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BIBUOTHEEK UNIVERSITEIT UTRECHT
2856 107 8
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c 7)
Die
Kolik der* Pferde
und das
Äurmaneurgsma Jet ftitigeiüdcleartmen.
Eine pathologisch - anatomische und klinische Untersuchung
Igt;i*. Otto ISoIlingcr.
I quot;quot; Mit gt;9 IMl/.sSljHitten.
(#9632; quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;r, i /; ^. i i\
München 1870. Rudolph Oldenhonrg.
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Vorwort.
Unter den bedeutungsvollen Errungenschaften der neueren Medicin nchuien die Fortschritte in der Lehre von den Parasiten­krankheiten, so viele Lücken sie auch noch bietet, eine hervor­ragende Stellung ein. Die letzten Jahrzehnte haben uns in dieser Richtung die wichtigsten Aufschlüsse gebracht und indem sie uns Einsicht in das Wesen mancher früher vollkommen räthselhafter Krankheiten brachten, die hohe Bedeutung dieses wichtigen Ge­bietes der Pathologie festgestellt. Es gilt dies wie für die Men­schen- so auch für die Thierheilkunde.
Unsere Haust liiere sind bekanntlich die Träger und gleichsam die nie versiegende Quelle der meisten menschlichen Parasiten und so haben die innigen Wechselbeziehungen zwischen den pa­rasitären Krankheiten des Menschen und denen der Thiere die Helminthologie zu einem für beide Theilc gleich wichtigen Terrain gemacht, auf welchem neben den Leistungen der Zoologen ein rühmlicher Wettstreit zwischen den beiden Zweigen der wissen­schaftlichen Medicin stattgefunden hat und noch stattfindet. Ich erinnere in dieser Beziehung nur an die Trichinenkrankheit, zu deren Erforschung in Bezug auf Entstehung und Verbreitung die Vertreter der Thierheilkunde in erfolgreicher Weise mitgewirkt haben.
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IVnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Vorwort.
Gleichzeitig mit den erweiterten Kenntnissen über die Ent-wicklungsgeschichte und die Wanderungen der Parasiten lernte man auch die durch sie hervorgebrachten Veränderungen genauer kennen. Auffallend vernachlässigt in dieser Richtung blieb die interessante Veränderung, die ich mir zum Gegenstand meiner Unter­suchung gewählt habe und es scheint der Ausspruch Leuckart's, dass eine genauere Untersuchung des Aneurysma der Pferde noch fehle, nicht ungerechtfertigt.
Wiewohl seit Ruysch, der vor 200 Jahren zuerst auf das Vorkommen von Wurmaneurysmen beim Pferde aufmerksam machte, dieser Gegenstand wiederholt bearbeitet wurde, so stam­men doch die pathologisch-anatomischen Untersuchungen aus einer Zeit, in welcher die Kenntniss der Arterienkrankheiten noch wenig vorgeschritten war; eine erneute Untersuchung schien daher wohl am Platze.
Der von Leuckart gerügte Mangel hängt ohne Zweifel da­mit zusammen, dass die Bedeutung der pathologischen Anatomie in der Thierheilkunde noch nicht allenthalben gebührend gewürdigt wird. Wenn auch die Worte Rokitansky's, „dass die patho-
logische Anatomie nicht nur die Grundlage des ärztlichen Wissens, sondern auch des ärztlichen Handelns sein müsse, ja dass sie Alles enthalte, was es an positivem Wissen und an Grundlagen zu solchem in der Medicin gebe11, dem jetzigen Standpunkte der Medicin zu enge Grenzen ziehen, so liegt nach 25 Jahren noch immer eine grosso Wahrheit in ihnen. Es wird eine dankbare Aufgabe der pathologischen Zootomie sein, die Grundlagen einer vergleichenden Pathologie zu legen, dieses wichtigen Zweiges der Medicin, deren Pflege bisher auch von Seite der Menschenmedicin in so hohem Grade vernachlässigt und nur von einzelnen Forschern vorübergehend berücksichtigt wurde. Auf diese W7eise ist es der wissenschaftlichen Thierheilkunde zunächst vergönnt, der Menschen­medicin einen Theil der auf ihr lastenden Schuld abzutragen.
Von diesem Gesichtspunkte aus schien das Wurmaneurysma für die Lehre von den Arterienkrankkeiten; von den Aneurysmen, der Atheromatose, der Embolic und Thrombose von einigem Be-
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Vorwort.
lang. Eine erschöpfende Behandlung dieser ausgedehnten und schwierigen Gebiete lag aussei- dem Bereiche dieser Arbeit und mögen die Lücken in dieser Beziehung damit entschuldigt sein. Ob die klinische Bedeutung der Wunuaneurvsmen, die! mich ur­sprünglich zu einer Untersuchung anregte, die angenommene Tragweite habe, wird der Bestätigung bedürfen; nach dem vor­liegenden Material wurde sie jedenfalls bisher unterschätzt.
In Hinsicht auf das häutige Vorkommen der Wunnauemysmen wird es Manchem überflüssig erscheinen, dass ich die einzelnen Fälle ausführlich beschreibe. Da es etwas ermüdend ist, solchen detaillirten Beschreibungen zu folgen, zumal Wiederholungen der Natur der Sache nach unvermeidlich sind, so legte ich mir die Frage vor, ob nicht eine allgemeine Schilderung genügend sei. Nach reiflicher Ueberlegung hielt ich es für zweckmässiger, die Beschreibung der einzelnen Fälle ausführlich mitzutheilen, um mich bei den allgemeinen Schlussfolgerungen direkt auf die ein­zelnen Fälle beziehen zu können: ein Verfahren, welches sicher den Vorzug einer grösseren Objectivität für sich hat.
Die mikroskopische Untersuchung wurde an frischen und Spirituspräparaten nach den gewöhnlichen Methoden ausgeführt; als ganz vorzüglich für frische Präparate erwies sich die Gefrier-methode: die mit Zusatz von etwas Salz zum Eis oder Schnee gefrornen Präparate erlauben die feinsten Schnitte, die mit Carmiu und Essigsäure behandelt und in Glycerin eingeschlossen zur augenblicklichen Untersuchung wie zur dauerhaften Conservation geeignet sind.
Die beigegebenen makroskopischen Abbildungen sind nach Photographien verfertigt; die, mikroskopischen nach der Natur gezeichnet.
Das benützte Material entstammt tlieils der reichhaltigen Sammlung der Münchener Thierarzneischule, theils den während des letzten Winters daselbst vorgekommenen Sectionen. Einige Fälle habe ich in der pathologisch-zootomischen Anstalt der Wiener Thierarzneischule beobachtet.
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VInbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Vorwort.
Es ist mir schliesslich eine angenehme Pflicht, den Herren Professoren Hahn und Franck für die freundlichst gestattete Benützung des Materials, sowie Herrn Director Prob s tin ay r für die Eitiraurnuag eines Arbeitszimmers in obiger Anstalt hie-mit meineu besten Dank abzustatten.
München, im März 1870.
Der Verfasser.
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Inhaltsverzeiclmiss.
Vorwortnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ...,..••••
A. Das Wnmanenrysma der Eingeweidearterien.
I.nbsp; Allgemeines
1)nbsp; nbsp;Geschichtliches......#9632; •
2)nbsp; Der Pallisadenwurm [Strongylus armatus); Bau, Entwick­lung und Wanderungen......
3)nbsp; Anatomische Verhältnisse der Baucheingeweide des Pferdes und ihrer Arterien ....•••
4)nbsp; Feinerer Bau der vorderen (iekrösarterie
II.nbsp; P a t ho 1 o g i s c h e A na t o m i e der W u r m aneurysmen
1)nbsp; nbsp;Casuistik ...nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .....
2)nbsp; nbsp;Allgemeine Schilderung der Wurmaneurysmen
a)nbsp; nbsp;Häufigkeit, Vorkommen, Sitznbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;....
b)nbsp; Aneurysmen der Bauchaortanbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . . • • e) Aneurysmen der Nierenarterien ....
d)nbsp; Grossen- und Formverhältnisse ....
e)nbsp; nbsp;Die Wandungen des Anenrysma .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . • • laquo;) Mesenteriales Bindegewebe ....
ß) Adventitia.......
y] Media ,..••••• A) Intinia .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ....••
f)nbsp; Der Inhalt des 'Wurmaneurysmen ....
(x) Thrombus .......
i?) Der Pallisadenwurm.....
m.
1) Pathologische Anatomie der abgehenden Arterien und der Bauchaorta .....•#9632;•• 2) Wanderung der Pallisadenwürmernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;....
:;) Ursachen und Entwicklung des Wurmaneurysma . 4) Das Anenrysma und die Atheromatose in vergleichend pathologisch-anatomischer Beziehung .... a) Aneurysmen der Pferde an anderen Arterien li) Echinococcus in der Arterienwandung . b) Symptomatologie der Wurmaneurysmen. Dauer, Verlauf, Ausgänge und Diagnosenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ...-••
a)nbsp; nbsp;Rupturen der Wurmaneurysmen ....
b)nbsp; Thrombose und Embolie .....
c)nbsp; Folgen der Embolie und Thrombose der Darmarterien
B. Die Kolik der Pferde. 1.
1)nbsp; Statistisches über Morhilität und Mortalität; die Häufig­keit und Gefährlichkeit der Koliknbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ....
2)nbsp; Erscheinungen der ,,Kolikquot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.....
Verlauf und Eintheilungnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .....
3)nbsp; Die Ursachen und die pathol.-anat. Grundlage der Kolik
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VIIInbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Inhaltsvorzeichniss.
Seite
a) Die lethalen Falle......194
li) Casuistik von lethalen Koliken durch Embolie und
Thrombose dor Gekrösarterien .... 202
c) Die in Genesung ausgehenden Kolikennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . . 221
li Zur Physiologie dor Koliksymptome. Igt;oi- Meteorismus, die Darmgase; Kohlensäure und SchwefehvasserstofiVer-giftungnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.... ..... 22G
5) Modificationen der durch Embolie und Thrombose be­dingten Störungen, ächlussbemerkuugen . . . 234
II.
Embolische Störungen in den Becken- und Cruralarteriennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 241
Dus intermittirende Hinkennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.....nbsp; nbsp; nbsp; 241
Die Lnliniheitoii der hinteren Extremitätennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;. .nbsp; nbsp; nbsp; 247
Aneurysma dissecans der Bauchaortanbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . . .nbsp; nbsp; nbsp; 250
III.
.1) Folgen des Aneurysma für die näclistc Umgebungnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.nbsp; nbsp; nbsp; 252
2)nbsp; Therapeutische Bemerkungen .....nbsp; nbsp; nbsp; 252
3)nbsp; nbsp;Das Wurmaneurysma in gerichtlicher Beziehung . .nbsp; nbsp; nbsp; 25(5
4)nbsp; Resumenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.........nbsp; nbsp; nbsp; 257
Verzeichniss der Abbildungen.
Fig. 1. Der Pallisadenfrurm (Strongylus armatus) aus einem Aneurysma der vorderen Gekrösarterie a) Geschlechtsreifes Individuum, b) Larve.
Fig. 2. Kopf eines geschlechtsreifen Pallisadenwurmes.')
Fig. 3. Kopf einer Larve.
Fig. 4. Schwanzbeutel eines geschlechtsreifen männliehen Pallisaden­wurmes.
Fig. 5. Normale Bauchaorta des Pferdes mit ihren Aesten.
Fig. G. Muskclfaserschicht der Intima (Muscularis lutimae) der vorderen Gekrösarterie.
Fig. 7. Wahre Knochenbildung in der Intima einer Aneurysmawandung.
Fig. 8. Multiples Aneurysma der Bauchaorta und ihrer Acste.
Fig. 9. Aneurysma verrainosum der vorderen Gekrösarterie.
Fig. 10. Fortgesetzter Thrombus aus einem Wurmaneurysma der vorderen Gekrösarterie in das Lumen der Aorta.
Fig. II. Aneurysma verminosum der vorderen Gekrösarterie.
Fig. 12. Arteriitis verminosa. Querschnitt einer Grimmdarmarterie.
Fig. 13. Endoarteriitis chronica der Bauchschlagader,
Fig. 14. Aneurysma verminosum triloculare der hinteren Gekrösarterie.
Fig. 15. Aneurysma verminosum a) der vorderen Gekrösarterie, b) der oberen Grimmdarmarterie.
Fig. 16. Aneurysma verminosum einer Grimmdarmarterie.
raquo;' -^ ' *nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 57nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;::nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; J)nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;77nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 55
y}ß- 18-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;nnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; j,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; raquo;
Fig. 11). Echinococcus in der Wandung der Baucliaorta.
') Fig. 2. 3 und 4 sind mit Erlaubniss der Herron Verfasser aus: Schneider Monographie der Neuiatoden. Berlin tSfiÜ und Fig. 5 uns. Franck, Lehrbuch der Anatomie der Haussäugethiere. Stuttgart 1870 entnommen.
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A. Das Wumaneurysma der Eingeweidearterien.
i.
Allgemeines.
1) Gesch iclitlicli os.
„Arteriae vermibus scatentes. Anno 1065. In mesenterio equino oecupatus, in conspectum sese milii dedit pars arteriae mesentericae, multum distenta, ut prima fronte anevrisma ex-stnrc videretur in illa. Eo enim in loco pollicis crassitiem su-perabat, infra quam supraque, calamum scriptorium crassitie vix aequabat. Qua disseeta, tunicas adeo comperi incrassatas, ui straminis crassiusculi crassitiem repraesentarent. Cavitas innu-merabilibus repleta erat vermiculis, aciculam minorem (capite dempto) ad amossim repraesentantibus. Ter quaterve ined illud ostendisse memini.quot; Mit diesen Worten erzählt Ruysch1) die Beobachtung, mit welcher die Lehre von dem Aneurysma vermi-nosum der Pferde beginnt. —
Die zweite Beobachtung wurde GO Jahre später (172')) von J. H. Schulze-') (Professor der Medicin in Ältdorff) gemacht; er fand ein ovales, über wailnussgrosses Aneurysma, welches mit unzähligen lebenden Würmern gefüllt war und dessen Wandung
') Opera omnia anat.-medic.-chir. Tom I. Dilucid. Valvular Obs. Vf.
p. 16. Amstelodomi 1737. -) Act. Physic. Med. Acad. Natur. Curios. Vol. I. p, öl9. Obs.
CCXXIX. ,,I)o Annurysmatn vorminosa in Arteria mesocolica
equae.quot;
1
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2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Das Wurmanenrysma dor Eingeweidearterien.
an Stelle der grössten Erweiterung um das Dreifache verdickt war. Er bedauerte lebhaft, nachdem er das Aueurysina weg­getrennt, dass er nicht nach den feinen Oetfnungeu gesucht hatte, durch welche die Würmer in den Darm auswandern. — Dass diese Mittheilungen keine Beachtung fanden oder ganz der Ver­gessenheit anheimfielen, ist für die damalige Zeit, in der die pa­thologische Anatomie kaum dem Namen nach existirte, leicht er­klärlich. Oh Morgagni1), welcher die beiden Beobachtungen von Ruysch und Schulze erwähnt, selbst diese Veränderungen gesehen habe, ist aus seiner Mittheilung nicht ersichtlich. Er hält die Würmer für die Ursache der Aneurysmen und glaubt, dass durch dieselben, indem sie eine Erosion der Wandung ver­ursachen, die Gefahr einer Ruptur des Aueurysina wesentlich ge­steigert sei. Wiederum verging mehr als ein halbes Jahrhundert, bis Chabert-') (Director in Alfort) diese Würmer in den Arterien des Pferdes sah, denen er den in Frankreich noch lange ge­bräuchlichen Namen „Crinonsquot; beilegte. — Später war es der grosse Helminthologe Rudolphi'), der sich näher mit diesem Gegenstande befasste. „Woher mögen doch die vielen Aneurys­men bei Pferden an dieser Stelle kommen V fragt sich Rudolphi, nachdem er die in der Sammlung zu Alfort betindlichen Prä­parate von Wurmaneurysmen der Eingeweidearterien, die er selbst häufig bei Sectionen gefunden, aufgezählt hatte. Die Entstehung der Aneurysmen schrieb R. nicht einer direct durch die Würmer stattfindenden Erosion, sondern dein Druck von Seiten des an­haftenden Tuberkels (Fibringerinnsel, Thromlus?) zu.
Auch in der Folge wurde hauptsächlich die Frage ventilirt, in welchem Verhältniss die Würmer zu den Aneurysmen stehen, ob diese oder jene das Primäre seien.
') Adversaria anatomica prima. Epistel. IX. sect;.46. p, 89. Venetiis 1702. -) Traitö dos malad, verminouses dans las animaux. Paris 1782. p. 19. ') Bemerkungen aus dem Gebiet der Naturgeschichte, Med. u. Thicr-
arzneikonde auf einer Reise etc. Berlin 1805. B. 2. p. 62. und
Hutozüorum histor. nat. Vol. I. p. 4o8. 1808.
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Geschichtliches.
Hodgson1) gab zuerst eine Abbildung des Aneurysma ver-minosum; er hielt die Würmer für die Ursache der Aneurysmeu. — Ebenso artheilte Greve'), indem er die Würmer für die einzige Ursache erklärte; zugleich machte er durch Mittheilung einiger Fälle von Rupturen der Aneurysmcn zuerst auf diesen Ausgang aufmerksam. — Nachdem Scarpa1) in seinem epoche­machenden Werk schon früher die oben erwähnte Beobachtung von Schulze der Vergessenheit entrissen, findet man in der Folge die Aneurysmen an den Gekrösarterien des Pferdes öfters er­wähnt: so von Huzard4), der Rupturen anführt, ferner von Girard3), Vatel6), Trousseau et Leblanc'), Chouardquot;), Olli vier'), Jacob10) und Anderen.
Otto'1) will den Strongylus armatus, der oft in „Tuberkelnquot; (Fibringerinnseln) der Arterienhäute steckt und diese krank macht, nur manchmal als Ursache der Aneurysmen gelten lassen; die Ansicht von Hodgson und Greve, wornach die Würmer immer die Ursache seien, hält er nicht für berechtigt.
Ein neuer Abschnitt in der Lehre von dem Aneurysma equi-num wurde durch die Arbeit von Hering1-') eingeleitet; ihm ge­bührt das Verdienst, zuerst wieder in Deutschland und Frank-
quot;)
A Treatise on the Diseases of Arteries and Veins und Engravings
to illustrate some of the Diseases of Arteries. 1815. tab. VIII. fig. 2.
Erfahrungen und Beobachtungen fiber die Krankheiten der Haus-
thierc im Vergleiche mit den Krankheiten der Menschen. 18IH.
I. pag. 170.
Süll' Aneurysma. Pavia 1804. üohers. v. Hartes, Zürich 1808.
Nosographie vüter. II. ed. Paris 1820.
Traite d'anat. vetcr. Bd. II. p. 237. 1820.
Elcmens de path. vet. Bd. I. 1828., und Journal prat. 1827.
Archiv gen. de med. 1828. t. XVI. p. 193.
Journal pratique 1836 p. 390.
1839. Recueil de med. ret. 1839.
Lehrbuch dor path. Anatomie, pag. 327. 1830. Recueil de med. veter. Paris 1830. t. VII. p. 443.
1*
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4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Das Wurmanenrysma ilor Eingeweidearterien.
rcicli die Aufmerksamkeit der Thierärzte auf diese Veränderung geleitet zu haben. Nachdem er mehrere der früheren Beobach­tungen zusammengestellt, wies er nach, dass die Aneurysmen
überaus häufig seien; auf Grund seiner Beobachtungen stellte er den Satz auf, dass man selten ein Pferd ohne aneurysmatische Veränderung der Eingeweidearterien finde, ja dass häutiger ein Pferd zwei Aneurysmen habe als keines. Er fand bei (iö Pferden an den verschiedenen Arterien des Hinterleibs im Ganzen 109 Aneurysmen. Als ursächliches Moment für die Entstehung der Aneurysmen betrachtete Hering den eigenthümiiehen Bau der Baucheingeweide und die Gebrauchsweise, welcher das Pferd unterworfen ist. Durch die beständige Zerrung der Arterien be­sonders bei heftigen Bewegungen würden die Fasern der Media der Arterienwand erschlafft, entfernten sich von einander und würden erweitert, indem sie dem Blutstrom nicht den gehörigen Widerstand bieten könnten. Zugleich theilte Hering einen Fall mit, in dem ein ausserordentlich grosses Aneurysma den Tod verursacht zu haben schien; für gewöhnlich solle das Aneurysma ohne nachtheiligen Einfluss auf die Gesundheit sein.
Die Angaben Herings stiessen in einer Richtung bald auf Widerspruch und zwar zuerst von Seite Gurlt's1); er fand die aneurysmatischen Erweiterungen der Eingeweidearterien seltener und erklärte die Aufstellungen Herings in Bezug auf die Häufig­keit der Aneurysmen für übertrieben. Dagegen adoptirte G. die von Hering angenommenen ätiologischen Momente: Die Ursache der Aneurysmen sei eine mechanische; bei einer vorhandenen Disposition, wenn die Arterienhäute nicht genug Widerstand zeigten, würden dieselben durch den Zug der schweren Einge­weide; gezerrt und erweitert. Die Würmer könne man schon desshalb nicht als Ursache ansehen, weil sie so häufig fehlen und in den Aneurysmen der Menschen nicht gefunden weiden.
lieber die Symptomatologie der Aneurysmen findet man ab­gesehen von einigen Mittheilungen über Rupturen nur Andeu-
') [ielirbnch der path. Anatomin der Ilaussäugethicre. Berlin 1830.
1. i). :',oi).
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Geschirlitlichps.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5
tungen. Obgleich bis zu dieser Zeit mehrere Fälle (Chouard, Hering) bekannt worden waren, in denen ein Zusammenhang zwischen dem Aneurysma und mancherlei Krankheitserscheinungen zu be­stehen schien, war man doch nicht im Stande, denselben rationell zu erklären. So entstand der bis in die neueste Zeit gehegte Glauben von der vollkommenen Bedeutungslosigkeit dieser Ver­änderung, die höchstens in pathologisch-anatomischer und hel-minthologischer Beziehung ein Interesse zu verdienen schien.
In dieser Richtung bewegten sich wie die Mehrzahl der spä­teren Arbeiten auch die Untersuchungen Rayer's'), die er im Jahre 1842 veröffentlichte. Dieselben beschäftigten sich haupt­sächlich mit den histologischen Veränderungen und worden wir öfter Gelegenheit haben darauf zurückzukommen. Als anato­mische Charaktere der Aneurysma equimun bezeichnete Bayer die Hypertrophie der kranken Arterienwand und besonders der tunica media und die coustante Gegenwart eines Fibringerinnsels in den Wandungen. Er fand sehr selten ein Aneurysma, welches er bei 50 Pferden nur zweimal vermisste, ohne den Pallisaden-wurm; die Zahl der vorhandenen Pallisadenwürmer stehe zu dein Umfang und dem Alter der fibrinösen Ablagerungen in einem directen Verhältniss. Dass die Würmer manchmal in den Ar­terienwandungen selbst ihren Sitz haben sollten, wurde von Rayer entschieden verneint; aus dem Umstände, dass dieselben über­haupt hie und da fehlen, glaubte er den Schluss ziehen zu dürfen, dass sie nicht die Ursache der krankhaften Veränderung seien.
Unter den folgenden Beobachtungen, die im Uebrigen vor­wiegend Rupturen der Aneurysmen und dadurch vcranlasste plötzliche Todesfälle betrafen, ist eine Mittheilung von Rohling-) zu nennen; derselbe erzählt 4 Fälle mit tödtlichem Ausgange, in welchen er aus dem fühlbaren Pulsiren gegen die Rücken­wandung, als einem bestimmten Symptom, verbunden mit einer Verlangsamung des Herzpulses die sichere Diagnose auf ein Aneu­rysma der Gekrösarterie gestellt haben wollte. Ich erwähne
') Archive de med. comparee. Paris 1R12. pag. 1.
-') Magazin für die gesammte Thierheilk. Bd. 15. p. 141. 1849.
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6nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Das Wiinnaneurysma der Eingowoideartorien.
diese Auffassung nur desshalb, weil sie bis jetzt ganz vereinzelt dasteht und noch ininier der Bestätigung harrt.
Die nächste Arbeit über das Aneurysma equinum verdanken wir Brück mü 11 e r ')• Seine Untersuchungen bestätigten vor Allem die von Hering angegebene Häufigkeit desselben; unter 65 un-I ersuchten Pferden fanden sich nur G ohne Aneurysmen d. h. 91deg;/, waren mit solchen behaftet. In den meisten Fällen fänden sich Pallisadenwürmer in den Gerinnseln, in den Wandungen selbst jedoch nie. Die atheromatöse Affection der Aneurysmawandung setzte sich manchmal auf die Aorta fort. Aussei- der von He­ring betouten Zerrung der Gefässe durch die schweren Einge­weide glaubte Bruckmüller dem spitzwinkeligen Ursprung der kleineren Arterienäste einen gewissen Antheil an der Entstehung der Aneurysmen beimessen zu dürfen. Ueber die Folgen des An­eurysma äussert sich Bruckmüller folgendennassen (I.e. p. 90): ..Selten entstehen nachweisbar mit dem Aneurysma in Verbindung stehende Symptome, obwohl einzelne Fälle angegeben sind, in denen Aneurysmen der Gekrösarterien die bei Pferden so häufig vorkommenden Koliken veranlasst haben sollen; allein so wenig sich das causale Verhältniss dieser 2 Krankheitszustände im Vor­aus leugnen lässt, ebenso schwierig dürfte der wissenschaft­lich begründete Nachweis desselben sein, um so mehr, als bei einer genaueren Untersuchung wohl immer andere Veränder­ungen in dem Darmkanale eine hinreichende Erklärung der Ko­liksymptome geben.quot;
Mit Uebergehung der in den Zeitschriften von dieser Zeit an zahlreich zerstreuten Einzelbeobachtungen, die meist Rupturen oder durch ihre Grosse ausgezeichnete Aneurysmen betreffen, heben wir nur die grösseren Arbeiten hervor.
Einen weiteren Vertheidiger der Hering'schen Theorie in Bezug auf die Entstehung der Aneurysmen finden wir in H. B o u 1 o y #9632;); er lässt die Würmer erst seeundär in den Aneurys-
') Vicrteljahrschrift für wissensch. Vctcrinarkundc. Bd. 2. p. 51). 1852. ') Bouley et Rcynal, Nonveau Dictioan. pratique de med. veter. Paris 1856. Bd. I. p. 548. Chap. Anevrysme.
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Geschichtliches.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; (
inen vorkommen. Während die pathologisch - anatomischen Ver­hältnisse kaum berührt werden, beschäftigt sich Bouley ein­gehender mit der Symptomotologie, die er „un .point tres obscur de notre pathologiequot; nennt und weiter ,.une lacune, que le temps seal pourra remplir completement.quot; Gestützt auf mehrere ältere Beobachtungen versucht er ein Krankheitsbild zu geben; die Hauptsymptome sind demnach: Eine gewisse Schwäche, behin­derte Beweglichkeit, iutermittirendes Hinken und Infiltration der hinteren Extremitäten, Krämpfe und Lähmungerscheinungen; blutige Excremente und iuterniittirende Koliken bilden besondere Anhaltspunkte für die Diagnose, welche durch die Untersuchung per rectum zur positiven Gewissheit werden kann.
Die oben erwähnte Ansicht Guilt's wurde vollkommen von Fuchs1) adoptirt sowohl was die Häufigkeit der Aneurysmen als auch ihre Aetiologie betrifft.
Eine eingehende Erörterung liess Davaine8) dem Aneurysma verminosuin in seinem verdienstvollen Werke über die Ehbozoen zu Theil werden. Nach einer ziemlich vollständigen Zusammen­stellung der einschlägigen Literatur hält er sich bei Schilderung der pathologisch-anatomischen Verhältnisse ausschliesslich an die Resultate der Untersuchungen Bayer's; in Bezug auf die ursäch­lichen Momente nimmt er jedoch einen anderen Standpunkt als der genannte Forscher ein; er hält die Aneurysmen ausschliess­lich für die Folge der entzündlichen Veränderungen, welche der Pallisadenwurm verursacht; dabei betont er ausdrücklich die ei-genthümliche Bewaffnung des Strongylus armatus, die ihn be­fähige die Arterienwandung zu verletzen und eine constante Irri­tation desselben zu unterhalten. Den Einwurf, dass man die Würmer manclnnal vermisse, sucht Davaine dadurch zu wider­legen , dass in solchen Fällen die Würmer den aneurvsmatischen Sack verlassen hätten. Schliesslich verwirft D. diejenigen An­gaben (Morgagni, Rudolphi, Scarpa, Hurtrel d'Arboval, Otto),
') Fathol. Anatomie der Haussängethiere. p. 211. 1859. -) Traite des Kntozoaires. pag. 329. Paris 1800. Mit Abbildung eines Aueur. vermiuos. pag. 331,
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8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Das Wurmaneurysma der Eingoweidearterien.
nach welchen in den Arterienwänden des Pferdes Wurmknoten und Wurmtuberkel vorkommen sollton, als nicht auf thatsächliche
Beobachtungen, sondern auf falsche Schlüsse sich stützend.
In der Monographie derNematoden von Schneide r (1866), der mit Leuckart sich um die Entwicklungsgeschichte des Palli-sadenwurmes verdient gemacht, wird das Verhaltniss der Würmer zu den Aneurysmen nicht berührt. Dagegen behandelte Leuckart1) die Wunnaneurysnien ausführlicher; er spricht sich entschieden dahin aus, dass die Aneurysmen in Folge einer local beschränkten Arteriitis durch den Parasitismus der Bewohner ihren Ursprung nehmen.
Dass die eben erwähnten Anschauungen durchaus nicht all­gemein getheilt wurden, beweist Hering-), der neuerdings in einer casuist ischen Mittheilung die Ansicht äussert, dass die Ur­sache der Aneurysmen der Eingeweidearterien noch unerklärt sei; ihm sei noch immer sehr unwahrscheinlich, dass die Pallisaden-würmer die Ursache seien einmal wegen ihrer geringen Grosse und dann weil sie manchmal fehlen oder nur in geringer Zahl vorhanden seien. Auf der anderen Seite bezweifelt jedoch Hering selbst die von ihm in seiner früheren Arbeit (vor 37 Jahren) angegebenen ursächlichen Momente und zwar unter Hinweis auf einen von ihm beobachteten Fall, der dieser Erklärungsweise durchaus widerspricht. — Auch Lei s erin g ') spricht bei Gele­genheit eines Heferates über den Hering'schen Fall sich dahin aus, dass die Ursachen der Aneurysmen der vorderen Gekrös-arterie bis zur Stunde noch nicht vollkommen ermittelt seien; unter Hinweis auf eigene Beobachtungen über Ancurysma ver-minosmn der Nierenarterien glaubt er jedoch die Würmer als nicht ganz unschuldig an der Bildung der Pulsadergeschwülste des Pferdes betrachten zu müssen.
') Die menschlichen Parasiten Bd. II. p. 147. — Mit guter Abbil­dung (Xr. 257) p. 448.
') Repertorium der Thierheilkunde. Dd. 28. p. 130. 18(57.
') Jahresbericht ilber die Leistungen und Fortschritte in der gc-sammten Medicin für das Jahr 1SG7. I. p. 632.
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Der Pallisailcnwurm (Stronpylus armatus) etc.
i)
In ähnlichem Sinne äussert sich Roll1); er schreibt dem Strongylus armatus einen wesentlichen Antheil an der Bildung der Aneurysmen des Pferdes zu; in keinem Falle sei die An­wesenheit der Würmer in den Arterien eine gleichgültige.
Auch Bruckmaller') hat die in seiner früheren Arbeit vertretenen Anschauungen über die Ursache der Aneurysmen fallen gelassen und hält die Arterienentzündung und die damit verbundene Erweiterung wohl ausschliessend für die Folge der Einwanderung des bewafineten Pallisadenwurmes.
2) Der Pallisadenwarm (Strongylus armatas); Bau, Ent­wicklung und WiUKlcruugen.
Literatur: C- A. Rudolphi, Entozoorum historia naturalis. Amstelod. 1808 und 1809 und Entozoroum Synopsis Berol. 1819. — Mehlis, Isis 1831. — Gurlt, Wiegmann's Archiv für Na­turgeschichte 1844. Th. 1. p, 322. — Dujardin, Histoire na­turelle de Helminthcs. Paris 1845. — v. Siebold, v. Siebold n. Stannius, Lehrbuch der vergleichend. Anatomie 1. Tb. Berlin 1848.— Diesing, Systema helmintlmm. 2. Bde. Wien 1850—51 und Sitzungsber. der k. Akademie der Wiss. Math.-naturw. Classe XLII. Bd. S. 595 I860. — Ercolani, Giornale di Veterinaria, 1852. Vol. I. p. 317. Torino und Repertor. der Tbierheilk. v. Hering Bd. 14 p. 264. — Da v aine, Traite des Entozoaires. Paris 1860. — Colin, Memoire sur le developpement et los migra­tions des Sclerostomesgt; Paris 1804 und Recucil de möd. vet. 18G4 p. 686. — Leisering, über Hämatozoen der Haussäuge-thiere, Virchow's Archiv Bd. 33. p. 111. 1865.—Krabbe, Tids-skrift for Veterinairer. 1860. und Repertor. der Thierheilkunde. 1866. p. 361. — Schneider, A., Monographie der Nematoden. Berlin. 186G.—Lenckart, die raenschl. Parasiten. Bd. 11.1867 —1868.
') Lehrbuch der Pathol. luul Therap. der Hausthiere. Bd. II.
205 und 208. 3. Aufl. 1807. -') Lehrbuch der path. Zootomie. pag. 173 u. 179. 1869.
iag.
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Das Wnrmaneurysma dor Eingeweidearterien.
Unter den genannten Autoren haben sich besonders Ru-dolpbi, Mehlis, v. Siebolt, Gurlt, Leuckart und Schneider um die Naturgeschichte der Nematoden verdient ge­macht; wir folgen hier ausschliesslich den Angaben der beiden letzteren. Während Rudolph! und Andere die Würmer, die man in den aneurysmatischen Säcken der Eingeweidearterien des Pferdes trifft, als eine kleinere Varietät des Pallisademvurmes (Strongylus armatus minor) betrachteten, wissen wir jetzt mit Be­stimmtheit, dass dieselben mir eine jüngere Entwicklungstufc des Strong, armatus, der in den dicken Gedärmen des Pferdes seinen Sitz hat, darstellen. — ßudolphi hielt die unbedeutende Grosse der Aneurysmabewohner für die wahrscheinliche Folge ihres ungewöhnlichen Aufenthalts. Erst später überzeugte man sich (Mehlis), dass diese Würmer durch verschiedene andere Charaktere (Mund- und Schwanzbildung) von den Pallisaden-würmern des Darmes verschieden seien. In den Aneurysmen trifft man wiederum 2 Entwicklungstufen nämlich Larven von 6-15quot;quot;quot; (Fig. 1 b), die an der Stelle des gewaltigen Mundhechers der Darmwürmer eine rosettenförnüge Ilornplatte (Fig. 3) tragen, die in der Mitte von der kleinen Mundöffmmg durchbohrt ist; ferner geschlechtsreife aber noch uliausgewachsene Individuen von 19quot;quot;quot; (Fig. la) deren Geschlechtsorgane zwar klein und ohne Zeugungstoffe sind, die aber in allen Stücken den ausgewachsenen
Fig. 1.
Fis
Fis
f la
Pallisadeo würmer (Strongyli ürm.'iti) ans einem Aneurysma der vordereD Gekrösarierie des
Pferdes, a. (ri'schlcchtsrcift'S. b. jugendliches Individuum
(Larve). Natürliche (IrtK-ise.
Kopf des geschlechtsreifen Pallisaden - Wurmes. Der Bfundrand mit scharfen Ziili-nen besetzt. Seitliche An­sicht. Vcrgrusscruni; 30.
Kopf d. jugendlichen Pa­lisn denwurmes (Larve) von vorn. Vergriisscr-ung 30.
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Der Pallisadenwurm (Strongylus armatus) etc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 11
Darmbewohnern gleichen und nur noch in der abgestreiften Haut der geschlechtslosen stecken; diese Häutung aus den Jugend-fonnen wurde zuerst von Gurlt beobachtet. Bevor wir in eine nähere Darstellung der verschiedenen Hypothesen über die Wan­derungen und Entwicklung dieses schwierigen Wurmes eingi hen, werden wir vorzugsweise nach den Untersuchungen Schneiders dem feineren Bau desselben einige Worte widmen.
Der Strongylus armatus (Ilud.), bewaffneter Pallisaden­wurm, Sclerostoma equinum (Dujard.), Sclerostoma armatum (Dies), entstammt der Gattung der Strongyliden aus der Ordnung der Neinatoden (Rundwürmer).
Derselbe ist von blassröthlicher oder braunrother Farbe, dreh­rundem Körper; der Kopf kugelich abgestutzt; er ist vorzüglich durch einen den Schwanz trichterförmig umgebenden Beutel (Bursa) charakterisirt. Das Weibchen misst 23 — 46quot;quot;quot;, das Männchen 20—-30quot;quot;quot;. (Weibchen 35—55quot;quot;quot;, Männchen 27—30quot;quot;quot; nach Davaine.)
Wie überhaupt der Körper der Neinatoden besteht der Stron­gylus armatus aus zwei in einander steckenden Bohren; die innere ist das Darmrohr, die äussere der Leibesschlauch. Mastdarmund Mund sind functionell zwar Theile des Ernährungsapparates, morphologisch aber Theile des Leibesschlauches. Zwischen Darm und Leibesschlauch liegt der Geschlechtsapparat als ein vom übrigen Körper fast vollkommen isolirtes Gebilde, dessen Aus­führungsorgan in die äussere Haut übergeht.
I. Das Darmrohr zerfällt in zwei scharf getrennte Ab­theilungen, den Ösophagus und den Darm. Der Kanal des Öso-phagus ist von einer chitinartigen dichten Membran ausgekleidet. Diese Auskleidung des Ösophaguskanals. die sich wie eine Guti-cularbildung auf dem als Matrix dienenden ÖsophaguskÖrper ver­hält, wird bei der Häutung ebenfalls abgeworfen. (Von dieser Thatsache kann man sich öfters überzeugen, indem bei Manipu­lationen mit den Würmern die Guticula mit dem Ösophagus sich abstreift und letzterer an seiner äusseren Oeffhung festhaftend gleichsam das Verbindungsglied zwischen dem Wurm und seiner abgeworfeneu Hülle darstellt). Die innere Oberfläche des Öso­phagus ist glatt, mit parallel querlaufenden Streifen, die nach vorn
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12nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Das Wurmaneurysma dor Einüeweicloarterien.
convex gekrümmt verlaufen. Am hinteren Ende ist der Öso-phagus schwach kolbenförmig angeschwollen. Der eigentliche üsophaguskörper besteht aus Fasern und einer kernhaltigen Zwi-schensubstanz. Die Function des Ösophagus ist wesentlich die eines Saugorgans.
Der Darmkanal setzt sich aus einer einzigen Schicht Zellen zusammen, auf deren äusserer und innerer Fläche eine feste Cu-ticula liegt. Die Grundsubstanz des Darmkanals enthält viele dunkle Körnchen, die in dem sonst hellen Zellinhalt eingebettet sind. Diese Körnchen bestehen nicht aus Fett, wie man mitunter vermuthet hat, indem sie in Aether unlöslich sind. Mitunter ent­halten die Zellen Kügelchen von schwarzer oder auch dunkel­blauer Farbe. Am hinteren Ende des Darmkanals, das sich kräftig contrahiren kann, findet man deutliche Muskelfasern.
II. Der Leibesschlauch besteht, aus 2 Hautschichten, der inneren Muskel- und der ausseien Hautschicht. Mit demselben ist auf das Innigste das Nerven- und Gefässsystem verbunden. Der Centraltheil des Nervensystems. ein den lt; )sophagus umge­bender Ring, ist von einer Scheide umgeben, deren Gewebe so­wohl in die Muskel- als Hautschicht übergeht. f
1) Das Gewebe des Muskelschlauches gehört zu den willkür­lichen Muskeln; die Muskelschicht besteht aus einzelnen Zellen, die an ihrer Aussenseite eine fibrilläre Lage besitzen, entweder in einem grossen Theile ihres ümfanges oder nur an dem der Haut anliegenden Theile.
•2) Die Hautschicht, (die histologisch dem Chitinskelet der Arthropoden gleicht), besteht aus einer subeutanen und Cuticular-schicht. Die erstere ist weich und feinkörnig; die Membranen der Cuticularschicht sind auf ihrer äusseren Fläche in der Spaltungs­richtung mit zarten Furchen bedeckt. Die äussere Seite der Cuticula ist mit zwei, gleichweit von einander abstehenden Linien bedeckt. Diese Linien entsprechen Falten, die nach innen bis etwa in die halbe Dicke der Cuticula eindringen. Die Haut bildet nicht bloss die allgemeine Körperbedeckung, sondern auch den Mund und After. Die Afterölfnung ist immer ein querer Spalt, an dessen
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Der Pallisadenworm (Strongylus armatus) etc.
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Rändern die Haut schief nach innen und der Rückseite zu ein Rohr, den Mastdarm, hineinsendet.
3) Unterbrechungen der Muskelschicht werden als Seiten­felder bezeichnet. In dem Seitenfeld verläuft ein wellenförmig verlaufendes Gefäss, welches einen driisenartigen Anhang besitzt mit daran sich setzenden faserigen Strängen und krümlichen Körperchen von rostbrauner Farbe.
Das C c n t r a 1 o r g a n des X e r v e n s y s t e in s besteht in einem den Ösophagus eng mnschliessenden Rinj;.
Der Mund (Fig. 2), dessen kreisrunde Oeflnung mit einem doppelten Kranze scharfer Zähne besetzt ist, führt in eine nach hinten kugelförmig abgerundete Mundkapsel, in deren Tiefe die /ahne befestigt sind. Die hintere Oeffnung der Mundkapsel ist höchst complicirt gebaut und zeigt grosse individuelle Verschie­denheiten. Zur Bewegung der Zähne und Lippen finden sich keine Muskeln, sie werden nur durch die allgemeinen Körper­bewegungen und die Saugwirkung des Ösophagus in Thätigkeit gesetzt. Die Zähm! sind nach vorn gerichtet und können also sehr wohl zum Bohren und Schneiden dienen. Das Festhalten wird allein durch den Ösophagus bewirkt. Da derselbe im Zu­stand der Ruhe geschlossen ist. so wird der Mund ohne An­strengung an der Stelle haften bleiben, wo er einmal angesogen ist. Diese Sicherheit der Befestigung wird durch die Mundkapsel noch erhöht, indem beim Saugen die Schleimhaut in die Mund­kapsel faltenartig hineingepresst oder gezogen wird. Tndcss darf man die so befestigten Thiere nicht im ununterbrochenen Zu­stand des Blutsaugens denken.
Die männlichen Geschlechtsorgane bestehen aus dem Schwanzbeutel (Fig. 4) (Bursa) und dem Stachel (Spiculum). Die Bursa ist breiter als lang, sehr ausgebildet und besitzt die Gestalt eines Trichters; auf der Bauchseite der Bursa liegt immer eine Anzahl Papillen (Tastwerkzeuge). Das andere Begattungs­organ ist das Spiculum, welches sammt der Scheide, in welcher es immer steckt, eine Cuticularbildung ist. Die Geschlechtsröhre ist ein einfacher Schlauch, der sich in die ventrale Wand des
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Das Wunnaneurysma Aor Eingeweidearterien.
Fig. 4.
Mastdarms ört'net, mit einer Saamen bereitenden und einer Saamen ausführenden Ab-theilnng.
Die weiblichen Ge­schlechtsorgane bestehen aus äusseren und inneren Theilen. Als iiusseres Begat­tungsorgan dient die Vulva, die Uquot;quot;quot; (bei einer Total­länge von 43quot;quot;quot;) vor der Schwanzspitze liegt und einen Spalt bildet, der die Bauch­linie quer durchsetzt. Die inneren Geschlechtstheilc be­stehen aus einem Schlauche,
Schwanzbcutel (Bursa) des niünulichen Palll
sadenwurmes. Vergrösscrung gt;10.
tier sich in Vagina, Uterus,
Tuba und Eierstock theilt. Die Eier sind elliptisch, 0,09,quot;quot;, lang (Davaine), in der Mitte eingeschnürt; die Begattung erfolgt unter einem rechten Winkel. Wohnort: Equus Caballus. Besonders im Dick- und Blind­darm zu jeder Jahreszeit. Auch in Brasilien vorkommend. Die Zahl der Männchen soll im Allgemeinen grosser sein.
Entwicklung des Strongylus armatus. Den Unter­suchungen Schneider's und Leuckart's war es vorbehalten, die irrthümlichen Lehren und Meinungen zu berichtigen, die seit IIudo 1 phi bis auf die neueste Zeit über die allerdings ver­wickelten Metamorphosen des Strongylus armatus verbreitet waren. Nachdem Rudolph! den Bewohner der Aneurysmen des Pferdes als kleinere oder aneurysmatische Varietät des den Dickdarm be­wohnenden Strongylus dargestellt hatte, machte Me hl is zuerst auf die abweichende Mund- und Schwanzbildung der ersteren aufmerksam, und Gurlt (1S44) wies den Häutungsprocess nach, nach welchem sich dann erst die Zähnchen am Munde und der dreilappige Schwanzbeutel des Männchens zeigen. Später schil­derte Ercolani (1852) einen Wurm in der Schleimhaut des
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Dor Pallisadenwurm (Strongylns armatus) etc.
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Colon und Coecum, den er mit der Entwicklung und Verwand­lung des Pferdepallisadenwarmes in Zusammenbang brachte; er beschrieb nämlich Knoten und Granulationen in der Schleimhaut dieser Danntheile von Linsengrösse, die in verschiedenen Ent­wicklungsstufen einen Wurm enthielten, -zuerst ohne deutliche Mundtheile und dann mit Mundkapsel versehen. Ercolani ist hier, wie Leuckart und Schneider annehmen, in den weit verbrei­teten Irrthum verfallen, dass er das Sclerost. tetracanthum, welches ebenfalls in der Schleimhaut des Dickdarms eingekapselt seinen Wohnsitz hat, mit den Jugendformen von Strong, armatus ver­wechselt hat.
Auch Davaine (I.e. p. LXXVII) hält in seinem classischen Werke die Trennung in 2 Arten noch aufrecht und unterscheidet eine variete intestinal und anevrysmatique; er beschreibt bei der letzteren sogar sehr kleine wahrscheinlich rudimentäre Eier, die ausserdem noch von keinem Beobachter gesehen wurden. Eine eigene Monographie von Colin (1864) war der Lebensgeschichte des Strongylus gewidmet; ihre zum grossen Theil unrichtigen Auflassungen sind von Leuckart vollständig widerlegt. Colin hält die Bewohner der Aneurysmen nur für verirrte und ver­kümmerte Parasiten; er ist in einer Richtung ebenfalls in den Irrthum Ercolani's verfallen, indem er die Jugendformen des Strongylus armatus mit denen des Sclerost. tetracanthum zusam­mengeworfen hat. Die Auswanderung der Eier des darmbewohnen­den Strongylus leugnet Colin und lässt dieselben sich direct in der Schleimhaut des Darmes, in welche sie von den Weibchen versenkt werden sollen, sich entwickeln und so dieselben im Leibe des Pferdes ihre ganze Entwicklung durchlaufen. Die Mittheilungen Kr abbe's schliessen sich an diejenigen von Er­colani und Colin an; er hält ebenfalls die Schleimhaut des Coecum und Colon für den eigentlichen Aufenthaltsort der jungen Stron-gyli; die in den Gekiösarterien gefundenen sind nach ihm ver­irrte Exemplare; auch er verwechselt das Sclerost. tetracanthum mit den Jugendformen des Strongylus armatus.
Kehren wir nun zu unserer eigentlichen Aufgabe zurück und versuchen nach den Untersuchungen Leuckart's eine über-
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16nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Ras Wimnanenrysma der Eingeweidearterien.
sichtliche Darstellung des complicirten Entwicklungsganges unseres Wurmes zu geben.
In dem Leben der Nematoden lassen sich 3 Stadien unter­scheiden: Embryo, Larve und geschlechtsreifes Thier. Diese 3 Stadien werden dadurch schart' getrennt, dass diese Würmer sich während ihres Lehens 2mal häuten und mit jeder Häutung eine Metamorphose verbunden ist. Während die Lebensgeschichte der Entozoän sich über 2 Träger vertheilt, von denen der eine den Jugendzustand, der andere das geschlechtsrcifc Thier beherbergt, gibt es eine Anzahl von Nematoden, die keinen Zwischenwirth bedürfen und ohne Unterbrechung zur vollen Entwickelung kom­men , sobald sie als reife, von den Eischalen noch umhüllte Em­bryonen in ihre Wirthe gelangt sind. Zu diesen gehört der Stron-gylus armatus. Die Eier des Pallisadenwurmes, der im ausge­wachsenen Zustand den Dickdarm des Pferdes bewohnt, gelangen mit den Excrementen nach aussen; da dieselben nur von einer dünnen weichen Schale umschlossen sind, so entwickeln sich die Embryonen rasch und vermögen leicht nach Aussen durchzu­brechen ; sie schlüpfen aus und leben im Schlamm oder Wasser, um hier nach Art der freien Nematoden Nahrung zu geniessen. Entsprechend den Anforderungen des freien Lebens besitzen diese Jugendzustände gewisse charakteristische Eigenthümlichkeiten in Form und Organisation, die sie von den ausgebildeten Würmern unterscheiden; sie besitzen mit anderen Worten eine Larvenform, die zu einem freien Leben befähigt und die genau dieselbe ist, welche wir bei anderen beständig freien kleinen Nematoden (den Arten des Genus Rhabditis) (Pelodera und Leptodera, Schneid.) als eine bleibende Bildung wiederfinden. Die üebereinstimnmng ist so vollständig, dass es fast unmöglich ist, jene Jugendzustände ohne Kenntniss ihrer Abstammung und ihrer Metamorphose von wahren Rhabditiden zu unterscheiden. Die Embryonen von Sclerost. equin. entwickeln sich (Sommers) binnen 3—4 Tagen und gleichen durch ihre Körperform (sowie durch die Bildung des pfriemen-förmig ausgezogenen Schwanzendes) und ihre Lebensweise den Embryonen von Sclerost. hypostomum. Nachdem diese jungen In­dividuen im Schlamm und Wasser sich bis zu einem bestimmten
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Der Pallisailcnwurm (Strougyliis armatus) etc. -nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 17
Grad entwickelt haben, gelangen sie dann, wahrscheinlich mit dem Trinkwasser (Leuckart) — ob freilich immer sogleich, ist noch näher zu untersuchen — in den Darmkanal des Pferdes, als ihres definitiven Wirthes.
Da wir den entwickelten Wurm jedoch nicht allein im Dick­darm des Pferdes, sondern eine jüngere Entwicklungsstufe des­selben nahezu regclmässig in den aneurysmatischeu Erweiter­ungen der Gekrösarterien finden, so fragt es sich, wie letztere dorthin gelangen und wieder auswandern. Leuckart denkt sich diess folgendennassen: Die Einwanderung in das Gefässsystem geschieht ohne Zweifel zu einer Zeit, in der die Thiere noch klein sind, vielleicht unmittelbar nach der Uebertragung in die Pferde. Ob der Aufenthalt der jungen Würmer im Gefdssap-parat des Pferdes normal und für die weitere Entwickelung der­selben nothwendig sei oder nicht, lässt Leuckart dahingestellt; jedenfalls sind gewisse Leistungen und Fähigkeiten von Seiten der Larven dazu nothwendig. Auch Schneider kann über die Art der Einwanderung in die Blutgefasse keinen Aufschluss geben. Beide Forscher stimmen darin überein, dass die Larven in den Aneurysmen zum geschlechtsreifen Thiere auswachseu und sich schliesslich, nachdem sie eine bestimmte Grosse erreicht haben (15—18quot;quot;quot;), durch eine Häutung in die definitive Form mit Mundbecher und Geschlechtsorganen verwandeln. Nachschnei­de r verlassen die geschlechtsreifen Thiere die abgeworfene Larven -haut nicht, sondern wahrscheinlich erst dann, wenn sie ihre Wanderung aus dem Aneurysma nach dem Darm antreten; die Wege dieser Wanderung sind noch unbekannt. Leuckart glaubt, dass dieselben nach Abstreifen der letzten Larvenhaut die Wandungen des aneurysmatischen Sackes, die ihnen bisher als Wohnort gedient, verlassen, durch die peripherischen Ver­ästelungen der Gekrösarterien den Darmkanal aufsuchen und dessen Wände durchbohren, um in das Darmrohr zu gelangen. Bei den nicht unbedeutenden Dimensionen der Würmer (Durch­messer jetzt circa 1quot;quot;quot;), wird diese Wanderung allerdings nicht ohne merkliche Verletzung stattfinden, allein trotzdem dürfte die­selbe keine grossen Schwierigkeiten haben, da die kräftige Be-
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lgnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Das Wurmaneorysma dor Eingeweidearterien.
waffiurag des Mundes (Fig. 2) und namentlich die Zäbnelong der Lippenränder ein Instrument darstellt, das unwillkürlich an eine Trepankrone (Leuckart) erinnert und für derartige Leistungen wie gemacht erscheint. Dass man solche Verletzungen bis jetzt noch nicht gefunden hat, hat für denjenigen, der weiss, wie rasch solche kleine Darmwunden sich schliessen, nichts Auö'allendes; sind doch die Spuren der Darmwunde nach dem Darmstich kaum wieder zu finden. — Leuckart macht für die Wahrscheinlichkeit dieser Art Wanderung mit Recht noch geltend, dass der Grimm-darin, also das Gebiet der Arter. colica (besser der beiden arter. colicae), die am häutigsten mit Wurmaneurysmeu besetzt ist, auch am häutigsten die ausgebildeten Würmer enthält, weit häutiger als der Blind- und Dünndarm.
Keife Geschlechtsprodukte hat Leuckart ebensowenig wie Colin bei den Aneurysmabewohnern autgefunden; diese That-sache erklärt er daraus , dass die Würmer noch vor der völligen Ausbildung ihren Wohnplatz ändern. Ausserdem trifft man in den Aneurysmen niemals in Begattung begriffene Thiere.
Die oben schon angedeutete Thatsache, dass in den Aneu­rysmen verschiedene Entwicklungsstufen des Strongylus gefunden werden, bedarf nach diesen Auseinandersetzungen keiner weiteren Erörterung, lieber die von andern Arten abweichende Bildung des Mundes der Larven (Fig. 3) bemerkt Schneider noch, dass die Mundöffhung eine sechseckige Gestalt hat, welche von einer in der Haut selbst liegenden sehr zierlich gebildeten sechs­eckigen Ilosettc umgeben ist, um welche die G Mundpapillen liegen. Nach hinten schliesst sich an die Mundöffnung eine kleine aus 2 Schichten bestehende Mundkapsel oder Mundrand, der sich trichterförmig erweitert und auf die vordere Fläche des Öso-phagas passt. Bei der Häutung werden nicht nur die allgemeine Körperhaut, sondern auch die bandförmigen Papillen, der Mast­darm, die Mundtheilc, sowie die Auskleidung des Ösophagus ab­geworfen.
Es liegen einige Beobachtungen vor, die wahrscheinlich ma­chen, dass die Pallisadenwürmer in grosser Zahl in den Blut-
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Der Pallisadenworm (Strongylas armatas) etc.
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gefassen vorkommen können. So erzählt Mather') von einem Fohlen, bei dem er in den Blutgefässen des Hinterleibs (Aorta l)üster. und ihren Zweigen) Tausende von Würmern gefunden haben will; in einem anderen Falle fand er dieselben in grosser Zahl in den Nierenarterien. Ferner wurden vor kurzer Zeit zwei Fälle8) beschrieben, in denen sich Tausende von PallisadenWür­mern in den Gedärmen und gleichzeitig in den aueurysmatischen Arterien des Hinterleibs fanden.
Ausserhalb des Darmes und der Aneurysmen wurde der Strongylus armatus einmal von Valentin in der Pfortader und von Gurlt in der Tunica vaginalis des Hodens gefunden (Sehnei­der ]). 312); ebenso fand Baird3) bei einem Fohlen den Stron­gylus armatus in der Scheidenhaut des Hodens. — Die Würmer welche Colin im geschlechtsunreifen Zustand in Kapseln einge­schlossen im subserösen Gewebe in der Nähe des Blind- und Grimmdarmes, der Bauchspeicheldrüse und der Leber bei Pferden gefunden hat und die er für Strong, armatus ansah, sind wahr­scheinlich Strongyli tetracanthi gewesen.
Da der Strongylus tetr acanthus (Mehlis) so vielfach in den Entwicklungskreis des Strong, armatus gezogen wurde, so geben wir schliesslich nach Schneider eine kurze Charakteristik desselben : Männchen und Weibchen 16deg;quot;quot; lang; Mundöfihung rund, von einem hohen Hautwulst umgeben, besitzt neben denZähnchen 4 grossere Stacheln, Mundkapsel kurz, ihr vorderer Rand mit platten Borsten besetzt. After stark hervorgewölbt. Vulva kurz vor dem After. Bursa länglich. Wohnort: Equus Caballus, Duo­denum und Coecum. Diese Würmer wurden von Rudolph! u. A. für junge Individuen von Strongylus armatus gehalten. Er lebt ebenfalls wie der Strong, armatus unter Rhabditisform eine Zeitlang im Freien, gelangt mit dem Wasser in den Pferde-
') The Veterinarian. Vol. XXX. 18ä7 u. Repertor. der Thierheilk.
lid. 18 p. 333. ') The Veterinarian. Vol. XLII. p. 404. I860. 3) Magaz. of natur. history Vol. VIII. p. 502. u. Magazin f. d. ge-
sammte Thierheilk. lid. 31. ]gt;. 248.
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20nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Diis Wurmanearysma der Eingoweideartericn.
dann, kapselt sich in der Darmhaut ab und verwandelt sich im Innern der Cyste in seine definitive Form.
3) Aiiatomische Verhältnisse der Baucheingeweide und ihrer
Arterien.
Bekanntlich zeigen die Eingeweide des Pferdes in ihrem Bau einige Eigenthünilichkeiten, deren wir mit einigen Worten ge­denken wollen.
Aus dem verhältnissmassig sehr kleinen Magen gehen die dünnen Gedärme hervor, die in einer Länge von beiläufig 22 Meter au dem langen, fächerförmigen Dflnndarmgekröse (Mesen-terium) befestigt sind, welches den Haupttheil der vorderen Ge-kröswurzel bildet. In der rechten Flankengegend mündet der Hüftdarm (lleum) in den Blinddarm (Coecum), dessen Volumen das des Magens um das 2—3-fache übertrifft und der sich in einer Länge von Yi Metern bis zur Brustbeinspitze erstreckt. Der Blinddarm ist mit dem oberen und unteren Qnercolon (Ende und Anfang des Colon) durch das Blinddanngekröse (Mesocoecum) verbunden, sowie durch das Ligamentum ileo-coecale mit dem Hüftdarm; ferner verbinden Bauchfellfalten seinen Blindsack mit dem Endstück des Zwölffingerdarms, der hier von rechts nach links tretend die Grenze zwischen vorderer und hinterer Gekrös-wurzel bildet, sowie mit dein Mastdanngekröse (Mesorectum), welches allein die hintere Gekröswurzel bildet.
Der nun folgende Grimmdarm (Colon; la portion coeco-gastrique du colon) ist 3 — 4 Meter lang und so mächtig aus­gebildet, dass er die Hälfte der Bauchhöhle ausfüllt. Er bildet eine einfache Schlinge, deren Ende unmittelbar neben dem An­fang liegt und erstreckt sich in einer oberen und unteren Lage, die durch ein schmales und langes Gekröse (Mesocolon) mit der Gekröswurzel und unter sich verbunden sind, von der rechten Flankengegend nach unten und vorn bis zum Brustbein und von hier nach rückwärts in die Beckenhöhle; sein Anfang bildet die rechte untere Lage, sein Ende (die magenförmige Erweiterung) die rechte obere Lage.
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Anatomische Verhältnisse der Baucheingeweide etc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 21
Die vordere Gekroswurzel wird demnach aus dem Gekröse des Dünn-, Blind- und Grimradarmes zusammengesetzt und ent­hält als nahezu einzige Blutquelle für die beschriebenen circa 26—27 Meter langen Darmpartien die vordere Gekrösarterie (art. mesenterica anter.) mit ihren 2G Aesten. Während die Bauch-schlagader (art. coeliaca) (Fig. 5. a) mit ihren 3 Aesten [art. hepatica (a'), gastrica (aquot;) und lienalis (a'quot;)] Leber, Magen und Milz versieht, wird der ganze Intestinaltractus vom Anfang der dünnen Gedärme bis zum Anfang des Mastdarms von der vor­deren Gekrösarterie (Fig. 5. b.) versorgt; der Mastdarm besitzt als eigene Arterie die hintere Gekrösarterie (art. inesent. poster.) (Fig. b. 1.).
Die Aeste der vorderen Gekrösarterie (Fig. 5. b.) (art. grande mesenterique; art. mesent. sup. des Menschen), deren Er­krankung uns fast ausschliesslich beschäftigen soll, anastomosiren nach vorn mit der Zwölffingerdarmarterie und hiedurch mit der Bauchschlagader, nach rückwärts durch einen starken Ast — art-liämorrhoidalis anter. (Fig. 5. c.) mit den Mastdarmarterien und hiedurch mit der hinteren Gekrösarterie. Weniger bedeutende Anastomosen bestehen am Grunde der Gekroswurzel mit den Ar­terien des Pankreas, der rechten Niere und Nebenniere sowie mit den hinteren Zwerchfellarterien und den Lendenarterien. — Ful­das Verständniss der in der Folge häufig gebrauchten Namen der einzelnen Aeste sowie der Localisation der Wurmaneurysmen ist es nothwendig, eine gedrängte Beschreibung der einzelnen Zweige dieser Arterie zu geben.')
Die vordere Gekrösarterie (Fig. 5. b.) stellt einen kurzen unpaaren Stamm dar, der als der stärkste Ast der Bauchaorta aus der unteren Wand derselben ungefähr 4 Centim. hinter dem Ursprung der Bauchschlagader entspringt. Ihre Verzweigungen werden am besten in 3 Gruppen eingetheilt;
1) Die Arterien des Dünndarms (Fig. 5. kk') (arteriae jejunales et ileae) entspringen nahe der Aorta als 7—9 Stämme,
') Hauptsächlich nach: Franck, Lehrbuch der Anatomie der Haus-säugethiere. Stuttgart 1870.
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22
Das Wurmsneurysma dor Einge-weidearterien.
Fig. 5.
n a a. c tl g f f \, j Kl K
Die Banchaorla dos Pferdes und ihre Aeate.
a. Bauchschlagader (art. coeliaca); a', aquot; und aquot;' Magen-, Mil/,- und Leberarterie. h. Vordere GokrBsarterie (art. mesent. ant). c. Vordere Mastdarmarterlo. d. Obere Grimmdarmarterie, e. Untere Grimmdarmarterle. f.'Oberc, g. untore Blinddarm-arterie. h. Hüftdarmarterie, i Anastomosen (patbologische) zwischen dem Stamm der Dickdarmarterien und einer Dünndarmarterie, k. Dünndarmarterien, k'. Ast zur Zwölfangerdarmarterie. 1. Hintere OekrSsarterie. I' 1quot; Aesle derselben, m m. Innere Saamenarterien. n n. Darmbeinarterien (arter. iliacae). no. Bcckcnartcrien (art. hypogastricae). p p. Umschlungene Darmbeinarterie. 1. Zweite /.um Solar-geflecht und den Nebennieren. 2. Obere hintere Zwerchfellarterie und Ast /.laquo;r Nebenniere. 3, Linke Nierenarterie, i. Aeste zum Solargcllecht. 5. Ast zum Harnleiter.
die sich in If) — 21 Aestc verzweigen. Sie sind von geringem Durchmesser und theilen sich in der Nähe des Gekrösansatzes in je 2 Aeste, von denen ein jeder mit dein ihm nächsten Aste der Nachbararterie anastomosirend einen Bogen (Arkade) bildet. Von diesen Gefässbogen gehen die Darmzweige (rami intestinales) gerade in senkrechter Richtung an den Darm; nur einzelne der gn'isseren Aeste bilden (wie beim Menschen) seeundäre Gefässbogen. Auf 1 Meter Dünndarm kommt sonach eine Arterie.
2) Die Arterie des IIuft-Blind-Grimmdarms') (Fig. 5 c —h; (arteria ileo-coeco-colica). Sie verzweigt sich circa 8—10 Centim. von dem Ursprung aus der Aorta entfernt in folgende Aeste:
a) Hüftdarmarterie (art. ilea) (Fig. 5. h), die mit dem letzten Aste der Gruppe 1 anastomosirend einen Bogen bildet.
') Eiuc eigentliche Art ilco-coccaüs, wie sie von vielen Autoren analog der Verzweigung beim Menschen beschrieben wird, existirt nicht heiin Pferde, sondern die i ohen genannten Arterien ent­springen gleichzeitig aus der vorderen Gekrösarterie.
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Anatomische Verhältnisse der Baucheingeweide etc.
2)5
b)nbsp; nbsp;Die obere B lind dar mart er ie (art. coecal. sup.) (Fig. 5. f), die längs des Blinddarmgekröses verläuft und durch einen grösseren Ast mit der unteren Grimmdarmarterie anasto-mosirend auch die rechte untere Lage des Grimmdarmes versorgt.
c)nbsp; nbsp;Die untere Blinddarmarterie (art. coec infer.) (Fig. 5. g.) verläuft auf der entgegengesetzten Seite des Blind­darms.
d)nbsp; nbsp;Die untere G rimm dann arter ie (art. colica inf., art. colique droite) (Fig. 5. e.) ist stärker als die obere (3 a), gibt nach ihrem Ursprung einen besonderen grossen Ast zur magenähnlichen Erweiterung. Sie bildet mit der oberen Grimm­darmarterie (Fig. 5. d.) einen grossen Oefässbogon und geht in dieselbe unmittelbar über. Beide laufen im Mesocolon wenige Centimeter von einander entfernt längs der einander zugekehrten Tänien des Grimmdarmes.
3) Die Arterie des Grimm-Mastdarms (arteria colico-rectalis) (Fig. 5. c. u. d.) besteht aus 2 Aesten, die manchmal auch getrennt, jedoch unmittelbar neben einander nahe dem Ur­sprung der Dünndarmarterien entspringen. Sie bildet folgende Aeste:
a)nbsp; Die obere Grimmdarmarterie (arter. colica super., art. colique gauche) (Fig. 5. d.) ist schwächer als die untere Grimmdarmarterie (2 d.) und geht in der beschriebenen Weise in dieselbe über.
b)nbsp; nbsp;Die vordere Mastdarmarterie (arter. häinorrhoi-dalis anter.; brauche anastomotique avec la petite mesenterique) (Fig. 5. c.) geht zum Anfang des Mastdarms und bildet mit der mittleren Mastdarmarterie (aus der mesent. poster.) einen Ge-fässbogen.
Ausser diesen Darmästen gehen von der vorderen Gekrös-arterie noch Zweige zu dem Mesenterium und seinen Nerven, Venen, Lymphdrüsen und Lymphgefässen.
4) Feinerer Bau der vorderen (Jekrösarterie.
Während andere mittelstarke Arterien des Pferdes wie z. B. die Nierenarterien wesentlich diejenigen feineren Structurverhält-
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24nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Bas Wurmaneurysma der Eiiigcweielearterien.
nisse zeigen, wie sie vonKölliker1), Eberth2) u. A. für die mittelgrossen Arterien des Menschen besclirieben worden, bietet die vordere Gokrüsarterie des Pferdes (ebenso die Bauchschlag­ader und hintere Gekrösarterie) ein wesentlich abweichendes Ver­halten. Dasselbe besteht in dem Vorhandensein einer Muskel­schicht in der Intima und Adventitia, die meist so ent­wickelt sind, dass man mit Recht von einer Muscularis Intimae und Muscularis Adventitiae reden kann.
Bevor wir diese Verhältnisse etwas näher ins Auge fassen, bemerke ich, dass es mir nicht gelungen ist, unter 15 unter­suchten Pferden eine normale vordere Gekrösarterie zu erhalten — ein sprechender Beweis für die Häufigkeit der Aneurysmen. Die folgenden Mittheilungen sind daher grösstentheils an relativ normalen Theilen verschiedener aneurysmatischer Arterien ge­wonnen und in Folge dessen vielleicht weniger exact.
Die vordere Gekrösarterie gehört zu den mittelstarken Ar­terien und besteht wesentlich aus Muskelfasern und elastischen Fasern, ferner aus Bindegewebe, Epithelien, Gefässen , Nerven ; so entsteht eine Complicirtheit des Baues, die bei pathologischen Processen die Untersuchung nicht wenig erschwert.
Der Durchmesser der Ursprungsmündung beträgt circa 12—15quot;m'; die Dicke der Wandung 1,6—2.......
An Quer- und Längsschnitten lassen sich die 3 Hauptlagen unterscheiden, die man als Innenhaut — tunica intima, mittlere oder Ringfaserhaut — tunica media und als äusserste Haut — tunica adventitia sive externa bezeichnet.
Die normale Dicke der Intima beträgt 0,15—0,30—0,5quot;quot;quot;, der Media 0,8—1,0.....' und der Adventitia 0,8—1,0quot;quot;quot;.
Betrachten wir die einzelnen Häute von innen nach aussen fortschreitend, so linden wir:
1) Die Intima. Sie gehört der grossen Gruppe des Binde-gewebs an und enthält alle Elemente desselben: Zellen und fa­serige Intercellularsubstanz mit reichlichem elastischem Gewebe.
') llaudbuch der Gewebelehre, ü. Aufl. 18G7.
8) Strieker's Handbuch der Lehre vou den Geweben. 1869. p. 191.
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Feinerer Bau der vorderen Gekrösarteric.
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Ihre Elemente sind vorzugsweise in dor Längsrichtung ange­ordnet. Während sie an anderen Arterien von ähnlicher Grosse nur 3 Schichten besitzt, besteht sie an unserer Arterie aus 4 Lagen, die von innen nach aussen in folgender Ordnung ge­lagert sind.
a)nbsp; Die innerste Auskleidung der Arterie bildet die Zellhaut (Reniak), das Endothel (His); sie besteht aus einer dünnen Lage spindelförmiger Zellen.
b)nbsp; nbsp; Die innere Faserhaut, innerste Längsfaserhaut (Reniak), streifige Lagen der Intima (Kölliker). Sie ist binde-gewebiger Natur und besteht in ihren innersten Schichten, die unmittelbar unter dem Endothel gelagert sind, aus blassen, strei­figen Lagen mit zahlreichen Spindel- und sternförmigen Zellen, die in anastomosirenden Kanälen liegen. Das Vorkommen von sternförmigen Bindegewebszellen, wie sie beim Menschen in der Aorta genauer beschrieben (Langhans) und theilweise bestritten wurden (Henie), ist für unsere Arterie nach meinen Präparaten keinem Zweifel unterworfen.
c)nbsp; Angrenzend an die äusseren Schichten von 1)) und ohne scharfe Grenze in sie übergehend findet sich am Stamm und den ersten Aesten der Arterie eine Muskelfaserschicht (Fig. 6)
Fig. fi,
mit einer feinfaserigen oder fein-
körnigen Intercellularsubstanz. Die Richtung der Muskelfasern ist im Ganzen in der Längsaxo der Arterie, während die ein­zelnen Muskelfasern häutig mehr schräg und ungleiciimässig ge­lagert sind (Fig. 6); dieselben bilden keine dichtgedrängte
Muski lf:isi-rstliiclit .ms ilcr Intima (MuSCU-laris Intimac) der vorderen Gekrösarteric (Anear, No. 41),Vergrö88erung 250.
Schicht wie in der Media, son­dern liegen mehr vereinzelt in
die erwähnte Grundsubstanz eingebettet. Die Muskelfasern unter­scheiden sich ausserdem insofern von denen der Media, dass sie in der Mehrzahl schmäler und kürzer sind. Die Dicke dieser
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26nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Das Wurmaneurysma der Eingeweidearterien.
Muskelfaserschicht, die beim Pferde') noch nicht beschrieben wurde, ist sehr verschieden. Sie ist unter kaum pathologischen Verhältnissen schon 0,3quot;quot;quot; dick und kann unter solchen einen Dickendurchmesser bis zu 1,5—2quot;i:quot; erreichen. — Da dieselbe nur durch die elastische Innenhaut von der Tunica media getrennt ist, so könnte man bei tiefen Flächenschnitten daran denken, dass man die innersten Lagen der Media in den Schnitt bekommen hat; dass dem nicht so ist, davon überzeugt man sich durch Dickenschnitte an derselben Stelle. Dass man es hier wirklich mit Muskelfasern zu thun hat, ist zweifellos, da verschiedene Methoden z. B. die Maceration in Salzsäure oder Salpetersäure unwiderleglich die Gegenwart derselben constatiren. — Man ist wohl berechtigt, diese Schicht die „Muscularis Intimaequot; zu nennen, analog der Muscularis Mucosac in den Schleimhäuten.
d) Als äusserste Lage der Intima, die zugleich die Grenze gegen die Media bildet, haben wir die elastische Innenhaut — elastische Haut (Donders), elastische Innenhaut (Kölliker), elastische Längsfaserhaut (Rema k) —; sie bildet an Querschnitten deutlich sichtbare feine wellige Längsfalten (Querfalten, wie sie Eberth für die Arterien des Menschen beschreibt, sah ich nur unter pathologischen Verhältnissen). Sie besteht aus 2 — 3 mit
') Dieser Befund reiht sich an die Beobachtung Rcraak's (Archiv für Anatomie, Physiologie von J. Midier 1850. p. 7'.raquo;) an, der heim Menschen, Schwein, Ochs und Schaf eine contractile aus gliftten Muskelfasern hestchonde Längsschicht in der Intima der Arterien der Eingeweide (Arter. meser., venal., splenic, u. hepatic.) in der Nähe der Ausflussmündungen beschrieben hat. Ilemak schildert diese Muskelschicht als mit blossem Auge sichtbare, dicke, in die (iefässhülilo vorspringende Längsstränge. Sie ist bestimmt, die Ausfiussmündungen offen zu erhalten, sobald namentlich bei spitz­winkeligem Abgang der nicht genügend in ihrer Lage befestigten Aeste (ib. p. 91 u. il2) eine zu weit gehende Verengerung des Stammes oder Astes oder beider den Abfluss des Blutes erschweren könnte. — Auch Kölliker und Kberth haben in einigen Ar­terien des Menschen vereinzelte Muskelfaserzellen oder ihnen sehr ähnliche Spindelzellen beobachtet.
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Feinerer Bau der vorderen Gckrösarterie.
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einander anastomoskenden Membranen, die aus einem feinen ela­stischen Netz zusammengesetzt sind.
2)nbsp;DieMedia — Muscularis Mediae. Ihre Elemente haben eine Quemchtung und bestehen aus dicht gelagerten glatten Muskelfasern und einem feinen elastischen Fasernetz, welches von etwas Bindegewebe begleitet ist, das unter normalen Ver­hältnissen schwierig nachzuweisen ist. Sie wird nach innen durch die innere elastische Membran (1 d.) scharf von der Intima ge­trennt und ebenso nach aussen von der Adventitia durch die stark entwickelten elastischen Längsfasern derselben.
3)nbsp; Die Adventitia lässt ebenfalls eine Muskelsdiicht er­kennen und besteht somit
a)nbsp; aus einem elastischen Theil mit vorwiegender Längsfaser-ung. der aus einem elastischen Fasernetz mit sich kreuzenden Bindegewebsbündeln besteht;
b)nbsp; die innerste Lage besteht fast constant aus einer längs-verlaufenden Muskelfaserschicht, die ebenfalls beim Menschen und einigen Säugethiereu (Ochs, Schaf) als Attribut der in ihrer Lage weniger fixirten grossen Eingeweidearterien beschrieben wurde. Sie bildet keine innig aneinander gekittete Muskelsdiicht wie die Muscularis Mediae, sondern ihre Fasern sind bündelweise in ein reichliches elastisches und bindegewebiges Netz eingebettet. Unter pathologischen Verhältnissen kann man sie an Querschnitten schon mit blossem Auge unterscheiden; bei einer Diellaquo;; der ganzen Arterienwand von 6quot;quot;quot; habe ich sie 1,5—2quot;quot;quot; dick gesehen (vid. Aneurysmen Nr. 30); häufig ist sie 1quot;quot;quot; dick (Fall Nr. 31). 8ie findet sich uicht bloss am Stamm der vorderen Gckrösarterie, sondern auch im Beginn ihrer grossen Aeste. Analog der Mus­cularis Intimae kann man sie als „Muscularis Adveutitiaequot; ') auf­fassen.
Die Vasa vasorum verlaufen zahlreich in der Adventitia und erstrecken sich nur bis in die äussersten Lagen der Media; es sind demnach die Intima und die innersten Lagen der Media gefässlos.
') Heide Muskelsidiicliton finden sich, mir schwächer, auch an der Arteria coeliaca des Pferdes.
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28nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Das Wurmanourysma der Eiugeweidearten.
II.
Pathologische Anatomie der Wurmaneurysmeii.
1. Casuistik. Praeparat. Abthl. VII. Ord. 3 Nr. 3 der Münchener Sammlung. (1) a) Ancurysma der arter. coeliaca.
Dasselbe sitzt unmittelbar am Ursprung aus der Aorta, ist von rundlicher Form und mlsst 4,5 Ctra. in allen Durchmessern. Die Ursprungsöffhung ans der Aorta ist auf 2,5 Ctm. Durch­messer erweitert. Die Wandung ist derb, elastisch, zwischen 1,5 —3'quot;quot;' dick. An einigen Stellen nehmen sämmtliche 3 Häute namentlich die Media au der Verdickung Theil, an anderen gehen Intima und Media unmittelbar in einander über, indem die Media durch bindegewebige Einlagerung verdrängt und atropisch er­scheint. Die Intima ist weissgelblich trüb, bildet flache Erheb­ungen, ohne Gerinnselbildung auf ihrer Inuentiäche, die ziemlich glatt ist. Die abgehenden Aeste (Magen-, Milz- und Leberarterie) sind besonders an ihren Ursprung durch Verdickung und runz-liche Längsfaltenbildung um die Hälfte ihres normalen Lumens verengt und haben die Ursprungsöffnungen derselben ein stern-förmiges Aussehen.
In den innersten Lagen der verdickten Intima entsprechend den Zwischenräumen der verdickten streifigen Lagen sieht man eine geringe Zellenvermehrung, in den äussersten Schichten der Intima einige Fettkörnchen.
Die abnorm erweiterte ürsprungsöffnung der art. coeliaca gibt dem Aneurysma theilweise die Bedeutung und das Aussehen eines sackförmigen Aneurysnui's der Aorta.
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Casuistik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;29
(2) a) Aneurysma der vorderen Gekrösarterie.
Die vordere Gekrösarterie stellt einen unregelmässig ge­formten derben Wulst dar von 12 Ctm. Länge und 7,5 Ctm. Dicke an der Basis, während weiter nach aussen, wo die beiden erweiterten Grinnndannarterien allein betheiligt sind, der Dicken-durchmesser nur 3,5—4,5 Ctm. beträgt. Die Lichtung der Ge­krösarterie ist am Ursprung aus der Aorta in noch höherem Grade als bei a) auf 4 Ctm. Durchmesser erweitert, woran die der Austlussmündnng zunächst gelegenen Theile der Aortawandimg auch Theil nehmen und gleichsam durch ihre Ausbuchtung einen Vorhof des Aneurysma darstellen.
Die Wandung des Aneurysma ist bis zu 4—10'quot;quot; dick. An Querschnitten einer Tquot;1quot;1 dicken Stelle bilden Intima und Adven-titia je die Hälfte der Wandung, während die Media, die an an­deren Stellen hypertropisch, vollkoimnen geschwunden ist; man findet statt ihrer querverlaufende, zellenreiche, leicht braunroth pigmentirte Bindegewebstreifen, die hie und da '/.,—'/, des Ge-fassumfanges umkreisen und Adventitia und Intima unmittelbar verbinden ; dieselben sind vascularisirt und lassen sich Gefässe bis zu 0,15mm Durchmesser in ihnen nachweisen. Als ihre unmittel­bare Fortsetzung erscheinen körnige Pigmentstreifen, die ab­wechselnd oder eingelagert in fettige Heerde zwischen Media und Adventitia sich ausbreiten. Letztere ist sehr zellenreich und zeigt eine Hypertrophie ihrer Längsimischelfaserschicht bis auf 1,5—2quot;quot;,#9632; an einer Stelle, wo die ganze Wandung Cquot;quot;quot; Durch­messer hat. In anderen Gegenden der Wandung ist die Media 0,3—0,7quot;quot;quot; dick, aber unregelmässig angeordnet oder nur in ein­zelnen Faserbündeln vorhanden unter bedeutender Zunahme der elastischen und bindegewebigen Elemente. An solchen Stellen geht die Media ohne scharte Abgrenzung in die Adventitia und Intima über. Letztere zeigt ein classisches Bild der acuten und chronischen Entzündung in allen möglichen Stadien und Formen. Während ihre äussersten Schichten durch Einlagerung reichlicher Rund- und Spindelzellen und Vermehrung der Muskelfaserzellen ausgezeichnet und stellenweise durch vascnlarisirtes Bindegewebe ersetzt sind, sind die innersten dem Thrombus nächstliegenden
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HOnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Das Wurmanenrysma der Eingcwoidearterien.
Schichten mehr acut verändert, indem die lückenfönnigen Räume der innersten Längsfaserhaut durch überaus zahlreiche Rundzellen von dem Aussehen weisser Blutkörperchen erfüllt sind. Kalkige Heerde bemerkt man nur an einzelnen Stellen der Media.
Das Lumen dos Aneurysma ist in seinem ganzen Umfang, ebenso wie sämmtliche von dem Aneurysma ihren Ursprung neh­menden Aeste der Gekrösarterie durch einen derben, geschichteten, gelblichen Thrombus ausgefüllt, welcher der Intima ziemlich innig adhärirt. Derselbe setzt sich über denlland der oben erwähnten, so bedeutend erweiterten Ursprungstelle der Gekrösarterie in das Lumen der Aorta hinein fort und zwar in Form von warzenför-migen Knollen, die theilweise mit einem Dickendurchmesser von 1 Ctm. in die Lichtung der Aorta hineinragen.- Indem diese throm-botischen Ausläufer den Rand der ürsprungstelle der Arterie ringförmig auskleiden, bleibt als Eingang in das Aneurysma nur eine unregelmässige Querspalte von kaum 3quot;quot;quot; Breite, die sich eine Strecke weit in das Innere des Thrombus fortsetzt, um dann, wie eine eingeführte Sonde belehrt, blind zu endigen. Der Throm­bus besteht mikroskopisch aus fettigkörnigem Debritus, geron­nenem Fibrin und sparsamen weisen Blutkörperchen.
Die Bauchaorta zeigt hier aussei- einer faltigen Runzelung der Intima keine, besonders nicht atheromatöse Veränderung.
Strongyli armat. sind nicht nachzuweisen.
Ein beiliegendes (10 Ctm. langes) Stück einer Arterie (arter. colica?) stellt einen harten Strang dar und ist durch einen fri­schen braunrothen Thrombus vollkommen verstopft.
Praep. A. V1L 0. 3. Nr. 4 der Münch. Sammlung.
(3) a) Aneurysma der vordcrenGekrösarterie. (Art. ileo-coeco-colica).
Dasselbe misst 10 Ctm. in der Länge, G Ctm. im Durch­messer und hat eine ovale Form. Durch die bedeutende Ver­dichtung dos Bindegewebs, welches zahlreiche grössere und kleinere Arterien, Lymphdrüsen und Nervenstämme zu einem derben festen Convolut vereinigt, ist die Wandung des Aneurysma bis auf 2 Ctm. verdickt, so dass das Lumen desselben, welches sich spin-
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Casuistik.
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delförmig nach beiden Seiten verengert, an Stelle der grössten Erweiterung nur 2 Ctm. Durchmesser besitzt.
Die eigentliche Arterienwand ist auf 2—5'quot;quot;' verdickt und ist dieser wechselnde Durchmesser hauptsächlich bedingt durch die ungleiclnnässigc Dicke der Media, die entsprechend ihrem Faser­verlaufe in circulären Zügen an einigen Stellen normal, an an­deren hypertrophisch zackige Ilervorragungen bildet und an anderen wiederum vollkommen atrophisch querverlaufende Einkerhungen zeigt. Die Inthna verhält sich vielfach analog, indem sie stellen­weise fehlt oder bis auf 2,5quot;quot;quot; verdickt, an anderen Stellen kaum sichtbar, allenthalben aber innig mit dem gelben, derben, wand­ständigen Thrombus verbunden ist, der in ungleicher Dicke die Innenwand des Aneurysma vollkommen auskleidet und nur einen engen Kanal frei lässt. Der Thrombus zeigt nirgends Andeutungen von Organisation und enthält 2 Pallisadenwürmer, die nahe der Inthna ihren Sitz haben. Zwischen Media und Adventitia be­merkt man hellrothe Pigmentstreifen , die hie und da senkrecht die Media durchsetzend bis zu dem Thrombus sich fortsetzen.
Mikroskopisch enthält die Intima an den verdickten Stellen wenig zellige Elemente; in ihren innersten Schichten sind die streifigen Lagen einfach vermehrt, die äusseren dagegen meist bindegewebig umgewandelt und gehen dieselben mit Verlust der durch die elastische Innenhaut gebildeten Grenze unmittelbar in die Media über. Letztere enthält reichliche körnig braunrothe Pigmenthaufen, die als unmittelbare Fortsetzung der Ausläufer des Thrombus, die an Stelle des hie und da zerstörten Media bis zur Adventitia reichen, sich zwischen Media und Adventitia ausbreiten (Aneurysma dissecans multiplex). An den eingekerbt aussehenden Stellen der Wandimg tindet man die Intima voll­kommen fehlend, an ihrer Stelle den wandständigen Thrombus, der entweder zugleich noch die fehlende Media vertritt oder zwischen die ringförmigen Reste derselben eingefilzt sich bis zur Adventitia erstreckt. Die Muscular is Advcntitiae ist durchweg 1quot;quot;quot; dick, seihst noch am äussersten Ende der aneurysma tischen Erweiterung, wo die untere Grimmdarmarterie entspringt. In dem sclerosirten Bindegewebe der Adventitia und des Mesenterium
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32nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Das Wurmaneuiysma der Eingeweidearterien.
finden sich die feineren Arterien (0,4quot;quot;quot; Durchmesser) mit organi-sirten und canaüsirten Thromben versehen.
An einigen feinen Schnitten, welche die Media noch theil-weise erhalten zeigen , findet sich zwischen ihr und der Adventitia die zusammengefaltete Larvenhaut eines Pallisaclenwurmes, um­geben von einem fettig-körnigen, rothbraun pigmentirten Heerd. In der Mitte der Media an einer anderen Stelle findet sich ein­gebettet ein Strongylus, der seinem Umfange nach der Reife nahe ist.
Die Adventitia ist theihveiso sclerosirt oder ebenso wie ein­zelne Reste der Media durch ßundzellen infiltrirt.
Die zahlreichen kleineren Arterienäste, die von dem Aneu-rysma ihren Ursprung nehmen. sowie andere in der bedeutend verdickten Bindegewebskapsel verlaufende Gefässe (Arterien und Venen) sind durch Wucherung der Intima ausnahmslos in ihrem Lumen verengt, oder durch frischere und ältere Thromben voll­kommen verschlossen.
(4. u. 5.) b) u. c) Aneurysmen der unteren Grimra-darmarterie. Die beiden am peripherischen Ende des eben beschriebenen Aneurysma abgehenden Aestc des Hauptstammes sind durch frischen! Thromben als Ausläufer des wandständigen Thrombus im Aneurysma vollkommen verstopft; der eine 5 Cen­timeter lang vorhandene Ast (arteria colica infer.) zeigt auf dieser kurzen Strecke zwei unmittelbar auf eiuanderfolgende kleinere Aneurysmen, von denen das erste kirschen- das zweite wallnuss-gross ist. Die Erweiterung ist ebenso wie bei 3 eine gleich-formig circuläre, die alle Seiten der Wandung betrifft. Die Wandungen verhalten sich mit Ausnahme der fehlenden dicken Bindegewebskapsel ähnlich wie die des grösseren Aneurysma.
Nur zeigen diese beiden Aneurysmen im Ganzen frischere Veränderungen sowohl in der Beschaffenheit der Wandungen als des vollkommen obstruirenden Thrombus. Erstere ist mit den­selben buchtigen circulären Einkerbungen und Erhöhungen — namentlich das zweite grössere Aneurysma — versehen. Der Thrombus ist braunroth, theilweisc geschichtet und enthält eben­falls mehrere Exemplare von Strongylus armatus.
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Casuistik.
H3
Da die 3 Aneurysmen unmittelbar auf einander folgen, so kann man das Ganze als e i n rosenkranzförmiges Aneurysma auf­fassen, dessen einzelne Abtheilungen allerdings von sehr un­gleicher Grosse sind.
Die Zahl der in sammtlichen Aneurysmen vorhandenen Palli-
sadenwiirmer beträgt 8.
Präp. A. VII. 0. 3 Nr. 5 der Münch. Sammlung.
6) Thrombus aus einem Aneurysma der vorderen Gekrösarter ie.
Dieses Präparat stellt nur den herausgeschälten, wand­ständigen, canalisirtcn Pfropf aus einem über kindskopfgrossen Aneurysma dar. Derselbe besteht aus einer schmutzig gelblichen oval geformten Masse von 17 Centini. Länge und l(gt; Centim. grösstem Dickendurchmesser; dieselbe ist mit einem plattgedrück­ten höhlenähnlichen Kanal versehen. der in seiner grössten Er­weiterung in der Mitte des Thrombus 5 Ctm. breit und 2—3Ctm. hoch ist. Entsprechend der Weite dieses Kanals verhält sich die Dicke des wandständigen Thrombus, der in der Mitte bis zu 4Ctni. Durchmesser, gegen die beiden Enden nurO,2ö—0,50—^(Jtin. Durchmesser hat. Der Thrombus ist von exquisit geschichtetem Bau; so lassen sich an einer Stelle von 0,5 Ctm. Dicke l(i blät­terige Schichten zählen, woraus sich auf die Feinheit der ein­zelnen Blätter schliessen lässt.
Die Bestandthcile des Thrombus bilden theilweise verän­derter Faserstoff und einzelne farblose Blutkörperchen. Der Kanal ist mit einer membranähnlichen, leicht ablösbaren Haut aus­gekleidet, die mikroskopisch aus einem feinen fibrinösen Netzwerk mit Einlagerung massig zahlreicher farbloser Zellen besteht.
Der Eingang zu dem Kanal ist weit offen, weniger der Aus­gang, an dessen Stelle mehrere spitz zulaufende ästige Fortsetz­ungen des Thrombus den Abgang einiger Arterienäste andeuten, die grossentheils verstopft waren.
Pallisadenwürmer sind nicht vorhanden.
^#9632;J
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•54nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Has Wurmaneurysma dor Einsnwcidcarterien.
Trap. A. MI. 0. 3. Nr. 6 der Müuch. Sammlung.
7) Ancurysma der vorderen Gekrösarterie.
Dasselbe besteht aus einer kleineren vorhofähnlicheo Abthei­lung — Stamm der Gekrösarterie — und einer grösseren — Stamm der Dickdarmarterien. Von ziemlich ovaler Gestalt, nach einer Seite etwas sackig ausgebuchtet, 11,5 Ctm. lang, 6,5 breit. Die Wandung ist von derber, wenig elastischer Beschaffenheit, ist im Ganzen ziemlich gleichmässig dick (3—5quot;quot;quot;), wobei die Adven-titia nur wenig betheiligt ist, mehr die Intima (2,5—3quot;quot;quot; dick), während die Media in wechselnder Dicke an einigen Stellen hyper­trophisch, an anderen namentlich an Stelle der grössten Erwei­terung atrophisch und durch derbes, straffes Bindegewebe ersetzt ist, welches unmerklich in die verdickte Intima übergeht. Sowohl in den äusseren Lagen der Intima als auch in der Media be­merkt man eine ausgebreitete Verkalkung. Die Innenwand, die zum grössten Theile besonders in der mehr sackigen Ausbuch­tung von einem derben, knolligen, wandständigen Thrombus bedeckt ist, ist im Uebrigen gelblich trüb, undurchsichtig und bildet flache beetartige Erhebungen, die stellenweise durch dünne blossliegende Kalkplatten gebildet werden. Betrachtet man feine Schnitte unter dem Mikroskop, so sieht man die einzelnen Häute ohne Grenze in einander übergehen; die Intima ist in ihren in­nersten Lagen theils fettig usurirt, theils enthält sie zwischen den Lagen der Längsfaserhaut einzelne Kundzellen eingelagert. Im Uebrigen ist die Intima zellenarm und grossentheils sclerosirt; sternförmige Zellen fehlen vollständig. In der Tiefe sieht man hie und da einzelne Muskelfasern mit den charakteristischen stabchenförmigen Kernen. An einer Stelle ungefähr 1quot;quot;quot; unter der inneren Oberfläche sieht man neben einem kleinen kalkigen Herd (Fig. 7. c.) eine zusammengefaltete Larvenhaut (Fig. 7. b.) in die verdichtete Intima eingebettet; die weitere Lagerung der Larvenhaut an horizontalen Schnitten zu verfolgen, gelang nicht. Ganz in der Nähe findet sich ein wirklich knöcherner unregel-mässig gestalteter Herd (Fig. 7) von 0/.)quot;quot;quot; Länge und 0,5quot;quot;quot; Breite mit deutlichen zahlreichen Knochenkörpcrchen und Bildung von Ha versuchen Kanälen (Fig. 7. aa.). In seinen äussersten
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Casuistik.
33
Fisr.
Wahre KnochenljiMim^ in der [iitimu laquo;Iit Aneurysxnawandung.
a) H a v e r s' sehe Kanäle, b) Abgeworfene Larvenhaut eines Pallisadenwurmes. c) Kalklierd. d) Grösseres Gefäss (Arterie). Vergrösserung 200.
Schichten enthält derselbe aussenlem unvollkommen ausgebildete Knochenkörperchen von verschiedener Form. Ebenso linden sich in der Nähe einige Kalkherde mit undeutlich knochenkörperähn-lichen Körperchen; unmittelbar daneben sieht, man in der Intima mehrere aus gefässhaltigem Bindegewebe (Fig.7. d.) bestehende Herde.
Der oben erwähnte Thrombus adhärirt der Intima ziemlich innig und besteht wesentlich aus entfärbten Blutkörperchen und Fibrin ohne Organisation. Derselbe ist undeutlich geschichtet und an der dem Sacke gegenüberliegenden Seite von einem sehr unregelmässig aussehenden buchtigen Kanal durchzogen. Die Ein- und Äusmündungsöffnungen sind frei. Die Intima der ab­gebenden Arterien ist in zahlreichen Längsfalten verdickt. Ganz ähnlich verhalten sich die von der vorhofähulichen Abtheilung des Aneurysma entspringenden Aeste (arteriae ileae, jejnnales und hämonboid. post.), deren ürsprungsöffnungen überdies durch ringförmige Verdickung der Intima bedeutend verengt sind; einige kleinere Aeste sind an ihrem Ursprung durch athero-matöse Entartung der Aneurysrnawand vollständig obliterirt.
Pallisadenwürmer sind im Thrombus oder dessen Kanal nicht
vorhanden.
3*
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36nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;I^is Wurmanenrysma der Eingeweidearterion.
Prilp. A. Yll. 0. 3. Nr. 7 der Münch. Sammlung.
8) Aneurysma der vorderen Gekrösarterie. (Art.
ileo-coeco-colica).
Dasselbe ist biloculär und in beiden Abtheilungen inehr sackig als circular erweitert. Das Ganze ist 7,5 Ctm. lang. Der erste Sack ist fast welschnussgross und hat 2,5 Ctm. in allen Durchmessern , ist nahezu rund und mehr nach rechts sich aus­sackend, während die zweite grössere Abtbeilung nach links ge­richtet und mehr platt gedrückt 4 Ctm. in der Breite und 3 Ctm. in der Dicke misst. Das Ganze hat die Form eines uuregol-mässig verzogenen 8ers. Der eigentliche Stamm der Arterie, wo die Arterien der Dünndärme entspringen, ist nicht verändert.
Die Wandungen sind bedeutend verdickt, das Lumen des
Aneurysma entsprechend eng. Erstere sind durchweg 6 — 9......
dick, wovon an einigen Stellen 7quot;quot;quot; auf die Media kommen ; die­selbe ist vielfach durch bindegewehige circular verlaufende Lagen unterbrochen oder ihre Muskellagen sind sehr dünn und unregel-mässig angeordnet. An solchen Stellen nehmen die Adventitia und das umgebende Zellgewebe vorzugsweise an der allgemeinen Verdickung der Wand Theil. Auch die Intima ist hier bis auf 2quot;quot;quot; verdickt; stellenweise fehlt sie vollkommen oder ist in ihren ulcerirten Resten innig verschmolzen mit dem fast vollständig oh-struirenden, sein' unregehilässig gestalteten Thrombus, der von bröckliger Beschaffenheit und in seinen äussersten Schichten äl­teren Datums ist. In den verschiedenen Theilen des Thrombus tinden sich 49 Exemplare von Strongylus armatus nebst einigen abgeworfenen Larvenhäuten.
Die Eingangsmündung in das Aneurysma ist sehr verengt und ausserdem durch den im ersten Sack befindlichen, theilweise frischeren Thrombus nahezu vollkommen verschlossen; die Aus­gangsöffnung ist vollkommen durchgängig, liier beginnt eine dritte aneurysmatische Ausbuchtung, die aber nur zu einem kleinen Theil an dem Präparate vorhanden ist.
1 )ie dazu gehörige Bauchaorta ist vollkommen normal, nur ist ihr Dumen eng und ihre Wandung verhältnissiuässig diiim.
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Casuistik.
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Präp. A. VII. (raquo;. ;i. Nr. 8 der Münch. Saiiiuiliiiig. ') 9) a) Aneurysma der Art er ia coeliaca. (Fig. 8 b.)
Fie. 8.
Scchsfachr- Aneurysma der Bauchaorta 'mil ihrer Äestc; .'t) der H.iuch.toria (v. Aneur. Nr. 58), h) (irr Bauchschlagader uirtrr. coeliaca), c) der oberen Grfmmdarmarteric, ili der vorderen Gekrösarierie iarter. ileo- coeco -coiica), et der rechten Nierenarteric (v. Aneur. Nr. amp;9quot;), fi der linken Nierenarterie 1 v. Aneur. Nr. 60). '/.' der natürlichen Grosse.
Der kurze Stamm ist auf 1.5 Gtm. erweitert und setzt sich diese Erweiterung auf die beiden grösseren Aeste (a. gastrica und lienalis) conisch zulaufend fort. Die Wandung ist bis auf 2,5quot;quot;quot; verdickt und nehmen die Intima, deren Längsfalten sich noch weiterhin in die Verzweigungen fortsetzen, und die Media haupt­sächlich an dieser Verdickung Thcil. Durch die faltige Runze-lung der Intima sowie durch einen wandständigen Thrombus, der sich aus der Aorta — oder auch umgekehrt in die Aorta (?) — fortsetzt, ist die ürsprangsöfihung der Coeliaca nahezu vollkom­men verschlossen. Dieser wandständige Thrombus, der innig auf der Intima, festsitzt, erstreckt sich in Form schmaler Ausläufer eine kurze Strecke weit in die Verzweigungen der Arterie fort. An der Stelle der Theilung in die 3 Hauptäste verdickt sich der
') Vide Aneurysmeu Nr. ü8, 59 u. HO.
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38nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Das Wurmaneurysma der Eingeweidearterien.
wandständige Thrombus zu einer luiregelmässigen bröckligen bohnen-grossen Auflagerung, die theilweise in Organisation begriffen ist, während die unterliegenden und angrenzenden Theile der Intima und Media durch purulente Infiltration bedeutend verdickt, ge­schwellt und an einer Stelle an der Grenze des Thrombus in ihren innersten Lagen förmlich ulcerirt sind. — Ohne Pallisaden-wttrmer.
10) b) Aneurvsma der vorderen Gekrösarterie. (Fig. 8. d.) (Arter. ileo-coeco-colica).
Der in einer Länge von 8 Ctm. vorhandene Stamm der Ge-krösarterie ist unmittelbar von seinem Ursprung aus der Aorta an aneurysmatisch erweitert und zwar in Form eines etwas in die Länge gezogenen 8ers. Der Querdurchmesser beträgt an ver­schiedenen Stellen 1,5—2 Ctm. Die Erweiterung ist eine circu-läre, gleichmässige nach allen Seiten. Die Ursprungsöffnung aus der Aorta ist durch einen wandständigen Thrombus, der eine Fortsetzung des im Aortenaneurysma befindlichen Thrombus bildet, nicht unbedeutend verengt. Die Wandung ist durchweg verdickt, namentlich in der Mitte an den weniger erweiterten Stellen, die bis zu Gquot;quot;quot; dick sind, wovon allein 4quot;quot;' auf die hypertrophische Muscularis kommen. Im Beginne des Aneurvsma, wo die grösste Erweiterung besteht, finden sich in der kaum 2quot;quot;quot; dicken Wan­dung einzelne kalkige Einingerungen; die Media ist hier ver­dünnt und theilweise bindegewebig entartet. Die Intima ist überall erhalten, gelblich trüb, zu runzlichen Erhebungen und Vertief­ungen umgewandelt; von ihr entspringen mehrere brückenförmige, rundliche Spangen, die ähnlich den Trabekeln der Herzhöhlen 1quot;quot;quot; dick und 7—15.....' lang das Lumen des Aneurvsma durch­kreuzen. Diese eigenthümlichen Spangen haben eine entfernte Aehnlichkeit mit Pallisadenwürmern, die an beiden Enden innig in die Intima eingebettet sind; die mikroskopische Untersuchung ergibt, dass dieselben aus feinfaserigem Bindegewebe bestehen.
Der abgeschnittene Stamm der Dickdarmarterien hat am peripherischen Ende des Aneurysma einen Durchmesser von 12quot;quot;quot;; die Wandungen sind 3deg;quot;quot; dick, wovon 2quot;quot;quot; auf die hypertrophirte
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Casuistik.
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Media kommen ; es war demnach auch hier eine zweite aneuiys-matiscbe Erweiterung vorhanden.
Im Innern des Aneurysma finden sich nur stellenweise feine fibrinöse Auflagerungen von 0,2'..... Dicke.
Keine Pallisadeimirmer im Aneurysma; dagegen in dem Aortenaneurysma.
11)nbsp; nbsp;c) Aneurysma der oberen Grimmdarmarterie.
(Fig. 8. c.)
Die aus dem Stamm der vorderen Gekrösarterie nahe am Ursprung aus der Aorta entspringende obere Grimmdarmarterie bildet ein haselnussgrosses rundliches Aneurysma von circa 2 Gtm. Durchmesser nach allen Richtungen. Die Wandungen verhalten sich ähnlich wie im vorigen Falle. An feinen Schnitten sieht man die Intima entweder in zelliger Wucherung, oder auch feh­lend und durch eine dünne Fibrinschiebte ersetzt, die unmittelbar auf der Media aufliegt; letztere ist wie die Intima vielfach hyper­trophisch oder zu bindegewebigen Quersträngen entartet. Diese circulären Stränge sind hie und da durch braunrothe Pigment­streifen durchzogen, die sich in gleichem Grade auch in die Ad-ventitia fortsetzen. Im Innern befindet sich ein strangartiger platter Thrombus, der wenig fest mit der Intima verbunden ist und sich aus dem Stamm der Gekrösarterie und der Aorta bis hieher fortsetzt. — Ohne Strongylus armatus.
Präp. A. VII. 0. 3. Nr. 9 der Münch. Sammlung.
12)nbsp; nbsp; a) Aneurysma der vorderen Gekrösarterie. (Fig. 9.)
Dasselbe ist 9 Gtm. lang, 4 Gtm. breit und ziemlich gleich-massig rund; hat vollkommen die Gestalt eines menschlichen Magens und zwar so, dass an der dem Fundus entsprechenden Stelle der aus der Aorta entspringende Stamm der Gekrösarterie (Fig. 9. a) einmündet, an Stelle der Cardia die Arterien des Dünndarms — 7 Stämme mit 16 Zweigen (Fig. 9. g.) — und an Stelle des Pylorus die weitereu Verzweigungen der Dickdarm­arterien ihren Ursprung nehmen (Fig. 9. c — f.). Das Aneurysma
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Das Wurmaneurysma der Eingeweideorterien. Fig. 9.
Ancurysma der vorderen Gekrnsartcvin. a) \ m Ursprune aus der Aorta abgeschnit­tener Stamm der Arterie, b) Obere Orlmmdafinarterio, an ihrem Ursprung auen-rysinatisch erweitert, c—f. Arter. ileo-coeco-colica: cl untere Orimmdarmarterie. d) HUftdarmarterie. el obere, f| untere Blinddarmartcrie. g g) Dünndarmarterien (art. ileae el jejunales^. -/:•, der natürl. Grosse.
ist unmittelbai' am Ursprung ans der Aorta abgeschnitten, wo das Lumen der Gekrösarterie auf 2,5 Ctm. Durchmesser erwei­tert ist. Die Wandung stellt, fast allenthalben eine durch kalkige Einlagerungen starre, 'I—5quot;quot;quot; dicke Kapsel dar, die nur an eini­gen umschriebenen Stellen, die der kleinen Curvatur des Magens entsprechen würden, von Kalkeinlagerungen frei und wenig ela­stisch und beweglich ist. Soweit die innere Wandung an dem nicht geöffneten Präparat zu sehen und zu fühlen ist, ist sie durch die grösstentheils bloss liegenden Kalkplatten ungemein rauh und höckerig, die mehrfach in ringförmigen Wülsten in die Lichtung des Aneurysma prominiren. Den Inhalt desselben bilden einzelne nicht sehr umfangreiche, schmutzig gelbe Faserstoffbröckchen, die namentlich auf den Rauhigkeiten der Kalkplatten sitzen. — Ohne Pallisadenwünner.
Die Abgangsöffnungen der Dünndarmarterien (Fig. 9. gg.) sind durch ringförmige Verdickung der an diesen Stellen noch erhaltenen Intiina massig verengert, jedoch nirgends durch Thromben verschlossen.
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Casuistik.
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13) b) An eurysnui dor oberen Grimmdarmarterie (Fig. 9. b.).
Dieselbe ist in einer Ausdehnung von 3 Ctm. Länge und 2 Ctm. grösster Breite aneurysmatisch erweitert und geht all-mählig konisch zulaufend in das normale Lumen des Gefässes über. Die Erweiterung beginnt unmittelbar am Ursprung der Arterie aus dem grösseren Aneurysma (12) und bildet gleichsam ein Anhängsel desselben, dem es durch die Structur seiner Wan­dungen und sonstige Beschaffenheit vollkommen ähnlich ist.
Exemplare von Strongylas annatus ebensowenig wie in 12 nachzuweisen.
Präp. A. VH. 0. 3. Nr. 10 der Münch. Sammlung.
14) a) Aneurysma der vorderen Gekrosarteric. i \rier. ileo-coeco-coliea).
Unmittelbar nach ihrem Ursprung aus der Aorta thcilt sich die vordere Gekrösarterie in 3 von einander geschiedene Ab-thcilungen, wovon die eine die zu einem Paquet vereinigten Dümidarmarterien. die zweite.die aneurysmatische obere Grimm­dannarterie und die letzte den ebenfalls aneurysmatisclien Stamm der Dickdarinarterien nmfasst. der zunächst beschrieben wer­den soll.
Das Aneurysma hat eine 8 ähnliche Form, misst 12 Ctm. in der Länge und an den beiden mehr ausgedehnten Endtheilen 6 Ctm. in der Breite; dagegen beträgt in der leicht eingeschnürten Mitte der Dickendurchmesser nur 4 Ctm. Auf die zweite Er­weiterung folgt eine nur noch theihveise am Präparat vorhandene dritte Erweiterung, so class das Ganze gewissennassen ein rosen­kranzförmiges Aussehen hat.
Die Wandung ist ziemlich gleichiuässig verdickt bis auf J—5quot;quot;quot; und kommt diese Verdickung vorzüglich auf Rechnung der stellen­weise von Bindegewebszügen durchwachsenen Muscularis, die an mehreren Stellen bis auf 3quot;quot;quot; verdickt ist; nur die beiden sacki­gen Ausbuchtungen, die die eigenlhündichc Formation bedingen, besitzen etwas dünnere Wandungen. Die Adventitia und das an­grenzende Bindegewebe nehmen verhältnissmässig geringen An-
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Das Wurmaneurysma der Eingeweidearterieu.
theil an der Verdickung. Die Intima ist allenthalben verdickt, iiiilcliig getrübt oder schmutzig gelblich gefärbt.
Das Innere des Aneurysma ist bis auf einen unregelmässig gestalteten, massig weiten Kanal von einem derben. gelblichen, exquisit geschichteten Thrombus ausgefüllt, der in den Ausbucht­ungen innig an der intima adhärirt, an anderen Stellen dagegen und in den mehr central gelagerten Schichten durch seine dunkel-braunrothe Färbung sein jüngeres Alter anzeigt. Mikroskopisch besteht der Thrombus wesentlich aus Fibrin und weissen Blut-körperchen in fettiger Entartung. In den äussersten Schichten des Thrombus finden sich einige grössere Kalkherde. Die Ur-sprungsöffnung der vorderen Gekrösarterien (Fig. 10 a), die 12quot;quot;quot;
Fig. 10.
Durchmesser hat, ist zur Hälfte durch einen
in das Lumen der Aorta hineinragenden wandständigen Thrombus (Fig. 10 b u. c.) ausgefüllt, der sich von dem Thrombus der Aneurysma unmittelbar in die Aorta fort­setzt und an denn Hände des Ausflussmündung innig mit der Intima verbunden ist. Der­selbe ist wenig consistent und bröcklig. Aus der so verengten ürsprungsöffhung der Ge-krösarterie ragt überdiess noch ein förmlich
Fortgesetzter Thrombus aus einem Wurmaneurysma d. vorder. Oekrösartcrie in das Lumen der Banchaorta. a' Ostium drr vorderen GekrÖ8arterie,b) grössercr. cl klrinorcr fortgesetzter Thrombus aus der aneu-rysmatischen vorderen ße-krßsarterlc in das Lumen Banchaorta. -/^ der natür­lichen firösse.
gestielter, etwas platt gedrückter Thrombus von 2.5 Ctm. Länge und 1 Ctm. Dicke (Fig. 10. b) frei beweglich in das Lumen der Aorta herein: derselbe hängt ebenfalls mit den innersten Schichten des aneurysma-tischen Thrombus zusammen, oder ist viel­mehr eine unmittelbare Fortsetzung desselben
und hilft die ohnehin verengte Ansfluss-mündung noch mehr verengen.
An der Ausgangsmündung des Aneurysma endet der Throm­bus ziemlich stumpf und ist dieselbe durchgängig. Die Bauchaorta normal in jeder Richtung. 15) b) Ancurys ma der oberen Grimmdarraarterie. Das wallnussgrosse, rundliche Aneurysma mit 3,5 Ctm. Durch-
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Casuistik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 43
messer nach allen Richtungen beginnt unmittelbar am Ausgangs­punkte des vorigen (14).
Die Wandung ist gleichmässig auf 3—4deg;quot;deg; verdickt und neh­men hieran in erster Lima die Media, in zweiter die Intinia An-theil; die Adventitia ist wie im vorigen Fall wenig betheiligt.
Das Innere ist nahezu vollständig ausgefüllt von einem gelb­lichen, massig derben, geschichteten Thrombus, der theilweise der Intima nur lose anliegt, theils innig mit derselben verbunden ist; ein spaltförmiger Kanal, der mit einem dünnen abziehbaren Fa-serstoffhäutchen ausgekleidet ist, erhält denselben durchgängig. Der Thrombus, der eine unmittelbare Fortsetzung desjenigen in dem grösseren Aneurysma des Gekrösarterienstammes ist. verengt den Eingang in das vorliegende auf 2quot;quot;quot; Durchmesser und schliesst den Ausgang nahezu vollständig.
In dem auskleidenden Fibrinhäutchen findet sich ein mittel-grosser Strongylus armatus (Larve) eingebettet; in den äussereu Schichten des Thrombus nahe der Intima lässt sich eine abge­worfene Larvenhaut nachweisen.
Die zwischen beiden Ancurysmen (14 u. 15) entspringenden Dünndannarterien sind durch Wucherung der Intima sämmtlich in ihrem Lumen verengt, während die ürsprungsöflhungen relativ intakt sind. So findet, sich z. B. bei einer Arterie von ßquot;quot;quot; Durch­messer die Intima auf 1quot;'quot; verdickt, während die Media nur 0,4quot;quot;quot; dick ist.
Präp. x\. VII. 0. 3. Nr. 11 der Munch. Sammlung.
16) Aneurysma der vorderen Gekrösarteric (art. ileo-coeco-colica).
Das Ganze bildet mit den innig verwachsenen Arterien des Dünndarms eine derbe wulstige. Masse. Das eigentliche Aneu­rysma ist 12 Ctm. lang, an der Basis 5 Ctm., am äusseren Ende 4 Ctm. breit.
Die Wandung ist an einigen Stellen 6—7quot;quot;quot; dick, an anderen
kaum 1,5—2.....'. Die Intima ist nach Ablösung des meist innig
adhärirenden Thrombus entweder vollkommen ulcerirt und fehlend,
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44nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Das Wunuaneurysma dor Eingeweidearterien.
oder wulstig verdickt und unterminirt. Die Media ist unregel-mässig, die Mventitia allenthalben verdickt. Das [nnere des Aneurysma ist von einem vollständig- obstruirenden Thrombus eingenommen, der in seinen äussersten Schichten theils aus käsig eiterigem, mit einzelnen Kalkkörnern untermischtem Brei, theils ans weisslichen Fibiinschichten besteht; in einer solchen findet sich ciu grosser Pallisadenwunu,
In dem peripherischen Ende des Aneurysma geht der ältere Thrombus in eine frischere dunkelrothe Cruonnasse über, die 3 kleinere Exemplare von Strongylus armatus einschliesst.
Die vom Stamme der Gekrösarterie abgehende obere Grimm­darmarterie ist vollkommen thrombosirt. ebenso fast sämmtliche Arteriae ileac et jejunales, deren gemeinsamer kurzer Stamm durch einen festen derben Thrombus verschlossen ist. Der an diesem Präparate nur theilweise vorhandene kurze Stamm der vorderen Gekrösarterie d. h. der dem Ursprung nächste Theil derselben zeigt eine massige Schwellung und Lockerung der In-tima. die mit dünnen fest adhürenten wandständigen Fibringe­rinnseln belegt ist.
Die kleinen Gefässc des mesenterialen Bindcgewcbs, welches das Aneurysma unmittelbar umgibt, sind sämmtlich durch frische Thromben verstopft.
Priip. A. Vil. 0. 12 der Münch. Sammlung.
17) a) Aneurysma der vorderen Gekrösarterie. (Arter. ileo-coeco-colica).
Dasselbe bildet eine länglich concentrisch runde, nach allen Heilen gleichmässige Erweiterung, die 10 (Jim. lang, i Gtm. breit ist und gegen die Peripherie sich etwas verschmälert-
Durch diffuse kalkige Einlagerung ist die Wandung starr und unnachgiebig, ihre Dicke beträgt 1,5—2.......
Die intima ist vollkommen aufgegangen in den plattenför-migen, grösseren und kleineren kalkigen Einlagerungen, ebenso die Media, von der nur noch hie und da Reste nachweisbar sind. Die Adventitia ist massig verdickt und bildet mit der kalkig umgewandelten Media und Intima, die mit unregelmässig
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Casuistik,
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geformten lockeren Fibringerinnseln bedeckt ist, den wesentlichen
Bestandtheil der Wandung. Im Innern des Aneurvsnia befinden sich lockere frei liegende Gerinnsel, die hauptsächlich ans rotlien Blutkörperchen und Faserstotf bestehen und wohl theilweise erst postmortal entstanden sind.
Der Stamm der Gekrösarterie bildet unmittelbar vom Ur­sprung uns der Aorta beginnend eine Erweiterung, die gleichsam den Vorhof des grösseren Aneurysma darstellt, welches den Stamm der Dickdarmarterien einnimmt. Die Intima dieser vor-hofartigen Erweiterung ist verdickt. rauh und durch einzelne kalkige Einlagerungen uneben; sie wird bedeckt von einer diinnen Faserstoffschicht, die bis an die Austiussmündung aus der Aorta reicht und noch theilweise in dieselbe übergeht.
Am Eingange in das Aneurysma liegen .'! Exemplare von Strongylus armatus von mittlerer Grosse.
Die Bauchaorta vollkommen normal.
18) b) Aneurysma der oberen Grim radar mart er ie.
Dasselbe beginnt unmittelbar hinter dem Ursprung aus dem
Stamm der Gekrösarterie als eine 2,5 Ctm. lange und 1,5 Ctm. breite Erweiterung, deren Wandung fast durchweg wie die des abgehenden Arterienstammes bedeutend verdickt, ist.
Im Innern dieses kleinen Aneurysma bildet sich ein wand­ständiger Thrombus, der in verschiedener Dicke theils der Wandung innig adhärirt, theils bröcklig und lose beschatten ist und ein Exemplar von Strong, armatus enthält. Die Innen däche der Wandung ist stellenweise unregehnässig vertieft durch Defecte der intima. Die Media ist in ringförmigen Lagen verkalkt; man bemerkt auf (Querschnitten einzelne Kalkherde in derselben, die sich in kleine mit atheromatösem Brei gefüllte Gänge fortsetzen.
Die Wandung des vom Aneurysma abgebenden Arterien­stammes ist in ihren sämmtlichen Häuten verdickt.
Die übrigen vom aneurysmatischen Stamm der Gekrösarterie entspringenden Zweige des Dünndarmes sind in ihren Wandungen unter vorwiegender Betheiligung der in Längsfalten gelagerten Intima meistens verdickt.
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46nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Das quot;Wurmanourysma der Eingeweidearterien.
Prilp. A. VII. 0. 3. Nr. 13 der Münch. Sammlung.
19)nbsp; Aneurysma der vorderen Gekrösarterie.
Getrocknetes Präparat, zur histologischen Untersuchung nicht geeignet. Dasselbe ist von cylindrischer Form mit einigen Aus­buchtungen, 6 Ctm. lang, 8 breit mit stark verkalkten 3—5quot;quot;quot; dicken, in ringförmigen Absätzen angeordneten Wandungen. Ohne Inhalt.
Präp. A. VII. 0. 3. Nr. 14 der Münch. Sammlung.
20)nbsp; Aneurysma der vorderen Gekrösarterie.
Nur theilweise erhalten, indem das der Ursprungsöffnuug nächste Stück fehlt. Der vorhandene Theil ist 5 Ctm. lang und 4 Ctm. breit, von rundlich-ovaler Form. Mit den abzweigenden Aesten, die namentlich für den Dünndarm sämmtlich von dem Aneurysma ihren Ursprung nehmen, bildet, dasselbe ein von derbem Bindegewebe eingehülltes Paquet.
Die Wandung ist starr, bis auf 5quot;quot;quot; verdickt; die Intima ist bedeutend verdickt, trübe und theilweise verkalkt; in ihren in­nersten Lagen bemerkt man neben fettiger Entartung eine massige Einlagerung von Rundzellen; ebenso linden sich die äusseren Lagen der Media in zelliger Wucherung. Die Media namentlich an Stelle der grössten Erweiterung ist bindegewebig metamopho-sirt und atrophisch oder nur von einzelnen bindegewebigen Quer-septen unterbrochen.
Im Innern des Aneurysma finden sich ältere Fibringerinnsel, die innig mit der entarteten Intima verbunden sind; sie bilden, wie es scheint, nur Ueberreste eines grösseren wandständigen Thrombus, der entfernt wurde.
Die hier abgehenden (circa 16) Aeste des Dünndarms zeigen an ihrer Ursprungstelle eine besondere Abweichung, indem die­selben sämmtlich durch eine wallartige prominirende Verdickung der Intima des Aneurysma in ihrem Lumen nicht unbeträchtlich verengt sind. So ist z. 15. die Lichtung einer Arterie, die mehrer*! Ctm. vom Ursprung entfernt einen Durchmesser von 3quot;quot;quot; hat, an der Ausflussmündung in einen länglichen Spalt von kaum
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1,5'quot;'quot; Durchmesser umgewandelt, Aehnlich verhalten sich in mehr oder minder hohem Grade die übrigen Arterien; eine grössere Arterie von 5quot;quot;quot; Durchmesser ist durch kalkige Metamorphose der Intima au ihrem Ursprünge vollkommen verschlossen.
Ausserdem ist die Intima säunutlicher abgehenden Arterien wulstig verdickt, zu Längsfalten umgewandelt; ihr Lumen da­durch, sowie durch die Compression von Seite des verdichteten Bindegewebes verengt, in welchem eingebettet sie verlaufen.
Präp. A. VII. 0. 3. Nr. 15 der Münch. Sammlung.
21) Aneurysma der vorderen Gekrösarterie.
Getrocknetes Präparat; zur histologischen Untersuchung nicht geeignet. Ist von rundlicher Gestalt und misst 4 Ctm. in allen Durchmessern. Die Wandung wird fast ausschliesslich von grös-seren zusammenhängenden Kalkplatten gebildet; ebenso ist der Stamm der zuführenden Arterie mit kalkigen Einlagerungen ver­sehen. Wirkliche Verknöcherung lässt sich nicht nachweisen.
Präp. A. VII. O. 3. Nr. 18 der Münch. Sammlung.
22) a) Aneurysma der vorderen Gekrösarterie (Fig. 11 a) (Arter. ileo-coeco-colica).
Dasselbe ist 13 Ctm. lang, in der ersten Abtheilung 3Ctm. breit, in der zweiten 3,5; durch eine geringe Einkerbung in der Mitte erhält das Aneurysma einige Aehnlichkeit mit einem un-regelmässigen 8.
Die Wandung ist elastisch und von sehr ungleicher Be­schaffenheit und Dicke; letztere beträgt stellenweise nur 1quot;quot;quot; und steigt hinwiederum auf 0quot;quot;quot; an der wenigst erweiterten Stelle. Ein sehr unregelmässiges Aussehen zeigt die innere Oberfläche; dieselbe bildet abwechselnd Erhebungen und Vertiefungen und ist grösstentheils namentlich in den Ausbuchtungen ausgekleidet von einem innig adhärenten, entfärbten Thrombus, dessen Innenfläche ein höckeriges und zerklüftetes Aussehen hat und 10—12 Exem­plare von Strong, armatus eingebettet enthält. In der Mitte des Aneurysma zwischen den beiden Ausbreitungen ist die Intima trüb weisslich verdickt und ohne thrombotische Autlagerung. Die
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Das Wnrmanenrysma ilor Kingeweidearterien.
Fig. 11.
Adventitia ist allenthalben gleichmässig verdickt, die Media dagegen stellenweise namentlich in den Ausbucht­ungen bis anf kaum bemerk­bare Spuren geschwunden, an anderen Stellen dagegen auf 4quot;quot;quot; verdickt. Auf der äusseren Seite des ersten An-eurysma bemerkt man eine erbsengrosse rundliche Her­vorragung (in der Abbildung nicht xu sehen), die sich bei näherer Untersuchung als ein kleines Aneurysma disse-vans erweist; nach ulcerati-ver Zerstörung der Innen- und Mittelhaut hat sich das hier angesammelte Blutgerinnsel in einen puriformen Brei um­gewandelt, der die Aussen-wand hervortreibt. An feinen Schnitten durch die Aneu-rysmawandnng sieht man mi­kroskopisch die Intima meist fehlend und durch den wand­ständigen Thrombus ersetzt oder zu einem zellenreichen Bindegewebe verdickt. Die Media ist vielfach von Quer­streifen durchsetzt, die ab­wechselnd aus jungen Rnnd-zellen, kalkigen Herden und Streifen von körnigem rost­farbenem Figment bestehen; letztere breiten sich in der
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Casuistik.
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öfter geschilderten Weise zwisclieu Media und Adventitia aus und dringen hie und da noch in die Adventitia ein. Die Media ist an vielen Stelleu besonders den vertieften circulären Einkerbungen vollkommen geschwunden oder durch gefässhaltigcs Bindegewebe ersetzt und nur hie und da hypertrophisch. An den dünnsten Stellen der Wandung ist dieselbe von Querstreifen junger Rund­zellen so reichlich durchsetzt, dass man kaum noch die normale Grundsubstanz erkennen kann ; hier sieht man ebenfalls einzelne kalkige und pigmenhaltige Herde oder fettige Haufen, die sich auch bis in die Adventitia erstrecken.
Zwischen Media und intiina befinden sich ausserdem einzelne rundliche Herde, die aus einem frischeren, aus wenig veränderten rothen Blutkörperchen gebildeten Gerinnsel bestehen und voll­kommen dem umfang eines Pallisadenwurmes entsprechen.
Aus der zweiten Abtheilung des Aneurysma entspringen zwei grössere Aeste — arter. coecalis sup. et inf.— (Fig. 11. b.) die durch nahezu obstruirende fortgesetzte Thromben fast unwegsam sind.
23) b) Aneurysma der unteren Grimmdarmarterie (Fig. 11. c).
In einer Entfernung von 5 Ctm. folgt auf das soeben be­schriebene Aneurysma (Fig. 11. a.) ein zweites kleineres von länglicher mehr sackförmiger form, welches '2 Ctm. lang und i,.r) Ctm. breit ist. Die Wandung verhält sich ähnlich wie in dem grösseren Aneurysma und besteht wesentlich aus Adventitia, während die Media grösstentheils und die Intiina vollkommen ul-cerirt sind. An einer Stelle der äusseren Oberfläche findet sich eine erbsengrosse rundliche Erhebung, die sich beim Einschneiden als ein kleines Aneurysma dissecans erweist, indem die Media und Intima ulcerirt und der Innenraum durch einen puriformen Brei ausgefüllt ist. Das Aneurysma selbst ist durch einen un-regelmässig canalisirten, bröckliggelben und braunrotheu Thrombus angefüllt, der an seinem peripherischen Ende einen aus 6 Palli-sadenwürmern gebildeten förmlichen Knäuel einschhesst. Die Wandung der abgehenden Arterie ist verdickt; ihr Lumen durch
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Das Wiimaiieiimina dor Eingeweidearterien.
Fig. 12.
laquo;ÄSSfe.
Arteriitis ver
(der
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Grimmdarmartcno t.
a. Gcfäss c. Papillii
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ntwicklung in dei Aiivnitit i;i. b !gt;'. Querscliiiitle von Pallisadenwürmcrn. #9632; - Wuclicrung der [atimn, d. Innerste .Schicht der lntiiiKi, eiterig unter-1 in (i;igt; Arterieulumcn rmporgewulstet. c. Frischer Thrombus im r.nmcn ler Arterie, f. Eiterig inflltrirte Media. Vcrgrüssenme 12.
einen wandständigen in Schnimpfung und Rückbildung begrif­fenen Thrombus nahezu vollständig geschlossen. Mehrere Cen­timeter entfernt von diesem Anourysma ist. das Arterienlumen an einer Stelle etwas erweitert und wieder verengt; an der letzten Stelle finden sieh in die Wandung eingebettet 2 Exemplare von Pallisadenwürmern (Fig. 12. b.), die Intima enorm verdickt und theilweise in papillärer Wucherung (Fig. 12. c). An einem feinen Sciinitt zeigt sich der Befund einer diffusen Arteriitis mit starker Gefässentwicklung in der Adventitia und den äussersten Schichten der Media (Fig. 12. a.) — In dem Lumen ein dünner frischer Thrombus (Fig. 12. e.)
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Casnistik.
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24) Präp. A. VII. 0. 3. Nr. 17a. Aneurysma einer Grimmdarmarterie.
Dasselbe ist von konischer Form, 10 Ctm. lang, am centra-leu Ende 3 Ctm. breit, gegen die Peripherie 2—2,5 Ctm. breit. Die Verdickung der Wandung beträgt bis zu 6—10quot;quot;quot;. woran sich besonders die Adventitia und das angrenzende Bindegewehe betheiligen, die bis auf (gt;quot;quot;quot; verdickt sind. Die 2'—4quot;quot;quot; dicke Media ist durch zahlreiche, querverlaufende, septenartige Lamel­len von 0,5quot;quot;quot; Breite unterbrochen, welchen reichliche rostfarbene PigmenteinlageiungefP entsprechen, die sich zwischen Media und Adventitia weiter ausbreiten und der Media ein förmlich mar-morirtes Aussehen gehen. Diese queren Pigmentstreifen sieht man an denjenigen Stellen der Innenwand, die frei von throm-botischen Auflagerungen sind, durch die verdickte Intima hin­durchschimmern. An solchen Stellen ist die Intima einfach ge­trübt inul verdickt; im grössten Theile der Innenwand wird sie dagegen von unregehnässigen wulstigen Fibrinschichten bedeckt, in denen 10 Pallisadenwümer eingebettet liegen. Der wand­ständige Thrombus setzt sich beiderseits in den zu- und abfüh­renden Stamm der Arterie fort und verengt ersteren bedeutend ; letz­teren verschliesst er in Form eines frischeren braunrothen Ge­rinnsels vollkommen und enthält 2 geschlechtsreife Exemplare von Strongylus armatus. (Auf der Wanderung begriffen?). — In der verdickten Innenwand bemerkt man an Stellen, wo der wandständige Thrombus dieselbe nicht vollkommen auskleidet, mehrere feine Oeffnungen, die entweder Ausfliissmündungen von kleineren hier abgehenden Gelassen sind oder als gewundene Gänge, die mit frischeren oder älteren Blutgerinnseln gefüllt sind, die Wandung durchsetzen. Die in dem einscbliessenden Binde­gewebe verlaufenden feineren Arterien sind fast ausnahmslos durch Thromben verschlossen.
An feinen Schnitten sieht man mikroskopisch die Intima entweder fehlend oder usurirt und es bedeckt, hier der wand­ständige Thrombus, dessen äusserste Lagen in Organisation be­griffen sind, unmittelbar die unebene zackige Media. An an­deren Stellen ist die Intima entzündlich infiltrirt, verdickt, ohne
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52nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Das Wurmaneuiysma der Eingeweidearterien.
scharfe Grenze von der Media geschieden und ebenso von den äussersten orgauisirten Lagen des Thrombus, der in seinen in­neren Schichten aus Fibrin und weissen Blutkörpern besteht. An einer Stelle findet sich in die Intinm eingebettet ein Strongylus von mittlerem Umfange, in dessen Umgebung eine reichliche Wucherung und Infiltration der intiina durch zellige Elemente bemerkbar ist. Wie schon erwähnt setzt sich der Thrombus an zahlreichen durch Pigmentstreifen gekennzeichneten Stellen quer durch die Media hindurch bis zur Adventitia fort; auch diese thrombotischen Ausläufer sind hie und da in gefässhaltiges Binde­gewebe umgewandelt oder in Organisation begriffen und bestehen hauptsächlich aus weissen Blutkörperchen. Die im grösseren Theile verdickte Media zeigt stellenweise Hypertrophie der Muskel­fasern mit bedeutender Entwicklung der elastischen Fasernetze und Bildung bindegewebiger Septen. An manchen Stellen er­scheint das normale Bild der Media durch reichliche Kundzellen-bildung vollkommen verwischt oder dieselbe vollkommen binde-gewebig umgewandelt.
Präp. A. VII. O. 3. Nr. 23.
25) a) Aneurysma der vorderen Gekrösarterie. (Alter, ileo-coeco-colica.) (vide IS'r. 57).
Der Stamm der Dickdannarterien, der in einer Länge von 7 Ctm. vorhanden ist, bildet ein spindelförmiges, 2,5 Ctm. breites Aneurysma. Die Wandung ist auf einer Seite bis auf 10quot;quot;quot; ver­dickt, wovon 4quot;quot;quot; je auf Intinia und Adventitia resp. das mesen-
teriale Bindegewebe kommen und nur 2.....' auf die Media. Die
Intima selbst ist getrübt, faltig verdickt und hie und da mit dünnen, derben, fest anhaftenden Gerinnseln von geringem Um­fange bedeckt. Dagegen fehlt die Intima und Media an mehreren ringförmigen Stellen vollkommen und wird hier die Wandung ausschliesslich durch die Adventitia und das verdichtete Binde­gewebe gebildet. — Im Inneren keine Pallisadenwürmer.
An feinen Schnitten erscheint die Intima an den verdickten Stellen in ihren ausseien Schichten in vascularisirtes Binde­gewebe umgewandelt oder durch Zunahme von glatten Muskel-
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fasern verdickt und liie und da durch Einlagerung von Rund­zellen verändert.
An den vertieften wie angefressen aussehenden Stellen liefen die Reste der Media entweder bloss oder sind bindegewebig um­gewandelt. In der Umgebung dieser Stellen sieht man hinde-gewebige durch zahlreiche Rundzellen ausgezeichnete Septen quer die Media durchsetzen und hie und da in Verbindung stehen mit Gängen, die noch in den innersten Lagen der Media ver­laufen und von denen einer die gefaltete Larvenhaut eines Strou-gylus enthält.
Die Grenze zwischen Intima und Media ist vollkommen ver­wischt; die elastische Innenhaut nicht mehr im Zusammenhang vorhanden.
In der Adveutitia befinden sich feine Gefässe mit organi-sirten Thromben.
Fig. 13.
Die Bauchschlagader (art. coeliaca) zeigt in diesem Falle keine aueurys-
matische Erweiterung, wohl aber eine Verengerung ihres Lumens durch eine enorme Wucherung der Intima (Fig. 13). quot;Mikroskopisch findet sich ein grosser Zellenreichthum der Intima ohne eine
Spur von fettiger oder kalkiger Meta-
Endoarteriitis chrouica der Bauch-Schlagader (arier. coeliaca). Quer­schnitt, a. Enorm verdickte In­tima. .V. Gefässentwicklung in der­selben, b. Media, c. Adventitia. Vergrösserung 3.
morphose ; an einer Stelle sind sogar mehrere Gefässe (Fig. 13. a') in den äussersten Schichten der Intima vor­handen.
26) b) Aneurysma einer Dünndarmarterie.
unmittelbar vom Ursprung aus dem aneurysinatischen Stamm der vorderen Gekrösarterie (25) beginnt ein haselnussgrosses Aneurysma einer Dünndarmarterie, deren Lumen nach dem Aus­tritt aus dem Aneurysma nur l,oquot;quot;quot; Durchmesser besitzt. Im Innern einige kleine wandständige Gerinnsel.
Die Wandung ist verdickt; die Intima besitzt eine Dicke von l,5quot;,m wie die Media, deren Durchmesser übrigens an ver­schiedenen Stellen verschieden gross ist.
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54nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Das Wurmanetuysma der Eingewcidcarterien.
Die milchig getrübte Intima wird hauptsächlich durch die verdickten zellenarmen Lagen der Längsfaserhaut zusammen­gesetzt; nur die innersten Lagen enthalten in lückenförmigen Räumen theils regelmässiiraquo;' eingelagerte, tlieils unregelnuissig zer­streute Rundzellen. An Steile, der innern elastischen Haut liegt eine bindegewebige Lage, die hie und da die mit einem dicken elastischen Netze versehene und atrophische Muscularis durch­setzt. In den äussersten Lagen der Intima findet sich an einer Stelle eine Larvenhaut eines Strongylus in narbiges Gewebe ein­geschlossen.
Auch hier linden sich feine Arterien der Adventitia mit or-ganisirten Thromben.
Präp. A. VI1. o. 3. Kr. 27.
27) a) Aneurvsma der vorderen Gekrösarterie')• (Arter. ileo-coeco-eolica).
Der in einer Länge von 7 Ctm. vorhandene Stamm der Gekrösarterie ist circular gleichmässig auf 3-4,5 Ctm. Quer­durchmesser erweitert.
Die Wandung ist derb, 4—7'quot;quot; dick an einzelnen Stellen
nur 1,5quot;quot;quot;, wovon an manchen Stellen 3...... auf die Intima und
je 2quot;':quot; auf Media und Adventitia kommen. Nach Ablösung des 2—8quot;quot;quot; dicken canalisirten Thrombus findet man die vorher innig mit dem Thrombus verbundene Intima rauh und uneben, mit kalkigen Einlagerungen versehen, die sich bis an die Media erstrecken.
Der centrale Eingang in den canalisirten Thrombus ist un­mittelbar am Ursprung aus der Aorta ziemlich eng; es erstrecken sich hier dünne und schmale Auslaufer des Thrombus bis über den Rand der Ausflussmündung in das Lumen der Aorta hinein. An diesem Präparat findet sich zugleich Thrombose der Becken-nnd Cruraläste der Aorta.
Der Thrombus ist von zahlreichen Strongylusgängen durch­bohrt; seine äussersten Schichten bestehen aus fettig umgewandeltem Fibrin mit einzelnen weissen Blutkörperchen.
') Vergleiche Aueurysmen der Bauchaorta Nr. 57.
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Tn den tieferen Schichten des Thrombus findet sich ein Pal-lisadenvrarm.
#9632;28) h) Aneurysma der oberen Griramdarmarterie,
Wallnussgross, sackförmig. 4 Ctm. lang, 3 Ctm. breit; an seinem Ursprünge obliterirt.
Die Wandungen verhalten sicli ähnlich wie im vorigen Falle, sind bis auf 2,5quot;quot;quot; verdickt; die lutima uneben und höckerig mit kalkigen Einlagerungen versehen, die mit dünnen, unregelmassigen Gerinnseln bedeckt sind: letztere bestehen hauptsächlich aus Fett, körnigem Detritus, Kalkpartikelchen und Spindelzellen. Fin voll­kommen obstnüremliT Thrombus wurde wahrscheinlich entfernt. An dem centralen Ende des Aneurysma, wo man den zuführenden Stamm der Arterie zu finden glaubt, ist die Media und Adventitia bedeutend verdickt und das Lumen der Arterie durch einen ver­kalkten Thrombus, der mit der ebenfalls verkalkten lutima innig verbunden ist, vollkommen verschlossen.
Die vom vorigen Aneurysma (27) abgehenden Aeste des Dünndarms sind zu einem derben Paquet vereinigt und an ihrer Mündungsstelle aus dem Stamm der Gekrösarterie bedeutend verengt; so ist z. B. die Ausflussmündung einer Arterie von 4quot;quot;quot; Durchmesser auf 1,5quot;quot;quot; verengt.
Die Aorta ist in ihrer unteren Wandung in der Umgebung des Ursprungs der Eingeweidearterien verändert, ihre lutima bis auf 1.5quot;quot;quot; verdickt getrübt, faltig und mit einzelnen kalkigen und atheromatösen Herden versehen.
Altes Pferd zu anatomischen Uebungen getödtet. 6. XII. 1869.
29) Aneurysma der vorderen Gekrösarterie. (Arter, ileo-coeco-colica.)
Dasselbe ist 5 Ctm. lang, 2,5 Ctm. breit, im Anfang bauchig ausgedehnt, gegen das Ende schmäler werdend.
Die Wandung des Aneurysma ist 8—10...... dick und ist hiebei
besonders die Adventitia betheiligt,, in geringerem Grade auch die Media und Intima. An feinen Schnitten sieht man die äus-sersten Schiebten des Thrombus in beginnender und theilweise
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56nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Has Wimiuuipiinsma der Eingcweidearterieu.
vollendeter Organisation und ohne Grenze in die innersten Lagen der Intinia übergehen. Die normale Struktur der letzteren ist bedeutend verändert, indem sie grösstenthcils durch ein zellen-reiches — ans zahlreichen stern- und spindelförmigen Zellen be­stehendes — derbes Bindegewebe ersetzt ist. Nach Ablösung des wandständigen Thrombus sieht man in derlntima querverlaufende schmutzig braune Pigraeutstreifen durchscheinen, die mikroskopisch meist von querverlaufenden Streifen junger Zellen begleitet sind und sich mit denselben vielfach durch die verdickte Muscularis bis zur Adventitia fortsetzen; oder man sieht ähnliche oder binde-gewebige Streifen in grosser Zahl die Muscularis quer durchsetzen, die hie und da von solcher Ausdehnung sind, dass sie die atro-jihische Muscularis ersetzen: längs derselben bemerkt man auch fettig körnige Herde. Im üebrigen ist die verbreiterte und hypertrophi­sche Muscularis vielfach bindegewebig umgewandelt oder es er­scheinen an Längschnitten die einzelnen Mnskellagen von breiten bindegewebigen Septen eingeschlossen. Die Adventitia ist be­deutend verdickt und enthält zwischen den elastischen Fasern ein derbes Bindegewebe.
Der Innenraum des Aneurysma ist von einem wand ständigen, canalisirten Thrombus ausgekleidet, der am Ein- und Ausgang in der Dicke' einer Federspule offen ist. Her Thrombus ist an Stelle der grössten Ausbreitung 7quot;quot;quot; quot;dick und verdünnt sicli von hier aus allmählig. Die Innenfläche desselben ist entweder un-regelmässig vertieft oder mehr gleichförmig reticulirt. Derselbe! ist von blassröthlicher Farbe und ziemlicher Consistenz; seine in­nersten Lagen bestehen nur aus Fibrin, seine mittleren und äus-seren gehen entweder unmittelbar in die Intima über und sind bindegewebig organisirt oder befinden sich besonders an den dickeren Schichten in fettiger Degeneration: Körnerzellen, Fett­moleküle und Fettkörnchen, sowie weisse Blutkörperchen bilden an solchen Stellen die histologischen Elemente des Thrombus.
In dem Thrombus finden sich zahlreiche feine Kanäle, in denen eingebettet 14 Exemplare von Strong, armatus liegen.
Dieselben ragen theilweise frei in das Lumen des Aneurysma hinein oder sind noch von den innersten Lagen der Intinia um-
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schlössen. In don äussersten Schichten dos Thrombus lassen sich ausserdem noch mehrere dunkelbraun gefärbte abgestreifte Larven­häute nachweisen. Ferner findet sielraquo; an einer Stelle an der Grenze zwischen Intima und Media ein Pallisadeuwunn eingebettet, dessen Lager eine direkte Fortsetzung eines der bindegewebigen Quer­streifen bildet, welche die Muscularis durchsetzen und als weitere Ausläufer schmutzigrothe Pigmentstreifen und Bindegewebszüge zwischen Media und Adventitia besitzen.
Unter Kolikerscheinungen umgestandenes Pferd. Sect. 15. XII. 1SG9.
30) Aneurysma der vorderen Gekrösarterie. (Art. ileo-coeco-colica).
[st von spindelförmiger Gestalt, S Ctm. lang und 3 Gtm.
breit. Die Wandung ist bis zu 6.....' dick, dehnbar elastisch. Die
Innenfläche ist beinahe zur Hälfte von einem canalisirten ring­förmigen Thrombus bedeckt, der das Lumen bedeutend verengt. An diesen Stellen fehlt die Intima und adhärirt der Thrombus unmittelbar der Media, die bedeutend verdickt ist. Ebenso hypertropisch ist die Muscularis adventitiae, die in der Mitte des Aneurysma bis auf 2quot;'quot; verdickt, ist. Die Intima ist an den Grenzen des Thrombus theils in ihren tieferen Schichten binde-gewebig umgewandelt, theils mit Zunahme ihrer normalen Ele­mente durch reichliche Einlagerung von Rundzellen im Zustande acuter Entzündung. Audi die Muscularis Intimae ist stellenweise verdickt oder auch fehlend.
Nach Ablösung des Pfropfes erscheint die Intima grössten-theils im Zustande der Ulceration, ausserdem verdickt und ge­runzelt. Ueberaus brüchige und lockere Massen von röthlicher Farbe bedecken die ulcerirten Stellen und bestehen mikroskopisch aus farblosen Blutkörperchen, körnigem Detritus, Fett, Körner­zellen und Pigmentschollen. Hie und da siebt man in der ver­dickten Intima quer laufende schmutzig braunrotheStreifen durch­scheinen, die aus körnigem Blutpigment bestehen und sich öfters, von bindegewebigen Streifen begleitet, durch die enorm hypertro­phische Media fortsetzen.
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Das Wurmaneurysma der Eingeweidearterien.
An einer peripherischen Theilungsstelle hinter dem Anen-rysma, wo die Blinddarmarterien und die untere Grinmularniar-terie entspringen, sitzt ein lockerer reitender Embolus, der be­sonders das Ostium der unteren Grimmdarmarterie verengt und 3 Exemplare von Strongylus armatus einschliesst, von denen 2 sehr lose, 1 grösserer sehr innig in das Gerinnsel eingebettet ist. Der Embolus sitzt lose auf und besteht wesentlich aus weissen Blutkörperchen und fettig entartetem Faserstoff.
Weiter peripherisch in der unteren Grimmdarmarterie ein zweiter reitender Embolus von ähnlicher Beschaffenheit.
In einem anderen vom Aneurysma abgehenden Stamm (obere Grimmdarmarterie) findet sich eine weitere haselnussgrosse Er­weiterung ohne Thrombenbildung.
Wegen Rotz getödtetes altes Pferd. 22. XII. 1869.
31) a) Aneurysma der vorderen Gekrösarterie.
Dasselbe ist 7.5 Ctm. lang, am centralen Ende 2,5—3 Ctm. breit. Die Wandung ist auf 7—8quot;quot;quot; verdickt mit vorwiegender Betheiligung dor Adventitia und Media. Erstere ist sclerosirt, ihre Muscularis bis auf 1,5quot;quot;quot; verdickt; die Muscularis mediae bis zu 3—#9632;t'quot;quot; dick und in der Längsrichtung mit zahlreichen Einkerb­ungen und Firsten versehen. An erstcren fehlt meist die Intima und liegt der wandständige Thrombus die Vertiefungen ausfüllend un­mittelbar auf der ulcerirten Media. In diesen längsverlaufenden Vertiefungen hausen manchmal grosso Exemplare von Strongylus zwischen den äussersten Schichten des Thrombus und den innersten der Media , die an solchen Stollen eiterig infiltrirt erscheint. An den prominirenden Firsten ist die Intima erhalten und besonders in der peripherischen Gegend des Aneurysma bis zu 1—2quot;quot;quot; ver­dickt. Die innentlädie ist fast allenthalben mit einem I—3quot;quot;quot; dicken, theilweise organisirten Thrombus ausgekleidet, der eine dem normalen Lumen der Arterie ungefähr entsprechende Lichtung offen lässt. Die innere, durch zahlreiche Längsfalten unebene Oberfläche des Thrombus wird von einer dünnen halbdurchsichtigen Membran ausgekleidet, die aus einem feinen Fibrinnetz mit spär­lichen weissen Blutkörperchen besteht. Im üebrigen zeigt der
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Thrombus theils die verschiedenen Entwicklungstufen des organi-sirten Gewebes, theils besteht er aus Granulationszellen, reich­lichen Körnerzellen und einem fettigen Detritus, der sich als ein schmutzig röthlicher Brei aus den Vertiefungen des Thrombus ausdrücken lässt.
In den verschiedenen Schichten des Thrombus eingebettet liegen '21 Exemplare von Strongylus armatus, die meist mit einem Ende frei in die Lichtung der Arterie hereinragen.
Die entzündliche Verdickung der Intima reicht unmittelbar bis au den Ursprung aus der Aorta, ebenso die Ausläufer des wandständigen Thrombus.
Die von dem erweiterten Stamm abgehenden Aeste des Dünn­darms sind an ihrem Ursprünge sämmtlich durch wandständige Thromben verengt, einzelne grössere Arterien des mesenterialen Bindegewebs mit frischen Thromben versehen.
32)nbsp; b) Aneurysma der oberen Grimmdarmarterie.
Dasselbe ist eine unmittelbare Fortsetzung desgrösseren Aneu­rysma und hat den Umfang einer Haselnuss. Die Wandungen sind in allen Einzelnheiten ähnlich beschaffen wie die des vorher­gehende i (31). Im Innern am Eingang 1 Pallisadeuwurm.
Unter Kolikerscheinungen umgestandenes Pferd. 26. XII. 1869.
33)nbsp; Aneurysma der vorderen Gekrösarterie (Arter. ileo-coeco-eolica).
Die Erweiterung erstreckt sieh bis zur Theilung in die ein­zelnen Aeste in einer Länge von 7 Gtm. und ist an der Basis 3 Ctin. gegen die Peripherie zu 1,7 Gtm. breit.
Die Wandung hat an Stelle der grössten Erweiterung nahe am Ursprung der Arterie eine Dicke von nahezu 1 Gtm. und wird gegen die Peripherie zu immer dünner. Die Media und Ädventitia sind bedeutend verdickt: die Intima dagegen fehlt an einzelnen Stellen vollkommen, oder ist gelockert, gesehwellt und in der Gegend der grössten Aussackung an einer umschriebenen Stelle ausserordentlich verdickt, succulent und milchig weiss. In das entzündlich infiltrirte, mit zahlreichen Rundzellen versehene
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(50nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Das Wurmaueurysma der Eingeweidearterien.
Gewebe der Intima findet sich ein Pallisadenwurm und in der Nähe in einer mehr bindegewebig sclerosirten Stelle der Intima die Larvenhaut eines Strongylus eingelagert.
An einer Stelle der Innenwand sieht man eine grössere schiefrig gefärbte Stelle durch die getrübte und verdickte Intima durchscheinen.
Im Ganzen ist die Muscularis bis über 6quot;quot;quot; hypertrophisch und von zahlreichen bindegewebigen Septen durchbrochen, die querverlaufend besonders an der Grenze gegen die Intima zu das Muskelgewebe verdrängen und so die Grenze zwischen beiden Arterienhäuten vollkommen verwischen. An einer solchen Stelle findet sich eingebettet ein Pallisadenwurm; die Wandung seines Lagers besteht aus einer Zone von Eiterkörperchen, die zugleich mit einem queren bindegewebigen Septum in Verbindung steht, welches die Muscularis quer durchsetzt.
In dem Aneurysma befindet sich ein lockerer, saftreicher, obstruirender Thrombus, der besonders an Stelle der grössten Erweiterung das Lumen der Arterie vollkommen ausfüllt und nur nach aussen die Intima theihveise freilässt, wo ein frisches lockeres Blutgerinnsel seine Fortsetzung bildet. Derselbe ist von weiss-röthlicher Farbe und verschliesst das Aneurysma in einer Länge von 2,5 Ctm. vollkommen, ebenso einen grösseren an der Basis abgehenden Ast — die obere Grimmdarmarterie. In dem Thrombus finden sich circa 8 Exemplare von meist ausgebildeten Pallisaden-wünnern. Die mikroskopischen Elemente des Thrombus bilden weisse Blutkörperchen, feine Fettkörner, zahlreiche Molecule und nur hie und dazusanmienhängemle Stückchen geronnenen Faserstoffs.
Weiter nach auswärts nahe dem peripherischen Endtheile des Aneurysma an der Theilungsstelle des Gefässes in die ein­zelnen Aeste des Dickdarms (art. colica inf. und art, coecalis) findet sich ein bolmengrosser, festsitzender Einbolus, der vermöge seiner Grosse und Lage das Lumen der Arter. colica infer, nahezu vollständig verschliesst, sich in mehrere hier abgehende Aeste des Dickdarmes fortsetzt und dieselben vollständig unwegsam macht. Dieser Fmbolns hat ganz dasselbe Aussehen und Be-schaffeuheit wie der oben beschriebene Thrombus des Aneurysma;
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ebenso ist seine mikroskopische Zusammensetzung dieselbe: er besteht ebenfalls ausschliesslich aus weissen Blutkörperchen, die nebst zahlreichen feinen Fettkörnern und inolecularem Detritus in eine spärliche Fibrinmasse eingebettet sind, ungefähr 2 Ctin. nach aussen, wo die Arter. colica infer, einen grösseren Ast ab­gibt, sitzt ein zweiter reitender Embolus von geringerem Um­fange und von derselben Beschaffenheit wie der soeben be­schriebene.
An acutem Rotz umgestandenes Pferd. 28. XU. 1869.
34) a) Aneui'ysma der vorderen Gekrösarterie. (Arter. ileo-coeco-colica).
Die Erweiterung erstreckt sich in einer Länge von 9 Ctm. bis zur Verzweigung in die Dickdannarterien, ist im Beginn 3,5 Ctm., weiter nach aussen nur 1,5 Ctm. breit und betrifft gleichmässig die Wände nach allen Richtungen. Die Wandungen sind durchweg auf 5quot;quot;quot; verdickt und sind sammtliche Häute, na-mentlich die Media und Adventilia daran betheiligt. Die Intima ist getrübt, von weissgelblicher Farbe und durch leichte Erheb­ungen und Vertiefungen uneben. An der Stelle der grössten Er­weiterung sitzt ein vollkommen circumscripter, warzenförmiger, fest anhaftender Thrombus von 6quot;quot;quot; Dicke, dessen Basis 12quot;quot;quot; in sämmtlichen Durchmessern misst. Derselbe ist von trübweiss-licher Farbe und abgeglätteter Oberfläche; seine Basis bildet ein grösscrer atheromatöser — aus grösseren Fettkörnern und niole-culärem Detritus gebildeter — Herd in den innersten Schichten der emporgewölbten Intima. Mikroskopisch ist die Intima an dieser Stelle theils von zahlreichen Rundzellen durchsetzt, die in der nächsten Umgebung des atheromatösen Herdes allmälig sel­tener werden, in ihren tieferen Schichten dagegen bindegewebig umgewandelt, ebenso die innerste Lage der angrenzenden Media, entsprechend dem Sitz des Thrombus. Als unmittelbare Fort­setzung dieses Bindegewebs sieht man einen bindegewebigen Streifen hier schief die Muscularis durchsetzen, die im Uebrigen gleich­mässig hypertrophisch erscheint.
Ein vollkommen ähnlich zusammengesetzter, wandständiger, prominironder Thrombus sitzt unmittelbar an der Ursprungs-
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62nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Igt;as Wurmauounsma dor Eiugeweidearterieu.
Öffnung der Gekrösarterie und verengert das Lumen derselben merklich. sowie die Ausflussmündung der hier ihren Ursprung nehmenden vorderen Mastdarmarterie. Die äussersten Lagen des­selben sind theilweise organisirt, setzen sich von der Basis des Thrombus aus als dünne, theils organisirte, theils mehr fibrinöse Ausläufer gegen die Aorta hin fort und ragen mit ihren äus­sersten Enden in das Lumen derselben hinein.
In dem Aneurysma findet sich kein Pallisadenwurm. Bei genauer Untersuchung sieht man auf dem zuletzt beschriebenen Thrombus ein dünnes schwarzbraunes Gebilde, welches mit einem Ende frei in das Lumen des Aneurysma hineinragt, mit dem an­dern so fest in dasselbe eingebettet liegt, dass es durch einen massig starken Zug nicht zu entfernen ist. Die mikroskopische Untersuchung erweist dieses Gebilde als die abgestreifte Larven­haut eines l'allisademvurmes.
Derjenige Theil der vorderen Gekrösarterie, aus welchem die Dünndarmästquot; entspringen, ist ebenfalls massig ausgebuchtet.
35)nbsp; nbsp;b) Aneurysma der oberen Grimmdarmarterie.
Beginnt in ovaler Form — 3 Ctm. lang, 2 breit — unmit­telbar vom Ursprung aus der Gekrösarterie. Die Wandungen verhalten sich ähnlich wie im vorigen Falle; im Innern sind keine thrombotischen Auflagerungen.
Die zu beiden Aneurysinen gehörige Aorta ist in dem Ab­schnitt zwischen vorderer Gekrösarterie und Bauchschlagader in geringem Grade atheromatös verändert; die Innenwand ist leicht gefurcht, uneben und enthält in den tieferen Lagen der Intima dünne kalkige Platten bis zu Halbguldengrösse, die vorzüglich in der Umgebung der ürsprungsöffnungen beider Arterien gelagert sind. Die übrigen Theile der Bauchaorta sind vollkommen normal.
Zu anatomischen üebungen getödtetes Pferd. 2. I. 1870.
36)nbsp; a) Aneurysma der vorderen Gekrösarterie.
Dasselbe misst 10 Ctm. in der Länge, hat am Anfang einen Durchmesser von A Ctm.. weiter nach aussen von 2—2.5 Ctm.
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flaquo;
Nahe am Ursprang aus dtn' Aorta ist die Erweiterung nach einer Seite zu mehr sackig, weiter nach aussei! gleichförmig circular.
Die Wandung ist 3—5...... dick. Die Adventitia und das an­liegende mesenteriale Bindegewebe sind bedeutend verdichtet; in letzterem sieht man stellenweise schieferig gefärbte Stellen hin­durchschimmern, die sich mikroskopisch als unregehnässige kör­nige Pigmentstreifen erweisen. Die Media ist an Stelle der grössten Erweiterung theils bindegewehig theils in Verbindung mit der Intima kalkig umgewandelt; an dem peripherischen mehr gleichmässig erweiterten Theile des Aneurysma ist sie in hohem Grade hypertrophisch. Die innere Oberfläche ist sehr uneben und unregelmässig gebildet. Die verdickte und getrübte Intima, die mikroskopisch sehr zellenarm ist und in ihren äussersten Lagen einzelne fettige und kalkige Herde einhält, ist entweder mit einem dünnen innig anhaftenden Faserstoffbeschlage bedeckt oder an den verkalkten Stellen mit einem derben Thrombus be­deckt, die bis zu squot;quot;quot; dick das Lumen des Aneurysma verengen; in denselben eingebettet finden sich 5 grosse Exemplare von Strong, armat. und ü abgeworfene Larvenhäute.
Am Rande der Ausflussmündung aus der Aorta bildet die Intima eine Hache, linsengrosse, schmutzig grau durchscheinende Erhebung. Die nähere Untersuchung ergibt, dass hier ein Palli-sadenwurm von ansehnlicher Grosso zwischen Intima und Media seinen Sitz hat. Derselbe ist ohne Larvenhaut und ist seine Cu-ticula von zahlreichen Eiterkörpercheu bedeckt. Die innere Ober­fläche der Intima ist, aussei' der leichten Erhebung an dieser Stelle vollkommen intakt. Mikroskopisch ist die Intima hier durch eine reichliche Zelleninfiltration um das vierfache ihrer normalen Dicke (0,35quot;quot;quot;) verdickt. Der Gang des Strongylus ist zunächst von einer dichten Lage junger Rundzellen umgeben, die allmählig in einiger Entfernung weniger zahlreich werden. Die Muscularis ist hier ebenfalls von zahlreichen jungen Zellen durchsetzt; an einigen glücklichen Schnitten sieht man einen die Media schief durch­setzenden Streifen, der durch körniges Pigment gekennzeichnet in den Wurmgang übergeht. Die Entwicklungsstufe des Pallisaden-wurmes genau zu bestimmen war nicht möglich : nach dem
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04nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Das Wunnaneurysma dor Eiugeweidearterien.
Durchmesser des Körpers konnte man ihn für eine mittelgrosse Larve anseilen.
Die von dem Aneurysina entspringenden Dünndarmarterien siml ans ihren Ausflussmündungen durchweg verengt und einzelne auch durch kleinere Thromben theilweise verschlossen.
37)nbsp; Aneurysma der unteren Griramdarmarterie.
Ungefähr ' ,- Meter von dem vorigen entfernt, ist 5 Ctm lang, 2 Ctm. breit, verschmälert sich an beiden Enden unbe­deutend und stellt eine nach allen Seiten gleichförmige Erweiterung dar. Die Wandung ist bis auf 3—5quot;quot;quot; verdickt, so dass das Lumen höchstens 1 Ctm. Durchmesser hat. Die Verdickung der Wandung besteht vorwiegend durch die Theilnahme der Ad-ventitia und des adnexen Bindegewebes. Letzteres zeigt ein reichlich entwickeltes varicöses Venennetz, welches durch einge­schlossene verkalkte Thromben knollige derbe Hervorragungen bildet; daneben sieht man schieferige Pigmentirung des sclero-sirten Bindegewebes, Die Media ist verdickt und theils binde-gewebig, theils kalkig umgewandelt. Die verdickte Intima ist mit einem bröckligen, gelblichkäsigen wandständigen Thrombus bedeckt, der ringförmig ', der Innenfläche überzieht und 2 Pal-lisadenwürmer enthält. Mikroskopisch besteht der Thrombus in diesem wie im vorigen Falle ans farblosen Blutkörperchen, grossen Körnerzellen und Körnerhaufen (letztere bis zu 0,075quot;quot;quot; Länge und 0,03 Breite, körnigem und fettigem Detritus, grösseren Fett­tröpfchen (bis zur Grosse eine-, rothen Blutkörpers), Myelin und etwas coagnlirtem Blut. Ausserdem finden sich an nlcerirten Stellen der Intima sternförmige Bindegewebszellen in fettiger Entartung.
Im weiteren Verlaufe der Grimmdarmarterie finden sich kleinere Seitenäste derselben durch alte, theilweise kalkige Thromben verschlossen und das zunächstgelegene Bindegewebe des Mesocolon deutlich schieferig pigmentirt und sclerosirt.
Unter KoUkerscheinungen umgestandenes Pferd. Section am '.raquo;. I. 1870.
38)nbsp; Aneurysma der vorderen Gekrösarterie. Dasselbe erstreckt sich vom Ursprung aus der Aorta bis
zur Theilung der Arterie in die einzelnen Dickdarmarterien in
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Casuistik.
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einer Länge von 11 Ctim'. Dasselbe ist ziemlich gleichmässig rund und von flaschenförmiger Gestalt, indem es im Anfang bauchig und 3,5 Ctm. breit, nach uussen nur mehr '2 Ctm. breit ist. An dem bauchigen Theil ist die Wandung bis zu 8quot;quot;quot; dick mit vor­wiegender Theilnahme des verdickten mesenterialen Bindegewebes, während die Media dort theilweise atrophisch und bindegewebig umgewandelt ist. An dem engereu peripherischen Theil beträgt die Dicke der Wandung nur 3—'r'quot;quot; und ist hier vorzuglich die Muscularis hypertrophisch. Die Intima ist allenthalben bedeutend verdickt und zum grösseren Theil von einer 1 — 2quot;quot;quot; dicken schmutzig weisslichen und schieferig gefärbten canalisirten Fibrin­schicht bedeckt, die theilweise locker aufliegend 3 Pallisadenwür-mer einschliesst, an anderen Stellen dagegen innig mit der Intima verbunden ist. Ihre Ausläufer setzen sich in centraler Richtung bis in das Lumen der Aorta fort, wo sie lose autliegen. Die Ausflussmündung der Gekrösarterie ist überdiess nicht unerheblich erweitert. Der nicht vom Thrombus bedeckte Theil der Intima ist undurchsichtig, trüb, in flacheu Falten und Unebenheiten ver­dickt. Mikroskopisch zeigt die Intima durchweg Vermehrung ihrer normalen Elemente, in den ausforsten Schichten eine reich­liche Einlagerung von Rundzellen. An der Media bemerkt man aussei- der massigen Verdickung keine auffallende Veränderung. Der deutlich geschichtete Thrombus besteht aus weissen Blutkör­pern und Fibrin und ist von mehreren rundlichen 1.5—2quot;quot;quot; weiten Gängen durchbohrt, die entweder leer oder mit frischem Blut-coagulum gefüllt sind.
Die von dem Aneurysma entspringenden Arterienäste sind durch Verdickung der in Längsfalten erhobenen lutima ausnahms­los in ihrem Lumen verengert.
Die Aorta ohne irgend welche Veränderung.
Dreijähriges, wegen Rotz vertilgtes Pferd. 14. L 1670. 39) Aneurysma der vorderen Gekrösarterie. Ganseigross, misst im Längendurchmesser 7, im Querdurch­messer (i Ctm. Beginnt unmittelbar von der Ursprungsöffnung
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66nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Das Warmaneurysma der Eingeweidearteriell.
aus der Aorta, dit; auf 15quot;quot;quot; Durchmesser erweitert ist und zer­fällt in 2 Abtheilungen, von denen die eine den Stamm der Ge-krösarterie, die andere kleinere den .Stamm der oberen Grimm­darmarterie betrifft, die beide durch eine groschengrosse Oeffnung miteinander communiciren.
Die Wandungen beider Abtheilungen verhalten sich voll­kommen übereinstimmend; sie sind derb, starr, von wechselnder Dicke — 3—10'quot;'quot; dick — und /war kommt diese Verdickung hauptsächlich durch die Verkalkung der Intima und Media zu Stande, die in Form von ringförmigen Auswüchsen in das Lumen des Aneurysma hineinragen und entsprechende ebenfalls ring­förmige Ausbuchtungen zwischen sich lassen.
Die innere Wandung ist. grösstentheils durch die weisslich getrübte und bedeutend verdickte Intima ausgekleidet, deren äussere Schichten mit den innersten der Media, wie erwähnt, ring­förmig verkalkt sind. Diese Kalkringe liegen stellenweise bloss und sind nur von einer dünnen .Membran bedeckt, die ans zahl­reichen farblosen Blutkörperchen, Körnerzellen und einem feinen Faserstoffnetz besteht. In diese Membran eingelagert, die sich nahe dem Ursprung der Arterie aus der Aorta etwas verdichtet, befinden sicii daselbst 3 grosse Exemplare von Strongylus armatus. Dieser wandständige Thrombus ist theils innig mit der Intima verbunden, theils liegt er locker auf und setzt sich über den Rand der Ausflussmündung in die Aorta fort. Auch in der kleineren aneurysmatischen Erweiterung findet sich ein wandständiger, lockerer Thrombus von weissröthlicher Farbe mit -1 Pallisaden-würmern; derselbe besteht vorwiegend aus Körnerzellen und Körnerhaufen in der verschiedensten Grosse nebst grossen blassen Granulationszellen und weissen Blutkörperchen.
Die ürsprungsmündungen der Arterien des Dünndarms bieten insofern ein eigenthümliches Verhalten, als dieselben sännntlich taschenförmige und konisch zulaufende Ausbuchtungen bilden.
Die Aorta, sowie die übrigen Eingeweidearterien verhalten sich vollkommen normal.
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Casuistik.
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Unter Eolikerscheinangen umgestandenes Pferd. Sect. 24. I. 1870.
40) Aneurysma der vorderen Gekrösarterie.
Von flaschenförmiger Gestalt, 7,5 Ctm. lang, am Beginn 3,5 Ctin., weiter nach aussen 2,5—3 Ctm. breit.
Die Erweiterung ist an der Stelle, wo die Aeste für die dünnen Gedärme entspringen, am bedeutendsten Die Wandung ist dort sehr verdünnt und zeigt auf der Innenfläche einen doppelt bohnengrossen lockeren Thrombus jüngeren Datums, von blass röthlicher Farbe, der die Ursprungsmiindimgen mehrerer Arterien (obere Grimmdarmarterie und Mastdarmarterie) nahezu vollständig verschliesst. Derselbe besteht mikroskopisch in seinen innersten Theilen aus weissen Blutkörperchen, fettig-körnigem Detritus und lockerem Fibrin, während seine äussersten mit der Intima innig verbundenen Schichten aus jungem Bindegewebe bestehen. In ihm eingebettet finden sich 3 Pallisadenwürmer. Die gelockerte und geschwellte Lntima enthält unmittelbar neben dem Thrombus ganz nahe der ürsprungsöffnung aus der Aorta 2 Pallisaden­würmer eingebettet, die geschlechtsreif und ohne Larvenhaut sind ; ausserdem findet sich in einem communicirenden Gang eine ab­geworfene Larvenhaut.
Die eigentliche Wandung des Aneurysma ist elastisch, massig verdickt (3—5mm) und enthält an einzelnen Stellen kalkige Ein­lagerungen in der Media, die hypertrophisch und gleichzeitig von bindegewebigen Streifen durchwachsen ist.
Die Intima ist opak, weisslich und verdickt; an Stelle der sackigen Ausbuchtung ist sie von einem frischeren, sehr lockeren und bröckligen, wandständigen Thrombus bedeckt, dessen Ober­fläche sehr unregelmässig zerklüftet ist. und welcher die Lichtung des Aneurysma hier bedeutend verengert. In ihm eingebettet finden sich 5 Pallisadenwürmer.
An feinen Schnitten der Wandung erscheinen die einzelnen Arterienhäute ohne Grenze von einander geschieden; die Muscu-laris, wie schon oben angedeutet, hypertrophisch und von zahl­reichen jungen Zellen, Pigment- und Bindegewebstreifen durch-
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68nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Has Wurmaneurysma der Eingeweidearten,
setzt. An der vom Thrombus bedeckten Stelle fehlt die Tntima theilweise und ist hier die unmittelbar in den Thrombus über­gehende innerste Schichte der Muscularis von mehreren Pallisa-denwiirmern durchbohrt, in deren nächster Nähe silmintliche nor­male Elemente eingeschmolzen und durch reichliche dicht ge­häufte Rundzellen ersetzt sind.
Bei der mikroskopischen Untersuchung der oben erwähnten Stelle nahe der Aorta. wo mehrere Strongyli eingebettet sind,
findet mau die Intima durch Zunahme ihrer Kiemente auf 0,5'.....
verdickt, und in der Nähe der Wurmgänge durch reichliche Ein­lagerung von jugendlichen Zellen entzündet. Ebenso ist die Media in dieser Gegend in einen förmlichen Entzündungsherd umgewandelt, der seine Ausläufer in Form reichlicher Zellen­wucherungen bis in die Adventitia und das angrenzende Binde­gewebe sendet. Durch diese reichliche Zellenbildung ist das normale lgt;ild der Arterienwand vollkommen verwischt; es besteht hier eine acute Arteritis ditl'usa in optima forma. In der ent­fernteren Umgebung findet mau Intima und Media bindegewebig entartet und mit schmutzig braunen Pigmentstreifen versehen, die durch die verdickte intima hindurchscheinen.
Verfolgt man die vom Aneurysma abgehenden Aeste des (Jrimmdannes, so tindet man an verschiedenen Stellen des Meso-colon besonders längs der zum Darm abgebenden Aeste das Bindegewebe verdichtet, dunkelrothbraun und schieferig pigmen-tirt; die Arterienäste selbst sind vielfach in harte Stränge von 2—oquot;quot;quot; Durchmesser verwandelt, die sich beim Einschneiden als derbe gelbschmutzige kalkige Thromben erweisen. Ausserdem findet man mikroskopisch überaus zahlreiche gröbere und feinere Arterien und Venen thrombosirt und sind hier alle möglichen Stadien der Umwandlung der Thromben von der Verkalkung bis zur canalisirten, vascularisirten Organisation nachzuweisen; das Bindegewebe ist hier sclerosirt und von zahlreichen durch bröck­liges . brauurothes Pigment gekennzeichneten feinsten Gelassen und Capillaren durchzogen. An einer Stelle des Mesocolon tindet sich eine derbe ' - handtellergrosse Masse von mehreren Centi-nieteru Durchmesser; dieselbe bestellt aus einer speckig indurirten
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Casuistik,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 69
von Pigmentstreifen durchzogenen Fibrinschicht, die an mehreren
Stellen eiterige Herde einschliefst.
Unter Kolikerscheinungen umgestandenes Hjähiiges Pferd; als Todesursache fand sich ein Volvulus des Mesenterium. Sec­tion am 3. IT. 1870.
41) a) Aneurysma der vorderen Gekrösarterie.
Von ihrem Ursprung his zur Verzweigung in die Stämme der dicken Gedärme erstreckt sich die Erweiterung in einer Länge von 13 Ctm. und einer Breite von 4 Ctm. Dieselbe hat die Ge­stalt eines Sers, ist in der Mitte etwas eingeschnürt; im Ganzen gleichmässig rund und nur in dem zweiten, peripherischen Theile mehr sackig ausgebuchtet.
Die Wandung ist auf 5—6quot;quot;quot; verdickt und nur in den beiden grüsseren Ausbuchtungen mit kalkigen Einlagerungen zwischen Intima und Media versehen, während im übrigen Theil die Media auf 2—3quot;quot;quot; verdickt ist. Die Intima ist uneben, milchig getrübt, hie und da durch eingelagertes Pigment schieferig gefärbt. An den ausgebuchteten und verkalkten Stellen sitzen lockere. theils knollige theils flache thrombotische Autlagerungen, die verschieden­artig zusammengesetzt sind: entweder bestehen sie einfach aus geronnenem Faserstoff mit zahlreichen weissen Blutkörperchen, oder werden durch Kund- und Spindelzellen gebildet, oder ent­halten als Hauptbestandtheil reichliche Körnerzellen und Körner­haufen, grössere und kleinere Fettkörnchen und Fetttröpfchen, Moleküle, Myelin etc. — In {lein Thrombus eingebettet liegen 2 Pallisadenwürmer.
An feinen Quer- und Längsschnitten sieht man folgende Zu­sammensetzung: Die Intima ist an den meisten Stellen auf 2quot;quot;' verdickt und ist hierbei besonders die Muscularis Intimae be­theiligt, die hie und da 1quot;quot;quot; dick ist. Die Zellhaut (Endothel) ist meist verschwunden; die nächste Lage — innerste Längs-faserhaut — ebenfalls verdickt mit auflallender Vermehrung der sternförmigen /eilen. Die hypertrophische Muscularis Intimae ist in ihren äussersten Lagen, die an die elastische Innenhaut angrenzen, theilweise in gefässhaltiges Bindegewebe umgewandelt,
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Das Wurmaneurysma der Eingeweidearterien.
welches auch die Stelle der elastischen Innenhaut vertritt. Hier sieht man ausserdem verschieden grosse Herde rnndlicher Zellen, die manchmal in fettig körnigem Zerfall begriffen sind. An einer Stelle zwischen Intima und Media findet sich ein kanalähnlicbcr Gang von dem umfang eines Strongylus, der theilweise von einem frischen aus wenig veränderten rothon Blutkörperchen be­stehenden Gerinnsel ausgefüllt wird; daneben verkalkte Herde. In seiner Umgebung ist die Muscularis Mediae durch derbes Bindegewebe verdrängt. Letztere ist überhaupt weder nach innen noch nach aussei! scharf abgegrenzt und ist stellenweise grössten-thells durch bindegewebige Züge verdrängt, die sich von der ver­dichteten und stark vascularisirten Advent itia in sie fortsetzen.
42) b) Aneurysma der oberen Grimm dar martcrie.
Dasselbe ist taubeneigross, 3,5 Ctm. laug und 2 Vim. breit. Die Wandung desselben isi ähnlich beschaffen wie im vorigen Fall. Jm Inneren ein kleiner wandständiger Pfropf, der einen Pallisadenwurm enthält.
Zu anatomischen Uebungen getödtetes Pferd. 7. 11. 1X70.
43) Aneurysma der vorderen Gekrösarterie.
Die vordere Gekröswnrzel enthält nahe der Aorta eine derbe feste Geschwulst von der Grosse eines Kindskopfes. Nach Ent­fernung des lockeren peritonealen und subperitonealen Binde-gewebs erscheint ein circa 12 Ctm. langes und 9 Ctm. breites Aneurysma der vorderen Gekrösarterie, von ovaler Form, welches unmittelbar vom Ursprung aus der Aorta beginnt und sich bis zur Theilung in die Dickdarmäste erstreckt.
Die Wandung hat einen Dickendurchmesser von 2—3,5 Ctm. und ist diese Verdickung hauptsächlich durch eine enorme spe­ckige Verdichtung des mesenterialen Bindegvwebs mit Kinschluss der zunächst liegenden Lymphdrüsen und kleineren Blutgefässe bedingt. Die normale Zeichnung der Arterienwandung ist ver­loren gegangen; die schwartige Adventitia geht ohne bestimmte Grenze in die Media über, deren Muskelbündel durch reichlich eingelagertes Bindegewebe zum grössten Theile verdrängt sind.
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Casuistik.
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Au Stelle der grösstentheils ulcerirten Intima findet sich auf der Inuenwand des ganzen Aneurysma ein verschieden dicker wand­ständiger Thrombus, der von braum-other und gelblich röthlicher B'ärbung und geringer Consisteuz theilweise sehr unregelmässig kaualisirt ist, indnu in der Mitte des Aneurysma statt des cen-tralen Kanals mehrere untereinander communicirende Gänge den Durchfluss des Blutes ermöglichen. In den verschiedenen Schich­ten des Thrombus Hmleii sich im Ganzen 20 Exemplare von Strongylus armatus in den verschiedensten Entwicklungsstadien.
An der Stelle der grössten Aushuchtung zeigt der Thrombus eine seltene Veränderung, indem er in seinem ganzen Umfang in den äussersten wandstäudigen Schichten in einen weissgelblichen eiterähnlichen (puriformen) Brei umgewandelt ist, der mikros­kopisch fast ausschliesslich aus wohl charakterisirten Eiterkörper-chen besteht, denen nur einzelne Körnchenzellen von verschie­dener Grosse und zahlreiche Fcttkörnchen beigemischt sind. An dieser Stelle ist die lutima vollkommen eiterig eingeschmolzen und ebenso die innersten Schichten der bindegewebigen Media. Die eiterige Infiltration erstreckt sich von hier aus in geringer Ausdehnung nach allen Richtungen. Nach innen gegen die Lich­tung des Kanals zu ist der abscedirte Thrombus durch eine 2—3quot;quot;quot; dicke, derbere, hauptsächlich aus Fibrin bestehende Schicht abgeschlossen, die an einigen Stellen jedoch sehr verdünnt ist.
Der Thrombus setzt sich in seinen Ausläufern bis in die Aorta hinein fort, wo dieselben am Rande der ürsprungsöffnung als 2 linsengrosse Hervorragungen prominiren. Die Ursprungs-öfihungen der 1 gt;ickdarmarterien (art. colica infer, und arter. ileo-cocc.) sind durch den fortgesetzten Thrombus bedeutend verengt; ebenso die Ausfiussinündung der oberen Grimmdarmarterie.
Der Thrombus zeigt in seiner gröberen und feineren Zusammen­setzung alle Stadien der pro- und regressiven Metamorphose. Er besteht entweder ans rothein Blutgerinnsel oder aus Faserstoff mit weissen Blutkörperchen in grösserer oder geringerer Menge; in den äussersten Schichten finden sich Anfänge der Organisation oder der Thrombus ist käsig und fettig zerfallen, verkalkt oder in der oben näher beschriebenen Weise vollkommen in Eiter umgewandelt.
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72nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Uas Wurmaneurysma der Eingeweidearterien.
Jn dem sclerosirten Bindegewebe der Wandung findet sich nahe der Aorta ein unregelmässig gestalteter, das ganze Aneu-rysma iniigelieiuler Eiterherd, der an einer Stelle mehr rundlich und wallnussgross in ein maschiges Gewehe eingelagert ist und der Vereiterung einer Lymphdrüse seinen Ursinung verdankt.
Unter Kolikerscheinungen umgestandenes Pferd. Section am 7. 11. 1870. Als Todesursache fand sieh eine Axendrehung des Grimmdarmes.
44) Aneurysma der vorderen Gekrösarterie.
Dasselbe ist 9 Ctm. lang, am Anfang 3,5 Ctm. breit, wird weiter nach aussen allmählig enger und ist daselbst nur mehr 2,5 — 2 Ctm. breit.
Die Wandung der flaschenfömigen Erweiterung ist auf 4—6.....'
verdickt, wozu die hypertrophische Muscularis hauptsächlich bei­trägt. Zwischen letzterer und Intima befinden sich kalkige, Ein­lagerungen. Die Intima ist unregelmässig verdickt und nicht sehr innig mit dem Thrombus verbunden, der in der Dicke eines Daumens das Lumen der Aneurysma nahezu unwegsam macht. Derselbe ist ungemein brüchig , von milchig röthlicher Farbe. — Der Thrombus ist locker mit der stark pigmentirten und un­regelmässig gestalteten Intima verbunden, lässt sich jedoch nicht ohne gewaltsame Trennung von ihr ablösen; in ihm eingebettet liegen 4 Pallisudenwürmer.
Der Thrombus besteht mikroskopisch vorwiegend aus weisseu Blutkörperchen und Faserstoff in Fettdegeneration; an einigen Stellen sind seine äussersten Schichten in theilweiser Organi­sation. In der .Nähe der Aorta findet sich zwischen Intima und Media eingebettet ein Strongylus.
An feinen Schnitten findet man die Adventitia durch binde-gewebige Wucherung verdickt und von der Media scharf ge­schieden; letztere ist bis auf 1,5—4...... verdickt, stellenweise von
normaler Structur, dann wieder durch reichliche bindegewebige Einlagerung förmlich in einzelne Muskelbündel auseinandergezerrt. An Stelle der Intima findet sich eine 2—3quot;quot;quot; dicke Lage, die hie und da noch die charakteristischen sternförmigen Zellen der In-
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Ciisuistik.
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tima erkennen lässt, im Ganzen aber die verschiedenen Entwick­lungsstufen des jugendlichen und consolidirten Bindegewebs dar­stellt, welches hinwiederum aümählig in den zellenreichen, stellen­weise organisirten Thrombus übergeht.
An den üebergangsstellen zwischen Thrombus und Intima siebt man runde, regelmässige Lücken , die genau dem Umfang eines Strongylus entsprechen und entweder vollkommen leer oder mit geronnenem Blute ausgefüllt sind. Oder man findet hier ähnlich gestaltete rundliche Stellen, die nach aussen durch con-centrisch gelagerte Spindelzellen ihre Form erhalten und theil-weise aus gefässhaltigem Bindegewebe bestehen, in den äusseren Schichten des Thrombus findet man ausserdem fast ausschliess-lich Rundzellen, die nach innen mehr dem Faserstoffe Platz machen. Die bindcgewehig metamorphosirte Intima enthält neben reichlich eingelagertem dunkelbraunem körnigem Pigment einzelne fettig athcromatöse und kalkige Herde.
Präii. A. Vll. 0. 3. Nr. 22 der Münch. Sammlung.
45) Aneurysmader hi uferen Gekrösarterie. (Fig. 14).
Dasselbe ist gloichmässig circular erweitert, 7 Gtm. lang, 4 Ctm. breit und besteht eigentlich aus drei aneinander gereihten
Fig. li.
Aneurysma verminosum (trilocularc) der hinteren Gekrösarterie.
a. Klappenartige Leiste #9632;ler Intima. b. Wandständigcr Thrombus mit Pallisaden-
wiirmcra. '-' n •i',f natürlichen Grosse.
Abtheilungen (Aneur. triloculare). Die erste Abtheilung ist nach Länge und Breite die kleinste und wird durch eine schart vor-
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74nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Das Wurmaneurysma der Eingeweidearterien.
springende verkalkte Leiste, die einer neo-coecalklappe nicht un­ähnlich ist. von der mittleren geschieden. Aehnlich ist die mittlere Abtheilung durch einen klappenartigen Vorsprung (Fig. 14a.) von der dritten geschieden, die an Breite der mittleren gleich, in der Längsaxe jedoch dieselbe um das Doppelte übertrifft.
Die Wandung ist allenthalben derb und wenig biegsam. Nahe dein Ursprung aus der Aorta ist die Adventitia besonders ver­dickt und die Wandung überhaupt dicker als in der 2. und 3. Abtheilung, wo dieselben an manchen Stellen durchscheinend dünn sind. An den meist verdünnten Stellen ist die Wandung kaum 0,5deg;quot;quot; dick (normal 1,5......); dort ist die Intima und Ad­ventitia vollkommen erhalten, die Media dagegen geschwunden oder bindegewebig umgewandelt. Die Intima ist im Zustand der fettigen Entartung, besonders deutlich treten sternlonnige Fett-häufclien hervor, in welche die entsprechenden Zellen umgewandelt sind. Die 12. und 3. Abtheiluug sind dime Thromben; dagegen finden sich in der ersten auf der rauhen, unebenen Intima gelb­lich weisse Gerinnsel von massigem Umfang [Fig. 14 b.), die 4 Exemplare von iStrongylus armatus enthalten.
Der zu- und abführende Stamm der Arterie ist in seiner Intima weisslich, faltig und bedeutend verdickt.
Altes zu anatomischen Uebungen getödtetes Pferd. 11.11.1870.
46) Aneurysma der vorderen Gekrösarterie.
Dasselbe beginnt unmittelbar am Ursprung aus der Aorta und erstreckt sich flaschenförmig in einer Länge von 9 Ctm. bis zur Theilung in die Dickdarmarterien. Im Anfang ist die Er­weiterung mehr sackig und hat einen Durchmesser von 4 Ctm., weiter nach aussen beträgt der Durchmesser nur mehr 2.3—2 Ctm.; aussei- der sackigen grössereu Ausbuchtung bestehen noch 2 kleinere, von denen die eine die ürsprungsöffnungen der Dünn­darmarterien , die andere diejenige der ehereu Grimmdarmarteric betrifft.
Die Wandung ist mit hervorragender Theilnabme des mesen-terialen Bindegewebs bis auf l Ctm. vordickt; an den weniger
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Casuistik
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erweiterten peripherischen Theilen beträgt die Dicke der Wandung nur 4quot;quot;quot;.
Die Intuua ist in dem engeren Theil, der ohne wandstäncligen Thrombus ist, stellenweise braun piymentirt und in flachen Längs­falten verdickt bis auf 1,5—2......, während der übrige Theil durch
einen waudstäudigen 2—4...... dicken Thrombus ausgekleidet ist,
der mit seinen letzten Ausläufern über den Rand der Ausfluss­mündung in die Aorta sich erstreckt und die Oeffnuug der Ge-krösarterie etwas verengt.
In dem Thrombus finden sieh eingebettet 37 Exemplare von
Strongylus armatus (die kleinsten Larven 7.....', die Mehrzahl
13—18quot;quot;quot; und einzelne geschlechtsreife 23...... lang), die meist in
den innersten Lagen bedeckt von einer durchscheinenden Fibrin­schichte ihre Lage haben.
Die histologischen liestandtheile des Thrombus sind sehr verschiedenartig. Die Hauptmasse bilden in den innersten Schichten Faserstoff und weissc Blutkörperchen, dann folgt meist eine Lage von Fettkörnchen und kleinen Fetttropfen, Körnerzellen und Kör­nerhaufen in grösster Zahl; in den äussersten Schichten, die theil-weise organisirt ohne Grenze in die hindegewebig umgewandelte Intima übergehen, finden sich sternförmige Zellen und contractile Muskelfasern in Fettdegeneration neben jugendlichem vasculari-sirtem Gewebe. An feinen Schnitten findet sich die Intima an den vom Thrombus bedeckten Theilen hie und da vollkommen fehlend oder von reichlichen Rundzelleu infiltrirt. Die hochgradig veränderte Intima geht ihrerseits wieder ohne scharfe Grenze in die zu gleicher Zeit hypertrophische und bindegewebig entartete Media über. Letztere ist besonders in der Gegend der grössten Ausbuchtung von unregehnässigen. dunkelbraunrothen, körnigen Pigmentstreifen durchzogen, die begleitet von Zügen junger Bundzellen oder älterer narbiger Bindegewebsbündel die Media (liier oder schief durchsetzen. Mitten in der Media findet sich an einer Stelle ein (auf der Wanderung begriffener ?) reifer Stron­gylus; in seiner nächsten Umgebung ist das Gewebe der Media durch reichliche Hundzellen verdrängt, die sich begleitet von körnigem braunrothem Pigment in organisirtc narbige Streifen
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76nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;I'as Wurmaneorysma iler Eingeweidearterien.
fortsetzen, welche den Gang des Strongylus mit der an dieser Stelle ulcerirten Intima verbinden.
Unter Kulikcrseheinungen umgestandenes Pferd. Section am 22. II. 70.
47) Aneurysma der vorderen Gekrösarterie, Dasselbe umfasst auch den Ursprung der Dünndarinarterien,
ist von Haschenfönniger Gestalt, 8 Ctm. lang, im Beginn bauchig, etwas platt gedrückt, gegen die Peripherie zu sich verschmälernd.
Die Wandungen sind massig — auf 3—4quot;quot;quot; — verdickt mit besonderer Theilnahmc der Media, während die Adventitia wenig verdichtet erscheint. An Stelle der sackigen Ausbuchtung ist die Intima im Zustande der Ulccration grösstentheils zu Grunde ge­gangen und stellt nach Ablösung des bedeckenden gürteiförmigen Thrombus ein seichtes Geschwür dar. dessen Ränder alhnählig in die angrenzende verdickte Intima übergehen, dessen Grund von den biossliegenden querverlaufenden Muskelbündeln der Media gebildet wird.
Der Thrombus, der hier das Lumen der Arterie nahezu voll­ständig verschliesst, ist locker und von blassröthlicher Farbe; mikroskopisch bestehen seine äusseren Schichten aus zahlreichen Granulationszellen, körnigem und fettigem Detritus, Körnerzellen und einzelnen Spindelzellen. Die innersten Schichten dagegen bestehen ausschliesslich aus fettig entarteten farblosen Blutkör-pern und Faserstoff. Aelmlich beschaffene Thromben von geringerem Umfang finden sich am Ursprung der Dünndarmarterien. In dem grösseren Thrombus liegen eingebettet 17 Exemplare von Stron­gylus armatus in verschiedenen Entwickhingstufen, 17—quot;21.....' lang.
Die Reste der Intima an der ulcerirten Stelle sind binde-gewebig und narbig umgewandelt und von schmutzig grauen und braunrothen Querstreifen durchzogen, die auch in Begleitung bindegewebiger Querstreifen die Media durchsetzen und ihre letzten Ausläufer in die Adventitia erstrecken. Der übrige nicht von Thrombus bedeckte Theil ist, geschwellt, gelockert und ebenfalls hie und da schieferig pigmentirt.
Soweit die Untersuchung an den theihveise zerschnittenen Därmen zuläufig. war ein Embolus in den Aestcu der Gekrös-
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Casoistik.
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ai'terie nicht zu finden; dagegen waren die Coecalarterien sowie die Pfortaderäste daselbst von geronnenem frischem Blute strotzend gefüllt, in geringerem Grade die Gefässe des Grimmdarms. An den verschiedensten Stellen des Mesocolon und Mesocoecum, sowie des Mesenterium finden sich in den feineren Verzweigungen der Arterien und den entsprechenden Venen zahlreiche meist kalkige Thromben. Die Venenthromben ragen im Grimmdann in grösserer Zahl als geknöpfte schmutzig braun gefärbte über hanfkorngrosse von der Venenhaut entblösste Hocker frei in das Lumen des Darms hinein, indem sie über die Fläche der Schleimhaut 2—3quot;quot;quot; hoch prominiren; sie setzen sich unmittelbar in verkalkte Venenthrom­bosen fest. An der entsprechenden Stelle besteht ein Defect der Mucosa. Das adnexe Bindegewebe ist durchweg pigmentirt, selerosirt und mikroskopisch überaus zellenreich. Auf der Serosa des Dünn­darms finden sich überdies zahlreiche rundliche groschen- bis sechsergrosse, 1—3quot;quot;quot; dicke, scharf abgegrenzte, schieferig-schwarze Platten, die mikroskopisch aus zahlreichen schwarzen Pigment­haufen und Zellen, eingebettet in ein sclerosirtes, zellenreiches Bindegewebe bestehen.
Als Ursache dieser eigenthümlichen Pigmentplatten lassen sich an jedem derselben thrombosirte Arterien und Venen nach­weisen, die in der Subserosa verlaufend mit verkalkten und theil-weisc organisirten Thromben gefüllt sind.
Präp. A. Vli. 0. 3. Nr. 16 der Münch. Sammlung. Aneu-rysmen der Hauptäste der vorderen Gekrösarterie.
48) a) Die obere Grimmdarmarterie (Fig. 15.b.) bildet unmittelbar nach ihrem Ursprung ein konisch geformtes 8 Ctm. langes, an der Basis 2,5, an der Spitze 1 Ctm. breites Aneu-rysma. Die Wandung ist von verschiedener Dicke und Beschaf­fenheit; an Stelle der grössten Erweiterung ist die Intima massig verdickt, die Media atrophisch und fast vollkommen bindegewebig entartet, die Adveutitia nur massig verdickt, die ganze Wan­dung hier 2quot;quot;quot; dick; weiter nach aussen gegen die Spitze des
Aneurysma ist die Media bis zu 5'..... verdickt. Das Innere ist
vollkommen ausgefüllt von einem derben gelblichen Thrombus,
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Das Wunuaneurysma der Eingeweidearterien. Fi?. 15.
Aneurysma verminosum dvr vorderen Gckrösartcric ; a) des Stammes derselben
(arter. ileo-coeco-culica), b) der oberen Qrimmdarmarterie, Heide Aneurj-snieu
enthalten Pallisadenwiirmer und fiesehiehtete Thruinben , die das Lumen zum
grössten Theile auslullen. -/:; der natürlichen Oriisse.
der nach aussen in mehr frischere braunrothe Gerinnsel übergeht und mehrere (4) Exemplare von Strongylus iirmat. einschliesst. Der Thrombus setzt sicii ohne Unterbrechung in eine zweite Er­weiterung fort:
49) b) Aneurysma des Stammes der vorderen Gekros-arterie (Fig. 15 a.) Ist ebenfalls von konischer Form, 9 Ctm. lang und 2—2,5 breit. Die Wandungen sind fast durchweg auf 5—6quot;quot;quot; verdickt, unregelmassig, indem die innere Oberfläche zahlreiche querverlaufende Erhebungen und Vertiefungen zeigt. Die innere Wandung ist von einem grösstentheils canalisirten Thrombus ausgekleidet, der ungefähr 12 Pallisadenwürmer ent­hält und ausserdem mit zahlreichen Wurmgängen in seinen üussersten Schichten versehen ist.
Die an der Basis dieses Aneurysma abgehenden Dünndarm­arterien sind an ihren Ursprungstellen durch frische und ältere
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Casuistik.
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Fig. IG.
Thromben fast sämmtlich verschlossen; ausserdem ist ihre Intima verdickt und ihr Lumen verengt
i\
50) c) Diffuses Aneurysma einer | Grimmdarmarterie (Fig. 16)').
|nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dasselbe bildet einen derben festen
Strang und ist 35 Ctm. lang und durch-
^ -:nbsp; nbsp; nbsp; schnittlich 2 Ctm. breit. Die Wandung
. *i. =1nbsp; nbsp; nbsp; ist durchgängig 5—7quot;quot;quot; dick, wovon je
s s 2—3...... aut Adventitia und Media und
||nbsp; nbsp; nbsp; nur 1quot;quot;quot; auf die Intima kommen. Zwi-
12nbsp; nbsp; nbsp; sehen .Media und Adventitia sieht man
3 ~_nbsp; nbsp; nbsp; zahkeiche ziegelrothe Pigmentstreifen,
^nbsp; nbsp; nbsp; die sich hie und da durch die Intima bis zum auskleidenden Thrombus fort-
~lnbsp; nbsp; nbsp; setzen. Der Thrombus, der continuir-
quot; |nbsp; nbsp; nbsp; lieh die ganze Erweiterung ausfüllt, ist
|gnbsp; nbsp; nbsp; zum grösseren Theile canalisirt und äl-
clnbsp; nbsp; nbsp; teren Datums; nur an seinem peripheri-
S 3nbsp; nbsp; nbsp; sehen Ende besteht er aus festgesehich-
||nbsp; nbsp; nbsp; teten jüngeren Cruormassen. In ihm
o Mnbsp; nbsp; nbsp; zerstreut finden sich ausser einigen ab-
||nbsp; nbsp; nbsp; geworfenen Larvenhäuten 10 Pallisaden-
g?nbsp; nbsp; nbsp; würmer, von denen sich 4 am üeber-
| Snbsp; nbsp; nbsp; gang des älteren Thrombus in das
=3=nbsp; nbsp; nbsp; frischere Gerinnsel zu einein förmlichen Wurmknäuel vereinigt haben.
|nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;51) d) A n e u r y s m a e i n e r 6 r i m m-
d a'rmart erie (Fig. 17.)
Von mehr spindelförmiger Gestalt; S die eigentliche Erweiterung ist nur 4 S, Ctm. lang mit einer Breite von 2,5—3 Ctm., setzt sieli jedoch nach beiden ') Fig. IG stellt nur einen Theil und zwar ilcn mittleren dieses Aneu­rysma dar.
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80nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Das Wurmaneurysma dor Eiugcweidearterien.
Fig. 17.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Seiten 4—5 Ctm. lang fort und ist
hier unbedeutend — auf 1—1,5 Ctm. 1 S Durchmesser—erweitert. Durch die Ver-£ i dichtung des umgebenden Bindegewebs |S ist die Wandung auf 1 Ctm. verdickt, S. | während die Lichtung des Aneurysma und -1 ihr entsprechend der ausfüllende Throm-.s i i bus durch abwechselnde circuläre Aus-r quot;5 Weitung und Verengerung ein sehr mi­ll | regelmässiges Aussehen hat. Intima und III Media fehlen an den meist erweiterten | raquo; i Stellen nahezu vollkommen und ist die |-3| Wandung hier nur durch die verdickte 0 = s; Adventitia und das adncxe sclerosirte Bindegewebe gebildet. Der liier eng = '3 canalisirte Thrombus ist von schmutzig i I gelblicher Farbe, enthält mehrere Palli-i ; sadenwürmer und setzt sich in peripherer ä| und centraler Richtung in die weniger | erweiterten Stellen als vollkommen oh-struirendes Gerinnsel fort.
52)nbsp; e) Aneurysma eines Astes der Gekrösarterie.
Dasselbe bildet einen derben dicken Strang, der eine Arterie mit einem vollständig obstruirenden Thrombus einschliesst Die Arterie ist um das 3—4fache verdickt und enthält an einer Stelle einen eng canalisirten Thrombus. Die Arterie ist umgeben von testein derbem Bindegewebe, in welchem zahlreiche verdickte und thrombosirte Arterien und varicos erweiterte Venen verlaufen, die ebenfalls durch ältere und frischere Gerinnsel unwegsam sind.
Präp. A. VII. 0. 3. Nr. 17. der Mlmch. Sammlung.
53)nbsp; Aneurysma einer Grimmdarmarterie. (Fig. 18).
Dasselbe ist 13 Ctm. lang und 2,5 — 3 Ctm. breit, gleich-massig circular erweitert. Die Wandung ist fast allenthalben 5—7''quot; dick, woran in erster Linie die Adventitia, in zweiter die Media participiren. Während erstere durchweg 2—2,5quot;quot;quot; dick ist,
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Casuistik.
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F,s- 18-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ist die Media sehr ungleichmassig
1,5 — 2.5'quot;quot; dick und vielfach von bindegewebigen Quersepten durch­setzt. Zwischen Adventitia und Media und in den innersten Lagen der cr-steren finden sicli zahlreiche streitige, rostfarbene bis zu 0.7quot;quot;quot; breite Pig­menteinlagerungen ; dieselben stehen durch zahlreiche senkrechte Aus­läufer, die die Media durchsetzen,
XMf^J
mit den Ausläufern des Thrombus in
Verbindung. An Stelle der grössten-thcils fehlenden Intima ist die Innen­wand gleichsam austapeziert von
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einem verschieden 0.5—5,0quot;quot;quot; dicken
gelblichen Thrombus, der wesentlich aus Fibrin, weissen Blutkörperchen 'lt;,._'U-j. .£ rnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; und Fettkörnchen zusammengesetzt
ist; derselbe adhärirt innig an den Resten der Intima oder der Mus-cularis. Seine innerste Schicht bildet
S £
ein dünnes, fibrinöses, durchschei-
nendes Häutchen, unter welchem eingebettet IS grosse Exemplare von Strongyl. armatus zu zählen sind, die grösstentheils die unebene Be­schaffenheit der inneren Oberfläche bedingen. Mehrere abführende Aeste sind durch Ausläufer des wandstän­digen Thrombus verschlossen, ebenso das Lumen des ab- und zuführenden Hauptstammes.
An feinen Schnitten enthalten die zellenannen Reste der In­tima zahlreiche kalkige und atheromatöse Herde, die aus Myelin, Cholestearin und einem fettigen Brei bestehen. Die Grenze zwi­schen Intima und Media oder zwischen Thrombus und Media ist unregelmässig verzogen; letztere hypertrophisch und wie schon
13
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82nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Das Wunuaneurysma der Eingeweidearterien.
erwähnt von zahlreichen bis zu 1quot;quot;quot; breiten Streifen durchsetzt, die aus gefasshaltigem Bindegewehe und körnigem Pigment nebst fettigen und kalkigen Herden bestellen. Jn der Mhe eines kal­kigen Herdes finden sich an einer Stelle die Reste einer Larvenhaut.
Zu anatomischen üebungen getödtetes 7jahriges Pferd. 9.1. 70.
54) Diffuses Aneurysma der vorderen Gekrös-arterie und ihrer Hauptäste.
Die vordere Gekröswurzel ist an ihrem Ursprung in eine unförmliche Masse von nahezu 3 Pfund Gewicht umgewandelt, von welcher die Arterien des Dünndarms wenig verändert ab­gehen, während die Zweige, weiche die dicken Gedärme ver­sorgen, in ihren Anfangsstücken bis zu 25 Ctm, lang in derbe Wülste von einem Durchmesser bis zu 3 Ctm. verwandelt sind.
Die ganze Geschwulst misst im Querdurchmesser bis zu (i—8 Ctm. und zeigt bei näherer Untersuchung folgende Ver­änderungen.
a) Der Stamm der vorderen Gekrösarterie ist in einer Länge von 8 Ctm. auf das 3 — 4fache seines normalen Durchmessers erweitert, seine Wandungen bis auf 1,5 Ctm. ver­dickt, woran das mesenteriale Bindegewebe und die Adventitia besonderen Antheil nehmen. Letztere sind iiberdiess von zahl­reichen (collateral erweiterten) geschlängelten grau durchschein­enden Arterien durchzogen. Die Media ist ebenfalls ver­dickt, von den übrigen Arterienhäuten jedoch nicht scharf ab­gegrenzt und in ihrem Parenchvm von bindegewebigen Längs­und Querzügen unterbrochen. Die Intima ist grau - weisslich ge­trollt, bedeutend verdickt und stellenweise von lockeren blass-röthlichen Gerinnseln bedeckt, in welche eingebettet zahlreiche verschieden grosse Pallisadenwürmer liegen.
Der erweiterte Hauptstamm bildet nahe dem Ursprung aus der Aorta eine welschnussgrosse Aussackung, von welcher die zahlreichen Arterien des Dünndarms entspringen. Diese Erwei­terung ist durch grau gelbliche und braunroth gefärbte Thrombus­massen grösstentheils ausgefüllt, welche die ürsprungsöfihungen der Arterien verengen oder theilweise verschliessen.
iLi
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Casuistik.
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55)nbsp; b) Die untere Grimmdarmarterie setzt sich un­mittelbar aus dein beschriebenen Stamm der Gekrösarterie als eine aneurysmatische Erweiterung in einer Länge von 13 Ctm. fort; ihr Anfangsstück ist durch einen älteren in verschiedenen Nuancen gefärbten Thrombus vollkommen verschlossen, der sich weiter nach aussen in einen eng canalisirtcn Thrombus um­wandelt. Die Wandungen verhalten sich ähnlich wie im Haupt­stamm. Die untere Grimmdarmarterie setzt sich hierauf in einer Strecke von 11 Ctm. Länge relativ normal fort, um wieder in ein mehr spindelförmiges 7 Ctm. langes und im grössten Durch­messer 3 Ctm. breites Aneurysma überzugehen, dessen Lumen durch einen unregehnässig und eng canalisirten Thrombus nahezu verschlossen ist. Die Wandungen verhalten sich theilweise ähn­lich wie in den vorhergehenden Erweiterungen, enthalten jedoch ausserhalb der Adventitia in dem sclerosirten Bindegewebe ein Netz von erweiterten feineren Arterien, die entweder ebenfalls durch verkalkte und organisirte Thromben verschlossen sind oder collateral erweitert den zu- und abführenden Stamm der Arterie verbinden.
56)nbsp;c) Ein ähnliches Verhalten zeigt die o here G ri in m d a rm-arterie, die mehr central vom Stamme der Hauptarterie ent­springend in einer Länge von 20 Ctm. eine aneurysmatische Sformige Erweiterung darstellt. Dieselbe ist von einem verschieden gefärbten und verschieden consistenten Thrombus ausgefüllt, der bis nahe an das peripherische Ende das Aneurysma vollkommen verstopft; an letzterem Theil münden mehrere collateral erwei­terte Arterien ein, die die Arterie in ihrem weiteren Verlauf mit Blut versorgen.
Die Wandungen sämmtlicher Erweiterungen sind ziemlich gleichartig verändert. Dieselben sind meist bis auf 1—1,5 Ctm. verdickt. Die Intima entweder ulcerirt und fehlend oder ver­dickt, die Media meist unregehnässig hypertrophisch. Die äus-seren Schichten der Aneurysmawandungen sind vielfach von (col­lateral erweiterten) Venen und Arterien mit klaffendem Lumen und verdickten Wandungen durchzogen; oder letztere sind mit Thromben in den verschiedensten Umwaiulluugsstadien gefüllt.
6*
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Das Wnnuaneurysma dor Eingeweidearterien.
Wie schon erwähnt, sind die Thromben der grössercn Ar-terieüäste von verschiedener Beschaffenheit und Farbe, jüngeren und älteren Datums. Dieselben sind liie und da derb, braunroth, geschichtet und bestehen einfach aus geronnenem Blute oder sie sind schmutzig gelblich, theilweise in purifonner Erweichung und setzen sich aus Körnerzellen , fettigem Detritus, Myelin etc. zu­sammen.
In den verschiedenen aueurysmatischen Erweiterungen finden sich zusammen 121 Exemplare von Strongylus armatus und zahl­reiche abgeworfene Larvenhäute. Die kleinsten derselben messen 6—8quot;quot;quot;, die grössten 28quot;quot;quot;.
Die Ursprungsöffnung der vorderen Gekrösarterie aus der Aorta ist etwas verengert. Die Ausläufer des wandständigen Thrombus erstrecken sich unmittelbar bis in ihre Nähe und ent­halten dort auch mehrere Pallisadenwürmer.
Die Aortawandung selbst ist vollkommen normal.
Im weiteren Verlaufe der Dickdarmarterien im Meso-colon und Mesocoecum sieht man längs der feineren Zweige schie­ferige Pigraentirung und viele thrombosirte oder erweiterte Ge­lasse. Wie man sich an feinen Schnitten überzeugt, erstreckt sich dies Verhältniss bis in die feinsten Arterien; so sieht man an einem Querschnitt von 1 #9633; Ctin. Ausdehnung- sicher 5 — 6 feine thrombosirte Arterien und Venen, deren Thromben alle möglichen Ausgänge und Metamorphosen darstellen, indem die­selben theilweise organisirt. oder verkalkt oder einfach ausge­trocknet erscheinen. Dazwischen liegen Lymphdrüsen, die ent­weder schieferig pigmentirt oder zu Eiterherden umgewandelt sind.
Präp. A. Vll. 0. 3. Nr. 23.
57) Aneurysma der Bauch aorta (vide Nr. 25 u. 26).
Die im vorderen Abschnitte mehr sackförmige, nach hinten mehr spindelförmige Erweiterung erstreckt sich in einer Länge von 17 Ctm. hinter dem Ursprung der Arter. coeliaca beginnend bis zum Abgang der hinteren Gekrösarterie. Nach vorn hat das­selbe 6,5 Ctm. im Breitenilurchmesser und bildet nach rechts und unten eine rundliche Ausbuchtung; nach hinten verschmälert
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Casuistik.
8;quot;)
es sich derart, class es vor dem üebergang in die normale Aorta dieselbe noch um das Doppelte ihres Durchmessers übertrifft. Die Wandung ist durchgehends elastisch, enthält nur einzelne kleine kalkige Herde zwischen Intima und Media. Mit Ausnahme einzelner Stellen ist die Wandung kaum 1quot;quot;quot; dick und durch­sichtig. Die Innenfläche der unteren Wand des Sackes ist von schmutzig gelblicher Farbe und glatter Oberfläche, während die obere in zahlreiche wulstige Längsfalten umgewandelt ist. Die normale Dicke der Aorta beträgt unmittelbar nach dem Eintritt in die Bauchhöhle kaum 2quot;quot;quot;. Die Intima erscheint bei der mi­kroskopischen Untersuchung fettig entartet, die Media sehr atrophisch.
An demselben Präparate finden sich 2 Aneurysmen am Stamm und an einem Diinndamiast der vorderen Gekrösarterie.
Pi'äp. A. VII. (). 3. Nr. 8 der Münch. Sammlung.
58) a) Aneurysma der Bauchaorta (Fig. S.a.) (vide Nr. 9 —11 u. 59 u. 60).
Dasselbe reicht vom Ursprung der Bauchschlagader bis hintei den Ursprung der Nierenarterien. An Stelle der grösstcn Er­weiterung beträgt dieselbe das Doppelte des normalen Durch­messers. Abgesehen von einer in der Mitte und nach rechts be­findlichen sackigen Ausbuchtung ist die Form eine spindelförmige. Die linke untere Hälfte der Wandung wird von einer continuir-lichen, kalkigen, dünnen Schale gebildet, während die rechte und obere Hälfte mit Ausnahme einiger kalkiger Einlagerungen von geringer Ausdehnung elastisch und sehr verdünnt erscheint. An diesen verdünnten Stelleu beträgt die Dicke der Arterienwandung nur 0,5quot;quot;quot;; hier ist die Media vollkommen atrophisch und besteht die Wandung nur aus Intima und Adventitia. Die Intima ist allenthalben in ihren äusserstcn Schichten von zahlreichen mi­kroskopischen kalkigen und atheromatösen Herden durchsetzt und in ihren innersten Lagen fettig entartet. Die kalkigen Herde sind meist von länglicher Form und unterscheiden sich nicht von der gewöhnlichen Form der Verkalkung. Nur an einem Schnitte finden sich 2 Kalkherde mit deutlichen Knochenkörperchen. Die
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Das Wurmaueurysma dor Eingeweideaxterien.
Ausläufer der Knochenkörperchen sind wenig zahlreich und die Form tier Körperchen etwas unregelmässig; Haver'sche Kanälchen oder lamellöse Anordnung fehlen hier vollkommen. Dagegen zeigt die grosse zusammenhängende Kalkplatte keine Spur von Knochenkörperehen. Dieselbe stellt die kalkig umgewandelte In-tima und Media dar und ist insofern eigenthümlich gestaltet, als beide eine Diploe-ähnliche Beschaffenheit angenommen haben und in Form von 2 parallelen Lagen einen fächerigen von einzelnen queren Kalklamellen unterbrochenen Kaum zwischen sicli lassen, der von kalkigem Brei aasgefüllt ist. Die kalkigen Platten liegen entweder bloss oder sind stellenweise von einer trübweissen, aus faserigem Bindegewebe bestehenden dünnen Lage als Best der verkalkten Intiiua bedeckt.
Auf der unteren Innenfläche in der Umgebung der Ursprungs­stellen der grossen Gekrösarterien finden sich mehrere schmutzig gelbliche, unregelmässig gestaltete Auflagerungen, die als wand­ständige Thromben mehr oder weniger innig der Intima adhäriren. Diese wandständigen Thromben setzen sich unmittelbar in die ebenfalls aneurysmatischen Stämme der Arter. coeliaca (Fig. 8. b.) und Mesenterica anter. (Fig. 8. c. d.) fort und verengeren deren Ostien nicht unbedeutend.
Die Abgangsöffnüng der rechten Nierenarterie, die wie die linke ebenfalls aneurysmatisch erweitert ist, ist durch einen gelb­lichen innig mit der Wandung verbundenen warzenförmigen Thrombus, der noch in das Lumen der Aorta mehrere Millimeter hoch hereinragt, bis auf eine enge, 1quot;quot;quot; breite Spalte nahezu ver­schlossen. Dagegen ist der Eingang in das Aneurysma der linken Nierenarterie durch organisirtes Gewebe vollkommen obliterirt und es findet sich an dieser Stelle nur eine blind endigende, sternförmige und faltige Vertiefung.
In dem kleinen wandständigen Thrombus des (früher nicht eröffneten) Aneurysma der Bauchaorta finden sieh 2 Exemplare von Strongylus armatus, die nahe am Ursprung der grossen Ge­lasse — arter. coel. u. art. mesent. ant. — mit einem Theil ihres Körpers fest in den Thrombus eingebettet sind.
Die wandständigen Gerinnsel bestehen mikroskopisch aus
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Casuistik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;87
entfärbtem geronnenem Blute, in welchem sich noch weisse Blut­körperchen, fettig-körnig zerfallenes Fibrin und einzelne Cho-lestearintafeln nachweisen lassen.
Die vor und hinter dem Aneurvsma befindlichen Aorten-wandungen sind vollkommen normal und ohne Spur einer athcro-matösen Entartung.
59) b) Aneurysma der rechten Nieren arte rie (Fig.Se.) Die Arteric bildet unmittelbar nach ihrem Ursprung eine sackige rundliche Ausbuchtung von 1,5 Ctm. Durchmesser. Die Wandung des Aneurysma ist circa 1quot;quot;quot; dick und wird haupt­sächlich aus Intima und Adventitia gebildet, während die Media grösstentheils verdünnt und atrophisch erscheint. Im Innern des­selben kein Pfropf, dagegen am Ursprung aus der Aorta der oben (Nr. 58) erwähnte Thrombus, der die ürsprüngsöfimmg be­deutend verengt. Die Wandungen der von dem Aneurysma ab­gehenden Nierenarterien sind verdickt, besonders ihre Intima, die in zahlreiche Längsfalten gelegt ist.
60) c) Aneurysma der linkenNierenarterie(Fig. S.f.)
Dasselbe ist länglich sackförmig 5,5 Ctm. lang, 2 Ctm. breit. Die Wandung ist 1 — 1.5quot;quot;quot; dick und besteht grossentheils aus kalkigen Flatten; ihre Muscularis ist atrophisch und bindege-webig entartet, die Intima trüb runzlich und mit einzelnen gelb­lichen bröckligen, mehr oder weniger fest anhaftenden Gerinnseln bedeckt. Während die abgehenden Aeste verengt und faltig ge­schrumpft sind, ist der Eingang von der aneurysmatischen Aorta durch organisirtes Gewebe vollkommen obliterirt; an der ent­sprechenden Stelle der Aorteninnenwand findet sich die erwähnte, blind endigende, sternförmige Vertiefung.
2 Allgemeine Schilderung der Wurmanenrysmen.
a. Häufigkeit, Vorkommen, Sitz. Der von Hering') aufgestellte Satz, dass ein Pferd eher mit mehreren Aneurysmen behaftet sei, als mit keinem, wird
') Recueil de mod. vet. 1830 p. 436.
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B8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Das Warmaneurysma dw- Eingeweidearterien.
durch unsere Beobachtungen vollkommen bestätigt. Bei 85 Pferden haben wir GO Aneurysmen beschrieben, ein Verhältniss, welches den Resultaten Herings sehr nahe kommt; er fand nämlich bei 65 Pferden 108 Aneurysmen. Stelle ich die Zahlen von Hering und mir zusammen, so ergeben sich aul 100 Pferde = 1G8 Aneu­rysmen. Die Multiplicitat der Aneurysmen zeigt sich am auf­fälligsten in dem Falle Fig. 8, bei dem sich gleichzeitig 6 Aneu­rysmen in den Arterien des Hinterleibs fanden.
Was die Häufigkeit überhaupt betrifft, so habe ich unter 15 frisch untersuchten Pferden nie das Aneurysma vermisst, wiewohl sich darunter auch Pferde im Alter von 2/a Jahren befanden. Ray er') fand unter 50 Pferden nur 2 und Bruckmülle r2) unter 65 nur 6 ohne Aneurysmen. Unter 130 erwachsenen Pferden finden sich demnach 8 ohne Aneurysmen oder 94% sind mit solchen behaftet. Es scheint also die Angabe von Roll '), mich welcher gewiss 90% aller Pferde mit Aneurysmen behaftet seien, eher zu niedrig als zu hoch gegriffen.
Brückmü 11 er fand die behafteten Pferde zwischen 6 und 20 Jahren alt, die befreiten zwischen 6 — 1L Jahren. Aeltere Pferde ohne Aneurysmen sind grosse Seltenheiten; ein solches im Alter von 27 Jahren wird von Hering *) erwähnt. Hei neugebor-nen Fohlen findet man keine Aneurysmen. ebenso scheinen sie in den ersten Lebensmonaten sehr selten zu sein. Dagegen findet man bei 6 monatlichen und älteren Fohlen nicht so selten Aneurysmen. So beschreibt Seamen') 6 Fälle von Aneurysmen bei Fohlen von C—15 Monaten, von anderenquot;) wird sogar eine Art epizoo-tischen Vorkommens bei Fohlen angenommen.
') Archive de med. comp. 1842. p. 1.
-) Vlerteljahrssohrift für wiss. Veteriuiu-kuiulft. Bd. II. p. 59.
#9632;,) Lehrb. d. Path, und Terapie. 3. Aufl. 1867. 11. 201.
*) Repert. der Tlüerheilk Bd. 28. p. i;50.
5) Edinburgh Veterinary Review. 1864. und Repert. der Thicrh.
Bd. 28. p. 130. '') Mather. The Veterinär. Vol. XXX 1857.
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^^
Allgemeine Sdiiltlemng der Wurmaneurysmen.
89
Die Vertheilung der Aneurysmen auf die einzelnen Arterien des Hinterleibs gestaltet sicii in unseren GO Fällen folgender-massen: an der vorderen Gekrösarterie und ihren Aesten 53mal, Bauchaorta 2mal, Bauchschlagader (art. coeliaca) 2nial. Nieren­arterien 2mal, hintere Gekrösarterie Imal. Die Vertheilung auf die einzelnen Aeste der vorderen Gekrösarterie ist an Spiritus-präparaten selten genau zu bestimmen. Am häufigsten aneurys-matisch ist sicher der Stamm der vorderen Gekrösarterie und be­sonders der Theil derselben, den ich als arter. ileo-coeco-colica bezeichnet habe Unter 53 Fällen war dieser Theil des Arterien­stammes 32mal erweitert, die obere Griramdarmarterie unmittelbar an ihrem Ursprung nahe der Aorta lOmal. die beiden Giimm-und Blinddarmarterien in ihrem weiteren Verlaufe ebenfalls lOmal, eine Dünndarmarterie imal. Die 108 Fälle von Hering ver-theilen sich auf die einzelnen Arterien des Hinterleibs folgender-massen: Stamm der vorderen Gekrösarterie 7mal, Grimmdarm­arterien ü'Jmal, Blinddarmarterien ISnial, Dünndarmarterien 16mal, hintere Gekrösarterie 2mal, Bauchschlagader 2mal, Leberarterie 3mal, Nierenarterie Imal.
Unter 1GS Aneurysmen, die von Hering und mir bei 100 Pferden beschrieben wurden. kommen auf die vordere Gekrös­arterie und ihre Aeste 153, die Bauchschlagader 4, die Leber­arterle 3, die hintere Gekrösarterie 3, die Nierenarterie 3, die Bauchaorta 2 Aneurysmen.
Am meisten betroffen sind daher die Arterien des Verdauungsschlauches: die vordere Gekrösar­terie, weit seltener die Bauchschlagader und die hintere Gekrösarterie; noch seltener sind die Nierenarterien und die Bauchaorta selbst der Sitz von Aneurysmen.
Wie wir später sehen werden, ist das Vorkommen von Aneu­rysmen an den beiden letztgenannten Arterien für die Beurtheilung der ursächlicher. Momente der Aneurysmen des Pferdes überhaupt nicht ohne Belang. Aus diesem Grunde und weil man vielfach bezweifelt hat, dass an diesen Arterien auch wurmbaltige Aneu­rysmen vorkommen können, dürfte es nicht überflüssig erscheinen, eine Zusammenstellung der bis jetzt beobachteten Fälle zu geben.
laquo;ka
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90nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Das Wurmaneurysma der Eingeweidearterien.
b) Aneurysmen der Bauchaorta:
1)nbsp; Rudolphl, Bemerkungen etc. auf einer Eeise. Berlin 1805. p. 62.
Aneurysma der hinteren Aorta des Pferdes.
2)nbsp; Rudolph!, ihid.
Aneurysma verminpsum der hintern Aorta am Ursprung der vorderen Gekrösarterie; von grosser Ausdehnung, stark ver­knöchert, mit Pallisadenwünnern (crinons) gefüllt.
3)nbsp; Rudolph!, ibid.
Aneurysma verminosum der hinteren Aorta am Ursprung der hinteren Gekrösarterie; verknöchert und alle Zellen voll von Palli-sadenwürmern.
Diese 3 Aneurysmen sah Rud. in der Sammlung zu Alfort.
4)nbsp; Greve, Erfahrungen und Beobachtungen über die Krank­heiten der llausthiere. 1818 p. 172 u. 173.
Aneurysma verminosum der grossen Rückenpulsader (Bauch­aorta).
5. 6. u. 7) Greve ibid. p. 173.
3 Aneurysmen der Bauchaorta, die durch Ruptur tödtlich endigten.
8)nbsp; Chouard, Dupuy's Journ. pratique 1826. p. 390 und Gurlt, Lehrb. d. path. Anat. 1830. p. 300 fi.
Aneurysma der hinteren Aorta in der Gegend der Nieren­arterien, hühnereigross. (Wahrscheinlich gleichzeitig ein grosses Aneurysma der vorderen Gekrösarterie). Thrombose der hinteren Aorta und ihrer Aeste.
9)nbsp; Rigot, Recueil de med. vet. T. IV. 1827.
Aneurysma der Bauchaorta; bei demselben Pferde ein Aneu­rysma der vorderen Gekrösarterie und aneurysmatische Erweiterung der Pulmonalarterien und der Carotiden.
10)nbsp; Chouard, Dupuy's Journ. pratique 1826. p. 390. Aneurysma der Bauchaorta hinter den Nierenarterien. Throm­bose der Aorta bis an die Theilung derselben.
11)nbsp; He ckmey e r, Magazin für d. ges. Thierheilkunde. Bd. 11. p. 434.
Aneurysma der Bauchaorta, 21 Ctm. lang, 30 Gtm. im Um-
MiL.
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Allgemeine Scliildcrung der Wiirmaneurysmen.
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kreise. Nicht vollständig obstruircnder Thrombus daselbst. Throm­bose der linken Nierenarterie mit Atrophie der linken Niere.
12)nbsp; Mercer, The Veterinarian. Vol. XIX. 1846. u. Repert. der Thierheilk. Bd. 7. p. 1G0.
Aneurysnia venninosum der Bauchaorta am Ursprung der Bauchschlagader; die Erweiterung betraf mehr die untere Seite der Aorta. Im Innern ein unregelmassiger Thrombiis mit 9 Exem­plaren von Strongylus armatus. Ruptur, Tod durch Verblutung.
13)nbsp; Lecouturier, Annal. de meil. vet. VI. 1857 u. Repert. der Thierheilk. Bd. 18. p. 217.
Aueurvsma der Bauchaorta bei einem 20 monatlichen Fohlen, vom Zwerchfell bis zum Ursprung der vorderen Gekrösarterie sich erstreckend; letztere ebenfalls aneurysmatisch.
14)nbsp; Mather, The Veterinarian. Vol. XXX. 1857.
Aneurysma venninosum der Aorta am Ursprung der Nieren­arterien mit überaus zahlreichen Würmern bei einem Fohlen. Ruptur, Tod durch Verblutung.
15)nbsp; Mather ibid.
Aneurysma venninosum der Aorta und der rechten Nieren­arterie mit Tausenden von Würmern.
16)nbsp; Brückmüller, Vierteljahrschr. für wiss. Veterinärk. Bd. 14. p. 135.
Grosses Aneurysma der Bauchaorta mit Thrombosenbildung. Eiterige Metastasen in den Nieren.
17)nbsp; Bruckmüller, ibid. B. 20. p. 143.
Aneurysma. der Bauchaorta vor dein Abgang der Nierenar­terien , sehr gross, spindelförmig, mit dünnen aber verknöcherten Wandungen.
18)nbsp; Varnell, The Veterinarian. 1865. u. Repert. d. Thier­heilk. Bd. 26. p. 343.
Aneurysma der Bauchaorta, welches 36 Unzen Blut enthielt. Fractur der Wirbelsäule über dem Aneurysma wahrscheinlich durch Usur derselben. Parasiten (Strongyli) wahrscheinlich Ur­sache der Aneurysma.
19)nbsp; Varnell ibid.
Aneurysma venninosum der Bauchaorta am Ursprung der
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92nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Das Wurmaneurysma der Eingeweidearterien.
vorderen Gekrösarterie. Tgt;k Wandungen sehr dünn. Ruptur, Tod durch Verblutung. In demselben zahlreiche Strongyli annati.
20)nbsp; Weber, Bulletin de la soc. iniper. de med. vet. 1867 u. Repertor. der Thierbeilk. Bd. 28. ]gt;. 274.
Aneurysma der Bauchaorta, 25 Ctin. lang, 15 breit. Ruptur in die Bauchhöhle und in den Grunindarm. Tod durch Verblutung.
21)nbsp; Thierry, Kec. de med. vet. 1SC8. und Vierteljahrs­schrift f. wiss. Vet. Bd. 31. Analecten p. 148.
Aneurysma der Bauchaorta. Gänseeigross, vor dem Abgang der vorderen Gekrösarterie mit theilweise verknöcherten Wand­ungen. Ruptur, Tod durch Verblutung.
22)nbsp; Causse, Journ. de med. vet. milit. T. V. und Viertel­jahrsschrift f. wiss. Vet. B. 28. Anal. p. 170.
Aneurysma der Bauchaorta vom 5. Rückenwirbel bis zum 2. Lendenwirbel. Die obere Wand verknöchert. Die untere Fläche des Aneurysma glich dem Euter einer Kuh, indem die harten, verdickten, dichtgedrängten (aneurysmatischen) Gekrösarterien gleichsam vervielfachte Striche darstellen. Thrombose der Aeste der vorderen Gekrösarterie. Plötzlicher Tod.
23)nbsp; Hackbarth, Magaz. f. d. gesammte Thierheilk. B. 35. p. 243. 18G9.
Aneurysma vorminosum der Bauchaorta. Entartung der in-tima. Jm Innern überaus zahlreiche Exemplare von Strongylus armatus, die sich in grosser Menge auch in der aneurysmatischen Gekrösarterie fanden. (Gurlt bemerkt in einer Anmerkung, dass er noch bei keinem Pferde so viele Würmer in den Arterien ge­sehen habe, als in der übersandten Aorta.) Das damit behaftete 7monatliche Fohlen war an einer Verblutung aus einem Aste der rechten Nierenarterie umgestanden. Die rechte Niere vereitert.
24)nbsp; Münch. Sammlung, v. Nr. 57. Aneurysma der Bauchaorta.
25)nbsp; Münch. Sa nun lung. v. Nr. 58. Aneurysma verminosum der Bauchaorta.
Greve1) erwähnt ferner kleinere aneurysmatische Erweiter-
') Erfahrungen und Beobachtungen über dio Krankheiten dor Haus-tliiere 1818. p, 171.
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Allgemeine Schilderung der Wurmaneurysmen.
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ungen an der Biegung tier Rückenpulsader (Bauchaorta) mit Palli-sadenwürmern; die Stelle der Arterie war da, wo sie sasseu, ent­zündet und etwas wenig ausgedehnt.
c) Aneurysmen der Nierenarterien.
1)nbsp; Hering, Recueil de mod. vet. 1830. p. 438.
2)nbsp; Fuchs, pathol. Anatomie der Haussäugethiere. I859.p.211. — Faustgross, sackförmig. Sammlung der Carlsruher Thier-arzneischule.
3. u. 4) Leisering, Bericht f. d. Veterinärwesen im Kö­nigreich Sachsen. 1865. p. 25.
Aneurysma vernrinosum beider Nierenarterien mit Faserstoff­gerinnseln und zahlreichen Pallisadenwürmern.
5)nbsp; Präp. A. VII. 0. 3. Nr. 24 der Müuch. Sammlung. Aneurysma einer Nierenarterie. Wallnussgross, sackförmig.
Im Innern ein fast vollkommen obstruirender Thrombus, der derb und geschichtet, hauptsächlich aus Fibrin besteht und in seinen äussersten Schichten entsprechend der grössten Convexität des Sackes in puriformer Schmelzung sich befindet. Die Wandung des Aneurysma, die im Uebrigen etwas verdickt und ohne kal­kige Einlagerungen ist, ist an dieser Stelle im Umfang eines Groschens eiterig eingeschmolzen und ist nur mehr die noch 5quot;quot;quot; dicke Adventitia übrig.
Die Ausläufer des canalisirten Thrombus verstopfen fast sämmtliche von dem Aneurysma abgehende Aeste.
Der zuführende Stamm der Nierenarterie, sowie die ab­gehenden Aeste ohne alle atheromatüse Veränderung.
6)nbsp; Von demselben Pferde wie 5.
Aneurysma einer Nierenarterie. Dasselbe ist hühnereigross, sackförmig; die Wandung bis auf 3—4quot;quot;quot; verdickt. Die Adven­titia verdichtet, die Media atrophisch und an einigen Stellen durch Bindegewebe ersetzt. Hie und da finden sich einzelne Kalkherde. Die Innenwand zur Hälfte ausgekleidet von einem verschieden dicken Thrombus, der sich gegen die Ein- und Aus­mündungsstelle allmählig verdünnt. Derselbe ist geschichtet und in seinen äussersten Schichten theilweise kalkig umgewandelt.
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94nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Das Wurmaneuvysma iler Eingeweidearterien.
Die abgehenden Zweige der Nierenarterie sind an ihren Ur-sprungsstellen verengt.
7)nbsp; Präp. A. All. 0. 3. Nr. 25 der Munch. Sammlung. Dasselbe ist über wallnussgross, unregelmässig oval. Die
Wandung ist elastisch, massig verdickt (3quot;quot;quot;), sehr zellenarm, die Media bindegewebig entartet. In der Intima kleine kalkige Herde, die Grenzen der einzelnen Häute verwischt. Ohne Thrombus im Innern ').
8)nbsp; Vide Aneurysinen Nr. 59.
9)nbsp; nbsp; „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Nr. 6U.
(1) Grossen- und Formverhältnisse der Aneurysmen.
Die Grosse der Aneurysmen des Pferdes bewegt sich in weiten Grenzen. Die kleinsten der beschriebenen Formen sind von der Grüsse einer Haselnuss oder Kirsche (Nr. 4 u. 23), die grössten vom umfang eines Kindskopfes (Nr. 18). Bruck-müller und Greve erwähnen erbsengrosse, Hering ein solches von der Grosse eines Menschenkopfes. welches sammt Gekrös-wurzel 18 Pfd. wog und einen Inhalt von 5 Pfd. Gewicht besass.
Analog den Aneurysmen des Menschen kann man die Wunn-aneurysmen nach der äusseren Form eintheilen in diffuse und circumscripte, in cylindrische, spindelförmige, varicose und sack­förmige. Die vielfachen und zahlreichen üebergangsformen dieser Formen in einander erschweren die Aufgabe einer exacten Ein-theilung nach diesen Charakteren ungemein.
Wenn man zu den circumscripten Aneurysinen nur die sack­förmigen rechnet, bei denen nur eine Seite der Arterienwand aus­gebachtet ist, im Gegensatze zu den Arterieetasien oder diffusen Aneurysmen (spindelförmigen und cylindrischen), bei denen die
') Als lieweis für die Kesisteii/C der von mir (Virchow's Archiv B. 47. p, 89) beschriebenen eigeuthümlichen Körperchen iu den feinen Arterien dos Pferdes führe ich an, dass sich an diesem vielleicht Jahrzehnte alten Präparate in einer feinen Arterie zahl­reiche Körperchen von derselben Beschaffenheit wie in frischen Präparaten fanden.
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Allgemeine Schilderung der Wurmaneurysmen.
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Erweiterung gleichmässig alle Theile der Wandung betrift't, so ge­hört die grosse Mehrzahl der Wurmaneurysmea des Pferdes zu den
letzteren. Nach dieser Definition ist eine grosse Ausdehnung des Aneurysma in der Längsaxe der Arterie für die Benennung von untergeordneter Bedeutung; man muss nach diesem Princip eine mehrere Ctm. lange Erweiterung, sobald sie gleichmässig alle Seiten der Arterienwand betrifft, schon zu den diffusen rechnen. Ohne an dieser Stelle den spateren Erortcrungen über die Ur­sachen des Aneurysma equinum vorgreifen zu wollen, müssen wir den Grund zu erforschen suchen, warum die Erweiterung der Arterie in der Regel eine gleichmässige ist, während wir doch von den Aneurysmen des Menschen wissen, dass sie in der Mehr­zahl zu den circumScripten, sackförmigen gehören. Anknüpfend an die Verschiedenheit der Ursachen der Aneurysmen könnte man in ihnen den Grund der Formverschiedenheiteu suchen und detn-gemäss die Würmer für diese Verhältnisse verantwortlich machen. Bass dem nicht so ist, glaube ich mit Sicherheit nachweisen zu können. Mustert man die beschriebenen Fälle durch, so wird man fast ausnahmslos zu dem Resultate gelangen, dass die sack­förmigen Formen an solchen Arterien vorkommen, die wie z. B. die Nierenarterien nach einer Seite eine feste Unterlage haben und mehr oder weniger gut befestigt sind; die diffusen und gleichmässig ausgedehnten Aneurysmen dagegen betreffen solche Arterien, die frei und beweglich gelagert sind, wie die Bauch­schlagader, die vordere und hintere Gekrösarterie. Einzelne Aeste der vorderen Gekrösarterie, wie z. B. die obere Grimm­darmarterie, die unmittelbar nach ihrem Ursprung sehr häutig ein taubeneigrosses Aneurysma bildet, können durch den von dem grösseren Aneurysma des Stammes ausgehenden Druck in ein ähnliches Verhültniss wie die Nierenarterien kommen und dem-gemäss öfters sackförmige Ausbuchtungen zeigen. Ich möchte also die Ursache der Formverhältnisse lediglich in anatomischen, durch die Eage der Arterien bedingten Verhältnissen suchen.
Was die Ausdehnung der Aneurysmen in die Länge betrifft, so ist dieselbe ausserordentlich wechselnd. Während die kleineren Formen von 1 bis mehrere Centimeter lang sind, finden sich hie
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und da Erweiterungen von 20 — 35 Ctm. Länge (Nr. 50 Fig. 1(5 u. Nr. 50.); der Querdurchmesser beträgt in solchen Fällen meist das 3 —-Itache des normalen Lumens — -2—3 Ctm. Solche aus­gedehnte Formen haben in der Regel eine cvlindrische oder spindelförmige Gestalt und betreffen vorzugsweise die Grimm­darmarterien in ihrem Verlaufe im Mesocolon. — Die kleineren Aneurysmen mit geringerem Längsdurchmesser und meist grös-serem Querdurchmesser bieten in der äusseren Form zahlreiche Variationen. Die grosse Mehrzahl ist derart Haschen- oder garken-förmig und längsoval gestaltet, dass im Beginn eine mehr bauchige, gegen die Peripherie zu sich verschmälernde Erweiterung bestellt (Fig. 15). Die mehr ovalen Formen sind entweder mehr rundlich-oder längsoval und besitzen manchmal kleinere Ausbuchtungen. Nicht so selten trifft man Sformige Aneurysmen, die an beiden Enden bauchig erweitert, in der Mitte eine leichte Einschnürung oder Verengerung zeigen (Fig. 11 a.). Weniger häutig sind diese kleineren Formen rundlich oder spindelförmig. Circumscripte Aneurysmen von sackförmiger Gestalt sind, wie schon oben er­wähnt, überaus selten. Zur Ergänzung des Angeführten gehe ich eine übersichtliche Zusammenstellung der beschriebenen Aneu­rysmen nach ihrer Form.
Unter 50 Aneurysmen (Nr. 1 — 56) der Arterien des Ver­dauungsschlauches waren 16 mehr länglich') oval, 15 tiascheu-oder gurkenförmigraquo;), 7 mehr rundlich3), 7 spindelförmig1); 6 Sförmig5), 4 cylindrisch6), 1 sackförmig'). Die 2 beschriebenen Aneurysmen der Bauchaorta (Nr. 57 und 58) sind annähernd spindel­förmig, die 5 Aneurysmen der Nierenarterien (v. Aneurysmen der Nierenarterien Nr. 5—9) sackförmig und rundlich oval.
'.) 3. 4. 5. 6. 7. 11. 12. 13. 18. 20. 35. 37. 39. 42. 43. 4.0.
8) 16. 17. 24. 29. 31. 33. 34. 36. 38. 40. 44. 4G. 47. 48. 49.
1) 1. 9. 15. 21. 20. 28. 32.
*) 25. 27, 30. 51. 52. 54. 55.
ä) 2. 8. 10. 14. 22. 41.
6) 19. 50. 53. 5G.
') 23.
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Allgemeine Schilderung iler Warmaneorysmen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;97
Ein rosenkranzformiges Aussehen entsteht hie und da, wenn mehrere Aueurysmen derselben Arterie unmittelbar auf einander folgen. (Nr. 3. 4 und 5).
Bruckmüller theilt seine 59 Fälle ein in 19 einfache Ver­dickungen der Arterienwände, 8 kleine ungefähr erbsen- bis ha-selnussgrosse, 29 wallnuss- bis hühnei'eigrosse und 3 mit tbcil-weiser Scleroslrung und Vereiterung des umgebenden Bindege­webes.
Die Form der Aneurvsmen ist demnach in der grossen Mehrzahl der Fälle eine konisch zulaufende oder mehr längs­ovale ; dieselben sind am Stamm der vorderen Gekrösarterie vor­zugsweise Haschen-, daumen- oder gurkenförmig und meist 8 — 12 Ctm. lang und 2 — 6 Ctm. breit. Die Aueurysmen der oberen Grimmdarmarterie, die meist ein Anhängsel des grösseren Aneu-rysina des Gekrösarterienstamraes darstellen, sind in der Regel oval, seltener sackförmig; ihre Grosse kommt der einer Hasel-nuss oder eines Taubeneis gleich. Die aneurysmatischen Fr-weiterungen der Blind- und Grimmdannarterien in ihrem Ver­laufe im Gekröse dieser Darmtheile sind meist cylindrisch und manchmal von grosser Längenausdehnung.
c) Die Wandungen des A n e u r y s m a.
Nachdem wir uns bei den äusseren Fonnverhältnissen viel­leicht über Gebühr aufgehalten, kommen wir zur Schilderung der gröberen und feineren anatomischen Veränderungen der Aneu-rysmawandungen, die in vielfacher Beziehung eine besondere Aufmerksamkeit beanspruchen und verdienen.
a) Indem wir von aussen nach innen vorschreiten, beginnen wir mit dem mesenterialen Bindegewebe, welches als Verstärkung der Adventitia umsomehr als äusserste Schichte der Arterienwandung betrachtet werden kann, als dasselbe; in zahl­reichen Fällen durch seine enorme Verdickung den Hauptbestand-theil der Aneurysinawandung bildet. Dasselbe ist ausnahmslos verdickt und in verschiedenem Grade sclerosirt; es schneidet sich dann derb und speckig, und während seine normale Dicke kaum l_2'quot;quot; beträgt, erreicht es häufig eine Dicke von 1,5—2—3 Ctm.,
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98nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Das Wurmaneurysma dor Eingewcidearterleo:.
nimmt also urn das 20- bis SOfache des normalen Durchmessers zu. Seine liistologische Beschaffenheit lässt sich dann am besten mit dem Zustande des ünterhautbindegewebes vergleichen, den man als Elephantiasis bezeichnet: es besteht eine förmliche Ele­phantiasis mesenterü (Nr. 3. 24. 43. 53. 54). In den höheren Graden der Verdickung, die ungefähr in Vraquo; der Fälle stattfindet ist nicht allein das Bindegewebe des Gekröses an der Massenzu­nahme betheiligt, sondern auch die übrigen Theile der Gekrös-wurzel: in erster Linie sind diess die Lymphdrüsen und die kleinen Arterien und Venen des Mesenterium, die häufig colla­teral erweiterte Blutbahnen darstellen. Ausserdem verlaufen in dem sclcrosirten Gewebe zahlreiche Lymph- und Chylusgefässe, das Sonnengeflecht und seine Nervenstämme und die Pfortader­äste. In dem Bindegewebe sieht man häufig graue, schmutzig-braune oder schieferige Pigmentstreifen.
Eiterherde indem verdickten Gewebe, die von Bruckmüller unter 59 Fällen Sinai beobachtet wurden, scheinen selten zu sein. Ray er stellt ihr Vorkommen überhaupt in Abrede; in unseren Fällen waren sie einmal (Nr. 43) vorhanden. Aehnlich wie man im Mesocolon der Pferde nicht so selten Eiterherde in verschie­dener Grosse und Zahl antrifft, die nach meinen Beobachtungen zunächst eiterig zerfallenen Lymphdrüsen ihren Ursprung ver­danken , so scheinen auch diese Eiterdepots zum grossen Tlieil auf eiterigem Zerfall von Lymphdrüsen zu beruhen ; oder es entsteht in Folge eiteriger Schmelzung der äussersten Thrombusschichten seeundär eine purulente Infiltration der Arterienhäute und des adnexen Bindegewebes.
Acute entzündliche Vorgänge in dem raesenterialen Binde­gewebe sind selten (Nr. 40) und wohl meistens durch die Gegen­wart von Pallisadenwürmern in den Aneurysmawandungen bedingt.
Fragt man nach der Ursache dieser mächtigen Bindegcwehs-entwicklung, so wird man ohne Zweifel wie beim Aneurysma des Menschen dem continuirlichen Reizungszustand, in welchem sich das Bindegewebe gegenüber dem wachsenden Aneurysma befindet, einen grossen Antheil zugestehen müssen. Fin weiteres nicht minder wichtiges Moment für die Entstehung der Bindegewebs-
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Allgemeine Sdiilderang der Warmaneurysmen.
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sclerose bilden sieber die Thrombosen der kleinen Arterien und Venen, die man in der grossen Mehrzahl der Fälle ohne Schwierig­keit nachweisen kann. Dieselben sind entweder einfache Fort­setzungen des Thrombus in dem Aneurysma oder auch embo-lischer Natur und sind schon mit blossem Auge bemerkbar oder mikroskopischer Natur, indem sie die kleinsten Arterien betreffen. Unter einer grossen Zahl von Schnitten der Aneurysmawandungen habe ich nur wenige gefunden, in denen sich nicht in den Ge-fässen des mesenterialen Bindegewebes Thromben befanden. Die­selben sind meist organisirt, manchmal zugleich canalisirt, in den Venen häufiger verkalkt oder in den verschiedenen Stufen der regressiven Metamorphose. Dass diese zahlreichen arteriellen und venösen Verstopfungen der kleinen Gefässe, deren feinere Verzweigungen hauptsächlich als vasa vasorum fungiren, auf die Ernährungsstörungen der Aneurysmawandungen einen Einfluss aus-üben, kann kaum in Abrede gestellt werden. Der gehemmte Blutzufiuss zu den vasa vasorum befördert sicher die fettige und kalkige Umwandlung der Entzündungsprodukte der Intima und Media.
ß) Die Adventitia selbst ist meist um das Doppelte und darüber verdickt, ihre bindegewebigen und elastischen Elemente vermehrt mit reichlicher Gefässentwicklung. Die bedeutend ent­wickelten meist welligen elastischen Längsfasern sind bei starker Verdickung gewöhnlich unregelnmssig verzogen und von einein reichlichen, derben Bindegewebe durchwuchert, welches ohne scharfe Abgrenzung sowohl in das mesenteriale sclerotische Bindegewebe als auch in die äussersten mehr oder weniger veränderten Schich­ten der Media übergeht. Häufig findet man einzelne Pigment­streifen in der Adventitia, die als letzte Ausläufer der später zu beschreibenden, zwischen Adventitia und Media gelagerten, meist rostfarbenen Pigmentstreit'en tiguriren. Solche Streifen begleiten nicht selten die bindegewebigen imregelmässigen Quer- und Schief­streifen, die die Media durchsetzen.
Die Muscu 1 aris Adventitiae (vergleiche die Schilderung der histologischen Verhältnisse der Eingeweidearterien) ist manch­mal bis auf 2...... verdickt (Nr. 30 u. 31) und schon mit blossem
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100nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Das Wunnaneurysma tier Eingeweidearterien.
Auge sichtbar; ihre unter normalen Verhältnissen ziemlich ent­wickelte bindegewebige Zwischensubstanz ist in solchen Fällen ebenfalls entsprechend vermehrt. Diese äussere Langsmuskel-faserschicht kann unter Umständen den '/#9632;. — Vi Theil der Wan­dung überhaupt bilden.
y) Die Media, deren Verdickung von den früheren Beob­achtern (Hering und Ray er) schon betont und von letzterem als charakteristisch für das Aneurysma der Eingeweidearterien erklärt wurde, ist fast ausnahmslos hypertrophisch. Während ihre normale Dicke 0,75—1,0quot;quot;quot; beträgt, ist dieselbe sehr häutig auf 3—-iquot;quot;quot; verdickt, also um das 3—4fache ihres normalen Durch­messers. In seltenen Fällen steigt der Dickendurchmesser sogar auf 7quot;quot;quot; (Nr. 8); in solchen Fällen ist jedoch immer eine Binde-gewebswucherung damit verbunden und es erscheint die compacte Muskelschicht in einzelnev Bündel auseinandergezerrt. Die Ver­dickung selbst ist in vielen Fällen an den verschiedenen Stellen der Wandung sehr ungleiclnnässig: an Stelle der grössten sackigen Ausbuchtung ist die Media entweder wenig verdickt oder theil-weise bindegewebig und kalkig umgewandelt, an den weniger er­weiterten Stellen dagegen ist sie regelmässig hypertrophisch. Ein eigenthümliches Verhalten zeigt die Media nicht selten, indem sie — den Zerstörungen der Intima folgend — zahlreiche Einkerb­ungen, ringförmige Vertiefungen und Erhebungen zeigt, wodurch leisten- und firstenähnliche Vorsprünge in das Arterienlumen ab­wechselnd mit gürteiförmigen Vertiefungen zu Stande kommen, die in frischeren Fällen der Media ein förmlich zerfressenes Aus­sehen geben (Fig. 16 u. 17J. Bei einer grossen Anzahl von Aneurysmen hat man Gelegenheit, diese Veränderung, die bisher übersehen wurde. in den verschiedensten Stadien zu studieren. An Aneurysmen jüngeren Datums sind diese gürteiförmigen Ver­tiefungen . in denen die Intima meist theilweise oder vollkommen fehlt, durch tibrinöse wandständige Thromben gleichsam aus­gegossen. In weiter vorgeschrittenen Stadien bilden sich durch partielle Verkalkung der .Media und Intima förmliche Kalkringe und Kalkleisten (Fig. 14 a), die in das Lumen der Arterie pro-minireu und durch Einschnürung der Aneurysmawandung die
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Allgemeine Schilderung der Wumanonrysmen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 101
ganze Formation des Ancurysina bedingen (Fig. 14). Diese Ver­änderungen machen häufig den Eindruck, als ob die Media, ur­sprünglich gleichmässig hypertrophisch, später durch eine ul-cerirende Endo- und Meso-arteriitis in Mitleidenschaft gezogen die gürtellormigen Defecte durch Eiaschmclzung erlitten habe.
Bei frischeren ulcerativen Vorgängen in der Intima ist die Media in ihren innersten Schichten meist auch ergriffen und zeigt einen entsprechenden durch reichliche Infiltration von jungen Rundzellen (Nr. 31) gekennzeichneten acuten entzündlichen Zu­stand, verbunden mit Schwellung und Lockerung ihres Gewebes.
Ganz dieselben acuten entzündlichen Veränderungen mit theil-weiser Einschmelzung finden sich bei der Gegenwart von Palli-sadenwürmern in der Media (Nr. 40 u. 4(3) selbst oder in den zunächst liegenden äussersten Lagen der Intima.
Die Bindegewebsentwicklung in der Media ist entweder mit gleichzeitiger Hypertrophie ihrer Muskelelemente verbunden oder seltener mit Atrophie derselben. Einen weiteren Ausgang der entzündlichen Processe in der Media bildet die kalkige Umwand­lung, die meist mit gleichzeitiger Verkalkung der äussersten Schichten der Intima einhergeht und nur in den innersten Lagen der Media stattfindet. Kleine kalkige Herde, die manchmal nur mit bewaffnetem Auge wahrgenommen werden, vermisst man selten. Eine ausgebreitete Verkalkung, wobei die Aneurysmawandung ganz oder theilweise in eine starre unbewegliche Röhre umge­wandelt ist, wurde unter 60 Fällen öinal beschrieben (Nr. 7. 19. 21. 39. 58), eine weniger bedeutende 7mal (Nr. 12. 17. 18. 36. 40. 41. 44).
Sehr häufig trifft man bindegewebige Septen, die quer die Media durchsetzen. Sie zeigen gewöhnlich körnige, braunrothe oder rostfarbene Pigmenteinlagerungen oder sind ungewöhnlich reich an jungen Rundzellen. Sie setzen sich nicht selten in atheromatöse Herde oder in Wunngänge fort, die in der Media oder Intima verlaufen. Diese queren meist rostfarbenen Pig­mentablagerungen, die der Media manchmal ein marmorirtes Aus­sehen verleihen, begleiten auch häutig die queren thrombotischen
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102nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Das Wurmaneurysma dor Eingeweidearterien.
Ausläufer, welche die oben erwähnten gürteiförmigen Einkerb­ungen der Media ausfüllen.
Uebcr die Natur und Entstehungsweise dieser Pigmentir-ungen, die übrigens von Ray er direct geleugnet und ausserdem nicht erwähnt werden, sind verschiedene Erklärungen zulässig. Wo dieselben einzelne narbenähnliche Bindegewebsstränge be­gleiten und überdies noch direct mit Gängen von in der Wan­dung befindlichen Pallisadenwürmern in Verbindung stehen, lassen sie sich vielleicht als Spuren der durch den wandernden Wurm gesetzten Verwundung der betreffenden Theile deuten. In der Mehrzahl der Fälle dagegen, besonders wenn die Pigmentstreifen ziemlich regelmässig die Media durchsetzen und schliesslich sich noch zwischen Media und Adventitia ausbreiten oder wenn sie die queren verschieden umgewandelten Ausläufer des wandständigen Thrombus begleiten, muss man sie als die Reste von geheilten oder in Heilung begriffenen multipen dissecirenden Ancurysmcn betrachten. Die Entstehung dieser interessanten Veränderung kann man sich in der Art denken, dass nach ulcerativer Zerstö­rung der Intima und der innersten Mediaschichten das Blut zwi­schen die gelockerten und entzündlich afficirten Schichten der Media hindurchgebrochen und sich zwischen Media und Adventitia ausgebreitet hat. Derartige Veränderungen finden sich in 8 Fäl­len besonders ausgeprägt (Nr. -2. 24. 29. 30. 40. 40. 50. 53.) Dissecirende gleichsam seeundäre Anourysmen in den grösseren Aneurysmen. die mehr den gewöhnlichen beim Menschen beob achteten Formen entsprechen, fanden sich 2inal (Nr. 22 u. 23).
Es wurde schon oben erwähnt, dass die Grenze der Media gegen die Adventitia häufig vollkommen verwischt und durch Bindegewebsentwicklung an dieser Stelle ersetzt sei. Ganz ähn­lich verhält sich häufig die Media gegen die Intima zu; an Stelle der elastischen Lamelle, die mit ihren welligen Contouren unter normalen Verhältnissen die charakteristische Grenzlinie beider Häute bildet, findet man unregelinässig eingelagertes Bindegewebe, besonders wenn ein Theil der Intima verloren gegangen ist. In solchen Fällen, nämlich bei ulcerirenden Gürtelgeschwüren der Intima liegt die Media vollkommen bloss und ist ihre theihveise
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Allgemeine Schilderang der Wnrmaneurysmen.
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erodirte und entzündlich veränderte innere Oberfläche unmittelbar von dem nie fehlenden wandständigen Thrombus bedeckt.
5) Die Intiina. Weitaus die bedeutendsten und folgen­schwersten Veränderungen erleidet die Intima der Wurmaneu-rysmeu. Sie bietet uns häufig nebeneinander alle Stadien der acuten und chronischen Entzündung, der pro- und regressiven Metamorphosen, wie wir sie als Ulceration, als Hypertrophie und Atrophie, als fettige, atheromatöse und kalkige Entartung, als bindegewebige narbige Umwandlung und Sclerosirung kennen.
Eine genaue Angabe der normalen Dicke der intima zu geben, ist sehr schwierig; je nach der Dicke der normalen Längs-muskelfaserschicht — Muscularis Intimae —, die wir früher be­schrieben, dürfte dieselbe zwischen 0,15—0,30—0,5 schwanken. Ihre Verdickung ist in einem Theile der Wurmaneurysmen in der Regel eine bedeutende, sie steigt nicht selten bis auf 2—3quot;quot;n.
Bei der Gegenwart von Pallisadenwürmem in den Aneurys-men ist die Intima meist in einem umschriebenen Theile nur theilweise oder gar nicht vorhanden. Schon bei Schilderung der Media haben wir der Defecte der Intima Erwähnung gethan; sie wurden von Hering und Bruckmüll|er schon beobachtet; ersterer sah sie unter 108 Aneurysmen 19mal. Rayer und Da-vaine (p. 330) bezeichnen sie dagegen als sehr selten und wollen daraus sogar eine Aelmlichkeit der Wurmaneurysmen mit den­jenigen des Menschen folgern; offenbar mit Unrecht. Durch die ulcerative Zerstörung der Intima präsentirt sich nach Entfernung des Thrombus häufig ein Bild, welches mit dem tuberkulösen Gürtelgeschwür im Darm des Menschen einige Aehnlichkeit besitzt, indem man auch hier neben der seichten Tiefe des Geschwürs die biossliegenden queren Muskelfaserschichten der Media bemerkt. An solchen Stellen ist auch die Media nicht selten am wenigsten hypertrophisch oder bindegewebig umgewandelt und in Folge der verminderten Resistenz die Ausbuchtung der Wandung am be­deutendsten. In den übrigen weniger ausgedehnten Theilen ist die Intima in der Regel nicht nur erhalten, sondern bedeutend verdickt und meist entweder in flachen Längsfalten verdickt oder von höckeriger unebener Beschaffenheit mit narbigen Vertief-
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lOinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Das AVuimaueurysma der Eingpweiclearterien.
ungen und constant von milchig weisser oder schwach gelb-licliei Farbe.
Bei der mikroskopischen Untersuchung solcher Stellen erhält man einen sehr verschiedenen Befund. Das Kndothel lässt sich nur selten noch nachweisen. Häufig sieht man an Stelle der nor­malen zellenreichen Tntima eine bedeutende Verdickung der Längs-iaserhaut mit Verlust der sternförmigen Bindegewebszellen; nur hie und da finden sich spärliche Rundzellen abwechselnd mit fettig atheromatösen und kalkigen Herden in verschiedener Grosse. In den äussersten Schichten der sclerotischen lutinia, die in solchen Fällen den knorpelähnlichen Platten bei der Atheromatose des Menschen am meisten ähnlich ist, findet sich an Stelle der Muskel­faserschicht besonders bei gleichzeitiger bindegewebiger Umwand­lung der Media häufig ein vascularisirtes und zellenreiches Binde­gewebe oder man kann in einer Reihe von Fällen eine erhebliche Zunahme der zelligen Elemente constatiren, der glatten Muskel­fasern, wie der sternförmigen Bindegewebszellen, die ausserdem besonders in den innersten Schichten von jugendlichen rundzelligeu Elementen begleitet sind. Abwechselnd mit atheromatösen Herden finden sich auch schieferig gefärbte und braunrothe Pigment­streifen, die meist mit den in der Media geschilderten in Ver­bindung stehen und häutig schon durch die innersten Schichten der Intima hindurchschimmern, ihre Entstehung fällt wohl mit den in der Media beschriebenen Pigmentablageningen zusammen.
Die acutesten Formen der Endoarteriitis findet man bei der Gegenwart von Pallisadenwürmern in der Intima; neben einer bedeutenden Schwellung, Trübung und Lockerung der Intima be­merkt man in der nächsten Nähe des Wurmganges eine massen­hafte Anhäufung von Rundzellen, die sich allmählig verlierend durch die Media und Adventitia bis in's umliegende Bindegewebe erstrecken kann.
In weiter vorgeschrittenen Fällen ist die Intima theils in ein jugendliches oder consolidirtes Bindegewebe mit oder ohne Vascu-larisation umgewandelt oder ihre normale Structur ist noch er­halten und nur mit zahlreichen Ruudzcllen versehen.
Die Muscularis Intima ist entweder einfach verdickt oder
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Allgemeine Schilderung der Wnrmmieurysmon.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 105
gleichzeitig von bindegewebigen Elementen durchsetzt oder von letzteren vollkommen verdrängt; in einzelnen Fällen erreicht sie eine Dicke von lquot;quot;quot; (Nr. 25. 30. 41.)
Endlich findet man die Intima meist gleichzeitig mit den innersten Schichten der Media kalkig umgewandelt; durch die Bildung tonnlicher Kalkplatten wird die ganze Wandung des Aneurysma starr und unbeweglich. Solche Fälle sind bei Schilderung der Veränderungen der Media aufgezählt worden. Abwechselnd mit eigentlich atheromatösen, fettig entarteten Stellen liegen diese Platten in der verschiedensten Grosse bloss und geben durch die Rauhigkeit ihrer Innenfläche Anlass zur Alllagerung von Fibrin­gerinnseln; sie sind meist von dickeren wandständigen Thromben bedeckt oder nur von einem dünnen, durchsichtigen Fibrin-häutchen überzogen.
Wirkliche Verknöcherung ist selten. Nur in 2 Fällen konnte sie mit Sicherheit nachgewiesen werden. Nachdem ich schon eine grosse Zahl von mehr oder minder verkalkten Wand­ungen in dieser Richtung mit vollkommen negativem Resultat untersucht hatte, stiess ich endlich auf Knochenkörperchen von ziemlich ausgeprägter Form in kleinen kalkigen Herden eines Aneu-rysmas der Bauchaorta (Nr. 58): in diesem Falle fehlten jedoch Havers'sche Kanälchen und eine lamellöse Schichtung vollkommen. Eine solche Art der Verknöcherung wurde auch von denen, die eine wirkliche Verknöcherung bei der Atheromatose des Menschen annehmen, niemals beobachtet oder behauptet. Um so mehr überraschte mich der Befund (Nr. 7 Abb. Fig. 7) einer wahren Knochenbildung mit Havers'schen Kanälchen, auf welche ich später noch einmal zurückkommen werde.
Die eigenthümlicheu in das Lumen des Aneurysma prominiren-den Kalkleisten, an deren Bildung auch die Media betheiligt ist, wurden schon erwähnt. Sie geben hie und da dein Aneurysma ein eingekerbtes Aussehen und wandeln die Höhle des Aneurysma in eine multiloculärc um (Fig. 14).
Erwähnenswerth dürfte noch die Spangenbildung in der Intima sein, die in einem Falle (Nr. 10) gefunden wurde. Diese Spangen durchkreuzten ähnlich den Trabekeln des Herzens das Lumen der
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Das Wnrmanearysma der Eingewcidcarterien.
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Arterie, bestanden aus feinfaserigem Bindegewebe und verdanken ohne Zweifel einer abgelaufenen Endoarteriitis ihren Ursprung. Einen ausgezeichneten Fall von Spangenbildung in der Intima habe ich nach Abschluss dieser Untersuchung beobachtet, den ich kurz erwähnen will: am Rande der Ursprungsmündung der vor­deren Gekrösarterie, die wie gewöhnlich aneurysmatisch erweitert und von Pallisadenwürmern bewohnt war, fand sich ein förm­liches Netzwerk von trabekulären Spangen. Dieselben durch­kreuzen das Lumen der Arterie nach verschiedenen Richtungen, sind verschieden dick: von den feinsten Fäden bis zu 1,5—2quot;quot;quot; dicken Spangen und bestehen mikroskopisch aus fibrillarem Binde­gewebe und glatten Muskelfasern in grosser Menge. Die Ent­stehung dieser Bildungen lässt sich kaum anders denken, als dass in Folge einer Endoarteriitis venninosa die Intima und be­sonders die Muscularis Intimae unterminirt waren und bei der Heilung diese Spangenbildungen zurückgelassen haben. Der Mangel jeder frischen Veränderung an dieser Stelle lässt das Ganze als einen abgelaufenen und geheilten Process erscheinen. Frische Thromben hatten sich an diesen allerdings glatten und drehrunden Spangen nicht angesetzt.
Obliteration von Arterien durch Wucherung und Verkalkung der Intima wurde mehrfach beobachtet; inwiefern bei einem solchen Verschluss, der in 2 Fällen zugleich mit Obliteration (und Heilung) von Aneurysmen (Nr. 28 und GO) verbunden war, obturirende Thromben betheiligt waren, liess sicli nicht mehr feststellen.
Die Grenze der Intima gegen die Media, die unter normalen Verhältnissen durch die elastische wellige Innenhaut so prägnant hervortritt, ist, wie schon oben erwähnt, sehr häutig vollkommen verwischt und man findet an ihrer Stelle neben fettigen und kalkigen Herden Bindegewebe, welches verschieden locker oder derb, manchmal vascularisirt nach beiden Richtungen, in die Me­dia und Intima, unregelmässige Ausläufer entsendet.
Ueberblicken wir noch einmal die geschilderten anatomischen Verhältnisse der Aneurysmawaudungen, so finden wir dieselben immer verdickt, meist elastisch, seltener durch kalkige Einlagerung in starre Röhren umgewandelt. An der Verdickung der Wandung
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Allgemeine Schilderung der Wurmaneurysmen.
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betheiligen sich aussei dem iiiesenterialen Bindegewebe in erster Linie die Media, weniger die Adventitia und häufig die Intima. Die Veränderungen der letzteren sind am wenigsten constant: man findet sie in entzündlicher Schwellung, in ulcerativer Zer­störung mit vollkommener oder theilweiser Einschmelzung ihres Gewebes, in Fettdegeneration, Verkalkung und Verknöcherung, in Hyperplasie, Sclerosirung oder bindegewebiger Umwandlung. Meist finden sich mehrere der genannten Zustände gleichzeitig in demselben Aneurvsma nebeneinander.
fj Inhalt der Aneurysmen.
o) Thrombus. Wenn man ein Wurmaaeurysma frisch unter­sucht, so findet man in demselben regelmässig ein lockeres dunkel-rothes oder schwarzes Blutgerinnsel, welches peripherisch einen schmutzig weisslichen Fibrinstreifen einschliesst, der sich meist in einige abgehende Aeste verästelt; dasselbe enthält nicht selten einige Pallisadenwürmer und lässt sich mit der Pingette oder durch Aufgiessen eines schwachen Wasserstrahles leicht und voll­ständig entfernen. Diese Gerinnsel sind offenbar während des Todeskampfes entstanden. Da man die übrigen Arterien im Ca­daver in der Regel leer antrifft. so ist ein solcher Befund nur insofern bemerkenswerth, als er die mangelhafte Contraction der erkrankten Arterie an der aneurysmatischen Stelle beweist. Man nennt solche Gerinnsel Agonie gerinn sei und es haben die­selben mit dem nun näher zu beschreibenden Thrombus, der während des Lebens entsteht, nichts zu thun und dürfen nicht mit demselben verwechselt worden.
Die Gegenwart eines Thrombus ') (caillot der Franzosen) in dem Wurmaneurysma des Pferdes wurde auch von den früheren Beobachtern selten vermisst. Rayer bezeichnete ihn geradezu als charakteristisch für das Aneurysma der Pferde. Unter den untersuchten Spirituspräparaten fehlten nur in wenigen die Throm­ben ; bedenkt man dazu, dass diese Objecte zum grössten Theilc früher eröffnet und im Laufe der Jahre gewiss verschiedenen Ma-
') Thrombus von u bgöfifios die geronnene Blutmasse.
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108nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Das Wunnaiieurysma der Eingeweidearterien.
nipulationen ausgesetzt waren, so erscheint es selbstverständlich, (lass diese Präparate für die Beurtheilung der Häufigkeit des Thrombus keinen sicheren Massstab abgeben können. Dagegen habe ich unter 21 irisch untersuchten Aneurysinen den Thrombus nie fehlen gesehen.
Ebenso mannigfaltig wie die Intima der Aneurysmen ist die Beschaffenheit des Thrombus nach Form, Alter und innerer Zu­sammensetzung. Der Thrombus ist meist wandständig, der Innen­wand mehr oder weniger innig adhärirend. Er kleidet entweder das ganze Aneurysma aus oder ist nur circumscript. Er füllt entweder einen kleinen Theil der Aneurysmahöble aus oder lässt nur einen Kanal für den Blutstrom frei oder ist voll­kommen obstruirend'), er ist geschichtet oder ungeschichtet, in fettiger Entartung und Erweichung, in puriformer und purulenter Schmelzung oder in Organisation.
Die Bildung des Thrombus, seine Grosse und Beschaffenheit wird vorzüglich bedingt durch den Grad der krankhaften Aus­buchtung des Arterienrohres, durch die Beschaffenheit der Intima und durch die Gegenwart von Pallisadenwürmern in dem Aneu­rysma. Andere Factoren wie die Beschaffenheit des Blutes, die Höhe des im arteriellen Systems herrschenden Blutdrucks sind sicher von grosser Bedeutung; es fehlt uns aber bis jetzt au That-sachen, die einen Massstab für die Beurtheilung ihres Einflusses abgeben könnten. Je nach der Einwirkung dieser Factoren ist die Entwicklung, Gestaltung und Rückbildung des Thrombus eine verschiedene.
Die Farbe und Consistenz des Thrombus richtet sich haupt­sächlich nach dem Alter: jüngere Thromben sind meist locker, dunkelroth oder blass röthlich; altere sind häufig derb oder wie­derum auch breiartig weich, entfärbt, grauröthlich, roth- oder gelbbraun, rostfarben etc.
In den sackigen Ausbuchtungen finden sich regelnlässig dün­nere oder dickere wandständige Thromben. 1st die Intima an diesen Stellen, wie es häutig der Fall ist, ulcerirt, vollkommen
') Von olilino, verstreichelaquo;
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Allgemeine Schilderung der Wurmaneurysmen.
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oder tlieilwdse fehlend, oder durch kalkige und atheromatöse Einlagerungen rauh und uneben, so darf man mit Sicherheit auf die Anwesenheit eines Thrombus an solchen Stellen rechnen. Ist die Intima im grüssten Theile des Aneurysma wie bei ausge­dehnten cylindrischen Erweiterungen und bei Gegenwart zahl­reicher Würmer arrodirt oder fehlend, so ist die ganze Innen­wand des Aneurysma gleichsam austapeziert von dem Thrombus. Derselbe gleicht so die zahlreichen Vertiefungen und Uneben­heiten aus und seine häutig abgeglättete Innenfläche lässt einen Kanal für den Blutstrom frei (vide Fig. 11. u. Fig. 18).
Die Art der Verbindung des Thrombus mit der Innenfläche des Aneurysma ist nach Beschaffenheit der letzteren eine ver­schiedene. Bei ulcerativen und acuten entzündlichen Affectionen der Intima sind die äussersten Schichten des Thrombus häutig in Organisation und innig mit der entzündeten Intima verbunden. In solchen Fällen lässt sich der Thrombus nicht ohne Continui-tätstrennung von der Innenwand ablösen. Ueberhaupt ist bei unebener und höckeriger Beschaffenheit der Innenfläche der aus­kleidende Thrombus meist innig adhärent und in die öfters be­schriebenen gürteiförmigen Einkerbungen, die durch den Defect der Intima und Media zu Stande kommen, förmlich eingefilzt Dass sich quere Ausläufer des Thrombus durch die Media bis zur Adventitia erstrecken können und eine eigenthümliche Form von in Rückbildung begriffenen dissecirenden seeundären Aneurysmen darstellen, wurde schon näher beschrieben. Bei der Gegenwart von Kalkplatten und atheroinatösen Herden in der Intima sind dieselben meist mit locker aufsitzenden Thromben bedeckt.
In nahezu der Hälfte der Fälle (23mal unter 56 Fällen) ist der Thrombus canalisirt'), sei es indem er die Innenfläche des Aneurysma in ihrer ganzen Ausdehnung auskleidet, sei es dass er nur gürtelfönnig einen umschriebenen Theil bedeckt (diffus
') Hier ist jedoch die Canalisation nicht in dem Sinne zu verstehen, als ob eine früher bestandene Obstruction nachträglich canalisirt worden sei, sondern der wandständige circuläre Thrombus lässt in seiner Mitte einen Kanal für die Blntcircalation frei.
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110nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Das Wunnaueurysina der Elugeweidearterien.
wandständig). Odor der Thrombus bedockt in Form von strang-artigen, verschieden dicken odor unregelmässig bröckligen Auf-lagerungen nur eine Seite der Aneurysmawandung (partiell wand­ständig), (ISmal unter obiger Anzahl). Vollkommen obstruirende Thromben (in 8 Fällen) sind nicht so selten. Ob die totale Ver­stopfung in solchen Fällen langsam und allmäblig oder schnell zu Stande gekommen sei. erkennt man an der Beschaffenheit des Thrombus, an seiner Farbe, Consistenz und histologischon Zu­sammensetzung. Manchmal findet man den Thrombus im An­fang des Aneurysma nahe dem Ursprung aus der Aorta canalisirt und es ist dann der Blutzufluss zu den ersten Aesten der Gekrüs-arterie relativ unbehindert, während weiter nach aussen der cana-lisirte Thrombus sich in einen obstruirenden umwandelt, der sich überdiess noch in die grösseren und kleineren Verzweigungen der Arterie fortsetzt.
Solche fortgesetzte Thromben sind sehr häufig und vor­dienen in mehrfacher Beziehung eine besondere Berücksichtigung. Die verschieden gestalteten und zusammengesetzten Thromben setzen sich gegen die Peripherie zu in grössere und kleinere Ar­terienäste fort und verengern entweder dieselben oder verschliessen sie vollkommen; oder es werden durch den Thrombus im Aneu­rysma nur die Mündungen der abgehenden Aeste verlegt. So kann z. B. an der Abgangsstelle der Dünndarmarterien, die kaum über 2 DCtin. gross ist, ein verhältnissmässig sehr kleiner Thrombus — von Linsen- bis Bohnengrösse — die Ursprungsmündung mehrerer Dünndarmarterien verschliessen und so die arterielle Blutzufuhr für eine mehrere Meter lange Darmpartie vollkommen abschneiden. Ein weiterer nicht minder wichtiger Befund er­gibt sich durch die Verlängerung des Thrombus in centraler Richtung, ein Vorkommniss, welches für arterielle Thromben überhaupt von Mehreren geleugnet wird. Es ist dies die Fort­setzung des Thrombus über das Ostium der Gekrös-arterie in das Lumen der Aorta hinein. Einen sein- prägnanten derartigen Fall gibt die Abbildung Fig. 10 (Nr. 14) wieder. Ein ähnliches Verhalten ist im Fall Nr. 2 beschrieben. Unter 35 Pferden habe ich solche Ausläufer in verschiedener Grosse lOmal
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Allgemeine Schilderung der Wurmanenrysma.
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constatiren können (Nr. 2. 9. 10. 14. 17. 27. 38. 39. 43. u. 40), also in 28% der Fälle. Dabei muss man berücksichtigen, dass nur in der Minderzahl der Fälle die Aorta an den Aneurysmen der Gekrösarterie vorhanden war, dass also das angegebene Procentverhältniss eher zu niedrig als zu hoch ist. In vielen Fällen ist ausserdem der Befund mitgetheilt worden. dass der Thrombus oder dessen centrale Endigung sich bis nahe oder un­mittelbar an die ürsprungsöfihung aus der Aorta fortgesetzt hatte. Bei Erörterung der Symptomatologie der Aneurysmen werden wir Gelegenheit haben, uns dieses Verhältnisses und seiner wichtigen Consequenzen zu erinnern.
Was den Bau und die Structur des Thrombus anbelangt, so wurde schon oben angedeutet, wie verschiedenartig sich dieselben verhalten können. Meist ist der Thrombus mehr oder weniger deutlich geschichtet; die einzelnen Schichten sind von verschie­dener Dicke und manchmal ausserordentlich dünn (Nr. 6); sehr häufig besonders bei Pferden, die an sogenannter „Kolikquot; umge­standen sind, fand ich den Thrombus überaus locker und brüchig, besonders in seinen innersten Lagen. Geronnener Faserstoff in verschiedenen Graden der fettigen Entartung und des körnigen Zerfalls und farblose Blutkörperchen bilden die hauptsächlichsten Elemente des Thrombus. Je nach dem Grade des Zerfalls findet man mikroskopisch kleine Fettkörnchen und Fetttröpfchen, mole-culären und fettigen Detritus, meist mit zahlreichen Körnerzellen und Körnerhaufen vermischt, seltener Cholestearin, Myelin (letz­tere vielleicht auch Froducte der Spirituswirkung?) und kalkige Trümmer. Sehr derbe und geschichtete Thromben bestehen häufig fast ausschliesslich aus Fibringerinnsel mit sehr wenigen farb­losen Blutkörperchen. In manchen Fallen erweichen die Thromben in den der Wandung nächsten Schichten und nehmen eine eiterige Beschaffenheit an (analog der cyste purulente bei der Endocarditis des Menschen). Unter den oben genannten Elementen bilden dann die Körnerzellen und Körnerhaufen einen Hauptbestandtheil.
Eine eiterähnliche (puriforme Virchow) Erweichung des
Thrombus ist verhältnissmässig nicht so häutig (Nr. IG. 43. 54u. 50).
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112nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Das Wurmaneurysma der Eingeweidearterien.
Der gelblichweisse odor blassröthliche Brei ist vei-schieden zu-sammengesetzt. Er besteht meist aus farblosen Blutkörperchen, Körnerzellen und Körnerhaufen und fettig körnigem Detritus. In einem Falle (Nr. 43) bestand das Product der Erweichung aus einer eiterigen Flüssigkeit, die sich von wirklichem Kiter in keiner Be­ziehung unterschied, so dass hier die Bezeichnung „purulente Erweichung'' vollkommen berechtigt erschien.
Bei entzündlichen Processen der Aneurysmainnemvand findet man die äussersten Schichten des Thrombus entweder organisirt oder in Organisation begriffen (Nr. 9. 24. 29. 31. 40. 44. 46). Der so umgewandelte Thrombus geht dann ohne scharfe Grenze in die bindegewebige und entzündlich afficirte Intima oder Media über. Vollkommen organisirte und manchmal canalisirte Throm­ben findet man sehr häufig in den feineren Arterien des Meso-colon und -coecum neben anderen Resten früherer embolischer Pro-cesse sowie in den feineren Arterien des mesentcrialen Bindege­webes.
Die innerste Schicht des Thrombus, besonders der canali-sirten Formen bildet meist ein in grösseren Partieen abziehbares, milchig weissliches Häntchen, welches aus einem feinen fibrinösen Netzwerk und farblosen Blutkörperchen zusammengesetzt ist.
Ueber die Entstehung der Thromben sei noch bemerkt, dass die Beschaffenheit der Intima. ihre entzündlichen, ulcerativen und regressiven Affectionen neben der Gegenwart von Pallisaden-würmern vorzugsweise das Zustandekommen derselben begünstigen. Begreiflicher Weise spielt auch die Erweiterung des Arterienrohrs dabei eine Rolle, obgleich die circulären gleichförmigen Erweiter­ungen an und für sich wenig zur Gerinnselbildung prädisponiren, viel weniger als die sackförmigen. — Als weiteren Inhalt des Aneurysma finden wir
ß) Den Strongylus armatus. Dieselben liegen theils frei im Lumen der Aneurysmen, theils eingebettet in die Schich­ten des Thrombus. Da es ganz undenkbar ist, dass die Würmer bei dem starken Blutstrom in der Arterie sich frei im In­nern derselben aufhalten können, so ist man berechtigt, das
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Allgemeiae Schilderung der WurmaiKnirysmen.
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freie Yorkonmicn der Würmer in dem Lumen der Aneurysmen als eine Leichenerscheinung aulzufassen. Unter allen Umständen müssen die Würmer irgendwie in dem Aneurysma befestigt sein. Mau findet dem entsprechend neben den freiliegenden Würmern leere Wurmgänge in den innersten Schichten des Thrombus. Meist sind die Pallisadenwiirmer mit dem griissten Theil ihres Körpers in die innersten Schichten des Thrombus derart ein­gebettet, dass ein Endtheil derselben, Kopf oder Schwanz, frei in das Lumen der Arterie hineinragt (Fig. 18). Die Ansicht Ray er's, wornach die Grosse des Thrombus von der Zahl der Würmer abhängt, scheint für viele Fälle nicht unbegründet zu sein. Um sich über die Zahl der in den Aneurysmen vorhandenen Würmer ein Urtheil bilden zu können, ist es unerlasslich, die untersuchten Spirituspräparate gesondert zu betrachten. Die au diesen gewonnenen Resultate können durchaus nicht massgebend sein, einmal weil bei ihnen im Laufe der Zeit gewiss viele Würmer auf die verschiedenste Art abbanden kommen können und dann, weil die den Sammlungspräparaten schuldige Schonung eine genaue Untersuchung in dieser Richtung nicht erlaubt.
a)nbsp; nbsp;Die Zahl der untersuchten Spirituspräparate be­trägt 37 , die 18 Pferden angehörten. In 18 Aneurysmen fand sich kein Strongylus; bei 9 fanden sich jedoch gleichzeitig in einem oder dem anderen Aneurysma desselben Pferdes ein oder mehrere PallisadenWürmer, so dass sich nur in 9 Aneurysmen, die 6 Pferden angehörten, überhaupt kein Strongylus fand. Diese Zahl reducirt sich noch weiter, indem in 3 Aneurysmen (2 Pf.) in den Aneurysnuuvandungen Reste von Pallisadenwürmern in Form abgeworfener Larvenhäute sich fanden, so dass im Ganzen nur 6 Aneurysmen (4 Pf.) überhaupt ohne Strongylus waren. Larvenhäute in der Intima fanden sich überdiess 'imal gleich­zeitig mit Pallisadenwürmern im Innern des Aneurysma.
b)nbsp; nbsp;Unter 21 frisch untersuchten Aneurysmen, die 15 Pferden angehörten, wurden nur 2mal (1 Pf.) die Strongyli vermisst. In letzterem Falle jedoch (Nr. 34 u. 35) fand sich ein un­zweifelhafter Beweis früher vorhandener Pallisadenwürmer in Forin einer Larvenhaut in einem kleinen wandständigen Thrombus.
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Das Wurmaneurysma der Eingeweidearterien.
Diese Thatsache im Zusammenhalt mit den an den älteren Prä­paraten gewonnenen beweist, dass man aus dein momentanen Fehlen der Würmer durchaus keine Schlüsse ziehen kann, als ob dieselben niemals zugegen gewesen seien; die Abwesenheit der Würmer ist mehr ein zufälliges, vorübergehendes Ereigniss, welches in dem Entwicklungsgang des Pallisadenwurmes, seiner fortwäh­renden Ein- und Auswanderung seinen Grund hat.
Die Zahl sämmtlicher in 21 frischen Aneurysmen (15 Pf.) gefundenen Würmer beträgt 282 — ohne Einrechnung der Larven­häute. Von diesen waren 275 ganz oder theilweise in den Thrombus eingebettet oder lagen frei im Lumen der Aneurysmen, während 7 Exemplare (und eine Larvenhaut) in den Arterienhäuten ihren Sitz hatten. Es kommen demnach auf 1 Aneurysma 18,5 und auf 1 Pferd 19 Würmer. Setzt man die Fälle Nr. 54—36 mit der abnorm hohen Zahl von 121 Würmern aussei1 Anrechnung, so bleiben für 18 Aneurysmen (14 Pf.) noch 161 Würmer, d. h. auf ein Aneurysma kommen durchschnittlich 9 und auf ein Pferd II Pallisadcnwürmer.
Was den Aufenthalt von Würmern in den Wandungen be­trifft, so fanden sich in einem Falle 2 Strongyli in der Intima, in 4 Fällen je 1 Strongylus zwischen Intima und Media und in einem Falle I Strongylus in der Media. An den Spirituspräpa­raten fanden sich Larvenhäute und Würmer in Intima oder Media zugleich mit solchen im Innern 2uial, ohne solche im Innen: 3mal. Im Ganzen waren demnach in 11 Aneurysmen Würmer oder ihre Reste in den Aneurysmawaudungen nachzuweisen.
Diese Angaben geben selbstverständlich nur Minimalzahlen und machen durchaus keinen Anspruch auf absolute Genauigkeit, da es häufig nur durch Zerstörung des Präparates oder erst bei der mikroskopischen Untersuchung gelingt, Würmer oder Larven­häute in den Wandungen nachzuweisen.
Ray er befindet sich also im Irrthum, wenn er die Anwesen­heit von Würmern in den Arterienhäuten mit Bestimmtheit in Abrede stellt: Hering hatte auf dieses Vorkommen aufmerksam gemacht; er sagt p. 439: „dans cette lymphe entin naissent ies
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Allgemeine Schilderung der Wurmaneurysma.
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strongles, qui quelque tois percent la tanique sereuse et restent imtre celle-ci et la tunique moyennequot;.
Die Vertheilung der Würmer auf die einzelnen Aneurysmeu und Pferde gestaltet sich bei den frischen Fällen folgenderniassen:
a)nbsp; nbsp;Aneurysmen. Kein Strongylus Imal, 1 Larvenhaut linal, 1 Strongylus 2mal, 2 Strong. 2mal, 3 Strong. 2mal, 5 Strong. 2inal, — 6, 9, 10, 15, 17, 18, 2G, 38, 121 Strongyli je einmal. (Es sind hier die Fälle Nr. 54—56 als ein Fall angenommen).
b)nbsp; Pferde. 1 Larvenhaut bei einem Pferde, 3 Strongyli Smal, 5 Strong. 2mal, S Strong. 2mal. — 10, 14, 18, 19, 2G, 37 und 121 Strongyli bei je einem Pferde.
Diesen Daten möchte ich noch die Bemerkung hinzufügen, dass man mit Angaben über das Fehlen der Würmer in den Aneurysmen unter allen Umständen sehr vorsichtig sein muss. Es bedarf immer einer sehr sorgfältigen Untersuchung der Aneu-rysmahöhle, um einen sicheren Ausspruch über das Fehlen der Würmer machen zu können. Ich habe öfters Gelegenheit gehabt, an mir die Erfahrung zu machen, wie leicht man die Wurmer bei ihrer geringen Grosse und gleichartigen Farbe übersehen kann, besonders wenn sie in grossen Thrombusmassen in den verschiedensten Schlupfwinkeln gelagert sind. Nach dem Aus­waschen des Präparates tindet mau bei wiederholter Untersuchung noch Würmer an Stellen, wo man sicher keine mehr vermuthete.
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III.
1) Pathologisch-auatoniisclie Verhältnisse der abgehenden Arterieuäste und der Aorta.
Es sind hier zunächst die secundären Veränderungen zu er­wähnen, denen die Arterien des Stromgebietes der vorderen Ge-krösarterie sowie die Bauchaorta unterliegen.
Auf das häutige Vorkommen von fortgesetzten Thromben in diesen Aesten wurde oben aufmerksam gemacht. Sie bedingen eine vollkommene oder theilweise Unwegsamkeit der betroffenen Arterien. Verschleppte Theile des Aneurysmenthrombus (Emboli)') die an Theilungsst'ellen der abgehenden Arterien stecken ge­blieben, fanden sich in 2 Fällen (Nr. 30 und 33); aus der gröberen und feineren Zusammensetzung dieser Emboli, die mit derjenigen des Aneurysmenthrombus vollkommen übereinstimmt, kann man mit Sicherheit schliessen, dass sie abgerissene und verschleppte Partikel des Thrombus in dein Aneurysma darstellen.
Unter den Veränderungen der Arterienwandungen der ab­gehenden Aeste steht obenan die Verdickung der Intiina, die man nahezu regelmässig in denselben nahe ihrem Ursprung ans dem Aneurysma antrifft. Dieselbe ist meist in Längsfalten verdickt und verengert das Lumen der Arterie erheblich. Diese Hypertrophie der Intima trifft man gelegentlich auch ohne aneu-rysmatische Erweiterung in anderen Eingeweidearterien wie z. B. in der Art. coeliaca (Fig. 13). Die öfters erwähnte Muscularis intimae nimmt in den grossen Arterien des Dickdarms regel-
') Kmbolie von iuSoXr/ t] das lliiicintüKen von b'u.-tiMut
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Path.-auat. Verhältnisse d. abgehenden Arterienäste u, d. Aorta. 117
massig Antheil an dieser Hyperplasie. Die Runzelung der Intima, die Verengerung und Compression der von dem Aneurysma ab­gehenden Aeste wurde auch von Bruckmüller (p. 63) beson­ders erwähnt. In einzelnen Fällen nimmt auch die Media an der Verdickung Theil. Die ürsprungsöffnungen der Arterien sind nicht nur durch die fortgesetzten Thromben, sondern auch durch die entzündlichen und atheromatösen Veränderungen der Wandung häutig verengt, spaltförmig verzogen und manchmal von einem ringförmigen Wall unigeben (wie die Aeste der Aorta des Men­schen bei Atheromatose derselben). Hie und da trift't man auch vollkommene Obliteration einzelner Arterien (Nr. 7. 20. 28 und 60), die als zuführende Stämme weiterer Aneurysmen zugleich Obli­teration und damit eine Heilung des Aneurysma mit sich führen (Nr. 28 und 60).
Als weitere nicht unwichtige Veränderung im Strombezirk der vorderen Gekrösarterie sind die vielfach zur Beobachtung gekommenen alten Thrombosen in den feineren peripherischen Verzweigungen zu nennen, die meist imMesocolon und -coecum, seltener am Gekrösansatz des Mesenterium vorkommen. Nach­dem ich anfing, darauf meine Aufmerksamkeit zu richten, ver-misste ich diese älteren Veränderungen fast niemals. Sie sind regelmässig begleitet von verkalkten Venenthrombosen, Sclero-sirung und seltener von schieferiger Pigmentirung des nächst-liegenden Bindegewebes des Gekröses oder der Subserosa des Peritoneum. Eine förmliche Vereiterung im Mesocolon neben einer sclerotischen Induration fand sich nur einmal. Die er­wähnten kalkigen Thromben der feineren Pfortaderäste ragten in einem Falle (Nr. 47) mit ihrem peripherischen Ende frei in das Lumen des Grimmdarms hinein, indem die Schleimhaut an dieser Stelle einen entsprechenden konischen Defect zeigte. Auf die Ursache dieser eigenthümlichen Veränderungen in der Peripherie des Stromgebietes werden wir später zurückkommen.
Nicht selten findet man zwischen den einzelnen Aesten der Gekrösarterie, oder zwischen ihnen und den angrenzenden Aesten der Bauchaorta (Nieren-Zwerchfellsarterien) starke Verbindungs­äste, besonders bei älteren ausgebreiteten Thromben im Innern
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J18nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Das Wurmaneurysma der Eiugeweidearterien.
der Aneurysmen, die offenbar collateral erweiterte Blutbahnen darstellen.
Die Bauchaorta zeigt in der grossen Mehrzahl der Fälle keine Veränderungen, ebensowenig die grossen Aeste derselben; von den unbedeutenden Veränderungen, die durch die Fortsetzung des Aneurysmenthrombus über das Ostium der Gekrösarterie ent­stehen , sehe ich hier vollständig ab. Ausser den 2 Fällen von aneurysmatischer Erweiterung der Bauchaorta (Nr. 57 und 58), fand ich nur Sinai in der Nähe des Ursprungs der vorderen Gekrös­arterie eine leichte Atheromatose der Bauchaorta (Nr. 2. 5. , 34 und 35), im Ganzen also 5nial.
Bei abnormer Erweiterung des Ostium der aneurysmatischen Arterie (Nr. 1 und 2) sowie bei Uebergreifeu des Thrombus über den Rand des Ostium gewinnen die Aneurysmen der Aeste der Bauchaorta in gewisser Beziehung die Bedeutimg von Aneurysmen der Bauchaorta selbst.
Die übrigen Aeste der Bauchaorta — Bauchschlagader, Nie­renarterien und hintere Gekrösarterie — zeigen ausser den aneu­rysmatischen Erweiterungen, die man hie und da antrifft, niemals die Veränderungen, die man unter dem Namen „Atheromatose'' zusam-menfasst. Dagegen zeigt die Bauchschlagader nicht selten eine enorme Hypertrophie der Intima (Fig. 13), die aber niemals re­gressive Veränderungen wie Verfettung, Verkalkung etc. erkennen lässt. Dieselbe beruht auf einer reinen Hyperplasie ihrer normalen Elemente und ist der obenerwähnten Hypertrophie der von dem Aneurysma der vorderen Gekrösarterie entspringenden Dann­arterien vollkommen gleichzustellen. Man kann diese Veränderung als Endoarterütis chronica bezeichnen, die sich insofern von der Endoarteriitis chronica s. deformans des Menschen unterscheidet, als sie niemals regressive Veränderungen, wie fettige Entartung etc. zeigt. Dagegen scheinen in den grossen Aesten der Becken- und Cruralarterien gleichzeitig mit umschriebenen Erweiterungen manch­mal Veränderungen vorzukommen, die denatheromatösen vollkommen ähnlich sind. Nach einer mündlichen Mittheilung des Herrn Professor Franck trifft man diese Abweichung nicht so selten bei älteren Pferden. In einem Falle (Nr. 27) war zu gleicher Zeit
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Path.-anat. Verhältnisse d. abgelieiulouArterienäste u. J.Aorta. 11!)
Thrombose der Cruralartcrien zugegen, die in centraler Richtung bis in das Endstück der Bauchaorta sich erstreckte. In diesem Falle erstreckten sich auch die Ausläufer des Thrombus der an-eurysmatischen vorderen Gekrösarterie über das Ostium derselben in die Bauchaorta hinein.
Sonstige Veränderungen im Circulationsapparat wie z. B. excentrische Hypertrophie des linken Herzventrikels, die man bei Aneurysmen der Aorta des Menschen häutig findet, scheinen bei Pferden nicht vorzukommen. Eine Analogie dieser Herzer­weiterung beim Menschen dürften die Erweiterungen der Bauch­aorta vor dem Ursprung der aneurysmatischen Gekrösartcrien darstellen.
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2) Wanderung der Pallisadenwnrmer.
Bevor wir in die Diskussion der dem Aneurysma des Pferdes zu Grunde liegenden Verhältnisse eingehen, wollen wir diejenigen anatomischen Thatsachen kurz berühren, die uns über die Wege, die der wandernde Pallisadenwurra einschlägt und die nichts weniger als klar zu Tage liegen, einige Anhaltspunkte zu geben vermögen. Nach den Untersuchungen Leu ckart's kann es keinem Zweifel unter­liegen, dass die jugendlichen Individuen des Strongylus armatus vom Darm in die Gekrösarterien gelangen und nachdem sie da­selbst einen gewissen Grad der Eeife erlangt, wieder in den Darm, ihren eigentlichen Wohnort, zurückkehren. Ueber die Art und die Wege dieser Wanderungen haben wir nur Vermuthungen und leider fehlt es mir auch an positiven Beobachtungen die ge­eignet wären, uns über diese interessanten Wanderungen sichere Aufschlüsse zu verschaffen. Kufen wir uns noch einmal die von Leu ckart aufgestellten Sätze ins Gedächtniss zurück, so wissen wir, dass die Eier des im Dickdarm des Pferdes wohnenden Pallisadenwurmes mit den Fäcalmassen nach aussen gelangen. Aus ihnen entwickeln sich in kurzer Zeit die rhabditisähnlichen Embryonen, die wahrscheinlich mit dem Trinkwasser wieder in den Darmkanal des Pferdes gelangen. Auf unbekannten Wegen gelangen diese Larven aus dem Darm in die Gekrösarterien, wo sie sich zu geschlechtsreifen Individuen entwickeln. Ist diese
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Das WurmanearTsma der Eingeweidearterien,
Entwicklung beendigt, so wandern die Würmer — wahrscheinlich durch die peripherischen Verästelungen der Gekrösarterien (Leu-ckart) — in den Darmkanal, was ihnen bei ihrer vortrefflichen Bewaffnung trutz ihren- Grosse keine Schwierigkeiten macht. Für die Wahrscheinlichkeit des letzteren Weges macht Leuckart besonders geltend, dass gerade die Darmtheile der Wohnort des Strongylus seien, deren zuführende Blutgefässe — die Arterien des Colon — den Aufenthaltsort der unentwickelten Formen des Wurmes bilden. Wenn auch die Larven des Pallisadenwurmes bei ihrer Wanderung vom Darm in die Arterien noch der aus­gezeichneten Bewaffnung entbehren, die sie später als reife In­dividuen in den Aueurysmen bekommen, so hat diese Wanderung durchaus nichts Auffallendes und findet in den Wanderungen an­derer Parasiten vielfache Analogien. Zur Durchbohrung der Ge­webe und Organe bedarf es keines besonderen Bohrapparates, diess ist eine unbestrittene Thatsache. Ebensowenig darf man sich wundern, dass die vielfachen Durchbohrungen der Darm­wandungen, die bei der Ein- und Auswanderung stattfinden, keine Spuren hinterlassen, da selbst grössere künstliche Verwundungen der Darmwandungen in der Regel spurlos heilen.
Ausserhalb der vorderen Gekrösarterie hat man den Palli-sadenwurm in Aueurysmen der Bauchschlagader, der hinteren Gekrösarterie. der Nierenarterien und der Bauchaorta selbst ge­funden und ausserdem 2mal in der Scheidenhaut des Hodens und einmal in der Pfortader. Das Vorkommen in der Bauch­aorta, in den Nierenarterien und in der hinteren Gekrösarterie Hesse sich so erklären, dass sich dieselben aus der vorderen Ge­krösarterie #9632;— ihrem gewöhnlichen Aufenthalt — in die Aorta verirrt und von hier aus — ob freiwillig oder nicht — mit dem Blutstrom in die Nierenarterien und hintere Gekrösarterie gelangt seien. Zum mindesten ist es sehr unwahrscheinlich, dass so kleine Körper durch Eigenbewegungen diese Wanderungen in dem mächtigen Blutstrom der Aorta vornehmen und besonders gegen die Richtung des Stromes aus der vorderen Gekrösarterie in die, ßauchschlagader gelangen können. Man darf daher wohl annehmen, dass die Einwanderung vom Darm in die Arterien auch so vor
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Wandernns der Pallisadenwfirmer.
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sich gehen kann, dass der Wurm zuerst in die Peritonealhöhle und von hier aus in die verschiedenen Arterienstämme des Hin­terleibs gelangen kann ; es scheint diess jedoch nicht die Kegel zu sein. Vorausgesetzt, dass die Larven und Embryonen des Strongylus vom Dickdarm aus in die Arterien einwandern . so weist das constante Vorkommen der Würmer in den Dickdann­arterien darauf hin, dass dieselben innerhalb der arteriellen Blut­bahn von der Peripherie aus gegen das Centrum wandern und sich erst die Anfangstheile der Arterienstänune als bleibenden Wohnplatz wählen. Dafür spricht auch das Vorkommen von Wurmaneurysmen im Verlaufe der Arterien im Mesocolon und Mesocoecum, die ebenfalls nicht bloss ausgewachsene Individuen sondern auch jüngere Entwicklungsstufen beherbergen. Dass die Würmer zugleich mit Thrombuspartikelchen mit dem Blutstrom als Theile von Emboli verschleppt werden können, dafür sprechen einige Beobachtungen (Nr. 23 u. 33). Solche verschleppte oder auf der Auswanderung begriffene Würmer können hinwiederum Ursache seeundärer Thrombosen und Aneurysmen werden (Nr. 23). — Ob die von Anderen in der Scheidenhaut des Hodens und in der Pfortader gefundenen Strongyli sich auf der Ein- oder Auswan­derung dorthin verirrt haben , vermag ich nicht zu entscheiden; das letzere scheint das Wahrscheinlichere zu sein.
Inwiefern man die von mir nicht selten in den Wandungen der Aneurysmen gefundenen Würmer oder ihrer abgeworfenen Larvenhäute für die Ein- oder Auswanderung verwerthen kann, ist schwierig zu sagen. Leider war es mir mit einer Ausnahme nicht möglich, genau die Entwicklungstufe dieser Würmer zn bestim­men , meist schienen sie nach der Grosse zu urtheilen in der Entwicklung begriffene Larven zu sein. Wenn man noch die nicht selten gefundenen bindegewebigen und pigmentirten narben­ähnlichen Streifen in der Media herbeizieht, die in einigen Fällen direct mit Wurmgängen in Verbindung standen, so könnte man au eine directe Einwanderung der Larven aus der Peritoneal­höhle oder aus dem subserösen Gewebe des Mesenterium in das Aneurysma denken. Auf der anderen Seite sprechen die in den Wandungen gefundenen abgeworfenen Larvenhäute für eine directe
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Wurmaueurysma der Eingeweidearterien.
Auswanderung der reifen Individuen durch die Aneurysma-wandung; ein Weg, der bei bedeutender Verkalkung der Wandung sicher nur mit Auswahl eingeschlagen werden könnte.
Am meisten wahrscheinlich scheint mir die Annahme, dass die in den Aneurysmawandungen gefundenen Strongyli mehr oder weniger sich dahin verirrt haben und dass man aus ihrem Vor­kommen daselbst für die Art der Ein - oder Auswanderung der Würmer keine weitgehenden Schlüsse ziehen darf. Wenn man bedenkt, dass der Thrombus in dem Aneurysma als das eigent­liche Nest der Pallisadenwürmer sehr häutig mit der ulcerirten, gelockerten und verdickten Intima und Media ohne Grenze be­sonders bei theilweiser Organisation verbunden ist, so darf man sich nicht wundern, wenn der bewegungslustige und unstäte Strongylus manchmal statt in dem Thrombus in den genannten Häuten seinen Wohnsitz aufschlägt. Einen sehr seltenen Fall, der sich für die von Leuckart angenommene Auswanderung der reifen Individuen durch die peripherischen Verästelungen verwerthen lässt, bietet das unter Nr. 34 mitgetheilte Aneurysma. Es fand sich dort zwar kein Strongylus in dem Aneurysma, wohl aber in einem kleinen wandständigen Thrombus eine abgeworfene Larvenhaut, die theils in dem Thrombus befestigt war, theils frei in das Lumen des Aneurysma hinein flottirte. Da sich weder an der betreffen­den mit dem Thrombus bedeckten Stelle trotz der genauesten mi­kroskopischen Untersuchung eine Spur einer Durchbohrung der Wandung nachweisen Hess und ausserdem die wenig complicirten Verhältnisse der übrigen Aneurysmawandung ein zweifelloses ne­gatives Resultat in dieser Richtung ergaben, so lässt sich mit Sicherheit annehmen, dass in diesem Falle die Auswanderung nach Abstreifung der Larvenhaut innerhalb des peripherischen Stromgebietes der Arterie stattgefunden habe.
Dies die wenig ergiebigen Resultate meiner Beobachtungen. Das scheint mir festzustehen, dass die Wege der Ein- und Aus­wanderung nicht immer die nämlichen sind, dass hier verschiedene Abweichungen stattfinden können.
Sollte der von Leuckart angenommene Weg der Auswan­derung der regelmässige sein, so dürften gleichzeitig thrombo-
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Ursachen und Entwicklung des Aueurysma.
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tische Processe in den betreffenden peripherischen Arterienzweigen immer damit verbunden sein, da der Wurm nun durch seine Grosse an sich schon feine Arterien verstopfen kann und ausser-dem als Fremdkörper Gerinnung des Faserstoffes und damit Bil­dung eines wenn auch kleinen Thrombus veranlassen wird. Das nahezu regelmässige Vorkommen alter Embolien und Thrombosen in den peripherischen Verzweigungen der vorderen Gekrösarterie kann theilweise so gedeutet werden.
3) Ursachen und Entwicklung des Aueurysma.
Schon in früher Zeit, hat man sich mit den Ursachen der Aneurysmen der Eingeweidearterien des Pferdes beschäftigt. Wir hahen in der geschichtlichen Einleitung Gelegenheit gehabt, der verschiedenen im Laufe, der Zeit aufgetauchten Meinungen der Autoren über diesen Punkt Erwähnung zu tlnm und dort zum Schlüsse darauf hingewiesen, dass in neuerer Zeit die An­sicht, welche dem Parasitismus der Pallisadenwürmer einen be­sonderen Antheil zuschreibt, wieder mehr Anhänger gewinne. Obgleich der streng wissenschaftliche, auf pathologisch-anatomische oder experimentelle Untersuchungen gestützte Nachweis für den genetischen Zusammenhang der Würmer mit der Entwicklung der Aneurysmen bis jetzt noch fehlte, so war man doch, wie es scheint, mehr auf dem Wege der Analogieschlüsse und der Ex­clusion zu diesem Resultate gekommen. Die täglich wachsende Einsicht von der wichtigen Bedeutung und Stellung der Parasiten im Allgemeinen hat sicher dazu nicht wenig beigetragen. Während man über die Bedeutung anderer Parasiten als localer Krank­heitserreger keinen Augenblick in Zweifel war, sträubte man sich auffallender Weise hartnäckig gegen die Bedeutung des Pallisaden-wurmes als Ursache der Aneurysmen des Pferdes. So wissen wir von anderen Arten der Gattung Strongylus (Strong, micruras beim Rinde, Strong, filaria beim Schafe), die in den Bronchien des Hornviehes ihren Wohnsitz haben, dass sie eine Bronchitis erzeugen, deren Verlauf und Ausgang sich nach der Zahl der Parasiten richtet. Beim Hunde entstellt durch das Pentastonumi tänioides eine Entzündung der XasenschHmhaut. Durch das Di-
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Das Wurmanpurjrsma der Eiugeweidearterieu.
stomam hepaticam wird bei verschiedenen Thieren eine katarrha­lische Entzündung der Schleimhaut der Gallengänge mit Ver­dickung des umgebenden Bindegewebes hervorgerufen. Die schwer­sten Störungen haben die Trichina spiralis, der Coenurus cere-bralis u. A. zur Folge. Dem Pallisadenwurm am nächsten in seiner Wirkung steht das Distomum hämatobium, welches in den Pfortadergefässen wohnt und eine Endophlebitis verursacht; an ihm leidet die Hälfte der erwachsenen Aegyptier oder hat daran gelitten.
Dass dem Aneurysma equinum eine ganz local beschränkte Ursache zu Grunde liegen müsse, erkannte man schon früher, da dasselbe von anderen Arterien des Pferdes als an den Ein­geweidearterien die grösste Seltenheit ist.
Als man die anatomischen Verhältnisse der Gekrösarterien, ihre eigenthümliche Befestigung und die durch die Gedärme be­wirkte Zerrung derselben für die Entstehung der Aneurysmen verantwortlich machte, konnte man a priori einen solchen Ver­such nicht zurückweisen. Wissen wir doch, dass auch die Aneu­rysmen des .Mensehen ihre l'raedilectionsstellen haben, wie die Aorta thorarica, die Aorta abdominalis oder die Arteria poplitea. Ausserdem gibt es sicher Organe bei Menschen und Thieren, die vermöge ihrer anatomischen oder physiologischen Eigenthümlich-keiten zu gewissen Krankheiten disponirt sind. Es sind dies Alles jedoch nur praedisponirende Momente, zu denen als weiteres eine Gelegenheitsursache hinzukommen muss, um die Krankheit zu erregen. So wenig mau die Länge des Netzes als Ursache der Netzbrüche beschuldigen kann, so wenig kann die anatomische Beschaffenheit der Gekrösarterien Ursache der Aneu­rysmen sein. Es würde zu weit führen, auf eine erschöpfende Controverse über die Ursachen des Aneurysma equinum einzu­gehen ; ich begnüge mich mit Erörterung der Hauptpunkte.
Nachdem Hering zuerst die Meinung ausgesprochen, dass die Zerrungen, die die Gekrösarterien bei lebhaften Bewegungen der Pferde im Galopp, Sprung etc. durch die schweren an den Gekrösarterien aufgehängten Gedärme zu erleiden haben, Ursache der Aneurysmen seien, indem ihre Häute aufgelockert und ver-
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Ursachen und Entwickelung des Aneorysma.
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dickt würden, wurde dieselbe lange Zeit hindurch die herr­schende. Nun tindet man aber auch bei Pferden, von denen solche heftige Bewegungen selten oder gar nicht verlangt werden, ebenso Aneurysmen wie bei Anderen; auch das Vorkommen von Aneurysmen bei Fohlen, die dieser Schädlichkeit durchaus nicht ausgesetzt sind, lässt sich, wie Hering1) später selbst anerkennt, mit dieser Theorie durchaus nicht in Einklang bringen. Ausser-dem ist man bei der Annahme einer Zerrung der Gefasse theil-weise von unrichtigen Voraussetzungen ausgegangen. Man darf nämlich nicht vergessen, dass die Bauchböhle ein vollkommen geschlossener Raum ist, in welcher eine Bewegung oder Zerrung einzelner Tbeile — abgesehen von der durch andere Factoren be-einflussten Darmbewegung — einen sehr geringen Spielraum hat; die Last der Gedärme wird zum mindesten ebensosehr von der Bauchwandung als von dem Gekröse getragen. Es müssten nach der erwähnten Theorie Circulationsstörungen in den arteriellen Aesten immer mit solchen Zerrungen verbunden sein, worüber bis jetzt alle Anhaltspunkte fehlen. Auch die übrigen Arterien der Bauch­eingeweide mit freier Befestigung — die Bauchschlagader und die hintere Gekrösarterie müssten viel häutiger, als dies in Wirk­lichkeit der Fall ist, aneurysmatisch sein. Auch das Fehlen von ähnlichen Aneurysmen bei anderen Ilausthieren wurde von Einigen in diesem Sinne gegen die bis jetzt geläutige Erklärung durch Zerrung zu verwerthen gesucht.
Wie wir später erörtern werden. ist im Gegentheil die Art der Befestigung der Gekrösarterien und ihre Verbindung mit den schweren Gedärmen ein sehr gewichtiges Moment, welches der Entwicklung des Aneurysma, seiner Vergrösserung durchaus im Wege steht. Sie kann uns theilweise die auffallende Thatsache erklären, dass das Aneurysma equinum trotz jahrelanger und lebenslänglicher Dauer in der grossen Mehrzahl der Fälle eine so geringe Grosse erreicht, im Gegensatz zu den Aneurysmen des Mensehen, die durch ihr continuirliches Wachsthum in relativ kurzer Zeit einen lethalen Ausgang bedingen.
Repertoriam der Thierheilk, I!. '28. p. U'gt;0.
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126nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Das Warmaneurysma der Eingeweidearterien.
Vollends hinfällig wird endlich die Zemmgstheorie, wenn man au anderen Arterien des Hinterleibs, die vermöge ihrer Lage und Befestigung sich durchaus von den Gekrösarterien unter­scheiden, ebenfalls Wunnaneurysinen findet. Ich nenne hier be­sonders die zwei eclatanten Fälle von wurmhaltigen Aneurysnieu der Nierenarterien (v. Aneur. d. Nierenarterien), die Leisering') beschrieben hat. Ferner hat Math er--) Pallisadenwürmer in den Nierenarterien gefunden, womit sicher aneurysmatische Erweiterung verbunden war; in den beiden Fällen von Aneurysmen der Nieren­arterien (Nr. 59 u. GO) (Fig. 8.) waren in der gleichzeitig aneurysma-tischen Bauchaoita (Nr. 58) Pallisadenwürmer vorhanden. Dass die übrigen beschriebenen Aneurysmen der Nierenarterien, in denen man keine Würmer gefunden, den l'allisadenwünnern ihren Ur­sprung verdanken, unterliegt keinem Zweifel, da man für ihre Entstehung kein anderes Moment wie z. B. atheromatöse Ent­artung der Wandungen nachweisen kann; die zu- und abführenden Aeste der Nierenarterie zeigen niemals eine Andeutung einer atheromatösen Entartung. Für die Entstehung der Aneurysmen der Bauchaorta kann ^inan mit Recht auch andere Ursachen als die Parasiten verantwortlich machen. Die Gegenwart von Palli-sadenwürmern in denselben, die unter 25 Fällen (v. oben) lOrnal beobachtet wurde, trägt jedoch sicher in vielen Fällen zum Zu­standekommen einer Erweiterung bei. Die von Greve') er­wähnten kleineren aneurysmatischen Ausbuchtungen der Bauch­aorta mit Wünnern und localer Entzündung an dieser Stelle sprechen ebenfalls für unsere Erklärungsweise.
Als weiteren Einwand gegen die Erklärung der Enstehung der Aneurysmen durch die Pallisadenwürmer hat man angeführt, dass der Aneurysinabewohner nur die kleinere nicht zur Ge­schlechtsreife gekommene Varietät ties Strongylus darstelle, dessen Dimensionen zu unbedeutend seien und ferner, dass man manchmal nur einen oder einige dieser Würmer in dem Aneurysma finde, ja dass er öfters gar nicht vorhanden sei. Was den ersteren
') liericlit über das Veterinärwesen im KOnigr. Sachsen. 186 J. p. 25. #9632;) The Veterinarian. Vol. XXX. 1857. 3) 1. c. p. 171.
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Ursachen und Kutwickelung des Äneorysma.
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Grund betritft, so fällt auf den ersten Blick schon auf, dass die Grosse des Parasiten für den Effect, den wir als Endoarteriitis kennen lernen werden, eine durchaus genügende ist; dass übrigens abgesehen von ihrer Bewaffnung Körper, die wie unsere Würmer bis zu 22quot;quot;quot; lang und 1quot;quot;quot; dick werden können, im Stande sind, eine Endoarteriitis hervorzurufen, bedarf keiner weitläufigen Er­örterung. Genügt doch schon ein dünner Baumwollfaden, den man durch die Arterienwandung hindurchzieht, um eine Entzündung derselben und Ablagerung von Fibringerinnseln zu veranlassen.
Wenn man die geringe Zahl der Würmer oder das voll­ständige Fehlen derselben in obigem Sinne zu verwerthen sucht, darf man sich nur an den Entwicklungsgang des Pallisadenwunnes erinnern, um seine Abwesenheit sehr erklärlich zu finden. Es wäre interessant, genau zu wissen, wie lange der Wurm braucht, um sich im Aneurysma von der G—10quot;quot;quot; langen Larve bis zum geschlechtsreifen Thiere von 22quot;quot;quot; Länge zu entwickeln. Man könnte sich dann ungefähr eine Vorstellung machen, wie viele Würmer im Laufe der Jahre ein Aneurysma schon beherbergt hat; dass sich diese Zahl in vielen Fällen auf Tausende von Würmern be­laufen würde, kann mit grosser Wahrscheinlichkeit angenommen werden. Der Aufenthalt des jungen Strongylus im Aneurysma ist immer nur ein temporärer und wenn man nur 1 Exemplar oder auch keines derselben in einem jahrelang bestehenden Aneu­rysma findet, so ist damit nicht im entferntesten bewiesen, dass nicht früher schon Hunderte von Würmern darin ihren Wohnsitz aufgeschlagen und ihre verderblichen Wirkungen auf die Arterien­wandung ausgeübt hatten. Es wurde schon früher darauf hin­gewiesen , wie leicht man verleitet wird , ein Fehlen der Würmer anzunehmen und dass nur die sorgfältigste Untersuchung zu einem sicheren Ausspruche in dieser Richtung berechtigt. Selbst das Mikroskop muss in manchen Fällen zu Hülfe genommen werden, um die Spuren der Pallisadenwürmer in Forin abgeworfener Lar­venhäute in den Wandungen nachzuweisen. Unter 21 frisch un­tersuchten Fällen ist es mir immer gelungen, die Würmer oder ihre unverkennbaren Reste nachzuweisen. Nicht selten findet man auch bei gleichzeitigem Vorhandensein mehrerer Aneurysmen
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Das Wurmaneurysma der Kiiwoweidcarterien.
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(Fig. 8.) nur in einem derselben Pallisadenwürmer; so fanden sich in jenem ausgezeichneten Fall unter (1 gleichzeitig vorhandenen Aneurysmen (Nr. 9. 10. 11. 58. 59. 60) nur in dem Aneurysma der ßauchaorta Pallisadenwürmer. in den 5 übrigen Aneurysmen keine. Man darf in solchen Fidlen gewiss annehmen, dass in den wunnfreien Aneurysmen die Würmer früher ebenfalls vorhanden waren und ihre Entstehung verursacht haben.
Um zu einem klaren Verstäudniss der durch unsern Parasiten bedingten Störungen zu gelangen, muss man immer festhalten, dass die Parasiten überhaupt nur als fremde Körper im thieri-schen Organismus anzusehen sind. Es ist nun allerdings eine alte Erfahrung, dass fremde Korper im thierischen Organismus häutig lange ohne Gefahr verweilen können, dass z. B. Bleikugeln jahrelang ohne Schaden in inneren Organen abgekapselt herum­getragen werden. Auf der andern Seite lehrt uns die nicht seltne traumatische Peri- und Myocarditis des Rindes, die durch von der Haube aus eindringende Körper veranlasst wird, wie gefährlich ein in Bewegung gesetzter Fremdkörper werden kann. Ein ana­loges Verhalten zeigen unsere Würmer; sie sind nicht einfach todte Körper, sondern lebendige, wachsende und bewegliche Or­ganismen , deren deletärer Einfluss mit diesen Eigenschaften zu­nehmen muss. Ein weiterer Punkt, der unsere volle Beachtung verdient, ist die physiologische Bedeutung des Organs, welches die Parasiten bewohnen. In dieser Beziehung nimmt der Circu-lationsapparat an und für sieh eine hervorragende Stellung ein. Bedenkt man weiter, dass die vordere Gekrösarterie, der regel-mässige Sitz der Aneurysmen, die nutritive und functionelle Blut­quelle für eine 2G—27 Meter lange Darmstrecke darstellt, deren Function eine für den ganzen Organismus so wichtige ist, so kann man sich ungefähr eine Vorstellung von den conseculiven Stör­ungen machen, welche durch die krankhaften Affectionen dieser Arterie verursacht werden können.
Suchen wir nun die Frage nach der Ursache und Ent­wicklung des Aneurysma equinum möglichst correct, zu beant­worten, so könnte man auf 2 Wegen am sichersten Aufschluss erhalten: erstens durch Untersuchung junger Thiere, bei denen
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Ursachen und Entwickelung der Aneurysma.
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man die ersten Anfänge des Wurmaneurysma gewlss häufig be-obacliton kann oder zweitens durch das Experiment. Leider hatte ich nicht Gelegenheit, mir in dieser Weise Aufklärung zu ver­schaffen. Der Versuch, die Frage auf experimentellem Wege zu lösen, würde ohne Schwierigkeit zu machen sein. Da der Palli-sadenwunn nach seiner Entfernung aus dem Blute durchaus nicht alsbald abstirbt, sondern mir in einen Zustand der Erstarrung verfällt, so müsste man zu diesem Zwecke die möglichst frisch dem Aneurysma eines getödteten oder umgestandenen Pferdes entnommenen, noch lebenden Würmer in grösserer Zahl in ein arterielles Blutgefäss (oder auch in die Vena jugularis) eines Ver­suchspferdes einbringen. Das betreuende Gefässgebiet des nach einer gewissen Zeit getödteten Thieres müsste einer genauen Un­tersuchung unterworfen werden, um zu sehen, ob und welche Veränderungen durch die Würmer hervorgebracht würden. Nach den bisherigen Erfahrungen, nach welchen Wurmaneurysmen der Nierenarterien und der Bauchaorta gefunden wurden, ist kein Grund anzunehmen, class die durch die Würmer verursachten Veränderungen in anderen Arterien — der Lunge, des Kopfes oder der Extremitäten — sich wesentlich von denjenigen in den Ge-krösarterien unterscheiden würden. Freilich darf man bei solchen Experimenten nicht in den Fehler verfallen, der nicht selten ge­macht wird, dass man nämlich frühere und lange bestehende Ver­änderungen für frische, durch das Experiment hervorgebrachte hält und so zu den grössten Fehlschlüssen geführt wird. Die Mittheilung eines lehrreichen Beispiels in dieser Richtung, welches die Berechtigung obiger Forderung an ein exaetes Experiment sehr deutlich beweist, kann ich mir nicht versagen Ein engli­scher Forscher ') wollte die Ansicht prüfen, ob eine Ausscheidung von Faserstoff auf den Herzklappen sich später wieder auflösen und mit dem Blute ohne Nachtheil vermischt werden könne. Zu diesem Zwecke brachte er einem Esel kleine einem Aneurysma entnommene Faserstoffpartikel in die Carotis und schob dieselben
') Med. Times and Gazette, Febr. 24. 1866., und Virchow's Jahresliericlit über die Fortschritte etc. für das Jahr I8Gö. I. p. 14.).
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130nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Das Wurmaneurysma der Eingeweidearterien.
möglichst weit gegen das Herz zu. Das Thier zeigte verschiedene krankhafte Symptome und wurde nach 21 Tagen getödtet In dem arteriellen Gebiete fand sich nichts Abnormes, nur in einein Ast der vorderen Gekrosarterie fand sich ein Aneurvsnia, in wel­chem 2 Pallisadenwürmer aufgerollt lagen. Aus diesem Befunde glaubte der Experimentator den Schluss ziehen zu dürfen, dass zwischen den in's Blut gebrachten Faserstoffmassen und dem Aneu­rvsnia der vorderen Gekrosarterie ein direkter Zusammenhang bestehe und dass derselbe zu der Annahme berechtige, dass auch heim Menschen die Entstehung der Aneurysmen in den kleineren Arterien nicht selten durch eine locale Thrombose oder durch eine Embolie veranlasst sei. Mit der einfachen Thatsache , dass die Esel überhaupt ebenso wie die Pferde fast ausnahmslos mil solchen Aneurysmen behaftet sind, fällt natürlich das ganze Ex­periment und die darauf basirten Schlussfolgerungeu.
Zu Versuchen in der oben angegebenen Richtung scheinen sich kleinere Tlüere wie z. 1gt;. Kaninchen wegen der Enge ihrer Blutgelasse nicht zu eignen, wie mich ein Versuch belehrte ').
Unter solchen Umständen blieb mir nichts übrig als an den günstigsten Objecten Anhaltspunkte für die Entwicklung der Aneu­rysmen zu gewinnen. Solche Fälle sind besonders die unter Nr. 4, 5 und 23 beschriebenen. Die direkte Einwirkung des Wurmes auf die Arterienwandung tritt besonders im Falle Nr. 23 (v. Fig. 12.) hervor; wir sehen dort eine durch den Wurm bewirkte diffuse Arteriitis mit Schwellung und Lockerung der ganzen Wandung und dadurch eine bedeutende Verengerung des Arterienlumens, Momente genug, um eine aneurysmatische Erweiterung zu Stande kommen zu lassen, die in diesem Falle gerade im Entstellen war.
') Icli brachte einem Kaninchen 4 Pallisadenwürmer, die frisch dem Anenrysma eines getüdteten Pferdes entnommen wurden, in die linke Vena jugularis in der EUchtuug gegen das Herz. Schon nach einer Stunde trat der Tod des Thieres ein. Bei der Section fand sich im rechten Herzventrikel ein Pallisadenwurm in einer geronnenen Blutmasse, während die 3 übrigen noch an der ur­sprünglichen Stelle sich befanden.
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Orsachen uml Entwickelung dos Aneurvsma.
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Weiter nach innen, in centraler Richtung, findet sich derselbe Zustand, nur in einem weiter vorgeschrittenen Stadium. Wir finden am peripherischen Ende des kleinen und nach der Art der Wandheschaffenheit ganz frisch entstandenen Aneurysma (Fig. 11 c) einen förmlichen Knäuel von Pallisademvürmern, die aus dem grösseren centralgelegenen Aneurysma (Fig. 11. a) desselben Ar­terienstammes freiwillig oder unfreiwillig hieher gelangt waren. Durch die Parasiten wurde eine acute Endoarteriitis veranlasst, die bald auch die Media ergritt'; in Folge der verminderten Wi­derstandskraft der Arterienwandung entwickelte sich die aneu-rysmatische Erweiterung an dieserStelle. Ein analoges Verhältniss war in den Fällen Nr. 4 und 'gt; zu constatiren: die beiden un­mittelbar aufeinander folgenden Aneurysmen zeigen eine acute ulcerative Endoarteriitis, die nur durch die Einwirkung der l'al-lisadenwürraer entstanden war; ob die Parasiten freiwillig ans dem „Mutteraneurysmaquot; hieher gewandert oder nach Art der Emboli verschleppt wurden, lässt sich schwer entscheiden. Beiden Möglichkeiten steht kein Hinderniss im Wege.
Zugleich mit der entzündlichen Affection der Arterienwan­dung, die von innen nach aussen vorschreitet, entstehen Uneben­heiten, Defecte oder auch Verdickungen der Intima, die mit Hilfe des constant sich bildenden wandständigen Thrombus eine Ver­engerung des Arterienlumens bedingen; alles Momente, welche sowohl die ursprüngliche Entstehung als auch die weitere Ent­wicklung des Aneurysma begünstigen.
Ferner ist die bedeutende Reaction, welche durch die in der Arterienwandung befindlichen Pallisadenwünncr entsteht, selbst­verständlich immer mit einer Schwächung ihrer Widerstandskraft verbunden und befördert die aneurysmatische Ausdehnung der­selben. Ein solches Verhältniss ist durchaus nicht selten zu con­statiren, besonders wenn man die Spuren der Würmer berück­sichtigt, die man in Form abgeworfener Larvenhäute oder nar­biger und körnig pigmentirter Streifen in der Media findet. Scheu wir von der Anwesenheit der Würmer in den Wandungen — mögen dieselben nun sich dorthin verirrt haben oder auf der Wanderung begriffen sein — vollständig ab, so ist- schon der
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Das Warmaneorysma dor Eineeweidearterien,
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blosse Aufenthalt der bewaffneten Würmer innerhalb des Aneu-rysiiia vollkommen genügend, eine Endoarteriitis oder diffuse Ar-teriitis zu erzeugen, welche zur Entstehung der aneurysmatischen Erweiterung führen. Die Einwirkung des Pallisadenwurmes tritt besonders bei jlingereu Pferden deutlich hervor, bei denen man ohne die secundären Veränderungen - - Atheroinatose und Ver­kalkung — das reine Bild einer ulcerativen Endoarteriitis, meist in Form eines gürteiförmigen Geschwüres zu sehen bekommt. — Solche Fälle sprechen entschieden dafür, dass die entzündliche Affection der Intinia direct durch den Pallisadenwurm hervor­gerufen wird und nicht erst secundär durch die Thrombosen­bildung entstellt. Letzteres ist übrigens gewiss nicht selten der Fall und es trägt die Bildung eines Thrombus sicher dazu bei, die Endoarteriitis zu unterhalten und zu steigern.
Die Frage, wie viel bei der Entstehung der Aneurysmen auf die. directe Einwirkung der Pallisadenwürmer und wieviel auf die durch den Thrombus verursachte und unterhaltene Endoarteriitis komme, Hesse sich am sichersten auf dem oben angegebenen ex­perimentellen Wege entscheiden.
Es ist eine besondere Eigenthümlichkeit des Aneurysma equi-num, dass die ursächliche Schädlichkeit nicht einmal einwirkt, sondern sich in der ununterbrochenen Einwanderung und in der steten Gegenwart der Würmer fortwährend wiederholt. Es wurde oben schon erwähnt, dass die Schwellung und Lockerung der In­tinia verbunden mit der Ablagerung eines wandständigen Thrombus, indem sie eine locale Verengerung des Arterienlumen bedingen, die Entwicklung des Aneurysma begünstigen. Diese Momente wiederholen sich bei längerem Bestände gewissermassen in den Fortsetzungen des Thrombus in die abgehenden Arterienäste, in den chronisch entzündlichen Processen der Intima an den Gefäss-ostien und den Anfangstheilen der Arterien: es entsteht so in dem central gelegenen Tlieile — hier in dem Stamm der Gekrös-arterie eine locale Drucksteigerung, die die weitere'Zunahme des Aneurysma nur befördern kann.
Wenn man die Qualität und Quantität der Factoren, welche die Entstehung und das Wachsthum des Aneurysma begünstigen,
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Ursachen uiul Entwickelung des Anenrysma.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 133
immer im Auge hat, so wird man es begreiflich finden, dass Aneurysmen von der Grosse eines Menschenkopfes entstehen können, ja man muss im Gegentheil den Umstand auffallend linden, dass die Grosse der Aneurysmen in der .Mehrzahl der Fälle trotz jahrelangen Bestehens verhältnissmässig eine so ge­ringe ist, wie die früher angegebenen Maasse beweisen.
Suchen wir die Verhältnisse naher zu erforschen, die der Vergrösserung der Aneurysmen entgegenwirken, so müssen wir vor Allem auf die anatomischen und histologischen Besonder­heiten der Gekrösarterie unser Augenmerk richten. Die vordere Gekrösarterie ist wie kaum eine andere Arterie von einem dichten Bindegewebe umgeben, welches überdies zahlreiche Nerven, Lymph­drüsen und kleinere Gelasse einschliesst Die Verdichtung und Induration des mesenterialen Bindegewebs, die sich in manchen Fällen bis zur speckigen Sclerosirung steigern kann, erzeugt eine Art Kapsel um das Anenrysma, die wohl geeignet ist, dem ex-cessiven Wachsthum desselben Schranken zu setzen. In noch höherem Grade geschieht letzteres jedoch durch die selten fehlende Hypertrophie der Tunica muscularis, die man mit Recht als cha­rakteristisch für das Anenrysma verminosum bezeichnen kann. Die Entstehungsweise dieser Hypertrophie der Media, die in an­deren Arterienerkrankungen des Menschen oder der Thiere kein Analogen besitzt, dürfte ähnlich zu erklären sein wie die Hyper­trophie der Herzmusculatur bei Klappenfehlern. Das locale Cir-culationsbinderniss, welches durch die Erweiterung des Arterien­rohrs und durch die öfters erwähnten Momente bedingt ist, ver­langt eine höhere physiologische Leistung von der Arterien­wandung, die nur durch Hypertrophie derjenigen Wamltheile be­werkstelligt werden kann, denen die Aufgabe der Contraction zu­gefallen ist — und dies ist die Muskelfaserschicht. Die lang­same und allmählige Entwicklung der Aneurysmen begünstigt wohl ebenfalls das Zustandekommen einer Hypertrophie der Media. Die häufige partielle Umwandlung der Media in Binde­gewebe sowie die Verkalkung derselben sind in der Eegel seeun-däre Processe. Die im Stamm und den ersten Aesten der Ge­krösarterie vorhandenen Muskelfaserschichten tier Intima und der
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Das Wunuaneurysma der Eingeweidearterieu.
Adventitia, die sie vor anderen Arterien auszeichnen, sind eben­falls nicht gering anzuschlagen. Sie verstärken normal die Re­sistenz der Wandungen und können durch Hypertrophie ini Verein mit der verdickten Media wesentlich dazu beitragen, die veran-lassten Störungen compensatorisch auszugleichen. Endlich glaube ich noch auf ein Moment aufmerksam machen zu müssen, welches der Grössenzunahme der Aneurysmen hemmend im Wege steht. Es ist dies die Befestigung der schweren Gedärme an den Aesten der vorderen Gekrösarterie, welche die am meisten widerstands­fähigen Theile und gleichsam das Gerippe des fächerförmigen Gekröses bilden. Die Arterien sind physikalisch betrachtet, ela­stische Ilöhrcn, die sich bei einer Zerrung verengern. Sollten also überhaupt die schweren Gedärme einen Zug auf den Ur­sprung der Gekröswurzel ausüben, so können die Arterien der­selben nur verengert werden; eine Erweiterung derselben, wie wir sie in Form von Aneurysmen antreffen, mass naturgemäss mit einer Verkürzung der elastischen Arterienäste verbunden sein, und da eine solche wegen der am Darme befestigten Ge­därme nicht möglich ist, so liegt darin, wie ich glaube, ein Haupt­grund, wesshalb die Aneurysmen der vorderen Gekrösarterie neben den oben besprochenen Verhältnissen so selten die bedeutende Grosse erreichen, die man nach der Natur der einwirkenden Ur­sachen und bei der Jahrelangen Dauer des Processes erwarten sollte. —
Heber die Entstehung des Aneurysma der Bauchaorta gilt für diejenigen Fälle, in denen Würmer in demselben nachgewiesen werden, zum Theil dasselbe, was wir über die Aneurysmen der übrigen Arterien angeführt haben. Sind Würmer nicht vorhanden, so kann man annehmen, dieselben seien ausgewandert. In der Mehrzahl der Fälle halte icli jedoch eine andere Erklärungsweise ihrer Entstehung für mehr plausibel. Durch die aneurysmatischc Beschaffenheit der vorderen Gekrösarterie und die consecutiven Thrombosen entstellt in der Bauchaorta eine locale Drucksteiger­ung, die in Verbindung mit der verschiedengradigen Athero-matose, die man manchmal in der Batichaorta findet, leicht zur Entstehung eines Aneurysma führen kann.
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Das Aneurysma und die Mheromatose der Pferde etc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 135
Werfen wir schliesslich einen Rückblick auf die geschilderten Ursachen und den Entwicklungsgang des Wurmaneurysina, so sehen wir auf Grund einer Arteriitis, die inan zunächst eine recidivirend traumatische nennen könnte, die aneurysmatische Erweiterung zu Stande koinmen. Es bestätigen sich hier wieder die Worte Leuckart's, dass die Parasitenkrankheiten in der Regel derart sind, dass sie ebensogut auch durch anderweitige Momente bedingt sein könnten. Wie wir sehen werden, gilt dies nicht bloss speciell für die Entstehung des Aneurysma, sondern auch für anderweitige consecutive Störungen, die Atheromatose, die thrombotischen und embolischen Vorgänge in den Gekrös-arterien.
4) Das Aneurysma und die Atheromatose der Pferde in ver­gleichend pathologisch-anatomischer Beziehung.
Ehe wir in eine nähere Betrachtung dieser Verhältnisse ein­gehen, sei ein kurzer üeberblick über die Lehre von der Athero­matose und dem Aneurysma des Menschen gestattet.
Während die acute Endoarteriitis eine sehr seltene Krank­heit des Menschen ist, ist die chronische oder deformirende Ent­zündung der Innenhant (Endoarteriitis deformans sive nodosa Virchow) um so häufiger; man nennt sie auch die atheromatose Entartung, Arteriosclerose (Lobstein). Die einfache Fettmeta­morphose der Intima und die Vcrkreidung (Petrification) der Media werden nicht selten zum atheromatösen Process gezählt, stehen jedoch in keiner Beziehung zu demselben, indem sie nur passive. Metamorphosen einzelner Arterienhäute darstellen. Die deformirende Arterienentzündung, die Atheromatose, die uns hier beschäftigt, beruht auf einem activen entzündlichen Process, dessen Hauptcharaktere die Hypertrophie und die D eg euer a ti on bilden.
Durch Wucherung der bindegewebigen Elemente entsteht eine Vermehrung und Verdichtung des Gewebes der Intima, welches sich als ein halbschleimiges oder halbknorpeliges Bindegewebe in Form buckeiförmiger Verdickungen der Intima darstellt. Diese hypertrophischen Vorgänge sind meist herd- und fleckweise, in
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grösseren oder kleineren Zeichnungen über die Intima verbreitet und können durch Zusammenfliessen grössero Strecken der Arteric einnehmen. In Folge der mangelhaften Ernährung der neugebil­deten Elemente entstellt bald in der Tiefe der Intima fettige Ent­artung der neugebildeten Zellen mit Auflösung der Grundsubstanz und Ablagerungen von Kalksalzen, die beide für sich oder zu­sammen die sogenannten atheromatösen Herde bilden. Durch ge­schwürige Zerstörung der innersten Schiebten der Intima kann das atheromatöse Geschwür entstehen. Ob neben der einfachen Verkalkung auch Knochenbildung vorkömmt, darüber sind die Autoren nicht einig.
Der Lieblingssitz dieser Veränderung ist die Aorta. Die Aetiologie der Atheromatöse ist ein dunkles Gebiet und man hat sich darauf beschränkt, dass man sie mit der Gicht und der Fettleibigkeit in Verbindung bringt und dass sie meist erst im höhereu Lebensalter, zwischen 00—50 Jahren, beobachtet wird. Ausserdem nimmt man eine gewisse Praedisposition, eine an-geborne Schwäche und verminderte Wiederstandsfähigkeit der Arterienwände an. Solche Stellen im Arteriensystem, die einem höheren Druck ausgesetzt sind, wo die Reibung des Blutes eine erhöhte ist, wie z. 1!. Theilungsstellen der Arterien oder Stellen mit geschlängeltem Verlauf der Arterie sind dem atheromatösen Process am meisten ausgesetzt.
Unter den verschiedenen Folgen der Atheromatöse, die einen Symptomencomplex mannigfacher Störungen verursachen kann, stehen obenan die aneurysmatischen Erweiterungen der Arterien: durch die krankhafte verminderte Widerstandsfähigkeit der Ar­terienwandung und eine locale Steigerung des Blutdruckes ent­wickelt sich das Aneurysma.
Nach der ausseien Form unterscheidet man gleichmässig cylindrische und spindelförmige Aneurysmen und sackförmige bei einseitiger Ausbuchtung. Die gewöhnlichsten Formen sind die wahren Aneurysmen, durch Erweiterung einer oder mehrer Ar­terienhäute bedingt; das Aneurysma verum diffus um mit Ausdehnung sännntlicher Häute über eine grössere Strecke; das Aneur. sacciforme verum mit sackförmiger Erweiterung
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Das Aneurysma und die Atheroraatose der Pferde etc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;137
sammtlicher Häute (sehr selten) und schliesslich als die häufigste Form das Aneurysma sacciforme mixtum mit Ausdehnung der äusseren Haut und theilweiser Zerstörung der beiden inneren; endlich das Aneurysma dissecans mit Lostrennung der in­neren Haut auf eine Strecke hin — meist in der Aorta und den grösseren Arterienstämmen.
Was das Verhalten der einzelnen Theile des Aneurysma, wie mau es in der Mehrzahl der Fälle findet, betrifft, so ist die lu-tima meist verdickt oder fettig und kalkig umgewandelt und stellemveise vollkommen fehlend, die Media atrophisch und bei grösseren Aneurysmen spurlos verschwunden, die Adventitia durch chronische Entzündung hypertrophisch. Findet sich ein Thrombus in dem Aneurysma, so ist derselbe immer geschichtet und zeigt sehr selten Spuren von bindegewebiger Organisation (0. Weber '), nach anderen Hindfleiselr) niemals Andeutungen von Or­ganisation.
Arterien, welche häutig einem Wechsel der Extension und Flexion ausgesetzt sind, findet man sehr häutig aneurysmatisch, wahrscheinlich durch locale Arteriitis; ferner trifft man die Aneu­rysmen bei Menschen der arbeitenden Classen häutiger an. Die gewöhnliche prädisponirende Ursache der Aneurysmen bleibt im­mer die deformirende Arterienentzündung. Letztere kann übrigens auch erst seeundär entstehen oder gleichzeitig mit der aneurys-matischen Erweiterung, indem dieselbe Ursache (wie z. B. Throm­bose der Arterien) beides hervorbringt und die Ausbuchtung der atheromatösen Entartung vorausgeht.
Die Symptome der Aneurysmen sind vorzugsweise physi­kalische: Schwirrende Geräusche und die fühlbare Pulsation. Durch die Circulationsstörungen, die Compression und Obliteration kleinerer Arterien entsteht eine Reihe von Störungen, die haupt­sächlich auf Blutarmuth der betreffenden Theile beruhen: para­lytische Erscheinungen, Neuralgien, Spasmen; ferner verschiedene Erscheinungen durch Druckquot; auf die benachbarten Nerven und
') Pitha und Billroth, Handbuch der Chirurgie Bd. II. 2. Abth.
p. 183. #9632;-') Lehrbuch der path. Histologie p. 173.
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138nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Das Wormaneurysma der Eingeweidearterien.
Venen. Durch das langsame Wachsthum entsteht eine chronische Entzündung der iiiichsteii Umgehung, Atrophie der Haut, der Muskeln, Usur der Knochen und in der Mehrzahl der Falle schliesslich Ruptur des Aneurysnia. Durch Throinbosenhildung kann spontane Heilung erfolgen oder auch Gangrän des betreffen­den Theils.
Im Innern des Aneurvsma lässt der Thrombus meist einen Kanal frei; bei vollkommener Verstopfung desselben hängt die Möglichkeit der Heilung immer von der Entwicklung eines aus­reichenden Collateralkreislaufes ab.
Wenn wir analog der Eintheilung der Aneurysmen des Menschen das Wurraaneurysma des Pferdes in eine Kategorie ein­reihen wollen, so werden wir es in der Regel mit einem Anou-rysma verum mixt um mit theilweiser Zerstörung der Intima und Media zu thun haben. Seiner äusseren Form nach ist das Aneurysnia equinum charakterisivt durch die meist gleichmässige Ausdehnung des Arterienrohrs nach allen Seiten; es steht dem spindelförmigen Aneurysnia des Menschen am nächsten und ist nicht selten diffus über grössere Strecken verbreitet.
Vergleichen wir nun der Reihe nach die Charaktere des Aneu­rysnia equinum mit denjenigen der Aneurysmen beim Menschen und schliessen einige Bemerkungen über die Atlieromatose bei beiden an, so befinden wir uns zunächst in Bezug auf die Aetio-logie der Aneurysmen und der Atlieromatose des Pferdes in einer ungleich günstigeren Lage als bei diesen Erkrankungen des Menschen.
Was vor Allem die Häufigkeit der Aneurysmen anbelangt, so ist das Vorkommen derselben beim Menschen und noch mehr bei den übrigen Hausthieren ein verhältnissmässig seltenes. Einen ungefähren Begriff von der Häufigkeit der spontanen Aneurysmen des Menschen erhält man, wenn mau die statistischen Mittheilungen von Crisp') berücksichtigt, nach welchen in 62 Jahren — von 1785— 1847 — in England 581 Aneurysmen beobachtet wurden.
') Treatise on the structure of the bloodvessels. London 1847 und lt;'. Weber, tlandbucb der f'Iiirurgie von Pitlia und Bilbroth. 1. c. p. 177.
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Das Aneurysma und die Atheromatose der Pferde etc.
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Die wirkliche Zahl der vorgekouimenen Anemysmen ist selbst­verständlich eine höhere. Bei Pferden dagegen kommen Aneu-rysmen an den Eingeweidearterien bei 'JO — 94% sämmtlicher er­wachsener Thiere vor.
Während die Aneurysmen des Menschen sich erst im höheren Lebensalter entwickeln, findet man sie bei Pferden schon vom 6. Lebensmonate an. Nach einigen Jahren ist schon die Mehrzahl der Pferde behaftet und mit dem zunehmenden Lebensalter wird die Zahl der nicht mit Aneurysmen behafteten Thiere auf ein Minimum reducirt.
Bei den übrigen Hausthieren kommt das Aneurysma so gut wie gar nicht vor; man kennt nur ganz vereinzelte Fälle: an der lirustaorta des Hundes (Förster), an der Halswirbelarterie des Himles (Colin) und von traumatischen Anreurysmen: ein Aneu­rysma varicosum :) an der Arteria spennatica eines Ochsen nach der Castration und ein Aneurysma an einer Schweifarterie des Kindes von der Grosse eines Taubeneis')-
Ein charakteristischer Unterschied zwischen den Aneurysmen des Menschen und denen der Pferde ist begründet durch den Sitz derselben. Bei den Pferden sind regelmässig die vordere Gekrösarterie oder ihre Aesto aneurysmatisch, weit seltener und wohl nur gleichzeitig mit den ersteren die Bauchaorta, noch seltener die Bauchschlagader, die hintere Gekrösarterie und die Nierenarterien.
Die in der Literatur bekannt gewordenen Falle von Aneu­rysmen der Bauchaorta und Nierenarterien habe ich schon früher mitgetheilt; ich lasse nun noch eine Zusammenstellung von Aneu­rysmen des Pferdes an anderen als an den genannten Arterien folgen:
') Th. Adam, Wochenschrift für Thierheilkunde und Viehzucht.
Bd. 2. p. 33. #9632;) Beohachtet von 11. Prof. Franck mich einer gütigen Mittheilung
desselben.
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Das Wurmaneurysma der Eingeweidearterien.
j;
a) Aneinysmen der Pferde an anderen Arterien:
1)nbsp; Olli vier, Journal prat. 1829 und Bouley et Reynal, Nouveau Diction, prat. I. p. 559.
Faustgrosses Aneurysma der vorderen Aorta.
2)nbsp; Gurlt, Lehrbuch der pathol. Anatomie. 1. p. 306. Aneu­rysma der Gaumenarterie; Ruptur.
3)nbsp; Peters, Magazin für die gesammte Thierheilkunde. B. 7. p. 41.
Aneurysma der hinteren Nackenarterie (a. cervicalis post.) von Hühnereigrösse; Ruptur; Heilung durch Unterbindung.
4)nbsp; Bouley et Reynal, Nouveau Diction, pratiq. de med. vet. B. I. p. 562.
Aneurysma der Gesässarterie (arter. glutaca, art. fes-siere), melonengross; wurde geöffnet, Tod durch Verblutung.
5)nbsp; Leise ring, Beriebt über das Veterinärwesen im König­reich Sachsen. 18G2 p. 11.
Aneurysma der Bronchialarterie, doppeltwallnussgross; im weiteren Verlaufe der Arterie noch mehrfache aneurysmatische Erweiterungen.
G) Chauveau, Journ. de med vet. 1863. und Repert. der Thierheilkunde. B. 24. p. 254. 1863.
Aneurysma varicosum der Kauinu skelarterie (arter. mas-seterica).
7)nbsp; Raymond, Recueil de med. vet. 1867. p. 506. Aneurysma am Stamm der Bronchial- und Schlundar-
terie nussgross. Bei demselben Pferde aneurysmatische Erwei­terungen der Intercostalarterien, der Zweige der Lim gen­arte rie und eines Zweiges der Magenarterie.
8)nbsp; nbsp;Wulf, Mittheilungen aus der thierärztlichen Praxis im preussischen Staate 1867, 08. p. 147.
Aneurysma der vorderen Schenkelarterie neben der Kniescheibe bei einem 2jährigen Pferde; faustgross.
9)nbsp; Injectionspräparat der Munch, normalen anat. Samm-1 u n g.
Aneurysma der rechten Beckenarterie, unmittelbar
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Das Aneurysma und die Atheromatose der Pferde etc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 141
hinter dem Ursprung aus der Aorta; spindelförmig, 5 Ctm. lang-, 2,5 Ctm. breit.
Aneurysmen in den grossen Stämmen der Becken- und Schen­kelarterien scheinen durchaus nicht so selten zu sein; ihre Ent­stehung beruht meist auf Thrombosen von weiter peripherisch ge­legenen Arterien inquot; Folge des local gesteigerten Blutdrucks. Aus-serdein erwähnt Rigot, Recueil de med. vet. 1827, aneurysma-tische Erweiterung der Pulmonalarterien und der Carotiden gleicii-zeitig neben einem Aneurysma der Bauchaorta.
Ich glaube hier noch die Beschreibung zweier Präparate der Münchener Sammlung mittheilen zu sollen, die wegen ihrer grossen Seltenheit ein gewisses Interesse bieten.
Erst eine genauere Untersuchung derselben, die auf den ersten Blick Aneurysmen vollkommen ähnlich sahen, verschaffte mir die Ueberzeugnng, dass man es hier mit parasitären Erzeugnissen zu thun habe, üeberdiess sind die beiden Fälle in der Literatur irrthümlich erwähnt, wie ich nachträglich ersehen habe.
b) Echinococcus in der Arterienwandung.
1) Echinococcus in der Wandung der Brustaorta des Pferdes. Präp. A. VII. 0. 3 Nr. 20 der Münchener Sammlung.
Am Uebergang des Aortahogens in die Brustaorta 2 Ctm. entfernt von dem obliterirten Botalli'schen Gange, findet sich eine hühnereigrosse ziemlich ovale Geschwulst, die 5 Ctm. lang und 4 breit und hoch unmittelbar in der Wandung der Aorta sitzt und einem sackförmigen Aneurysma desselben entsprechen würde. Die Geschwulst ist wenig beweglich und bei äusserer Besichtigung in der Grosse eines Halbguldensttlcks mit der Aortawand ver­bunden. Dieselbe ist durch einen Längsschnitt geöffnet und die etwa in ihr vorhanden gewesene Flüssigkeit ausgeflossen. Die Wandung des Sackes, der wie man sich nun überzeugt, mit der Aorta nicht communicirt, wird gebildet von einer derben, wenig elastischen, gelblichen Haut, die circa 1quot;quot;quot; dick an mehreren Stellen kalkige Einlagerungen besitzt. Auf der Innenwand findet sich lose angeheftet eine zusammengefaltete feine Membran, die fast durchsichtig bei genauer Betrachtung mit zahlreichen feinen
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Das Wurmaneurysma der Eiugewcidearterien,
weisslichen Punkten besetzt ist. Zwischen dieser Membran und der Wand des Sackes findet sich eine weitere hyaline Haut von milchig trübem Aussehen, die sich von der eigentlichen Wandung leicht ablösen liisst. Bei der mikroskopischen Untersuchung er­gibt sich, dass die eigentliche Wandung des Sackes aus der atheromatös entarteten und ausgedehnten Adventitia und Resten der Media der Aortawandung besteht I)ie Media ist zum grössten Theile verkalkt und atropisch. lgt;ie dickere hyaline Auskleidungs­membran ist structurlos und zeigt mikroskopisch die bekannte lamellbse Schichtung einer Echinococcus-Cuticula. Das zu innerst liegende, faltige Häutchen, welches mit den beschriebenen feinen Punkten besetzt ist, stellt die mit zahlreichen jungen Echinococcus-köpfen besetzte Parenchymschicht dar. An der Basis des Aneu-rysma- ähnlichen Sackes zeigt die entsprechende Stelle der Aorta, wo man eine Communicationsöffnung zu finden glaubt, von innen eine groschengrosse seichte Vertiefung von transparentem Aus­sehen. Diese Scheidewand ist 1—1,5quot;quot;' dick und besteht ans der massig verdickten Intima und einer dünnen Schichte der Media. Die übrige normale Aortawandung ist hier 7—squot;quot;quot; dick.
Diese Geschwulst hat die Trachea an ihrer unteren rechten Seite unmittelbar vor ihrer Theilung bedeutend comprimirt. In Folge ties seitlichen Druckes erscheint das Lumen der Trachea an dieser Stelle von längsovaler Form und ist nicht unbedeutend verengt.
2)Echinococcus in der Wandung der Bauch a ort a (Fig. 19.) Präp. A. VI1. (). :;. Nr. 19 der Münch. Sammlung. Derselbe hat seinen Sitz an der rechten Seite der Bauchaorta (Fig. 19. a.) zwischen dem Abgang der hinteren Gekrösarterie und der Verzweigung der Aorta in die Becken- und Schenkel­arterien. Die Geschwulst (Fig. 19 h.) ist 7 Ctm. lang und 5 Ctm. breit und hoch, von rundlicher Form und communicirt ebenfalls nicht mit dem Lumen der Aorta. Die 0,75—LSquot;quot;quot; dicke und derbe Wandung wird ganz wie im vorigen Fall von der Adventitia und der zum grössten Theile verkalkten Media gebildet. Als innerste auskleidende Membran findet sich eine durchsichtige
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Das Anearysma und die Atheromatose der TferJo etc.
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Parenchymschicht mit zahlreichen gelblichen Punkten besät, die sich mikroskopisch als junge Echinococcusköpfchen mit dem cha-rakteritischen Huckenkranz erweisen. Eine lamellöse Cuticula fehlt hier vollkommen.
Die Basis der Geschwulst ist von länglich runder Form —
Fig. 19.
Echlnococcus in der Wandung der Bancbaorta Jos Pferdes unmittelbar vor iliror
rhcllung in .11.- licfken- und Cruralarterion. al Endstück der Bauchaorta. 1.) Cyste
mit einer Echinococcusblase als Inhalt, cl Becken- und Cruraläste der Bauchaorta
i/, der natürlichen Grosse.
5 Ctm. lang und 3 Ctm. broit. An dieser Stelle findcl sich als Scheidewand zwischen dem Lumen der Aorta und dein Echino-coccusack eine durchscheinende, über 1quot;quot;quot; dicke Membran, die vom Innern der Aorta aus gesehen eine flache dellenförmige Ver­tiefung bildet. Mikroskopisch erweist sich die Scheidewand wie im vorigen Falle als die verdickte zellenarmc Intima mit einer dünnen Schichte der Media.
Sind schon Echinococcen bei dem Pferde überhaupt ziemlich selten, so zeichnen sich die beiden Fälle noch durch ihren Sitz in tier Aortawandung besonders ans. Ohne Zweifel sind die be­schriebenen Präparate die nämlichen, die Otto') in tier Mün-chencr Thierarzneischule gesehen hatte und die von ihm als Balg-
') Lehrbuch dor path. Aunt, tics Menschen und dor Thiere B. I. p 343. 1830.
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Das Wurmaneurysma der Eingeweidearterien.
geschwiilste an der Aorta erwähnt wurden ; auch Förster (Hand­buch der pathol. Anatomie) erwähnt nach Ü11 o, wenn ich nicht irre, die nämlichen Fälle als Balggeschwiilste in der Arterien­wandung. Diese beiden Fälle sind ein trefflicher Beleg für die experimentell (Hunter und Home) festgestellte Thatsache, dass die Gefassintiina nach Hinwegnahme der äusseren Häute sich nicht bruchsackartig hervorstülpt, dass es ein sogenanntes Aneu-rysnia mixtuin interuuui sive hemiosum nicht gibt.
a) Das Aneurysma.
Kehren wir nach dieser Excursion zu unseren vergleichenden Betrachtungen zurück. so finden wir im Gegensatz zu den Aneu-rysmen des Pferdes, die nur in den Darmarterien und höchst selten an anderen Arterien des Hinterleibs oder des übrigen Kör­pers beobachtet werden, die Aneurysmen beim Menschen über den ganzen Körper verbreitet. Wiewohl bei letzterem gewisse Arterien: die Brust- und Baucliaorta, die Kniekehle-Arterie be­vorzugt sind, so gibt es kaum eine Arterie von Bedeutung, an welcher nicht schon Aneurysmen beobachtet wurden.
Was speciell das Vorkommen von Aneurysmen an der Bauch­aorta und ihren Aesten beim Menschen betrifft, so sind die Zahlen­verhältnisse der bis zum Jahre 1805 beobachteten Aneurysmen der Bauchaorta und ihrer Aeste, die Leb er t1) zum Gegenstande einer Monographie gemacht hat, nach diesem Autor folgende: 103 Aneurysmen der Bauchaorta, 24 der Bauchschlagader und ihrer Zweige, 10 der oberen Gekrösarterie, 3 der unteren Ge-krösarterie und -2 der Nierenarterie. Im Vergleich mit den !lü— 94% sämmtlicher Pferde, die mit Aneurysmen dieser Arterien behaftet sind, sind dies sicher nur winzige Zahlen.
Nach Grosse und Form unterscheidet sich das Aneurysma equinum durchaus nicht wesentlich von den Aneurysmen des Menschen. Während ersteres in seiner Grosse von dem Umfang
') Uebci- das Aneurysma der Baachaorta und ihrer Zweige. Berlin 1805. Gratulationsschrift /.um 500jährigen Jubiläum der Univer­sität Wien.
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Das Aneurysina und die Atberomatose der Pferde etc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;145
einer Erbse bis zu dem eines Menschenkopfes variirt, sind die letzteren ebenso wechselnd in ihrer Grosse. Jn der Mehrzahl der Fälle sind beide circumscript, seltener diffus; beim Menschen sind die Aneurysmen meist sackförmig und es betrifft die Aus­buchtung häufiger nur eine Seite der Arterienwandung. Bei Pfer­den dagegen ist die Erweiterung meist eine nach allen Seiten hin gleichförmige. Die längsovale und mehr spindelförmige Form des Aneurysina der Pferde ist eine Eigenschaft desselben, die in der Monotonie der Ursache und der Beschaffenheit der immer wieder betroffenen Arterien ihren Grund haben mag.
Die Beschaffenheit der Wandungen wechselt beim Aneu­rysina des Menschen ebenso häutig als bei dem Pferde. In diesem Punkte linden sich jedoch ganz charakteristische Unterschiede, die wie schon oben angedeutet, theils auf den anatomischen Eigen­schaften der vorderen Gekrösartcrie, theils auf der eigenthüm-lichen Ursache und dem Entwicklungsgang des Aneurysma equinum beruhen. Während die Wandungen des Aneurysma der Menschen in der Regel verdünnt sind, begegnen wir bei Pferden einer auf­fallenden Verdickung, die ganz enorme Dimensionen erreichen kann. In diesem Unterschied ist zugleich die Ursache der Ver­schiedenheit der Ausgänge begründet: während beim Menschen die Rupturen den tödtlichen Ausgang herbeiführen, sind dieselben bei Pferden überaus selten.
Es würde zu weit führen, wenn ich alle Eigenthümlichkeiten, welche die Wandungen dos Aneurysma der Pferde in anatomi­scher und histologischer Beziehung bieten, ausführlich recapi-tuliren wollte und muss in dieser Richtung auf die specielle Schilderung derselben verweisen.
Die Sclerosirung des umgebenden Bindegewebs und der Ad-ventitia, die theils durch den contimürlichen Reiz des wachsenden Aneurysina, theils. wie ich für das Wurmaneurysma nachgewiesen habe, in den höheren Graden durch thrombotische Processe in den feineren inesenterialen Gefässen hervorgerufen und befördert wird, ist auch bei den Aneurysmen des Menschen eine constante Erscheinung, erreicht bei letzteren jedoch nie den hohen Grad wie bei dem Aneurysina equinum.
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Bas Wurmaneurysma der Eingeweidearterien.
Einen ganz besonderen Charakter erhält das Aneurysma der Pferde durch die fast niemals fehlende Hypertrophie der Muskelfaserschichten der Media. Srhon früher wurde her­vorgehoben , dass eine solche Hyperplasie der Muskelfasern in der Lehre von den Krankheiten der Arterien einzig dasteht und analog der Herzhypertrophie bei Klappenfehlern als eine coni-pensatorische Reaction aufgefasst werden muss. Der Grund dieser eigenthümlichen Erscheinung liegt wohl hauptsächlich in der lang­samen Entwicklung des Aneurysma, welches bei jahrelanger und lebenslänglicher Dauer in der Mehrzahl der Fälle sich wenig ver-grössert; dass die Lage und Befestigung der Gekrösarterie zu diesem geringen Wachsthum nicht wenig beiträgt, wurde ebenfalls schon erwähnt. Ausserdem bedingt die speeifische Ursache des Wurmaneurysma in erster Linie nur eine ulcerative Endoarteriitis mit Thrombosenbildung, während das Aneurysma des Menschen sich erst auf dem Boden einer lange bestehenden Endoarteriitis entwickelt. Bei der Entwicklung des Aneurysma der Menschen legt man gewöhnlich das Hauptgewicht: auf die Erkrankung der intima. Ich glaube aus der Entwicklungsgeschichte des Aneu­rysma der Pferde den Schluss ziehen zu dürfen, dass bei der Ent­stehung der Aneurysmen der Menschen die Ernährungsstörung der Media den Hauptfactor bildet, den man bisher nicht genügend gewürdigt hat. Analog den Vorgängen bei der Entwicklung des Aneurysma equinum müsste man bei intacter Beschaffenheit der Tunica media erwarten , dass auch bei dem Aneurysma des Men­schen eine Hypertrophie derselben zu Stande kommen müsse; da dieses jedoch nie beobachtet wird, so ist die Annahme berechtigt, dass die Media beim Zustandekommen der Aneurysmen des Men­schen immer irgendwie entartet und verändert sei und so eine compensatorisebe Leistung von ihrer Seite unmöglich geworden ist. Man kann hier allerdings den Einwurf machen, dass die muskelarme Beschaffenheit der Aorta als des häutigsten Sitzes des Aneurysma im Vergleich mit der muskelreichen der Gekrösarterien des Pferdes einen solchen Analogieschluss nicht erlaube. Man hat jedoch auch bei Aneurysmen solcher Arterien, deren Media sehr muskelreich ist wie z. L. der art. poplitea, noch niemals
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Das Aneurysma uml dio Atheromatose der Pferde etc.
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eine Hypertrophie der Media beobachtet. Es ist also nicht bloss die Endoarteriitis, die bei der Entwicklung' der Aneurysmen des Menschen eine Rolle spielt, sondern auch die Mesarteriitis chronica. Die Atrophie und bindegewebige Umwandlung der Media, die bei den Aneurysmen des Menschen eine constautc Erscheinung ist, ist bei dem Aneurysma equimun sehr selten und meist nur eine par­tielle, oder sie erfolgt erst secundar in der ursprünglich hyper­trophischen Media. Eine besondere Abweichung bietet das Wurm-aneurvsuia ferner noch in den eigenthümlichen ringförmigen De-fecten, die hie und da zur Bildung von multiplen, secundären dissecirenden Aneurysmen Anlass geben.
Die Veränderungen der Intima. die bei dem Aneurysma des Menschen eine so grosse Bedeutung haben, bieten bei dem Aneu­rysma der Pferde ebenfalls ganz specielle Eigenthumlichkeiten. Während bei dem ersteren die atheromatose Entartung, die in Form mannigfacher degenerativer Vorgänge den Ausgang der chronischen Entzündung darstellt, am meisten in die Augen fällt, ist die intima des Wurmaneurysma in allen möglichen Stadien derpro- und regressiven Metamorphose, von der einfachen Wucherung und der ulcerativen Zerstörung bis zur ausgebreiteten Verkalkung, wie dies ausführlich erörtert wurde.
Ein weiterer wesentlicher Unterschied liegt in der Gegenwart von Pallisadenwürmern in dem Aneurysma equinum, ihrer Larven­häute oder der Spuren der ersteren in den Wandungen des An­eurysma der Pferde ')•
Von französischen Forschern (Rayer und Davaine) wurde in dem Fehlen einer Läsion der Intima und Media bei dem Wurm­aneurysma des Pferdes eine Aehnlichkeit mit dem Aneurysma des Menschen gefunden. Wie wenig berechtigt eine derartige An­schauung ist, geht daraus hervor, dass die Läsion (dechirure) der Intima in dem Wurmaneurysma selten vermisst wird, während
') Eine Mittheilung über Aneurysma verminosum beim Menschen (Deutsches Archiv für klin. Medicin B. I.) bombte, wie eine ge-nanere Untersuchung des Falles ergab, auf einem Irrtlmin.
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Das Wurnimieurysina der Eiugeweidearterien.
die Aneurysmen des Menschen meist Defecte der Intima durch atheromatöse Geschwflrsbildung zeigen. Weiter hiilien die ge­nannten Autoren in der Gegenwart eines adhärenten Pfropfes in dein Aneurysma des Pferdes einen Unterschied von dem des Menschen zu finden geglaubt. Da in dem letzteren Thromben nicht nur keine Seltenheit sind, sondern sogar in der Eegcl ge­funden werden, so ist auch dieses Unterscheidungsmerkmal kaum zutreffend.
Das Vorkommen eines meist wandständigen Thrombus in dein Wurmaneurysma ist allerdings nahezu constant und ist neben der Gegenwart der Pallisaden Würmer charakteristisch für dasselbe. Das histologisehe Verhalten des Thrombus ist inso­fern abweichend von dem des Thrombus des Aneurysma der Menschen, als letzterer in der Pegel geschichtet und nur höchst selten oder gar nicht organisirt ist, während ersterer in seinen äussersten Schichten sehr häufig Organisation zeigt. Die Ver­hältnisse sind insofern einander ähnlich, als die Thromben in der Regel wandständig sind und unter einem hohen Blutdrucke stehen. Wenn man die Betheiligung der Intima an der Organi­sation des Thrombus für einen nicht unwichtigen Factor hält, so spricht obiges Verhältniss sehr zu Gunsten einer solchen An­schauung : die degenerirte und zellenarme Intima des Aneurysma der Menschen wird kaum im Stande sein, eine organisatorische Thätigkeit zu entwickeln, während die zellenreiche, saftige und geschwellte Innenhaut des Wurmaneurysma zu einer derartigen Leistung sehr geeignet erscheint.
Die Symptomatologie des Wurmaneurysma der Pferde ist wegen seines Sitzes in dem Hinterleibe, was physikalische Er­scheinungen betrifft, ebenso und in noch höherem Grade dunkel, als diejenige der Aneurysmen des Unterleibs beim Menschen. Die sonstigen Folgen, wie Circulationsstörungen, Neuralgien etc., die wir bei den Aneurysmen des Menschen kennen, lassen sich beim Pferde sehr schwer abschätzen. Die eigentliche Gefahr der Wurmaneurysmen des Pferdes liegt in einer ganz anderen Richt­ung, als bei den Aneurysmen des Menschen. Während bei letz­teren in ', ( bis V, der Fälle die schliessliche Ruptur die Haupt-
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Das Aneurysma und dip Atlicromatose der Pferde etc. ' 149
gefahr bildet, ist dieser Ausgang bei Pferden in Folge der anato­mischen Beschaffenheit des Aneurysma ein höchst seltener.
b. Die Atheromatose der Arterien.
Die Atheromatose, welche beim Menschen die prädisponi-rende Ursache eines grossen Theils der Aneurysmen bildet, ist bekanntlich in ihrer Aetiologie noch sehr unklar. Wie bei vielen ähnlichen Processen hat man auch hier eine Menge von Ursachen beschuldigt, wie Syphilis, Quecksilberraissbrauch, übermässigen Gcnuss von Spirituosen etc. Weit gesicherter als ätiologisches Moment scheint eine gewisse Prädisposition zu dieser Erkrankung zu sein, die mit Fettleibigkeit und Gicht in Zusammenhang steht und unter Concurrenz fortwährender mechanischer Reize durch erhöhten Blutdruck an gewissen Stellen des Arteriensystems der Entstehimg des atheromatösen Processes zu Grunde liegt.
Um die zuerst genannten Ursachen der Atheromatose, wie Syphilis etc. als unhaltbar hinzustellen, hat man sich auf das Vorkommen der Atheromatose bei Thieren berufen, die solchen Schädlichkeiten doch nicht ausgesetzt seien. Dass ein solcher Hinweis durchaus nicht gerechtfertigt ist, werden wir hier nach­zuweisen versuchen.
Beginnen wir mit den atheromatösen Veränderungen, welche man beim Pferde findet, so finden wir dieselbe vor Allem in den grossen Arterien des ilintertheils und hier am häufigsten wiederum in den aneurysmatischen Erweiterungen der vorderen Gekrös-arterie. Nach den vorausgegangenen Schilderungen der Aneurys­men bedarf es keiner weiteren Erörterung, dass die Atheromatose hier nur einen Ausgang eines localen entzündlichen Processes und localer nutritiver Störungen bildet, deren Ursache eine spe-eifische — der. Strongylus armatus — ist. — Wie gering die Prädisposition der Pferde zur Atheromatose ist, beweisen jene bedeutenden Verdichtungen der Intima, die man fast regelmässig in den abgehenden Aesten des Wurmaneurysma findet oder auch in der Banchschlagader ohne aneurysmatische Erweiterung (Fig. 13) und die niemals Producte einer regressiven Metamorphose nach­weisen lassen, obwohl sie eine Endoarteriitis chrouica in der
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Das Wurmaneurysma der Eingeweidearterien.
prägnantesten Form darstellen. — Die geringe Prädisposition der Pferde ist übrigens ausserdem individuell noch sehr verschieden: obgleich die G-elegenheitsursache, die Endoarteriitis verminosa immer vorhanden ist. findet man häutig- trotz jahrelanger Dauer des Processes keine atheromatösen Heerde in den Aneurysma-wandungen.
Ueber die Entstehung und Bedeutung der atheromatösen Veränderungen, die man nicht selten in der Bauchaorta des Pferdes findet, sind wie über die Entstellung der Aneurysmen an diesem Orte verschiedene Deutungen zulässig. Sie können erstens eine directe Folge der Endoarteriitis verminosa sein, indem Pallisadenwürmer die Bauchaorta bewohnen (vergi. Aneur, Nr. öS. und Fig. 8. a.) oder sie sind eine (passive) Folge des abnorm erhöhten Druckes, der in der Bauchaorta vor dem Abgang der aneurysmatisch erweiterten Gekrösarterie herrscht und sind gleich­zeitig mit einer Erweiterung des Arterienrohrs verbunden. Wahr­scheinlich ist in solchen Fällen die Erweiterung das Primäre und die atheromatöse Entartung der Arterien warn l das Secundäre. Endlich kann die Atheromatöse der Bauchaorta auch durch eine Art localer Infection von der atheromatös entarteten vorderen Gekrösarterie zu Stande kommen. Wir haben also Bedingungen genug, die die Entwicklung dieses Processes in der Bauchaorta begünstigen und verursachen. — Da man die übrigen Theile der Bauchaorta, sowie die Hinterleibsarterien und überhaupt das ganze Arteriensystem gleichzeitig vollkommen normal bildet, so kann mau wohl mit Sicherheit aussprechen, dass hier ganz locale Ursachen vorliegen, dass es eine spontane Atheromatöse der Bauchaorta beim Pferde nicht gibt.
in den übrigen Arterien des Hinterleibs: Bauchschlagader, Nierenarterien, hintere Gekrösarterie kommt die atheromatöse Entartung nur als eine secundäre, gleichzeitig mit aneurysmati-scher Erweiterung vor und ist letztere ausschliesslich durch die Einwanderang von Pallisadenwürmern bedingt.
Ueber die Atheromatöse der Brustaorta bei Pferden sind meine eigenen allerdings nicht zahlreichen Beobachtungen mehr negativer Natur; nur in einem Falle sah ich an der vorderen
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Das Aneurysma und die Atheromatose der Pferde etc. 151
Aorta knorpelahnliche, theilweise verkalkte und warzenfönnige
Wucherungen, die an dieser Stelle nach Bruckmüller (1. c. p. 176) hie und da neben trüben knorpelähnlichen Flecken vor­kommen.
Die atheromatose Entartung in den Becken- und Schenkel­arterien der Pferde ist in der Regel mit Erweiterung einzelner Aeste verbunden und ist wohl ausnahmslos eine seeundäre, durch thronibotische und emholische Processe bedingt.
Es ist demnach die Atheromatose der Pferde im Ganzen immer eine seeundäre Erscheinung und niemals wie die Athero­matose des Menschen eine spontane.
Auch bei den übrigen Hausthieren wiederholt sich dies Ver-hältniss. — Bei perlsüchtigen Kindern kommt eine Verkreidung (Petrification) der grossen Arterien durchaus nicht selten vor, die jedoch mit der atheromatösen Entartung nichts zu thun hat. Man findet bei der erwähnten Krankheit des Rindes häufig grosse Abschnitte der Arterien plattenförmig verkalkt; Roll (II. p. 203) gibt ausdrücklich an, dass diese Verkalkung nicht im Gefolge einer Entzündung der Lntima entstehe. — Sonstige vereinzelte Beobachtungen über Atheromatose, wie an der Halswirbelarterie desRiudes (Colin) und an der Brustaorta des Hundes (Förster) betreffen ebenfalls mit grosser Wahrscheinlichkeit nur seeundäre atheromatose Entartung und sind zu vereinzelt und ungenügend, um ein spontanes Vorkommen der Atheromatose bei unseren Hausthieren in dem Sinne, wie sie bei Menschen beobachtet wird, anzunehmen.
Ein besonderes Interesse gewinnt dieses Verhältniss insofern, als man beim Menschen') den Genuss von Ainylaceen, des Zuckers und Alcohols im Gegensatz zur reinen Fleischkost als ein die fettige Degeneration der Arterien begünstigendes Moment aufge-fasst hat und darauf hin auch therapeutische Vorschläge gemacht hat. Da fettige Entartung und Verkalkung entzündlicher Produkte bei den Pflanzenfressern insbesondere beim Rinde viel häutiger statt-
') (). Weber, Pitlia und Billroth, Ilaudh. der Chirurgie. Bd. II. Abth. 2. p. 167.
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Das Wurmaneurysma dor Eiugeweidearterien.
finden als bei den Fleischfressern, so sollte man meinen, dass gerade die Pflanzenfresser, denen übenliess unter gewissen Ver­hältnissen (Mästung) sehr grosso Mengen solcher Nahrungsmittel zugeführt und so eine abnorme Fettleibigkeit derselben künstlich herbeigeführt wird, zur Atheromatose besonders disponirt sein müssten. Dies ist nun, wie wir gesehen haben, durchaus nicht der Fall. Freilich muss man auch in Betracht ziehen, dass viele Tlüere ihr natürliches Lebensende nicht erreichen.
Was die histologischen Details der atheromatösen Entartung betrifft, so zeigt die Atheromatose der Pferde im Ganzen die­selben Bilder, wie wir sie bei der Atheromatose des Menschen kennen.
Unter den Producten der regressiven Metamorphose deracuten, subacuten und chronischen Endarteriitis verminosa findet man bei jüngeren Pferden sehr häufig atheromatose Herde aus fettig-kör­nigem Detritus von verschiedener Grosse, bei älteren Pferden häufiger Verkalkungen, die von den kleinsten mikroskopischen Herden bis zu den ausgedehntesten ringförmigen Platten vor­kommen.
Ueber die Beschaffenheit der knochenähnlichen Platten bei der Atheromatose des Menschen sind die Autoren sehr verschie­dener Ansicht. Während man in früherer Zeit diese Veränder­ungen einfach als Verknöcherung bezeichnete, führten genauere Untersuchungen bald zu dein Resultate, dass diese Platten und kleineren Herde bloss aus Kalk bestehen, während eine Bildung von Knochenkörperchen selten, oder wie von manchen behauptet wird, gar nicht vorkomme. Ein Ueberblick über die Ansichten der neueren Autoren wird beweisen, wie wenig Uebereinstimmung über diesen Punkt herrscht
Nach Virchow') zeigen die Kalkplatteu bei der Athero­matose eine Ossification im engeren Sinn, eine den Knochen ana­loge Bildung, indem dieselben verästelte zackige Körperchen ent­halten, die meist etwas kleiner, weniger stark verästelt und weniger dicht gelegen sind als Knochenkörperchen.
') Cellularpathologie. 3. Aufl. p. 322 u. ff.
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Das Aneurysma und die AtLeromatose der Pferde etc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;153
0. Weber1) nimmt eine wahre Knochenbildung an, nicht bloüs einfache Verkalkung-, sie kommt nach ihm oft in der Um­gebung erweichter Herde oder ganz unabhängig von denselben in den hyperplastisch gewucherten Stellen vor.
Herr Prof. Buhl, mein verehrter ehemaliger Chef, nimmt nach seinen Beobachtungen ebenfalls Knochenbildung an; er fand die Knochehkörperchen meist mehr in die Länge gezogen und mit wenigen Ausläufern versehen.
Dagegen leugnet Förster'-') entschieden eine wirkliche Ver­knöcherung und will nur die gewöhnlichen Elemente der Ver­kalkung gesehen haben. Ebenso wird eine wirkliche Knochen­bildung von Langhans') und Rindfleisch4) mit Bestimmtheit in Abrede gestellt.
Wie ich nachgewiesen habe (Aneur. Nr. 7 u. Nr. 58, und Fig. 7) kommt eine wahre Knochenbildung bei der Atheromatose der Pferde vor. Währemi in dem einen Falle (Nr. 58) die Kno-chenkörperchen mehr denjenigen Formen entsprachen, wie sie von Buhl beim Menschen gefunden wurden, zeichnete sich die Ver­knöcherung in dem anderen Falle (Nr. 7 Fig. 7) neben der aus­gesprochenen und sehr deutlichen Bildung von Knochenkörperchen durch die (regen wart von Ha versuchen Kanülen aus; weniger deutlich war die lamellöse Schichtung. Ich habe mich übrigens überzeugt, dass man lange vergebens suchen und eine grosse Reihe von Präparaten durchmustern muss, bis man eine solche Veränderung antrifft.
Unter den regressiven Metamorphosen der entzündlichen Producte der Endoarteriitis, die mau als Atheromatose zusam-menfasst, ist also die einlache Verkalkung das gewöhnliche Er-eigniss; dieselbe ist selten mit Ablagerung von unvollkommen aus­gebildeten Knochenkörperchen verbunden und noch seltener lässt sich wahre Knochenbildung mit Havers'schen Kanälen beobachten. Neben dieser kalkigen Umwandlung entzündlicher Producte kann
') 1. c. p. 160.
') Handbuch der path. Anat. 2. Aufl. II. p. UU
3) Virchow's Archiv I), 'Mi. p. 217.
*) Lchrb. der path. Gewebelehre. 18(37. p, 166.
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Das Wurmaneiuysma der Eingeweidearterien.
auch eine ointiiclie kalkige Incrustation normaler Elemente statt­finden, die jedoch bei Pferden selten zu sein scheint.
Bei der üebereinstimmuug der atheromatösen Veränderungen des Menschen und der Pferde und mit Rücksicht auf die An­gaben der Autoren ist es wohl gestattet anzunehmen, dass auch die Verhältnisse inBezug auf Knochenbildung ganz analoge sind.
5) Symptomatologie der Wurmanenrysmen. Dauer, Verlauf, Ausgänge, Diagnose.
In der geschichtlichen Einleitung haben wir schon Veran­lassung gehabt. der verschiedenen Versuche zu erwähnen, die gemacht wurden. um über die Erscheinungen unseres Aneurysma in's Klare zu kommen und ein schulgerechtes Krankheitsbild des­selben zu fixiren.
Abgesehen von den Rupturen, die Greve zuerst in grösserer Zahl beobachtet hatte, beziehen sich die Symptome, die ältere Beobachter (Chouard, Hering) dem Aneurysma verminosum zuschrieben, meist auf Pferde, die mit grossen Aneurysmen be­haftet waren. Man bemerkte an solchen: Schwäche, Blutabgang durch den After oder leichte intermittirende Kolikanfälle, Hinken mit Anschwellung der hinteren Extremitäten, manchmal einen be­schwerlichen schwankenden Gang , heftiges Herzklopfen , zurück­gehaltene Kothentleerung, schmerzhaftes üriniren; in einzelnen Fällen Geschwüre an den hinteren Extremitäten mit Auströpfeln von Blut und Serum, Lähmung des llintertheils etc.
Ausgehend von der Symptomatologie der Aneurysmen des Menschen hat man eine ähnliche für die Eingeweideaneurysmen der Pferde aufzustellen versucht. So hat Rohling1) 4 Fälle mit tödtlichem Ausgang mitgethcilt, in welchen er aus dem fühlbaren Pulsiren gegen die Rückenwandung im Leben die Dia­gnose auf ein Aneurysma der Gekrösarterie gestellt haben wollte. Die ausserdem von ihm beobachteten Symptome waren: Unruhe, Pulsbeschleunigung, Abgang breiartiger — seltener ganz trockener Excremente, Kolikerscheinungen, Dyspnoe. Es kann nun aller-
') Magazin für die gen. Thierheilk. ß. 15. p. 411. 1819.
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Symptomatologie der Wurmanourysraen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;155
dings nicht geleugnet werden, dass man im Leben ein Anenrysma derGekrösarterien diagnosticirenkann; dies beruht jedoch weniger auf charakteristischen physikalischen Symptomen, wie z. B. einem angeblichen fühlbaren Pulsiren am Rücken, als auf dem umstand dass fast jedes Pferd mit einem Aneurysuia behaftet ist, eine falsche Diagnose also nicht leicht möglich ist.
In seiner öfter citirten Arbeit (p. 439) nennt Hering das Anenrysma der Pferde nicht gefährlich; er konnte niemals einen Zusammenhang zwischen den gewöhnlichen Krankheiten des Pfer­des und den Aneurysmen linden. Nur in einem Falle war Blut­abgang durch den After zu bemerken, dessen Ursache eine Ruptur des Anenrysma in den Darm war.
Nachdem Bruckraüller (1851) darauf aufmerksam ge­macht hatte, dass ein Zusammenhang des Anenrysma mit der Kolik nicht unmöglich, aber wissenschaftlich schwierig zu deuten sei, um so mehr als eine genaue Untersuchung wohl immer andere Veränderungen in dem Darmkanale als Ursache der Koliksymptome ergebe, entwarf Bon ley (1856) ein Krankheitsbild des Anen­rysma, dessen Symptomatologie er übrigens als einen sehr dunklen Punkt bezeichnet. Ohne auf eine physiologische Erklärung der ein­zelnen Symptome einzugeben, führt 1! ou 1cy hauptsächlich an: eine gewisse Schwäche,behinderte Beweglichkeit, intermittirendes 1 linken, Infiltration der hinteren Extremitäten, Krämpfe und Eäbmungs-erscheinungen; ferner blutige Excremente und intermittirende Koliken, die besondere Anhaltspunkte für die Diagnose bilden.
Nach Da v a ine (p, 333) ist das Anenrysma der Pferde ohne Gefahr; ansser den seltenen Rupturen, deren Zustandekommen durch die dicken Wandungen verhindert werde, entstehe kein be­merkbares Symptom. Nur bei sehr bedeutendem Volumen be­merke man Verdauungsstörungen oder Schwäche in den hinteren Extremitäten.
Das Aneurysma der von der Bauchaorta entspringenden Ar­terien bringt nach Roll (II. p. 205) keine bemerkbaren Er­scheinungen hervor , ebensowenig das Aneurysma der Bauchaorta. Bei Thieren, die mit letzterem behaftet waren, war öfters Krän­keln, ein lahmer, schwankender oder wenigstens beschwerlicher
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Das Wurmaneurysma der Eingeveidearterien.
und gespannter Gang mit dem Hintertheil oder ausgesprochene Lähmung, in mandien Fällen tier zeitweilige Eintritt von Kolik beobachtet worden.
ßruckmüller') ist geneigt, als Ausgang der Aneurysmen nur die allmählige vollständige Ausfüllung der Erweiteiung mit faserstoffigen Ausscheidungen zu betrachten, indem sich gleich­zeitig ein Collateralkreislauf in einer benachbarten Arterie ent­wickle. Bei Aneurysmen der Bauchaorta kann nach B. der Wir­belkörper zum Schwunde gebracht werden uud der Knochen eine rauhe wie angenagte Oberfläche bieten.
Uebersieht man die Angaben der verschiedenen Autoren, so kann man nicht leugnen, dass das Gesammtergebniss in Bezug auf die klinischen Erscheinungen des Aneurysma verminosum ein wenig befriedigendes ist. Bekanntlich ist man häufig im Stande, das Aneurysma des Menschen aus gewissen Erscheinungen mit grosser Sicherheit zu diagnosticiren. Am zuverlässigsten in dieser Beziehung sind die physikalischen Symptome; die fühl­bare Pulsation und die schwirrenden Geräusche. An manchen von aussei! schwer zugänglichen Stellen lassen diese Erscheinungen jedoch im Stiche und man ist darauf angewiesen, in anderen we­niger scharf charakterisirten Symptomengruppen diagnostische Anhaltspunkte zu finden. Solche Erscheinungen beruhen mehr oder minder aufCirculationsstörungen und variiren nach dem Sitze der Aneurysmen ausserordentlich. Bei den Aneurysmen der Bauch­aorta des Menschen ist die Zahl und Combination der möglichen Erscheinungen nach Lebert (1, c.) eine so grosse und mannig­faltige , dass mau Irrthümern sehr leicht ausgesetzt ist. Beson­ders hervorzuheben sind aussei- den physiealischen Erscheinungen Schmerzen unbestimmter Art, kolikartige Anfälle und Verdau­ungsstörungen verschiedener Art. Noch ungünstiger sind die Ver­hältnisse bei den Aneurysmen der Eingeweidearterien gelagert. Ihre Symptomatologie bietet —#9632; wohl im Zusammenhang mit ihrem meist geringen Umfang — nichts Charakteristisches mit Ausnahme der Rupturen. Während ',,, der Aneurysmen der Bauchaorta des
') Lohrb, der path. Zootomie p, 178. 18G9.
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Symptomatologie der Wunnanenrysmen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;157
Menschen durch Ruptur lethal endigen, ist dieselbe bei denAncu-rysmen der Eingeweidearterien (bei 3!) Fällen bis zum Jahre 1805) in Vs der Fälle beobachtet worden.
Vergleicht man die anatomischen Verhältnisse des Hinter­leibs der Pferde mit denjenigen des menschlichen Unterleibs, so wird auf den ersten Blick klar, dass bei ersteren von einer Dia­gnose der Aneurysmen durch Palpation oder Auskultation kaum die Rede sein kann; eine nähere Erörterung der hier in Betracht kommenden Factoren wird man mir wohl erlassen. Aus den Symptomen eines anderen Ausganges, der Ruptur des Aneurysma, eine Diagnose zu stellen, ist man bei Pferden nicht häutig in der Lage, da im Gegensatz zu dem Aneurysma des Menschen Rup­turen überaus seltene Ereignisse sind. Es dürfte hier der Ort sein, eine Zusammenstellung der mir zugänglich gewesenen Fälle von Rupturen der Aneurysmen der Pferde zu geben, welche die Berechtigung meines obigen Satzes am besten veranschaulicht und zugleich die Grundlosigkeit der Befürchtung Morgagni's1) darlegt, welcher das Wurmaneurysma in Bezug auf Rupturen für viel gefährlicher hielt, als die Aneurysmen des Menschen, in­dem er sagt: „Aneurysma, cui venues inhärennt, ob id magis metuenda, quod discruptionis periculum in ejusmodi aneurysmate cum a sanguinis impetu, ut in caeteris iinminet, turn praeterea ab ipsa vermium erosione.quot;
a) Rupturen von Aneurysmen. laquo;) Der Bauchaorta.
1)nbsp; Greve, Erfahrungen und Beobachtungen über die Krank­heiten der Hausthiere. p. 172. 1818.
Aneurysma verminosum der grossen Rückenpulsader (Bauch­aorta). Ruptur, Tod durch Verblutung.
2)nbsp; Greve, ibid. p. 173.
Aneurysma der grossen Rückenpulsader (Bauchaorta). Ruptur, Tod durch Verblutung nach einer heftigen Anstrengung.
') 1. c. Epistol. I. sect;. 40. p. 89.
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Das Wurmaneurysma der Kiiiirowcideartorien.
3)nbsp; Greve, ibid. p. ITS.
Aneurysma der grossen Rückenpulsader (Bauchaorta), Ruptur wie im vorigen Fall.
4)nbsp; Gre ve, ibid. p. 173.
Hühnereigrosses Aneurysma der Rückenarterie (Bauchaorta). Ruptur, Tod durch Verblutung.
ä) Mercer, The Veterinarian 1846 und Repertor. der Thier-heilkunde. 1gt;. 7. p, 160.
Aneurysma verminosum der hinteren Aorta. Ruptur am Ur­sprung der Bauchschlagader. Verblutung in die Bauchhöhle, l'lötz-licher Tod.
6)nbsp; Portal, Journ. de uied. vet. 1847 und Repert. d. Thier-heilkunde. 15. 8. p. 324.
Ruptur der hinteren Aorta am Ursprung der vorderen Ge-krösarterie, wo sich ein faustgrosses Aneurysma fand, das mit der Aorta in Verbindung stand. Verblutung in die Bauchhöhle (bei einem Maulthier).
7)nbsp; Varnell, The Veterinarian 1865 und Repert. der Thiev-heilkunde. B. 26. p. 340.
Aneurysma verminosum der Bauchaorta am Ursprung der vorderen Gekrösarterie. Ruptur und Tod durch Verblutung.
8)nbsp; Weber, Bulletin de la soc. imp. de med. vet. 1867 und Repert. der Thierheilkunde. B. 2laquo;. p. 274.
Aneurysma der Bauchaorta (25 Ctm. lang, 15 breit). Per­foration in den Grinundarm. Tod nach wiederholtem Blutabgang durch den After.
9)nbsp; Thierry, Recueil de med. vet. 1868 October. Aneurysma der hinteren Aorta vor (hau Abgang der vorderen
Gekrösarterie, \raquo;n der Grosse eines Gänseei's mit verkalkten Wandungen. Ruptur, Tod durch Verblutung in die Bauchhöhle.
.-gt;'i Der vorderen Gekrösarterie.
1) Greve, I. c. p. 172.
Aneurysma verminosum am Stamm der vorderen Gekrös­arterie. Plötzlicher Tod durch Ruptur.
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Symptomatologie der Wurmauearysmen.
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2)nbsp; Schutt, Magazin für die ges. Thierheilkunde. B. 1. p. 40. 1834.
Aneurysma der vorderen Gekrösarterie von der Grosse eines Mannskopfes, dessen Lumen faustgross war. Ruptur und Per­foration durch 2 Oeffnungen in den Blind- und Ilüftdann. Im Leben Kolikerscheinungen und Blutabgang durch den After.
3)nbsp; Seer, Magazin für die ges. Theilheiikunde. B. 13. 1847. Aneurysma einer Grimmdarmarterie, 7 Zoll lang und 3 Zoll
dick. Ruptur und plötzlicher Tod durch Verblutung.
4)nbsp; nbsp;Bernaud, Journ. de med. vet. 1855 und Repert. der Thierheilkunde. B. 16. p. 230.
Laustgrosses Aneurysma der vorderen Gekrösarterie. 3—4 Ctm. lange Rupturstelle. Plötzlicher Tod durch Verblutung.
5)nbsp; nbsp;Cornelius, The Veterinarian IMH) und Repert. der Thierheilkunde. B. 22. p. 158.
Aneurysma verminosum der vorderen Gekrösarterie. Ruptur und Bluterguss in die Bauchhöhle.
G) Hahn, Thierärztliche Mittheilungen. 11. 9. p. 70.
Aneurysma einer Gekrösarterie. Perforation in den Darm. Tod nach Abgang einer grossen Blutmenge aus dem Mastdarm.
7)nbsp; Wirtz, Tijdsschrift for Veeartsenijkunde 1864 und Re­pert. der Thierheilkunde. B. 25. p. 351. 1864.
Aneurysma eines Astes der vorderen Gekrösarterie von 4quot; Länge. Ruptur und Verblutung zwischen die Gekrösplatten und in die Bauchhöhle.
8)nbsp; Wirtz, Aunal. de med vet. 1867. p. 38 und Viertel­jahrsschrift für wiss. Veterinärmedizin. B. 28. p. 200.
Aneurysma der vorderen Gekrösarterie, 4Ctm. lang, 2 breit. Plötzlicher Tod durch Ruptur und Verblutung.
j-) Der Nierenarterie.
1) Hackbarth, Magazin für die ges. Thierheilkunde. B. 35. p. 243.
Verblutung aus einem (aneurysmatischen?) Aste der rechten Nierenarterie. Zu gleicher Zeit Wurmaneurysmen der Aorta und vorderen Gekrösarterie; 7monatliches Fohlen.
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Das Wurmaneurysma dvr Eingeweidearterien.
quot;Wie verschwindend klein die Zahl von 18 Rupturen gegen­über der Häufigkeit der Aneurysnien beim Pferde ist, bedarf keines weiteren Commentars. Unter diesen 18 Fällen erfolgte die Verblutung lömal in die Bauchhöhle und 3mal in das Darmrohr. Die Aneurysmen der Bauchaorta scheinen weit mehr zu Rupturen disponirt zu sein, als die der vorderen Gekrösarterie; es ist diess darin begründet, dass bei ersteren die Wandung immer verdünnt, bei letzteren dagegen nieist verdickt ist.
Da der Tod bei Rupturen in der Regel ganz plötzlich ein­tritt, so wird man selten in die Lage kommen, eine Ruptur im Leben diagnosticiren zu müssen. Bei plötzlichen Todesfällen, die überdiess mit den gewöhnlichen Erscheinungen einer inneren Blutung: plötzlicher Collaps, kleiner fadenförmiger Puls, Kälte der Extremitäten, Blässe der sichtbaren Schleimhäute etc. ein­treten , muss man immerhin an die Möglichkeit einer Berstung des Wurmaneurysma denken. Bei Perforation in den Darm wurde gewöhnlich ein mehr oder minder reichlicher Blutabgang durch den After beobachtet. Da Blutverluste durch den After auch durch anderweitige Momente bedingt sein können, auf die wir später näher zu sprechen kommen, so müssen die begleitenden Umstände bei der Stellung einer Diagnose immer sorgfältig be­rücksichtigt werden.
Fragt man nach der Ursache, warum Rupturen des Aneu-rysma equinum so selten erfolgen, so genügt einfach der Hinweis auf die anatomischen Verhältnisse der Aneurysmawandimg, deren Hypertrophie im Gegensatz zu den Aneurysmen des Menschen diese Gefahr fast vollkommen ferne hält.
Und so sind wir auf dem Standpunkt angelangt, den die bisherigen Autoren eingenommen haben und den Davaine tref­fend formulirt, indem er sagt (p. 333): „Generalement l'anevrysme vermineux n'est point grave; la grande epaisseur de ses parois s'oppose ä sa rupture. — Get anevrysme no donne lieu ä aucun phenomene appreciable, ä moins que, par exception, il n'ait ac-quis un grand volume1'; oder mit anderen Worten und kürzer: „Das Wurmaneurysma des Pferdes hat nur in jenen höchst seltenen
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Symptomatologie der quot;Wiirmaiieurysinen.
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Fällen eine Bedeutung, in denen es eimeisst laquo;der einen sehr grossen Umfang erreicht.quot;
Ist also das Aneurysma, welches bei 90 — 94deg; ;0 sämmtlicher Pferde vorkömmt, welches den Stamm einer Arterie einnimmt, die nahezu die ausschliesslicho functionelle und nutritive Elut-quelle für den 27 Meter langen Dannkaual bildet, welches end­lich in seinem Innern constant einen wandständigen Thrombus und Fremdkörper (die Pallisadenwürmer) einschliesst, vollkommen bedeutungslos?
Wenn wir diese Frage mit: Ja beantworten miissteu, so wäre damit ein Verhaltniss coustatirt, welches in der Lehre von den Arterienkrankheiten, wie wir sie heute durch die grossartigen und klassischen Arbeiten Virchow's unser Eigenthum nennen, einzig dastünde, welches geradezu als ein Anachronismus be­zeichnet werden müsste.
Wem jene Untersuchungen weniger genau bekannt sind, wer nicht wüsste, dass die Resultate Vir chow's und seiner Nach­folger (Panum, 0. Weber) hauptsächlich auf experimentellem Wege an Thieren gewonnen wurden. der könnte vielleicht auf den Gedanken verfallen, dass dieselben bei dem Pferde und an­deren llausthieren keine Bestätigung finden, dass sie nur für den Menschen gültig seien. Dass dem nicht so sei, bezeugen so zahl­reiche Thatsachen, dass man sich die Mühe ersparen kann , Aber diesen Punkt ernstliche Betrachtungen anzustellen. Der Grund, warum man dem Aneurysma verminosum die gebührende Stellung in der Pathologie der Pferdekrankheiten bisher nicht eingeräumt hat, liegt anderswo und ich kann nur die Worte Förster's') wie­derholen, die nach 10 Jahren noch ihre volle Berechtigung haben. Nachdem er darauf hingewiesen, dass die Untersuchungen Vir-chow's im Gebiete der Thrombenbildungen auch bei den Thieren ihre volle Bestätigung gefunden, fährt er fort: „Freilich haben die neuen aus denselben hervorgehenden Anschauungen noch lange nicht die Verbreitung gefunden, die ihnen gebühren und die alte
Studien zur vergleichenden Pathologie. WOrzburger inecl. Zeit­schrift B. I. p. 293.
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Das Wnrmaneurysma der Eingeireidearterien.
Phlebitis und Arteriitis spielen in der Veterinärmedicin wie in der Menschenheilkunde noch eine viel zu grosse Rolle.quot; Von diesem Standpunkte aus, von dem der Lehre von der Thrombose und Embolie hoffe ich den Nachweis bringen zu können, class die klinische Bedeutung des Aneurvsma verminosum keine geringe, dass die Symptomatologie desselben eine ungemein mannigfaltige ist. Indem wir zunächst auf die frühere Schilderung der mor­phologischen Verhältnisse des Thrombus in dem Aneurvsma der Pferde verweisen, werden wir die wichtigeren Eigenschaften des­selben nochmals einer eingehenden Würdigung unterziehen.
b) Thrombose und Embolie.
Beginnen wir mit der Entstehung des Thrombus in dem Aneu­rvsma equinum, so haben wir zuerst diejenigen Momente in Be­tracht zu ziehen, die seine Entwicklung und sein Wachsthum be­günstigen. Bei jeder Erweiterung des Arterienrohrs entsteht eine Verlangsamung des Blutstroms; eirculäre Ausbuchtungen, wie dies bei dem Aneurysma der Pferde häufig der Fall ist, haben in dieser Richtung einen geringeren Effekt, als einseitige und sackige. Dazu kommen die zahlreichen Veränderungen der Innenwand und die Anwesenheit von Fremdkörpern in Gestalt von Würmern, die durch direkte Verletzungen und ihre Bewegungen einen continuir-lichen entzündlichen Process in der Intima unterhalten und durch ihre fortwährende Gegenwart keine Heilung zu Stande kommen lassen. Die Bildung eines Thrombus wird ausserdem noch be­günstigt durch die mangelhafte Contraction der Arterie, die bei höheren Graden der kalkigen Entartung auf ein Minimum redu-cirt wird. Wir finden also eine Menge von Faktoren vereinigt, von denen ein jeder für sich zur Entstehung eines Thrombus ge­nügen würde und die vereint gewiss geeignet sind, das constante Vorkommen eines Thrombus zu erklären: es sind dies: 1) die Erweiterung des Arterienrohrs, 2) die entzündliche und atheromatöse Äff ection der Intima; 3) die man­gelhafte Contraction der Wandung; 4) die Gegen­wart eines Fremdkörpers.
Eine scheinbare Ausnahme von dem allgemein geltenden
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Satze, dass die arteriellen Thromben nur gegen die Peripherie zu wachsen, machen die Ausläufer, die sich nicht selten aus dem Aneurysma der Gekrösarterien in das Lumen der Aorta hinein erstrecken. Bedenkt man, dass das Aneurysma der Gekrösarterien in der Regel unmittelbar am Ursprung aus der Aorta beginnt und auch der Thrombus besonders bei gleichzeitiger Ulceration der Intima an dem Ostium schon seinen Anfang nimmt, so kann man sich die Fortsetzung des Thrombus über das Ostium auch so erklären, dass derselbe nur dem Blutstrom der Aorta folgt, sobald einmal die Grenzlinie zwischen der Blutrichtung der Aorta und der Gekrösarterie überschritten ist (Fig. 10). In einem andern Falle (Nr. 2) jedoch, in welchem der Thrombus des Aneu­rysma als knollige Hervorragung in das Aortenlmnen hineinragte, wird eine solche Erklärungsweise kaum ausreichen, indem der Thrombus auch gegen den Blutstrom der Aorta, gegen die Coe-liaca zu sich fortsetzte.
Ehe wir in eine Erörterung der durch die Verstopfung der Gefässe bewirkten Störungen eingehen, ist es nothwendig, die Metamorphosen des Thrombus am Orte seiner Entstehung näher kennen zu lernen. Die Veränderungen desselben lassen sich trennen in progressive — Organisation und regressive—• Er­weichung.
üeber die Organisation des wandstäadigen und geschichteten Thrombus, wie er am häutigsten in Ancurvsinen angetroffen wird, ist mau im Ganzen wenig unterrichtet. In den Aneurysmen der Menschen trifft man niemals (Rindfleisch) oder sehr selten (0. Weber) Andeutungen von Organisation in den Schichten des Thrombus. Es wurde schon öfters hervorgehoben, dass die Organisation in den äussersten Schichten des Aneurysmenthrombus der Pferde ein sehr häutiges Ereigniss ist, so dass sich dann zwischen den innersten Schichten der entzündlich afficirten Intima • und den äussersten des Thrombus keine bestimmte Grenze ziehen lässt. Hie und da finden sich in der Intima der Aneurysmen höckerige, unebene Stellen mit narbigen Vertiefungen die an or-ganisirte und theilweise resorbirte wandständige Thromben denken lassen.
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Das Wurmaneurysma der Eiugeweidearterien.
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Im Uebrigen sind die physikalischen Verhältnisse bei der Organisation des wandständigen Thrombus nicht identisch mit denjenigen des obstruirenden. Ersterer steht fortwährend unter einem hohen Blutdruck, ein Moment, welches seine Schrumpfung und schliessliche Resorption sicher begünstigt
Das histologische Detail der Organisation des Thrombus, die ohne Zweifel zu den interessantesten aller pathologisch-histologi-schen Processe zählt, ist seit Rokitansky der Gegenstand eifriger Controversen. Nachdem Vircbow die Entstehung der Binde-gewebskörperchen in dein Thrombus aus den farblosen Blut-körperchen gelehrt hatte, während der Faserstoff in das Inter-cellulai'gewebe, das leimgebende Bindegewebe sich umwandelt, haben 0. Weber, Billroth und Rindfleisch angenommen, dass die Vascularisation des Thrombus durch die weissen Blut­körperchen des Thrombus bewerkstelligt werde; ferner hat Bub-noff) unter Leitung v. Recklinghausen nachgewiesen, dass an der Organisation des Venenthrombus selbst Zellen, die von Aussen in die Vene hineinkriechen, in umfangreichem Masse Antheil nehmen. Auf der anderen Seite wurde fast gleichzeitig vonBuhl'), Thiersch') und Wald ever'') auf die Betheiligung der Gefässintima bei der Organisation des Thrombus aufmerksam gemacht und Thatsachen beigebracht, die derselben einen grös-seren Antheil zutheilten, als man früher annahm. Nach den letzt­genannten Forschern ist es sehr wahrscheinlich, dass neben den prä-existirenden und von aussen eingewanderten farblosen Blutkör­perchen die lutima der Gefässe, die eine Bindegewebsmem-bran darstellt wie die serösen Häute, an der Organisation des Thrombus einen grossen Antheil hat. Meine Beobachtungen sprechen entschieden für die letztere Ansicht: Der wandständige Thrombus des Wurmaneurysma zeigt bei hochgradigen athero-
') Vircliow's Archiv. B. 44. p. 4G2.
-') Sitzungsber. der k. bayer, Akademie der Wissensch. ISGl
p. 139. 3) Pitha und Billroth, llandb. d. Chirurgie. B. I. p. 531. '') Virchow's Archiv. B. 40. i). 379.
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matösen und sclerofcchen zellenannen Zustümlen der Intima nie Spuren von Organisation, dagegen bei acuten und subacuten ent­zündlichen Affectionen der zellenreichen Intima fast regelmassig solche in seinen äussersten Schichten. Sehr bemerkenswerth ist dabei, dass in den letzteren Fällen die Media und Adventitia häufig durchaus keine acuten entzündlichen Veränderungen, weder Schwellung noch zellige Infiltration zeigen. Es spricht dies ent­schieden gegen eine Einwanderung farbloser Blutkörperchen von aussen durch die Arterien wan dung, die übrigens, wie Billroth1) ebenfalls neuerdings hervorhebt, durchaus noch nicht bewiesen ist. Damit soll die Betheiligung eingewanderter farb­loser Blutkörper an der Organisation des wandständigen Thrombus durchaus nicht in Abrede gestellt werden. Ich möchte nur auf einen anderen Eiuwanderungsmodns aufmerksam machen, der bei der Organisation des wandständigen Thrombua wie bei der acuten Endoarteriitis grosser Arterien der häufigere sein dürfte. Ich habe zahlreiche Präparate gewonnen, in denen neben der Abwe­senheit des Endothels die Intima im Zustande der acuten Ent­zündung sich befindet, indem dieselbe verdickt, gelockert er­scheint und in den Lücken der elastischen Längsfasern an Stelle der sternförmigen Bindegewebszellen Haufen von jungen Rund­zellen eingelagert enthält; daneben ist die Media und Adventitia vollkommen normal. Es ist gewiss naheliegend, hier ebenso wie bei dem wandständigen Thrombus die Einwanderung direkt von dem Lumen der Arterie aus geschehen zu lassen und nicht von aussen durch die normale und derbe Adventitia und Media. Solche Befunde deuten darauf hin, dass man die Frage von der Organi­sation des Thrombus nicht generell behandeln darf, dass man die Beschaffenheit der Gefässwandung, ihre normalen und pathologi­schen Eigenthümlichkeiten berücksichtigen muss. Es dürfen da­her auch die Resultate, die man an dünnwandigen Venen kleiner Thiere gewonnen hat, nicht ohne Weiteres auf die dickwandigen Arterien grosser Thiere und des Menschen übertragen werden. Ferner muss man die Beschaffenheit des Thrombus, seinen pri-
'J Wiener med. Jahrbücher B. 25. p. 1.
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Das Wurmaneurysma der Eingeweidearterien.
mären oder secundären Ursprung, sein schnelles oder langsames Zustandekommen und besonders den Umstand im Auge behalten, ob er partiell und wandständigquot; oder total und obstruirend ist. So scheint bei dem wandständigen Thrombus, wie wir ihn in Aueurysmen linden, der hohe Blutdruck, unter dem derselbe steht, die Organisation desselben wenig zu begünstigen, dagegen zur Resorption und Schrumpfung des organisirten Gewebes wesentlich beizutragen.
Für die Betheiligung der Intima an der Organisation des Thrombus sprechen weiterhin entschieden diejenigen Bilder, die bei acuter Endoarteriitis verminosa förmlich papilläre Wucher­ungen der Intima (Fig. 12. c.) nachweisen lassen').
Wichtiger für unsere specielle Aufgabe sind die regressiven Metamorphosen des Thrombus, die man als Erweichung und Zer­fall desselben bezeichnet. In solchen Fällen erscheint der Throm­bus fieischroth oder entfärbt. Durch Anhäufung farbloser Blut­körper an einzelnen Steilen — die hier offenbar durch Einwan­derung vom Lumen der Arterie vermehrt werden, — wird die Con-sistenz des Thrombus sehr vermindert; er wird locker, brüchig und bröcklig, indem gleichzeitig der kittende Faserstoff fettig entartet. Die histologischen Elemente des Thrombus bestehen dann aus farblosen Blutkörperchen, körnigem und fettigem De­tritus und auffallend zahlreichen Körnerzellen #9632;') und Körnerhaufen.
Für die Fälligkeit der Intima zu selbstständiger ßhulegewebspro-duktion und ihre orgauisatorisebe Leistung habe ich einen weiteren Beleg in einem Falle von Endophlebitis grauulosa der Pfortader des Pferdes gewonnen, der an einem andereu Orte beschrieben werden soll.
Für die in neuerer Zeit zur Geltung gekommene Ansicht, class die Körnerzellen nicht mehr ausschliesslich als Zeichen der fettigen Degeneration, sondern als keimkräftige Gewebselemente, als junge Kerne mit reichlichen Protoplasma aufzufassen seien, die die Fett­körner aus der Umgebung aufnehmen oder selbst produciren, spricht der Umstand, dass sie in den äussersten Schiebten des Thrombus gefunden werden, die den organisirten Theilen am nächsten sind;
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An consistenteren Theilen sieht man ausser den farblosen Blut­körpern den Faserstoff intakt oder nur wenig fettig entartet. Ein Vergleich des Thrombus mit rohem gehacktem Fleische ist dann vollkommen am Platze; schreitet der Process weiter vor, so wird die Masse mehr einem weinhefeartigen Brei ähnlich. Diese Processe beginnen in der Regel in den äussersten Schichten des Thrombus und schreiten nach innen vor; sehr selten kommt bei dem Thrombus quot;des Wurmaneurysma eine purulente Erweichung vor. Alle diese Metamorphosen des Thrombus scheinen in der Mehrzahl der Fälle gutartiges Material zu liefern; ob eine faulige Erweichung vorkommen kann, deren Produkte infectiösc Eigen­schaften besitzen, vermag ich nicht anzugeben.
Durch allmählige Schrumpfung und Resorption kann der Thrombus ferner allmälilig verschwinden, was bei dem wand­ständigen Thrombus nicht selten der Fall zu sein scheint.
Wie bedeutungsvoll diese Erweichungsprocesse des Thrombus werden können, werden wir später sehen. Sie sind in wand­ständigen Thromben weit gefährlicher als in obstruirenden, da durch die Berührung mit dem kräftigen Blutstrome embolische Vorgänge eine nothwendige Folge sind, mögen diese nun in dem Stromgebiet der Arterie selbst stattfinden oder in einein Xeben-gefäss, wie in der Aorta, indem der mürbe gewordene Thrombus in das Lumen derselben hineinragt.
Unter den Veränderungen, zu welchen der wandständige Aneu-rysmenthrombus führen kann und die wir nun genauer kennen lernen werden, hat man zu unterscheiden: 1) Die in dem Aneu-rysma selbst und dessen nächster Nähe entstehenden Verstopf­ungen (die autochthonen und fortgesetzten Thromben) und die im Stromgebiet der vorderen Gekrösarterie durch losge­rissene und verschleppte Partikel entstehenden Verstopfungen (embolische Thrombos en).
auch dio reichlicb vorhandenen freien Fettkörner und Fetttröpfchen bieten genügend Material. wenn eine Aufnahme derselben statttin-den soll.
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Das Wurmaneurysma der Eingeweidearterien.
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Autochtho ne Verstopfung.
Der wandständige Thrombus des Aneurvsiiia, den man fast nie vermisst, kann durch fortwährende Ablagerung neuer Schichten zu einem vollkommen verstopfenden werden, der parietale Thrombus wird zu einem ohstruirenden. Durch Wachsthum in die Länge werden, wie wir dies häutig beobachtet haben, 'abgehende Aeste theilweise oder vollkommen verstopft. Für die Folgen dieser Um­wandlung und Fortsetzung kommt Alles darauf an, ob dieselbe alhnählig oder plötzlich eintritt. In der Mehrzahl ist ersteres der Fall; die collateralen Blutbahnen behalten Zeit, sich auszu­dehnen und unterhalten, so lange sie wegsam bleiben, die Cir­culation. Auf diese Weise können die Gefahren, welche durch Verstopfung der Blutgcfässe entstehen, vollkommen ausgeglichen werden. Einen sehr ausgeprägten Fall dieser Art habe ich in Nr. 54 — 36 mitgetheilt, in welchem trotz vollkommener Ver­stopfung des Stammes der vorderen Gekrösarterie das Leben des Thieres nicht gefährdet wurde. Vollkommen obstruirende Throm­ben wurden im Ganzen unter 56 lallen 8mal beschrieben, sind also durchaus nicht selten. Die Mehrzahl derselben waren frischeren Datums und ohne Zweifel mit tödtlichem Ausgange verbunden. Es wurde schon früher betont, dass in solchen Fällen die Be­schaffenheit des Thrombus einen Anhaltspunkt bietet, um sein langsames oder schnelles Zustandekommen zu beurthoilen Dass bei allmähligem Zustandekommen der Verstopfung die Blutzu­fuhr zu den betroffenen Theilen durch die Eröffnung neuer colla-teraler Bahnen vermittelt wird, lässt sich auch ohne künstliche Injectionen schon dadurch nachweisen, dass die peripherischen Aeste der Gekrösarterie trotz der vollkommenen Unwegsamkeit des Hauptstamraes bald nach ihrem Abgang von dem Stamm wie­der für den Blutstrom offen sind. Die Fortsetzung des oh­struirenden oder parietalen Thrombus in die abgehenden Aeste oder die einfache Verlegung ihrer ürsprungsmflndungen wurde ebenfalls nicht selten beobachtet.
Erabolische Verstopfung.
Die Gefahr der wandständigen Thromben im Arteriengebiet
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kennen wir hinlänglich aus dor Endocarditis des Menschen; dort bedingen die seeundären embolischen Vorgänge die schwersten Störungen. Die totalen Verstopfungen der Arterien sind meist ungefährlicher, sie worden höchst selten — unter Einwirkung mechanischer Insulte — eine Quelle von Embolien. ich werde später mehrere Eälle mittheilen, in denen solche grössere Emboli in den vom Aneurysma abgehenden Arterienästen nachgewiesen werden konnten. Bei Beurtheilung der hier in Betracht kommen­den Verhältnisse darf man nicht vergessen, wie schwierig bei der grossen Ausdehnung des Gefässgebietes der vorderen Gekrösarterie der Nachweis eines kleinen Embolus werden kann, während Ver­stopfungen grösserer Strecken sehr leicht constatirt werden können.
Bei der lockeren, brüchigen Beschaffenheit des Thrombus in unserm Aneurysma, woran die eingeschlossenen Pallisadenwürmer und ihre Bewegungen keinen geringen Antheil haben, sind Los-reissungen einzelner Theile des Thrombus schon a priori als keine Seltenheit anzusehen. Einige meiner Beobachtungen sprechen entschieden dafür, dass auch die Würmer als Emboli verschleppt werden können. An Stelle der abgerissenen Stücke des Thrombus können sich wieder neue Auflagerungen bilden: oder es werden zuerst kleinere Stücke abgerissen, die in feineren Aesten stecken bleiben, später grössere, die zur Verstopfung grösserer Aeste führen; durch gleichzeitige Ablösung ganz kleiner Partikel ent­stehen zahlreiche capilläre Embolien.
Die losgerissenen Stücke (Embolie) bleiben meist an einer Theilungsstelle des Gelasses stecken ; solche Stellen nennt V i r-chow „embolischc Punktequot; als von Natur aus zu Embolien prä-disponirte Stellen, indem durch Abgabe grösserer Aeste eine plötzliche Verengerung des Arterienrohrs entsteht. Einen Em­bolus an einer Theilungsteile nennt man einen „reitenden Embolusquot;; derselbe kann durch Anlagerung neuer Blutgerinnsel zu einem obstruirenden werden.
Umgekehrt kann der total obstruirende Thrombus durch ver­schiedene Arten der Rückbildung zu einem partiellen, wandstän­digen werden, ein Vorgang der besonders bei Thrombose der
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Das AViirmfineurvsma der Einfteweidearterien.
Yena spennatica im Puerperalfieber des Wdbes häufig zur Beob­achtung könmit.
c) Folgen der Embolie und Thrombose der Darm­arterien.
Welche Erscheinungen beobachten wir in Folge der plötzlich eintretenden Verstopfung einer Darmarterie?
Durch die experimentellen Untersuchungen von Virchow, Pan um und 0. Weber, sowie durch zahlreiche klinische und pathologisch - anatomische Erfahrungen ist es uns möglich, diese Frage beantworten zu können. Die Hauptfaktoren die hier in Betracht kommen, sind die Grosse und die chemisch-phy­sikalische Beschaffenheit der verstopfenden Partikel. Ver­suchen wir einen l'eberblick über diese Verhältnisse zu geben, die uns das Verstandniss der späteren Anwendung auf die Stör­ungen im Gebiete des Wurmaneurysma wesentlich erleichtern sollen.
Während die Grössenverhältuisse und die physikalischen Ei­genschaften des Embolus, dessen Quelle der wandständige Throm­bus des Wurmaneurysma ist, sehr differlren können, scheinen die chemischen Eigenschaften desselben derartige zu sein, dass sie in der Regel keine schlimmen Folgen haben.
Die nächste Folge einer emholischen Verstopfung ist, dass sich die Arterie um den Embolus rasch zusammenzieht, so class das Lumen des Gefässes mehr oder weniger vollkommen ver­schlossen ist und das jenseits des Embolus peripherisch gelegene Gefässgebiet durch die aufgehobene arterielle Blutzufuhr augen­blicklich eine auffallende Blutleere zeigt. Durch die aufgehobene vis a tergo entsteht sehr schnell durch collaterale Fluxion sowie durch Rückstauung des Venenblutes eine hochgradige venöse Blut­fülle, die mit seröser Exsudation und durch Gefässzerreissung mit Blutaustritten verbunden ist. Am häufigsten und bekanntesten sind die auf diese Weise entstandenen hämorrhagischen Infarkte der Lungen, der Milz und der Nieren, die den Beginn der so­genannten metastatischen Abscesse darstellen. Je nach der Con-sistenz des betroffenen Organs kommen die hämorrhagischen In­filtrate schneller oder langsamer zu Stande. Die von der ar-
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SjTnptuinatolofne der Wurmaneurysmen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 171
teriellen Blatzufohr abgeschnittenen Theile erleiden natürlich so­fort eine Störung ihrer Ernährung, die sich durch die folgenden anatomischen und functionellen Störungen dokumentirt. Ist der Embolus klein und ohne reizende Einwirkungen, so gleichen sich die anatomischen und funktionellen Störungen bald wieder aus, indem sich rasch ein Collatcralkreislauf ausbildet. In anderen Fällen, wo dieses Verhaltniss nicht stattfindet, treten die ver­schiedenartigsten Ernährungsstörungen auf, die sich je nach ihrem acuten oder chronischen Verlaufe verschieden gestalten. Man findet hauptsächlich ödematöse, hämorrhagische, entzündliche und eitrige Zustände, die bei vollkomener Stase bis zur Nekrose, zum Brand sich steigern können. Die functionellen Symptome sind je nach dem Organ und der Ausdehnung des verstopften Gefässgebietes überaus verschieden. .Man beobachtet Schmerzen, die sehr heftig sind oder auch den rheumatischen sehr ähnlich sind, Anästhesie und Hyperästhesie, Zuckungen, Krämpfe, voll­kommen oder theilweise Lähmung (Paralyse und Parese). Diese Störungen sind häutig auch remittirend je nach der physiologi­schen Arbeit der betreffenden Organe. Eine Vorstellung von dem wechselnden Hilde der functionellen Störungen geben uns die mannigfachen Erscheinungen, die wir bei der Thrombose der Cru-ralarterien der Pferde beobachten. Die Mannigfaltigkeit dieser Erscheinungen ist weiter noch abhängig von dem partiellen oder vollständigen, langsamen oder schnellen Zustandekommen, von Kachschüben der Thrombosen etc. Charakteristisch für die embo-lischen Störungen ist, dass sie plötzlich auftreten, während au-tochthone Thromben allmählig auftretende Störungen zur Folge haben.
Von der grössten Wichtigkeit bei Beurtheilung der einboli-schen Processe ist die physiologische Bedeutung des be­troffenen Organs. — So können ausgedehnte embolische Ver­stopfungen der Lungenarterien oder der Ooronararterien des Her­zens augenblicklichen Tod herbeiführen; die Embolie der Hirn­arterien ist häufig mit apoplectischen Zufällen verbunden, das lethale Ende tritt meist erst seeundär ein.
Im Ganzen ertragen Organe mit coordinirton Functioneu wie:
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Das Wurmaneurysma Jer Eiügeireidearterien.
Nieren und Lungen, leichter Embolien als solche mit gt;specifi-scheiH wie Gehirn, Muskeln und fügen wir hinzu der Darm-tractus.
Eine grosse Rolle spielen die Collateralverhältnisse der Ar-terien. Sind dieselben wenig entwickelt wie z. B. im Mesen-terium und Dann, so treten selbst bei Verstopfungen der Arte­rien durch gutartige Pfropfe die erheblichsten Störungen ein. Während einige Organe, wie Leber und Lunge, functionelle und nutritive Gefässe besitzen, ist dies beim Darm nicht der Fall. Die Gekrösarterien vermitteln die Ernährung der Darmwandungen und die wichtigen Functionen derselben zu gleicher Zeit; dem entsprechend sind die Circulationsstörangen in denselben von weit schlimmeren Folgen begleitet als in den Arterien anderer Organe.
Wenn die Folgen der Embolie und Thrombose nach dem anatomischen Bau und der physikalischen Beschaffenheit des be­troffenen Organs, nach dem Gefässreichthum desselben so wesent­lich differiren, so lässt sich schon im Voraus annehmen, dass bei Verstopfungen der Gekrösarterien, die wir zunächst betrach­ten wollen, ganz besondere Veränderungen stattfinden müssen. Die grosso Flächenausdehnung des Darmes, die weiche Beschaffen­heit seiner Wandungen, das ausgebildete feine Capillarnetz der Darmschleimhaut sowie die Gefässeinrichtungen des Darmes über­haupt bedingen an und für sich eine durch viele Tiiatsachen be­wiesene Disposition der Darmschleimhaut zu Blutungen und serö­sen Infiltrationen; dass hiezu die eigenthümlichen Verhältnisse des Pfortaderkreislaufes nicht wenig beitragen, ist leicht be­greiflich.
Die experimentellen Untersuchungen von Colin') und Fa-num #9632;) haben über die Thrombose und Embolie der Gekrös­arterien im Allgemeinen folgende Resultate ergeben. Unterbindet man eine Gekrösarterie oder bringt eine künstliche Embolie
') Klinik der emlml. Gefässkrankheiten. Berlin ISHO. p. 546. -') Virchow's Archiv B. 25. p. 308 u. 433. 1862.
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Symptomatologie der Wurmaneorysmen.
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derselben zu Stande, so findet man den betreffenden von der arteriellen Blutzufuhr abgeschnittenen Darmtheil blauroth ge­färbt, seine Scheimhaut serös und blutig infiltrirt, bedeutend verdickt, auf der Oberüäcbe manchmal verschorft; der Darm­inhalt ist missfarbig, blutig gefärbt. Der Peritonealüberzug ist byperäinisch, mit blutigen Flecken durchsetzt, nicht selten entzündet (Colin). Panuin fand bei Hunden, bei denen er künstlich Embolien der Gekrösarterien hervorgebracht hatte: Starke Röthung der Darmschleimhaut, Ecchymosen und Blut-extravasate, Schwellung derselben, dieselbe hie und da mit gelblichem Exsudate oder mit Geschwüren bedeckt, ein dunkel-marmorirtes Aussehen, ferner regelmässig blutigen Danninhalt, zahlreiche Ecchymosen im Peritoneum in verschiedener Aus­dehnung, schwarzrothe Färbung der Mesenterialdrüsen; in einem Falle eine enorme Ausdehnung des Dickdarms. — Die Hype­rämie der Gefässe bei Embolie der Gekrösarterien fand Pa­tt u m nicht auf der Herzseite der Verstopfung, sondern sie erstreckte sich von der Stelle der Embolie durch die kleineren Arterien und die Capillaren der Zotten und der Darmschleimhaut, durch die Pfortaderwurzeln in die Pfortader hinein, deren Haupt­stamm ungeheuer ausgedehnt und in seinen Wandungen blutig infiltrirt war. Die enorme Blutiiberfüllung der Darmschleimhaut jenseits der Verstopfungsstelle und den abnorm gesteigerten Blut­druck in der Pfortader erklärt sich der scharfsinnige dänische Forscher folgendennassen: Die Anstauung des Blutes in der Pfortader und die Steigerung des Blutdruckes in derselben (schon von Emmert nach Unterbindung und von Virchow nach Em­bolie von grösseren Aesten der Gekrösarterien beobachtet) könnte durch eine Steigerung des Druckes in den Leberkapillaren oder durch eine Verminderung desselben in den Darmkapillaren be­werkstelligt werden. Beides ist jedoch nicht der Fall; die Leber-kapillaren sind frei und durchgängig, und durch die Embolie ist die Masse des in die Pfortader einströmenden Blutes vermindert. Als normale Triebkräfte für die Circulation des Pfortaderblutes fungiren aussei- der Inspiration (Bonders), die den Druck in der Lebervene, indem sie in die untere Hohlvene einströmt,
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Das Wurmanenrysma der Kiugeweidearterien.
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wesentlich vermindert, noch die Darmmusculatur (namentlich die Zottenbewegungen) und die Triebkraft des Leberarte­rienblutes. Da beide und besonders die erstere durch die Embolie wesentlich paralysirt werden, so könne man so unge­zwungen die enorme Blutüberfüllung der Darmschleimhaut und den abnorm gesteigerten Blutdruck in der Pfortader erklären. — Cohn dagegen leugnet jede venöse Rückstauung, sondern sucht die Blutüberfüllung ausschliesslich durch collaterale Fluxion zu erklären; wie mir scheint, mit Unrecht.
ich glaube hier auf einige Momente aufmerksam machen zu müssen, die für die Erklärung der enormen Stauungsphänomene im Pfortadergebiet nicht ohne Belang sein dürften. Das durch die arterielle Embolie betroffene Gefässgebiet verhält sich wie ein blindes Anhängsel des Stromgebietes der Pfortader; da diese normal schon unter einem sehr hohen Druck steht, so werden dem entsprechend auch die Stauungserscheinungen intensiver sein als in den Körpervenen unter sonst gleichen Verhältnissen. Nun besitzt die Pfortader weder bei dem Menschen noch bei den kleinen Thieren. die zu den Experimenten benutzt wurden, Klap­pen; der Mangel dieser Vorrichtungen bedingt nothwendig einen höheren Grad der Blutanstauung als dies in den Körpervenen der Fall ist. die mit Klappen versehen sind. Die grossen Hausthiere, das Pferd und Riad, besitzen entgegen der Angabe von Leyh') allerdings Klappen, wie schon Remak u. C o 1 i n angegeben haben. Dieselben sind jedoch in so geringer Zahl an den grossen Stäm­men vorhanden, dass sie sehr wenig in's Gewicht fallen. Ferner wird bei den Pflanzenfressern die Lähmung der Darmmusculatur, auf welche Pan um ein Hauptgewicht legt, nicht bloss durch die direkten Folgen der Embolie, sondern auch durch den rasch ein­tretenden hochgradigen Meteorismus selbst in jenen Darmtheilen, die nicht von der Embolie oder Thrombose der Arterien betroffen werden, in hohem Grade befördert und damit eine wesentliche Triebkraft des Pfortaderstroms paralysirt und zwar direkt durch Lähmung der Darmmusculatur indirekt durch Beinn-
') Handbuch der Anatomie der Hausthiere. 2. Auf! 18J9. p. 52.
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Symptomatologie der Wurmaueurysmen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;] 75
derung der Inspiration. — Endlich begünstigt die geringe Consistenz der Darmwaudung und des Gekröses, die wenig Wi­derstand zu leisten vermögen, ebenfalls das rasche Zustande-koinnien der serösen und hämorrhagischen Infiltration. — Aussei-den von Pan um aufgestellten Ursachen der enormen Stauungs­erscheinungen im Pfortadergebiete bei Embolie der Gekrösarterien nehme ich also noch an: 1) die klappenlose (oder klappen-anne) Beschaffenheit der Pfortader, 2) den rasch auf­tretenden Mete or is raus (besonders beim Pflanzenfresser^ und 3) die geringe Consistenz der Darmwandung und des Gekröses.
In einigen Fallen hat Pan um auch eine gangränöse Zer­setzung derjenigen Schleimhautpartien beobachtet, denen die Blutzufuhr durch embolische Verstopfung der Arterien abge­schnitten war. Er fand dann eine Zerstörung des Epithels und einen theilweisen Zerfall des Schleimhautparenchyms. Obgleich Pan um die durch die Embolie bedingte Lähmung der Darmperi-staltik für die Erklärung der Blutstauung in der Pfortader ver-werthet, hat er einen Punkt bei seinen Schlussfolgerungen unbe­rücksichtigt gelassen, der sicher bei der Embolie der Dannarterien eine grosso Rolle spielt. Es ist dies die durch die Darmlähmung verursachte gehemmte Bewegung des Darminhalts, die bei Verstopfung grösserer Arterienäste in ihren Folgen einer Darmstenose, wie wir sie bei Incarcerationen eines Darmtheiles kennen, vollkommen gleichzustellen ist. Eine Auftreibung des Darmes durch Gase, die mit einer Darmlähmung immer verbun­den ist, finde ich nur in 2 Fällen erwähnt; es dürfte dies darin begründet sein, dass bei Hunden als Fleischfressern überhaupt eine geringe Gasentwicklung im Darme eintritt. — Dieüebelkeit und das Erbrechen, welches Pan um in Folge der Embolie tier Darmarterien entstehen sah und die er als Reizerscheinung in Folge der Hyperämie des Darms und der Kreislaufs- und Er­nährungsstörung des Dannkanals ansieht, lassen sich ungezwun­gener durch die Darmstenose und die consecutiven antiperistalti-schen Bewegungen erklären. — Blutige Diarrhöe wurde von P. nur in einem Falle beobachtet.
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Das Wurmaneurysma dor Eiugoweidearterien.
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Fragen wir nun, inwieweit diese experimentellen Untersuch­ungen durch klinische und pathologisch-anatomische Beobacht­ungen am Menschen ergänzt und bestätigt wurden, so ist das bis jetzt vorliegende Material über Embolie und Thrombose der Gekrösarterie noch zu unvollständig, um ein wohlcharakterisirtes, scharfes Krankheitsbild entwerfen zu können.
Nachdem Tiedemann, Yirchow (Gesammelte Abhand­lungen), Beckmann, Colin und Oppolzer Fälle von Em­bolie und Thrombose der Gekrösarterien. die theilweise nicht lethal verliefen, mitgetheilt hatten, haben Gerhardt1) und Kussraaul ) auf Grund neuer Beobachtungen sich bemüht, die Symptomatologie dieser interessanten und schwer zu diagnosticiren-den Krankheit festzustellen. Im Ganzen sind bis jetzt mit Ein-schluss der neuesten Beobachtungen von Pieper'), Moos') und Hegar5) 13 Fälle von Embolie und Thrombose der Darm­arterien beim Menschen beschrieben.
Die in diesen Fällen gefundenen pathologisch-anatomischen Veränderungen entsprechen den oben mitgetheilten künstlich her­vorgerufenen: Man fand abwechselnd Hyperämie, Hämonhagie, Schwellung der Darmschleimhaut; ferner nekrotische Vorgänge auf der Schleimhaut, manchmal blutigen Danninhalt, hämorrha-sche Infiltration des Gekröses; leichte Peritonitis mit flüssigem Exsudat, starke Füllung der Pfortader und ihrer Aeste. Was die Erscheinungen im Leben betrifft, so hat Kussmaul als klinische Anhaltspunkte für die Embolie der Gekrösarterien auf­gestellt :
Vorhandensein einer Quelle der Embolie, reichliche Darm­blutungen , die anderweitig nicht erklärt werden können, rasches Sinken der Körperwärme, kolikartige und heftige Schmerzen im Unterleibe, tympanitische Auftreibung des Bauches, Embolien an-
') Würzb. modle. Zeitschrift B. 4. p. 141. -') .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; B. 5. p. 210.
') Medicin. Centralzeitung 18(55. Nr. 57. *) Virchow's Archiv B. 41. p. 58. 5)nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ B. 48. p. 332.
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Symptomatologie der Wurmaneurysmen,
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deren Arterien, mitunter von aussen fühlbare Blutsäcke zwischen dem Mesenterium. — Kussmaul hält die Diagnose auf Embolic der Gekrösarterien für zulässig, wenn unter umständen, die überhaupt an eine Embolie denken lassen, Symptome von Darm­blutung, Enteritis oder selbst Peritonitis auftreten, ohne dass ein anderer Grund für die Entstehung dieser Zufalle gefunden wer­den kann.
Das Bild der Embolie der Gekrösarterien ist übrigens ein sehr wechselndes. So wurden von Virchow, Beck­mann und Moos Kolikerscheinungen, Stuhlretardation und häu­figes Erbrechen, von Cohn anstatt der blutigen Stühle Durch­fälle beobachtet; die Darmblutungen fehlen häufig. Hegar hat bei einer Embolie der arter. niesent. infer, (die früheren Eälle bezogen sich fast nur auf die art. niesent. sup.) besonders das plötzliche Auftreten der Erscheimmgen, theerartige Stühle, heftige Kolikschmerzen wie bei Dysenterie mit Erbrechen beobachtet; der Mangel bedeutender Blutungen wird mit Hecht vorzugsweise der Kleinheit des Stromgebietes und der Leichtigkeit der Wieder­herstellung eines Collateralkreislaufes zugeschrieben. — Die klinischen Erscheinungen gehen, wie uns diese Beobachtungen beweisen, in ihrer Mannigfaltigkeit Hand in Hand mit den ver­schiedenen anatomischen Störungen, die ihrerseits wieder von der Zahl und Grosse der Embolie, ihrer chemischen Beschaffenheit, von der Möglichkeit einer collateralen Circulation etc. abhängen. Ehe wir nun versuchen, den Zusammenhang des Wurmaneu-rysma mit thrombotischen und emboUschen Vorgängen thatsächlich zu begründen, ist es nothwendig uns zuvor mit einem Synipto-mencomplex bekannt zu machen, der uns eingehender beschäftigen soll, mit der sogenannten raquo;Koliklaquo; der Pferde.
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B. Die Kolik der Pferde.
Literatur: Vergl. die Hand- und Lehrbücher der speciellen Pathologie und Therapie von Haubner, Hering, Roll und Spi-nola; ferner Bruckmüller, Lehrbuch der path. Zootomie. Wien 1869. Unter den zahlreichen Journalaufsätzen und Mono­graphien sind hervorzuheben: Br'uckraüller, die Kolik in path, anat. Beziehung. Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Veterinär­medizin B. 1. p. 48: Roll, über innere Hernien und Darmein­schiebungen bei Pferden, ibid. B. 2. p. 133. Ullrich, Mono­graphie der Kolik, Magazin für die ges. Thierheilkunde B. 16. p. 85 (gibt zugleich einen geschichtlichen Ueberblick mit Angabe der älteren Literatur). Vergl. ferner die Jahresberichte der Thier-arzneischulen zu Wien, Berlin, München, Dresden und Stuttgart.
Die „Kolikquot; der Pferde') ist nicht allein die häufigste, son­dern auch die gefährlichste Krankheit des Pferdegeschlechts. Sie ist eine sowohl von dem Thierarzt, wie von dem Laien mit Recht gefürchtete Krankheit, da Prophylaxis und Therapie ihr häufig ohnmächtig gegenüberstehen. Wiewohl der Name Kolik (von Co-
') Um dem Vorwurf zu entselien, als beruhten die nachfolgenden Mittheilungen nur auf theoretischer Unterlage und entbehrten der eigenen Beobachtung, bemerke ich, dass ich während eines •', jährigen Aufenthalts zu Wien hinlänglich Gelegenheit hatte, an dem reichen Material des dortigen Thierarzneiinstituts eigene Be­obachtungen zn machen.
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Statistisches über Mwbilitilt und Mortalität etc.
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lica, Enteralgie, Darmschmerz) nur ein Symptom einer Darmaf-fectiou bezeichnet, die sich durch heftige Scbraerzäusserangen der Tiiiere zu erkennen gibt, so hat sich derselbe im Laufe der Zeit so eingebürgert, dass es ein fruchtloses Unternehmen wäre, gegen diesem Namen anzukämpfen. Sobald nur immer mit dem Namen der richtige Begritf verbunden ist, dass die „Kolikquot; unter allen Umständen nur das Symptom eines pathologischen Prozesses be­zeichnet, erscheint der Name insofern nicht unglücklich ge­wählt, als er das am meisten in die Augen fallende Symptom hervorhebt und überdies der ursächliche Prozess häufig in den dicken Gedärmen und besonders im Colon seinen Sitz hat. Eine erschöpfende Darstellung der Lehre von der Kolik zu geben, liegt durchaus nicht in meiner Absicht; ich werde aus den allgemein bekannten und constatirten Thatsacheu nur das hervorheben, was für die specielle Aufgabe dieser Untersuchung von Belang ist. Es wurde schon oben bemerkt, dass die Kolik der Pferde die häufigste und gefährlichste Krankheit der Pferde sei. Um dieser allgemeinen Annahme in bestimmten Zahlen einen Aus­druck geben zu können, habe ich aus den Jahresberichten mehrerer Kliniken einige statistische Notizen zusammengestellt, deren Mit-theilung hier am Platze sein dürfte.
1) Statistisches über Morbilität und Mortalität; die Häutigkeit und Gefährlichkeit der Kolik.
Unter 7693 innerlich kranken Pferden, die im Laufe von 11 Jahren1; in der Klinik der Berliner Thierarzneischule be­handelt wurden, litten 2245 an Kolik und Darmentzündung = 29% der innerlich Kranken; von diesen 2245 mit Kolik behafteten Pferden standen um: 462 Thiere = 20,6% der Gesammtkuliken.
Unter 11,291 innerlich kranken Patienten, die in der Wiener Klinik innerhalb 9% Jahren ) zur Behandlung kamen.
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') 1835, 1831), 18^7, 5V68, *%„ r-'An quot;/es, quot;/u, quot;/laquo;m Vee und
6%7. (Magazin für die ges. ThierLeilkunde). ') 18sy5, (6 Monate), ;%8, 5%9, 5%o. '%, $V6J, quot;/„*, quot;/ea c%6
und B'/S8. (Viertoljahrsschrift für wissenschaftl. Vctcrinäraedizinj.
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Die Kolik der Pferde.
waren 5304 Fälle von Kolik') = 48quot; ,gt; der innerlich Kranken; da­von sind umgestanden : 069 Thiere - 10,7quot;/,, der Gesannntkoliken.
Unter 5393 innerlich und äusserlich kranken Pferden, die im Laufe von 10 Jahren') in der Stuttgarter Klinik behandelt wurden, werden 1088 als an Kolik und Darmentzündung leidend aufgeführt -- 'i0,'20/o des Gesannntkrankenstandes. Tödtlieh ver­liefen 184 Kolikfälle = 17deg; „ der Gesammtkoliken = 42deg;/,, der Gesammttodesfälle, die sich auf 441 beliefen. Während von 4307 sonstig (innerlich und äusserlich) Erkrankten nur 257 = 6% um­standen, zeigt die Rubrik Kolik und Darmentzündung ein Mor­talitätsprocent von = 17deg; „.
Während eines Zeitraumes von 9 Jahren') befanden sich unter 41,648 innerlich und äusserlich kranken Pferden der däni­schen Armee') 3276 Fälle von Kolik und Darmentzündung = 8%; davon verliefen tödtlieh 372 Fälle — 11quot;/., derselben. Diese auf­fallend geringe Zahl der Kolikfälle erklärt sich durch die grosse Zahl der chirurgischen Uebel, welchen Militärpferde unterworfen sind.
Unter 1673 innerlich kranken Pferden, die im Laufe von 14 Jahren im k. bayer. 3. Artillerieregiment5) behandelt wurden, be­fanden sich 944 Koliken = 56, 50/n; davon endeten tödtlieh 18 Fälle = 2quot;„. Sucht man Durchschnittszahlen dieser 14 Jahre zu gewinnen, so ergeben sich bei einem jährlichen Pferdestand von
') Kolik und Darmentzündung fallen unter eine Rubrik und werden in der Wiener Schule nicht getrennt.
-) ISV-io—IS/W imd IS'Vei (Repertorimn der Thierhcilkunde).
3) 1851 — 60.
*) Riugheim, Tidsshrift for Vetorinairer 1868 und Repertor. der Thierheilkunde. B. 30. p. 181.
s) Diese Xotiz verdanke ich durch Vermittlung des IIrn. Professor Franck der (iiito des Hrn. Veterinärarztes Schwarzmeier; sie umfasst die Jahre 1851 -18.(8 und 1860-1865 (inclus.) — Die Jahre 1859 und 1866 habe ich unberücksichtigt gelassen , da in Folge abnormer Verhältnisse (Mobilmachung) die Zahl der in­nerlich Kranken durch epizootische Krankheiten sehr erlieblich gesteigert wurde.
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Statistisches über Morbilitiif und Mortalität etc
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601 Pferden: 120 innerlich Kranke, darunter G7 Koliken und unter letzteren 1,3 Todte. Diese ausserordentlich günstigen Verhält­nisse in Bezug auf Mortalität lassen sich wohl theilwcise dadurch erklären, dass auch die leichtesten Kolikanfälle, die in Kliniken gar nicht zur Behandlung kommen, behandelt und notirt wurden. Gruppiren wir diese Zahlen übersichtlich, so erhält man fol­gende Resultate:
Innerlich Kranke. Kolik u. Darmentzündung. Berliner Klinik: . . 7,(193 davon . . 2Mb = 29% Wiener Klinik: . . 11,291nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ . . 5,304 - 480/0
Summa . 18,984nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7,549 = 40%
d. h.: unter 100 innerlich kranken Pferden befinden sich 40 Kolikpatienten.
Die Zahlen der Stuttgarter Klinik und der dänischen Armee konnten hier nicht berücksichtigt werden, da bei beiden die Zahl der chirurgisch Kranken nicht ausgeschieden ist. Rechnet man die leichten Kolikfälle noch hinzu, die in Kliniken weniger häufig zur Beobachtung kommen, so erhöht sich das Procentverhältniss der Kolikpatienten unter sonst sehr günstigen Verhältnissen (Mi­litärpferde sind durchschnittlieh jung, gesund und erfreuen sich der besten Pflege und Wartung) von 40 bis auf 56% sämmtlicher innerlich kranker Pferde (3. bayer. Artillerieregiment).
Das M o r t a 1 i t ä t s v c r h ä 11 n i s s der Koliken, welches selbst­verständlich durch locale Verhältnisse') ungemein beeinflusst wird, stellt sich folgendennassen dar:
Kolikpatienten:-) darunter Todte % Verhält.
Berliner Klinik: Stuttgarter Klinik: Dänische Armee: Wiener Klinik: 3. Artillerieregiment Summa:
2245 (in 11 Jahren) — 462 = 20,6% 1088 (in 19 ., ) — 184 - 17,0% 3276 (in !gt; „ ) — 372 = 11,0% 5304 (in D'/., „ ) — 569 = 10,7% 944 (in 14 „ ) — 18 - 2,0% 12,857nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;— 1625 = ' 13%
') So erlialtcn die Kliniken meist nur schwere Fälle oder es werden aus gewissen Gründen die Thiere nicht selten schon moribund da­hin überbracht. J) Für Berlin, Stuttgart und die dänische Armee sind die Darment-
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Die Kolik der Pferde.
das heisst: unter 15 Fällen von Kolik endigen zwei t ö cl 11 i c h.
Um das Veihältniss der Kolikmortalität zur Gesammtmor-talität bestimmen zu können, habe ich eine Zusammenstellung der Sectionsergebnisse der Wiener pathologisch-zootomischen An­stalt gemacht, die einen Zeitraum von 14 Jahren ') umfasst: Unter 3010 Sectionen von Pferden befanden sich 882 - 29,3%, die an Lageveränderungen, Rupturen, Entzündungen des Bauchfells, der Darmschleimhaut etc. zu Grunde gegangen waren, oder mit an­deren Worten, die im Leben Kolikerscheinungen gezeigt hatten. Auf den ersten Blick erscheint dies Procentverhältniss ziemlich niedrig; eine wesentliche Modification dieser Zahl ergibt sich je­doch, wenn man die grosse Zahl der zu Wien vorkommenden Kotz- und Wurmfillle in Abrechnung bringt. Eine ganz genaue Angabe der Rotzfälle, die in solcher Zahl gewiss als abnorm be­zeichnet werden kann, vermochte ich nach den Tabellen nicht zu machen. Es wird jedoch der Wahrheit sehr nahe kommen, wenn man annimmt, dass sich unter obigen 3010 Sectionen im Verlaufe von 14 Jahren über 700 Fälle von Kotz und Wurm befanden. Bringt man diese abnorme Zahl auser Ansatz, so steigert, sich das ohen angegebene Procentverhältniss der Koliksectionen von 29,3 auf nahezu 40deg; „ der Gesammtsectionen. Eine ganz ähnliche Zahl ergeben die Sectionen zu Stuttgart; unter 441 Sectionen, die dort innerhalb 19 Jahren gemacht wurden, befanden sich 1S4 Kolikfälle 42%. Ebenso hat Bruckmüller2) bei einer kleineren Zahl gefunden, dass von 194 im Jahre 185%i an Krank­heiten umgestandenen Pferden 77 = 40% zur Kategorie der Koliken und Darmentzündung gehörten.
Es wiederholen sich also am Sectionstisch die aus den klini­schen Berichten gewonnenen Zahlen genau. Dort fanden wir — unter Zugrundelegung einer Zahl von nahezu 19,000 Patienten — dass unter 100 innerlich kranken Pferden 40 an
Zündungen elieni'aüs zu den Koliken gerechnet, während dieselben in Wien ohnehin unter eine Rubrik gestellt werden.
') IS^'/js— 18B3/sfi inclus. und 18';V,is.
') Vierteljahrschrift für wissensch. Veterinärmedizin. B. 1. p. 50.
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Statistisches ültor Morbilitiit und Mortalität etc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 183
Kolik leiden; hier ergibt sich — auf Grund elaerZusammen­stellung von nahezu 3000 Sectionen — dass unter 100 um ge­standenen Pferden 40 an Kolik resp. ihren Ursachen und deren Folgen zu Grunde gehen. Sowie also unter 5 innerlich kranken Pferden sich immer 2 Kolikpa­tienten befinden, so sind unter 5 üb erhaupt umge­standenen Pferden 2 an Kolik gestorben; ferner haben wir gefunden, dass unter 100 Kolikpatienten 87 ge­nesen und 13 zu Grunde gehen, d.h. unter 15 Kolikpa­tienten sterben 2.
Diese Zahlen sprechen deutlich: sie beweisen unwiderleglich, dass die „Kolikquot; nicht allein die häufigste, sondern auch die gefährlichste Krankheit der Pferde ist. Dazu kommt noch, dass dieselbe durchaus nicht auf einzelne Länder und Gegenden beschränkt ist, sondern überall, wo es Pferde gibt, wenigstens in den civilisirten Landern Europa's, gleich häutig und gefährlich auftritt. Gestützt auf obige Statistik kann man sagen, dass es weder unter den ep izoo tischen noch unter den spo­radischen Krankheiten des Pfcrdegeschlechtes eine Krankheit gibt, die nur annähern d ähnliche Opfer fordert, wie die sogenannte „Kolik.quot; Auch unter den Krank­heiten der übrigen Haustbiere und des Menschen ündet man in Bezug auf Iläutigkeit und Bösartigkeit kaum einen analogen Pro­cess. Welche Verluste in wirthschaftlicher Beziehung diese Krank­heit bringt, lässt sich schwer abschätzen, besonders wenn man aussei- der hohen Mortalität noch die Nachtheile in Anrechnung bringt, die durch verlorene Arbeitszeit, Kurkosten etc. entstehen. Nimmt man die Zahl der Pferde im Königreiche Bayern auf 400,000 an (nach amtlichen Erhebungen besass Bayern im Jahre 1803 380,000 Pferde), die Zahl der jährlich an Kolik zu Grunde gehenden Pferde auf 0,20„ — es ist gewiss nicht zu hoch ge­griffen, wenn man auf 1000 Pferde jährlich 2 Todesfälle durch Kolik rechnet'} — und veranschlagt den Werth eines Pferdes
') Nach einem Durchschnitte von 14 Jahren kommen auf 691 Mili­tärpferde jährlich 1,3 tödtliche Kolikfälle.
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Die Kolik der Pferde.
durchschnittlich auf 150 ti., so entziffert sich für Bayern ein jährlicher Verlust von 120,000 fl. Reducirt sich diese Summe durch die verwerthbaren Theile der Cadaver auch um eine kleine Summe, so bleibt immerhin noch ein Verlust von über 100,000 fl. allein durch die Todesfälle. Die wirthscliaftlichen Nachtheile, welche weiterhin durch die nicht lethal endigenden Fälle ent­stehen , lassen sich einmal darnach bemessen, dass 40% sämmt-licher innerlich kranker Pferde an Kolik leiden und zweitens nach dem Resultate einer Durchschnittsberechnung von 14 Jahren über den Krankenstand des erwähnten Artillerieregiments; es fanden sich dort jährlich unter 691 Pferden (17 Kolikpatienten = 10quot;/0. Der Umstand, dass hier auch alle leichteren Affectionen einge­rechnet wurden, wird gewiss reichlich dadurch aufgewogen, dass hei Militärpferden die sorgfältigste Pflege und Wartung statt­findet und gerade bei ihnen am wenigsten diejenigen Ursachen wirken können, wie z. B. Fehler in der Fütterung etc., die man gewöhnlich als Ursachen der Kolik annimmt. Nach diesem Pro-centverhältniss müssten in Bayern jährlich 40,000 Pferde an Ko­lik leiden.
Abgesehen von dem hohen wissenschaftlichen Interesse be­darf es demnach keiner besonderen Rechtfertigung, wenn man den Versuch macht, den ursächlichen Verhältnissen dieser bös­artigen Krankheit nachzuforschen. Bevor wir uns mit dieser schwierigen Aufgabe beschäftigen, werden wir eine gedrängte .Schilderung der sogenannten Kolikerscheinungen vorausschicken.
2) Erscheinungen der „Kolik.quot;
Wir haben schon früher bemerkt, dass man gewohnt ist. unter dem Namen der Kolik verschiedene Symptome zusammenzufassen, denen als Gemeinsames der .Schmerz im Hinterleibe zu­kömmt. Da Schmerzen im Dünndarm oder Magen sich ebenso äussern wie solche im Dickdarm, so hat man den Begriff Kolik, der strikte nur Schmerzen im Dickdarm bedeutet, auch auf jene übertragen; ja man gebt noch einen Schritt weiter und spricht auch von Nieren-Blasen-Uterinkolik etc. (falsche Koliken). Ohne uns in Erörterungen über die Berechtigung dieser Benennungen
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Erscheinungen der Kolik.
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einzulassen, halten wir unter allen umständen daran fest, dass Kolik einen Seh merz im Hinterleibe bedeutet, dessen Ursachen sehr verschieden sein können; derselbe ent­steht immer durch abnorme Erregung sensibler Dannnerven, hat in den Darmwandungen seinen Sitz, kehrt meist anfallsweise wieder, gibt sich beim Pferdegeschlecht durch Unruhe des Kranken zu erkennen und ist meist mit verzögerter oder völlig aufge­hobener Darmentleerung verbunden.
Da es noch vielfach gebräuchlich ist, zwischen Kolik und Darmentzündung einen Unterschied aufzustellen, wofür besonders das Auftreten von Fiebersymptomen und das Fehlen der Inter-inissionen bei letzterer als Charakteristikmn aufgeführt wird, so dürften einige Worte darüber am Platze sein. Roll') hat diesen unterschied vollkommen aufgegeben und bemerkt über diesen Tunkt. dass aussei- den eigentlichen Kolikformen, die ohne ma­teriell nachweisbare Ursachen entstehen oder durch Anomalien des Darminhalts bedingt sind, diejenigen Formen, die durch Ent­zündungen und Texturveränderungen der Darmwandungen bedingt sind, im Leben ganz dieselben Erscheinungen — Sehmerz-äusserungen — hervorbringen, ohne dass andere auffällige Symptome Anhaltspunkte für eine Differentialdiagnose bieten.
Da man also aus dem Character des Schmerzes keinen Schluss auf den abnorm wirkenden Reiz machen kann, so ist eine solche Unterscheidung weder wissenschaftlich zu begründen, noch theore­tisch und praktisch durchzuführen und desshalb nicht gerecht­fertigt.
Die Erscheinungen der Kolik selbst sind so allgemein bekannt, dass ich mich kurz fassen kann, indem ich im Allge­meinen die Schilderung von Roll (1. c.) zu Grunde lege. So verschiedenartig die Ursachen der Kolik sind, so bewegen sich doch die Erscheinungen derselben innerhalb enger Grenzen.
Die Kolik befällt die Pferde meist plötzlich, sei es in der Ruhe oder beim Reiten, Fahren, Fressen etc.
Man bemerkt zuerst Aeusserungen des Unbehagens; die
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') Lehrb. d. Path, und Therapie, lt. p. 2ö5 a. ff.
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Dip Kolik der Pferde.
Thiere werden unruhig, sehen sicli nach dem Hinteiieibe um, treten hin und her, scharren mit den Vorderfüssen, schlagen mit den Hiuterfüssen gegen den Leib, wedeln heftig mit dem Schweife, legen sicli öfters nieder und stehen wieder auf. Manchmal werfen sich die Patienten mit Heftigkeit auf den Boden, wälzen sich auf dem Rücken, gewöhnlich mit an den Bauch angezogenen Küssen, bleiben längere Zeit auf dem Rücken liegen und sprin­gen wieder auf. I)ie-e Erscheinungen, die anfallsweise auftreten, kürzere oder längere Zeit (von einigen Minuten bis '/. Stunde) pausiren, sind bei der Bewegung der Thiere weniger auffallend. Häutig bemerkt man einen eigenthümlichen, kurzen, gespannten Gang. Während und nach diesen Amfällen ist die Fresslust ent­weder auf ein Minimum reducirt oder vollständig aufgehoben. Die Functionsstörung des Darms gibt sich ferner durch die fast regelmässig vorhandene hartnäckige Verstopfung zu erkennen, womit manchmal ein schmerzhafter Stuhldrang verbunden ist. Durchfall ist selten. Die Urinentleerung ist mehr oder weniger unterdrückt; häufig stellen sich die Thiere zum Uriniren, ohne Urin zu entleeren; der spärlich abgehende Urin zeigt keine be­sonderen Eigenschaften. Der Hinterleib ist meist aufgetrieben, die Bauchdecke sehr gespannt.
Mit der behinderten Fortbewegung des Darminhalts wird die Entleerung der Excremente verzögert oder in den meisten Fällen vollkommen aufgehoben. Die Darmgeräusche, das soge­nannte Kollern im Hinterleibe sind nicht mehr zu hören. Der Anfangs normale Puls wird in leichteren Fällen nur wenig be­schleunigt : seine Frequenz steigt mit der Unruhe und Aufregung bis auf 50—70 Schläge in der Minute; derselbe ist häutig un-regelmässig und wird bei schlimmem Verlaufe klein und fadenför­mig; nicht selten fühlt man ein heftiges Pochen des Herzschlages.
Das Athmen ist in der Regel erschwert und beschleunigt; die Athenmoth steigert sich nicht selten bis zu den höchsten Graden der Dyspnoe.
Die Hauttemperatur ist sehr ungleich über die äussere Decke vertheilt, die Extremitäten — Füsse und Ohren — fühlen sich
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Erscheinungen der Kolik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 187
kalt an; die übrige Körperhaut ist dabei heiss mid bei ungünsti­gem Verlaufe mit reichlichem Schweisse bedeckt.
Die äusserlich sichtbaren Schleimhäute sind meist schmutzig gerothet, bläulich und livide gefärbt.
Als ungünstige Symptome betrachtet man die abnormen Stellungen, welche die Thiere häutig einnehmen. Es ist dies das Niedersetzen auf den Hintertheil bei aufgestellten Vonlerfüssen nach Art der Hunde, das Niederknien auf die Vorderfüsse, alles Erscheinungen, die man vielfach jedoch ohne stichhaltige Gründe dazu benützt hat, um auf den Sitz und die Art des Darmleidens Schlüsse; zu machen. — Sehr selten beobachtet man Erbrechen, welches von älteren Autoren (Lafosse) als Zeichen der Magen-berstung angesehen wurde.
Der Verlauf der Kolik ist gewöhnlich ein acuter und dauert dieselbe von V.,—V, Stunden bis mehrere Tage. Der gewöhnliche Ausgang ist der in Genesung (87%), die häutig innerhalb weni­ger Stunden eintritt und meist durch die Entleerung von Gasen und Koth eingeleitet wird. - Bei ungünstigem Ausgang nehmen die geschilderten Symptome gradatim zu, die Unruhe wird immer stärker, der Herzschlag pochend, die Thiere steigen in die Höhe; unter Schnauben und heftigem Spiel der Nasenöffnungen treten die Symptome der hochgradigsten Dyspnoe mit Cyanose der sicht­baren Schleimhäute auf. Man bemerkt schliesslich in vielen Fällen Convulsionen, Muskelzittern und unter alhnähligem Klei-nerwerden des Pulses erfolgt der tödtliche Ausgang.
Nach den zu Grunde liegenden Ursachen hat man schon frühe verschiedene Arten von Kolik unterschieden. Es ist jedoch nur sehr selten möglich, nach den ursächlichen Mo­menten im Leben eine Differentialdiagnose zu begründen. In der Mehrzahl der Fälle ist es erst aus dem Verlaufe und Ausgang des Leidens sowie aus dem Resultate der eingeleiteten Behand­lung möglich, die Diagnose der dann freilich schon abgelaufenen Affection festzustellen (Roll). Aelmlich äussert sich Spinola.
Nach den Ursachen unterscheidet Roll folgende Kolikformen :
1) Koliken ohne mate rielle Urs ache — die nervöse,
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Die Kolik dor Pferde.
Krampf- oder rheumatische Kolik; letztere wird besonders durch Erkältungen hervorgerufen.
2)nbsp; Koliken durch Anomalien des Darminhaltes; dazu gehören die üeberfütterungskolik, die Windkolik — durch übenuässige Gasanhäufung, die Verstopfungskolik — durch An­häufung grosser Fäcalmassen und durch Gegenwart von Concre-raenten und Darmsteinen, die Wurmkolik und die Vergiftungs­kolik — die auch durch verdorbenes Futter entstehen kann.
3)nbsp; Koliken durch Texturerkrankungen und Lage­veränderungen; hieher gehören: Catarrhe, Group, Follicular-entzündung, Karbunkel. Ruhr der Darmschleimhaut; ferner die Lageveränderungen des Darmes: innere Einklemmungen. äussere eingeklemmte Brüche, Intussusception . Verwundungen, spontane Zerreissung und Perforation von Geschwüren.
4)nbsp; nbsp;Koliken durch Erkrankung des Bauchfells, besonders Entzündung.
Vergleicht man die Symptomatologie und die darauf basirten Eintheilungen verschiedener Autoren mit einander, so bemerkt man alsbald, auf welch1 schwacher Unterlage die ganze Lehre von der Diiferentialdiagnose der einzelnen Kolikformen ruht und wie richtig die oben angedeutete Ansicht von Roll und Spinola ist, denen auch ältere Autoren (Tennecker, Bleiwelss) zur Seite stehen. Dass auf diesem Gebiete nichts weniger als Ueber-einstimmung herrscht, dass von dem Einen zur Verstopfungskolik gerechnet wird, was der Andere üeberfütterungskolik nennt etc., mit einem Worte, dass hier dem freien Belieben des Einzelnen ein grosser Spielraum gelassen ist, bedarf keiner weiteren Er­örterung.
Besonders auffällig wird dieses Verhältniss, wenn man den Ausführungen derjenigen Autoren folgt, welche die Magen- und Darmentzündung von der Kolik scharf getrennt wissen wollen. Es wird von dieser Reite allerdings zugestanden, dass die ein­zelneu Kolikformen in Darmentziindung: übergehen können, jedoch vermisst man die Angabe eines charakteristischen Symp­toms, das erkennen Hesse, wann gerade dieser Uebergang statt­findet. Um zu zeigen, auf welche Abwege der Schlussfolgerung
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Ersclieinunn'en dor Kolik.
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ein solches Verfahren führt, führe ich nur beispielshalber an, dass ein Autor, nachdein er die Kolik als einen raquo;fieberlosen Kraukheitszustand des Magens oder Dannkanals: definirt hat, wörtlich sagt; Entzündung in diesen Organen (Magen und Darmkanal) ist nie Ursache der Kolik'. In direktem Wider­spruch damit steht doch das Resultat zahlreicher Sectionen, bei denen am Cadaver Darmentzündung gefunden wurde, während die geübtesten Beobachter im Leben nur Kolik- diagnosticiren konnten.
Bei dieser Sachlage ist es wohl gestattet, wenn wir bei der Wiedergabe der Symptomatologie der einzelnen Kolikarten uns auf das Nothwendigste beschränken.
Eine der häufigsten unter allen Koliken ist die Krampf­oder rheumatische Kolik (Erkältungskolik); sie verläuft meist sehr günstig und rasch; sie ist meist remittirend, die Thiere nehmen in der Zwischenzeit häutig Futter zu sich und befinden sisch anscheinend ganz wohl.
Die Ueberfütterungskolik endet in ihren geringeren Graden ebenso wie die Wind- und Fäcalkolik ineist günstig; sie soll meist kurz nach der Fütterung entstehen. Der Hinter­leib ist durch Futter und Gase gewöhnlich stark ausgedehnt (also zu gleicher Zeit auch Wind- und Blähungskolik). Bei der hoch­gradigen Unruhe der Thiere sind Lageveränderungen des Darms und Magenrupturen nicht selten.
Die Verstopfungskoliken (auch Unverdaulichkeitskoli-ken genannt) durch Ansammlung grosser Fäcalmassen. durch Steine und Concremente verursacht, verlaufen gewöhnlich sehr gefährlich; Perforationen der Gedärme sind nicht selten.
Die Wind- oder Blähungskolik ist vorzüglich charak-terisirt durch die plötzlich auftretende Auftreibung des Hinter­leibs durch Gase (Meteorismus); sie ist ziemlich gefährlich und lässt sich besonders durch den vollen oder tympanitiseben Schall beim Percutiren der Flankengegend, aus dem Abgang von Darm­gasen und dem Nachlass der Erscheinungen darnach erkennen.
Weitaus am gefährlichsten sind die Koliken, deren anato­mische Grundlage T e x t u r e r k r a n k n n g e n oder L a g e v e r-
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Die Kolik der Pferde.
änderungen der Gedärme bilden. Letztere sowie die mit Perforationen verbundenen sind unbedingt tödtlich. Die Er­scheinungen sind bei diesen Formen ineist sehr heftig.
Die Koliken, denen directe Entzündungen des Darmes, Anthrax und Dysenterie zu Grunde liegen, machen die Prognose dieser Erkrankungen immer ungünstig; sie keinen häufig wieder und sind häutig mit Verstopfung und Durch­fällen verbunden.
Bei der Bauchfellentzündung sind nach Roll die Schmerzausserungen gewöhnlich unbedeutend.
3) Die Ursachen und die pathologisch-anatomische Grundlage
der Kolik.
Nachdem wir bei der Symptomatologie der einzelnen Kolik­formen den grössten Theil der ursächlichen Momente der Koliken angedeutet haben, ist es unsere Aufgabe, dieselben näher zu be­trachten. Dass man bei einer so häutigen und gefährlichen Affection nach besonderen, dem Pferdegeschlecht eigenthümlichen Ursachen forschte, ist leicht begreiflich, ebenso dass man das ganze Heer von äusseren Schädlichkeiten aufbot, um sie als Ur­sachen zu verwerthen. Wir glauben desshalb nicht zu viel zu sagen. wenn wir behaupten, dass es keine äussere Schädlichkeit gibt, die nicht schon unter den Ursachen der Kolik aufgeführt worden wäre. — Vor Allem ist es der eigenthümliche anatomi­sche Bau der Haucheingeweide, den man für die Häufigkeit der Koliken bei Pferden verantwortlich gemacht hat.
Der Magen des Pferdes ist verhältnissmässig klein und mit seltenen Ausnahmen — wegen seines grossen Blindsackes und seiner um die Schlundöft'iuing stark entwickelten Muskulatur — unfähig, seinen Inhalt durch Aufstossen und Erbrechen zu ent­leeren, wie dies bei Hunden und Schweinen bei Ueberfüllung des Magens mit Leichtigkeit von Statten geht.
Wie wir sehen werden, sind die Lageveränderungen der Ge­därme nicht selten Ursache der Kolikerscheinungen; das leichte Zustandekommen von solchen Verlagerungen hat man mit der bedeutenden Entwicklung der dicken Gedärme und der grossen
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Die Ursachen u. d. path.-anfit. Grundlage der Kolik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 191
Länge und freien Beweglichkeit, des Mesenterium in Zusammen­hang gebracht.
Als weitere Ursachen, welche die Häufigkeit der Koliken er­klären sollen, hat mau angegeben: eine grosse Reizbarkeit und Empfänglichkeit der Pferde, den innigen Wechselverkehr zwischen der äusseren Körperdecke und dem Dannkanal, die heftigen Be­wegungen, die von Pferden verlangt werden, das Missverluiltniss zwischen der Dicke der Wandung der dicken Gedärme und ihrer Weite. Wenn man endlich noch den Manuel der Gallenblase beim Pferde oder die kurze und fettlose Beschaffenheit des Netzes — dadurch kein Schutz gegen schädliche Einwirkungen und Mangel der zur Verdauung nothwendigen Wärme — als ursächliche Mo­mente augeführt findet, so beweist dies wohl am schlagendsten, in welcher Verlegenheit man sich in Betreff der Ursachen dieser häufigen Krankheit befindet.
Als Gelegenheitsursachen der Koliken führt man be­sonders an: Erkältungen entweder durch äussere Einwirkung von Kälte und Nässe oder durch kaltes Futter und Getränke (nervöse und rheumatische Kolik) Fehler in der Fütterung durch Aufnahme allzugrosser Mengen besonders schwer verdaulichen Futters oder durch allzu rasches Fressen, Futter, welches in kurzer Zeit grosse Gasmengen entwickelt oder verdorbenes Futter, stark reizende Arzneien, zu geringe Mengen von Futter und endlich zu fein ge­schnittenes Futter (Häcksel), Fütterung mit neuem Heu, neuem Haber, der Genuss kalten Wassers oder von Wasser mit zu hohem Gehalt an Kalksalzen etc.
Unter den Texturerkrankungen des Darms, die den Koliken zu Grunde liegen können, sind es vorzugsweise entzündliche Pro-cesse, die in Form von einfachem Katarrh. Follicularentzündung, Dysenterie, Croup etc. auftreten; ferner spontane Zerreissungen und Bauchfellentzündung.
Mit der Mannigfaltigkeit der bis jetzt angegebenen Ursachen der tödtlichen Koliken bildet der Mangel aller positiven Anhalts­punkte über die Veränderungen, welche den in Genesung aus­gehenden Koliken zu Grunde liegen, einen auffallenden Contrast; man ist hier bloss auf Vermuthungen angewiesen, die mehr oder
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Die Kolik der Pferde.
minder auf die Annahme nervöser Störungen, krampfhafter Vor­gänge oder leichter entzündlicher Processe hinausgehen.
Aus dieser Zusammenstellung geht unzweifelhaft hervor, dass die Aetiologie der Koliken eine sehr lückenhafte ist. Wenn man beobachten musste, dass Pferde bei vorzüglicher Wartung, Pflege und Behandlung der Kolik ebenso unterliegen, wie solche, die sich in entgegengesetzten Verhältnissen befinden, so hat man auch schon die Ansicht ausgesprochen, dass die Ursache der Kolik überhaupt nicht mit Gewissheit zu ermitteln sei. Dass eine in­dividuelle Disposition des Pferdegeschlechtes zu Koliken vorliege, kann nicht geleugnet werden. Sucht man jedoch dieser Dispo­sition auf den Grund zu kommen, ihre Ursache zu ergründen, so findet man schliesslich, dass jedes Pferd zur Kolik disponirt ist und dies ist der Punkt, an dem alle Hypothesen scheitern.
Allerdings zeigen einzelne Pferde eine ausgesprochenere Dis­position ; man findet z. Igt;. solche, die mit periodisch wiederkehren­den Koliken behaftet sind. Wenn andere Pferde, wie dies bei Militärpferden der Fall ist, unter ganz gleichen äusseren Verhält­nissen von solchen Koliken verschont bleiben, so ist man sicher berechtigt, für solche Fälle eine besondere krankhafte Disposition anzunehmen. Damit, ist freilich kein grosser Schritt in der Erkenntniss gethan, mag man nun zu einer nervösen Verdauungs­schwäche oder gar zu einer Störung der electrischen Verhältnisse seine Zuflucht nehmen. Dass die Ursache der Koliken eine weit verbreitete und allgemeine sei, geht weiter daraus hervor, dass ihr Vorkommen unabhängig von Ra^e, Gebrauch, Haltung, Füt­terung etc. ist, dass sie in allen Ländern und Gegenden gleich-massig häufig zu sein scheint, dass die edelsten und sorgfältigst gepflegten Thiere ihr ebenso unterworfen sind, als die „Paria's der Heerstrasse.quot;
Wie kann man sich die auffallende Thatsache erklären, dass gerade das Pferd, dessen Pflege und Wartung wie bei keinem an­deren Hausthiere im Durchschnitte anerkannterinassen eine vor­zügliche ist, von einer so bösartigen und häufigen Krankheit der Verdauungsorgane heimgesucht wird ?
Ein Unterschied in Betreff de)' Häufigkeit der Kolikfälle
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Die Ursachen u. d. patb.-anat. Grundlage der Kolik,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 193
scheint zwischen jüngeren und älteren Pferden zu bestehen ; ein Umstand, der in einer Richtung nicht ohne Bedeutung ist, wie wir später sehen werden. So befanden sich unter 34 tödtlichen Koliken, die im Laufe der 3 letzten Jahre in der Münchener Thierarzneischule vorkamen, nur 12 zwischen 3—10 Jahren, da­gegen 22 Pferde, die über 10 Jahre alt waren. Da ein solches Verhältniss abgesehen von der geringen Zahl von verschiedenen Factoren beeinflusst wird, so kann dieser Angabe nur ein sehr relatives Gewicht beigelegt werden. Von grosserer Bedeutung sind in dieser Beziehung die Mittheilungen von Ring he im'): Unter 41,648 kranken Pferden der dänischen Armee befanden sich:
Jüngere Pferde: (zwischen 4—9 Jahren): = 21,934 Aeltere Pferde: (über 9 Jahren): = 19,714. Darunter Kolikpatienten8): Jüngere Pferde: 1339 6,1% des Gesammtstandes Aeltere Pferde: 1857 = 9,4% „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Unter letzteren t öd t lie he Fälle: Jüngere Pferde: 113 = 9,1% der Gesanmitkoliken Aeltere Pferde, 214 = 11,5deg; 0 „ ,;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Es ist demnach sowohl die Morbilität als auch die Mortalität der älteren Pferde in Bezug auf Koliken eine auffallend ungünstigere als die der jüngeren. Während die Zahl der jüngeren kranken Pferde = 53% des Gesammtkrankenstandes beträgt, betheiligen sich die jüngeren Pferde nur mit 42% an den Kolikfällen und nur mit 34% an den tödtlichen Koliken. Auf Grund dieser Angaben kann man den Satz aufstellen, dass mit dem zunehmenden Alter der Pferde die Kolikmorbilität und = mortalität be­deutend wächst; die Ursache dieser Erscheiiunig hoffe ich nachweisen zu können. Damit übereinstimmend ist die Thatsache, dass Fohlen selten an Kolik leiden und dem entsprechend selten daran zu Grunde gehen.
') Repertor. der Thierheilkande. 15. 30. p. 181.
-) Hier sind 80 Fälle von Darmentzündung mit 27 Todesfällen nicht
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Die Kolik der Pferde.
Versuchen wir nun, die ursächlichen Momente der Koliken in pathologisch-anatomischer Beziehung zu sichten. so wird es zweckinassiji sein. dieselben in 2 Kategorien einzu-theilen, deren eine die tödtlichen Koliken. die andere die in Ge­nesung ausgehenden umfassen soll.
a) Lethale Koliken. Einen reberblick über die Veränderungen, welche den tödt-lich verlaufenen Koliken zu Grunde liegen, gewinnen wir am besten, wenn wir die Resultate zahlreicher Sectionen vergleichen. Unter 77 an sogenannter Kolik umgestandenen Pferden fand B ruckmüHer') folgende Todesursachen: Bauchfellentzündungen 11 = 14% Schleimhauterkrankungen des Magens 3 4quot;/,
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Dünndarms 15 = 19%
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Dickdarms S = 10deg; /
Lageveränderuneen quot;ii-J —- 30deg; „
Einrisse in die Darmhäute 1'
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Unter 140 an Kolik umgestandenen Pferden fand Roll') innere Hernien in 51 Fällen = 36%, während in 89 Fällen — 64% anderweitige Veränderungen gefunden wurden.
Unter 84 Fällen von tödtlicber Kolik, die von 1859— 18G7 iu der Dresdener Klinik zur Section kamen, fanden sich in 51 Fällen Lageveränderungen und Rupturen, in 33 Fällen = 40% dagegen Verstopfungen, Geschwüre, Croup, Magen- und Darm­entzündung.
Unter 618 tödtlich verlaufenen Kolikfällen, die im Laufe von 10 Jahren3) in der Wiener path.-zoot. Anstalt zur Section ka­men, waren 168 = 27'/,, durch Axendrehung des Dünndarms oder seines Gekröses bedingt; diesen zunächt folgen Axendrehungen des Colon; weit seltener sind Lageveränderungen des Mastdarms und Magens. Von sonstigen mechanischen Ursachen sind zu
:laquo;(
') Vierteljahrsschrift. B. 1. p. 50.
-) Vierteljahrsschrift B. '2. p. 133.
3J 18'
,8/nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3'.)/
60,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;61/nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 63;
(611 /6i) /CU
65/„ Ibla
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nennen; Invaginationen, Einschnürungen durch alte Bindegewebs-spangen, durch Gekrosanhänge, Lipome; ferner äussere incarcerirte Hernien, innere Hemien durch Incarceration in Netz- nnd Zwerclifells-risse. Die letztgenannten Veränderungen stellen ein verhältnissmässig geringes Contingent; so konnte ich unter diesen 618 Fällen nur 5 Fälle von Einklemmungen durch ältere Adhäsionen, 12 Fälle von In­carceration durch Gekrosanhänge (Lipome etc.)raquo; 9 Fälle von äus-seren eingeklemmten Brüchen und 12 Fälle von Invagination finden.
Unter 822 lethalen Koliken der Wiener Klinik (zu obigen 618 noch die Zahl der zwischen 1851—54 vorgekommenen Fälle) wurden 468 57% ids durch mechanische Ursachen bedingt ge­funden, während 354 = 43deg;/,, durch entzündliche Affectionen des Ver­dauungskanals und des Bauchfells todtlich endigten. Die Schwie­rigkeit der Zusammenstellung lässt absolut richtige Zahlen kaum angeben; im Allgemeinen dürfte man wenig fehlgehen, wenn man 40—50% der lethalen Koliken als nicht durch Lage­veränderungen und mechanische Ursachen bedingt a n n i m m t.
Als Ursache der häufigen Lageveränderungen nimmt man all­gemein die grosse Lange des Gekröses, die eigenthümliche Be­schaffenheit des Griinmdarmes, die eine grosse Bewegungsfähigkeit desselben gestattet, an. Was veranlasst aber die häufigen Ent­zündungen des Bauchfelles und der Gedärme oder besser, was macht diese Processe so bösartig, dass sie — obwohl nur locale Affectionen — in der kürzesten Zeit ihre Opfer verlangen ?
Primäre Bauchfellentzündungen sind bei unsern Hausthieren so selten, dass Bruckmüller (1. c. p. 465) überhaupt ihr Vor­kommen bezweifelt; sie entstehen meist erst seeundär. Als To­desursache bei Koliken findet man ferner sehr häufig Darment­zündungen angegeben; wie gefährlich dieselben sind, geht aus folgender Zahl hervor: Unter 2ii9 Fällen von Darmentzündung, die Inder Berliner-Klinik innerhalb 9 Jahren') beobachtet wurden, endigten 198 — 74% todtlich. Da die Darmentzündungen im Leben nur die Erscheinungen der Kolik bieten, so scheinen sie
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Die Kolik der Pferde.
allerdings die schwersten uud gefährlichsten Formen derselben darzustellen; es besteht hier ein ähnliches Verhältuiss wie bei den in Genesung ausgehenden Koliken: man kann die Diagnose nur aus dem Verlauf und der Heftigkeit der Erscheinungen machen.
Eine interessante Thatsache, die mit der erwähnten Aufstellung anscheinend nichts weniger als harmonirt, hat unsZundel') mitge-getheilt. Er machte Temperaturmessungen bei kolikkranken Pfer­den und fand bei einer Kategorie, die er entzündliche Koliken nennt, eine Temperatursteigerung von 1 — 2deg;, bei einer an­deren Kategorie — den nicht entzündlichen Koliken #9632;— eine Temperaturabnahme von 1 — 1' -quot; und gerade die letzteren, bei denen das Thermometer constant auf 37 und 3(1deg; fällt, sind die gefährlichsten. Eine vollkommen ausreichende Erklärung dieser Erscheinung wird sich aus unseren weitereu Ausführungen er­geben.
Sehen wir uns die Natur der entzündlichen Processe der Darmschleimhaut und des Bauchfelles, die so zahlreiche Opfer fordert, etwas näher an, so linden wir dieselben bald als ein­fache Entzündungen mit Rothuug und Schwellung der Schleim­haut, mit leichtem faserstoffigem Beschlag und Trübung des Bauch­fells, in den höheren Graden als Croup, Dysenterie und Diphtherie der Schleimhaut beschrieben. Fast in allen Berichten über Sec-tionen von Kolikpferden wiederholen sich die Fälle, in denen man weder Continuitätstrennungen noch Lageveränderungen des Darmes wahrgenommen hat, sondern nur Entzündung des Bauch­fells, der Darmschleimhaut mit und ohne croupöse Auflagerungen. Gewöhnlich ist der eine oder der andere Abschnitt des Dickdarms in der beschriebenen Weise verändert: neben der Schwellung, der serösen und blutigen Infiltration der Schleimhaut finden sich blutig gefärbte, dünnflüssige und breiig erweichte Kothmassen, oder der Process gleicht mehr dem croupösen : der Epithelüberzug ist abgestossen, die dunkelgeröthete, hämorrhagisch und ödematös infiltrirte Schleimhaut ist mit einem schuppigen Exsudat bedeckt;
') Ref. in Vierteljahrsschrift f. wiss. Veterinärmedizin. B. 30. Anal, p. 42.
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Die Ursachen u. d. path.-anat. Grundlage dor Kolik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 197
oder die so beschaffene Schleimhaut zeigt in ihren obersten Lagen die Zeichen des neemtischen Zerfalls und es entsteht eine Aehn-lichkeit des Processes mit Diphtherie. Die Darmwandung selbst ist dabei immer verdickt, aufgelockert, weich und zerreisslich, mit mehr oder weniger zahlreichen Blutpunkten durchsetzt. Nicht selten wird der Process der Dysenterie des Menschen sehr ähnlich: der Dick­darm ist mit dickflüssigen Fäcalmassen angefüllt, die mit Blut und abgestossenen Schleimhautresten vermischt sind, die Schleim­haut ist wulstförmig verdickt, mit zahlreichen Hämorrhagien ver­schen, sehr aufgelockert; der übrige Theil der Dannwandung durch sulziges, gelblich-blutiges Infiltrat verdickt. Als besonders auffallend wird häutig hervorgehoben, dass auch die seröse Haut längs des Gekrösansatzes, sowie das ganze Dickdarmgekröse mit Blut überfüllt, bedeutend verdickt und mit zahlreichen hämorr-hagischen Herden und massenhafter gelber, sulziger Flüssigkeit durchsetzt sei. Es leuchtet sogleich ein, dass ein solcher Befund im Gekröse sich schwierig mit dem angeblich croupösen, diphtheri-tischen oder dysenterischen Process auf der Darmschleimhaut in Zusammenhang bringen lässt.
Auch bei den häufigen Rupturen des Dickdarms wird nicht selten folgender Befund erwähnt; die grossen und feineren Ge-fasse sind strotzend mit dunklem, dickflüssigem Blute gefüllt, das Fett- und Bindegewebe des Grimmdarmgekröses ist sehr blutreich und streitig oder punktförmig mit Ecchymosen versehen. Oder man findet als einzigen Befund ein Darmstück stark erweitert, mit Fäcalmassen und blutiger Flüssigkeit gefüllt und ausserdem mit allen der mechanischen Hyperämie zukommenden Veränderungen versehen.
Durchaus nicht selten finden sich ferner Fälle mitgetheilt, in welchen man nach rasch verlaufenen, mit hartnäckiger Ver­stopfung verbundenen Koliken eine brandige Entzündung oder ausgesprochenen Brand in einem oder dem anderen Darmtheile fand, daneben wiederum Blutextravasate in den Darmwandungen und im Gekröse- Häufig findet man neben einer Ruptur des Magens einen weit unterhalb gelegenen Darmtheil, meist den Blinddarm oder das Endstück des Haftdarms stark geröthet, ge-
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Die Kolik der Pferde.
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schwellt und mit grossen Mengen von Fäcalmassen gefüllt; dabei findet sich aussei dem kein Hinderniss für die Fortbewegung des Danninhalts. Oder man findet Falle beschrieben, in denen man nach Kolikerscheinungen im Leben nichts fand, aussei- die Zeichen einer acuten Blutzersetzung, höchstens leicht geröthete Stellen am Darme und Ecchymosen im Bauchfell; man hat dann von einer Intestinalirritation gesprochen, die dem Leben ein Ende machte.
Als eine besonders gefährliche Form von Koliken hat man') sogenannte Congestionskoliken beschrieben; unter 20 Kolikfällen sollen in gewissen Bezirken mindestens 15 in Congestion oder Blutstase dos Darms oder des Mesenteriuni ihren Grund haben. Diese Formen sind hauptsächlich gekennzeichnet durch plötzliches Eintreten der Kolikerscheinungen, einen heftigen, raschen Verlauf, bedeutende Schmerzäusserungen, grosse Unruhe und Angst, be­deutenden Schweissausbruch. Sehr bemerkenswertli ist dabei die Angabe, dass eine erbliche Disposition gewisser Pferdefamilien diesem Uebel zu Grunde zu liegen scheine, und dass die Pferde um so häufiger daran leiden, je älter sie werden.
Wie erklärte man sich nun die geschilderten Veränderungen, ihre Entstehung und Ursachen ? Ein weiterer scheinbar auffallender Widerspruch findet sich öfters erwähnt, der zwischen den im Leben beobachteten Erscheinungen und den Sectionsresultaten der sogenannten Kolikpferde besteht: während man im Leben durch kein .Mittel zu überwindende Verstopfung beobachtete, fand man bei der Section den grössten Theil des Darmkanals mit flüs­sigem Inhalt gefüllt. Um sich die localen Circulations- und Er-nährungstörungen zu erklären, nahm man zu verschiedenen Grün­den seine Zuflucht. Man glaubte dieselben durch die Anhäufung von Futtermassen an einer bestimmten Stelle bedingt, ebenso dachte man sich die Entstehung brandiger Entzündungen. Die nekrotischen Verschorfungen der Darmschleimhaut schrieb man der Einwirkung von Giften zu; die croupösen und dysenterischen Processc bedurften als zum Theil auf speeifischen, überhaupt nicht
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') II am on, Recueil de med. vet. 1866 und Eepertor. der Thierheil-kunde. B. 27. p. 234.
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bekannten Ursachen beruhend, keiner weiteren Erklärung. Da diese Processe in der Regel auf einen mehr oder weniger circum-scripten Darmtheil beschränkt gefunden wurden, so hat man auch gelüste Lageveränderungen des betreffenden Danntheiles ange-genommeu, eine Erklärung die besonders in jenen Fällen sehr plausibel schien, in denen man gleichzeitig die Erscheinungen der venösen Blutstauung im Gekröse so ausgesprochen fand. Ebenso hat man die BauchfellentzünduDgen hie und da auf gelöste Axen-drehungeu und Einkleinmungen zurückzuführen versucht, beson­ders in jenen Fällen, in denen gleichzeitig eine Magenberstung, eine Ansammlung von Blut zwischen den Gekrösplatten vorhanden war. Auf der andern Seite hat man die Anhäufungen von Darminhalt und Verstopfungen des Darms besonders im Grimmdarm als Ur­sache der Bauchfellentzündung angeführt.
Wie wenig ausreichend alle diese Erklärungsweisen sind, glaube ich für die Mehrzahl der Fälle nachweisen zu können. Die Vorgänge im Verdauungskanale sind bei krankhaften Affec-tionen desselben weitaus complicirter als in anderen Organen und damit ist auch die physiologische und anatomische Deutung der hier in Frage kommenden Störungen eine schwierigere. Wenn man also die Kothanhäufungen, die Darmlähmung als theilweise Ursache der oben geschilderten Processe annimmt, so ist damit die eigentliche Grundursache, welche die letzteren bedingt, noch durchaus nicht erklärt. Die Anhäufung der Fäcalmassen kann ebensogut eine seeundäre sein, durch die Veränderungen der Darmwandungen bedingte, als umgekehrt. Weiter findet man sehr häufig einen flüssigen Darminhalt neben denselben Veränderungen der Darmwandung, so dass man von einer schädlichen Einwirkung der Futtermassen nicht reden kann. Bei necrotischen Processen hat man Gifte als Ursache beschuldigt; hier fehlt jedoch vor Allem die Uebereinstimmung des anatomischen Befundes mit dem­jenigen bei constatirten und nachgewiesenen Vergiftungen. Aus-serdem kann man sich nicht ohne einen gewissen Zwang vor­stellen, dass gerade der Magen und Dünndarm, die der Einwirkung des Giftes in erster Linie ausgesetzt sind, sehr selten solche Ver­schorfungen zeigen, während am häufigsten der Grimm- und Blind-
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Die Kolik dor Pferde.
dann, die der Einwirkung der Gifte am wenigsten ausgesetzt sind, die erwähnton Veränderungen zeigen. Selbst der verhältniss-mässig kurze Aufenthalt des Futterbrei's im Magen und Dünndarm lässt der Einwirkung heftige Gifte noch einen genügenden Spiel­raum übrig.
Was die Erklärung der circumscripten entzündlichen und hä-morrhagischcn Processe der Darmschleimhaut und des Bauchfells betrifft, — die nicht selten mit Ecchymosen und Blutungen in dem Gekröse verbunden sind — indem man diese Veränderungen auf gelöste Axendrehungeu und Lageveränderungen zurückzu­führen versuchte, so lassen sich dagegen erhebliche Einwendungen machen. Vor Allem vermisst man in solchen Füllen die scharfe Abgrenzung des Processes, die man bei Lageveränderungen er­warten muss; ferner ist es kaum denkbar, dass Lageveriinderungen, die schon so lange bestanden, dass sie so bedeutende Veränder­ungen verursacht haben, sich wieder spontan lösen sollton und endlich ist nicht einzusehen, warum nach Beseitigung des Hin­dernisses für die Fortbewegung dos Darminhaltes doch ein tödt-licher Ausgang erfolgt.
Wer dem Gange unserer Darstellung aufmerksam gefolgt ist, dem wird es nicht entgangen sein, welche grosso Uebereinstiminung zwischen den früher geschilderten anatomischen Veränderungen bei Embolie und Thrombose der Darmarterien und den Darm-affectionen besteht, die uns jetzt beschäftigen und die man in verschiedenen Graden bei der grossen Mehrzahl der tödtlichen Kolikfälle findet. Die meisten dieser Veränderungen des Darms und des Gekröses beruhen auf localen Girculationsstörungen, deren Ursachen embolische und thrombotische Vorgänge im Gebiete der vor­deren Gekrösarterie sind.
Wir kennen weder beim Menschen noch bei den übrigen Hausthieren eine spontane — resp. nicht durch toxische oder mias­matische Einwirkungen hervorgerufene Darmentzündung, die im Stande wäre, einen vorher gesunden und kräftigen Organismus in wenigen Stunden oder Tagen zu tödten. Wenn man auch dem Grundsatze huldigt, dass Analogieschlüsse und Uebertragungen
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in Bezug auf pathologische Processe des Menschen und der Thiere immer mit einiger Vorsicht gemacht werden müssen, so wird man doch unwillkührlich zu der Annahme gedrängt, dass in den oben erörterten Koliki'ällen eine tiefere Störung des Organismus die Todesursache sei, dass die Darm- oder Bauchfellentzündung nur etwas Secundäres, gleichsam eine Reaction auf irgendwelche Cir-culationsstörungen sei.
Erinnert man sich der Thatsache, dass fast jedes Pferd die Quelle der Emholie und Thrombose der Darmarterien in dem Aneurysma der vorderen Gekrösarterie und dessen wandständigen Thrombus mit sich herumträgt, vergleicht man die auf verschie­denen Wegen gewonnenen Thatsachen über die anatomischen und functionellen Störungen bei Embolie der Darmarterien mit den geschilderten pathologisch-anatomischen Veränderungen bei den zahlreichen Kolikfällen, so kann man nicht leugnen, dass die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenhanges zwischen dem Thrombus der Wurmaneurysmen und den Ursachen der Koliken eine sehr grosse ist. Um eine nähere Einsicht in diese Verhältnisse zu ge­langen, muss man immer festhalten, dass die anatomischen Störungen nach Embolie oder Thromhose der Darmarterien sehr verschieden sich gestalten können. Je nach Grosse und Umfang, chemisch-physikalischer Beschaffenheit, langsamem oder schnellem Zustandekommen des verstopfenden Blutpfropfes etc. findet man die verschiedenen Grade der Entzündung mit seröser und blutiger Infiltration, den serös-hämorrhagischen Infarkt des Darms und seines Gekröses. Nach der Grosse des verstopften Gebietes, nach der Möglichkeit einer collateralen Circulation richten sich die functionellen Störungen des Darms und wenn letztere je nach der Beschaffenheit dieser Factoren auch vorschie­den heftig sind, so haben sie doch immer denselben Effect: die vollständige oder theilweise Lähmung der betrof­fenen Darmpartie. Die dadurch bedingte Darm Stenose bildet unstreitig bei dem pflanzenfressenden Pferde in der Mehr­zahl der Fälle den Ausgangspunkt derjenigen Erscheinungen, die man unter dem Namen „Kolikquot; zusammenfasst. Man hat schon längst erkannt, dass eine Darmlähmnng und behinderte Fortbe-
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wegung des Darminhalts in der Mehrzahl der Koliken die Ursache der Erscheinungen sei; sobald ein kolikkrankes Pferd Gase und Koth abgehen lässt, gilt es für gerettet. Je länger dieses günstige Ereigniss auf sich warten lässt, um so schlimmer wird die Pro­gnose. Eine klare Einsicht in die Chronologie und das Wesen des Processes hat man nie gewinnen können, so lange man die thrombotischen und emholischen Vorgänge aussei- Acht gelassen und nicht gekannt hat, die allein den Schlüssel zum Verständniss der hier in Frage kommenden Vorgänge bilden.
Ich lasse nun einige von mir beobachtete Fälle folgen, die die Richtigkeit der bisherigen Schlussfolgerungen ausser Zweifel setzen.
1) Thrombose der Di ckd a r m ar terien durch Fort-setzung des Thrombus eines Aneurysma verminosum der vorderen Gekrösarterie. Seröse und hämorrha-gische Infiltration des Mesocolon, in geringerem Grade der Grimmdarmschleimhaut. Hochgradiger Meteorismus. Kolikerscheinungen im Leben. Section am 9. 1. 69.
Bei einem Pferde, welches im Leben die gewöhnlichen Kolik­symptome gezeigt hatte und in kurzer Zeit umgestanden war, fand sich der Hinterleib stark aufgetrieben. Der Magen und die dünnen Gedärme bedeutend durch Gase ausgedehnt; im Dickdarm, besonders im Grimmdarm ein dickflüssiger Brei von Fäcalinassen mit einzelnen Blutspuren. Die Schleimhaut des Grimmdarines braunroth, geschwellt, saftreich durch seröse Infiltration und zahl­reiche Ecchymosen. Das Mesocolon in seiner ganzen Ausdehnung dunkelroth gefärbt theils durch hochgradige Füllung der Gefässe, theils durch reichliche Blutaustretungen, die sowohl das Fett- und Bindegewebe, als auch die Lymphdrüsen des Gekröses betreffen.
In der vorderen Gekröswurzel findet sich die Gekrösarterie massig aneurysmatisch erweitert. Im Innern derselben ein lockerer, hlass röthlicher Thrombus. der das Linnen des Aneurysma fast vollkommen ausfüllt und sich in die Grimmdarmarterien fort­setzend , dieselben eine kurze Strecke weit vollkommen verstopft.
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Die Ursachen u. d. path.-anat. Grundlage der Kolik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 203
In dem Thrombus des Aneurysma mehrere Exemplare von Stron-gylus armatus.
In den übrigen Organen nichts Abnormes; die Lungen nur stark emphysematisch.
2) Thrombose der vorderen Gekrösarterie — be­sonders derMehrzahl ihrer Dünndarmäste. Blutiger Darminhalt, blutige und seröse Infiltration der Darmwandung und des entsprechendenMesenterium. Aneurysma verminosum der vorderen Gekrösarterie — B e d c u t c n d e r M e t e o r i s m u s. I m L e b e n K o 1 i k e r s c h e i n-ungen. Section am 8. IT. G9
Der Hinterleib bedeutend aufgetrieben, die Bauchdecken ge­spannt. Die dünnen Gedärme und der Blinddarm durch Futter­massen und Gase stark ausgedehnt. die übrigen Theile des Dick­darms normal gefüllt. In einem grossen Theile des Hüftdarms von der lleo-coecalklappe aufwärts findet sich eine dunkelbraun-rothe, durch blutige Beimischung gefärbte Flüssigkeit, die Darm­wandung bläulich roth, ihre Schleimhaut durch serös-hämorrhagi-sches Infiltrat verdickt; der entsprechende Theil des Mesenterium verdickt, serös infiltrirt und mit zahlreichen blutigen Herden durchsetzt, die Gef-.isse stark gefüllt, besonders am Gekrösansatz. Im Grimmdarm nur Spuren von Blut, seine Wandung und Ge­kröse massig ödematös mit einzelnen Blutaustretungen.
Die vordere Gekrösarterie ist an ihrem Ursprung aneurys-matisch erweitert und zum grössten Theile von einem geschichteten schmutzig röthlichenThrombus erfüllt, der die ürsprungsmftndungen mehrerer Dünndarmarterien, sowie der oberen Grimmdarmarterie vollkoiniiien verschliesst und sich in einzelne Aeste, deren Lumen vollständig verschliessend, eine Strecke weit fortsetzt. Der Throm­bus enthalt zahlreiche Exemplare von Pallisadenwürmern und ist in seinen innersten Schichten von dunklerer Farbe und geringerer Gonsistenz, wahrend die äussersten älteren Datums sind; der­selbe adhärirt der Wandung sehr innig und ist die Intima zum Theile zerstört und exuleerirt.
In den übrigen Organen fanden sich aussei- blutigen Sutiü-
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Die Kolik der Pferde.
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sionen unter dem Endocardium und einem massigen Lungen­ödem keine besonderen Veränderungen.
3) 15jährige Stute. Thrombose der Leber- und Milzarterie, sowie der vorderen Gekrösarterie und der Becken- und Cruralarterien. Hämorrhagische Entzündung des Darmes, blutiger Inhalt im Darm­rohr. Aneurysmen der Bauchschlagader und vor­deren Gekrösarterie. Im Leben Kolikerscheinungen, Diarrhöen und Parese der hinteren Extremitäten. Sect, am 4. III. 69.
Das Tliier litt seit 2 Tagen an heftigem Durchfall und an einer läbmungsartigen Schwäche der hinteren Extremitäten. Man fand die Hauttemperatur ungleich vertheilt, die hinteren Extre­mitäten kühl, die Athmung vermehrt (24—28 Züge in der Minute) mit starkem Flankenschlagen verbunden, 60 Pulsschläge in der Minute, vollkoininen aufgehobene Fresslust und bedeutende Un­ruhe ; heim Stehen bemerkt man ein Schwanken des Thieres. Unter Zunahme der Allgemeinerscheinungen erfolgt nach 24 Stunden der Tod.
Bei der Section erscheinen die Lungen beiderseits lufthaltig, sehr blutreich, massig ödematös. In den Herzhöhlen eine grosse Menge dunklen Blutes mit spärlicher Gerinnselbildung. Die Leber blassgelb, sehr brüchig, die Leberarterie von einem derben, ge­schichteten, weissgelblichen Thrombus gefüllt, der der Wandung innig adhärirt und sich bis in die feinsten Verzweigungen fort­setzt. Die Milz ist etwas vergrössert, massig blutreich, brüchig; ihre Arteric ebenso wie die Leberarterie thrombosirt. Der Stamm der arter. coeliaca in geringem Grade aneurysmatisch erweitert, ohne Pallisaden wärmer. Die Nieren ohne besondere Veränderung. Im Magen reichliche Mengen von dickflüssigen Futterresten; im Dünn­darm gelblich gefärbte flüssige Futterstorte, die einzelne Blutspuren enthalten; die Schleimhaut verdickt, dunkelroth, mit zahlreichen Ecchymosen durchsetzt, mit reichlichem blutigem Schleim bedeckt. Im Dickdarm consistenteFäcalmassen, deren oberflächliche Schichten blutig gefärbt sind. Die vordere Gekrösarterie nahe ihrem Ur­sprünge zu einem Aneurysma von massiger Grössc erweitert.
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dessen Lumen von einem obstruirenden, geschichteten Thrombus erfüllt ist, der zahlreiche Exemplare von Strongylus armatus ent­hält.
Die Bauchaorta enthält einige lose Blutgerinnsel. Die grossen Arterien des Beckens und Oberschenkels durch frischere Thromben verstopft.
4) IGjähriger Wallach. Thrombose der vorderen Gekrösarterie und ihrer Gr iniin dar mäste. Aneurysma vermin os um derselben. Hämorrhagische Infiltrat ion des Grimmdarmes und seines Gekröses, blutiger Darminhalt. Im Leben Kolikerscheinungen, Tod nach wenigen Stunden. Section am 22. IV. 69.
DasThier, welches im Leben die heftigsten Kolikerscheinungen geboten, zeigte bei der Section folgenden Befund:
Der Hinterleib wenig aufgetrieben. Die Lungen massig blut­reich, von normalen Umfange; die Bronchialschleimhaut stark geröthet. In den vorderen unteren Lungentheilen fanden sich derbere, dunkelgefärbte Stellen von vermindertem Luftgehalt; die feineren Bronchien an dieser Stelle sind mit Eiter gefüllt. InderPeri-tonealhöhle eine geringe Menge serös-hämorrhagischer Flüssigkeit. Der Magen und die dünnen Gedärme sind von einer geringen Menge dicktiüssiger Futterstoflfe und etwas gasförmigem Inhalt gefüllt. Der Blind- und Hüftdarm von aussen dunkelblau durchscheinend und durch Roth und Gase bedeutend ausgedehnt. Das Mesocolon ist von zahlreichen hämorrhagischen Herden durchsetzt, die Pfort­aderäste ungemein blutreich; man tindet im Grimm- und Blind­darm eine grosse Menge einer theerfarbigen, blutgomischten Flüs­sigkeit. Ihre Sclileimhaut ist durchweg von dunkelviolletrotherFarbe und durch reichliches serösblutiges Infiltrat bedeutend verdickt. Der Stamm der vorderen Gekrösarterie und besonders der den Dickdarm versorgende Theil desselben ist aneurysmatisch er­weitert ; das Lumen des Aneurysma ist durch einen ziemlich derben, frischen Thrombus vollkommen verschlossen, der von gelblich röthlicher Farbe und in seinen äussersten Schichten deut­lich geschichtet ist. Derselbe erstreckt sich bis in die Dickdarm-äste hinein, wo er allmählig in frische dunkelrothe Blutgerinnsel
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Die Kolik der Pferde.
übergeht
In den übrigen Organen bemerkt man keine auffallen-
den Veränderungen.
B) 9j ähriger Wallach. Thrombose und Embolie der vorderen Gekrösarterie und ihrer Dickdarm äst e; Aneurysma vcrminosum derselben. Blutigseröse Infiltration der D a r m w a n d u n g e n und des Gekröses; blutiger Darminhalt. Hochgradiger Meteorismus. Im Leben die gewöhnlichen Kol ikerscheinungen. Section am 26. XII. 69. (vide Aneurysmen Nr. 33.)
Das Thier soll häutig an Kolik gelitten haben und war nach kurzer Zeit umgestanden.
Man findet ein gut genährtes Thier; der Hinterleib stark aufgetrieben. Die Lungen verkleinert und durch den hohen Zwerchfellstand comprimirt. Die Leber von lehmgelber Farbe, blutarm. Milz und Niereu normal. Der Magen und die dünnen Gedärme durch Futtermassen und Gase bedeutend ausgedehnt, ebenso der Grimmdarm. Letzterer ist in der Gegend der magen-ähnlichen Erweiterung vollkommen durchrissen (der Riss nach der Beschaffenheit seiner Runder jedoch erst nach dem Tode entstanden). Die Schleimhaut des Magens dunkel geröthet, sehr blutreich, ebenso der grössere Theil der Darmschleimhaut. Die­selbe ist besonders an der Einmündung in den Blinddarm stark verdickt, ödematös und mit zahlreichen Ecchymosen versehen. Ebenso ist die Schleimhaut des Colon und in noch höherem Grade die des Coecum serös-blutig infiltrirt, bedeutend geschwellt und von schmutzig rother Farbe. Das Mesocolon, Mesocoecum und der dem Ende des Hüftdarms zugehörige Theil des Mesenteriuin sind duukelroth und Schwarzroth gefärbt, mit zahlreichen grösseren und kleineren hämorrhagischeu Herden durchsetzt, verdickt und sehr saftreich; die Lymphdrüsen des Gekröses in dunkelrothe mit Blut überfüllte Knoten umgewandelt. Die Pfortaderäste dieser Theile strotzend mit dunklem, dickflüssigem Blute erfüllt. Der Darminhalt besteht in den Endtheilen des Dünndarms aus einem dünnflüssigen, durch reichliche Beimischung von Blut chocolade-farbigen Brei; im Blind- und Hüftdarm finden sich mehr consistente
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Die Ursacliou u. d. path.-anat. Grundlage der Kolik.
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Fiicalmassen. die ebenfalls durch bedeutende Blutbeimischung von schmutzig braunrother Färbung sind.
Am Stamm der vorderen Gekrösarterie ein früher (Nr. 33) näher beschriebenes Aneurysma von massiger Grosse. In dem­selben ein lockerer fleischfarbener Thrombus mit mehreren Pal-lisademvürmern, der das Lumen vollkommen verschliesst und ebenso die ürsprimgsmündung der oberen Grimmdarmarterie. Weiter gegen die Peripherie an der Theilungsstelle in die untere Grimmdarmarterie und die Blinddarmarterien ein reitender Em-bolus von Bohnengrösse, der das Lumen der unteren Grimmdarm­arterie an dieser Stelle nahezu vollkommen verschliesst und durch Fortsetzung in mehrere kleinere Aeste dieselben vollkomnaen un­wegsam macht. Weiter nach aussen, wo die untere Grimmdarm­arterie einen grössereu Ast abgibt, sitzt ein zweiter reitender Embolus von geringerem Umfange und derselben histologischen Zusammensetzung wie der erste Embolus und wie der Thrombus in dem Aneurysma.
Versuchen wir den Zusammenhang der geschilderten Erschein­ungen im Leben mit den am Cadaver gefundenen Veränderungen klar zu machen, so wird diess nach den Erfahrungen, die wir über Embolie und Thrombose der Darmarterien besitzen, keine Schwierigkeiten haben. Der wandständige Thrombus des Wurm-aneurysma der vorderen Gekrösarterie vergrössert sich durch An­lagerung neuer Blutgerinnsel plötzlich, sei es, indem das Lumen der aneurysmatischen Arterie vollkommen ausgefüllt wird, sei es indem er sich in grössere Aeste fortsetzend dieselben unwegsam macht. Welche Verhältnisse das Zustandekommen dieser Ereig­nisse begünstigen, ist schwierig zu sagen. Oder es werden Par­tikelchen von dem in Erweichung befindlichen Aneurysmenthrombus durch den Blutstrom fortgerissen und bleiben in der Peripherie an Theilungsstellen der Arterie stecken. Durch die in der Weise vollkommen aufgehobene arterielle Blutzufuhr tritt in dem be­troffenen Stromgebiet eine hochgradige venöse Stauung mit seröser und blutiger Transsudation ein, die sich durch bedeutende Schwellung der Darmwandung und des Gekröses und zahlreiche grössere und
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kleinere Blutherde, sowie tlurcli Bluterguss in das Darmrohr zu
erkennen gibt. Die in Folge dieser Ereignisse zu Stande ge­kommene DarmlähmuBg bedingt eine gehemmte Fortbewegung des festen und gasförmigen Darminhaltes. Unter dem Eintluss ab­normer Zersetzungsvorgänge im Darminhalt entwickeln sich rasch grosse Gasmengen, die einen bedeutenden Meteorismus zur Folge ha­ben. Letzterer beeinträchtigt die Function des Respirationsapparates derart, dass die Thiere in kürzester Zeit an Erstickung zu Grunde gehen. Inwiefern die abnorm gebildeten Gase durch ihre Qua­lität und Quantität direkt einen verderblichen Einfluss ausüben können, werden wir später zu untersuchen haben. Die Wirkung der Embolie und Thrombose der Darmarterien ist also vollkom-meu identisch mit denjenigen Erscheinungen, die wir bei Lage-veränderungen und inneren Einklcmmungen des Darmes beob­achten. Während bei letzteren ein mechanischer Verschluss des Darmrohrs vorhanden ist, finden wir hier eine Lähmung der D ar m w and u n g e n. die ganz dieselben seeundären Erscheinungen macht wie die Darmstenose.
Aehnliche Fälle wie die beschriebenen hat man bei Pferden schon öfters beobachtet; ich lasse eine Zusammenstellung der bis jetzt in der Literatur bekannt gewordenen Fälle folgen, die je­doch keinen Anspruch auf Vollständigkeit machen kann.
Fälle von Thrombose und Embolie der vorderen Gekrösarterie:
1) Rec. de med. vet. 1829 und Gurlt, Lehrb. der path. Anatomie I. p. 300.
Bei einein Pferde bemerkte man leichte Kolikzufälle, die von Zeit zu Zeit wiederkehrten, ferner Hinken mit Anschwellung der hinteren Extremitäten; unter allgemeiner Schwäche trat plötz­lich der Tod ein. Bei der Section fand sich ein Aneurysma der vorderen Gekrösarterie und der Aorta, welches sammt Inhalt von Faserstoff 5 Pfund wog. Wegen der Grosse und Consistenz des Blutpfropfes konnte nur eine kleine Quantität Blut zu den Aesten der vorderen Gekrösarterie und den hinteren Stämmen der Bauch­aorta, woraus sich die wahrgenommenen Erscheinungen erklären.
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Die Ursachen u. d. path.-anat, Grundlage der Kolik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;209
2)nbsp; Rigot, Recueil de med. vet. 1829 u. Repert. der Thier-heilkunde B. 13. p. 191.
Ein Pferd zeigte im Leben öfters Kolikanfälle und Hinken mit wechselnder Anschwellung der Hinterfüsse; schliesslich trat bedeutende Abmagerung und Tod ein. Bei der Section fand sich ein faseriger Pfropf in der vorderen Gekrösarterie, die wie ge­wöhnlich aneurysmatisch und beinahe vollkommen vorstopft war. Der Pfropf hatte sich auch in die Bauchaorta furtgesetzt, so dass nur wenig Blut in die hinteren Partien des Körpers strömen konnte.
3)nbsp; Hering, Pecueil de med. vet. 1830. p. 433.
Bei einem 15jährigen Pferde, welches einige Tage vor dem Tode neben allgemeiner Schwäche an Blutabgang aus dem After litt, wurde ein Aneurysma an einer der Grimmdarmarterien ge­funden. Dasselbe enthielt Faserstoff, Knochenlamellen und eine braune Jauche: im Grimmdarm fand sich ein röthliches Gemenge von zersetztem Blute mitNahrungsstotfcn Die übrigen Aeste der vor­deren Gekrösarterie waren erweitert. Die Venen des Grimmdarmes fanden sich mit geronnenem Faserstoff gefüllt und erweitert.
4)nbsp; Rohling, Magazin für die gesaminte Thierheilkunde. B. 15. p. 441. 1849.
Ein 9jähriges Pferd zeigte während der Bewegung einen schwankenden Gang. Die Fresslust war vermindert, später ganz aufgehoben; man bemerkte häufigen Abgang breiiger Excremente und unter Erstickungsanfällen trat nach 3 Tagen der Tod ein. Bei der Section fand sich die vordere Gekrösarterie mannsfaust-gross erweitert; das Lumen von einem festen, verschieden ge­färbten Thrombus ausgefüllt, so dass die Blutzufuhr zu den Aesten der Arterie fast gänzlich aufgehoben schien.
5)nbsp; Kaynal. Recueil de med. vet. 1853 u. Repert. derThier-heilk. Bd. 14. p. 299.
Bei einer 15jährigen Stute beobachtete man die Erscheinungen des intermittirenden Hinkens und leichte Kolikanfälle mit wech­selnder Besserung; nach einer plötzlichen Verschlimmerung und heftigen Kolikerscheinungen besserte sich der Zustand, bis nach 7 Wochen der Tod eintrat. Aussei- einer Thrombose der hinteren Aorta und ihrer Becken- und Cruraläste fand man einen festen
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Die Kolik der Pferde.
Pfropf in der vorderen Gekrösarterie, der sich in die rechte Grimm­darmarterie erstreckte, in der Mitte aber einen federkieldicken Kanal enthielt.
6)nbsp; ßruckmüller, Vierteljahrsschrift für wiss. Veterinär­medizin. B. 16. p. 64. 1860.
Bei einem Pferde fand sich die vordere Gekrösarterie zu einem sehr bedeutenden spindelförmigen Aneurysma erweitert, dessen Wandung wie gewöhnlich verändert war; die Arterie mit einem gelben derben Pfropf ausgefüllt, der sich bis in die Aorta erstreckte, in welcher er sich als ein wandständiger 3,5quot; langer und 0,5 dicker weicher, gelblich-grauer Pfropf fortsetzte. In beiden Nieren embolische Herde.
7)nbsp; Brackmüller, Vierteljahrsschrift für wiss. Veterinär­medizin. B. 18. p. 20. 1861.
Bei einem plötzlich unigestandenen Pferde war in der vor­deren Gekrösarterie unmittelbar nach ihrer Abzweigung eine Er­weiterung zugegen, die mit einem weichen Thrombus ausgefüllt war, welcher sich bis in die Aorta erstreckte. Die Wand der erweiterten Arterie war in einer Ausdehnung von 2quot; mit einer 3'quot; dicken, deutlich geschichteten Auflagerung bedeckt.
8)nbsp; Köhne, Magazin für d. ges. Thierheilk. B. 27. p. 437. Ein Pferd zeigte im Leben Erscheinungen einer schleichend
verlaufenden Kolik. Bei der Section fand sich die vordere Ge­krösarterie durch Obliteration fast vollständig verstopft, wodurch die Dickdärme überhaupt und namentlich der Blinddarm wahr­scheinlich in einen lähmungsartigen Zustand versetzt waren.
9)nbsp; Zahn, Vierteljahrsschrift f. wiss. Vet.-Med. B. 19. p. 143. Bei einein an Kolik umgestandenen Pferde fand sich ein
Aneurysma der vorderen Gekrösarterie mit Thrombose ihrer Zweige und Tympanites.
10)nbsp; Hahn, Thierärztliche Mittheilungen der k. bayer. Cen-tralthierarzneischule. H. EL p. 164. 1862.
Nach dreitägigen Kolikerscheinungen war ein Pferd umge-standen. Man fand ein Aneurysma der vorderen Gekröswurzel mit verknöcherten Wandungen. Bei Mangel aller anderen Er­scheinungen mit Ausnahme von Spuren einer Entzündung am
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Ende des Hüftdarmes und im Blinddarme und gleichzeitiger Röthuug im Gekröse nahm man als Ursache der Krankheit das Aneurysma der vorderen Gekrüsarterie an, indem durch Verschluss von Ar-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;|
terienästen der Blutzafluss zu einem Theil der Gedärme behin­dert war.
11)nbsp; Seamen, Edingburgh Veteriu. Review 1864 und Re-pert. der Thierheilk. B. 27. p. 130.
S. beobachtete 9 Fälle von Aneurysmen der vorderen Ge-krösarterie, darunter 6 bei Fohlen zwischen G—15 Monaten; bei allen war die Gekrösarterie erweitert, verdickt, zum Theil ver­knöchert , mit Gerinnsel gefüllt und in diesem Würmer enthaltend. S. hält die quot;Würmer für die Ursache der Aneurysmen, sowie der im arteriellen Gebiet gefundenen Faserstoffpfröpfe, die er für die nächste Todesursache hält.
12)nbsp; Glocke, Mittheilungen aus der thierärztlichen Praxis im preuss. Staate von Müller und Rololi' 18quot;V(.„.,. p. 1G5.
Thrombose der vorderen Gekrösarterie bei einem alten Pferde. Die Wände der Bauchaorta atrophisch.
13)nbsp; Bonnaud und Andrieux, Journal des vet. du midi. 1867. p. 124.
Ein 9jähriges Pferd zeigte während einer zweimonatlichen Krankheitsdauer die Erscheinungen des intermittirenden Hinkens; später traten Abmagerung, Verminderung der Fresslust, bestän­dige Unruhe und die heftigsten Kolikerscheinungen auf; unter steter Zunnahme dieser Erscheinungen erfolgte der tödtliche Aus­gang. Man fand bei der Section in der vorderen Gekrösarterie einen 7—8 Ctm. langen Propf, der sich in die Zweige fortsetzte, die den Dickdarm versorgen; ebenso waren die Beckenarterien thrombosirt.
14)nbsp; Causse, Journ. de med vet. milit. Tom. V. Nr. 7, 8 und Vierteljahrsschrift für wiss. Veterinärmed. B. 28. p. 17G.
Ein früher immer gesundes Pferd stand plötzlich um. Man
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fand aussei- einem ausgedehnten Aneurysma der hinteren Aorta ein Aneurysma der vorderen Gekrösarterie, welche ebenso wie ihre Verzweigungen concentriscb geschichtete den Wandungen an­hängende Blutpfröpfe enthielten.
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Die Kolik der Pferde.
15) Cornevin, Journal de med. vet. 1869 und Repert. der Thierheilkunde. B. 31, p. 29.
Ein ßjähriges Pferd zeigte nach lOtägigen leichten Krank-heitserscheinungen Verstopfung und die heftigsten Kolikerschein­ungen. Bei der Section faml man den Dünndarm namentlich in der Umgebung des Stammes der vorderen Gekrösarterie entzündet; letztere war nach ihrem Ursprung aus der hinteren Aorta in einer Länge von 3—4 Ctm. durch ein Gerinnsel verstopft, weiches einer­seits in das Lumen der Aorta hineinragte, anderseits in die Ar­terien des Hilft- und Blinddarmes sich fortsetzte.
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So unvollständig diese Beobachtungen theihveise sind, so ha­ben viele mit den von mir mirgetheilten Fällen eine unverkenn­bare Aehnlichkeit. Auch hier bemerkte man im Lehen meist Kolikerscheinungen. Blutabgang durch den After scheint sehr selten zu sein; in der Kegel leiden die Thiere an Verstopfung. Blutiger Darminhalt, umschriebene Entzündung einzelner Darm-theile und Ueberfiillung der Pfortadcräste finden sich in einigen Fällen erwähnt. Ausserdem sind zahlreiche Fälle beschrieben, in denen man Blutungen in das Gekröse, umschlichene Bauchfell­entzündimg oder Darmentzündung fand, die offenbar auf throm-botischen Vorgängen beruhten.
Vergleicht man die Beschreibungen von Fällen, in denen Group oder Diphtherie des Darmes als Todesursache gefunden wurden, mit den fünf von mir beobachteten Fällen, so wird man zwischen beiden vielfache Aehnlichkeiten linden. Ebenso wird der Ruhr-process nicht selten ganz ähnlich beschrieben: .Mau findet den Grimmdarra mit blutiger Flüssigkeit gefüllt, die Schleimhaut des­selben stark geröthet und erweicht, das submueöse Gewebe von blutgemischtem, gelblich gallertigem Exsudate durchsetzt, durch welches die Schleimhaut in Form sehr dicker schlotternder Wülste hervorgetrieben wird. Dabei findet sich meist eine starke An­schwellung und blutige Infiltration der Gekrösdrüsen. in den höheren Graden ist das Schleimhautgewebe oberflächlich diph-theritisch zerfallen; man findet gi'osse gelbliche und schmutzig-rothe Schorfe, die mehr oder weniger fest anhaften; das siibmu-
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Die Ursaclioa u. d. path.-auat. Grundlage tier Kolik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;213
cöse Gewebe ist um das Drei- bis Vierfache verdickt und sehr locker. Die Sems;! 1st stark geröthet; selbst im subserösen Ge­webe des Dickdarms besonders am Gekrösansatz sind die Ge­lasse stark mit Blut gefüllt und das Gewebe von gelb sulzigem Exsudate durchsetzt.
Dass in der Mehrzahl, vielleicht in sämmtlichen der als Diphtherie, Croup etc. beschriebenen Fälle Thrombosen und Em-bolien der Darmarterien die eigentliche Ursache des ganzen Pro­cesses waren, ist besonders für diejenigen Schilderungen unzwei­felhaft, in denen man die ausgesprochenstenStauungserscheinungen in Form blutiger Infiltration im Gekröse und den Gekrösdrüsen
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efunden hat (von älteren Autoren als ascites cruentus—Blutbauch
beschrieben). Auch haben manche Falle von Darmtyphus der Pferde eine unverkennbare Aelmlichkeit mit den Veränderungen bei Verstopfung der Darmarterien; nur ist bei letzteren das serös-hämorrhagischc Transsudat in der Bauchhöhle nur in wenigen Fällen nachzuweisen. Dagegen habe ich eine Aelmlichkeit des Processes mit den Veränderungen beim Danntyphus des Menschen, welche Pan um bei seinen experimentellen Untersuchungen her­vorhob, durchaus nicht finden können.
Wie schon oben erwähnt findet man bei lethalen Kolikfällen nicht so selten Brand der Darmschleimhaut, meist im Blind- oder Grimmdarm. Wenn wir bedenken, dass der serös-hämorr-hagis ehe In f a r k i d es 1 gt;a rmes, wie man die Folgen der Em-bolie und Thrombose der Darmarterien nennen kann, sicii mit zersetzten Fäcalmassen in steter Berührung findet, so wird man nur fragen müssen, warum dieser Ausgang verhältnissnüissig selten zur Beobachtung kömmt. Bei ungenügendem Collateralkreislauf wird diesesEreigniss immer dann eintreten, wenn neben raschem Ein­tritt von Zersetzungsvorgängen im Darminhalt das Leben des Thieres noch genügend lange dauert, bis der necrotische Zerfall der Schleimhaut eingetreten ist; in der Mehrzahl der Fälle lassen es die Folgen des hochgradigen Meteorismus, die Rupturen oder die Behinderung des Respirationsgeschäftes, nicht zur Gangrän kommen, indem sie dem Leben früher ein Ende machen.
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Die Kolik der Pferde.
Hielier gehören auch die bei der Schilderung der Aneurys-inen erwähnten vollkommen obstruirenden Thrombosen ; nach der Beschaffenheit der Thromben waren letztere ineist rasch zu Stande gekommen und sicher für die betreffenden Thiere tödtlich ge­worden.
Vollkommen verschieden von den bisher beschriebenen ana­tomischen und funetionclien Störungen durch Thrombose der Darm­arterien verhalten sich diejenigen, die man bei langsamem Zu­standekommen eines obstruirenden Thrombus beobachtet. Einen ausgezeichneten Fall dieser Art habe ich in Nr. 54, 55 und 56 beschrieben; dort fanden sich sämmtlicheHauptäste der vorderen Gekrösarterie besonders diejenigen des Dickdarms in ziemlicher Ausdehnung vollkommen verstopft. Die Beschaffenheit der Throm­ben liess mit Sicherheit schliessen, dass die Yerstopfung allmählig und langsam zu Stande gekommen war. Es war somit hinlänglich Zeit zur Entwicklung eines Collateralkreislaufes geblieben, der dem Darmtractus genügend Blut zuführte, um das Leben des Thieres zu erhalten, unter allen umständen war jedoch die chronische Circulationsstörung in den Aesten der aneurysmatischen und thrombosirten Gekrösarterie Mitursache, dass das betreffende Thier in seiner Ernährung so bedeutend herabgekoimnen und trotz seines jugendlichen Alters (7 Jahre) zum ,.Anatomiepferdequot; geworden war, in welcher Eigenschaft bekanntlich nur die werth-losesten Thiere, die Mähren im wahren Sinne des Wortes ange­kauft werden. In diese Kategorie gehören w-ohl auch die schleichend und reeidivirend verlaufenen Kolikfälle, die unter allmähliger Er­schöpfung und Abmagerung zum Tode fuhren, ohne dass man bei der Section etwas anderes als einen Magen — Darmkatarrb findet. In solchen Fällen sind sicher embolische und thrombotische Vor­gänge mit ungenügender Bildung eines collateralen Kreislaufes im Spiele. Auch seeundär durch Störungen in der Pfortadercir-culation dürften chronische Magen- und Darmkatarrhe sich ent­wickeln, die ein chronisches Sieciithura herbeiführen. Man wird hier ferner unwillkürlich an die leichten icterischen Erscheinungen erinnert, die man als auffallend schmutzig gelbliche Färbung der Bindehaut des Auges und der Maulschlcimhaut bei chronischen
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Die Ursaclien u. d. path -anat. Grundlage der Kolik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;215
Magen - Darrakatarrhen nicht selten beobachtet. In Folge der oben geschilderten Processe können die Störungen in der Pfort-adercirculation sicher einen leichten Icterus zu Stande kommen lassen. Ob die verschiedenen Grade der Lebercirrhose, die man bei Pferden im Verhältniss zu ihrer kurzen Lebensdauer nicht so selten beobachtet, ebenfalls damit im Zusammenhang stehen, ist zum mindesten nicht unwahrscheinlich.
Erinnern wir uns ferner der oben durch statistische Nach­weise bewiesenen Zunahme der Koliken mit dem zunehmenden Alter der Pferde sowie des ümstandes, dass die Häufigkeit der Aneurysmen mit dem zunehmenden Alter wächst, so muss uns dies als ein weiterer Beleg für die Richtigkeit der Annahme eines Zusammenhangs zwischen den Koliken und dem Aneurysma dienen.
Wie verhält es sich mm aber mit jener grossen Zahl von tödtlichen Koliken, in denen man Zerreissungen des Darms oder Magens oder Lage Veränderungen und innere Einklemmungen als nächste Todesursache findet? Es dürfte Manchem ein gewagter Versuch erscheinen, auch hier das Aneu­rysma verminosum resp. die von ihm bedingten embolischen und thrombotischen Störungen verantwortlich machen zu wollen.
a) Die Rupturen des Magens und Dickdarms stellen be­kanntlich ein nicht geringes Contingent der tödtlich verlaufenen Kolikfälle. Gewöhnlich gehen hartnäckige, länger oder kürzer dauernde Verstopfungen voraus, die schon mit Sicherheit darauf hinweisen, dass ein Hinderniss in der Fortbewegung des Darm­inhaltes die Ursache der Erkrankung bildet. Bei der Autopsie findet man gewöhnlich auch im Blind- und Grimmdarm grosse Anhäufungen von Fäcalmassen — (Verstopfungskoliken) und den Darmkanal durchweg mit Ausnahme des Mastdarms von Gasen in höchstem Grade ausgedehnt. Sehr häufig findet man gleich­zeitig einen Theil der Dickdärme entzündet, das Gekröse ebenfalls entzündet und verdickt. Fragt man nach der Ursache dieser An­häufung von festen Fäcalmassen, so hat man verschiedene Er­klärungsweisen gegeben. A'or Allem beschuldigt man üeber-fütterungen oder die ungeeignete Beschaffenheit des Futters, ferner den eigenthümlichen Bau der Baucheingeweide des Pferdes als
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Ursachen; auch eine krampfhafte Contraction des Pförtners wurde als Ursache angegeben. So wenig man in Zweifel ziehen kann, dass ungeeignete Fütterung Verdauungsstörungen und Kolikan­fälle zur Folge haben kann, so genügt diese Erklärung für die Mehrzahl der Fälle kaum und am wenigsten für die tödtlich ver­laufenen Fälle; sieht man doch auch Pferde, ohne dass eine solche diätetische Schädlichkeit vorausgegangen, in kürzester Zeit an Rupturen zu Grunde gehen. An Stelle weiterer Erörterungen lasse ich einen von mir beobachteten Fall folgen:
16jährige S tute. Ruptur des Magens; bedeuten­der Meteorismus. Thrombose der oberen Grimm­darm- und der vorderen Mastdarmarterie; wand­ständiger lockerer Thrombus in dem Wurmaneu-rysma der vorderen Gekrösar terie. Heftige Koliker­scheinungen im Leben. Sect.am 24.1.1870. (vid. Aneur. Nr.40.)
Nach einem Bstüudliclien Aufenthalt in der Anstalt war das Thier unter den gewöhnlichen Kolikerscheinungen umgestanden. Wegen anderweitiger Benützung des Cadavers konnte nur die Bauchhöhle eröffnet werden. In derselben fanden sich reichliche Futtermengen, die durch einen grossen liiss des Magens ausge­treten waren; letzterer entsprach der grossen Curvatur des Magens und zeigte blutig intiltrirte Pänder. Die dünnen und dicken Ge­därme mit Ausnahme des Mastdarms durch Gase und Futtennassen bedeutend ausgedehnt. Die Serosa des Peritoneum leicht geröthet, wenig entzündet (Perforativ-Peritonitis). Der Grimmdann beson­ders die magenähnliche Erweiterung und der Aufangstheil des Mastdarms, sowie der Blinddarm massig in ihrer Schleimhaut ver­dickt, serös infiltrirt, mit einzelnen Blutpunkten versehen. Die vordere Gekrösarterie aneurvsmatisch verändert, in ihrem Lumen ein lockerer, frischer wandständiger Thrombus mit 5 Pallisaden-würmern, der die Lichtung nicht imbedeutend verengert. An der ürsprungsmündung der oberen Grimm- und vorderen Mastdarm­arterie, dieselben nahezu vollkommen verschliessend, ein doppelt bohnengrosser, wandständiger Thrombus, der 3 Würmer ein-schliesst und auf einer Stelle der Wandung aufsitzt, die durch 2
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Die Ursachen a, d. path.-anat. Grundlage der Kolik.
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in ihr befindliche Würmer im Zustand der acuten diffusen Ent­zündung sich befindet; die genannten Arterien ebenso die Arterie des Coecum sind mit dickflüssigem Blute gefüllt, ebenso die ent­sprechenden Pfortaderäste.
Dieser Fall lässt kaum eine andere Deutung zu. als dass die thrombotische Verstopfung der oberen Grimm- und vorderen Mastdarinarterie die seröse Infiltration der betreffenden Darm­partien mit theilweiser Lähmung derselben verursacht hatten. Die bedeutende Verengerung' des Lumens des Aneunsma durch den offenbar frisch entstandenen und erweichten Thrombus ver­hinderte eine compensatorische Ausgleichung durch collaterale Blut­zufuhr; es erfolgte eine Lähmung der betreffenden Darmtheile, aufgehobene Fortbewegung des Darminhalts, bedeutende Gasent­wicklung und Anhäufung von Futterstoffen im Magen — durch antiperistaltische Bewegung; schliesslich Ruptur des Magens und Tod.
Wie man sich aus der anatomischen Schilderung des Aneu-rysma und seines wandständigen Thrombus überzeugen kann, sind vorzugsweise die Arterien des Dickdarms der Gefahr der Embolie und Thrombose ausgesetzt und dem entsprechend findet man häutig im Grimm- und Blinddarm eine Anhäufung der Fäcalmassen, die man meist als Ursache der Rupturen bezeichnet. Die Kothstauung in diesen Darmtheilen ist nach unseren Anschauungen jedoch auch erst eine secundäre, durch die theilweise oder vollkommene Darm-lälunung in Folgt1 der gestörten Blutcirculation bedingte.
b) Was die andere Art der Todesursachen bei Koliken, die Lageveränderungen und Ein klemmungen des Darmes betrifft, so wurde schon obenerwähnt, dass die weitaus häufigsten Ereignisse dieser Art Axendrehungen des Dünndarmgekröses und solche des Grimmdarms um seine Längsaxe (besonders der beiden linken Lagen desselben) betreffen. Andere Veränderungen wie Invaginationen. Einschnürungen durch alte Bindegcwebsspangen, durch Gekrösanhänge und Lipome, lerner äussere eingeklemmte Brüche und sogenannte innere Hernien durch Incaroeration in Nelzrissen, in das Winslow'sche Loch etc. sind verbältnissmässig seltene Ereignisse. So konnte ich unter 618 tödtlichen Kolik-
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Die Kolik der Pferde.
fällen nur 5 Fälle von Einklemmungen durch ältere Adhäsionen, 12 Incarcerationen durch Gekrösanhänge (Lipome etc.) 9 Fälle von äusseren eingeklemmten Brüchen und 12 Fälle von Inva-gination notiren. Die Entstehung dieser häufigen Lageveränder­ungen erklärt man sich vorzugsweise durch die Länge des Ge­kröses und durch die freie und bewegliche Lage des langen Grimm­darms. Dass dies Momente sind, welche das Zustandekommen von Lageveränderungen ausserordentlich begünstigen, lässt sich nicht in Abrede stellen. Sie praedisponiren jedoch nur zu solchen Vorkommnissen, zu deren Entstehung jedoch immer noch eine Gelegenheitsursache nothwendig ist. Man ist schon längst dar­über einig, dass zum Zustandekommen einer Lageveränderung des Darms, wie wir sie in dein Volvulus des Mesenterium und des Grimmdarmes kennen, immer ein fixer Punkt vorhanden sein muss, der gleichsam als unbewegliche Axe den Ausgangspunkt der Lageveränderung bildet. Dass ein vollkommen oder theil-weise gelähmtes Darmstück einen solchen fixen Punkt, an dem sich der Darminhalt ansammelt, darstellen kann und wohl auch in der Pegel darstellt, ist gewiss sehr wahrscheinlich. Da nun durch Embolien oder Thrombosen selbst kleinerer Aeste der vor­deren Gekrösarterie solche Paralysen und Paresen eines Darm­stückes sehr leicht und gewiss häufig verursacht werden, so darf man sicher bei Besprechung der Entstehung der Lageveränder­ungen auch diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Ich lasse einige Beobachtungen folgen, die eine solche Auffassung als wohl be­gründet erscheinen lassen:
1) 10jährige Stute. Ruptur des Mesocolon zwi­schen den beiden rechten Lagen desselben; Axeu-drehung einer Partie des rechten unteren Grimm­darms und Einlagerung desselben in den Gekrösriss. Embolische Thrombose der unteren und oberen Grimmdarmarterie. Aneurysma verminosum der vor­deren Gekrösarterie. Im Leben die gewöhnlichen Kolikerscheinungen. Section am 15. XU. 1869. (vide Aneu-rysmen Nr. 30.)
Das gutgenährte Thier war nach wenigen Stunden unter Kolik-
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erscheinungen umgestanden. Man fand die Gedärme durch Gase und Futterstoffe sehr stark ausgedehnt. Am Blind- und Grinini-darm (rechte untere Lage) waren '2 Rissstellen, die nach Be­schaffenheit der Ränder erst nach dem Tode zu Stande gekommen waren. Im Mesocolon zwischen den beiden rechten Lagen des Grimmdarmes ein 80 Ctm. langer liiss, in welchen ein Theil der rechten oberen Lage und ein Theil des .Mastdarms durch Drehung um ihre Längsaxe eingelagert waren. Die Schleimhaut des Blind-und Grimmdarmes bedeutend verdickt, dunkelroth gefärbt, mit zahl­reichen Ecchyinosen versehen, ebenso das Mesocolon. In der oberen Grimmdannarterie entsprechend der Rissstelle im Ge­kröse ein 18 Ctm. langer frischer Thrombus, der in die kleineren Aeste Fortsetzungen abgibt; vor dieser Stelle finden sich 2 aneu-rysmatische Erweiterungen der Arterie. Am Stamm der vorderen Gekrösarterie ein massig grosses spindelförmiges Aneurysma, dessen Weitung durch einen ringförmigen, wandständigen Thrombus be­deutend verengt erscheint. Der Thrombus ist überaus brüchig und locker und besteht mikroskopisch aus fettig-körnigem De­tritus , Körnerzellen und Pigmentschollen, in peripherischer Richt­ung sitzt an der Theilungsstelle, wo die untere Grimmdarmarterie und die Blinddarmarterien entspringen, ein reitender Embolus lose auf. Derselbe bestellt aus denselben Elementen wie der Thrombus in dem Aneurysma. enthält 3 Exemplare von Strongylus armatus und verengt vorzugsweise das Ostium der unteren Grimmdarm-arterie. Die obere Grimmdarmarterie ist an ihrem Ursprung aneu-rysmatisch erweitert, jedoch ohne Thrombus.
In den übrigen Organen keine besonderen Veränderungen.
#9632;2) 4jähriger Hengst. Axendrehung der beiden linken Lagen des Grimmdarmes um ihre Längsaxe. Embolus in der unteren Grimmdarmarterie unmit­telbar vor dem Beginn des gedrehten Theils; Aneu-r y s m a v e r m i n o s u m der vorderen Gekrösarterie mit wandständigem in Erweichung begriffenem Throm­bus. Hochgradiger Meteorismus. Im Leben Kolik­erscheinungen, Tod nach kurzer Krankheitsdauer. Section am 13. 111. 70.
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Die Kolik der Pferde.
Der Hinterleib' des gut genähi'ten. kräftigen Thiers ist seliv stark aufgetrieben, der Mastdarm fast in der Länge eines Meters vorgefallen.
Der Magen und Darm enthalten Futter- und Kothmassen in massiger Menge, sind jedoch durch übelriechende Gase enorm ausgedehnt.
Die beiden linken Lugen des Grimmdarms zeigen eine halbe Axendreliung um ihre Längsaxe und bieten nebst dem ent­sprechenden Mesocolon die gewöhnliehen venösen Stauungser-erscheinungen. In der unteren Grimmdarmarterie unmittelbar vor dem gedrehten Darmtheile ein bohnengrosser eingekeilter Em-bolus, der einen Pallisadenwunn einschliesst und makroskopisch wie miki'oskopisch ganz dieselbe Beschaffenheit besitzt wie der wandständige in rother Erweichung begriffene Thrombus des aneu-rysmatischen Stammes der vorderen Gekrösarterie; letzterer ent­hält ebenfalls mehrere Pallisadenwürmer.
In den peripherischen Verzweigungen der Dünndarmarterien zahlreiche Reste früh', ror Embolien in Form verschieden verän­derter Thromben der Arterien- und Venenzweige und runder subseröser Pigmentplatten von schieferiger Farbe.
Die übrigen Organe wie gewöhnlich verändert; die Leber lehmgelb, sehr blutarm und brüchig.
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In diesen beiden Füllen sehen wir in den Arterien, welche die verlagerten Darmtheile mit Blut versehen, thrombotische und embolische Verstopfungen und man ist wohl berechtigt, sie als Ursache der Lagevoränderungen anzusprechen. Ein seltenes Er-eigniss ist die Ruptur des Mesocolon wie im ersten Falle; sie wurde sicher durch die seröse und häraorrhagischc Infiltration des Gekröses begünstigt. Bekanntlich treten bei Lageveränderungen und inneren Einklemmungen immer venöse Stauungen und hä-morrhagische Process,, auf, welche die ursprünglichen durch die Arterienverstopfung gesetzten Veränderungen vollkommen ver­decken können. Line genaue Untersuchung selbst kleinerer Ar­terienäste und des aneurysmatischen Stammes der Gekrösarterie dürfte wohl in der Mehrzahl der Fälle Hindernisse für die nor­male Blutcirculation nachweisen lassen, die einen lähmungsartigen
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Die Ursachen u. d. path.-anat. Grandlage der Kolik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;221
Zustand eines Darmtheiles und damit das Zustandekommen der Lageveränderungen vcrursaclieii. Die anatomischen Eigcnthüm-lichkeiten des Pferdedarms begünstigen selbstverständlich den Eintritt solcher gefährlicher Verlagerungen in hohem Grade.
c) Die Ursachen der in Genesung ausgehenden
K ol iken.
Wenden wir uns jetzt zur zweiten Kategorie von Koliken — zu denen, die in Genesung ausgehen, so werden wir uns kürzer fassen können. da uns hier objective Anhaltspunkte in weit ge­ringerem Masse geboten sind. Es wurde schon früher angeführt, wie schwierig es ist. hier zu einem positiven Resultate zu gelangen, und dass man sich in der Kegel begnügt, die grosso Mehrzahl der in Genesung ausgehenden Koliken als nervöse und rheuma­tische Erkältungskoliken etc. zu bezeichnen.
Seitdem man begonnen hat, die anatomischen Veränderungen, die den verschiedenen krankhaften Vorgängen zu Grunde liegen, näher kennen zu lernen, hat man in allen Organen des Körpers bei Menschen und Thieren die Reste geheilter und abgelaufener Processe nachgewiesen: dieselben bestehen meist in bindegewebigen Narben und Adhäsionen, narbigen Einziehungen, kalkigen und käsigen Herden. Pigmeutirungen etc. Solche ältere Veränderungen gestatten uns, am Cadaver selbst ohne Kenntniss der Krankenge­schichte die früheren Krankheiten des Individuums bis zu einem gewissen Grade feststellen zu können. Beim Menschen spielen diese Spuren früherer Krankheiten, die man mit zunehmendem Alter in steigender Progression findet, in den Sectionsberichten eine grosse Rolle, da man selten ältere Personen secirt, die nicht, in einem oder dem andern Organ solche Ueberbleibsel abge­laufener und geheilter Processe zeigen. Diese älteren Verän­derungen sind überdies nicht selten noch die Quelle mannigfacher Leiden.
Bei unseren Ihmsthieren sind solche ältere Veränderungen unverhältnissmässig seltener; man darf dies jedoch nicht allein den selteneren Erkrankungen der Thiere überhaupt, sondern auch ihrer kürzeren Lebensdauer und dem Umstände zuschreiben, dass
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Die Kolik der Pferde.
bei vielen Thieren durch Tödtung dem natürlichen Ablaut' der Krankheiten zuvorgekommen wird.
Um die Aetiologie und die anatomische Grundlage der in Genesung ausgehenden Koliken kennen zu lernen, sind wir daher zunächst darauf angewiesen, in den Cadavern umgestandener oder getödteter Thiere nach solchen Ueberbleibseln zu suchen, die uns einen Schluss auf die Ursache der im Leben beobachteten Kolik­symptome gestatten.
Als ich meine ersten Beobachtungen über die embolische und thrombotische Natur der Kolikursachen machte, war es mir sofort klar, dass gerade der Punkt, der uns jetzt beschäftigen soll, ge­eignet sei, einen Prüfstein meiner Theorie abzugeben und ihre Richtigkeit oder Unrichtigkeit zu controliren. Ebenso wie der geheilte durch Embolie zu Stande gekommene Milzinfarkt, die embolischen Herde (Metastasen) der Nieren nach ihrer Heilung die eigentliche Natur des Processes mit ziemlicher Sicherheit er­kennen lassen, so musste auch der serös-hämorrhagische Darm­infarkt, wenn er die Grundlage einer so häutigen Krankheit der Pferde bildete, an seineu Spuren und Ueberbleibseln zu erkennen sein. Wenn man solche materielle Veränderungen in den Hinter­leibsorganen der Pferde überhaupt nicht oder in so geringer Zahl findet, dass sie mit der ungemeinen Häutigkeit der Koliken nicht i .1 Verhältniss stehen, so musste man ohne Weiteres denjenigen Recht geben, die behaupten . dass die leichteren , in Genesung ausgehenden Koliken meist nur in nervösen und rheumatischen Alfectionen ihren Grund haben. Um zu einem sicheren Urtheil über diesen Punkt zu gelangen, muss man jedoch immer den Um­stand im Auge behalten, dass bei der grossen räumlichen Aus­dehnung des Verdauungskanales eine in dieser Richtung geführte Untersuchung eine besondere Sorgfalt und Umsicht verlangt, dass sie nicht so leicht und einfach sein wird, als in anderen compen-diösen Organen wie z. 13. in den Lungen, Nieren, Milz etc., die das geübte Auge in kürzester Zeit überblicken und genau durch­forschen kann.
Als ich zuerst meine Aufmerksamkeit auf diesen Punkt richtete, war ich überrascht durch das nahezu constanteYorkommen
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älterer Veränderungen, die mit Sicherheit auf abgelaufene em-bolischo und thrombotische Zustände bezogen werden können.
Ich sehe hier vollständig ab von den häutigen Thromben, die man in den feineren Arterien und Venen der Gekröswurzel, in der nächsten Nähe und Umgebung des Wurmaneurysma tindet und die bei der Schilderung der Aneurysmen häufig Erwähnung fanden. Verfolgt man jedoch die Aeste der vorderen Gekrös-arterie und besonders diejenigen des Dickdarms bis in ihre feineren Verzweigungen, so findet man vor Allem im Mesocolon und -coe-cum längs derselben sehr häufig schieferige Pigmentirung und ein verdichtetes sclerosirtcs Bindegewebe. Die entsprechenden Ar­terien und auch die Venen sind durch Thromben verschlossen, die unter dem Mikroskop alle möglichen Stadien der Metamor­phose von der einfachen Verkalkung bis zur Organisation und Canalisation zeigen. Das sclerosirte Bindegewebe ist verschieden stark pigmentirt, sehr zellenreich und enthält nicht selten käsig­eiterige Herde. Auch die zunächst liegenden kleineren oder grös-seren Lymphdrüsen sind schieferig pigmentirt, indurirt oder sel­tener zu Eiterherden umgewandelt. Von der Ausbreitung dieser
Processe kann man sich eine Vorstellung machen, wenn man er-
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fährt, dass z. B. an einein feinen Querschnitte von einer solchen Stelle des Mesocolon , der kaum 1 #9633; Ctm. misst, 5—6 throm-bosirte feine Arterien und Venen vorhanden waren. Am meisten auffallend neben den Pigmentirungen sind die kalkigen Venen­thromben , deren secundäre Entstehung bei arteriellen Embolien und Thrombosen schon lange bekannt ist. Die collateralen Ver­hältnisse der Darmarterien sowie die Druckverhältnisse des Pfort­aderblutes, die früher ausführlicher erörtert wurden, begünstigen ohne Zweifel das Zustandekommen von secundären Venenthrom­bosen in den feineren Pfortaderwurzeln, die man auch in frischen Fällen von arterieller Einbolie oder Thrombose nie vermisst und die in kalkiger Umwandlung so häutig nachzuweisen sind. Be­sonders auffallende Veränderungen dieser Art fanden sich in den Fällen von Aneurysmen, die als Nr. 40. 47 u. 54—56 beschrieben wurden. In einem Falle fand sich gleichzeitig neben den throm-bosirten Arterien und Venen eine speckige umschriebene Induration
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Die Kolih dor Pferde.
dos Bindegewebs des Geki'öses, die eine von schieferigen Pigmeat-st reifen durchzogene und mit Eiterherden durchsetzte Fibrinmasse
darstellte (Nr. 40). Ein ganz auffallendes Verhalten zeigten die kalkigen manchmal rosenkranzförmigen Venenthromben in einem Falle (Nr. 47), indem sie frei in das Lumen des (irinnndarmes hineinragten und als hanfkorngrosse Höcker 2—oquot;quot;quot; hoch über die Scbleimhautoberfläche prominirten; an der betreffenden Stelle fehlte jedesmal die Schleimhaut vollkommen.
Diese älteren Thromben finden sich am häufigsten im Meso-colon und -coecum und in dem Theile des Mesenterium, der noch von der Arteria ileo-coeco- colica Aeste erhält. Aber auch die peripherischen Vemveigungcn der Diumdarmarterien zeigen nicht selten thrombotische Verstopfungen, die gleichzeitig die ent­sprechenden Pfortaderäste auch betreffen. .Man kann dieselben leicht finden, wenn man die Gefässe an jenen Stellen untersucht, die in Form schieferig gefärbter, runder Platten auf der Serosa des Dünndarmes so häufig zu sehen sind. Diese Platten sind meist groschen- bis sechsergross, 1 — 2quot;quot;u dick und scharf abge­grenzt ; mikroskopisch bestehen sie ans einem sclerotischen, zellen-reichen. in fettiger Entartung befindlichen Bindegewebe, welches durch reichliehe Ablagerung von schwarzem , körnigem Pigment seine eigenthümliche Farbe erhalt. — Bruckraiiller (p. 478) beschreibt diese schiefergrauen oder intensiv schwarzen Flecken in dem serösen üeberzug der Gredärme als besonders häufig am Ende des Grimmclannes vorkommend, wo sit; als mehrere Linien dicke flache Pigmenteinlagerungen in grosser Ausdehnung und in sehr mannigfacher Gestalt erscheinen. Es unterliegt, keinem Zweifel, dass solche Pigmentirungeu, die gleichzeitig mit Ver­stopfung der entsprechenden Gefässe gefunden werden, als ge­heilte kleine hämorrhagische Infarkte betrachtet werden müssen. Als Ueberreste der entzündlichen Affectionen des Peritoneum findet mau bei vielen Sectionen biadegewebige und spangenförmige Adhäsionen der einzelnen Fingeweide untereinander. In der Schleimhaut des Darmes Hilden sich als ältere Veränderungen: Verdickungen und Pigmentirungen, die ebenfalls als Hoste von Infarkten betrachtet werden müssen, besonders wenn sie gleichzeitig
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mit thrombosirten Gefässen angetroffen werden. Letztere sind übrigens durchaus nicht nothwendig, da Thromben von gutartiger Beschaffenheit, wie sie in der Gekrösarterie fast ausnahmslos vorkommen, auch vollkommen resorbirt werden können. Die Phle-bolithen der Darmvenen erwähnt auch Bruckmüller als hie und da vorkommend'). Die Vereiterung und Verkäsung, die schiefrige Pigmentirung der Lymphdrüsen im Mesocolon wurde schon erwähnt; man findet manchmal förmliche Gekrösdrüsenab-scesse mit dicken speckigen Wandungen, die in Verbindung mit Gefassverstopfungen über ihre Entstehung keinen Zweifel lassen. Ob Geschwüre der Darmschleimhaut des Pferdes embolischen Ur­sprungs sein können, darüber fehlen mir eigene Beobachtungen; die Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit einer derartigen Ent­stehung lässt sich nicht in Abrede stellen.
Wenn mau bedenkt, dass die beschriebenen embolischen Veränderungen vorzugsweise in den Theilen des Darmes getroffen werden, die dein Strombezirk der am meisten veränderten Ar-terienstännne angehören (Arteria ileo - coeco - colica), dass viele embolische Processe bei zeitiger Einleitung eines Collateralkreis-laufes und vollkommener Resorption des Pfropfes spurlos heilen können, so wird man zugestehen müssen, dass die erörterte An­nahme über die Entstehung der in Genesung ausgehenden Koliken nicht unbegründet erscheint. Die grosse Mannigfaltigkeit der em-
M Solche Thrombosen der Pfortaderwarzeln können selbstverständlich wiederum Veranlassung zu weiteren Embolien in der Leber geben. Ich glaube, dass die Entstehung der kalkigen und käsigen Herde, die mau so häufig in der Leber der Pferde findet, auf soletie Weise durch Embolie zu erklären ist. Dieselben sind nach Bruck-mfilier (p. :'jOO) meist erbsen- bis haselnussgross und sitzen unter dem Peritonealüberzug oder nahe demselben (was besonders für einen embolischen Ursprung spricht). Bei der vollkommen gut­artigen Natur der Embolie wird man eine septische Blutinfection oder lo­cale eiterige Processe in der Leber nie oder sehr selten erwarten dürfen. Letbale Fällevon Pfortaderthromboseu, wie einzelne in der Li­teratur bekannt sind, entstehen wohl auch in der angegebenen Weise.
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PTquot;
226nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die Kolik der rfcnle.
bolischen Processe, deren Verlauf, Dauer und Ausgang von ver­schiedenen Faktoren beeinflusst wird, erklärt uns vollkommen die verscliicdene Dauer und Intensität der Kolikanfälle, deren eigentliche Ursache in der Regel wohl eine vollkommene oder unvoll-konnnene Lähmung eines Danntheiles ist. Inwiefern die Schmerzen direkt durch Embolie verursacht werden und nicht erst durch die seeundären Folgen: behinderte Bewegung des Darminhalts, Gas­entwicklung etc. entstehen, lässt sich schwierig feststellen. Sclir wahrscheinlich dürften krampfhafte Contractionen der Darmwand­ungen oberhalb der gelähmten Stelle au der Heftigkeit der Schmerzen, die man in vielen auch in Genesung ausgehenden Kolikfällen beobachtet, einen grossen Antheil haben.
Man darf im üebrigen nie vergessen, selbst wenn man ältere Veränderungen wie die beschriebenen nicht so regelmassig finden würde, dass die constanteste und häufigste ältere Veränderung im Hinterleib des Pferdes unter allen Umständen das Aneurysma der vorderen Gekrösarterie ist, welches vermöge seines Sitzes und seines Inhaltes die verschiedenartigsten Störungen der Dann­funktionen verursachen kann.
4) Zur Physiologie der Koliksymptome. Der Meteorismus, die Darmgase. Kohlensäure- und Schwefelwasserstoffver-
giftung.
Anknüpfend an die früher beschriebenen Symptome der „Kolikquot; der Pferde dürfen wir dieselben im Wesentlichen als charakterisirt betrachten : a) durch den plötzlichen Ein-tritt, b) die heftigen Schmerzen, c) die aufgehobene Koth- und Gasentleerung, d) den Meteorismus. Die Erscheinungen von Seiten der Respirations- und Circulationsorganc und des Centralnervenapparates, die wir als Dyspnoe, Gyanosc, hohe Pulsfrequenz, Convulsionen, tobendes Benehmen etc. kennen, kommen nur als secundäie in Betracht.
Erinnern wir uns, dass die Verstopfung einer Darmarterie Darmlähmung erzeugt, so haben wir ganz denselben Effect und Symptomencomplex vor uns, wie sie eine Darmstenose durch
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Zur Physiologie der Koliksymptome.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 227
LageveräBderung eines Darmtbeiles hervorbringt. Die durch Lähmung der Darmmusculatur oder durch mechanische Ursachen bedingte Unwegsamkeit des Darmrohrs bildet den Mittelpunkt der ganzen Syraptomengruppe, die wir unter dem Namen Kolik zusammenfassen. Während sich dieser Zustand beim Menschen (Ileus, Miserere) hauptsächlich durch das Kothbrechen zu erkennen gibt und meist erst in einigen Tagen tödtet, sind es beim pflan­zenfressenden Pferde die oben genannten Symptome, die die Natur des Leidens erkennen lassen; der tödtliche Ausgang kann schon in einigen Stunden erfolgen. Die Gefahr für den Pflanzen­fresser und speciell für das Pferd ist hauptsächlich desshalb eine grössere, weil dasselbe nicht im Stande ist, durch Erbrechen einen Thoil des Magen- und Darminhaltes zu entleeren und weil die rapide Gasentwicklung dem Leben sei es durch Ruptur der Ein­geweide, sei es durch Behinderung der Luugenfunktion oder auf eine andere hier näher zu betrachtende Weise ein finde macht.
Es ist. hier der Ort, die Bedeutung der Darmgase die bei den Krankheiten des Verdauungstractus des Pflanzen­fressers eine so bedeutende Rolle spielen, etwas genauer zu be­sprechen.
Die Darmgase des Pferdes bestehen unter normalen Verhältnissen hauptsächlich aus Kohlensäure, Stickstoff, Kohlen­wasserstoff, Wusserstoff, Sauerstoff und nach Valentin') auch Schwefelwasserstoff, der aussei- im Dickdarm auch im Magen und Dünndarm vorkommen soll.
Die Quellen dieser Gase sind verschiedene: Der Sauerstoff und Stickstoff stammen aus der athmosphärischen Luft, die mit den Nahrungsmitteln und dem Speichel verschluckt werden; die Kohlensäure kommt durch Diffusion aus dem Blute oder entstellt wie der Wasserstoff und das Sumpfgas durch Gähmngsprocesse. Während Schwefelwasserstoff unter normalen Verhältnissen beim Menschen selbst nicht im Dickdarm oder höchstens in kleinen Spuren getroffen wird, soll er nach Valentin auch im Magen und Dünndarm des Pferdes gefunden werden (?).
Archiv für phvsiol. Heilkunde. B. XIII. p. 350.
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hie Kolik dor Pferde.
Dio mittlere Menge und das Volumen der Gase ist unter normalen Verhältnissen ziemlich constant. Der tägliche Zufluss wird durch einen entsprechenden Abtiuss ausgeglichen. Letzteres geschieht auf 2 Wegen: einmal durch die Darmbewegungen und die Entleerung der Gase durch den After und zweitens durch die Resorption der Gase durch die Darmschleimhaut. Auf letzterem Wege wird die grössere Menge entfernt; es gelangen so die Gase in das Pfortadersystem und werden rasch durch die Lungen aus­geschieden (Bernard).
Die Gasresorption im Darm wird vorzüglich durch den Tonus der Darmriugmuskeln bewerkstelligt.
Eine abnorme Anhäufung der Darmgase entsteht bei der Kolik der Pferde resp. einer Darmlähmung oder einem Darin-verschluss durch gesteigerte Gasentwicklung in Folge der abnormen Beschaffenheit der Verdauungssecrete (die bei abgeschnittener oder behinderter arterieller Blutzufuhr .sehr rasch eintreten wird). Sehr bald tritt der Zeitpunkt auf, in dem die Resorption der Gase mit ihrer Erzeugung nicht mehr Schritt halten kann. Durch die Ernährungsstörung der Darmwandung ist die Musculatur wenigstens an einer umschriebenen Stelle theilweise oder voll­kommen gelähmt, durch die hochgradige Ausdehnung des Dann­rohrs werden die Blutgefässe immer enger, der Blutstrom ver­liert an Umfang und Geschwindigkeit. Während so auf der einen Seite die Gasentwicklung ungehemmt von statten geht, wächst auf der anderen Seite die Spannung der Gase so bedeutend, dass bald eine Umkehr der Gasdiffusiou stattfindet; die Gase, unter denen die Kohlensäure') beim Pflanzenfresser den Hauptbestand-
') Valentin (1. c.) hat bei gesunden Pferden, die mit Heu und Hafer gefüttert wurden, folgende Mengen von Kohlensäure in den Darmgasengefunden: im .Magen 44 — 58 Volumprocente, im oberen Theil des Dünndarmes 18, im Blinddärme 80, Im mittleren Thelle des Mastdarms 48 Volumprocente. Ausscrdem fand er Je nach dem Oarmtheile Stickstoff zwischen 10—730/0, Schwefelwasserstoff in sätnmtlichen Darmtheilen: im Magen Ins zu .'i0,, (?), ferner Kohlenwasserstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und im Blind- und .Mast-
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Zur Physiologie dor Koliksymptome.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 229
theil bildet, treten sehr leicht in das Blut über. — Senator') hat schon darauf hingewiesen, dass bei der Trommelsucht der Wiederkäuer nicht sowohl die Verkleinerung der Lungenoberfläche durch den Iloehstand des Zwerchfells als eine Kohlensäurever­giftung vom Magen aus durch Umkehr der Gasditt'usion den todt-lichen Ausgang herbeiführen könnte. Da bei dem Meteorismus der Pferde, wie wir ihn bei der Kolik beobachten, die Gasspannung im Darmkanale eine so bedeutende ist, dass Rupturen der Darm­oder Magenwandung ein häutiges Ereigniss bilden, so muss man die Möglichkeit einer Kohlensäurevergiftung vom Darm aus jedenfalls in Betracht ziehen. Die Gründe, welche diese Vergiftung als sehr wahrscheinlich erscheinen lassen, sind beim Meteorismus der Pferde, wie mir scheint, noch viel zwingen­der als bei dem acuten Aufblähen der Wiederkäuer. Da das Hinderniss der Fortbewegung und Entleerung des Darminhalts in der Regel in den dicken Gedärmen — seltener bei Volvulus des Dünndarmgekroses weiter nach vorn — seinen Sitz hat, so ist fast der ganze Verdauungskanal mit seiner enormen Schleimhautober­fläche 2) der Einwirkung und dem Eindringen der Gase ausgesetzt. Die Bedingungen für die Diffusion der Gase aus dem Darm in das Blut sind also sehr viel günstiger als bei der Trommelsucht des Rindes, bei der nur die Sehleimhaut des Magens bei der Aufnahme der Gase betheiligt sein kann. Ferner findet man in der Mehrzahl der tödtlichen Kolikfälle die Lungen nicht so be­deutend comprimirt, dass sie nicht noch im Stande gewesen wären.
dann Ammoniak. — Reiset (Comptes rciulus 1868. LXVI. p. 1.72) laud bei einer von Klee aufgeblähten Kuh in der durch Function entleerten Gasmenge 74.33 Kohlensaure, 23,4ü Kohlen­wasserstoff und 2,21 Stickstoff.
') Berliner klinische Wochenschrift 18(58. p 254.
-) Nach Friedberger (Thierärztl. Mittheilungen Heft XVII. p. 78) beträgt die Schleimhautfläche des Pferdedarms als glatte Fläche betrachtet durchschnittlich ;i #9633; Meter: rechnet man die durch
die Zotten und Drüsen bedingte Vergrösserung derselben hinzu, so dürfte eine Fläche von 20—30 Q Meter nicht zu hoch gegriffen sein.
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230nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Kolik der Pferde.
die zur Erhaltung des Lebens nothwendige Decarbonisation des Blutes zu vermitteln. Endlich fehlen sehr häutig die sonstigen Zeichen der Erstickung, die man in Form von Blutaustritten in den Lungen, der Pleura, den Schleimhäuten der Bronchien etc. bei wirklichem Erstickungstode findet. Die grossen blutigen Suffiisionen, die man unter dem Endocardium sehr häufig findet, können ebenso gut auch durch den abnorm gesteigerten Blutdruck im arteriellen System erklärt werden.
Es ist weiterhin aussei- der Kohlensäureintoxication noch die Möglichkeit einer Schwefehvasserstoffvergiftung bei der Kolik der Pferde in Betracht zu ziehen. Wie wir durch Kaufmann und Bosenthal') wissen, sind die Erscheinungen der S H Vergiftung im Leben vollkommen diejenigen der Er­stickung : Man bemerkt bei derartig vergifteten Thieren: Dyspnoe, Respirationsbeschwerden, Abnahme der Zahl und Stärke der Herz­schläge, Convulsiouen, Muskelzittern und eine Steigerung des Blutdruckes. Da die schädliche Wirkung des Schwefelwasser­stoffes darauf beruht, dass er dem Blute Sauerstoff entzieht, so findet man auch bei der Section der vergifteten Thiere nur die Zeichen der Erstickung : Ueberfüllung des Venensystems (in Folge der Herzlähmung) und Blutreichthnm der inneren Organe. Wenn die Angaben von Valentin über das normale Vorkommen des Schwefelwasserstoffes in sämmtlichen Darmtheilen des Pferdes (Magen, Dünndarm und Dickdarm) richtig sind, was allerdings für den Magen und Dünndarm sehr wenig wahrscheinlich ist, so müssen bei abnormen Zersetzungsvorgängen wie bei der Kolik der Pferde die Mengen des S H sehr bedeutende sein und die Annahme einer S 11 Vergiftung gewinnt sehr an Wahrscheinlich-
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keit, da das giftige Gas durch die innige Berührung mit der aus-gedehnten und blutreichen Schleimhaut und bei dein hohen Druck unter dem die Darmgase stehen, sehr leicht in das Blut gelangen wird. Dass übrigens grosse Mengen von S H im Darmkanal der Kolikpferde angehäuft sind, beweist schon der wahrhaft inephi-
') Archiv für Anatomie und Physiol, von Reichert und Du Bois 1865. p. 659.
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Zur Physiologie der Koliksymptome.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 231
tische Geruch, den die Darmgase selbst bei frischen Cadavern verbreiten und die rasch eintretende Zersetzung der Hinterleibs-organe: so ist die Leber, der allerdings die grössten Mengen des giftigen Gases durch das Pfortaderblut zugeführt werden müssten, schon in kürzester Zeit in der hochgradigen Zersetzung, indem sie von lehmgelber Farbe, wie gekocht und von schmieriger Con-sistenz ist und ihre Pfortaderstämme mit gashaltigem, schau­migem Blute gefüllt sind. Von der grosscu Menge des S H im Dünndarm habe ich mich direkt überzeugen können: ich habe bei einem Kolikpferde in das von Gasen aufgetriebene Darmrohr eine feine Oeffnung angebracht und gesehen, wie das ausströmende Gas einen Streifen Bleipapier augenblicklich intensiv braun färbte. Um den positiven Nachweis einer S H Vergiftung zu führen, müsste man den S II im Harne oder Blute nachweisen, wozu mir bis jetzt keine Gelegenheit geboten wurde.
Im Harn eines mit massiger Kolik behafteten Pferdes, wel­ches in kurzer Zeit genesen war, fand sich, wie eine im Labora­torium des Herrn Professor Yoit vorgenommene Untersuchung ergab, kein Schwefelwasserstoff')
Von anderen gefährlichen Zersetzungsprodukten ist noch die Buttersäure zu nennen, die besonders bei der Fütterung mit
') Debet Schwefel wasserstoffvergiftung durch Selbstinfection vom Darme aus beim Menschen liegt bis jetzt nur ein spärliches Material vor. Aussei- einem Falle von Uetz hat Senator (1. c.) eine Beob­achtung mitgethcilt. Ein ganz ähnlicher Fall, wie ihn Senator
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beschreibt, wurde von Hrn. Trof. Buhl beobachtet, den ich nach einer gütigen Mittheilimg desselben kurz erwähnen will: Ein Pa­tient, welcher wiederholt an hartnäckiger Stuhlverstopfung litt, zeigte plötzlich Symptome (eingenommener Kopf, Schwindelanfälle etc.), die den Verdacht auf eine Vergiftung rege werden Hessen. Da der Harn des Kranken einen auftauenden Geruch zeigte, prüfte B. denselben auf Schwefelwasserstoff und wirklich bräunte sich Bleipapiei rasch. Durch geeignete therapeutische Massuahmcu verschwanden mit der Stuhlverstopfung die Vergiftungssymptome und der Patient genas vollkommen.
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Die Kolik der Pferde.
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zucker- und starkmehlhaltigen Nahrungsmitteln sich bildet. — 15rucknili 11 er (p. 417) bezeichnet auch die auf Buttersäure-gährungberuhende Kolik als die eigentliche Windkolik der Pferde'). Gehen wir von diesem bis jetzt noch mehr hypothetischen Gebiete auf die übrigen Folgen der Gasentwicklung im Darm­kanal über, so ist es vor Allem die Verkleinerung der Brust­höhle und damit der Lungenoberfläche, welche unsere Aufmerk­samkeit in Anspruch nimmt. Wie bedeutend der Spannungsgrad des Zwerchfellmuskels werden kann, beweisen die hie und da vorkommenden Rupturen desselben mit Vorfall der Gedärme in die Brusthöhle. In solchen und almlichen Fallen wird die phy­siologische Funktion des Zwerchfells als Inspiratioiisnmskel auf ein Minimum reducirt werden. Ausseiquot; der Verkleinerung der Athmungsfläche der Lunge und der Vergrösserung des Wider­standes, den das Zwerchfell bei der Inspiration überwinden muss, hilft noch der erhöhte arterielle Blutdruck die Athem-noth vermehren. Bei plötzlichem Verschluss grosser Gefässge-biete, mag dieser nun direkt durch throrabotische Vorgänge oder seeundär durch Lageveräuderungen des Darms zu Stande kommen, wird der arterielle Blutdruck gesteigert; er kann ferner dadurch erhöht werden, dass in Folge der enormen Gasentwicklung im Darme die Gefässe der Darmwandungen sich verengern. Durch den ver­minderten Füllungszustand des im Verhältniss zum gesammten Blutbett so geräumigen abdominalen Gefässgebietes (Ludwig und Bezold) wird der Druck im übrigen arteriellen Gebiet um ein Erhebliches gesteigert. Unter normalen Verhältnissen gleicht der Organismus eine solche Drucksteigerung im arteriellen Gebiet durch tiefe Inspirationen wieder aus; da jedoch tiefe Inspirationen bei dem bedeutenden Meteorisraus unmöglich sind, so wird die bestehende Athemnoth nur noch vermehrt. Man bemerkt als
') Genaue quantitative und qualitative Analysen dor Danngase von
Pferden, die an Kolik zu Cinuule gegangen, fehlen noch voll-Ständig ; auf Grund solcher Angaben würde man mit mehr Sicherheit schliessen dürfen, oh die Kohlensäure oder der Schwe­felwasserstoff das gefährlichere Gas sei.
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Zur Physiologie der Koliksymptome,
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Symptome dieses erhöhten Druckes im Leben die lauten pochen­den Herzschläge mit vermehrter Frequenz; als anatomischeMm'k-male findet man am Cadaver der Kolikpferde die blutigen Sug-gillationen des Ende- und Pericardium , die allerdings auch als Folgen der Ueberliillung des Venensystems — durch die Koblen-säurevergiftung — gedeutet werden können. Mag nun letztere theils auf der Behinderung des Athmungsgeschäftes, theils auf Diffu­sion von Kohlensäure aus dem Darm in das Blut, oder auch auf einer Schwefelwasserstoffvergiftung beruhen. ihre klinischen Merkmale bleiben dieselben : man beobachtet die Erscheinungen der hochgradigsten Cyanose, eine dunkelblaue und schmutzig graue Färbung der Schleimhaut des Maules, der Nase, der Binde­haut dos Auges, die verminderte Temperatur der Extremitäten. Bei tödtlichem Ausgamge findet man die Thiere vor dem Ende in Schweiss gebadet, man bemerkt krampfartige Anfälle, Muskel­zittern und allmiihlig fortschreitende Lähmung,, alles Symptome, die den Schlussakt der Kohlensäurevergiftung 'j bilden, auf welchem der erörterten Wege dieselbe auch zu Stande gekommen sein mag. Entstellt der Meteorismus des Hinterleibs in Folge einer Darmlähmung, die durch Verstopfung eines Arterienastes zu Stande gekommen, so werden die Sympfonie von den geschilderten wenig abweichen : wie überhaupt bei jedem plötzlichen Verschluss eines
') Die von Zuudel (1. e.) mitgetheilten Beobachtungen, wornaeh die­jenigen Koliken, liei welchen eine Vermiudenmg dci' Körpertem­peratur mit dem Therinouieter iiacli/uweisen ist. die gefährlichsten sind, lassen sich für die erörterte Möglichkeit einer Kohlensäure­vergiftung vom Darm aus verwerthen und stehen im Einklang mit neueren Beobachtungen, auf die Hr. Prof. Buhl mich aufmerksam machte, Simons (Ueber eine neue Genese der Temperaturernie­drigung. Inauguraldissertation. Bonn 1870) und v. Reckling­hausen halien nämlich nachgewiesen, dass bei Injection von Kohlensäure in die Pcritonealhöhle (heiiu Kaninchen und Meer­schweinchen) Schüttelfröste und ein Sinken der Temperatur um mehrere Grade erfolgen. Leider hatte ich nicht Gelegenheit, seihst Temperaturmessungen bei Kolikpferden anzustellen.
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234nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Kolik dor Pferde.
grösseren A.rterienstammes wird der arterielle Blutdruck etwas erhöht. Bei ausgebreiteten Verstopfungen wird der Blutver­lust, welcher durch die Blutaustritte in das Lumen des Darmes, in die Darmwandungen und in das Gekröse entsteht, weiter durch die serösen hitiltrate dieser Tlieile mehr die Erscheinungen des Collapsus, Schwäche des Herzschlages, verminderte Tem­peratur etc. herbeiführen; es scheinen diese Formen von Kolik ebenfalls zu jenen zu gehören, bei denen Zundcl (1. c.) eine Erniedrigung der Körpertemperatur gefunden.
5) Die Modiflcationen der durch Embolie und Thrombose der Damarterien verursachten Störungen.
Die klinischen Erscheinungen der Embolie und Thrombose der Darmarterien sind, wie die wenigen bei Mensehen beobachteten Fälle beweisen, wenig constant. Ebenso verhält es sich bei Pfer­den; so wenig man ein schematisches Bild der anatomischen Ver­änderungen nach Embolie und Thrombose der Dannarterien ent­werfen kann, so wenig gelingt es ein präcises Krankheitsbild zu zeichnen. Das gemeinsame Charakteristikum für alle Fälle bleibt immer die mehr oder minder vollkommene Darmlähmung und die consecutiven Kolikerscheinungen.
Die Mannigfaltigkeit der durch die Embolie und Thrombose bedingten pathologisch-zmatomischen Veränderungen, die sich nach Form und Beschaffenheit des verstopfenden Embolus, nach dem raschen oder allmähligen Zustandekommen der Verstopfung, nach der Möglichkeit eines ausreichenden oder ungenügenden Colla-teralkreislaufes, nach der Grössc und Ausdehnung des verstopften Gebietes etc. richtet, findet in der Mannigfaltigkeit der klinischen Erscheinungen ein getreues Spiegelbild.
Versuchen wir aus den vielen Möglickeiten einige herauszu­greifen. Werden kleine Partikel von dem Aneurysmathrombus losgerissen — ein Ereigniss, welches der Natur der Sache nach häutiger vorkommen mag als die Verschleppung grösserer Stücke — so geben uns die experimentellen Untersuchungen (Panum und Colin) sowie die älteren Ueberbleibsel geheilter Embolien,
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Modificat. d. durch Embolie u.Thrombose bedingten Störungen. 235
Anhaltspunkte, um uns die frischen Veränderungen vorstellen zu können. Je kleiner der Embolus, desto kleiner die verstopfte Arterie und das gelähmte Darmstück, welches durch rasche Ein­leitung eines Collateralkreislaufes bald wieder seine normale Function versieht.
Werden zu gleicher Zeit mehrere Zweige desselben Haupt­astes verstopft, so werden die anatomischen Veränderungen be­deutendere sein und die Herstellung einer Collateralcirculatioii längere Zeit in Anspruch nehmen.
Werden zuerst kleinere, dann grössere Partikelchen ver­schleppt oder finden von Zeit zu Zeit Nachschübe statt, so dürften dadurch remittirende, subacute und chronische Koliken entstehen, sowie ein Heer von Verdauungstörungen. Ganz ähnliche Folgen werden auch die allmählig zu Stande kommenden Thrombosen haben, die sich aus dem Aneurysma continuirlich in die abgehen­den Aeste fortsetzen; sie haben in einer Richtung etwas Bös­artiges, indem sie näher dem Herzen als die peripherischen Zweige, entsprechend grössere Stromgebiete von der arteriellen Blutzufuhr abschneiden, als mehr peripherische Verstopfungen. Auf der anderen Seite ist bei mehr central befindlichen Throm­bosen die Möglichkeit einer collateralen Ausgleichung eine grössere.
Schliesslich mache ich noch auf einige Punkte aufmerksam, die bei Beurtheilung der hier in Betracht kommenden Verhältnisse nicht unwichtig zu sein scheinen.
Für die Folgen der Embolie ist es sicher von Bedeutung, von welcher Quantität und Qualität die Futterstoffe sind, welche im kritischen Zeitpunkte sich im Darmkanale befinden. Futter, welches rasch in Zersetzung übergeht oder geeignet ist, grössere Gasmengen zu produciren, wird unter allen umständen eher zu einem ungünstigen Ausgang beitragen . als indifferente Stoffe. Eine bald nach der Fütterung eintretende (embolische Lähmungs-) Kolik wird immer schlimmer verlaufen, als eine solche bei einem nüchternen Thiere; vielleicht beruht die Bösartigkeit mancher Formen der sogenannten üeberfütterungskoliken auf diesem um­stände .
Bei den langsam und plötzlich zu Stande gekommenen Em-
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23Bnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die Kolik dor Pferde.
bulien mill Thrombosen der Darmarterien ist der Ausgang nur von der Möglichkeit der Herstellung eines Collateralkreislaufes abhängig. Es gibt mit Ausnahme einiger Hiruarterieu kaum ein Arteriengebiet, welches in dieser Beziehung so uugünstige Vor-hältnisse bietet, als die Darmarterien.
Während die Mohrzahl der Organe von mehreren oder allen Seiten Arteriunasle empfangen, anastomosiren die Dannarterien nur nach 2 Seiten, nach vorn und hinten mit den benachbarten Ar­terien.
Aussei' den Gefässanastomosen der vorderen Gekrösarterie und ihrer Aeste, die bei der anatomischen Beschreibung der Ge-
krdsarterien aufgezählt wurden, glaube ich in einigen Fällen auch collaterale Gefässverbindungcn von den Niereuarterien. dio ja unmittelbar neben der vorderen Gekrösarterie entspringen und sich vor dem Eintritt in den llilus der Niere vielfach verästeln, beobachtet zu haben.
Vergleichen wir endlich noch die Beobachtungen über Em-bolie der Darmarterien beim Menschen mit den geschilderten beim Pferde, so ergehen sich vielfache Aehnlichkeitcn beider Processe. Heide müssen nicht lethal endigen; vollkommen analog sind: die kolikartigeu und heftigen Schmerzen, das Sinken der Körperwärme, die tympanitische Auftreibimg des Bauches, das plötz­liche Auftreten der Krscheinungon. In Bezug auf die Functious-störungen des Verdaumigskanals scheinen heim Menschen mehr Variationen möglich zu sein als beim Pferde: hei jenen hat man bald blutige Dannentleerungen, bald einfache Durch fälle, bald Stuhlretardation und häutiges Erbrechen etc. beobachtet.
Beim Pferde dagegen scheinl die Embolie oder Thrombose der Darmarterien nahezu constant mit Stuhlverstopfung in Folge der partiellen Darmlähmung verbunden zu sein. Blutiger Darm­inhalt wird bei Pferden ebenfalls gefunden; nur scheinen dieunver-hältnissmässig grosse Länge des Darmkanals, die grosso. Entfernung des Blind- und Grimmdarmes vom After (die in der Mehrzahl der Fälle die betroffeneu Dannpartien sind), sowie die bedeutenden Eotbmassen, -welche selbst bei unvollkommener und wenig ausge-
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Modificat. d. durcii Embolieu. Tlironibosebedinnten Störungen, 237
breiteter Darmlähmung sich anstauen, es selten zu Durchfällen und blutigen Darmentleerungen kommen zu lassen. Ein Haupt­unterschied, der den ganzen Verlauf beherrscht, beruht auf der Verschiedenheit des Darminhalts beim pflanzenfressenden Pferde von demjenigen beim Menschen. Die rasche Gasentwicklung in Folge der abnormen Zersetzimg desselben macht die Embolie und Thrombose der Darmarterien beim Pflanzenfresser ungleich ge­fährlicher als beim Menschen. An Stelle des Erbrechens beim Menschen linden wir beim Pferde die Rupturen des Magens. Worin die Unfähigkeit der Pferde zum Erbrechen begründet ist, wurde schon oben erwähnt. Wenn Kussmaul (1. c) unter Anderem für die Annahme einer Thrombose oder Embolie der Dannarterien am lebenden Individuum folgende Postulate aufstellt: das Vor­handensein einer Quelle der Embolie, Sinken der Körperwärme, heftige Kolikschmerzen im Unterleib, tympanitische Auftreibung des Bauches und reichliche Darmblutungen, so fehlt bei dem Symptomencomplex, den mau als „Kolikquot; der Pferde zusammen-fasst nur das eine Erforderniss : die Darmblutungen. Warum letztere bei dem Pferde fehlen, wurde oben zu erklären versucht. Da die Quelle der Embolie oder Thrombose der Darmarterien beim Pferde in dem wandständigen Thrombus des Wunnaneu-rysma der vorderen Gekrösarterie nur bei 6% sämmtlicher er­wachsenen Pferde fehlt, so wird die Annahme einer Verstopfung der Gekrösarterien auch beim Pferde immer gestattet sein , wenn dasselbe plötzlich in den oben erwähnten Symptomen die Zeichen einer Enteritis oder Peritonitis bietet (die wir gewöhnlich als „Kolikquot; bezeichnen), ohne dass ein anderer Grund für Entstehung dieser Zufälle aufgefunden werden kann. Warum kleinere und mehr umschriebene Darminfarkte, die durch kleinere Emboli verursacht und denjenigen analog sind, die beim Pferde den leichteren Kolikformen zu Grunde liegen, beim Mensehen so selten oder noch gar nicht beobachtet worden, kann nur darin begründet sein, dass solche Veränderungen entweder übersehen oder auf andere Ursachen bezogen werden. Wenigstens lässt sich schwer ein Grund linden , wesshalb Emboli seltener in die Gekrösarterien als in andere Arterien verschleppt werden sollten.
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238nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Kolik der Pferde.
Was speciell den Nachweis der Gefassverstopfangen am Ca­daver betrifft, so möchte ich mir noch einige Bemerkungen er­lauben. Die Zahl der mitgetheilten Fälle, in welchen Embolie und Thrombose als Ursache des tödtlichen Ausgangs nach Kolik­erscheinungen im Leben gefunden werden, hätte ich noch leicht um einige Fälle vermehren können, in welchen unzweifelhaft ähnliche Störungen die Todesursache bildeten. Es fanden sich in diesen Fällen im Darm und Gekröse solche Veränderungen, die unzweifelhaft auf Circulationsstörungen durch Embolie oder Thrombose beruhten; ich unterliess nur aus dem Grunde ihre Venverthung, weil es mir in erster Linie darum zu.thun war, unangreifbare Fälle aufzunehmen. Der direkte Nachweis einer Verstopfung der Arterien in den erwähnten Fällen konnte des­halb nicht geführt werden, weil die Untersuchung nur unvoll­ständig vorgenommen werden konnte. Ueberhaupt muss man bei der Grosse und Ausdehnung der hier in Frage kommenden Ge-fässgebiete darauf gefasst sein, den verstopfenden Pfropf nicht immer zu finden. Beim Mangel sonstiger Ursachen genügt in solchen Fällen der Befund der seeundären Störungen, die in Form ödematöser oder hämorrhagischer Infiltration der betreffenden Theile etc. ihren embolischen Ursprung verrathen, um eine Ver­stopfung der Arterien als Ursache des ganzen Processes anzu­nehmen. Um den von der arteriellen Blutzufuhr abgeschnittenen Gefässbezirk und damit die Stelle der Darmlähmung rasch auf­zufinden, darin kann uns vor Allem die Anhäufung fester und flüssiger Futter- und Kothmengen an einer Stelle als Wegweiser dienen. Ferner sollte man nach theoretischen Voraussetzungen erwarten, dass bei local behinderter Durchgängigkeit des Darines, wie sie in Folge embolischer Vorgänge offenbar als Darmlähmung auftritt, die vor dieser Stelle befindlichen Theile des Darmrohrs durch Koth und Gase enorm ausgedehnt, die hinter dieser Stelle gelegenen Darmtheilc verengt und collabirt seien. Während man ersteres Zeichen — die Ausdehnung des Darmrohrs vor der ge­lähmten Darmpartie — in den höchsten Graden sieht, scheint der Collaps und die Verengerung des weiter nach hinten befindlichen Darmes nicht immer vorhanden zu sein. Beim Pflanzenfresser
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Modificat. d. durch d. Bmbolie u. Thrombose bedingten Störungen. 239
dürfte manchmal auch in letzteren Darmtheilen bald eine abnorme Gasentwicklung entstehen.
Die Auftreibung des Darmrohrs wird unter allen Umständen um so bedeutender sein, je weiter nach hinten die gelähmte Darm­stelle und das verstopfte Gefässgebiet sich befinden; da diess in der Regel der Blind- und Grimmdarm sind, so erklärt sich auch theilweise daraus die rasche und bedeutende Gasanhäufung. Es sind daher besonders die Arterien der beiden letzten Darmtheile, denen man bei Sectionen von Kolikpferden, bei welchen der Ver­dacht einer embolischen oder thrombotischen Verstopfung besteht, eine besondere Aufmerksamkeit schenken muss. Nicht minder sorgfältig müssen das Aneurysina selbst und die zahlreichen Ur-sprungsmündungen der Aeste der vorderen Gekrösarterie unter­sucht werden. Ich habe schon früher darauf hingewiesen und muss es wiederholt betonen, dass ein verhaltnissmässig sehr un­bedeutender Thrombus oder eine unscheinbare Fortsetzung des wandständigen Aneurysmenthrombus die ürsprungsmümhmgen grosser und wichtiger Arterien des Darms verstopfen und so die Veranlassung der wichtigsten Störungen werden kann. ')
üra keinen Missverständnissen ausgesetzt zu sein, muss ich zum Schlüsse ausdrücklich hervorheben, dass ich weit davon ent­fernt bin, sämmtliche Arten von Koliken in der erörterten Weise erklären zu wollen. Die Koliken, welche durch nachweisbare Fehler in der Fütterung, durch schlechtes Futter etc., ferner durch Concremente und Darmsteine, durch Würmer und Gifte, ferner solche die durch innere Einkleimnungen, äussere eingeklemmte Brüche, Verwundungen etc. verursacht werden, stehen selbstver­ständlich zu Embolien und Thrombosen der Gekrösarterien in
') Bei der Herausnahme, der Baucheingeweide aus dem Cadaver ist es am zweckmässigten, gleichzeitig die Bauchaorta mitzanohmen und nicht, wie es gewöhnlich geschieht, die vordere Gekröswurzel
durchzuschuoiden. Oescliieht letzteres, so wird unfehlbar auch das Aneurysina zerschnitten und ist damit die weitere Untersuchung desselben sehr erschwert und die Benrtheilung manchen Irrthttmern
ausgesetzt.
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240nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Kolik der Pferde.
keiner Beziehung. Was die in Genesung ausgehenden Koliken betrifft, so halte ich alle jene durch embolische Processe bedingt, bei denen sich eine anderweitige Ursache nicht nachweisen lässt. Dass diese Fälle die grosse Mehrzahl bilden, bezweifele ich nicht
im mindesten. Was die lethalen Kolikfalle betrifft, so kann ich I
nur auf die oben initgetheilten Ausführungen verweisen, die ge­nügende Auskunft über meine Anschauung geben dürften.
Werfen wir einen Rückblick auf die gewonnenen Thatsachen, so lässt sich nicht leugnen, dass die Lehre von der Kolik der Pferde von dem Gesichtspunkte, wie wir ihn aufzustellen ver­suchten, in der Annahme einer Darm läInnung, die auf em-boliscben und thrombotischen Circulationsstörungen beruht, eine einheitliche Basis gewinnen würde. Kufen wir uns abgesehen von den beigebrachten thatsachlichen Belegen die Momente in's Ge-dächtniss zurück, die einer solchen Auffassung als Stütze dienen, so sind es hauptsächlich folgende: Der Mangel anderer ausreichen­der Ursachen der Koliken, die Zunahme der Kolikerkrankungen und Todesfälle und der Wurmaneurysmen mit dem zunehmenden Alter, die üehereinstünmung der bei den vielen Koliken gefun­denen pathologisch-anatomischen Veränderungen mit nachgewiesenen embolischen und thrombotischen Processen, der Verlauf und die Ausgänge der Koliken etc.
Werden die entwickelten Ansichten, wie ich nicht bezweifele, ihre Bestätigung linden, so wird man daran denken müssen, anstatt von der „Kolikquot; von einer ..embolischen oder thrombotischen Darmlähmungquot; zusprechen und damit als Krankheitsname an Stelle eines Symptomes die Bezeichnung des zu Grunde liegenden pathologischen Pro­cesses zu setzen. Damit wäre die hohe Bedeutung der Lehre Vir chow's von der Thrombose und Embolie auf einem grossen und wichtigen Gebiete festgestellt und es würde keine ücber-treibung genannt werden dürfen, wenn man den Satz ausspräche, dass die Embolie und Thrombose der Arterien einen grossen Theil der Pathologie des Pferdegeschlechts beherrscht. In dem folgenden Abschnitte soll die Berechtigung dieses Satzes eine weitere thatsächliche Begründung erfahren.
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II.
Weitere embolischc Störungen in den Becken- und Crural-
arterien.
Bei der anatomischen Beschreibung der Aneurysmen wurde wiederholt auf jenen Befund aufmerksam gemacht, den die Aus­läufer des Thrombus bieten, die sich in centraler Richtung über das Ostium der vorderen Gekrösarterie in das Lumen der Aorta erstrecken. Ein ausgeprägter Fall dieser Art ist in Fig. 10 ab­gebildet; er erläutert das ganze Verhältniss besser als eine weit­läufige Beschreibung. Wie aus dem gefundenen Procentverhilltiiiss hervorgeht, sind solche Befunde durchaus nicht selten. So konnte ich in '28% der untersuchten Aneurysmen mehr oder minder be­deutende Fortsetzungen des Thrombus über das Ostium der Ge­krösarterie nachweisen, wiewohl die Bauchaorta sehr häufig an den Präparaten fehlte. Da das Wurmaneurysma der vorderen Gekrösarterie unmittelbar am Ursprung aus der Aorta beginnt und fast ausnahmslos mit einem Thrombus versehen ist, so ist dieser Befund leicht erklärlich. Berücksichtigt man weiter, dass 90—94% sämmtlieher Pferde mit Aneurysmen am Stamm der vorderen Gekrösarterie behaftet sind, so wird man die Frage auf­werfen müssen, ob und welche anatomische Störungen diese Ver­änderung zur Folge haben kann und ferner, inwiefern mancherlei Krankheitsprocesse, deren Entstehung und pathologisch-anatomische Grundlage bisher dunkel war, mit derartigen Processen in Ver­bindung gebracht werden können.
Beginnen wir mit einem bekannten Vorkoramniss, mit der Thrombose der Cruralarterien, die das sogenannte intermittirende
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242nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Bio Kolik der Pferde.
Hinken der Pfonle veranlasst. Dk1 Verstopfung der Cruralar-terien lässt sich schon am lebenden Thiere ohne Schwierigkeit er­kennen und ist eine bei Pferden nicht seltene Krankheit. Nach­dem Rigot1) zuerst einen unvollständig beobachteten Fall mit-getheilt, haben Boulejk') und Goubeaux3) sich später um die Kenntniss dieses Processes verdient gemacht. In Deutschland hatte Hering zuerst die Aufmerksamkeit auf diese Erkrankung gelenkt. Schon im Jahre 1852 konnte Hering') 20 Fülle dieser Art zusammenstellen, eine /aid, die sich seitdem jährlich durch Veröffentlichung zahlreicher Fälle vergrössert hat.
Das sogenannte intermittirende Hinken zeigt sich unter ver­schiedenen Modificationen. Sehr häutig tritt das üebel plötzlich auf: Die Thiere verweigern die gewöhnliche Arbeitsleistung und erscheinen kreuzlahm; oder die Hauptsymptome bilden: eine ge­wisse Schwäche im Hinterleib und die Unfähigkeit zur ange­strengten Arbeit; die Temperatur und Empfindlichkeit der be­troffenen Extremitäten sind meist etwas vermindert. Bon An­strengungen steigert sich die Schwäche bis zur momentanen Lähmung, die bei längerer Dauer wieder verschwindet. Dabei ist meist die Fressinst erhalten, der Puls von normaler Frequenz. Nach grösseren Anstrengungen bleiben die Thiere häutig plötzlich stehen und heben die Küsse abwechselnd in die Höhe. Bei län­gerer Dauer bessert sich das üebel nicht selten. Im Ganzen sind die, Erscheinungen ziemlichen Abweichungen unterworfen: bald bemerkt man nur Schwäche in den Lenden oder im Kreuze und einen schwankenden Gang, bald Schonung des einenHinterfusses abwechselnd mit Zuckungen und Ueberköthen, oder der kranke Fuss wird krampfartig in die Höhe gehoben oder wird wie bei Luxationen nachgeschleppt. Durch Ruhe tritt regehnässig Bes­serung ein; Heilung wurde in ausgesprochenen Fällen noch nicht beobachtet.
') Recueil de nukl. vet. 1829.
-') ibid. 1831. p. 517.
1) ibid. 1840.
') Repertorium der Thierheilk. B. 13. p, 181.
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Embolische Störuagen in den Becken- und Oruralarterien. 243
Die Ursachen der Pfropfbildung in den Schenkelar-terien hat man sich in der verschiedensten Weise zu erklären ver­sucht. Meist wurden mechanische Insulte durch starke Zerrung der betreffenden Blutgefässe bei heftigen Anstrengungen, beim Ausgleiten und Ausschlugen etc. beschuldigt. Ferner nahm man für manche Fälle die atheromatöse Entartung der Arterienwandung, vorübergehende Circulatioiishindernisse unbekannter Art, eine Kachexie, bei welcher das Blut leicht gerinne, eine angeborne oder erworbene Enge der Aorta und schliesslich eine rheumatische Ar-terienentzündung durch Erkältung als Ursachen an.
Alle diese Gründe erweisen sich jedoch bei näherer Be­trachtung als wenig stichhaltig. Dass mechanische Beleidigungen der Arterienwandungen nicht die Ursache der Pl'ropfbildung in den Oruralarterien sein können, geht aus der längst festgestellten Thatsache hervor , dass gerade die Arterienwandungen gegen Ver­letzungen und /errungen eine ungemeine Widerstandskraft zeigen. So kann z. 1!. beim Menschen der Schenkel in seinen sämmt-lichen Weichtheilen zerquetscht werden, ohne dass die Arteria curalis eine Verletzung erleidet, in solchen Fällen müsste man auch die Folgen der mechanischen Beleidigung in Form von Ent­zündungen etc. in benachbarten Weichtheilen finden, was noch niemals nachgewiesen wurde; ferner müsste man in den vorderen Extremitäten, die doch den nämlichen mechanischen Insulten ausgesetzt sind, Arterienthrombosen in ähnlicher Zahl finden. Es sind jedoch bis jetzt nur 3 Fälle von Thrombose der Achselar-arterien mitintermittirenden Hinken beobachtet: 2 Fälle von Beu­le y'i und ein Fall von George fils'); ein vierter Fall von Dem arc hi') ist zweifelhaft, da er nicht durch die Section nachgewiesen wurde.
Was die Atheromatöse der Becken- und Oruralarterien als Ursache der Thrombosen betrifft, so kommt sie an diesen Arterien nur seeundär vor in Folge der Thrombosen. Ausserdem findet
') Recueil de med. vet. f851.
') Annales de raetl. vet. XI. 18G2
') II medico veterinario. 18G3.
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Die Kolik der Pferde.
man die atheromatöse Entartung bei Pferden nur in der Bauch­aorta am Ursprung der Eiugevveidearterien und in letzteren selbst, niemals aber im Endstück der Bauchaorta oder ihren grossen ge­nannten Aesten, aussei- als sccundüre Erkrankung durch die Ver­stopfung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Die übrigen angeblichen Ursachen der Thrombosen der Crural-arterien: wie eine gewisse Kachexie, leichte Gerinnbarkeit des Blutes, Enge der Aorta und rheumatische Entzündung durch Er­kältung sind vollkommen hypothetischer Natur und entbehren jeder sicheren Unterlage. Sie bilden nur den Ausdruck unserer mangelhaften Kenntnisse über die Entstehung der Thrombosen in jenen Arterien.
Schon das plötzliche Auftreten der Erscheinungen, wie man es sehr häufig beobachtet hat, deutet auf einen embolischen Ursprung der Thrombosen hin. Hering') hat an die Möglich­keit einer solchen Entstehung schon gedacht; das ursprüngliche Coagulum könnte nach ihm vielleicht in der Nähe der kranken vorderen Gekrösarterie entstehen und durch den Blutstrom ver­schleppt werden; der Umstand, dass die Obliteration fast immer am Ende der Bauchaorta und an ihrer dortigen Theilung gefunden werde, spreche einigermassen für diese Entstehungsweise. Später wares Bruckmüller'), der die Gerinnungen in den Aneu-rysmen der Gekrösarterien und ihre Fortsetzung in die Bauchaorta als Ursachen der Thrombosenbildung in den Beckenarterien für manche Fälle erwähnt. In einem Falle fand B. Atheromatöse der Bauchaorta als Ursache; in 2 anderen Fällen konnte er keine Ursache nachweisen. Auch Gerlach3} betont die Möglichkeit der Entstehung der Gefässverstopfungen der genannten Arterien durch Gerinnungen in Aneurysmen der Gekrösarterie und der hinteren Aorta.
Da sonstige Quellen der Embolie beim Pferde, wie z. B.
') Repertorium dor Thierheilk. B. 13. p. 200.
•') Vierteljahressclmft f. wiss. Vetcrinärmcd, B, 14. p.
buch der path. Zootomio. p. 184. 1) Lchrb. der gerichtl. Thierheilkiuule. 18(32. p, 400.
113. u. Lehr-
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#9632;H
Emboliache Störungen in den Beckon- und Cruralarterien, 245
Endocarditis überaus selten sind, die Atheromatose der Arterien ausserhalb der Bauchaorta kaum oder höchst selten vorkömmt, wie wir uns früher überzeugt haben, da ferner eine autochthone Entstehung der Thromben in den Becken- und Cruralarterien durchaus unbewiesen ist, so bleibt schliesslich als Quelle der­selben ausser der Atheromatose der Bauchaorta nur der Thrombus des Aneurysma der vorderen Gekrösarterie, der sich über den Rand der Ursprungsöti'nung in die Aorta hinein fortsetzt. Da letzterer Befund so überaus häutig ist, so ist man berechtigt, hierin die nahezu ausschliessliche Ursache der Verstopfung der Becken- und Cruralarterien zu suchen. Es sind jedoch nicht allein diese Arterien der Gefahr einer embolischen Verstopfung ausgesetzt, sondern sämmtliche hinter der vorderen Gekrösarterie abgehende Arterienstatnme: besonders die Nierenarterien und die hintere Gekrösarterie. Brackmüller (1. c.) hat einige Falle von Embolie der Nierenarterie mitgetheilt Die narbigen Ein­ziehungen der Rindensubstanz, die man in den Nieren der Pferde nicht so selten findet, lassen sich wohl auf derartig entstandene und geheilte Embolien zurückführen. Bei Verstopfungen grösserer Aeste der Nierenarterien entstehen hämorrhagische und entzünd­liche Processe in den Nieren'), im Harn treten Eiweiss und Blut auf-'). Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass manche Fälle der beim Pferde vorkommenden und als „Windrehe oder Blutharnenquot; bezeichneten Krankheit, deren Aetiologie noch sehr dunkel ist, hieher gehören, insbesondere solche, die mit Kreuzlähme und Steifigkeit der Hintergliedmassen auftreten; die Untersuchung der Nierenarterien sollte in solchen Fällen nie unterlassen werden.3) Die Folgen der Embolie der hinteren Gekrösarterie schliesscn sich
•) Bless ig, Virchow's Archiv. B. 16. p. 120.
'-) Panum, 1. c. p. 517.
') In einem zur Beobachtung gekommenen Falle, hei dem im Leben Bluthamen vorhanden war, waren die Nierenarteden frei. Die Xieren seihst zeigten ausser einer ausgesprochenen Fettdegeneration, wie sie dem 2. Stadium des Morhus Bright! zukömmt, keine be­sonderen Veränderungen.
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Din Kolik der Pferde.
denen der vorderen vollkommen an; wegen der Nähe der After­öffnung werden blutige Excremente häutiger als bei Thrombose der vorderen Gekrosarterie beobachtet werden.
Die Verstopfung der Becken- und Cruralarterien durch Ver­schleppung von Partikelchen des fortgesetzten Thrombus der vor­deren Gekrosarterie kann auf verschiedene Weise erfolgen. Wird ein kleineres Stückchen losgerissen, so wird dasselbe in einem feineren Arterienzweige stecken bleiben. Durch Vergrösserung des Thrombus in centraler Richtung bis zum nächsten Aste ent­steht ein verschieden langer Thrombus. Ist der Embolus von grösserem Umfange, so bleibt er in grösseren Aesten stecken und es werden dem entsprechend die functiunellen Störungen auch bedeutendere sein. Eine allmählige Entstehung weit verbreiteter Verstopfungen kann ferner so zu Stande kommen, dass zuerst kleinere, dann grössere Stückchen in grösserer Zahl losgerissen und verschleppt werden.
Nach dem Angeführten unterliegt es keinem Zweifel, dass die Losreisung kleinerer Theilchen von dem fortgesetzten Thrombus der Bauchaorta durchaus nicht selten sein wird, besonders wenn man die Häufigkeit der Losreissung grösserer Stücke in Betracht zieht. Solche kleinere Emboli werden erst in den feineren Ver­zweigungen der Becken- und Schenkelarterien stecken bleiben. Je nach Beschaffenheit des Embolus und der Möglichkeit einer Herstellung eines ergiebigen collateralen Kreislaufes entstehen entzündliche, ödematöse und hämorrhagische. Zustände mit ent­sprechenden functionellen Störungen, die sich an den Extremitäten als verschiedene Formen von Lahmheiten zeigen. Wenn man bei der Unmöglichkeit, die Pfropfbildungen in den kleineren Ar­terien am lebenden Thiere nachzuweisen, die Ursache solcher Lahmheiten in Erkältungen oder mechanischen Insulten sucht, so so ist dies ein ebenso verzeihlicher als erklärlicher Irrthum. Die Gelegenheit, solche Verstopfungen kleinerer Arterien am Cadaver feststellen zu können, wird nicht häutig geboten, da solche Thiere bald wieder genesen.
Diese Anschauung über die Häufigkeit der Verstopfungen kleinerer Arterienäste des Beckens und der hinteren Extremitäten
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Embolische Störungen in den Beckon- and Cruralarterien. 247
wird entschieden bestätigt durch die Beobachtungen von Gou-beaux1), welcher unter 100 Anatomiepferden 5mal eine Obli­teration der hinteren Aorta und ihrer Aeste besonders der Darm­beinarterien fand; die Thromben waren immer geschichtet und älteren Datums. Den embolischen Ursprung dieser Verstopfungen vorausgesetzt, lasst sich sicher annehmen, dass Thrombosen kleinei'er Arterien weitaus häufiger sind und der Häufigkeit des fortgesetzten Thrombus in die Bauchaorta vollkommen entsprechen. Es findet hier offenbar ein ganz ähnliches Verhaltniss statt wie bei der Embolie und Thrombose der Darmarterien: wie dort die leichteren Kolikformen — als Folgen der Arterienverstopfung die häufigeren sind, so sind auch hier geringere Erkrankungen häu­tiger als der höchste Grad, den wir als „intermittirendes Hinkenquot; keimen. Bei der Mittheilung der Fälle von Thrombose der Ge-krösarterien wurde wiederholt die gleichzeitige Verstopfung der Aeste der hinteren Aorta der Becken- und Cruralarterien hervor­gehoben . ein weiterer Beleg, dass beiden Zuständen die nämliche Ursache zu Grunde liege.
Die Veterinärchirurgie kennt an den hinteren Gliedmassen der Pferde eine grössere Zahl von Erkrankungen, deren Ursache ich mit grosser Wahrscheinlichkeit zu einem Theile in Verstopf­ungen von kleineren oder grösseren Arterionzweigen suchen möchte. Ich erinnere hier nur an das häufige Vorkommen des sogenannten ,.Einschussesquot;, welcher in einem plötzlich auftretenden Ödem einer hinteren Extremität besteht, ferner an verschiedene Formen von erysipelatösen Processen, die Hüftlahme, die chronische Kreuzlähmung, den unsichtbaren Späth, die Bildung des soge­nannten Elephantenfusses, des Knollhufes, alles Erkrankungen, die sich ohne Schwierigkeit auf arterielle Gefässverstopfungen be­ziehen lassen. So erzählt z. B. Gurlt') einen Fall, den man in diesem Sinne deuten kann. Er fand bei einem Pferde, welches wegen Späth an den Sprunggelenken gebrannt worden war, die
) Recueil do mud. vet. 1805. and Repertor. der Thierheilk. B. -27.
p. 43. #9632;) Lehrbuch der path. Anatomie der llaussäugotliiere. B. I. p. 310.
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Die Kolilc der Pferde,
Schenkelbeinarterien (art. tibiales) und die Schenkelarterien bis in das Becken hinauf entzündet und mit Faserstofigerinnseln Ver­schlüssen. Nach unseren heutigen Kenntnissen von den Arterien­erkrankungen unterliegt es keinem Zweifel, dass die Entzündung und Pfropfbildung in den Arterien in diesem Falle nicht die Folge der Operation war, sondern dass dieselbe schon früher bestanden und wahrscheinlich die Ursache der Lahmheit war; secundäre Ge-fässerkrankungen nach operativen Eingriffen haben ihren Sitz in der Kegel in den Venen, nicht in den Arterien. Wenn mau die grosse Mannigfaltigkeit der durch Embolie und Thrombose bedingten Störungen berücksichtigt und damit die Functions-störungen tier hintern Extremität vergleicht, die man als unsicht­baren Späth, Hilft- und Kreuzlähme etc. bezeichnet, so wird man mit Rücksicht auf die Häufigkeit der embohschen Quelle kein Bedenken tragen, die genannten Krankheiten wenigstens zum Theil und bei Abwesenheit sonstiger nachweisbarer Ursachen auf Gefässverstopfung zurückzuführen. Bei den genannten Uebeln beobachtet man nicht selten Muskelschwund und Abmagerung der betreffenden Extremität. was meiner Erklärungsweise durch­aus nicht widerspricht.
Als Ursache solcher Lahmheiten können auch Verstopfungen von Beckenarterien vorhanden sein, welche ja sehr wichtige Mus­kelgruppen ernähren. So erzählt Rol off') einen Fall von Throm­bose eines Zweiges der Gesässarterie (art. glutaea): im Leben wurde starkes Lahmgehen beobachtet, welches auf eine Verdickung der Fesselbeinbeuger an dem betreffendenFusse bezogen wurde; Ro-loff bemerkt hiezu, dass ein solcher krankhafter Zustand, der zugleich eine umschriebene acute Muskelentzündung zur Folge hatte, eine Hüftlahmheit verursachen könne.
Es würde zu weit fuhren, wollte ich hier alle Krankhcits-processe aufzählen, die in Folge von embolischer Thrombose der Aeste der hinteren Aorta entstehen können; ich nenne noch einige, die in der Literatur hie und da mitgetheilt wurden und die sich
') Mittheilungen aus dor thierärztlichen Praxis im prenss. Staate 16. Jahrg. 18ü7, G8 p. KiJ.
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Embülischc Störangen in den Becken- und Cruralartorien. 249
alle durch Embolie erklären lassen: Lähmung der Schweifrübe, des Mastdarms mit chronischer Kolik. Vorfall des Mastdarms mit Blutungen, Lähmung der Harnblase, der Ruthe, die plützlich auftretenden ödematösen Anschwellungen der äusseren Geschlechts-theile. Gewöhnlich findet man in solchen Fällen bei den Sectionen ausgebreitete Yenenthrombosen, die jedoch erst secundär in Folge arterieller Thromben entstehen dürften.
Der Verlauf dieser Erkrankungen spricht in vielen Füllen ebenfalls für ihren embolischen Ursprung. Meist tritt in kürzerer oder längerer Zeit Besserung und Heilung ein. So liest man von Lähmungen der Blase und des Mastdarms, die in einigen Tagen heilen, oder zugleich mit einer Lähmung des Mastdarmes und Schweifes mit Temperaturabnahme und verminderter Empfindlich­keit dieser Theile bemerkt man leichte Kolikanfälle; in einigen Tagen erfolgt vollkommene Genesung.
Eiterige und brandige Processe an den hinteren Extremitäten kommen, wenn auch nicht häufig, hie und da vor und lassen sich zum Theil ebenfalls auf Embolie beziehen. So findet man Ge­schwüre, die mit Wurmgeschwiireu auffallende Aehnlichkeit haben und doch nicht selten heilen. Bei der hochgradigen Neigung der Pferde zu Lymphgefässerkrankimgen werden die Lymphgefässe auch secundär ergriffen und es kann so der Process sehr bösartig werden.
Die acuten erysipelatösen Formen der Entzündung der hinteren
Extremitäten gehen manchmal in brandige Entzündung mit Ver­lust der hornigen Hufkapsel aus; dass hier auch embolische Thrombosen zu Grunde liegen, ist wenigstens nicht unwahrschein­lich. Ausserdem darf man bei verschiedenen chronischen Ent-zündungsprocessen immerhin die Möglichkeit einer Entstehung durch Embolie nicht abweisen. Die Ursache des sogenannten Hahnentrittes könnte ebenfalls eine embolische sein.
Zum Schlüsse theile ich noch 2 Fälle von Aneurysma dis-secans der hinteren Aorta an der Theilungsstelle in die Becken-und Schenkelarterien mit, die gleichzeitig mit Thrombose der letzteren Arterien verbunden waren.
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Dip Kolik dor Pferde,
1)nbsp; Präp. A. VII. 0. 3 Nr. 21 der Sammlung der Mflnchener Thierarzneischule').
Aneurysma dissecans der hinteren Aorta, unmit­telbar vor der Verzweigung in die Becken- und Grnralarterien findet sich ein nach vorn konisch zulaufender Thrombus von der Dicke eines Daumens und fester Consistenz, der sich in die ge­nannten Arterien fortsetzt. Derselbe ist mit seinem unteren und seitlichen Umfang nicht mit der Aortawandung verbunden. Nach oben dagegen ist er innig mit der Innenfläche der Arterie ver­bunden. Bei nitherer Untersuchung findet sich daselbst die In-tima und Media auf einer Strecke von 5 Ctin. Länge und 3 Gtm. Breite von der Advent it ia losgelöst und der Zwischenraum in einer Dicke von 0,5 Ctm. von einem derben, dunkelbraunen Blutgerinnsel ausgefüllt, welches sich im Centrum der emporge­wölbten Stelle — wo die Intima und Media vollkommen fehlen — continuirlich in den beschriebenen Thrombus fortsetzt. Mikrosko­pisch ist die Intima und Media an dieser Stelle in bedeutender fettiger Entartung. Zu gleicher Zeit ist das betreffende Endstück der Aorta in einer Länge von 9 Ctm. auf 3,5 Ctm. Durchmesser erweitert (der normale Durchmesser = 2 Ctm.) Die Aortawandung an dieser Stelle entsprechend verdünnt. ausserdem vollkommen normal.
2)nbsp; Aneurysma dissecans der hinteren Aorta') vor ihrer Theilung in die Becken- und Cruralarterlen mitThrombose der letzteren. Nahe der Theilung in die genannten Arterien finden sich die Intima und Media von der Adventitia durch dazwischen befindliches, schmutzig-braunes, geronnenes Blutgerinnsel getrennt, welches ganz wie im vorigen Falle an einer Stelle, wo die Intima und Media zerstört sind , in den Thrombus der Aorta übergeht. Auch hier Fettdegeneration der inneren Arterienhäute in der Um-
') Eine Beschreibung dieses Falles in seinem klinischen Verlaufe wurde von Reinert, Thierärztliches Wochenblatt. 1868. p. 105 mitgetheilt.
#9632;') Aus der Praxis des Um. Hofthierarztes Sondermann durch Hrn. Prof. Franck mitgetheilt.
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Embolische Störungen in den Bocken- und Cruralarterien. 251
gebung. Die übrige Bauchaorta ohne irgend welche atheromatöse Veränderung.
Die Entstehung dieser dissecirenden Aneurysmen kann nur so gedeutet werden, dass durch den ursprünglichen wandstandigen Thrombus vor der Theilungsstelle eine Endoarteriitis mit Fett­degeneration und Einreissung der beiden inneren Arterienhäute stattgefunden hatte. Die Einreissung der inneren Arterienhäute wurde überdiess durch den hohen Blutdruck an dieser Stelle be­günstigt, der eine unmittelbare Folge der Verstopfung der grossen liier abgehenden Arterienstämme war. — Das Aneurysma disse-cans ist bei denHausthieren überaus selten; der einzige bis jetzt bekannte Fall dürfte ein von H. Bouley') bei einem Pferde be­obachteter sein; das Aneurysma sass in der linken Armarterie und war ebenfalls mit Thrombose derselben verbunden.
Die Erweiterung des Endstückes der Bauchaorta bei Throm­bose der Becken- und Cruralartcrien, die im ersten Falle zugegen war, ist ebenfalls nur eine Wirkimg des local ungemein gestei­gerten Blutdruckes. — ich sah eine solche Erweiterung auch in einem weiteren Falle von Thrombose der genannten Arterien (f'raeii.A. Vll. O.H. No. 27 der Münch. Sammlung); hier war die Bauchaorta vom Ursprung der vorderen Gekrösarterie bis zu ihrer Verzweigung im Becken bis auf 4,5 Ctm. im Querdurchmesser er-weitert.
Diese aneurysmatischen Erweiterungen der Bauchaorta haben mit den früher beschriebenen Aneurysmen der Bauchaorta nichts zu tlum. Aehnliche Erweiterungen der grossen Beckenarterien sind nicht selten, wie ich mich an verschiedenen Injectionsprä-paraten, die Herr Professor Franck in der hiesigen Thierarznei-schule anfertigen Hess, überzeugte; sie scheinen ausschliesslich auf Thrombose der abgehenden Aeste zu beruhen; gleichzeitig findet man in ihnen auch atheromatöse Entartung, die offenbar nur seeundärer Natur ist.
') Hccneil do möd. vöt. T. VIII. 1851.
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III.
I. Folgen des Anenrysma für seine nächste Umgebung.
Das wachsende Aneurysma ist meist mit einer Verdichtung des umgebenden mesenterialen Bindegewebes verbunden, die sich iiie und da bis zur förmlichen Sclerose und speckigen Härte stei­gert. Man findet in diesem Bindegewebe regelmassig Lymph­drüsen, die Stämme der Chylusgefasse, die Nervenstämme des Sonnengeflechtes und zahlreiche, meist erweiterte oder thrombo-sirte Arterien und Venen von kleinerem Kaliber. Die grossen Pfortaderäste vereinigen sich ebenfalls hier zu einem grösseren Stamme.
Man muss die in das derbe und speckige Gewebe eingeschlos­senen Chylusgefasse und Nervenstämme gesehen haben, um zu verstehen, dass Störungen der Tnnervation des Darmes, sowie Hindernisse für die Chylusbewegung sehr leicht stattfinden können; möglicherweise können auch Störungen der Pfortadercirculation eintreten, die zu mancherlei chronischen Leiden der Verdauungs­organe Anlass geben können.
2. Therapeutische Bemerkungen.
Fragen wir nun zum Schlüsse, welche Folgerungen sich aus unseren Auseinandersetzungen für die Heilkunde ergeben, so wird die Antwort vorläufig wenig befriedigend ausfallen.
Unter allen Umständen ist, es eine festgestellte Thatsache, dass durch den Parasitismus des Pallisadenwurmes Aneurysmen
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Folgen des Aueurysma für seine nächste Umgebung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 253
beim Pferde entstehen; wenn die consecutiven Thrombosen und Embolien das Leben und die Gesundheit wirklich in der angenom­menen Weise bedrohen, so miisste man in erster Linie nach Mass­regeln forscheu , die die Einwanderung des Wurmes verhindern können. — Um eine ergiebige Prophylaxis auszuüben, ist vor Allem eine genaue Kenntniss der Lebensgeschichte des Pallisaden-wurmes nothwendig. So lange diese noch so mangelhaft ist, so lange wir die Mittel und Wege nicht kennen, auf denen die Ein­wanderung des Wurmes und seiner Embryonen geschieht, wird von einer Verhütung der Wurmkrankheit nicht die Rede sein können. Sollte durch weitere Untersuchungen die Annahme von Leuckart bestätigt werden, dass der Import der Würmer ver­mittelst des Trinkwassers stattfindet, so Hessen sich vielleicht Massregeln finden, welche die Möglichkeit einer Einfuhr auf diesem Wege vermindern oder ganz aufheben würden. — Die weite Ver­breitung der Keime und Embryonen des Pallisadenwurmes lässt schon schliessen, dass solche Massnahmen mit grossen Schwierig­keiten verknüpft wären. Die Frage, welchen Eintluss die Art der Fütterung und die Beschaffenheit des Trinkwassers auf die Häufig­keit der Pallisadenwürmer hat, Hesse sich durch Beobachtungen an Militärpferden und in Gestüten am besten beantworten. Nach Leuckart gelangen die Eier des Strongylus armatus mit dem Kothe nach aussen; man müsste daher auf den Pferdedünger ein besonderes Augenmerk richten.
Da die Einwanderung der Würmer zu jeder Zeit stattzufinden scheint, da die Dauer des Aufenthalts der Embryonen im Darm­rohr vor ihrer Einwanderung in die Arterien unbekannt ist und wahrscheinlich sehr kurze Zeit dauert, so bietet eine direkte an-thehninthische Behandlung kaum eine Aussicht auf Erfolg.
Wenn wir also der Grundursache des ganzen Processes mit unseren heutigen Kenntnissen so wenig gewachsen sind, so ist zunächst zu untersuchen, inwiefern die Folgen der Embolien und Thrombosen der Darmarterien Gegenstand einer erfolgreichen Be­handlung sein können. Wie sehr die Gefässverstopfungen ausser-halb der Grenzen unseres therapeutischen Könnens liegen, weiss man aus dem Verlauf und der Dauer des intermittireuden Hiukeus;
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Die Kolik der Pferde.
1
von einer directen Einwirkung auf die Thrombosen und Embolien der Gekrösarterien kann nicht die Rede sein.
Bei Erörterung der Folgen der durch die GefässVerstopfung bewirkten Darmlähmung wurde schon darauf hingewiesen, dass die Gefahr bei dem Pflanzenfresser vorzüglich durch die rasche Gasentwicklung, durch den hochgradigen Meteor Is­mus bedingt sei. Wenn die entwickelten Ansichten richtig sind, so wird zunächst alles davon abhängen, für die Entwicklung eines Collateralkreislaufes Zeit zu gewinnen, d. h. das Leben so lange zu fristen, his die Darmlähmung durch Einleitung eines Collateral­kreislaufes wieder aufgehoben ist. Aussei- der directen Bedrohung des Lebens durch den Meteorismus ist derselbe auch der Entwick­lung eines collateralen Kreislaufes ungünstig, indem er Verenger­ung der Gefässe und Anämie der Baucheingeweide verursacht.
Die Mittel, die gegen die Gasentwicklung in Betracht kommen, sind die absorbirenden Medicamente und die directe Entleerung der Gase durch den Dannstich. Erstere werden hei Koliken schon längst und, wie es scheint manchmal mit Erfolg angewandt; es sind dies: Schwefelleber, Salmiak. Kalkwasser. — Ausser den Hautreizen wendet man noch Klvsmata und leichte Laxantien an. Letztere sind sicher im Staude, durch Einleitung einer vermehrten peristal-tischen Darmbewegimg das Hinderniss der Fortbewegung, wenn es von einem kleinen gerahmten Darmstück gebildet, wird, zu überwinden.
Ein vortreffliches Mittel zur directen Entleerung der Darm­gase haben wir in dem Darmstich, der bei seiner üngefährlich-keit eine häufigere Anwendung verdiente. — In der Klinik des Wiener Thierarzneiinstituts hatte ich öfters Gelegenheit, mich von der ausgezeichneten Wirkung dieses Mittels zu überzeugen. — Ebenso kann die Bewegung der Tiiiere während der Kolikanfälle, wodurch das Niederwerfen der Thiere verhindert und damit die Gefahr einer Ruptur der Eingeweide bei dieser Gelegenheit ver­mindert wird, nur von günstigem Einflüsse sein.
Dass die Ueberfüllung des kleinen Kreislaufes als Folge der behinderten Lungenfunction und der Kohlensaureversriftune, sowie
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Therapeutische Bemerkungen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 255
die heftige Dyspnoe nicht selten durch einen Aderlass mit Erfolg bekämpft wurden, hat sich in der Praxis vielfach erprobt.
Was die therapeutischen Massregeln bei Lahmheiten der hinteren Extrem it ii ten betrifft, die auf Gefassverstopfungeu beruhen, so handelt es sich hier hauptsächlich um Abhaltung von Schädlichkeiten. Eine reizende Behandlung besonders durch Wärme, aromatische Umschläge, scharfe Einreibungen, die bekanntlich bei der Behandlung der verschiedenen Arten von Lahmheiten des Pferdes eine gewisse Rolle spielen und sich theilweise bis zur ühentbehrlichkeit eingebürgert haben, begünstigen die Erschlaffung der Gefässwände und vermehren die Stauung des Blutes. In Fällen wo das verstopfte Gefäss und sein Gebiet mehr oder weniger zuganglich ist, würde ohne Zweifel die Kälte das beste Mittel sein, indem sie die Gefässe zur Contraction anregt und gleichzeitig die Schmerzen bekämpft. Ua der Anwendung der Killte in der Praxis grosse Schwierigkeiten entgegenstehen, so wird man auf Abhaltung der Schädlichkeiten und vor Allein auf Anordnung von Ruhe angewiesen sein. Letztere wird besonders in jenen Fallen in Anwendung kommen und als ilauptmittel dienen müssen, in welchen die tiefe Lüge der verstopften Arterien wie z. B. im Becken eine directlaquo; Einwirkung von aussen nicht ge­stattet.
Vergleicht man die bisherigen therapeutischen Erfahrungen bei denjenigen Formen von Lahmheiten der hinteren Extremitäten, die auf äusserlich nicht sieht- oder fühlbaren Veränderungen be­ruhen (wie z. 1!. Hüftlähme), mit obigen Vorschlägen, so gewinnt, man unschwer die Ueherzeugung, dass nüchtern beobachtende Praktiker schon längst ganz denselben Standpunkt einnehmen. Ich erinnere mich bei dieser Gelegenheit sehr lebhaft des Aus­spruchs eines verehrten Klinikers, der vermöge seiner reichen cbi-rurgischen Erfahrung zu einem ürtheile über die Wirkung thera­peutischer Massregelu bei den verschiedenen Lahmheiten gewiss berechtigt ist: „Ruhe, richtige Diätetik und Abhaltung von Schäd­lichkeiten , wozu auch therapeutische namentlich scharfe Einreib­ungen gehören, sind die einzigen Mittel, die in der Mehrzahl solcher Lahmheiten Heilung herbeiführenquot;. Es ist nur zu be-
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Die Kolik der Pferde.
dauern, class in der Privatpraxis die Durchführung solcher Grundsätze auf grössere Schwierigkeiten stösst, als in einer Klinik.
3) Embolie und Thrombose in gerichtlicher Beziehung.
Wenn die Beziehungen zwischen dem Wunnaneurysraa und der Kolik der Pferde wirklich in der erörterten Weise existiren, so drängt sich nothwendig die Frage auf: Ist das Wurmaneurysina ein verborgener Mangel'.-' Nach dem was wir über die Sympto­matologie des Aneurysma der Eingeweidearterien angeführt haben, müsste man diese Frage ohne Weiteres bejahen, da Niemand im Stande ist, das Aneurysma verminosum am lebenden Thiere zu constatiren. Wenn wir uns jedoch auf der anderen Seite erinnern, dass 90—94% der erwachsenen Pferde mit diesem üebel behaftet sind, so ist man ohne grossen Fehler wohl berechtigt, jedes Pferd als mit diesem Mangel behaftet anzusehen und damit wäre der Fehler kein verborgener mehr und die forensische Stellung der auf Embolie oder Thrombose beruhenden Kolik würde wenig verändert werden. Die praktische Bedeutung dieser Frage tritt sofort hervor, wenn man eine Controverse über die Kolik in ge­richtlicher Beziehung verfolgt, wie sie vor einiger Zeit bei Ge­legenheit eines gerichtlichen Falles von intermittireuder Kolik sehr lebhaft geführt wurde.') Selbstverständlich müsste das „inter-mittirende Hinkenquot;-), dessen Quelle die nämliche ist. in dieselbe Reihe gestellt werden, wie die auf Embolie und Thrombose be­ruhende Kolik der Pferde.
Indem ich die weitere Verfolgung dieser Frage kundigeren Sachverständigen überlasse, mag es zum Schlüsse gestattet sein darauf aufmerksam zu machen, dass die genaue Bekanntschaft mit den Charakteren und Eigenschaften des Thrombus, mit seiner
') Pütz, Talke und Grzedziewski, Magazin für die gesammte Thierheilkunde. B. 26, 27 und 82.
•') Das intermittirende Hinken ziUilt in Frankreich zu den Gewährs­mängeln.
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Das Wurmaneurysma in gorichtlicber Beziehung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 207
Entwicklungsgeschichte in gerichtlicher Beziehung nicht unwichtig ist. In einem Falle von Thrombose der Crural- und Beckenar­terien bezweifelte ein Thierarzt, dass ein so bedeutender patho­logischer Process sich in 2 Monaten ausbilden könnte, während doch bei embolischem Ursprung der Thrombose, der auch in diesem Falle wahrscheinlich vorhanden war, die Pfropfbildung in einigen Minuten zu Stande kommen kann.
Da die Metamorphosen des Thrombus von verschiedenen unbekannten Factoren abhängen, so gibt uns die Kenntniss dieser Umwandlungen nur einen unsichern Massstab für die Beurtheilung seines Alters an die Hand; eine annähernde, Bestimmung des Alters ist jedoch immer möglich, besonders wenn man die Er­scheinungen im Leben zu Hilfe nimmt.
4) K es nine.
Fassen wir zum Schlüsse die gewonnenen Picsultate zusammen, so lauten dieselben folgendermassen:
1)nbsp; Das Wurmaneurysma der Eingeweidearterien des Pferdes, welches bei 90 — 94quot;/, sämmtlicher erwachsener Pferde vorkommt, entspricht im Allgemeinen dem Aneurysma verum mixtum des Menschen, unterscheidet sich aber nach Sitz, Ursache, Beschaffenheit der Wandungen, Inhalt und Ausgänge we­sentlich von demselben.
Das Wurmaneurysma entsteht durch den Parasitismus des Pallisadeuwurmes (Strongylus armatus) in Folge einen- durch den­selben veranlassten entzündlichen Affection der Arterienwand, die man als eine reeidivirend traumatische Endoarteriitis bezeichnen kann. Dies gilt für alle Aneurysmen der Arterien des Hinter­leibs mit Ausnahme der Aneurysmen der Bauchaorta, die auch durch locale Steigerung des Blutdruckes entstehen können.
2)nbsp; Die Entstehung und weitere Entwicklung des Aneurysma wird ausserdem durch die mit der entzündlichen Schwellung der Wandung einhergehende Verengerung des Ar­terienlumens, sowie durch die gleichzeitige Bildung eines Thrombus begünstigt; letzterer unterhält und befördert überdies die Ent­zündung der Innenwand.
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Die Kolik der Pferde.
3)nbsp; Während die genannten Ursachen und unter diesen be­sonders die fortwährende Gegenwart der Pallisadenwürmer, wozu noch die Verstopfung abgehender Arterienäste durch fortgesetzte Thromben komnit, das Wachsthum der Wunnaneurysmen be­günstigen, erklärt sich die trotz jahrelangen Bestehens verhältniss-mässig geringe Grosse derselben durch die bedeutende Hy­pertrophie der Muskelfaserschichten, durch die derbe Bindegewebs-kapsel des mesenterialen Bindegewebes (in vielen Fällen) und durch die Befestigung der Gedärme an der senkrecht und frei ge­lagerten vorderen Gekrösarterie; besonders der zuletzt genannte Umstand lässt eine' bedeutende Verkürzung der Gekrösarterie, die mit einer bedeutenden Erweiterung des Arterienrohrs verbunden sein müsste, nicht zu.
4)nbsp; Der Lieb ling ss itz der Wurmaneurysmen ist der Stamm der vorderen Gekrösarterie umittelbar am Ursprung aus der Bauchaorta. Am häufigsten ist der Theil des Arterienstammes aneurysmatisch erweitert, aus welchem die arter. ilea, coecales und colica inferior (arter. ileo-coeco-colica) entspringen, seltener die arter. colica superior an ihrem Ursprünge sowie die Blind- und Grimmdannarterien in ihrem Verlaufe im Mesocoecum und Me-socolon^ Ferner kommt das Wurmaneurysma vor: an der Bauch­schlagader, an der hinteren Gekrösarterie, an den Nierenarterien, und an der Bauchaorta. Nicht selten ist ein Pferd gleichzeitig mit mehreren Wurmaneurysmen behaftet; in einem Falle (Fig. 8) fanden sich z. B. 6 Aneurysmen der Bauchaorta und ihrer Aeste bei demselben Pferde.
Die Wurmaneurysmen kommen vom 6. Lebensinonate an vor; mit dem zunehmenden Alter vermindert sich die Zahl der von Aneurysmen befreiten Pferde.
5)nbsp; Die Grosse der Aneurysmen sehwankt zwischen der einer Erbse bis zu der eines Menschenkopfes. Die Erweiterung ist in der Regel eine nach allen Seiten gleichmässige; die Form meist eine daumen- oder Haschenförmigc, konisch zulaufende oder längs­ovale. Die ausseien Formverhältnisse sind hauptsächlich durch die freie bewegliche Lage der vorderen Gekrösarterie bedingt.
(i) Die Wandungen des Wurmaneurysma der Pferde sind
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Resume.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;259
im Gegensatz zu den Aneurysmen des Menschen fast ausnahmslos verdickt. An dieser Verdickung nehmen ausser dem mesenterialen Bindegewebe in der Regel sännntliche Arterienhäute und beson­ders die Tunica media Anthcil. Die Hypertrophie der Media, die in der Lehre von den Arterienkrankheiten einzig dasteht, ist eine compensatorische Leistung der Arterienwandung ähnlich wie die Hypertrophie der Herzmuskulatur bei Klappenfehlern. Diese Veränderung der Media deutet darauf hin, dass bei der Entwick­lung des Aneurysina der Menschen die vorausgellende Ernährungs­störung der Media einen nicht minder wesentlichen Factor dar­stellt als die Entartung der Intinui.
Die Veränderungen derlntima sind am wenigsten con­stant; sie bietet alle Stadien der pro- und regressiven Metamor­phose von der einfachen Verdickung bis zur ülceration und Ver­kalkung. Nicht selten findet man in der Aneurysinawandung alle Veränderungen wie bei der Atlieromatose des Menschen. Eine gewöhnliche Form der rückgängigen Umwandlung ist die Ver­kalkung, die in sehr seltenen Fällen in wahre Knochenbild­ung übergeht.
7)nbsp; Als Inhalt des Wurmaneurysma findet man ausser den PaUisadenwürmern nahezu constant einen wandständigen Thrombus, der entweder partiell oder diffus (canalisirt) die Innenwand auskleidet. Derselbe kann zum obstruirenden Thrombus werden und setzt sich nicht selten in die abgehenden Arterienäste (peripherisch) sowie in die Aorta (central) fort. Unter den ver­schiedenen Umwandlungsprocessen des Thrombus sind hervorzu­heben: die Organisation in seinen äussersten Schichten und die Erweichung. Das constante Vorkommen des Thrombus beruht auf der Gegenwart der Würmer, auf der entzündlichen, ulcera-tiven und regressiven Affection der Intinui und auf der Erweiterung des Arterienrohrs.
8)nbsp; Die Pallisadenwürmer werden selten in den Aneu­rysmen der Pferde vermisst; ihr Fohlen ist nur ein zufälliges, vor­übergehendes Ereigniss.
Auf ein Wurmaneurysma kommen im Durchschnitt 9 und auf ein Pferd 11 Pallisadenwürmer. Die höchste Zahl der bei einem
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Die Kolik der Pferde.
Pferde gefundenen Würmer betrug 121. Nicht selten finden sich auch in den Wandungen der Aneurysmen Pallisadenwürmer oder-ihre zurückgelassene Umhüllung in Form abgeworfener Larven­häute.
Die E i n- u n d A u s w a n d e r u n g der Pallisadenwürmer aus dem Dann in das Aneurysnia und umgekehrt geschieht wahr­scheinlich in der Hegel innerhalb der arteriellen Blutbahn. Die Wege der Würmer scheinen nicht immer dieselben zu sein, indem sie auch durch die Peritonealhöhlc wandern können. Die in den Aneurysmawandungen gefundenen Würmer sind wahrscheinlich meist nur verirrte Exemplare.
9)nbsp; nbsp;In vergleichend pathologisch-anatomischer Beziehung beweist die Entwicklungsgeschichte des Aneurysma verminosum, dass eine circumscripte Endoarteriitis die Entstehung eines Aneurysma verursachen kann.
10)nbsp; Ebenso wie das Wurmaneurysma entsteht die Athero-matose der Arterien des Hinterleibs beim Pferde auf Grund einer cireuinscripten acuten und subacuten Endoarteriitis. Die histologischen Veränderungen bei der seeundären Atheromatose der Pferde sind denen der spontanen des Menschen vollkommen analog. Eine spontane Atheromatose in dem Sinne wie beim Menschen kommt ebensowenig beim Pferde als bei den übrigen Hausthieren vor; die Atheromatose der Pferde ist immer eine seeundäre. Gleichwohl beobachtet man beim Pferde in manchen Arterien des Hinterleibs eine spontane Endoarteriitis chro­ll ica (Fig. 13), die jedoch niemals Andeutungen einer athcroina-tösen Entartung zeigt.
11)nbsp; Das W u r m a n e u r y s m a der Pferde ist vermöge seines Sitzes der physikalischen Untersuchung unzugänglich und kann demgemäss aus physikalischen Erscheinungen nicht diagnosticirt werden; es bietet auch sonst keine charakteristischen Symptome. Der Ausgang in Ruptur ist ein überaus seltener; die Aneurysmen der Bauchaorta sind mehr zu Rupturen disponirt als diejenigen der vorderen Gekrösarterie. Unter 18 bekannten Perforationen gingen 15 in die Bauchhöhle, 3 in den Darin.
Die gefahrvollenErsch einungen von Seiten des Wurm-
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IvftSUMlr.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 201
aneurysma beruhen ausschliesslich auf embo lisch en und throinbotischen Vorgängen im Bereiche der aneurysuiati-schen Arterie ausgehend von dem wandständigen Thrombus. iiL'tz-terer wird besonders gefährlich durch sein Wachsthum und durch die Erweichung, welcher er häufig unterliegt. Die Resorption und Einschrumpfung des wandständigen Thrombus, mag derselbe or-ganisirt Kein oder nicht, wird wesentlich begünstigt durch den hüheu Druck, unter welchem er steht.
12)nbsp;Die enormen venösen Stauungserscheinungeu — der serös-hämorrhagischc Darminfarkt — bei Emholie und Throm­bose der Gekrösartcrien lassen sich durch die Paralyse der Darm-muskulatur (Panum), durch die klappenlose (oder klappenarme) Beschaffenheit der Pfortader, durch den rasch auftretenden Me-teorismus (besonders heim Pflanzenfresser) und durch die lockere Consistenz der Darmwandungeu und des Gekröses erklären.
13)nbsp; nbsp;Die Verstopfung der Darmarterien besonders die rasch zu Stande gekommene hat immer eine theilweise oder vollkommene Lähmung der betreffenden Darmpartie zur Folge.
Die Darmlähmung bedingt die aufgehobene Fortbewegung des Darminhalts, die Kothstauung, die verhinderte Koth-und Gasentleerung und die bei dem Pflanzenfresser so überaus ge­fährliche qualitativ und quantitativ abnorme Gasentwicklung im Darmtractus.
14)nbsp; nbsp;Die bei Emholie und Thrombose der Gekrös­artcrien beobachteten Erscheinungen im Lehen sind vollkom­men identisch mit denjenigen, die man bei der sogenannten „Kolikquot; der Pferde beobachtet, wie dies durch zahlreiche Beob­achtungen sichergestellt ist.
Die durch Emholie und Thrombose der Gekrösartcrien zu Stande gekommene p ar t ie lie Dar ml ii h ra u n g bildet zum grossen Theil den Mittel- und Ausgangspunkt des Symptomencomplexes, den man als die „Kolikquot; der Pferde bezeichnet. Die derartig entstandene Darmlähmung kann uns auch die häutigen Rupturen des Verdau-ungskanales, sowie die Mehrzahl der Lageveränderungen desselben erklären; letztere werden übrigens durch den Bau der Bauch-
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Die Kolik der Pferde.
eingeweide des Pferdes begünstigt. Für eine solche Anschauung sprechen wenigstens mehrere Beobachtungen.
15) Die älteren Veränderungen, die man im peri-pherischen Stromgebiet der vorderen Gekrösarterie in Form abgelaufener und theilweise geheilter embolischer und throrabotischer Processe (Pigmentirungen, Arterien- und Yenen-thromben) und zwar gerade im Bereich derjenigen Arterien findet, die in der Kegel aneurysmatisch erweitert sind, weisen mit Sicherheit darauf hin, dass die grosse Mehrzahl der in Genesung ausgehenden Koliken, soweit sie nicht auf sicher nachweisbaren Schädlichkeiten beruhen, durch thrombotische und embolische Darmlähmung bedingt ist. Das plötzliche Auftreten, der Verlauf und die Ausgänge dieser Arten von Koliken sprechen ebenfalls für ihren embolischen Ursprung.
IG) Die öd einatösen, entzündlichen und hämorrha-gischon Processe, die man häufig als Todesursache bei .,Ko­likenquot;' beschrieben findet, beruhen fast ausschliesslich auf Throm­bosen und Embolie der Gekrösarterien ; diese Fälle bilden circa 40—öOquot; i, der tödtlichen Koliken.
17)nbsp; nbsp;Der rapide Verlauf bei tödtlichem Ausgang der „Kolikenquot; sowie die hochgradigen Erscheinungen der Athem-noth bei den in Genesung ausgehenden Falten haben ihren letzten Grund in der abnormen Gasentwicklung im Verdauungskanale. Ausscr der Verkleinerung der Lungenoberfläche durch den lloch-stand des Zwerchfelles trägt wahrscheinlich eine direkte Gas­vergiftung (Kohlensäure und Schwefelwasserstoff) durch Diffusion der abnorm entwickelten Gase aus dem Dann­lumen in das Blut zu der Hohe der Erscheinungen und dem schnellen Verlaufe bei.
18)nbsp; Die Mannigfaltigkeit der durch Embolie und Throm­bose der Darmarterien verursachten anatomischen Störungen findet in der Mannigfaltigkeit der klinischen Erscheinungen, in den nach Intensität und Verlauf verschiedenen Graden der „Kolikquot;' ein ge­treues Spiegelbild.
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Resum^.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;263
19)nbsp; Unter 100 innerlich kranken Pferden befin­den sich 40 Kolikpatienten; unter 100 überhaupt u mgestaiulenen Pferden sind 40 an „Kolikquot; zu Grunde gegangen; unter 100 Kolikpatienten genesen 8 7 und gehen 1 3 zu Grunde.
Diese Zahlen beweisen, dass es weder unter den epizootischen noch unter den sporadischen Krankheiten des Pferdes eine Krank­heit gibt, die in solcher Häufigkeit und Gefährlichkeit auftritt und annähernd ähnliche Opfer fordert. Die Eolikmorbilität und- mortalität wächst ebenso wie die Häuf igkei t der Wurmaneurysuien mit dem zunehmenden Alter.
Die Aetiologie der „Kolikquot; der Pferde findet in der Thrombose und Embolie der Gekrösarterien und der consecutiven Darmlähmung eine allseitig genügende Grundlage, während die bisher angenommenen Ursachen der Koliken zum grössten Theil ungenügend waren.
20)nbsp; In einer grossen Zahl von Fällen setzt sich der T h r o m-bus des Wurmaneurysma über das Ostium der vor­deren Gekrösarterie in das Lumen der Aorta fort (Fig. 10) und ist als solcher wohl die ausschliessliche Quelle der auf dem Wege der Embolie zu Stande gekommenen Thrombosen der P)ecken- und Cruralarterien, die dem „intermittirenden Hinkenquot; zu Grunde liegen. Bei der ungemeinen Häufigkeit des in die Aorta fortgesetzten Thrombus ist es sehr wahrscheinlich, dass ein grosser Theil der Erkrankungen und Lahmheiten der hinteren Extremität (Hüft- und Kreuzlähme, unsichtbarer Späth etc.) auf embolischer Verstopfung der Arterien beruhen.
21)nbsp; Durch die sclerotische Wucherung des Binde­gewebes der vorderen Gekröswurzel um das Aneurysma und eine bedeutende Grosse desselben könnenInnervationsstörungen des Darms, Hindernisse in der Chylusbewegung und Störungen der Pfortadercirculation veranlagst werden, die manchen chroni­schen Verdauungsleiden der Pferde zu Grunde liegen dürften.
22)nbsp; Bei den grossen Verlusten und den schweren wirthschaft-
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264
Pio Kolik der Pferde.
liehen Nachtheilen, welche (lurch die „Kolikquot; der Pferde der Pferdezucht, der Landwirthschaft, sowie dem allgemeinen Wohl­stande zugefügt werden, ist es von der grössten Wichtigheit, Massregeln zu finden, die die Aufnahme der Embryonen mit der Nahrung und damit die Einwanderung der Palli-sadenwürmer in die Gekrösarterien des Pferdes verhindern könnten.
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Präparate von einem perlsüchtigen Rinde.
Arersuchs-Knh No. •*.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;w f t
f laquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Fig./. ftffyM./ Jgt; a.
Taf.TL
fig.
Fig. j.
Fig. 1. Luftröhre und Bronchien mitKno-
ten u. Cavemen.
a. Bronchien
i. Geschwülste von verschiedener Fünu und Grosse.
)urchschnitte von Höhlen, die mit ei­ner raquo;raugelben kä­sigen Zerfallmasse gefüllt waren (Ca-vernen).
Fig. 2. Zellen aus den noch gut erhaltenen Geschwülsten der Luftröhre.
5 Fig. 3. Durchschnitts­flächeeiner mitkäsi-gen Heerden durch­setzten Geschwulst aus der Luftröhre.
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Fig. li a. verstopfte Pfortader; b. gesunde Lebersubstanz. — Fig. 3. a. Pfortader; b. ge­sunde Lebersubstanz; c. verstopfte, ausgebuchtete Pfortaderzweige. — Fig. 3. a. körnchen-kernhaltige Zellen; b. Körnchenkern derselben mit wandständigem Kern.
Stück des mit Perlknoten gleichmassig besetzten Pansens der Versuchs-Kuli No. 1 mit 2 Geschwüren.
Ii0.4.(cf.P0j'/-.)
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a. Geschwüre
b. Deckel der Geschwüre.
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Präparate vom Kalbe Peter. Taor
I'ujf. #9632;/.
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Fig 3.
Pig. 1. Gekröse. :i. Gekrösarterie mit ihrer Verzweigung;
b.nbsp; Gekrösdrüsen;
c.nbsp; nbsp;graugelbe Knötchen von Linsengrösse und darüber:
d.nbsp; Hirse- bis Hanfkorngrosse Knötchen, ilie theils blass, theils rotli in 7er-scliictlcnen Abstufungen waren.
Fig. 2. Darmstiick mit Geschwür im Peyerschen Plaque.
a.nbsp; nbsp;Peyerscher Plaque;
b.nbsp; nbsp;Geschwür.
Fig. :'gt;. Muskelstück mit Knoten von verschiedener Farbe und Grosse.
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Bauclü
i.
Bauchhöhlenbsp; einer häufig tragend gewesenen fetten Hündinn von der rechten Seite.
1.nbsp; nbsp; Niere.
2.nbsp; nbsp; Ausseres Eierstock-Nierenband. 'S.nbsp; nbsp; Eierstock.
#9632;I.nbsp; nbsp; Lypomähnlicher Fortsatz des Mutterbancles, in dessen Basis der Eierstock lieirt.
5.nbsp; nbsp; Lage des Utemshornes {von Fett verdeckt).
6.nbsp; nbsp; Breites Mutterband.
7.nbsp; nbsp; Leber.
4. 5. fi.
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Taf
%.//.
Bauchhöhle derselben Hündinii von der linken Seite.
1. Niere.
Ausseres Eierstock-Nierenbaad.
Der neben bezeichnete lypomahnliche Fortsatz.
Eierstock.
Breites Mutterbaiul. Milz.
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#9632;-.
Th/.I.
Bauchhöhle einer jnngträuliclien, nicht fetten Hündinn von der
rechten Seite.
A.usseres Eierstock-Nierenband.
Eierstock.
Muttertrompete.
üterushorn.
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TafV
Bauchhöhle derselben von der linken Seite.
1.nbsp; nbsp; Niere.
2.nbsp; nbsp; Äusseres Eierstocli-Nierenbaiid. o.nbsp; nbsp; Eierstock.
4.nbsp; nbsp; Mnttertrompete.
•j.nbsp; nbsp;Uternsliorn.
6.nbsp; nbsp; Milz.
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Toiquot; VI.
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1
V
J
Freie Bauchhöhle einer mageren, jungfräulichen Hündiim.
6nbsp; nbsp; nbsp;\usscres Eierstock-Nierenband. 1- Niewn. 7' Muttertrompete linier Seite.
9 Leber.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , ..
- ' #9632;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 8nbsp; nbsp; nbsp;Uterushörner.
;;- Harnblase.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Mutterbänder.
t. Mastdarmstnmpt.
:,, Eierstock der linten Seit.-.
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