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BIBLIOTHEEK UNIVERSITEIT UTRECHT
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PSOROSPERMIEJNT
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WIRBELTHIERE.
Ein li o i t r a ä
Entwicklungsgeschichte der Gregarinen und zur Kenntniss dieser Parasiten als ECranldieitsürsaohe
Dr. med. et pliil. Theodor Eimer,
P r o s u c t o r der Z o o t o traquo; i ci r, u W 11 r /. b laquo; I laquo;.
Mit einer IlthnKraphlrten Tnfel.
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Mit der Bezolohnung Psorospennien (tpojQOS riuKlig, krätzig und OTtiofttt) belegte man im Lauf der Zeit vier versnliiedenc Formen von parasitisch in Thieren lebenden Organismen animalischer Natur, welche im Körper ihrer Wirtho durch massenhafte Ansammlung krankhafte Veränderungen herbeiführen können.
Weitere, allen vier Arten gemeinsame Merkmale sind bis jetzt ftlr diese „Psorospennienquot; nicht aufgestellt worden.
Nur für zwei von ihnen sind vollkommene Homologien in Bau und Deutung anerkannt, wenn auch nicht allgemein, nämlich für die „Psorospermien der Fischequot;, welche sich in der Haut, in Muskeln und in anderen Tbeilen von Fischen finden (vgl. Fig. (i2), und für die vorzugsweise unter dem Namen „Pseudomivicellcnquot; bekannten Bild­ungen, welclio in den Organen fast ausschliesslich wirbelloser Thiele (besonders von Arthropoden und Würmern) vorkommen (Fig. 0;5). Diese beiden Formen werden nämlich für Keimkörner von Gregarincn erklärt: eine Gregarlne kapselt sich ein und theilt sich durch eine Art Furchuug in zahlreiche Kiigelcheu, deren jedes sich mit einer eigen-thilmlich gestalteten, starren Hülle uinglobt. Dia so entstandenen, wenig mehr als ljm Mm. im grössten Durohmesser zeigenden Ge­bilde sind die rseudonavicellcn, beziehungsweise Psorospermien (Fig. 62 und ()3); so werden übrigens auch zuweilen schon die noch nackten Furchungskllgelchen genannt. Der Inhalt der starren Hülle bildet sicli nun zu einer oder zu mehreren amobolden Zellen um, welche nach Aufspringen jener frei werden, um wiederum zu Grega-rinen heranzuwachsen.
Zwar wurde die dritte der unter dem Nainquot; „Psorospermienquot; begriffenen Formen von Organismen, welclio zuweilen „eiförmige Psorospermienquot; genannt, besonders als „ P.wosprrmien der Kaninehen-leberquot; viel besehrieben worden ist, die man indess, wie icli zeigen
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werde i In der Leber und im Darm sänuntttoher Wirbelthierklassen trifft (Fig. B und folgende), von einem ihrer Bearbeiter, von Lieber-Idihn, als den beiden vorgenannten vollkommen gleichwertbig und gleiclibedeutend hingestellt, aber ohne duss diese Anscbaunngsweise irgend welcbe Zustimmung gefunden hätte, Jüan hat vielmehr zu einer Einigung über die Auflassung ihrer Natur bis jetzt nicht ge­langen können, sondern es sind die Meinungen über sie so sehr verschieden, dnss sie von hervorragondeu rorsehern noch in der neue­sten Zeit gar nicht als thierlscbe Bildungen aucrliaunt, für patbo-Inglscbe Produbte erklärt werden, während Andere sie für Eier von Würmern, noch Andere endlich für Entwicklungsstufen eines noch nicht gekannten Parasiten halten.
Als l'sorospcrimenschliiuchc (oder aber als Psorospermicnl) werden endlich in neuerer Zeit häufig auch die sogenaanten Miescher'schen Schläuche oder Rainey'scllamp;n h'örpcrdieu bezeichnet, welcbe, als Bildungen von warst- oder spindelförmiger Gestalt, aas llülle and verschieden bcsohall'oaem Inhalt bestehend, an Länge bis za 1 Min. und mehr messend, die Muskeln von Säugctliiurcn, besonders von Schweinen und von mehreren Wiederkäaern, zu bewohnen pflegen. Die Natar dieser Gebilde ist nicht weniger streitig , als die der sogenannten eiförmigen Psorospennien. Die Anhänfuag derselben in dea Maskela ihrer Wirthe kann unter Anderem Lähmang der hinteren Extremitäten, llanteruptionen, allgemeine Abmagerung und scbliess-llcb selbst den Tod hcrheifilbren.
Ebenso bringen die l'soudoaavicclloa Degenorationea der Organe, in denen sie angesammelt sind, hervor, welche aber, da sie fast aus-scldiesslicb wirbellose Thiere betreffen, von geringerer Wichtigkeit sind. Wichtigor ist dagegen, dass die Psorospennien der Fische in der Haut ihrer Wirtbe und an deren Kiemen einen blasenartigen Ausschlag erzeugen, und wo sie in aaderea Thcilca vorkommen, einen käsigen Zerfall sui bewirken vermögen, welcher wiederam mit Ab-magerung des gtmzen Körpers einhergehen kann.
Dieser Zorfr'1 innerer Organe, verbaaden mit Bindegewebs-wueborungen, ist auch die Folge der massenhaften Anhäufung der ei­förmigen Psorospennien in denselben, und ist ein solcher besonders aus der Leber delaquo; Kaninchens oft beobachtet und beschrieben worden.
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Dieses Organ kann durch die parasitisoho Bildung vollkommen zerstört und dadurch der Tod des Thierea herbeigeführt worden. Aber auch im Darmkanal vcrschiedenor .Siiugothiero worden durch unsere Gebilde Veränderungen hervorgebracht, welche oft tödtliche Wirkung haben. Da dieselben nun auch beim Monscbon beobachtet worden sind, Beobachtungen, deren Richtigkeit ich durch neue bestätigen kann, so verdienen sie unsere besondere Aufmerksamkeit und so ist denn auch die vorliegende Arbeit der Erkeuntniss ihrer Natur gewidmet.
Das Resultat meiner Untersuchungen ist das, dass die sogenannten ei- oder kugelförmigen l'sorospormieu nicht als Keimkörnor von (Iro-garinen, demnach nicht als Homologa der Psorospermien der Fische und der Pseudonavicellen, wie Liehcrkähn will, anzusehen, sondern dass sie selbst als /Air Hube gokommcnoOregarincn aufzufassen sind, aus welchen erst durch Fnrchung die eigentlichen Psorospermien entstehen und stimmt diese meine Auffassung im Ganzen, wenn auoii nicht im Einzelnou, wie wir sehen werden, mit derjenigen Waldenburg's ilberein.
Demnach ist der Name Psorospermien, falls er zugleich einen zoologischen Begriff involviren soll, für unsere Organismen unrichtig; es muss derselbe jedoch der Deutlichkeit wegen im Folgenden vor­läufig beibehalten werden.
So nothwendig dies wäre, so habe ich doch für heute die Miescher'1 sehen Schläuche nicht so weit in den Kreis meiner Betrach­tung ziehen können, um durch Vorführung neuer Tliatsachcn zu entscheiden, ob und in welcher Beziehung ihre Bezeichnung als Psorospermienscbläuche, abgesehen von ihrer Eigenschaft als Krank­heitsursache, näher begründet werden könnte. Dennoch worden sich aus dem Folgenden Sätze ergeben, deren Anwendung auf die Miesclicr'-schen .Schläuche vielleicht eine Prüfung verdienen dürfte, und habe ich mir dcsshalb erlaubt, am Schlüsse meiner Abhandlung nach den Beobachtungen, welche über dieselben bisher veröffentlicht sind, eine Parallele zwischen ihnen und den liier specicll behandelten Bildungen zu ziehen, welche nichts weiter sein soll als der Versuch einer hypothetischen Erklärung jener.
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V on drei Mäusen, die ich mehrere Wochen in Gof'angcnsoliaft gehalten und gut gepflegt hatte, starh eine ohne Hussere Veranlassung.
Ich forschte der Todesursache nach und unterzog zu diesem Zwecke auch die Darmwand und den Inhalt des Darmkauais der mikroskopischsen Untersuchung.
Dabei fand sich, dass ungemein viele Epitholialzellon der Darm-Schleimhaut sogenannte Psorospermien enthielten, welche in allen Eigenschaften den so vielfach aus der Kaninohenleber beschriebenen gleichkamen, und ebenso zeigte sich im Darmschleim eine Unmasse dieser Körper in verschiedenen Formen frei herumschwimmend oder noch in losgelösten Epithelzellen eingeschlossen.
Diese „Psorospermienquot; sind bekanntermassen vollkommen runde odor eiförmige Körper, im ersteron Falle von etwa 18 //. Durch­messer, im letzteren von etwa 16 ft. Breite und 2(1 /lt;. Länge, welche ganz aus einem körnigen Inhalt mit oder ohne Kern bestehen, der meist von einer deutlich doppolt begrenzten Hülle (Kapsel) um­gehen ist, die aber auch auf eine zarte Haut reducirt sein oder völlig fehlen kann. (Vgl. Fig. 8 ff.)
Neben diesen „Psorospermienquot; schwammen im Darmselileim un-zählige Zellen herum, von welchen eine Anzahl so klein oder kleiner als farblose Blutkörperchen war, im Uebrigen ganz homogen oder nur mit einzelnen feinen Körnchen als Inhalt und ohne sichtbaren Kern erschien.
Neben diesen kleinsten Zollen zeigten sich grösscre mit mehr körnigem Inhalt, bis zu solchen von der (Irösse und den übrigen Eigenschaften nicht eingekapselter „Psorospermienquot;, so dass zwischen diesen einerseits und jenen kleinen Zellen andererseits auf den ersten IM ick alle möglichen Uehorgangstormen gegeben waren.
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Weit raelir aber als diese grosso Menge von Zollen, fessolle miol) sofort eine Unzahl von sehr kleinen Gebilden, welclin dureli eine
cigonthtiiuliche Art von Bewegung den Dannscliloim belebten, ent­weder frei, und zwar einzeln, oder in oigontliümlicher Verbindung untereinander in diesem zwischen den erwähnten Zellen liegend, oder aber zu mehreren, meist in eigonthUmlicher Anordnung, in einer sehr zarten Hlille eingeschlossen.
Gewisse Beziehungen dieser sieh bewegenden Wesen, welche als thicrischor Natur sofort sich erkennen Hessen, zu jenen kleinen kernlosen Zellen, mussten einen Zusammenhang zwischen beiden, und da jene Zellen Tleborgänge zu Psorospermien zeigten, zwischen den Thierchcn und letzteren vermuthen lassen.
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Ebenso musste ich wegen der Zerstörungen, welche die „Psoro­spermienquot; durch ihre Einlagerung in's Epithel in diesem hervor­gebracht hatten, ferner wegen des massenhaften Vorkommens beider, sowie endlich wegen Fehlens anderweitiger krankhafter Zustünde oder todbringender Zufälle daran denken, die „Psorospermienquot;, be­ziehungsweise die sich bewegenden Parasiten als Todesursache auf­zufassen.
Eine solche Annalimo würde wahrscheinlicher geworden sein, wenn die beiden überlebenden Mäuse, welche in der letzten Zeit — während mehrerer Wochen — ganz in derselben Weise wie die ver­storbene und in demselben Kälig mit ihr trocken gehalten und gut ernährt worden waren, auf ähnliche Weise gestorben sein und die­selben pathologischen Erscheinungen im (Xrgauismus gezeigt haben würden wie sie.
Am folgenden Tage schon starben ziemlich gleichzeitig auch diese Mäuse. Bis kurze Zeit vor ihrem Tode war an ihnen nichts Krank­haftes zu bemerken gewesen, sie schienen munter und gesund zu sein. Dann aber beobachtete ich, dass sie still mit hohem Buckel dasassen, heftig athmeten und zuletzt beim Versuch zu gehen taumelten, bis sie verendeten.
Was ich erwartet hatte, fand ich: es ergab sich bei diesen beiden Mäusen derselbe Leichenbefund wie bei der Erstverstorbenen.
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Bei allen dreien war ich nicht im Stande, mich eines Nahrnngs-mittols zu entsinnen, durch welches die ,,Psorosperinlenquot; während der Gei'angcnschat't ihrer Wirthe in deren KiU'iier hätten gelangt seiu können,
Es fand sich nun aher in der Folge, dass fast alle Mäuse ans demselben Ort, in welchem die drei verstorbenen gefangen worden waren, „Psorospermienu im Dann enthielten, wenn auch nicht in so grosser Menge wie die letzteren. Die Leber dagegen war, so oft sie untersucht wurde, frei von unseren Organismen; ehenso wurden diese in anderen Theilcn nicht gefunden.
Was nun die Eigenschaften der erwähnten kleinen Thierchen betrilft, so konnten sie am besten an denjenigen von ihnen erkannt werden, welche frei und einzeln oder nach näher zu beschreibender Art zu zweien, dreien oder mehreren mit einander verbunden im Darm lagen.
Am häufigsten waren die frei vorhandenen einzeln zu treffen; sie lagen so in ungeheurer Menge umher. Sic flatten ungefähr die Gestalt einer Mondsichel (vergl. Eig. .'i'.) und 40) und die Spitzen dieser entsprachen dem vorderen und hinteren Ende des Körpers, dessen Länge 0,00962 his 0,01682 Mm. etwa betrug.
Das ganze Thierchen war hell, glänzend, oft in's Grünlicho schimmernd, meist homogen; oft aber enthielt der Körper, als fast einzige morphologische Differenzirung, einzelne — oft nur drei bis vier — ungemein feine, glänzende Körnehen. Ein Kern war nirgends zu bemerken. Dagegen war häufig das eine Ende des Wesens — wir wollen es das vordere nennen in der Ausdehnung eines Drittels his eines Viertels dos Ganzen heller als dieses, und dieser hellere vordere Theil war durch eine nach vorn concave Linie scharf von dem Übrigen dunkleren Körper abgesetzt.
Weitere morphologische Bestrindtheilc ausser den beschriebenen llesscu sich an dem Organismus nicht erkennen, und erscheint dieser demnach als eine der einfachsten Bildungen der Thierwolt.
Für die Zugehörigkeit desselben zum Thierrcicb aber sprachen vor Allem seine eigenlbümlichen .Bewegungen.
Diese Bewegungen bestanden zunächst in einem offenbar will­kürlichen sich Bengen und Strecken des Körpers in der Art, dass
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(Uo Beugung stots naeh derselben liiclit.nng, nilnilich navAi dci' con-caven Seite des Viertolmondes hin ging-
Manchmal beugten sich seine beiden spitzen Enden gleichzeitig nach dieser liichtung hin, die Concavität vermehrend, so dass eine mehr Cförmige Figur entstand. Oefter bog nur das eine Kndc des Körpers ein und es konnte auf diese Weise /,. B. die Form einer 0 annähernd gebildet werden. (Vgl. Fig. IW und Fig. 41 und 42),
Diese Beugungen und die verschiedenartigsten Modificationen in denen sie auftraten, wechselten mit Strecknngen ab; beide folgten mit grösster Unrcgelniiissigkeit bald rasch, bald in längeren Zwischen­räumen aufeinander.
Im Ganzen waren die Bewegungen selbst langsam, doch konnte sich ihre {ieschwindigkclt bis zu fast plötzlichem Einschnclleu steigern.
Hand in Hand mit dem sich Beugen des Körpers konnte eine Verkürzung desselben gehen, durch welche er zugleich breiter wurde. Daraus ergibt sicli die Verschiedenheit des Längenmasses der Ge­bilde, geinäss den oben gemachten Angaben.
Die Gestaltveränderuugen vermochten zuweilen eine langsamo Ortsbewegnng der mondsicholförmigen Wesen zu bewirken.
Schon das Gesagte weist auf eine sehr weiche, leicht formbare Körperinasse hin. Mehr noch das Folgende:
Es konnte nämlich die Beugung des Körpers so weit gehen, dass derselbe zu einem runden, glänzenden Kügelchcn sich zusammen­zog und zusammenrollte. Diesen Vorgang habe ich selbst direkt beobachtet. Es geschah aber dann das sich Einrollen und Züsatfimen-ziehen meist sehr langsam und allmälig, in einem speeiellen Fall in Zeit von vielleicht einer halben Stunde, — und es war dasselbe von keinem Wiodoraufrollon, von keiner Streckung mehr gefolgt. (Vergl. Fig. 26 und Fig. 42 — 47).
Die so entstandenen kleinen Kügelchcn, deren Werden ich selbst beobachtet hatte, waren identisch mit den kleinsten aus der Un­masse von Zellen, welche im Darm schwammen und in ihren grössten Formen noch nicht eingekapselte „P.sorospcrmien1, darstellten.
Diese kleinsten Zellen waren ganz wie die mondsichelförmigou Körperchen glänzend, oft ins Grünliche schimmernd, entweder durch-
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aus homogen odor sie zeigten in ihrem Innern zwei, drei, vier oder auch mehr der feinen gliinzouden Körnchen, welche ich von den Gebildet) erwähnt habe, aus denen sie entstanden sind.
Auch diese Zellen zeigton zuweilen Bewegungen.
Schon die vorstehende Beschreibung erweist, dass die Beweg­ungen unserer Oebilde sich als willkürliche schon auf den ersten Blick erkennen Hessen.
Wir haben es also unliestrcitbar mit Thioren zu thun, welche AufTassung durch weitere Thatsachen nur bestätigt wird.
Es hingen nämlich sehr häufig zwei der Thierchon mit je einem ihrer spitzen Enden zusammen (Fig. 38) und bewegten sich in dieser Verbindung ganz nach Art der einzeln vorhandenen.
Seltener hingen ihrer drei (Fig. 35 —37) und selten noch mehr ebenso zusammen, u. A. z. B. in der Art wie Fig. 88 wiedergibt.
Die Gestalt und die übrigen Eigenschaften unserer Thierchen, insbesondere die eigentbiimlicho Art ihrer Bewegung und vor Allem das Zusammenbängou zweier oder mehrerer von ihnen unter einander, veranlassen mich, sie als junge, kernlose Greyariucn zu bezeichnen, ein Schluss, den ich übrigens im Folgenden noch näher begrün­den will.
Ob die nach vorn concave Linie, welche einen vorderen helleren Thcil des Körpers von dem übrigen dunkleren, weniger glänzenden trennt, als Ausdruck einer Scheidewand aufzufassen und das Thier demnach als Grogarinario oder ob es als Monocystido aufzufassen ist, vermag ich nicht endgültig zu entscheiden.
Da jedoch die eingokugelte Form des Thieres, welche direkt aus der momlsichelförraigcn hervorgeht so wenig wie die weitere, welche durch Wachsthum jener später noch entsteht, irgend eine Spur von Scheidewand im Körper erkennen lüsst, so muss ich mich mehr der letzteren Annahme zuneigen und will es Greijtirina j'akij'ormis nennen.
Ich kornmo nun zur Darstellung eines äusserst zierlichen und für meine Sohlussfölgerungen sehr wichtigen Vorkommens in Be­ziehung auf diese kleine Gregarine: Es zeigten sich häufig ihrer etwa 8 in cigentbümlicher Anordnung in einer ungemein zarten, oft kaum als solche erkennbaren gemeinsamen Hülle von Kugelform ein-gesclilosscn.
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Dio zartbegrenzte Kugel mass ungefähr 11 //. im Durcliinessor. In ihr lagen die Gregarinen entweder nach Art der Längenkreise einer Erdkugel geordnet, in der Art, dass sie, sämmlich mit ihren beiderseitigen Enden je an den entgegengesetzten Polen der Kugel vereinigt, die convexo Körperseite nach Aussen gerichtet hatten, mit derselben also der inneren Seite der lltllle zugekehrt waren, während die concave in die Höhle derselben hineinsah. (Fig. 23 und 29 a.) Oder aber es zeigte sich etwa die Hälfte der vorhandenen Thier-clieu zwarquot; in der beschriebenen Weise in der gemeinsamen Hülle ge­ordnet, die andere Hälfte dagegen lag in ziemlich regolmässigon Zwischenränmen zu denselben in senkrechter Richtung, in rechten Winkeln sie kreuzend. So entstand ein Bild ähnlich dem Netz, welches durch die Längen- und Breitenkreise der Erdkugel gebildet wird. (Eig. 29 b).
In anderen Fällen waren die Gregarinen in mehr oder weniger unrcgelmässiger Lagerung in der gemeinsamen Hülle vorhanden, wie das die Figuren 24, 25, 80 und 31 andeuten.
Häufig zeigten sich nun die spitzen Enden des sichelförmigen Thierkorpers in so kurzer Beugung gegen dessen concave Seite ein­gebogen, dass an jedem derselben ein kurzes Knie entstand. Bei Ansicht der Wesen von der coneaven Seite schienen dieselben dann stäbchenförmige Körper darzustellen, deren Enden je ein kleines Kflgelchen aufsitze, oder deren Enden zu einem Knöpfchen ange­schwollen seien. (Fig. 80 und 81.)
Derartige Formen waren sehr häufig zu sehen. Ebenso oft aber berührten sich, wie vorhin beschrieben, die Thierchen mit ihren spitzen Enden in der gemeinsamen Hülle gegenseitig und hingen offenbar durch sie mit einander zusammen. Die Form, welche ich in Fig. 33 abgebildet habe, zeigt einen solchen Zusammenhang noch nach Bofreinng der Gregarinen aus der gemeinsamen Hülle, und auch der Zusammenhang nur dreier oder zweier derselben in freiem Zu­stand ist als Ileberbleibsel des Zusammenhäugcns mehrerer derselben innerhalb der Mutterhülle aufzufassen.
Es zeigten nun die kleinen Gregarinen innerhalb der Blase oft ganz dieselben Bewegungen und Contractloneu, wie im freien Zu­stande und besonders war die Umgestaltung der mondsichelartigen
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Form zu ansclicinond stübelienfönuigon Körperu mit cudständigen Kilgßlclien direkt zu beobachten und jeuo stäbchenförmigen Kiirper stellten also nur ein Stadium der Coutraction dar, dessen häutiges Vorkommen zeigt, daslaquo; die Thierchon in demselben gerne in der ge­meinsamen HilUo verweilen.
Neben dieser Form der Zusammenzieliung konnte man die ver­schiedensten anderen innerhalb der Jlillle beobachten, und zwar bis zur vollkommenen Znsammenkugelnng wie ich sie auch an dem frei vorkommenden beschrieben habe. Manchmal konnte man die ver­schiedenen Grade der Contraction in einer und derselben Blase neben­einander beobachten: massig gebogene Gregarinen, stäbcheulormige Körpereben mit knopU'ürmigen Enden, halb und endlich gänzlich ein­gerollte Thierchen, die letzteren glänzende, runde, amöboido Zellen ohne Kern darstellend, homogen oder mit einigen feinen, glänzenden Körnchen im Körper. (Fig. 80.)
Durch ihre Bewegungen und Zusammenziobnugen innerhalb der gemeinsamen Hülle schoben sich die kleinen Thierchen, sich kfiim-mend und streckend, oft in der mannigfaltigsten Weise durchein­ander, #9632;—#9632; ein äusserst zierliches Spiel.
Einmal beobachtete ich eine halbe Stunde lang und länger das Treiben dieser kleinen Organismen in ihrem mütterlichen Hause. Die Bewegungen schienen eine Befreiung aus letzterem zu bezwecken. Die Hülle wurde wenigstens an einer Stelle deutlich dünner und dünner, zuletzt war sie selbst mittelst starker Vergrössornugeu kaum mehr sichtbar. Ein Platzen der Hülle beobachtete ich nicht, da ich vom (Gegenstände abgerufen wurde. Allein ein solcher Vorgang muss stattfinden, die Gregarinen erlangen oll'onbar auf diese Weise ihre Freiheit, um sich nachher zwanglos im Dariniuhalt umher zu be­wegen.
fu der Mutterhfllle liegt oft neben dem beschriebenen Inhalt ein zelleuäbulicbos rundes (iebilde, etwas grosser nur, und von starrerem Aussehen, als die aus znsammengekngelten Gregarinen entstandenen amöboiden Zellen, und mit diesen nicht zu verwechseln. Im Gegen­satz zu ihnen ist es meist stark körnig. (Fig. 28, 24, 29 a und Fig. ;52 und ;5;h) Dasselbe fand sich oft auch zwischen freien Thicr-
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dien, wenn diese noch anmiliernd die Anordnung zeigten, welche ihnen innerhalb der Mntterldaso znkam (vergl. Fig. 33). Seine Be­deutung ist mir nicht klar geworden.
Neben den jungen Gregarinen schwainmen nun also im Darm­schleim verschiedene Formen von Zellen und zwar in so ungeheurer Menge, dass man zuerst den Eindruck erhielt, als habe man die Produkte einer Entzündung vor sieh.
Diese Zellen lassen sich in folgende Gruppen bringen:
1)nbsp; nbsp;Die kleinen homogenen oder nur wenige glänzende Körnchen enthaltenden, welche durch Znsainraenkugclung junger Gre­garinen entstanden sind, Sie waren so gross oder wenig grosser oder kleiner als Blutkörperchen, kernlos, und zeigten, zuweilen Bewegungserscheinungon (vergl. Fig. 1 a).
2)nbsp; nbsp;Zellen von etwa 10 /(. Durchmesser und zwar:
a)nbsp; durchaus körnige Kugeln ohne sichtbaren Kern (Fig. i b),
b)nbsp; dieselben körnigen Kugeln mit durchschimnicnulcm Kern (Fig. 1 c),
c)nbsp; fast ganz homogene, meist nur wenige Körnchen führende Zellen ohne und
d)nbsp; dieselben mit Kern (Fig. Id und Fig. le).
3)nbsp; nbsp;In Beziehung auf Grosse und die übrigen Eigenschaften alle möglichen Ucbergiingo zwischen den unter 1) und 2) ungelühr-ten Formen (vgl. Fig. 1).
4)nbsp; nbsp;Cystonlose „Psorospermienquot;, d. i. Kugeln aus durchaus körnchen-reioher Masse mit oder ohne Kern, mit Ausnahme der Grosso vollkommen übereinstimmend mit a und b unter 2). Durch­messer etwa 18 ft, Ausserdem eiförmige Körper derselben Art von etwa 1(gt; ft. Breiton- und 2() fi. Längendnrchmesser, sowie Uebergangsformen zwischen ihnen und den runden (Fig. 3 und 4).
5)nbsp; nbsp;Vollkomnicno Ucborgäugc zwischen 2) a und b einerseits und 4) andererseits (Fig. 1 f).
6)nbsp; nbsp;Die ausgebildeten „Psorospermienquot;, d. i. die unter 4) beschrie­benen Formen, aber mit einer Cyste umgeben. Sie waren wlo jene rund oder eiförmig und, von der Cysto abgesehen, von
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demselben Durchmcs.sei' wie sie. An den einen sind die Cysten deutlich doppelt geriinderte glasliello Kapseln, andere sind nur von einer zarten Hülle uiiip;eljcii, wieder andere bilden Ucber-gfolge zwiseben diesen beiden Formen (Fig. 5—8). 7) Während in Form (1) der körnige Inbnlt der Kapsel vollkommen anliegt, findet man andoro, wo er sieh von derselben etwas zurückgezogen hat (Fig. 9), bis zu solchen, wo er in ihr als eine kleinere Kugel liegt (Fig. 10, 11 und 12). Die Kapsel ist in allen Stadien ihrer Eutwloklnng zuweilen von einer oder aber von zwei Milcropylen durchbohrt (Fig. (i, R, 10). Bei sehr scharfem Zusehen kann man manchmal beobachten, dass Jene in der Kapsel liegende Kugel (Fig. 11 etc.) von einer un­gemein zarten Haut umhüllt ist. Schon dann, wenn der Inhalt der Cystenwand noch fast ganz anliegt, kann man hie und da eine solche Umhülht/ngshaut deutlich unterscheiden (Fig. 9 und 11 bei a). Sie ist also schon um den Inhalt vorhanden, so lange dieser noch einen grössoren Umfang hat, und da sie ihm auch später dicht anliegt so muss sie sich mit ihm zusammengezogen haben.
Wenn der Inhalt auf das kleinste Maass sich zusammengezogen hat, so zeigt er einen Durchmesser von etwa 0,0108 Mm. densdben wie die MuUamp;rblase, welche die Oregarinen enthält.
In den unter 1) bis 7) beschriebenen Gebilden haben wir eine vollkommene Uebergaugsreihe zwischen den kleinen homogenen Zellen, welche durch sich Zusammeukugeln der jungen Grcgarineu entstanden sind, bis hinauf zu ausgebildeten ..Psorospermienquot;.
Auffallend ist, dass die kleinsten Formen kernlos sind, die grösseren theils einen Kern zeigen, theils nicht. Aber auch die aus­gebildeten Psorospermien haben zuweilen einen Kern, zuweilen nicht. Dieser tritt bis zu einem gewissen Grad ganz unabhängig von der Grösse der Bildungen, bald früher, bald später auf. Zuweilen fand ich schon Zellen von 5 fi., in welchen er deutlich war, wobei allerdings die Frage aufzuwerfen ist, ob dieselben in den Kreis wirk­lich gehörten. Dagegen zeigte er sich in Zellen von 6 /lt;. Grosso an bis hinauf zu den ganz grossen oft,
Andere Beobachter stellen, wie wir sehen werden, ganz dieselben I'ebcrgiinge von kornlosen zu kornhaltigen Zellen als einer Entwick-
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hmgsreihe desselben Organismus zugohörlg auf, wie sie im Vorstellen­den gegeben sind,
Contractionserscbolnnngen zeigten sieb nur an den kleineren Zollen. An den körnigen von etwa 10 /(. konnte icb zuweilen noeb körnerlose Ausläufer sehen; an grösseren niebt mebr.
Es fanden sich nun auch alle die heschriebenen Formen in Epilhehellen der Darmscldoinihaul eingesoMossen, — sowobl die kleinen homogenen Zellen, als „eingekapseltequot; Psorospermien. (^rgl• Fig. 2.)
Oft lagen zwei, ja drei Zellen oder ,, Psorospermlenquot; in einer Epitbelzelle: der Kern dieser war dureb jene oft ganz uacb unten gedrängt und die grosseu raquo;Psorospermienquot; batten die Epithelzellen oft so sehr ausgedehnt, dass sie offenbar niebt in ausgebildetem Zustande in dieselben hineingelangt sein konnton, sondern aus den kleineren rönnen von Zellen darin berangowaebsen sein mnsston. (Fig. 2, a und b.)
An vielen Stellen des Darmes entbleiten fast silmmtliebe Epi-tbellalzellen „Psorospermienquot; oder Zellen und wenn diese an erhärte­ten Durcbscbnitten der Darmwand aus dem Epithelium herausge­fallen waren, so sab es aus, als bättn man sebarfe, runde oder ovale Löcher mit dem Locheisen aus ihm herausgeschlagen und es erschien dann wie zerfressen.
Während icb nun im Darm der drei Mäuse ausser den erwähnten keine wichtigeren Fsorospermienformen mebr fand, stlcss mir in deren Kotb noch eine solche auf.
Der Koth aller Mäuse, wclcbo der betreffenden Gegend ent­nommen waren, war voller „Psorospermienquot;. So auch derjenige der Verstorbenen. Bei vielen nun fand ich neben den gewöhnlichen Fsorospermienformen andere, in deren körnigen Inhalt belle, glänzende Körpereben, etwa von der Griisse der kleinen amöboiden Zollen, in verschiedener Anzahl eingebettet waren. Fig. 27, 28.)
Diese Körpereben fanden sieb sowobl in Cysten, deren Inhalt der Wand noch anlag, als in solchen, wo er sich schon von der­selben zurückgezogen hatte (Fig. 18—15). Audi kamen sie in „Psoro­spermienquot; vor, deren Kapsel sehr dünn, manchmal sogar nur einfach
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begrenzt war, — ein Verhilltniss, welches also erat den Hegiim der Encystli'ung andeutete.
Trotzdem, dass icli das Geschäft der Untersuchimg des Koths bei einer grossen Anzahl von Sliiusen längere Zeit hindnreh ausdauernd fortsetzte) konnte ich lange keine weiteren Entwicklnngsfonnen finden.
Da fast alle I£eiiiuitlisgciiossen der drei verstorbenen Mäuse „Psorospormienquot; enthielten, so gelang os nnr schwer, durch lang­wierige Kotlmntersuchung, eine psorospermionfroie zu Filtternngs-versiuihen zu finden. Leider ging mir eine solche, die ich schon gefüttert hatte durch einen unglücklichen Zufall auf der Heise nach Würzburg zu (i runde.
Und leider sind nicht nur die Mäuse, sondern auch andere Thierc in Würzburg an unseren Parasiten vcrhültnissmässig eben so arm, wie jene andere Gegend überreich daran ist, so dass der Fortsetzung meiner Untersuchungen , welche ein grosses Material erforderten, zunächst an Mäusen, wieder Schwierigkeiten im Wege stan­den. Doch bekam ich nach und nach eine hinreichende Anzahl psoro-spermicnhaltiger Mäuse.
Im Dann dieser traf ich neben anderen „Psorospenuieuquot; die Formen, welche in Fig. 15 bis 17 abgebildet sind: in den einen lagen die glänzenden Körporchcn noch zu mehreren in körnige Masse eingebettet, mit dieser die von einer IJmhullungshaut umgebene Kugel darstellend, in der Cyste. In anderen hatten sie auf Kosten der körnigen Masse an Zahl zugenommen; jene war schliesslich ganz geschwunden und man hatte jetzt nichts als die Kürperohon in der llmhüllungshaut vor sich. In noch anderen Fällen lagen neben den Körperchen Giregarlnen in der llmhilllungsliaut.
Fig. 20 bis 26 und 2S) bis 47 schliessen sich unmittelbar an diese Form an: die Zollen werden alle zu Gregarinen, die Uiuhtll-lungshant mit ihrem Inhalt befreit sich, und endlich befreien sich aus ihr wieder die jungen Gregarinen, um sieh zuletzt zu Zellen, analog denen der Fig. la einznkugeln, womit der Kreis geschlossen ist.
Ich hatte einige Stücke des Darms der drei verstorbenen Mäuso in einer Cliromsäurelijsung aufbewahrt.
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Anstatt der ebeu gcschililorten Eutwicklungsfonnen traf ich hier eiue eigeiithllniliche Furclmng lt;les Inhalts der Psorospermienknpsolu ; in der Kapsel lagen meist runde oder länglichrunde ans körniger Masse bestehende Körper, welche sicli in verschiedenen Stadien der Theilung in 3, 4, (1 und wahrscheinlich auch 12 kleinere Körper-chen befanden. (Fig. 59 bis (51.)
Einigomale sah ich neben solchen Körpern und Körperchen monil-sichelilhnliche, glänzende Gebilde, welche in jeder Beziehung mit nusoren Gregarinon ilbereinstinuuten. Allein Lobcnserschciuungon konnte ich an ihnen nicht bemerken. (Fig. 59).
Soweit einstweilen die Mäuse. Ich beobachtete nun weiter bei Fischen, bei Fröschen, bei Sperlingen und endlich beim Menschen direkt eine Theilung des Inhalts der ausgebildeten eingekapselten und ebenso eiue Theilung nicht eingekapselter „Psorospermienquot; in einzelne kleine Zellen au frisch untersuckten Präparaten aus dem Darmkanal, (Fig. 48 — 55). Die Theilung geschah im Ganzen nach dein Sohema der nach ChromsUureeinwirkung bei Mäusen aufge­tretenen.
Leider vermochte ich, da die betreffenden „Psorospermienquot; meist in Epithelzellen eingeschlossen waren und somit nicht nach Belieben gedreht werderaquo; konnten, die einzelnen Abschnitte des Furchungs-vorgangos nicht ordentlich zu übersehen, noch vermochte ich ein ' befriedigendes Gesammtbild von demselben zu bekommen.
Doch sah ich in einzelnen Fällen zuerst eine einzige Furche an der Kugel, hierauf 2 und 3 im rechten Winkel zu einander stehend, in der Mitte noch nicht zusammentreffend, bis endlich durch Ver­einigung derselben die Figur eines Y entstand.
Sptlter sah ich das Ganze in sechs oder mehr Zellen — aber nie in so viele wie nach Chromsäurecinwirkung — zerfallen. Doch war die Zahl aus angedeuteten Gründen schwer zu bestimmen.
Die entstandenen Zellen erschienen anfangs kantig (Fig. 52), meist mit einer convexon Seite (entspreehend der äusseren Form der Psoro-spermieulnigel); allmälig wurden sie eiförmig und rundlich. Sie waren zuerst stark körnig, beim Frosch und bei Fischen von gelblichem Ansselien.
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In zwei Flllleu fand ich, und zwar in Leichen ans dem patho­logischen Institut zn Berlin, den Darmkanal erfüllt und das Epi­thelium desselben ganz durchsetzt von „Psorospermienquot; beimMenschen.
Leider gelang es meinen nachträgliehen Bemdhnngen nicht mehr, Krankengeschichte und genauen Sectionsbefnud der hetrefFenden Per­sonen festzustellen, niul vermag ich nur beizufügen, dass der Eine der Verstorbenen — beide waren Milnner — der Abtheilung für Geistes­kranke der Charite angehört hatte.
Die Form der „Psorospermienquot; war hier dieselbe wie bei den genannten Thiercu; der Inhalt war sehr feinkörnig, seine Körnchen sehr nahe aneinanderliegeud, so dass er wie zusammengebackener Sand aussah.
In beiden Füllen war das Epithelium des grössten Theils des Darmkanals wie bei jenen Mänscn vollkommen zerfressen, bezw. durch­löchert von den „Psorospermienquot;. Und den Inhalt dieser sah ich in allen Stadien der Thoihing begrifFen, beobachtete sogar die Fort­schritte dieser zum Theil direkt.
Es theilten sich, wie bemerkt, nicht nur eingekapselte „Psoro-spennlenquot;, sondern auch solche, welche ohne deutliche Iliille in den Epithelzellen — in Cylinder- odor in Bechcrzellon — lagen.
In den eingekapselten theilte sich der Inhalt entweder während er die Kapsel noch vollkommen ausfüllte, oder erst nachdem er sich zu einer kleineren Kugel in derselben zusammengezogen hatte.
Manchmal war ein Kern in den entstandenen Zellen deutlich zu erkennen, in andern aber durchaus nicht, wie denn ein solcher der Furchung in einzelnen Fällen zwar vorauszugehen schien, in anderen aber gänzlich unbetheiligt, d. h. gar nicht zu sehen war.
Zellen wie die entstandenen findet man nun unter den beschrie­benen Formen oft zahlreich frei im Darmranm.
Sie können, sowohl innerhalb der Epithelzellen liegend, .als ausser-halb derselben, ZU einer Verwechslung mit gewissen Formen von Eitcrkörperchen verleiten.
Schon vor geraumer Zeit war mir bei den sehr zahlreichen Unter­suchungen des Darminhalts, welche ich ans anderen Gründen lange Zeit hindurch vornahm, das gelegentliche Vorkommen einer unge-
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lieueni Menge von Zellen im Darrakanal bei sehr voi'.scliiedenun Tiiieren aufgefallen.
Ich deutete .seliou damals dieses Vorkommen als ein pathologlsohos und glnubto eine Produktion von Eiterkörporchen vor mir zu haben. Und da ich in solchen Fallen besondere Boziobungcn der Beober-zellen zu dieser massenhaften Zellenbildung wahrgenommen hatte, so glaubte ich durch diese Beobachtungen die Angaben über das Vor­kommen von Eitcrkörperchen in Epitholialzellen erklärt. Auch heute vermutlie ich, dass die Angaben über „epitheliolo Eiterungquot; jeden­falls zum Theil, wenn nicht alle, auf die in liedo stehenden Vor­kommnisse zurückgeführt werden müssen, nur mnss ich diese Beob­achtungen heute anders deuten: sie bezieben sich nicht auf Eiter-körporchen, sondern auf „L'sorospermienquot;.
Es sind, wie wir bei Betrachtung der Literatur sehen werden, die betreffenden Zellen (und sogar die „Psorospermienquot;, weil diese mit jenen überall vorkommen) auch von anderen Beobachtern schon als EiterkOrperoheu gedeutet worden. Ich selbst sagte bei Gelegenheit der Boschreibung der erwähnten Fälle an einem anderen Orte1): „Zwi­schen diesen leeren oder nur wenig einer farblosen oder golblioll-gläuzondeu, zähen Flüssigkeit enthaltenden Bechern, welche mehr oder weniger die Keulonform nntorscheiden lassen, sieht man solche im Beginne der Füllung mit einem Inhalt von feinen, glänzenden Körnchen. Dieser körnige Inbait hat sich in anderen bedeutend an­gesammelt und einzelne hat er fast bis zum Unkenntlichen erweitert. Es stellt dieser Inhalt jetzt eine eompacte, gelbliche, körnige Masse dar, welche, wie man an isolirten Bechern sehr schön schon kann, als eiförmiger Körper in deren Tlicka liegt. Bleibt man aber bei der Betrachtung des Epithels von der Fläche ; so sieht man, wie oft besonders die Oelfnnng des Bechers nach dem Darmlumen zu enorm erweitert ist, während die Wandung als glasglänzende Membran den Inhalt nur noch um Woniges überragt.
Dieser Inhalt zeigt jetzt da und dort bei Einwirkung von Essig­säure eine mattglänzendc, nicht scharf umschriebene Ansammlung
') Vlrchow's Archiv, Bd. XXXVIII. (1807) 8.431 und 483.
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im Centrum, welche andere Male in rnclirero deutlielie Kerne geschie-deu ist, während ilcr obeubertthrte Korn dos Bechers, nubotheiligt au diesem wie an den folgenden Vorgängen, in dessen Stiel nach wie vor liegen hleiht.
Ohne Einwirkung irgend eines llcagens sieht man in anderen Bechern den kömig compaoten Inhalt in einer Theilung beyriff'en. Wie bei einer Furchung schnürt er sich in mehrere, anfangs noch mehr oder weniger kantige Thcile ab, deren jeder hilufig einen deut­lichen, nicht sobarf begrenzten) mattglänzenden Kern enthält, welcher jedoch oft erst durch Essigsäure deutlich wird.
Die abgeschnürten Thcile werden nach und nach etwas eiförmig, dann rund, und treten als fertige Zellen durch die Mündung des Bechers auf die Oberfläche der Schleimhaut aus.
Die ausgetretenen Zellen sieht man nun frei im Darinschleiin. Sie zeigen oft einen oder mehrere Korne, welche aber oft erst durch Essigsäure sichtbar werden. Sie sind theils ganz mit jenem gelblichen, körnigen Inhalt erfüllt, theils enthalten sie nur wenige Körnchen desselben und demnach erscheinen sie theils stark granulirt, theils durchsichtig, mit allen Uebergängen zwischen beiden Extremen; chenso sind sie in der Grosso verschieden und zeigen hierin wie in allem Uebrigcn alle Attribute der Schleim- und Eiterkörperchcn ....
liier (beim Winterfrosch), sowie auch bei Fischen, zeichnen sich diese Zellen bei ihrem Austritt durch die dunkelgelbe Farbe
aus. Dieselbe Farbe___zeigt auch der Inhalt der stark gefüllten
Becher.
Vielleicht werden die dunklen Zellen erst nach und nach, aus­getreten, blasser, denn man kann alle Ilebergilnge von dunkeln zu blassen, von stark zu wenig granulirten auch hier unterscheiden.quot;
Im Folgenden gab ich die Durchmesser der Bechorbiluchc an, deren grösste Übereinstimmen mit den für die ausgebildeten „Psoro-spermienquot; verzeichneten. Bei Vögeln wurde die Mündung des Bechers durch den eben zur Theilung reifen Inhalt zu 0,0116 Mm. erweitert gefunden.
Den ganzen Vorgang der Theilung deutete ich als eine durch eine Art Furchung entstehende, freie endogene Zcllbildung. Da ich
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all das Gesohllderto jetzt auf „Psorospepmleuquot;, genauer auf öregarlnon-Entwicklung beziehen rauss, so zerfällt auch dieses Boi.spiol von freier, endogener Zellbildung wieder in nichts,
Nach Vorstehendoin war also eine Thcilnng der „Psorospennionquot; von mir schon frühor geschildert.
Spätcrc Beobaohtnngen zeigten mir übrigens, class ich damals dem Kern eine wesentlichere Rollo zngptheilt hatte, .als sie ihm in Wirklichkeit gebührt. Ich hatte offenbar durch Essigsäure häufig kernartigo (lerinnungen hervorgebracht.
Es gelang mir nun im Weiteren, auch bei den Fröschon und Sperlingen Formen aufzufinden, welche Zwischenstufen zwischen den Blasen, welche Gregarinen enthielten und den in Zollen zerfallenen „Psorospormienquot; herstellten,
Es fanden sich nämlich die Zellen, welche durch Theilung des Psorospermieniuhalts entstanden sind, sowohl innerhalb von Kapseln in einer TImbüllungshaut, als auch in letzterer allein im Darm­raum neben gesprengten Cysten (Fig. 58 — 68), in einer Blase also, welcho in Beziehung auf Durchmesser und in allen übrigen Eigen­schaften durchaus gleich war denjenigen, welche frei mit Gregarinen als Inhalt gefunden wurden.
Manchmal waren die Zellen , welcho In der kugeligen Blase (ümhüllungshaut) lagen, statt körnig, wie sic in Fig, 56—58 dar­gestellt sind, mein- glashell, homogen, wie die früher ans Mäusen beschriebenen.
Denken wir uns diese Zellen in die jungen Gregarinen umge­wandelt, so haben wir in der Hauptsache die völlige Uebereinstimra-ung mit den bei den Mäusen beschriebenen Verhältnissen,
Dass aber aus körnigen Zellen „stäbchenförmige Körperquot;, d, I. eben unsere jungen Gregarinen, hervorgehen, dafür finden sich In der Literatur, wie wir sehen worden, mehrere Belege,
Fassen wir nun die bis hierher gegebenen Thatsnchen zu einem Ganzen zusammen, so ergibt sich Folgendes;
Das sichelförmige Tbierchcu, welches ich als Gregarinc be­schrieben habe, wird entweder noch in der Mutterblase oder nachdem es aus derselben frei geworden ist, zu einer amoboiden Zelle,
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Diese lotztero wächst, entweder frei lebend oder nachdem sie sich In eine Eplthelialzello eingebettet hat, wird mehr und mehr körnig und gestaltet sich sohliesslioh zn dem, was mau nach der bisherigen Terminologie eine nackte Psorospermio nennen würde, nilinlich zu einem runden oder eiförmigen Körper von IG bis 18, bezw. 26 jlaquo;. Durch-messer, mit oder ohne Kern.
Diese „Psorospermiequot; kapselt sich nun ein, d, h. sie .scheidet eine anfangs dünne, später schön doppelt geränderte, glashclle Kapsel aus, Innerhalb dieser Kapsel ist aber häutig jetzt schon elue zweite, aber ungemein zarte Uiille zu seilen, die UmhüUwngshaut, welche den PsorospermienkOrper dicht nmsohliesst.
Weiterhin zieht sich nun der Inhalt der Kapsel in der Um-hilllungsluiut und sannnt, dieser zu einer kleinen Kugel zusauimon. Die TImhüllungshaut ist jetzt viel deutlicher sichtbar als früher. Der Inhalt der entstandenen Kugel theilt sich sodann in einzelne kleine Furchungskügolchcii, oder aber solche Fiirchungskügolchcn ent­stehen nach und nach aus der Körnermassc der Kugel und aus Ihnen entwickeln sieh die jungen Oregarmeu.
Die Kapsel springt auf; die lliuhülluugsbaut mit den jungen Gregarinen wird frei. Oder aber es tritt die Urahüllungshaut schon aus der Cyste ans, wann sie noch körnige Zellen enthält, die noch nicht zu (iregarlnen geworden sind. Oder im Gegensatz hiezu ist noch der Fall möglich, dass die Blase erst austritt, nachdem sich die (iregarlnen schon #9632;wieder zu amiibolden Zellen gestaltet haben.
Die frei gewordene Umhttllungshaut platzt sohliesslioh glcieh-falls und ihr Inhalt entleert sich.
Die jungen (Iregarlnen können sonach entweder innerhall) der Kapsel in der Tnihullungshaut, oder in dieser nachdem sie ans der Kapsel ausgetreten ist aus Zollen entstehen, oder endlich erst nachdem letztere schon gänzlich von jeder Hülle befreit sind.
Da ich freie, junge (iregarlnen nur bei jenen drei Mäusen im Darm gefunden habe, so 1st es wahrscheinlich, dass die Ausbildung derselben in gewöhnlichen Fällen erst ausserhalb dos Organismus, im Kuth. oder aber innerhalb eines anderen Thleres, Welches die Mäuse mit der Nahrung verschlucken, vor sich geht. Dafür spricht
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der Umstand, dass ich in Milusokotli, wclchor voll von r.sorospcrmieii gewesen war, als ich denselben nach einem Jahl untersuchte, keine Sj)iir von rsorospormieuinhalt mehr vorland. Ebensowenig zwar Gro-gariuen, aber diese zarten Thierchcu müssen wohl nothwoudiger-woiso während dieser langen Zeit zn Grunde gegangen sein, nachdem sie nicht früher wieder auf günstigeren Boden versetzt worden waren.
Ich nehme nnu an, dass entweder die Gregariuon oder aber die aus ihnen entstandenen Amöben hiuilig in die Epithelialzellen krie­chen, um sich dort weiter zu entwickeln. Dass zu ihrer Aufnahme besonders die Becherzolleu mit ihrer offen dem Darmlumen zuge­kehrten Milnduug geeignet sind, ist klar. Und da meiner Ansicht i.ich die Becherzellen In einem gewissen Stadium ihrer Ausbildung uurcli hohle, feinste Röhrchcn darstellende Ausläufer direct mit dein Lymphgefässsystem, d. h, mit den Hohlräumen dos Korperparen-chyms, in Verbindung stehen, somit nur die erweiterten Anfänge einer vollkommen offenen Strasse darstellen, welche die Oberfläche im gegebenen Falle der .Darmschleimhaut mit dem Lymphgefässsystem verbindet'), so sind die Wege gegeben, auf welchen unsere — wie auch andere kloine — Parasiten am leichtesten vom Dann aus in das innere des Körpers und in andere Organe gelangen können.
Dass sie im Weiteren hauptsächlich in der Leber sich anhäufen können, wie im Folgenden besprochen werden wird, ist natlirlich, wegen der directen Wege, welche vom Darm zur Leber fähren sowohl, als well — abgesehen hievon — bekannt ist, dass fremde Körper, welche in den Organismus, in die Lyiuphgcfässc oder in das Blut eingeführt werden, stets gerne, in dor Leber sich stauen.
Werfen wir nun noch einen Blick auf den in Vorstehendem ge­gebenen Entwicklungskreis , um die einzelnen Glieder desselben zu deuten, so müssen wir in der sichelförmigenQregarine, in der amö-boiilen Zelle und in der körnigen „Psorospermiequot;) so lange diese noch nicht eingeltapselt int, verschiedene Forum eines und desselben Thieres, einer Gregarinc, sehen. Die sogenannte eingeltapselte Psorospermie
') Virctmo'a Archiv Bd. XMT. (1808) S. Ö30 und Sümngshcriclüe der phytikalineh-iih'dicinischcn Ocsclhchaß m Würtburg für dna Jnhr I860 S. XXIIquot;.
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ist nichts als eine eingekapselte Oregarine. Et'st die Theilwntjspro-dukte dieser, die Zellen, (ms welehen die sichclförviigen Thiere ent­stehen, sind dieHomologa dessen, was man ursprünglich l'sorospermie #9632;nannte, sind wie die sogeminuten I'seudonaviecllen und wie die Müller'-sehen Psorospermien Keimkiirner der Grcgarinen.
Die Rlohtigkelt dieser Anschauung zu zeigen, soll nun noch weiter versucht #9632;werden.
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Der Name I'sorospcniiicn rührt lier von Jolninnes Müller. Dieser Forscher benannte so ') zuerst eine neue Art organischer Bildungen in pathologischen Produkten, welche sieh, wie er sagte, durch eine speeifischo Organisation, durch Keimhildung und durch den Mangel aller Bewegung auszeichnen, und welche er theils, und zwar selten, in kleinen Bläschen im Innern des Körpers, theils, und zwar am häufigsten, in einem bläschenartigen Hautausschlag bei den Fischen fand.
Diese Bildungen beschrieb er zuerst als Körperchcn, welche eine grosse Aelmlichkeit mit Spermatozocn haben, indem sie wiederum aus zwei Abschnitten, nämlich einem rundlichen oder ovalen Körper und einem manchmal gegen das Ende zu zweigethcilteu und dahin spitz zulaufenden schwanzartigen Anbang bestehen.
Der Körper ist ungefähr so gross wie ein Blutkörperchen des Hechts. (Vgl. meine Tafel Fig. 62.)
Diese Körperchen lagen in zahlloser Menge in einer feinkörnigen, im Uebrigen strukturlosen Masse in runden Cysten von '/raquo; — '/j'quot; Durchmesser im Zellgewebe der Augenmuskeln, in der Substanz der Sklcrotika und zwischen dieser und der Chorloidea bei einem jungen Hecht.
Der Entdecker unterschied diese Cysten ausdrücklich von Ento-ZOamp;H'hältigen Cyslvn, welche zugleich an den angegebenen Orten, aber sehr häufig, vorkommen, während jene nur etwa bei einem unter 10 jungen Hechten zu finden waren.
') Joh. Miillcr: Ueber eine oigenthUmllcbo krankhafte pavasltlsohe Bildung mit speolflsoli organlsirten Samenkörporolion. Mttller's Archiv 1811. S. ill400. mit Till'. 1laquo;.
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quot;WeLtor fand Joh. Mnlkr bei mehreren Flutssßschen, wie bei Laoioperoa samp;ndra, bei Cyprlnus mtilns und bei Poroa flnviatilis einen Hautausschlag aus platten weisseu Blüscliou oder Pusteln von '/,—l'quot; Breite mit ganz ähnlichen Kürporeheu wie im Auge des Hechts, mir mit dem Unterschied, dass dieselben meist wwesohwännt, nur in sehr seltenen rullen geschwänzt waren. (Vgl. in. Taf. II. Fig. ()2.) Solir selten lagen einzelne dieser Körpcrelien in einer gc-meinsamen Muttei'zelle.
Später fand er dieselben und ähnliche Körporclion in analogen pathologischen Produkten noch bei zahlreichen in- und ausländischen Flussfischen.
Es schloss daher Joh, Müller: es werde eine, speeijisehe Krank-lieitshilduwi in der tlmd und in inneren Tlieilen dureh ein belebtes Seminium mvrbi, dureh eine Arl Samenkörperchen: l'sDrospernnen, hedimjl, welche weder mit don Spermatozoon und Keimen von sich entwickelnden Thicron, noch mit den geschwänzten EntpzoSn oder Cercarieu übereinkommen, durch ihre Struktur auch von pilzartigen Bildungen am thicrischen Organismus sich unterscheiden.
Später ') beschrieb derselbe Forscher parasitische Bildungen in dvv Seliiruinublase des Dorsches, welche sich nach ihm an die in den Pusteln und Bläschen bei Flussiischen vorkommenden, an die Psoro-spermien, ansohliessen. Heide seien tinter sich wieder so verschieden, ivic es Gattungen van organischen hiirpern sind.
Der betreffende Dorsch hatte einen ungewöhnlich mageren Schwanz und die Fischer erklärten, er sei wie Andere seines Gleichen krank und zum Essen untauglich.
Die inneren Wände der Schwimmblase des Fisches waren an­geschwollen, geröthet, und der Hohlraum der letzteren enthielt eine grosse Masse einer weissgelbliohen, kleisterartigen Materie, in welcher sich eine Menge eigenthUmlioher Körperchen, die Juli. Midier
') Joh. Müllei'! üobor pftrasllleoliGBildungen, Borlcht llbor einige mit Herrn A. Mctidus untersuchte pathologisch-anatomische Qogenstilndo, geloson In der k, Akad. il. W. zu Berlin am 3. .März 1842. Mutter's Arch. 1842. S. 193 laquo;'.
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mit einer rippenloscn, banchigen Navicnla verglich, befanden und die aus zwei mit der Höhlung einander zugekehrten Schalen von dliplischem Umfang und cumexer Ausxevjläclie bestanden, welche theils znsammenfliesseud, tlieils von einander abstehend gefunden wurden. Oft verbindet beide eine eigcnthilinlicho Masse welche einige theils grössere tboils kleinere Ktigelcheu euthiilt. J)ie meisten linden sich frei, einzelne aber zu Haufen von 8 bis 4 und mehr verbunden und manchmal von einer gemeinsamen Haut umschlossen.
In anderen solcher gemeinsamen Zellen schienen die Körporchen noch unansgehildet zu sein, indem man nur einige stärkere Körner in ihnen bemerkte.
Joh. Müller folgert; quot;Wahrscheinlich entwickeln sieh mehrere dieser Körperchen in einer Zelle. Diese wird aufgelöst, ohne sich zu spalten; die Körper werden frei, bilden ihren Inhalt ans und theilen sich dann der Länge nach; sie bleiben noch eine Zeit lang durch den Inhalt in der Mitte verbunden, bis sie sich ganz lösen und der Inhalt frei und vielleicht der Grund zu einer gleichen Entwick­lung wird,
Crc.plin1) bestätigte die geschwänzten Körperchen Joh. Müllcr's und hatte dieselben, wie er sagt, schon 1837 heim Kaulbarsch ge­funden und 1835 an den Kiemen von Cyprinus rutilus.
Die Körpcrchcu waren beim Kaulbarsch krystallklar, ohne Irgend ein Körnchen als Inhalt. Einmal, nach längerem Liegen in Wasser, fand sich eine Hülle gespalten. CrcpUn hebt die Aehnlichkcit dieser Körperchen mit einer Samenkapsel hervor. Eine Mutterpflanze jedoch, welcher sie zngehören könnten, Hess sich nicht auflinden.
Dieser Forscher bestätigte auch das Vorkommen von Cysten unter der Haut des Stichlings, welche CHlaquo;£f6') frilher gcfuudcu hatte.
Dujardin 8) fand ähnliche Gebilde au den Kiemen von Cyprinus erythrophthalmus in lieunes, — schwanzlos, 0,010 bis 0,011 Mm.
') Crpclin: Archiv f. Naturgcsch. 1842. S. 01 bis 66.
raquo;) Gluge: Bullet, de l'aoad, roynle de Bnixellos, T. No, 11.
3) Dujardin: Hlstolre nattirclla des Helmlnthos. Paria KS-lö. ^. (i4;i 64S.
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lang, — sic waren aber nicht in Cysten, sondern in verästelten Vegetationen einer gelatinösen Substanz enthalten, welche ohne Hülle erschien. Dvtfardin meint, vielleicht mtlssc man diese Organismen mit den Bildungen im Hoden des Regenwurmes zusammenstellen' welche er auch im Darm der Maulwurfs findet.
A'a.s.sr') beschrieb 1843 eigenthümliohe eiförmige Zellen, die sich bei einer gewöhnlich t'iir Tuberkulose gehalteneu Krankheit der Eaninohenleber in dieser finden und die mit denselben Beziehungen selion 1831) von Hake ') gefunden worden waren.
Hie betreffende Leberkrankheit wird von Ifiil;c, Nasse und den Späteren ziemlich ttbereinstimmend beschrieben; Die Leberoberflftoho zeigt weissgelbliohe, knotige Erhabenheiten bis zu LinsengrOssei Diese Knoten sind nur von der Leberkapsel überzogen. Auf dem Durch­schnitt zeigt das Organ eine Anhäufung gelblicher käsiger Materie neben den erwähnten Knoten. Beide liegen im Inneren in den Gallcn-gängen.
Nach übereinstimmenden Angaben der verschiedensten Schrift­steller sterben die Thieve (in (lieser Krankheit.
Die käsige Masse und die Knoten in der Leber bestehen nun beide hauptsächlich aus einer Anhäufung von „Psorospermienquot; derselben Art, wie ich sie von der Maus, vom Menschen u. s. w. beschrieben habe.
Hake hielt dieselben für Eiterkörperohen, für einen Bestandtheil
des Krebses.
Nasse dagegen hält eine solche Deutung für nniniiglich und glaubt, die Bildungen nehmen von der Wand der Gallongänge als ein abnormes Epithelium ihren Ursprung,
Wir haben nach den angeführten Literaturangaben also vorerst dreierlei Oreanismen zu unterscheiden:
') Nasse: Uebor die olfOrmigenZollen der tuberkolHhnllolicn Ablagerungen in den Gallengangen der Kaninchen, Müll. Aroh. 1848. 9.209—216.
5j Haler: A treatise on varicose capillaries, uh constituting the structure of carcinoma of the hepatio duets. AViili an account of a ww form of the pus globules. London 1880.
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1)nbsp; nbsp;die gosclnvi'mztnn (bczw. uugesolrwänzten) krystaUklaren Körper-chon von Jak. Müller , d. i. (Ho von Lichcrkülm sogonanutcu
Psoroipemiien der Fische;
2)nbsp; nbsp;die navioulaartigen (Jcliildc von llcnle, v. Siebold and Joh. Müller, die Nuvkellen oder ]'seu(tunaviccllen;
3)nbsp; nbsp;die eiförmigen Zellen von Hiaamp;O und JYosse, die sogenannten ei- oder kuj/elßirwiyen Psorospermim} nach meiner Auffassung Gregarlnen, wolclie eingekapselt oder sich einzukapseln im Bc-griffe sind.
Alle drei sind ein Seminiuin murld wie .lob. Müller sicli aus­drückte. Denn alle drei müssen natdi den Angaben, welche schon in der Einleitimg gemacht wurden, als Ursache von Erkrankungen bestimmter Organe bei verschiedenen Thiercn, bewirkt durch massen­hafte Wucherung in denselben, angesehen werden.
Alle drei sind ferner, wie gleichfalls schon bemerkt, nach und nach in Beziehung au Gregarlnen gebracht worden, und zwar: die Pseudonavicellen von Heule, die Psorospermien der Fische vonLeydig, die eiförmigen Psorospermien von Liehvrkühn.
I. Betrachten wir zunächst die Angaben über die Beziehungen der Pseudonavicellen zu Qregarinen genauer.
Schon vor der oben angeführten Beohaohtnng Joh, Müller^ hatte llcnle1), und zwar im liegeuwurm, ähnliche navicellcnartigc Gebilde wie dieser gesehen und später beschrieb v. Siebold im Darm der Larve von Sciara nitidicollis neben der Qregarina caudnta eine Menge von runden Blasen, die noch nicht ganz entwickelte Naviencellen-behältcr zu sein schienen, vollkommen entwickelte kamen daneben A'or. Oh diese Xavieellen (webersohiffohenartigen Körperohen) mit ihren Behältern und die (hegarina candata in irgend einer Beziehung zu einander stehen, das wagt v, Siebold für jetzt nicht zu ent­scheiden ').
') Henk, Mutter's Arch. 1886. 8. 602. Taf. XIV. Flg. 10.
2) v. Siehold, BcltrKga zur Naturgesoh. d. wirbellos. Thlere. Danzig 1880.
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Ilv.nlv •) entdeckte 1845 die Oregariuon dos Ilegonwurnis ans dessen (leiiitalien. Mit ilmeii zugleich an demselben Ort traf er wieder jene Kapseln mit den Xavicellen. Und er war der Erste, welcher die Pscudonavlcollen als Abkömmlinge der Gregavinen er­kannte, nachdem vorher //. Meckd'1) die Navicellouhchiilter für die Eier der RctrenwUnner erklärt hatte.
#9632;
v. Frantzius3) fand in acht verschiedenen Insektenarten Gregarincn zugleich mit jenen Kapseln mit der feinkörnigen Masse als Inhalt, den sogenannten l'scudonavieellenliehältern; und einmal enthielt eine solche Xavicellen. Er spricht mit Bestimmtheit die Ansicht ans, dass die Psendonaviccllenbehiiltcr in einem bestimmten Verlulltniss zu den Gregarincn stehen.
Kölliker*') findet, in Uebereinstimranng mit v. Franlaius, neben Gregarincn Xavicellenbehiilter und er hält es für wahrschoiulich, dass die Pseudonavicellen zu jungen Qregarinen worden. In Fig. 28 stellt er als Pseudonavicellen aus den Behältern der Saennris variegata rundliche und eiförmige, kernlose und kernbaltigo Körporchen dar, deren Form ganz derjenigen der in meinen Figg. 58 u. 54 und öti—58 abgebildeten Furobnngskttgelohen entspricht.
Stein'') nimmt eine Vermehrung der Gregarincn durch Con­jugation an: zwei Thioro verbinden sich, kapseln sich zusammen ein und verschmelzen zu einer einzigen Masse, welche sich in einzelne Körnorhaufon sondert. An Stelle dieser letzteren treten später scharf­begrenzte, rundliche Bläschen auf; einzelne dieser Bläschen sind oval geworden, und um sie entstehe schliesslich eine sich erhärtende lliille, welche jetzt als eine spindelförmige, feste, an beiden Enden in ein solides Knöpfchen ausgezogene Schale erscheine, durch welche das
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') Eenle: Uobor die Oattung Grogorlna. Mülkr's Arclm Uib. S. 860—874,
2)nbsp; nbsp;If. Meckeh ücber den Qeschlochtaapparat einiger hornuiphrodlUsohoi Thiere. Milllcr'a Archii- 1844. S. -IT;} ß.
3)nbsp; nbsp; v. Fvantzius i Obsorvatloncs quaedam de Oregarlnis. DIbb, innng. Berollni 1846.
*) KölUhcT: Bpltrilgo zur ICenntnlss nlodoror Thieve. Zoltsolirlft P. vvisson-Bohartllcha Zoologie Bd. I. 1848.
#9632;#9632;) Stein; Ueber die Notar der Gregarincn, Miitter'a Arohiv 1840. S. 182^223.
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elngesohlosfseua feiukörnlge, ovale Bltlsohen durohsohimmero: damit sei dio Bildung der sogenannten Navioellen vollendet. (Vgl. m. Fig. ßfi.)
Da sich weiterhin die Navioellen zu Organisinou entwickeln ohne Einwirkung des .Samens, so nennt sie Stein: Kciiiikiirni-r.
Nach Bruch') verkürzt sicli (hia Gregarine und umgiht sich durch Verdichtung und Erhärtung ihrer Haut mit einer Kapsel. Damit stimmt auch Ki'iUikcr 2) tlbereiu.
Don nachfolgenden Process vergleicht Jiruck wie Stein mit einer Furchung. Die erste Furche bewirkt, dass der Eindruck entsteht, als liätten sich zwei (iregarinen eingekapselt. Die später entstehenden runden, feinkörnigen Bläschen sind von der Qrösse der Eilerhurper-chen. Sie vermehren sieh auf Kosten der Kiirnennasse, die allmälig schwindet.
Lieherkühn A) beweist, dass ebenso gut eine einzige wie mehrere (iregarinen sieb encystiren können. Eine Vermehrung durch Con­jugation findet nach ihm nicht statt.
Er hebt hervor, dass die Umwandlung des Inhalts der Navioellen in {Iregarinen bis dabin vollkommen unbekannt war. Die Hypothese, dass die Gregarinen sich im Innern der Navioellen entwickeln, wird von Lieberkilhn zurückgewiesen. Er beweist dagegen, dass die Un­zahl von amöboiden Zellen, welche sich im Leib des Regenwurmes finden, dos Endprodukt des Navicellcninhalts seien.
Da man ferner im Regenwurm alle möglichen Uebergänge zwi­schen Amöben und Gregarinen findet, so wandeln sich tmeifeüos die Amöben in (Iregarinen um und wir haben der letzteren Entwick-lungsgosohicbto.
Es soll auch für die Fsorospermien der Kaninchen gezeigt wer­den, dass sie ans Gregarinen entstellen.
') Brucht Einige Bemerkungen über die Grogarinon, Zottaohr. f, wlssonsoh. Zool, Bd. II. 1860. S. 110—112.
2) KöUiker: Zeitschrift f. wlssonsoli, Zoologie Bd, II. 1860. S. Hfl u. 114.
•) N. Lieherkiilui: Evolution dos Qrägarincs. Mömolra oonronnä lo lö. d^c. 1851. Aoad. roy. de Belgiquo. (Kxti-nit du T. XXVI. des mdmolros oouronmSa et inemoires des savnnts (Hrnngers.)
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Die Entwicklung einer Gi-ogaiine würde nauh Licl/crlcühn auf folgende Weise vor laquo;icli gelicu;
lquot;)ie Gregarino verwandelt sich durch Tlieihmg iu kleine Zellen. Diese Zellen sind Paorospertnlen. Sie zeigen noch die Körner dor (#9632;Jregai'iue, aus welcher sie entstanden sind. Die Körner verschwin­den nach und nach, die Psorospenuien werden homogen und es wird an ihnen eine Membran immer deutlicher. Als homogene Masse in einer Kapsel eingeschlossen (Navioelle), scheinen die Gebilde nun sehr lange zu liegen, denn sie finden sich gewöhnlich in diesem Zustand.
Hierauf geht der homogene Inhalt eine Thoilung ein, die soweit geht bis er in kleine Körner vorwandelt ist. Hierauf drängt er sich in der Mitte der llullo zusammen und erscheint als eine runde Kugel (Fig. 68).
Die Hüllo beginnt nun zu atrophlron und die Kugel tritt aus ihr heraus: wir linden sio frei — sie ist eine Amöbe.
Die ontsandouen Amöben wachsen wieder zu Grcgarinen heran.
II. Die Ansichten über die Natur der eiförmigen soyenumücn Psorospamp;rmien der Wirbelthiere sind viel manohfaltiger.
Nach Halte und Nasse fand Remak die „rftthselhaften eiförmigen Blttsohenquot; ausser in den G-allengängen der Leber dos Kaninchens auch in dessen Darminhalt und in dessen Dunnwämlen und zwar in den Pei/er'schen Kapseln des wurmförmigen Fortsatzes, sowie in der Wand dos Dünndarms.
Wahrscheinlich, .sagt er, sind sio eine Art von parasitischen Or­ganismen, ähnlich den Müller'aehon Psorospermien.
Beobachtungen , welche Remak, trotz eifriger Naehsuchungon, zu wiederholen nicht geglückt ist, haben ihn auf die Vermuthung gebracht, dass sie innerhalb der Epithelialcylindor tier Liehcrkühri-schen Drüsen und der Gallengänge entstehen können.
Kunffinann'*) beobachtete eine Thoilung des „Kornsquot; der Psoro­spermien, d. i. dos auf eine kleinere Kugel zusammengezogenen Inhalts
V
#9632;
') jRendk, diagnostiaoho und pathogenettsohe Untorauohungoui Berlin 1848, ^ Kaujfmann: Analoota ad tuboroulonim et ontozoorntn cognitionem, Berol. 1817. Diss.
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.#9632;'..#9632;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;' quot;
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der doppolt begrenztön Cysta in drei oder vier Körperchou, welcliu sioli von Neuem in Psorospernüen vorwaiidelton, iiideni .sie wnclison, — Alles naoMem er die Mutterpsürospermica wiilircnd 14 Tagen in Wasser aufbewahrt hatte.
Kaaß'niauii glaubt, dass die Psorospormieu durch den Organis­mus selbst erzeugt worden sind, und dass sie nine der Tuberkulose illmlichc Krankheit darstellen.
Kückcnmeilcr') kommt zu dem Scbluas, dass die „Psorospermionquot;, welche er in der Kaninoheuleber land, am wabrscbeinllcbsten Eier
einer Nematoido sind. Vor ihm hatten sie schon andere Forscher, so Voyd''), Brown'Sequard9), und Küllikar*), Davaine1), Kcfrrstcinquot;), Rayer und Diijnrdin') für Eier von Würmern erklärt, die Einen für Eier von Bothriocephalus von Tacnia, oder von einer iJistoma-Art, Andere für Eier von Rundwürmern.
Virchow*) äussertc sich in einem Brief an Küchenmeister: Es kommen bei den Kaninchen in der Leber eigouthiimliche gelbe Herde vor, die ein durchaus tuberkelartiges Ansehen haben, aber bei ge­nauerer Untersuchung sicli als Anhäufungen eigentbümliober Körpur darstellen, von denen es sich schwer ausmachen läset, ob es Entozocn-eior oder selbstständige psorospermienartige Bildungen sind.quot;
Lieberhühn*) findet in den Wänden des Dickdarms von Kanin­chen Cyston, welche die in Rede stehenden „Psorospermienquot; enthalten. Ausserdem traf er sie in der (lallenblaso und in den Gallcugäiigeu.
') Kiiclicinneistcr, Boitrttgo zur Ilolminthologio otc. Virchow's Archiv 1kl. IV. 1802, S, 8;}—108;
raquo;) Vogel, Oesterlem's Jahrb. f. prakt. Heilkunde, Dd. I. 1846,
3)nbsp; nbsp;Brovm-Següard, l!nm]ites rondna 8oo. liml. Paria 1840, T. l. p. ifi.
4)nbsp; nbsp;Köllilicr, Mlkroskoplsolie Anatomie. II. Bd. 2. Httlfte, 8, 173.
5)nbsp; nbsp;Davaine, Traltd des entozoaires. (Conijites rendua do la socictö do blolpgta 1850).
G) Keferstein, Oöttlngtscho golebrto AuKoigou vom Jahr 1802. Stück ii, S. 1608.
7)nbsp; nbsp;Davaine, I. c.
') Kücliemeister 1. c.
8)nbsp; nbsp;L. c.
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Andere dieser Cysten, welche sehr dtinuwaudlg sind, sind erfüllt mit einem körnigen Inhalt und in wieder anderen ist dieser Inhalt In gleich grosso Massen gethoilt, welchen Körporchcn etwa von der Orösse der „Psorospermienquot; eutspreoben, in die das Ganze dnreh Druck zerstreut werden kann.
Diese Körperohen, welche sich zuweilen mit fertigen „Psorosper-inlenquot; in derselben Gyste linden, werden zu letzteren, indem sie sich mit einer lliille nmgoben. Der Inhalt dieser ausgebildeten ,,Psoro-spermienquot; zieht sich allmillig zum „Kernquot; zusammen und wird frei als Zelle, an welcher allerdings keine Bewegung beobachtet werden konnte.
Die Blasen mit dem feinkörnigen Inhalt betrachtet Lieherkühn als eingekapselte Gregarincn. Für die freie Grogarine nimmt er ovalo Körper ans körnigem Inhalt und Kern bestehend, welche allerdings, wie er selbst sagt, sehr seiton zn finden, sehr kloin, der Abbildung nach um Vieles kleiner sind als jene luiruerhaltigcu Blasen und an welchen Bewegung nicht wahrzunehmen war. Kino giüsscre Gregarine fand er nirgends.
Der Mangel der Amöbennatur der als Resultat der Furchung entstandenen Zellen bei den eiförmigen Psorospermien, wäre also der einzige Unterschied zwischen dem hier geschilderten lüntwicklungs-kreis und demjenigen der Grcgarineu des liegenwnrms.
Weiterhin bestätigt Lieberkühn die Beobachtungen Kuuß'mann's, hält die Theilung dos „Kornsquot; der eiförmigen Psorospermien, d. i. dos in der Cysto zur Kugel zusammengezogenen Inhalts, im Gegensatz zu diesem aber für einen normalen, nicht für einen abnormen Vorgang, und scheint einen ganz anderen Entwicklungsgang der „Psorospermienquot; als den angegebenen für möglioh zu halten, einen Entwicklungsgang, naeli welchem die kleinen kernlosen Zollen als jungej die noch nicht eingekapselten „Psorospermienquot; als die ansgowachsonen Gre-garinou angesehen werden miissten. Er sagt nämlich S. 34 ') in Be­ziehung auf „Psorospermienquot;- Formen, welche den in Fig. 12, 53 und 54 meiner Tafel gezeichneten glcichworthig sind: „Si Von envisage oes formes eommo une scrio de developpemonts, on voit d'abord lo nucleus
#9632;,
') Evolution (U'S (ii'o^ili'incn.
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se changer, se fendrc et siilur nu plieuomone analogue a celul du silonnement ties oeufs. Les globules prenuent pen a pen la forme clliptique et s'entourout d'uue membrane sans structure, an centre do latiuelle le nucleus so forme successivemcnt, et la psorospermle est aclievee. Le tout grandit apres, et lea psorospermies sont linale-inent ripandues par la rupture de la membrane commune.quot;
Klebs') fand bei einem Kaninchen über das ganze lleum zer­streut unregelmässige weisse Flecken von 1 — 3 Linien Durchmesser. Die mikroskopische Untersuchung ergab, dasa die Zotten vollkommen von ,fPsorospermienquot; erfüllt waren, und zwar Parenohym wie Epithelial-decke. Die Epithelialzollen waren beträchtlich vergrössert — um das Drei- bis Fünffache verbreitert — und schlössen je eine, zwei bis drei Psorospermien ein.
SlieJit'*') traf in der tuberkelartig erkrankten Kanincbonleber eingekapselte und nicht eingekapselte ovale und runde „Psorospermienquot; und kleinere runde, fein grannlirtc Körper von 0,019 bis 0,030 Jim. Durchmesser3), zuweilen mit einem Zellkern-älmlichen Gebilde im Innern.
Nachdem Sticda diese Leber etwa 6 Wochen in verdünnter wäs­seriger Chromsäurelösung hatte liegen lassen, traf er, ausseiquot; den be­schriebenen Formen, Psorospermienkapseln, welche zwei oder vier fein-grauulirte Massen enthielten. Ferner fand er Psorospermienkapseln mit leicht gekrümmien, an beiden Enden verdickten homogenen Slühchcn, denen stets eine rundliche, granulirte Masse anklebte. Diese granulirten Kugeln und die durchsichtigen Endkugeln der Stäb­chen gaben duroli verschiedene Lagen so manchfaohe Bilder, dass sich die eigentliche Gestalt und Beschaffenheit der eingeschlossenen Ge-
') Kldgt;x, Psorospermien im Innorotl von tliicrisdicii Zellen. FiVc/iohj's Archiv ißd. XVI. ISf)!).
J) Sticda, Vlrohow's Archiv Bd, XXXII. 1805. S. 182 — 180. Uober die Psorospermien der Kaninehenlebor und ihre, Entwicklung.
') Ich muss hier bemerken, dass Sticda die Durchmesser der „Psoro­spermienquot; der Knnlnohonleber etwas grosser (0,03(1 und 0)016 Mm.) anglebtj nls loh dieselben on denjenigen der MdtlBO gefunden habe, wogegen Andere, z. I!. Neumann (s. S. 42) für erstere dieselben QrDsscnvorhUUnlsso aufteilen, wie loh für letztere.
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bilclo nicht völlig erkennen Hess. Es befanden sich stets vier der­artige Körperohen in einer KapseL
Xaclulom Sticda die Körperchon durch Sprengen der Kapsel frei erhalten hatte, sah er, dass sie eiförmig, aber an dem einen Ende zugespitzt, 0,012 Mm. lang und 0,007 Alm. breit waren. Von einer tlusserst /.arten, strukturlosen Membran, quot;welche nur an dorn spitzen Ende eiuo knopfförmige Verdiokung zeigte, umgeben, befand sich ein leicht gekriimmlcs homogenes SHibdicu , welches an beiden ESnden ZU einer stark HchHirechemlcn Kugel angeschwollen war (vgl. Fig. (14: meiner Tafel). In der Concavitilt des gekrümmten Ktilhchens lag eine runde , feingranulirte Hasse. Bisweilen lag das Körperohen so, dass die feingranulirte Kugel das Mittelstttok völlig deckte und dann schien es, als ob der Inhalt des ganzenKörperohens durch drei runde Bläschen ausgefüllt würde, von denen die an beiden Enden liegenden durchsichtig und stark lichthrechond, das mittelste fein-granulirt wäre.
Das Bindegewebe der Wandungen der (iallengiinge war meist inliltrirt durch eine grosse Menge kleiner, rnndlicher Körper vou der (1 rosse der Lymphkörperchen. „Man konnte sie,quot; sagt Slicdu, „als lyraplioide Bildungen, entstanden in Folge der durch den fremden Inhalt .stattgehabten quot;Reizung, ansehen, doch knnn ich nicht den Verdacht unterdrücken, dass dieselben zur Genese der Psorospertnien in näherer Beziehung stehen, wobei sie sich in Form und Aussehen leicht als Vorstufen der sub 1) beschriebenen Formen (Stieda meint die erwähnton fcingrannlirton Körper von 0,015 bis 0,030 Mm. Durchmesser, etwa meiner Fig. 2, f entsprechend) deuten liessen.quot;
An den beschriebenen Psorospermienformen lasse sich eine fort­laufende Entwicklung verfolgen.
Stieda. zeigt sich am meisten mit der Hypothese (— denn eine durch Beobachtung festgestellte fortlaufende Eutwicklnngsrcihe der (iregariuen in Bsorospcrmten und umgekehrt tclile noch—) befreundet, dass die eiförmigen „Psorospermienquot; zu den Ciregarincn in Beziehung stehen. End endlich sagt, er: „Ich spreche zum Schlnss meine An­sicht über die, Psorospermien speciell dor Kaninchcnleber dahin aus, dass ich dieselben für sehr frühe Entwicklnugsstadien eines thieri-
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^^^quot;^^ I. I
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sohen Parasiten liulte, dessen vollkommou ausgebildeter Zustand noch uuliekannt ist.quot;
Waldenlmrff ') bestätigt das von Itcmak und Klebs boobaohteto Vorkommen von „Psorospermionquot; in Epithelzelleu. Er fand sie inner­halb der Epitbellen der Darrazotton und dor Licherldihuaahuw Urilsen, nie aber in Zcllou der Leber.
.Der Inhalt ausgebildeter Psorospermien war 2 — 5 Tage nach Einlegen in eine Lösung von doppelt-oliroiiisaurnm Kali oder Clirom-silnre in vier Thoilc gctlieilt. Diese nennt Wdldenbwg Furohungs-kugeln. Sie verlassen die Psorospermienhülle durch oinGii Riss der­selben oder durch die vorgebildete Mileropyle, Denn eine solche findet sich in manchen Fällen an den ausgebildeten Psorospermien.
Es entstehen in Folge weiterer Ausbildung der Furohungskügel-ohen die Körperchen mit glänzenden Kugeln an beiden Enden, welche auch Lieberkühn3) und Stieda beschreiben. Allein Waidenburg hält diese glänzenden Körporchcn fllr Kerne. Stäbchent'ürniigo Gebilde sind nach ihm nicht vorhanden.
Die vier FurohungskUgelohen zeigten nun in anderen Fällen nicht zwei, sondern vier diaphane Kügelchen oder Kerne, und endlich sah man diese wieder in vier neue Kügelchen gctlieilt, grösstentheils mit hellem Kern. Es waren also jetzt sechszelin Kügelchen vorhanden.
Es fanden sich nun frei (in der Leber des Kaninchens, — die Untersuchungen sind theils an der Leber, thoils am Darm dieses Thieres gemacht) in nngeheurer Zahl Zellen, welche den Furohungs­kUgelohen in Gestalt und Grosse entsprachen. Dieselben waren unge­fähr von der Grosse rothor Blutkörperchen, theilweiso auch kleiner, kugelig, oval, elliptisch von Gestalt, und zeigten meist einen Kern.
Da sich eine vollkommene Reihe von Ucheryuni/en z-iriaehen den Furchnngskiifjelchen, bezw. den ihnen gleichenden ungemein zahl­reichen Zellen, welche frei vorkommen, und ausgebildeten Psorosper­mien findet, so ist für Waidenburg die Entwiokluugsfolge klar. Jone
') WnldcHhunj: Zur EnUvloklungsgoaohiohta dor Psorospormlon, Vir-chow's Archiv Bd. Xh (1807) 8. 485—454. Ebondas. Bd, XXIV. p. 140 undi Do slructura et (irigiiio oystidum veriiiinosnnim. Dish, inmig. Borol. IS(!0.
2) Siclio weiter unten.
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Zellen — amttboide KOi'perohen — gelangen in ileu Körpor des Kaninchens und worden dort zu Psorüsperimou. Nach ihrer Entfer­nung ans dorn Kaninchenkörper erst thoilen sich diese wieder.
Die amöboiden Zellen sohwawmetl „in nnyeheurer Zahlquot; frei in der Flüssigkeit der Gallcngiingo und der (rallcnblaso umher. „Wollte man sie,quot; sagt Waldamp;flburg weiter, „nicht als rurasilen, sondern als im Körper entstandene Zellen deuten, so musstc man gleichsam einen eiterigen Katarrh der Oallamp;nblase und der Gallenyünye als ror-liamlen annehmen. Allein es schien keine Neubildung an den Wänden der betreffenden Organtheile mehr stattzufinden. Äusserdem neigten die Zellen, eine ungemeine Schwankung in der Orösse, so dass eben TTehcrgängc bis zu den Psorospermicn unter ihnen vorhanden waren.
Waldenburu nimmt mm die kleineren Zellen für Amöben, die „psorospermlcnbildondon Körperquot;, wie er die grossou granulirtcn /eilen ohne Hilllo nennt, dieselben, welelie Stieda als runde foin-granulirte Körper von 0,015 — 0,030 Mm. Durchmesser beschreibt, für Grcgarinon.
Roloff1quot;) findet in den Psorospenuicn der kranken Kaninchen-leber in den kernartigen Gebilden , welche innerhalb der Kapsel liegen (dem zur Kugel zusammengezogenen Psorospcnnieuinhalt) und ebenso in deren Inhalt so lange er die Kapsel noch ganz erfüllt, stark glänzende Körperchen.
Hinsichtlich ihrer Form sind diese Körporchcn sehr verschieden: länglich und zwar gestreckt, gebogen oder rund, oder, wenn sie dicht zusammliegen, polygonal, und häufig findet sich ein längliches Körperchen, welches etwas gekrümmt und an einem oder an beiden Enden kugelig angeschwollen ist und mit der convexen Seite die Grenze des Gebildes darstellt.
Die kloinen glänzenden Körperchen sind manchmal im mittleren gokrllmmten Thcile glcichmässig dick und an beiden Enden gleich-massig angeschwollen ; in anderen ist aber der gekrümmte Tlicll in der Mitte weit dünner, und in wieder anderen ist er so kurz und so
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') Roloff: jjXJebci' die sogenannten Psorospormlenknoton in der Leber bei den Kftnlnohonlaquo;, Virclww's Arch. Bd. XLIH. (1888) S. 512—524.
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dick, (lass er nur eine Einsclinllrung zwisulicn ilcn zusainincnhiliigeii-deu Kugeln darstellt.
Rohiff stellt der Ansicht, dass die stäbctieiil'iirinigen Körper Ent-wicklungsstnfen von Parasiten seien, ver.schiodono diründo entgegen, insbesondere sollen sie ans den kleinen glänzenden Körporclien auch dann, und zwar durch Verselimelznng derselben, entstehen, wenn man ihnen Säuren oder Kaliliisuug zusetzt. Es bilden sich nach ihm din „I'sorospermienquot; ans Leberzellon hervor und zwar iu der Weise, dass die ganze Zelle sich in einen ovalen oder runden Körper verwandelt, indem der Inhalt körnig und die Membran immer dicker wird ; oder so, dass nur ein Theil der Zelle bei der Umwandlung Verwendung findet, denn es finden sich Uebergängo zwischen Leberzellen und „Psorospcrmieuquot;.
Die Entstehung der Knoten aber führt Boloff auf eine Wucherung des Bindegewebes in und zwischen den Leberinseln zurück. Die Neu­bildung zerfalle dann im Centrum, während in der Peripherie das Bindegewebe weiter wuchere.
Auch Handfidd Jones1) hält die „I'sorospermienquot; für ein patho­logisches Produkt der Leberzellon, und nach Vulpian*) entstellen sie durch die abnorme Entwicklung des Kerns derselben.
Lau;/') ist der Ansicht, die „Psorospermiequot; sei das Endglied eines eigenthümlichen pathologischen Processes, — sie sei weder ein thierisohes Ei, noch irgend eine andere Zelle, sondern nichts ids eine regclmüssig gestaltete Scliolle organischer Masse.
Es greife in den Scheiden der centralen Lebergefässo eine mit reichlicher Zellenwuchcnmg einhergehende Bindegewebsneubildimg Platz. Das neugebildete Bindegewebe zerfällt entweder nach voraus­gegangener hyaliner Metamorphose oder ohne solche in die sogenann­ten Psorospermien,
') Hand field Jones i Examen mtcrosooplquo d'un fole do lapln altdrd. (Arch. d'Anat. gdnörnlo et de, Physiologie, Paria, Janvier 1846.
2) Vergl. Damine l. o. p, 260.
•) Laiiy: raquo;lieber dlo Entstohnngawoiso der sog. Wurtnknoton Inder Loberquot;, Virchow's Arch. Bd. XLIV. (1808) S. 802 -215,
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Vircliow') erklärt, doss er niemals Boilonken getragen habe, die „Psorospermlenquot; für selbständige Bildnngan zu halten. Er macht aufmerksam auf Abbildungen von i'sorosperinien, welche er früher in der Niere einer Fledermaus gerunden hatte2). Er traf Psoros-permien aneh im Darm von Hunden3).
licinckc ') fand bei einem Kantnehen, welches, ohne dass irgend eine andere Todesursache hätte nachgewiesen werden können, starb, den heftigsten Katarrh im ganzen Darmkanal.
In der Darmsohleimhaut zeigten sich unzählige gelbliche Knoten von LinsengrOsse. Diese bestanden, wie die mikroskopische Unterlaquo; suehung darthat, aus mit „Psorospermienquot; erfüllten TAeberkÜhn'adhamp;a. Drtlseni In den MesenterialdrUsen und im Mesenterium längs dem Verlauf der (iei'ässe landen sieh ähnliche Knoten. In der Leber und in den übrigen Theilen kamen keine „Psorospermienquot; vor, „wesshdlb das Kaninchen ohne Zweifel an dem Dunnkatairli darb, der durch die Einwanderimg der vielen „Psorospermienquot; entstanden war.quot;
Bei sechs anderen Kaninchen, weleho Reinoke untersnohte, fand er gleichfalls Psorospermien, aber nicht im Dannkanal. Ebenso waren im grüssten Theile des Darms mir wenige zu finden, dagegen waren sie immer zahlreich im Blinddarm und in dem kleinen Diver-tikel im Anfang desselben. Sie lagen in den Lieberhührisehen Drüsen.
licincke fand dieselben kleinen Zellen wie Waldcnhunj in Kpitholialzellen eingeschlossen nnd frei im Darmkanal. Danebon die runden oder ovalen Körper ohne Hülle und endlich fertige „Psoro­spermienquot;.
Eine Mikropyle an der Kapsel erkennt er nicht an.
Der Inhalt der „Psorospermienquot; theüt sicli nun nach lieineke, und es werden stäbohenartige Körper wie sie Slieda beschreibt ans
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i #9632; i
') Virchow, desson Archiv Bei, XLIII (1868) 8. 648 u. öli): Einige Bo-moi'kungon Über die Psoroapormicn der Kaninchenleber etc.
a) Ebendas. Bd, XVIU. (1860) Taf, X. Fig. 0.
3) Ebendas. Bd. XXXII. (1866) 8. 867.
•) lieineke, Nonnlla quaedam de Psorospormlis onnloull. Dislaquo;. inmig. Kilinc 1860,
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ihm gebildet. Die gülnzcndon Kugeln', weloho an (Ion Endeu der Stiiltelien gefunden werden) sollen aber innerhalb dieser liegen und zwar oft nicht an deren äussersten Enden.
Sliedu nimmt eine Membran an, welche je ein Korperchon ein-schliosse (m. Tal'. Fig. 64). .Klaquo;laquo;c/i(.'dagegen sagt; es sei kein leerer Raum zwischen einer Membran und dem Kiirperehen vorhanden — letztere liegen vielmehr als Bläschen in einem gemeinsamen Körper, dessen iiusscre Grenze oben jene scheinbare Membran bildet.
Es würden also die kleinen Zellen in Epithelieu einwandern, darin wachsen und körnig werden. Ans dem Dann gelangen sie, jetzt manohmal in andere Eingeweide, oft durch die Lymphgeftlsse. Sie worden elliptisch, bekommen eine Membran, die bald zur doppelt­begrenzten Hülle wird, während der Inhalt sich zu einer Kugel zu­sammenzieht.
Im lebenden Kaninchen findet eine weitere Entwickhing nicht statt. Im Leichnam aber, oder im Koth theilt sich der Inhalt in vier Körper, welche mit der Nahrung in den Darm anderer Thiero kom­men, WO sie Amöben werden. Die Amöbe ist also das Endziel der
Entwicklung.
Lieberkültn u. A. bringen, äussert sioh/iemc/ce, zwar die „Psoro-
spermionquot; zu den Oregarinen in Beziehung, allein os sei keine zu ihnen gehörige Gregarine bis Jetzt gefunden worden. Dessbalb .sind die „Psorospermienquot; nach Reincltß mit Infusorien zu vergleichen, welche sich zum Zweck der Vermehrung eingekapselt haben.
Lcuckdrt') sagt über die uns beschäftigende Form der ,.Psoro­spermienquot;: „Die von Oubler ((iaz. med. de Paris 1858 p. (157) und
Virchow (Arch. f. path. Anat. Bd. XVIII. S. 528) beschriebenen
„Wnnnknotenquot; der Leber scheinen mir......als Fälle einer sog.
Psorospermicnbildung betrachtet werden zu dürfen. Freilieh wissen wir über die Psorospermien bis jetzt noch immer nichts Genligendes. Ich für meine Person bin am meisten geneigt, sie für pathologische Gewebselemente zu halten.....So viel ist jedenfalls sicher, dass sie
') Die monsohllchou Parasiten, Leipzig und Uoldolborg 180;!. 8. 40 u. BO. Anmerkung.
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keine ITelminthenoicr sind, obwohl man die bekannten Psorospermlen der Kaninehcidobor vielfach als solche gedeutet hat.quot;
Es beschreibt Lcurkarl den Fall von Lindcmunn*) in Nischney-Xowgorod, wo dieser „Psorospermienquot; in der menschlichen Niere und an den Haaren eines chlorotischcu jungen Mädchens fand, das seit längerer Zeit an Kopfweh gelitten hatte. Die Haare waren mit klei­nen Unebenheiten besetzt, die theils als l'sorospermienbiilge, tlieils auch als bewegliche gregarinenartige Thiorchen erkannt wurden.
Es sieht LindevKinn auf Grund dieser Beobachtung mit Lieber-killm die „Psorospermienquot; auch beim Menschen als eino weitere Ent­wicklungsstufe von Gregarinen an.
Die Haare des betreffenden Mädchens waren auffallend rauh.
:
Schon mit blossom Auge konnte mau fast an jedem derselben nahe der Wurzel kleine, dunkle Erhöhungen oder Anschwellungen wahr­nehmen , welche sich als Kolonien von l'sorospermienkugeln zeigten.
An anderen Strecken des Haares fanden sich isolirtc, wohlaus­gebildete, bewegliche Gregarinen aus der Abtheilung Monooystis. Die Gregarine bestand aus Membran, Kern mit Kerukörpercben und hellbraunem, granulirtem Inhalt. Die Psorospermienkngeln, also die verwandelten Gregarinen, bestanden aus Membran, granulirtem Inhalt mit Pseudonavioellen mul zuweilen einem Korn.
Die Haare, an welchen Gregarinen und Psorospermien sasscu, #9632; inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;waren unverändert,
Dieselben Bildungen kommen an den Haaren des Menschen in
1
Nisohney - Nowgorod nicht sehr selten vor. Auch sei eine Beobachtung hebeH's hier anzuziehen, der an den Haaren eines Favus-Krankeu runde, braune, granulirte Körper gefunden habe, die er zu den Pflanzen zählte. Seine Beschreibung stimme vollkommen zu ///m/ef/Mnm'sBefumP).
Lindemann ist also der Ansicht, dass man in den behandelten Bildungen „Parasiten vor sieb habe, die durch ihre enormen An-häufungen zuweilen sogar Krankheiten herbeiführen nuigon.quot;
') Leuchirt, I. o. S. 7 11 ff.
J) Vergl. Leheri, Physiologie pathologlquo. C. BoMn, l-os vogrtaux pa­rasites, in lion /iidiitzcii zum Kapitel über Achorion SchBnlolnlt,
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Der von Leuckurt angeführte Fall Guhler's betraf einen 45jiilirigen Steinbrecher. Derselbe llt;ani in's Spital unter Klagen Über Vcrdanungs-störiingen: schlechten Appetit, saures Aufstossen. Im rechten Hypo-chondriunraquo; fühlte er einen dumpfen Schmerz, der auf Druck zu­nahm.
Er ist nicht abgemagert, zeigt aber ein aiuiinisches Aussehen. Die Percussion weist eine beträchtliche A'crgrössoning der Lober nach, die Palpation an letzterer eine kugelige Ooschwulst mit Uydutiden-zittern. Während des Aufenthalts dos Kranken im Spital nimmt das anämische Aussehen zu — die Lippen sind so vollkommen entfärbt, dass keine Grenze in der Farbe zwischen ihnen und der än.ssereii Haut mehr zu sehen ist. Nach vierwöohentliohen Aufenthalt im Spital that der Kranke einen Fall auf den Fussboden. Hierauf Schüttelfrost, Fieber, kleiner Puls, galliges Erbrechen, Dyspnoö, Kälte der Extremitäten, in der Nacht Delirien. Am folgenden Tag (VJ Tod unter grosser Hinfälligkeit.
Die Autopsie bestätigt die Diagnose einer bedeutend vergrösser-ten Leber; mehrere Geschwülste, deren grösste an ihrem vorderen unteren Hand liegt, vermehren noch ihr Volumen. Diese grösste Ge­schwulst hat etwa den Umfang dos Kopfs eines sechsmonatlichen Fötus. Dieselbe ist von einer eiterigen Flüssigkeit erfüllt, welche in Farbe gemischt ist ans Böthlich und Qrangelblioh und die Beschaffenheit von Eiter und einem klebrigen Schleim hat.
Etwa 20 andere Geschwülste von Nuss- bis Eigrösso befinden sich aussordom in der Leber. Der rahmartige Inhalt dieser Ge­schwülste besteht, wie derjenige der grosson, abgesehen von Leber-Zeilen, Eiterkörpereheu etc., aus Zellen, welche der Beschreibung nach offenbar „Psorospermienquot; sind, pbschon sie für Eelmintheneier er­klärt werden.
Neumann1') fand bei mehreren Kanlucheu auf der Schleimhaut des Dünndarms zahlreiche milchweisse, etwas erhabene Flocken von verschiedener Grosso und Form. Die Epithelien der betreffenden Stellen waren fast durch weg mit „Psorospermienquot; erfüllt, so dass
') Neumann, M. ScMUte'e Arch. Bd, II. 1886. 8.012-514.
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nur wenige Zollen davon frei waren. Es zeigten .sieh alle Uebor-gäntfo von Kornchonliauien von 0,002—0,00-1 Ulm. im Durchmesser bis zu „Psorüspermienquot; von 0,02't Mm. Länge und 0,012 Min. Breite. Meist lagen 2 bis (i „l'sorosponnienquot; in einer Epithelzclle. Die letz-toreu waren oft colossal vergrössert, aucb sonst in der Form ver-iiiulert. quot;Wenn 4 — 6 Meine gromilvrle Kiirperchen in einer Epithcl--•dle lagen, so entstund eine täuschende AelmUchkeii mit endogenen Bildungen^ und sicher würde Jeder Beobachter sie für solche erldürl hidgt;en, der nicht die i'eberydiKje zwisohen ihnen und den vollendeten Formen beobachtet hätte, Uebrigens sah man die jungen Psoro-spennion immer von einem hellen Hof umgeben1) und durch den­selben vom Zellprotoplasraa getrennt, was die Aelmliehhelt des Aus­sehens mit einer endogenen Bildnng innerhalb sogenannter Bruträume noch erheblich steigerte.quot; Diejenigen Zellen, uns welchen die in ihnen enthallen gewesenen l'sorospennien entschlüpft teuren, neigten sich gewissernnissen durchlöchert, Oefters iruren sie auf diese Weise vollkommen zerfetamp;t, und es tear an ihnen nur ein netzförmig durch­brochenes Gerüst übrig geblieben.
III. Die dritte I'siirospermienfonn, die bei Fischen rorkomniende, ist nach den schon in Rücksicht auf sie genannten Schriftstellern noch von Legdig und von Lieberknhn bearbeitet worden2).
Diese beiden Forscher bringen sie in Beziehung zu fi regarinen und zwar beide in derselben Art: sie halten sie lur Keimköruer dieser Thicre, für den Psondonavicollen gleichwerthigo Gebilde.
Legdig3) betrachtet rundliche Blasen oder wnrmforniigc Sehlilucho mit zarter Hülle ohne Kern, welche mit diesen Psorospermieu zu­gleich vorkommen, als Gregarincn.
Lieberkühn*) stimmt mit Leydig im Wesentlichen iiberein: eine Gregarine zerklüftet sieh in rundliche Körper, welche sich in Müllcr'-
') Einen solohon Hof sali loh gleichfalls sehr oft. Siehe Fig. 2, links.
!) Vorgl. auch Höbin: Hlstolre naturelle des vögötaux parasites. Paris 1868. 8. 202. Rohin l)iilt sie fllr pflanzliche Parasiten.
8) Leydig, „lieber Psorospormicn und Qrcgarincnquot;. Midler's ArchW 1861, 8. 221 - 284.
4) Lieberhühn, „Ueber Psorospcrmionquot;, Midler's Archiv 1864, S. 1 — 24 und ebendas. 8. 840—868.
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sclie Psorosperniien umwandoln. Im Inueru dieser entsteht eine amö-boide Zolle, welche nach Platzen der glashellen Hilllo, welche die Umgrenzung der Psorospermie hiklot, frei wird, um allmillig wieder zur Gregarine hcrauzuwachseu.
Nach LieberlMm wären also dem Vorstehenden zufolge stimmt-liehe drei hislior erörterten, Psoro.spcrmien genannten Organismen als homologe Bildungen, als Keimkörnor der (iregarinen zu hetrachten. Die ei- oder kugelförmige Psorospermie wäre das Homologon der Psendouavioelle und des MitUer'sohen gechwäuzton Körperohens (der Psorospcrmicn der Fische).
Betrachten wir aber die Thatsaohen genauer, auf welchen die
Gleichstellung der eiförmigen „Psoro.spcrmienquot; mit den übrigen Formen nach Lieberkühn beruht, so erscheinen sie keineswegs als zwingende Beweise für jene.
Die Gregarine, welche LkbcrkUhn neben den Bildungen findet, die er für Psorospermiencysten hält, ist im Vcrhältniss zu diesen ungemein kloin. Diese verhältnissmässigc Kleinheit der Gregarine fallt nun auch Lichcrkühn selbst sehr auf und ebenso weiter der Umstand, dass er dieselbe nur in sehr seltenen Fällen finden konnte. Eine grösscre Gregarine ferner hat er, wie schon bemerkt, nicht gefunden.
Endlich geht aus Ltaamp;er/Mn'sAbbildungen hervor, dass er eine mit Psorosperraien erfüllte IdeberkUhn'aohe Drilse für eine Psoro-spermienoyste gehalten hat, wie schon Rcincke richtig angiebt').
Es fassen somit die Schlüsse Lieberkükn'a in Beziehung auf die Entwicklung der Psorosperniien der Kaninchenlcber auf sehr unsicherem Boden, womit zwar den im Uebrigen so vortrefflichen Arbeiten dieses
Forschers auf dem vorliegenden Gebiete keinerlei Abbruch gethan werden soll.
raquo;) Evol etc. Taf. X. flg, 1.
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Und dass meine Bcurtheilnng joner Schlüsse nicht, unbegründet ist, dürfte, wenn auch nicht die Thatsache dass letztere keinerlei Boden haben finden können, so doch der Umstand Leweisen, dass selbst diejenigen Autoren, welche die eilonnigcn sogenannten Psoro-spermien als Entwicklungszustand eines Parasiten, sogar specicll einer (iregarine ansehen, entweder ein anderes Gebilde als Mutter-thier für sie annehmen y\io LieberkUlm, oder selbst äussern, es müsse der ihnen zugehörige Parasit erst noch gefunden weiden.
Dazu kommt aber noch, dass Lieberhiilm nach der von mir Seite 32 und .'J.'i angeführten Stelle seiner Arbeit ') selbst einen Cyklus für möglich zu halten scheint, der dem von mir vertretenen im Ganzen entspräche.
Ein Unterschied zwischen dieser anderen Aud'assung IJeberkükns und der meinigen lüge nur darin, dass nach letzterer aus den Zellen, welche durch Theilnng des Psorospcrmioniuhalts entstellen , eine sichelförmige, junge, mit besonderer Bcwegungslabigkcit begabte (iregarine wird, und dass erst diese junge (Iregarine zu der amöboi-den Zolle Lieber/dikn'* sieh gestaltet, welche durch Heranwachsen, Körnig- und Starrwerden und zuweilen durch Annehmen einer Ei-gestalt, noch später durch Einkapsolung, zur typischen sogenannten Psorospormie wird, während Lieherkühn mit Umgehung des sichel­förmigen Grcgarinenstadiums das zelleuiihnliche Thelluugsprodukt der Mutterpsorospermie wieder direkt zur (iregarine , d. h. zu letzterer heranwachsen Hesse.
Auch Wuldenhunj nimmt, wie wir sahen, ganz denselben Ent­wicklungskreis wie ich au, mir wieder mit Ueborgehung des sichol-fönnigon Thicres. Vorzüglich aber treuen sich die Ansichten dieses Forschers und die meinigeu darin, dass wir beide die bisher soge­nannten Psorospermien für (irogaiiuou erklären, wenn gleich ich von ihm darin abweiche, dass ich die Bezeichnung (iregarine auch den verschiedenen Gebilden ziierlheile, aus welchen jene hervorgehen, insbesondere dem sichcUörmigcn Thicrchen.
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Nach unseren gcmeiusameu, sowie nach den Angaben zahlreicher anderer Beobachter steht ferner die Thatsachet'est, dass die encystirten Gregarinen (d, h. „Psorospdnnieaquot;) eine Thcilung eingehen können, deren Produkte körnige Zollen sind, wenn auch eine solche Theiliing vor mir nur an in Chromsäurelösnngen aufbewahrten Objekten gesehen worden ist.
Es können aber auch helle, homogene zellenartige Körperchen aus dein körnigen Inhalt der encystirten Gsegarluon durch allmäligo Umwandlung desselben entstehen, ganz auf die Art und Welse, wie dies von dem Inhalt der sogenannten Pseudouavieelleucyston längst bekannt ist.
Aus diesen hellen oder aus jenen körnigen Zellen entstehen meine sichelfönnigen Thierchen. Zwischenstufen zwischen letzteren und den körnigen Zellen sind, wie der vorstehende Litoratnrbericht zeigt, schon öfter gesehen worden. Aber auch die Thierchen selbst wurden oll'enbar schon gesehen und unter den Namen „stilbchen-förmige Köriierchenquot; , oder als „fadenartigequot; (lebildo etc. abgebildet, so von Slieda, mit dessen Angaben dio meinigon überhaupt sehr Übereinstimmen; hätte dieser Forscher die weiteren Umwandlungen der „stäbchenförmigen Körperchenquot; beobachtet, so hätte er gerade so den Kreis schliessen müssen, wie ich es gethan habe.
Es bildet ferner besonders Ebertk ') Psorospcmien von Ccpha-lopoden mit „ wie es schien noch zusammengerollten Fttdenquot; ab, welche offenbar nichts Anderes sind, als meine sichelförmigen Thier­chen. Die feineren Verhältnisse dieser Fäden Hessen sich bei der Ebcrlh zu Gebote stehenden nur 300 maligen Vergrösserung nicht näher ermitteln. Andere Psorospormieu enthielten neben den Fäden noch eine kleine Körnchenkngel.
Endlich beschreibt auch Lieherkühn'1) in „Psorospennionquot;, und zwar in PseudouaiHcellen aus der Niere des Frosches, „diaphane Stäb­chenquot; und deren Bewegimg und Umbildung zu amöboiden Zelten.
') Khcrth „Ucbor die Psorospertntensohltluobo der Cophalopodon, Zoitsolir. f. wissonsclmftl. Zoologie, Bd. 11, 1868. 8. 800, Tal'. XXXIII. dg. 11, o, t, g. ') Liehcrkiihn, Mülkr'a Arohiv 1864. S. 2 und 3.
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Dieselben beg.innen iu den I'scmlonavicellen „eine langsame Be-wogung horant' und herab, sie bongten sich in der Mitte ihres Kör­pers kniefiirinig, wann sie an der Spitze des Behälters angekommen waren und kehrten wieder um . ,. Nun dehnten sich die Stilbchen auffallend aus, wurden nahezu kngelf'ürmig und fdllten die ganze l'sornspermicnsehalo aus, so dass mau sie nicht mehr einzeln er­kannte; da zersprang die Hülle, es trat zuerst die körnige Kugel heraus, dann kamen die dlaphanen Kurperchen in Kugelgestalt her­vor, eines nach dem anderen, es waren diesmal ihrer drei; vor der leeren Bulle zogen sie sich ilusserst langsam zusammen, dehnten sich wieder aus, eines bildete einige Male stumpfe Fortsätze, zog sie wieder ein, und damit schwand jede weitere Bewegung.quot;
In Fig. ii — (i Taf. I. bildet Liebcrluihn die stäbchentormigen Körperchen ab, allerdings in sehr mangelhafter Weise. Ueberhaupt konnten Eigenschaften und Bedeutung der in Kode stehenden Ge­bilde nicht genugsam erkannt werden, da dieselben, wie aus Vor-stehendem erhellt, nie frei, und aussordom meist nur in bestimmten niederen Eutwicklungsstadien gesehen wurden.
Welche Eigenschaften unseres sichelförmigen Tbierchens berech­tigen nun aber dazu, dasselbe, trotzdem dass es so klein und noch dazu ktrnlos ist als Gregarine aufzufassen ?
Die volle Berechtigung ist schon durch die allgemeine Annahme der Entwicklung der Psendonavicellcn gegeben, wie sie durch Lieber-külin festgestellt worden ist: die amöboiden, ausdrücklich kernlosen Zellen Lieberkiihn's werden selbst von diesem als nichts Anderes an­gesehen, denn als junge Grcgarinen, und meine Thicrehou stellen ja nur eine Vorstufe jener Zellen, oder, wenn mau will, nur eine Phase im Leben derselben dar.
Erst in den grössoreu Zellen (Gregarinen)nbsp; nbsp;tritt, nach den An­gaben der verschiedensten Forscher, ein Kernnbsp; wieder deutlich auf, aber auch da nicht immer, und er schwindetnbsp; nbsp;meist wieder in der Psorospermie vor deren Tboilung.
Während die meisten Autoren allerdings daran festhalten, dass zum Begriff Gregarine ein Korn nothwendig sei, hat schon v. Siebold erklärt, dass es junge Grcgarinen auch ohne Kern gibt, und Andere
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vertreten illo Ansieht, dass unseren Thiorcn übcrlinupt, auch im Alter, ein Kern niolit notliwendig zukoimncn müsse, so besonders Lichcrkültn und Leijdiij.
AVas die Kleinheit des Thiercs angeht, so hesehreibt Nüliikcr') unter dem Namen (iregarina Enohytrael ein laquo;(dolios, welches 0,008 his 0,088'quot; an Länge misst, also nur um 2 ft grosser (18^.) vor-koinmt, als meine (irogarine (Kl,laquo;); und ebenso wird das Thler-chen, welches Vcilcniin') im Blute von Salmo fario gefunden hat, und welches nur 0,0003 — 0,0005 P, Z. laug ist, von Mehreren, z.B. von Leydiy, für eine Gregarinc gehalten.
Auch die Form der Gregarina Knchytraei ist dieselbe wie die meiner Gregarina ialcit'ormis und ebenso soheinen die Bewegungen beider nach den Abbildungen und dem Text bei Kiillikcr so ziem-lieh dieselben zu sein: die Bewegungen der Gregarina Knchytraei „erfolgen ruckweise und bestehen in einem abwechselnden Krümmen und Strecken des ganzen Körpers oder einzelner Abschnitte desselben ohne bedeutende Ortsvoranderung.quot;
Und iibnliehc Bewegungen wie ich sie von der Gregarina faloi-formis beschrieben habe, beschreibt auch Clupardde von einer an­deren Art8).
Charakteristisch für viele Grcgarineuarten ist das Aneinanderlaquo; billigen einzelner Individuen, besonders junger. Kiillikcr meint, es rühre dasselbe vielleicht daher, dass die Thiere in frühester Zeit durch eine Art Längs- oder Quertheilung sich vermehren*). Stein ist der Ansicht, dieses Aneinaiiderhängen zweier Thiere in der Jugend sei nur die Einleitung zum Fortpflanznngsakte5), indem er ja an-
•) KölKker, „Beltrilge zm- Koimtnlss niederer l'hloroquot;, Zottsohrlft f. w. Zoologie, Bd. I. 1848. S. 17.
1) Vaknlin, Ueber ein Entozoon Im Blute vou Salmo fario, Müller'n Xvch'w 1841. S. 435.
3) Chipnrhh: Rochorchos atiatomlquos sur los Anrolidos, Turbollftrlös, Opft-lincs et Origartnes. Gon6ve amp; Paris 1801, S. 00. *) Ki'Aliker, Zeltsohr. f, w. Zoologie, Bd, I.
s) Stein, 1. c.
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nimmt, ila.ss Immer zwei Grogariueu zusammen sioh encystireu, bevor sie sich theilen, dass somit die Fortpflanzung dieser Thiere auf einer Conjugation beruhe, ähnlich der gewisser niederer Pflanzen.
Eilr zahlreiche Fälle 1st diese Annahme nachgewiesenermassen nicht richtig, so auch nicht für den unserigen.
Hier kapselt sich je ein einzelnes Thier ein. Das Zusanimen-bängen einzelner Thiere im freien Zustande ist hier aher nichts als ein Ueberbleibsel ihres Zusammenhängeus in der Umliüllungshaut, beziehungsweise in der Kapsel. Nach der Befreiung aus dieser, oder auch schon vorher, lösen sich die einzelnen Individuen allmiilig von einander ab, — zuerst hängen sie oft noch alle zusammen, schliess-lich ihrer nur noch zwei, bis auch diese sich von einander lösen.
Nun weist aber nichts darauf hin, dass das Zusammenhängen der Thiere innerhalb der Umlullluugsbaut ein Rest voraufgegangener Theiiung sei. Vielmehr sieht man die Zellen, die körnigen oder homogenen Körperohen, aus welchen die kloinen Gregarlnen entstehen, oft genug getrennt von einander in der UmhUllungshaut liegen.
Man darf daher vielleicht annehmen, dass jenes Zusammen-hängen einem Begattungsakte gleichzusetzen ist, wobei allerdings eigen erschiene, dass das Thier erst nach der Begattung ausgiebig zu wachsen anfinge.
Aber es spricht dafür, dass der sichelförmige Organismus als ein in gewissen Beziehugen — abgesehen vom Waohsthum — fertiges Thier anfgefasst werden darf, auch der Timstand, dass es nur in dieser Form und in der unmittelbar darauffolgenden — als amöhoide Zelle — Bewegungsersoheinungen zeigt, welche bald nachdem die amöhoide Zelle gebildet ist, und je mehr sie zu wachsen anfängt, aufhören: es schickt sich dasselbe also zu dieser Zeit, indem es zur Ruhe ge­kommen ist, schon gewissermassen zur Einkapselung an. Zugleich beginnt sein Körper immer mehr körnig zu werden.
Indem ich also die ei- oder kugelförmige encystirte sogenannte Psorospermie der Wirbelthiere als eingekapselte (iregariuo ansehe muss ich deren Tbeiluugsproduktc, die Zollen aus welchen die sichel­förmigen Gregarinen entstehen, für Psorospermien nehmen, und in der That nennt auch Licbcrkühn dieselben Theilungsprodukto, welche
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aus dem luluilt del' PsoiulouavicollcncyHtcn cntstehon, schon Psoi'O-speimieu. So benennt er aber auch noch diese Zollen, naclulciu sie sich mit einer Hülle umgeben haben: die l'seiulonavicellen.
Es scheint nun, dass ein vollkommenes Homologen der Pseudo-navicellen auch bei unseren Organismen vorkommen kann, indem die fraglichen Theilnngsprodukte der encystirten Grogarine sich mit einer Illllle, ganz von der Form derjenigen der Paeudonavloellen Hin­geben und innerhalb derselben die „stäbclientonnigcu Körpcrchen'' ent­wickeln können. Stieda bildet in seiner Fig. 8a—d derartige For­men ab und ich habe in Fig. G4 eine derselben wiedergegeben.
Es sind also jene Theilnngsprodukte unserer Gregarinen, dann die Pseudonavioellen und endlich auch die Müller'sahen Psorospermien homologe Bildungen, und mache ich zur Unterstützung dieser Ansiebt noch auf eine Abbildung Lkbcrkühtis aufmerksam, welche eine Ent­stehung von Psorospermien, deren eine schon mit einer Hülle umgeben ist, in einer unserer encystirten Gregarinen darstellt1).
Abgesehen aber von Alledem und abgesehen auch davon, dass fllr die ei- oder kugelförmigen „Psorospermien'' der Wirbelthiere von keinem der zahlreichen Forscher, welche sich mit deren Untersuchung beschäftigt haben eine Gregarine mit Sicherheit gefunden worden ist, ist der im Vorstehenden angenommene Kutwicklnngskrois gerade spcciell auf der Strecke zwischen den kleinen Zellen und den „Psoro­spermienquot; so vollkommen durch alle Uebergtlnge geschlossen, dass ein weiteres Element, eine grösscre Gregarine gar nicht herein gedacht werden kann, und nicht weniger vollkommen dürfte er in seinen (Ihrigen Thcilen geschlossen sein.
Die Krankheit endlich, welche durch die Parasiten hervorgebracht wird, scheint also in den meisten Fällen in der Leber oder aber im Darm, auch zwischen beiden im Mesenterinm, in den M|sentcrial-Drüsen (Reincke) ihren Sitz zu haben.
Wie die Anhäufung der QregaHmn in der lieber, hauptsächlich wie es scheint in deren Gallengängen, eine Bindegewebswuoherung
') Evolution des Qrögarlnos, Tal'. IX, Flg, 21.
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und kä.slf;'oii Zerfall in diosem Organ licrvorljringt, dnrcli welche Bohliesslioh das i'aranchyu dor Ürtl.so vollkommen zerstört worden kann, so werden durch sie ähnliche Bindegewebswuchcrnngon In der Danuschloinihant bewirkt. Dort sind anch Erscholniingen aenter Ent­zündung, hervorgehraeht durch die (Iregarincn („Psorosperniienquot;, Ueincke) beobachtet, und besonders häufig wird das Darmepithcliiini durch dieselben vollkommen zerstört oder doch für seine Funktion nntanglioli gemacht.
Es ist an sich selbst klar, dass derartige krankhafte Verändor-uugen Im Organismus bei einiger Ausdehnung den Tod desselben herbeiführen können oder müssen.
Und in der That stimmt auch der Ausspruch einer grossen Zahl der erwähnten Forscher mit mir darin liberein, dass häufig Todes-lälle durch „Psorospermienquot; bei Thierou beobachtet werden, und es soll die Krankheit dann besonders heftig erscheinen, wenn die Thiere an dumpfen Orten, in auf fenohtem Boden stehenden Ivilligen längere Zeit gefangen gehalten wurden.
Beim Menschen sind (Iregavinon („Psorospermienquot;) im Darm vor mir schon von Kjellberg') gesellen worden; ausserdem in der Leber von Guhlcr'2), Dressler *quot;) und Virehow, und endlich, wie angegeben, in der Niere nnd an den Haaren von Lindeniunn.
Leider existiren von diesen Fällen keine genaueren Sektions-nnd Krankenberichte) wie es auch mir, wie bemerkt, nicht möglich war, solche ZU bekommen.
Wir müssen nach Vorstehendem eine Grcyarinenkrankhcil, Gre-garinosisf specioll für die Säugethiere, den Menschen inbegriffen, aufstellen, über deren Vorkommen besonders bei letzterem und über doren Bedeutung für ihn, die fortgesetzt auf diesen Gegenstand gerichtete Aufmerksamkeit fernerhin vielleicht nicht unwichtige Er­gebnisse für die Pathologie zu liefern vermag.
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') Vu'cliow, Holmlntliologlaohä Nbtlzon; Vircliow'a Arohiv, Bd. WUT, S. Ö27.
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'#9632;') s, Leucka/rt, die monsohl. Paraslton.
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Sohltosslloh möclito iohnooh der üßflSoÄör'soheuSohlttuohe, welche neuerdings oft Psorospermiensohlauolie genannt worden, mit einigen Worten Erwtthuung tlnm. Dieselben werden als ans einer Hülle uud Inhalt bestellend besolirleben, von welchen der letztere durch zarte Seheidewände in mehrere Abtheilungen getheiit, entweder fein­körnig 1st, oder zusammengesetzt aus kleinen Zellen, oder aber er besteht aus sichelförmigen, halbmondförmigen oder elliptischen Körperohen, welche ans jenen Zeih..,, hervorgehen, und an welchen man beobachtet hat, dass sie sich wieder in Zellen zusammenkugel­ten. Diese Körperchon sind aucli in Grosse llbereinstimmend mit meinen mondsiohelförmigen Gregarinen, nur bemerkte man an ihnen keine Bewegungen, und auch im Bau zeigen sie Verschiedenheiten von letzteren.
Allein die Aehnlichkoiton zwischen diesen Körperchon und mei­nen thierischen Gobilden sin,! in Hau und Entwicklung doch der Art, dass sieh die Frage aufwirft, ob wir nicht in Ihnen zwei Gatt-UUgen von Organismen derselben Familie vor uns haben.
Dann wäre der ganze Miescher'sche Schlauch, oder aber, was ich hier nicht entscheiden kann, je eine der Abtheilungen, in welche sein Inhalt getheiit erscheint, einer meiner eingekapselten Gregarinen gleichzusetzen. Die Gregarino tbeilte sieb in PurohungskUgelohen; aus den Furohungskügelchon bilde, sich die halbmondförmigen Kör' perchen, d. i. Junge Gregarinen, diese werden zu Amöben - einer anderen Gregariuenform - und die Amöben müssen wiederum als zum Muttorthier heranwachsend gedacht werden.
Auf diese Weise könnten wir die sonst so räthselhafton itficscAer-schen Schläuche verstehen und wir könnten uns auch ihr Vorkommen in den Muskelfasern denken, indem wir annahmen, dass die halb-mondförmigen Körperohen, nachdem sie mit Muskolfloisch, welches Miesoher'soho Schläuche enthält, in den Dann von Thieron gelangt mid frei geworden wären, von hier aus in die Muskeln des neuen Wirtha wanderten, ähnlich den Trichinen,
Vielleicht ist diese Hypothese einer Prüfung würdig.
Der Vollständigkeit wegen schliesse ich hier noch die Literatur über die MseacÄer'schen Schläuche an:
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i) Miesohw, Vorhandlungon der tiaturforsohenden Qesellaohaft zu Basel, 18Ji!. 3) liainey, Philosoph, Transact. 1887. S. Ill ff. 8) r. Hessling, Zoltsohr. i'. wlssousohi /oologio. lid. V. #9632;1) Vircluuc, '/,uv Ti'lokliienlohi'o. Dessen Arohiv, Bd. XXXII. 8.880. ö) Lichcrkiihn, Sltüungsbor, dcrOosollsohaft naturforsohenderFreunde. Berlin, 16. Febr. 1864.
6)nbsp; nbsp;Virchow, Darstellung der Lehre von den Trichinen, 1864
7)nbsp; Jtippiny, Zoitschr. P. rat, Mod. 1840, dritte Reibe, Bd. XXIII, S. MO.
8)nbsp; Gerlach, Die Trichinen. Hannover, ISüG.
!)) Berkhan, Ergebnisse der mlkroskop, Untersuchung des gohweineflelsohoSi
Vlrohow's Archiv. Bd, XXV. 1800. l(') Leisering und Wiriklei', Psorospormlenkrankheit beim Schafe etc. Vlr­ohow's Archiv Bd, XXXVII, 8, 481 und „Bericht llbor das Voterintlr-
wpson im Königreich Sachsen für das .Inlir 1866. 11 i Virchow, Ebendas. S, 256.
12) Mann, M, Schultzo's Archiv r. mlkr, Anat. Bd. III. 18) Dammann, Vlrohow's Arohiv, Bd. XLI. 8. 288 II'. M) Boloff, Vlrohow's Archiv, Bd, XLVI, 8.487, 15) Fürstenberg, Mltthoihuigon a. d. naturw. Verein v. Neu-Vorpommern
und RUgcn I. 10) Jid. Kühn, Untersuchungen tlber die Trichlncnkrankhelt der Schweine.
Mlttlieihingen des landwirthschaftllohen Instituts der Universität Ilnlle.
Herausgegeben von ,/. Kühn, Jahrg, 1805, Berlin 1865, S, 1—84. 17) Kölliker, Mikroskopische Anatomie, Bd. II., erste Hälfte. 1850. 8. 200
und 201,
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Als das Vorstehende bereits im Druck begriffen war, erhielt, ich durch die Gute des Herrn Professors Fürsknbenj in Ehlcua einen Aufsatz von Jüwlta1) über „Psorospermien* zugeschickt, wofür ich demselben zu grossem Dank verpflichtet bin.
ii'trote behandelt die eiförmigen ^Psorospermionquot; und dieilßesCÄer'-sohen Schläuche. Die letzteren sind nach ihm bewimperte Infusorien (die feine Stricbelung, welche auf der Hülle der MescÄer'schen SohlttUohe vorkommt, wird bekanntlich von Manchen für einen Best von Muskel-Substanz, von Anderen für Wimpern gehalten), eine Ansieht, welche schon trüber ausgesprochen worden war. Dieses Infiisoriiun soll nun die niereu - oder halbmondförmigen Körperclicn — Psorospermien — als Keimkörner in sieh erzeugen.
Ebenso sollen die „Psorospermienquot; der Kauinchenleber aus bewim­perten Infusorien hervorgehen. Diese Infusorien sind etwa von der Grosse weisser Blutkörperchen oder doppelt so gross; sie entstehen aus den Furchungskügelelion, welche aus dem „Kernquot; der „Psoros-permle* gebildet werden, indem diese sich mit quot;Wimpern bekleiden. Sie gelangen nun, nachdem sie, um ihren Umfang zu verkleinern, ihre.Wimpern abgestreift haben, in die Epithelzellcn oder in die Lieberkülin'schon Drüsen des Darms, oder in die Qallenwege, wo sie allmälig zu „Psorospermienlaquo; heranwachsen. Der „Kernquot; dieser, d.h. der auf eine Kugel zusammengezogene Inhalt, theilt sich, besonders rasch unter dem Einllu.ss feuchter Wärme, nachdem sieh zuerst sein
') Jiinolta: Psorosperml e psorospormosi nogll anlmali domestiol, In; II medico veterlnarlo, glorralo theorlco, praotico dclla If. souola di Medlolna
vntcrinnria dl Torino. Serie terzu, anno quarto. Vol. IV. Nro, 2, Feliruarlo und Nro, 8, Marzo I8(i!).
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Nuoleus gctlioilt luvt, in vier ciförmlgi! Kui'iiei'dicn, zwisohon welchen oft nocli ein fünftes, rundes, zu Tage tritt (vgl. vorn S, 10). Diese KOrperohen gestillten sich der Beschreibung nach — und auch nach den übrigens nicht sehr deutlichen Abbildungen — in Gebilde wie das in Fig. 04 nach Stieda gezeichnete. Die eiförmigen KOrperchen schienen sich manchmal zu bewegen und'bei anfmorksanioin Zusehen schien in ihnen zuweilen ein Stäbchen zu liegen, dessen beide Enden ans einem glänzenden Kügelchen geformt wären, — allein das war Täuschung.
Die erwähnten vier Körperohen hatten sich später in 8, 12 und 14 getheilt und aus diesen wuchsen wieder die Infusorien heran.
Es sind also nach Rivulta die Micscher'aoliQü Schläuche nud die eiförmigen „Psorospermienquot; zwei verschiedene Arten von Infusorien, welche sieb dadurch von einander unterscheiden, dass die eine bevor sie an den Ort gelaugt an welchem sie sich venuehrcu will, ihre Wimpern abstreift, die andere nicht. Beide entwickeln aus sich Keimkörner — Psorospermien; die .l/Zcsr/w'schen Schliiuche die halb­mondförmigen, die „Psorospermienquot; des Kaninchens an einem Ende abgerundete, am anderen spitze Körperchen (Fig. 64), ans denen sich wiederum kleine Zellen bilden.
Die Entwicklung der letzteren geschieht ausserhalb des ersten Wirthes, im Kolli, mit welchem die wimperloson Infusorien, d. i. die sog. eiförmigen „Psorospermienquot;, ausgeworfen worden sind. Und erst nachdem die hier entstandenen Furchungskügelchen wiederam in den Darm eines anderen Tliiercs gelangt sind, bilden sie sich dort zu bewimperten .Infusorien um.
Bivolta luvt Fütterungsversuohe gemacht. Sein Aufsatz enthält noch manches Interessante, ohne dass ich leider hier noch darauf eingehen könnte
Seine Auffassung äamp;vMiesoher'Bohm Schläuche stimmt vollkommen mit dem Uberein, was ich hypothetisch angenommen habe, —• wenn wir statt Infusorium öregarine setzen. Kbenso ist seine Ansicht über die eiförmigen „Psorospermienquot; im Princip mit der meinigen nicht in Widerspruch: von dem bewimperten Infusorium abgesehen, welches, nm in die Kpitholzellen gelangen zu können, sein Wimperlaquo; klcid abstreifen soll (?), fassen wir beide — und so auch Waiden-
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burg —#9632; dio sogenannte Psorospennio als Mnttertliior auf, welche sohllesslioh araöbolde Zollen aus sieh entwickelt. Auch Bivolta bat oifenbar etwas von den siolxelförmigen Thierohen gesellen, und die Keimkörnor SlicJa'ä bildet er, wenn auch mangelhaft, sogar ab. Nennen wir dio „Psorospermiequot; statt Infusorium also Gregarino, so belinden wir uns für eine Eeihe von Tliatsaclien in IJebereinstimumng und wir erhalten für beide, für die Mieso/ter'sohen Schläuche und für die eiförmigen „Psorospormienquot; einen Entwicklungskreis, dessen ein­zelne Glieder sich gegenseitig homolog sind.
Die eiförmigen oder runden sogenannten Psorospermim sind
1)nbsp; nbsp;Körper von einer Form wie sie der Xnme bezeichnet, 25 u, im grössten Durchmossor haltend, ans körniger Masse bestehend, welche in sich zuweilen einen Korn enthält und welche von einer doppolt begrenzton, structurlosen, durchsichtigen Kapsel oder von einer zarton Haut umgeben, oder aber nackt ist.
2)nbsp; nbsp;Dio Kapsel (Hülle) ist häufig von einer oder von zwei Mikro-pyleu durchbohrt; ist nur eine solche vorhanden, so befindet sich diese am spitzen Ende des Eies.
3)nbsp; nbsp;Dio mit einer Kapsel versehenen „Psorospermienquot; sind als ein­gekapselte, dio hüllenlosen als (iregarineu aufzufassen, welche sich einzukapseln im Begriffe stehen.
4)nbsp; nbsp;Diese Gregarincn leben in grosser Menge zusammen (Gregarino von Grex, lleerde) in der Leber, im Darm und zuweilen in den Mosenterialdrüsen und in den Nieren von Sttugethieren (Kanin­chen, Maus, Ratte, Hund, Fledermaus, Maulwurf (wo ich sie oft fand) und besonders auch im Mensclion, wo sie auch au an den Haaren beobachtet sind), von Vögeln (Sperling, Huhn), von Amphibien (Frosch) und Fischen.
5)nbsp; nbsp;Sie können eben durch ihre massenhafte Ansammlung dio Zer­störung wichtiger Orgaue bewirken und dadurch den Tod her­beiführen. In der Lober wachsen sie hauptsächlich in den Gallenwegen und in deren Epithel, im Dann im Epithelium und in den LieberkUhriaohm Drüsen ans amöboiden Zellen heran, Jenes vermögen sie im ganzen Umfang des Darms vollkommen zu durchlöchern, zu zerfetzen.
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(() Auh dem Darm gelangen sie vermittelst, des Koths an ilio Aussen-welt oder aber sie gelangen aus dorn Dann oder ans der Leber des ersten Wirths direkt in einen zweiten. Innerhalb des Kör­pers dieses zweiten Wirths, oder im Koth ausserhalb tlesselbeu beginnen sie sieh zu vermehren.
7)nbsp; nbsp;Der Inhalt der Kapsel, welcher sich mit einer Uinhlllhmgshaut umgeben hat, zieht sich mit dieser zu einer Kugel znsammon. Innerhalb der TlmhUllungshaut golien auch die weiteren Stadien der Entwicklung vor sich. Die Kugel furcht sich in kleine Körpercheu (Psorospennien), welche sich mit einer zarten, am einen Ende spitz gestalteten, am anderen abgerundeten Hülle umgeben können (Psorospennien) (Stiedu). Der Inhalt dieser wandelt sich in raoudsichclförmige Thierchen von 9 —1(gt; /ii. Längendurohmessei um (stäbchent'örmigo Körper, junge Gre-gariuen), oder aber es bilden sich diese direct aus den Furchungs-ktlgclchon horvor. Diese jungen (irogariueu kugeln sich zu amöboidon Zollen, einer anderen (iregarineni'orm, um und diese dringen in die Epitholialzellen des Darms, in die Leber etc. ein und wachsen zu den runden oder eiförmigen Gregarinen heran, welche fälschlich „l'sorospermieuquot; genannt werden. Dieselben kapselns ich ein, um von Neuem die Vermehrung zu beginnen.
8)nbsp; nbsp;Diese letztere wird begünstigt durch feuchte Wärme, Aufenthalt der Thiere an dumpfen, feuchten Orten, schlechte Nahrung.
9)nbsp; nbsp;Die in Eig. 04 abgebildeten, eben erwähnten Körperchen ÄtP(/laquo;'s, aus welchen die mondsichelähnlichen Thierchen entstehen, oder aber die Furcliungskügclchen, wenn letztere aus diesen direkt sich bilden, sind die wirklichen Psorospermien, die Keimkörner der Gregarinen, die Homologa der Psoudonavicellon und der „Psorospennien der Fischequot; (der geschwänzten und ungeschwänz-ten Körpcrchcn Juli. MiÜlet^B).
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Erklärung der Abbildungen.
Fig. 1 bis 45 und .')!) bis 01; von dorMaus, und y.wav mit Ausnabmc von
Fig. 27 und '28 aus dcron Dann. Fig. 1, Vorachledone Formen von Zellen (amöboldo Zollen, Jungo Oregarlnon)j
\\ii\ sie. tlieils frei , tlieils in K]iitlielzellen cingesclllossen neben
„Psorospermlenquot;) d. i. alten Grogai'lnent Im Darm vorkommen.
n) Durchaus homogene odor nur wenige Körnchen enthaltende /eilen (Qregarlnen) von BhitkOrporchengrösBe, oder etwas grosser oder kleiner, nur selten einen Kern zeigend,
b —f) Zwischenstufen zwischen n und „Psörospormienquot; (d. i. nlten Oregminon . Fig. li ',)). Fig. 2. Zwei der beschriebenen Zcllonformen und eine „Psorospermloquot; (.m)
in Cylinderzellen, forner eine. ^Psorospermloquot; in eine Becherzelle (b)
eingeschlossen. Tu der links stellenden Figur ein heller Hof um die
eingeschlossene Zelle. Fig. 3 und 4, „Psorosperralenquot; ohne Hülle und Kern. Fig. S. Kornhaltige „Psorospermiequot; , von einer zarton Haut umgeben. Fig. fi. Eiförmige „Psorospermiequot; mit zwei kornartigen Körperohen im Tu­nern, von einer zarten Haut umgeben, welche von einer Mlkropyle
durchbohri ist. Fig. 7 und 8. Elngokapselto Psorosjiermien , die eine mit 2 Mlkropylen und
drei kornartigen Körperohen. Fig. 9. Der Inhalt der Kapsel fängt an. sieh von derselben zurückzuziehen.
Er ist von einer UmhUilungsbaut (a) Hingeben. Fig. 10. Her Inhalt der mit einer MIkropylo versehenen Kapsel hat sieb zur
Kugel zusammengezogen. Fig. 11 und 12. Her Inhalt ist zur noeli kleineren Kugel geworden, a Um-
litillungsbant. Fig. 18 — lö. In der körnigen Kugel treten liomogene Körpereben auf, Fig. ID. Solelie Körpereben siml, nachdem der körnige Inhalt verschwunden
ist, allein noch übrig, von der Vnibiillungsliaut umgeben. Fig. 17. Neben den runden linden sieb niondsiebellormige Körperchen (Junge
Oregarinen). Fig. 18. In dcrUmhUUungshaut nur Qregarlnen nebst einem körnigen KUgolchcn. Fig. 10. Qesprongto Psorospormionoysto.
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—'_,.quot;). Die aus der Cysto frei gewordene UmhUlIungshaut mit den runden, bomogeneu Zellen allein, oder zugleich mit jungeraquo; Qregarlnen, oder nur mit letzteren ; in Fig. 23 und 24 neben ilmen das körnige Kügelehon.
Aus der Umliiillungsliaut freigewordene junge Oregarinen, zu einer amiiboiden Zelle allmiilig sich zusammenkugelnd, welche identisch ist mit einigen Formen der unter Fig. 1 a gezeichneten, d. i., welche eine weitere junge Gregarinenlbrm darstellt.
und 28. Aus dem Mäusekoth. Bel u In Fig. 28 ein Körper wie. ein Kern in der zarten Hülle.
JungeGrogarlneu In olgenthUmllcher Anordnung in dorXJmhttllungehaut, Dieselben zum Theil zu „stttbchonförmlgon Körperchenquot;, mit knöpf-fürmigen Anschwellungen an den Enden, zusammengezogen. Dabei eine homogene Zelle , in welche, sich eine junge Oregarine zusammen­gezogen hat.
und 32. Aebnliche Formen; in Fig. 32 ist, wie In 29 a, eine körnige Kugel zu sehen.
Junge Qregarlnen aus der UmhUllungehaut befreit, aber noch In der Anordnung, wie sie Innerhalb derselben lagen.
Freie Qregarlnen , meist das eine Ende zu einer kugeligen Anschwel­lung zusammengezogen.
—nbsp;38. Zwei oder drei junge Qregarlnen mit einem der sjutzen Enden verbunden.
und 40. Dieselben einzeln.
bis 47. Art und Weise, wie sich die Qroginon zur amöboiden Zelle zusammenziehen.
—nbsp;58. PsoroBpermlen vom Frosch; Znsammcnziehung und Thellung des Inhalts in der Cysto und in der Umhüllungshaut, und Umbildung zu kleinen körnigen Zellen, welche schllessllch mit der Umhiillungs-liaut frei werden.
bis (il. Psorospcrniicn aus dem Darm der Maus ; der Inhalt der Kapseln nach Einwirkung von Chromsäurelosung in Thellung begriffen. Psorospermten der Fische nach Joh. Midier. Pseudonavlcellen.
Bildung eines „stUbchonfdrmtgen Körperchcnsquot; in einer pseudonavi-cellenartlgen Hülle; aus der Kaninchcnlehcr, nach Stieda.
-28 und 48 —(!1 nach übjeetiv 8,
—nbsp;47 nach Tauchlinse 10 (HartnaokJ gezeichnet.
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