daher Anker das zu frühe Bescliälen verwirft, wogegen Strauss behauptet, die Darrsucht verschone auch die im Mai und Juni geborenen Füllen nicht) fehlerhafte Milch, schlechteStamp;lleund Pflege; (Entziehungdes Colostrum?); hieraus entwickelt sicli eine (Catarrh-) Entzündung des (Dick-) Darms, gleichzeitig mit Entzündung der Gekrosdrüsen, oder Durchfall; der Ciiylus ist übelheschaffen, datier Stockung in den Gekrüs-drüsen, Entartung derselben, er wird nicht gehörig assimilirt, pomit mangelnde Ernährung, Abmagerung, Auszehrung.
Diagnose: nicht besonders schwierig, da meist mehrere Thiere zugleich leiden und die Complicationen leicht zu erken­nen sind; bei altern Thieren ist Verwechslung mit Lungen-verhärtung (Phthysis tnberculosa) müglich, aber an dem be­schwerlichen Athmen, Husten u. s. w. zu unterscheiden.
Prognose: meist ungünstig, da die scheinbar Durchge-Reuchten gerne später noch zu Grunde gehen.
Therapie: bei Durchfall und entzündlicher Reizung des Darmkanals — warme Decken, guter Stall, Einreibung am Hauch von Camphorgeist, 01. tereb., selbst Canth. - Salbe (bei altern Fohlen: Fontancll); achleimige, ölige Klystiere; innerlich bei gelindem Durchfall: Altheadecoct mit Roob sambnei (S tr anss) und bei säuerlichem aschgrauem Mist, mit Magnesia oder Kreide (zu 9ij pro dosi, dreimal des Tags) {Rheum verwirft Str.), ge­rosteten CalTc zu S(? p. d. nach Träger und Bachnianu) bei stark fühlbar. Herzschlag: Zusatz von etlichen Gran Camphor. IVoll empfiehlt Aderlass, selbst bei ganz jungen Füllen, inner­lich Nitr. in schleimigem Vehikel und ein Fontanell an die Brust. Bei Catarrh- und gastrischem Fieber, Darnieutzündung: Enzian mit Sal. amar. ('/.,—'/, Unze) in Schleim, im hohem Grade: Salpeter (zu — -y mit Althea und Roob samb. (3—4 Tage lang) ; bei Gelenkgeschwülsten (neben der äusser-lichen Behandlung derselben) Schwefel mit Calmus neben den antiphl. Mitteln. Im weitern Verlaufe wurde Angelika, Baldrian, Camphor, 01. tereb, Digitalis, Opium, auch Calomel und Sulph. mirat. ohne Erfolg angewandt. Peterka räth bei 2—3jährigen abmagernden Fohlen neben bittern, gewürÄhaften Mitteln mit Wein und Branntwein hauptsächlich die Transfusion von Blut zu 1 Pfund (bei Pferden 2 Pfund p. med.), allein seine
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Beschreibung der Operation mittelst eines gläsernen Cylinders u. dergl. beweist, dass er sie wolil nie gemacht hat (oder auf die möglichst ungeschickte Weise).
V o r b a u u n g: auf Vermeidung der Ursachen (die nicht immer bekannt sind) beruhend.
Wie bei älteren Thieren fast ohne bemerkbares Leiden sich bedeutende Degenerationen im Lymphdrüsen-System bilden kön­nen , beweist folgender Fall:
Ein 16'Ajähriger Maulthier-Hcngst krepirte am 7. Oct. 1839 nach kurzen Acusserungen von Kolik. Er soll nie krank ge­wesen seyn, mit Ausnahme eines vor einem Jahr überstandenen gastrischen Fiebers; übrigens hatte das Thier seit langer Zeit einen auffallend dicken Bauch, und war doch daneben mager. Bei der Section fand man den Magen und Darmkanal gesund und voll Futter; am Bauchfell waren zahlreiche Lymphdrüsen­ähnliche Auswüchse von verschiedener Grosse, kurzgestielt, breitgedrückt, am Netz traubenfürmig und in grosser Menge. Die vordere Gekroswurzel (GekrOsdrüsen des Dünndarms) bildete eine enorme, bis in die Beckcnhühle reichende Geschwulst, die herauspräparirt go. Pf. p. c. wog; das Innere derselben war theils tibrOs, theils speckig, meist aber hirnähnlich; hie und da kleine Höhlen, die etliche Löffel voll röthliche Lymphe (Chylus ?) enthielten, andere grössere Höhlen (wie Mannsfaust) Waren mit einer gekochtem Blut ähnlichen Masse gefüllt. Leber, Milz und Nieren gesund; der linke Hoden sehr gross und scirrhös, der rechte geschwunden, an beiden ähnliche Auswüchse wie am Bauchfell. In der Brusthöhle etwas Wasser; die Lungen ge­sund, aber etwas zusammengedrückt.
Kreisthierarzt Collig führt einen Fall an von Abmagerung einer vorher gesunden 6jährigen Kuh, bei fortdauernder Fress­lust und ohne auffallende Krankheitszeichen. Sie musste zuletzt getödtet werden. Bei der Section fand man keine krankhafte Veränderung an den Eingeweiden, sodann bloss einen Bandwurm von 30 Fuss Länge und Vlaquo; Zoll Breite {Taenia denticitlata) (s. rh. Vet.-B. 1833.).
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B. JDrusr. (Adenilis. Scrophuln equorum. Morbus glandu-Ioshs, Ad.) katarrhalisch-lymphatisches Fieber?
Eine dem Pferdegeschlecht eigenthümliche, katarrhalisch-lymphatisclie, ansteckende Krankheit, welche vorzugsweise junge Thiere befällt, womit die Disposition zu dieser Krankheit oft für längere Zeit oder lebenslänglich aufgehoben wird.
Die Beobachtung, dass die Fohlen in dem Alter von 1—3 Jahren am häufigsten in die Druse verfallen, hat Veranlassung gegeben, sie als eine Jugendkrankheit anzusehen, obwohl die Fälle nicht selten sind, in denen ältere Pferde davon befallen werden. Selbst in Gestüten, welche 6—8 Jahre von der Druse verschont blieben, haben nach dem Ausbruche derselben alle inzwischen herangewachsene Pferde, die die Krankheit früher nicht überstanden hatten, dieselbe bekommen; und nicht selten leiden zu gleicher Zeit die älteren Thiere zum zweiten- und drittenmal daran, obgleich weniger heftig. Der Unterschied zwischen der Füllendruse und der Druse der erwachsenen Pferde ist unwesentlich.
Die Ursachen der Druse mögen dieselben seyn, welche katarrhalische Leiden überhaupt hervorrufen, nämlich schneller Temperaturwechsel in der Atmosphäre, Erkältung der Haut oder des Dannkanals (durch kaltes Saufen). Ist nun in den jungen Thicren eine, durch ihre Entwicklungsstufe (und vielleicht das Zahnen) bedingte, besondere Neigung zu dergleichen Krank­heiten vorhanden, so bedarf es in der Regel geringer äusserer Veranlassungen, um sie zum Ausbruch zu bringen. Verände­rung in der Lebensweise, z. B. das Aufstallen 4—Sjähriger Weidepferde zum Dienst hat gewöhnlich bei denselben eine druseähnliche Krankheit zur Folge, die der stärkeren Nahrung, dem ungewohnten Dienste u. s. w. zugemessen werden muss.
Eine weitere Ursache der Druse ist die Ansteckung. Es ist sicher, dass manchmal die Druse durch einzelne davon be­fallene, selbst kurz genesene Fohlen auf andere Ställe und selbst entferntere Fohlen- und Gestütshöfe verschleppt wurde.
Der Character der Druse hängt theils von dem Gesundheits­zustand der Fohlen, theils von den äussern Einflüssen, denen sie ausgesetzt sind, ab; sind letztere, namentlich die Whterung, günstig (warm, trocken), so verlauft die Krankheit ausseist
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leiclit und gutartig; sind dieselben aber ungünstig (kaltes, stür­misches Wetter, kalte Ställe u. s. W.), und haben die jungen Thiere früher an Diarrhöe, Lähme u. dgl. gelitten, so ist oft langwieriges Sieehthura und nicht selten der Tod die Folge.
Nach dem Verlauf, dem muthmasslichcn Ausgang, den Com-plicationen u. s. w. hat mau eine gutartige, bösartige, bedenk­liche, entzündliche, verschlagene Druse u. a. m. angenommen. Auch sind nicht selten gewühnlich cafarrhalische Fieber (Stren-gel, Kehlsueht, Briiuue) mit der Druse verwechselt oder ver­mischt worden.
o) Gutartige Druse.
Diese Form unterscheidet sich von den übrigen durch die Begelnmssigkeit ihrer Symptome und den acuten, in 14 Tagen bis 4 Wochen beendigten Verlauf. Ein sehr leichtes Fieber, das öfter übersehen wird, befällt das Thier, welches nach eini­gen Tagen etwas Ausfluss aus der Nase bekommt, zugleich mit massiger Anscliwellung der Ganaschen-Drüsen; diese bilden einen oder etliche erbsen - bis bohnengrosse Abscesse, welche aufbrechen und wieder heilen; inzwischen ist der Nasenausfluss dicklich geworden und hat allmählich nachgelassen. Meist be­obachtet man Veränderungen in der Beschaffenheit des Mists oder des Harns. Nicht selten äussern die Thiere im Beginne der Krankheit leichte Kolikschmerzen oder Harnbeschwerden.
Indessen ist der Fieberanfall bei manchen Erkrankten ziem­lich heftig, und von Traurigkeit, Mangel an Appetit, Abge-schlagenheit, merklicher Röthung der Nasenschleimhaut und der Bindehaut des Auges begleitet; es bildet sieh eine Anschwel­lung der Kehlgangsdrüsen, die den Raum zwischen den Gana-sclieu ausfüllt und nicht selten das Schlucken und Athmen stört. Nach etlichen Tagen erscheint, unter Abnahme des Fiebers, ein weisslicher, dicker, oft grünlicher Ausfluss in ziemlicher Menge aus der Nase, welcher als Crise erscheint; die Ge­schwulst im Kehlgang zertheilt sich selten, sondern bildet einen (manchmal mehrere) ziemlich langsam reifende Abscesse, die entweder von selbst die Haut durchbrechen, oder wenn sie reif sind, mit der Lancette geöffnet werden; das Aufbrechen der­selben nach innen (in den Rachen) kommt seltener vor. Der Eiter des Abscesses ist gewöhnlich gelb, dick, rahmartig, hie
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und da etwas blutig; er hürt nach einigen Tagen von selbst auf zu (Hessen, und die Wunde sehliesst sich. Grosse Abscesse und starker Nasenauslluss sind nicht selten zugleich vorhanden. In allen diesen Füllen ist der Verlauf ein günstiger zu nennen; das Thicr erholt sich bald und vollständig, ja es erlangt da­durch einen hühern Werth, weil es voraussichtlich längere Zeit oder für immer vor der Krankheit geschützt ist, die, wenn sie wiederkehren sollte, doch ineist gelinde auftritt.
In dieser Form bedarf die Druse bloss der diätetischen Behandlung: Vermeidung von Erkältung und Nässe; eine gleichförmige Temperatur des Stalls (bei guter Witterung der Aufenthalt im Freien); leicht verdauliche Nahrung (Mehlwasser, Kleie), höchstens einige salzige oder schleimige Mittel in Lat-wergenform, oder besser im Trinkwasser.
Blutentziehungen sind, selbst wenn das Fieber anfangs etwas stürmisch auftreten sollte, meist entbehrlich; sobald aber der Nasenauslluss begonnen hat, sind sie unbedingt schädlich, stören diese Crise und geben zu gefährlichen Versetzungen der Krankheit (besonders zu Abscessen der Lunge) Anlass. Die Geschwulst im Kehlgang mag bei kalter Witterung mit einem wollenen Lappen bedeckt werden; wäre sie sehr empfindlich und heiss, kann mau sie mit grauer Quecksilber-Salbe einreiben. Manchmal bleibt diese Anschwellung längere Zeit unverändert stehen und lässt den Uebergang in Verhärtung eher befürchten, als in Zertheilung oder Eiterung; alsdann ist eine kräftige Zug­salbe sehr geeignet, letztem Ausgang herbeizuführen u.id den ganzen Verlauf abzukürzen. Das Aufbrechen des Abscesses über-lässt man am besten der Natur; wenn aber dringendere Symptome dessen OefTnung erheischen, so mache man den Einstich gross genug, dass er sich nicht zu schnell wieder schliesse und später neue Ausammlungen von Eiter eine Wiederholung nOthig machen.
b) Verschlagene oder herumziehende Druse.
Wenn der natürliche Verlauf der Druse durch Erkältung, Nässe, unzeitige Behandlung; u. s. w. gestört wird, so bilden sich Anschwellungen an andern Theilen des Körpers, welche sich wie die Geschwulst im Kehlgang verhalten, d. h. ge­wöhnlich in Eiterung übergehen. Solche erscheinen theils unter der Haut am Halse, am Brustbein, dem Widerrist, der Schulter,
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den Hiiiterscheiikcln, theils au drüsigen Organen, wie der Ohr­speicheldrüse , den Achscldrüscn, den Hoden. Meist ist dabei der Nasenausiluss gering, das bereits vorübergegangene Fieber tritt aufs Neue und heftiger als zuvor ein.
Auch auf die Lunge wirft sich die verschlagene Druse und veranlasst Ilepatisation derselben, oder Abscesse und Wassererguss. In einem Falle fand ich mehrere Tuberkel und kleine Abscesse im Gehirn.
Die entstandenen Geschwülste sind meist als Metastasen zu betrachten, durch welche der im Körper befindliche Krank-heitsstoff ausgestossen werden soll; sie müssen daher wo mög­lich in Eiterung versetzt werden. Dessen ungeachtet wieder­holen sie sich nicht selten an andern Orten, wodurch der Ver­lauf der Krankheit sehr hinausgezogen wird, das Thier durch die Eiterung hcrabkommt und in Cachexie verfällt, während die Geschwülste der Drüsen und des Zellgewebs eine jauchige Flüssigkeit sickern.
In der verschlagenen Druse sind innerlich Mittel, die specifisch auf das Lymphsysfem und die Drüsen wirken und die gestörte Hautfunction wiederherstellen, anzuwenden, und zwar bei entzündlichem Zustand: Salmiak oder Brechweinstein, wo aber wenig oder kein Fieber mehr zugegen wäre, oder dieses in den astlienischen Zustand überginge: die Schwefel - und spiesglanzhaltigen Mittel {Flor, mtphnris. Antim. ertid., Hepar anfim., Sniph. aurut. auf.') in Verbindung mit bittern, gewürz-haften und ahnlichen Mitteln. Bei längerer Dauer wirken oft harntreibende Mittel [01. terebS), und bei öfterem Wechsel des Sitzes der Geschwülste Fontanelle oder Eiterbiinder gut.
Die Anschwellungen sucht man, wenn sie oberflächlich liegen, durch warmes Verhalten, Cataplasmen mit Conium und Leinsamen, oder Einreibungen von Cantharidensalbe (wenn sie teigig und wenig schmerzhaft sind) in Eiterung zu bringen; tiefe oder an gefährlichen Stellen liegende Geschwülste dagegen durch Quecksilbersalbe mit Ammonium zu zertheilen.
c) Bedenkliche oder verdächtige Druse.
In dieser Form der Druse behält sie ihren ursprünglichen Sitz in der Riechhaut und dem Kehlgang, wird aber chronisch und der allgemeine Zustand des Thiers geht in den astlienischen
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Über. Die Nasensclileimhaut ist llass oder gelblich, rothge­fleckt, der Ausfluss in geringer Menge, flockig, kilseartig, oft missfarhig und übelriechend, die Kehlgangsdrüsen sind nicht sehr gross, aber hart, unsehmerzhaft, oft au den Kinnbacken festsitzend. Ist diese Anschwellung und der Nasenausfluss ein­seitig, letzterer dabei klebrig, so dass er sich an die Runder des Nasenlochs wie getrockneter Kleister anlegt, so ist der llebcrgang in den Rotz zu befürchten. Diese Erscheinungen künnen Monate lang ohne merkliche Veränderung fortdauern, und das Thier sich sogar manchmal im Uebrigen erholen, in­dem es frisst und gut verdaut, auch munter ist.
In solchen Fällen sind die zu ß) angegebenen Mittel mit Ausdauer anzuwenden, auch wohl Wasser- und Theerdiimpfe, thierischc Kohle oder Chlorgas zur Verbesserung des Nasen­ausflusses auf die Nasensclileimhaut zu bringen; dabei gute Nahrung und reine Luft. Nähert sich die Krankheit dem Rotze, so kann man die bei diesem Uebcl angewendeten Mittel ver­suchen. Hayne empfiehlt das Einblasen lebendigen Kalks in die Nase, Mercurial-Einreibungen in die äussere Nasengegend, innerlich grosse Gaben von 01. tereb., (1—l'/j Unze täglich) mit Cantharidcn (10 Gran) oder Bleizucker (1 Drachme). Die Prognose ist indessen immer zweifelhaft. Das Ausschneiden der verhärteten Drüsen nützt nichts; es wird manchmal zu Ver­heimlichung des bedeiiklicben Zustandes uiiternommcn, und der einseitige Ausfluss durch Einspritzung adstringirender Mittel oder Verstopfung des Nasenlochs betrügerischer Weise unterdrückt.
In einigen seltenen Fällen hat man in der Druse Geschwüre in der Nase beobachtet, die aber oberflächlich waren und keine speckige Ränder hatten, wie die Rotzgeschwüre. Innerlich Co-nium, nebst Einspritzung von verdünntem Grünspanhonig (Ugt;i9quot;e?jA. aegypf) heilten sie in 8—10 Tagen. (Stiker.)
(Den Uebergang der gutartigen oder acuten in die chro­nische oder verdächtige Druse nennt die Wiener Schule: be­denkliche Druse; den Ausdruck bösartige Druse aber gibt sie dem acuten Rotz, s. dies.)
Da schon die gutartige Forin der Druse, besonders für jüngere Thierc, ansteckend ist, und desshalb Vorsichtsmaasregehi erfor­dert, ist dies noch mehr bei der bösartigen Druse der Fall, Jie völlige Trennung der Kranken von den Gesunden erheischt.
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Wo die Druse einen sehr gutartigen Character zeigt und die äussern Umstände günstig sind, kann es vortheilhaft seyu (z. B. in Gestüten), die Krankheit einzuimpfen.
dj Complicafionen der Druse.
Das leichte, die gewöhnlichen Formen der Druse anfangs begleitende Fieber steigert sich manchmal sehr und die Ent­zündung der Nasenschleimhaut verbreitet sich über den Rachen, die Luftröhre und selbst bis zur Lunge (sog. entzündliche Druse). Hier zeigen die Thiere die Symptome der Lungen- oder Hals­entzündung , neben denen der Druse. Die Behandlung muss sich nach dem dringenden Uebel richten, und es kann z. B. bei heftigem Ergriffenseyn der Lunge anfangs ein Aderlass nüthig werden. Ausscrdem ist hier auf reizende Ableitungen besonders Rücksicht zu nehmen.
Eine andere Complication ist die mit Anschwellung der Ohrspeicheldrüse (Parotitis), oder mit Entzündung der Schleim­haut der Sinns oder Nebenhöhlen der Nase, und der Luftsäcke, in welchen der abgesonderte Eiter und Schleim gerne abartet, wodurch zu Rotz - Verdacht Anlass entsteht (vgl. diese Krank­heiten an ihrem Orte).
Auch mit gastrischen Symptomen (Verstopfung u. dgl.) und, wiewohl selten, mit aeutem Koller complicirt sich die Druse.
Die Druse soll in Spanien selten und in Afrika nie vorkommen, auch in mehreren Provinzen Russlands fast unbekannt seyn. Hu-zard nimmt die Fütterung mit Geiste und Stroh (statt Haber und Heu) als Ursache dieser Verschonung an. Auch Rodet ver­sichert, dass die Pferd ein Italien, Spanien, Egypten und Arabien nie an der Druse leiden, so lange sie in ihrem Vaterland bleiben.
C. 1lo^kriiiikl)ett; pfeilietofy.
Ozaena. Mullens humidns. Veget? Piorinreu, Rhinocur-
cinoma. Am Pack. Coryzn rirulenta. Hof. Morbns lympha-
tiens malifftins. Ad.
Die Rotzkrankheit entwickelt sich ursprünglich blos in der Pferdegattung und ist durch eigenthümliche Geschwüre auf der Nasenschleimhaut, Verhärtung der Kehlgangsdrüsen und Tuber­keln in den Lungen bezeichnet. Der Verlauf ist theils sehr lang­wierig, theils acut. Ansteckend, äusserst selten heilbar.
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Ursachen: Der Rotz entsfehl theils aus andern Krank­heiten, theils durch Ansteckung, am seltenslen durch die Zu-sammeuwirkung schlechten Futters, ungesunder Ställe, Mangel an Raum und reiner Luft, Strapazen u. s. W.
Die Selbstentwickluug des Rotzes ist weit seltener, als man glaubt; indessen ist es besonders die Druse, welche, durch ungünstige äussere Einflilsse in ihrem regelmassigen Verlaut gestöit, chronisch wird (verdachtige, bedenkliche Druse), und allmählig in Rotz übergeht; wenn die Drüsenanschwellung hart, einseitig, festsitzend, unsebmerzhaft, die Nasenschleimhaut blass und fleckig ist, und der Nascnausiluss klebrig, einseitig, das Thier einen dumpfen Husten hat, übrigens frisst und fieberlos ist, so gebt die Druse in Rotz über. Es steht nicht lange an, so sieht man auch in dem untern Theil der Nasenhöhle Ge­schwüre, welche den sogenannten Chanker-Geschwüren ähnlich sind, speckig, mit aufgeworfenen Rändern, unrcgelmässiger Ge­stalt, und langsam um sich fressend, sowohl in die Peripherie, als in die Tiefe. Diese Geschwüre bilden sich nicht, wie Dupuy behauptete, aus Tuberkeln, welche aufbrechen, sondern sie sind anfänglich ganz oberflächliche Erosionen der Schleim­haut, die man oft erst dann deutlich sieht, wenn mau die an-gegriflene Schleimhaut in Wasser legt, durch welches der Schleim aufgelockert und weggeflösst wird.
Die Geschwüre heilen manchmal von selbst oder auf ange­wendete Mittel und bilden alsdann eine sternförmige, weisse Narbe; inzwischen bilden sich an andern Stellen der Bliechhaut neue Geschwüre.
Ausser der Druse kann jedes katarrhalische Leiden, ein­facher Strenge! u. s. w., unter ungünstigen Umständen oder bei grosser Neigung zu Dyscrasie Rotz herbeiführen.
Mehrere Beobachtungen haben gezeigt, dass Pferde, die an langwierigen, eiternden Wunden litten (Huffisteln, Wider­rüstschäden u. dgl.), nach der Heilung derselben in Rotz ver­fallen können; wahrscheinlich ist Resorbtion von Eiter die nächste Ursache. Ebenso ist Hodenentzündung als Vorläufer des Rotzes beobachtet worden. — Nach französischen Schriftstellern soll Infusion von gesundem Eiter in die Venen eines gesunden Thiers in kurzer Zeit den Ausbruch des Rotzes zur Folge haben. Diess ist jedenfalls nicht allemal der Fall, wie midi mehrere
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Versuche lelirten, da blos Knoten und Vereilerung' der Lungen entstund, ohne die Symptome des Rotzes in der Nasenhöhle.
Die Behauptung, dass durch mechanische Verletzung der Nasenschleimhaut Rotz entstehen kiinne, ist nicht genugsam hegründet. Dergleichen in Frankreich gemachte BeoLachtungen sind deshalb nichi; rein, weil daselbst der Rotz so sehr ver­breitet ist, dass man wohl annehmen darf, manche der Pferde, die zu den Versuchen oder Beobachtungen dienten, seyeu ent­weder zuvor schon von rotzigen angesteckt gewesen, oder dies während der Beobachtung geworden.
Die Ansteckung ist bei weitem die häufigste Ursache des Rotzes der Pferde. Sie geschieht hauptsächlich durch den Nascuausfluss, womit die Kranken die Krippe, Raufe, Triuk-geschirr u. s. vv. besudeln, oder das Futter, Trinkwasser ver­unreinigen, wodurch andere ihnen nachfolgende gesunde Pferde an den Lippen oder der Nase gleichsam geimpft werden.
Wenn ein gesundes Pferd von einem rotzigen, durch Im­pfung oder durch Einreiben von Nasenauslluss auf die Riechhaut angesteckt wird, so bemerkt man in den ersten Tagen bloss Rüthe der Schleimhaut und einen vom 3 — 5ten Tage eintretenden, leicht zu übersehenden, gelinden Fieberanfall (mit Sträuben der Haare u. dgl.); hierauf bilden sich etliche sehr kleine, durchsichtige Bläs­chen auf der inficirten Nasenschleimhaut, manchmal zugleich mit einer geringen Anschwellung der Ganaschen-Drüsen auf der an­gesteckten Seite. Nun kann das Gift entweder unbestimmte Zeit (Wochen, Monate und vielleicht selbst ein Jahr lang, wie bei der Hundswuth) ruhig im Körper liegen bleiben, oder aber es fährt sogleich fort sich zu entwickeln und die Krankheitsform des Rotzes zu bilden (einseitiger Ausfluss, Geschwüre u. s. w.).
Aussei- dem Nasenauslluss haftet das Contagium auch an dem Blute (nach Viborg auch am Speichel, Harn, Schweiss); die Infusion von Blut eines rotzigen Pferds in die Venen eines gesunden hat in der Regel schnelle Entwicklung des Rotzes zur Folge. In 2 Fällen fand ich schon nach 8—10 Tagen Tu­berkeln in Menge in der Lunge. Die Infusion kann eben so wohl statt des Rotzes den Wurm erzeugen; dasselbe geschieht, wenn Rotzeiter auf eine Stelle der Hautoberfläche geimpft wird.
Symptome und Verlauf: Hier ist die chronische und die acute Form der Krankheit zu unterscheiden.
Hering, Pathologie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 6
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Was im Allgemeinen von dem Rotze hier gesagt worden, gilt insbesondere von der chronischen Form desselben, welche bei uns bei weitem die häufigere ist. Die Symptome des chronischen Rotzes sind: der meist einseitige Nasenausfluss (öfter links als rechts), von klebriger Beschaffenheit, ist anfangs mehr wässerig, dann schleimig und wie Kleister vertrocknend, später mehr gelblich, mit Eiter und Blutstreifen gemischt, endlich missfarbig oder übelriechend (von den angefressenen Knorpeln oder Knochen der Nasenhöhle); gewöhnlich ist der Ausfluss nicht copiös; auch erstreckt sich die krankhafte Ab­sonderung nicht selten zu der Bindehaut des Auges der betrof­fenen Seite, und man sieht in dem innenraquo; Augenwinkel etwas eiterige Schmiere angesammelt.
Die Ganaschen-Drüsen sind angeschwollen, meist einseitig, dabei hart, kugelig, unschmerzhaft, oft wie an der inneren Fläche des Kieferastes angewachsen; indessen manchmal auch locker, die einzelnen Drüsenkörner unterscheidbar und auf Druck schmerzhaft; fast nie von bedeutender Grosse, sondern etwa wie eine halbe welsche Nuss.
Sind die Geschwüre der Nasenschleimhaut so weit unten, dass man sie sehen kann, so wird man sie anfangs als kleine Bläschen oder als Hache Erosionen auf der fleckigen oder gc-dttpfeltcn Schleimhaut finden; sie nehmen nach der Peripherie und Tiefe zu, haben ein speckiges, ausgefressenes Ansehen, einen aufgeworfenen, etwas gerotheten Rand, keine bestimmte Form oderGrüsse, geben nicht viel Eiter (sie hätten denn eine sehr grosse Ausdohnung gewonnen), bedecken sich, jedoch selten, tnit einem bräunlichen oder blutigen Schorf, heilen mit Hinterlassung sternförmiger Narben, fressen aber in der Mehr­zahl der Fälle nach und nach die knorpelichc Scheidewand der Nase an (die hie und da durchbohrt wird) , oder die Knochen der Dültenbeine u. s. iv. AVenn jedoch die Geschwüre so weit oben in der Nasenhöhle sich befinden, dass man sie nicht sehen kann, so muss das Thier, wenn die übrigen Symptome des Rotzes zugegen sind, für rotzverdächtig gehalten weiden, bis entweder die Ausbreitung der Geschwüre von unten sichtbar, oder nach Hayne mit dem Finger fühlbar wird, oder durch gelungene Impfung eines Thiers von geringrin Werth das An-steckungsvermögen der Krankheit durch Wiederholung ihrer
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weseutliclien Kennzeichen, sey es als chronischer oder acuter
Botz oder als Wurm, nachgewiesen ist.
(Ich bediene mich zur Untersuchung der Nasenhöhle eines kleinen Spiegels, mit dem man bei Sonnenschein das Innere der Nasenhöhle beleuchtet. Blei weis räth das Befühlen der Nasenschleimhaut mit dem Finger an, das aber wegen dem dadurch erregten Ausbrausen der Nase nicht gefahrlos für den Untersuchenden ist.)
Der Husten rotziger Pferde ist meist dumpf und kraftlos; ührigens ist im chronischen Bolz weder Fieber noch Mangel an Appetit zugegen, und manche Kranke behalten sogar lauge Zeit ein gutes Aussehen und sind wohlgenährt. Erst in den höhern Graden des chronischen Botzes magern sie ab, verlieren den Appetit und die Kräfte, und gehen entweder an Lungen­vereiterung, Wassersucht und Cachexic, oder häufiger an dem sich schnell entwickelnden acuteu Botz zu Grunde. Nicht selten gesellt sich der Hautwurm zu dem Botze. Bei rotzigen Stuten beobachtet man hie und da einen schleimig - eiterigen Ausfluss aus den Genitalien (vgl. die Schankerseuche in der IV. Classe der Krankheiten).
Bei der Section findet man, aussei- den bereits beschrie­benen Geschwüren auf der Biechhaut, die manchmal bis zum Bachen und Kehlkopf sich erstrecken, die die Nebenhöhlen der Nase auskleidende feine Haut verdickt und speckartig degene-rirt, auch Botz- und Eiteransammlung in diesen Höhlen, oder den Conchen und dem Labyrinthe des Siebbeins oder in den Luftsäckeu. Der Eiter ist meist dick, zäh, manchmal wie geronnene Milch oder dem Vogelharn ähnlich. Die Lymphdrüsen des Kehlgangs sind vergrüssert, hart, beim Durchschneiden speckig; manchmal enthalten sie flüssige oder trockene Tu­berkel. Auch die Lymphdrüsen des Halses, der Leisten und Achseln Qiievou manchmal Hinken, besonders im Anfang der Krankheit) und andere Gruppen, besonders aber die der Bron­chien und die Gekrösdrüsen, sind öfters auf die angegebene Weise krankhaft verändert.
Die Tuberkel in der Lunge scheinen nie zu fehlen; sie sind oft in sehr grosser Anzahl zugegen, und durch das Gesicht und Gefühl schon auf der Oberfläche der Lungen zu erkennen. Wenn auch der Ausfluss u. s. w. einseitig war, ist doch selten die Lunge der andern Seite ganz frei von Tuberkeln, die der
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kranken Seite aber enthält deren mehrere. Die Tuberkel sind nach Alter und Grosso verschieden; theils hirse- und senfkorn-, oder erbseiiffioss, theils wie Bohnen, Haselnüsse und noch grüsser; doch sind letztere, so wie grösscre Abscesse in der Lunge, nicht gewöhnlich. Beim Durchschneiden sind die Tu­berkel, je nach der Dauer ihres Bestandes^ weicher oder härter, von graugclblicher oder röthlicher, selbst dunkelrother Farbe, die härteren auch w-eissgelblich, nicht selten einen käse- oder eiterartigen Kern enthaltend. Ausscrdem enthält die Lunge manchmal hepatisirte und verjauchte Parthien.
Tuberkel oder Abscesse in der Leber, Milz oder den Ge-krOsdrüsen, so wie die Erscheinungen der Cachexie u. s. w. sind nicht wesentlich. (Nur zweimal sah ich die Geschwüre bis tief in die Luftröhre hinab sich erstrecken; das eine dieser Pferde hatte zwar ein Geschwür auf der Nasenschleimhaut ge­habt, es war aber von selbst geheilt, ohne dass andere daneben entstanden wären ; bei diesen Geschwüren der Luftröhre (von grosser Ausdehnung) war die Gcschwürtläche und die Umgebung ganz gleichfarbig, nämlich blassgell); die Knorpeln waren, obwohl enlblösst, doch nirgends angegriffen. In dem andern dieser Fälle waren die Geschwüre der Nasenhöhle ebenso beschaffen, und man würde eher auf eine Phthisis tracheulis geschlossen haben, wenn nicht das daneben stehende Pferd innerhalb we­niger Tage von jenem angesteckt worden wäre.
In zwei andern Füllen war keine Anschwellung der Ganaschen­drüsen zu finden, und in einem derselben selbst der Nascnausfluss kaum bemerklich, nicht einseitig, so dass man erst bei der Section des an allgemeiner Schwäche crepirten Thicrs die Symptome des Rotzes (Geschwüre in der Nase, dem Bachen, so wie grütze­ähnlichen Eiter enthaltende Tuberkel in der Lunge) fand.
Ein rotziges Pferd hatte auch einen eigrossen Abscess in dem linken Lappen des grossen Hirns.)
Die Diagnose des chronischen Rotzes erfordert in jedem Fall viele Vorsicht, da nicht allein einzelne der sichtbaren Symptome desselben (z. B. der Ausfluss) sehr veränderlich seyn oder sogar ganz fehlen (wenigstens nicht gesehen werden) können , anderntheils aber zufällige Verletzungen und Geschwüre der Nasenschleimhaut einen unbegründeten Verdacht erregen können. In allen zweifelhaften Fällen ist längere Beobachtung
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des Verlaufs der Krankheit (Impfungs-Versuclie u. s. w.) an-zurathen. Auch Einiuipfen des Nasenausllusses auf die Haut des Thiers, in der Absicht, Wurm dadurch zu erzeugen, ist lliunlich; es haftet aber nicht jedesmal.
Chronischer Catarrh der Luftsäcke und Sinus ist wohl von Rotz zu unterscheiden, da der Ausfluss von Zeit zu Zeit und weit copiöser als beim Rotz stattfindet, auch mehr schleimig oder eiweissartig ist (vgl. dies. Kkht). Indessen kann die ein­geschlossene Absonderung abarteu, und durch ihre Resorbtiou am Ende Rotz entstehen.
Audi Polypen der Nase und ihrer Nebenhöhlen, sowie in dieselbe eindringende Zahnfislcln können zu Rotzverdacht An lass geben.
Auf die chemische Beschaffenheit des Nasenausflusses darf man keinen grossen Werth legen; ich fand denselben, beson­ders wenn er eiterig war, meist sauer reagirend.
Prognose: höchst ungünstig; da ausgebildeter Rotz fast nie geheilt wird, wenn auch die in die Augen fallenden Symptome längere Zeit verschwinden sollten. Nur wenn kurz nach der Ansteckung, so lange die Krankheit noch gleichsam eine locale ist, die inficirte Stelle durch Aczen mit Salpetersilbcr zerstört werden kann, wäre einige Hoffnung zur Heilung.
AcuterRotz. Die acute Form des Rotzes ist beim Pferd weit seltener, als die chronische, und unterscheidet sich von dieser sehr auffallend durch den raschen Verlauf und die sehr heftigen Entzündungs - Erscheinungen. Uebrigens ist der acute Rotz mit dem chronischen dem Wesen nach gleich; denn Pferde mit chronischem Rotz bringen durch Ansteckung bei andern nicht selten den acuten Rotz hervor; das Entgegenge­setzte ist dagegen selten, da der acute Rotz ein viel inten­siveres Contagium zu entwickeln scheint, als der chronische Rotz. Nie habe ich gesehen, dass der acute Rotz (bösartige Druse der Wiener Schule) an demselben Thiere in die chronische Form übergegangen wäre; sondern alle damit befallenen Thiere gingen innerhalb 6—18 Tagen zu Grunde.
Beim Esel und Maulthier ist der acute Rotz die häufigere Form; sie wird durch Impfung mit Nascnausfluss von einem Pferd mit chronischem Rotz fast jedesmal hervorgebracht.
Symptome: plötzliches Auftreten der Krankheit (inner­halb 3—5 Tagen nach erfolgter Ansteckung) mit heftigem,
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entzündlichem FieLer, vollem, hartem Pulse und beschleunigtem Athinen, gclbrother oder dunkler Naseusclileimhaut, gelhliohem, copiüsem, Tust durchslclitigem Ausfluss, Thräneu der Augen, sclmicrzhafter und verLreiteter Anschwellung im Kehlgang, auch rotlilaufartiger Entzündung des Schlauchs, Hodensacks oder der Füsse. Diese Symptome nehmen innerhalb weniger Tage oder einer Woche bedeutend an Intensität zu, der allgemeine Zustand geht in den der Schwäche tiber und es gesellt sich Husten, beschwerliches Athemholen und manchmal eine Eruption kleiner Wurmbeulen an verschiedenen Stellen des Körpers hinzu. So­dann schwillt die Kiechhaut immer mehr an, es bilden aus anfangs hirsekornähnlichen Bläschen sich weissliche Pusteln und fressende Geschwüre von unregelmässiger Form, mit gelbem Grunde und dunkelrother Umgebung, der Ausfluss ist dick, gelb, mit Blutstreifen gemischt, stinkend; die Beulen enthalten ein gelbliches Serum oder eine hefenähnliche Flüssigkeit. Der Tod tritt meist durch Erstickung ein.
Bei der Section findet man die Nasenschleimhaut brandig, aufgetrieben, oft ganz breiartig, die corrodirten Stellen gelblich, weit blutreicher als die Geschwüre des chronischen Rotzes; die Lymphdrüsen des Kehlgangs, Halses u. s. w. speckartig, schwarz raarmorirt, manchmal brücklichen Eiter enthaltend; die Lunge blutreich, schwarz, mürb, mit Tuberkeln von Hanfkorn-oder Linsen-Grösse durchsäet, die jedoch ebenfalls sehr dunkel gefärbt sind und öfters etwas schmierigen Eiter enthalten. Nicht selten seröser Erguss in der Hirnhühle, Eutzündungs-Erscheinuiigen an dem Darmkanal oder der Leber, auch tuberkel­ähnliche Verhärtungen in letzterer u. s. w.
Nach Delafond soll der acute Rotz, obwohl selten, am 5.-8. Tag sich anfangen zu bessern, und — jedoch sehr lang­sam _ heilen oder in die chronische Form übergehen, die er für unheilbar erklärt.
Diagnose: bei dem raschen Verlauf der Krankheit weniger schwierig als bei der chronischen Form. Verwechslung mit dem sog. brandigen Strcngel (s. diesen) oder Petechialfieber, oder Milzbrand - Affectionen der Respirationswerkzeuge wäre leicht möglich und sind wohl öfter vorgekommen. Bei herrschender Maulseuche sind auch schon Pusteln auf der Nasenschleimhaut wahrgenommen worden.
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Prognose: noch ungünstiger als beim chronischen Rotz, obgleich man einige Fälle von Heilung anführt.
Behandlung: Der acute Rotz bietet bei seinem schnellen Verlauf wenig Gelegenheit zu einer erfolgreichen Therapie dar; wollte eine solche versucht werden, so müsste man sich nach dem Character des Fiebers richten und etwa die Geschwüre der Riechhaut mit Einspritzungen von Eisenvitriol- {'/, Unze auf 1 Pfund Wasser) Hollenstein- oder Sublimat-Auflüsung (i Quint auf 1 Pfund Wasser) zu bessern suchen (nach Hayne, welcher auf äussere Reizmittel in der sogenannten bösartigen Druse beson-dern Werth legt). Bei dem chronischen Rotze hat man eine grosse Menge von Arzneimitteln, namentlich die schwefel- und spies-glanzhaltigen oder Quecksilber-Präparate, Kohle u. s.w. mit Aus­dauer angewendet, auch die Drüsengeschwulst local mit Queck­silbersalbe, Scharfsalbe, Brennen u. dcrgl., die Riechhaut aber mit Einspritzungen von Chlorkalk- oder Chlornatron-Auflösung oder Einathmenlassen von Chlorgas behandelt. Andere empfehlen eine fortgesetzte antiphlogistische Behandlung, namentlich mit wiederholtem Aderlassen u. s. w. (Das Blut rotzkranker Thiere enthält nach meinen oft wiederholten Analysen weit mehr Faserstoff als das der gesunden, wenigstens so lange jene noch nicht in Cachexie verfallen sind.) Gaullet erzählt einen Fall, in wel­chem ein Pferd mit chronischem Rotz, nachdem es durch Luft-einblascn getödtet werden sollte, einen grossen Blutverlust erlitten, aber sich wieder aufgerafft hatte, ohne Anwendung weiterer Mittel sich erholte und nach 2 Jahren noch ganz gesund erschien.
In neuerer Zeit hat man die innerliche Airwendung der Canthi)riden (Vines), des schwefelsauren Kupfers, sodann der Jod-Präparate, namentlich des Jodkupfers (Morton) besonders empfohlen. Allein die Resultate sind keineswegs aufmunternd.
Viele Thierärzte nehmen den Rotz geradezu als unheilbar uii und obwohl er es nicht absolut seyn mag, ist es doch in Berücksichtigung der langwierigen Dauer der Cur und Unge-wissheit eines günstigen Erfolgs, und besonders der Unsicher­heit des Bestandes desselben, gegenüber von dem Werthe eines einzelnen Pferdes — selten gerathen (von wissenschaftlichen Versuchen abgesehen), die Heilung des Rotzes zu unternehmen. Jedenfalls müsste das Thier während — und im günstigen Falle längere Zeit nach der Cur unter strenger Aufsicht bleiben.
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Prophj'laxis: diese kann durch Abhaltung der Ursachen des Rotzes, namentlich der Ansteckung, bewirkt werden. Das Contaglum des — sowohl chronischen als acuteu Rotzes ist fix, es verbreitet sich (wenigstens bei der chronischen Form) nicht durch die Luft, (wie Chabert, Have manu, Blei­weis annehmen) wohl aber können gesunde Pferde, ohne mit rotzigen direct zusammen zu kommen, angesteckt werden, wenn sie au Krippen , Raufen , Trinkgeschirren , Bremsen , Zäumen u. 9. \v. mit noch wirksamem Rotzeiler in Berührung kommen, so dass derselbe auf eine resorblionsfähige Stelle der Haut gelangt. Wo daher kranke und gesunde Thiere eng beisammen stellen, aus demselben Troge u. s. w. fressen und getränkt werden, einander durch Belecken, Ausschnauben u. s. w. besudeln, findet die Ansteckung leicht statt; (so in zahlreich besetzten Ställen des Militärs, der Posten, der Gestüte). Die Verbreitung des Rotzes geschieht um so leichter, als er (namentlich in chro­nischer Form) anfangs als ein ganz unbedeutendes catarrhali-sches Leiden erscheint. Der Rotzeiter scheint seine AVirksamkeit selbst getrocknet lange Zeit zu behalten, worauf bei der Reinigung inficirter Ställe und Utensilien Rücksicht zu nehmen ist. Durch iuficirte thierärztl. Instrumente kann der Rotz mitgetheilt werden.
Eine grosse Zahl franzosischer Thierärzte hält nament­lich den chronischen Rotz nicht fUr ansteckend und sie berufen sich auf zahlreiche Beobachtungen und Versuche. Es ist aller­dings richtig, dass manche Pferde lange Zeit mit rotzigen in innigem und anhaltendem Verkehre stehen, ohne angesteckt zu weiden, andere dagegen werden es schon durch eine ganz kurze Cohabitation. Auch die Impfung schlägt manchmal fehl. Man muss annehmen, dass solche Individuen in jenem Zeitpunkt keine Disposition zu dieser Krankheit besitzen, wie diess bei allen contagiosen Krankheiten beobachtet wird. Auderntheils ist zu berücksichtigen, dass von Rotz bereits angesteckte Thiere oft noch lange Zeit (Monate) gesund scheinen und dann erst bei irgend einer Veranlassung der Rotz uuvermuthet ausbricht. Alles was die Kräfte der Thiere schwächt und die Säftemi­schung alterirt, bringt eine besondere Disposition zum Rotz (sowohl dem selbstentwickelten als dem durch Ansteckung entstehenden) hervor, daher im Kriege die Ausbreitung des Rotzes, bei den strapazirten, schlecht gewarteten, allen
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Witternngseiiiflüssen ausgesetzten Thieren; laquo;och schneller aber hei Pferden, die in grosser Zahl in Schiffen unter Deck längere Zeit zusammen gepfercht sind. Die Meinung, dass der Rotz erst dann ansteckend sej', wenn Geschwüre vorhanden und der Nasen-ausfluss eiterig sey, ist nicht sicher hegründet. Ich hahe hei der Section eines rotzverdächtigen Pferdes kaum merkliche Erosio­nen auf der Ricchhaut (ohne alle Narben alterer Geschwüre) gefunden und doch hatte Ausfluss von diesem Pferde 5 Wochen vor seinem Tode (durch Impfung) bei einem andern Pferde den Wurm hervorgebracht. Küppers berichtet einen aliniichen Fall, wo ein Pferd 2 andere mit Rotz angesteckt hatte, bei iinn selbst fand man gar keine Geschwüre, sondern blos Eiter in den Nebenhöhlen und Tuberkel in der Lunge.
Der Rotz ist nicht blos ansteckend, sondern auch erblich; d. h. er geht vom Hengst oder der Stute auf das Junge über, und zwar wenn dieses aucli nach seiner Geburt sogleich von der kranken Mutter getrennt wird. Daher sind rotzige Thiere nicht zur Zucht zu verwenden.
Polizeiliche Maas reg ein: sie bestehen 1) in Sepa­ration der rotzigen oder rotzverdächtigen Thiere zur Verhütung aller Communication derselben mit gesunden; 2) in Tödtung derselben. In den meisten Staaten bestehen hierüber besondere Vorschriften. Die Ställe, in welchen rotzige Pferde standen, müssen desinficirt werden ; es genügt indessen diejenigen Theilc des Stalles, welche die Pferde berühren oder besudeln konnten, mit siedendem Wasser oder Lauge zu waschen und sorgfältig zu reinigen, (naincntlich die Raufe, Krippe; die Wand in der Nähe derselben, die Trinkgeschirre u. dgl.); das Anstreichen mit einer Chlorkalk-Auflösung ist nicht kostspielig und sichert die Zerstörung des Contagiums noch mehr. Putzzeug, Gurten, Lederwerk u. dgl. Utensilien können 24 Stunden in eine kalte Auflösung von Chlorkalk gelegt, und nachher au der Luft ge­trocknet werden. Teppiche, Chabraken u. dgl. ebenso, falls eie nicht eine zerstörbare Farbe haben; in diesem Falle sind sie zu walken, oder in der Darre eines Backofens einem hohen Hitz­grade auszusetzen. Eisenwerk (wie Trensen, Stangen, Bremsen) sind im offnen Feuer zu erhitzen oder frisch zu verzinnen. Die Ställe können ausserdem mit Chlor geräuchert werden, müssen aber jedenfalls einige Zeit zum Austrocknen u. s. w. dem freien
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Luftzuge Überlassen werden. Das Ausreissen der Raufen, Krippen und selbsi des Pflasters, oder das Abkratzen der Mauern ist (falls jene niebt olmediess abgängig sind) keineswegs nothweu-dig; ebensowenig das Abnehmen der Deichsel des Wagens u. dgl.
Der Rotz gilt in allen Ländern, welche eine besondere Gesetzgebung über die Gewährscbaftsmängel haben, als Haupt­mangel, jedoch mit sehr verschiedener Gewährzcit, z. B. 9 Tage in Frankreich, 14 Tage in Preussen, 15 Tage in Oest-reich (nebst der verdächtigen Drüse; der acute Rotz soll nach Bleiweiss nicht als Hauptmangel gelten}, 14—30 Tage in verschiedenen Theilen Baierns, 31 Tage in Würtcmberg und Baden ^ 42 Tage in Sachsen-Gotha.
Durch Impfung lässt sich der Rotz auf andere Thier-species, namentlich Schafe, Ziegen, Hunde, übertragen, nicht durch Cohabitation. Der Verlauf bei diesen Thierarten ist mehr dem chronischen Rotze des Pferdes ähnlich. Hamont will den Uebergang des Rotzes auf einen Löwen und auf Hunde, durch den Genuss des Fleisches von rotzigen und räudigen (?) Pferden beobachtet haben.
Auch Menschen sind durch Besudelung mit Rotzeiter angesteckt worden; bei ihnen ist der acute Verlauf vorherr­schend, die Symptome sind theils dein acuten Rotz des Pferdes (durch die Entzündung und Verschwörung der Naseuschleim-haut), theils dem Wurm (durch Bildung von Abscessen im Zell­gewebe unter der Haut und zwischen den Muskeln) ähnlich; es gesellt sich aber meist ein typhöses Fieber hinzu, welches in kurzer Zeit den Tod herbeiführt. Es sind jedoch auch Fälle bekannt, in welchen der Rotz den chronischen Verlauf nahm und mehr die Lymphdrüsen befiel, oder aber blos wie eine locale Infection mit bösartigem Eiter wirkte, nämlich ein schwer heilendeiä Geschwür und etwa Anschwellung und Eiterung in der nächsten Lyiuphdrü-seiigruppe erregte. Es ist daher beim Umgang mit rotzigen Pfer­den, sowie bei der Section derselben alle Vorsicht anzuempfehlen.
Man hat die Rotzkrankheit (wegen der Aehnlichkeit ihrer Geschwüre) mit der Syphilis des Menschen verglichen; (Schmid nennt sie Scrophulo-syphilis); die chronische Form bat manche Aehnlichkeit mit der Syphilis, der Wurm mit den Buboueu. Allein die Syphilis entspringt nie aus einer Ent\vickluiigskrlaquo;nk-heit (wie der Rotz aus der Druse) und ist heilbar.
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Mehr Aehnlichkeit scheint mir der Rotz mit der Marschkrank­heit (inDithmarscheu) oder raquo;1lt;iii Mal de scarlievo(iulbtiiei0 zu lialen.
D. ^ttutttiurtn. Wurm. Cachexia lymphatica farciminosa V.
Helcosis {Am Fach. Scrop/mla farcimen. (ßauvages.)
Der Hautwurm ist eine mit dein Rotz dem Wesen nach identische Krankheit, durch Knoten und Gesclnvüre in der Haut, die den Venen und lymphatischen Gefössen folgen, bezeichnet. Meist fieberlos, langwierig, ansteckend. Der Pferdegattung eigen.
Die Ursachen, welche den Wurm der Pferde ursprünglich hervorbringen, sind dieselben wie beim Rotz, namentlich geht dem Ausbruche des Wurms meist eine Veränderung der Säfte voraus, die entweder von schlecht beschaffener Nahrung oder von Aufsaugung krankhafter Stoffe (wie Eiter, Schleim u. dgl.) oder Zurückhaltung von normalen oder krankhaften Secretionen herrührt. Daher findet man Wurm Öfters im Gefolge alter Mauke uudWiderristscliäden, der Erätze, Lungen-Vereiterung u. s. w.
Wie beim Rotze ist auch liier Ansteckung die häufigste Ur­sache. Rotzeiter, wie Wurmeiter, bringt auf die Haut eines gesunden Pferdes geimpft den Wurm hervor; ebenso kann die Infusion von Blut eines rotzigen Pferdes in die Venen eines ge­sunden den Wurm (oder Rotz) zur Folge haben.
Besonders geneigt zu dieser Krankheit sind die groben, langbehaartcn, gemeinen Pferde, noch mehr aber die sehr stra-pazirten und nachlässig gewarteten.
Symptome: Bei der Selbstcntvvicklung des chronischen Wurms entstehen meist in der Nähe von alten Geschwüren und dgl. harte, anfangs flache Anschwellungen von unbestimmter Ausdehnung, öfter aber schmerzhafte Stränge, durch deutliche Knoten unterbrochen, welche meist dem Verlauf der Venen und Lymphgefasse folgen (Schnur]. Die Knoten oder Beulen sind anfangs empfindlich, bald aber kalt und schmerzlos, gehen nur langsam oder schwer in Eiterung über, brechen dann auf und bilden Geschwüre mit umgestülplen Rändern (Hühnerarsch), die einen schlaffen, dünnen oder zähen Eiter sickern. Schnei­det man die Beule frühzeitig auf, so enthält sie entweder geronnene Lymphe oder eine grics- und käseähnlichc Materie.
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Dabei ist das Thier fieherlos und oft längere Zeit noch bei guter Fresslust und Condition.
Die benachbarten Lymphdrüsen schwellen an, verhärten und bilden nicht selten in ihrem Innern Tuberkel oder Eiter, ohne jedoch aufzubrechen.
Bei der Impfung oder zufälligen Ansteckung schwillt nach einigen Tagen die Umgebung nach dem Verlauf der Gefässc an, und bildet einen platten Strang, auf dem sich nach einiger Zeit die Wurmbeulen erheben; gewöhnlich geht ein mehr oder #9632;raquo;veniger merklicher Fieber-Anfall dem Ausbruche voraus, ist aber mit diesem beendigt.
Die Krankheit breitet sich meist langsam aus, die Stränge laufen immer mehr dem Miftelpunet zu (z. B. an den Füssen aufwärts, an Hals und Kopf hinabwärts), zugleich entwickelt sich ein allgemeines lymphatisches und cachectisches Leiden (dumpfer Husten, Abmagerung, enorme Anschwellung der Füsse, des Schlauchs u. s. w.), endlich gesellen sich noch die Symp­tome des Rotzes dazu, und das Thier geht daran nach Monate­langer Dauer zu Grunde.
Bei der Section findet man die Lymphdrüsen verhärtet, tuberkulös, oder Eiterpunkte enthaltend, das die Lymphgefässe und Venen des kranken Theils umgebende Zellgewebe mit pla­stischer Lymphe infiltrirt, die genannten Gefässe entzündet, ihren Inhalt wurmähnlich geronnen, die Beulen im Zellgewebe unter der Haut und auf den verdickten Strängen sitzend, ihre eiternde Fläche blass, griesartig u. s. w. (Bei meiner Untersuchung fand ich die Lymphgefässe und Venen in den vom Wurm be­fallenen Theilen der Haut völlig gesund, namentlich keinen Zu­sammenhang der WTumbeulen mit diesen Gefässen, daher jene nicht wohl von einer Entzündung der Klappen der Lymphgefässe herrühren können, wie man gewöhnlich angibt).
Im Innern des Körpers sind die Drüsen (des Gekröses u. s. vv.) ebenso entartet, wie an den kranken Theilen der Oberfläche; in den Lungen finden sich Tuberkel, wie beim Rotz, und sonst die Zeichen dieser letztem Krankheit oder der Cachexie, Wassersucht u s. w.
Diagnose: leichter als bei Rotz, weil der Sitz der Krank­heit offen vor Augen liegt. Verwechslung kann mit dem soge­nannten gutartigen Wurm stattfinden, der in dem Ausbruche
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von oberflächlichen Beulen auf der Haut, besonders dem Maul den Hinterfttssen u. s.w. besteht, die aufbrechen, aber grutarlig-e Geschwüre mit flachem Rande und dickem, griesigem Eiter bilden und von selbst wieder heilen, ohne dass ein allgemeines Leiden daraus entsteht. Dieser sogenannte gutartige Wurm hat einen raschen Verlauf und nähert sich weit mehr demBeuleniieber (Nesselfieber, Hit/.ausschlag), als dem eigentlichen Wurm.
Prognose Minder ungünstig als beim Rotz, weil die Krank­heit früher erkannt wird, und neben den innerlichen Mitteln auch äusserliche leicht anzuwenden sind.
Auch der Wurm hat ausser der häufigeren, chronischen, eine acute, seltenere Form. Sie unterscheidet sich durch eine leichte Eruption von Strängen in der Haut, die bald verschwin­den, bald wiederkehren. Sodann bilden sich Knoten, die in Menge die Haut bedecken, und schon nach 4 — 5 Tagen er­weichen, aufbrechen und um sich greifende oder in die Tiefe fressende Geschwüre bilden. Ein ähnlicher Ausbruch findet meist auf der Nasenschleimhaut statt und tüdtet das Thier in Kurzem durch Erstickung. Bei der Section will man ausser den gewöhnlichen Erscheinungen an den Lymphdrüsen und in der Lunge auch Geschwüre im Dannkanal beobachtet haben. Die Beulen des acuten Wurms sollen sich von denen, die den aeuten Rotz begleiten, dadurch unterscheiden, dass jene tief unter der Haut ihren Sitz haben, diese aber mehr pustulOs, blos in dem Corium sich befinden.
Indessen beschreibt Huzard eine, den letztem ähnliche Form des Wurms, die in kleineren, nicht gestielten, und in der Haut selbst sitzenden Beulen bestellt, welche sich bald üffnen, eine nicht eitrige Flüssigkeit aussickern und keine Nei­gung zur Vernarbung zeigen. Diese Beulen sind röthlich, sehr zahlreich, bald unregeimassig über den ganzen Körper zerstreut, bald in Gruppen oder Reihen vereinigt; dabei scheint der all­gemeine Zustand des Thieres nicht gestört, welches übrigens von Zehrfieber und Erschöpfung durch den Säfleverlust zu Grunde geht. Bei der Section findet man theils die Lymph­drüsen geschwollen, gelblich oder erweicht, theils keine Ver­änderung. Diese Form des Wurms soll die hartnäckigste seyn.
Behandlung: innerlich durch die beim Rotz erwähnten Mittel; äusserlich und local ist anfangs das Ausschneiden des
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angeschwollenen Strangs unter der Haut manchmal im Stande, der weiteren Ausbreitung der Krankheit Einhalt zu thun; ausserdem werden die schnurartigcn Verliärtungen mit scharfer Salbe eingerieben, die Beulen mit dem glühenden Eisen zerstürt. Wenig sicher ist das Aetzen derselben mit Spiesglanz-Butter, rothem Präcipitat u. s. w. Die Behandlung muss durch gutes und hinreichendes Futter, frische Luft u. s. w. unterstützt werden.
Indessen ist der Wurm, wenn er einmal als Allgemeinleiden ausgebildet ist, ebenso schwierig zu heilen als der Rotz.
Der Wurm ist erblich und ansteckend; er gilt als Gewähr­mangel, gleich dem Rotze, und erfordert die nämliche Vorsicht gegen Infection von Seiten derer, die mit wurmigen Thieren (todten oder lebendigen) umzugehen haben.
Man hat den Wurm mit den syphilitischen Bubonen des Menschen verglichen, wogegen sich jedoch dasselbe anführen lässt, was über die Vcrgleichung des Rotzes mit den Chankem der Syphilis gesagt wurde.
Hautwurm des Rinds {Farcin, Arboulets nach Maillet).
Eine seltene, der chronischen Form des Hautwurms der Pferde ahnliche, durch Geschwülste und Stränge unter der Haut characterisirte, langwierige Krankheit.
Der Wurm befällt Thiere jeden Alters, fast, ausschliesslich an den Gliedmassen und unter der Form von umscliriebenen Gechwülsten oder häufiger von Strängen. Diese letzteren findet man meist an der inneren Seite des Schienbeins und des Schen­kels, selten am Halse, den Venen dieser Theile folgend; sie sind fingersdick, immer unempfindlich, etwas hart, und gehen zu den benachbarten Lymphdrüsen, die gewöhnlich angeschwol­len, verhärtet, aber nicht schmerzhaft sind.
Selten bilden sich auf dem Strange einzelne Abscesse, da­gegen erweicht der Strang selbst öfters auf einer Länge von mehreren Zollen, und wird fluetuirend, ohne jedoch die Haut durchzubrechen, wie der Hautwurm der Pferde. Schneidet man die weiche Stelle ein, so lässt sich eine weissliche, geruchlose Flüssigkeit von der Consistenz des Breies oder weichen Käse herausdrücken; die entstandene Verletzung eitert beinahe gar nicht und heilt in wenigen Tagen. Indessen füllt sich die er­weichte Stelle wieder aul's Neue, wird aber zuletzt resorbirt
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und hinterlasst eine Verhärtung. Am häufigsten gehen die Stränge in Verhärtung über, ohne vorher erweicht zu seyn, so dass man Leim Einschneiden eine speckartige, unempfind­liche Masse findet, die mit der Haut innig zusammenhängt und wenig blutet.
Die umschriebeneu Anschwellungen befallen das Knie, die äussere Fläche des Vorarms oder Schenkels, den Hals u. s. w.; gleich den Strängen entwickeln sie sich träge, bleiben lange unverändert und gehen selten in Eiterung über.
Ihr Inneres ist speckig, weisslich oder grau. Sehr oft stehen einzelne Stränge mit der Geschwulst in Verbindung, und sie enthält dann gewühnlich geschlossene Eitersäcke.
Der Verlauf der Krankheit, bei der die Thiere übrigens gesund zu seyn scheinen, und die Kühe Milch geben, kann 1 — l'/j Jahre und darüber dauern, sie bleibt local und die Thiere gehen nicht daran zu Grunde, ob sie gleich sich schlecht füttern. Ebenso wenig hinken sie, ermüden dagegen bälder als gesunde. Gewöhnlich werden solche Thiere zum Schlachten benützt
Ueber die Ursachen ist nichts Zuverlässiges bekannt; ebenso wenig über die Erblichkeit und Ansteckung des Wurms; beide werden bezweifelt.
Die Behandlung mit zertheilenden Mitteln, Scarificiren und Einschnitten ist stets ohne Erfolg geblieben; vielleicht würde das Brennen der Stränge und Geschwülste kräftiger einwirken. Manchmal werden diese von selbst nach und nach kleiner, da­gegen schwellen dann die Lymphdrüsen mehr an, und degene-riren in eine hirnähnliche Masse.
Youatt beschreibt einen Hautwurm des Rinds, der an den Giiedmassen sieh zeigte, dem des Pferds ähnlieh Avar, d. h. Knoten und Geschwüre auf dem Strange bildete aber durch Brennen geheilt wurde (zugleich husteten die Thiere). Er hält die Krankheit für zufällige Anschwellung und Verhärtung der Lymphdrüsen, nicht aber für eigentlichen Hautwurm, der nur bei Pferden vorkomme (s. Hindv. p. 353).
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DRITTE OKOXI XCJ.
Mtanibtiien \gt;e$ UhiU untr im* |pltttlurfitunfl.
(Vgl. auch die zweite Klasse: Krankheiten der Irritab.)
Das Blut kann sowohl der Menge als auch der Beschaffenheit nach vom gesunden Zustande abweichen. In einer grossen Zahl von Krankheiten ist dicss theils primär, theils seeundiir der Fall. Ausserdcm kann das (gesunde oder krankhaft veränderte) Blut ungleich vertheilt seyn, so dass sich bald in einem Organ oder Gewebe zu viel desselben (Congestion, Entzündung) oder zu wenig (bei Atrophie) befindet. Endlich kann das Blut, aussei-einem Missverhältniss seiner normalen Besfandtheilc, noch fremde Stoffe enthalten, welche theils von aussei! (durch die Ver­dauung u. s. w.) hineingelangt sind, theils im Körper selbst erzeugt oder resorhirt wurden (Gallenfarbstoff, Harnstoff, Eiter — Confagien — Scliärfeu).
Die krankhaften Veränderungen des Bluts sind theils nächste Ursache gewisser Krankheiten, theils die Folge derselben; so ist Vollblüiigkcit öfters die nächste Veranlassung zu Congestion und Entzündung, oder zu Apoplexie und activen Blutungen; anderntheils bringt aufgehobene Verdauung^ Gekrosdrüsen-Ver-härtung u. s. w. Blutmangel hervor.
A. VoUbliittökdt. (Plethora.J
Eine übermässige Menge von Blut, so dass dieselbe seiner normalen Bewegung hinderlich wird.
Die Quantität des Bluts kann in einem gesunden Thiere merklich variren , ohne ins Krankhafte zu gehen (um so mehr, als die Gewebe, in denen das Blut eingeschlossen ist, mehr oder weniger ausdehnbar und elastisch sind); im letzteren Falle ist aber auch meist zugleich eine qualitative Veränderung des Bluts zugegen, und dasselbe ist bald in höherem Grade arteriös, bald mehr venös. Man unterscheidet wahre und falsche Vollblütigkeit.
Die Ursache der wahren Vollblütigkeit liegt zunächst in einem Missverhältniss der (sehr thätigen) Blulbeieitung zu dem Verbrauche dieser Flüssigkeit. Gute Verdauung, kräftige Re­spiration, wenig Anslrengung der Kräfte bei geringer Neigung
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zur Fettbildung'; Uiiterdrückung gewohnter Sccretiouen {x. B. der Milch) oder Blotentziehungen, veranlassen die Anhäufung einer allzugrossen Menge von Blut im Körper.
Bei der falschen Vollblütigkeit ist eigentlich nicht mehr Blut vorhanden, sondern dasselbe nimmt nur einen grüsseren Raum ein {#9632;plethora ad rohimeii), was man theils der Einwirkung heftiger Bewegung und Leidenschaften, sowie der Hitze (vor­züglich auf die gasförmigen Bestandtheile des Bluts, denn hei den tropfbar flüssigen ist durch die im lebenden Körper vor­kommende Steigerung der Temperatur keine merkliche Raum­vermehrung denkbar) zuschreibt. Auf diese Weise entstehen ähnliche Symptome der wahren Vollblütigkeit.
(Die plethora ad spatlum, welche auf Verminderung des Raums für die vorhandene Blutmenge durch Unterbindung grosser Gefässe, Amputation grösserer Gliedmassen u. s. w. beruht, wird bei Thieren selten vorkommen; die plethora ad vires, welche bei sehr schwachen Individuen mit offenbar zu geringer Blutmenge, jedoch bloss vorübergehend, entstehen soll, möchte mit Congestion zusammenfallen.)
Symptome: Ucberfüllung der oberflächlichen Blutgcfässe, namentlich der Hautvenen, mit Bin*; die Arterien fühlen sich voll an, der Puls ist stark, voll, oft hart; bei längerer Dauer und hohem Grade wahrer Vollblütigkeit aber oft unterdrückt, zusammengezogen, klein; der Herzschlag ist deutlich, oft un-regelmässig; das aus der Ader gelassene Blut ist dunkel und gerinnt schnell. Die sichtbaren Schleimhäute sind stark geröthet. Hiezu Trägheit der Bewegung, Spannung der Glieder, Angst; grosse Neigung zu Congestionen, Entzündungen oder Blutungen; im höchsten Grade: Abstumpfung, Schwindel, Zittern, Schlagfluss.
Dauer: unbestimmt.
In der falschen Vollblütigkeit sind die Zufälle weniger heftig und mehrere derselben fehlen ganz (z. B. der harte Puls); über­haupt geht dfe falsche Vollblütigkeit mit den sie veranlassenden Ursachen meist bald vorüber.
Eine länger anhaltende, jedoch massige Vollblütigkeit hat die Entwicklung des venösen Zustandes, Erweiterung der Ge­fässe , Abdominal - Plethora, Stockungen im Pfortadersystem u. s. w. zur Folge.
Diagnose: unter Berücksichtigung der Lebensverhältnisse
Herine, Pntholofie,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7
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des Thiers nicht schwierig; manchinal jedoch unsicher wegen der sich widersprechenden Symptome oder der Vei^echslung mit Congcstionen nach der Oberfläche des Körpers.
Vorhersagung: meist günstig.
Behandlung: Blutentziehung aus einem grösseren Ge-fässe (Einfluss der Grosse der gemachten Oeffnung und der Stärke des Blutstroms), Entziehung der gehaltreichen Nahrung, angemessene Bewegung, Wiederherstellung unterdrückter Secre-tionen; kühlende und ausleerende Mittel. Bei der falschen Vollblütigkeit sind zu ergiebige Aderlässe zu vermeiden.
B. HHutmninjel. (Anaemia.}
Weniger Blut, als die normale Unterhaltung der Functiouen des Körpers bedarf; das Blut ist meist verdünnt oder wässerig.
Ursachen: die Blutarmuth entsteht entweder langsam durch unzurcicliendc Nahrung und Fehler der Assimilation, oder schneller durch anhaltende und heftige Anstrengung, übermäs-sige Absonderungen, insbesondere copiüse Eiterung, am schnell­sten durch starken Blutverlust.
Symptome: Leere der oberflächlichen Blutgefässe, Blässe der Haut und Schleimhäute, mangelnder Turgor, matter Blick, kleiner, schwacher, oll beschleunigter Puls, stark fühlbarer Herzschlag, geringe AVSrmcentwicklung, baldige Erschöpfung der Muskelkraft. Das aus der Ader gelassene Blut gerinnt langsam, setzt wenig Cruor, dagegen viel Serum a.b. Nicht selten verbindet sich mit einem massigen Grade der Blutarmuth eine erhöhte Reizbarkeit des Gcfäss- und Nervensystems (irri­table Schwäche).
Dauer: unbestimmt; das Ende wird durch Abzehrung, Wassersucht und Erschöpfung der Kräfte herbeigeführt.
Diagnose: nicht schwierig; Verwechslung mit Congestion nach den innern Theilen möglich.
Behandlung; muss hauptsächlich auf Enlfernung der Ur­sachen gerichtet seyn; sodann Hebung der Blutbereitung (nahr­haftes , leicht verdauliches, nicht reizendes Futter, reine Luft, Ruhe oder Bewegung nach Willkühr; Infusion von Blut aus den Adern eines gesunden Thiers); innerlich: stärkende, bittere Pllanzenstoffc, eisenhaltige Mittel; Reizmittel sind zu vermeiden.
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C. Quaittatrue oiu-r illifdjungsucräiilifrungen tits Jamp;iutraquo;.
Mlssverhältniss der ijälieren Bestandthcile des Biuls zu ein­ander, meist an der Farbe, Consisfenz, GerinnLarkeit u. s. w. erkemiLar (auch schon hei Vollblütigkeit und Blutmangel erwähnt).
Die Fehler in der Mischung des Bluts entstehen theils durch Aufsaugung nicht gehörig assirailirter oder selbst krankhafter Stoffe im Körper und Störungen der Blutbereitung (Krankheiten der Lymphdrüsen, der Lunge), theils durch Zurückbleiben von Stoffen, die zur Ausscheidung bestimmt sind (Schärfen).
Symptome: mangelhafte Ernährung, Neigung zur Bil­dung von Afterorganen, Degeneration mancher Gewebe (z. B. der Lunge, der Haut), Erzeugung krankhafter Secretionsorgane (Ausschläge, Geschwüre — sogenannte offene Schäden—), sel­tener Ergriffense5-n des Nervensystems.
Verlauf und Dauer unbestimmt: z. B. schnell hei Re-sorbtion von Eiter oder Jauche, laugsam beim Ausgang in Dyscrasien und Cachexien.
Diagnose: unsicher; Prognose: ebenso, nach der Be­schaffenheit des Hebels, seiner Dauer und seinem Grade.
Behandlung: Beseitigung der Ursachen, Veränderung der Blutbereitung, theils durch bessere Nahrung, theils durch strenge Diät (Hungerkur); Antreiben der Secretionen, beson­ders der HautausdUnstung und der Nieren; umstimmende Mittel (alterantia), sogenannte blutreinigeude, die Absonderungen ver­mehrende und abändernde Mittel u. s. w.
Hieher gehören die entzündliche, die wässerige Beschaffen­heit und die Verdickung und Auflösung des Bluts, die Schärfen und zurückgehaltenen Auswurfsstoffe (die erhöhte Arleriosität und Veuosität s. II. Classe der Krankheiten).
a) Uebermaass von Faserstoff Qentx.i'mdliche oder phlogistische Beschaffenheit des Bluts).
Das aus der Ader gelassene Blut ist schaumig, bleibt beim Gerinnen entweder unverändert und bildet einen gleichförmigen, rothen, festen Kuchen, oder es scheidet eine dicke, sehr consistente Schichte von Faserstoff aus (wahre Speckhaut), die in der Mitte vertieft ist; jedenfalls scheidet sich wenig Blutwasger aus. (Die Bildung der Speckhaut wird durch die Grüsse der Aderlass-
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Oeffnung, das sclmelle Ausiliessen, die Enge und GlStte des Gefässes, worin das Blut stehen bleibt, begünstigt.) Im lebenden Körper: Neigung zu iichten Entzündungen und zur Ausselieidung von Faserstoff (plastischer Lymphe). (Die sogenannten falschen Polypen im Herzen und den grossen Gefässstämmen sind Aus­scheidungen des Faserstoffs aus dem Blute, welche entweder kurz vor dem Tode oder erst nach demselben sich bilden, keineswegs aber die Ursache der Krankheit [HerzschlechtigJ oder des Todes.)
Die entzündliche Beschaffenheit des Bluts ist meist zugleich mit Plethora (vgl. die Symptome dieser) verbunden; sie geht bald entweder in Entzündung einzelner Organe oder aber in Auflösung des Bluts über.
Ursachen: reichliches Futter, gute Verdauung, reine, kalte Luft, starke Anstrengung der Muskeln, Fieber, Entzündungen.
Diagnose: aus der Beschaffenheit des Bluts und Be­rücksichtigung der vorausgegangen Ursachen nicht schwierig. Prognose günstig.
Behandlung: Verminderung der Blutmenge, direct durch Aderlässen oder indirect durch Vermehrung der Secretionen, Abbrechen am Futter, oder kühlendes, wässeriges Futter, reines Wasser zum Trinken; von Arzneimitteln die Neutralsalze, be­sonders Salpeter (auch Schwefel, Schwefelleber und die Aar-cotica vermindern die Gerinnbarkeit des Bluts, passen aber nur in seltenen Fällen).
b) Wässerige Beschaffenheit des Bluts CCacochymia serosa).
Das ausgelassene Blut scheidet mehr Serum als gewöhnlich aus, der Blutkuchen ist gering, das Serum selbst enthält we­nige gerinnbare Stoffe (Eiweis). Häufig zugleich Blutmangel.
Ursachen: starker Blutverbrauch, unzureichende Blut­bereitung,- vermehrte Absonderungen, Blutungen; Mangel an Nahrung oder gehaltloses, wässeriges Futter, fehlerhafte Chyli-fication und Assimilation. Aufnahme vielen Wassers durch Trinken, feuchte Luft, Resorbtion wässeriger Flüssigkeiten im Körper, bei verminderter Nieren- und Hautsecretion.
Symptome: ähnlich wie bei Blutmangel. Neigung zu Höhlen- und Zellgewcbs-Wassersucliten (Bleichsucht, bei den Schafen am häufigsten), Schwäche und Mangel an Ausdauer bei der willkührlichen Bewegung.
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Diagnose: nicht schwierig'; Prognose nach den Ursa­chen und der Leichtigkeit ihrer Beseitigung zu. stellen.
Behandlung: Beschränkung des Blutverhrauchs, Be­schleunigung des Wiederersatzes, Vermehrung der Harnabson-derung und Hautausdünstung u. s. w.
cj Uebermaass an Färbestoff CSpissitndo).
Solches Blut ist dunkel von Farbe, dickflüssig, tlieerartig, gerinnt nicht fest, scheidet wenig oder kein Serum aus, eben so wenig den Faserstoff, sondern bildet mehr eine dickflüssige Sülze, die bald in Fäulniss übergeht.
(Delafond's Diastashemic, Trennung des Bluts, wozu er den Coryza gangreneux oder Mal de töte de contagion und einige Milzbrandformen zieht, sodann desselben Pelohämie [Zersetzung des Bluts], wozu er die Carbunkelkrankheifen, die verderblichen intermittirenden Fieber Dupuy's [bei Schafen] rechnet, gehören hieher.)
Diese Beschaffenheit des Bluts kommt vorzugsweise im Milz­brände, in den typhösen und fauligen Fiebern und nach Ent­zündungen, die in Brand sich endigten, vor, und ist am lebenden Thier durch die, diese Krankheitsformell bezeichnenden Symp­tome, am leichtesten aber an dem aus der Ader gelassenen Blute zu erkennen.
Entferntere Ursachen sind: feuchte Hitze, verdorbenes Futter, unreine Luft.
Behandlung nach der begleitenden Krankheit; hauptsächlich frische Luft, Säuren, oft in Verbindung mit flüchtigen Reizmitteln.
d) Auflösung des Bluts (Dissolutio, sepsisJ.
Mangel an gerinnbaren Theileu im Blut, oder verminderte Gerinnbarkeit und Neigung zur Auflösung und Fäulniss.
(Hieher Delafond's Diarrhemle [Durchfliessen des Bluts] mit den Krankheitsformen: der acuten Fäule, Maladie rouge, oder de Sologne, Pourriture aigue.)
Dieser Zustand steht zwischen der wässerigen Beschaffen­heit des Bluts und dem Uebermaass an Färbestoff.
Ursachen: allgemeines Sinken der Lebenskraft, durch feuchte Luft, Hitze, unzureichende oder schlecht beschaffene Nahrung, veranlagst; ferner Contagien, Resorbtion brandiger
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oder fauliger Flüssigkeiten im Körper, daher faulige und ner­vöse Fieber.
Symptome: kleiner, schwacher, oft beschleunigter Puls; blasse Häute, Schwäche der Muskeln und der Empfindlichkeit, Neigung zu Blutungen, Ecchymoseu und colliquativen Secretionen; übler Geruch der HautausdUustung, der ausgeathmeten Luft, des Harns u. s. w., endlich Erschöpfung.
Diagnose: das Blut ist flüssig, gerinnt nicht fest, scheidet keinen Faserstoff aus; der Blutkucheu ist weich, hellroth; dieBlut-kügelchen lösen sich leicht im Serum auf, das röthlich gefärbt ist.
Prognose: ungünstig.
Behandlung: reine Luft, gute Nahrung; säuerliches Ge­tränke, fäulnisswidrige, Reitz- und adstringirende Mittel. Hem­mung vorhandener Blutung oder colliq. Ausleerungen.
e) Sogenannte Schürfen und zurilckge/ialtene Auswurfsstoffe
im Blute.
Vielleicht von einem Uebermaass der im Blute enthaltenen Salze; übrigens weiliger an der Beschaffenheit des Bluts, als au ihren Folgen zu erkennen.
Man hat in dem Blute fremdartige Bestandtheile, z. B. Gallenfarbstoff (bei der Gelbsucht), Harnstoff (bei zurückgehal­tener Excretion des Urins), Elter, Milch oder Fett nachweisen können; dagegen ist diess nicht bei den Contagien der Fall.
Wird gutartiger Eiter in die Venen eines Thiers gebracht, so bilden sich bald Tuberkel und Abscesse in der Lunge, manchmal auch unter der Haut und sonst im Körper; oder es entsteht eine Entzündung der innern Haut der Venen. Nach den Behauptungen französischer Thierärzte soll die Infusion gutartigen Eiters beim Pferde Rotz zur Folge haben, was jedoch bei meinen Versuchen nicht der Fall war. Bloss der wässerige Theil des Eiters (ohne die Eiterkttgelchen) bringt im Blute keine nachtheilige Veränderung hervor.
Wenn das Serum des Bluts Gallenfarbstoff enthält, so wird es dunkelgelb davon und theilt diese Färbung allen helleren Geweben (besonders dem Zellgewebe, den Schleimhäuten, selbst den fibrösen Häuten, so wie dem Fell) mit. Harnstoff im Blute soll sich durch den Harngeruch des Schweisses oder der Luugen-ausdünstung zu erkennen geben.
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Die nicht genauer bestimmbaren, sogenannten Schärfen im Blut aussein sich hauptsächlich durch Neigung zu Hautausschlägen chronischer Art, zu languierigen Geschwüren, durch qualitative Abänderungen des Harns, der Thränen, des Schleims u. s. w.
Ursachen: schlechtes Futter, verdorbenes Wasser, un­reine Luft, Mangel an Haulpttege und Unterdrückung normaler, oder aber habituell gewordener, krankhafter Secretionen, als deren Stellvertreter die Hautausschläge, Geschwüre, aber auch heftige Fieber und selbst Aflectionen des Nervens37stems sich bilden.
Diagnose: oft ungewiss. Prognose: nach der Dauer des Uebels und den aussein Verhältnissen verschieden.
Heilung: meist langwierig; zunächst Vermeidung der Ursachen, dann Umänderung der fehlerhaften Beschaffenheit des Bluts durch passende Nahrung, reine Luft, Antreiben der ver­haltenen Secretionen, umstimmende und ableitende Mittel unter Berücksichtigung des von der Natur gewählten Wegs; vorsich­tige Unterdrückung der habituellen Absonderungen u. s. w.
Der nicht vollständig aus der Säftemasse ausgeschiedene, pathische Stoff wirkt nicht selten, einem Ferment ähnlich, auf den Körper und führt Bückfälle herbei.
VIERTE ORDIKUNraquo;.
ÜvanKIjntm iev Cnioljrung.
Die Ernährung, als eine nächste Folge der Verdauung und Blutbereitung kann sowohl im ganzen Organismus vermehrt oder vermindert, als auch qualitativ abgeändert seyn. Dasselbe findet auch bei einzelnen Organen statt.
A. Uebermässige Ernährung. A. -fcltfurijt. (Pofysarcia.)
Uebermässige. andere nothwendige Functionen störende An­sammlung von Fett im Körper (au nach Thierart, Race u. ^. w. verschiedenen Stellen desselben). Die absichtlich hervorge­brachte Fettsucht nennt man Mastuug.
Ursachen: viel und gutes Futter, bei wenig Bewegung,
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pMegmatischem Temperament, venöser Constitution, und unter­drücktem oder auigeholjenem Geschlechtstrieb. Gewisse Thier-arten (z. B. Schwein, Rind, Schaf) und Racen (z. B. unter den Hunden die Pudel, Mopse) besitzen eine grössere Neigung zur Fettsucht, als andere; dass gewisse Racen oder Schläge, z. B. von Rindvieh oder Schweinen, sich weit leichter mästen, wissen die Viehzüchter wohl, es darf daher eine erbliche Anlage nicht aussei- Acht gelassen werden.
Unter den Pferden sind hauptsächlich die Luxuspferde, welche regelmässig ihre Nahrung und in guter Qualität be­kommen , dabei wenig angestrengt werden, der Fettsucht aus­gesetzt. Selbst eine verhältnissmässig knappe Ration schützt sie nicht davor. Solche Thiere bleiben, auch nachdem sie später in schlechte Pflege gekommen, noch lange Zeit auffal­lend fett, was man jedoch weniger an den aussein Umrissen des Thieres, als bei Sectionen findet.
Die Symptome der Fettsucht sind: Zunahme des Um-fangs des Körpers überhaupt, polsterähnliche Auftreibungen an verschiedenen Stellen, verminderte Beweglichkeit, geringere Ausdauer im Laufe, baldiges Schwitzen beim Gebrauch, be­schwerliches Athmcn, verminderte Empfindlichkeit u. s. w. In fieberhaften Krankheiten wird das angesammelte Fett oft sehr schnell resorbirt, besonders wenn damit eine starke Ausleerung von Säften (/.. B. Ruhr oder Fettschmelzen), Eiterung oder heftiger Schmerz verbunden ist. Ausserdem verwandelt sich das Fett gerne ill Wasser.
Behandlung: weniger und gehaltloseres Futter, mehr Bewegung und Anstrengung der Kräfte (jedoch nicht plötzlich); daneben Mittel, welche die Secretionen vermehren (z. B. ab­führende), und die Plasticität des Bluts mindern (Quecksilber-, Schwefel-., Splesglanz-Präparate, vielleicht Jod). Da fette Thiere absolut weniger Blut besitzen als magere (Von derselben Grosse u. s. w.), so sind Aderlässe selten oder nie am Platze; grosse Blutentziehungen werden nicht ertragen, kleine nützen nichts, sondern vermehren eher die Neigung zur Fettbildung. Sehr fette Stubenhunde leiden manchmal an einem hartnäckigen Husten, der durch Diät und kleine, aber länger fortgesetzte Gaben von Jodkali (5—8 Gran tägheh) in Verbindung mit be­ruhigenden Mitteln gehoben wird.
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B. i)i)}ifttrofil)ic.
Uebermässiges Waclisllium eines Organs, ohne krankliai^e Veränderung seiner Substanz.
Sie kommt hauptsächlich an den innern Organen, z. B. Herz, Leber, Milz, Nieren, Schilddrüse u. s. w. vor, und wird im Leben entweder nicht erkannt, oder sie bringt je nach dem be­fallenen Organ, der Ausdehnung desselben, der Störung be-iiachbarter Organe u. s. w. sehr verschiedene Symptome hervor.
Die Behandlung ist entweder auf Hebung dringender Symp­tome beschränkt (z. B. Minderung des Blutzuflusses durch Ader­lässe u. s. w.) oder fällt in das Gebiet der Chirurgie (wie Unterbindung der zuführenden Arterie bei äusserlichen Organen, Exstirpation u. dgl.).
B. Verminderte Ernährung.
C. Äb3laquo;|)rung. (Macies.J
(Auszehrung, Schwindsucht, Darrsucht. Tabes.')
Allmähliche Abnahme des Kürpervolums wegen unzurei­chender Ernährung, für sich fieberlos, langwierig. Sie ist häufig ein Symptom oder die Folge anderer Krankheiten, z. B. von Entzündungen (sowohl acuten als schleichenden), Vereite­rung innerer Organe (Phthisis), Blutverlust, allzustarken Aus­leerungen u. s. w. Die Auszehrung ist im ganzen Körper, was das Schwinden bei einem einzelnen Theile desselben ist.
Symptome: Abmagerung, bei manchmal normaler Fress-lust, Sinken der Kräfte, daher vieles Liegen, Blutmangel (blasse Schleimhäute, schwacher, leerer Puls, fühlbarer Herz­schlag) , struppiges Haar, starre Haut (Harthäutigkeit), Träg­heit der Absonderungen, der Resorbtion (ödematüse Anschwel­lungen) u. s. w. Ohne Trübung des Bewusstseyns oder Schmerz.
Ursachen: die nächste Ursache ist unzureichender Er­satz für den Verbrauch an Säften und Kräften. Daher führen Mangel an Nahrung, unvollständige Verdauung des Genossenen, gestörte Resorbtion und Assimilation des Chylus (durch Krank­heiten der Lymphdrüsen) mangelhafte Blutbereitung (von der Lunge und den Krcislaufsorganen aus), Blutungen und endlich übermässige, Anstrengung direct den Zustand der Abzehrung herbei. (Bei gänzlicher Entziehung der Nahrung gehen die
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Thiere nicht sowohl an der Abzehrung, als vielmehr früher schon an der Zersetzung der Säfte und Entzündung des Ma­gens und Darmkanals, zu Grunde). Auch Bandwürmer, be­sonders die Bandwürmer des Rinds und Schafs können Ab­zehrung herbeiführen. — Auf indiiecte Weise bringen über-mässige Secretionen (Durchlauf, Harnruhr, zu häufiges Be­schälen , starke Eiterung) chronisch gewordene Entzündungen, besonders der Respiration- und Verdauungsorgane, auch der innern Genitalien, ferner Ueberreizung des Nervensystems durch anhaltenden, heftigen Schmerz, heftige besonders deprimirende Affecte wie Sehnsucht — Abzehrung hervor. Audi ist der Missbrauch mancher Arzneimittel, z. B. der Quecksilberprfipa-rate, des Jods, Schwefels, Arseniks hichcr zu zählen. Der langsame Verlauf der Abzehrung wird gewöhnlich gegen das Ende derselben durch das Hinzukommen eines schleichenden Fiebers (Zehrfieber) oder durch das Ueberhaniiuehmeu der Des­organisationen in den zum Leben uöthigen Organen, beschleunigt. Bei der Section findet man je nach der Ursache des Leidens theils Spuren von Entzündung an verschiedenen Orga­nen und Geweben, (Lungen, Darmkanal, Gekrösdrüsen, Frucht-hälter u. s. w.) häufiger die Folgen derselben, Verhärtung, Tuberkel, Eiterung, auch Wassererguss — theils aber auch keine krankhafte Veränderung, sondern blos : gänzlichen Maugel an Fett, oder sulziges Wasser an dessen Stelle, Blässe der Häute, wässeriges Blut, etwas Wasser im Zellgewebe oder den Höhlen, auch Blaseuwürmer.
Diagnose: Anfangs ungewiss, später leicht; Prognose meist ungünstig.
Behandlung: Anfangs schnelle Beseitigung der Ursa­chen ; da indessen diese oft lange vorher eingewirkt haben, ehe die Abmagerung bestimmt erkannt wird, so hat man es meist blos mit den Folgen derselben zu thun. Sind unheilbare Des­organisationen bedeutender Organe vorhanden, so ist es rath-sam das Thier baldigst zu schlachten. Wäre es aber vorthcil-hafter, dasselbe noch eine Zeit lang zu erhalten (z. B. bei Trächtig­keit), so suche man diess durch leicht verdauliches, uahrhaltes Futter, in Verbindung mit stärkenden, die gesunkeae Verdau­ung und Blutbereitung hebenden, (aber nicht reizenden) Arz­neien (z. B. bittere Mittel, wie Enzian, Bitterklee, Polygala
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laquo;mar., Lichen island.; ferner China, EisenprSparate) zu Lc-wirkcu, oder durch specifisch wirkende Miltel (z. B. bei zu star­ke. i'Seeretionen: adstringirende PilanzenstofTe und Mineralsalze) bei gleichzeitiger Djrscrasie: Kohle, Spiesglanz — die Fortschritte der Krankheit zu verzögern. Bei nervösen Ursachen wendet mau sog. Nervenmittel (Baldrian, Asafcetida, Amman, carbon.) au; bei heftigem Schmerz beruhigende Mittel {Opium, Hyosci-amns, auch örtlich erweichende Umschläge; nach Umständen könnte das Abschneiden des schinerzcuden Nerven versucht werden). Bei Complication mit schleichenden Entzündungen ist gelinde antiphlogistisch zu verfahren; bei Blutmangel, allmäh­lich oder schnell entstanden, wäre die Infusion gesunden Bluts in die Venen des kranken Tillers zu empfehlen. Bei Würmern sind die warmtreibenden Mittel anzuwenden.
Die Bcconvalescenz dauert lange, und erheischt die sorg­fältigste Vermeidung der Ursachen neben zweckmässiger Pflege und Warfung.
(Bei abgemagerten Thieren wird das sog. Falschfuttern mit ungelöschtem Kalk, auch Arsenik in kleinen Dosen vorgenom­men ; die Thiere bekommen ein besseres Aussehen, aber nicht mehr Kräfte und verfallen manchmal schnell in Wassersucht.)
D. SdjtoinbfH. (Atropkia.)
Ungewöhnliche Kleinheit oder Abnahme der Masse eines Organs, ohne krankhafte Veränderung seiner Strucfur; theils angeboren, theils erst im Laufe des Lebens entstanden.
. Innere Organe, besonders Drüsen und drüsenähnliche (Nieren, Hoden, Eierstöcke, Milz, Leber u. s. w. sind oft von Geburt an sehr klein, so dass sie Ihre Function nicht gehörig versehen können. Sind dergleichen Orgaue doppelt vorhanden, so ist meist das der entgegengesetzten Seite um so grosser, und bildet somit den Ersatz für das atrophisch gebliebene.
Im Laufe des Lebens nehmen dagegen manche, vorher normal gewesene Orgaue au Masse ab, ohne durch Eiterung oder Jauchebildung zerstört zu werden; vielmehr geschieht diese Abnahme allmählich, ohne Entzündung und häufig ohne Schmerz, blos durch verminderten Blutzufluss, vermehrte Besorbtiou, durch Druck von Seite anderer Organe, maugeliiden Nerveneinlluss, anhaltenden Schmerz, Unthätigkeit u. s. w. Die gestörte und
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völlig aufgehobene Function des atrophischen Organs ist bald die Folge, bald die Ursache des Uebels. Wenn man z. B. den Samenleiter unterbricht, so verfehlt die Function des Hodens ihren Zweck und der Hoden schwindet (wie directe Versuche mir bewiesen haben) ebenso wie wenn dessen Arterie uuter-bundea worden wiire. Beim Pferde kommt Schwinden haupt­sächlich an den Gliedmassen und Hufen, und am Augapfel vor.
Die Diagnose und Prognose richten sich nach den ein­zelnen Füllen.
Die Behandlung beruht auf Entfernung der Ursachen (z.B. des Drucks), Vermehrung des Blutzuflusses u. s. w. Sie ist meist eine chirurgische. Ausserdem sind die nachtheiligen Folgen, die aus der Atrophie eines Organs für den Körper über­haupt entstehen künnen, zu beseitigen.
C. Krankhaft veränderte Ernährung. E. |3iU)un0 von Watsen, poi^en, S-laquo;rrl)U9, ßieba {cancer).
Sie äussert sich theils im KOrper überhaupt durch fehler­hafte Säftemischung, Neigung zu Wassersuchten, Cachexie, Wurmbildung u. dgl., theils in besonderen Organen z. B. durch chronische Hautausschläge, Flechten, Geschwüre,.Bildung von Warzen , Polypen , Melanosen, Scirrhus , Krebs. Die erstge­nannten Krankheiten werden an ihrem Orte angeführt, die anderen gehören mehr in das Gebiet der Chirurgie oder lassen überhaupt keine Behandlung mit Aussicht auf Erfolg zu.
Dass dergleichen Ortlich scheinende Afterorgane, wie z. B. Warzen, in manchen Fällen auf einer allgemeinen Verstimmung des Ernährungsprocesses beruhen, beweist das Wiedererschei-nen derselben, nachdem sie exstirpirt worden. Die Neigung dazu vererbt sich sogar manchmal auf die Nachkommen (so z. B. bei dem Hengst Sanspareil, welcher im höhern Alter durch zahlreiche Warzen entstellt war, und unter dessen zahlreichen Nachkommen mehrere ebenfalls Warzen bekommen, namentlich wenn sie älter geworden sind).
Scirrhus und Krebs sind eigenlhümliche Entartungen, vorzüglich von conglomerirten Drüsen, aber auch von Haut-und Schleimhautparthicn. Sie sind am Euter, den Hoden, dem Augapfel, dem Ohr, dem Strahl (des Pferdes), dem Halse des
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Fruchthälters, der Scheide, dem Penis der Hausthiere (beson­ders beim Hunde) beobachtet; man hat dagegen die Exstirpation des kranken Theils, auch (bei noch neuem Scinhus) Ort­lich antiphlogistische Mittel, später Jodsalbe und Jod innerlich,, bei Strahlkrebs Aezmittel, besonders Arsenik, Schwefelsäure oder das glühende Eisen mit Erfolg angewendet.
Bernard beschreibt (im Rec. de Med. voter. Janr. J829} einen Scirrhus (cancer) des Laabmagens und Pfürtners bei Rindvieh. Die Symptome waren: schnelle Abmagerung, Auf­boren des Appetits und des Wiederkauens, oder Fallenlassen des Bissens, der wiedergekaut werden sollte (er kam sogar manchmal zur Nase heraus), und mit vieler Luft heraufgestie­gen war; bei einigen Stücken widernatürlicher Appetit nach Mist, stark belegte, gelbe Zunge, schaumiges Maul, Ver­stopfung, Auftreibung des Bauchs, harter Puls u. s. w.
Die dagegen versuchten Mittel waren ohne Erfolg; doch machte die Krankheit Rehiisionen von mehreren Tagen und Wochen, wobei die Thicre ganz hergestellt zu seyn schienen.
Bei der Section fand man die GekrOsdrüsen sehr ver-grOssert, speckartig, zum Theil eiterähnliche Flüssigkeit ent­haltend ; die Häute des Laabmagens waren (besonders die Muskelhaut) etliche Zoll dick, speckig, enthielten ebenfalls Abscesse mit gelblich dickem Eiter; auf der Schleimhaut des Laabmagens waren den Rotzgesclnvüren ähnliche Geschwüre.
Unter dem Namen
Drüsen krebs, (Verhärtungen und Balggeschwülste) findet man in Nebel und Vix's Zeilschrift 7. Bd. eine, wie es scheint, auf die sumpfi­gen Flussufer der Niederelbe beschränkte Krankheit des Rind­viehs beschrieben. Sie fängt mit einem kaum bemerklichen Un-wohlseyn an, welchem oft erst nach mehreren Wochen eine steinharte, runde oder traubenähnliche, wenig schmerzhafte Ge­schwulst von Ilaselnuss- bis Ei- und selbst KopfgrOsse folgt, die ihren Sitz meist am Kehlkopfe und der Parotis, seifen an andern Theilen des Körpers hat; sie enthält anfangs eine weiss-gelbe, zähe Flüssigkeit, später dicken, käsearligen Eiter von einem starken Balg umschlossen. Die Geschwulst bricht, nach­dem, sie längere Zeit gewachsen, auf und sickert Jauche; die Oeffnung heilt wieder und dieser Vorgang wiederholt sich
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mehrmals. Zuletzt findet eine Degeneration der ganzen Um­gebung der Geschwulst in wahren Krebs statt, es stellt sich Zehrfieber ein, das den Tod beschleunigt, der übrigens auch schnell durch Erstickung eintreten kann.
Die zeitige Exstirpation der Geschwulst oder die Oeffnung, Entleerung und Zerstürung des Balges durch das glühende Eisen scheint noch am ehesten einen günstigen Erfolg zu haben; Salben u. dgl. nützen nichts.
F — S. €ad)etuK (im Allgemeinen), ücbclsäftigkcit. {Cachexia, Dyscrasia.)
Man rechnet hieher mehrere der nachfolgenden Krankheits-formen, zum Theil auch die Leiden des Drüsen - und Haut­systems (wie Rotz, Wurm, Darrsucht, Krätze u. s. w.), welche hauptsächlich auf einer Störung der Bereitung und Mischung des Blutes und der Ernährung beruhen und in der Regel all­mählich zum Tode führen.
Die Cachcxien sind theils die Folge eines schleichenden Ent-zündungszustandes mancher Organe, theils entstehen sie all­mählich ohne einen solchen, aus mangelhafter oder übelbe-schaflener Nahrung, schlechter Luft, mangelnder Hautpflege u. s. w. und daraus hervorgehender Störung der Ernährung, der Besorbtion und Absonderung. Ihr Verlauf ist langwierig, die Heilung ungewiss, selten von Dauer.
Abmagerung, oft bei fortdauerndem Appetit, blasse Häute, glanzloses Haar, schwacher Puls, wässeriges Blut, Trägheit und baldige Erschöpfung begleiten die zu dieser Krankheits­familie gehörigen Formen; bei den Schwindsuchten gesellt sich die tuberculöse Entartung und Vereiterung eines iniiern Organs (z. B. der Lunge, der Nieren, des Fruchthälters u. s. w.) hin­zu ; bei den Wassersüchten dagegen Erguss von Serum an verschiedenen Stellen des Körpers^ in beiden Fällen wird die vorhandene Blutmasse noch schneller verzehrt, als bei der ein­fachen Cachexie, ohne ein örtliches Leiden. Auch die Neigung zur Wnrmbildung (Finnen, Drehkrankheit) so wie die Ent­artung der Säftemasse, wie sie beim Scorbut u. s. w. statt­findet, lassen sich unter dieser Abtheilung schicklich einreihen.
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F. 1äPo|fifrrfud)t. (HydropsJ
Uebermässige Ansammlung von Wasser (Serum, Lymphe) im Zellgewebe oder den serösen Hauten, meist mit Verminde­rung der wässerigen Absonderungen und Abmagerung.
Die Wassersucht ist theils ein bloss ürtliehes Leiden, theils ein allgemeines. Ersteres kann Symptom des letzteren seyn (z. B. Oedeme an der Brust, dem Bauch, den Füssen, bei Brust- oder Bauchwassersucht), aber auch für sich bestehen als Folge einer Entzündung des Zellgewebs oder überhaupt wässerige Flüssigkeiten absondernder Häute, z. B. der Sehnen­scheiden, Gelenkkapseln (sogenannte Gallen, Sackwassersucht, Hydatiden), oder gehinderten Rükflusses des Bluts (durch Binden). Oertliche Wassersucht des Zellgewebs {Oedema) ist an der weichen, teigigen, kalten und schmerzlosen Anschwellung meist tiefgelegener Theile des Körpers zu erkennen; sie geht selten in Eiterung, eher in jauchige Zerstörung des Zellgewebs über; auch bilden sich manchmal Bläschen auf der ödematösen Anschwellung, welche ein scharfes Serum aussickern und brandige Zerstörung der Haut zur Folge haben {Pseudo - Ery­sipelas). Wo ödematöse Geschwülste nicht symptomatisch (wie bei allgemeiner Wassersucht) sind, liegt ihnen meist eine Schwäche der befallenen Theile zu Grund: daher kommen sie bei jungen, schlaffen Thieren, die wenig Bewegung haben, oder zur Zeit des Haarens, häufig vor, und erfordern, neben flelssiger Bewegung, öfteres trockenes Frottiren oder Einreibungen von Weingeist, Seifen- und Kamphorgeist, seltener von Terpentinöl oder Quecksilbeisalbe mit Ammonium, Cantharidensalbe; bei hartnäckiger Wiederkehr: festes Umwickeln des Fusses mit einer leinenen Binde oder ein Fontancll weiter oben. Einschnitte sind sel­ten von Nutzen. Dagegen unterstützen innerliche (harntreibende) Mittel manchmal die Kur ausgebreiteter Oedeme wesentlich. Grosse Anhäufung des Wassers, besonders in geschlossenen Säcken, z. B. den Sehnenscheiden, Gelenkkapseln, bildet feste, ge­spannte und daher schmerzhafte Geschwülste, ist aber dann meist mit einem entzündlichen Zustand der absondernden Häute verbunden, und hienach theils entzündungswidrig, theils ableitend zu behandeln.
Wassersucht, besonders der grossen Höhlen, die als Folge einer acuten Entzündung der sie auskleidenden serösen Häute
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vorkommt, wird bei der Betrachtung jener Entzündungen an­geführt werden (ebenso die Wassersucht des Fruchthülters, Eierstocks u. s. w. in der IV. Classe der Krankheiten).
Allgemeine Wassersucht ist meist mit einer Störung der Ernährung, der Ab- und Aussonderungen verbunden; sie ist häufig die Folge iclilerlialter Blutbereitung, schleichend entzündliclier Zustände, organischer Fehler der Leber, Milz, der Lungen oder des Herzens, der Fettsucht, grossen Blutverlustes, unterdrückter Harn- und Hautsecretion; selten ist sie ein primäres Leiden, obgleich sie bei den Thieren gerne als solches erscheint, weil die vorausgegangene krankhafte Störung nicht beachtet wurde.
Die nächste Ursache der allgemeinen Wassersucht ist wässerige Beschaffenheit des Bluts, und verminderte Besorbtion des aus demselben abgesonderten Wassers.
Symptome: bleiche Farbe der Haut und der Schleimhäute, verminderte Harnsecrelion, nicht selten mit öfterer Ausleerung des Harns, Abmagerung, Trägheit und Schwäche der Muskel, massiger Appetit bei öfter vermehrtem Durste, ödematöse An­schwellungen, hängender Bauch (besonders bei Hunden), be­schwerliches Athmen, prellender, oft unordentlicher Herzschlag, kleiner Puls, endlich Zchrfieber u. s. w. Der Tod erfolgt ent­weder durch Erschöpfung, oder durch Störung notliwendiger Functionen (z. B. Druck auf die Lungen, das Herz, durch Erstickung). Bei der Section findet man in der Bauch- oder Brusthöhle, dem Herzbeutel oder dem Hautzellgewebe ergossenes Serum, oft in enormer Menge (bei einem mittleren Hühnerhunde, der 2mal am Bauch trocarirt worden, wobei 45 und 54 Unzen Serum ausliefen, fand ich 8 Tage nach der letzten Function 18 Unzen Serum in der Bauchhöhle, 15 im Cavum pleurae und 45 (!) im Herzbeutel, — ein anderer Hühnerhund hatte 2% Maas in der Brusthöhle), meist klar, gelblich gefärbt, manchmal ge­latinös, geruchlos; selten trübe, röthlich oder lehmfarbig, übel­riechend; das Fett verschwunden oder in Sülze verwandelt, die Gefässe leer, das Blut wässerig, die Organe blass, das Fleisch welk, die serOsen Häute verdickt, mit einem fibriue-artigen Ueberzug bedeckt, das Herz, die Lungen zusammen­gedrückt (manchmal ein Lungenflügel kaum zu finden); Des­organisation der Leber, Milz, Niereu durch Tuberkel u. dgl.
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Die Dauer der Krankheit ist unLestimmt, meist langwierig, wofern sie nicht Folge einer acuten Entzündung ist, oder eine solche aufs Neue hinzukommt.
Diagnose: im Anfang schwierig, später aus der auffal­lenden Störung der Fuuctioiien, dem allgemeinen Zustande des Thiers, den Ausleerungen u. s. w. zu entnehmen. — Prognose sehr verschieden, je nach der Dauer des Hebels, der Ursache und dem Orte der Wasseranhäufung. Eine Neigung zu Rück­fallen bleibt sehr lange zurück.
Die Behandlung beruht im Allgemeinen auf Entfernung der nächsten Ursache; daher Verbesserung der (wässerigen) Meschaffenheit des Bluts durch gute, leichtverdauliche Nahrung, frische Luft, angemessene, nicht ermüdende Bewegung; zugleich stärkende, Cruor vermehrende Mittel (bittere Pflanzenstoffe, China, Eisenpräparate, z. B. salzsaures, blausaures Eisen, Eisen-mohr, Stahlschwefel); ferner auf vermehrter Resorbtion des angesammelten Wassers, hauptsächlich durch Antreiben der Ilarnsecretion (Terpentinöl, Wachholderbeeren und Oel, Meer­zwiebel, sem. colchic, Canthariden, Salmiakgeist mit Schleim; bei Entwicklung eines entzündlichen Zustandes Digitalis, allein oder mit Salmiak, Crem, tartar., Tart, emet., Einreibungen von Quecksilbersalbe;) — bei Unthätigkeit des Darmcanals, Ver­stopfung, Leberleiden u. s. w. bald auflösend-abführende Salze, bald drastische Mittel (ßlercur. dnlc, Aloe, Crotoii). Aeusserlich trockencä Frottireu, Einwickeln mit Binden, warme Bähungen, Dämpfe u. dgl. — Einschnitte und Trokariren helfen meist bloss local und vorübergehend; das Wasser sammelt sich in sehr kurzer Zeit wieder an, und die Abzehrung geht schneller vor sich.
Während fler Rcconvalescenz ist noch längere Zeit Anstren­gung, Säfteverlust und überhaupt alles Schwächende zu vermeiden.
G. /oulc. [Cachexia aquosa.J
i 111ciclisucht der Schafe und des Rindviehs, eigentlich Wassersucht —
häufig mit der Egelkrankheit verbunden; (vgl. diese.) Chlorosis.
Cachexie aqueuse; in einigen Gegenden von Frankreich la Douve, von
einem so benannten Kanu neu Ins, der an feuchten Stellen nächst.)
Eine fieberlose, langwierige Krankheit mit vermehrter AVasser-absonderung in der Brust- und Bauchhöhle oder im Zellgewebe unter der Haut; öfters mit Leberleiden und Wurmbildung.
Hering, Pathologie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;8
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.
Die Fiiule erscheint hanptsiichlicli nach nassen Jahrgängen oder Fehljahicn in Gegenden von rauher Lage, mit sumpfi­gen , moorigen Wiesen, bei lange fortgesetztem oder zu frühe hegomieiiem VVcidetiieb besonders bei nasskalter, nebliger Witte­rung, oder nach Uebcrschwcnimungen. Nach dem Umfange und der Intensität dieser Ursachen tritt die Krankheit mehr oder weniger seuchenartig verbreitet und heftig auf und vcranlasst gewöhnlich bedeutende Verluste.
Eine griissere Anlage sclieint bei jungen (1—2jahrigen) und weihlichen Thicreu zugegen, als bei älteren und männlichen. Die Symptome sind: geringe oder mangelnde B'resslust, öfter vermehrter Durst, Mattigkeit, Traurigkeit, Widerwillen gegen Bewegung , später Sckuankcu mit dem Ilintcrtheil, Ab­magerung, manchmal bei scheinbarer Beleibtheit, blasse Häufe, bläuliche Färbung der undurchsichtigen Hornhaut, aufgedunsene Bindehaut, schmierige Tliiänen, schleimiges, in höherem Grade flbelriecheudes Maul (seltener Ansfluss aus der Nase); bei Rindvieh struppiges Haar, manchmal ein flechtenartiger Aus­schlag am Halse, Bücken und Kopf (Teigmaul, Schwindilechtc); leichtes Ausgehen der Wolle hei aufgedunsener, bleicher Haut (bei Schafen), Milclisccielion vermindert oder ganz aufgehoben, klarer, wasscrheller Harn in geringer Menge; oft trockener schwarzer Mist (bei Kindvieh), oder weicheres Misten (bei Schafen), selten wirklicher Durchfall; stark oder zu beiden Seiten fühlbarer Herzschlag, etwas vermehrter, kleiner, schwacher Puls; erschwertes und beschleunigtes Athmen (bei Schafen hör­bar, stöhnend); aufgetriebener, scbwappclnder Bauch, Odema-töse Anschwellung am Körper, besonders am Halse (la bou-t ei lie) oder der Brust, dem Bauch und den Hinterbacken. Nach kürzerer oder längerer Dauer dieser Symptome sind die Tliiere endlich unvermögend aufzustehen und krepiren unter leichten ConvuMoncn. In seltenem Fällen geht der Fäule ein entzündlicher Zustand voraus, der sich besonders bei Lämmern durch starke Röthüng der Nase, der Bindehaut des Auges und der Maulschleimhaut, sowie durch vermehrten Durst äussert. Letzteres Symptom ist manchmal das erste, was man an den noch völlig gesund scheinenden Schafen wahrnimmt, und erst nach einiger Zeit erscheint die Fäule.
Die Dauer der Krankheit erstreckt sich auf Wochen, Monate,
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selbst bis zu einem Jalir, wobei die Thicre sich zwischen lünein wieder leidlieh erholt haben, am Ende aber doch unterliegfen.
Bei der Section findet man: das Zellgewebe am Bauch, Hals, den Hinterschenkeln, am After wässrig infiltrirt, das Fett verschwunden oder in Sülze verwandelt; das Fleisch blass, Avelk; die Organe der Bauchhohle blutarm, daher bleich, wie ausgewaschen, die Häute des Darmkanals mürb, ohne alle Entzündung, die Gckrüsdrüsen wässrig aufgetrieben^ die Leber häufig voll Egelwürmer, mürbe; die Gallenblase voll wässriger Galle oder aber zwsainniciigcschrumpft; die Milz blass, weich; die Lungen welk, eingeschrumpft, nirgends Eiterung, das Herz schlaff; das Hirn und Rückenmark weicher als gewöhn­lich. Fast ohne Ausnahme findet man sowohl in der Bauch-hohle als in der Brusthöhle und dem Herzbeutel, selbst in der Schädelhöhle und dein Rückenraarkskanal eine ungewöhn­liche Menge von klarem, leicht gelblichem Wasser; hie und da auch Hydatiden.
Die Ursachen liegen aussei- den oben bereits angedeu­teten Witterungs - und Fütterungsverhältnisscn — bei denen die Ernährung unzureichend , die Blutbereitung mangelhaft und die Wasserbildung vermehrt wird — in schlechten Ställen, ver­nachlässigter Wartung und Hautpflege, Fütterung erschlaffenden Brühfutters oder erfrorenen Wurzelwerks u. a. w. Auch das Einathmeu von Sumpfluft wird beschuldigt; allein sumpfige Stellen sind den Schafen überhaupt höchst verderblich.
Diagnose: besonders nach Sectionen unschwer; Prog­nose nach der Dauer und dem Grade des Ucbels zu stellen, meist ungünstig, weil die Ursachen oft nicht zu beseitigen sind.
Behandlung: Vermeidung der angeführten ursächli­chen Momente, namentlich bessere, gehaltreichere Nahrung, trockenes Verhalten, bittere, stärkende, harntreibende Mittel (AVermuth, Enzian, Wachholdcrbeeren, Fichtensprossen, mit Koch­salz , Mehl u. s. w.) als Lecke, oder in Abkochungen als Einschütt (nach Hazard: Pfeffer mit heissem Bier ange­brüht). In höheren Graden: Terpentinöl, ferner eisenhaltige Mittel {Globuli marfiales) in's Trinkwasser oder in Latwergen­form. Der Hautausschlag bei Rindvieh wird mit scharfer Lauge oder concentr. Seifenaiiflösung gewaschen (er ist ansteckend für Menschen).
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Die Kranken sollen von den Gesunden getrennt werden. (?) Die sich erholenden Thiere müssen vor schnellem Uebergang zu saftigem Grünfutter (im Frühjahr) in Acht genommen wer­den , sonst gehen viele davon (besonders Schafe) an Ueber-füllung des Gefässsytems apoplectisch zu Grunde.
Als prophylactiscbes Mittel rühmt Walch die Waldwaide, namentlich wo Heidekraut {Erica vulg!) wächst.
Das Fleisch der während der Krankheit geschlachteten Thiere ist zwar von geringera Wcrthe, aber ohne Nachtheil geniessbar.
Nach II a ra m out und Fischer in Abouzabel ist die Fäule [cachexle (K/neuse) sowohl bei dem gemeinen Volke, als bei den Schafen in Egypten einheimisch. Die Ursachen sind dieselben wie bei uns, nämlich Nässe, (Ueberscluvemmungen des Nils). Die Krankheit heisst bissa, und wird einer Binse (Jüncus) zugeschrieben (welche Bisse genannt wird), die nach dem Zurückziehen des Nils sehr häufig wächst. Sie erscheint in Obercgypten zu Ende Juli, näher bei Kairo im August, in der Umgebung dieser Stadt im October und November, und im Delta vom December bis Februar. Wenn das Austreten des Nils gering ist, versehwindet die Krankheit bald wieder und ist weniger gefährlich. Die Dauer der Krankheit ist nach Angabe der Araber 20—40 Tage; sobald sich die Anschwellung am Halse einstellt, wird die Krankheit für unheilbar gehalten. Nicht selten ist Diarrhöe oder Tuberkelbildung mit der Fäule verbunden. Versuche mit Fleischbrühe zu 1 Vs — 2 Pfund täglich , aus dem Fleische der krepirten Thiere bereitet, sollen bei 12 Thicren schon nach 10 Tagen Heilung zur Folge gehabt haben.
(s. Rec. de Med. vct. Juillet. 1834. den Rapport von Gi-rard p. 352 et seq.)
Eine ähnliche Krankheit trifft die Seidenraupen in Egypten (besonders dem Delta) und tödtet eine grosse Zahl derselben. Die Raupen werden schnell gross, aufgetrieben und weich, sinken dann zusammen, schwellen aufs Neue wäs­serig an und krepiren bald. Man schreibt die Krankheit der Fütterung mit allzu zarten und wässerigen Blättern zu, oder dem Umstände, dass die Blätter des Morgens, ehe der starke Thau von der Sonne aufgetrocknet worden, abgezupft wurden. Auch die Malvenblätter, die man hie und da den Maulbeer-blättern substituirt, sind den Seidenraupen nachtheilig und
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machen sie zur Wassersucht geneigt. (Aus dem Werk von Dandoio, das Phil. Fontanelle insFrauzüsisclicübersetzte.) Cs. loc. cit. p. 360.)
H. ^nrtl)ttuttgknt. [Coriarjo, Ecedermia.~)
(In der Schweiz Rühe, am untern Rhein Hünzsch genannt.)
Trockenheit und Steifigkeit der Haut, meist mit Störung der Verdauung-, Blutmangel und Abmagerung; iieberlos, lang­wierig. Bei Rindvieh.
Dieses cachectische Leiden scheint in einigen Ländern häufig, in andern selten oder gar nicht vorzukommen; es ist öfters symptomatisch, mit der Lecksucht, Knochenbrüchigkeit ver­bunden oder vielleicht der Anfang derselben, kommt jedoch auch selbstständig vor.
Symptome: meist geht eine leicht zu übersehende Störung der Verdauung mit vermehrtem Durst voraus, oder begleitet die Harthäutigkeit; die Haut ist mit röthlichem Staube bedeckt, steif und hart, liegt fest an den darunter liegenden Theilen an, kracht oder knarrt, wenn man sie (z. B. auf den Bippen) auf­heben will, und die aufgezogene Falte bleibt stehen; das Haar ist trocken, rauh, glanzlos, das Abhäären verzögert. Hiezu kommt baldige Abmagerung, Verminderung der Milch, die zu­gleich oft bitter und zähe ist. Die Fresslust dauert fast unver­mindert fort, cs wäre denn, dass Lecksucht, Verschleimung U. s. w. damit verbunden wären. Zuweilen entstehen kalte, harte Geschwülste am Körper.
Ursache: zunächst Unthätigkeit der Haut, Mangel an Elasticität des Zellgewebs und der Haut, Blutmangel; diesen scheint eine Stockung in den Gekrüsdrüsen zu Grunde zu liegen (nach Rychner). Gelegenheitsursachen sind: Erkältung der Haut oder des Danncanals durch kaltes Saufen, starke An­strengung zur Arbeit (wahrscheinlich mit Erhitzung), schlechtes, verdorbenes Futter, Unreinlichkeit, Mangel an Hautpflege. Man hat indessen die Krankheit bei Kühen, unter günstigen Fütte­rungsverhältnissen, durch wiederholte Erkältung entstehen sehen (alsdann ohne Cachexie).
Behandlung: Entfernung der Ursachen; bei idiopathischer Harthäutigkeit fleissiges Frottireu der Haut mit Stroh; innerlich
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Breclnvcinsteiu (3ij), ßor. sulphur, (sj), Natr. sulphur, (siij), Gentian, und Enula (auaäiv), 01. tereb. (oij), als Pulver oder Aufguss mit siedendem Wasser in 2 Tagen zu verbrauchen (Bychner); Ilolleudcr rühmt hei durch Erkältung entstan­dener Harthäutigkeit, Baldrian, Kampher, Arnica und ätheri­sches Oel haltende Saauien.
Ist die Harthäutigkeit Symptom einer andern Krankheit, so muss (nchen den iirtlichen Mitteln) hauptsächlich diese gehoben werden. Schnelleres Abhäären, Zunahme und bessere Qualität der Milch sind günstige Zeichen.
I. iHurkfUiffigknt. [Ccicheccla arthritica.J
(Meist niit Knoclicnbrüchigkcit als gleicbbcclcutend angenommen, von Ryebner u. A. aber davon getrennt.)
Bin allgemeines cachectisches Leiden, mit besonderem Er-griflenseyn der Gelenke (arthritisch?), immer mit Harthäutigkeit verbunden; fieberlos, langwierig. Befällt hauptsächlich Kühe, selten Ochsen.
Symptome: der allgemeine Zustand des Thicrs ist ganz dem bei der Harthäutigkeit gleich, welche der Markflüssigkeit meist vorausgeht, und den ganzen Verlauf hindurch sie begleitet. Zu der Abmagerung und Niedergeschlagenheit gesellt sich aber grosse Beschwerde und Schmerz bei der Bewegung (sowohl beim Gehen selbst, als beim Aufstehen), mit hörbarem Krachen der Gelenke (besonders der Sprunggelenke); Hitze und Ge­schwulst fehlen. Kreislauf und Athmen gewöhnlich normal, obwohl ersterer mit den Zeichen der Schwäche; indessen beide Functioiieii auch öfter beschleunigt (ohne Zweifel durch deraquo; Schmerz in den Gliedmasseu; vielleicht gesellt sich auch ein Zehrfieber hinzu).
Dauer des Uebels einige Wochen; der Tod tritt oft uner­wartet schnell ein.
Die Section zeigt Blutmangel, daher blasses, welkes Fleisch, Blässe der Häute, wässerige Gelenkschmiere; das Mark der Knochen wässerig oder sulzig (letzteres kommt übrigens bei allen Cachexien, und selbst nach acuteu, entzündlichen Krankheiten mit grosser Abmagerung vor).
Ursachen: wie bei der Harthäutigkeit,
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Behandlung: anfangs sclnvcfcl- und spiesglanzlialtige Mittel, in VerLiudung mit bitteren und gewürzliaften PllaiiKen-theilen; bei fes.tem Mist Calomel zu öß und Klysticre. Naeli einigen Tagen Aufgüsse von Angelica, Valeriiinn, Floi-. arnicae, erforderlichenfalls mit Zusatz von einigen Unzen Kali oder Natrmn sulphuricxim. Um die Beschaffenheit des Bluts zu ver­bessern , sind eisenhaltige Mittel nützlich. Jedenfalls muss längere Zeit mit der Behandlung fortgefahren werden, ehe Bes­serung zu erwarten ist.
Die innerlichen Mittel sollen durch warme Bähungen mit Wein, oder spirituüse Einreibungen in die kranken Glied-massen unterstützt werden.
Wesentlich ist ferner: gute, trockene Stallung, frische Luft, gutes Futter (Heu in kleinen Gaben, aber öfters des Tags, ge­kochten Roggen oder Haber, mit Kochsalz oder Wein besprengt), Mehlwasser zum Trinken. Grün Futter ist zu vermeiden.
K. ,Cf£hfiid)t Ircs tlhiluiu'ljs. {Malacla.J (Schlecksucht, Nagen; Schleimsucht der Vcrdauungsorganc, Kündig.)
Belecken oder Benagen der verschiedensten Gegenstände, besonders aber solcher, die salzig oder alkalinisch schmecken; mit Abmagerung begleitet; fieberlos, langwierig, vielleicht an­steckend (durch Nachahmung?).
Das Wesen des Uebels scheint in einer Alienation des Instincts (Verstimmung der Magennerven, n. Tscheulin) und vorwaltender Säureentwicklung im Darmkanal zu bestehen. Die Leeksucht ist theils der Vorläufer der Knochenbrüchigkeit, theils Nachfolgerin der Harthäutigkeit, sie kommt aber auch für sich allein vor; meist vereinzelt oder auf einzelne Ställe beschränkt, seltener enzootisch oder gar epizootisch.
Die Lecksucht befällt Thiere jeden Alters und Geschlechts; bei trächtigen und sehr milchreichen Kühen ist die Neigung dazu am grüssten. und der Verlauf schneller als gewöhnlich.
Symptome: anfangs zeigt sieh blos der Appetit zu dem gewöhnlichen Futter vermindert, wogegen die Thiere lieber das Streustroh, besonders mit Urin und Mist verunreinigtes, fressen; das Haar ist struppig oder staubig, das Fell fest anliegend, die Bindehaut und die Maulschleimhaut sondern zähen Schleim
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ab, der Mist ist trocken, mit Schleim überzogen; die Milch ist anfangs manchmal vermeint, nimmt aber bald ab und wird schlechter, bliiulig, arm an Rahm, der nicht buttert u. s. \v.; die Neigung, Mauern, Barren u. s. w, zu belecken oder zu benagen, wird immer stärker, die Thiere fressen besonders kalk- und thonhaltige Gegenstände (Backstein, Ziegel, den Bestich der Wände, ferner Stricke, Lumpen, Holz), im hohem Grade selbst Excremente, und sie ziehen Mlstjauche dem reinen Trinkwasser vor. Zu gleicher Zeit entwickelt sich ein allge­meines cachectisches Leiden, mit stärker fühlbarem Herzsclilag, etwas schnellem und schwachem Pulse, zu welchem sich nicht gar selten ein rheumatischer Zustand gesellt, der sich durch genirte Bewegung der Glieder, Schmerzen in den Gelenken, und beim Druck auf das Kreuz oder die Brust zu erkennen gibt, und zur Knochenbrüchigkeit oder Lähmung führt.
Die Dauer des üebels ist von einigen Monaten bis zu einem Jahr; die Krankheit erreicht manchmal schon in 2—3 Monaten den höheren Grad.
Die Seetion zeigt: welkes, blasses Fleisch; wenig Fett oder sulzige Masse an dessen Stelle; wässeriges, Cruor-annes Blut, die Schleimhaut der Mägen mit vielem Schleim überzogen, in dem sich oft Würmer befinden (Amphistoma conicum?), die Häute des Laabmagens odematös aufgedunsen, erschlafft, ungewöhnlich viel wässerige Flüssigkeit, von säuer­lichem Gerüche in demselben; die Leber missfarbig, entartet, Egelwürmer und llydatiden enthaltend; die Bauchspeicheldrüse verhärtet, angeschwollen; manchmal Wasser in der Brusthühle, mürbe Knochen u. s. w.
Ursachen: allgemeine Schlaffheit und Schwäche, wässe­riges Blut; Entartung der Säfte (besonders der schleimigen), die sauer weiden; Alienation des Geschmacksinns oder des Instincts. Die Gelegenhcitsursachcn liegen aber in der Fütte­rung; verschlammtes, verdorbenes, saures Futter (von sumpfigen Wiesen, besonders solchen, die eine Torfuuterlage haben) mit Torfesche, unter der häufig Torferde gemischt ist, gedüngte Wiesen (nach Kündig); Mangel an Futter und zu vieles Salzlecken dabei (daher die Krankheit oft im Winter entsteht, und im Frühjahr bei besserer Fütterung sich verliert); ferner besonders Unordnung beim Futtern (Rychner), Unreinlichkeit
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im Stalle imd namentlich in den Krippen, in welchen das mit Speichel besudelte Flitter liegen bleibt. In nassen Jahrgängen und in sumpfigeu Gegenden stellt sich dieLecksuchl häufiger ein.
Mehrere nelunen die Entwicklung eines Ansteckungsstüffs an, durch welchen (fix) mittelst des Maulschleims (nach Kün­dig), oder (flüchtig) mittelst der Lungen - Exhalation (nach Bliggenstorfer) den benachbarten Stücken die Krankheit mit-getheilt werde; Andere schreiben die nicht zu läugnende Aus­breitung der Krankheit in einem Stalle, in den ein lecksüchti­ges Stück gestellt worden, der Nachahmungssucht zu (Chabert, Bychner, wie das Koppen); weslialb Absonderung der kranken oder neu angekauften Stücke anempfohlen wird.
Verhütung der Krankheit: durch gutes Futter, Reinlich­keit, Ordnung u. s. w.
Heilung: so lange die Krankheit nicht weit vorgeschritten ist, am leichtesten durch Aenderung. der Localität, d. h. Ver­kaufen an einen andern Ort — ausserdem Entfernung der Ur­sachen ; innerlich säuretilgende Mittel (Kalkwasser in grosser Menge, gepulverter Kalk, Pottasche), mit bitteren (Enzian, Cal-mus, Baldrian) und ekelerregenden (0/. Cornu Cerri, Russ) verbunden. Auch wird eine Mischung von Salpeter und Alaun und im letzten Stadium der Eisenvitriol (zu des Tags) em­pfohlen. Einige wenden Kochsalz und Salzsäure (2—3 Loth Säure in viel Wasser), so wie verschiedene Mischungen der angeführten Mittel an. Bei rheuinatischer Complication sind geistige und reizende Einreibungen zu versuchen; vortheilhafter aber ist es, die Thiere zu schlachten, ehe die Krankheit den höchsten Grad erreicht hat (Darrhöfe im Schwarzwald; Begraben eines lebenden Stücks unter die Dachtraufe, in der Schweiz).
L. ^iti)d)eiibriiri)tflheit. (_Cacheccia ossifraga.J
(Häufig mit Markflüssigkeit und Lecksacht als identisch genommen, aucli Gliederkränkheit genannt.)
Ein cachectisch-rheumatisches Leiden des Rindviehs mit gros­ser Neigung zum Abbrechen der Knochen; fieberlos, langwierig.
Die Krankheit kommt nicht selten sporadisch, an manchen Orten aber enzootisch vor, und wird, nachdem allgemeiner
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verbreitete Ursachen (Misswachs) vorausgegangen, in manchen Jalireii zur eigentlichen Seuche.
Symptome: die Krankheit entwickelt sich langsam und unter sehr verschiedenen, oft leicht zu überseilenden Zufallen. Harthäutigkeit und Lecksucht sind oft damit verbunden, oder gehen der eigentlichen Knochenbrüchigkeit voraus, welch' letz­tere aber auch ohne jene Krankheitsformen vorkommt. Die Fresslast ist anfangs unvermindert, allein das Thier magert ab, hat eine starre Haut, glanzloses Haar, hiUirt sich nicht gehörig und gibt weniger Milch. Nach einiger Zeit stellt sich eine auffallende Steitigkeit eines oder mehrerer Füsse oder des llintertheils ein (Markflüssigkeit?), das Thier liegt nun viel, magert schneller ab, kann nicht mehr aufstehen, und*hat nun auf einmal, bei genauerer Untersuchung, ohne auffallende Ver­anlassung (beim Niederliegen, bei Versuchen zum Aufstehen u. dgl.), einen Schenkelknochen, das Becken, das Schienbein u. s. w. abgebrochen (Rijipenbrüche werden weniger bemerkt). Manchmal sind mehrere Brüche zugleich vorhanden. Die Krank­heit kann mehrere Wochen dauern, ehe diess geschieht, sie kann auch bei sorgfältiger Behandlung diesen Grad gar nicht erreichen.
Zuweilen fängt die Krankheit mit einem leichten Fieber und Schmerzen in den Gliedern (Rheumatismus) an, oder mit abwechselndem Hinken ohne Schmerz oder Entzündung und ohne Fieber, bei normaler Fresslust, und bei frischmelkenden Kühen ohne Abnahme der Milch, aber gleichzeitig starker Abmagerung; anderemale beobachtet man zuerst eine schmerzhafte, entzünd­liche Anschwellung an einer Gliedmasse, mit Lahmgehen, die Geschwulst verliert sich und hiuter-lässt Lähmung. Die Knochen-brüche scheinen dem Thier wenig Schmerzen zu machen, haben aber auch wenig oder keine Neigung zur Wiedervereinigung.
Die Dauer der Krankheit ist von 2 Monaten bis zu Vs Jahr; meist werden die Thiere vorher geschlachtet; im entgegen­gesetzten Falle stellt sich bei längerem Liegen auf der Streu: Durchliegen der Haut, üdematose Geschwulst und Jauche­bildung im Zellgewebe, Beinfrass ein, und das Thier unterliegt der Abzehrung oder schneller einem hinzugekommenen fauligen Fieber mit Durchfall. Ein schorfiger Ausschlag ist manchmal kritisch, selbst bei schon weit vorgerückter Krankheit (natürlich ohne Knochenbruch). Rückfälle sind nicht selten.
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Die Seclions-Ergelmisse sind nach dem Grade und der Dauer der Krankheit Verschieden: im Anfange findet Man wenig- oder nichts Ahwcichendes, später: Mangel an Fett, Tvasse-rigen oder sulzigen Erguss im ZelJgewehe, brandige Haulstellen, die Gelenksch'miere gelatinös, das Knuchenmark flüssig, von schmutzig gelber Farbe; die gebrochenen Knochenenden autge-trleben, locker, graulich; das Blut wässerig, Wasser in der Brust- oder Bauchholile, Entartung der Gekrüsdrüsen, Tuberkel in der Leber, den Nieren u. s. w.; das Rückenmark erweicht.
Ursachen: man beschuldigt hauptsächlich sumpfige Wiesen und Weiden, mehrere Riedgräser, Binsen und Seggen, nament­lich das Anthericwn ossifrayiim (welches aber an sehr vielen Orten , wo sich die Krankheit enzootisch zeigt, gar nicht vor­kommt). Hauptsächlich ist Futtermangel und die daraus hervor-gehende Nothwendigkeit, schlechtes, verdorbenes oder saures llcu, oder zu viel Kartoffeln oder Rüben ohne Rauhfutter zu füttern, Veranlassung zur Knochenbrüchigkeit; daher die Krank­heit nach grosser Dürre, wie in sehr nassen Jahrgängen häu­figer erscheint. Neben dem Futter sind Mangel an Streu, schlechte, dunstige, unreinliche Stallungen, rauhe Lage der Weiden, Erkältung aller Art (Rheumatismus) als mitwirkende Ursachen anzusehen. Hieraus bildet sich eine fehlerhafte Mi­schung der Säfte, mit Vorwalten der Säure im Darmkanal (die sich durch Neigung zum Lecken, Kalkfrcssen u. dgl. kundgibt), woraus sich die veränderte Mischung der Kndcheusnbstanz als ein arthrifisches oder rheumatisches Leiden ableiten lässt. (Oh die Knochen wirklich mehr Kalk enthalten, als im gesunden Zustand, ist noch nicht bestimmt nachgewiesen; nach dein Ueberschuss von Säure im Dannkanal sollte man eher das Ge-gentheil vermuthen.)
DieBehandlung derjenigen Sfücke, welche bereits Knochen gebrochen haben, wird selten üconomisch vortheilhaft seyn, da­her das Schlachten derselben vorzuziehen ist, obgleich sie wenig Werth für den Metzger haben. In den gelinderen Graden der Krankheit beruht die Heilung, neben der bessern und kräf­tigem Fütterung (Kornerfuttcr , geröstetes Meld , gutes Heu), Reinlichkeit und Pflege, auf Mitteln, die die Hautausdünstung wiederherstellen und die Verdauung heben (Abkochungen von i'Vor. sambuci, Flor, arnicae, Bacc. juniperi, Rad. valerianae,
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Enzian, Calmus, mit Schwefel, 01. tereb. und selbst Camphor), lleissigem Reiben der Haut, warmen Ballungen mit Heublumen-Decoct, Einreibungen mit Weingeist, Terpentinöl u. dgl. Bei deutlichem Verlangen nach alkalischen Stoffen Nalr. oder Kali carbon, oder Asche, Kreide oder Kalk u. dgl.) bei Blässe der Haut und Blutmangel: eisenhaltige Mittel, z. B. Stahlschvvefel, Eisenoxyd,. Eisenvitriol.
Wichtiger ist jedenfalls die Verhütung der Krankheit durch Vermeidung der oben angeführten Ursachen.
M. ^nodjmtntid)laquo;. QRhacliitis.J
Auflockerung und Anschwellung oder Biegung der Knochen, besonders der langen und Rührenknochen, seltener der Wirbel-beine, von einem Missverhältniss der näheren Besfandtheile des Knochens (Uebermaass der Knorpelsubstanz bei weniger Knochen-erde) herrührend.
Die Krankheit befällt meist blos jüngere Thiere, haupt­sächlich Fohlen unter 1^—2 Jahren, Lämmer und Jährlinge, auch Schweine. Am häufigsten sind die Röhreiiknoeheii der Gliedmassen, besonders die Schienbeine an ihren untern Enden, ferner die Fessel- und Kroubeine, seltener die Knieknochen auf­getrieben, wodurch die Bewegung gehindert, manchmal selbst aufgehoben wird. Bei Schafen habe ich eine sehr deutliche Krümmung der Füsse (wie bei Dachshunden) entstehen sehen. Aussei- den Gliedmasseu ist es selten, dergleichen Auflocke­rungen anzutreffen.
Die nächste Ursache des Leidens liegt einer fehlerhaften Ernährung der Knochen, die auf der Stufe der Knorpel stehen bleiben oder auf dieselbe zurücksinken; zugleich leidet die Er­nährung im Allgemeinen, denn die Section zeigt die meisten Lymphdrüsen angescluvollen, Mangel an Fett, wässeriges Blut (die Ueberzugsknorpel der Gelenke resorbirt) u. s. w.
Als entfernte Ursachen sind wässerige Fütterung, saure Waiden, fehlerhafte Milch, ferner unterdrückte Hautausdünstung zu beschuldigen. Eine angeerbte Anlage zu der Kuocheuweiche lässt sich nicht bestreiten.
Behandlung: neben Aenderung des Futters und der Vermeidung von Erkältung, anhaltend fortgesetzte kalte Um­schläge oder Waschungen, festes Binden des kranken Gelenks,
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Einreibungen von QuecksilLersalbe mit Ammonium oder mit flüchtigem Liniment; innerlich bittere Mittel mit Kochsalz und geröstetem Mehl. Einige empfehlen säuretilgende Mittel; Gas-parin den Krapp (Rad. rxib. tinct.), der aber blos den Knochen färbt, nicht aber das Verhältniss seiner Bestandtheilc abändert.
Am meisten ist von der Zeit zu erwarten, da nicht selten dergleichen Auftreibungen mit dem zunehmenden Wachsthum des Thiers sich ausgleichen; in ungünstigen Fällen dagegen verhärten sie und bleiben alsdann lebenslänglich. Bei den Schafen brechen die Geschwülste manchmal auf und führen eine zerstörende Eiterung des Gelenks herbei.
Die Knochenweiche ist mit der Lähme der Füllen u. s. w. verwandt; eben so mit dem Osteosteatom und dem Winddorn [spina ventosa), welche beide Krankheiten sich aber meist auf einzelne Tlieile, besonders die Kiefer, Wirbel, Rippen beschränken.
(Das Sklelet eines original-chinesischen Mutterschweins in hiesiger Sammlung zeigt die sämmtlichen Wirbel, ferner die Rippen, die Schulterblätter und das Becken von Spina ventosa aufgelockert und durchlöchert, während alle Knochen der Ex­tremitäten abwärts von den genannten, so wie der Kopf ganz frei davon geblieben sind. Im Leben des Thiers bemerkte man nichts von dieser Krankheit; es war sehr fruchtbar und wurde blos Alters halber getödfet.)
N. Prei)kraiikl)ctt. (^Flydrocephalus hydatideus.^
Eine lieberlose, meist langwierige Krankheit der Schafe, seltener des Rindviehs, mit Störung des Bewusstseyns, der Rcgelmässigkeit und Zweckmässigkeit der Ortsbewegung (Drehen nach einer Seite, Niederstürzen u. s. w.), endlich Kr-'ämpfen oder Lähmung, hervorgebracht durch die Anwesenheit eines Blasenwurms in der Schädelhöhle.
Die Krankheit befällt fast ohne Ausnahme junge Thiere (Lämmer, Jährlinge); sie äussert sich oft schon kurze Zeit nach der Geburt, gewöhnlich aber erst (in den Sommermonaten) wenn die jungen Thiere 4—6 Monate alt geworden sind. Zeigt sich das Leiden erst im Laufe des zweiten Jahres oder später, so ist es wahrscheinlich, dass es früher begonnen, aber entweder übersehen oder in seiner weiteren Entwicklung gehemmt worden ist. Man hat bei neugebornen Lämmern schon ausgebildete
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Blasemvürmer gefunden, fleh selbst fand bei meliieren erst etliche Tage alten Lämmern von 1—5 erbsengrossen Wasser­blasen; sie lagen au der Oberfläche des Hirns und es scheint, dass sie erst später in die Substanz desselben sieh eindrücken, so wie dass von mehreren in der Regel nur Eine Blase sich völlig entwickelt, die andern aber absterben. Nach Störig soll man beinahe eben so oft 2 Blasen finden, als eine; er land bis auf 7; alsdann sind sie kleiner, als wenn nur Eine ausgebildet ist. Die meisten Blasen sollen nach ihm bis in den Ventrikel des grossen Hirns reichen, so dass er glauht, sie entwickeln sich ursprünglich daselbst, und kommen nur in Folge ihrer Zunahme an die Oberfläche des Hirns.)
Die Symptome sind eine, oft periodische, Unaufmerksam­keit oder ßcwusstlosigkeit, daher unregelmässiges Fressen oder Saugen, Aussetzen bei demselben, Abweichen vom geraden Wege nach Einer Seite, schiefes Halten des Kopfs, im höheren Grade Laufen im Kreise; andere laufen bewusstloses Gerade­aus mit hochgetragenem Kopfe, andere biegen sich rückwärts und stürzen nieder u. s. w. (daher die Ausdrucke: Dreher, Würfler, Segler, Dippel, Umläufig). Von Zeit zu Zeit macht der Verlauf einen Stillstand und die Thiere scheinen sich er­holen zu wollen, im Allgemeinen aber verschlimmert sich das Uebel allmählig, die Thiere fressen nicht mehr, folgen der Heerde nicht, liegen im Stalle unter den Raufen oder in den Winkeln, werden endlich von Zuckungen und Krämpfen befallen und gehen daran oder an Lähniiing zu Grunde. Aeltere Lämmer treiben es oft mehrere Monate lang, Sauglämmer dagegen sterben oft schon nach einigen Tagen, da sie ohne Nahrung nicht lange dauern können.
Die Section zeigt gewöhnlich die Erscheinungen mangel­hafter Ernährung und der Cachexie, daher Magerkeit, Blässe der Häute und Muskeln, Hydatiden am Bauchfell, Wasser in der Bauch- oder Brusthöhle, seltener Destruction der Lunge als der Leber; öfters Entzündung und selbst Zerstörung des einen Auges (vom Liegen auf der Streu). Das wesentliche Symptom ist die Anwesenheit des Hirnblasen-Wurms (Coenu-rus cerebralls R.) in der Schädelhöhle; die Wasserblase ist rundlich und erreicht manchmal die Grosse eines Hühnereies und darüber (2-3 Unzen schwer); an der Oberfläche der Blase
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sieht mau hirsekoniiihnliclie, wcisse ErhaTjenheiten in kleinen Gruppen, welche die Köpfe oder Saugmündungen des Wurms sind. Die ersten Anfänge des Blasenwurms sollen gelbliche, weiche Knötchen von Nadelkopfgrösse in der Hirnniasse seyn. Manchmal finden sich 2 und mehr Blasen, in sehr seltenen Fallen aber auch gar keine Blase, sondern blos eine bedeutende Ansammlung fast wasserhellen Serums an der Oberflüche des Hirns oder in den Ventrikeln desselben. (Dieser Fall ist mir selbst einmal vorgekommen, ein andermal schwamm die nur haselnussgrosse Blase frei in der Flüssigkeit des einen Ven­trikels). Die zunächst an die Blase stossende Hirnsubstanz sieht griesartig aus und ist einige Linien dick geröthet; die Häute des Hirns sind nicht entzündet, auch nimmt die Masse des Hirns durch den Druck der Blase nicht ab (wie mich eigene Beobachtungen lehrten), somit muss die Schädelhohle ausgedehnt werden.
Die Lage der Wurmblase ist theils an der Oberfläche des Hirns, theils in der Masse oder am Grunde desselben; im ersten Fall drückt die sich vergrüssernde Blase auf den sie bedecken­den Knochen (das Stirnbein) und veranlasst dessen Resorbtion, so dass an dieser Stelle die Schädelwand nicht nur auf Druck nachgibt, sondern selbst manchmal ein unregelmässiges Loch bekommt, unter dem die Blase blos von den Hirnhäuten (und dem Fell bedeckt) liegt. Bringt man beim lebenden Thier einen Druck auf den Sitz der Blase an, so äussert das Thier Schmer­zen, sträubt sich oder bekommt Oonvulsionen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das (entgegengesetzte) Auge (amaurotisch) erblindet ist.
Wo keine nachgiebige Stelle am Schädel zu finden ist, kann man den Sitz der Blase nicht mit Bestimmtheit wissen; es wird behauptet, die Blase liege meist auf derjenigen Seite des Hirns, nach welcher sich das Thier dreht; halte das Thier den Kopf hoch, so liege sie hinten am Hirnzelt, im andern Falle dagegen mehr vornen; gehe das Thier noch gerade aus, so sey die Blase auf der hoher gehaltenen Seite des Kopfs.
Ursachen: man hat theils den Zustand der (leberkranken oder cachectischen) Mutterschafe während der Trächtigkeit, feiner zu grosso Reizung der Bücke, grobe Hilfeleistung bei der Geburt u. s. w. beschuldigt, allein ohne hinreichenden Grund;
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höchstens kann dadurch cine Anlage zu der Krankheit entstehen, die indessen später durch äussere und innere Einflüsse zum Ausbruch gebracht wird. Zu jenen gehört: Hitze, Erhitzung im Stall und beim Treiben, nachherige Erkältungen, starke und besonders ungleiche Fütterung (der Mütter wie der Lämmer), vielleicht auch der Genuss speeifisch wirkender Pflanzen, z.B. der Zeitlose, des Feldknoblauchs u. dgl. (Nach Brosche bringt Lotium temulentum der Drehkrankheit ähnliche Symptome hervor.) Von den iniiern Einflüssen aber ist vorzugsweise das Zahnen zu beschuldigen, und da die Entwicklung der Zähne theilweise im Mutterleib vor sich geht, so erklärt sich daraus auch, wie Lämmer drehkrank geboren werden können. Ob die mit dem Zahnen verbundene Congestion nach dem Kopfe sich auf das Hirn verbreite, oder ob in letzterem selbst eine Ent­zündung entstehe, deren Folge die Wasserergiessung und Blasen­bildung sey, ist unentschieden. Sicher ist, dass man an den drehkranken Thicrcn in der frühesten Periode der Krankheit keine Symptome einer Entzündung des Hirns, auch nicht durch die Section, findet.
Erblich kann man die Krankheit deshalb nicht nennen, \veil drehkranke Thiere wohl selten oder nie das zur Fort­pflanzung erforderliche Alter erreichen.
Dass die vorbereitenden Ursachen manchmal allgemeiner verbreitet seyn müssen, beweist der Umstand, dass die Dreh­krankheit in manchen Jahren viel häufiger vorkommt, dass sie in derselben Schäferei oft mehrere Jahre nur hie und da ein Stück befällt, und dann in einer Lammzeit 5—10 pro Cent und mehr tödtet.
Die Prognose ist sehr ungünstig, da der nächsten Ur­sache und dem Sitze des Uebels schwer und nur mit Lebens­gefahr beizukommen ist.
Die B eh andlung ist theils prophylactisch, entweder durch Vermeidung der äusseren oder Gelegenheitsursachen, so weit diess möglich , oder durch Entgegenwirken mittelst Haarseilen, Brennen am Kopfe (nach Neirac), Aderlassen, innerlich Salze, den Müttern und Lämmern u. s. w. — theils durch directen Angriff auf den Blasenwurm mit dem Trokar (einem Messer oder Pfriem) oder durch Trepaniren. Ist eine nachgiebige Stelle am Schädel, so geschieht der Einstich daselbst, und man lässt nicht nur
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den Inhalt der Blase (Wasser) auslaufen, sondern sucht auch die Haut der Blase durch gelindes Saugen an der Trokar-Scheide hcrausBUbringen. Hat man trcpanirt, so wird die harte Hirnhaut durchschuittcii und die darunter liegende Blase dringt von selbst so weit hervor, dass man sie vorsichtig fassen und unverletzt herausziehen kann. Störig u. A. halten das Aus­ziehen der Blase nicht für absolut nöthig. Ist aber keine weiche Stelle am Kopfe zu finden, so kann man mit Störig1 s Hirn­durchsucher (einen dünneren Trokar) an verschiedenen Stellen in das grosse Hirn einstechen; um den Sitz der Wurmblasen ausfindig zu machen. Man lässt in diesem Falle die Hülse des gewühnllchen Trokars, nachdem man denselben etwa % Zoll tief eingestochen, in der Oeffnung stecken, und führt durch dieselbe den dünneren und längeren Hirndurchsucher tiefer und in verschiedenen Richtungen in die Hirnsubstanz ein, wobei man öfter probirt, ob nicht Wasser nachfliesst. Die Erfahrung hat gezeigt, dass solche Verletzungen der Halbkugeln des grossen Hirns nicht lebensgefährlich sind (dagegen sind das kleine Hirn, das verlängerte Mark und die an der Basis des grossen Hirns liegenden Theile zu vermeiden). Das Einstossen eines spitzen Drahts durch die Nase (und das Siebbein) ins Gehirn (die eng­lische Methode Von James Hogg) ist verwerflich.
Nach der Entfernung der Blase oder des darin enthaltenen Wassers lässt der Druck auf das Hirn laquo;ach und die Thiere (falls sie nicht in Folge der Operation in eine tödtliche Schwäche verfallen) seheinen sich anfangs zu erholen; da indessen die entstandene Lücke im Hirn nicht mit Hirnsubstanz ausgefüllt wird, sondern sich entweder Wasser oder später Elter daselbst ansammelt, so ist die Besserung nicht dauernd, sondern die Thiere verfallen nach einiger Zeit wieder in Bewusstlosigkeit laquo;. s. w., und verenden allmählich. (Ich habe sie die Operation ein volles Jahr überleben sehen.)
(Dreyer und v. Kenedel wollen Lämmer mittelst Brand-weisa zu % oder '/,„ Stoof, allein oder mit geschabter Kreide, täglich zweimal gegeben, geheilt haben.)
Jäger hat Jod-Kali und Digitalis-Tinctur, oder Jod-Kali und Asafoetida, innerlich, neben Brechweinsteinsalbe auf der Stirne, im Anfang der Krankheit nützlich gefunden.
Bei den Schafen kann die Drehkrankheit mit der Hirn-
Rerinf, Pathologie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;9
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entzüiidung, Schwindel, Epilepsie und andern Krankheiten ver­wechselt werden; am leichtesten mit der sogenannten Horn-wurmkrankheit (Bremsenschwindel), welche durch den Aufenthalt der Larven der Schafbremse {Oestrus ovimts) in den Nebenhöhlen der Nase, dem Rachen und den (hohlen) Horn-zapfen hervorgebracht wird. Indessen befällt die Hornwurm-krankheit ältere und jüngere Thiere ohne Unterschied, und ist mit Nasenauslluss, Niesen und Schleudern mit dem Kopfe ver-Ijuudcn, wozu sich periodische Bcwusstlosigkeit, hiervon Ab­lassen vom Futter und Abmagerung, Niederstürzen, Knirschen mit den Zähnen u. s. w. gesellt. Die Bremsenlarven verlassen das Thier von selbst in den Monaten März bis Mai, um sich später in der Erde zu verpuppen. Kann man die kranken Thiere über diesen Zeitpunkt hinüberbringen, so erholen sie sich von selbst. Ausserdem hat man Niesemittel (Tahak, Rad. carlinae und selbst veratri pulr.), das Anhohren der Stirnhöhlen und Eintröpfeln von 01. C. C. oder 01. anim. I)ipp. in dieselben, und sogar das Absägen der Hörner empfohlen. Vielleicht würde das Einathmcn empyreumatischer Dämpfe (durch Verbrennen von thierischen Stoffen in einem geschlossenen Räume) die Larven tödten oder veranlassen, ihren Aufenthaltsort freiwillig zu ver­lassen. Prophylactisch kann man zur Zeit des Schwärmens der Fliege (besonders an schwülen Tagen) ,dle Nasenüffnungen der Schafe mit etwas Hirschhornöl bestreichen.
Nach Störig trifft man in einem und demselben Schaf Larven von verschiedener Ausbildung anj die kleinsten seyen nur wie feine Sägespäne und weiss (ob Fliegeneier?) die grösseren Vraquo;--Vs Zoll lang und dem Aeussern nach denen des Pferdemagens ähnlich; wenn sie sich der Verpuppung nähern, bekommen sie eine dunklere, fast schwärzliche Farbe.
(Nähere Beschreibung s. in der Abhandlung von Numann in Gurlt's und Hertwig's Magazin IV. Bd., und Schwab's Oestraeidcn, München 1840.)
In der Regel wird das zeitige Schlachten von sowohl Dreh­kranken als Hornwurmkranken (letzteren natürlich nur, wenn sie stark abmagern sollten) vortheilhafter seyn, als eine Ungewisse Heilung. Das Fleisch ist in beiden Krankheiten geniessbar.
Beim Bindvieh äussert sich die Drehkrankheit im Allge­meinen auf dieselbe Weise, wie bei den Schafen; sie befällt
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das Riud viel seltener, scheint aber auch bei älteren Stücken vorzukommen (Rychner führt eine beiläufig 7jährige Kuh an). Bei der ziemlichen Entfernung der beiden Knochenplatten des Stirnbeins wird es (ganz junge Thiere ansgeiionnnen) wohl selten zur Bildung einer nachgiebigen Stelle koinmen.
(Greve fand bei einem jungen Rind die Stelle des SchädeJs deutlich aufgetrieben; die Blase war sehr gross.)
Indessen sollen Empiriker durch Klopfen mit einem hölzernen Hammer den Sitz der Blase auffinden, und daselbst anbohren. (Dass sie sich dabei auch täuschen, habe ich selbst erfahren.) Sie bedienen sich dazu eines Trepans. Diese Operation ist sehr alt, wie schon das Sprüchwort „den Dippel bohrenquot; beweist.
Beim Rindvieh gilt die Drehkrankheit nach dem würtera-bergischen Rescript als Hauptmangel mit 4 Wochen 3 Tage Gewährzeit.
(Bei einem jungen Wachtelhunde mit sehr hohem Schädel beobachtete ich (Mai 1839) ein sehr schnelles Drehen, immer nach links; wahrscheinlich war Wasser im Hirn ergossen.)
Eine Drehkrankheit bei einer Frau ohne Hj dat., durch etliche Knochenauswüchse im Schädel veranlasst (Froriep's N. Notizen. IX. p. 175).
Man hat einige Fälle von Coenurus cerebralis im Hirn des Menschen beobachtet; einseitiges Kopfweh, später Symptome von Hirndruck u. s. w. begleiteten das Uebel, das übrigens Erwachsene betroffen.
0. /tnnrn. Cachexia cellulosae hydatigena. V.
Krankhafte Bildung von Blasenwürmern im Zellgewebe der verschiedensten Organe, vorzugsweise beim Schwein.
Die Finne (Pfinne, Cysticercm cellulosae R.) ist ein kleiner Blasenwurm, der theils einzeln, theils in Menge im Zellgewebe vorkommt; er ist rundlich, halb durchsichtig, von der Grosse eines Hirse- oder Wickenkorns bis zu einer Erbse, sieht gelb­lich oder weisslich aus und fühlt sich ziemlich hart an; die Blase ist der Schwanz des Thieres, der Körper ist walzenrund, einige Linien lang und der Kopf undurchsichtig weiss, dkantig mit einem Hackenkranz versehen. Kopf und Körper sind meist
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in die SchwaiizMase eingezogen oder hineingestülpt. In der Hitze wird die Finne weiss, undurchsichtig, quellt auf, und knirscht unter den Zähnen.
Die Erkenntniss dieser Krankheit ist (die Section ausge­nommen) meist schwierig, da man die Blasenwürmer von aussen nicht fühlen kann. Zwar sollen die Fleischer die Stelle unter der Zunge visiliren, allein man kann, wenn sich daselhst keine rundliche Erhahenlieiten finden, desshalb nicht behaupten, dass nicht anderswo im Körper Finnen seyn werden. Andere Symp­tome, wie z. B. grosse Empfindlichkeit des Rüssels (beim Wühlen bemerkbar), Aufgedunsenheit und teigiges Anfühlen desselben, heisere Stimme, übelriechender Athem, schwache und lahme Beine u. s. w. künnen ebensowohl localen Krank­heiten angehüren, oder aber Begleiter der Cachexie seyn, welche aus verschiedenen Ursachen entstehen kann. Ucbrigens gehen finnige Sclnveinc an Abmagerung, Borstenfäule, Wasser­sucht u. s. w. allmählig zu Grunde.
Als Ursache dieser Krankheit sieht man: unreine Stal­lung, Mangel an Bewegung und Gelegenheit zum Suhlen, be­sonders aber schnelles Mästen mit erschlaffendem oder verdor­benem Futter (Spülicht, Gcsude u. dgl.) an. Eine sich auf die Jungen vererbende, besondere Neigung zum Finnigwcrden lässt sich nicht in Abrede ziehen, daher auch in einigen Schweinsracen die Krankheit häufiger vorkommt, als in andern.
Schweine, die auf der Waide gehen, mit Eicheln, Buchein u. dgl. genährt werden, sind der Krankheit selten ausgesetzt. Beim wilden Schwein sind die Finnen äusserst selten. Man hat desshalb Waidegang, Eicbclfülterung und die Vermeidung der übrigen, oben angegebenen Ursachen als Vorbauungs-mittcl empfohlen.
Bei der Section findet man anfangs die Thiere fett, das (besonders lockere) Zellgewebe unter der Schulter, am Halse u. s. w. mehr oder weniger voll von Blasenwürmern, die auch einzeln in der Herzsubstanz, dem Gehirn, der Leber und an­dern Drüsen u. s. w. vorkommen.
Von Heilmitteln hat man: Grünspan oder Bleizucker (zu '/,—1 Drachme, alle 3 Tage nach Viborg). Asche mit ^.m-timon crud. (zu 2 Drachmen), Kohlenpulver (Grcve) u. s. w.
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anempfohlen; es ist aber leicht einzusehen, dass die einmal voihandenen Blaseinvürmer dadurch nicht entfernt werden
Das Aussohlachten finniger Schweine ist meist verboten; indessen ist das Fleisch nicht schädlich, jedenfalls aber wenisrer werth als gesundes Fleisch. Es lässt sich nicht gut aufbe­wahren, und eignet sich ebensowenig als der Speck zum Einsalzen.
Nach dem würtembergischeu Gesetze sind die Finnen beim Schwein ein Hauptmangel mit 4 Wochen 3 Tagen Gewährzeit. Im gewöhnlichen Handel wird dieser Termin viel weiter ausgedehnt.
Man hat beim Menschen {im Hirn s. Fr. N. Not. XIII. p. 171) und bei Affen Finnen im Zellgewebe gefunden; andere Species von Cysticercus, der gewöhnlichen Finne aber sehr ähnliche, kommen beim Hasen, Hund und andern Thieren vor.
P. Stterfud)t. [Cachexia boum tuberculosa.^
(Franzosenkrankhcit, Perlsucht, Monatreitcrey, zoepfig, meerlinsig, kialinig, kräftig, finnig.)
Tuberkulöse Entartung der Lungen und des Brustfells, seltener zugleich der Leber oder des Bauchfells, mit gesteigertem Begatlungstrieb, meist mit Unfruchtbarkeit verbunden, fieberlos, langwierig. Bei Kühen, selten bei männlichen Thieren oder bei anderen Hausthieren.
Junge Kühe und besonders solche, welche von stiersüchtig geweseneu abstammen, haben eine besondere Anlage zu dieser Krankheit, welche alsdann durch die äusseren Einflüsse all­mählich zum Ausbruch gebracht wird.
Anfänglich bemerkt man blos einen gesteigerten Begattungs-trieb, die Kühe rindern oft, brüllen, steigen auf andere Kühe, nehmen den Stier alle 4—5 Wochen, später sogar alle 14 Tage an, werden aber nicht trächtig, oder wenn diess geschieht, verwerfen sie nach einigen Monaten wieder, und die Brunst kehrt wieder zurück. Hiebe! künneu die Thiere noch längere Zeit gut bei Leibe seyn, später hingegen uimmt die Fresslust und Munterkeit ab, sie werden allmählich magerer, athmen mit Beschwerden, husten trocken und kurz und ohne Kraft, ertragen den Druck auf die vordere Brustgegend nicht, werden barthäutig, verfallen in Cachexie. und gehen am Zehrfieber zu Grunde, wenn sie nicht früher geschlachtet werden. Diejenigen,
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welche zwischen dem Kreuz- und Sitzbein, am hintern Ende dos breiten Becken-Bandes, eine Vertiefung zeigen, sind nach Kyebner unheilbar.
Der Verlauf der Krankheit ist meist langwierig; es kann Monate, mit den periodischen Unterbrechungen von scheinbarer Besserung, selbst Jahre dauern.
Bei der Section findet man, ausser den Zeichen der Ca-chexie (die bei frühzeitigem Schlachten fehlen können) Aus­wüchse von verschiedener Grosse, Gestalt und Zahl haupt­sächlich am Brustfell, den Lungen, seltener am Bauchfell, Gekröse und Netz, in der Leber oder andern drüsigen Organen der Bauchhöhle. Diese, der Krankheit characteristischen Tuberkel (obwohl Tuberkel ohne Stiersucht häufig und in den verschie­densten Organen vorkommen) sind hirsekorn-, erbsen- und haselnussgross, öfter gestielt und traubenähnlich, als platt, gelblich, gräulich oder riithlich, theils innen weich, brei- oder käseartig, theils hart, kalkig. Die Lunge ist oft ganz durch­wachsen von solchen Knoten, und enthält nebenbei unbelebte Hydatiden, auch Hülsenwürmer (Echinococcus reterinorum); ebenso die Leber, bei welcher noch Egelwürmer in den Gallen-gängen hinzukommen können. Ausserdem ist manchmal seröser Erguss in der Brust- oder Bauchhöhle, das Fleisch ist welk und blass, das Fett verschwunden oder in sulziges Wasser verwandelt u. s. w.
Die nächsfe Ursache scheint in der Nichtbefriedigung des Begattungstriebes zu liegen; die zur Bildung eines Jungen be­stimmten Säfte lagern sich unter der Form gerinnbarer Aus-schwitzungen von rundlicher Gestalt in das Zellgewebe unter den serösen Häuten der Brust- und Bauchhöhle ab. Als ent-iernte Ursache beschuldigt man: erschlaffendes Futter (Gesüde von Branntwein- und Bierfabriken, Oelkuchen, Spülicht), wenig oder gar keine Bewegung, Mangel an frischer Luft, nasse, schlechte Ställe.
Wenn diese entfernte Ursache lang und stark einwirkt, und vielleicht eine ererbte Anlage dazu kommt, kann ein ganz ähnlicher Krankheitsprocess sich auch bei männlichen Thiercn, namentlich Mastochsen entwickeln; diess ist jedoch selten, und mag leicht eine zufällige Bildung von Lungentuberkel damit verwechselt worden seyn.
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Waidende und wilde Thiere sollen von der Krankheit ver­schont bleiben.
Die Heilung beruht meist auf Entfernung der Ursachen. Vor allem ist zu versuchen, die Kühe zum Aufnehmen zu bringen. B y c h n e r empfiehlt hiezu, ihnen vor dem Begattungs-act %—1 Schoppen Branntwein zu geben; oder während des Acts ihnen eine fein geschnittene Schweinsblase in das Maul zu schieben, um ihre Aufmerksamkeit abzuleiten. Andere lassen dem Thier Blut ab, ehe sie es zum Stier bringen.
Von innerlichen Mitteln sind Kalkwasser (WolstehO, bittere Schwefel- und Spiesglanzpräparate, auch empyreumatisches Oel; bei vorhandener, allgemeiner Schwäche stärkende und adstringirende Mittel (Kastanien, Eicheln unter dem Futter) angerathen worden. Rychner setzt zu Brustmitteln (Alant) Calomel in kleinen aber fortgesetzten Gaben und harntreibende; er beschuldigt gastrische Reizung als häufige Ursache, und führt zuerst mit Rhapontik und Salzen ab. Auch ein Fontanell in den Triel wird empfohlen.
Da die Krankheit langwierig ist, so möchte leicht mehr für Arznei ausgegeben, als durch dieselbe verbessert werden; daher ist wohl zu überlegen, ob es nicht vortheilhafter wäre, das Thier zeitig zu schlachten, oder es nach Umständen schnell zu mästen. In letzterem Falle mochte die Castration der Kühe öfter als bisher zu versuchen seyn.
Das Fleisch stiersüchtiger Thiere ist je nach dem Grade der Krankheit noch mehr oder weniger brauchbar; keineswegs aber schädlich oder ekelhaft, wenn die mit Auswüchsen be­setzten Organe beseitigt worden sind. Die Fleischer-Ordnung verbietet meist das Ausschlachten krättigen Fleisches, oder verweist es auf die Freibank.
Da die Krankheit sehr schwierig zu erkennen ist (ausser der Section wohl nie mit Sicherheit) und man ehedem die Krankheit einer unpassenden Vergleichung wregen (Franzosen, Syphilis) besonders verabscheute; so gilt dieselbe in den meisten Ländern als ein Hauptmangel; in Würtemberg mit (ausnahms­weise) 2 Monat Gewährzeit.
In Streitfällen ist darauf zu sehen, dass nicht etliche wenige Knoten, Tuberkel oder andere Verhärtungen in der Lunge oder Leber u. s. w. als Perlsucht genommen werden, und dass,
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wenn die Sections-Erscheinuiigen die Ainvesenheit dieser Krank­heit aussei- Zweifel setzen, das Fleisch, jedenfalls alier die Haut bostmüglieh verwerlhet, nicht aber dem Abdecker zuge­wiesen oder verloclit werden.
Von stiersucfitigcn Kühen abstammende Kälber dttrfen nicht zur Nachzucht verwendet, sondern bald geschlachtet werden. Nach By ch ner sollen schon solche Saugkälber die Krankheit (Tuberkel) in hohem Grade gezeigt haben.
(Bei den übrigen Hausthieren wird wohl auch nicht selten ein krankhaft gesteigerter Begattuugstrieh beobachtet, und es entspringen aus seiner Nichtbefriedigung ebenfalls Krankheiten [z. B. Muttcrkoler, Wuth?], allein die grosse Neigung zur Tu-bcrkclbildung, wie beim Rinde, findet sich nicht oder selten bei ihnen.
Bei Hündinnen und bei Hühnern habe ich einigemal beson­ders das Netz und Gekröse voll von hirsekorugrossen Tuberkeln gefunden; wie diese Verirrung der ernährenden Thätigkeit zu Stande gekommen, war nicht anszumitteln.)
(Hofmann in Bamberg beobachtete einen Fall, wo ein Mann, der sich beim Schlachten einer stiersüchtigen Kuh ver­wundet hatte, daselbst Hautwucheraugeu bekam, die syphiliti­schen Condylomen ganz ähnlich waren I Rust's Magazin. 1831. 35. Band 2. Heft.)
Q. Srorbut. [Cacheacia scorbutica.Ji
Eine Entartung der Säftemischung mit Auflockerung, leichtem Bluten oder Verschwärung des Zahnfleisches, Auftreibung der Knochen und Abmagerung.
Erdt in Cüslin beobachtete im Frühjahr 183S eine hieher gehörige Krankheit bei Lämmern:
Ohne Fieber oder sonstiges allgemeines Leiden fressen die Thiere, wegen Schmerzen im Maule, nicht gehörig, soffen da­gegen mehr und magerten ab. Die Haut war bleich, die Wolle hart, trocken, die Schleimhäute bleich und aufgelockert, son­derten mehr Schleim ab, als gewöhnlich, der trübe, miss-farbig, übelriechend war, und an den Nasenlöchern zu Crusten vertrocknete, die das Athemholen hinderten. Das Zahnfleisch war violett-roth, massig aufgetrieben und löste sich von den Zähnen ab, durch Druck quoll verdickter, graugelber oder bräunlicher Eiter vom widerlichsten Gerüche aus ihm hervor;
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die Sclmeidezahue waren ganz los; dasselbe war bei einem Thcil der kranken Thiere mit den Backenzähnen der Fa!l, so dass sie am B'resseu ganz gehindert wurden, und mit Schrot-Tränken erhalten werden mussten. Im weitereu Verlaufe der Krankheit ging die Wolle aus und die Haut wurde gelblicli-weiss, kalt, lederartig und dick; die Augen trübe und zurück­gezogen, der stinkende Nasen-Ausiluss nahm zu, die Nasen­schleimhaut wurde geschwürig, die Kieler- und Nasenbeine wurden aufgetrieben, die Zähne fielen aus oder konnten ganz leicht ausgezogen werden (waren übrigens nicht angegriffen), die Thiere magerten ab und starben 3—4 Wochen nach dem Anfang der Krankheit an Entkräl'tung.
Bei der Section fand mau: gänzliche Abmagerung, wenig und dünues Blut, alle Eingeweide schlaff, sehr wenig und dünne Galle, den Magen und die Därme zusammengezogen, auf allen Schleimhäuten vicl'zähen, klebrigen Schleim von schmutzi­ger Farbe, Verhärtung der GekrOsdrüsen. Die Schleimhäute des Rachens, der Nase waren mit stinkenden, jauchigen Ge­schwüren besetzt, die benachbarten Knochen und Knorpel auf­gelockert, angefressen und selbst gänzlich zerstört, in den Knochenhöhlen Eiterungen; der Gestank unerträglich. Die Zahnhöhlen und die sie trennenden Knochenplatten waren je nach den betroffenen Partien (Schneide- oder Backzähnen) zerstört; daher auch bei den genesenen Thiereu an die Stelle der heraus­genommenen oder ausgefallenen Zähne keine Ersatzzähne traten.
Die Urs'ache der Krankheit ist nicht mit Bestimmtheit ausgemittelt worden; ein einige Monate vorher schnell geheilter Hautausschlag und der jähe Uebergang von einem unangemes­senen, diätetischen Verhalten zu einer ganz entgegengesetzten Lebensweise (heisser Stall und starke Sfallfütteruug — kühles Verhalten und Waide) werden als wahrscheinliche Veranlas­sungen beschuldigt.
Die Behandlung bestund: im Ausziehen der lockereu und das Fressen hindernden (sowohl Schneide- als Back-) Zähne, Ausdrücken des Eiters und Scarilication des Zahnflei­sches, Auswaschen des Mauls mit Chlorkalk-Auflösung und fleissiges Auspinseln mit einem starken Decoct, quere, dem Salzsäure und Honig zugesetzt waren. Innerlich bittere und fäulnisswidrige Mittel mit Camphor und Brechweinstein. Alle
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so behandelten Lämmer genasen. Der noch gesunde Thell des Haufens wurde prophylactisch Gehandelt und dadurch gesehüizt.
Eme ganz ahnliche Krankheit beobachtete Lowak an Jährlingen; nämlich das Zahnfleisch leicht blutend, die Zahn­höhlen geschwunden und stinkenden Eiter in denselben; in der Folge Abmagerung und Tod. Bei der Section fand er zugleich Egel in der Leber, Wasser in der Brust- oder Bauchhöhle, oder Fadenwürmer in der Lunge; das Blut wässrig und ent­mischt. Er gab adstringirendc und stärkende Pilanzendecocte mit Schwefelsäure und liess das Maul mit Eichenrindedecoct, Salbei-Infusum und Essig auswaschen, und die Geschwüre mit Holz­essig bestreichen (ibid. IV. Bd).
Er dt hält die Krankheit für ein scrophulöses Leiden, nennt sie Wiachitis scrophulosa und vergleicht sie der Ozaena scro-phulosa der Kinder (in den Krankenhäusern grosser Städtequot;). Aus Gurlt und Hertwig's Magazin VI. Bd. 3. Heft.
R. J£lorfUiifouk. (Bei Adam, unter Lcprosis d. Elephantiasis. Amp.)
Eine dem Schweine eigenthümliche, scorbutähnliche, fieber­lose Krankheit (Cachexie, eigentlich Cacochymia'i mit leichtem Ausgehen der Borsten, deren Wurzel schwarz und blutig ist.
Die Borstenfäule befällt hauptsächlich in der Mästung be­findliche Schweine, wenn sie mit einem und demselben (beson­ders erschlaffendem oder leicht sich zersetzendem) Futter genährt werden; der Aufenthalt in dumpfen, ungesunden Ställen, Mangel an Bewegung und freier Luft u. s. w. tragen ebenfalls dazu bei.
Es bildet sich allmählich ein Schwächezustanrl, verbunden mit einer Verderbniss der Säfte (sogenannte Schärfen), welche raquo;ich durch Schläfrigkeit, Unlust sich zu bewegen, Mangel an Appetit u. s. w. äussern. Die Haut ist lose, das Fleisch weich und nachgiebig auf Druck; das Zahnfleisch ist aufgedunsen, lose und blutet leicht. Die ausgegangenen Borsten haben eine schwarze blutige Wurzel, während sie bei gesunden Thieren röthlichgelb ist.
Die Behandlung erheischt zunächst Veränderung des Futters (besonders grünes Futter oder Obst), frische Luft, Gelegenheit zum Suhlen; innerlich werden Abkochungen von bitlern, ge-würzhaften und zusammenziehenden Pflanzen (Wermuth, Bitterklee,
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Weiden- uni Eichenrinde) zu 1—l1/raquo; Maas täglich mit eben­soviel Kalkwasser (oder statt dessen Alaun zu l/i Unze des Tags) empfohlen.
Die Heilung gelingt im Frühjahr leichter als im Horhst, ist aber jedenfalls nicht schnell zu erreichen; daher es unter Umständen vortheilhafter seyn wird, die erkrankten Thiere vol­lends schnell zu mästen und zu schlachten, als deren Wieder-herstelluug abzuwarten.
S. S'd)nufel-^rankl)nt. (Schnuffel-Nasen, Blut-Nasen.)
Unter diesem Namen führt Franque eine im Nassau'schen vorkommende Krankheit der Schweine an, welche in einzelnen Heerden bedeutenden Schaden verursacht habe.
Die Krankheit entwickelt sich allmählich und beginnt mit einer gewohnlich übersehenen Entzündung der Nasenschleim­haut; diese wird bei längerer Dauer der Krankheit verdickt, und die schwammigen Knochen der Nase, das Siebbein und die dütenformigen Beine lockern sich auf, so dass die ganze Nase missgestaltet, bald oben, bald auf der einen oder andern Seite dick und wulstig wird, so dass der Rüssel schief steht. Das Athmen ist während der ganzen Krankheitsdauer erschwert, mit öfterem hörbarem Schnaufen und Schnüffeln verbunden, was beim Saufen am auffallendsten bemerkt wird (daher Schnuffel-Nasen). Bei fortschreitender Krankheit kommt auch öfters Blut aus beiden Nasenlöchern, besonders bei gut gefütterten Schweinen (Blutnasen); diess erleichtert einige Zeit das Athmen, ist aber auch zuweilen so stark, dass die Thiere daran zu Grunde gehen. Nach dem Bluten werden dieselben immer sehr matt, und ist dieser Zeitraum der Krankheit einmal eingetreten, so magern sie auch bei dem besten Futter ab, und slerben an Auszehrung.
Die Ergebnisse der Section sind nicht bekannt.
Auch über die Ursache ist man noch im Dunkeln; Schweine mit kur/.en, stumpfen Nasen sollen eine besondere Anlage zu dieser Krankheit haben; ferner beschuldigt man das Wühlen in hartem, steinigtem Boden. Dagegen spricht die Beobachtung, dass die Krankheit sich von Vater und Mutter auf die Nach­kommen vererbe. Vielleicht trägt auch eine Ansteckung (beim Bluten) zur Ausbreitung der Krankheit in einer Heerde bei.
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(Busch deutsche Zeitschrift fttr die gesaramte Thierheilkunde, Ister Band, 3. Heft.)
(Es scheint eine dem Scorbut verwandte Cachexie zu seyn.)
FUBTFTE 0raquo;raquo;]V1J]VG.
Mvank\)tittn ie$ jamp;tljnuns laquo;nir \gt;tt ^tirnntf.
Es ist hier, wie in den vorhergehenden Ordnungen, nur von den fieberlosen und chronischen Krankheiten der Respiration die Rede; die fieberhaften mit ihren nächsten Folgen werden in der 2. Classe .aufgeführt werden.
Von den bereits abgehandelten Krankheitsformeu liesse sich die Stiersucht (besonders solche Fälle, welche nicht mit dem Geschlechtstrieb zusammenhängen) hierherzählen, die ohnediess mit der hier abgehandelten Lungensucht nahe verwandt ist. Ausser der Lungensucht gehört die unter dem Namen der Dämpfigkeit bekannte Gruppe von Athembeschwerden, ferner der Lungenwurmhusten und der chronische Husten hieher.
In wie ferne diese Krankheitsfonuen die Folgen früherer eutzündlicher Aflectionen der Athmungs-Orgaue sind oder selbst noch von einem schleichenden, entzündlichen Zustaud begleitet werden, ist zwar in jedem einzelnen Falle wichtig zu wissen, selten aber mit der nüthigen Sicherheit zu erheben.
Uebcr die hier augehängten Krankheiten der Stimme ist wenig bekannt.
Das At h men kann krankhaft beschleunigt und verlangsamt, feruer mit oder ohne Beschleunigung erschwert seyn.
Krankhaft beschleunigtes Athmeu ist mit den meisten entzündlich fieberhaften Krankheiten, insbesondere denen der Brustorgane und der Luftwege verbunden; auch bei einfachen Fiebern wird dasselbe bemerkt. Es rührt jedoch auch öfters von einem Bildungsfehler (zu enger Brust, oder Enge der Luft­wege), oder von einem Hinderniss der normalen Ausdehnung der Lungen (Hypertrophie des Herzens, Brust - Wassersucht, Degeneration der Bronchialdrüsen, Zwerchfellbrüchen, Druck auf das Zwerchfell von Seite der Baucheiugewcide u. s. w.)
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her, seltener von Krampf der Respirationsmuskel (von Stah-krampQ oder andern nervOsen Einflüssen.
Verlangsamtes Athmen kommt weit seltener vor, und zwar am meisten von mangelnder Nerven-Einwirkung, daher im Koller, in der lialbacuten Hirnentzündung (sogenannte Kopf­krankheit der Pferde), bei Apoplexie und Lähmung der Bci-pi-rationsmuskeln. Eine vollige Unterbrechung des Athmens hat bald Erstickung zur Folge, die gewöhnlich entweder durch Mangel an Luft überhaupt (z. B. beim Ertrlnkeü) oder au respirabler Luft, oder aber durch gehinderten Eintritt der Luft in die Lungen (bei Strangulation, Druck auf die Luftröhre, Blutsturz u. s. w.) herbeigeführt wird.
Erschwertes Athmen findet sich oft zugleich mit be­schleunigtem Athmen, es ist öfters hörbar (z. B. im pfeifenden Dampfe, bei Anschwellungen im Bachen in der Druse, beim Croup, Kropf u. s. w.) und zwar entweder bei jedem Athem-zuge, oder nur bei angestrengtem Athmen, oder endlich blos periodisch, von Reizung des Kehlkopfs oder der Lunge (Husten).
A, irmi0fii(laquo;4)t. (Phthisis tuberculosa et ulcerosaj
(Lungenfäulc, auch Schwindsucht im engern Sinne.)
Eine langwierige, fieberlose Verhärtung und Vereiterung der Lungensubstanz, wozu sich endlich Abzehrung und Colli-quation gesellt. Bei allen unsern Hausthieren, am häufigsten aber hei Melkvieh.
Man trifft nicht selten bei Thieren, welche man nie oder wenigstens nicht lungenkrank wusste, einzelne Stellen der Lungen tuberculös entartet, oder einzelne Eitersäcke in diesem Organ. Derselbe Zustand entwickelt sich auch manchmal in der Leber, den Gekrösdrüscn oder an andern Stellen des Körpers. Wenn jedoch die Krankheit einen höhern Grad erreicht, so wird ein Leiden der Respiration durch trockenen, dumpfen oder heiseren, stossweise eiiitretenden Husten, beschleunigtes und beschwerliches Athmen, Mattigkeit, wechselnden Appetit, an­fangs ohne Fieber, und hei gehöriger Fresslust, bemerklich. Auch liegen die Thiere wenig oder nicht, oder stehen (Rind) mit auswärts gestellten Ellbogen und Schultern. Im weitcien Verlaufe gesellten sich Blässe der Schleimhäute, gesträubte
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Haare, Ausfluss von bald geruchlosem, bald übelriechendem Eiler aus der Nase, Wassersucht, Zehrfieber und Entkräftung hinzu, woran das Thicr allmählich zu Grunde geht.
Die Dauer der Lungensucht ist jedenfalls langwierig (Monate und selbst Jahre, besonders bei Rindvieh, weniger bei Pferden, Hunden und Schweinen), besonders wenn, wie nicht selten, Stillstand oder selbst scheinbare Besserung ein­treten. Hierdurch unterscheidet sich die Krankheit von der auf acute Lungenentzündungen folgenden Lungenvereiterung, obwohl nicht gerade selten ein Anfall von Lungen - auch Leber-cntzUndung eine solche Desorganisation des Lungengcwebs hin-terlässt, die später zur Vereiterung desselben führt. Uebrigens ist Lungensucht oft die Folge acuter Lungenkrankheiten, heftiger oder wiederholter Cafarrhe, des Rotzes, der Hundeseuche u. s. w.
Bei der Section findet man, aussei- den Zeichen der Cachexie oder Wassersucht, hauptsächlich entweder tuberculüse (knotenähnliche) oder aber leberartige (diffuse) Verhärtung der Lungen, durchsetzt mit Eitersäcken (Vomicci), emphysematischen Stellen u. s. w. Nicht selten ist nur noch ein kleiner Theil der Lungen zum Athmen brauchbar.
Die Entstehung der Tuberkeln ist im Dunkeln; wenn denselben ein entzündlicher Zustand zu Grunde liegt, so ist er so schleichend, dass er äusserlich nicht zu erkennen ist; zu­erst scheinen die Tuberkel in der Ausschwitzung kleiner Blut-trüpfchen zu bestehen, welche nach dem Verschwinden des färbenden Bestandtheils einer kleinen Wasserblase alinlich werden, deren Inhalt sich bald verdichtet und die Beschaffenheit käse-artigen Eiters annimmt; zugleich bildet die Natur eine Art Hülle um den Tuberkel, und isolirt denselben durch Ergusa plastischer Lymphe, innerhalb welcher der Tuberkel gleich einem Kern steckt; erst neuerlich entstandene Tuberkel haben ein graugelbliches Anseilen und einen deutlich injicirten Ring oder Hof; ihr Inneres enthält ein gelbliches Knötchen, wie Hirsekorn; im Laufe der weitern Entwicklung wird dieses Kntitchen grosser (wie Erbse, Bohne, Haselnuss), und dabei entweder hart und kalkartig, oder aber (besonders bei neuer, entzündlicher Reizung) erweicht der Tuberkel und zerfliesst in Eiter oder Jauche, die das umgebende Gewebe zerfrisst, und sich zuletzt einen Ausgang in einen Luftröhrenast bahnt.
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Grössere Eitersäcke sind meist Folge einer deutlich erkenn­baren LungeiieiitKündung, obwohl sie auch durch Zusammen-illessen mehrerer kleiner oder erweichter Tuberkel ganz unbe-merkbar entstehen ktinnen. Daneben finden sich oft unregclmässigc mehr oder weniger ausgebreitete Strecken der Langensubstanz, hepatisirt oder Jebcrartig verdichtet und für die Luft impermeabel, In solchen Stückelaquo; sind die normalen Luft-führenden Aeste der Bronchien kaum mehr zu erkennen und ihr Lumen ist durch Ausfüllung mit plastischer Lymphe verschwunden. Dergleichen fleischige Partien sind oft ganz durchsetzt mit hirsekorngrosseu Tuberkeln, und gehen gerne in jauchige Zerstörung über. Man trifft sie vorzugsweise an den tiefer gelegenen Theilen der Lunge, ss. B. den vordem Lappen oder dem untern Rande. Auch Verwachsungen der Lunge mit dem Rippen- und Zwerch­fell, Wassererguss in die Brusthülile u. dgl. Ausgänge früherer Lungenentzündungen; ferner Tuberkel und Eitersäcke in der Leber und andern Organen der Bauchhöhle u. s. w. werden bei der Section nicht selten gefunden.
Ursachen: Eine angeerbte Neigung zur Lungensucht ist, namentlich bei Rindvieh, hinreichend nachgewiesen; ausserdem ist Melkvieh, und besonders sehr milchreiches, zu der Krank­heit (die indessen auch bei Mastvieh vorkommt) am meisten geneigt; solche Kühe zeichnen sich durch Magerkeit und eine feine, weiche und schlaffe Haut aus; sie geben viel, aber wäs­serige Milch, die mehr als gewühnlich phosphorsauren Kalk enthalten soll. Die Krankheit entsteht hier ganz allmählich, unbemerkt, und ist so häufig, dass wenig alte Melkkühe ganz frei von Knoten oder Eitersacken der Lungen sind. Der Aufent­halt in dumpfigen, unreinen Ställen, die Fütterung mit erschlaf­fendem Futter (Gesüde, Traber, Wurzelwerk u. dgl.) und die starke Milchabsonderung (die Ryebner mit Recht einer eolli-quativen Ausleerung vergleicht) mögen die Keime der Krankheit ausbrüten. Wenn die Milchabsonderung abnimmt, sollen die Tbiere sich wieder besser ernähren. In andern Fällen entsteht die Lungensucht durch den Wechsel des Aufenthaltsorts, des Klima's, der Fütterung u. s. w.; daher sind von auswärts ein­geführte Viehralt;jen* derselben besonders ausgesetzt.
Der schleichende Verlauf der Krankheit, welche meist un­heilbare Veränderungen in dem Lungengewebe hervorgebracht
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hat, ehe man es ahnen konnte, lässt wenig Aussicht auf Hei­lung zu. Im günstigsten Falle entleert sich ein einzelner Eiter­sack in die Luftröhre und vernarht wieder; die Kunst kann hier, ausser völliger Ruhe und Diöt, Avenig oder nichts dazu heitragcn. Meist aber sind zugleich viele verhärtete und eiternde Stellen in der Lunge, wobei namentlich letztere dem Thier viele Säfte rauben, oder bei schlechter Beschaffenheit des Eiters so­gar die Lungensubstanz noch zerstören helfen, so dass dieses Organ um so bälder zu seiner Function untauglich wird. Auch mag die gelegentliche Resorbtion von Eiter, und Uebergang des­selben ins Blut, gleich einem Ferment, die Säftemasse verderben und Tuberkel oder Eiterung in entfernten Organen hervorrufen.
Therapie: in der frühesten Periode der Krankheit (öfteres Hüsteln) lässt sich von zweckmässiger diätetischer und thera­peutischer Behandlung noch am ehesten etwas erwarten. Ist eine entzündliche Reizung (Catarrh) zugegen, so giebt man dem Thiere gelinde entzündungswidrige und auflösende Mittel (Salmiak, später Spiesglanz und Schwefelpräparate, ersteren mit Schleim, letztere mit bitteren oder sogenannten Brustmitteln, z. B. Enula, Anis, Foenum graecum u. dgl.). Um die starke Milchabsonderung zu mindern (wenn man Mästung beabsichtigt), empfiehlt man Itnperatoria oder Flor, arnicae. Auch Coninm maculatum und ein nicht officinelles Gnaphalium haben diese Wirkung. Ist der Athem oder Ausfluss übelriechend, kann mau Kohlenpulver beisetzen. In einigen Fällen von Lungenvereiterung beim Pferd (stinkender, jauchiger Nasenausfluss mitasthenischem Fieber u. s. vv.) hat mir Plumbum acetic, (zu Vj—1 Drachme) in Pillenform gute Dienste geleistet. In der Phfhisis pituitosa der jungen Hunde (nach der Staupe) war Blausäure, in kleinen Gaben und bei der grossen Verschiedenheit in der Stärke dieses Präparats vorsichtig gegeben, von aulfallendem Nutzen. — Jod und seine Präparate, welche nach den Erfahrungen beim Menschen die Tuberkelbildung hemmen sollen — manchmal aber auch den Verlauf der Phthisis sehr beschleunigen — möchte für die grössern Hausthiere zu theuer kommen, bei kleineren eines Versuchs werth seyn.
Das Fleisch der an der Lungensucht leidenden Thiere kann ohne Nachtheil genossen werden, ist aber in den höheren Graden der Krankheit von geringem Werthe.
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Die Lungeusucht gilt in vielen Ländern beim Rindvieh (auch andern Hausthieren) als Hauptmangel. In Würtemberg hat sie (beim Rind und Schwein) 31 Tage Gewährzeit, was zu lang ist; bei keinem Hauptmangel geschehen so viel Ver-stösse in der Beurtheilung, als bei diesem. Die Lungeiisucht wird oft mit acuten Lungenentzündungen, der Lungcnseuche und Brustwassersucht, oder selbst cadaverischer Erweichung der Gewebe u. s. w. verwechselt; wozu die Ausdrücke „lungen-faul, lungenhart, herzweich, übergällig (Wassersucht)quot; Veran­lassung geben.
B. ^jufien (chronischer). (Tussis.^
Ein hörbares, mit Erschütterung der Brust verbundenes, stossendes Ausatlimen, um etwas den Respiralionsorganen Lä­stiges zu entfernen; Für sich fieberlos, ohne bestimmte Dauer.
Die nächste Veranlassung des Hustens ist meist ein mate­rieller Reiz des Kehlkopfs oder der Lungen; so bringt die Be­rührung der Stimmritze durch Futter, Getränk u. s. w. sogleich Husten hervor; ebenso sucht die Natur durch Husten den in den Luftwegen angesammelten Schleim (oder Eiter, Blut u. dgl.) zu entfernen. Anderntheils beruht der Husten oft auf blosser nervöser Reizung ohne alle materielle Einwirkung (Krampfhusten der Hunde s. bei den Nervenkrankheiteif).
a) Symptomatischer Husten.
In den meisten Fällen ist der Husten symptomatisch; er begleitet als solcher eine bestimmte Krankheitsform entweder während ihrer ganzen Dauer (Dampf), oder blos während eines Stadiums derselben (Catarrh, Lungenentzündung). Die Ver­schiedenheit des Tones, der beim Husten entsteht, lässt Schlüsse auf dessen Ursache und den Zustand der Athmungsorgane machen. Ein kräftiger, volltönender Husten deutet auf eine gesunde, günstig gebaute Brust, ein schwacher Husten auf das Gegentheil; bei sehr kraftlosen Thieren, oder bedeutender De­generation in der Brusthöhle, wird statt des Hustens bloss ein keuchendes Ausstossen der Luft wahrgenommen, bei welchem blos die oberen Parthien der Luftwege thätig sind. Trockener Husten begleitet den entzündlichen Zustand der Respirations­organe ; sobald aber die Entzündung gebrochen ist und vermehrte
Hering, Pathologie,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 10
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Sclileimabsoadeiuugr eintrittj wird der Husten feucht (lose, locker, rasselnd). Ein kurz abgebrochener, hohler oder dumpfer Husten kommt im Dampfe und in der Brustlaquo; assersucht vor.
Organische Fehler der Bachenhühle, des Kehlkopfs, z. B. Polypen, Oedem der Stimmritze u. dgl., oder aber Degenera­tionen der Lungensubstanz (Tuberkel, Hydatiden, Abscesse) reizen häufig zum Husten; das Innere der Luftröhre dagegen ist wenig empfindlich, und kann berührt werden ohne die min­deste Anstrengung zum Husten zu veranlassen.
ft) Idiopatlnscher Husten.
Es gibt nicht selten Fülle, in welchen, ausser dem Husten, nichts Krankhaftes beobachtet wird. Manche Pferde leiden Jahre lang an einem mehr oder weniger heftigen Husten, welcher blos des Morgens im Stalle sich zeigt; wieder andere husten im Stalle gar nicht, dagegen beim Gebrauch; in seltenen Füllen geschieht es weniger im schnellen Gang, als im langsameren. Hiemit kann ein wässeriger oder sehleimiger Ausfluss aus der Nase verbunden seyn, der aber auch oft günzlich fehlt.
Ursache: sehr hüufig Erkältung der Haut oder der Lunge (durch kalte, frische Luft, kaltes Saufen), besonders bei weichli­chen, sehr warm gehaltenen Luxuspferden; Reizung der Respira­tionsorgane durch die aminoniacalische Ausdünstung im Stalle u.dgl. Diagnose: bei der Abwesenheit von Fieber und dem normalen Athmen, der langen, unveränderten Dauer des LTebels u. s. W. nicht schwer; Prognose: meist ungünstig.
Behandlung: bei ungewöhnlicher Reizbarkeit der Luft­wege: herabstimmende Mittel (Salpeter mit Brechweinstein oder Digitalis) und äussere Ableitungen (z. B. Cantharidensalbe in die Kehlkopf- oder Parotidcn-Gegend). Bei trockenem, quälen­dem Husten, nach Erkältungen der sehr emptindlichen Haut: warmes Verhalten, Frottiren, Dämpfe zum Einathmen, auflösende Mittel (Salmiak, Spiesglanz, Schwefel—mit Zusatz von Theer oder kleinen Gaben Camphor). Gegen den chronischen Reiz­husten der Hunde dient Blausäure oder Ai/. lanrocerasi.
Alle, sehr fette Pferde mit chronischem Husten verlieren denselben manchmal von selbst, wenn sie in andere Hände kommen und magerer werden. Dasselbe kommt bei fetten Hun­den vor (vgl. die Fettsucht).
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c) Consenmeller Husten.
Von einer Reizung der Verdauungsorgane u. s. \v. durch MiUeidenschalV. erregt; so z. B. husten manche Werde uurnach dem Füttern; es sind meist hitzige Fresser oder solche, die entweder an Schwäche der Verdauung, Aufblähen oder Ver­stopfung leiden {Tnssis stomachalis), oder an Würmern.
Behandlung: im ersten Falle Aloe in kleinen Gaben, lungere Zeit fortgesetzt; im andern Falle AVurmmittcl.
Auch weit vorangeschrittene Trächtigkeit bringt manchmal chronischen Husten hervor.
C. ^TuitflentDurm-^ulii'ii. [Phlhisis pulmonulis verminalisj
(Wurmige Lungcnseuche/)
Entwicklung von Fadenwürmern in den Luftröhrenästen, mit Husten, Abzehrung und Erstickungszufällen. Bei jungem Vieh.
Symptome: es werden meist Lämmer und Kälber von dieser Krankheit befallen, die sich anfangs blos durch einen heisern und keuchenden Husten äussert, daneben athmen die Thiere beschwerlich, werden mager, haben eine blasse oder harte Haut, bläuliche Sclerotica, grosse Pupillen u. s. w. Der Verlauf ist langwierig, die Kranken verfallen in Abzehrung oder •Wassersucht, oder ersticken bei einem heftigen Hustenanfall. Einige Beobachter nehmen namentlich bei etwas älteren Thieren eine, dem Lungenwurm-Husten vorausgehende Entzündung der Bronchien an; meist aber scheint im ganzen Körper eher der Schwächezustand vorzuwalten, womit auch die Erfahrung, dass die Krankheit in niedrigen, sumpfigen Gegenden und in nassen Jahrgängen häufiger vorkomme, übereinstimmt. Auch sollen die Nachkommen schwächlicher, abgezehrter Mutterthiere be­sonders zu dem Lungenwurm-Husten geneigt seyn.
Bei der Section findet man als characteristisch: in den Luftrührenästen eine Menge, oft mit Schleim und Schaum zu Knäueln verwickeIter*Rundwürmer {Stronyylus ftlaria. s. bron-chinüs R., bei Kälbern Str. micrums M.), von der Dicke und Farbe eines gebleichten Zwirns und 1 bis mehrere Zoll Länge; die Lungeusubstanz welk und bleich, bei älteren Thieren auch theilweise fleischig oder tuberkulös, Wasscrerguss in der Brust-
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und Baucliliühle, auch im Zellgewebe unter der Haut, krank­hafte Veränderungen in der Leber, Egelwürmer, Hydatidcn und andere Zeichen des caehectischen Zustandes. Nicht so gar selten enthält auch der Laabmagen und Dünndarm der Lämmer zugleich viele Würmer [Strong, contortiis und fUicollis), weshalb man auch eine Magenwurrakraukh eit der Schafe angeführt findet.
Der Lungemvurmhusten kann mit gewöhnlichem Katarrh, Schafrotz, Luftröhren - und Lungenentzündung verwechselt weiden, unterscheidet sich aber durch seinen langsamen, meist fiebeilosen Verlauf, und da er gewöhnlich mehrere junge Thiere einer ITeerde oder eines Stalls zugleich befällt, lässt die Section eines derselben leicht den Grund des Ucbels entdecken.
Die Prognose ist um so weniger günstig, als die äussern Verhältnisse und der allgemeine Zustand der kranken Thiere schwer in Bälde abzuändern sind.
Behandlung: Man versucht die Heilung mit bitteren, aromatischen, eisenhaltigen Mitteln, denen man Terpentinöl oder empyr. Oel zusetzt (geröstete Körner mit Salz, Calmus oder Enzian, Wurzeln, besonders gelbe Rüben nach Angyallfy); gebrannte Knochen oder Kalk, Eicheln u. dgl. (Waldinger). Länger fortgesetzter Gebrauch von Kochsalz - Auflösung und Kalkwasser soll mit Nutzen angewendet worden seyu. Daneben muss für hinreichendes und gutes Futter sowohl der kranken Thiere, als, wenn sie noch saugen, ihrer Mütter gesorgt werden. Um direct auf die Würmer einzuwirken, hat man das Ein-athinen von thierischem Rauch (durch Verbrennen von Leder, Horn, Haaren u. dgl.) empfohlen; wenn die Thiere sich Vi—1 Stunde in der mit Rauch geschwängerten Luft des Stalls be­funden haben, lässt man sie ins Freie, wo sie durch heftiges Husten die Würmer herauswerfen sollen. Tausch wendete mit Erfolg, neben innerlichen Mitteln, Schwefel- und Zinnober-dämpfc an, in denen er die Lämmer eine Stunde liess; Lowak dagegen fand dieses Verfahren nicht vortheilhaft.
In dem hohem Grade der Krankheit ist wohl Schlachten das vortlieilhafteste.
(Die Krankheit soll in Jamaika bei Rindvieh jeden Alters häufig vorkommen; es scheint aber, dass damit tuberkulöse Entartung der Lunge verbunden ist.)
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(Bel einein wilden Schweine fand ich die Bronchiea eben­falls voll von Fadcnwürraern).
D. JJnmpPflkeit. (Asthma.)
(Dampf, Herzschlechtigkeit, Engbrüstigkeit, Baacliblas, Hartschnaufen, Herzschlägigkeit, Hartschlägigkeit, Haarschlechtigkeit etc.)
Eine fieberlose, langwierige Beschwerde des Athmens mit wellenförmigen (doppelten oder unterbrochenen) Bewegungen der Brust- und Bauchwände bei Pferden, selten bei Bindvieh.
Die Dämpfigkeit kommt vorzugsweise bei ausgewachsenen oder selbst älteren Pferden vor; eine schmale Brust, flache Bippen, ein grosser Bauch disponiren zu der Krankheit, die übrigens ihrem Wesen nach nicht genügend erkannt ist. Es ist eigentlich eine Gruppe von verschiedenen Krankheiten, die alle nur darin übereinstimmen, dass sie das Athineu auf die oben bezeichnete Weise abändern und stören, so dass in dem höheren Grade selbst Erstickungszufälle entstehen können.
Symptome: die Beschwerde des Athmens ist dem Grade nach höchst verschieden; manche dämpfige Pferde zeigen im Stande der Buhe nichts Abweichendes, während andere den beschleunigten Athem mit deutlicher Erweiterung der Nasen­löcher und ungewöhnlicher Erhebung der Bippen oder wellen­förmigem Schwanken der Bauchmuskeln holen. Hiebei zeigen sich, besonders bei magern Thieren, die Bippenknorpel bis zum Brustbein herab vorstehend, daneben eine riniienartige Vertie­fung der zusammengezogenen Bauchmuskel (Dampfrinne, Schnur), die Bippen selbst sind ihrer ganzen Länge nach sichtbar und ebenso ihr Erheben und Sinken beim Athmen; gleichzeitig wird der After aus- und einwärts geschoben, steht auch manchmal offen, so dass Luft ein- und ausströmt; selbst die Wirbelsäule bewegt sich manchmal gleichzeitig mit dem Athmen. Die Auf­nahme der Sinnescindrücke, die Fresslust und Ausleerungen sind in der Regel ganz normal. Viele dämpfige Pferde husten besonders des Morgens und beim Tränken, oder aber nach einiger Bewegung, wenn ihnen etwas trockenes Futter gereicht wird; manche husten nicht von selbst, aber auf angebl-achten Druck am Kehlkopf; immer 1st der Husten dumpf, hohl, ohne Besonauz und Kraft, oft ein bioser, kaum hörbarer Hauch.
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Manclie sind durcli kein Mittel zum Husten zu bringen. In
der llogtl ist die Nase trocken und ihre ScFileimliaut eher blass; allein manchmal ist mit dem Dampf ein, liald periodischer, hald anhaltender Nasenauslluss (schleimiger Dampf) verbunden, der blos auf vermelirter Schleim-Absonderung beruht, und daher zähe, durchsichtig und geruchlos ist.
Die meisten dämpfigen Pferde sind mager, mit aufgeschürztem, seltener hiingendem Bauche, manche aber auch übermiissig fett; sie legen sich bei Nacht nicht oder nur kurze Zeit und mit unterschlagenen Beinen.
Die im Stande der Ruhe kaum merkbaren Symptome werden bei einiger Anstrengung (Trabreiten, besonders auf unebenem Terrain) bedeutend verstärkt, und künnen bei fortgesetztem, schnellen Laufe sich bis zur Erstickungsgefahr steigern; das Thicr fällt aus Mangel an Athem zu Boden, erholt sich aber nach kurzer Zelt wieder, wenn sich nicht ein Blutsturz oder Sticklluss dazu gesellt.
Das characleristische der Dämpfigkeit besteht somit in dem abgesetzten und beschleunigten Athmen (oft 30—4t) und selbst 80 und mehr Athemzüge in der Minute) bei ruhigem Pulse und der Abwesenheit aller entzündlichen Zufälle oder mechanischer Hindernisse der Respiration (z. B. Verstopfung eines Nasen­lochs u. s. w.), Fortdauer der Fresslust, regelmässigen Aus­leerungen u. s. w.
Die nächste Ursache der Dämpfigkeit Ircgt meist in irgend einem Hinderniss der gehörigen Ausdehnu.'ig und freien Bewegung der Lungen; daher kann eine Verdichtung der Lun-gensuhstanz, theilweise Hepatisation derselben, Tuberkelj Luft­austreten unter den serösen üeberzug der Lungen (in grossen Blasen, Emphysema) Oedem der Lunge, Verwachsung mit der Rippenpleura, ein zu grosses Herz, Anhäufung von Fett an demselben, Zwerchfellbrüche, besonders aber Wassererguss in die Brusthöhle — Veranlassung zur Dämpfigkeit geben.
Man findet bei der Section dämpfiger Pferde theils die oben angegebenen, in die Augen fallenden, pathologischen Ver­änderungen, theils aber auch blosen Mangel an Elasticität des Lungengewebes (so dass die Lunge beim Oeffnen der Brusthöhle wenig zusammensinkt), Erweiterung einzelner Bronchienäste,
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Auflockerung' der Respirations-Schlcimhäufe, Druck auf die Nerven durch Exostosen an der Wirbelsäule u. s. w.
Sicher ist, dass alle diese Veränderungren auch bei Pferden gefunden werden, die durchaus keine Symptome der Dämpfigkeit zeigten, und dass manchmal bei sehr stark dämpfigen Plciden sich keine deutlichen Merkmale einer solchen Krankheit auf­finden liessen. Es kann daher die Section für sich allein keine Entscheidung über das Vorhaudeiisej'n oder die Abwesenheit der Dämpfigkeit geben.
Der Mangel aller pathologischen Veränderungen in den Respirations-Orgaueu hat zur Annahme eines nervösen Dampfs geführt, den man mit dem Brustkrampf des Menschen verglich. Es kommen allerdings, Aviewohl sehr selten, Fälle von perio­discher Dämpfigkeit vor, so dass die Symptome nach einiger Zeit (14 Tage bis 3 Wochen) von selbst (bei der gleichen Fütte­rung und ohne Arzneien) verschwinden, um früher oder später (oft erst nach lU—Vs Jahr) wieder zu erscheinen; es scheint mir eine periodische Ansammlung von Wasser im Herzbeutel oder der Pleura diesem üebel zu Grunde zu liegen,
(Adamowicz beobachtet eine periodische Dämpfigkeit bei einem Pferde, und als Ursache spina ventosa einiger Rücken­wirbel (G. u. H. VI. Bd.).
Zu den entfernten Ursachen der Dämpfigkeit sind alle die Krankheiten zu rechnen, welche die oben aufgezählten Des­organisationen in der Brusthohle zu hinterlassen pflegen; Lungen-und Brustfellentzündungeii, heftiger Catarrh, Druse u. s. w., die entweder sich nicht vollständig zertheilten und in ihrem Verlauf gestört wurden, lassen nicht selten Dampf zurück. In andern Fällen entsteht die Krankheit plötzlich nach heftiger Anstrengung (z. B. Rennen) ohne vorausgehende Entzündung (wahrscheinlich durch Zerreissung von Luftzellen), meist aber langsam in Folge fehlerhafter Fütterung. Uebermaass an Heu, besonders an staubigem, dumpfigem oder schinimlichem, bringt die Krankheit am sichersten hervor; ausserdem zu starke Füt­terung mit Haber, Roggen oder gar Bohnen, selbst mit Wicken oder Klee. Alles, wras den Darmkanal ungewöhnlich anfüllt, vermehrt die Zufälle der Dämpfigkeit. — Versetzung in ein anderes Klima disponirt namentlich orientalische und polnische Pferde, aber auch englische zum Dampfe.
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Bei der Ungevvissheit der im Innern stattfindenden Verän-derungeu entbehrt die Behandlung dämpfiger Pferde jeder sicheren Basis; daher ist die Prognose auch ungünstig, obgleich solche Pferde noch ziemlich lange beschränkte Dienste leisten können. Drastische Puiganzen (Aloe, Tabak) verschafTen durch Entleerung des Darmkauais, vielleicht auch durch Gegenreiz, auf einige Zeit Erleichterung; ausserdem pflegt man aullosende oder sogenannte Brustmittel mit Schwefel- und Spiesglanz-präparaten zu vermischen. Bei grosser Reizbarkeit der Re­spirations-Organe sind: beruhigende Mittel, wie Solan, dulca­mara, Hyosciam., Blausäure; beim nervösen Dampfe: krampf­stillende Mittel, wie Asafoetida,Ol.C.C., Tabak; beim schleimigen Dampf auflüsende und harzige Mittel, z. B. Gi. ammoniac, Alant u. s. vv., auch das Einathmen von Wasser- oder Theerdämpfen; hei Zeichen von Wassererguss: harntreibende Mittel; bei all-zugrosser Fettigkeit: Jodine — zu versuchen. Diese Arzneien müssen durch zweckmässige Fütterung mit wenig aber gutem Haberstroh statt des Heus, mit süssen Wurzeln oder Früchten (gelbe Rüben, Runkeln oder geschnittenen Birnen, Gerste und Kleie) statt des Hafers unterstützt werden. Bei Erstickungs-zufälleu ist ein Aderlass und Ruhe erforderlich.
Arnica soll die Zufälle des Dampfs verstärken (nach Vi-borg, Hertwig).
Erblich ist der Dampf nicht; man findet in den Gestüten öfters dämpfig gewordene Stutten, ohne dass ihre Fohlen eine auflallende Neigung zu dieser Krankheit hätten.
Die Dämpfigkeit ist ziemlich allgemein als Hauptmangel angenommen (in Würtemberg mit 4 Wochen 3 Tagen, unter dem Namen: herzschlechtig; da jedoch dieser Fehler möglicher Weise innerhalb dieser Zeit, in Folge einer Entzündung, starker Anstrengung u. dgl. entstehen kann, sollte die Gewährzeit kürzer seyn).
E. tyattfänmfea. Dyspnoea.
(Pfeifender Dampf, Lungensteiger; Cornage, raquo;ifflage der Franzosen, Roaring, whistler, piper der Engländer).
Ein, besonders bei Anstrengung hörbares, pfeifendes Athmeu von mechanischen Hindernissen in den Luftwegen herrührend.
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Der pfeifende Dampf ist, wie der eigeiitliche Dampf, von sehr verschiedeueu Ursachen abhängig. Er äussert sich durch ein hörbares, beschwerliches Athinen, besonders bei schnellem Laufe, grosser Anstrengung im Zuge, namentlich beim Berg­aufgehen, manchmal schon im Stalle, nach einer geringen Exaltation des Pferds (z. B. durch ein paar Peitschenhiebe). In der Ruhe ist gewöhnlich nichts zu bemerken, in der Bewe­gung dagegen wird das Athmen aulfallcnd mUhsam, und es entsteht bei jedem Athemzug ein hörbarer Ton, der nach der Beschaffenheit des Hindernisses in den Luftwegen bald mehr im Moment des Einathmens, bald mehr beim Ausathmcn wahr­genommen wird und bald keuchend, röchelnd, bald pfeifend oder zischend ist.
Dieser Ton wird durch irgend ein Hinderniss in den Luft­wegen veranlasst, so z. B. durch Polypen in der Nase oder dem Schlundkopf, Auflockerung der Schleimhaut des Kehlkopfs, Fettansammlung daselbst, Verengerung der Stimmrize durch Zusammendrücken des Kehlkopfs (von zu engem Kehlgang, angeboren und erblich), oder durch zu straffes Anziehen der Aufsatzzilgel, ferner durch Koppriemen, Abplatten der Luftröhre am Halse (vom Druck eines zu engen Kummets), geronnener Ausschyvitzung in der Luftröhre oder ihren Aesteu (Bänder quer in der Luftröhre herübergehend), endlich Druck auf die Nerven des 10. Paares, Schwinden der Erweiterungsmuskel der Stimmrize (abgebildet in Gurlt und Her twig's Magazin VII. Bd. 1 Heft) u. s. w. -
Somit ist der pfeifende Dampf entweder die Folge einer vorausgegangenen Entzündung oder eines mechanischen Hinder­nisses in den Luftwegen; in beiden Fallen ist selten mit Heil­mitteln etwas dagegen auszurichten. Quecksilber-Einreibungen am Kehlkopf oder längs der Luftrühre, neben Aderlass und herabstimmenden Mitteln {Digitalis, Tart. emet.') sind bei oder nach entzündlichen Affectioncn der Luftwege versucht worden; scharfe Einreibungen und innerliche Ableitungsmittel sind eben­falls am Platze.
Die Tracheotomie hilft, wenn das Hinderniss in der obern Hälfte des Halses oder im Kopfe seinen Sitz hat; man kann mittelst einer eingebrachten Rohre das Thier lange Zeit noch dienstfähig erhalteü.
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Uebrigens gibt es pfeifende Pferde, welche, ungeachtet dieses Leidens, anhaltend schnell laufen können (z. B. beim Jagilrciten), und sogar im schnellen Laufe weniger hart schnaufen, als kurze Zeit nachdem sie aus dem Stalle kamen.
In manchen Ländern 1st der pfeifende Dampf besonders als Hauptmangel angenommeii (z. B. in Frankreich als Cornnge chronique mit 9 Tagen).
Bei Rindvieh scheint, obwohl selten, ein ähnlicher Zu­stand des Athmens wie die Dämpfigkeit vorzukommen; das Wahrschaftsgesetz in Zürich bestimmt 21 Tage Gevvährzeit für die Engbrüstigkeit des Rindviehs.
[Ein eigener Fall von Pfeifen wurde im September 1837 bei einem Pferde von Hochberg beobachtet. Es athmetc so beschwerlich, mit heftiger Anstrengung sämmtlieher Respirations-Muskeln, dabei (in der Ruhe) von weitem hörbar (grunzend), dass man jeden Augenblick erwartete, es ersticken zu sehen. Die Tracheot. half plötzlich; das Uebcl verlor sich, es bildete sich ein grosser Abscess im Kehlgang der geöflfiiet und geheilt wurde; die Luftröhren-Oeffnung heilte eben­falls zu. Zugleich bekam das Thier Anschwellung der Sprunggelenke. Es schien ganz hergestellt, als es plötzlich anfing, wieder ebenso stark zu grunzen als früher; es verlor sich aber von selbst bis zum andern ftlorgcn. Man beobachtete, dass sich das beschwerliche Athmen hauptsächlich nach dem Füttern einstellte, kannte aber im Rachen keine Anschwellung finden; dabei warf das Thier ziemlich gekautes Futter durch die Nase aus und hatte auch nachher noch Schleim-Ausfluss; sein Gefasssystem blieb ruhig und der Appetit war meist gut, überhaupt das Thier sonst ganz gesund.]
F. jRronh|)laquo;iteu iet Stimme.
Die krankhaften Veränderungen der Stimme beschränken sich auf Schwächung derselben und Veränderung des Tons. Sie beruhen meist auf organischen Veränderungen, welche theils in der Brusthöhle, theils am Kehlkopf und seiner Umgebung eingetreten sind. So vermindern Hepatisation, Tuberkel der Lunge, Wasseransammlung im Thorax die Stärke der Stimme, ebenso wirkt das Lungenemphysem (im Dampfe); andern Theils geschieht dasselbe durch entzündliche Anschwellung des Kehl­kopfs, der l'arotiden, der Nasen- und Rachenschleimhäute, Ver-grösserung der Schilddrüsen. Die Veränderung der Stimme bei wüthenden Hunden lässt sich aus der öfters beobachteten,
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eiitzUudliclieu Aufluckerung der Schleimhaut des Rachens und Kehlkopfs erklären; sie halt das Mittel zwischen Gehell und Heulen.
Verletzungen der Stiinmnerven, Lühmung der Kehlkopi­muskeln, grössere Oeffnungen in der Luftröhre haben Stimm-losigkeit (Aphotää) zur Folge.
Der heim Koppen der Pferde hörbare Ton wird in den Schling-Werkzeugen hervorgebracht.
SECHSTE ORUIVIJjVG.
Ürnnkbciten tev ^aut- unlr Humi-iFuiutmi.
Von den Absonderungen sind es — aussei- der des Zell­gewebes — nur zwei, welche nicht in einer näheren Beziehung zu einer besonderen Verrichtung des Körpers stehen, nämlich die Absonderung der Haut und die der Nieren. Die übrigen meist durch besontiere Drüsen vermittelten Absonderungen werden schicklicher bei derjenigen Function betrachtet, zu welcher sie zunächst gehören, (so z. B. die Speichel- und Gallen-Abson­derung bei der Verdauung, die Saamen- und Milch-Absonde­rung bei der Zeugung u. s. w.).
Die Absonderung eines secernirenden Organs kann entweder vermehrt oder vermindert, auch wohl ganz aufgehoben seyn; wohl hievon zu unterscheiden ist die gehinderte Ausleerung, die gewöhnlich auf ganz andern Ursachen beruhet, als die ver­minderte oder unterdrückte Absonderung (z. B. Harnverhaltung).
In den meisten Fällen sind die vermehrten sowohl als die versninderten Absonderungen auch in ihrer Beschaffenheit (Consi-stenz, Farbe, chemischem Verhalten u. s. w.) vorn Normalen abweichend.
A. Vemtifttt -SUfmiÄcruitgeit {Fluxus, proßuviaj.
Es wird der Menge nach weit mehr als sonst abgesondert. Diess kann in gewissen Fällen normal seyn; z. B. die vermehrte Milch-Absonderung nach der Geburt des Jungen, die stärkere Saamen-Absonderung während der Brunstzeit; auch antagoni­stisch kann ein Organ, ohne selbst erkrankt zu seyn, mehr
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absondern, indem es für ein anderes Organ, dessen Thätigkeit beschränkt worden ist, vicarirt.
Die nächste Ursache ist meist entweder eine Heizung des seceruirendea Organs, oder aber der entgegengesetzte Zustand, nämlich Atonic oder Schwäche desselben. Letztere folgt nicht selten auf den primären Reizzustaud, wenn er lange anhält; sie kann aber auch ohne ihn (als physische Schwäche) zu­gegen seyn.
Auch der Zustand des Gefässsystems und des Bluts sind von grossem Einfluss hierauf (z. B. wässeriges Blut als Ver­anlassung zu vermehrter Absonderung von Serum (Wassersucht), ferner Krisen der Fieber) und selbst das Nervensystem bewirkt manchmal direct ähnliche Störungen der Secretion (Krämpfe).
Die vermehrten Absonderungen sind somit entweder activer oder passiver Natur, selbständig oder symptomatisch, idiopatisch oder syrapatisch.
Eine länger anhaltende Vermehrung der Absunderungen hat ein Missverhältniss zur Ernährung zur Folge, und führt Abzehrung und Erschöpfung herbei.
Die Diagnose ist besonders dann leicht, wenn die ab­gesonderten Stoffe unmittelbar aus dem Körper ausgeschieden werden (z. B. Harn); im andern Falle entsteht Anhäufung, (Spannung, Druck auf andere Organe).
Die Prognose richtet sich nach den Ursachen, dem Grade und der Dauer des Zustandes, den Complicationen u. s. w. Die vermehrte Absonderung eines Organs oder Gewebes kann nützlich, gleichgültig, aber auch nachtheilig seyn.
Die Behandlung muss zunächst gegen die Ursachen gerichtet seyn; für mehrere absondernde Organe gibt es speci-fische Mittel, um ihre Thätigkeit zu vermindern (oder auch zu steigern), ausserdem kann diess durch die antagonistische Methode geschehen.
Bei längerer Dauer des Uebels bleibt gerne eine Neigung zu Rückfällen zurück.
B. f rnninlifrte oin janj untnlirudvte -SUfanlicrmiuen.
(Verhaltungen, Retentiones). Hier ist vor Allem zu untersuchen, ob wirklich weniger
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oder gar nicht abgesondert wird, oder'ob nicht die Absonderung fortdauert, aher die Ausleerung1 gehemmt ist.
Ursachen: theils allgemeine, wie Blutmangel, Fieber, bedeutende Störungen des Nervensystems; theils örtliche, das secernirende Organ allein betreffende, z. B. EiitKUndung, mit ihren Folgen: Degeneraliou, Brand, Vereiterung; ferner Krampf, Lähmung; durch Antagonismus kann Verininderung einer Secre­tion entstehen, weil eine andere vermehrt ist.
Mangelhafte Absonderung hat oft Störungen der Verrichtung zur Folge, zu welcher das secernirende Organ gehört, z. B. verminderte Gallenabsonderung stört die Verdauung; auch leidet die Blutmischung, wenn zur Ausscheidung bestimmte Stoffe in dem Blute zurückbleiben, oder durcli Hesorbtion des bereits Ab­gesonderten wieder in dasselbe zurückkehren; ferner entsteht Vollblütigkeit und Congestion , selbst Entzündung anderer Or­gane von verminderter oder ganz zurückgehaltener Absonderung.
Diagnose und Prognose wie bei A, letztere sich haupt­sächlich nach den Folgen richtend.
Bei Blutmangel und gesunkenen Kräften ist eine Vermin­derung der Absonderungen dem Körper nützlich.
Behandlung: beruht auf Entfernung der Ursachen, auf der Anwendung speeifisch wirkender Mittel, auf Erregung einer vicarirenden Absonderung.
i\raiikljatquot;llaquo; ^tiiniitg let ^outfunetton.
Die Haut oder das Fell hat dreierlei Producle laquo;u liefern: die Ausdünstung, die Talgdrüsenschmiere, die Epidermis und Haare, deren jedes vermehrt oder vermindert, auch qualitativ verändert seyn kann.
laquo;J) Die Hanfausdünsltmg
ist das Product der Schweissdrüsen und entfernt aus dem Körper wässerige Stoffe zugleich mit wenigen Salzen und einem Riech­stoffe. Die Menge der Hautausdünstung richtet sich haupt­sächlich nach dem Temperatur-Grad der Atmosphäre und ihrem Feuchtigkeitsgehalt, nach der Bewegung und Anstrengung oder der Ruhe des Thiers u. s. w.
Schnell verminderte Hautausdünstung, insbesondere nach vorangegangener Erhitzung, ist die gewöhnliche Ursache der
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Calanhe und Bheumatismen, nicht selten des Durchfalls, der Kolik, mehrerer nervösen Krankheiten, wie des Starrkrampfs, und mancher Entzündungen und Fieber. Ist die Veranlassung bekannt, so wird warmes Verhalten und Alles, was die ge­störte Ilautfunction wieder herstellen kann, zur Heilung das Meiste heitragen.
Vermehrte Hautausdünstung (Schweiss) ist meist symp­tomatisch, kommt aber selten bei unsern Hausthieren vor; so schwitzen chronisch-lungenkranke Tbiere leicht in der Bewe­gung ; in Colikcn und andern Krankheiten, die mit heftigen Be­wegungen , Angst u. s. w. verbunden sind, ist Schweiss nicht selten ; im Abdominaltyphus der Pferde kommt profuser Schweiss vor. In dein Froststadium der Fieber ist die Hautausdünstung unterdrückt, im Stadium der Hitze dagegen vermehrt.
Einen außallendcn Geruch der Hautausdünstung hemerkt man bei pockenkranken Schafen, ferner in fauligen Fiebern.
Die acuten und chronischen Hautausschläge stören ohne Zweifel die Hautausdünstung je nach ihrem Grade und Umfange.
bj Die Absonderung des Hauttalgs
geschieht durch die neben den Haaren liegenden Talgdrüsen, welche an einigen Stellen iu grösserer Menge angehäuft sind (z. B. im Schlauch, in der Weichengegend u. s. w.), oder nach Umfang u. s. w. abweichen (wie die Meibomschen Drüsen, die Klauendrüse des Schafs, die Aftbrdrüscn u. s. w.). Die krankhaften Abänderougeu ihres Products, der Talgdrüsen­schmiere, sind wenig gekannt; doch scheint es, dass das glanz­lose , starre Aussehen der Haare bei harthäutigen , lungensüch-tigen oder sonst cachecfischen Thieren einem Mangel an dieser Absonderung zuzuschreiben sey.
Bei den Schafen finden sich manchmal Stellen in der Wolle, in denen der Hautsclnveiss in so grosser Menge angehäuft ist, dass es einer Borke ähnlich wird und Verdacht eines Haut­ausschlags erregt; indessen ist die Haut darunter gesund und die vermeintliche Borke hebt sich mit der Wolle in die Höhe.
Eine entzündliche Anschwellung der Klauendrüse der Schafe hat man fälschlich für die Ursache der Klauenseuche derselben angeschen, und die Exstirpation des Drttscnsacks angerathen; mau ist aber jetzt hievon abgekommen.
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Die allzustarkc Ansammlung und Verhärtung des Talgs in den Fallen des Schlauchs der Pferde und des Rindviehs (bei diesem sogenannter böser Nabel) verhindert die Thicrc am Aus­hängen des Penis, und gibt Veranlassung zu Schrunden und (iesehwüren im Schlauch. Reinigung desselben, das Einbringen von reinem Fett, später von /usammenziehenden Metallsalz-AuflOsungeu (Bleizucker, weisser Vitriol) bewirkt die Heilung.
Verstopfung der Hauttalg-Drüscn.
Bei einem kleinen Wachtelhunde beobachtete ich (1S33) ein in der Haut sitzendes Exanthem, das zwischen Finnen und sogenannten Mitessern die Mitte hielt. Es waren zahlreiche, weissliche Knütchen, von der Grüsse eines Hanfkorns, im Co-rium selbst sitzend, die weder aufbrachen noch sich abschuppten, sondern unverändert blieben. Beim Aufstechen derselben Hess sich eine geronnene, käseartige Schmiere herausdrücken. Am häufigsten waren sie an dem Kreuz und der Sclnveifvvurzel.
c) Bildung der Epidermis und ihrer Anhänge.
Die ganze Oberfläche der Cutis sondert Oberhaut ab, die zuerst weich ist, an der Luft aber erhärtet. Die Oberhaut lost sich fortwährend in Schuppen oder Staubform ab und wird wieder neu erzeugt. Ein allzu rascher Wechsel der Oberhaut ist mehreren chronischen Hautausschlägen (Flechten u. s. w.) eigen (s. diese).
Das auf gleiche Weise wie die Epidermis von der Haut abgesonderte Horn der Hufe, Kastanien u. s. w. wird manchmal krankhaft verändert (spröder, weicher u. s. w.) ge-trolTen. Ist die dasselbe producirendc Haut sehr stark entzündet, so löst sich das Horn ab (Ausschuhen der Hufe und Klauen). In der Strahll'äule des Pferds und der Klauenfäule des Rind­viehs wird das elastische Horn in eine weiche, schmierige Materie aufgelöst; beim Strahlkrebs des Pferds ist diess in noch höherem Grade der Fall, hängt aber hier von der krankhaften BcschafTenheit des Fleischstrahls ab. Auch an den Kastanien der Pferde kommt ein ähnlicher Krankheitszustand vor.
In der Jauche des Strahlkrebses habe ich eine besondere Species von Eitermilben gefunden, und unter dem Namen Sar-cnpfes hippopndos beschrieben und abgebildet; ebenso die Milbe
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aus Ohrgeschwüren des Hunds, als S. cynotis (s. Verhandlungen der Acad. der Naturf. XVIII. Bd.).
Krankheiten der Haare.
Das Ausfallen der Haare st meist symptomatisch (z. B. hei Exanlhemen) und oft sogar blos mechanisch vom Beiben, Benagen. In Cachexien leidet die Ernährung der Haare, und sie fallen gerne aus; dasselbe geschieht bei heftiger Entzün­dung der Cufis (durch scharfe Einreibungen, Verbrennung u. s. w.).
Bei alten Mutterschafen geht zur Zeit des Säugens die Wolle nianchmal ganz aus und sie werden kahl. Durch eine langwierige Krankheit und die dagegen gebrauchten Mittel (Jiimpems Sabina) gingen bei einem Pferde die Haare gänzlich aus (Naumann's nacktes Pferd). In allen diesen Fällen er­zeugen sie sich bald wieder, so lange nämlich die Lederhaut nicht bis auf eine gewisse Tiefe (durch Eiterung, Brand u. dgl.) zerstört ist.
In dem kaltelaquo; Winter von IS'-'/ao gingen bei einem Anatomie-Pferde, vielleicht in Folge des kalten Stalls, die Deckhaare des Körpers solaquo;leicht aus, dass man sie mit der Hand abstrei­fen konnte und die völlig kahle Haut vor sich hatte.
TJDctdjfeljopf, (Trichöma, Plica polonica).
Eine in Polen, Russland und der Tartarei vorkommende, langwierige, fieberlpse Krankheit mit Verklebung der Haare durch eine klebrige Lymphe.
Die Krankheit ist in den genannten Ländern mehr bei Menschen als bei Thieren beobachtet und untersucht worden.
Nach Schlegel soll in Hussland von 6—7 Pferden wenig­stens eines davon befallen seyn; sie soll häufiger bei Pferden in den Städten als auf dem Lande vorkommen, und man denen, die die Krankheit überstanden haben, eine stärkere Constitution zutrauen (nach Wolfram). Auch in Schlesien (um Glogau, Liegnitz) trifll man nach J o u r d a n Pferde mit WeichselzOpfen. Dass Hunde, Füchse, Wölfe, Rindvieh oder Schafe der Krank­heit unterworfen sejen, bezweifelt Schlegel; dagegen wollen Lafontaine und Gase den Weichselzopf bei einem Hunde, und T y 1 k o w s k y bei einem Ochsen gesehen haben. Adam o-wiez führt ausser dem Pferde den Hund an.
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Symptome: die Haare an Mälme und Schweif schwitzen eine klebrige (fett- oder seifenartige) Flüssigkeit aus ihrem ganzen Umfange aus, die von der Wurzel aus in ihnen herauf­steigt; Manche halten sie für blutig und die Haare selbst für empfindlich, was andere Beobachter bestreiten; durch Kochen lässt sich die Lymphe auflösen, und das Haar selbst scheint (nachdem es algewischt worden) von dem gesunden nicht ver­schieden, abgerechnet einen schwächern Cohärenz-Grad. Es scheint eine besondere Dyscrasie zu Grunde zu liegen, ob aber — wie beim Menschen — andere Krankheitszustände (rheu­matischer, gichtischer und syphilitischer Art) vorausgehen, ob die Krankheit bei den Thieren ebenfalls ansteckend sey, und ob (wie die Nägel des Menschen) auch die Hufe darunler leiden, ist nicht angegeben. (Abbild. InEisenberg's Rosstäuscherkünste und Tsch eulin's Ausschlags- und Abzehrungs krankheiten.)
Unvollständiges Abhäären. Es ist meist ein Zeichen eines innerlichen Leidens, z. B. der Verdauung oder des Lymphfsystems, und findet sich bei Thieren, die unter sehr ungünstigen Verhältnissen leben (schlech­ter Stall, verdorbenes Futter, Mangel an Reinlichkeit u. s. w.). Wo kein anderes, bedeutenderes Leiden zugegen wäre, sind auf die Hautausdünstung wirkende Mittel, z. B. Antimonialia, Schwefel, auch Mineralsäuren, neben Beseitigung der Ursachen und warmem Verhalten am Platze.
Ungewöhnliche Entwicklung von Haaren kommt auf der Bindehaut des Auges, öfter aber in Balgge-schwülsteu unter der Haut oder in den Eierstöcken vor.
Schmarotzer auf der Haut der Thiere.
Mehrere Insecten leben theils auf, theils in der Haut der Thiere, von den in derselben circulirenden Säften oder von der Ausdünstungsmalerie u. dgl. In geringer Menge sind sie meist weder sehr lästig, noch nachlheilig für das Thier, in grösserer Menge dagegen beunruhigen sie dasselbe oder schaden ihm durch Entziehung zu vieler Säfte, oder verderben das Fell für den Gebrauch des Gerbers. Die im Allgemeinen den In­secten Kidtliclicn Substanzen, wie Fett, Quecksilbersalbe, Ter­pentinöl, Anisöl, Tabaksbrühe u. dgl. sind in der Regel zu
Hering, Pathologie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 11
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ihrer Vertilgung ausreichend, wo aber die Tliiere sich in einem sehr-geschwächten'Zustande befinden, dabei unreinlich gehalten werden u. s. w. vermeinen sich die Schmarotzer übermässig und vergrüsseru das ursprüngliche Uebel.
Hier sind zuerst die Flöhe (Puter), die sich vorzugs­weise beim Hund und der Katze finden, zu erwähnen. Sie schaden durch die Unruhe, in welcher sie das von ihnen heimgesuchte Thier erhalten mehr als durch die geringe Menge von Blut, die sie zu ihrer Ernährung bedürfen. Von den Vögeln sind besonders die Tauben von ihnen heimgesucht. Wiederholtes Baden oder Waschen mit Seifenwasser oder Einreibungen mit 01. anisi sind dagegen anzuwenden.
Die Zecken* (spinneilähnliche Insectcn) finden sich beson­ders bei Hunden, seltner bei Pferden und Rindern, aufderOber-iläche der Haut, z. B. an den Ohren u. dgl. Sie graben den Kopf in die Ledcrhaut fest ein, und saugen sich mit Blut an, so dass der Leib sich um das Mehrfache ausdehnt, und öfters die Grüsse einer Bohne bis zu einer kleinen Haselnuss erreicht. Die Farbe varirt nach der Species und der Anfüllung mit Blut vom fleischfarbenen bis dunkelbraunen. Will man sie mit Gewalt wegreissen, so bleibt der Kopf meist in der Haut stecken; um diess zu vermeiden, zieht man sie entweder sehr sachte hinweg, oder lässt zuvor ein paar Tropfen 01. tereb. auf die Stelle fallen, auf der sie sich angesaugt haben.
* Ixodes ricinus, (Latr.) ist blatroth mit 2 Streifen (4 wenn er voll­gesaugt ist), der gemeinste.
/. reduvius ist doppelt so gross als der vorhergehende, von graulicher Furbe mit einem braunen Fleck. Beide sind auf Hunden und Rindern, letzterer auch manchmal auf Menschen zu finden.
Seltner ist /. sanguisuga, von der Grosse des vorhergenannten, schwarzer Farbe mit rostfarbenem Bauche.
/. sanyuineus ist microscopisoh und soll ein sehr heftiges Jucken verursachen.
Die Läuse (Pediculus).
Scchsfiissige, flügellose Insecten, aus der Ordnung dci.- Parasiten (nach Latr. Rhinaptera).
Jede Thierart hat ihre eigene Species, die von den andern bei näherer Untersuchung abweicht; die Farbe der Laus kann
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jedoch bei derselben Species sehr varireu, und ist z. B. bei Thieren mit weisser Haut meist weiss, bei solchen mit dunkler dagegen dunkel; sie rührt von dem Durchscheinen, der auf der Haut aufgesaugten Säfte durch den Hinterleib des Insects her. So trifft man manchmal auf einem scheckigen Thier beinahe weisse und rOthlichbraune Läuse an, je nach der Farhe ihres Aufenthaltes.
Uuter unsern Hausthieren ist die Laus des Schweins die grlaquo;sste, die des Schafs die kleinste, die des Kalbs und des Ochsen scheinen verschiedene Species zu seyn; erstere ist grosser. Die Laus des Esels soll auch auf dem Pferde vor­kommen, obgleich letzteres seine eigene Art hat. Auf dem Schweine will man drei verschiedene Arten beobachtet haben. [N i t z s c h führt folgende Species an: P. macrocephahis heim Pferd.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; P. eurysfernus beim Rind.
—nbsp; oxyrhynchus beim Rind.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; sleriopsis bei der Ziege.
—nbsp; urius beim Schwein.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; iropus beim Hund, (selten?)]
Die Läuse versammeln sich an verschiedenen Stellen des Körpers; z. B. bei jungen Hunden und bei Katzen gerne an der Kehle, bei Pferden auf dem Bücken, der Schweifwurzel; ebenso bei Bindvieh, liebendem besonders am Nacken desselben, bei den Schweinen zwischen den Hinterschenkeln, bei den Schafen sind sie meist zerstreut.
Eines der wirksamsten Mittel ist Einschmieren der lausigen Stelle mit grauer Quecksilbersalbe (nöthigcnfalls verdünnt mit Fett), ausserdem hat man Laugenbäder, Seifenwaschungen u. dgl., besonders aber Nicswurzel- oder Tabak-Abkochung (oder Tabaksauce, Beize von den Fabriken) beim Bindvieh anempfohlen; allein diese beiden letzteren Mittel sind, wenn sie auf eine grosse Fläche angewendet werden, nicht ohne Gefahr, und es sind mir Fälle vorgekommen, in denen die Thiere (wahrschein­lich durch das Ablecken der Tabaksbrühe) schnell und heftig aufgebläht wurden und krepirten oder geschlachtet werden musslen.
Die Läusesucfit (Phthirimis),
welche Viborg beim Schweine beschrieben hat, ist eine Folge eines hohen Grads allgemeiner Schwäche; Läuse kommen aus aufgebrochenen Beulen am ganzen Körper heraus, fressen sich in die Haut hinein, kriechen bei der Nase, den Ohren und
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u*
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Augen heraus, und solieii selbst mit dem Urin und Mist aligehen. Der allgemeine Zustand des Tlileres soll, wenn auch die Läuse getOdtet werden, wenig Hoffnung zur Heilung geben, und die Läuse sollen *fiicli bald wieder erzeugen. Innerlich rieth Vi-borg, den Thieren Aethiops mineral. (2 Drachmen) täglich mit Enzian und Kochsalz zu geben, und daneben die Haut mit Arsenik-Essig zu waschen.
Bei allen uusern Hausthiereu ist, wenn sie viel Läuse be­herbergen, auf bessere Ernährung und Hautpflege zu dringen.
Bremsenlarven. (Dassel- oder WurmbeuleiQ
Die Ochseubremse (Oestrus bovinus) ein zweiflügeliges Insect von der Grüsse einer Fleisehmilcke und gelb und schwarzer Farbe, legt seine Eier in die Haut des Rindviehs, selten der Pferde oder wilder Thiere, z. B. der Hirsche, Rehe. Diess geschieht hauptsächlich auf der Waide, während der Monate August und September. Die in kurzer Zeit auskriechende Larve gräbt sich in das Zellgewebe unter der Haut ein, behält aber immer einen mit der Oberfläche der Haut communicirenden Canal offen. Im Winter lebt die Larve unter der Haut in einem kleinen Abscess, der sich, gleichsam als Nest für dieselbe, gebildet hat; gegen den Sommer hin wird die Beule sowohl als die Oeffnung derselben grosser, und im Juli oder August kriecht die nun ausgewachsene Made von selbst heraus Sie ist rilth-lichbraun, einen Zoll und darüber lang, geringelt; nach dem Verlassen der Haut verpuppt sich die Larve in der Erde und wird dabei schwarz und hart; in etwa 3—4 Wochen kriecht das vollkommene Insect, die Bremse, aus, begattet sich, legt ihre Eier und stirbt ab.
Wenn der Dasselbeulen viele auf einem Thiere sind, können sie seiner Ernährung nachtheilig seyn; Schmerz scheinen sie wenig oder keinen zu verursachen.
Behandlung: das Ausdrücken der Larve aus dem Ab­scess, was aber wegen der Kleinheit der Oeffnung nicht immer gelingt; das Waschen mit Salzwasser oder Essig, oder das Bestreichen der Beule mit Fett, Pech u. dgl., um die Oeffnung zu verschliessen, wodurch das Absterben der Larve bewirkt wird. Es ist indessen selten nothig, etwas gegen diese Wurm­beulen anzuwenden.
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Andere Insecteii sind, obwohl seilen, den Haustliieren nacli-tlieilig; so hat man schon Pferde durch die Stiche vieler Bie­nen, Wespen oder Hornisse, iianientlich wenn diesellien in die Nasenhohle krochen, zu Grunde gehen sehen.
Die Columhazer Mücke, Shnulium reptans., ist, nur zwei Linien lang, in Ungarn häufig, in Deutschland aber selten, lallt in ungeheurer Menge über die waidenden ITaustbiere her, und setzt sich vorzugsweise an die Augenwinkel, die Nasen­löcher, den Alter und die Geschlecbtsthcile, und wird durch die Menge der Stiche tüdtlich. (Die in den Ohren der Waide­pferde bei uns so häufig vorkommende Fliege scheint von der Col. Mücke nicht verschieden.)
[Eine in Afrika vorkommende Mücke, Chrysops caecutiens, be­fällt die Augen der im Freien befindlichen Pferde und blendet sie.]
Die Pferdelaus-Fllege (Hippobosca e'qtdna) plagt be­sonders im Soiniuer die Pferde und das Rindvieh; sie ist einer Spinne ähnlich, braun mit weissen Flecken, plattgedrückt, leder­artig, und hat 2 Flügel. Sie saugt Blut, läuft sehr schnell und hält sich besonders zwischen den Hintcrscheukeln und am After auf. Empfindliche Pferde werden so unruhig, dass man glaubt, sie hätten Kolik.
Die Schafzecke (Hippobosca orina, Melophugm ovinns Latri) hat keine Flügel, ist dunkelbraun und kriecht zwischen der Wolle, und benagt die Haut (s. bei Krätze).
[Eine Milbenart, Argas americanus (Latr.), in St. Domingo einheimisch, soll nach Hope die Pferde in die Ohren beissen, und dadurch bisweilen den Tod verursachen (?). Ker-Porter, Bell u. A. berichten aus Persien, dass daselbst Argas persicus an manchen Stellen sehr häufig vorkomme, und ihr Biss schwere Krankheiten und selbst den Tod zur Folge haben könne.]
laquo;Tjjronifdje ^outausfdjläge. (Exanthemata.^)
Es sind hier blos die speeifischen, fieberlosen oder nicht wesentlich fieberhaften Ausschläge aufgeführt, indem die spe-eifisch - fieberhaften (z. B. Blattern) bei den Entzünduno-en und Fiebern, die blos symptomatischen Hautausschläge aber bei den wesentlich dazu gehörenden Krankheitszustäuden erwähnt werden.
Die fieberlosen speeifischen Exautheme stellen für sieh eine Krankheitsform dar, oder wenigstens ist der Ausschlag das
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ITauptsyinptoin der Krankheit; sie sind chronisch, beruhen häufig auf Felileru der Eniährung und Blutmischung (Dyscrasic), und führen, sich selbst überlassen, zur Cachexie oder Abzehrung. Einige derselben bilden einen fixen Ansteckungsstoff, welcher sich theils nur auf der gleichen Species fortpflanzt, theils aber auch andere Species ergreift.
Es gehören hieher die Flechten, der Grind, die Kriitze, der Aussatz, die Maucke u. s. w.
[H a u 1j n e r hat die chronischen Hautausschläge des Pferds in 7 Familien vcrtheilt, nämlich in Kniitclien (jx/pwiae), Knoten {tuberculu), flache oder kahle Hautausschläge (Effiorescentiae planae s. midae), z. B. Herpcs, Scliuppenausschläge (E. squamosae), Borkenausschläge (B. lepyrosae), Schorfausschläge (E. cruslosae), nässende oder ge­schwürige Ausschläge {E. hmnidae s. vlcerosae). Eine practise he Eintheilurig der Hautausschläge ist besonders deshalb schwierig, weil sie im Laufe ihrer Entwicklung ihre ursprüngliche Form oft ganz ändern; ich bin indessen meist Haubner's Einthcilung gefolgt.]
J. KnötchenausschUiye. {Efflorescenüaepapulosae. Haubner.)
Kleine, zugespitzte Erhebungen der Oberhaut, die keine sichtbare Flüssigkeit enthalten und auf einem leicht entzündeten Grunde stehen {papulae, Knötchen, Blätterchen).
a) Hautjucken. (J'rurigo.')
Das Jucken ist hier nicht symptomatisch, wie bei vielen andern Hautausschlägen, sondern es ist das einzige und Haupt-symptom der Krankheit.
Das Jucken ist theils allgemein, theils bios local, z. B. am Schweif, an der Mähne.
Es brechen kleine Hautknötcheu hervor, das Thier reibt sich oder benagt die kranke Stelle, wodurch die Haare aus­gehen , die Entzündung der Haut vermehrt wird, dieselbe auch wohl blutet und Schorfe sich bilden. Das Leiden ist meist langwierig, hartnäckig und kehrt gerne wieder.
Zur Heilung des allgemeinen Hautjuckens sind, neben Waschungen mit warmem Wasser, Seifeuwasser u. dgl., um den Reiz zu mindern, hauptsächlich innerlicli umstimmende Mittel, bisweilen auch Aderlässe erforderlich. — Bei blos auf eine Stelle beschränktem Uebel werden Einreibungen von Queck­silbersalbe, Terpentinöl, Auflösungen von Schwefelleber, in
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hartnäckigen Fällen Scarifieationen, neben Waschungen mit Seifeuwasser, Klettenwurzel-Dccoct u. dgl. empfohlen.
Ich lasse bei hartnäckigem, localem Hautjucken die .Stelle einigemal mit grüner Seife und im Nothfall mit Cantharidentialbo einreiben, und gebe innerlich eine Zeit laug Salze mit Kleienfutter,
i) Frülilingsansscli ag des Rindviehs. (Prurigo vernalis s. Ebullitio benigna.)
Unter diesem Namen beschreibt Rjrchner einen ungefähr­lichen, eher wohlthätigen Knotchenausschlag, der den ganzen Leib, öfters auch die Gliedmassen befällt. Es sind kleine, harte Knütchen, deren Spitze durch das Scheuern bald abgeriehen wird, und dann einen Schorf oder Kruste von der Grosse des Kuötchens (Hanfkorn bis Erbsen) bildet. Während die älteren abtrocknen, kommen neue nach. Nach wenigen Tagen fallen die Borken ab, und die Stelle bleibt einige Zeit kahl. In­zwischen frisst das Vieh nicht gehörig, ist unruhig, hat zuweilen eine harte Haut, und Winterhaare, die nicht ausfallen wollen.
Ursachen: Veränderung der Fütterung, namentlich Ueber-gang von kargem Winterfutter zu besserer Haltung im Früh­jahr; der Haarwechsel und der damit verbundene Andrang der Säfte nach der Haut u. s. w. Bei Mastochsen, die zuvor schlecht gehalten worden, kommt dieser Ausschlag zu jeder Jahreszeit vor.
Störungen dieses Ausschlags durch unzeiliges Aderlässen u. s. w. haben nicht selten Harthäutigkcit, Anschwellungen am Euter oder den Gliedraassen, Störung der Verdauung u. dgl. zur Folge. Die Behandlung muss den Ausbruch des Exan-thems unterstützen, durch warmes Verhalten, Reinigung der Haut, kräftiges Futter und gehörige Bewegung; innerlich Spies-glanz- und Schwefelmittel (Tart. emef., Flor, sulphur.) mit Enzian , Alant u. dgl.
2. Tuberkelausschläge a) des Gesichts. (Tubercnlarium larvale. War.)
Maltweisse, linsengrose, über die Hautfläche erhabene, feste (keine Flüssigkeit enthaltende), zerstreut oder beisammen­sitzende Tuberkel (auf der linken Backe eines Sjährigen Pferds von Haubuer beobachtet.)
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Heilung: langwierig, durch Einreibungen von Ungt. mer-cnriale, abwechselnd mit zusammenziehenden Wasclnvassern.
b) Schwielen-Tuberkel. (Tuherc. turgidum. Hhr.J
An den Seiten des Bauch?-, hauptsächlich wo die Zieh-blättcr des Geschirrs vorübergehen, ist die Haut schwielen-oder geschwulstartig aufgelaufen, sehr rauh und rissig, von Farbe schmutzig-erdgelb, mit einer Menge harter, erhabener, liiisenähnlicher Tuberkel (einem Reibeisen ähnlich) besetzt, die oft auf ihrer Spitze eine feine, durch Austreten eines kleineu Blüttröpfcheus rothgefarbte Ocflnung oder Vertiefung haben. Die Empfindlichkeit ist mehr oder weniger gross.
Als Ursache wird nicht allein die Reibung des Geschirrs angesehen, da der Ausschlag auch an andern Stellen vorkommen kann (Eylert). Er vergeht manchmal von selbst, ausserdem sind Waschungen mit Bleiwasser oder zertheilende Mittel, bei sehr grosser Empfindlichkeit warme Breiumschläge anzuwenden.
3. Nesselausschlag. QUrticaria.J (Hitzbeulen, Bculenfieber.)
Harte, umschriebene Beulen, von der Grosse einer kleinen Nuss (auch grosser und kleiner), oder aber flache Erhabenheiten von unbestimmter Form, die selten mit Jucken oder Ausfallen der Haare verbunden, an verschiedenen Theilen des Körpers zerstreut, aber gleichzeitig vorkommen, und den durch Bremsen­stichen veranlassten Geschwülsten oder frisch entstandenen Wurmheulen ähnlich sind.
H a u b n e r unterscheidet eine fieberhafte und eine fieber­lose Form.
a) Nesselfieber, Aufwallen des Bluts. (Urticaria febrilis.)
Nach einer mehr oder weniger auflalleuden, fieberhaften Aufregung des Bluts (Aufwallen) brechen in ganz kurzer Zeit an verschiedenen Theilen des Körpers Beulen von obiger Art aus, bleiben kürzere oder längere Zeit (12—48 Stunden) stehen, verschwinden oft eben so schnell und kehren manchmal plötz­lich wieder zurück. Statt der Beulen sah ich mehreremal breite Platten von unbestimmter Form und Grosse. Dem Ausbruch geht oft ein Sträuben der Haare an den befallenen Stellen,
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Mangel an Fresslust, Traurigkeit, baldige Ermüdung u. s. w. voraus; diese Symptome verschwinden, sobald die Eruption zu Staude gekommen ist. Gewühulieh ist der Ausschlag weder empfindlich, noch Juckend.
b) Nessel sucht, chronischer Nesselausschlag. (Urticaria chronica.)
Dieselbe Erscheinung, jedoch ohne Fieber, und mit Wochen ' lauger Fortdauer des Ausschlags; die Beulen sind meist kleiner (wie Haselnuss) und bilden auf der Spitze einen kleinen Schorf, mit welchem zugleich ein kleines Büschelchen Haar ausgeht.
Bei keiner dieser beiden (nicht wesentlich verschiedenen) Formen scheinen die Thiere zu leiden, oder ihnen Nachtheile aus dem plützUcheu Verschwinden des Ausschlags zu entstehen.
Ursache: Schürfe des Bluts, gastrische Reize; der Aus­schlag erscheint vorzugsweise in den Sommermonaten, bei voll-siiftigen, gutgeuährtcn Pferden, nach angestrengter Bewegung u. s. w.; nach Veränderung des Futters, besonders neuem Heu; nach Erkältung durch Regen u. dgl.
Therapie: beim Nesselfieber Aderlass, abführende Salze, Salpeter, neben Ruhe und kühlem Verhalten; bei öfterer Wieder­kehr des Ausschlags setzt mau den Salzen etwas Ot. tereb. zu, oder reibt die erkrankten Stelleu mit 01. tereb. und Weingeist ein, und hält das Thier bedeckt. Bei der chronischen Nessel­sucht: sogenannte blutreinigende Mittel, mit entsprecliender Diät (meist reichen Hausmittel aus, oder der Ausschlag wird sich selbst überlassen). •gt;
Nachdem der Ausschlag zu Stande gekommen, sind Ader­lässe nicht mehr am Platze.
Bei sehr geschwächten Thieren ist der Verlauf manchmal weniger günstig; der Kopf schwillt stark an, die Beulen brechen auf, die Haare fallen an diesen Stellen aus und es sickert etwas Feuchtigkeit aus. Der Ausschlag erstreckt sich auf die Nasenhöhle, es bilden sich Bläschen in derselben, die aufbrechen und zu Verwechslung mit Rotz Veranlassung geben können, besonders da auch die Kehlgangsdrüsen manchmal anschwellen.
Hier werden innerlich bittere und aromatische Mittel mit Schwefel, Camphor oder Ofeuruss und 01. tereb. nöthig; die Beulen werden mit einer Auflösung von Schwefelleber oder Zinkvitriol gewaschen, die Kehlgaugsdrüsen mit Lorbeeröl
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eingerieben; in die Nase kann man Dämpfe oder Kohleiipulvei' einy/ielien lassen.
Bei lungenkranken oder au der Druse leidenden Pferden ist dieser Ausschlag nicht unbedenklich und kann in Hautwurm übergehen.
Pferde, welche zu der Krankheit geneigt sind, bekommen sie gewohnlich jedes Jahr, und selbst mehrere Male in dem­selben Jahr.
Kauz beschreibt eine heftigere Form des Nesselfiebers: die Thiere waren sehr empfiudlich, unruhig und suchten sich 7,a beisseu und zu scheuern, wälzten sich, zerrissen die Halfter u. dgl., um sich reiben zu können; hierauf trat ein Schweiss ein, dem der Ausbruch vieler kleiner Beulen, von der Grosse einer Erbse bis eines Fünfgroschen-Stücks, folgte. Sie waren llach, erhaben und teigig. Am 2—3teii Tag hatten sie sich mehr zusammengezogen und eine kleine Oeffnung in der Mitte bekommen, aus der eine gelbliche, klebrige Flüssigkeit floss. Diese vertrocknete zu einem Schorfe, der am 5—6teii Tage ab­fiel und kleine, haarlose Stelleu hinterliess. In einigen Fällen waren die Stellen, wo kleine mehlige Schuppen sich bildeten und die Ilaare ausfielen, so häufig, dass die Pferde besonders am Hälse und den Schenkeln ganz kahl wurden. Die Behand­lung bestand: in lauen Seifenbädern, in hartnäckigen Fällen Bähungen mit Schöllkraut, Taback oder Nieswurz-Abkochung, Einreibung von Unguent, sulphurat. com/;., bei feinen Race-pferdeu Unguent, oxygenatum.
Bychner beschreibt den Ncsselausschlag beimRiudvieh als einen seltenen, schnell erscheinenden Ausbruch von harten, erhabenen, nicht sehr zerstreut sitzenden, etwas schmerzhaften Beulen (wie Wallnuss), die bald haarlos werden und auf ihren Gipfeln sehr kleine Borken bilden, die alsbald abfallen. Inner­halb 14 Tagen zertheilen sich die Beulen ohne Abschilferung.
Die Ursachen sind nicht hinreichend bekannt.
Behandlung: Seifenbähuugeu und nachheriges Abtrocknen; innerlich: Schwefel mit bittern Mitteln, dazu Reiuhalteu der Haut.
c) Buchwaizen-Ausschlag. (Als Urticaria bai Ad.)
Dieser Ausschlag befällt Schafe (besonders Lämmer und Jährlinge), Ziegen, Schweine, selten Rinder oder Pferde. Er
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hat das Eigenthüniliche, dass er nur die weissen Stelleu der Haut trifft, öle dunkleren aber völlig versclioiit.
Wenn die gcnaunteu Thiere Buchwaizcii, grün, In der Blütlie und mit einigem Korueransatz, fressen und zugleich im Sonnenschein sich aufhalten, schwellen die weissen Stellen der Haut (besonders die Ohren) au und werden stark geriilhel. Die Schafe sollen auch Symptome von Drehen oder Dippligscyn zeigen. Im Stalle gefüttert, zeigt sich diese Wirkung des Buchweizens nicht; eben so verliert sie sich, wenn die Thiere in den Schatten gebracht werden, nach 12—24 Stunden.
(Mir gelaug es in den Jahren 1833 bei einem scheckigen Ziegenbocke und 1834 bei 5 Schafen, die blühenden und Samen-tragenden Buchwaizen zu fressen bekamen und dabei starker SoimenJiilze ausgesetzt waren, nicht, den Ausschlag hervorzubringen.)
Einen Ausschlag und Anschwellung weisser ITautparthien, jedoch ohne dass der Genuss von Buchwaizen beschuldigt werden konnte, hat man in dem Gestüte zu Alt-Ulrichstein (im Juli und August 1828) an den Fohlen beobachtet (s. N. u. V. I. 2.). Es wurde die nasskalte Witterung als Ursache angesehen, vielleicht war aber ein wildwachsendes Polygonum Schuld.
quot;Hollender beschreibt einen Fall, der hieher zu gehören scheint, obgleich er ihn „trockner Brandquot; nennt. Er betraf eine scheckige Kuh, die (im Monat Juni) anfangs verminderte Fresslast, unterdrücktes Wiederkauen, steifen, schmerzhaften Gang, etwas geschwollene Beine, schnellen, harten Puls, gliln-zende Augen und trockenen Mist zeigte. (Aderlass, Salpeter und Glaubersalz, und Bähungen der Geschwulst an den Schen­keln mit Decoct von Chamillen und Allhea.) Hierauf wurden die weissen Hautstellen vom trockenen Brande ergriffen, und nachdem diese sich abgestossen und selbst die Oberhaut vom Euter sich abgeschuppt hatte^ war die Kuh in kurzer Zeit ge­nesen. (Rh. Med.-Bericht von 1834.)
In einem von Er dt beobachteten Falle gingen bei einer Waidekuh gastrische und fieberhaft entzündliche Symptome vor­aus, mit Blutabgang aus dem Mastdarm. Nach deren Bekäm­pfung mit autiphlogistischen Mitteln stellte sich eine grosse Empfindlichkeit, Auftreibung, Wärme und Haarsträuben, an den weissen Parthleu der Hautoberfläche ein; die Oberhaut löste
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sicli pcrgpamentartig von dem Corium los, schrumpfte von den Rundem nach der Mitte zusammen und hinterliess diese Stellen wand und ahgeschundcn. Nach 14 Tagen war au dem gsav/.en Thiere keine Spur von weisser Haut oder weissem Haar mehr zu finden, während die schwarzen Stellen durchaus unverän­dert blieben. Die Oberhaut erzeugte sich nur langsam wieder und die Haare fehlten nach drei Monaten noch beinahe gänzlich. S t a r k s führt einen Fall von einer schwarzscheckigen Kuh an, die durch Erhitzung in ein Fieber verfiel, die Milch verlor und sich harlhäutig zeigte. Nach dem Aderlassen, Laxiren und grossen Gaben von Schwefel, wurde die Haut mit Oel ein­gerieben, worauf die Oberhaut und das Haar, jedoch nur an den weissen Stellen, wegging, und von da an die Kuh sich er­holte. (S. Rindv. p. 633.)
4. Flechten. QHerpesJ) Glatte, haarlose, juckende Stellen, von unbestimmter Form und Ausdehnung, mit mehliger oder blätteriger Abschuppung der Oberhaut, ohne eigentliche Schorfbildung. Hartnäckig, zuletzt zur Abzehrung führend. Bei allen Hausthieren.
[Nach Haubner bedecken sich die Flechten mit einer eigen-thümliehcn Ausschwitzung, die er Sc h o r f b 1 ä 11 c h c n nennt,, und die vielleicht von sehr flachen Geschwürchen herrühren. Es sind meist kreisförmige, erbsen- und bohnengrosse Schorfchen mit glatter, fast glänzender Oberfläche, sehr geringer Dicke und vielmehr in die Haut eingelassen, als auf derselben sitzend; sie bedecken die kranke Haut­stelle nicht allenthalben, sondern sitzen sehr zerstreut und entfernt von einander auf derselben.]
Manche Flechten brechen sehr schnell aus, andere entste­hen höchst langsam; jene nehmen sogleich eine nicht unbeträcht­liche Fläche ein, diese dagegen breiten sich sehr allmählich aus. Meist liegt ein Allgemeinleiden (Scharfe) diesem Ausschlag zu Grunde; daher er nicht ohne Vorsicht zu unterdrücken ist und gerne wiederkehrt.
Die Behandlung erfordert hauptsächlich umstimmende Mittel oder solche, die das Leiden der Haut gleichsam zu einem selbstständigen machen (dasselbe verstärken aber zugleich seinen Verlauf beschleunigen). Auf zweckmässige Diät ist hiebei be­sondere Bücksicht zu nehmen.
Die Flechten theilen sich in 1) nasse und 2) trockene.
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1. Nasse Flechten, Flechten mit Ausschwitzung. (Jlerpes ex-suialorius.')
Nicht leicht über zwei Zoll gross, die Haut mit einer fett-ähulichcu AuHschwitzung' hedeckt. Hieher zählt Hauhner:
a) Die Fcttflechte, Herpes unguinosus, der Pferde (ssy dasselbe was die Spcckraude der Hunde).
Meist am Halse, RUcken oder den Hinterbacken; zuerst erbsengrosse Kuütcheu, durch Verklebung der Haare in kleine Büschel entstanden, diese lallen später aus und hinterlassen die Haut glatt, weiss, entfernt in's Bläuliche, spielend, wie mit einer dünnen Fettlage bedeckt. Die anfangs sehr kleinen Stellen dehnen sich bis zu einigen Zollen aus und jucken sehr.
Behandlung: äusserlich Quecksilbersalbe, auch Terpen­tinöl , daneben die nüthige Aufmerksamkeit auf den allgemeinen Gesundheitszustand und etwaige innerliche Mittel.
b) HitzflcchtCj Herpes calens.
Meist am Kopf und Halse der Pferde; entsteht schnell unter Fiebersymptoinen, und bildet endlich 1—2 Zoll grosse Stellen mit vermehrter Wärme und Empfindlichkeit, sodann am 2—3 Tage Ausschwitzung und Ausfallen der Haare. Die Haut er­scheint ganz glatt, weiss oder röthlich, feit-glänzend. Die Stellen nehmen wenig au Umfang zu, das Jucken ist massig.
Behandlung: Anfangs nichts, bis die Ausschwitzung beendet ist, sodann Terpentinöl und später Ungt. mercur. Innerlich Salze.
(Der Unterschied zwischen a und b scheint nicht sehr gross zu seyn).
By ch n er beobachtete beim Rindvieh Flechten blos in den höheren Gegenden und vorzugsweise bei Jährlingen. Sie äusserten sich durch Jucken, Eruption kleiner, durchsichtiger Bläschen, die eine wasserhelle Flüssigkeit entleeren, worauf die Oberhaut entweder feucht oder aber mehlig sich ab­schuppt. Die Behandlung bestand innerlich in einem Decoct, ennlae und ftor. tiliae mit Tart. emet. und Natr. sulph., äusser­lich in einer Salbe aus jlor. z'mci. und Fett und uachherigem
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Waschen mit Kali-Seife. — Ansteckung anderer Thiere Leob-aclitete er nie, wohl aber von Menschen.
c) Fressende Flechten der Hunde (Herpes exedens, mihi).
Sie hilden eine gerOlhete, stets nässende Oberfläche, auf der die Haare vollständig ausgefallen sind. Ein grosser Haus­hund hatte eine solche Platte auf der Seite, in der Grüsse eines Kronenthalers, und in ein paar Tagen war sie schon haudgross geworden. Eine Hündin, die vor 4 Wochen Junge geworfen hatte, bekam (im Mai 1838) solche nässende Platten von ver­schiedener Grüsse am Euter, sodann in grosser Ausdehnung am Wurf, Mitfelfleisch und der untern Fläche des Schweifs; sie nahmen schnell zu, waren unrcgelmässig und bedeckten sich mit einem dünnen Schorfe. Durch das Ablecken wurde der Ausschlag auch auf die Lippen übertragen; er schien wenig Schmerz, aber z.iemliches Jucken hervorzubringen. Als Ursache dieses Ausschlags wurde Erkältung angegeben, z. B. bei Jagd­hunden durch das Apporliren aus dem Wasser u. s. w.
Behandlung: innerlich Abführung mit Mercur. dulcis, äusserlich Waschungen mit einer Auflösung von weissem Vitriol oder Sclnvefelleber.
2. Trockene Flechten (Herpes siceus, und Liehen).
Haarlose Stellen mit feiner Abschilferung der Oberhaut, meist ausgebreitet.
a) Glatzflechte (Herpes decalvans, Haubner, Porrigo decalvans Grevc).
Meist am Halse, den sie oft ganz einnimmt; runde oder unregelmässige, kahle Stellen, bei trockener, weicher und glatter (glänzender und weisser) Haut; hin und wieder zarte Blätt­chen der losgehenden Oberhaut; bei grösserer Ausdehnung zer­streute Schorfblättchen von gelbbräunllcher Farbe, eine und mehr Linien im Umfang; Jucken.
Die Glatzflechte entsieht oft binnen wenigen Stunden, oft aber langsam. Die kahlen Stellen nehmen oft bedeutend an Umfang zu, und das innerhalb derselben hervorkeimende, neue Haar ist immer weit weicher, dünner und heller, z. B. bei Rappen dunkelbraun, bei Braunen hellröthlich, sogar bei dunkclu
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Pferden grau oder weiss, besonders an solelien Stellen, wo die Haut dicht über den Knochen liegt.
(Dieser Ausschlag muss von dem Kahlwerden der Haut durch Absterben der Haarwurzeln oder locale Schwache der Haut, z. B. in Folge 'des Alters oder von Druck der Kiemen u. s. w. unterschieden werden.)
Behandlung: ilusserlich und innerlich wie bei den vor­hergehenden Formen; das Uebel ist oft hartnäckig.
Ij) Schmutz-Flechte oder Räude-Flechte (Herpes scabiosus).
An allen Thcilen des Kürpers, jedoch vorzugsweise am Halse; sehr häufig bei vernachlässigten und Waidepferden.
Haarlose Flecken von verschiedener Form und GrOsse und oft bedeutendem Umfange; die Haut mit normaler Färbung, aber an der Oberfläche rissig und aufgesprungen, sehr spröde und rauh; die Epidermis schuppt sich in wreissgrauen Schuppen ab. Einzelne Schorfblältchen von dunkelbrauner Farbe. Jucken.
Ursache: vernachlässigte Hautreinigung, davon gerin­gere Thäligkeit -der Haut.
Heilung durch sorgfältige Reinigung, starkes Seifen­wasser oder Hautreize.
Bei sehr herabgekommenen Thieren und anhaltender Ein­wirkung nasskalter Witterung, verdorbenem Futter (Waide) wird diese Flechte bösartig und bekommt den Namen der Hun-ger-Räude {H. scabiosns malignus). Die bereits erwähnten krankhaften Veränderungen der Haut nehmen zu, wie auch das Jucken; es bilden sich kleine Geschwürchen, die Haut verdickt sich und wird gerne fallig, und es kann sich die wirkliche Räude daraus entwickeln.
Behandlung: bessere Nahrung und Pilegc, besonders der Haut, äusserlich die gewöhnlichen Raudemittel.
G r e v e beschreibt eine S c h m u t z - F 1 e c h t c oder trockene Maucke (Rupia Eyuonan) als einen flechten-artigeu Ausschlag, der vom Saum des Hufes bis zum Sprung­oder Knie-Gelenke hinaufgeht, und selbst die ganze Gliedmasse einnehmen kann. Anfangs sind es flache Bläschen, die zerstreut sitzen, aufbrechen und eine scharfe Flüssigkeit ergiessen. Diese gerinnt gleichbald zu dünnen, Ilachen, in der Mitte etwas dickeren Borken, die leicht abgerieben werden können, aber sich
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schnell wieder erzeugen. Der Verlaui' ist langsam; Kälte und JVässe briugen Verschliiumerung. Edlere Pferde sind diesem AusscJilag mehr unterworfen. B e h a n d 1 n u g: Bleimittel.
(II a u b n e r scheint diesen Ausschlag eher unter die Schorf-Ausschlüge stellen zu wollen.)
(0 8 c h w i n d f 1 c c h te {Liehen, von Haubner als besondere Gattung des Herpes aufgeführt).
Kommt sehr häufig vor, ist aber gutartig und breitet sich nicht weiter aus.
Befällt jeden Theil des Körpers, besonders empfindlicher Pferde, zu jeder Jahreszeit, doch häufiger im Frühjahr und Herbst, und steht oft in Verbindung mit dem Haarwechsel.
Beim Ausbruche sind es kleine und flache Haarkniitchen, nach deren Ausfallen die Haut kahl und etwas rissig zurück­bleibt. (Haubner unterscheidet L. cinereus, wobei die Haut etwas spröder ist und graulich, und L. albescens, wobei sie weicher als sonst und weiss oder rülhlich aussieht.)
Die Flecken sind oft in sehr grosser Zahl zugegen, allein selten grosser als 1/j Zoll, bleiben oft 4—6 Wochen unverän­dert, worauf die Epidermis in dllnnen, leichten Schuppen ab­geht und die Haare wieder wachsen.
Die Krankheit kommt gerne wieder, erfordert aber bei ihrer Gutartigkeit keine ärztliche Behandlung.
Bei den Hunden befällt eine trockene Flechte vorzüglich gerne die hervorstehenden Knochen-Enden, z. B. der Ellbogen, Sitzbeine. Manchmal ist ein grosser Theil des Körpers mit einem flechteiiähnlichcn Ausschlag bedeckt. Einreibungen mit grüner Seife oder Terpentinöl und Bäder mit Solan, dulcamara thun oft gute Dienste.
Fälle, in denen flechtenartige Ausschläge des Rindviehs auf Menschen übergingen, und durch Menschen auf andere Rindviehstücke übertragen wurden, sind mehrfach beobachtet worden; s. auch Taigmaul (Report. I. Bd. p. 139).
5. Schuppen-Ausschläge, (Efftorescenäae squamosae Hbi-J.
Das Abschuppen der Oberhaut, welches auch bei vielen andern Ausschlägen vorkommt, ist hier primär und das hervor­stechendste Symptom. Von der Borkenbilduug unterscheiden sich
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die Schuppen-Ausschlüge dadurch, dass hei jener (obgleich nicht immer vom ersten Beginne der Krankheit an) ein Exsudat zugegen ist, welches die sich ablüsenden Hautschuppen verklebt, bei den Schuppen-Ausschlagen dagegen blos die Oberhaut in lockeren Schichlen übereinander liegt, und sich immer wieder neu erzeugt und ablöst. Hierher gehurt
a) Der Kl eien-Aus s chlag (Pityriatit s. Herpes furfuracens),
wobei die Oberhaut in kleinen mehl- oder kleienähnlicben Scliüpp-chen abgeht. Er befällt den obern Tlieil des Kopfs und Halses und besteht in einer Anhäufung kleienartiger, weisser oder weissgrauer Schuppen mit heftigem Jucken, wobei sich die Haut verdickt, hart und steif anfühlt. Nach Entfernung der Schuppen erscheint die Oberhaut trocken, hart und rissig und bisweilen von hellerer Farbe.
Behandlung: Waschen mit Seifemvasser oder gelind zusammenziehendeu Waschwassern, auch Ceratum saturni (G r e v e).
Die Anhäufung von Hautschuppen auf der Haut unreinlich gehaltener Pferde ist für sich noch kein Ausschlag, kann aber dazu Veranlassung geben.
Beim Rind wird diese Ausschlagsform an dem Triel, aucli am Nacken beobachtet (und Ziltermal, Zitterrose u. dgl. ge­nannt); er ist nicht ansteckend und weicht wiederholten Ein­reibungen von Kali-Seife und uachherigem Baden der kranken Stellen mit lauem Wasser.
b) Schuppen-Flechte, (Psoriasis s. H. sqaumosus.)
unterscheidet sich durch griissere und breitere Schuppen, hef­tigere Zufälle und nicht selten gleichzeitiges Allgemeinleiden. Sie bildet rundliche, sehr juckende Flecken und kommt an den Augen, dem Hintern, den Lenden, der Schaam, am häufigsten aber am Grunde der Mähne vor. Die Schuppenflechte kommt meist im Frühjahr und verschwindet im Herbst wieder; sie kehrt gerne alljährlich zurück. Greve beobachtete, dass dem Aus­bruche fieberhafte Zufälle oder leichte Kolikschmerzen vor­ausgingen.
Unter ungünstigen Verhältnissen wird die Schuppenflechte bös­artig, 7.. B. durch Reiben, Nässe und Kälte, Unreinlichkeit;
ilaring, Pathologie,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 12
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al.sdanu bilden sich tiefe, sclimerzhafle Schrunden und Risse mit Ausscluvitzung einer gelbbraunlichen Flüssigkeit, die zu Borken vertrocknet.
Die äusserliche Behandlung ist von der der vorher-envähuten Ausschlüge nicht abweichend (hauptsächlich Unyt. merenr.); innerlich mügen Sclnvefelmittel, llerba sabinae ge­geben werden.
Zu a} gehört noch:
Der k I c i c n a r t i g c oder trockene S r a u b f u s s. Gr.
Er entstellt fast Immer als primäre Krankheit, d. h. ohne dass Maucke vorausgegangen wäre (wie hei dem feuchten Straubfuss), ist anfänglich eine kalte, aber gespannte Ansclmel-lung des Fesseis, die sich manchmal his zum Knie- oder Sprung­gelenke hinauf erstreckt. Die Haut dünstet etwas Feuchtigkeit aus, die zu einer grossen Menge kleicnartiger Schuppen gerinnt, welche sich abschälen. Die Haare fallen theils aus, theils richten sie sich auf; oft gehen alle aus. Nach und nach ver­dickt sich die Haut, wird wie Sohlenleder und etwas rauh, während die Ausschwitzung fortdauert. Das Uebel ist lang­wierig und seine Behandlung erfordert Geduld.
6. Borken-Ausschläge. iEfß. lepyrosae. Hbr.)
Sie sind im ausgebildeten Zustande und die längste Zeit ihres Bestehens hindurch mit einer mehr oder weniger dicken Borkenlage hedeckt, und diess ist ihre erheblichste Erscheinung. Die Borken bestehen aus übereinandergehäuften und verklebten Hautschuppen, die nicht aus einer abgesonderten Flüssigkeit (wie die Schorfe) und von einer Absonderungsfläche hervor­gehen; sie bilden eine compacte Masse und sitzen fest auf der Haut. Oft geht eine Schorf- oder einfache Schuppenbildung voraus.
Hierher rechnet H a u b n e r
a) den Kleien- öder S c li o p p c n - G r i n d. (Porrigo.')
h) die R a u d c ,
Der Kleiengrind befällt den Kopf, besonders dieweissen Stellen desselben (die Abzeichen, Sterne), die er in ihrem ganzen Umfang einnimmt (.P. facialh-), oder die Vorderbeine uud Sprunggelenke (P. carpi et tatrsi), wo er querlaufcnde
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Jlautfaltcu auf der Beugeseite bildet, die mit kleienartigeu Borken Ledeckt sind. Die Haare sind meist ausgefallen, oder stehen vereinzelt und gesträubt. Beide Formen sind gutartig, und heilen meist von selbst. (Die Raspe scheint die bösartige B'orm des Kleiengrinds der Knie- und Sprunggelenke vorzustellen). Hierher gehört wahrscheinlich:
Das Hautjucken des Schweifs (I'rurigo caudalis. Gr.).
Kleine, weiche Blätterchen bilden sich auf dem obern (be­haarten) Theil der Schweifwurzel des Pferds, verursachen starke^ Jacken, daher Reiben, wodurch die Ilaare abgeschaben werden oder ganz ausfallen. — Es kommt gerne wieder.
Behandlung: Mercurialsalbe nach Greve (ich licss mit Erfolg grüne Seife, auch scharfe Salbe einreiben, obgleich das Ucbel alle Jahr sich wieder einstellte,
b) Krätze (Räude, Schübe), [Scabies. Psora).
Ein ficberloser, langwieriger Hautauschlag mit Bliischcu, Geschwürchen oder bioser Abschuppung der Epidermis und heftigem Jucken. Bei mehreren Thierarten mit constanter Milbenbildung. Ansteckend theils blos für Thiere derselben Art, theils auch für andere Species. Sich selbst überlassen zur Cachexie und Abzehrung führend.
Die Räude wird sehr häufig mit andern, verwandten Haut­ausschlägen verwechselt. Sie befällt sowohl Hausthiere als wilde Thiere, und scheint, aussei- der Ansteckung, ein Sinken der Ernährung (Hungerraude) oder Uebelsäftigkeit und insbesondere eine Schwäche oder Auflockerung der Haut vorauszusetzen. Grosse Unreinlichkeit, anhaltende Nässe, die davon herrührende Störung der Hautfunction, schlechtes Futter oder Mangel an Futter u. dgl. bringen die Krankheit zum Ausbruch oder be­günstigen ihre weitere Ausbreitung auf dem davon befallenen Thiere. Der Unterschied zwischen trockener und nasser Räude ist blos gradweise; letztere ist der höhere Grad; indessen ist die Haut einiger Thierspecies mehr zu einer trockenen Ab­schuppung, anderer mehr zu seröser Ausschwitzung, und noch anderer zu tieferen Geschwüren geneigt.
Die Heilung der Krätze beruht theils auf Entfernung der Ursachen (somit gutes und hinreichendes Futter, grosse
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Relnliclikcit und Fliege der Haut, mauchiual auch Verbesserung der Säfte durch ausleerende, schweisstreibeude und ähnliche Mittel), theils auf einer Umsfimniuug der Haut durch reizende Mittel und Vertilgung der Milben durch ihnen todtlichc Sub­stanzen. Bei der Selbsteutwicklung der Räude bleibt nach der Heilung eine grosse Disposition zu dieser Krankheit zurück, und sie kommt gerne in derselben Jahreszeit wieder.
Die Milben gehören in die Ordnung Aptera (Flügellose) der Insectcn, und stehen den Holzspinnen und Spinnen (Pha-langium und Araneci) am nächsten. Kopf, Brust und Hinter­leib sind vereinigt; letzterer hat keine Segmente, keinen- Stiel und eigentliche Antennen fehlen. Es sind 8 gegliederte Füsse vorhanden, von denen 4 vorwärts und 4 rückwärts gerichtet sind, und ineist in ein Haftblatt oder in 1—2 lange Haare aus­gehen; die Füsse entspringen bei den Krätzmilben von keinem gemeinschaftlichen Schild (aber bei andern Milben, z. B. der Käsemilbe), der Kopf ist zweilappig, der Rüssel verschiebbar, aus 2—3 Klappen bestehend, die Augen scheinen zu fehlen. Der KOrper ist rundlich, mit mehr oder weniger Haaren oder Borsten besetzt.
Die Milben sind schon mit den Läusen verwechselt worden, die aber nicht allein viel grosser, sondern auch mehr den ge­wöhnlichen Insecten ähnlich gebildet sind (z. B. Segmente am Hinterleib haben).
Das Verhältniss der Krätzmilben zu der sie hervor­bringenden Hautkrankheit ist dasselbe, wie bei jeder andern fixen Ansteckung. Die Milben sind ein Product des Kraukheits-processes, ihre Entstehung ist aber ebenso dunkel, als die der Eingeweidewürmer. Einmal erzeugt, pilanzen sie sich durch Begattung und Eierlegen fort; letzteres geschieht in der Regel unter der Epidermis oder in der äussersten Schichte des Coriums; ein solches Nest fühlt sich von aussei! (wenn nicht Schorfe u. dgl. es hindern) wie ein sehr kleines KnOtchen an. Die gelegten Eier schlupfen nach einer, noch nicht bei allen Arten genau bekannten Zeit (etwa 8—12—16) Tagen aus; die jungen Milben sind nicht blos kleiner als die alten, sondern besitzen nur 6 Füsse, das ihnen fehlende Paar bekommen sie nach kurzer Zeit (wahrscheinlich nach der ersten Häutung). Die Lebens-zähigkeit der Milben ist ziemlich bedeutend; in frockner Wärme
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verdorren sie bald, dagegen in der Feuchtigkeit und Kälte bleiben sie, von den Thicren entfernt, nicht selten 3 Wochen und darüber am Leben. Dadurch, dass die Milben von dem Thier weglaufen oder an Gegenständen, au denen sich die Thierc v reiben, an Teppichen, Striegeln hängend, in der Streu, wie auf dem abgezogenen Fell der getödteten Thierlaquo; u. s. w. fort­leben, und mit diesen an entfernte Stellen hin gerathen können, machen sie gewissermassen den Uebergang von den fixen 7,u den flüchtigen Contagien.
Der Beweis, dass die Milbe ansteckt und nicht die von den Krätzpusteln ausgeschwitzte Flüssigkeit, wird durch die wiederholten Erfahrungen geliefert, dass diese Flüssigkeit --wenn sie keine Milben oder Eier enthält — durch Impfung keine Kratze hervorbringt, und dass dagegen Milben, besondersraquo; Weibchen, durch ihre üebertragung alle Symptome der Krätze zu Staude bringen, die aber nach dem sorgfältigen Ablesen der Milben aufhört, ohne dass andere Mittel dagegen ange­wendet wurden. Wählt mau blos männliche Milben, so ent­steht zwar ebenfalls das Exanthem, allein es verliert sich mit dem Absterben derselben von selbst wieder.
Bis jetzt sind Milben iu der Krätze des Menschen, des Pferds, des Rinds, des Schafs, der Gemse, des Fuchses und-der Katze u. a. m. gefunden worden; keine dagegen beim Hund (?) und dem Schwein.
1) Krätze des Pferds.
Sie kommt vorzugsweise bei ausgemergelten, alten und sehr schlecht gehaltenen Thieren vor, verbreitet sich aber leicht durch Ansteckung auf andere, und ist namentlich in Kriegs­zeiten herrschend.
Die Krätze des Pferds fängt wahrscheinlich mit einem vesiculösen Ausschlag an; die Ausschwitzung verklebt die Haare, und das Jucken und Beiben der kranken Stellen macht, dass diese ausfallen, so dass die Stelle kahl oder mit einem mehr oder weniger dicken Schorf bedeckt erscheint. Sie fängt an solchen Stellen an, die der Ansammlung von Unreinigkeiten mehr ausgesetzt sind, z. B. am Grunde der Mähne und des Schopfs, am Schweif, auf der Kruppe, aber auch an den Füssen, wo sie mit veralteter Mauke verwechselt wird.
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Die ausgebildete Krätze ist durch die Milben characterisirt, welche sich in grosser Menge auf der kranken Haut und in den Schorfen befinden, aber nicht tief unter die Epidermis graben, wo sie ihre Eier legen. Die Raudemilbe des Pferds {Sarcoples Kijni) ist weisslich, fast ohne Haare, Vo—Vö Linie lang und etwas weniger breit; sie hat 8 Füsse, 4 davon sind vonvürts-gcstreckt, das dritte Paar (nach rückwärts gerichtet) hat zwei sehr lange Horsten mit einer Haftscheibe, das vierte Paar ist rudimentiii- und endigt in zwei kurze Haare. Die Männchen sind mehr oval, die Weibchen rund und dicker; ihre Bewe­gungen sind langsam, in der Wärme etwas lebhafter. Die Männchen sind überdiess durch 2 kurze, behaarte Höcker am Rande des Hinterleibs kenntlich, die dem Weibchen fehlen.
(Abb. s. in G. u. H's. Magazin 1835 2. Hft — Raspail's Ablull., übersetzt von K.— u. meine Abhdlg. über die Krätzmilben der Thiere im 18. Bd. der Verhdig. der kais. Leop.-Carol. Aca­demic der Naturforscher.)
Die Ursach cn der Pferdekrätze sind die bereits im Allge­meinen angegebenen; auch will man Ansteckung von Pferden durch krätzige Menschen beobachtet haben, was aber nicht hinreichend nachgewiesen ist.
Die Pferdekrälze ist in den meisten Fällen leicht heilbar, besonders wenn sie durch Ansteckung entstanden, und noch nicht sehr ausgebreitet oder veraltet ist. Alle den Milben todt-liche Mittel, wie Lauge, starke Seifenbäder, Chlorkalk, Schwefelleber-Audiisung, Fett, Mercurialsalbe und besonders empyreumatische Stoffe, wie Theer, Holzessig und 01. Com. Cervi., 01. pefrae, feiner Terpentinöl reichen hiezu aus, und führen die Heilung langsamer oder schneller herbei. Innerliche Mittel sind hiebei nicht nöthig.
Ist aber die Räude veraltet, mit Uebelsäftigkeit verbunden, über eine grosse Strecke des Körpers verbreitet, und sind die aussein Umstände ungünstig (z. B. Mangel an Futter, schlechtes Futter, unreinlicher Stall u. s. w.), so wird ihre Heilung schwierig und bedarf ausser der äusserlichen Mittel noch ent­sprechender innerlicher Mittel aus der Classe der umstimmenden (Schwefel, Spiesglanz) und stärkenden (bittere und gewürz-haite Pflanzenstoffe). Die Haut muss stärker gereizt werden, durch Einreibung von 01. ferebmth, oder selbst Cantharidensalbe;
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eine Audösuna: von Arsenik in Wasser, dein Essilaquo;: zugesetzt worden (s. S. 191) ist ein sehr wohlfciies und wirksames Mittel, die Waschungen damit erfordern aber Vorsichtj so dass bei grosser Ausdehnung des Ausschlags nicht die ganze Oberfläche auf einmal sondern nur eine Seite um die andere nachdrückljcli mit dem Arsenikessig gewaschen und diess nach je 2—3 Tagen wiederholt wird. Auch innerlich ist der Arsenik bei sehr eingewurzelter Krätze mit Erfolg gegeben worden. Bei Ein­reibungen von Salben mit Canlharidcn, Verafr. alb. u. dgl. ist das Ablecken derselben zu verhindern, da man tödtlichc Folgen davon gesehen hat.
Auch von der schnellen Heilung eines laudeähnlichen Aus­schlags bei Pferden durch Mercurialsalbe hat man ein 3 Wochen dauerndes, keinem Mittel weichendes Sclnverafhmen mit Er-stickungszufällcn entstehen sehen, welches erst nachliess, als durch ein Fontancll und Einreibung mit Üngf. mercur. praec. rühr, die krätzig gewesene Stelle wieder pustulös geworden war. Dergleichen Metastasen sind übrigens bei den Thiereu äusserst selten.
Die Krätze steht in dem wüitembeigischen Rescript von 1767 unter den ITauptmängeln, wohin sie jedoch nicht gehört, da gelinde und leicht zu übersehende Grade ohne Schwierigkeit geheilt werden künnen, im hohem Grade aber die Krankheit dem Käufer nicht verborgen bleiben kann.
Die Pferdcinilbcn gehen auf den Mensehen über und bringen auf demselben einen krätzähnlichen Ausschlag hervor; es ist aber nicht wahrscheinlich, dass sie sich auf der menschlichen Haut fortpflanzen, sondern nach einigen Wochen absterben-durch die Milben tödtende Mittel lässt sich dieser Ausschlaraquo;-schnell beseitigen. Auch Rindvieh und Schweine sollen von krätzigen Pferden angesteckt worden seyn.
Als ansteckende Krankheit erfordert somit die Krätze des Pferds polizeiliche Maasregeln gegen die Weiterverbreitung (Absperrung). Der Stall und die Utensilien, besonders Teppiche, sind vor dem Gebrauch sorgfältig zu reinigen.
2) Krätze des Rindviehs.
Die Krätze des Rindviehs befällt vorzugsweise die obern Theile des Körpers längs der Wirbelsäule; sie aussert sich
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durch Reihen und Kratzen, Ausfallen der Haare in Folge der Bildung- kleiner Bläschen, die aufbrechen oder aufgerieben werden; worauf sich entweder die Oberhaut schuppig und trocken abschilfert (trockene Baude), oder aber sich kleine Geschwüre bilden, deren Product ein scharfes Serum ist, welches die Umge­bung unter der davon gebildeten Borke anfrisst (nasse Baude).
Nach Bychner bildet sich bei magerem Rindvieh eher die trockene oder Hungerraude, bei gutgeniihrtem oder fettem dagegen die nasse Baude.
Ob die Baude des Rindviehs jedesmal Milben hervorbringt und sich nur durch diese allein auf andere Thiere verbreitet, oder ob die Jauche der kleinen Geschwüre den Ansteckungsstoff enthält, ist noch nicht entschieden. Gehier hat bei räudigem Rindvieh Milben in Menge gesellen, beschreibt sie aber nicht genau., sondern versichert bloss, er habe sie nicht wesentlich von (leueu des Pferds verschieden gefunden (was nicht wahr­scheinlich ist). Ihre Uebertragung auf Pferde, Esel und Hunde hatte keinen Erfolg, obgleich man sie noch nach 30 Stunden unter der Oberhaut, wo sie sich eingenistet hatten, beobachten konnte; sie schienen ihm zersetzt worden zu seyn.
Ursachen, Prognose und Behandlung wie bei der Pferdekrätze.
Ryebner fand die Krätze des Rindviehs nicht hartnäckig, und gibt der Kali-Seife unter den Heilmitteln den Vorzug; die kranken Stelleu werden täglich 1—2mal damit beschmiert und den folgenden Tag abgewaschen. Auch Abkochungen von Ta-back oder von Seifenkiaut - Wurzel [Rad. saponariae) künneii benutzt werden.
Polizeiliche Maasregeln und Desinfection des Stalls und der Geräthe wie beim Pferd.
Man behauptet, dass die Krätze von Ktthen auf den Men­schen und von Pferden auf Kühe übergehen könne; auch wird ein Fall erzählt, in welchem eine krätzige Katze, die die Ge­wohnheit hatte, sich auf den Rücken einer Kuh zu legen, der­selben (und von dieser aus der melkenden Magd und der ganzen Familie) die Krätze mitgetheilt habe.'
3) Krätze des Schafs. (Räude, Ilegenfaule, Anbruch.) Die Räude ist beim Schaf, nicht nur wegen ihrer grössern
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Verbreitung in ganzen Heerden, weit wichtiger, als die Räude der mehr vereinzelt gehaitenen grössern Hausthiere; souderu auch weil sie das hauptsächlichste Product des Schafs, die Wolle, an Menge und Beschaffenheit sehr beeinträchtigt. Wegen der laugen und dichten Haare ist die Krankheit, wenigstens im Anfange, ureit schwieriger zu erkennen, als beim Pferd oderRiud.
Die Ursache der Selbstentwicklung der Räude beim Schafe ist vorzugsweise anhalteiide Nässe (kalter Regen); das Trocknen kommt in der Tiefe der Wolle sehr schwer zu Stande; das Wasser löst den Wollschweiss auf und wird einer Seifenbrühc oder Lauge ähnlich, deren Einwirkung die Epidermis auflockert und die Haut in einen wassersuchtähnlichen Zustand versetzt; die Epidermis lüst sich oder hebt sicli empor, und ein scharfes Serum von grünlich-gelber Farbe befindet sich zwischen ihr und dem Corium.
Dieser Zustand der Haut, welcher am meisten die obern Theile des Körpers vom Nacken bis zur Schwanzwurzel befällt, ist die Regenfäule genannt worden, weil er zunächst durch lange dauerndes Regenwetter hervorgebracht wird. Die Regen­fäule ist nicht identisch mit der Räude, denn es fehlt ihr die Fähigkeit, anzustecken; sie heilt auch von selbst, sobald die Thiere in trockene Verhältnisse gebracht werden, oder die Wit­terung warm und trocken wird. (Die Regenfäule verhält sich in mehrfacher Beziehung zur Räude, wie die Druse zum Rotz der Pferde.) In diesem Zustande der Auflockerung der Haut und der Ausschwitzung entwickelt sich die Raudemilbe des Schafs, die, einmal vorhanden, sich bald vermehrt und so die Ausbreitung der Krankheit auf dem einzelnen Thiere und von da aus in der Heerde bedingt.
Die Schafmilben unterscheiden sich von den Übrigen Krätz­milben dadurch, dass das dritte Fusspaar in je 2 sehr lange Haare ausgeht, und die übrigen Fttsse Haftscheiben besitzen; bei den Männchen ist das vierte Fusspaar verkümmert; die Farbe der Füsse ist rostbraun, die des Körpers weiss, mit einem fettähulichen Glänze; sie sind ziemlich hart. Ihre Grössc varilrt von 0,16 bis 0,22 Linien in der Länge, und 0,12 bis 0,17 Linien in der Breite; die trächtigen Weibchen sind am grössten und fast kugelrund. Ihre Bewegungen sind sehr schwer­fallig, besonders in kalter Luft, wo sie fast erstarren, durch
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Anliauclicii aber leicht aufzuwecken sind. Von den in der Wolle sehr Jiaufigen, kleinen Kttgelchen- des Wollschweisses (oder von llautschilppchen) sind die Milben schon mit dem blosen Äuge durch ihre Bewegung ku unterscheiden; zu diesem Zwecke legt man das zu untersuchende Körperchen auf den Rücken der Hand oder auf den Aermel eines dunkeln Rocks, und behaucht es vorsichtig. Bei der Begattung hängen die Milben mit dem llinterfheile zusammen, die Klaquo;pfe nach den enlgegengesetzten Seiton gerichtet; sie verharren Tage lang in dieser Verbindung; sodann begibt sich das Weibchen unter die Epidermis und legt daselbst seine Eier, wozu es einige Tage bedarf; die Eier schlüpfen nach längstens 16 Tagen aus (bei warmer und trockner Wittciumg etwas früher), und die jungen (6füssigeii) Milben begeben sich nun auf die Oberfläche der Haut, die sie ebenfalls benagen und von deren Absonderung sie zu leben scheinen. Wo grössere Schorfe sich auf der angefressenen Haut befinden, sitzen die Milben lieber am Rande derselben, als in der Mitte; wo sich neue Platten entwickeln, hat die Haut ein grünliches, aufgedunsenes Auschen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .
Räudige Schafe reiben sich gerne, kratzen mit den Füssen, oder nagen mit dem Maule au den Stellen, bebbern mit den Lippen, wenn man kratzt, wo sie Jucken empfinden; dadurch geht die Wolle aus oder wird verwirrt oder verunreinigt; auf dergleichen Stellen muss man bei der Untersuchung besonders sein Augenmerk richten.
Bei sehr langer Dauer und grosser Verbreitung der Raudc werden nicht nur ganze Platten des Schafs kahl oder mit Schorfen bedeckt, sondern die Haut wird pergamentartig und verdickt; es entwickelt sich Abmagerung, Husten, Zehrfieber u. s. w., und die Thiere gehen daran zu Grunde. Hieza sind aber, wenn nicht schon vorher die Thiere sehr herabgekommen waren, meh­rere Monate, selbst ein Jahr und darüber erforderlich.
Bei trocken kalter Witterung breitet sich die Räude sowohl auf dem Individuum, als in der Heerde sehr langsam aus, und die einzelnen Raudeplatten sind manchmal nach einigen Wochen an Zahl und Umfang noch wie zuvor.
Die Ansteckung gesunder Schafe geschieht hauptsächlich durch das enge Znsammenliegen in den Ställen oder Pferchen; aber auch dadurch, dass gesunde Schafe in Ställe und
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Pferchhurden gebracht werden, in denen kurz zuvor räudige Schafe waren, oder auf Waiden au Zäunen, Bäumen vorüber­gehen, an denen sich räudige Schafe gerieben haben, wobei leicht Wollflocken mit etlichen Milben hängen bleiben. Auch durch die Felle der geschlachteten Thierc, wenn sie in dem Stalle u. s. w. aufgehängt werden, kann die Ansteckung verbreitet werden.
Ist in einer Heerde die Krankheit ausgebrochen, so ist zu­nächst zu versuchen, ob nicht durch schleunige Entfernung der Erkrankten der Weiterverbreitung Einhalt gethan werden kann, was manchmal bei ununterbroQjiener Aufmerksamkeit gelingt. Solche Stücke sind entweder zu schlachten, oder ganz abge­sondert zu halten und zu heilen. Wenn aber die Zahl der an­gesteckten schon gross ist, oder der Verdacht, dass schon viele Thicre inficirt seyn möchten , dringend, so ist die Behandlung derselben, so bald es die Witterung u. s. w. erlaubt, vor­zunehmen. Die Behandlung ist entweder eine partielle oder eine allgemeine, sowohl am Individuum als an der ganzen Heerde.
Bei der partiellen Behandlung fängt mau die sich reibenden oder kratzenden Stücke heraus, sucht die kranken Stellen der Haut auf, und bedupft oder schmiert sie mit den gewühulichen Raudemitteln, z. B. Salben mit Quecksilber, Terpentinöl, Theer, oder Abkochungen von Taback, Niesswurz und selbst Aullö-sungen von Quecksilber - Salzen, z. B. Sublimat, die aber in der Verarbeitung der Wolle (k. B. beim Färben) sehr nach­theilig werden können. Während hiebei immer nur die ein­zelneu Stellen und einzelne verdächtige Thiere behandelt und geheilt werden, befällt der Ausschlag wieder andere Stellen desselben Thiers oder andere Thiere derselben Heerde, und mau ist genöthigt, fortwährend zu schmieren, um die Krankheit nicht Qberhand nehmen zu lassen. Es gelingt wohl selten, durch dieses Verfahren die Rande in einer Schäferei dauerhaft zu beseitigen (Schmierschäferei).
Bei der allgemeinen Behandlung wird nicht nur die ganze Oberfläche des Thiers mit dem Heilmiltel in Berührung gebracht, sondern auch die ganze Heerde (wenn gleich manche Stücke derselben noch rein seyn inügen) wird gleichzeitig vorgenommen und dadurch der Zweck der Austilgung der Krankheit in einer verhältnissmässig kurzen Zeit erreicht. Das Bad, in welches die (bei langer Wolle zuvor geschornen) Schafe gänzlich
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eingetaucht werden, bestellt im Wesentlichen aus einer unvoll-komnienen Auflüsuug des empyreumatischen Ocls mittelst atzen­der Lauge. Es wird hiezu ungelöschter Kalk (4 Theile) mit Wassei nach und nach abgelüscht und zu einem Brei gemacht, welchem man Pottasche (5 Theile, oder statt deren 12mal so viel Buchenasche) zusetzt und Alles wohl zusammenmengt; hierauf wird das Hirschhornül, 01. Corn, certi (6 Theile) und Theer (3 Theile — in Ermanglung des letztern nimmt man um so viel mehr Ol. C.C) allmählich in den ätzenden Kalkbrci ein­gerührt , und diese Masse durch den Zusatz von (200 Theilen) Rindsharu (Mistjauche) und (800 Theilen) Wasser nach und nach verdünnt.
Eine Verstärkung dieser sehr übelriechenden Sauce, welche nach Walz, der sie zuerst angab, benannt wird, lässt sich, wenn es nüthig erachtet werden sollte, durch Abbrechen am Wasser leicht bewirken; ein grösserer Zusatz der Oele, ohne ciitsprecheiiden Zusatz von ätzender Lauge, taugt nichts, weil das Oel sich nicht gehürig mengt, sondern oben aufschwimmt. Ein Zusatz von Schwefel (nach Waldinger) ist durchaus überflüssig; in sehr hartnäckigen Fällen haben Einige der Brühe Quecksilber-Sublimat beizufügen für nöthig befunden (so setzte Walch zu 600 Pf. der Brühe 3 Unzen Sublimat und 4 Unzen Salmiak) , der jedoch von den alkalischen Bestandtheilen der­selben sogleich zersetzt wird.
Man rechnet bei der Anwendung der Brühe auf jedes gc-schorne Schaf 2 Pf. derselben, auf laquo;ngeschorne im Verhältniss des Wollwuchses mehr; jedenfalls muss so viel Brühe bereitet werden, dass auch das letzte Schaf noch darin eingetaucht werden kann.
Bei dem Baden der räudigen Schafe werden dieselben einzeln in den mit der Brühe l'/s—2 Fuss hoch angefüllten Zuber oder Bottich so eingetaucht, dass die FUsse und der Kopf, an welchen das Thier von 2 Männern gehalten wird, aussen bleiben, der ganze Körper aber von der Flüssigkeit benetzt wird; hat diess gehörig stattgefunden, so wird das Thier in einen daneben gestellten, leeren Zuber aufrecht hinein­gestellt, damit die überflüssige Brühe ablaufen kann; während dessen übergiesst man die einzelnen räudigen Platten nochmals mit der ablaufenden Brühe, lockert die Borken uul Schorfe auf,
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und bringt durch Reiben uni Kneten die Flüssigkeit in innige Berührung mit den kranken Stellen.
Sind die Schafe in der Wolle gebadet worden, so scheitelt man, während die Thiere in dem zweiten Zuber stehen, die­selben auf dem Rücken und an den ergriffenen Stellen, und lässt von der Brühe so viel möglich auf die Haut eindringen. Sodann lässt man das gebadete Thier laufen. Da bei Schafen, mit der Wolle behandelt, die Brühe viel länger auf die Haut wirkt, als bei frischgeschornen, weil bei jenen das Abtrocknen langsam von Statten geht, so sehen Manche einen Vbrtheil darin, die Schafe ungeschoren vorzunehmen; bei den geschor-uen hingegen sieht man die einzelnen räudigen Platten besser, als bei ungeschomen.
Die am stärksten ergriffenen Thiere werden in der Regel zuerst vorgenommen, die weniger räudigen oder blos verdäch­tigen nachher.
Das Bad muss, der in der Haut befindlichen weiblichen Milben und Eier wegen, am 7. und 14. Tage Aviederholt werden, wozu die Brühe wieder frisch bereitet werden mnss; in der Zwischenzeit hat man genau Acht zu geben, welche Schafe etwa sich wieder reiben und kratzen, und dieselben an den juckenden Stellen mit der (bei der Bereitung des Bads in kleiner Quantität beiseite gestellten) Brühe zu bedupfen; auch vor der Anwendung des 2teii und 3ten Bads den Zustand der Haut und die Beschaffenheit der kranken Stellen zu untersuchen, na­mentlich aber zu sehen, ob noch lebende Milben vorhanden sind. Sollte kurz nach dem Bade die Schafe Regen treffen, so wird die Wirksamkeit desselben vermindert, und es kann ein 4tc.s und 5tes Bad, in gleichen Zwischenräumen von 7—S Tagen, erforderlich werden. Trockene, warme Witterung ist am gün­stigsten zur Vornahme dieses Geschäfts.
Wird aber die Kur im Winter vorgenommen (was selbst bei trächtigen Thieren schon ohne Nachtheil geschehen ist, wobei aber das Scheeren unterlassen wird), so muss die Brühe durch Zusatz von warmem Wasser etwas erwärmt und die Schafe müssen nach dem Bade in den Stall zurückgebracht werden.
Nur wenn die Bereitung und Anwendung des Bads genau und mit Fleiss und Ausdauer stattgefunden, auch in der Zwischen­zelt sorgfältig auf die Thiere Acht gegeben worden ist, kann
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mau der griiiidlicheu Heilung mit Sicheilieit eutgegeiiselien; jedenfalls düsfen nicht einzelne Thiere des Haufens, unter dem Vorwand, dass sie nicht angesteckt seyen, von dem Baden ausgeKchlossen, nachher aber mit den übrigen wieder zusanimcn-gebracht werden; ebenso sind die Stalle, Hürden u. dgl. vorher zu reinigen (namentlich der Dünger auszuführen), ehe man die reconvalescirten Schafe wieder hineinbringt.
Wo nachlässig und oberllächlich verfahren wird, und die angedeuteten Vorslchtsmaassregeln nicht befolgt wrerden; bricht nicht seilen, nach kürzerer oder längerer Zeit, die Runde wieder in der Heerde aus.
Die Haut der gebadeten Thiere wird durch die reizende Beschaffenheit der Brühe höher geröthet, und die Wolle wächst nach dem Baden auffallend schnell.
Die Räude der Schafe kann mit flcchtenartigen Ausschlägen, die namentlich am Brustbein, Ellbogen u. s. w., vom Liegen auf hartem Boden entstehen, verwechselt werden; auch sind die Läuse der Schafe schon für Milben genommen worden; In diesem Falle ist aber die Haut nicht angegriffen, sondern un­verletzt; dagegen benagen die Zecken [Hippobosca ovbui) die Haut, und bringen den Raudegeschwüren ähnliche Anfressungen hervor; bei näherer Untersuchung wird man leicht die Zecken (welche die Grüssc einer miltelmässigen Spinne haben und dunkelbraun sind) auffinden, und die kranken Stellen heilen entweder von selbst oder bei der Anwendung der gewöhnlichen Wundmittel leicht wieder.
In den meisten deutschen Staaten bestehen besondere Ver­ordnungen ge^cn die Weiterverbreitung der Scfiafraude; na-mcnllich ist das Verkaufen der räudigen Schafe, Treiben auf andere Waiden oder auf Märkte verboten; Schafe, die ihren bisherigen Aufenthaltsort verlassen, müssen vorher untersucht und mit einer Gcsundheitsurkunde versehen werden.
Das Schlachten räudiger Schafe ist erlaubt; bei fetten Ham­meln, sehr kleinen Haufen, oder Mangel an abgesonderter Waide oder an Winterfutter ist es oft vortheilhafter, als die Kur. Das Fleisch ist ohne Nachtheil geniessbar; die Felle sind aber ent­weder an einem passenden Orte zu trocknen, oder aber gleich dem Gerber zu übergeben.
Nach der vvürterabergischen und badischea Gesetzgebung
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ist die Räude der Schafe ein Gewiilirinangel, mit 15 Tagen Gewälirzeit.
Die Fälle, in denen Schafe von andern räudigen Thleren (Hunden, Füchsen), oder umgekehrt andere Thiere und selbst Men­schen von räudigen Schafen sollen angesteckt worden seyn, sind nicht allein äusserst selten, sondern auch nicht gehörig constatirt.
^Krätze des Schweins.
Sie äussert sich durch Pusteln an der Oberfläche des Kör­pers, besonders an der innern Fläche der Vorder- und Hinter­schenkel, mit Ausschwitzung, Schorfbildung und starkem Jucken; die geschwungen Stellen breiten sich aus, fliessen zusammen, eitern stark und verändern die Haut, welche dadurch speckig und verdickt wird.
Aussei- den gewöhnlichen Ursachen der Selbsteutwickliing der Krätze (Mangel an Nahrung und Pflege) ist die Ansteckung die häufigste Veranlassung, und zwar soll nach Viborg nicht blos ein krätziges Schwein andere anstecken können, sondern die Schweine sollen nicht selten die Krätze bekommen, wenn sie im Mist von räudigen Schafen, Pferden oder Rindern liegen.
In den gelindern Fällen reicht das Waschen mit einem Tabak- oder Niesswurzel-Decoct (2 Unzen auf Vs —1 Maas Wasser) zur Heilung aus. Ist hingegen die Räude alt und hartnäckig, so ist der Arsenikcssig das sicherste und kräftigste Mittel, erfordert aber bei seiner Anwendung Vorsicht. Er wird bereitet, indem man eine Unze weissein Arsenik in 1 Maas (4 Pf.) Essig und '/s Maas Wasser kocht, bis der Arsenik auf­gelöst ist. Man wascht damit die kranken Stellen, jedoch bei grösserer Ausdehnung derselben nicht alle gleichzeitig, sondern nach und nach. Selten sind mehr als 2 Waschungen nöthig. Grosse, wunde Stellen kann man auch mit Mercurialsalbe, der man den vierten Theil gebrannten Alaun zugesetzt hat, schmieren.
Die Rande der Schweine könnte wohl mit den Pocken derselben verwechselt werden. Bei Beobachtung des Verlaufs der Krankheit von ihrer Entstehung (durch Ansteckung) zeigte sich, dass bereits 5 Tage von der Hcerde getrennte, damals gesund scheinende Thiere noch erkrankten; es bildeten sich aus kleinen rothen Punclen Pusteln von Linsen- bis Haselnuss-grösse, ohne genauere Gränze, ohne Schmerz, aber mit Jucken,
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besonders beim Berülireu derselben. Die Stellelaquo; breiteten sich aus und schwärten; wo mehrere beisammen waren, oder die Thiere sich stark rieben, fielen die Borsten aus. Der Ausschlag befiel zunächst die Stelle hinter den Ohren, den Hals, Bug, RUcken, Bauch und die innere Seite der Schenkel; Kopf, Augen und RUsscl blieben verschont; die Thiere frassen wenig, hatten helle Augen und keinen heisseu Rüssel; die Ausleerungen waren eher weich als hart. Viele dieser Schweine, die zu einer von auswärts eingetriebenen Heerde gehörten, krepirten unter den Erscheinungen der Cachexie in kurzer Zeit. Milben konnten keine aufgefunden werden.
5} Krätze des Bunds.
Die Hunde sind mehr als die übrigen Hausthiere raude-ähnlicheu Ausschlägen unterworfen, obgleich bei ihnen die An­steckung seltener beobachtet wird.- In vielen Fällen ist es schwer- zu unterscheiden, ob man Rande oder Flechten vor sich hat; indessen hat es keinen Nutzen, so vielerlei Formen der Räude anzunehmen, wie manche Autoren gethan haben. Sie lassen sich nach den Hauptverschiedenheiten auf 3 reduciren: i) die gewöhnliche trockene Räude, 2) die Speckraude, und 3) die rothe Räude.
1) DiegewöhnlichctrockcneRaude befällt vorzugs­weise den Rücken, breitet sich aber von da nach und nach über den ganzen Körper aus, bis zur Schnauze und den Zehen der Füsse. Die Oberhaut schuppt sich fortwährend ab, die Haare gehen aus und das Thier wird fast kahl; in höherem Grade wird die Cutis verdickt, höckerig, und durch das Kratzen (welches jedoch nicht so heftig ist) können einzelne Stellen wund werden; der Körper magert endlich ab und das Thier geht an der Abzehrung oder mit den Symptomen der Lungen­vereiterung zu Grunde. Der Verlauf ist sehr langwierig, Monate und selbst Jahre lang kann der Ausschlag fortdanern. Ver­dorbenes Futter (besonders Fleisch), schlechte Ställe und ün-reinlichkeit sind die Ilauptursache dieser Räude.
Die Behandlung besteht anfangs in wiederholten Einreibungen von grüner Seife, manchmal mit Zusatz von Terpentinöl, oder von Ungent. oxygenatum, oder Waschungen mit Schwefelleber-Auflösung, Sublimat-Auflösung u. dgl. In hartnäckigem Fällen
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ist cine Cantliaridensalbe oder ein aus Canthaiiden und Oel bereitetes scharfes Oel vorzuziehen. Ein periodisch wiederholtes AbfUhrun^smittel oder ein Eiterband unterstützen die Cur oft wesentlich. Daneben Öfteres Abwaschen der kranken Stellen, frische, besonders vegetabilische Nahruttj?mittel und reine Luft. Wo der ganze Körper ergriffen ist, sind Bäder mit frischem Hb. solani dulcam. manchmal noch von Nutzen. Indessen kommt die Krankheit gerne wieder, besonders wenn der Hund wieder in die vorigen Verhältnisse zurücktritt.
2) Die Speckraude wird häufiger bei gutgenährten Stubenhunden getroffen. Sie befällt zuerst den Rücken oder die Kruppe, breitet sieh nicht so leicht über den ganzen Körper aus, aber erregt heftigeres Jucken als die trockene Baude. Den Anfang bildet eine Eruption von Bläschen, die aufbrechen oder aufgekrazt werden, eine gelbliche, durchsichtige, etwas klebrige Flüssigkeit ergiessen, welche die Haut angreift und die Haare ausfallen macht. Die Oberfläche der Haut ist meist wund, oft ziemlich entzündet (vom Kratzen u. dgl.) und die Bildung der Schorfe wird durch das Belecken, Reiben u. s. w. verhindert. Nach länger dauernder Krankheit wird die Haut dick, speckartig, wenig empfindlich, der Haut eines Sclnveins ähnlich^ mit dicken Falten oder Runzeln.
Ursache: zunächst Uebermaas an Nahrung, scharfe, gesalzene und gewürzte Speisen u. dgl.
Behandlung: Einreibung von Quecksilbersalbe, nöthi-genfalls mit Terpentinöl, Aullösungen von Sublimat, beides mit der nöthigen Vorsicht gegen das Ablecken. Daneben magere Kost (Brodsuppe) und von Zeit zu Zeit ein Abführungsmittel.
3)Rothe Raude. Diess ist ein entzündlicher, dem Scharlach ähnlicher Ausschlag an der innern Fläche der Schen­kel, welche ganz hochroth aussehen und sich heiss anfühlen, dabei aber jucken. Es findet wreiiig Ausschlag statt, aber die Oberhaut schält sich los, und es entstehen selbst manchmal oberflächliche Geschwüre.
Wegen des grossen Umfangs dieses Ausschlags sind Wa­schungen den Salben vorzuziehen. Eine sehr verdünnte Subli­mat-Auflösung oder bloses Kalkwasser reicht manchmal aus; verbreitet sich aber der Ausschlag auf die stärker behaarten Theile des Körpers, so sind die bei der gewöhnlichen Raude
Hcrinr, Pathslogie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; li
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angegebenen Mittel zu versuchen. Ea ist mir nicht gelungen, in der Rande der Hunde Milben aufzufinden.
Dass räudige Iluudo andere Hunde anstecken können, ist gevviss; ob aber andere Hausthierc, ist sehr zu bezweifeln. Doch sind einige Fälle bekannt, in welchen Personen, die viel mit räudigen Hunden umgingen, einen juckenden Ausschlag davon bekommen haben.
Man kann hier noch den Ohrwurm und den Wurm am Schweif anführen. Beide Krankheiten sind dem Hunde eigenthümlich und scheinen nicht blos von aussein Veranlas­sungen (Bissen, Reissen an Dornen, Schütteln und Kratzen der Ohren) zu entstehen, sondern Öfter einer im Innern des Korpeis gelegenen Disposition ihre Entstehung zu verdanken.
Der Ohrwurm (Ohrkrebs) ist eine sehr sebmerzhafte Entzündung einer beschränkten Stelle am Rande der Ohrmuschel bei langbehängten Hunden; die Folge ist eine umschriebene Verhärtung des angegriffenen Theils, welche später aufbricht und eine fressende Jauche, ergiesst, die zur weiteren Ausbil­dung des Geschwürs dient.
In seltenen Fällen bildet sich eine grössere, fluetuirende Geschwulst am Ohr, die beim Oeffncn eine Weinhefe-ähnliche aber geruchlose Flüssigkeit enthält. Durch das Schütteln des Kopfs und das Kratzen mit den Füssen scheint das Uebel ver­mehrt zu werden. Es befällt nicht selten ein Ohr um das andere; auch kommt der Ohrwurm gern wieder.
Behandlung: Man empfiehlt eine Menge von Mitteln; hauptsächlich verdienen aber erwähnt zu werden: Pechpflaster, Salbe mit rothem Präzipitat, graue Quecksilbersalbe, Ausschneiden und Brennen. Am zweckmässigsten fand ich bis jetzt ein aus doppeltem Bindfaden gemachtes Eiterband, welches etwa %—1 Zoll über der kranken Stelle durch die Ohrmuschel durchge­zogen und (einem Ohrring ähnlich) zugebunden wird. Es bleibt bis zur völligen Heilung des Geschwürs liegen. Ohrkappen unterstützen die Cur oft wesentlich. .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,
Der Wurm am S c h w e i f kommt bei Hunden mit unver-stümmeltem Schweife vor; die äusserste Spitze desselben wird haarlos, trocken, schrumpft zusammen und stirbt ab; das Thier benagt dieselbe öfters und scheint daran Behagen oder Linde­rung zu finden. Schneidet man das abgestorbene Stück (von
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1—2 Wirbeln) ab, so wiederholt sich der gleiche Vorgang nicht selten au dem Stampfe, und so niehrmal nacheinauder; es ist daher besser, den Schweif gleich das erstemal ein paar Zolle von der kranken Stelle entfernt, also tief im gesunden Tltell abzuschlagen.
Bei den geschwänzten Affen beobachtet man etwas Aehn-liches: die Spitze des Schweifs schwillt an, wird empfindlich, eitert ein wenig und das Thier beleckt sie off; im Laufe hält es gerne den Schweif in der Uand, um das walnschcinlicli schmerzhafte Anschlagen der Spitze zu verhüten. Nach einiger Zeit fällt die Spitze des Schwanzes ab, und der gleiche Vor­gang wiederholt sich, bis endlich das Thier nur noch einen Stumpf hat und dadurch einem ungeschwänzten Affen gleicht.
6) Krätze der Katze.
Sie befällt vorzugsweise den Kopf, verbreitet sich aber (wiewohl sehr langsam) Über den ganzen Körper bis zu den Zehen der Fiisse.
Man findet die Haut rissig und schorfig, die Haare sind theils durch die oft mehrere Linien dicken, trockenen Schorfe (besonders auf der Stirn) zu einem festen Grind zusammenge­klebt, theils aber auch ausgefallen (an den Füssen). Der An­fang der Krankheit ist gewöhnlich eine rothlaufartige Anschwel­lung des Kopfs. Die Augenlieder sind oft ganz verdickt, und verschliessen das Auge beinahe völlig, die Thiere sind traurig, bewegen sich wenig, sind träge und wie betäubt; auch die Fresslust verliert sich im höheren Grade der Krankheit, das Thier magert ab und zehrt aus.
Die Katzenkriitze ist durch das Vorhandenseyn der Milbe (ßarcoptes Cali. Hg.) bedingt. Diese Milbe ist ausserordentlich klein, beinahe kugelrund und meist in sehr grosser Anzahl zu­gegen, aber schwer zu finden, weil sie sich in der Tiefe der Schorfe aufhält; tödtet man die Katze und lässt ein Stück der krätzigen Haut in der Wärme trocknen, so kommen die Milben in Menge hervor, und kriechen ziemlich behende an den her­vorstehenden Haaren herum. Ihre Länge beträgt 0,03 bis 0 06 Linien, ihre Breite 0^05 Linien; der Körper ist unbehaart, die Füsse sind undeutlich gegliedert, die 4 vordem haben Haft­scheiben, das dritte und vierte Paar entspringen unten am
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Bauche, jenes endigt in eine lange Borste und zwei kurze dornartige Fortsätze, das vierte Paar geht in eine Haftscheibe aus.
Die Heilung dieses Ausschlags beruht auf der Vernichtung der Milben; hiezu können Einreibungen von warmem Oel, Seifen- und Laugenbäder dienen; eine schwache Auflösung von Kreosot in Wasser tödtet die Milben am schnellsten; die Scliorfe werden nach einiger Zeit mit warmem Seifenwasser aufgelockert und entfernt.
Es sind mehrere Fülle beobachtet worden, in denen räu­dige Katzen beim Menschen einen ähnlichen juckenden Aus­sehlag hervorbrachten; gewöhnlich geschah die Ansteckung da­durch , dass die Katzen sich in dem Bette der Menschen auf­hielten. Ich habe bei 2 jungen Leuten diesen Ausschlag als ein über den Hucken, Brust und die Arme verbreitetes Exanthem mit kleiuenisoliit-stehendcn, äusserst juckenden Schorfchen beobachtet; er hatte bereits 14 Tage gedauert, ohne sich zu mindern, ver­schwand aber durch Waschungen mit Kreosot-Wasser in wenig Tagen. Auf der Haut des Menschen konnte ich die Milbe nicht auffinden. Die Fälle, in welchen räudige Katzen Pferde und Hindvieh angesteckt haben, sind weit seltener.
Bei einer mit einem trockenen, schäbigen Ausschlag be­hafteten Katze fand ich eine andere Species von Milben, näm­lich die Mehlmilbe; die Katze war aus dem Hause eines Bäckers und die Mehlmilbe mag die Haut irritirt haben, wie diess beim Menschen durch die Käsemilbe öfter geschieht; beide aber ver­lassen den Körper bald wieder oder sterben auf demselben ab.
7. Schorf-Ausschlüge CEffl. crusfosae. Hör.)
sind in einer gewissen Zeitperiode ihres Bestehens mit Schorfen — dem verhärteten Product einer Absonderungslläche, von bräunlicher Farbe und zu Pulver zerreiblich—bedeckt. Sie beginnen meist mit kleinen Bläschen oder Pusteln, die aber wegen der Haare leicht übersehen werden; die Absonderung der kranken Hautfläche ist gering.
a) Der Kr n stengrind (Esehar'a).
Er befällt theils den Kopf (besonders den obern Theil des­selben), E. Capitis, theils den Kamm des Halses, E. Colli; erstercr bildet zuerst Haarknötclien, diese fallen aus und die
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Haut darunter crsclicint glatt, weiss, fcttglan/.cnd, bedeckt sich nun mit stets sich erneuerndea gelblichen oder gelbbraunen Schor­fen. Er erfordert Einreibungen von 01. tereö. und Vorsicht wegen der Ansteckung, die jedoch noch nicht mit Sicherheit nachgewiesen ist.
Der Halsgrind befällt den obern Rand des Halses, dicht unter der Mähne, kommt sehr häufig bei Pferden vor, nament­lich im Frilhjalir, und kehrt gerne zurück. Seine Entwicklung ist der des Kopfgrinds ähnlich, beim Abiielunen der Schorfe zeigen sich cigeuthümliche Vertiefungen, von dem Umfang einer Erbse oder Bohne, rütblicher Farbe und vielen dunkleren Puncten.
Behandlung mit: 01. tereb., schwefelsaurem Kupfer mit Fett und dgl.
b) Der Pockengrind {Placorygma. Hbr.).
Kleine, aber verhältnissmässig dicke Schorfe, die in pocken-fihnliche Grübchen der Haut sitzen.
Er befällt entweder die Nase und deren Seitentheile (Vom Auge bis zu den Nasenlöchern). PL larrale, oder die Oberlippe und den Baum zwischen beiden Nasenlöchern (Pf. labiale, Maulgrind). Bei jenem sind die Schorfe in Haufen oder Grup­pen vereint, bei dieser Form dagegen vereinzelt, die Haut da­zwischen ist rissig, trocken, in höherem Grade selbst schrun­dig und dann mit Schorfen bedeckt. Zur Heilung bedarf man höchstens solche Mittel, die die Haut weich und geschmeidig machen; häufig heilt der Auschlag von selbst.
(Der Lippenschorf, Crusta labialis, Hbr. scheint nicht wesentlich von dem Maul grind verschieden zu seyn.)
Maxd-Grind (Impetigo).
(Lämmergrind, Teigmaul, Gaisgrind, Crusta labialis. Rr.)
Ein schorfiger Ausschlag am Maul und Kopf, selten an andern Stellen des Körpers, bei säugenden, oder sonst noch jungen Thieren, besonders Kälbern, Lämmern, Ziegen und Ferkeln.
Der Ausschlag bestellt bei den Lämmern anfänglich in kleinen Knötclien mit entzündetem Bande, welche eine Kruste oder Schorf von weisslicher Farbe, dem Brodteig ähnlich, bilden; dieser Schorf geht von Zeit zu Zeit ab (Bchupjit sich
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melilig ab) und wird uiedcr auPs Neue erzeugt, und die jungen Thiere verfallen in Abzehrung.
Die Ursache wurde in Verletzung durch scharfe oder stecheiide Pllanzentheile (Waide an Hecken u. dgl.) oder in Säuerling der am Maul bleibenden Milch gesucht, aber wohl mit Unrecht, da meist saugende Thiere am Maul grind leiden, vielmehr ist eine, ihnen nachtheiligc Bescliaffcnheit der Milch oder ein inneres lymphatisches Leiden anzunehmen, daher auch Reinlichkeit, neben Bestreichen der kranken Stellen, mit reinem Fett, oder einer Manganumsalbc (nach Ryss), oder Waschungen mit aromatischen Decocten, Kalkwasser oder sonst gelinde, adstringirendeu Mitteln •— innerlich ein Abführungsmittel und wo möglich eine Veränderung der Nahrung nothwendig werden.
Von der Behandlung des Tcigmauls sah ich beim Menschen einen Herpes circinnalns an der Hand und im Gesichte ent­stehen.
V i b o r g beschreibt einen ähnlichen Ausschlag bei Ferkeln (Grlse-Udslet); er befällt die Umgebung der Augen (auch andere Stellen am Rumpfe), bildet einen bräunlichen Schorf, unter dem sich Eiter erzeugt, der manchmal die Augenliedcr ver­klebt. Als Ursache wird zu starke Fütterung der Mutterschweine (oder der schon abgesäugten Ferkeln selbst) angegeben.
Behandlung: Abbrechen am Futter, dem man etwas Kochsa]zundSpiesglanz(lDrachmepr. Stück, bei Mutterschweinen 2—3 Drachmen täglich) zusetzt. Die Geschwüre werden mit einer Auflösung von weissem oder blauem Vitriol (1 Drachme auf 1—2 Pfund Wasser) gewaschen.
8. Nässende Hautansschläye (Effl. humidae et tdeerosae).
Die wesentlichste Erscheinung derselben ist eine sehr in die Augen fallende, flüssige Absonderung von verschiedener Beschaffenheit (zähe, klebrig, übelriechend oder wässerig, ätzend u. s. w.), wozu dann Ausfallen der Haare, Schuppen-, Schorf- oder Borkenbildung hinzutritt.
Hierher gehört die Maucke u. s. w.
a) Die Raspe oder Rappe (bei Gr. Psoriasis Carpi et tarsi)
befällt hauptsächlich lang- und grobbehaarte Pferde von schwammigem Bau. Es bilden sich Schrunden in der Biegung
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des Vordeiknies oder Spiun^jsrelenks, welclie selimei/.en und mit einer Kruisle .sich bedecken. Die Ilaare sind gesträubt (oft verklebt oder auch ausgefallen); die Umgegend ist öfters etwas geschwollen, die Bewegung genirt.
Die Krankheit ist oft an allen 4 Fiissen, oft nur an einem oder 2 derselben zugegen, immer aber schwer zu heilen, theils weil die Disposition dazu angeerbt ist, theils weil die Bewegung der Gelenke die Schrunden immer wieder aufreisst. G r e v c meiut, Stuten und Hengste sollten desshalb von der Zucht ausge­schlossen seyn.
Behandlung: wie bei der chronischen Maucke.
b)nbsp; Die schuppige Maucke derKSthe (Pxoriaris digitorum. Hr.)
ist an der hintern Seite des Fesseis das, was die Raspe am Knie oder Sprunggelenke ist.
c)nbsp; nbsp;Der nässende Grind des K ö t Ii c n h a a r z. o p f s (Impetigo
spama digit. Gr.) hat seineu Sitz in der Haut des Haarzopfs der KOthe, seltener auf der ganzen hintern Fläche des Fesseis und äussert sich zuerst durch kleine, abgesonderte Eiterblatteru oder Pusteln, deren In­halt griingclblich und klebrig ist, gerinnt und die Haare verfilzt. Dieselbe Absonderung bildet sich nun in der wundgewordenen Haut, die gespannt und schmerzhaft 1st, später auch juckt.
Dauer: mehrere Wochen, selbst Monate. Die Abson­derung vermindert sich, die Borken fallen ab und hinterlassen die Haut spröde und verdickt, somit zu Recidiven geneigt.
Kaltes Waschen ist nachtheilig.
Behandlung: wie die der verwandten Auschläge.
d) Die ausfallende Maucke {Impetigo rodens. Gr.).
Eine heisse, schmerzhafte Geschwulst des Fesseis, welche etwa 12—18 Stunden dauert, macht den Anfang, sodann folgt Ausschwitzung einer klebrigen, stinkeiiden Flüssigkeit, welche die Haut anfrisst; nach einigen Tagen fallen grosse Stücke Haut, wie abgestorben, weg, oder schrumpfen ganz zusammen. Nicht selten leiden die darunterliegenden Sehnen von der fres­senden Jauche.
Die Thiere verlieren die Fresslust, magern ab und zeigen viel Schmerz.
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Sie befällt uacli Gr. vorzüglich die Hiuterfüsse und die lilulcre Fläche des Fesseis (ich sah sie auch am Vordcrfuss und üfter auf der vordem Fläche des Fesseis).
Behandlung: nehcn den äusserlichen Mitteln und der Entfernung des HautstUcks durch's Messer, innerlich stärkende und reizende Mittel.
Die ausfallende Maucke kommt in gewissen Jahren, beson­ders Winters, häufiger und fast seuchenartig vor, vielleicht vom Schneeuasser; ich beobachtete keine Entzündung voraus­gehen, sondern bloss ein lederartiges Absterben der Haut, die oft lange mit dem darunter liegenden Zellgewebe zusammenhielt, und um den Gang zu beschleunigen, mit dem Messer getrennt werden musste.
Meine Hehandlung bestund anfangs in erweichenden . und schmerzstillenden, später aromatischen und adstringirendeiiBädern. Zur Veruarbung Kupfervitriol- oder Höllenstein-Auflösung.
Stiker empfiehlt anfangs lang dauernde und oft wieder­holte Seifenbäder, Verband mit schwarzer Seife und Eigelb, oder Terpentin.
e) Maucke. [Impetigo erysipelalodes ? — scabida. Gr. Puronyehia
herpetica. Adam. Panaritium eq. erysip. Hof. Paron. erys. serosa
et herpet. Vcith.)
Ein anfangs rothlauf-, später flechtenartiger Ausschlag an den Fesseln und Schienbeinen der Pferde.
Die Maucke beginnt in den meisten Fällen mit einem leichten Fieberanfall, der aber in 12—24 Stunden vorübergeht; sodann entsteht die Anschwellung der Haut (auf der hintern Seite) des Fesseis, und bei weiterer Ausdehnung auch am Schienbein herauf, häufiger an den Hinterfüssen, als an den vordem; ebenso an weissgezeichneten; die Geschwulst ist rothlaufartig, heiss, schmerzhaft bei Berührung oder Bewegung, nimmt wäh­rend 2—3 Tagen zu, und sondert dann aus sehr kleinen, wegen der Haare schwer zu unterscheidenden, klaren Bläschen (nach Gr. auch blos aus den Poren der Haut) eine durchsichtige, gelbliche Flüssigkeit von eigenthümlichem Gerüche aus, die ätzend auf die benachbarten Uautstellen wirkt und daselbst Schrunden, Bisse, Ausfallen der Haare u. s. w. bewirkt.
Diess ist die acute Form der Krankheit; in dieser soll
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die ausgeschwitzte Lymphe die Eigenschaft besitzen, bei Meu-schcii und Kühen durch zufällige oder aLsichtliche Impfung einen der wahren Vaccine ganz analogen Ausschlag hervorzu­bringen (nach Jenner, Viborg, Rosendahl, Steinberg, s. Rcpert. I. p. 90, letzterer impfte sogar mit Stoff von invete-rirter Maucke). Man nannte die von der Pferdereaueke erhal­tene Lymphe: Equine; soviel ist sicher^ dass die meisten Impf­versuche mit ihr — sowohl beim Menschen als Thiereu — fehl­schlugen, vielleicht weil der passende Zeitraum zur Abnahme wirksamer Lymphe sehr kurz ist.
Sich selbst überlassen oder fehlerhaft behandelt, geht die acute Maucke in die chronische (lierpetische) Form über; die Absonderung der Haut wird habituell, die Haare verkleben, richten sich auf oder fallen aus, die Lymphe wird dicker, schmierig und sehr übelriechend, die Geschwulst der Haut ver­liert die Hitze und Empfindlichkeit, wird üdematos, das Zell­gewebe der Haut verwandelt sich in eine speckartige, unförm­liche Masse, während die Schrunden unter den gebildefeu Borken immer tiefer fressen oder die geschwürigen Stellen sich mitFeigwarzeu bedecken, und nicht selten die abwärts fliessendc Jauche den Strahl und die Sohle angreift und krebsartig ver-iindert. Hiezu sind oft mehrere Monate, manchmal aber auch wenige Wochen erforderlich. In andern Fällen beobachtet man ödematüse Anschwellung der Schenkel oder Bildung tief fres­sender Geschwüre.
Den höheren Grad der veralteten Maucke hat man (nässen­den) Straubfuss, Igclsfuss genannt, und mit dem Fisch­schuppen-Ausschlag {Ichthyosh des Menschen, oder mit Ele-pliantiasis und Leprosis) verglichen.
[In veralteter Maucke, die sich an den hintern Schien-beineu herauf erstreckte, habe ich Milben in grosser Zahl gefun­den, die mit der Krätzmilbe des Pferds identisch waren, und auf andere Stellen undThiere übertragen, die Krätze hervorbrachten.]
Ursachen: eine besoudere Disposition zur Maucke haben unedle, schwammige, grob- und laughaarige Pferde, besonders aus Marschländern; die Krankheit soll im Herbst nach der Aufstauung der Pferde von der Waide häufiger entstehen; in­dessen herrscht sie in manchen Jahrgängen fast epizootisch, besonders in den niedrigeru Ländern (z. B. Norddeutschland).
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Auch eine erbliche Disposition zu der Krankheit ist nicht in Abrede zu ziehen, und macht die Heilung schwieriger.
Als eine Mclaslase eines leichtern Rothlauffiebers hat die acute Maucke dieselbe nähere Ursache, wie die Rothlaufarten überhaupt; namentlich schwüle Hitze mit kaltem Regen ab­wechselnd u. dgl., woneben eine Störung der Gallenabsondcrung bestehen mag. Nässe und Unreinlichkeit führen hauptsächlich den Uebergang der acuten Maucke in den chronischen Zustand herbei.
Die Prognose richtet sich nach der Dauer des Uebels und der mehr oder minder grossen Disposition des Thicrs zu demselben.
Reh andlung: das Fieber erfordert selten einen Aderlass, sondern bloss Mittelsalze und etliche Klystiere; die Anschwel­lung der Fessel wird während des rolhlaufaitigen Stadiums (nach gehöriger Reinigung) mit lauem Seifenwasser gebadet, oder mit Umschlägen (Cataplasmen) von Kleie und Leinsamen, zerquetschten, gelben Rüben, bei grossem Schmerz mit Zusatz von Hb. conii mac. oder Hb. /lyosciami, bedeckt; alle Erkäl­tung ist durch sorgfältiges Abtrocknen und Umbinden der Füsse mit Flanellbindcn zu verhindern. Nach einigen Tagen setzt man den Waschungen entweder aromatische Kräuter oder gelind adstringirende Mittel, z. B. Zinkvitriol in geringer Menge hinzu. Die Unterdrückung der Ausschwitzung durch Salben, besonders mit Bleipräparateu, soll Koller, Dampf und Rehe zur Folge gehabt haben. In einem solchen Falle wäre die Ausscheidung durch Einreibungen von 01. tereb. und selbst Cantharidensalbe wieder hervorzurufen. — Eine Ableitung der Säfte entweder durch innerliche (z. B. harnlreibcnde oder jmr-girende) Mittel, oder durch eine weiter oben am Schenkel angelegte künstliche Eiterung ist bei jeder länger dauernden Maucke fast unentbehrlich.
Bei der chronischen Maucke sucht man die Beschaffen­heit der Geschwüre theils durch eitermachende (digestiv.'), theils durch trocknende und selbst ätzende Mittel, zu verbessern. Hieher gehören , ausser den harzigen Salben (Ungt. digestiv., Basilic.), der Kupferhonig (Ungt. aegyptiac.), Kalkwasser, Auflösungen von schwefelsaurem Kupfer, Sublimat, der Kupfer-salmiak-Liquor (Köchlin's Z/jlt;/. anrtmjasm.); einzelne degenerirte Hautpartien, Feigwarzen u. dgl., können theils mit dem Messer entfernt werden, theils werden sie nachdrücklich gebrannt.
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Innerlich wird hei solcher Warzenbildüng im Fessel, hei Ver-hiirtun^en im Zeligewehe u. s. \v. Tart. emet. in grosseil Gaben empfohlen (von Adamowicz). Die Verhftrtdng des Zellgewebs wird durch lang fortgesetztes festes Binden (mit einer langen, leinenen Cirkelliinde) vermindert; bei sehr grosser Ausdehnung der Verhärtung lösst sich auch ein Theil derselben mit dem Messer ausschneiden. Haben sich Milben entwickelt, so wäre der Ausschlag wie Krätz-o (rait empyreum. Oel) zu behandeln. Die Fdtterung ist dem Zustande des Thicrs gemäss einzurichten; jedenfalls ist auf gute Qualität der Futterstoffe und den Gcnuss frischer Luft und reinen Wassers zu sehen.
Veraltete Fälle von Mauckc oder Straubfuss widerstehen oft hartnäckig al?en Mitteln, und machen die Thiere zuletzt wegen der unförmlichen Anschwellung der kranken Gliedmassen oder der Zerstörung des Hufs unbrauchbar, oder führen selbst den Tod durch Abzehrung herbei.
Ansteckung anderer Pferde ist wenigstens durch blosc Cohabitation nicht zu besorgen^ ob Tinpfung oder zufällige Ueber-tragung der Krankheit durch verunreinigte Waschschwämme, Binden u. dgl. stattfinden könne, sclieint nicht entschieden. Greve behauptet, selbst durch Impfung habe er keine Ansteckung zu Stande bringen können.
f) Maucke des Rindviehs. (Träberausschlag, Fusskrätze.)
Ein nässender Ausschlag, der am häufigsten die llinterfüssc des mit Trabern gefütterten Rindviehs, von den Klauen bis zum Sprunggelenk, selten weiter hinauf, befällt, und an den faltigen Hautstellcn Schrunden, an den Klauen Geschwüre zur Folge hat. Die disponireude Ursache dieses Ausschlags mag in der erschlaffenden Wirkung des Träberfutters (von der Branntweiu-und Bierfabricafion) liegen; insbesondere wird die sauer ge­wordene Kartoffelschlempe beschuldigt, man hat die Krankheit aber auch von zu frischer Kartoffelschlempe oder solcher, die von gekclmten Kartoffeln herrührte, sowie von Frucht-Spülicht, ferner von der Fütterung frischen Kartoffelkrauts entstehen ge­sehen. Als nächste Veranlassung des Ausbruchs sieht Rychner die Verunreinigung der Füsse durch den flüssigen Mist und den oft abgehenden Prin der mit Branntwein - Spülicht u. dgl. gefütterten Thiere an.
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So lange diese Fütterung fortdauert, 1st die Heilung nicht wohl zu erzielen; soLald sie aiiflniit, lüsst auch das Uebel nach. Tiefere Schrunden und Klauengesclnvtire werden mit gclind adstringirenden Mitteln (Kalkwasser, Bleiwasser u. dgl.) behandelt. Die Anwendung von Mittelsalzen, Haarseilen u. dgl. schwächenden Mitteln ist nachtheilig befunden worden.
Der Ausschlag beginnt mit starker Anschwellung, Hitze und Schmerz, weshalb die Thiere sich nicht gerne legen; die Fresslust leidet selten, aber die Haut des Körpers ist trocken und pergamentartig. Nachdem die entzündlichen Symptome nachgelassen, schwellen die Füase wieder ab, es bilden sich aber Furchen und Schrunden in der Haut derselben, die oft ziemlich tief gehen. In einem schnell tödtlich gewordenen Fall sah man den Körper kalt, die Augen geschlossen, den Kopf auf die Krippe gestützt oder in der Seite liegend, den Puls klein und sehr beschleunigt, den Gang schwankend, den Mist dilnu und stinkend, das Athinen nicht sehr beschleunigt.
Neben der Anwendung lauwarmer Bähungen (oder Anstriche von Blciweiss und Wasser nach Stiker) ist entweder Verän­derung der Fütterung, oder wenigstens Zusatz von Heu oder Stroh zu dem Träberfutter nöthig.
g) Aussatz. Elephantiasis. (Crouzcl, Gelle.)
Crouzel beschreibt einige Fälle von Degeneration der Haut, die er bei Rindviehstücken und bei einem Maulthier beobachtete und Elephantiasis nennt; sie besteht in einem Absterben der Haut, wobei sie sich hebt, Schrunden bekommt, die eine stin­kende Jauche aussickern, dabei unempfindlich wird und dem Pergament oder Horn ähnlich ausdörrt. Diese Veränderung er­greift hauptsächlich die Epidermis und das Refe Mulpighi, die Schrunden gehen nicht tiefer; das Corium ist in eine 1—2quot; dicke, speckartige Masse verwandelt. Die Klauen lösen sich leicht ab, das Horn ist erweicht, wie in der Strahlfäule der Pferde. Bei der Section findet man tiefe Geschwüre in der Nase, Tuberkel in der Lunge und den Gekrösdrüsen, Wasser-erguss in die Bauchhöhle u. s. w. (Ob die Krankheit mit dem Wurm oder Rotz verwandt sey?)
Elephantiasis tuberculosa. Gelle beobachtete einen Ochsen, bei dem sich in Folge reizender Einreibungeu auf dem Rücken
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(wegen Läliinuiig, die von einem Sturz Jierrülnte) flechtenarfige Flecken gebildet hatten, die sich bald über die ganze Haut verbreiteten. Diese war runzelig, sehr verdickt und wie scirrh'js, hing fest an den Knochen u. s. w., und war mit Schrunden bedeckt, auf deren entzündetem Grunde schuppige Krusten von der Oberhaut gebildet lagen. An einigen Stellen waren kleine Geschwüre auf der Haut, an andern, besonders an den Augen-liedern und abwärts vom Knie und Sprunggelenke, tuberkel­artige Verhärtungen von der Grosse einer Linse bis einer Hasel-nuss. Der Ausschlag juckte das Thier und veranlasste es, sich zu belecken. Zugleich war ein scharfer Tliräueuausfluss zu-g-cg'en, der die Haare und selbst die Wimpern ausfallen machte; aus der Nase floss zäher, gelber Schleim; der Puls etwas be-scbleunigt, das Athmen, die Verdauung und die Ausleerungen aber normal. Durch wiederholte und starke Aderlässe (von je 10 Pfunden), erweichende Waschungen, Bürsten und Aullegen von Decken, neben guter Nahrung und reiner Luft, wurde das Tliicr in 4 Wochen so weit hergestellt, dass es verkauft werden konnte. Nach dem Schlachten fand man die Eingeweide ge­sund; aber das Zellgewebe unter der Haut, so wie das Corium sehr blutreich, die Haut verdickt und infiltrirt.
Die englischen Thierärzte wenden innerlich den Schwefel in grossen Gaben (zu 'ft Pf. täglich) mit etwas Ingwer oder Quecksilber-Mohr zu 3ij an; reiben verstärkte Quecksilber-Salbe ein, oder machen Waschungen mit Chlorkalk-Auflösung. Zu­gleich wird adergelassen und abgeführt.
B. A\nnikl)iiftc S'tonuuj iitr ^in-iuilil'unlu-niiui.
Die Absonderung des Harns kann krankhaft vermehrt oder vermindert seyn; die Entleerung desselben ist manchinal unter­drückt, mit Schmerz verknüpft oder schwierig.
Der Harn ist nach Quantität und Qualität vielen Verände­rungen , noch innerhalb der Gesundheit des Thiers, unterworfen; auch sind mehrere seiner Abweichungen vom normalen Zustande, wenn auch krankhaft, doch blos symptomatisch, wie z. B. die im Verlaufe der acuten Fieber bemerkbaren Verschiedenheiten n. s. w. Aenderungen in der chemischen Zusammensetzung des Harns sind theils an der Farbe, Consistenz u. dgl. zu erkennen (blutiger, zäher, wässeriger Harn), theils durch
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genauere chemische Analyse, z. B. die Ainvesenheit des Harn-zuckers, des Eiwcisses, des Fetts. Die Lei einer krankhaften Mischung des Harns sich abscheidenden Concremcntc (Harn­steine) gelangen nicht selten von dem Nierenbecken, wo sie sicli ursprünglich zu bilden scheinen, durch die Ureteren in die Blase, woselbst sie sich vergrössern. Sie bestehen bei den pllanzenfressenden Hausthieren giössteutheils aus kohlensaurem Kalk; bei dem Hunde und Schweine aus phosphorsaurem Talk-Ammoniak; bei beiden letztem sind indessen auch Harnsteine aus harnsaurem Ammoniak oder einer harzigen Substanz gebildet vorgekommen (vgl. Girard, Memoire sur les calmls tesicaux). Von Eingeweidewürmern findet man den Slrongylus Gii/aä, den grOssten der Rundwürmer, in den Nieren verschiedener Haus-tbiere, jedoch sehr selten.
Vermehrte Harnabsonderung kommt vor: in Folge des Antagonismus zwischen Haut und Nieren, bei verminderter Haut-ausdünstuug, und aus gleicher Ursache bei vermehrter Be-sorbtion der serösen Hitute (in der Heilung der Hohlenwasscr-suclit); ferner vorübergehend und symptomatisch zur Zeit der Crisis bei Fiebern, auf den Gebrauch harntreibender Mittel u. s. w., aber auch als besondere Krankheitsform (s. Harnruhr).
Verminderte Harnabsonderung begleitet die Wassersucht und jede stark vermehrte wässerige Secretion, die Entzündung der Nieren, die Degeneration ihrer Substanz durch Eiterung, Bildung von Hydatiden, Tuberkeln, Markschwamm u. dgl.
Fast in allen diesen Zuständen ist auch die Mischung des Harns merklich verändert.
Die Ausführung des bereits gebildeten Harns ist krank­haft entweder aufgehoben oder nur mit Schmerzen möglich (von Harnsteinen, Blasenkrampf, Druck der Prostata, Entzündung der Harnröhre u. s. w.), oder der Willkühr entzogen, z. B. durch Lähmung des Blasenhalses.
(Die Entzündung der Nieren, Blase u. 8. w. 8. in der 11. Ciasse bei den Entzündungen überhaupt, das Blutharnen bei den Blutungen.)
a) ^ornrul)r, fiauUtfiaU. [Diabetes.')
Die Harnruhr ist eine chronische, fieberlose Krankheit, welche sich durch den sehr vermehrten Abgang eines wässe­rigen Harns zu erkennen gibt. Sie ist als wässerige Harnruhr
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(D. in
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onig - Harnruhr (D. mellitus)
Ijeiin Schafe und Rind beobaclitet worden.
Mattigkeit, steifer oder schwankender Gang:, vermehrte Empfindlichkeit der Niereiigcgcnd, grosser Durst, öfteres, manch­mal schmerzhaftes Absetzen des Harns in grosser Menge, der dabei ein geringeres specifischesGewiclit hat (hüchstens 1,025, ge­sunder Harn wiegt c, 1,040), sehr wässerig (oder wie mit vielem Wasser verdünnt) und ohne Kalksalz ist, sind die Symptome der Harnruhr. — Bei Rindvieh ist der Harn nach Rychner wasserhcll, spüter grünlich-schillernd und süsslich.
Diese Symptome können Monate lang bald stärker, bald gelinder fortdauern, veranlassen sodann Abmagerung, und zu­letzt ein Zelirfieber oder Paralyse des lliiitertheils.
Bei der Section findet man die Substanz der Nieren blass und schlaff, die Häute der Harnblase und die Harnleiter bald verdickt, bald durch Erweiterung des Lumens verdünnt, ausser-dein die Zeichen der Cachexie.
Die Analyse eines solchen Harns ergab in 8 Unzou 128 Gran braunen Extractivstoff mit etwas Harnstoff und verschie­dene Salze, 3 Gran Schleim mit etwas kohlensaurem Kalk, 'A Gran harnsauren Kalk und Kali, 3—5 Gran Benzoesäure, 33/4 Gran pbospliorsauren Kalk, ISV; Gran kohlensauren Kalk, 44 Gran Natron- und Ammoniaksalze, mit Spuren von Mangan-und Eisenoxyd, 3642'/? Gran Wasser (John).
In einem von mir analysirten Fall enthielt der Harn eines diabetisebeu Pferdes ziemlich viel Eiweiss, sehr wenig Kalk, ausserdem schwefel- und salzsaure Salze.
Als Ursachen werden meist der Genuss harten und mit erdigten Theilen verunreinigten Wassers und schimmlichteii Futters, besonders in grosser Menge, ferner bei den Schafen das Fressen scharfer Pilanzcn, z. B. der Anemone nemorosa und l'ulsaltlla, der Adonis-Arten und besonders der Asclepias vlncetoxicum (Schwalbenwurzel), endlich der Missbrauch stark harntreibender Arzneien angeführt. Indessen ist häufiger grosse Arernaclilässigung der Reinlichkeit im Stalle, schlechte Wartung, Erkältung der Haut oder der Verdauungsorgane, der Genuss neuen Habers, auch verdorbenen Futters — wenigstens bei Pferden — die Ursache der Harnruhr. Auch bei gut genährten und gehaltenen Pferden habe ich sie auf die Druse folgen sehen.
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Beim Rindvieh Leschuldigt Rycliner noch insbesondere be­reutes oder gefrorenes und Träberfiitter. Die Krankheit ist an­fangs nieiit hartnäckig, wird es aber, je länger sie dauert.
Behandlung-: Vermeidung der Ursachen, wo sie bekannt sind, daher Ftttterwcehsel u. dgl.; von innerlichen Mitteln sind schon verschiedene empfohlen worden. Man muss sich hiebei nach dem allgemeinen Zustand des Thicrs richten; nilhert sich derselbe dem entzündlichen, so sind Salze mit schleimigen Mitteln (Salpeter, Leinsamen, Althea) am Platze, ist aber (häufiger) das entgegengesetzte der Fall, so sind die adstringirenden Mittel mit stärkenden und speeifisch auf den Harn wirkenden vorzu­ziehen (Alaun, Eisenvitriol, Eichenrinde-Decoct mit Camphor; Infusnm tanaceli mit Terpentin (Viborg), Catechu, Uva nrsi und Opium (Youatt). Eine Verbindung von Bleizucker mit Extr. hyosciam. rühmt Ilertwig. Manchmal ist schon die Veränderung der Lehensweise (Ruhe, gutes Futter) hinreichend, die Harnruhr ohne alle Arzneien zu heilen. Warmes Verhalten und kräftige Nahrung unterstützen die Heilung sehr.
Man hat die Harnruhr manchmal fast epizootisch herr­schen gesehen, so z. B. im Frühling 1830 in einigen Theilen von Paris und sonst in Frankreich. Sie befiel hauptsächlich Arbeitspferde und unter diesen fast ausschliesslich die Hengste, und war nur durch hinzutretende Magen- und Darmentzündung oder Blascnentzündung gefährlich oder selbst lodtlich. Als Ursache konnte man die anhaltende Feuchtigkeit der Luft und verdorbenes Futter beschuldigen.
Man fand anfangs die Tiiiere niedergeschlagen, wenig Fress­lust, ein heisses Maul, trockene Zunge, die Lcndengegend empfindlich, den Puls zuerst etwas hart und vermehrt, bald aber weich, voll und weuig beschleunigt. Der Durst ist fast unauslöschlich, und der Harn geht in der Stunde 4—6mal zu Vi Maas und mehr ab, anfangs ohne Beschwerde, später mit Schmerz, da die Schleimhaut der Urethra aufgelockert und sehr gerüthet ist. Manche zeigen Kolikschmerzen von Entzün­dung des Blasenhalses; andere können den Harn nicht halten. Erectionen sind nicht selten. Die Haut ist trocken, das Haar struppig, der Mist hart und schlecht verdaut.
Die Krankheit braucht 10—12 Tage, um sich auszubilden, bleibt dann einige Tage unverändert, und lässt sofort allmählich
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nach, während! die Tliiere wieder Appefit bckonimen u. s. w. Der Harn hatte nur 1,007 spec. Schwere, entliielt mehr Wasser als gesunden Harn (0,98), freie Essigsäure, keinen kohlensauren Kalk (und keinen Zucker).
Die Heilung wurde blos durch diätetische Mittel bewirkt.
(Moiroud.)
Steward führt einen Diab. bronchitic. an. S. A'eter. 1830.
b) ^jonn)laquo;|)laquo;Umtö. (^Ischuria. Dysuria. Ad.l
(Harnkolik, Harnstrcngc.)
Verminderte oder ganz aufgehobene Ausleerung des Harns, meist mit Schmerz, ohne oder mit symptomatischem Fieber. Am häufigsten beim Rind, weniger bei den übrigen Hausthieren; selten bei weiblichen Thieren.
Symptome: kolikähnliches Benehmen mit öfterem Anstellen zum Harnen, ohne dass der Urin abgeht, oder nur wenig, tropfenweise. Bei längerer Dauer kommt Fieber und Entzündung der Becken- und Baucheingeweide hinzu; auch platzt manchmal die Blase und der Urin ergiesst sich in die Bauchhöhle, worauf eine schnell tödtliche Bauchfell-Entzündung folgt.
Die nächste Ursache ist meist eine krampfhafte Zusammen­schnürung des Blasenhalses, oft in Folge allzu langen Verhaltens des Harns bei langem Laufen, ohne dem Thier Zeit zum Harnen zu lassen; als entfernte Ursache ist Erkältung der Haut oder der Verdauungsorgane anzusehen. Ausserdem sind es haupt­sächlich mechanische Hindernisse, Harnsteine in der Blase oder der Harnrühre, Anschwellungen der Prostata (bei Hunden), Krankheiten des Penis mit Verengerung der Urethra, Verstopfung des Schiauchs u. s. w. (Wenn öfter Harn in kleiner Menge und mit Beschwerde abgeht, und der innerliche Gebrauch der Canthariden oder sehr ausgedehnte Einreibungen der Canlharidcn-Salbedaranschuldsiud, wären Camphor-Emulsioncn anzuwenden.)
Dauer: in der Regel kurz, da entweder bald Erleichterung oder aber Uebergang in eine andere Krankheit stattfindet.
Bei der Behandlung ist zunächst der Zustand der Blase durch den Mastdarm zu untersuchen; ist sie leer, zusammen­gezogen, empfindlich, der Mastdarm heiss u. dgl., so ist die Harnverhaltung blos symptomatisch und eine verminderte
Hering, Pathologie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 14
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Absonderung (las Wesentliche. Ist dagegen die Blase voll und gespannt, so sucht man zunächst durch einen gelinden Druck auf dieselbe (deren Wände ihre Contraetilität manchmal einge-büsst haben) mit der flachen Hand, die Ausleerung des Harns zu unterstützen; sodann aber die nähere Ursache (Stein in der Blase oder der Harnrühre, ungewöhnliche Anschwellung benachbarter Theile) auf/.uflnden , um dagegen (meist operativ) zu wirken.
Bei biosem Krämpfe des Blasenhalses: erweichende und krampfstillcndc Klysliere, innerlich aber eine Auflösung von 1—2 Drachmen Tart, emetic, in 8—12 Unzen Chamillen-Iu-fusum (alle '/laquo;—I Stunden wiederholt), nöthigcnfalls abwech­selnd mit 1—2 Dr. Extr. hyosciami im gleichen Vehikel; auch Bilsenkraut- und Tabacksklystiere, neben innerlichen Emulsionen mit Asafoetida, Opium oder Camphor, so wie Einreibungen von Salmiakgeist in die Lendcngegend oder von warmem 01. hyos­ciami in das Mittclfleisch (bei Bindvieh) sind empfohlen worden.
In leichten Fällen ist es manchmal hinreichend, das Pferd auf eine frisch aufgeschüttelte Streu zu stellen, um dasselbe zum Harnen zu bringen (sonst in einen Schafstall); auch werden Salz oder Pfeffer an die Oeffnung der Harnröhre gebracht, um daselbst einen Reiz zu erregen.
Alkohol auf die Lendengegend zu giessen und daselbst anzuzünden, ist nicht rathsam, theils wegen der Feuersgefahr (in einem Stall), theils wegen der Entzündung der Haut. (Ich habe ganz kahle Platten durch dieses Verfahreraquo; entstehen sehen.)
Gegen Harnbeschwerden von Anhäufung sandiger Massen (eigentlich kohlensaurem Kalk) im Urin der Pferde empfiehlt Waldinger Seife und Terpentinöl (zu % Unze täglich) zu geben.
Die Entleerung der Harnblase mit dem Catheter hat beim Pferd, wegen der Länge der Harnröhre, manche Schwierigkeit; beim Rind, Schaf und Schwein ist sie unausführbar, ausge­nommen nach dem Harnröhrenschnitt unterhalb des Afters. Die sonstigen Operationen sind: der Harnröhrcn-Steinschnilt (beim Ochsen am häufigsten), der Blasen-Steinschnitt, der Blasenstich vom Mastdarm aus oder neben dem Blasenhalse hinein.
Bei einem grossen Hund, mit hartnäckiger Harnverhaltung von Verhärtung der Prostata, entleerte ich durch den Catheter (und Harnröhrenschnitt) zuerst 87 Unzen und später 36 Unzen sehr concentrirten Harns.
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c) IHuofrmöflen ien ^otn 311 fyalttu (EnuresisJ
ist meist symptomatisch bei Lähmung des Hintertheils über­haupt, oder des Blasenhalses insbesondere. Auch kOuneu Harn­steine, welche den Blasenhals nicht völlig vcrschliessen, Veran­lassung dazu geben.
Das fortwährende Austnipfein des Harns, mit oder ohne Schmerzen, aus dem meist etwas hervorhangenden, sclilaffen Penis ist das bezeichnende Symptom.
Behandlung: mit stärkenden, adstringirendeii oder seihst reizenden Einspritzungen in die Harnröhre und Blase, des­gleichen in den Mastdarm; reizende Einreibungen im Mittel-lleisch oder auf dem Kreuze. Bei längerer Dauer der Krankheit und gesunkenen Kräften des Thiers ist wenig Hoffnung auf Heilung zu machen. Wäre ein entzündlicher Zustand der Blase, z. B. durch Verletzung u. s. w. Ursache, dass sie sich fort­während zusammenzöge, so sind entzündungswidrige und be­sänftigende Mittel anzuwenden.
Das bei neugebornen Kälbern manchmal 3—4 Wochen lang stattfindende Auströpfeln des Harns durch den Nabel (mittelst des offen gebliebenen Urachus) hört nach und nach von selbst auf; im andern Falle auf knappe Unterbindung des Rests der Nabelschnur.
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ZWEITE KLASSE.
(der Irritabilität).
Das Wesentliehe der Krankheiten der Irritabilität ist: ge­störte oder veränderte Bewegung.
Die Bewegung aussert sieh hauptsäclilieh im G cfass­ays tem; sie kann vermehrt oder geschwilclit, selbst vernichtet seyn; es kann ferner die Expansion vorwalten, oder die Con­tra et ion; der Inhalt der Gefüsse, das Blut (dessen Verände­rungen in den nächsten Bestandlheilca bereits in der I. Klasse vorgekommen sind) ist hiebe! theils quanlitativ, theils qualitativ abgeändert; überdiess ist der Einfluss sowohl der Verdauung und Biutbereitung, als auch insbesondere des Nervensystems auf die Verrichtungen des Gefässsystems nicht zu verkennen. Manche in Organen der Bewegung sich äussernde Krankheiten hängen stets von den Nerven derselben ab, z. B. Krämpfe der Muskeln.
Störungen im Kreisläufe wirken auf das Bildungsleben und die Sensibilität zurück, und können bald ihre Thätigkeit steigern, bald herabslimmen, sogar ganz aufheben.
Die Krankheiten der Irritabilität haben ihren Sitz theils im Gefässsy^stcm überhaupt (z. B. Fieber), theils in beschränkten Ausbreitungen desselben in gewissen Geweben oder Organen (Entzündungen). Ihr Verlauf ist grösstentheils acut, selten chronisch oder langwierig.
Aron den allgemeinen krankhaften Zuständen des Bewegungslebens ist hier
a)nbsp; nbsp;die vermehrte oder erhöhte,
b)nbsp; nbsp;die verminderte Bewegung im Gefässsystem,
c)nbsp; nbsp;die unregelmässige Blutbewegung (Congestion, Ent­zündung, Blutung)
zu betrachten.
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A. VfniuljiU' ,Öhttlu-uu-iuiiii),
(erhöhte Irritabilität desselben, erhöhte Arteriositiit), vgl. die erste
Ordnung dieser Klasse (Fieber).
Sie äussert sich hauptsächlich in der Thiltigkeit der Arte­riell; das Blut ist in höherem Grade arteriös, zugleich oft ia grösscrer Menge zugegen (Plethora) oder mehr ausgedehnt (falsche Vollbltttigkeit), und in seinen näheren Bestandtheilen abweichend (entzündliche Beschaffenheit) ; einer dieser Zustände zieht gerne.die andern nach sich.
Ursachen: gute Verdauung und Blutbereitung; reine, kalte, trockene, sauerstoffreiche Luft, nahrhaftes oder reizendes Futter, starke Bewegung oder Muskelanstrengung, Entzün­dungen von äusserer Ursache. Jugend, inännliches Geschlecht, sanguinisches und cholerisches Temperament erhöhen die An­lage zur erhöhten Arteriositat.
Symptome: starker, voller, gereizter, beschleunigter Puls, unfühlbarer Herzschlag (vorwaltende Contraction), erhöhte thie-rische Wärme, vermehrter Turgor, Neigung zu Blutandrang nach einzelnen Organen, zu Entzündungen und Blutungen.
Ausgänge: durch vermehrte Secretioneu (Crisen) oder Blutung in Gesundheit; oder Uebergang in venöse und nervöse Krankheitslbrnien, in Entzündung einzelner Organe u. s. w.
Behandlung: im Allgemeinen entzündungswidrig (Blut­entziehung, Hungern, Vermehrung der Absonderungen, nament­lich der Haut, Nieren und des Darmkanals).
B. IHmthrtiette IDtutberorflunj), (verminderte Irritabilität, erhöhte Venosität).
Anhäufung des Bluts in den Venen, Ausdehnung derselben und Herabstimmung ihrer Thätigkeit; das Blut besitzt die Eigen­schaften des venösen in höherem Grade.
Ursachen: dunstige, sauerstoffarme Luft, grosse Hitze, beschränkte Respiration und Thätigkeit des Herzens; viel Futter bei wenig Bewegung; deprimirende Leidenschaften; manche Contagien und Miasmen. Das phlegmatische und melancholische Temperament, schlaffer Körperbau, Neigung zum Fettwerden ii. dgl. erhöhen die Anlage zu diesem Krankheitszustaude.
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214
S j in p f o in c: langsamer, träger Puls, fülilbarer Herzschlag (vorwaltende Elximnsion), Stockungen des Bluts, aufgetriebene Venen; träge Bewegung, veränderter Instinct; gestörte Ver­dauung, krankhafte Schleim- und Gallenabsonderung, schmutzige Färbung der Schleimhäute; Neigung zu Krankheiten des Pfort-Ader.systems, gastrischen und biliüseu, auch typhösen Fiebern, Desorganisation einzelner Organe, besonders der Leber, Milz u s.w.
Verlauf: meist langwierig, wo nicht ein sich ausbildendes locales Leiden, oder der Uebergang in-die erwähnten Krankheits-fonnen denselben beschleunigt.
Therapie: hauptsächlich durch Beseitigung der Ursachen; ferner: Blutentzichung, Vermehrung der Secretioncu, besonders des Dannkanals und der Leber; vegetabilische und Mineral-Säuren; bei grosser Unthätigkeit und Abspannung (Torpor): stärkende, reizende Mittel.
C. tlnrcgflmiilUjje |3lutbfniegunfl.
([Hieher: a) Congestion, h) Entzündung, c) Blutung.}
a} Congestion.
Anhäufung von Blut in einem Organe, daher Vermehrung seines Umfangs, Aufgetricbeuheit u. dgl.
Diese Blutanhäufung kann davon herrühren, dass die Ar­terien dem Organ zu viel Blut zuführen (arterielle Congestion, zugleich active), oder aber dass die Venen zu wenig wegflUireu (venüse Congestion, meist passiv).
(Das Herz und die Leber muchen eine Ausnahme; lei beiden sind die Venen die Blutzufübrenden 'Gelasse, beim Herz sind zugleich die Arterien die wegführenden Kanäle.)
Ursache: Vollblütigkeit, erhöhte Thätigkeit der Arterien, erschwerter Abfluss des Bluts durch die Venen (Verengerung, Verwachsung); aufgeregte Empfindlichkeit eines Organs bringt active Congestion hervor, deprimirtc Empfindlichkeit dagegen venöse; Kälte veranlasst Anhäufung des Bluts in den grossen Höhlen des Körpers — Wärme, starke Bewegung u. dgl. zieht das Blut mehr nach der Haut (Aufüllung der Hautvenen).
Symptome: aussei- dem bereits Aiigcftthrteu starkes Pul­siren der Arterien, voller, grosser Puls, strotzende Venen, Zunahme des Volums, Röthe, Wärme des Organs, veränderte
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Consistcuz desselben (weich odor hart), Schmerz, SUlrung der Function; Blasse und Blutinangcl iu andern Organen u. s. w.
Dauer: kurz, aber nicht selten wiederkehiend; Blutungen sind kritisch, allein nicht immer ungefährlich; Uebergaug in Entzündungen, in chronische Stockungen.
Prognose: im Allgemeinen günstig.
Behandlung: durch Entlernung der Ursachen; Blut-entziehung (örtlich oder allgemein), Ableitung des Bluts nach andern Organen; Kälte, entzündungswidrige und abführende Mittel (besonders bei activen Congestionen); adstringirende, stärkende Mittel (üfter bei passiven Congestionen).
bj Entzündung. Qlnflammatlo, Phlegmasia.^) (Vgl. die (weite Ordnung dieser Klasse.)
Krankhaft erhöhte Vegetation und Plasticität in einem ein­zelnen Organ, bezeichnet durch Störung seiner Verrichtung, mit Rüthe, Hitze, Schmerz und harter Geschwulst. Befällt alle Organe, das epiderm. System ausgenommen.
(Diese Zeichen der Entzündung sind theils durch die tiefe Lage oder die dunkle Farbe der Organe nicht bemerkbar, theils überhaupt nicht alle in jedem Falle zugegen, wie z. B. eine harte Geschwulst an Membranen (Schleim- oder serösen Häuten) nicht vorkommt. Als Unterschiede der Entzündung von ähnlichen Zuständen werden folgende angegeben: von der Congestion durch die Abwesenheit der harten Geschwulst und das Vorübergehende der Congestion; von der Tur-gescenz durch den Mangel an .quot;Schmerz und harter Geschwulst; die Stockung des Bluts ist bezeichnet durch die dunklere Färbung, die Abwesenheit der Hitze, bei geringem Schmerz und wenig Geschwulst; im Extravasat fehlen Schmerz und Hitze.)
Sitz: in den Haargcfässen, In denen sich mehr Blut an­häuft; auch bilden sich neue Gefässe, daher der entzündete Theil wie injicirt aussieht; das Blut stockt, die Function ist gestört oder aufgehoben; die Eriiäliruug wird in Erguss plasti­scher Lymphe verändert oder geht in Eiterbildung, Brand, De­generation über; die Absonderung secernirender Organe ist bei einem geringen Grade der Entzündung vermehrt, in hohem Grade dagegen vermindert; letzteres findet auch bei der Auf­saugung statt. Der Antheil der Nerven an dem krankhaften Vorgang ist bald mehr, bald weniger bedeutend.
Au läge: die Entzündung befällt vorzugsweise kräftige,
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blutreiche Individuen; Organe und Gewebe, die viele Blul-gefässe; raschen Stoffwechsel haben, oder in grosser Thätigkeit sind. Grosse Hitze oder Kälte, reizende Nahrung, heftige An­strengung u. s. w. vermehren die Disposition zu Entzündungen überhaupt, oder einzelner Orgaue insbesondere.
Ursachen: theils mechanische, wie Stoss, Keibung, Er­schütterung u. dgl., theils chemische: ätzende und stark rei­zende, scharfe Stoffe aus dem Ptlauzen- und Thierreich (Cau-tliariden), auch Feuer, grosse Kälte (Verbrennung, Erfrieren), schnelle Abwechslung von Hitze und Kälte, sauerstoffreiche Luft; theils dynamische, wie heftige Leidenschaften, Krämpfe, Contagion. — Active Congestionen gehen leicht in Entzündung über, aber aucli Stockung des Bluts bei erhöhter Venosität kann Entzündung zur Folge haben.
Die Entzündung, als eine der häufigsten Krankheitsformen, insbesondere bei den Hausthieren, lässt sich unterscheiden:
a)nbsp; nach dem Auftreten, in primäre, idiopatische und seeun-däre, symptomatische, metastatische;
b)nbsp; nach der Verbreitung, in epizootischc, enzootische, conta-giOse und sporadische;
c)nbsp; nach dem vorherrschenden Antheil einzelner Systeme und dem Character der Entzündungen, in arterielle, venOse, lym­phatische und nervöse; so wie in ächte und anächte, sthenische und asthenischc, gutartige und bösartige;
d)nbsp; nacli dem Zustand des befallenen Organs vor der Ent­zündung, in tonische und atonische, erethische und torpide;
e)nbsp; nach dem Sitze, in öussere und innere, oberflächliche und tiefe, rothlaufartige und parenehymatöse, oder nach dem befal­lenen Organ, z. B. Herzentzündung, Lungen-EiitzUnduug;
f)nbsp; nach dem Grade, in heftige oder geringe;
g)nbsp; nach der Complication, in einfache und complicirte;
h) nach dem Verlaufe, in acute und chronische, schleichende; anhaltende und aussetzende.
Die Ausgänge der Entzündung lassen sich in nachfolgende eintheilen:
1) in Zertheilung — die Sjinptome der Enfztiuduiig ver­lieren sich bald und gänzlich, die Verrichtung wird wiederher­gestellt (oft unter deutlichen Crisen); bei inneren Entzündungen erfolgt die Zertheilung manchmal durch Metastase nach aussei).
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2i:
oder durch eine absichtlich hervorgerufene äussere Entzündung. Die Zertheilung ist nicht allemal vollständig; die EützQndang hinterlässt dann bald erhöhte Empfindlichkeit, Anschwellung des Organs u. dgl., bald Schwäche und verminderte Em­pfindlichkeit; auch kann ein chronisch-enlzündiicher Zustand oder eine grosse Neigung zu Rückfällen in dem krankhaften Organ zurückbleiben;
2)nbsp; in Verwachsung — bei Entzündungen seröser Häute, Vereinigung frischer Wunden;
3)nbsp; in Verhärtung — es findet Ergiessung gerinnbarer StoiTe in das Gewebe des Organs, somit Veränderung seiner Structur, Bildung falscher Membranen, polypöser Gerinnsel u. s. w. statt;
4)nbsp; in Wassererguss —#9632; durch Ausscheidung wässeriger Lymphe bei verminderter Resorbtion (in acuten Wassersüchten, Entzündungen des Zellgewcbs, der serösen und Synovialhäute);
5)nbsp; in Eiterung— die ergossenen, geronneneu Stoffe werden wieder verflüssigt, die Entziindiings-Symptome lassen an Hef­tigkeit nach, der Eiter bahnt sicli einen Weg nach ausseu; die den Eiter absondernde Fläche oder Höhle heilt nach und nach durch Granulation. Zur Unterhaltung der Eiterung muss ein massiger Grad von Entzündung fortdauern, über und unter welchem diese Secretion nicht vor sich geht und die Heilung verzögert wird. Starke Eiterung kann durch grossen Säfte­verbrauch Zehrfieber hervorbringen.
6)nbsp; in Jauchebildung •— veranlasst durch ungünstige in­dividuelle oder äussere Umstände, den Character der Entzündung oder die Beschaffenheit des kranken Gewebes ; die Jauche ist scharf, greift die benachbarten Theile an, die seceruirende Fläche (Geschwür) heilt nicht;
7)nbsp; in Brandlaquo;—' oder Absterben des Theils auf der Höhe und durch die -Heftigkeit der Entzündung; der todte Theil wird entweder in Jauche aafgelöst (feuchter Brand) oder er trocknet ein, wird leder-, holz- oder mumieuartig (trockener Brand); das die Jauchebildung und den Brand grösserer oder bedeuten­derer Parthien begleitende Fieber wird faulig, nervös und führt meist den Tod herbei;
8)nbsp; in Lähmung — unmittelbare Vernichtung der Function des entzündlichen Organs, mit oder ohne Brand, Eiterung u. s. yv.
Prognose: sehr verschieden, nach dem Sitz, Grad,
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Character der Entzündung, der Constitution des Individuums, den äusscren Verhältnissen u. s. W.
Therapie: hat es theils mit der EntKUndung an sich, theils mit ihren Folgen (Ijehergamp;ngeü) zu thun.
Entfernung der Ursache ist das Erste (z. B. bei mechanisch oder chemisch wirkenden Reizen), wofern diess nicht mehr inüglich ist, sind die Symptome zu massigen:
a)nbsp; durch das eigentlich entzUndungswidrige (antiphlogistischc) Verfahren, niimlich Verminderung der Blutanhaufung durch ört­liche oder allgemeine Blutentziehung, Kälte, die Plasticität des Bluts vermindernde Mittel (Salpeter, Neutral- und saure Salze, Pilanzensiiuren, üusserlich Quecksilber-, Bleimiltel);
b)nbsp; Beförderung — seltener Verminderung— der Secretionen bei Entzündung absondernder Organe, theils durch lauwarme, er­weichende, theils durch zusammenziehende oder endlich durch speeifisch wirkende Mittel; Beförderung der Aufsaugung des festgewordenen Bluts durch Einreibungen von Quecksilbersalbe, Camphor, auch bloses Reiben, massigen Druck u. s. w.; Min­derung der Schmerzen bei Entzündung sehr nervenreicher Or­gane, mittelst AVärme, schleimiger, öliger und beruhigender Mittel; Ableitung des Blutandrangs nach minder edlen Thcilen (Hautreize, künstliche Geschwüre, abführende Mittel). Durch den Character der Entzündung und des dieselbe begleitenden Fiebers (catarrhaliseh, rheumatisch u. s. w.) wird die Anwen­dung der eigentlich antiphlogistischen Methode oft modilicirt.
Gefahrdrohende Symptome (z. B. Anschwellung der Luft­wege, Schlingorgane, heftiger Schmerz, Krampf u. dgl.) er­fordern nicht selten sehnelle Beseitigung. Auderntheils ist es manchmal am Platze, eine langsam verlaufende Entzündung durch Reizmittel zu steigern und damit schneller zu einem Ausgang (Eiterung) zu bringen.
Die verschiedenen Ausgänge und Folgen der Entzündung erheischen im Allgemeinen folgende Behandlung: 1) die Zer-theilung, als der günstigste Ausgang, wird am ehesten durch ein dem Grade und Character der Entzündung genau ange-passtes, antiphlogistisches Verfahren herbeigeführt; zurück­gebliebene erhöhte Empfindlichkeit fordert beruhigende Mittel; verminderte Empfindlichkeit und Schwäche dagegen geistige, aromatische, geliudreizeude, auch adstringirende Einreibungen
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I:
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u. s. iv.; chrouischä Ausdiwellung wird durch Mittel, welche die Resorbtiou befürdern (Quecksilber, später Jod, glclchiüässi-geu Druck), oder aber durch Erregung einer neuen Entzündung y,u entfernen gesucht. 2) Verwachsung, lässt sich an einigen Stellen durch chirurgische Mittel beseitigen. 3) Verhärtung oder Degeneration wird theils wie die chronische Anschwellung behandelt, theils durch Operation entfernt; wo diess nicht an­geht, sind die Übeln Folgen der Verhärtung (z. B. Druck auf benachbarte Organe) zu massigen. After-Organe erfordern Acz-mittel oder das Messer, Feuer. 4) Bei Wasserergiessung (aculer) sind die entzündungswidrigen Mittel mit resorbirenden zu ver­binden (Calomel, Digitalis, ausserlich Blcimiltel), bei chronisch gewordener Wasseranhäufung innerlich diuretische, diaphoretische Mittel, äusserlich Quecksilber-, Jod- oder scharfe Salben, Feuer. 5) Die Unterhaltung, Mässigung oder Vermehrung der Eiterung in Folge äusserlicher Entzündungen gehurt in das Gebiet der Chirurgie, wie auch die Sorge für gehörigen Abfluss des Eiters. Allzustarke Eiterung erfordert kräftige Nahrung und stärkende Mittel. 6) Bei Jauchebildung sind theils allgemein wirkende (unistitnineude, stärkende, die Säfte verbessernde) Mittel, theils aber auch locale, die üble Beschaffenheit der Jauche verbes­sernde Mittel anzuwenden (Balsame, Harze, Chlorkalk, Kohle), oder die kranke Parthie durch Actzmittel, Feuer u. s. w. zu zerstören, und wo möglich an ihrer Stelle eine gutartige Eite­rung herbeizuführen. Das Angreifen benachbarter Theile, so wie die Resorbtiou der Jauche sind zu verhindern. 7) Brand innerer Theile ist meist todtlich ; wo der Eintritt desselben droht, sind theils entzUndungswidrige, theils Reizmittel, oder beide in zweckmässiger Verbindung anzuwenden (z. B. Camphor, China mit Mineralsäurcn); bei au äusserlichen Theilen eingetretenem Brande sind dieselben theils durch Operation zu entfernen, theils die Abstossung des Abgestorbenen durch Einschnitte und Erre­gung einer massigen Eiitzüudung und Eiterung an den Gränzcn zu befördern, und dem Weitergreifen des Brandes Einhalt zu thun (Bähungen mit aromatischen und adstringirenden Decocten, Zusatz von Holzessig, Mineralsäuren, Weingeist, Chlorkalk); das begleitende Fieber nimmt gerne den fauligen oder nervOsen Character an. 8) Lähmung oder lähmungsartige Schwäche nach Entzündungen erfordert die reizende Methode.
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Die von Entzündung befallenen Organe behalten oft längere Zeit eine grusse Neigung zu Rückfällen, daher in der Recon-valescenz die Ursachen der Eutzündung besonders zu vermeiden sind. Ein zu starkes antiphlogistisches Verfahren stimmt manch­mal die Kräfte des Thiers sehr herab, und macht die vorsichtige Auwendung stärkender Mittel oder kräftiger Nahrung nothwendig.
c) Blulung. QHaemorrhagia^X
(Vgl. die dritte Ordnung dieser Klasse.)
Austreten des Bluts aus den Gefässen, entweder äusserlich wahrnehmbar (Blutfluss), oder im Innern sich anhäufend (innere Blutung (Extravasat).
Ursachen: mechanische Zerreissung der Gefässe durch Verwundung, Stoss, übermässigen Blutandrang, Zerfressung der Gefässwände durch ätzende Stoffe, Jauche u. s. w.; dyna­mische Störung der Secretion, so dass statt der abzusondern­den Flüssigkeit Blut aus den erweiterten Gefäss-Enden austritt oder durch die Wände ausschwitzt. Zu Blutungen disponirt: Vollblütigkeit überhaupt oder Blutanhäufung in einem Organ (Congestion, Entzündung), Stockung des Bluts in den Venen, grosse Ausdehnung des Bluts durch Wärme, verminderte Ge­rinnbarkeit des Bluts bei wässeriger Beschaffenheit desselben, Neigung zu fauliger Zersetzung (s. die Krankheiten des Bluts in der I. Klasse); organische Felder des Herzens, .der Gefässe, Störungen des Kreislaufs und des Athmens.
Symptome: Ausfluss von Blut an der Oberfläche des Körpers oder durch die natürlichen Oeffnungen. Blutungen in die Höhlen des Körpers oder in das Parenchym der Organe und das Zellgewebe sind blos aus ihren Folgen zu vermuthen oder durch die Section nachzuweisen. Arteriösen Blutungen liegt meist eine vermehrte Turgescenz oder dünnes Blut zu Grunde; venösen Blutungen dagegen Atonie der Gewebe, Stockungen u. s. W. Die activen Blutungen (meist zugleich arteriös) hängen von vermehrtem Blutandrang und Reizung des Organs ab, die passiven dagegen beruhen auf Lähmung der Gefäss-Enden, aus denen schwarzes, entmischtes Blut ausschwitzt, und sind mit Collapsus der Theile verbunden.
Prognose: kritische Blutungen sind bei Thiereu sehr selten; symptomatische häufiger (z. B. bei Rotz, Milzbrand). Die
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Vorhersagung richtet sicli iiaeh dem Organ und der Menge des ergossenen Bluts. Bei starker Blutung wird der Puls klein, schwach, der Herzschlag prellend, die Häute blass, die Kräfte sinken, es tritt Schwindel, Bewusstlosigkeit und der Tod ein. Bei geringerem^ aber öfter wiederkehrendem Blutverlust leidet die Ernährung, es entsteht Blutmangel, Wassersucht und all­gemeine Schwäche. — Innere Blutungen sind meist sehr ge­fährlich, theils durch Druck auf die benachbarten Orgaue, theils durch den Blutverlust selbst.
Therapie: bei activen Blutungen oder von Vollblütigkeit sind Aderlässe und eutzündungswidrige Mittel anzuwenden; bei passiven und atonischen Blutungen adstringirende (Kälte, Säuren, Alaun und Metallsalze, adstringirende PflaiizenstoiTe); bei Extravasaten an äusserlichen Theilen: Mittel, welche 'die Aufsaugung beschleunigen {Arnica, spirituöse Einreibungen). Wo die blutende Stelle zugänglich ist, sucht man die Blutung durch sogenannte blutstillende Mittel (Creosot-Wasser, Alaun­oder Eisenvitriol-Auflüsung, verdünnte Säuren, kaltes Wasser, harzige oder gummöse Pulver, Mehl u. dgl.), oder durch chi­rurgisches Verfahren (Unterbindung, Druck, Brennen) zu stillen. Der Blutandrang nach einzelnen Stellen muss durch Ruhe, Kälte, Druck u. s. w. oder quot;ableitende Aderlässe, Reizung entfernter Parthieen gemindert und nach Beseitigung der dringendsten Symptome auf die Ursachen der Blutung (z. B. fehlerhafte Be­schaffenheit des Bluts) gewirkt werden.
ERSTE OKIraquo;! \0.
Jithtt QFehris, PyrexiaJ
(im Allgemeinen).
Eine Reizung und vermehrte Thätigkeit des Gefässsysfems im Allgemeinen, bezeichnet durch beschleunigten Puls, mit Frost und darauffolgender Hitze und auffallendem Krankheitsgefühl; meist rascher (acuter) Verlauf. Bei allen Hausthieren und in jedem Alter derselben. (Vgl. die vermehrte Blutbewegung oder erhöhte Irritabilität S. 213.)
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Symptome. Den Eintritt eines Fiebeianfalls bezeichnet ein Frostgefülil, das sich durch .Sträuben der Haare, Zittern der Muskeln, Blasse der sichtbaren Schleimhäute und niedrige Temperatur der Haut, besonders an den Extremitäten (Ohren, Hormvurzel, Füsse) zu erkennen giebt; nicht selten gehendem Ausbruch des Fiebers merkliche Mattigkeit, Mangel an Fress­lust, Gähnen, öfteres Wechseln der Füsse, verzögerte Secretionen u. s. w. voraus (Vorboten); mit dem Eintritt des Fiebers wird der Puls beschleunigt, gereizt, der Herzschlag ist weniger fühlbar, das Athmen häufig vermehrt (von den Congestionen des Bluts nach innen), der Kopf wird gesenkt, das Auge halb geschlossen, es ist Unaufmeiksamkeit und Unlust zum Bewegen vorhanden. Der Frost dauert in der Begel nicht lange, und ist manchmal so gering, dass er ganz übersehen wird; in hef­tigeren Anfällen dagegen zittern die Thiere an allen Gliedern, und die Haare stehen borstig in die Höhe. Auf die im Frost­stadium unterdrückte Thätigkeit des arteriösen Systems folgt bald durch Reaction nach der Oberfläche eine vermehrte Wärme der Haut, die Haare glätten sich, die Extremitäten werden warm, die Schleimhäute röthen sich und der Andrang des Bluts nach der Oberfläche erzeugt eine eigentliche Hitze derselben; die Haut ist anfangs trocken, später aber durch vermehrte Haut-ausdünstung feucht; die Unaufmerksamkeit lässt nach, ohne ganz aufzuhören, die Mattigkeit aber nimmt eher zu, wie auch der Puls beschleunigt bleibt, dabei voller und stärker wird. Die Ausleerung eines veränderten Harns und Mists erscheint öfter als kritisch und der Fiebcranfall hat damit sein Ende, olt schon in wenigen Stunden, erreicht.
In den meisten Fällen jedoch dauert das Fieber, d. h. die Hitze, Niedergeschlagenheit, die Beschleunigung des Pulses fort und nimmt sogar mehrere Tage lang zu, bis endlich eine günstige Crisis (durch Harn, Hautausdünstung u. s. w.} ein­tritt, und die Symptome der Krankheit nun rasch verschwinden, oder aber eine neue Krankheit (meist Entzündung eines Organs) entsteht, mit welcher das Fieber nun verläuft. Reine Fieber sind selten tödtlich (durch Apoplexie, Lähmung), bei längerer Dauer derselben tritt aber leicht Zersetzung des Bluts, bedeu­tendes Ergreifen des Nervensystems (Faul- und Nervenfieber) oder der Ernährung (Zehrfieber) ein.
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Die Dauer des Fiebers ist sehr verseliiedeu, von einigen bis zu 24 Stunden; über diese Zeit hinaus wird das Fieber selten mehr rein angetrofTcn, sondern mit (localen) und andern KrankheitsKuständcn complicirt. Länger dauernde Fieber macheu gerne Remissionen, d. h. sie lassen an Heftigkeit (während des Tags) nach und nehmen meist in den Abendstunden bis Mitter­nacht wieder zu. Gänzliche Intermissiouen im Verlauf eines Fiebers sind bei Thieren selten. (Unterschied zwischen anhal­tenden, nachlassenden und aussetzenden Fiebern; Febr. conti-nnue, remiltenles, intermitleniesJ)
Die Anlage zu Fiebern im Allgemeinen ist wie bei der erhöhten Irritabilität (s. diese).
Ursachen: theils allgemeine, tellurische und Witterungs-einflttsse, grosse i'välte oder Wärme, plötzlicher Wechsel der­selben, starke Bewegung der Luft, Anhäufung von Elcctricität in derselben, grosser Luftdruck, grosser Gehalt an SauerstoiT, Dttusteii, Miasmen; theils beschränkte oder individuelle, wie Contagien, heftige Reizung des Muskel- oder Nervensystems, des Darmkanals (durch vieles, reizendes oder schlechtes Futter) daraus entstandene Veränderungen der Blutmischung, Vollblü­tigkeit u. s. w., Arzneien, andere -Krankheiten, namentlich Entzündungen.
Prognose: sehr unbestimmt. Manchmal ist das Fieber als eine heilsame Anstrengung der Naturheilkraft anzusehen, und es bedarf in manchen Krankheiten eines gewissen Grads von Fieber, um eine critische Entscheidung herbeizuführen. Bei Verbindung des Fiebers mit andern (localen) Krankheiten, be­sonders Entzündung, richtet sich die Prognose nach der Wich­tigkeit des erkrankten Organs, dem Grade der Entzündung u. s. w. Oefters ist das Fieber zuerst vorhanden und ihm folgt die locale Krankheit, manchmal ist es auch umgekehrt; auch können Fieber und Entzündung zugleich und durch die­selbe Ursache entstehen.
T h e r a p i e: Beseitigung der Ursachen (wenn sie fortdauern); Ruhe, wenig oder leicht verdauliche Nahrung, öfters Tränkcu mit frischem oder lauem (gesäuertem) Wasser; eröffnende Kly-stiere; warmes Bedecken und Frottiren, besonders im Frost­stadium ^ bei grosser Hitze Salpeter, Neutralsalze, saure Salze und Pflanzensäuren; Adcrlass. Zur Zeit der Crisis Beförderung
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derselben durch Entferimiig von Hindernissen. Berücksichtigung drohender Complicalionen oder dringender S5rmptome. In der Beconvaleseenz: Unterstützung der Kräfte, Vermeidung der ursiic'nlichen Schädlichkeiten.
So lange das Fieber nicht sehr heftig ist, oder sich nicht hestimmt mit einer andern Krankheitsform verbunden hat, kann man — besonders bei kräftigen Thieren — den Ausgang der Na­tur überlassen und sich mit dem diätetischen Verhalten begnügen.
Eintheilung: die Fieber theilen sich in 2 Zweige, näm­lich in die reinen oder essentiellen Fieber und in die complicirten. Bei jenen ist kein bestimmtes Organ, Gewebe oder System des Körpers aussei- dem Gefässsystem ergriffen, bei diesen dagegen 1st neben dem allgemeinen Leiden des Gef'ässsystems noch ein mehr oder weniger locales, auf ein bestimmtes Gewebe oder Organ beschränktes Leiden zugegen.
Die reinen Fieber werden drei Gattungen haben, nämlich 1) das entzündliche, 2) das Schwäche- oder faulige Fieber und 3) das aussetzende Fieber. Die complicirten Fieber bil­den die 4.—12. Gattung der Fieber, nämlich 4) die Catarrhal-Fieber, 5) die rheumatischen, 6) die gastrischen, 7) die galligen oder biliösen, 8) die Rolhlauffieber, 9) die Anthrax-oder Milz-brandfieber, 10) die exanthemalischen, 11) die Nervenfieber oder Typhösen, 12) das Eiterungsfieber.
A. Ilctiit /ieber. (Idiopathische, essentielle Fieber.)
Die reinen Fieber, d. h. ohne gleichzeitige locale Affection (eines bestimmten Organs oder Gewebes), sind bei den Haus-thieren so selten, dass sie mehrere Beobachter ganz geleugnet haben (Hayne, Rychner, Girard ßls, Hofacker). In­dessen kommen doch^ namentlich in grossen Luxusställen, ein­zelne Fälle vor, in denen von einer localen Affection (z. B. einer Entzündung) durchaus nichts nachzuweisen ist, so dass man annehmen muss, das Fieber sey ein idiopathisches, um so mehr, als dergleichen Anfälle in der Regel in wenigen Stunden vorübergehen (s. Reiz-Wundfieber).
Abgesehen hievou ist der fieberhafte Zustand so häufig mit einem andern Leiden verbunden, dass es zweckmassig erscheint,
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die beiden Hauplfuimen desselhen — das entzündliche (stlieuische) und das faulige (asthenisclic) Fieber — für sich zu betrachten, um bei der Beschreibung der damit compliciiten Krankheits-formen Wiederholungen vermeiden zu können.
Der Grundcharacter des Fiebers, es mag für sich allein oder in Verbindung mit einem andern (localen) Krankheits-zustand zugegen seyn, ist entweder der einer erhühten Thätigkeit und Plasticität des Bluts, oder der einer vermehrten Thätigkeit und geringeren Plasticität desselben; der erstere Character kommt dem entzündlichen (sthenischen, synochöseiO Fieber zu, der letztere bezeichnet das Schwäche- (asthenische, faulige) Fieber; in den meisten Fällen ist der Schwächezustand die Folge des erhüheten Reizzustandes im Gcfässsystem, wie Ermüduiig und Erscliopfung auf voratisgegangene Anstrengung folgt.
Krstc Gattung.
(CntjtiiiMirJKä /raquo;bcr. [Fchris inflammatoria. Synocha.)
(Sthcnischcs, synoeboses Fieber.)
Krankhaft vermehrte Thätigkeit des Gefässsystcms, mitUeber-wiegen und vorwaltender Neigung zur Ausscheidung gerinnbarer Stoffe aus dem Blute. Meist der Begleiter localer Entzündungen.
Symptome: Frost und darauf folgende Hitze, Nieder­geschlagenheit, hängender Kopf und schlaffe Ohren, gespannter oder matter Gang, kuhhessige Stellung, seltenes Liegen (bei Pferden); gerüthete, meist trockene Schleimhäute (das Flolzmaul trocken bei Rindvieh, Lechzen bei Hunden), glänzende, her­vorstehende Augen; beschleunigter, harter, voller, oder aber kleiner und gespannter Puls, unfühlbarer Herzschlag: das Blut gerinnt schnell und fest, scheidet wenig Wasser aus, dagegen öfter eine dicke, gelbliche, fleischige, dem Messer wieder-stehende Schichte von Faserstoff (Speckhaut, Crmln inflam-matoria); der Appetit ist vermindert oder ganz aufgehohen-gehaltloses, kühlendes Futter wird vorgezogen; der Durst ist eher vermehrt und auf reines, kaltes Wasser gerichtet- die Secretionen sind unterdrückt; die Haut ist trocken, der Mist fester als gewöhnlich, dunkelgcfärbt, wenig aber dunkler, durch­sichtiger Harn, ohne Kalksatz (beim Pferd).
Die Krankheit beginnt mit dem Fieberschauer, nimmt sodann
Hering, Pathologie,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;13
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eine Zeit lang zu, und entscheidet sich oft schon in 1—3, seltener erst in 5 Tagen, durch eine Crisis, die in vermehrter Ahsonderuns eines trühen, satzigen Harns besteht, wahrend die übrigen Symptome abnehmen, der Puls langsamer, weicher, der Herzschlag fühlbar wird, die Schleimhäute und das Fell feucht werden, die Munterkeit und der Appetit sich wieder einstellen.
Sehr häufig ist die Crisis unvollkommen, und das Fieber geht in den Schwächezustand über, oder es gesellt sich ein locales Leiden (Entzündung der Lungen, der Hufe, Catarrh u. s. w.) hinzu.
Ursachen: unter unsern Hausthieren haben die Pferde am meisten Anlage zu entzündlichen Fiebern; ausserdem befällt dasselbe eher gutgenährte (aber nicht gemästete), vollblütige, kräftige Thiere mit sanguinischem Temperament. Nähere Ur­sachen sind: zu viel oder zu gehaltreiche, reizende Nahrung, starker Luftdruck, reine, kalte, sauerstoffreiche Luft, schneller Wechsel der Witterung, starke Anstrengung und Erhitzung, auch zu langes Stehen (beim Pferd), reizende Arzneien, hef­tiger Schmerz, Verletzungen u. s. w.
Prognose: meist günstig, soferne die befallenen Thiere im Allgemeinen eine kräftige Constitution besitzen, bei schwäch­lichen Thieren aber das entzündliche Fieber keinen hohen Grad zu erreichen pflegt.
Behandlung: Blutentziehung, deren Grosse nach dem Grade des Fiebers, der Kürperbeschaffenheit des Thiers, den vorausgegangenen Ursachen zu bemessen ist (Vortheile eines zeitig gemachten Aderlasses, und des schnellen Ausfliessens des Bluts); würde auf den Aderlass nach einigen Stunden der Puls nicht weicher werden, oder würde die zuerst gebrochene Härte zurückkehren, so ist er zu wiederholen; innerlich: Sal­peter, schwefelsaures Natron oder Kali, auch Weinstein mit schleimigen Mitteln; erweichende, nothigenfalls etwas reizende Klystiere. Das diätetische Verfahren beschränkt sich auf Beob­achtung des Instincts (hinreichendes frisches Getränk, Gras, Kleie u. dgl. wenig nährendes, aber leicht verdauliches Futter, bei kleinen Hausthieren saure Milch), Bedecken des Körpers, frische Luft (ohne Zug); Vermeidung schädlicher Eindrücke, z. B. Aufregung, Anstrengung u. dgl.
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Hicher gehört das: einfache Reiz-, auch Wundfieber. (Ephemera.) .
Sehr empfindliche Thiere Lekommcn nicht seilen auf eine leichte Erkältung (z. B. kaltes Trinken) oder eine ungewohnte Fulteiration u. dgl. einen Fieberanfall, mit Sträuben der Haare, Zittern der Muskeln, Senken des Kopfs und AufhOren des Appetits, wobei der Puls nur wenig über die Norm gesteigert, auch nicht besonders hart, das Athmen dagegen oft merklich beschleunigt ist. Ein solcher Fieberanfall dauert meist nur einige Stunden, und entscheidet sich durch vermehrte Haufausciünstung, copiöse Misteiitleerinig u. s. w.
Nach bedeutenderen Verletzungen und Operationen sieht man ebenfalls durch die von der Wunde aus entstandene Rei­zung ein solches Fieber entstehen, das, mitunter ziemlich heftig, 12—24 Stunden fortdauert. Auch Pferde, die nach Operationen (z. B. Englisiren) mehrere Tage lang sehr diät gehalten worden sind, werden — manchmal noch am 8.—10. Tage nach der Operation — sobald ihnen wieder Haberfutfer gereicht wird, von einem Fieberanfall befallen; dergleichen Thiere (namentlich von orientalischen Racen und weiblichen Geschlechts), sowie die Reconvalescenten von einer bedeutenden Krankheit, sind gegen äussere Eindrücke oft längere Zeit ausseist empfindlich. Heftigere Wundfieber stören die Eiterung in der Wunde, welch letztere mehr entzündet und trocken aussieht. Durch ungün­stige Umstände können sie in eigentliche Entzündungsfieber tibergehen, welche gern in einem schon früher zerrütteten Organ, z. B. den Lungen, tödtliche Eiterung nach sich ziehen.
Diese Fieber bedürfen in der Regel blos einer warmen Decke und einiger eröffnender Klystiere, oder einiger Gaben Neutralsalze, sehr selten eines Aderlasses.
Zweite Gattung.
S'djmärfjepeber. (Febris putrida. Bynbchut putris.J
(Asthenisches Fieber, fauliges Fieber Waldinger's.)
Krankhaft vermehrte Thätigkeit des Gefässsystems mit var-minderter Plasticität des Bluts und Neigung zur Zersetzung der Säfte. Meist mit Localleiden coinplicirt und eine Folge vorausgegangener entzündlicher Zustände.
45raquo;
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Symplomc und Verlauf:
Wenn (las Sclnviiclicfiebcr primär auftritt, gehen ihm mancliinal Triighcit, (wenig warme, aber empfindliche) An­schwellungen an den Füssen oder dem Kopfe, Mangel an Appetit u. s. w. voraus. Das Fieber beginnt mit einem Frostaufall, der bald der Hitze weicht; beide Veränderungen der Temperatur sind nicht selten in bedeutendem Grade zugegen; die Hitze ist heftig, aber nicht anhaltend. Die das Schwächefieber unler-scheidenden Symptome sind: das auffallende Sinken der Kräfte, der beschleunigte aber weiche Puls, der mehr als gewöhnlich fühlbare Herzschlag, die Blässe der sichtbaren Schleimhäute, deren Absonderung zähe und klebrig ist, das Verschmähen kühlender Nahrung, dagegen eher noch Appetit zu nährendem, leicht verdaulichem Fulter; der helle oder dunkelbraune, sehlei­mige, daher schäumende Urin, der weiche, selten dunkelgefärbte oder trockene Mist u. s. w.
Aus der Ader gelassenes Blut gerinnt nicht fest; es scheidet eine mehr oder weniger dicke, gelbe Schichte aus, die aber weich ist und in kurzer Zeit grüsstentlieils in Blutwasser zer-fliesst. Im höheren Grade trennt sich das Blut nicht mehr in seine näheren Bestandtheile, sondern behält die Beschaffenheit einer dunkelrofhen Sülze.
Die Beschaffenheit des Pulses, namentlich seine Schnellig­keit, zeigt den Grad der Krankheit am besten an; mit der Zunahme der Pulsschläge, dem immer mehr beschleunigten Athem, dem pochenden Herzschlage u. s. w. werden die Ab­sonderungen der Schleimhäute (z. B. der Bindehaut, des Mauls, der Nase) schmierig, übelriechend, es stellt sich höchst stin­kender Durchfall ein; die Hautausdünstung wird faulig (es sam­meln sich viele Fliegen um das-Thier), die Füsse und die Bauchgegend schwellen laquo;dematüs an; seltener entwickelt sich Luft im Zellgewebe; Fontanelle oder sonstige Verletzungen sickern Jauche, oder weiden brandig, abgestorben; die Em­pfindlichkeit und Aufmerksamkeit ist gering; das Thier kann sich nicht mehr stehend erhalten, stürzt zu Boden und endet unter Convulsionen. Der Cadaver erkaltet und erstarrt langsam.
Dauer: von 3—4 bis auf 14 Tage.
Die Section zeigt:' die Muskel mürbe, wie gesotten, livid oder schmutzig roth, seltener blass; ebenso die Häute des
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Darmcaiials, die Lunten u. s. \v.; das Blut i.st dickdü^sig odor nulxig, am Hcr/.cu und den gros-son Geliissen in Form von Ecchymoseu ausgetreten; das Fett resorbirt oder in schmierige Sülze verwandelt; rüthliclies Wasser, wie Fieiscliljiühe, oft übelriechend, im Zellgewebe oder den grossen Hohlen des Kör­pers; je nach dem localcn Leiden: Zerstörung eiiiKelncr Organe.
I.st das faulige Fieber nicht primär entstanden, sondein — wie in den meisten Füllen — Folge eines entzündlichen Fiebers (mit oder ohne locale Entzündung), so verlauft letzteres bis zum Stadium der Höhe und geht nun — statt sich durch eine Crisis günstig zu entscheiden — in den Schwächezusland über, indem der Puls klein und weich wird, an Schnolligkeit zu­nimmt, sich Anschwellungen am Kopf, Bauch und den Füssen u. s. w. bilden, und die Absonderungen auf die angegebene Weise verändert, selbst profus werden. Dieser Wechsel des Characters der Krankheit kann theils in den fortdauernden Ur­sachen, oder in der Individualität des Kranken liegen, theils aber auch durch ein allzustarkes — dem Grade des entzünd­lichen Zustandes nicht angepasstes — antiphlogistisches Ver­fahren herbeigelührt worden seyn.
Auch langwierige Krankheiten des lymphatischen Systems oder Eiterung in edleren Organen können ein fauliges Fieber nach sich ziehen.
Ursachen: theils allgemeine, wie eine besondere Wilte-rungsbeschaffenheit (feuchte Hitze, Ausdünstungen von Sümpfen, Nebel u. s. w.), theils locale, wie Misswachs, Ueberschwem-mung u. dgl., und individuelle, wie Blut- und Säfteverlust, Strapatzen (daher besonders im Kriege), endlich bei einem hohen Grade der Krankheit auch Ansteckung.
Prognose: meist ungünstig, wegen der gesunkenen Kräfte des Körpers, den nicht zu beseitigenden Ursachen u. s. w.; daher der grosse Schaden, den das faulige Fieber bei epizoo-tischer Ausbreitung anriciitet.
Therapie: meist nur im Anfange oder bei gelinderen Graden der Krankheit von Erfolg. Mau unterstützt die Kräfte des Thiers durch leichtverdauliches, nährendes Futter (Haber­schrot, Gerste, zartes Heu; Eicheln, Kastanien für Schweine und Schafe), Mehltränke, und gibt bittere, gewürzhafte Mittel, wie Enzian, Wermuth, Kalmus. Im weitern Verlaufe werden
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stiukeiide und reizende Mittel, wie Stahlsclnvefel, Weidenrinde, Eiclieniinde, China mit Säuren (Schwefel- oder Salzsäure) oder Lei Neigung' zu Wassersucht, in Verbindung mit harntreibenden Mitteln (Oi. tereb., Wachholderbeeren) gereielit. In den höliern Graden gellt mau auf die flüchtig reizenden Mittel, wie Cam-jihor (besonders bei Torpor), Angelica, Baldrian, Weingeist, Xaplithcn, Sal. C.C. oder kohlensaures Ainmunium über.
Gegen vorhandenen Durchfall wendet man Clystiere mit adstringirenden Decocten, mit Mehl oder Leinsamen an; die ödematösen Anschwellungen werden mit Terpentinöl, Salmiak­geist, Lorbeerol eingerieben; Einschnitte sind zu vermeiden, wegen der naclifolgenden schlechten Eiterung.
Als günstige Zeichen sieht man einen langsameren, volleren Puls, weniger pochenden Herzschlag, Nachlassen des Durch­falls, Röthung der Schleimhaute, wiederkehrende Munterkeit und Appetit, bei hellerem, trüberem Urin und geballtem Mist, an.
Ueber die Ansteckungsfähigkeit des fauligen Fiebers sind die Angaben verschieden. Her twig versuchte umsonst, es durch Cohabitation, Impfung u. s. w. auf andere, dazu sehr disponirte Thiere zu übertragen. Indessen erfordert die Vorsicht, Kranke dieser Art von andern gesunden Thieren entfernt zu halten, die Anhäufung vieler solcher Kranken in engen Ställen zu vermeiden, ihre Effluvien durch Zutritt frischer Luft oder durch Bäucherungen mit Essig, Chlor u. dgl. unschädlich zu machen, auch bei grosserer Ausbreitung der Krankheit bei den gesunden Thieren ein passendes prophylactisches Verfahren einzuleiten.
Dritte Gattung.
5lttsfe^nJlaquo;3 /Ukr. (Febris intermittens.J
(Kaltes Fieber.)
Mehr oder weniger regelmässig wiederkehrende Fieberaufällc
(Paroxysmen) mit fieberfreien Zwischenzeiten (iutermlssioneii).
(Die neueren Pathologen nehmen bei den intermittirenden Fiebern
ein locales Ergriffenseyn des Ganglien - Nervensystems, insbesondere
des Abdominal - Thcils desselben, an; ob sich anatomisch dasselbe
überzeugend nachweisen lasse, wird die Zukunft lehren.)
Es ist sehr selten, bei Thieren aussetzende Fieber zu beobachten, während sie beim Menschen häufig vorkommen
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und in manclien Gegenden endemisch lierrscheu; die denselben nachthciligen Einflüssen ausgesetzten Tliicrc widerstehen ihnen weit mehr, nur das Schaf leidet in solchen Verhältnissen gerne an Fäule u. dgl.
Symptome: (heim Pferd) Traurigkeit, häufiges Cälinen, Strecken der Glieder, kleiner, zusainmengczogener, beschleu­nigter Puls; heisses Maul, belegte Zunge, gelbliche Färbung der Schleimhäute; die Lebergegend gespannt, empfindlich; di'i Wirbelsäule steif, das Athmen kurz und beschwerlich. Nach­dem diese Vorboten des Fieberanfalls 1—2 Stunden gedauert haben, tritt ein allgemeiner Frost mit Zittern und Sträuben der Haare ein; die Füsse werden unter den Leib gestellt, die Augen sind halbgeschlossen, der Puls fast unfühlbar. Nach Vlaquo; Stunden erheben sich die Kräfte, die Haut wird heiss, der Puls schnell (bis 90 in der Minute), das Maul feucht, die gelbliche Färbung lasst nach und ein starker Schweiss bricht aus. Hierauf wird der Puls natürlich, die Fresslust und Munterkeit kehren zurück. — Die folgenden zwei Tage kein Anfall, aber am dritten Tage derselbe Anfall zu der gleichen Stunde (FTebris interm. qnar-tanä). Auf diese Weise fährt die Krankheit meist mit Beibehal­tung des anfänglichen Typus fürt; inancliinal bleibt dazwischen ein Anfall aus; in schlimmen Fällen kommen die Anfälle früher oder heftiger; im guten Falle setzen sie aus und werden gelinder.
Die Zahl der Anfälle ist unbestimmt, somit auch die Dauer des Fiebers.
Ueber die Ursachen ist nichts Zuverlässiges bekannt.
Therapie: anfangs ein Abführuugsmlttel (z. B. Aloe}, hernach bittere Mittel, Cafe (gerüsteten) zu 1—2 Unzen pro dosi, Reizmittel, z. B. Wein (nach französischen Autoreu). Ob China, welche beim Menschen als speeifisches Mittel gilt, bei den Thieren gleiche Wirkung habe, ist noch nicht versucht.
Febris interm. quotidiaua: Eine Stute bekam mehrere Tage lang jeden Morgen (9 Uhr) einen Fieberanfall mit Frost, Zittern u. s. w., dem nach Vraquo;—1 Stunde Hitze mit schnellem, vollem Pulse folgte. Das Fieber setzte hierauf etliche Tage aus, erschien dann wieder, aber Mittags 1 Uhr. Nach jedem Anfall war das Thier wieder wie gesund. Später gesellten sich alle Zeichen eines Lungenleidens mit Wassererguss hinzu, und die Section zeigte: viel Wasser in der Brusthühle, falsche
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Membranen daselbst, Tuberkel in der Lunge u. s. \v. Die Bc-liandlung- liatlc in Adcrlass, sclileimigen Tränken, Eiterbiindcrn u. dgl. bestaudeu. (Liegard im Journ. prat. 1828.)
Einen älinlichen Fall von eintägigem, aussetzendem Fieber fulirt Clichy (llec. de Med. Vet. 1830) an. —
Im FrUlijalir 1837 hatte ich ein Pferd mit mehrmals ^ des Morgens, sich uiedeiiiolcnden Ficberanfiillen, begleitet von Un-rulic, Gähnen, Scharren, Zurückstehen von der Krippe u. s. w., /,u behandeln. Nach dem Anfall war das Thier munter. Nachdem dieser Zustand einige Zeit gedauert halte, bildete sich Druse aus.
Bei einem im Jahr 1838 cnglisiiten Pferde kamen, nach­dem die Folgen der Operation völlig vorüber waren, mehrere Fiebriaiifällo zu unbestimmten Zeiten; zuletzt bildete sich aber eine heftige Lungen- und Brustfell-Entzündung, die tödtlich endete. Section: Wasser im Thorax, grosse Abscesse voll Jauche in der Lunge.
Czermak beobachtete intermiltirendc Fieber bei einem Hunde und einem Affen. (Wiener Jahrb. 1834.)
B. €amfluitU jfitrbfr.
Fieber mit einem örtlichen Leiden, das ein bestimmtes Organ oder Gewebe, oder einen aus mehreren mit einander in näherer Verbindung stehenden Organen zusammengesetzten Ap­parat betrifft (so z. B. ist bei den e.xanthematischen Fiebern die Haut das vorzugsweise befallene Gewebe, bei den catarrha-lischen Fiebern: die Respirations-Schleirahaut, bei den Nerveu-(iebern : eine Parthie des Nervensystems).
Vierte Gattung.
€utlaquo;rrl)alifd)eä liebet. (^Febris catarrhalis.j
(Catarrhrtliscb-lyniphatischc Fieber. Veith.)
Fieber mit entzündlicher Reizung, später Erschlaffung der Schleimhaut der Luftwege und ihrer Nebeuzweige, mit nach Beschaffenheit und Menge veränderter Schleimabsondcrung da­selbst. Meist acut^ nicht selten seuchenhaft verbreitet und an­steckend. Bei allen Ilausthieren.
Die catarrhalischen Fieber kommen in sehr verschiedenen Graden vor, vom gefahrlosen Streugel bis zu der meist tödtlidien
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Lraiuligen Druse; diese Veiscliiedenheiteii berulieii theils auf dem Grade und Character des begleitenden Fiebers, theils auf dein Grade und der Ausbreitung der Entzündung. Diese befällt bald blos die Nasenschleimhaut (Nasencatarrh), bald erstreckt sie sich bis in die Bronchien hinab (Lungencatarrh); sie geht auf die Bindehaut des Auges über und auf die die Nebenhöhlen der Nase (Sinns) auskleidende Membrane (Augenseuche, Koj.f-krankheit des Rinds).
Die catarrhalischen Fieber sind manchmal mit andern Krank­heiten verbunden, z. B Entzündung der Luftröhre, Lungen, mit rheumatischen Leiden, oder nehmen einen nervösen Cha­racter an. In seltenen Fällen wird der Catarrh langwierig (chronischer Catarrh der Luftsäcke, schleimiger Dampf), und kann Leiden des Lymphdrüsen-Systems (Rotz) nach sich ziehen (vgl. Druse des Pferds, Husten, Nasenentzündung, Lungen­entzündung u. s. iv. an ihrem Orte).
Ursachen im Allgemeinen: Erkältung oder Unterdrückung der Hautausdünstung, ferner eine nicht näher gekannte Be­schaffenheit der Atmosphäre; Ansteckung.
Anlage: im Jüngern Alter grosser.
Symptome: aus denen eines entzündlichen Fiebers und einer Reizung oder Entzündung der Respirations - Schleimhaut zusammengesetzt.
Behandlung: im Allgemeinen gelind antiphlogistisch und diaphoretisch.
Prophylaxis: hauptsächlich durch Vermeidung der Ur­sachen; Verminderung der Disposition zu entzündlichen Krank­heiten überhaupt; Abhärtung der Haut gegen äusserc Einflüsse.
Symptomatisch kommen die Erscheinungen des Catarrhs vor bei: den Schafpocken, der Maulseuche, der Druse und dem Rotze, dem Dampfe, der Hormvurmkrankheit der Schafe (Bremsenschwindel) u. s. w.
aj Einfacher Catarrh. {Coryza s. Catarrhus nasalis.) (Strcngel, Kehlsucht, Kropf der Pferde, öfters mit der Druse verwechselt.)
Entzündliche Reizung der obern Parthic der Luftwege, mit (meist gelindem) Fieber, schleimigem Ausfluss aus der Nase, auch Anschwellung der Kehlgangsdrüscn, Husten u. dgl. Am häufigsten bei Pferden, bei Rindvieh dagegen selten.
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Symptome: der einfache Catarrli beginnt meist unmerklich, seltener mit einem deutlichen Ficberanfall; die Nasenschleirahaut ist etwas gerüthet, die Temperatur der Haut erhöht, der Puls Ovenig) beschleunigtj dabei weder hart noch zusammengezogen, der Appetit wechselnd, die Ausleerungen sind verzögert u. s. w. ISach einigen Tagen llicsst eine wasserhelle Flüssigkeit, die bald dicker und schleimig wird, aus der Nase, oder wird beim Schnauben ausgeworfen. Nicht selten kommt eine lockere, nicht besonders empfindliche Anschwellung der Drüsen im Kehl-gang hinzu, so wie ein anfangs trockener, später loser Husten, Thriinen der Augen u. s. w. Auch ist in einzelnen Fällen ein (kritischer) Ausschlag auf der Haut beobachtet worden.
Unter die seltenen Erscheinungen, welche ursprünglich einfache Catarrhfieber begleiten, gehurt die Anschwellung der Ohrspeicheldrüsen, Entzündung der Augen und selbst Aus­schwitzung in denselben, Anschwellen des Kopfs, Ocdcme an der Brust, dem Bauche oder den Augen u. s. w.
In hOherm Grade wird die Entzündung der Nasenschlcim-haut und das Fieber gesteigert, der Nasenauslluss sparsam oder aber eiterig, der Husten häufiger, schmerzhaft, das Schlin-geu erschwert (Kchlsucht, Angina) u. s. w.
Dauer: 8—14 Tage bis 3 Wochen.
Ausgänge: entweder in Zertheilung, oder durch Zunahme der Entzündung in catarrhalische Entzündung der Lungen u. s. w., oder aber in chronischen Catarrh, der seinen Sitz hauptsächlich in den Nebenhühlen der Nase und den Luftsäcken aufschlägt (s. diese Krkht).
Ursachen: Erkältung jeder Art, daher vorzüglich bei Wit-terungsweclisel und im Frühling und Herbst, oft sehr verbreitet.
Behandlung: im gelindern Grade blos warmes Verhalten, Vermeidung der Erhitzung wie Erkältung; Kleieufulter; schwe­felsaures Natron; im höhern Grade des entzündlichen Leidens: Salpeter, später Salmiak mit schleimigen oder anflüsenden Mitteln in massigen Dosen.
6) Chrotttscher Catarrh (der Luftsäcke und Kieferhöhlen des Pferds).
Nach unvollständig entschiedenem Catarrh bleibt oft eine vermehrte Schlcimabsonderung in den Luftwegen längere Zeit
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zurück. Sie weicht manclmial den Schwefel- und Spiesglanz-präparateu, oder den innerlichen ableitenden Mitteln (z. B. Iiarnlreibendeu), oder äusserlichen Beizen, z. B. Föüfanellen im Kehlgang, scharfen Einreibungen u. dgl. Indessen sind die Fälle nicht öo selten, in welchen mau an Pferden, die öfters an hartnackigem Strengel gelitten haben, einen Jahre lang fort­dauernden Ausfluss von manchmal völlig durchsichtigem, dem Humor vitrens ähnlichem, oder aber der Samenflttssigkeit glei­chendem Schleim aus der Nase beobachtet. Diese Absonderung häuft sich gerne in den Sinus der Stirn- und Kieferknochen oder in den Luftsäcken an, und flicsst nur von Zeit zu Zeit, besonders bei einer günstigen Haltung des Kopfs, in Mengen von -/j—1 Unze, selbst Va Trinkglas voll auf Einmal aus. Durch Druck auf die Ohrspeicheldrüsen wird manchmal der Ausfluss vermehrt: Percussion der Sinus ist nicht zu versäumen.
Innerliche und äusscrliche Mittel richten gewöhnlich nichts mehr aus, nachdem das üebel lange Zeit unbeachtet geblieben war. Die OeiTnung der Luftsäcke oder des Sinus muxillaris und passende Einspritzungen in dieselben könnten allein Erfolg versprechen.
Die Absonderung der Luftsäcke Verhärtet manchmal und bildet rundliche Concremente, von der Form, Grosse und Farbe der Kastanien (Cltondroideii).
Die abgeartete Flüssigkeit in den genannten Höhlen kann Areranlassung zu Botzverdächt geben, vielleicht selbst durcli die Kesorbtion des verdorbenen Products Botz hervorbringen. *
* In einem Falle von verdächtigem Nasenausfluss fand ich die Stirn-und Kicferhölilen der linken Seite durch eine polypose Masse aus­gefüllt, deren Druck die benachbarten Knochen erweicht hatte, so dass nach dem Maceriren des Kopfs ein Theil des Gaumens, des grossen Kiefer- und Stirnbeins verschwunden war. Der Kopf be­findet sich in der hiesigen Sammlung.
c} Augenseuche. (Catarrhus conjunetivae epizootic.) (Augenstäupe. Ophthalmia epiieootica. V. Conjunctivitis episs. Ad.')
Ein catarrhalisches Fieber, mit besonderem Ergriffenseyn der Bindehaut des Auges. Seuchenhaft, beim Bind vorkommend; manchmal gleichzeitig mit der Maul- und Klauenseuche.
Symptome: Frost und nachfolgende Hitze, Nieder-
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Beschlagenheit, heschleunigtcs Athmen, Mangel an Fresslust, unleiilrüekfe Irani- und MistauÄlecrung maclien den Anfang der Krankheit; nach 2—3tägiger Dauer dos Fiebers findet man die Augenlieder geschwollen, geschlossen und slarkeu Thräncn-iluss; die Bindehaut des Auges ist aufgelockert, stark gerüthet, die Cornea etwas getrübt; das Auge sehr empfindlich für die Eindrücke der Luft und des Lichts. Der anfangs wässerige Ausiluss aus den Augen wird nach 1—2 Tagen dicker, mehr schleimig; ebenso sondert die Nasenschlcimhaut mehr ab, die Haut wird feucht, die Excremente werden in grösserer Menge und dünner abgesetzt. Unter diesen Erscheinungen verliert sicii das entzündliche Leiden der Augen, die Lichtscheu u. s. w., und die Krankheit hat mit 5—7 Tagen ihr Ende erreicht.
In ungünstigeren Fallen, besonders bei verkehrter Behand­lung, bilden sich Bläschen auf der vordem Fläche des Auges, welche aufplatzen und kleine Geschwüre hinterlassen, oder aber eine allgemeine Trübung der Cornea, Verdickung der Bindehaut (Fell) und zuletzt Blindheit.
Ursachen: eine eigenlhümliche Beschaffenheit der Luft, scharfe Winde^ grosso Hitze, Trockenheit oder Feuchtigkeit derselben, seltener mechanische Reizung des Auges durch Staub u. dgl.
Behandlung: salzige Abfuhrungsmittel mit gelind diapho­retisch wirkenden, z. B. Doppelsalz oder Glaubersalz (2 Unzen) mit Brechweinstein (1 Drachme pro dosi) in eiueni. Aufguss von Flor, sambnei, bei stärkeren Entzündungs-Symptomen: Sal­peter (Vj—1 Unze pro dosi); selten wird ein Aderlass nüthig seyn. Man unterstützt diese Mittel durch Clysviere, warme Decken und einen dunkeln Aufenthaltsort. Die entzündeten Augen werden mit einem schleimigen oder Holluiider-Infusum oder blos mit lauer Milch gebäht; haben sich kleine Abscesse gebildet, so wendet man ein gelind adstringirendes Augen­wasser (mit weissem Vitriol oder Alaun) an; Felle und Trü­bungen der Hornhaut erfordern gelind ätzende Mittel, z. B. den Bals. ophthah St. Yres., oder schwache Auflösungen von Quecksilber-Sublimat, oder vorsichtiges Bedupfeu mit Höllenstein.
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d) Böaariiges Catarrhfieber der Wiederkäuer. CCafarr/nis sinmtm frontal.)
(Kopfkrankheit des Rindviehs, Hörnerkrankheit, Seliufiotz, Rotz, brandiges Schnupfcnfieber. Febris catarrh, epinooliea. Ad.')
Eine den Wiederkäuern eigene, durch ihre Heftigkeit, Neigung zum Brande und die Mitleidenschaft des Hirns aus­gezeichnete Forin des Catarrhfiebers.
Die Krankheit kommt sowohl in hoch-, als niedrig gelegenen Gegenden, vorzüglich im Frithling und Herbst, hei vorherr­schendraquo; Feuchtigkeit sowohl der Atmosphäre als des Bodens vor. Ochsen und jüngere Kühe werden am häufigsten befallen, ältere Kühe seltener (nach Rychner).
Symptome: als Vorbote geht manchmal Durchfall voraus; übcrhaii|)t ist der Darmcanal gerne consensuell ergriiTcn. In andern Füllen sind zuerst die Augen entzündet, trüb, ohne vermeinte Thränenabsonderung, der Kopf ist heiss. Mit dem Eintritt der Krankheit beobachtet man: Mattigkeit, hängenden Kopf; im Froststadium des Fiebers gesträubte Haare, darauf grosso Hitze, besonders am Kopfe, trockene Nase, heisses Maul voll Speichel, geschwollene, thränende Augen, Trübung der wässerigen Feuchtigkeit, Lichtscheu; hochrothe, später blaurothe Schleimhäute; der Puls ist schnell, mehr oder weniger hart oder voll, Herzschlag unfühlbar oder nicht, das Athmcn be­schleunigt, immer hörbar, oft Husten. Wechselnde Fresslust, manchmal vermehrter Durst, Mist bald dünn, bald trocken, schwärzlich, der Urin feurig.
Hitze und Frost wechseln mehrmals; verlauft die Krankheit mehr als Catarrh, so fliesst wasserhelle Flüssigkeit aus der Nase.
Schon nach 24 Stunden (zweites Stadium) nimmt die Mat­tigkeit zu, ebenso die Entzündung und Trübung der Augen, der Riechhaut, das Thränen und das hörbare Athmen; der Nasenausfluss wird schleimig, blutig oder jaucheähnlich (sam­melt sich derselbe in den Nebenhöhlen der Nase, so wird diese Parthie sehr heiss, und der Kopf auf selbige Seite geneigt, nach Crouzel); im Maul bilden sich rothe Flecken, an welchen sich die Oberhaut ablöst (Schwämmchen, vielmehr Pelechien nach Rychner); die Fresslust hört ganz auf, es geht wenig Mist, der Urin nur unter Schmerzen ab; auch zeigen sich
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Sclinierzcn in den Gliedmassen. Trächtige Külic verwerfen ge-\völiiilicli und verfallen hierauf gerne in Fruchthälter-Eiitzündung.
Im dritten (nervösen) Stadium vermehrt sich der übelbe­schaffene, brandige Ausfluss der Nase, Brand befällt die Flcisch-wand der Hörupr, welche losgehen (ebenso die Klauen, nach Anker); es treten Zuckungen ein (der Kopf wird aufgestützt, das Thier schiebt, nach Crouzel); die Empfindlichkeit der Haut ist bald erhöht, bald abgestumpft; Lähmung, starker Durchfall und Bewusstlosigkeit machen den Schluss.
Section: Entzündung, Geschwüre und Brand auf der Riechhaut, Brand der Fleischwand der Hörner, Erosionen der Mauischleimhaut, Spuren von Entzündung an den Häuten des Hirns und Bückenmarks, manchmal Wassererguss oder Er­weichung der Hirnsubstanz. An der Pleura dunkle Flecken, die Lungen mehr oder weniger heftig entzündet; in den grosseu Venen schwarzes Blut. Ent/.ündungs - Symptome an den er­schlafften Mägen und dem Darmcaual, die Leber nach Farbe und Cousisteuz verändert, die Gallenblase sehr gross, mit aus­gearteter Galle angefüllt.
Dauer: sechs Tage und darüber; wenn am 9—Uten Tage die Krankheit nicht abgenommen hat, ist wenig Hoffnung mehr. Junge Thiere unterliegen am leichtesten. Trübheit der Augen, selbst Blindheit, so wie Neigung zu Rückfällen bleiben gerne zurück.
Ursachen: hauptsächlich Erkältung der Haut, beson­ders zur Zeit des Haarwechsels; Zugluft, bereifte Waiden, heisse Ställe.
Prognose: ungünstig, da im Durchschnitt die Hälfte der Kranken unterliegt.
Therapie: zuerst Aderlass am Halse, auch local an den Hörnern (durch Anbohren oder Einsägen derselben). Rychner verwirft letzteres und räth dagegen, Schröpfköpfe unter den Augen und zur Seite der Nase anzusetzen. Lehmumschläge mit Essig, über den Nacken, die Slirne und Hörner; Reibungen mit wolleneu Lappen und Essig über den ganzen Leib (Anker empfiehlt Laugenbäder); Eiterbänder am Triel und Clystiere, wenn Verstopfung zugegen. Gegen den fieberhaften Zustand werden zuerst einige Gaben Nitrum in einem schleimigen De­coct (Jffö. malrae oder Flor, üliae) angewendet, hierauf aber
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Einschütte von Brechweiiistein ('/• Dr.) und schwefelsaurem Kali (3 Unzen) in der erwähnten Abkochung', alle 2 Stunden ge­geben. Bei starker Reizung des Darmcanals wühle man statt des Doppelsalzes — Bittersalz, statt des Tarl. emetic, aber Calomel mit vielem Schleim.
Bei Zeichen von Schwache ist Rad. ffenttnn, Fol. anran-tior. oder Rad. valerian, in kleinen Gaben am Platze.
Diese Behandlung des ersten oder entzündlichelaquo; Stadiums muss durch einen trockenen Stall, hinreichende Streu, laues Mehl wasser, kleine Rationen Heu (nicht Oehmd) oder Möhren unterstützt werden.
Wo die Krankheit den Character des Torpor gleich von Anfang hat, müssen — den Aderlass ausgenommen #9632;— die äus-scrlicheu Mittel, wie zuvor angegeben wurde, in Anwendung kommen; innerlich aber wird, so lange kein Durchfall zugegen ist, Salmiak (zu 3 Dr. alle Stunden) oder Brechweiustein (1 Dr.) in einem Aufguss von Fol. anrant. oder Rad. valerian, ge­reicht, und sollte sich nach 24 Stunden keine Besserung zeigen, so versuche man den Spir. niiri. dnlcis, in dem angegebenen Vehikel, oder bei grösserer Schwäche in Enzian-Decoct. Um hartnäckige Verstopfung zu heben, ist es selbst im torpiden Zustande zuweilen angemessen, zuerst einige abführende Salz­gaben zu reichen. Ist aber Durchfall oder Ruhr zugegen, so werden schleimige mit adstringirenden Mitteln und Opium er­forderlich , z. B. Abkochungen von Althea mit Rhapontica, im hühern Grade mit Columbo - Wurzel und Opium-Tinctur (1. Dr. pro dosi, alle Stunden wiederholt).
Im zweiten Stadium der Krankheit sind hauptsächlich stär­kende Mittel (wie Abkochungen oder Aufgüsse von Efizian, Rad. caryopMll., ennlae, serpentariae, Flor, arnicae und selbst Cort. chinae) entweder mit versüssten Säuren (Spir. nilri. dtde.) und Salmiak, oder aber mit Kali carbonic, (zu 2 Dr. pro dosi, viermal des Tags) zu versuchen.
Im nervösen Stadium pflegen selbst die Beizmittel, wie Camphor, Angelica, die Balsame u. s. w. nichts mehr zu leisten. In dieser Periode kommt nach Bychner's Versicherung nur ein Stück von zwölf durch.
Während der Reccnvalescenz ist Schonung, sorgfältige
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Wartung und Pflege, so wie die Vermeidung der Ursachen der Krankheit aiiKueinpfehlen.
e} Brandiger Strenget, brandige Druse. CCoryzagangraenosaJ)
{JCoryma gangreneux, morve gungrene-wse, Mal de tete de contagion
der Kianzosen.)
Eine häufig mit acutem Rotz verwechselte Entzündung der Nasenscliloimhaut, mit Neigung zu Gangrän, von einem typhösen Fieber begleitet. Sehr acut, ansteckend. Beim Pferd.
Die Krankheit Leginnt meist plötzlich mit Traurigkeit, schwankendem Gang und grosser Schwäche, der Appetit ist nicht ganz verschwunden; die Riechhaut und die Bindehaut des Auges zeigen mehr oder weniger Rothe, unregelmässige Puncte oder Flecken (Petechien); die Füsse, der Schlauch, die Nase sind geschwollen; der Puls ist weich, oder gespannt, sehr beschleunigt, der Herzschlag stark fühlbar; das Athmen ruhig; der Mist trocken, schwarz, manchmal mit Schleim überzogen; die Haare lassen sich leicht ausziehen.
Nach 2—3 Tagen findet man die Petechien der Schleim­häute grosser und dunkler, die Bindehaut ist zugleich mit gelblichem Serum inliltrirt, ein wässeriger, gelber Ausfluss fliesst in geringer Menge aus beiden Nasenliichern, die immer mehr anschwellen ; ebenso die Extremitäten, an denen die von unten nach oben fortschrellcnde odematüsc Geschwulst mit einem dicken Wulst aufhört. Keine Beulen auf der Haut oder An­schwellung der Kehlgangsdrüsen (wie bei acutem Rotz).
Wenn sich eine Eruption auf der Haut zeigt, so ist sie durch Blutaustreten (Ecchymosen) iu's Zellgewebe hervorge­bracht; brechen dergleichen Beulen auf, so schwitzt bloss ein dickes, rothes Serum aus, nie aber Eiter.
Im weitern Verlaufe von 4—5 Tagen wird die Nasen-Schleimhaut erweicht, brandig und zeigt an den abgestorbenen Stellen unregelmässige, blaurothc Geschwüre ohne rothen Rand; alsdann schwellen (jedoch bei sehr schnellem Verlauf nicht) die Kehlgangsdrüsen an; aus der Nase fliesst eine stinkende, röthliche oder blutige Materie; die Geschwulst der Nasenflügel und der Lippen, oft auch des ganzen vordem Theils des Kopfs hindert das Athmen und das Fressen.
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Das in diesem Zeitraum der Krankheit ausgelassene Blut gerinnt sclmell, bildet einen weichen Blutkuclien und scheidet viel Serum aus; bei sehr schnellem Verlauf flicsst es dicklich aus der Vene, ist schwarz und gerinnt nicht; es fault sehr bald.
Der Tod tritt meist am 10—12., aber auch manchmal schon am 2 — 3. Tag der Krankheit durch Erstickung ein; dieser Ausgang ist fast sicher, sobald die Nasenschleimhaut vom Brand befallen ist; manchmal gelingt es, die Petechien zum Stehen zu bringen, und die Genesung erfolgt unter alimählichem Verschwinden der übrigen Symptome. Indessen sind Rückfälle während der Reconvalescenz nicht selten.
Bei der Section findet man braunrothe Dupfen (von infil-Irirtem Blut) auf der Riechhaul, die an andern Stelleu schwarz und ohne Zusammenhang, schmierig aufgelöst erscheint, auf die Zerstörung der Schleimhaut folgten tiefe, ruirzliche Geschwüre längs des Venennetzes auf der Nasenscheidewand und den Dütlenbeinen; letztere sind infiltrirt, oder mit schwarzem Blut erfüllt. In den Nebenhöhlen der Nase ist blutiges Serum. Im Zellgewebe der Lippen und des Gesichts ist theils rölhliches Wasser, theils dunkles Blut ergossen. Die Lungen sind schwarz, mit rothen oder bleifarbnen Dupfen, schwer und gross; die unteren Partien derselben mit Blut oder Serum infiltrirt, oder mit umschriebenen Blutflecken durchzogen; hie und da ist die Lungensubstanz breiartig aufgelöst. Manchmal sind die Lungen wenig alterirt, wenn der Tod sehr schnell eintrat. Die Milz ist gross, weich, ihr Parenchyma dem Dintensatz ähnlich. Die verschiedenen Lymphdrüsengruppen sind mit Blut infiltrirt, mit einer wässerigen Ausschwitzung umgeben. Das Blut im Herzen und den grossen Venen ist schwarz und nicht geronnen. Ecchy-mosen sind zahlreich zwischen den Muskeln , an dem Herzen, dem Darmcanal, den Nieren u. s. w. Die Schleimhaut des Darmcanals, besonders des Blind - und Grimmdarms ist erweicht und schwärzlich, auch schieferfarbig.
Als Ursache beschuldigt man theils schlechtes, verdor­benes Futter, schlechte Luft in überfüllten, nicht gehörig gelüf­teten Ställen ohne Pflaster und Abzugsgräben; verdorbenes Wasser; Ansteckung.
Diagnose wegen Verwechslung mit dem acuten Rotz
Hering, I'alholiific.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 16
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oder mit Milzbrand schwierig. Prognose sehr ungünstig, da die meisten Kranken verloren sind.
Behandlung: Vermeidung der Ursachen; insbesondere auch Verhütung der Ansteckung, welche man dieser Krankheit wie dem aculen Rotz zuschreibt; d'.e dagegen versuchten Mittel waren ohne Erfolg; Aderlässe schienen den Gang der Krank­heit zu beschleunigen.
Die Krankheit scheint ihrem Wesen nach hauptsächlich in einer Entmischung des Bluts zu bestehen, und sich den Anthrax-formen am meisten zu nähern, daher auch die gegen diese an­gewendeten Mittel noch am ehesten zu versuchen sind.
ß Influenza der Pferde. [Fehrls catarrh, epizootic. Ad.)
Es lässt sich nicht wohl eine Definition dieser proteus-artigen Krankheit geben, die auf alle ihre Formen und Com-plicationen passte. Selbst ihre Stellung unter die catarrhalischen Krankheiten soll sich nur auf ihr häufigstes Erscheinen (mit vorzugsweise ergriffenen Bcspiratiousorganen) beziehen, obwohl es Fälle genug gibt, in welchen diese Organe frei sind, dage­gen die Verdauungsorgane, das Nervensystem u. s. w. haupt­sächlich leiden. Daher kommt die Influenza bald als catarrha-lisches und calarrhalisch - rheumatisches , bald als gastrisches, gastrisch-rheumatisches, galliges und rothlaufartiges und selbst typhöses Leiden vor, so zwar, dass zu gleicher Zeit nicht blos Eine dieser Formen herrscht, sondern mehrere derselben neben einander bestehen können. Indessen ist es doch auch öfters zu beobachten, dass ein gewisser Character der Influenza einige Zeit lang vorherrscht, und erst alimählich, etwa mit dein Wechsel der Jahreszeiten, in eiuen andern übergeht.
Die Influenza kommt wohl seilen sporadisch, .sondern mehr blos seuchenartig vor, hat aber eine besondere Vorliebe für stark besetzte Ställe (namentlich Cavallerie- und Marställe), in denen man glaubt, dass die meisten Krankheitsursachen durch die bestehende Aufsicht vermieden würden. Sie befällt die Gebrauchs-pforde (Fohlen seltener) ohne Rücksicht auf Alter, Geschlecht, Fütterung, Dienst u. dgl,; sie verschont ebenso viele Thiere, die unter völlig gleichen Verhältnissen leben, ohne dass sich ein bestimmter Grund dafür auffinden Hesse.
Die Ursachen der Influenza sind jedenfalls allgemein
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verbreitet, werden somit fheils in der Atmosphäre und ihren Zuständen, theils in tellurischen und cosmischen Einflüssen gesucht. Indessen lässt sich wenig Bestimmtes dafür anführen; allerdings hat die Witterung einen bedeutenden Einfluss auf den Character, die Stärke, die Dauer und die Complicationen der Krankheit, allein eheu diess ist mit der Fütterung, der Stallung., dem Gebrauche u. s. w. der Fall; sie sind allcsammt Gelegen-heitsursachen, die die Krankheit zum Ausbruche, aber für sich sie nicht hervorzubringen vermögen. Die Ursachen der In-lluenza sind somit unbekannt.
Die Dauer der Krankheit ist meist 7 — 14 Tage, erstreckt sich aber auch mit der manchmal sehr langwierigen Reconva-lescenz nicht selten auf das Doppelte. Es ist vielleicht nur eine sehr kurze Periode im Beginnen derselben, während welcher sich auf den Verlauf einwirken lässt; ausserdem geht die Krankheit ihren Gang unaufhaltsam fort.
Die Vorhersagung ist nach dem herrschenden Cha­racter und dem Grade des Fiebers zu richten, immer aber zweifelhaft zu stellen, da schneller Wechsel von scheinbarer Besserung zu Verschlimmerung nicht eben seilen vorkommt. Ks kommen übrigens Epizootien der Influenza vor, welche selif gelinde verlaufen, während auderemale dieses Uebel zahlreiche Opfer fordert.
Man hat die Influenza der Pferde, nicht ohne Grund, mit der Grippe des Menschen verglichen , beide Krankheiten auch gleichzeitig herrsclien gesehen, allein weit Öfter auch das Ge-gentheil, wie denn auch die übrigen Ilauslhicre zur Zeit herr­schender Influenza unter den Pferden, zwar an Krankheiten ähnlichen Characters (z.B. catarrhalischen) leiden, jedoch ohne ilass diese sich zur Seuche steigerten. Da in einigen Beobach­tungen, obwohl ausnahmsweise, eine contagiöse Verbreitung der Krankheit wahrscheinlich gemacht ist, erfordert die Vorsicht, wenigstens die schwer erkrankten Thierc von den gesunden zu trennen.
Wir unterscheiden die drei wesentlichsten Formen der In­fluenza , nämlich: die catarrhalisch - rheumatische, die ga-Btrisch-rhenmatische und die gastrisch-rothlaufartige, und fügen ihrer Beschreibung einige der vorkommenden Complicationen bei.
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a. C a t a r r h a 1 i s c h - r h e a m a t i s c h c Form.
Diose Form der Influenza liat ihren Silz hauptsächlich in der Rcspirationsschleimhaut, dem Parenchym der Luiii^e und den serösen Häuten des Thorax, nämlich der Pleura und dem serilsen Ueberznge des Herzeus und Herzbeutels. Bald ist mehr das Leiden der Schleimhäute und der Lungen (das catar-rhalische Moment) vorherrschend, bald mehr das der scrüsen Häute (das rheumatische Moment) ; manchmal ist nur Eines von beiden zugegen, aber auch beide zugleich können sich noch mit einem Leiden des Verdauungsapparats (z. B. der Leber) verbinden.
Die Vorboten der Krankheit sind theils verminderter Appetit, besonders für Körncrfulter, theils eine merkliche Muskel-schwache , baldige Ermüdung, stolpernder oder schwankender Gang; auch ein geringer Husten oder leichte Colikschmerzen gehen manchmal dem Ausbruche der Krankheit voraus, die in­dessen sehr häufig ohne alle Vorboten auftritt.
S y m p t o m e : Der Eintritt der Krankheit ist durch einen Fieberaufall bezeichnet (Sträuben der Haare, kalte Extremitäten, Mattigkeit und Schwere des Kopfs); der Puls ist anfangs nur wenig vermehrt, meist härtlich oder aber voll und weich; in sehr kurzer Zeit aber steigt derselbe auf 60 — 80 Schläge und darüber, und wird nicht selten auffallend schnell klein und schwach, und bleibt fferne mehrere Tage unverändert. Der anfangs wenig oder nicht fühlbare Herzschlag wird deutlicher und im weitem Verlauf sogar prellend oder schwappend (bei Wassererguss). Das Alhmen ist anfangs wenig vermehrt, tief, bald aber sehr beschleunigt, oft angestrengt, mit deutlichem Aufsperren der Nasenlöcher und .Spiel der Nasenilügel (beson­ders bei Wassererguss); bei Fntzündung des Lungenparenchyms ist die ausgeathmete ?.uft warm und die Färbung der Nasen­schleimhaut erhöht; bei vorherrschendem Ergriffcnseyn der Pleura dagegen fehlen diese Zeichen, wogegen die Thiere auf Druck an der Brustwand ausweichen, und häufig abwechselnd einen Vorderfuss vorstellen. Liegen wenig und nur kurze Zeit, meist gar nicht. Der begleitende Husten ist nicht häufig, kommt mehr paroxysmenartig vor und ist meist trocken und schmerzhaft;
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Nasenausfluss stellt sicli selten ein, und wenn diess der Fall war, hatte er mehr das Aussehen von gelblichem Serum, als von Schleim.
Der Appetit, hält oft längere Zeit, besonders zu gehaltlosem Futter, an; der Durst ist vermehrt und die Kranken ziehen reines Wasser dem Mehlwasser vor. Der Mistabgang ist ver­zögert, die einzelnen Ballen sind klein, stark von Galle gefärbt oder mit Schleim überzogen; selten ist Durchfall zugegen (wo er nicht als Wirkung der angewendeten Arzneimittel erscheint^; der Harn geht reichlich ab und ist meist wässerig, später dunkler und schäumend.
Die Aufnahme äusserer Eindrücke ist in den meisten Fällen nicht gestört; viele Kranken scheinen um den Kopf munter zu seyn; im weiteren Verlaufe der Krankheit bekommen sie ein ängstliches Aussehen und lassen den Kopf sinken, bis sie ge­mahnt werden.
Die Zunahme der Krankheit gibt sich hauptsächlich durch das Sinken der Kräfte, den kleineren Puls, stärker fühlbaren, selbst prellenden Herzschlag, das beengte Athmen, den häu­figeren Husten, wiederholte Fieberschauder, die Uncmpfindlichkeit der Haut gegen äussere Reize, Zähneknirschen u. s. w. zu er­kennen. OedemalOse Anschwellungen der Brustbein- undBauch-gegend und der Füsse sind nicht selten. Das Nachlassen der Symptome, namentlich der langsamer werdende Puls, das ruhi­gere Athmen u. dgl. sind günstige Zeichen. Eine eigentliche Crisis wird nicht beobachtet. Der Tod erfolgt manchmal schon am 2 — 3. Tag, gewöhnlich aber erst um den 7 — 9. Tag und selbst noch später. Am schnellsten verlauft die Influenza, wenn sie vorzugsweise den Herzbeutel ergriflen hat, langsamer, wenn das Lungenparenchym oder die Pleura der Sitz derselben sind.
Bei der Section findet man theils Wassererguss in den Herzbeutel, mit zahlreichen Ecchymoseu an der Oberfläche und im Innern des Herzens und längs der grossen Gefässstämme, au der Pleura und dem Zwerchfell; theils Ueberfüllung der Lunge mit Blut, und Erweichung ihres Pareuchyms, seltener bedeutende Hepatisation oder Vereiterung desselben; öfter die Lungen nicht wesentlich verändert, dagegen das Brustfell stark injicirt, viel trübes oder flockiges Wasser in der Brusthöhle; die Leber bald weich, bald brüchig, thonfarben oder gelblich u. s. W.
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Uebcr die Ursachen, Anlage u. dgl. s. das ira Allge-meineii Angeführte.
Behandlung'. Die gegen die catarrhalisch-rheumalische Form dor Influenza anzuwendende Methode ist im Wesentlichen die cntzünduiigswidrige, jedoch mit Rücksicht, auf die Erfah-rungsgemäss schnell eintretende Schwache und die Neigung zu Wasserausschwitzung. Aderlässe mögen in einzelnen Fällen, jedoch nur ganz im Anfange der Krankheit, nützlich gewesen seyn; in den meisten Fällen sind sie entbehrlich und häutig von entschiedenem Nachthell. Der allgemeine Zustand des Thiers und die Beschaffenheit des Pulses und Herzschlags müssen in jedem einzelnen Falle hierüber entscheiden. Bei heftiger aus­gesprochenen oder rein entzündlichen Symptomen ist Nitrum in Verbindung mit schleimigen und süssen Mitteln, und in massiger Dosis am Platze; in gelinderen Fällen reicht das schwefelsaure Natrum oder Kali aus. Meist ist aber frühzeitig auf den Tart. stibiat. überzugehen, der zu l Dr. pro dosi, täglich 3—4mal in Pillenform und ähnlicher Verbindung, wie der Salpeter gereicht wird. Der Salmiak ist bei vorherrschendem Leiden der Schleim­häute am Platze. Calomel wirkt meist in dieser Form der In­fluenza zu langsam, und seine abführende Nebenwirkung fallt gerne in eine Periode der Krankheit, in welcher starke Auslee­rungen den inzwischen eingetretenen allgemeinen Schwächc-zustand vermehren. Digitalis wirkt hie und da auffallend gün­stig, lässt aber weit öfter im Stiche. Durch das hartnäckige Stehenbleiben des Pulses auf seiner Höhe darf man sich nicht sogleich zu ungewühnlich ^grossen oder unnölhig wiederholten Gaben von Arzneien bestimmen lassen.
Wenn nach einigen Tagen die Symptome der Lungeuver-dichtung oder des Wasserergusses eintreten, so können grösserc Gaben des BrechWeinsteins ('/,— % Unze) in grösscren Zwi­schenräumen gegeben^., versucht werden ; als Vehikel dienen ge­lindere Reiz- oder harntreibende Mittel. Ist entschieden Wasser-erguss zugegen, so ist das 01. terebinth, oder Ol. juniper, in steigenden Gaben (1 — 4 Dr.) täglich 3 — 4mal oft von sicht­barem Erfolge; der Puls wird langsamer, der Athem ruhiger, der Harn geht oft und in Menge ab. Die innerlichen Mittel sind zweckmässig durch schleimige Klystiere, ferner durch Sinapismen oder Einreibungen der Brustw£iide oder der
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ödemalOsen Anschwellungen mit 01. terebinth, oder mit Can-tharidensalbe zu unterstützen. Letztere Mittel scheinen oft mehrere Tage nicht zu laquo;irken, sobald aber das Fieber nach-lässt, tritt ihre Wirkung ein. Haarseile und Fontanelle sind zu vermeiden, weil die Wunden ungern und schlecht eitern.
ß. Gastrisch-rheumatische Form.
Diese Form der Influenza kommt theila für sich allein, theiis in Verbindung mit der vorhergehenden vor. Sie unterscheidet sich hauptsächlich durch das Vorwalten der gastrische Sym­ptome; die Fresslust hört auf, oder die Thiere fressen nur ver­unreinigte Streu u. dgl.; der Durst ist gering, die Schleimhäute werden mehr oder weniger intensiv gelb gefärbt, der Mist ist mit Schleim umhüllt^ der Bauch aufgezogen, die Lebergegend empfindlich. Dagegen fehlt der Husten und das beschleunigte Athmen oder wenigstens sind diese Symptome in geringerem Grade zugegen, als bei der catarrhalischcn Form; deshalb lie­gen auch die Thiere häufig. Die auiTallende Schwäche der Muskeln, das Schwanken, die Fiebererscheinungen u. s. w. haben beide Formen mit einander gemein ; doch neigt sich das Fieber in der gastrisch-rheumatischen Form mehr zum nervüsen oder typhösen, wie die Unempfindlichkeit und Betäubung, das schnelle Sinken der Kräfte, die schmierige Beschaffenheit des schwarzen Blutes u. s. w. andeuten. Das begleitende Fieber hat nicht selten gleich von vorne herein den Character des asthenischen.
Hiedurch wird diese letztere Form der Influenza gefähr­licher ; indessen kommen auch sehr leichte Fälle derselben vor.
Der Verlauf der gastrisch - rheumatischen Form ist dem der catarrhalisehen ähnlich.
Die Section zeigt die Darmschleimhaut, besonders der dünnen Därme geröthet, oft aber auch schmutzigbraun oder schiefergran; die Leber ist meist aufgetrieben, dick, gelbbraun oder gelb, leicht zerreiblich, wie gekocht oder aber erweicht und wie von einer röthlichen Jauche durchdrungen. Selbst Berstung der Leber kommt vor. Ausserdem finden sich die Erscheinungen der catarrhalischcn Form mehr oder weniger damit verbunden.
Die Behandlung erfordert besondere Bückpicht auf den
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Zustand des Danncauals uud dei- Leber. Für die gelinderen Fälle reicht man mit salzigen Abftlhriingsmitteln, denen später bittere oder aromatische Pilanzenstoffe zugesetzt oder substituirt werden, aus. In den heftiger entzündlichen Fällen ist als anti-phlogistisches Mittel der Weinstein dem Salpeter vorzuziehen; das versüsstc Quecksilber kann (bei hervorstechendem Leberleiden) gleich anfangs in einigen rasch aufeinander folgenden Dosen ge­geben, muss aber sodann entweder ausgesetzt oder in grossen Zwischenräumen gereicht werden. Wo mehr die Schleimhäute des Darmcanals leiden oder eine catarrhalische Complication zugegen ist, passen der Brechweinsteiu und der Salmiak. Aderlässe sind in der Regel zu umgehen.
Im weitern Verlaufe des Uebels ist auf die Reitzmittel (an­fangs noch in Verbindung mit den vorher erwähnten) überzu­gehen, wie Arnica, Calmus, Kamillen, Camphor und ätherische Ocle. Ins Getränk wird etwas Mehl gethan und dassclhe ge­linde (mit Pilanzensäurcu) angesäuert. Von den äusserlichen Mitteln sind Senfbrei, scharfe Einreibungen und selbst punet-förmige Cauterisation in der Lebergegeud, auch Fontanelle am Schaufelkuorpel des Brustbeins, ferner schleimige, später Cha-milleu-Klystiere besonders zu erwähnen.
j') Gastrisch-rothlaufartige Form.
Diese Form kam hauptsächlich im Jahr 1825—26 in Frank­reich und von da aus auch in Deutschland häufig vor, wurde spater durch die rheumatischen Formen unterdrückt, kommt aber iu neuester Zeit (1841) wieder als Epizootic sowohl in England als Frankreich zum Vorschein.
Die rothlaufartigeu Krankheiten von einiger Bedeutung haben fast immer ein Leiden der Gallensecretion zur Begleitung; so auch hier, dagegen fehlt das Ergriffenseyn der serösen Häute, welches sich mehr zu den Krankheiten rheumatischen Cha­racters gesellt.
Der Sitz der gastrisch - rothlaufartigen Form der Influenza ist die Darmschleimhaut und die Lunge; ihre Ursachen sind eben so wenig genau bekannt, als bei den beiden andern Formen; zum Ausbruche der Krankheit scheint häufiger und schneller Witterungswechsel das Meiste beizutragen.
Die Symptome sind: Mangel au Appetit, Traurigkeit,
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trübes Haar, gesenkter Kopf, unrcgeliuiissige Stellung; leichte Koliksclimcrzcn, seltenes Liegen; heisses Maul, trockene, nicht belegte, gerölhete Zunge; cinpfiudlicher Bauch, trockene und harte Ausleerungen. Iliexu kommen: Anschwellung der Augen-lieder und Conjunctiva mit röthlichem oder gelbem Serum, und die Symptome eines Lungenleidcns, uftmlich öfteres Husten, bald trocken, bald feucht; beschleunigtes, kurzes Athmen, ein kleiner, weicher und schneller Puls, Geschwulst der Füsse und selbst der Sprunggelenke, ein schwankender Gang u. s. w.
Bei dem einen Kranken sind die Symptome des Lungen-leidens vorherrschend, bei dem andern die des Verdauungsapparats.
Nach 2—3 Tagen tritt entweder, in Folge der zweck-mässigen Bchamilung, Besserung ein und die Tiiiere erholen sich bald wieder, oder aber die Krankheit schreitet fort; der Puls wird sehr schwach und klein, die Infiltration der Bindehaut nimmt zu, ihre Färbung ist rothgelb, die Cornea und selbst das Innere des Auges trüben sich, die Zunge wird hochroth, der Bauch aufgeschürzt, der Husten immer häufiger, schmerzhafter,-das Athmen kürzer und schneller. Das Rothlauf der Füsse uiid des Schlauchs breitet sich immer mehr aus und hindert das Gehen.
Der Tod tritt am 10—12. Tage ein; eine Zeitheilung der Entzündung ist nach dem 7. Tage nicht mehr zu hoffen.
Section: grosse Stellen des Dünndarms gerüthet, die Häute verdickt und erschlafft; Magen und Dickdarm nicht ver­ändert; die Leber gelb, dick, brüchig oder aufgelöst; starke Anhäufung von Galle in den Gallengängen. Die Lunge in ver­schiedenen Graden entzündet, bis zur vollständigen Hepatisation; die Bronchien gerüthet, voll gelblichen Schleims; die Pleura gesund.
Therapie: in den ersten Tagen Aderlässe, nölhigenfalls wiederholt, trockenes Reiben der Haut, warme Bedeckung; innerlich Crem, tartar, mit süssen und schleimigen Mitteln; dazu Wasserdämpfe zum Einathmen, Klysliere, gesäuertes Trink­wasser. Im weitern Verlauf der Krankheit entweder Sinapismen oder Haai-seile an die Brustwände; wenn bereits Hepatisation der Lunge eingetreten ist, kann man noch Brechweinstein in grosser Gabe versuchen.
In mehreren Epizoofien der Influenza sieht man besondere Complicationen auftreten, welche anderemale wieder ganz
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fehlen können. So z. B. die bei der cafarrhalischen Form be­reits erwähnten Anschwellungen, welche manchmal selbst im Beginn der Krankheit, als Rothlauf oder als Pseudo-E^si-pelas,, später als Oedem sich zeigen. Sie beginnen an den tieferen Theilen des Körpers, z. B. den Fesseln, und steisren allmählig aufwärts, wo sie mit einer dicken Wulst aufzuhören pflegen. Au den Füsseu und dem Bauche sind sie am häufig­sten; seltener am Kopfe, den Lippen, Nasenlöchern u. s. w. In schlimmem Fällen schwitzt nianchnial eine blutige Flüssigkeit aus der Haut der geschwollenen Parthie, besonders an den P'üssen.
Eine häufiger mit der gastrischen Form vorkommende Com­plication ist die symptomatische A u g e u e n t z ü n d h n g, welche bald blos in Böthung oder safrangelber Färbung der Bindehaut, Thränen und Anschwellung der Augenlieder bestellt, bald aber auch den Augapfel selbst ergreift und eine Injection und Ver­dunklung der Cornea, eine flockige Trübung der wässerigen Feuchtigkeit und selbst Bluterguss in die vordere Augenkammer zu Begleitern hat.
Ferner gehören hieher: Anschwellungen des Hodens oder Samenstranges, der Ohrspeicheldrüsen oder des Bachens (daher beschwerliches Schlucken und Speiehelfluss), Pelechien auf der Nasenschleimhaut, leichtes Ausgehen der Haare, Nach­schieben von Rehhufen, Schmerzeu in den Gelenken u. s. w.
Als eine Folge der Influenza (besonders der catarrhalisch-rheumatischen Form) ist hie und da eine Entzündung der Sehnenscheiden der Beuge-Sehnen des Hufs beobachtet worden (s. diese an ihrem Ort).
(Wegen der nahen Verwandtschaft der Influenza mit dem nervösen Fieber vgl. diese Gattg.)
g) Staupe (Hundeseuche). [Febris catawh. epizoolica canum. Ad.)
Ein catarrhalisches Fieber, mit Neigung zum Nervösen, welches die Hunde (auch die Katzen) als eine Entwicklungs­krankheit meist im Laufe des ersten Jahrs befällt, womit die Anlage dazu getilgt wird.
Die Staupe kommt in sehr verschiedenen Graden vor; in dem gelindesten geht sie oft unbeachtet vorüber; geringere Munterkeit, wenig Appetit, etwas schmierige Augen oder Nase,
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öfteres Niesen sind Alles, was man in solchen Fällen bemerkt. In einem hühern Grade zeigt das Thier Fieber, sucht warme Stellen, ist malt, zittert, hat eine heisse, trockene Nase, ver­klebte Augen, einen heissen Athem und leidet an Verstopfung. Nach einigen Tagen stellt sich Husten und Nasenausfluss von schleimiger — später eiteriger — Beschaffenheit ein, die Augen werden verklebt und trübe, selbst kleine Bläschen bilden sich auf der durchsichtigen Hornhaut, die aufplatzen und gerne un­durchsichtige Flecken hinterlassen. Der Nasenausfluss wird oft bis zur eigentlichen Schleimschwindsucht (P/ithlsis pifttitosä) gesteigert; wo die Thiere stehen oder liegen, fliesst ihnen gelb­licher Eiter, ohne Husten oder Niesen, fast ununterbrochen aus der Nase; sie magern ab, haben eingefallene Augen und werden schwach im Kreuze.
Zu diesem rein catarrhalischen Leiden gesellen sich gerne nervöse Symptome, wie: Zucken mit den Gliedmassen oder dem ganzen Körper, Anfälle von Convulsionen, der Epilepsie ähn­lich. Schnappen in der Luft (daher mit Wuth verwechselt). Schwanken mit dem Hinlerlheil, endlich Lähmung desselben, worauf der Tod folgt. Die nervöse Periode der Krankheit ist von unbestimmler Dauer. Das Fieber hat aufgehört, die Fress­lust ist ziemlich ordentlich, und die Functionen des Hirns scheinen ungetrübt zu seyn.
Als ungewöhnliche Begleiter der Staupe sind der Aus­bruch von Blattern, die Bildung von Abscessen unter der Plaut, krampfartiger Husten u. dgl. anzusehen.
Die Section zeigt: Entzündung der Respirations-Schleim­haut, seltener des Darmcanals, Abscesse in der Lunge, Ver­wachsung derselben mit der Rippenpleura, Wassererguss; An-füllung der Bronchien mit Eiter; Wassererguss, Erweichung und Schwinden des Rückenmarks , der Kreuzmuskel u. s. w.
Die Dauer der Krankheit ist in den gelindem Fällen 10—14 Tage; wo nervöse Symptome zurückgeblieben sind, können diese mehrere Monate fortdauern, bis das Thier endlich eingeht; das catarrhalische Leiden wird theils durch die Hef­tigkeit der Entzündung (und dann in kurzer Zeit), theils durch den Uebergang in Phthisis tödtlich. Manche Kranke sterben plötzlich in einem der convulsivischen Anfälle.
Prognose: unsicher, da selbst der gelindeste Verlauf
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durch Fehler in der Fütterung, Erkältung u. dgl. schnell bös­artig werden kann. Ein papulöser Hautausschlag oder ein Durchfall bilden manchmal die Crisis.
Die Ursachen der Staupe sind, aussei- der Ansteckung, nicht genau bekannt; sie kommt zu allen JahresKciten vor, ist aber nach dem Stande der Witterung bald häufiger, bald sel­tener, und ebenso bald gutartig, bald gefährlich. Hunde, die noch nicht durchgeseucht haben, werden durch Cohabitation mit Kranken angesteckt; es scheint aber bloss das catarrhalische Stadium contagiös und insbesondere die ausgeatlnnete Luft oder der Nasenauslluss Träger des Ansteckungsstoffs zu sejn.
Eine besondere Disposition zu dieser Krankheit ist mit den Entwicklungs-Vorgängen der jungen Thiere, namentlich mit dem Zahnwechsel, gegeben. Ganz junge (säugende) und über Ein Jahr alte Hunde werden gewöhnlich am stärksten befallen. Das gleichzeitig stattfindende Zahnen hat deutlichen Antheil an mehreren die Staupe begleitenden Symptomen, z. B. den Zuckungen der Kiefer, dem Schäumen u. dgl.
Die Behandlung der Staupe richtet sich hauptsächlich nach dem Grade und Stadium der Krankheit. Im Anfange wird es immer zuträglich seyn, durch ein Brechmittel den Magen auszuleeren und dadurch für die Wirkung der spätem Arznei­mittel empfänglicher zu machen. Auch wegen seiner revulso-rischen Wirkung ist das Erbrechen zuträglich. Etliche Gran Pulv. veralri alb. in ein wenig Fett gegeben, sind das zuver­lässigste Brechmittel für Hunde. Bei blos catarrhalischen Symp-totneu in massiger Stärke ist, aussei- einem trockenen vmd warmen Stalle, etwas Milch und Brod oder ein wenig rohem Fleisch, nichts weiter nothig. In höheren Graden des Fiebers und der Entzündung ist eine schwache Auflösung von Salmiak in einem schleimigen Decoct (später in einem Enula-Aufguss) am Platze; hat das Fieber uachgelaBsen, aber der Nasenausfluss dauert in gleicher Stärke fort, so gibt man Flor, sulphur, mit Gummi arab. in den gleichen Vehikeln (der Goldschwefel verursacht leicht Erbrechen). Wenn nervöse Symptome sich zeigen, sind äusserliche ableitende Reitze längs der Wirbelsäule oder Eiter­bänder anKubriugeu, innerlich kleine Gaben von Opium, Cam­phor , Naphtha in einem Aufguss von Ariüca oder Valeriana zu geben. Die entzündeten Augen wascht mau mit lauer Milch
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oder einem schwachen Infns. flor. samhnci aus; ausserdem ist Nässe möglichst zu vermeiden. Unter den länger zurücklilci-benden Resten der Krankheit verlangt der heftige, trockene und quälende Husten: besänftigende und auflösende Mittel, z. B. Extr. hyosciami in Oxymel squillae; die Zuckungen (meist am Ende doch tiidtlich) nach und nach steigende Gaben von Nux vomien; auch Tarf. emef. in sehr kleiner Dosis; spirituosequot; Einreibungen. Bei eigentlicher Phthisis pituitosa thut Blausäure, vorsichtig angewendet, oft auflallende Dienste.
Alle diese Miltel müssen von einer leichten Fütterung und passendem AufenthaKsorte unterstüt/i werden.
Bei den Katzen wird dieselbe Krankheit hie und da beobachtet, allein selten einer Behandlung gewürdigt; sie gehen daher entweder rasch an Lungenhepatisation oder aber an Ab­zehrung allmählich zu Grunde.
Man hat behauptet, durch Vaccination können junge Hunde vor der Slaupe geschützt werden; die Vaccine haftet zwar nicht ungerne bei dieser Thicrgattung, allein die Anlage zur Staupe wird dadurch, nach mehrfältigen Versuchen, nicht aufgehoben.
Fünfte Gattung. tll)eumottfd)elaquo; hiebet. QFehris rheumaüca.J
Fieber meist entzündlichen, selten asthenischen Characters, mit mehr oder weniger wandelbaren Schmerzen in den Bewe­gungsorganen. In der Regel acuter, weniger häufig chronischer Verlauf, mit grosser Neigung zu Rccidiven und Metastasen. Meist sporadisch, nie contagiös. Bei allen Hausthieren, am häufigsten beim Pferde.
Die rhoumatischrn Krankheiten kommen theils für sich, theils in Verbindung mit andern vor; letztere sind sehr verschiedener Art, z. B. Entzündungen, andere Fieber wie die catarrhalisclien, gastrischen (vergl. Influeuza), Coliken, selbst Lähmungen; diese Fälle sind unter den Hauptleiden beschrieben, da bei ihnen der rheumatische Character blos ein zufälliger, etwa einer Species angehoriger ist (z. B. rheumatische Hufentzündung). Die für sich bestehenden rheumatischen Krankheiten sind dem Grade nach sehr verschieden; in den gelindern Fällen fehlt selbst das Fieber ganz, aber auch selbst In den höhereu Graden wird das
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Fieber niclit leicht so heftig, wie bei vielen anderen Gattungen dieser Krankheits-Klasse. Daher sind die rheumatischen Fieber weniger dem Leben als der Brauchbarkeit der Thiere gefähr­lich , letzteres besonders beim Pferde, dessen Nutzen ganz auf seiner Fähigkeit zu gehen beruht.
Der Sitz des Rheumatismus ist nicht mit Bestimmtheit nach­zuweisen ; man nimmt ihn theils in den fibrUscn Organen (Seh­nenscheiden, Aponcurosen, Beinhaut) an, theils in den Muskeln selbst (Adamowicz führt den Rheumatismus, theils als Myosi-tis, theils als Arthritis — Muskel-Entzündung und Gelenk-Entzündung — auf). Dass der Rheumatismus eine besondere Vorliebe für die sero - fibrüsen Häute (wenn nicht seinen aus-schliesslichen Sitz darin) habe, beweist der Umstand, dass bei rheumatischen Fiebern häufiger als man glaubt die serösen Häute der Brust, namentlich aber des Herzbeutels, ferner auch die Hirn- un4 Rückenmarkshaut mitleiden (Vergl. rheumatische Paralysen).
Die Ursache der rheumatischen Krankheiten überhaupt lässt sich meist auf Unterdrückung der Haut-Ausdünstung oder Erkälhing zurückführen. Je leichter diese stattfindet, um so grosser ist die Anlage zu dieser Kran kheits-Galtung; da­her sind theils junge, zärtlich gehaltene Thiere, theils in war­men Ställen, gut bedeckt, und deshalb kurzbeliaarte Luxus-Pferde, alraquo;er auch sehr langhärigc Pferde (letztere, weil sie bald schwitzen und besonders während des Haarwechsels) den Rheumatismen mehr ausgesetzt, als solche Thiere, welche den Veränderungen der Witterung Trotz zu bieten gevyohut sind. Eine lang lortdaucrnde Disposition zu rheumatischen Anfällen bleibt bei den davon genesenen Thieren gerne zurück.
Symptome: gehinderte Bewegung eines oder mehrerer Glieder, oder Schmerz bei Berührung oder Druck ohne auflällendc örtliche Enlzündungs - Symptome , dazu die Zeichen eines mas­sigen entzündlichen (selten asthenischen) Fiebers.
Behandlung: im Allgemeinen gegen die Ursache, somit auf Wiederherstellung der Hautsccretion gerichtet; diaphoretisch, manchmal revulsorisch; nach dem Stande des Fiebers zugleich entzündungswidrig u. s. w.
Vorbeugung: durch Vermeidung der Ursache; bei dazu disponirteu- Thieren allmähliche Abhärtung dersellen, oder im
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entgegengesetzten Falle kilnstliche ALhaltung schädlicher Ein­flüsse, z. B. durch warme Decken.
ti) Acufer Rheumatismus.
Mehr oder weniger heftige Schmerzen, besonders in den Glicdmassen, seltener in einzelnen Parthieen der Wirbelsäule, hindern die Bewegung, verursachen einen klammerigen Gang, Steifigkeit, Spannung und Knacken der Gelenke, Emptindlich-keit bei der Berührung der befallenen Theile u. s. w. Der Schmerz nimmt nach einiger Bewegung eher ab als zu, und letztere wird freier. Hiczu kommt eine dem Grade der Schmer­zen entsprechende Buschleunigung des Pulses, der zugleich etwas hart ist; ferner Mangel an Appetit, verzögerteSecrctionen, trockene Haut, häutiges Liegen, beschleunigtes Athmen, öfters mit Stöhnen und sonstigen Schmerzens-Aeusserungeu.
Die Krankheit befallt die Thiere meist plötzlich, und kurze Zeit nach der Einwirkung der Ursache (Erkältung). Das Lei­den ändert manchmal seineu Sitz, so dass bald der eine, bald der andere Fuss mehr ergriffen scheint; eben so häufig aber localisirt sich die Entzündung, und zwar bald in den Hufen (rheumatische Hufentzündung, Rehe), bald in einzelnen Gelen­ken , endlich in den serösen Häuten der Brusthöhle (rheuma­tische Lungen - Brustfell - oder Herzbeutel - Entzündung). In­dessen kann dieselbe Ursache, welche in den Gliedmassen einen Rheumatismus erzeugte, auch gleichzeitig eine Lungen- oder Ilufentzündung hervorbringen; ja in manchen Fällen erscheint es eine Zeit lang zweifelhaft, indem abwechselnd bald mehr die Symptome einer Brustentzündung, bald wieder die einer Huf­cutzündung hervortreten, bis sich endlich die Krankheit in einem dieser Organe festsetzt. In solchen Fällen ist die locale Ent­zündung die Hauptsache geworden und erfordert vorzügliche Berücksichtigung bei der Behandlung, ohne jedoch den (rheu-matischen) Character derselben ganz bei Seite zu setzen. Zu den seltenen Symptomen gehört das Anschwellen ganzer Mus­keln, oder der Sehnen und des sie umgebenden Zellgewebes; ferner lähmungsartige Schwäche der kranken Glicdmassc, da­her öfteres Stolperu u. s. w. Bei dem Rindvieh sind Anschwel­lungen der Gelenke und balgartige Geschwülste in der Nähe derselben nicht selten rheumatischer Natur.
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Der acute Rlicumatismus hat für sich einen raschen Ver­lauf, gellt aber manchmal in den chronischen über, wobei die fieberhaften Erscheinungen aufhören, das locale Leiden aber mehr oder weniger zurückbleibt; im entgegengesetzten Falle steigt das Fieber, die Schmerzen werden heftiger, das Thier liegt sich an den hervorstehenden Knochenecken auf, die Haut wird brandig, es schwitzt viel (jedoch ohne Erleichterung) und ma­gert schnell ab , und geht an Erschöpfung zu Grunde. Dasselbe kann durch Complication tier Krankheit mit Huf- oder Brust­entzündung, oder bei rheumatischer Lähmung geschehen.
Die Section zeigt mehr die Folgen der localen Leiden als des Rheumatismus; es sind hieher höchstens Veränderungen in der Menge und Beschaffenheit der Gelenkschmiere und der Sehnenscheiden-Flüssigkeit, Entzündung der Gelenkkapseln, Er­weichung und selbst Abreissen der Beugesehnen (nach Olli vier) zu zählen.
In der Mehrzahl der Fälle sind jedoch die rheumatischen Fieber nicht sehr heftig; urn'so hartnäckiger ist oft das daraus entstandene locale Leiden.
Das Pferd ist unter unsern Hausthieren dieser Krankheits-form am meisten unterworfen; allein auch Rindvieh (besonders auf Märschen) und kleinere Hausthiere leiden daran.
(Die Steife der Lämmer siebe hei der Lähme derselben.)
Die Diagnose rheumatischer Zustände ist überhaupt schwielig, weil die Ursachen und der Sitz der Schmerzen oft unerkannt bleiben. Wenn man daher bei einem hinkenden Pferde die leidende Stelle nicht auffinden kann, so wird das Uebel gerne mit dem Ausdruck „Rehe, Verschlag oder Rheumatis­musquot; bezeichnet. Daher rührt es, dass oft Verstauchungen, Dehnungen der Muskeln oder Sehnen, beginnende Exostosen, verheimlichte Verletzungen u. s. w. für Rheumatismen angespro­chen werden. Diess hat auch manche Beobachter in neuester,. Zeit veranlasst, die Rheumatismen ganz zu verwerfen, und an ihrer Stelle blose Entzündungen u. s. w. zu setzen, womit übrigens Nichts gewonnen , da unbezwcifelt bei manchen sehr heftigen Rheumatismen nichts Entzündliches nachzuweisen ist.
Die Prognose ist nur mit Zurückhaltung zu stellen, da die Erfahrung lehrt, dass dergleichen Leiden oft hartnäckiger sind, als man vennuthen konnte. Ein Hautausschlag ist manchmal kritisch.
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Therapie. Hiebe! ist am meisten auf Wiederherstellung der gestürteu Hautausdünstung zu sehen; innerliehe Mitfei, z. B. warme Tränke von Hollunder, Baldrian, Camilleu u. dgl. sind kaum in solcher Menge grossen Tliieren beizuhriugen, um als schweisstreibend wirken zu können ; reizende Mittel wie war­mer Wein, warmes Bier (mit Gewürze), Camphor und Casto-reum können blos in Fällen, wo das entzündliche Fieber sehr gelinde ist, oder ganz fehlt, ohne Gefahr gereicht werden. Weniger ist bei Schwefel - und Spiesglanzpräparateu in dieser Hinsicht zu befürchten. Es ist desshalb mehr auf raquo;usserliche Mittel zu halten, und hier sind trockenes, nachdrückliches Frot-tiren der Haut, öfters wiederholt; Bedecken mit erwärmten wollenen Decken oder Schaffellen, Einwickeln der leidenden Gliedmasse in Flanellbinden; ferner Dampfbäder (mit nachheri-gem Abtrocknen), Bähungen mit Branntweinspühlicht, warmer Hefe u. dgl., Einreibungen mit reizenden Mitteln (Weingeist mit 01. tereb., Spir. carmphor; Tlnct.canlharid., Liq. amwon. caust.) u. dgl. am zweckmässigsten. Ist Fieber zugegen, so erfordert diess nach seinem Character und Grade die passende Behandlung; öfters bringt ein massiger Aderlass am ehesten einen kritischen Soluveiss hervor; auch abrührende Mittel von Ncutralsalzen sind am Platze. Bildet sich eine locale Entzün­dung, z. B. der Brust oder der Hufe, so muss das antiphlogi-stische Verfahren in der Regel in seiner- ganzen Ausdehnung angewendet werden, so jedoch, dass man nach gebrochener Entzündung die auf die Haut wirkenden Mittel (Schwefel und Antimonpräparate) bei Zeiten in Anwendung bringt.
Hiezu gehört Abbrechen am Futter, lauwarmes Getränke.
In den gelindem Fällen von frisch entstandenem Rheuma­tismus kann das Hervorbringen eines kritischen Schweisses durch eine starke Bewegung des Thiers (Trabreiten) bei war­mer Bedeckung desselben versucht werden.
(Bei Hunden ist mir acutcr Rheumatismus mehrmals vorge­kommen, der vom Apportiren in's Wasser herrührte. Die Thierc gin­gen plötzlich ganz steif, und schrieen bei der leisesten Berührung, ja selbst, nenn man nur Aliene machte, sie anzufassen. Tüchtige Frot- -tirungen mit Weingeist und Salmiakgeist, und ein warmes Verhalten reichten hin, sie in wenigen Tagen wieder herzustellen. Einen f i c-berhaftenRheumatismus bei Schweinen beschreibt Fuchs wie H e r i n g, Pathologie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;17
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Der acute Rheumatismus hat für sich einen raschen Ver­lauf, j^oht aber manchmal in den chronischen über, wobei die fieberhaften Erscheinungen aufhören , das locale Leiden aber mehr oder weniger zurückbleibt; im entgegengesetzten Falle steigt das Fieber, die Schmerzen werden heftiger, das Thier liegt sich an den hervorstehenden Knoclicnecken auf, die Haut wird brandig, es schwitzt viel (jedoch ohne Erleichterung) und ma­gert schnell ab , und geht an Erschöpfung zu Grunde. Dasselbe kann durch Complication tier Krankheit mit Huf- oder Brust­entzündung, oder bei rheumatischer Lähmung geschehen.
Die Section zeigt mehr die Folgen der localen Leiden als des Rheumatismus; es sind hicher höchstens Veränderungen in der Menge und Beschaffenheit der Gelcnkschmiere und der Sehnenscheiden-Flüssigkeit, Entzündung der Gelenkkapseln, Er­weichung und selbst Abreissen der Beugesehnen (nach Ollivier) zu zählen.
In der Mehrzahl der Fälle sind jedoch die rheumatischen Fieber nicht sehr heftig; unTso hartnäckiger ist oft das daraus entstandene locale Leiden.
Das Pl'erd ist unter unsern ITausthieren dieser Krankheits-form am meisten unterworfen; allein auch Rindvieh (besonders auf Märschen) und kleinere Ilausthiere leiden daran.
(Die Steife der Lämmer siehe bei der Lähme derselben.)
Die Diagnose rheumatischer Zustände ist überhaupt schwierig, weil die Ursachen und der Sitz der Schmerzen oft unerkannt bleiben. Wenn man daher bei einem hinkenden Pferde die leidende Stelle nicht auffinden kann, so wird das Uebel gerne mit dem Ausdruck „Rehe, Verschlag oder Rheumatis­musquot; bezeichnet. Daher rührt es, dass oft Verstauchungen, Dehnungen der Muskeln oder Sehnen, beginnende Exostosen, verheimlichte Verletzungen u. s. w. für Rheuinatismcn angespro­chen werden. Diess hat auch manche Beobachter in neuester Zeit veranlasst, die Rheumatismen ganz zu verwerfen, und an ihrer Steile blose Ent/.ündungcn u. s. w. zu setzen, womit übrigens Nichts gewonnen , da unbezweifelt bei manchen sehr heftigen Rheumatismen nichts Entzündliches nachzuweisen ist.
Die Prognose ist nur mit Zurückhaltung zu stellen, da die Erfahrung lehrt, dass dergleichen Leiden oft hartnäckiger sind, als man vennutheu konnte. Ein Hautausschlag ist manchmal kritisch.
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Therapie. Hiebei ist am meisten auf Wiederherstellung der gestörten Hautausdünstung zu sehen; iuuerliche Mittel, z. B. warme Tränke von Hollunder, Baldrian, Camillen u. dgl. sind kaum in solcher Menge grossen Thieren beiznliriugen. um als schweisstreibend wirken zu künnen ; reizende Mittel wie war-mer Wein, warmes Bier (mit Gewürze), Camphor und Casto-rcum können Wos in Fällen, wo das entzündliche Fieber sehr gelinde ist, oder ganz fehlt, ohne Gefahr gereicht werden. Weniger ist bei Schwefel - und Spiesglanzpräparaten in dieser Hinsicht zu befürchten. Es ist desshalb mehr auf üusserliche Mittel zu halten, und hier sind trockenes, nachdrückliches Frot-tiren der Haut, öfters wiederholt: Bedecken mit erwärmten wollenen Decken oder Schaffellen, Einwickeln der leidenden Gliedmasse in Flauellbinden; ferner Dampfbäder (mit nachheri-gem Abtrocknen), Bähungen mit Branntweinspühlicht, warmer Hefe u. dgl., Einreibungen mit reizenden Mitteln (Weingeist mit 01. tereb., Spir. camphor; Tincf. canfhewid., Liq. ammon. caust.') u. dgl. ara zweckmässigsten. Ist Fieber zugegen, so erfordert diess nach seinem Character und Grade die passende Behandlung; öfters bringt ein massiger Aderlass am eliesteu einen kritischen Sohiveiss hervor; auch abrührende Mittel von Neutralsalzen sind ara Platze. Bildet sich eine locale Enizün-dung, z. B. der Brust oder der Hufe, so muss das antiphlogi-stische Verfahren in der Regel in seiner ganzen Ausdehnung angewendet werden, so jedoch, dass man nach gebrochener Entzündung die auf die Haut wirkenden Mittel (Schwefel und Antimonpräparate) bei Zeiten in Anwendung bringt.
Hiezu gehört Abbrechen am Futter, lauwarmes Getränke.
In den gelindem Fällen von frisch entstandenem Rheuma­tismus kann das Hervorbringen eines kr/tischen Schwcisses durch eine starke Bewegung des Thiers (Trabreiten) bei war­mer Bedeckung desselben versucht werden.
(Bei Hunden i$t mir aeuier Rheumatismus mehrmals vorge­kommen, der vom Apportiren in's Wasser herrührte. Die Thicre gin­gen plötzlich ganz steif, und schrieen bei der leisesten Berührung, ja selbst, wenn man nur Miene machte, sie anzufassen. Tüchtige Frot-tirungen mit Weingeist und Salmiakgeist, und ein warmes Verhalten reichten hin, sie in wenigen Tagen wieder herzustellen. Einen f i c-berhaftenRheumatismus bei Schweinen beschreibt Fuchs wie H e r i n g, Pathologie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;17
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fulgt: auffallende Sleifigkcit im Rücken und den Sclienkcln, Ijcscliwer-liclici-, schmerzhafter Gang, geringe Fresslust; die meisten Kranken verkrochen sich in die Streu; sparsame Ausleerung von trockenem Ulist und lülhlicliem Urin. Behandlung: Einschnitte in die Ohren; ein Brechmittel; sodann vier Unzen Kamillen- und Hollundcrthee mit sechs Gran Camphor alle vier Stunden; Einreibung des Rückens und der Beine mit warmem Thran, und nachherlges Bürsten mit einer stei­fen Bürste. Gute Streu. Die Genesung fand schon nach zwei bis drei Tagen statt.)
6) Chronischer Rheumatisimis.
Er ist die Folge eines uiclit völlig Lcseitigtcn acuten Uheu-niatismus; die Tliiere gehen gespannt, steif, oder hinken, die Gelenke knacken , die Wirbelsäule ist unhiegsam , die Berührung der hart sich anfühlenden Beugeselmen der Füsse ist schiner/,-halt u. s. \v., allein es ist kein Fieber, oder nur ein sehr ge­ringer Grad desselben /.iigcgcn. Werden die Thicrc gebraucht, so gehen sie, nachdem sie wann geworden sind, besser; zei-temveise verliert slcli das Hinken ganz, kommt aber plötzlich wieder, oft auch an einer andern Gliedmassc zum Vorsclioin.
Bei längerer Dauer oder höherem Grade gesellen sich Man­gel an Fresslust, beschleunigtes Alhmcn, ein schwacher Puls, fühlbarer Herzschlag, bleibende Ansclnvellungen der Gelenke u. s. w. hinzu. Chronische Bheumatismen sind meist hart­näckig und schwer zu beseitigen (z. B. rheumatische Buglähme), sie erfordern neben der ausdauernden Anwendung der vor-enviilinteii äusserlichen Mittel, denen noch scharfe Einreibun­gen und Fiterbänder, und selbst Cauterisation anzureihen sind, innerlich umstimmende Mittel, z. B. Purganzen mit Aloe; Dm-retica, wie 0/. tereb., Wacliholderbeereu; dazu strenge Diät, erwärmte Mehltränke u. s. w.
(In wie weit lange fortgesetzte kalte Uniscbläge nützlich sind, müssen wiederholte Arersuclie entscheiden. Von der Anwendung der Electn'cität (Acupunctur) Hesse sich Günstiges erwarten. Von 01. jeeoris Aselli zu vier Unzen pro dosi sah ich bei einem Bescliälhengst mit öfter wiederkehrendem Rlieumatismus guten Erfolg, aber keine dauernde Heilung; die Castration beendigte mit einem Male die rheu-matisclic Disposition.)
Bei Schweine n pflegt man gegen rheumatische Steifig-keit das Eingraben derselben in einem Düngerhaufen anzuwenden.
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(Unter den verscliicdenen Arten der Rehe fülnc man aue!i eine Stall- nnd Fatterrehe an; sie entsteht durch langes Stehen bei Pferden, und hauptsächlieh durch eine zu substantiülaquo;c Nahrung, oder durch üebermaass an Futter überhaupt, namentlich an sclnverveniau-lichcm. Das zu schnelle und gierige Fressen nach langem Hungcn, ebenso bei säugenden Thieren die Erhitzung des Muttertlriers und die Anhäufung der Milch über die gewohnte Zeit bringen ebenfalls jenen Zustand von SteiRgkeit der Gliedmassen, Spannung der Gelenke u. s. w. hervor. Gelindabführendc, ölige und salzige Mittel sind neben Vermei­dung der Ursachen und angemessener Bewegung meist ausreichend.)
Sechste Gattung. lt;!5(i)lrifd)e9 liehet. (Febris ffasirlca.)
(ScMcimfieber. F. raueosa, s. pituitosa.)
Fieber bald entzündliclicii, bald fauligen Characters (häufig mit Neigung zum Nervösen), verbunden mit einem reiz- oder subinflammatorischen Zustand der Darrnschleiinliaut. Acuter Verlauf; enzootisciies und selbst epizootisches Vorkommen ; nicht ansteckend. — Die gastrischen Fieber haben je nach dem Vor­herrschen eines oder des andern Symptoms verschiedene Namen bekommen, z. B. Sabunalfieber, Wurmfieber, Schleimfieber, Verschleimung des Bluts (Kersting) u. dgl. Neuere Autoren betrachten sie theils als blose Darmentzündung, theils als Ca­tarrh der Darmschieimhaut, theils als gelinden Grad des Ner­venfiebers. Eigentlich sind die gastrischen Fieber nichts als die unter den Namen: ünverdaulichkeit, Verstopfting, Diarrhöe, Wurmleiden (s. diese) aufgeführten Krankheitsformen, begleitet von einem Fieber, welches selten einen intensiv entzündlichen Character hat, dagegen bald in den SchwSchezustand, und nicht seifen in den nervösen übergeht. Im höheren Grad ge­sellt sich auch ein Leiden der gallcbcreitendcu Organe hinzu (s. Callenfieber).
Eine besondere Anlage zu gastrischen Fiebern haben Thierc mit schlaflcm Faserbau und besonders solche, deren Verdauung geschwächt ist; einer grösseren Verbreitung dieser Kranklieits-form liegt daher meist eine allgemeine Calamität^ z. B. Miss­wachs , Uebcrsclnvemmung u. dgl. zu Grunde.
Symptome. Die gastrischen Fieber nehmen häufig einen schleichenden Anfang; wechselnder Appetit, öfters Gähnen, eine
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belegte Zunge; blasse Maulschlcimhaut, vermeinte Schlcimal)-sonderung im Maule, verzögerte Darmentleerung, der Mist sclilecht verdaut, säuerlieh riechend, blass oder dunkelbraun, mit zähem Schleim überzogen, oder aber durchfallähnlich, mit vielem Schleim vermischt, VVurmbildung im Darmcanal, brauner, durchsichtiger, schleimiger Harn u. s. w.; zu diesen localen Leiden gesellt sich ein Fieber, welches anfangs die Zeichen eines gelinden entzündlichen Fiebers zeigt (voller, weicher, massig beschleunigter Puls, wenig fühlbarer Herzschlag, etwas beschleunigtes Athmen); im weiteren Verlaufe wird der astheni-sche oder Schwäcliczusland im Gefässsystem vorherrschend, oder es gesellen sich die Symptome eines llirnleidens (grosse Niedergeschlagenheit, Gleichgültigkeit, Betäubung, auch wohl Toben u. dgl.) hinzu.
Mit der Zunahme des Fiebers nehmen auch die localen Er­scheinungen zu, der Appetit hört ganz auf, hartnäckige Ver­stopfung, Aufblähen oder aber colliquativer Durchfall tretelaquo; ein, und das Thier geht entweder durch allzuhohe Steigerung der örtlichen Entzündung (selten), oder aber Lähmung des Darm-canals und allgemeine Erschöpfung zu Grunde. Im günstigen Falle nimmt das Fieber mit den wesentlichsten localen Krank-heitssymptomen ab; Durchfall ist selten kritisch, ebenso An­schwellung der Füsse, vermehrte Harnabsonderung öfter. In­dessen fehlt die eigentliche Krisis meist, und nicht selten bleibt nach gehobener Krankheit noch längere Zeit eine Erschlaflung des Darmcanals zurück, die zu Indigestion, Wurmentwicklung u. s. W; disponirt.'
Die Section zeigt nach der nächsten Ursache des Todes verschiedene Veränderungen, namentlich in der Bauchhöhle.
Zu den weniger konstanten Begleitern gastrischer Fieber gehört ein aplitenälmlicher Ausschlag im Maule (bei Pferden), daher Speicheln und Schäumen; Erbrechen (bei Fleischfressen), colikartiger Schmerz, Anschwellung der Lymphdrüsen u. dgl.; die Verbindung mit einem catarrhalischen Leiden der Luftwege (Thränen, Nasenausfluss u. s. w.) wird häufiger beobachtet.
Die Dauer der Krankheit erstreckt sich auf 1—4 Wochen.
Prognose: nach dem allgemeinen Zustande des kranken Thiers, dem Grade und Character des Fiebers und den äus-sern Verhältnissen.
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Ursache: unzureichende Nahrung, Anstrcngang und son­stige schwächende Einflüsse; besonders aber schlecht einge­brachtes , modriges, schlammiges und unverdauliches Futter, in grosser Menge genossen; nasse Waide; verunreinigtes Trinkwasser.
Behandlung. Die gelinderen entzündungswidrigen Mit­tel reichen in der Regel aus; Aderlässe sind meist entbehrlich, a\o nicht, wenigstens in geringem Maase vorzunehmen. Koch­salz , Doppelsalz mit bitteren Mitteln, wie Hb. trifol. ftbr. oder polyg. amar.; im hartnäckigeren Falle und bei vielem und ziihen Schleime Salmiak und Red. senegae; bei säuerlichem Miste Zusatz von Schwerelleber oder kohlensaurem Kali; bei Wnnnbildung Zusatz von Ofenruss, Hb. absynth. oder tanaceti, auch 01. ferebln/h. Sind Zeichen eines Gekrösdrilsenleidens zugegen, so sind Quecksilber-, Sclmefel- und Spiesglanzprä-parate, z. B. Aeihiops miner. und anfimon., Zinnober, (zu 1 Dr. nach Waldinger), bei krankhafter Gallenabsonderung ist der Tart. emel. angezeigt. Man unterstützt diese innerlichen Mit­tel durch leichtverdauliche Nahrung in geringer Menge, frisches Trinkwasser, Seifenklystiere, Frottireii der Haut, angemessene Bewegung.
Hat das Fieber den Character des asthenischen oder des nervösen, so muss die Behandlung hienach modifieirt werden (s. diese Fieber); ebenso bei einer Complication mit einem ca-tarrhalischeu Leiden.
(Peters beschreibt ein gas trisoh - n ervöses Fieber der Pferde, gewöhnlich „Tollkrankheitquot; genannt. Anfangs gelinde Kolik-schmerzen, Verstopfung, auffallende Trägheit. Der Puls ist weich, voll, langsam, das Athmen tief und langsam, die Haut trocken, kalt; ebenso das Innere des Mauls und die Zunge, ihre Färbung gelblich, der Speichel zähe, die Bindehaut ziemlich stark — die Rtechhaut mas­sig geröthet. Keine Fresslust, grossc Abstumpfung der Sinne und Unbeholfenheit in der Bewegung wie bei Koller; im höheren Grade der Krankheit treten Paroxysmen mit Tobsucht ein. Die Behandlung be­stand in einer starken Purganz aus Aloe, ülero. dulc. und Tart. emel. Aderlass blos bei heftigem Toben, ausserdem zieht derselbe einen hohen Grad von Schwache nach sich. Reizende Klystierc und Fonta­nelle. Nach dem Laxiren trat auffallende Besserung ein. Weiter­hin wurde eine Latwerge mit Salmiak, Camphor und bittern, gewürz-haften Mitteln gereicht. Der Erfolg war günstig.
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Diese Krankheit licit grossc Aelmlichkeit mit dem sogenannten Magenkoller.)
laquo;) Schleimfleber des Rindviehs, (Magen- und Darmverschleimung; Catarrhits intestinalis. Rr.)
Rychner führt die genannte Krankheitsform als Katarrh des Darmkanals (im zweiten Stadium, zuweilen von erethi­schem Fieber begleitet) au, und stellt sie neben die Lecksucht. Sie unterscheidet sich von bloscr Indigestion durch die Abwe­senheit der Ueberfüllung des Pansens, von der Magen - und Darmentzündung dadurch, dass kein synochales Fieber und kein trockenes Maul zugegen ist. Diese Verschleimung der Ver­dauungswege geht gerne in chronische Unverdaulichkeit, Hart-häutigkeit und selbst Lecksucht über. (Vergl. diese.)
Symptome: gestörte oder ganz aufhörende Fresslust, eben solches Wiederkauen, sehr schmieriges, warmes Maul; Durst; sparsame Entleerungen von mit Schleim umhülltem Kothc, zuweilen erethisches (d. h. gelindes) Fieber; hiezu kommen gerne Bliihungcn, Fehler der Milch.
Ursachen: vorausgehende Indigestion, öftere Erkältung beim Tränken, oder durch gefrornes Futter; unreines, zu meh­liges Futter.
Behandlung: schleimauflössende und bittere Mittel, z.B. Tart, emetic, oier Kali sulphuric, mit Enzian, Calmus u. dgl., neben Vermeidung der Ursache; hiezu Futterwechsel, beson­ders Uebergang zu grünem Futter oder eine zweitägige Diät.
6) Magenseuche der Schweine.
Diese Krankheit herrscht in nassen Jahrgängen seuchen-artig unter den Schweinen; sie befällt Thiere jeden Alters, jedoch vorzugsweise die halberwachsenen und die auf die Waide getriebenen.
Die Symptome des Leidens, das plötzlich auftritt, sind: Sehmerzen im Hinterleib, daher Unruhe und Wühlen im Miste; sodann gesellt sieh ängstliches Athmen hinzu, Hitze des Kör­pers überhaupt, und der ausgeathmeten Luft insbesondere, gros­ser Durst Lei Mangel au Appetit, Würgen oder selbst Erbre­chen. Im weiteren Verlauf verfallen die Thiere in Betäubung, die Kräfte sinken und das Leben erlischt ohne Zuckungen.
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Bei der Section findet man die Eingeweide Uusserlich gesund; der Magen ist gewöhnlich mit unverdautem Futter angefüllt, seine innere Haut ist immer entzündet oder brandig. Auch die Leber und ein'Theil des dünnen Darms nehiuen Au­theil au der Entzündung, seltener die Lungen.
Unter den Ursachen der Magenseuche führt Busch hauptsächlich die in nassen Jahren sich unmiissig vermehrenden grauen, kleinen Akersehnecken, und andere zum Theil giftige Insecten und Gewttrme an, welche von den waidenden Schwei­nen gierig gefressen werden; ferner Erkältung, Nässe des Bo­dens, schlechte Wartung und Pflege. Ansteckung fand keine statt, obgleich sie, wenn das Fieber typhus werden sollte, möglich wäre.
Behandlung: zuerst ein Brechmittel (2 — 6 Gran Tart. sübiat. in Wasser und Milch; oder Veratr. albJ), das erbro­chene Futter muss sogleich beseitigt, werden, weil manche Schweine es wieder auffressen; schleimige Getränke oder nöthi-genfalls Einschütte mit Kleie, Leinsamen-Mehl, Crem. tart. und Salpeter, Einreibung von Blasensalbe iu die Magengegend, bei heftigem Athmcn und grosser Hitze Adcrlass am Gaumen. Dazu einen guten trockenen Stall, Bedecken mit wollener Decke, und während der Reconvalescenz laues Tränken mit Gerste­oder Haferschrot und Zusatz von etwas Kochsalz.
Prophylactisch gebe man den gesunden Schweinen saure Milch, unzeitiges Obst, Abfall von Gemüsen und ein aus Koch­salz, Schwefel und rohem Spiesglauz zusammengesetztes Pul­ver; und vermeide die Waide.
c) Schleimfieber der Hunde.
Waldinger führt diese Krankheit au, von welcher er be­hauptet, dass sie theils durch Uebermaas, theils durch schlechte Beschaffenheit dea Futters, aber auch durch das Laufen der Jagdhunde gegeir^den Nordwestwind hervorgebracht werde.
Traurigkeil, Appetitlosigkeit, struppiges Haar, warme, aber feuchte Nase, mit zähem Schleim überzogene Maulschleim­haut, schmutzige Zunge, Luftentwicklung im Darincaual, Nei­gung zum Erbrechen, weicher Mist, schleimiger, gelber, dicker Urin u. s. w. sind die Symptome dieser Krankheit. Nicht sel­ten entstehen Ablagerungen auf die Ohren, Augen und Genitalien,
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die sich besonders durch schleimige Ausflüsse zu erkennen geben. Zu starke Anliaufuug von Schleim in der Lunge kann Erstickung herbeiführen.
Behandlung: nach vorausgeschicktem Brechmittel, Salze mit bittern Mitteln ; bei grosser Schwäche China, Camphor. Gegen die Metastasen locale und speeifische Mittel.
Siebente Oattang.
(copy;oUrn-iuber. (JFehris hUioscu)
Fieber, meist asthenischen Characters, mit Störung der Gallenbereitung, Gelbsucht, häufig zugleich Durchfall, Stumpf­sinn. Sehr rascher Verlauf; meist epizootisches Vorkommen. Die gallichten Fieber sind häufig blos ein höherer Grad des gastrischen oder Schleimfiebers; sie gränzen einerseits an die fiieber!osen oder symptomatischen Störungen der Gallenabsonde-ruug, z. B. die Gelbsucht, die Leberentzündung, die Fäule, andererseits au die rothlaufartigen Fieber, den Milzbrand und die Typhosen, so dass die Gräuze schwer zu ziehen ist.
Das locale Leiden der Leber und der mit ihr durch die Wurzeln der Pfortader in nächster Verbindung stehenden Organe ist fast immer Von einem asthenischen oder fauligen Fieber begleitet. Chronische SiOrungeu der Gallensecretion, organische Fehler der Leber, der Lymphdrüsen und selbst der Lunge, disp oni reu das Individuum zu Galleufiebern; von den äusseren Ursachen aber verdienen hauptsächlich schwüle Hitze und schneller Uebergang von Mangel zu reichlicher Nah­rung (daher schnelles Fettwerden) genannt zu werden. Die Symptome sind im Wesentlichen denen des gastrischen Fiebers gleich, jedoch sind die sichtbaren Schleimhäute des Mauls, der Nase, die Bindehaut, bei ungefärbter Haut auch das Fell, mehr oder wenig stark gelb gefärbt, auch ist das beschleunigte, mehr mit den Bauchmuskeln ausgeübte Athmen auffallend. Wo ein entzündliches Localleiden (z. B. der Leber, Lunge) damit ver­bunden ist, spricht sich dieses durch BeschafTenheit des Pulses, die Trockenheit des dunkelgefärbten Mists u. s. w. aus. Meist aber ist der Puls von vorne herein sehr klein und schwach, und die Darmausleerung durchfall- oder selbst ruhrartig (Gallen­ruhr). Manche wollen eine Empfindlichkeit und Auftreibung
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der Lebergegend beobachtet haben, letztere ist aber wohl nur bei den kleineren Hausthiercn wahrscheinlich.
Ira weitern Verlauf des Gallenfiebcrs tritt meist eine unge­wöhnliche Abstumprung der Sinne, und Betäubung ein; das Fieber nimmt zu, der Durchfall wird höchst übelriechend, erschöpfend, die Kräfte sinken mehr und mehr und das Leben erlischt ohne harten Kampf. Wird dagegen der Puls kräftiger, ruhiger, der flüssige Mist consistenter, der Kopf freier u. s. w., so ist Ge­nesung zu hoffen.
Die Dauer der Krankheit ist von einigen bis zu 14 Tagen.
Die Section zeigt (ausser älteren organischen Fehlern) Auftreibung, Erweichang, oder aber brüchige Beschaffenheit der Leber, die einzelnen Drüsenköruer sind vergrössert, deut­lich hervorgehoben, die Farbe der Leber ist dem rolhen Lehm ähnlich, oder gelblich-braun; die vorhandene Galle ist dünn­flüssig, hell von Farbe; das Blut ist aufgelöst, dick, theerartig; der Darmcanal schmutzig roth oder braungrüu; die serösen Häute sind gelb gefärbt, ebenso das Serum in den Höhleu des Körpers, das Fett ist resorbirt oder in dunkelgelbe Sülze verwandelt; die Lungen, das Hirn von schwarzem Blute überfüllt; das Fleisch mürbe, wie geklopft, von schmutzig brauner Farbe. DieFäuluiss des Cadavers macht sehr schnelle Fortschritte.
Therapie. Wenn ein entzündliches Leiden zu Grunde liegt, ist anfangs ein antiphlogistlsches Verfahren zu beobachten. Der Weinstein unter den Salzen und das versüsste Quecksilber verdienen hier den Vorzug; Einreibungen von Ungl. neupol. in die Lebergegend unterstützen ihre Wirkung. Aderlässe sind selten nöthig oder nützlich. Wo der entzündliche Zustand bereits vor­über oder nie vorhanden gewesen ist, sind der Breclnveinstein, die Schwefelleber, später Terpentinöl, Opium in Verbindung mit bitteren Mitteln innerlich, scharfe Einreibungeii aber äusserlich anzuwenden. Klystiere anfangs mit Seife, später b'os mit Schleim. Sobald die abnorme Gallensecretion nachlässt, hört auch der Durchfall auf. Sparsame, reizlose Nahrung und frisches Wasser zum Getränke.
[Eine CompUcation ungewöhnlicher Symptome auf der Haut a. s. w. mit gallichtem Fieber beobachtete Prinz im Jahr 1831 bei Pferden häufig. Sie bestanden im Ausbruche vonAphthen und selbst brandigen Beulen (Glossanthrai) im Maulej oft war auch Brustcatarrh damit
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vcrbiimlen, oder es stellte sich branddrohendc Entzündungscolik ein, welclie aljer nach dem Erseheinen jener Beulen nachliess, wieder bei andern Kranken kamen Entzündungen der Gelenke, des Fesseis u. s. w. mit brandiger Entzündung der Haut, der Sehnen besonders da vor, wo eine Verletzung (z.B. durch Streifen) vorausgegangen war. Auch bei Hunden wurden ähnliche Erscheinungen (Blasen und Geschwüre im Maule beobachtet). Im Frühjahr 1836 starben viele Hühner in Dres­den an galligter Darmentzündung (vielleicht identisch mit der Hühner­pest).— (Benj. Smith Barton beschreibt ein epizootisches Fieber unter den Pferden von Nordamerica, welches dem gelben Fieber analog seyn soll).
Haubuer beschreibt unter dem Namen Leb er typhus der Schafe (faulige Leberentzündung, bos-artige Gelbsueiit) eine hicher zu ziehende Krankheit.
Symptome: Voraus gehen die Zeiclieu einer allgeraeineu Störung der Verdauung, mit gelblicher Färbung der Schleim­haut, belegter Zunge u. s. w. Mit dem eigentlichen Eintritt der bestimmten Krankhcitsibnn zeigt sich das Thier äusserst matt und hinfällig; die Augen sind gelbrüthlich, feucht, später schmierig, im Maule schmieriger, meist übelriechender Schleim. Die Haut ist mehr oder weniger gelblich gefärbt, oft schmierig, nässend, die Wolle trocken oder spröde, zugleich leicht aus­gehend. Der Mist weich, gallig, oft mit Schleim und Blut ge­mischt, zuletzt übelriechend; der Urin meist dick, dunkelgelb oder bräunlich, bisweilen etwas blutig. Die Fresslust hört ganz auf, der Durst ist dagegen vermehrt. Hiezu ein hoher Grad von Fieber, mit pochendem, auf beiden Seiten fühlbarem Herz­schlage. Die Entkrältung nimmt im weiteren Verlaufe der Krankheit zu und der Tod tritt zwischen dem 3—6. Tage ein. Das aus der Ader gelassene Blut ist anfangs dunkel, schmierig, später grünschwärzlich; das ausgeschiedene Serum grüngelblich, bitter schmeckend.
Section. Langsames Erkalten der Cadaver, Auftreibung, schnelle Fäuluiss, Mürbheit der Weichtheile. Die Leber ist ge­wöhnlich vergrössert, schmutzig gelb oder dunkel mit solchen Streifen und Flecken; im Innern dunkelbraun, mürbe, mit vielem, entmischten Blute erfüllt. Die Gallenblase enthält viel wässerige oder aber zähe, schwärzliche oder braungrünliche Galle. Die Milz ist auf ähnliche Weise, wie die Leber, verändert. Die
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Mägen und Gediirme slellemvcise cntzüiulet, in letzteren eine graugelbliclie. schmierig-schleimige Flüssigkeit. Nieren, Lunge und Herz nach Umständen mehr oder weniger verändert.
Ursache: Zuviel oder zu wenig verdünnte und zu heiss gefütterte Branntweinschlümpc mit zu wenigem Rauhfutter; enge, heisse, dunstige Stallungen.
Prognose: Nur im Anfang der Krankheit günstig.
Behandlung: Neben Vermeidung derUrsachen, Salzleckeu mit Wachholderbecren, Calmus, Wermuth; schleimiges, etwas gesäuertes Getränke. Im hohen Grade Säuren mit reizenden Pflanzcnstüflen. Das Blutlassen war immer schädlich.
Waide auf Wintersaaten, Haiden und in Waldungen, Wach­holder- und Eichensprossen, auch Kartoffellütterung war pro-phylactisch zuträglich.
Achte Gattung. %0ii)lmf-Riebet. {Febris erysipelafosa.)
(Rose, Erysipelas, Erythema.)
Fieher, meist entzündlichen Characters, mit Entzündung der Haut und des unter ihr liegenden Zellgewebs; meist zugleich mit Stürung der Verdauung und besonders der Gallenabsonde-rung. Der Ausbreitung und Heftigkeit nach sehr verschiedene Krankheitsformen; acuter Verlauf; nicht selten epizootisches Vorkommen; nicht contagiös.
(Ryclmcr rechnet hiehcr: die Kuhpocken-, und die Maul- und Klauenseuche, die bei den eigentlich exanthematischen Krankheiten aufgeführt werden.)
Die Rothlaufgeschwülste sind durch eine dunkelrothe, oft livide oder aber gelblich-rotlie Färbung, Hitze, verhaltniss-mässig geringen Schmerz, Auflockerung der Haut (corium) und wässerigen Erguss von gelblicher Farbe in das Zellgewebe unter derselben bezeichnet. Die Geschwulst ist massig ge­spannt , mehr oder weniger ausgebreitet, ohne scharfe Gränze, die Rüthe verschwindet auf Druck, hei einer Form (dem Erys. oedemafosum) bleiben Eindrücke auf der Geschwulst zurück. Blasenbildung auf der Haut wird bei den Thieren selten beob­achtet, dagegen hat das Rothlauf oft eine entschiedene Neigung in Brand oder Verjauchung überzugehen. Das Fieber ist bald zuerst vorhanden und die nachfolgende Rothlaufgeschwulst er-
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scheint als eine Ablagerung desselben; bald ist das locale Leiden das primitive und seine Heftigkeit oder Ausbreitung hat ein Allge­meines (Fieber) zur Folge. Der Character des Fiebers ist in der Rege) der entzdndliche, obgleich nicht rein, sondern mit einer An­näherang an das gastrische oder biliöse, wie die gelbliche Farbe der Schleimhäute, die gesättigte Färbung des Blutserums und des Ergusses in das Zellgewebe zeigt. Die entzündJicheii Symptome künnen bis zum Brand steigen, in manchen Fällen aber nimmt das Fieber den fauligen Character an und zugleich bildet sich in der Rothlaufgeschwulst Jauche. Bei dem o e d e in at o s eu Rothlauf ist Neigung in Wassersucht überzugehen , zugegen.
d) Einfaches Rothlauf. (Erysipelas simplex s. verumi)
Symptomatisches Rothlauf entsteht nach Entzündung tiefer gelegener Theile, der Venen, Drüsen, Aponeurosen, sowie als Begleiter entzündlicher, gastrischer, galligter oder rheuma­tischer Fieber.
Unter die einfachen, idiopathischen Rothlaufgeschwttlste gehört die auf die Anwendung scharfer Mittel, oder auf leichte Verbrennung, InsectensticJie, Quetschung, einfache Schnitt­wunden (z. B. nach dem Caslriren) entstehende Entzündung der Haut. Auch ohne solche Veranlassungen sieht man besonders bei Pferden, und bei herrschendem gastrischem oder biliüsem Genius epidemicus, rothlaufartige Entzündungen der Augen, der Füsse, des Schlauches u. s. w. entstehen, die von einem mehr oder weniger intensiven Fieber begleitet werden.
Die Rothlaufgeschwulst verschwindet manchmal schnell, um an einer andern Stelle wieder aufzutauchen; sie kann eben so leicht eine Metastase auf ein inneres Organ (besonders die serOsen Häute) bilden und dadurch buchst gefahrlich werden. Diese Eigenschaften, in Verbindung mit den Störungen im Pfort­adersystem bringen das Rotlilauf in nächste Verwandtschaft mit dem sogenannten Milzbrande.
Im Verlauf einfacher Rothlanfe, mit oder ohne entzünd­lichem Fieber, steigen die Zufälle während mehrerer Tage, und nehmen dann ebenso wieder ab, wozu 7—14 Tage erforderlich sind. Die Krisis geschieht bald durch die Haut - und die Nicren-secretion, bald aber auch vermittelst eines Durchfalls. Wird diese gestört, so bleibt gerne au der Stelle der Rothlaufge-
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schwulst eine asthenische teigige Anschwellung, weiche oft hartnäckig den dagegen angewendeten MilteJn widersteht oder in bleibende Verhärtung übergeht. Ein Abschuppen der Ober­haut wird bei den Thieren nicht immer beobachtet.
Ursache: meist Erkältung nach Erhitzung, im ^oiiflict mit einer individuellen Anlage, die auf Störungen der Verdauung, chronischem Leberlelden u. s. w. beruht.
Die Prognose ist in den gelinden Fällen günstig, da­gegen bei Complicationcn mit innerem Leiden, oder habitueller Neigung zu Rotlilauf und ungünstigen Verhältnissen zweifelhaft zu stellen.
Therapie. Die einfachen Rothlaufe erfordern theils eine blos locale, theils zugleich eine innerliche Behandlung. Zu letzterer gehört ausscr einer kühlenden Fütterung, die Anwendung ge­linder antiphlogistischer Mittel (z. B. des Weinsteins, der Salzsäure) in massiger Gabe, deren Wirkung durch eröffnende Klystiere unterstützt wird. Nur in den höheren Graden eines ächten Rothlaufs ist Aderlass, mit Vorsicht, zu unternehmen. Aeusserlich ist in den gelindem Fällen blos Erkältung zu ver­meiden. Ueber die Anwendung der Kälte oder Wärme sind die Meinungen getheilt; häufig werden kalte Umschläge, wenigstens ohne Schaden, applicirt (z. B. Bleiwasser, Lehmanstrich); manche befürchten davon das Zurückireten der Geschwulst und wenden deshalb warme Breiumschläge an; diese sind aber — abgesehen davon, dass bei Thieren Rothlaufmetastasen seltener vorkommen — schwer anhaltend fortzusetzen, und der Schaden, den ihre öftere Unterbrechung herbeiführt, ist oft grosser als ihr Nutzen ; daher ist trockene Wärme (Flanellbiiiden) denselben noch vorzuziehen. Nur bei heftigem Schmerz oder an sehr empfind­lichen Stellen ist den Breiumschlägen (mit Leinsaamen, Hyos-ciamus, Conium u. dgl.) der Vorzug zu geben. Salben passen bei einfachem Rothlauf nicht.
Gegen heftige entzündliche Anschwellung nach Operationen (z. B. des Hodensacks) empfahl B i n z eine Auflösung von % Unze Sublimat in 2 Pfd. Wasser, zum fleissigen Benetzen; meine Erfahrungen sprechen nicht besonders günstig dafür; die Epidermis löste sich ab, selbst wenn die Auflösung viel schwächer gemacht wurde. Wo sich der Verlauf in die Länge zieht, ist ein Abführungsmittcl zweckmässig.
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Bei den fleischfresseiideii Kausthiereu ist in rothlaufartigcu Kranklieiten ein Brechmittel vorauszuschicken.
b) Tiefes Rolhlauf des Pferdes. {Erysipelas phlegmonosum?)
Eine heftige Eutzlüidangrsgescliwnlst entsteht bei Pferden schnell an den Hinterschenkeln, seltener an den vordem. Sie liebt die innere Fläche und die obere Parthie der Gliedmassc, um das Ilinterknie lierum. Die Anschwellung- ist oft nicht sehr bedeutend, dagegen die Hitze und der Schmerz beiBerübrung um so grosser; Hinken; starkes entzündliches Fieber, Mangel an Appetit, verzö­gerte Darmauslcerung, gelbliche Färbung der belegten Zunge etc. begleiten gcwühnlicli das Ucbel, das ohne alle mechanische Ver­anlassung meist über Nacht entstanden ist (sog. Einschuss). Die Symptome nehmen rasch zu, bleiben aber auch manchmal mehrere Tage unvcrändeilleli stellen, so dass es erst mit 8—14 Tagen zu einer Entscheidung kommt. Diese besteht, ausser der Zertheiluug, entweder in Brand (wozu sich fauliges Fieber gesellt) oder in Jauchebildung.
In letzterem Falle trifft man bald eine Menge kleiner Abscesse (wie Erbsen, Nuss; in der Haut selbst, und in dem darunter lie­genden Zeil- und Fettgewebe, bald aber eine eigentliche Zerstö­rung des interstitiilrenZellgewebs, so dass eine ausgebreitete Hühle mit vielen Buchten und Gängen unter der Haut und den Aponeu-rosen vorhanden ist, welche den ganzen Oberschenkel unterminirt hat. Die Jauche ist röthlich, hefcnähnlich, oft äusserst übelrie­chend ; in ihr liegen Theile der Aponeurosen und Muskeln, wie aufgelöste Fetzen, und selbst die Beinhaut der benach­barten Knochen ist oft völlig abgestorben, und löst sich ab, wie an einem lange macerirten Knochen. Die iiuierc Wund-iliiche sieht blass, warzenartig aus und blutet leicht. In sol­chen Fallen entwickelt sieh ein Zehrfieber, welches das Thier aufreibt.
Die Section zeigt erst die Zerstörung in ihrem ganzen Umfange; die der Geschwulst nahe liegenden Blutgefiisse habe ich mit plastischem Geiinnsel angefüllt und in der Leber, Milz und Lungen alte Zerrüttung durch Tuberkel, Abscesse u. s. w. gefunden. In einem solchen Falle (183ÖJ war der Back-Schenkel-beininuskel giinzlieh in eine speckartige Masse verwandelt. In
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einem andern Fall blieb eine harte Anschwellung des ganzen Unterfusses (bis zum Vorarm herauf) zurück.
Im günstigen Falle bildet sich ein Abscess mit gutartigem Eiter, oder es gelingt, die anfangs übele Beschaffenheit der Secretion zu verbessern. Fast immer liegt der Abscess tief, und es bedarf eines dreisten Einschnitts in die fluetuirende Steile des Schenkels, um ihm einen Ausweg zu verschaffen.
Be ii and lung: Anfangs äusserlieh und innerlich entzün-dungswidii^-. Diät, Aderlass, iiOthigcnfalls wiederholt, Lehm­anstrich, Kisumschläge, später Einreibung von Mercurialsalbe, selbst scharfer Salbe (um die Zcitigung des Abscesses zu be­schleunigen); innerlich Siiuren und abführende Mittel (z. B. Aloe, Sonf). Wenn der Abscess geüffnet ist: Einspritzungen von lufits, conii mac. mit Chlorkalk, bis der Eiter dick und geruchlos wird, sodann aromatische Pflanzendecocte; innerlich stärkende Mittel: Cort. salicis, China, Stahlschwefcl; Eorner-futter, Malz u. dgl. Ist Brand eingetreten, so muss die be­fallene Parlhie nach den Regeln der Chirurgie behandelt, inner­lich aber stärkend und antiseplisch verfahren werden.
(Diese Krankheit der Pferde stellt der Metaphlogose des Zell-gewebs (s. diese) ziemlieh nahe; es liegt auch beiden eine allgemeine Ursache zu Grunde, da sie oft lange nicht vorkommen, und dann wie­der, mehrere Tiiiere in kurzen Zwischenräumen oder gleichzeitig be­fallen. He rtw ig führt in einem seiner Jahresberichte den sogenannten Einschuss als ,, rheumatische Entzündung des Zcllgewebs und der Arenenquot; auf.)
c) Teigiges Rolhhmf des Rindviehs. (Erysipelas oedematodes.)
Unter dem Namen „ wasserschwülstiger Rothlaufquot; führt Rychner eine der vorhergehenden ähnliche Krankheit des Rindviehs an.
Sie-befällt bald die eine Hinteigliedniasse, bald das F.uter oder einen Thcil der Bauclnvand; nach der Maul- und Klauen­seuche kam sie häufig vor, und hatte ihren Sitz von der Krone bis zum Knie - oder Sprunggelenk.
Symptom. Schnelle Anschwellung der Gliedmassen hauptsächlich unter dem Sprunggelenke; die Geschwulst ist ringsum gleichförmig flach, glatt, sehr schmerzhaft (daher Hinken
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und nicht Liegen), nicht hart und lässt die Fiiigcrein-drücke zurück.
Verminderte Fresslust, ein warmes, schleimiges Maul, und ein erelliisches Fieber zeigen ein gleichzeitiges Allgemeinleiden an.
Auf ähnliche Weise kann das Rothlauf am Bauche, am Euter u. s. w. entstehen; bei letzterem scheinen die Zitzen wie in das Euler eingedrückt, ähnlich wie bei der passiven Euter-entzündung.
Verlauf. Sich selbst überlassen langsam, in Wasser-erguss, starke Ausdehnung und selbst Verdickung der Haut ausgehend. Bei /.w eckmässiger Behandlung senkt sich die Ge­schwulst abwärts, Hitze, Spannung, Hinken lassen nach, die Fresslust stellt sich wieder ein, die Haut wird warm und thatig. Dauer: 14—20 Tage.
Ursache und Anlage nicht genauer bekannt.
Behandlung: innerlich auf die Hautausdünstung und Galleusecietion gerichtet. (Brechweinsfein und Salmiak in einem Lindcblüthc-Inrusum); äusserlich Bähungen mit einem Malvendecoct mit Hellunderzusatz, täglich 3—4mal wiederholt; nachherlges Abtrocknen und Einhüllen des befallenen Theils in eine laquo;ollcne Decke. Lässt der Schmerz und die Geschwulst nach, so kann der Hollunder entbehrt werden, dagegen wird etwas Acet. satum. beigesetzt. Auch aromatische Bähungen sind in der Becouvalescenz dienlich; spirituöse Einreibungen schaden. Aeltere Verhärtungen der Haut erfordern Jodsalbe.
d) Bösartiges Hothlauf-Fieber (der Schweine und Schafe^) (Febris erysipelatosa maligna F.)
Diese, die Schweine häufiger befallende Krankheit steht den Milzbrandformen zunächst; sie tritt wie diese schnell auf.
Mattigkeit, wechselnde Temperatur der Haut, wenig ge-ringeller Schwanz, etwas aufgerichtete Borsten, geröthete Au­gen, heisser Bussel, seltener Abgang von trockenen, mit Schleim überzogenen Excremeuten — sind die Symptome, welche einige Tage bemerkt werden, ehe das eigentliche Leiden ausbricht. Alsdann tritt gänzliche Apefitlosigkeit ein, grosse Trägheit, schwankender Gang; kalte Ohren, Fieberschauer mit beschleu­nigtem Athem und Pulse, worauf eine brennende Hitze folgt. Hierauf werden die Thierc unruhig, ängstlich, das Fieber nimmt
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zu, die Ausleerungen sind schwarz, hart, der Harn ist gelb und trübe. Nach etwa 24 Stunden bricht der rothlaufartige Ausschlag an der Brust und dem Bauche aus, nachdem uiaiich-mal Erbrechen von Futter, Galle und Schleim vorausgegangen.
Das Exauth'em bringt keine, oder nur scheinbare Erleich­terung; die Rüthe wird violett, bleifarbig, Convulsioneu treten ein, Puls und Atluneu werden immer schneller und das Thier endet unter Zuckungen. Der Tod tritt oft zugleich mit dem Ausbruch des Rothlauis ein.
Die Section zeigt die Haut an den ergriffeneii Stellen welk, die Leber hie und da brandig, die Milz mürbe, aber von gewöhnlicher Farbe, den Magen mit Luft und stinken­der Jauche erfüllt, die innere Haut mit einer zähen Feuchtigkeit überzogen, stellenweise brandig, im Dünndarm ergossene Galle; die Lunge meistens entzündet, mit Brandflecken; die Blutge-fässe des Hirns strotzend. Hie und da finden sich Brandbeulen (Karbunkeln) innerhalb der Maulhohle.
Bei den Schafen befällt das Bothlauf Kopf, Hals und Rücken in ziemlicher Ausdehnung; die Haut ist sehr heiss und gerOthet, manchmal mit Bläschen besetzt. Am Kopfe ist der Ausschlag gefährlicher als an den andern Stellen.
Ursache: starker Regen nach schwüler Hitze u. s. w. Die Krankheit befällt stark genährte Stücke am ehesten und kommt gewöhnlich im Herbste vor.
Behandlung: anfangs antiphlogistisch und sclmeisstrei-bend, später antiseptisch — überhaupt aber wie die verwandten Milzbrandformeu (z. B. Bräune, Hinfeibrand, Flug u. dgl.); bei Schweinen ist ein Brechmittel nicht zu versäumen.
(Haubner führt beim Schafe auch ein gutartiges Rofhlauf (Rose, Röthein) an. Am Rücken, Bauche u. s. w. kommen rothe, sich vergrössernde, wärmer anzufühlende Flecken auf der Haut zum Vorschein, die gewöhnlich kein erhebliches Uebelbefinden veranlassen und nach 6—8 Tagen wieder ver­schwinden. Nasskalte Witterung nach der Schur scheint oft die Ursache zu seyn, die übrigens noch nicht hinlängiich ge­kannt ist.)
(Bei den Katzen beobaebtet man nicht selten eine rothlaurarlige Anschwellung des Kopfs (Erysipelas faciei, der Gesichtsrose den iHcn-schen ähnlich), wodurch dieser ganz unförmlich wird, die Augen sind Hering, Patholofie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; lg
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fast geschlossen, das Alhmen wirii beschwei'lich u. s. raquo;r. und nicht wenige krepiren, sich selbst überlassen, an dieser Krankheit. Mehr­mals sah ich solche Thiere nach überstandenem Rothlauf am Kopfe krätzig laquo;erden.)
Verwandle Kianklieitsfonnen des Pferdes sind unter den cafarrlialisclien Fiebern (s. Influenza) und Typhus beschrieben.
Neunte Gattung. ^nt^rnr- viet JttiljbtanlJfuber. {Fehris carbuneulosa.)
(Typhus carbunculosus.)
Fieber cntzündlicli-typhiiser Art, mit Neigung zu Stockung und Zersetzung des Blutes und Bildung von brandigem Roth-lauf, Brandbeulen und Pusteln. Sehr aeutcr Verlauf; meist epi-zootisches oder enzoolisches, selten sporadisches Vorkommen; contagiös für alle warmblutige Thiere.
Der Milzbrand kommt unter so verschiedenen Formen vor, die eine solche Menge von Namen (welche nach Gegend u. s.w. häutig variren) erhalten, class es nöthig wird, dieselben in Un-terabtheilungen zu bringen; wir werden deren drei annehmen; nämlich: 1) Milzbrandfiebcr, ohne ein äusserliches locales Lei­den. 2) Milzbrand mit rothlaufartigcr Kntzündung. 3) Milz­brand mit Beulen ([Karbunkeln) und Pusteln.
Uebcr die Natur des Milzbrands im Allgemeinen herrschen verschiedene Ansichten; die meisten Autoren halten denselben für identisch mit Typbus; andere dagegen sehen ein entzünd-siches Leiden, besonders der Hinterleibsorgane, als die Haupt­sache an, wieder andere nehmen die Veränderung des Blutes dafür und stellen den Milzbrand demgemäss unter die Blutkrankheiten.
(So hat Rychncr in seiner Bujatrik den Milzbrand unter die Typhcn, als Hirn- und Rückenmarkstyphengruppe gestellt; Haubner macht eine Unterscheidung zwischen brandigen Entzündungskrankheiten und Anthrax- oder Milzbrandkrankheiten; Hofakcr hat den Milz­brand als Febris nervosa carbunculosa; Veith als ein Fieber sui generis [Anthraxfiebcr]; Adamoivicz stellt die Febris carbunculosa unter die Blutkrankheiten; Walz bezeichnete den Milzbrand als Sommer-Rothlaufficber; Waldinger als Leberentzündung.)
Allem nach sind die Veränderungen in der Blutmasse, be­sonders vom Pfortadersystem ausgehend, primär, und die Erre­gung des Fiebers, wie die Bildung von Beulen, Anschwellungen,
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Pusteln u. dg], sind secuiuliir, oder als Bemüliungen das Blut seiner krankliafteu Tlieile zu entledigen, zu beurtheilen.
Der Milzbrand zeigt je nach seinen verschiedenen Formen bald eine grössere Annäherung zu den Entzündungskranklieiteii, namentlich den rothlaul'artigen, bald zu den biliiisen und ner­vösen Fiebern. Die Milz selbst Ist nicht der eigentliche Sitz des Leidens, sondern nur ein Theil desselben, insofern sie zum JMortadersj stem gehört. Das Blut dieses Gciässes und die Organe, in welchen es circulirt (Darmcanal, Leber, Milz, sodann aber die Lunge), sind der Herd des Leidens, von wel­chem aus es sich, zum Theil metastatisch, auf andere Gewebe ausbreitet. Die Ausscheidung einer Sülze von gesiittigt gelber Farbe in das Zellgewebe unter der Haut, aber auch im Innern der Hühlen scheint fast bei allen Milzbrandfonnen (etwa die apoplectische ausgenommen) staftzulindeii, und in ihr das Cou-tagium die grösste Intensität zu erlangen.
Der Milzbrand entwickelt sich von selbst am häufigsten bei Rindvieh und Schweinen, sodann bei Schafen, seltener bei Pferden und wohl am seltensten bei Hunden und Katzen. Auch beim Geflügel scheint Selbstbildung desselben vorankommen. Bei wilden Tliieren, namentlich Wiederkäuern (wie Hirschen, Rehen, auch bei Kaninchen, Dachsen), ht der Milzbrand nicht selten be­obachtet worden. In den wärmeren Ländern sowohl der alten als neuen Welt ist er bei verschiedenen Hausthiereu, besonders Pferden, Maulthieren, Kameelen u. s. w. vorgekommen, und selbst Siberien ist nicht frei davon geblieben.
Durch Ansteckung mittelst Besudelung oder Genuss milz-brandiger Abfälle werden hauptsächlieh Schweine, Hunde, Katzen, Hühner, Enten, Gänse, Kalecuthühner u. s. w. vom Milzbrand befallen und das Contagium erzeugt sich in ihnen wiederholt. Beispiele von Ansteckung bei Menschen sind leider nicht selten (s. den Schluss dieser Krankheitsgattung). Eine Ansteckung durclraquo; die Lungen- und Hautausdünstung ist wohl (in grüsster Nähe ausgenommen) kaum zu befürchteraquo;. Die Ansteckung bringt aber nicht gerade diejenige Form des Milzbrands hervor, welche zunächst zur Uebcrtragung Anlass gegeben hatte, sondern es kann ebensowohl eine andere Form daraus entstehen; meist indessen bildet sich ein localer Karbunkel an der inficirten Stelle, und von dieser aus ein höchst gefährliches allgemeines
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Leiden. Mehrere nahineu an (z. B. Ryelmer, früher Glaser), dass durch mit dem Contagium besudelte (stechende) Insecten, laquo;. B. Viehbremsen CTahanm}, Uebertragung auf entfernte, gesunde Thicre stattfinden könne.
Ursachen. Sie sind (ausser der Ansteckung) theils allgemein verbreitete Witterungseinflüsse, theils mehr local wir­kende in der Fütterung, Stallung u. s. w. gelegene. Zu jenen gehört die schwüle Beschaffenheit der Luft, wie sie dem Aus­bruche der Gewitter voranzugehen pflegt. Eine solche Luft, wenn sie Sommers längere Zeit auf die Thiere (besonders Waidvieh) einwirkt, ohne sich von Zeit zu Zeit durch Gewitter ihres Uebermasses an Wärme, Feuchtigkeit und besonders an Eleetricität zu entladen, bringt eine Anlage zu Milzbrand oder den Ausbruch desselben hervor. Eine für die Jahreszeit unge­wöhnliche Wärme (z. B. im Frühling), sowie helsse Tage mit kühlen Nächten abwechselnd (im Spätherbst) haben, obwohl seltener und in geringerem Grade, denselben Erfolg. Die An­lage ist bei gutgenährten, vollblütigen Thieren ohnediess grosser, als bei geschwächten, und gibt sich durch Abstumpfung, ver­zögerte Verdauung, Auftreibung des Bauchs, seltenen Mistabsatz, oft mit Drang, und (beim Aderlassen) durch ein dunkleres, dickes Blut zu erkennen.
Zu jener allgemeinen Ursache gesellt sich gerne eine wei­tere, locale; nämlich Mangel an frischem Wasser, desshalb Benützung stehenden, fauligen Wassers (besonders von Flachs­und Hanfrösten); was ferner die Wärmebildung im Thier ver­mehrt, wie: starke Bewegung, schnelles Treiben, besonders aber heisses Futter u. s. w., kann als Gelegenheitsursache des Milzbrands angesehen werden; ebenso wirken enge, dunstige Ställe; die Fütterung hat nicht selten Antheil an der Entwick­lung des Milzbrands; ein stark nährendes öder erhitzendes Futter, sey es im Stalle oder auf der Waide, bringt besonders, wenn knappe Fütterung vorausging, schnell eine Vollblütigkeit hervor, die zum Milzbrand disponirt. Ausserdem ist es aber hauptsächlich verdorbenes, von Rost, Brand, Mehlthau, Schimmel u. s. w. verunreinigtes Futter, welches In dem Blute einlaquo; ähnliche Veränderung hervorzubringen im Stande ist, wie es die Witterungseinflüsse thun; daher rührt es auch, dass der Milzbrand hie und da ganz local und sogar in einer Jahreszeit
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vurkummt (im strengen Winter), deren Luftbeschaffenheit dieser Kraukheiisentwieklung ganz entgegren ist. Vielleicht lassen sich solche Fälle, in denen man Schneewasser, Erkältung u. s. \v. beschuldigt, eher auf die eben angegebene Ursache zurückfahren. Mau will auch Milzbrand im Winter entstehen gesehen haben, als Futter (z. B. Heu) eines Grundstücks gefüttert wurde, welches im vorangegangenen Sommer durch Milzbrandabfälle (z. B. beim Transport der Cadaver, der Section derselben) verunreinigt worden war. Selbst das an solchen Stellen ge­wachsene Gras, wo lauge zuvor am Milzbrand gefallene Thiere vergraben worden, soll den Ausbruch der Krankheit nach sich gezogen haben.
Es gibt Gegenden, Ortschaften, einzelne Waideplätze und Ställe, wo die Krankheit jährlich bald heftiger, bald gelinder vorkommt. Hier muss die Ursache eine locale seyn, und kann, soweit sie nicht unter den bereits erwähnten begriffen ist (z. B. Mangel an Wasser), auf gewissen Düngungsmittelu, z. B. dem Gyps, Kalk, Mergel beruhen.
Die Symptome des Milzbrands sind sehr veränderlich nach den verschiedenen Formen desselben, und werden bei der Aufzählung dieser angegeben. Ueberdies hat fast jede Epizootic oder Enzootie dieser Krankheit ihr EigenthUmliches. Auch gesellen sich einzelne Zeichen des Milzbrandes zur Zeit seines Vorkommens gerne zu andern sporadischen Krankheiten, welche zufälligerweise in dieser Periode und au Orten, wo gerade Milzbrand herrscht, entstanden sind. So werden z. B. leichte Verletzungen gerne brandig; gewöhnliche Entzündungsfieber gerne typhös, ihr Verlauf rascher als gewöhnlich, es entstehen Ablagerungsgeschwülste, die sonst nicht beobachtet werden u. dgl.
Die eigenthümliche Beschaffenheit des Bluts, welches dick­flüssig, theerartig, klttmprig, beinahe kohlschwarz erscheint, die Ausscheidung gelblicher Sülze nach aussen oder innen, der sehr rasche Verlauf, die schnelle Fäulniss der Cadaver, das Ausfliessen von Blut aus den uatürlichen Oeffnungen, besonders dem Maule und dem After sind fast allen Milzbrandformeu ge­meinschaftlich. Die Milch der KUhe, soferne sie nicht versiegt ist, zeigt eine auffallend gelbliche Färbung des in grosser Menge vorhandenen Rahms. Sind die oben angeführten ursäch­lichen Momente bekanntermassen vorhanden, und werden mehrere
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'filiere einer Heerdc oder eines Stalles oder mehrere Thierspecies gleichzeitig oder schnell nach einander von vielleicht Susserlieh ziemlich verschiedenen Krankheitsformcn höchst aeuten Verlaufs befallen , so darf man auf Milzbrand schliessen. Gewöhnlich verlaufen die ersten Fälle in einer Heerdc u. s. w. am schnellsten, die spiiteren, weil sie eine geringere Disposition treffen, lang­samer. Manche Formen des Milzbrands sind einzelnen Thier-species eigenthümlicli, wie das Rankkorn, die weisse Borste dem Schweine, der Sterzwurm, das fliegende Feuer dem Rinde; andere sind allen gemeinschaftlich, z. B. der Karbunkel, die apopleclische Form. Thiere, welche die Krankheit tiberstanden haben, sind dadurch nicht vor späteren Anfällen derselben geschützt.
Prognose: meist sehr ungünstig. Es gibt indessen auch inanchmal Milzbrandseuche)), die verhältnissmässig gutartig genannt werden können.
Behandlung. Vor Allen) Vermeidung der Ursache)), oder möglichste Neutralisation ihres schädlichen Einflusses auf den thierischen Körper. Hierauf beruht auch die so wichtige Prophylaxis. Es muss also z. B. Waidevieh während der Mittagshitze in Schatten oder in kühle Ställe gebracht werde)); dunstige Ställe werden geöflnet (besonders bei Nacht}, die Thiere darin weiter auseinander gestellt; Schweinen wird Ge­legenheit zum Suhlen verschafft, frisches Wasser in hinreichender Menge muss den Thiereu gereicht und sein Genuss möglichst befördert werde)) (%. B. durch Kochsalzgabcn). Abänderung des Futters, namentlich wässeriges, kühlendes, wenig nährendes Futter. (Bei enzootischem Milzbrand des Rindviehs und der Schafe hat sich das Füttern rober Kartoffeln hülfreich gezeigt.) Beseitigung des verdorbene)) and selbst gänzliche Entziehung des Futters, jedoch mit Vorsicht wegen nachherigem Ueber-fressen, Vermeidung der Erhitzung beim Gebrauch und Treiben der Thiere; Schwemmen oder Begiessen mit kaltem Wasser. Trennung der Kranken von den Gesunden und Verhütung der Ansteckung durch Abfälle, Blut u. s. w.
Prophylactisch wird ferner den zum Milzbrand disponirten Thieren Blut gelassen, ferner Säuren und Salze (Weinstein, Sauerteig, Kochsalz, saure Milch, unreifes Obst) im Futter oder Trinkwasser beigebracht. Haarseile sind hur da von Nutzen-
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wo die Eiterung derselben noch vor dem EintriU der Krankheit zu Stande kommt; ausserdem werden die Wunden leicht brandig.
Wirklich erkrankten Thieren ist zuerst eine gehörige Menge Blut abzuzapfen, und diess erforderlichen Falls zu wiederholen (in manchen Epizooticu war indessen der Aderlass offenbar nachtheilig) ; sodann wird ihnen ein Abführungsmittel von Salzen (Salpeter, Glaubersalz, selbst Aloe) meist in flüssiger Form gereicht, und dessen Wirkung durch Klystiere mit Salz be­schleunigt; mit verdünnten Säuren, besonders Schwefelsäure, auch Salzsäure (Einige rühmen auch Chlorwasser, Chlorkalk-anflüsung), wird sodann fortgefahren, so dass die Gaben rasch aufeinander folgen, anhaltendes kaltes Begiessen, bis die Thierc schaudern, und nachheriges Trockenreiben derselben, täglich ein paarmal wiederholt, auch blesses Schwemmen (z. B. bei Schweinen} ist nicht zu versäumen. Wenn im weitern Verlauf die Kräfte des Thieres sinken, die Empfindlichkeit stumpf wird u. s. w., so sind den Säuren Reizmittel, wie Camphor, Brand­wein, Terpentinöl in grossen Gaben, auch adstringirende Mittel, z. B. Eichenrindcdecoct zuzusetzen. Ausserdem hat man Schwefel in grossen Gaben (Ryss) und Schwefelleber empfohlen ; im letzten Stadium des Milzbrands erwähnt Greve des Eisens zu Vj — 1 Va Unzen täglich mehreremale. Andere halten viel auf adstringirende Decode, z. B. von Eichenrinde, selbst als prä-servatives Mittel.
Schweinen und Hunden ist immer zuerst ein Brechmittel (etliche Gran Veratrum laquo;/ft.) zu reichen, selbst als Vorbauungs-cur ist diess bei ersterer Thierspecies am Platze.
Die äusserliche Behandlung besteht in Folgendem : Rothlauf­geschwülste werden mit kaltem oder gesäuertem Wasser, oder einer Auflösung von Chlorkalk begossen oder gewaschen, seltner Einschnitte gemacht und reizende Flüssigkeiten in dieselben gegossen; auch Brennen in Streifen ist zulässig. Karbunkel und sulzige Beulen werden tief eingeschnitten, die ,Sulze aus­gedrückt und Terpentinöl in die Wunde gegossen, oder dieselbe gebrannt; auch ohne Einschnitte zu machen, kann man Beulen nachdrücklich brennen. Wo diese nicht gehörig sich ausbilden wollen, reibt man eine scharfe Salbe ein. Ilaarseile sind nur bei langsamem Verlaufe von Nutzen und müssen schnell in K.iterung versetzt werden. Pusteln und Blasen Vverden geöffnet,
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aulgckrazt und mil Sauieji, Aczniittcln, Branntwein u. dgl. aus­gewaschen oder durch das glühende Eisen zerstört.
Polizeiliche Maa srcgelu: Bei allen Fällen von Milzbrand sind die nöthigen Vorsichtsmassregeln zu ergreifen, dass nicht andere Thiere, besonders aber Menschen, angesteckt werden. Das Contagiutn ist zwar ein fixes, allein es bedarf der blosen Berührung, besonders an Stellen mit zarter Haut, nicht der eigentlichen Impfung, um übertragen zu werden. Auch das Hinabschluckcn desselben ist uachtheilig. Das Blut, die gelbliche Sülze und die vom Brande ergriffenen Theile des Thicrs enthalten den Ansteckungsstoff am kräftigsten; indessen sind alle Theile des kranken Thiera nur in verschiedenem Grade fähig, anzustecken. Je schneller die Krankheit verlief, je weniger Theile brandig sind, desto geringer ist die Ansteckungsfähigkeit; bei nasser, kalter Witterung ist ebenfalls weniger zu befürchten. Das Contagium verliert seine Wirksamkeit nicht so leicht; namentlich ist das Mose Trocknen, selbst das Erhitzen (Braten, Sieden) der Träger desselben öfters nicht hinreichend gewesen, es zu zerstören. Felle, die schon im Kalk gelegen hatten, waren noch austeckungsfähig.
Fast jedes Land hat in Beziehung auf diese Krankheit seine speciellen, polizeilichen Verordnungen. Nach der würtember-gischen Verordnung vom 19. Juli 1822 soll, wenn man über die Krankheit im Reinen ist, das Abledern der daran gcfallnen Thiere nicht mehr stattfinden, sondern dieselben sollen mit zerschnittener Haut tief verscharrt werden. Der Mist soll bald möglich auf dem Felde untergepflügt werden. Das Fleisch der Erkrankten auszuschlachten, ist verboten, ebenso der Genuss der Milch. Die Ställe etc. sind vor der Wiederbenützung zu desiniieiren. Während die Krankheit in einem Orte herrscht und drei Wochen nachher ist der Handel mit der betroffenen Hausthiergattung verboten.
*) Milibtantfiebtt,
ohne äusserliclies, locales Leiden.
Hieher gehören: das Milzbrandfieber der Pferde, die Milz­brand-Apoplexie (Blutstaupe) der Schafe und des Rindviehs.
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a) Milzbrandfteber.
Mau beobachtet das Milzbrandfieber bei Pferden zu allen Jahreszeiten, doeh vorzugsweise im Sommer. Wenn es bei trocken kalter Witterung vorkommt, hat das Fieber den entzünd­lichen Character, bei trocken heisser Witterung geht derselbe schon nach 10 —12 Stunden in den asthenischen über, oder dieser letztere Zustand ist, namentlich bei schwüler Luft, gleich von Anfang zugegen.
Die Krankheit beginnt mit einem Fieberschauer, der Kopf ist gesenkt, die Unaufmerksamkeit des Thiers oft so gross, wie bei beginnendem Koller; die Haut ist heiss, das Atbineu ver­mehrt, ängstlich, mit besonderer Anstrengung der Bauchmuskeln ; der Herzschlag unfühlbar, die Pulse klein, unregelmässig, oft weniger schnell, als man nach der Zahl der Athemzüge ver-mnthen sollte. Die Anfänge der Schleimhäute sind hoher ge-rüthet, mit einem Stich in's Gelbliche; die Zunge ist belegt, der Mist bald glänzendbraun, fest und trocken, bald locker, mit Schleim umhüllt und gelblich gefärbt, immer verzögert; der Harn wässerig, gelblich. Nicht selten gesellt sich Husten dazu.
Im weitem Verlaufe der Krankheit, die mehrere Tage zu dauern pflegt, nehmen die Symptome zu, insbesondere die Bewusstlosigkeit, das schnelle Athmen, der Puls wird un­ordentlich , verschwindet, es zeigen sich Zuckungen u. s. w. und das Thier geht (am 3—4. Tage) zu Grunde, nachdem manchmal noch Anschwellung des Kopfes, der Füsse oder sulzige Beulen unter der Oberfläche der Haut sich gebildet hatten. Bei zweckmässiger Behandlung stellt sich die Besse­rung eben so schnell ein, oft zugleich mit einem Durchfall, oder mit Abgang eines dunkelgefärbten Harns. Manche Pferde kommen mit dem Leben davon, bleiben aber kollerig; auch Blindheit will man nachfolgen gesehen haben.
Bei der Section findet man in den Blutgefasscn, beson­ders der Bauchhühle, dunkelschwarzcs, dickflüssiges Blut an­gehäuft, die Leber ist dunkelbraun, mürbe; die Milz innen beinahe schwarz, beulenartig aufgetrieben, bei langsamerem Verlaufe auch kleiner als gewöhnlich, knotig; am Darmcanal brandige Stellen, seltener Geschwüre auf der Schleimhaut; die Lungen mit dunklem Blut überfüllt. oft schwarzen Bliitklumpcit
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ähnlich; das Fett und Serum dunkler gelb gefärbt, in den Ge­schwülsten gelbliche Sülze oder aber ergossenes Blut; die Haut dieser Partien nicht selten brandig.
Behandlung. Ein ergiebiger Adcrlass, so frühzeitig als möglich gemacht, ein Fontanell an den Schaufelknorpel des Brustbeins (beide wirken als prophylactische Mittel mehr als nach dem wirklichen Ausbruche der Krankheit); sodann Salze, Säuren, später mit Camphor, 01. tereb.; Schwefelleber, adstrin-gireude Mittel, Eiseusalze; Klystiere mit Salz, Brechweinstein (vgl. das S. 279 hierüber Angeführte).
ft) Milzbrand - Apoplexie (Blutstnupe, Blutschlag;, apoplectische Form des Milzbrand?);
Diese Form trifft vorzugsweise Schafe, Rindvieh und, jedoch seltner, Schweine. Sie gleicht der gewöhnlichen Apoplexie und würde davon nicht unterschieden werden können, wenn nicht bei etwas langsamerem A'erlaufe sich manchmal die characteri-stischen Beulen oder Geschwülste entwickelten.
Rindvieh am Wagen oder Pfluge, Schafe auf der Waide schütteln den Kopf, zittern, fallen plötzlich zu Boden, knirschen, schäumen, bekommen Zuckungen und verenden. Schweine findet man todt in ihren Ställen, ehe mau sie krank wusste. Die Dauer eines Anfalls beträgt oft nur etliche Minuten, manchmal erholt sich das Thier, der Anfall kehrt aber nach etlichen Stunden zurück und wird dann tüdtlich.
Wo die Krankheit nicht so rasch verläuft, aussein die Thiere Bewusst'osigkeit oder Tobsucht; die Pupille ist erweitert, der Augapfel hervorgetrieben, das Sehen aufgehoben, die Thiere stossen an, sie taumeln, bekommen Verdrehung der Glieder, des Halses, schlagen heftig mit den Flanken u. s. w.
Behandlung meist unzureichend;, weil sie zu spät kommt, oder die Kranken die Wirkung derselben nicht mehr erleben. Prophylaxis nach dem im Allgemeinen Angegebenen.
(Sarget beschreibt eine hiehcr bezüglicbe Iiöclist acute Krankheit bei Rindvieh, die er jedoch, weil keine Gesclnvülste und Petecliien zugegen waren, nicht als Anthrax betrachtet, sondern Castro - entero-cephalite nennt.
Die Thiere waren im Wintar schlecht gehalten, im Frühjahr und Sommer dagegen stark gefüttert worden j die Krankheit befiel im Juli
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und August vorzugsweise die stärksten und krältigsten unter den erwachsenen Rindern. Sie frassen, wiederkäuten und waren im Ge­brauche bis nahe an ihr Ende; alsdann iiusserten sie Schmerz beim Drucke auf die Wirbelsäule oder an den Bauch; sie bogen sich ein, und drohten niederzustürzen. Der Bauch war aufgetrieben, gespannt, die Hauttemperatur wechselnd; der Puls bald hart, bald unterdrückt, immer beschleunigt; der Blist mit vielem Schleim überzogen. Bald darauf fangt das Thier an zu trippeln und mit dem Schweif zu wedeln, fiisst aber und trinkt w ie gewöhnlich; die Augen sind stier und thränen, der Kopf ist aufgerichtet, die Venen des Halses pulsicen stark, die Extremitäten werden kalt, ein Schauer verbreitet sich über den Körper, das Thier sieht sieh nach der rechten Flanke um, wankt und stürzt, wie vom Blitze getroffen zu Boden. Aus den Nasenlöchern fliesst dunkles Blut.
Die Section zeigte: viel Serum, auch Bluterguss in der Schä­delhöhle, die Hirnsubstanz gesund; ebenso die Lungen, ziemlich viel Wasser in der Brusthöhle: das Netz dunkelpurpurroth, die Schleim­haut des Laabmagcns und des Dünndarms mit sehwaizrothcn Streifen besetzt; die Blutgefässe mit schwarzem Blut überfüllt; im Dickdarm eine jauchige Flüssigkeit, in ziemlicher Menge, höchst übelriechend; in einigen Fällen die Milz wenigstens ums Doppelte vergrössert, leicht zerrcissbar, die Leber, Nieren u. s. w. gesund.
Die Behandlung bestund in ergiebigen Aderlässen, innerlich Salpeter, gesäuertes Trinkwasser; Haarscil im Genick; bei überhand­nehmender Schwäche starkes Wermuthinfusum mit Camphor. Dazu Diät, Chlorräuchcrungcn u. s. w.
Auffallend bleibt hier das Fortdauern der Frcsslust bis zum Momente des Todes, wovon S. ein spccielles Beispiel anfuhrt s. Rec. de ill. Vet. 1837.)
Rycliner unterscheidet beim apoplectischen Milzbrand des Rindviclis (Typhns apoplecticns') zwei Konncii, den ei deut­lichen Milzbrand (T. apopl. cnrboiücus) und den II i r n t y p h u s oder u u a c h t e n Milz b r and ( T. apopl. seromsj. Erstere entspricht der oben bezeichneten Milzbrand-Apoplexie, letztere dagegen hat manches Abweichende.
Der sog. unäebte Milzbrand kam 1839 im Friihsommer vor, und erschien vorzugsweise bei Thieren, die eben die Maul-und Klauenseuche ttberstauden hatten, oder im Winter knapp gefüttert worden waren. Das Blut zeigt einen fast unglaublichen Ueberschuss an Serum, weshalb auch die serösen Ergiessungen hl die Schädel- und RückcnmarkslWihlen, und die grossen
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Hohlen des Körpers bedeutender sind, als bei der eigentlichen Milzbrand-Apoplexie. Auf dem gelbröthlichen oder dunkelrothen Serum der Bauchhöhle schwimmen Fettkügclchen; Blutnnterlau-fungen , die mit einem gelblichen Ringe umgeben sind, finden sich auf der iunern Fläche der Bauchhöhle; das im Herzen angesammelte Blut ist nicht schwarz und zersetzt, sondern geronnen, ohne jedoch Faserstoff auszuscheiden.
Wenn die Krankheit, sey es durch die präservativ ange­wendeten Mittel oder sonst, langsamer verlauft, wobei sie fast ohne Ausnahme von einem torpiden Fieber begleitet wird, bildet sie Modificationen, namentlich das Emphysem des Zellgewebes (rauschender Brand).
Aderlass ist bei dieser Form weniger nothwendig, als bei dem eigentlichen Milzbrand (T- npopl. carbon.}; innerlich empfiehlt R. das Elix. acid. Halleri oder das El. vitriol. Myns., iiusserlich Besprengung mit Essig.
** llolljluiifttttim' /ormtn deraquo; iftUjbranfc. (Erysipelas carbuneulosum. Ad.j
Hieher gehören : der Flug der Schafe, der Hinterbrand oder das brandige Rothlauf der Schweine, die Bräune derselben; das Milzbrand-Emphysem des Rindviehs, der Mastdarmbrand (Rückenblut); die sog. tuberculöse Form CPseHdo-Erysipelas).
c) Das brandige Rothlanf der Schafe und Schweine. (Flug, Hinterbrand, Maus u. s. laquo;-.)
Bei den Schafen bemerkt man, nach den im Allgemeinen bereits angeführten Vorboten, plötzliches Hinken oder einen steifen Gang, besonders an den hintern Gliedmassen, der er­griffene Schenkel ist bei näherer Untersuchung dunkelroth, in verschiedener Ausdehnung, etwas geschwollen, die Geschwulst manchmal knisternd. Die Färbung geht bald in's violette oder bläuliche Über, manchmal sickert scharfes Serum aus, und die Thiere sterben unter den allgemeinen Symptomen des Milzbrands (Abstumpfung, Flankenschlag, heftiges Fieber) innerhalb 6—21 Stunden, selten später.
Die Krankheit kommt unter denselben Verhältnissen, wie die andern Milzbrandformen vor; ich habe sie aber auch im Winter und Frühling herrschen gesehen. Die stitrksten Thiere
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der Hcerde wurden plötzlich traurig, trippelten, hoben einen Fuss um den andern auf, wurden lahm und verschmähten das Futter; plötzlich bildeten sich auf dem Kreuze, au den Vorder­oder Hinterschenkeln Geschwülste, die beim Anfühlen kühl und mit Wasser von rothlicher Farbe und widrigem Gerüche (keine Sülze) gefallt waren. Nach dem Tode des Thiers wurde die Flüssigkeit schwärzlich.
Nicht selten zeigte sich keine Geschwulst, bis das Thier todt war; dann aber erschien sie sogleich. Während die Kranken in heftigen Schmerzen daliegen, wurde der Leib aufgetrieben, und es entstund ein Drängen wie beim Lammen, so dass oft Mastdarm und Scheide hervorgepresst wurden; zugleich lief blutiger Schaum aus dem Maule. Dauer : '/raquo; — einige Stunden. Bei der Section war das Fleisch in der Nähe der Ge­schwülste ganz schwarz, die Milz bräunlich, die übrigen Ein­geweide waren gesund. Zu nahrhaftes Futter schien die Ver­anlassung zu seyn.
(Eine in heissen Tagen schnell entstehende Anschwellung deraquo; Kopfs und besonders der Ohren, welche die Schäfer der Rheingegend „Alansquot; nennen; scheint ebenfalls hieher zu gehören. Die gebräuch­liche Behandlung besteht in Einschnitten^ Ausdrücken der gelblichen Flüssigkeit, und Auswaschen der Wunden mit Essig, Branntwein u. dgl., innerlich Salraquo; mit Wachholderbeeren. Rhein. Vet. Ber. 1837.)
Der Hi nterbrand der Schweine beginnt mit Aufhören der Fresslust oder Erbrechen, taumelndem Gang, Unruhe und Wühlen in der Streu, Verstopfung; seltenem, blutigem Mist, be­schleunigtem Athmen, Fieber, heissen Ohren, gerütheten Schleim­häuten u. s. w. Nach 12 — 24 Stunden brechen Rothlauf-geschwülste auf der Haut aus, die schnell bläulich werden und unter Zunahme obiger Symptome in 2 — 3 Tagen, oft aber auch früher mit dem Tode endigen.
Bei sehr raschem Verlaufe kommt sowohl beim Flug als beim Hinterbrand das Rothlauf nicht zum Vorschein, oder an dessen Stelle eine blasse, weiche und flache Geschwulst (Pseudo-Krysipelas). In andern Fällen sind die Thiere anfangs ruhig, werden aber bald von Lähmung des Hintcrfhcils befallen und gehen innerhalb 24 Stunden zu Grunde.
Bei der Section findet man die Brust- und Bauchhaut und selbst die Muskeln dieser Gegenden violett oder bläulich ; den
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Darm gcrüthct; die Sclileimliaut des Danncaiials icic-lit abzu­lösen, heftig' entzQndet und selbst brandig; gelbliches Serum in der Bauehhühle; die Gallenblase leer oder mit zälier, dunkler Galle gefüllt; die Lungen, Leber, Milz u. s. w. wenig verändert.
Die Behandlung des brandigen Rothlaufcs der Schafe und Schweine erfordert neben den im Allgemeinen angeführten Mitteln hauptsächlich kalte Begiessungen, Lchmanstrielie mit Essigzusatz; den Schweinen ein Brechmittel aus Nieswurz.
Manche der durchgesiiciitcn Thiere gehen später an Aus­zehrung zu Grunde.
(Die von Fuchs beschriebene „B rennseuebe der Schweinequot; scheint zwischen dem br. Rothlauf und der Bräune inne zu stehen. Sie befiel junge, waidende Schweine im November und December. Mattigkeit, gekrümmte Stellung, nicht geringelter Schwanz, Ver­kriechen in der Streu, Mangel an Fresslust, wechselnde Temperatur der Oberfläche, Zittern, Husten, heissere Stimme, trockener Küssel, Hitze im Maul, ein Rothlaufausschlag am Halse, der Brust und dem Bauehe, starkes Flankenschlagen u. s. w. begleiteten diese in 6—8 Stunden tödtlich werdende Krankheit. Bei den durchgeseuchten Thieren war der Ausschlag nicht ausgebrochen.)
d) Die Bräune der Schweine. (Hals-Antrax, Kehlbrand, Kropf. Angina, Cynanche carhuneularis. V.)
Diese Krankheit ist nach Vorboten und Symptomen den vorhergehendru Formen ähnlieh ; statt der rothlanfartigen An­schwellung an den Gücdmasscn u. s. w. befällt die Entzündung die Seh ling werk/.euge und den Hals; daher beschwerliches Athmen mit Keuchen , heisere Stimme , grosso Hitze des Küsseis, dunkle Färbung der Maulschleimhaut, Anschwellung der Zunge, beschwerliches Schlingen, Erstickungszulallc. Auch aussei! am Halse, längs der Luftröhre, erscheint eine harte, heisse Ge­schwulst, welche sich bis zwischen die Vorderfüsse hinabzieht. Die dunklere, endlich bleigrauc Färbung der Maulschleimhaut u. s. w. zeigt den l'ebergang der Entzündung in Brand an. Die Dauer dieser Krankheitsfurm ist von 1—3 Tagen. Die Section zeigt dieselben Erscheinungen wie beim Hinterbrand, dazu das locale Leiden des Halses.
Ausser den allgemein wirkenden Ursachen ist es ohne Zweifel, dass manchmal Schweine die Bräune bekommen haben,
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wcnu sic Blut, Fleisch u. d^l von inilzbraiulkraiikom liiiidvich ii. s. w. gel'ressen hatten.
Die Bräune kommt vorzugsweise im Sommer bei alnvech-sclndcr und bei nasskaltcr Witterung vor. Viborg führt unter den Ursachen selbst das Saufen von Schneewasser an. Brandige Entzündung der Parotiden ist bei Kindvieh und Schweinen mit äusserst acutem Verlauf (2 Stunden) von Courbebai s se beobachtet.
Behandlung: zuerst ein Brechmittel, sodann Säuren. Salze, kalte Bcgiessungen und Klystiere. Auch prophylactisch ist Nieswurz anzuempfehlen; ausserdem saure Milch, unreifes Obst u. dgl. Beim Uebergang in Brand sind der Säure aro­matische Decocte, Branntwein, Camphor zuzusetzen. Das Ader­lässen an der Eroschader ist von geringem Nutzen und für den Operateur gefährlich. Einige Streifen mit dem glühenden Eisen längs dem Halse werden auch empfohlen.
c_) Der Mastdarmbrand QAnthrax haemorrhoidalls).
(Rückcnblut, Lcndenblut.)
Diese, besonders bei Wiederkäuern vorkommende Form des Milzbrands gesellt sich gerne zu andern, z. B. der apoplecti-scheu Form, dem Fluge u. s. w., und hat das Characteristische, dass neben den Zeichen eines heftigen Allgemein - Urkrankens schwarzes, dickes Blut mit den Fxcrementen unter anhaltendem Drange abgesetzt wird. Die Häute des Mastdarms sind heftig entzündet, heiss, gerothet. Auch der Harn ist manchmal von zersetztem Blute gefärbt.
Bei der Section findet man, ausscr den innerlichen Zeichen des Milzbrands, sulzigen Erguss zwischen die Häute des Mast­darms, Brand der Schleimhaut, Excoriation des Afters u. s. w.
Dauer der Krankheit: bald wenige Stunden, bald auf 4—5 Tage sich hinausziehend.
Behandlung wie bei den frühern Formen; dazu gesäuerte Klystiere; kalte Umschläge auf den Hucken, üas Eingehen in den Mastdarm mit der Hand ist wegen der Ansteckung gefährlich.
(Haubncr führt ein nicht zum Milzbrand gehöriges Rücken- und Lendenblut bei den Blutungen an. Es kommt vorzugsweise bei Rind­vieh, sporadisch oder enzootisch vor. Traurigkeit, Mangel an Fress­lust, Empfindlichkeit des Kreuzes, etwas aufgetriebener Bauch, seltener
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Abgang des Mists, mit Zwang; der Mist ist hart, geballt, anFangraquo; mit rothlichem Schleim gemischt, später mit geronnenem Blute. Der Mastdarm ist heiss, meistens geschwollen, mit bald flüssigem, bald geronnenem Blute stellenweise angefüllt, das durch den Affer abgeht. Die Entzündung des Mastdarms geht in Brand über und tödtet inner­halb einiger Tage. Indessen kommt diese Krankheit auch in weniger gefährlichen Graden vor.
Ursache: wie beim Blutharnen; erhitzendes Futter, Branntnein-schlämpc, die Alkohol enthält; Heu von zu stark gegypsten Wiesen.
Behandlung: entzündungswidrig (Salze, schleimig-ölige Mittel; .schleimige Klystiere; Ausräumen des Mastdarms; kalte Sturzbäder auf das Kreuz. Bei fauligem Character des Fiebers: Säuren mit adstrin-girenden und Beitzmittcln; kalte Klystiere mit Essigzusatz).
fj Milzbrand-Emphysem des Rindviehs. {Erys. carb. ignis sacer. Ad.)
(Rauschender Brand, fliegendes Feuer, Viertheil, Knotenkrankheit, Plag in der Schweiz.)
Diese Anthrax-Form kommt theils für sich, theils mit andern verbunden vor. Ihrem Ausbruche gellen oft Symptome allge­meinen Erkrankens: Zittern, Scliwankeii, Mattigkeit, .schneller und unregelmassiger Puls, ängstliches, beschlounigtes Atlimen, voraus. Hierauf entstellen meist auf den Rippen, seltener an den Glicdmasseu (und zwar nach Rychncr, in der Mitte derselben), Windgeschwülste, durch Entwicklung von Luft im Zellgewebe unter der Haut hervorgebracht, und kenntlich an dem knisternden Geräusch beim Druck oder Kneten derselben. Manchmal sind diese Geschwülste vor dem allgemeinen Er­kranken zugegen.
Sie haben keine Neigung zu Eiterung, vielmehr wird die sie bedeckende Haut hart, stirbt brandig ab oder Jauche ergicsst sich ins Zellgewebe, und das begleitende Fieber beschleunigt die Zersetzung der Säfte und den nahen Tod.
Auf ähnliche Weise sterben bei Rindvieh oft ohne alle vorangegangene Anschwellung Hautstückc am Rücken oder Bauche ab, so dass man sie blos an ihrer lederartigen Be­schaffenheit erkennt; unter diesen 1 lautstücken befindet sich übelriechende Jauche. Dergleichen Ablagerungen der Krankheit auf die Haut können nur dann als günstige betrachtet werden.
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wenn zugleich das allgemeine Befinden des Thiers sich bessert, d. h. das Fieber naclilässt, der Appetit sich regt u. s. w.
Ursachen und Behandlung wie im Allgemeinen an­gegeben ; hiez-u Einsclinitt in die Geschwulst oder tiefe Scari­fication, sodann scharfe Einreibungen; spüter wenn das brandig gewordene IlautstUck sich ablöst, aromatische und antiseptische Flüssigkeiten Kur Behandlung der Wunde. Es braucht in der Hegel sehr lange, bis die im Zellgewebe enthaltene Luft ver­schwindet; sie durch Einschnitte entleeren zu wollen, ist ver­geblich, da sie sich im Laufe der Krankheit wiedererzeugt.
(Die ausfallende Mauke des Pferds, die hie und da im Winter fast seuchenartig vorkommt, wäre iu mancher Hin­sicht hieher zu stellen.)
g) Sterzwürm (Gangraena caudae epizoofica? Ad. Caries centralis rert. caudae. B.J
Eine seltene Krankheit, mit kleinen Geschwüren an der Schweifrübe des Rindviehs, die die Wirbel anfressen, so dass ein Stück des Schweifs abfällt. Dieser Vorgang soll besonders mit der Ruhr, Rinderpest und dem Milzbrande verbunden vorkommen, und wird von Manchen als eine Metastase des letztern angesehen.
Rychner beschreibt den Sterzwurm (den er nicht zu den Milzbrandformen, sondern zu Caries gestellt hat) folgender-massen: es bildet sich, ohne inneres Leiden, am Schweif eine drei, fünf und mehr Zoll lange Stelle, wo die Haut sehr weich ist, in der Mitte wenig, an den Gränzen aber mehr empfindlich ist; nur selten ist eine Oeflnung zugegen, aus der übelriechende Jauche sickert. Bei der Untersuchung findet man Beinfrass an den Schweifwirbeln, der von dem Innern derselben ausgeht. Die Krankheit verbreitet sich lieber gegen die Schweifwurzel zu, als nach der Spitze hin; der Schweif erscheint' bei der Bewegung wie gelähmt unterhalb der kranken Stelle, und fällt nach 10—12 Tagen ab, womit jedoch das Uebel nicht aufhört.
Ursache unbekannt; die Krankheit kommt öfter bei Kühen vor, als bei Ochsen.
Behandlung: Abnahme des Schweifs, etwa 2—3 Wirbel über dem kranken Stücke; Brennen des Stumpfs.
In einer bei Gelegenheit häufigeren Vorkommens der Uerinf, FMhlaquo;l0{ia,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; IV
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sogenaiiutcn Sterzseuche im Jahr 1817 von dem königl. Medicinal-Collegium erlassenen Belehrung heisst es: es seyeu 3—5 Wirbel an der Spitze des Schweifs gelähmt, die Haut sey daselbst geschwollen und fühle sich wie weiches Leder an. Durch einen am Anfang der gelähmten Stelle erregten Empfindungs-reiz, z. B. Hautschnitt und nachheriges Einreiben mit Pfeffer, oder Bedupfcn mit Spicsglauzbutter, oder durch Brennen werde die Liihraung gehoben. Uebcrdiess wird der Aufenthalt im Freien, reichliche Nahrung und Unterstützung der Verdauung durch Wachholdcrbecren, Eichenrinde, Euziau und Kochsalz, von jedem gleichviel, empfohlen.
Auch hier ist von Milzbrand nicht die Rede, und es scheint daher die Sterzseuche mit Recht den Anthrax-Krankheltcn nicht beigezählt werden zu können, so lange nicht ihre nähere Verwandtschaft mit der unter f) erwähnten Anthrax - Form nachgewiesen wird.
h) Oedemaföse Form des Milzbrands. (Febr. carbunc. pseudo-erysipelalosa.')
Gelber Knopf; fälschlich tuberculose Form genannt.
Sie verhält sich zu dem Flug, dem Emphysem und dem eigentlichen Karbunkel wie das Erysipelas oedematosum zu dem gewöhnlichen Rothlauf.
Der Verlauf dieser Milzbrandform ist langsamer, und er­streckt sicii manchmal bis auf 5—7 Tage; das Fieber ist weniger heftig und es erscheinen unsclimerzhafte, kalte, teigige (odema-tOse) Anschwellungen der Haut, die meist weich, manchmal auch hart und speckig, nicht deutlich begränzt sind, und sich oft Über ganze Parthieen des Körpers ausbreiten. Ihr Umfang ist sehr veränderlich, sie entstehen rasch, wachsen schnell von der Grosse einer Bohne oder Nuss bis zu der eines Kopts, verschwinden auch manchmal schnell wieder, um entweder an einer andern Stelle zum Vorschein zu kommen oder sich nach innen zu werfen. Letzteres zieht gewöhnlich Verschlimmerung und den Tod nach sich. Auch Windgeschwulst kommt gleichzeitig vor.
Die Geschwülste werden, unter Zunahme des Fiebers, nach einigen Tagen missfärbig, bläulich, schwärzlich, und der ent­stände ae Brand tödtet das Thier.
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Beim Einschueideii fliegst eine gelbliche, sulzige Flüssigkeit aus dem Zellgewele.
Ursachen und Behandlung wie bei dem Emphysem; Einschneiden und tiefes Brennen ist besonders bei den kleinereu oder rundlichen Geschwülsten angezeigt.
*** Carbunkuloft unir fufinläft lamtn itraquo; JMHabranlrraquo;.
Hieher gehört der eigentliche Milabrand-Karbunkel, der Zungenkrebs, das Rankkorn und die Kropfbrandbcule oder weisse Borste.
ijj Milzbrand-Karbunkel.
An verschiedenen Stellen der Körpcroberfläche entstehen, bald vor dem Eintritt eines Fiebers, bald nach demselben, beulenartige, heisse, schmerzhafte Geschwülste, von der Grosse einer Bohne oder Xusm, die schnell zunehmen. Ihre Neigung, schnell in Brand überzugehen, ist characteristisch. Beim Durchschneiden sind sie hart, speckig; nach 12—24 Stunden pflegen sie an der Spitze aufzubrechen und eine blutige, ätzende Flüssigkeit aussickern zu lassen. Zugleich wird die Umgebung der Beule, sowohl nach der Breite als Tiefe, brandig, und das Thier stirbt unter Zunahme der Fiebererscheinungen innerhalb 2—3 Tagen, auch wohl früher, wenn die Karbunkel nahe au einem zum Leben uüthigen Organe (z. B. dem Kehlkopf, der Luftröhre, am Kopfe) ihren Sitz hatten. Tief gelegene Kar­bunkel sind blos durch die Hitze an der Stelle ihres Sitzes zu erkennen. In seltenen Fallen bilden eich auch Karbunkel im Innern des Körpers.
Diese Anthrax-Form kommt bei verschiedeneu Hausthier-arlen vor, beim Pferde gerne vorne an der Brust (Pestis anti-cardia Säur ages) oder an der Kehle; bei den Schafen am Kopfe, beim Rindvieh an verschiedeneu Stellen.
Die S c c ti o n zeigt im Wesentlichen dieselben Erscheinungen wie beim Milzbrandfieber (theils Darm-, theils Lungenbrand); die Umgebung des Karbunkels ist mit Blut infiltrirt, mürbe, weiterhin ist gelbe Sülze im Zellgewebe u. s. w.
Locale Karbunkeln entstehen besonders an denjenigen Stellen, wo Milzbrandgift eingewirkt hat, z. B. bei Schweinen und Hunden, die dergleichen Abfälle gefressen halte.i, sah man
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Karbunkel an der Kehle und dem Halse entstehen; beim Men­schen kommen sie an den unbedeckten Theilen des Körpers (Händen, Armen, Gesicht) vor.
k) Zungehkarbunkel (Glossanthrax. F.)
(Zungenkrebs.)
Ohne auffallende Vorboten erscheinen, vorzugsweise beim Rindvieh, wenn die Bedingungen der Entwicklung des Milz­brandes zugegen sind (nach Rychncr besonders bei herrschen­der Maulseuche) , Blasen theils auf dem Rücken oder am Grunde der Zunge, theils am Gaumen, der innern Fläche der Lippen, Backen, oder in der Nähe des Zungenbändchens. Diese an­fangs weisslichen Pusteln werden, wie die B'ntzüudung steigt, und der Brand eintritt, bald rüthlich, blau und schwärzlich, und enthalten eine ähnlich gefärbte Jauche. Ihre GrOsse ist ver­schieden, von der einer Bohne bis zu der eines Hühnereies; letz­teres hauptsächlich, wenn wenige oder nur eine Blase zugegen ist.
Das begleitende Fieber ist, wenn auch anfangs entzündlicher Art, doch bald typhOs; es wird meist erst nach dem Ausbruche der Pustel bemerklich. Innerhalb 12 — 24 Stunden wird die Blatter brandig und greift nun um sich, so dass oft grosse Stücke der Zung-e oder der Maulhaut abfallen. Der Tod tritt oft schon nach 24 — 36 Stunden ein.
Bei der Section findet man, neben den localen Erschei­nungen in der Maulhühle, sulzige Ergiessungeu in dem Zell­gewebe, Brandflecken an dem Schlünde, dem Magen, dem Darm-canal, die eigenthümliche Beschaffenheit des Bluts u. s. w.
Der Zungenkrebs ist eine der constantesten Formen des Milzbrandes und kommt fast blos scuchcnarlig vor; er ergreift, einmal herrschend geworden , schnell vieles Vieh, und ist ebenso gefährlich und ansteckend, als irgend eine andere Milzbrandform.
Die Behandlung erfordert hauptsächlich die frühzeitige Zerstörung der Blattern; es muss daher bei herrschendem Zun­genkrebs dem gesunden Vieh täglich zweimal das Maul unter­sucht werden, und sobald sich eine Blase zeigt, muss sie ent­weder aufgekrazt und mit einem Aezmittel (z. B. verdünnter Schwefelsäure, Branntwein, Kupfervitriolauflösung) bestrichen, oder aber mit dem glühenden Eisen zerstört werden. Es ist beeouders darauf Rücksicht zu nehmen, dass das Thier die beim
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Zerkratzen der Blase ausilicsscnde Jauche nicht hinabschluckc, weil sie leicht im Schlünde u. s. w. Karbunkel hervorbringt; ebensosehr aber hat der Thierarzt eine Besudelung mit dieser Flüssigkeit oder dem Maulschleime u. s. \v. an den Händen und dem Gesicht zu vermeiden. Die innerliche Behandlung der Kranken ist die im Allgemeinen angegebene.
Es kommen auch gutartige Seuchen von Zungenkrebs vor; ich sah eine solche in dem heissen Sommer von 1822, bei Thie-ren, die auf einer ausgebrannten Waide Mangel an frischem Wasser litten. Es entstunden in der Maulhühle, besonders auf der Zunge, rothe Platten, die in kleine Blattern übergingen; diese brachen auf, die Wunde aber halte einen ebenen, ilachen Grund und bleichen Rand. In den schlimmem Fällen waren die Pusteln dunkel, ihr Inhalt jauchig, der Maulschleim übel­riechend. Das Aufkratzen der Blattern, die wenig Neigung hatten, in Brand überzagehen, das Auswaschen des Mauls mit einer Auflösung von Kochsalz in einer Brühe von aromatischen Pflanzen, oder mit Essig u. dgl., die Bestreichung des Grundes der Pustel mit Kupferhonig oder einer Kupfervitriolaullösung, waren die (neben Vermeidung der nächsten Ursache) mit dem besten Erfolg gebrauchten Mittel.
Auch beim Pferde ist der Zungenkrebs seuchenartig, jedoch mit geringer Intensität beobachtet worden. Solche gelindere Fälle mögen Veranlassung gegeben haben, den Zungenkrebs mit der gutartigen Maulscuche zu vermischen; übrigens ist es wohl denkbar, dass, während die Maul- und Klauenseuche in einer Gegend herrscht (was oft mehrere Monate dauert) sich die erzeugenden Bedingungen des Milzbrandes entwickeln, und dadurch eine Complication beider Krankheiten entsteht, welche die äusseren Erscheinungen der Maul- und KlaueuseuchQ mit der Bösartigkeit des Milzbrandes verbindet.
Dem Zungenkrebs sehr ähnlich ist
/) Das Rankkorn der Schweine. (Stomanthrax hordeohim F.)
Die erbsengrosse, anfangs weissliche, später violette und schwarze Blatter bildet sich am Gaumen, der Zunge, oder über­haupt in der Maulhöhle. Das Thier fiebert heftig, knirscht mit den Zähnen, ist kraftlos und geht in kurzer Zeit zu Grunde.
Die Behandlung ist wie beim Zungenkrebs; zeitige
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Zerstörung der Blalteru mit dem Messer oder durch Aetzen ist die Hauptsache.
ni) Kropßrandbextle der Schweine. (WeisseBorste. Soie oderpijMederFranzosen; Quärkc-BranJbyKl., Vibg.)
Eine ziemlich seltene Anthraxform, welche die Schweine befällt (sie scheint auch beim Rindvieh als eine Form der Bräune vorzukommen, s. das.),- die Brandbeule (Karbunkel) hat ihren Sitz am Halse, gegenüber den Mandeln (Tonsillen); manchmal sind mehr als eine solche Beule vorhanden. Die Stelle ist boh-nengross, weisslich; die Borsten erheben sich daselbst und sehen matter oder bleicher aus, als die übrigen. Zu gleicher Zeit tritt heftiges Fieber mit beschleunigtem, erschwertem und heissem Athmen ein, wozu später noch Zähneknirschen und Zuckungen sich gesellen.
Dauer: höchstens einige Tage; der Ausgang in Tod nicht selten.
Behandlung: von der Bräune nicht verschieden; dazu das tiefe Brennen der Brandbeule. Prophylactisch wird saure Milch als Futter, und ein bitteres Decoct mit Kochsalz empfohlen. (Diese Krankheit ist von manchen Schriftstellern mit der Bor­stenfäule verwechselt worden. Delafond führt nach eigenen Be­obachtungen an, die Borstenfäulc [sollte vielleicht „weisse Borstequot; heissen] sey nichts als eine ungewöhnliche Einsenkung der Zwiebeln von einigen Borstcnbündeln, auf beiden Seiten des Halses, etwas un­ter den Parotiden. Diese Einsenkung verwandle sich nach 3 — 4 Mo­naten in einen cylindrischen, nach aussen geöffneten Canal, in welchem die Borsten verwirrt und dessen Grundfläche auf die Wandungen des Schlundkopfs drücken, wodurch eine heftige, schnell tödtlich wer­dende Entzündung veranlasst werde?
F a u v e t theilt die Borstenfäule in zwei Arten, die eine sey epizootisch, acut und milzbrandartig [setolone efizoolico maligno; ist wohl die weisse Borste!]; die andere sey gutartig, nicht ansteckend und sporadisch [setol. sporadico ienijno]).
ft*raquo;* iMinirr brhanntt 5lntl)rarf0rmen.
ii) Sibirische Beulenseuche.
Sie befiel hauptsächlich Pferde, auch Rindvieh und ging selbst auf den Menschen über; sie ist demnach unbezweifelt eine Milzbrandform, wie auch Jessen annimmt.
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Nach Hose soll sie blos in den Steppen, nie aber Im Ge­birge vorkoiumen; beim Menschen fängt sie mit einer harten Geschwulst an unbedeckten Theilen des Körpers an, die ein Fieber erregt, bald in Brand übergeht und den Tod nach sich zieht. Einschnitte und Bähungen mit Salmiak und Taback brin­gen manchmal eine Zertheilung der Geschwulst zuwege.
Jährig führt an, dass die Kalmuken gegen Brandbeüien bei Menschen, Rindvieh und Pferden eine Species der Statice anzuwenden pflegen.
o) Die Hühnerpest.
Diese schnell tüdtliche, seuchcnartig vorkommende Krank­heit befällt nicht blos Hühner, sondern auch Gänse, Enten und anderes Geflügel.
Die Thiere sterben entweder plötzlich dahin, oder es gehen Symptome des Erkrankens, wie Mattigkeit, struppiges Gefieder u. dgl. voraus; sodann wird der Kamm der Hühner bläulich, Auslluss wässerigen Schleims aus dem Schnabel stellt sich ein, am Körper zeigen sich bleifarbige Brandbeüien, und das Thier stirbt ganz ruhig oder mit geringen Zuckungen. Schlachtet man solche Kranke, so ist das Blut schwarz, dick und theerartig.
Bei der Section findet man Blutanhäufung in den Venen des Bauchs, gelbes sulzigcs Fett, im Kropf und Magen erweich­tes Futter, das Epithelium dieser Organe ist schwärzlich und löst sich leicht ab, am Darm und der Lunge zeigt sich Brand; das Fleisch ist welk. Die Fäulniss nimmt sehr rasch zu. Zur Vermeidung der Krankheit dienen theils zweckmässige Fütte­rung (mit gekochten Kartoffeln und Haber, welche Mischung man etwas sauer werden lässt), theils nachfolgende Mittel, die auch gegen die ausgebrochene Krankheit empfohlen werden. Insbesondere wird den A'ogelbeeren (Früchte des Vogelbeer- oder Ebereschenbaums, Sorbits anaiparia L.) eine grosse Wirksam­keit gegen die Hühnerpest zugeschrieben. Mau lässt eine be­stimmte Menge Vogelbeeren in Wasser abkochen, sie mit ge­wöhnlichem Sauerteig zusammenmischen und dieses Gemenge erkaltet dem Geflügel vorwerfen, das es gerne frisst. Ausser-dem ist eine Mischung von Eisenfeile, oder Eisenvitriol, Sauer­teig und Wachholderbeeren als Futter, auch sogenanntes
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Lösclnvasscr der Sclimietlc zum Tranken des Geflügels em­pfohlen worden. (Kahlcrt.)
In üflentlichcn Blättern wurde eine mit Kochsalz versetzte starke Abkochung von Fichtensprossen oder Tannenzapfen nicht allein als Präservativ, sondern auch als Hellmittel gerühmt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;^
Die Flüssigkeit wird den Thieren lauwarm vorgesetzt oder ein­gegossen; Enten und Gänse sollen sie sehr gerne saufen.
Wenn Hühner Abfälle von milzbrandkranken Säugthieren (Blut, Mist u. dgl.) fressen, werden sie von ähnlichen Symp­tomen, wie bei der Hühnerpest, befallen, und gehen schnell daran zu Grunde.
;j) Mixfäule (nac/t Zitier). Unter diesem Namen führt Z. eine Krankheit des Rindviehs an, welche vielleicht zu den Anthraxkrankheiten gehurt, obgleich derselbe selbst aufmerksam macht, dass sie nicht mit Milzbrand zu verwechseln sey. Das kranke Thier höre plötzlich auf zu fressen, lege sich und scheine weder zu sehen noch zu hören, sondern ganz mit seinem Innern Leiden beschäftigt zu seyn; wolle man es aufheben, so mache es keinen Versuch zu stehen, wie wenn alle Muskelkraft vernichtet wäre. Die Augen wer­den wenig geöffnet, der Mistabgang höre ganz auf oder sey sehr trocken, es folgen kalte Schweisse, Aufblähen, Stöhnen
und der Tod.
Bei der S e c t i o n findet man die Milz sehr schlafT, auf­getrieben, in einem desorganisirten und aufgelösten Zustande.
Als Ursache führt Z. anhaltende Fütterung mit Brannt-weinschlämpe, Trabern u. dgl. an.
Eine Behandlung der Kranken sey nicht möglich, weil das Uebel viel zu schnell verlaufe.
Genauere Beobachtungen müssen entscheiden, ob diese „Milz­fäulequot; eine Apoplexie, eine Paralyse, oder eine Anthraxform ist.
Es ist hier am Platze, Einiges über die Ansteckung des Menschen durch Milibrandcontagium anzuführen, da die Thierärzte diesem ün--glück besonders ausgesetzt sind und schnelle Eikenntniss der Krank­heit wesentlich zu Vermeidung der Gefahr beiträgt.
Die Fälle, dass Menschen die milzbrandigen Thiere warteten, ihnen Arinei gaben, zu Ader liessen, die Cadaver eecirten oder blos ablederten,
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oder die von dem Fleisch genossen — angesteckt wnrden, sind nicht selten.
Je mehr Symptome des Brandes und der Blutzersetzung zugegen sind, um so gefährlicher ist die Besudelung mit den Bcstandthcilen sol­cher Thiere; Jäher ist die apoplectischc Form weniger gefährlich als die übrigen. Auch ist bei heisscr Witterung die Ansteckung leichter möglich, als bei kalter und Begenwetter, weil im erstem Falle die menschliche Haut mehr zur Aufnahme des Gifts disponirt ist. Es be­darf hiebei nicht einer Verletzung der Haut, um das Anthraxgift haften zu inachen, sondern selbst unverletzte Stellen, besonders mit feinerer Haut (Gesicht, Arme), werden leicht inficirt. Gewöhnlich bildet sich einige Tage nachher, unter Jucken oder Kitzeln, an den inßcirten Stel­len ein (oder mehrere) Bläschen, wie die Anfänge einer Kuhpocke, mit rothem oder blauem Hofe, oder ein schwarzer Fleck; das Bläschen füllt sich in 12 — 18 Stunden mit gelblichem Serum, wird grosser (wie Linse oder Grosehen), ist trocken, glänzend, mit erhabenem, dunkelm Rande, und deutlich fühlbarem, festem Kern , und bekommt nach und nach eine bläuliche oder schwärzliche Farbe; die Umgebung der Pustel wird hart und geschwollen, und kleinere Pusteln entstehen kranzartig auf derselben. Beim Aufbrechen sickert blos röthliches Serum aus; die Neigung, in Brand überzugehen und sich auszubreiten, ist aber so gross, dass ge­wöhnlich schon mit 3 — 5 Tagen (nachdem vorher ein Allgemein-Lei­den: Aufstossen, bitterer Geschmack, gelbe Färbung der Haut, ein gastri­sches, schnell typhös werdendes Fieber hinzugekommen) der Tod eintritt. Die Section zeigt: Brand an der inficirten Stelle und an den Eingeweidcn, zersetztes, dickes Blut, sulzige Ergiessungen in das Zellgewebe u. s. w. Hat die Infection durch den Genuss von Fleisch stattgefunden, so ent­steht zuerst das fieberhafte Leiden und der Ausbruch der Karbunkel folgt nach.
Das Contagium erlischt nicht jedesmal im menschlichen Körper. Bei dem Umgang mit milzbrandigen Thieren und Stoffen ist daher die grösste Vorsicht (Bestreichen der Hände mit Fett, schleuniges Abwaschen besudelter Stellen u. s, w.) anzurathen. Hat eine locale Infection statt­gefunden, so sucht man das Contagium durch Waschen mit Chlorkalk-Auflösung oder durch Aezen, Brennen u. dgl. zu vernichten; auch die bereits gebildeten Pusteln werden aufgestochen und mit Chlor, Holzessig oder Liq. ferri muriatic, ausgewaschen oder hestrichen; brandige Stel­len müssen zuvor scarificirt und Schröpfköpfe darauf gesetzt werden. Innerlich ist zuerst ein Brechmittel zu reichen , sodann aber das Fieber nach seinem Character (anfangs mit antiphlogistischen und beruhigenden Mitteln, später mit Säuren oder Chlorwasser, Valeriana, Camphor, Aether u. s. w.) zu behandeln.
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Zehnte Gattung. ^flutflU9fd)lafl9-/iebsr. {Febres exanthematicae.')
Fieber, meist entzUiKUicheii Characters, mit Bildung; von Knütchen, Blasen oder Pusteln auf der Haut, seltener den Schleinihäu!cn. Acutcr Verlauf, meist conta^iüs.
Die exantliematischen Fieber zeichnen sich oft durch einen in regelmassige Stadien zerfallenden Verlauf aus; das Fieber ist zuerst vorhanden, der Ausschlag eine Art Krisis, die jedoch manchmal durch die damit verbundene Entzündung grösserer Hautparthiecn das Fieber eher verstärkt als mässigt. Der Aus­schlag betrifft bald bloss die oberflächlichste Schichte des Co-rium (wie bei Scharlach, Masern), bald dasselbe in seiner ganzen Dicke (Pocken); im erstem Falle hinterlässt er keine Narben, im andern findet Narbcubildung statt- In einigen fieberhaften Exanthemen hat der Ausschlag eine besondere Vorliebe für ge­wisse Stellen der Oberfläche (z. B. Maul- und Klauenseuche, Kuhpocken), obgleich er auch auf andere Stellen des Kürpers — nur schwieriger—zu übertragen ist, in andern dieser Auschlags-fieber ist jede Hautparthie gleich geeignet für die Entwicklung des Ausschlags (Masern, Schafpocken). Die fieberhaften Exanthema sind fast ohne Ausnahme ansteckend, obgleich in verschiedener Intensität; meist ist der Ansteckungsstoff fixer Natur; flüchtig blos bei den Schafpockcn.
In den gelindem Fällen kann das Fieber fehlen, oder so geringfügig seyn, dass es übersehen wird (so meist bei den Kuhpockcn). Auf der andern Seite gesellt sich zu manchem chronischen Exautheme (s. diese) ein Fieber, wie beim Nessel-ausschlagj der Mauke, so dass es schwierig ist, zwischen chronischen und aculen, oder zwischen wesentlich fieberhaften und blos symptomatisch fieberhaften und ficberlosen Hautaus­schlägen streng zu unterscheiden. Bei manchen fieberhaften Krankheiten kommt auch ein symptomatischer Ausschlag vor, der jedoch nicht constant ist, z. B. der Rinderpest, der Lungen­seuche. Zu den fieberhaften Exanthemen gehören: die Maul-und Klauenseuche, die Masern, das Scharlach- und Peteehial-fieber, die Pocken.
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a Die Maul- und Klauenseuche. (^Febris aphthosa.') (Aphtha epixooticae, Paronychia cpiz., Bullae epizoot. Ad.; von Hof-akcr irrig: Panaritium genannt; und von Jahn mit dem Schnrlach-fieber der Menschen für identisch gehalten, so dass Scharlach auf Rindvieh geimpft die Klauenseuche, und diese auf den Menschen übertragen wieder Scharlach hervorbringe !)
Ein blasenartiger Ausschlag im Manie oder an den Füsseri oder an beiden Orten zugleich, mit Fieber. Meist seuchenhaft, und ansteckend. Befällt Pferde, Schafe, Schweine und Rind­vieh, beide letztere Thierarten am häufigsten; einmaliges Be-fallenwerdeu schützt nicht vor späteren Anfällen.
Die Maul- und Klauenseuche kommt meist als eine weit­verbreitete Seuche, jedoch ohne besondere Beziehung zu der Jahreszeit, der Lage des Orts, der Üblichen Fütterung u. s. w. vor, sie wiederholt sich oft erst nach längeren Perioden, in der Zwischenzeit aber kommen hie und da vereinzelte Fälle oder beschränkte Enzootieu derselben vor.
Beim Bindvieh beginnt sie mit einem, in der Regel mas­sigen, Fieber von enlzündlichem oder catarrhalisch-entzUndlichem Character; schon den folgenden oder den dritten Tag erscheinen unter Zunehmen des Fiebers Blasen im Maule oder an den Küssen, welche in einer Erhebung der Epidermis und Anfüllung des Zwi­schenraums mit gelblichem Serum bestehen. In vielen Fällen werden sowohl das Maul als die Füsse ergriffen, obwohl nicht zugleich, sondern bald diese, bald jene Parthie zuerst, worauf dann die andre nachfolgt.
Der Eruption geht Entzündung mit ihren Symptomen (Rüthe, Schmerz) voraus; daher Speicheln, ITnvermögen zu Fressen, Hinken, Niederliegen u. s. w. Sind die Schmerzen bedeutend, so wird die, ohnediess verschlechterte, Milch abnehmen, und das Thier mehr oder weniger abmagern. Die Blasen im Maule haben die Grosse einer Bohne, Haselnuss, oder bilden unregel-mässige breitere Platten; sie sitzen vorzüglich auf der Zunge, an der innern Fläche der Lippen, In seltenen Fällen auf der Nasenschleimhaut; sie zerreissen 12—24 Stunden nach ihrem Erscheinen, die Oberhaut lost sich los und .hinterlässt eutblüste, , knbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; wunde und sehr empfindliche Stellen, welche jedoch sich bald
wieder mit Oberhaut bedecken.
An den Fttssen findet der Ausbruch zunächst an der Krone
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besonders den Ballen, und im Klauenspalte statt; die Blasen sind weniger regelmüssig, und zerreissen durch die Bewegung der Theile und äusseren Druck bald. Hiermit ist grosse Be­schwerde beim Stehen und Gehen verbunden. Ein weiterer Theil, an welchen nicht selten Bläschen erscheinen, ist das Euter; sie sind denen des Mauls ähnlich und scheinen haupt­sächlich der Besudelung der Haut des Euters mit dem aus den Wunden der Füsse auslliessendcn Serum ihr Entstehen zu ver­danken. Man hat sie üi'ters mit Kuhpocken verwechselt, von denen sie aber durch die gleichzeitige Affection des Mauls und der Füsse, und ihre Structur sich leicht unterscheiden lassen. Sie bilden nämlich hohle, stark gewölbte Blasen (keine Pusteln) ohne Nabel, mit kaum merklichem Hofe, sind mit heller Flüs­sigkeit gefüllt, und verlaufen so schnell, dass sie oft schon in 5—6 Tagen in ganz dünne Borken verwandelt sind.
Sehr selten sieht man Blasen auf den behaarten Stellen des Körpers.
Beim gutartigen Verlauf der Krankheit, wie er gewöhnlich ist, nimmt das Fieber vom 3—Heu Tage an ab, und die Thiere genesen innerhalb der folgenden 6—8 Tage. Warme, trockne Witterung beschleunigt den Verlauf. Selten ist die Krankheit tödtlich, obgleich sie durch die Verminderung der Milch, die Abmagerung, das manchinal damit verbundene Ver­werfen der Kühe, die Störung des Gebrauchs der Thiere zum Zuge, langsames Mästen derselben, und die Heinmung des Handels, bei ihrer grossen Ausbreitung, empfindlichen Schaden verursacht.
Die Seuche scheint in den meisten Fällen durch An­steckung sich weiter unter dem Rindvieh zu verbreiten; sehr oft lässt es sich nachweisen, dass durch ein auf dem Markte erkauftes, den Keim der Krankheit in sich tragendes Stück die Seuche in bisher verschont gebliebene Ställe gebracht wurde. Auch durch die Benutzung derselben Waide, und der Strasse, auf welcher klaueukrankes Vieh ging, verbreitet sich das Uebel. Im Allgemeinen war der Gang der Seuche von Osten nach Westen, so kam sie, namentlich im Jahr 1838, nachdem sie im Frühjahr in Schlesien, Böhmen und Mähreu grassirt hatte, an­fangs August durch Frauken an die würtembergsche Grenze, und befiel im Verlauf von 6—8 Tagen oft beinahe sämmtliche
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Thiere eines Bezirks; sie verbreitete sich im September—October fast im ganzen Lande gelangte in westlicher Hichtung nach Baden, und im Jahr 1839 nach Frankreich; erst im folgenden Sommer (1840) erschien sie in England.
Unter dem der Krankheit blosgestellten Vieh sieht man öfter Stücke, welche davon frei bleiben, oder erst längere Zeit nach­her erkranken. (Unter mehr als 11,000 Stücken eines Bezirks von ungefähr 8 Quadratmeilen blieben im Jahre 1S39 nahe an 1300 Stück verschont.) Dagegen kommen auch Fälle vor, wo sich eine Einschleppung des Contagiums nicht nachweisen lässt, somit eine Selbstentwickelung der Seuche wahrscheinlich wird.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Krankheit nicht blos von Rindvieh auf Rindvieh, sondern auch von einer Thierspecies auf die andre übergeht; namentlich sind es nicht selten die Schweine, welche zuerst davon befallen, die Ausbreitung der Seuche auf Rindvieh und Schafe veranlassen.
Durch Complication mit andern Krankheiten, z. B. dem Milzbrand, älteren Lungenleiden, entsteht nicht selten ein bös­artiges, selbst tödtliches Leiden. Ausserdem kann durch Mangel an Sorgfalt, oder verkehrte Behandlung, Fehler der Fütterung u. s. w. eine heftige Entzündung der Klauen, Eiterung, Brand und Ausschuhcn, oder eine längerdauernde oedematöse Fussge-sclnvulst veranlasst werden; ferner Verhärtung, Eiterung im Euter, Aufliegen u. dgl.
Impfung. Impft man von der hellen Lymphe angestochener Blasen auf die Maulschleimhaut (z. B. innere Lippenfläche) ge­sunder Rindviehstücke, so pflegt schon nach 36—48 Stunden sich ein gelindes Fieber und am 4. Tage die locale Eruption zu bilden, welch letztere fast auf die Impfstelleu beschränkt bleibt. Auf der behaarten Haut haftet die Impfung schwer. Die Krankheit verläuft viel gelinder und schneller als nach der zufälligen Ansteckung und es kann die Impfung insbe­sondere dazu dienen, das Vieh eines Stalles u. s. w. schneller durchseuchen zu lassen. Uebrigeus sind die Fälle, in welchen durchgeseuchte Thiere später wieder hcfallen wurden, unbe­streitbar; ja diess soll schon in der kurzen Zeit von 6—8 Wochen vorgekommen seyn. Rychner behauptet hingegen, die wohl durchgeseuchten Thiere werden später nicht mehr inficirt.
Bei den Schafen und Ziegen zeigt die Maul- und
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Klaueiiseuclie keine wesentliche Abftiiderung von dem Verlaufe beim Rindvieh. Die Schweine leiden häufiger blos an der Klauenseuche; der Verlauf ist eher schneller, als bei den Wiederkäuern. Das Pferd wird selten von der Maul- und Klauenseuche befallen, und dann ist die Maulhühlc vorzugsweise der Sitz des Leidens, Ein leichtes Fieber, schleimiges Maul, geschwollene Zunge gehen während 2—3 Tagen dem Ausbruche linsen - und erbsengrosser Bläschen auf der Maulschleimhaut voraus, diese platzen bald und hinterlassen wunde Stellen. Das Fieber lässt nach, sobald die Eruption zu Stande gekommen, das Geifern nimmt dagegen zu, die Fresslust vermindert sich und die Thlere magern ab. Mit 6—8 Tagen ist Alles vorüber. Die Krankheit scheint nicht ansteckend zu seyn, wenigstens bleiben viele Pferde, die der Ansteckung ausgesetzt sind, gesund. Auch kommt die Maulseuche der Pferde meist nur euzootisch vor. Es sind indessen einzelne Fälle bekannt, in welchen Pferde (und Esel), die bei krankem Rindvieh standen und wahrschein­lich mit dessen Speichel verunreinigtes Futter frassen, davon angesteckt wurden. (Im Jahr I813/3raquo; herrschte die Maulscuche im Winter bei einem Cavallerieregimeut in L.) Ucbcr die An­steckung der Hunde ist nichts Näheres bekannt. Von dem Genüsse der Milch kranken Rindviehs sollen einige Hunde ge­schwollene Köpfe bekommen haben; ein von mir längere Zeit fortgesetzter Versuch mit 3 Hunden und 1 Caninchen war erfolglos.
Bei wilden Thieren, z. B. Rehen, Hirschen, Dam­hirschen hat mau die Maul - und Klauenseuche öfter gesehen. Rychner führt auch Gemsen an. Im Jahr 1838 wurde in dem Wildparke D. das Rothvvild früher von der Seuche ergriffen, als das im Parke waidende Rindvieh.
Auch an dem zahmen Geflügel will man hie und da zur Zeit der herrschenden Maul- und Klauenseuche ähnüche, aber schnell tödtende Symptome wahrgenommen haben. Enten und Gänse sperrten deu Schnabel auf, drehten den Kopf und waren todt.
Ursachen: ausser der Ansteckung wenig bekannt. Man beschuldigt schlechte Wartung, Herbstwaide, nasse Witterung u. dgl. Diejenigen Verhältnisse, welche deu rothlaufartigcu Krankheitscharacter hervorrufen, mögen am ehesten 'nier in Betracht kommen.
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Behandlung: müglichst einfach ; gelinde entzUndungs-widrig, besänftigend, schmerzstillend. Innerlich Kali oder Nafr. sulphur, in schleimigen Decocten; Ausspritzen des Mauls mit kaum gesäuertem, schwachem Mehlwasser, oder Salbei-infusum mit etwas Essig; auch Bestreichen der Maulhdhle mit­telst eines leinenen Lappen, der an einem Stocke befestigt ist, mit derselben Flüssigkeit. Bei der Klauenseuche Umschläge und Waschungen der wunden Stellen mit Bleiwasser, oder Stellen der Thiere in fliessendes Wasser (täglich 2 — 3mal je Vlaquo;— Vi Stunde, auf etwa 1 Fuss tief), bei Uli elm Aussehen der Wunden Zusatz von etwas Weingeist zu dem oben angegebenen Waschwasser; auch adstringirende Decocte, oder Alaun —, Kupfer-vitriolauflösung (letztere blos fttr die Füsse). Für schwächliche Thiere kann später innerlich Calmus, Wermuth mit Kochsalz zuträglich werden.
Wesentlich ist die Regelung der Diät; gutes Heu, gutes Gras, gesottene Knollengewächse, Kleienschlapp, in kleinen Quan­titäten, aber öfters vorgelegt. Starke Fütterung in der Recon-valescenz ist nachtheilig. Höchst wesentlich ist grosse Rein­lichkeit in der Krippe und eine gute Streu. Als ein sowohl präservaliv als curativ wirkendes Mittel hat man das Decoct der Erica vulgaris (Heidekraut) empfohlen; es scheint jedoch vor andern geliud adstringireiiden Mitteln nichts vorauszuhaben.
Polizeiliche Mass regeln: Die Abhaltung der Seuche durch Sperrtnassregeln ist im Grossen schwer auszuführen und schadet dem Verkehr oft mehr als die Seuche selbst; dage­gen kann man bei günstiger Lage einzelner Ortschaften, Höfe, Meiereien recht wohl die Krankheit durch zweckmässige Vor-sichtsmassregeln abhalten; letztere müssen sich auf Vermeidung jeder Communication mit angesteckten Orten, Strassen, Waiden, Brunnen u. dgl. beziehen. Dass sich das Conlagium durch die Luft verbreite oder durch Menschen verschleppt werde (wie Rychner angibt), ist mir sehr zweifelhaft.
Die Fälle, dass Menschen durch den Genuss von Fleisch solcher Kranken, durch Besudelung mit ihren Ausflüssen, oder die Benützung der Milch erkrankt sind, lassen sich nicht in Abrede ziehen ; obwohl diess im Verhältniss zu der grossen Aus­breitung der Seuche sehr selten vorkommt und nicht gefährlich ist. Das Trinken ungesotteuer (kuhwarmer) Milch ist noch am
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ehesten im Stande, beim Mensehen (besonders Kindern) Maul-scliwiimmchcn (Aphthen) hervorzubringen. Es ist daher rathsam, derg-leichen Veranlassungen zur Ansteckung zu meiden, beson­ders wenn etwa Complieationen der Maul- und Klauenseuche mit Milzbrand vorkommen.
Uebrigcns herrschen zur Zeit der Maul - und Klauenseuche nicht selten bei Menschen, wahrscheinlich aus derselben allge­mein verbreiteten Ursache, ähnliche Krankheiten, z. B. die Mundfäule der Kinder.
(Eine würtembergische Verordnung vom 24. Juni 1809 nimmt die Maul - und Klauenseuche irrigerweise für nicht ansteckend.)
Hier sind noch zu erwähnen
die M a u 1 s c h w ä m m c h e n {Aphthae sporadicae. Ad.), welche vorzugsweise junge Thiere, z. B. Lämmer, Kälber befallen.
Es ist ein auf der Maulschlcimhaut entstehender, hirsekorn-ähnlicher Ausschlag, der mit einem entzündlichen Zustande der Verdauungsschleimhaut, Störungen der Verdauung überhaupt, und einer Dyscrasie der Säfte zusammenhängt. Durch Ver­hinderung des Saugens wird dieses Leiden den jungen Thicren nachtheilig, selbst tt'tdtlich.
Zur Heilung ist besondere Aufmerksamkeit auf die Füt-terrung der Mutterthiere, ihre Milchsecretion, Reinlichkeit u. s. w. zu richten; auch kühlende Flüssigkeiten zum Aus­spritzen des Mauls mögen von Nutzen seyn.
bj Masern. [Morbilli.')
(Rütlielkrankheit; Rubeolae.') .
Fieber, mit catarrhalischcn Zufällen und einem unregel-mässigen Ausschlag (Entzündung und Knötchen) auf der Haut verbunden. Acuter Verlauf; ansteckend; blos bei Schafen und Schweinen beobachtet.
Byss beschreibt diesen Ausschlag, den er im December 1811 bei einer Schafhecrde beobachtet, folgendermassen:
Ausser den Symptomen eines gelinde entzündlichen Fiebers waren Messen, Husten, Ausfluss aus der Nase, Anschwellung des Kopfs, besonders in der Ohrdrüsengegeiid, Hitze des Mauls, Trockenheit der Haut, Mangel an Appetit, Verstopfung zugegen. Gegen das Eude des zweiten Tags erschien ein blassrotblicher
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Ausschlag an der Brust, dann an den Hinterschenkeln, den Seilen des Körpers, dem Gesicht u. s. w., welcher den Bauch, Rücken und Hinterkopf verschonte. Das Erkranken bestund in uuregelmässigen rothen Flecken verschiedener Grosse, die auf Druck erblassten, in ihrer Mitte waren Knötchen fühlbar, daher die Haut uneben anzufühlen. Zur Ausbildung des Exanthems bedurfte es nur 24 Stunden. Die Hautausdünstung der Kranken halte einen eigeuthümlichen Geruch.
Nach dem Ausbruche des Ausschlags nahm das Fieber ab, ebenso die Anschwellung des Kopfs; die übrigen Symptome blieben. Weiches Misten erleichterte. Die Flecken wurden innerhalb 4—5 Tagen braunrolh, kleiner und verschwanden bis zum 9—11. Tage. Die Haut schuppte sich ab, während öfter Husten und Nasenausfluss noch einige Zeit fortdauerten. Trat am 9. Tage Kolik und Durchfall ein, so endete die Krankheit tödtlich. Deutsche Schafe und Bastardvieh wurde leichter befallen. Mit dem Nasenausfluss und dem Hautschorf liess sich impfen. Von 130 Impflingen starb nur 1 Stück.
Behandlung: frisches Wasser oder Mehlwasser zum Tränken; eine Lecke von Kochsalz und Salpeter. Trennung der Kranken von den Gesunden.
(Hofaker vermuthet, diese Krankheit sey nur eine Varietät der Schafpocken, was jedoch nicht wahrscheinlich ist.)
Viborg gibt eine Beschreibung der Masern bei Schwei­nen (Maeslinger im Dänischen). Dem Ausbruche des Ausschlags gehen Husten, Erbrechen, verminderte Fresslust, thränende und rolhe Augen voraus; diese Symptome sind manchmal in sehr geringem Grade zugegen. Sodann erscheinen rothe Platten, die man am deutlichsten am Rüssel, um die Augen herum, in den Achselgruben und an der innern Fläche der Hinterschenkel sieht; an diesen Stellen schuppt sich später die Haut kleieu-artig ab.
Sobald man die Krankheit bemerkt, soll man die Kranken absondern und ihnen einen trocknen, warmen und luftigen Auf­enthaltsort anweisen, gute Streu und Uberschlagencs Mehhvasser zum Getränk geben. Selten bedarf man Arzneien. Will der Ausschlag nicht gehörig hervorkommen, oder verschwindet er plötzlich, so gibt man alle 2 Stunden eine Pille aus 1 Dr. Amman, carbon, mit '/raquo; soviel Camphor, und giesst einen
U e r t n ;, Padiolo;ic.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; HO
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starken Aufguss von Holluuder- oder Kamilleiiblumen nach. Die KranklipH ist nur dann tüdtlich, wenn sich Brustenlzündung oder stinkender Durchfall hinzugesellt. Ob dieser Ausschlag mit den Masern der Menschen identisch ist und sich übertragen lasse, ist unentschieden. Amp ach behauptet, das Bedupfen der Schweine mit der Flüssigkeit der rothen Bläschen (?) stecke sie an; diess geschehe selbst durch Reiben der kranken Thiere an gesunden oder an harten Gegenständen u. dgl.
c) Scharlach fieber. {Feims scar latinos a.)
Fieber, entzündlichen Charakters, mit Entzündung der Schlingwerkzeugc, und einem ausgebreiteten , glatten, rothen Ausschlag, und nachheriger Abschuppung der Haut. Ansteckend? Beim Pferde.
Mehrere englische Thierärzte, z. B. Pcrcivall, Webb, Turner geben Beschreibungen einzelner Krankheitsfälle bei Pferden, die sie Scharlach, bösartiges Scharlachfiebcr u. dgl. nennen. Adamowlcz führt bei Scarlatina das Schwein und den Hund, jedoch zweifelhaft an.
Webb erzählt einen Fall von Scharlach im Veterinarian 1840. Das 5jährige Pferd frass nicht, hatte Ausfluss aus der Nase, Puls 75, Athem beschleunigt, heisses Maul und gerüthete Nasenschleimhaut; die Füsse kalt; grosse Scheu vor Bewegung. Den folgenden Tag war die Riechbaut mit scharlachrothen Streifen überzogen; am 3. Tage halte das Fieber nachgelassen, dagegen waren die Lippen, der Hals und die Haut an der Brust und dem Bauche, sowie der Schlauch und der linke Hinterfuss stark geschwollen, von einem Erguss, der darin stattgefunden hatte; diese Anschwellung nahm den folgenden Tag noch zu, und blieb noch einen Tag unverändert. Der Puls wurde lang­samer, das Tliier suchte etwas zu fressen, hatte aber durchaus keine Lust von der Stelle zu gehen; Druck auf die geschwol­lenen Theile war schmerzhaft. Vom 5. Tage au nahmen die Symptome ab und am 9. konnte das Thier 5 engl. Meilen weit transportirt werden.
Die Behandlung bestund anfangs in Blutentzichung, Aloß und Salzen, scharfer Einreibung längs der Luftröhre, später Digitalis, Harz und selbst Canthariden mit bittern und aroma­tischen Mitteln, alles Jedoch in sehr kleinen Dosen.
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In einem andern von Turner als bösartiges Scharlach beschriebenen Falle (7oc. cit. 1841) ging ein enlzündliches Leiden der Verdauung voraus. Das Thier erhielt Exlr. bella-donnae zu 2 Dr. zu zweien Malen; anfangs trat Besserung ein, sehnell aber wieder Verschlimmerung mit sehr schnellem Pulse, langsamem Athmen, rothen Dnpfen auf der Nasenschlcimhaut, wässerigem, etwas mit Blut gefärbtem Ausfluss, belegter Zunge, heissem Maule, beschwerlichem Schlucken u. s. w. Eine starke Anschwellung der Haut an Brust und Bauch konnte wohl den wiederholten Senfeinreibungen zugeschrieben werden; die aus-geathmete Luft roch höchst übel, wie bei Lungenvereiterung, die Haare der Mähne und des Schweifs gingen sehr leicht aus, der Urin war feurig u. s. w. Vom 5. Tage an Hess die Krankheit nach (unter starker Sclilcimabsonderung im Rachen und der Nase) und nach 11 Tagen war das Thier ganz in der Reconvalescenz (s. Repertor. IL Bd. S. 245).
(Auffallend ist, dass die Krankheit auf die Anwendung der Belladonna ausgebrochen zu seyn scheint, welches Mittel in fast homöopathischer Dosis als Präservativ gegen Scharlach beim Menschen angewendet wird.) Den ersten dieser beiden hier erzählten Fälle glaubt Schrader eher zum Hautwurm rechnen zu sollen, Hertwig dagegen hält ihn für eine Form des Faulfiebers.
Es ist noch zweifelhaft, ob dergleichen Krankheitsfälle dem Scharlach des Menschen zu vergleichen oder mit demselben identisch sind; jedenfalls haben sie mehr Aehnlichkcit damit, als die Maul- und Klauenseuche (s. daselbst S. 299); es könnte indessen wohl seyn, dass die Erscheinungen von Röthung der Nasenschleimhaut, Angina, Anschwellung der Haut u. s. w. zu der (damals herrschenden) Influenza oder einem fauligen Fieber, oder dem nachfolgenden Petechialfieber gehörten.
d) Petechialfieber. {Febris petechialis.) (Typhus petechialis.)
Unter Petechien versteht man rothe oder violette Flecken Von verschiedener Grosse auf der Haut und den Schleimhäuten, die durch ein Exlravasat des Bluts in das Gewebe dieser Theile hervorgebracht werden, und daher nicht (wie bei Rothlaul u. dgl.) auf Druck verschwinden. Sie entstehen tlieils in Folge einer
aulaquo;
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örlliclien Slockiin.^ des Bluts, theils liegt iliiien eine veränderte Beschaffeiiheit (Auflösung, se;jsis) desselben zu Grunde, wie sie namentlich bei Typhus, Faulfiebern u. s. \v. stattfindet.
Nachstehender Fall scheint mir liieher zu gehören: Eine 4jährige Stufte wurde 3 Tage, nachdem sie gekauft worden, englisirt. Die Heilung ging ohne Anstand vor sich und war am 12. Tage nach der Operation vollendet. Am 13. Tage Morgens schwollen beide rechte Fessel an, waren warm und das Thier überköthete leicht; Puls, Athem und Fresslust unge­stört (Behandlung: kalte Umschläge; Kleienfutter mit Doppel­salz und fior. sulphur.). Mittags: Fieberanfall; Abends: An­schwellung der beiden linken Füsse, wie an den rechten; in der Fesselbiegung schwitzt etwas blutiges Serum aus; Puls etwas vermehrt, weich, Athmcn ruhig, Mist dunkelbraun, klein geballt (4 Pillen mit Crem, tartar, und Brechweinstein).
Zweiter Tag. Morgens: Zunahme der Anschwellung, die hart, nicht schmerzhaft ist, und blutiges Serum ausschwitzt; Unruhe, wenig Fresslust, Puls 84, klein, nicht hart; Herzschlag deutlich; Athmen 32, die ausgeathmete Luft kühl; auf der Nasen-schleimhaut röthliche Punkte (Petechien); es ging Mist ab, der mit dickem Schleim und etwas Blut überzogen war. (Einbinden der Füssc mit Flanell; schleimige Klystiere mit Salz; ge­säuertes Trinkwasser, wird aber verschmäht). Abends: Zu­nahme des Pulses, ruhigeres Athmen, Hinderniss im Schlucken, bei nicht ganz fehlender Fresslust; munterer Kopf, Unruhe, Scharren, beschwerlicher Gang, wegen der Anschwellung der Füsse, die immer noch ausschwitzt. (Pille mit Vs Unze Alcö, Mehlwasser mit Schwefelsäure zum Ausspritzen des Mauls, flücWig-reizende Einreibung in die Hypochondrien.)
Dritter Tag: gleicher Zustand, Athmen ruhig. Puls 84; auf der Nasenschleimhaut beiderseits unregelmässige hochrothe Platten, von ergossenem Blute; Anschwellung zunehmend, nicht heiss (Aloepillen repetirt; Klystiere u. s. w., Aufenthalt im Freien, bei warmem Wetter).
Vierter Tag: Puls auf 72, klein, weich; die rothen Platten der Ricchhaut breiten sich aus; mit dem Schnauben kommen dünne Schorfe zum Vorschein; im Maule viele rothe Punkte und Platten (Petechien). Kopf munter; Ausleerung weich. (Angelicainfasum mit Schwefelsäure in's Mehlwasser,
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zum Ausspritzen des Mauls und zu Klystieren.) Abends: harte Anschwellung' des Kinns und der Lippen ; seröser, gelb-rüthlicher Ausfluss aus der Nase ; Laxiren. Etwas Fresslust, viel Durst; Widerwillen gegen Arznei.
B'ünfter Tag: Puls 68, klein; Athem 16; Zunalime der Geschwulst am Kopfe und der Blutunterlaufungcn in der Nase und dein Maule; Zunahme des Ausflusses; Thränen der Augen. Die Füsse sind etwas weniger geschwollen, der Schlauch da­gegen mehr. Das Thier liegt abwechselnd. Abends: allge­meine Verschlimmerung, Gefahr der Erstickung wegen der Anschwellung der Nasenlöcher (Traclieotomle, wobei sich das Thier ganz unempfindlich zeigt; Bähungen der Geschwulst mit aromatischem Decoct und Chlorkalk; Scharfsalbe in die Hypochondrien).
Sechster Tag. Morgens 5 Uhr. Tod.
Section: Unter der Haut der Gliedmassen, wo die An­schwellungen gewesen, war kein Serum mehr, sondern blos duukelrothe Färbung des Zellgewebes. Ziemlich Fett. In der Brusthöhle 1 Maas dunkelrothes Serum, die Pleura hie und da etwas injicirt; das Herz voll Blut, nicht fest geronnen, in den Venen dickflüssig, aber nicht theerartig. Am Herz und Peri­cardium keine Entzündung, die grossen Gefussc sind innen nicht geröthet. Ein Theil der linken Lunge ist wässerig infiltrirt, im untern Lappen der rechten Lunge ist eine alte, fast knorpelig-verdichtete Partie, welche mehrere Abscese mit höchst stinken­dem Eiter enthält. Am Zwerchfell eine dunkel gerüthete Platte voll Ecchymosen. In der Bauchhohle Erguss von etlichen Maas dunkelrothem Serum; Magen undDanncanal äusserlich entzündet; das Netz braunroth; die Häute des Magens y,—1 Zoll dick; rothe Infiltration zwischen der Schleim- und Muskelhaut; ebenso plattenweise im dünnen Darm; die Schleimhaut des letztern ist übersäet mit kleinen Ecchymosen; der Dickdarm zusammen­gezogen. Die Leber wulstig, fest; die Milz normal. An der Gekröswurzel eine dunkelgelbc, sulzige Ergiessung. Das Hirn blass; die rothen Platten der Riechhaut erstrecken sich bis zum Kehlkopf; die Haut der linken Stirnhöhle ist hochroth. An der hintern Wand des Gaumeuvorhangs ein nussgrosser Abscess voll gutartigen Eiters.
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e) Pocken. (Febris variolosa, Variolae).
Kin pustulöscr llaiilausschla^, von ziemlich regelmässigem acutcm Verlauf, meist fieberhaft. Ansteckend in verschiedenem Grade. Bei verschiedenen Hausthiereu.
Die Pocken unserer Hausthiere bilden eine nach Intensität, Ausdehnung', Fortpllanzungsfähigkeit, Dauer des Verlaufs u. s. \v. sehr abweichende Krankheitsgruppe. Dem Pferde fehlt ein eigen-thttmlichcr Pockenausschlag, wenn man nicht die acute Mauckc (Equine, Schuzmauke, vgl. S. 201) dafür gelten lassen will. Die Schafpocken stehen den Menschenpocken an Heftigkeit, Regelmässigkeit der Stadien u. s. w. am nächsten; ihr Confa-gium ist höchst flüchtig, schwer zu vertilgen; dagegen sind die Kuhpocken häufig ganz ficberlos, nur auf einen kleinen Theil der Haut beschränkt, bilden einen fixen, leicht zersetzbaren Ansteckungsstoff; die Pocken der Ziegen, Schweine, Hunde sind selten und nicht genügend beobachtet, die des Gellügeis noch weniger. Es scheint, dasa Modificationen des Ausschlags bei jeder der genannten Hausthiergattungen vorkommen, denen zum Theil wesentliche Eigenschaften (z. B. die Contagiosität) fehlen; so bei einigen Arten der sogenannten falschen Kuhpocken. In Beziehung auf Ursprung ist zu bemerken, dass die Schaf­pocken in Deutschland nie von selbst, sondern blos durch Ver­schleppung des Contagiums entstehen, dagegen die Pocken, der übrigen Hausthiere sich spontan entwickeln.
laquo;) Pocken der Kühe. [Variola vaeeina.')
Ein von selbst am Euter der Kühe sich entwickelnder, pustulüser Ausschlag, mit gelindem Fieber, oft auch fieberlos, der sich durch Ansteckung auf anderes Rindvieh jeden Alters und Geschlechts, so wie durch Impfung auf andere Hausthier-arten und auf den Menschen übertragen lässt.
(Die Beschreibung dieser, wegen ihres Verhältnisses zu den Menschenpocken höchst wichtigen Krankheit, über welche die thier-ärztlichen Schriften bis auf die neueste Zeit immer nur das wieder­holen, was vor 40—50 Jahren Jenner, später Viborg u. A.m. be­kannt gemacht haben, wird hier nach den zahlreichen in Würtem-berg gemachten Beobachtungen über spontane Kuhpocken gegeben und damit manche nicht gehörig begründet gewesene Ansicht berichtigt.
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Die weitere Ausführung s. in meiner Schrift „lieber Kuhpocken an Kühen. Mit color. Abbildgn. Stuttgart 1839.quot;)
Die eigentliclie Ursache der Kuhpocken ist anbekaunt; die Lage des Orts, die geognostlsche Beschaffenheit seines Bodens, das Clima haben keinen merklichen Einfluss; Waide-gang ist nicht günstig, wie mau sonst glaubte (vielleicht auch wegen der geringem Aufmerksamkeit auf einzelne Tiiiere); die Race macht keinen Unterschied, auch die Höhenra^eu (z. B. Schweizervieh, Allgäuer) sind dazu geneigt. Das Frühjahr, (Mai und Juni), bringt die meisten Fälle von originären Kuh­pocken , aber auch selbst im Winter kommen einzelne Fälle vor. Manchmal kommen mehrere Fälle hinter eluander in einer Gegend vor, so dass man eine allgemeiner verbreitete Ursache anzu-uehmeu versucht werden möchte.
Zu dem Ausbruche des Exantheins tragen verschiedene Umstände bei, z, B. die Congestion nach dem Euter kurze Zeit nach dem Kalben, die Veränderung des Futters (z. B. Uebergang von der Waide zur Stallfütterung), Veränderung der Lebensweise überhaupt, beim Verkauf in andere Gegenden, die Erhitzung beim Treiben auf Märkte u. dgl., das Abstossen der Kälber.
Eine besondere Anlage zu der Krankheit hat das weib­liche Geschlecht; nie hat man spontane Kuhpocken bei mann-, liehen Thieren gesehen, obgleich diese für das Coutagium (durch Impfung) nicht unempfänglich sind. Das Alter, in welchem Kuhpocken am häufigsten entstehen, ist von 4—6 Jahren, in­zwischen sind auch Fälle von allem 8—10jährigen, so wie von jungem Kühen bekannt; selbst bei Kalbinnen, die noch nie ge­kalbt hatten, sind in seltenen Fällen Kuhpocken ausgebrochen. Die Periode der Milchnulzung ist von merklichem Einflüsse; sogenannte neumelkende Kühe werden am läufigsten befallen, aber auch altmelkcnde und ganz milchlose haben schouPockeu bekommen.
Symptome: das allgemeine Befinden ist manchmal, ob­wohl nur geringe gestört; es zeigen sich leichte Symptome von Fieber, Mangel an Fresslust, verzögertes Wiederkauen, oder Kauen bei leerem Maule, etwas trockner Mist u. dgl.; häufiger ist eine Veränderung der Milch, nach Menge und Beschaffenheit bemerklich; sie wird vermindert, wässerig, gerinnt leicht u. s. w.
Die localeu Zufälle bestehen in Anschwellung und Empfind­lichkeit des Euters, vorzugsweise der Striche oder Zitzen, daher
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Schmerz und Widerstand beim Melken; sodann beobachtet man etwa am 3—4. Tage harte KnUtchen in der Haut des Euters, (ifter aber der Striche, die sich in den folgenden Tagen zu rundlichen Pastell) von verschiedener Grüsse (Hanl'korn, Linse, Wicke) erheben und mit einer durchsichtigen oder wcisslichen klebrigen Lymphe füllen, daher silberfarbig, bläulich auch rüthlich aussehen. Diese kleinen Pusteln pflegen in der Mitte etwas eingedrückt zu seyn (Nabel, Delle), sind im Innern zellig (etwa einer Citrone zu vergleichen); ihre Umgebung ist etwas hart, wulstig oder geschwollen, oft gerüthet (Hof, areold); letzteres Symptom ist bei dunkler Haut des Euters nicht deutlich wahrnehmbar, wie auch in diesem Falle die Farbe der Pustel selbst verändert wird. Nicht selten wird der Hof ganz vermisst, und blos die Härte der Umgebung der Pustel gefühlt.
Die grösste Entwicklung der Pusteln fällt ungefähr auf den 8—10. Tag der Krankheit; sehr oft aber sind die allge­meinen Symptome übersehen worden und man findet mit einem Male den gebildeten Ausschlag, ja selbst schon die Borken desselben. Nach der vollständigen Ausbildung der Pocken wird ihr Inhalt schnell trübe und eiterartig, vertrocknet und bildet einen dunkelbraunen, dicken Schorf, der fest in der Haut sitzt und erst mit 3—4 Wochen abfällt, auch eine längere Zeit sicht­bare Narbe in dem Corium zurücklässt.
Der Ausbruch der Pusteln ist nicht immer gleichzeitig; gar nicht selten brechen nach einigen Tagen wieder neue Pu­steln aus, und diess kann sich mehrere Male wiederholen, so dass die zuerst entstandeueu und die zuletzt gekommenen um 8—14 Tage aus einander sind. Man kann daher au demselben Euter Pocken von verschiedenen Stadien, d. h. erst sich ent­wickelnde , in voller Blüthe befindliche und vertrocknete zu gleicher Zeit sehen.
Das Zerreissen der Pusteln hat schnellen Uebergang in die Eiterungs- und Schorfbildungs - Periode zur Folge; nur selten füllen sich zerrissene Pusteln wieder mit brauchbarer Lymphe.
Durch das Melken werden die Kuhpocken leicht den andern Kühen des Stalls mitgetheilt, so dass in einem zahlreich be­setzten Stalle das Exanthem Monate lang braucht, bis es ver­schwindet; ziemlich selten werden die melkenden Personen (an unbedeckten Theilen, meist den Fingern, der Hand, dem Arm,
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dem Gesicht) angesteckt, und bekommen nun eine oder mehrere Pusteln au den inßcirteu Stellen, mit dein characteristischeu Entwicklungsgänge (7—9 Tage bis zur vollständigen Blttthe), öfters begleitet von einem gelinden Reizfieber; meist sind die Pocken unvollkommen (weil die Personen früher vaccinirt waren). Diese Ansteckung war immer gefahrlos.
Ob dieselben Kühe mehr als Einmal in ihrem Leben ächte Kuhpocken bekommen künnen, ist noch nicht entschieden; wahr­scheinlich gehören die Fälle, in denen ein Euterausschlag zum zweiten und dritten Male an demselben Thiere beobachtet wurde, zu den sogenannten falschen Pocken.
Durch die Impfung achter Vaccine auf anderes Rindvieh erhält man dieselbe Krankheit, meist jedoch als ganz locale Pusteln, ohne allgemeines Leiden (Fieber); die davon genom­mene Lymphe besitzt indessen die Foitptlanzungsfähigkeit ebenso, wie die von spontan entstandenen oder zufällig übertragenen Kuhpocken. Die Impfung auf das Euter der Kühe haftet in­dessen nicht jedesmal; Prinz zieht den Hodeusack männlicher Thiere dazu vor, und räth die Impfstiche nicht zu oberflächlich zu machen. Die Rückimpfung von Vaccine, die von Menschen genommen worden, auf Kühe oder Stiere, haftet noch weniger gerne; dasselbe tritt ein, wenn man von Kühen auf Menschen (Kinder) impft; daher müssen bei der Regeneration des Impf­stoffs zu dem Versuche mehrere Impflinge bestimmt und die Zahl der Impfstiche muss vermehrt werden. (Die originäre Lymphe hat, wenn sie haftet, meist eine stärkere locale und allgemeine Einwirkung auf den Impfling, die Pustel wird grosser, der Hof ausgebreiteter und intensiver geröthet, das Fieber stärker; diess zeigt sich manchmal noch in der 2—3. Generation.)
Eine Behandlung pockenkranker Kühe kommt fast nie vor, weil das Leiden ganz ungefährlich ist; um die Ansteckung anderer Kühe desselben Stalls zu vermeiden, ist es hinreichend, die erkrankte Kuh zuletzt zu melken; die Milch muss indessen wie gewöhnlich ausgemolken werden, wenn nicht entweder ein fernerer Verlust daran entstehen oder das Euler von Entzündung u. s. w. befallen werden soll.
Die sogenannten falschen Kuhpocken sind den wahren Kuhpocken mehr oder weniger nahe verwandte Euterausschläge; sie kommen zum Theil gleichzeitig mit ihnen vor oder folgen
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auf sie. Sie weichen tlieils durch ihre Farbe, Structur, Iheils durch ihren Verlauf von den wahren Kuhpocken (d. h. den vor den Mensclienpocken schützenden) ah. Man findet überall die­selbe Heihc soldier falscher Kuhpoeken aufgeführt, obgleich etliche Arten nur Einmal beobachtet wurden und vielleicht blos zufallig eine andere Farbe, einen gestörten Verlauf u. dgl. zeigten. Namentlich ist das Entstehen bösartiger Geschwüre aus Pocken bei den Kühen blos individuellen oder localen Um-stäudeu (z. B. einer falschen Behandlung) zuzuschreiben. Da übrigens die ächten Kuhpocken selbst mancherlei Abweichungen in Farbe, Grosse u. dgl. zeigen, ist es oft schwer, über ihre Aechlheit zu entscheiden. Eiii Impfversuch allein kann, wenn er gelingt und der regelmässige Verlauf sich dabei wiederholt, völlig darüber ausser Zweifel setzen.
Die falschen Kuhpocken lassen sich in folgende Abthei­lungen bringen.
1)nbsp; Spitz- und Nachpocken (Far. cacc. miliares und seeundariae mihi). Sie zeichnen sich durch einen schnelleren Verlauf aus; es sind theils kleine, spitzige, eiterige Knötchen, ohne Hof und Nabel, zu hunderten beisammen (eine Art Friesel des Euters, Euterseuche der Autoren), oder blose Schorfchen, ohne dass man Lymphe bemerkt hätte, die man, nach den ächten Kuhpocken, längere Zeit und wiederholt am Euter aus­brechen sieht, und die auf anderes Rindvieh übergehen. Von der Entstehung dieser Spitz- und Nachpocken bis zum Abfallen derselben dauert es oft nur 4—6 Tage.
2)nbsp; Harte, Stein- oder Warzenpocken (Far. vacc. territcosae). Sie bilden einen harten, unempfindlichen Aus­schlag, ohne Nabel und Hof, von Linsen-, Haselnussgrösse, und bleiben als förmliche Warzen, mit holzartiger, bräunlicher Spitze, oft Wochen und Monate lang unverändert stehen, und verschwinden dann allmählig. Sie gehen selten auf andere Kühe über. Ihr Inhalt ist Blut, keine Lymphe.
3)nbsp; Wasser- oder Windpocken (Far. race, bullosae mihi). Innen nicht zellige Blasen, die aus einem frieselähulichcn Blätterchcn schon in 24 Stunden die Grosse einer Bohne oder Kirsche erreichen, ohne Hof und Nabel, rundlich oder zugespitzt, und weiss oder gelblich sind, dabei dicken Eiter oder dünne, wässerige Lymphe enthalten. Manchmal sind sie beim Anstechen
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hohl (Windpocken, wahrscheinlich ist der Inhalt resorbirt worden). Sie hinterlassen dünne, papierähnliche Schorfe, und gehen selleu auf Menschen oder Kühe üher.
Ausser diesen bcKChreibt Viborg einen flechtennhnlichen Euterausschlag (T'rt?-. vacc. herpeficae), Hcinze rolhe Kuh-pocken (Far. race, rubrae), Nissen schwarze und gelbe, so wie bläuliche Pocken (Far. vacc. nigrae, succineae, coeruleae; letztere scheinen von den ächten nicht verschieden).
Symptomatische Kuhpocken (T'flr. vacc. symptoma-ticae) will Ramazzini bei der Rinderpest beobachtet haben; das bei dieser Krankheit (nicht immer) vorkommende Exanthem gehört aber nicht hielier, da es keineswegs pustulös, sondern mehr grindartig ist.
Die bei herrschender Maul- und Klauenseuche an dem Euter nicht selten entstehenden Blasen hat man hie und da mit Kuh­pocken verwechselt.
Es ist zu bemerken, dasraquo; in zahlreichen Fällen, in welchen mit sogenannten falschen Kuhpocken Impfversuche beim Men­schen gemacht worden sind, nie ein Nachtheil daraus entstand; denn entweder haftete die Impfung gar nicht (diess ist am häufigsten), oder wo diess der Fall war, verlief der Ausschlag so leicht und so schnell, dass man ihn nicht mit ächtelaquo; Kuh­pocken verwechseln konnte.
(Man hat, besonders wieder in neuester Zeit, die Meinung auf­gestellt, die Kuhpocken seyen nichts anderes, als die durch die Ucbcr-tragung auf das Thicr gelinder gewordene Mcnschenpocke. Impfungen letzterer auf Kühe haben (obschon nicht leicht) gehaftet und locale Pusteln am Euter hervorgebracht; allein von diesen wieder zurück auf den Menschen geimpft, blieb die Krankheit nicht allemal local, sondern es haben sich hie und da auch an den nicht geimpften Stellen Pusteln gebildet, so dass die Milderung ungewiss bleibt. Dass in­dessen Kuhpocken ganz spontan, d. h. ohne allen Zusammenhang mit Menschenpocken entstehen, beweisen sehr zahlreiche, in Würtemberg und anderwärts beobachtete Fälle. Wenn daher auch eine nahe Ver­wandtschaft zwischen Kuh- und Menschenpocken existirt, so ist doch eine Identität beider Krankheiten noch sehr zweifelhaft. Eben so un­haltbar ist die von Jenner ausgesprochene Meinung, dass die Pocken der Kühe eigentlich von der Pferdemauke herrühren, und jene dadurch inlidi-t würden, dass sie auf Waiden u. dgl. mit dem Maukestofr in Berührung kämen; die meisten Kuhpockcn-Fälle kommen aber bei uns
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in den Ställen vor, da der Waidengang fast überall abgeschafft ist, und die meisten Eigentliumcr, deren Kühe originäre Pocken bekamen, besassen gar keine Pferde.)
yS) Pocken der ScTiafe. (Variola ovina.)
Ein bei uns Wos durch Ansteckung entstehender, pustulöser Auschlag auf der Haut der Schafe, begleitet von einenraquo; anfangs entzündlichen, später fauligen Fieber. Hüchst ansteckend für noch nicht durchgeseuchte Schafe.
Die Ansteckung einer Heerde geschieht gewöhnlich durch das Einbringen einzelner pockenkranker, oder erst ganz kürzlich durchgeseuchter Schafe in dieselbe; ferner durch das Befahren solcher Stellen (Waiden, Strossen, Ställe), wo kurz zuvor Pockenkranke sich aufgehalten haben, endlich durch Verschlep­pung des Ansteckungsstoffs mittelst der Felle der Gestorbenen, der Kleider von Menschen, der Wolle u. s. w. Das Contagium der Schafpocken ist sehr flüchtig; es soll sich auf mehrere Hun­dert Schritte weit durch die Luft verbreiten, und getrocknet seine Wirksamkeit mehrere Wochen lang (vielleicht noch weit länger) behalten.
Ueber die ursprüngliche Entwicklung dieser Krankheit ist nichts Näheres bekannt; man behauptet, sie finde in Frankreich statt, was aber sehr unwahrscheinlich ist; noch weniger richtig ist die Angabe, dass die Krankheit in Spanien unbekannt sey. In Deutschland scheinen die Bedingungen ihrer Selbstbildung nicht vorzukommen , da sich die Einschleppung aus den angren­zenden Ländern fast jedesmal bestimmt nachweisen liess. Das östliche Deutschland erhält die Schafpocken aus Ungarn, Polen, Bussland, das westliche entweder aus dem östlichen oder (in neuerer Zeit jedoch seltener) aus E'rankreich.
Symptome: Von der geschehenen Aufnahme des, in der Luft verbreiteten Austeckungsstoffs an bis zum Ausbruch der Krankheit verlaufen 4—7 Tage (Stadium invasionis s. latentis contagii), worauf ein Fieberschauer den Eintritt der Krankheit bezeichnet, welche nun einen ziemlich regelmässigcn Verlauf zeigt (Stadium eruptionis). Mangel an Fresslust, Hitze, ein steifer, gespannter Gang, selbst Hinken, beschleunigtes Athman, vermehrter Durst, Thränen begleiten das beginnende entzünd­liche , oder entzündlich - catarrhalische Fieber. Nach etwa 24
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Stunden sieht man auf der Oberfläche der Haut, besonders an delaquo; unbewolltcn Stellen (innen an den Schenkeln), Flohstieh-ähnliche Punkte, welche in den nächstfolgenden Tagen grosser und röther werden, zugleich in der Mitte ein Knötchen bilden, das nach und nach die Grüsse einer Wicke oder Erbse erreicht und sich mit einer weisslichen, hellen, später gelblichen und un­durchsichtigen Lymphe füllt. Die nächste Umgebung der Pustel ist geröthet (Hof) und aufgetrieben, wo daher viele Pusteln dicht beisammen stehen, fliessen sie in einander über, und ganze Strecken der Haut werden aufgesschwollen (z. B. der Kopf). Manchmal füllen sich die Blattern statt mit Lymphe mit Blut, oder sie bleiben flach und werden härtlich, den Warzen ähnlich. Die Ausdünstung der kranken Schafe hat einen eigenthümlichen, süsslichen Geruch; Ausfluss aus der Nase von hellem Schleim, auch Speichelfluss sind nicht selten während dieses Stadiums zu­gegen. Befinden sich zahlreiche Pusteln auf der Riechhaut, so wird das Athmen erschwert und es kann selbst Erstickung ein­treten. Pusteln auf der Hornhaut des Auges haben Erblindung zur Folge.
Nachdem die Pocken ihre vollständige Entwicklung erreicht haben (wozu 5—7 Tage erforderlich sind), nimmt das Fieber ab; die Fresslust stellt sich allmählich wieder ein, die Pusteln werden flacher, vertrocknen und bilden bräunliche Borken, welche erst nach einiger Zeit abfallen, und bleibende Narben hinterlassen, auf denen gewöhnlich keine Wolle mehr wächst. Dieser dritte Zeitraum der Krankheit (St. desquamationis) dauert ebenfalls etwa 7 Tage, und somit der ganze Verlauf von der Ansteckung an gerechnet, gegen 3 Wochen.
Wenn der Ausbruch der Pusteln regelmässig stattfindet, ihre Zahl nicht sehr gross ist und das begleitende Fieber den entzündlichen Character und einen massigen Grad beibehält, so verläuft die Krankheit gutartig und der Verlust der Hcerde be­trägt etwa 6—8 Procent und selbst weniger. Unter ungünsti­gen Umständen aber, welche theils in den Thieren selbst, theils ausser ihnen (schlechtes Wetter, Mangel an Futter, Pflege u. s. w.) ihren Grund haben, werden die Pocken bösartig; das Fieber zeigt den Character des fauligen oder des nervösen, grosse Schwäche, starker Speichelfluss, Durchfall u. dgl. stellen sich ein, die Pocken werden missfarbig, fliessen zusammen,
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bilden Geschwüre u. s. w. und es gehen nun 15—20 und mehr Proceut der llcerde davon zu Grunde.
Junge Schafe, besonders Sauglämmer sterben oft schm in wenigen Tagen, wegen der gehinderten Ernährung; Widder werden meist heftiger befallen, trächtige Mutterthiere verwerfen gerne (ausserdem seuchen ihre Lämmer in Mutterleibe durch und werden später nicht mehr von der Krankheit ergriiTen).
Bei der Section findet man ausser den äusserlich wahr­nehmbaren Erscheinungen, hauptsächlich Entzündung innerer Organe, z. B. der Lungen, des Darmcanals, mit ihren Folgen. Auch hat man Pusteln auf den Schleimhäuten, seltener auf den serOsen Häuten beobachtet; diese letzteren bilden weder eine eiternde Fläche noch Schorfe.
Die Behandlung pockenkranker Schafe muss mehr diä­tetisch und prophylactisch seyn; geräumige Stauung, gute Streu oder bei warmer trockner Witterung der Aufenthalt im Freien, wenig aber leicht verdauliches Futter sind wesentliche Uutcr-stüteungsmittel eines gutartigen Verlaufs. In der entzündlichen Periode kann man Salze (Salpeter, Glaubersalz), theils als Lecke, theils im Trinkwasser reichen; wo dagegen fauliges Fieber entstanden ist, müssen Aufgüsse von Angelica, Arnica u. dgl. nüthigenfalls mit Campher gegeben werden. Zurück­bleibende Geschwüre heilt man mit Kupfervitriolauflösung oder eine Digestivsalbe aus Terpentin mit Zusatz von 01. petrae nigr. Die Vorbeugung, durch Vermeidung der Ansteckung ist jeder Behandlung vorzuziehen; sie wird durch zeitige Trennung der Kranken und Gesunden, oder durch Vorsichtsmaasregeln (Quarantaine) beim Einbringen fremder Schafe erreicht. Letz­teres Verfahren ist um so dringender, wenn die Schafe aus Gegenden kommen, in welchen theils keine polieeiliche Aufsicht über ihren Gesundheitszustand stattfindet, oder sogar notorisch die Krankheit herrscht.
Da jedoch die Vorsichtsmaasregeln nicht selten umgangen oder zu spät ins Werk gesetzt werden, so bleibt noch die Mil-derung der Krankheit durch die Impfung übrig.
Durch die Impfung wird in der Mehrzahl der Fälle eine gelindere, mehr locale und fieberlose Krankheit hervorgebracht, die indessen, ebenso wie ein allgemeiner Pockenausbruch, das Individuum vor dem späteren Befalleuuerden schützt. Die
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Resultate der Inipfung sind um so günstiger, je mehr man die passenden Verliältnisse dazu auszuwählen im Stande ist. In Ländern, deren Heerdeu öfter von Pocken heimgesucht werden, ist es sehr anzurathen, alle Schafe zu impfen. Diess geschieht, indem man jedes Jahr die gefallenen Lämmer zu einer günsti­gen Jahreszeit impft (Schulzimpfung). Hierbei ist der Verlust deshalb sehr unbedeutend, weil dieLämmeran und für sich einen geringeren Werth haben, als erwachsene Schafe und weil man die günstigen Witlerungs - und Nahrungsverhaltnisse abwarten kann.
Wenn dagegen in nahen Schäfereien die Pocken ausge­brochen sind und man die noch gesunde Heerde vor der zufäl­ligen Ansteckung nicht mit Sicherheit zu bewahren im Stande ist, so impft man ebenfalls (Präcautionsimpfung), jedoch mit minder günstigem Erfolge, weil das Geschäft nun ohne Rück­sicht auf den allgemeinen Zustand der Heerde und auf Witte­rung u. dgl. vorgenommen werden muss.
Hat endlich die Krankheit in einer Heerde sich bereits ge­zeigt, so impft man die noch nicht sichtbar angesteckten Thicre (Nothimpfung), um wenigstens noch bei einem Theil der Heerde wo möglich einen gelindern Verlauf herbeizuführen.
Zur Impfung wählt man gutartige, durchsichtige Lymphe oder Eiter, selten Blut oder aufgeweichte Schorfe, von solchen Thieren, welche die Krankheit in gelindem Grade hatten. Durch mehrmalige Uebertragung der Lymphe auf kräftige, gesunde Thiere, und durch jedesmalige Auswahl desjenigen unter ihnen, welches am gelindesten ergriffen #9632;war (sog. Cultivirung des Impfstoffs), glaubte man das Contagium mit Sicherheit dahin zu mildern, dass die Impfung mit solcher Lymphe nur locale Pusteln au den Impfstellen erzeuge. Diese Ansicht, welche früher ziemlich allgemein angenommen war, wird in neuerer Zeit von Mehreren widersprochen. Jedenfalls dürfte es als Ausnahme anzusehen seyn, wenn bei zweckmässigen Impfver-fahren ein grösserer Theil der Heerde, ausser den Impfpnstelu noch einen allgemeinen Ausbruch von Pocken zeigen sollte. Bei einzelnen Thieren findet es gewöhnlich statt, wie dagegen auch einzelne durchaus keine Empfänglichkeit für das Contagium zeigen. (In Oestreich und Ungarn bestehen eigene Impfdepots, inn fortwährend eultivirteu Impfstoff haben zu können.)
Die zum Impfen passenden Stelleu sind entweder die untere
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Fläche der Sehweifrübe, oder das Ohr (seUeu die innere Fläche der Schenkel oder der Lewollte Theil des Schweifes). Man macht einige Stiche mit der in die (frische oder aufgeweichte) Lymphe eingetauchten Impfnadel oder Lancette. Am 3—4. Tage zeigt eine merkliche Röthe, dass die Impfung gehaftet hat; es entwickelt sich eine Pustel, von weit bedeutenderem Umfang als die natürlichen Pusteln zu seyn pflegen, welche am 7—9. Tage ihre vollständige Entwicklung erreicht und sofort wieder abtrocknet und einen Schorf hinterlässt. Von Einer Impfpustel kann man hinreichend Lymphe erhalten, um einige Hundert Schafe damit zu impfen. Wird unmittelbar von einem Thierc aus auf andere geimpft, so ist zu vermeiden, dass die Impf­linge in die nächste Nähe jenes Thiers kommen, weil sie sonst durch dessen Ausdünstung auf dem natürlichen Wege (durch die Lunge) augesteckt werden können; denn wenn gleich durch die Impfung das Contagium gemildert wird, so behält es doch hinreichend von seiner flüchtigen Beschaffenheit, um eine solche Ansteckung auf Entfernung bewirken zu können. Man hat den Ausbruch natürlicher Pocken selbst 14 Tage nach der Impfung noch erfolgen gesehen. Unter die seltenen Zufälle der Impfung gehört: die Versetzung derselben an andre Stellen, so dass an den Impfstellen selbst sich keine Blatter entwickelt, dagegen an entfernteren, stärker bewollten Stellen, z. B. dem Halse; solche verschlagene Pocken sind mehr den natürlichen ähnlich, als den geimpften. Auch Starrkrampf ist, wahrscheinlich durch Erkältung bei geimpften Schafen, zwischen dem 16—21. Tage nach der Impfung beobachtet worden.
Bei Schwächlingen und Gnubbern ist der Verlauf der geimpften Pocken nicht selten verlangsamt. Dasselbe beobach­tete ich bei einem versuchsweise geimpften räudigen Hammel; die Pusteln waren flach, bläulichroth, innen fest wie das Fleisch einer Ciirone, und enthielten erst am 13. Tage eine stark ge-röthete Lymphe.
(Man hat mit Schafpockenlymphe auf den Menschen geimpft und behauptet denselben, ebenso wie durch Vaccine, vor den Menschenpocken geschützt zu haben. Andcrntheils wollte man durch Vaccinirung der Schafe sie vor den Schafpocken sieher gestellt haben; letzteres hat sich nicht bewährt, ersteres be­darf noch der Bestätigung. G i c s k c r impfte Schafpocken auf
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Ziegen und von diesen wieder zurück auf Schafe, wobei jedoch die Pusteln kleiner wurden. Natürliche Ansteckung einer Ziege, die unter pockenkranken Schafen lief, ist in Gurlt und Hertwigs Magazin, VI. Band, angeführt. Ebendaselbst wird ein Hund erwähnt, welcher auf gleiche Weise angesteckt wurde; die Pocken verliefen regelnlässig, hinterliessen aber eine Läh­mung des rechten Ilinterfusses. — Zwei Impfversuche mit Schafpockcn auf Hunde und Ziegen gelangen mir nicht.)
Nach N u in a ii hafteten Kuhpocken ungerne beim Schaf, und die entstandenen Blattern vertrockneten bald und hatten keinen Hof; die ZurUckimpfung auf ein Kind und eine Kuh ge­lang ihm nicht.
Nach Gas par in sollen die Schafpocken auf Hasen und Kaninchen, so wie auf welsche Hühner Übergehen, und die cigenthümliche Pocke dieser letztern soll bei den Schafen Schafpocken hervorbringen.
Polizeiliche Maa sr egeln sind in den meisten Län­dern gegen die Verbreitung und Einschleppuiig der Schafpockcn angeordnet. Nach Würtcmberg kamen dieselben in den Jahren 1816—17 aus Frankreich und in den Jahren 1S31 und 32 aus Baiern. Die Verordnung vom 16. Mai 1816, welche die vom linken Rheinufer eingctriebencii Schale einer polizeilichen Unter­suchung und Quarantaine unterwirft, ist deshalb im Jahr 1833 auch auf Baiern ausgedehnt worden. Das Fleisch der Erkrank­ten ist nicht zu benutzen, die Felle, Wolle, Ställe u. dgl. müssen unter polizeilicher Aufsicht desiuficirt werden.
Steinpocken. {Variola ovina var. luberculosa.) (Varicella ovium. Ad.?)
Unter diesem Namen beschreibt man eine, in mancher Hin­sicht verschiedene Form der Schafpocken.
Haxthausen will sie ohne Spur einer Einschleppuiig ent-slehen gesehen haben. Das begleitende Fieber hatte den Charac­ter eines Catarrlitiebers; die Pocken bildeten sich langsam, waren anfangs wie Hanfkorn, später wie Linse oder Bohne, steckten zum Theil in der Haut, zum Thcil über dieselbe heraus, füllten sich nicht mit Flüssigkeit, sondern blieben knorpelhart, braunroth, undurchsichtig, ohne Hof. Die Ausdünstung der
llerinr, FutliOlofie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2(
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Kranken roch ^liiikend-scluvcissig. Der ganze Verlauf dauerte 4—6 Wochen. Complicationen mit Drüseneiit/.ündung, Verhär­tung und Geschwüre an den Gelenken kamen öfter vor; ferner Anschwellung des Kopfs, starker Nasenausfluss u. s. w. Die Krankheit war mitunter tödtlich, dabei höchst ansteckend; die zurückbleibenden Narben waren mehr concav, als bei den ge­wöhnlichen Schafpockeu (s. Rust's Magazin, 29. Bd.).
Dieselbe Form scheint Hofrichter als tuberculöse Pocken zu beschreiben. Sie bildeten keine Blasen, sondern waren tu-berculös; auf der Pleura und dem Bauchfell waren sie eben so beschaffen und sahen aufgeschnitten geronnenem Eiweis ähnlich; sie sassen nicht auf der Haut, sondern steckten im Coriuni, halten keinen entzündeten Grund, eine ziegelrothe Farbe und gaben beim Einstechen röthliche Lymphe und Blut. Bei der Hälfte der damit geimpften Thierc entstand ein allgemeiner Aus­bruch an Pusteln. Von den natürlich angesteckten gingen au 30 Procent, von den Geimpften nur 4 Procent zu Grunde.
Eine ähnliche Modification beobachtete ich im Jahr 1831 bei einer Heerde in Zeil.
y) Pocken der Ziegen. (Variola caprina.)
Es sind nur wenige Fälle von Pocken bei Ziegen bekannt. Sie unterscheiden sich wesentlich von den Schafpockeu dadurch, dass sie bei uns von selbst, ohne Ansteckung entstehen.
Her twig beschreibt einen solchen Fall ausführlich (in G. und H.'s Magazin, VI. Bd.) und gibt eine Abbildung des­selben. Ausser gelinden Zeichen eines allgemeinen Leidens war Verminderung der Milch, Empfindlichkeit des Euters zu­gegen ; das Thier säugte seit 3 Wochen. Die zuerst entstandene Pocke sass am Euter selbst, und war am 5. Tage erbsengross, etwa eine Linie über die Haut erhaben, flach, an der Spitze abgerundet, massig rolh und hatte einen kleinen Hof, der sich später noch verstärkte, während die Pocke zugleich eine kleine Delle bekam. Die zweite, um drei Tage später ausgebrochene Pocke war kleiner, wie Hanfkorn, blassroth und sass last ganz iu der Haut.
Vom 10. Tage an bildete sich die erste Pocke zurück, wurde trocken, hiuterlicss einen dicken, braunen Schorf, der
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am 18. Tage abfiel \111d eine NarLe zurUcklicss. Die kleinere Pocke hatte denselben Entwicklungsgang.
Die Impfmig einer andern Ziege blieb ohne Erfolg.
Diese Pocken hatten im Ganzen mehr Achnlichkeit mit der Kuhpocke, als mit der Schafpocke. Eine Ansteckung mit einer dieser beiden konnte wohl kaum stattgefunden haben.
Im Sept. 1832 wurden Pocken bei Ziegen in N., Oberamts Geislingeu, beobachtet. Von 54 Thieren, die zu einer Heerde gehörten, wurden zuerst 7, dann 3 ergriflen. Dei einigen dieser Ziegen war zuerst Fieber u. s. w. zugegen, dann folgte der Ausbruch der Pusteln; bei den meisten bemerkte man gar kein allgemeines Leiden^ dagegen bei Allen Abnahme der Milch, Empfindlichkeit und Geschwulst des Euters. Der Ausschlag betraf blos das Euter und hinterliess nach dem Abfallen Narben; er war somit den Kuhpockcn näherstehend, als den Schafpocken. Es liefen auch anfangs Schafe auf derselben Waide, ohne dass sie angesteckt worden wären.
tf) Pocken derSch weine. (Variola guilla.')
Die Pocken der Schweine sind nicht so selten; sie ent­wickeln sich ohne vorausgegangene Ansteckung, besonders bei jungen Thieren, und verbreiten sich durch Ansteckung auch auf ältere.
Trägheit, Mangel an Appetit, ein hängender, nicht aufge­rollter Schwanz, matte oder trülie Augen, aufgedunsene Augcn-lieder u. s wr. machen den Anfang des Allgemeinlcidens; nach ein paar Tagen werden die Fieberzufälle deutlicher, das Athmen wird stöhnend, die Gliedmassen steif, am Kopfe, Halse u. s. w. zeigt sich Anschwellung und es brechen nun rothe Flecken auf der Haut aus, die gegen den 6. Tag der Krankheit zunehmen, in der Mitte bleich werden und sich mit Lymphe füllen, am 9 — 10. Tage im ganzen Umkreis weiss sind und anfangen, einen Schorf zu bilden, der gegen den 12. Tag abfällt. Werden die Pocken schwärzlich und fliessen zusammen, so ist die Krankheit bösartig. (Viborg.)
Greve sah den Ausbruch der Pocken bei 9 Wochen alten Ferkeln vom 4 — 8. Tage der Krankheit dauern; sie erreichten die Grosse einer Erbse, und flössen bei einigen dieser Tliiere ganz zusammen; zugleich stellte sich beschwerliches Athracn,
Hlraquo;
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Husten und den 10. Tag Auflreibung des Bauchs und Convul-sionen ein, denen der Tod folgte. Bei den leichter ergriffenen gingen die Blattern in Eiterung über und trockneten am 13 — 14. Tage. Am 18. Tage war die Krankheit vorüber. Bei der Section fand man die Halsmuskeln, die Luftrühre und den Schlund, die Lungen, das Netz, Gekrüse und Bauchfell überall mit erbsengrossen Pocken besetzt, die blutigen Eiter enthielten. In der Brusthöhle war bei Einem sehr viel gelbes Wasser; die Leber mit gelbgrünen Flecken wie besäet, die Nieren entzündet.
Die Impfung dieser Pocken auf Pferde, ein Kalb und eine Ziege haftete nicht; ebensowenig zeigten bereits durchgeseuchtc Thiere spüler noch eine Anlage zu der Krankheit Cw'e aviC^ Ruling und Viborg beobachteten). Durch die Impfung auf junge Schweine, die die Pocken noch nicht gehabt hatten, schien die Krankheit gemildert zu werden.
Eisele sah die Schweinspocken als spitzige Bläschen, die in der Mitte vertieft sind, einen geschwollenen rothen Hof haben und eine helle Flüssigkeit enthalten. Nach dem, nicht zugleich stattfindenden Ausbruch der Pocken nahm das Fieber ab. Mit dem 7—8. Tage fing die Eiterbildung an, die Pocken wurden breiter, flössen mitunter zusammen und die Haut schwoll in den Zwischenräumen an. Mit 11—12 Tagen beginnt die Schorfbildung. Das Zurücktreten der Pocken zeigte sich ge­fährlich; trat Durchfall während ihres Verlaufs ein, so folgte nicht selten Abzehrung nach.
Am Pach unterscheidet ebenfalls gutartige und bösartige Pocken; er behauptet, die Pocken befallen fast alle junge Schweine in den ersten Wochen ihres Lebens.
Ich habe die Pocken auch bei älteren Schweinen gesehen; sie bildeten grosse Borken, unter denen sich viel Eiter ab­sonderte; bei der Section zeigte sich Entzündung und Brand an dem Darmcanal und der Lunge, dazu Pocken auf den Schleira-und serösen Häuten dieser Theile.
Die Behandlung besteht anfangs In einem Brechmittel, im entzüiidlicheii Stadium saure Milch oder Wasser mit Sauer­teig, Salpeter oder Glaubersalz im Getränke; im Schwächc-zustand Abkochungen von Wermuth oder Angelica mit Essig; auch ähnliche Klystiere. Dazu Reinlichkeit des Stalls, frische Luft u. s. w.
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Nach Viborg's Versuchen gehen die Menscheupockeii auf Schweine über; er räth daher, die mögliche Ansteckung der letztern zu vermeiden oder die Schweine zu vacciniren. Eisele sah bei einer Magd, welche mit den kranken Schweinen zu thun hatte, eine Pocke an der Hand, jeduch ohne allgemeine Zufälle, entstehen; sie hatte in der Jugend die natürlichen Blattern gehabt.
e) Pocken der Hunde. (Variola eauina.J
Sie befallen meist junge, selten ausgewachsene Hunde und haben im Verlauf Aehnlichkeit mit den Schweinspocken,, Mit dem Durchseuchen ist die Ehnpfänglichkeit dafür für das übrige Leben aufgehoben; allein der grüsste Thcil der Hunde bleibt von den Pocken verschont, die in manchen Jahrgängen Öfter, dann aber auch wieder längere Zeit nicht mehr beob­achtet werden.
Frieren, Unruhe, beschleunigtes Athmen u. s. w. bezeichnen den lieberhaften Anfang der Krankheit; am 3—4. Tag derselben brechen die Pocken zuerst als Flohstich-ähnliche Puncte, dann als fühlbare Knütchen aus, welche sich mit Lymphe füllen und somit Pusteln darstellen, die ungefähr am 8—10. Tage der Krankheit, manchmal aber auch später, zu vertrocknen anfangen, und nach dem Abfallen haarlose Narben hinterlassen. Nach vollendeter Eruption lasst das allgemeine Leiden nach, die Fresslust stellt sich wieder ein u. s. w. Aeltere Hunde zeigen heftigere Entzündungssymptome durch Hitze der Nase, Lechzen, hochrothe Zunge u. s. w. Ganz junge, noch saugende Hunde krepiren oft in der ersten Hälfte des Verlaufs der Krankheit. Gänzliches Verschmähen des Futters, das nicht gehörige Aus­brechen der Pocken, Husten mit Aufblasen der Backen sind meist schlimme Zeichen. Der Uebergang des Fiebers in den fauligen Zustand ist durch schmierige Augen, grosse Mattigkeit, starken Ausfluss aus der Nase, Durchfall u. s. w. bezeichnet.
Barrier führt unter den Symptomen der Pocken bei Hunden Erbrechen, galligten Durchfall, starkes Schwitzen, Ausgehen der Haare u. s. w. an.
Therapie: zuerst ein Brechmittel, sodann nach dem Cha­racter des Fiebers; meist hat die Behandlung auf den Gang der Krankheit- wenig oder keinen Einfluss. Diätetische Mittel,
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massig warmes VerliaKcn, ein trockener Stall und eine günslige Witterung lassen mehr hoffen , als eigentliche Arzneien.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Krankheit für andere Hunde, die sie noch nicht überstanden haben, ansteckend ist; allein das Contagium scheint keine bedeutende Intensititt zu be­sitzen und sich nur durch Berührung oder näheres Zusainmen-lebcu auf andere Hunde zu übertragen; durch die Luft verbreitet es sich nicht in die zunächst anstossenden Hundestiille.
Wal ding er riith, die jungen Hunde vor der 8. Woche zu vacciniren; er empfiehlt,-laquo;ur Impfung den Schweif ziemlich weit hinten zu nehmen, so dass nachher die Pustel mit dem Schweifstück abgeschlagen werden kann. Die Blatter wird den 9—11. Tag reif, man kann damit weiter impfen (grosse Hunde pflegen sie aufzulecken); am 14. Tage kann man sodann den Schweif abschlagen.
Dagegen behauptet Ilt;ebIanc, die Vaccine hafte nicht beim Hund; er impfte daher die der Ansteckung ausgesetzten Hunde mit den eigentlichen Hundepocken und erreichte damit eine Milderung der Krankheit.
(Dass Hunde von Schafpocken angesteckt werden können, ist oben angeführt; auch Huzard erzählt einen Fall, in welchem 17 Hunde, die von an Schafpocken krepirten Schafen gefressen hatten, Blattern bekamen, wroraii 11 von ihnen starben; der Hundewärter wurde an den Händen und dem Gesichte angesteckt; Schweinspocken hafteten nicht nach Greve; dagegen impfte er 8 Hunde mit Menschenpocken; drei derselben wurden ganz mit Blattern bedeckt und starben dann.)
Ob der während der Staupe oder Hundeseuche nicht selten, besonders am Bauche vorkommende Ausschlag, der in kleinen, sich mit Eiter füllenden spitzen Blälterchen besteht, eine Modifi­cation oder ein Surrogat der Hundepocken sey, ist unentschieden.
Man kennt bei den Katzen keinen Pockenausschlag.
f) Pocken der Vögel. (Variola gallinarum, anserum ete.J
Man will sowohl bei Hühnern, Gänsen und Tauben, als auch besonders bei Truthühnern einen pockenähnlichen Ausschlag beobachtet haben. Er soll an den nicht befiederten Stellen des Körpers und um den Schnabel herum und selbst im Maul und Schlund sich bilden, und wird bald warzen-, bald pustclähnlich
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Leschricben. Die bctallciicn Tiicile scliwellcn dabei au und viele Thiere sollen daran sterben.
.. Die Behandlung bestellt (aussei- der Trennung' der Kranken von den Gesunden) in Actzung der äussern Pusteln, Befeucliten der innern mit einer Säure und Einschütte stärkender Mittel, '/.. B. Wein, bitterer Decocte. Bei den Gänsen sollen entzünd­liche Geschwülste am Kopfe u. s. w. von der Grosse eines Taubeneies entstehen, die Abscesse bilden, welche zeitig ge­öffnet werden müssen.
i)) Traubenkamm-Krnnklicit des Rindviehs QBafle, Rave, Fen d'lterbe der Franzosen.- Varicella bourn. Ad.)
Dieser von französischen Tliierärzten beobachtete pustulüsc Ausschlag soll hauptsächlich durch die Fütterung der Trauben-kiimnic (Tröster) und des Rebenlaubes bei Bindvieh entstehen; indessen will man ihn auch bei anderer Fütterung (grünem Klee u. dgl.) gesehen haben.
Symptome; nachdem während 4—5 Tagen Fieber, Mat­tigkeit, beschleunigtes Athmen, Anschwellung des Euters u. s. vv. vorausgegangen, entstund vorzugsweise au den hintern Füssen, von der Krone an bis zum Euter, seltener an den Vorderfüsseu oder den Lippen, ein blatternartigcr Ausschlag, der als eine Art Crisis erscheint, da nach seinem Ausbruche die allgemeine Störung der Gesundheit nachlässt.
Die Pusteln bilden sich aus kleinen, verhärteten, in der Haut sitzenden Knötchen, welche sich erheben, grosser werden und dann eine rotlie Geschwulst mit weisser Spitze darstellen. Sie brechen an der Spitze auf und sickern Blutwasser oder jaucheartige Flüssigkeit, trocknen sodann ein und fallen als dürre Schorfe ab.
Dauer: 12—14 Tage.
üeber die Contagiosität dieser Krankheit sind die Ansichten noch abweichend ; in einem und demselben Stalle ergreift sie gewöhnlich sämmtliches Vieh.
Behandlung: meist überflüssig, da die Krankheit nicht gefährlich; bei stärker entzündlichem Leiden: Salpeter und Koch­salz ins Trinkwasser; selten Aderlass; Diät. Die angeschwol­lenen Hautparthien kann mau mit erweichenden Decocten bähen. (Adamowicz führt unter dieser Krankheit auch eine Varicella
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ovium und eanum (catuloriini) an; ich lialtc diese Traubenkamra-Krankheit für näher mit der Mauke des Rindviehs verwandt; auch die Ursache scheint dafür zu sprechen, da die Traubentröster gewöhnlich nicht frisch, sondern, nachdem sie längere Zeit fest eingestampft waren, wobei sie in weinigte und später Essiggährung übergehen, ge­futtert werden.)
Eilfte Gattung. Ultxvtnfitbtt obrr Ifcijpljuraquo;. [Febris nervosa, Typhus.)
Fieber verschiedenen Characters, mit auffallender Störung der Verrichtungen dos Nervensystems. Meist mit einem localen Leiden (der Brust - Bauch - Eingeweide) complicirf. Selten spo­radisch , sondern enzootiseh oder epizootisch. Sehr acuter Ver­lauf; öfter contagiös. Bei allen Hausthieren, am meisten beim Pferde und Rindvieh beobachtet.
Die Nerveiifieber bilden keine streng abgeschlossene Gat­tung, sondern stehen durch das sie häufig begleitende Örtliche Leiden mit andern Fiebcrgattungen und mehreren EntzOndungcu im nächsten Zusammenhang, z. B. mit den Gallen-, gastrisehen-und catarrbalischen Fiebern, der Hirn - und Lungenentzündung, der Ruhr u. s. w. Die bei den nervösen Fiebern gewöhnlich vorhandene Neigung zur Zersetzung des Bluts' ist bei dem An-thraxfieber ebenso zugegen (Rychner zählt den Milzbrand zu den Typhcn). Je nachdem man nun bei diesen Krankheitsfor­men den grösseru Werth bald dem localen Leiden (z. B. des Darmcanals, der Respiralionsorgane u. s. w.), bald den her­vorstechenden Erscheinungen im Nervensystem beilegt, werden sie au verschiedenen Stellen eines Systems eingethcilt werden müssen. Manche nennen irrigerweise diejenigen Krankheitsfälle typhös, welche, scy es von Natur oder durch falsche Behand­lung, schwierig, bösartig oder sehr gefährlich geworden sind.
Krankheiten, die im Anfange einen cntzttndlichen, oder einen mit diesem zusammengesetzten Character haben (z. B. den catarrhalisch-entzündlichen), werden öfters im weiteren Verlaufe nervös (z. B. Staupe, Influenza). Je nach den Ursachen und Verhältnissen, unter denen Nervenfieber erscheinen, hat man z. B. dem Nerveiifieber des Pferdes verschiedene Beinamen ge­geben; so findet man einen Stalltyphus, ein Lager-Faul-fieber, eine Kriegspest, Pferdelnflucnza, typhöse
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Lungenseuche u. s. w. angefülnt. Andere unterscheiden nach den Complicationcn einen Cerebral-, Pulmonal-, Abdomi­nal- und selbst einen Dermato - Typhus. (Die bei letzterem wahrgenommenen kleinen KnOtchen in der Haut, z. B. am Bauche, mochten vielleicht den Insecten zuzuschreiben seyn, die der­gleichen Kranke besonders hartnäckig belästigen.)
Obgleich das Nervenfieber auch sporadisch vorkommen kann, so sind es doch meist eigentliche Epizootien, welche fortschrei­tend durch ganze Länder sich verbreiten, oder beschränkte En-zootieu, welche blos einzelne stark besetzte Ställe oder die Thiere eines Thaies u. s. w. befallen. Diess ist bei den Pferden am häu­figsten beobachtet worden; so war z.B. die von Brugnone im Jahre 1783 beschriebene, sehr ansteckende Seuche auf die Drago­nerpferde vonFossano beschränkt; ebenso verhielt es sich mit der Pferdeseuche von Lugoz im Jahre 1817; dem Abdominaltyphus vom Jahre 1S30 in Stuttgart; dagegen verbreitete sich die soge­nannte Brustseuche oder Influenza des Jahres 1805 durch fast alle Theile Deutschlands.
Zu den durch das locale Leiden hervorgerufenen Sy m p t o-men gesellen sich auffallendes Sinken der Kräfte, Abstumpfung der Sinne, seltener erhöhte Reizbarkeit derselben, Gleichgültig­keit und selbst Bewusstlosigkeit, Neigung zu fauliger Zersetzung des Bluts, zu colliquativen Sccretionen, Zuckungen u. s. w.
Der Sectionsbefund bezieht sich mehr auf das Ortliche Leiden und hat selten etwas Characteristisches. Einige wollen wie beim Menschen, Geschwüre auf der Darmschleimhaut, ge­funden haben; Andere halten die rothe Färbung der innern Haut des Herzens, der Aorta u. s. w. für etwas Wesentliches; bei­des bedarf jedoch noch sehr der Bestätigung.
Ursachen: Es ist aus dem Gesagten deutlich, dass allge­mein verbreitete Einflüsse, die man gewöhnlich in der Atmos­phäre sucht, eine besondere Neigung zu nervösen Krankheiten bei dieser oder jener Art unserer Hausthiere hervorbringen {Ge-mus epidemicus), welche Neigung sodann oft durch an sich ge­ringfügige Umstände vollends zu einer bestimmten Krankhcits-form gesteigert wird, oder wenigstens sich durch das ungewöhn­liche Erscheinen nervöser Symptome bei sonst nicht nervösen Krankheiten zu erkennen gibt.
Alles was den Körper schwächt, den Wiederersatz au Kräften
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und Materie liindcrt, die Blulbcrcitun^ beeiiilrachti{gt;t, oder eine Neigung zur Zcrsefzung des Bluts vcranlasst, dispouirt zu uervüseu Fiebern. Daher sind Mlsswaelis, verdorbenes Futter und unreines Wasser, Sumpf- oder verdorbene Luft, übermässige Anstrengung, Maugel au Erholung, grosse Hitze oder Kälte u. s. w. immer und mit Recht unter den Ursachen der nervösen Fieber an­geführt worden. Diese Ursachen iinden sich in Kriegszeiten, bei starken Märschen, Belagerungen u. s. w. am ehesten zusammen, daher mau auch alsdann den Typhus sowohl bei Menschen als Thieren beobachtet. Den mehr beschränkten Fällen von Ncrveufieber (Stallt) phus) liegt jedoch öfter keine der eben erwähnten Ursachen zu Grunde, so dass niaiichmal kaum eine haltbare Angabe Über die nächste Veranlassung der Krankheit aufzutreiben ist.
Je heftiger die Ursachen des Typhus einwirken, je mehr er sich in besonders dazu disponirten Thieren entwickelte, je grüsser die Anzahl solcher beisammenlebendcr Thiere ist — um so eher wird sich ein AusteckuiigsstofT entwickeln, der sich indessen, so weit bis jetzt bekannt ist, nur in derselben Thierart fortpflanzt. Das Contagium des nervösen Fiebers ist flüchtig; die Lungen-uud Hautausdünstuug, vielleicht auch die übrigen Secretioueu des Kranken sind die Träger desselben. Es scheint übrigens sich nicht auf grosse Entfernung durch die Luft zu verbreiten, und der Zersetzung durch Wärme u. s. w. nicht lange wider­stehen zu können; das Contagium der Rinderpest macht jedoch eine Ausnahme hievon. Bei den Pferden erreicht die Krankheit häufig nicht die zur Bildung eines Austeckungsstoffes erforderliche Höhe.
Die Dauer der nervösen Fieber ist verschieden; fängt das Leiden mit einem entzündlichen Fieber au und geht dieses erst nach und nach in den typhösen Zustand ein, so dauert die Krankheit meist länger, als wenn gleich von vorne herein ein fauliger Zustand, ein hoher Grad von Torpor, eine grosse Nei­gung zur Zersetzung der Säfte damit verbunden ist. Ein Ver­lauf von 14 Tagen bis 3 Wochen ist bei typhösen Fiebern nicht selten; der tödtliche Ausgang tritt aber auch oft schon in den ersten Tagen der Krankheit ein.
Die Prognose erfordert viele Zurückhaltung; es gehört unter die Eigenheiten der Nervenfieber, dass sie oft scheinbar gut begründete Erwartungen täuschen.
Die Behandlung erfordert, neben der Vermeidung der
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Ursachen, Rücksicht auf den vorhandenen Character des Fie­bers, die Complicatron mit einem localen Leiden, das Stadium der Krankheit u. s. i*. Es lässt sich keine im Allgemeinen gültige Vorschrift geben, da jede der nervösen Seuchen ihr Elgciithümliches zu haben pflegt, welches erst im Laufe dersel­ben richtig erkannt und gewürdigt werden kann. Ist anfangs der entzündliche Character deutlich ausgesprochen, so inOgen Aderlässe, zeitig angewendet (besser prophylactisch), von Nutzen seyn; sie müssen jedoch mit Vorsicht angestellt werden, weil oft unerwartet schnell ein Schwachezustand eintritt. In manchen Seuchen, und fast immer im weiteren Verlaufe der Krankheit sind sie entbehrlich oder selbst schädlich. Von den innerlichen Mitteln sind anfangs die antiphlogistischen, später die Reizmit­tel am Platze; leider rcagirt der kranke Organismus häutig we­der auf die einen, noch auf die anderen; selbst die äusserlicheu Reize bringen oft gar keine Wirkung hervor. Die Krankheit geht ihren Gang und mau erreicht Öfters mit diätetischen Mitteln, Sorge für aufmerksame Pflege und Bequemlichkeit der Kranken günstigere Resultate, als durch das Bestürmen derselben mit Arzneien aller Art. Leider bemessen oft unverständige Thier-busitzer den Eifer und die Kenntnisse ihres Thierarztes nach der Lange und Menge der Recepte, statt dieselben als Beweise mindestens seiner Unsicherheit zu betrachten.
Ich lasse die Beschreibung einiger Nervenfieberseuchen beim Pferde folgen, und zwar zuerst (a — c) der allgemein herrschen­den , sodann (d und e) der mehr local gebliebenen.
Bei einer Vergleichung derselben mit den unter den Gal-lenfiebern und der Influenza angeführten Krankheitsformen kann ihre nahe Verwandtschaft nicht entgehen.
laquo;) Epizootisches Nerrenfieber beim Pferde. Von 1804— 1806.
(I'ulmonal - Typhus.) (Die Seuche verbreitete sich in den genannten Jahren durch ganz Deutschland, Dänemark, Italien u. s. w. Die ausgezeichnetsten Thier-ärzte jener Zeit beschriüben sie und gaben ihr verschiedene Namen; Havemann nannte sie: Faulfieberscuclie; Naumann: Nervenfieber; Sander: Brustscuche ; W o 1 s t e i n : bösartiges Faulfleber mit Ent­zündung in der Lunge und Leber; Pilger: gutartiges Nervenfieber; Reuter: pestilenzialisches Fieber, auch bösartige Druse u. dgl.; Viborg: bösartiges epizootisches Pferdefieber; letzterer glaubt, dass
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sie den Griechen unter dem Namen fxtiha, und den Römern als Ma­lis arthriticraquo; bekannt gewesen sey.)
S 3' m p t o m e: Die Vorboten der Krankheit sind: Mangel an Appetit, besonders Verschmähen des Habers; kleiner, gespann­ter, langsamer Puls; heisse, trockene oder schmutzig-schlei­mige Zunge; blasse Riechhaut, klarer Harn, kleingeballter, öfters mit einem gelblichen Häutchen überzogener Mist. Vermehrter Durst, nachheriger Frost, mattes Aussehen, gesenkter Kopf, halbgeschlossene Augen, Unaufmerksamkeit, Zusammenstellen der Vorder- und Hinterfüsse; steifer, wankender Gang; seltenes und kurzes Liegen, hie und da Scharren mit den Füsseu.
Nachdem dieser Zustand 3 — 4 Tage, auch länger gedauert, steigen die Zufälle, das Athmen wird beschleunigt, mit den Bauch­muskeln ausgeübt, der Puls sehr schnell und klein, oft wechselnd; die Haut ist heiss. Immer unrein, die Augen triefen, sind entzün­det, oft gelbioth gefärbt; hie und da schmerzhaftes Husten; Ge­schwülste bilden sich am Kopfe, im Kchlgang, am Halse, dem Bauche, denFttssen; ein eitriger, oft von Blut gefärbter Auslluss der aus der Nase und den Augen trieft; der Speichel stinkt; das Zahn­fleisch und die Zunge sind geschwollen , blaubraun; viel trüber Urin geht ab, und stinkender, schleimiger Mist. Diese Symptome dauern ungefähr neun Tage laug, und das Thier geht gewöhn­lich innerhalb dieser Periode zu Grunde. Nehmen dagegen die Symptome ab, so kann man Bettung hoffen, doch bleibt nicht selten ein trockener Husten und eine schwache Lunge zurück, oder es bildet sich schwarzer oder grauer Staar. ,
Die Section zeigt blutiges Serum in den Anschwellungen, dunkelbraune oder gelbgrüue Lungen voll schwarzen Bluts, eft zugleich mit Abscessen und Anwachsung, oder Wassererguss in die Brusthöhle; Leber und Milz von gleicher Beschaffenheit wie die Lunge, jedoch ohne Abscesse, den Darmcanal voll Luft, mit bräunlichen Flecken besetzt; die Nieren schlaff, selten brandig.
Prognose: für alte, abgetriebene Thierc schlimm; ebenso wenn das Lungenleiden sich stark ausgebildet hat; eine gelb-rothe oder bräunliche Färbung der Schleimhäute, blutiger Na-senausfluss u. s. w. sind üble Zeichen. Bessere Bedeutung haben die Geschwülste unter der Haut, (wenn sie nicht bran­dig werden) der schleimige Durchfall (ohne Blut), viel, traber Urin, Speichelfluss oder Schweiss zugleich mit Abnahme des Fiebers.
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Ursache: verdorbene Nahrung und Luft, übermässige An­strengung — ferner die Ansteckung'. (Auch Rindvieh und an­dere Hausthiere sollen manchmal davon ergriffen worden seyn.)
Vorbeugung: Vermeidung der Ursache; wo diess nicht möglich: bittere, gewürzhafte Pflanzen, Meerrettig; Chlor-Räucherungeu.
Therapie: bittere und gewürzhafte Pflanzen als Latwerge, Waschungen und Tränke, letztere leicht gesäuert; Haarsei! au der Brust; Klystiere; im höheren Grade des Leidens: Camphor, Asafütida, Terpentinöl; gegen die Geschwülste: scharfe und fluchtige Einreibungen, keine Einschnitte noch Haarseile; bei gelber Farbe der Schleimhäute innerlich 'Merc. dulc. und Ein­reibung von Quecksilbersalbe in die Lebergegeud; bei blutigem Durchlauf: Opium-Zusatz.
6) Ansteckendes Nenenfieber der Pferde von 1813 —14.
Diese Seuche nannte man kurzweg auch „russische Krank­heitquot;, weil sie dem Zuge der russischen Armee zu folgen pflegte und deutlich durch die Pferde derselben in bisher gesunde Ge­genden und Ställe verschleppt wurde.
Wahrscheinlich bildete sich die Krankheit, wie der zu glei­cher Zeit herrschende Typhus der Menschen, durch die über-mässigen Strapazen, den Maugel oder Ucberfluss an Fuder, dessen schlechte Qualität u. s. w. Einmal bis auf den Grad gekommen, dass sich ein Ansteckungsstoff entwickelte, ver­breitete sich diese Seuche auch auf Thiere, welche jenen Übeln Einflüssen nicht ausgesetzt gewesen waren.
Die Symptome waren im Allgemeinen dieselben, wie bei der so eben beschriebenen Seuche; in den meisten Fällen litten die Brusteingeweide vorzugsweise, was sich durch das be­schleunigte Athmen, einer kurzen, dumpfen Husten und das Verschmähen des Liegens zu erkennen gab. Hie und da be­merkte man auch eine auffallende Unbeweglichkeit und selbst Hinken bei den Kranken. Wenn ausnahmsweise die Vcrdau-ungsorganc ergriffen waren, verlief die Krankheit schneller und war manchmal schon in den ersten Tagen unter Erscheinungen von Brand todtlich; ausserdem dauerte sie 1—2 Wochen, und endigte entweder mit allmählicher Genesung, oder unter Bil­dung von oedematöseu Anschwellungen, mit Brustwassersucht,
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Verdiclitung des Lungengewebcs u. s. w. Das Blut war schwarz, aber geronnen.
Die Behandlung war dein Character des Fiebers ge-uiäss anfongs cntzündungswidrig (massiger Aderlass, Calomel, Salpeter, äussere Reize), später aber reizend (Camphor, Gold-sclnvdel, Sal. Com. cerv. u. dgl.), bei starkem Durchfall setzte man adstringirende Mittel (Eisenvitriol) zu.
c) Nervenfieber der Pferde von 1824 — 26. (Pferdetyphus von Niemann.)
Dieses seuchenartig und besonders heftig in Frankreich ausgebrochene Fieber Jcam erst im October 1825 in das südliche Deutschland, zeigte aber hier einen gutartigen, rothlaufartigen Character; es befiel die Pferde weniger allgemein und wieder­holte sich in den folgenden Jahren in sporadischen Fällen, bis es zuletzt der Influenza Platz machte. Ihrem Ursprung nach nannte man es auch „französische Seuchequot;; die französischen Thieräiztc hielten sie nach den gerade herrschenden Ansichten für eine Gaslro-Enferilis , oder Magen- und Darmentzündung, welche aber fast immer mit Hals-, Herz-, Herzbeutel-, Brust­fell-, Lungen- oder Leberentzündung complicirt sey. (Girard.)
Man wollte die ersten Spuren dieser Krankheit schon im Jahr 1823 in Frankreich beobachtet haben, aber erst in den drei letzten Monaten des Jahres 1824 erschien sie in mehreren Provinzen zugleich, vorzugsweise in niedrigen und feuchten Gegenden; so z. B. in dem unfern Scinethal, von wo sie im Frühling 1825 nach Paris gelangte, und sich nun durch fast alle Departements (einige des Südens ausgenommen) ausbreitete. Den angestellten Nacliibrschuiigen zufolge soll eine ähnliche Krankheit früher an den Ufern des Dnieper, in der Krimin, so­dann in Schweden und Diineniark (in Polen nicht ?) gezeigt haben. Im Sommer 1825 erreichte die Seuche den südlichsten Theil Spaniens, und im Herbste desselben Jahrs ging sie über den Rhein und verbreitete sich in östlicher Richtung durchDeutsch­land, jedoch an Intensität und Ausdehnung weit gelinder werdend.
Einige Beobachter wollten zu gleicher Zeit ähnliche Er­scheinungen bei Rindvieh gesehen haben ; im Allgemeinen aber heschränkt sich die Seuche auf die Pferde (Esel und Maulthiere) bei denen aber kein Unterschied dies Alters, Geschlechts u. b. w. galt.
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Der Character der Krankheit war wesentlich der entzünd­liche, so jedoch, dass das Organ, in welchem die Entzündung sich iixirte, sehr häufig wechselte, rvolicr denn die bereits ange­fahrten Complicationen cutstundeu.
Die ersten Symptome waren: plötzliches Aufliüreu des Appetits, Hängen des Kopfs, Steifheit des Rückens und der Gliedmassen (beschwerlicher Gang, Schleppen, Schwanken, Hinken) , beschleunigter Puls von 60—80 in der Minute, bald voll und hart, bald weich und undeutlich zu fühlen, der Bauch gespannt, das Athmen erschwert, das Maul trocken und heiss; die Kranken legen sich nicht und erhalten sich doch nur mit Muhe auf den Beinen. In einigen Fällen bemerkte man Herz­klopfen, Schaudern und Zittern der Gliedmassen als Vorläufer der Krankheit; bei andern bezeichnete ein Thränenfluss, Infiltra­tion der Bindehaut, Trübung der Augen, Anschwellung des Euters, Schlauchs oder der Füsse den Anfang der Krankheit (rothlaufartige Form der Seuche). Im weitem Verlauf wurde die Zunge russig, stark belegt, härter und geschwollen, auch bildeten sich Bläschen und Erosionen auf derselben; der Durst mehrte sich, das Schlingen war mit Beschwerde verbunden; die Haut wurde unempfindlich, der Mist selten abgesetzt, trocken, mit einer Schleimscliicht überzogen; der Urin dunkel und dick oder hell, sich oft in der Blase anhäufend; Hitze am Halse und der Brustwand, Zähneknirschen u. s. w.
Unter Zunahme dieser Symptome, besonders des Fiebers, erreichte die Krankheit ihren Höhepunkt oft erst am 5—7. Tage; im ungünstigen Falle endete sie zwischen dem 4—7. Tage tüdt-lich; überlebten dagegen die Kranken den 9. Tag, so konnte man sie (Rückfälle ausgenommen) als gerettet ansehen. (Im Monat April starben in Paris an dieser Krankheit täglich 15— 20 Pferde, anfangs Mai täglich 30—40, zu Ende dieses Monats noch 6—10.)
In den tief gelegenen und feuchten Gegenden war nicht allein die Zahl der befallenen Thiere, sondern auch die Morta­lität grosser, als an hochgelegenen und trocknen Stellen; feuchte Witterung verschlimmerte ebenfalls den Character der Krankheit.
Die Periode der Genesung war bei vielen sehr langwierig, besonders, wenn sie mit Reizmitteln behandelt worden waren, mehrere Thiere wurden einäugig, blind, taub oder litten an dcnHufcii.
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Section: Eiitzüiidun^: im Rachen und Kehlkopf, sodann durch den gan/.eu Danncanal, nicht selten mit Brandflecken oder kleinen Geschwüren; ferner EntKündun^ am Herzen, Herz­beutel (mit Infiltration), der Leber (gross, weich, blass), der Lungen, der Harnorgane, selten des Hirns, dagegen öfter rüth-licher Erguss zwischen den Hauten des Rückenmarks; häufig Infiltration des Zellgewebs unter der Haut, zwischen den Platten des Gekröses und den Häuten des Darmcanals.
lieber die Ursachen der Seuche blieb man im Dunkeln; dass die Witterung und Jahreszeit keinen Einfluss auf ihre Ent­wicklung hatten, beweist ihr durch einige Jahre hindurch sich ziehender Verlauf. Schlechtes Futter, ungesunde Lage u. dgl. mögen dazu beigetragen haben, die Krankheit bösartiger zu machen.
Die Ansteckungsfähigkeit wurde' von den meisten Beobachtern geläugnct; es sind häufig in zahlreich besetzten Ställen nur einzelne Thierc befallen worden, die Übrigen aber ver­schont geblieben; andererseits schien manchmal die Krankheit durch ein fremdes krankes Thier in einen Stall gebracht worden zu seyn und sich daselbst von Stück zu Stück verbreitet zu haben. Die Pferde der Thierärzte und Abdecker erkrankten häufig. Daher riethen auch die Nichtcontagionisten Vorsicht und Trennung der Kranken von den Gesunden an.
Die Behandlung richtete sich nach dem Stande des Fie­bers; anfangs Aderlass, Mehl- oder Kleyenwasser mit Salpeter, äusserlich Sinapismcn oder scharfe Salben (Haarseile zogen oft gar nicht, oder gaben zu erysipelatösen Geschwülsten Veranlas­sung); ferner schleimige Abkochungen mit etwas Säure; des­gleichen zum Ausspritzen des Mauls bei starker Entzündung der Schlingwerkzeuge; erweichende Kljstiere. Wenn Schwächc-zustand eintrat, waren stärkende und selbst Reizmittel: Wein, China, Camphor am Platze; auch, das essigsaure Ammonium (Spirit. Minderen} wurde öfters in Gebrauch gezogen. Als Vorbauungsmiltel wurde Abbruch an dem Körnerfutter, dagegen Mehlwasscr mit Salzen, auch kleine Aderlässe, besonders hei kräftigen Thieren, ferner Wurzeln (Rüben u. dgl.) unter dem Futter zu geben empfohlen.
(Bei dieser Seuche ist offenbar das nervöse Moment weniger stark ausgesprochen, und fehlte in manchen Gegenden wohl gänz­lich ; daher die Krankheit auf ihrem Zuge auch sehr verschieden
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benaiint wurde, z. B. in Dänemark: bösartige Lungenentzünduiig; Walzdcfinirte sie als: Febris erys'tpelafosa inlercurrens, und deutete damit ihre Verwandtschaft mit den Anthraxfiebern an.)
d) Lebertyphus bei Pferden.
Sander beschreibt unter diesem Namen eine hüclist acute Krankheit, welche im Herbst 1809 die Pferde von 3 Ortschaften (Bahrdorf, Papenrode und Kl. Twülpstedt im Braunsclnveigi-schen) befiel. Als er kam, die Seuche zu untersuchen, waren bereits über 20 Pferde daran krepirt, nur Eines war genesen; 4 waren noch krank, davon 2 in der nächstfolgenden Nacht zu Grunde gingen, die beiden andern aber gerettet wurden.
Man hatte zuerst Mangel an Appetit, Trägheit und einen steifen, gespannten, wankenden Gang bemerkt; trockenes Heu wurde vorgezogen; der Mist war sehr übelriechend und ging selten ab. Mit dem Eintritt gänzlicher Appetitlosigkeit begann erst die Krankheit; die Bindehaut und Maulschleimhaut wurden gelblich und immer dunkler gefärbt, Unruhe stellt sich ein und der Puls wurde zunehmend schneller und kleiner. Das Athmeu war kurz und geschwind; hiezu kam Schieben, Steigen in den Barren, Tobsucht, heftiger Schweiss, Niederstürzen; im Freien taumelten die Thierc, fielen auf den Kopf und bluteten deshalb aus der Nase und dem Maule. Der Tod trat schon nach 24— 48 Stunden ein.
Section: Das Zellgewebe und Fett gelb; letzteres am Widerrist sulzartig; die Gedärme von Luft aufgetrieben, mit schwarzen, rothen oder bleifarbenen Flecken besetzt. Die Leber stellenweise verhärtet, das Uebrigc davon schlaff, welk, nicht aufgetrieben, sondern vielmehr zusammengefallen; die Substanz der Leber zersetzt, aufgelöst; in den Gallcngängcn blassgelbe, dünne Galle; der seröse Ueberzug der Leber löst sich sehr leicht ab. Milz und Nieren gesund; in der Harnblase Viel übelriechender Harn; imDarmcanal harter, höchst stinkender Mist. In der Brust- und Hirnhöhle nichts Bemerkenswerthes, als die Blutgefässe des Hirns etwas aufgetrieben.
Ursache: Da blos Waidepierde befallen, die im Stalle gehaltenen aber verschont worden waren, so suchte S. die Ur­sache hauptsächlich in der Beschaffenheit der Waide, welche Uebef-sclnveminungcn ausgesetzt war und austrocknende Pfützen enthielt.
Ucrinf, Pathologie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'Xl
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B eh an il 1 miff: Es wurde der Waidegang abgestellt, den Thiercu piophylaclisch Tabak und Kochsalz auf dem Fuller ge­geben, um sie gelinde abzuftthren; in das Trinkwasser wurde Sauerteig gethan; nach dem Abführen Kochsalz und Enzian gegeben. Nach dem eigentlichen Ausbruch der Krankheit rüth S., den Kranken Salmiak mit Schwefel, und Enzian und Schöllkrautpulver zu geben, in die Lebergegend ein Eiterband zu setzen, bei Anfällen von Tobsucht Blut zu lassen, und damit sodann Einschulte von Infus. arnicae et salicis mit etwas Schwefelsäure zu verbinden.
Von einer Ansteckung ist nirgends die Rede.
(Einen Leberlyphus der Schafe beschreibt Haubucr. s. Gal­lenfieber. S. 266.)
e) Abdominal - Typhus der Pferde. (Typhus abdominalis mihi.) Gurlt's und Hertwig's Magaz. Bd. 3. S. 218.
Ein gasirisch-nervöses Fieber mit schnellem Sinken der Kräfte, Zersetzung des Bluts und Durchfall; im Sept. 1830 in Stuttgart beobachtet, der Cholera vergleichbar. Der Anfall kam plötzlich bei Thieren, die, gut gehalten, sich kurze Zeit zuvor noch völlig gesund gezeigt halten.
Symptome: Plötzliches Versagen des Futters, Nieder­geschlagenheit, ängstliches Wesen, wahrscheinlich ohne Schmerz. Anfangs keine Darmausleerung, bald aber heftiger Durchiall von einer rölhlichen oder lehmfarbenen Flüssigkeit (der Wein-hefe ganz ähnlich), die wenig eigentliche Futterüberreste ent­hielt. In einzelnen Fällen trat der Durchfall mit dem Bcgi;in der Krankheit ein, in anderen, selteneren, kam er gar nicht zu Stande (Cholera sicca); wenig, heller, durchsichtiger Urin ; die HaulausdUnstung einigemal bis zum proIbsen Schweissc gesteigert, der jedoch nicht critisch, sondern vielmehr ein Vor­bote des Todes war.
Als eines der frühesten Zeichen des Erkrankens beobach­tete ich einen eigenthUmlich süsslich-fauligen Geruch der aus-geathmeten Luft. Der Puls war anfangs voll und beschleunigt, 60—70 in der Minute und bis 128 steigend; einigemal zuerst klein und hart, immer aber sehr bald klein, schwach und un-fdhlbar werdend, der Herzschlag anfangs in der Tiefe fühlbar,
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bald pochend. Das ausgelassene Blut war dick, ganz dunkel, thecrartig; es gerann gleichrormlg zu einer Sülze, ohne Serum xu bilden, in andern Fällen blieb es dickflüssig, schmierig. Das Athmen anfangs etwas mülisam, hörbar, später beschleunigt, die Schleimhäute des Mauls und der Nase etwas gelblich ge­färbt ; das Schlucken beschwerlich. Das Bewusstseyn blieb bis zum Tode ungetrübt, während grosse Niedergeschlagenheit, Uneinpfindlichkcit der Haut gegen äussere Beize, Zittern, Zuckungen am Halse und Kopfe, und Lähmung das tiefe Er-griflenseyn des Nervensystems deutlich bezeugten.
Ausnahmsweise wurden ein ruhiger Puls, convulsivische Anfälle, Tobsucht oder Lust zu beissen bemerkt.
Dauer: Alter und Geschlecht waren ohne Einfluss auf dieselbe; die ersten Fälle endeten schon nach wenigen Stunden tüdtlich, die späteren dauerten 24 Stunden bis zu 3 Tageu. Die Genesung folgte ebenso schnell. Von 33 im Laufe von.ca. 8 Tagen befallenen Thieren krepirten 20 unmittelbar an der Krankheit und 2 an den Folgen derselben.
Section: Bei gutgenährten Thieren Fett im Zellgewebe, nirgends sulzige Ergiessungen, wie sie beim Milzbrände vor­kommen ; Strotzen der Venen von schwarzem, flttssigem Blute. Am Darmcanal sah man dunkelgeröthetc Platten der Schleim­haut, die eher verdünnt als aufgelockert erschien; die Mün­dungen der Schlcimbälgc sehr in die Augen füllend; punktför-mige Ecchymoseii unter der serösen Haut; nirgends Brand an dem Darme. Mageninhalt ziemlich trocken, im Dünndarm fängt die hefcnähnliche Flüssigkeit au, welche thcils alkalisch reagiit, theils neutral ist, im Dickdarm schlecht verdautes Futter. Die Leber bald grosser, bald kleiner als gewöhnlich, meist heller von Farbe, selten das Gegentheil; viel Galle in den Gallcngängen. Die Milz häufig kleiner, derb, manchmal wulstig aufgetrieben. Die Nieren weich und dunkel. Die Lungcnsubstanz fester, sehr blutreich; das Rippenfell mit Ecchymoseii besetzt, ebenso das Herz und die grossen Gefässstämme, Rachen und Nasenhöhle stark injicirt, das Hirn wenig. Ucberall das Blut dick, schwarz, flüssig.
Ursachen ganz unbekannt, da die Thiere weder in Futter, noch Pflege, Stallung und Gebrauch fehlerhaft behandelt worden waren. Doch schien die Ursache eine mehr locale zu
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seyn, da die Krankheit bios Pferde von Stuttgart traf und nur ungefähr 8 Tage dauerte (mit Ausnahme von 3 Pferden, die nach etlichen Wochen recidiv wurden). Die Ausbreitung der Krankheit beschrankte sich auf Pferde des k. Leib- und Hof­stalls; den Landbeschalerstall, die Leibgarde, den Stall des Prinzen F. und einige benachbarte Stalle; nur Ein Privatpferd aus der Stadt wurde befallen.
Eine Ansteckung war nicht zu erweisen; die Kranken stunden unter den Gesunden, und nur bei 2 Pferden auf der Tbierarzneischule beobachtete mau eine leichte Aifection. Hunde und Katzen, absichtlich mit dem Fleisch der Cadaver gefüttert, erkrankten nicht.
Therapie: Anfangs Aderlass, Salze, bald aber Reizmittel wie Arnica, Camphor; zugleich scharfe Einreibungen. Besser wirkte innerlich Salzsaure zu '/, — % Unze in schleimigen Decocten ; auch eisenhaltige Salzsäure. Camphor hob zwar die sinkenden Kräfte, aber nur momentan, und vermehrte die nach­folgende Schwäche. Kalte Begiessungeii, Essigklystiere u. s, w., wie sie beim Milzbrand enipfohlen werden, gaben kein günsti­geres Resultat. Stürmische Behandlung zeigte sich eher schädlich.
f) Die Rinderpest. Typhus ebnfagiosus bonm.
(LöscrdüiTC, Ucbcrgälle, Viehseuche u. s. w. Ganglientyplms
der Rinder. R.)
Eine dem Rindvieh eigenthümliche fieberhafte, ansteckende Krankheit, mit Entzünduiigserschcinungen im Hinterleibe, welche die Thiere nur Einmal in ihrem Leben befällt, und bei uns nie von selbst entsteht, sondern stets aus den östlich gelegenen Landern eingeführt wird.
Diese mit Recht höchst gefürchtete Krankheit ergreift blos das Rind, und zwar ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht; verschont dagegen den BüfTel und die näcbstvcrwandten Wieder­käuer. Sie ist seit vielen Jahrhunderten bekannt und hat sich .mehieremale durch ganz Europa verbreitet und dadurch unbe­rechenbaren Schaden angestiftet. Auch in Asien, namentlich dem asiatischen Russland (.Silurien) kommt sie vor. Ihre Ent­stehung ist ganz unbekannt, namentlich ungewiss, ob sie in den Steppen des südlichen Russlands, Polen, Ungarn von Zeit zu Zeit neu entsteht, oder ob daselbst das Contagium fortexlstirt,
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und sicli nur durch die Vcrliiiknisse (Vichtransporte, Kriege u. s. w.} weiter als gewühnlich ausbreitet, und so erst wieder die Aufmerksamkeit erregt. Gewiss selicint zu seyn, dass die Krankheit ursprünglich dem Steppenvieh eigcnthümlich ist und sich bei demselben sogar, wenn es schon einige Zeit aus seiner lleimath entfernt ist, noch entwickeln kann. In den nördlich und östlich von den genannten Landern gelegenen Theilen Europa'laquo; kennt man bios die durch Ansteckung hervorgebrachte Rinderpest, deren Verbreitung von den GrUnzen ihrer lleimath durch den Vichhandel, auf grüssere Entfernung aber meist durch die den Armeen nachgetriebenen Vlehheerden vermittelt wird. In manchen Füllen haben auch die Abfalle (Häute, roher Talg u. s. w.) des kranken Viehs Veranlassung zur Verschlep­pung des Ansteckungsstoffs in entfernte Gegenden gegeben.
Bei dem Steppenvieh erreicht die Seuche nicht so häufig den hohen Grad von Bösartigkeit, als diess in den Ländern und bei den Viehracen der Fall ist, welche die Krankheit nur durch Ansteckung erhalten; diese gelindere Form der Binderpest hat man irrigerweise als eine andere Krankheit unter dem Namen „Magenseuchequot; beschrieben. Indessen kommt die Uinderpest auch unter dem Steppenvieh öfters in der schlimmsten Form vor.
Symptome: Nach geschehener Ansteckung, welche meist durch die Luft und auf ziemliche Eutlernung hin geschieht, vergeht ein Zeitraum von 4 — 7, in seitnern Fällen selbst bis zu 14 Tagen, ehe sieh auffallende Krankheitszeichen au dem inficirten Thiere zeigen. Traurigkeit, Hängen des Kopfs, ein kurzer Husten, öfters aber auch eine grossere Muuter-kelt, die sich durch Springen, Stossen u. dgl. äussert, sind die ersten Symptome, zu welchen sich eine grosse Empfindlichkeit auf Druck in der Lendengegcnd, zuweilen laquo;iterbrochenes Wieder-^ kauen, Gähnen und Zähneknirschen , unter den Leib gestellte Hinterfüsse, ein gewölbter Bücken und vom Körper abstehender Schweif gesellte. Die sichtbaren Schleimhäute und das Flozmaul sind trocken, etwas rüther, die Füsse und Hornwurzeln wärmer als gewöhnlich; das Auge thränt, der Mist ist trockön, die Absonderung des Harns und der Milch sparsam. Auf diese Periode der Vorboten (Sladium prodromormn) folgt am 7 — 8 Tage nach der Ansteckung, zuweilen selbst früher, der eigent­liche Ausbruch der Krankheit (Sfadium inflammaüonis), welcher
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durch einen leicht zu übersehenden Fieberschauer bezeichnet ist. Die Wärme der Extremitäten wechselt oft mit Kälte, die Nase das Maul und Auge erscheinen trockener, der Puls ist auf 70 — 75 vermehrt, der Herzschlag fühlbar, die Respiration be­schleunigt ; Fresslust und Wiederkäuen hören fast gänzlich auf; aus der Nasefliesst eine wässerige, später schleimige Flüssigkeit ; wenig Mist und Harn, ersterer ist trocken und schwärzlich, letzterer rothbraun.
An* 2 — 3. Tage nach dem Anfange des Fiebers entstehen meist im Maule rothe Dupfen, die in kleine, weisse Bläschen übergehen, welche bald aufbrechen und von der Oberhaut ent-blüsste, leicht blutende Stellen (Erosionen) hinterlassen. Auch in der Nase und zwischen den Klauen künnen sie vorkommen. Unter Zunahme der Symptome, namentlich des Fiebers, geht diesei Stadium nach einigen Tagen in das nervöse oder Ruhr­stadium (Stadium nervomm) über; der Mist wird nun allmäh­lich flüssig und ruhrartig, oft und mit Zwang abgesetzt, der Mastdarm ist entzündet und hervorgetrieben ; auch die Sccre-tiouen der übrigen Schleimhäute kommen iu grösserer Menge, zähe und übelriechend zum Vorschein (Nasenausfluss, Speichel, Thräueif); das Fieber zeigt alle Charactere des Schwäche - oder fauligen Fiebers, die Kranken magern sehr ab, Zersetzung des Bluts findet statt, unter der Haut entwickeln sich Windge­schwülste u. s. w. Ein bald als pustulös, bald als grindartig beschriebener Hautansschlag am Halse, Rücken und Schwanz (welchen man als R a m m a z z i n i's symptomatische Kuhpocken in den Handbüchern nachzufUhreu pflegt) begleitet öfters dieses Stadium, er fehlt aber auch in manchen Epizootien, gleich tuen Erosionen, gauz. Das Verwerfen trächtiger Thiere verschlimmert noch ihren Zustand. Der Tod tritt ohne heftige Zuckungen unter Zeichen der Erschöpfung ein. Manche Thiere unterliegen schon am 3—4. Tage nach dem Ausbruche des Fiebers, meist aber erst zwischen dem 7. und 10. Tage.
Wenn an die Stelle des ruhrartigen Durchfalls um den 7 — 9. Tage ein dünneres Misten, zugleich mit Spuren wieder­kehrender Fresslust und Rumination, und mit Abnahme der Pulse u. s. w. tritt, so hat man Hoifnang zur Erhaltung des Thiers.
Kommt die Krankheit mit dem Milzbrand zusammen, so gibt sich letzterer durch die Anthraxbeule zu erkennen, und der
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Verlauf der Krankheit wird beschleunigt, verlangsamt dagegen wird derselbe durch Complication mit der Lungenseuche (nach Jessen). Auch zugleich mit der Klaucnäcuche hat man sie gesehen (Weistein).
Section. Sulzige Ergiessung oder Luft im Zellgewebe unter der Maut; das Fett resorbirt; flüssiges, dunkles, zersetztes Blut; Entwicklung von stinkenden Gasen im Dartncanal und dem Bauchfell; Ecchymosen an den Häuten der Mägen, des Darms und der Uarnorgane; Schlaffheit und Mürbheit der Häute des ersten und zweiten Magens; im dritten Magen trocknes, pul­veriges , wie verbranntes Futter (daher Lüserdürre), au den Wänden und Falten dieses Magens dunkle, entzündete, oder brandige Platten; die innere Haut (Epitheinitn) löst sich leicht ab; der vierte Magen und der Zwtilffingerdarm zeigen meist noch stärkere Entzündungsspuren; so auch der Mastdarm; die Leber mürbe, die Gallenblase sehr gross (daher Uebergölle), voll wässeriger Galle; die Milz klein und mürbe. Häufig auch Entzündung und Brand an den Lungen, Wassererguss in der Brusthöhle, Blutanhäufung in der Schädelhbhle u. s. w.
Die Sterblichkeit ist bei der Binderpest so gross, dass man annimmt, von dem Steppenvieh seuche etwa die Hälfte oder '/, (nach Jessen manchmal nur l/laquo;o)i bei dem deutscheu Vieh %o oder '/it, und bei Schweizer- und uürdlichem Marschvieh nur %„ durch. Wenn die Krankheit in einer Gegend auftritt, ist sie gewohnlich viel bösartiger, als wenn sie erst einige Zeit geherrscht hat; diess lässt sich aus der grössern oder geringem Disposition der befallenen Thiere erklären. Die Herbstwitterung pflegt die Seuche ebenfalls bösartiger zu machen.
Indessen ist es sehr selten, dass einzelne Individuen der Ansteckung widerstehen; Farren und ganz junge Kälber sollen lei'chtcr durchkommen, fette und kräftige Thiere, sowie trächtige Kühe stärker ergriffen werden.
' Die Verbreitung der Rinderpest geschieht bei uns blos durch den ihr eigenen sehr flüchtigen AnsteckungsstoÜT; dieser entwickelt sich ganz kurz nach dem Ausbruche des Fiebers, so dass scheinbar noch gesunde Thiere schon andre anzustecken im Stande sind (nicht selten mögen selbst noch nicht angesteckte Thiere zufällig die Träger des Contagiums seyn, indem sie mit ansteckenden Stoffen au nicht resorbtionsfähigeu Stelleu besudelt
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sind); der Bliitdüiist und die HautausdUiistung sind bereits contagiiis, wenn es die übrigen Secrelionen (Mist, Harn u. s. w.) noch nicht sind ; der Ansleckungsstoff haftet an allen Bestand-theiien oder Ueberresten des kranken Thiers, er wird meist durch die Lunge aufgenominen (Einathmcn der ausgcathinctcn Luft, der Hautausdilnstung kranker Stücke, Riechen an ihrem Mist, Harn, Fleisch, Häuten u. dgl.) und ist auf ziemliche Entfernung und in sehr grosser Verdünnuns: noch wirksam (daher Verschleppen durch Kleider, Schuhe, durch Hunde, Katzen u. dgl., welche mit kranken Thieren oder ihren Abfüllen zu­sammen kommen). Die Winterkältc beschränkt die Ajisbrcitung der Krankheit, weil weniger Verkehr mit Vieh stattfindet und die Excretionen der kranken Thiere sogleich gefrieren, also nicht so leicht verschleppt werden können.
Als Unterscheidungszeichen der Rinderpest von an­dern Krankheiten, mit denen sie verwechselt werden kann (z. B. der Ruhr, dem Milzbrand, typhöser Lungenentzündung,' Lungen­seuche u. s. w.) werden folgende angeführt: die langsame Ansteckung im Anfange (der sog. Infectionsgang), wenn die Krankheit bei uns erscheint (es steht 7—8 Tage an, bis eine Ansteckung wahrgenommen wird); der Weg, den die Krankheit genommen (Contagionslauf von Ost nach West, oder aber dem Zuge der Armeen folgend); die Ausbreitung der Krankheit von einzelnen Ställen, Ortschaften u. s. w., wo sich Kranke befän­den ; die Jahreszeit, in welcher sie sich einfindet (da Milzbrand mehr in den heissen Monaten vorkommt), ferner die Erosionen im Maule, das Stocken des Bluts ohne Serum abzuscheiden. Indessen ist es in einzelnen Fällen, besonders wo kein Verdacht der Einschleppung des Contagiums besteht, gewiss höchst pchwierig, die Rinderpest von einem Faulfieber oder einem sporadischen typhösen Fieber, Vergiftungszufällen, Ruhr u. dgl. mit Sicherheit zu unterscheiden.
Behandlung. Anfangs: Aderlassen, innerlich Salze oder Säuren (Salzsäure, eisenhaltige Salzsäure, Chlor) in schleimigen Abkochungen; Eiterbänder, scharfe Einreibungen, Klystiere; im nervösen Stadium: Arnica, Calmus, Wein, mit 01. Corn. Cerv. oder Niix vomica gegen den Durchfall. -Eine Menge verschiedener Mittel sind anempfohlen worden, aber meist ohne bessere Resul­tate herbeizuführen. Jessen fand starke Aderlässe und
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Antiplilogistiea naciifheilig, er setzte frühzeilig; ein reizendes Haarseil in den Trie), liess bei der Ziinalime der Krankheit grosse Vcsicafori(5n an der Brust maclieii und brannte in der Leber-gegend mit dem knoplTürmigen Eisen wiederholt; innerlich gab er Calomel mit Camphor, Asaßtida, Valeriana oder Angelica, Calmvs; im höchsten Grade der Krankheit setzte er:Näphthit oder Ammon. carbon, zu, oder machte Infusionen von Tinct. asafoet. und Aether, sulphur, von jedem 1 Dr. in die Jugular-vehe. Gegen den Durchfall empfiehlt er eine Leimabkuchung mit gebranntem Roggenmehl.
Prophylaxis. Theils durch Impfung mit Nasenschleim von leicht erkrankten Thieren (am Schweif, Ohren, Triel, mittelst Lancettstichen oder Blinziehen von Fäden), theils aber (weil die Impfung die Krankheit nicht zu mildern, sondern blos schneller zu beendigen im Stande ist) Abhaltung der Seuche durch die strengsten polizeilichen Massregeln; insbesondre aber Tilgung derselben durch Todtschlagen der Erkrankten und Verdüchtigen, Beseitigung aller ihrer ansteckungsfähigen Besfandtheile; Des-infection der Ställe u. s. w., worüber in jedem Lande besondere und ineist sehr ausführliche Verordnungen bestehen.
Die Behauptung, dass die Ausdünstung der Gerberlohe die Thiere vor der Ansteckung schütze, wird ebensowenig be­gründet seyn, als man diess ehedem von der Ausdünstung der Ziegenböcke (und Büffel) glaubte.
Das Fleisch, der Talg u. s. w. der als verdächtig oder im Beginn der Krankheit getödteten Thiere könnte ohne Nachtheil benützt werden, wenn nicht die Verschleppung des Contagiums dadurch zu befürchten wäre.
IiTthumlich geben französische und englische Tbicrärzte.,, z. B. Hurtrel d'Arboval, Youatt an, dass in iluem Vatcrlande die Rinderpest manchmal von selbst entstehe. Ebenso unenviesen ist die Behauptung, dass durch die Nähe faulender Körper oder durch Kartoffelfiitterung Rinderpest hervorgebracht worden scy, obwohl ein sporadischer Typhus in solchen Fällen entstanden seyn mag.
g) Typhus bei Schweinen.
Falke führt in seiner monographischen Skizze des Typhus diese Krankheit bei Schweinen an. * Er beobachtet im Wesent­lichen dieselben Erscheinungen, wie beim Pferde; besonders
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deutlich die Petechieu auf der Haut, der Fieberfrost ist heftiger, das Hiriileiden bei inaiiehen sehr deutlich ausgesprochen. Die meisten Kranken gaben Morgens und Abends ihre üble Laune durch Grunzen, Quicken u. s. w. zu erkennen, waren dabei schwach im Kreuze oder selbst lahm und wollten nichts fressen. Ausscrdem aber frassen sie zum Theil bis an ihr Ende.
Bei der Section fielen die entzündliche Veränderung der Leber, die Verdickung der Galle zu einer ziemlich consistenten Masse, die bedeutende Vergrüsserung und Mürbheit der Milz, Verschwärung und Durchbohrung des Magens, Geschwürcheu im Ilcum, stark entwickelte Veuennctze im Colon auf.
Therapie: Brechmittel (auch präservativ), sodann Calomel, Salze oder Säuren, kalte Begiessungcn; im Durchfall: frisch-geglühte Holzkohle u. s. w.
A) Typhus bei Katzen.
Er ist wenig bekannt. Guersent führt eine vielleicht hieher gehörige Krankheit an, und Hund schrieb über eine nervöse Katzenseuche, die mit Erbrechen und Verlust der Mun­terkeit anfing und in eine anhaltende Betäubung überging. Bei der Section fand man Spuren von Entzündung im Darmcanal.
i) Cholera. Brechruhr.
Eine der asiatischen Brechruhr des Menschen ähnliche höchst acute und gefährliche Krankheit, mit Durchfall und schnellem Sinken der Kräfte, nicht nur der Hausthiere, sondern auch des Wildes und der Vögel.
In den Gegenden, wo die asiatische Cholera unter den Menschen herrschte, beobachtete man häufig ein auiTallendes Er­kranken unter den Hausthieren und dem Geflügel, welches sogar in einigen Fällen dem Ausbruche der Cholera beim Menschen vorausgegangen seyn soll. Es darf angenommen werden, dasa dergleichen Krankheitsfälle bei den Thieren von derselben Ur­sache abhängig waren, welche die Krankheit bei den Menschen hervorbrachte und verbreitete, um so mehr, als die Symptome und der Sectionsbefund eine unbestrittene Aehnlichkeit mit denen der Cholera beim Menschen gezeigt haben.
Unter den Hausthieren litten die Wiederkäuer am wenigsten; bei Hunden und Katzen sprach sich die Krankheit unter denselben
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Symptomen wie beim Menschen (Erbrechen, Durchfall, schnellem Sinken der Kräfte, Krumpfe u. s. w.) aus; von dem Wilde erlagen die Hasen am häufigsten.
Noch mehr aber als die Säugethiere schienen die Vögel unter der herrschenden Krankheitsconstitution zu leiden; während die Hühner, Gänse u. s. w. unter den eben angefahrten Symptomen schnell zu Grunde gingen, bemerkte man ein Ausbleiben oder Seltemverdcn der Sperlinge, Krähen, Singvogel u. s. w. au sehr vielen von der Cholera heimgesuchten Orten.
Wo diese mit grosser Heftigkeit auftrat, wurden selbst in den Flüssen und Teichen die Fische, Krebse, Blutegel u. s. w. in grosser Zahl todt gefunden.
Einige nähere Angaben mögen das Angeführte bestätigen.
In Asien sah man zur Zelt der Cholera besonders Rindvieh, Kameele, Schafe, Hunde und Vögel leiden; viele derselben starben daran. Ein Elephant wurde mit Weingeist und Opium hergestellt. Jainea Ranker sah bei Kamceleu und Ziegen heftigen Durchfall während der Cholera-Epidemie.
Als die Cholera In der Statthalterschaft Cherson herrschte, blieben auch die Hausthiere und besonders Vögel nicht ver­schont; in einigen Häusern starben die Hühner und Truthühner zum grössern Theile. Man bemerkte: schleimigen Ausfluss aus dem Schnabel, Durchfall, Krampf in den Küssen. Auch eine Kräht; und ein Kranich erkrankten. Bei Gänsen und Enten sah man Würgen und Anstrengung zum Erbrechen, später wirkliches Erbrechen von klarem Wasser und Laxiren.
In einigen Fasanerien Ungarns gingen viele Fasanen zu Grunde; als mau gepulverte Brechwurzcl unter das Futter mischte, soll die Sterblichkeit nachgelassen haben.
Auch in Frankreich zeigte sich nach Magen die und Deuxpart die Cholera bei Rindvieh, Ilühneni und Truthühnern als Seuche, und die Section wies die Zeichen dieser Krankheit laquo;ach; in Arras verlor ein Einwohner von 40 Hühnern innerhalb 3 Tagen 38 an der Cholera. Bei den Kühen will man nach kürzerem oder längerem Unwohlseyn Erbrechen (?) und Durch­fall mit Verlust der Milch gesehen haben; die Section zeigte Blutanhäufung in der Lunge, rosenrothe Färbung der Darm-BChleimhaut, im Darm eine weiche, breiartige Masse u. s. w.
In Wien sollen während der Cholera viele Hirsche zu
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Grunde gegangen seyn; mit ihrem Ausbruche verschwanden daselbst die Dohlen und Sperlinge. Im Braunschweig'schen blieben die Zugvögel aus.
Otto in Breslau beobachtete, dass ein Hund, der seinem Ilenu in den Spital gefolgt war und von dem Ausgebrochencn gesoffen hatte, die Cholera bekam und daran krepirte.
Ob auch Fälle von enzootischer oder selbst sporadischer Cholera hei den Thieren vorkommen, und ob locale Ursachen eine ahnliche Krankheit hervorbringen künnen, bleibt dahin­gestellt. Als im Jahr 1839 in Berlin die Cholera wieder aus­gebrochen war, sollen mehrere Landwirthe daselbst, welche die fast werthlosen Gurken ihrem Vieh fütterten, grosse Verlustr , unter cholera-ähnlichen Symptomen erlitten haben.
Dr. Krauss verlor während seiner Reise im Cäfferland (1839) sein Reitpferd in der Nähe des Zizikama River an einer daselbst herrschenden cholera-ähnlichen Seuche, welche in der Gegend Tauseude derselben hinwegraffte.
Zwölfte Gattung. 3gt;e\)vf\tbet. (Fcbris hectica.J
(Schleichendes, Eiterungsficber. Febris lenta, phlhisica.')
Fieber, schleichend-entzündlichen oder ästhenischeu Cha­racters, oft remittirend, mit zunehmender Abmagerung verbunden. Unbestimmte Dauer; nicht ansteckend. Bei allen Hausthieren.
Dem Zehrfieber liegt in der Mehrzahl der Fälle ein örtliches Leiden zu Grunde; doch kommen auch bei den Thieren Fälle vor, wro ein solches fehlt oder wenigstens nicht in solchem Grade zugegen ist, dass es als die Veranlassung der fieber­haften Abzehrung angesehen wird. Wie die Nervenfieber sich durch das gleichzeitig und wesentlich mit dem Fieber ver­bundene Ergriffenseyn des Nervensystems auszeichnen, so daraquo; Zehrfieber durch die Störung der Ernährung und die fortdauernde Abnahme der Masse und der Kräfte des Körpers.
o) Jdiopathisches heclisches Fieber.
Es ist sehr schwierig, bei Thieren, über deren frühere Krankheiten und schleicliend entstandene Desorganisationen der Thierarzt go wenig erfahrt, das idiopathische hectische Fieber
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von dem sccundiircu oder syinptomatisclieii zu unterscliciden, welches eine Fol^c und das Ende sehr merklicher Zerrilltung wesentlicher Orgai-e u. s. w. ist. Indessen kommen Fälle bei Thieren vor, in welchen die Section keine organische Structur-veründerungen u. Agl. nachweist, und das Thier an einem massigen Fieher ailmählig dahinschwand. So z. B. nach einem starken Blutverlust, oder nach sehr schmerzhaften Krank­heiten , nach heftigen Affecten, übermässiger Anstrengung, Mangel an Ruhe u. lt;lgl.
Die Symptome des Zehrfiebcrs an und für sich sind: ein kleiner, beschleunigter, manchmal etwas harter Puls, deut­lich fühlbarer Herzschlag; zunehmende Abmagerung, Schwäche der Muskelkraft, namentlich durch Mangel an Ausdauer, bal­diges SchwilzcH -u. s. w. bezeichnet; blasse Schleimhäute, glanzloses Haar, trockne, gespannte Haut, Neigung zu Haut­ausschlägen, zu Polypen- und Warzenbildung; wechselnder Appetit, öfter vermehrter Durst; wässeriges, cruorarmes Blut, geringe thierische Wärme. Während der sich öfters auf mehrere Monate erstreckenden Dauer des Zehrfiebers lässt dasselbe zu unbestimmten Perioden an Stärke nach und nimmt ebenso wieder zu; es tritt, endlich eine Neigung zur Zersetzung der Sälte oder eine erschüpfendc Secretion (z. B; Durchfall]) hinzu und macht das Leben des Thiers, ohne heftigen Todeskampf, erlöschen.
Bei der Section findet man: gänzlichen Mangel an Fett, wenig und wässeriges Blut, massige Wasseransammlung in den Hohlen des Körpers; Schlaffheit und Blässe der Organe; die Muskeln geschwunden u. dgl. m.
Ursachen: dieselben, welche bei der Abzehrung S. 105 angeführt wurden.'
Prognose: meist ungünstig.
Behandlung: auf Beseitigung der Ursachen gerichtet; meist diäfcfische-Mittcl: leicht verdauliches, nahrhaftes Futter, nährende, milde Getränke (Milch, Fleischbrühe), frische Luft, Ruhe oder Bewegung nach Willkühr. Innerlich bittere, stär­kende, schwach-gewürzhafte Pflanzenstoffe, auch Eisenpräparate, namentlich die leichter assimilirbaren, z. B. blausaures, salz­saures, weinsleinsaures Eisen.
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6) Symptomatisches Zehrfieber. (meist Eiterungsfieber. Febr. phthisiea.')
Diese weit häufiger vorkommende Form entsteht entweder als Folge (noch fortdauernder) Missverhältnissc der Absonde­rungen zu der Ernährung (zu starker Verlast von Schleim bei Durchfällen, zu starke Harn-, Saameu-, Milchabsonderung), oder durch langwierige und copiüse Eiterung grosser Wund-flächen, Verbrauch der Säfte zur Tuberkel-, Warzen- und Polypenbildung; übermässige Anzahl von Eiiigeweidewürraern, langsame Vergiftung u. dgl. Obgleich in den meisten Cachexieu ein hectisches Fieber gegen das Ende des Leidens hinzutritt, so ist diess doch am häufigsten der Fall bei der Tuberkulose und Vereiterung der Lunge, auch der Leber, der GekrösdrUsen, seltener des Magens und Darmcanals, der Xieren, des Frucht-hälters u. s. w. Hier scheint theils der Verbrauch des Bluts zu der Eiterbildung, theils die Resorbtion von Eiter und dessen Rücktritt in das Blut nachtheilig zu wirken.
Da die Eiterung nicht ohne einen gewissen Grad von Ent­zündung vor sich geht, so hat das Zehrfieber in solchen Fällen öfters einen entzündlichen Anstrich (härtlicher Puls, vermehrter Durst), was bei der Behandlung desselben zu bcrttcksichtigcn ist.
Die Zeichen des symptomatischen Zehrfiebers sind dieselben, wie des idiopathischen; es kommen aber noch die des localeti Leidens hinzu, z. B. ein schwacher, trockener, quälender Husten bei Lungentuberkeln, übelriechender Nasenausfluss bei Lungen­vereiterung ; höchst stinkender Durchfall bei Leber- oder Darm­geschwüren; jauchiger Ausfluss aus der Scheide bei Entartung und Eiterung des Fruchtbälters u. s. w. Manchmal ist jedoch das örtliche Leiden, von welchem das Zehrfieber ausging, erst durch die Section nachzuweisen, deren Ergebnisse grösstcntheils von dem localen Ucbel abhängen.
Ursachen: zunächst die vorausgegangene, beziehungs­weise die noch bestehende, locale Krankheit (/,. B. Lungen-verciterung); hiezu alle noch mehr schwächende Einflüsse, so wie die den krankhaften Process, z. B. die vermehrte Secretion, steigernden Einwirkungen; entferntere Ursachen: alle die zur Cachcxie und Dyscrasie Veranlassung geben.
Prognose wie bei a).
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Behandlung: ebenso; jedoch mit sleter Berücksichligung des localen Leidens; so müssen also z. B. copiöse Eiterung oder colliquative Ausleerungen beschränkt werdenquot;; Wünner er­fordern wurmwidrige, Gifte dagegen specifischc Gegenmittel u. s. w. Wenn ein gelinder Grad eines entzündlichen Zustandes in dem kranken Organe zugegen ist, so sind alle reizenden Mittel zu vermeiden; dagegen ist schwach antiphlogistisch (weniger durch Blutentzieliung, als durch ableitende und durch beruhigende Mittel, wie Aconit, Blausüure u. dgl.) zu verfahren.
Das Fleisch der vom Zehrfieber leidenden Thiere ist zwar von geringem Wcrthe, aber keineswegs schädlich ; die Herde der Krankheit (Lunge, Leber u. s. w.) sind begreiflicherweise zu beseitigen.
c) Eiterinfection.
Der Uebergang von Eiter in die Blutmasse, sey es zufällig durch Resorbtion oder absichtlich durch Infusion, wirkt in manchen Fällen, einem Ferment ähnlich, so dass sich in ver­schiedenen Geweben Eiterablageningen bilden und ein hinzu­tretendes Fieber das Thier innerhalb kurzer Zeit aufreibt.
Einen Fall, in welchem nach einer Hufverletzung innerhalb 64 Stunden durch Resorbtion der entstandenen Jauche Lungcn-absecsse entstunden, findet man im Repertor. der Tli.-Hlk. II. Bd. S. 52 beschrieben. Ebendaselbst sind (S. 42. u. 54) meh­rere Fälle von Eitcrinfusion angeführt, welche theils Knoten und Absccsse in der Lunge und der Milz, theils den Rotz der Pferde zur Folgen hatten; so dass einige französische Thierärztc geneigt sind, die Ursache des aeuten Rotzes in einem Ueber­gang von Eiter in die Blutmassc, sey es durch Resorbtion oder durch Unterdrückung einer bestehenden Eiterabsonderung zu suchen. Jedenfalls hat Eiterinfection den Rotz nicht noth-wendig zur Folge, wie dieselben Beobachter zugeben, indem sie anführen, dass einige der Pferde, denen Eiter in die Venen injicirt worden, in den ersten Tagen heftiges Fieber, das bis zum 7—8. Tage anhielt, bekommen haben, bis zum 15. Tage aber alle Krankheitssymptome verschwunden seyen.
Nach den von mir hierüber angestellten Versuchen bestätigt sich die schnelle Bildung von Knoten und Abscessen theils in den Lungen oder andern Eingeweiden, theils im Zellgewebe,
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laquo;ach lufusiüii von Eiter in das Blut. Rotz ist mir nicht dabei vorgekommen, wohl aber habe ich in einigen Fällen chronischen Rotz höchst wahrscheinlich dadurch entstehen gesehen, dass die Blutmasse der an einer langwierigen Eiterung (Hufschaden, Nackciilistel u. s. w.) leidenden Thiere durch Resorption von Eiter inficirt worden ist. In andern ähnlichen Fällen hildeten sich Abscessc in der Lunge und Venenentzündung aus dieser Ursache. Die Iniusion des wässrigen Tlieils von Eiter (ohne die Eiterkügelchen) hatte keine nachtheilige Folgen. E i n F a 11 v o n E i t c r 1 n f u s i o n.
Am 31..Jan. 1840 wurde von einer gutartigen Fleischwunde eines Pferdes etwa V, Unze Eiter genommen, mit2—3 Unzen lauem Wasser angerührt und durch ein Tuch geseiht. Die durchge-lauleue, milchigte Flüssigkeit wurde einem 4jährigen, gesund-scheinenden Wallachen in die linke Jugularvene infundirt.
Nach einer Stunde; Fieberschauer, der eine volle Stunde anhält; nachher frisst das Thier sein Futter vollends. Puls 48.
Den folgenden Tag wenig Aufmerksamkeit, Kopfhängen, Puls 60; einigemal schwacher Husten.
Den 2 — 4. Februar blos tieferes Athmen, sonst nichts Krankhaftes zu bemerken; lässt sich nicht zum Husten zwingen.
Den 5—7. Zunahme des Pulses von 48 bis 72, weich, klein; beschleunigtes Athmen, mit starker Bewegung der Rip­pen; dumpfer, seltener Husten, etwas klebriger Nasenauslluss. Liegt nicht, frisst aber ordentlich.
Den 8. Puls auf 60 gesunken, am 9. wieder auf 72; gegen 40 Athcm/.üge, schwacher Husten, Bewegung der Rippen, bei­nahe wie in der Dämpfigkeit.quot; Fresslust gut.
Den 10—12. Februar gleicher Zustand, allmithliges Steigen des Pulses auf 84, der Athemzüge auf 44; wechselnde Fress-lusl; stossendes Athinen.
Den 13—19. sichtliche Abmagerung; Puls 72—80; zeiten-weisc 96, Athemzüge 44—48; wässriger, später eiterartiger Nasenauslluss; Jucken und Reiben an den Schenkeln; anstren­gender Husten. Periodische Erleichterung. Herzschlag nie pochend, sondern sehr circumscript und massig fühlbar.
Den 21. Febr. Das Thier legt sich mehrmals, und kann nicht mehr aufstehen; die Athembcschwerde hat einen sehr hohen Grad erreicht. Es wird durch Genickstich getödlet und sogleich secirt.
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Die Bauchhühle zeigte nichts abweicliendes; selir WenlgFett. In Leiden Lungen mehrere verhärtete Stellen von verschiedener Grosse und Form, alle scharf begränzt, an der Peripherie dieser kranken Stellen ist das Lungcngewebe mit Wasser infiltrirt, das beim Einschneiden herausquilll; tiefer innen befinden sich ent­weder etliche erbsengrosse oder Ein nussgrosser Abscess mit gelbem, zum Theil käsigfem, geruchlosem Eiter. Diese Abscesse sind unrcgelmilssig zerstreut, doch mehr unten in der Lunge als oben und mehr linkerseits. Im Herzbeutel ein Pfund trüblichen Wassers; an der Oberfläche des Herzens eine weiche, villöse AüsschwitziTiig. In den Bronchien viel Eiter und Schleim.
H e r t w i g sah auf Eiterinjeclion in die Scheukelvene Ent­zündung und Abscessbilduug im Darmcanal folgen.
ZWEITE lt;raquo;KII\r\r;.
Qcnt3finiunfllaquo;n. Qlnflamationes, Phlegmasiae, Phlogoses.J
(Vergl. das im Allgemeinen hierüher Angeführte S. 215, und über die entzündliche Beschaffenheit des Bluts S. 99.)
Dieselbe vermehrte Thtitigkeit, welche im Fieber durch das ganze Gefässsystem statt findet, äussert sich bei den Entzün­dungen Innerhalb eines oder mehrerer abgeschlossener Organe, oder in einzelnen, mehr oder weniger ausgebreileten Geweben (z. B. einer Sehleimhautparthie, serOser Haut u. s. w.).
Der vermehrte Andrang des Bluts in dem entzündeten Theil vermehrt dessen Masse CAnschwellung), theilt ihm eine dunklere Färbung (Rüthe) mit und verursacht Spannung (Schmerz). Zu­gleich aber ist der nächste Zweck des gewöhnlichen Blutzu-llusses (Ernährung oder Secretion) bald mehr, bald weniger verfehlt, indem an die Stelle der Ernährung eine Ausscheidung einzelner (meist gerinnbarer) Bestandtheile des Bluts tritt, die normale Absonderung des entzündeten Organs aber entweder ganz aufhört, oder merklich verändert wird. Je nach der Struc-tur des Gewebes, in welchem die Entzündung auftritt, oder dem Grade der letzteren, oder ihrer Complication und ihrem
Herin;, Pathologie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 23
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Character ist der Eiufluss der Nerven auf den Vorgang der Entzündung wenig oder stark in die Augen fallend.
Die KntzUndungen, welche sehr gefäss - oder nervenreiche Theile , oder Gewebe von bedeutender Ausbreitung betreffen, oder überhaupt sehr heftig sind — ziehen in der Regel ein allge­meines Fieber nach sich, welches man als Reizfieber (S. 227) ansehen kann, das sich aber auch nicht selten zum entzündli­chen Fieber steigert. In diesem letztern Falle (wesentlich dem­selben , wenn ein anfangs reines oder idiopathisches Fieber eine locale Entzündung herbeiführt), verlaufen beide krankhafte Vor­gänge — Fieber und Entzündung — parallel, d. h. sie nehmen zu gleicher Zeit ab oder zu, und ihr Character ist meist der­selbe. Auch die Behandlung ist in der Hauptsache die gleiche. Mehrere dieser Verbindungen sind bereits unter den (complicir-ten) Fiebern aufgeführt worden.
Der Verlauf der Entzündungen an und für sich ist meist acut, und um so rascher, je heftiger der Grad der Entzündung ist, oder je gefiissreicher der befallene Theil ist (z. B. Ent­zündungen der Lunge, des Hirns, der Schleimhäute, wogegen die Entzündung der Knochen, Sehnen und Bänder langsamer verläuft). Manche Ausgänge der Entzündung, wie Eiterung, Wassererguss, Verhärtung, Aftergebilde, können sehr lange fortdauern, und entweder eine sogenannte chronische Entzün­dung darstellen, oder aber als ein abgeschlossener Vorgang unverändert stehen bleiben, bis etwa chirurgisches Eingre.fen, oder eine neue Entzündung sie entweder beseitigt, oder sie auf eine höhere Stufe der Desorganisation führt. (I.ungenverhärtung, Lungengeschwür; Exstirpatiou einer Balggeschwulst, Trennung verwachsener Theile u. s. w.)
Der Character einer Entzündung wird theils von dem Zustande der Lebenskraft überhaupt, theils von dem Zustande des entzündeten Organs bestimmt. In dieser Beziehung unter­scheidet man den sthenischen und asthenischen, den erethischen und torpiden Character; letztere beide Zustände drücken den Antheil des Nervensystems an der Entzündung aus. Obgleich der astbenische Character dem entzündlichen eigentlich e-.itge-gengesetzt ist, können doch beide zugleich in demselben Indi­viduum vorkommen; es kann z. B. an einem entschieden asthe­nischen Fieber und daneben an einer localeu Entzündung (durch
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Brennen, üussere Reize u. dgl.) leiden; indessen wird der Cha­racter des localeu Leidens bald In dem des allgenteiueu Zu-staudes untergehen.
Von den reinen Entzündungen, die in jedem Ulul- und Nerven führenden Gewebe, durch allgemeine, reizende Einwir­kungen (z. B. Hitze, chemische, mechanische Reize) hervor­gerufen werden können, unterscheidet man die s p e c i f i s c h e n Entzündungen, welche sich durch einen bestimmten Verlauf auszeichnen, und nur Einer (speeifischen) Ursache ihre Entstehung verdanken , so z. B. die auf die Einimpfung der Pocken folgende Entzündung u. s. w.
Bei der Betrachtung der einzelneu hieher gehörigen Krauk-heitsformen wird der Sitz der Entzündung (der berallenen Or­gane) in der Ordnung vom Kopfe nach den Extremitäten, mit Rücksicht auf die nahe verwandten Organe, zu Grunde gelegt, und dieser Reihe werden noch die Entzüudungei!, welche an verschiedenen Steilen des Körpers vorkommen können (z. B. Zellgewebe, Muskel, Gelenke) angefügt.
A. Duitentji'inJiunfl. (Phremtis.J {Cephalitis, Meningitis.)
Störung der Hirnverrichtungen, bald durch Raserei und Unzweckmässige Bewegungen, bald durch Bewusstlosigkeit sich äussernd; mit Fieber verbunden. Acuter Verlauf. Sporadisch, bei allen ITausthieren vorkommend.
Die Ilirnentzündung befällt am häufigsten Pferde, und hat bei ihnen und dem Rindvieh meist einen sehr raschen Verlauf. Sie ist nicht selten für sich todtlich, oder hinterlässt solche Störungen in der Verrichtung des Hirns, dass das Thier dadurch unbrauch­bar wird. Nach dem Verlauf unterscheiden wir die höchst acute und die acute, ferner die symptomatische und die schleichende Hirnentzündung.
a) Höchst acute Ilirnentzündung. -{Phrenitis peracuta.')
(Käsender Koller mehrerer Autoren. Verlige idiopathique, mal d'Espagm
der Frnnzoscn.)
Symptome. Diese Form der Ilirnentzündung tritt theils plötzlich auf, theils nachdem einige Tage lang Trägheit, Mangel
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an Fresslust, trockenes Misten u. dgl. vorausgegangen sind; die Anfälle von Raserei, Toben u. s. w. kommen entweder im Stalle, oder aber nährend dem Gebrauch des Thiers, meist un-cnvartet. Heftiges Athmen, mit aufgesperrten Nasenlüchern, gerülhele Nasenschleimhaut, glänzende Augen, Hauen mit den Vorderlüssen, grosse Unruhe des Körpers ( ohne Neigung nic-derzuliegen, oder sich zu wälzen, wie bei der Colik), Steigen in die Krippe, Zerreissen der Halfter durch Zurückhängen, bewusst-loscs Schieben und Drücken an den Barren, starkes Schwitzen; ein sehr beschleunigter, bald kleiner und harter, bald voller Puls, unfühlbarer Herzschlag u. s. w. sind die Zeichen eines An­falls von peraenter Hirncntzündung. Die auf die heftige Anstren­gung folgende ErsclKlpfung bringt einen kürzern oder längeren Stillstand hervor, nach dessen Ablauf der Anfall sich wiederholt; und so mehrere Male hintereinander, bis entweder ein Nachlass der Krankheit herbeigeführt wird, oder Lähmung und der Tod eintritt.
Die tobsüchtige Periode dauert von einer Viertelsfunde bis zu einer und mehreren Stunden ; in den ruhigeren Zwischenzeiten ist das Thier kaum im Stande, sich stehend zu erhalten, höchst erschöpft, aber dennoch sehr reizbar, so dass nicht selten durch Berühren desselben, Anwendung der Heilmittel u. s. w. der An­fall aufs Neue erregt wird. Manche Kranke sind in den ruhigen Perioden fast unempfindlich und bewusstlos.
Nicht seifen tritt sehr frühzeitig halbseifige Lähmung ein, die sich durch Herabhängen des einen Ohrs, des Augenlieds dersel­ben Seite, Verziehen der Lippe auf die entgegengesetzte Seite, Unempfindlichkeit auf Stiche, beschwerliches Schlingen u. s. w. zu erkennen gibt. Der Tort macht oft schon innerhalb 24—36Sfnn-den, selten erst nach einigen Tagen dem Leiden ein Ende. Durch schnelle und kniffige Hülfelcisfungkann indessen in derselben Zeit vollständige Genesung herbeigeführt werden; häufiger jedoch ist dieselbe unvollständig, und es bleibt.den Thieren eine verminderte Lmplindlichkeit und Mangel an Bewusstseyn zurück (chronischer Koller), mit der Neigung zu wiederholten Anfällen von Tob­sucht. (Diess ist der eigentliche rasende Koller, nicht aber jede zufällig enfstandene acute Hirnentzündung.)
In seltenen Fällen ist die. peracute Hirnentzündung von einem Schwächefieber begleitet, das sich durch die Weichheit und Kleinheit des Pulses, pochenden Herzschlag, vermehrte
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Absonderung und Bchmutzige Färbung der Nasen- und Maul-schleimhaut und der Bindeliaut zu erkennen gibt.
Section: Uebernlllung der Hirnliaut mit Blut, viele Blut-puncte beim Durclischneiden des Hirns, Erguss gerülheten Serums in die Schädelhülle, auch Bluterguss; Contusionen, Blutunterlau-fuugen im Zellgewebe, blutreiche Lunge u. s. w.
Ursachen: nächste — in dem licftigen Andränge des Bluts nach dem Hirn (active Congestion), oder dem gehinder­ten Abflüsse des Bluts von demselben gelegen; Vollblütigkoit überhaupt; entfernte: — zu viel, zu nährendes Futter, besonders schneller Uebergaug von Mangel zu Ueberfluss; Erhitzung, sey es durch erli:t5raquo;**ftles Futter, heftige Anstrengung, oder äussere hohe Lufttemperatur (damit vielleicht zusammenhangend die Wirkung starker Sonnenstrahlen; Sonnenstich); dumpfe heisse Stallluft, heftige Erregung des Geschlechtstriebs, besonders bei Hengsten; zu enge Kummete, zu festgeschnallte Kehlriemen, und endlich Verletzungen des Hirns oder seiner Decken durch Schläge, Sturz, Austassen des Kopfs u. dgl. (traumatische Hirnentzündung).
Anlage: bei feurigem Temperament, grosser Erregbarkeit, Furchtsamkeit u. dgl. grosser als sonst; ebenso bei Thieren, die früher an Hirnentzüudung, Schwindel, hartnäckiger Indigestion, Aderlassfistel und Verwachsung der Jugularvene, Desorganisa­tionen der Lunge oder Leber u. s. \v. litten.
Behandlung: vor Allem Beseitigung der Ursachen, wo diess möglich ist (z. B. des Drucks auf die Jugularvcnen, der Sonnenhitze); man bringe das Thier in einen geräumigen, luf­tigen Stall oder unter einen offenen Schuppen, vermeide es durch Widerstand, kurzes Anbinden, Fesseln u. s. w. aufzuregen, suche dagegen Gegenstände, woran es sich beschädigen könnte, zu entfernen; sodann begiesse man ihm langsam, aber anhal­tend den Kopf mit kaltem Wasser, oder mache Eisüberschläge auch kalte Klystiere deprimiren die heftigen Anfälle merklich; ist das Thier etwas ruhiger geworden, so dass man sich ohne Gefahr ihm nähern kann, so lasse man aus einer oder beiden Jugularvcnen, durch grosse Oeffnungen, eine starke Quantität Blut; ist vorne nicht beizukommen, so suche man die mittlere Schweifarterie, etwa 3—4 Zoll vom Schweifansatz entfernt, anzuschneiden, oder schlage ein fingerlanges Stück der Schweif-
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spitze ab. Die Unterbindung der Carotis, den Blutandrang nach dem Hirn direct zu massigen, gab mir kein günstiges Resultat. Innerliche Arzneimittel wirken langsam; Salpeter, Calomel, Brechweinstein, auch Digitalis passen bei etwas verzögertem Verlaufe, sie müssen in Pillen- oder Latwergenform und grosser Dosi.? gereicht oder (die Salze) im Trinkwasser beigebracht werden; Einschulten taugt wegen des Hochhaltens des Kopfs nichts. Solllen die Anfülle wiederkehren, so kann die Blutent-zieliung zu wiederholten Malen nüthig werden. Aeusserc Reize sind erst anwendbar, wenn die erhöhte Thätigkeit des Gefiiss-systems bereits stark herabgestimmt worden ist; dann aber sind sie oft entbehrlich; jedenfalls sollen sie weit entfernt vom Kopfe angebracht werden (z. B. zwischen den Hinterschenkeln). Ist Lähmung oder Wasserergicssung eingetreten, und das Thier über­lebt dieselbe, so i*i es wie bei der Paralyse und dem chroni­schen Koller angegeben wird zu behandeln; selten wird jedoch der Erfolg günstig seyn.
Hirnentzündung von mechanischerquot; Verletzung macht ein chirurgisches Verfahren nöthig (z. B. Entfernung von Knochen­splittern , Trepanation u. s. w.).
Die Symptome der höchst acuten Hirnentzündung beim Rindvieh sind im Wesentlichen dieselben, nämlich Raserei, Toben, Stossen mit den Hörnern, Brüllen u. dgl. Durch Schwere des Kopfs, bei trockenen Augen , soll nach B y c h u e r sich die Krankheit schon anfangs von der Kopfkrankheit des Rinds (s. S. 237) unterscheiden lassen. Zuweilen liegen Fehler der Gallensecretion zu Grunde, was sich durch gelbe Färbung der Schleimhäute bei weit weniger beschleunigtem Pulse zu erkennen gibt.
Ursache, Verlauf und Ausgänge wie beim Pferde.
Behandlung: Aderlass, Senftaige hinter den Nacken oder in die Rippenwand; kalte Umschläge oder Lehmanstrich (mit Eis, Glaubersalz u. dgl.) auf den Kopf, innerlich Salze, Calomel u. s. w., bei galligter Verwicklung Calomel abwech­selnd mit Tarl. stibiaius, Einreibung von Mercurialsalbe in die Lebergegend , später bittere und salzige Mittel. Das Fleisch der Thiere ist geniessbar, so lange nicht Brand eingetreten ist.
(Die hier beschriebene Krankheit des Pferds nehmen viele Thierärzte ohne Weiteres für den in den alten Gewährschafts-
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gesetzen angeführtesi rasenden Koller; dless ist aber nur danu richtig, wenn ein clironisch krankhafter Zustand des Thiers, z. B. chronischer Koller, zuvor oder gleichzeitig zugegen ist; denn eine acute Hirnentzündung, die plötzlich, z. B. durch hef­tige Erhitzung, oder durch Verletzung der Schädelknochen u. dgl. entstanden, kann nie als Hauptmangel gellen, da ihr die wesentlichen Bedingungen eines solchen Mangels fehlen. Sehr häufig wird in der Beurthcilung dieser und der nächsten Form von Hirnentzündung von Viehschauern und Thierärzten gegen jene Grundsätze gefehlt.)
i) Acute [oder halb-acute') Hirnentztmdung des Pferds. {Phrerutis acuta s. sub - acute.)
(Sog. Kopfkrankheit der Alp, Nervenkrankheit, fälschlich Nervenfieber und Koller genannt.)
Die Krankheit befällt Pferde jeden Alters und Geschlechts doch vorzugsweise junge, noch in der Entwicklung begrifTene (4—6jährige), häufig ohne Vorboten, manchmal aber, nachdem etliche Tage lang Mattigkeit, Mangel an Fresslust, leichtes Zucken der Gesichtsmuskeln u. dgl. beobachtet worden.
S3rmptome: geringe Aufmerksamkeit auf die Umgebung, verminderte Empfindlichkeit an der Krone der Füsse u. s. w., stierer Blick, wechselnde oder aufgehobene Fresslust, Aussetzen oder Vergessen beim Fressen, Hängen des Kopfs, Widerwillen, den Kopf in die Höhe zu heben, Aufstützen desselben im Trog, Zucken der Muskeln an den Lippen, oder vorne an der Brust, dem Halse; ungleich vertheilte Wärme der Haut, unterdrückte Ausleerungen, oft schlecht verdauter, blasser Mist, oder aber dunkelbrauner harter, in kleinen Ballen abgehender Mist; we­nig gefärbter Harn, der selten, aber viel auf einmal abgeht. Das Athmen ist 1' \m und tief, der Puls sehr oft nicht oder wenig vermehrt, weich, voll, selten hart, der Herzschlag we­nig fühlbar. Die Bewegung träge. In diesem Zustande sieht das Thier einem still-kollerigeu ganz ähnlich.
Durch Zuruf, Antreiben u. dgl. scheint das Thier zu erwa­chen , sieht auf, frisst ein paar Maulvoll, fällt aber bald wieder in den schläferigen Zustand zurück. Ausnahmsweise bleibt bei manchen Thieren der Kopf ziemlich frei, dagegen ist die Be­wegung gestört, sie schwanken und brechen fast zusammen.
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Im weitern Verlaufe der Krankheit nehmen allmählich die Zeichen der Bewusstlosigkeit zu; Knirschen mit den Zähnen, Anlehnen oder Schieben gegen den Barren (seltener Toben oder in die Höhe springen), Unempfindlichkeit gegen scharfe Einrei­hungen u. s. w. sind dergleichen Symptome; das Thier bleibt Stunden, halbe Tage lang in derselben Stellung (immobilite der Franzosen) , behält ebenso lang einen Wisch Futter im Maule, frisst oft bids, wenn man ihm das Futter zwischen die Back­zähne hinaufschiebt, sauft mit tief ins Wasser gestecktem Maule, legt sich nicht.
Dieser Zustand kann 2—3, auch mehrere (6—8) Tage dauern, und die zunchinende Verschlimmerung zeigt sich nun durch Drehen nach einer Seite; im Freien lauft das Thier oft stundenlang ununterbrochen in einem grössern oder kleinern Kreise, bis es zufällig an ein Hinderniss geräth und daselbst entweder stehen bleibt oder auch anfängt, dagegen zu drücken. Im Stalle angebunden, schiebt das Thier in eine Ecke seines Standes; manche hängen zurück, bis das Halfter bricht. Die Zeichen der eingetretenen halbseitigen Lähmung werden immer deutlicher (Herabhängen des Ohrs u. s. w.); das Thier frisst und sauft nichts, als was man ihm etwa aufzwingt, und hält sich manchmal auffallend lange, ohne abzumagern. Der Puls wird nun alimählig beselileunigt, steigt dann aber jeden Tag, wird immer kleiner, der Herzschlag fühlbarer, das Athmen tief, röchelnd, die untere Hälfte des Kopfs schwillt unfürmlich an und hindert das Athmen, schnelle Abmagerung tritt ein; end­lich stürzt das Thier zusammen, kämpft aber nicht selten noch einige Tage, auf dem Boden sich abmühend, mit dem Tode.
Dieser tritt in einzelnen B'ällen schon am 3 — 4. Tage der Krankheit (die wahrscheinlich in ihrem Anfang übersehen wurde) ein, gewühnlich aber erst zwischen dem 7—14. Tage, und einzelne Thiere treiben es bis in die vierte Woche.
Neigt sich die Krankheit zur Besserung, so kommt es nicht zum Drehen, oder Laufen im Ringe, sondern nach einigen Tagen stellt sich wieder mehr Aufmerksamkeit, etwas. Fresslust u. s. w. ein, die Kranken brauchen aber noch längere Zeit (3 — 4 Wochen), um sich zu erholen. Während des Verlaufs vorkommende Fieberschauer haben weder eine kritische, noch eine schlimme Bedeutung; meist ist der Puls dabei ganz uube-
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deutend alteriit. Die Witterung liat grossen Einfluss darauf; grossc Hitze verschlimmert den Zustand des Kranken, kühle Nachte, Gewittereutladungen, Regenwetter erleichtern ihren Zustand. Wenige Thiere genesen vollständig; den meisten bleibt entweder ein still - kolleriger Anstrich, oder eine gewisse Bizar-rcrie-(z. B. Untugend, die sie vorher nicht hatten), manche werden völlige Koller. Nicht ganz selten bleibt schwarzer Staar zurück. Von denen, welche im Kreise laufen, kommt ausseist selten eines mit dem Leben davon, indessen darf man die Hoffnung nie ganz aufgeben, denn ich habe Kranke dieser Art in der vierten Woche erst sich zu bessern anfangen gese­hen, nachdem sie bereit? ag^ungslos seit mehreren Tagen auf dem Boden lagen. Diejenigen, bei welchen die Krankheit einen mehr erethischen Character hat (Toben, Schieben), erliolen sich noch eher, als solche mit einem langsamen, mehr schleichenden Verlauf und vorherrschender Abstumpfung.
Section: Blutreiehthura in den Häuten des Hirns (und Rückenmarks); die Substanz des Hirns bald härter, bald weicher, Wasseransammlung zwischen demselben und in den Ventrikeln, üderaatöse Auftreibung der Adergeflechte; der Magen klein, zusammengezogen, die weisse Haut abgelöst, die Leber nicht selten mürbe, der Darmcanal leer, hie und da gcrOthet oder ganz blass; das Blut weich coagulirt oder flüssig, schwarz.
Anlage: bei jungen, 3—Gjährigen Thieren, grosser als bei sehr alten oder bei Fohlen; eine ererbte Disposition vom Vater oder der Mutler ist öfter nachgewiesen, sie pflegt aber erst dann hervorzutreten, wenn das Thicr in Arbeit genommen wird, deshalb mehr Körnerfulter erhält, wobei namentlich bei Stuften der nunmehr stärker sich entwickelnde Geschlechtstrieb und vor Allem das Zahnen mitwirken.
Ursachen: sie liegen theils in dem Thiere selbst, theils aussei- ihm. Zu der ersten Categoric gehört — ausser den bereits genannten (Zahnen, Geschlechtstrieb) — alles Erhitzende; sey es nun, dass die Thiere, um sie zum Verkauf herzurichten oder um mehr Arbeit von ihnen verlangen zu können, stärker und namentlich mit Haber gefüttert werden, sey es, dass bei jungen halbveredelten Thieren mit später Entwicklung eine organische Schwäche zu Grunde liegt, welche auch bei massigem Gebrauche baldiges Schwitzen, Ermüdung u. dgl. zur Folge hat.
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Zur zweiten Abtlieilung gehören dumpfe, niedrige Ställe, grosse Wärme der Luft, besonders zu ungewölinlicJien Jahreszeiten; Versetzung aus hohen Gegenden (von der Alp) in die niederer gelegenen Landestheile; damit verbundene Umänderung der ganzen Lebensweise (des Futters, des Gebrauchs).
Obgleich die Krankheit das ganze Jahr hindurch vorkommt, so ist sie doch am häufigsten im Beginn des Frühlings (wenn ungewöhnlich warme Tage im März, oft schon im Februar eintreten) und im hohen Sommer. Man sieht sie oft entstehen bei Thieren, die kürzlich erst ihren Herrn (und damit die gewohnte Lebensweise) geändert haben; bei Remontcn (obgleich sie völlig abgezahnt haben) durch die regelmässigcre Haber­fütterung und das ungewohnte Zureiten; eine einmalige Er­hitzung im Gebrauche hat nicht selten den plötzlichen Ausbruch der Krankheit zur Folge.
Dass in solchen Fällen öfters eine besondere Anlage zu derselben in dem Thiere zugegen war, lässt sich nicht bestrei­ten ; bemerkt man die ersten Erscheinungen des Uebels frühzeitig und bringt das Thier in seine frühern Verhältnisse zurück, so erholt es sich manchmal ganz von selbst.
Auch bei älteren Gebrauchapferden sieht man diese Gehirn-entzündung entstehen, wenn sie entweder ungewöhnlich ange­strengt wurden, oder aber wo sie bei regelmässigem und gutem Futter längere Zeit uuthätig stehen blieben, besonders nachdem sie tägliche Touren zu machen gewohnt waren. Thiere, welche die Krankheit einmal überstanden haben, behalten lebenslänglich eine grosse Neigung zu- Hückfällcn.
Behandlung. Man hatte früher diese Krankheit, als eine reine Entzündung, stark anliphlogistisch, mit wiederholten Aderlässen (von 8—10 Pfd.), mit Salpeter, Calomel, Salzsäure in schleimigen Abkochungen, mit äussern Ableitungen u. s. w. behandelt. Manche Thiere genassen, viele nicht. Seit einer Reihe von Jahren zeigte sich mir die streng antiphlogistische Methode eher nachtheilig. Aderlass mag am Platze seyn, um den Ausbruch der Krankheit zu verhüten; ist sie einmal zu­gegen, was meist sehr unmerklich geschieht, so folgt auf den Aderlass nicht selten eine augenblickliche Verschlimmerung, namentlich Schieben, Toben, Lähmung. Es ist daher zweck-mässig, nur dann Blut zu lassen, wenn die Krankheit aus-
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nahmsweise den rein sthenischen oder aber den erelhischea Character hat (harter, gespannter, beschleunigter Puls, erhöhte Reizbarkeit der Sinne, heftiges Toben u. dgl.). Zuerst ist das Thier aus dem etwa dumpfen Stalle ins Freie zu bringen und daselbst zu lassen, wenn es auch kalt seyn sollte; Nässe, be­sonders durch Regen, ist jedoch zu vermeiden. Auf den Kopf werden kalte Umschläge gemacht; Clystiere von kaltem Wasser, nOthigcufalls mit Zusatz von Essig oder Tart. emet. stimmen die ungeregelte Thätigkeit des Nervensystems sehr herab; inner­lich anfangs Salpeter (zu Vj—1 Unze) mit Brechweinstein (zu 1 Dr. täglich drei- bis viermal, in schlimmem Fällen l1/raquo;—2 Dr. pro dosi) in Pillenform (diese Arznei muss mit Vorsicht beige­bracht werden, weil die Thiere sie oft lange im Maul behalten, wodurch Entzündung und Geschwüre auf der Maulschleimhaut entstehen, die die Thiere später am Fressen und Saufen hindern); fleissiges Ausspühlen des Mauls mit Mehlwasser; zum Futter blos Kleienschlapp oder etwas Gras.
Aeusserlich werden scharfe Einreibungen an die Seitentheile des Halses oder vorn auf die Stirne gemacht, auch wohl Eiter-bänder an den Seiten des Halses gezogen. Sehr oft findet gar keine Reaction auf diese, wie auf die innerlichen Mittel statt (man trifft oft nach mehreren Tagen die Pillen, das Futter u. dgl. noch unversehrt im Magen an). Ist ungewöhnlich starke Fütterung vorausgegangen, geht der Mist selten, blass ab, so ist eine Aloe-Purganz, mit Zusatz von Tart. emet. oder Sem. sinap. angezeigt. Tritt starkes Laxiren ein, so folgt öfters Erleichterung der Kranken; es ist rathsam, sie zum Saufen vielen Mehlwassers mit Glaubersalz zu veranlassen, um das Laxiren zu unterhalten.
Mit den angeführten Mitteln ist einige Tage fortzufahren, sodann kann der Brechweinstein durch Crem, tartar, ersetzt werden, sobald sich Spuren der Besserung zeigen; im entgegen­gesetzten Falle ist mit den Salzen Arnica oder Caryophillata (zu Vj—1 Unze) pro dosi zu verbinden oder dem Thier im Trinkwasser beizubringen. Unreifes Obst wird von den Thieren meist gern gefressen, muss ihnen aber ins Maul gesteckt werden.
Ist Lähmung eingetreten, so kann man noch die stärkeren Reizmittel (Camphor u. dgl., auch Infusionen in die Venen vou Arnica- oder Nieswurz - Tinctur) versuchen. Nach mehr-
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tägigem Drehen im Kreise habe ich auch bei einigen Thieren das Anbohren der Riechncrvenstiiinine nach H a y n e angewendet (darunter zweimal mit Erfolg).
Während der Reconvalescenz ist sehr darauf zu sehen, dass die Thiere noch längere Zeit sehr diät gehalten werden; von zu frühzeitigem Gcuuss des Habers entstehen nicht selten Recidive.
(Die Kopfkrankheit der Pferde kaun mit dem nachfolgenden Magenkoller, mit gasfrischem Fieber und schleichender Darm­entzündung verwechselt werden; in den beiden letzlern Krank­heiten ist das Bewusstseyn nur seilen oder unbedeutend getrübt, das Schieben u. dgl. fehlt, dagegen ist der Kreislauf eher beschleunigt.)
c) Schleichende Hirnentzündung, (ßkningitis chronica, Hydrocephalus.')
Die Ansammlung von vielem klarem Wasser, wie man sie bei neugebornen Thieren, besonders Kälbern, nicht seilen an­trifft, scheint in einem geringeren Grade von entzündlicher Reizung der serösen Häufe des Hirns ihren Grund zu haben. Die Flüssigkeit befindet sich theils zwischen der Oberfläche des Hirns und der harten Haut, welche die innere Seite der sehr ausgedehnten Schädelknocheu überzieht und ihre oft grossen Zwischenräume verschlicsst, oder in den Hirnventrikeln, so dass die oberen und Seitenwände derselben nur Papier-dick, aber sehr ausgedehnt sind. So lange die Schädelknocheu nachgeben, mag der Druck auf das Hirn selbst gering seyn.
Youatt führt einen Fall an, in welchem die Geschwulst an dem Schädel eines wasserküpfigen Kalbs angestochen wurde, und 2% Pinte Wasser entleerte; nun konnte das Thier den Kopf selbst tragen und an das Euter gehen, was es zuvor ohne Unterstützung nicht gekonnt. Nach drei Tagen floss bluflger Eiter aus der Wunde, es kam Starrkrampf hinzu und das Kalb starb.
In den meisten Fällen können solche Kälber entweder nicht geboren werden, oder sterben unter der Geburt.
Bei den übrigen Hausthieren ist der Wasserkopf selten.
Wenn bei älteren Thieren, deren Schädelknocheu nicht mehr nachgeben, sich in Folge schleichender Hirneutzündung Wasser in die Schädelhühle ergiesst, so folgen die Symptome des Hirudrucks (Scblafrigkeit, Bewusstlosigkeit, Drehen nach
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Einer Seite, Zuckungen, Lähmung u. s. w.), der bald tüdtlich zu werden pflegt.
Manche nehmen bei der Drehkrankheit und beim chronischen Koller eine %'oiausgegangeiie oder noch fortdauernde schleichende Hirnentzündung als nächste Veranlassung dieser Krankheiten an.
Die Behandlung müsste ia länger fortdauernden ableitenden Mitteln, neben passender Diät, bestehen; sie kommt jedoch meist zu spät.
d) Consensvelle HirnenfZündung.
(MagcnkoIIer, Vettige abdominal, Castro-civ^Mte der Franzosen,
Stomach-staggers der Engländer.}
Die Symptome dieser Form von Hirnentzündung sind im Wesentlichen dieselben, wie bei der zweiten (ft) Form; der Verlauf zieht sich dagegen nicht so sehr in die Länge. Man beobachtet dabei ebenfalls bald eine Aufregung des Nerven­systems, bald (und weit häufiger) eine Abstumpfung, die jedoch selten den hohen Grad erreicht, wie bei der acuteii Hiru-entzündung. Die Fresslast ist daher Öfters nicht ganz unter­drückt, die Bewusstlosigkeit geringer, das Schieben und Drehen im Kreise selten. Dagegen ist der Puls um 10—20 Schläge vermehrt, voll und weich; ferner ist Verstopfung zugegen; die Schleimhäute des Mauls sind gelblich gefärbt, die Zunge ist schmutzig belegt, das Auge schmierig u. s. w.
Die Ursache liegt in der Fütterung; zu viel Futter, be­sonders nach längerem Hungern und ohne zureichendes Getränke, hastiges Ucberladen des Magens; aber auch die gewohnte Ra­tion, wenn sie wegen Schwäche des Magens lange darin liegen bleibt, kann Magenkoller hervorbringen. Ebenso hat man schlechtes Futter und das Waiden auf bereiften Wiesen als Ursache dieser Krankheit gesehen. Hievon rührt das manchmal beobachtete enzootische Vorkommen dieser Krankheit her.
Es ist nicht sowohl anzunehmen, dass eine Magenentzündung (wie Blaine behauptet) zugegen sey, sondern eine blose Indigestion, welche den Kreislauf im Pfortadersystera stoit, Stockungen veranlasst und sodann durch Consensus Congestion und selbst Enlzündung im Hirn hervorruft. Hofacker sieht die Krankheit als ein gallicht-uervOses Fieber an, dagegen spricht jedoch der in der Regel nicht so sehr beschleunigte Puls.
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Häufig- wird diese Form mit der peracuten und acuten Ilirnentzüiidung' verwechselt, auch wohl mit gastrischen Fiebern und heftiger Indigestion. Die Ursache, wenn sie mit Zuver­lässigkeit bekannt wurde, entscheidet hauptsächlich.
Die Section zeigt dieselbe Ueberfüllung der Blutgefässe des Hirns, wie bei idiopalhischen Hirnentzündungcn; dazu Ueberfüllung des Magens mit unverdautem Futter, Injection der Venen des Darmcanais mit schwarzem Blut, Anhäufung desselben in der Leber und dein Herzen u. s. w. (Youatt will den Magen selbst geborsten gefunden haben.)
Behandlung: man findet hierüber höchst verschiedene Ansichten; die Einen rühmen sehr starke Aderlässe, Andere scharfe Einreibungen, Haarseile, Moxa; daneben gab Gerard innerlich Opium (womit mau einen solchen Zustand beim Pferd hervorbringen kann), wovon gegentheils Rai uar d keinen gün­stigen Erfolg sah.
Bei der in England gebräuchlichen, sehr starken Fütterung der Pferde und ihrem angestrengten Gebrauche (wodurch die Verdauung oft unterbrüchen wird) kommt diese Krankheitsform daselbst sehr häufig vor, so dass einige Thierärzte jenes Landes sie für ansteckend gehalten haben, was jedoch ganz ungegründet ist.
Bei wirklichem Magcnkoller ist von den schnell abführenden Mitteln das Meiste zu erwarten; Aloe zu % Unze pro dosi. in 4 — 6 Stunden wiederholt, bis Laxiren entsteht; Unterslütznng und Beschleunigung desselben durch Seifen-Clysticre, in hart-näckigen Fällen durch Taback-Clysticre, ist im Anfang die Hauptsache. Sodann wird das Laxiren durch Mittelsalze und etwas Brechweinstein unterhalten, und bei wiederkehrendem Appetit der Darincanal durch bittere und gelind erregende Mittel (Enzian, Wcrmuth , Kochsalz) zu stärken gesucht. Bei anhal­tender Schläfrigkeit sind Haarseile am Nacken anzubringen.
(Youatt empfiehlt, um schnelles Purgiren hervorzubringen, Croton-Nuss (Grunu tigli) zu '/raquo; Drachme das erste Mal, später zu 10 Gran, besonders aber die Anwendung der Magenpunipe, um den überfüllten Magen direct auszuleeren.)
Strenge Diät ist wesentlich während des ganzen Verlaufs der Krankheit.
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Auch bei Rindvieh sind dem Mageukoller ähnliche Fälle beobachtet worden.
e) Symptomatische Hirnetitzündung
wird bei mehreren Krankheiten beobachtet, z. B. bei typhösen Fiebern, der Rinderpest, der Wulh, dem Starrkrampf, den Schafpocken, der Kopfkrankheit des Rindviehs u. s. w.
B. mtidwinnarks-laquo;Entiiinliuna. [Myelitis, Spinitis.J
Diese Krankheit ist noch weni^ beobachtet; die idiopathische Form derselben wird fast nur in Gemeinschaft mit der Hirn-ciif/.Oiuliiiift- vorkommen; man trifft bei den Sectionen der an letzterer Krankheit zu Grunde gegangenen Pferde häufig auch Wassererguss im Rückenmark an, und bei den an der halb-acuten Hirnentzündung erkrankten Thieren, welche mehr eine Beschwerde des Gehens, Schwanken u. s. w. als Bewusstlosig-keit zeigen, leidet oifenbar das Rückenmark mehr als das Gehirn.
Die Symptome der RUckenmarks-Entzundung sind in Folge der Wasserergiessung, als des gewöhnlichsten Ausgangs der­selben, mehr einer Lähmung ähnlich; hiezu kann Empfindlichkeit der Wirbelsäule bei der Bewegung, auf Druck u. s. vv. neben den Symptomen eines allgemein entzündlichen Leidens kommen. Die Itehandlung muss im Allgemeinen antiphlogistisch und stark revellirend seyn; Schröpfköpfe längs der Wirbelsäule wären zu versuchen.
Die traumatische Entzündung des Rückenmarks von äussern Verletzungen, Fisteln u. s. w. kommt häufiger vor; sie ist meist auf einen Theil des Rückenmarks beschränkt und hat Lähmung der hinter dieser Parthie gelegenen Theile zur Folge. Man findet an der erkrankten Stelle eiterigen Erguss zwischen das Mark und seine Häute, auch Erweichung der Marksubstanz selbst.
Bei mehreren Nervenkrankheiten trifft man das Rückenmark symptomatisch entzündet, so z.B. beim Kalbefieber, der Hunde-seuche u. s. w.
(Stohrer beschreibt einen Fall von Rückenmarks-Entzün-dung im Repert. I. S. 290. Das Pferd war mehrere Tage, an­scheinend völlig gesund, im Stalle geblieben und zeigte beim Herausführen Schwanken mit dem Hintertheil, welches in Läh­mung überging. Zu dem Unvermögen, hinten zu stehen oder
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sich aufzurichten, gesellte sich Fieber, aussetzender Puls, hef­tiges Athinen, Empfindlichkeit der Lendengegend, heisses Maul, gerothete Nasenschleimhaut, kalte Extremitäten u. s. w. Durch stark autjphlogistisches und ableitendes Verfahren wurden diese Symptome Iiald beseitigt, die Schwäche des Ilinterthcils blieb jedoch länger zurück, so dass das Thier, in Gurten hängend, anfangs auf die hintern Fesselgelenke sich aufstützte. Allmählig wurde die Thätigkeit des Rückenmarks wieder hergestellt, da­gegen erschienen Spuren von Ilirnentzündung und später von Epilepsie neben krampfhaftem Husten.)
C. tUrDfitentjt'inlrung. (Neuritis.^)
Die Entzündung einzelner Nervenstämme ist in wenigen Fällen für sich, dagegen öfter symptomatisch gesehen worden; so fand man bei der Hundswuth manchmal die Lungenmagen-Nerven geröthet, beim Starrkrampf einzelne grösscre Nerven der Gliedtnasse, von welcher das Leiden ausging; andernthcils hat man dasselbe bei heftigen oder veralteten rheumatischen Leiden (z. B. Bug- oder Hüftlähme) gefunden.
Während des Lebens ist eine solche Veränderung in den Nerven oder ihrer Scheide nicht wohl zu erkennen; Schmerz, Lähmung, Zuckungen, Schwinden u. dgl. begleiten die ent­zündlichen Störungen des nervösen Einllusses, kommen aber eben so oft ohne Entzündung vor. Wäre indessen die Entzün­dung eines Nervenstrangs mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen, so sind Scarificationen und äusscre Reize längs seines Verlaufe, Brennen, Moxa u. dgl. das Einzige, wovon sich eine günstige Wirkung erwarten liesse.
(Sieber setzte das Wesen der Hundswuth in eine Entzündung der Nervenscheide (Neurilernmifis), die auf metastatische Weise durch Zurücktreiben der Krätze bei den Hunden entstehen soll!)
D. ^uijeiuntjiinliuiio. (-Oplithalmia,!
Die Augencntzüudung trifft theils blos die das Auge umgebenden und schützenden Theile, theils den Augapfel selbst; sie ist bezeichnet durch Hitze, Röthe, Geschwulst, Empfindlichkeit der betroffenen Organe, ferner durch Lichtscheu und Trübung der durchsichtigen Be-standtheilc des Augapfels. Meist fieberlos.
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Bei der Besclircibung der Augeiienlzündung ist die aussere, die liniere und die symptomatische zu uutcrsclieideii.
a^ Aeussere Aiu/enenfzündung. (Ophfhalm. exlerna.) {Blepharitis, Conjunctivis.)
Sie wird am häufigsten beim Pferde beobachtet; ihre S y m p-t o m e sind; Empfindiichkeit, daher Schliessen der Augenlieder. Anschwellung und Hitze derselben , die Bindehaut ist mit rüthcu Gefässchen in Menge durchzogen , die Thränenabsonderung meist vermehrt, die Thränen laufen über das Gesicht herab, oder tropfen klar aus der Nase helvor; im höheren Grade bildlich ein rother Kranz der feinsten Gefässe auf dem Rande der durch­sichtigen Hornhaut; dieselbe wird trübe: blaulich weiss, und der Puls kann dabei um einige Schläge zunehmen ; die Fress­lust ist selten vermindert, der Mist etwas trocken und klein geballt, der Harn dunkel, aber durchsichtig, ohne Bodensatz. Je nach der Heftigkeit der Ursache und dem Grade der Ent­zündung dauert es kürzere oder längere Zeit, bis sie ihren Höhepunkt erreicht hat, von wo au sie wieder abnimmt. Etliche Tage bis auf eine Woche reichen meist dazu hin.
Bei alten, schlecht genährten Thieren und bei öfterer Wie­derholung der Augenentzünduiig zieht sich dieselbe manchmal in die Länge und wird chronisch, oder hinterlässt eine grosse Neigung zu Reeidiven.
Die Ur-sachen sind meist mechanischer Art; Reizung der Bindehaut durch Staub, Futtertheilchcn, Haare, lusecten u. s. w., Verletzung der Augenlieder und der vordem Fläche des Aug­apfels durch Anstossen, Schläge, Bisse, am häufigsten durch Peitschenhiebe u. dgl. Indessen künncn auch aus einer innern Anlage zu Entzündungen überhaupt äussere Augenentzündungen entstehen, diese sind aber dann meist symptomatisch.
Prognose: im Allgemeinen günstig.
Therapie.' neben Beseitigung der etwa noch fortwirken­den Ursache, örtlich cntzünduiigswidrig (kalte Umschläge mit biosein Wasser oder Bleiwasser, oder einer sehr schwachen Auf­lösung von weissem Vitriol, Abhalten des Lichts u. s. w.), sel­ten sind ableitende Mittel (scharfe Einreibung am Backen, Eiter­band hinter den Ohren) oder innerlich kühlende Salze (Glaubersalz, Mtrum im Trinkwasser) erforderlich. Bei ungewöhnlich grosser
Hcrinf, Patholofio,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2i
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Empfindlichkeit des Auges und Lichtscheu, wie sie nament­lich bei sehr edlen oder reizbaren Thieren beobachtet wird, sind laue Bähungen von Infus. ßor. samhuci mit Zusatz von etwas Salzsäure und Opiumtinctur, oder schmerzstillende Umschläge mit Hyosciam. oder Conium den kalten Waschungen vorzuziehen. Das Scarificiren der innern Fläche der Augenlieder und das kreisförmige Ei lisch neiden der Bindehaut rings an der Cornea sind nur ausnahmsweise zu empfehlen.
Verdickungen der Bindehaut und Verdunklung der durch­sichtigen Hornhaut, welche nach Augcnenlzündung zurück­bleiben, erheischen die vorsichtige Anwendung gelinder adstrin-girender und selbst ätzender Mittel (z. B. eine Auflösung von Lap. dirimts, schwache Höllenstcinsolution, Salben mit rothem Precipi-tat); wuchernde Stellen werden mit Lap. infernal leicht bedupft.
Haitnäckig wiederkehrende, oder chronische Augeneutzün-dungen mit torpidem Character weichen manchmal blos einem starken Purginnittel oder grossen Gaben von Tart, emetic.
(Die Schäfer wenden bei Augenentziindungen der Schafe nicht sel­ten das sogenannte Halmstossen an, was jedoch zwecklos, wo nicht naehtheilig ist. Das Nagelsehneidcn der Pferde ist mit Recht ganz in Vergessenheit gekommen.
Die gleioliförmige allgemeine Trübung der Hornhaut, welche bei heftigerer Aogencntziindung häufig beobachtet wird, scheint von einem Druck oder einer Spannung des Augapfels lierzurühren; sie verschwin­det leichter und vollständiger wieder als partielle Trübungen. Am todten Auge lässt sich durch Zusammcndi-ucken des Augapfels diese Erscheinung leicht hervorbringen.)
ft) Innere Angenentznndung. QOphthalm. internaJ)
Die inneren gefässreichen Thcile des Augapfels, wie die Aderhaut und die Regenbogenhaut können bei allen unsern Haus-thleren der Sitz einer Entzündung seyn, welche durch ihre Folgen (/rrübung, Erguss, Verwachsung u. s. w.) dem Seh­vermögen sehr gefährlich zu werden pflegt. Meist sind tiefer dringende Verletzungen (z. B. bei Staaroperation) daran schuld. Einer schleichenden Entzündung des Augapfels mag die Was­sersucht desselben zuzuschreiben seyn.
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tt) Innere Augenentzündung von Würmern. (Ophthalm. intern, venninosa.')
Beim Pferde, Maulthier, Riude und Hunde hat man einen Wurm im Augapfel als Ursache der Entzündung; beobachtet. Dieser Wurm gehörte zu der Gattung Filaria (Fadenwurm, spec. F. papillosa Rud. Fil. oculi canini Ges}.
Nach Chaignaud, der ihn im Auge des Bindes mehr­mals (meist einzeln, selten zu 2 oder 3) beobachtete, soll er sich in der vordem Augenkammer aus einem röthlich - weissen Körper, von der GrOsse einer Wicke oder Erbse, welcher die Hülle des Thieres vorstellt, entwickeln. Andere nehmen an, er durchbohre die Gewebe und gelange so von den den Augapfel umgebenden Weichtheilen in das Innere desselben. Als sicheres Mittel, den Wurm zu todten, oder seine Entwicklung zu hem­men, dessen Gegenwart die inneren Theile des Auges heftig reizt, rath Ch., mehrmals des Tags ein Gemisch von AIoe-Tinctur und Wasser (gleichviel) zwischen die Augenliedcr zu giessen.
Jeaffreson u. A. sahen in Ostindien mehrere Fälle die­ser Art bei Pferden. Ersterer beschreibt das afficirte Auge blos als schwach, nicht entzündet, auch nicht getrübt; dagegen war Betäubung, Mangel an Fresslust und eine grosse Schwäche Im Kreuze (die nie fehlte) zugegen. J. entleerte die wässerige Feuchtigkeit durch einen Schnitt in die Hornhaut, wobei zugleich der Wurm herausgespült wurde.
J e a f f r e s o n vergleicht ihn mit einem Faden weisser Seide, von ungefähr einem Zoll Länge; er ist durch seine lebhaften Be­wegungen in der vordem Augenkammer leicht zu erkennen.
Gurlt sah ein Exemplar von Fil. papill. im Auge eines Pferdes, zugleich mit Entzündung desselben, Trübung der wäs­serigen Feuchtigkeit und der Hornhaut. Bei der Section des Auges fand man delaquo; Wurm todt zwischen der harten und Aderhaut.
Nach N o r d in a n n sollen auch im Auge der Schweine Würmer beobachtet worden seyn.
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jS) Periodischlaquo;; innere Augenentzündung. (Ofhthalm. inlerna perioilica.^
(Monatblindlieit, Mondblindheit, specifische Augenenfzündung, Zahn-
augcnentzündung Sewcll. Ofhthalm. recidiva. Ad. Iritis recidiva
Gurllii. Fluxion lunatique ou pModique der Franzosen.)
Eine der Pfcidegallung eigene, zu unbestimmten Zelten wiedeikoluende, mit der Zerstörung der Sehkraft endigende Entzündung des Augapfels. Erblich.
Die Krankheit befällt vorzugsweise junge Pferde, in dem Alter von 3—6 Jahren, manchmal aber auch sehr alte; sie beschrankt sich gewohnlich auf ein Auge, selten sind beide zu­gleich oder abwechselnd ergriffen, aber oft fängt die Krankheit in dem andern Auge an, wenn sie das erstbefallene verlasst, ,d. h. wenn es erblindot ist.
Symptome: Schliessen der Augenlieder, erholite Em­pfindlichkeit gegen das Licht, zusammengezogene Pupille, Thrä-neii u. s. w. bezeichnen den meist des Nachts eintretenden Anfang der Krankheit. Diese Zeichen nelnncn anhaltend wäh­rend einiger Tage zu, zugleich wird das Auge trübe, in der wässerigen Feuchtigkeit schwimmen wolkenailige, weisse oder grünliche Flocken (auch die Cornea trübt sich manchmal und die Bindehaut wird stark injicirt); diese Trübung setzt sich auf den Boden der vordem Augenkammer, wo sie als ein gelb­licher, elteiähnlichcr, oft auch rothlicher Satz erscheint, der in einigen Tagen allmählich resorbht wird, wobei manchmal wieder die wässerige Flüssigkeit zum zweiten Male sich trübt. Das Tin änen und die äussere Fntzündung verlieren sich eben­falls und der ganze Anfall hat ein Ende. Seine Dauer ist bald nur 4—5 Tage, bald 2—3 Wochen, am häufigsten S—10 Tage. (Die Franzosen tlicilen jeden AnCiill in 3, aueb i Stadien, z. B. 1) Entzündung der .Uigcnliedcr ond Bindcliaut, Tliiänen , Trübung dos Humor aqueus; 'i) Verminderung der Knizündung, Aufhellung des //. aq. durch Ab-a-beidung von Plocken [Salz, dann sey die IHopd-blimllieit schon entschieden]. 3) Neue Entzündung und Trübung, die Wolken verschwinden und der //. aq. wird allmählich wieder hell.)
Der Sitz dieser Eiitzündnng ist, wie man an sogenannten Glasaugen deutlich sehen kann, die Regenbogenhaut und die Aderhaul; die Trübung der wässerigen Feuchtigkeit rührt von
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einer plastischen Aussclnvitzung auf der vordem Fläche der Iris her, welche dadurch ein eigenthümliches, ins Gelbliche oder Grauliche ziehendes Ansehen bekommt. Die Heftigkeit der Ent­zündung ist sehr verschieden, nicht weniger der Anthcil, den die Umgebung des Augapfels daran nimmt. Ebenso ver­schieden zeigt sich der Verlauf; bald ist die gänzliche Trübung des Auges schon innerhalb 2-4 Stunden zugegen, bald bedarf es dazu mehrere Tage. In den heftigeren Fällen kommen Appe­titlosigkeit, Verstopfung, Störung des Kreislaufs, grosse Nie­dergeschlagenheit hinzu.
Die periodische Wiederkehr der innerlichen Augenentzün­dung ist derselben eigenthümlich. In unbestimmten Zwischen­räumen, die man ehedem vom Mondwechsel abhängig glaubte, wiederholt sich derselbe Anfall in dem erkrankten Auge so lange, bis es für Lichteindrücke unempfindlich geworden ist; alsdann aber bleibt es von den Anfällen der Entzündung für immer frei. Die Zahl der hiezu erforderlichen Anfälle ist sehr veränderlich; manchmal reichen schon 2—3 derselben hin, öfters sind deren mehrere erforderlich. Die ersten Anfälle pflegen weiter ausein­ander zu seyn, als die späteren. Nicht selten vergehen 2—3, ja 6 und noch mehr Monate zwischen dem ersten und zweiten, oder diesem und dem dritten Anfalle; die folgenden wiederho­len sich gern zwischen 30 und 40 Tagen^ manchmal sogar schon nach 2 — 3 Wochen.
Hat das Auge mehrere Anfälle durchgemacht, so zeigt es sich auch in der Zwischenzeit von einem derselben zum andern verändert. Die Augenlieder sind faltig, zitternd, das obere ist eckig hinaufgezogen, die Wimpern hängen herab, die Meibom-schen Drüsen sind angeschwollen, die Hornhaut glanzlos; die Pupille ist enger als am gesunden Auge, manchmal eckig ver­zogen, was von Anheftungen der hintern Fläche der Iris an die Linsenkapsel herrührt; die Traubenkorner scheinen vergrössert; schwarzes Pigment haftet auf der vordem Fläche der Linsen­kapsel ; endlich erzeugen sich in der Linse undurchsichtige Punkte oder trübe Stellen, die besonders nach einem neuen An­falle au Umfang zunehmen und so zuletzt den vollständigen grauen Staar bilden. Der auf solche Weise veränderte Aug­apfel schwindet zu gleicher Zeit, wird kleiner, lässt mehr von der weissen Haut des Auges sehen und sinkt tiefer in die Augen-
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höhle zurück. Weit seltener als der gtaue Staar ist der schwarze und der grüne Staar die Folge der Moudblindheit; in letzterem Falle bekommt das Auge statt der undurchsichtigen Punkte in der Linse einen in der Tiefe bouteillengrüneu Schimmer, und die Pupille verändert sich durch Licht nur wenig oder gar nicht, wie diess beim schwarzen Staar ebenfalls der Fall ist.
Zur gänzlichen Erblindung eines Auges sind je nach der Heftigkeit und der Dauer der Intermissionen manchmal 2—3 Mo­nate; häufiger aber '/gt; — 1 Jahr und selbst 2 Jahre erforderlich.
Seltene Ausnahmen sind die B'älle, in welchen laquo;ach dem ersten Anfalle keiner mehr nachkommt, oder in welcher die Ent­zündung einen remittirenden Character hat, und somit ohne gänzlich aufzuhören, einige Wochen lang, bald mehr bald we­niger heftig fortdauert, bis das Auge zerstört ist.
Anlage. Dass die Krankheit sich sowohl vom Vater (öfter) als von der Mutter auf das Junge (als Anlage) vererbt, ist aussei- Zweifel. In einigen Gestuften, so wie in einzelnen Ge­genden, wo von solchen Thieren gezüchtet wurde, ist daher die Krankheit auffallend häufig. Man will sie auch öfter bei Schimmeln und Rappen, als bei andern Farben gesehen haben. Pferde von schwammigem Bau, mit grosseu Köpfen, kleinen, tiefliegenden Augen, enger Brust, grossem Bauche, von lym­phatischer Constitution u. s. w. haben eine besondere Disposition zur periodischen Augenentzündung. Junge, im Zahnen begriffene Pferde sind ihr besonders ausgesetzt.
Ursache: Wenn auch die Anlage zur periodischen Augeu-entzüudung in einem mehr oder weniger hohem Grade zugegen ist, so gehören doch noch weitere Einflüsse hinzu, um sie zur Entwicklung zu bringen. Hieher ist zu rechnen, alles was Congestionen nach dem Kopfe veranlasst, z. B. Zahnen, Er­hitzung beim Gebrauch, frühe Anstrengung, enge Kummete oder Halfterriemen, ferner der Aufenthalt in feuchten Niederungen, nasskalte Witterung, das Waiden bei Nacht, schwüle und stark ammouiacalische Stallluft, zu starke Haberfütterung (Andere be­schuldigen eher die grüne Fütterung, namentlich Klee und das Gypsen der Wiesen), schlechte Beschaffenheit des Futters u. s. w.
Behandlung. Sie ist selten von günstigem Erfolg be­gleitet, am wenigsten ist zu erwarten, wenn die Disposition zur Krankheit erweislich ein Erbfehler ist. Das im Allgemeinen
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angezeigte antiphlogistische Verfaliren muss modificht werde;). Kalte ümsclilüge u. dgl. sind eher uachtheilig. Strenge Diät, ableitende Mittel (sowohl Eiterbänder als Purganzen), locale und allgeineiue Blutentziehungeii sind energisch und mit Ausdauer anzuwenden, wenn man etwas davon soll erwarten dürfen. Local eignen sich besonders Calomel (englischer), und uarcotische Extracte (wie Belladonna oder Hyosciam) zum Einpinsein in das leidende Auge. Dazwischen warme Bähungen desselben mit schleimigen und besänftigenden, gegen das Ende mit ad-stringirenden Pflanzen [Hb. mulvae, cicutae, Flor, sambuci, Rad. symphyti). Dazu warmes Verhalten, leichtverdauliches Futter in geringer Menge. Die Idealen und ableitenden Mittel müssen auch nach beendigtem Anfall noch einige Zeit lang fortgesetzt werden.
Prophylaxis. Durch Vermeidung der Ursachen. Die Veränderung des Orts (z. B. Verkaufen der Fohlen in höher ge­legene Gegenden) ist oft das zweckmässigste Mittel zur Ver­meidung der Krankheit.
(G o d i n e glaubt, dass nach jedem Anfall etwas von der eiterigen Materie (Satz) in der wässerigen Feuchtigkeit zurück­bleibe, als Reiz wirke und die Wiederkehr des Anfalls veran­lasse; er empfiehlt deshalb, am vierten Tage die Cornea anzu­stechen und den krankhaften Humor aq. ausfliessen zu lassen.
St. A in a n (1 will mit Blutegeln, je 50 auf ein Mal fünf Mal angewendet, die Mondblindheit geheilt haben.
D u p u y' s Meinung, dass die Krankheit von einem Drucke der Zahnwurzeln (oder einer Exostosc) auf den zweiten Ast des fünften Nervenpaares herrühre, kann blos als Curiosum angeführt werden.
Englische Thierärzte empfehlen, neben Anderem, Waschwas­ser mit Sublinat, auch Sublinat zu 20 Gran pro dosi innerlich.
Nach Y o u a 11 kommt die periodische Augenentzündung beim Rindvieh eben so vor wie beim Pferde, und ist auch erblich.)
Die periodische Augeneutzündung gilt in den meisten Län­dern als Hauptmangel und zwar oft mit längerer Gewähr­zeit, als die übrigen Hauptmängel des Pferds, z.B. in Würtem-berg und Baden 8 Wochen, in Prcussen 28 Tage. Es ist öfters schwierig, über das Vorhandenseyn dieses Fehlers zu entschei­den , namentlich wenn etwa eine absichtlich erregte äusserc AugeneutzUndung zugleich zugegen ist u. dgl. Die blosen Fol-
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gen der MouÜbliudheit (z. B. grauer Slaar) können niclit mehr hielier bezogen werden.
Mondbliiidheitscilliesst als erblicher Fehler die Hengste und raquo;Stuten (nach der würtemb. Beschälordnung) von der Zucht aus.
c) Symptomatische Aiiffenentzimdnng.
Sie kommt nameiillich bei catarrhalischen Krankheiten (z. B. dem bösartigen Catarrlifieber der Wiederkäuer, der Staupe der Hunde, bei der Influenza der Pferde),'lerner bei Hothlauffiebern, der Hinicnlzümlung, dem Bolze und während dem Zahnen bei jungen Tliieren vor. Ibre Behandlung richtet sich nach den bereits unter a) und b) gegebenen Begelu.
E. Ofotjutriiiutg ier tlafe. (RMmtis.J
Die Entzündung der Nase kommt (aligesehen von Verletzun­gen, scharfen Stoflen u. dgl., wo sie nach den allgemeinen Regeln zu behandeln wäre) fast nie für sich, sondern als Symp­tom eines andern krankbaflen Zustaudes vor. So ist nament­lich die Nasenscbleimbaut bei allen catarrhalischen Krankheiten entzündet, ferner bei den Lungenentzündungen, dem Rotze so­wohl im chronischen als insbesondere im acuten Verlauf; in den Schafpocken, der Maulseuche findet man manchmal Pusteln oder Blasen auf der Nasenschleimhaut u. s. w.
D a r d beschreibt unter dem Namen Rhinitis pemphigoides eine blattcrnarti ge Entzündung der Nascns chlei m-haut, die er bei 15 Pferden einer Batterie im Sommer 1832 beobachtete. Die Symptome eines starken catarrhalischen Fiebers mit Thränen, Auscliwellung der Ganascheudrüsen, empfindliche Haut des Gesichts u. dgl. begleiteten die Entzündung der Na-geuschleimhaut, auf welcher sich nach einigen Tagen kleine Blat­tern bildeten, welche ein trübes, scharfes Serum mit Blutstreifen ausschwitzten. Diese Pusteln vertrockneten, bildeten Schorfe und verschwanden innerhalb längstens 20 Tagen, ohne eine Spur zu hinterlassen.
Als Ursache wurden Sonnenhitze und starker Einfluss des Lichts beschuldigt. Die Behandlung war gelind entzündungs-widrig. (Aderlass , Bittersalz, Dampfbäder, Eiterband, Ein­spritzungen von Infus. sambttei mit Blcicssig in die Nase u. dgl. S. Report. II. Bd. S. 47.)
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F. lt;!!gt;|)reilaquo;ntjiinliunjj. (Otitis.J
Die Kranklieitea des üussern Ohrs sind bei unseren Haus-tliieren wenig beobaclitet; die des inneren Ohres noch weniger. Beim Hunde sieht man häufiger als bei den übrigen Ilauslhieren Verletzungen und Geschwüre des ausseien Obres, deren Be­handlung in das Gebiet der Chirurgie gehört. Ucbrigens sind Entzündungen des Ohrs und ihre Folgen ganz nach den allge­meinen Grumisätzen zu beurtbeilen und zu heilen.
G. JJungencntjiiiiliiing. (^GlossUis.J
Die Zungenentzündung kommt meist symptomatisch vor; sie erreicht dabei gewühnlieh keinen hohen Grad und er­fordert selten besondere Berücksichtigung. Bei der Maulseuche, dem Zungenkrebs u. dgl. werden Ortliche Mittel angewendet, die an ihrem Orte beschrieben sind. In der Hundswuth ist von Arzneimitteln selten oder nie die Rede; auch in der Rinder­pest kommen Zeichen von Entzündung an der Zunge vor.
Bei Pferden wird die Zunge durch scharfe Gebisse und loben Gebrauch derselben öfters bedeutend verletzt, ja selbst nach und nach ganz durchgeschnitten; die Behandlung 1st von der einer gewöhnlicben Flelsclmunde nicht verschieden. Nadeln, Stecknadeln u. dgl. stecken manchmal in der Zunge der Pferde und veranlassen Entzündung der Zunge und selbst tief gehende Abscesse. Von der innerlichen Anwendung von Brechweinstein oder Cantbaridcn wird die Zunge und die Maulschlcimhaut oft wand, wenn die Pferde diese Mitlei lange im Maul bebalten, ohne sie binabzuschlucken , wie diess namentlich in der Hirn-entzündung vorkommt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; #9632; '
Beim Rindvieh beobachtet Wagner in Müllheim mehrere Fälle einer schwer zu heilenden Entzündung der Zunge, über deren Ursache u. s. w. er gänzlich ungewiss blieb. Die Tbiere speichelten stark (konnten wahrscheinlich den Speichel und Maulschleim nicht hinabschlucken) und hatten im Kcblgang und am Halse eine beträchtliche oedetnatöse Geschwulst. Die Zunge war geschwollen, hart und mit vielen erbsengrossen, aber flachen, weissgelben Terhärtungen wie übersäet. Die Spitze sah bläu­lich und die Venen unter der Zunge waren stark aufgetrieben. Innerlich schienen sie, wie auch später die Section nachwies,
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nicht zu leiden. Die Krankheit dauerte oft mehrere Wochen lang; durch tiefe und wiederholte Scariticationen der Zunge, Auswaschen des Mauls mit Weidenrindedecoct, worin Borax uud Honig (oder Schwefelsäure) aufgelöst waren, ferner durch scharfes Einreiben der Geschwulst im Kehlgang wurde zwar Besserung und selbst Heilung erreicht, allein das Uebel kehrte gerne nach einigen Wochen oder Monaten zurück und nöthigte zum Schlachten der Thiere.
Rychner beobachtete bei Rindvieh gehindertes Fressen und Schlucken, schiiumendes, geiferndes Maul, Anschwellung und Hitze der Zunge, zugleich mit entzündlichem Fieber (und Hitze der Hürner, Ohren , Büthung der Augen). Auch als Ab­lagerung bei der sog. Kopfkraukheit sah er Zungcnentzündung entstellen. Sie geht entweder in Zertheilung, oder in Verhär­tung, und in Brand über; iraquo; letzterem Falle wird sie durch ErKtickung tOdtlich. Ursache: wahrscheinlich Erkältung. Be­handlung: allgemeine und örtliche Blutentziehung, säuerliche Einspritzungen, ableitende Hautreize u. s. w. (Vgl. Veterinär. von 1839 die Angaben vou Gelle.)
H. laquo;Enljünlmng in SpfidKÜmifen.
Die Ohrspeicheldrüse ist am meisten der Entzündung aus­gesetzt ; diese ist in der Regel mit einer andern Krankheit, z. B. Catarrh, Druse, Halseulzündung, Wuth, verbunden, oder begleitet Rothlauf-, typhöse- und Antbraxfieber. Geschwulst, Hitze, Empfindlichkeit, Störung der Speichelsecretion u. s. w. bezeich­nen die Entzündung der Ohrspeicheldrüse, und im höheren Grade derselben kann ein entzündliches Fieber hinzutreten. Die Ausgänge sind entweder Zertheilung oder Eiterung; im letzten Fall wird die zeitige Oeflnuug des oft ziemlich tief gelegeaen Eitersacks nothwendig.
Ursachen sind ausser mechanischen Einwirkungen hauptsäch­lich Erkältung; manchmal ist die Entzündung auch metastatisch.
Beh audlung: im höheren Grad allgemein autiphlogistisch; aussei di-in örtlich mit erweichenden Einreibungen (Li/iim. volat., Camphorsalbe) oder warme Umschläge aus schleimig-öligen Mitteln mit Zusatz von C'on'mm macul. oder von Theer; (keine Quecksilber Salbe). Bettinger beschreibt eine entzündliche Verstopfung des Ausfuhrungsgangs der Kinnbackendrüse bei
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drei Pferden, mit Lliigliclier Geschwulst im Kelilgang, heftiger Entzündung des Maules u. s. w. Ableitende Einreibungen waren von Nutzen. (S. Bepert. I. Bd. S. 306.) Wenn A^erhärtung einzutreten droht: iiussere Hautreize; spater bei zurückgeblie­bener Verhärtung: Jodsalbe. Dazu warmes Verhalten, weiches Futter, laues Trinkwasser.
Sollte ein gastrisches Leiden damit verbunden seyn, so sind zugleich innerlich Salze mit bittern und auflüsenden Mitteln zu reichen. Von der in der Umgebung der Ohrspeicheldrüse gerne vorkommenden Melaphlogose des Zellgewebes s. an diesem Orte. Vgl. auch S. 20 u. folg.
I. laquo;BnJaiinlmng Irer SdjlinfliBfrkacuge. {Pharyngitis.')
Eine Entzündung des Schlundkopfs wird höchst selten für sich allein vorkommen, sondern zugleich mit einer Entzündung der Maulhühle, oder der Nase, der Luftrühre, der Speichel­drüsen, oder mit Catarrhfiebern, Druse u. s. w.
Hcisse Einschütte, gierig verschlungenes Brühfutter, scharfe oder iilzende Mittel, stecken gebliebene Pillen u. dgl. bringen eine Entzündung der Schlingwerkzeuge hervor, die indessen von einer äusserlich durch dieselben Ursachen erregten Ent­zündung nicht abweicht, auch localen Mitteln weicht.
Zu den gewöhnlichen Symptomen der Entzündung kommt hier die Schwierigkeit oder selbst Unmöglichkeit zu schlucken; diese ist aber auch bei ähnlichen Krankheiten der benachbarten Organe z. B. bei Parotitis, ZungenentKündung, Druse u. s. w. zugegen; endlich, jedoch ohne entzündliche Symptome, bei Krämpfen und Lähmung der Schlingmuskeln.
a) Bräune. (Angina.) (Halsentzündung, Halsweh. Laryngo-Pharyngitis, Cynanche.)
Sie kommt am häufigsten bei Pferden, seltener bei Rindvieh und Schweinen vor; die Entzündung erstreckt sich auf den Schlundkopf, Kehlkopf, die benachbarten Drüsen, die Nase und Mundhöhle, die Luftsäeke.
Symptome: Neben den Zeichen eines entzündlichen Fie­bers findet man die Racheugegend wärmer als gewöhnlich, sehr empfindlich bei Berührung oder Druck, öfters auch sichtbar aiigesch wollen; laquo;ie Schleimhäute des Mauls und der Nase sind
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höher gerüthet, im Maule sammelt sich Schleim und Speichel au, der bald einen Übeln Geruch annimmt; die Fresslust ist meist niclii ganz aufgehoben, allein das Schlingen fester Nah­rung ist beschwerlich, oft unmöglich; Flüssigkeiten passireu noch eher durch, obgleich öfter ein Theil derselben durch die Nase zurückkommt, auch wohl zerkautes, im Maul gebliebenes Futter mit sich führen; manchmal kauen die Thiere gerne Rau-lütter, bilden daraus einen Bissen, den sie aber wieder aus dem Maul fallen lassen; Hals und Kopf werden gerade ausge­streckt, die Biegung des Halses wird möglichst vermieden. Schmerzhaftes Husten und hörbares Athmen sind nicht selten.
Das begleitende Fieber ist meist catarrhalischer Art, ge­linde entzündlich; beim Rind und Schwein geht die Krankheit gerne bald in den Schwüchezustand über (Angina serosa^), wobei die Schleimhäute blassroth erscheinen, der Speichel zähe und faulig riechend, die zuerst rothlaufartige Geschwulst am Halse kalt und teigig wird.
Der Verlauf der Bräune ist acut; im günstigsten Falle endigt sie innerhalb 5 — 6 Tagen mit Zertlicrlung; steigt hin­gegen die Entzündung immer höher, so kann Brand und Er­stickungeintreten; diessist jedoch nur dann zu befürchten, wenn eine reizende Behandlung (mit slimulirenden Einschütten u. dgl.) stattgefunden hat. Abscessbildung ist ein nicht gerade seltener Ausgang, wobei sich die Genesung, durch wiederholtes Auf­brechen an verschiedenen Stellen des Halses oft sehr in die Länge zieht. Eine chronische Entzündung mit Verdickung der Schleimhäute, Verhärtung des Zellgewebes u. dgl. ist seften; sie kann Veranlassung zu Hartschnaufen und Pfeifen geben.
Ursache. Die Bräune erscheint in manchen Jahren viel häufiger als sonst, und es scheint somit eine von allgemein ver­breiteten Ursachen herrührende Neigung dazu in den Thieren, namentlich Pferden, entwickelt zu werden. Ausserdcra aber kommt sie zur Zeit herrschender katarrhalischer Fieber auch spo­radisch vor. Man beschuldigt: Nässe, Kälte, schnellen Wechsel der Temperatur, Erkältung der Haut, oder der Schlingorgane (durch kaltes Saufen) rauhes Futter, scharfe Pflanzenj chemi­sche und mechanische Einwirkungen.
Prognose: selten ungünstig.
Behandlung: warmes Verhalten im Aligcmeiuen, Be-
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decken der kranken Theile mit Schaffell u. dgl. Vermeidung' oder Entfernung der nächsten Ursache. Als Futter: Kleicn-schlapp, Mehlwasser, (alles lau) Gras, gesottene Kartoffeln u. dgl. Oertlich: Ausspülen des Mauls mit, leichtgesäuertem Wasser (Salzsäure, Honig); in dem Trinkwasser kann man Weinsfein, Glaubersalz,'später Salmiak auflösen, und die abführende Wir­kung durch Ktystiere unterstützen. Pillen und Latwerge werden nicht geschluckt. Aeusserlich : bei grosser Empfindlichkeit Ein­reibung von Quecksilbersalbe mit Lin. volat; besser Cataplasmen mit Hb. malvae, Leinsamen, Conimn oder Hyosciamus; bei geringer Empfindlichkeit oder Neigung zu Abscessen beschleunigt Cantharidensalbe den Verlauf am meisten. Wäre ein höherer Grad von enfzündlichcm Fieber zugegen, so ist eine massige Blutentziehung angezeigt. Beim Uebergang in den Sclnvftche-Zustand, der durch das länger dauernde Hindcrniss des Fressens herbeigeführt wird, müssen zum Ausspritzen des Mauls aroma­tische, bittere, tonische Pllanzendccocte genommen und im Ge­tränk eisenhaltige Salzsäure gereicht werden. Bei röchelndem Athmen sind Wasser- oder Essigdämpfe, bei langsamen Verlauf aber Thecrdäin'pfe cinathmen zu lassen. Wo Erstickungsgefahr eintritt, ist dieselbe leiclit durch die Tracheotomie, oder den Ilayne'schen Luftröhrentrocar zu beseitigen.
Bei den Schweinen weicht die Behandlung nicht von der bei den Anthraxfiebern S. 287 angegebeneu ab.
K. (ünfjiinliiiin; Ju-r JUfymungsorganr.
Es gehören hicher die Entzündung des Kehlkopfs, der Luft­röhre und der Lungen, feiner die Entzündung des Brustfells.
a_} Enlziitidung des Kehlkopfs. {Laryngitis aeufissimn.)
(Laiyngite suraigue Lebl.)
Die gewöhnliche Enlzündung des Kehlkopfs befällt meist Pferde plötzlich, selten geht Mangel an Appetit u. dgl. voraus. Das Thier zeigt kurzes, beschwerliches, und hörbares Athmen, aufgesperrte Nasenlöcher, hält den Kopf gerade aus; die Augen sind gerölhet, hervoigetrieben, die Pupillen erweitert, das Maul ist heiss, trocken, die Kehlkopfgegend sehr empfindlich, die Arterie gespannt, der Puls stark und beschleunigt. Erhöhte Temperatur der Haut, Schwanken beim Gehen, trockner, schmerz-
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liaftcr Husten, später Ausfluss zäheii Schleims aus der Nase koinmcii zu obigen Symptonien oft hinzu.
Die Krankheit verläuft äusserst rasch.
Ueber ihre Ursache ist Nichts Zuverlässiges bekannt; Erkäl­tung und Disposition zu catarrhalischeu Krankheiten mögen am meisten dazu beitragen; Einschütte vermehren das Leiden sehr.
Behandlung: starke Aderlässe, die wiederholt werden müssen, bis die'Beschwerde des Athmens nachgelassen hat; schleimige, leichtgesäuerte Flüssigkeiten zum fleissigen Aus-spühlen des Mauls, Dämpfe von erweichenden Pflanzen zum Einalhmen (mittelst einer über den Kopf gehängten Pferdsdecke), Umhüllen des Kehlkopfs mit einem Schaffell, reizende Klystiere mit Taback und Kochsalz, reichen gewöhnlich zur schnellen Beseitigung der Gefahr hin. Es stellt sich ein starker Schleim-Ausfluss aus der Nase ein , welcher mehrere Tage lang fort­dauert, und nur diätetische Mittel erheischt.
Erforderlichen Falls können äusserlich Senfteig, Cantha-ridcnsalbe, oder Fontanelle als ableitende Mittel angebracht und im äussersten Nothfall der Luftröhrenschnitt gemacht werden. Youatt beschreibt eine, wie es scheint enzootisch bei Rind­vieh vorkommende Entzündung des Schlund- und Kehlkopfs mit Neigung zu Abscess- und Brandbildung, welche eine besondere Operation, nämlich das Anstechen des Schlundkopfs (eine Art Hyovertebrotomie) nöthig macht. (S. das Rindvieh S. 437.)
Ueber die mit der Entzündung der Schlingwerkzeuge, den catarrhalischeu Krankheiten u. s. w. verbundene Kehlkopfsent-zündung ist das Nöthige an s. Orte angeführt.
^ Lnftrlihrenentiiindung. {Tracheitis exsndaloria.) (Häufige Bräune, Croup, Angina membranacea.)
Entzündung des Kehlkopfs und des obern Theils der Luft­röhre seltener sich bis zu den Bronchien erstreckend, mit Neigung zu hautartiger Ausschwitzung. Sehr acutcr Verlauf. Beim Pferd und Rind beobachtet.
Delafond, welcher diese Krankheit beim Pferd beschrieb, unterscheidet den einfachen Kroup des Kehlkopfs von dem der Luftröhre und der Bronchien.
Die Krankheit wird zunächst durch eine Reizung der Luft­röhrenschleimhaut erregt, die Heftigkeit der Krankheit steht im
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geraden Verhältniss zu dem Heize, welcher mittelbar oder sym­pathisch auf die Respirationsschleimhaut einwirkte.
Schnelle Unterdrückung; der Hautausdunstung, das Waiden bei Nacht an feuchten Stellen und im Frühling ist besonders den jungen Thieren nachtheilig; Reizung des Kehlkopfs durch feste Körper oder Flüssigkeiten (Einschütten), und ihr Eindrin­gen in die Lul'tröhre bringt die Krankheit ebenfalls hervor. Kein Alter der Pferde ist davon befreit.
Symptome. Dem einfachen Kroup gehen manchmal Appe­titlosigkeit, Traurigkeit, ein leichter Husten voraus; plötzlich aber wird der Husten stark, oft unterdrückt klingend, der Kehl­kopf äusserst empfindlich , und der leichteste Druck daselbt er­regt Husten; das Athmen wird beschwerlich, die Nase aufge­sperrt, (das Maul offen beim Rind) die Zunge hervorgestreckt, von schäumigem und zähem Schleim bedeckt. Ein eigenthüm-liches Pfeifen oder Schnarchen begleitet die Athemzügc. Der Puls ist immer klein, zusammengezogen, sehr schnell; die Hautvenen strotzen, das Thier schwitzt am Halse, zeigt Angst und zitiert mit den Vorderfüssen.
Dieser Zustand dauert 30—40 Stunden und endigt alsdamr entweder mit Nachlass der Entzündung und Ausstosen der fal­schen Membranen, oder mit Erstickung.
Am 3 — 4. Tage werden durch heftiges Husten aufgerollte Stücke der falschen Haut durch die Nase (beim Rind durch das Maul) ausgeworfen, worauf das Athmen erleichtert, der Puls ruhiger und noch von Zeit zu Zeit flockiger Schleim aus­gehustet wird. Am 6. Tage ist das Thier hergestellt.
Im andern Falle erstickt das Thier, weil die Luft nicht mehr durch die verstopfte Stimmritze dringen kann; die Trachco-toinie hilft hier augenblicklich. Erstreckt sich aber die Entzün­dung bis zu den Bronchien hinab, (Bronchi al-Croup) so hört man ausser dem Pfeifen ein deulliches Gurgeln am untern Theil des Halses, durch den Schleim und die hindurehströmende Luft hervorgebracht. Das Respirationsgcrilusch in der Lunge ist undeutlich hörbar oder ganz unvernchmlich. Der Luftröhrcn-schnitt ist dann ohne Erfolg. Die Erstickung tritt hier meist zwischen 30 und 48 Stunden ein, und wenige Kranke über­leben den dritten Tag.
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Prognose: immer zweifelhaft, besonders bei jungen Thie-ren mit enger Luftröhre, oder wenn Lungenentzündung hinzutritt.
Section: die Sehlevuliaut der Luftröhre ist roth gedüpfelt, oder gleichförmig geröthet, dabei etwas verdickt, die gebildete Ausschwitzung oder falsche Membran ist gelblich, geschichtet und hat 1—2 Linien Dicke, ihre freie Oberllächc ist glatt, die andere hiingt mit der Schleimhaut durch feine Gefässverlänge-rungcn zusammen. Ihr Ilauptbostandtheil ist Faserstoff. Beim Bronchlalcroup ist die Ausschwitzung stellenweise, besonders an der hintern Wand der Luftröhre manchmal bandförmig oder aufgerollt; die Bronchien sind mit zähem Schleim gefüllt, der hie und da durch röthliche Streifen mit der Schleimhaut zu­sammenhängt. Philippe sah neben der falschen Membran, die sich bis zu den Bronchien erstreckte, Futtertheile in der Luftröhre eines Pferdes.
Behandlung. Zuerst Aderlass, der nach einigen Stunden wiederholt wird, wenn sich kein Nachlass der Symptome zeigt; säuerliche Flüssigkeiten zum Ausspühlen des Mauls, erweichende Dämpfe-in die Nase, dergleichen Einreibungen in die Haut längs der Luftröhre, besser noch Scnftcig oder Scarificationen daselbst; Klistiere mit Salz, Taback u. clgl. Bei Erstickungsgefahr der Luflröhrenschnilt. (Brechmittel, das Einblascn von Calomel, und China in den Rachen, der Goldschwefel u. dgl. um die Schi eim-absonderung in den Bronchien zu vermehren, scheinen weniger Zutrauen zu verdienen.}
Beim Bronchialcroup rieth G oh i er quot;mehrere Luftröhrenringe zu spalten und die Stücke der falschen Membran auszuziehen; Delafond glaubt das Einblascn von Calomel in die Luftröhre könnte nützlich seyn. Die ableitenden Hautreize müssen hier verstärkt und anhaltend gemacht werden.
Bei dem Rindvieh bemerkt man nach Rye hue r röcheln­des , hörbares Athmen mit grosser Mühe und Beängstigung, schnell eintretende Erstickungszufällc, die aber durch Husten und Auswurf häutiger Concremente — obwohl zunächst blos vorübergehend—erleichtert werden. Mo us is sah 6 Zoll lange und 2 Zoll breite Stücke ausgehustet werden.
Bei der Behandlung wird, ausser scharfen Einreibungen, dem Calomel mit Doppelsalz der Vorzug gegeben. Um durch heftige Anstrengung zum Husten die falschen Membranen zu
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enfferneraquo;, räth R., mit Vorsicht reizende Flüssigkeiten (z. B. Vs Glas Essig) dem kranken Thier durch die Nase eiiizuschütieu. Zur Nachkur Spicsglanzpräparate mit sogenannten Brustmittcln.
Bei den Hunden können die Symptome der Bräune (Auf­sperren des Mauls, Speicheln und Geifern u. s. \v.) Veranlassung zu Verwechslung mit der stillen Wuth geben.
Peters beobachtete die Bräune bei Katzen; Kopf und Hals waren geschwollen, die-Augen roth und feurig; die Thiere kletterten und sprangen wie toll umher, erregten dadurch den Ver­dacht der Wuth und wurden deshalb getödtet (rli. Vet. Ber. 1836).
(Die Ausschwitzung gerinnbarer Stoffe in der Luftröhre lässt sich durch Einspritzung reizender Flüssigkeiten, z. B. Ter­pentinöl, Canthariden-Tinctur, Auflösung von Sublimat oder Salpetersäuren! Silber hervorbringen. Bei der Lungcnseuehe des Kindviehs findet eine ganz ähnliche Ausschwitzung in den feinen Verzweigungen der Luftröhre statt; von dieser Art war wohl der von Zähndler im Schweizer Archiv Bd. IV. beschriebene Kroup.)
c) Lungenentzündung. [Pneumonia.')
(Brustentzündung, Lungen- und Brustfell-Entzündung. Peri-pneumonia,
Pleuro-pneumonia.^)
Entzündung des Lungen-Gewebes oder ihres Ueberzugs, oder beider zugleich, mit Fieber, Athembeschwerde, später Husten, NichtHegen. Acuter Verlauf. Bei allen Hausthieren vorkommend.
Die Lungenentzündung ist eine der häufigsten inneren Krankheiten, insbesondere des Pferdes; man kann die reine, die catarrhalische, die rheumatische, die faulige und die symp­tomatische Lungenentzündung unterscheiden. Wegen ihrer ent­schiedenen Contagiosität und andern Eigenlhümlichkeiten muss die Lungcnseuehe des Rindviehs von den gewöhnlichen Lungen­entzündungen getrennt werden.
n) Reine Lungenentzündung. (Pneumonia vera.) (Stheniscbc, phlegmonöse Lungenentzündung.)
Sie befällt vorzüglich Pferde, nicht selten plötzlich, beson­ders wenn die Ursache sehr heftig einwirkte; ausserdem aber, nachdem einige Zeit verminderte Fresslust, Hängen des Kopfs u, dgl. vorausgingen.
Der Eintritt der Krankheit ist mit einem Fieberschauer
Bering, Patholsfic.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Ja
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bezeichnet; die Temperatur der Haut ist wechselnd, ungleich vertheilt, später im Allgemeinen erhöht, die Füsse kalt; das Thier ist traurig, frisst nicht, sauft öfter, athmet sehr kurz, beschleunigt, mit sichtbarer Bewegung der Rippen und Flanken, so wie der Xasenllügel; die ausgeathmete Luft ist wärmer, die Naseuschleimhaut höher geröthet, das Auge trocken, stier, das Aussehen oft ängstlich; der Puls beschleunigt, voll, hart, manchmal zusammengezogen oder zitternd, der Herzschlag un-fühlliar; der Mist trocken, dunkel, klein geballt; der Harn dunkel, durchsichtig.
Die Krankpii scheuen die Bewegung, bleiben unbeweglich mit gesenktem Halse und Kopfe, auseinandergcstelltcn Vorder-füssen und genäherten Sprunggelenken, stehen; zum Gehen gezwungen, zeigen sie sich steif, matt, das Athmen wird da­durch beschwerlicher und schneller. Husten ist bald von Anfang, bald erst im Verlaufe der Krankheit zugegen.
Beim Kindvieh ist das beschwerliche Athmen weniger in die Augen fallend, als beim Pferde; die Ellliogen werden von der Brust ahgezogen, die Milch nimmt ab.
Zu den seltenem Begleitern der reinen Lungenentzündung gehören: Abstumpfung des Gemeingcfülils und der Sinne (wahr­scheinlich von heftigem Schmerz herrührend), Nasenbluten, starkes Herzklopfen, Pnlsiren der Halsvcnen (von Störungen der Blufciiculatlon in den Organen der Biitslhöhle), ri-iulie und öfteres kurzes Niederliegen (von Schmerz im Darmcanal oder den Hufen) u. s. w.
Das Ficl)er und beschleunigte Athmen nehmen in der Regel während 4 — 5 Tagen, selten länger zu, alsdann bilden sich sogenannte EntzuiuUingsüliergänge. Hat die Heftigkeit der Krankheit, etwa durch Fortdauer ihrer Ursachen, verkehrte Behandlung u. dgl. immer zugenommen, so tritt der Moment der Erschöpfung oder Apoplexie ein, in welchem die mit theils flüssigem, theils coagulirtem Blute überfüllte Lunge anfähig wird, ihre Function zu ert'üllen und das Thier plötzlich zu-sainmenstttrat und stirbt. Die bei der Section fest und dunkel gefundene Lunge gibt Veranlassung, sie für brandig zu halten, während eigentlicher Lungen bra n d fast blos bei Complication mit Anlhrax-Fiebern beobachtet wird. Diesen Ausgang nimmt die Lungenentzündung meist in den ersten Tagen ihres Bestehens;
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die zuiielimendc Sclinclligkcit des immer kleiner werdenden Pulses, der pochende Herzschlag, das bleifarbige Aussehen der Schleimhäute, die kühle ausgeathmete Luft u. s. w. kün­digen das Ende an.
Bei der Zertheilung lasseraquo; die characteristischen Symp­tome au Stärke naeli, während meist eine critische Ausscheidung entweder durch die Schleimhaut der Athmungsorgaiie (Schleim-ausfluss aus der Nase, häufiger lockerer Husten u. dgl.) oder durch die Harnwege, seltener durch den Darmcanal (trüber Harn, weiches Misten) stattfindet. Oedcmatöse Anschwellaugen am Brustbein und Bauche sind Öfters ein günstiges Zeichen.
Ein nicht seltener, aber schlimmerer Ausgang ist die Ver­dichtung (Hepatisation) eines grüsscren oder kleineren Thcils der I.ungensubstanz, durch Erguss gerinnbarer Lymphe in dieselbe. Obgleich die Thiere dabei noch lange leben können, bleibt ihnen doch gerne eine Beschwerde des Athmens und eine Neigung zu Recidiveh zurück. Die länger fortdauernden, ob­gleich etwas gemilderten Symptome der Entzündung, die kurzen Athcmziige, der unfühlbare Herzschlag bei weichem Pulse und die Abwesenheit der mit den übrigen Ausgängen verbundenen Symptome, lassen die in der Lunge eingetretene Veränderung muthmassen. Sie ist meist die Folge einer nicht stark oder nicht anhaltend genug angewendeten antiplilogistischen Methode.
Beschränkt sich die Entzündung mehr auf den serüsen Ueber/.ug der Lunge, so endigt sie gerne mit theilweiser Ver­wachsung der Lunge mit dem Rippenfell oder mit Wasser-erguss in die Brusthöhle (vgl. Brustfell-Entzündung).
Ist ein Thcil der Lunge durch Erguss von Faserstoff ver­dichtet, so kann die krankhafte Thätigkeit dabei stehen bleiben; sie kann aber auch sogleich (öfter nach langen Zwischenräumen) weiferschrcilen, so dass sich Eiter bildet. Dieser ergiesst sich nun in die Bronchien und wird durch den Husten aus­geworfen, oder aber er bleibt längere Zeit eingeschlossen und bildet einen oder mehrere Eitersacke von verschiedener Grosse. Die Eiterbildung soll durch wiederholten Fieberfrost angezeigt werden.
In beiden Fällen, obgleich sie zu den schlimmcrn zu zählen sind, kann das Thier noch längere Zeit am Leben bleiben und selbst einen ziemlichen Grad von Dienstfähigkeit haben. Eilaquo;
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öfteres Husten, etwas erschwertes Athmen, laldiges Schwitzen, Mangel an Ausdauer, auch wohl glanzloses Haar und Abma­gerung bezeichuen diesen — jedoch i*eht mit Bestimmtheit erkennbaren — Vorgang, der sich zur eigentlichen Phthisis gestaltet (ß, S. 141.)
LuQgeuabscesse brechen manchmal auf, entleeren ihren Inhalt und heilen aus, häufiger aber werden ihre, vorher zur Isolirung bestimmt gewesenen Wände geschwürig, ein übelriechender, missfarbiger, auch bluliger Eiter wird allgesondert, er zerstört das naheliegende Gewebe (Verjauchung) und führt schneller oder langsamer den Tod herbei. In einzelnen Fällen geht die Entzündung der Lunge so unaufhaltsam in Verdichtung und Verjauchung (sog. Lungenfäule) über, dass hiezu nur wenige Tage erforderlich sind; ein fauliges Fieber begleitet diesen Vorgang. Eigentliche Lu n gen tube rkcl sind wohl nicht anders als zufällig, Folge einer acutcu Lungenentzündung; sie entstehen im Gegeutheil meist ohne eine bemerkbare entzündliche Action (vgl. S. 142).
Beim Rindvieh ist der Ausgang in Brand, Hepatisation oder Wassererguss gewöhnlich.
Die Dauer der reinen Lungenentzündung ist besonders nach dem Ausgange, den sie nimmt, sehr verschieden; sie varirt uäinlich von einigen Tagen bis zu einigen Wochen.
Die Section weist die aufgeführten Veränderungen in der Lunge nach; nicht selten sind mehrere dersellien zu gleicher Zeit zugegen. Gewuhnlicb zeigen auch noch andere Organe, z. B. die Luftröhre, der Herzbeutel, das Herz, das Brust- und Zwerchfell, der Darmcanal mehr oder weniger starke Zeichen von EntzündiAiig. Ursachen: reine Lungenentzündung entsteht beim Pferde am leichtesten durch sehr angestrengtes Laufen, besonders gegen den Wind oder bei sehr reiner, kalter Atmosphäre; feiner durch grosse Hif/.c des laquo;falls, stark araoniacalische Luft (.bei Pferden), kaltes Trinken nach Erhitzung (besonders bei Rindvieh); ferner durch mechanische Verletzungen, durchdringende Wunden, Er­schütterung, Rippenbrüche und durch in die Bronchien gelangte fremde Körper, z. B. beim Kinsthülten von Arzneien.
Letzterer Fall verdient besondere Beachtung, weil er häufiger vorkommt, als man glaulit (auch bei Rindvieh ist derselbe bc-obaebtetj. War die Arznei eine reine Auflösung, z. B. eines
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Salzes in Wasser oder einem Pflanzeudecoct u. ägV, so wird sie zwar, naclidem sie in die Luftröhre und Lung-e sfelangt ist, einen mehr oder weiliger heftigen Heiz und eine Entzündung hervorrufen, diese aber kann, da die Flüssigkeit durch Rc-sorbtion beseitigt wird, ohne bleibenden Nachtheil vorübergehen. Enthielt aber der Einschütt unauflösliche Pulver, selbst von sehr unschuldigen Mitteln, z. B. Eibisch, Süssholzwurzel u. dgl., so fahren die kleinen Partikelchen derselben in den feinsten Luftröhren-Aesten fort, reizend zu wirken, die entstandene Ent­zündung zu steigern und in wenigen Tagen den Tod durch jauchige Zerstörung eines beschrflnkten Theils der Lunge (näm­lich der unteren und vorderen, neben dem Herz gelegenen Parthie derselben) herbeizuführen. Selten gelingt es hiebei, der Ent­zündung ein Ziel zu setzen, so dass sie bei der blosen Ver­dichtung der genannten Lungenthcile stehen bleibt. Es ist mir öfters möglich gewesen, aus dem Schleim der kleinen Bronchien die gröblichen Pulver von Althea, Gentiana, auch ganzen Kümmel u. dgl. auszuwaschen. Das erkrankte Lungengewebe ist theils hepatisirt, theils von unendlich vielen kleinen Geschwüren mit grünlichem stinkendem Eiter zerfressen.
Zu den Folgen der Lungenentzündung gehören: Hart­schnaufen, langwieriger Husten, Dampf, Schwindsucht.
Prognose: mit Rücksicht auf die individuelle Beschaffen­heit des Kranken, die Heftigkeit der Krankheit — anfangs meist günstig; wenn dagegen zeitlich Hülfe versäumt worden ist, immer zweifelhaft; bei Complication mit fauligem Fieber, stin­kendem, blutigem Nasenausfluss, keuchendem Alhem u. s. w. meist ungünstig. Das Nachlassen des Fiebers, das ruhigere Athmen, die wiederkehrende Fresslust, der aufgerichtete Hals und Kopf; das Anschwellen der Fontanelle oder scharf einge­riebenen Stellen, kräftiges Husten und vor Allem das ruhige Niederliegeu sind Zeichen von guter Vorbedeutung. Die ent­gegengesetzten Symptome, wie auch heftiger Durchfall, An­schwellung des Kopfs, Marmorkälte der Füsse, Offenstehen des Afters u. dgl. zeigen Verschlimmerung und nahen Tod an.
Therapie: vor Allem Aderlass, je nach dem Grade der Entzündung und der Körperbeschaffenheit des Thiers; nöthigen-falls nach 10 — 12 Stunden wiederholt. (Gegen die Zeit der zu erwartenden Crisis hin oder wenn dieselbe schon eingetreten,
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sind Aderlässe sehr zu vermeiden.) Ableitung der Blulauhäufung in der Lunge nach der Haut durch trockenes Reiben, sodaim durch Einreibung scharfer Salben au den Seitemvänden der Brust, oder Fontanell am Brustbein. Innerlich Salpeter mit Doppclsalz oder Glaubersalz in weicher Latwergen-Form, oder im Trinkwasser, das dem Tbier überschlagen vorgehängt wird, um nach Belieben davon saufen zu können; Klystiere mit Salz und Seife. Kein oder wenig nährendes Futter, massige Tem­peratur des Stalls. Das angegebene Verfahren muss gewöhnlich einige Tage beibehalten, dann aber nach den Uebergängen der Krankheit niodilicirt werden. Tritt ein trockener, schmerzhafter Husten ohne Auslluss ein, so lasse man Wasserdämpfe einathmen und setze den innerlichen Mitteln Salmiak und bei grossem Schmerz etwas Exlr. hyosciami zu. Droht Wasserergiessung, so ist anfangs Brechweinstein mit Salpeter, später derselbe mit Terpentinül, Wachhol derb eereu u. dgl. zu reichen; Digitalis ist meist unsicher und passt jedenfalls nur, so lange die Ent­zündung fortdauert. (Die Behandlung länger dauernder Brust-wassersucht s. bei Entzündung des Brustfells.) Die citerälmliche Absonderung der Respirations - Schleimhaut ist als critisch an­fangs durch Salmiak mit Foemim graecum.; Anis oder Fenchel zu unterstützen, bei zu langer Dauer oder nach Menge über-mässig dagegen durch Terpentinül, Harze oder Balsame, Theer-dämpfe u. dgl. zu beschränken. Gegen Verdichtung der Lunge sind die Spiesglanz - und Schwefelpräparate in Gebrauch zu ziehen (Goldschwefel, Antim. diaphor., Spiesglanzleber, Schwefel-blumen, Schwefe'leber). Eiterauslluss von geborstenen Abscessen erfordert blos vollkommene Ruhe und strenge Diät. Gegen Verjauchung lässt sich wenig oder nichts ausrichten; Bleizuckcr {j/m 1 Dr. pro dosi), thierische Kohle, Theer u. dgl. ktinnen versucht werden, daneben gelbe Rüben und Malz als Futter. Wäre das entzündliche Allgemeinleiden in ein fauliges über­gegangen, so ist dasselbe nach der später unter d) angegebenen Methode zu bebandeln, und die locale Entzündung oder ihre Folgen wären hauptsächlich durch ableitende Mittel zu bekämpfen.
Die Uehandlung des nach einer Lungenentzündung etwa zurückbleibenden chronischen Hustens, Nasenausilusses, Dampfes u. s. w. s. an ihrem Orte.
Bei sehr jungen oder besonders schwächlichen Thieren, deren
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allgemeiner Zustand Bluleiitzieliuiigeu weniger lliunlicli macht, iamp;t ihre Stelle durch Exlr. aconit. (zu 20 — 30 Gran i^ro Dosi bei Saugfohlen) zu ersetzen.
(Stiitt des Salpeters, Brcclnveinsteins u. dgl. rathen einige engli­sche Tliierär/.te Veralr. alb. zu 30—40 Gran pro Dosi alle 6—8 Stun­den zu geben, bis das Thicr kolleiülinliche Symptome zeigt. Bei hartnäckig auf gleiclici' Höhe bleibender Lungenentzündung wirkt Turt. stibiat. in grossen Gaben [zu 'j, Unze pro Dosi] manchmal sehr wohlthatig.)
/?) C a t a r r h a 1 i s c h e Lungenentzündung, (Pneumonia calarrhalis.)
Die Symptome derselben sind im Wesentlichen dieselben wie bei der reinen Lungenentzündung, sie pflegt jedoch weniger heftig zu seyn, kommt dagegen besonders bei Pferden öfters mehr verbreitet vor. Ihr Sitz ist mehr, in der Schleimhaut, welche die Luftröhren'iste auskleidet. Husten geht gewohnlich voraus; Anschwellung der Ganaschendrüsen begleitet sie oft, und die Krisis geschieht durch vermehrte Scbleimabsouderung in den Bronchien. Die Behandlung ist massig antiphlogistisch, mit Rücksicht auf die Ursache des Leidens [Erkältung), daher nach gebrochener Heftigkeit des Fiebers der Zusatz diaphoreti­scher Mittel (des Schwefels, des Spiesglanzes, später selbst des Camphors) am Platze ist.
(EHie seltene Complication der catarrhalischcn Lungenent­zündung, nämlich mit Diabetes, beobachtete Busenbecker bei mehreren Pferden; sie war jedoch nicht tinltlich.)
y) Rheumatische Lungenentzündung. (Pneumonia rheiimalica.)
Sie entsteht vorzugsweise bei Pferden und Rindvieh auf schnelle Unterdrückung der Hautausdünstung (bei nasskalter Witterung, während des Haarwechsels u. dgl.); ihr Sitz ist mehr der seröse Ueberzug der Lunge, wesshalb sie mit der Brustfellentzündung eigentlich näher verwandt ist, als mit der Entzündung des Lungeugewebs. Lidessen wird dieses letztere, wenn die rheumatische Lungenentzündung heftig wird, gewöhn­lich mit ergriffen. Der Ausgang, wo nicht völlige Zertheilung er­reicht wird, ist gerne in Verwachsung der Lunge mit dem Rippenfell, durch ausgeschwitzten gerinnbaren Stoff, oder in Wassersucht.
Nicht selten leiden bei rheumatischer Lungenentzündung die
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Hilute desHerzbeutela oder die Hufe gleichzeitig und verschlimmern, besonders in letzterm Falle , das ursprüngliche Uebel bedeutend.
Bei der Behandlung ist besondere Rücksicht auf Wgt;iderher-stcllung der unterdrückten Hautthätigkeit (durch ausgebreitete Einreibungen mit 01. lerebinlh., warmes Bedecken und Frotti-ren, innerlich diaphoretische Mittel, nach oder in Verbindung mit den entzündungswidrigeu) zu nehmen. Unter den eigentlich antiphlogistischen Mitteln verdient hier der Calomel den Vorzug.
rf) Faulige LungcnentKÜndung. {Pneumonia asthenica.) (Falsche, unächte Brustentzündung.}
Sie ist entweder Folge eines anfangs entzündlichen Leidens der Lunge oder die Lungenentzündung ist gleich vom vorne herein von einem allgemeinen Schwächezustand und fauligen Fieber begleitet. In dieser Art kommt die faulige Lungenent­zündung, besonders bei Rindvieh, epizootisch vor.
Blasse Schleimhäute, vermehrte Secretion derselben (zäher, später übelriechender Schleim), weicher, schwacher Puls, fühl­barer Herzschlag sind mit den, dem localen Leiden eigenthüm-licheu Symptomen verbunden. Die allgemeine Schwäche nimmt im Verlaufe der Krankheit, der sich öfters auf 2—3 Wochen ausdehnt, mit den übrigen Symptomen zu, grosse Abmagerung stellt sich neben sulzigcn Anschwellungen ein, colliquativer Durchfall tritt an die Stelle der anfangs bestandenen Verstopfung, ein eiteriger, aashaftstiukenderAusfluss aus der Nase deutet die vor­handene Zerstörung der Lunge an, und dasThier stirbt oft schon ge­gen das Ende der ersten oder in der zweiten Woche desKrankseyns.
Bei der Section zeigt sich das Blut aufgelöst, dünn, das Fleisch wrie gekocht, im Zellgewebe sulziger Erguss, die Lurge theils sulzig verdichtet, theils verjaucht, in der Brusthöhle stin­kendes Wasser, am Darm canal brandige Flecken u. s. w.
Behandlung. Anfangs sind salzige Mittel mit bittern oder gewürzhaften zu verbinden, später Reizmittel an ihre Stelle zu setzen. Aeussere ilüchtigreizende Einreibungen sind wieder­holt in Anwendung zu bringen, und die Kräfte des Thiers durch ausgewähltes, leicht verdauliches Futter (Malz, geröstetes Ptlehl u. dgl.) wo möglich zu heben.
Trennung der Kranken von den Gesunden ist anzurathen.
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*) Symptomatische Lungenentzündung. (Pneumonia symplomalica.)
Die Luiigeiientzilndung gesellt sich zu vielen andern fieber­haften Krankheiten, ohne wesentlich zu ihnen zu gehören. Bei der grossen Bedeutung dieses Organs ist ein solches sympto­matisches Leiden als eine schlimme Complication anzusehen. Bei den catarrhallschen Fiebern überhaupt und der Influenza insbesondere, bei manchen typhösen Fiebern, den Schafpocken, dem Zehrfieber u. s. w. leidet sehr häufig die Lunge mit.
Die in ihrem Verlauf gestüite Druse hat nicht selten Lun­genentzündung und Vereiterung zur Folge; bei der Eiterinfectiou ist dasselbe der Fall; der acute Rotz ist von einer heftigen ent­zündlichen Affection der Xunge begleitet. Auf der andern Seite kommen manche organische Veränderungen in der Lunge auf eine so allmähliche und schleichende Weise zu Stande, dass man ihr Entstehen entweder im Leben gar nicht, oder erst wenn sie einen unheilbaren Grad erreicht haben, bemerkt. So die Knoten und Eitersäcke in den Lungen alter Kühe, die Tuberkeln bei der Stiersucht, bei chronischem Rotze, die Hydatiden, die Verwachsung der Lunge mit dem Brustfelle, das Emphysem und die wässerige Infiltration des Lungengewebes im Dampfe u. A. in.
d) Lungenseuche des Rindviehs. (Pneumonia exsudatoria
contagiosa^)
CTyphöse Lungenseuche V., rheumatische Brustentzündung Wag., nasse,
weisse Lungenfaule.)
Entzündung des Lungengewebs mit Ausfüllung desselben durch gerinnbare Stoffe, meist in einem Lungenflügel, selten zugleich mit Eiterung oder Wassererguss; meist seuchenartig; ansteckend. Dem Rindvieh eigenthümlich.
Es ist sehr schwierig, am lebenden Thiere die Lungen­seuche von einer gewöhnlichen Lungenentzündung einerseits, und einer Lungensucht (_Phthisis) andererseits mit Bestimmtheit zu unterscheiden. Der Umstand des Erkrankens mehrerer Thiere zugleich, oder nacheinander, und die Wahrscheinlichkeit einer stattgehabten Ansteckung haben im Anfange mehr Gewicht als die Symptome, welche die Kranken zeigen; sodann aber muss die Section, welche das Characteristische der Luugenseuche unverkennbar nachweist, den Ausschlag geben.
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Bei gutgenäluteii, kräftigen Tliieren hat das Legleitende Fieber den entzümllicheu Character, Lei sehr herabgekomnienen, früher sclion Lungeukraukcu dagegen den astheinschen; darauf berulit die Eintheilung der Lungenseuche in synochüse und forpide (_et\vas Typhöses ist nicht dabei, ebensowenig ist sie identisch mit Phthisis, dagegen bei altern Kühen oft mit letzterer compliciit, oder aber bei durchgeseuchten Thieren später in diese übergehend).
Symptome: Ein kurzer, trockener und heller Husten, der anfangs selten, meist nur Morgens oder beim Austritt aus dem Stalle, beim Tränken u. s. \v. gehört wird, später aber öfter und schmerzhafter, verbunden mit etwas beschleunigtem Athmen, quantitative und qualitative Abnahme der Milch, nicht Zulegen bei guter Fütterung oder selbst Abmagern, Sträuben der Ilaare, besonders auf dem Rücken, der gegen Druck sehr cmpündlich ist, geröthete oder schmierige Augen, wechselnde Fresslust — diess sind die Symptome, welche man oft längere Zeit (4 — 6 Wochen) an den Thieren beobachtet, ehe sie fieber­haft erkranken. Häufig werden diese Vorboten der Krankheit ganz übersehen. Nun folgen oft plötzlich alle Zeichen einer acuten Lungenentzündung; abwechselnde Kälte und Hitze der Haut, beschleunigtes, angestrengtes Athmen, Aufsperren der Nasenlöcher, starke Bewegung der Rippen und Flanken, ein kurzer, dumpfer, eigenlhümlicher, halb unterdrückter Husten, der Puls auf 50—60 vermehrt, meist voll, hart oder gespannt, wenig fühlbarer Herzschlag, die Hürner und Ohren sind heiss, die Nase und die Augen geröthet, das Flozmaul ist trocken. Die Fresslust, das Wiederkauen und die Milchabsonderung hören auf, der Harn ist feurig, der Mist trocken und dunkler als ge­wöhnlich. Die Vorderfüsse sind von der Brust abgezogen, die Thiere legen sich nicht (oder nicht lang, unu dabei lieber auf die kranke Seite), bei der Untersuchung des Respirationsge­räusches durch Anlegen des Ohrs au die Rippenwände fehlt dasselbe auf der einen (kranken) Seite ganz, während es auf der andern (gesunden) Seite (zischend, sägenartig) hörbar ist. Die Percussion der kranken Seite gibt einen dumpfen Ton; diese Erscheinungen nehmen von unten nach oben und von vorneu nach hinten zu, da bei Verdichtungen der Lunge die gerinn­baren StofTe sich der Schwere nach abzulagern pflegen.
In den folgenden 5 — 7 Tagen steigen die Symptome des
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fieberhaft - eutisündliclieu Zustaiulcs, und endigen auf der Hohe derselben entweder mit dem Tode des Thiers oder durch den Uebergang in den Schwächezustaud, welcher das locale Leiden nunmehr fast ebenso lange begleitet.
Die zunehmende Zahl der Pulse und Athemzüge, wobei erstere kleiner und mehr gespannt, letztere kürzer weiden, das häufigere Husten, die schnelle Abmagerung, besonders au der Brust und den Schultern, die immer grüssere Abgeschlagenheit des Thiers deuten dieses Steigen der Krankheit an. Mit dem Uebergang in den Schwäche- und fauligen Zustand wird der Puls schwacher, der Herzschlag deutlicher fühlbar, die Augen fallen ein, die Schleimhäute werden feucht, die Secretionen zähe und übelriechend, oedematüse Geschwülste bilden sich, das Atlimen wird rüchelnd, der Mist flüssig und die Kräfte sinken zusehends. Bei vorher sehr geschwächlen Thieren, oder sol­chen , die schon organische Veränderungen in der Lunge hatten CKnoten, Tuberkeln, Eitersäcke), kann das begleitende Fieber auch gleich von vorne herein den astheuischen Character haben (torpide Lungenseuche), wie sich aus der Beschaffenheit des Pulsos, des Herzschlags, der unveihältuissniässigeu Abgeschla-genheit u. s. vv. entnehmen lässt. Dessen ungeachtet zieht sich der Verlauf der Krankheit in diesem Falle (vom Ausbruche des Fiebers an gerechnet) nicht selteu mehr in die Länge, als bei dem entzündlichea Character des Fiebers.
Section. Die Veräiiderungeu, welche mau iu der Bauch­höhle findet, beziehen sich auf den allgemein fieberhalten ent­zündlichen oder Schwachezustand , dagegen ist der Befund der Lunge in dieser Krankeitsform entscheidend. In der Brusthöhle kann mehr oder weniger Serum von trübem Aussehen, oft mit Stücken geronnener Lymphe, oder auch käsigen Flocken oder bioser Sülze (beim asthenischeii Character) ergossen seyn, falsche Membranen bedecken die seröse Auskleidung der Brust und ver­kleben die Lunge mit dem Rippenfell; die serösen üeberzüge sind nach Entfernung der oft 'j, — 1 Zoll dick ausgeschwitzten Lymphe, stark injicirt, daher^dunkler geröthet, aufgelockert. Die Lunge selbst ist (gewöhnlich nur ein Flügel und öfter der linke) fast durchaus hepatisirt, fest, schwer (bis auf 25 — 40 Pfunde), oft die ganze Hälfte des Brustkorb^ ausfüllend; beim Durchschneiden der fleischigen Stellen zeigen diese elu
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marmorirtes Ansehen, welches davon herrührt, dass das die (Leim Rinde sehr deutlich geschiedenen) Lungenläppchen verbindende Zellgewebe mit einer hellem plastischen Lymphe erfüllt, das dazwischen befindliche Lungcngewebe aber verdichtet, und von röthlich brauner oder gräulicher Farbe ist. Die Aeste der üron-chien sind mit einem graugclblichen festen Gerinnsel complet ausgefüllt (wie ausgegossen), das auf der Schnittfläche eines Lungenstückes rundliche Augen bildet. Ebenso sind die Blut-gefässe mit einem dunkelrothen Coagulurn ausgefüllt, so dass das kranke Lungeustück für die Luft völlig undurchgänglich wird und der Kreislauf darin stocken muss. (Das spccifische Gewicht eines solchen Lungenstücks fand ich = 1,047. bei 0deg; R.) Durch die angegebene Beschaffenheit der Luftröhrenäste lässt sich die Lungenseuche mit dem Croup sehr wohl vergleichen. Ist der Schwächezustand vorherrschend gewesen, so haben die Exudate weniger Festigkeit und sind mehr sulzig alt) fleischig. Der nicht ergriffene Lungenflügel ist gewöhnlich welk und fällt sehr zusammen.
Bei Thieren, die zuvor an der Lunge gelitten hatten, kann man neben der eigenthümlichen Entartung der Lungensubstanz noch Abscesse, Tuberkeln u. dgl. vorfinden. Wenn Kranke in den ersten Tagen nach dem Ausbruch des Fiebers getödtet wer­den, so sind die Erscheinungen zwar in ihrer Ausdehnung be­schränkter, allein das Characteristische derselben ist dennoch erkennbar. Selbst bei Thieren, welche im Stadium der Vorboten geschlachtet werden, trifft man einzelne Parthien der Lunge (wie Apfel, Faust u. dgl.) bereits verdichtet und manchmal von einer festen Haut umgeben an.
Ursachen. Zu der Selbstentwicklung der Lungenseuche tragen alle die Umstände bei, welche Lungenentzündungen über­haupt hervorbringen; den Unterschied zwischen letzteren und der Lungenseuche hat man durch die anatomische Beschaffenheit der Rindslunge (die deutlich getrennten Läppchen) erklären wollen, und diesen Umstand selbst zu einer ge n eri s c hen Anlage erhoben; allein beides ohne hinreichenden Grund, da das Rind auch andern (z. B. catarrhalischen) Lungenentzün-gen unterworfen ist und andere Thiergattungen mit deutlichen Lungenläppchen von der Lungenseuche verschont bleiben. Bei der grosseu Disposition des Rindviehs zu Lungenkrankheiten
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überhaupt (Tuberkeln, Abscessen u. dgl.) und der grossen Plasticität seines Bluts darf es nicht überraschen, wenn die Lungenentzündung; (ob sie nun einen sthenischen oder asthenischen, oder wie Manche wollen, den rheumatischen Character habe) gerne mit Ausschwitzungen in einem colossalen Maasstab endigt. Zu den Ursachen gehören also: schlechtes Futter aller Art, sumpfige VVaiden; bereiftes oder abgestandenes Gras, starke Träberfiltterung, besonders von Kartoffelbranntwein, ertrorne, gekeimte Kartoffeln, schlechtes, sehr kaltes Trinkwasser; ferner Erkaltung überhaupt, dumpfige Ställe (feuchte, kalte Witterung, Nebel, daher im Herbst häufiger); Versetzung in ein anderes Klima. (Letzteres besonders bei vom Ausland eingeführten Racen.) Als eine zweite, sehr häufige Ursache ist die Ansteckung anzusehen, und zwar hat die Erfahrung gezeigt, dass nicht blos wirklich fieberhaft kranke Thiere, sondern auch solche, die schon seit längerer Zeit genesen schienen, im Stande sind, an­dere anzustecken. Das Contagium ist flüchtig und verbreitet sich mit der ausgealhmeten Luft der Kranken, jedoch nicht auf grosse Entfernung. Es soll sich nicht impfen lassen, sondern an den Impfstellen blos bösartige Geschwüre erzeugen. Die meisten Eälle von Ansteckung finden durch Zusammenleben in einem Stalle statt; aber auch durch Riechen an den Abfällen der Kranken oder der Cadaver ist sie möglich. Manche Indi­viduen widerstehen der Ansteckung lange Zeit, andere dagegen nicht; daher ergreift die Krankheit nicht immer das zunächst stehende (lieber das gegenüberstehende) Stück.
Während Einige die Ansteckung ganz läu^ncn, glauben andere, die Krankheit sey in ihrer Gegend immer blos durch Ansteckung (namentlich von Auswärts) hervorgebracht worden. So z. B. Saut er, welcher behauptet, die Lungenseuche ent­stehe im Badischen Seekreis nie von selbst, sondern werde stets durch Würtembergisches oder Schweizervieh eingeschleppt, und Rychner, welcher das überrheinische (Badischc) Vieh des­selben beschuldigt. Man sieht aber nicht ein, warum hier die Bedingungen der Selbstbildung der Lungenseuche vorhanden seyn, und in der dicht daneben gelegenen Gegend gänzlich fehlen sollen. Aus der Schweiz (namentlich üri, Schwyz) ein­geführtes Vieh hat in Würtemberg, bei vorzüglicher Pflege und Wartung nach % —1 und mehr Jahren, ohne alle Einschleppung
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der Krankheit in die isolirt gelegenen Meiereien, die Lungenseuclie Ijekoinmen ; mehrere solche Fülle sind mir genau bekannt. An den Kalbern der kranken Kühe brach ein maukenartiger Ausschlag aus.
Bei trächtigen Kühen wird das Kalb nicht selten gleichzeitig krank. Ob aber Thiere, welche die Krankheit überstanden ha­ben, später nicht mehr davon befallen werden, ist nicht bekannt.
Wo die Krankheit durch allgemein verbreitete (Futterungs-und Witterungs-) Einflässe entsteht, befällt sie gewöhnlich meh­rere Thiere zugleich und wurde deshalb „Seuchequot; genannt, wo sie sich dagegen durch Ansteckung gebildet hat, beschränkt sie sich (ifters lange Zeit auf einzelne Thiere, einzelne Ställe, verursacht aber wegen ihres schleichenden Ganges nicht viel weniger Schaden.
Diagnose. Zur Unterscheidung der Lungenseuclie von gewöhnlicher Lungenentzündung, welche im Anfang von so grossem Interesse ist, dienen mehr die äusseren Verhältnisse (vermuthliche Einschleppung durch ein neu erkauftes Thier, Zu-sammeiitrelTen mehrerer Erkrankungen u. s. w.) als die Symp­tome an dem Kranken selbst. In zweifelhaften Füllen ist Ab­sonderung, in verdächtigen das Tödten eines Stücks anziirathen, da die Section am sichersten den Grund oder üngrund etwai­ger Befürchtung nachweist.
Prognose: nur im Anfange günstig; bei vorher schon lungenkranken Thieren sehr ungünstig.
Therapie: nach d?m Character und Grade des entztind-licheu Fiebers, somit Aderlässe, (lieber eine starke als zwei kleinere) Niffürh mit Glaubersalz, in ziemlich grossen Gaben, als Einschütt in leicht schleimigem Vehikel; andere ziehen Ca­lomel oder Tart. emet. mit Nifmm vor. Dazu Klystierc mit Seife. Scharfe Kinrcibungen an den Brustwänden in grosser Ausdehnung, und wiederholt angewandt, bis starke Reaction eintritt, (Hiechweinsteinsalbe. Canlharidcnsalhe u. dgl.) ebenso Haarselle an den Brustwänden oder Fnntanclle in den Triel sind zu den wesentlichsten Untcrstützungsniittelii zu zählen. Sobald der Grad der Entzündung nachzulassen beginnt, sind zu den imier-lichen antiphlogistischen Mitteln, Salmiak, Brechweinstein, auch Spiesglanzleber oder Goldschwefel zu setzen, und damit gclind auflösende Pllanzenstoffe (Alant, Anis, Wachholderbeercn) zu verbinden. Einige schreiben dem Conktm maculalum eine
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besondere Wirksamkeit zu; es kilnnte daher, stnü des Llos selilei-migen Vehikels, ein Infusutn dieses Krauts zu den Einschütten genommeii werden. Wäre besonders Wasserer^uss zu vermutlicn, so kann Di/citalis versucht werden. Zur Naclikur sind Scluve-fel und Spiesglanzprilparate mit den sog. Biustmittcln zu benutzen. (Eine besondere Behandlung-sweise ist durch anhaltendes Um­schlägen [mit Wasser und Essig] nassgemachtcr Lappen um dcn Leib; innerlich Pflanzensäure und so viel als möglich frisches Wasser den Thicren beizubringen.)
Hätte das Fieber den asthenischen Character, so ist das antiphlogistischc Verfahren anfangs nur beschränkt anzuwenden, bald aber auf diiiretische — und bei günstigem Erfolge auf bittere und stärkende Mittel überzugehen. In den meisten Fäl­len hleibcn jedoch — wenn auch das Thier durchseucht — organische Veränderungen in der Lunge zurück, welche über kurz oder laiig sich wieder regen und das Uebel erneuern; es eignen sieh daher die durchgeseuchten Thiere am besten zu einer, nicht schnell und nicht zu weit getriebenen Mästung. Sehr zweckmäs.sig erscheint die k. preussische Verordnung solches Vieh an den Hörnern (mit L. K.) zu bezeichnen, um zu ver­hüten, dass es nicht wieder in den Handel gebracht werde, und dadurch Anlass zur Ausbreitung der Krankheit gebe.
Policeiliche Maasregeln. Als Seuche betrachtet ist es manchmal vortheilhafter, die zuerst und einzeln erkrankten Thiere ku schlachlen und damit die Sperre u. s. w. abzuschneiden. Das Fleisch der Erkrankten ist, so lange es nicht zersetzt er­scheint, ohne Nachtheil geniessbar. Ueber die policeiiichen Maasregeln bestehen in den meisten Staaten besondere Verord­nungen (in Würtbg. die vom 22. Dec. 1837). Die Ställe, wo Kranke gestanden, sind sorgfältig zu desinficiren, ehe sie wieder benutzt werden, ausserdem werden die nachher an die Stelle der Kranken gestellten Thiere leicht angesteckt.
e) Briislfellenlzündniiff. {Pleuritis.')
Entzündung des serösen Ucberzugs der Lunge, so wie der innern Auskleidung der Brusthöhle. Fieberhalt, acut. Bei allen Hausthieren.
In den meisten Fällen ist sowohl die Lungensubstanz als auch das Brustfell zu gleicher Zeit erkrankt (Brustentzündung),
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Und es ist schwer am lebenden Thiere zu Kiiterscheiden, ob blos das Lungengew ehe oder blos die seröse Haut der Brust leide. Auch ist im Wesentlichen die Behandlung dieselbe. Da indessen meh­rere Beobachter Symptome anführen, an denen man auf die Entzün­dung des Brustfells schliessen kann, so mögen sie hier Platz finden.
Die Brustfellentzündung hat im Allgemeinen in den Aeusse-rungeu des kranken Thieres, im Verlauf u. s. w. viel mit der Lun­genentzündung gemein , doch geschieht das Athmen weniger mit den Rippen, dagegen ist es mehr an den Bauchmuskeln sichtbar; Druck auf die Rippenwand, besonders in die Zwischenräume zweier Rippen ist schmerzhait, das Thicr weicht aus und stöhnt; der Puls ist in der Brustfellentzündung eher voll und hart als in der Lungenentzündung, die Füsse sind nicht so kalt, die Riech­haut ist weniger gerötliet; es findet fast gar kein ÜVascnausfluss statt, und dieser ist bloss wässerig, gelblich. Nach Waldinger stellen die kranken Pferde den einen Vonlerfuss (der hauptsäch­lich kranken Seite) vor, halten den Kopf gesenkt, den Hals gestreckt. Das Fieber ist anfangs oft gering, nimmt aber dann plötzlich zu, auch versuchen die Thiere eher zu liegen, als solche die an Lungenentzündung leiden.
Der Ausgang der Brustfellentzündung ist entweder in Zer-theilung (Nachlass der wesenllichen Symptome) oder in Wasser-„erguss (acute Bruslwassersucht.) Diess gibt sich durch einen breit und selbst rechts fühlbaren Herzschlag, seltenen dumpfen Husten, grossen Durst u. s. w., nicht immer durch ödematöse Anschwellungen zu erkennen.
Durch Kinspritzung einer Auflösung von Salzen (z. B. Saucr-kleesalz) oder sonst reizender Flüssigkeiten in die Brusthühle (mittelst einer sehr kleinen Oeffnung in die Rippenwand) kann man bei Pferden Brustfellentzündung hervorbringen, die in der Regel schnell mit Wassererguss endet. Die Menge des ergossenen (gewöhnlich trülien, oft flockigen, selten übelriechen­den) Serums kann nach D u p u y 50 Stunden nach der Ein­spritzung schon 40 Pfund betragen.
Die Pleuritis ist nicht selten mit der Entzündung des Herz­beutels complicirt und hat denn gewöhnlich einen sehr raschen Verlauf (2—3) Tage; ferner mit Leberentzündung als eine der zahlreichen Formen von Influenza (vgl. diese), bei welchen allen das Brustfell mehr oder weniger mitleidet.
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Der Character des Fiebers ist nielit immer der rein entzüud-liche. Am häufigsten kommen Brustfelleiit/.üiidungen bei herr­schendem rheumatischem Krankhcitsgenius vor.
Bei der Section findet man das Gefässnetz unter der serüsen Haut der Brusthöhle stelleinveise sehr stark injicirt, ferner Aus-sclnvitzung von gerinnbarer Lymphe in der Form käsiger Flok-ken oder zusammenhängender Membranen auf der Oberfläche des Brustfells und mehr oder weniger Wasser in der Brusthöhle, dem Herzbeutel u. s. w,
Ursachen: Meist Erkältung, sodann penetrirende Brust-wunden, Eindringen von Luft in die Brusthöhle ü. s. w.
Die B e h a n d 1 u n g der Brustfell-Entzündung ist nach dem Grade und Character des Fiebers zu richten , meist massig stark antiphlogistisch ; dabei ist von den innerlichen Milteln dem ver-süssten Quecksilber der Vorzug zu geben und scharfe Einreibun­gen oder Sinapismen an der Brustwand müssen in ziemlicher Ausdehnung angebracht werden. Ist Wassererguss eingetreten, so sind die Iiarnlreibenden (besonders Digitalis) und resorbiren-den Mittel anzuwenden (vgl. Wassersucht S. 111), und im Nothfalle ist der Trocar zu versuchen.
Der Ausgang in acute Wassersucht folgt nicht immer un­mittelbar auf die Brustfellentzündung; letztere scheint nachzu­lassen oder selbst ganz beseitigt zu seyn, die Fresslust kehrtquot; zurück, die Temperatur der Haut ist gleichmässig, warm. In­dessen legt sieh das Thier nicht regelmässig, iiat trübes Haar, Ausslluss von gelblichem Serum aus der Nase, das oft daselbst vertrocknet, einen unregelmässigcn Puls u. s. w. Plötzlich tritt ein neuer Fieberanlall ein. Das Thier geht schnell zu Grunde und zeigt bei der Section alle Erscheinungen der acuten Brustwassersucht.
Als Ueberreste früher bestandener Brustfellentzündung findet mau feste Verwachsungen der Lunge mit dem Rippenfell, die nach ihrer Ausdehnung u. s. w. das Athmcn mehr oder weniger belästigen können; Hartschnaufen, Dämpfigkeit werden in man­chen Fällen davon hergeleitet.
L. laquo;Enfjiinbuitfl hex ^msluufs-tOrgunf. Hieher gehören die Entzüiulung des Herzeus und des Herz­beutels, der Arterien und der Venen, so wie des Lymphsystems
U er in r, Fathologie,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 26
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laquo;) Entzündung des Herzens und Herzbeutels. [Carditis, Pericarditis.')
Man beobachtet Herzkiankheiten bei unserlaquo; Hausthieren deshalb seltener, weil sie schwer von ähnlichen Krankheiten der Renpirationsorgane zu unterscheiden sind und häufig nur in den­jenigen Fällen, welche mit der Section endigen, das Vorhanden-gewesenseyn einer Herzkrankheit erkannt wird. Daher behaupten viele Thierärzle, Herzkrankheiten seien überhaupt sehr selten, während Andere, z. B. Albers, Dupuy vom Gegentheil über­zeugt sind. Wassererguss im Herzbeutel, Ecchymosen, sowohl aussei! als innen, an diesem und dem Herzen, Erweichung, Verdünnung, Hypertrophie, Geschwüre, Polypen, Balg-Ge­schwulst , Tuberkeln, Finnen u. s. w. sind in der Substanz des Herzens beobachtet, selten jedoch im Leben durch bestimmte Symptome erkannt worden.
laquo;) Entzündung des Herzens und Herzbeutels bei Pferden.
Sie ist meist mit heftigen Entzündungen der I-unge, des Brustfells u. s. w. verbunden; sie befallt gutgenährte Pferde bei schnellem Witterungswechsel. Frost, Traurigkeit, schlep­pender Gang, vorstehende Augen, Betäubung, dunkelrothe Schleimhäute, unterd.ückte Excrctionen, ängstliches und ange­strengtes Athmen, ganz unfühlbarer Herzschlag, kleiner, kaum zu fühlender, oft unordentlicher Puls - diess sind die Symp­tome einer solchen sympathischen Herzentzündung.
Selbst nach wiederholten Blutenlziehungen wird def Herz­schlag niebt deutlich fühlbar; das ausgelassene Blut ist schmierig oder sulzig und gerinnt ohne Wasser oder Faserstoff auszu­scheiden; später erkalten die Gliedmasscn u s. w., und das Thier endet schon 6 — 12 Stunden nach dem Beginn des Leidens.
Bei der Section findet man das Fleisch dunkel, die Venen strotzend voll Blut, die Lungen schwarzroth, am Herzen und Herzbeutel Ecchymosen und Blutunterlaufungen in der Form von Tupfen, Striemen u. s. w.; das Herz ist stark zusammengezogen.
Nicht selten tritt die [nfluenza als acute Herz- und Herz­beutelentzündung, mit gleichzeiligcr Entzündung des Brustfells, der Lungen oder der Leber auf, so jedoch, dass das Herzleiden vorwaltet. Solche Fälle kamen in den Jahren 1832, 1836 und
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1839 in Mehrzalil vor. Der Verlauf war sehr acut; manche Thiere unterlagen schon nach 36—48 Stunden. Bei der Section fand man viele Ecchyinosen am Herzen und Herzbeutel, etwas rothliches Wasser in demselben, zahlreiche Blutunterlaufungen an den gmssen Gcfässstämmen und an den Rückenwirbeln. In einem Fall waren Pleura und Herzbeutel ganz voll trüben, dunkeln Wassers; das Thier hatte gegen das Ende seines Lebens ängstlich, hörbar und selbst mit aufgesperrtem Maule geathiuet.
Ziemlich constant war die Beobachtung, dass der Puls (auf 70 — 80—100) ohne Rücksicht auf Aderlässe und inner­liche Mittel unverändert längere Zeit stehen blieb, während die Thiere um den Kopf munter waren und beinahe bis zum letzten Tage frasscu. Das Athmen war anfangs sehr schnell (hie und da aber auch wenig verändert, dann aber tief und beschwer­lich), auf Blutentziehung wurde es ruhiger; wenig Husten und Ausiluss aus der Nase; mit den gewöhnlichen Mitteln war bei­nahe keine regelmässige Mistentleerung hervorzubringen. In der Reconvalcscenz wurde der Puls öfter aussetzend, ohne dass Digilulis angewendet worden wäre.
Die Behandlung der Herzentzündung erfordert ein stark entzündungswidriges Verfahren, wiederholte Aderlässe; innerlich Säuren, Digilalis, Tart, emelic; äusserlich scharfe Einreibungen. Wo die Krankheit mehr in das Gebiet der Inlluenza gehört, sind starke Aderlässe nicht immer vortheilhaft.
Die Herzbeutel-Wassersucht ^Hydropericarditis) koinmt auch bei Pferden, obwohl sehr selten, mit schleichendem Verlauf vor. Adamowicz beobachtete in einem solchen Falle bei dem Thier die Symptome einer Lungenschwindsucht. Kautz sah Schwindel, Colikzufälle, Schwanken, Lähmung u. s. w. uei einem Pferde, dessen Herz doppelt so gross war, und dessen Herzbeutel (und Pleura) viel trübes Wasser enthielt.
/?) Herz- und Herzbeutel-Entzündung bei Rindvieh. (Traumatische, schleichende Herzentzündung.)
Die gewöhnlichste Veranlassung ist eine Verletzung des Herzbeutels und selbst des Herzens durch einen aus der Haube hercindringeuden spitzen Körper. Dieser Vorgang geht ganz langsam vor sich, das Thier äussert von Zeit zu Zeit einige Tage lang Symptome von Krankheit, erholt sich wieder, bis
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es endlich heftiger angegriffen und geschlachlet wird. Nägel oder Nadeln sind es gewOlinlich, die nach und nach die Haube, das Zwerclilell, dann den Herzbeutel und endlich das Herz (den rechten Ventrikel) durchbohren; alle diese Thcile sind durch plastischen Erguss mehr oder weniger stark mit einander verwachsen; das Ganze bildet nicht selten einen festen Klumpen von Faust- oder Kopfgrösse, in welchem die einzelnen Organe kaum mehr zu unterscheiden sind. Im lancru desselben sind die lieniden Körper, einzelne Abscesse, Fistelgänge u. dgl.
Symptome: wechselnde Fresslust und Wiederkauen, bald eingefallene Flanken, bald periodisches Aufblähen, Verstopfung, Unlust zu Bewegung, schleppender, matter Gang, Empfindlich­keit beim Druck auf den Widerrist oder an die Brustwand, oder vorn ans Brustbein; Liegen auf der rechten Seite oder abwech­selnd auf beiden Seiten, mit zurückgelegtem Kopfe, Öfteres Acchzen beim Liegen; Puls sehr verschieden, bald voll und stark, bald klein, kaum fühlbar, zuckend, sehr beschleunigt, zuweilen aussetzend, Herzschlag links nicht fühlbar oder nicht deutlich, Athem bald ruhig, bald beschleunigt, manchmal hör­bar; kurzer, schwacher, schmerzhafter Husten (der aber auch ganz fehlen kann). Als bezeichnend wird eine weiche, wässe­rige Geschwulst im Kehlgang, am Halse herab und vorn au der Brust, angesehen (sie bildet sich in der Regel erst, wenn Herzbeutelwas.sersucht eingetreten ist).
Die Thiere können dazwischen Wochen und Monate lang wieder scheinbar hergestellt seyn, so dass der Verlauf der ganzen Krankheit unbestimmt ist.
Section: Verwachsung, Verdickung des Herzbeutels, Wasser, auch Jauche in demselben, Abscesse im Herzen, Blulerguss u. s. w. (An einem in hiesiger Sammhing befindlichen Präparat hatte eine Nadel und ein Nagel den rechten Ventrikel völlig durchbohrt, allein innen war ein starker geronnener Blutpropf an der Oeff-uung, so dass kein Blut in den Herzbeutel drang. Prehr berichtet einen Fall, in welchem der fremde Körper (Nadel) durch einen grossen, hinter dem linken Ellbogen gebildeten Abscess herauskam.)
Behandlung: anfangs entzündungswidrig, spater Digitalis; häufig blos palliativ gegen die dringenden Symptome, z. B. Auf-blähen, Verstopfung gerichtet. Zeitiges Schlachten ist vortheilhalf er.
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b) Arterien-Entzündung. (ArteritisJ
Die Entzündung, der Arterien ist nicht blos sehr selten, Bondcrn aucli, wenn sie vorhanden ist, sehr schwer zu erkennen.
Bei oberflächlich gelegenen Arterien wird man die Häute derselben verdickt, härter, die Arterie gespannt fühlen künnen, und bei der Section die innere Haut der Arteric, und selbst die faserige Haut derselben, stark injicirt oder hellroth gefärbt finden. (Die dunkle Rüthung der Innern Arterien - Haut deutet blos auf Zersetzung des Bluts und ist den typhösen und car-bunculOsen Fiebern eigen, kommt aber auch bei Wassersüchten u. dgl. vor; in den meisten Fällen ist sie cadaverisch.)
Greve sah bei einem Pferd, das in Folge von Verletzung de Carotis (beim Aderlassen) nach drei Stunden crepirte (wohl au der Blutung und nicht an der Arterien-Entzündung), die innere Fläche der Arterie eine beträchtliche Strecke weit entzündet.
An den Füssen der Pferde findet mau nicht selten die Arterien streckenweise sehr verdickt, was einer chronischen Entzündung der Häute (durch Quetschung, Stoss oder allge­meine Entzündung des Theils, z. B. des Hufs) zugeschrieben wird. Die Bildung fester, faserstoffiger Gerinnsel in den Arte­rien , welche oft au mehreren Stellen mit der innern Haut der­selben zusammenhängen, schreibt man ebenfalls einer Entzündung dieser letztern zu, die aber ganz unbemerkt zu verlaufen scheint. An den Arterien (und Venen) des Beckens und der Hinter-schenkel habe ich diess mehrmals beobachtet: die Symptome im Leben Hessen, aber blos auf ein Hinderniss des Kreislaufs in diesem Theile schliessen (Schwäche, Hinken, scheinbare Lähmung).
Gurlt sah bei einem wegen Spat gebrannten Pferde die Ai-t. tibiales und crurales entzündet und durch Faserstoff-Erguss beinahe verschlossen.
Sollte die Arterien-Entzündung als solche erkannt werden, so bestände die Behandlung in der antiphlogistischen und ab­leitenden Methode, deren Anwendung je nach dem acuten oder chronischen Verlauf sich modificirt,
c) Venen-Entzündung. (Phlebitis.}
Die acute Venen-Entzündung ist gewöhnlich mit heftiger Entzündung des benachbarten Zcligcwebs verbunden; so bei
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dem sogenannten Einschasse, einer Zellgewebs-Enlzündung an den Sclienkeln der Pferde; die Hautvenen sind verdickt und mit geronnenem Faserstoff ausgefüllt; das umgebende Zellgewebe ist ebenfalls eiitzttndet oder vereitert, und die kranke Vene bildet manchmal selbst Abscesse. Die Fessel- und Schienbein-Venen der Pferde, die öfter an Hufentzündung gelitten haben oder sich streiften, sind manchmal so dickwandig, dass sie ganz den Arterien gleichen.
Dass Venen-Entzündung auf Resorblion oder absichtliche Infusion von'X't-^r in die Venen entstehe, ist bei der Eiter-infectior angeführt (s. S. 351). Dasselbe geschieht bei Metritis von zurückgebliebener Nachgeburt; ferner bei der Staupe der Hunde in der Lunge [nach Otto).
Einen langsamen, chronischen Verlauf hat gewühnlich die träum ati she Venen-Entzündung, welche, da sie meist dem Aderlassen folgt, „Adcrlassfistelquot; genannt wird. Ihre Ursachen sind theils innere (eine gewisse Disposition oder Dyscrasie), theils äusscre (nämlich Reizung der Wunde durch Reiben, Bluterguss in der Nähe der Aderlassöffnung, schartige oder unreine Instrumente u. dgl.). Die Behandlung, welche anfangs in kalten Umschlagen, später in scharfen Einreibungen oder dem Glüheiseu besteht, gehört in das Gebiet der Chirurgie.
d} E7itzitndimg der Lymphgefässe und Lymphdritsen.
Man hat die Lymphgefässe meist blos symptomatisch ent­zündet gefunden; Verdichtung ihrer Häute, so wie des umge-benden ZeVlgewebs, wodurch sie harte, oft knotige Stränge bilden, ist das hauptsächlichste Symptom der Entzündung derselben.
Sie findet vorzugsweise da statt, wo die Lymphgefässe krankhafte Stoffe (Eiter, Schleim u. s. w.) anisaugen, z. B. im Hautwurm. Nach Gurlt enthalten sie im weitem Verlaufe dieser Krankheit eine gelbe, krümmliche Masse und fast gar keine Lymphe. Die Wurmbeulen sollen nach ihm an den Klappen der Lymphgefässe entstehen. Ich habe mehrmals bei Hautwurm die in der Nähe der Wurmbculen liegenden Lymphgefässe innen ganz gesund gefunden und die Wurmbeulen standen mit denLymph-gefässen in keiner Verbindung, sondern lagen blos im Zellgewebe.
Führen die Lymphgefässe krankhaft veränderte Stoffe in die benachbarten Lymphdrüsen, so schwellen dieselben entzündlich
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an (oft selbst die zweite und dritte Gruppe noch). Die Ent­zündung verlauft bald acut und geht (ausser der Zer(heilung) gern in Eiterung oder Abscessbildung über, bald aber auch langsam, wobei chronische Verhältung von allen Graden, Scir-rhus, Krebs nachfolgen.
Die Entzündung der Lymphdrüsen ist symptomatisch bei catarrhalischen Fiebern, der Druse, dem Rotz und Wurm, der Atrophie der Füllen, den Schwindsüchten und vielen andern all­gemeinen Krankheiten.
Die Behandlung beruht auf Entfernung der Ursachen, örtlich antiphlogistischen und revellirenden Einreibungen (Queck­silber-scharfe Salbe), nach vollendeter Verhärtung Jod — äusser-lich und innerlich. Seltener Zerstörung der kranken Parthie durch Eiterung; Exstirpation.
M. (üni.ninlmiig lu-r lllfriiauungsorjjane.
Hievon sind anzuführen: die Entzündung des Magens der einmagigen Hausthiere, die Entzündung der Mägen der Wie­derkäuer , die Entzündung der Gedärme, die Ruhr; die Ent­zündung des Bauchfells, Netzes und Gekröses.
ä) Entzündung des Magens einmagiger Hausthiere. {Gastritis.^ (Aleist zugleich mit Darmentzündung, Enteritis (Castro - enteritis).
laquo;) Die acute Magen - und Darmentzündung kommt beim Pferd sehr selten als für sich bestehendes Leiden vor, desto öfter aber consensuell mit andern Krankheiten verbunden. Bei den übrigen einmagigen Hausthiereu ist es ebenso. Verletzungen, sey es von aussen oder durch hinabgeschluckte scharfe oder spitzige Gegenstände, scharfe Gifte u. dgl. bringen noch am ehesten eine solche acute Magen- und Darmentzündung hervor; ausserdem aber sieht man bei fast allen Koliken, die tödtlich endigten, den Darm und Magen entzündet und selbst stellen­weise brandig (so dass mehrere Autoren die Magen - und Darm­entzündung als synonym mit Entzündungskolik nehmen), ebenso leiden bei den gastrischen, typhösen, Rothlauf- und Milzbrand­fiebern, bei Pocken, Hirn-, Lungen-, Leberentzündung, der Ruhr, der Wuth u. s. w. der Magen und die Gedärme, theils schon anfangs, theils erst im weitern Verlauf der Krankheit mit.
Die Symptome der Magen - und Darmentzündung treten
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nicht so iiliify.licli auf, als die einer Kolik, sie machen ebenso­wenig Remissionen. Das Fieber wird in der Regel zuerst be­merkt, der Puls ist hart, klein, beschleunigt, in einzelnen Fällen stark, voll oder unregelmässig; die Extremitäten sind kalt, die Schleimhäute des Mauls hoher gerüthet, der Bauch empündlich gegen Druck; die Lust zum Fressen und Saufen fehlt ganz, die Ausleerung des Mists ist verzögert, oder übermässig, der Harn feurig; die Stellung mit gesenktem Kopf und mehr zusammen­stellenden Füssen, so wie das Aufsperren der Nasenlöcher zei­gen Angst, selbst Betäubung an, das Umsehen nach dem Bauche, oder das Scharren mit einem Fusse, deutet auf Schmerz; die Kräfte des Thiers sinken dabei weit mehr als bei einer Kolik.
Die Krankheit verlauft sehr rasch und endigt nicht selten schon nach 1 — 3 Tagen entweder durch Zertheilung oder mit dem Tode. Letzteres ist zu befürchten, wenn das Fieber zu­nimmt, der Puls unfühlbar wird, die Füsse, das Maul sich kalt anfühlen, ein Sclnveis ausbricht u. s. w. Bei günstigem Aus­gange stellen sich dagegen vermehrte Excretionen ein, der Puls hebt sichj wird ruhiger, das Thier munterer u. dgl. Der Aus­gang in Lähmung ist seltener, er tritt meist ein, ehe die Ent­zündung ihren Höhepunkt erreicht hat.
Bei der Section findet man die Häute des Magens und Darmcanals stark injicirt, an mehreren Stellen selbst purpurroth, brandig, dabei durch sulzigen Erguss in das Zellgewebe ver­dickt , etwas röthliches trübes Wasser in der Brusthöhle. Im Magen und Darme ist gewöhnlich eine dunkelrothe, weinhefen-arlige Flüssigkeit ergossen. Bei Lähmung sind die Symptome der EntKündung weniger deutlich und die Schleimhaut ist mehr schmutzigroth oder schiefergrau gefärbt.
Ursachen. Sie wirken meist direct auf die Magen-und Darmschleimhaut; reizendes Futter (z.B. neues Heu, schwar­zer Haber), besonders in grosser Menge, oder bei vorher aus­gehungerten Thieren, reizende Arzneien, das Eingeben von Wein, Essenzen und Tincturen herumziehender Quacksalber, mit Pfeffer, Ingwer und andern Gewürzen; starke Purgirmittel (Croton, Kalomel, Aloe), scharfe Pflanzen- und mineralische Gifte — bringen Entzündung der Darmschleimhaut hervor. Auch Erkäl­tung wird unter den Ursachen dieser Krankheit aufgeführt.
Prognose: meist sehr zweifelhaft.
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Behandlung: nach der Ursache, wo diese Lckannt ist • z. B. bei scharfen Giften, Mittel, die sie chemisch zersetzen, ausserdem einhüllende (bei Hunden, Schweinen: Brechmittel}, bei allzustarkem Purgirmittel viel Schleim mit absorbirenden und adstriiig-irenden Mitteln, auch Opium, Nux romica (sehr ver­dünnt, um mit einer grossen Oberfläche der Schleimhaut in Be­rührung; zu kommen). Wo aber die Ursache in reizendem Fuller u. dg], besteht, oder nicht bekannt ist, muss die Magen- und Darmentzündung überhaupt entzündungswidrig behandelt wer­den ; starke Aderlässe, Salze, namentlich Bittersalz (aber auch Salpeter), in vielem Schleim aufgelöst, ähnliche Klystiere; Seufteige oder scharfe Einreibungen au die Brustwände; war­mes Verhalten, überschlagenes Trinkwasser in möglichst grosser Menge beigebracht. Anfangs strenge Diät, später indifferente Nahrungsmittel. Droht Brand oder Lähmung einzutreten, so kann man noch Opium (zu zwei Drachmen bei Pferden) und Cam­phor (zu einer Drachme) in schleimigem Vehikel versuchen,
(Youatt unterscheidet die Entzündung der serösen Haut des Darms von der der Schleimhaut. Erstere entsteht gewöhn­lich auf Erkältung; seine Behandlung besteht in starken Ader­lässen, Klystieren mit Bittersalz oder Aloe; innerlich Aloe zu ein paar Drachmen in Schleim alle sechs Stunden; dazu Frot-tiren, reizende Einreibungen. Bei Entzündung der Darmschleim­haut [snperpurgireti] empfiehlt er zuerst viel Schleim, nach zwölf Stunden mit Zusatz von Kreide, Catechu oder Opium; Aderlass werde selten nöthig seyn.)
(Hunde, die an Magenentzündung leiden, sollen der stillen Wuth sehr ähnliche Symptome zeigen.)
ß) Uli chronische Magen - und Darmentzündung der einmagigen Hausthiere wird mehr an ihren Folgen und oft erst nach dem Tode erkannt. Je nach dem Character und Grade derselben ist sie bald von Indigestion, Verstopfung u. dgl., bald aber von anhaltendem, obwohl nicht sehr heftigem Laxiren be­gleitet. - Sie kann sehr lange dauern und ist theils an dem ent­zündlichen Zustande der sichtbaren Schleimhäute und des Pul­ses, theils daran zu erkennen, dass die sonst gegen die ange­führten Symptome wirksamen Mittel nichts ausrichten oder selbst Verschlimmerung bringen.
Ihre Behandlung muss gelinde aber anhaltend antiphlogistisch
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seyn , auch sind liing'er dauernde ableitende Reize (Fonlanell am Bauch) zu empfehlen.
In einzelnen Fällen bleibt die Entzündung auf einen so kleinen Raum beschränkt, dass sie kein allgemeines Leiden zur Folge hat und leicht ganz übersehen wird; Verwachsung der entzündeten Stelle mit benachbarten Organen, oder Eiterung, Abscess- und selbst Geschwürbildung (auf der Schleimhaut), endlich Durchbohrung der Darmwand sind die gewöhnlichen Folgen einer solchen local gebliebenen Entzündung , die wohl meist von einer Verletzung, von aussei! oder innen, herrührt.
Pferde, die an sehr schmerzhaften Krankheiten (Hufentzün-dungen, Operationen) leiden, verfallen manchmal in schleichende Darmentzündung und gehen unaufhaltsam daran zu Grunde.
6) Magen- und Darmentzündung der Wiederkäuer.
Die Entzündung der Mägen und des Darms der Wieder­käuer unterscheidet sich in einigen Beziehungen von der vor­hergehenden ; so sind z. B. Verletzungen der Mägen (der Haube durch scharfe Körper, des Pansens beim Trokariren) weit häufi­ger als bei einmagigen Hausthieren; auch wirkt Erkältung nachtheilig auf die dicht an der Bauchwand anliegenden Mägen des Rinds und Schafs. Was im Allgemeinen über die Magen-und Darmentzündung unter a) angeführt ist, gilt auch hier und bedarf keiner Wiederholung.
Zu den Symptomen des entzündlichen Fiebers gesellt sich, neben dem Schmerz bei Druck auf die Bauchwand such Aufblähen und trockener, schwärzlicher Mist. Bei der S e c-t i o u findet man neben dem Zeichen der Entzündung und des Brandes: Eiterung, Abscesse, leichtes Abgehen der Schleim­haut , vertrocknetes Futter im Löser u. dgl.
Unter den Ursachen sind neben nasser Waide und Füt­terung von Sumpfpflanzen, auch Traber von Bier- und Brannt­wein - Fabrication aufzuführen.
Bei der Behandlung sind Aderlässe, Salze, Schleime, Oel u. dgl. die Hauptsache. Zu Abstumpfung der erhöhten Em­pfindlichkeit empficlilt R y c h n e r das Hyosciamin. Wäre Neigung zum Erbrechen zugegen, so könnte es als critisch betrachtet werden.
Marrimpoey beobachtete bei Magen- und Darmentzündung von Erkältung und zu starker Nahrang: einen ungleichen, langsamen Puls,
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rothe Schleimhäute, schmerzhaften Bauch, Zusammenstellen derFüsse, den Schweif fast immer in Bewegung, wenig und rohen Urin, etwas harten Mist, manchmal mit blutigem Schleim überzogen und mit Schmer­zen abgesetzt. — Häufiges Misten, oft mit Blut, viel und sehr trüber Urin, Schweiss von fauligem Geruch, Anschwellen der Extremitäten, waren critisch. Seine Behandlung bestand in wiederholten Aderlässen, sclileiniigen, erfrischenden Tränken mit Salpeter, später Laxantia, trocke­nes Reiben, Dämpfe und erweichende Klystiere, auch grosso Se;ifteige.
Y o u a 11 führt ausser den gewöhnlichen Symptomen bei Bindvich noch zähen , harten , mit Schleim und bisweilen mit Blutstreifen über­zogenen Mist, öfteres Brüllen an. Im weitern Verlauf bleibt das Thier meist liegen, und ist betäubt, halb blind; flüssige, faulig stinkende Exeremcnte gehen neben verhärteten Massen, die den Mastdarm aus­füllen, ab; der Urin ist dick, ölig, braun, von starkem Geruch; Zuckungen, Unruhe, Erschöpfung gehen dem Tode voraus. Manchmal tritt eine Zeit lang scheinbare Besserung ein.
Bei der Section fand man : viel geröthetes Serum in der Bauch­höhle, das Bauchfell entzündet, die Leber mürbe, die Schleimhaut des Pansen entzündet, purpurrot!!, seinen Inhalt vertrocknet, ebenso den zweiten und dritten Magen; den Laabmagen stark entzündet, mit dunkeln Flecken, seinen Inhalt flüssig und blutig. Die Darinschlelmhaut ge­schwürig, besonders in den dicken Gedärmen, den Mastdarm erweitert und brandig.
C r o u z e 1 sah Magen - und Darmentzündungen bei Rindvieh in heissen Sommern, auf ausgebrannter Waide enzootisch herrschen,
Schöngen sah Schafe an acuter Magen - und Darmentzündung zu Grunde gehen. Sie zeigten Unruhe, rothe, feurige Augen, blökten, warfen sich nieder und sprangen wieder auf. Anfangs ging der Mist noch in kleinen Portionen ab, später nicht mehr; es folgte Aufblähen und der Tod. Die Schleimhaut der Gedärme und des Laabmagens hatte eine ins Grauliche schimmernde, schmutzige Röthe, in den dicken Därmen waren hühnereigrlaquo;se, harte und schwärzliche Mistballen; alle übrigen Theile waren gesund.
c) Darmentztindung der Lämmer, Kälber und Ferkel.
QDysenteria neonatorum.')
([Lämmerruhr, Gedärmseuche, Lienteria K.)
- Diese Krankheit richtet oft in den Schafereien grossen Scha­den an, bei den Kälbern und Ferkeln kommt sie mehr vereinzelt vor. Das hauptsächlichste S y m p t o m ist der öftere Abgang bei­nahe flüssiger, gelblicher Excremente (weisse Ruhr), die aus wenig veränderter, durch Galle gelblich gefärbter Milch und
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Darraschleim bestehen, selten blutig sind. Häufig ist Zwang damit verbunden, die kleinen Thicre verlieren den Appetit, sau­gen nicht mehr und verfallen schnell in einen gefährlichen Sclnvächezustand. Der Tod tritt oft schon innerhalb 24 Stunden oder in 2 — 3 Tagen ein.
Bei der Section findet man die Gedärme stellenweise ge-rüthet, die Häute verdickt, manchmal aber auch fast keine merk­liche Abweichung vom gesunden Zustande.
Als Ursache sieht man fehlerhafte Beschaifenheit der Milch (meist von unpassender Fütterung der Mutterthiere herrührend) an, und sucht daher der Krankheit durch bessere Fütterung vorzubeugen.
Behandlung: Alan empfiehlt gewöhnlich säuretilgende Mittel (Magnesia, Kreide) mit Schleim, bittern oder aromatischen Mitteln. Sie leisten aber selten viel. Eine Mischung von Rha­barber, Magnesia und Opium hat öfters gute Dienste gethan; als diätetisches Mittel ist gebranntes Mehl (als Suppe) sehr zweckmässig. Hiebei scheint aber immer zu wenig auf den Grundcharacter der Krankheit (die Entzündung) Rücksicht ge­nommen zu seyn, daher Bittersalz, Salpeter in vielem Schleim so wie schleimige und besänftigende Klystiere mehr erwarten lassen. Auch Eiweis oder Leimwasser wären zu versuchen. Milch mit Eyern und Erlenrindendecoct wird als Hausmittel angewendet.
Indessen entsteht die Darmentzündung auch bei solchen Läm­mern , die zu frühe abgesetzt und zu trockner Nahrung gezwun­gen wurden. Mangel an Appetit, trübe Augen, Senken des Kopfs, steifer und beschwerlicher Gang, kleiner, zusammenge­zogener Puls, Umsehen nach dem Bauche, endlich Niederliegen, Convulsionen sind die Symptome dieser Darmentzündung. Die Section zeigt das Bauchfell geröthet, die Gedärme aussei! violett, mit unverdautem säuerlichem Futter gefüllt, die Schleimhaut aufgelockert, entzündet, in dem Dickdarm einen höhern Grad der Entzündung und gegen den Mastdarm hin selbst Brand. Die Mägen enthalten trockenes Futter.
Huzard gab in einem solchen Falle mit Nutzen Gersten-decoct mit Honig und Magnesia; im Trinkwasser etwas Mehl und Salpeter, und den Recouvalescenten statt des Rauhfutters gekochte Möhren u. dgl.
Auch bei den Ferkeln wird die Ruhr fehlerhafter Muttermilch beigemessen; absorbirendc und adstringireude Mittel sind ohne
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Erfolg gebraucht worden; dagegen soll neben derMulterrailch den Thieren schon mit 4 Wochen dicke Milch mit Gerstenschrot oder noch besser mit Weizeukleie gereicht werden., Ein in dieser Krankheit entstehender borkenarliger Ausschlag sey als vicariren-des Leiden zu betrachten (Schütze). (Vgl. Durchfall S. 48.)
ri) Huhr. (ßysenteria epizooticaJ)
Entzündung der Darmschleimhant, besonders des Dickdarms, mit Fieber, blutigem Durchfall, mit Zwang, schneller Abmage­rung (Fettschmelzen) und Sinken der Kräfte. Vorzugsweise das Rindvieh befallend.
Die liuhr kommt meist seuchenartig vor, selten sporadisch; sie macht bald ein für sich bestehendes Leidelaquo; aus, bald ist sie die Folge einer andern Krankheit (z. B. des Durchfalls) oder bloses Symptom derselben (der Kinderpest und der typhösen Fieber überhaupt).
Die Symptome der idiopathischen, acuten Ruhr sind folgende: ungleiche Temperatur Jer Haut, trockenes, staubiges Haar, trübe Augen, zäher Schleim auf dem Flolzmaul, übel­riechender Maulschleira, blasses Zahnlleisch, welke, unreine Zunge. Oefteres Gähnen und Aufstosseu von Luft, Widerwille gegen das Futter, dagegen Durst; zusammengestellte Füsse, gekrümmter liücken, aufgeblähter und gegen Berührung empfind­licher Bauch, Heben des Schweifes; anfangs blos weicher, misslarbiger, sehr übelriechender Mist, Empfindlichkeit des Afters, zäher, brauner Urin.
Das begleitende Fieber hat bald den entzündlichen Character, bald den typhösen, oder jener geht nach kurzer Dauer in diesen über; das Athmen ist wenig verändert. Im weitem Verlauf der Krankheit nehmen die Symptome zu, besonders die Mattigkeit des Thiers, der Durst, das Verschwinden des Fetts, die un­glaublich schnelle Abmagerung. Der Mist geht sehr oft und in kleinen Quantitäten oder fast ununterbrochen ab; er ist zlmmt-farb, flüssig, heiss, höchst widrig riechend, mit Blut.-tieilen, Blutklümpchcn, Schleim oder hautähnlichen Stücken gemischt; Schmerz, Zwang und ümstülpung des entzündeten Alters be­gleiten seinen Abgang, der oft spritzend geschieht. Unver­mögen zu stehen, Meteorismus, Erkalten der Extremitäten gehen dem Tode voraus. Dieser tritt gewöhnlich in der zweiten
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Woche der Krankheit ein; der Ausgang in Genesung kündigt sich durch Abnehmen der Symptome, die nicht die grosste Hef­tigkeit erreichten, an. Ausserdem geht die Ruhr manchmal in Abzehrung und Darmvereiterung über.
Section: leichtes Abgehen des Epitheliums in den drei ersten Mägen, die darunter liegende Schleimhaut geröthet oder mit braunrothcn Flecken besetzt; ihren Inhalt bald trocken, bald flüssig; den vierten Magen purpurroth oder livid, seine Haute sind inhitrirt, an den Dünndärmen die Schlciuihaut stellen­weise mehr oder weniger ebenso beschaffen; im Dickdarm die stärksten Zeichen der Entzündung, die Schleimhaut braunroth, aufgelockert, öfters wie abgeschabeu oder durch Geschwüre zerstört, deren Grund die Muskelhaut bildet; Ecchymoseii oder brandige Streifen finden sich hie und da im ganzen Darmcanal. Die Leber ist meist mürbe, die Gallenblase voll zäher Galle; das Fleisch welk, missfarbig, das Fett in Sülze verwandelt, das Blut zersetzt, schwarz, schmierig.
Die Ruhr zeigt mancherlei Abweichungen von dem eben angefühlten Verlaufe; nicht selten ist anfangs Verstopfung zu­gegen und der Mist schwärzlich und trocken; in andern Fällen ist der Durchfall mit Zwang und selbst Kolikschmerzen gleich im Beginne des Ucbels zugegen. Bleibt eine chronische Diar­rhöe zurück, weiche Wochen und Monate dauern kann, so magert das Thier fortwährend ab, obgleich es im Uebrigcn sich zu erholen scheint; der Mist ist schleimig und enthält nicht selten Eiter oder Jauche.
Ursachen: schneller Wechsel der Temperatur (daher im Herbst und Frühling am häufigsten), Nässe, Kälte, Nebel; un-ge.-undes, unzureichendes Futter, überschwemmte Waiden, be­reiftes Gras, Schneewasser, Beschaffenheit des Bodens (Thon-boden auf Liaskalk); ferner Krkaltung und Vernachlässigung beim Kalben, Ueberfütterung nach grossein Mangel, erschöpfende Anstrengung, besonders auf Transporten, schnelles Versiegen der Milch u. s. w.
Viele Thierärzte nehmen die Ruhr unbedingt als ansteckend an; es scheint jedoch hiebei sehr Vieles auf den herrschenden Krankheitscharacter, den Grad der Krankheit und die Disposition der übrigen Thiere anzukommen. Vorsicht Ist jedenfalls zu empfehlen. Das Contagium ist besonders in der Ausdünstung
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der Excrcmente am wirksamsten, somit flüchtig, wahrscheinlich aber unfähig, auf grosse Entfernung oder nach längerer Zeit noch sich fortzupflanzen.
Behandlung: Hiebei ist auf den Character des Fiebers zu sehen. Bei entzündlichem Fieber sind innerlich schleimige Mittel mit Bittersalz, Opium oder Hyosciamus in kleiner Menge, aber öfter des Tags zu geben; die Haut ist tüchtig zu froltircn, auch fluchtig-reizende Finrcibungen sind am Platze; laue Mehl-tränke nach Verlangen. Dauert der Durchfall dessen ungeachtet fort, so setzt man adstringirende Mittel (Tormenlill, Columbo-Wurzel) zu den schleimigen Eingüssen. Klystiere von gleicher Beschaffenheit sind tlebsig zu wiederholen.
Wo hingegen die Ruhr den typhösen Character, sei es von Anfang oder erst im weitem Verlauf, angeiiomiricn hat, sind zuerst bittere und tonische Mittel mit Ofeuruss oder Uirschhorn-Oel, auch wohl mit Opium, später aber flüchtig-reizende Mittel (Camphor) mit adstringirenden zu versuchen.
Anfangs ist strenge Diät zu beobachten, später aber kann man, wenn der Kranke Fresslast äussert, leicht verdauliches Futter (Schrot, feines Heu) in kleinen Quantitäten, neben er-nUhrcndeii Tränken, geben.
(In England ist die Ruhr des Rindviehs, bei den vielen Treib-beerden und der Mclbodc, die Tlu'ere Monate lang des Nachts im Freien zu lassen, sehr liäulig. Sie hat entschieden nielir den ent­zündlichen Character, daher auch Aderlässe, nöthigenfalls wiederholt (entweder aus der Jugularvene oder der Bauclihautvcne) die Kur be­ginnen. Auf diese folgt ein öliges Abfüiirungsmittel (gewöhnlich Leinöl oder Ricinusöl); wenn dieses gewirkt hat, was nach 1 — 2 Tagen der Fall zu seyn pflegt, kommt Opium allein z.v' '/j — I Drachme in dickem Habcrgiötze - Decoct oder Opium mit Calomel (täglich 3 — 4 Draclunen) in demselben Vehikel an die Reihe. Klystiere von Lein­samen oder Habcigiütze, oder Mohnköpfe-Decoct, so wie das Auf­stallen des Thiei-s sind unerlässlich; Einreiben des Bauchs mit scharfer Salbe oder mit heissem Wasser 1st ein beliebtes Unterstützungsmittel.
Erst wenn die Ruhr anfängt, chronisch zu werden, d. h. nach 12—14 Tagen, werden adstringirende Mittel angewendet und zwar theils vegetabilische wie Catechu, Kino, meist mit Kreide oder Opium, theils mineralische wie Alaun, schwefelsaures Kupfer (zu 1 Dr.). Den Klystiercn werden nun eben sulche Mittel beigesetzt. In der Recon-valescenz reicht man Ingwer, Enzian, Columbo, Cascaiil u. dgl.}
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e) Enzoolische Ruhr. [Dysenteria enzootlca. Gmlro-
Enteritis enzootica. Ad.)
(Walilki-aiikheit, Holzkrankheit. Mal de broul, Slaladie des bois
der Franzosen.)
Diese Krankheit, welche sowohl Pferde als Rindvieh trifft, unterscheidet sich von der vorhergehenden durch die bestimmte Ursache und durch einige Symptome, die auf gleichzeitige Keimung der Harnorgane deuten.
Symptome: Die Waldkrankheit beginnt mit Symptomen einer Enl'/.Undung der Verdauungsorgane, heissem Maul, ver­mehrtem Durst, schwärzlichem, hartem, mit Schleim umhillltem oder mit geronnenem Blute vermengtem Mist; zugleich ist Harn­verhaltung , Schwanken im Kreuz bei Pferden und heftiges Fieber zugegen. Die Empfindlichkeit des Widerrists und Rückens ist gross (bei Rindvieh), der Harn ist roth, von durchdringen­dem Geruch. Unter Zunahme des Fiebers, welches den Cha­racter des typhösen annimmt, bilden sich sulzige oder Wind-geschwülste unter der Haut (dem Milzbrand nahe stehend), Zittern, blutiger Durchfall, Convulsioneii, und das Thier geht zwischen dem 11 — 20. Tage der Krankheit zu Grunde.
Die Section zeigt Entzündung und brandige Flecken an den Mägen und dem Danncanai, das Futter ist vertrocknet, die Darmschleimhaut eiterig aufgelost, die Leber und Milz auf­getrieben, manchmal selbst geborsten, die Gallenblase raquo;tark ausgedehnt, die Nieren vereitert; in der Brusthöhle trübes Wasser, Entzündung und Brandflecken au den Lungen; sulzigeu Erguss ins Zellgewebe u. s. w.
Ursachen: das Abfressen harziger oder adstriugirender Baumsprossen beim Waiden in Wäldern, Gebüschen u. dgl. bei Mangel an Wasser,
Behandlung: zuerst massige Aderlässe und ülige Ab-führungsmitti-l, schleimige Decocte, dgl. Klystierc; Im astheni-schen Zustand Camphor-Zusatz. Hauptsächlich aber Vermeidung der Ursachen, dagegen Fütterung kühlender, leicht verdaulicher Stoffe, z. B. Rüben, Kartoffeln, Kleie, Mehlvvasser.
(Girard sah bei Kiilien Mangel an Appetit, Geifern, Empfind-' lichkcit des Rückgrats, Traurigkeit. Aus der Scheide floss eine blutige Flüssigkeit von cigenthümlichcm Gerüche; der Harn roch ebenso.
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Hartnäckige Verstopfung trat ein, der in kleinen Ballen abgehende Mist
war hart und mit blutigen Streifen überzogen. Die blutigen Ausleerungen Iiürten nach 24 Stunden aufj es trat dagegen Lähmung im Kreuze ein und ein heftiger, stinkender Durchfall, welcher die Tliiere aufrieb.
Die IHaladie de Sologne der Schafe, laquo;eiche Adamowicz als Morbus ruber ovium zu der Dysenterie rechnet, ist nichts als eine schnelle Ucberfüllung des Gefässsystems mit Blut, bei zuvor sehr knapp gehaltenen Thieren, vgl. S. 116 oben.}
Die Entzündung des Mastdarms, welche theils von mechanischen Verletzungen, theils von zu heisseu Klystieren u. dgl. entsteht, kann als Krankheit eines von aussen leicht zugänglichen Theils wie eine äussere Enlzündung behandelt und braucht daher nicht besonders angeführt zu werden.
f) Bauchfell-EtUxündung. (JPeritonilisJ)
Entzündung des Bauchfells und des serösen Ueherzugs der in der Bauchhöhle enthaltenen Organe, meist acut, mit Fieber, und gerne mit Wassererguss endigend. Bei allen Hau st liieren.
Die Bauchfell-Entzündung kommt meist zugleich mit Entzün­dung der Baueheingeweide, z.B. des Damicanals, besonders aber des Fruchthältefs, nach der Gehurt vor, weshalb auch Manche diese Entzündung und das Gebärfieher (Kalhefiebcr) irrigerweise für identisch halten; ausserdcin conscnsuell hei der Influenza, Brustfell-Entzündung, Bothlauf- und Anthrax-Fieberu u. s. w.
n) Die acute Baue hfell-Entzün dung hat wenig cigenthümliche Symptome. Sie beginnt mit einem Fieberschauer, Aeusserungen von Schmerz, ähnlich einer Colik, Empfindlichkeit der Bauclnvaml auf Berührung oder Druck, das Athmen ist erschwert, der Puls klein, hart und sehr beschleu­nigt, die Augen sind eingefallen. Im weitern Verlauf wird der Puls schwächer, schneller, partielle Schweisse treten ein, das Thier legt sich abwechselnd und steht wieder auf, zittert u. s. w., und der Tod tritt oft schon innerhalb 24 Stunden, seltener erst nach einigen Tagen ein.
Wenn die Symptome der Entzündung rasch zunehmen und dann plötzlich aufhören, dabei der Puls verschwindet, ist Brand eingetreten; nehmen aber jene Symptome ab und bleiben auf einem massigen Grade stehen, kommt Athmen mit den Flanken,
Hering, Pathologie,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Zt
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Ahmagerniiff, üdcmatüsc Anschwellung am Bauch und den Füssen hinzu, so ist acute Bauchwassersucht die Folge der Entzündung und das Leiden zieht sich nun in die Lange.
Bei der Section findet man thcils Brand an den Einge­weiden des Bauchs, die serösen Häute stark injicirt, trübes Wasser in verschiedener Menge in der Bauchhöhle, netzartige Ausscheidung gerinnbarer Lymphe aus dem ergossenen Wasser, seltener eine eiterähnliohe Flüssigkeit. Als üeberreste früherer Bauchfell - Entzündung sieht man manchmal Verwachsung der Eingeweide unter sich oder mit den Bauch wänden, oder weisse Platten, oder laserige Verlängerungen auf der serösen Haut (z. B. an der Leber alter Pferde).
Ursachen: vorhergegangene Coük, schwere Geburt, peue-trireude Verletzung der Baucluvände u. s. w., meist zugleich mit schneller Unterdrückung der Hautausdünstung. Prognose: meist ungünstig.
Behandlung: kleine, aber wiederholte Aderlässe, innerlich erweichende und entzündungswidrige Mittel Cbesondcrs Mere. didc.'), bei heftigen Schmerzen mit Opium; warmes Verhalten, warme Umschläge um den Bauch, auch fluchtig reizende Ein­reibungen desselben und selbst blasenziehende Mittel. (Bychner empfiehlt Schröpfköpfe zu versuchenO
Die acute Bauchfell-Entzündung von Verletzung ist nicht so selten; ich habe sie nach der Operation von Nabelbrüchen bei Pferden, nach Hodcnsackdann- und Netzbrüchen, nach Ver­letzungen der Bauchwände durch Stoss, nach Zerreissung des Fruchthälters bei ungeschickter Geburtshülfe, nach dem Zer­platzen der Harnblase gesehen.
1) Ein Schaf, das am 12. Januar 1826 mit Hülfe des Schäfers gelammt hatte, bekam zugleich einen Vorfall des Frucht­hälters , den er jedoch leicht wieder zurückbrachte. Den 2. Tag zeigte es alle Symptome einer Bauchfell-Entzündung und crcpiite am 4. Tage. Die Section zeigte: bräunliches Wasser in der Bauchhöhle (gelbliches in der Brust und dem Herzbeutel), die Gefässe des Bauch- und Blustfells sehr stark injicirt, die breiten Mutlerbänder, die Bänder der Leber zolldick durch wässerigen Erguss infiltrirt; eine Schichte faseriger Lymphe, einem feinen Netz ähnlich, auf den Gedärmen liegend; den Fruchthälter dunkel geröthet, ziemlich zusammengezogen; in
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dem linken Hörne ein kleines Loch, wie mit dem Finger (viel­leicht auch durch die Füsse des Jun-ren) hincingedrückt.
2) Eine 13jiiliiige Rappstute hatte Mittags gefressen und hierauf gearbeitet, und war dabei in einen Gewitterregen ge­kommen; Abends wurde sie unruhig, wollte nicht fressen und konnte nur mit Mühe nach der Thierarznei-Schule getrieben werden. Sie zeigte mehr Angst als Schmerz, sah sich nach dem Bauch um, legte sich nicht; Puls 60, klein, Herzschlag unfühlbar, Maul ganz trocken, wie abgestorben (Aderlass von G Pfd., innerlich Salze; das Blut will nicht laufen, ist dick und schwarz; Eiureibtiug von Terpentinöl, Klystiere). Des andern Morgens gleicher Zustand, Hin- und Hertrippeln, wenig Mist, etwas Harn fliegst aus der Scheide, Unempfindlichkeit. Beim Untersuchen der Hufe fällt das Thier um und-stirbt nach ein paar Minuten.. Section: in der Bauchhöhle 4 — 5 Maas trübes Serum; das Bauchfell stark injicirt, der Darmcanal eben so, mit vielen kleinen Ecchymoscn besetzt; die Mucosa des Magens hochroth, die des Darms verdickt, hie und da streifig gerothel, an der Spit/e des Blinddarms eine dunkle Platte, wie mit Eiter oder Faserstoff bedeckt; .Magen, Dünndarm und Coecum beinahe leer, erst im Colon wieder festes Futter. Leber und Milz blass, Nieren normal; an dem Grunde der Harnblase ein Loch, durch welches man den Finger stecken konnte; die Schleimhaut stark entzündet, die Umgebung des Lochs dunkel-braunroth; Fruchthälter wenig entzündet. In der Brusthöhle etwas trübes Wasser, im Herzbeutel helleres; das Blut flüssig, schwarz. (Das Pferd hatte, wie man später erfuhr, den Knecht geschlagen und dieser es dann misshandelt; wahrscheinlich wiirde das Loch in die Harnblase mit dem Peitschcnstecken gestossen.)
#) Chronische Bauchfell-Entzündung.
• Sie ist meist Folge geringerer Verwundungen, z. B. des Pansens bei Trokariren, und endigt in diesem Falle mit Ver­wachsung der gegenüberliegenden Flächen. Indessen ist auch Bauchwassersucht nicht selten die Folge davon, und zwar auf so schleichende Weise, dass man entweder gar nichts davon bemerkt, oder aber wenigstens die entzündliche Periode der Krankheit übersieht.
Symptome: während das Thier am Körper und den
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Schenkeln abmagert, nimmt der Bauch nach den Seiten und abwärts zu (Hängebauch); Traurigkeit, Widerwille gegen Be­wegung, trockene Haut, struppiges Haar, vermehrter Durst, blasse Sehleimhäute, später Athenihesehwerde, deutliches Schwap­pen des Bauchs und zuletzt Erstickungszufälle deuten die zu­nehmende Wasseransaunulung im Bauche an.
Prognose: selten günstig.
Behandlung: so lange entzündliche Symptome zugegen sind, Salpeter oder Weinstein mit Digitalis, Brechweinstein, längere Zeit fortgesetzt; — wo jene fehlen: die gewöhnlich harntreibenden Mittel, später stärkende, eisenhaltige (vgl. S. 113). Bei sein- grosser Wasseransammlung als Erleichterungsmittel das Anzapfen des Bauchs.
Chronische Bauclifcll-Entzündung mit Ausgang in Wasser­sucht kommt am häufigsten bei Hunden von Erkältung (Appor-tirea ins Wasser) vor. Beim Trokariren muss man abwarten, bis sie den Harn gelassen haben, weil bei angefüllter Harnblase diese verletzt werden künnte.
N, iTcbmutaüntiunö. (Hepatitis.)
Die reine acute Lcberentzündung ist bei allen uiiscrn Hausthiercn sehr selten; um so häufiger kommt es vor, dass die Leber an Entzündungen anderer Organe Antheil nimmt; diess ist namentlich der Fall bei Magen-, Darm-und Bauchfell-Entzündungen, seltener bei Lungen- oder Hirnentzündung; ferner bei den Rothlauf- und Milzbrandfiebern, bei einigen Formen der Inlluenza, bei Typhus, Gallenfiebern u. s. w.
Auf einer chronischen Entzündung der Leber mögen viele Fälle von Gelbsticht, Fäule, chronischem Durchfall u. s. w. beruhen (vgl. die Störungen der Gallenabsonderung S. 55).
Aussei- den Symptomen, welche eine acute Entzündung der Baucheingeweide überhaupt anzeigen, führt man gelbe Fär­bung der sichtbaren Schleimhäute, schmutzigen Beleg der Zunge, Empfindlichkeit (selbst Anschwellung) in der Lebergegend, be­ständiges Liegen auf der rechten Seite, Mangel an Fresslust, grosse Abgeschlagenhcit, Verstopfung oder Durchfall u. dgl. an. Nach Rychner hat beim Rindvieh das Fieber oft den torpideu Character, und der Puls erreicht olt nicht die Normalzahl;
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derselbe führt beschleunigtes Athmen, ohne Husten, Harn und Milch von gelber Farbe, letztere bitter schmeckend, an.
Der Verlauf der Lcberentzünduiig' pflegt rasch zu seyn und meist mit Zerthcilung zu endigen. Die entzündete Leber findet man bei der Section fester und heller von Farbe, näinlich lehmfarb oder pomeranzenfarb.
Bei der chronischeuLeberentzündung ist Gelbsucht, anhal­tender jedoch nicht heftiger Husten und gestörte Ernährung zu­gegen, so dass die Thiere nicht über einen gewissen Grad hinaus in guten Stand zu bringen sind. Als Folgen solcher langwierigen Entzündungen der Leber sieht mau die Bildung von Eiler, Faserstoff- oder Blut - enthaltenden Sackgeschwülsten (Leber-schwindsucht), die Verhftrtuug der Substanz der Leber, die Tuberkel, die Hydatiden u. s. w. an. Durch letzfeie wird die Leber am auflallendsten verändert, grosse Höhlen mit vielen Iiuuderteii solcher Blasenwürmer (Echinococcus reterinorum) liegen neben kiiorpelhartcn Stücken der Lebersubsfanz, welche durch den Druck fast verschwunden ist. Youatt führt eine solche Leber von 173 Pfund an.
Als Ursache der entzündlichen Leberkrankheifen werden Uussere niecliaiiische Schädlichkeiten, feiner grosse Hitze, Fehler der Fütterung, schlechtes Wasser, übermässiger Durst u. dgl. beschuldigt.
Die Behandlung der aeufen Lebercntzündung richtet sich nach dem Grade und Character des begleilcnden Fiebers. Unter den innerlichen Mitteln verdient der Brechweinstein oder das versüsstc Quecksilber den Vorzug; im asthenischen Zustande ist Camphor oder Terpentinöl angezeigt und Opium beizusetzen. Aeussere Reize sind nicht zu versäumen. Beizende Aliführungs-mittel, wie Aloe, erheischen viele Vorsicht. In der chronischen Lebereiifzündung kann man länger fortgesezfe Einreibungen von Quecksilber-Salbe, später mit Terpentinöl, innerlich Salmiak und ähnliche auflösende Mittel versuchen.
(Es ist hier zu bemerken, dass Störungen in der Galleu-absonderung, Gelbsucht, Tuberkel- und Wurmbildung in der Leber nicht jedesmal mit Lebcrentzitiidung zusainmenhängen, so wie letztere zugegen seyn kann, ohne jene Symptome und Ausgange herbcizulühreii.)
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0. itTilacntjiiiiJuinö. (Lienitis.j
Diese Krankheit kommt, ausgenommen von aussein Ver­letzungen, bei unscrn Hausthieren selten für sich vor, sondern beinahe hlos mit allgemeiner Entzündung der in der Bauchhohle liegenden Organe, wobei indessen die Entzündung mehr den serösenüeberzug betrifft, als das eigentliche Gewebe der Milz; in diesem Falle bekommt die Milz ein helleres Aussehen; sie ist nämlich rosenfarb oder wie Pfirsichblttthe, dabei fest, derb. Anders verhält es sich beim sogenannten Milzbrände, bei ty­phösen Fiebern und überhaupt bei Blutanhäufung in dem Pfort-adersystera; hier ist die Milz meist vergrössert, ihre Oberfläclie beulenartig aufgetrieben, ihr Parenchyma Aveich, schwarz, theerartig. Selten findet man Eiteransammlung, Knoten und Wasserblasen in der Milz.
Bychner beobachtete bei einein längere Zeit kränkelnden Ochsen eine sehr grosse Milz, deren Inneres in eine schlamm-ähnlichc, griesige, stinkende Masse verwandelt war (vgl. die Milzfäule S. 296). Hypertrophische Vergrösserung der Milz ist nicht sehr selten: Gurlt fand die Milz eines Pferds 337laquo; Pfd. -schwer; die hiesige Sammlung enthält eine solche von 02Vs Pfd; nichts liess im Leben des Thiers auf eine solche Veränderung schliessen.
(Den bei Hunden, welche au seuchenartiger Wuth zu Grunde gingen, sich zeigenden beulenartigen Auftreibungen der Milz legen Prinz und Fr an q n e einen besondern Wertli bei, und halten deshalb diese Form der Wuth für verwandt mit Anthrax. Ich habe ähnliche Veränderungen an der Milz der Hunde öfters beobachtet, ohne dass im Mindesten ein Wuth-, verdacht vorhanden gewesen wäre.)
(Die Entzündung der Bauchspeicheldrüse ist noch wenig oder gar nicht bekannt. Ueberhaupt sind krankhafte Veränderungen an dieser Drüse sehr selten; Verhärtung (Scirrhus), Tuberkeln, Abscesse, steinartige Concrementc in ihrem Aus-führungsgange sind bei Sectionen, aber blos zufällig, gefunden worden, indem kein Symptom am lebenden Thicre auf eine Krankheit des Pancreas deutete.)
H
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P. (ßiiOiiiitiintg tier ^aniorganc.
Hieher gehört die Entzündung der Nieren und der Harnblase. (Die Krankheiten der Harnröhre sind in der IV. Klasse angeführt.)
fl) Nierenentzilndung. (Nephritis.)
Entzündung der Nieren, mit Fieber und Störung der Harn-secretion. Häufiger bei Rindvieh, als bei Pferden.
Symptome. Die acute Nierenentzündung beginnt beim Pferde mit den Zeichen eines entzündlichen Fiebers und tritt gewöhnlich ziemlich heftig auf. Die Stellung des Thiers ist mit auseinander- oder zurückstehenden Hinterfüssen, der Gang krattlich , öfters beschwerlich, steif, manchmal selbst un­möglich (wobei das Thier kreuzlahm zu seyn scheint); das Um­wenden und Biegen der Wirbelsäule ist schmerzhaft, eben so Druck in der Lendengegend; die Hoden sind an den Bauch heraufgezogen; der Harn wird öfter entleert, in kleinen Men­gen, mit Anstrengung oder Schmerz; er ist nicht selten stark geröthet, wie blulig. Bei der Untersuchung durch den Mast­darm findet man die Harnblase leer, zusamincngezogen, weder besonders heiss noch empfindlich (ausser es wäre zugleich Bla-senciitzUndung zugegen).
Der anfangs volle Puls wird bald kleiner und härter; Appetit und Ausleerungen hören auf, statt des Harns geht blos etwas gerötheter Schleim ab, es gesellen sich kolikähnliche Schmerzen hinzu, partieller oder allgemeiner Schweiss, die Zeichen der Erschöpfung treten ein und das Thier geht oft schon innerhalb 2—3 Tagen zu Grunde. Im günstigeren Falle zertheilt sich die Entzündung und die Symptome lassen allmählig nach. Der Ucbergaug in Eiterung ist selten. QVon Kreuzlähmung unter­scheidet sich die Nierenentzündung durch das begleitende Fieber und durch die gehinderte Excretion des Harns.)
Bei der Section findet man, ausser dem Zeichen der Ent­zündung an den übrigen Baucheingeweiden, die Nieren aussei! fest, hart, innen brandig; die Nierenbecken öfter vergrössert (durch Steine), vereitert, oder Abscesse in der Substanz der Nieren u. s. w.
Ursachen: theils mechanische, wie anhaltender Druck, Stösse, Schläge in die Lendengegend, übermässige Anstrengnng beim Zuge; ferner Fehler der Fütterung, wie schimmliches Heu,
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dcrglciclieu Haber, gedorrter Haber, Missbrauch liarnü-cibender Arzneien (Digitalis, Harze und ätherische Oele, Caiitbariden), zufälliger Genuss von mit Insecten und ihren Excremeirten ver­unreinigtem Futter, harzigen Sprossen u. dgl. — Auch Erkäl­tung wurde in einzelnen Fallen beschuldigt. Eine innere Ver­anlassung zu Nierenentzündungen ktinncu Nierensteine geben.
Prognose: nach dem Grade des Fiebers.
Behandlung: Vermeidung der Ursache; innerlich Neu­tralsalze, im höheren Grade der Entzündung Aderlässe, wanne Umschläge oder ableitende Heize in der Lendengegend (mit Ver­meidung von Terpentinöl, Canthariden u. dgl.; statt dessen Scnf-brei), flelssigeKl) stiere mit schleimigenDecocten, Chamillen u. dgl.
Youatt empfiehlt zuerst Aderlässe, sodann ein kräftiges Abführungsmittel, und wenn dieses zu wirken nachlässt, täglich dreimal einen Scrupel Veralrum alb. mit oder ohne Brechweiu-steiu. Dazu Bähungen der Lendengegend, warmes Verhalten überhaupt, hinreichendes Wasser zum Trinken u. s. w.
Bei Nierenentzündung von Insecten dürfte eine Camphor-cmulsion mit Salzen am zweckmässigsten seyn.
Gegen zurückbleibende Steifheit des Rückens oder selbst Lähmung sind flüchtig reizende Einreibungen oder Umschläge mit aromatischen Pllanzen u. dgl. anzuwenden.
Die chronische Nierenentzündung ist selten mit einiger Sicherheit am lebenden Thier zu erkennen und hat gewöhnlich Vereiterung oder Jauchebildung innerhalb der meist knorpelaim-lich verhärteten Nierensubstanz zur Folge. In seltenen Fällen entleert sich der Abscess nach ausscu. Ich sah von der Niere eines an Saamenstrang -Verhärtung leidenden Pferds einen Fistel-gang in den Zwölffingerdarm gehen. Grosser Blutreichthum der Nieren lässt für sich allein nicht auf Nierenentzündung schliessen; Erguss von Blut in das die Nieren umgebende Zellgewebe be­obachtete ich nach grossen Gaben Digitalis und Sachar. safurn.
Beim Rindvieh äussert sich die Nierenentzündung auf dieselbe Weise wie beim Pferde; Unruhe, gekrümmter Rücken, Schmerz beim Druck unter die Querfortsätze der Lendenwirbel, Abgang eines wasserhellen oder mit Blutklümpchen vermengten Harns; Hitze im Mastdarm, leere Blase u. s. w., dazu ein ent­zündliches Fieber. Der Tod durch Brand tritt in 3 — 4 Tagen ein, die Zerlheilung innerhalb 5 — 7 Tagen, auch früher. Tritt
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lei Abnahme des Fiebers neuer Schauder ein, und gehen mit dem Harn Flocken von Faserstoff und Eiter ab, so ist Vereite­rung zugegen. (Rychner.)
Rührt die Nierenentzündung von Verletzung der Wirbelsäule her, so ist Lähmung des Hintertheils damit verbunden, ist sie mit Darmentzündung verbunden, so werden die chaiacteiistischen Erscheinungen dieser leicht zu erkennen seyn; die nicht seltene Complication mit Entzündung des Fruchthälteis gibt sich durch wehenartiges Drängen kund. Bei der Harnblasenentzündung ist dieses Organ nicht gefüllt, sondern zusammengezogen und ver­dickt, dabei der Druck auf den Blasengrund oder gegen den Blasenhals schmerzhaft.
Als Ursachen werden Erkältung, Stoss, Schlag, das Bespriugen der Kühe durch zu schwere Fairen, Harnsteine (selten) , harzige Stoffe, Canthariden u. dgl. angegeben.
Die Behandlung besteht in Aderlass, Salzen (Salpeter oder Glaubersalz), in vielem Schleim, auch besänftigenden Mitteln QHyosciam.), ähnlichen Kiystieren, warmen rmschlägen.
(Das Blutharnen, welchem öfters ein Congestionszustand nach den Niereu zu Grunde liegt, der wohl bis zur Entzündung sich steigern kann, ist in der dritten Ordnung dieser Klasse, bei den Blutungen angeführt.)
b) Enlztmdung der Harnblase. (Cystitis.')
Sie ist noch seltener als die Nierenentzündung, und daran kenntlich, dass das Thier sich oft zum Harnen anstellt, nur kleine Mengen Harn absetzt, dabei leichte Kolikschmerzen äussert, die im weitern Verlaufe von einem entzündlichen Fieber begleitet sind. Bei der Untersuchung durch den Mastdarm findet mau Hitze in der Umgebung der Blase, diese selbst leer, fest zu­sammengezogen , ihre Wände verdickt und auf Druck empfind­lich; nur wenn die Entzündung blos den Blasenhals betrifft, ist die Blase voll.
Die Blasenentzündung geht ausser der Zertheilung gern in Brand über; bei übennässiger Anhäufung des Harns zerplatzt sie (besonders bei den Wiederkäuern) und ergiesst ihren Inhalt in die Bauchhöhle und das sie umgebende Zellgewebe, worauf eine heftige Entzündung dieser Theile den Tod herbeiführt. Die Dauer der BlaseuentzUuduiig ist meist sehr kurz.
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Ursachen: scharfe Bestandtheilc lies Harns, Blasensteine, Verletzaugen der Blase, Einbringen von Canthariden, um weib­liche Thiere brünstig zu machen, Moorrauch und Mehlthau (nach Schüngen). (Prevest sah von starken Einreibungen von Can-tharidentiuetur au die SchenkelBlasenentzünduug entstehen; nach Barthelemy's wiederholten Versuchen mit sehr ausgedehnten Einreibungen und grossen innerlichen Gaben von Canthariden ist jedoch in dieser Hinsicht wenig zu befürchten.)
Prognose: zweifelhaft, theils wegen dem schnellen Ver­lauf, theils weil die Ursachen nicht jedesmal zu beseitigen sind (z. B. Harnsteine).
Behandlung: wie bei Nierenentzündung, dazu schlei­mige und besänftigende Einspritzungen in die Blase (besonders bei Stuten). Ist die Blase angefüllt, so sucht man sie durch passenden Druck allmählich zu entleeren; besteht Krampf des Blasenhalses,, so ist innerlich Opium (nach dem Aderlass) zu geben. Bei weiblichen Thieren ist es leicht, die Blase durch einen Catheter zu entleeren, bei den Hengsten dagegen schwie­riger und bei den Wiederkäuern ohne Harnrohrenschnitt nicht wohl ausführbar. Bei Harnblasenzerreissung nach viertägiger Harnverhaltung eines Ochsen fand Simon das Thier ruhig, langsam fressend, den Bauch hängend, etwas aufgetrieben, Um­sehen nach den Flanken, hohle Augen, gesträubtes Haar, Schmerz hei Druck auf den Hodensack, oder bei Streichen im Miftelfleisch ; im Mastdarm trockene Excremente. Nach dem Schlachten fand man drei Eimer geruchloses, gelbliches Wasser im Abdomen, an der Blase einen vier Zoll langen Hiss, in der Harnrohre einen Stein, die Nieren, Harnleiter und Blasenhäute entzündet, letztere zugleich verdickt (rh. Vet. Ber. von 183-4).
[Die Harnsteine des Pferds sind von verschiedener Grosse, Farbe und Gestalt, und entweder fest, aus concentri-schen Schichten gebildet, oder aber aus einem trippelähnlichen Pulver, das sich in der Blase ansammelt, mit Blasenschleim und Harn zu einem Brei oder Teig vereinigt. (Einen solchen Blasen­stein von Pferden, im Gewicht von T3/, Pfund, besitzt die hie­sige Sammlung.) Sie bestehen fast ganz aus kohlensaurem Kalk und sind daher in Säuren auflOslich. Verdünnter Essig löst die pulvcrfürmigen Steine in der Blase auf, die harten hingegen widerstehen, oder erforderten eine concentrirtere Säure und
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einen höheren Wärmegrad, als die Blase ohne Gefahr aushalteu kann. Der Blasensteinschnitt ist bei Pferden einigemal mit Er­folg ausgeübt worden.
Es kommen beim Pferd auch, obwohl seltener, Blasenstcine von weisslicher oder grauer Farbe vor, die aus Phosphorsäure und Ammoniaktalk bestehen.
Die Harnsteine des Rinds sind (abgesehen von den Nierensteinen, die gewöhnlich die Form des Nierenbeckens nach­ahmen}, meist schrotförmig, aussen glatt, mit einem Metallglanz versehen, selten bohnenförmig oder warzig; sie bestehen gröss-tentheils aus kohlensaurem Kalk. Seltener sind die weissgrauen, die aus phosplioisauiem Ammonialtalk, und die weissen, welche aus Kieselerde mit kohlensaurem und phosphorsaurem Kalk zu­sammengesetzt sind. Bei der Enge und Krümmung der Harn­rühre leiden die männlichen Wiederkäuer am meisten an liarn-strenge von Steinen.
Bei den Hunden kommen Harnsteine mit sehr verschiede­neu BestandUieilen vor, nämlich phosphorsaurem Ammonialtalk (grau), harnsaurem Ammoniak (weiss), kleesaurem Kalke (gelb­braun, maulbeerformig), und Cystin- oder Blasensäure (gelblich).
Die Blasensteine des Schweins sind weisslich und be­stehen aus phosphorsaurem Ammonialtalk.]
Q. laquo;Bntauiilmnjj her ißsfdfledjtsatsane.
Hier ist anzuführen: die Entzündung des Schlauchs und Hodensacks, der Ruthe, der Hoden- und Saamenstränge; die Entzündung des Wurfs und der Scheide, des Fruchthältcrs, der Eyerstocke, des Euters.
a) Entzündung des Schlauchs und Hodensacks.
Durch Geschwulst, Hitze, Schmerz gibt sich diese Entzün­dung leicht zu erkennen. Sie ist theils metastatischer Art, und folgt in diesem Falle auf ein gelindes Fieber (meist rothlaufar-tigen Characters) theils Folge äusscrer Einwirkungen, z. B. öuetschungen, Verletzung, Operationen. Durch die Hitze, Span­nung u. s. w. unterscheidet sich die Entzündung der äussern Genita­lien von der oedematösen Anschwellung derselben, die gewöhnlich allgemeine Schwächekrankheiteu, Wassersucht u. dgl. begleitet.
Nur in den hühern Graden der Entzündung 1st ein Reizfieber
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(voller, etwas beschleunigter Puls) damit verbunden, und die Behandlung braucht blos in einigen Salzgaben, erweichenden Klystieren, nüthigcnlalls zertheilenden Einreibungen (von Queck­silbersalbe) oder Umschlägen (erweichende, besäultigende, später aromatische Kräuter) zu bestehen.
Binz empfahl bei starker Anschwellung des Scrotums nach Operationen, Waschungen mit einer Sublimatauflösung, wovon ich jeduch keine merkliche Hülfe sah. Sollte die Entzündung des Schlauchs die Rutlie entweder nicht hervorlassen (Pldmosis) oder die heraushängenden Eichel einschnüren (Paruphimosis), so ist nüthigciifalls auf operativem Wege zu helfen.
Bei dem Rindvieh, dessen Vorhaut sehr vieit ist, aber eine kleine Ocffnung hat, und somit zu Ansammlung von Talg­drüsenschmiere, Urin u. dg), geneigt 1st, entsteht oft eine be-deutendeAnschwellung des Schlauchs (böserNabel, Raumschlauch) mit erschwerter Harnentleerung. Die Geschwulst ist fest, schmerz­haft, kalt, und befällt hauptsächlich den Rand der'Schlauch­öffnung, der sich dabei nach innen kehrt; die den Schlauch innen auskleidende Haut ist wund, schrundig; selten ist Fieber zugegen, dagegen verminderte Fresslust u. dgl. Zur Heilung ist es uütliig, die Ursache zu entfernen; diess geschieht durch Ein­bringen lauen Fetts in den Schlauch, Ausräumen desselben mit dem Finger, Ausspritzen mit Seifenauflüsung; zeitheilende Ein­reibungen oder Bäder. In seltenen Fällen entsteht Eiterung oder Verjauchung des Zellgewebs, welche nach den Regeln der Chirurgie zu behandeln ist; das Aufschlitzen des Schlauchs erleichtert die lo­cale Anwendung der Mittel und die Aufsuchung der Fisteln u. dgl.
Ry cliner empfiehlt zugleich innerlich stärkende Mittel mit Spiesglanz zu geben.
Auch bei Rindvieh kommt die obenangeführte metastatische Entzündung des Schlauchs von iunern Ursachen vor (und mit den Zeichen des falschen Rothlaufs), und erfordert neben der Sorge für gehörigen Ablluss des Urins die Behandlung des letz­teren (vergl. S. 271).
ö) Entzündung der Ruthe. (Phallitis und Urefhritis.}
Die Entzündung trifft entweder die Schleimhaut der Harn­röhre , oder die schwammigen Körper der Ruthe (vielmehr ihren fibrösen Ueberzug.)
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Die Entzündung der Harnrülne hängt theils mit Blasenent-zündung zusammen, theils mit Einklcminung eines Harnsteins (den Catarrh der Harnröhre [Tripper], s. in der IV. Klasse der Krankheiten); die Entzündung der Ruthe überhaupt aher ist ge-Wöhulich Folge einer Verletzung oder Quetschung derselben, und wird bei Hengsien und bei Hunden beobachtet. Die Ruthe schwillt dabei an, besonders aber die Eichel, welche hervortritt, und von dem Schlauche eingeschnürt wird, so dass zugleich eine gefährliche HarnverhaUung sich einstellt.
Oertlich antiphloglstischc Mittel, besonders aber Scarifica-tiouen der Geschwulst sind hier zeitig anzuwenden , weil ausser-dem leicht Stockung des Bluts und Brand in der Eichel eintritt. In diesem Falle ist die Amputation des Penis noch zu versuchen.
(Geschwüre an der Oberfläche der Ruthe kommen in der sogenannten venerischen Krankheit der Pferde vor, s. diese).
c) Entzündung der Hoden {und Saamenstrange.') {Orchitis.)
Die Entzündung trifft selten beide Hoden zugleich ; sie rührt meist von einer äussern Ursache, z. B. Quetschung, Verletzung her, und gibt sich durch eine schnell entstehende, schmerzhafte Anschwellung des Hodens, manchmal auch zugleich des Saameu-strangs zu erkennen. Auch metastatische Hodenentzündung wird beobachtet, z. B. bei verschlagener Druse, bei Rotz, Rothlauf-uiid rheumatischen Fiebern u. s. w. (In einigen Fällen ging die Hodenentzündung dem Rotz voraus; letzterer ist vielleicht durch Resorbtion von in dem Hoden gebildetem Eiter hervorgerufen worden.) Obgleich die Entzündung öfters heftig ist, bleibt doch der Kreislauf ruhig, es wäre denn, dass der Schmerz sich sehr steigerte, oder das Thier überhaupt grosse Emplindlichkclt be-sässe; daher reicht man gewöhnlich (ohne Aderlässe) mit Salzen und besänftigenden Mitteln innerlich gegeben aus; wesentlich sind aber warme Breiumschläge um den kranken Theil (aus Coninm oder Hyosciumus und Leinsaamenmehl), oder Einreibungen von Quecksilbersalbe, später mit Zusatz von Ammonium oder Camphor.
Die Hodenentzündung geht ausser der Zertheilung leicht in Verhärtung über, wobei ein Theil des kranken Hodens durch Erguss gerinnbarer Lymphe in sein Gewebe vergrössert wird und es bleibt; seltener ist Eiterung die Folge der Entzündung. Sie erfordert chirurgische Hülfe. Die allmähliche Zunahme der
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Masse des Hodens oft bis zu einem enormen Gewichte hcisst Fleischbrach {^Sarcocele); es liegt ihr eine chronische Entzün­dung des Gewebes zu Grunde, die jedoch keine merkliche Krank-keifsäusserung hervorzubringen pflegt.
Gegen die Verhärtung des Hodens liisst sicli Jod iiusser-lich und innerlieh versuchen; der Fleischbrach dagegen erfor­dert die Exstirpation des Hodens; wobei jedoch zu berücksich­tigen ist, dass meist auch der Saamenstrang degenerirt ist und die Biutgefässe des Hodens bedeutend erweitert sind. Oberfläch­liche Entzündungen des Hodens, oder vielmehr der ihn überzie­henden serösen Haut haben gerne Verwachsung desscllten mit der gegenüberliegenden Scheidenhaut des Hodensacks zur Folge.
Die Entzündung und Verhärtung des S a a m e n-strangs ist weit häufiger als die des Hodens und folgt gern auf Castration; sey es, dass die Operation ungeschickt oder roh vorgenommen, oder die Heilung der Wunde durch unnOthi-ges Touchiren u. dgl. gestürt wurde, oder endlich dass Erkäl­tung sich mit ihren Folgen hier fixirte. Meist bleibt eine Fistel längere Zeit zurück. Die Saamenstrangverhärtung kann dadurch, dass die Entzündung die in der Bauchhöhle liegende Parthie des Saamenstrangs und die benachbarten Organe ergreift, tödt-lich werden. Sie erfordert neben Einreibungen von Quecksilber­salbe (und innerlichen antiphlogistischen Verfahren) meist opera­tive Hülfe, die je eher um so sicherer zum Ziele führt.
Die W a s s e r a n s a ra in 1 u n g im Hodensack (Jtydrocele) kann eine solche Spannung der Häute hervorbringen, dass man glaubt, einen sehr vcrgiösserten Hoden vor sich zu haben. Legt man das Thier auf den Rücken, so verschwindet die Geschwulst, weil sich die Flüssigkeit durch den Baucliring in die Bauchhöhle begibt.
Eine E n tzümlungder Vorsteherdrüse (Prostatitis) kommt bei Hunden vor; sie entsteht meist langsam, die Ver-grösscrung und Verhärtung der Drüse drückt die'Harnröhre zu­sammen und hindert den Abgang des Harns. Grosse Abspan­nung, Fieber, schnelles Athmcn, gespannter, schmerzhafter Bauch, in welchem sich die Harnblase wie eine kopfgrosse Ge­schwulst fühlen lässt, Harnverhaltung, Verstopfung, endlich
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Entzündung der Baucheingeweide sind die begleitenden Symptome. Bei andern sah ich Llos Abstumpfung der Sinne ohne Fieber. Bei der Untersuchung durch das Rectum findet man die Vor­steherdrüse ajifclgross, verhärtet u. dgl. Der Tod tritt meist in wenigen Tagen ein. Die Section zeigt die Harnblase voll dun­keln, sehr concentrirlen und übelriechendenHarns, die Prostata ver-grüssert und entweder verhärtet (scirrhüs), oder mit Eiter (von ver­schiedener Beschaffeuheil) angefüllt, oder von Fisteln durchzogen.
rf) Enfzündunff des Wurfs und der Scheide. QKolpifisJ Die Entzündung der genannten Theile ist, wo sie nicht von mechanischen Ursachc;i (schwerer Geburt, roher Ilülfeleislung dabei, zufälliger Verletzung) herrührt, meist rolhlaufarfiger Na­tur und erheischt die für beide Fälle schon mehrmals angeführte Behandlung.
e) Entzündung des Fruc/tthällers. (Metrilis.') Sie befällt unter den Haüsthiercn vorzugsweise Kühe, und zwar fast ohne Ausnahme kurze Zeit nach einer (normalen oder abnormen) Geburt. Nach dem Verlaufe ist die acute Fruchthäl-terentzttndung von der chronischen zu unterscheiden.
laquo;) Acute Entzündung des Fruchthälters.
Kurze Zeit nach der Geburt hört das Thier auf zu fressen, wird unruhig, wedelt mit dem Schwänze, trippelt hin und her, legt sich und steht wieder auf, sieht nach den Flanken, drängt auf den Harn (der in geringer Menge und geröthet abgeht) und auf die Geschlechtstheile (den Wehen ähnlich und zu Prolapsus Anlass gebend), die Beschaffenheit des Pulses, der Hauttempe-ratur u. s. w. zeigt ein entzündliches Fieber an; der Mist ist schwärzlich, trocken und geht in geringer Menge mit Schmer­zen ab; die Milch bleibt aus, der Rücken ist steif, in die Höhe gekrümmt, das Kreuz empfindlich, die äussern Geschlechtstheile sind trocken, gerothet, geschwollen und schmerzhaft. Der Gang ist schleppend oder schwankend.
Im weitern Verlauf der rasch zunehmenden Symptome Btelleu sich Abstumpfung der Sinne, Zähneknirschen, grosse Schwäche, Meteorismus, Ausfluss übelriechender Jauche aus den Genitalien und die Zeichen des Brandes ein, und das Thier stirbt oft schon am zweiten Tage nach dem Beginn der Krankheit. Langsamer
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ist der Verlauf (10 — 12 Tage), wenn das Fieber den torpiden Character angenommen liat; die Krankheit geht in diesem Falle nicht selten in chronische Entzündung über.
Das Nachlassen des Fiebers, der Schmerzen und des Drangs, die leichtere Beweglichkeit des Thiers, bessere Beschaffenheit des Ausflusses, die Erscheinung der Fresslust und der Secre-tionen, besonders der Milch, zeigen die eingetretene Besserung an.
Bei der Section findet man den Fruchthälter entzündet, dunkelroth, blutreich, die Häute aufgelockert, mürbe, stellenweise Brand; ferner Entzündung der benachbarten Organe, des Bauchfells, der Harnblase u. s. w., brandiges Wasser in der Bauchhöhle, das Fett sulzig, das Blut schmierig.
Ursachen. Quetschungen, Verletzungen, Zerreissungen des Fruchthälters bei Gelegenheit der Geburt, durch das Junge oder die dabei geleistete manuelle Hülfe; Vorfall und Umstülpung des Fruchthälters. Vom Zurückbleiben der Nachgeburt, beson­ders nach Frühgeburten, habe ich tüdtliche Fruchthälterentzün-dung entstehen sehen , ohne dass Hülfeleistung oder Einspritzung u. dgl. angewendet worden wären. Erkältung der Haut oder der Ein­geweide durch kaltes Saufen wird häufig als einwirkend angesehen.
Prognose: nach dem Stande des Fiebers und der Dauer der Krankheit; nicht selten ungünstig.
Therapie: stark antiphlogistisch. Aderlässe, nilthigen-falls wiederholt, innerlich Salpeter, Glaubersalz in schleimigen Abkochungen; schleimige Klystiere und dergleichen Einspritzun­gen in die Genitalien, öfters wiederholt und nur lauwarm. Ryebner räth letzteren Milch beizusetzen und die Aderlässe am Schweif nnd den Schiankadern vorzunehmen. Die Kur un­terstützt Ruhe, warmes Verhalten, reichliche Streu, laues Mehl­wasser zum Getränke. Bei torpidem Character des Fiebers ist dem Salpeter Camphor beizusetzen und als Vehikel ein Infusum von Valcriana oder Arnica zu nehmen.
Gegen zurückbleibende Schwäche der Geschlechtstheile und fortdauernden eiterähnlichen, später serösen Ausduss aus den­selben dienen gelind adstringirendc Injectionen. Unfruchtbarkeit oder Neigung zu Prolapsus bleiben manchmal zurück.
jS) Chronische Entzündung des Pruchth älter.laquo;. Die Symptome derselben sind weniger heftig, das Fieber ist gelinde oder fehlt, die äusseru Genitalien sind etwas höher
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geiüthet, empfiudlieh; das Kreuz i.st steif, der Gang gespannt, schwankend u. s. wir., dazu Trägheit, wechselnde Fresslust,' verzögerte Secretiouen. wenig und schlechte Milch u. s. w.
Da diese Form der Entzündung sich mehr auf die Schleim­haut beschränkt, so entscheidet sie sich meist durch einen ver­mehrten Ausfluss von Schleim oder fleischbrühähulichem, rüth-lichem Serum, der entweder nach einigen Wochen aufhürt, oder aber in geringerem CJrade fortdauert und dann die Leucorrhoö darstellt (s. in der IV. Klasse).
C h o u a r d bapbachtete bei einer Stute eine periodisch wie­derkehrende Entleerung von eiterartigem Schleim in Folge einer Fruchthälterentzündung.
Unter den Ursachen steht hier Erkältung oben an, ausser-dem können die obenerwähnten mechanischen Verletzungen, wenn sie in geringem Grade oder wiederholt stattgefunden haben, eine chronische Entzündung des Fruchthälters herbeiführen und unterhalten; diess gilt namentlich von dem Zurückbleiben der Nachgeburt, oder einzelner Theile des Foetus u. s. w.
Behandlung. Anfangs gelinde entzünduugswidrig; zu den schleimigen Einspritzungen wird nach einigen Tagen Essig zuzusetzen empfohlen; Abkochungen von Weidenrinde, Charail-Jen, Salbei, Sabina u. dgl., so wie innerlich stärkende und bittere Mittel sind bei längerer Dauer des Uebels am Platze. Wo Symptome der Abzehrung und Phthisis sich einstellen, ist — so weit hier noch von einem Nutzen die Rede seyn kann — die bei diesen Krankheilen angeführte Behandlung einzuleiten.
0 Entzündung der Eierstöcke. (ßophoriüsJ)
Sie wird selten beobachtet und möchte am lebenden Thiere von einer acuten Entzündung des Bauchfells, des Fruchthälters u. s. w. (mit welcher sie gewöhnlich verbunden ist) schwerlich zu unterscheiden seyn.
Eine chronische Entzündung des Eierstocks liegt wahr­scheinlich den nicht so gar selten vorkommenden Degenerafioiien dieses Organs zu Grunde; z. B. der Fleischgeschwulst. Bon ley fand bei Stuten Eierstöcke bis zu 46 Pfund im Gewicht; sie enthielten Höhlen, in denen sich bald eine ungefärbte, geruch­lose Flüssigkeit, bald eine hefen- oder hirnähnliche, krümliche, blutige Materie befand. Die Wände dieser Kysten sind oft häutig,
H c r i n j , I'alholojicnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 28
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meist alter fester, knorpelig und selbst tlicilweise verknöchert. Die Wasserliildung im Eierstock {Hydrops ovarü), die Balg-geschuülete, welche Haare und dergleichen enthalten, entstehen ohne vorausgegangene, oder gleichzeitige Entzündung, durch Störung der Ernährung oder Missverhältniss der Absonderung und Aufsaugung.
Durch ihren Druck auf benachharte Eingeweide können de-generirtc Eierstöcke verschiedene (meist kolikähnliche) Krank-heitssyin|jtoine hervorbringen, auch durch Zerreissung von Ulut-gefässen gefahrlich werden. Durch Arzneimittel läwst sich Nichts dagegen ausrichten, daher bliebe blos die Exstirpatiou ührig.
Bei jungen Stuten bemerkt man beim Eintritt der Geschlechts­reife manchmal periodisch wiederkehrende leichte Koliken, welche der Catamenialkolik zu vergleichen sind (s. S. 44).
p) Entzündung des Euters. (^Mastilis.)
Anschwellung, Hitze, Rülhc, Schmerz und gestörte Milch­absonderung bezeichnen die Entzündung des Euters, welche unter uusern Häusthiereu bei den Kühen am häufigsten vorkommt.
Die Entzaiidung trifft bald blos einen Theil (Viertheil, Hälfte) des Euters, bald das ganze Organ; sie kommt selten vor bei Thieren, die noch nie Milch gegeben haben, dagege:: hauptsäch­lich vor und nach der Geburt, so wie nach dem Abgössen der Jungen (bei Stuten). Selten ist Fieber damit verbunden, dage­gen wechselnde oder gauss mangelnde Fresslu^t, vermehrter Durst u. dgl. Die iMilchsecretion ist vermindert, oder hört ganz auf; die Milch stockt in den Canäkii und vermehrt dadurch das ur­sprüngliche Uebel.
Die Krankheit entwickelt sich rasch und die Entzündungs-symptome, besonders die Härte und Ilothe, der Schmerz und die Ausbreitung der Entzündung auf vorher noch freigebliebene Theile steigern sich zusehends. Wo nicht in wenigen Tagen Zertheilung herbeigeführt wird, ist Verhärtung des erkrankten Thcils (Fleischigwerden des Euters), die Bildung von Milch-knoten, oder Eiterung der gewöhnliche Ausgang. Nur beim Schafe ist der Brand des Euters häufiger, ohne Zweifel weil in der Heerde der Anfang der Krankheit bej einzelnen Stücken leicht übersehen wird.
Rychiier unterscheidet drei Formen VOM EuterentzÜudung
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beim Rindvieli, nämlich die active (mit heftigem Schmerz, Hitze und Rothe meist e?iies Vierthells des Euters, Milch mit Blut­streifen oder blos Molken, Appetitlosigkeit und Fieber); sodann die passive Euterentzündung, meist unniittelbar nach der Geburt entstehend, durch eine teigige Geschwulst des ganzen Euters bezeichnet), und die rheumatische Euterentzündung mit Schmer­zen im Kreuze oder dem Hinterfusse der kranken Seite, Bildung gelbrother, helsser Molken, gestörter Fresslust und Fieber; sie trifft meist nur ein Viertheü des Euters.
Die Zertheilung giebt sich durch die Abnahme der Symp­tome und die allmälilig eintretende Secretion normal beschaffener Milch zu erkennen.
Milchknoten bilden sich gerne bei der activen und der rheumatischen Euterentzündung, und bestehen in geronnenem Käsestoff, in Form von Klumpen, Cylludern u. dgl., oder die Gestalt der Milchcanäle nachahmend.
Die Verhärtung des Euters hat bleibend verminderte Milch-produetion zur Folge, und 1st daran kenntlich, dass das Euter fest und derb, dabei geschwollen bleibt, während die Hitze und der Schmerz abgenommen haben. Aus der Verhärtung entwickelt sich weiterhin Scirrhus und selbst Krebs, der bei Hündinnen und Katzen mehrmals beobachtet worden ist. Die Exstirpation des betreffenden Euters 1st bei diesen Thieren von keiner be-sondern Bedeutung. Gurlt fand das angeschwollene Euter einer Hündin von Wasser Infiltrirt, das statt des Fetts das Zellgewebe zwischen den geschwundenen Drüsenkürnern einnahm.
Die Eiterung pflegt erst später in einer verhärteten Euter-parthle oder bei Milchknoten einzutreten; ihre Behandlung gehört . mehr in das Gebiet der Chirurgie.
Der Brand des Euters gibt sich durch die schwarzblaue Farbe und Uiiempfindlichkeit der Geschwulst zu erkennen; er trifft bald die Hälfte, bald das Ganze des Kufers.
Die Ursachen der Euterentzündung sind theils äussere, wie mechanische Schädlichkeiten, Stossen des saugenden Thiers n. dgl., ferner Erkältung der Haut, besonders durch Zugluft, Liegen auf kaltem Boden u. s. w., — theils innere. Hieher ist die durch die Geburt bedingte Congestion des Bluts nach dem Euter zu rechnen; sie beginnt einige Zelt vor dem Ende der Tragzeit und wird in den ersten Tagen nach der Geburt
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bedeutend verstärkt, da nun das Euter die Function des Frucht-hälters übernimmt und das früher dorthin geleitete Blut nun dem Euter zuströmt. Dieser natürliche Vorgang artet leicht in einen krankhaften aus; es gehört ferner hicher die Spannung des Euters durch Ansammlung von Milch, sei es, dass das Junge nicht saugt oder mechanische Hindernisse den Austritt der Milch hindern; daher entsteht Euterent/.ünduiig nach dein Abstoaseu der Fohlen oder nach dem künstlichen Anschwellen des Euters bei aHmelkenden Kühen, die man als neumclkend und milchreich zu Markte bringt ^engorgement laiteux), nach unter­lassenem oder nachlässigem Ausmelken u. s. \v. Die rheuma­tische Euterentzündung entsteht von schnellem Witterungswechsel, Erkältung durch Regen u. dgl.; die passive Euterentzündung hängt mit Atonie des Organs zusammen.
(Das schnelle Entstehen der Euterentzündung überrascht oft die Viehbesitzer; daher sie gerne den Biss eines giftigen Thicrs, wozu sie die Spitzmäuse und Wiesel rechnen, be-schuidigeu. In Frankreich sollen die Spinnen das Uebel an­richten, daher der Name: Arnignee.')
Die Prognose ist günstig, so lange noch die Entzündung besteht, weniger wenn bereits Verhärtung u. s. w. eingetreten ist. Behandlung: die active Euterentzündung erfordert inner-lich Salpeter, Glaubersalz .in schleimigen oder gelind diaphore­tischen Flüssigkeiten. Ein Aderlass ist sehr selten nölhig; in diesem Falle könnte er an der Bauchhant-Vene vorgenemmen werden. Oertlich sind anfangs I.ehmanstriche mit Salz u. dgl. lleissig anzubringen'. Häufig wird diese Periode versäumt, und es kommt die Reihe an die zertheilenden Salben. Quecksilber-Salbe leistet hier weniger und passt nicht in Fallen, wo die Milch (des noch gesunden Theils) zum Genuss für Menschen bestimmt ist; dagegen ist eine Camphor-Salhe (aus 1 Drachme Camphor auf 1 Unze Unguent, itltheae) zu nehmen. Man empfiehlt schleimige Bähungen und Bäder; sie sind aber in vielen Wirth-schaften zu umständlich und werden bald zu heiss, bald zu kalt angewendet. Wesentlich erforderlich ist das Ausmelken des kranken Slrichs und zwar je öfter desto besser, dabei mit Schonung der ohnediess schmerzhalten Theilc. Warmes Ver­halten, laues Getränke, wenig aber leicht verdauliches, küh­lendes Fuller unterstützen die Behandlung wesentlich.
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Bei der passiven Euferentzündung werden (neben dem Ausmelkeu) Bähungen mit Eibisch- und Kamillen-Decoct, mit Zusatz von Essig oder Bleiessig, empfohlen; innerlich Schwefel mit Enzian, Enula, Pimpinclla oder Fenchel.
Die rheumatische Euterentziinduiig erheischt nach dem Cha­racter des üebels innerlich antipiilogistische und diaphoretische Mittel; dazu Cataplasmen von Leinsamen und Flor, sambitci, die oft zu erneuern und bis an den Bauch hinauf anzubringen sind; warme Krilutersäcke auf das Kreuz und fleissiges Ausmeiken.
Ist ein Theil des Euters in Verhärtung übergegangen, so sind Einreibungen von Quecksilber-Salbe mit Lh/. ammon., oder mit 01. animal. Dipp. (nach Ryebner), oder von Lin. votatil. nützlieli. Erst nach längerer Zeit, und wenn keine Eiitzundungs-Symptome mehr zugegen sind, passt eine Jod-Salbe oder Jod-Tinctur; im andern Falle wird die Entzündung wieder gesteigert und die Verhärtung geht in Eiterung über. Bei mehreren Schafen sah ich durch Verwechslung der für frisch entzündete Euter vorgeschriebenen Camphor-Salbe mit der für alte Verhärtungen verordneten Jod-Salbe Brand am Euter entstehen. Die gleichzeitige innerliche Anwendung des Jods ist in der Regel entbehrlich.
Die Milchknoten erfordern hauptsächlich Entfernung der geronnenen Klumpen auf mechanischem Wege, durch sanftes Kneten und Streichen derselben, und zuletzt Ausmelkeu des Gerinnsels, Einreibungen \o\\' Lin. toi., Kalkliniment u. dgl. R. rühmt insbesondere die Kaliseife mit Bähungen. (Youatt hält das Stosscn des Kalbs für zuträglich, um dergleichen Knoten zu zertheilen!)
Bilden sich Abscesse im Euter, so sind sie auf die ge­wöhnliche Weise zur Reife zu bringen, möglichst bald zu öffnen, und nach den allgemeinen Regeln auszuheilen.
Brand des Euters erfordert tiefe Einschnitte, bis auf den gesunden Theil oder bis zur Aponeurose des Bauchmuskels; das Einbringen reizender Flüssigkeiten, z. B. Terpentinöl in die Wunde, um schnell Eiterung an der Gränze des Brands herbeizu­führen; ferner Bähungen mit aromatischen Dccocten und Chlorkalk, um das Abstossen des todten zu beschleunigen und die Resorbfion der Jauche zu hindern. Auf das allgemeine Befinden des Thiers ist die nOthigc Rücksicht zu nehmen. Die nach dem Abfallen des Euters zurückbleibende Wundfläche heilt meist bald.
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Ist die Eutercntzündung bei altmelkenden Tliieren durch Aiiliäufuiig der Milch im Euter entstanden, so ist zunächst diese Ursache zu beseitigen; Schwillt das Euter bei Thieren, deren Junge entfernt wurden und deren Milch nicht benutzt wird, so ist die Secretion zu vermindern oder zu unterdrücken. Diess geschieht bei Stuten am leichtesten durch etliche Tage knappes Futter, dazu ein gelindes Abführungsmittel; auch öfteres Wa­schen des Euters mit kaltem Wasser gehört hieher. In dringen­den Fällen ist das Euter auszumelken. Um die Milch bei Hün­dinnen und Katzen zu unterdrücken, ist Exlr. conn macid. oder chelidon. maj., zu 2 —4 Gran pro dosi, täglich 2 — 3nial hinreichend. Kühen pflegt man gepulvertes Gnaphalium rectum oder Hb. chelidon. zu 2 Esslöffel voll pro dosi zu geben.
Bei metastatischen Eutereutzündungen (z. B. bei Druse) ist neben der örtlichen Behandlung hauptsächlich auf den Cha­racter des Allgemcinleidens UUcksicht zu nehmen; dasselbe ist der Fall, wenn während dem Verlauf eines Rothlauffiebers das Euter ergriffen wird. Die Entzündung des Euters bei den Kuh-pocken ist immer unbedeutend, wenn sie nicht durch nachlässi­ges Ausmelken u. dgl. verschlimmert wird.
Die Milch kranker Euter (besonders bei Abscess - Bildung) sollte nicht zum Genuss für Menschen benutzt werden.
R. (ttntiiinlmng lraquo;laquo;a ^ufs, [Paronychia.') (Entzündliche Rehe, Panaritium. Franz.: FourbureS)
Entzündung der Fleischtheile (Gefässnetze), welche in dem Hornschuh (Klaue) eingeschlossen sind, mit Fieber, Schmerz beim Gehen, unbestimmter Dauer des Verlaufs.
Die Hufentzündung betrifft unter unsern Hausthieren das Pferd, vermöge seines Gebrauchs, am häufigsten; beim Rindvieh kommt sie sowohl auf Märschen, als bei Slallvieh vor; das Schaf hat eine eigenthümliche Form, welche sich durch ihre Ansteckungsfähigkeit auszeichnet (bösartige Klauenseuche).
a) Acute Hufentzündung des Pferds.
Die Symptome sind folgende: schonendes Auftreten mit der befallenen Gliedmasse oder dem kranken Theile des Hufs (z. B. der Zehe), oder Vorstellen derselben, und Erleichterung durch Uebcrtragung der Last auf die gesunden Gliedmassen,
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Zucken und öfteres Wechseln mit den Filssen; bei liefti|2:er Entzündung und gieiclizeitigem Enrriffenseyn aller vier Füsse beständiges Liegen. Leiden die Vorderfüsse, so werden sie weit vorausgestreckt, die Hintcrl'üsse dagegen unter den Leib gestellt; leiden die letzteren, so werden die Vorderfüsse zurück­gestellt. Der kranke Huf fühlt sich wärmer an, die Schienbein-und Fessel-Arterien pulsireu stark; dazu ein beschleunigter, voller, oft harter Puls, vermehrtes Athnien, wechselnde Fress­lust, Durst; verzögerte Excretionen; bei heftigen Schmerzen stierer Blick, krampfhaftes Zittern, Schweiss, Ziihneknirscbcn, Betäubung. Manchmal beginnt die Krankheit mit den Symp­tomen einer leichten Colik,, sodann fängt das Thier an, schneller zu athmen, und man erwartet eine Lungenentzündung; am 2—3. Tage erst hebt es die Füsse abwechselnd auf. die Hufe werden wärmer und man hat eine Hufentzündung vor sich.
Die HufeUtzündung kann in sehr verschiedenen Graden zugegen seyn; die gelindem erfordern kaum mehr als äusser-liche Mittel; die bedeutenderen Grade, von denen hier die Rede ist, steigen oft in wenigen Tagen zu einem unheilbaren Uebel; die Ernährung des Hornschuhs wird durch die Entzündung unterbrochen, er trennt sich an der Sohle (oft auch au den Wänden und selbst der Krone) von den Fleischtheilen, Erguss einer blutigen oder schwärzlichen Jauche findet statt, unterhält die Schmerzen und steigert das begleitende Fieber (welches bald rein entzündlicher, bald rheumatischer Art ist); die Symp­tome einer Lungenentzündung kommen nicht selten hinzu, und das Thier geht innerhalb 5 — 8 Tagen an Brand oder Erschö­pfung zu Grunde.
Bei weniger raschem Verlaufe nimmt die Bildung des Horns gern eine fehlerhafte Richtung; Ringe entstehen an der Krone, welche, statt eine Wulst zu bilden, nun einsinkt; sie wieder­holen sich später, auch wenn die Entzündung längst aufgehört hat (RinghufJ; oder das Wachsthum des Horns ist ungleich, die Zehe wirft sich auf, die Sohle dringt hervor, weil das Huf­bein eine mehr senkrechte Richtung annimmt, es bildet sich Vollhuf, Knolihuf u. s. w. Man kann es (ausser der Zerthei-lung) noch günstig nennen, wenn sich Eiter im Huf bildet (alsdann soll am 3. Tage ein wiederholter Fieberfrost eintreten, nach Waldinger), dem mau durch Einschnitt in die Sohle
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einen Ausweg verschafft Geschieht diess nicht, so sucht sich der Eifer nach oben einen Ausgang und richtet auf diesem Wege verschiedene Zierslürungen au. — Das Ausschuhen ist einer der schlimmste!) Ausgange; da es sehr lange dauern würde, bis ein neuer Huf nachwuchst und dieser gerne unförmlich wird, so sind die meisten Pferde die auflaufenden Kosten nicht werth und milssen somit beseitigt werden; das leichte Ausgehen der Mähnen- und Schweifhaare, das tiefe Einsinken der Krone, das Aufhören der Pulsation an den Fessel-Arterien deuten das Ab­trennen des Hornschuhs an.
Die llufentzündung kann auf solche Weise Wochen lang fortdauern, während welcher das Thier zwar frisst, aber fort­während abmagert, öfter sauft, einen beschleunigten Puls hat, beim Stehen oder Gehen heftige Schmerzen äussert, und deshalb meist liegt. Hieraus entsteht bald, selbst bei guter Streu, Auf­liegen an verschiedenen Stellen des Körpers (an der Hüfte, den Vorderknieen, Fesseln, dem Hinterschenkel, Vorarm u. s. w.), die Haut wird lederarfig, stirbt ab, darunter sammelt sich Jauche an, deren Resorbtion das Fieber steigert, und noch bevor ein eigentlich fauliger Zustand sich ausbildet, stirbt das Thier an Erschöpfung.
Bei der Section findet mau die erwähnten Veränderungen im Huf, das Fett resorbirt, das Fleisch schmuts?ig-roth und mürbe, die Lunge schlaff öder etwas verdichtet; die Bauch-eingeweide gesund oder stellenweise leicht entzündet, hie und da etwas Wasseransammlung in der Brust- oder Bauchhöhle.
Eine besondere Anl age zu HufentKündungen haben Thierc, die schon früher daran gelitten haben; ferner solche mit fehler­haften Hufen (Vollhufe, Zwanghufe) und zu spröder Beschaffen­heit des Horns. Bei JMarschpferden ist die Krankheit häufiger, als bei den östlichen JVarcn , bei diesen aber heftiger.
Als Ursachen der Hufentzündung bei Pferden sind zu betrachten: entweder mechanische Einflüsse, z. B. Quetschungen durch Steine, schlecht gerichtete Eisen, Erschütterung durch schnelles Laufen auf harten Strassen, Verletzungen durch Nägel, Scherben u. s. w., — oder eine Ablagerung eines rheumatischen oder entzündlichen Fiebers nach den geschwächten Fuss-Enden; daher kann Erkältung, auch bei massigem Gebrauche und selbst bei im Stalle stehenden Pferden, Hufentzündung veranlassen.
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Prognose: nach dem Grade der vorausgegangenen Ur­sachen , der Beschuflenheit der Hufe, der Dauer und Heftigkeit des Leidens zu stellen; häufig ungünstig, wenigstens zweifel­haft für vollständige Brauchbarkeit.
Zur Richtigstellung der Diagnose dient das Benehmen des Thiers beim Gehen; tritt es besser auf, nachdem es einige Zeit gegangen (warm geworden), so ist ein Rheumatismus zugegen; geht es mit jedem Schritt schlechter, ist es fast nicht rückwärts zu bringen u. s. w., so leidet es an Hufentzündung; auch ist beim Rheumatismus das leichte Berühren der kranken Gliedmassen schmerzhafter, als das feste Anfassen derselben.
Therapie: örtlich und allgemein stark entzüiidungswidrig. Kalte Umschläge von Lehm, mit Salz, Eis u. dgl. um die Hufe, Stellen in Thonlrüge; örtliche Blutentziehung durch Einschnitte in die weisse Linie, oder Anbohren der Sohle oder Wand, besser Scarificationen an der Krone; nach dem Grade des Fiebers: Aderlass an der Jugularis, nöthigenfalls wiederholt; innerlich Salpeter, Doppelsalz in ziemlich grossen Gaben, oder Glauber­salz im Trinkwasser, dazu erweichende Klystiere; bei rheuma­tischem Character sind diaphoretische Mittel (Ammoniak-Salze, Schwefel, selbst Camphor) nach gebrochener Heftigkeit der Ent­zündung dem Salpeter beizusetzen, und die Füsse am Schien-biin oder dem Schenkel mit reizenden Mitteln einzureiben. Wesentlich ist Ruhe und eine gute Streu; das Aufhängen der Kranken in Gurten ist von geringem Nutzen, weil das Athmeu dabei leidet; nach einiger Zeit tritt auch DecuMtus am Brust­hein ein. Besondere Aufmerksamkeit erfordern die Vorgänge im kranken Hufe (z. B. das Lostrennen des Saums, die Bil­dung von Eiter). Bei zu befürchtender Lostrennung des Hufs oder einzelner Theile desselben sind erweichende, schmerz­stillende, warme Bäder anzuwenden, nachher aher der Fuss abzutrocknen und in eine wollene Binde einzuhüllen. Die Com­plication mit Lungenentzündung verlangt wiederholte Aderlässe, scharfe Einreibungen an der Brust; innerlich Brechweinstein mit Salpeter u. s. w. Bei längerer Dauer der etwas gemässigten Entzündung ist ein Fontanell (an der Brust oder den Hinter-scheukeln) am Platze.
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b) Chronische Hufentzimdnng des Pferds.
Sie ist häufig die Folge der acuten Krankheit, wenn diese nicht vollsfündlg durch Zcrtheilung gehoben oder das Thier in der Becouval.esceuz neuen Schädlichkeiten ausgesetzt wurde. Ein klammeriger Gang, Schonen des kranken Fusses, besonders auf hartem Boden, Empfindlichkeit des Hufs bei der Untersuchung mit der Zange, allmählig eintretende Abweichungen von der normalen Form des Hufs, Huffisteln, Verknücherung der Iluf-beiuküorpel, Bildung von Leist und Ringbein, Verwachsung des Hufgelenks sind die Zeichen und Ausgänge dieser langwierigen Krankheit, welche die Dienstleistungen des Thiers sehr beschränkt.
Behandlung: örtlich antiphlogistische Mittel, längere Zeit fortgesetzt, ableitende Hautreize weiter oben am Fusse, Einreibungen von Quecksilber-Salbe, später Jod-Salbe, auf die sich bildenden Exostosen; zuletzt das Feuer, bei Fisteln aber das Messer.
c) Die acute und chronische HufentziXndttng des Rinds, Schaß und Schweins
äussert sich auf ähnliche Weise, doch weniger heftig. Die acute Form befällt mehr Treibvieh, und führt bei schweren Mastochseu nicht selten das Ausschuhen ganz unerwartet (auf dem Trausport) herbei. Eiterung und Verbildung der Klauen sind verhältnissmässig sehr selten, weniger der Beinfrass des Hufbeins. Umschläge von Lehm oder Kuhmist (je nachdem das Horn zu weich oder zu spröde ist), Einschnitte in den Saum, nöthigenfalls innerlich Salze und ein Aderlass reichen zur Be­handlung der acuten Form aus.
Fortwährend im Stall gehaltene, grosse und stark gefütterte Stücke Rindvieh leiden eher an einer chronischen Hufentzün­dung (Klauenfäule), die sich anfangs blos durch öfteres Auf­heben der Füsse, schonendes Auftreten, häufiges Liegen u. dgl., später aber durch heftigere Schmerzen, Erguss einer missfarbigen Jauche zwischen die Fleisch- und Horntheile, und Lostrennen der Ballen zu erkennen gibt. Der Schmerz vermindert die Milchergiebigkeit der Kühe und hindert das Zunehmen der in der Mästung befindlichen Thiere. Ausser dem anhaltenden Druck des Körpers auf die Klauen sind das allzulange Anwachsen
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derselben, so wie die Erweichung; des Horns durch den Mist, Mangel an Streu bei schlechtem Pflaster u. s. w. als Ur­sachen anzusehen.
Die Heilung wird anfangs durch Lehmumschläge, Ein­schnitte in die Sohle, spiiter durch Entfernen des losgetrennten Horns, Verband mit Harzsalben, bei möglichster Vermeidung der Ursachen herbeigeführt.
Entzündungen der Haut zwischen den Klauen, von Ver­letzungen u. dgl., bei Rindern und Schafen, sind wie andere oberllächliche Hautentzündungen zu behandeln. Das daraus entstehende Geschwür nennen die Franzosen: limace, fourchet.
Bei den Schweinen (Treibvieh) endigt die Hufentzündung ebenfalls gerne mit Brand und Ausschuhen.
Die Hunde leiden manchmal au einer Entzündung der die Zehen verbindenden Haut [Armre interdigite der französischen Thierärzte), welche fleissigem Bähen mit Bleiwasser oder einer schwachen Zinkvitriol-Auflösung weicht.
lt;/) Hufseuche des Pferds.
Unter diesem Namen beschreibt Kr ei ss ig folgenden Fall: Von seinen vierzig Pferden, welche mehrere Wochen lang (im Jahr 1820) auf sumpfigem und lehmigem Boden waideten, fing die Hälfte an, lahm zu gehen, geschwollene Fesseln, heisse und entzündete Hufe zu bekommen; hiezu gesellte sich bei Einigen Mangel an Fresslust und heftiges Fieber, worauf bei zweien der Huf (?) abfiel und die Thiere krepirten. Bei den übrigen Kranken wurden Einschnitte in die Köthe und das Ein­legen einer mit Terpentinöl befeuchteten Werkwieke in die Wunde angewendet; die Wunden eiterten bald und die Thiere genasen nach 8 Tagen, mit Ausnahme von zweien, welche ebenfalls, nachdem der Huf abgefallen war, zu Grunde gingen. Der gesund gebliebenen Hälfte wurden präservativ Fontanelle an die Brust gesetzt. — Das Auffallendste ist jedoch, dass eine vorher im Trocknen gehaltene Stute, als sie zu,den kranken Plerden gesellt wurde, nach einigen Tagen ebenfalls die Huf-entzündung bekam und durch Verlust des Hufs einging. Kr. ver-muthete, es möchte ein Ansteckungsstoff sich gebildet haben.
(Eben so sonderbar ist die Angabe von Hawkshaw, welcher erzählt, in Neu-Granada habe eine grosse, behaarte Spinne,
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eine Art Taranlel, ihren Weg in die Stnlle der Bergwerke gefunden und daselbst die Pl'crde in den untern Theil des Fusses gebissen; davon scy fast immer der Huf abgegangen, wo nicht, so sey doch eine vollständige Kur nicht unter Jahresfrist zu erreichen gewesen.)
e} Bösartige Klauenseuche des Schafs. (Paronychia ovium
contagiosa. Ad.)
(Frz. Pietain deraquo; Moulons.')
lieber diese Kraukkeit haben längere Zeit sehr abweichende Ansichten geherrscht. Waldinger hielt sie für eine Entwick-lungskrankheit, die sich ursprünglich in Spanien und Ungarn bilde; Lezius meinte, das Contagium werde immer eingeführt und die spanischen Schafe können es in unserem Klima nicht erzeugen; Ampach betrachtete die Klauenseuche als eine ein­fache Hufentzündung.
Zum Unterschiede von der (leicht heilbaren Maul- und Klauenseuche des Rinds, Schafs u. s. w.) wird diese Krauk-heitsform „bösartige Klauenseuchequot; der Schafe genannt.
Sie ist eine chronische, hauptsächlich durch spanische Schafe nach Deutschland gebrachte, von diesen aber auf die Landrace tibergegangene, eigenthümliche und ansteckende Entzündung der äussersten Fuss-Enden, meist fieberlos, und die Disposition zu derselben nicht aufhebend. Die Entzündung beginnt an den über und in der Klaue befindlichen Theilen, das Horn der inneren Klauenwand ist blätterig, es schwitzt zwischen den Klauen am Saume eine klebrige, stinkende Flüssigkeit aus, die sich auch im Hornschuh selbst bilden kann, dort um sich greift, die Horn-wände lostrennt, Fisteln und Caries der Hufknochen erregt und während diesem heftige Schmerzen, Hinken u. s. w. unterhält. Die Klauen stehen mehr als gewöhnlich auseinander.
Die bösartige Klauenseuche befällt blos Schafe und erregt wenig Geschwulst an den Fesseln, Schienbeinen (zum Unter­schied von dtr gutartigen Klauen- und Maulseuche); siebreitet sich langsam in der Heerde ausj pflegt bei trockener Witterung abzu­nehmen , bei nassem Wetter und Stallaufenthalt dagegen wieder zuzunehmen; dasselbe Thier leidet bald an diesem, bald an jenem Fusa, öfters an mehreren zugleich, und wenn es einige Zeit geheilt schien, fängt das Uebel wieder aufs neue au: auf diese
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Weise hält sich die Klauenseuche viele Jahre lang in einer Heerde. Sie soll sich bei uns nicht selbst erzeugen können, sondern stets durch Ansteckung' verbreiten und unterhalten, sie kann desshalb durch zweckmässige (polizeiliche oder sonstige Vorsichts-) Maas-regeln von Ileerdeu entfernt gehalten werden.
(Bei der gutartigen Klauenseuche werden verschiedene Thierspecies ergriffen, und zwar viele Thiere zugleich; sie ist häufig mit Maulseuche verbunden, verlauft rasch und greift wicht leicht die Gelenke und Knochen an. Die Entzündung der den Schafen eigenthUmlichen Zwlschenklaucndrüse hat nichts mit der Klauenseuche gemein, daher auch die ehemals anempfohlene Kx-stirpatlon dieses Drilsensacks wieder in Abgang gekommen ist.}
Die Krankheit ist in den Hcerden hauptsächlich deshalb zu furchten, weil sie die Thiere hindert, der Heerde zu folgen; auf der Waide hinken sie hintendrein, die heftiger ergriffenen rutschen auf den Knicen, oder schleppen und legen sich zum Fressen auf den Boden ; der mit der Klauenseuche verbundene Schmerz thut der Ernährung Eintrag, die Thiere magern ab und gehen (obwohl seifen) daran zu Grunde. Grobwollige Thiere werden weniger leicht angesteckt, als veredelte Schafe; die An­steckung findet durch Zusammenleben, Treten in die Fussstapfcn der Kranken u. dgl. statt. Durch Impfung mit der Jauche im Hoinschuh lässt sich die Krankheit übertragen (indessen haftet es nicht so leicht) ; nach einigen Tagen fangt die Untzündung an, sich von der Impfstelle im Klauenspalt aus zu verbreiten; bringt man gesunde Schale zu Klauenseuchkranken in den Stall, (den PfürchJ, so fangen jene am 4 — 6. Tage au zu hinken. Warme Ställe, Feuchtigkeit der Witterung und Nässe des Bo­dens begünstigen die Ausbreitung; bei trockenem und warmem Wet­ter trocknet dagegen die an den Fussstapfen hängende Materie bald ein und die Gefahr der Ansteckung wird dadurch sehr vermindert.
Bei der Behandlung handelt es sich nicht um einzelne Stücke, sondern um ganze Heerden. Die kranke Heerde muss vorerst in drei Haufen getheilt werden, welche durchaus in keinerlei Verbindung (auf der Waide und den Wegen, die da­hin führen, an den Trinkplätzen u. s. w.} miteinander kommen dürfen. In die erste Abtheilung werden diejenigen Stücke ge­bracht, welche hinken; in die zweite diejenigen, welche im Augenblick davon frei sind; die dritte Abtheilung ist fUr die
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Beconvalescciiten. Sobald in der ersten Zeit in dem gesund-scheineiiden Haufen ein Stück zu hinken anfängt oder besser bei der öfters Stück für Stück vorzunehmenden Untersuchung, Hitze in den Klauen eines Fusses zeigt, muss es sogleich dem kranken Haufen einverleibt weiden. Nach 8 —14 Tagen, oder etwa? später, wird dieser Fall nicht mehr vorkommen und der gesunde Haufen kan.raquo; als rein betrachtet werden. Inzwischen wird die Behandlung der Kranken vorgenommen; sie ist blos örtlich; das Thier wird auf einen Schrägen oder Tisch gelegt; die kranke Klaue untersucht, alles losgetrennte Horn mit einem starken Messer weggescbnitteii, und die darunter befindliche, stinkende, feuchte Fläche mit einem Aezmittel bedupft. Hiezu kann Spiesglanzbutter, Scheidewasser, blauer Vitriol, Sublimat genommen werden. Günther empfiehlt Chlorkalk. Verglei­chende Versuche zwischen der Wirksamkeit des blauen Vitriols und der Spiesglanzbutter gaben mir ganz gleiche (günstige) Resultate. Einige ratlien, nach dem Aezen die VVundHäche mit einer Harzsalbe oder mit 01. C. C. foetid, zu bestreichen , um den Schmerz zu lindern und die Maden abzuhalten. Eigentliche Huffisteln, Caries der Knochen erfordern das hiebei gewöhnliche Verfahren (Aufschlitzen, Bloslegcn, Aezen) nnd Verband mit balsamischen Mitteln, ausserdem ist kein Verband nöthig, beson­ders wenn die Thiere einige Tage -trocken gehalten werden können. (Es ist immer besser, eher zuviel wegzuschneiden, als zu wenig, der Wiederersatz geschieht beim Schaf verhältnissmässig sehr rasch.) Nach 3—4 Tagen wiederholt man die Untersuchung der Opcrirten ; zeigt sich noch Hitze, Schmerz, Aussickern von Jauche, so wird das Verfahren wiederholt, im andern Falls das Thier in die Abtheilung der Reconvaleseenten gebracht, und daselbst 8—14 Tage sorgfältig beobachtet, ob nicht etwa das Uebel an einer der zuvor freigebliebencn Klauen von Neuem be­ginnt. WUrde dieser Fall eintreten , so müsste das Thier un­verzüglich in die Abtheilung der Kranken zurückgebracht, ausser­dem aber kann es, nach überstaudener Couturnaz, zu dem gesunden Haufen gebracht werden.
(Um die Ansteckung zu vermeiden, lässt Günther vor der Stallthüre einen Lehmtrog anbringen, worin der Leim mit Chlorkalkauflösuug angefeuchtet ist; beim Ein- und Austreiben
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müssen nun die Tliiere in diesen Brei treten ^ wodurch die an ihren Klauen befindliche Materie ihre ansteckende Kraft verliert. Trockenes Wetter und hinreichende Localität begünstigen die oben angeführte Methode wesentlich, deren Durchführung blos Ausdauer und Vorsicht erheischt.
(Als eine merkwürdige aetiologische Verirrung ist das fc'clirift-clien des Dr. C.lesliis von Koblenz: das J o h an n i s vvü r m c li e n als neu entdeckte Ursache der Maucke , Klauenseuche u. s. \v. Neu­wied 1821 , anzuführen. Auf der Titelvignette ist das Weibehen zur Paarungszeit, das Männchen sehnsuchtsvoll (!) erwartend, abgebildet.)
S. Cntjiinbunjj in iHuskfht, icr S-i-l)iuii, Itt SStfynenfätibtn.
{Myositis, Synovitis.')
Mehrere Schriftsteller nehmen EntKündung der Muskeln und Rheumatismus für gleichbedeutend, so z. B. Vatei, Adamo-wiez ; die meisten führen sie gar nicht an. Sie ist auch wenig beobachtet, wenn man die Falle ausnimmt, in welchem einzelne Muskeln durch äussere Gewalt verletzt wurden oder die Ertzüu-dung von einem benachbarten Theile auf sie überging; so bei An­thrax, bei phlegmonösem Rothlauf, bei Entzündung des Zellgewebs.
a) Allgemeine Mmkelentzündnng.
Auboyer beschreibt \m Rec. de Med. ilaquo;/. 1833 einen Fall, den er Myosife generale nennt, es bleibt jedoch zweifel­haft , ob die dabei beobachteten Anschwellungen von der Muskel-subslanz oder dem Zellgewebe abhingen, in welch' letzterem nach seiner eigenen Angabe, eine Flüssigkeit ausgeschwitzt war. Die allgemeinen Symptoine von Entzündung, wie erhöhte Tem­peratur, Röthc der Sciileimhäute, voller, harter Puls waren zu­gegen, ausserdem aber stand das Pferd steif (wie im Starrkrampf) auf seinen Füsscn, die Ohren hingen herab, die Augenlieder schlössen das Auge halb, die Muskeln, besonders der Kruppe und der Gliedmassen bildeten schmerzhafte Erhöhungen und die Bewegung war sehr beschwerlich. Die Anschwellungen ver­breiteten sich schnell auf den Hals, die vordem Gliedmas­sen und den Kopf, das Thier zeigte grossen Schmerz bei der Berührung und die Füsse erreichten das Doppelte ihres gewöhn­lichen Umfangs. Die Behandlung bestund in wiederholten
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Aderlässen, Scaiificatioiien, und warmen Ballungen an den schmerzhaftesten Stellen, einer Purganz mit Aloe, Klystlere u. s. w. Am fünften Tage trat Laxiren ein und unter dem Fortgebrauche der eutzündungswidrigen und abführenden Methode war das Thier am ellften Tage ausser Gefahr.
Die innige Verwachsung der Muskel durch ein verdichtetes Zellgewebe, mit Verlust ihrer rothen Farbe und ihrer Contrac-tilität scheint Folge einer schleichenden E n t z ü n d u raquo; g zu seyn, die sich jedoch am lebenden Thiere nicht bestimmt erkennen iässt.
ft) Entzündung einzelner Muskeln.
Da die Zungen- und Herzentzündung schon vorgekommen (S. 377 u. 402), so ist hier blos noch anzuführen
die Zwerchfellentzundung. (Diaphragmilis.^
Sie ist selten und entsteht (Verletzungen ausgenommen), nicht leicht für sich, sondern consensuell mit der Entzündung der Brust- oder Baucheingeweide. Meist leidet blos der serOse Ueberzug des Zwerchfells.
Die Symptome, welche bei der Zvverchfcllentzündung des Pferds angeführt werden, sind dieselben einer Brustentzündung, der i^uls soll aber ungleich, aussetzend und häufiges Schluch­zen zugegen seyn. Es steht dahin, ob letzteres Symptom nicht aus der Menschenpathologie herübergezogen worden ist,
Heck maier beobachtete eine Stute mit den Zeichen einer heftigen Lungenentzündung und gleichzeitiger Affection des Zwerchfells. Ausser den Symptomen, welche bei Entzündungen der Lunge gewuhnlich vorkommen, war sehr beschwerliches Ein - und Ausathmcn , krampfartiges Hinaufziehen der Bauch­muskeln , ein beklemmter, krampfartiger Husten, unregelmässi-ges Flankenschlagen und sogar Aussetzen im Alhmen zugegen. Wenn das Thier aufstand, streckte es den rechten Hintcrfuss (wie beim Gähnen) zurück, und blieb einige Minuten in dieser Stellung; es wedelte beständig mit dem Schweife. Das Schluch­zen wurde nicht beobachtet.
Durch eine starke antiphlogistische Behandlung erholte sich das Thier innerhalb 14 Tagen allmählich; am 23. Tage aber wrurde es von einer Ueberfütterungskolik befallen und starb schuell.
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Die Section zeigte eine frisch entstaudeuc Zeneissung des Zwcrclifeils; die liinterc Seite desselben war mit vielen kleinen Krliabenhciten und Knoten besetzt; die Leber durch ausge­schwitzte Lymphe mit dem Zwerchfell verwachsen ; die Muskel-Fasern desselben waren von schmutzig bleichrother Farbe und sehr mürbe. Brust- und Baucheingeweide zeigten keine Spur einer früher bestandenen Entzündung. (G. u. H. VII. Bd.)
R y c h n e r führt als characteristische Symptome der Zwerch-fellentzündung beim Rind eine ungemein grosse Angst, beschleu­nigtes Athmen, häufig und stark hürbares Schluchzen und Schmerz beim Druck auf die Anheftungsstellen des Zwerchfells, besonders den Schaufelknorpel an. Die Entzündung soll sehr acut verlau­fen und deshalb die Prognose höchst ungünstig seyn. Wenn das Zwerchfell nicht allein entzündet ist, sondern zugleich mit andern Organen, soll das Schluchzen gewöhnlich fehlen.
Eine chronische Entzündung des Zwerchfells kommt beim Durchbohren desselben durch spitzige Körper von der Haube aus vor (vgl. Herzbeutelentzündung S. 402}.
T. (ßnljunlumfl tttt Jinodjen, 'bet UauJilaquo; unö (Sultnhe. (Periostitis, Arthritis.^
d) Die Entzündung der Knochen
ist gewöhnlich eine locale Krankheit,, die meist mechanisch wir­kenden Ursachen (Anstosscn, Streifen, Fehltritten u. dgl.) ihre Entstellung verdankt. Sie äusserf sich durch Schmerz bei der Berührung oder auf Druck, später bildet sich gerne eine An­schwellung, die anfangs knorpelicher Natur ist, allmählich aber knochenhart wird (Ueberbein).
Seltener entstehen Knochenentzündungen von einer innern Ursache; sie gehören dann zu einer bestimmten Krankheitsform, so die Auftreibungen derGelenk-Enden der Knochen in der Lähme der Lämmer, der Füllen, der Nasenknochen beim Rotz u. s. w.
Locale Eutzüiidung der Beinhaut erfordert neben Beseitigung der Ursachen Einreibungen von Quecksilbersalbe, kalte Um­schläge; wenn aber statt der Zertheilung eine Ausschwitzung zu Stande gekommen ist — ableitende Mittel, scharfe Einreibun­gen, Feuer. Auch die anhaltende Einreibung einer Jodsalbe ist manchmal noch von Nutzen. Gegen den fortdauernden, von
H c r i n r, Fathologio.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 29
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der Exo.s(ose herrulireiiden Schmerz ist das (subculane) Spal­ten der Bcinhaiit, oder endlich die Neurotomie zu versuchen.
Ist die Kiiochenentzüiidunjä: in Eiterung übergegangen (Kno-chenfistcl), so sind balsamische, harzige Mittel am Platze, oder bei dem langsamen Gange der Eiterung erregende und selbst azende Mittel, endlich das Feuer.
OIj die Auflockerung der Knochen (Winddorn) mit einer schleichenden Entzündung, ehva der Markhaut, verbunden ist, steht dahin; diese Veränderung der Knochentcxtur scheint eher mit der Tuberculose verwandt zu seyn.
Ebenso ist zweifelhaft, ob der Verwandlung der Faserknor­pel (z. B. zwischen den Kürpcrn der Wirbelquot;) in Knocheninaterie, wodurch eine Verwachsung der betreffenden Theilc entsteht, eine Entzündung zu Grunde liegt, oder ob dieselbe in das Gebiet der fehlerhaften Ernährung (wie die Knochenbrüchigkcit u. s. w.) gehört. Diese Krankheitsformen werden selten im Leben mit Sicherheit erkannt, und wenn auch, so sind sie ziemlich ausser dem Bereiche der Heilkunst.
6) Die Entzündung der Bänder und Gelenke.
Nach den Ursachen lassen sich drei Formen unterscheiden, die riieuniatische, die traumatische und die metastatische.
a) Die rheumatische Gelenkentzündung.
Diese Krankheitsform trägt den rheumatischen Character und wird daher auch von manchen Autoren zu den Rheumais-men gerechnet (z. B. Vatel, Rhumatisme articulaire).
Nimmt die Entzündung den a cut an Verlauf, so ist das Gelenk wärmer als gewöhnlich, geschwollen, schmerzhaft für Berührung, noch mehr in der Bewegung; dieser Zustand steigert sich mehrere Tage lang, es gesellt sich selbst mehr oder weniger heftiges Fieber hinzu; die Krankheit geht entweder mitZertheilung aus, oder sie wird chronisch; selten beobachtet man Eiterung.
Die chronische Form der Gelenkentzündung unterschei­det sich durch den geringen Grad der localen und allgemeinen Krankheitssymptomc, die dagegen in gleicher Stärke längere Zeit fortdauern und gerne Steifigkeit des Gelenks und endlich Verwachsung zur Folge haben. Die Gelenkentzündung kann ein oder mehrere Gelenke zugleich befallen, auch von einem
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Gdcak auf das andere übergclien, wodurch der Verlauf sich um so mehr in die Länge zieht.
Die Ursachen der rheumatischen Gelenkentzündung sind hauptsächlich Erkältungen, entweder des befallenen Theils selbst oder aber der Haut überhaupt; daher muss die Behandlung neben den localen Mitteln (Scarificationen in der Nähe des kran­ken Gelenks, erweichende Einreibungen und Bäder, bei der chro-jiischen Form Hautreize und selbst Eiterbänder oder oberfläch­liches Brennen) innerlich entzündungswidrig und zugleich dia­phoretisch seyu (Aderlässe, Salze wie Salmiak, BrecliWeinstein, warmes Verhalten , trockenes Reiben). Buhe ist für die kranken Gliedmassen wesentlich.
Olivier sah die Arthritis mit Entzündung der Nieren und des Herzens complicirt.
fi) Traumatische Gelenkentzündung.
Sie ist Folge entweder einer starken Ausdehnung und Zer­rung, selbst Zerreissung der Bänder und Erschütterung der Ge­lenke u. s. w., mit oder ohne eine penetrirende Wunde. In letz­terem Fall pflegt die Entzündung leicht sehr heftig zu werden, heftiges Fieber zu erregen und nicht selten in Brand oder Bein-frass überzugchen. Die innere Fläche der Synovialmembran wird sammtartig, dunkelroth oder braun, die GelcnksChmiere hat die Farbe und Consistenz der Weinhefe, die Gelenkknorpel werden resorbirt, die Knochen-Endeu rauh u. s. w. Der heftige Schmerz reibt nicht selten die Thiere auf, ehe die Entzündung den höch­sten Grad erreicht hat.
Die Ursachen sind mechanische, daher beschränkt sich die Krankheit auf das von ihnen betroffene Gelenk. Die Behandlung gehurt in das Gebiet der Chirurgie.
y) Metastatische Gelenkentzündung.
Unter diesem Namen beschreibt Rjrchn er eineEntzUndung des Vorderkniees oder des Eutergclenks (Sprunggelenks?) beim Rind­vieh, die er früher „entzündlichen Rheumatismusquot; genannt hatte.
Sie befällt hauptsächlich die äussere Seife des genannten Gelenks, als eine heisse und äusserst schmerzhafte Anschwel­lung (mit gelind entzündlichem Fieber), meist über Nacht; wahr­scheinlich durch Erkältung auf dem nassen Stallboden, oder durch Witterungscinflüsse. Die Entzündung dauert mehrere
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Tage und hat gerne (am Vonlerfuss) Kniesehwamm, oder (am Hinterfuss) Verhärtung oder Verknücheruug zur Folge.
Die Behandlung ist local, bald mit kalten, bald mit warmen Umschlägen (letztere bei grossein Schmerz); innerlich entzUn-dungsw iilrig und schweisstreibend, wie bei der rheumatischen Gelenkentzündung, von der sie nicht wesentlich verschieden zu seyn scheint.
Hieher scheint noch die von Gelle bei Maulthieren und Ochsen beobachtete Entwicklung von BalggeschWülsten, haupt­sächlich in der Nähe der Gelenke und Sehnen, zu gehören. Sie liegen unter der Haut, sind beweglich, von der Grüsse einer Nuss bis eines Eies, verursachen aber keine Schmerzen. Junge Thiere unter zwei Jahren sind ihnen besonders ausgesetzt. Zer-theilende Salben nützen nichts dagegen, sondern blos die Ex-stirpation der Geschwulst, deren Inhalt von gelblicher Farbe, krümlich und so hart ist, dass man sie nicht durchschneiden kann {mauere tophacie) (vgl. die Entzündung des Zellgewebs).
Symptomatisch kommt endlich die Gelenkentzündung sowohl mit acutem als chronischem Verlauf, bei der Darrsucht der Füllen, der Lähme der Lämmer, der Vergiftung durch Ar­senikdampf (S. 68) vor.
c) Entzündung der Sehnen und Sehnenscheiden.
Der sehnige Theil der Muskeln leidet nicht sehr selten an Entzündung, welche sich durch die bekannten Symptome zu erkennen gibt und meist eine äussere mechanische Einwirkung oder übennässige Ausdehnung der Sehne zur Ursache hat. Schmerz bei der Bewegung ist die nächste Folge; Verdickung, Verkürzung, Erguss zwischen die Faserbündel der Sehne u. g. w. sind die entfernten Folgen. Die Füsse der Pferde, vom Knie­oder Sprunggelenke an abwärts, sind diesen Zufällen am häu­figsten ausgesetzt. In einzelnen seltenen Fällen entsteht Brand; das Schienbein des Pferds ist geschwollen, aber kalt, die Haut löst sich vom Knochen ab, das Zellgewebe ist voll Ecchymosen und brandig zerstört, die Sehne sieht wie zerklopft aus.
Die Entzündung der Sehnenscheiden endigt gewöhnlich mit Wassererguss, sog. Sehnengallen, und bei längerer Dauer oder öfterer Wiederholung kann Verdickung des Inhalts der kranken Scheide bis zur Cousistenz eines Knorpels statt finden. Starker
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Gebrauch, Ausdehnung der Theile, selten eine Ablagerung van iunen , geben Veranlassung zur Entzündung der Sehnenscheiden. Alle diese krankhal'ten Vorgänge bleiben in der Regel locale. In neuerer Zeit 1st eine
rheumatische Entzündung der Beugesehnen und Scheiden des Hufs
als ein Allgemeinleiden und im Zusammenhange mit der Pferde-influenza öfter beobachtet worden.
Die Krankheit tritt meist plötzlich ein, ohne besondere Ver­anlassung und ergreift öfter die Vordcrfüssc ; die Influenza kann kurze oder längere Zeit (2—6 Wochen) vorüber seyn. Die Ent-zttndung betrifft die Sehnenscheide der Hufbeuger, und äussert sich durch eine schmerzhafte, rundliche oder flache heisse Ge­schwulst zu beiden Seiten der Schienbeine, etwa handbreit nach aufwärts an derselben Stelle, wo gewöhnlich die sog. Fluss-gallen vorkommen. Anfangs ist die Geschwulst weich, später wird sie härter. Das Hinken ist sehr beträchtlich, der Schmerz schon bei bioser Berührung heftig. In der Ruhe wird der kranke Fuss vorgestellt und der Fessel schnappt vor. Ein hoher Grad von Fieber begleitet diese Entzündung, und kann, wenn alle vier Füsse zugleich leiden, den Tod des Thiers herbeiführen. Der Appetit ist nicht jedesmal aufgehoben. Ihren rheumatischen Character gibt diese Krankheit dadurch zu erkennen, dass sie manchmal ebenso schnell vergeht, als sie entstund, aber nur, um an einer andern Gliedmasse wiederzukommen. Auch Reci-dive sind nicht gerade selten.
Die Dauer der Entzündung ist selbst bei passender Behand­lung 2 — 3 Wochen, sogar 6 — 8 Wochen, in welch' letzterem Falle die Ausbreitung der Entzündung nach auf- und abwärts Verkürzung der Beugesehnen und Stelzfuss zur Folge haben kann.
Beim Durchschneiden der erkrankten Theile bilden sie eine gleichartige, weisse, leicht gestreifte Masse, und ihre frühere Textur ist nicht mehr zu erkennen.
Behandlung. Der allgemeine Zustand erfordert Ader­lässe , Salze; örtlich sind erweichende Bäder oder Cataplasmen, im höhereu Grade, locale Blutentziehungen und schmerzstillende Bähungen, später zertheilende Einreibungen, mit Ausdauer an­zuwenden. Ist die Entzündung chronisch geworden, so sind
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Einreihuiigcn voiiCaiitharidentiiictur und-Salbe, und selbst Bren­nen am Platze. Dazu Diät, Ruhe, später Bewegung auf wei­chein Buden, gute Streu u. s. yr,
Marheinlkc empfiehlt innerlich Glaubersalz mit Salmiak und Brechweinstein, warm Halten, Frottiren, Einreibungen von Quecksilbersalbe mtt Camphor-liniment, später mit Zusatz von Sal. C. C. — In hartnäckigen Fällen mehrmaliges Einreiben von Canthar. Salbe mit Sul. C. C., sodann acht Tage lang täglich 6 — 8 mal Seifenbäder; nüthigenfalls Wiederholung des ganzen Verfahrens und nachherige Einreibung einer Pottascheauflosung mil Sinr. camphor, und corn, cerri. (G. u. II. VII. Bd.)
Die Verbindung von Enlzündung der Sehnenscheiden mit krankhaften Veränderungen am Herzen und den Nieren ist (wie beim Menschen in den arthritischen und gichtischen Krankheits-formen) so auch beim Pferde beobachtet worden.
Renault beschreibt einen solchen Fall als SinovitU tendinosa: Ein Pferd, das wegen Adcrlassfistcl längere Zeit sich nicht legen durfte, zeigte Symptome von Ilufcutziindung mit bedeutendem Fieber — (Aderlass an den Schenkelvenen, rei­zende Einreibungen au den Schenkeln, vorne und hinten). Den folgenden Tag halte sieh der Schmerz in dem Fcsselgelenke des linken Vorderfusses fixirt, hörte aber nach fünf Tagen unter der Anwendung spirituöser Einreibungen mit Camphor beinahe gänz­lich auf. Am neunten Tage stellte sich Schmerz und Hinken am rechten Hintcrfessel ein — (Liniment mit Camphor, abwechselnd mit Opiumcinreibungen, warmen Binden); die Entzündung der Sehnenscheiden nahm aber während acht Tagen fortwährend zu, alle vier Füsse fingen an zu leiden, es gesellte sich Öfteres Har­nen in kleinen Mengen hinzu, Steifbeit der Lenden, starkes Herzklopfen und leichtes Ausgehen der Haare; das Fieber wurde immer heftiger und das Thicr unterlag am 18. Tage der Krank­heit. Bei der Section fand man den Darmcanal, die Leber und Milz gesund, ebenso die Lunge, die Nieren sind grosser, voll Blut, leicht zerdrückbar; im Herzen feste Gerinnsel, Ecchymo-sen und Infiltration der Klappen, die grossen Gefässe nicht ab­weichend. Die Sehnenscheiden der Hufbeuger sind stark ent­zündet, falsche Membranen darin entstanden, die Beugesehnen sind angeschwollen und von einem gelblichen serösen Erguss umgeben, die Flüssigkeit der Sehnenscheiden ist von Hefcufarbc,
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krUmlich; die Gelenke dagegen Mind gesund (Jtec. de Med. Vet. 1837).
U. tfnljiinbuiiii lies ^etlgetnebs.
Die Entzündung des Zcllgewebs kann acut oder chronisch seyn; sie kommt llieils durch äusscre Ursachen zu Stande (Quetschung, Verletzung), theils durch Ablagerung eines Krankheitsstoffes (raetastatisch); in den meisten Fällen aber ist das Zellgewebe in den Entzündungsprocess derjenigen Organe verwickelt, welche es umgibt oder mit denen es im Zusammen­hang steht. Die Symptome der Zellgewebs-Entzündung sind die im Allgemeinen angefühlten (S. 215).
Der Ausgang solcher Entzündungen ist bald in Zertheilung, bald in Wassererguss (Rothlauf, Oedem), bald in Eilerung oder Verjauchung, in Verhärtung und selbst in Brand. Je nach der Ausdehnung und Heftigkeit der Entzündung ist dieselbe ent­weder fieberlos oder von einem entzündlichen Fieber begleitet.
a) Phlegmonöse Entzündung des Zellgewebs.
Sie trifft gewöhnlich das zwischen den Muskeln und Aponeu-rosen der Gliedmassen gelegene Zellgewebe, und ist durch eine merkliche Spannung des Theils, Schmerz auf Druck und bei der Bewegung, geringe, nicht genau begränzte Geschwulst, wenig merkbare Hitze u. s. w. bezeichnet. Häufig ist Fieber damit verbunden. Ihre Entstehung wird bald von inecbanischeu Ursachen, bald von Erkältung, Ablagerung u. s. w. hergeleitet.
Der Ausgang in Eiterung ist der gewöhnlichere; die zeitige Oeffuung des Abscesses erfordert oft ziemlich tiefes Einschneiden; wo sie versäumt wird, bahnt sich der Eiter Wege zwischen die Muskeln, Sehnen u. s. w., und greift selbst die Beinhaut nahe gelegener Knochen an (vgl. tiefes Rothlauf S. 270).
Die Behandlung ist im Allgemeinen eutzünduiigswidrig und gehört meist in das Gebiet der Chirurgie.
h) Chronische Zellgetvebs-Entzündung.
Sie ist weniger heftig, als die acute Form, der sie oft nachfolgt und geht vorzugsweise iu Verhärtung {Scleroma) über. An dem untern Theil der Gliedmassen der Pferde wird sie, nach verwandten Krankheitszuständen (Maucke) oder nach
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wiederholten scharfen Einreibungen u. dgl., öfters beobachtet. Wenn der Fuss dabei eine unfünnliche Gestalt bekommen hat, so nennt man ihn Elephantenfuss. Das Zellgewebe ist hier mit festgewordeiiem Ehveisstoff infiltrirt und hat seine eigenthUm-liche Beschaffenheit giinzlich verloren. In seltenen Fällen er-Aveicht die Verhärtung, nachdem sie längere Zeit unverändert bestanden hat; die Abscesse bilden aber einen wässerigen Eiter, welchem kriimliche oder faserige Gerinnsel beigemischt sind.
Die Behandlung der chronischen Zellgewebs - Entzündung erfordert anfangs länger fortgesetzte Einreibungen von Queck­silber-Salbe, später Jod, innerlich und äusserlich; auch sind innerliche, die Resorbtion befördernde Mittel, z. B. Tart. emet. in grossen Gaben manchmal von Nutzen. In vielen Fällen widersteht die Verhärtung den angewendeten Arzneimitteln und erfordert die Exstirpation, wo sie nämlich zulässig erscheint.
Brandes sah in zwei Fällen von Elephantiasis die Krank­heit in ganz kurzer Zeit beinahe völlig verschwinden, während die Thiere au heftiger Darmentzündung litten, an der sie auch zu Grunde gingen.
cj Metaphlogose des Zellgewebs.
{Pseudo-erysipelas sub-aponeuroticum, Phlegmonöses Rothlauf.
Phleijmon diffus der Franzosen.)
Sie steht zwischen der acuten und chronischen Zellgewebs-Entzündung in der Mitte. Die obere Parthie des Halses, die Ohrspeiehel-Drüse, der Kehlkopf und Schlundkopf, sind der gewöhnliche Sitz dieser Form; doch habe ich sie auch an den vordem und hintern Gliedmassen und in der Mitte des Halses gesehen. Die Geschwulst zeichnet sich durch ihre oft holzartige Härte aus; sie ist bald sehr heiss und schmerzhaft, bald aber auch indolent, fast kalt und schmerzlos. Die Entzündung dauert mehrere, selbst 10 —14 Tage lang ohne Verminderung fort, und hat eine besondere Tendenz zur jauchigen Zerstörung des Zellgewebs, die nicht selten entweder durch Erstickung oder Entkräftung den Tod des Thiers herbeiführt, oder aber ein Zehrfieber zur Folge hat, welches denselben Ausgang nimmt. Das begleitende Fieber ist anfangs entzündlicher, gegen das Ende aber fauliger Art.
Die innerliche Behandlung richtet sich nach der Natur des
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Fiebers; die locale erfordert längere Zeit forlgeselztc Einrei-bung'en von Quecksilber-Salbe, später dieselbe mit Ammoniak, endlich Cantbariden-Salbe. Sobald eine Stelle sich zeigt, wor­unter (oft sehr tief) Flüssigkeit zu fühlen ist, muss der letztem Ausfluss verschafft werden. Je früher diess geschieht, um so besser scheint es zu seyn. Die ausfliessende, stinkende, miss­farbige Jauche enthält Fetzen vom Zellgewebe, sehnige Theile u. s. w.; durch Einspritzungen von Schierling-Decoct mit Chlor­kalk sucht man die absondernde Fläche zu einer bessern Se­cretion zu bringen. Die Fütterung ist dem Zustande des Thiers angemessen zu reguliren.
d) Entzündung der Sc/deimbeutel.
Die Schleimbeulci im Zellgewebe unter der Haut oder zwischen den Muskeln werden durch Quetschung u. s. w. in einen Entzündungszustand versetzt, der bald rasch, bald sehr langsam verlauft. Geschwülste, die in der Thierheilkunde mit verschiedenen Namen belegt werden (Stollbeule, Piphacke, Ge-uickbeule) sind die Folgen davon; beim Rindvieh findet man sie häufig am grossen Uradreher des Backbeins, ferner am äussern Winkel des Hüftbeins, am Hinterkiefer. Sie sind anfangs wärmer und schmerzhaft, später aber werden sie un-schmerzhaft und künneii lange Zeit unverändert stehen bleiben. Die in ihrem Innern ergossene Flüssigkeit ist anfangs wässe­rig, später breiig, zuletzt verwandelt sie sich in eine feste, knorpelige Substanz.
Ihre Behandlung ist bios local und meist operativ.
Sorillon beobachtete beim Rindvieh dergleichen faustgrosse, harte, unschmerzhafte Geschwülste unter der Haut, vorzüglich am Kopf und Hals. Durch erweichende Mittel gelang es, sie innerhalb 6 —8 Tagen in Eiterung zu versetzen; ihr Inhalt war hefenartig. Nicht selten entstanden neue Geschwülste, sobald die alten beseitigt waren. Gelle sah sie häufig an den Kinn­backen; er empfiehlt die Exstirpalion als das sicherste Mittel. Prinz leitet die Geschwülste am Trochanler von Erkältung her; sie waren fluetuirend und sehr schmerzhaft; er zertheille sie durch Bähungen.
Die auf dem Schulterblatt und an der Bugspitze vom Druck des Kummet entstehenden, indolenten Geschwülste räth Vatel
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mit Terpentin und Sublimat (15 zu 1) zu bedecken; die Eut-züiiduug wird vermehrt, und es bildet sich ein Abscess, der geöffnet wird (vgl. die Entzdg. der Biinder und Gelenke S. 452). [Das Zellgewebe ist zugleich der Aufenthalt krankhaft er­gossenen Wassers (beim Ordern, Rothlauf, Hautwassersucht), des Bluts (bei Zersetzung der Säfte, oder Verletzung), ferner, jedoch selten, von Luft (Kmphyscm). Letzteres koiuint sympto­matisch beim Milzbrand und in fauligen Fiebern vor. Kleine Verlelzungen der Maut, besonders an sehr beweglichen Stellen, küuiieu den Eintritt von Luft in das Zellgewebe auf einer be­deutenden Strecke, sodann Fieber, Entzündung und selbst den Tod zur Folge haben (einen solchen Fall s. Bepert, L Bd. S. 332). Nicht jedesmal ist jedoch die Sache so gefährlich. Im October 1838 wurde ein Pferd mit einer engen, aber ziem­lich tiefen Verletzung unten am Halse übergeben. Die Luft war daselbst eingedrungen und bildete eine knisternde Ge­schwulst, die vom Genick an bis zum Schulterblatt der rechteu Seite, sodann zwischen dem Vordcrfuss und der Rippenwaud hindurch bis zu den falschen Rippen sich erstreckte. Die OeiT-nung wurde erweitert, die Wunde mit aromatischen Decocteu ausgespritzt und ein Schwamm eingestopft. Das Emphysem verschwand allmählig ohne alle Beihülfe der Kunst.]
raquo;RITTS laquo;KHIMXCä.
UlutunJJen. CHaemorrhagiae, Sanguifluxus.J
(Vgl. das im Allgemeinen hierüber Angeführte S. 220, so wie d;;e Krankheiten des Bluts S. 96.)
Die Blutungen theilcn sich in innere und in aus sere; bei den inneren ergiesst sich das Blut entweder in das Parenchym der Orgaue oder in die geschlossenen Höhlen des Körpers. Die sehr blutreichen Organe, z. B. die Lunge, die-Milz, die Leber, das Hirn sind solchen parenchyniatOsen Blutungen am meisten ausgesetzt, welche von den Autoren zum Theil als Apoplexien hieher gezogen werden (so führt Vatel eine Apoplexie der Milz, des Darmcanals, der Lunge und selbst des Hufs an;
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auch Rychncr hat die Apopiexie des Hirns unter delaquo; Blu­tungen; am lebenden Tliiere ist es jedoch schwer oder unmög­lich, jderglcichen Blut-Apoplexien von den sogenannten -serösen zu untersclieiden; auch ist nicht jedesmal Austreten des Bluts aus den Gefässen, sondern inauchmal blos übermiissige Anhäu­fung desselben in diesen Caufilen zugegen). Die Blutungen in die Höhlen des Körpers sind in der Regel Folge einer mecha-uischcu Zerreissung eines Blutgelasses und je nach dessen Umfang, der Menge des austretenden Bluts, der Beschaffenheit der iu der Höhle gelegenen Organe mehr oder weniger gefähr­lich, meist aber am lebenden Thiere nicht, sondern erst durch die Section zu erkennen; sie treten gewöhnlich plötzlich ein, oft in Folge einer mechanischen Einwirkung (Sturz, Schlag), oder auch nach bedeutenden Congcstioneu und Entzündungen der betreffenden Organe (so Blutschlag des Hirns, Blutung im Augapfel, so die von Blut gefärbten Absonderungen iu der Bauch-und Brusthöhle bei acutcr Bauchicll- oder Brustfell-Entzündung), Zerreissung grosser Blutgefässe in der Bauch- und Brusthöhle, seltener der Aneurysmen au der Gekrös - Arterie, der Lungen-Arterie, der Hühlvene, selbst des Herzens u. s. w. ist beob­achtet worden, allein bei dem schnell eintretenden Tode des Thiers kein Gegenstand der Heilung. Kleinere Blutunterlaufungcii sieht man zahlreich bei heftiger Entzündung seröser Häute, sel­tener der Muskel- oder Schleiinhäute (Petcchial-Fieber), oder der äussern Haut.
Unter äussern Blutungen sind nicht blos diejenigen an der Oberfläche des Körpers zu verstehen, sondern auch solche, bei denen das Blut auf einem der natürlichen Wege aussei! zum Vorschein kommt. Es lassen sich hier hauptsächlich die traumatischen von den durch Secretion entstandenen Blutungen unterscheiden; im einzelnen Falle ist es jedoch oft schwer, diese Verschiedenheit zu erkennen.
Symptomatische Blutungen sind solche, welche eine andere Krankheitsfonn mehr oder weniger bestimmt begleiten; die Blutung ist hier nicht das Wesentliche, meist auch der Menge nach unbedeutend. Sie kommen sowohl bei Entzündungen als bei Cachexien u. s. w. vor (z. B. beim Rotz, der brandigen Druse, bei einigen Authraxformen, der Ruhr, der Rinderpest u. s.w.).
Die äussern Blutungen (von denen hier allein die Rede ist)
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werden eingefheilt in 1) Blutungen aus den Luftwegen, 2) auä den Verdauungswegeu, 3) aus den Harn- und Geschlechtsorganen, 4) aus der Haut.
A. Jßlutungeit ms im Luftwegen.
a) Nasenbluten. (^Rhinorrhagia, Epistaxis.')
Es ist beim Pferd, Rind und Hund beobachtet. Das aus der Nase, einer- oder beiderseits, ausfliessende, bald liochrothe, bald schwarze, nicht schäumige Blut tröpfelt in den gelindem Fällen mehr oder weniger anhaltend, und strümt in heftigeren Füllen strohhalmsdick heraus.
Verletzungen der Nasenschleimhaut, starker Blutandrang nach derselben bei heftiger Anstrengung, Rennen u. dgl., hef­tige Reizung durch Niespulver, starkes Ausbrausen, polypen­artige Auswüchse u. s. w. geben gewöhnlich Veranlassung dazu. Ist der Blutverlust bedeutend, so wird das Thier traurig, un­ruhig, und es kann sich entweder eine Lungenentzündung oder aber ein allgemeiner Sehwächezustand daraus entwickeln. Die innere Behandlung hat sich hienach zu richten.
Geringe Blutungen hören von selbst auf; gegen stärkere wendet man Einspritzungen von blutstillenden Flüssigkeiten (S. 221) an; bei sehr vollblütigen Thieren und heftigem Klopfen der Arterie ist ein massiger Aderlass iudlcirt. Möglichste Ruhe und Diät dürfen nicht ausser Acht gelassen werden. Sodann ist auf die Ursache der Blutung (Polyp, Wunde u. dgl.) zurückzugehen.
Blutende Rotzgesclnvüre (wobei übrigens das Blut dem Schleim in Striemen beigemischt zu seyn pflegt) sind kein Gegenstand der Heilung. Greve will beobachtet haben, dass scheinbar gesunde Pferde, die aus der Nase bluteten, später in Rotz verfiele*;.
Manchmal kommt das Blut aus den Stirnhöhlen oder den Luftsäcken, wohin die Einspritzungen nicht reichen; kalte Be-giessung des Kopfs, Essigdämpfe oder ein anhaltender Druck auf die zuleitende Arterie sind hiegegen zu versuchen. Findet die Blutung aus beiden Nasenhöhlen zugleich statt, so kann man, nach zuvor gemachter Tracheotomie, sie tampouiren.
Wenn die Blutung nach einiger Zeit, scheinbar ohne merk­lichen Anlass, wiederkehrt, führt sie meist einen tötitlichen
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Ausgang herbei; wenn die Symptome der Blullcere sich ein­stellen, kann mau Infusion von Blut dagegen anwenden.
Der Verlust von arteriösem Blute schwächt die Thiere weit mehr, als der Verlust einer grössern Menge von venösem Blute; Wassersucht folgt olt ganz unerwartet nach 3 — 4 Wochen auf einen solchen Blutverlust.
h) Bluthusten. [Haemoptysis.')
(l-ungeiiMiiislurz, Vneiimorrhaijie.)
Der Bluthusten ist beim Pferde mehrmals beobachtet worden; er rührt von einem in die Bronchien stattfindenden Bluterguss her; das Blut sammelt sich in den Bronchien und der Luftröhre, erregt Husten, mit welchem meist schäumendes, hochrothes Blut in grosser Menge ausgeleert wird (Blutsturz); der allgemeine Zustand des Thiers deutet bald auf Vollblütigkeit, bald auf langwierige Cachexie (LungenVereiterung).quot; Entzündung der Lunge, der Bronchial-Schleimhaut, Abscesse und jauchige Zer­störung des Luiigengewcbs — oder aber übermässiger Blut­andrang nach der Lunge bei heftiger Anstrengung, Zerreissung eines Gefässes durch äussere oder innere Gewalt u. s. w. sind die Ursachen der Lungenblutung.
Obgleich meist eine erstaunliche Menge Blut ausgeworfen wird, ist der Bluthusten nicht immer tödtlich. Viborg fand in einem solchen Falle Essigdämpfe heilsam ; ich habe grosse Gaben von Eichenrinde-Decoct innerlich mit Nutzen angewendet. Das in den kleinen Verzweigungen der Bronchien zurückbleibende Blut bringt manchmal hinterdrein eine Lungenentzündung zuwege.
Ist das Thier kaum im Stande, sich stehend zu erhalten, wird der Puls sehr klein und schnell, der Herzschlag pochend, die Farbe der Schleimhäute bleich, werden die Extremitäten kalt, tritt Schweiss ein, so ist der Tod nahe.
B. ülutungtn aus icu ftrbauungotD^en.
a) Blutung aus dem Maule
meist von Verletzungen durch das Gebiss, hervorstehende, spitzige Zähne, durch rauhe oder scharfe Futterbestandtheile u. s. w.
Bei Pferden, die aus Pfützen tranken, in welchen sich Blutegel befanden, hat man manchmal Blutungen aus dem Maul
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O'.lcr der Nase Leohachlet, die von daselbst angesaugten Blut­egeln lieiTülirten. Kinspritzuiigen einer Salzauflüsung oder Crcosotwasser, 01. C.C. n. dgl. todteu diese Parasiten, und sind innerlich auch da anzuwenden, wo zu vermutheu steht, dass welche hinabgeschluckt worden seyen.
b^) Blutbrechen. QHaema ferne sis.')
Es 1st beim Hunde beobachtet (Byebner führt es auch beim Bindvieh an); Verletzungen der Magenhäutc, gesclnvilrige Anfressung derselben, verschluckte Blutegel u. s. w. sind die Ursachen dieser meist uiibcdeu'teiideu Blutung; adstriiigircnde Auflösungen (z. B. Alaun) können mit besänftigenden und das Brechen stillenden Mitteln verbunden werden.
Verwechslung mit Ausbrechen von zuvor verschlucktem Blute ist schon vorgekommen.
cj Mastdarm-Blutung. {Proctorrhoea, Haemorrholdes.)
Abgesehen von den Fällen, in welchen Entzündung des Dickdarms eine Blutausschwitzung daselbst zur Folge hat (wie bei der Ruhr, der Waldkrankheit, manchen typhösen Fiebern und Anthraxformen), kommt eine ficberlose Blutung aus dem Mastdarm beim Rindvieh, bei Pferden und Hunden vor.
Rychner beschreibt diese Krankheit bei Ochsen mit fol­genden Symptomen: Ahgeschlagenheit, mangelnde Frcsslust, hauptsächlich aber eine Unbehaglichkeit in der Nachhantl beim Stehen und Liegen, durch Hin- und Hertreten, steife Haltung des Kreuzes , etwas abgestreckten Schweif und Drang, wodurch mit Blut vermengter (doch nicht vertrockneter) Mist eulleert wird. In dem Mastdarm fühlt man Wülste der Schleimhaut, die venöses Blut enthalten, so dass man beim Zurückziehen die Hand blutig findet, oder wenn die Geschwülste zerreissen, einige Blutklumpen herausnehmen kann. Hierauf verliert sich oft schon in 12 — 24 Stunden das Leiden.
Die Ursachen mügen in Blutanhäufung im Becken, in abschüssigem Boden des Stalls, Erhitzung, Fütterung von star­kem oder neuem Heu oder Nachheu zu suchen seyu.
Durch den Mangel an Entzündung, Fieber u. s. w. unter­scheidet sich diese Krankheit leicht von dem symptomatischen Bluten des Mastdarms.
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Behandlniig: zunächst Venneidung der muthniassliclicn Ursachen; Entfernung des ergossenen Bluts mit der Hand und Aufdrücken der BlutgeschwUlste im Mastdarm; sodann schloi-mige Klystiere mit Zusatz von Aq. min. Thed. Innerlich em­pfiehlt R. zugleich einen Gerste - Absud mit Glaubersalz und Flor, sulphur., spftter einige Gaben von bittern Mitteln.
Bei den Hunden sind Hämorrhoiden, d. h. rundliche, Dlut oder blutiges Serum enthaltende Geschwülste der Schleimhaut des Mastdarms mehrmals beubachlct worden; sie bestehen meist ohne eine allgemeine Störung der Gesundheit, und man sieht den abgehenden, meist sehr harten Mist durch ihr Platzen mit Blut gefärbt. Ein Reiz im Rectum veranlasst die Thierc, au( dem Hintern zu rutschen. Dass auch mürrisches Wesen, Lust zu beissen u. dgl. damit verbunden seyn kann, zeigt der von Eiselen veröffentlichte Fall (Repert. II. Bd. S. 97). Spitzige Knocheustücke, die im Mastdarm stecken geblieben sind, können ebenfalls zu Blutung Veranlassung geben.
Adamowicz führt bei den Hämorrhoiden auch das Pferd au Einen oft nicht unbedeutenden Vorfall des Mastdarms, durch serösen Erguss zwischen die Muskel- und Schleimhaut dessel­ben, habe ich einige Mal, besonders bei jungen Thieren, beob­achtet; er erfordert Scarification oder selbst Ausscheiden der infiltrirten Parthie, allein eine eigentliche Blutung ist damit nicht verbunden. Zwei ähnliche Fälle beschreibt Lacoste (s. Repert. II. Bd. S. 330).
C. Blutungen auraquo; ben ijanx- unit lt;ßgt;efti)Wd)loix$a\\(n.
Die Fälle, in welchen Blut mit dem Harn oder aus den (besonders weiblichen) Genitalien abgeht^ sind bei weitem häu­figer, als alle übrigen in diese Ordnung gehörigen Formen.
laquo;) Blutharnen. [HaemaluriaJ)
Abgang von Blut mit dem Harn, mit oder ohne Fieber, Entzündung u. egt;. w.
Mau hat das Blutharnen theils vereinzelt, sowohl bei Pferden als Rindvieh, theils als Heerde - Krankheit bei letzterem und Schafen beobachtet. Adamowicz unterscheidet daher spora­disches und epizootisches Blutharncn, und hält letzteres meist für roilzbrandartiger Natur. Andere unterscheiden blos den
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.slhenisclicn oder astlicnisclieu Cliaracler des Blutliarncns!. Epi-y.outisch kann mau das Blutliariicu deshalb nicht wohl neiiiicii, weil es, wenn auch viele Thiere zugleich befallen werden, blos in Fütlerungsiehleru derselben liegt. Dass Blutharnen nianchmal zugleich mit Milzbrandlbrincn, namentlich dem Mastdarmbrand (Rilckcnblut) vorkommt, ist gewiss; allein in der Mehrzahl der Fälle hat jene Krankheit nichts mit Milzbrand zu schaifcn.
r:) Entzündliches B 1 u t h a r n e n.
Es beruht auf einer Aufreizung und BlutanhiUifung in den Nieren, die sich selbst bis zur Entzündung steigern kann. Das wesentliche Symptom ist der Abgang eines Anfangs blos dunkel gefärbten, rothliclien, durchsichtigen, später wirklich blutigen Harns, meist in kleiner Menge und mit Schmerz. Miezu ge­sellen sich die Zeichen einer gelinden Nierenentzündung, steifer Gang, enipfindlicher Rücken, Sträuben der Haare, Fieber, Mangel an Appetit, Abnahnic der Milch, verzögerter Mistabgang u. s. w. Fahren die Ursachen fort zu wirken, so können das Fieber und die Entzündung sich so steigern, dass die Thiere an Lungen­oder Darinbraiid zu Grunde gehen, oder aber es geht in den asthenischen Character über und führt den Tod des Thicis unter den Erscheinungen des Schwächezustandes herbei. Vereiterung der Nieren ist selten. Die Dauer der Krankheit ist von 1 — 3 Wochen. Bei der Section findet man bald die Nieren überfüllt mit Blut, entzündet, ebenso die Harnblase, bald diese Organe in einem ersclilalften Zustande.
Ursachen: da die Krankheit meist enzootisch erscheint (besonders im Frühjahr, wo es noch an gehöriger Waide fehlt, auch bei grosser Hitze, wo die Waiden ausgebrannt sind und oft Wassermangel eintriU, oder die Thiere genothigt sind, stehen­des Wasser aus Pfützen u. dgl.-^zu saufen^ so müssen locale Einflüsse sie erregen. Diese liegen in der Fütterung. Sind die Thiere genothigt, harzige Sprossen der Nadelhölzer, der in den Hecken wachsenden Gesträuche, die viel adstringireuden Stoff enthaltenden Sprossen der Erlen, Eichen u. s. w. zu fressen (in Frankreich beschuldigt man die häufig auf grossen Strecken wachsende Genista hispanlcu, daher auch der Name der Krank­heit Genestade); bietet die Waide nur Ranunkeln und andere scharfe Pilauzen, oder sind die Pflanzen mit Insecten ui d ihren
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Excrcmenten überzogen (namentlich der Processioiis-Raupe, die in Wäldern so grossen Schaden anrichtet), so wird hiedurch eine Reizung der Harnorgane erregt, die zum Blutharnen führt. Dass die Thiere Euphorbien, Maiwttnner, Maikäfer, Canthariden u. dgl. fressen sollten, ist nicht wahrscheinlich. Schnelle Aenderung der Lebensweise (Von Stall- zu Waidefütterung), Aeuderung des Aufenthaltsorts, der gewohnten Waide u. s. w. tragen nicht selten zur Entwicklung der Krankheit bei.
In einzelnen (sporadischen) Fällen mögen theils dieselben Ursachen (so weit sie auch bei Stallfiittcrung vorkommen können), theils aber mechanische, z. B. Schläge in die Nierengegend, Nierensteine u. dgl. Blutharncn hcrvorbriiigen.
Die Prognose richtet sich nach dem Grad und der Dauer des Uebels.
Behandlung: sie erfordert im eutzUndliehen Stadium schleimige Mittel mit Salzen (Glaubersalz, Salpeter), bei grossein Schmerz mit Zusatz von Bilsenkraut. Als Hausmittel 1st in den gelindem Graden saure Milch zu 8 — 12 Pfund täglich, nöthigen-falls mit Zusatz von Alaun (1 Unze) zu empfehlen. Auch Ab­kochungen von Sauerklee mit Milch werden (neben kalten Um­schlägen auf die Lenden) gerühmt. Ware bestimmt der Genuss von Insecten die Ursache, so könnte man von Camphoremulsio-nen (mit vielem Schleim und etwas Säure) das Meiste erwarten. Tritt allgemeiner Schwächezustand ein, so sind Reizmittel mit Mineralsäuren, Adstringentia u. dgl. am Platze.
Dass die Vermeidung der Ursache wesentlich zur Hoffnung eines günstigen Ausgangs gehört, ist kaum zu bemerken nütliig„ daher ist Veränderung des Futters oder der Lebensweise über­haupt ein therapeutisches Hauptrnomcnt bei Blutharnen jeder Art.
(3) A s t h c n i s c h c s B I u t h a r n e n.
Es kommt mehr sporadisch vor und ist bald fieberlos, bald von einem asthenischen Fieber begleitet. Der abgehende Harn enthält Blutgerinnsel und ist ausserilcm oft beinahe wasscrhell; die Lendengegend soll sieh ktthl anfühlen (nach W a I di n ger). Im Uebrigen sind die Symptome denen des entzündlichen Blnt-harnens, welches öfter vorausgeht, ähnlich, abgesehen davon, dass Schwäche und Erschlaffung im Körper vorherrscht. Die Section zeigt die Nieren, Blase u. s. w. sehr erschlalfl; die ttbrigeu
Hering, Palhologic.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Hl
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Organe der Baiiclihülilc ebenso, Muiig eine kranke Leber, das Blut flüssig, zur Entmiscbung geneigt.
Als Ursachen sieht mau theils dieselben wie bei laquo;) an, be­sonders aber grosse Hitze, Mangel an Futter, saure, suinpfige Waiden, grosse Anstrengung bei Mangel an Wasser w,. s. w.
Prognose: weniger günstig als bei laquo;)
Behandlung: innerlieh adstringirende Pflanzcndecoctc (Eichenrinde, Weidenrinde u. dgl.), Alauiiauflösung, bittere und stärkende Mittel; man rühmt auch die Verbindung von essig­saurem Blei mit Exfr. hyoscinmi. Der astheniseh-fieberhafte Zustand erfordert den Zusatz von Camphor, Stahlschwefel. Eisenvitriol u. s. \v. Klystiere von aromatischen und adstrin-girenden Decocten, so wie Eiiireibungen in der Lendengegend mit Splr. camphor, und Terpentinöl sind als Unterstülzungs-miltel anzuempfehlen. Die Fütterung muss abgeändert werden, leicht verdaulich, nährend und von untadelhaftcr Qualität seyn. Mit dem Blutharnen ist manchmal zugleich Blutmclkcn verbunden, ohne Zweifel durch die gleiche Ursache (Futter) veranlasst. (Schneider erzählt, dass in dem Dorf Mulde in Sachsen das von auswärts eingebrachte Vieh, besonders Kühe, am Blutmel-ken, Blutharnen und darauf folgender Abzehrung zu Grunde gehe; er hält das daselbst häufig wachsende Aconitnm gracile für die Ursache.)
Waldinger beobachtete in nassen Jahren Blutharnen bei Pferden, die zuvor au Gelbsucht gelitten hatten; es tritt wieder Fieber ein und die Krankheit endet bei abgetriebenen Tliicren manch­mal mit Paralyse des Hintertheils. Sie erfordert innerlich stärkende und Reizmittel (Camphor, Baldrian, China u. s. w.), dazu nahr­haftes Futter. (Die Angabe, dass bei der Nierenblulung das Blut innig mit dem Harn gemischt seye, bei der Harnleiter-blutung zwar ebenso, aber schon sich zu trennen geneigt sey und daher einen geringen Bodensatz binde; bei der Harnbla-senblutung das Blut in Form von Klümpchen [zugleich mit Faserstoff oder gar Eiter] dem Harn beigemischt sey — ist zwar öfter wiederholt, aber schwerlich auf eigene Wahrnchmungeii an lebenden Thiereu gegründet. Ist das Blut durch Secretion dem Urin beigemischt [sey es in den Nieren oder der Blase], so erscheint der Harn gleichförmig geröthet, wird es dagegen aus grössern Gefässeu [durch Zcrrcissung, Corrosion u. dgl.]
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in die HnriMvege ergossen, so goriniit es und bildet Klttiiip-clicn, Fasern u. a. w. Aber auch diess ist nicht constant, sobald einmal grosse Neigung zur Zersetzung des Bluts eingetreten ist.)
Bei der Harm Ohrenblutung geht das Blut auch ohne den Harn ab und tröpfelt in demselben Maase, als es ergossen wird aus der MUudung der Harnröhre.
In England ist das Blutharucn bei Rindvieh sehr häufig, man schreibt es hauptsächlich der Waide zu, die entweder zu trocken oder zu nass ist; letzteres ist häufiger. Auch die Be­schaffenheit des Bodens (Lehm, Kalk u, s. w.) scheint Eiuiluss darauf zu haben.
Acutes oder entzündliches Blutharuen kommt bei gutge-nährten Kühen hald kurze Zeit vor dem Kalben, bald nach die­sem vor; der Urin ist stark mit Blut gefärbt; manchmal wird fast lauteres Blut, in kleinen Mengen weggespritzt. Schnelles Treiben der Ochsen, der Uebergang von einer magern auf eine üppige Waide bringt die Krankheit ebenfalls hervor. Gewöhn­lich geht Durchfall voraus, sodann folgt Verstopfung und mit dieser der Abgang blutigen Harns. Die ohnediess vollblütigen Thiere unterliegen oft schon in wenigen Tagen.
Bei der Section findet mau an den Niereu weniger heftige Zeichen der Entzündung, als man erwartete; dagegen oft das Bauchfell und den Fruchthälter entzündet; letzteren innen ge­schwürig , brandig; auch Erguss von Serum in die Bauchhöhle. Die Heilung dieser Forin wird durch Aderlässe, salzige La-xirmittel u. dgl. herbeigeführt; wenn der Harn dunkler wird, oder aber beim Nachlassen des Fiebers hellroth bleibt, nimmt Youatt die Blutung für eine passive und empfiehlt statt der Adstringentien harntreibende Mittel, wie Terpentin, Copaivbal-sam, Terpentinöl mit Zusatz von Laudanum.
Chronisches Blutharnen ist weit häufiger als acutes, und wird fast allgemein mehr für eine Krankheit der Di^estions-organe, namentlich der Leber, als für eine Niercnkrankheit an­gesehen. Der Harn ist hraunruth oder gclblichbraun; ein stin­kender Durchfall geht meist voraus, sehr hartnäckige Verstopfung-folgt nach. Die Symptome einer heftigen Gelbsucht zeigen sich sowohl im Leben als nach dein Tode an der dunklen Färbung der Haut, des Blutserum, der gelblichen Milch, im Zellgewebe u. e. w. Die Leber ist meist mit schwarzem Blut überfüllt,
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mürbe, die Gallcnhlasc voll dicker, schwärzlicher Galle. Indem letzten Stadium der Krankheit wird der Harn beinahe schwarz. Im übrigen frisst das Thier anfangs noch, wird aber spüter träge, unaufmerksam, magert ab, ist schwer zu bewegen u. s. w. Manche erholen sich durch einen zufällig eintretenden Durchfall, an­dere ohne diesen; allein die Besserung ist nicht jedesmal von Dauer.
Die Behandlung besteht in Aderlass, jedoch nur bei gutge-nährten Thieren und mit Rücksicht auf das Fieber; sodann grosse Gaben von Bittersalz mit Schwefel, später mit Zusatz von lug-wrer, Enzian, Columbo. Als Futter: Kleie, junges Gras, Lein-saamenschleim, gelbe Hüben.
(In Westindien soll Blutharnen an manchen Orten endemisch bei Menschen und Thieren, besonders Pferden herrschen, und von der Schärfe des durch die starke Hautausdünstung concen-trirteu Harns herrühren.)
b~) Blutung aus den männlichen Genitalien.
Hof acker führt einen Hengst an, der durch zu häufiges Beschälen Blut harnte; ohne Zweifel kam das Blut nicht sowohl aus den Nieren, als aus der Harnröhre oder den Vorsteher­drüsen u. s. w. Er wurde durch Camphor-Emulsion geheilt.
Bei den Wiederkäuern kommt eine Blutung aus der Glans penis, namentlich bei Widdern, während des Ritts vor; eine seichte Verletzung der Eichel ist die Ursache. Durch Vermei­dung der Ursache (des Bedeckens) und einige adstringirende Waschungen wird das Ucbel in kurzer Zeit beseitigt.
c) Blutung aus dem Fruchthälter. {ßletrorrhag'uC}
Sie kommt bei allen ansein Hausthieren, jedoch — Ver­letzungen ausgenommen — nur nach Geburten oder Verwerfen vor.
Ausfluss von theils flüssigem, theils genpinenem Blute, mit wehenartigem Drang, Unruhe des Thiers, später die Zeichen der Entzündung oder einer durch Blutverlust herbeigeführten Schwäche bezeichnen diese Krankhcitsform, welche meist schnell verlauft und durch Brand oder Verblutung tödtet.
In der Regel ist eine Verletzung des Fruchthälters durch ungeschickte, manuelle Hülfeleistung bei der Geburt, Hcraus-reissen der Nachgeburt, Abkratzen der Cotyledoneu - Reste an der inuern Fläche des Fruchthälters. Veranlassung der lllntiing.
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Indessen entstehen auch (meist penetrirendc) Wunden durch die Füssc des Foetus, besonders bei fehlerhafter Lage, heftigen Wellen, Wendungsversuchen u. dgl. Solche Veilet/ungen sind zwar wegen des leicht in die Bauchhöhle sich ergicssenden Itlules, Fruchtwassers u. dgl. sehr gefährlich, jedoch nicht allemal todtlich.
Die Haujitsache bei Fruchthältcr-Blutungen ist, dieses Organ zu schneller Contraction zu bestimmen; Einspritzungen von kaltem Wasser, adstringirenden Decocten und eigentlichen blutstillenden Milteln (verdilnnle Säuren, Kreosot u. dgl.) stillen zwar die Blutung, können aber bei einer durchdringenden Verletzung des Fruchlhälters mehr Nachtheil als Nutzen bringen. Hier wäre die Wirkung des Seeale comutüm, innerlich in steigenden Gaben gereicht, zu versuchen, da es bei den Tliieren, wie bei Menschen, Contractionen im trächtigen Fruchthälter erregt. Kalte Klystiere und Begiessungen oder Umschläge um den Bauch und an die innere Schcnkelfläclie werden auch empfohlen.
Bildet sich eine Entzündung des Fruchthälters aus, so ist nach den allgemeinen Regeln (vgl. S. 431) zu verfahren; würde aber der Blutverlust so bedeutend, dass das Thier zu erliegen befürchten Hesse, so könnte die Infusion von Blut angewendet werden. Die gegen die eintretende Schwäche zu richtende Behandlung ist an ihrem Orte angegeben.
Stolz führt einen Fall an, wo bei einer an rheumatischem Fieber mit Anschwellung der Füsse leidenden Kuh, wenige Stunden, nachdem ihr ein Haarseil mit Nieswurzel applicirt worden war, ungefähr '/laquo; Quart venöses, dickflüssiges Blut aus der Scheide ausfloss und dieses sich in den folgenden zwei Tagen noch dreimal wiederholte. Er bezeichnet diesen Blut-fluss als kritisch.
(Blutabgang in geringer Menge begleitet bei manchen, be­sonders vollblütigen Thieren, die Periode der Brunst; man hat diess ziemlich regelmässig bei Affen, Hündinnen, Ziegen und bei Kühen gesehen. Greve führt eine Ziege an, die sich zu dreien Malen mit einem Schafbock begattete und jedesmal nach­her an einer ziemlich starken Blutung aus der Scheide litt. Ich sah eine Ziege, die von einem Widder trächtig wurde, allein ohne die eben angegebene Blutung.)
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d) Blutmelken. (Lac cruentnm.~)
Es ist bios hei Külien beobachtet. Starke CongestloiiCH oder selbst Entzündung des Euters, ferner speeifisch dieses Organ reizende Mittel, Zerreissungren von Eutergefüssen durch äusscre Gewalt, selten aber Erschlaffung der Gefässe, geben Veranlassung zum Blutmelken. Bei Kühen, die nach dem Kalben wieder brUnstig wurden, ist mir Blutmelken öfters, zugleich mit allgemeiner Aufreizung des Gefässsystems, vorgekommen. Gewöhnlich ist das Blut in geringer Menge der Milch beige­mischt und wird entweder als Streifen oder aber hauptsüchlich dann gesehen, wenn mau die Milchgefässc ausleert, wo sich alsdann 1 — 2 LOflcl voll geronnenen Blutes auf dem Boden des Gefiisses finden. Greve will das Blut aus den Zitzen von selbst austrUpfcln oder beim Melken reines Blut zum Vorschein kommen gesehen haben.
Dass Blutmelken Öfter zugleich mit Blutharnen vorkommt, ist erklärlich, weil dieselben Ursachen, die einen Blutandrang nach den Nieren erregten, auch in gleicher Weise auf die da­mit im Consensus stehenden Genitalien wirken können. Man beschuldigt daher auch hier die Waide in Wäldern, das Fressen von harzigen Sprossen, so wie der Zweige von Junip. sabina und einiger Cratugus-Arten, von Ranunkeln, Anemoiie nemorosa u. s. w. als Ursachen des Blutmclkeng.
Behandlung: Vermeidung der Ursachen; innerlich be­sänftigende, schleimige Mittel mit Salzen bei Blutandrang; zu­sammenziehende Mittel bei Schwäche. Bei EutereutzUndung auch locale Mittel; bei innern Verletzungen Vermeidung des Melkens und Auslassen der Milch mittelst einer kleineu KOhre, die in die Zitzen - Oeffnung eingeführt wird.
Mit der röthlich gefärbten Milch nach dem Genuss gewisser Pflanzen (vgl. Kl. IV.) ist dasBlutmelken nicht leiclil zu verwechseln. Die mit Blut verunreinigte Milch sollte nicht zum Genuss für Menschen, besonders nicht für Kinder, benutzt werden.
D. HUutung aus ber jsect;aut.
Es ist hier nicht von Wunden, Geschwüren u. dgl. die Hede, sondern von dem ohne solche stattfindenden, sogeuannten
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laquo;) Blut schwitzen
(uneigcntlicli Stidor cruentus. Ad., da das Blut keine Secretion der
Haut ist, wie der Sclnveiss).
Sobald fülut in seiner Naturgeschichte des Pferds an, dass dasselbe hauptsächlich bei tatarischen Pferden (Schimmeln) beobachtet werde. Es besteht in dem spontanen Aufbrechen kleiner Hautvcncn, an der Schulter, dem Halse, auch an andern Stellen des Körpers, woraus etliche Tropfen dunkeln Blutes Niervoniiiellcn. In manchen Fällen m;i£ Kneipen mit den Ziihnen u. dgl. zunächst daran Schuld seyn; es kommt aber auch au solchen Kürpertlicileu vor, wohin das Thier nicht reichen kann; es soll sogar manchmal die Jugular-Vene aufspringen.
Ich habe das Blutschwitzen einigemal bei Pferden, beson­ders orientalischer Race, gesehen, aber nur bei einem Pferde die Haut untersuchen künnen. Es war eine Fuchsstute, Na-tional-Russe, welche wegen Rotz (im Febr. 1834) getödtet wurde. Im Leben waren ihr häufig die Venen vorn au der Brust, au den Vorderschcnkcln und den Schultern aufgesprungen; bei der Section fand ich an diesen Stellen die Lederhaut ohne alle Veränderung, nicht dünner als sonst; das daselbst liegende Zell­gewebe war so fest, dass die Haut fast nicht abzuziehen war; die Venen waren äusserst zahlreich in diesem Zellgewebe und bildeten ein ausgebreitetes Netz; linsengrosse Blutunterlaufungen waren häufig unter der Haut, als Uebcrreste solcher Blutungen, die, wie es scheint, ebenso oft nach innen, als nach aussei! stattgefunden hatten; einige fingersdicke Hühlen fanden sich Im Zellgewebe der blutenden Hautparthiecn, deren Natur mir dunkel blieb, da sie ganz leer waren.
Bei einem wegen veraltetem Rheumatismus im Sept. 1834 ge-tüdteten Schimmel, orientalischer Abkunft, fand OftersBlutschwitzeu statt. Die Section geschah in meiner Abwesenheit, und ich erfuhr blos, dass die Haut sehr fein gewesen sey.
Brunswig erzählt einen Fall von Biutschwitzeu bei einem Pferde, wobei das aus allen Theilen der Haut hervordringende Blut au den Schenkeln herablicf. Der Blutverlust war trotz kalter Bespritzungen so stark, dass das Thier am folgenden Morgen daran verendete (G. u. H. II. Bd.).
Adaniowicz fahrt das Biutschwitzeu auch licim Kalb nn
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DRITTE KLASSE.
iiianl;l)ciUu itö (^myfiniiungelfbenö
(der Sensibilität).
Die Krankheiten dieser Klasse sind durch das Vorherrschen der sogenannten nervösen Symptome oder dadurch ausgezeichnet, dass das Nervenleiden das Ursprüngliche oder Wesentliche ist.
In vielen der früher betrachteten Krankheitsformen sind Störungen in der Verrichtung der Nerven (z. B. Schmerz, Krampf, Lähmung, Abstumpfung der Empfindlichkeit u. s. w.) als Begleiter derselben angeführt worden, und bei dem allge­meinen Einflüsse des Nervensystems auf die Verrichtungen jedes Organs ist es begreiflich, dass beim Erkranken des letztem die Nerven desselben mehr oder weniger in Mitleidenschaft gezogen werden; allein tlieils 1st diese Störung der Nerventhätigkeit nicht in solchem Grade zugegen, um in die Augen zu fallen, theils ist sie nicht wesentlich oder nur einer gewissen Periode der Krankheit eigen. In den zunächst anzuführenden Krankhcits-formen dagegen ist das Erkranken des Nervensystems zuerst zugegen oder fällt wenigstens mehr in die Augen, als das oft damit gleichzeitig verbundene oder nachfolgende Erkranken an­derer Systeme; in mauchen Fällen weist die Section den Sitz des Leidens in irgend einem Theile des Nervensystems nach, häufig ist diess aber auch nicht der Fall, doch findet man als­dann auch in den übrigen Theilen nichts, woraus sich auf criien Sitz des Leidens in andern Organen als den Nerven schliessen Hesse.
Die Thätigkeit des Nervensystems ist am deutlichsten in der Empfindung und in der willkührlichen Bewegung; und ob­wohl auch die Ernährung und die Absonderung unter demselben Einflüsse vor sich gehen, so ist doch ein directer Einfluss der Nerven auf diese Verrichtungen im gesunden und kranken Zu­stande weniger bemerklich; selbst das Schwinden (Atrophie).
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obwohl es durch maii^chidcn Ncrvciieinfluss herbcigeftthrt werden kann, scheint doch zunächst durch die abnehinende Zulcitim-des Bluts hervorgebracht zu werden.
Es sind dcinuach die Störungen in der Verriclitung des Nervensystems zuiiiichst nach den beiden angedeuteten Rich­tungen — Empfindung und willkührliche Bewegung — ku be­trachten. Zwar sind, nach den Lehren der Physiologie, in den Centralorganeu des Empfindungslebens besondere Theile für jede dieser beiden Verrichtungen bestimmt (grosses Hirn — kleines Hirn, obere Stränge des Rückenmarks — untere Stränge des­selben); allein theils die organische Continuität und Juxtaposition dieser, für verschiedene Verrichtungen bestimmten Theile, theils die Aufhebung dieser Trennung durch die in den Nerven selbst (und den Ganglien) herbeigeführte innige Verincngung derselben — bewirken , dass sehr häufig die Störung in der einen Ver­richtung (z. B. Empfindung) eine ähnliche Störung in der an­dern (der Bewegung) zur Begleiterin oder zur Folge hat. Oft wirkt auch gleichzeitig dieselbe krankmaehende Ursache auf die einen, wie auf die andern Theile, und führt somit von Anfang a;i eine gedoppelte Krankheit (der Empflndung und Bewegung) herbei (z. B. eine Hirnerschülterung, eine Verletzung des Rückenmarks).
Die Thäligkeit des Nervensystems kann (wie die des Gefässsystems) im Allgemeinen a) erhöht, b) vermindert, c) verändert seyn.
Die allgemein erhöhte Sensibilität (Erethismus, * Hyperaesthesia) äussert sich durch eine zu grosse Empfäng­lichkeit für äusserc Eindrücke oder Reize; dagegen
die allgemein verminderte Sensibilität {Torpor, Anaesthesia) durch eine zu geringe oder ganz aufgehobene Em­pfänglichkeit ; dieser Zustand kann vorübergehend seyn (die Sen­sibilität ist unterdrückt durch Einflüsse ausser ihr — Stupor)
* In neuerer Zeit wird der Ausdruck erethisch auch für das Getälaquo;8-system gebraucht (z. B. von Rychner nach Schönlein), wo man sonst den Ausdruck sthenisch oder entzündlich brauchte. Ein ere-thisches Fieber ist nach diesem Sinne ein gelinde entzündliches Fieber, während den höhern Grad desselben der Ausdruck synoebös bezeichnen soll. Eigentlich aber bezeichnet Erethismus und Torpor im Nervensystem dasselbe, was im Gefässsystem Slheitie und Asl'ietik. d. h. erhöhte oder verminderte Thätigkcit.
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oder aber bleibend und nlinc Rücksicht auf das Vorhandcnscyn oder den Grad der Reize — Lälnnung (Paralysis).
Die qualitativ abgeänderte Sensibilität (Paraesthes'ui) ist, ohne mit einer der beiden quantitativen Störungen zusammen­zuhängen, zwar denkbar, allein bei den Thieren nicht wohl nachzuweisen.
Diese allgemeine Störungen in den Verrichtungen des Nervensystems äussern sich bald ebenso durch Störung in der Verrichtung mehrerer Organe zugleich, bald beschränkt sich die Aeiisscrung auf ein einzelnes Organ , ja sie kann, bei dem Mangel der Sprache, der Undeutlichkeit der Symptome u. s. w. bei den Thieren — besoiiders in den gelindem Graden des Er-krankens — leicht übersehen oder falsch gedeutet werden. Dieser üble Umstand wird einigermassen dadurch wieder ausgeglichen, dass Nervenkrankheiten überhaupt bei den Haus-thiereu und insbesondere bei den Pflanzenfressern zu den sel­tenem gehören.
Krankhafte Störungen im Nervensystem entstehen bald plötzlich (z. B. Apoplexie), bald langsam; im ersten Falle treteraquo; sie gerne mit aller Heftigkeit auf, im andern Falle dagegen fast unmerklich, wogegen sie sich allmählig entweder über grössere Parthieu ausbreiten oder an Heftigkeit zunehmen.
Manche Nervenkrankheiten zeichnen sich durch Pcriodicität ihrer Anfälle aus (Epilepsie, Wuth); einige vererben sich auf die Nachkommen (Traber, Epilepsie), keine derselben ist an­steckend, als die Wuth. Ihr Vorkommen ist fast immer blos sporadisch, eigentlich epizootisch (?) erscheint blos die Wuth.
Der Verlauf der Nervenkrankheiten ist ganz unbestimmt; manche tödten plöt/.lich, andere dauern Monate und selbst Jahre lang. Die Heilung ist in dem einen wie dem andern Falle gleich schwierig.
Die Anlage zu Nervenkrankheiten ist theils eine generi-sche, theils eine individuelle. Unter unsern Hausthiergattungeiraquo; ist der Hund (und die Katze) am meisten zu solchen Krank­heiten geneigt, nach ihm das Schwein; unter den Herbivoren das Pferd und die Ziege; am wenigsten das Rind und das Schaf. Die Individuelle Anlage beruht theils auf dem Bau des Körpers und dem Temperament und ist öfters angeerbt, theils auf dem Lebensalter oder gewissen Entwicklnngszuständeii (das
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jüngste Alter, das Zahnen, das Träehtigscyn, Gebären und Säugen, disponiren zu Krankheiten der Sensibilität).
Zu den Ursachen im Allgemeinen sind: heftige Leiden­schaften , besonders der Geschlechtstrieb, atmosphärische Zu­stände (feuchte Wärme, geringe electrische Spannnng}, Fehler der Ernährung (Uebermass oder Mangel an Futter, zu reizende UcschafTenheit desselben), ungewühnliche Reize (z. B. von Wür­mern), Entziehung gewohnter Reize (z. B. Blutverlust), uarco-tische Mittel, Miasmen, Contagien u. s. iv. zu rechneu. In vielen Fällen ist die Ursache unbekannt. Zu den nächsten Ur­sachen gehören häufigKrankheiten anderer Systeme (Entzündung, Wasserergussu. dgl.), welche sodann das Nervenleiden hervorrufen.
Symptome. Die krankhaften Störungen der Sensibilität geben sich zu erkennen: durch übermässige Rückwirkung gegen massige Reize oder durch Abstumpfung selbst gegen starke Eindrücke, durch vermehrte Lebhaftigkeit im Muskel- und Gefässsystem, Aufregung der Sinnesorgane; oder durch das Gegenthcil (Traurigkeit, Unaufmerksamkeit, Bewusstlosigkeit); ferner durch Störung des Instincts, des Willens (Beissen, Ver­langen nach ungewohnter Nahrung, gänzliche AVillenlosigkeit), der Regelmässigkeit und Zweckmässigkeit der Bewegung über­haupt (Schieben, Toben), oder in einzelnen Muskeln (Zittern, Krämpfe, Lähmungen). Der Kreislauf nimmt sehr oft wenig oder geringen Anfhcil an dem nervösen Leiden, oder wird erst später hereingezogen; in andern Fällen findet man Veränderungen am Pulse (beschleunigt, veränderlich, unregelmässig u. s. w.)j die Temperatur des Körpers wechselt öfters, die Haut ist oft trocken und schlaff, oft feucht; die Absonderungen sind bald vermehrt, bald vermindert oder alienirt (wässeriger Harn, ver­mehrter Speichel, Schweiss u. s. w.).
Complicationen sind bei Störungen der Sensibilität häufig. Gesellt sich eine Entzündung zu dem Nervenleiden, so richtet sich ihr Character nach dem des letztem (erethisch oder torpid).
Die Section gibt wenig Aufschluss über das Wesen der meisten Nervenkrankheiten. Man findet bald Erweichung, bald Verhärtung der Nervenmasse im Hirn oder Rückenmark; Schwinden, durch Druck u. dgl.; Desorganisation, Tuberkel. Abscesse, Blut- und Wassererguss, Wurmbildung u. s. w.; häufiger deutliche Spuren der Entzündung in den Häuten, welche
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die Xcrveiisiilistanz einschlicssen; allein diese Veränderungen sind tlirils nicht constant in derselben Krankheitsform, theils kommen sie auch vor, ohne Störungen der Sensibilitüt u. s. w. vcranlasst zu haben.
Die Diagnose der Nervenkrankheiten überhaupt ist nicht schwieriger, als die vieler anderer Krankheiten; dagegen sind ihre Ursachen, ihr Verhiiltniss (ob sie idiopalisch oder sympa-tisch sind) und ihre Complicatioiien schwer zu erkennen; daher auch die Prognose meist sehr zweifelhaft, oft aber entschieden ungflnstig zu stellen ist.
ßch and lung. Sie beruht theils auf Entfernung der Ur­sachen , Berücksichtigung der Complicatioiien (Entzündiingeii, Fieber), theils auf der Anwendung reizender oder herabslim-niendcr, auch umstimmender, speeifisch wirkender, hauptsächlich aber ableitender Mittel (Hautreize, l'urgir- und Brechmittel u. dgl.). Häufig ist man auf Linderung einzelner hervorstechen­der oder gefahrdrohender Symptome beschränkt. Zweckmässige Diät, frische Luft, Bewegung nach Belieben u. s. w. müssen die Kur unterstützen. Vorsichtsmassregeln, um Beschädigung von Menschen und Thieren oder des Patienten selbst zu vermei­den, sind nicht zu vernachlässigen (bei Koller, Wuth, Epilepsie).
Die Krankheiten des Einpfindungslcbens zerfallen in zwei Abtheilungen — je nachdem sie sich vorzugsweise durch Stö­rung des höhern Theils der Nervenverrichtungeu (Empfiiidung, Bewusstseyn u. s. w.), oder aber durch Symptome in der nie-dern Sphäre dieser Verrichtungen (der willkührliclicn Bewe­gungen) äussern. Beide sind nicht scharf zu trennen, da in einzelnen Krankheitsformcn beiderlei Verrichtungen entweder zugleich oder nach einander leiden; eben so wenig sind die weiteren Unterabthcilungen streng durchzuführen, was indessen von Jeder andern Einthcilungsart ebenfalls gilt.
A. Krankliaflc Slörungcn des Bcwusslseyns und der Empfindlichkeit (im engern Sinne).
Diese Abtheilung der Krankheiten des Empiinduiigslcbcns zerfällt in zwei Ordnungen, nämlich: 1) in die Störungen des
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Bewusstseyus j und 2) in die der Sensibilität oder Kinpfnidlic'i-keit im engern Siiiue.
ERSTE OKIIVI *(;.
^toningcn it$ %tmn$tfeyn$.
Aus den Beobachtungen und Versuchen der Physiologen ergibt sich, dass die Halbkugeln des grossen Hirns die Ver­richtung haben, die von den Nerven geleiteten Eindrucke (mögen sie aus dem eigenen Körper herrühren, oder von der Aussen-welt) zum Bevvusstseyn zu bringen, dass somit das Erkennt-nissvermögeu, das Gedächtniss, die Aufmerksamkeit, die Ur-theilskraft, der Instinkt, der Wille — mit einem Worte die höhere Seelenthätigkeit daselbst ihren Sitz hat. Die Ausbildung und Integrität des grossen Hirns steht jedoch laquo;icht immer in geradem Verhältnisse zu der Vollständigkeit, mit der es seine Verrichtungen erfüllt; denn einestheils sind nicht selten sehr be­deutende Störungen der letztern zugegen, ohne dass die Unter­suchung des Hirns nach dem Tode etwas Erhebliches darUber lieferte, andererseits können Verletzungen, Substanzverlust des grossen Hirns u. dgl. bis auf einen gewissen Grad stattfinden, ohne Störung des Bewustseyns nothwendig nach sich zu ziehen. Ich habe bei Pferden Tuberkel und selbst bedeutende Abscesse im grossen Hirn beobachtet, ohne dass im Leben irgend ein . Symptom diesen Befund hätte ahnen lassen. Die sogenannten versteinerten Gehirne (Kxostosen in die Schädelhöhle hinein) ver­drängen manchmal einen grossen Theil der Hirnmasse, und brauchen gevviss lange Zeit, um sich zu bilden, während meist erst spät und kurze Zeit vor dem Tode sich die Zeichen eines Hirnlcideiis entwickeln. Druck auf das Hirn, sey es durch Congestion, Entzündung, Bluterguss , oder Wasseransammlung, Wui inbil-dung (Drehkrankheit), oder durch Knochensplitter u. dgl., ist am ehesten geeignet, das Bewusstseyn schnell zu trüben und selbst ganz aufzuheben. Dasselbe geschieht aber auch durch Verminderung des gewohnten Drucks und Reizes, z. B. durch einen sehr starken Blutverlust (Ohnmacht, Scheintod).
Einzelne Verrichtungen der Seelenthätigkeit sind, obwohl in seltenen Fällen, bei den Thieren gestört oder vernichtet wor­den; so hat man beobachtet, dass nach überstandenen Hirn-
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niitzQuduiigcu das Gedachtuiss geschwächt, oder dasEriimc-rungsvcrmügeii aufgehoben war; Pferde und Hunde hatten das zuvor Erlernte (Dressur) vergessen. So nehmen viele Pferde, welche die halbacute Hirnentzündung überstanden haben, etwas Eigenthümliches, eine Unart (Bizarrerie nannte es Auten-r i e t li) oder dergl. an.
Der Instinkt leidet ebenfalls theils idiopatisch, theils sympathisch. Manche Thiere ziehen ihnen ungewohnte, ganz unverdauliche, selbst schädliche Nahrung, dem zuträglichen Futter vor (Lecksucht, Wuth) ; die natürlichen Triebe arten aus; der Erhaltungstrieb schweigt über der Sohnsucht nach dem ent­fernten Jungen oder nach gewohnter Gesellschaft; die Liebe zu den Jungen verwandelt sich in Gleichgültigkeit, Abneigung, selbst Wuth gegen sie; der übermässige Geschlechtstrieb führt Ausbrüche von Tobsucht oder Abstumpfung der Empfindlichkeit (Koller) herbei. Mehrere Fälle von Angst, Zorn u. dgl., auch Heimweh sind bei den Thieren wirklich krankhaft gewesen und haben selbst den Tod derselben veranlasst. Die Scheue zählt A d a m o w i c z unter die Kranklieitcn des Hirns, die Stätigkeit unter die des Gangliennervensysteins (wofür sich übrigens wenig Gründe werden anluhren lassen). Der Wille ist bald verkehrt (Stättigkeit) und nach Unmöglichem gerichtet (z. B. Schieben), oder er fehlt ganz, das Thier ist blos noch eine willenlose Ma­schine. Die eben angeführten krankhaften Störungen sind in­dessen meist symptomatisch, d. h sie gehören einer bestimmten Krankheitsform an und begleiten sie bald ununterbrochen, bald blos zeitenweise; nur selten stehen sie für sich da. Einige der­selben scheinen ohne organische Veränderungen zu bestehen und den Seclenkiankheiten des Menschen zu entsprechen.
In vielen Fällen hat eine solche Störung der höhern Xer-vcuverrichtuiigen wenig oder keinen Einfluss auf die Ernährung, die Absonderungen , die Resorbtion; solche Thiere halten sich oft, trotz dem, dass sie längere Zeit wenig oder nichts fressen, beinahe unverändert, und magern nicht ab, bis endlich eine Zer­setzung der nicht gehörig erneuten Säftemasse eintritt, welche sodann schnelle Kcsorbtion des Fetts, Abmagerung und den Tod zur Folge hat. Indessen führen auch inuuehe Nervenkrankheiten ganz allmählich zur Auszehrung.
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A. Sirf(lafl|ln|j. {Apopleccia.)
Pliilzliclier Veriust des Bewusstscyns, der EinpfDiduiig und willkührliclieu Bewegung, inif lücheliidein Athtnen, uinegelniässi-gcni Pulse und HerKschlag'. Sehr rascher Verlauf. Bei allen Hausthicreu vorkoinmend (nach II a u b n c r häüfig-er als man glaubt, besonders bei Wiedcrküucru).
Man unterscheidet sefrci Formen. den Blutscblag und den nervösen Schlagfluss.
laquo;) Bhitschlag. [Apoplexia sangvinea.)
Andrang des Bluts nach dem Hirn, selbst Estravasale in der Schädelhöhle sind die nächsten Ursachen des Blutschlags. Vollblütigkeit ttberhaupf., Erhitzung des Körpers durch schnelles Laufen, grosse Sonnenhitze, dumpfe Stallluft, schnelle Unter­drückung gewohnter Secretioncn, mechanische Hindernisse des freien Abflusses des Bluts vom Hirn (enge Kummete, Kelilriemeu) u. dgl. geben die entferntere Ursache ab; es kommt daher der Blutschlag vorzugsweise bei gutgenährteii Thieren, im besten Alter vor und äussert sich durch die höhere Köthe der sicht­baren Schleimhäute, die hervorgetriebenen Augen, Anschwellung der Hautvenen des Kopfs, Bluterguss aus der Nase, dem Maule u. s. w. Thiere, welche vorher Mangel gelitten und nun schnell in bessere Verhältnisse kommen, wobei sie viel Blut bereiten, sind dem Blutschlag am meisten ausgesetzt (besonders Schafe und mageres Rindvieh, das unvorsichtig gemästet wird).
Die Krankheit befällt die Thiere entweder plötzlich (wie der Name „Schlagquot; andeutet) oder aber nachdem schwankender Gang, Schwindel, Aufstützen des Kopfs, Schläfrigkeit, Zuckung einzelner Muskeln u. dgl. vorausgegangen sind. Das Thier fällt zu Boden, verliert das Bewusstseyn und die Empfindlichkeit, bewegt sich gar nicht, oder zeigt kraftlose Zuckungen, athmet langsam und mit Beschwerde, die Augen sind stier, oder ver­dreht, die Pupille ist weit und starr. Der Puls ist unregel-r massig, kaum fühlbar, der Herzschlag in der Tiefe zu fühlen, aber unordentlich ; nicht selten geht der Harn oder der Mist unwillkttbrlich ab. Stirbt das Thier nicht auf der Stelle, son­dern erholt sich allmählich, so bemerkt man, dass einzelne Par-thien des Körpers mehr oder weniger vollständig gelähint sind;
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das eine Ohr und Augeiilicd hüiigcn herab, die Lippe ist ver­zogen, oder das Hinterthcil ist unfähig', sich zu bewegen u. s. W. Wenn auch das Bewusstseyn in solchen Fällen wiederkehrt, gclicu die Thicre nach oiiiigen Tagen, Wochen, oder selbst später an der Lälinmng oder an wiederholten Schlaganfallen zu Grunde. Vollständige Wiederherstellung gelingt selten.
Bei der Section tindet man die Blutgefässe des Hirns mit Blut überfüllt, Erguss von Blut oder Ansammlung vielen Wasserraquo; in der Schädelhohle, die Hirnsubstauz manchmal erweicht u. s. w.
Prognose: wegen des sehr schnellen Verlaufs ungünstig.
Therapie; neben Beseitigung der Ursache, wenn sie noch fortwirkt (z. B. des Kummets oder Kehlriemens) schleunigste Ableitung des Blutandrangs vom Hirn; Adeiiass an beiden In-gularvenen, oder Ocflnung der Schläfeartericn (eigentl. Jochmus­kelarterie), Einschneiden in das Gaumengefiissnetz (bei Pferden), ferner kalte Umschläge oder Bcgiessungen des Kopfs ; ableitende Hautreize und Klystiere; später die Secretionen beftirdernde Mittel (Purgantia, Mittelsalze, BrechWeinstein u. s. w.).
laquo;) Nervenschlag. {Apoplexla nervosa.) (Kalter Sclilagfluss. A. frimiliva.')
Die Symptome sind im Wesentlichen dieselben, wie bei der vorhergehenden Form; doch fehlen diejenigen derselberaquo;, welche eine Blutauhäufung im Kopfe andeuten; die Schleimhäute sind daher nicht dunkler, sondern eher blass, die Thiere überhaupt nicht vollblütig oder stark genährt, sondern geschwächt, abge­magert. Reizbares Temperament, grosse Anstrengung (z. B, beim Gebähren), heftiger Schmerz, Blut- und Säfteverlust, frü­here Hirnleiden (wie Koller, Schwindel) u. s. w. disponiren zu dem Nerveuschlag, der eine plötzliche Krschiipfung der Nerven-kraft ist. Die Section zeigt nichts Erhebliches.
G i 11 in e i s t e r führt einen Fall von Apopl. nerv, an, welche nach der Operation des Englisirens entstanden und das Thier in wenigen Minuten tödtete. Die Untersuchung des Hirns und der übrigen Organe zeigte nicht die geringste Abweichung.
Der Tod durch Blitzstrahl ist der reinste Nervenschlag, da hiebei die Nervenkraft durch Ueberreiziing plötzlich erschöpft wird. Man findet an den durch den Blitz getüdteten Thieren theils gar keine krankhaften Veränderungen, theils oberflächliche
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Versenguug der Haare, Blutuiiterlaurung in Form eines Strei­fens (nach dem Verlaufe des Blitzstrahls), das Blut in den Ge­lassen flüssig, die säramtlicheu Eingeweide aber unverändert.
Fuchs sah bei einem Haufen von 27 durch Blitz erschla­genen StUcken Rindvieh die Haare in Streifen schwach versengt, darunter starke Blutextravasate (bei einem Thier, dem der Blitz in das Maul gefahren, war die ganze Luflrühre an der hintern Wand gespalten). Das kohlschwarze, geronnene oder theer-artige Blut, die breiige Beschaffenheit der Milz, die geschwol­lene Zunge, die dunkle Färbung der Schleimhäute, der Ausfluss von Blut aus After und Maul mögen grüsstcntheils cadaverische Erscheinungen seyn, da die Section erst 21 Stunden nach dem Tode vorgenommen wurde (rh. Vet. Ber. von 1835).
Aderlass, Froltiren, kalte Begiessungcn, aufregende Mittel und das Eingraben in feuchte Erde sind für Fälle, wo Heil­versuche unternommen werden sollen, zu empfehlen.
Die Prognose ist noch ungünstiger als beim Blutschlag.
Die Behandlung beruht auf: Ruhe, erregenden Mitteln, sowohl innerlich als äusserlich (Wein, Branntwein, Naphtha, Iiijectiouen in die Venen; — Einreibungen mit Terpentinöl, Sal­miakgeist, Senfteige, Brennen; reizende Klystiere). Die Be­handlung der etwa zurückbleibenden Lähmung s. an ihrem Orte. Recidive sind auch bei dieser Form zu befürchten.
Die apoplcctische Form des Milzbrandes, s. S. 282, unter­scheidet sich in den Symptomen wenig oder nicht von der ge­wöhnlichen Apoplexie, indessen kommt erstcre mehr senchenartig vor und geht meist in andre Milzbrandformcn über, oder wechselt mit ihnen ab; die Apoplexie aber ist sporadisch und die Zer­setzung des Bluts, welche den Milzbrand characterisirt, man­gelt ihr. Die paralytische Form des Gebährfiebers kann mit Apoplexie verwechselt werden; das kurz zuvor stattgefundene Gebären leitet auf die richtige Beurtheilung des Falls.
Rychuer zählt den Blutschlag zu den Blutungen, den Nervenschlag zu den Neurosen ; allein bei jenem muss nicht ge­rade einExtravasat von Blut vorhanden seyn, sondern eine Ueber-füllung der Gefässe (ohne Zerreissuug) genügt. Der Nerven­schlag ist auch nicht identisch mit der Paralyse, da letztere ganz ohne Störung des Bewusstseyns stattfindet; ja selbst die Empfindlichkeit nicht jedesmal aufgehoben ist. Der Nervcn-
Hering, Pathologie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3t
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sclilag konnte in jenem Sinne eine Paralyse des Hirns ge­nannt werden.
Mehrere Autoren reclmeii innere Blutungen überhaupt zu den Apoplexien; so hat V a t e 1 ausscr der Apoplexie des Hirns eine solche des Darmeanals, der Milz, der Lunge, und selbst des Hufs angeführt. Die Fälle, in denen Pferde plötzlich zusammen­stürzen und nach wenigen Minuten sterben, und wo die Section einen Bluterguss in das Parencbym der Milz, der Leber, der Lunge u. s. w. zeigen, sind nicht so gar selten, allein sie haben mit der Apoplexie nichts als den raschen Verlauf gemein, und sind eigentlich innere Verblutungen. Daher spricht man von einem Lungeuschlag, Herzschlag u. s. w. Folgender Fall kann als Beispiel dienen :
Ein dreijähriges Stutenfohlen erkrankte an Druse; es bildet sich ein Abscess im Kohlengang, der sich am fünften Tage Offriet, und viel Eiter entleert; das Thier frisst wieder und geht der Genesung rasch entgegen. Am achten Tage verzehrt es sein Morgen- und Mittagfutter (V. Ration) rasch und wird sodann im Stalle getränkt; es sauft einige Maas Wasser, senkt dabei den Kopf auf die Gölte, stürtzt plötzlich zu Boden und crepirt. Bei der fünf Stunden später vorgenommenen Section findet man die Blutgefässe des Hirns strotzend von Blut, im Herzbeutel ist ein Trinkglas voll röthliches Serum, worinn zwei Klumpen dun-kelrothes geronnenes Blut von 1 Zoll dick und i'/z Handbreit sich befinden. Die übrigen Organe sind gesund.
Der sogenannte Lungenschlag (ßücküuss, Apopl. pnlmon.') äussert sich unter denselbeiiErscheinungen wie der Blutschlag; die Thiere stürzen unvermuthet zusammen, schwitzen, alhmfen röchelnd, die Hautveuen sind aufgetrieben, die Schleimhäute bleifarb n. s. w., und sie verenden fast unmittelbar nach dem Anfalle, öfters unter Blutausfluss ausquot; der Nase. Bei der Section sind alle Einffe-weide gesund, die Lungen aber so überfüllt mit venösem Blut, dass sie beim Durchschneiden der Milz gleichen. Hier wird der Tod durch die Ueberfüllung der Lunge mit Blut, den Aus­tritt desselben aus den Gefässen und die daraus entstehende Unmög­lichkeit des Lufteintritts in die Lungenbläschen herbeigeführt. — Starke Blutentleerung, Frottiren der Haut u. s. w. sind hier angezeigt.
AI b e r s beobachtete 1834 in Bonn, dass zu einer Zeit, in welcher mehrere Personen am Schlagfluss sterben, auch viele
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If ahner während lies Frensciis und Hcrunilaufcnraquo; todt zu BodiMi stürzleii. Im Kopf war cxlravasirtes Blut. — Bei Finken und Sperlingen soll im Frühjahr, vor der Paarungszeit, Apoplexie nicht selten vorkommen.
B. £gt;cl)etntoigt;. {Asphyccia.)
Vorübergehende Unterbrechung der Lebensverrichtungen, des Athincns, des Bcwusstseyns, der willkührlichen Bewegung, viel­leicht auch des Kreislauls.
Der Scheintod kommt bei den Thieren meist iu Folge von Erstickung vor; das Zusammenschnüren der Luftröhre durch Halfterstricke u. dgl., das Ertrinken, Erfrieren, der Aufenthalt in irrespirabler Luft, in dickem Rauch, der Blitzstrahl u. s. w. geben Veranlassung h/ezu.
Anhäufung des Bluts in einzelnen Theilen, st. B. im Kopf, der Lunge, dunkle Färbung der Schleimhäute, Schäumen, Blut-erguss in verschiedene Organe, Schlaffheit der Glieder, Auf-höreu des Athmens, unfühlbarer oder zitternder Puls und Herz­schlag, unwillkührlicher Abgang des Harns oder der Excrc-mente u. s. w. sind die Symptome der Asphyxie.
Da dieser Zustand, wenn nicht schleunigst Hülfe geleistet wird, in den wirklichen Tod übergeht, so ist bei asphyetischen Thieren so schnell als möglich die Ursache zu entfernen (z. B. der zusammengeschnürte Strick abzuschneiden; sie sind in frische Luft zu bringen u. dgl.), sodann durch anhaltendes Frottiren des Körpers und der Füsse der Kreislauf in Gang zu bringen, das Athmen durch abwechselndes Drücken und in die Höhe heben der Rippenwände oder des Bauches (bei kleinen Thieren durch Einblasen von Luft) wiederherzustellen, die unterdrückten Kräfte durch flüchtige Reizmittel (Riechen an Salmiakgeist), Kitzeln der Nase und des Schlundkofps u. s. w. zu erregen. Beim Er­trinken wäre der Luftröhrenschnitt zu machen, um der Luft leichtern Zutritt zu verschaffen, da die Luftwege nicht selten Wasser, Schlamm u. dgl. enthalten. Warme Bäder, Aderlässe und reizende Klystiere sind öfters zur Unterstützung der übrigen Mittel nothwendig. Jedenfalls sind die Wiederbelebungsversuche mit Ausdauer fortzusetzen.
Die Asphyxie kommt bei neugebornen Thieren nicht so sel­ten vor, wenn sie (was nur bei Stuten und Fleiechfressern
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beobachtet wird) innerhalb der geschlossenen Eihaute zur Welt kommen, oder wenn die Geburt lange dauert, Überhaupt wenn das Junge längere Zeit in dem Becken verweilen muss, nach­dem der Placentalkrcislauf aufgehört, das Athmen aber noch nicht angefangen hat.
Die Section asphyetisch gestorbener Thiere zeigt ver­schiedene Abweichungen je nach der Veranlassung des Schein­tods ; Ueberfttllung der Lungen und des Hirns mit Blut, selbst Extravasate desselben, das Blut schwarz, dickflüssig, die Mus­keln schmutzigroth, welk, Schaum in den Luftwegen und dem Maule u. dgl. m.
C. laquo;tynmodjt. (Syncope.^)
Plötzliches Aufhören des Bewusstseyns und Sinken der Kräfte, mit Verminderung oder Unordnung im Athmen, dem Kreislauf und der thierischen Wärme.
Die Ohnmacht ist ein der Asphyxie ähnlicher, aber leichter vorttbergehender Zustand, wobei das Athmen und der Kreis­lauf nicht gänzlich unterbrochen, sondern blos vermindert und gestört sind; die Vertheilung der thier. Wärme ist ungleich und wechselnd, und die Muskelkräfte sinken so schnell, dass die Thiere sich nicht aufrecht erhalten können. Schwindel, Schwan­ken, kalter Schweiss an verschiedenen Stellen des Körpers gehen gewöhnlich dem Eintritt der Ohnmacht voraus.
Als Ursache derselben ist hauptsächlich starker Blutverlust, sey es durch Aderlass oder bei Gelegenheit von Operationen, zufälligen Verletzungen, innerer Blutung u. s. w. anzusehen. (Auffallend ist, um wie viel mehr ein weit geringerer Verlust von arteriösem Blut schwächt, als von venösem Blut.) Rodet beschuldigt femer langes Hungern und starke Anstrengung, besonders bei jungen Pferden auf forcirten Märschen. Auch bei Wettrennen kommt dieser Zustand vor. Bei Rindvieh von zu schnellem Entleeren der Luft, bei Aufblähen (nach dem Trocariren).
Behandlung: Bespritzen des Kopfs, der Nase und der Maulhöhle mit kaltem Wasser, trockenes Reiben der Haut, Rie­chen an Ammonium, starkem Essig u. dgl., erregende Mittel in kleiner Gabe (Wein, Branntwein), Aufenthalt in frischer Luft, Entfernung alles dessen, was die Respiration hindern kann (z. B. der Gurten). Bei allzustarkem Blutverlust wdre die
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Infusion von Blut zu versuchen; bei Hungei und Anstrengung: leicht nährende Flüssigkeiten (Milch, Eier) und Ruhe.
D. ünlUr. {Amentia.)
(Kolilcrer, stiller-Schlaf-Dumnikoller, Sonnen-, Mutter-, Saamcn-koller u. s. w. Vcsunia, Fafuilas. Vertige, Immobilite der FranKOsen.)
Eine langwierige, fieberlose Störung des Bewusstseyna, mit ineist verminderter Einpfindlichkcit, besonders der Sinnes­organe, Trägheit oder Verkehrtheit der willkührlichen Bewegung, langsamem Kreislaufe u. s. w., seltener mit gesteigerter Nerven-thätigkeit. Hauptsächlich die Pferdegattung und die mittlere Lebcnspcriode befallend; als Anlage auf die Jungen Übergehend.
Die verschiedenen Namen und Beinamen dieser Krankheit rühren theils von den begleitenden Symptomen (Lausch-, Schlaf-, Springkoller), theils von der beschuldigten Ursache (Saamcu-, koller) her. Waldinger setzte den unterschied zwischen stillem und Dummkoller dahin fest, dass bei ersterem der Zu­stand sich mehr dem entzündlichen, bei letzterem dagegen dem fauligen nähere. Dies ist jedoch in der JVatur oft schwer aus-zumitteln. Andere nennen stillen Koller den gelindem, Dumin-koller den hohem Grad des üebels. Zweckmässiger ist, den erethischen Koller von dem torpiden zu trennen; letztere Form ist die bei weitem häufigere. Der Koller ist nicht immer idio-pathisch, sondern manchmal conscnsuell, d. h. von einer Stö­rung anderer Verrichtungen abhängend (Magcnkoller, Saamen-Mutterkoller). Das Wesen des Kollers ist nicht mit Sicherheit ausgemittelt; die Meinung, dass er in einer schleichenden Ent­zündung der Hirnhäute, und in deren Folge Wassercrguss in die SchädelhOhle {Hydrocephalns chronicus) und Druck auf das Hirn bestehe, hat manches für sich; allein sie ist nicht zu er­weisen, und jedenfalls wären zahlreiche Ausnahmsfällc nicht zu läugnen. Die Symptome des Kollers sind sehr zahlreich, aber keines derselben ist characteristisch; bei dem einen Thiere feh­len diese, bei dem andern jene Symptome, und nicht selten sind einzelne Kennzeichen des Kollers bei Pferden zugegen, die bei genauerer Untersuchung keineswegs au dieser Krankheit leiden. quot;Der gauze Complex der Erscheinungen muss auf einen Mangel an Bewusstseyn oder Störung der dazu beilragenden Verrichtun­gen hinweisen, dabei ficbcrlos und langwierig seyn, um das
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Yoihaudeuseyi) des Kollers zu bestätigen. Ein hoher Grad von phlegmatischem Temperament ist von einem geringen Grade visn Koller auf den ersten Anblick kaum zu unterscheiden; doch ist bei jenem — wenn auch Mangel an Reaction auf äussere Ein­drücke und Träglieit der Verrichtungen — keine Verkehrtheit der Willensäusserung, kein völliges Sieh - vergessen u. s. w. zu­gegen. (Die Verschiedenheit des Kollers von andern Ilirn-krankheiten s. später.)
laquo;) Torpider Koller. (üuiuinkollcr, stiller, Lauschkoller, Schieber.}
Er befällt Pferde jeden Alters, ist jedoch bei sehr jungen und sehr alten selten; ähnliche Zustände bei den erstereu sind mehr acuter Art (Uydrocephalus), bei den letztern dagegen Folge von Abnahme der Kräfte, Erschöpfung.
Im gelinderen Grade bemerkt man im Stalle wenig oder nichts Abweichendes; die Thiere halten den Kopf etwas tief, zeigen wenig Aufmerksamkeit auf das, was in ihrer Nähe vor­geht, sind wenig empfindlich auf der Haut, stehen manchmal ungeschickt oder wie schläfrig da, fressen langsam, besinnen sich, ehe sie wieder etwas aus der Raufe herab nelimcn; ihr Puls ist ruhig, oft etwas langsamer als gewöhnlich (etliche 30, 28 selbst 24 in der Minute); ihre Verdauung ist verzögert, der Mist geht selten, aber in grosser Menge auf einmal ab, ist bald klein geballt und hart, braun, bald locker und hell gefärbt.
Rat das Leiden einen höhereu Grad erreicht, so sieht das Thier lange unverwandt in eine Ecke, stützt auch wohl den Kopf in der Krippe auf, hat einen stieren Blick, ein unregel-mässiges Ohreuspiel (studireu, losen, lauschen); lässt sich auf die Krone der Füsse treten, oder in die Ohrmuschel greifen, ohne auszuweichen; frisst sein Krippenfutter mit dummer Mast, vergisst sich dazwischen und behält das Futter eine Zeit lang im Maule, ohne es zu kauen und hinabzuschluckcn; es will das Heu nicht aus der Raufe nehmen, überhaupt den Kopf nicht in die Höhe thun, frisst daher lieber Streu, oder reisst grosse Wische aus der Raufe auf den Boden herunter; beim Saufen steckt es den Kopf bis über die Nasenlöcher in das Trinkwasser,' setzt manchmal längere Zeit aus und muss gemahnt werden, wo es dann wie aus einem Schlafe auffährt und sich seines
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Vurhabeus eiimiert. Verdaumifr und l'uli wie üben; luanclimul Zeichen eines Leberleidens (gelbliche Fiirbung der Schleimhautquot;, mit zähem Schleim überzogener, blasser, säuerlich riechender Mist). Nicht selten sind dergleichen Tiiiere, trotz ihrer Unauf­merksamkeit, unartig; suchen zu schlagen oder zu beissen. wenn man sich ihnen nähert, oder die gewöhnlioien Proben mit ihnen vornehmen will. Nimmt man ein solches Thier aus dein Stalle, um es im Reiten oder am Wagen zu probiren, so geht es im gelindern Grade anfangs ganz gut, bis es müde oder vvarm wird; alsdann senkt es den Kopf, drängt in die Zügel, lässt sich schwerer leiten, geht von der geraden Linie ab, laquo;ach rechts oder links, lauft selbst über Steinhaufen oder in den Chausseegrabeu, muss bald immer getrieben werden, bald ist es nicht mehr zu halten und trabt bewusstlos fort, hebt die Füsse unnöthig hoch auf, schafft sich ab, schwitzt bald, geht nicht mehr rückwärts, steigt eher in die Hohe oder wendet um, und wird nun gegen Sporen, Peitsche, Zügel, Treten auf die Krone u. s. w. ganz unempfiiidlich, lässt sich die Füsse kreu­zen und verharrt längere Zeit in ganz ungeschickter Stellung u. dgl. m. Auch Schwäche im Kreuze und schwankender Gang werden manchmal bemerkt. Am Wagen zeigen sich die­selben Symptome; das Thier will aber bald gar nicht ziehen, bald fährt es in das Zeug hinein, zerreisst die Stränge, steigt und haut mit den Vordcrfüssen, oder schlägt hinten aus u. s. w. Jede Erhitzung durch den Gebrauch oder im Stalle (dumpfe, heisse Luft} oder bei heisser Witterung pflegt die Zeichen des Kollers zu vermehren, dagegen kühles Verhalten, die kalte Jah­reszeit, oder die Abkühlung der warmen Luft durch Gewitter — einen günstigen Eintluss auf die kollerigeu Pferde hat. Gesellt sich zu dem vorhandenen Leiden eine Reizung des Gehirns, so tritt gerne Tobsucht, Schieben und Drücken gegen den Barren u. s. w. ein. . Der lorpide Koller kann Jahre lang dauern; die Kranken befinden sich, je nachdem sie mehr oder weniger zweckmässig gefüttert und benutzt werden, periodisch besser oder schlechter. Ihre Brauchbarkeit ist meist auf den langsamen Zug beschränkt, wo sie im Verein mit mehreren andern Pferden gut zu arbeiten pflegen; zum einzelnen Gebrauche und zum Personentransporl laquo;iud sie jedoch als gefährlich zu verwerfen. Kollerige Pferde sterben selten direct an dieser Krankheit, sondern an hinzugetretener
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l'ntzttuduug der Hirnhäute, au Apoplexie u. s. w. Meist wer­den sie zuletzt als anlirauchbar getödtet. Die Section zeigt: Ansammlung von .Serum in der Schädelhohle, Auftreibung der Adergeflechte, Blutauhäufung, Druck irgend einer Art auf das Hirn u. s. w.; auch häufig Veränderungen in den Verdauungs-organen, namentlich der Leber. Der Sectionsbefund allein lässt jedoch nie einen Schluss auf den Zustand des Thiers im Leben zu, da die angeführten Erscheinungen keineswegs constant sind.
Die Entstehung des torpiden Kollers ist sehr verschie­den. Viele kolierige Pferde sind es ganz allmählich und unbe­merkt geworden, durch ungewohnt reizende Fütterung, dumpfen Stall, Erhitzung beim Gebrauch, besonders während dem Zah­nen, unverständiges und übereiltes Dressiren (besonders junger, noch schwacher Pferde) — bei manchen wirken mehrere dieser Ursachen, jede vielleicht zu einem geringen Theile, zusammen und bringen so die Krankheit hervor. Ein anderer Theil kolle­riger Pferde erlitt zuerst eine förmliche, idiopathische oder con-sensuelle Hirnentzttndung (vgl. diese), kam zwar mit dem Leben davon, behielt aber eine Störung einzelner Hinifunctionen. Ein dritter Theil endlich, aber bei weitem der geringste wird plötz­lich auf eine der Apoplexie ähnliche Weise kollerig, ohne vor­ausgegangene andere Krankheit.
Eine besondere Disposition zum Koller haben gemeine Pferde phlegmatischen Temperaments, mit schweren Köpfen, schlaffem Faserliau, dicken Bäuchen, oder mit schmalem Schä­del (Bammsküpfe); ferner auf nassen Waiden aufgezogene Tliiere; solche, die von einem kollerigen Hengste oder einer solchen Stute abstammen (diese Anlage habe ich selbst bei Enkeln eines solchen Hengstes noch stark beobachtet); früher leberkrankeTliiere, desonders aber solche, die während der Entwicklung (Zahnen) schnell ihre Lebensweise ändern, z. B. von dem Bauern in einen Herrnstall kommen, oder Remoutepferde.
Die Ursachen des Kollers liegen theils in der Fütterung (zu reizend, nahrhaft, oder erschlaffend und in zu grosser Menge gereicht), theils im Gebrauche, der Wartung, dem Aufenthalts­ort (heisse Ställe), der Jahreszeit (schwüle Hitze), in voraus­gegangenen entzündlichen Krankheiten oder Congestionen nach dem Kopfe, Hindernissen des freien Blutabflusses durch enge Kehlriemen oder Kummete; sclteu in mechanischer Einwirkung
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CErschUttcrung, KiiocheuciudiUckcn), oder in Ablagerung von Kraiikheitsstoffcn auf das Hirn (z. B. bei der Druse).
(In einem mir vorgekommenen Falle wurde durch einen in der Stirnhühle entwickelten Polypen ein solcher Druck auf das grosse Hirn — nachdem die Kuochcnplatten ganz erweicht wor­den — ausgeübt, dass das Thier als kollerig und ganz unbrauch­bar getödtet werden musste.)
Diagnose. Wesentlich ist beim Koller die Abwesenheit einer Entzündung, daher auch ein chronischer Verlauf; schon hiedurch unterscheidet sich der Koller von der acuten Hirnent-zUndung, den Congestionen nach dem Kopfe beim Zahnen u. s. w.; diese Zustünde pflegen rasch einzutreten und sind vorübergehend allein sie können Koller zur Folge haben , und dann ist es aller­dings schwierig, den Zeitpunkt zu bestimmen, wo das acute Leiden in das chronische und bleibende überging. Ebenso kann es vorkommen, dass (z. B. im Laufe der Gewährzeit) ein chro­nisch-kollerisches Pferd in acute Hirnentzündung verfällt und daran krepirt; aus der Beobachtung der letzten Krankheit Hesse sich noch nicht mit Bestimmtheit schliessen, dass das Thier nicht kollerig gewesen sey, sondern man könnte nur sagen, dass die zuvor etwa bestandene Kollerkrankheit nicht bemerkt (und somit nicht nachgewiesen) worden sey. Manche Pferde, die an hefti­gen Schmerzen leiden, z. B. an Hufübeln, rheumatischer Huf­entzündung, benehmen sich wie kollerig, d. h. sind unaufmerk­sam und wie bewusstlos, ohne Zweifel, weil ihr inneres Leiden sie ganz beschäftigt. Ueberhanpt bietet der Koller wegen seiner Häufigkeit, der grossen Veränderlichkeit der Symptome und des Grades, seiner nahen Verwandtschaft mit acuten Hirnkrankheiten viele Schwierigkeit in der (besonders gewährschaftlichen) Be-urtheilung dar. Die Unterscheidung des Kollers von Tempe­ramentfehler s. oben.
Prognose: in Beziehung auf Heihxig meist ungünstig. Erleichterung und beschränkte Brauchbarkeit sind wohl zu er­zielen, aber vollständige Heilung sehr selten.
Therapie: es ist nur anfangs oder bei einer eintretenden merklichen Verschlimmerung mit Arzneimitteln etwas auszurich­ten; dagegen stets um so mehr auf zweckmässiges diätetisches Verhalten zu dringen. Ein kühler Stall, Aufenthalt im Freien (selbst bei Nacht), mit Schutz gegen die Sonnenhitze, grünes
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Fuller, Hüben, unreifes Oh.sl, Kleye, Haberstroll stall des Heues, liiureiclieud frisches Wasser zum Trinken, sind wesenllictie Be­dingungen der Beliandlung kolleriger Pferde. Zeigen sich Symp­tome von Blulcongcstion nach dem Hirn, sind die Thiere gut ge­nährt , ivurden sie stark geftlllert u. dgl., so ist eine massige Blulcntzichung üflers im Stande, merkliche und schnelle Krleich-lerung zu verschaffen. Auch kalte Umschläge auf die Slirne sind zu empfehlen. Eiterbänder zu beiden Seiten des Genicks, oder cinFontanell (oderIVieswurzel) an der Brust, dienen längere Zeit als Ableilungsmittel. Scharfe Einreibungen wirken zwar schneller aber zu bald vorübergehend. Den Darmcanil als ablei­tendes Organ zu benutzen, ist immer, und besonders dann nütz­lich, wenn die Verdauung mit leidet (Verstopfung, blasser Mist u s. w.); eine von Zeit zu Zeit wiederholte Purganz aus Aloe mit Brechweinstein oder mit Calomelzusatz erfüllt diesen Zweck. Diese Mittel sind in kleinen Gaben einige Zeit fortzusetzen. In gelindem Fällen (und bei dunklem, festem Mist) sind Salz-gaben, bis weiches Misten erfolgt, am Platze.
Bei sehr herabgekommenen Thieren ist dagegen mehr von Ruhe und selbst nährendem Futter, in Verbindung mit bittern und alterirenden Mitteln, selbst gelinden Reizmitteln (Camphor, Terpentinöl, aromalischen Pllauzeustoffen) zu erwarten; Blutent­ziehung pflegt hier das Uebel zu verschlimmern, dagegen sind Hautreize gestattet.
Im hohen Grade von Torpor bleiben die innerlichen Mittel fast ganz ohne Wirkung; sie werden theils nicht resorbirt, theils ist der Körper innen so abgestumpft gegen Eindrücke, wie aussen. Hier kann man das dircete Einführen der Arzneimittel in die Venen versuchen; Vlborg empfahl Nieswurztinclur; siebringt eine heftige Erschütterung im ganzen Körper hervor; Hertwig empfiehlt 01. C. C. zu 1—2 Drachmen mit Wasser, als Infusion in die Venen bei hohem Grade von Dummkoller zu versuchen; bei Neigung nach einer Seite zn drehen: Terpentinöl, Belladonna oder Hyosciamus, ebenfalls als Infusion. Einige wollen vom Brennen (auf die Stirne oder am Genick) oder Moxen längs der Wirbel­säule noch günstigen Erfolg gesehen haben. (Die Entfernung des muthmasslichen Wasserergusses in die Schädelllöhle durch Anbohren der Riechnerven nach Hayne ist S. 364 erwähnt.)
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b) Erelhlscher Koller. (Rasender, Spring - Koller.)
Die Fälle, iu ivelchen die Stürungeii des Bewusstseyiis mit einer erliüliteu Empliiuüiohkeit vei'buudeu sind, geliüreu zu den seltenen; öfters ist diese krankhaft gesteigerte Empfiudlich^pit gegen äussere Eindrücke nur einseitig zugegen, d. li. sie be-scliränkt sich nur auf gewisse Eindrücke, während das Nerven­system gegen die übrigen eher abgestumpft ist.
Symptome: während die Thiere im Stalle und sich selbst überlassen geringe Aufmerksamkeit zeigen, werden sie durch Annäherung, Zuruf, leichte Strafen u. s. w. ganz ungewühnlich aufgeregt, sind ängstlich, fahren zusammen oder schlagen aus, steigen iu die Hohe, hängen zurück und zerreissen die Halfter u. dgl.
Beim Gebrauch oder überhaupt durch Erhitzung werden solche Thiere manchmal ganz rasend, schnauben, fühlen weder Zügel noch Peitsche, gehen durch und rennen bcwusstlos an Gegenständen an, fallen in Gräben u. s. w., oder steigen und überschlagen sich; oder sind nicht von der Stelle zu bringen, häufen fortwährend, schlagen am Wagen Alles zusammen, schwitzen heftig von der Aufreizung und werden am Ende ganz matt und erschöpft. Solche Anfälle kommen zu verschiedenen Zeiten, dauern aber gewöhnlich nicht lange, 'A —quot;A Stunde, worauf Ruhe eintritt; aber selbst dann fangen die Thiere oft von geringen Veranlassungen wieder vorne an. Dieser Zustand ist dem einer peracuteu Hirnentzündung höchst ähnlich; es kann sich auch durch das heftige Toben und Rasen ein Congestions-uud selbst Entzündungszustand des Hirns wohl bilden.
Ist jedoch der Anfall vorüber, so bietet sich das Bild eines stillkollerigen Thlers dar, und die Krankheit kann lange Zeit dauern, während welcher einzelne Paroxysmeii in sehr ver­schiedeneu Zwischenräumen bemerkt werden. Hicdurch unter­scheidet sich der rasende Koller deutlich von der Hirnentzündung, mit welcher er sehr oft verwechselt wird; letztere ist eine an­haltende, innerhalb einer gewissen verhältnissmässig kurzen Zeit (acut) verlaufende Krankheit; der rasende Koller aber ein still- oder dummkolleriges Pferd mit periodischer Aufreizung und Paroxysmen von Tobsucht. Das Ende solcher Thiere wird theils in einem solchen Anfall durch Verletzung oder apoplcctisdi
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herbeigeführt, thcila müsseii die Thierc als unbrauchbar weg­geschafft werden.
Die Section gibt im Allgemeinen denselben Erfund, wie beim torpider, Koller; doch wird Blutanhäufung iu der Schädel-htihle am häufigsten gefunden.
Prognose: noch ungünstiger, als beim torpiden Koller.
Behandlung: vorzugsweise prophylactisch, um den An­fällen vorzubeugen, besonders wenn sich Vorboten derselben (Schreckhaftigkeit, hervorgetriebene Augen, Schnauben u. dgl.) zeigen. Es gehört hieher kühles Verhalten in Stallung und Fütterung, Abhaltung äusserer Reize überhaupt, z. B. grellen Lichts; kalte Umschläge auf den Kopf, kalte Klystiere; Ader-lass; Salze, besonders Brechweinstein, gesäuertes Trinkwasser. In den Anfällen selbst sucht man den Blutandrang durch Oeff-nuug beider Jugular - Venen , der obern Jochmuskel-Arterien, der Gaumen-Arterie oder wenn vorne nicht beizukommen wäre durch Abschneiden eines Stücks vom Schweif, oder Aderlass an der mittleren Schweif- Arterie, ziemlich nahe am Schweifansatz, zu massigen; Verletzungen des Thiers sind durch Entfernung der sie herbeiführenden Gegenstände zu vermeiden (das feste Anbinden und Zwang überhaupt macht solche Thicre nur noch rasender; es ist besser, sie in einem leeren Baume freigehen zu lassen, oder wenn sie liegen sollten, ihnen die Füsse so zu fesseln, dass sie nicht aufstehen können). Unter den inner­lichen Mitteln, welche (jedoch erst nach vorübergegangenem Paroxysmus) auf das Nervensystem deprimirend wirken, verdient ein Taback-Infusum (zu Einschütten und Klystiercn) den Vorzug.
Der Umgang mit solchen Thieren erheischt grosse Vorsicht; es sollte auch verboten seyn, sie anders als an mchrspännigem schwerem Fuhrwerk und auf wenig frequenten Strassen zu benutzen.
c) CoHsensueller Koller.
Beizzustände in andern Organen (besonders den Genitalien) ziehen nicht selten conscnsueil eine Reizung des Hirns nach sich, die sich unter den Symptomen des Kollers äussert. Hie­her gehört der sogenannte Samenkoller bei Hengsten, Mutter­koller bei Stuten (vielleicht auch der sogenannte Sonnenkoller, der von zu starkem Lichteindruck auf die Kopfhaut und die Augen erregt werden soll).
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Bei Thicren, die früher zur Zucht benutzt wurden, wieder­holt sich zur bestimmten Zeit der Andrang; der Säfte nach den Zeugungsorganen um so heftiger, und kehrt — unbefriedigt — Öfter zurück. Solche Pferde zeigen ganz allmählig die Symptome des torpiden, manchmal aber auch des erefhischen Kollers, wozu noch die Aeusserungeu des heftigen Geschlechtstriebs kommen.
Die gewöhnlichen Mittel finden auch hier ihre Stelle; wo sie nicht ausreichen, ist theils der erhöhte Geschlechtstrieb durch speclfische Mittel zu dumpfen (s. IV. Klasse), theils durch Castration (der Hengste) zu vernichten. Für Stuten bleibt es am gerathensten, sie zuzulassen, und damit während der Träch­tigkeit und Säugezeit der Wiederkehr des Hebels vorzubeugen.
Der Koller gilt fast allenthalben als Gewährsmangel; bald ist blos Koller überhaupt angeführt; bald ausdrücklich blos Dumm­koller QPreussen, Oesircich), oder der rasende Koller besonders. Das in Würtemberg, Baden und Hohenzollern gültige Gesetz sagt „alle Arten von Kollerquot;; ebenso die nassauische und würz-burgische Verordnung. Die Gewährszeit ist in Würtemberg u. s. w. 31 Tage, in Oestreich 30, in Preussen 28, Sachsen-Gotha 42 Tage. Sie ist im Allgemeinen zu lang. Das neue französische Gesetz bestimmt nur 9 Tage, eine Züricher Ver­ordnung (Von 1835) 21 Tage. Kein Hauptmangel gibt Veran­lassung zu so vielen gerichtlichen Untersuchungen, als der Koller. Es ist in manchen Fällen sehr schwierig, über diese Krankheit — in gerichtlicher Beziehung — ein Urtheil abzu­geben. Der torpide Koller stüsst nahe mit phlegmatischem Tem­perament, Hirn - Congestion und Entzündung zusammen; der crethische Koller mit peracuter Hirnentzündung, mit Wuth, be­sonders mit Stättigkeit. Bei der Untersuchung kollerverdächti­ger, zuvor dressirt gewesener Pferde ist noch besonders zu berücksichtigen, dass sie häufig noch ihrer Dressur sich er­innern und dadurch Veranlassung geben können, sgt;e, nicht für kollerig zu halten.
E, frlUint. {Mania.)
Periodische Anfälle von Verrücktheit, ohne Zeichen von Krankheit in den freien Zwischenräumen, iicherlos, langwierig.
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o) Slätligkeit. (Mania perlodica, laquo;. sine material)
Periodisclic Ausbrüche von Widersetzlichkeit und Eigensinn, ohne näher bekannte Ursache.
Es steht dahin, ob nicht in manchen Fällen wahrer Stättig-keit irgend ein organisches Leiden, das nicht gerade im Hirn seinen Sitz haben muss, zugegen ist (z. B. Würmer im Darm-canal oder in den Stirnhühlcn (Mania rerminosa). Gewiss ist, dass man in vielen Fallen weder bei Lebzeiten, noch durch die Section die wahre Ursache dieser periodischen Anfälle auifindet.
Stättige Pferde äussern im Stall, und selbst mehr oder ve-niger lang beim Gebrauch, nichts Krankhaftes; unvermuthet aber bleiben sie wie festgebannt stehen, oder gehen zurück, steigen, kehren um und sind weder mit Güte noch durch Strafe dahin zu vermögen, dass sie das Verlangte thun, z. B. weiter gehen; im Gegentheil wird ihre Widersetzlichkeit durch rauhes Verfahren nur noch gesteigert. Steht man von dem Ansinnen ab und sind sie etwas ruhig geworden, so ist in Kurzem wieder Alles beim Alten und das Tliier ist so folgsam, als vor dem Anfalle.
Die Anfälle kommen ganz unbestimmt, jedoch fast niemals ausser beim Gebrauche der Thiere; sie wiederholen sich bald öfter, bald nach grossen Zwischenräumen, und scheinen von äussern Sinneseindrückcn unabhängig zu seyn, oder es stehen wenigstens diese in keinem Verhältniss zu der Aufregung, die ihnen folgt. Die Krankheit ist meist unheilbar.
Buhige, aber feste Behandlung ist wohl das einzige, was diesen Zustand lindern und das Thier brauchbarer machen kann. Immerhin bleibt seine Verwendung zum Reiten oder Personen-Fuhrwerk gefährlich.
Es mag oft schwer seyn, diese Krankheit (Gemüths- oder Seelenleiden) von bioser Unart oder angeborner Furchtsamkeit zu unterscheiden.
Nachstehender Fall gehört zu den seltenen, weil hier die Ausbrüche im Stalle stattfanden. Das betreffende Pferd, eine Stute im besten Alter, wurde längere Zeit genau beobachtet. Im Gebrauche und auch des Tags im Stalle fand sich nichts Abweichendes; gewöhnlich fing es aber des Nachts um 11 Uhr an zu grillen, auszuschlagen und zu toben, so dass es öfters den Stand zusammenschlug, losriss u. dgl.; mau beobachtete
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daher inci.st die Vorsicht, es ganz allein und so zu stellen, dass es mit den Hinterfüssen nichts beschädigen konnte. Ein solcher Anfall dauerte Vj Stunde bis zu 3 Stunden, alsdann wurde das Thier (aus Müdigkeit oder Erschöpfung) ruhig. Bei Tage kamen dergleichen Anfalle äusserst selten vor; im Ge­hrauche wurden sie nie bemerkt. Näherte man sich dem Pferde während des Anfalls, so wurde es sogleich ruhig; ob aus Furcht vor Strafe oder aus welcher Ursache war nicht zu cnnittcln; bei andern Pferden verhielt es sich zwar ruhiger, schlug aber doch während der Zeit des Anfalls Öfters und heftig hinten aus.
Eine versuchte Behandlung mit 01. C.C. (weil ich Wurm­reiz vermuthete) minderte das üebel, jedoch nicht sogleich, son­dern erst etwa 12 —14 Tage später; nach einiger Zeit stell­ten sich die Anfälle ganz wie früher fast jede Nacht ein, und sie dauerten Jahre lang fort. Die Localität konnte nicht be­schuldigt werden, denn das Pferd, welches Öfter ausgeliehen wurde, benahm sich in fremden Ställen ebenso.
Ein ähnlicher Fall kam bei einem Militärpferde vor; es schien jedoch, als wäre demselben die Beleuchtung des Stalls bei Nacht zuwider.
b) Mania puerperalis (s. melastatica').
Bei Kühen wurden schon öfter Anfälle voji Tobsucht, kurze Zeit nach dem Kalben beobachtet, die vielleicht auf Unter­drückung der Milchsecretion, der Hautausdünstung u. s. w. beruhen mochten.
Kregeloh beschreibt folgenden Fall: eine wohlgenährte Kuh erkrankte plötzlich am zweiten Tage nach dem Kalben, wurde sehr unruhig, sprang in die Krippe, warf sich mehrmals nieder und blieb endlich nach langem Toben gelähmt liegen. Zähneknirschen, Speicheln, beschleunigte Respiration, geringe Milchsecretion, Verstopfung und gänzliche Appetitlosigkeit be­gleiteten die Krankheit. Auf Aderlass und kühlende Mittel trat, jedoch nur vorübergehende, Besserung ein; das Schlagen mit den Fttssen u. s. w. wiederholte sich noch zweimal in 2 Tagen, übrigens war das Thier unfähig aufzustehen. Reizende Ein­reibungen längs der Wirbelsäule, innerlich Baldrian, Arnica und Aether führten nach einigen Tagen vollständige Genesung herbei (rh. Vet.Ber. v. 1835).
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Bei Hündinnen sind mir ähnliche Fälle vorgekommen. Im Aug. 1833 wurde eine junge Hündin, die seit 6 Wochen Junge hatte und sie noch säugte, unvermuthet ins Wasser geworfen.. Nach Hause gekommen, zeigte sie keinen Appetit, war sehr unruhig und blieb nur kurze Zeit auf einer Stelle; den folgen­den Tag wurde das Thier bissig, biss seine eigenen Jungen, fiel die grüssten Hunde und selbst Menschen au; es kannte übrigens seinen Herrn und folgte ihm. Am 3. Tage crepirtc es plötzlich, als man ihm eben die erste Arznei eingeben wollte. Bei der Section fand sich sehr wenig Milch in dem durch­schnittenen Euter; die Gedärme waren hie und da leicht ent­zündet; die innere Fläche des Fruchthältcrs mit einer weissen, käseähnlichen Schichte bedeckt (Milchversetzuug ?), und die Häute des Hirns waren mit Blut überfüllt. Aus ähnlicher Ver­anlassung entstehen manchmal Krämpfe und Lähmungen bei HUndiunen (s. bei Paralyse).
Ein Fall von 8tarrsucht (Catalepsie oderExstase) mag hier eine Stelle finden.
Ein Wagenpferd bekam zu unbestimmten Zeiten, gewöhnlich während des Fahrens, Anfälle, wobei es ganz bewusstlos, un­beweglich und starr wurde, so dass es nicht von der Stelle zu bringen oder umzuwenden war; man war genöthigt, es aus­zuspannen, obgleich es nie zu Boden fiel. Der Anfall ging nach 5 —10 Minuten vorüber, selten dauerte er länger; er pflegte einigemal in kurzer Zeit nach einander sich einzustellen, dann aber 2 — 3 und mehr Monate laug auszubleiben. In der Zwischenzeit zeigte das Thier nicht das mindeste Krankhafte. Aderlass und äussere Reize wurden versucht, jedoch ohne merklichen Erfolg.
Hofacker beobachtete etwas Aehnliches, nämlich jedes Frühjahr sich wiederholende Anfälle von Starrsucht (^Catalepsie) bei einem Pferde, mit Unbeweglichkeit, Auseinanderspreizen der Fttssc, Zittern, Wanken; er scheint diesen Zustand für ver­wandt mit der Epilepsie zu halten.
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F. Wtttj). (Rabies.) (Hundsnruth, Tollnruth, Wasserscheu. Hydrophobia, Sialodelea. Ad.)
Eine ursprünglich bei der Hunde-Gattnng entstehende Stö­rung des Bewusstseyns und Instincts, mit Neigung zum Beissen, Krämpfen, Raserei oder Lähmung, Verschlingen unverdaulicher Stoffe u. s. w.; für sich fieberlos; schnell verlaufend, immer tödtlich. Für warmblütige Thiere ansteckend.
Diese Krankheit entwickelt sich ursprünglich bei Thierelaquo; der Hunde-Gattung (Hund, Fuchs, Wolf), vielleicht auch bei der Katze; bei den übrigen Thieren hingegen blos nach statt­gehabter Ansteckung. (Man hat wütliende Dachse und Marder beobachtet; es ist jedoch hier nicht nachzuweisen, ob sie von selbst oder durch Biss von andern wüthenden Thieren die Krank­heit bekamen; ja vielleicht war es eine andere der Wath in ihren Symptomen ähnliche Krankheit.) Auch bei der Hunde-Gattung ist die Selbstentwicklung der Wuth selten; dagegen kann letztere durch das Herumstreifen der kranken Thiere, die ihnen dabei eigene Rauflust u. s. w. leicht eine solche Ver­breitung erhalten, dass man — vielleicht mit Unrecht — eine epizootische Wuth angenommen hat.
Symptome: Manche woiren bei Hunden vor dem Aus­bruche der Krankheit verschiedene Symptome, z. B. ein mürri­sches Wesen, eine gewisse Hastigkeit, Unruhe, Vorliebe für dunkle Stellen, Mangel an Appetit, Lust zu raufen u. dgi. be­obachtet haben; allein obwohl solche eben so wohl der Wuth als andern Krankheiten vorausgehen können, sind sie doch weder constant noch characteristisch, und verdienen blos bei Hunden, die von wüthenden gebissen Ivurden, oder zur Zeit häufigeren Vorkommens der Krankheit Aufmerksamkeit. In den meisten Fällen bemerkt man keine Vorboten, sondern die Wuth ist gleich mit allen wesentlichen Erscheinungen, namentlich der An­steckungsfähigkeit, zugegen. Daher behaupten einige Schrift­steller, dass Hunde, noch ehe die Krankheit an ihnen ausge­brochen sey, anzustecken' vermögen, was jeder Analogie und genauem Beobachtung widerspricht.
Die Wuth äussert sich unter zwei Formen, einer erethi­schen und einer torpiden; jene nennt man rasende oder laufende Wuth, diese dagegen uneigentlicher Weise die stille Wuth.
Hering, Pathologie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 32
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Der Unterschied beider beruht Iiauptsächlich auf dem Grade der Erregung oder Aufreizung des Nervensystems; in der rasenden Wuth sind Paroxysmen mit erhöheter Reizbarkeit und Kraft-Aeusscrung zugegen, das Benehmen des Thiers ist angreifend; in der stillen Wuth dagegen verhält es sich mehr passiv, seine Empfindlichkeit ist vermindert und Lähmung tritt frühzeitig ein. Uebrigens sind beide Formen nicht scharf zu trennen, sondern gehen in einander über.
Ein wüthender Hund ist anfangs unruhig; er folgt indessen noch dem Rufe des Herrn und zeigt sich dabei bald munter, bald verdrttsslich; er beisst gelegentlich und ohne merkliche Veranlassung, besonders Hunde, aber auch Menschen, die ihm in den Weg kommen; sodann sucht er zu entweichen, er wählt hiezu, wenn er z.B. eingeschlossen ist, das Fenster, oder nagt eine OefTuung durch die Thüre. Er läuft ferner ohne deutlichen Zweck in den Feldern, im Walde u. s. w. herum, geht in andere Dörfer, rauft sich mit allen Hunden, denen er begegnet, scheut sich nicht vor stärkeren Thieren, greift Menschen, die sich seiner zu erwehren oder ihn abzutreiben suchen, keck an und äussert dabei eine ungewöhnliche Kraft, Hartnäckigkeit und Uuempfindlichkeit gegen Schläge. Nicht selten kehrt das Thier raquo;ach einer solchen Excursion nach Hause zurück und legt sich in einen Winkel, wie wenn nichts vorgefallen wäre. Im wei­tem Verlaufe der Krankheit, d. h. nach etwa 2 — 3 Tagen, fällt die Veränderung im Habitus des wüthenden Hundes schon mehr auf; sein Blick ist scheu, unruhig, die Augen sind glänzend, roth, die Pupille ist erweitert, das Haar ist unordentlich, struppig, und Abmagerung tritt ein; seine Stimme ist halb bellend, halb heulend, das Maul ist schmierig, Schleim oder Speichel triefen nicht selten heraus. Verstopfung und seltenes Harnen begleiten häufig den ganzen Verlauf der Krankheit. In den ersten Tagen der Krankheit ist das Thier nicht ganz ohne Fresslust, aber es ist dabei wählig, besinnt sich, versucht einen Bissen zu nehmen und lässt ihn auch wohl wieder fallen; Scheu oder Angst vor Wasser ist selten zugegen, in den meisten Fällen fehlt sie beim Hunde bestimmt; er schlappt gerne in der Flüs­sigkeit (Wasser, Milch), ohne jedoch viel hinabzuschlucken; das Schlingen ist offenbar etwas erschwert, und manchmal kehrt das Genossene sogleich durch Erbrechen wieder zurück, oder
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es stellt sich Eibieclien Bcliwürzliclicu Sclilchns vaii selbst ein. (Das Bespritzen mit Wasser erregt auch den Zorn nicht wütlien-der Hunde; er ist daher nicht als Zeichen der Wasserscheu anzuuehinen, eben so wenig das Zudecken des ihm vorgestellten Trinkwassers mit Stroh u. dgl.; denn dasselbe timu sie auch mit Fleisch ti. dgl. Eben so wenig ist die Scheu vor glän­zenden Dingen (z. B. Spiegeln), vor hellem Lichte u. dgl. ein characteristisches Symptom der Wuth, da es theils fehlt, theils in Krankheiten crethischen Characters Überhaupt häufig zugegen ist.)
Eine Störung des Instincts gibt sich durch das Verschlingen unverdaulicher Stoffe zu erkennen; Holz, Steine, Erde, Blätter, Leder u. dgl., selbst der eigene Koth und Urin wird verschluckt, während das gewohnte Futter verschmäht wird. Sind der­gleichen Thiere angebunden, so benagen sie die Gegenstände, welche sie erreichen können, besonders Holz, Stricke u. dgl. Selbst am eigenen Körper lecken und kneipen sie, wie ich beobachtet habe, bis die Haut wund wird. Nähert mau sich solchen Thiereu, so zeigen sie sich freundlich, sobald sie aber meinen, man sey nahe genug, um von ihnen erreicht zu werden, fahren sie blitzschnell auf Einen zu und suchen zu beissen. Droht man ihnen oder schlägt sie gar, so werden sie so toll, dass sie sich in' den Stecken u. dgl. ganz verbeissen, und nicht selten Ketten oder Stricke abzurcissen im Stande sind, wozu man ihnen die Kraft nicht zugetraut hätte.
Die ruhigen Zwischenräume wechseln unbestimmt mit An­fällen von Toben und Beisssucht ab, die meist durch (freilich oft sehr unbedeutende) äusscre Veranlassung hervorgerufen werden.
Gegen das Ende der Krankheit tritt Lähmung des Hinter-theils ein; sie gibt sich oft schon ziemlich frühe durch schwan­kenden Gang und hängenden Schweif zu erkeujien; später durch das Unvermögen, zu stehen, wobei die Thiere die Hinterfüssc nur nachschleppen. In diesem Zustande liegt das Thier fast regungslos da, rafft sich aber, wenn es gereizt wird, nach Vermögen zusammen; die Abmagerung nimmt rasch zu, die Augen sinken zurück, das Maul trielt fadenziehenden Schleim, Puls und Athem bleiben durch den ganzen Verlauf (die Paro-xysmen ausgenommen) ruhig, und das Thier verendet, ohne auffallenden Todeskampf, meist zwischen dem 5 — 7, Tage, öfter schon früher.
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Die unter dem Namen der stillen Wuth liekanute torpide Form der Wuth äussert sich anfangs durch dieselben Erschei-iiniigen, wie bei der rasenden Wuth; allein die Thiere sind mehr abgestumpft, sie pflegen nicht zu entweichen, noch Men­schen und Thiere in der Absicht, sie zu beissen, anzugreifen, sondern sie werden nur aufgeregt, wenn man sie aus dem dun­keln Orte, wohin sie sich gerne verkriechen, liervortreiben will, oder sie sonst heftig reizt; alsdann aber sind sie nicht weniger geneigt, zu beissen, als an der rasenden Wuth' leidende Hunde. Schon in den ersten Tagen tritt bei dieser Form die Lähmung des Hinterkiefers ein, der nun, wie auch die gerüthete Zunge, herabhängt. Hiedurch, so wie durch die ebenfalls baldige Läh­mung des Hintertheils, werden die Thiere weniger gefährlich; doch künnen sie im Aflecte den scheinbar ganz lahmen Kiefer, schliesscn. Die Ahmagcrung wird frühzeitig in die Augen fallend^ und das Thier lebt bis gegen den 7. Tag, selten länger.
Die Section an der Wuth verendeter Hunde zeigt durch­aus nichts Constantes. Man hat Entzündung (eigentlich wohl blos Röthe) an verschiedenen Eingeweiden, besonders in der MaulhOhle und dem Schlundkopfe, sodann an den Respirations-organen, dem Magen oder Darmcanal, auch am Hirn, Rücken­mark und selbst an einzelnen Nerven gesehen; das Blut ist schwarz, dickflüssig; das Fett sulzig oder resorbirt; man findet den Darmcanal meist leer oder dunkle Galle und Schleim ent­haltend ; ebenso den manchmal dunkle Platten zeigenden Magen, in welchem jedoch häufiger unverdauliche Stoffe sich vorfinden. Man hat daher auf letztern Umstand in neuerer Zeit besonderes Gewicht gelegt, und er ist allerdings ein sowohl bei Hunden, als FUchsen gewöhnlich vorkommendes Symptom; allein wer viel mit kranken Hunden umgeht, hat Gelegenheit, dasselbe in andern Krankheiten ebenfalls nicht selten zu beobachten.
Wüthende Füchse ändern ihr Naturell in der entgegen­gesetzten Weise; während der gezähmte Haushund entweicht und im Felde herumstreicht, sucht der sonst ängstliche Fuchs die Wohnungen der Menschen auf, läuft dreist in die Dörfer, die Höfe und Häuser; bekümmert sieh nichts um das Gebell der Hunde, das Rasseln der Wagen u. s. w., sondern verfolgt wie halb bewusstlos und mit schwankendem Hintertheil seinen Weg. Sucht man ihn zu fangen, so beeilt er sich wenig, zu
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cutwischen, und kummt ihm der Verfolger nahe, so setzt er sich zur Wehre uiid beisst mit grosser Heftigkeit. Schläge, Bisse der Hunde achtet er nicht. Auf der offenen Heerstrasite fällt der wüthendc Fuchs Pferde am Wagen an, hüpft au ihnen hinauf und sucht sie in die Lippen zu beissen; ebenso in Vieh-heerdeii und in Pfürchen.
Die Krankheit breitet sich unter den Füchsen nicht selten bedeutend aus, dauert Jahre lang fort, und erstreckt sich über ganze Länder. Ob hiezu eine seuchenartige Entwicklung oder blose Uebcrtragung durch Bisse am meisten beitrage, ist uneutschiedeu.
Wölfe benehmen sich im Ganzen wie die Füchse, sind aber ihrer grüsseren Stärke wegen weit mehr zu fürchten. Sie richten in Hcerden nicht selten grosses Unglück an.
Die Katze verkriecht sich, wie in andern Krankheiten, und kommt selten anders, als wenn sie. gereizt wird, zum Vorschein; alsdann fällt sie besonders Menschen gerne an, sucht' sie in das Gesicht zu beissen, kratzt mit den Krallen und zeigt sich äusserst hartnäckig; ihre Stimme ist verändert. Die Bisse sind wegen der scharfen und spitzen Zähne sehr gefährlich.
Einige (in den Jahren 1825 und 18283 beobachtete wütheude Dachse und Marder benahmen sich wie die wüthenden Füchse.
Bei den übrigen Hausthieren entsteht die Wuth nur, wenn sie von einer der vorhergehenden Thierarten angesteckt wurden.
Die Aeusscrung der Wuth bei Schweinen geschieht durch Toben, Wühlen im Boden^ Neigung zum Beissen sowohl an­derer Schweine (z. B. der Jungen), als auch sonstiger Haus-thiere; es geht selbst angriffsweise gegen den Menschen zu Werke; feiner durch Geifern und Speicheln, heissere Stimme, schnelle Abmagerung, Lähmung des Kreuzes. Der Tod pflegt schon am 4 — 5. Tage einzutreten. Dass der Biss wüthender Schweine für andere Schweine ansteckend ist, beweisen mehrere Fälle (Greve, Viborg).
Die pflanzenfressenden Hausthiere benehmen sich, wenn die Wulli an ihnen.zum Ausbruche kommt, verschieden, je nach ihrem Naturell und ihren natürlichen Waffen; sehr oft wird eine Aufreizung des Geschlechtstriebs bei ihnen beobachtet, welche theils dem Ausbruche der Krankheit vorausgeht, theils ihren Verlauf begleitet. Daher hängen Hengste öfter aus, Stuten /eigen sich wie rossig, Kühe brüllen anhaltend, strecken den
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Schweif hinaus, steigen auf einander, Stiere und Widder fläh-lüen, Schafe machen possirliche Sprünge u. dgl. Grosse Un­ruhe oder Aengstlichkeit, wilder Blick, Scharren mit den Fttssen, Abreissen der Ketten und Stricke, Speicheln und Schäumen, veränderte Stimme, Zuckungen und Krämpfe, Mangel an Appetit, Veränderung der Milch, keine Scheu vor Wasser, öfter aber Schwierigkeit im Schlingen, sind in der Regel bei den Pflanzen­fressern zugegen; Lähmung des Hintertheils folgt bald. In den l'aroxysmen werden die Thiere äusserst aufgeregt, das Pferd schlägt und haut mit den Vorderfüssen, beisst mit unglaublicher Starke in den Trog u. dgl., zerfleischt auch wohl seinen eigenen Körper; das Hind stiisst mit den Hörnern, bricht sie dabei ge­legentlich ab; Schafe stossen mit dem Kopfe; diese und beson­ders Ziegen sollen Neigung zum Beisscn zeigen.
Die torpide Form kommt auch bei den Pflanzenfressern vor und äussert sich durch grosse Abgesehlagenheit, Unaufmerksam­keit, baldiges Niederstürzen u. s. w., anstatt der Tobsucht und der Neigung zu schaden. — Die Dauer der Krankheit ist bis zu 7 Tagen, die meisten gehen jedach früher, selbst schon am 2. Tage, zu Grunde.
Die von M a r o c h e 11 i als characteristisch bei der Wuth sämmtlicher Thiere und des Menschen angeführten Bläschen, nächst dem Zungenbändchen, sind von den meisten Beobachtern umsonst gesucht worden, und beruhen daher wahrscheinlich auf einer Verwechslung mit den Ausführungsgängen der Speicheldrüsen oder zufälligen Verletzungen der Zunge durch die Zähne u. dgl.
Die Section zeigt noch weniger, als bei .den Fleisch­fressern, da das Verschlingen unverdaulicher Stoffe bei den Pflanzenfressern nicht beobachtet wird. Entzündungsspuren in verschiedenen Eingeweiden werden gewöhnlich angeführt.
Auch bei Hausgeflügel ist die Wuth beobachtet wor­den; dasselbe geht, nachdem es tolle Sprünge gemacht, schnell paralytisch zu Grunde. Bei Hühnern sah man die Wuth sechs Wichen nach dem Bisse eines wüthenden Hunds ausbrechen; sie waren sehr lebhaft, schrieen viel, sprangen in die Höhe, bissen einander und wurden nach 24 Stunden gelähmt.
Die Fälle in welchen wüthende Thiere die Krankheit über­standen haben sollen, sind nicht nur äusserst selten, sondern auch, bei der leicht möglichen A'erwcchslung dieser mit andern
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Kraukheiten, unzuverlässig. So führt Grevc einen Hund an, der durcligeseuclit hatte, und Youatt einen andern, bei dem bereits die Wutli sich auszubilden angefangen hatte, aber wieder rückgängig wurde. R. o s e r u s verwechselt die Wnth mit der Staupe, daher seine Angaben werthlos sind.
Eben so wenig Vertrauen verdienen diejenigen Fülle, wobei ein sehr gereizter, nachher aber gesund gebliebener Hund, durch den Biss Menschen die Wuth mitgelheilt haben soll. Hier mögen Starrkrampf-ähnliche Zufälle, die Angst u. s. w. Anlass zur Verwechslung mit Wasserscheu gegeben haben. (Mir ist ein solcher Fall bekannt, in welchem ein verfolgter Hund einen Knaben biss; der Hund wurde später eingefangen und beob­achtet, dabei aber gesund befunden; während der Knabe nach einiger Zeit angeblich an dlaquo;r Wasserscheu [bei genauer Unter­suchung aber an Wundstarrkrampf] starb.)
Es sind ferner folgende, häufig angeführte Verhältnisse der Wuth durch sorgfältige neuere Beobachtungen als unrichtig an­erkannt: 1) dass Hunde (und andere wüthende Hausthiere) Scheu vor Wasser oder Flüssigkeiten äussern; 2) dass weib­liche und castrirte männliche Hunde nicht originär wttthend werden (jedenfalls können sie durch Ansteckung die Krankheit bekommen); 3) dass dem Ausbruche .der Wuth bei einem gebissenen Thiere Empfindlichkeit, Röthung und selbst Auf­brechen der Narben vorausgehen (es 1st diess selbst beim Menschen nicht jedesmal der Fall); 4) dass gesunde Hunde sich vor wüthenden fürchten.
Einige Symptome erklären sich ganz natürlich, z. B. das. Speicheln, welches nicht Folge der vermehrten Secretion ist, sondern von der Schwierigkeit, den Speichel hinabzuschlucken (wegen entzündlicher Anschwellung oder aber Lähmung der Schlingorgane) herrührt; ferner das Leuchten der Augen, welches bei stark erweiterter Pupille, auch bei nicht wüthenden Thieren zu sehen ist, und nicht sowohl von Phosphoreseiren oder einer clectrischen Erscheinung abhängt, als von dem Reflex sehr schief auf die Krystall-Linse treffender Lichtstrahlen.
Der Austeckungsstoff, welcher sich in der Wuth und zwar sehr frühzeitig, d. h. schon bei den ersten Zeichen des Er-krankens, bildet, ist fix; er haftet an allen Theilen, Se- und Excrctioncn des kranken Thicrs, ist aber im Speichel am meisten
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toiicenfriit. Die llebeitragung der Kraukcit geschieht daher meist durch eine Art Implung', die beim Bfss stattfindet, wobei mit dem Zalme der krankhaft veränderte Speichel in die Wunde gelangt; dasclhe geschieht, wenn Speichel, Blut u. s. w. in wunde, oder von der Oberhaut entblösste, oder mit einer feinen Oberhaut versehene Stellen auf eine andere Weise, als durch Uiss (z. B. beim Eingeben von Arzneien, bei Verletzung mit besudelten Tnsfiumenten u. dgl.) gelangt. Ueber die Natur des Ansteckungsstoifs, sein chemisches Verhalten u. s. w. ist nichts Genaues bekannt. Er wird zwar durch die gewöhnlichen Ein-llilsse, z. B. grosse Hitze, Chlorkalk, ätzende Alkalien, conc. Säuren u. dgl. zerstört, scheint aber, blos eingetrocknet, lange Zeit seine Wirksamkeit behalten zu können.
' Ob der Gcnuss von Fleisch u. dgl. wüthender Thiere (be­sonders gekocht) noch anstecken könne, ist nicht mit Sicherheit entschieden, da man bejahende und verneinende Fälle kennt; jedenfalls scheint die Gefahr hiebei weit geringer zu seyn, als bei Verletzungen.
Ueber das Wesen der Wuth sind die Ansichten sehr ver­schieden: die Einen halten die Krankheit für einen Typhus oder für milzbrandartig, die Andern für ein reines Nervenleiden und eine Neurilemmitis, noch Andere gar für eine Unterdrückung der Speichelabsonderung u. s. w. Während hier der Mangel an Sainenbläscheu beim Hund, dort das Nichtschwitzen u. dgl. beschuldigt wird, untersucht ein Dritter die Blutkügelchen und findet sie denen des Embryo ähnlich geworden; ein Vierter leitet die ursprüngliche Wuth von zurückgetriebener Krätze ab.
Ursachen. Dass die Hunde- und vielleicht Katzengaltung eine besondere, generische Anlage zu der Wulh habe, ist be­reits angeführt. Ob dieselbe noch andern Fleischfressern zuzu­schreiben sey, ist zweifelhaft. Eben so wenig lässt sich mit einiger Bestimmtheit ermitteln, ob gewisse Hundera^en leichter spontan wüthend werden, als andere; man bezeichnet gewöhn­lich die Spitzhunde (Pommer) als besonders zur Wuth geneigt, weil sie in der Regel sehr heftigen Temperaments und bissig sind. Wenn man aber als Beweis hiefür eine Menge wüthend gewordener Sjiitzliundc in einer Gegend anfuhrt, so ist diess doch unstatthaft, da man auf dem Lande, besonders wo viele einzelne Häuser und Höfe stehen, meist diese Hunderace, ihrer
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besonderen Brauchbarkeit wegen, hält, dagegen keine Jagd-, Stuben- und Schooshuude. Einige sind der Meinung, dass sehr verbastardirte Hunde mehr Anlage zu dieser Krankheit besitzen, als solche von reinem Racen. Dass die männlichen Hunde häu­figer von selbst wüthend werden , als die weiblichen, rtthrt ohne Zweifel von der überwiegenden Mehrzahl jener gegen diese her. Kein Alter schützt vor der mitgetheilten Wuth, dagegen scheinen sehr junge Hunde nicht leicht von selbst wüthend zu werden, und vielleicht sehr alte ebensowenig; der noch nicht erwachte oder aber bereits erloschene Geschlechtstrieb mag hiebe! im Spiele seyn.
Unter den äussern Ursachen der Wuthkrankheit findet man: Klima, Lebensart, Hitze, Kälte, mangelnde Pflege, besonders Maugel an frischem Wasser und an Reinlichkeit, die (falsche) Meinung, dass die Hunde nicht schwitzen u. dgl. mehr ange­führt. Während man einerseits annahm, dass heisse Witterung (Hundstage ?) bei den Hunden die Wuth veranlassen, behauptet mau andererseits, dass in heisseu Ländern (Türkei, Egypteu) die Wuth nicht vorkomme. Ersterem wiederspricht die Erfah­rung, da besonders in strengen Wintern, sowie zur Zeit der Brunst (Frühling und Herbst) mehr wüthende Hunde vorkommen; die zweite Behauptung hat sich durch ältere und neueste Nach­richten sowohl aus Italien und der Türkei, als selbst aus Mit-telamerica und Ostindien unhaltbar gezeigt. Am meisten Wahr­scheinlichkeit hat die Ansicht für sich, dass unbefriedigter Geschlechtstrieb, besonders bei Öfterer und heftiger Erregung desselben, Anlass zum Ausbruche der Wuth gebe. (Für deir Zusammenhang der Krankheit mit den Genitalien sprechen auch die bei den übrigen Ilausthieren erwähnten Syniptome regen Be­gattungstriebs bei der ihnen mitgetheilten Wuth.) Die Mei­nung, dass die Wulh sich blos durch Ansteckung erhalte und nicht mehr spontan entstehe, entbehrt jeden Beweises. Doch ist die Ansteckung entweder nachweisbar oder doch sehr wahr­scheinlich die nächste Veranlassung der bei weitem grOsscren Zahl von Wuthfällen, sowohl bei Hunden als Füchsen, und bei den übrigen Ilausthieren darf sie mit Bestimmtheit vorausgesetzt werden, wenn auch nichts Näheres über ihr ZusammentreiTcn mit wüthendeu Thieren erhoben werden konnte.
Dass die Contagiosität sich in der zweiten Generation nicht verliert, wie man früher behauptete, ist entschieden; dass sie
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aber nach mehrmaliger Ucbertragung selbst bei Fleischfressern an Intensität abnehme, ist ziemlich wahrscheinlich. Dies ge­schieht jedenfalls durch Ihre Uebertraguug auf Pllanzcnfresser; einige neuere Fälle beweisen, dass der Speichel wüthender Pferde (Rindvieh und Menschen) ansteckte, dagegen waren zahlreiche Impfversuche mit dem Speichel pflanzenfressender Thiere erfolglos, so dass mau anuchmen darf, dass bei ihnen das Contagium, wo nicht erloscht, so doch an Kraft bedeutend verliert. Die Ueber­traguug des Wuthgifts (durch Biss u. dgl.) hat nicht jedesmal den Ausbruch der Krankheit zur Folge, in vielen Fällen mag der ansteckende Stoff durch die Haare, Decken u. dgl. abge-halteu worden seyu, in die Wunde zu gelangen, oder durch die Blutung wieder herausgeschwemmt worden seyu; in andern mangelt dem gebissenem Thiere die Empfänglichkeit für das Contagium. Daher werden von einer Anzahl gebissener Thiere, selbst ohne alle Vorbcugungsmitlel, in der Regel nur wenige wütheud. Dass mancher wUthende Uund ein viel-wirksameres Contagium entwickle, als ein anderer, scheint daraus hervor­zugehen, dass weit mehrere der von dem einen gebissenen Tliieren später in Wuth verfallen, als von dem andern. Die Periode der Krankheit, in welcher das Contagium übertragen wird, oder die Form (rasende oder stille' Wuth), scheint keinen Unterschied iii der Wirksamkeit des Ansteckungsstoffs zu begründen.
Gewöhnlich dauert es einige Zeit, bis angesteckte Thiere wirklich in die Krankheit verfallen; in der Zwischenzeit schei­nen sie, nach der baldigen Heilung der Verletzungen, vüllig gesund zu seyn. Man nimmt gewöhnlich an, dass inzwischen der ansteckende Stoff unverändert au der Stelle seiner Einim­pfung liegen bleibe, und erst, wenn er resorbirt worden, die Krankheit sich zu äussern beginne Die erhöhte Empfindlichkeit der Narbe, die sich durch Kratzen, Scheuern zu erkennen gibt, soll deu Zeitpunkt bezeichnen, wo die allgemeine Wirkung des Ansteckungsstoffs eintrete. (Ry ebner nimmt an, der An-steckungsstoff liege gleichsam als ein heterogener Stoff in der Impfstelle, werde aber allmählich homogenisirt, und die Wicder-entzündung der Narbe zeige den Zeitpunkt an, wenn diese Ver-älinlichung so weit gediehen sey, dass der Stoff nun assimilirt werden könne, womit seine directe Wirkung eintrete. Allein die Empfindlichkeit der Narbe fehlt, wie schon obeu bemerkt
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wurde, sehr oft; auch tritt diamp;Krankheit manchmal ganz kurze Zeit nach der Impfung ein.) -
Es ist somit die ateiite Periode der Wuthkrankheit, oder die Zeit, in welcher sie, gleichsam als Keim, im Körper schlummert, sehr verschieden.
Bei den Hunden pflegt die Krankheit, nach erfolgter An­steckung, iiineilialb 6—7 Wochen auszuhrechen; indessen sind die Fälle nicht sehr selten, in denen es länger anstund, so dass ein bestimmter Endtermin sich nicht angeben lässt. Audern-theils kann das Contagium sehr rasch wirken; Viborg führt einen Fall an, Wo der gebissene Hund noch denselben Tag von der Wuth befallen wurde. (Veter. Selksc. skr. 3. Bd. S. 159.) Beim Pferde beobachtete man den Ausbruch der Wuth, vom dritten Tage an bis zu 14 Wochen ; in zwei mir näher bekann­ten Fällen fand derselbe in der sechsten Woche statt.
Beim Rindvieh soll sich der Zeitraum bis zu 2% Jahren ausdehnen. Der Ausbruch ist selbst bei — von demselben Hunde gebissenem Vieh sehr ungleich. Bei der in Leba (1819) ange-steekten Heerde erkrankte das erste Stück 30 Tage nach dem Bisse; nach 34 Tagen waren 15 Stück, nach 51 Tagen 50 Stück, nach 57 Tagen 58 Stück erkrankt, und die letzten Ausbrüche fanden erst nach 3'4 Monaten statt; im Ganzen waren 70 Stücke zu Grunde gegangen.
Bei Schafen wurde der Ausbruch schon am dritten Tage aber auch erst nach vier Monaten beobachtet; bei Schweinen von drei bis zu neun Wochen.
Die Dauer der Krankheit erstreckt sich nach dem Ausbruche nie über acht Tage.
Die sog. seuchenhafte Wuth der Hunde und Füchse haben einige Autoren (Prinz, Franque) als eine milzbrand-ähnliche Krankheit erklärt, und dabei (zuerst Locher) beson­dern Wertii auf Knoten und Auflreibungen der Milz gelegt. Allein mehrere Beobachtungen haben gezeigt, dass theils derglei­chen zur Wuthseuche gerechnete, Fälle bei andern Hausthiereu und selbst dem Menschen die gewöhnliche Wuth hervorbrachten, theils dass jene Veränderungen an der Milz ganz ohne alle Wutherscheinungen vorkommen können. Prinz gibt zu, dass die von ihm beschriebene Wutliseuche (Anthrax) sich zur wah­ren Wuth steigern, d. h. ansteckend werden könne. Auch
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V i b o r g ist ähnlicher Meinung. So henschle die Wuth in bedeutender Ausdehnung (desshalb aber nicht eigentlich seucheu-haft) unter den Hunden in Wien 1814 u. 15 (nach Wal ding er) und in Kopenhagen 1815 u. 16 (n. Viborg), ferner im Canton St. Galleu, Glarus u. s. w. von 1821—23, dann mehr unter den Katzen und Füchsen, und von diesen aus unter Rindvieh von 1824—27, und verlor sich 1828 ganz (nach Dr. Henslcr). Die von Prinz beschriebene Wuthseuche fand in Dresden von 1828 — 30 statt. In den Jahren 1809 und 1827 herrschte im Würtemberg'schen und den angränzenden Ländern die Wuth unter den Füchsen in hohem Grade; in den Jahren 1840 — 41 kamen mehrere wüthende Hunde in Baden, Baiern und Würtcm-berg vor und vcranlassten geschärfte polizeiliche Maasregeln. Im Jahr 1837, war die Wuth nach Adamowicz, eine herr­schende Krankheit unter den Hunden, Wölfen, Schweinen und dem Rindvieh in Polen.
Da die Kenntniss der Hundekrankheiten überhaupt noch man­gelhaft ist, und die der Hundswuth, als einer sehr gefürchteten Krankheit besondere Sclnvierigkeiten darbietet, so sind Verwechs­lungen und falsche Ansichten bei wenigen Krankheiten so häufig, als bei der Wuth. Bereits haben mehrere neuere Beobachter (Hertwig, Prinz, Michel, Youatt, Renault u. A. m.) sich um die Aufhellung dieses Capitels verdient gemacht und 1st zu wünschen, dass ferner jede Gelegenheit dazu von den Thierärzten benutzt werde.
Man ist nach beiden Richtungen zu weit gegangen; wäh­rend in neuester Zeit, z. B. Delafond, die stille Wuth (rajre rnue) für nicht ansteckend zu erklären geneigt ist, nimmt man andererseits gar zu oft jeden herrenlos herumlaufenden, durch Vorfolgung und Misshandlung ängstlich gewordenen, oder in der Noth sich durch Beissen wehrenden Hund für wüthend. Es ist durch vielfältige Beobachtungen festgestellt, dass mehrere der ausgezeichnetsten Symptome der Wuth, z. B. Unruhe, Beiss-lust auch bei andern, besonders nervösen Krankheiten des Hunds vorkommen, so z. B. bei Zahnschmerz, Krämpfen, der Staupe, heftiger Kolik, Verstopfung, Hirnentzüiidung; die Zuckun­gen und Krämpfe bei Gichtern, der Staupe, Epilepsie; das Ver­schlingen unverdaulicher Stoffe bei dem bösartigen Entzündungs-(ieberodcrWulhaiithrax; die Lähmung des Kreuzes bei der Staupe
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und dem eben erwähnten Fieber). Ein der Wuth sehr tthnlichcs Benehmen ist laquo;fter bei Hunden, die an Würmern littelaquo;, bemerkt wor­den (namentlich bringt Pentastoma taemoides in der Nasenhöhle der Hunde solche Symptome hervor; auch Stroni/ylus gigas (der in den Nieren vorkommt); das von C. Viborg beschrie­bene bösartige Entzülldungsfieber.(/'e6}•. infiammntoria maligna') hat so viele Aehnlichkeit mit der Wuth, dass nur die genaueste Beobachtung beide Krankheiten unterscheiden kann. Die Unruhe im Beginn der Krankheit, die Lust zu beissen, das Fressen von Holz, Lumpen, Steinen, Stroh u. s. w. begleiteten diese meist am vierten Tage tödtliche Krankheit. Wenn nun zu gleicher Zeit (wie es 1815 in Kopenhagen der Fall war) einige wirk­lich wüthendc Hunde vorkommen, so wird die Schwierigkeit der Unterscheidung noch vergrüssert. Es ist wahrscheinlich, dass sehr häufig, und besonders bei der sogenannten seuehen-haften Wuth andere Krankheiten mit unterlaufen, und mehr als wahrscheinlich, dass viele für wüthend gehaltene Hunde es kei­neswegs sind; diess ist um der Gebissenen willen ein grosser Uebelstand, der aber um so schwerer zu beseitigen ist, als es überall Leute gibt, die ein — philanthropisches oder peeuniäres — Interesse dabei haben, die Sache so wichtig als möglich zu machen.
Eine Reizung des Magens, oder ein entzündlicher Zustand dieses Organs durch scharfe Gegenstände, die verschluckt wur­den, hervorgebracht, erregt — nach den an französischen Thier-arzneischulen gemachten Versuchen einen der stillen Wuth sehr, ähnlichen Zustand.
B e h ah d 1 un g. Man hat beim Menschen eine Menge von Mitteln angeführt, die theils den Ausbruch der Wuth (nach geschehener Impfung) verhindern, theils dieselbe, wenn sie bereits ausgebrochen war, heilen sollten. Indessen haben diese Mittel wenigstens in letzterer Beziehung die Hoffnung gänzlich getäuscht. Es ist daher hauptsächlich auf die Prophylaxis oder Vorbeugung der Krankheit und insbesondere ihrer weitern Ver­breitung Rücksicht zu nehmen.
Da man die eigentliche Ursache der spontanen Wuth bei den Hunden nicht mit Bestimmtheit kennt, lässt sich auch nur im Allgemeinen rathen, diese Thiere soviel möglich ihrer Natur gemäss zu halten, namentlich die Aufreizung des Begat­tungstriebs zu vermeiden, oder demselben Befriedigung zu ver-
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schaffen. Bei der Seltenheit s|)ontaiicr Hundswuth ist darauf zu sehen, dass die daran erkrankten Hunde sobaM als möglich unschädlich gemacht und damit der Wciterverlrcituug der Krank­heit vorgebeugt werde. Das Anbinden, Einsperren und das Tödtcn wuthverdiiehtiger Hunde dienen am sichersten hie/.ii, wo aber irgend ungewiss ist, ob Menschen oder Thiere von dem wuthverdächtigeu Hunde verletzt worden sind, ist es rathsam, den Hund einzufangen und gut verwahrt zu beobachten (nicht aber ohne weiters zu tüdteu), um dadurch Sicherheit zu erhal­ten, ob derselbe an der Wuth oder einer andern Krankheit ge­litten. Die Section ist in solchen Fällen durchaus unzureichend; sie kann den Verdacht erhöhen oder vermindern, aber für sich nie Gewissheit geben. Hundsmusterungen sind eine verwerfliche Einrichtung, da sie auf der absurden Vorstellung beruhen, man könne einem Hunde sogleich ansehen, ob er etwa geneigt scy, — innerhalb des nächsten Jahrs — wüthend zu werden.
Sind Thiere von wüthenden oder wuthverdächtigeu Hunden. Füchsen u. s. w. gebissen worden, so ist an allen auch nur im Geringsten verletzten Stellen so schnell als möglich die Ent­fernung oder Vertilgung des daran etwa haftenden Contagiuras zu bewirken. Blutenlasseu, Abflössen mit Wasser, Ausschnei­den der Wunde, gänzliches Abschneiden des gebissenen Theils (z. B. Ohrs, Schwanzspitze); ferner Ausbrennen oder Aetzen der Wunde und länger unterhaltene Eiterung erfüllen obige Zwecke. Solche gebissene Thiere sind längere Zeit noch genau zu be­obachten , um sie bei dem Eintritt verdächtiger Krankheitssymp-tome sogleich unschädlich machen zu können.
Bricht die Wuth an einem solchen Thiere aus, so ist (ab­gesehen von Versuchen im Interesse der Wissenschaft) von Heil­mitteln u. dgl. ganz abzustehen, da ihre Anwendung nicht ohne Gefahr für Menschen stattfinden kann.
Die abgelebten Thiere, die jedoch nach dem Erkalten ohne Gefahr der Ansteckung secirt werden können, sind, so wie die Gegenstände, die sie etwa besudelt haben, nach den in jedem Lande bestehenden polizeilichen Vorschriften zu behandeln (tie­fes Verscharren mit Haut und Haar, Desinfection des Stalls, der Utensilien u. s. w.). Milch und Fleisch wüthender Thiere' sind zwar in manchen Fällen- ohne Schaden von Menschen und Thiereu genossen worden, jedoch ist dies zu verhüten. Ebenso
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Kweclnnfftssig ist die Vorsclirift, dass von wüllieuden oder wuthvcrdäcliti^cn Hunden u. s. \v. gebissene grOssere oder werfh-vollere Hausthiere längere Zeit niclit ausserhälb des Orls ver-kaul'l, oder zur Schlachtbank benützt werden dürfen.
Hunde, die mit wüthenden zusammengefroflen, werden zu desto sicherer Verhütung weitem Unglücks getödtet.
Da insbesondere Tltierärzte leicht Verletzungen durch wü-thende oder wuthverdiiehtige Thiere ausgesetzt sind, so ist es am platze, zu bemerken, dass jede solche Verletzung, selbst die unbedeutendste, so schleunig als möglich mit Wasser (oder dem eignen Urin) auszuwaschen, die Blutung einige Zeit zu unterhalten, und sodann zu ätzen oder zu brennen ist, um den Uebergang des etwa eingedrungenen Ansteckungsstoffs in das Blut zu verhindern. Uebrigens ist die Gefahr der Ansteckung weit geringer, als bei vielen andern contagiösen Krankheiten (z. B. #9632; Milzbrand) , da viele verletzte Personen, selbst ohne alle vorbeugende Behandlung, von der Krankheit verschont bleiben; (so wurde in Kopenhagen 1815—i6 von 47 Personen, die zum Theil von in der Thierarzneischule, an der Wuth krepirten Hun­den gebissen worden waren, und sich in dem allgemeiueu Krau* kenliaus eingefunden hatten, nicht einer angesteckt; die Wunden waren ausgeschnitten und in Eiterung gehalten worden.
In medic. - polizeilicher Hinsicht sind in Würtemberg die Verfügungen vom 10. Sept. 1841, vom 2. Jan. 1824 u. 4. Febr. 1828; so wie (die Füchse betreffend) vom 26. Jan. 1829 zu beachten.
6. Ärttiikljüfle Störungen ita tfmmgeftifyU. iMorosilates. Sauvages.)
Die liieher gehürigeu Zustände sind noch wenig bekannt; sie mögen selten vorkommen und noch seltener für sich eine Krankheit darstellen, sondern öfter symptomatisch seyn , so z. B. das Verlangen nach ungewöhnlicher Nahrung (Pica) in der Tob-suchtjderWuth; die gänzlicheUnterdrückung des Appetits, in vielen Krankheiten (Anorexia), der sog. Wolfshunger; derübermässige oder aber ganz fehlende Durst; ebenso der Geschlechtstrieb u. s. w.
Mehrere Fälle von Sehnsucht sind bei Thieren beobachtet, welche so stark einwirkte, dass das Bewusstseyn darüber ge­trübt und über der einen Vorstellung selbst der Erhaltungstrieb unterdrückt wurde.
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Von Hunden weiss man mehrere glaubwürdige Fälle, dasg sie naeli dem Verluist ihres Herrn. sich zu dessen Grab gelegt und nichts genossen haben, sondern Hungers starben.
Von einer Kuh erzählt Sticker folgenden interessanten Fall von Heimweh: sie war neumelkcnd und gab 13 — 14 Quart Milch; durch Verkauf kam sie in einen guten Stall, wo noch drei Stücke Rindvieh ausser ihr standen. Hier war sie stets unruhig und bewegte sich hin und her, wie wenn sie ge­trieben würde. Diess dauerte fort; kein Futter, kein Benehmen war im Stande, sie zu beruhigen; sie frass immer weniger, magerte ab und gab jeden Tag weniger Milch. Nach drei Wo­chen wurde sie dem Verkäufer, der sie aufgezogen hatte, zu­rückgegeben; in seinem Stalle wurde sie augenblicklich ruhig und gab bald ihr früheres Milchquantum wieder (rh. Vet. - Ber. 1836). Einen ähnlichen Fall führt F a s s von einer Kuh, unter dem Namen „Bangenquot; au. (G. u. H Magazin. VII. Bd.) . ' Auch andere Leidenschaften steigern sich manchmal bei Thieren so sehr, dass körperliche Leiden sich damit verbinden, oder daraus entstehen. So hat man von heftigem Zorn bei Pfer­den das Herz zerreissen sehen; Hunde sollen durch fortgesetz­tes Reizen und ErzUrnen in Wuth verfallen seyn, oder im hef­tigen Zorn gebissen und dadurch die Wuth hervorgebracht haben (?). Die Erregung heftiger Leidenschaften, sowohl depri-mirender als excitirender, ist besonders kräftigen und säugenden Thieren, und bei letztem durch eine nicht in die Sinne fallende Veränderung der Milch ihren Jungen nachtheilig.
ZWEITE OHDNinVG.
Störungen ter dnpfmMtdjkcit (im tn^ttn SHnne).
Die Fähigkeit der Nerven, Eindrücke aufzunehmen und zu leiten, ist nicht immer gleich gross: sie hängt theils von dem allgemeinen Zustande des Organismus und des Nervensystems insbesondere , theils von der Beschaffenheit der einzelnen Nerven ab. In ersterer Beziehung ist auf das am Eingange der III. Klasse Gesagte zu verweisen, denn es versteht sich, dass wenn die Thätigkeit des Nervensystems überhaupt erhöht ist (Erethismns),
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diess auch die Empfindlichkeit im engeren Sinne, das Gefühl­vermögen und die locale Thätigkcit der einzelnen Nerven in sich begreift, ebenso in dem entgegengesetzten Falle (Torpor), und bei veränderter Thätigkeit des Nervensystems (Paraesthesia).
Auch ist in der vorhergehenden Ordnung, bei mehreren da­selbst beschriebenen Krankheitsformen, der Störung des Gcfühls-vermOgens- Erwähnung geschehen, so z. B. im Koller, in der Apoplexie u. s. w., sey es nun, dass hiebei die einzelnen Ner­ven gleichzeitig mit den Centralorganen erkrankt sind , oder dass die Verrichtung der Nerven au und für sich ungestört statt findet, aber die Leitung der Empfindungen, oder endlich ihr Uebertritt in's Bewusstseyn gehindert oder aufgehoben ist. Ebenso wird in der vierten Ordnung dieser Klasse von einer Vermin­derung der Nerventhätigkeit in den gelähmten (paralytischen) Organen die Rede seyn.
In diese Ordnung werden daher nur solche Krankheitsfor-men zu stehen kommen, in welchen das Nervenleiden sich haupt­sächlich durch Störung des Gefühls (Schmerz, Uuempfindlichkeit) in einem beschränkten Theile des Körpers (einem Organe) äussert, ohne dass dabei das Bewusstseyn getrübt (L Ordnung dieser Klasse), oder die Bewegung beeinträchtigt wäre (III. und IV. Ordnung.)
A. Eine eigenthümlich
erhöhte, unangenehme Empfindung
welche von einem Theile ausgeht und zum Bewusstseyn gelangt, nennt man Schmer z (Dolor). Die Aehnliehkeit in der Orga­nisation und dem Benehmen unserer Hausthiere lässt mit Grund annehmen, dass sie angenehme und unangenehine Empfindungen ebensowohl wahrnehmen können, als der Mensch. Das Wesen der Schmerzen soll in einer Aufregung oder einer Verstimmung der Ncrventliütlgkcit des schmerzenden Theils bestehen.
Als Ursachen der Schmerzen im Allgemeinen sind bald die Entziehung gewohnter Reize (heim Hunger, Durst, Frieren), bald das Uebermaas derselben (grosse Hitze), endlich mecha­nische und chemische u. dgl. Eindrücke anzusehen (Druck, Verletzungen, Aelzen). Aus der Allgemeinheit dieser Ursachen lässt sich schon entnehmen, dass die meisten Krankheiten schmerz­haft sind; doch ist diess in sehr verschiedenen Graden der Fall; so sind z. B. die Krankheiten des Bildungslebens grösstentheils
II e r i n f, Pathologie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 33
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weniger schmerzhaft, als die Entzündungen, und unter letztem sind nicht gerade die der bedeutendem Organe die schmerzhaf­testen (Hirn-, Leberentzündung — Huf-, Hodeuentzündung u. dgl.).
Der Sitz des Schmerzens ist in den Nerven, seine Be­schaffenheit sehr verschieden (nach der Art: ziehender, boh­render, brennender Schmerz, Stich u. s. w.; nach der Dauer: anhaltend, remittirend ; nach dem Orte : bleibend, herumziehend u. dgl.; am meisten nach dem Grade: heftiger Schmerz kann die Thiere zu den grOssten Kraftanstrengungen, zur Raserei und zur Erschöpfung bringen. Häufig- sind die Schmerzen symp­tomatisch (z. B. bei Kolik, Harnverhaltung), selten selbststftndig.
Symptome: der Schmerz in einem Theilc äussert sich entweder durch gewisse Bewegungen (Umsehen nach dem Theile, Schlagen, Krampf, Unruhe, z. B. bei Kolik), oder durch Ab­stumpfung und Unaufmerksamkeit (besonders bei heftigen und anhaltenden Schmerzen), durch ängstliche Vermeidung des Drucks auf den schmerzharten Theil (z. B. Vorstellen des Fusses bei Hufleiden), Widersetzlichkeit gegen Berührung desselben u. s. w. Geht der Schmerz von einem Leiden des Gefässsystems (Ent­zündung) aus, so ist derselbe gewöhnlich mit Turgescenz des Organs und andern Erscheinungen der Entzündung (Wärme, Röthe) verbunden ; ist dagegen das Leiden blos Nervensache, so ist eher Collapsus zugegen, und es folgt bei längerer Dauer gern Schwinden und Lähmung. Heftiger oder anhaltender Schmerz zieht bald einen Reizzustand des Gefässsystems nach sich, Ab­magerung tritt ein, selbst bei gutem Futter und regelmässiger Verdauung, und das Thier wird endlich durch einen schleichen­den Entzündungszustand, der insbesondere im Darmcanal Spu­ren hinterlässt — oder aber schneller durch Erschöpfung der Nervenlhätigkeit aufgerieben.
Die Section kann an dem schmerzenden Theile nichts nachweisen, es wäre denn die nähere Erkenntniss der Ursache (Verletzung, innerer Druck, Entzündung). Selten sind schmer­zende Nerven krankhaft verändert, z. B. ihre Nervenscheide verdickt, geröthet, ihr verletztes Ende aufgetrieben u. dgl.
Die Diagnose der Schmerzen und namentlich die Auf­findung ihres Sitzes und ihrer nächsten Ursache jst hei den Thieren, wegen des Mangels genauer Bezeichnung ihrer subjee-tiven Empfindungen, oft schwierig.
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Die Prognose lichtet sich mehr nach der Krankheit oder der Ursache, die den Schmerz erregt; an und fttr sich sind die Schmerzen nicht gerade gefährlich.
Behandlung. Sie beruht hauptsächlich auf Entfernang der Ursache; daher ist bald die entzUndungswidn'ge, bald (jedoch seltener} die reizende und stärkende Methode anzuwenden; ab­leitende Mittel sind besonders bei iimcrn Schmerzen am Platze; die im Allgemeinen erhöhte Empfindlichkeit kann man durch uaicotischc Mittel (Opium, Blausäure, flyosciamus) herabzustim-men suchen; Ortlich dient trockene oder feuchte Wärme (Brei­umschläge mit Zusatz von Hyosciam., Conhrni); endlich bleibt an den geeigneten Stellen das Durchschneiden der Nerven zwi­schen der schmerzenden Stelle und dem Centralorgan übrig.
A. fdiknffljmi'ra. (B.hachialyia.') (Lendenweh, Lumbago.quot;)
Schmerz iu der Lenden- und Kreuzgegend mit Steifheit dieses Theils oder Unvermögen aufzustehen, ohne Entzündung oder Verlust des Gefühls.
Diese Krankheit befällt meist Rindvieh, besonders Kühe, seltener Pferde; sie scheint rheumatischer Natur zu sejii und der Kreuzlähme (Paralyse) verwandt, von der sie sich jedoch durch die willkuhrliche Bewegung der Gliedmasse und die fort­dauernde Empfindlichkeit des Hintertheils unterscheidet.
Symptome: Das Lendenweh befällt die Thiere plötzlich; sie können nicht aufstellen, obgleich sie es versuchen; sie zeigen Schmerz oder Empfindlichkeit in der Lenden- und Krcüzgegend, die besonders durch Druck (jedoch nicht in allen Fällen) ver­mehrt wird; die kranke Parthie ist steif, unbiegsam; im Uebri-gen scheinen die Thiere, wenigstens anfangs, nicht allgemein erkrankt, sie fressen u. s. w. Im höheren Grade des Uebels, oder bei längerer Dauer, nimmt die Fresslust ab, der Durst ist vermehrt, der Mislabgang verzögert, der Puls etwas beschleu­nigt, das Athmen ebenso, die Milchsecreticn vermindert.
Manchmal findet man die Wärme der kranken Parthie er­höht, und es bildet sich eine entzündliche Anschwellung, die in Absccssbildung Übergeht. Die Dauer des Uebels ist in den gelindem Fällen nicht über acht Tage; indessen kann das Lei­den auch chronisch werden, Monate lang fortdauern und dadurch
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Abzehrung u. s. \v. herbeiführen. Die Section zeigt nichts Characteristisches.
Als Ursache wird hauptsächlich Erkältung angegeben; Thiere, die schwer ziehen müssen, und alte trächtige oder säu­gende Kühe sollen zum Lendenweh disponirt seyn.
Prognose: meist günstig.
Behandlung; je nach dem allgemeinen Zustande anti-phlogistisch und seh weis sf reihend (bei Fieber: Xihiim oder Tartar, emet. in einem Infus. fl. sambuci oder rad. ralerianae), oder reizend (warmer Wein nach Rychner); letztere Methode ist erst einige Tage nach dem Beginn der Krankheit anzurathen. Wesentlich ist das örtliche Verfahren: Bedecken der Lenden­gegend mit warmen Teppichen oder Kräuterkissen, oder Kata-plasmen von Heublumen u. dgl.; Einreibungen von Salmiakgeist, Terpentinöl, Weingeist, Aether; Frotliren der Haut, Klystiere.
So lange die Thiere liegen, ist es gut, sie knapp zu halten und ihnen laues Trinkwasser zu reichen.
(Französische Thierärzte empfehlen Scarificationen in der Lcndengegend, Aderlass am Schweif, erweichende Bähungen und Einreibungen; im chronischen Zustande aber scharfe und reizende Einreibungen, aromatische Dämpfe, kräftiges Futter und innerlich rothe Weine n. dgl.)
B. Anfangs erhöhte, später verminderte, jedenfalls aber
alienirte Empfindlichkeit.
Sie kommt in verschiedenen Krankheilen symptomatisch vor, z. B. in der Lecksucht, der Wuth, der Scheue und Stättlgkcit u. dgl. Tu nachfolgender Krankhcitsform scheint diese alienirte Empfindlichkeit sowohl im Allgemeinen als örtlich (in der Kreuz­gegend) das hervorstechendste Symptom zu seyu.
B. '£raberlirlaquo;iihl)eit. {Tabes dorsalis.)
(Gnubbcr, Schruckigseyn , Kreiudrche? IHaladie tremblente, Parcplegie des moutons der Franzosen.)
Eine veränderte Empfindlichkeit, durch Angst und Schreck­haftigkeit und juckendes Gefühl am Kreuze sich öusserud; in Lähmung und Abzeiirung üliergehend. Langwierig, fieberlos. Als Anlage cihlich. Bei Schafen und Ziegen.
Mau hat häufig dieTraberkraukheitvon dem Gnubbern getrennt,
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allein beide Krankheiten scheinen im Wesentlichen dieselben zu seyn, da nur das Symptom des Benagens der Haut bei den Trabern fehlt. Oefters ist die Traberkrankheit mit der Dreh­krankheit verwechselt worden, wozu der Ausdruck Kreuzdrehe Veranlassung gegeben haben mag; in neuerer Zeit wird der letztere Name aber blos für eine dritte, sowohl von der Traber­ais Drehkrankheit verschiedenen Form gebraucht, welches durch die Bildung einer Wasserblase (Coemirus^ in dem Rückenmarks-canal characterisirt, und somit der Drehkrankheit nach Ursache, Disposition (im ersten Jahre der Thiere) u. s. w. analog ist, von der sich die Kreuzdrche in den Symptomen durch die bald eintretende völlige Lähmung des Hintertheils unterscheidet.
Symptome. Die Traberkrankheit entstellt unbemerkt und langsam. Man beobachtet zuerst eine ungewöhnliche Schttch-ternheit, dummen Blick, schlaff herabhängende Ohren, die (be­sonders bei starkem Sonnenlicht) von einem Zittern befallen werden, öfteres üeber- oder Zurilckbiegen des Kopfs, am meisten wenn die ausseist schreckhaften Thiere gefangen worden waren; allgemeines Zittern und selbst Niederstürzen, wenn man sie wieder frei lässt.
Nach 1—2 Monaten bemerkt man Blässe der Haut, Trocken­keit der Wolle, besonders aber eine Schwäche des Hintertheils, schwankenden oder steifen, hinten weiten Gang, mit kleinen Schritten (Trippeln), starkes Niederbiegen auf Druck in der Kreuzgegend; bei allmähliger Zunahme dieser Schwäche schlep­pen die Kranken das Hintertheil nur noch nach, liegen viel, können nicht mehr aufstehen, haben einen missfarbigen, übel­riechenden Nasenausfluss, magern immer mehr ab und sterben unter Zähneknirschen, Zuckungen u. s. w.
Die Gnubber (im engern Sinne) zeigen neben den be­reits angeführten Symptomen eine juckende Empfindung in der Gegend des Kreuzbeins, später auch an den Hiuterschenkeln, raufen die Wolle aus, benagen die Haut, welche wund und schorfig wird.
Die Dauer der Krankheit erstreckt sich von zwei bis auf fünf bis sechs Monate; die Gnubber enden gerne bälder als die Traber. Die Krankheit scheint im Winter langsamere Fortschritte zu machen, als im Sommer.
Section. Auaser dem Rückenmark findet man häufig keine krankhaften Veränderungen. Das Rückenmark fand
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11 u du! phi stets abweichend; zu hart oder zu weich,, viel Serum iu dem Wirbelcanal; auch Röthnng der Häute und Schwin­den der Substanz des Rückenmarks wird angegeben. Manche Beobachter wollen gar nichts Krankhaftes gefunden haben.
Ursachen: Eine besondere Anlage zu dieser Krankheit besitzen die Nachkommen traberkranker Schafe, es scheint zu­gleich , dass die Väter die Krankheit sicherer vererben, als die Mutter; ferner sind die veredelten Schafe dem Uebel besonders ausgesetzt, die gruben Landschafe sehr selten; daher ist die Krankheit in Ländern, wo die Veredlung der Schafzucht beson­ders im Schwünge ist, am häufigsten (z. B. in Schlesien, Sachsen, Preussen); dass aber Klima und Localität hiezu noch besonders beitragen, wird dadurch wahrscheinlich, dass z. B. in Wttrtemberg selbst in sehr veredelten Hlaquo;erdeii die Traber­krankheit äusserst selten beobachtet wird. Das Lebensalter ist von Eiufluss auf die Entwicklung dieser Krankheit; sie zeigt sich im Verlaufe des zweiten und dritten Jahres (nach Girard nicht vor Ablauf des ersten Jahrs und nicht nach Ablauf des dritten; Richter führt ein halbjähriges Lamm und ein sechs­jähriges Mutterschaf, jedoch als Ausnahme, an). Endlich haben die männlichen Thiere (Widder) eine grössere Anlage dazu, a\a die weiblichen.
Neben dieser theils angeerbten, theils im Laufe einer ge­wissen Altersperiode erworbenen Disposition ist hauptsächlich starke Fütterung (üppige, feuchte Waide, Körnerfutter) unter den Ursachen der Traberkrankheit hervorzuheben. Fehler in der Paarung, wie die Verwendung zu hitziger, alter Bocke, zu frühzeitiges Zulassen derselben, z. B. im zweiten Jahre, heisse, feuchte Ställe n. s. w. werden ebenfalls beschuldigt, nicht ohne zureichende Gründe.
Wie die Erblichkeit des Uebels nachgewiesen ist; so ist auch die Contagiosität desselben (welche Richthofen behaup­tete) widerlegt.
Prognose: sehr ungünstig.
Behandlung: neben Vermeidung der (wenn noch fort­dauernden) Ursache, hauptsächlich äussere Reize, z. B. Uaarseile, Brennen (Moxa) in der Kreuzgegend; Yvart rühmt die Wir­kung von in das Zellgewebe dieses Theils eingebrachtem Ter­pentinöl. (Iu einem Falle wandte ich Waschungen mit Creosot-
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Wasser bei Gimbbern mit Erfolg au; Quecksilbersalle nutzte nichts). In den meisten Fällen wird es vortheilhalt seyn, die erkrankten Thlcre zeitig zu schlachten. Die Vorbauung lässt sich nur durch Entfernung der Ursache, namentlich Ausschluss aller der Krank­heit verdächtigen Thiere von der Zucht, zweckmässige Fütte­rung u. s. w. bewirken.
(Berger führt an, der Traberkrankheit ähnliche Fälle seyeu. auch schon bei Pferden und Rindvieh beobachtet worden; es ist jedoch wahrscheinlich, dass er die bei diesen gewöhnliche Kreuzlähme [paraplegiej meint. Bec. de Med. vet. 1829.)
C. Verminderte oder aufgehobene Empfindlichkeit.
Sie ist wie die vorhergehenden Störungen der Empfindlich­keit im engern Sinne häufiger symptomatisch, als ein für sich bestehendes Leiden; so z. B. im torpideu Koller. Manche be­deutende Krankheiten anderer Systeme haben ein couseusuelles Sinken der Empfindlichkeit zur Folge (grosser Blutverlust, ner­vöse Fieber, Schwäche und Erschöpfung der Muskelkraft), am häufigsten aber erscheint die Verminderung und selbst Vernich­tung der Empfindlichkeit, zugleich mit einem ähnlichen Leiden der Fähigkeit, sich willkührlich zu bewegen und wird dann als Lähmung (Paralyse) bezeichnet.
Indessen ist Verminderung und Vernichtung der Empfind­lichkeit einzelner Organe, ohne gleichzeitige Lähmung ihrer Muskelthätigkeit nicht blos denkbar, sondern auch (bei Thiereu seltener als bei Menschen) wirklich beobachtet. Die eigentlichen Sinnesnerveu könfleu gelähmt werden, ohne dass die zum Be­wegungsapparat der Sinnesorgane gehörigen Nerven daran Theil nehmen. So z. B. kann Taubheit durch Lähmung der Hör-uerven, Geruchlosigkeit durch Lähmung der Riechnerven ent­stehen. Hierüber sind indessen die Beobachtungen noch zu man­gelhaft, und es genügt, diese Krankheitsformeu hier angedeutet zu haben; blos die Lähmung der Sehnerven ist hier aufzuführen, da sie genauer bekannt ist, und bei der uubetbeiligten Bewegung des Auges sich als eine reine Verminderung der Sensibilität dieses Organs darstellt.
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C. SdjtBnraer Stour. (Amaurosis.')
(Schönblindheit, Giilla serena.')
Verminderte oder aufgehobene Einpfiiidlichkcit des Sehnerven gegen Lichteindrilcke.
Der schwarze Staar kommt bei allen Hausthieren vor, jedoch selten; er wird beim Pferde noch am ehesten wahrgenommen, da dessen Gebrauch dadurch leidet, was bei Thiereh, die stets im Stalle gehalten werden, weniger oder nicht der Fall ist.
Der schwarze Staar ist theils Folge einer vorausgegangenen anderen Krankheit, z. B. der Mondblindheit (die jedoch weit laquo;fler den grauen Staar nach sich zieht), oder eines acuten Ilirn-leidens, wiederhalbacutenllirnentzüudung; ferner des Schwindels u. s. w., — theils entsteht er ohne nachweisbare Ursache oder merk­liches Erkranken, als eine idiopathische Lähmung der Sehnerven. Symptome. Ein Thier, das au beiden Augen staarblind ist, wird sich überhaupt wie.jedes Blinde benehmen, d. h. an Gegenstände austossen, daher schüchtern seyn, die Filsse hoch aufheben, die Ohren viel bewegen, mit den Nasenlöchern wittern u. s. w. - Ist es aber nur an einem Auge blind, so wird es den Kopf mehr als gewöhnlich herilberneigen müssen, um Gegenstände, die auf der kranken Seite sich befinden, zu sehen, und wenn man ihm das gesunde Auge mit einem Tuche verbindet, wird es austossen wie ein ganz blindes Pferd. Die Veränderung, welche das Auge selbst erleidet, besteht in Folgendem: Die Pupille 1st sehr weit, sie bleibt unverändert, ob das Thier ins Dunkle oder in das Sonnenlicht gestellt wird; bei längerer Dauer des Uebels schwindet auch wohl der Augapfel, wird kleiner, zieht sich zurück, die Augenlieder sind faltig; im Uebrigen ist keine Trübung in irgend einem Theile des Auges zu bemerken.
Secirt man ein am schwarzen Staar leidendes Auge, so findet man gewöhnlich die Netzhaut etwas geröthet, mit äusserst geringem Zusammenhang; der Sehnerve ist nach längerer Dauer der Krankheit kleiner, dünner, aber fester geworden, sein Mark ist gelblich, wachsähnlich (es gleicht beim Durchschneiden einem Stängelchen Phosphor); oft ist auch der Glaskörper verflüssigt und gelblich gefärbt. Die krankhafte Veränderung der Nerven lässt sich manchmal bis zu den Sehhttgelu des Hirns verfolgen.
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Die Unbcwcglichkeit der Regenbogenhaut scheint beim schwarzen Staar auf einer Erschlaffung der Muskelfasern zu beruhen; indessen bewegt sich die Pupille des kranken Auges, wenn das anderseitige Auge noch gesund ist, conscnsucll mit diesem^ obgleich weniger stark; deshalb ist die Erkenntniss des einseitigen schwarzen Slaars etwas schwieriger. Nicht jedesmal ist die Empfindlichkeit für Lichteindrilcke völlig auf­gehoben , d. h. complete Lähmung zugegen.
Ursachen. Dim- schwarze Staar geht entweder vom Auge aus und hat somit heftige oder innere Entzündung desselben, Schlüge, Verletzungen der Augenhöhle u. s. w. zur nächsten Veranlassung, oder er geht vom Hirn aus und ist dann ge­wöhnlich apoplectischer Natur. Starke Ueberfüllung der Hirn­häute mit Blut (bei Entzündungen^), Wassererguss in die Schädel­höhle, Druck von Exostoseu, Knochenbrüche u. dgl. sind als­dann unter die Ursachen zu zählen. Ob durch starken Licht­reiz (als Ueberreizung) oder durch sogenannte zurückgetriebene Hautausschläge und Ausflüsse, schwarzer Staar entstehe, ist bei den Thieren noch zweifelhaft. Dass hinter einer undurchsichtig gewordenen Hornhaut oderKrj'slall-Linse sich manchmal schwarzer Staar bildet, mag seinen Grund meist in der längeren Unthätig-keit des Sehnerven haben, etwa wie unbenutzte Muskeln nach und nach ciiahmen.
Man beschuldigt ausserdem noch theils zu starke Fütte­rung, unterlassene Blutentziehungen, an welche das Thier ge­wöhnt war, Unterdrückung der Hautausdünstung, schwächende Durchfälle u. dgl., — ohne jedoch bestimmte Erfahrungen dar­über anfuhren zu können.
Noch wenig erklärt ist das plötzliche Vorkommen des schwarzen Slaars nach Operationen, besonders nach der Castra­tion. Wenige Tage nachher bemerkt man mit einem Male, dass das Pferd sich wie völlig blind benimmt, ohne dass die Augen im mindesten entzündet oder getrübt wären. In den meisten Fällen ist diese Art von schwarzem Staar vorübergehend.
Wenn schwarzer Staar während Hirnentzündung eintritt, scheint er als Metastase nach einem minder wichtigen Organ betrachtet werden zu müssen; er ist aber hier nicht vorübergehend, sondern bleibend, jedoch nicht jedesmal vollständig. Solche Thiere werden nicht selten von Unkundigen für kollerig gehalten.
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(In einem solchen Falle sah ich [1837] die Pupillen zwar ziemlich weit, jedoch nicht in dem Grade, wie man sie häufig trifft, wo die Iris nur noch einen 1—2 Linien breiten Streifen bildet; sie verengten sich im hellen Lichte, jedoch weniger als in gesunden Augen; im Freien lief das Thier an Zäune, Stangen u. dgl., nicht aber an weisse Mauern oder Thüren. Zugleich war das linke Auge schielend {Strabismus), denn es war abwärts gerichtet, so dass man stets einen Theil vom Weissen des Auges am obern Rande sehen konnte.])
Bei jungen Pferden entsteht der schwarze Staar nianclimal, ohne dass eine Hirnkrankheit oder dergleichen vorausgegangen wäre. Ein solches Pferd schloss die Augenlieder, wenn man concentrirtes Licht (durch einen Spiegel oder ein convexes Glas) auf das Auge fallen liess, die Iris aber bewegte sich dadurch nicht im Mindesten.
Prognose: meist ungünstig.
Behandlung: bei Zeichen eines entzündlichen Zustandes am Auge Ortlich und allgemein entzttiidungswidrig; ausserdem aber hauptsächlich revulsorisch (scharfe Einreibungen, Eiter­bänder in der Nähe des Auges; drastische Purgir-Mittel). Das Einpinseln einer Auflösung von Veratriu und von Strychnin ver­aachte ich ohne Erfolg bei einem Fohlen.
(Bei dem sogenannten grünen Staar {Glaucoma) ist das Auge ebenfalls hell und durchsichtig; aber aus der Tiefe des Angapfels leuchtet ein Bouteillcn-grüner Schimmer hervor; die Pupille ist erweitert und unbeweglich. Prinz beobachtete Glaucom bei Lämmern als an­geboren , zugleich mit mangelhafter Hirnentwicklung; solche Thierlaquo; werden gerne als „angeboren drehkrankquot; bezeichnet. Ich ilialte den grünen Staar nicht wesentlich verschieden vom schwarzen Staar.)
B. Krankhafte Störung der Bewegung von Seilen des Nerven­systems; öfter zugleich mit Störung der Empfindlichkeit.
Diese zweite Hauptabtheilung der Krankheiten des Empfin-dungslcbens unterscheidet sich von der vorhergehenden dadurch, dass sie hauptsächlich von den zur Leitung der Muskelthätigkeit bestimmten Parthieeu des Nervensystems ausgeht, und somit dem Beobachter zunächst als ein Leiden der Bewegung erscheint. Störung des Bewusstseyns ist hiebei nicht zugegen, oder blos ausnahmsweise (bei der Epilepsie); dagegen leidet oft gleichzeitig
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das GelulilsveniKigci, indem bald Schmerz, bald Vernichtuug der Empfindlichkeit die hieher gehörigen Kiaukhcitaformen be­gleitet. Diese lassen sich iu zwei Orduuugeu bringen, deren eine die Krämpfe, die andere die Lähmungen enthalt.
raquo;RITTE ORDNII]?laquo;.
Ü r 8 m p f *. ^Spasmiquot;.)
Unu illkülirliclic , meist schmerzhafte, anhaltende oder ab­wechselnde Zusammenzichung der Muskel. Für sich fieberlos, ohne bestimmte Dauer, manchmal periodisch.
Das Wesen der Krämpfe scheint in einem zu starken oder ungeregelten Einflnss der Nerven auf die Muskelfasern zu bestehen; diese Störung kann von einzelnen Nervenzweigen, aber auch von grüsseren Stämmen und den Centralorganeu der Bewegung ausgehen.
Iu dem anhaUenden Krämpfe (Spasmus tonicus) bleiben die sonst der WillkUhr unterwurfeneu Muskeln, seltener die mus-kulüsea Schläuche und Behälter, längere Zeit fest zusammen­gezogen; sie fühlen sich gespannt, steif und hart an, ohne Hitze oder Rothc, aber meist mit Schmerz (der bei den unwill-ktthrlichen Muskeln heftiger zu seyu pflegt). Zuckungen (Con-vulsiones, Spasmi clonici) dagegen nennt man solche uuwill-ktthrlichc Bewegungen der Muskeln, wobei diese abwechselnd sich couirahiren und wieder erschlaffen, oder wobei die Con­traction abwecliselnd die Antagonisten (z. B. Streck- und Beuge­muskeln) befällt. Bei dem tonischen Krampf ist der befallene Theil unbeweglich, bei dem clonischen dagegen ist er während des Anfalls in fortwährender Bewegung; die erstere Art hat meist einen acuten, die andere einen periodischen, langwierigen Verlauf; jene verlangt gewöhnlich eine entschiedene Behandlung, im Gegentheil gehen die Zuckungen oft von selbst vorüber oder trotzen dem Heilverfahren. Die Aufregung im Nervensystem, vermehrt durch die oft heftigen Bewegungen oder die Angst u. s. w., zieht manchmal einen ähnlichen Zustand des Gefäss-systems (Fieber) nach sich.
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Dass die Krumpfe von dem Nervensystem ausgehen, lässt sieh dadurch beweisen, dass man sie durch mechanische oder eleclrische Reizung der Nerven willkUhrlicl hervorbringen kann. Indessen scheinen weder die Nerven noch die Muskeln materiell dabei zu leiden, da man in den von Krä:npfcu befallenen Or­ganen keine organischen Veränderungen naciiweiseu kann; selbst die Ceulralorgane (Rückenmark, kleines Gehirn) sind oft nicht oder nicht constant verändert.
Die Krämpfe sind nicht allein dem Grade und der Aus­breitung nach (über mehr oder weniger grosse Muskelparthicen) sehr verschieden, sondern auch nach ihrem Verhältniss zu den übrigen Fuuctionen. Meist sind sie sympathische, symptoma­tische oder seeundäre Leiden; seilen stellen sie für sich eine Krankheit dar. So sieht man z. 11. leise Zuckungen der Mus­keln au den Lippen, dem Halse, der Brustspitze bei Pferden, die an HirnentzUndung und ihren Folgen, an nervösen Fiebern u. dgl. leiden; sie sind immer ein ungerne gesehenes Zeichen nervösen ErgrifFenseyns; so kommen heftige Krämpfe im Magen und Darmcaual bei Coliken, Vergiftungen, in der Blase bei Harnverhaltungen, vor; dass krampfhafte Zusanimenziehung der Muskelfasern der Luftröhre und ihrer Verzweigungen zu perio­discher Engbrüstigkeit (Dampf) Veranlassung geben können, ist mindestens wahrscheinlich; Krämpfe und Zuckungen be­gleiten das nervöse Stadium der Staupe, ferner die Hundswuth u. s. w. Der tödtliche Ausgang des Krampfs wird theils apo-pleclisch, theils durch Lähmung herbeigeführt, seltener durch Entzündung und ihre Folgen.
Ursachen: zunächst eine Reizung oder Verstimmung der motorischen Nerven (oft zugleich der sensibeln Stränge) des Rückenmarks und Hirns, z. B. durch mechanische Verletzung oder Druck auf die Nerven; entfernte Ursachen sind: eine besondere Disposition nach Gattung (z. B. Hunde), Alter (früheste Periode), Geschlecht (das weibliche, besonders nach der Geburt und wäh­rend dem Säugen); Fieber, Entzündungen (besonders nerven-reicher Organe), Metastasen, Reizung des Magens oder Darm-canals (z. B. durch Würmer), anhaltende Ruhe oder zu starke Bewegung, speeifisch wirkende Mittel (Veratnim, Strychnos), Leidenschaften (Furcht, Schreck) u. dgl.
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Prognose: nach dem Grade und der Dauer deraquo; Leidens; meist bedcnklicli.
Therapie: neben Entfernung der Ursachen Mittel, die die erhöhte Empfindlichkeit herab-, die veränderte umstimmen; sogenannte krampfstillende Mittel [Asafoetida, Casforewn, Va-leriana, Chamillen), narcotische oder Reizmittel, die ablei­tende Methode.
A. Krampf alier Jlnchung einjcliur illiishHn ottt tälieitt. QSpaamu*, Convulsio.')
Fälle dieser Art werden nicht so selten beobachtet, ob­gleich über ihre Entstehung wenig oder nichts Zuverlässiges zu erheben ist.
n) Krampf der Füsse.
Ein alter Hengst, englisch-arabischer Abkunft, bekam im Sommer 1836 beim Vorführen plötzlich einen Krampf in dem linken Hinterfuss, wodurch er denselben hinten hinauszustrecken und etliche Schritte weit auf drei Füssen zu hüpfen gezwungen war; von da an wiederholte sich das Uebel fast jedesmal, sft oft das Thier aus der Ruhe in Bewegung gesetzt wurde.
Ein ungarischer Beschälhengst, Inkey, bekam öfters im Stalle eine solche krampfhafte Contraction der Füsse, dass er zusammenstürzte und sich manchmal (z. B. am Auge) verletzte; diese Anfälle kamen zu Zelten 2 — 3inal in einem Tage, setzten aber auch Wochen und Monate lang aus.
b) Convnlsionen, Gichter.
Bei jungen, zahnenden Hunden sieht man öfter Verdrehen der Augen, Zucken mit dem Kiefer, Schäumen und Speicheln, wahrscheinlich mit Bewusstlosiarkcit während des Anfalls (den Gichtern der Kinder ganz ähnlich); seltener bei alleren Hunden, von Würmern oder unterdrückten {Secrc.tioüen (z. B. der Milch, vgl. die Mania pnerpernlis, S. 495); öfters ist anhallendes Schreien und Winseln damit verbunden.
Bei den Ferkeln werden dergleichen Convulsioncn ebenfalls nicht seilen beobachtet; Appetitlosigkeit, Zillern, b'ewnsslloses Laufen im Kreise, Schäumen und Speicheln, Zühneknirschen, Zuckungen am Körper begleiten den Anfall, der in etlichen Minuten vorübergeht, aber bald sich wiederholt.
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Als Ursache Iicsclmldigt ZUler sctoiellen Uebergang von einem Futter (z. B. Branntweinschlempe) zu einem andern. Er empfiehlt Haarseite hinter den Ohren, innerlich Schwefelleber mit Rad. valerian, oder verdünnten Branntwein. Andere ratlicn Bäder aus Mistjauchc an.
c) Zittern. (Tremor^)
Seh On gen beobachtete bei einer, übrigens nicht krank scheinenden Kuh, so starkes Zähneklappem, dass man es ausscr-lialh des Stalls hören konnte. Wiederholte scharfe Einreibungen auf die Backen wurden angewendet; das Thier genas innerhalb 3 Wochen (rh. Vet.Ber. 1834).
Tttdtlichc Krämpfe des Hintcrkiefers sah Adamowicz bei Hunden von Bandwürmern (?) entstehen.
Zittern der Glieder ist theils symptomatisch (im Beginne der Fieber, wenn wiederholt im weitern Verläufe derselben ge­wöhnlich ein übles Zeichen), theils von Angst u. dgl. abhängig.
d) Herzklopfen. {Palpitatio cordis.')
Ein heftiges Klopfen im Körper, gleichzeitig mit dem Pulse, habe ich einigemal bei Pferden wahrgenommen:
1)nbsp; im Mai 1839 bei einem Pferde, das schnell und be­schwerlich athmete, der Puls war 70, die Fressinst gering, etwas Unruhe, kein Durst u. s. vv.; im Körper sah und fühlte man ein heftiges Klopfen, das den Tact des Pulses hielt; der Herzschlag war an der gewöhnlichen Stelle, jedoch nicht pochend zu fühlen; legte man die Hand auf die falschen Rippen oder den Rücken, überall konnte man das Klopfen sehr stark fühlen. Da das Thier sich einigemal zum Harnen anstellte, bekam es etliche Gaben Tartar, emet. ohne Erfolg; sodann eine Gabe Extr. hyosciam. des Abends. Am andern Morgen war das Klopfen verschwunden.
2)nbsp; Der Bcschälhengst Czack litt mehrmals an heftigem, von weitem sichtbarem Klopfen im Körper; es war gleichzeitig mit dem Pulse; die Fresslust war wechselnd, sonst nichts Krank­haftes zu bemerken. Digitalis nützte nichts; Aloe und Crem. tart. überhaupt abführende Mittel, verminderten das Leiden; das sich jedoch erst nach einigen Wochen ganz verlor.
3)nbsp; Im Xov. 1841 wurde ein, zuvor wegen eines andern
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(Hirn-) Leidens hehandeltes Pferd geheilt Kurückjercgeben, lic-kam aber zu Hause den folgenden Tag (vielleicht von der Haberfütterung) ein so heftiges Pochen im Körper, dass es durch die Decken sichtbar war; der Puls war nicht beschleu­nigt, der Herzschlag nicht stark ftthlbar; dagegen schien ein Zucken des Zwerchfells damit verbunden, da das Thier stos-send ausathmete; übrigens war es munter, frass u. s. w. Auf einige Pillen mit Asafoetida verlor sich das Pochen in zwei Tagen gänzlich.
Prehr beschreibt einen ähnlichen Fall (rh. Vet.Ber. 1837) und suchte den Grund davon in Blutanhäufung im Herzen und der hintern Aorta; er Hess an der Jugular-Vene und der Schweif - Arterie Blut, gab innerlich Calomel, Brechweinstein und Glaubersalz mit Oel, Klystiere u. s. w., worauf das Pul­siren schon nach einigen Stunden verschwand.
Paste}' sah das Uebel bei einem Fohlen nach voraus­gegangener Colik; auf Aderlass, Klystiere, innerlich Digitalis, folgte baldige Wiederherstellung.
Die Ursache dieser auffallenden Krankheit kann, da sie meist so rasch vorttbergeht, nicht in einem organischen Fehler des Herzens oder der Aorta bestehen, auch deutet nichts auf einen Congestions- oder Entzttndungszustand; es liegt also der­selben wahrscheinlich eine nervöse Störung zu Grunde.
e) Brustkrampf. (Asthma spasmodicum.')
Bei einem stark gebrauchten Pferd beobachtete ich zweimal einen sehr schnell entslandencn Anfall von heftig beschleunigtem und beschwerlichem Alhmen; das Thier war sehr traurig, ohne Appetit u. s. w., aber der Puls fast auf der normalen Zahl. Eine UeberfUllung des Darmcanals vermutheud, wurden Salze und ausleerende Mittel gegeben, aber ohne.Järfolg ; dagegen ver­schwand das Leiden auf einige Gaben Exir. hyosc. schnell.
Einige später vorgekommene ganz ähnliche Fälle wurden durch krampfstillende Mittel schnell beseitigt.
f) Krampfhusten der Hunde. {Ttissis conmlsiva.')
Diese Krankheit besteht in periodischen Anfällen eines hef­tigen und schmerzhaften Hustens; sie danern V: bis mehrere Minuten und gehen in Würgen, Neigung zum Erbrechen oder
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wirkliches Erbrechen aus; nach dem Anfall ist das Thicr zwar etwas matt, allein scheinbar gesund.
Der Krampfhusten der Hunde kommt in manchen Jahren sehr häufig (fast epizootisch), in andern fast gar nicht vor; er dauert unbestimmte Zeit, gewöhnlich Monate lang, und ist sich selbst überlassen bald heftiger, bald gelinder, je nach der Witterung und dem Verhalten des Thiers. Kälte und besonders Nässe verschlimmern den Zustand oder ftthren bei kürzlich ge­heilten Thieren Recidive herbei.
Die Section zeigt keine organische Veränderung an der Lunge u. s. w.; es ist selten, dass ein Hund dem Krampf­husten unterliegt.
Die Ursachen sind nicht genau bekannt; nasskaltc Witte­rung mag als Gelegenheitsursache wirken, für sich aber nicht hinreichen, die Krankheit hervorzubringen, da diese oft lange Zeit ausbleibt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ft
Die Behandlung erfordert: trockenes, warmes Verhalten des Thiers; innerlich krampfstillende Mittel, z.B. kleine Gaben von Ipecacuanha, Nicoüana, Extr. hyosc. oder belladonnae mit Sulphur, aurat. Als Vehikel bei Pulverform Äac/iar. lacf.; bei flüssiger Form ein Decoct Altheae oder St'tp. dulcamar.
g) Blasenkrampf. [Spasmus colli vesicae urinariac.^
Bychner führt diese Krankiieitsform als eine Neuralgie des Niereu- und üeckengefleehts au und sagt, sie heisse auch Nieren- oder Blasen-Colik.
Harnverhaltung ohne mechanisches Hinderniss der Excretion wird meist als krampfhait angesprochen, um so mehr, als sie durch dicscllien Ursaehen, wie gewöhnliche Colik (Erkältung u. dgl.) veranlasst wird (vgl. Harnverhaltung S. 209J.
Der Krampf des Magens, Darmcanals (Krampf-Colik) ist bei den Krankheiten der Verdauung angeführt; die krampfhaften Contractionen des Fruchthältcrs bei der Geburt (Wehen) sind eigentlich heilsam oder notlnvendig (s. bei Krnkh. d. IV. Klasse).
B. iriil)me. (Tetanus pttllorum, s. lactentiumj
Krampfhaftes Zusammenziehen einzelner MaskelpErthieen, in Lähmung (Paralyse) ausgehend; meist zugleich mit einem
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gastrischen Leiden. Den säugenden Thieren eigen; unliestimm-ter, gewöhnlich sehr rascher Verlauf. Manchmal seuchenartig vorkommend.
Die Lähme steht in der Mitte zwischen Rheumatismus, Starrkrampf und Arthritis. Bei den Lämmern zeigt sie vor­herrschend den nervösen, krampfartigen Character; hei den Kälbern und Füllen mehr den rheumatischen und das Knochen­leiden; bei den Füllen ist auch die Störung der Verdauung (Durchfall) am meisten constant.
ä) Lähme der Lämmer.
Sie kommt unter zwei Formen vor, der spasmodischen und der arthritischen. Zuerst ist die spasmodische oder krampf­artige Form anzuführen {Tetanus agnorum Ad.).
Symptome. Die Krankheit befällt Lämmer in den ersten Monaten ihres Lebens, theils ohne Vorboten, theils nachdem Zeichen von Mattigkeit, Widerwillen gegen Bewegung ü. s. w. einige Tage vorausgegangen sind. Der Eintritt der Krankheit gibt sich durch steifen, gespannten Gang, Krümmung des Rückens, Krampf des Halses (seltener der Kiefer) oder der Füsse zu er­kennen; die vom Krampf befallenen Theile sind schwer beweg­lich, oft verdreht, hindern das Thier am Gehen (es rutscht auf den Knieen, liegt viel) und am Saugen. Der Zustand des Gefässsystems nähert sich öfters dem entzündlichen; bei sehr jungen oder schwächlichen Thieren ist dagegen gleich von vorne herein^der Schwäehezustand deutlich; ein Fieber (wie Störig angibt) habe ich nicht wahrnehmen können. Im Anfange der Krankheit ist Verstopfung zugegen, später stellt sich Durchfall ein. Im weitem Verlaufe verbreitet sich der Krampf von den ursprünglich befallenen Theilen auf benachbarte; das junge Thier bleibt fortwährend, bald unbeweglich, bald von Zuckungen be­lallen, liegen (das unten befindliche Auge wird von der Streu nicht seilen entzündet und selbst zerstört), es gesellt sich Zähne-knirschen und Durchfall hinzu, und es endet an Lähmung oft schon in den er.sten Tagen der Krankheit, oft erst nach 8—14 Tagen; hie und da zieht sich. das Leiden selbst auf mehrere Wochen hinaus und tödtet durch Abzehrung.
Im günstigem Falle erholt sich das Thier fast eben so schnell, als es erkrankte; maiichmal bleibt aber längere Zeit eine
Hering, Pathologie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3j
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Steifigkeit der Glieder zurück, die Muskeln schwinden und es bildet sich Atrophie.
Die Section zeigt gelblichen Erguss unter der Haut (wahrscheinlich vom Liegen), die Schleimhaut des Darmcanals und besonders des Laabmagens schmutzig gerüthet, die Leber mürbe u. s. w., jedoch nicht constant; ich fand meist die Ein­geweide sehr blutleer und das Rückenmark nicht verändert.
Ursachen. Eine besondere Anlage zur Lähme haben die saugenden Thiere. da sie nur sehr selten bei solchen vorkommt, die schon abgesetzt sind. Man sieht daher fehlerhafte Beschaffen­heit der Milch als eine der Ursachen der Lähme an, und be­schuldigt hauptsächlich zu starke oder substantielle Fütterung der Mutterthiere; daher sieht man die Krankheit nicht selten in Schäfereien, die sonst sehr sorgfältig gehalten werden. Dass von zu alten oder kränklichen Müttern abstammende oder über­haupt schwächliche Lämmer der Lähme mehr ausgesetzt sind, wird ebenfalls behauptet.
Ein zweites wesentliches Moment ist Erkältung; man sieht daher die Lähme oft plüt/.lich in einer Heerde entstehen und in wenigen Tagen einen grossen Theil der Lämmer erkranken; die Monate Februar, März und April sind es hauptsächlich, in denen die Krankheit vorkommt; das Austreiben der jungen Thiere aus einem warmen Stall, der Aufenthalt auf einer win­digen Waide oder nahe bei der Thüre des Stalls u. s. w. führen die ersten Erkrankungen herbei. Bei dem seuchenhaften Er­scheinen der Lähme nimmt man allgemeiner verbreitete, atmo­sphärische Einflüsse an (ähnlich denen, die rheumatische Krank­heiten überhaupt hervorrufen).
Prognose: bedenklich, da besonders sehr junge Thiere, wenn sie am Saugen gehindert sind, schon nach 1—2 Tagen in tödtliche Schwäche verfallen, ausserdem die aussein Verhält­nisse nicht immer erlauben, die Veranlassung zu vermeidmi.
Behandlung: Enlfernung der Ursachen, durch Aendcrnng laquo;lt;ii der Fütterung, Abhaltung des Luftzugs, Vermeidung von Erkältungen auf der Waide u. s; w. A'on eigentlichen Heil­mitteln werden anfangs abführende Salze, Klystiere u. dgl., ferner Schwefel mit Rhabarber, Brechwcinstein in einem Kamillen-Infusum empfohlen; ferner kalte Sturzbäder oder Douche, elliche Minuten lang forlgesetzt, bis die Thiere schaudern, sodann
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Einhüllen derselben in warinen Decken oder in Sdeu; Einrei­bungen der vom Krampf befallenen Gliedmasscn mit Braniitweiii u. dgl., selbst Brennen; Eiterbänder. Von den Beglessungen habe ich wenig Erfolg gesehen, dagegen einen sehr günstigen von Antim. crud. in Butter. Das Lamm bekommt etwa '/raquo; Unze Antim. pulv. mit %—1 Unze Butter genau vermengt; die Gabe wird innerhalb 24 Stunden noch 1—2 mal repetirt; nach 24—36 Stunden tritt Laxiren ein, bald darauf geht der Spiesglanz wie­der ab, was man an dem metallschwarzeu Mist sieht, und die Besserung tritt ein; dem Mutterthier wird zu gleicher Zeit eine Dosis (2 —4 Unzen) Glaubersalz gereicht.
AVo die Lähme häufig vorkommt oder in der Localität ge­gründet ist, wird man wohl thun, die Lammzeit so zu richten, dass die Lämmer entweder im Frühjahr schon erstarkt sind, oder erst nach Ostern fallen.
Die arthritische Form der Lämmerlähme (Ar-fhrocace agmeulorum, ungarische Gelenkseuche Ad., Gelenk-krankheit, Knochenkrankheit) äussert sich sehr verschieden von der zuerst betrachteten Form, kommt aber gleichzeitig mit ihr, von derselben Ursache und ebenfalls blos bei Sauglämraern vor. Ein allgemeines, fieberhaftes Leiden begleitet gewöhnlich diese Form, deren wesentlichste Erscheinung in der meist schnellen Bildung sehr schmerzhafter, gespannter, entzündlicher Geschwülste in der Nähe der Gelenke, an den Gliedmassen, besteht. Eine Entzündung der das Gelenk bildenden Theile, vermehrte Abson­derung der Synovia, Auftreibung der Knochenenden u. s. w. lie­gen der Geschwulst zu Grunde. Hinken, beschwerlicher Gang, Steiligkeit der Glieder, Nasenausfluss, Verstopfung oder Durch­fall, später grosse Schwäche, Convulsionen u. s. w. begleiten den weitern Verlauf des Uebels, das gewöhnlich innerhalb 14 bis 21 Tagen lodtlich endet; wo die Geschwülste schnell ver­schwinden , oder sich nicht gehörig ausbilden, ist meist schneller Tod die Folge; sie erscheinen somit als eine (nicht günstige) Krisis eines allgemeinen Leidens. Manchmal wechselt die Ge­schwulst ihren Silz; ihr Aufbrechen hat Beinfras zur Folge.
Bei der Section findet man die Zeichen des vorhandenen Enlzündungszustandes an den Eingeweiden; die Geschwülste mit gelblichem Wasser, oder mit eiteriger und jauchenartiger Flüssigkeit gefüllt, die Gelenkflächen angefressen u. s. w.
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Ursache: wie Lei der eigentlichen oder krampfartigen Lähme.
Prognose: ungünstiger als bei der spasmodischen Form, da selbst die durchgesenchten Thiere meist verkümmern.
Behandlung: innerlich entzüudungswidrig (Salze, Salpe­ter) und diaphoretisch (Hollunderblüthe, Brechweinstein, Salmiak); örtlich: kalte Umschläge von Essig und Wasser, oder Queck­silbersalbe für den Anfang, später mehr reizende Bähungen (aromatische Aufgüsse), oder besser Einreibungen von Terpen­tinöl, Lorbeeröl, scharfe Salbe.
Einen geringeren Grad von Lähme, vielmehr einen Rheu­matismus der Gliedmassen, der sich Indessen manchmal bis zum Krampf oder der Paralyse steigert, und hauptsächlich Lämmer, seltener ältere Thiere befällt, hat man Steife oder Steifigkeit genannt. Sie ist nahe mit der krampfhaften Lähme verwandt und erfordert im Ganzen dieselbe Heilmethode.
6_) Lähme der Filllen. (Ärthrocace pullornm equinorum. Ad.)
Sie erscheint unter der arthritischen Form, d. h. mit Gelenk-geschwülsten und steht meist in innigem Zusammenhang mit der Darrsucht der Füllen (vergl. S. 70), so dass die in der Nähe der Gelenke entstehenden Anschwellungen als eine Ablagerung des Krankheitsstoffes angesehen werden können.
Symptome. Die Lähme befällt Füllen im ersten Alterund be­sonders von veredelter Zucht. Neben dem bei der Darrsucht beschrie­benem Leiden der Verdauung und Blutbereitung entstehen plötz­lich Geschwülste, oft von bedeutendem Umfange, am Hinterknie, dem Buge, dem Vorderknie und Sprunggelenk, den Fesseln u. s. vv.; sie sind schmerzhaft, heiss, gespannt, manchmal fluetui-rend. OefTnct man sie gleich anfangs, so entleert, sich zuerst eine der Lymphe oder verdünnter Synovia ähnliche Flüssigkeit, später enthalten sie ültelbeschaffene Jauche. Der Schmerz erregt nicht selten Fieber, der Appetit ist gering, die Thiere liegen viel, hinken stark beim Gehen, schwanken mit dem Hintertheil und verfallen in Abzehrung. Viele derselben gehen oft schon in wenigen Tagen, oder erst nach mehreren Wochen zu Grunde; die übrigen erholen sich langsam und behalten nicht selten auf­getriebene Gelenke für immer.
Bei der Section findet man ausser den Zeichen des inne­ren Leidens die Knochen des kranken Gelenks aulgelockert, die
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Ueberzugsknorpel der Geleukflächcn ajigegrilTeii, die Synovia rdth-licli, flockig', in den umgehenden Weiehtheilen Eiterung und Brand.
Die Ursachen sind dieselben, welche hei der Darrsucht an­gegeben wurden.
Die Prognose ist meist ungQnstig zu stellen.
Die Behandlui.'g des allgemeinen Zustands ist am ange­führten Orte nachzusehen; die geschwollenen Gelenke werden nach Strauss anfangs anhaltend mit Umschlägen von kaltem Wasser behandelt; an den tiefer gelegenen Gelenken (Hüfte, Bug) 1st jedoch eine Einreibung von scharfer Salbe vorzuziehen. Andere ratheu, die Anschwellung mit Chamillen-, Pfeffermünz-, Bilscnkrautabkochungcn zu bähen, des Abends mit Camphor-linimcnt einzureiben; wenn die Entzündung uachlässt und die Geschwulst sich schwappend anfühlt, sie anzustechen und die Wunde nachher mit balsamischen Mitteln zu heilen. Die Oeff-nung der Gelenke ist jedoch, aey sie durch Aufbrechen oder durch Stich zu Stande gekommen, immer gefährlich und somit müglichst zu vermeiden. Zurückbleibende Verhärtung der Weich-theile kann man durch fortgesetzte Einreibung von Quecksilber­salbe, später Jodsalbe, oder durch revellirende Mittel, wie Can-, tharidensalbe und Brennen zu beseitigen versuchen. Wo die Knochen cariös geworden sind, ist keine HofTnung, daa Thier brauchbar zu erhalten.
c) Lähme der Kälber (Arthrocace ritulortim.')
Sie ist wie die Füllenlähme mehr arthritischer Natur, aber weniger bekannt als diese, obgleich keine neue Krankheit.
(Wirth beschreibt dieselbe im Schweizer Archiv 4. Bd.; er nennt sie wandernde, schnell verlaufende Gicht der Kälber.)
Symptome. Kälber bis zu sechs Wochen werden schnell von einer oder mehreren Geschwülsten vorzugsweise in der Nähe der Gelenke befallen; der damit verbundene Schmerz hindert das Gehen und Stehen, daher die jungen Thiere meist liegen. Mangel an Appetit, Verstopfung oder Durchfall, beschleunigter Puls, pochender Herzschlag, Steifigkeit der Glieder, geringe Temperatur der Haut, beschwerliches Atlimen, ROthuug der Nasenschleimhaut, Thränen der Augen, Abstumpfung der Sinne u. s. w. bezeichnen den begleitenden inneren Krankheitszustand, der jedoch in manchen Fällen auch fehlt. Die Geschwülste ver-
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iiuikru uiauclimal ilircu Sitz, oder versclnvindeu schnell; das Letztere pflegt tüdtlich zu seyu. Im günstigercu Falle kann die Gesundheit scliucll Kurückkcliren. Abweichend von dem, was bei Füllen und Lämmeru bcohachtet wird, üffuen und entleeren sich die Geschwülste nicht selten ohne Nachtheil; die Wunde heilt bald. Die Dauer der Krankheit erstreckt sich von einigen bis auf 14 Tage.
Die Section zeigt Entzündung verschiedener Eingeweide, z. B. der Lunge, des Darrncanals, der Milz oder Nieren, des Netzes u. s. w.; die Geschwülste enthalten eine gelbliche Lymphe; sowohl die Gelenkschraiere als die Flüssigkeit der benachbar­ten Sehnenscheiden ist vermehrt.
Ursachen: neben der durch das Alter bedingten Anlage hauptsiichlich schlechtes Futter der Kühe, Entziehung der ersten Milch, und besonders Erkältung jeder Art. Verhütung durch Vermeidung der Ursachen, wahrend und nach der Trächtigkeit.
Therapie: innerlich anfangs eine Mischung von .Schwe­fel, Magnesia und Glaubersalz; später Chamilleninfusuin mit Zusatz von etwas Weingeist (l/e—1 Loth), oder Hoffmannsliquor .(laquo;/s — 1 Dr.); Andere ziehen vor, einige Gran Camphor und Salz­säure (zu 20 — 30 Tropfen) beizusetzen. Die Anschwellungen werden mit Terpentinül, Cantharidentinctur u. dgl. eingerieben.
C. Starrkrampf. Tetanus.
(Vundskrampf, Hirschkrankheit, Klemme, Maulsperre.)
Eine unwillkührliche, anhaltende Zusammenziehung einzel­ner Muskelparthieen, besonders der Streckmuskeln der Glied-massen, der Wirbelsäule und der Kaumuskeln, daher ünbe-weglichkeit dieser Theile*, fieberlos oder consensuell fieberhaft; acuter Verlauf. Bei allen Hausthiereu.
Man beobachtet den Starrkrampf am häufigsten bei Pferden, obgleich er auch bei diesen zu den seltenen Krankheiten gehört. Nach H a u b n e r kommt er bei Wiederkäuern und dem Schweine keineswegs so selten vor, als man bisher annahm. R y c h n e r sah idiopathistlien Starrkrampf nur einmal bei einem Ochsen; aus dem Kalbefieber entstanden, bei einigen Kühen. Mir kam er ausser bei Pferden, bei einem Hunde, Widder, bei Lämmern und Ziegen vor. Die Beobachtung, class Starrkrampf zu gewis­sen Zeiten auffallend häufig vorkommt, zu andern wieder ganz
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fehlt, lässt auf ein allgemein verbreitetes, dazu di.sponirendes Moment schllessen. Geschlecht und Alter haben keinen Eintluss auf diese Krankheit.
Symptome. Pferde, die vom Starrkrampf befallen sind, stehen mit weitauseinander gestellten Filsselaquo;, gerade ausge­strecktem, oder etwas zurückgebogeuem (Hirsch-) Halse, den Kopf aufgerichtet, den Schweif vom Körper abgestreckt, oft etwas nach einer Seite gebogen und zitternd. T s c h e u 1 i n vergleicht das ganze Thier mit einem Sägebock. Das Gehen ist sehr beschwerlich, weil die Füsse steif sind; die Thiere liegen selten oder gar nicht; das Kauen ist beschwerlich oder ganz unmöglich, da die Kiefer fest geschlossen sind. Die er­griffenen Muskelparthien fühlen sich gespannt, hart, holzähulich an, das Auge ist zurückgezogen, die Blinzhaut desshalb stär­ker sichtbar, sie tritt ganz hervor, wenn der Köpf des Thiers in die Hohe gehalten wird (wie zum Einschütten); die Zunge ist hart, wie geschwollen, oft zwischen die Laden geklemmt; Schleim und Speichel tliessen aus dem Maule, weil das Schlucken be­schwerlich ist; der Appetit fehlt nicht, aber er kann nicht be­friedigt werden; anfangs ist das Kauen nur schwierig, es fällt viel Futter aus dem Maul, später ist es unmöglich; das Saufen geht noch längere Zeit vor sich, die Thiere halten daher gerne das Maul tief in das Wasser, von dem sie jedoch wenig hin­unterbringen; Mist und Harn gehen selten ab; ersterer klein geballt, letzterer entweder wasserhell oder aber sehr dunkel, beinahe wie blutig; die Haut ist hart, trocken; der Kreislauf leidet anfangs und selbst oft 8 —10 Tage lang nicht, der Puls 1st ruhig, etwas gespannt, später aber wird er weich und be­schleunigt; das Athmen wird durch den Krampf der Respira­tionsmuskel schon früher kurz, schnell (oft 60—80 in der Minute bei halbsoviel Pulsen), später röchelnd und beschwerlich. Die Nasenlöcher sind gewaltsam aufgesperrt, die Bauchmuskeln con-trahirt. Das Bewusstseyu scheint ungetrübt, der Ausdruck des Gesichts deutet Angst, aber keinen Schmerz an; die Thiere sind aber sehr reizbar und werden .schou durch blose Annähe­rung oder Berührung aufgeregt.
Die Krankheit tritt nicht plötzlich in ihrer ganzen Stärke auf; der Krampf fängt gewöhnlich an irgend einer Parthie (z. B. dem lliiitcrtlicilj an, und ergreift ailmählig die Übrigen; beginnt
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das Leiden vorne, so lilsst die frühzeitig einlrefende Maulsperre (Trismus') den Zustand leicht erkennen, geht dagegen der Krampf vom Hintertlieil aus, so wird die Krankheit gewöhnlich mehrere Tage übersehen, da die Thiere blos etwas krattlig gehen, aber regelmässig fressen; indessen ist das Zittern mit dem Schwänze gewöhnlich schon sehr frühe zu bemerken.
In einigen Fällen bedarf die Krankheit nur 2—3 Tage, um ihre Höhe zu erreichen i ja selbst tüdtlich zu werden, in andern Fällen schreitet sie langsam voran, braucht 8—10 Tage, bis völlige Schliessung des Mauls eintritt. Der Zustand des Gefässsystems deutet sodann ein asthenisches Fieber an (mit Zersetzung der Säfte, die aus Mangel an Nahrung nicht erneuert werden), der Herzschlag wird pochend, der Puls sehr klein, es tritt Schweiss oder colliquativer Durchfall ein, oder das Thier stürzt aus Schwäche zusammen und stirbt schnell an Erstickung. Im Mo­ment des Todes kann es das Maul Otfneu. Nach 14 Tagen sah ich kein davon befallenes Thier verenden. Bei einem günstigem Ausgange lässt der Krampf etwa vom 10 —14. Tage an nach, das Thier kann das Maul wieder etwas öfTnen, der Puls bleibt ruhig u. s. w.; die Genesung geht aber sehr laugsam voran, so dass das Thier selbst nach vier Wochen noch ziemlich steif und ungelenkig dasteht. Gesellt sich eine Lungenentzündung hinzu, was manchmal geschieht, wenn das Thier beinahe vom Starr­krampf genesen ist, so geht es gewöhnlich doch noch zu Grunde. Auch Koller- und Lähmungssymptome kommen im Verlauf des Starrkrampfs vor.
Section. Sie zeigt nichts Constantes oder Characteristi-sches; meist findet man ziemlich viel Serum in der Schädel-und BUckenmarkshöhle; die Häute des Hirns und Rückenmarks blutreich, die Substanz desselben bald erweicht, bald härter, oder gelblich; Zeichen der Entzündung oder Lähmung araquo; den Lungen, dem Darmcanal; das Blut sehr dunkel, flüssig; ausser-dem locale Veränderungen, z. B.- Verletzung der Bänder der Wirbelsäule, Beinfrass oder Exostosen an den Wirbeln, Röthuug einzelner Nerven u. dgl. Manchmal, und besonders in sehr rasch verlaufenden Fällen findet mau nichts Erhebliches bei der Section. Ursache n.- Ein nicht näher gekannter Zustand der Atmos­phäre hat deutlichen Einfluss auf das Entstehen des Starrkrampfs; Feuchtigkeit mag damit verbunden seyn.
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Ausserdem lassen sich die Frsachen des Starrkrampfs auf zwei zui-acklUhreu, nämlich auf Erkältung und auf Verletzung, daher mau rheumatischen und Wundstarrkrampf zu unterschei­den pflegt. Ist Starrkrampf zugegen, ohne dass eine Verletzung aufzufinden oder erweislich vorausgegangen wäre, so nimmt man an, er sey durch Erkältung hervorgebracht. Ist dagegen eine Verletzung, meist eine unbedeutende, an einer empfindlichen Stelle zugegen, so nimmt man jene als die Ursache des Starr­krampfs an; in beiden Fällen kann die Voraussetzung unrichtig seyn. Der rheumatische Starrkrampf ist im Allgemeinen weni­ger gefährlich, der Wundstarrkrampf dagegen schlimmer; in Letzterem scheint eine eigenthümliche Reizung eines (verletzten) Nervenzweigs sich nach und nach bis zum BUckenmark ver­breitet zu haben und dadurch den Krampf zu veranlassen; mau bemerkt wenigstens, dass die verletzte Gliedmasse oder Parthie des Körpers zuerst ergriffen ist, und dass von ihr aus der Krampf weiter schreitet. Daher kommt Starrkrampf manchmal nach dem Englisiren vor, wenn dabei die Seitennerven des Schweifs angeschnitten worden sind; auch nach der Castra­tion (besonders durch Ligatur), nach dem Coupiren, nach Sat­tel- und Geschirrdrücken, oder Gelenkwunden, am meisten aber nach Hufveiietzungen (z. B. Stich beim Beschlagen, Ver­nageln u. dgl.) sieht man Starrkrampf entstehen; manchmal sind keine äussern Verletzungen, dagegen LungengeschwUre zugegen. Die Verletzung kann längere Zeit zuvor stattgefunden haben, selbst vernarbt seyn und doch noch Wundstarrkrampf zur Folge haben; ich habe ihn 2 — 3 Tage nach der Verwundung (beim Englisiren und Vernageln), aber auch erst nach vier Wochen (beim Coupiren) entsiehen gesehen. Eine Erkältung des ver­letzten Thicrs ist erweislich öfters dem Wundstarrkrampf vor­ausgegangen. Wilkinson zählt auf 24 Fälle 16 mit Verletzung, Hertwig bei 22 Fällen 7 mit Hufverletzung und 2 nach dem Coupiren, die übrigen durch Erkältung oder ohne nachweisbare Ursache erkrankt.
Prognose: so ungünstig, wie in wenigen Krankheiten. H o f a c k e r gibt au, von 20 Pferden komme nur Eines durch ; Waldingcr dagegen sagt, von fünfen Eins; in seiner Auf­zählung aber hat er unter 65 Kranken nur 46 Todesfälle; Hert-wig führt von 22 Kranken die Hälfte als genesen an. Bei sehr
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gutgenährteu Thiereu endet die Krankheit oft üusserst schnell tödtlich, bei mageren ist mehr HpfTnung.
Behandlung. Sie wird von verschiedenen Autoren sehr abweichend angegeben. Waldingers Methode: Salpeter (zu 1 Unze pro dosi) mit Camphor (/.u 1 Dr.) öfter hintereinander zu geben, dazu Salzklystiere, Eiureibungeu längs der Wirbel­säule mit Terpentinöl, Camphorliniment, scharfer Salbe u. dgl.. scheint noch am meisten Uotfnung zu gewähren. Wird das At Innen sehr beengt, oder zeigen sich Symptome der Lungen­entzündung, so ist Aderlass am Platze (das Blut gerinnt ge­wöhnlich ohne viel Serum, aber auch ohne Faserstoff auszu­scheiden), zur Unterstützung der Kur dient möglichste Vermeidung von Beunruhigung der Kranken, ein stiller, dunkler Stall, eine Hängegurle, für den Fall, dass dem Thier das Stehen zu schwer fiele (liegend krepirt es meist schnell); die verletzte Stelle ist mit einem schmerzstillenden Breiumschlag zu bedecken. Ist ein Nerve erweislich verletzt (z. B. bei Englisiren), so rauss der­selbe unverzüglich ganz durchgeschnitten werden; bei kleinem und tiefem Verletzungen (z. B. am Huf), kann die Wunde durch Brennen zerstört werden. Das Abschneiden des zu dem ver­letzten Theil gehenden Nerveuasts (z. B. des Schienbcinnerven, JV. pUmtaris bei Hufverletzuugen), ist auch empfohlen worden; Hertwig führt an, es scy in einem Falle günstig gewesen; ich habe es zweimal (vielleicht zu spät) ohne Erfolg angewendet.
Da das Hinabschlucken der Arzneimittel früher oder später sehr schwierig oder unmöglich wird, ist auf äussere Reize, auf Dampfbäder u. dgl. zu halten, auch kann durch Klystiere Arznei beigebracht werden. Das Brennen längs des Rückens war einige­mal von gutem Erfolg; auch das Scarificiren dieses Thells und nachheriges Einreiben von scharfer Salbe. #9632; Manche empfehlen Waschungen des Körpers mit Lauge, oder mit verdünnter Salz­säure, oder mit kaltem Wasser, Eisumschläge. Die Meinung dass eine Entzündung des Rückenmarks zu Grunde liege (wo­gegen aber der ruhige Puls spricht), hat starke und wieder­holte Aderlässe (12 Pfund jeden 'i'ag) versuchen lassen; ich habe keinen günstigen Erfolg davon gesehen, ebensowenig von Blau­säure , sowohl in Klystier beigebracht, als durch Infusion in die Venen; eine schnell vorübergehende jßrschlaffung der krampf­haft gespannten Muskeln war die Folge. Die Infusion von Nies-
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wurzel-, Arnica- und Asafuetidatiuctur empfahl Viborg. Die cngliächeu Tlijerärzte wenden theils Opium in giossen Dosen (Vi — Vraquo; Unze) oft zugleich mit Camphor, Valeriana u. dgl., theils starke Jurgirmittel neben äussern Reizen an; eben stL die Französischen, die jedoch gerne Aderlässe, Dampfbäder u. s. w. mit der krampfstillcndeu Methode verbinden.
Ti ss er and heilte einen jungen, seit acht Tagen vom Starrkrampf befallenen Hengst durch die Castration; sie wirkte ohne Zweifel -wie eine starke Ableitung.
Wo alle Mittel öfters fehlschlagen, hilft sich manchmal die Natur allein; ein weithlöses Pferd mit ausgebildetem Starrkrampf überliess ich ganz seinem Schicksale und es genas wie bei der sorgfältigsleii Behandlung.
(Der Starrkrampf des Pferds macht gewöhnlich nicht, wie der des Menschen, Paroxysmen, in welchen der Körper theils nach hinten, theils nach vorncn gebogen wird. Bei einem achttägigen Fahlen, das lebhaft im Freien gesprungen war, und sich dabei wahrscheinlich erhitzt hatte, sah ich Starrkrampf entstehen, wobei sehr heftige Paroxysmen sich bil­deten , in denen Zuckungen, wie durch electrische Schläge und so starke Krämpfe der Wirbelsäule sich einstellten, dass der Kopf ganz nach hin­ten , bis zum Kreuz gezogen wurde.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ' i #9632;
Bei einem Hunde (Baltenfänger) Husserte sich der Starrkrampf plötzlich auf folgende Weise: das Thier streckte die Füsse ganz steif hinaus, ebenso den Hals und Kopf, es konnte nicht stehen, hatte das Maul nicht fest geschlossen, zitterte stark, athmete sehr angestrengt und bekam von Zeit zu Zeit so heftige innere Stös^e, dass der ganze Körper dadurch erschüttert und das Maul klappernd zusammengeschlagen wurde. Auf einen Anfall, der etwa 10 Minuten dauerte, folgte eine Intermission von etlichen Minuten, in welcher die Glieder ganz bieg­sam waren, das Thier aber unfähig, zu stehen und wie gelähmt war.quot; Nach etwa einer Stunde ging es in einem Anfalle schnell zu Grunde. Zehn Tage früher hatte ein Pferd diesem Hunde ein Stückchen Haut, wie ein Dreikreuzer-Stück, von dem hinfern rechten Ballen weggetreten; diese Stelle war aber nun ganz trocken und mit neuer Epidermis bedeckt.
Beim Rindvieh verlauft der Starrkrampf gewöhnlich langsamer als bei Pferden; es kann 10—14 Tage anstehen, bis das Maul ganz ge­schlossen ist; der Puls bleibt lange rnhig, die Milchabsonderung hört nicht ganz auf; im Verlaufe der Krankheit bildet sich gerne Aufblähen, welches den Trokar nöthig machen kann. Ausser den bereits angegebe­nen Ursachen' beschuldigt man das Abbinden des Hodensacks, ferner vorausgegangene Geburt und Kalbefieber.
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Bei Schüfen entsteht der Starrkrampf vorzüglich bei Lämmern, die kastrirt wurden; geschieht diess zu einer Zeit, wo gerne Starr­krampf aus noch unbekannten Ursachen entsteht, so werden oft mehrere derselben davon befallen; rohes Verfahren bei dieser Operation mag 'auch manchmal dazu beitragen.
Starrkrampf, 16 Tage bis 3 Wochen nach der Pockenimpfung, wahrscheinlich durch Erkältung entstanden, wird in Gurlt's und Hert-wig's Magazin VI. Bd. angeführt.
Am meisten sind Ziegenböcke deni Starrkrampf ausgesetzt, wenn sie bei abwechselnder Witterung — gleichviel, ob durch Unterbin­dung, Kluppen oder Brennen — kastrirt werden.)
D. /ollcnlie Sudjt. (Epilepsi.a.J
(Wehtag, Fallsucht. Mal eaduc der Franzosen.)
Kin langwieriges, fieberloses und periodisches Nervenleiden, wobei Anfälle von allgemeinem Krämpfe und Zuckungen, mit Bewusstlosigkeit und mangelnder Empfindlichkeit, in unbestimmten Zwischenräumen wiederkehren. Bei allen Hausthicrarten. Erblich.
Die Fallsucht gehört zu den seltenen Krankheiten; sie kommt beim Pferde, Rinde, Schafe, Ziege und Katze, häufiger bei Hunden und Schweinen vor. Das männliche Geschlecht das jüngere Alter sind mehr dazu disponirt, bei alten Thieren sieht mau sie deshalb sehr selten, weil dieselben als unbrauch­bar meist zeitig getödtet werden.
a) Epilepsie des Pferds.
Symptome. Pferde, die an der Fallsucht leiden, werden unvermuthet davon befallen, benehmen sich wie schwindlig, sperren die Füsse aus einander, um sich aufrecht zu erhaiten, hängen in die Halfterketten, oder bleiben im Laufe plötzlich stehen; athmeu heftig, bekommen Zuckungen am Kopfe, Halse uud den Gliedmasscu, taumeln, verdrehen die Augen, zwitschern mit den Aagenliederu, schnappen mit dem Maule, knirschen mit den Zahnen, stürzen zu Boden und schlagen liegend heftig um sich; das Bevvusstseyu und die Empfindlichkeit sind, wäh­rend der Paroxy.sums seine Hohe erreicht hat, aufgehoben. Der Puls ist unordentlich, oft verlangsamt, klein, der Herz­schlag pochend. Die heftigen Zuckungen verursachen Schweiss, das Maul schäumt; allmählig werden die Bewegungen weniger
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heftig, das Thier liisst gegen das Ende oder nach dem Anfall den Haru, öfters auch Mist gehen, und äussert, nachdem es aufge­standen, blos noch Mattigkeit. Die Dauer eines solchen Anfalls varirt von einigen Minuten bis zu einer Viertelstunde und darüber. Die Wiederkehr des Anfalls ist ganz unbestimmt; die scheinbar gesunde Zwischenzeit kann mehrere Wochen, selbst Monate betra­gen, es können aber auch mehrere Anfälle in einem Tage kommen.
Die Epilepsie fängt manchmal mit gelinden Anfällen, die sehr weit aus einander sind, au; diese werden allmählig heftiger und häufiger; das Thier kann damit mehrere Jahre zubringen. Es scheint aber auch Fälle zu geben, wo die Krankheit plötz­lich in ihrer ganzen Stärke auftritt und die Paroxysmeu sich so schnell wiederholen, dass das Thier in wenigen Tagen zu Grunde geht. So sah Waldinger ein Pferd unter abwech­selnden Anfällen innerhalb 24 Stunden, und ein anderes, das zuletzt täglich 2 Anfälle hatte, in 7 Tagen verenden.
Mir ist ein Fall bekannt, wo ein früher Jahre lang gesund scheinendes Pferd plötzlich an der Fallsucht ähnlichen Symp­tomen erkrankte, die sich innerhalb 2 Tagen mehrmals wieder­holten und das Thier tödteten.
In mehreren Fällen beobachtete man, dass die Anfälle zur Zeit des Vollmonds wiederkehrten. Der Tod erfolgt entweder in einem Anfalle (apoplectisch oder durch gefährliche Ver­letzungen) oder langsam durch Abzehrung.
Die Section zeigt selten irgend etwas Erhebliches; Wür­mer im Darmcanal, Wasseranhäul'ung im Hirn, Hydatiden da­selbst u. s. w. werden angeführt, sind aber keineswegs constant. Lafosse beschuldigte die Brcmsenlarvcn im Magen. Gasparin wollte Würmer in der Jugular-Vene gefunden haben.
Ursachen: gänzlich unbekannt; man beschuldigt bald Vollblütigkeit, bald Würmer u. s. w., jedoch ohne genügende Beweise dafür anführen zu können; dass Würmer im Darm­canal Fallsucht-ahnliche Zufälle erregen können, scheint kaum bezweifelt weiden zu dürfen. Sicher ist, dass die Fallsucht sich von den Eltern auf die Jungen vererbt, obgleich nicht alle von einem epileptischen Vater oder einer solchen Mutter abstam­menden Nachkommen notlmeiidig die Krankheit erben müssen; sie bricht erst aus, wenn die Jungen nahezu ihre volle Ent-wickluiijr erreicht haben.
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Diagnose: in manchen Fällen unsicher, wegen der nahen Verwandtschaft mit Schwindel, mit Hirn - Congestion u. dgl., und der seltenen Gelegenheit, die Anfälle genau zu beobachten, so dass mau sich Öfters blos auf die Zeugenaussagen stutzen kann.
Prognose: ungünstig.
Behandlung: meist erfolglos. Unter der Menge von Mitteln, die dagegen gerühmt wurden, verdient die Rad. ar-temisiae und der Lapis infernalis (innerlich in sehr kleinen Gaben) versucht zu werden. Ueberdiess ist dafür zu sorgen, dass die Thicre während des Anfalls sich nicht beschädigen.
Die Krankheit gilt mit Recht in vielen Ländern als Haupt­mangel; in Würtemberg mit 4 Wochen 3 Tagen Gewährzeit.
Der Gebrauch epileptischer Pferde ist gefährlich; er sollte zum Personen-Transport verboten seyn.
6) Epilepsie beim Rind.
Die Krankheit verhält sich hier im Wesentlichen wie beim Pferde. By ebner sah sie nur bei zarten Kühen, nie bei Ochsen, bei letztern dagegen eher den Schwindel; als Unter­schiede beider Krankheiten führt er an, dass dem Schwindel meist Vollblütigkeit zu Grunde liege, und der Anfall in der Regel bald nach dem Futtern eintrete, oder auf starkes Sonnen­licht, grosse Hitze u. dgl. folge.
Auch beim Rind ist die Epilepsie ein Hauptmangel; Rychner #9632;will die Gewährzeit auf sechs Wochen festgesetzt wissen; das Fleisch der epileptischen Thiere hält er für unschädlich, während manche Menschen - Aende der Meinung sind, es könnte (durch die Einbildung der Menschen) nacbiheilig wirken.
c) Epilepsie beim Schaf und der Ziege.
Sie ist selten und trifft vorzugsweise junge und vollblütige Thiere (ich. sah sie bei einem Widder); manche derselben leiden nicht darunter, andere dagegen zehren .aus. Wo Voll-blüligkcit als Veranlassung vermuthet wird, .soll man nach St laquo;rig La.xiren und Blutlassen; hei Würmern im Darrncanal: Wermuth, Tanacefum, 01. C.C. geben, und wo die Krankheit rein nervös ist, ein luftisum von Kamillen und Baldrian mit etwas Uranntwein.
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d) Bei Hunden und Katzen.
Die Hunde sclieinen vor dem Anfall, der leicht durch Schreck, Angst (Schlüge u. dgl.) hervorgerufen wird, ängstlich zu werden, laufen unruhig hin und her oder im Kreise, stöh­nen oder schreien, lassen den Schweif hängen, bekommen dann Convulsionen, zappeln auf dem Boden, knirschen mit den Zäh­nen, schäumen, haben eine unbewegliche, x\veite Pupille u. s. w., lassen den Harn gehen (oder den Mist), stehen dann auf, sehen sich verwundert um, schütteln sich und sind wieder munter. Greve sah Stuben- und Schooshunde, besonders Mopse, ich dagegen die Pudel öfter davon befallen werden, als andere Ralt;jen. Ein ^jähriger Pudel, der bei rauher Witterung ge­schoren worden, bekam täglich 1 — 2 epileptische Anfälle, die 2 — 5 Minuten dauerten. Durch warmes Verhalten wurde er allmählig davon wieder frei, — Ein dressirter Pudel hatte nach längerer Dauer der Epilepsie seine Kunststücke vergessen.
Durch Lap. infernal, in Pillenform (zu 1 Gr. pro dosi) ge­lang es mir, die Anfälle zu verhindern; nach dem Aussetzen des Mittels kamen sie wieder.
e) Beim Schweine.
Haubner führt an, dass die^allsucht bei jungen Schweinen häufig vorkomme; er beschuldigt bei jungen Thicren hauptsächlich Würmer und Fehler der Fütterung; auch Delafond sah sie bei 6—7iiionatlichen Schweinen; die Anfälle wiederholten sich nach !#9632;—2 Stunden und fahrten den Tod nach einigen Tagen herbei.
Viborg sah ähnliche Zufälle bei Sclnveincn mit Darm-einsackung; gegen die Epilepsie derselben empfiehlt er entweder Wurmmittel oder den Salt von Rufa grureolens oder von Sednm acre, ferner essigsaures Blei zu % Dr. liiglich in saurer Milch.
Ho II ender sah Epilepsie vorzugsweise in den Ställen der Taglöhner und verniulhele zu starke Karloffelfülterung als Ursache. Mit Vermeidung dieser und Zusatz von etwas Mehl und bitfern, niagcnslärkenden Mitteln verschwand das l'ebel faxt jedesmal.
Lappe rühmt die Rad. arfemisiae zu 2 Dr. pro dosi, in Fällen, denen kein organischer Fehler zu Grinide lag.
(Die Epilepsie ist nicht immer so volMändig; ausgebildet und die Anfälle sind nicht jedesmal so heftig, dass das Thier benussllos zu
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Boden stürzt, was Einige als das Unterscheidungsmerkmal dieser Krank­heit Ton verwandten — namentlich dem Schwindel — ansehen. In ge­richtlicher Hinsicht ist alsdann mehr auf den Grad der Untauglichkeit des Thiers zu dem bestimmten Gebrauche und auf die übrigen Umstände (z. B. den Preis, die Verhältnisse der Contrahenten, Wahrscheinlichkeit betrüglicher Absicht u. s. w.) Rücksicht zu nehmen. Ich beobachtete ein Pferd, dessen Anfälle blos darin bestanden, dass es plötzlich anfing zu zittern, rückwärts zu hängen, bis Kette und Halfter zerreisst, so­dann zu Boden stürzen und dann ohne Schweiss u. dgl. ruhig liegen bleiben. Der Verkäufer kannte diesen Fehler wohl, verheimlichte ihn aber dem Käufer. Diese Krankheit wurde als „in die Categoric der Epilepsie gehörigquot; und somit als Hauptmangel anerkannt.
Bei einem andern Pferd waren die Anfälle noch geringer; das Thier hielt im Reiten plötzlich still, war nicht mehr vorwärts zu bringen, un­empfindlich gegen Schläge, verdrehte die Augen, zuckte mit den Augen­liedern und Lippen, knirschte mit den Zähnen und senkte den Kopf; der Anfall dauerte zwei Minuten, alsdann schüttelte das Thier den Kopf und benahm sich wieder ganz normal. Am folgenden Tage wiederholte sieh der Anfall, als das Thier im Freien ging, er dauerte nur eine Mi­nute; es war nahe daran, umzufallen; am dritten und vierten Tage je ein gelinderer Anfall.
Vier an entschiedener Epilepsie leidende Pferde waren im Alter von 8 bis zu 12 Jahren.
Die sehr schnell (d. h. in 1—3 Tagen) tödtlichen Anfälle von Epi­lepsie haben viel mit Apoplexie und Hirnentzündung gemein. Crcpin beschreibt einen solchen Fall als Affection epilepsiforme im Journ. prat, 1828. Bei den Hunden werden epileptische Anfälle manchmal für VVuUi gehalten. Hofacker sah grosse Neigung zum Bcissen bei einem Hunde nach beendigtem Anfall.)
E. Sdjttiiniia. (Vertigo.}
(Die Franzosen verstehen unter Vertige idiopalhique diejenige
Form des Kollers, die wir Schieber nennen, unter Vertige symp-
tomaliq ue aber den Mngenkoller.)
Ein ficherloses Nervenleiden mit periodischen Anfällen von Schwanken, Nei£:uiiquot; zum Unifallen, Laufen im Kreise u. d^l. Aussei- dem Pferde selten tieoliaclitet.
Die Symptome des Schwindels kommen plötzlich, meist kurze Zeit nach dem Füttern und nach dem Einspannen; selten im Stalle oder beim Reiten. Das Thier hält an, schüttelt den Kupf, zittert, schwankt und taumelt, wie wenn es jeden Augenblick
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umfallen wolUcn, lehnt sich an die Deichsel oder das andere Pferd, oder hängt in das Geschirr, drückt nach einer Seite, lauft auch wohl ein paarmal ( sammt dem Gefährt) im Kreise herum, zeigt sich ängstlich, schwitzt, senkt den Kopf u. dgl. Nach ein paar Minuten ist der Anfall vorüber und das Pferd ist nun entweder ganz munter oder aber etwas träge; manche sind aufgeregt, wollen unaufhaltsam galoppiren u. dgl. Im höhe­ren Grade des Uebels, oder bei ungünstigen Umstanden kann das Thier auch zu Boden fallen und auf dem Boden ungeregelte Bewegungen machen. Die Anfälle kehren zu ganz unbestimm­ten Zeiten zurück, manchmal in einem Tage 2—3mal, oft aber auch nur 2—3 mal in einem ganzen Jahre. Es ist selten, dass ein Thier daran zu Grunde geht: alsdann zeigt die Section UcberfUllnng des Hirns mit Blut, Extravasatc, alte Desorgani­sationen der Leber oder der Lunge u. dgl.
Ursachen. Zunächst Blutandrang nach dem Kopfe; Waldinger meint, Schwindel komme hauptsächlich bei schlaf­fen Pferden, die an der Leber leiden, bei Koppern, bei Anlage zur Dämpfigkeit, enger Brust, gehindertem Abfluss des Bluts vom Hirn (passive Congestion) vor. Indessen sah ich die Krank­keit öfters bei Luxus -, auch bei Fiakerpferden, als bei Bauern­pferden. Gewöhnlich äussert sie sich zuerst im FrUhling, wenn schnell wanne Witterung eintritt; auch bei grosser Sommerhitze; dagegen selten im Winter. Manche Pferde bekommen regel-mässig im Frühling ein paar Schwindelanfälle und bleiben dann das ganze Jahr frei davon. Ein Pferd bekam den Anfall, wenn ihm die Sonne stark auf den Kopf schien; alsdann zitterte es stark , schwankte, ging rückwärts und schwitzte ; in fünf Mi­nuten war der Anfall vorbei; nur bei einem (Fiaker-) Pferde sah ich die Anfälle auch im Stalle kommen, es schwankte, drückte auf eine Seife, hing zurück oder schob vorwärts, zitterte, bekam Zuckungen und schwitzte manchmal; Dauer: nur einige Minuten; einmal aber beinahe drei Stunden.
Als Gelegenheitsursache sind reizende Fütterung (z. B. neues IIcu), Erhitzung im Gebrauch, zu enger Kehlricmen oder Kum­met , zu stark angezogener Anfsatzzügel; dumpfer Stall u. dgl. anzuführen.
Behandlung: auf die Ursache gerichtet. Bei vollblütigen Pferden Aderlasa, einige Tage Kleyen und Glaubersalz, oder
II c r i n c, FatHolOf ie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 35
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Waiile; bei Leberkranken: Breehweinsfein, Mercur. dulc, Asa-foefida und andere Antispasmodicet', bei längerer Dauer und grosser Helitigkeit des Anfalls: Einschnitt in den Gaumen, so­dann Begiessen des Kopfs mit kaltem Wasser, endlich äussere Reize am Genick. Schwache, abgetriebene Pferde verlangen mehr Haber und Ruhe.
(R y c h n e r trennt den Schwindel nicht genau von der Epilepsie ; er sah jenen mehr bei Ochsen und beschuldigt starke Fütterung, Hitze der Atmosphäre und im Stalle, starken Gebrauch unmittelbar nach dem Kressen , intensives Sonnenlicht u. s. w. Er räth dagegen Vermeidung der Ursache, Aderlässe, Diät, Gegenreize und Klystiere an.
Nach S t ö r i g ist die Krankheit bei Schafen nicht so selten, ihre Beschreibung weicht von der der Epilepsie nur wenig ab; sie kann lange dauern und ist nicht gefährlich, ausgenommen, sie geht in Apoplexie oder Hirnentzündung über. Sie beßillt mehr junge, wohlgenährte Thierc, und hängt mit Vollblütigkeii, Congestion nach dem Hirn, Ausbruch der Backzähne u. dgl. zusammen. Behandlung: Aderlass, kalte Begies-sung, Salpeter und Doppelsalz, kühles Verhalten, grünes Futter, Rüben.
Den Brems enschwindcl der Schafe s. S. 130.
Der Sehwindel der Pferde scheint sich von der Epilepsie noch am sichersten durch das während des Anfalls nicht verlorengehende Bewusst-seyn und Gefühlvermögcn zu unterscheiden 5 es mag indessen öfters Fälle geben, wo es schwer seyn wird , diese Unterschiede festzustellen. —
D a m o i s e a u erzählt einen Fall von Seekrankheit bei einem arabischen Hengst, der von Syrien nach Frankreich geschifft wurde-Am quot;Abend des ersten Tags wurde das Thier traurig, zeigte leichte Koliksclmicrzcn , stützte bald den Kopf auf die Brust, bald streckte es ihn gerade hinaus , schrie, zitterte und erbrach sich sodann heftig. Das Erbrechen dauerte vier Tage fort; alles was das Thier schluckte, wurde bald nachher wieder ausgeworfen; erst nach acht Tagen stellte sich der Appetit wieder gehörig ein und das Thier wurde auf der 61 Tage dauern­den Uebcrfahrt mit gekochtem Ueis und Klcye erhalten. (Journ. prat. 1830.)
F. Vdtstanj. (Chorea St Viü.)
Periodische, umvillkührliche und zwecklose Wiederholung einer Bewegung sonst willkührlieher Muskelparthieen; lang­wierig, fieberlos. Bei Pferden und Hunden.
Junge Hunde, besonders solche, welche erst die Staupe überstanden haben, werden hie und da von dem Veitstanz be­fallen , der sich dadurch äussert, dass sie zu unbestimmten Zeiten eine und dieselbe Bewegung, z. B. des Kopfs, der Vor-
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dcrfüssc u. s. w. längere Zeit anhaltend wiederholen; manchmal hört die Bewegung gar nicht auf, sondern wird Hos von Zeit zu Zeit gelinder. Es scheint diesem Zustande eine partielle Heizung des Hirns oder Rttckenmarkes zu Grunde zu liegen, daher man auch krampistillende und narcotlsche Mittel, neben abführenden, warme Bäder u. dgl. dagegen empfiehlt.
Bei Pferden ist diese Krankheit selten; ich beobachtete eines, das Paroxysmen bekam, in denen es '/j — '/j Stunde fortwäh­rend den Hals und Kopf, und zugleich den einen Vorderfuss auf und nieder bewegte.
Im Juni 1825 untersuchte ich ein, dem Aeussern nach aus-, gemustertes französisches Cavalleriepferd wegen Epilepsie. Es litt an Anfällen, die bald 3—4 mal in einem Tage (auch bei Nacht), dann wieder mehrere Tage lang nicht erschienen. Das Thier fing alsdann an, nach einer Seite, gewöhnlich rechts, in grössern oder kleinem Kreisen zu laufen, die Füsse dabei sehr hoch aufhebend und gewaltig schaffend, den Kopf etwas ge­spannt in die Höhe gerichtet; kam es an eine Schranke oder Wand, so drückte es dagegen und bewegt die FUsse immer gleich fort, wie wenn es laufen müsste. Der Anfall dauerte etliche Minuten, während desselben spürte das Thier nichts von Nadelstichen und schien bewusstlos; es setzte keinen Mist oder Harn ab, fiel auch nie zu Boden; der Puls war während des Anfalls etwas beschleunigt, nach demselben wurde er allmälilig ruhig, das Thier fing an zu Iressen und benahm sich wie gesund. Durch starkes Herumtreiben konnte man keine Anfälle hervorbringeu.
Dieser Zustand machte das Pferd gänzlich unbrauchbar; es wurde daher die Zurückgabe desselben an den Verkäufer angeordnet.
Bei einem zweijährigen Hengstfohlen, das ein Jahr zuvor an Gehirnentzündung gelitten halte, und davon auf einem Auge amaurotisch geblieben war, zeigte sich (1839) oft stundenlange ein unausgesetztes Schwanken und Hin- und Herbewegen des Kopfes, der etwas rechts gehalten wurde. Das Thier war mager, frass aber gut und hatte Spulwürmer; 01. C. C, nachher Rad. va­lerian, in grosser Gabe hatten keinen Einfluss auf diese Krankheit.
Einen Fall von Veitstanz bei einem Pferde erzählt de Baux im Jouri). prat. 1829. Das Thier war zugleich rotzig und wurde deshalb getödtet, aber nicht secirt.
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VIKRTK ORDKUlVe.
ir 51) m u n g. (Paralysis.)
Theilweiser oder gänzlicher Verlust der Fähigkeit willkühr-liclier oder unwillkülirlichcr Muskeln sich zu contrahiren, mit ErBchlaflung derselben, ohne äusscre Verletzung, ohne Schmerz, bisweilen mit gleichzeitigem Verlust des Gefühls; fieberlos, ohne bestimmte Dauer.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;v
Dass die Lähmungen von den Nerven ausgehen, lässt sich leicht dadurcli beweisen, dass Abschneiden der Nerven eines Muskels ihn in den Zustand der Lähmung versetzt; so hahen denn auch Verletzungen des Hirns und Rückenmarks (durch Erschütterung, Zerrung, Schnitt, Erweichung, Druck u. s. \v.) eine Lähmung derjenigen Parthieeu zur Folge, deren Nerven hinter der verletzten Stelle ihren Ursprung haben; das Ahschnei-den des Rttckenraarks am Oberhauptsbeinc zieht plötzlich den Tod nach sich, weil hiebei die zum Athmen dienenden Nerven hinter der verletzten Stelle liegen (der Herzschlag und Puls dauern noch einige Zeit fort).
Ursachen. Ausser der eben erwähnten mechanischen Verletzung können Uebermaas der Eleclricität (Blitz), narcotischc Mittel (besonders Blausäure) schnelle Lähmung herbeiführen. Häufiger entsteht die Lähmung in Folge anderer Krankheiten des Nervensystems , z. ß. Entzündungen, Apoplexie, Krämpfe, Schmerz oder sonst überraässige Erregung der Nerventhätigkeit, welche eine Abspannung und Erschöpfung nach sich zieht. Ge-legeiiheitsursaclien sind grosse Hitze und Kälte, Erkältung, Un­terdrückung der Hautausdünstung, der Milchsecretion, das Gc-hähren, heftige Leidenschaften, starke Anstrengung u. s. w. Die Lähmung ist nicht jedesmal gleich von Anfang an vollständig, sondern öfters zuerst blos eine Schwäche des Thcils, die jedoch allinählig zum völligen Verlust der Beweglichkeit (Contractiütät) fuhrt; nicht selten ergreift das Hebel nahe liegende Organe, oder breitet sich nach und nach aus, bis es endlich zum Leben unentbehrliche Theilc trifft, und damit den Tod herbeiführt. Daher ist die Wichtigkeit und Dauer einer Paralyse höchst verschieden; hei untergeordneten oder entbehrlichen Organen hat sie wenig xu bedeuten und kann Jahre lang bestehen; bei wichtigen Or­ganen wird das Thicr dadurch entweder unbrauchbar oder selbst
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plötzlich getOdtct. Aussei- der Unempfiiidlichkeit, welche in gc-lälimteii Organen häufig beobaclitct wird, gesellt sich, bei län­gerer Dauer, auch unzureichende Ernährung des kranken TheÜH (Schwinden, Atrophie) hinzu; in solchen Fällen pflegt der Kreis­lauf in demselben träge und der Puls klein und schwach zu soyn.
Plötzlich entstandene Lähmung ist meist zugleich vollstän­dig , aber sie breitet sich selten auf andere, als die zuerst be­fallenen Theile aus.
Man unterscheidet die Lähmungen theils nach ihrem Sitze in innere und äussere (worunter mau die Eingeweide, z. B. Lunge, Magen, Harnblase u. s. w. gegenüber von den Muskeln der Gliedmassen, der Ohren u. s. w. versteht), theils nach der Vollständigkeit und Ausbreitung in allgemeine und partielle; der nächsten Ursache nach in traumatische (von Verletzung, Aus­dehnung), rheumatische (von Erkältung) u. s. w.; der Entstehung nach in idiopathische oder selbstständige und in symptomatische Lähmung, welch' letztere häufiger vorkommt.
Die Section zeigt in manchen, besonders sehr schnell verlaufenden Fällen nichts Erhebliches; ausserdem die Symp­tome der nächsten Ursachen, z. B. Entzündung des Hirns, Rücken­marks , einzelner Nervenscheiden, Erweichung des Nervenmarks, Wasset-, Blut- oder Eitererguss in den Wirbelcanal oder die Schädelhühle, Exostosen daselbst, Entzündung der Eingeweide, in der Brust - oder Bauchhöhle, Ubermässige Ausdehnung hohler Organe (z. B. des Magens, der Harnblase) u. s. w.\
Prognose: meist ungünstig; bei den rheumatischen Läh­mungen ist noch mehr zu hoffen, als bei den übrigen.
Behandlung: die innerlichen Mittel richten im Allge­meinen wenig aus; man empfiehlt Abkochungen von f7or. arnicae, Valeriana; Aether, Terpentinöl in grossen Gaben, Ulms toxico-dendron; Nux vortdea in steigender Dosis, bis Zuckungen in den gelähmten Theilen entstehen; Arnicatinctur, 01. C. C. als Infusion in die Venen. Bei rheumatischer Lähmung sind schweis-treibende. Öfters auch Purgirmittel von Nutzen. Aeusserliche Reizmittel sind fast nie zu entbehren, sie müssen stark und an­haltend angewendet werden (flüchtige Einreibungen, scharfe Salben, Eiterbänder, Acupunctur, Elcctricität, das glühende Eisen, Moxa). Leichtverdauliches Futter, Mehltränke, reichliche Streu, Haut­pflege, Klystiere, unterstützen das Heilverfahren wesentlich.
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A. yarulijl'e eiii.u-liift tytilt.
Die L'dhmung einzelner Organe, z. B. des (Uns, Angs, der Zunge, des Schlundkopfs, des Penis ist meist symptomatisch und folgt besonders häutig auf EntKündung des Hirns, aber auch auf mechanische Verletzung, übermässige Ausdehnung, Entzün­dung und Ueberrcizung des getroflenen Organs.
So ist Lähmung beobachtet worden an den Ohren, der Zunge, den Lippen von heftigem Ziehen oder Reisseu daran, Lähmung des Hinterkiefers, Lähmung der Sehnerven von zu star­kem Lichtreiz (s. Amaurose), Lähmung des Schlundkopfs, Pfei­fen von einseitiger Lähmung der Kehlkopfmuskeln, Harnverhal­tung von Lähmung der Blase, und Unvermögen, den Harn zu halten von Lähmung des Blasenhalses, Lähmung (oder Vorfall) der Ruthe, Lähmung des Afters (bei Hunden, vom Erfrieren des Schliessmuskels) u. s. w.
Sind diese Lähmungen blos symptomatisch, so muss die Behandlung auf die Hauptkrankheit gerichtet seyn, ohne jedoch die Paralyse sich ganz zu überlassen; ürtliche Mittel (Einrei­bungen mit flüchtigem Liniment, ätherischen Oclcn, Canthariden-tiuetur und später stärkere Reize) sind um so mehr am Platze, als selbst nach gehobener Krankheit öfter eine Schwäche noch längere Zeit in dem gelähmten Organe zurückbleibt.
Paralyse der Schling werk zeuge. {Dysphagia paralytica.) Bei dem Hengste Scio wurde im Juli 1837 diese Krankheit beobachtet; ein schlagähnlicher Anfall ging voraus, von dem sich das Thier schnell erholte; es blieb aber eine Läh­mung der Zunge, Backen und Lippen der linken Seite zurück; diese Theile waren auf Nadelstiche ganz unempfindlich , das Ohr und Augenlied derselben Seite waren nicht gelähmt und das Thier aufmerksam; es konnte höchstens Wasser schlucken, spei­chelte und schäumte stark, und Hess alles Futter, Arznei u. dgl. wieder aus dem Maul fallen, oder durch die Nase wieder her­auskommen; sodann trat Schwäche im Kreuze hinzu und das Thier kropirte in wenigen Tagen.
Gillmeistcr beobachtete einseitige Lähmung der Ober-und Unterlippe bei einem Pferde, ohne nachweisbare Ursache, Unempfindlichkeit war damit verbunden; durch Einreibung von 01. phosphorat. wurde das Uebel in 9 Tageu gehoben. — Der-
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selbe beschreibt eine (odllidic Lälimuiig (und Erweiterung des Halstheils der Speiseröhre bei einem Ochsen.
Peters beobachtete Lähmung' der Unterlippe ohne bekannte Ursache bei einem Pferd. Scarification und Einreibung' einer stark reizenden Salbe brachte Entzündung und Heilung zuwegt. Sticker sah LHhmung der Unterlippe durch den Druck der Kinnkelte entstehen; sie erforderte Scarification, scharfe Ein­reibungen und später punctfOrniige Cauterisation.
B.nbsp; nbsp; ^albläl)uiuiij. [Hemiplegia.')
Alan versteht darunter die Uubeweglichkeit oder Fühllosigkeil, oder beides, in einer Seite des Körpers, der rechten oder lin­ken , ohne Schmerz oder Bewusstlosigkeit.
Sie kommt ineist als Folge der halbacuten Ilirncntzündung vor, und gibt sich durch verzogenes Aussehen des Angesichts (das eine Ohr und Augcnlied schlaff herabhängend, die Lippen auf die andere Seite gezogen) und das Laufen im Kreise, nach der entgegengesetzten Seite, zu erkennen; ist die Krankheit ein­mal so weit gekommen, so ist ausseist wenig Hoffnung mehr.
Auch bei der Drehkrankheit mag eine halbseitige Lähmung sich bilden und Veranlassung zu der drehenden Bewegung geben.
II ü b n e r führt einen Fall von Hemiplegie bei einem Pferde an, das durch spirituiise Einreibungen hergestellt wurde (Nebel und Vix Zeitschr. I. Bd.).
C.nbsp; nbsp; nbsp;ÜKujliiljimmjj. (Paraplegia. J
Sie ist bei verschiedenen Uausthiereii, besonders dem Pferde und Hunde beobachtet, in vielen Fällen aber symptomatisch; so z. B. als Nachkrankheit der Hundestaupe, in der Hundswuth, nach Hirn- und Rückenmarks-Entzündung, nach Nieren- und Fruclit-hälter-Entzündung, nach Apoplexie, Gnubberkraukheit u. s. w.
Die Paraplegic ist nicht immer so vollständig, dass das Hintertheil ganz unbeweglich erscheint.
Ein kräftiges Pferd erkältete sich, während es Strengel hatte, der Ansfluss hörte auf und die Hinterfüsse schwollen un; der Gang war beschwerlich; es legte sich sogleich, als es in den Stall der Thierarznei - Schule kam. Es zeigte sich bald, dass es unfähig war, hinten wieder aufzustehen; es wurde in
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Gurteu gehängt, stund aber hinten auf den Fesselgeleuken, frass und soff, hatte einen Puls von 60 und athmete schwer; in wenigen Tagen stund es wieder ordentlich auf den linken Hinterfuss, wogegen der rechte fortwährend zuckte. Das Thier crepirte an Erschöpfung. Bei der Section fand man dunkel-rothen Erguss im Zellgewebe der Hinterfüsse, viele und grosse Ecchymosen zwischen den Muskeln derselben, rüthliches Ge­rinnsel im Hufgclenke; der N. ischiadieus des rechten Fusses am Oberschenkel ganz dunkelroth, sonst weiss. Die Lunge theilwcise hepatisirt (alt).
Hei einem andern Pferde, das sich im Nebel erkältet haben mochte, bemerkte man ebculalls Unvermögen zu stehen, und bei Unterstützung stund es auf den Fesselgelenken; es äusserte zugleich Schmerzen im Hinterleib, erholte sich aber nach et­lichen Tagen ganz.
Prehr behandelte 4 Pferde an Krcuzlähmung in Folge von Indigestion. Selilcppeiidcr Gang, sodann Ucbcrküthen bald mit dem einen, bald dem andern Fusse, endlich Unvermögen zu stehen und sich ohne IlUIfc aufzurichten, daher Sitzen wie ein Hund, bezeichnete das Leiden, das auch die Vorderfüsse befiel und von Verstopfung, Schmerz im Bauche, Unempfindlichkeit der Haut, hartem, später fieberhaften Pulse begleitet war. — Aderlass, Klysticre mit einem schwachen Tabaks-Decocte, in­nerlich Aloe mit Doppelsalz, führten bald Besserung herbei; die zurückgebliebene Schwäche der Schenkelmuskel wich rei­zenden Eiureibuugeu.
Vollständige Lähmung des Hinterlheils sieht man Öfter bei Pferden in Folge starker Anstrengung beim Ziehen, oder durch Sturz (Umwerfen), Schläge in die Lendengegend, zu starke Belastung des Bttckens u. s. w. entstehen.
(Manche Pferde zeigen erst, wenn sie kurze Zeit in Gang gesetzt norden sind, eine solche Schwäche im Hintertheile, dass sie zusammen­zubrechen drohen; lässt man sie ruhen, so erholen sie sich bald wieder; dieser Zustand rührt von gestörtem Kreislauf des Bluts her, da die Arterien und Venen des Hintertheils durch feste, faserige Ge­rinnsel nahezu ausgefüllt sind.)
Bei Hunden beobachtete ich einigemal gänzliche Lähmung des Hintertheils, so dass die Hinterfasse auf dem Boden nach­geschleppt wurden und ganz unempfindlich waren; in awei
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Fällen war heftiger Coitus Schuld; der eine dieser Fälle wurde versuchsweise mit JVttiB vomica (in homüopathischer Dosis) be­handelt, der andere sich selbamp;t überlassen, beide in gleicher Zeit hergestellt.
Bei jungen Schweinen eutstehtLähinunggcriienachliidigestiou, wenn sie zuvor Mangel litten, nachher aber schnell kräftiges Futter (besonders Abfälle der Bier- und Stärke-Fabrication) erhalten. (Die symptomatische Lähmung des Hintertheils bei hochtraclitigeu
oder neumclkcndeir Kuben s. in der IV. Klnsse, die der Pferde in
der Chankerseuchc ebendiis.)
D, Ul^umotifd)laquo; f (i|)mmt0. (Paralysis rheumatica.J
Sie kommt in verschiedenem Grade bei allen Hausthieren vor, und gibt den rheumatischen Character theils dadurch zu erkennen, dass sie erweislich auf Unterdrückung der Haut-ausdUustung entstellt, theils dadurch, dass sie ihren Sitz manch­mal wechselt; es sind daher auch bald die Symptome eines Rheumatismus (schmerzhafte Bewegung, £tcifigkeit, manchmal auch Fieber) zuerst zugegen, und die Lähmung erscheint als htiherer Grad desselben, bald tritt das Leiden gleich von vorne herein als Paralyse auf.
Diese Arten von Lähmung, die besonders bei Rindvieh, ferner bei Lämmern und Überhaupt jungen Thieren nicht selten vorkommen, und auf den ersten Anblick sehr gefährlich erschei­nen, sind es doch weit weniger, als die andern Arten ^vou Paralyse. Die Besserung tritt meist schon mit einigen Tagen ein.
Ihre Heilung beruht hauptsächlich auf Wiederherstellung der Hautausdünstung, daher warmes Verhalten, Frottiren der Haut; innerlieh abführende Mittel (Glaubersalz u. dgl.) in einem Jnfusum Flor, sambuci oder Mad. valerian.; äusserlich Einrei­bungen von Camphorgeist, flüchtigem Liniment, Terpentin-Oel, selbst Canthariden - Salbe u. dgl.
Bei Pferden ist manchmal ein eingreifenderes Verfahren noth-wendig: anfangs Aderlass, Abführen, später erregende Mittel; äusserlich scharfe Einreibungen, Brennen. Die Heilung kann sich auf mehrere Wochen hinausziehen.
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I
VIERTE KLASSE.
jamp;fankljfttin icr i:ijrt}iflan3un0, tin (Cntuiidiluim mitraquo; jhiriidvlnltuiitg tts ^tfr^erlaquo;.
Die hicher gehörigen Krankheiten sind theils für sich be­stehende, fheils solche, die von dem allgemeinen Gesundheits­zustand des Körpers und dessen Störungen abhängig sind. Die Geschlechts-Verrichtungen beginnen naturgcniäss erst in einem gewissen Lebensalter, und hören eben so später wieder auf, während andere Functionen das ganze Leben hindurch fortdauern; ausser dieser Beschränkung ist noch eine andere, weit häufigere, mit der. Zähmung der ITauslhiere und ihrer Benützung gegeben. Ein grosser Thcil unserer Hausthiere, beiderlei Geschlechts, wird absichtlich von dem Zeugungsgeschäft entfernt gehalten oder dazu selbst unfähig gemacht (Castration). Nicht minder kommt oft die naturgemässe Entwicklung der Thiere mit unserm öconomischeu Vortheile in Conflict, und wird bald übereilt, bald gewaltsam unterbrochen.
Die bedeutenderen Krankheiten des Systems der Ernährung, Bewegung und Empfindung wirken auf die Geschlechts-Verrich-tungeii und die Entwicklung meist nachtheilig zurück; gegcntheils führen manche Störungen der Geschlechts-Functionen zu Krank­heiten der Ernährung, Empfindung, des Kreislaufs u. s. w. Es sind namentlich die fieberhaften Krankheiten, die allzu starken Secretioncu, die Abzehrungen, die heftigen Schmerzen u. s. w., welche auf die Geschlechts-Functionen in der Art zurückwirken, dass sie während der Dauer jener Krankheiten unterbrochen oder vernichtet sind; die erkrankten Thiere zeigen weder Nei­gung, noch besitzen sie die Fähigkeit zur Ausübung der Ge­schlechts-Verrichtungen. Eben so nachtheilig wirken jene all­gemeineren Krankheiten auf die Entwicklung des Foetus oder des jungen Thiers. Die Vererbung mancher Krankheiten beweist
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anderutheils, dass es krankhafte Störungen gibt, welche die Fortpflanzung nicht uothwendig hemmen. Die organischen Fehler der Geschlechtsorgane selbst, sehr häufig eine Folge von Ent­zündung derselben, stören meist ihre Verrichtung auf entschie­dene Welse (z. B. Degeneration der Hoden, der Ovarien u. dgl.). Die in dieser Klasse zu betrachtenden Krankheitsformeit werden in zwei Abtheilungen zerfallen, nämlich
13 in die Krankheiten der Geschlechts-Verrichtungen, und 2) in die Krankheiten der Entwicklung und Zurückbildung des Körpers.
ERSTE OKIIAI Xraquo;.
Krankheiten gt;cr copy;c('d)Ud)tfi-'Dert:id)tttttflcn.
Hat ein Thier die gehörige Entwicklung seiner Geschlechts­organe erreicht (Pubertät, Mannbarkeit), so wird der ihm an-geborne Trieb zur Fortpflanzung seiner Art rege werden, und es wird suchen, demselben Befriedigung zu verschaffen. Der Geschlechtstrieb ist aber nicht allein an ein gewisses Lebens­alter gebunden, sondern auch an eine bestimmte Jahreszeit, und er wiederholt sich ziemlich regelmässig. Die Zähmung und dfe damit verknüpften Einflüsse (nahrhaftes Futter, Zusammen­leben mit Thiereu des andern Geschlechts u. s. w.j bringeu nicht selten eine Störung in diese Funetionen, so dass der Geschlechtstrieb und die Brunstzeit thcils früher, theils später eintreten, und am Ende viele Thiere zu jeder Jahreszeit zur Begattung geneigt sind. Der Geschlechtstrieb kann ferner, ohne Httcksicht auf die gewöhnliche Brunstzeit, übermässig erhöht seyn, gegentheils aber auch ganz fehlen.
A. T!llaquo;brnno|?t8laquo; iamp;vfd)ltd)tiUkb. (ßatyriasis, Aymphomanhi.)
Er erscheint häufiger bei weiblichen Thiereu, als bei männ­lichen, quot;rfil bei einer grossen Zahl der letztern das Fortpflan­zungsvermögen vernichtet wird, ehe sie in die Periode der Pubertät eintreten.
Symptome. Die gewöhnlichen Aeusscrungen- regen Ge-
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BClilechtstriebcs sind thcils heftiger zugegen, theils wiederholen sie sich öfter, fast unaufhörlich; wird derselbe nicht befriedigt, so kommen auch Störungen der Übrigen Verrichtungen hinzu, die Thlere lassen vom Futterab, werden traurig und verfallen bei längerer Dauer des Uebels in andere Krankheiten (/.. B. Koller bei Pferden, Stiersucht bei Kühen, Wuth bei Hunden, Traberkrankheit, Abzehrung u. dgl.); auch locale Krankheiten, z. H. Degeneration der Eierstöcke, fehlerhafte Absonderungen in den Genitalien, Tubcrculosc u. s. w. können aus der Nicht-befriedigung des Geschlechtstriebs hervorgehen. Dass Kühe zur Zeit der Brunst eine veränderte Milch liefern, ist bekannt.
Ursachen. Bei den meis'ten Thicren, besonders den niänn-lichcn, regt sich der Geschlechtstrieb wenig oder nicht, so lange sie von weiblichen ganz entfernt gehalten werden; sind aber beide Geschlechter in fortwährender Gemeinschaft {#9632;/.. B. auf der Waide), so erwacht der Trieb frühzeitig, wird in Aufregung erhallen und sogar übermässig. Starke Fütterung bei wenig Arbeit, insbesondere aber hitziges Futter (Roggen, Gerste, Erbsen, Bohnen, Hanfsamen u. dgl.) erregen den Geschlechts­trieb theils zur Unzeit, theils zu stark. Ein rasches Tempera­ment, reizbare Constitution^ die Angewöhnung an Befriedigung des Triebs, Ortliche Beizung der Genitalien durch Ausschläge, Gesfchwüre u. dgl., Fehler der Verdauung, tragen ebenfalls dazu bei. Es gibt indessen auch Fälle, besonders bei Stuten und Kühen, in welchen selbst bei Vermeidung alles dessen, was den Begattungstrieb erregen konnte, oder bei natarlicher, jedoch meist erfolgloser Befriedigung desselben, er sich immer wieder aufs Heftigste äussert. Unfruchtbarkeit ist bei weiblichen Thieren gewöhnlich damit verbunden.
Prognose: meist günstig, da es aTlgemeine und speeifi-sche Mittel gibt, diese abnorme Thätigkeit zu beschräuken.
Behandlung: sic muss zunächst gegen die Ursachen gerichtet seyn. Allgemeine oder örtlich erhöhte Reizbarkeil, durch starke Fütterung erzeugte Vollblütigkeit und Congestiouen nach den Genitalien erfordern knappes, kühlendes Futter, Ader-lass und kühlende Salze (Salpeter, Weinstein, Glaubersalz). Fehler der Verdauung, Anschoppungen im Hinterleib, machen ein Abführuiigsmittel, aus Salzen oder Rhabarber (nach Rychner), nothwendig. Oertlich können kalte Waschungen an den Genitalien
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von Nutzen seyn. Sehr geschwächte Thiere erfordern hessere Nahrung. — Alle diese Mittel haben aber meist blos vorüber­gehenden Erfolg; daher ist männlichen Thieren Gelegenheit zur Begattung zu geben, weibliche aber sind wo möglich dahin zu bringen, dass sie aufnehmen, worauf der Geschlechtstrieb für längere Zeit schweigt. Oefteres Zulassen der Stuten (mit einem Maulthierheugst, wenn man durchaus keine Nachzucht haben wtiI) , daneben Aderlass, Salze und selbst Camphor in grössercr Gabe, sind angezeigt; letzteres Mittel unterdrückt bei den meisten Tliiercn den Geschlechtstrieb oft für längere Zeit, es muss aber in grösserer Dosis (taglich l/i — 1 Unze bei Pferden, nöthigenfalls mit Salpeter) gereicht werden.
Da die weiblichen, an dieser Krankheit leidenden Thiere sehr schwer aufnehineu, so sind die bekannten Mittel zu ver­suchen, um sie dazu zu disponiren (vgl. S. 135).
Endlich bleibt die Vernichtung des Geschlechtstriebs durch Castration der männlichen Thiere und, jedoch seltener, der Kühe (Mutterschweinc, IlUndiunen) übrig. Die Kühe werden dadurch zur Mästung geschickt; Stuten zu castriren, ist nicht rathsam, da fast unausbleiblich eine tudtliche Bauchentzündung auf die Operation folgt.
(Bei der Stiersucbt der Kühe, s. S. 133 scheint der nnbefriedigte-ßcschlccbtstrieb mit der Bildung der Tuberkeln in ursÄchlichem Ver­hältnisse zu stehen; dass bei andern Hausthiercn diese Verbindung Kvreier Krankheiten, deren jede auch für sich vorkommen kann, nicht stattfindet, beweist noch nicht, wie Ryebner annimmt, dass Perl-sucht und Cbcrmässiger Begattungstrieb keine andere Gemeinschaft mit einander haben, als dass sie zulUllig in einem Individuum zusammentreffen.)
B. ilTniHiflnöet laquo;Mdjlfdjtstncli. (Anaphrodisin.)
Im Jüngern Alter, so wie im eigentlich hohen Alter, welche Periode unsere Hausthiere selten erleben, fehlt der Geschlechts­trieb naturgemäss. Es gibt jedoch Beispiele genug, dass der­selbe theils früher als gewohnlich sich entwickelte, theils bis in das hohe Alter sich erhielt.
(Ich sah eine S'/jjährigc quot;Stute, welche bereits ein Fohlen ausge­tragen hatte; sie war auf der Waide von einem '/Jährigen Hengst­fohlen belegt worden. W a 1 c h führt eine Stute an, die im 28. Jahr* ein Fohlen hatte. Hengste sind oft mit 25 und selbst 30 Jahren noch zeugungsfähig.)
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Wenn nun der Geschlechtstrieb zur gewöhnlichen Zeit nicht eintritt oder allzu frühe wieder aufhört, so istdiess meist krankhaft.
Die Symptome sind negativer Art; ausserdem Widerwille und selbst tliätiger Widerstand gegen versuchte Begattung.
Ursachen: thcils allgemeiner Art, z.B. grosse Schwäche des Thiers, durch Mangel an Nahrung, Säfteverlust, schmerz­hafte uiid fieberhafte Krankheiten veranlasst; phlegmatisches Temperament, öfters mit grosser Neigung zu Fettansatz — theils localer Art, wie geringe Ausbildung, Missbildung, selbst Mangel oder Degeneration der Geschlechts-Organe (z. B. der Eierstöcke, Hoden).
Behandlung: sie beruht auf Entfernung der Ursachen; zu fette Thiere müssen mager gehalten, sehr herabgekomm'eiJe dagegen durch bessere Fütterung, Ruhe u. dgl. wieder zu Kräften gebracht werden; Missbildungeu der äussern Genitalien (z. B. Verschlicssung des Aluttennunds u. dgl.) können manchmal auf operativem Wege beseitigt werden. Wo dergleichen Ursachen nicht aufzufinden sind, bringt man solche Thiere in die Nähe be-gattnngslustiger Thiere des andern Geschlechts; man gibt den Kühen Leinsamen, Hanfsamen, Sabina, Canthariden, Milch einer rinderigen Kuh u. dgl.; den Hündinnen metallisches Kupfer.
C. 1Hnfrud)tbtttklaquo;tt. (ßterilitas, Impotentia.J
Sie ist meist von mangelhafter Entwicklung der Geschlechts­organe abhängig (Fehler der ersten Bildung, der Lage, Grosse, Structur), kommt aber auch bei vollkommen ausgebildeten Ge­nitalien und selbst regem Geschlechtstriebe vor; so sind z. B. manche äusserlich ganz gesund scheinende Hengste sehr wenig fruchtbar oder ganz unfruchtbar; diess kann sogar periodisch oder vorübergehend der Fall seyn (wie G i 11 meist er in seiner „Sammlung wichtiger Erfahrungen, Leipzig 1841quot; anführt). Zu häufige Benützung der männlichen Zuchtthiere 1st eine gewöhn­liche Ursache venninderter Fruchtbarkeit; bei den weiblichen Thieren können zu sehr gesteigerter Reiz (Stiersucht) oder Mangel desselben, überhaupt mehrere der unter A. u. B. an­geführten Ursachen, Schuld seyn, dass die Empfängniss aus-hleibt, was man daran bemerkt, dass nach einiger Zeit der Geschlechtstrieb sich wieder aufs Neue äussert.
Da es häufig ungewiss ist, welches der beiden zeugenden
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Individuen au der Erfolglosigkeit der Begattung die Schuld trägt, so versucht man es mit einem andern Thierc, und nimmt zugleich auf den allgemeinen Zustand, die Wahl des passenden Zeitpuncts u. s. w. Rilcksicht. Stuten, die von dem einen Hengste längere Zeit nicht trächtig wurden, empfangen manch­mal sogleich, wenn ihnen ein anderer Hengst zugetheilt wird, oder wenn man sie ein paar Mal hinter einander belegen lässt. Zu grosse Ungleichkeit des Paars nach Alter, Race, Grüsse, Farbe, Temperament u. s. w. ist öfter der Befruchtung hinderlich. Oertliche oder allgemeine Krankheiten, welche die Begattung theils überhaupt hindern, theils erfolglos machen, sind nach ihrer Beschaflenheit zu behandeln. Die Mittel, welche den Geschlechts­trieb unterdrücken, sind bereits oben angeführt.
(UiHUlIciul ist es, dass die Maulthiere, welche doch so starken Begattungstrieb äussern, bei Yöllig ausgebildeten Organen nahezu ganz unfruchtbar sind, um so mehr, als die meisten andern Bastardthiere, sowohl unter Säugethieren als Vögeln, sich fortzupflanzen vermögen.
üeber zu grosse Fruchtbarkeit wird man sich bei den zur Zucht bestimmten männlichen Thiercn nicht leicht zu beklagen haben; dagegen ist bei weiblichen Thieren die Neigung, eine zu grosse Zahl von Jungen auf einmal zu gebären [z. B. Zwillinge und Drillinge bei Stuten, selbst Vierlinge bei Kühen und Schafen, 24 — 26 Junge auf einen Wurf von einem Schwein, 12 — 21 von einer Hündin], in öco-nomischer Hinsicht nicht erwünscht, da dieselben gewöhnlich sehr klein ausfallen und meist bald nach der Geburt zu Grunde gehen. Die Wahl eines andern männlichen Thitrs wäre versuchsweise zu empfehlen. Es gibt auch weibliche Thiere mit entschiedener Neigung, Missbil­dungen zu liefern.)
D. lt;Di-rtliii)i' Ürniihl)ntru iet CK-ntlalmt (bei Zuchtthieren).
(Es würden zunächst die Entzündungen derselben hier aufzuführen seyn, welche aber theils wegen der Uebereinstimmung mit andern lo-calen Entzündungen, theils weil sie auch bei nicht zur Zucht benützten Thieren vorkommen können, in der II. Ordnung der II. Klasse be­schrieben worden sind.}
a) Trlppei .^QBlennorrhoea.') [Gonorrhoea, Edulium? Ad.)
Ein fieberloser, langwieriger Schleim- oder Eiteiausfluss aus der Harnröhre mannlicher oder der Scheide weiblicher Thiere.
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Man beobachtet den Tripper am häufigsten bei Hunden, seltener bei alten Beschälhengsten; nach H uz aid auch bei Stieren (von zu vielem Bespringcn; scy ansteckend).
Der Ausfluss findet aus der Harnrohre statt, und ist nicht mit einer zu starken Absonderung in dem Schlauche oder sogenanntem Eichcltripper (d. h. Entzündung der Schleimbälge an der Eichel) zu verwechseln; bei Pferden scheint der Ausfluss manchmal eher aus der Vorsteherdrüse, als von der Harnröhren-Schleimhaut herzukommen. Die Flüssigkeit ist gelblich, selbst grüngelblich, rahmartig; anfangs geruchlos, später widrig riechend; sie tröpfelt von selbst aus und sammelt sich theils im Schlauche, theils an Stellen, wo die Thicrc stehen oder liegen, auf dem Boden; das Harnen ist im hohem Grade des'Uebels beschwer­lich, schmerzhaft; Entzündung des Penis, des Schlauchs, Bil­dung von flachen, fressenden Geschwüren und von warzen­artigen (blumenkohl-ähnlichcn) Auswüchsen an den Genitalien (bei Hunden auch an der Lippe, im Maule und selbst an den Augen, Ohren u. s. w.) begleiten die Krankheit. Bei den Hengsten schuppt sich die den Penis überziehende Oberhaut Öfter ab, und es entstehen Schrunden in dem fibrOsen Ueberzugc der schwammigen Körper.
Der Schmerz, die Harnbeschwerde, die Degeneration der erkrankten Theile, besonders auch die Verhärtung der Vor­steherdrüse, der Hoden und Leistendrüsen, sind im Stande, das Thier aufzureiben.
Bei der Section findet man die Harnröhre entzündet, die Blase eben so, oder mit dunkeln Flecken besetzt, die Pusteln und Auswüchse im Schlauche; auch Entzündung an den Ein-gevveiden der Becken - und Bauchhöhle.
Ursachen: aussei' der Ansteckung unbekannt; diese ist bei verschiedenen Thierarten (Hengsten, Stieren, Hunden) be­obachtet worden; die Krankheit scheint jedoch nicht jedesmal intensiv genug, um einen Ansteckungsstofr zu bilden. Ist dieses jedoch der Fall gewesen, so wird durch die Begattung die Krankheit leicht auf die weiblichen Thierc übertragen, die als­dann von einem ähnlichen Ausfluss aus den Genitalien und Geschwüren befallen werden. Die Selbstentwicklung des Trippers männlicher Thierc wird meist der allzu häufigen Benützung derselben zur Zucht zugeschrieben, was jedoch nicht ganz
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wahrscheinlich ist. Ehen so ungewiss ist, ob eine zufällige Entzündung der äussern Genitalien Tripper nach sich ziehen könne. Hurtral d'Arboval führt einen Fall an, wo viele Hengste durch den (innerlichen?) Missbrauch der Canthariden am Tripper zu Grunde gegangen seyn sollen.
Die Ansteckung äussert sich meist schon wenige Tage nach der unreinen Be-altung, durch Entzündung und Ausfluss aus der Vagina; wird ein solches weibliches Thier von einem gesunden männlichen belegt, so findet eben so gut Uebertragung statt, wie im umgekehrten Falle. Greve impfte einen Hund am Präputium; schon nach 6 Tagen bildete sieli ein fressendes Geschwür au der Impfstelle, aus welchem eine grünliche, käsige Materie sickerte; die ganze Vorhaut schwoll stark an, der Penis war fast bestündig erigirt, die Harn-Excretion schwierig,quot; uud das Thier krepirte am 23. Tag nach der Impfung.
Die Behandlung erfordert im Anfange des Uebels ein gelinde entzündungsvvidriges Verfahren, dazu erweichende Bä­hungen und Einspritzungen in den Schlauch und die Harnröhre; bei längerer Dauer sind örtlich adstiingirende Mittel (Decocte zusammenziehender Pflaiizeiistoffe, Auflösungen von Alaun, weissem oder blauem Vitriol u. s. w.) angezeigt. (Rodet be­handelte die Krankheit bei einem Hunde örtlich mit Blutegeln und Bädern; innerlich mit Sassaparille und Bals. copmvae.) (Dr. Blumröder machte Versuche mit dem Tripperstoff der Hunde, in der Hoffnung, dadurch einen Stoff zur Ausrottung der mensch-liclien Lustseuche zu bekommen [ähnlich wie Kuhpockcn vor Variola schützen]. Prof. Frid reich in Würzbnrg sah Geschwüre an den Genitalien eines Hunds, die den menschlichen Chankern auf das Täu­schendste glichen. Isis. 1826.)
6) Scheidencatarrh. (CatäMau vaginae.') Unter diesem Namen wird ein, besonders bei Kühen einige Wochen nach dem Kalben beobachteter Ausfluss aus der Scheide beschiicben, dem ein gelinder Fieberanfall (Frösteln, mangeln­der Appetit u. s. w.) vorausgeht; hie/.u kommt Unruhe des Thiers, Wedeln mit dem Schweif, beschwerliches Hainen, Nach­lassen der Milch u. dgl. Nach 1 — 2 Tagen stellt sich Rüthe der Scheiden - Schleimhaut und ein dünner, durchsichtiger Schleimausfluss aus der. Scheide ein, der bald etwas zähe.
Herin ff, Palholofie,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;36
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dicklich, grUnlich oder weiss wird, alier durchsichtig bleibt; die Fresslust kehrt zurück, das Thier wird ruhig, aber die IVIilch bleibt vermindert, die Haut trocken u. s. w. Allmählig ver­schwindet der Ausfluss, so dass nach 14 Tagen bis 3 Wochen das Thier hergestellt erscheint.
Ursache: neben der durch das vorausgegangene Kalben herbeigeführten,Disposition, hauptsächlich Erkältung, theils der Haut, theils der Eingeweide (durch kaltes Getränk und Futter).
Behandlung. Vor dem Eintritt der Secretion kann man einige Gaben Nitr. oder Nalr. sulphur, geben; nach demselben aber Schwefel in Verbindung mit bittern, gewürzhaften Mitteln und Kochsalz. Dazu Erregung der Hautausdünstung durch war­mes Bedecken, Frottiren der Haut u. s. w.
c) Weisser Fluss. QLeucorrhoed). znbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;CUleeratio genital, simpl. s. Paulaeium. AA.)
Ein langwieriger, fieberloser Ausfluss von Schleim aus der Scheide, mit Zeichen örtlicher Schwäche und Erschlaffung; end­lich zur Cachexie führend. Bei Kühen und Stuten am häufigsten vorkommend.
Der Anfang der Krankheit wird gewühnlich übersehen und derselben erst nach einiger Zeit Aufmerksamkeit geschenkt.
Der Ausfluss ist dick, zähe, undurchsichtig, schmutzigweiss, auch seifenartig, oder aber gelblich, grünlich, eiterühnlich; die Genitalien und der Schweif sind damit beschmiert; seine Menge varirt periodisch 'und ist oft ziemlich bedeutend; die Schleim­häute der Genitalien sind blass, schlaff, ohne erhöhte Empfind­lichkeit; das Hainen ist nicht schmerzhaft; kein Fieber: fort­dauernde Fresslust, bei verminderter Milchsecretion und später deutlicher Abmagerung. Der Geschlechtstrieb ist nicht vermin­dert; dieThiere nehmen selbst auf, verwerfen jedoch gerne wieder. Im weitern Verlauf wird der Ausfluss übelriechend, die Milch zähe, geringhaltig, die Haut hart, das Haar struppig; die Schwäche nimmt allgemein überhand und Durchfall beschleunigt die Abzehrung.
Der chronische Verlauf, die üble Beschaffenheit der Secre­tion, der örtliche und allgemeine Schwächezustand unterschei­den den weissen Fluss von dem blossen Scheidenkatanh, der jedoch öfter nur der Anfang des weissen Flusses ist.
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Der nach der Geburt stultfnidendc normale Ausflugs (LocMen}, sowie der vonderFäulniss eines im Mutterleib abgestorbenen Foetus herrührende — sind nicht mit der Leucorrhoe zu verwechseln.
Ursachen: allgemeine Schlaffheit; Entzündungen der Ge­nitalien nach schweren Geburten, allzustarkes antiphlogistisches Verfahren gegen dieselben u. s w.
Behandln n g. Vor allem allgemeine Kräftigung des Thiers durch bessere Fütterung und Wartung. Innerlich speeifische Mittel (balsamische, harzige; Hb. millefolü und Sahina; 01. tereb.') mit aromat. und adstriugirenden Pflanzeiistoffeii; Oert-lich fleissige Injectionen von denselben Pflanzentheilen, Äq. Cal­ais , Auflösung von Alaun, weissem Vitriol u. dgl.
(Bei Stuten, die an Rotz leiden, kommt ein ähnlicher Aus-fluss aus den Genitalien symptomatisch vor.)
rf) Chankerseuche der Pferde. (Ulceratio genit. contagiosa Ad.) (Venerische Krankheit, ven. Nervenkrankheit; hannöver'sche Krankheit. Paulacium, Edulium, Uippialr. graec. Syphiliraquo; Framboesia, Erd.')
Ein anfangs locales, fieberloses Leiden mit Geschwüren an den Genitalien; später mit Anschwellung der Lymphdrüsen, Cachexie und Lähmung. Ansteckend.
Diese ursprünglich meist bei den weiblichen Thieren ent­stehende, sodann durch Ansteckung sich weiter verbreitende Krankheit hat erst seit etwa 20 Jahren die Aufmerksamkeit er­regt , obwohl sie früher auch vorgekommen seyn mag.
Man beobachtet bei den Stuten, kürzere oder längere Zeit nachdem sie belegt worden, eine auffallende Niedergieschla-genheit, wiederholte Symptome von Rossigseyn, eine leichte oedematöse Anschwellung am Wurfe und zwischen den Hiuter-schenkelii, die Schleimhaut der Scheide stellenweise leicht ge-rüthet, und vermehrte Absonderung eines eiweissartigen, milden und klebrigen Schleims, der später dickflüssig und rüthlichgelb wird, und an den Rändern des Wurfs durchsichtige gelbe oder bräunliche Krusten bildet. Der Schleim fliesst tlieils anhaltend aus und besudelt den Schweif, die Schenkel u. dgl.; thcils sam­melt er sich in der Scheide an und \yird von Zeit zu Zeit in grösserer Menge ausgestosseii.
Im weiteren Verlaufe wird die Schleimbaut der Scheide schlaff, gelblich oder livid gefunden, am Wurfe zeigen sich
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kleine Bläschen, die aufbrechen, in der Scheide ineist flache, mit dünnen Schorfen bedeckte Geschwüre, und ein den Pocken ähnlicher Ausschlag verbreitet sich über den Körper bis zum Kopfe, verschont aber die Extremitäten. Dieser Ausschlag bil­det flache nässende Geschwüre und hinterlässt nach dem Ab­heilen weisse, haarlose Hautstellen, aber (wofern nicht, wie Einige beobachtet haben, die Geschwüre fressend wurden), keine Narben. Auch flache Knoten von Thalergrüsse, deren Manche Serum aussickern, bilden sich unter der Haut des Körpers.
Die Krankheit ist von einem merklichen Sinken der Kräfte und der Sinnesthätigkeit (schwankender oder steifer Gang, Un­aufmerksamkeit u. dgl.) begleitet, und zwar ist bald dieses ner­vöse Leiden vorwaltend über die krankhafte Secretion, bald scheint letztere das Haupt- oder alleinige Leiden darzustellen, welches fieberlos bleibt und nur allmählig die Ernährung beeinträchtigt.
Nachdem der Ausschlag und die Geschwüre der Haut län­gere Zeit (Wochen, Monate) gedauert haben, gesellen sich die Zeichen einer Lähmung (des Kreuzes, der Hinterfüsse, der Ohren, Lippen) hinzu, mit welcher das Thier noch Monate lang leben kann ^ bis es endlich an Abzehrung zu Grunde geht. In man­chen Fällen entwickeln sich im Laufe der Krankheit Rotz oder Wurm unter den gewöhnlichen Symptomen.
Entwickelt sieh die Chankerseuche bei Hengsten, so werden diese, bei fortdauernder Fresslust, gleichgültig, magern quot;besonders hinten ab , zeigen sich schwach im Kreuz, gehen steif und hinken periodisch, werden gelähmt, während zugleich Ge­schwulst der Hoden, Geschwüre am Penis, der Ausschlag auf der Haut, und die Knoten unter derselben, und endlich miss­farbiger Naseuausfluss das Leiden begleiten. Die Krankheit ver­lauft sodann, wie bei den Stuten angegeben wurde.
Wird dagegen ein Hengst von einer Stute angesteckt, so bildet sich das Örtliche Leiden der Geschlechtstheile zuerst aus. Es entstehen Bläschen und Erosionen in der Nähe der Harnröh-renmündung und amPeuis, selten tief gehende Geschwüre; fer­ner Anschwellung der Hoden, der Leistendrüsen , und sodann das allgemeine Leiden des Lymphsystems, die Knoten und Hautgeschwüre u. s. w.
Der Verlauf der Krankheit ist verschieden; bei der gutarti­gen Form, die sich blos auf örtliche Geschwüre und vermehrte
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Secretion der Sehleimhaut der Genitalien beschrankt, dauert die Krankheit einige Wochen; in der schlimmem Form mit allgemei-meinem Ergreifen des Lymph - und Nervensystems dagegen vier bis sechs Monate und selbst noch länger.
Die S ectio n zeigt aussei- den örtlichen und oberflächlichen Symptomen der Krankheit (Geschwüre u. dgl.) die Schleimhäute der Genitalien, der Harmvege, der Nase und Lunge aufgelockert, meist blass, mit krankhaftem Schleim bedeckt; die Lymphdrüsen in und aussei- der liauchhöhle mehr oder weniger angeschwollen; das Blut schwarz, dick, schmierig; das Fett in eine sulzige Masse verwandelt; in seltenen Fällen entzündliche Rothung der Bückenmarkshäute, häufiger wässerigen oder sulzigen Erguss in den Wirbelcanal. die Nervenmasse erweicht u. s. w.
Ursachen. Dass die Krankheit ursprünglich von den Ge-schlechtslheileu und ihrer Thätigkeit herrühre, geht daraus her­vor, dass nie Wallachen oder Fohlen von ihr befallen wurden; dagegen hat man sie bei Stuten gesehen, die nicht bedeckt wor­den sind. Manche beschuldigen das zu häufige Beschälen der Hengste. Die entfernteren Ursachen sind bisher nicht zu ermit­teln gewesen; sie sind wahrscheinlich dieselben, welche catarr-halische Krankheiten überhaupt erregen; meist lässt sich An­steckung nachweisen und zwar werden mehr Stuten von Heng­sten angesteckt, als umgekehrt; von einem inficirten Hengst aber werden nicht alle Stuten angesteckt, die er belegt, son­dern mehrere derselben scheinen keine Disposition zu der Krank­heit zu besitzen. Das Contagium ist fixer Natur und scheint blos durch die Begattung, nicht aber durch Zusammenleben u. dgl. übertragen zu werden, selbst zufällige Besudelung mit der krankhaften Secretion der Hautgeschwüre u. s. w. hatte we­der bei Thieren noch Menschen naehtheilige Folgen. Da bei den Hengsten der Ueberzug des Penis mit einer Epidermis versehen ist, so erklärt es sich wohl, wie einzelne solche Thiere das Contagium von einer kranken Stute auf eine gesunde übertragen konnten, ohne selbst davon angesteckt worden zu seyn.
Prognose meist bedenklich. Wird das Leiden frühzeitig erkannt, so ist die Heilung leicht und bald herbeizuführen, ja sie kommt nicht selten ohne Zuthun der Kunst zu Stande. Diess ist aber im Voraus, selbst unter günstigen Verhältnissen, nicht zu bestimmen, daher Vorsicht nüthig. Sobald die Krankheit in das
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zweite Sladium (Xeideu des Lymphsystems) übergegangen, ist, wird ihre Heilung schwierig und ungewiss; im dritten Stadium (aJlgemeine Cachexie und Lähmung) ist wenig oder keine Hoff­nung der Wiederherstellung.
Therapie. Im Beginne der Krankheit: Frottiren der Haut, Diät, Mehlwasser, grosse Reinlichkeit, Vermeiden des Reihens der Genitalien durch den Schweif, durch Vorwartsbinden des­selben ; innerlich diaphoretische Mittel, z. B. Salmiak in einem Jnfus. ßor. sambuc. oder rad. valerian.; kleine Gaben von Cam­phor; örtlich Einspritzungen in die Scheide oder Bähungen der Geschwilre am Penis mit einem aromatischen Dccoct, unter Zu­satz von Eichenrinde oder selbst Bleiessig. Im zweiteii Stadium der Krankheit sind die Spiesglanz- und Schwefelpräparate mit bittern und gewUrzhaften Pflanzeustoffcu Jnuerlich zu reichen; die Einspritzungen fortzusetzen; die pustulüsen Hantstelleu mit einer Auflösung von schwefelsauremKupfer oder Zink zu waschen. In der dritten Periode kann man noch starke äusscre Reize (Brennen der gelähmten Theile, Cautharidcu — Brechwciustciu-salbe u. dgl.), innerlich Arnica mit Tart. emet. versuchen. Manche empfehlen das versüsste Quecksilber im Anfang der Krank­heit bis zum Eintritt einer merklichen Affection der Maulschleimhaut zugeben ; die Wirbelsäule mit kaltem Wasser zu begicssen, inner­lich Arnica, Bacc.juniper., Rad. senegae u. dgl. zu reichen.
Polizeiliche Maasregelh sind zur Verhütung der Ausbreitung der Krankheit anzuordnen; sie bestehen in sorgfäl­tiger Untersuchung des Gesundheitszustandes der zur Paarung bestimmten Thiere, Abhaltung der verdächtigen oder angesteck­ten , nüthigenfalls Unterbrechung des Beschälgeschäfts In iaficir-ten Gegenden für längere Zeit.
(Diese Krnnkheit ist in manchen Ländern noch sehr weni^ be-obachtcl; in Würteinberg sind nur einzelne und sehr gutartige Fälle vorgekommen; in andern Gegenden scheint sie sich öfters ziemlich verbreitet und einen bösartigen Character angenommen zu haben, z.B. in Hannover, in Schlesien, in Ungarn; auch in Frankreich unl der Schweiz hat man sie gesehen. Uebrigcns weichen die verschiedenen Beobachter in wesentlichen Dingen von einander ab; so z. B. führen Einige im Beginn des zweiten Stadiums ein entzündliches Fieber, trockenen Husten, Kurzathmigkeit u. dgl. und bei der Section: Entzündung, Ge­schwüre und selbst Brand der Lunge, Entzündung des Fruchthälters u. s. w. an : Andere halten die Chankerseuche für nächst verwAndt mit
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dem Rotz; noch Andere nehmen das Nervenleiden [die Abgeschiagen-hcit, das Sinken der Kräfte und die Lähmung] für die HauptsachcO
* ÄngebUd)laquo; StypIjUia bei 1£|)ti:reit.
Auch bei Rindvieh, Hunden, und vielleicht andern Hausthieren kom­men Geschwüre und Condylomc an den Genitalien vor.
R y c h n e r führt unter dem Namen Lues venerea eine Krankheit an, die von einem Stier, mehrern Kühen mitgetheilt wurde; diese zeig­ten Schmerz beim Harnlassen, Röthung, Empfindlichkeit und Hitze der Vagina, mit Fieber und plötzlicher Abnahme der Milch; nach zwölf Stunden bildeten sich wasserhclle Bläschen auf der Scheidcnschleimhaut, die aufbrachen, erbsengrosse Geschwürchen mit ungleichen Rändern dar­stellten, und eine vermehrte Schleimsecretion zur Folge hatten. Inner­halb 8—12 Tagen waren die Thiere geheilt. Der Stier hatte keine Ge­schwüre am Penis, aber einen krankhaften Ansfluss aus der Harnröhre; er schien etwa drei Wochen zuvor von einer Kuh angesteckt worden zu seyn. Die Behandlung der Kühe bestund in schleimigen Einspritzungen, denen später zusammenziehende Mittel zugesetzt wurden; innerlich Ni-trum in einem schleimigen Decoct.
Pauli von Landau beobachtete einen Stier, der am Penis eine nuss-grosse Feigwarze hatte, die er für ein venerisches Comlylom hält; alle in letzter Zeit von ihm besprungenen Kühe bekamen einen krank­haften Schleimausfluss aus den Genitalien, der aber bei den meisten von selbst, oder auf adstringirende Einspritzungen heilte.
G r e v e hält die am Penis der Hunde nicht selten vorkummenden blumenkohlähnlichen Auswüchse ebenfalls für syphilitischer A1*- Indessen ist die Identität aller dieser Krankheitsformen mit der Syphilis des Men­schen höchst zweifelhaft. Absichtliche, an Pferden und Hunden hier an­gestellte Impfversuchc mit Eiter von Chankergeschwüren und Bubonen hatten durchaus ein negatives Resultat.
e) Samenflnss. (Gonorrhoea.^)
Bei Hengsten und Stieren beobachtet; als Folge zu häufigen Besehälens und daraus entstandener localer Schwäche. Der Same geht ausser dem Beschälen und ohne Erection des Penis ab. Behandlung: Vermeidung der Ursache; örtlich stärkende Wa­schungen und Einreibungen.
f) Pruchthälterwassersucht. (HydrometraZ *
Der Fruchthälter von nicht trächtigen Stuten, Kühen und Httndinnen und Katzen ist manchmal von einer bedeutenden
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Menge einer schleim- oder citerähnliclien, geruchlosen FiUssig-keit angefüllt; diese sammelt sich daselbst an und wird von Zeit zu Zeit durch den Muttermund, entweder nur portionenweise, oder ganz entleert. Diesem Uebel scheint ein langwieriger, fieber­loser, eatarrhalischer Zustand der Schleimhaut des Fruchthlil-ters zu Grunde zu liegen , und ist daher der Ausdruck Wasser­sucht ebensowenig richtig, als wenn man ihn für eine ungewühnlich grosse Ansammlung von Fruchtwasser (Liquor amnios) bei träch­tigen Thi er en gebraucht.
Die an lebenden Thieren wahrgenommenen Symptome sind ausser einer, gewöhnlich mit Trächtigkeit verwechselten Zunahme des Bauchs, öfteres Misten und Harnen mit Drang, gespannter oder schwankender Gang, Schwäche des Hintertheils; später Ab­magerung, Niedergeschlagenheit, wechselnder Appetit, schwa­cher, beschleunigter Puls u. s. w. Hiezu kommt in manchen Fäl­len der Abgang einer krankhaften Flüssigkeit aus den Genitalien, in solcher Menge, dass auf eine Ansammlung derselben irgendwo zu schlicssen ist. Die manuale Untersuchung durch die Vagina oder den Mastdarm, zeigt den Fruchthälter schwappclnd und angefüllt.
Belph hält Entzündung des Fruchthälters oder eine grosse Aufreizung der Genitalien bei der Begattung für die nächste Ur­sache, der Wassersucht des Uterus. Er sah sie in drei Fäl­len nach dem Zulassen der Kalbinncn folgen.
Go hi er fand bei einer alten Stute acht Litres einer, gutem Eiter ähnlichen Flüssigkeit in dem Fruchthälter; in einem andern Fall entleerte das Thier alle 3—4 Wochen 15—18 Litres weissen, übelriechenden Schleims aas dem Uterus und verfiel darüber in Abzehrung. Auch G url t beobachtete solche Ansammlungen bei Stuten und Hündinnen.
Mir kam ein Fall vor, in welchem eine Kuh, die etliche Monate zuvor verworfen hatte; von Zeit zu Zeit Vraquo; bis 1 Pfund -weissen Schleim von eigenthümliehern Gerüche aus dem Frucht­hälter ausstiess und dabei stark abmagerte. Bei der Section fand man die Schleimhaut des von jener Flüssigkeit ausgedehn­ten Uterus stark aufgelockert und stellenweise etwas geröthet.
Im October 1839 erhielt ich eine Katze mit sehr grossem und schwappelndem Bauehe zum Tödten. Die Section zeigte etwa ein Pfund dünne, gelbliehe Flüssigkeit im Fruchthälter, dessen Häute ebenfalls aufgelockert waren,
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Bei einer zwanzigjährigen Stute, die seit mehreren Mona­ten ziemliche Mengen biassgelblicheu, abelriechenden Eiters aus den Genitalien entleerte, und wegen Abzehrung getüdtet wurde, fanden sich, ausser einem Eimer voll jener Flüssigkeit, Geschwüre in grosser Zahl auf der innern Fläche des Uterus; die übrigen Organe waren blos erschlafft und mürbe (rh. Vet.-Ber. 1836).
Bei der Behandlung ist zunächst auf die kranke Schleim­haut des Fruchthälters zu wirken; man sucht /iva Muttermund mit dem Finger zu Offnen, oder eine elastische Rühre einzu­bringen und den Fruchthälter zu entleeren, und durch laue lu-jectionen zu reinigen. Erlaubt der coutrahirte Zustand der Va­gina und des Os uteri nicht hinein zu kommen, so sucht mau durch Einspritzungen von Belladonuainfusum, oder durch Bella-dounasalbe die Contraction zu heben.
Hierauf müssen täglich wiederholte Injectionen in den Frucht-hälter mit einem Infus. hb. sabinae, dem man bei üblem Geruch des Schleims noch Chlorkalk zusetzen kann, gemacht werden; bessert sich die Beschaffenheit der Absonderung, so küunen ad-stringirendc Decoete oder schwache Aullüsungen von Alaun, Blei u. dgl. genommen werden. Wäre ein entzündlicher Zu­stand der Schleimhaut der Vagina und des Fruchthälters zuge-' gen, so sind zuerst erweichende, schleimige und besänftigende Mittel anzuwenden. Der innere Zustand des Thiers erheischt neben gutem und leicht verdaulichem Futter innerliche, die Se-cretionen befördernde Mittel (Salmiak, Schwefel- und Spies-glanzpräparate, Juuiperus), in Verbindung mit solchen, welche die Verdauung beleben.
(Dieser Ausflnss aas den Genitalien kann mit dem weissen Floss, dem Zurückbleiben der Nachgeburt oder eines abgestorbenen Foetns und der Chankerseuche verwechselt werden; mit der erstgenannten Krankheit ist er übrigens nahe verwandt. Auch Hydatiden sind im Fruchthälter bei Kühen vorgekommen.^
g) Luftansammlung im Fruchthälter. (Physometra.}
Dieser Zustand kommt selten vor and rührt theils davon her, dass Luft von aussei! durch die erschlafften Genitalien ein­gedrungen ist (z. B. während oder nach der Geburt), theils da­von, dass sich Luft im Fruchthälter entwickelt hat.
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Der Fruchthältcr ist aufgetriehen von Luft, die von Zeit zu Zeit auf dem natürlichen Wege entweicht.
Bei der Section einer Stute mit angeborner Vereinigung der Vagina und des Mastdarms, welche nach Aussei! nur eine grosse Oefrnaiig bildeten, fand ich den Fruchthältcr stark von Luft ausgedehnt. In einem andern Falle ähnlicher Missbildung war der Fruchthältcr normal.
Eine Stute, die beim-Fohleu einen Dammriss bekommen, ent­leerte beim Reiten öfter Luft aus den Genitalien. — Eine zehn­jährige Sehinnnelstute, die vor cniigen Jahren ein Fohlen ge-Ijabt, stellte sich besonders beim Bergabreiten öfter an, wie wenu sie harnen wollte, machte das Kreuz steif, äusseite Schmerz, und drückte dann eine bedeutende Menge Luft aus den Genita­lien; diess konnte sich in einem Tage wiederholen, aber auch Monate lang ausbleiben. Uebrigens war das Thier munter, ob­wohl mager, der After war tief eingezogen , die Vaginalschleim-haut blass und schmutzig, jedoch ohne Ausfluss. Durch den länger fortgesetzten innerlichen Gebrauch von Hb. sabinae mitadstriugiren-denMitteln hörte die mehr widrige als nachtheilige Krankheit auf.
A) Fehlgeburt. [Aborttis.^ ([Verwerfen, Vcrfohlen, Verkalben u s. w.)
Austreiben des Foetus aus dem Fruchthälter, bevor der­selbe seibsständig fortzuleben im Stande ist. Bei allen Hausthieren.
Wenn- Thiere, selbst nur kurze Zeit vor Ablauf der mittle­ren Tragzeit gebähreu, pflegen die Jungen auffallend schwäch­lich zu seyn; obwohl es einzelne Beispiele gibt, dass solche (bei Kühen um vier und mehr Wochen) zu früh geborne Junge am Leben erhalten worden sind. JVIeist stirbt aber das Junge entweder kurze Zeit nach der Geburt, oder auch wohl während dersel­ben ; sehr häufig ist aber dasselbe zuerst todt und das Ver­werfen ist die nothweudige Folge davon.
Symptome. Die Zeichen, welche Fehlgeburt ankündi­gen, sind dieselben, welche einer normalen Geburt vorausgehen, nämlich Unruhe, Drängen, Anschwellen der äussern Genitalien (bei weit vorgerückter Tragzeit auch des Euters), Ausfluss von Schleim aus denselben, manchmal Vorfall der Scheide, Einfallen der Flanken u. s. w., worauf dann das Junge allmählig und
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meist todt zur Welt kommt, und zwar in der Regel uiraquo; so leichter, je weniger ausgebildet es war. Bei sehr frühzeitigem Abortus (z. B. bei Stuten in den ersten 2—3 Monaten) wird derselbe öfters kaum bemerkt, weil das Thier sehr wenig da­durch leidet. Dessen ungeachtet ist eine Fehlgeburt für das Mutterthier beinahe uachtheiliger als eine Geburt zu rechter Zeit.
In weit voiangeschrittener Tragzeit quot;können sehr heftige Bewegungen des Foetus, nachheriges gänzliches Ausbleiben der­selben, plötzliche Verminderung der Milch (bei Kühen), Nie­dergeschlagenheit u. s. w. auf eine bevorstehende Fehlgeburt schliessen lassen.
Ursachen. Sie bestehen theils in naohtheiligeii Einflüs­sen, die durch das Mutterthier auf den Foetus wirken, theils in Krankheiten des letztern, die auf die Mutter wirken, endlich in allgemeinen Einflüssen. Zu den erstem gehören: allgemeine fieberhafte Krankheiten des Muttcrthiers (Rinderpest, Söhafpocken, Maul- und klaucnseuche, heftige Entzündungen überhaupt, uiUl der Baucheingeweide und Genitalien insbesondere), starker Säfte­verlust, Aufblähen, Vorfall, unzureichende Ernährung, schnel­ler Ucbergang von Mangel zu Ueberfluss, starke Malz- und Träbcrfütterung (bei Kühen), locale Schwäche (z. B. von frü­heren schweren Geburten), habituell gewordene Neigung zu Abor­tus; erhitzende Arzneien, manche Pflanzen (z. B. Pilze, Schim­mel , Seeale cornutum, Equisetum (für Schafe), Typha lalifolia (für Stuten) u. s. w.; Erkältung (besonders durch Trunk), Er­hitzung beim Gebrauch; mechanische Einwirkungen (Sturz, Stösse). Der Foetus kann durch Erkranken und Absterben, mangelhafte Entwicklung, Missbildung u. s. w. Anlass zur Fehl­geburt geben. Die allgemeinen Einflüsse sind nicht näher be­kannt; es gibt Jahrgänge, in welchen das Verwerfen bei einer oder mehreren Thiergattungen besonders häufig und so verbreitet vorkommt, dass es sich nicht wohl durch zufällige und locale Ursachen erklären lässt. (T ö g 1 und T e s s i e r schrieben über das epizoofische Verwerfen, und letzterer nennt es sogar contagiös.)
Ausser dem Angegebenen beschuldigt man auch die Ver-
bastardirung der Raccn, die Stallfütterung (Tögl), zu weites
Becken oder zu horizontale Lage desselben bei Kühen (Ampach},
hinten abschüssiger Stall, das Riechen der Nachgeburt eines
' andern Thicrs u. dgl. In letzterer Beziehung ist es richtig, dass
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nicht selten in einem stark besetzten Stalle mehrere Mutterthiere nach einander verwarfen, obgleich eine zu beschuldigende Ur* sache bei den spätem nicht gewirkt hat. Hier konnte die Nach­ahmung thätig seyn, welche die Thiere oft veranlasst, sobald eines derselbeki z. B. stallt oder mistet, es ebenfolls zu thai).
B e h a n d 1 u n g. Um das Verwerfen zu hindern, müssen die Thiere, welche dessen verdächtig sind, möglichst ruhig ge­lassen, ihnen gute, hinten höhere Streu, wenig und gutes Fut­ter gegeben, nöthigenlalls ein kleiner Aderlass gemacht und kühlende, beruhigende, oder krampfstillende Mittel (jedoch ohne Zwang) gereicht werden. Die manuelle Untersuchung der Ge­nitalien ist zu vermeiden. Lässt sich jedoch das Verwerfen hie-durch nicht hindern, ist etwa der Foetus abgestorben, fliesst Fruchtwasser u. dgl. aus der Scheide, so sind nöthigenfalls die Kräfte des Thiers durch stärkende Mittel (Wein, mit Zimmt u. dgl., Chamillenbrühe) zu heben, denselben ist überschlagenes Mehlwasser zu reichen, endlich beim Nachlassen der Wehen und zu lauger Dauer des Vorgangs theils durch manuelle Hülfe, theils durch laue Einspritzungen in die Scheide, innerlich durch Seeale cornuttim (zu %—1 Drachme in Chamilleniufusum) der Austritt des Foetus zu beschleunigen.
Bliebe der Fruchthältermund hartnäckig geschlossen, so kann mau ihn mit Ungt. belladonnae einreiben, oder mit dem Finger zu erweitern suchen; bei knorpelicher Entartung desselben bleibt das Einschneiden desselben übrig.
Nach vollbrachtem Verwerfen sind die Thiere vor Erkältung zu bewahren (Suppe, warmes Bier, Mehlwasser; gute Streu und Decken), wodurch zugleich die Verzögerung des Abgangs der Nachgeburt, welche beim Abortus sehr häufig vorkommt, ver­mieden wird. Verstopfung und fester Mist erfordern ölige und schleimige Klystiere; Auftreiben des Bauchs einige Gaben von Senf und Kümmel.
Mutterthiere, die schon ein - oder zweimal verworfen haben, sind besser zu einem andern Zweck zu verwenden.
i) Zurückbleiben der Nachgeburt.
CHetentio seeundinarum.)
Es kommt hauptsächlich bei Wiederkäuern vor, da bei den übrigen Hausthieren die Verbindung der Eihäute mit dem Frucht-
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hälter nicht besonders innig ist; bei Stuten, IIQndinnen und Schweinen kommen öfters die Eihäute unmittelbar nach dem Foe­tus und manchmal selbst der letztere noch in jene eingeschlos­sen zur Welt. Dagegen bestehen die Cotyledouen der Wieder­käuer aus so langen Gefässbüscheln, dass nach der Geburt es meist 1 — 2mal 24 Stunden ansteht, bis die Nachgeburt sich trennt und abgeht. Verschiedene Umstände verzögern die Ent­fernung der Nachgeburt, z. B. grosse Schwäche des Mutler-thiers, mangelnde Contraction des Fruchthälters, ungewöhnliche innige Verbindung, selbst Verwachsung der Eihäute mit den­selben; wenn nach einigen Tagen die Nachgeburt nicht abge­gangen ist, so schliesst sich das Örificium uteri, und sie kann alsdann nur noch stückweise, oder aufgelöst herauskommen. In letzterm Falle geht sie in Fäulniss über und ein höchst übel­riechender Ausfluss aus der Scheide, welcher Fetzen der abge­storbenen Eihäute enthält, stellt sich ein; die Resorbtion dieser Jauche erregt nicht selten einen gelinden Ficberzustand, entwe­der hectischer oder aber fauliger Art, welcher das Thier all­mählich zu Grunde richtet.
Nach Verwerfen in der spätem Tragzeit bleibt die Nachge­burt ebenfalls gerne länger als gewöhnlich zurück. Kaltes Saufen nach der Geburt verursacht gerne Zurückbleiben der Nachgeburt.
Die Behandlung muss theils gegen den allgemelneit Zustand des Thiers (grosse Schwäche), theils gegen das örtliche Uebel gerichtet seyn. In letzterer Beziehung sind sowohl mechanischwirkende, als innerliche Mittel nöthig. Die vorliegende Parthie der Eihäute (der Nabelstrang) muss vor­sichtig angezogen, oder mit einem massigem Gewicht belastet werden (heftiges Ziehen ist schädlich); wo diess nicht zureicht, kann man einige Tage nacli der Geburt die Hand in den Frucht-hälter einbringen, und die Eihäute schonend abzulösen versuchen; schleimige, reinigende Einspritzungen in den Fruchthälter be­günstigen die Ablösung der Nachgeburt; wo aber dieselbe zu faulen anfinge, sind aromatische Brühen mit Chlorkalk zu den Einspritzungen zu nehmen. Innerlich lasse ich Kühen täglich dreimal % Unze Kali carbon, crud. (Potasche) in einem Pfund Chamillenthee, oder ebensoviel Infusum hb. sabinae geben, wor­auf die Nachgeburt in der Regel in 2—3 Tagen abgeht. By eb­ner empfiehlt Kühen täglich zweimal Lelukucheumehl-Aufguss
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zu reichen und versichert, die Nachgeburt gehe gewühnlich am neunten Tage ab.
Entwickelt sich ein fauliges oder ein Zehrfieber, so ist es (wie bereits angegeben) zu behandeln, insbesondere aber auf die Entfernung der Ursache zu dringen.
Manchmal bleibt der Foetus sammt den Eihäuteu zurück und vertrocknet entweder (wonach er Jahre lang im mütter­lichen Körper verweilen kann) , oder er verfault und geht stück­weise theils durch die Scheide, theils aber auch auf ungewöhn­lichen Wegen, z. B. durch den After, die Bauchwand u. s.w. ab; diess dauert gewöhnlich sehr lange, die Thiere kommen dabei sehr von Fleisch und Kräften, sie erholen sich aber spä­ter wieder und zwar manchmal soweit, dass sie selbst wieder trächtig werden. Letzteres war bei einem Schaf, welchem hier die Knochen des Foetus stückweise ausgezogen wurden, der Fall.
ft) Kalbefieber. [Febris puerperalis.} (Wurfflebcr, Gebärfieber, Milcbficber; Adynamia nervosa general!raquo; Är.)
Ein besonders bei Kühen, seltener bei Schafen und Ziegen, bald nach der Geburt eintretendes fieberhaftes, in Symptomen und Verlauf sehr verschieden vorkommendes, bald mehr ent­zündliches, bald mehr paralytisches Leiden. Sehr acut; manch­mal euzootisch, aber nicht ansteckend.
Das Kalbefieber kommt unter so abweichenden Erscheinun­gen vor, dass fast jede Beschreibung desselben eine andere Krankheitsform zu meinen scheint; es folgt in der Regel in den ersten, selten erst nach 5—8 Tagen auf das normale Gebühren (oder Abortus), sey es, dass dieses leicht oder mit besonc'ercr Anstrengung (künstlicher Hülfe) vor sich gegangen. Der allge­meine Zustand der kalbenden Thiere hat wenig Einfluss darauf, sehr fette werden ebensowohl befallen, als sehr magere; auch die vorausgegangene (Waide oder Stall-) Fütterung bringt keine bestimmte Anlage dazu hervor.
Die nächste Disposition zu dem Kalbefieber gibt unstreitig der Vorgang der Geburt, die schnelle Veränderung in dem' gan­zen Zustande des Mutterthiers, die Erschlaffung der Bauch-wSiide und Eingeweide, die Anstrengung bei der Geburt, der Druck und die Dehnung der Weichtheile (besonders Nerven)
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iu der Lenden- und Kreuzpartliie u. s. w.; Gelcgcnheitsursaclien sind: Erkältung der Haut und-Eingeweide, UeberfUtterung, be­sonders mit schlechtem Futter, hieraus Indlgeslioii; die Störung der Reinigung des Fruchthälters (Xochicn), die Unterdrückung der Milchsecretion und. das Zurückbleiben der Nachgeburt scheinen ebensowohl blos Folgen, als Ursache des Kalbciiebcrs seyn zu können. Ob allgemein verbreitete Ursachen zugegen sind, wenn das Kalbefieber zu Zeiten fast enzootisch erscheint, muss fernere Beobachtung lehren.
Wir unterscheiden eine entzündliche JForm (welche mit Me-Mlis, Peritonitis verbunden und dem Kindbettfieber der Men­schen analog ist), und eine paralytische Form, welch' letztere häufiger vorzukommen scheint. Beide können in einander über­gehen , besonders aber die erstere in die zweite.
u) Entzündliche Form des Kalbe fiebers (auch unächtes Kalbcfieber und Milchfieber, Milchversetznng genannt.)
Symptome. Die Krankheit tritt oft fast unmittelbar nach dem Kalben, meist in den nächsten 2 — 3 Tagen, in seltenen Fällen aber auch erst am 10 —14.'Tage ein; heftiges Fieber, erhöhte Temperatur der Haut, Unruhe, beschleunigtes Athmen, wildes Aussehen, grosse Aufregung, abwechselnd mit Stumpf­sinn, Neigung zum Stossen, Zähneknirschen, trocknes Flotz-maul u. s. w. bezeichnen den Eintritt des Uebels; der Puls ist klein, schnell, härtlich; der Mist härter, schwärzlich, oft ist Verstopfung, später Aufblähen zugegen, der Urin von roth­brauner Farbe, das Euter ist entweder schlaff und leer, oder aber hart, geschwollen und empfindlich; die Milchsecretion tritt nicht ein, oder lässt wieder nach -(bei grosser Aufregung des Nervensystems ist dieser Zustand der Mania puerperalis zu ver­gleichen). Im weitern Verlaufe bilden sich nun die Zeichen einer Entzündung des Fruchthälters Und der Scheide, oder des Bauchfells, selbst des Brustfells und Herzbeutels, aus (vgl. diese), oder aber häufiger tritt plötzlich grosse Schwäche und Lähmung ein, welch' letztere besonders das Hintertheil betrifft und somit der paralytischen Form des Kalbefiebers analog ist.
Die Krankheit endigt oft schon in 2 — 3 Tagen mit Brand der Baucheingeweldc, besonders des Fruchthälters, und trübem Wassererguss in die Bauchhöhle, welche die Section, neben
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Brandflecken am Darmcanal und Netz, trockenem Futter in den Mägen und im Mastdarm, auch Entzündung in den Brust-cingeweideu u. s. vr. nachweist. Eine niilchähnliche Flüssigkeit findet sich nirgends. Dagegen gibt Viborg an, dass eich manchmal Beulen unter der Haut bilden, die eine weissliche Materie enthalten (Milch-Metastase?), und dass solche Thiere au Abzehrung zu Grunde gehen.
Die Ursachen sind die im Allgemeinen angegebenen, hauptsächlich aber Erkältung nach dem Kalben und Ueberfütterung.
Behandlung. Ein stark entzündungswidriges Verfahren ist so frühzeitig als möglich einzuleiten, Ein ergiebiger Ader-lass (kleine Blutcntziehungen nützen nichts, zu spät angewen­dete schaden), innerlich Salze in grossen Gaben, um baldiges Laxiren hervorzubringen, unterstützt durch fleissige Klysticre, mit Salz, Tabak u. dgl.; Frottiren der Haut, warmes Verhalten, öfteres Melken, um die Milchabsonderung zu unterhalten oder wiederherzustellen. Durch diese Mittel gelingt es oft, die Hef­tigkeit der Krankheit schnell zu brechen; ginge sie aber in Lähmung des Hintertheils über, so wäre die Behandlung, wie bei /3) angegeben wird, einzurichten.
Am besten ist es freilich, die nächste Veranlassung zur Krankheit, besonders bei erstgebährenden Kühen, zu meiden, oder wenn sie in der letzten Periode der Tragzeit schnei! zu­genommen hatten, vor dem Kalben eine Blutentziehung zu machen und sie etwas knapper zu füttern.
(Haubner führt an, dass das Benehmen solcher Thiere za Verwechslung mit der Wuth Veranlassung geben könne; dass ein kalter, klebriger Sehweiss von molkenartigem Geruch dabei vorkomme, auch erschwertes Schlingen, Kauen bei leerem Maule, Colikschmerzen, Durchfall nach Verstopfung u. s. w. Frenzel räth kalte Umschläge um den Bauch oder Begiessen mit kaltem Wasser!)
ßquot;) Paralytische Form des Kalbefiebcrs.
Sie tritt plötzlich mit einem heftigen Fieberschauer, meist 2 — 5 Tage nach dem Kalben, selten später ein; das Thier liegt ausgestreckt, den Kopf gewöhnlich in die linke Seite zu­rückgebogen; die Augen sind matt, eingefallen, die Oberfläche des Körpers ist kalt, die Schleimhäute sind blass, der Puls klein, beschleunigt, schwach, oft unregelmässig, das Athmen
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langsam, stUhucnd; die Fresslust und das Wiederkauen hören auf, der Mist ist trocken, schwärzlich, die Milch bleibt aus. Öfters auch bleibt die Nachgeburt zurück. Die hintern Glied-raassen sind gelähmt, das Thier kann nicht aufstehen; öfters ist zugleich die Empfindlichkeit des Hintertheils vernichtet. Während diese Symptome anhalten, wird das Thier immer unempfindlicher, Zähneknirschen, Aufblähen, Zuckungen u. s. w. gesellen sich hinzu und es verendet schon innerhalb 24 — 48 Stunden.
Die Section zeigt, wie bei Paralysen überhaupt, nichts Erhebliches; die Zeichen einer Entzündung fehlen ganz.
Wenn dagegen Besserung eintritt, so zeigt das Thier etwas Aufmerksamkeil, der Puls hebt sich, die Wärme der Haut und die Milchabsonderung stellen sich ein, und die übrigen Symptome verschwinden allmühlig im Laufe der nächsten 2—3 Tage.
Ursachen: die oben angeführten (S. 574).
Behandlung. Sie wird sehr verschieden angegeben; während einige Beobachter auch hier im Anfang entzündungs­widrig verfahren und besonders auf Ausleerungen (durch Laxir-mittel, Kl3'stiere u. s. w.) dringen, behandeln Andere diese Form als reines Nervenleiden gleich von vorne herein mit Reiz­mitteln, z. B. Aether, Camphor, mit Infusum von Baldrian., Calmus, Cascarill u. dgl. Wieder Andere verbinden jene Mittel mit Salpeter, Calomel u. dgl.
Viborg versuchte auch Infusion von Arnica- und Nieswurz-Tinctur, auch Naphtha in die Venen. — Terpentin-Oel in grossen Gaben (3—4 Unzen) ist, wie beim Menschen, auch bei den Thieren empfohlen worden.
By ebner führt neben dem Aether noch das Elixir vitriol. M. und die Tinct. talerianae aefherea in aromatischen Auf­güssen, in kleinen aber öfter wiederholten Dosen, an, und gab später gewürzhafte und stärkende Mittel mit Wein. — Frottiren der Haut, auch reizende oder scharfe Einreibungen oder warme Umschläge auf den Rücken, sowie fleissige Klystiere, sind wesentliche Unterstützungsmittel jeder Methode. Zeigt sich Besserung, so muss vorsichtig Futter und Getränke gereicht und die Milch durch öfteres Melken wieder herbeigelockt weiden. — Sollte starker Durchfall sich eingestellt haben, so ist Kamillen­oder Pfelfermünze - Infusum mit Schleim und Opium zu geben; beim Aufblähen: Chlorkalk-Auflösung.
Hering, Pathologienbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;37
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(Nicht gar selten kommt die paralj-tisclic Form des Kalbefiebers als eine eigentliclie rhuumatisclic Läliinung des Hintertheils vor; die Kühe bleiben blos liegen, sind unvermögend hintci aufzustehen, fressen aber und geben Aliich; diess dauert oft 8 —14 Tage und sie stehen dann von selbst nieder auf. In diesem Falle sind Einreibungen von Salmiakgeist und Terpentin-Oel längs der Wirbelsäule, innerlich aber abführende Salze am Platze, um die Anhäufung des Futters im Körper zu verhindern. Auch einige Tage und selbst Wochen vor dem Kalben beobachtet man diese Lähmung, die, wenn das Thicr nicht bald kalbt, ihm alsdann das Liegen fast unerträglich macht. [Vcnvechslung mit Knochcnbrüchigkcit ist schon vorgekommen.]
Das Kalbefieber kommt zu Zeiten sehr bösartig, zn andern Zeiten sehr gelinde vor; daher die vielerlei Kurmelhoden, deren Erfolg Jeder rühmt. Viborg spricht sich hierüber ganz richtig so aus: „manchmal hilfl Alles, manchmal Nichts!quot;)
E. illild)fcl)Ur.
Die Milchahsoiidcriing steht — einzelne Ausnahmeu ahge-reclmet — in dynamischer Beziehung zu der Tliatig-keit des Uterinsystems; sie ist aber zugleich organisch von dem Zustande der Dritsen und dem Bltitzuflusse ahhüngig; auf Quantität und Qualität der Milch hat aber nächst jenem das Futter den grOss-ten Einfluss. Menge oder Güte der Milch, so wie das Gegen-theil, ist öfter erblich in einer Thierfamilie; auf diese Vererbung scheint der Vater mehr Einfluss zu haben, als die Mutter.
Die Krankheiten der Milchabsonderung sind entweder solche, welche die Menge, oder solche, welche die Beschaffenheit der Milch betreffen; fast immer sind mit einer Störung der ersten Art auch Veränderungen der zweiten Art verbunden; so ist z. B. bei allzu starker Milchproduction die Milch weniger ge-hallreich (vgl. auch Eiuter-Entzttiulung S. 434).
a) Zu starke Milchabsonderung ist bei denjenigen Thieren, welche ihre Jungen säugen, schwer wahrzunehmen; bei Melk­vieh ist sie nur dann zu stark, wenn die Ernährung des Kör­pers darunter leidet, oder wenn sie Abzehrung, Lungenvereite-rung herbeiführt; öconomischer Vortheil kommt hier mit den Grundsätzen der Diätetik in Widerspruch. Relativ zu stark ist die Milchabsonderung z. B. bei Thieren, deren Junge gestorben oder entfernt worden sind; weniger Futter, abführende und harntreibende Mittel oder solche, welche die Milchabsonderung
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specifisch vermindern (Conium, Gnaphalium, Chelidonium, Pe-troselimim, Imperaforia), wären hier angezeigt; Ausnielken hilft vorübergehend gegen zu grosse Anhäufung der Milch im Euter. Ausfliesscn der Milch (GalactirhoecC) ist nicht jedesmal ein Beweis zu starker Milchabsonderung, sondern oft blos vorübergehender Anhäufung oder aber der Erschlaflung der Zitze zuzuschreiben, b) Verminderte Milchabsonderung {Agalactid) hat ihren Grund in sehr verschiedenen Uinständen. Wenig oder gehalt­loses Futter, schwache Verdauung, Entzündungen des Eulers, allgemeine, zumal fieberhafte Krankheiten, ferner zu starker, anderweitiger Siifteverlust (Durchfall, Schwciss, Harnruhr, Blu­tung u. s. w.), starke Anstrengung, Schmerz, speeifische (bei a angegebene) Mittel, kalte Waschungen des Euters u. dgl., ver­mindern die Absonderung der Milch oder machen sie ganz aufhören. Im normalen Zustande dauert die Milchabsonderung nur eine gewisse Zeitlang (bis zur gehörigen Entwicklung des Jungen) fort und hört — wenn sie auch künstlich länger un­terhalten wurde — allmählig auf, wenn der (hochträchtige) Fruchlliälter eines grOssern Blutzuflusses bedarf. Auf vermin­derte Milchabsonderung folgt oft Fettansatz; so bei castrirteu Kühen. Nicht selten bringt sehr substantielle Fütterung milch­gebender Thiere (z. B. mit Wicken, Bohnen) statt der erwar­teten Vermehrung der Milch eine Verminderung hervor, wogegen die Thiere an Fleisch und Fett zunehmen. Schnelle Verminde­rung oder Unterdrückung der Milchsecretion kann verschiedene Krankheiten nach sich ziehen (Milchversetzung, Kalbefieber, Manie). Bei Thieren, die nicht gemolken werden, gibt die Schlaffheit des Euters (wo es nicht krankhaft geschwollen ist), das fortwährende Probiren und Absetzen des Säuglings, und später dessen Zurückbleiben im Wachsthum und Gedeihen, An-lass zur näheren Untersuchung der Milchsecretion.
Dass Leidenschaften (Zorn, Sehnsucht) die Milch nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ abändern, ist auch bei Thieren ausser Zweifel.
Hindernisse des Ausflusses der Milch, z. B. durch Knoten an den Zitzen, oder Gerinnen der Milch im Euter, sind von verminderter Absonderung wohl zu unterscheiden; auch Sclbst-aussaugen oder Aussaugen durch nahestehende Thiere kann damit verwechselt werden.
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Gegen die plolzliclie Abnahme der Milch bei Kühen, die sonst nichts Krankhaftes zeigen, wird eine Mischung von Sul­phur, aural, mit den Samen der Umbelliferen (Fenchel, Anis, Ancthum, Phellandrium) empfohlen, auch Schafgarbe und Diptam stehen in diesem Rufe (Busch's Zeitschr. I. Band). Ausser-dem muss bei krankhaft verminderter Milchabsonderung die Ursache aufgesucht und entfernt werden.
Die qualitativen Abänderungen der Milch beruhen theils auf Störung des normalen Verhältnisses ihrer gewöhnlichen Be-slandlheile (zu wässerige, zu concenlrirte Milch), theils auf der Beimischung fremdartiger Stoffe, die sich durch Geruch, Geschmack, Farbe u. dgl. zu erkennen geben.
c)nbsp; Wässerige Milch ist an ihrer grösseren speeifischen Schwere, Ihrer Dünnflüssigkeit, der geringen Ausbeute an Rahm und Käse, so wie an einer bläulichen Färbung zu erkennen. Sie rührt meist von zu gehaltlosem, schlecht eingebrachtem oder wässerigem Futter her (Gras von nassen Stellen, Kar­toffeln und andere Knollengewächse in nassen Jahrgängen, sehr verdünnte Traber von Bier- oder Branntwein-Bereitung); dieses hat überdiess eine Erschlaffung der Digestionsorgane zur Folge. Die Behandlung beruht auf Stärkung und Hebung der Ver­dauung, neben Vermeidung der Ursache.
Die wässerige Milch wird oft in grosser Menge abgesondert und bekommt den saugenden Jungen nicht gut.
d)nbsp; nbsp;Zu gehaltreiche Milch. Sie enthält mehr Fett und gerinnbare Stoffe, als gewöhnlich, und entsteht bei kräfti­gen, gutgenährten Thicrcn. Die Vermehrung einer andern wässerigen Secretion, z. B. der Haut oder der Harnorgane, kann die Milch couccnlrirter machen. In der Rinderpest ist die Milch anfangs besonders reich an Rahm. In öconomischer Beziehung ist solche Milch schwerlich fehlerhaft, allein auf die Jungen wirkt sie nachtheiliger, als Milch von geringerer Qualität; sie disponirt zu entzündlichen Krankheiten, zu Durchfall, Lähme u. s. w. Wässerige, kühlende Nahrung wird leicht eine Ver­dünnung der Milch bewirken.
e)nbsp; Ein zu grosser Gehalt an Kalk salzen soll sich in der Milch der Kühe, welche an der Stiersucht und Lungenvereiterung leiden, befinden; zuweilen zeigt er sich als ein sandartiger Bodensatz. Diese Milch soll den Menschen nicht zuträglich seyn.
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f)nbsp; nbsp;Zu grosse Neigung zum Gerinnen und Sauer­werden der Milch wird öfter beobachtet. Sie gerinnt zum Theil im Euter selbst (bei EntzUnduiig desselben, aber auch ohne diese), zum Theil sehr bald nach dem Ausmelken. Ver-danungsstüruiigeu, die nicht genau bekannt sind, tragen das Meiste dazu bei; in manchen Fällen bringen innerlich gegebene Säuren (Weinstein, Salzsäure) diese Wirkung hervor. Wenn man sich Überzeugt hat, dass die Säuerung nicht von den Milchgeschirren herrührt, mache mau einen Versuch mit Aen-derung der B'ütteruug. Innerlich gab ich in mehreren Fällen bittere und gewürzhafte Mittel mit Kali carbon, (zu '/raquo; Unze pro dosi) bei Kühen.
g)nbsp; Zähe Milch oder Schlickern ist diejenige Beschaffen­heit der Milch, wobei sie schleimig ist, bald sauer wird und keinen Rahm absondert, oder nicht buttern will. Diess stellt sich auf das Füttern von Laub (z. B. Linden-, Erlenblätter, Rebenlaub, Kartoffelkraut) ein; es begleitet ferner öfters die Lecksucht, die Stiersucht und Schwäche der Verdauung über­haupt. Manche beschuldigen auch gewisse Pflanzen, z. B. saure Gräser, Ampfer (Bumex), Labkraut, Hippuris, Pilze u. dgl., welche meist nasse Stellen lieben. Mercurialis perennis und annua machen die Milch schleimig und bitter. Man em­pfiehlt dagegen: Futterwechsel, salzige Abführungsmittel, Koch­salz und bittere, auch alcalinische Mittel. Eine Mischung von Sauerampfer, Marubium album, Schafgarbe und Brenn-Nesselu mit Zusatz von Schwefel in Bieressig einzugeben, wurde iu öconomischen Schriften angerathen. Zirkel gab Alaun, Rad. caryoph. und torment, v. j. '/a, iVlaquo;/r. sulphur. 2 Unzen in 7i Maas Bier gekocht, täglich Morgens vor dem Füttern, 2—3 Tage laug.
Gegen das Nichlbuttern des Rahms empfiehlt man, densel­ben nicht so lange stehen zu lassen', oder ihn vor dem Buttern etwas zu erwärmen. Einige Schnitten von Zwiebeln dem Rahm im Butterfass beigemischt, führen oft zum Zweck.
h) Bittere Milch rührt von dem Uebergang bitter schmeckender Pllanzenstoffe in die Milch her; diese sind daher bei Kühen, deren Milch zum Verkauf bestimmt ist, möglichst zu vermeiden. Wermuth, Reinfarn, Aloe, Bitterklee, Enzian, Kastanien u. dgl. bringen, in grOsseren Gaben oder anhaltend gegeben, öfters einen bittern Geschmack der Milch hervor. Es
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ist jedoch nicht immer der Fall, sondern öfters individuell, na-iHüiillich scheint bei Thieren, deren Verdauung geschwächt ist, der hittcre Exliactivstoff eher unzersetzt in die Milch überzugehen.
Thiere, die an der Galleubereitung (Gelbsucht u. dgl.) Liden, sondern manchmal auch eine bittere, zugleich gelblich gol';irbte Milch ab.
i) Ein auffallender fremder Geschmack oder Geruch wird der Milch durch manche Arzneien und Futterstoffe beigebracht, so z. B. durch Camphor, Terpentin-0el, Asafoetida, Kamillen, Knoblauch und Zwiebeln, Oel und Oelkuchen, schimmliches Stroh.
k) Gelbe Milch rührt theils von übergetretenem Gallen-farbsloff, theils von Arzneien oder Futterstoffen, z. B. Saffran, Rhabarber, gelben Rüben, blühenden Ranunkel-Arten her. Auch das Colostrum hat in der Regel eine gelbliche Farbe. Fuchs hat als Ursache dieser Färbung, wo sie sich wie die blaue verhält, ein eigenthümliches Infusionsthierchen der Milch, das er Vibrio xanlhogenus nennt, erkannt.
1) Blaue Milch. Sie kommt öfter vor und unter so ver­schiedenen Umständen, dass man über ihre Ursache manchmal nicht ins Klare kommt. Den Geuuss blaublüheudcr oder blaues Pigment enthaltender Pflanzen beschuldigte man schon lange (Esparsette, Polygoiium-Arten, Wicken und ewigen Klee, .4.11-chusa officinalis, Eqmsetum u. s. w.). Die blaue Farbe zeigt sich beim Gestehen der Milch auf ihrer Oberfläche (sehr selten in der Tiefe) als sehr deutliche Smalte- oder Indigo-blaue Tropfen; sie wird von Säuren nicht geröthet und scheint über­haupt nicht leicht zerstört zu werden, theilt sich gern den Milchgefässen mit und wiederholt sich dann in der später darin aufbewahrten Milch. Butter und Käse, von solcher Milch be­reifet, sind in der Regel ungefärbt.
Unter sonst gleichen Umständen gibt oft nur eine Kuh, unter mehreren desselben Stalls, blaue Milch; manchmal befällt diese Krankheit den ganzen Stall, und oft sind fast alle Mittel da­gegen ohne Erfolg.
Fuchs hat durch genaue microscopische Unfersuchungeu dargethan, dass die blaue Färbung der Milch von einem Infu­sorium herrührt, das sich unter nicht näher bekannten Umständen in der Milch entwickelt und sodann fortpflanzt. Er nennt es 176/(0 cyanogenus; es besteht aus 2 — 3 und mehr rundlichen
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Gliedern, und ist so klein, dass 40,000 den Raum einer Qnadrat-Liuio eiiniehmeii. Dieses Thiercheu lässt sich in gesunde Milch übertragen, und bringt dort bald (durch seine Vermehrung) die Erscheinungen des Blauwerdeus hervor. Da diese Geschöpfe sich wie ein fixer Ansteckungsstoff verhalten und selbst durch Austrocknen, Einfrieren u. dgl. nicht getiidtet werden, so ist es uUthig, da wo sie sich entwickelt haben, durch Ausbrühen der Milchgciässe mit Kalklauge und Entfernung der Seihetücher sich ihrer zu entledigen. Kalkwasser oder Cldor der Milch zugesetzt, tüdtet sie sogleich (s. G. u. 11. Mag. VII. Bd.)..
Die früher gegen blaue Milch empfohlenen Mittel sind (ausser Vermeidung der vermeintlichen Ursache): Fulterwechsel, ad-stringirende Mittel., wie Tormentill, Eichenblätter; ferner Essig, Rad. belludonnae u. s. w. Haubner führt an, dass in vielen Fällen der Zusatz von etwas Buttermilch zu der frisch gemol­kenen Milch das Blauwerdcn verhüte. Nach Fuchs wäre aber gerade dieButtermilch das eigentliche Klemcnt derblauenlnfusorien.
m) Rothe Milch. Es ist hier nicht von Beimischung von Blut die Rede (vgl. Blutmelken), sondern von einer röth-lichen Färbung, welche die Milch durch den Geuuss gewisser Pllauzen (Gulhm rubioides, verum, boreale, Hubiß tinetorum) erhält. Ein rother, nicht blutiger Bodensatz in der Milch soll von Verdauungsfehlern herrühren.
n) Ausser den normalen Veränderungen, welche die Milch in jeder Milchperiode (d. h. von dem Eintritt derselben nach der Geburt bis zum Versiegen) erleidet, so wie ausser den zahlreichen Abänderungen ihrer Bcscliaflenheit und Menge, die vom Futter herrühren, kommen noch mancherlei, wenig genau bekannte Abweichungen vor, wie z. B. bei starker Erregung des Geschlechtstriebs, bei der Maul- und Klauenseuche, Abraquo; scesseu im Euter, bei fauligen Fiebern, nach heftigen Leiden­schaften, wie Schreck u. s. w. Dergleichen Milch hat sowohl für Thiere, als auch für Menschen (besonders Kinder) nicht selten Nachtheile gehabt, und sollte daher nicht genossen werden.
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ZWEITE ORDJMJXf..
^rnnkjjttten in (JEntniidUuiuj nxib ^uiutkbil^ung
Gewisse Perioden des Lebens disponircn zu besondern Krankheiten, ja manche der letztern sind nur in einem gewissen Lebensalter möglich (Zahnen). Die meisten dieser Krankheiten sind bereits am passenden Orte vorgekommen; daher ist in dieser Ordnung nicht sowohl von einzelnen Krankheitsformen, als viel­mehr von einer Zusammenstellung der jeder Lebensperiode eige­nen krankhaften Zustände die Rede.
A. Aäranhijfittn öes laetm.
Die Missbildungen des Körpers, welche theils die Zahl, die Grosse, die Lage, den Mangel, theils die mehr oder weni­ger gestörte Entwicklung und Structur der Organe betreffen, •sind in der Mehrzahl der Fälle angeboren. Manche derselben benehmen dem Foetus die Fähigkeit, sclbstständig zu leben, an­dere sind der ferneren Entwicklung oder der Benützung des­selben für unsere Zwecke hinderlich, und noch andere können ohne merklichen Nachtheil bestehen oder leicht geheilt werden. So entfernt man Überzählige Zehen beim Hunde, der Nabelbruch wird operirt oder verschwindet von selbst u. s. w. Gegen die meisten Missbildungen ist aber weder in curativer noch in vor­beugender Hinsicht etwas auszurichten, da die zu ihrer Bildung nothwendigen Einflüsse fast nie bekannt sind. Eine erbliche Neigung zu gewissen Abnormitäten ist manchen Thieren eigen und kann sie zur Nachzucht untauglich machen.
Ausser den Missbildungen sind die Krankheiten zu erwäh­nen, welche der Foetus als ein Ganzes mit der Mutter durch­macht ; diess ist mit den meisten allgemeinen, fieberhaften und ansteckenden Krankheiten der Fall. Von Rinderpest und Schaf­pocken ist es durch zahlreiche Beobachtungen festgestellt, dass die Jungen in Mutterleib mit der Mutter davon befallen und dadurch für die Zukunft davor gesichert werden. Manche an­dere Krankheiten bringt das Junge als anererbte, nicht gerade in die Augen fallende Disposition mit auf die Welt und verfällt
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später darein, sobald sich eiue Gelegeuheitsursache findet, die den Keim zur Entwicklung bringt (so: Rotz, Mondblindhcit, Epilepsie, Kreuzdrehe u. ägl.).
Fieberhafte Krankheiten des Mntterthiers unterbrechen, wie die Ernährung der Mutter, so auch die des Foetus, der des­halb nicht selten abstirbt. Er wird entweder durch Abortus entfernt, oder bleibt in seltenen Fällen im Fruchthälter zurück und fault oder vertrocknet; diess ist auch bei ausser dem Uterus liegenden Früchten (Extra - Ulerin - Trächtigkeit) der Fall.
Auch die Eihäute des Foetus, die ihn umgebenden Flüssig­keiten u. s. w. sind krankhaft verändert gefunden worden (Ver­wachsung der Eihäute mit dem Uterus oder mit dem Foetus, Blasenwttrmer, allzugrosse Menge des Schafwassers, Entzün­dung des Nabelstrangs u. dgl. Adamowicz ftthrt auch Me-lanose des Hippomanes au).
Fast alle diese krankhaften Zustände sind zwar in anato-
misch-pathologischer Hinsicht sehr interessant, aber ausser dem Bereiche der Therapie.
15. jtinuihljiitni itt ttfitn £tbtnraquo;fttia1gt;e (der Entwicklung).
Dem jugendlichen Alter — von der Geburt bis zur Puber­tät — liegt besonders die vollständige Entwicklung des Körpers nach allen seineu Theilen ob. Diese wird durch mancherlei Einflüsse bald gestört, bald übereilt, wozu der peeuniäre Nutzen, den wir von den Thieren ziehen, das Meiste beiträgt. So werden Kälber durch übermässigen Milchgenuss gemästet; so einjährige Stiere und zweijährige Kühe zur Nachzucht verwendet und damit der normale Entwicklungsgang gestört.
Neugeborue Thiere sind öfters sehr schwach, was theils von allgemeinen Zuständen (Mangel an Nahrung, Krankheit des Mutterthicres), theils von zu früher oder schwerer und verzögerter Geburt u. dgl. herrührt; sie erfordern sehr sorgfäl­tige Pflege, vorsichtiges Eingeben von Milch, Eiern u. dgl., um sie dahin zu bringen, dass sie selbst saugen. Alle sehr jungen Thiere können nur kurze Zeit ohne Nahrung seyn; selbst kräftige Säuglinge sterben an Entkräftung, wenn sie aus irgend einer Ursache 2 — 3 Tage ohne Milch oder sonstige ihnen zu­sagende Nahrung bleiben.
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Eine ciitzüudlichc Anschwellung des Nabels be­fallt Källicr und Füllen in den ersten Tagen ihres Lebens, und kann, weuu sie übersehen wird, leicht ihren Tod zur Folge haben. Die Uchandiung besteht in ßähungen mit Bleiwasscr u. dgl. — Mehrere Fälle von schnellem Absterben scheinbar kräf­tiger Kälber haben mir gezeigt, dass bei ihnen die abgerissenen Nabel-Arterien sich weit in den Bauch hineingezogen und dort eine Unterlaufung von ein paar E'sslOflelu voll Blut gebildet hatten.
Aus dem erweiterten Urachus läuft manchmal der Harn noch einige Wochen nach der Gehurt durch den Nabel aus. Dagegen, dient Unterbindung des Nabelrests.
Die Nabelwunde gibt bei neugebornen Thieren manchmal Veranlassung zu Wundstarrkrampf. Der zu frühzeitige Gcnuss rauhen Futters ist den Saugkälbern und Lämmern ültcrs schäd­lich, selbst tüdtlich.
Der wichtigste, der Jugendperiode eigene Vorgang ist das Zahnen. Der mit der Bildung und.dem Ausbruch der Zähne verbundene Blutzulluss erstreckt sich nicht selten weiter, als er sollte. Statt dass blos das Zahnfleisch, der Gaumen u. s. w. etwas röther, empfindlicher und aufgetriebener erscheinen sollte, bilden sich Congestiouen nach dem Hirn, den Augen u. s. w. und aus diesen: Neigung zu Hirnentzüudung, Augenent/.ündung, Moudblindheit, Drehkrankheit, Convulsionen, Krämpfen u. s. av. Schon der Durchbruch der Zähne ist nicht selten schmerzhaft, die Thierc lassen vom Fressen ab, werden traurig, magern ab u. s. w. Während des Zahnens sind die meisten Thiere em­pfindlicher gegen krankmachende Einllüssc und müssen daher sehr vor ihnen bewahrt werden.
Bei 3 — 4jährigen Pferden beobachtete ich während dein Zahnen eine Veränderung in den Gelenken der Füssc, die ihre Bich-tung änderten, so dass sie in den Fesseln ganz gerade stunden oder sogar überkütheten (Zahnen durch die Glieder); bei Huiiden und beim Schaf biegen sich manchmal die Röhrenknochen QWiac/titis).
Zu den Krankheiten, zu welchen das jugendliche Alter be­sonders disponirt ist, gehören aussei- den bereits erwähnten: der Durchfall, die Druse, die Staupe, die Wurmbildung, die Atrophie, die Lähme; die noch wenig bckauuteu Krankheiten der Brustdrüse (Thymtts^ wären auch hieher zu zählen.
Bei der Behandlung sehr junger Thierc muss mau sich
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erinnern, dass sie sehr reizbar sind, und daher auf minder be­deutende Veranlassung; oft sehr heftige Erscheinungen äussern, welche nicht zu stürmischem Eingreifen mit Arzneien u. dgl. ver­anlassen dürfen. Aderlässe sind meist zu vermeiden und durch kühlende und besänftigende Mittel (Salze, Aconit) zu ersetzen.
Die volle Geschlechtsreife, welche erst mit der vollstän­digen Ausbildung des Körpers, also erst nach vollendetem Zah­nen eintreten sollte, wird bei den meisten unserer Hausthier, durch ihre vom Naturzustand abweichende Lebensart viel früher herbeigeführt. Sie gibt selten zu Krankheiten Veranlassung, wenn der Fortpflanzungstrieb gehörige Befriedigung findet; aus-' serdem leitet man davon manche Fälle von Koller, Stiersucht und die spontane Hundswuth her.
Auf gleiche Weise, wie die Fortpflanzung werden auch die Kräfte junger Thiere zur Arbeit zu frühzeitig und zum Schaden derselben benützt.
C. ^ronhljeitcn itt imeittn (mtttUrn) tftbemftxiobe.
Diese Periode reicht bis zur merklichen Abnahme der Zeu­gungskraft, deren volle Entwicklung sie umfasst. Auch hier wird durch öconomischen Vortheil die eigentliche Dauer des mitt­leren Lebensalters häufig verkürzt; die Zeugungsfähigkeit wird vernichtet (durch Castration) und das Thier zur Mästung bestimmt, so lange noch sein Fleisch weich und sein Zellgewebe zur Fett-aufnahme geneigt ist.
Das mittlere Alter besitzt eine grössere Widerstandsfähigkeit gegen krankmuchendc äussere Einflüsse, als die Periode vor ihm und nach ihm; daher müssen diese Einflüsse mit grösserer Hef­tigkeit oder anhaltender einwirken, um ihre uachtheilige Wir­kung hervorzubringen. Die Benützung der Thiere, sey es zur Arbeit oder zur Milchnutzung, Woll- und Fettproductiou, oder zur Fortpflanzung, wird in dieser Periode so häufig ohne Rücksicht auf die Erhaltung der Gesundheit und des Lebens des Thiers betrie­ben , dass sich Krankheiten in grosser Zahl und Stärke einstellen.
Ihre Behandlung erfordert, abgesehen von individuellen Ge­genanzeigen , ein entschiedenes und wirksames Verfahren und die schwächende Methode (besonders Aderlass), wird weit eher ertragen, als im Jüngern und hohem Alter. Neben diesem kräf­tigen Einwirken, das die Heftigkeit der Krankheitsform verlangt,
I
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ist besonders in gelinderen Fällen and bei nicht zuvor zerrütte­ter Gesundheit den Heilbestrebangen der Natur hinreiehender Spielraum zu lassen und muss eine Störung derselben durch zu oft gereichte Gaben meist wenig wirksamer Mittel oder üftcreu Wechsel derselben möglichst vermieden werden.
D. ilniuhljcttfii Iut iritten (legten) €cbtnraquo;fnio'iit (der Zurückbilduns).
Das höhere Alter, welches durch das Erloschen der Zeu­gungskraft und die Abnahme der meisten Fnnctionen des Kör­pers bezeichnet ist, erreichen nur wenige unserer Hausthiere; sobald sie aufhören, mehr zu leisten, als ihr Unterhalt kostet, werden sie in der Regel getödtet.
Bei manchen Individuen, besonders solchen, die sich (jedoch nicht wegen Krankheit n. dgl.) langsam entwickelten, in der Jugend und dem mittlern Alter geschont, oder doch wenigstens nicht ttbermässig angestrengt wurden, erhalten sich die Kräfte, die Thätigkeit, das frühere Aussehen u. s. w. sehr lange. Bei andern tritt das hohe Alter mit seinen Gebrechen sehr frühzeitig ein. Abmagerung bei gutem Futter, mangelhaftes Kauen, Trocken­heit der Haut, träger Kreislauf, Mangel an Ausdauer in der Be­wegung, Steifheit der Glieder, Nachlassen oder Aufhören der Zeugungskraft, Sinken der Empfindlichkeit, namentlich der Sin­nesorgane (Blindheit, Taubheit) bezeichnen den Zustand der Altersschwäche QMarasmus senilis), der noch am häufigsten bei Lieblingshunden beobachtet wird. Eine schleichende Ent­zündung des Gehirns oder Darmcanals, schneller aber apoplectischc und paralytische Zufälle führen das Ende herbei.
Die Behandlung alter Thiere erfordert Berücksichtigung ihres allgemeinen Zustandes. Direct schwächendes Verfahren stimmt oft weit mehr herab, als man vermuthen durfte; die Unempfind-lichkeit des Körpers gegen äussere Eindrücke zeigt sich durch die Unwirksamkeit selbst kräftiger Arzneimittel, und nur selten ist eine erhöhte Reizbarkeit zugegen, die sich Uberdiess gerne mit Schwäche verbindet. Daher ist in der Regel selbst bei entzünd­lichen Krankheiten nur massig entzündungswidrig zu verfahren und bald auf rein bittere, stärkende Mittel überzugehen, auch die Verdauung durch leicht assimilirbares Futter zu unterstützen.
Thiere, die sehr alt geworden, und dabei immer gesund gewesen sind, werden alsdann um so schneller von Krankheiten hinweggerafft.
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Register.
A.
Alidominaltyplius 338.
Abortus 570.
Absonderungen, vermelirte 155.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;verminderte 156.
Abzehrung 105. Adenitis 74. Adynamia nervosa 574. Agalactia 579. Amatirosis 520. Amentia 485. Anaemia 98. Anaesthesia 473. Anaphrodisia 557. Anbruch 59, 184. Angina 379.
,, carbuncularis 286.
memkranacea 382.
serosa 380. Anorexia 18. Anthraxfieber 274. Anthrax haemorrhoidalis 287. Aphthae epissooticae 299.
sporadicae 304. Apoplexia 479. Apoplexie, Milzbrand- 282. Appetit, Fehler desselben 18. Araignee 436. Argas, eine Milbenart 165. Arterienentzündnng (Arleritis) 405. Arteriosität, erhöhte 213. Arthritis 449. Arthroeace agnorum 531.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;pullorum equin. 532.
Athrocace vilulorum 533. Arzneimittel im Allgemeinen 12.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ihre Form 13.
Asphyxia 483. Asthma 149.
Asthma spasmodieum 527-. Athmen, Krankheiten dess. 140. Atrophia 107.
lactentium 70. Aufblähen 44. Aufwallen des Bluts 168. Augenentzündung 368. Augenseuche 235. Aussatz 204. Auszehrung 105.
B. Baflc s. Rave 327. Bangen 512.
Bauchfellentzündung 417. Bauchspeiclieldrüse, Entzündung der­selben 422. Bauchspeicheldrüse, Krankheiten
derselben 61. Bculenseuche, sibirische 294. Bevvusstseyn, Störungen dess. 477. Blasenkrampf 528. Bleichsucht der Schafe 113. Bleivergiftung, enzootische 66. Blennorrhoea 559. Blepharitis 369. Blitzstrahl, Lähmung durch 480. Blut, Krankheiten desselben 96.
„ bewegung, Krankh. ders. 213.
„ brechen 462.
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590
W.
Blulliarncn 463.
„ husten 461.
„ melken 470.
n nasen der Schweine 139.
„ schlag, Hlutstaupe 282, 479.
„ pcluvitzen 471. Blutungen im Allgemeinen 220, 458. Bor.ste, neisse 294. Borstenfiiule 138. Brand, rauschender 288. Bräune 379.
„ häutige 382. „ der Schweine 28G. Brechruhr, asiatische 346. Bremsenlarven, in der Haut 164. Bremsenschwindel 130. Brennsenehe der Schweine 286. Brustentzündung 385. Brustfellentzündung 399. Brustkrampf 527. Buchweizenausschlag 170. Bulimia 19.
c
Cachexien im Allgemeinen 110. Cachexia aquoga 113.
arlhritica 118.
B~ boum luberculosa 133.
eellulosae hydaligena 131.
n ictero-verminosa 59.
lymphal. fureiminosa 91.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ossifruga 121.
scorbntica 136. Cacochymia serosa 100. Cancer, Krebs 108. Cardilis 402.
Caries vertebr. caudae 289. Catalepsia 496. Catarrh, einfacher 233.
„ chronischer 234. Catarrhfiebcr, bösartiges 237. Cularrhus conjunclicae 235.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;inleslinalis 262.
Culttrrhus sin. front. 234, 237.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;vaginae 561.
Cephalitis 355. Chankerseuche 563. Chlorosis 113. Cholera, asiatische 346. Chorea St. Viti 546. Colik, verschiedene Arten 31. Congestion 214. Conjunctivitis 369. Convulsio 525. Coriago 117. Co r nage 152. Coryza 233.
gangraenosa 240.
virulenta 79. Coryza gangreneux 240. -Croup 382. Crusta labial ix 197. Cynanehe 379.
earbuneularis 286. Cystitis 425.
D.
Dämpfigkeit 149. Dampf, pfeifender 152. Darmentzündung 407. Darmgicht 31. Darrsucht 70, 105. Dasselbeulen 164. Diabetes 206. Diuphraymitis 448. üiarrhöa 48. Dippel 131. Drehkrankheit 125. Druse der Pferde 74. „ brandige 240. Drüseokrebs 109. Durchfall 48. Dyscrasia 110. Dysenleria eivsoolica 416.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;episootica 413.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;neonatorum ili.
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Dysyhayla paralylina 550. Dyspnoea 152. •Dysuria 209.
E.
Ebiillilio benigna 167. Ecedermia 117. Edulium 559, 5G3. Egelkranklicit 59. Eierstöcke, Entzündung tiers. 433. EinsehStte 13.
Eintlicilung der Kranklieilcn 10. Eiterinfection 351. Elephantiasis 204. Empflndungslcben, lirankheitcn des­selben 472. Empliysem des Zellgeivebs 458. Engbrüstigkeit 149. Emeritiraquo; 407.
Entwicklung, Krankheiten ders. 585. Entzündung im Allgemeinen 215. Entzündungen 353. Enuresis 211. Ephemera 227. Epilepsia 540. Epista.vis 460. Erbrechen 23. Erethismus 473.
Ernährung, Krankheiten ders. 103. Erschöpfung, Kolik von 44. Erysipelas carbuneulosum 284.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; curb, ignis sacer 288.
nnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; faciei der Katzen 273.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; oedemalodes 271.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; phtegmonosum 270.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; simplex s. verum 268.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; sub-aponeurolic. 456.
Erythema 267. Euterblutung 470. Euterentzündung 434. Eschara 196. Exanthemata 165. Exstase 496.
. F.
Pal ere, Schafkrankheit 48.
Fallende Sucht 540.
Far ein 94.
Faluitas 485.
Faullieber, nervöses 328.
Fäule, der Schafe 113.
Fehlgeburt 570.
Fettsucht 103.
Feuer, fliegendes 288.
Feu d'herbe 327.
Fieber, im Allgemeinen 221.
„ aussetzendes 230.
„ catarrhalische 232.
„ catarrh., bösartiges 237.
„ eomplicirte 232.
„ Eiterungs- 348, 330.
„ entzündliches 225.
„ fauliges 227.
„ Gallen- 264.
„ gastrisches 259.
„ gastrisch-nervöses 261.
„ gelbes 266.
Nerven- 328.
„ reine 224.
„ rheumatisches 253.
„ Rothlanf- 267.
„ schleichendes 348.
„ Schleim- 259.
„ Wund- 227.
„ Zehr- 348. Febris 221.
aphthosa 299.
biliosa 264.
catarrh, epmoolic. 242, 250
erysipel. malign. 272.
exanthemalica 298.
D gaslrica 259.
hectica 348.
mueosa s. pituilosa 259.
nervosa 328.
pelechialis 307.
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592
Febris fhthisica 348, 350.
puerperalig 574.
rheumatica 253.
scarlalinosa 306.
n variolosa 310.
Finnen 131.
Flechten 172.
Flug, eine Milzbrandform 284.
Fluxion lunatique s. period.372.
Fortpflanzung, Krankh. ders. 554.
Fourbure 438.
Framboesia 563.
Franzosenkrankhcit 133.
Froschgeschwulst 20.
Fruchthälterblutung 468.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; entzändung 431.
, Wassersucht 567. nnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;raquo;
Frühlingsausschlag 167. Fusskrätze des Rinds 203.
ti.
Galaetirhoea 579.
Gallenabsonderung, gestörte 55.
Gallensteine 58.
Ganglientyphus der Rinder 340.
Gangraena caudae episs. 289.
Gastro-cephalite 365.
Gastritis 407.
Castro-enterilis 334, 407. „ „ enzootica 416.
Oebärfleber 574.
Gedärmsenche der Lämmer 411.
Gegengifte 65.
Gelbsucht 56.
Gelenkentzündung 450.
Gemeingefühl, Störungen dess. 511.
Genestade 464.
Genitalien, Entwicklung ders. 44.
Genitalien, Krankheiten ders. 559.
Genius epidemicus 8.
Gerinnen der Milch 581.
Geschlechtsorgane, Blutung aus den­selben 468.
Geschlechtstheile, Entzündung der­selben 427. Geschlechtstrieb, Krankh. dess. 555. Gichter 525. Glaucoma 522. Glossanlhrax 292. Glossitis 377. Gnubber 516. Gonorrhoea quot;559, 567. Grüner Staar 522. Gutta serena 520.
H.
Haare, Krankheiten derselben 160.
Haematemesis 462.
Haematuria 463.
Haemoptysis 461.
Haemorrhagia 220, 458.
Haemorrhoides 462.
Halblähmung 551.
Halsanthrax 286.
Halsentzündung 379.
Harnabsonderung, Krankheiten der­selben 205.
Harnblasenentzündung 425.
Harnorgane, Blutung aus denselben 463, 466.
Harnruhr 206.
Harnsteine 426.
Harnverhaltung 209.
Harthäutigkeit 117.
Hartschlägigkeit 149.
Hartschnaufen 152.
Hautkrankheit 66.
Hautausschläge, chronische 165.
Hautausschlagsfieber 298.
Hautfunction, Störungen ders. 157.
Hautjucken 166.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Schweifs 179.
Hauttalgabsonderung 158.
Hautwurm 91.
Heilmethode im Allgemeinen 8.
Heilung im Allgemeinen 6.
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593
Heiimreh 512. Hemiplegia 551. Hepatiliraquo; 420. Herzentzündung 402.
„ klopfen 526.
„ Schlechtigkeit 149. Herpes 172.
Hinterbrand der Schweine 285. Hirnentzündung 355, 359, 364. Hirschkrankheit 534. Hitzbenlen 168. Hodenentzundnng 429, Holzkrankheit 416. Hornwurmkranklieit 130. Hurnerkrankheit 237. Hüfentzundung 438. Hundeseuche 250. Hundskrampf 534. Hundspocken 325. Hundswuth 497. Hühnerpest 295. Husten, chronischer 145. Hydrocephalus, der Pferde 364. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;chronic. 485.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; hi/du Hilf ii.i 125.
Hydromelra 567. Ilydropericarditis 403. Hydrophobia 497. • Hydrops 111.
ovarii 434. Hyperaeslhesia 473. Hypertrophie 105.
I.
Icterus 56. ( in m o I] i I i t e 485. Impetigo 197, 199, 200. Impotentia 558. Indigestion 27. Inflammatio 215. tnflammationes 353. Influenza der Pferde 242. Influenza oder Nervenfieber 328. Hering, Pathologie.
Insolation, Kolik von 37. Instinct, Störungen desselben 478. Iritis reeidiva 372. Ischuria 209.
K.
Kalbcfieber 574.
Kauen, Krankheiten desselben 20.
Kehlbrand 286.
Kehlkopf-Entzündung 381.
Kehlsucht 233.
Klauenseuche 299.
lt; bösartige 444. Kleien - Ausschlag 177.
„ Grind 178. Knochenbrüchigkeit 121. „ entzündung 449. „ weiche,124. Knopf, gelber 290. Knütz, bei Schafen 59 Kolik, versch. Arten 31. Koller 485.
„ consensueller 492. „ Dumm- oder stiller 486. „ falschl. sogen. 359. „ rasender oder Springk. 355, 491. Kolpitis 430.
Kopfkrankheit dpr Pferde 359. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; des Rinds 237.
Krätze 179.' Kranken-Examen 6. Krankheit, Definition derselben 4. -Krankheiten des Foetus 584.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der mittleren Lebens-
periode 587. raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Zurückbildung 588.
Krahkheits - Character 8.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Fälle im Allgcm. 11.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Ursachen im Allg. 4.
Krampf im Allgcm. 523. „ der Füsse 525. „ husten 527. 3S
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594
Kreljs, Bildung desselben 108. Krcuzdrehe 516.
., lilhmung 531. Kropf, eine Mil?.brandforni 286.
„ der Pferde 233. Kropfhrandbeule 294. Krustengrind 196. Kuhpocken 310. Kupfcrdampf-Vcrgiflung 68.
1a. Lähme (TeJanu*) 529. Lähmung überhaupt 548.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;einzelner Theile 550.
. „ rheumatische 553. Lämmerruhr 411. Laryngitis 381. Läuse (l'erficu/ulaquo;) 162. Leberentzündung 420.
„ typhus der Pferde 337. „ „ der Schafe 266. Lecksucht 119. Lendenblut 287. Lendenschmerz 315. Leucorrhoea 362. Liehen 176. Lienitis 422. Lienteria 411. Literatur der Pathologie 14. Löserdürre 340.
Luftansammlung i. Fruchthälter 569. Luftröhren-Entzündung 382. Lumbago 513. Lungcnblutsturz 461.
entzündung 383. „ faule, weissc oder nasse 393. „ schlag 482. „ seuche des Rindviehs 393. „ sucht 141. „ Steiger 132. „ -Wurmhusten 147. Lymphdrüsen, Krankheiten ders. 69. Lymphgefässc u. s. w., Entzün­dung 406.
M.
Macies 105. Magenentzündung 407. Magenkoller 365. Magenseuche des Rinds 341.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Schweine 262.
Magomvurm - Krankheit 148. Malacia 119. Mal c a d u c 540. Mal d'E s p agne 355. Mal de tete de contagion 240. Maladie des bois, dcbrout416. nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;rouge 101.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;deSologne 417.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;tremblan te 516.
Maiis arlhritica 332. Malleus humidus 79. Mania 493.
periodica 494. „ verminosa 494. „ pmrperalis 495. „ metastalica 495. Marasmus senilis 588. Markflüssigkeit 118. Masern 304. Mastdarm-Blutung 462. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Brand 287.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Entzündung 417.
Mastitis 434. Mauckc 200.
„ des Rindviehs 203. „ ausfallende 199. trockene 173. Maulgrind 197. Maulseuche 299. Maulsperre {Trismus) 334. Maus, eine Milzbrandform 284. Meningitis 353.
Metaphlogose des Zellgewebs 436 Melritis 431. Metrorrhagia 468. Milben der Krätze 180.
in der Maucke 201.
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595
Milben im gtralilkrebs 159. Milch, blntige 470. Milchfeliler, verseil. 578. „ fieber 574. „ Versetzung 575. Milzbrand-Karbunkel 291.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Fieber 274 u. 281.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Empliysem 288.
Milzbrand, ödematöser 290.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;unächtcr 283.
Milzentzündung 422. „ faule 296.
Monatblindheitod.Mondhlindheit 37.2.
Morbilli 304.
IHorbus ruber ovium 417.
Morositates 511.
Morvc gangreneuse 240.
Muskelentzündung 447.
Myelitis 367.
Myosilis 447.
mr.
Nabel, Anschnellungdesselben, 586. Nagen des Rindviehs 119. Nasenbluten 460.
„ entzündung 376. Nephritis 423. Nervenfieber 328, fälsch), sog. 359.
„ entzündung 368. Nervenkrankheit 359.
nnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; venerische 563.
Nervenschlag 480. Nesselausschlag 168. Neuritis 368. Nierenentzündung 423. Nytnphomania 555.
O.
Ohnmacht 484. Ohrenentzündung 377. Oophoritis 433. Ophthalmia 368, period. 372. mnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;epiisootica 235.
Orehitis 429. Otilis 377. Oxaena 79.
P.
Palpitatio cordis 526. Panaritium 200, 299, 438. Paralysis 474, 548.
rheumatiea 553. Paraplegia 551.
Paraplegic des moutons 516. Paraesthesia 474. Paronychia 200.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ovium emfag. 444.
Parotitis 378. Paulacium 562. Pericarditis 402. Periostitis 449. Peritonitis 417. Perlsucht 133. -Peslis antieardia 291. Petechialfieber 307. Phallitis 428. Pharyngitis 379. Phlebitis 405. ' Phleginasia 215. Phlegmasiae, s. Phlogoses 353. 1' h I c g m o n diffus 456. Phrenitis 355. Phlhiriasis Wi. Phthisis pulm. verminalis 147,
tuber culosa 141. Physometra 569.
Pietain des montons 444. Pillenform 13. Pityriasis 177. Plethora 96. Pleuritis 399. Pleuro-pneumonia 385. PKca polonica 160. Pneumonia 385. Pneumorrhagic 461. Pocken, verschiedene 310. 38raquo;
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596
I
Polypen , Bildung derselben 108.
Polysarcia 103.
Porrigo 178.
Ponrriture 59.
Proctorrhoea 162.
Prurigo 179, 166.
Pxoriasis 177, 198.
Psora 179.
Pulmonsil - Typhus 331.
Pyrexia 221.
R.
Rage m u e 508.
Räiie oder Hartliäutigkeit 117.
Rankkorn der Schweine 293.
Raspe 198.
Räude 179.
„ Speck- 173, 193.
„ .rothe 193.
Jlegenfaule 184.
(Rehe, entzündliche 438.
Rehe, Stall-, Futter- 259.
Reizfteher 227.
Retentio seeundin. 572.
Rhuchialyia 515.
RhacMtis 124.
Rheumatismus, acuter 255.
chronischer 258. w
Rhinitis 376.
Rhinorrlwgia 460.
Rhumatisme articnluire 450.
Rinderpest 340.
Rose oder RotMauf 267.
Rothlanffleber 267.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; bösartiges der Schw.
272. Rothlauf, brandiges 284. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;einfaches 268.
„ phlegmonöses 456. „ teigiges 271. B tiefes 270. Röthein 304. Rotzkrankheit 79.
Rubeolae 304.
Ruhr 413, 416.
Rückenblut 287.
Ruckenmarks-Entzündung 367.
Ruthe, Entzündung derselben 428.
Samcnfluss 567. Sanguifluxus 458. Salyriasis 555. Scabies 179. Schafpocken 316.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; tuberkulöse 322.
Schafrotz 237. Scharlachflcbcr 306. Schärfen, sogenannte 102. Scheidencatarrh 561. Scheidenentzündung 430. Scheintod 483. Schlagfluss 479.
Schleimbeutel,Entzündungders. 457. Schleimfiebcr der Hunde 263.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; des Rindviehs 262.
Schlccksucht 119. Schlickern der Milch 581. Schlingen, gestörtes 22. Schmarotzer auf der Haut 161. Schmerz, überhaupt 513. Schnutfelkrankheit 139.
Schnupfenfieber, brandiges 237.
Schönblindheit 520.
Schvvächeficber, 227.
Schwarzer Staar 520.
Schweinspocken 323.
Schwielen-Tuberkel 168.
Schwindel 544.
Schwinden 107.
Schwindsucht 105.
Scirrhus, Bildung desselben 108.
Scleroma 455.
Scorbut 136.
Scrophula equorum 74. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; far et men 91.
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597
Seekrankheit 546. Sehnenentzündung 452. Sehnsucht 511.
Seidenraupen, Krankheit ders. 116. Sensibilität, abgeänderte 474.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; erhöhte 473.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; verminderte 473.
Seuche, französische 334. Sialodelea 497. Soie oder pique 294. Sommer-Rothlauflicber 274. Spasmus 523.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;vesic. urin. 528.
Speckhaut des Bluts 99. Speckraude 173, 193. Speichel, Krankheit desselben 20. Speicheldrüsen, Entzünd. ders. 378. Spinilis 367. Starrkrampf 534. Starrsucht 496. Slättigkeit 494. Staupe der Hunde 250. Steinpocken 321. Sterilitas 558.
Sterzwunn, eine Milzbrandfonu 289. Stiersucht 133. Stickfluss 482.
Stimme, Krankheiten derselb. 154. Stomach-staggers 365. Slomunlhrax hordeolum 293. Strabismus 522. Straubfuss, trockener 178. Strengel 233.
n brandiger 240. Slupor 473.
Symptome, im Allgem. 5. Syncope 484. Synocha 225. Synochus putris 227. Synovitis 447.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;tendinosa 454.
Syplülis 563, 567.
T.
Tabes 105.
dorsalis 516. Teigmaul 197. Tetanus 534.
ugnorum 529.
pullorum 528. Tollheit 493.
Tollkrankheit der Pferde 261. Torpor 473. Traberkrankbeit 516. Träberausschlag 203. Traeheitis exsudatoria 382. Traubenkamm - Krankheit 327. Tremor 526. Trichoma 160. Tripper 559. Trismus 536. Tronimelsucht 44. Tuberkel, ihre Entstehung 142, Tuberkelausschlag 167. Tussis chronica 145.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '
eonvulsiva 527. Typhus 328.
., ubdominulis 338.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; quot;*'
apoplecticus 283.
carbuneulosus 274.
eontagiosus boum 340.
peteclüalis 307, Typhus bei Katzen 346. Typhus bei Schweinen 345. Tympanitis 44.
U. üebelsäftigkeit, im Allgem. 110. Ulceratio genitalium 562. Unfruchtbarkeit 558. Unvermögen d. Harn zu halten 211. Urethritis 428. Urticaria 170, 168. V. Varicella boum 327.
ovium 321. Variolae 310.
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?
598
Veitstanz 546. Venen-Entzündung; 403. Venerische Krankheit 563. Venosität, erhöhte 213. Verdauung, KrankheU ders. 16. Vergiftung 61. Vergiftungs-Kolik 44. Verschleimung des Rindv. 262. Verstopfung 29, falsche 3t. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Lösers 28.
VertTge 485.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;abdominal 365.
idiopathique 355, 544.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;symptomatique 544.
Vertigo (Schwindel) 544. Verwerfen 570. Vesania 485.
Vibrionen in der Milch 582. Viehseuche 340. Vögel, Pocken derselben 326. Vollblütigkeit 96. Vomitus 23.
wlaquo;
Waldkrankheit 416.
Walz'sche Sauce, ihre Bereitung
Warzen, Bildung derselben 108. Wasserscheu 497. Wassersucht 11t.
Wehtag 540.
Weichselzopf 160.
Weisser Fluss 562.
Wiederkauen, Aufhören dess. 26
Wolfshunger 19.
Wundfieber 227.
Wurffleber 574.
Wurm am Ohr, Schweif 194.
Wurm der Pferde 91.
„ des Rindviehs 94. Wurmbeulen von Bremsen 164. Wurm-Kolik 42. Wurmlefden 52. Wuth 497.
„ seuchenhafte 507.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'
Z.
Zahn-Augcn-Eiitzündung 372.
Zahnen 586.
Zecken (Ixodes) 162.
Zecke des Schafs {Hippoboseii)
165, 190. Zehifieber 348. Zellgewebs -Entzündung 455. Ziegenpocken 322. Zittern 526. ' Zungen-Entzündung 377. Zungenkrebs 292. Zurückbleiben der Nachgeburt 572. Zwerchfell-Entzündung 447.
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