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Auf Grundlage der bisher gewonnenen Erfahrungen
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Dr. M. F. Roll.
l'rofesfior an ilur k. k- irnivursitKl und am k,k. Tljicrarznei Instilullaquo; zu \Vilaquo;;ii -n-
WIEN. 1864.
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Die
rinderpestahnliche Krankheit
der
Schafe und Ziegen.
Auf Grundlage der bisher gewonnenen Erfahrungen
geschildert
Dr. M. F. Roll,
Professor an der k. k. Universität und am k. k. ThierarzneMnstitute zn Wien, d. Z. Mitglied der ständigen Medicinal-Commission bei dem h. k. k. Staats-Ministerium etc.
r'C/2
Wien. 1864.
Wilhelm Braumüller
k. k. Hofbuchhändlor,
BIBLlOTHEts DEh
RIJKSUNIVERSli c.i '
UTRECHT.
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Vorwort.
Die zuerst von den Dren. Mciresch und Galambos beob­achtete Ansteckungsfähigkeit der Schafe und Ziegen durch das Contagium der Einderpest und die Uebertfagbarkeit der hiedurch bei diesen Thieren sich entwickelnden Krankheit zurück auf das Eind, hat sich während der letzten verheerenden Invasion der Einderpest in verschiedenen Ländern wiederholt herausgestellt, und wurde auch durch vorgenommene Impfungen nachgewiesen.
Den factischen Stand dieser Frage auf Grundlage der bisher stattgefundonen Publicationen, amtlicher Berichte und eigener Erfahrungen zu schildern ist der Gegenstand der vorliegenden Blätter.
Die neue Gefahr, welche aus dieser Seuche, namentlich mit Rücksicht auf ihre leichte Uebertragbarkeit auf Rinder, dem Nationalwohlstandc erwächst, und welche die Anordnung einer Eeihe veterinär-polizeilicher Maassregeln theils jetzt schon noth-wendig machte, theils noch fordern wird, mag es rechtfertigen, dass ich die sämmtlichen mir bekannt gewordenen und von mir selbst gemachten Wahrnehmungen gesammelt und aus denselben die nach dem heutigen Standpunkte unserer Kenntnisse über diese Seuche sich ergebenden Folgerungen gezogen habe. Die hiebei hervortretenden Lücken dürften um so mehr auffordern, jede sich darbietende Gelegenheit zu weiteren Beobachtungen und Forschungen zu benützen.
Das hohe k. k. Staats-Ministerium hat in Würdigung der Wichtigkeit des Gegenstandes nicht nur die materiellen Mittel
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zur Vornahme von Infectious- und Impfversuchen, sondern auch die Ermächtigung zur Benützung der amtlichen Berichte eben so wie das hohe k. k. Kriegs-Ministerium die VeröfFentlielumg der, die Militärgrenze betreffenden Daten bewilliget und hiedurch überhaupt erst diese Arbeit ermöglicht.
Meinen geehrten Collegen, den Herren Professoren Dr. Pill-wax und Dr. Bruckmüller, welche mir bei der Vornahme der Impfversucbe freundlichst zur Seite standen, sage ich meinen aufrichtigen Dank.
Wien, im April 1864.
Dr Roll.
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EINLEITUNG.
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den leztverflossonon Jahren wurde ein seuchonartiges
Erkranken von Schafen und Ziegen in Localitäten, in welchen die Rinderpest herrschte, u. z. unter Erscheinungen, welche mit dieser die grössto Aclmlichkeit hatten, in verschiedenen Ländern constatirt. Beohach-tuugen, dass Schafe und Ziegen, welche mit postkranken Rindern in Berührung gestanden hatten, unter Erscheinungen er­krankten, welche jenen der Rinderpest analog waren, sind wohl schon früher u. z. in den letzten Decenniën wiederholt, wenn auch nur sehr vereinzelt gemacht worden.
Staatsrath Jessen in Dorpat') führt an, dass eine Ziege, welche mit Vieh, das an einer sehr hösartigen Eorm der Rinderpest erkrankt war, zusammengestanden hatte, am 14. October 1834 an­scheinend gesund zur Stadt gebracht worden, am folgenden Tage un­ter Fieberersoheinungen, Ausfluss aus der Nase und aus den Augen, dann unter heftigem Durchfalle erkrankt, aber endlich wieder vollkommen ge­nesen sei. Jessen sprach schon damals den Gedanken aus, dass diese Ziege von der Rinderpest angesteckt gewesen sein könnte; er zweifelte aber, da bis dahin ein ähnlicher Fall nicht bekannt war, an der Möglichkeit einer solchen Ansteckung, nahm sich jedoch vor, bei sich darbietender Gelegenheit Impfversuche in dieser Hinsicht vorzunehmen. Wahrend des Herrschens der Rinderpest im Jahre 1850 wurde von mir eine riuderpestähnliche Erkrankung bei zwei Ziegenböcken, freilich nur
•) Je sson Notizen über die Lnngenseuche und Rinderpest. Gurlt und Hcrtwig Magnzin für die ges. Tliierheilkunde. 2. Jahrgang 1830, pag. 21i). Roll, d. rinderpestähnl. Krankheiten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;-•
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auf Grundlage vorgenommenei Sectionen und ohne eine Uebertragung des Contagiums vom Einde aus direct nachweisen zu können, constatirt. *)
Im August 1S52 nahm Jessen die Impfung zweier Ziegen in Neu-Eussland mit Impfstoff vor, welcher 8 Tage zuvor einem pesl kranken Steppenochson cntncmmen war.quot;) Die Impfung blieb jedoch ohne joden Erfolg.
Im Jahre 1855 :') wurde auf der Kas an'sehen Lehrferme von Sergej e'W ein Hammel mit der Rinderpest geimpft, welcher 8 Tage nachher erkrankte, und 4 Tage später zu Grunde ging. Die Symptome waren Auslluss aus den Augen und aus der Nase, Stöhnen und Aechzen, Durchfall; bei der Section fand sich Entzündung und stellenweise Ul-ceration der Schleimhaut des Labes, Anfüllung des Zwölffingerdarmes mit Sand, Entzündungsspuren an seiner äussereu Oberfläche, Ausdeh­nung der Galleublase durch wässerige Galle.
Nach Paschke witsch4) befallt die Binderpest (nach ihm die cutzündlioh faule Krankheit) nicht selten auch die Schafe; er lässt es dahin gestellt, ob in Folge allgemeiner Ursachen oder einer Ansteckung durch liindor. Er sah solche Fälle 1856 in einem Dorfe Staraja Mysa, des Zaskojo - Soloschen Kreises, wo an dieser Krankheit eben so viele Schafe als Kühe fielen, nachdem diese beiden Thiergattungen in denselben Ställen gehalten worden waren.
Im Jahre 18(51 wurden in Dorpat zwei Schafe mit einem, im C he r s o n'schcn Gouvernement gesammelten Einderpest - Impfstoffe, welcher bei Eindorn angewendet, sich als wirksam erwiesen hatte, ohne Erfolg geimpft, 5)
Nach einer brieflichen Mittheilung Jessen's wurden 2 Lämmer von pestkranken Kälbern angesteckt und erkrankten unter den gleichen Symptomen. Das eine fiel, das andere genas. Die Impfung zweier Mut­terschafe blieb ohne Erfolg.
') Zeitschrift der k. k. Gesellschaft der Aerzte, 7. Jahr­gang (1851), 1. Band, pag. 356.
2)nbsp; Bericht über die ersten, auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers in Neu-Eussland angestellten Impfungen der Rinderpest. St. Petersburg 1854, pag. 42.
3)nbsp; nbsp;Briefliche Mittheilungeu Jessen's in Kreutzer's Central-Zeitung für die ges. Veterinärmedicin und ihre Hilfswissenschaften. 5. Jahrgang (1855), pag. 119.
4)nbsp; Medicinische Zeitung Kusslands, 14. Jahrgang (1857) Nr. 38. SJ Die Wirksamkeit der Klinik der Dorpat'schen Veterinär-
schule in den J. 1860 und 1861. Dorpat 1862. Artikel: Kinderpest, pag. 38.
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Die bisher angeführten Wahrnehmungen betrafen jedoch nur ver-einzelte Fälle. Erst die Invasionen der Einderpest #9632;während der letzten 3 Jahre, namentlich aber jene des Jahres 1S63, welche über weite Länderstreeken verbreitet und sehr bösartig herrschte, gaben Gelegenheit die pestartige Krankheit der Schafe und Ziegen im Grossen — als Seuche zu beobachten. Nicht nur wurde hiebei die Fälligkeit der Uebertragung, der Einderpest auf Schafe und Ziegen im quot;VVege der natürlichen Infection sichergestellt, sondern auch die Möglichkeit Schafe und Ziegen durch die Impfung mittelst eines geeigneten Vehikels des Ein-derpest-Contagiums anzustecken, zweifellos constatirt.
Wir versnellen in Nachstehendem eine Schilderung der bis nun gewonnenen Thatsachen, in so ferne sie uns bekannt geworden sind, nach diesen beiden Eich tun gen hin zu geben.
Erfahrungen über die rinderpestähnliche Erkrankung
der Schafe und Ziegen, veranlasst durch natürliche
Infection durch pestkranke Rinder.
T)ie erste hicher gehörige Beobachtung wurde von dem verdienst­vollen Landesthierarzto in Böhmen Dr. Maresch bereits zu Ende des Jahres 1859 gemacht. In den damals von ihm erstatteten Berichten, wurde auf die grosse Aehnlichkeit der Symptome und des Sections-befuudes der, in einer von der Einderpest verseuchten Ortschaft #9632; auf­getretenen Krankheit der Schafe mit jenen der Einderpest ausdrücklich hingewiesen, ohne dass er jedoch bei der Neuheit des Gegenstandes gewagt hätte, sich damals schon für die Identität der beiden Processe mit Bestimmtheit auszusprechen.
Ein ähnlicher Fall kam demselben Beobachter im Beginne des Jahres 1S60 vor, und auch hier wurde sogleich bei der ersten Con-statirung der Seuche die auffallende Analogie dieser Schafkrankheit mit der Einderpest hervorgehoben.
Zu Ende des Jahres 1SG1 wiederholte sich dieselbe Thatsache in Böhmen, und beinahe gleichzeitig wurde von dem Professor der Thiei-arzneischule zu Pest Dr. Galambos mitgethcilt, dass auch in Ungarn ähnliche Erkrankungen constatirt worden seien.
quot;Wir wollen die von da an bis jetzt in dieser Hansicht gemachten Wahrnehmungen, insoweit sie uns zur Kenntniss gekommen sind, u. z. vorerst jene, welche Oe st err eich betreffen, grössteutheils auf Grund-
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lage ämtlicher Daten, dann jene, welche das Ausland geliefert hat, mittheilen.
I. In Oesterreich gemachte Wahrnehmungen.
1. Böhmen. ')
Die erste einschlägige Beobachtung, datirt vom December 1859 aus Wysoka, Melniker Bezirkes. Nachdem daselbst die Einderpost zum Ausbruche gekommen vrar, erfolgten in einem Seuchenhofe, in welchem die Schafe unmittelbar neben dem Einderstalle untergebracht und vielfache andere Gelegenheiten zu lufectionen gegeben waren, Er­krankungen unter der, aus 108 Stücken bestehenden Schafherde, unter ähnlichen Erscheinungen, wie sie der Einderpest zukommen. Yen den 38 nach und nach erkrankten Stücken genasen 16, während 18 fielen und 4 erschlagen wurden.
In der zweiten Hälfte des Monates December IS59 brach die Einderpest in der Stadt Mseno aus. Ein rieischhauer daselbst stellte einige pestkranke Einder in den Scbafstall unter Schafe, worauf bei diesen letzteren eine Krankheit zum Ausbruche kam. Dem Gomeinde-hirten der eine Viertelstunde entfernten Ortschaft Sedletz, Melniker Bezirkes, welcher bei den kranken Schafen in Mäenp Hilfe leistete, #9632;wurden 10 Stück Schafe aus diesem Hofe übergeben, welche nach Sedletz gebracht und in 5 Gehöften unter die einheimischen Schafe verthoilt wurden, da dort die Gepflogenheit herrschte, dass die ver-moglicheren Grundbesitzer einige Schafe zu Gunsten des Gemeinde­hirten in die Verpflegung übernehmen. In allen 5 Höfen, welche zu­sammen einen Schafviehstand von 138 Stücken zählton, erfolgten Er­krankungen, von welchen SO Schafe befallen wurden, von welchen 15 genasen, 44 fielen und 21 erschlagen wurden. In vier dieser Höfe, in welchen die Scliafstallungen in nächster Nähe der Einderstallungen lagen, oder sogar mit ihnen communicirten, kam nun erst die Einder­pest zum Ausbruche; der fünfte, bei welchem der Schafstall 90 Schritte weit von dem Kuhstallo entfernt lag, und wo später sogar die Schafe in eine andere Localität abgetrieben wurden, blieb ebenso, wie alle
*) Dr. J. Maie seil, über die Infection des Seliafes durch d:is Kinder-pest-Contaginm, Oesterr. Vierteljabresschrift für wissenschaftliche Veterinarknnde, XIX. Bd. (18C.3), p;ig. 94.
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andereu Gehöfte, in -welcho Schafe aus M^euo nicht eingestellt worden waren, you der Eiuderpest versohout.
Im November 1861 fand Dr. Maresch in Chlumetz, Jiêiuor Kreises, in einem Hofe, wo 3 Einder bereits an der Pest erkrankt waren, unter den gemeinsam mit diesen Hindern untergebrachten Schafen ein todtes und mehrere kranke Schafe vor. Allmälig laehrten sich die Erkrankungsfälle, so dass endlich von der. aus 52 Stücken bestehenden Schafherde 21 Thiero in die Krankheit verfielen, von welchen 9 durchseuchten, während ebenso viele erlagen und 3 getddtet wurden. In einem anderen, weit entlegenen und sorgfaltig abgespenten Seuchenhofe, in welchem die pestkranken Hinder mit der aus 10 Stücken bestehenden Schafherde in demselben Stalle und von dieser nur durch eine 4 Fuss hohe Verschalung getrennt standen, erkrankte 8 Tage nach der Keulung der zuerst erkrankten Kuh ein Schaf, dem noch vier breitere folgten.
In Chlumetz waren ausserdem noch 14 von der Rinderpest verseuchte Höfe; jedoch nur in Einem derselben waren noch Schafe vorhanden, die aber in einem von dem Kuhstalle vollkommen isolirten Eaum untergebracht waren, und von der Krankheit verschont blieben.
Es wird ausdrücklich hervorgehoben, dass weder in Chlumetz selbst, noch in der ganzen Umgebung um diese Zeit irgend eine seuohen-artige Krankheit der Schafe herrschend gewesen sei.
Als Erscheinungen, durch welche sich diese Krankheit bei den Schafen characterisirt, werden folgende angegeben:
Die Krankheit beginnt mit Traurigkeit und Hinfälligkeit; die Secretion der Bindehaut der Augenlieder wird vermehrt, es bilden sich Schleimborken an den innern Augenwinkeln, es stellt sich reichlicher Schleimaustluss aus der Nase, eine Verminderung der Fresslust, Be­schleunigung des Athmens und des Pulses, zeitweises Hüsteln, Absatz weicher Excremente ein. In den günstig ablaufenden Fällen bleibt es bei diesem Symptomen - Complex , die Genesung erfolgt dann unter allmäliger Abnahme der Erscheinungen innerhalb 4 bis 8 Tagen. In den schwereren nimmt die Hinfälligkeit zu; die Thiere stehen mit gesenktem Kopfe, aufgekrümmtem Rücken, zeitweilig mit den Zälmen knirschend und schmerzhaft, kraftlos hustend da; die Schleimabsonderung an der Bindehaut der Augen, der Nasenausfluss, die Athom- und Pulsbeschleunigung nehmen zu; die Fresslust und das Widerkauen hören vollständig auf; die völlig flüssigen Excremente weiden unter
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Zwang abgesetzt, die Thiere können sich sohliesslicli nicht mehr erheben und gehen entweder ruhig oder unter geringen Zuckungen ein.
Der tödtliehe Ausgang erfolgt zwischen dem 4. bis 6. Tage nach dem Beginne der Krankheit, bisweilen auch etwas später.
Die Section der gefallenen oder im vorgerückten Stadium der Krankheit getödteton Thiere ergab folgenden Befand:
Die Cadaver in der Kegel stark abgemagert, der Hinterleib meistens aufgetrieben, die Hinterscheukel von Exerementen besudelt, die Augenwinkel und die Umgebung der Nasenlöcher mit iSchleimborkcn oder mit eitrigschleimiger Flüssigkeit bedeckt. Die Schleimhaut des Maules gewöhnlich stark injicirt, das ZahnÜeisch in der Mehrzahl der Fälle theils mit dunkelrothen Flecken, theils mit verschieden grossen Exsudatklümpchen besetzt, nach deren Wegnahme die Schleimhaut exeoriirt erschien (analog den bekannten Erosiouen bei der Kinderpest). Die Schleimhaut des Kehlkopfes und der Luftröhre bald blass* bald schmutzigroth, von capillären Blutungen durchzogen, selten mit croupösem Beschläge, häufiger mit einer schaumigen Flüssigkeit belegt. Die Lungen schon bei der äusseren Kesichtigung hoch- oder duukelrothe, scharf abgegrenzte Stellen zeigend , welche bei dem Durchschnitte nicht knistern und von einer eiweissähnlichen Flüssigkeit oder von einer geronnenen Exsudatmasse sicli infiltrirt zeigen; die umgebenden Lungen-partien blass, trocken, iufthältig. Das Herz schlaff, in seinen Höhlen meist lockere Blutcoagula enthaltend.
Pansen und Haube zeigen keine Anomalie; im Löser bald breiige, bald trockene, in kuchenförmige Scheiben zusammeugepresste Futter­massen enthalten; im Lab eine trübe, schmutziggraue Flüssigkeit ange­sammelt ; seine Schleimhaut insbesondere am Pylorustheile und an den Längsfalten geschwellt und geröthet, meistens mit runden oder länglichen, fester oder lockerer haftenden, gelbröthlichen Exsudatplatten belegt, nach deren Wegnahme die Schleimhaut oberflächlich exeoriirt erscheint.
Die Schleimhaut des Zwölftmger-, so wie des übrigen Dünndarmes u. z. diese bald in grösserer, bald in geringerer Verbreitung gegen den Krummdarm zu geschwellt , geröthet , bisweilen ecehymosirt und mit croupöseu Gerinnseln besetzt, in die areolirteu Kapseln der stark pro-minirenden Peyer'schen Plexus gelbliche Massen eingelagert, welche in Form von' Pfropfen bei einem angebrachten Drucke hervorquellen. Den Inhalt des Dünndarmes bildet eine bald dünne, bald rahmähnliche, schmutzig gefärbte, manchmal abgestosseue Exsudatplatten enthaltende
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Flüssigkeit. Die Schleimhaut des Blinddarmes iceistens streifig geröthet, selten mit Exsudat-Gerinnseln belegt; jene des Grimm- und Mastdarmes bald blass, bald schiefergrau pigmentirt, bald endlich wie im Grimm­darme geröthet.
Die Gekrösdrüsen stets mehr oder weniger geschwellt, die Milz in der Eogel normal; dié Leber gewöhnlich unverändert, selten hyperämisch, die Gallenblase nur in einem Falle durch dunkle Galle stark ausgedehnt, sonst klein.
Nie fanden sich Exsudate in dem Unterhaut-Bindegewebc; die Muskulatur war entweder blass und welk, oder f'risohroth aussehend.
Ein Yergleich der angeführten Krankheitserscheinungen und der Sectionsergebnisse mit jenen, welche bei der Kinderpest angetroffen werden, stellt wohl die grösste Analogie zwischen beiden Processen heraus. Eine Besonderheit zeigte die Krankheit bei Schafen insoferne, als hier pneumonisclie Herde nie fehlten, während sie bei der Einder­pest zu den Selteuhfäten gehören und der croupöse Process hier in der Eegel schon auf den Bronchien der dritten xmä vierten Ordnung abschliesst.
Die Incubationsdauer schwankte in Böhmen zwischen 6 und 9 Tagen. Der Verlauf der Krankheit stellte sich bei Schafen bei Weitem nicht so tödtlich heraus, wie bei Eindern; eine ausgiebige Lüftung der Stallungen schien einen günstigeren Ablauf der Krankheit zu unterstützen und ihre Yerbreitung zu beschränken. In den drei er­wähnten Seucheuorten sind im Ganzen 144 Schafe erkrankt, von welchen 41 genasen, 71 fielen und 29 getödtet wurden; das Genesüngs-procent belief sich demnach etwas über 30, wobei noch in Betracht gezogen werden muss, dass aus der Zahl der getödteten Stücke mög­licher Weise noch einzelne hätten genesen können.
Diese Beobachtungen stellten wohl schon sicher:
1.nbsp; nbsp;dass Schafe durch das Contagium der Einderpest angesteckt zu werden vermögen;
2.nbsp; nbsp; dass hiedurch ein, der Einderpest ganz ähnlicher Process bei Schafen hervorgerufen werde;
3.nbsp; nbsp;dass derart kranke Schafe abermals Einder anzustecken und bei diesen den Process der Einderpest zu veranlassen im Stande sind (Sedletz);
4.nbsp; endlich, dass diese Schafkrankheit einen bei Weitem weniger deletären Verlauf zeige, als der analoge Process bei Eindern.
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Bezüglich dos Erkraukens von Ziegen unter rinderpcstähnlichen Erscheiimngen, führt Dr. Mare seh je oiiien Fall aus den von der Rinder­pest verseuchten Ställen in Sedletz und Mseno an, bezüglich welcher jedoch der pathologisch-auatomischc Befund leider mangelt. Ausscrdem ist mir aus einem amtlichen Berichte noch nachstehender Fall ans Böhmen bekannt geworden. In dem Orte Cankowit-z des Clirudimer Kreises brach am 10. October 1862 die Binderpest, veran-lasst durch den Durchtrieb und die zeitweilige Einstallnng polnischer Ochsen aus, und dauerte bis zum 10. December. Eine Ziege, welche in einem Stalle untergebracht war, in dem früher pestkranke Hinder eingestellt waren, erkrankte am 21. November unter Erscheinungen, wie sie eben bezüglich der Schafe angeführt worden siud, und ging am 25. November ein. Nach dem Berichte des Kreisarztes Dr. Werner,' fanden sich bei der Section Exsudate und Erosionen, dann Hämorrhagion auf der Schleimhaut des Labes und Dünndarmes, bedeutende Aus­dehnung der Galleublase.
2. Krain.
Zu Anfang des Monates April 1863 kam der Ausbruch der Binderpest in Krain zur Anzeige; schon im Monate Mai liefen Be­richte ein, dass in einzelnen Seuchenorten auch ähnliche Erkrankungen unter den Schafen und Ziegen beobachtet werden. Während der Seuoheu-dauer kameh derartige Fälle in sechs, zu den politischen Bezirken Cernembl, Senosetsch, Feistritz und Laas gehörigen Ort­schaften vor.
a) Im Cernembler Bezirke begann die Schaf- und Ziegen­seuche am 10. Mai und währte bis zum 31. Juli 1863. 1) Ueber An­ordnung des hollen k. k. Staatsministeriums hatte ich mich im Monate Juni in diesen Bezirk zu begeben, um mich über die Natur dieser Seuche näher zu informiren.
In diesem Bezirke, welcher den südöstlichen Winkel Krains gegen Kroatien und die Militärgrenze hin bildet, war die Biuderpest am 4. April, in Folge des Durchtriebes zweier fremder Ochsen in der Ortschaft Preloka ausgebrochen. Bei der am 1 4. April stattgefundenen
') S. R611. Ueber die rinderpestahnliehen Erkrankungen der Schafe. Wiener medic. Wochenschrift, Jahrgang 186.J, Nr. 39, und Blei weis: Die Identität der Rinder- und Schafpest durch Impfversuche constatirt. Oesterr. Vierteljahrescbrift für wissenschaftliche Vetcriniirkunde, XXI. lid. (I8C4) pag. 1.
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ersten Erhebung konnten, des herrschenden Futtermangols wegen, die Schafherden nicht in die Ortssperre einbezogen werden; ein ïheil der­selben musste auf den Meierhöfen, in welchen sie bis dahin unterge­bracht waren, unter Anordnung einer sorgfältigen Trennung von den dort gleichfalls aufgestellten Rindern belassen werden, während für einen anderen Theil die Unterbringung in, von einander getrennten Hürden, nebst abgesondertem Weidegange verfugt wurde. In der Ort­schaft Preloka selbst blieb die Rinderpest auf einen Hof beschränkt; dagegen machte sie auf den, abseits gelegenen Meierhöfen, wohin sie vor der ämtlichen Constatirung durcli Ucberführung eines kranken Ochsen verschleppt worden war, weitere Fortschritte und ergriff nach und nach alle dort aufgestellton Einder, welche theils fielen, theils gekeult wurden.
Bei Gelegenheit der Tödtung der letzten kranken Rinder am 15. Mai fanden sich in einem dieser Meierhöfe unter der, nur durch eine niedere Bretterwand von den Rindern getrennten Herde von lö Schafen 5 Kranke vor, welche, da sie der Rinderpest ähnliche Symptome zeigten, erschlagen wurden. Am 19. Mai erkrankten dem benachbarten Besitzer aus einer Herde von 32 Stücken 1 Schafe) welche fielen; nach abermals 3 bis 4 Tagen wieder mehrere und so fort, derart, dass bis zum Juni bereits 30 Stücke erkrankt und I 0 davon gefallen waren.
Während dieser Zeit stellten sich auch Erkrankungen in der Schafherde des angrenzenden Meierhofbesitzers ein, welche mit der vorher erwähnten Herde auf eine gemeinschaftliche Weide getrieben worden war, und es erkrankten hier von 51 Stücken nach und nach 17 Schafe, u. z. in Zwischenräumen von 3 bis 4 Tagen je I bis 2 oder 3 Stücke.
Etwa 700 bis S00 Schritte von diesen Meierhöfen entfernt, hatten drei andere Besitzer ihre Schafe in einer gemeinschaftlichen Hürde untergebracht, und deren Wartung zwei kleinen Mädchen übertragen. Alle diese Grundwirthe gaben zu, dass ihre Herden über die, von der Seuchen-Commission als Grenze bezeichnete Bezirksstrasse in die Nähe der Meierhöfe und auf die Weideplätze der dort inter-nirten kranken Schafe getrieben worden seien. Aus dieser Herde er­krankten nach und nach 13 Schafe, von welchen fünf verendeten. Während dieser Zeit erkrankte aber auch einem dieser Besitzer ein Ochs und 7 Tage später ein zweiter, welche sowohl während des Lebens, als auch bei der Section alle Erscheinungen der Rinderpest zeigten.
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Bei dem Umstände, als eine Yersclileppung des Contagiums von den schon vor einiger Zeit zuletzt gekeulten kranken Bindern des Ortes durchaus nicht zu erheben war, konnte der Ausbruch der Seuche bei dem llindriehe dieses Besitzers nur in der Uebertragung des Con­tagiums von den Schafen auf das Grosshornvieh, vermittelt durch den Verkehr der Hausgenossen, gesucht #9632;werden.
Es stellte sich demnach in diesem Seuchen orte der TJeber-gang der Rinderpest auf Schafe, die Weiterverbreitung der Schafseuche auf andere Schafe und endlich die Rückübertragung von diesen auf Rinder heraus.
In der benachbarten Ortschaft Balkowce war die Rinderpest am 13. April 1863 in einem Hofe zum Ausbruche gekommen, und die letzte Keulung von kranken Rindern am 23. April vorgenommen #9632;worden. Die Reinigung der Ställe und des Hofes, in -welchem über 150 Fuhren Dünger angehäuft waren, nahm lange Zeit in Anspruch, und es mögen -während dieser Periode die Schafe die zur Ausfuhr be­nützte Strasse wiederholt betreten haben. Gegen Ende April begannen in der, dem Hofbesitzer gehörigen Schafherde sich Erkrankungen zu zeigen, welche sich bis Ende Mai über sämmtliche 40 Stücke verbrei­teten, von -welchen jedoch nur sechs zu Grunde gingen.
Mittlerweile, vom 7. Mai angefangen, ergriff die Krankheit auch die 34 Schafe des unmittelbaren Nachbars, von welchen 12 Stücke unterlagen. Während der Dauer dieser Schafseuche erkrankten dem­selben Besitzer 2 Rinder unter den Symptomen der Pest, deren Dia­gnose auch durch die vorgenommene Section bestätiget wurde.
Der Wiederausbmch der Seuche bei den Rindern kann auch hier nur von einer Rückübertragung vom Schafe abgeleitet werden, da seit der Keulung des letzten kranken Rindes bis zur neuerlichen Erkran­kung zweier Rinder ein Zeitraum von mehr als einem Monate (23. April bis 26. Mai) verflossen war, während die Schafseuche seit Ende April ununterbrochen und ausschliesslich herrschte, und das Wartpersonale der kranken Schafherden und jenes der Rinder fort­während mit einander in Berührung kam.
In die gleichfalls angrenzende Ortschaft Paul ine erfolgte zuerst die Einschleppung der Schafseuche it. z. aus Balkowce. Erst nachdem 2 Schafe gefallen waren, brach die Rinderpest bei einem und später beim zweiten Ochsen desselben Besitzers aus. Auch hier erfolgte das Portsohreiten der Krankheit unter den Schafen allmälig in Zwischen­räumen von 2 bis 4 Tagen.
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Diese Daten verdankte ich dem mit der Tilgung der Rinderpest im Cernembler Bezirke betrauten, verdienten Bezirksarzte Dr. Maly, welcher mir dieselben während meiner Anwesenheit in dem Seuchen­bezirke mittheilte.
In Preloka erkrankten auch in 2 Hürden einige der mit den Schafen gemeinschaftlich gehaltenen Ziegen, unter denselben Sym­ptomen, wie die erstercn. Unter 27 Stücken sind 20 erkrankt, von welchen 18 genasen und nur 2 Stücke fielen.
Die Erscheinungen, welche bei den kranken Schafen und Ziegen beobachtet wurden, stimmen nach der Schilderung des Landos-thierarztes für Krain Professor Dr. Blei^veis und des Bezirksarztes Dr. Maly, dann nach meinen eigenen Wahrnehmungen vollkommen mit dem_ von Dr. Maresch geschilderten Krankheitsbilde überein, und waren der Hauptsache nach folgende: Mattigkeit und Traurigkeit, Yer-minderung der Fresslust und vollständiges Aufhören des Widerkauens gleich im Beginne der Krankheit, wozu sich bald schleimiger eiteriger Ausfluss aus der Nase und aus der Augenlidspalte, beschwerliches und beschleunigtes Athmen mit zeitweisem kraftlosen, schmerzhaften Husten gesellte. Die Schleimhaut des Maules war meistens hoch geröthet; bei allen Kranken stellten sich dünnbreiige oder völlig flüssige, höchst übel­riechende Darmentleerungen ein, der Puls wurde auf 120 bis 160 in der Minute vermehrt, Abmagerung und Verfall der Kräfte nahmen rasch zu.
Der Krankheitsverlauf erstreckte sich in den tödtlich endenden Fällen durchschnittlich auf 4 bis 5 Tage; ausnahmsweise aber dauerte die Krankheit auch nur 2 Tage. In den günstig ablaufenden Fällen fingen die Thiere wieder zu fressen an, das Widerkauen und eine Zunahme der Munterkeit stellten sich ein, die diarrhoischen Ent­leerungen hörten auf und die Genesung erfolgte rasch. Am längsten er­hielt sich bei den, sonst schon lebhaften und sich gut nährenden Thicren der Nasenausfluss; nach 10 bis 14 Tagen waren die Schafe in der Kegel reconvalescirt.
Die Section der umgestandenen oder in einem vorgerückten Sta­dium der Krankheit getödteten Schafe ergab folgenden Befund: Die Thiere in schlechtem Ernährungszustande, die inneren Augenwinkel die Nasenöffnungen mit dicken Schleimborken belegt, der Mastdarm etwas hervorgedrängt, die Umgebung des Afters und der Hinterscheukel mit diarrhoischen Fäcalmassen beschmutzt. An der Schleimhaut der
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Lippen und am Zahnfleische thcils hoch geröthete, excoriirtc Flecken, theils mit eiterigem Beschläge bedeckte Stellen (Erosionen); die Schleimhaut des Kehlkopfes und der Luftröhre, letztere besonders.an der vorderen quot;Wand hyperämisch, bald mit eiterigem Secrete, bald mit einer croupöseu, fetzigen Exsudatschichte bedeckt; die Lungen massig blutreich, stets an genau umschriebenen, verschieden grossen Stellen roth oder grau hepatisirt.
In einem Falle reichte ein pnenmonischer Herd bis an die Pleura und es war an dieser Stelle die Lunge durch derbes faserstoffiges Ex­sudat an die Brustwauduug angclöthct.
In der Bauchhöhle gewöhnlich einige Unzen klaren röthlichcn Serums angesammelt; im Pansen und in der Haube stark durchfeuch­tetes Grünfutter; ihr Epithel leicht abstreifbar, im Loser breiiger Inhalt, sein Epithel erweicht; im Lab Reste von Grünfutter; seine Schleimhaut besonders an den Längsfalten hyperämisch, ödematös ge-sohwellt, stellenweise exeoriirt; in der Höhle der dünnen Gedärme eine missfärbige, jauchige, au den Händen das Gefühl von Prickeln verursachende Flüssigkeit enthalten; ihre Schleimhaut bleich, sehr erweicht, bei dem leichtesten Ueberstreifen mit der Messerklinge oder bei dem üebergiessen mit Wasser in krümligen Partikeln sich los­lösend, stellenweise vollkommen fehlend und die Muskelhaut blossliegend. Die Peyer'schen Plexus areolirt, stellenweise geschwellt, bei einem angebrachten Drucke eine eiterähnliche Flüssigkeit aus den Kapseln ergiessend; in den dicken Gedärmen, namentlich aber im Blinddarm die Längsfalten sehr hj-perämisch, geschwellt, in einem Falle von Blutextravasaten durchzogen und mit hanfkorngrossen, theils fest, theils locker aufsitzenden Exsudatgerinnseln besetzt; die Schleimhaut des Mastdarmes, mit Ausnahme des dem After zunächst gelegenen und nach aussen hervorgedrängten hyperämischen Endstückes bleich und nicht geschwellt; in der Höhle der Dickdärme eine missfarbige, theil-weise mit Futterresten gemengte, dünne Flüssigkeit.
Die Leber blassgelb, matsch; die Gallengänge mit Galle angefüllt, die Gallenblase bald wenig, bald namhaft durch dünne, blasse Galle ausgedehnt, in einem Falle ihre Schleimhaut mit flachen linsengrossen Exsudatplatlen besetzt. Die Milz unverändert, die Nieren schlaff, sehr bleich, die Schleimhaut der Harnblase bald unverändert, bald geschwellt und hyperämisch.
Auch hier stellte sich mithin die völlige Uebereinstimmung des Processes der Schafseuche mit jenem der Einderpest heraus. Der Um-
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stand , dass bei den secirten Thieren geronnene, faserstoffige Exsudate auf der Dmuidarmschleimliaut nicht, dagegen eine jauchige, die von ihr berührten Schleimhautpartieen corrodireude Flüssigkeit in der Darmhohle angetroffen wurde, mag in dem schlechten Ernährungs­zustände der befallenen Schafe seine Erklärung finden, da ein ähn­licher Befund auch bei schlecht genährten Hindern nach dem Ablauf der Rinderpest angetroffen wird '). Bemerkenswerth ist die ïhatsache, dass auch bei den in Krain seeirten Schafen, ganz ähnlich wie dies in Böhmen beobachtet wurde, entzündliche Infiltrationen in den Lungen nie vermisst wurden, während sie bei der Pest der Rinder bekanntlich in der Regel fehlen, oder wenigstens nicht in solcher Ausdehnung angetroffen werden. Die während des Lebens derart kranker Schafe beobachtete namhafte Athembeschwerde ist offenbar durch dieses Lungenleiden bedingt.
Die Schafseuche lief auch hier bei Aveitem weniger bösartig ab, als die Pest der Rinder. In den genannten drei Seuchenorteu sind im Ganzen 138 Schafe erkrankt, von welchen 68 genasen, 64 fielen und 6 erschlagen wurden; das Genesnngsprocent stellt sich daher mit 49'2 heraus. Noch günstiger ergibt, sich dasselbe bezüglich der Ziegen, von welchen sogar 90 quot;/„ durchseuchten. Die Incubationsdaner schwankte nach den Erfahrungen, welche bei den ersten Seucheaus­brüchen gemacht wurden, zwischen 4 und 6 Tagen.
Es konnte nunmehr nur noch die Präge entstehen, ob die der Rinderpest ähnliche Erkrankung der Schafe nicht vielleicht eine inter-currirende, zufällig zur Zeit des Herrschens der Rinderpest auftretende von looaleu Einflüssen, Uebelständen der Fütterung, des Trinkwassers u. dgl. abhängige Krankheitsform gewesen sei. In dieser Rücksicht dürfte Folgendes zu berücksichtigen sein. In den von mir durchreisten Theileu der Bezirke Mottling und Cernembl, bis nach dem, an dem südöstlichsten Punkte, dicht au der Militärgrenze gelegenen Orte Preloka ist die Bodenformatiou eine im höchsten Grade übereinstim­mende. Ueberall finden sich zu beiden Seiten des Grathes der Hügel und Berge tiefe muldenförmige Einsenknngen des Bodens, über deren Grund massige Felsblöeke hervorragen und welche mit mannshohen Farren-kräutorn bewachsen sind (Karstformation). Ueberall sah man die lang- und schütterwolligen, schlechtgenährten Schafe den in diesen Mulden vor-
*) S. Roll. Beitrag zur Pathologie der Binderpest. Prager Vierteljabres-Scluift für pract. Heilkunde. VIII. Jahrgang. (1851) pg. 101.
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kommenden Graswuchs abweiden, überall war Mangel an Quellen imd die Notliwondigkeit vorhanden, die Thiere mit stehendem, gesammelten Wasser zu tränken. Nirgends war jedoch, mit Ausnahme jener Ort­schaften , in welchen die Kinderpest zum Ausbruch gekommen war, von einer seuchenartigen Krankheit der Schafe etwas zu hören.
Ein blos zufälliges Auftreten der in Rede stehenden Schafseuche in von der Kinderpest verseuchten Localitäten müsste bei gleichzeitiger Kücksichtnahme auf die Identität der Krankheitssymptome und des Leichenbefundes, dann auf die nachgewiesenen Ursachen der Weiter­verbreitung wohl zu den grössten, überhaupt denkbaren Seltsamkeiten gerechnet werden.
Um jedem Zweifel in Betreff der Zusammengehörigkeit heider Troeesse zu begegnen, wurde von mir, bei meiner Kückkehr aus Krain die Vornahme von Impfungen einiger Rinder mit den Secreten pestkranker Schafe vorgeschlagen, welcher Antrag von dem hohen k. k. Staatsministorium sogleich genehmigt und dem Prof. Dr. Blei weis zur Durchführung übertragen wurde. Die Resultate dieser Impfungen werden später augeführt werden.
b)nbsp; nbsp;In dem Bezirke Senosec kam die Kinderpest in der Ortschaft Niederndorf am 6. April 1863 in Folge einer Einschleppung aus cem Küslenlande zum Ausbruche. Anfangs Mai fingen daselbst auch Schafe zu erkranken an, und es verbreitete sich die Seuche nach und nach über I 14 Stücke der aus 617 Schafen bestehenden Herde. Bis zu der am 24. Juni erfolgten Beendigung der Seuche waren 35 Stücke genesen, dagegen 72 gefallen und 7 kranke erschlagen worden. Das Genesungsproeent betrug daher hier nur 30'7.
c)nbsp; nbsp;In deu Bezirk Peistritz war die Rinderpest gleichfalls aus dem Küstenlande eingeschleppt worden. In der Ortschaft Sagorje, wo diese Seuche am 29. April zum Ausbruch und am 23. Mai, nachdem ihr nur wenige Stücke unterlegen waren, zur Beendigung gekommen war, erfolgte ein neues Auftauchen am 1. Juni. Nun wurde auch ein Erkranken unter den Schafen beobachtet, welchem durch strenge Ab­sonderung der Gesunden thunliohst Schranken gesetzt wurde. Yon einem Schafviehstande von 244 Stücken sind 57 erkrankt, und von diesen 18 genesen und 38 gefallen, während 1 krankes erschlagen wurde. Von dem Weideplatze, auf welchem die kranken Schafe ge­halten worden waren, fand eine Verschleppung des Contagiums in die Ortschaft Vac des Feistritzer Bezirkes statt, in Folge welcher daselbst die Pest unter den Kindern zum Ausbruch kam.
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d) In dem Weidedistriote Gerda draga des Bezirkes Laas zeigte sich im Monate Juli 1863 unter den aus dem südlichen Istrien eingeführteu Schafen die rinderpestälmliche Erkraukuug. Da diese Herden zwei Besitzern aus Sagorje, wo damals die Hinder- und Schafpest herrschte, angehörten, so ist es wahrscheinlich, dass von dieser Ortschaft aus, die Ansteckung yeranlasst worden sei.
Während der Seuchendauer vom Anfange des Monates Mai bis Ende August 1863 sind in 6 Ortschaften Krain's mit einem Schaf-viehstande von 19(.)1 Stücken 609 erkrankt, und von diesen 241 ge­nesen und 354 gefallen, während 14 kranke und 10 verdächtige der Keulung unterzogen wurden. Es sind mithin 30'6quot;/o der vorhandenen Schafe erkrankt, und 39'5quot;/0 der Erkrankten wieder genesen.
Nachdem die Einderpest mit Ende October 1863 in ganz Krain erloschen war, wurden Anfangs November neue Ausbrüche dieser Seuche in 7, zu den 3 an Kroatien grenzenden Bezirken Mottling, Neustadt! und Landstrass gehörigen Ortschafton constatirt. Die Erhebung stellte zweifellos heraus, dass die Krankheit durch Klein­vieh (Ziegenböcke und Schafe), unter dem noch kranke Stücke an­getroffen wurden, welches von Fleischhauern aus Kroatien nach Krain, trotz des bestehenden Verbotes dos Eintriebes eingeschmuggelt, und während des Triebes in Stallungen zum Grosshomviehe eingestellt oder unter diesem auf Weideplätzen belassen wurde, eingeschleppt worden sei. Diese ïhatsache scheint in so ferne wichtig, als sie einen neuen Beweis von der Kückübertragbarkeit der Schafpest auf Einder liefert.
Die Einderpest blieb übrigens auf die ursprünglich ergriffenen Ortschaften beschränkt und war in der 2. Hälfte Decembers überall wieder erloschen.
3. Küstenland.
Im Erühling des Jahres 1863 kam die Einderpest • in der Stadt Pola durch Schlacht ochsen, welche auf dem Seewege aus Kroatien dahin gebracht worden waren, zum Ausbruche und verbreitete sich von da aus in die Bezirke Pola, Mitterburg, Dignano und Pisino, welche mit der Stadt Pola in lebhaftem Verkehr stehen. In den Bezirk Castelnuovo soll die Seuche aus Krain eingeschleppt worden sein, und ging von da aus in den Bezirk Sessana über. Mit Ausnahme des Bezirkes Dignano kam in allen übrigen Bezirken auch die der Kinderpest ähnliche Schafseuche, aber allein und ausschliesslich nur in Ortschaften, in welchen die Einderpest herrschte, zur Beobachtung.
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Die ïhatsache, dass kranke Schafe das Pestcontagium Rindern mitzutheilen vermögen, wurde wiederholt nachgewiesen.
Ueher die in dem Küstenlande bezüglich dieser Schafseuche ge­machten Wahrnehmmigen sind zwei genauere Berichte eingelaufen.
Der erste, vor. dem k. k. Bezirksarzte Dr. Wut scher gelieferte, schildert die Krankheitserscheinungeu und den Sectionsbefund bei derart kranken Schafen in dem Bezirke Cast ein uovo, wo diese Seuche in 2 Ortschaften, in welchen gleichzeitig die Einderpost herrschte, auftrat. Nach Dr. quot;W. begann die Scliafkrankheit mit Mattigkeit, Aufhören der Fresslust und des quot;Wiederkauens; am zweiten Tage des Krankheits­verlaufes schon konnten sich die Tbiere kaum mehr erheben, es stellte sich reichlicher Ausfluss aus der Nase, keuchender Husten, der Absatz breiiger, bald völlig Hüssig werdender Excremente ein; in sehr schnell ablaufenden Fällen waren den dünnen Fäcalstoffen gelbe und blutige fetzige Massen beigemengt. In sehr acuteu Fällen erfolgte der Tod schon nach einer 48- bis 60stimdigen Krankbeitsdauer. Bei einigen Schafen stellten sich unter Aufhören der Fresslust nur einige diarhoi-schc Entleerungen ein, sie wurden alsbald wieder munter und genasen; die längste beobachtete Krankbeitsdauer belief sich bis zum Eintritte des Todes oder der sichtlichen Besserung auf 12 Tage.
Wo der Verfall der Kräfte rasch zunahm, trat stets bald der Tod ein; wo die Symptome nicht gleich anfanglich heftig hervor­traten, seuchten die Thiere in der Eegel durch. Die lleconvales-centen behielten durch längere Zeit breiige Entleerungen und den Ausfluss aus der Nase, insbesondere der letztere nahm nur sehr all-mählig ab.
Es gab übrigens auch kranke Thiere, bei welchen der Ausfluss aus der Nase während der ganzen Kraukhoitsdauer sehr massig blieb und fortan ein rein schleimiges Aussehen behielt.
Bei den Sectionen fand sich die Schleimhaut des Zungengrundes und der Luftröhre stark injicirt, meistens mit einem gelben, rahra-ähnlicben Beschläge belegt; in den Broncbialverzwcigungen entweder dickflüssiger, eiterähnlicher oder dünner Schleim angesammelt; die Lungen ödematös, häufig an den Rändern an haselnuss- bis taubenei-grosseu Stellen von Infiltraten durchsetzt; in dem Herzen und den grossen Gefässen locker geronnenes Blut.
In den beiden ersten Mägen bisweilen stellenweise Eöthungcn der Schleimhaut; der Löser meist feuchtes Futter enthaltend, sein Epi­thel leicht abstreifbar; die Schleimhaut des Labes, namentlich zunächst
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des Pfortnertheiles, sowie jene des Zwölffingerdarmes stets hyperäreisch, häufig yon zahlreichen Blutextravasateu durchzogen; ihre Oberfläche mit zähem, gelben oder bräunlichen Schleim- belegt; die Schleimhaut des übrigen Dünndarmes geröthet, geschwellt, leicht abstreifbar, mit gelbem Schleim beschlagen, welchem in den hinteren Darmpartien häufig extravasirtes Blut beigemengt war. In den dicken Gedärmen gewöhn­lich nur leichte Röthung und Schwellung der Schleimhaut, welche Veränderungen aber bisweilen auch vollständig fehlten oder aber nur im Mastdarme deutlich hervortraten.
Die Leber blutreich, die Gallenblase stets von dunkler oder heller Galle stark ausgedehnt, ihre Schleimhaut meist geschwellt; die Milz normal, die Nieren hyperämisch, die Harnblase massig gefüllt.
Bei Schafen, deren Section später die Gegenwart von Leber-egeln nachwies, verlief die Krankheit stets innerhalb 2 bis 3 Tagen mit tödtlichem Ausgange.
Der zweite Bericht stammt von dem k. k. Bezirksarzte Dr. Ea-doicowitsch in Bovigno und betrifft die Schafseuche in dem Be­zirke P o 1 a.
Die Krankheit trat nur in der einzigen Ortschaft Valdebecco, wo die Einderpest am 10. August 1863 ausbrach, am 25. August auf, ergriff aber von einem Stande von 330 Schafen nur 34 Stücke, welche 2 Besitzern gehörten, von welchen 13 genasen und 5 getödtet wurden. Als Ursache des Ausbruches der Seuche Avird das Treiben der Schafe auf Weideplätze beschuldigt, welche früher von Bindern begangen worden waren. Das Contagium dieser Schafkrankheit erwies sich bei Weitem woniger intensiv, als jenes der Einderpest; denn auf den Weiden hätte sich die Krankheit auf eine viel grössere Anzahl von Schafen verbreiten können, als es wirklich der Fall war. Widder und Ziegen erkrankten hier nie, obgleich sie mit der Schafherde weideten.
Den quot;Verlauf der Krankheit theilt Dr. E. in drei Stadien. 'Das 1. zeichnete sich durch Traurigkeit oder übermässige Munterkeit aus, in Folge welcher einzelne Thiere, wie zur Zeit der Brunst unter die anderen hineinsprangen; diese Periode dauerte einen Tag.
Im 2. Stadium, welches gleichfalls nur einen Tag währte, stellte sich Fieber mit Schüttelfrost, grosse Traurigkeit, gänzlicher Mangel der Fresslust und des Wiederkauens, dann Verstopfung ein.
Diesen Erscheinungen folgte im 3. Stadium rascher Verfall der Kräfte, wobei die Kranken mit auf dem Boden gestützter Schnauze
Roll, d. rindcrpe.stäbnt. Krankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2
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lagen und sich nicht zum Anfstchcn bringen Hessen. Hiezn gesollte sich schleimiger Ansftoss ans der Nase und aus dem Maule, Durchfall, dor zwar nicht sehr reichlich, doch oft wiederholt, mit Zwang und nntcr Abgang von Blnt erfolgte. Der tödtliche Ausgang stellte sich nach zweitägiger Dauer dieser Periode ein.
Die Section von 3 bis 4 umgestandenon und 5 gotödteten Schafen ergab: Allgemeine Abmagerung, Aufgetriebenheit des Hinter­leibes, Ansammlung von schleimigem Secrete und von Borken um die Nasenöffnungen und um das Maul. Der Pansen und die Haube mit Futter angefüllt, der Löser hart tuid ausgedehnt, trockene Futterscheiben fest an seinen Plättern haftend, das Epithel-leicht abgehend, seine Schleim­haut injicirt, mürbe; die Schleimhaut des Labes, in Längsstreifen geröthet, zeigte immer Geschwüre (?), jene der dünnen Gedärme ge-röthet und mit länglichen Substanzvcrlusten, besonders im Zwölffinger­därme verseilen; die Poyer'schen Drüsen stark geschwellt; älmlicli verhielt sich die Schleimhaut der Dickdärme, Lober und Jlilz unver­ändert, die Gallenblase etwas vergrössert. — Der Befund der Respira­tionsorgane ist leider nicht geschildert.
Im ganzen Küstenlandc sind in 7 Ortschaften, welche 5 Po-zirken angehörten, von einem Stande von 2244 Schafen 554 erkrankt, von welchen 169 genasen, 327 fielen und 58 kranke nebst 1 ver­dächtigen gotödtot wurden. Es sind mithin 24quot;6quot;/„ des Yiehstandes erkrankt, und 30'5quot;/u der Erkrankten genesen.
4. quot;Westgalizien.
Wenn gleich hier die Entwicklung der Schafpest, in Folge einer Uebertragung des Pinderpost-Contagiams nicht beobachtet wurde, so liefert doch der im Monate November 18ü3 erfolgte Ausbruch der Rinderpest im Sandecei Kreise den Peweis von der Infootionsfä-higkoit dor Rinder durch den Ansteckungsstoff dieser Schaf-krankheit.
Die Erhebungen stellten nämlich die ïhatsaehe sicher, dass die Pinderpest in ö Ortschaften des genannton Kreises durch den Ankauf von 34, thoilweise schon kranken Schafen auf einem Viehmarkte, und durch die Vertheilung derselben unter die, in verschiedenen Ortschaf­ten wohnenden Haudelsgenossen des Käufers eingeschleppt worden sei. Der Verkäufer war ein zunächst dor Grenze Ungarns, wo die Rinder­pest in grosser Ausdehnung herrschte, wohnender Landmann , und es
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waren dioso Schafe entweder durch den Vorkelir mit. Ungarn angesteckt, odor von dort her eingeschmuggelt worden.
5. Militärgrenze.
In den, dem k. k. General-Commando zu Agram unter­stehenden 10 Begimentern kam während des Herrscliens der Rinder­post in dem Gebiete des 1., 2-, 3., 4., 10. und 11. Gronz-Regimentes in mehreren Senchenorten auch die seuchenartige Erkrankung der Schafe und in jenem dos 4. und 11. Regimentes auch jene der Ziegen vor.
Im ganzen Grenzgebiete sind 2074 Schafe erkrankt, von welchen 575. genasen, 1438 fielen, 22 kranke erschlagen wurden und 39 mit Ende dos Jahres 1863 im Krankenroste verblieben. Ziegen erkrankten daselbst I 15, von welchen 20 genasen und 89 zu Grunde gingen. Es betrug mithin das Gencsuugsprocent bei Schafen 27quot;7, bei Ziegen 22quot;6.
Auch hier kam die Schaf- und Ziegenseuche nur in Localitäten, wo die Rinderpest herrschte, zum Ausbrach und es wird ausdrücklich der Uebergang der Krankheit von Schafen auf Rindern und umgekehrt hervorgehoben.
Die Krankheitserscheinungen und Sectionsergebnisse bieten in ihrer Schilderung keine Abweichung von dem schon wieder­holt geschilderten Hilde. In einigen Ortschaften kam die Rinderpest erst zum Ausbruche, nachdem daselbst bereits Schafe, welche aus ver­seuchten Gegenden neu angekauft worden waren, erkrankt waren.
In dieser Rücksicht scheint besonders ein von dem 10. Grenz-Regimente hervorgehobener Eall bemerkenswerth. Unter dem aus 4 Kühen und 2 Kälbern, Mürzthaler Race, bestehenden Viehstande eines vollkommen abgesperrten Stalles brach am 12. Mai 1863 die Rinder­pest aus, nachdem daselbst ein am 27. April neu angekauftes Lamm untergebraelit worden war, welches nach einem ungefähr fünftägigen Kranksein am 9. Mai umgestanden war.
Die Erkrankung von Ziegen erfolgte in einer Ortschaft des 3. Grenz-Regimentcs in Folge der Ansteckung beim Melken durch Leute, welche auch bei Rindern beschäftiget waren.
/ 6. Mieder-Oesterreich.
Während des Herrscliens der Rinderpest im Sommer und Herbste des Jahres 1863 kam auch hier die Schafseuche in 4 Ortschaften, in
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welchen die Rinderpest herrschte, zum Ausbruche; sie yeranlasste jedoch nur in 2 Seuchenorten namhafte Verluste. Als vorherrschende Kraukheitssymptomo stellten sich auch hier Fiehererscheinungen, Nasenausfluss, beschwerliches Athmen, Husten, mehr oder -weniger heftiger Durchfall heraus. Bei den Sectionen fehlten neben dem wieder­holt geschilderten Befunde auf den Schleimhäuton nie die lobulären oder lobürcn Entzündungsherde in den Lungen.
In einem der Seuchenorte (Gross-Schweinbarth) waren von einem Schafviehstande von 430 Thieren 315 nachweisbar erkrankt, von welchen 212 (mithin über 67quot;/,, genasen); es reicht jedoch dieser Ausweis nicht bis zum Ende der Seuche, bis wohin sich vielleicht dieses Yerhältniss weniger günstig herausgestellt hätte. Von den übri­gen Seuchenorten liegen numerische Ausweise nicht vor.
Mit den Secreten eines kranken Schafes aus dem Seuchenorte Gross-Engcrsdorf, wo auch das Erkranken von Ziegen zur Beob­achtung kam , wurden erfolgreiche Impfungen im Thierarznoi-Institute vorgenommen , deren Resultate später ihre Erwähnung finden werden.
7. Siebenbürgen.
Aus diesem Kronlandc, wo die Kinderpest im Monate September 1863 zum Ausbruche kam, wird nur aus dem von der llinderpest verseuchten Orte Bölön des Haromszeker Stuhles das Auftreten der rinderpestälmlichen Erkrankung unter den Ziegen gemeldet. Von eitlem Stande dieser Thiergattung von 480 Stücken sind 167 erkrankt und von diesen 155 theils gefallen, theils erschlagen worden, wonach mit­hin nur 12 der Genesung zugeführt wurden. Das Genesungsprocent würde sich demnach hier nur auf etwas über 3 belaufen; ein quot;Ver-hältniss, welches gegen das in Krain beobachtete einen auffallenden Abstand bildet.
8. Ungarn.
Hier wurde zuerst gegen Ende des Jahres 1861 das Vorkommen der rinderpestälmlichen Krankheit in der Ortschaft Ercsi des quot;VVeissen-burger Comitates bei Schafen, welche gemeinschaftlich mit pestkranken Kindern in einem Stalle untergebracht waren, von Prof. Dr. Galambos constatirt und später auch von Prof. Dr. Zlamal wiederholt beob­achtet. Seit dieser Zeit kam die Schafpest in grösserer Ausdehnung im Gomöror, Borsoder, Pressburger, Barser und Zalaer Comitate dann in der k. Ereistadt Kesmark vor.
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Weim mir auch numerische Daten über die Zahl der erkrankten Schafe nicht zu Gebote stehen, so lässt doch der Umstand, dass einem, bis zum 20. Jänner 1864 reichenden Ausweise über den Stand der Rinderpest zu Folge, die Schafpest im Gom or er miA Borsoder Comi-tate allein einen Verlust von 4117 Stücken verursacht habe, auf eine sehr namhafte Verbreitung derselben schliesseu.
Als Ursache des Ausbruches der Schafpest im Gömörer Comi-tate wurde in einigen Ortschaften das Treiben der Schafe auf Weide­plätze, welche früher von pestkranken Eindern besucht worden waren; in anderen die Unterbringung pestkranker Rinder in Schafstalluugen unter die Schafe constatirt. Auch wurde die ïhatsache erhoben, dass Leute, welche mit kranken Schafen zu thun gehabt hatten, die Rinder­pest unter ihr Hornvieh gebracht haben.
Das Krankheitsbild wird folgendermassen geschildert:
Die Thiere zeigen Unruhe, die Augen sind glänzend, die Nasen-und Maulschleimhaut trocken, Athfcen und Puls beschleunigt; die Fresslust verringert; die Kranken bleiben hinter der Herde zurück. Diese Erscheinungen dauern ungefähr 2 Tage, worauf sich Thränen-fluss, Schleimausiiuss aus der Nase und Geifern einstellt; Fresslust und Wiederkauen sind gänzlich aufgehoben; unter häufigem Drängen wer­den schleimige, mit Blut gemengte, dünne Faeces eiltleert. Die Thiere liegen beständig und nach 2, oder vom Beginne der Krankheit an ge­rechnet, in 4 Tagen erfolgt gewöhnlich der Tod.
Genesung trat nur in wenigen Fällen ein.
Bei der Section fanden sich Lungen und Herz normal; in den drei ersten Mägen flüssiger Inhalt, das Epithel des Lösers leicht abstreifbar, die Schleimhaut des Labes dunkel geröthet, mürbe, gegen den Pförtner zu mit zahlreichen kleinen Geschwürchen besetzt; die dünnen Gedärme von aussen violet gefärbt, die Schleimhaut geröthet, leicht abstreifbar, in der Darmhöhle eine dünne, schleimige, mit Blut gemengte Flüssigkeit; die dicken Gedärme normal. Die Leber und Nieren unverändert; die Gallenblase durch dunkle , dünnflüssige Galle stark ausgedehnt.
Unter die Schafherde der k. Freistadt Kesmark wurde die pestartige Erkrankung durch das Betreten von Weideplätzen, auf wel­chen sich eine pestkranke Ochsenherde befand, verschleppt. Als Krank­heitserscheinungen werden verminderte Körpertemperatur, besonders an den Extremitäten, Unruhe, Hinfälligkeit, Aufhören des Wieder­kauens, Vermehrung des Durstes, Röthung und später reichliche Secre-
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tion der Nasenschlcimhaut, Boschleimigung des Athmens, trockener Husten, dünne, endlich blutig werdende Darmentleeningen angefahrt.
Die Section der umgestaudenen ïliiere ergab folgenden Eefuud: Die Schleimhaut der Nase und des Maulcs stark injicirt, stellenweise erodirt, mit braungclbem Exsudat beschlagen; jene des Kehlkopfes und der Luftröhre geschwellt, dunkel geröthet, von Extravasaten durch­zogen, mit. gelblichen Exsudatgerinnseln belegt; die Lungen in einigen Fällen ödematös. Das Herz welk, in seinen Höhlen locker geronnenes Blut, das Endocardium unverändert.
In dem Löser weiche Futterstoffe, seine Schleimhaut injicirt; jene des Labes geschwellt, yioletroth, mit gelben Exsudatplatten belegt, nach deren Wegnahme dunkel geröthete, ecch5rmosirte, hie und da, namentlich zunächst des Pförtners, excoriirte Stellen zum Vorschein kommen. Die Schleimhaut des Dünndarmes dunkel geröthet, stellen­weise excoriirt, stellenweise mit locker anhängendeu Exsudatgerinnseln beschlagen, jene der dicken Gedsect;rme in gleicher Weise verändert, in der Darmhöhlc eine dünne, übelriechende Flüssigkeit enthalten. Die Leber blassgolb, ihre Blase stark ausgedehnt, die Schleimhaut der letz­teren geschwellt und fleckig geröthet; die Milz normal.
Anmerkung. Obwohl die Rinderpest aussei' den bis nun angeführten Kronländern in den J. 1862 und 1803 auch in Ostgalizien, Mähren, Dal,-matien und Kroatien in grösserer Verbreitung vorkam, so sind doch aus den zwei erstgenannten Ländern Mittheilungen nicht eingelangt, dass daselbst die Schaf- oder Ziegenpest zur Beobachtung gekommen wäre. Von Seite der Landesbehörden von Dalmatien und Kroatien liegen jedoch Berichte vor, in welchen ausdrücklich hervorgehoben wird, dass während des Herrschens der Rinderpest eine seuchenartige Krankheit unter den Schafen und Ziegen sich nicht gezeigt habe. In Dalmatien wird das Ereigniss, dass das Land trotz den Verheerungen, welche die Schaf- und Ziegenpest in den angrenzenden türkischen Provinzen veranlasste, von dieser Seuche verschont geblieben ist, einerseits dem Umstände, dass für das aus der Türkei herüberkommende Klein-hornvleh eine Contumaz von 10 Tagen vorgeschrieben war, andererseits der genauen Durchführung der später zu erwähnenden polizeilichen Maassregeln z i-geschrieben.
Die bereits früher hervorgehobene und durch Erhebungen sichergestellle Thatsache, dass die 2. Invasion der Rinderpest v. J. 1863 in Krain durch die Einfuhr kranker Ziegen und Schafe aus Kroatien verursacht worden ist, macht es jedoch wahrscheinlich, dass auch hier, wenn auch nicht in grosser Verbreitung pestälmliche Erkrankungen unter dem Kleinhornviehe stattgefunden haben mögen.
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II. Im Auslande gemachte Wahrnehmungen.
1. Türkiselie Provinzen.
Gegen Ende des Jahres 1862 und im Laufe des Jahres 1863 meldeten die Consmlax-Beriohte aus Türkiscli-Bosuien und der Her­zegowina wiederholt, dass in diesen Provinzen, wo die lliuderpest enorme Verheerungen anrichteto, auch unter den Schafen und Ziegen eine meist tödtlich ahlaufende Krankheit herrsche, welche Anfangs für Anthrax gehalten, später durch österreichische, von dem k. k. General-Commando in Agram abgeordnete Thierärzte der Militärgrenze als die, durch das Coutagium der lliuderpest reranlasste Schafseuche erklärt wurde. Eine genauere Schilderung derselben ist uns aber nicht bekannt geworden.
2. Königreich. Polen.
Die daselbst über die Schafpest gesammelten Thatsachen sind in einem, von dem Medicinal-Collegium des Königreiches auf Anordnung der Staats-Commission für die inneren Angelegenheiten hinausgegebenen Berichte, Wladomoéó o wypadkach udzielania sie ksiegosuszu owcom w. r. 1863 w Kr ölest wie Polskiem, Warszawa 1863 ent­halten.
Aus demselben ist zu entnehmen, dass zu Ende des Winters 1862 die Rinderpest ans Kussland in dou Eomzyner District des König­reiches Polen eingeschleppt worden, und dass einige Zeit nachher in einigen der von dieser Senche befallenen Ortschaften eine Erkrankung unter den Schafen aufgetreten sei, deren Aehnlichkcit mit der Binder­pest von dem tbierärztliehen Assessor des Augustov'schen Gouvernements Badzinski hervorgehoben wurde.
Zur näheren Erforschung dieser, bisher in Polen noch nicht be­obachteten Thatsaehe, -wurde von Seite der Staats-Commission für die inneren Angelegenheiten der Professor der Yoterinärkunde zu quot;Warschau, H. Peter Seif mann in den Eomzyuer District abgesendet, um zu er­forschen, ob die daselbst aufgetauchte Krankheit der Schafe in der That durch die Rinderpest veranlasst werde, ob sie, bei dem Schafe entwickelt, im Stande sei, bei Rindern die Pest hervorzurufen und, wenn dies der Fall ist, welche #9632;Vorkehrungen diesfalls zu treffen wären.
Die von Herrn Seif mann gelieferte Relation bildet den Haupt­inhalt des Berichtes. Vor Allem wird es als zweifellos sichergestellt
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hervorgehoben, dass die unter den Rindern des Lomzyner Districtes herrschende Seuche in der That die Einderpest war.
Der Verlauf der Schafkrankheit dauerte bei einigen Thieren (3, 7 selbst 8 Tage, die Mehrzahl derselben erlag jedoch schon am zweiten oder vierten Tage nach dem Auftreten der ersten Krank­heit s ersehe i mingen.
Diese waren Mattigkeit, Verringerung der Fresslust und des Wiederkauens, bald gesteigerter, bald verminderter Durst, beschleunigtes und beschwerliches Athmen, zeitweilig eintretender Husten. Später steigerteij sich diese Erscheinungen, Fresslust und Wiederkauen hörten vollständig auf, das Athmen quot;wurde stöhnend, die Abmagerung nahm sichtlich zu. Gewöhnlich am zweiten Tage stellte sich reichlicher Thräneniluss, schleimiger Ausliuss aus der Nase und aus dem Maule ein; auf der Schleimhaut des letzteren, besonders am Zahnfleische bildeten sich die bekannten Erosionen. Meist schon am Anfange der Krankheit zeigte sich ein sehr übelriechender Durchfall, bei der Mehrzahl der Thiere auch Zähueknirschen. Gewölmlieh endigte die Krankheit unter Zunahme dieser Erscheinungen mit dem Tode; iu jenen Fällen, in welchen Genesung eintrat, brauchte es längere Zeit bis die Thiere ihre frühere Beleibtheit wieder erlangten.
Die Sections'daten sind auf Grund des bei zwei umgestandenen und bei zwei im vorgeschrittenem Stadium der Krankheit getödteteu Schafen angetroffenen Befundes geschildert.
Die Cadaver waren stark abgemagert, die Umgebung der Augen und der Nasenlöcher mit Schleimkrusten bedeckt, die Hinterschenkel iiud der Schweif mit Excrementen besudelt. Die Musoulatur dunkel gefärbt, die Gofässe und das Herz dunkles, flüssiges Blut enthaltend. Auf der Schleimhaut des Maules Erosionen, jene der Luftröhre und der gröberen Bronchien, besonders an jenen Stellen, welche den Zwischen­räumen zwischen den Knorpelringen entsprechen, geschwellt, geröthet. (Der Befund der Lungen ist vollständig übergangen, was um so meh: zu bedauern ist, als es hiernach zweifelhaft bleibt, ob die hierorts stets angetroffenen lobulären Hepatisationen zugegen waren oder nicht, und die während des Lebens bemerkbare Athembeschwerde eine Ver­änderung dieses Organes verjputhen liessen.)
Der Lab und die dünnen Gedärme schon von aussen bräunlich­blau erscheinend, die Schleimhaut besonders an den Falten des Labes und im Zwölffingerdarme stark geröthet, infiltrirt und stellenweise mit geronnenem Exsudat und Blut bedeckt, stellenweise von Extravasaten
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durchzogen, stellenweise auch excoriirt; die Darmhöhle mit flüssiger Jauche erfüllt. Die Schleimhaut der dicken Gedärme nur hie und da auf die angegebene Weise verändert. Der erste und zweite Magen un­verändert ; in keinem der Fälle waren .im Löser trockene Futterküchen zugegen. Die Leber blass, erweicht, die Gallenblase meist gross, dünne Galle enthaltend; ihre Schleimhaut, so wie jene der Harnblase geröthet und aufgelockert. Die Milz unverändert.
Rücksichtlich der F or t pf 1 a nz im g u n d Yer br ei tung der Krank­heit auf die Schafe wird ausdrücklich hervorgehoben, dass eine solche Krankheit unter den Schafen in dem Lomzyner District e nir­gend vorkam, wo nicht die Einderpes t herrschte, und dass sie dagegen überall dort, wo die Einderpest wüthete, und wo die Schafe mit dem kranken Hornviehe in Berührung kamen, zum Aus­bruche gelangt sei.
Als Be is piel e z weifellos con stat ir ter Infection werden nachfolgende angeführt:
In dem Dorfe Jeziorki wurden einige pestkranke Rinder in dem Schafs falle, zugleich mit den Schafen des Gutes unterge­bracht, unter welchen sich auch eine Ziege befand. Einige Tage später erkrankte zuerst die Ziege und hierauf die Schafe unter den obenerwähnten Erscheinungen. Trotz der hierauf veranlassten Parcel-lirung der Schafe, ihrer Unterbringung in geräumigen Ställen und ihrer Behandlung mit verschiedenen Arzneien, besonders mit Lösung von Chlorkalk, mit verdünnter Schwefelsäure u. dgl. erkrankten aus der Zahl von 1143 Schafen, 1129 Stücke, von welchen im Verlaufe von 4 Wochen, am häufigsten aber in den 2 ersten Wochen, 493 Schafe und die erwähnte Ziege fielen.
In dem von vielen Kleingrundbesitzern bewohnten Dorfe Rakow-Czachy erkrankte kurz nach dem Ausbruche der Rinderpest eines von 5, zusammen mit einer kranken Kuh gehaltenen S c h a f e u; in dem Maasse als sich die Rinderpest weiter im Orte verbreitete, erkrankten immer mehr Schafe, so dass im Verlaufe von zwei Wochen nahezu 200 fielen.
Drei Schafe des Eigenthümers der Kolonie unter dem Dorfe Kalinowa kamen in dem Dorfe Rakow mit pestkranken Rindern in Berührung, und wiirden, bevor noch die Krankheit unter den Schafen in Rakow ausgebrochen war, in die Kolonie gebracht, und mit 2 anderen Schafen und 5 Rindern eingestellt. Eines der zurückgebrachten Schafe erkrankte kurz nachher und fiel am 7. Tage nach der Ueber-
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brhigung. Dio Krankheit ergriff auch die 4 anderen Schafe und die 5 Einder; von den ersteven genasen 2, die übrigen und sämmtliche Hinder gingen innerhalb 14 Tagen, von dem Todesfalle des 1. Schafes gerechnet, zu Grunde.
Von dieser Kolonie ans wurde die Schafseuche nach dem 11/„ Wersto entfernten Dorfe Kalinowa dadurch vorbreitet, dass der Eigenthümor der Kolonie, nach erfolgtem Tode des ersten Schafes, die übrigen 4 zu der Schafherde dieses Borfes trieb. Kurze Zeit naher erfolgten Erkran­kungen in dieser Herde und Ansteckungen der Kinder, welche an der Pest erkrankton.
Unter die Schafherde der Ansiedlung Zawady, welche als Vor­stadt der Stadt Lomze, wo die Einderpest wüthete, angesehen wird, gelangten Schafe, die dem Kloster zu Lomze gehörten, und ver­blieben mit jener eine ganze Nacht hindurch in Berührung. Kurz nach­her brach die Krankheit unter den Schafen zu Zawady und später unter dem Eindviehe ans.
Aus den, einer Souchentabelle beigefügten Anmerkungen ist über­dies zu ersehen, dass die Schafe der Stadt Lomze, welche mit den kranken Thieren des Klostors nicht in Berührung kamen, von der Seuche verschont geblieben sind.
Eine ähnliche Wahrnehmung wurde auch in dem Dürfe Szü­rn ouo gemacht, wo die dem Pfarrer angehörigen, separirt gehaltenen Schafe von der Krankheit, an welcher, die Gemeindeschafe litten, nicht ergriffen wurden; Beobachtungen, welche beweisen, dass diese Seuche nicht eine Folge epizootischer Eintlüsse war.
Der beigegebenou Seuchentabelle zu Folge sind in dem Lomzyner Districte in 19 von der Rinderpest verseuchten Dörfern, Maiorhöfen oder Ansiedlnngcu von einem Stande von 6691 Schafen, 4988 Stücke, mithin 74pCt. von dei Schafseuche ergriffen worden, von welchen 1039 genasen und 3949, mithin über 79pCt, zu Grunde gingen. Unter den Ziegen wurden 10 Todesfälle coustatirt.
In Folge des, diese Thatsaehen zusammenfassenden Berichtes des Medicinal-Collegiums hat die Staats-Commission für die inneren Angele­genheiten des Königreiches Polen in der Sitzung vom 3/15. Juli 1863 beschlossen :
1.nbsp; nbsp;Die Einwohner des Königreiches von der Uebertragbarkeit der Eindeipest auf Schafe und Ziegen zu verständigen;
2.nbsp; nbsp;anzuordnen, dass an Orten, wo die Rinderpest herrscht die Be­rührung der Schafe und Ziegen mit dem Einclvieh hintangehalten,
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und dass im Falle dos Ausbruches der Krankheit unter den Schafen die Herde parzollirt und in möglichst geräumigen und luftigen Stal­lungen oder im Freien gehalten werde;
3.nbsp; nbsp;die administrativen und ärztlichen Organe aufzufordern über das Vorkommen dieser Seuche und die hiebei geraachten quot;Wahrnehmungen fortan zu berichten;
4.nbsp; nbsp;die Entscheidung über die Frage ob zum Zwecke der raschen Unterdrückung der Schafsouche das System der Keulung der kranken und verdächtigen Thiere ähnlich wie bei der Kinderpest durchzuführen wäre, vorläufig noch in suspense zu belassen ; endlich
5.nbsp; nbsp;die Medicinal-Commission zu beauftragen, alle auf diese Krank­heit bezüglichen Thatsachen zu sammeln und zu veröfFontlicheu.
Während der Drucklegung dieser Eelation, in welcher auch die mu dieser Hinsicht auswärts, namentlich in Oesterreich gemachten Wahr­nehmungen und veranlassten Publikationen von Maresch, Jessen, Blei­weis und mir angeführt erscheinen, sind auch aus anderen Theilen des Königreiches Berichte eingelaufen, aus welchen hervorgeht, dass ausser dem Lomzyner Districte auch in anderen Ortschaften zur Zeit des Herrschens der Rinderpest unter den Schafen eine Krank­heit gewüthet habe, welche sich durch Erscheinungen charakterisirte, welche mit jenen der Rinderpest ganz übereinstimmten.
Solche Districte sind:
1.
Der
Stanislawower
mit
2
2.
jj
Lubliner
2
3.
n
Lukower
l
4.
j)
Pultuskische
1
5.
Ostrolenkaer
3
6.
)?
Siedlitzer
1
7.
ïgt;
Hmbiszower
1
126
Todesfällen
280
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73
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260
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1200
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In einigen dieser Ortschafteu war die Seuche noch nicht erlo­schen und die Zahlenzusamraenstellung daher noch nicht endgiltig ab­geschlossen.
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Erfahrungen gewonnen durch absichtliche Infection oder durch Impfung.
1. In Böhmen. Zu Ende des Jahres 1861, um -welche Zeit die Schafseuche in Chlumetz bereits ihrem Ende nahe war, machte Dr. Maresch ') den Versuch 2 Kälber und 1 Ziege durch das Zusammensperren mit 3 kranken Schafen anzustecken, welche vorher geschoren und einem Laugenbade unterworfen worden waren, um dem Verdachte vorzubeugen, dass nicht etwa das Rinderpest-Contagium noch an der AVoile gehaftet habe. Ungeachtet die Thiere durch 14 Tage beisammen belassen wurden, während welcher Zeit 2 Schafe zu Grunde gingen, zeigte sich an den Versuchsobjecten mit Ausnahme einer leichten Abmagerung des einen, \md zeitweiligen Hustens des 2. Kalbes keine Anomalie. Die nach Ablauf dieser Periode vorgenommene Section der getödteten Thiere ergab bei den beiden Kälbern die Eesiduen umschriebener Pneunomien und bei dem einen derselben stellenweisen Katarrh der Dünndarmschleimhaut, während sich sämmtliche Organe bei der Ziege als gesund erwiesen.
2. In Krain.
Obwohl die in Krain gewonnenen Erfahrungen an und für sich genügend waren die'Ueberzeugung von der Zusammengehörigkeit und gegenseitigen Uebertragbarkeit der Einder-, der Schaf- und Ziegenpest hervorzurufen, so erschien es zur Herstellung des vollen Beweises und zur Begegnung des Einwurfes, dass die Ansteckung der Rinder durch das an der Wolle der Schafe etwa haftende Contagium der Einderpest vermittelt worden sei, wünschenswerth, gesunde Einder mit dem Blute und den Secreten derart kranker Schafe zu impfen.
Ein von mir in dieser Eichtung gestellter Antrag erhielt die Genehmigung des h. k. k. Staats-Ministeriums, welches für diese Impfvei-suche die nöthige Gelddotation bewilligte und mit deren Vornahme den Landesthierarzt Prof. Dr. Blei we is beauftragte.
Dieselben fanden in P r e 1 o k a, Cernembler Bezirkes unter Mit­wirkung des Dr. Maly und in Sag or je, Feistritzer Bezirkes im Bei­sein des Bezirkswundarztes Kullnig statt s)
l] Oesterreichische Vierte. 1 jähresschritt für wissenschaftliche Veterinärknnde. XIX. Band. (Jahrg. 1863) pag 76.
2) Blei weis. Die Identität der Rinder- und Schafpest durch Impfver­suche constatirt. Oesterr. Vierteljahresschrift für wiss. Veterinärkunde. XXI. Bd. (1864) pag. 1, und Roll Wiener mediz. Wochenschrift.-Jahrg. 1863. Nr. 40.
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a) In Freioka, wo seit 30. Mai kein pestkrankes Hind mehr vorhanden -war, neigte sich anch die Schafpest schon ihrem Ende zu, und es stand am 8. Juli 1863, an welchem Tage die Impfungen vor­genommen wurden, nur das Cadaver eines, Tags vorher umgestandenen bereits vorscharrt gewesenen Schafes zur Abname des Impfstoffes zu Ge­bote. Bei diesem Thiere hatte sich der Krankheitsverlauf ausnahmsweise über 8 Tage hingezogen, und es schien der Tod in Folge allgemeiner Erschöpfung nach grösstentheils abgolaufenor Krankheit erfolgt zu sein.
Die Section desselben ergab intensiven Nasenkatarrh, Schwellung der Schleimhaut des Labes, Ansammlung von eiterigen Massen in der Höhle des Labes und Dünndarmes, Hyperämie der Leber, Katarrh der Luftröhre, lobäre Hepatisationen der Lungen.
Zum Zwecke der Impfung wurden 4 vollkommen gesunde Einder angekauft und in einem, von der Ortschaft eine halbe Stunde entferiiton, abgesondert gelegenen, seit drei Monaten leerstehenden Meier-hofe, von einander vollkommen gesondert, untergebracht.
Die Impfung wurde mit Blut, Secret der Nasen-Luftröhren-Schleim-haut, mit Lab- und Darminhalt, dann mit der aus den Lungen erhal­teneu Flüssigkeit u. z. mittelst Einziehen damit getränkter quot;Wollfäden unter die Haut einer Schulter, mittelst der Impfnadel in die Schleim­haut der Hinterlippe, endlich mittelst des Kinreibens dieser Flüssig­keiten in die Nasenschleimhaut u. z. mit verschiedenen Stoffen und an allen diesen Körperstcllon bei jedem einzelnen Thiere aus dem Grunde vorgenommen, um mit, dem, aus einem bereits erkalteten Cadaver stam­menden Impfstotfe möglichst sicher eine Haftung zu erzielen.
Von den 4 Impflingen blieben zwei (Nr. 1, eine 1'/ajährige Kalbin und Nr. 3 oine 3'/'Jährige Kuh) während der ganzen Dauer des Versuches gesund. Bei Nr. 2 (einer 1'/„jährigen Kalbin) zeigte sich am 4. Tage nach der Impfung ein matter Blick, Verminderung der Munterkeit, Abnahme der Fresslust, welche Erscheinungen noch den folgenden Tag andauerten, sich aber dann vollständig verloren.
Bei dem Versuchsthiere Nr. 4, einem 2jährigen Ochsen wurde gleichfalls am 4. Tage Verminderung der Fress- und Trinklust, so wie des Widerkauens, Mattigkeit, leichter Thräneniluss aus dem linken Auge, schleimiger AusHuss aus der Nase, der Absatz dünnbreiiger Excremente beobachtet; diese Symptome dauerten den folgenden Tag an, Hessen aber am 6. Tage nach der Impfung nach und waren bis zum 8. Tage wieder vollkommen verschwunden. Am Abende des 9. und am 10. Tage aber war die Fresslust wieder sehr gering, das quot;Wider-
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kaüeu seiton, die Faces sehr weich, das ïhier lag meistens, war traurig und matt und nahm durch 28 Stunden gar kein Getränke zu sich, die Secretion der Xasensohleimheit war gesteigert; Athcm und Puls normal; am lt., 12. und 13. Tage blieb der Zustand unverändert mit Ausnahme dessen, dass das Thier wieder Getränke anzunehmen begann und die Excremente wieder consistenter wurden; am 14. stellte sich Zunahme der Fressinst, des Widerkanens und der Munterkeit ein, am 15. endlieh wurde das Rind, um sich von der Art des vorhandenen Krankheits-processes die Ueberzeugung zu verschaffen, getödtet, und die Section vorgenommen.
Diese ergab auffallende Abmagerung des Cadavers; starke Hyper­ämie der Nasen-, leichte Eöthung der Kehlkopf- und Luftröhren-Schleimhaut, fleckige Röthnng umschriebener, in ihrer Textur nicht veränderter Lungenpartien; die Sohlcimliaut der drei ersten Mägen normal, die Futterkuchen im Loser fest; die Schloimhautfalten des Labes, besonders gegen den Pförtner zu an den Bändern dunkel gc-röthet; die Schleimhaut des Zwölffingerdarmes geschwellt, an hirsekorn-grossen Stelion erodirt; jene des weiteren Pünndarmtraotes streifig ge-rothet, mit schmutzig gelbem, oiterälmlichen Schleime bedeckt; jene des Dickdarmes unverändert. Die Leber dunkelbraun, mürbe; die Gallenblase durch dünne Galle ausgedehnt, Milz und Nieren normal.
Die bei dem Impflinge Nr. 4 am 4. Tage nach der Impfung auf­getretenen Krankheitserscheinungen sind, wie dies der Sectiousbofund nachweist, wohl als eine Folge der stattgefündenen Impfung anzusehen. Aller Wahrscheinlichkeit nach gilt dieselbe Annahme auch bezüglich der, bei dem Versuohsthiere Nr. 2 beobachteten vorübergehenden Störung der Gesundheit. Möglicher quot;Weise kann der Umstand, dass zur Zeit der Vornahme der Impfung die Schafseuclic in Preloka schon im Erlöschen war, und dass jenes Schaf, von welchem der Impfstoff abge­nommen wurde, erst nach nahezu abgelaufener Krankheit an Erschö­pfung einging den milden Verlauf des Processes bei 2 Hindern und das Fehlschlagen der Impfung bei den beiden anderen veranlasst haben. Die Annahme, dass das Contagium der Pinderpest in Folge der Durch­führung durch Schafe, bei welchen die Krankheit erfahrungsgemäss günstiger abläuft, gleichsam gemildert werde, unä demnach bei der abermaligen Uebertragnng auf Hinder nur eine leichtere Kraukheits-form bedinge, wird durch die Resultate der in Sag or je und später am Wiener - Tliierarznei - Institute vorgenommenen Impfungen ausge­schlossen, und überdies auch durch die wiederholt gemachte Erfahrung,
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class die durch kranke Schafe und Ziegen im Wege der natürlichen Infection angesteckten Einder eben so schwer erkranken als bei der Uebortragung des Gontagiums von llind auf llind widerlogt.
b) Die Impfversuche wurden, da in Preloka ein geeignetes Ma-teriale liiezu nicht weiter zu Gebote stand, in Sagorje, wo die Schaf­seuche noch mit Heftigkeit herrschte, fortgesetzt.
Es wurden liiezu 3 vollkommen gesunde Hinder angekauft, an einem abgesonderton ringsum mit Steinen eingefriedeten Orte (Ograda) gemeinschaftlich untergebracht, ihnen ein eigener quot;Wärter bestellt, und für sie besonders angekauftes Futter verabreicht.
Am 21. Juli IS63 Nachmittags wurde die Impfimg sämmtlichor 3 Binder vorgenommen, und zwar wurden einem S'/iJährigon Ochsen (Nr. 1) mit Blut getränkte quot;Wollfaden unter die Haut hinter der Schulter eingezogen, in die Nase Darmsecrot gerieben und dasselbe auch in die Schleimhaut der Hinterlippc eingeimpft. Der Impf­stoff stammte von einem fi Stunden vorher umgestandenen, noch nicht erkalteten Scbafe, bei dessen Section sich der bereits wiederholt ange­führte Symptomcncomplex sehr prägnant ausgesprochen, und ausser-dem eine sehr auffallende Ausdehnung der Gallenblase durch dunkle, flüssige Galle vorgefunden hatte.
Dem Versuchsthiere Nr. 2, einer 1 #9632;'/,,jährigen Kalbin wurden mittelst Nasenschleim getränkte Wollfäden unter die Haut hinter der Schulter eingezogen. Secret der Darmschleimhaut in die Schleimhaut der Hinterlippe geimpft und in die Nasenschleimbaut eingerieben. Diese Flüssigkeiten waren einem seit 3 Tagen kranken Scbafe entnommen.
Von demselben Schafe wurde, nachdem es getödtet worden, eine 12jährige Kuh (Nr. 3) in der Art geimpft, dass in die sehr reich­lich angetroffene Galle getauchte Wollfäden hinter der Schulter in die Haut gezogen. Darmsecret in die Schleimhaut der Hinterlippe geimpft und in die Nase gerieben wurde.
Am 30. Juli, d. i. am 9. Tage nach der Impfung wurde bei dem Versuchst liiere Nr. 3 Aufboren der Fresslust und des Widerkauens, Aufstränben der Haare, gesteigerte Temperatur an den Ohren, Hörnern lind dem Maule, dann Durchfall bemerkt. (Das Vorhandensein der letzt­genannten Erscheinung macht es mir wahrscheinlich, dass der Beginn der Erkrankung selion auf einen oder zwei Tage früher zu setzen sein dürfte und dass die ersten Krankbeitserscheinungen übersehen worden sein mögen.) Am folgenden Tage fanden sich Erosionen auf der Maul-schleimhaut, reichliche Thränensecretion. schleimiger Austinss aus der
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Nase, Knirschen mit den Zähnen, Fortdauer des Durchfalles, welchen Symptomen sich am nächsten Tage ein beschwerliches Athmen, ein zeitweise eintretender Stosshusten, Empfindlichkeit längst der Wirbel­säule beigesellten, unter deren andauernder Zunahme der Tod am 3. August, mithin am 13. Tage nach der Impfung, am 5. nach dem ersten Bemerken der Krankheitscrsoheinuugen erfolgte.
Die Section ergab folgenden Befund: das Cadaver stark abge­magert, der Hinterleib bedeutend aufgetrieben, die inneren Augenwinkel mit Schleimkrusten belegt, die Umgebung der Nasenlöcher mit Schleim verunreiniget, der After und die hinteren Extremitäten mit flüssigen Excrementen besudelt.
Die Schleimhaut des Kehlkopfes und der Luftröhre hoch geröthet, die linke Lunge in ihrer unteren Hälfte hepatisirt, das Herz welk, in seinen Höhlen dunkle Blutgerinnsel enthaltend. Am Zahnfleisch rothe Flecken und Erosionen. Die beiden ersten Mägen unverändert; im Loser grosse Mengen trockenen Futters angesammelt, sein Epithel leicht abstreifbar; die Schleimhaut des Labes dunkelgeröthet, besonders gegen den Pylorus hin mit Exsudatgerinnungen besetzt, in seiner Höhle eine schmutziggraue Flüssigkeit angesammelt. In gleicher Weise vorhielt, sich der Dünndarm, dessen Peyer'schc Plexus auffallend markirt waren. Der Dickdarm in geringerem Grade hyperämisch, stellenweise von Ex-travasaten durchzogen. Die Gekrösdrüsen geschwellt, die Milz schlaff, die Leber matsch, lehmfärbig, die Gallenblase durch dunkelgrüne Galle stark ausgedehnt; die Nieren blutreich.
Die Krankheitserscheinungen und die Sectionsergebuisse lassen es wohl zweiffellos erscheinen, dass dieses Versuchsthier an der Einderpest gelitten habe, als deren Ursache die 9 Tage vor dem bemerkten Krank-heitsausbruohe vorgenommene Impfung mit den, dem Körper eines pestkranken Schafes entnommenen Flüssigkeiten angesehen werden muss.
Die Impflinge Nr. 1 und 2 blieben bis zum 8. und 9. Au­gust gesund; an diesen Tagen erkrankten dieselben unter den Erschei­nungen der Rinderpest, welche in den folgenden Tagen rapid zunahmen, so dass am 12. August, um die Gefahr einer Verschleppung des Con-tagiums unter das Vieh von Zagorje zu verhüten, die in hohem Grade kranken Thiere getödtet wurden.
Die Section derselben ergab den Befund der ausgesprochensten Binderpest und es wird in den Berichten überdies die besondere Harte des Lösers hervorgehoben.
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Bei dem Umstände, als von dem Tage der Impfung (21. Juli) bis zu jenem des Krankheitsausbruches (8. und 9. August) ein Zeitraum von 18 und 19 Tagen verflossen ist, ein Zeitraum, -welcher die be­kannte Incubationsperiode der Einderpest um Vieles übersteigt, kann das Erkranken der Versuchsthiere Nr. 1 und 2 der vorausgegangeneu Impfung wohl nicht zugeschrieben werden; im Gegentheil stellt es sich als viel wahrscheinlicher heraus, dass diese Thiere von der, mit ihnen gemeinschaftlich untergebrachten und in Folge der Impfung er­krankten Kuh Nr. 3, oder durch ihre in dem Eaume zurückgeblie­benen Se- und Excrete auf natürlichem quot;Wege angesteckt worden seien.
Aus den in Sagorjo angestellton Versuchen ergibt sich, dass das Contagium der Schafpest auf Einder übertragen die Einder­pest hervorzurufen vermöge, dass diese jedoch keineswegs in einer milderen Form auftrete; dass mithin das Einderpest-Contagium mittelst einer Durchführung durch Schafe nicht mitigirt werde.
3. Am Wiener Thierarznei-Institute.
1. Versuchsreihe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Theils um die in Krain gewonnenen Eosultato der Impfungen der Schafpest auf Einder zu controlliren imd durch eine grössere Zahl von Erfahrungen zu kräftigen, theils um die, gegen die Zusammen­gehörigkeit der Einderpest und der ihr ähnlichen Schafseuche von mancher Seite noch immer gehegton Zweifel zu heben, theils endlich um die Studireuden mit den Erscheinungen beider Krankheitsformen bekannt zu machen, wurden in den Monaten November- und December 1863 einige Impfversuchc am Thierarznei-Institute vorgenommen1).
Das Materiale zur Einleitung der Impfungen wurde aus der von der Eiuderpest damals verseuchten Ortschaft Gross-Engersdorf in Niedcr-Oestcrreich bezogen. Seit dem Eintritte der rauheren Jahres­zeit konnten daselbst die Schafe nicht mehr im Freien belassen worden; sie kamen dadurch, dass sie in die Ortschaft zurückgebracht worden musston, vielfach in die Gelegenheit von pestkranken Eindern ange­steckt zu werden und erkrankten in der Folge auch häufig unter den
•) S. Roll. Neuer Beitrag zu den rinderpestUlmliclien Erkrankungen der Schafe. Wiener mediz. Wochenschrift 1864. Nr. 3.
Hüll, d. rinderpeäLälm'i. Krankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3
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schon wiederholt angeführten Erscheinnngen der Schafpest, deren Dia­gnose auch durch -wiederholte Sect ionen sichergestellt -wurde.
Ana 16. Kovemher 18G3 Ahends erhielten wir aus diesem Seu-chonorte. die Luftröhre, den Lah und ein Stück Darmkanal eines an demselben Tage umgestaudenen Schafes ungeschickt, welches einem Hause angehörte, in welchem die Einderpest geherrscht hatte und in welchem auch hereits eine Ziege eingegangen war. Bei der Unter­suchung fand sich Croup der Luftröhre, eiteriger Beschlag der ge­schwellten , von Blutextravasaten durchzogenen Schleimhaut des Labes und Dünndarmes, Arcolirung der mit eiterigem Inhalte erfüllten Peyer'-schen Kapseln.
I. Um die Uebertragbarkoit der Krankheit von Schaf auf Schaf zu constatiren, wurde am 17. November 1863 Morgens ein schon seit längerer Zeit hier in Beobachtung stehendes Lamm (Nr. 1) auf dem Nasenrücken, an den Ohren und in- der Flanke mit dem Lab-und Darminhalte geimpft. In den nächsten Tagen zeigte sich ausser einer geringen Anschwellung der Impfstellen nichts Abnormes.
Am 22. November, also am 6. Tage nach der Impfung wurde das Lamm traurig, es zeigte sicli Ansammlung von Schleim in den inneren Augenwinkeln, Austluss schleimiger Flüssigkeit aus der Nase, Verminderung der Fresslust und des 'Wiederkauens, Steigerung des Pulses auf 100 in der Minute; die Darmoxcremcnte waren noch normal geballt und wurden erst in den nächsten Tagen, während welchen die angeführten Krankheitsersohoinnngeji zunahmen, und ein kurzer, kraftloser Husten sich hinzugesellte, diarrhoisch. Unter rasch zunehmender Entkräftung erfolgte der Tod am 27. November Morgens, also 5 Tage nach dem Auftreten der ersten Krankheitserscheinurgen, am 11. Tage nach der Impfung.
Bei der, unmittelbar nachher vorgenommenen Section fanden sich die Impfstellen mit Schorfen belogt, unterhalb welchen sich theils Bindegewebsueubildung, theils kleine Abscesse vorfanden. Die Bindehaut der Augenlieder und der Nasenschleimhaut war deutlich streifig ge-röthet, letztere stellenweise exeoriirt, mit schmierigem Eiter belegt, jene des Manies unverändert.
Die Schleimhaiit des Kehlkopfes und der Luftröhre streifig ge-röthet, in ihrer Höhle, so wie in jener der Bronchien röthliches, schau­miges Serum; in beiden Lungen an genau umschriebenen kleinen Stellen das Gewebe nicht lufthältig, derb, brüchig, dunkelbraunroth. In den Herzhöhlen feste Blutgerinnsel.
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Im Pansen und in der Haube breiig flüssige, im Löser feuchte Futtermassen; im Lab trübe Flüssigkeit mit wenig Futterresteu; die Schleimhaut des letzteren gleichmässig hyperümisoh, gegen den Pförtner hin von Blutungen durchzogen, leicht abstreifbar, mit einer missfär-bigen, eiterigen Flüssigkeit belegt; im vorderen Abschnitte dos Dünn­darmes eine trübe, dünne Flüssigkeit enthalten, seine Schleimhaut fleckig und streifig geröthct, leicht abstreifbar, im hinteren Abschnitte eine dicke, graue, hie und da blutig gestriemte, kleine Exsudatgerinnsel enthaltende Flüssigkeit; die Schleimhaut daselbst stellenweise excoriirt, sehr mürbe, reichlich mit einzelnen oder gruppirten Exsudatplatten besetzt. Die Peyer'schen Plexus stark hervortretend, einzelne derselben mit faserstoffigen Gerinnseln beschlagen; die Kapseln von einer eiterigen Flüssigkeit erfüllt.
Die Schleimhaut des Dickdarmes an den Längsfalten geschwellt, intensiv geröthet; in seiner Höhl^ eine röthlichgraue, dicke Faces ent­haltende Flüssigkeit. Die Leber wenig blutreich, die Gallenblase durch viel blasse Galle stark ausgedehnt; Milz und Harnorgane unverändert.
Das Eesultat dieses Yersuches bekräftigte die Erfahrung, dass die Schafpest von Schaf auf Schaf übertragbar sei.
2. Um den Uebergang der Schafpest auf Einder zu consta-tiren wurde am 27. November 1863 ein Abspänkalb aus dem Stalle eines Milohmaiers in Wien angekauft, dessen Vieh um diese Zeit voll­kommen gesund war, und auch später blieb.
Dieses Kalb (Versuchsthier Nr. 2) wurde noch an demselben Tage Vormittags mit dem Inhalte des Labes und Dünndarmes des Schafes Nr. 1 auf dem Nasenrücken, an einem Ohre und hinter der Schulter geimpft und ihm auch mit einem Stücke Darmes die Nasen-und Maulschleimhaut eingerieben. Die ersten 3 Tage nach der Impfung erschien das Kalb vollkommen wohl; am 4. Tage (20. November) zeigte sich das Flotzmaul trocken, heiss, aus dem Maule spann sich zäher Geifer; die Fresslust war sehr verringert; die Excremente wurden in festen, grossen Ballen abgesetzt. Puls 90. Am 1. December war nebst dem fortdauernden Geifern ein schleimiger Ausfluss aus der Nase, ein kurzer, kraftloser Husten, leichte Diarrhöe zu bemerken; am 2. zeigten sich rothe Flecke an dem Zahnfleische, beschleunigtes Athmen mit Rasselgeräuschen in beiden Lungen, sehr reichlicher Durchfall, eine Pulsbeschleunigung von 104.
Am 3. December hatte der Verfall des Thieres sichtlich zuge­nommen ; die rothen Flecke der Maulschleimhaut waren stellenweise
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#9632; #9632;
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excoriirt, stellenweise mit krümligem Exsudat belegt; die übrigen Er­scheinungen, namentlich der Durchfall hatten zugenommen, Puls 108.
Am 4. December Morgens ging das Kalb ein. Das Ineubations-stadinm hatte hier 3, der Krankheitsverlauf 4 Tage gedauert.
Bei der unmittelbar nach dem Tode vorgenommenen Section ergab sich nachstehender Befund.
Das Gehirn massig durchfeuchtet , die Schleimhaut der Nasen­höhle geschwellt, hyperiimisoh; in der Luftröhre und den Bronchien schaumiges Serum, die Schleimhaut der ersteren stark geröthet , mit zäher, eiteriger Flüssigkeit belegt; das submueöse Bindegewebe ge­schwellt, von kleinen Extravasaten durchzogen. Die Lungen massig blutreich, stellenweise ödematös. Im Herzen derbe Blutgerinnsel.
Auf der Schleimhaut des Maules und der Lippen imregelmässige, oberilächliche, mit schmieriger Exsudatmasse belegte Substanzverluste (die sog. Erosionen). In den drei ersten Mägen breiiges Futter, ihr Epithel leicht abstreifbar, die unterliegende Schleimhaut stark injicirt und besonders im Löser hie rind da von Blutextravasaten durchzogen. Im Lab flüssiger Inhalt mit käsigen Gerinnseln (von der genossenen Milch herrührend), seine Schleimhaut gegen den Pförtner hin intensiv geröthet, mit kleinen Blutungen besetzt, sehr leicht abstreifbar. Im Dünndarme eine, mit käsigen Gerinnseln gemengte eiterige Flüssigkeit, die Schleimhaut gleichmässig höher geröthet, zunderähnlich mürbe, hie und da mit lockeren Exsudatgerinnseln besetzt. Die Peyer'sehen Drüsen­haufen stark hervorspringend, ihre Kapseln mit eiteriger Flüssigkeit •erfüllt. Im Dickdarme dünnbreiiger, missfärbiger Inhalt, die Schleim­haut , namentlich im Blinddärme intensiv geröthet, leicht abstreifbar, stellenweise excoriirt.
Die Leber bleich, sehr matsch, die Gallengäuge eine dünne, hell­gelbe Galle enthaltend, die Milz und die Gekrösdrüseu, die Harn- und Geschlechtsorgane unverändert.
Nach den geschilderten Krankheitserscheinungen, nach dem Ver­laufe und dem Sectionsbefunde dringt sicli wohl die Ueberzeugung auf, dass das Kalb an der sehr acut ablaufenden Einderpest gelitten habe. Die Annahme, dass dasselbe in Folge der stattgefundenen Impfung mit Secreten eines an der Sehafpest umgestandenen Lammes in die Rinderpest verfallen sei, kann bei Rücksichtnahme auf den Umstand, dass dasselbe aus einem ganz gesunden Viehstande stammte, und im Institute der Möglichkeit einer anderweitigen Ansteckung vollkommen
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entzogen war, dann mit Rücksicht auf die beobachtete Incubationsdauer einem gegründeten Bedenken wohl nicht unterliegen.
Durch diesen Versuch wird unserer Ansicht nach neuerdings constatirt, einerseits, dass das Contagiiim der Schafpest auf Hinder übertragbar sei und bei diesen die Rinderpest veranlasse, anderer­seits, dass die durch eine solche Uebertragung hervorgerufene Krankheit durchaus keinen günstigeren Verlauf zeige, als die durch die Infection vom Rinde auf das Rind entstandene.
3. Es lag nun noch in der Absicht, von diesem Kalbe aus ein Schaf anzustecken. Es stand uns zu dieser Zeit nur ein Lamm, der Schafpocken-Impfaustalt zu Gebote, welches einige Tage verlier mit der Schafpooke geimpft worden war und zur Zeit des Versuches eine in der Entwicklung begriffene Impfpocke am Schweife zeigte.
Dieses Lamm (Versuchsthior Nr. 3) wurde am 4. December 1863 mit dem Inhalte des Labes und Darmes des eben secirten pest­kranken Kalbes an dem Nasenrücken und an der Brustwand geimpft und mit einem Stücke Dünndarmes in die Nasenschleimhaut eingerieben. Das Thier blieb aber durch 12 Tage nach der Impfung, wo es dem Fleischhauer übergeben wurde, vollkommen gesund und die Impf­pocke am Schweife verlief ganz regelmässig.
Da es hier zweifelhaft blieb, ob dieses Lamm zu dieser Zeit eine Empfänglichkeit für das Rinderpest-Contagium an und für sich nicht besass, — ein Vorkommniss, welches man bei ansteckenden Krankheiten überhaupt, oft genug zu beobachten Gelegenheit hat — oder ob der Umstand, dass das Lamm zur Zeit des Infectionsversuches eine in der Entwicklung begriffene Pocke hatte, die Wirksamkeit des Rinderpest-Contagiums aufgehoben habe, so schien es im Interesse der Veterinär-Polizei wünsohenswerth, die Ansteckungsversuche mittelst dieses Conta-giums an Schafen, welche vorher mit der Schafpocke geimpft worden waren, weiter fortzusetzen.
Das hohe k. k. Staats-Ministerium hat die hiezu nöthigen Geldmittel ' sogleich angewiesen und es wurde im Beginne des Jahres 1864 eine
2. Versuchsreihe
begonnen, welche ausser dem oben angedeuteten Zwecke, auch die Sammlung weiterer Thatsachen rücksichtlich der Uebertragungsfähigkeit der Rinder- und Schafpest im Auge hatte.
Im Anfange des Jahres 1864 kamen nur mehr in wenigen Orten Nieder-Oesterreichs Fälle der Rinderpest vor und wir mussteu daher
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Sorge tragen, jedes sich zufällig bietende Materiale thunlichst zu be­nützen.
Am 10. Februar 1864 wurde in dem, zu der Gemeinde Unter-Sie vering nächst Wien gehörigen Hofe Eellevue die Rinderpest con-statirt und mir von dem hiebei intervenirenden Herrn Docenten Dr. Zahn ein Stück der Luftröhre, des Labes und Dünndarmes eines, im 1. Stadium der Krankheit gekeulten Eindes übergeben. Auf den Schleimhäuten dieser ïheile war der Process der Einderpest, dem Stadium entsprechend, deutlich entwickelt.
1. Ein zur Vornahme der Impfung passendes Kalb, um hieduroh das Materiale zu weiteren Versuchen zu gewinnen, konnten wir uns im Augenblicke nicht verschaffen; auch in der Schafpooken-Impfanstalt hatten wir, da die grosse Kälte den Transport von Lämmern unmöglich machte, nur einige alte Schöpse, welche wiederholten Impfungen mit Pockenlymphe fortan widerstanden hatten. Um jedoch die sich dar­bietende Gelegenheit nicht ungenützt vorübergehen zu lassen, wurde ein kräftiger, über 4 Jahre alter Schöps (Versuchsthier Nr. 1) am 11. Februar Morgens an den beiden Brustwandungen, an dem linken Ohre und am Nasenrücken mit dem Secrete der Luftröhren- und Dünn-darmschleimhaut des gekeulten Eindes geimpft, und dessen Nasen-sehleimhaut mit der letztgenannten Flüssigkeit eingerieben.
Bis zum 15. Februar Abends (dem 5. Tage nach der Impfung) zeigte sich das Thier vollkommen wohl und munter; an diesem Abende frass es sein Futter langsam und unlustig.
Am 16. Februar zeigte sich schleimiger Ausäuss aus der Nase, wiederholter Husten, massige Beschleunigung des Athmens und Pulses, höhere Köthung der Maulschleimhaut, leichtes Geifern, weder Fresslust noch quot;Wiederkauen.
Am 17. Februar reichlicher, schleimiger Nasenausfluss, katarr-balischer Huston, Injection der Augenlidbindehaut; das Zahnfleisch be­sonders an den Zahnränderu stark geröthet, darniederliegeude Fresslust, kein quot;Widerkauen, die Hinterscheukel von Excrementen beschmutzt, die vorfindlichen Fäcalstoffe in grosse Klumpen geballt, Puls be­schleunigt.
Am 18. Februar waren diese Erscheinungen in etwas geringerem Grade zugegen, es stellte sich etwas quot;Wiederkauen ein; dasselbe war auch am folgenden Tage der Fall.
Am 20. Februar fing das Thier wieder zu fressen an, und die Krankheitssymptome verloren sich bis zum 23. vollkommen.
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Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, dass die am 5. Tage nach der Impfung eingetretene, durch 5 Tage dauernde Erkrankung
eine Folge der Impfung mit Vehikeln des Rindcrpest-Contagiums ge-
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wesen sei; denn das Krankheitsbild stellte sich ganz identisch mit jenem heraus, welches sich bei den früheren Impfve.rsuchcn ergeben hatte und derart auch von den Beobachtern der Schatpest ge­schildert wird.
Die Ursache des günstigen Krankheitsverlanfes scheint mir weni­ger in dem Umstände, dass der Impfstoff einem im 1. Stadium der Rinderpest befindlichen Thiere entnommen wurde, als darin zu liegen, dass der Impfling ein sehr kräftiger alter Schöps war.
Diese Vermuthung wird auch durch die Beobachtung des Dr. Ri-doieovich in Rovigno bekräftiget, welcher bei dem Herrschen der rinderpestähnlicheu Erkrankung unter einer Schafheerde, die Stölire und Schöpse von der Krankheit verschont bleiben sah.
2. Zu dem Versuchsthiere Nr. 1 wurde am 17. Februar, wo das­selbe die Krankheitserscheinungen in einem sehr entwickelten Grade zeigte, ein gleichfalls alter, sehr kräftiger Schöps (Versuchsthier Nr. 2) gestellt, gemeinschaftlich gefuttert und getränkt, um hiedurch möglicher­weise eine Infection zu veranlassen. Das Thier blieb jedoch bis zu seinem am 29. Februar erfolgton Abgange vollkommen gesund.
Das Resultat dieses Versuches würde die vorher ausgesprochene Ansicht bekräftigen.
Zu diesen beiden Versuchen mussten nothgedrungener Weise alte Schafe gewählt werden.
Mittlerweile aber hatten wir uns junge Lämmer verschafft und einzelne derselben der Pockenimpfung unterzogen.
Am 21. Februar Nachmittags wurde von dem Herrn Professor Dr. Pillwax die Section eines pestkranken Rindes in Herzogbir-baum, Stpckerauer Bezirkes, vorgenommen und von ihm am folgenden Tage Stücke des Labes und Zwölffingerdarmes dieses Thieres nach Wien gebracht.
Am 22. Februar Nachmittags '/„i Uhr wurde ein, am 17. ange­kauftes, ungefähr 4 Wochen altes, ganz gesundes Kalb (Versuchsthier Nr. 3) an beiden Brustwandungen und an dem Nasenrücken mit dem Lab- und Darminhalte geimpft, und ihm auch der Darmschleim in die Nase eingerieben.
Am 23. Februar Morgens wurden mit denselben Flüssigkeiten des Rindes von Herzogbirbaum zwei junge Lämmer geimpft u. z.:nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i
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ein Lamm (Versuchsthier Nr. 4), welches am 17. Februar, also fünf Tage vorlior, mit Sohafpocken am Schweife geimpft worden war, und eine dem mittlerweile verflossenen Zeiträume entsprechende Entwicklung der Impfpocke zeigte, dann
ein Lamm (Versuchsthier Nr. 5), welches mit Pocken nicht geimpft worden war.
Bei beiden wurde die Impfung an der Seitenwand der Brust vorgenommen, ferner das Secret der Darmschleimhaut in die Nase ein­gerieben. Die Versuchsthiere Nr. 3, 4 und 5 wurden in demselben Box untergebracht.
3. Versuchsthier Nr. 3 (Kalb).
Bis zum 25. Februar erschien das Kalb vollkommen gesund und sehr munter. An diesem Tage Nachmittags, also nach Ablauf von 3 Tagen nach der Impfung wurde ein trauriges Benehmen, Mangel .'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;an Fresslust, fortwährendes Lecken an der Nase, Absatz etwas wei-
cherer Excrcmente, Trockenheit dos vorher stets feucht gewesenen Flotzmaulos wahrgenommen.
Am 26. und 27. Februar nahm die Traurigkeit des Thieres zu, der schleimige Ausfluss aus der Nase wurde bedeutender, das Zahn­fleisch erschien hochgeröthot, die Fresslust lag ganz darnieder, die Ex-cremente wurden an dem letzteren Tage diarrhoisch, Puls 84, das Athmen etwas beschleunigt.
Am 26. Februar wurden zu diesem Kalbe Nr. 3 und zu den Lämmern Nr. 4 und 5 zwei Lämmer gestellt imA zwar
ein Lamm (Versuchsthier Nr. 6), welches am 11. Februar mit Schafpocken am Schweife geimpft worden war, dessen Pockc sich regclmässig entwickelt und am 24. Februar das Stadium der Helfe erlangt hatte, daher schon die Bildung eines Schorfes zeigte, dann
ein nicht geimpftes Lamm (Versuchsthier Nr. 7). Es sollte hiedurch eine Ansteckung der Lämmer im quot;Wege der natürlichen In­fection durch das kranke Kalb versucht werden.
Am 28. Februar zeigte das Kalb (Nr. 3) einen sehr starken schleimigen Ausfluss aus der Nase, beständiges Lecken mit der Zunge an derselben, Thränenfluss aus dem rechten Auge, Geifern aus dem Maule, bedeutende Eöthung des Zahnfleisches, an einer zunächst dem rechten Eckzahne befindlichen Stelle desselben einen Beschlag mit krümligem Exsudat, unterhalb dessen die Schleimhaut wund erscheint (Erosion) Zähneknirschen, massig beschleunigtes Athmen, kurzen hei-
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seren, häufigen Husten, Puls 88, Fresslust völlig mangelnd, übel­riechender, völlig wässeriger Durchfall, sehr grosse Hinfälligkeit. An diesem Tage wurden
einem Lamme (Versuchsthior Nr. 8), welches am 24. Februar, mithin 4 Tage vorher mit Schafpookon am Schweife mit Erfolg geimpft worden war, beiderseits hinter der Schulter mittelst einer Wundnadel Wollfäden eingezogen, welche einerseits mit dem Nasen­schleime, andererseits mit dem Mundgoifcr des kranken Kalbes getränkt waren, und ihm zugleich der Geifer und der Beschlag des Zahnfleisches in die Nase eingerieben, dann das Lamm zu den übrigen Versuchs-thieren (3 bis 7) in den Box gestellt.
Am 29. Februar war das Kalb unvermögend aufzustehen ; auf­gehoben konnte es sich nicht auf den Fassen erhalten; die übrigen Symptome hatten zugenommen, das Athmeu war beschleunigt, der Stosshusten sehr häufig, Puls 94, die Erosionen des Zahnfleisches aus­gebreiteter, die Entleerung der völlig flüssigen Fäces erfolgte unwill­kürlich.
Am 1. März lag das sehr abgemagerte ïhier unter Fortdauer der obigen Krankheitserscheinungen soporös dahin und Mittags um 1 Uhr erfolgte der ï o d.
Das Incubationsstadium hatte hier 3, der Krankheitsver­lauf nahezu 5 Tage gedauert.
Die noch am t. März Nachmittags, 2 Stunden nach dem Tode vorgenommene Section ergab folgenden Befund.
Der Körper sehr abgemagert, die Umgebung des Manies und der Nase mit Schleim und Geifer, jene des Afters und die Hinterschenkel mit flüssigen Excrementen beschmutzt; die Muskulatur blass, matsch.
Die Rindensubstanz des Gehirnes blutreich; die weisse Substanz serös durchfeuchtet, in den Seitenkammern eine grössere Quantität leicht getrübter, seröser Flüssigkeit enthalten.
Die Schleimhaut des Kehlkopfes und der Luftröhre geschwellt, stark injicirt, in der Gegend des Eingknorpels und an der vorderen Wand der Luftröhre in ihrem oberen Drittheile mit hautartigen, fetzi­gen Faserstoffgerinnseln bedeckt, stellenweise von capillären Blutungen durchzogen.
Die Lungen aufgedunsen, beim Einschnitte scharf knisternd, trocken, anämisch (emphysematisch).
Das Herz welk, in seinen Höhlen nur sehr wenig flüssiges Blut.
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Die Schleimhaut dos Manies an den Lippen und am Zahnfleische hyperämisch, an dem letzteren mit krümligen Gerinnseln bedeckt, nach deren Wegnahme sie oberflächlich exeoriirt erscheint.
In den drei ersten Mägen flüssiger Inhalt; die Schleimhaut des Lösers dendritisch injicirt; im Lab eine trübe dünne Flüssigkeit ent­halten; die Schleimhaut dos letzteren sammt dem snbmucöson Binde­gewebe stark infiltrirt, an den Falten in hohem Grade hyperämisch, zunächst dem Pylorus yon oapillären Blutungen durchzogen.
Der Dünndarm schon von aussen lebhaft geröthet; seine Schleim­haut in der ganzen Ausdehnung geschwellt, in hohem Grade hyperä­misch, stellenweise ecch3rmosirt, beinahe durchaus entweder mit fetzigen Gerinnseln oder mit weichen, kleisterartigen, eiterigen, von Gallenfarb­stoff intensiv gelb gefärbten Massen bedeckt, welche zunächst im Krummdarme am reichlichsten zusammengehäuft lagen.
Die Schleimhaut des Blinddarmes bleich, mürbe, in seiner Höhle eine eiterig zähe Flüssigkeit enthalten; eben so im Grimm- und Mast­darme, deren Schleimhaut besonders an den Falten geschwellt und hyperämisch war.
Die Leber blutarm; die Gallenblase durch dünne, gelblich grüne Galle namhaft ausgedehnt, ihre Schleimhaut geschwellt, von capillären Blutungen durchsetzt. Die Milz derb, blutarm. Die Nieren anämisch; in der Harnblase wenig klarer Harn.
Die Erscheinungen und der Yerlauf der Krankheit, so wie der Sectionsbefund stellen wohl die Gegenwart der Rinderpest bei diesem Kalbe ausser Zweifel.
Unmittelbar nach der Section des Kalbes wurden am I. März zwei Lämmer und zwar
Versuehsthier Nr. 9, ein Lamm, welches am 24. Februar mit Schafpocken mit Erfolg geimpft worden war und
Versuehsthier Nr. 10, ein un geimpft es Lamm in der Art der Ansteckung ausgesetzt, dass jedem derselben an einer Seite der Brust mit dem Darmsecrete des Kalbes getränkte Wollfäden mittelst einer Wunduadel unter die Haut eingezogen, an der anderen Seite der Brust aber mittelst der Lancette eingeimpft, überdies aber die Schleimhäute der Nase und des Manies mit einem Dünndamstücke des Kalbes einge­rieben wurden.
Die Eesultate dieser Ansteckungsversuche bei den einzelnen Thie-ren waren nachstehende:
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4.nbsp;Versuchsthier Nr. 4, ein kräftiges, am 17. Februar mit Schaf­pocken, am 23. Februar, an welchem Tage die Pocke in schöner Entwicklung war, mit dem 'Darmsecrete des pestkranken Eindes aus Herzogbirbaum geimpftes Lamm.
Am 27. Februar, also 4 Tage nach der Einderpestimpfnng erschien das Thier etwas matt und unlustig, welche Erscheinungen bei Fort­bestand der Fresslust und des quot;Wiederkauens bis zum 29. andauerten.
Am 1. März zeigte sich die Bindehaut der Augenlider stark in-jicirt, massiger SchleimausÜuss aus der Nase, etwas beschleunigter Puls, bei Fortdauer der Fresslust und des quot;Wiederkauens. Die Impfpocke war (am 13. Tage nach der Impfung) reif und wurde die Lymphe ab­genommen.
Am 2. März in den inneren Augenwinkeln schmieriger Schleim angesammelt, der Nasenausiluss reichlich, das Athmen massig beschleu­nigt, kurzer, kraftloser Husten, Puls 96; starkes Geifern, das Zahn­fleisch sehr hyperämisch, stellenweise mit krümligem Exsudate be­schlagen , Fresslust und Wiederkauen verringert, die Umgebung des Afters mit dünnen Excrementen beschmutzt.
Am 3. März derselbe Befund.
Am 4. März zeigt sich das Lamm etwas munterer, jedoch stark abgemagert; Nasenausfluss, Geifern, Excoriationen am Zahnfleische und der Absatz weicher Excremente sind noch fortan zugegen.
Vom 5. März an traten diese Krankheitserscheinungen allmählig zurück; die Fresslust kehrte wieder, der Ernährungszustand besserte sich; dagegen dauerte der Nasenausfluss bis zum 10. März an. Am II. März wurde das Lamm als reconvalescirt aus der Beobachtung entlassen.
Die geschilderten Krankheitserscheinungen lassen mit Eücksicht auf ihr Auftreten 4 Tage nach der Einderpestimpfung und auf den Krankhoitsverlauf wohl kein Bedenken zu, dass dieses Lamm in Folge der Impfung erkrankt sei, und dass die, 5 Tage vorher mit Erfolg stattgefundene Impfung der Schafpocke keinen Schutz vor der Entwicklung der rinderpestähnliohen Krankheit gewährt habe.
5.nbsp; Versuchsthier Nr. 5, ein sehr munteres und gesundes, gleich­falls am 23. Februar mit dem Darmsecrete des pestkranken Eindes aus Herzogbirbaum geimpftes Lamm, begann am 27. Februar (also ebenfalls 4 Tage später) traurig zu werden.
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Am 28. Februar wurde Schnaufen durch die Nase, Geifern aus dem Maule, Verringerung der Fresslust, vollkommener Mangel des quot;Wiederkauens beobachtet, der Puls war über 100 in der Miaute.
Am 29. Februar starkor Schloimausfluss aus der Nase, Thränen-fluss, Geifern, leichte Erosionen am Zahnfleisch, kraftloser, kurzer Husten, beschleunigtos Athmcn, Puls 112, weder Frcsslust noch Wie­derkauen, Absatz weicher Excrcmente.
1. März. Sehr reichlicher schleimiger Nasenausüuss, Puls 160, Durchfall; der Husten sehr häufig, die übrigen Symptome unverändert, die Abmagerung bedeutend; das Thier liegt beständig auf dem Bauche mit angezogenen Vorder- und Hintcrfiisson; der todtliche Ausgang scheint nahe bevorsfehend.
Am 2. März. Der NascnausHuss und das Geifern bedeutend, der Husten seltener, das Lamm erhobt sich zeitweise und schnuppert im Heu herum, ohne jedoch zu fressen, die Darmcntleernngcn breiig, die übrigen Erscheinungen unverändert.
3.nbsp; nbsp;März. Nasenausüuss fortdauernd, das Zahnfleisch stellenweise exeoriirt, das bis zum Scclet abgemagerte Thier fangt an zu fressen und etwas wiederzukäuen; der Husten tritt nur zeitweilig auf.
4.nbsp; nbsp;März. Die Frcsslust wird reger, Wiederkauen stellt sich ein, der Husten selten, Puls noch auf 92 beschleunigt, der schleimige Ausfluss aus der Nase und das Geifern dauern fort; die Excremente sind dickbreiig.
5.nbsp; nbsp;März. Das munter werdende Thier frisst viel, und wieder­käut ; um die Nasenlöcher bilden sich dicke, braune Schleimkrusten. In den nächsten Tagen erfolgte nach und nach die Ecconvalescenz, die Excremente wurden wieder geballt , der Ernährungszustand nahm zu, nur der Nascnaustiuss dauerte bis zum 10. März an. Am 1 1. wurde das Lamm aus der Beobachtung entlassen.
Die für die Sohafpest charakteristischen Krankheitserscheinungen hatten hier eine so bedeutende Entwicklung erlangt, dass ein tödtliches Ende mit Grund zu erwarten stand. Die Roconvalescenz erfolgte in der verhältnissmässig kurzen Zeit von 7 Tagen.
Dass hier eine Infection durch die Impfung mit dem Secrete des pestkranken Eindes erfolgt sei, lässt sich wohl nicht in Abrede stellen.
Am 2. März wurde ein Tags vorher angekauftes, vollkommen gesundes, 4wöchentliches Kalb (Versuchsthier Nr. 11) in der Art
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anzustecken versucht, dass demselben jVbllfaden, welche mit dem Maul­geifer des Thieres Nr. 4 imd mit dem xfasenschleimo des Thieres Nr. 5 getriinkt waren, in die Haut hinter der Schulter eingezogen und ihm zugleich die Nasenschleimhaut mit dem Nasenausflusse von Nr. 4 eingerieben wurde.
6. Versuchst hier Nr. 6, ein sehr kräftiges wohlgenährtes Lamm, welches am II. lebruar mit Pocken geimpft, und von dem am 24. Februar viele und schöne Lymphe abgenommen worden war, wurde am 26. Februar zu dem bereits kranken Kalbe (Versuchsthier Nr. 3) und den Lämmern Nr. 4 und 5 gestellt, um die natürliche Infection zu versuchen. Diese ïhiere, sowie das später za erwähnende Lamm Nr. 7 hielten sich immer dicht aneinander.
Bis zum 4. März, an welchem Tage sioli eine bedeutende Injec­tion dor Conjunctiva und eine stärkere Secretion der Nasenschleimhaut bemerkbar machte, erschien das Thiel vollkommen gesund.
Am 5. März, llothuug xmä Schwellung der Nasenschleimhaut, leichter Ausfluss aus beiden Nasenlöchern, etwas Geifern, dabei Fress­lust und quot;Widerkauen, Absatz geformter Excremente. Diese Erschei­nungen waren am 6. und 7. März unverändert; am 8.t gesellte sich Mattigkeit, Verringerung der Fresslust und des Widerkauens hinzu, die Excremente wurden in grossen weichen Klumpen entleert.
Am 9. März, reichlicher Nasenausflnss, lebhafte Eöthung der Conjunctiva und der Maulschleimhaut, Atbmeu auf 80 Züge in der Minute beschleunigt, häufiger kraftloser Husten, Puls 120, Fresslust und Widerkauen fehlend, massiger Durchfall.
Am 10. März. Das Thier liegt beständig, ist äusserst hinfällig, unter Fortbcstand der früheren Erscheinungen wird die Ansammlung eiterigen Schleimes an den inneren Augenwinkeln auffallend; Puls und Herzstoss unfühlbar, Athmen 84, Zähncknirschen, sehr reichlicher wässeriger Durchfall.
Am 11. März Morgens scheint das Lamm dem Tode nahe, es liegt apathisch; häufiges Zähneknirschen und kurzer Stosshusten; die völlig flüssigen Excremente werden uuwillkührlich abgesetzt. Nachmit­tags erhebt sich das Thier öfter, geht matt und schwankend herum, beriecht vorgesetztes Futter.
Am 12. März zeigt sich das Lamm munterer, der Husten und das Zähneknirschen sind seltener, der Durchfall noch fortdauernd.
Da nach den bisher gemachten Erfahrungen der Eintritt von Reconvaleszenz mit Grund zu erwarten stand, so wurde um 9 Uhr
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Morgens die Tödtuiig des Th|eres mittelst dos Genickstiches ver-anlasst.
Die unmittelbar hierauf vorgenommene Section ergab nach­stehenden Befund:
Der Körper abgemagert, die Umgebung der Nase und der inneren Augenwinkel mit schmierigem Schleim, die Umgebung des Afters und die Hiuterschenkel mit flüssigen Fäcalstoffen besudelt. Die Schleimhaut, am Kehlkopfs-Ein gange ödematos geschwellt, jene der Luftröhre lind der Bronchien bleich, nur stellenweise injicirt, mit zähem Secrete be­legt. Beide Lungen grösstentheils lufthältig, blutarm, an eingestreuten umschriebenen Stellen hepatisirt; die feinsten Bronchien daselbst mit zähem Eiter gefüllt. Das Herz schlaff, anämisch, in seinen Kammern wenig dünnflüssiges Blut.
In den 3 ersten Mägen wenig breiige Futterstoffe, das Epithel festsitzend, die Schleimhaut unverändert. Im Lab eine dünne, miss-färbige Flüssigkeit, die Schleimhaut besonders an den Längsfalten öde-matös geschwellt, und gleichmässig injicirt. In dem Anfangstheile des Dünndarmes eine zähe, kleisterähnliche, in dem hinteren Abschnitte desselben eine dünne eiterige Flüssigkeit enthalten, in welcher hie und da wenige gelbe Exsudatgerinnsel schwimmen; die Schleimhaut durch­aus intensiv geröthet, stellenweise von Extravasaten durchzogen, ge­schwellt, mürbe, und leicht abstreifbar; die Peyer'scheu l'lexus sehr stark hervortretend. Im Blind- und Grimmdarme eine dünne, gallig ge­färbte, abgestossene Exsudatplatten enthaltende Flüssigkeit, die Schleim­haut des ersteren ödematös, von vielen capillären Extravasaten durch­zogen, jene des letzteren massig geschwellt, sehr leicht abstreifbar.
Die Leber blutarm, die Gallenblase massig gross, dunkle, zähe Galle enthaltend. Die Milz derb, anämisch; die Gekrösdrüsen geschwellt; die Nieren derb, blutarm.
Mit Eücksicht auf die Kraukheiterscheinungen und den Secidons-befund ergibt sich, dass dieses Lamm an der rinderpestähnlichen Erkran­kung gelitten habe.
Die Ansteckung kann entweder von dem Kalbe (Nr. 3) oder von den beiden kranken Lämmern (Nr. 4 und 5) erfolgt sein. Das Incubat ions stadium würde sich, selbst unter der Yoraussetzung, dass die Infection bereits am 26. Februar, an welchem Tage dieses Lamm zu dem pestkranken Kalbe gestellt wurde, geschehen sei, nicht über 7 Tage erstreckt haben, da bereits am 4. März die ersten Krank-heitserscheinungen beobachtet wurden.
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Unmittelbar nach der Section wurden mit dem Dünndarm-Inhalte dieses Lammes folgende Thiere u. z. an beiden Seiten der Brustwan-dnng mittelst der Lancette geimpft:
a)nbsp; nbsp;Das bereits am 2. März geimpfte Kalb (V ersuohsthier Nr. 11)
b)nbsp; nbsp;eine 14 Tage alte Ziege (Versuchs t h ier Nr. 12) und
c)nbsp; nbsp;ein Lamm (Versuchsthi er Nr. 13), am 2. März mit Schaf­pocken am ^cïnveife geimpft, und eine ungefähr haselnussgrosso, lyrapharme Pockc zeigend.
7.nbsp; Das Versuchsthier Nr. 7, ein gesundes Lamm, welches am 26. Februar zugleich mit Nr. 6 zu dem kranken Kalbe und den beiden Lämmern Nr. 4 und 5 gestellt worden war, zeigte sich während des Zeitraumes vom 2. bis 6. März etwas traurig, bei andauernder Fress-lust und Widerkauen, dabei war etwas Solileimausiluss aus der Nase zugegen.
Vom 7. März an, verschwanden auch diese Erscheinungen und am 1 1. wurde das Thier als vollkommen gesund aus der Beobachtung entlassen.
Eine Ansteckung war hier nicht erfolgt.
8.nbsp; Dasselbe war der Fall bei dem Versuchs thier e Nr. 8, einem am 24. Februar mit Erfolg mit Schafpocken geimpften Lamme, welchem am 28. Februar mit dem Nasen- und Maulschleime des kranken Kalbes Nr. 3 getränkte Wollfäden unter die Haut hinter den Schultern eingezogen worden waren.
Die Fäden wurden am I. März entfernt; am 3. und 4. zeigte das Lamm etwas Nasenausfluss und war weniger lebhaft, dabei aber die Fresslust und das Widerkaueu ungestört.
Am 4. März hatte die Pocke am Schweife ihre Reife erlangt, und wurde die Lymphe abgenommen; am 11. kam das Lamm bei vollkom­mener Gesundheit aus der Beobachtung.
9.nbsp; nbsp;Das Versuchsthier Nr. 9, ein am 24. Februar mit Erfolg mit Pocken geimpftes Lamm, wurde am 1. März mit Secreten des umgestandenen Kalbes Nr. 3 geimpft.
Am 3. Morgens wurden die Wollfädeu entfernt, der Stichkanal eiterte wenig.
Am 5. März, also 4 Tage nach der versuchten Infection zeigte sich das Thier traurig, es fand sich starke Röthung der Con­junctiva, SchleimausAuss aus der Nase, Nachlass der Fresslust und des Widerkauens, Puls auf 128 beschleunigt.
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Am 6. hatten diese Erscheimingen zugenommen, die Excremente waren weiolibreiig; an der rechten Brustwandung hatte sich in der Sähe der unteren Stichöffnuug Eiter angesammelt, das Lamm schonte den rechten Vorderfuss.
9.nbsp; März. Die Abmagerung und Hinfälligkeit sind autfallend, der Ausfluss von Schleim aus der Nase bedeutend, an den inneren Augen­winkeln ist eiteriger Schleim angesammelt; das hochgeröthete Zahn­fleisch stellenweise mit krümligem Exsudate belegt. Geifern aus dem Maule, häufiger kurz abgobroeliener Husten, beschleuigtes Athmen, Puls 128, weder Fresslust noch quot;Wiederkauen, heftiger Durchfall.
10.nbsp; März. Andauer dieser Erscheinungen, jedoch steht das Lamm bisweilen auf und sucht im Futter herum, frisst jedoch nur wenig.
11.nbsp; März. Das Thier ist munterer, es frisst und widerkaut, der Durchfall ist seltener, der Husten sparsamer.
Da auch hier der Eintritt von Genesung zu erwarten stand, so wurde zur Vornahme der Autopsie das Thier mittelst des Genick­stiches getödtet.
Bei der unmittelbar hierauf veranlassten Section ergab sich folgender Befund.
Sehr bedeutende Abmagerung; die Umgebung der Nase und Augen mit schmierigem Schleime, jene des Afters mit breiigen Excre­menten besudelt. In dem Unterhautbindegewebe der rechten Brusfwan-dung zunächst dem Stichkanale dünner Eiter angesammelt.
Im Kehlkopf und der Luftröhre schaumige Flüssigkeit, die Schleimhaut bleich, stellenweise streifig geröthet; in beiden Lungen nach unten und vorne ausgebreitete rotho und graue Hepatisation, die übrigen Lungenabsohuitte anämisch, lufthältig. Das Herz schlaff, in seinen Höhlen dünnflüssiges Blut.
In den ersten 3 Mägen breiige Futterreste, die Schleimhaut un­verändert ; im Lab dünne missfärbige Flüssigkeit, seine Schleimhaut an den Falten gleichmässig düster geröthet, odematös geschwellt; im Dünn­darme eine eitorähnliclic Flüssigkeit, die Schleimhaut intensiv geröthet, hie und da von Blutextravasaten durchzogen, sehr leicht abstreifbar, an einzelnen Stellen mit linsengrossen, festen, bräunlichen, bis auf das submueöse Bindegewebe dringenden Schorfen besetzt; die Peyer'schen Plexus bedeutend geschwellt, areolirt.
Die Schleimhaut des Blind- und Grimmdarmes odematös gesehwellt, hoch geröthet von capillären Extravasaten durchzogen, in ihrer Höhle
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theils eiteriihnliche Flüssigkeit, theils breiige Fäcalmassen enthalten; im Mastdarme geformte Fäces.
Die Leber matsch, blutarm, die Gallenblase durch viel grüne, dünne Galle bedeutend ausgedehnt, ihre stark injicirte Schleimhaut stellenweise ecchymosirt. Die Milz klein, blutarm; die Gekrösdrüsen ge­schwellt; die Nieren unverändert.
10.nbsp; Versuchsthier Nr. 10, ein am 1. März auf dieselbe Weise wie Nr. 9 von dem umgestandeuen Kalbe Nr. 3 geimpftes, gesundes feinwolliges Lamm, zeigte wohl einige Tage hinduroh etwas schleimi­gen AusÜuss aus der Nase, blieb jedoch sonst vollkommen gesund, und wurde am 14. Februar aus der Beobachtung entlassen.
11.nbsp; Versuchsthier Nr. 11, ein vollkommen gesundes Kalb wurde, wie bereits bemerkt, am 2. Miirz mit den Secreten der Maul- und Nasenschleimhaut der Lämmer Nr. 4 und 5 geimpft, und von den übrigen Versuchsthioren völlig abgesondert gehalten. Ausser einem starken Geifern und wechselnder Beschaffenheit der Excremente, welche bald geformt, bald dünnbreiig waren, — Erscheinungen welche durch die Aenderung in der Fütterung beim Abspänen bedingt gewesen sein mögen — zeigte das Thier keine Symptome, welche als eine Folge der stattgefuudenen Impfung hätten gedeutet werden können.
Am 12. März Morgens 9 Uhr wurde dieses Kalb mit dem Secrete der Darmschleimhaut des vertilgten kranken Lammes Nr. 6 an beiden Brust wan düngen mittelst der Lancctto geimpft und ihm auch dieselbe Flüssigkeit in die Nasensclileimhaut eingerieben.
Bis zum 16. März blieb das Thier munter, es frass und nährte sich gut; an diesem Tage Nachmittags zeigte es sich etwas traurig, nahm weniger Nahrung zu sich, widerkaute jedoch; der Puls war auf 76 in der Minute gestiegen.
Am 17. März erschien das Flotzmaul trocken; es war Thränen-ünss, öfteres Knirschen mit den Zähnen, kurzer Stosshusten, starke Hy­perämie der Maulschleimhaut wahrzunehmen, Athmen massig beschleu­nigt, Puls 88, Fresslust und Widerkauen fehlend, Excremente Vormit­tags dünnbreiig, Nachmittags flüssig; das Thier lag meistens in der Scitonlage; aufgehoben schwankte es hin und her.
18. März. Eeichlicher Schleimausfluss ans der Nase, Thränenfluss, Ansammlung schmierigen Schleimes an den inneren Augenwinkeln leichte Erosionen am Zahnfleisch, häufiges Zähnekuirschen, heiserer kraftloser Husten, massig beschleunigtes Athmen, Puls 96, weder Fresslust noch
Hüll, d. rinderiiestäüul. Krankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;a
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Wiederkauen, reichlicher eitelähnlicher, höchst übelriechende]- Durchfall; grosse Hinfälligkeit, die Abmagerung auffallend.
Naclmüttags konnte das Thier aufgehoben sich nicht mehr stehend erhalten, um halb 10 Uhr Abends erfolgte der Tod.
Bei der am '9. März Morgens 8 Uhr vorgenommenen Section ergab sich folgende' Lefund.
Der Körper ziemlich abgemagert, die Umgebung der Nasenlöcher und der Augen mit schmierigem Schleim, der After und die Hinter­schenkel mit flüssigen Excrementen besudelt.
Die Schleimhaut des Kehlkopfes massig geschwellt, düster geröthet, in der Gegend des Eingknorpels mit weichen Exsudatgerinnseln belegt; jene der Luftröhre und gröberen Bronchien leicht geschwellt, nur stel­lenweise streifig geröthet, mit einer zähen eiterigen Flüssigkeit, belegt, die Lungen massig blutbältig, knisternd, stellenweise gedunsen, über die Schnittfläche ein schaumiges Serum ergiessend. Das Herz schlaff, in seinen Höhlen wenig flüssiges Bhit enthalten.
An der Schleimhaut der Hinterlippe und am Zahnfleische stellen­weise mit krümligem Exsudate belegte Erosionen. In den 3 ersten Mägen breiige Futterstoffe, ihre Schleimhaut stark injicirt; im Lab eine röthlichgraue, eiterige Flüssigkeit, seine Schleimhaut gleichmässig dunkelbraunroth, geschwellt, stellenweise von capillären Blutungen durchzogen, sehr mürbe und leicht abstreifbar. Die Schleimhaut des ganzen Tractes des Dünndarmes dunkel geröthet, infiltrirt, erweicht, stellenweise ecehymosirt, die Peycr'schen Drüsen bedeutend geschwellt, in seiner vorderen Partie eine zähe eiterähnliche Flüssigkeit, in der hinteren eine kleisterähnliche, hie und da dickere Fasersttoffgerinnsel einschliessende Masse enthalten.
Die Schleimhaut des Blind- und Griramdarmcs ödematös, sehr hyperämisch, leicht abstreifbar; ihre Oberfläche theils mit dicker eiteriger Flüssigkeit, theils, besonders an den Falten mit zusammen­hängenden Exsudatgerinnseln bedeckt; im Mastdarme ein missfärhiger eiteriger Inhalt, seine Schleimhaut streifig geröthet.
Die Leber matsch, bleich, in den Gallengängen viele Galle ent-halien; die Gallenblase durch dünne gelbliche Galle prall gespannt. Die Milz massig blutreich; die Mesenterialdrüsen sehr vergrösserf, weich, über die Schnittfläche eine eiterähnliche Flüssigkeit ergiessend.
Die Nieren derb, stellenweise hyperämisch; in der Harnblase eine massige Menge klaren Harnes.
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5t #9632;
Der vorstehende, durch den Krankheitsverlauf und die Ergehnisse der Section als Rinderpest zweifellos constatirte Fall, erlangt ein um so grösseres Interesse, als durch ihn für jeden Unbefangenen sicher­gestellt wird, dass das Lamm (Yersuc hsthier Kr. 6), von welchem aus dieses Kalb geimpft worden ist und hei welchem sicli schon die ersten Anzeichen einer eintretenden Besserung gezeigt hatten, an der rinderpe st ähnli chen Krankheit in der That gelitten habe.
Das Inoribations stadium dauerte in diesem Falle etwas über 3, der Krankheitsverlauf bis zum tödtlicheu Ausgange gleichfalls über 3 Tage.
12.nbsp; nbsp;Das Versuchsthier Nr. 12, ein 14 Tage altes Zicklein, welches am 12. März mit dem Darmsecrete des Lammes Nr. 6 geimpft worden war, ging schon am folgenden Tage ein.
13.nbsp; Versuchsthier Nr. 13, ein kräftiges Lamm, welches am 2. März mit Scliafpocken mit Erfolg geimpft worden war, wurde am 12. März an beiden Brustwandungen mit den noch warmen Darm-secreten des kurz vorher secirten Lammes Nr. 6 geimpft. Dasselbe blieb während der ganzen Dauer der Beobachtung gesund und wurde am 28. März entlassen.
14.nbsp; Versuchsthier Nr. 14, ein am 13. März mit Schafpocken geimpftes und eine kloine, stellenweise vereiternde Pocke am Schweife zeigendes Lamm, wurde am 19. März Morgens mit dem Inhalte des Dünndarmes des umgestandenen Kalbes (Nr. 1 1.) beiderseits hinter der Schultor geimpft, und dessen Nasenschlehnhaut mit derselben Flüssig­keit eingerieben.
Am 22. März Nachmittags, also am 4. Tage nach der Im­pfung zeigte sich das Lamm etwas traurig; es lies sich leicht fangen, um die Nasenlöcher wurde schleimiges Secret bemerkt, die Fresslust war verringert, das quot;Widerkauen selten.
Dieselben Symptome waren am 23. in etwas höherem Grade zugegen.
Am 24. März. Grosse Mattigkeit, bemerkbare Abmagerung, reichlicher schleimiger Nasenausfluss, intensive Ilöthung des Zahn-ticischos. Geifern, beschleunigtes Athmen, zeitweises kurzes Hüsteln, Puls 80; Frcsslust und Widerkauen fehlend, Excromentc weich.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; I
Am 25. März. Das Lamm liegt beständig, Puls 88, die Abma­gerung auffeilend, nebst den früheren Symptomen auch Zähneknirschen,
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bedeutende Hyperämie der Conjunctiva, Ansammlung von Schleimborken an den inneren Augenwinkeln zugegen.
Am 26. März, dasselbe Kranklieitsbild; an dem Zahnfleische sind stellenweise hochrothe Flecke bemerkbar.
Am 27. März zeigt sich das sehr abgemagerte Thier etwas munterer, es sucht im Futter herum, widerkaut auch zeitweise.
Am 28. März. Das Thier ist weniger hinfällig, nimmt Futter zu sich, hustet nur selten; die Schleimsecretion aus der Nase und der Bindehaut ist geringer; kurz der Nachlass der Krankheitserscheinungeu wird deutlich.
Zum Zwecke der Constatirnng des Krankheitsprocesses wurde daher das Lamm am 28. März Morgens mittelst des Genickstiches ge-t ö d t e t und s o c i r t.
Hiebei ergab sich nachstehender Befund:
Der Körper stark abgemagert, in der Umgebung der Nase und Augen Schleimborken angesammelt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '
Die Schleimhaut des Kehlkopfes und der Luftröhre blass, mit schmierigem dünnen Secret belegt. In der rechten Lunge zwei genau umschriebene, wallnussgrosse, in der Mitte eiterig zerfliessende pneu-monische Herde, die Umgebung derselben sowie #9632; die linke Lunge leicht emphysematisch. Das Herz schlaff, in seinen Höhlen wenig dünnflüs­siges Blut.
In den 3 ersten Mägen breiige Futterstoffe, ihre Schleimhaut un­verändert; im Lab eine dünne missfärbige Flüssigkeit, seine Schleim­haut an den Falten ödematös geschwellt, gleichmässig geröthot. Die Schleimhaut des ganzen Dünndarmtractes intensiv düster geröthet, stel­lenweise leicht ecehymosirt, die Peyer'sehen Plexus geschwellt, in der Darmhöhle thcils eine graue, eiterige, theils eine dünne, gallig gefärbte Flüssigkeit enthalten, welche auch den Grimm- und Blinddarm erfüllt, deren Schleimhaut dunkelbraunroth, ödematös geschwellt, ihre Follikel hervorragend erscheinen. Im Mastdärme breiige Fäces, seine Schlei mliaut blass, unverändert.
Die Leber derb, massig blutreich, in der Gallenblasse viele dunkelgrüne Galle. Die Milz klein, derb, blutarm, die Mensenterial-driisen geschwellt; die Nieron unverändert.
Es ergab sich mithin hier abermals der Befund, welche der, durch die Infection mittelst des Kinderpest-Contagiums veranlassten Schafkrankheit zukommt.
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In dieser zweiten Versuchsreihe wurden demnach der Infection durch das Rinder- und Schafpost-Conlagium 2 Kälber, 11 Schafe und I Ziege unterzogen. Von dieser letzteren muss, bei dem Umstände, als sie schon einen Tag nach der Impfung an Lebensschwäche einge­gangen ist, bei der Beurtheilung der Eesultate der Ansteckungs­versuche abgesehen werden.
Die vorgenommenen Infectionen zerfallen in folgende Kategorien :
I. Von pestkranken Rindern ans wurden geimpft:
1)nbsp; nbsp;ein Kalb (Nr. 3), an der Rinderpest erkrankt und umgestanden,
2)nbsp; nbsp;acht Schafe und zwar
aj ohne vorausgegangene Sohafpocken-Impfung:
Nr. 1 )
J an der Sohafpest erkrankt und reconvaloscirt; Nr. 5
Nr. 2
ohne Erfolg.
Nr. 10 b) nach vorausgegangener und haftender Schafpocken-
Impf un g: Nr. 4 an der Schafpest erkrankt und reconvalescirt; Nr. 9 1 an der Schafpest erkrankt und im Beginne der Reconvalescenz Nr. 14nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;getödtet;
Nr. 8 ohne Erfolg.
II.nbsp; nbsp;Von pestkranken Schafen aus wurden geimpft:
1)nbsp; nbsp;ein Kalb (Nr. 11 von dem Lamme Nr. 6) an der Rinderpest er­krankt und umgestanden ;
2)nbsp; ein mit Pocken geimpftes Lamm (Nr. 13 von dem Lamme Nr. 6) ohne Erfolg.
III.nbsp; nbsp;Der natürlichen Infection wurden ausgesetzt:
1)nbsp; nbsp;ein mit Schafpocken geimpftes Lamm (Nr. 6) an der Schafpest erkrankt und getödtet;
2)nbsp; nbsp;ein nicht geimpftes Lamm (Nr. 7) ohne Erfolg.
Von den der Ansteckung durch das Rinder- oder Schafpest-Con-tagium ausgesetzt gewesenen 11 Schafen sind daher 6 (Nr. 1, 4, 5, 6, 9, 14) erkrankt, von welchen 3 (Nr. 1, 4, 5) genasen, 3 aber (Nr. 6, 9, 14) bei dem Beginne eines Nachlasses der Krankheitserscheinungen, zum Zwecke der Vornahme der Section getödtet wurden.
Die Incubationsdauer der Krankheit schwankte bei den Schafen zwischen 3 (Nr. 14), 4 (Nr. 1 und 9), 5 (Nr. 5) und 7
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(Nr. 4 und G) Tagen; sie betrug mithin im Mittel 5 Tage; bei den Kälbern, von welchen eines (Nr. 5) von einem pestkranken Kinde, das zweite (Nr. 11) von einem pestkranken Schafe aus angesteckt worden war, belief sie sich in beiden lallen auf 4 Tage.
Unter den 11 zum quot;Versuche verwendeten Schafen befanden sich 6 mit Schafpocken geimpfte u. z. waren bei einem (Nr. 8) 4, bei einem (quot;Nr. 4) ö, bei zweien (Nr. 9 und 14) 6, bei einem (Nr. 13) 10 und
bei einem (Nr. 6)15 Tage seit der mit Erfolg vorgenommenen Pocken­impfung verflossen, als die Infection durch das Rinder- oder Schafpest-Contagium versucht wurde.
Yen diesen 6 mit Pocken geimpften Schafen wurden 4 (Nr. 4, 6, 9 und 14) von der rinderpestähnlichen Krankheit befallen, 2 (Nr. 8 und 13) widerstanden der Infection; es stellt sich mitbin hier das Percent der Erkrankten mit 66 heraus.
Von den 5 mit Pocken nicht geimpften Schafen sind zwei (Nr. 1 und 5) erkrankt, dagegen 3 (Nr. 2, 7 und 10) gesund geblieben; das Erkrankungsprocent beträgt demnach bei dieser Kate­gorie der Yorsuchsthiero nur 40.
Wenn auch auf Grundlage dieses procentischen Verhältnisses nicht behauptet worden soll, dass mit Pocken nicht geimpfte Schafe der In­fection durch das Rinderpest-Contagium besser zu widerstehen geeignet sind, als geimpfte, so beweisen die angestellton Vorsuche doch jeden­falls, dass die mit Erf olg vorgeno mmo ne Pocken-Impf u ng die Schafe vor der Ansteckung durch das Rinderpest-Conta­gium zu schützen nicht vermag; denn es wurden Thiere, bei welchen die Schafpocke in schönster Entwicklung war, (Nr. 4, 9 und 14) ebensowohl von der riuderpestäbnlichen Krankheit befallen, wie jenes (Nr. 6), bei welchem zur Zeit der Infection die Pocke scheu im Stadium der Schorfbildnng sich befand.
Ein EinÜuss der vorausgegangenen Pocken-Impfung auf den Ver­lauf der Schafpest konnte in keinem Ealle wahrgenommen werden; eben so wenig influencirte die Schafpest auf den Verlauf der Schafpocke; diese letztere entwickelte sich ebenso regelmässig weiter, . wie bei ganz gesunden Thieren.
Auffallend ist der ausergowöbnlich gü n s ti ge Verlauf der Schaf k r a n kheit in dieser Versuchsreihe; denn bei einem Theile
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jener Schafe, bei welcher; die Ansteckung von Erfolg begleitet war (Nr. 1, 4, 5) trat vollständige Genesung ein, und bei dem anderen (Nr. 9, 6, 14) waren zur Zeit als die Tödtung veranlasst wurde, schon die ersten Zeichen der Besserung wahrnehmbar, so dass auch bezüglich dieser Thiere die Annahme, es würde schliesslich Reoonvalescenz er­folgt sein, begründet erscheint.
Wollte der günstige Ablauf der Krankheit bei don Versuchsthieren Nr. 1, 4 und 5 dem Umstände zugeschrieben werden, dass die Impfung mit Vehikeln des Contagiums vorgenommen worden ist, welche von, im I. Stadium der Rinderpest getödteten Thieren herstammten, so steht dieser Annahme die Thatsache entgegen, dass von den drei, von dem an der Einderpest umgestandenen Kalbe Nr. 3 aus geimpften Lämmern (Nr. S, 9 und 10) zwei (Nr. 8 und 10) vollkommen gesund geblieben sind, und das dritte (Nr. 9), welches getödtot wurde, alhr Wahrscheinlichkeit nach reconvalescirt wäre, wenn man es am Leben belassen hätte. Ganz ähnlich verhält sich die Sache mit den von dem, nacli einem sehr acuten Verlaufe der Rinderpest umgestandenen Kalbe Nr. II geimpften Lamme Nr. 14.
Möglich ist es, dass der besonders gute Ernährungs- und Kräfte-zustand der zum Versuche verwendeten Schafe und ihr Aufenthalt in einem geräumigen luftigen Stalle zu dem günstigen Krankheitsverlaufe wesentlich beigetragen habe, möglich auch, dass der Umstand, dass die Rinderpest zur Zeit als diese Versuche vorgenommen wurden, in Nieder-Oesterreich schon im Erlöschen war, nicht ohne Eintluss auf den Cha­rakter der Schafseuche gewesen ist, obwohl gegen die letztere Annahme der tödtlich endende Verlauf der Rinderpest bei den beiden zum Ver­suche verwendeten Kälbern sprechen würde.
Dass die erkrankten Schafe in der That an der, in Folge statt­gefundener Infection sich entwickelnden, mit der Rinderpest identischen Krankheitsform gelitten haben, wird durch die Thatsache sichergestellt, dass das, von dem kranken Lamme Nr. 6 geimpfte Kalb Nr. 11 evident an der Rinderpest nicht nur erkrankt, sondern ihr, nach einem sehr acuten Verlaufe auch unterlegen ist.
Bei dieser Versuchsreihe ergab sich überdies, dass das Conta-gium der Rinderpest sowohl, als jenes, welches sich in pestkranken Schafen entwickelt, nicht sehr leicht auf Schafe übertrag­bar war; denn von 1 I, der Ansteckung u. z. meist im Wege der Im­pfung ausgesetzten Schafen erkrankten nur 6, mithin nur ungefähr 54pCt., wobei überdies noch zu bemerken ist, dass die nach der Impfung gesund
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gebliobeucu Thiere selbst durch Wochen hindurch mit den kranken Schafen in dem gemeinschaftlichen Stande in der innigsten Berührung geblieben sind, und hieduroh der vielfältigsten Gelegenheit zu einer Ansteckung ausgesetzt waren.
Dagegen hat sich neuerdings herausgestellt, dass das Contagium der Schafpest Einder leicht anzustecken vermöge, und dass die Intensität des Einderpest-Contagiums bei der Durch­führung durch Schafe an seiner verderblichen Wirkung auf Rinder durchaus nicht — wie man etwa zu glauben geneigt sein könnte — verliere. Das Kalb Nr. 11 gibt hiefür einen überzeu­genden Beweis. Während dasselbe in Folge der Impfung mit dem Darminhalte des pestkranken Lammes Nr. 6 an der Einderpest er­krankte und einging, blieb das gleichzeitig \u\d auf dieselbe Weise geimpfte Lamm Nr. 13 vollkommen gesund.
Folgerungen.
Auf die in dem Vorstehenden geschilderten Thatsachen beschränkt sich das bis jetzt, mir wenigstens, bekannt gewordene , die Schaf- und Ziegenpest betreuende Matcriale. Wenn gleich hie und da, namentlich was die, die Uebertragung des Contagiums begünstigenden Umstände betrifft, sich noch manche Lücke zeigt, welche zur fortgesetzten Beob­achtung auffordert, so sind wir doch auf Grundlage der gewonnenen Erfahrungen schon gegenwärtig im Stande, ein ziemlich genaues Bild dieser, bis vor Kurzem noch nicht bekannten Krankheitsform zu entwerfen.
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1. Aetiologische Momente.
Das Auftreten der in Bede stehenden Schaf- und Ziegen­seuche wurde stets und überall nur in Localitäten beobachtet, in welchen die Binderpest herrschend, oder wo wenigstens die Gelegenheit zur Uebertragung des Binderpest - Conta­giums gegeben war.
Ungeachtet der auffallend gleichartigen Beschaffenheit der Verhält­nisse des Bodens, der Fütterung, des Wassers, dann der Haltung der Schaf-und Ziegenherden, welche zwischen den von der Einderpest verseuchten Ortschaften und ihrer Umgebung bestand, blieb die letztere von der Krank­heit der Schafe und Ziegen stets und überall in so lange verschont, als die Gelegenheit zu Infectionen dieser Thierc hintangehalton wurde.
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Die in Böhmen, in Kraiu und in dem Königreiche Polen hierüber gemachten, bereits früher erwähnten Wahrnehmungen, liefern hiefür überzeugende Beweise. Selbst in einer und derselben verseuchten Ortschaft waren jene Schafe vor der Erkrankung gesichert, welche vor jedem mittel- oder unmittelbaren Verkehre mit pestkranken Hindern oder Schafen bewahrt wurden.
Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der Einder- und Schaf­pest konnte bei diesem Sachverhalte einem aufmerksamen Beobachter nicht lauge verborgen bleiben.
Es stellte sich jedoch ausserdera die ïhatsache heraus, dass nach dem Verkehr derart kranker Schafe mit Bindern, diese letzteren von der ßmderpest befallen wurden.
Solche Fälle *ind oben aus Sedletz in Böhmen, aus Preloka, Balkowce, Pauline und Vac in Krain, aiis Kolonie und Dorf Kalinowa und aus Zawady im Königreiche Polen speciell, aus dem Küsten­lande, der Militärgrenze und Ungarn im Allgemeineu angeführt worden. Es wurde sogar constatirt, dass in seuchenfreie Bezirke und Kronländor die Rinderpest durch kranke Schafe und Ziegen einge­schleppt #9632;worden sei.
quot;Wenn gleich einerseits bald zugegeben werden musste, dass Schafe und Ziegen durch das Contagium der Einderpest angesteckt zu werden und in eine analoge Krankheit zu vorfallen vermögen, so konnte doch andererseits noch in Zweifel gezogen werden, ob die weitere Ueber-tragung der Krankheit der Schafe auf Einder nicht etwa nur durch das au der Wolle der Schafe haftende Contagium pest­kranker Einder, mit welchen die Schafe vor ihrer Erkrankung in der Begel doch in Berührung gestanden hatten, vermittelt werde.
Dieses Bedenken konnte nur durch, unter den gehörigen Kantelen vorgenommene Impfungen gehoben werden. Die in Krain (Preloka und Sagorje) und am Wiener Thierarznei-Institute (1. und 2. Versuchsreihe) veranlassten Impfungen von Bindern mit verschiedenen, dem Körper pestkranker Schafe entnommenen Flüssigkeiten, bei welchen die, dem Versuche unterzogenen Binder mit dem Körper der kranken Schafe gar nicht in Berührung gekommen sind, haben es sichergestellt, dass pestkranke Schafe ein Contagium zu produciren vermögen, welches bei seiner Einwirkung auf Einder den Ausbruch der Einderpest zu veranlassen vermag, mithin mit dem Einderpest-Contagium iden­tisch ist.
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In vielen rullen aber äussert sieh das Contaginin der Rin­derpest bei seiner Einwirkung auf Schafe, bei weitem nicht •fanbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.....
so intensiv wie bei seiner Uebertragung auf Einder. Diese Annahme
wird durch mehrfache Thatsachen unterstützt u. z.:
1.nbsp; nbsp; quot;Während der Jahre 1862 und 1863 herrschte die Einder­pest in mehr oder -weniger ausgedehntem Maasse in der Mehrzahl der K.ronländer Oesterreichs; trotz dos verbreiteten Herrschens dieser Seuche kam jedoch die- Schafseuche vorhältnissmässig nur in wenigen Localitäten zum Ausbruch.
Während der letzten Invasion war die Einderpest in Ostgalizien in 33S, in Westgalizien in 54, in Mähren in 1 39, in Steiermark in 13, in Dalmatien in 53, in Kroatien in 121 Ortschaften constatirt worden, während nicht einer-der eingelaufenen Berichte das gleicbzeitige Vor­kommen der Schaf- oder Ziegenseuche erwähnt, und dies bezüglich Dalmatiens und Kroatiens sogar ausdrücklich in Abrede gestellt wurde. ^quot;Wollte man dagegen bemerken, dass dessen ungeachtet die Schafkrank­heit möglicherweise dennoch hie und da geherrscht haben möge, so geht aiis diesen negativen Berichten doch so viel hervor, dass sie wenigstens nicht in zahlreichen, von der Einderpest verseuchten Ort­schaften aufgetreten sei, da sie sonst unmöglich u, z. um so weniger hätte übersehen werden können, als die politischen Behörden durch das h. Staatsniinisterium über die Uebertragbarkeit der Einderpest auf Schafe und Ziegen wiederholt belehrt worden waren.
Jedoch auch in jenen Kronländern, wo die Schafpest zur Beob­achtung kam, trat sie verhältnissmässig nur in wenigen von der Einderpest verseuchten Localitäten auf. Während im Verlaufe der letzten Einderpest-Invasion in Nieder-Oesterreich 88, in Krain 33, im Küstenlande 29 von der Einderpest befallene Ortschaften gezählt wurden, kam die Schafseuche nur in 4 , 6 und 7 Orten, in Sieben­bürgen unter 35 Seuchenorten nur in Einem die Ziegenpest vor.
2.nbsp; nbsp;Selbst in jenen Ortschaften, wo die Schafpest zum Ausbruch gekommen ist, muss, wenn auf den Umstand Rücksicht genommen wird, dass die Parcellirung und Separation der Schafe auf bei weitem grössere Schwierigkeiten stösst, als jene der Einder und oft gänzlich unaus­führbar ist, die Zahl der wirklich erkrankten Schafe als eine verhält­nissmässig nicht bedeutende erklärt werden.
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So erkrankten in den von der Schafkrankhoit befallenen Orten in Böhmennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;von 1370 Stücken 144,
in Krainnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„1991nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ 609,
im Küstenlande „ 2444nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ 554,
also 10, 30 und 22, und im Mittel etwas über 20 Procent.
3. Bei absicbtlich vorgenommenen Ansteckungsversuchen und bei Impfungem von Schafen mittelst des Eindorpest-Contagiums, widersteht eine nicht unbedeutende Anzahl der Versuchsthiere der Ansteckung. Von 11 Schafen, welche bei den im Wiener Thierarznei-Institute veranlassteu Yersuchen derartigen Infectionen ausgesetzt wur­den , widerstanden 5 u. z. Kr. 3 der ersten und Nr. 2, 7, 8 und 10 der zweiten Versuchsreihe, mithin über 45deg;^ der Ansteckung.
Es mag aber gleichwohl Verhältnisse geben, welche die Haftung des Ilmderpest-Contagiums bei Schafen überhaupt begünstigen und dann ein grössercs Procent von Erkrankungen veranlassen.
So erscheint es immerhin möglich, dass der bösartige Charakter, mit welchem die Einderpest während der letzten Invasion häufig auf­trat, und die weit verbreiteten abnormen Verhältnisse der Witterung in don Jahren 1862 und 1863, welche weithin Misswachs und Noth
s
im Gefolge hatten und nicht ohne eingreifende Folgen für den Ernäh­rungszustand der Hausthierc bleiben konnten, die Infection der hcrab-gekommenen Schafe durch das Einderpest-Contagium erleichtert und das häufigere Auftreten der bis dahin fast unbekannten Schafpest be­günstiget haben.
Dass jedoch diese Seuche auch bisweilen eine namhafte Verbrei­tung unter den Schafen einer Gegend erlangen könne, bewei­sen die über das Gömörer und Borsoder Comitat Ungarns, dann über den Lomzyner District des Königreiches Polen vorliegenden Daten. In diesem letzteren sind von einem Stande von 6691 Schafen in 19 von der Rinderpest verseuchten Ortschaften 4988 Stücke, mithin 740/0 er­krankt; ein procentisches Verhältniss, welches das in Oesterreich, mit Ausnahme Ungarns beobachtete Mittel um mehr als das dreifache übertrifft.
Es muss Gegenstand weiterer Forschungen sein, die diese ver­schiedenartigen Thatsachen begründenden Umstände näher zu ermitteln.
Das im Verlaufe der Schafpest entwickelte Contagium verhält sich bei der Einwirkung auf Schafe anders als bei jener auf Einde r.
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Die Infection gesunder Schafe durch pestkranke, ist einerseits durch die im Verlaufe derartiger Seucheninvasionen (namentlich in Böhmen, Krain, im Küstonlande und in einigen Orten Niederösterreichs) gemachten Wahrnehmungen, andererseits durch das Eesultat der Impfung (Versuchsthier Nr. 1 der 1. am Thierarznei-Institute vorgenommenen Versuchsreihe) sichergestellt.
Gleichwohl stellt sich die Intensität des Contagiums der Schaf­pest rücksichtlieh der Haftung an Schafen bei weitem weniger kräftig heraus, als bei seiner Uebertragung auf Einder.
Schon Dr. Maresch bemerkt in seinem Aufsatze „über die In­fection des Schafes durch das Einderpest-Contagiumquot; '), dass das bei einem pestkranken Schafe entwickelte Contagium mit geringerer Kraft auf das Schaf als auf das Eind wirke.
Dr. Eadoicovich in Eoviguo hebt in seinem Berichte hervor, dass die Sohafpest unter den auf quot;Weiden untergebrachten Thieren eine bei weitem grössere Verbreitung hätte erlangen müssen, als dies in der That der Fall war, wenn das Contagium dieser Krankheit mit derselben Intensität wirken würde, wie jenes der Eiuderpest.
Bei den im Wiener Thierarznei-Institute angestellten Versuchen der 2. Eeihe waren die mit Einderpest-Contagium ohne Erfolg geimpf­ten Schafe durch viele Tage mit pestkranken Schafen in vielfacher Berührung ohne angesteckt zu werden.
Ungleich heftiger äussert sich die Wirkung des Contagiums der Schafpest bei seiner Uebertragung auf Einder; dies beweisen einer­seits die wiederholt oonstatirten, oben ausführlich hervorgehobenen Ausbrüche der Einderpest in Ortschaften, in welche pestkranke Schafe oder Ziegen eingetrieben worden waren, andererseits aber die Ergeb­nisse der in Preloka, Sagorje und am Wiener Thierarznei-Institute vor­genommenen Impfungen (Versuchsthier Nr. 2 der 1. und Nr. 1 I der 2. Eeihe), welche stets von einem positiven Eesultate begleitet waren. Der bei der Mehrzahl der erkrankten Einder eingetretene töctliche Ausgang widerlegt auch auf eine überzeugende Weise die, dem Ver­nehmen nach unter Landwirthen hie und da, namentlich in Ungarn aufgetauchte Ansicht von der Möglichkeit einer Milderung des Ein-derpost-Contagiums mittelst einer Durchführung desselben durch Schafe.
') Oesteir. Viertelj.-Schrift für wiss. Veterinärkunde XIX. Bd. pg. 79.
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In dieser leichten Uebertragbarkeit des Contaginras der Scliafpest auf Einder liegt meiner Ansicht nach die hauptsächlichste Gefahr, mit welcher diese Seuche dem Nationahvohlstande droht, und welche es gerechtfertigt, ja geboten erscheinen liisst, bei dem ersten Auftreten der Krankheit zur Keuluug der ergriffenen Schafe zu schreiten.
Was den Zeitraum, welcher von der stattgefundenen Ansteckung bis zum Auftreten dei ersten Krankheitseischeinnngen verfliesst — die Incubationsdauer — bei der Schafpest betrifft, so stellte sich dieser bei der natürlichen Infection in Böhmen zwischen 6 und 9, in Krain zwischen 4 und C Tagen heraus. Bei den am Thierarznei-Institute vorgenommenen Impfungen ergab sich in der ersten Versuchsreihe (bei dem 'filiere Nr. 1) ein Incubationsstadium von 6, in der 2. Versuchs­reihe ein solches 1mal von 3, 2mal von 4, Imal von 5, 2mal von 7 Tagen.
Bezüglich der Uebertragung der Krankheit vom Schafe auf das Rind spricht Dr. Maresch in seinem citirten Aufsatze die Ansicht, aus, dass von der Ansteckung bis zum Ausbruche der Krank­heit bei inficirton Hindern ein viel längerer Zeitraum als jener von 6 bis 9 Tagen erforderlich zu sein scheine. Dagegen sprechen aber die Ergebnisse der in Krain vorgenommenen Impfungen der Schafpest auf Einder, wo in Preloka nach 4, in Sagorje nach 7—S Tagen sich die ersten Erscheinungen der Erkrankung zeigton. Bei dem am Thier­arznei-Institute eingeleiteten Impfungen traten die ersten deutlichen Krankheitssymptome bei den geimpften Kälbern (Nr. 2 der 1. und Nr. 11 der 2. Versuchsreihe) schon nach 3 und 4 Tagen auf.
Die Vermuthung, dass die Impfung der Schafpocko viel­leicht die Infection der Schafe durch das llinderpest-Contagium hintan-zuhalten vermöge — eine Vermuthung, welche durch die erste lleihe der im Thierarznei-Institute vorgenommenen Ansteckungsversuche an­geregt wurde — hat sich, wie die zweite Versuchsreihe, in welcher mit Poeken geimpfte Schafe eben sowohl wie nicht geimpfte dor In­fection niit Erfolg ausgesetzt wurden, ergibt, als unbegründet erwiesen. Hiebei hat sich überdies herausgestellt, dass die geimpften Pocken und die Schafpest ungestört neben einander ablaufen.
2. Erscheinungen und. Verlauf der Krankheit.
Die Symptome der Schafpest werden in ihrer Aufeinander­folge von den Beobachtern der Krankheit so übereinstimmend geschil-
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dert, dass dem bereits wiederholt gezeiclineteu Kranlcheitsbilde kaïïm etwas hinzugefügt werden kann.
Die ersten Kraukheits-Erscheinungen sind in der Ee.gel Hinfälligkeit, Verringerung der Fresslust und des Widerkauens, Be­schleunigung des Pulses und Athcms; nur in seltenen Fällen scheinen die Schafe im Eegimie der Krankheit Aufregung zu zeigen (Gömorer Comitat in Ungarn, Yaldebecco im Klistenlande). Im weiteren Ver­laufe stellt sich unter Zunahme der Mattigkeit und vollständigem Aufhören der Fresslust und des Widerkauens, Hyperämie der Naseu-und Maulschleimhaut dann der Conjunctiva, später sehr reichlicher iSchleimaustluss aus der Naso und aus den inneren Augenwinkeln ein; in der Maulhöhlc sammelt sieh reichlicher, zäher Geifer, an dem Zahn­fleische treten häufig rothe, später mit einem krümligen Exsudate sich bedockende Flecken, die sogenannten Erosionen auf; das Athmen und der Puls nehmen an Häutigkeit zu; es stellt sich ein kurzer, rauber, schmerzhafter Husten und Zähnckniiscben, der Absatz anfangs weicher, dann breiiger, endlich vollkommen flüssiger, seltener blutiger Excro-mente ein; die Abmagerung und der Verfall der Kräfte nimmt rasch zu; die kranken Thiero liegen nun meistens, und können sich aufge­hoben kaum oder nur schwankend auf den Füssen erhalten.
In manchen, mit Genesung endenden Fällen erreichen die an­geführten Symptome nur eine massige Höhe, in anderen aber erfolgt auch die Keconvalescenz, nachdem die Schafe dem Tode schon unrett­bar verfallen schienen (zweite Reihe der im Thiorarznei-Institute vor­genommenen Impfversuche). Als die erste, auf eine quot;Wondung zum Besseren hinweisende Erscheinung ist dann zu betrachten, dass die bis dahin theiluahmslos dahiuliegendeu Thicre sich erbeben, etwas munterer herumblicken und Futter zu beschnuppern, dann zu verzehren beginnen; schon am nächsten Tage ist rege Fresslust zugegen; die Beschleunigung des Athmens und Pulses, sowie der Husten hören auf; durch mehrere Tage hindurch bleiben die Excremente noch breiig; am längsten, oft 10 bis 12 Tage und darüber erhält sich, wenn auch in fortan abneh­mender Menge der Ausfluss aus der Nase und die Bildung von Schleim-krusten an den inneren Augenwinkeln; noch länger währt es bis die Ecconvalescenten sich wieder in gutem Ernährungszustände befinden.
Der tödtliche Ausgang erfolgt meistens zwischen dem dritten und fünfton Tage nach dem Beginne der Krankheit. (_!Nach den Beob­achtungen in Böhmen trat der tödtliche Ausgang zwischen 4 und 8, in Kraiu zwischen 2 und 5, im Küstenlaude zwischen 2, 3 und 4, in
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sehr seltenen Fällen erst nach 12, im Gomürer Comitate nach 4, in Wien [1. Versuchsreihe] nach 5 Tagen ein).
Manche Thiere gehen nach dem Verschwinden der gefahrdrohendsten Erscheinungen uv.d während sie zu reconvalesciren scheinen, nach 14 Tagen und später an Erschöpfung zu Grunde.
Die Verluste, welche die Scliafseuche in den einzelnen Ländern, in denen sie auftrat, veranlasste, sind verschieden und es scheint, dass gewisse, bis nun jedoch nicht sichergestellte Umstände auf die Gut- oder Bösartigkeit des Verlaufes einen wesentlichen Eintluss nehmen mögen.
So entfallen auf 100 Erkrankungen an der Schafpest in Krainnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 39-5
in Böhmennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;30-7
im Küstenlandenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;30'5
in der Militärgrenze 27'7 dagegen im Königreich Polen nur 20'8 Genesimgsfälle, während bezüg­lich des Gömörer C omit at es in Ungarn bemerkt wird, dass eine Genesung nur in sehr wenigen Fällen eingetreten sei. Allein, wenn auch von der letzten Angabe abgesehen wird, so stellt sich doch über­haupt das Genesungsprocent als ein sehr verschiedenes heraus, und war in Krain nahezu noch einmal so gross als im Königreiche Polen.
Ob der Charakter der etwa herrschenden Binderpest, der Gesund-heits- und Ernährungszustand der Schafe zur Zeit der erfolgenden Ansteckung, die Art und Weise der Haltung der Schafe #9632;während der Krankheit, nämlich im Freien oder in luftigen Bäumen oder aber in dunstigen und überfüllten Stallungen auf die Verschiedenartigkeit des Verlaufes der Schafseuche einen wesentlich bestimmenden EinfLuss nehme, dies genauer zu erheben, muss die Aufgabe weiterer Forschun­gen in Localitäten sein, in welchen diese Krankheit in grösserer Ver­breitung vorkommt.
Vorläufig lässt sich auf Grund der bisherigen Wahrnehmungen nur #9632;Weniges hierüber bemerken. Nach der Beobachtung des Dr. Wutscher verlief die Krankheit bei Schafen, welche von früher her an Leber-egeln litten, stets u. z. inuerhalb weniger Tage tödtlich; eine Wahr­nehmung, welche es wahrscheinlich macht, dass die Schafpest bei kachektischen Thieren überhaupt ungünstig ablaufen mag. Bei den am Thierarznei - Institute vorgenommenen Infeotionsversuchen der zweiten Keihe, zu welchen durchaus kräftige, gut genährte Schafe verwendet wurden, kam nicht Ein natürlicher Todesfall A'or; selbst bei den drei
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der Vertilgung zugeführteu Lämmern waren schon die ersten Zeichen der eintretenden Besserung wahrnehmbar und die Rcconvalescenz voraus­sichtlich zu erwarten. Ob vielleicht liier auch der Aufenthalt in einem geräumigen luftigen Stalle zu dem günstigen Ablaufe beigetragen habe, muss vorläufig dahingestellt bleiben.
Vergleicht man die Verluste, welche die Ei nderpest in dendeutsch-slavischen Ländern Oeterreichs verursachte, mit jenen, welche die Schaf-p est in denselben Ländern herbeiführte, so zeigt sich, dass die letztere Seuche in bei weitem weniger Fällen tödtlich ablief, als die erstge­nannte. So sind in der Militärgrenzo 16'S, in Kraiu 7'8 imd im Küsteulande nur 5'7 Procent der an der Rinderpest erkrankten Thiere genesen; Zahlen, welche im Zusammenhalte mit den früher be­züglich der Schafpest angeführten für einen bei weitem milderen Ver­lauf dieser letzteren sprechen. Dagegen dürfte das Mortalitätsproceut, welches diese in einigen Gegenden Ungarns herbeiführte, wohl nicht hinter dem durch die llinderpest vcranlasston zurückbleiben.
Bei weitem seltener wurde bis jetzt die Pest der Ziegen beob­achtet, was wohl darin begründet sein mag, dass diese Thicrgattnng nur in wenigen Gegenden und zwar gewöhnlich im höheren Gebirge, wohin die Rinderpest seltener vordringt, gehalten wird. Dort wo sie vorkam — Kram, Militärgrenze, Siebenbürgen — verlief sie unter Er­scheinungen, welche jenen der Schafpest ganz analog waren. Dagegen stellte sicli in verschiedenen Localitäten das Vcrhältniss der Genesungs-zu den Erkrankungsfällen noch verschiedener heraus als bei der Schaf­pest. Während auf 100 erkrankte Ziegen in Krain 90 Genesungen entfallen, betragen diese in der Mi litärgrenzo nur 22, in dem ein­zigen Seuchenortc Siebenbürgens gar nur 3 Proc. der Erkrankten.
3. Ergebnisse der Section.
Die vollkommenste Uebereinstimmung des Sectionsbefundes bei pestkranken Schafen mit jenem, welcher sich bei der Rinderpest heraus­stellt, musste jedem mit dieser Krankheit Vertrauten schon bei den ersten Untersuchungen auffallen. quot;Wie bei der Rinderpest findet sich auch hier ein Exsudationsprocess auf sämmtlichen Schleimhäuten, der bald unter der Ausscheidung croupöser Massen, bald unter jener einer jauchigen, die Gewebe corrodirenden Plüssigkeit verläuft. Bezüglich des Detailbefundes glaube ich auf die früher gegebenen Schilderungen verweisen zu könueu, und nur noch hervorheben zu sollen, dass An-
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fiillung des Losers mit trockenen Futtermasseii und bedeutende Aus­dehnung der Gallenblase durch Ansammlung von Galle bei weitem seltener angetroffen werden, als bei der Rinderpest.
Dagegen muss das Vorkommen mehr oder weniger grosser Ent­zündungsherde in den Lungen, welche, wenn sie oberflächlich gelagert sind, selbst bisweilen die Entstehung einer secundären Brust­fellentzündung bedingen, nahezu den charakteristischen Erscheinungen des Befundes bei der Sohafpest beigezählt werden. Diese umschriebenen Pneumonien, aufweiche zuerst Dr. Maresch aufmerksam gemacht hat, werden beinahe von allen Beobachtern ausdrücklich bei der Schilderung des Sectionsbefundes hervorgehoben. Nur in dem Berichte des Dr. Ra-doicovich und in der, die Verbreifung der Schafseuche in Polen be­handelnden Publikation geschieht ihrer keine Erwähnung. Es ist jedoch zu bemerken , dass in beiden Fällen der Befund der Lungen bei den wenigen einer Section unterzogenen ïhieren völlig übergangen ist, und dass die in der letzteren Relation bei der Schilderung der Krankheits­erscheinungen ausdrücklich erwähnte Athombesohwerde der kranken Schafe die Gegenwart von lufiltrationon in der Lunge mit Grund ver-muthen lässt.
Nur der die Schafseuche im Gömörer C omit ate betreffende Be­richt erwähnt ausdrücklich eines normalen Befundes der Lunge.
quot;Wie bekannt, begrenzt sicli bei der Rinderpest der Croup in der Regel auf die Schleimhaut der Bronchien der zweiten und dritten Ord­nung; eine Verbreitung desselben auf kleinere Zweige oder lobuläre Pneumonien gehören bei ihr zu den Seltenheiten. Das nahezu regel-mässige Vorkommen mehr oder weniger grosser pneumonischer Herde, selbst seeundärer Pleuritis bei der Schafpest muss daher als eine eigen-thümlicho, durch den Organismus der Schafe bedingte Modification des Processes der Rinderpest bei sonst völliger Identität der beiden Krank­heiten angesehen, werden.
Vielleicht ist die Vermuthung nicht unbegründet, dass gerade diesem Befunde der Lungen theilweise die Schuld zuzuschreiben sein möge, dass wir so spät zur Kenntniss der Uebertragburkeit der Rinder­pest auf Schafe gekommen sind; denn möglich erscheint es immerhin, dass derartige, während des Herrscheus der Rinderpest vorgekommene Todesfälle unter den Schafen nach dem Seetionsergebnisse für Pneu­monien mit intensivem Darmkatarrh erklärt und hiernach auf einen ursächlichen Zusammenhang zwischen den Krankheiten der beiden Thiergattungen nicht weiter gedacht worden ist.
Roll, d. rinderpestähnl. Krankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5
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4. Prophylaxis und Veterinär-Polizei.
Da es nachgewiesen ist, dass die EutAvicklung der Schaf- und Ziegenpest in letzter Instanz immer von der Infection durch ein x^est-krankes Eind abhängig ist, so kann die Prophylaxis folgerichtig nur in der Hintanhaltung jedes directeu odor indirecten Verkehres der Schafe und Ziegen mit pestkranken Eiudern bestehen.
Die weitere Verbreitung der unter den Schafen bereits ausge­brochenen Seuche, mag vielleicht durch eine ausgiebige Lüftung der Stallungen, wie dies Dr. Maresch in Sedletz und Chlumetz beob­achtet hat, in Etwas beschränkt werden; wir haben jedoch bei Schaf­herden, welche, wie dies in Kraiu der Fall war, fortan im Freien oder unter luftigen Unterständen gehalten wurden, die Seuche unge­hindert ihre weiteren Fortschritte machen gesehen. Auch Dr. Wutscher in Castelnuovo bemerkt, dass die Schafpest, trotzdem dass die Her­den, unter denen sie herrschte, sich auf Weiden befänden , sicli fortan weiter verbreitet und erst dann aufgehört habe, als wolkenbruchartige Eegengüssc sowohl die Schafe als die Weideplätze gründlich ausge­waschen hatten.
Von einer Prophylaxis durch die Impfung der Schafpocke kann, nach den hierüber gemachten Erfahrungen weiter keine Eede sein.
Die bisher erflossenen, gogen die Hintanhaltung der Entstehung und Verbreitung der Schaf- und Ziegenpest gerichteten veteriuär-polizeilichen Massregeln können bei der Neuheit dieser Seuche und bei dem Umstände , als die sie betreffenden Daten nur allmählig erhoben und sichergestellt werden konnten , noch kein abgeschlossenes Ganze bilden; dem Principe nach werden sie aber mit jenen, welche bei der Einderpest zur Durchführung kommen, übereinstimmen müssen.
Schon kurz nach dem Einlangen der, die Schafseuche in Böhmen und Ungarn zu Ende dos Jahres 1861 betreffenden Berichte hat das hohe k. k. Staats-Ministerium unter dem II. Februar 1862, Z. 1882 an sämmtliche Läudersteilen die Anordnung erlassen, dass Schafe aus Eiuderställen, in welchen die Einderpest zum Ausbruche gekommen ist, jedenfalls zu entfernen seien.
Als in der ersten Hälfte des Jahres 1863 wiederholt Ausbrüche der Schafpest aus Kraut und aus dem Küstenlande zur Anzeige kamen, wurde diese Bestimmung durch den hohen Erlass vom 27. Mai 1803, Z.9787 dahin ausgedehnt, dass nicht nur in bereits verseuchten Höfen, sondern auch in allen Ortschaften, in welchen, oder
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in deren Nahe die Rinderpest zum Ausbruche gekommen ist, die Schafe und Ziegen aus den Bind er stall es zu ent­fernen sind.
Zugleich -wurde verordnet, dass, im Falle des Ausbruches dieser Seuche bei den Schafen und Ziegen, die S eparat ion der gesunden Thiere von den kranken, die Unterbringung derselben, wenn n icht die Schlachtung der kranken, gleich bei dem Auftreten der ersten Kraukheilserschcinungen vorgezogen wild, in luftigen Stallungen oder Unterständen und die Einstellung des gemeinschaft­lichen Weideganges zu veranlassen, und der Abverkauf von Schafen und Ziegen überhaupt aus den Seuchenorten während der Souchendauer strenge zu verbieten sei.
Bei der quot;Wichtigkeit, welche diese neue Krankheitsform gewinnt, wurden die Länderstellen zugleich aufgefordert, für den Fall des Vor­kommens dieser Seuche eine genaue Schilderung der Symptome, des Krankheitsverlaufes und des Sectionsbefundes zu veranlassen und vor­zulegen.
Mit diesen in üesterreich im gt;Iai v. J. erüossenen Anordnungen stimmt der früher angeführte Erlass der Staats-C'ommission für die inneren Angelegenheiten des Königreiches Polen vom 3/15. Juli 1863 vollkommen überein.
Diese Bestimmungen erschienen auch in solange ausreichend, als die Frage, betreffend die Rückübortragbarkeit der Schafpest auf Rinder noch nicht zweifellos gelöst war; denn der Uebergang der Rinderpest auf Schafe und die Weiterverbreitnng der Schafpest von Schaf auf Schaf erfolgt, wie dies früher nachgewiesen wurde, nicht sehr leicht, das Mortalitätsprooent ist kein hohes und der Verlust, den die Land-wirthe durch diese Seuche' erleiden, stellt sich bei dem geringen Werthe der gemeinen Landschafe in der Regel nicht als sehr bedeutend heraus.
Eine bei Weitem grössere Wichtigkeit erlangt die Schafpest aber durch die mittlerweile siehergestellte Erfahrung, dass das während ihres Verlaufes entwickelte Contagium bei der Uebertragung auf Rinder abermals die Rinderpest u. z. wie dies die Impfversuche constant nachge­wiesen haben, keineswegs in einer milderen Form, hervorzurufen vermöge.
In dieser Rücksicht dürften meiner Ansicht nach manche Verhält­nisse es in der Folge nothwendig machen zur Keulung der pestkranken und der einer geschehenen Ansteckung verdächtigen Schafe u. z. dort, wo sich die Eigenthümer derselben nicht freiwillig dazu herbeilassen, unter
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Bewilligung oiucr Entschädigung zu schreiten, um durch einen verluilt-nissmässig geringen Geldaufwand namhaften Verlusten, #9632;welche aus der Yerbreituug der Krankheit auf den llindviehstand erwachsen würden, yorzubeugeu.
Insbesondere wird sich dieser Vorgang — ähnlich wie bei der Einderpest — dort empfehlen, wo erst einzelne oder doch nur wenige Thiere erkrankt sind und durch die Beseitigung derselben eine rasche Tilgung des Seuchenherdes zu erwarten steht.
Ob aber eine solche Entschädigung überall aus Staats- oder Landesmitteln zu leisten, oder ob dieselbe nicht in jenen Ortschafton, wo die Sohafscucho erst während des Verlaufes der Einderpest zum Vorschein kommt, und wo daher den Viehbesitzern eine Aiisserachtlassung der oben angeführten Vorschriften zur Last fallen wird, von der Ge­meinde zu tragen wäre, miisste noch Gegenstand weiterer Erwägungen werden.
Ausserdem dürften die bezüglich der Einderpest geltenden Maass­regeln der St al 1 reinig un g und der B e hau dlu ng der Kadaver auch auf die Schaf- \ind Ziegenpost u. z. die letzteren mit der Modi­fication Anwendung zu linden haben, dass die Aeser s a m m t d o r durch Kreuzschnitte unbrauchbar gemachten Haut zu verscharren wären.
Die durchgeseuchten und die mit ihnen in Berührung gestandenen Thiere wären, vor ihrer Zulassung zu der übrigen Herde vorerst einer gründlichen Waschung za unterziehen.
Schluss.
Die Resultate der, bezüglich der Schaf- und Ziegenpest bis nun gewonnenen Erfahrungen lassen sich — kurz zusammengefasst — fol-gendermassen formuliren:
1)nbsp; nbsp;Der Organismus der Schafe und der Ziegen besitzt die Fähig­keit durch das Contagium der Einderpest angesteckt zu werden;
2)nbsp; nbsp;die bei diesen Thieren in Folge der stattgofundenen Ansteckung sich entwickelnde Krankheit stimmt bezüglich ihrer Erscheinungen mit jenen der Einderpest überein;
3)nbsp; nbsp;die Schaf- und Ziegenpest entwickelt sich nie und nirgends spontan; sie tritt nur dort auf, wo die Möglichkeit einer Infection der Schafe und Ziegen durch Vehikel oder Träger des Einderpest-Conta-giums gegeben ist ;
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4)nbsp; nbsp;die Empfänglichkeit der Schafe und Ziegen für das Conta-gixim der Einderpest auf Schafe und Ziegen ist iu der Regel eine be­schränkte ; sie scheint jedoch durch gewisse Umstände erhöht werden zu können;
5)nbsp; nbsp;das Inoubatiousstadium der Schafpest schwankt zwischen 3 und 9 Tagen;
6)nbsp; nbsp;die Schafpest verläuft in der Regel günstiger als die Rinder­pest; hei der pestartigen Krankheit der Ziegen war das Mortalitäts­procent bis nun ein sehr verschiedenartiges;
7)nbsp; nbsp;das Contagium der Schafpest ist auf Schafe und Rinder über­tragbar; es haftet jedoch um vieles leichter bei den letzteren;
8)nbsp; nbsp;die in Folge der Haftung des Schafpest-Contagiums bei Bin­dern nach wenigen Tagen auftretende Krankheit verläuft ebenso bös­artig wie die durch Infection von Rind auf Rind entstandene Rinder­pest, mit anderen Worten: das Contagium der Rinderpest wird in Folge einer Durchführung durch das Schaf nicht mitigirt;
9)nbsp; nbsp;die Sectionsergebnisso bei der Schafpest sind jenen der Rinder­pest analog; bei den ersteren gehört jedoch der Befund von Entzün­dungsherden in den Lungen zur Regel;
10)nbsp; die Impfung dor.Schafpocke vermag die Infection der Schafe durch das Contagium der Rinder- oder Schafpest nicht zu hindern ;
11)nbsp; nbsp;in veterinärpolizeilicher Hinsicht erscheint es nothwendig gegen die Verbreitung der Schafpest analog wie bei der Rinderpest vorzugehen und daher nach Umständen auch die Keule, unter Entschä­digung der ihr unterzogenen Thiere nach ihrem Scbätzungsworthe zur Anwendung zu bringen.
Wien. Druck von Jacob amp; Hol/.liauseu k. k. UmvcrsitülS'BiicIidriickerci.
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S!
Inhalt.
Seite
Einleitung.............................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1
Erfahrnngen über die rinderpestahnliclie Erkrankung der Schafe und Ziegen
veranlasst durcli natürliche Infection durch pestkranke Rinder . . . '.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3 I. In Oesterreich gemachte Wahrnehmungen.
1.nbsp; Böhmen.......................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4
2.nbsp; Krain........................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 8
3.nbsp; nbsp;Küstenland....................nbsp; nbsp; nbsp; 15
4.nbsp; Westgalizien.....•................nbsp; nbsp; nbsp; ]8
5.nbsp; Militiirgrenze....................nbsp; nbsp; nbsp; 19
6.nbsp; Nieder-Oesterreich..................nbsp; nbsp; nbsp;
7.nbsp; nbsp;Siebenbürgen ....................nbsp; nbsp; nbsp; 20
8.nbsp; nbsp;Ungarn.......................nbsp; nbsp; nbsp;
Anmerkung...................nbsp; nbsp; nbsp; 22
II Im Auslande gemachte Wahrnehmungen.
1.nbsp; Türkische Provinzen.................nbsp; nbsp; nbsp; 23
2.nbsp; Königreich Polen...................nbsp; nbsp; nbsp;
Erfahrungen gewonnen durch absichtliche Infection oder durch Impfung.
1.nbsp; In Böhmen.....................nbsp; nbsp; nbsp; 28
2.nbsp; In Krain......................nbsp; nbsp; nbsp;
3.nbsp; nbsp;Am Wiener Thierarznei-Institute.
1.nbsp; Versuchsreihe................nbsp; nbsp; nbsp; 33
2.nbsp; Versuchsreihe.................nbsp; nbsp; nbsp; 37
Folgerungen............................nbsp; nbsp; nbsp; 56
1.nbsp; Aetiologische Momente................nbsp; nbsp; nbsp;
2.nbsp; nbsp;Erscheinungen und Verlauf der Krankheit........nbsp; nbsp; nbsp; 61
3.nbsp; Ergebnisse der Section................nbsp; nbsp; nbsp; 64
4 Prophylaxis und Veterinär-Polizei...........nbsp; nbsp; nbsp; 66
Schlngs.............................nbsp; nbsp; nbsp; 68
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#9632;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ____amp;£