|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
quot;W^
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
,X%
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
^rv it,
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
'-^s
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
#9632;,:igt;raquo;gt;
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
^*t\
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
' M1
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
#9632;-V-laquo; '-r
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
,^^iv
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
laquo;WS
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
-^#9632;fe^f
|
^fPquot;
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
i^*Ä*
|
|
•#1
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Fa
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
il^^r--.
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
^. • ^
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
~.,J
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
el*i
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
amp;im-'*m** m
|
#9632;*#9632;
|
|||
|
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
|
quot;til
|
|||
|
|
||
|
m/M
|
||
|
|
|||
|
raquo;mjt - •-•-raquo;-laquo;
|
m m^^t
|
||
|
^'•H
|
||
|
|
||
|
I .MKS
|
||
|
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
BIBUOTHEEK UNIVERSITEIT UTRECHT
|
|||
|
|
|||
|
I
|
II
|
||
|
|
|||
|
2856 170 6
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
DIE
|
||
|
|
||
|
MILCHDRÜSEN DER KUH.
|
||
|
|
||
|
IHRE
|
||
|
|
||
|
AMTOMIE, PHYSIOLOGIE UND PATHOLOGIE
|
||
|
|
||
|
CSTER BKSOXDKKKU l!i:UÜt'KSIOHTIGUXG
|
||
|
|
||
|
DER HALTUNG, PFLEGE, FÜTTERUNG UND ZUCHT
|
||
|
|
||
|
DER MILCHKÜHE
|
||
|
|
||
|
DE M. H. F. FÜRSTENBERG,
rftOFESSOR AN DER KÖNIGL. STAATS- OSO LAKDWIKTHSCHAFTUCHKN AKADEMIE ZU EI.DENA
|
||
|
|
||
|
MIT 3 LITHOÖEipHIETESsr. JAPELU TJMD 22 HOLZSCHNITTEN.
|
||
|
|
||
|
; I
|
||
|
|
||
|
LEIPZIG,
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN. 1868.
|
||
|
|
||
|
|
||
|
i-
|
||
|
|
||
|
gt;
|
||
|
|
||
|
|
|||
|
EINLEITUNG.
|
|||
|
|
|||
|
gt;
|
|||
|
|
|||
|
Die bedeutenden Fortschritte, welche auf dem Gebiete der Naturwissenschaften gemacht worden sind, haben nicht verfehlt ihren Einlluss auf die Enlwickelung der Landwirthschaft, wie auf jeden anderen Zweig der menschlichen Thatigkeil auszuüben, und wol zu keiner Zeit sind so lief eingreifende Umänderungen in dem Betriebe der Landwirthschaft erfolgt, wie diejenigen, welche die Verwendung der auf dem Gebiete der anderen Wissenschaften gemachten Entdeckungen herbeigeführt hat.
Die chemische und physikalische Beschaffenheit der Ackerlandereien wurde genauer erforscht, und so die Landwirthe in den Stand gesetzt, an der Hand der Chemie und Physik die Vornahmen auszuführen, die zu einer Erhöhung der Produclivität des Bodens führten. Die Mechanik, ein Zweig der Physik, war thätig Bodenbereilungs-Instrumente u.a. zu liefern, durch welche die physikalische Beschaffenheit des Bodens derartig wurde, dass die zur Ernährung der Pflanzen nothwendigen Umänderungen, Zersetzungen u. dergl. im Boden energisch vor sich gehen konnten. Die Chemie lehrte ferner die Dungstoffe kennen, welche zur Erhöhung der Erträge des Bodens geeignet sind.
Im hohen Grade unterstützte die mehr und mehr zur Ausführung kommende Drainirung der Aecker die Bestrebungen der Landwirthe höhere Erträge aus ihren Ländereien zu erzielen.
|
|
||
|
|
|||
|
|
||||
|
4
|
Ivnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Einleitung.
Vermehrte Proiluction von Rohstoffen führte zur Vermehrung solcher Anlagen, in welchen sogenannte landvvirthschaftliche Gewerbe betrieben werden, welche wie alle Zweige der Technik durch die Kntwickelung der Chemie. Mechanik etc. einer grössen Vervollkommnung entgegengefahrt worden sind. Die Gründung dieser neuen Stätten für den Betrieb der landwirthschaftlichen Gewerbe, die Vergrösserung und Verbesserung der vorhandenen Anstallen halte die Vemielirung der Stoffe zur Folge, welche als bisher unbenulzte Abfälle bekannt, und von welchen eine Menge durch ihren grossen Gehall. an Nährstoffen als Futter und Nahrungsmittel für Thiere und Pflanzen sich erwiesen haben.
Diese durch die erwähnten Ursachen herbeigeführte Vermehrung der Futterstoffe für unsere landwirthscliafllichen Hanslhiere hat wesentlich zu einer besseren Fütterung und Ernährung der Thiere, besonders der der Stoffproduction wegen gehaltenen geführt, wenigstens sehen wir das dort, wo denkende Landwirlhe die auf den Gebieten anderer Wissenschaften gemachten Fortschriüe beim Betriebe der Landwirthschaft verwendeten.
Einen bedeutenden Eintluss übte die leichtere Beschaffung von Nahrungsmitteln auf die Haltung und Pflege des Milchviehes aus. Wir können sagen, dass in neuerer Zeil vvol kein Zweig der Production von Stoffen sich im Allgemeinen eines grösseren Interesses von Seiten der Landwirlhe zu erfreuen gehabt hat, wie gerade der der Milch. Wol noch niemals ist soviel über die Haltung, Pflege, Zucht u. dergl. der Milchkühe in den Vereinen dehattirt worden, wie in neuerer und neuester Zeil, und zwar wurde nicht allein die zuerst in Angriff genommene Verbesserung der Fütterung, Pflege und Haltung Gegenstand der Besprechungen, sondern auch die Verbesserung der Stämme und Schläge. Die Folge des Fortschrei-tens war die Verringerung der Zahl derjenigen Landwirlhe, welche das Krhallungssystem hei ihren Kühen zur Ausführung bringen,
|
'
|
||
|
|
||||
|
|
|||
|
Einleitung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;V
die überhaupt das Halten der Thiere nur als ein nothwendiges Uebel betrachfen.
Es ist nicht zu leugnen, dass die auf dem Gebiete der Physiologie und Diatelik unserer Hausthiere gewonnenen Resultate auch von einzelnen Lamlwirlhen die Berücksichtigung erfahren haben, welche ihnen zu Theil werden muss, wenn die Fütterung etc. der Thiere rationell betrieben werden soll. Es ist in vielen Gegenden leider noch nicht wahrzunehmen, dass das auf den genannten Gebieten Gewonnene Gerneingut der Landwirthe geworden ist, wie dies die schlechte Haltung, Pflege, Wohnung der Thiere, namentlich des Milchviehes bezeugt. Eine reichliche Ernlihrung der Thiere ohne Berücksichtigung der sonstigen, die Production vermehrenden Verhaltnisse, hat nur ein Vergeuden von Futterstoffen im Gefolge.
Wesentlich zur richtigen Leitimg der Füllenmg. Haltung und Pflege unserer Hausthiere ist die Kenntniss von den Vorgängen der Ernährung im Körper und von der Production von Stoffen. Wir haben bei dem allgemeinen Streben der Landwirthe, den Milchkühen eine der Production von Milch fördernde Haltung und Pflege ange-deihen zu lassen, es für erspriesslich gehalten, die anatomische Beschaffenheit und die Verrichtung desjenigen Organes, welches bestimmt ist, durch seine Thliligkeit dem Landwirth einen Ertrag zu liefern, nämlich der Milchdrüsen, einer genauen Untersuchung zu unterwerfen, und die Ergebnisse der letzteren in dieser Monographie niedergelegt. Der erste Abschnitt enthält die Mittheilungen über die anatomische Beschaffenheit des Organes, der zweite die Histologie und die Verrichtungen der Milchdrüse. Im dritten Abschnitte ist das aufgeführt, was den physiologischen Vorgängen im Körper entsprechend, in Bezug auf Pflege, Wartung, Haltung und Zucht zur Ausführung kommen muss, wenn die Milchdrüsen der Kühe reichlich und lohnend Milch produciren sollen. Wir haben natürlich bei der Besprechung dieses Gegenstandes besonders solche Wirth-
|
f::'
|
||
|
|
|||
|
|
|||
|
3
|
Vtnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Einleitung.
|
||
|
|
|||
|
fl
|
schaften im Auge gehabt, in denen den Kühen nicht Gelegenheit wird, reiche Marschweiden zu beziehen, vielmehr die Besitzer der Thiere gezwungen sind, auf andere Weise die Nahrung für letztere zu beschaffen. Im vierten Abschnitt haben wir die Krankheitszustände des Eaters, die sehr oft. einen bedeutenden Verlust herbeiführen, beschrieben und auf diejenigen Punkte die Aufmerksamkeit des Lesers zu lenken gesucht, die eines Theils zur Verhütung der Krankheiten, andern Theils zur Beseitigung der aufgetretenen Krankheilszustande erforderlich sind.
Seit einer Reihe von Jahren haben wir gesucht, die Verrichtungen der Milchdrüsen und alle die Umstände, welche fördernd oder hemmend auf die Thiitigkeit dieser Organe einwirken, zu erforschen. Wir übergeben die Resultate unserer Forschung der Oeffentlichkeit mit dem Wunsche, dass sie recht vielen Nutzen stiften und dazu beitragen mögen, die Besitzer von Kühen dahin anzuregen, ihren Milcht liieren eine solche Haltung und Pflege angedeihen zu lassen, wie sie zur Ei zielung einer reichlichen und lohnenden Production nolhwendig ist.
Möge das Werkchen der Allgemeinheit soviel Nutzen bringen, als die Ausführung der Arbeit uns Freude bereitet hat.
Eldena, den 10. April 1868.
Eürstenberg.
|
||
|
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
Inhaltsverzeichiiiss.
|
|||
|
|
|||
|
i
|
|||
|
|
|||
|
#9632;,!
|
I. Anatomie der Milchdrüsen.
Seite
Das Euter................................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1
Die Behaarung des Euters.........................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3
Die Zilzen................................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5
Die BrustwaFzen..............................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;6
Die Milchcisterhen und die A.iisfiihrungsgänge................nbsp; nbsp; nbsp; 7
Die Anordnung der Diüsoiisubslanz.....................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;9
Die Arterien der Milchdrüsen........................nbsp; nbsp; nbsp;10
Die Venen der .Milchdrüsen.........................nbsp; nbsp; nbsp;11
Die Milcliadern und Milishgruben......................nbsp; nbsp; nbsp;H
Die LymphgefÖsse des Eulers........................nbsp; nbsp; nbsp;13
Die Nerven des Eiders.........................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;14
Entwicklnhg der Milchdi'üsen.......................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;15
Wachsthum und frühzeitig hervorgerufene Thiitigkeit der Milchdrüsen.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;17
Bildung der Mik-licanale..........................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;19
II. Physiologie der Milchdrüseu.
A.nbsp; nbsp;Histologie...............................nbsp; nbsp; nbsp;21
Die Drüsensubstanz..........................nbsp; nbsp; nbsp;21
Die Brustwarze............................nbsp; nbsp; nbsp;23
Taigfoliikel der Oberhaut der Brustwarze................nbsp; nbsp; nbsp;24
Unteres Ende des Ausführungsganges der Milchdrüse..........nbsp; nbsp; nbsp;25
Schleimhaut des Sinns.......................nbsp; nbsp; nbsp;27
Muskelapparat der Brustwarze und Zitze................nbsp; nbsp; nbsp;28
Aofbängeband der Milchdrüsen.....................nbsp; nbsp; nbsp;33
B.nbsp; nbsp;Das Secret der Milchdi'üsen.......................nbsp; nbsp; nbsp;34
Die Milch..............................nbsp; nbsp; nbsp;34
Formelemehte der Milch........................nbsp; nbsp; nbsp;35
Colostrumköi'porehen.........................nbsp; nbsp; nbsp;36
Chemische BestahdtheUe der Milch...................nbsp; nbsp; nbsp;38
Das Casein..............................nbsp; nbsp; nbsp;39
Das Albumin.............................nbsp; nbsp; nbsp;40
Das Lactoprotein...........................nbsp; nbsp; nbsp;4 t
Die Fette der Milch..........................nbsp; nbsp; nbsp;41
Der Milchzucker...........................nbsp; nbsp; nbsp;42
Die Milchsäure............................nbsp; nbsp; nbsp;43
Die mineralischen Bestandtheilo....................nbsp; nbsp; nbsp;44
Zusammensetzung der Milch zu den verschiedenen Tageszeiten......nbsp; nbsp; nbsp;4g
Menge der Milch in den verschiedenen Abschnitten der Lactationsperiode .nbsp; nbsp; nbsp;54
Verschiedenheiten der Milchmenge bedingt durch die Race........nbsp; nbsp; nbsp;55
Zusammensetzung der Milch in den ersten 4 Wochen nach dem Kaiben . .nbsp; nbsp; nbsp;57 Ziisammensetzung der zu verschiedenen Zeiten wahrend des Melkens erhaltenen Milch..........................nbsp; nbsp; nbsp;59
Zusammenselzung der Sommer- und Winterinilch...........nbsp; nbsp; nbsp;61
Der Rahm..............................nbsp; nbsp; nbsp;63
Die Bildung der Rahmschicht.................... .nbsp; nbsp; nbsp;63
Chemische Bestandtheile des Rahmes..................nbsp; nbsp; nbsp;64
C.nbsp; nbsp;Bildung des Secretes der Milchdrüsen..................nbsp; nbsp; nbsp;66
|
||
|
|
|||
|
|
|||||||
|
VIII
|
Inhaltsverzelcbniss.
|
||||||
|
|
|||||||
|
in. Haltimif, Wartung, Fütternngr nnd Zucht der Mllohktthe.
|
Seite 76 78 8S
|
||||||
|
Beschaflenheit der Stoffproductionsorgane........
Bestandtheile der Futterstoffe............•
Physikalische Beschaflenheit und Volumen der Futterstoffe
|
|||||||
|
|
|||||||
|
Trockene voluminöse Futtermittel.........•
GrUnfuller..................
Verkalben der Milchkühe...........
Menge der Nährstoffe.............
Kraftfutter..................
|
H7
yo
U3 96
98
|
||||||
|
Wurzelgewächse...............nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; (,
Anorganische Bcstandlheile der Nahrungsmittel............... laquo;J
|
|||||||
|
Anämie der Milchkühe............
Bescliafrenlieit und Menge des Trinkwassers . . .
Ausnutzung der Futterstoffe..........
Melk- und Fulterzeiten............
|
99 101 101 102 103
|
||||||
|
|
Einrichtung der Stalle.....................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '
|
||||||
|
|
|||||||
|
Milchzeichen.............................
|
115
|
||||||
|
i
|
Züchtung, Ernährung etc. der Kälber................
IV. Krankheitszustände der Milcbdrilsen. S. 124. 4. Hyperämie des inlerstiticlleu und suhcutanen Bindegewebes des Euters
A Hyperämie des suhcutanen Bindegewebes........
B. Hyperämie des intcrstitiellen und suhcutanen Bindegewebes
|
||||||
|
125
125
126
131
148
149
154
156
156
160
161
163
169
173
176
178
181
Useu.
194 196 198 210
|
|||||||
|
H ;
|
|||||||
|
2.nbsp; nbsp;Entzündung des Euters............
Entzündung des Euters in Folge der Maul- um
|
Klauenseuche . #9632;n Eiuterleiden.
|
||||||
|
Die Kuhpocken und die hierdurch herbeigelühi Der Milchkatheler............
3.nbsp; nbsp;Neubildungen im und am Euter.......
DieAVarzen...............
Die Cyslen...............
Sarkoma der Milchdrüsen........
Carcinoma der Milchdrüsen........
4.nbsp; nbsp;Verletzungen des Euters..........
5.nbsp; nbsp;Verschluss der Zitzenöflnung........
6.nbsp; nbsp;Ersclilaffung des Tragapparatos des Euters . .
7.nbsp; nbsp;Das Ausfliesscn der Milch aus den Zitzen . .
8.nbsp; nbsp;Die MÜchsteine..............
|
|||||||
|
V. Ouautitative mid laquo;ualitatiTO Veränderungreu de
^nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Milchfehlerj S. 188.
|
s Secretes der Milchdr
|
||||||
|
Frühes Gerinnen der Milch.....
Schleimige oder fadenziehende Milch Die blaue, gelbe, und rothe Milch . . Die faulige Zersetzung der Milch . .
|
|||||||
|
|
|||||||
|
VI. Besondere Miingel milcliender Kühe. S. 211.
|
|||||||
|
|
|||||||
|
|
1.nbsp; nbsp;Das lliirimelken ....
2.nbsp; nbsp;Das Verhalten der Milch
|
212 213
|
|||||
|
|
|||||||
|
|
||||
|
1. Anatomie der Milchdrüsen.
|
||||
|
|
||||
|
D.
|
s die Milchdrüsen oder Brustdrüsen, Mammae, bergende, gewöhn-
|
|||
|
|
||||
|
lich das Euter genannte Organ ist im vollständig enlAvickelton Zustande bei den der Milchproduction wegen gehaltenen Kühen länglichrundlich, und erstreckt sich, je nachdem es mehr oder weniger stark entwickelt ist, entweder von den Schambeinen bis in die Nabelgegend (stark entwickelte bleiben mit ihrem vorderen Ende oft nur 2—3 Zoll vom Nobel entfernt) oder es tritt, #9632;wie dies bei kleinen Milchdrüsen der Fall ist, mit seinem vorderen Ende nur noch der Grenze der Nabelgegend nahe. Nach hinten sehen wir sehr grosse Euter über die Schnmbeingegend fort bis zur Scham hinauf reichen, kleine Euter dagegen entweder nur bis an die Schambeine treten, oder das hintere Ende derselben die Queräsle der genannten Knochen bedecken.
An den Seiten liegt das Euter dicht an der inneren Fläche der Hinter-schenkcl und erfüllt nicht nur die Schani-, sondern auch dielnguinalgegend.
Die Kühe sind, wie alle unsere Haussüugethiero, mit zwei Milch- oder BrustdrUsenägglomeraten versehen, die durch eine starke, faserige Scheide-quot;vvand, die in der Richtung der Linea alba verläuft, von einander getrennt werden, und deren jede gewöhnlich 2 Ausführungsgänge, welche an der Spitze der sogenannten Zitzen in den Brustwarzen enden, besitzt. Zuweilen finden sich an jeder Seite 3 Zitzen, die hinterste dieser ist dann gewöhnlich verkümmert, und da der in derselben verlaufende Ausführungsgang in der Mehrzahl der Fälle ohne Verästelung und Bildung von Milchdrüsenbläsehen lilind endet, so erfolgt nur in seltenen Fällen aus ihr ein Austreten von Milch.
Aeusserlich ist die Grenze zwischen den Drüscnagglomeraten durch eine seichte, rinnenähnliche Vertiefung angedeutet, die besonders deutlich an dem hinten gelegenen Theile dos Eaters wahrzunehmen ist, und sich von hier zwischen den 4 Zitzen verlaufend, nach vorn erstreckt. Von dem unteren und hinteren Theile des Euters aus kann man dort, wo diese Rinne verläuft, oft ziemlich weit mit der Hand nach oben zwischen beide Hälften gelangen. An den Seiten des Euters finden wir keine der eben geschilderten
Fürstenberg, Müchdrüseu.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;I
|
#9632;fViv-1 '•
i: Si
|
|||
|
|
||||
|
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
tr
|
2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1. Anatomic der Alilchdrüsen.
ähnliche Abgrenzung, durch die das Vorhandensein von 2 Milchdrüsen an jeder Seite documentirt würde. Es wird zwischen den vorderen und hinleren Zitzen des Euters unten eine seichte, dicht über den Zitzen beginnende Rinne nur dann wahrgenommen, wenn durch eine bedeutende Ansammlung von Milch in der Cisterne und den unteren, weiten Enden der Milchcanale etc. dieser Theil des Euters nach aussen bedeutend hervortritt; nach Entleerung der Milch aus diesen Theilen verschwindet die Vertiefung wieder. An dieser Stelle ist von einer Scheidewand zwischen den vorderen und hinteren Theilen der Drüsenhälften keine Rede, wir fanden bei gut entwickelten Milchdrüsen, ja selbst bei nur massig ausgebildeten, hier bei näherer Untersuchung Gänge, welche zu der über der vorderen Zitze gelegenen Cisterne führen, quer über diese Stelle verlaufen und sich nach dem hinteren Theile der Milchdrüse begeben, andrerseits kommen starke Canäle von der hinteren Milchcisterne und geben zu dem vorderen Theile der Drüse, so dass ein Durchkreuzen der Gänge nach den verschiedensten Richtungen hin bei den vollständig entwickelten und gut ausgebildeten Milchdrüsen statthat und ein Trennen der zu der vordem Zitze ressortirenden Theile von den dem hintern Theile angehörenden nicht zu bewirken ist. Dieser Befund bei den gut entwickelten Drüsen tritt scheinbar der Ansicht Jener entgegen, die dem Rinde 4 oder 6 Milchdrüsen vindiciren, eine Annahme, die sich auf lt;las Vorhandensein der Zahl der Zitzen basirl, und dennoch hat diese Annahme, wenn wir die Genesis des Eulers und die Beschaffenheit d e r Euter in Betracht ziehen, welche eine nur mangelhafte Ausbildung der Milchdrüsen besitzen, mehr für sich als die aus dein eben angeführten Befunde zu folgernde. Mehl selten sahen wir Kühe mit ziemlich grossen Eutern, die, wenn der Umfang der letzleren allein als massgebend in Betracht gezogen wird, für gute Milchkühe gehallen werden müsslen, und dennoch erwiesen sich diese Thiere als höchst schlechte Milch— producenten, da die im Euter befindlichen Milchdrüsen sich stets auf einem sehr niedrigen, man kann sagen auf einem ganz jugendlichen Puncte der Ausbildung befanden. Wir gewahrten bei der Untersuchung derartiger Euler nach dem Sehlachten der betreffenden Thiere über jeder Zitze eine Milchcisterne von geringem Durchmesser, aus welcher eine gewisse Zahl von Gängen nach den verschiedenen Seiten hin sich begaben, die bald ihr Ende erreichten und keine bedeutende, vielmehr eine geringe Menge von Drusensubstanz um sich gelagert zeigten. Dahingegen war zwischen den beiden Milchdrüsen jeder Seite bedeutende Fetlmasse angehäuft. In allen derartigen Fällen von mangelhafter Ent-wickelung der Milchdrüsen zeigten sich die hinteren Milchdrüsen stärker entwickelt als die vorderen; während die ersleren die Grosse einer geballten Mannsfaust erreicht hatten, übertraf die Grosse der letzteren selten die eines massigen Apfels. Die Ursache der mangelhaft entwickelten Drüsen Substanz liegt entschieden in der massigen Fortentwickelung des Fettgewebes, welches der früheren Bildungsperiode des Körpers entsprechend sich fortgebildet hat und
|
||
|
|
|||
|
|
||
|
Das Eöter.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;_nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3
in dem Maasse, wie dieses stattgefunden, den Drüsen dadurch, dass der Ilauptstroin des Bildungsmaterials dem Fettgewebe sich zuwandte, die zu ihrer Entwickelung nothwendigen Stoffe vorenthielt. Kühe mit so mangelhaft entwickelter Milchdrüse, die als Bildungsheimnung der Milchdrüsen bezeichnet werden muss, liefern fast nie so viel Milch als zur Erhaltung und Ernährung der von den Kühen geborenen Kälber nothwendig ist, daher solche Thiere als Zuchtthiere nur dann einigen Worth besitzen, wenn sie zur Production von nur zur .Mast bestimmten Hindern verwendet werden.
Beide MilchdrUsenagglomerate sind von der allgemeinen Deckhaut überzogen, deren Durchmesser hier fast stets ein geringerer ist, als derjenige des an den Seiten des Rumpfes gelegenen; durchschnittlich ist die den oberen Theil des Euters bedeckende Haut der an den Seiten des Halses dicht vor der Schulter gelegenen Haut im Durchmesser gleich, je mehr sie aber der Zitze zu sich nähert, um so mehr nimmt sie an Stärke ab, und zwar ist bei einzelnen die Verminderung der Dicke so bedeutend, dass die die Basis der Zitze bedeckende Haut nur die Hälfte des Durchmessers der oben gelegenen wahrnehmen lässt. Bei sehr schlechten Milchkühen ist die die Milchdrüse einhüllende Haut nicht allein sehr stark, beinahe so stark wie der die Bippen bekleidende Theil, sondern es trägt ausserdem noch eine sehr starke Lage von Unlerhautbindegewebe zur Verdickimg der Decke viel bei.
Die Behaarung der auf dem Euter befindlichen Haut ist in Betreff der Stärke und Länge des Deckhaares eine sehr verschiedene; es bietet diese Verschiedenheiten dar, deren ursächliche Momente nicht in jedem Falle aufzufinden sind. Bei Thieren mit dicker Haut nehmen wir hier ein starkes, Starres, fast glanzloses Deckhaar, ausserdem auch eine grosse Menge langer ziemlich dicker Haare, sogenannter Hungerhaare wahr, bei Kühen mit feiner Haut dagegen ist das Haar kurz, weich, glänzend und fest anliegend, lange Haare sind auf den Seitenflächen fast gar nicht vorhanden, nur an der hinteren Fläche des Euters und unten auf der zwischen den Zitzen gelegenen Haut treffen wir einige wenige lange, dünne, weiche, dem Wollhaar ähnliche Haare an. Die bei einer grossen Zahl von Kühen an der Basis der Zitze befindlichen Haare sind fast stets von geringerer Länge als die an dem übrigen Theile des Euters, es steigt die Behaarung nicht weit an der Zitze herab, umgiebt die Basis in der Mehrzahl der Fälle nur als ein schmaler Gürtel. Von dem Puncte an, wo der Sinus aufhört und der Ausfiihrungsgang beginnt, bis zum Ende dieses letzteren ist die Zitze stets mit einer haarlosen runzligen von glatter, starker Epidermis bedeckten Haut überzogen.
Entfernt man die die Milchdrüse umgebende Deckhaut, so gelangt man auf eine Schicht verdichteten Bindegewebes, welches die Drüse membranartig überzieht. Diese Bindegewebsmembran, welche eine grosse Menge elastischer Fasern, die netzartig unter einander verbunden in dem quot;Bindegewebe verlaufen, enthält, und die man Milchdrüsenkapsel nennen kann,
1*
|
||
|
|
||
|
|
|||
|
)
|
4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; I. Anatomie der Milchdnisen.
uniiiiebt die Milchdrüsen jeder Seite und steht mit den im Innern der Drüse die Lappen und Läppchen ete. umuebenden Bindegewehszügen durch die in das Innere der Drüse eintretenden Fortsätze in Verbindung: von der oberen Fläche der Drüsen geben ligamentähnliche Fortsätze an die Sehnen der Bauchmuskeln, wodurch die Drüsen an diese Theile angeheftet werden: der Zwischenraum ist mit lockerem Bindegewebe \md Feltzellen erfüllt. Die Uni-hüllungsmembran geht mit dem zwischen beiden Drüsen gelegenen Aufhängeband, Idgameritum Suspensorium mummarum, Verhindungen ein, wodurch die Drüsen an jenes Band befestigt werden. Letzteres Ligament, durch eine starke, breite Basis mit den Sehnen der Bauchmuskeln in der Linea alba verbunden, und an der Schamheinfuge der Schambeine befestigt, steigt, allmählich an Durchmesser abnehmend, senkrecht zwischen die beiden Drü-senagglomerate hinab, giebl in seinem Verlaufe zahlreiche breite Fortsätze an die rmluillungsmembran, und endet unten, theils an dem unteren Bande der Milchdrüsen, theils, und zwar mit dünnen Partien, in der Haut dort, wo die Längsrinne äusserlich am Euter verläuft, Ls erfüllt dieses Ligament somit zwei Zwecke, einmal bildet es die Scheidewand zwischen beiden Drüsen-agglomeraten, anderntheils trägt es diese, und erhält sie in der Lage, Je stärker das Euter ist, um so grosser ist der Knochenfortsatz dort an den Schambeinen, wo das Ligament sich befestigt. Es dient dieser ziemlich spitzige Knochenfortsalz an dem Becken als Erkennungszeichen des Geschlechts,
Das Ligament bestellt fast nur aus elastischen Fasern, die theils zu Bündeln vereinigt, netzartig sich durchkreuzen und verflechten, und theils verdichtetes Bindegewebe, oder einzelne Fäden dieses Gewebes zwischen sich eingelagert haben.
Die freigelegte und von der Deckhaut befreite Milchdrüse zeigt sich uns als ein länglichrunder abgeflachter Körper, dessen Länge bei den in der Lactationsperiode befindlichen Thieren zwischen 9 und 20 Zoll, dessen Höhe zwischen (3 und 12 Zoll variirt und eine zwischen h und 8 Zoll schwankende Dicke besitzt. Die innere der gleichnamigen der anderen Milchdrüse zugewendete Fläche ist platt und trifft oben mit der oberen Fläche in dem oberen Innern, die obere Fläche mit der äussem in dem äussern obern Bande zusammen. Die obere Fläche ist gegen die Bauchmuskeln gewendet und erscheint ein wenig coneav. Die äussere Fläche ist oben flach, an dem unteren Theile stark gewölbt und geht allmählich in die untere weniger gewölbte Fläche über, welche letztere durch den unteren Band mit der inneren platten Fläche sich verbindet. Sämmlliche Bänder sind ziemlich scharf. Der obere innere Band verläuft, dicht neben der Linea alba liegend, und durch das Ligament, suspens. mamm. von dem gleichnamigen der anderen Drüse getrennt, in gerader Bichtung von vorn nach hinten, der untere steigt nach hinten auf-wärts und trifft in dem hinteren Winkel mit dem oberen Bande zusammen, vorn vereinigt er sich mit letzterem in dem vorderen Winkel.
|
||
|
j i '
|
|||
|
|
|||
|
n
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
Milcbdriiscnsubstanz.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; _nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5
Oben auf der oberen Fläche, namentlicli am vorderen und hinteren Ende der Drüse ist eine bedeutende Menge Fettgewebe angehäuft., welches sich von hier aus einige Zolle auf die äussere Fläche der Drüse hinabziehl und hier wie an den Enden der Drüse dicht unter der Haut gelegen, als Pammulus adi-posus mammarum belraehtet werden muss. An dein übrigen Tbeile der Drüse liegt das Fettgewebe unter der Umhüllungsinembran theils auf der Drüsensubstanz, und zwar in einer dünnen Lage, theils auf dein die Lappen umziehenden Bindegewebe, hier oft von bedeutender Mächtigkeit, und von hier aus, den Bindegewebszügen folgend, in das Innere der Drüsenmasse eintretend.
Die äusseren Flächen der von der Umhüllungsmeniliran befreiten Drüse ist uneben in Folge kleiner länglicher Erhabenheiten, und der diese umziehenden Vertiefungen, welche, da sie theilweise mit Fett erfüllt sind, nur seicht erscheinen. Es ist schwierig das hier liegende Fettgewebe, ohne die Drüsensubslanz zu verletzen, zu entfernen, da beide durch Fortsätze etc. in einander greifen.
Die Drüsensubstanz ist von grauröthiieher Farbe, wenn sie im unverletzten Zustande freigelegt ist; sie erscheint weisslich an den Stellen, wo ihr eine Verletzung zugefügt wird, durch die aus den verletzten Bläschen und kleinen Gängen hervortretende Milch.
An der unteren Fläche, und zwar unweit des Zusammentceffexis dieser mit der äusseren, treten die Zitzen hervor. An jeder Zitze unterscheidet man den obern Theil, die Basis, dessen llaulüberzug mit kurzem, gewöhnlich feinem Deckhaar bei den besseren Milchkühen besetzt ist, und den unteren, mit einer von feinen Runzeln durchzogenen, glatten Haut bedeckten Theil, den ich Brustwarze nenne, und welcher dem gleichnamigen an der menschlichen Mamma entspricht. Die vorderen Zitzen, etwas weiter als die hinteren von der Mittellinie entfernt, sind bei einer grossen Zahl von Kühen stärker entwickelt als die hinteren ; bei einer fast eben so grossen Menge von Thieren lilssl sich kein besonders hervortretender Unterschied in der Grosse zwischen denselben feststellen. Die Länge der Zitzen ist eine höchst wechselnde bei den verschiedenen Thieren und scheint nicht durch die Race bedingt zu sein; ich habe bei den verschiedensten Racen und Schlägen Kühe mit langen und solche mit kurzen Zitzen gesehen; im Allgemeinen haben die viel Milch liefernden Kühe grössere Zitzen, als die, welche wenig Milch geben und lange Zeit trocken stehen. Es sind daher wohl einestheils die Ansammlung von Milch in den Cisternen, welche letzteren bis in die Zitze hinabreichen, und anderentheils das Zerren an diesen Gebilden beim Melken die Ursachen, welche die bedeutendere Länge der Zitzen herbeiführt. Die Fersen im Alter von 1 oder 1 ya Jahre, die nicht in den tragenden Zustand versetzt sind, oder die im Aller von I ifa Jahren, wenn sie tragend dem Ende der Trächtigkeit nicht nahe sind, lassen von der Basis der Zitze nichts
|
||
|
|
||
|
-l?-^^^^^BI
|
|||
|
|
|||
|
I. Anatomic der Milchdrüsen.
|
|||
|
|
|||
|
I
|
Wahrnehmen, os tritt hier nur ein rundlicher, meistentheils massig fest sich anfühlender, mit glätter Oberhaut versehener Körper an der unteren Fläclie ties Euters hervor; es besteht hier die Zitze nur aus der Brustwarze. Durch Reizung der Hautnerven an diesem Theile, wie sie durch ein leises Berühren etc. hervorgebracht werden kann, erigiren die Brustwarzen, werden fester und runder als sie waren, durch die Erfüllung der an diesem Theile verlaufenden Venen mit Blut.
Nachdem die Milchdrüsen in Folge der Trächtigkeil und Gehurt eines Kalbes in Thätigkeit versetzt worden sind, tritt an der Zitze der Thcil auf, den icli bei den Zitzen der Kuh mit Basis bezeichnet habe.
Die Gestall der Zitze hängt theils von dem Alter der Kuh, theils von der Milchergiebigkeit der Kühe ab. Bei jungen Kühen, welche ein oder zwei Mal geboren haben, und ferner bei Kühen, welche wenig Milch geben, sind die Zitzen nicht sehr gross, die Basis ist zwar deutlich von der Brustwarze abgegrenzt, aber im Ganzen ist erstere noch nicht so gross und weit bei diesen, wie bei älteren und milchreichen Kühen; ferner sind hier die Zitzen runder und zierlicher gebaut. Die Basis der Zitze ist bei diesen jungen etc. Kühen so rundlich wie die Brustwarze, nur nicht ganz so fest, wie diese, ausserdcin vermindert sich der Umfang allmählich in dem Maasse, wie sich die Basis dem Brustwarzentheile nähert. Bei älteren, namentlich sein- milchreichen Kühen, ist die Basis der Zitze ziemlich gross und oft sehr weit, sie erscheint mehr zu dem die Drüse bergenden Theile des Euters zu gehören: sie lect sich zuweilen, wenn die .Milch aus der Drüse entfernt, in Falten, und ist, wenn das Euter mit Milch erfüllt ist anipullenformig hervorgetrieben. Es bietet die Beschallen heil der Basis der Zitze somit Zeichen, die ältere und auch iailchreiche Kühe erkennen lassen.
Die grösste Länge der Zitzen milchender Kühe die ich wahrgenommen betrug iVoZoll, die geringste 21 ^ Zoll, so dass hier ein Unterschied von 2 Zoll sich findet; bei der Mehrzahl der Kühe sind die vorderen Zitzen S1'/,—3 Zoll lang, die hinteren dagegen 2' 2—28/4 Zoll. Die Breite an der Basis schwankt zwischen 3 und St-Vj Zoll, dort wo der haarlose Theil beginnt, beträgt der Durchmesser \:i:i — l'-i Zoll, etwas über dem unteren Ende 1—% und an der Spitze selten über 5/s gemeinhin iU Zol'-
Der untere Teil der Zitze, die Brustwarze, ist nicht nur äusserlich dadurch, dass er ganz haarlos ist, von dem oberen unterschieden, sondern auch durch die Formelemente, die sich in ihm finden. Durch die vegetativen Muskelfasern, die in nicht unbedeutender Zahl und Mächtigkeit in den Wänden der Zitze eingelagert sind, wird ihm ein grösserer Durchmesser und eine grössere Festigkeil verliehen als dem oberen Theile, und erleidet er daher auch bei Ansammlung von Milch im Euler eine geringere Ausdehnung als jener. Das freie Ende ist bei den verschiedenen Kühen verschieden geformt, entweder ist die untere Fläche hervorstehend, und es bildet die Oeffnung des
|
||
|
|
|||
|
|j
|
|||
|
|
||
|
Die Zitzen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;_nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7
Ausfuhrungsganges den hervorlretendsten Theil, wie dies namentlich bei stark mit Milch erfülltem Euter fast stets der Fall ist, ja selbst nach Entfernung der Milch bei vielen Thieren angetroffen wird, oder aber es ist die untere Flüche des Zitzenendes nicht hervortretend, vielmehr (lach; in diesen Fallen nehmen wir 2 Wülste wahr, von denen die eine den äusseren Rand der unteren Fläche bildet, die andere, kleinere, in der Mitte der Fläche gelegen, den Ausführungsgang umzieht; die Oeffnung des letzteren ist zurückgezogen, wodurch hier eine kleine beinahe trichterförmige Vertiefung gebildet wird.
Die Anordnung der Milchcisterne, die Einmündung der Milchcanäle in diese und in die Zitze sind deutlich in der ofl'engelegten Cisterne und Zitze wahrzunehmen. In Taf. 1. Fis;. 1. ist die Anordnuim der Theile in Natur-grösse abgebildet. Man bemerkt im Sinus, der von b bis d sich erstrecktquot;, zahlreiche grosse und kleine Oelliiungen o o und h h, die Enden oder rieh- • tiger die Anfange der in die Drüse sich hineinbegebenden grösseren und kleineren Milchcanäle. Die mit e' bezeichneten Vertiefungen sind Hohlräume, welche durch Faltenbildungen veranlassl sind. Die Milchcisterne liegt, wie aus der Abbildung ersichtlich, nicht nur im unteren Theile der Milchdrüse, sondern erstreckt sich auch bis in die Zitze, die bei a anfängt, hinein, bis nach d hinabsteigend.
Dieses untere Fmde der Cisterne ist in der geöllheten Zitze nicht so scharf markirt, wie es sieb in der geschlossenen gebildet vorfindet. Injicirl man eine Zitze von oben, von der Cisterne aus, mit Gyps, so kann man genauer die Endpuncte der Cisterne und den Anfangspunct des Ausführungs-canals gewahren. In Taf. I. Fig. 2. ist ein solcher Gypsabguss des die Zitze durchziehenden Hohlraumes abgebildet. Es entspricht das obere Ende bei a der Basis der Zitze, und erstreckt sich von hier bis d die Grenze der Milchcisterne in der Zitze; die auf diesem Theile befindlichen Hervorragungen sind theils der Abdruck der Enden der in die Cisterne mündenden Milchcanäle, und zwar rühren die mit h bezeichneten von den grössern Canälen her. theils sind die Hervorragungen und zwar die mit e bezeichneten durch die in die Ausführungsgänge kleiner Urüsencaniile eingedrungene Gyps— masse hervorgegangen. Die mit e' versehenen Gypstheile haben Ausbuchtungen des Milchcanals erfüllt, welche durch die besondere Lagerung von Bindegewebsstrcifen etc. veranlassl worden sind. Bei d ist die Grenze der Cisterne durch. eine tiefe Einbuchtung in die Gypsmasse klar und scharf gegeben, eine Stelle, an welcher der von einem Muskelapparat umgebene Ausführungsgang der Drüse beginnt. Dieser ist ziemlich weit an seinem Anfange, nimmt aber an Durchmesser allmählich his zur Spitze der Zitze hin ab, er erscheint bei der geöflneten Zitze glatt und in Falten gelegt, die theils von oben nach unten verlaufen und in der Zahl von C—8 vorhanden sind, theils. und zwar in sehr grosser Zahl, als Querfallen über die innere Ober-fläche der Zitze hervorragen. Die stark hervorragenden Längsfalten lassen
|
||
|
|
||
|
|
|||||
|
!
|
8
|
I. Anatomie der Milchdrüsen.
|
|||
|
|
|||||
|
Hi]
|
sicli von dem unteren Ende des Ausführungsganges aus, wo in Folge der Anordnung des Muskelapparates ein Sphincter oder Schliessmuskel sich bildet, und das Zusammenlegen der Membran herbeiführt, verfolgen. Es bildet sich hier durch die Wirkung des Sphincter an dem Ende des weiten Ausfüh-rungsganges eine sehr zierliche Rosette, welche in Taf. I. Fig. 1. bei f angedeutet ist. Die iiussere, die Zitze bedeckende Haut bildet dann noch einen Canal g, der von der äusseren Fläche bis zu dem geschlossenen Drüsengange führt. An dem in Taf. I. Fig. 2. abgebildeten Gypsabgusse des Innern der Zitze ist ebenfalls die Rosette fund der nach aussen führende Canal lt;/ deutlich wuhrziinehmen. Die Querfalten der Membran sind im Gypse theilweise wiedergegeben, man gewahrt Taf. I. Fig. 2. bei t dergleichen; das Weitere hierüber werden wir bei der Histologie aufführen.
Der Sinus oder die Milehcislerne ist von einigen Forschern geläugnet worden, jedoch mit Unrecht, es ist dieser Theil nicht hloss als Ausfuhrungsgang der Drüse zu betrachten, in welchem durch Vereinigung der Milchcanäle das beschriebene und in der Abbildung gegebene Erscheinen herbeigeführt wird, es ist vielmehr deutlich ein weiter Behälter vorhanden, der in Bezug auf die Anordnung der angrenzenden Gewebe sich wesentlich von dem Ausführungsgang unterscheidet. Die Grosse desselben ist zwar sehr verschieden, und ebenso die Form desselben bei den verschiedenen Kühen; bald ist der Sinus sehr gross und die darin mündenden Canäle nicht sehr weit, bald sind die Milchcanäle sehr gross und weil, der Sinus aber klein, immer muss aber als Kriterium des Sinus das Münden von Milchcanälen in denselben erfasst werden, womit seine Grenzen nach oben imd unten gegeben sind. Wir werden bei Betrachtung der Bildung der Milchdrüsen sehen, dass der Sinus sehr früh vorhanden ist. Die Verschiedenheiten in der Grosse und Form der Milchcisterne gehen aus den beiden Abbildungen, welche nach Gypsabdrückcn, die ich hergestellt, gefertigt sind, hervor. Taf. I. Fig. 3 ist die Abbildung des Sinus von einer Kuh, welche durch Milchergiebigkeit sich nicht auszeichnete, sie gab frisch milchend ungefähr 6 Quart und lieferte im Ganzen während der Lada— tionsperiode 1200—1300 Quart ziemlich fetter Milch. Der auf Taf. I. Fig. I. veranschaulichte Sinus ist viel kleiner, hat eine weniger elegante Form, es gehen hier grosse weite Gänge von demselben aus, die sich ähnlich wie der Sinus, als Sammelorgan verhalten, und welche unter Zusammenrechnung des Raumes beides bedeutend das Fig. 3. gegebene Volumen der Milchcisterne überschreiten. Die Kuh, von deren Milchdrüsencislerne der zur Herstellung der Zeichnung Taf. I. Fig. 4. verwendete Gypsabguss entnommen, zeichnete sich durch Milchergiebigkeit aus, sie producirte frisch milchend gegen 20 Quart und lieferte während der Lactationsperiode etwa 3000 Quart Milch. Hieraus ergiebt sich schon, und es ist auch durch zahlreiche Untersuchungen bestätigt worden, dass die Grosso und Form der Milchcisterne keinen Schluss auf die Milchersiebiukeit zulassen.
|
||||
|
|
|||||
|
|
|||||
|
|
|||||
|
i
|
|||||
|
|
|||||
|
|
|||||
|
|
|||||
|
|
|||||
|
gt;
|
|||||
|
|
|||||
|
Milchcvsterne. Drüsensubstanz.
|
9
|
||||
|
|
|||||
|
I
|
An den Stellen des Euters, wo diese Cisternen gelegen sind, also an der Basis und dein oberen behaarten Theile der Zitze und einige Zoll über dieser, ist bei wenig mil Milch erfüllten Cisternen das Euter stets weich, es nimmt diese Weichheit nach allen Seiten hin ab in dem Maasse wie Drilsen-substanz sich hier angehäuft findet: dort wo die Gänge sehr weit und mächtig sind, nehmen wir diese Weiche des Eulers wahr, mit der Abnahme der Durchmesser der Canäle macht eine gewisse Festigkeit des Euters sich geltend. Isl das Euter mit Milch erfüllt, so fühlt sich der genannte Theil (luctuirend und etwas gespannt an, bei einer starken Anschoppung von Milch kann derselbe sogar einen gewissen Grad von Festigkeit erhalten; wir linden in diesem Falle die Wände des oberen Theils der Zitze kugelförmig nach aussei! getreten.
Oeflhen wir einen der grosscn Gänge, so sehen wir, (lass in diesen eine Menge von grösseren und kleineren Gängen münden, und class sie eine der Milchcislerne ähnliche Anordnung hierin wahrnehmen lassen. Es sind diese Gänge von allen Seiten von Drüsensuhstanz umgeben, weshalb die quer-durchschnittenen Gänge nicht vollständig collabiren, sondern immer etwas offen stehen, ein Verhalten, welches der Milchcislerne nicht eigen ist. Verfolgen wir einen solchen grossen Gang, so nehmen wir wahr, dass er sich allmählich verengt, und schliesslich in eine Menge von kleinen Gängen, die mit unbe-wailnetem Auge nicht mehr zu verfolgen sind, und deren Zahl sehr verschieden ist, ausgeht. Alle Milchcanäle enden in gleicher Weise, wir finden diese kleinsten Gänge in der rölhlich grauen Drüsensubstanz, Theile, die bei der Betrachtung der Formelemente der Drüsen wir näher beschreiben werden. Den Verlauf tier Gänge in der Milchdrüse veranschaulicht Tat'. 1. Fig. 4a. Es isl die Abbildung nach einem Präparate gefertigt, welches ich durch Injection von einer leichlUüssigen Metallmasse durch den Zitzencanal in den Sinus und die Gänge hergestellt habe. Die Canäle sind hierbei nicht weiter ausgedehnt worden, als sie bei gewöhnlicher Erfüllung derselben durch Milch es werden. Man sieht, wie nach allen Seilen von dein Haupteanale aus sich die Seitencanäle abgrenzen, und wie sämmlliche Canäle von dem über den Zitzencanal befindlichen Sinus entspringen.
Was nun die Anordnung der Drüsensubstanz anbetrifTt, so sehen wir auf den Querschnitten der Drüsen röthlich graue Massen von hellen Streifen umgeben, und von diesen helleren Streifen Zweige in das Innere des durch jenen abgegrenzten Theil verlaufen und kleinere Abiheilungen in demselben bilden. Jene grösseren Abtheilungen sind die Lappen der Drüse, die kleineren die Lappchen, und die sie umgebenden helleren Streifen zeigen sich uns aus Bündeln von Bindegewebe, Fettgewebe und Gefässen bestehend. Die Massen von Feltgewebe sind bei gut genährten Thieren bedeutend, bei sehr masligen Thieren können sie so stark sein, dass die Drüsensuhstanz durch sie gedrückt und ihre Thätinkeit beeinträchtigt wird. Letzteres
|
m
|
|||
|
|
|||||
|
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
10nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'#9632; Anatomie der Milchdrüsen.
|
|||
|
|
|||
|
|
ist auch wohl der Grund, dass sehr fette und zur Fettsucht neigende Kühe trotz eines ziemlich grossen Euters wenig Milch geben; es besteht hier wie bereits angeführt, das Euter aus einer grossen Menge Fett- und einer geringen Menge Milchdrüsengewebes.
Die Blulgefässe, sowohl diejenigen, welche das Blut den Milchdrüsen zuführen, Arterien, auch Pulsadern genannt, wie auch die, welche das Blul von diesen Organen den Centralkreislaufsorganen zurückführen, die Venen oder Blutadern, sind sehr stark entwickelt, wie die Abbildung derselben auf Tal'. II. Fig. 3, wo die oberflächlich verlaufenden und Taf. Hl. Fig. 6, wo die tiefer liegenden Gefiisse dargestellt, dies darlhun.
Das Blut wird der Milchdrüse durch die äussere Schamarterie, Artevia pudenda externa. zugeführt, welche ein Zweig der aus der Arter. crural. entspringenden Arteria epigastrica ist.
Die äussere Schamarterie a tritt durch Bindegewebe mit der gleichnamigen Vene b verbunden unter dem Poupartschen Bande hervor und geht an den inneren Band der oberen Fläche der Milchdrüse, verläuft an diesem unten und aussen liegend nach vorn, und gelangt von hier, als ein sehr dünnes Gefäss e'. an den Nabel, von wo aus sie sich in die Bauchmuskel und das subeutane Bindegewebe begiebt.
Auf ihrem Verlauf gieht sie, sobald sie an die Milchdrüse herangetreten, einen massig starken Zweig c ab, der in der hinteren Spitzt; der Drüse, in der Haut bis zur Scham hinauf sich verzweigt, und auch die Lymphdrüsen / mit Blut versieht.
Etwa einen Zoll weiter nach vorn entspringen aus dem Stamme der Arterie 2 starke Aeste, die ich die hinteren Mikhdrüsenarteiien d tl. Arter. mammae posticae, nenne, und welche zuerst neben dem Stamme, in dem die obere Flache der Drüse bedeckenden Fette gelagert sind, diesem kleine Zweige zusenden und dann in die Substanz der Drüse eintreten, nach den hier gelegenen Theilen Zweige senden, überhaupt die hinlere Hälfte der Milchdrüse mit Blut versehen: von diesen Arterien gehen Zweige an die Zitzen, von welchen sowohl an der äusseren wie an der inneren Seite zwei durch Anastomosen verbundene Arterien geringen Durchmessers bis zur Spitze der Zitze verlaufen.
Sobald der Stamm nach vorn hin bis zur Mitte der Drüse gelangt ist, acht aus ihm eine starke Arterie e hervor, die ich, da der stärkere Zweig derselben an der inneren, der anderen Milchdrüse zugekehrten Fläche verläuft, innere Milchdrüsenarterie, Art. mammae inlerna nenne. Dieser stärkere Zweig der Arterie verlauft in dem zwischen dein Ligament, suspens. mammar. und der Drüse gelegenen Binde- und Fettgewebe schräg nach unten und vorn, giebl Zweige an das Ligament, das Bindegewebe, das Fett und die Drüsensubstanz, tritt dann, stets an Durchmesser abnehmend, in das subeutane Bindegewebe und endet in der Gegend der 10. Uippe in
|
||
|
:
|
|||
|
|
|||
|
; ;
|
|||
|
:
|
|||
|
/
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
Venen.
|
11
|
||
|
|
|||
|
der Haul. Der etwas schwächere Ast begiebt sich in die Drüsensubstanz, versieht den inittleren Theil mit Blut, und giebt einen an der äusseren und an der inneren Seite der Zitze hinablaufenden Zweig ab.
Der fortlaufende Stainm der Arter. pudenda exlerna, der im Durchmesser Aer Art. mammae interna gleich kommt, nimmt unter Abgabe kleiner, theils das Fettgewebe, theils die obere Flache der Milchdrüse mit Blut versehender zahlreicher Zweige an Umfang ab, und sendet dicht am vorderen Ende der Drüse noch einen starken Zweig f an dieses Organ, eine Arterie, die ich die vordere Aülchdrüsenarterie, Art. mammae arterior benannt, ab. Von diesem Zweige stammen die an dem vorderen Theile der Seitenflächen der Zitzen verlaufenden Arterien. Die iiussere Schamarterie besitzt nach Abgabe der vorderen Milchdrüsenarterie einen sehr geringen Durchmesser, liiut't neben der Bauchhautvene oder Milchader m nach vorn, und endet in der Brustbeingegend in der Haut, dem Dnterhautbindegewebe und den Bauchmuskeim
Die Hauptblutiiefässe, welche das von den Arterien dem Euter zugeführte Blut den Centralkreislaufsoiganen wieder zuführen, sind die iiussere Schamvene, Vena pudenda externa b und die Bauchhautvene, Vena subeutanea abdommis m. Beide sind zu einem Gefiisse vereinigt, welches vom Poupart'schen Bande beginnend, auf der oberen Flache jeder der Milchdrüsen verläuft, von diesen dicht unter der Haut, an den Bauchmuskeln liegend nach vom geht, und in der Gegend der Knorpel der letzten wahren Ripigt;eii durch die Bauchmuskeln hindurchtretend von der innern Brustvene Vena mammaria interna aufgenommen wird. Dieses nach vorn verlaufende Gefass wird gewöhnlich Milehader genannt, die Vertiefuim hinaegein, welche in Folge des Durchganges der Milchadern durch die Bauchmuskeln gebildet werden, sind unter der Bezeichnung Mi Ich gruben bekannt.
In diese eben beschriebenen Hauplblutgefässe münden sämmtliche von den Milchdrüsen kommenden Venen, welche in die oberflächlich und in die tief verlaufenden unterschieden werden können. Die oberflächlichen oder Hautvenen des Euters sind, wie sie in der Mehrzahl der Fälle verlaufen, in Taf. II. Fig. 5. abgebildet, sie fördern ihren Inhalt in die tiefer liegenden Venen, bilden mithin mit diesen ein Canalsystem: ihr Verlauf wird bei der Beschreibung der tiefer liegenden Venen aufgeführt werden. Am hintern Theile jeder Milchdrüse finden wir einen starken Venenstamm g, der, neben dem nach jenem Ende der Drüse verlaufenden Arterienzweige c gelegen, sich zu dem Stamm der äusseren Schamvene begiebt; er wird aus Venen gebildet, welche theils in dem hinter und über den Drüsen gelegenen Fettgewebe, theils in der Scham, der Haut etc. ihren Ursprung haben. Mehr nach vorn treten gewöhnlich drei stärkere Stämme k h h, die hinteren Milchdrüsenvenen, Venae mammae posticae, aus der Drüse hervor, und indem sie neben den gleichnamigen Arterien verlaufen, treten sie an die auf der oberen Fläche des Organes verlaufende äussere Schamvene heran, und münden
|
|||
|
|
|||
|
{ M
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
is
|
J2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '• Analomie der Milcluirüsen.
in diese. Zu diesen Venen geht ein kleiner Theil der von der hinteren Zitze kommenden ßlutgefasse, hauptsächlich alter worden diese Stämme durch das Zusammentreten der aus der hinteren Hälfte der Drüsen kommenden Gefässc gebildet. Der stärkste Ast, welcher sich zu dem Hauptgelasse hegieht, ist die innere Milchdrüsenvene, Vena mammae interna, i, ein Gefäss, welches im Durchmesser beinahe der äusseren Schamvene gleichkommt, und ihren Ursprung in dem an den Zitzen verlaufenden Yenennetze hat. Dieses Zitzen— venennetz veranschaulicht Taf. I. Fig. 7. und 8. Es bilden VenensUUninchen von verschiedenem, zwischen 0,5 und 3 Millimeter variirendem Durchmesser ein tiefes, das an Gelassen reichste, und ein mehr unter der Haut verlaufendes, an Maschen weniger reiches Netz. Das tiefe Netz liegt umnittelhar auf der Membran des Ausführungsganges und sendet seine Stämme nach oben zu den starken Gefässen a a a a, welche den oberen Theil, den Grund der Zitze dort umgeben, wo der Sinus aufhört, und hier durch ihr Zusammentreten den Stainin der inneren Milchdrüsenvene i bilden. Diesen den Grund der Zitzen umgebenden Venenkranz und einen Theil der inneren Milchdrüsenvene habe ich in Taf. 1. Fig. S. in der Grosse, wie ich sie an der hinteren Zitze der rechten Milchdrüse einer zwei Tage nach dem Kalben eingegangenen Kuh gefunden habe, dargestellt, a a a a sind die den Grund, b die Zitze umgebenden Venen, welche in die innere Milchdrüsenvene i münden, deren Ende c von der inneren Seite der vorderen Zitze kommt, und nach Aufnahme der Zitzenvenen a a und der von der Gegend der Milch-cyslerne koninienden Zweige e bei d nach innen und oben zwischen dem Aufhängeband des Euters und der der anderen Milchdrüse zugekehrten Fläche verlaufend, schräg nach oben und vorn steigt, und nun einen starken Zweig i an die äussere Schamvenc, tier mehr nach hinten gerichtet ist, ab-giebt, einen anderen, ebenso starken Zweig jedoch nach vorn sendet, welcher erst, nachdem er über das vordere Ende der Milchdrüse hervorgetreten, in die Bauchhautvene oder Milchader bei k einmündet. Nicht selten geht dieser Zweig der inneren Milchdrüsenvene nicht so weit nach vorn, um in die Bauchhautvene zu münden, vereinigt sich vielmehr schon mit jener Vene, ehe die vordere Milchdrüsenvene an das Hauptgefäss herantritt.
Das unter tier Haut und zwischen den Maschen der Muskelbündel verlaufende N'elz, von welchem einige Zweige / / in Taf. I. Fig. 7. abgebildet, lässt seine Venenstämmchen theils in die Gefässe des Venenkranzes, theils in die stärkeren Stämme des tiefen Venennetzes eintreten.
Die der vorderen Milchdrüsenarterie f Taf. HI. Fig. 6 entsprechenden Venen, die vorderen Milchdrüsenvenen oo Taf. 111. Fig. 6 Venae marnmae uti-teriores, werden theils durch Venen, die von der äusseren Seite der Zitzen kommen, theils aus dem Innern der Drüse hervortreten, gebildet, verlaufen als ein stärkerer, stets an Durchmesser zunehmender Stamm, und als ein oder mehrere Stämme geringeren Durchmessers nach oben und münden dicht
|
||
|
#9632;
|
|||
|
.
|
|||
|
!:
|
|||
|
i
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
-^^
|
|||
|
|
|||
|
Venen. Lymphgefasse.
|
13
|
||
|
|
|||
|
vor dem vorderen Ende der Drüse in die Bauchhaulvene. Zwischen dieser und der inneren Milchdrüsenvene treten eine unheslinunte Zahl kleinerer Venenstämme n n n Taf. III. Fig. 6 aus der Drüse hervor und vereinigen sich bald mit dein Hauptblutgefass.
In dem Verlauf der Venen kommen, wie überhaupt bei den Venen, Ab-#9632;weichungen vor. So gewahrt man zuweilen einen sehr starken Venenstanim von der hinteren Zitze nach der vorderen verlaufend, der sich von hier aus nach oben begiebt, und in das Hauptgefiiss dort, wo der Stamm der inneren Mi Ichdrüsen venc sich in letzteres einsenkt, mündet. Es wird diese Vene aus den von den Zitzen kommenden Venen gebildet und gehört seinem Ursprünge und Verlaufe nach der inneren Milchdrüsonvene an. Die Venen der Milchdrüsen besitzen, mit Ausnahme einiger wenigen, an den Zitzen verlaufenden keine Klappen, so dass die Injectionsmassen von den Hauptvenen aus mit Leichtigkeit alle Zweige, mit Ausnahme der an den Zitzen befindlichen Venennetze füllen. Diese letzteren haben aber auch nur wenige Klappen, da ich von massigen grossen Zweigen aus das Netz injiciren konnte.
Sehr zahlreich sind die L ymphge fässs tä mme an den Milchdrüsen, welche theils aus den oberflächlich, dicht unter der Haut und in der Haut gelegenen Gefässnetzen hervorgehen, und dann neben den Ilauptvenenstäm-men verlaufen, theils aus den im Innern der Drüse gelegenen Netzen entspringen und dann die tiefer gelegenen VenensUnnme begleiten. Bei jedem Euter, welches von einer in der Laclalionsperiode befindlichen Kuh stammt, lindet man die Lymphgefasse strotzend mit Lymphe erfüllt und ist so in den Stand gesetzt den Verlauf derselben leicht zu verfolgen. In Taf. II. Fig. ö. habe ich die dicht unter der Haut an den Zitzen und an dem unleren Theile einer Milchdrüse gelegenen Lymphgefässnetze und den aus denselben hervorragenden Stamm ?• r abgebildet. Es steigt der Stamm neben einem Zweige der'hinteren Milchdrüsenvene nach oben und tritt dicht an dem Stamme der äusseren Schamvene gelegen unter das Pouparfsche Band, um in den hier vom Schenkel hinaufkonunenden grösseren Lymphgefässstamm einzumünden. An der äusseren Scharnveno verlaufen mehrere solcher Stämme, jedoch von bedeutend stärkerem Durehmesser, als der eben beschriebene, die, von den übrigen Theilen der Milchdrüse kommend, in das grosse Schenkelgefäss münden.
Den Verlauf sämmtlicher an einer Milchdrüse befindlichen Lymphgefasse konnte ich sehr deutlich verfolgen, nachdem ich die Milchcanäle ziemlieh stark mit Luft erfüllt hatte, es trat hier plötzlich, ohne dass jedoch ein Geräusch wie in Folge der Zerreissung kleiner Milchcanäle wahrgenommen worden, Luft in die Lymphgefasse ein, wodurch sämmtliche Stämme schon vor Abnahme der Haut als Gefässe von dem Durchmesser eines kleinen Fingers deutlich wahrgenommen werden konnten. Die Luft kann in die Lymphgefasse nur dadurch gelangt sein, dass sie bei dem dennoch erfolgten
|
|||
|
|
|||
|
|
||||
|
|
J4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; I. Anatomie dor Milchilriisen.
|
|||
|
|
||||
|
I
;!
i
|
Zerreissen kleiner Milchcanälo in die im Bindegewebe gelegenen Wurzeln der Lymphgefässe eintrat und so die Letzteren anfüllte. An den so mit Luft erfüllten Lymphgefiissen konnte der Klappenapparat sehr gut gesehen werden.
Der zu jeder Drttse gehende Nervenstamm t besitzt einen Durchmesser von wenig mehr als 3 Millimetern, und wird durch Fäden, die von den Lendcnnerven kommen, gebildet. Der hinlere Ast der Darmbeinbauchnerven, Nerv, tlio-hyporjastr. und der innere Ast des ausseren Sauien-nerven, Nerv, spermatic, extern, bilden den Stamm, welcher dicht an dem Stamme der ausseren Schamvene und Schamarterie gelegen, mit diesen an die Milchdrüse tritt, und hier, sobald er diese erreicht hat, sich in zwei Aesle, einen vorderen, u und einen hinteren, iv spaltet. Der erstere Zweig theilt sich in so viele kleinere Zweige, als Arterienaste von der ausseren Schamarlerie bis zur inneren Milchdrüsenarterie hin abgehen. Diesem in ihrem weiteren Verlaufe folgend, dringen die Nervenäste tief in die Substanz der Drüse ein bis zu den Endbläschen der Gänge, welche sie mit einem Netze
|
|||
|
|
||||
|
umgeben und theils liier, theils im Bindegewebe etc. enden. Die dem Lauf
|
||||
|
|
||||
|
i;^
|
der hinleren Milchdrüsenarterien folgenden Zweige gehen an die hintere Zitze und endigen hier in der Haut.
Der vordere Ast ic geht bis zur inneren Milchdrttsenarterie e, giebt hier mehrere Zweige, die dem Verlauf dieser und dem der von diesen entspringenden Arterien folgen und sich wie die des hinleren Astes in der Drüse verzweigen und enden; einige Fäden gehen an die vordere Zitze ; der fortlaufende Stamm x geht neben dem Stamme der ausseren Schaniarterie nach vorn, giebt mehrere in das Fett und in die Drüse tretende Zweige ab und endet schliess-lich in der Gegend des Nabels in dem L'nlerhautbindegewebe, im Fettgewebe und in der Haut.
Entfernen wir das oben, hinten, vorn und an den Seiten der vollständig ausgebildeten Milchdrüse gelegene Fettgewebe, welches gleichsam wie eine Kappe auf der Milchdrüse gelegen ist, so treten die wirklichen Umrisse dieser Drüse erst zu Tage. Es ist die Gestalt der Drüse selbst einem Keile nicht unähnlich, indem sie oben einen zugeschärften Bund besitzt, von dem die eine, die innere Fläche gerade, die andere, die äussere jedoch schräg nach unten und aussen herabsteigt und'allmählich in die untere übergeht. Die innere Fläche ist platt und der gleichnamigen der vorderen Drüse zugekehrt, die äussere ist rundlich erhaben , geht, wie erwähnt, vom oberen Rmule schräg nach unten und aussen, und ohne besonders scharfe Abgrenzung in die untere Fläche über, welche mit der inneren Fläche in dem unteren inneren Bande zusammentritt. Durch das Zusammentreten der ausseren, inneren und unteren Fläche wird vorn der vordere, hinten der hintere Rand der Drüse gebildet.
Die Anhäufung des Fettgewebes an den Milchdrüsen hat bei allen Kühen
|
|||
|
i
|
|
|||
|
|
||||
|
i]
|
|
|||
|
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
|
|||
|
•l f. I.,
|
|||
|
|
|||
|
Drüsensubstanz und ihre Entwickelung.
|
15
|
||
|
|
|||
|
an denselben Stellen des Euters statt, und ist hier, wie wir sehen werden, durch die Entwickelung der Milchdrüsen, die wir, ehe die Histologie derselben besprochen wird, zunächst einer Betrachtung unterziehen w erden, bedingt.
Die ersten Zeichen der vor sich gehenden Entwickelung der Milchdrüsen gewahren wir schon in einer sehr frühen Periode des fötalen Lebens ; nämlich in der dritten Periode der Trächtigkeit, welche die fünfte bis achte Woche nach der Conception bei den Kindern umfasst, und mit deren Ablauf der Rinderfötus eine Länge von ungefähr 13/'4—2 Zoll erreicht hat, treten in der Schamgegend bei weiblichen sowohl wie männlichen Individuen gewöhnlich 4 kleine rundliche Erhabenheiten auf, die in der Mille eine sanfle Vertiefung von geringem Durchmesser wahrnehmen lassen, und durch eine Anhäufung von Einbryonnlzellen an diesen Stellen der Haut entstehen. Bei einem weiblichen Rinderfötus von i 2 Centimeler Länge finde ich die Wärzchen von 1,2ü Millimeter Länge und I Millimeter Durchmesser. Die Masse der Wärzchen besieht aus rundlichen Embryonalzellen, zwischen welchen gestreckte Zellen, sogenannte Bindegewebszellen gelagert sind. In der Mitte des Wärzchens findet sich ein feiner Gang angedeutet, der sich jedoch nicht bis zum Grunde des Wärzchens, welches zur Brustwarze der Milchdrüse auswächst, hin erstreckt.
Diese Brustwarze ist der einzige Theil derMilclidrüse, der sich in den ersten Perioden der Trächtigkeit ausbildet, die eigentliche Drüsensubslanz entwickelt sich erst viel später. In demMaasse, wie der Korper des jungen Individuums im Ganzen in seiner Grosse zunimmt, nehmen auch die Brustwarzen an Grosse zu ; so finde ich bei einem 30 Centimeter langen männlichen Bin-(lerfotus diese G Millimeter lang, an der Basis 4 und an der Spitze beinahe 2 Millimeter breit. Der Ausfuhrungsgang erstreckt sieh durch die ganze Warze, von der Spitze bis zur Basis und hat an der Basis einen Durchmesser von 0,75 Millimeter. Bei weiblichen Embryonen sind die Brustwarzen nicht starker entwickelt wie bei männlichen, und selbst bei neugeborenen Thieren habe ich in Bezug auf die Grosse dieser keinen Unterschied wahrnehmen können. Wohl aber zeigt sich ein Unterschied in der Entwickelung der Drüsensubslanz und in dem Urnfange, den anscheinend das Euler bei dem Kalbsfötus vom 8. bis 9. Monat und bei neugeborenen Kälbern besitzt, zwi-sehen den verschiedenen Geschlechtern. Bei den weiblichen Thieren stehen die vier Brustwaren auf einer rundlichen Erhabenheit, die in der Mitte eine zwischen ihnen verlaufende Vertiefung wahrnehmen lassen. Das Euter habe ich bei neugeborenen Fersenkälbern holländischer Bace von der Grosse zweier massig grossen Fäuste gesehen, die Warzen waren gegen 6 Centimeter lang, an der Basis 2,5 und an dem freien Ende I Centimeter breit. Gewöhnlich ist das Euter der neugeborenen Fersenkälber nicht so stark hervorgetreten und die Brustwarzen nicht so gross, durchschnittlich beträgt die Länge eines sol-
|
|||
|
|
|||
|
' -i
|
|||
|
|
|||
|
|
||||
|
16
|
I. Anatomie der Milchdrüsen.
|
|||
|
|
||||
|
I
|
eben Eulers 7 his 8 Centimetor, die Breite 5 und die Entfernung von den Bauchmuskeln bis zum Warzengrunde 3 Contiineter; die Brustwarzen sind 3,5 bis 4 Centimeter lang und I bis 1,5 Centimeter dick. Die Oeffnung des Aus-iuhrungsganges ist durch ein Plattchcii von Oberhautschuppen bedeckt, das sich leicht durch Druck auf die Warze entfernen liisst, durch den Druck wird ferner eine klare, der Krystalllinse ähnliche, durchsichtige und feste Masse entleert.
Die Erhabenheiten, welche das Euter dieser jungen weiblichen Kälber bilden, bestehen aus Fettgewebe, welches durch massig starke Bindegew ebs-züge in Läppchen getheilt ist; diese Läppchentheilung ist mit unbewaflhetem Auge nicht leicht zu erkennen, dagegen durch das Mikroskop leicht wahi-nehmbar. Diese Fettmasse wird durch das von der Linea alba herabsteigende, grösstenlheils aus elastischen Fasern bestehende, breite Band, welches in der äusserlich zwischen den Zitzen jeder Seite verlaufenden Vertiefung an die Haut herantritt und diese hier nach oben hebt, in zwei Theile getheilt, dieses Band zwischen beiden Hälften ist das Aufhängeband der Milchdrüsen. Die im jugendlichen Alter das Euter bildenden Fettmassen erstrecken sich von der Scham bis zur N'abelgegend. ganz so wie wir sie bei dem Euter der Kühe kennen gelernt haben, und umfassen den Grund des in der Brustwarze verlaufenden Ausführungsganges, von welchem aus nach den verschiedensten Bich-tungen hin Gänge hervorsprossen, 's. Fig. 9. u. 10.) und in das Fettgewebe, jedoch nicht tief, eintreten. Die Gänge variiren zwischen 0,2b bis 1,3 Millimeter im Durchmesser, und sind, wenn sie mit Injectionsmasse erfüllt sind, leicht zu erkennen, sie entziehen sich der Wahrnehmung ohne eine solche. Eine grosse Zahl kurzer Gänge entspringt aus dem oberen geschlossenen Ende der Ausführungsgänge, wohingegen nur eine geringe Zahl längerer Gänge aufzufinden mir gelang. Die längsten feinen Canäle gehen unweit der Deckhaut im Fettgewebe nach hinten, erreichen kurz vor dein hintersten Theil der Fettmasse ihr I-^nde, und zeigen hier längliche Sprossen oder Aest-chen, an welchen schon kleine Partien von Drüsensubstanz sich um diese Zeil ausgebildet haben. Etwas kürzer als die eben erwähnten sind einige dor sich nach vorn und oben begebenden Gänge, aber auch an den Enden dieser zeigen sich zu dieser Zeit die ersten Spuren der sich entwickelnden Diilsen-substanz. Sicher sind stets jene zwei nach hinten verlaufenden Canäle und ein oder mehrere jener weniger langen nach vorn und oben sich begebenden Canäle im Euter neugeborener Kälber aufzufinden, ich habe, auch selbst bei den sehr schwach prominirenden ßutern, sie mit Hülfe der Injection aufgefunden. Eigenthümlich ist, dass nur an den Knden dieser längeren Canäle sich die Verzweigung der Gänge und die Bildung von Drüsensubstanz zeigte, die übrigen Theile dieser Gefässe hingegen vollständig ohne Seitenäste waren.
Bei richtiger Ernährung sehen wir bei den weiblichen Kälbern in dem Maasse, wie der Körper an Grosse zunimmt, auch den Umfang des Euters sich
|
|||
|
#9632;
|
||||
|
n.
|
||||
|
1
|
||||
|
|
||||
|
#9632;:
|
||||
|
|
||||
|
:
|
||||
|
|
||||
|
|
|||
|
Wachsthüm uml frühzeitig b'ervorgerufene Thätiiikeit der Milolulrüsen.
|
17
|
||
|
|
|||
|
vermehren, eine Vergrdsserung, die weniger die Folge der Forlentwickelung der Miklicanäle und des Wacbsthums der Zitze ist, als vielmehr durch die Vermehrung und Vergrösserung der das Fellgewebe bildenden Zellen herbei-getührl wird. Erst in späterer Zeit, nach zurückgelegtem zweiten Lebensjahre, ist bei regelniiissiger Körpei'enl^ iekelung die Milchdrüse, ohne class Reize auf dieselbe eingewirkt haben, soweit ausgebildet, dass durch Melken Milch von ihr gewonnen werden kann. Die Absonderung von Milch tritt aber auch schon mil I oder I l/2 Jahr auf, wenn durch das Saugen von jungen Kälbern, die zu dem Euter der jungen Fersen gelangen konnten, eine Reizung auf die Milchdrüsen ausgeübt wurde. Derartige Fälle kommen nichl selten \or, ich selbst habe w iedeiliolentlich jährige und 1'/#9632;Jährige Kälber gesehen, die von Milchdrüsen reichlich eine gute Milch secernirlen. uml mich durch mikroskopische und chemische Untersuchung von der Beschaffenheit des Secretes überzeugt. Die chemische, vonDr. Scholz in Kldena ausgeführte Untersuchung der von einer I y,, Jahr alten Starke, in Folge absichtlicher Heizung des Kulers in reichlicher Menge erhaltenen Milch Meierte folgende Resultate
Wasser .... 85,00
Fett.....5,70
Milchzucker ... 2,30
l'rotcinslüli'e . . . ;3,85
Asche.....0,79
Verlust .... 0,30 100,000 Bei ä'/o bis 3 Jahr alten Fersen, welche nicht coneipirten und sich, wie dies gewöhnlich:der Fall ist, in einem massigen Krnälirungszustaml befanden, habe ich theils durch das Saugen eines Kalbes, theiis durch oft ausgeführtes Melken, die Milchdrüsen zur Thätigkeit angeregt, theils tun eine Feltabnahme bei ihnen herbeizuführen uml ein leichteres Goncipiren hierdurch zu veranlassen, theils um einen Ertrag von den Thieren zu erzielen; die Secretion wurde so rege, dass nach Verlauf einer verliältnissmässig kurzen Zeil in einzelnen Fällen mehrere Quart guter Milch im Verlaufe des Tages gewonnen winden. Nachdem die Fersen durch diese Vornahme in ihrem Ernährungszustand etwas zurückgegangen waren, Coneipirten sie gewöhnlich bei dem Eintritt der Brunst. Aussei- den aufgeführten Thatsachen sprechen noch andere dafür, tlass die Ausbildung der Drüsensubstanz nicht, wie vielfach noch angenommen wird, von der Schwangerschaft des betreffenden Individuums abhängig ist. und zwar die Fälle, wo bei männlichen Thieren oder männlichen Caslraten die Milchdrüsen sich so entwickelt vorfinden, dass nicht anbedeutende Mengen einer guten Milch von den Organen geliefert werden. So isl ja bekannt, dass Ziegenböcke zuweilen sehr entwickelte Michdrüsen besitzen und reichlich eine gute Milch liefern, ebenso wissen wir, dass bei Ochsen vollständig ausgebildete Milchdrüsen, die eine nicht Unbedeutende
bürste n borg, Milchdrüsen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;^
|
|||
|
|
|||
|
|
||||
|
18
|
I. Analoinie der Milchdrüsen.
|
|||
|
|
||||
|
Ill;;
|
Quantität aiiter Milch absonderten, beobachtet worden sind. Euter von Ziegenböcken und ein solches von einem üciiseu linden sich in der anatomischen Präparatensammiung der Kgl. Thierarzneischule zn Berlin.
Beilctofia sei hier bemerkt, d;iss viel hSufiser ids bei Kühen, bei Ziesen die IVülizeiiiüe Entwiokelung der ftfilchdrUsen statthat. Theils wird liier von kleinen Ziegenzüchtern das Euter 7 bis S Wochen idler Ziegenlämmer absichtlich gereizt, um die Entwickelung der DrUsensubstanz und somit die Milcbsecretion hervorzurufen, eine Vornahme, die stets vor dem Zulassen der weiblichen Ziegen zum Coitus statthat, theils sieht man die Anregung der Milchdrüsen ohne Einschreiten des Besitzers durch die jungen Ziegen seihst ausgeführt, erfolgen. Mir wurde vor quot;{ Jahren ein (i Monate altes Ziegenlamm vorgestellt mit dein Ersuchen, das Euter des Thieres zu besichtigen, da die eine Hallte desselben sein' in'oss sei, und auch Milch son demselben abgesondert würde. Die nähere Untersuchung des Euterlaquo; ergab, d.is.s die linke Hüllte die Grosse einer starken Mannesfaust liesass. die rechte hingegen von der Grösse eines massigen Apfels war. die Zitze der ersteren war stark entwickelt, auch der Sinns Ober derselben ziemlich gross, und die Beschaffen-heil der Zitze ImAllgemeinen derartig, dass man eine von aussen stattgehabte Einwirkung durch Melken oder Saugen annehmen mussle. Dass durch das Saugen einer anderen Ziege eine Reizung hier erfolgl war, konnte nicht erwiesen werden, ein Melken, nm die Milchdrüsen früh zur Milcbsecretion anzuregen, svar nicht ausgeführt worden. Der Besitzer hatte erst in den letzteren Tagen Milch vermittelsl Melken aus dem Sinus abgezogen, um sich darüber Kenntniss zu verschaffen, ob die in der Drüse enthaltene Flüssigkeit Milch sei oder nicht. Ich entleerte aus dem Sinus beinahe ' s Quart einer sehr schönen leiten Milch, die ich einer chemischen Untersuchuni: unterwarf. Da, wie die Beschaffenheit der Zitze gezeigt, eine iinssere Einwirkung auf dieselbe die Veranlassung zur Secretionsthäügkeit gegeben, so wurde das Thierchen in seinem Stalle genau überwacht, und sehr bald die Ursache entdeckt; das kleine Thier saugte sich selbst die Milch id). Ks musste dieses Saugen nach dem Absetzen, welches, wie es 'i Monate alt war, erfolgte. begonnen haben, und ohne Unterbrechung fortgeführt worden sein, bis zu dem Tage, wo mir dasselbe gezeigt wurde. Auf dieselbe Art oder durch das Saugen eines anderen Thieres mag bei Ziegenböcken die Kniwickelung der Milchdrüsen herbeigeführt werden.
Die Entwickelung der Milchdrüse geht von dem in der Zitze gelegenen Ausführungsgange, dicht Über dem ünterhautbindegewebe, von stallen. In dem Maassc wie die Gänge der Drüse und die Drüsensuhslanz sieh hier entwickeln, nimmt das Euter im Durchmesser von oben nach unten zu, die Brustwarze trill etwas tiefer herab, und wir linden, dieser Entwickelung entsprechend, das während der Fötalzeil in der Schamgegend über der Brustwarze gebildete Fettgewebe bei den sich entwickelnden und vollständig
|
|||
|
|
||||
|
m..
|
||||
|
|
||||
|
I! I
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
Milchgänge.
|
19
|
|||
|
|
||||
|
entwickelten Milchdrüsen oben zwischen der Drüse und den Bauchmuskeln und etwas an den Seilen der Drüsen herabreichend, gelegen.
Die Bildung der Milchgänge erfolgt von dem in der Zitze verlaulen-ilen AusfÜbrungsgahg aus dadurch, dass hier an der Stelle, von der ein Canal entspringen soll, sicli zuerst eine kleine IJervorragung bildet, gleichsam eine Knospe, die dann durch Vergrösserung in der Lüngsfichtung und in der Breite, am freien Ende in einer etwas abgerundeten Spitze endet. Dieses Ende der Knospe entfernt sich durch Wachsthum immer mehr von dem Ausfllhrungsgange, es entsteht so ein häutiges Kohrehen, von dem, oachdem es eine gewisse Länge erreicht hat, ähnliche Seitenknospen liervor-trelen, wie solche zuerst aus dem Ausiulirungsgaiige hervorgegangen und zu einem Milchcanal ausgewachsen sind. Nachdem so nach den verschietlen-sten Richtungen ins Unterhautbindegewebe derartige Hauptgänge hineingewachsen sind, beginnt an einzelnen Stellen dieses Drüsengerüstes die Drüsenmasse seihst sieh dadurch zu bilden, dass die Gänge an einem Ende zunächst sieh vielfach theilen und in rund
|
||||
|
|
||||
|
lichen Bläschen enden. Sobald diese bil— dung an den Enden erfolgt ist, gehl eine gleiche Bildung an den Stämmen der Canäle \(gt;r sich , zunächst in der Nähe des Aus-filhrungsganges, in weiterem Verlaufe der Bildung an den übrigen Stellen der Milch—
|
|
|||
|
|
||||
|
gänge, so dass man an einem Hauptgange Iheils längere, tlieils kurze, ja ganz kui'ze. sehr hald in Kndblaselien sich auflösende Canalchen anlrifll. Eine regelnlässige dicho— tomische Theilung der Gänge, wie wir dies hei einzelnen anderen Drüsen antreffen, hat bei den Milchdrüsen nicht statt. In der Ent-wickelung begriffene Gänge der Milchdrüse eines neugeborenen Fersenkalbes habe ich in Fig. !). und 10 abgebildet. Fig. 9. veranschaulicht den Vorgang, wie zunächst eine einem gestielten Bläschen ähnliche Her— vorragung c am Gange sieh zeigt, von der dann durch weitere Enlwickelung der Canal sich verlängert; Fig. 10. giebt dagegen einen Gang, bei dem das Ende a schon ziemlich weit fortgewachsen ist, und welcher am freien Ende eiförmig erscheint.
Diese feinen Canäle haben auf ihrer inneren Oberfläche ein Epithelium, welches.
|
Fig. 9.
|
|||
|
UUcbcanälehen der MichdrOae
|
eines neu-
|
|||
|
geborenen Persenkalbes. Ver^rösser. w/t, lt;#9632; Milchcanälcheu in der Bntwickelunff.
|
||||
|
|
||||
|
Fig. 10;
Ein Milcbcanfilchen der MilchdrQse eines
neugebomen Fersenkalbes. Vrrgrflss. ^ i-
a Milchcanamp;lcbeu.
|
||||
|
|
||||
|
|
|||
|
20
|
I. Anatomic der Milchdrüsen. Milcheänge.
|
||
|
|
|||
|
streng genommen, kein Cylinder-, ober auch kein reines Pflaslerepithelium ist, die Wände bestellen aus feinen Hindegewebsl'iiden: elastische Fasern habe ich daran nicht gefunden , wohl aber sind in der Brustwarze an der Membran des Ausführungsganges dergleichen bei neugeborenen Fersenkälbern wahrzunehmen, ebenso auch die vegetativen Muskelfaserzellen.
|
|||
|
|
|||
|
;
|
|||
|
|
|||
|
'
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
l;;
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
II. Physiologie der Milchdrüsen.
|
||
|
|
||
|
A. Histologie.
I'm von der physiologischen Verrichtung der Drüse nähere Kennlniss zu erlangen, um mithin den Vorgang, der bei der Bereitung fies Secretes statt hat, zu erfassen, ferner um die Krankheitsprocesse, die zuweilen in der Drüse auftreten, richtig würdigen zu können, ist es nothwendig, die Forra-elemente der Drüse und die Aneinanderfügung dieser einer näheren Be-schreibung zu unterziehen. Hei der Beschreibung der Beschaffenheit dieser Organe, soweit sie bei makroskopischer Betrachtung gegeben werden kann, führte ich an, dass die Läppchen und die zu ihnen führenden Gänge als die kleinsten Theile der Drüse wahrgenommen werden, ferner dass, um die Anordnung derlheile in diesen zu ergründen, wir uns des Mikroskops bedienen müssten.
Die genauere Untersuchung der Drüsensubstanz lehrt uns, dass eine grosse Zahl von theils länglich runden, theils runden Bläschen und Bindegewebe die die Läppchen bildenden kleinen Theile sind. Diese Bläschen sind in ÄJbtheilungen durch geringe Mengen von Bindegewebe abgegrenzt, und besitzen einen Anslührungsgang, welcher mit denen der übrigen Abtheilungen zusammentritt, um den Ausfuhrungsgang der Läppchen zu bilden. Diese Unterabtheilungen der Läppchen werden Drilsenkörner genannt, und bestehen aus einer verschiedenen, zwischen 3—8 varürenden Zahl von Bläschen; eine ebenfalls nicht feststehende Zahl solcher Drüsenkörner, oft über 1 0, bilden das Läppchen, das durch stärkere Lager vorn Bindegewebe seine Grenzen erhält.
Kin aus 4 Bläschen bestehendes Drüsenkörnchen habe ich in Fig. 11. auf S. 22 abgebildet, es treten Forlsätze dieser Bläschen zu einem gemeinschaftlichen Gange bei d zusammen, um dann, mit den von den anderen Drüsehkörnchen kommenden Gängen vereint, den Ausführungsgang des Läppchens zu bilden. Ein Läppchen mit diesem Ausführungsgange e veranschaulicht Fig. 12. auf S. 22. Die von dem Läppchen kommenden Gänge münden in die Hauptgänge, die wie bekannt von dein Sinus der Drüse entspringen.
|
||
|
|
||
|
^#9632;
|
||||||||||||||
|
|
||||||||||||||
|
•lo
|
II. Physiologie, der Milchdrüsen.
|
|||||||||||||
|
|
||||||||||||||
|
Die die Drifsenkörnchen bildenden Drüsenbläschen lioslehen aus einer structurlosen sein- dünnen Membran, die auf ihrer inneren Oberlliiehe mit
Zellen befleckt ist, welche wie dichtes Pflasterepilhelium gelagert sind. Die Zellen, gewöhnlich Drüsenzellen genannt . besitzen eine dünne
|
||||||||||||||
|
|
i'i
|
|
||||||||||||
|
|
Zellenmembran, haben einen Kern und lassen in ihrem Innern feine in dem flüssigen
|
|||||||||||||
|
|
||||||||||||||
|
|
mtec
|
Inhalte suspendirte Molecule
|
||||||||||||
|
|
|
und Fettlröpfchen wahrnehmen. Die Menge und Grosse
|
||||||||||||
|
|
|
|||||||||||||
|
|
|
|||||||||||||
|
|
m
|
|||||||||||||
|
|
mm
|
|||||||||||||
|
der in den Zellen enthaltenen
|
||||||||||||||
|
Fetttröpfchen ist bei den in
|
||||||||||||||
|
|
Or.
|
der Lactationsperiode befindlichen Kühen gewöhnlich eine nicht unbedeutende, und ist die Anwesenheil des Felles in
|
||||||||||||
|
|
|
|||||||||||||
|
|
|
denselben ein Zeichen der feil igen Metamorphose, in welcher die Zeilen nebst ihrem
|
||||||||||||
|
y
|
||||||||||||||
|
Inhalt sich befinden; schwie-
|
||||||||||||||
|
|
||||||||||||||
|
P
|
Fig. 11. Drttsenkömchen derMUchdrüse einer Kuh. Verarc.
|
rig sind in dieser Periode Zel-
|
||||||||||||
|
/'' len aulzulinden, bei (ienen die Zeichen dieser Metamorphose
|
||||||||||||||
|
|
||||||||||||||
|
|
nicht wahrzunehmen-sind, und um so schwieriger, da das ganze Bläschen mit dem Pröducte der Fett-metamorphose, d..h. mit Fettkügel-chen erfüllt ist.
Die Grosse der Drüsenbläschen ist bei den Kühen eine bedeutende, besonders solcher Kühe, die in der Lactationsperiode sich befinden, es variirt hier der l.angendurchmesser zwischen 0,12 und ü,2 Millimeter,
|
|||||||||||||
|
|
||||||||||||||
|
|
||||||||||||||
|
Fig- 12. Drüsenläppchen laquo;!er Milchdrüse einer Kuh. serung fi0/|. laquo; Ausfühninfs^ang.
|
Vergrbt
|
der der Breite zwischen 0,09 und 0,11 Millimeter. Die in den Bläs
|
||||||||||||
|
|
||||||||||||||
|
t
|
chen gelegenen Zellen haben durchschnittlich einen Durchmesser von 0,004 Millimeter.
Wahrend wir an den Drüsenbläschen mit den uns jetzt zu Gebote
|
|||||||||||||
|
|
||||||||||||||
|
|
||||
|
Drüsenbläschen.
|
23
|
|||
|
|
||||
|
stehenden Hülfsmitleln keine Fornieleniente der sie bildenden Membran wahrnehmen, sehen wir an den Gängen der Läppchen, aussei- jener structur-losen Membran, feine zu einer Membran vereinigle Bindegewebsfasern, die sieh dicht an die Wände dieser anlegen. Aussen sind diese Wände von einer, bei den feinen Gängen nur geringen Schicht elastischer Fasern unigeben. Die innere Fläche ist von einem aus kleinen dicht an einander gelagerten Zellen bestehenden Epithelium bekleidet, welches inrFolge der Lagerung dieser Zellen beinahe wie ein Gylinderepithelium erscheint, ganz so wie an dem die Brustwarze durchziehenden Canal.
Jtie Drüsenbläschen sind von einem .Netze feiner Blulgefässe, sogenannter Gapillargefasse umgeben; die Anordnung ist derartig, dass von einem kleinen Stamme aus sich die Netze über :', :i. bis 5 Bläschen ausbreiten, durch feine Aestchen aber auch mit den nahe gelegenen Parthicen in Verbindung stehen. Fig. \'ii, zeigt die Anordnung der
|
||||
|
|
||||
|
Gefässe. Die Lymphgefässe entspringen auch hier an den kleinsten Theilen der Drüse, bilden ähnliche .Netze wie die Capilla-ren und senden Stämmchen, die zu grosseren Stämmen sich vereinigen, ab. Schwierig sind die
|
|
|||
|
|
||||
|
|
||||
|
Nervenfäden hier an den Bläschen aufzufinden, obschon man
|
FiR. 13. CapülareQ der Milchdiusen. V er^rösseruiii; ,eo/l-
|
|||
|
|
||||
|
sie bis zu den Drüsenkörnchen
und Läppchen verfolgen kann: an den Bläschen selbst habe ich nur einzelne Fadchen angetroffen, wenn auch, nach der Analogie zu schliessen, Netze feiner Nervenfäden hier als vorhanden angenommen werden müssen.
Je grosser und weiter der Milchcanal ist, um so stärker ist die um die structurlose Membran gelagerte Bindegewebsschicht und die Masse des den Gang unigebenden elastischen Gewebes, auch scheinen die Zellen des auskleidenden Epithels ein wenig grosser zu sein. In Fig. fö. (S. 24) habe ich einen Querschnitt eines grosseren Ganges abgebildet, man sieht, dass die elastischen Fasern hier eine bedeutende Schicht'um die Membran des Ganges bilden.
Wir haben nun noch schliesslich die hislologischc Beschaffenheit der Zitze einer Betrachtung zu unterziehen. Bereits weiter vorn haben wir mit-getheilt, dass der Theil der Zitze, welcher unbehaart ist. dem Theile der menschlichen Mamma entspricht, welcher als Brustwarze bekannt ist und den die jungen Thiere ins Maul führen, um durch Saugen die Milch aus der Gisterne der Milchdrüse zu entleeren. Dieser glatte haarlose Theil ist von einer Haut bedeckt, die in der Anordnung ihrer Theile in so fern von der allgemeinen Deckhaut des Körpers sich unterscheidet, als ihm die Haare nebst
|
||||
|
|
||||
|
|
||||||
|
24
|
II. Physiologie der Milchdrüsen.
|
|||||
|
|
||||||
|
den Talg- und Sohweissdrüsen leiden, äass die Kpiderniis eine etwas stärkere ist, und in dieser Oberhaut Talgfollikel in sehr grosser Zahl sieh eingelagert finden. Diese Talgfollikel, deren Vertheilung, Grosse, ausseres Erscheinen etc. Fig. li. und 15. veranschaulichen, sind, wie der Durchschnitt eines solchen, in I ig. IG. dargestellt, erweist, Binsenkubg in die
|
||||||
|
|
||||||
|
|
|
|||||
|
|
||||||
|
|
||||||
|
l
|
'^S^P^^^^^Pi^P^
|
|||||
|
cö
|
^quot;cf^
|
|||||
|
|
||||||
|
1
|
Fig. II.'
Talgfollikel der Brastwarze. Vrargrösserung iw/i.
a AiufQhrunirsgansr.
|
Fig. 19. Talgfollikel der Bru$twarzi rung quot;quot;'/,.
|
||||
|
|
||||||
|
i
|
|
|||||
|
W
|
||||||
|
|
||||||
|
Fig. 16.
Durchschnitt rinra Talgfollikels. Vergrösserung lw/|.
n Talgtullikd. i obere Schichten dar Oberhaut, e Oberhaut, rf Lederhaut.
|
||||||
|
|
||||||
|
Oberhaut c, deren Grund abgerundet isl und deren Wand aus massig langgestreckten Epidermiszellen gebildet ist. Die freie Oeffimng a, durchschnittlich von einer Weite von 0,07, variirt zwischen 0,0quot;)fi bis 0,!:gt;'i Millimeter, fuhrt zu einem von dieser bis zur Basis der Follikel hinabsteigenden Gange, welcher fast bei allen mit dem Secrete erfüllt ist. Der Gang hat in der Mitte des Follikels einen Durchmesser von 0,028 Millimeter. Die ganze Tiefe des Follikels von dem freien Rande desselben bis zur Rasis, inel. der den Follikel abgrenzenden Schichten von Epidermiszellen, beträgt 0,049 Milli-
|
||||||
|
|
||||||
|
li
|
||||||
|
|
||||||
|
|
|||
|
Histologie der Brustwarze.
|
25
|
||
|
|
|||
|
meter; die Slitrko dieser deraquo; Follikcl umziehenden Schicht beträgt 0.0 i2 Millimeter. Igt;ilt;' auf dor Oberflache der Haut befindliche freie Oefihung der Talgföilikel erhält durch eine um diese gelagerte Reihe rundlicher Zellen ihre Abgrenzung, ähnlich gestaltete bekleiden bis zum Grunde binab die innere Oberfläche der Follikel und liefern durch die fettige Metamorphose das fetthaltige Secret für die Haut. Die Anordnimg dieser Organe ist, wie die Ab-bildung Fig. 15. wahrnehmen liisst, so, dass je zwei l-'ollike! dicht neben einander gelagert sind und so in Reihen über die Oberfläche der Haut sieh verbreiten.
Oiese glatte Deckhaut der Brustwarze tritt nun nicht, w'w dies bei vielen DrUsencanälen der Fall ist. mit der Schleimhaut des durch die Brustwarze hindurchgehenden Canals an der äusseren Oefihung dieses letzteren znsiim-men, sondern es hat der Zusammentritt beider im Innern der Brustwarze in einiger Entfernung von der äusseren Oefihung, einer Entfernung, die bei der Mehrzahl derKöhe I Centimeter beträgt, statt. Die Stelle, wo dieserüebergang erfolgt, liisst. wie wir bereits weiter vorn angeführt, eine meist aus H Strahlen bestehende, kleine Rosette, deren Centrum der Anfang des erwähnten Endtheils des Ausfdhrungsganges bildet, wahrnehmen. Tiii. 17. zeigt den Kndlheil der Brustwarze auf dem in tier Richtung
|
|||
|
|
|||
|
der Senkrechten geführten Durchschnitte inXatnr-grösse. Die Schleimhaut des weiteren Ganges a tritt bei b an das Endstück des engen, mit der Deckhaut überzogenen Canals heran, und letzterer
|
|
||
|
endet bei g unten in der Mitte der unteren Fläche
|
|||
|
|
|||
|
der Warze.
Die dieses Endstück des Ganges auskleidende Haut hat einen nur etwas geringeren Durch
|
Fig. 17. Durchschnitt dos unteren Endes
der Rrustwnrze. Vergmss. V,. laquo; Meiler Canal, h enger Canal.
g ausserc OefflQung des Canals.
|
||
|
messer, als die Deckhaut der Warze, herbeigeführt durch eine sjeriniiere Länge der HantpapiUen; während die Papillcn hei der Deckhaut in Länge zwischen 0,21—0,341 Millimeter vnriiren. beträgt durchschnittlich die Länge bei denen der Haut des Ganges O.l.i Millimeter; die Epidermis und die Oberhautschicht ist bei beiden von gleicher Stärke, die erstere zeigt eine Stärke von 0,1 I. die letztere eine von 0,2 Millimeter. Auch die Membran des Ganges besitzt, wie die Deckhaut der Brustwarze, Talgföilikel, es sind diese insofern abweichend von denen der die Warze bekleidenden Haut, als sie etwas schräger in derOberhaut stehen und tiefer wie jene in diese eindringen. Fig. 18, welche einen Querschnitt eines Theiles dieser Membran des Warzencanals giebi. zeigt die in der Epidermis c gelegene Oefihung eines Talgfollikels d; in der Oberhaut / liegen mehrere mit h bezeichnete länglieh runde, mit einer dunkeln, feinkörnigen Masse erfüllte Körper, die schräg durchschnittenen Gänge der Talgföilikel. deren Durchmesser 0,021 Millimeter beträgt.
|
|||
|
|
|||
|
|
|||||
|
i
|
|||||
|
If!
I''
|
26
|
II. Physiologie der Milchdrüsen.
|
|||
|
-5^ ~
|
|||||
|
|
|||||
|
mm.
|
|
||||
|
I ;
|
^^3ftģ
|
||||
|
|
|||||
|
ill
|
|||||
|
|
|||||
|
Fig. IK.
Querschnitt durch die Membrad des untersten, mit einer Fortsetzung laquo;iei War/enhant ausseklftideten, engen
Theils laquo;ieraquo; War/.encamls. 7ergröB6eruiig sVi- ' Oberhaut, e oberste Schichten der Oberhant. ä- Talgfollikel.
// querdorchschnittene Uuskelbündel,
|
|||||
|
|
|||||
|
I1:
|
An der Stelle, -wo der ZusatmnentriU der äusseren Haul mit der Schleimhaut erfolgt, sieht man, (IMS'- dip Papillen der Haul und mil ihnen dio Oberhaut und Epidermis plOUlicb aufhären und nur die Cutis, die d.nnn aber oin CylinderepitheUum trägt, sich weiter aach oben hin fortsetzt; dadurch dass an dem unteren, aus einer Forlsetzung der Warzenhaut gebildeten Theiie des Canals eine bedeutende Änhüufung um Muskcllvündeln vorhanden isi, und diese im contrahirten Znstande sieh beünden, wird der Gang geschlossen gehalten, und die Schleimhaut des hier eine grössere Breite be-sitzenden Ganges in jene, eine Rosette bildende Fallen gelegt.
Die Schleimhaul hat eine Stärke von 0,126 Millimeter und besteht, wie die Culis, aus Bindegewebe, in welchem theils einzelne, theils zu Bündeln vereinigte elastische Fasern verlaufen, an die sieh die Muskelbtindel anlegen. I'^inr Lage von Cylinderepitheliumzellen, deren Mächtigkeit zwischen 0,008 bis 0,1)1 Millimeter variirt, bildet die schützende Decke der Schleimhaut.
|
||||
|
|
|||||
|
%
|
|||||
|
|
|||||
|
|
||||||
|
Histologie der Brustwarze.
|
27
|
|||||
|
|
||||||
|
Fig. I!raquo; zeigt die Schleimhaul und die darunter gelegenen Theile an einem in rler Richtunü der Senkrechten der Zitze ausgeführten Schnitte.
|
||||||
|
|
||||||
|
..#9632;*c^
|
|
|||||
|
|
||||||
|
Fig. 19.
Längsschnitt durch die Schleimhaut und tten dicht unter derselben gelegenen Theil des Zitzencanales. Ver-
grösseruug Bs/j. quot; Schleimhaut. laquo; Bpithelium aus cylinderfönnigeu Zellen, h Muskelfaserhündel die von der
Basis derZilze bis zum Ende des weiten Zitzencanals verlaufen, c Verbinduu^sbiiudel zwischen den Langs-
bundeln. g querdurcbschnitteDe Mnskelbttndel.
Die Epitheliumzellen sind so dicht aneinander gelagert, dass dieselben bei oberflächlicher Betrachtung als die eines Pflasterepilbeliums erscheinen, bei genauere!' Untersuchung zeigt es sich, dass die Epitheliumschicht e der Schleimhaul ans sehr dicht aneinander gelagerten cyiinderförmigenZeilen besteht, die einen grossen, deutlich wahrnehmbaren Kern /und einen ziemlich langen Stiel besitzen, wie sie in Fig. 20 und üi abgebildet sind.
|
||||||
|
|
||||||
|
|
|
|||||
|
|
|
|||||
|
|
||||||
|
Fig. 20. Cylinderepithelirnnzelleri, VergrÖsa. 60%.
a aneiimndorgelagprlf von oben gpsehene Zöllen, h freie Zelle / Kern.
|
Fig. 21.
Freie Cgt;liri'.! repitheliainzeUen. Vergröwcrang 600/',
h der auf der Schleimhaut stehende Fortsatz.
/ Kern.
|
|||||
|
|
||||||
|
[)io Schleimhaat n selbst zeigt, w'w die Gatis der den unteren Theil des Milchcaaals auskleidendeD Membran elastische Käsern in bedeutender Menge, die in starker Anhäufung dicht unter dem Epithelium verlaufen und im ubricen Theile das Bindegewebe netzförmie durchsetzen. Die Füllen der
|
||||||
|
|
||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||
|
28
|
II. Physiologie der Milchdrüsen.
|
|||||||||||||||||||||||||
|
Sohleimhaut. die , vgt; ie \\ ir bereits weiter vorn angegeben, in zahlreicher Menge vorhanden sind in dem weilen Milcheanal der Brustwarze, werden durch die dicht an dor Schleimhaut verlaufenden Muskelfasern gebildet, welche letztere auch zu den Ausbuchtungen Veranlassung gehen.
Die dem Muskelapparate zix Grunde liegenden Form-
|
|||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||
|
li;
|
|
cleniente sind die vegetativen oder glatten Muskelfasern oder Muskelzellen, wie wir sie in Fig. 22. abgebildet halien. Diese Zellen zeigen durchschnittlich eine Länge von 0,063 Millimeter und in der Mitte einen Durchmesser von O.Oü-'iS Millimeter, sie besitzen einen länglichen Kern, der eine Länge von 0,02 und eine Breite von 0,003 Millimeter erreicht. Diese Zellen sind dicht an
|
|||||||||||||||||||||||||
|
einander gelagert, wie dies Fig. 2:?. veranschaulicht,
|
|||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||
|
Fig. 22. MuBkelzelle. Verj rung 6w/i.
|
und bilden ßtlndel von verschiedener Stärke, die von Bindegewebe und elastischen Fasern d umgehen sind.
|
||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||
|
^.
|
Der Durchmesser dieser Muskelfaserbtlndel ist ein sehr verschiedener, er variirl zwischen 0,091—0,007; die grösste Zahl derselben zeigt eine Mächtigkeit von durchschnittlich 0,028 Millimeter.
Der Muskelapparal besitzt in dem unteren Theile tier Brustwarze und zwar, soweit die Deckhaut der Warze in den Canal nach oben tritt, eine etwas andere Anordnung als in dem übrigen Theile der Brustwarze. Fig. 21. veranschaulicht den Verlauf der Muskelbtindel in dem untersten Theile der Warze. Es ist in dieser Abbildung der durch innen in der Richtung derSenk-
|
||||||||||||||||||||||||||
|
hi
|
|||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||
|
;
|
|
•'\.Wamp;ä
|
|
||||||||||||||||||||||||
|
[
|
|
||||||||||||||||||||||||||
|
I Ig. 24,
Längsschnitt durch den antersten Theil der Brustwarze. Vergrös-
scrunf: t5/j. laquo; /• C:inalflalaquo;.-he. hc untere Flache der Brustwarze. d LSn^sfaserbündei. g quer durchschnittene Muskelbiindel.
|
|||||||||||||||||||||||||||
|
Bündel von Muskelzelleti und elastische Kasmi. VergToss. ,W)/l. d elastische Fasern.
|
|||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||
|
i
|
|||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||
|
Histologie der Brustwarze.
|
29
|
||
|
|
|||
|
rechten der Zitze ausgeführten Schnitt lossietrennte Thcil gegeben, und zwar ist der Schnitt durch den Canal dor Warze geführt, so dass die Lagerung der Muskelfasern in dem Winkel, den der Ausführungsgang mit der unteren Flache der Brustwarze bildet, veranschaulicht wird. (/ b gehört dem Canal, b c der unteren Fläche der Brustwarze an; die letztere erscheint im Querschnitt, daher sind hier die llautpapillen e deutlich wahrzunehmen, die erstem a b hingegen im Längendurchschhitt; bei b liegt die Grenze des Milch-cauals nach aussen.
Die Muskelbündel beginnen dicht an der Grenze der Oberhaut in der Cutis und zwar steigen in überwiegend grosser Zahl Längsfaserbttndel lt;/ (/ von dem Winkel zwischen Milchcanal und unterer Fläche der Brustwarze von unten nach oben und ein wenig nach aussen: auf dein Wege nach oben gehen nach den verschiedenen Bichlungen Zweige ab, die sich mit den nächstliegenden vereinen, und so ein sehr engmaschiges Netz von Muskel-btindein bilden. Bei dem senkrecht durch die Brustwarze geführten Schnitt
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
fig. 18.
Quersclinitt tlurch die Membran ih-s nnter^tt-n, mit .gt;mraquo;T Fortsetzung der Warzenhaut ausgekleideten, engen
Theils des Warzencanals. Vergrösserung ^/i- ? Oberhaut, e oberste Schichten der Oberhaut, d Talgfollikel.
//querdurchsrlmittene Muskelbnndel.
|
|||
|
|
|||
|
|
|||||
|
30
|
II. Physiologie der Milclilt;li'usen.
|
||||
|
|
|||||
|
.
|
sind die Haskelbttndel, welche nicht in der Richtung des Schnittes verlaufen, quer durchschnitten, und erscheinen ids lein punclirte theils rundliche, theils iänjglichrundliche Eörper g y. Gerade auamp;teigende Muskelbtindel sind an den Seiten des unteren Theils des Alilchcanales in bedeutender An-häufung vorhanden, sie erscheinen aid'dem Querschnitt des Hilchcanals, den \\ir in Fig . 18 siehe vorige Seite, gegeben, als dicht an der Oberhaut, hinter den l'apillen gelegen, durch Bindegewebe zusammengefügte Agglomerate rundlicher Körper ff. Au dem Theile der Brustwarze, welcher den weiteren mit einer Schleimhaut bekleideten Thell desMilchcanals enthält, sind die .Muskelbündel nicht so dicht gelagert wie an dem unteren den engen Canal heraenden Theile der Warze. Der Fiu. 1!) sesebene Längsschnitt der Schleimhaut
|
||||
|
'
|
|||||
|
I :
|
|||||
|
|
|||||
|
|
|
||||
|
|
|||||
|
Fig. 19. Längssobnitt durcli die Sclileimhaut nnd den dicht unter demselben gelegenen Theil raquo;K-s Zitzeucanals. Ver grSsserung 8S/,, u SchleimbRut. e Epitlielium jius cylinderförmigen Zellen. /gt; Muskelfaserbündel, die von (!*#9632; Tlasiv der Zitze Kigt; zum Ende des weiten Zitzencanala verlaufen, c VerbindungsbQnde) zwischen den LSngs
liümloln. p tiucrdurclisclinittfiic Mu^kelhitndel.
|
|||||
|
|
|||||
|
und des daran grenzenden Theiles der Warze zeigt deutlich die dicht an der Schleimhaut gelegenen Lilngsfascrbündel h. die schrtig von einem solchen /u einem andern in derselben Richtung verlaufenden sich begebenden Muskelbündel c und die quer durchschnittenen Bündel y.
Der .Muskelapparat besieht mithin aus einem Netze von Muskelbündeln, Eine grosse, und zwar wohl die grüsste Zahl der MuskelbUndel steigt von unten nach oben bis zum obersten Theile der Zitze hinauf, und sendet auf diesem Wege nach den verschiedensten Richtungen hin Zweige, die dadurch. dass sie sich mit den uiiehslliegenden Muskelliimdeln vereinigen, jenes Netz bilden. Die MuskelbUndel die (lurch das sie umgebende Bindegewebe und durch die elastischen Fasern einen höheren Grad von Widerstandsfähigkeit erhallen, schliessen in den zwischen ihnen liegenden Etüumen Bindegewebe und elastische Fasern ein: ferner verlaufen in den Maschenräumen die Blut-gefilsse, von denen die grossern Stämme der' Venen dicht hinter den an der
|
|||||
|
|
|||||
|
|
|||
|
Histologie der Brustwarze.
|
31
|
||
|
|
|||
|
Schleimhaut verlaufenden Liingsbüntieln nach oben steigend-, die von den übrigen Theilen Zitze konmiemlen kleinen Stämme iiufnelimen, geringer an Zahl sind die Arleriensläniinchen und die Nerven. In den Bindegew ehsriiu-raen sind tlie Wurzeln der Lymphgel'ässe gelegen.
Von einem Kreis- oder SeMiessmuskel des Ausl'illirungsganges im gewöhnlichen Sinne des Wortes kann daher keine Hede sein (wenn auch, wie wir dargethan, eine bedeutende Anhäulung von Mnskclhündeln am unteren Theile der Brustwarze vorhanden ist] sondern mir von einem Muskelapp.irate.
Die'Function des Müskelapparates ist folgende: von den am unteren Theile der Brustwarze, und zwar so weil wie der Äusflibrungsgang der Drüse mit tier Deckbaul der Warze sich ausgekleidet zeigt, in so grosser Sfenge nach den verschiedenen Richtungen hin verlaufenden Muskelhündeln, besonders von denen, welche vom Centrum nach der Peripherie sich begehen, wird ein gleichmässiges und festes Zusammenlegen des in Rede stehenden unleren Theiles der Brustwarze bewirkt, und auf diese Weise schon der Ausfüh-rungsgang geschlossen gehalten. In noch höherem Grade bewirken nun die LängsbUndel, welche von der unteren Fläche der Brustwarze, und ganz besonders diejenigen, welche in dem Winkel, den der AusfUhrungsgang mit der unteren Flüche der Brustwarze bildet, einen sicheren und festen Verschluss da— durch, dass sie diesen geschlossen gehaltenen Theii gegen den oberen und weiten Tlieil des Zilzencimals hinaufziehen. Dieser Apparat tritt dann erst recht in Thätigkeil, wenn tier Canal sich mit dem Secrete der Milchdrüsen zu füllen beginnt und erfüllt ist, da dann durch den auf diese Theile ausgeübten Druck diejenige Reizung des Muskelapparates statt hat, welche ihn zu erhöhter Thätigkeit anregt. Dieser Druck der Plüssigkeitssaule wird durch die Anordnungen der Venen an der Zitze für längere Zeil insoweit unscbädlicb gemacht, als ein Auslliessen der Milch selbst, bei einer bedeutenden Krlullung der Cisterne etc. nicht erfolgen kann. Bekanntlich sammelt sich zunächst das Secret der Micbdrüsen in den betreffenden Milchcisternen, und erst wenn die Anfüllung dieser bis zu einem gewissen Grade gediehen ist, sehen wir die Milch in den Zilzencanal eintreten und auch diesen mit dem Secret sieb füllen. Die Anhäufung von Milch in den sämmtliehen Behältern der Drüse muss sehr bedeutend sein, ehe bei einem ganz ruhigen Verhalten der Kühe und normaler Beschaffenheit der Brustwarze Milch aus dem unteren Ende des Canals heraustritt. Beider geringsten Bewegung der Külie jedoch, mit welcher stets ein Druck auf das Euter verbunden ist, sehen wir, wenn die Füllung den höchsten Grad erreicht hat, und so lange der Druck auf das Euter wirkt, die Milch theils tropfenweise, theils in einem Strahle aus dem Canal hervorlrelen.
Die Anordnung der Venen, die dadurch, dass sie den Druck der Milch für längere Zeit unschädlich macht, die Wirkung des Müskelapparates wesentlich unterstützt, ist, wie wir weiter vorn angegeben und durch Talquot;. I. Fig. 7
|
|||
|
|
|||
|
|
|||||
|
32
|
U. Physiologie der Jlllchdrüsen.
|
||||
|
|
|||||
|
li
|
:t'
|
und 8 zur Anschauung gebracht haben, der An, dass ein Kranz sehr starker Venen, Big. 8, den Milelicanal dort, wo er in die Zitze eintritt, utogiebl und das Lumen desselben bedeutend verengt, ja seihst bei starker An-ftlliung desselben die Wunde einander iianz nähert. Ks hangt der mehr oder weniger vollständige Verschluss dieser Oefihung von der Grosse und tier Anfüllung der Venen ab, je stärker die Venen mit Blut eiiüllt sind, um so mehr wird die Oefihung durch sie geschlossen werden. Die Grosse und Anfallung der Venen mit Blut ist von der Grosse und der Thätigkeit der Milchdrüsen abhängig, je mächtiger die Drüsenmassen und je reger die Thätigkeit in ihnen ist, um so mehr Blut lliesst den Drüsen zu und in demselben Maasse sehen wir auch die Venen, welche dazu bestimmt sind, das durch die Arterien in die Organe gelangle Blut, nachdem das zur Henichlung des Secretes aothwendige .Material daraus entnommen-, den Gentralkreislaufsor-ganen wieder zuzuführen, sieh mit Blut lullen. Diese Füllung, die, wie wir angegeben, eine bedeutende Verengung der Oelluung des Milchcanals an der Basis bewirkt, und die um so bedeutender ist, je weiter die Venen sind, hält die Secretmasse eine Zeil lang ganz zurück, sodann aber mässigt sie entschieden den Druck auf den untern Theil der Milchkammer und erleichtert soinil die Wirkung des Muskelapparates. Zweitens stellt aber mit jenem Venenkranze an der Basis der Zitze das in der Brustwarze verlaufende, Talquot;. 1. Fig. 7 abgebildete Venennetz in directer Verbindung und sind daher die Ge-fässe dieses Netzes eben so stark wie die Kranzvenen mit Blut erfüllt. Dieses Netz wird, da es, ähnlich einemSclivvellkörper, den weiten (lang in der Brustwarze, an welchem es dicht, wenn auch nicht unmittelbar anliegt, umgieht, das Zusammenfallen des Ganges verhindern, und so die Wirkung des Venenkranzes an der Basis der Zitze erhöhen, indem der durch jene berbeige-führten Einschnürung eine grössere Festigkeit respective Widerstandsfähigkeit verliehen wird: ferner wird auch das .Netz die zu starke Ausdehnung des Ganges in etwas verhindern und so den Muskelapparat in seiner Wirkung unterstützen.
Wir nehmen daher bei den Kühen, deren .Milchdrüsen auf einem hohen Grad der Thätigkeit sich befinden, wahr, dass den Brustwarzen, auch wenn die Milch aus dem Sinus entleert ist, noch immer ein gewisser Grad von Festigkeil innewolml, eine Beschaffenheit, die besonders durch jenes Venennetz in Verbindung mit dem Muskelapparat bewirkt wird.
Ohne Einwirkung von aussen tritt die Milch bei gewöhnlicher Stauung in den Behalten! nur dann aus dein Milchcanalendc hervor, wenn die Mus-culatur erschlallt oder gelähmt ist, oder wenn Neubildungen etc. an, respective in der Oefihung das vollständige Scbliessen verhindern. Bei normaler Be-schaffenheit der Brustwarze und nach starker Erfüllung der Milchcisteme etc. mit Milch, wird diese erst dann durch den Ausführungsgang nach aussen treten, wenn ein starker Druck auf den unteren Theil der Brustwarze
|
|||
|
ii
|
|||||
|
|
|||||
|
,gt;
|
|||||
|
|
|||||
|
|
|||
|
Histoloaic.
|
33
|
||
|
|
|||
|
und den in ihr enthaltenen mit Milch erfUlUen Milchcafial äüsgellbt wird, und zwar dahin, dass dor Rücktritt dor im Canal enthaltenen Milch nach oben hin nicht statthaben kann. Es wird bei dem entsprechenden Drucke die Milch in einem Strahle nach äüssen gelrieben. Dieser Vorgang hat beim Melken statt. Etwas anders ist der Vorgang beim Saugen der Jungen, hier wird durch das Anlegen der Zunge und des Gaumens an die Brustwarze zwar fluch ein Druck auf lotziere ausgeübt, es wird hier aber das fortdauernde Ausströmen der Milch aus dein Milchcanal durch die Luft Verdünnung in der Maulhöhle herbeigeführt.
Auf diesen aus glatten Muskelfasern besiehenden Apparat kann der Wille der Kühe nicht einwirken und zwar nicht dahin, dass sie ndt Hülfe desselben den Abfluss der Milch eintreten lassen, oder ihn beliebig sisliren ; nur dann erfolgt der Austritt der Milch aus dem Ausführungsgange nach aussen, wenn eine Krall auf die Brustwarze einwirkt die stark genug ist die Wirkung des den Gang verschliessenden Muskelapparates aufzuheben.
Heber die Einwirkung des Willens, dem Abflüsse der Milch während einiger Zeit hindernd in den Weg zu treten, werden wir weiter hinten bei der Besprechung der Milehfehler das Nähere auffuhren.
Wir haben nun noch schliesslich die hislologische BeschafTenheit des Apparates durch welchen die Milchdrüsen in ihrer Lage erhalten werden zu
|
|||
|
|
|||
|
|
; v
|
||
|
|
|||
|
Fig. 25.
Bündel von Bindejfew^bsfusern und elastischen F:i?ern ans dem Ligament, stispensnr. mammar. serung 200/1. n elastische Fasern, b Bündel von Bimiegewebsfasern.
|
|||
|
|
|||
|
F fir s t e n b e rg , Milclidramp;seu.
|
|||
|
|
|||
|
|
|||||
|
34
|
II. Physiologie iler Milchdrüsen.
|
||||
|
|
|||||
|
[
|
|||||
|
|
|||||
|
:i:;
|
besprechen. Das Haoptbahd, an welches, wie wir weiter vorn angegeben, die Übrigen zum Tragapparat gehörigen Theile sich anlegen, oder mit dein sie in Verbindung treten, besteht aus dicht an einander gelagerten elastischen Fasern, die theils in makroskopisch wahrnehmbaren, grösseren Bündeln, in dem Bande von oben nach unten, mcistentheils etwas schräg von hinten und oben nach unten und vorn verlaufen, feiner auch nach den Seiten hinbegeben, und von hier aus in die Drüsensubstanz hineintreten, oder mit den an der Oberfläche der Drüsen befindlichen Bündeln und Streifen elastischer Fasern in Verbindung treten, theils aber auch in mikroskopisch nur erkennbaren Bündein die grösseren Faserbündelzüge verbinden. Eine nicht unbedeutende; Menge von Bindegewebe füllt die Inlerstitien der Bündel aus, so dass wir sagen können, der Tragapparat besieht aus elastischen Fasern und Bindegewebe. Wir haben in Fig. 28 ein kleines Faserbündel abgebildet, die mit u bezeichneten Theile sind die durch Seitenzweige unter einander verbundenen elastischen Fasern, die mit 6 bezeichneten hingegen die Bindege— websbündel.
|
||||
|
I-
|
|||||
|
|
|||||
|
ill
|
|||||
|
|
|||||
|
sii
|
|||||
|
|
|||||
|
#9632;\,
|
|
B. Das Secret der Milchdrüsen.
Oie .Tlilcb.
Das Secret, welches die Milchdrüsen bereiten nennen wir Milch. Bei
normalem Vorgange ist dies eine Flüssigkeit, welche durch die in ihr enthaltenen kleinen Körperchen undurchsichtig und gewöhnlich weiss von Farbe ist, zuweilen hat sie einen Stich ins Bläuliche, zuweilen einen ins Gelbe. Die ündurchsichtigkeit und die weisse Farbe rührt von dem in dein Secrete fein veitheilten Feite her. eine Beschaffenheit, welche sie mil den sogenannten Emulsionen, zu denen sie auch in Wirklichkeit gehört, theilt. Befindeisich die .Milch eine Zeit lang in Buhe, oder wird sie vor stärkerer Bewegung bewahrt, so bildet sich auf der Oberfläche der Flüssigkeit eine gelblichweisse Schicht durch die nach oben sich ausscheidenden Fetttröpfchen, eine Schicht die gewöhnlich Sahne oder Bahm genannt wird. Die Ausscheidung des Fettes ist Folge der Verschiedenheil des specilischen Gewichtes der Fetttröpfehen und der sie umgebenden Flüssigkeit.
Mit blossem Auge können wir die in der Milch enthaltenen Körperchen nicht wahrnehmen, wir können diese wegen ihrer Kleinheit nur mit Hülfe des MikToskopes zur Anschauung bringen. Ist die Milch sehr fetthaltig, so gelingt die deutliche Wahrnehmung der Fetttröpfchen und Molecule nur nach Verdünnung der zur Untersuchung zu verwendenden Milch mit Wasser, wodurch die einzelnen Körperchen weiter von einander entfernt werden. In der so hergerichteten Flüssigkeit nehmen wir eine bedeutende Menge runder mit
|
|||
|
|
|||||
|
|
|||||
|
|
||||||||
|
Das Secret der Milchdrüsen.
|
35
|
|||||||
|
|
||||||||
|
dunkelon, sch.irfen Contouren versehener, stark lichtbrechender Körper—
chen von der versehiedensteii (irösse wahr, wie sie durch die Fig. 20 bei a veranschaulicht sind. Die Grosse derselben variirt zwischen den kleinsten Moleculen und 0,020 Millimeter Durchmesser, durchschnittlich haben sie ei
|
Ä
|
oo
|
|
|||||
|
|
||||||||
|
|
||||||||
|
|
||||||||
|
Ci-C
|
pa-
|
oov
|
||||||
|
|
||||||||
|
0oOgt;
|
-J
|
|
||||||
|
|
||||||||
|
nen Durchmesser von 0,017 Millimeter. Diese runden Fettpartikelchen, Milcli-kügelcheh oder Milchkörperchen genannt, bestehen aus einer dünnen Hülle
|
Fig. 26.
Milchkörperchen. Vergrässeruog *w/i. Die bei laquo; gelegenea siiul von der GrüSisc, wie sie sich in der Much finden, die übrigen grOssern und grSs'sten finden wir in dem Rjdnn, mit b ist dns Grösste bezeichiiet.
|
|||||||
|
|
||||||||
|
und aus dem Fettinhalt. Die Hülle, die
diese Milchkörperchen besitzen, und die dadurch entsteht, dass ein Pfoteln-körper in feinem, in Wasser unlöslichem Zustande auf dieOberfläche derFelt-kttgelchen sich niederschlägt, ist leicht als vorhanden nachzuweisen. Beseitigen wir die membranartige Hülle durch einen Körper, der den unlöslich gewordenen Proteinstoff löst, so treten die Fettmolectlle zu grösseren Felt-tropfen zusammen. Die Essigsäure übt unter anderen auf den die Hülle bildenden coagulirten Proteinkörper eine auflösende Wirkung aus; lügen wir ein Wenig dieser Säure zu der zur Besichtigung durch das Mikroskop hergerichteten Milch, so gewahren wir in dem Maasse wie die Einwirkung der Essigsäure auf die Milchkörperchen erfolgt und die Hülle derselben zerstört wird, kleine Fetttröpfchen an den Bändern der Milchkörperchen dort hervortreten, wo die Hülle verschwunden ist. Allmählich vergrössern diese sich, und ist so viel Säure vorhanden, dass die Membran vollständig gelöst wird, so sehen wir das ganze Fettkügelchen frei werden, und mit den zunächst gelegenen, ebenfalls ihrer Hüllen beraubten Milchkörperchen zu grösseren Tropfen zusammehfliessen. Aelmlieh wirkt die durch Gährung aus dem Milchzucker hervorgegangene Milchsäure, die sich aus diesem, nachdem die Milch aus der Milchdrüse entleert ist durch jene entwickelt. Diese Gährung soll nach Posfotfl-durch Vibrionen herbeigeführt werben, nach älteren Ansichten ohne dieselben nur durch Einwirkung des Sauerstoffs der Luft vor sich gehen.
Ganz derselbe Säurungsprocess, den wir bei der Milch beobachten, hat auch bei dem von der Milch abgeschöpften Rahm statt; auch der in diesem enthaltene Zucker wird durch den Gährungsprocess in Milchsäure umgewandelt, der Rahm reagirl sodann sauer. Untersuchen wir einen solchen sauren Rahm ohne dass er vorher geschüttelt worden mit dem Mikroskop, so finden wir hier die Hüllen der Fettkügelchen grösstentheils zerstört, und Tröpfchen von Fett vor.
Wir können aber auch durch ein anderes Verfahren die Hüllen der Milchkörperchen direct nachweisen. Trocknet man nämlich fein veiihcilte Milchkörperchen auf einem Objectglas vorsichtig ein, so nehmen wir diese als
3*
|
||||||||
|
|
||||||||
|
|
|||||
|
3G
|
11. Physiologie der Milchdrüsen.
|
||||
|
|
|||||
|
|
kleino ninde Körperchefn wahr; wird nun ilurch Behandlung mil Aether diesen getrockneten Milchkörperclien das Fett entzogen, so bleiben die Hüllen zurück; sie verändern durch jenen Process ihre Form nicht, und wir nehmen dann kleine rundliche Hohlräume in ihnen wahr.
Aussei- diesen Milchkörperchen linden wir bei der normalen Thätigkeil der Milchdrüsen von der vierten Woche nach dem Geburtsacte bis zum Versiegen der Milch selten andere Formelemente, nur ab und zu treffen wir ein oiler mehrere losgetrennte Epilheliumzellen der Gänge an. In dem Secrete jedoch, welches die Milchdrüsen kurze Zeit vor der Gehurt des Kalbes und nach dem Gebären während 3 — 4 Wochen liefern, nehmen wir mit dem Mikroskop aussei- den Milchkiigelchen. Körperchen wahr, die in ihrer Gestalt und in der Anordnung ihrer Theile eine grosse Verschiedenheit darbieten. Diese in der ersten Woche der Lactationsperiode in dein Secrete sich lindenden Formelemente sind, da sie in der ersten Milch, dem Colostrum, zuerst entdeckt worden sind, Colostrumkörperchen genannt worden, sie haben eine rundliche Gestall. deren Grenzen durch eine dünne Membran geigeben sind, oder aber wo diese fehlt, zu einem runden Körperchen vereinigte Fetttröpf-chen, Milchkiigelchen oder Fettmolecüle zeigen. Das Aeussere ist, je nachdem die Membran ganz oder theilweise vorhanden ist, oder ganz fehlt, ein sehr verschiedenes.
Das mit unversehrter Membran umgebene Colostrumkörperchen ist eine Zelle, welche deutlich einen Kern, und gewöhnlich im Innern feine, dunkele, in einer Flüssigkeil suspendirte Molecule neben einer oder mehreren, den Milchkügelchen in Grosse gleichkommenden Fettkügelchen
wahrnehmen lässt. Die
|
||||
|
\)' t
|
|||||
|
|
|||||
|
m
|
|||||
|
i-
|
|||||
|
|
|||||
|
m
|
|
in Fig. 27 mit a he-zeiclmelen Zellen zeigen, wie diese aneinander liegend, im Colostrum zur Anschauung kommen, bei den a' bezeichneten ist noch der Zellenkern deutlich zu sehen. MitbisleineZelle bezeichnet, in welcher die Feltinetamorphose
|
|||
|
I 'i
|
|||||
|
weiter vorgeschritten ist, es sind die Fettmolecüle zu deutlichen, das Lichtstark brechenden, runden Körperchen zusammengetreten, die
|
|||||
|
Fig. 27. ColostrunikSrperchen. Värgrösscrung 3M/,. o'Zellen mit einem Kerne.
a Zellen in welchen der Inhalt der Fettmetamorphose bereits theilweise erlegen ist. b Zelle die grüssere Fetttröpfchen enthält, c Zelle mit theilweis verstörter Zellenmembran, d und e Zellen, welche bereits die Membran vollständig verloren haben. Colostrumkörperchen die auch als /)onHequot;sche Körperehen bekannt sind. / Rudiment eines solchen Körperchen, ff und h Zellenagglomerate aus den Miiehcanalen etc. stani-mend.
|
|||||
|
|
|||||
|
|
||||
|
Das Secret der Milchdrüsen.
|
37
|
|
||
|
|
||||
|
in Grosse und sonstiquot;tT BosduilTonhi'U den MilchkQamp;elciien vollständis elei-chen. Colostrumkörpcrchen, bei welchen wir nur noch einen Theil der Urn-huliuniismembran wahrnehmen, sind ebenfalls in nicht imbedeutender Zahl in der ersten Milch vorhanden, wir nehmen bei ihnen, wie der mit c bezeichnete Körper erweist, grössere Fetlkügelchen, die an dem übriü gebliebenen Theil derZellenmembran anliegen, wahr, an welche kleine Feltkiigelchen und Fettniolecüle angelagert sind. Coloslrumköiperchen welche eine Umhüllungs-meinbran nicht mehr besitzen, wo aber der Zelleninhalt so gelagert erscheint, wie zu der Zeit, wo die Membran den Inhalt noch umgab, sind gemeinhin in grösster Menge imColoslmin anzutreffen, und die mit d und e bezeichneten Körperchen ohne die Zellenmembran lassen in ihrem Erscheinen noch eine Verschiedenheit erkennen; während das Coloslrumkörperchen e nur aus Fellkügelchen von ziemlich gleicher Grosse besteht, zeigt das mit d bezeichnete Fettkiigclchen verschiedener Grosse, ausserdem aber auch noch Fettmolecüle und einen Theil des strengllüssigen Zellsaftes. Neben diesen, den ursprünglichen umfang der Zelle zeigenden Körperchen treten auch Rudimente solche)- auf, wie /' einen solchen veranschaulicht. Dieses sogenannte Rudiment eines Colostrumkörpercbens besteht aus mehreren Fettkü— gelchen, deren Hüllen mit einander verklebt sind.
Endlich sind noch rundliche Körper zu erwähnen, wie (j uns einen solchen veranschaulicht, die aus dicht an einander liegenden Zellen bestehen, und liingliche, wie die mit h bezeichnete Figur: sie sind leicht von den Coio-struniköiperchen durch ihre Grosse, worin sie diese um das Vierfache überragen, zu unterscheiden. Diese Zellenagglomerate sind nur in geringer Zahl im Colostrum enthalten, lallen aber bei der Untersuchung sofort durch ihre Grosse auf.
Nur in den ersten Tagen nach dem Kalben finden sich die oben angeführten Zellen, später treten diese nicht mehr im Secrete auf, dafür aber die Colostruinkörperchen ohne Membran, und hin und wieder die einen Theil derselben bildenden Agglomerate von Fett- oder Milchkügelchen, letzlere prävaliren aber, wenn 2—3 Wochen nach dem Gebären verstrichen sind.
Dieselben Formelemente, die wir eben als im Colostrum vorkommende, und hiernach benannte Körperchen haben kennen gelernt, finden wir auch in dem Secrete der Milchdrüsen, die von verschiedenen Krankheitszuständen befallen sind; wir werden hierüber zu sprechen später Gelegenheit haben. Wesentlich haben die in dem Colostrum etc. vorkommenden Formelemente dazu beigetragen die Genesis der Milch kennen zu lernen.
Während die mikroskopische Beschaffenheit der Milch, d. h. die Milch-körperchen, schon seit langer Zeit gekannt ist bereits Leeuwenhoek kannte dieselben), ist die cliemische Zusammensetzung dieses Secretes viel später erforscht, und die Bestandtheile derselben ermittelt worden. Erst seit der Zeit, wo die Chemie bestrebt war die Bestandtheile des Thierkörpers zu
|
|
|||
|
|
||||
|
^i
|
||||
|
|
||||
|
|
||||||
|
38
|
11. Physiologie dor Milchdiiisen.
|
|||||
|
|
||||||
|
h;; ,:••
|
erforschen, besonders aber seit jener Zeil, wo man sich anschickte die Thä-liükeit einzelner Organe kennen zu lernen, wo die Beslnndtheile der Organe und die Zosanunensetzung ihrer Producte den eingehendsten Untersuchungen unlerworlen wurden, können wir behaupten die Bestandtheile der Mich zu kennen. Von jenem Zeitpuncte ab haben die namhaftesten Chemiker sich die Ermittelung der Bestandtheile dieses Secretes angelegen sein lassen, und besitzen wir in Folge der so zahlreichen Untersuchungen eine genaue Kennt-niss von der Zusammensetzung der Milch. Die Hauptveranlassung zu dem speciellen Studium dieses Secretes durch eine so grösse Zahl von Forschem war zuerst wohl die, dass die Milch nicht nur das alleinige NTahrangsmittel der Neugeborenen, sondern dass es auch ein Hauptnahrungsmittel für die Erwachsenen ist, und daher von besonderer Wichtigkeit für tue Bildung und Ernähruns des Körpers betrachtet werden muss.
Die Untersuchungen sind nach den verschiedensten Richtungen hin aus-geführl worden, es sind die Veriinderunizen, welche die'Fütlerunsi, Fliege, Krankheit auf die Beschaffenheit der' Milch ausüben, ferner die Verschieden-^ heil der Zusammensetzimg welche das Secret im Verlaufe der Lactationspe-riöde zei^l etc., erforscht worden.
Das speeifische Gewicht der Milch unterliegt grpssen Schwankungen, die sich in nicht sehr weit von einander entfernt liegenden Grenzen bewegen, laquo;las niedrigste beträgt 1,028. das höchste 1.03;), durchschnittlich finden wir es 1,030.
Die Reaction der frisch aus dem Sinus der Müchdrüsen entleerten Milch ist eine verschiedene, bald reagirl das Secret schwach alkalisch, bald ist es sauer, bald neutral, in der Mehrzahl der Fülle jedoch zeigt es eine schwach alkalische Reaction.
Die alkalische Reaction rührt wohl von dem fielen Alkali, welches in derartiger .Milch stets angelroden wird, her; die neutrale Reaction veranlasst die durch Milchsäure erfolgte Neutralisation des Alkali, eine Säure, die sich leicht in der frischen Milch bilden kann.
In Betreff der Ursache der sauren Reaction frischer Milch sind die Ansichten verschieden. Berzelius meinte, dass die saure Reaction der frischen Milch durch freie .Milchsäure herbeigeführt würde, eine Ansicht, die Hoppe in Folge seiner vor Kurzem ausgeführten Untersuchungen theill; Lehmann, und in neuester Zeit Rollet glauben,quot; dass durch saures phosphorsaures .Natron, ein Salz, das bis jetzt noch nicht als in der Milch vorhanden nachgewiesen, die saure Reaction herbeigeführt werde.
Die Bestandtheile der frischen Milch sind Casein. Albumin, Laotopro-tem, Fett, Milchzucker, Alkalien, alkahsche Erden, Gase und Wasser; von verschiedenen Forschern sind auch sogenannte Fxlraclivslod'e nls Restand-theile der Milch aufgeführt, ob diese in der frischen Milch enthalten, oder Producte der Analyse sind, bleibt dahin gestellt.
|
|||||
|
|
1 I
#9632;
I ;#9632;
|
|
||||
|
|
||||||
|
|
||||||
|
111
I:
iili
|
||||||
|
|
||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
'iPa
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Das Secret dor Milchdrüsen.
|
39
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Die Proteinkörpor der Milch sind aasgezeichnet durch die lockere Lagerung ihrer Atome, wodurch sich die leichte Zersetzbarkeit derselben erklärt, ein Verhalten, worüber weiter unten noch das Nähere aufgeführt werden wird.
I. Ueber die Zusammensetzung und HeschalTcnheit des Caseins sind die Ansichten sehr auseinandergehend; während mch Mulder yj das Casein keinen Phosphor enthüll und seinen Angaben zufolge in 100 Theilen aus
Kohlenstoff . . . 53^83
Wasserstoll' . . . 7. I.'i
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Stickstoff . . .
Sauerstoff)
|
10,00
23,37
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Schwefel ) ' '
besteht, giebt Voelker-] in seiner neuesten Abhandlung über die Milch an, dass der Phosphor ein ständiger Bestandtheil des Caseins sei, dessen Menge in 100 Theilen 0.71 beträgt. Den von Voelker ausgeführten Analysen zufolge enthält das Casein:
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Proteinkorper,
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
bald und wohl mit Recht als Verbindung von einem Alkali und Albumin, und in Folge dessen als ein Alkaliallmminnt bezeichnet wird, lindet sich im Milchdrüsensecrete in Wasser gelöst vor. Durch die Siedhitze wird diese Lösung nicht coagulirt. wodurch es sich von dem im Wasser gelösten Albumin unterscheidetJ eine besondere Eigenschaft der Käsestofflösung soll ferner die sein durch das Secret der Labdrttsen coagulirt zu werden, ohne dass hierbei die alkalische Reaction der .Milch verloren geht; nach den Angaben Kulmes ist die Reaction des mit neutnilisirlem Labschleim und neutraler Milch in der Wärme coagulirlen Caseins die saure.
DieAnnalune, dass das Gasein der Milch ein .Natronall mminat sei. gründet sich hauptsächlich auf die Behauptung, dass eine geringe .Menge freien Natrons in der frischen Milch stets angelrollen werde, ferner dass durch Einwirkung eines Alkali auf Alinunin ein Körper hergestellt werden könne, der in vieler Beziehung dem Casein gleicht: Dieser Annahme widerspricht aber die öfters vorkommende sauer reagirende frische Milch, in welcher freies Alkali als vor-
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
lt;) Bullet, de Xeerl. 1839. p. 40.
31 Journal of the röyatagcicaltural society of England. PartH. Nro. t.l. 1863.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||
|
40
|
U. Physiologie der Milclulrüsen.
|
|||
|
|
||||
|
I;i
|
haildeu nicht äagenommeQ werden kann. Fügt man zu neutraler oder alkalisch reairirentler Milch so viel Säure hinzu, dass sie entschieden sauer reagirt, sa tritt doch keine Fällung ein, obschon dann freies Alkali nicht vorhanden ist. Rollet wendet hiergegen tun, dass dieses Verhalten des Caseins nicht gegen die Annahme, dass letzteres ein Alkaliallnuninat sei, spreche, da die Anwesenheit von einem phosphorsauren Alkali in einer Alkalialbuminatlösung bis zu einem gewissen Grade die Fällung des Proteünkörpers durch Essig- und Milchsäure etc. verhindere, so dass die Lösung Lackmuspapier röthen könne, ohne dass jener Körper gelallt werde. Fr gieht ferner an, dass die durch Neutralisation erfolgte Ausfällung des Eiweisses aus einer Kalialbuniinatlösung durch Zusatz, von phosphorsaurem Kali oder Natron eine sofortige Lösung des Niederschlages bei saurer Reaction der Lösung, ohne dass das phosphorsaure Salz in Ueberschuss hinzugefügt würde, herbeiführe.
Wird Milch oder eine Case'inlösung gekocht, so bildet sich aid' der Oberfläche der Lösung ein lläulciien, das nach seiner Entfernung durch die Bildung eines neuen ersetzt wird. Man nahm bisher an, dass durch die Einwirkung des Sauerstoffes der Luft auf das Casein sich dasselbe bilde, da sich aber, wie Hoppe dargethan hat, ein solches Häutchen auch bei Aus— schluss der Luft beim Kochen bildet, so ist es wahrscheinlich, dass der bil— dung des Häutchens andere Ursachen zu Grunde liegen, und zwar ist die Ursache der Häutchenbildung wohl in der Wasserverdunstüng an der Oberfläche zu suchen, die hier schneller von stallen gehl, als ein Ersatz für die verloren gegangene Flüssigkeil aus der unter derselben befindlichen wässrigen Lösung erfolgte. Ein ähnliches Verhallen beobachten wir bei Leimlösungen, beim Kleister etc.
Wird eine Caseinlosung zur Trockene eingedampft, so bildet sie eine durchscheinende feste, hornarlige Masse, die sich ähnlich wie trockener Leim verhält, und sich auch wie dieser leicht in kleine Stücke brechen und pul— verisiren lässl. In diesem Zustande ist das Casein schwer in Wasser löslich, wird aber hierin sehr schnell gelöst, wenn kleine Mengen eines Alkali dem Wasser hinzugefügt werden.
Säuren im verdünnten Zustande fällen das im Wasser gelöste Casein, im Ueberschuss dieser Säuren löst sich der Niederschlag wieder. Concen-trirte Säuren fällen den Käsestoü'sofort, der Niederschlag ist in Wasser unlöslich. EigenthUmlich verhält sich die Milchsäure bei ihrer Einwirkung auf den in der Milch befindlichen Käsestoff, es bildet sich hier nicht ein Niederschlag in Flocken, sondern eine zusammenhängende massig feste Masse, wie wir sie bei der Milch wahrnehmen, wenn sie i—3 Tage gestanden hat, aus. deren Interstilien nach und nach die sogenannte Molke herausgedrängt wird.
2. Der Ei weissstoff oder das Albumin ist ein Körper, der stets, jedoch nur in geringer Menge im normalen Secrete der Milchdrüsen angetroffen wird. Das Vorhandensein desselben in normaler Milch ist von einigen
|
|||
|
|
||||
|
,... .
|
||||
|
|
||||
|
Hl..
|
||||
|
|
||||
|
DüS Secret der Miichdrüsen.
|
41
|
|||
|
|
||||
|
Chemikern bezweifell worden. Man erhall diis Albumin ;uis der Milch, wenn man den Käsestoll' vermittelst Laab coagulirt, und die vom Coagulum ab-liltrirten klaren Molken einer Hitze von 70—70deg; aussetzt. Es scheidet sich nach Einwirkuni; dieser Wärme das Albumin in Flocken aus. Hoppe hat dadurch, dass er frische Milch durch thierische Membran transsudiren liess, eine dürchsiahtlge, schwach ppalisirende Flüssigkeit^ welche wie die Milch sauer reagirte, erhalten, in der sich, nachdem dieselbe einer Wärme von 70—Töquot; ausgesetzt worden, dasEiweiss in Flocken ausschied. Eiüenthümlich ist, wie Voälker augieM, dass beim Aufkochea Irischer Milch das Albumin nicht coagulirt. Einige Chemiker nehmen an, dass der aach Einwirkung einer Warme von 75deg; aus den Molken in Flocken sich ausscheidende Körper nicht Albumin, sondern Casein sei.
Die in der normalen Milch enthaltenen Mengen von Albumin betragen durchschnittlich nicht mehr als höchstens '/^quot;/o) dagegen steigt die Menge bedeutend bei Krankheitszustiinden der Milchdrüsen, worüber wir später MidlKÜungen machen werden.
f. Das La c tu p r o t e i n. Dieser Körper ist in neuerer Zeit von Millon und Commaüle in der Kuhmilch und zwar in den vom Eiweiss befreiten Molken aufgefunden worden. Fs zeichnet sich dieser Körper nach Angabe der genannten Forscher wesentlich dadurch von den andern l'roteinkörpern aus, dass er sich weder durch Warme, noch durch Salpetersäure, Quecksilberchlorid, oder durch Essigsäure coaguliren lässt. Alkohol im Ueberschuss den Molken hinzugefügt, ruft nur eine schwache Trübung hervor. Als besonderes Reagens lür das LactoproteTn wird die Auflösung von Quecksilber in Salpetersäure und Wasser aul'gel'ührt, mit welchem der in Rede stehende Körper eine Verbindung eingebt und als weisser Niederschlag, der beim Erhitzen der Flüssigkeit roth wird, sich zu Boden senkt. Dieser Niederschlag ist eine Verbindung von Quecksilberoxyd und Laetoprole'in, C:i(;lla] NjO^HgO. Es kann dieses LactoproteTn als ein Oxydalionsproduct des Proteins, verbunden mit Ammoniak betrachtet werden, wie die folgende Formel dies darthut CU;ll:.1N.,Ols== Cae H25 N4 015-f-NH3 3HO. Laetoprole'innbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Prolein
i. Die Felle der Milch, mit etwas Käsestoff etc. vermischt Butter genannt, sind in neuerer Zeil durch die von Heintz, Lerch und Anderen ausgeführten Untersuchungen näher erkannt worden. Es sind 9 verschiedene Fettarien, welche in der Milch vorkommen, und zwar Palmilin, Stearin, My-risticin, Butin, Butyrin, Capronin, Caprylin, Caprin und Olein. Diese Körper bestehen aus einer Base, dem Lipyloxyd oder Glyeyioxyd und einer Säure, welche bei jedem der Felle eine andere ist. Das Glyeyioxyd besteht nach Untersuchungen von Stenhöuse, Ffüncis und Marsson in 100 Theilen aus
|
l gt;;
|
|||
|
|
||||
|
iii
|
||||
|
|
|||||
|
42
|
II. Physiologie der Milchdrüsen.
|
||||
|
|
|||||
|
Kohlenstoff . . . (34,330
Wasserstoff . . . 7,123
Sauerstoff . . . 28,ö43 und wird durch die Formel CgHsOj bezeichnet.
Wird ein Fett durch Verseifen etc. zerlegt, so erhält man ausserder Fettsäure das Glycerin C6HgO0, welches zuerst als die Basis der Fettsäurever-bindiuigen betrachtet wurde, aber von Berzelius als ein Körper erkannt wurde, welcher sieh nach der Trennung der Säure von der eigentlichen Base erst bilde. Er nannte die wirkliehe Base Lipyloxyd Lp,'.
Die Säuren der in der Milch enthaltenen Fette haben folgende Formeln
|
|||||
|
|
|||||
|
|
|||||
|
Buttersüure Capronstiure . Caprylsäure
iMyristinsäure .
l'alniilinsäure .
Stearinsäure .
ButinsUure
|
CJI.O,
c1..ul,o1
C32H3204
C^ill^ü,
C40H40O4
|
||||
|
|
|||||
|
•r:
|
Oleinsäure . . C.(lili:l404
In dem Fette der Milch, der Butter, bilden die festen Fette, das Pabni-
tin, Stearin, Butin etc., die Hauptbestandtheile, ihre Menge beträgt etwa
68%, die des Olei'n ungefähr 30%, und ungefähr 20/0 macht die Menge der
Fette aus, die eine Qüchtige Säure besitzen w ie Hiit\ rin, Capronin etc., welche
der Butler den angenehmen Geschmack verleihen, die aber andrerseits, wenn
ihre Säuren frei weiden, den unangenehmen ranzigen Geschmack der Butter
veranlassen. Die festen Fetteraquo; der Milch lösen sich in Aether vollständig, das
OleTn und die Fette mit flüchtigen Säuren hingegen in Alkohol und Aether.
Die Feite wie Stearin, Palmitin, OleTn etc. werden als zusammengesetzte Glycerinäther betrachtet, in welchen 3 Atome Wasserstoff des Glycerinalko-hols durch '5 Atome Fettsäurereste vertreten sind, i-^s werden daher diese Fette auch Tristearin, Tripalmitin, Triolein etc. genannt und folgende Formeln sind für dieselben aufgestellt:
Tristearin oder Stearin C|UlI1)00].j oder C6H5(CseB^O^jjOg Tripalmitin oder Palmitin G102H98012 oder ^11-,(Cjoll.ijO.i^O,; Triolein oder OleTn Ciulln^Oii oder C(illr, C:i,;ll:1:102;:jü|;.
5.-copy;er Milchzucker findet sich mit dem Käsestoff im Serum der Milch gelost. Man stellt ihn am leichtesten aus den .Molken, welche imufnach Coagulation des Käsestoffs durch Lab erhält, dar; die so erhaltene Flüssigkeit wird, bis sich Krystalle auf der Oberfläche auszuscheiden beginnen, eingedampft , und dann Behufs vollständiger Ausscheidung der Krystalle ruhig stehen gelassen; oder aber man kann, nachdem die süssen Molken stark eingedampft worden sind, den Zucker durch Zusatz von Alkohol fällen, es
|
||||
|
1
|
|||||
|
I
|
|||||
|
|
|||||
|
iili
|
|||||
|
|
|||
|
Das Secret der Milclulrüscn.
|
43
|
||
|
|
|||
|
scheidet sk-li dann ein Theil dos Zuckers sofort in feinen makroskopischen Ki'\-slaiien aus, tlic AussdiciduniZ lies anderen Theiles erfolgt später nach und nach.
Der Milchzucker krystallisirt in zwei-und eingliedrigen Prismen, dieKry-stalle sind durchscheinend^ glänzend, hart, baben einen blättrigenBinich und knirschen, wenn man sie zwischen die Zähne bringt^ wie Sand. Die Süssii;-keit dieses Zuckers ist keine bedeutende, er steiil bierin dem Rohr- und Traubenzucker bedeutend nach : der geringe Grad der Süssigkeit ist wohl dureli die schwere Löslichkeit der Kryslaile herbeigeführt, da die aus dem Zucker hergestellte, coneentrirte, dem Syrup ähnliche Lösung viel süsser ist. Der Milchzucker ist in ö — (5 Theilen kalten und '1 Theilen kochenden Wassers löslich, sehr geling ist seine Löslichkeit in verdünntem und heissem Alkohol, in kaltem und wasserfreiem Alkohol und Aether ist er unlöslich.
Wie das Dextrin so polarisirt die Zuckerlösung nach rechts, eine Eigenschaft, die, vdePersoz angiebt, durch Hinzufügen vonSäuren vermehrt wird.
In '100 Theilen enthält dieser Zucker:
Kohlenstoff . . . 5 0.00
Wasserstoff . . . 6,66
Sauerstoff.... 58,34
100,00
woraus dieraquo; Formel: t;,! limü^-j-2 Aq. oder CijH^Oj^ berechnet ist.
Der Milchzucker zerfällt bei Anwesenheit von Gasein in Milchsäure, eine Zersetzung, die schnell erfolgt; aus 1 Atom Milchzucker gehen 2 Atome Milchsäure hervor, wie die nachstehende Formel dies ersichtlich macht
C12H10O10 2Aq.=2C6H6O8 ohne dass hierbei irgend etwas abgegeben, noch aufgenommen wird.
Unter gewissen Umständen verwandelt sieh der .Milchzucker in einen Zucker, aus dem durch die sogenannte geistige Gäbrung Alkohol erzeugt wird. Die Kumisshereitung der Baschkiren aus Pferdemilch beruht auf einem Verfahren, durch welches der Milchzucker der Milch in den der geistigen Gährung fähigen Zucker umgeändert wird. Lieboldt1] zieht aus seinen Untersuchungen über die Gährung des Milchzuckers den Schluss, dass der .Milchzucker nur langsam gähn, dass sich bei !ö—ibquot; neben Milchsäure stets auch Alkohol bildet.
Zur Bildung der Milchsäure aus Milchzucker scheint der Sauerstoff nicht nothwendig zu sein, wie die von Hoppe in dieser Richtung ausgeführten Versuche ZU ergeben seheinen. Hoppe ling, behufs Ermittelung dieses Vorganges Milch von einer Ziege auf, ohne dass ein Zutritt der Luft stattfand, und verglich das Verhalten dieser mit der Milch, welche er unter Luftzutritt aus dem Euter entfernte. Diese beiden Portionen fanden sich unter gleichen Umständen zu gleicher Zeit geronnen. Durch diesen Versuch ist aber nicht voll-
|
|||
|
|
|||
|
|) Journal f. pract. Gbemie ISöO. Bd. 77. p. iSi.
|
|||
|
|
|||
|
|
||||
|
M
|
44
|
II. I'livsiuloüie der Milchdrüsen.
|
||
|
|
||||
|
h
|
ständig erwiesen, dass der Fermentkörpei' nicht dor Oxydation untenvoiion wurde, denn durch dieAhhaltunt; dec Luft und des in ihr enthalteneQ Sauerstoffes ist der Sauerstoff nicht von der Milch fern gehalten worden, da in der Milch verschiedene (läse und hierunter auch Sauerstoff enthalten ist, der einen Thoil der Fermenlsubstanz zu oxydiren im Stande ist, und so zur Einleitung der Milchsäuregäbrang zur Verwendung kommen kann.
Sullivan's1] Untersuchungen von in wohlverschlossenen Flaschen während längerer Zeit aufbewahrter Milch zeigen, dass auch ohne Luftzutritt die Milchsäurebildung vor sich geht.
Nach Pasteur ist das Milchsäureferment dem Mycoderma aecti sehr ähnlich. Der Durchmesser der einzelnen Glieder beträgt nach ihm etwa 'i/!im Millimeter. Von der Alkoholhefe unterscheidet sich das Milciisäureferment Pasteur's Angaben zufolge durch seine Gestalt und durch die eigenlliUin-liche wimmelnde Bewegung.
Leforl w ill Harnstoff in der .Milch gefunden haben, ausserdem sind noch Spuren von Leucin und Tyrosin in dem Milchdrttsensecrete nachgewiesen worden. Der in der Frauenmilch entdeckte demProtagon nahestehende Körper war in der Kuhmilch nicht aufzufinden.
Bei Entzündungen der Drüsensubstanz, wo die Blut— und mit dieser die Sauerstoffzufuhr zu diesen Tlieilen nicht unbedeutend ist, hat eine Bildung von Fermentsubstanz statt und tritt infolge dessen schon in den Milchcister— nen etc. Milchsäure und das Goaguliren des KäsestoH's auf.
(i. Die mineralischen Bestandtheile des Milchdrüsensecretes machen einen nur geringen Theil der festen Bestandtheile aus, sind aber trotz tier geringen Menge, in welcher sie sich vorfinden, doch von grosser Wichtigkeil für die Körperentwickelung der Neugeborenen. Wir linden in der Milch phosphorsaure Kalkerde, phosphorsaure Magnesia, phosphorsaures Eisenoxyd, Chlorkaliuni, Chlornatrium, Natron und phosphorsaures Natron; während die ersleren Körper von allen Forschern, welche die anorganischen Bestandtheile der Milch einer Untersuchung unterwarfen, aufgefunden worden sind, ist der letztere, das phosphorsaure Natron, nur von einigen Chemikern in der Milch nachgewiesen worden. Wilson weist in der Milch das Fluorcalcium nach und ich habe in den Aschenbestandtheilen den kohlensauren Kalk gefunden. Die Untersuchungen von Pfaffwad Schwarte2) ergaben eine Menge von 0,3742 Salze in 100 Theilen Kuhmilch. Die Salze waren
phosphorsaurer Kalk.......o, I soö
phosphorsaure Magnesia......0,0170
phosphorsaures Eisenoxyd ..... 0,0032
|
|||
|
m
|
||||
|
i
|
||||
|
|
||||
|
ill
|
1)nbsp; nbsp;Sullivan, W. K. On the change of Caseine into Albumen with some observations on lactic fermetitation. The Atlantis 1859. p. 486.
2)nbsp; nbsp;Diss. inaug. sisl, nova experim. circ. lact. piinoip constit. Kiel 1833.
|
|||
|
|
||||
|
|
||
|
'Das Secret der Milchdrüsen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 45
phosphorsaufes Natron .......'0,0220
Ghlörkalium..........0,1330
Natron, von Milchsiiure gebunden gewesen 0,0110. Sehr eingelientlo Untersuchung führte Baidien vj aus; er fand in 100 Thei-len Milch zweier Kühe :
in Wasser lösliche Salze 0,210nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,262
in Wasser unlösliche Salze 0,280nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0. il ö
Die Salze der Milch bestanden bei den zwei Kühen aus
phosphorsaurem Kalk . . 0.231 0,344 phosphorsanrer Magnesia 0,043 0,064 phosphorsaurem Eisenoxyd 0,007 0.007 Chlorkalium .... 0,144 0,183 Chlornatriuui .... 0,024nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,034
Natron......0.042nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,0 4ö
0,490nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0.077
Die Aschenbestandtheile, welche ich in der Milch einer Kuh vorfand, waren in 100 Theilen der Milch in einer Menge von 0,702 enthalten, die aus phosphorsauren Erden und Eisenoxyd 0,317
kohlensaurem Kalk......0.140
Chlornatrium........0,004
Natron..........0,235
Schwefelsäure Spuren.....0,000 bestand.
0,7ü2 Die Mengen tier Mineralbestandlheile in der Milch sind grossen Schwankungen unterworfen, sie wechseln mit den Futtermitteln, welche die Thiere erhallen, ausserdeni aber ist eine Veränderung der Menge in den verschiedenen Abschnitten der Ladationsperiode wahrzunehmen ; während in der ersten Zeit eine grosseMenge anorganischer Bestandtheile enthalten ist, finden wir im mittleren und letzten Abschnitte dieser Periode eine bedeutend geringere Menge.
Die Salze der Erden sind eng, man kann sagen chemisch mit dem Käse-stoft' verbunden, ja wir können sagen, dass sie stets mit den Proleinverbindungen des thierischen Körpers verbunden vorkommen, wir finden daher die grösste Menge dieser anorganischen Körper in dem gefällten CaseTn. in den Molken hingegen eine geringe, der Menge der darin befindlichen Alhuminate entsprechende Quantität. Den kohlensauren Kalk fand ich in der Asche des coagulirten Caseins, ebenso das Natron, das, wie bereits mitgethcill, das Casein in Lösung zu erballen bestimmt ist. Wilson2] hat zuerst das Fluorcalciuin nicht nur in der Milch, sondern auch im Blute etc. nachgewiesen, es sind die
1)nbsp; nbsp;Ann. der Clicm. u. Pharm. XLV. pag. 273—277.
2)nbsp; nbsp;Chemical Gazette No. 54. 1847. p. 183 und The Edinburgh new Phil Journ Vol XLI.X. p. 227. 1851.
|
||
|
|
||
|
|
||||
|
46
|
11. Physioloeie der MiklKiriisoii.
|
|||
|
|
||||
|
/:
|
Mensen, wie er ansieht, nur serins, sie kcinnon auch nur serins sein, da die Ltfslichkeit in Wasser keine bedeutende ist. Nach ihm gehören 26,923 reines Wasser zur Lösung 1 Theiles FluoFcalcram, es ist jedoch wahrscheinlich,
dass geringere Mengen solchen Wassers, welche Salze gelöst enthalten, eine Lösung des Fluorcalcium herbeiführen.
7. Die Gase, welche den Unlersuchurigen Hoppc's und Setschenow's zufolge, in der .Milch angetroffen werden, sind Kohlensäure, Sauerstoff und Stickstoff. Hoppe fand in alkalisch relt;igirender Ziegenmilch ein Gasgemenge, bestehend aus •quot;i.'i, lOquot; „ Vol. Kohlensäure. id.-'Wiquot; „ Vol. Stickstoff und 4,290/ö Vol. Sauerstoff, er glaubt, dass der Sauerstoff und ein entsprechendes Quantum Stickstoff von einer Verunreinigung mit atmosphärischer Lxift herrühre. Im Ganzen fanden sich gegen ^iquot;1,, Gas in der Milch.
Nach Setschenow's Untersuchungen enthielten i\i~ G.G. Milch 6,72 freie Kohlensaure, 0,4 6 Sauerstoff und 1,41 Stickstoff: bei einer anderen Untersuchung fand er. dass 256 C.C. Milch 5,01 freie Kohlensäure. 0,32 Sauerstoff und 1,34 Stickstoff enthielten; chemisch gebundene Kohlensäure fand sich nicht vor.
üh die Gase der Milch aus dem Blute stammen, oder Ergebnisse der Zersetzung sind, werden wir weiter unten zu besprechen Gelegenheit haben.
l'eljer die sogenannten Extractivstoffe der Milch haben wir bisher keine nähere Kennlniss erlangt: es ist anzunehmen, dass diese mehr durch die Behandlung, welcher die Milch bei der Analyse unterworfen wird, hervorgerufen werden oder sich bilden, als schon vorgebildet in der Milch sich finden: wenn man sieht, wie leicht sich z.B. der Milchzucker durch eben nicht zu hohe Wärmegrade verändert, durch die Gährung in verschiedene Körper zerlegt wird, so kann man wohl annehmen, dass der grösste Theil dieser sogenannten ExtractivslofFe der Milch jenes Ursprunges, also in der frischen gesunden Milch nicht vorkommende Stolle sind.
Den Hauptbestandtheil fies Secretes bildet, wie bei allen Secreten des Körpers, so auch bei der Milch, das Wasser. Die Menge, welche dem Körper hiervon durch die Milch entzogen wird, ist eme nicht unbedeutende, sie ist sehr bedeutend bei solchen Kühen, die grosseMengen Milch liefern. So würde eine Kuh, welche. 25 Quart Milch mit l20/0 festen Bestandtheilen pro Tag liefert, durch dieses Secret allein 22 Quart Wasser verlieren. Bei diesen Thieien muss daher auch die Wasserzufuhr eine bedeutende sein.
Kein Secret lässt wohl grössere Schwankungen in der Qualität und Quantität wahrnehmen, wie das der .Milchdrüsen. Die Bace der Thiere, die Pflege, Haltung, Fütterung, die Tageszeit, die Temperatur, Krankheilszu-stämie etc. üben einen überaus grossen Einfluss auf die Zusammensetzung und Menge der Milch aus. Wir sehen bei gleichmässiger Pflege, Haltung und Ftttteruns, und ohne Einwirkuns nachtheiliser Potenzen im Verlaufe der Lactationsperiode die Bestandtheile der Milch in Bezug auf ihr Mengenver-
|
|||
|
:#9632;
|
||||
|
r
|
||||
|
fiffl!^
|
||||
|
Uh
|
||||
|
I
I
|
||||
|
|
||||
|
;i
|
||||
|
|
||||
|
liliL
|
||||
|
|
||||
|
Das Secret der Milchdrüsen.
|
47
|
|||
|
|
||||
|
hiiltniss wesenllicho Aenderungen erleiden, selbst die zueTst aus dem Sinus entfernte Milch und die später und zuletzt abgenommene Milch zeigen eine bedeutende Yerschiedenheit in ihrer Zusammensetzung.
Die durch die ftace bedingten Verschiedenheiten haben die von Vernois und BecquereH], welche Gelegenheit hatten die Milch der im Jahre 1806 auf der internationalen landwirthschaMichen Ausstellung zu Paris aufgestellten Kühe zu untersuchen, ausgeführten vergleichenden Untersuchungen dar-gethan. Diese Untersuchungen ergaben, dass die Milch der Tiroler, Schweizer, Holländer Kühe, ferner die der Angusrace die grösste Menge fester Bestandtheile enthielten. Die Menge des Fettes variirte zwischen 7—9,8%; die Kühe aus der Umgegend von Paris enthielten nur 3,6—3,7%. Auch an Casein und Albumin war die Milch jener Kühe reicher. Dabei zeigte sich ein antagonistisches Verhalten der Butler und des Albummgehaltes einerseits, des Zuckers und CaseVngehaltes andererseits. Die butterreichste Milch lieferten die Anguskübe, die an Casein reichste die Kühe der Normandie. Die holländischen Kühe nahmen jedoch nach den Angaben der Forscher den ersten Hang ein.
Voelker hat die Beschaffenheit der Milch von 3 Kühen gewöhnlicher Race und von :i edlen Kühen der Shorlhornrace untersucht, um festzustellen, welche Race bessere und mehr Milch liefere. Die Kühe beider Racen wurden auf ein und derselben Weide, auf welcher sie in reichlicher Menge gutes Futter halten, gehalten. Die 3 Kühe der gewöhnlichen Race lieferten 31 Pints Morgenmilch und 21 Pints Abendmilch, im Ganzen pro Tag 52 Pints. Die 3 Vollblut Shorlhornkühe hingegen nur 28 Pints Morgenmilch und 21 Pints Abendmilch, im Ganzen 49Pints, mithin etwas weniger als die gewöhnlichen Kühe.
Die Zusammensetzung der von den 3 gewöhnlichen Kühen gewonnenen Morgenmilch war wenig oder gar nicht von der der Abendmilch unterschieden, und wurde daher Morgen- und Abendmilch zusammengethan und einer Untersuchung unterworfen. Die Bestandtheile waren in lOOTheilen folgende:
Wasser......8ü,6ö
Butter.......3,99
Casein......3,17 laquo;
Milchzucker.....5,1 I
mineralische Bestandtheile 0,78
100,00
Die Morgenmilch der 3 Shorthornkühe enthielt 87,6 Wasser und 12,4' feste Bestandtheile, und war daher wässeriger als die Morgeniniich der gewöhnlichen Kühe, die Abendmilch hingegen bestand aus 86,8 Wasser und
|
*
|
|||
|
|
||||
|
1) L'Cnion mgdicale XI. No. 26.
|
||||
|
|
||||
|
rr
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
4S
|
II. I'livsiolnuio (Jer Miiclulrüseii.i
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
13.2 feston Bestaiultheilen und zeigte sich in dieser Beziehung der Abend-miich der gewöhnliehen Kühe gleich.
Die Ergebnisse der Untersuchung der Milch dieser edelen Kühe waren folgende :
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Wasser . Butter (reines Fett) Casein .... Milchzucker .
|
Morgenmilch
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
. 87,CO 3,56 . 3,19 '.,92
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
mineralische Beslandtheile 0,TH
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
! I #9632;• -
|
100,00nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 100,00nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;100,00.
Die Haltung der Kühe übt auf die Menge der Milch einen bedeutenden Kinlluss aus. Uebcrall dort. wo grosse Quantitäten von Milch producirt werden, weiss man, dass nur durch das Hallen der Kühe auf dem Stalle dies bewirkt werden kann. d. h. durch ein Verhalten der Thieie. wodurch der Verbrauch von Stoffen für andere Zwecke auf ein Minimum reducirt wird. Die Bewegung des Körpers, die eine bedeutende Menge Stofl' beansprucht, wird durch das angegebene Hallen im Stalle vermieden, und so können die vor dem Verbrauch durch die Muskelaction etc. bewahrten Nährstoffe den Milchdrüsen zugeführt werden. Ks ist den Besitzern von Kühen, die dieselben auf dem Stalle hallen und aufmerksam beobachten, bekannt, dass, selbst wenn sie diese Thiere mir behufs Tränkung herauslassen, oder während des Ausdüngens denselben eine Bewegung auf dem Dünghofe etc. gestalten, dieselben schon eine Einbusse an Milch erleiden. Viel bedeutender ist der Verlust, wenn solche auf dein Stalle gehauene Kühe zeitweise auf die Weide gebracht werden, wie dies dann von einzelnen Landwirthen zu geschehen pflegt, wenn der frisch angesäete Klee sehr üppig in deji Stoppeln vegetirt und mit den Kühen verlüttcrt werden soll. Wie enttäuscht wird aber der Besitzer, wenn er den Ernährungszustand seiner Kühe sich täglich vermindern und die Quantität der Milch sich verringern sieht trotz der bedeutenden Aufnahme des sehr nahrhaften. Üppigen Nahrungsmittels. Der Verlust, der durch ein solches Verfahren herbeigeführt wird, ist ein dreifacher, nämlich ein Ausfall in der Einnahme durch die Verringerung des Milchquantums, zweitens ein Verlust durch das Zurückgehen der Thiere in ihrem Ernährungszustände und drittens der unnöthige Verbrauch von sehr gutem Futter: hierzu kommt nun noch der Aufwand von Fuller, welcher erforderlich ist um die Thiere - wieder in den früheren Ernährungszustand zurückzufahren.
Die Veränderungen, weiche die Milch in qualitativer Beziehung bei der Bewegung der Thiere erleidet, kennen w ir noch nicht genau, wir wissen nur. dass das Verhältniss des Wassers zu den festen Stoffen sich dahin ändert, dass ein wenig mehr feste Beslandtheile in der Milch bei den Filieren, denen nach dein Stehen im Stalle die Bewegung im Freien gestattet ist,
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
11' I
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
I
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||
|
Das Secret der .Milcluliiiseii.
|
49
|
|||
|
|
||||
|
sich tiiuien. 01) aussmlem die MtMigonvorhitltnisso der eiozelnen Bcslandthoile wie des Caseins, des Felles eine Aenderung erleiden, ist bisher nicht sicher festgestellt.
Dass die Kühe, welche im Sommer die Weiden beziehen, hei uns hier nie so viel Milch während der Laclnlionsperiode liefern, als diejenigen, welche hei einer zweckentsprechenden Ftttterang auf dem Stalle gehalten werden, ist erwiesen. Es beruht dies besonders darin, dass die weidenden Thiere mehr zur Erhaltung ihres Körpers bedürfen, als die auf dem Stall gehaltenen, und mithin den Milchdrüsen nicht so -siel Material zur Benutzung des Secretes zu Gebote stellen können, als jene. Diesen Gegenstand werden wir später in einem Abschnitte, in welchem der Einlluss der Fülte-rung auf die Milchproduction erörtert werden wird, einer Besprechung un-terziehen. Hier sollten nur die Momente, welche eine Veränderung des Secretes im Allgemeinen ausüben, erwähnt werden.
Einen ähnlichenEinllnss. wie dieHewegung, übt auch die Temperatur auf die Quantität und Qualität der Milch aus. Je mehr Wärme dem Körper durch eine niedere Temperatur entzogen wird, um so mehr der aufgenommenen NälustoH'e werden zur Erhöhung und Erhaltung der Körperwärme verwendet und so der Verarbeitung durch die Milchdrüsen entzogen werden, wodurch ein Auslall an Milch bei den Milchkühen sich conslaliren lässl. Im Allgemeinen geht die Secretion am ungestörtesten bei einer Temperatur von -f-10—12quot; H. von stalten. Erreicht die Temperatur des Aufenthaltsortes nicht diese Höhe, so sinkt die Thätigkeit der Milchdrüsen, da zur Aufreqhterhal-tung der Körperwärme eine grössero Menge der Nährstofife verwendet wird.— ist sie eine höhere, so wird durch die Beschleunigung des Alhmens, das bei der starken Anlüllung des Magens mit Futterstoffen auch nur mangelhaft ausgeführt wird, die Umwandelung der aufgenommenen Nährstoffe eine nur mangelhafte, es wird ferner durch die heim Athiuen thäligen Muskeln mehr Stoff zur Erhaltung verbraucht, und so einmal ungeeignetere Stolle und zweitens weniger Material den Milchdrüsen zur Verfügung stehen, daher die Milchsecretion eine geringere sein: bei Einwirkung sehr hoher Wärmegrade während längerer Zeit wird auch das bereitete Secret mangelhaft und zur Hervorrufung sogenannter Milchfehier geneigt.
Welchen Einlluss die lieinigung der Haut und die dadurch herbeigeführte Anregung zur Thätigkeit auf das Gedeihen der Thiere im Allgemeinen und auf die Beförderung der Production ausübt, ist in neuerer Zeit durch viele Versuche erwiesen worden. Es ist in den Wirlhschaften, wo die Kühe auf dem Stalle gehalten werden, wo mithin diejenigen Einwirkungen, welche die Luft, der Regen etc. auf die Haut bei den im Freien befindlichen Thiercn ausüben, Einflüsse, durch welche die Haut in Thätigkeit erhalten, von den ünreinigkeiten befreit wird etc., das regelinässige Putzen der Kühe durchzuführen, um die Haut in der nothwendigen Action zu erhalten, sie von
F.ursten IjcrL-, BfUohdrüsen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 4
|
'
|
|||
|
v-: ' I
|
||||
|
|
||||
|
'#9632;^
|
||||
|
|
||||
|
|
||||||
|
50
|
U.. Physiologie dor Milclulilisen.
|
|||||
|
|
||||||
|
:-
|
Staub etc. zu reinigen und so die Perspiration regelniässit: und ungestört von stallen gehen zu lassen. Wir werden bei der Besprechung der Wartung etc. der Kühe näher auf diesen Gegenstand eingehen.
Wir begegnen häufig der Angabe, dass ein bemerkbarer Unterschied in tier zu den verschiedenen Tageszeiten secemirlen Milch wahrzunehmen sei. In gewisser ßezieluing ist dies richtig, es ist stets eine Verschiedenheit in den Mengen der einzelnen Bestandtheile vorhanden. bald eine Vermehrung, bald eine Verminderung der festen bestandtheile, Schwankungen, die durch den Einfhiss der Nahrungsmittel, der Witterung letztere macht sieh namentlich bei dem Weidenvieh geltend, herbeigeführt werden. Diese Schwankungen sind Jedoch nicht so regelinässig, dass man sagen könnte, die Morgenmilch sei stets bei allen Kühen gehaltreicher als die Ahendmilch, oder umgekehrt, es hängt die Verschiedenheit zu sehr von dem Verhalten, der Ernährung etc. der Thiere ah.j
Die behufs Erforschung der Verschiedenheiten des Secretes] angestellten Untersuchungen ergeben, wie die nachstellenden Analysen darthun. dass bald die Morgen- bald die Abendmilch reichhaltiger an festen Stollen ist, und dass auch die Quantität der Milch im Durchschnitt zu den angegebenen Tageszeilen sich verschieden zeigt.
Voelker hat eine ganze Reihe von Untersuchungen in dieser Beziehung ausgeführt, und hierzu die Milch der auf der Farm von Cirencester gehaltenen Kühe verwendet. Die Morgen- und Abendmilch winden getrennt der Analyse unterworfen, und diese Untersuchungen während eines Jahres fortgeführt. Die Milchprobe, welche bei den Analysen zur Verwendung gelangte, war nicht von einer Kuh, sondern wurde der von siimmtlichcii Kühen der Farm gewonnenen und zusammengeschütteten Milch entnommen. Die Zusammensetzung der auf der Farm zu Cirencester gewonnenen Morgen- und Abend— milch war folsende:
|
|||||
|
: #9632;
|
||||||
|
i f
|
||||||
|
|
||||||
|
i
|
Butternbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Casein u.
Wassernbsp; nbsp; (reines Fett)nbsp; nbsp; Albuminnbsp; nbsp; Milchzucker
(Morgenmilch 87.70nbsp; nbsp; nbsp; 2,60nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,94nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5,82
(Abendmilch 87,10nbsp; nbsp; nbsp; 2,28nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2.87nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 6,56
Morgenmilch 87,öOnbsp; nbsp; nbsp; 2.58nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3,44nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5,44
Abendmilch 86,40nbsp; nbsp; nbsp; 3,53nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3,37nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5,56
jMorgenmilch 88,60nbsp; nbsp; nbsp; 2,71nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2.43nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5.35
(Abendmilch 88, IGnbsp; nbsp; nbsp; 2,90nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,62nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5,55
Morgenmilch 87,50nbsp; nbsp; nbsp; 3,15nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,94nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5,60
Abendmilch 89,00nbsp; nbsp; nbsp; 2,47nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2.69nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5,08
Morgenmilch 88,20nbsp; nbsp; nbsp; 2.42nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3,12nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5,49
Abendmilch 87.80nbsp; nbsp; nbsp; 2,71nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2,87nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5,85
(Morgenmilch 87,30nbsp; nbsp; nbsp; 3,05nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3,00nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5,89
(Abendmilch 87,30nbsp; nbsp; nbsp; 2.94nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,87nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 6,05
|
.Mineral. Stick-Bestandtheüe stofi'
|
||||
|
m
|
Januar Februar
März April Mai Juni
|
0,94
0,89
1,04 1,14
0,91 0,77
0,81 0,76
0,77 0,77 0,76 0,84
|
0,47 0,46 0,55 0,54 0,39 0,42 0,47 0,43 0,50 0,46 0,48 0,46
|
|||
|
|
||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Das Secret der Milehdrilsen.
|
51
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Butternbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Casein u.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; -nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Minenil. Stick-
IVasser (reines Fett) Albumin Milflizuckir Bestandtheile Btoff
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Juli
i,
Septenibei Getober November December
|
|Morgenmilch 88,70 (Abendmilci) 87,80
jMorgenmilch 80,91 (Abendmilch 90.70 iMorgenmilch 87, CO (Abendmilch 90,3.0 [Morgenmilch 87,10 (Abendmilch 80. 20 (Morgenmilch 86,70 Abendmilch 80.00
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Vom Mai bis zum October waren die Kühe auf der Weide. Wahrend bis zum September die Weide eine hinreichende Menge von Futterstoften darbot, trat im September ein Mangel daran ein, welcher sich auch deutlich durch die Abnahme der Milch an festen Beständtheilen bekundet. Im October wurden die Kühe des Abends in den Stall gebracht und crliielten. da die Weide ihnen nicht Nahrung genug darbot, ein Futter, bestehend aus Heu, Wurzelgewächsen und Schrot, worauf die Jlilch sofort eine bessere Oualitüt zeigte. Sie enthielt 12,5% teste Bestandtheile und hierin beinahe 4% Fett. Im November wurden die Kühe aufgestaut, erhielten nun ihr gewöhnliches Winterfutter, bestehend aus Stroh. Heuhäcksel, Wurzelgewächsen und Oel-kuchen, welchem aoeh etwas Palmnusskuchenmehl zugesetzt wurde. Die Veränderung, welche die Milch infolge dieses Putlers erlitt, ist aus den aufgeführten Analysen leicht zu ersehen.
Wie gering die Unterschiede, welche die Morgen-, Mittags- und Abendmilch zeigt, sich erweisen, ergeben die von liittliausen-: angestellten Untersuchungen , welche er bei Erforschung des Einflusses, den die Verfütte-rung von geschrotencni und gekochtem Getreide auf die Milchproduction ausübt, anstellte. DieKtÜie erhielten bei den vom 19. März bis zum 22. April währenden Versuchen 18 Pfd. Heu, 20 Pfd. Gerststroh, 40 Pfd. Rüben und 12 Pfd. Schrot: das Schrot war ein Gemenge von 2/:, Wicken und tA Hafer und Gerste. Vom 19. März bis zum 8. April wurde Schrot gegeben, hierauf das Schrot durch 12 Pfd. Körner des genannten Gemenges ersetzt; zur Verlütternng wurden die Körner zuerst gequollen und dann gekocht.
Die Analxse der Milch lieferte folgende Resultate:
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
1) Im August wurden wegen Abwesenheit des Herrn Voelker die Dntersnchungen ausgesetzt.
2; Sächsisches Amts- und Apzeigeblatt und Wilda, Landwirthschaftliches Central-blatt. 1856. pag. 394.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Alifa
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
u
|
52
|
II. PbYStolosie der .Miichtlrüsen.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
iö. März.
|
•1. April.
|
13. April.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Wassernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; SS,38 S7,39 88,01
Fettnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,9S 3,33 3,33
Milchzuckernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ö,2S 5,11 4,99
Casein und Salze 3,36 3,73 3,65 Trockensubstanz 11,62 12,41 11,99
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
: ill
#9632;ii,
t
|
Bei diesem von Ritthausen ausgeflüirten Versuche zeigt lt;lio Mittag-mildi ein wenig mehr feste Bestandtheile als die Morgen- und Abeiulmildi. Der Unterschied ist jedoch zu gering, um den Ausspruch zu rechtfertigen, (iie Mttagmilcb sei bei einem dreimaligen Melken im Verlaufe des Tages die an Trockensubstanz reichste: es bewegen sieh auch hier die Unterschiede in den Grenzen der hierbei stets statthabenden Schwankungen.
Ebenso geringe Schwankungen ergaben sich bei einem von Scheven '; unternommenen Fütterimgsversuohe, den er in der Zeit vom 12. Februar his zum 28. April ausführte. Das Mittel der .Milchanalysen für diese Zeil ist für die Morgen-. Mittag- und Abendmilch l'olgeiVles:
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Morgenmllch
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
i
|
Wasser
Trockensubstanz Butter . . . Milchzucker Casein . Salze . . .
|
88,46
I 1,54
2.09
4,87
3,15
. 0.828
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
#9632;; ;#9632;
|
Die Mittagsmilch zeigt auch in dieser Versuchsreihe ein Prävaliren der festen Bestandtheile, der Mehrbetrag ist aber auch hier so gering, dass er zu dem positiven Ausspruche: raquo;die Mittagsmilch enthalte stets mehr l'esle Bestandtheile als Morgen- und Abendmilch,laquo; nicht berechtigt.
Struckmann2] hat die Unterschiede, welche die zu den verschiedenen Tageszeiten gewonnene Milch bei ein und derselben Kuh wahrnehmen lässt, durch entsprechende Untersuchungen genau zu ermitteln gesucht. Die Kühe erhielten in den Monaten Februar bis April, während welcher die Untersuchungen ausgeführt wurden, ein Futter von folgender constanten Zusammensetzung.
8 Pfd. Wiesenheunbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; = 8 Pfd. Heuwerth
10 Pfd. gutes Haferstroh= 9 Pfd. 30 Pfd. Ihinkelriiben =10 Pfd. M ., Pfd. Oelkuchen = 3 Pfd.
1nbsp; nbsp;Pfd. Bohnenstroh . = 3 Pfd. Heuwerth
2nbsp; Pfd. Kleie . . . = 2 Pfd._____-______
quot;35~PW. Heuwerth.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
1) Wtldo, Landwirthschaftliches Centralblatt I. 1838. p. 132. ä) Pharmaceut. Centralblatl IS35. p. 693.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Das Secret der Milchdrüsen.
|
53
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
3 Loth Kochsalz erhielten die Thiere per Kopf ausserclem.
Diese Futteriniselumiz wurde den Kühen zur angegebenen Zeil zwei Mal tiiglioli verabreicht, die eine Hälfte verzehrten sie des Morgens in der Zeit von 6—10 Uhr, die andere des Abends von 5—8 Uhr; um 8 Uhr wurde ihnen noch etwas Haferstroh vorgelegt. Das Melken erfolgte des Morgens zwischen i und ä, des Mittags zwischen 12 und I und des Abends zwischen 6 und 7 Uhr.
Die im Februar zur Analyse verwendete Morgen- und Mittagsiniich wurde von einer jungen ostfriesischen Kuh, die 1 i Tage vorher gekalbt halte, entnommen. Es bestanden die Morgen- und Mittagsmilch aus folgenden Be-standtheilen.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Am 20. April wurde zur AusfQhrung eines zweiten Versuchs eine Ojäh-rige oslfriesische Kuh, welche !i Tage vorher gekalbt und von der oben aufgeführten Futtermischung eine gleich grosso Menge, wie die andere Kuh erhallen balle, benutzt.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 Specifisches Gewicht:nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1,038nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1,040nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1,036
Bei der ersten Versuchsreihe zeigte sich die Miltagsmilch als die an festen Stoffen reichste, der Unterschied war jedoch nicht bedeutend ; noch ge-
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
jjä
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||
|
54
|
11. Pbvsiolosie der Milcbdrüsen.
|
|||
|
|
||||
|
#9632;!f
|
ringer ist der Unterschied zwischen Mörgen-r and Mittagsmilch in dor zweiten Versuchsreihe, dafllr aber der zwischen dieser und der Abendmilcb bedeutender^
Ausser den Veränderungen welche die Quantität und Qualität des Milch-di'üsensecretes durch die verschiedenen bereits aufgeführten Einflüsse erleidet, erfährt dasselbe im Verlaufe der Lactationsperiode dadurch, diiss dieThä-tiiikeit der Milchdrüse nach und nach sich vermindert und schliesslicb erlischt. Veränderungen, die sowohl die Menge des Secretes, wie auch die Zusammensetzung der Milch betreffen. Es ist bekannt, dnss fast siinimtliche Kühe bald nach der Geburt des jungen Thieres die grösste Menge Milch liefern : nur selten tritt eine Vermehrung der Quantität im weiteren Verlaufe der Milchperiode auf, gewöhnlich erhält sich die Menge bei geeigneter Fütterung der Thiere während einiger Zeit auf gleicher Höhe. Die Menge der .Milch, welche die Kühe in dieser Periode liefern, ist eine sein- verschiedene; es giebt Kühe welche frischmilchend 30 — 32 Quart pro Tag liefern. Die Zahl solcher Kühe ist allerdings eine sehr geringe, wogegen Thiere welche iO—25 Quart um diese Zeil geben, nicht so seilen; die grösste Zahl der der Milchpro-duetion wegen gehaltenen Kühe jedoch secemiren eine bedeutend geringere Menae Milch: wir nehmen hier ein Variiren zwischen 6—15 Quart wähl'.
In der Regel verharren die Milchdrüsen guter Milchkühe während längerer Zeit in einer hochgradigen Thätigkeit, und geben dann nicht unbedeutende Quantitäten Milch: es giebt Kühe die 23 — 26 Quart Milch bald nach der Geburt Uefem, aber nur während 8—10. höchstens I i Tatzen auf dieser Hohe der Milchergiebigkeit bleiben, und nun nach und nach eine Abnahme der Secretionsthätigkeit der Drüsen eintreten lassen: bei anderen Thieren dehnt sich dieser erste Abschnitt der Lactationsperiode auf o—G Wochen aus, ehe das Nachlassen der Thätigkeit in den Drüsen coöstatirt werden kann. Mit dem Beginn des zweiten Abschnittes der Milchperiode tritt ein schnelles Sinken der Drüsenthätigkeit ein, so dass statt der 20—23Quart jetzt oft schon im Verlauf einiger Tage das Quantum auf lö—16 Quart und darunter herabgeht: sobald dieser Punct erreicht ist verbleiben die Drüsen oft 2—3 Monate in gleicher Thätigkeit, gehen dann hinab bis auf 0—10 Quart pro Tag. womit der 3. Abschnitt der Lactationsperiode bei diesen Kühen beginnt. Die Dauer dieses 3. Abschnittes umfasst den 5—10. Monat der Milchperiode, die Milch nimmt bei einer grpssen Zahl der guten Milchkühe nach und nach an Menge ab, so dass am Ende des Abschnittes 3—(i Quart zuweilen auch noch etwas jedoch wenig mehr von den Thieren pro Tag gewonnen wird.
In Betreff der Dauer der Lactationsperiode nimmt man an, dass sie bei guten Milchkühen 300 Tage betrage, und rechnet hierbei pro Tag ein Quantum von 10 Quart, so dass mithin von guten Milchkühen 3000 Quart geliefert
|
|||
|
I
|
||||
|
: i
|
||||
|
;
|
||||
|
J
|
||||
|
|
||||
|
|
|||
|
Das Secret der Milchdrüsen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;55
würden. Bei weniger guten Milchkühen und bei den nichl auf dem Stall ge-hnllenen währt die Mileliperiode nicht so lange Zeit. Wir haben leider noch in vielen Milchereien Kühe die 4—5 ja seihst G Monate im Jahre trocken stehen, und nur aerinse Mengen von Milch im Ganzen liefern, Mengen die 700—1 000 Quart betragen.
Nicht selten sind jetzt Kühe, welche 4000 und öOOO Quart während der Lactattönspeiiode secemiren, selten wird aber wohl eine Rivalin der dem Grafen Pmlo gehörigen Kuh gefunden werden, welche 7000 Quart lieferte.
Kine eben nicht bedeutende Zahl guter Milchkühe lässt keine Abnahme In der Quantität der Milch während der Milchperiode wahrnehmen. Sie geben frischmilchend 12—14 Quart pro Tag und liefern eine beinahe ebenso grosse Menge am Ende der Periode, deren Dauer 10 bis lO1.^ Monat beträgt.
Die Quantität, die eine Kuh liefert ist zum grossen Theil von der Race abhängig, obschon nicht zu läugnen ist, dass bei jeder Race Thiere mit einer llyperplasie der Milchdrüsen vorkommen, und bedeutende Quantitäten Milch secerniren.
l'eber die Mengen der Milch, welche verschiedene englische und irländische Racen liefern und über die Dauer der Milchperiode haben wir von Thomas Scott von Charing—Cross l] Mittheilungen, die er gelegentlich einer Besprechung der Horsfall'schen Milchwirthschaft machte. Er giebt in der Tabelle, die er entworfen, den Nachweis über den Ertrag von mehr denn 1000 Kühen.
England
Dauer derMilch- Ertrag der Milch Race der Kühenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; periode, Tagenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;im Ganzennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Grafschaften
#9632;1. Short-horn.....270nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2100nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Wiltshire
2.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; -nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.....240nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2ä20
3.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; -nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.....2ÖÖnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3060
4.nbsp; nbsp;Cross-bred.....nbsp; nbsp; nbsp; 2 40nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2880nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Cheshire
5.nbsp; nbsp;Yorkshire......nbsp; nbsp; nbsp; 270nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3465
6.nbsp; nbsp;Halfbreds und Short-hornsnbsp; nbsp; nbsp; nbsp;240nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 264 0
7.nbsp; nbsp;North und South Devon,
Yerseys und Shorthorns . 320nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3840nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Devon
8.nbsp; nbsp;Yorkshire ...... 240nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1440nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Hunts
9.nbsp; nbsp;Half-bred Yorkshire . . 180nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2520
10.nbsp; nbsp;Hereford......240nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1920nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Hereford
11.nbsp; nbsp;Yorkshire......270nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3240nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Surrey
12.nbsp; nbsp;Shorthorns.....238__________2148nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Yorkshire
12: 3003nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 31827.
In Enaland durchschnittlich 250nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2(kV2.
|
' A
|
||
|
|
|||
|
i] Gardeners Chronicle-Agricultural Gazette. 1833.
|
|||
|
|
|||
|
|
||||||
|
56
|
11, Pliysioloäie der ÜilcbdrQsen.
|
|||||
|
|
||||||
|
Irland.
Dauer derMilch-
|
Ertrag der Milch im Ganzen
|
Grafschaften
Kerry
Limorick Cork
|
||||
|
Race der Kühenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; periode, Tage
1.nbsp; nbsp;Kerry, Cross—bred,Durham
und Ayrshire ....nbsp; nbsp; nbsp; 28ö
2.nbsp; nbsp;Gross—bred, Irish und Shorthorns.....nbsp; nbsp; nbsp; 270
3.nbsp; nbsp;Half-bred, Shorthorns . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;270
|
||||||
|
1995
|
||||||
|
2130
2700
2lt;raquo;70
I009Ö.
|
||||||
|
1. Cross-bred.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;270
i #9632;. rö?nrquot;
|
||||||
|
|
||||||
|
I:
|
In Irland durchschnittlich . 271nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2524.
Eben solche Verschiedenheiten, wie sie die Menge der secernirten Milch im Laufe der Lactationsperiode darbietet nehmen wir auch in den Mengen der einzelnen Bestandtheile der .Milch wahr.
Die .Milch, welche in den ersten Tapfen nach der Geburl des Kalbes von den Drüsen abgesondert und Colostrum genannt wird, unterscheidet sich wesentlich (.lurch den grossen Gehalt an testen Stollen von dem spateren Secrete derMilchdiüsen. DieMengeo der festen Bestandtheile sind nach den von mir gemachten Beobachtungen bei den verschiedenen Racen sehr verschieden. Während bei den sehr milchreichen Niederungsschlägen, wie den holländischen Kühen, im Allgemeinen das Colostrum weniger feste Bestandtheile zeigt, enthält das von weniger milchergiebigen Schlägen mehr feste Bestandtheile, es ist bei diesen sowohl der Fettgehalt, wie der Gehalt an Proteinkörpern ein grösserer. Boussinfjault'] hat das Colostrum einer Kuh am ersten Tage nach dem Kalben untersucht und dasselbe in lOOTheilen aus folgenden Bestandtheilen zusammengesetzt gefunden ;
Wasser .... 78,40
Casein und Albumin 15,10
Butler . . . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2, G0
.AliIchzucker . . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; :{,()0
Erdsalze .... 0,30 100,00 Etwas mehr Wasser enthält das von Chevallier und Henry2] untersuchte Colostrum, diese landen das von Kühen, wie folgt, zusammengesetzt:
Casein .... 15,07
Schleim ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,00
Milchzuckerspuren . 0,00
Butter.....2,00
Wasser .... 80,33
|
|||||
|
|
||||||
|
:
|
||||||
|
'.#9632; Il
|
||||||
|
I
|
||||||
|
|
||||||
|
100,60
|
||||||
|
|
||||||
|
1)nbsp; nbsp;Ann. de Cbhn. et do Phys. Mai IS39. p. 65.
2)nbsp; Journ. de Chiin. medic. 1839. Avr. p. 145—163. Mai p. t93—223.
|
||||||
|
|
||||||
|
i
|
||||||
|
|
||||||
|
|
||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Das Secret dor Uilchdrüson.
|
57
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Die festen Boslamlthoilc dor Milch nehmen sehr bald, und bedeutend an Menge ab, so dass sie schon nach b—0 Tagen den Durohsohnittsmengen der gewöhnlichen Milch nahe treten.
Jgt;ie Veränderungen, welche die Milch in qualilativer Beziehung in den ersten 4 Wochen nach dem Kalben erleidet, warCmsius1] zu erforschen be-strebt; er hat Über die Menge der festen Bestandtheile im Allgemeinen, und über die Mensen der in diesen enthaltenen Felle, Zucker und Albumin sjie-cielle Angäben gemacht.
I. Milch von einer schlechten Milchkuh.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Tai; nach ilem ICalben. Tn
Unmittelbar nach demKalben
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Taae
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
- 8.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
- 28, -
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Die Farbe der ersten Milch war dunkelgelb bis braungelb; die Gonsi-stenz so zähe, dass sie kaum aus dein Glase lloss. Nach einstündigem Stehen halte sie sich mit einer fasthomaiügen Decke überzogen; die im Colostrum enthaltene Salzmenge betrug 3,3.
2. Milch von einer anderen Ruh.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Tag nach dem Kalben. Trockensubstanz. Unmittelbar nach dem Kalbennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 13,9
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
13,6 13.1 12,4 11,5 11,6 11,3 .11,0 12,0 11,5 11.7 11.2
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
t) Wildn, Lan^wirthscBaftl. Cciitralbl. 1857. pag. 9.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
58
|
11. Physiologie der Miloluliüsen.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
r
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Crusins giebl an, dass in lt;leni unmittelbar nach dorn Kalben gewonnenen Colostrum der sub I aufgeführten Kuh 3,3% Salze enthalten gewesen seien: zählen wir zu diesen die Mengen in welchen Albumin und Butter vorhanden gewesen hinzu, so erhalten wir die Zahl 27.2. wird diese von der Gesammtmenge der Trockensubstanz in Abrechnung gebracht, so stellt sich heraus, dass in dem Colostrum 11,2 Casein enthalten war. Die (iesamml-mehse der Proteftikörper betrug mithin 26,7, eine sehr bedeutende Menge, welche in Verbindung mit dem Fette, die eigenthümüche dickflüssige Be-schaffenheit des Colostrums herbeizuführen im Stande war. Das erste Secret der sub i aufgeführten Milch enthielt 2,5 Salze, ziehen wir diese in Verbindung mit den Mengen des Albumins, der Butler und des Zuckers von der Gesammtmenge der Trockensubstanz ab, so erhalten wir als die im Colostrum enthalten gewesene Menge Caseins 5, 7. Es sind demnach im Ganzen nur 1 4,20/0 Proteinkörper im Colostrum vorhanden gewesen,.mithin bedeutend
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Das Secret der Milchdrüsen.
|
59
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
o'i
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
weniger als in den sub ) nufgcführlcn, ferner ist auch'die Fettauenge eine gelindere bei dieser Kuh als bei der ersten, wogegen der Milchzucker, der in dem Colostrum der sub I aufgeführten Kuh nicht vorhanden, hier nachgewiesen ist.
Auf die Verschiedenheiten, welche die Mengen der festen Bestandtlieile in der zuerst, in der später und in der zuletzt aus der Cisterne der Milchdrüsen entleerten Milch besitzen, ist zuerst von Parmentier und Deyeux und dann von Pelipot aufmerksam gemacht worden. Im Jahre 1849 veröffentlichte Heise!1; die Ergebnisse der Untersuchungen, welche er 1813 und 18H in dieser Hinsicht bei zwei Kühen angestellt halte. Die Resultate im Jahre 1813 bei einer weissen Kuh waren folgende:
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
1, Ann. de Chim. et de Phys. 3. Ser. Tom. XXV. p. 82—85.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
60
|
II. Physiologie der Milchdniseii.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
If
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Das Secret der Milchdrüsen.
|
61
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Aus den aufgeführten Daten ergfebt sich, dass die-beim Molkon zuerst aus der Milchcistomo entleerte Milch die wenigsten lesion Boslandlhoilo enthält, die zuletzt gewonnene die grösste Menge, und dass die, zwischen der zuerst und zuletzt abgemolkenen erhaltene Milch in Bezug auf die Menge der testen Bestandtheile zwischen beiden steht. Diese Verschiedenheiten hietot die Milch jedoch nur dann dar, wenn mehr denn i Stunden seit dem zuletzt ausgeführten Melken verstrichen sind: melkt man von 2 zu 2 Stunden, so wird kein Unterschied zwischen der hierbei zuerst und zuletzt gewonnenen Milch wahrgenommen^ Die Zunahme der leston Bestandtheile wird durch einen Mehrgehalt der zuletzt gewonneneu Milch an Fett herbeigeführt, der Gehalt an Casein und Salzen bleibt sich fast gleich, wenigstens sind die Schwankungen bei diesen beiden Bestandtheilen der Art, dass eine Verminderung oder Vermehrung hieraus sich nicht feststellen lässl.
Knobloch') in Schleissheim hat die Morgenmilch einer und derselben Kuh bei Winter- und Soinmorl'ütterung einer Untersuchung unterworfen, um lest zustellen, -welche Zusammensetzung die in möglichst genau abge-messnon Zeitabschnitten beim Melken gewonnene Milch besitzt. Es wurden zu dorn linde zur bestimmten Zeit die Proben in besondere Gläser gebracht und analysirl; die Ergebnisse dieser Untersuchung sind in nachstehender Tabelle unter No. I—5 aufgeführt. Von der im Ganzen gemolkenen Milch wurde ebenfalls eine Analyse angefertigt, deren Ergebnisse unter Ca initge-theili worden. No. 6b enthält die Bestandtheile dieser Milch berechnet, und No. 7 die der zu derselben Zeit von 20 Kühen erhaltenen in ein Gefäss zu— sanimengescbüttoten Milch.
Die Resultate der Analysen sind folgende: W into r in i I c h
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
6a gefunden 1,0317 (i1 berechnet 1.0317 7nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1,0307
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
1 a
|
•1,0364 1,0354
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
1) Phannaceut. Centralblatt 1831. ]gt;. 5;U'
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
62
|
II. Physiologie der Milchdrüsen.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
:
|
Audi diese eben aufgeführten Daten Knobloch's bestätigen die Zunährae der festen Bestandtheile bei der zuletzt aus dem Euter entfernten Milch. Die Zunahme an festen Bestandtheilen ist hauptsclchlich durch die Vermehrung des Fettes herbeigeführt; die hier gleichzeitig stattfindende, jedoch nur unbedeutende Vermehrung des Caseins bei der Zunähine von Fett, lüsst bei der sehr geringen Menge, und da dies nur hei tier Milch einer Kuh beobachtet, nicht die Annahme zu, dass in allen Fällen hei der Vermehrung des Fettes auch der KäsesloÜ' in grösseren Mengen sich findet. Der grössere Gehalt an Fett bei der zuletzt gemolkenen Milch ist herbeigeführt durch das In Folge der Verschiedenheit des speeifischen Gewichtes des Fettes und der Casein— lösuniz erfolgende Aufsteigen der Fettmolecüle, das bei einem längeren Verweilen der Milch in der Gisterpe und den Gängen der Drüse eintritt. Die nach oben steigenden Fett- oder Milchkügelchen sind gemeinhin die grösse-ren, da bei diesen der Unterschied des speeifischen Gewichtes am grössten ist. Es hat hier bei der Milch derselbe Process innerhalb der Milchdrüsen statt, den wir bei der abgemolkenen und in einem Gelasse aufgestellten Milch wahrnehmen, nämlich die Absonderung einer Rahmschicht. beim l-^nl-leeren des Eulers erfolgt das Sinken dieser Schicht allmählich, indem die Theile derselben nur allmählich an den Wanden derGänge und Cisteme herabgleiten, daher zuletzt in der Cisteme sich ansammeln und dann aus dieser entfernt werden. Dass das Ausströmen der lolzten Milch aus den Gängen nur nach und nach erfolgt wird Keinem entgehen, der mit einiger Aufmerksamkeit dem Melken der Kühe folgt, man sieht, dass sobald grössere Mengen Milch aus der Zilze gefördert sind dem Ansammeln derselben eine kurze Zeil gegönnt werden muss, worauf dann wieder etwas .Milch, und zwar die fettreichste, entleert wird. Obschon dies bei allen Kühen beobachtet werden kann, so ist es doch am leichtesten bei solchen wahrzunehmen, deren Milch— cistemen nicht gross sind, und bei denen daher die grösste Menge der Milch in den Gängen sich ansammelt. Bei den Kühen mit grossen Cistemen erfolgt das Ansammeln der aus den Gängen nachslrömenden geringen Mengen von Milch in kürzerer Zeit.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||
|
Das Secret der Milclulrüsen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;63
Der Rahm.
Die Bildung der Sahne oder des Rahmes, auch Rahmschicht genannt^ wird heFbeigeführt durch die Ausscheidung des in der Miieh in Form von kleinen, rundlichen Ktfrperchen, den Äfilchkörperchen, enthaltenen Felles, eine Ausscheidung^ tlie in Folee der Ungleichheit, welche zwischen dein spe-eifischen Gewichte der Gasemlüsung und dem Fette vorhanden ist, vor sich geht.
Diejenigen Fetttnolecüle, welche speeihseb leichter als d;is Mlcbserum sind , steigen bald nachdem die Milch zum Aussahneil hingestellt worden nach oben, es sind dies die grössereD Milchkörperchen. Bei diesen ist die Menge des specilisch schwereren Kiiseslolls im Verhältniss zu der in Form einer dünnen Membran von ihm eingeschlossenen Fettmasse nicht so bedeu— tend, wie bei den kleinern Fettnioleeiilen, und es macht sich das geringere spe-cilische Gewicht lt;les Fettes sehr bald nach der Entleerung der Milch aus dem Euter geltend. Bei den kleineren Milchkörpern hingegen, die im Verhültniss zu ihrer Grosse eine stärkere Gaseinmenge zu lieben haben, erfolgt eine Ausgleichung dadurch, dass das Serum der Milch und die Milcbkörperchen ein gleiches speeifisches Gewicht besitzen und dalier in der Flüssijzkeil sus-pendirt bleiben. Dieses Schweben in dein Serum währt aber nur so lange Zeil, als die Verhältnisse nicht gestört werden, als die Fettmasse der Milcbkörperchen sich nicht vermehrt oder Veränderungen in der Menge des sie in Form einer dünnen Membran umgebenden Caseins nicht eintreten. In dem Mnasse, wie das Milcbkörperchen specilisch leichter wird, steigt es nach und nach an die Oberfläche. Aller auch durch das Aneinanderlegen mehrerer kleiner Milcbkörperchen sehen wir das speeifische Gewicht derselben ein solches werden, dass sie zwEUdung der Rahmschicht beitragen. Es kann ferner auch die Fettmenge der Milchkörperchen dadurch vermehrt werden, dass das Casein der ümhüllungsmembran theilweise oder ganz der Fettmetamorphose erliegt, wodurch das speeifische Gewicht der betreffenden Milchkörperchen so geändert wird, dass es sieh nach oben erhebt; endlich wird eine Verminderung der Kasestolllmlle durch die Einwirkung der Milchsäure herbeigeführt, welche von einer Verringerung des speciliselien Gewichtes des Milchkörperchens gefolgt, ein Aufsteigen des Körperebens ver-anlassl.
Ks muss nun, wie aus dem oben Aufgeführten hervorgeht, die zuerst gebildete Rahmschicht, welche aus den grössten Milcbkörperchen Fig. 20, pg. 35) besteht, die geringsten Mengen Casein enthalten, daher fettreicher sein, als diejenige Schicht, die nach Abnahme dieser ersten sich bildet. Die Stärke der Rahmschicht ist durchaus nicht maassgebend für die Reichhaltigkeit an Fett; es hat sich vielmehr herausgestellt, dass die dünnen Seliichten, die wir bald nach dem Aufstellen der Milch auf dieser ausgeschieden finden, die fettreich-
|
||
|
|
||
|
1
|
||
|
|
||
|
|
||||
|
64
|
11. l'hs siolouio der Milchdrüsen.
|
|||
|
|
||||
|
#9632;
|
sten sind; so fand Borsfall dass die dünnen lliiiimschiclilen, die ti'/o'Vu der Masse der Mich ausmachten, eine Saline gaben von welcher ein Quart 24 Unzen Buller lieferte. Voelker erhielt von 10 Quart ßaÜm, dessen Schicht h 0/0 der Milchnutsse ausmaichte, 18 i'i'd. Butter.
Die Zusanunensetzung der Salme ist den grössten Verschiedenheiten unterworfen, die einestheils durch das geringere oder grössere Geschick, mit welchem die RahmscUcht von der Milch entfernt wird, abhängen, andemtbeils übt das bessere oder schlechtere Aussahnen einen BinQuss aid' ditraquo; Beschaffenheit des Rahmes aus. Momente, die das Eine oder das Andere herbeiführen, sind: starke Bewegung der Milch, ferner die Gestalt der Gefässe, ob die Milch eine höhere oder niedere FlllssigkeitsSciule in denselben bildet. Je geringer der Durchmesser der Milchschicht ist, je flacher mithin die Gerassc sind, um so leichter soll nach der Annahme vieler die Bildung der Rahm-schicht erfolgen, da die Müchkügelchen eine weniger hohe FlUssigkeitsmenge zu durchsteigen haben. Nach einem neuen in England zur Ausführung gekommenen Yerfahren ' ist diese Annahme nicht richtig; die dort zuniAussah-nen der Milch aufgestellten Gefässe sind von Glas, cylinderförmig und nach den Mittbeilungen mehrereFuss hoch und '.) Zoll weit, so dass ein Theil derFetttno— leeide eine bedeutendeFlttssigkeitssäule zu durchstreichen hat. Die in diesen Gelassen aufgestellte Milch soll nicht nur viel schneller aüssahnen, sondern auch eine consistentere Rabmschicht, die leicht zu entfernen ist, liefern. Es hat sich herausgestellt, dass in flachen Milchhaltern aufgestellte Milch innerhalb 24 Stunden alle die FettmolecUle. welche sich bis zur Oherlläche erheben können, zur Bildung der Kalmischichl gelangten, wobei die .Milch unter dein Rahme noch süss ist. Einen sehr grossen Einfluss tlbt endlich die Temperatur auf das Aussahnen der Milch aus; über den Einfluss derselben hat //ors/laquo;//-Mittlieilmiuen gemacht. Er beobachtete dass bei einer sehr niedrigen Temperatur sich wenig oder gar kein Fett ausscheidet; bei einer Temperatur von :i}S0 F. -2,67deg; R. erhielt er von 10 Quart Milch 1laquo; Unzen, bei 45deg; F. (-f-ö-TSME 21 Unzen, bei 55deg; F. [4-10,22deg; R.] '*(j—27 Unzen Butter.
Hoppe2) giebt die Bestandtheile der Milch und des von derselben gewonnenen Ibilunes wie l'oliU an, lis enthielten
1.
100 CC. Kubmilch 100 CC. Rahm Grm.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;(iini.
Fett . . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3,408nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;8,172
Alkoholextractnbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3,046nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4,354
Zucker . .nbsp; nbsp; nbsp; 3,940nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3,024
Albuminstoffenbsp; nbsp; nbsp; nbsp;6,179nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4,239
Feste Stoffe .nbsp; nbsp; nbsp;12,333nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;16.763
|
|||
|
sr
|
||||
|
laquo;
|
||||
|
|
||||
|
1)nbsp; nbsp;(Jardeners Chronicle-Agricultural Gazette. No. 20. pas:. 523. 1867.
2)nbsp; nbsp;Archiv für pathologische Anatomie u. Physiologie XVll. p. 417 et seq.
|
||||
|
|
||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Das Secret der Milchdrüsen.
|
65
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
II.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Die Verschiedenheit, welche der Bahm zeigen kann lehren die von Voelker ausgeführten Analysen. Er hat die folgenden Ergebnisse von 4 ün-tersuchunsen aufsefQhrt:
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Wasser.....
Keines Fett ....
Caseto......
Milchzucker .... Mineralische Bestandtheile
|
I. 74,46 18,18 2,69) 4,08} 0,59 100.00
|
II.
04,80 25,40
7,01
2,19 100,00
|
III.
56,50 31,57
8,44
3,49
|
IV. 61,67 33,43
,2,63
(1,50
0,72
100,00
|
oäI
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
100,00
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Der mit I. bezeichnete Rahm hatte sieh im Vorlaufe von 15 Stunden auf der Milch gebildet und besass bei 02quot; F. (13,5deg; fi.) ein speeifisches Gewi ht von 1,0194; es war ihm eine nicht unbedeutende Menge Milch bei-gemischt. Je schöner und fetter der Rahm ist, um so geringer ist das speei-(isclie tJewicht desselben. Die sulraquo; 11. aufgeführten Ergebnisse stammen von einem Rahm, wie er durchschnittlich in England gewonnen wird und von dem 1 Quart 13 bis 15 Unzen Butter liefert.
In dem Maasse wie sieh das Fett aus der Milch ausscheidet, in dem Maasse wird auch das speeifische Gewicht derselben ein bedeutenderes; wiihrend das speeifische Gewicht der Irischen Milch durchschnittlich zwischen 1,030 und 1,032 schwankt, und wenn sie sehr reich an Fett ist bis auf 1,028—1,029 herabgeht, so vergrössert sich dasselbe nach dem Abrahmen bis auf 1,037 bei 4-13,5quot; R. und darüber. Voelker vi hat eine abgerahmte Milch von 1,037 und eine andere von 1,0337 specilischem Gewicht bei der angeführten Temperatur, untersucht und theilt folgende Resultate mit:
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
1) Journal of the Royal Agricult. Society of England. Vol. XXIV. Part. H. 1863. p. aay et seq.
F tlrstenberg, Milduirüspn.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
J
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
66
|
II. Physiologie der Milchdrüsen.
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Je unvollkommener das Abrahmen ausgeführt wird um so mehr Fell enthüll dieselbe, und um so besser isl sie für den Consumenten. Eine solche unvollkommen enlsahnte Milch hat Foe/Arer auch untersucht, und fand sie wie folgt zusammengesetzt:
Wasser......89,00
Keines Fell.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1,93
Casein......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3,01
Milchzucker..... 5,28
Mineralische Bestandtheile 0,78
100,00.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
C, Die Bildung des Secretes der Milchdrüsen.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
I
|
Der gröbere und feinere Kau der Milchdrüsen, des Gefässapparates derselben, die physikalische, chemische und mikroskopische Beschaffenheit des Secretes sind in dem Vorstehenden abgehandelt worden, wir haben nun schliesslich den Vorgang, welcher bei der Bildung des Secretes statt hat, einer Besprechung zu unterwerfen.
Die Milchdrüsen, die, w'w früher mitgelheilt, den Hautdrüsen angehören, bestehen aus einer bedeutenden Zahl rundlicher BUischen, den Terrainalen-dungen der Grünge, die \\ir an ihrer Innern der Höhlung zugekehrten Flüche mit Zellen bekleidet linden. Diese Zellen sind diejenigen Theile des Organes, welche das Secret liefern. Insoweit verhalten sich die Milchdrüsen wie die Speicheldrüsen etc. Die ThäUigkeit dieser Zellen isl jedoch von den Drüsenzellen der Speichel- und anderen Drüsen insofern wesentlich verschieden als die Zellen der letzteren eine ThUligkeit dahin entwickeln, dass sie in ihrem Innern aus den dem Blute entnommenen Stoffen die Bestandtheile herrichten, oder die in dem Blute enthaltenen Stoffe aussondern, welche die eigenthtimlichen Bestandtheile des Secretes bilden , und dann nach missen in den Behälter treten lassen, ein Vorgang, der eine ganz normale Beschaffenheit der Zellen beansprucht. Die Zellen der .Milchdrüsen , so wie der HaultalgdrUsen etc. hingegen liefern das Secret nicht durch eine besondere Thiitigkeit, sondern durch ihren Zerfall und die Metamorphose ihres
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||
|
Die ISildung des Secretes der Milchdrüsen.
|
67
|
|||
|
|
||||
|
Inhaltes. Während boi den anderen Drüsen die Zellen so hinge ein normales Secret herrichten, als sie in einem normalen und kräftiiien Zustande sich belinden und durch denStdfiwechsel in einem solchen sich zu erhalten bestrebt sind, sehen wir bei den MilchdrUsenzellen nach einer schnell vor sich gehenden Bildung neuer Zellen, die älteren der Metamorphose erliegen und hierdurch das Secret bilden. Es ist die Lebensdauer der MilchdrUsenzellen im Verhällniss zu den Zellen anderer Drüsen eine sehr kurze.
Bei den Zellen der Speichel- und anderer, diesen ähnlichen Drüsen ist zur Hervorbringung des Secretes die volle Lebenskraft unbedingt nothwendig, bei den Zellen der Milchdrüsen hingegen tritt mit den in Folgt' des llint'iillig-werdens und Ablebens eintretenden Metamorphosen der Bestandtheile dieser erst das Secret in die Erscheinung; hier beruht die Thätigkeit der Zellen in der Production von jungen, eine nur kurze Lebensdauer besitzenden Zellen, dort hauptsScblich von der einer Flüssigkeit.
Den Vorgang, welcher bei der Bildung der Milch statt hat, können -wir sowohl an der Milchdrüse selbst, wie auch an ihrem Secrete verfolgen. In dem normal beschaffenen Secrete, wenn wir das Colostrum als ein solches nicht betrachten, linden wir nur selten Bestandtheile, welche die Genesis der .Milch verfolgen lassen, dahingegen enthält das anomale Secret stets alle diejenigen Bestandtheile, die zum klaren Erfassen des Processes nothwendig sind. Das Colostrum sowohl, wie das bei Hyperämie und Entztindungen aus den Cistemen entleerte Secret, welches Letztere, wie wir später sehen werden in einem bestimmten Stadium dem Colostrum ganz gleich ist, bietet hinreichendes Material zur richtigen Erkennung des Vorganges.
Verwenden wir die Drüsensubstanz, so müssen wir zunächst um die Form und Beschaffenheit der Drüsenzellen kennen zu lernen, die mit Zellen und Michkörperchen erfüllten Drüsenbläschen von den die Zellenlage verdunkelnden Milchkörperchen befreien. Dies geschieht am zweckmässigsten durch schwache Lösungen der Alkalien oder durch Verwendung von Aether etc. ; sobald hierdurch das Fett entfernt worden ist, treten die von einer fei-nenMembran umgebenen blassen Zellen deutlich hervor, und lassen den Kern und dunkele Molecule in ihrem Innern erkennen. Hat man auf diese Weise sich Kenntniss von den Zellen verschallt, so hat es keine Schwierigkeit, bei Drüsensubstanz, die der Einwirkung der genannten Agentien nicht ausgesetzt gewesen, die Drüsenzellen aufzusuchen, es müssen natürlich feine für die Untersuchung geeignete Schnitte hergestellt werden. Am leichtesten gelingt es die Zellen bei solchen Milchdrüsen zur Anschauung zu bringen, an welchen die Thätigkeit im Erlöschen ist, also kurz vor oder bald nach dem Eintritt des Trockenstehens. Bei der Besichtigung hierzu geeigneter Schnitte gewahren wir nur Zellen auf den verschiedensten Stufen der fettigen Metamorphose^ hier liegen Zellen, welche den Kern und die Zellenllüssigkeit
5 *
|
#9632; Ja #9632; * #9632;
|
|||
|
|
||||
|
|
|||||
|
08
|
II. Physiologie dot Milclulriison.
|
||||
|
|
|||||
|
deutlich erkeoaea lassen und in letzterer nur wenige kleine randlichlt;aj das Licht sunk brechende Körpwohen bergen, daneben -sind Zellen gelagert, die den Kern noch unverändert zeigen, aber im Innei-n Fetiliöplelien besitzen die den Mileliköipeiclieii :iii Grosse gleich sind, ferner linden wir Theile von Zellen, also solche, wo die Membran schon theilweise zerfallen, vom Kerne nielils mehr aufzufinden ist, und an Stelle des llüssiueu Zelleninhaltes nur Milchkörperchen von verschiedeaer Grosse.
Viel leichter nls im der Drüsensubslanz isl in dem Colostrum oder in dem bei Hyperämien etc. gelieferten Secrete der Process der Milchkörperchenbildung /.u verfolgen. Die im Colostrum in grosser Zahl wahrnehmbaren Zellen zeigen, wie die Abbildung derselben Fig. il ersehen Uisst, die verschiedenen Stuten der ftiMnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; lettigen Metamorphose,
|
|||||
|
|
|||||
|
iä-;
|
|
die mil laquo;' bezeichneten Zellen haben einen deutlichen Kern, und nur kleine dunkele Mo-lecule trüben den Zelleninhalt, zeigen mithin noch keine deutlich wahmehmbareri Zeichen der Metamorphöse, dahingegen wird bei den
|
|||
|
|
|||||
|
|
|||||
|
Fig. 27. Colostnunkttrpercheu. Vergrösserung 3W,|. dt'Zellen mit einein Kerne. n Zellen in welchen der Inhalt lt;\er Fettmetamorphose bereits theihreige erlegen ist. b Zelle die grDssere PeUtrüpfcben enthamp;lt. e Z.'U.- mit theilweia zerstörtet Zellenmetnbran. (/ um! r Zellen, welche bereits ille Membran vollständig verloren haben, Coloatmmkrirperchen *tii' auch ;ils Donne^sche Körperchen bekannt sind. / Rudiment eines solchen Körperchen. 0 und h Zellenagglomerate ans den Milchcanälen etc. stam-
niinid.
|
mit n bezeichneten Zellen schon durch einzelne Fetttröpfchen die beginnende Umwandlung bekundet; im noch
|
||||
|
|
|||||
|
:i !#9632;raquo;
|
höheren Grade ist dies mit der Zelle b der Fall, welche schon mehrere grosse Fetttröpfchen, die in Grosse die Milchktlgelcben nicht Uberragen in ihrem Innern birgt. Die Zellen— memhran zerfallt im weiteren Verlauf, es werden die Fettfcügelchen heim normalen Vorgang der Secretbüdung frei und zeigen sich als sogenannte MilchkUgelchen oder .Milchkörperchen. Die mil c bezeichnete Zelle in der angegebenen Figur giebl ein Bild von einer Zelle, bei der theilweise die Membran zerfallen, und ein Theil des Inhaltes frei geworden ist. Der mit der Membran noch umgebene Theil wird durch die noch nicht vollständig der Umwandlung anheimgefallene Materie zusammengehalten. Oft bleibt beim Colostrum ein Theil des Protoplasma unverändert und führt ein Zu-sammenklelien einiger Fetttröpfchen herbei, wie das mit/'bezeichnete Agglor-merat bekundet, oder aber es behiill auch nach dem Verschwinden der Zellenwand der izan/.e Zelleninhall seine Lage und das Ganze erscheint wie eine
|
||||
|
;:
|
|||||
|
|
|||||
|
|
||||
|
Die Bildung dos Secretes der Milcluiiüsen.
|
69
|
|||
|
|
||||
|
Protoplnsmakujicl, in deren Innenraquo; vorschiedene Felltröprehen vorhamlen sind. wie die mil d und e bezeichneten Körperchen.
Bei dem nortaal gebildeten Secrete erfolgt in dem Mnasse, wie die Zellenwand der Dtnwandlung erliegt, auch die iMetamorphose des Zellehiubaltes, es bleibt hier mir zuweilen ein geringer Theil des letzteren unzerseizl, der bei einzelnen Uflcbkügelchen das Zusammenlial'teii mehrerer solcher Kiir-perchen herbeiführt, der grösste Theil der Fettkügelchen wird frei, und erhalt sich Suspendirt in der CaseKnlösuiig.
Diese Metamorphosen der Zellen gehen bei dem normalen Verlauf der Secretbereitung in den Drüsenbliischen vor sich, so dass wir in den Anfängen der Canäle schon die Milch vollstUndig ausgebildet antreffen.
Die in der Milch enthaltenen Stoffe sind mit Ausnahme ties Wassers, Albumins und der Salze, wie wir gleich näher daiilum werden, l'roduele der .Metamorphose, welche die Miichdiüscnzellen mil ihrem Inhalte nach dem Uinfälligwerden erleiden. Das in geringer Menge in der normalen .Milch enthaltene Albumin ist, wenn es von dem Protoplasma der Zelle stammt, derjenige Theil. welcher einzelne Milchkörperchen zunächst zusammenhält und später durch das in der .Milch enthaltene Wasser gelöst wird, wodurch dann die durch dasselbe vereinial gewesenen Milchkilselchen frei werden. In dem Milchdrüsensecret, wo es in grösserer Menge, als es gewöhnlich in der Milch enthalten ist, auftritt, wie im Colostrum etc., transsudirt dasselbe zum grässten Theile direct aus den Capillaren in die Drüsenbläschen und Gänge; die Salze, die ja in wechselnder Menge in der Milch enthalten sind, finden wir in bedeutenderer Menge in den anomalen Secreten und zwar hier in dein Maasse vermehrt, wie die ProteTfnkörper sich vermehrt linden, es sind alter nicht die Salze der Erden allein die ständigen Begleiter jener Verbindungen, sondern auch die Salze der Alkalien in einer grösseren Menge vorhanden . ein Umstand der unbedingt für die directe Transsudation von Serum aus den Capillaren spricht.
Das (lasein findet sich als solches im Hlule nicht, so dass dieser in der Milch in so bedeutender Menge vorkommendeProlelnkörper nicht aus dem Blute fertig gebildet durch die Thäligkeit der .Milchdrüsen abgeschieden werden kann, sondern vielmehr in den Milchdrüsen selbst sich bilden muss. Der Käsestoff ist das Product der in den Zellen vor sich gehenden Metamorphose des Zelleninhaltes, und zwar geht derselbe aus einer besonderen Ijnlagcnmg der Atome des Albumins hervor. Das Casein und Albumin sind sich in vieler Beziehung, wie ich dies weiter vorn dargelhan, ähnlich, so dass hier auch nur eben die Dmlagerung der Atome, wodurch die procentische Zusammensetzung keine Aenderung erleidet, d\r geringe Verschiedenheit in den Iteactio-nen bedingt. Ich halle diese Verwandlung des Albumins in CaseTn für das erste Stadium des Processes, durch welchen die Metamorphose der Protein-
|
-m
|
|||
|
•
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
i
H.
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
70
|
II. Physiologie der Milchdrüsen.
|
|||
|
|
||||
|
i1
|
körpor in Fett herbeigeführt wird, ein Stadium in welchem die Lagerung der Atome eine Lockerung und Dmlagerung erleiden.
Die Metamorphose, durch welche die ProtcTnkörper, speciell das Casein, in Fell übergeführt werden, habe ich an den Milchdrüsenzellen, die sich in dem anomalen Secrete, dem Colostrum etc. linden, zu beobachten Gelegenheil gehabt. Stellt man vom Colostrum etc. mikroskopische, Milchdrüsenzellen enthaltende Präparate her, und verschliessl man diese so, dass das Wasser gar nicht, oder doch erst in längerer Zeit in Etwas verdunsten kann, so ist es nicht mit Schwierigkeiten verbunden, die ständig fortschreitende fellige Metamorphose des Zelleninhaltes und schlicsslich der ganzen Zelle zu beobachten. Bei diesem Vorgange sehen wir, wie zunächst im Innern der Zelle in dem Zelleninhaltc sich kleine Fcltkiigelclien bilden, wie diese an Grosse und auch an Zahl nach und nach zunehmen, wir sehen ferner, dass die Zellenmcmbran verschwindet und schliesslich an den Stellen, wo die Drüsenzcllen gelagert waren nur Fettkügelchen, sogenannte Milchkör-perchen vorhanden sind, die später sich zu einem grösseren Fettkügelchen vereinigen.
Man kann ferner diese Umbildungen der Prole'inkörper beobachten, wenn man kleine Mengen von Colostrum in Fläschchcn gut verkorkt aufbewahrt, so dass eine Verdunstung der Flüssigkeit nicht statt haben kann. Uniersucht man nach einigen Tagen die Flüssigkeit mit Hülfe des Mikroskops, so findet man die Drüsenzellen nicht mehr von der Beschaffenheit, wie sie in das Fläschchcn gebracht waren, sondern sämmtlich schon mit mehr oder weniger Fetttröpfchen erfüllt; einige Tage später zeigen sich Formelemente in diesen, die vollständig den Coloslrumkörperchen gleichen und auch schon tlieilweise ihrer Umhüllungsmembran und der Fettkügelchen beraubte Zellen. Aber auch diese Formelemente sind nach kurzer Zeil nicht mehr darin aufzufinden, es besteht die im Fläschchcn enthaltene .Materie nur aus Fottlröpfchen von verschiedener Grosse.
Aehnliches bat Hoppe1] bei der Milch beobachtet: er fand nämlich, dass in der Milch, die er I—14 Tage ruhig stehen gelassen, sich die Menge der Proteinkörpcr vermindert, das Fett dagegen sich vermehrt halle, und schliesst hieraus, dass das CaseVn durch die fettige Metamorphose zerstört worden sei, und dass hierbei unter Einwirkung von Sauerstoff sich Fett unter Ausscheidung von Kohlensäure bilde.
Schon früher hatte fi/ondeau2) die Beobachtung gemacht, dass der Käsestoff bei einer geeigneten Behandlung sich in Fell umsetzt. Die Resultate der früher angestellten Versuche hat er bei den im Jahre 1863 wiederholten
|
|||
|
|
||||
|
1)nbsp; nbsp;Virchoiv, Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie, XVII. I. c.
2)nbsp; Ann. de Chim. et de Physique 1864. Tom. i. p. 208.
|
||||
|
|
||||
|
,;.
|
||||
|
|
||||
|
|
|||
|
m
|
|||
|
|
|||
|
#9632;
Dio Bildung des .Secretes der Milchdrüsen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 71
bestätigt gefündeQ. Kr benutzte zu seinen Untersuchiu%ei) aus Schafmilch dargestellte]] Käse, wie dieser zu Roquefort hergerichtet wird. l)er frische Käse bestand seiner Analyse zu Folge aus :
Caselfn .... H')/,:i
Fett.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1,85
Milchsäure . . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,88
Wasser . . . . H,S'i 100,00.
Der Käse, welcher wegen seiner Milchsäure sauer reagirte, wurde in i Theile getheilt, und .'i Theile hiervon, nachdem sie gesalzen waren, in einenKeller gebracht, in welchem eine Temperatur von -J-6 bis 80C. waren, während die Atmosphäre aussen -|-26 bis 28deg; sich erwies.
Nach einmonatlichein Verweilen im Keller hatte der Käse sein Ansehen ganz verändert, er zeigte sich speckig, machte auf der Papierunterlage einen Fettfleck, besass einen angenehmen milden Geschmack und war fast geruchlos. 100 Theile gaben bei der Analyse:
Casein ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;61,33
Fett.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;16,12
Kochsalz ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4,40
Wasser . . . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;18,1 .:gt;
nwroör
Die neugebildete Fettsubstanz hatte die grössle Aehnlichkeit mit der Butter.
Nach zweimonatlichem Verweilen in jenem Keller zeigte das andere Slück einen schwachen Geruch, war speckig und enthielt:
Caseto .... .i.i,2.s
Fett.....:{-gt;,:{!
Buttersäure . . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,lt;)T
Kochsalz ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4,45
Wasser . . . . 19,16 99,87.
Die 'M,'M Fett bestanden aus 18,:( sogenanntem Margarin und I i quot;,f|Ole'm, es hat sich somit aus dem Casein Fett gebildet.
Der längere Zeit bei Luftzutritl aufbewahrte Käse erleidet tiefgehende Veränderungen; seine weisse Farbe weicht einer braunen, und der Geruch wird immer stärker und charakteristischer. Der anfangs milde und fettige
Geschmack geht in einen scharfen und stechenden über. Fan solcher ein Jahr
#9632;#9632; #9632;^#9632;#9632;-
|
|||
|
|
|||
|
lang unter einer Glocke aufbewahrter Käse ergab bei seiner Analyse folgende Zusamniensetzuna :
|
I
|
||
|
|
|||
|
#9632;';-;'
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
72nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 'I- Physiologie der Milchdrüsen.
Casein......nbsp; nbsp; nbsp; 40,23
Margarin.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;16,85
Oleto......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1,48
buttersaures Ammoniak .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5,62
capronsaures - .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 7,31
caprylsaures - .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1,18
caprinsaures - .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 4,21
Kochsalz.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 4,45
Wasser......nbsp; nbsp; nbsp; 15,16
99,49.
Blondeau glaubt, dass durch die auf dem Kasc auftretenden Pilze und zwar durch das zuerst auftretende Penicillium glaueum, aus dessen Mycelium weisse Fäden aufsteigen, an welchen schwarze Sporen zum Vorschein kommen, die Umwandlung des Casein in Fetl herbeigeführt werde. Diese Pilzschicht wird von den Küsefabricanten zwei Mal entfernt, worauf sich wieder eine Pilzvegetation wahrnehmen lüsst, die aber nicht durch Penicillium sondern durch andere Pilze vernnlasst wird, und zwar durch eine .dscopÄoro, die weisse Fäden bildet, und eine aus orangenfarbenen Näpfchen bestehende. Diese beiden letzleren Pilzarten dienen dem Fabricanten als ein Zeichen, dass der Käse reif ist.
Die Pilzbildung ist nicht wie Blondeau angiebt die Ursache der Umsetzung des Caseins in Fett, sondern wir sehen diese Metamorphose ja schon dort eintreten, WO von einer Pilzvegetalion nicht die Rede sein kann, nämlich in den MilchdrUsenzellen und in den Drüsenbläschen selbst; die Pilzvegeta-tion ist daher hier etwas gleichzeitig mit der Metamorphose Auftretendes.
Wir sehen, dass die Bildung von Fett aug dem Casein bald schneller bald langsamer ausserbalb der Milchdrüsen, in dem sogenannten Käse erfolgt. Die Ursache dieses verschiedenen Verhallens hängt wohl grösslentheils von der Art und Weise ab, wie das Casein aus der Milch dargestellt wird: dort wo bedeutende Wärmegrade dazu verwendet worden sind, geht die Umwandlung langsamer von stalten, als bei dein Casein, welches ohne hohe Wärmegrade aus der Milch ausgeschieden wurde: die dem Siedepunct des Wassers ualiegelegeneu Grade Üben einen den Umsatz hemmenden Ein-fluss aus.
Die lockere Lagerung der Atome in dem Gasein macht es von allen anderen J'roteinverbindungen besonders als Nahrungsmittel für den Säugling geeignet, da mit dieser Eigenschaft auch eine leichlere Verdaulichkeit und Umsetzung verbunden ist.
Es ist die Menge des Caseins und des aus demselben hervorgehenden Fettes abhängig von der Menge der Protemkorper, welche der .Milchdrüse zugeführt werden : diese letzteren können alter nur dann in genügender Menge
|
||
|
|
||
|
|
||||
|
Die Biidang ilcs Secretes der Miletulrusen.
|
73
|
|||
|
|
||||
|
zu den Milchdrüsen gelangen, wenn in den NahruntismiUeln hinreichende Quantitäten in solchen Verbindungen vorhanden sind, dass sie durch die Verdauung dem allgemeinen Borne der Ernähruniisflüssiykeil, dem Blute, einverleibt werden können. Den Milchdrüsen liegt sodann ob Milchdrüsen-zellen in so grosser Menge zu bilden, dass eine hinreichende Zahl der fettigen Metamorphose verfallen kann, von welcher, wie wir mitgetheilt, die zu se-cernirende Menge von Casein und Fett abhängig ist.
Die Umwandlung der Prole'inkorper in Fett ist ein im Organismus überaus häufig vorkoinniender Process, sowohl bei normaler Beschaffenheit der Organe wie auch bei pathologischen Zuständen derselhen. Ks ist dieser Vorgang, der mit der fettigen Metamorphose stickstoffhaltiger Bestandtheile des Körpers bezeichnet wird, ein den Pathologen längst bekannter; wir sehen ihn fast bei jeder Neubildung auftreten, er hat statt bei der l'Vltleberbildung. bei der fettigen Metamorphose des Epitheliums der llarncanäle, der Muskeln etc. Aber auch die Anhäufung von Fett in den Fettzellen des Körpers beruht auf'diesem Process, auch hier erleidet der Zelleninhalt der Fetlzellen diese Metamorphose; wir können bei dem Fettgewebe häufig die protei'nhallige Flüssigkeit in den Zellen wahrnehmen, neben welcher wir stets einzelne, bald grössere bald kleinere Fetttröpfchen und Fettmengen sehen; besonders linden wir dieses Verhalten der Fettgewebszellen bei Individuen, welche sich nicht in einem mastigen Zustande befinden, aber auch bei solchen, wo eine bedeutende Menge Fett abgelagert ist, treffen wir Zellen an, namentlich kleinere jüngere Zellen, wo der Zelleninhalt die bezeichnete Beschaffenheit besitzt. Wie bekannt kann bei den Thieren nur dann eine Mästung oder starke Ablagerung von Fett in dem Fettgewebe erfolgen, wenn ihnen eine .Nahrung dargereicht wird, die bedeutende Mengen prole'inhaltiger Nährstoffe enthält. Zur Milchproduction sowohl wie zur FettprodÜGtion ist daher ein gleiches Verhalten und eine gleiche Ernährung der Thiere notliwendig.
Die in den Nahrungsmitteln enthaltenen Felle können, wie aus dem Aufgeführten hervorgeht, keinen Kinfluss auf den Fellgehalt .der Milch ausüben : direete Versuche, von Boussingault, Thompson und Anderen ausgeführt, haben dies dargethan.
Wir haben nun noch den Ursprung des Milchzuckers und die in der Milch vorkommenden Gase einer Besprechung zu unterziehen. Es ist bis jetzt, trotz der eingehendsten Untersuchungen nicht gelungen, Milchzucker im Blute der säugenden Thiere nachzuweisen, derselbe miisste, wenn er ein Educt aus dem Blute wäre, im Blute dieser Individuen vorhanden sein und sich leicht auflinden lassen, da ja bedeutende Mengen dieses Stoffes lin der Milch vorhanden sind. Wir können daher den Milchzucker nur als einen Stoff bezeichnen, welcher- durch die Vorgänge, die in der Milchdrüse behufs Herstellung des Secretes statt haben, entsteht. Der Milchzucker ist in dem normalen Secrete in grösster Menge enthalten. In
|
ft
|
|||
|
III
|
||||
|
|
||||
|
m
|
||||
|
|
||||
|
j**
|
||||
|
|
|||||
|
74
|
11. Physiologie der Milchdriiseii.
|
||||
|
|
|||||
|
deno Maassc, wie lt;l;is Secret ein anomales wird, sehen wir den Gebalt an diesem StnfV abnehmen, j;i zuweilen ganz verschwinden. So ist in sehr eiweisshaltigem Golostrum, in dem Secrete der von der Hyperämie olc. befallenen Drüsen oft gar kein Milchzucker enthalten, und zwar darin nicht, wenn demselben das Gasein mangelt: geringe Mengen des RäsestoSs im Secrete bedingen jedoch noch nicht die Anwesenheit des Milchzuckers. Erst dann sehen wir kleine Mengen dieses Körpers im Secrete auftreten, wenn der Gehalt an CaseYn dem an Albumin gleichkommt. In dein Maasse nun, wie im ferneren Verlaufe sich der Aihnmingehalt in dem Secrete vermindert, nimmt
|
|||||
|
|
|||||
|
die Mense des Milchzuckers zu. so dass bei I-
|
Aitmmin die durch-
|
||||
|
|
|||||
|
#9632;
|
schnittlich in der Milch sich findende Menge des Milchzuckers angelrollen wird. In wieweit der Letztere in Beziehung zu dem fette steht, liisst sich bis jetzt nicht so genau bestimmen : in den anomalen Secreten finden wir zuerst bei Verminderung des Fettgehaltes eine Vermehrung des Milchzuckers, später und namentlich bei dem normalen Secrete ist dieser Wechsel nicht so auffallend. Immerhin wird aber durch tins Verhalten dieser Körper, durch den innigen Connex, der zwischen ihnen besteht, die Annahme nicht abzuweisen sein, dass ihre Bildung der Wirkung gleicher Ursachen zuzuschreiben ist. Die Ursache durch welche die genannten Körper in die Erscheinung treten ist der Umsetzungsprocess des Inhaltes der Drtlsenzellen, die fettige Metamorphose der ProleYnkörper; während das Case'in im ersten Stadio dieser Metamorphose entsteht, die Bildung des Felles und der Gase als das Ergebniss des letzten Stadii oder als das Endresultat zu betrachten ist, so scheint mir die des Milchzuckers zwischen beiden zu liegen, aus ihm können, wie bekannt, durch eine fortschreitende Umwandlung die Fette mit flüchtiger Säure hervorgehen. Wie sehr der Milchzucker zum Zerlall geneigt ist, ergiebt die leichte Umwandlung desselben in Milchsäure, die, wie bekannt, ja oft schon während des Verweilens der Milch im Euter erfolgt. Diese leichte Zer-setzbarkeit des Milchzuckers dürfte als ein Moment betrachtet werden, das ihm den Stempel sejnes Ursprungs aufdrückt.
Bisher ist es noch nicht gelungen, durch Umwandlungen der prole'i'nhal-ligen Körper den Milchzucker darzustellen, wohl aber hat man auf diesem Wege einen Zucker erhallen, der in seiner Zusammensetzung dem Milchzucker ähnlich ist. und so dürfte es in nicht fernliegender Zeit gelingen, auch diesen Körper in den chemischen Laboratorien darzustellen.
Was nun endlich die Gase der Milch anbetrifft, so fragt es sich oh diese von den in den Milchdrüsen vor sich gehenden Umsetzungsprocessen herrühren, oder ob sie aus dem Blute mit dem Wasser etc. Iranssudirten. Der in der Milrh enthaltene Sauerstoff ist entschieden direct aus dem Blute in die Flüssigkeil eingetreten, die Mengen sind aber so'gering gegen die im Blute enthaltenen. dass bei dem Umbilden der Prote'iustolle in Fett etc. Sauerstoffabsorption wohl stattgefunden haben dürfte: gleichzeitig könnte
|
||||
|
|
|||||
|
-m
|
|||
|
|
|||
|
Die Bildung des Secretes der Milchdrösen.
|
75
|
||
|
|
|||
|
dann die Annahme niehl ziirttcjcgewiesen norden, dass oirrc Kohlensänroaus-scheidung hierbei erfolgt sei und so der L'rspnmg dieser als durch den Process der felligen Metamorphose gebildet betrachtet werden. In Betreff des Slicksioffs liisst sich die Quelle, aus welcher er stammt weniger annähernd angeben, entweder ist er aus dem Blute in das Secret gelangt, oder er ist auch ein Product der Zersetzung der Proteinstoffe, hervorgegangen aus dem sieh hierbei bildenden Ammoniak.
|
|||
|
|
|||
|
•m
|
|||
|
|
|||
|
gi
m
|
|||
|
|
|||
|
11
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
i
|
||
|
|
||
|
|
||
|
|
||
|
III. Haltung, Wartung, Fütterung und Zucht dor Milchkühe.
|
||
|
|
||
|
Unsere der Production von Stollen wegen gehaltenen Thiere liefern dann nur Producle in hinreichender, lohnender Menge, wenn ihre die Stoffe pro-ducirenden Organe in einem anomalen oder kranken Zuslaude sieh befinden. Dieser anomale Zustand he.stellt darin, dass die Entwickelung dieser Organe über das gewöhnliche Haass hinaus stattgefunden hat, und dass diese Theile des Körpers eine ihrer mnssigen Entwickelung entsprechende ThHtigkeit besitzen, die sieh dann stets ;ds eine anomale bekundet. Die angegebene Be— schaflenheil der Stoff producirenden Organe liir sieh allein genügt jedoch nicht, es muss den Thieren auch eine solche Pflege und Haltung zu Theil werden, wodurch alle die Einflüsse, welche die Thätigkeit der producirenden Organe in irgend einer Weise nachtheilig berühren oder berühren können. ferngehalten werden. Diese anomale Thätigkeit der in Rede stehenden Organe ist veranlasst durch eine sehr starke Entwickelung der kleinsten, die Stolle producirenden Theile jener Organe. Die so im üebennaass producirten Formelemente müssen bei den drüsigen Organen derart sein, dass sie, wie anseseben, auch funetioniren können, und es muss ferner die Anlaseruns der. so zu sagen im Ueberflnss gebildeten Elemente so erfolgt sein, dass sie eine über das ganze Organ gleichmlissig verbreitete ist. Ist dies nicht der Fall, bilden sieh diese neuen Formelemente erst später, ist nicht schon in der Anlage des Organes die allgemeine, massige Entwickelung gegeben, erfolgt eine locale Anhäufung von Formelementen, so linden wir, dass das Funetioniren der auf einem umschriebenen Orte hervortretenden Massenent-wickelung von Formelementen die sonst diesen innewohnende Thätigkeit mangelt, und dass hierdurch eine Belästigung der angrenzenden Theile des Organes und Beeinträchtigung der Thätigkeit desselben, mithin tlas Gegcn-theil von dem im anderen Falle Eintretenden, sieh herausstellt.
Die Organe können sieh nur massig entwickeln, wenn zu dieser Mnl-wickelnng die Keime bei der Ausbildung des Körpers im Uterus gelegt sind,
|
||
|
|
||
|
i La.
|
||
|
|
||||
|
III. Haltung, Wartung, Fütterung und Zucht üer Milchkühe,
|
77
|
|||
|
|
||||
|
wenn mithin die Indmcluon eine Anlage hierzu mit aufdif Well bringen, wenn sie angeboren oder ererbt ist; erwerben liissl sich eine solche nicht.
Wir zählen zu den Stollen, deren rentables Produciren durch solche anomal entwiekelte Organe erfolgt, das Fett, die Milch und die Wolle. Soll demnach Fett rentabel producirt werden, so muss den Thicren, die hierzu verwendet werden, eine Anlage, eine Diathese, zu der anomalen Fettgewebs.-entwiokelung ionewohnen. Nur die Kühe werden rentabel viel Milch produciren, welche eine sehr bedeutend grosse Zahl von Milclidrüsenhiäschen und hierin gelagertenBrUsenzellcn besitzen, überhaupt eine Entwickelung der Milchdrüsen wahrnehmen lassen, die wir wegen der enormen Menge normal gebildeter kleinster Theile mit llyperplasic der Milchdrüsen bezeichnen können. Durch diese anomale Beschaffenheit werden die Milclulriisen und somit das Euter im Ganzen eine bedeutende Grosse erlangen, und dem zu Folge schon äusserlicii die Beschaffenheit des Organes leicht wahrnehmbar sein.
Eine anomale Knlwickelung der Milchdrüsen und eine ebensolche des Pettgewebes sind in vielen Fällen gleichzeitig in einem Individuo vorhanden, beide treten aber nicht gleichzeitig in die Erscheinung, gewöhnlich sehen wir bei milclireichen Kühen die Ablagerung von Fett in den Fettzellen dann sistirt, oder doch nur in geringer Menge erfolgen, wenn infolge der Geburt lies Jungen die Milchproduction prolüs vor sich geht, es bleibt die Fetlpro-duclion so lange eine beschränkte, wie eben die erhöhte Tbiitigkeit in den Milchdrüsen wählt. Sobald aber die Milchabsonderung nacblässt, tritt die Production von Fett auf, und wir sehen bei gleichmässig fortgeführter Fütterung durch den in dem Fettgewebe vor sich gehenden Process, den Umfang und das Körpergewicht der Individuen zunehmen; die inilchreichslen Kühe gelangen daher dann, wenn die Thätigkeit der Milchdrüsen, der Lacla-lionsperiode entsprechend, nachlässt bei einer fortdauernd gleich reichlichen Ernährung in einen mastigen Zustand.
Fs schiiessen sich mithin nicht beide Krankheitszuslände so gegenseitig aus, dass eine gute Milchkuh nicht auch in einen l'ettsüchtigen Zustand sich überführen Hesse. Ivs muss freilich hier auch erwähnt werden, dass es Stämme und Schläge giebl, bei welchen die Ausbildung der Milchdrüsen eine normale, die des Fettgewebes eine anomale ist; aus demPrävaliren der Fettsucht bei diesen Stämmen ist geschlossen worden, dass eben die llyperplasic dos Fellgewebes und der Milchdrüsen in einem Individuo vereint nicht vorkommen könne, dieser Schluss ist aber ein falscher. Bei den Thicren des Stammes derShorl-borns, die sich besonders durch Maslfähigkeil, d.h. durch die Fettsucht, auszeichnen, haben die weiblichen Individuen normal entwickelte Milchdrüsen, d. h. kleine nur für eine kurze Zeitperiode lünetionirende Drüsen, die nur so lange Zeit in Thätigkeit sind, wie eben das von ihnen geborene Junge die Milch aufnimmt, nur ihrer bedarf. Die Menge der abgesonderten Milch ist daher auch nur eine unbedeutende bei ihnen. Die Grosse des Kulers, welche wir
|
J
|
|||
|
V
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
78
|
Haltung, Wartung, Fütterung und
|
|||
|
|
||||
|
\
|
||||
|
|
||||
|
t
|
bei einer nicht unbedeutenden Zahl vonKühon dieses Stammes wahrnehmen, ist nicht durch die DrQsenmasse, sondern durch Hinde- und Fettgewehe, welches zwischen den DrUsenliippchen und Lappen etc. gelagert ist herbeigeführt. Die Thiere dieses Stammes werden bei einer geeigneten Hältung und Pflege in verhaltnissmässig kurzer Zeit sehr fett. Ein anderer Schlag der Shorthorns zeichnet sich anderseits durch seine Milchergiebigkfiit aus, und die Kühe, nachdem sie in den letzten Abschnitt der Lactationsperiode eingetreten, sind leicht in einen fcttstlchtigen Zustand zu bringen. Es ist bei den ersteren die normale Beschaffenheit der Milchdrüsen nicht desshalb vorhanden, weil das Fettgewebe prävalirt, sondern weil eben die Entwickeluffg der Drüsen nicht v\ie bei den letzteren durch lUperplasie der Milchdrilsen eine anomale geworden ist.
Auch die Angabe der Landwirthe, eine gute Milchkuh sei stets mager, entbehrt jeder Begründung, denn nur höchst selten dürften gute Milchkühe sich linden, die bei der geeigneten Haltung und Pflege, trotz der Hyperplasie der Milchdrüsen sich nicht in einen mastigen Zustand überführen Hessen, wenn die Milch in Menge germger wird. Es darf bei einer rationellen llal-tuni; des Milchviehes die milchergiebigste Kuli, wenn sie auf der Höhe der Production sich befindet, nicht eine durch das Gewicht des Körpers zu ermittelnde Abnahme des lebenden Gewichtes wahrnehmen lassen: zeigt sich eine solche Abnahme, so ist dies ein sicheres Zeichen, dass die Einnahmen mit den Ausgaben nicht in einem richtigen Verhältnisse stehen, dass die Kuh mithin von den im Körper befindlichen Stollen zur Production dor Milch verbraucht. Schon Mr. Horsfall hat vor längerer Zeil in Betreff dieses Punctes sich ausgesprochen und angegeben, dass diejenigen Kühe, welche viel Milch geben, bei dem ihnen gewöhnlich gereichten, sehr kralligen Futter nicht ohne an Körpergewicht abzunehmen, bestehen könnten, und dass diesen Kühen ein Zuschlagsfutter, aus Bohnenmehl bestehend, gegeben werden musste, damit diesem Zurückgehen Einhalt gelhan würde.
Die Thäligkeil der Milchdrüsen beruht, wie wir in dem physiologischen Theile dieser Arbeil angegeben, in einer massenhaften Production von Milcli-drüsenzellen, die sein- bald der felligen Metamorphose verfallen. Durch diese Thiiligkeil der Milchdrüsen ist uns genau vorgeschrieben, welche Nahrungsmittel wir den Kühen darzureichen haben, wenn diese Neubildung von Mileli-drüsenzellen angestört und energisch von stallen gehen soll. Eine solche massenhafte Neubildung von Zellen kann nur dann vor sich gehen, wenn die Nahrungsmittel diejenigen Stoffe enthalten, welche das Organ zur Neubildung seiner Zellen bedarf. Ziehen wir nun ferner in Betracht, dass die Kühe während der Lactationsperiode und in der Mehrzahl der Fälle bald nach dem Beginn derselben noch für die Ausbildung des im Uterus befindlichen Fötus Sorge zu tragen haben, so ist es einleuchtend dass den Thieren ein viel nährende Substanzen enthaltendes Futter gereicht werden muss. Leber
|
|||
|
-s
-
|
||||
|
. #9632;-:. #9632;;
it
|
||||
|
|
||||
|
,. -y-.
|
||||
|
:
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
Zucht der Milchkühe.
|
79
|
|||
|
|
||||
|
den Gehalt an niilucndcu Bestandtheileo und über die Art derselben, über das Verhiillniss der proteinhidtemlen, protelnfreien und der anorganisclien Beslandlheile yield uns das Nährungsmitte] am besten Aul'sclduss, welches die Natur zu der Zeit, wo der Neübildungsprocess am energischsten von statten geht, allen SautMliieren zugewiesen hat, nämUcb das Secret der Milchdrüsen, die Muttermilch. In dieser ist das BUdungsmaterial für sämmtliche Körpertheile, sowohl die hierzu nöthigen organischen wie anorganischen Stolle enthalten.
Es müssen daher den Kühen, die reichlich und lohnend Stolle produ— ciren sollen nicht nur Nahrungsmittel dargereicht werden, welche die Körper enthalten, deren die Organe zur Herrichlung bedürfen^ d. h. qualitativ genügen, sondern sie müssen auch in solcher Menge den Thieren zur Verfügung gestellt werden, dass stets in dem borne, aus welchem die Organe schöpfen, hinreichende .Mengen von Stollen vorhanden sind, damit nicht das aufgespeicherte Material des Körpers oder Bcstaiultheile der Organe zur Herrichtung des Secretes genommen werden. Werden den Milchkühen nicht in der Menge die geeigneten.Nahrungsmittel dargereicht, wie sie derselben bedürfen, oder sind einzelne Stoffe in nicht hinreichender Menge in der Nahrung enthalten, oder fehlen sie ganz und gar darin, so muss, bei ungestörter Thätig-keit der Milchdrüsen, der Körper der Kuh das Fehlende liefern, wodurch ein Zurückgeben im Ernährungszustände herbeigeführt wird, ein Zurückgehen welches theils durch das Fortführen organischer, theils anorganischer Be— standtheile des Körpers veranlasst wird, und welches, wie ich bereits angeführt, eine Störung des Gleichgewichts in den Ausgaben und Einnahmen des Körpers documenlirt. Wir linden bei Kühen, die nicht die nölhige Menge von Erdsalzen in ihren Nahrungsmitteln dem Körper zuführen, dass aus den Knochen des Körpers die fehlenden Mengen dieser Salze entnommen werden. Ziehen wir nun die Milch als dasjenige Nahrungsmittel, dessen Zusammensetzung derart ist, dass es allen Anforderungen, die wir an die Nahrung, bei welcher der Körper im Stande ist, reichlich Stolle zu produeiren, genügt, in Betracht, und richten wir eine der Zusammensetzung dieser gleiche Fulter-misehung her, so würde diese, wenn wir die nach dem Verschwinden der Colostrunlkörperchen secernirle Milch, die aus 2,ö dasein und 0,4 Albumin, 2,4Fett und 4,5Milchzucker und 0,75Salzen besteht, als diejenige von einer guten Zusammensetzung betrachten, i/J l'rote'mVerbindungen, (),9 stickstofffreie Körper und 0,75 Mineralbestandtheile enthalten müssen. Es ist aber, wie wir noch weiterhin darthun werden, nolhwendig dass wir die stickstofflosen Nährstoffe, die Kohlenhydrate und Kette in ebensolchem Verhältniss wie sie sich hierin linden, in den Futterstoffen zu geben haben. Es verhalten sich die siiekstolfhalligen zu den stickstofflosen Nahrungsmitteln wie 1 zu 2,38, die Kohlenhydrate würden, wenn wir die stickstoffhaltenden zu I annehmen 1,5b und die Fette 0,83 betragen müssen.
|
m
|
|||
|
h
|
||||
|
|
||||
|
#9632; --J'
|
||||
|
|
||||
|
w
|
||||
|
|
||||
|
|
|||||
|
80
|
Haltung, Wartang, Fütterung und
|
||||
|
|
|||||
|
^
|
:#9632;
|
Ich habe zur Grundlage der Berechnung die durclischnittliche Zusam-mensetzung der Mitch, wie sie nach dem Verschwinden der Coloslrumkör-perchen sicli zeigt gewählt, weil diese unstreitig eine ZusaininensetzuTig besitzt, welche am meisten eine energische Neubildung von Forinelementen der verschiedenen Organe vor sieh gehen lüssl, und die während einer längeren Periode eine gleiche Zusammensetzung besitzt.
I);is Colostrum und die in den ersten Tagen nach dem Gebären abgesonderte Milch bietet uns keinen Änhaltepunct in Betreff der ErnSbirung der Thiere, da das Secret in dieser Zeit entschieden dazu bestimmt ist, eine medicinische Wirkung auf den Darmeanal dor Neugeborenen dahin auszuüben, die in demselben angehäuften Meconiumnmssen baldigst aus ihm zu entfernen.
Die slickstollTreien Nährstoffe sind bestimmt durch ihre Oxydation die dem Körper nothwendige Eigenwärme zu liefern, und femer, was meiner Ansieiit nach in Betrellquot; der Ernährung ebenso wichtig ist. die ProteYnkörper vor der energischen Einwirkung des Sauerstoffes zu schützen, um sie so den verschiedenen Organen, die derselben bedürfen, zu erhalten: fehlen die leicht zu oxydircndon Körper im Blute, so werden die prote¥nbaltigen Körper theil— weise dem Zwecke, zu welchem jene verwendet werden sollen, dienen und gehen in dem Maasse wie dies geschieht für die Ernährung des Körpers verloren. Notlrsvendig ist nun, wenn die IVotemkörper, die als sogenannte Al-buminate oderPeptone ins Blut gelangen, dem KinMusse des Sauerstoffes nicht vollständig preisgegeben werden sollen, dass zu der Zeit, wo diese in das Blut gelangen, auch die stickstofffreien Körper ins Blul eintreteü. Ks werden demzufolge diejenigen dieser letzteren Körper am ersten diese Function verrichten können, mithin den grössten Effect ausüben, welche früher als die IVoteTnkörper, oder mindestens gleichzeitig mit ihnen in das Blut gelangen. Von den Kohlenhydraten werden diejenigen, welche in den Flüssigkeiten des Magens sich leicht lösen, auch sehr bald ins Blut gelangen, nämlich die Zuckerarien: dann kommen solche, welche durch Einwirkung besonderer Beactinnen bald in lösliche Körper umgewandelt werden, wie dies mil gekochter Stärke der Fall ist, die in kurzer Zeit durch die von der Mundllüs-sigkeit auf sie ausgeübten Wirkung in Zucker verwandelt wird. Diesen Körpern nach steht das rohe Amylum und tue in den l'llanzenzellen enthaltenen Amylo'idverbindungen, die erst nach längerer Einwirkung der Mundllüssig-keit in Zucker übergeführt werden.
Aehnlich den genannten Körpern würden sich die Pflanzensäuren verhalten, d. h. es würden diese auch leicht, wenn sie ins Blut gelangt sind, o\y— dirt werden. Sie können aber nicht als Stoffe durch welche der Magen nicht Belästigt wird, betrachtet werden, vielmehr rufen sie, wenn sie in niässigerMenge vorhanden sind, Störungen der Verdauung hervor, so dass eine geringere Aus-nulzuim der stickstolfhaltitien Bestandlheile lierheiueführl wird. In wieweil
|
|||
|
#9632;.i
|
|||||
|
;#9632;#9632;
|
|||||
|
i
|
|||||
|
I
- #9632; #9632;
I
#9632;:.,
|
|||||
|
|
|||||
|
|
|||||
|
|
||||
|
Zucht der Milchkühe.
|
81
|
|||
|
|
||||
|
die Billerstoffe den erwähnten Zweck zu erfüllen im Stande sind, ist bis jetzt j noch nicht erforscht; wir wissen, dass einige durchaus keine Urnilnderuntraquo; im
Körper erleiden, und sich in verschiedenen Se- und Excreten des Körpers
#9632; wiededinden, so gehen dergleichen Stolle sehr hiiulig mit der Milch wieder
; nach aussen. Schon aus diesem Grunde würden sie bei Milchkühen nicht zur i
\vVerwendung gelangen können.
Später als die Kohlenhydrate treten die Fette in das Blut, werden im Magen in Folge der Körperwärme flüssig und gelangen aus den Zellen nach aussen ; eine andere Umänderung erleiden sie im Magen nicht. Mit dem aus dem Magen austretenden Ghymus kommen sie in den Dünndarm und hier erst werden die Fette so hergerichtet, dass sie in die Gefässe gelangen, aber zunächst vor allen in die GhylusgefUsse. [ngt;Folge der Einwirkung des Secretes der Bauchspeicheldrüse, der Leber und der Lieberkühn'schea Drüsen, wird das in den Dnimdarm eintretende Fett in den emulsiven Zustand etc. übergeführt, und nur so kann es in die C\ linderepitheliuin/.ellen, in die Darm/ölten u. s. \v. gelangen. Wir sehen, dass besonders die Milchsaft- oder Chylusgefässe des Dünndarmes bestimmt sirul, die Fette aufzunehmen und sie dem Blute zuzuführen. In Folge theses Vorganges gelangen die Fette später in das Blut als die Proteinverbindungen, und diese können daher den letzteren den Schutz erst später gewähren, den die Kohlenhydrate, die mit ihnen zugleich in das Blut eintreten, ihnen zu verleihen im Stande sind; daher sind die Kohlenhydrate nie durch die Fette \ollstäiidig zu ersetzen. Ihr Vorhandensein in den Mahrungsmilleln neben den Kohlenhydraten ist aber immer von Werlli, da sie , wenn jene verbraucht sind, den Proteinkörpern ferneren Schulz verleihen. Während von Zucker z. B. bedeutende Mengen in das Blut durch die Diffusion gelangen können , und fast an allen Dann-portioneo die Aufnahme erfolgen kann, ist dies mit den Feiten nicht der Fall. Von diesen können nur bestimmte Mengen aufgenommen werden, da ein Mal der Ort, wo die Aufnahme erfolgte, der Dünndarm, ein beschränkter ist, und diese Beschränkung noch dadurch vermehrt wird, dass der Ghymus durch diesen Darm sich schneller hindurchbewegt, als durch die anderen Darmportionen. Ein anderes Moment, welches noch in Betracht kommt, sirul die Secrete, welche das Fett in den emulsiven Zustand überführen. Von der Menge derselben hängt entschieden auch die Menge der Emulsion ab, die sie mit dorn Fette bilden, da diese begrenzt sind durch die Dauer der Verdauung etc. So wird auch hierdurch schon die Grenze bezeichnet, bis zu welcher Fell aufzunehmen der Darm im Stande ist.
Es leuchtet daher ein , dass von jedem Futterstoffe, der zur Erreichung bestimmter Zwecke gegeben wird, die darin befindlichen .sliekstolll'reien Körper genau ihrer Natur und Beschaffenheit nach gekannt sein müssen. Ebenso wie die sliekslotlfreien müssen die in den zu verabreichenden Futtermitteln enthaltenen stickstoffhaltigen Körper genau gekannt sein, da nicht
F ü r s te ii ber y, Milcliilrüscu.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;{)
|
l|
|
|||
|
'-#9632;:#9632;] #9632;
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
82
|
Haltung, Wartung, Kittwung und
|
|||
|
|
||||
|
s
|
jeder sticksloHliallige Körper als ein Nährstoff helntchtel werden kann. Nur die sogenannten Hroteinkörper sind als solche in Erwttgung zu ziehen, jedoch sind auch diese nicht so ohne Weiteres den Niihrsloll'eu zuzutheilen. Es giebt unter ihnen Körper, die durchaus nicht um den Verdauungssaften angegriffen werden, und die in Folge dessen hochslens als Volumen gebende Körper in Rechnung gebracht werden können. So linden wir in dem Samen des Rapses und Rübsens einen den Froteinköi'pern angehorigen Stoff, nach Hellrieyel gegen I2ly(), der unlöslich ist, und datier für die Ernährung nicht zur Verwendung gelangt. Die Prüfung der Futterstoffe muss daher in Betreff der stickstüinialtigen Körper auch eine eingehende sein. Kur die in dem Secrete der LabdrQsen sich lösenden, in Peptone iibeiiuhrbaren Proteinkörper sind als Nährstoffe anzusehen ; je schneller die Lösung in dem Magensäfte erfolgt, um so besser und zweckdienlicher sind sie, je längere Zeit sie zu der Umänderung beanspruchen. um so weniger Werth für die Ernährung des Körpers wohnt ihnen inne. Durch die Einwirkung höherer Wärmegrade werden die l'roleinkörper sämmtlich schwerer löslich in dem babdriisensafte als sie es vor derselben waren , bei einigen der in den Vegetabilien sich findenden Proteinkörper jedoch wird durch das Kochen die Lösiichkeit nicht bedeutend vermindert, wie z. B. heim Kleber, Legumin, wogegen das Ptlan/.enalbuniin durch diese Vornahme fast ganz unlöslich wird. Daher sind z. B. heiss gepresste Oelkuchen weniger werth, als kalt gepresste, während die letzteren das Eiweiss in einem von den Verdauungssäften auf'schliess-baren Zustande enthalten, limlel es sich in ersleren in einem dem unlöslichen sein- nahestehenden, und daher für die Ernährung nicht zu verwendenden Zustande. Diese Stolle werden gleich den anderen unverdaulichen Körpern der Futterstoffe mit den Faeces nach aussen geführt, und verleihen dem von diesen hergerichteten Dünger einen höheren Werth.
Endlich sind die anorganischen Körper bei der Prüfung der Nahrungsmittel in Betracht zu ziehen, welche, wie wir bereits angefahrt haben, für das Gedeihen der Thiere ebenso wichtig sind, wie die organischen. Die Milchkühe bedürfen, wie auch die anderen Milch producirenden Thiere einer grössereh Menge der anorganischen Körper, als laquo;lie der Fettproduction oder der Arbeit wegen gehaltenen , da durch die Milch eine bedeutende Menge dieser Stoffe aus dem Körper entfernt wird; durchschnittlich beträgt die Menge der Salze der Alkalien und Erden 0,7S0/d- ',',' bedarf aber dei'Körper zur Erhaltung seiner Skelettheile und zur Herrichtung verschiedener Secrete, ferner zum Aufbau des im Uterus befindlichen jungen Individuum noch eine beträchtliche Menge gewisser anorganischer Körper, daher müssen die Futterstoffe-einen bestimmten Gehalt dieser in den Verdaumigssäl'ten löslichen Salze bergen, wenn die Nahrung als eine dem Körper des Verzehrenden zusagende bezeichnet werden soll. Eine nicht unbedeutende Menge einzelner der anorganischen Körper ist in den gewöhnlich dargereichten Nahrungsmitteln, und in dem
|
|||
|
li
|
||||
|
|
||||
|
|
|||||
|
|
|||||
|
|
|||||
|
Zucht der Milchkühe.
|
83
|
||||
|
|
|||||
|
Trinkwasser schon enlhiilten, einzelne fehlen entweder ganz, oder sind in so geringer Menge nur darin, dass dem Kulter hesliminle Quantitälen hinzugefügt werden müssen. Das Kochsalz findet, sich gewöhnlich nicht in der Menge indem Futter, wie es der Körper haben muss, und daher sind wir überall dort, wo es nicht in hinivicheiuler Menge vorhanden ist, genöthigt eine gervs isse Menge dein Futter beizugeben. Es ist daher nicht bloss ein Reizmittel, wofür es Viele nur halten und durch welches die Verdauung angeregt werden soll, sondern es ist ein dem Körper durchaus nothwendiger Stoll', dessen er zu seiner Unlerhaltung bedarf; ohne ihn würde die Schleimhaut des Magens nicht das auf die Proleinkörper einwirkende, sie lösende Secret liefern können, welchem als nothwendiger Bestandlheil die (Ihlorwasserslotl'säure, die aus (Jem Kochsalz entnommen wird , angehört. Ist ilas Labdriisenscerel von mangelhafter Besehadenheit , so leidet ja sofort die ganze Ernährung, da für tlie verbrauchlen stickstoll'halligen Bestandtheile des Körpers ein nur man-uelhafler, zu geringer Ersatz geboten würde.
Ehe wir zur Betrachtung der Menge der zu verabreichenden Nahrungs-miltel übergehen, ist es noihwendig, die physikalische Beschaffenheit der Fultcrstolle, welche die naturgemässe.N'ahrung des Kindes bilden, einer Krörle-i'ung zu uiilerwerfen. Wir haben Futterstoffe, welche in einem kleinen liauineud nährende Bestandtheile bergen, fast nur aus Nährstoffen bestehen; anderseits giebt es Futtermittel, die aus einer Menge unverdaulicher Stolle bestehen, mit welchen .nur eine geringe Menge von Nährstoffen verbunden sich limlel, die daher in einem grossen Volumen nur eine geringe Menge von Nährstoffen enthalten. Ein Gemenge von diesen beiden Futterstoffen werden wir herzurichten haben , wenn w ir für unsere Herbivoren eine der Einrichtung des Verdauungsappnrales entsprechende Nahrung bereiten wollen. Von den llerbhoren ist nun namentlich das Hind angewiesen, um den weiten Pansen zu füllen, und den Wiederkäuungsproccss regelmässig von Statten gehen zu lassen, eine dem Cubikinhnite des Pansens entsprechende Menge dervoluminösen Futterstoffe aufzunehmen. Eine Füllung des Pansens mit den Futterstoffen, welche fast niiraus Nährstoffen bestehen, würde von Krankheits-ziiständen gefolgt sein, welche dem Lehen der Thiere bald einEude machen.
Es würde nun, wenn wir den Cubikinhall des Pansens bei dem Kinde leicht erniitteln könnten, sehr bald das Volumen, welches die aufzu-nehinenden Nahrimgsmitlel haben niüssten , in Erfahrung zu bringen sein. Die Ermittlung ist jedoch nicht so leicht, es niüssten hier Fütterungsversuche mit dem helreffendcn Thiere zur Ausführung kommen, eine Vornahme, die nicht ein Jeder ausfüliren mag noch kann. Man hat daher Durchschnilts-werthe aufgestellt, die bei der Kerechninig des Volumens der Futterstoffe zu Grunde gelegt werden.
Der Cubikinhall des Pansens bei den verschiedenen Rindern variirt nicht unbedeuUjnd Wir sehen ihn zwischen A — 4 Cubikfuss schwanken, ja zu-
6quot;
|
|
. -i
|
|||
|
|
|||||
|
gt;#9632;#9632;-#9632;;:•
|
|||||
|
Am
|
|||||
|
|
|||||
|
|
|||
|
84
|
Haltung, Wartung, Fütterung und
|
||
|
|
|||
|
weilen selbst 4 '/^ Cubikfuss betragen. Das Gewicht des mit Futterstoffen gelullten Pansens schwankt zwischen 95—I 35Pfd., durchschnittlich wiegt bei Kühen von 1000— 1200 Pfd. lebenden Gewichts der in jener Magenabtheilung enthaltene Chymus I 10 Pfd.
Um zu erforschen, wieviel von den am meisten zur Verfüttcrung mit den Rindern gelangenden voluminösen Futterstoffen nothwendig ist, den Pansen, der ja hierbei am meisten in Betracht kommt, zu füllen, habe ich Versuche über das Gewicht einer bestimmten nach dem Volumen gemessenen Menge und das Verhallen dieser Futtermittel beim Imbibiren und Quellen im Wasser etc. angestellt, und hierbei Folgendes ermittelt: I Scheffel Strohhäcksel wiegt 10,448 Pfd. Zollgewicht und nimmt 34,05 Pfd. Wasser auf, so class mithin der vom Wasser vollständig durchzogene Scheffel Häcksel 44,495 Pfd. wiegt. Der GubiMuss Häcksel wiegt .ri,,S(J Pfd., nimmt 10,15 Pfd. Wasser auf und wiegt in diesem Zustande 95,07! Pfd. Durch die Aufnahme des Wassers vermehrt sich das Volumen des Slrohhäcksel unbedeutend, es beträgt die Vermehrung '^ß des Volumens, so dass die 1 6 Motzen trocknen Häcksels nun einen Raum, der von 17 Motzen erfüllt wird, einnehmen. Es würden mithin i Cubikfuss Strohhäcksel einen Pansen von 41/4 Cubikfuss füllen und deren Gewicht, wenn sie mit Wasser vollständig imbibirt sind, 100,04 Pfd. betragen. Bei dem Häcksel von gutem Wiesenheu trat bei dem Imbibiren mit Wasser ein geringe Verminderung um l/8 des Volumens ein, so dass ein Scheffel durch Wasser vollständig aufgequollenen Heuhäcksels nur den Raum von 14 Motzen füllte. Der Scheffel Heuhäcksel wog 6,83 Pfd., er nahm 18,OS Pfd. Wasser auf und wog dann 25,51 Pfd. Der Cubikfuss des trockenen lleuhäcksels halte ein Gewicht von 3,84 Pfd., er nahm 10,51 Pfd. Wasser auf und wog dann 14,35 Pfd. Wir bedürfen um einen Raum von 4,25 Cubikfuss zu füllen, 4,857 Cubikfuss Heu, welche mit Wasser vollständig imbibirt 79,7 Pfd. wiegen werden. Hieraus folgt zunächst, dass Heu ein Futterstoff ist, welcher dem damit erfüllten Pansen ein nicht so hohes Gewicht verleiht, wie das Stroh. Dieser Umstand ist von Wichtigkeit bei tragenden Kühen, wie wir dies später näher darthun werden.
Die Menge Heu, welche nothwendig ist, um 4,25 Cubikfuss Pansenraum zu füllen und die wie angegeben 4,857 Cubikfuss beträgt, besitzt trocken ein Gewicht von 18,05 Pfd., eine Menge, die von einem mit einem 4,25 Cubikfuss Inhalt besitzenden Pansen \ersehenen Binde nur in einem Tage aufgenommen werden könnte, da derselbe nur ein Mal während des Tages mit Futterstoffen gefüllt werden kann und wird. Von Strohhäcksel würden 4 Cubikfuss, die zur Füllung des Pansens von 4 Yd Cubikfuss nothwendig sind, 23,44 Pfd. wiegen, eine Quantität, mit deren Aufnahme das betreflcnde Rind den Tag über beschäftig! sein wird, und hierbei wenigder Ruhe pflegen könnte.
Beide genannte Futterstoffe liefern, vorausgesetzt, dass sie in der angegebenen Menge aufgenommen würden, nicht Material genug, um die Thiere
|
|||
|
|
|||
|
|
||||
|
Zucht der Milchkühe.
|
85
|
|||
|
|
||||
|
in den Stand zu setzen, Stoff zu produeiren. Der Strohhiicksel besitzt nicht ein Mal so viele NährstolVe, dass er ein lirlialtunpslatter bildet, vorausgesetzt', class es wirkliches Slroh und hiebt ein dem Heu nahestehendes Kauhfutler ist. Dein Slroh von Wiuterrosjgen oder Weizen gleich ist das Stroh von Soni-rnerlrücliten, die der Familie der Gramineen angehören, wenn die Korner vollständig zur Reife gekommen sind, dahingegen ist das der Leguminosen und das von Haler u. a. dem Heu näherstehend, wenn diese frühzeitig gcmidil wurden; so hat sich ja ein von Henneberg bei seinen Versuchen mit den Hindern verfüttertes Haferstrob als ein mehr Nährstoffe enthaltendes Futtermittel als das Wiesenhen herausgestellt, da lt;sl Pfd. dieses Strohes sich 100 Pfd. Heu äquivalent zeigten.
Zur rentablen Stoflproduction ist von den bekannten Heusorlen für sich allein den Thieren dargereicht keine zu verwenden, seihst das so ausgezeichnete Oderbruchheu würde sich hier als unzulänglich erweisen; wir sind immer genölhigl. wenn der Körper der Kühe nicht leiden, und die Thiere lohnend Stoll'produeiren sollen, ihnen stark nährende Futterstoffe neben dein Volumen gellenden Futtermittel darzureichen. Wir können nun den Thieren neben dem sogenannten Kraftfutter nicht soviel Rauhfullcr, wie wir oben als den Pansen füllend angegeben haben, verabreichen, da die Kühe eine solche Futlermasse aufzunehmen nicht im Stande sind. Wir werden ferner eine geringere Menge dieser StolTe, und zwar so wenig Rauhfutter, wie irgend möglich den Kühen zur Aufnahme vorlegen müssen, weil, wie angestellte Versuche ergeben haben, ein Theil der in dem Kraftfutter enthaltenen Nährstoffe bei sehr starker Fütterung von Rauhfullcr, nichl aufgeschlossen wird, und daher nutzlos durch den Verdauungsapparat hindurchgeht. Anderseits hat es sich herausgestellt, dass namentlich von den in dein Stroh enthaltenen Nährstoffen nur geringe Mengen dann ausgenutzt werden, wenn es in Verbindung mit Kraftfutter verabreicht wird. Daher das Rauhfutter nur dann in Betracht zu ziehen, wenn dasselbe aus Heu besteht, weil ein nicht unbedeutender Theil der in diesem enthaltenen Nährstoffe derartig 1st, dass er von den Verdauungssäften aufgeschlossen und für die Ernährung des Körpers etc. verwendet wird, was bei dem gewöhnlich den Rindern dargereichten Stroh, vs ie angegeben, nicht der Fall ist.
Lohnend können wir nur dann Stoff produeiren, wenn wir stets viel Nährstoffe enthaltende Futtermittel verwenden und die Mengen derselben nach den verschiedenen Zwecken bemessen.
AVir haben nur noch der einen grossen Raum einnehmenden Stoffe zu gedenken, die dadurch den Rauhfutlerarlen nahe stehen, dass sie in einem grossen Volumen verhältnissmässig nur wenig Nährstoffe enthalten. Es sind dies die verschiedenen, im grünen Zustande zur Verfütterving gelangenden Pflanzen , wie die verschiedenen (irünfulterarlen, ferner die Wurzeln und Knollen; bei allen diesen finden wir einen geringen Gehall an Proteinver-
|
.
|
|||
|
B :; i
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
86
|
Haltunp, Wartung, Fütterun;; und
|
|||
|
|
||||
|
bindungen, Stolle, die wir hei der Fütterung, wo es sich um Stolfproduction handelt, in erster Linie zu herüeksirhtigen haben. Das Prävalirende, und den Umfang hildende i.sl bei diesen FulterstolVen nicht die Menge der unverdaulichen Stoffe, sondern das Wasser, in zweiter Linie kommen dann erst hei einem Theile derhiehergehoiigen Futtermittel die unverdaulichen Gewehe etc. Kein Wasser stellt sich so hoch im Preise, wie das VegetationswasseP, d. h. dasjenige, welches in den frischen grünen Pflanzen, Wurzeln und Knollen enthalten ist. Seihst das Wasser eines mit den bedeutendsten Kosten hergerichteten Brunnens ist nicht so tlieuer wie jenes, und schon aus diesem Grunde ist es zweckmässig. von der Vcrfüllerung grüner Pflanzen, der Wurzelgewachse, der Knollen etc. abzustehen, wenn auch, wielaquo; ich gern zugestehe, bei der llerrichlung der grünen Pflanzen zu Heu ein Theil der Nährslolfe verloren geht und ein anderer Theil nicht selten durch die Witterungseinflüsse eingebüsst wird. Die Menge der Nährstoffe, laquo;eiche z. H. durch Witterungs-einflüsse verloren geht, ist natürlich in den verschiedenen Jahreszeiten verschieden, hei günstiger Witterung ist der Verlust unbedeutend, dagegen bei angünstiger Witterung bedeutend. So führt das Beregnen dieser Fullerstolfe dadurch eine nachweisbare Veränderung in ihren Nahrstoffquan-titäten herbei, dass ein Theil der Niihrstolfe durch den liegen ausgewaschen wird. Analysen von Heu, welches in 3 Tagen geworben, und von Heu desselben Stückes, welches III Tage auf der Wiese liegen tnusste, da es nicht gleichzeitig mit dem anderen in Folge des EinfaUens von schlechten) Wetter eingefahren werden konnte, wurden in dem Laboratormoa des Professor Stöckhardt ausgeführt und in dem Ghemischen Vckersmann im Jahre 1858 \eröffentlicht, und hissen sehr deutlich den Unterschied in beiden Sorten erkennen. Die Bestandtheile des guten, und des vom liegen befallenen
|
||||
|
|
||||
|
Heues waren folgende ;
|
||||
|
|
||||
|
gutes Heu. Sticksloffhaltende Bestandtheile . . 7,lt;S Stickstofl'losenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;raquo; raquo; . . 54,0
Holzfaser........;ii, I
Asche.........(j, I
100,0quot;
|
beregnetes Heu. 6,5 49,8 36,5
|
|||
|
7,2
|
||||
|
100.0
|
||||
|
|
||||
|
Es sind mithin die Nährstoffe bedeutend durch die Einwirkung fies Regens an Menge vermindert worden. Ebenso werden auch bei dem Grün-futter durch das Beregnen eine nicht unwesentliche Menge von Nährstoffen aus diesem entfernt. Wie wenig Vortheil, man kann eigentlich sagen, welchen Nachtheil die Fütterung von wasserhaltigen Gewächsen, wie Wurzeln etc. mit sich führt, geht aus Folgendem hervor. Der chemischen Analyse zu Folge sollen sich 80 Pfd. Runkelrüben und 8 Pfd. Roggenkleie gleich verhalten. Die ungefähr 1',, Gubikfuss Kaum einnehmenden 80 Pfd. Runkelrübenenthalten 70 Pfd. Wasser. 1,23 sticksloffhaltende, 6.88 stickstolflose
|
||||
|
|
||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Zucht der Milchkühe.
|
87
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Substanz, und 0,8!raquo; Holzfaser ; die 8 Pfd. Kleie hingegen l-,5Pfd. stickstoffhaltige. 4,58 stickstofflose Substanz, 0,44 Holzfaser und 1,0'* Wasser. Ks ist aber ja längst durch die Praxis erwiesen, dass S Pfd. Kleie neben dem noth-wendigen UauhfiiUer ein gutes Productionsfutter sind, wogegen die SO Pfd. Runkelrüben, die auch eine bedeutende Menge Rauhfutler tieanspruchen. w enn die gehörige Fill lung des Pansens erfolgen soll, nicht als ein gutes Productionsfutter bezeichnet werden können. Die 8 Pfd. Roggenklcie kosten #9632;'$ Sgr. nach den jetzt gewährten Preisen, die SO Pfd. lUmkeln b Sgr., so dass hier zu Gunsten der Kleie iSgr. sich erweisen : hierbei werden 70 Pfd. Wasser miüiekaufl, und würde für diese, wenn wir die festen Reslandlhcile für gleichwerthig hallen, i Sgr., ein hoher Preis, zu berechnen sein.
Ein anderes Moment ist bei der Nahrung aus grünen Püanzenlhciien noch zu berücksichtigen. Ks hat sieh nämlich herausgestellt, dass ohne llinzufilgung eines krallig oder iiilensi\ iiiilirenden Fulterniiltels eine lohnende Production von Milch , ohne dass der Körper der Thiere hierbei leidet, nicht erfolgt. Die Zahl der l-ullerrniltel, welche hier zur Verwendung kommen können, ist im Ganzen eine nur geringe, da die Mehrzahl der intensiv nährenden, wenn sie mit grünen Ptlanzen im Magen zusammen verweilen, leicht in Gahrung geralhen und so Blähsucht etc. zur folge haben. Die verschiedenen Klei-arlen, wenn sie wenig Mehl enthalten, sind Nahrungsniittel, welche mit Grün-fuller im Magen zusammen lagern können, ohne die, angeführten Nachlheile. herbeizuführen, wogegen die Aufnahme von Schrei u. a. sehr leicht die erwähnten Krankheiten im Gefolge bat. Es bedarf ferner die Kuh eine bedeu-lendc Menge von den grünen Futterstoffen zu ihrer Sättigung^ deren Aufnahme viel Zeit in Anspruch nimmt, ein Umstand, der wohl zu erwägen ist. da er dem Thiere wenig Zeil zur Ruhe gestaltet; letztere ist aber, wenn die Kühe das Putter gut ausnutzen sollen, unhedingl nothwendig. Ks ist daher eine Hauptsache bei der Regelung der IMIege, die FuUerinischungen derartig zu machen, dass die Kühe So wenig Zeil als möglich zu der Aufnahme der Nnh-rungsmitlel zu verwenden brauchen, damit die Thiere recht lange der Ruhe pflegen können. Der Verdauungsproeess gehl dann ungestört von Statten, und so erfolgt einestheils eine gehörige Aufschliessung der Nahrstotlo, anderen-theils aber, da bei einem ruhigen Verhalten der Thiere viel weniger Stoffe \on Seile des Körpers verbraucht werden, gelangen mehr dieser Stoffe zur Production von Milch zur Verwendung. Eine solche Behandlung der Kühe ist nicht nur geboten bei der Production von Milch, sondern sie hat sich auch für das Mastvieh als die \orlheilhaltesle erwiesen. Aber auch die Arbeitslhiere müssen Futterarten erhallen, welche sie in kurzer Zeit zu verzehren im Stande sind, damit sie den Rest der Ftttterungszeit zur Pllegung der Ruhe verwenden können.
Kin in der ersten Zeit der Darreiehung von Grünfutter eintretender Umstand scheint mir schon genügend zu sein um von der Grünfiltterung überhaupt
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
v !
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
#9632;'j-
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
II! i
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|
||||
|
I
i
|
88
|
llcilluii!;, Wartung, Fütteruni; und
|
||
|
|
||||
|
r
|
abnithen zu müssen. Dies ist das l'urgiren, welches sich stets, selbst bei dem vorsichtigsten üebergang von der Futterung dor trockenen zu den grünen FuUerslofl'cn. einstellt. Das Purgiren, eine Folge der Heizung (h-s Magens und denDanncanals, lenkt im bedeutenden Grade das llinzuslronien des Blutes nach Milchdrüsen ab, und hat somit hierdurch schon eine Veränderung der Secre-lionstliiiligkeit dieser Drüsen zur Folge. Der Magen- und Darmkatarrh ver-anlasst nun aber auch eine verminderteraquo; Aufnahme von Nährstoffen aus den Nahrungsmitteln, und so sind zwei Umstände thiitig, welche die Thä-tigkeit der Milchdrüsen beeinträchtigen. Die Störungen in der Ernährung und Production sind bei vielen Individuen von kurzer Dauer, bei einigen währen die AUeclionen nur wenige Tage, bei anderen schwer erkrankten verstreichen oft li Tage und darüber und bereiten so den Besitzern der Thiere bedeutende Verluste.
Es ist Thatsache, dass eine gute gleichmässige Production nur dann vor sich gehen kann, wenn die Thiere ein stets gleich gutes Futter erhalten. Das ist bei der Darreichung von Grünfutter nicht möglich; wahrend hierbei die Thiere zuerst ein sehr kräftig nührendes Futter erhalten, wird dieses sehr bald dadurch, dass die Pflanzen, aus denen es besieht, zu verholzen beginnen, uud dann bedeutend weniger Nährstoffe enthalten, viel weniger nährend. Da nicht Material in hinreichender Menge dem allgemeinen Borne zugeführt wird, so macht sich sehr bald ein Nachlassen in der Production von Stofl'en bei derartig beschaffener Nahrung geltend. Wie schnell die Verholzung der Pflanzen erfolgt, ersehen wir aus den Ergebnissen der von E. IFo///'angestellten Untersuchungen; er fand nämlich, dass Trifolium pratense be^n anfangender Blttthe am 11 Juni 17 quot;/„ und nachdem es in volle Blütbe getreten am 25. Juni 24,5% Trockensubstanz enthielt, es hatte somit in 14 Tagen eine Zunahme der Trockensubstanz von 47'/j Pfd. bei 100 Pfd. frischen Klees stattgefunden. Diese Zunahme an Trockensubstanz war herbeigeführt durch die Vermehrung der Holzfaser.' Während der am I I.Juni gemähte Klee hiervon 4,8% enthielt, liess der am iquot;). Juni gemähte 9 % wahrnehmen, die stickstoffhaltenden und stickstofffreien Nährstoffe hatten sich nicht bedeutend vermehrt; während dem am 11. Juni gewonnenen ein Heuwe'rth von 72 zukommt , würde dem am 2.:i. Juni goernteten einer von 113 zuertheill werden müssen. In dem Maasse, wie die Verbolzung eintritt, wird nun aber auch das Nahrungsmittel weniger gern von den Thieren aufgenommen , es wirken daher zwei Momente zur Verminderung der Stoffproduction , ein Mal eine geringere Aufnahme von Futterstoffen und zweitens der geringere Gehall der aufgenommenen Futtermittel an Nährstoffen.
Dieselben Veränderungen, die wir eben beim Klee aufführten, zeigen auch die Gramineen. So fanden Bretschneider und Melzdorfhei der Untersuchung des Panicum germanicum in seinen verschiedenen Wachsthumsperioden den Gehalt an Nährstoffen und Holzfaser sehr verscliieden. Behufs Ermittelung
|
|||
|
|
||||
|
|
||||
|
Zucht der Milchkühe
|
89
|
|||
|
|
||||
|
der Veränderung, die in Betreff dos Pfehrätoffgehaltes in den verschiedenen quot;Wm-Iisfliuinsperiodon Statt haben, würde ein Tlicil der Pflanzen am quot;Z;, sodann am -,''i1, am '%, 2,/s und 7/,| geinäbt und der Unler-snchung nnterworlbn. Das zuerst gemähte Panicum war Regien 4 Zoll hoch', das am 2(1. Juli gemilhle gegen 10 Zoll, das am 10. August war im Schossen und 15 — 16 Zoll hoch, das am 24. August gemähte 18—24 Zoll hohe Gras befand sich in der Blitlhe und das am 7. September geworbene war vollständig abgeblüht.
Die am quot;/- gemähte Hirsenbsp; nilh. 4,56 llolzl'., 7,10nbsp; stickstofffr.nbsp; nbsp;u. 4,90 stickstoffbnbsp; Körper.
laquo; laquo; 2'yi •' laquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; raquo; 5,4S raquo; 8,06 raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;gt;#9632; 5,34
quot; raquo; '% o raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; #9632;gt; 9,4-i raquo; 12,47 raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ii 5,85 raquo; raquo;
lt;• gt;' 24/s raquo; raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; o H,34 n 14,95 onbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; raquo; 5,86 gt;• raquo;
raquo; raquo; 7fl quot; quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; quot; 'l'.SO raquo; 17,40 raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;o 5,78 raquo; n
Ms geht aus dein Aufgeführten hervor, dass bis zur Blüthe eine Zunahme der stickstoffhaltigen Bestandtheile sich wahrnehmen lässt, dass aber dann eine Ahnahme derselben eintritt, dass die Holzfaser auch bei den Gramineen ständig zunimmt, gleichzeitig aber auch die stickstoEflosen Nährstoffe. Der Vorgang ist bei den verschiedenen zu dieser Pflanzenfamilie gehörigen Futter-kraulern sehr verschieden, die Verholzung tritt bei vielen in weit höherem Grade, und früher ein, und unter weniger starker Entwicklung stickstofl'loser Nährstoffe.
Ausser der ungleichen Beschaffenheit des Grilnfutters sind nun noch die Kosten der llerheischaffung in Betracht zu ziehen. Die Kosten , welche das tägliche Mühen und Herbeischaffen des Futterquantums verantasst, sind entschieden höher als diejenigen, welche das Werben und Einfahren des aus jenen Pflanzen bereiteten Heues verursachen; denn wenn wir auch annehmen, dass das Mähen und Zusammenbringen nicht höher als das Herrichten des Heues zu stehen kommt, so sind doch eine viel grössere Zahl von Fuhren nothwendig um das Griinfutter heranzuschaften da dieses mehr Raum ein-nirnint und schwerer ist, als das aus demselben geworbene Heu; es werden ja aus jedem Centner Griinfutter. je nachdem es mehr oder weniger wasserhaltig eingebracht wird igt;.-i—30 Pfd. Heu hergerichtet, mithin sind auf jeden Centner Griinfutter mindestens gegen Heu 60 Pfd. Wasser vom Felde nach Hause zu fahren.
Die Ungleichmässigkeit des Futters und die Mehrkosten, zwei Momente, die jeder, der Griinfutter den Kühen darreichen will, wohl zu erwägen und zu berücksichtigen bat, werden vollständig vermieden, wenn die betreffenden Pflanzen zu Heu gemacht werden. Hierbei werden die Pflanzen zu einer solchen Zeit geschnitten etc., wo sie die meisten Nährstoffe enthalten, und so ein gutes gleichmässiges Futtermittel gewonnen.
Hei den bedeutenden Mengen von Fabricationsrilckständen , die z. B. in Mühlen als N'ebenproduelc erzielt werden , und fast überall mit Leichtig-
|
:
';:#9632;{#9632;
|
|||
|
,, i,
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
I w
|
||||
|
|
||||
|
|
90
|
Hallung. Wartung, Fütterung und
|
||
|
|
||||
|
keit zu beschaffen sind, ist die Möglichkeit gegehcn, die Fütterung unserer Binder darauf zu basiren. Durch eine solche Vornahme wird der Anbau von Futtcrkniutern etc. heschriinkl werden können, und Gelegenheit gegeben, eine höhere Rente durch Anbau leicht verwerthharer Producte aus dem Boden zu ziehen.
Das Volumen der Futterration kann bei den Wiederkauern im Allgemeinen durch Strohhäckscl herbeigeführt werden . da das Heu kein noth-wendiges Reijuisil zur Erhaltung der Gesundheit für diese Thiergaltung ist. Es ist (iberall dort der tAnbau von Grünfutter Überflüssig, wo das Wie-senverhältniss derart ist, dass ein Theil der Ration an volumengebenden Stoffen durch das hier Gewonnene gegeben werden kann. Nur bei den Milchkühen ist es wünschenswerth, wie wir gleich näher darthun werden, einen Theil oder auch das Ganze des Volumens in Form von Heu zu geben , nolh-wendig zu einer peeuniären Vortheil bietenden Production von Milch ist es aber auch nicht.
Der Umstand, welcher die Fütterung von Heu bei Kühen, die einen grossen Pansen besitzen wünschenswerth macht, ist der. dass das Gewicht eines mit Heu als Voliimonfutter erfüllten Pansens ein nicht so bedeutendes ist. als es beim Ersatz des Heues durch Strohhäckscl der Fall ist. Wir haben weiter vorn dargethan, dass ein 'i'/, Guhikfuss Baum besitzender Pansen mit Heu erfüllt mindestens 20 Pfd. weniger wiegt. als ein nut Strohhäckscl erfüllter von demselben Rauminhalte. Diese Veränderung desGewichtes müssen wir bei Milchkühen, die im tragenden Zustande sich befinden, unbedingt herbeizuführen suchen, um den Druck, welchen der Magen auf den Fötus ausübt, soviel als. irgend möglich zu vermindern. Der starke Druck, den der Pansen, überhaupt der Magen, auf den Fötus ausübt, in den letzten Perioden der Schwangerschaft, bewirkt das so häufig in den Kuhheerden auftretende Verkalben der Kühe. Soweit meine Erfahrung reicht, und ich habe nur zu oft Gelegenheit gehabt, bei diesem, viele Verluste herbeiführendeta Krankheits-zustande meinen Rath zu ertheilen. ist in all den Fällen, wo es bei gut gehaltenen Kühen in grosser Ausbreitung auftrat, die zu starke, Anhäufung von Futterstoffen im Pansen und den anderen Magenabtheilungen als Ursache des Abortirens nachzuweisen gewesen. Nicht allein bei der Stallfiitlerung sondern auch beim Weidegang tritt dieses Leiden auf, wenn der Pansen sehr stark mit Futterstoffen erfüllt wurde. Gemeinhin erfolgt das Abortiren in der Periode der- Trächtigkeit, wo der Fötus eine bedeutende Grosse erreicht hat, mithin vom 7ten Monate der Trächtigkeit ab. So lange der Fötus in Etwas durch das Fruchtwasser von dem Drucke, den der Magen auf ihn ausübt, geschützt wird, so lange übt der Druck keinen das Leben des jungen Thieres gefährdenden Eintluss aus, sobald der Embryo jedoch dem Drucke nicht mehr ausweichen kann, wird eine, Erlödtung des Fötus durch ihn her-
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
Zucht der Milchkühe.
|
9t
|
|||
|
|
||||
|
beigoführt, die von dorn frühz^ifisjen Auslroihon dor Frucht iius dem Uterus gefolgt wird.
Wie bedeutend der Druek sein muss, der durch den Magen auf den Uterus ausgeübt wird, ist leiebt ersichtlich, wenn man erwägt, dass eine Lagt von mehr denn einem Centner, oft von 125 Pfd. und darüber auf den Uterus drückt. Die Kinder im Allgemeinen und besonders die Kühe lieben es, auf der rechten Seite mit untergeschlagenen Beinen sich zu lagern : nun liegt bekanntlich der Uterus an der rechten Seite unten auf den Bauchwandungen, und ist bei dieser Lage in seiner ganzen Ausdehnung dem Druck des mit PutterstolVeu erfüllten Pansens ausgesetzt. Dieser Druck ist schon bei ganz horizontalem Pussboden ein bedeutender, da bei der höhereu Lage des Vorder— und der lieferen des llinterlheils nicht allein der Pansen, sondern auch die iilu-igen Abtheilungen des Magens und der Darmcanal auf die Gebcirrnutter zu liegen kommen; noch bedeutender ist dieser Druck, wenn der Fussboden nach hinten zu, wie dies gewöhnlich der Fall ist, eine bedeutende Neigung hat. Der Uterus kann sich durch eine Veränderung seiner Lage diesem Drucke beim Liegen der Tbiere Dicht eutzielien, wohl aber, wenn die Kühe stehen, da dann der Pansen etwas nach links und oben gedrängt wird, so dass dann nur der Darmcanal auf der Gebärmutter ruht.
Dieser Punct, dem bisher gar keine Berücksichtigung zu Theil geworden ist, muss durchaus beachtet werden, wenn sich die Besitzer von Milchkühen vor dein Verkalben sichern wollen. Man hat stets auf andere j fernliegende Momente sein Auge gerichtet , man hat von schlechlbesehaffenen Fuller-stofl'en, von schädlichen Pflanzen, sogar von Ansteckung bei diesem Leiden gesprochen, und natürlich hierbei das zunächst liegende Schädliche übersehen.
Die Besitzer von Milchkühen müssen, wenn sie sieh vor dem Aborliren der Kühe schützen wollen, diesen solche volumengebende Futtermittel reichen, Hie das geringste absolute Gewicht besitzen, und zwar in all den Fällen, wo sie es mit Thieren zu Ihun haben, die vermöge ihrer früheren F.rnährungs-weise einen sehr grossen Pansen sich erworben haben: es wird in diesen Fällen den Kühen als voluminöser Futterstoff Heu gereicht werden müssen, um so das Gewicht des Pansens so viel als möglich zu vermindern. Ferner aber wird man darauf zu sehen haben, dass die Kühe nicht soviel Rauhfutter erhalten, wie der Uubikinhall des Magens fordert, tun so den Pansen weniger auszudehnen und sein Gewicht und somil den Druck auf den Uterus zu vermindern. Man wird mit der Vermeidung des Rauhfutters nur allmählich vorgehen dürfen und um die Leere und somit das Gefühl des Hungers weniger aufkommen zu lassen, Kraftfutter so auf den Tag vertheill darreichen, dass die hierdurch herbeigeführte Sättigung vollständig ausreiehl, die weniger starke Anfüllung des Pansens überwinden zu können. Die Verminderung der Kauhfuttermengen muss, wenn man vor einem Nachlhcilo im Erlrage
|
#9632; :j
|
|||
|
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
92
|
Haltung, Wartung, Fütterung und
|
|||
|
|
||||
|
t I
|
geschlitzt sein will, dann zur Ausfilhmnp: kormnpn, wenn die Küho nicht viel Milch producireu oder trocken stehen. Sicher ist, diiss wenn diese Maässnahmen Örgriflfen werden, die Thiere sich zuerst unruhig zeigen, nach Futter brttlleti, durch ihr Verhalten melir Stoff zur Erhaltung ihres Körpers verbrauchen , und daher weniger zur Production von Milch verwenden können; befanden sie sich auf der Hohe der .Milchperiode, zur Zeit dieser Vornahme, so fuhrt diese eine bedeutende Kinbusse von Milch herbei. Zweck-massig würde es sein, die Kilhc. die an ein geringeres Quantum Rauhfutter gewohnt werden sollen, in einem eignen Stalle zu hallen, damit sie nicht die anderen Kühe durch ihr Gebrüll beunruhigen und so eine Verminderung des Milchqiumtmns auch bei diesen veranlassen.
Die Reduction der Menge des Rauhfutters wird dann von den Kühen ohne bedeutende Reaction ertragen , wenn statt des Strohhäcksels ihnen Heu gegeben wird: sie nehmen von diesem schon viel weniger als von jenem axif, und gewöhnen sieh so an geringere Mengen der Volumen gebenden Futterstoffe, nachdem sie an eine geringe Quantität gewohnt, wird man einen Theil des Heues, dem Volumen nach durch Stroh in den Fällen wieder ersetzen können, wo die Umstände das Füttern von Heu während eines längeren Zeilraumes nicht gestallen.
Bei einer nicht so starken Anfülhmg des Magens mit Futterstoffen werden die Besitzer freilich nicht das von vielen so beliebte Stöhnen beim Liegen der Thiere wahrnehmen, dafür aber werden sie gegen das Verkalben gesichert sein, und der Pansen wird energischer seine Funclionen verrichlen können; sie werden ferner Thiere mit schöneren Körperformen im Stalle haben , denn sicherlich gewährt eine mit einem bis zum Aeussersten ausgedehnten Hinterleihe versehene Kuh keinen angenehmen Anblick und kann nicht als ein, ein gewisses Ebenmaass in seinen Körpertheilen zeigendes Thier bezeichnet werden. Die starke Anfüllung des Pansens mit Futterstoffen führt einen anderen und zwar pecuniar wahrnehmbaren Nachtheil herbei, nämlich eine 7,u bedeutende Beeinträchtigung der Respirations- und Kreislaufsorgane. Die durch die Behinderung herbeigeführte Beschleunigung der Alhmungs-und Kreislaufsbewegnngon verursachen, wie leicht ersichtlich, einen grösse-ren Stoffverbrauch, der den zur Stoffproduclion bestimmten Organen entzogen wird.
Soll bei den erwachsenen Rindern der Pansen nicht stark entwickelt sein, so muss gegen die Ausbildung rlieses Organes schon von der frühen Jugend der Thiere an gewirkt werden; es geschieht dies am einfachsten dadurch, dass man die Jungen Thiere so wenig als möglich Rauhfuttor aufnehmen lässt, sie milliin schon frühzeitig an vegetabilische Futterstoffe gewöhnt, die in einem geringen Volumen die nöthigen Mengen Nährstoffe enthalten. Der Uebergang von der Ernährung mit Milch zu der Füllcrung
|
|||
|
|
||||
|
|
||||
|
Zucht der Milchkühe.
|
93
|
|||
|
|
||||
|
mit den genannten Stollen ist ein sehr leichter, und mit viel weniger Fähr-lichkeiten verbunden, als der zu den sehr voluminösen Fullermilteln.
Die grosso Gier, die dem Rinde gewöhnlich innewohnet, beruht hauptsachlich auf dem zu stark entwickelten Pansen, ein Verhalten des Organs, welches in fast allen Fallen durch die unzweckmässige Erniilnung der jungen Thiere herbeigeführt wird. Diese Gier ist daher nicht eine dem Rinde eigenthümliche, eine erb und eigene, sondern nur eine angewöhnte.
Je nach der Grosse des Magens, besonders des Pansens wird das Volumen der Futtermischung zu berechnen sein. Je geringer wir das Volumen machen können, um so hesser ist es für die Kühe. Können wir mit einer Mischung \on Futtermitteln, die nur '•gt; Cubikfuss Haum beansprucht, auskommen, so isles hesser, diese zu verwenden, als eine solche, welche .'{, 4 oder mehr Cubikfuss Raum einnimmt. Die Ausnutzung der Nährstoffe hat immer leichter aus einer Futtermischung geringen Volumens als aus einer ein grösseres Volumen besitzenden Statt. Die zuerst aufgeführte Menge von 2 Cubikfuss wird nur bei der Fütterung solcher Thiere sich als eine genügende erweisen, bei denen von Jugend auf eine schwache Entwicklung des Pansens Rücksicht genommen worden ist. Rei solchen Kühen hingegen, die ohne eine solche Fürsorge aufgezogen , die , wie das so häufig geschieht fast nur mit Stroh und Heu in der Jugend gelullert worden, wird der Cubikinhall des Magens zwischen 31 ^—l1/., Cubikfuss in einzelnen Fallen seihst darüber betragen ; bei diesen würde sieh erst nach und nach das Volumen der Nahrung verringern lassen.
Die Menge der Nährstoffe richtet sich nach der Grosse der Thiere und nach den Leistungen. Es ist durch Versuche verschiedener Forscher erwiesen, und namentlich hat Altibert dargethan, dass die grösseren Kühe im Ver-hältniss zu Körpergrösse und Körpergewicht weniger bedürfen, als die Thiere kleineren Schlages; er giehl an ,dass ein Stück Hind ties kleinen Schlages, das nur 380—720 Pfd. lebend Gewicht hat 3,61—4% dieses Gewichtes an lleuwerth zu seinem Unterhalte braucht, während Thiere des grösseren
|
*
#9632;
|
|||
|
|
||||
|
Schlages von 1500 — 1600 Pfd. lebend Gewicht nur t,H5
|
1% bedürfen.
|
|||
|
|
||||
|
dass daher überall, wo man ralioneil fiUterl, Oberhaupt die Thiere richtig hält, ein grosser Viehschlag sich besser bewährt, als ein kleiner. Im Allgemeinen wird angenommen, dass die Rinder pro 100 Pfd. ihres Körpergewichtes Futterstoff im Betrage von l2/:; Pfd. lleuwerth zu ihrer Erhaltung bedürfen, und dass bei der Production von Sloll' l2/., Pfd. pro 100 Pfd. des Körpergewichts dem Erhaltungsfutter hinzugefügt werden muss, so dass die Thiere mithin 31/., Pfd. lleuwerth pro 100 Pfd. zu erhalten haben. Diese Menge von Nährstollen ist aber eine durchaus ungenügende für solche Kühe, die reichlich Milch produciren; es ist ja erwiesen, dass bei den Kühen, welche eine bedeutende Menge von Sloll produciren, 4 Pfd. und darüber gereicht
|
i' \
|
|||
|
-:raquo;
|
||||
|
#9632;: :
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
94
|
Haltung, Wartung, PUUerüng und
|
|||
|
|
||||
|
|
werden müssen, wenn sie nicht in ihrein guten Kiniilnungszuslande zurück-gehen, sondern nui' erhalten werden sollen.
Üie Ueuwcrliisbei'fclnuingen- ruhen nuf einem sehr seliwaehen Fundament, und können bei der Berechnung der .Niihi'slolVinengeii die zu einer bestimmten Production dem Thiere gereicht werden müssen, nicht zur Ver-wenduiiii gelangen. Die Heuwerthe sind berechnet nach den Ergebnissen der cliemisehen Analyse, durch die wir bei dem lasher ühliehen Verlahren zur Ermittelung der einzelnen Bestandtbeile dai'Uber meistentheils im Unklaren geblieben sind, wie sieh die einzelnen aufgeführten Bestandtneile zum Ernährungsprocesse verhalten, ob es Körper sind, die in den Saiten der Verdauungsorgane eine Lösung erhalten, oder nieht. Es ist mithin bei der Berechnung des Werthes darauf, ob die Stoffe sammllich der Art sind, dass dieselben durch die Verdauung dem Organismus einverleibt werden können, nicht Rücksicht genommen worden, und endlich hat man das Individuelle, die Verzehrenden, durchaus nicht in Berechnung gezogen. Dieser wesentliche Factor ist bei der Mehrzahl der in den Zusainmenstellungen der ana-lyliseheii Ergebnisse aufgeführten Daten vollständig ignorirt worden. Nur in den sogenannten Äequivalenten—Tabellen aus früherer Zeit ist auf die Verzehrenden, und zwar auf diese nur allein, die imthwendige Rücksicht genommen worden, wogegen die chemische öhtersuchung der zur Verfötterung verwendeten Nahrungsniitte] nieht zur Ausführung gekommen ist. .Mithin können, wie leicht einzusehen, diese Tabellen der Berechnung von Fülter-werthen nicht zu Grunde gelegt werden.
Es werden nur solche Zusammenstellungen der Futterwerthe von Nahrungsmitteln zur Ürientirung zu verwenden sein, mithin etwas Nutzen gewähren, wo die aufgeführten Daten ersehen lassen, welche Stolle die chemische Analyse im Allgemeiiu-n darin ermittelt hat, und welche von diesen solche sind, die duteh die Verdauungsorgane aufgeschlossen und dem Blute zuge-l'ührl werden können. Die Art und Weise, wie bisher die Analysen angefertigt sind, wobei durch Verbrennung der Futterstoffe der Sliekstollgebalt ermitlelt und aus diesem durch .Multiplication mit (),2ö die eiweisshaltigen Substanzen berechnet wurden, wo femer zur Ermittlung des Kohlenhydrat-gehalts der als Holzfaser angesehene Substanzrest von den .stickstolllosen Bestandlheilen abgezogen, oder dieser durch die Elementaraaalyse bestimmt wird, ist zur Herstellung von derartigen ürientirungs - Tabellen nicht genügend. Es ist mitbin durchaus nothwendig, dass die verschiedenen in den Nahrungsmitteln enthaltenen Stolle einzeln dargestellt und chemisch sowohl wie physiologisch geprüft werden; durch die letztere Prüfung würde der Nabrelleel festgestellt werden können. Fm Miltelw erlhe zu erhalten genüg! es nun nicbl, von jedem Futtermittel eine auf die oben angegebene Weise ausgeführte Untersuchung anzustellen, vielmehr müssen zur Feststellung dieser viele von ein und demselben , aber in den verschiedensten
|
|||
|
|
||||
|
|
||||
|
Zucht der Milohkülie.
|
95
|
|||
|
|
||||
|
Gegenden gewonnenen FutU-rmiltelAiiiilysfn elc. geferligl werden. Die bisher veiötl'eiitlichlenAii;iiy.sen dieser Körper lassen schon denduh erkennen, welche bedeutende Schwankungen in der Menge der einzelnen Bestandtheile der FutleriniUel vorkonunen; Wahrscheinlich werden sich ebenso bedeutende .Schwankungen in der Hescliallenheit der in den Futlerstotlen enthaltenen Nährstoffe erweisen lassen, wenn dahingehende Untersuchungen angestellt werden.
Ininier weiden, wenn auch durch eine grosse Zahl von L'nteisuchiuigeri Mittelwertbe ermittelt worden sind, die Übersichtlich zusammengestellteii Daten im Grossen und Ganzen nur zur Oiienlirung verwendet werden können. Zur richtigen Bezeichnung für derartige Zusammenstellungen ist, um vor Tiiuscbungcn zu schützen, statt des Namens Futterwerths- oder Aequi-valenten-Tabellen Orientirungs-Tabellen zu wühlen. Immer werden die Landwirthe erst zu erforschen haben, wie der Effect einer nach jenen Tabellen ausgeführten Fütterung sich herausstellte.
Immerhin wird sich das verssehrende Individuum auch dann noch als ein Hauplfactor zur Feststellung des Eflectes des Naliiungsniittels gellend machen, da der Effect nicht bei allen Individuen ein gleicher ist; es wird daher bei einem Wechsel in den Futtermitteln die Gontrole über den Effect bei allen den Kühen, die die FutleriuiUelniischung erhalten. Stall haben müssen;
Bis dergleichen Tabellen zur Verfügung stehen, dürfte das bei den Pferden übliche Verfahren, wo nie nach Heuwerth, sondern nach der an die Pferde gestellten Anforderung, Fullerarl und Futtercjuanlum bemessen wird, sich auch bei den Kindern empfehlen. Wir wissen, dass die Pferde bei reiner Heiitülteiung sich wohl erhallen können, vorausgesetzt, dass das Heu gut ist, dass sie aller hierbei nicht den Grad von Kräftigkeit erlangen, den sie zur Verrichtung seihst nur massig anstrengender Arbeilen bedürfen. Es bat hier also gar keinen Sinn Berechnungen nach Heuwerth aufzustellen. Aehulich wie die Pferde haben wir die Zugochsen zu behandeln und auch dort wird, wenn rationell verfahren wird, das Futter nicht nach Heuwerth, sondern nach der an sie gestellten Anforderung geregell, ihnen Kraftfutter verabreicht. Die Milcliprodiiction, die Erzeugung von Fell sind auch Leistungen, zu welchen durchaus dieselben Nährstoffe vom Körper beansprucht werden, wie von dem Körper der Thiere, die Arbeil zu leisten haben. Daher eignet sieb das bei solchen Thieren beobachtete Verfahren auch für die der Production von Milch etc. wegen aufgestellten Kühe. Wir sehen, dass die Besitzer, welche eine genaue Gentrele über die von ihnen der Production von Milch wegen gehaltenen Kühe ausüben, und nach den lleuwerlhsUibellen Fultermischungen hergerichtet hatten, die durchaus nicht den Anforderungen entsprachen , in der Bestimmung der Art und der Menge der zu verabreichenden FutterstoHe sich des bei den Pferden üblichen Verfahrens
|
|
|||
|
|
||||
|
|
||||
|
90
|
Haltung, Wartung, Fütterung und
|
|||
|
|
||||
|
I
|
bedienen, und nur von der Quantität des Kiaflfutlers, welches sie ihren Kühen verabreichen, sprechen. Das Volumengebende der Nahrung, bestehend in Strohhäcksel, odor einem Gemisch von Stroh und Heu, wird, da hierin nur geringe Schwankungen, bedingt durch die geringere oder grösscre Menge von Heu, die gegeben werden kann, bestehen, hierbei als etwas Feststehendes nicht erwähnt.
Die Qualität und Quantität der den Kühen gereichten Nahrung rnuss der Art sein, dass bei der reichlichsten Production von Milch keine Abnahme des Körpergewichtes erfolgt. Jede Verminderung des Körpergewichtes würde das Mangelhafte der Nahrung nachweisen. Das Beste ist, dass die Kühe selbst auf der Höhe der Lactation eine ständige kleine Zunahme, wenn auch nur eine unbedeutende, des Kürpergewichtes in nicht lang zu bemessenden Zwischenräumen wahrnehmen lassen; hierdurch würde dargethaa, dass trotz der reichlichsten iVoduclion von Milch säinmtlichc Theile des Körpers diejenigen Stoffe erhalten, die sie zu ihrer Erhaltung und Fortbildiuig bedürfen. Derartige Prüfungen des Körpergewichts werden sehr zweckmässig von 8 zu 8 oder von I 4 zu I i Tagen vorgenommen.
Um einer Verschwendung von Flitterstollen vorzubeugen ist eine Controle über die Erträge zu führen; die producirlen Stolle müssen stets im Einklang stehen mit den verabreichten Futtermitteln. Es ist daher nicht ein für alle Mal die Quantität des Kraftfutters festzustellen, sondern stets nach dem Erfolge zu regeln, auf diese Weise wird das Zuviel oder Zuwenig leicht ermittelt werden.
Die Futterstoffe, welche als Kraftfutter verwendet werden können, sind die Früchte der Gramineen etc. oder einige der als Fabrikationsrückstande bekannten Stolle, wie Oelkuchen , Kleie etc. In wiefern die ersteren die Samen der Gramineen und Leguminosen, oder die letzteren zur Verwendung gelangen können, darüber hat der Preis und der Gehalt an den zur Production verwendbaren Slotren, welche die verschiedenen Futtermittel besitzen den Ausschlag zu geben. In der Mehrzahl der Fälle sind die Fabrikationsrück— stände an und für sich wohIfeilei-als die Samen der Gelreidearten, sie sind ausserdem auch reicher an Nährstollen. Das Verfüttern des Getreides wird dadurch etwas vertheuert, dass wir gezwungen sind, die Körner zu zerkleinern, denn unzerquetscht bieten sie für die Binderein schlechtes Füttermitte], da ein sehr grosser Theil anzerkleinert, und daher fast ungenutzt durch die Verdauungsemgeweide hindurchgeht. Wir sehen dies bei der Verabreichung von Kaff und Ueberkehricht; worden diese Stoffe den Kühen gegeben, so linden wir in dem Kothe die anzerkleinerten Körner wieder, der Eutterwerth, der lediglich in den darin enthaltenen ganzen Körnern liegt, ist daher, da diese fast ungenutzt durch den Verdauungsapparat gehen, gleich Null.
Von den Fabrikationsrückständen ist z. B. die Kleie ein Futterstoff, welcher nicht nur reicher an Nährstoff ist, wie die Samen, von denen er stammt.
|
|||
|
|
||||
|
|
||||
|
Zuclit der Milchkühe.
|
97
|
|||
|
|
||||
|
und die der Leguminosen, sondern sie ist auch in einer solchen Form im Handel,'die keine Zerkleinerung elc. erfordert, so dass sie den Kühen so wie sie von den Mühlen kommt, verfüttert werden kann. Sie ist somit ein geeignetes und wohlfeileres Futtermittel als die Körner. Ferner sind die Leinkuchen, Baumwollensamenkuchen, Mohnkuchen u. a. m. Nahrungsmittel, welche nicht nur wohlfeiler, sondern auch nährstoffreicher als die Getreidearten sind, und daher auch letzteren vorgezogen werden müssen.
In pecuniiirer Beziehung kommen die Rückstände, welche bei der Grau-peubereitung gewonnen werden. der Kleie von Roggen und Weizen ziemlich gleich, ferner auch ein Theil der Haferkleie, welche bei der Hafergrützbereitung und zwar bei der Schälung des von der ausseien Hülle befreiten Kornes erhallen werden. Auch die beim Reisschälen abfallende Kleie ist ganz gut mit Kühen zu venverthen, ferner ein Theil der Hirsekleie. Von allen Kleienarten steht jedoch die Roggenkleie als die an protelnhaltenden Stoffen reichste oben an. Diejenige Kleie ist als die beste zu betrachten, die die grössle Menge der Samenhüllen besitzt, und welche am feinsten zerkleinert ist. Je gröber die Kleie und je mehr Stärkemehl sie enthält, um so weniger wird sie den Ansprüchen, die wir an sie stellen müssen, entsprechen. Eine höhere Ausnutzung der Kleie wird durch Zubereitung derselben erzielt, eine Zubereitung, durch welche wir die Proteinstoffe den Verdauungssäften leichter zugänglich machen. Diese Zubereitung besieht nicht in einem Kochen der Kleien, hierdurch würden wir zwar das Stärkemehl leichter aufschliess-bar machen, die Proteinkörper würden jedoch in einen Zustand übergeführt werden, in welchem sie schwerer löslich sind. Die Vorbereitungen sollen ober das Gegentheil von dem letzteren bezwecken. Durch den Process des Mahlens werden die Körner sehr erhitzt und verlieren eine bedeutende Menge von Feuchtigkeit, die sie beim gewöhnlichen Lagern dieser Körper nicht wieder vollständig aufnehmen, vor allem werden hierbei die den Kleber enthaltenden dicht unter der Epidermis gelegenen Zellenreihen betroffen. Die in diesen Zellen gelegenen Stoffe finden wir ziemlich fest und daher den Säften der Verdauungsorgane schwer zugänglich. Wir haben, um dieses llinder-niss zu entfernen die Kleie einer Rehandlung zu unterwerfen, durch welche die Zellenmembranen permeabler gemacht und diesen Gelegenheit gegeben wird, Flüssigkeit durch sich hindurch in die Zellen eintreten zu lassen , eine Vornahme, vermittelst welcher die in ihnen befindlichen Protoplasmamassen mit Flüssigkeit sich durchtränken können, und einen Theil ihres Inhalts nach aussen treten lassen. Diese Vorgänge, die durch die sogenannte Osmose herbeigeführt werden, kann man durch solche Körper, welche besonders diese begünstigend wirken, eintreten lassen. Als solche Substanzen sind bekannt die kohlensauren Alkalien, femer das Köchsalz und andere; bringen wir Lösungen, jedoch nur schwache, etwa 1 — 2% enthaltende Lösungen dieser mit der Kleie während einiger Zeit in Berührung, so wird die Kleie dahin
Fü rs ten her g, Milchdrüsen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7
|
' ;
|
|||
|
#9632;, 1
|
||||
|
V'
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
98
|
Haltung;, Wartung, Fütlerung und
|
|||
|
|
||||
|
IP
|
verändert, dass die in ihr enthaltenen Nährstoffe löslicher, d. h. den Verdauungssäften leichter zugänglich gemacht werden. Die Kleie vermehrt durch die Aufnahme solcher Salzlösungen ihr Yolumen um ein bedeutendes.
Weniger gut sind die wirkliche Nahrungsmittel bildenden Oelkuchen. Abgesehen von der schworen Aufschliessbarkeit der ProteTnverbindungen solcher Kuchen, die unter Anwendung von Hitze zur Gewinnung des Oeles producirt werden , sind die prote'i'nfreien Körper der Art, dass sie viel später in das Blut gelangen, als die Zuckerarten und Amylaceen. Dadurch, dass die Oele viel später wie der grosste Theil der Proteinverbindungen in das Blut gelangen, wird namentlich der zuerst eintretende Theil derselben nicht für die Sloffproduction hergerichtet, sondern erliegt der Einwirkung des Ozons. Erst nachdem das Oel der Kuchen in das Blut übergeliihrt ist, wirkt dieses, da es eine grossere Verwandtschaft zum Sauersloff hat, ableitend, und hindert die Vernichtung des übrigen Theiles der Proteinstofle, die, da sie nicht mehr zu Respirationszwecken verbraucht werden, der Ernährung der Körpertheilc dienen können.
Nicht besonders geeignet zur Production von Milch sind die Wurzeln, Knollen und die Grünfulterarten. Neben der grossen Menge von Wasser, sind in ihnen die Proteinverbindungen in der von den Kühen zu verzehrenden Quantität selten in solcher Menge vorhanden, dass Stoffe in genügender Menge producirt werden können. Ausser den Marsch- und Niederums-Gegenden werden wenige Bezirke Grünfutlerstoffe produciren, mit welclien gewinnbringend Stoffe erzeugt werden können. Die Futterkräuter, wie Klee u. A. sowohl, wie die Wurzelgewächse u. dgl. werden , da sie nicht genügende Mengen von Nährstoffen enthalten durch die Kosten der Herstellung etc. theurerwie die angeführten FabricationsrUckslände. sie werden es um so mehr, als ein Zusatz von diesen erst die Herstellung eines Futters bewirkt, wie es bei reichlicher lohnender Production den Kühen gereicht werden muss.
Von den Knollen sind die Kartoffeln diejenigen, welche, mit Kleie dargereicht, sich als am vorzüglichsten für die Stoffproduction geeignet, herausgestellt haben; die Verfütterung liefert aber nur dann gute Resultate, wenn die Kartoffeln gedämpft oder gekocht zur Verwendung gelangen; roh verfüttert leisten sie sehr wenig.
Von den Wurzelgewächsen würden die Zucker enthaltenden diejenigen sein, welche mit den genannten, Proteinstoffe in reichlicher Menge bergenden Fabricationsrückständen zu verabreichen sind. Bei diesen treten einestheils das Volumen , anderntheils die schwefelhaltigen Bestandtheile, z. B. bei den Kohlrüben, der Verabreichung hindernd in den Weg.
Wie eben dargethan sind von den Grünfutterarten wenige geeignet die Fabricationsrückständc, die Samen der Gramineen etc. bei der Stoffproduction zu ersetzen. Stets sind von ihnen zu bedeutende Mengen zur Sättigung der Kühe erforderlich, deren Aufnahme Nachtheile im Gefolge hat, die wir bereits
|
|||
|
i
|
||||
|
I t
i
|
||||
|
|
||||
|
|
||||||
|
Zucht der Milchkühe.
|
99
|
|||||
|
|
||||||
|
besprochen haben. Da die Herbeischaffung der Grünfutter theurer ist als die Werbung zu Heu, ausserdem auch noch andere, durch den Wechsel des Futters, durch die Wirkung, die sie auf Magen und Danncanal hervorbringen, hervorgerufene Nachtheile hiennil verknüpft sind, so ist es das Zweckmässigste sich auf Verfütlcrung grüner und saftiger Futterstoffe nicht einzulassen. 1st man gezwungen grüne Futterkräuter zur Ernährung der Kühe zu verwenden, so bleibt, wenn die durch die zu starke Füllung des Magens herbeigeführten Nachtheile nicht eintreten sollen, weiter nichts übrig, als nicht zu viel von diesen Futtermitteln darzureichen, und das Fehlende durch Verabreichung von starknährenden Körpern zu ergänzen. Soll nun nicht Verdauungsstörung durch Gährung des Mageninhaltes eintreten, so werden wir zur Hervorbringung des geeigneten Futters nicht Schrot von Getreidesamen, sondern Kleie und dergleichen Stoße zu verwenden haben. Es wird dann das Grünfutler hauptsächlich als volumengebender Futterstoff in Betracht zu ziehen sein. Empfehlenswerther bleibt es aber stets diese Futtermittel zu Heu zu werben und als solches zu verfüttern.
Wir haben nun noch der anorganischen Stoffe zu gedenken , welche die Kühe erbalten müssen, sollen sie nicht bei sehr reichlicher Milchproduction in Krn kheiten. die das Leben derselben in Gefahr bringen, verfallen. Sehr stark ist der Verbrauch von einzelnen dieser Stoffe, wenn die Kühe neben der Absonderung grosser Quantitäten Milch auch für die Ausbildung eines Fötus im Uterus Sorge zu tragen haben; erhalten die Thiere dann nicht die nothwendigen Stoffe in ihrem dargereichten Futter, so leidet der Körper der Kühe sehr. Der rnastige Zustand, in welchem sich diese zuweilen befinden schützt durchaus nicht vor den durch die Entziehung jener hervorgerufenen Leiden. So haben wir bei einer sehr grossen Zahl von sehr guten, auf dem Stalle gehaltenen Milchkühen, trotz dem sie sich in einem FuUerzustande befanden, der nichts zu wünschen übrig liess, die Zeichen, welche einen Mangel an Blut bekundeten, wahrgenommen. Mit geringen Ausnahmen zeigten die Kühe einen kleinen weichen, oft welligen Puls, starke Herz-palpitationen, Venengeräusche in der Jugularis, Venenpuls, schwache Hothung der Schleimhaut der Nase und des Maules etc. Es tritt diese Anämie besonders stark bei den tragenden Thieren auf, sie nimmt mit dem Fortschreiten in der Entwickelung des Fötus an Intensität zu. Entschieden leiden die Thiere hier Mangel an solchen Stoffen, die zur Blutbereitung noth-wendig sind, und macht sich hier von den anorganischen Stoffen der Mangel an Eisen besonders geltend; wir müssen in diesen Fällen darauf achten, dass die Kühe diese Stoffe in der Nahrung in solcher Menge erhalten, wie der Verbrauch es gebietet.
Die Nachtheile, die der anämische Zustand von Milchkühen herbeiführt treffen in einem niederen Grade den Fötus, im höheren das Mutlerthier; wir sehen ihn recht augenscheinlich hervortreten beim Gebär- oder Puerperal-
7*
|
|
I
|
|
|||
|
|
||||||
|
f
|
||||||
|
i
|
||||||
|
S .'
|
||||||
|
|
||||||
|
|
|||
|
100
|
Haltung, Wartung, Fütterung und
|
||
|
|
|||
|
fieber. Bekanntlich richtet diese Krankheit unter den auf dein Stalle gehaltenen Kühen, trotz einer sehr guten Ernährung oft bedeutenden Schaden an. Wir sehen, dass Kühe, die in dem vorzüglichsten, ja mastigsten Ernährungszustande sich befinden, gemeinhin am heftigsten von dieser Krankheit ergriffen werden, und derselben erliegen ; oft rafft dieses Leiden, das zuweilen bald, zuweilen erst einige Tage nach dem Austritt des Kalbes sich einstellt, in sehr kurzer Zeit die Kühe hin, es hat der Collapsus so schnell und in einem so bedeutenden Grude statt, dass nur wenige Stunden nach dem Hervortreten des ersten Symptome bis zum Ableben der Individuen verstreichen. Ziehen wir die oft sehr bedeutende Anämie, die ja durch den beim Geburtsacte stalthabenden Blutverlust noch mehr gesteigert wird in Betracht, so kann die Heftigkeit des Leidens nicht befremden. Soll dieser Nachtheil, welchen die Anämie herbeiführt von den Kühen fern gehallen werden, so muss man darauf achten, dass dem Thiere nicht die Stoffe in der Nahrung fehlen, welche zur Blutbereitung zur Verwendung gelangen. Namentlich muss immer für eine hinreichende Menge Eisen in der Nahrung Sorge gelragen werden.
Die Salze der alkalischen Erdmetalle, des Calciums und des Magnesiums, sind von den anorganischen Körpern diejenigen, deren die Kühe in grosser Menge bedürfen. Wie gross die Quantität, welche dem Körper zugeführt, sein muss, ist leicht ersichtlich aus der aus dem Körper mit der Milch austretenden Menge; die mitgetheilten Analysen lassen die Masse dieser Stoffe, welche mit dem Secrete der Milchdrüsen nach aussen treten , sehr leicht erkennen. Wir haben aber bei den tragenden Kühen noch einen anderen Vorgang in einem anderen Organe, welcher bedeutende Mengen dieser Stoffe aus dem Blule entfernt, dies ist der der Bildung des Fötus im Uterus. Das in diesem sich entwickelnde junge Thier bedarf zur Ileirichlung der Skelettheile grosser Quantitäten Kalk- und Magnesiasalze, besonders vom sechsten Monate seines Uterinlebens an. Von dieser Zeit an nimmt der Fötus bedeutend an Grössc zu, ausserdem verknöchert der grösste Theil des Skelets sehr schnell und bedarf hierzu jener Erdsalze. In der Begel nimmt die Quantität der secernirten Milch in dieser Periode schnell ab und die Drüsen verbrauchen dann hiervon geringere Mengen. Immerhin aber ist die Menge, welche der Körper verbraucht eine ganz bedeutende, und die Mutterlhiere leiden sehr, wenn nicht die dem Bedarf entsprechenden Erdsalzmengen in der Nahrung enthalten sind. Ein Mangel an diesen Stoffen in der Nahrung im Verein mit einer schlechten Ernährung im Allgemeinen giebt die Veranlassung zum Auftreten der sogenannten Knochenbrüchigkeit.
Aussei- den Salzen der Erden muss die Nahrung auch bestimmte Mengen der Salze der Alkalien enthalten ; von besonderer Wichtigkeit sind die Natronsalze, die zu den verschiedensten Zwecken im Körper verwendet werden. Der Theil dieser Salze, der nach aussen geführt wird durch die Milch etc., muss ersetzt werden; es wird nicht nur das Chlomatrium, sondern auch koh-
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
#9632; im %
|
|||
|
|
|||
|
Zucht der Milchkühe.
|
|||
|
|
|||
|
lensaures Natron in nicht unbedeutenden Mengen vom Körper beansprucht, ebenso auch Kalisalze; für den Ersatz dieser Salze ist daher zu sorgen.
Ein nicht unbedeutender Theil dieser anorganischen Nährstoffe wird dem Körper im Trinkwasser zugeführt. Es müssen theils aus diesem Grunde, theils weil nur zu leicht schädlich auf den Körper einwirkende Substanzen durch dasselbe zur Aufnahme gelangen können, die Bestandtheilc desselben einer genauen Untersuchung unterworfen werden. Das quot;NVasser ist ein ebenso wichtiger und nothwendiger Nährstoff, wie irgend einer der vorher angeführten. Der Köi-per braucht ständig bedeutende Quantitäten hiervon, die durch die Excretionen wieder fortgeschafft werden. Es erträgt der Köiper viel länger den Mangel an festen Nährstoffen, als den an Wasser. Den Kühen wird in der Regel der grössle Theil des ihnen nölhigen Wassers mit den festen Futterstoffen gemischt dargereicht, selten wird etwas reines Trinkwasser gegeben.
Die den Kühen zu verabfolgende Menge Flüssigkeit lässl sich im Allgemeinen nicht bestimmen, sie richtet sich nach den Futterstoffen, welche sie erhalten , ferner nach der Menge Milch, welche die Milchdrüsen absondern, nach der Jahreszeit und dergleichen. Man hat das Wasser, welches zur üerrichtung des Gesöffes und zum Trinken den Kühen gegeben wird stets auf seine Reinheit zu untersuchen. Nie darf es organische, in der Zersetzung begriffene Stoffe enthalten, denn Nichts wirkt nachtheiliger auf den Organismus als ein faulende Stoffe bergendes Wasser; die durch Genuss eines solchen hervorgerufenen Krankheiten sind meist solche, die schwer zu bekämpfen sind, und denen die Thiere erliegen.
Wir fahrten weiter vorn aus, class die Nahrungsmittel der Rinder in Anbetracht der Beschaffenheit ihrer Verdauungsorgano ein gewisses Volumen besitzen müssen; wir machten ferner darauf aufmerksam, dass die Ausnutzung der Nährstoffe mit der Zunahme des Volumens der zu verzehrenden Nahrungsmittel eine unvollständige wird. Dies hat dann statt, wenn, wie es gewöhnlich geschieht, die verschiedenen zu verabreichenden Futterstoffe unter einander gemischt werden. Es fragt sich nun, giebt es kein Verfahren durch welches die Ausnutzung der Futterstoffe, namentlich die der intensiven Nahrungsmittel sicher herbeigeführt wird ?
Diese Frage ist unbedingt zu bejahen. Das Verfahren, wlaquo;lches wir zu einer so vollständig als möglichen Ausnutzung der Nährstoffe zu beobachten haben, ergiebt die Beschaffenheit und Function des Magens. Wir wissen, dass, wenn die Thiere voluminöse Futterstoffe aufnehmen, die hieraus gebildeten grossen Rissen zunächst in den Pansen, dass hingegen die aus fein zerkleinerten Stoffen bestehenden Rissen direct von dem Schlund in die dritte Magenabtheilung, in das Psalterium, gelangen und von hier nach Verlauf einer bestimmten Zeit in den Labmagen eintreten.
Das Äufschliessen der in dem Kraftfutter enthaltenen stickstoffhaltigen
|
I
1
|
||
|
•Hi
|
|||
|
|
|||
|
|
||||
|
102
|
Haltung, Wartung, Fütterung und
|
|||
|
|
||||
|
w
|
Niihislofle *rfolgt im Labmagen. Je weniger unverdauliche Stoffe nüt den intensiven \ohrungsmiUeln in denselben gelangen, um so leichter werden sie vom Magensaft in der Menge durchdrungen, dass eine vollständige Lösung derselben erfolgt, und sie so dem Blute zugeführt werden können.
Geben wir nun den Kühen das Kraftfutter ohne voluminöse Stoffe , also ohne Häcksel etc. und in einem Zustande, der das Bilden grosser Bissen nicht zulässt. so werden diese Stoffe nach dem Verschlingen sofort in das Psal-terium geführt und bald in den Labmagen gelangen.
Wir werden dem zufolge fein zerkleinertes Kraftfutter entweder trocken oder zu einem massig steifen Brei angerührt den Kühen vorzulegen haben. Die letztere Form dürfte sich am meisten empfehlen, sie ergiebt sich von seihst, wenn wir die Futtermittel zubereitet verfüttern.
An die Aufnahme des Kraftfutters ohne volumengebende Stoffe gewöhnen sich die Kühe sehr bald, und nehmen dasselbe sehr gern, wovon wir uns zu überzeugen Gelegenheit gehabt haben, lu geeigneten Zwischenzeiten #9632;wird ihnen dann Hauhfutler vorgelegt.
Von Wichtigkeit für das Gedeihen derThiere, so wie für die gehörige Ausnutzung der in den Futterstoffen enthaltenen Nährstoffe ist das Innehalten bestimmter Futterzeiten; durch eine richtige Yertheilung dieser wird man Alles das von den Kühen entfernt halten können, was der Producirung der Milch hindernd in den Weg treten kann. Vor allem ist darauf zu sehen, dass die Thiere nicht zu den Zeiten aufgeregt werden, wo die in den Magen quot;eluhrten Futterstoffe durch Einwirkung der Yerdauungssäfte gelöst und angeeignet werden sollen, welches letzlere nur hei einem vollkommen ruhigen Verhalten der Thiere statthaben kann. Es müssen dem zufolge die Thiere in den zwischen den einzelnen Fütterzeiteu gelegenen Zeiträumen durch Mehls in dem Pflegen der Ruhe gestört werden. Alle Vornahmen. die die Thiere beunruhigen , müssen in der Zeit der Futleraufnahme zur Ausfübrung kommen, wie das Melken, Putzen etc. Ausscrdem, dass die Thiere nur mangelhaft die Stoffe sich anzueignen im Stande sind, wenn sie in dem zwischen den Fütlerzeiten gelegenen Zeiträume beunruhigt werden, hat auch durch die Beunruhigung der Kühe ein Verlust an Bildungsraatcrial statt, welches zu der Verrichtung der verschiedenen Organe verbraucht wird. In dem Maasse. wie *lieses stattfindet, wird aber den llilchdrüsen das Material zur Herrichtung des Secretes entzogen . und so eine Einbusse an Milch herbeigeführt.
Es dürfte ferner noch in Beträcht kommen , dass ein grösseres Quantum Milch von den Kühen bei dem dreimaligen Melken derselben erzielt wird, als bei dem von Einzelnen beliebten zweimaligen Melken. Für diese Annahme sprechen sowohl die hierüber angestellten Versuche , wie der physiologische Vorgang der Secretbildung und normalen Entfernung des Secretes bei dem natürlichen Verhalten der Thiere. wo die jungen Thiere nach Bedürfniss die
|
|||
|
I
|
||||
|
|
||||
|
m
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
Zucht der Milchkühe.
|
103
|
|||
|
|
||||
|
Milch öfter dem Euter der Mutter entziehen als zwei'Mal im Tage. Tragen wir dem Letzteren Rechnung und verfahren hiernach, so hätten wir das Melken vielleicht vier Mal auszuführen. Diese Vornahme würde jedoch wenig Nutzen gewähren, da die Ruhe der Thiere zu sehr gestört würde. Der lange Zeitraum, der bei zweimaligem Melken zwischen Morgen und Abend verstreicht, ist geeignet den Lymphgefässen Gelegenheit zu geben einen nicht unbedeutenden Thoil der in den Gängen und der Cyslerne enthaltenen Milch aufzunehmen und dem Blute wieder zuzuführen. Letztere Ursache wird auch wohl dazu beitragen, dass die Milehmenge bei zweimaligem Melken eine geringere ist, als bei dem drei Mal ausgeführten.
Unter Berücksichtigung dieser Momente, vor Allem unter Beobachtung des Vorganges der Verdauung, werden die Fütterzciten leicht zu roguliren sein. Als das Zweckmässigste haben sich 3 Fütterzeiten, auf 24 Stunden vertheilt, erwiesen, und zwar wird hiervon die eine des Morgens früh, die zweite des Mittags und die dritte des Abends zu halten sein. Die Kühe bedürfen, obsebon sie sehr gierig ihre Nahrungsmittel aufnehmen, doch mindestens I !;.gt;—- Stunden zur jedesmaligen Aufnahme der zur Sättigung noth-wendigen FutterstotYe: je nach der Art der Futterstoffe wird der Zeitraum ein verschiedener sein, den sie hierzu verwenden. Je mehr Rauhfutter sie erhalten, um so mehr Zeit erfordert die Aufnahme, je mehr Kraftfutter die Nahrung enthält, tun so kürzere Zeit wird beansprucht. Nach geschehener Aufnahme pflögen die Kühe der Ruhe , um zunächst das Wiederkäuen gehörig ausführen zu können.
Wenn nun auch das Wiederkäuen von den Wiederkäuern mit einem gewissen Wohlbehagen, und anscheinend im Ilalbschlafc ausgeführt wird, so sind hierbei doch eine nicht unbedeutende Zahl von Körpertheilen in Thä-tigkeit, so dass von einer vollständigen Ruhe nicht die Rede sein kann: ganz ruliig, schlafend verhalten sich die Thiere erst nach beendetem Wiederkäuen, und diese Ruhe muss ihnen unter allen Umständen nach Vollendung desselben gewährt werden. Den Zeitpunct. wenn sie ihre Siesta beendet, geben sie, vorausgesetzt, dass sie durch nichts hierin gestört werden, selbst durch das Erheben vom Lager und den Begehr nach Futter zu erkennen.
Das Melken wird in der Zeit. während welcher sie das Futter aufnehmen, ausgeführt, ferner ist es zweckmässig, zu dieser Zeit die Reinigung der Haut, die Reinigung des Stalles , llerrichtung des Lagers , kurz Alles das vorzunehmen, durch das die Ruhe der Thiere in irgend einer Weise gestört werden könnte. Am meisten Zeil erfordert die Reinigung der Haut, wenn diese durch gute Bürsten herbeigeführt wird. Je nach der Zahl der Kühe und der hiezu verwendeten Leute wird bald eine, bald mehrere Fütterzeiten zur Ausführung des Büistens nothwendig sein; nie darf dies während der zum Pflegen der Ruhe bestimmten Zeit zur Ausführung kommen.
Sehr wichtig für das gute Gedeihen der Kühe ist die Beschaftenheit des
|
|
|||
|
i
#9632;#9632;#9632;#9632;,#9632; 'quot;r.'t
|
||||
|
m
|
||||
|
|
||||
|
|
|||
|
104
|
Haltung, Wartung, Füllerang und
|
||
|
|
|||
|
Raumes, in welchem sie untergebracht sind. Leider finden wir nur noch zu häufig höchst mangelhaft beschaffene Rindviehställe, Räume, die in keiner Beziehung selbst den geringsten Ansprüchen genügen. Ein guter Kuhslall muss hoch, luftig und bei guter Yentilation ohne Zug sein. Es muss der abgesetzte Harn schnell aus dem Stallraume zu entfernen sein, um nicht die durch seine Entmischung, die sehr bald nach dem Absetzen eintritt, frei werdenden Gase den Stall erfüllen zu lassen; dem zufolge muss der Fuss-boden von einem Material gefertigt sein, welches eine ebene, den Abfluss zulassende Oberfläche herzustellen gestattet. Die Abgrenzung des Stalles oben gegen den Bodenraum muss eine so dichte sein , dass nichts von den Ausdünstungen in die über dem Stalle befmdlicben Futtervorräthe dringen kann. Die Ventilation wird durch Fenster, Thüren und ganz besonders durch sogenannte Dunslschornsteine oder Dunstrohren vermittelt, daher muss für eine zweckmässige Einrichtung, Grosse und Verlheiluug der genannten Gegenstände Sorge getragen werden.
Der Raum, welchen die Thiere erhalten, muss so gross sein, dass die Rühe bequem liegen können. Die Entfernung zwischen den Reihen ist so breit zu machen, dass man, ohne Gefahr zu laufen, beschmutzt oder geschlagen zu werden, zwischen diesen hin und her gehen kann. Die Krippen können nur dann als den Anforderungen entsprechend betrachtet werden, wenn sie eine leichte Aufnahme der den Kühen vorgelegten Nahrung zulassen. In Anbetracht der aufgeführten Requisiten für einen guten Kuhslall, würde die Hohe desselben je nachdem eine grössere oder kleinere Zahl von Kühen darin un— tercebracht werden soll, 12 —14 Fuss zu betrasen haben. Der Fussboden wird am zweckmässigsten aus hartgebrannten Backsteinen, welche flach neben einander auf den feslgestainpflen Fussboden gelegt und mit Cement gefügt und übergössen werden, so dass kein Harn in die Tiefe dringen kann, hergerichtet. Das verwerflichste Material zur Befestigung des Fusshodens sind die Feldsteine , [nicht nur , dass sie zu Quetschungen der verschiedenen Körpertheile Veranlassung geben, sondern sie gestatten, da sie nicht eng zu verbinden sind wie die Backsteine, dem Harne in den Untergrund zu gelan-cen und seben. da der Harn sich zersetzt. eine ständige Quelle der Gasent-wickelung ab, so dass in einem Stalle mit solchem Fussboden auch selbst hei sehr gut durchgeführter Ventilation stets eine mit den Zersetzungspro-duclen des Harnes erfüllte Luft vorhanden ist. Die Reinigung derartig gepflasterter Ställe ist stets eine höchst schwierige, wenn sie gründlich ausgeführt werden soll, wird sie nicht gründlich vollzogen, so bleibt ein Theil der Fäces in den Fugen zurück und trägt durch seine Zersetzung zur Ver-uiehrung der gasigen Bestandtheile der Luft bei; in einem solchen Kuhstalle linden wir dann eine Luft, die die Geruchsorgane etc. ähnlich afficirt, wie die in einem Pferdestalle.
Ein besonderes Augenmerk ist auf die Neigung des Fussbodens zu richten;
|
|||
|
|
|||
|
|
|||||
|
Zucht der Milchkühe.
|
105
|
||||
|
|
|||||
|
gemeinhin wird dieser so schräg gelegt, dass auf 8 —quot;9' Lange ein Fall von 4 Zoll und darüber gegeben ist. Derartig hergerichtele Fussböden sind nur von N'achtheil, da die Eingeweide noch mehr als es bei einem Fussböden ohne Neigung der Fall schon ist, nach hinten gedrängt und so ein bedeutender Druck auf den Uterus, die Scheide und auf das hintere Ende des Mastdarmes ausgeübt wird. Bei tragenden Kühen wird durch den so verstärkten Druck auf den Uterus noch ein die Tödtung des Fötus beschleunigendes Moment herbeigeführt, da der ohnehin schon bedeutende Druck, welchen der volle Pansen etc. auf das genannte Organ ausübt, sich noch vermehrt; ausser-dem wird zu Scheiden- und Mastdarmvorfällen hierdurch Veranlassung ae-geben. Gewöhnlich wird als Grund dieser bedeutenden Neigung des Fuss-bodens der hierdurch beschleunigte Abfluss des Harnes angegeben. Der Harn wird nun aber von den Kühen nach hinten und nicht nach vorn, wie von männlichen Pferden entleert, es kann mithin dieser Grund nicht als ein solcher gelten. Es muss, wenn die Thicre ein gutes Lager haben sollen der Fussböden bis zu der Stelle, wo der Harn beim Absetzen auf den Boden fällt, ohne irgend eine Neigung sein, hinter den Kühen kann dann durch eine ganz geringe Neigung desselben bis zur Mitte des Gerinnes der Harn zu einem schnellen Ablliessen veranlasst werden.
Die hinter [den Ständen verlaufenden Gerinne dürfen nicht lief sein, auch hat miin darauf zu achten, dass sie nicht von den Ständen gerade ab-geselzt, sich mithin plötzlich vertiefen. Das Zwcckmässigste ist, sie sowohl nach dem Stande, wie nach dem Gange zu allmählich ansteigen zu lassen. Die Tiefe der Gerinne an dem Ende, wo der Harn nach aussen, oder in eine Grube tritt, wird durch die Länge derselben gegeben. Diese wird eine um so geringere sein, je kürzer die Entfernung vom Anfang bis zu diesem Ende ist und je länger die Stände sind. Die Länge des Standes hat insofern einen Linduss, als bei kurzen Ständen die Faces in die Binne gelangen und den Abflugs hindern, bei längeren Ständen aber dieses den Abfluss hindernde; Moment nicht Statt hat. Zweckmässiger als offene Gerinne sind die verdeckten , welche am teichtesten aus weiten Drainrühren herzurichten sind. Die Einrichtung dieser ist folgende : Hinter jedem Stande befindet sich dort, wo das offene Gerinne nach der gewöhnlichen Art der Herrichtung des Fussbodens verlaufen würde, eine kleine mit einem Eisengitler gedeckte und mit Cement gedichtete etwa :y8 bis :!./., Quadratfuss umfassende Senkgrube oder Kasten, die mit dem unter dem Pflaster verlaufenden Drainröhrenstrang
|
^
|
||||
|
^ #9632;•;
|
ff
|
||||
|
• f
|
|||||
|
|
|||||
|
in directer Verbindung stehen. Die Drains müssen so gelegt sein, Oeffnung dieser 2 bis 3 Zoll über den Boden der Senkgrube sich befindet, um so den mit dem Harne forfgeschlämmten Düngstoffen Gelegenheit zum Senken zu geben. Durch diese Vorrichtung wird das Eindringen jener Stoffe in die Drainröhren verhindert. Der Drainstrang muss so geneigt sein nach dem Ende des Ganges zu, dass der Harn leicht abfliessen kann,
|
•. #9632;
|
||||
|
..i
|
|||||
|
|
|||||
|
|
|||
|
106
|
Haltung, Wartung, Fütterung und
|
||
|
|
|||
|
und mündet verdeckt ausserhalb des Stalles in einen geniauerlcn Jauchcn-fiiiiiz. Die besten Drains liefern die silasirlen Thonröhren, welche mit festen Muffen versehen sind. Die Gliilte der innern Oberfläche der Höhren gestattet ein Festsetzen der Düngstofle nicht so leicht, wie dies bei unglasirten Röhren der Fall ist. auch sind sie leichter durch Einbringen von Wasser zu reinigen. Die kleinen Senkgruben werden von verschiedener Tiefe sein müssen und zwar werden die flachsten am oberen, die tiefsten am unteren Ende im Drainstrange sich befinden. Diese verschiedene Tiefe ist Folge der Neigung des Röhrenstranges. Die über den Senkkasten befindlichen Gitter sind so herzurichten, dass die Thiere sie nicht beim Treten auf dieselben zertrümmern, und zweitens müssen sie leicht zu entfernen sein, um wenn es noting ist, die Reinigung dieser Küsten vornehmen zu können.
Der Abschluss des Stalles nach oben muss, wie bereits angeführt, derartig sein, dass in die gewöhnlich mit Futterstoffen gefüllten Räume die Kxhalationen der Kühe nicht gelangen, und dass keine Staublheile etc. von den Futterstoffen auf die im Stalle befindlichen Thiere fallen und die Haut derselben verunreinigen können. Es ist daher die Abgrenzung durch Schleie nicht /.Nveckmässig und nicht zu empfehlen, es eignet sieh vielmehr ein fester, sogenannter Windelboden als Abgrenzungsmaterial. welcher von unten mit Brettern etc. verkleidet wird. Derselbe hat ausserdem auch noch den Vor-theil, dass er beim Ausbruch eines Feuers während einiger Zeil den Thieren Schutz gewährt, in welcher das Herausschaffen der Kühe ausgeführi werden kann. Je fester und sicherer der Abschluss des Stalles nach oben ist, um so besser ist es für die in demselben befindlichen Thiere.
Ehe ich zur Besprechung der Ventilation etc. übergehe, haben wir die Krippen und die Befestigung der Kühe einer Besprechung zu unterziehen. Bei den Krippen und den mit ihnen in inniger Verbindung stehenden Futtergängen kommt es darauf an, beiden die Uothwendige Breite und den Krippen die richtige Form und Tiefe zu geben. Der Futtergang mit den Krippen an beiden Seilen muss eine Breite von 31 2 — 4 Fuss haben: jede der Krippen würde von diesem Raum lö—18 Zoll beanspruchen. Die Tiefe der Krippen muss, wenn die Kühe bequem das Futter aufnehmen sollen, keine be-deutende sein, es genügt vollständig eine solche von 3 — 4 Zoll. Das zweckmässigsle Material, aus welchem die Krippen hergerichtet werden können, bilden die Backsleine, und zwar diejenigen, welche unter dem Namen der Krippensleine auf den Ziegeleien abgelassen werden. Der Rand der Krippe, welcher von dem Unterkiefer bei der Aufnahme der Nahrungsmittel sehr häufig berührt wird, darf nicht scharfkantig, sondern muss abgerundet sein, damit durch ihn dem Unterkiefer keine Verletzungen zugefügt werden.
Die Höhe, in welcher die Krippen sieh befinden müssen, wird durch die Grosse der Kühe bestimmt. Der obere Band der Krippe liegt in der Höhe
|
|||
|
|
|||
|
|
||||
|
Zucht der Milchkühe.
|
107
|
|||
|
|
||||
|
der unteren Fläche des Brustbeines, oder in der Mitte zwischen Ellenbogengelenk und der vorderen Fusswurzel, und wird hiernach zwischen 20—22 Zoll vomFussboden entfernt sein; der untere würde hiernach etwa 4 Zoll unter dem Brustbeine liegen. Um die Thiere zweckmässig befestigen zu können, pflegt man an den Rand des Futterganges vor dem Rande der Krippe, ein starkes Holzslück von einem Ende desselben zu dem anderen zu führen. In früherer Zeit lag über diesem das sogenannte Halsholz, zwischen diesem und dem ersloren wurden um den einzelnen Stand der Kühe abzugrenzen, Ilolzstützen eingefügt. Durch dieses Halsholz sollte das Sieigen in die Krippe verhindert werden. In neuerer Zeit hat man diese Vorrichtung nicht mehr angebracht, da sie nicht allein zwecklos, sondern auch einen nachtheiiigm Einlluss auf den Widerrist auszuüben im Stande ist; in sehr vielen Fällen werden durch das Halsholz Quotsclnmgen des Widerristes herbeigeführt, welche, so lange jene Vorrichtung vorhanden, schwer zu beseitigen sind.
Die Befestigung der Kühe ist am zweckmässigslen durch eine Kette, welche so lang sein muss, dass die Thiere bequem ihr Futter aufnehmen können, und durch dieselben beim Liegen nicht von dem Einnehmen einer licrpiemen Lage abgehalten werden, zu bewirken. Entweder ist die mit einem Hinge endigende Kette vermittelst des letzleren an einer horizontal verlaufenden eisernen Stange derartig befestigt, dass der Ring sich bis zu einem, durch eiserne Krampen abgegrenzten Uaum hin und her bewegen kann, oder aber es endet die Kette mit einem Knebel, welcher in einen, an dem Futtergange befindlichen Ring gefügt, die Befestigung bildet. Der an der Krippe verlaufenden Eisenstnnge ist der Vorzug zu geben, da mit dieser die Einrichtung so getroffefD werden kann, dass bei eintretender Feuersgefahr siimmtliche Thiere eines Ganges dadurch, dass die Stange entfernt wird, sofort in Freiheit gesetzt werden können. Um die Stange leicht entfernen zu können, wird ihr eine solche Länge zu geben sein, dass sie durch die Umfassungsmauer bis auf den vor dem Stalle befindlichen freien Haum reicht, das Ende ist mit einem Haken versehen, an welchen, wenn die Entfernung der Stange geboten ist, Pferde gespannt werden können, die dieselbe herauszufordern haben.
Von besonderer Wichtigkeit ist die Ventilation des Stalles. Diese muss stallhaben, ohne dass die Kühe der Zugluft ausgesetzt werden; nichts führt leichter, besonders bei sehr milchreichen Thieren, Erkrankungen der Milchdrüsen herbei, als eine durch Zugluft veranlasste Erkältung. Die Ventilation kann durch Fenster und Dunstscliornsteine vollständig vollführt werden. Bei einer Höhe des Stallraumes von 13—14 Fuss können die Fenster so hoch gelegt und zweckmässig vcrlheill worden , dass, wenn sie geöHhel sind, die laquo;lurch diese eintretende kalte Luft nicht auf die im Baume befindlichen Thiere triill. Die sehr häufig unter den Balken angebrachten Abzugsöft'nungen sind dann ganz entbehrlich ; ihre Wirkung in Bezug auf die Ventilation ist bei der
|
n
|
|||
|
|
||||
|
|
|||
|
108
|
Haltung, Wartung, Fütterung und
|
||
|
|
|||
|
Grösse, die sie in der Regel besitzen, eine sehr geringe. Die Fenster müssen so eingerichtet werden, dass der obere Theil derselben nach innen geöffnet werden kann und zwar so, dass sie schriig stehend bis zu einem Winkel von 45deg; geneigt werden können. Um dem oberen Fensterflügel diese Stellung geben zu können, muss man die Charniere nicht an den Fensterrahmen, sondern an das Querholz des Fensterkreuzes befestigen lassen. Durch eine Stange oder durch Stifte, welche in die Wand an geeigneter Stelle geführt werden, ist man im Stande diese Flügel beliebig weit zu öffnen.
Die Zahl der Dunslschornsleine ist eine verschiedene, sie richtet sich nach der Grosse des Stalles; die geringste Zahl dürfte zwei sein. Sie werden aus Brettern hergerichtet, die, damit die feuchten Dünste nicht durch sie hindurchdringen, an der inneren Seite des Schornsteins mit Pech oder Theer bestrichen werden. Der Durchmesser derselben darf nicht mehr als 1 bis 1 xli Fuss betragen. Die Einrichtung dieser Schornsteine mag sein welche sie will, immer muss das im Stalle befindliche Ende mit einer Vorrichtung versehen sein, durch die der Verschluss des Schornsteins ermöglicht wird.
Die Grösse der Thüren muss eine solche sein, dass die Thiere bequem durch dieselben hindurchgehen können; sie müssen, wenn es irgend möglich ist, so angelegt werden, dass die vorherrschenden Winde nicht auf dieselben auffallen. Eine Hauptbedingung ist, dass die Thüren gut schliessen, und eine Vorrichtung haben , durch welche ein theilweises Oeffnen herbeigeführt werden kann.
In neuerer Zeil hat man auf einzelnen Gütern die Kühe nicht angekettet im Räume stehen , und lässt sie sich frei in demselben bewegen, damit der im Stalle gebildete und hier mit der Zeit sich ansammelnde Dünger durch die in der Räumlichkeit sich frei bewegenden Kühe, ähnlich wie dies im Schafstallc erfolgt, festgetreten, und so ein comprimirter Dung producirl wird. Diese Einrichtung beansprucht eine grössere Räumlichkeit für die Thiere, und zwar eine so grösse, dass sie sich mindestens, ohne sich gegenseitig zu belästigen, drehen und wenden können; es ist daher für jede Kuh mindestens ein Raum von 9 I'uss Länge und 9 Fuss Breite in Anrechnung zu bringen, mithin 81 Quadnitlüss, also beinahe ein noch ein Mal so grosser Raum als die im Stalle angekettet stehenden Kühe beanspruchen. Der durch sie auf die angegebene Weise erzeugte, comprimirte Dünger soll, auf die Felder gebracht, mehr leisten als der gewöhnliche Stalldünger, Angaben, die durchaus nicht bezweifelt werden können. Die durch diesen Dung erzielten erhöhten Erträge beruhen jedoch weniger in der besseren Qualität, sondern lediglich darin , dass durch Düngung mit diesem comprimirlen Dünger eine bedeutend grössere Menge von Dung auf das betreffende Ackerstück gebracht wird, als durch die Düngung mit gewöhnlichem nicht comprimirtem Stalldünger auf dasselbe gelangt.
Diese Haltung der Kühe, die nur des angeblich besseren Dunges wegen
|
|||
|
|
|||
|
|
|||||
|
Zuckt der Milchkühe.
|
109
|
||||
|
|
|||||
|
von einzelnen Landwirthen zur Ausführung gekommen ist, lässt sich nicht empfehlen. Es ist eine derartige Unterbringung der Thiere stets mit einem Verlust an Milch verbunden, ein Verlust, der durch die Bewegung der Kühe herbeigeführt wird, und der, wenn er täglich auch nur ein gelinger bei dem einzelnen Thiere ist und, wenn er nur kurze Zeit andauert leicht verschmerzt werden dürfte, hier dadurch, dass er sich während der ganzen Milchperiode forlerhält und nicht bei einzelnen Kühen , sondern bei sämmtlichen Thieren gleichmässig auftritt, einen bedeutenden pecuniären Nachtheil veranlasst, der entschieden grosser ist, als der nur eingebildete höhere Werth des comprimirlen Düngers. Zu dem so durch den geringem Milchertrag herbeigeführten Verlust kommen noch die Zinsen des Kapitals, welches für die durch jene Haltung veranlasste Vergrösserung des Gebäudes verausgabt worden ist, die Reparaturkosten etc., die durch jene Yergrösserung des Gebäudes natürlich grosser weiden.
Ferner ist eine eingehende Controle über die so aufgestellten Thiere nicht zu führen. Die Fütterung ist dahin schwer zu überwachen, ob die Kühe die ihnen zukommende Quantität Futter erhalten; es werden hier die stärkeren Thiere die schwächeren von der Krippe abdrängen und so die letzteren weniger Futterstoffe aufnehmen können, und infolge dessen schon geringere Quantitäten Milch liefern. Durch die Bewegungen, die mit diesem Abdrängen der schwächeren Thiere verbunden sind, wird mehr Stoff zur Ernährung des Körpers verbraucht, Stoff der den Milchdrüsen zur Production von Milch entzogen wird. Treten Krankheiten unter den Kühen auf, so worden die Kranken aus den Ställen entfernt und in besondere Räumlichkeiten geschafft werden müssen, ein gleiches wird mit den Kühen, welche dem Geburtsacte entgegengehen, geschehen müssen. Es bedingt daher eine solche Haltung der Kühe noch andere Ausgaben, welche die Herrichtung der Localitäten erfordert. Durch das Herausnehmen der Kranken etc. werden die aneinander gewohnten Thiere beunruhigt. Werden jene durch andere ersetzt, so entstehen Kämpfe zwischen den in der Abtheilung befindlichen
|
#9632;^
|
||||
|
amp;.
|
|||||
|
|
|||||
|
und den neu hinzugekommenen'',! Vornahmen,
|
die] stets mit Verlusten ver-
|
|
|||
|
bunden sind.
Soll bei der in Rede stehenden Haltung der Kühe für eine möglichst gleichmässige Ernährung der auf einer gleichen Höhe der Lactationsperiode befindlichen Kühe Sorge getragen werden, wie dies überall dort, wo rationell gewirthschaftet wird, statthat und statthaben muss, so werden die durch den Wechsel des Aufenthaltsortes herbeigeführten Nachtheile immer noch bedeutender. Ausser den angeführten pecuniären Verlusten, die diese Hallung der Kühe herbeiführt, könnten noch andere aufgezählt werden, es ist hier aber nicht der Ort, auf eine weitere Besprechung dieses Gegenstandes einzugehen. Wir haben hier nur die Puncte andeuten wollen, die dieses Halten der Milchkühe als ein nicht so Vortheilhaftes erscheinen lassen, wie
|
|||||
|
|
|||||
|
|
|
||||
|
|
|||||
|
|
||
|
HOnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Haltung, Wartung, Fütterung und
es von den Verehrern dieser Hallung hingestellt wird. Wir müssen von dem Standpunctc aus, den wir in dem was Pflege, Haltung, Ernährung etc. der Milchkühe anbetrilll einnehmen, uns entschieden gegen diese und |gegen jede dieser Haltung der .Milchkühe almliche aussprechen , weil wie wir dargethan kein Nutzen, vielmehr nur Nachtheile hiermit verbunden sind.
Wir haben nun noch schliesslich die Hautcultur der der Production von Milch wegen gehaltenen Kühe zu besprechen. Die Wichtigkeil der Haul-thätigkeil haben alle die Landwirthe in Erfahrung gebracht, welche versuchsweise die Haul ihrer Kühe gehörig durch Bürsten reinigen liessen, sie haben erfahren, dass mil einer regeren Thätigkeit der Haut ein Beleben des ganzen Organismus Hand in Hand eeht, und dass in Folae dessen auch die Thälis-keil der Milchdrüsen sich erhöhte.
Die Reinigung der Haul muss, wenn sie den angeführten Einfluss auf den Körper ausüben soll, so ausgeführt werden, dass ausser der Entfernung der Staubtheile, überhaupt der Stoffe, welche die Organe der Haut in ihren Functionen beeinträchtigen, auch eine gelinde Reizung der Haut hierdurch veranlasst wird. Dies kann nur durch die Verwendung guter Bürsten herbeigeführt werden, und diese dürfen allein nur zur Reinigung der Haut zur Verwendung gelangen; die zweckmässigsleu Bürsten sind die sogenannten durchsetzten, aus Schweinborsien hergerichlelen Kardeischen, wie sie zur Reinigung der Haut edler Pferde, verwendet werden. Zur Reinigung der Bürste, und zwar hierzu allein nur, wird die Striegel benutzt.
Es wird von vielen Besitzern die Haulreinigung ihrer Kühe dadurch herbeizuführen versucht, dass sie die Haut der Thiere mit einer grobzalmigen Striegel bearbeiten lassen, wahrscheinlich von der Ansicht ausgehend, dass die Rinder keine empfindliche Haut besitzen , und daher eine eingehende Reizung erfolgen müsse; ausserdem kann ein Mensch dann vielen Kühen diese vermeintliche Wohlthal erweisen, wogegen eine gründliche Reinigung etc. der Haut durch Bürsten mehr Zeil in Anspruch nimmt, und daher einem Manne nur eine geringere Zahl von Kühen überwiesen weiden kann, wodurch die Haltung der Thiere natürlich eine Iheurerc wird. Die Beinigung und Reizungquot; der Haut durch die sogenannte Kuhstriegel hat nur Nachtheile, durchaus keine Vortheile im Gefolge. Untersucht man die Haut der so gemisshandellen Thiere, so findet man eine grosse Zahl von Verletzungen auf derselben, Schorfe im Verlaufe der Risse, die die Zähne der Striegel der Haut zugefügt haben. Eine solche fördert die Perspiration durch die Haut nicht, vielmehr wird sie durch diese Art der Reinigung beeinträchtigt; den Milchdrüsen wird Material zur Miichbereitung entzogen, da die zugefügten Verletzungen einen Theil des Materials zur Herbeiführung der Heilung beanspruchen. Es wird daher bei einer solchen Behandlung der Haut von einer Vermehrung des Milchquantums keine Rede sein können, und ist, da
|
||
|
|
||
|
|
||||
|
Zucht der Milchkühe.
|
111
|
|||
|
|
||||
|
Zeit und Geld auf eine Vornahme verwendet wird, die keinen Vortheil gewahrt, diese nur mit peeuniärom Nachtheil verbunden. Die Besitzer, welche die Haut ihrer Kühe durch die Kuhstriegel reinigen lassen, gehen an, dass die Hautreinigung gar keinen Vortheil gewährt; man kann ihrem Ausspruche nur beistimmen, ihnen nur sagen, dass sie durch das Striegeln der Haut nur Xachtheile haben. Nur das vorsichtige Bürsten der Haut mit zweckentsprechenden Instrumenten und richtig ausgeführt gewählt die oben angeführten Vortheile. Das Bürsten muss so ausgeführt werden, dass hierbei die Bürste stets der Lage der Haare folgend durch letztere hindurch geführt wird, und zwar so oft, wie es nothwendig ist um den Staub etc. aus den Haaren zu entfernen, beim Scheiteln der Haare muss die zu Tage tretende Haut rein und glatt erscheinen. Sollte sich nicht der Staub vollständig durch Bürsten aus den Haaren entfernen lassen, so wird zur vollständigen Entfernung desselben und zum Glätten des Haares, ganz so wie bei den Pferden, mit einem wollenen Lappen oder mit einem ein wenig angefeuchteten Heuwisch der Rest der Umeinigkeiten fortzunehmen sein.
Von Wichligkeil ist, wenn die Milchproduolion rentabel vor sich gehen soll, dass aussei' der richtigen Fülterung, Fliege, Wartung und Hallung der Thiere, Momente, die' im Vorhergehenden bereits einer Erörterung unterzogen worden sind, die Kühe derart sind, dass sie bei der entsprechenden Pflege, Haltung etc. auch Milch lohnend produciren.
Die Kühe werden nun entweder durch Ankauf oder durch Aufzucht der von den vorhandenen oder von fremden, als gute Milchthiere gekannten Kühen gebornen Kälber beschafft. Werden die der Milchproduction wegen gehaltenen Thiere angekauft, so muss der Käufer, wenn er sicher gehen will, sieh von den Eigenschaften dieser Kühe Kenntniss zu verschaffen bestrebt sein. Seilen wird eine Gelegenheit sich darbieten vor dem Kauf über das Quantum und die Qualität des Milchdrüsenseeretes eine sichere Ermillelung anzustellen, gewöhnlich befinden sich die Käufer nur in der Lage mit Hülfe der sogenannten Milchzeichen sich von der Milchergiebigkeil der betreuenden Thiere ein Bild zu entwerfen.
Als solche die Milehergiebigkeit bekundende Zeichen werden angesehen: eine feine, wenig Bindegewebe besitzende, locker mit den unter der Haut gelegenen Körpertheilen verbundene Haut, feines glänzendes Haar, feine Knochen mit deutlicher Abgrenzung der daran verlaufenden Sehnen, ein feiner, Ausdruck im Gesicht zeigender kleiner Kopf, ein mit einer dünnen, feinen, weichen, kurze feine Deckhaare tragenden Haut bedecktes, gut ausgebildetes Euter von einer gewissen Festigkeit, ein guter breiter Milchspiegel, d. h. deutliche Abgrenzung durch Scheitelung der auf der Haut des Euters stehenden Haare von denen auf der angrenzenden Haut befindlichen Deckhaaren; stark entwickelte Bauchhautvenen, sogenannte Milchadern, und grosse Milchgruben, d. h. Vertiefungen in den Bauchmuskeln dort, wo diese Venen jene
|
|
|||
|
' ^
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
|
||
|
112nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Haltung, Wartung, Fütterung und
durchbohren, um in die Brusthöhle zu gelangen und hier den inneren Brustvenen das Blut zuzuführen.
Es fragt sieh nun, bieten diese sogenannten Milchzeiehen einen sicheren Anhalt oder auch nur eine annähernde Sicherheit zur Beurtheilung der Milchergiebigkeit der Kühe, d. h. ruhen dieselben auf physiologischem Grundequot;? Es ist nicht zu leugnen, dass wenn die aufgeführten Körpertheile die bezeichnete Beschaffenheit besitzen, wir annehmen dürfen, die die erwähnten Milchzeichen besitzenden Kühe werden sich als gute Milchkühe erweisen. Mit Sicherheit kann jedoch die Menge und Güte der Milch aus den Milchzeichen nicht erkannt laquo;erden.
Die Haut, welche wenig Bindegewebe besitzt und in Folge dessen dünn und weich sich anfühlt, zeigt einen höheren Grad von Entwickelung ihrer drüsigen Organe, als eine durch eine starke Entwickelung des Unterhautbindegewebes dicke, gemeinhin fest mit den unter ihr gelegenen Theilen verbundene Haut. Die starke Entwickelung, und die mit dieser verbundene erhöhte Thätigkeit der drüsigen Organe der dünnen Haut veranlasst eine reichlichere Absonderung der Secrete und führt somit eine reichliche Einfettung der Haut und Haare etc. herbei; durch das Eindringen des Haut-talges etc. in die Epidermis der Haut wird diese weich und durch das 1m-prägniren der Haare mit dem Hauttalg diese glänzend. Das feine kurze Haar ist ebenfalls eine Folge der grösseren Thätigkeit der mit diesen in Verbindung stehenden Talgdrüsen.
Die Milchdrüsen gehören, wie wir bereits früher angegeben, zu den Hautdrüsen; ist nun eine bedeutende Entwickelung der drüsigen Organe der Haut im Allgemeinen vorhanden, so müssen und sind auch speciell die Milchdrüsen stärker ausgebildet, oder aber sie tragen mindestens die Keime in sich, unter günstigen Verhältnissen im Laufe der Zeit eine bedeutende Ausbildung zu erlangen. Die massige Entwickelang des Bindegewebes in der Haut bereitet der Hautdrüsenentwickelung entschieden ein Henmmiss, das der Haut zufliessende Bildungs- und Ernährungsmaterial strömt nicht den Hautdrüsen, sondern dem Bindegewebslager der Haut zu, es werden, da das untere Ende der Haarbälge, namentlich die Haarzwiebel, in dem Bindegewebelager eingebettet ist, die Haare in Folge der nach letzteren erfolgenden stärkeren Blutzulluss sich mehr ausbilden und grosser und stärker werden. In dein Maasse wie das Bindegewebe und die Haare stärker entwickelt sind, finden wir die weiter oben im Haarbalge gelegenen Talgdrüsen weniger ausgebildet und daher auch eine geringe Menge Hauttalg secernirend. Bei der Verminderung des Secretes der Talgdrüsen fehlt dem Haare der Glanz und das Elastische, Eigenschaften des Haares, die wir bei der weichen dünnen Haut stets bei diesem wahrnehmen. Die an Bindegewebe reiche Haut ist dick, derb und fest mit den unter derselben gelegenen Körpertheilen verbunden, daher schwerer in Falten zu legen. Nur dann kann ein Zusammenlegen der
|
||
|
|
||
|
Zucht iler Milchkühe.
|
113
|
|
|||||||||||||||||||||||
|
Haut leichter erfolgen, wenn die Thiere in einen mastigen Zustand gelangen, und in Folge dessen das im Dnterhaulbindegewebe gelegene leicfitverschiebbare Feltlager sich ausgehildet hat; in diesem Falle ist die Haut abeir stets von starkem Dui'climesser, und es mangelt derselben aussei1 den anderen lU-scliallenlieiten der hohe Grad von Weichheit und Klaslicitiit, welche die leine Haut stets besitzt. Has l'riivaliren des einen oder des anderen Beslaud-theiles der Haut ist angeboren, ererbt, nicht erworben.
Die Prüfung der Hautstärke muss an einer bestimmten Stelle des Korpers ausgeführt werden, die geeignetste Stelle ist am Grunde des Halses und zwar an dem dicht vor der Schulter gelegenen Theile. Bei einer feinen, gut beschaffenen Haut werden an diesem Theile des Halses kleine feine Falten wahrgenommen, welche auch als ein Zeichen guter Milchergiebigkeit betrachtet werden.
Wir linden ferner, dass die Kühe mit feiner Haut feine, zierliche, glatte, glänzende Hörner und ebenso beschaffene Hornschuhe haben; beides sind Producte der Haut , und zeigen mit der Hornbildung der Ilaare somit eine Uebereinstimmung.
Das Knochengerüst der mil einer feinen Haut versehenen Kühe ist fein und fest; die Extremitüten sind in Folge dessen feiner, die Sehnen hier deutlich von den übrigen Gliedern abgegrenzt, die Gelenke trocken und deutlich in ihren Grenzen zu erkennen. Der Kopf ist, da die Skelettheile dieses Körperlheils ebenfalls von geringerem Durchmesser sind, klein, die Knochenfortsätze bei der Feinheit der Haul deutheb hervorlrelend , so wie dies auch nut den Muskeln desselben etc. der Fall ist. Durch die deutliche Abgrenzung der einzelnen Theile des Kopfes wird den Tbieren das verliehen, was wir mit Ausdruck im Gesicht bezeichnen; viel trägt zu letzterem das fast immer bei diesen Kühen vorhandene grosse Auge bei.
Das Euler hat in Folge der Ausbildung der Milchdrüsen bei den Kühen, die bereits mehrere Male geboren haben, einen nicht unbedeutenden Umfang und besitzt, so lange die Milchsecretion auf einer gewissen Hohe sieh befindet eine den nicht angespannten Muskeln ähnliche Festigkeit. Die Grosse des Euters bekundet für sich allein, ohne die anderen gleich näher zu bezeichnenden Momente. nie den Grad der Milchergiebigkeit. Es können verschiedene Gewebe, die sich zwischen den einzelnen Drilsenabtheihingen eingelagert und auf den Drüsen liegend linden, dem Euter eine bedeutende Grosse verleihen, es tragen diese aber nicht zur Erhöhung der Thätigkeil der Milchdrüsen bei, beeinträchtigen vielmehr dadurch, dass sie Blut zu ihrer Erhaltung und weiteren Ausbildung beanspruchen , die Secretionsthätigkcit. Entweder eine bedeutende Menge von Fell, das nicht mir auf den Drüsen liegt, sondern auch in den Inlerstitien der ürüsenlappe.n und Drüsenläppchen sich tindet oder das hier massig angehäufte Bindegewebe ist dasjenige, was dem Euter im Gänzen den bedeutenden Umfang verleiht. Das Fell vermehrt sich
i'ü r m te n b tir g . Milchdrüsen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;^
|
|||||||||||||||||||||||||
|
|
|||||||||||||||||||||||||
|
|
||
|
]14nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Haltung, Wartung, Filttesong umt
Während der babtatiop^petiode und .schwindet nur wenig in der Zeit, wo die Kühe trocken stellen. Daher sehen wir, duss derartig beschaffene Kuler keine besonders in die Augen lallende Abnahme ihres Umfanges beim Sinken der Thätigkeit in den Drüsen eintreten lassen, obschon in der ersten Periode der Lactation eine deutliche Zunahme des Umlanges sich wahrnehmen lässl. Dergleichen Euter zeigen hub nicht die oben angedeutete Festigkeit, sondern mehr eine dem mil Fett erfüllten Fettgewebe /.iikoinmemle Weichheit. Ebenso wie das Fettgewebe, vergrössert, wie angeführt eine starke Kntwickehmg des Bindegewebes an und in den Milchdrüsen das Euter und beeintriicbtigt die Thiiligkeit der Milchdrüsen. Durch die Anwesenheit des Bindegewebes wird dem Euterein höherer Grad von Festigkeit verlieben, es wird durch dasselbe die Bildimg veranlassl, die man gewöhnlich Bail Fleischeuter bezeichnet. Fettgewebe sowohl wie Bindegewebe bildet bei den jungen weiblichen Thie-ren, ehe sie in den tragenden Zustand versetzt werden, die Hauptmasse der das Euter.bildenden Gewebe, und verleihen dem Euter je nachdem das Eine oder das Andere in grösserer Menge vorhanden, eine bald mehr weiche, bald mehr feste Beschaffenheil; erstnach Verlauf einer bestimmten Zeit geht, wie wir weiter vom angegeben haben . die Bildung der Gänge und der Driisensub-stanz vor sich. Entwickeln nun eines oder beide der genannten Gewebe sich gleichnilissig mit der Zunahme des Körpers an Grosse tort, so entstehen die vorhin erwähnten Euterbildungen. Wir haben Kühe mil ziemlich grossem Euter gesehen , die nur ganz geringe Mengen Milch nach der Geburt der Kälber gaben, deren Euter in der Hauptmasse aus Fettgewebe mit nicht unbedeutenden Bimlegewebsmassen bestand und nur sehr v\enig Drüsen-substanz enthielt.; die letztere hatte in einem sehr exquisiten Falle an den vonlern Drüsen die Griisse eines mittelgrossen Apfels und an den hinteren dii einer Mannesfaust. In diesem Falle, so wie in allen denen, wo Fett- oder Bindegewebe, oder beide gleichmässig vertheilt in sehr grosser Menge im Euter sich linden, ist die das Euter bedeckende Haut dick und mit groben, den Deckhaaren der übrigen Haut gleichen Ilaaren besetzt, zwischen welchen reichlich serlhcilt noch sehr lange bald mehr weiche, bald mehr harte Haare sich linden. Der sogenannte Milcbspiegel ist in allen diesen Fallen nur klein. Bei den milchreichen Kiiheu, die, wie wir angeführt eine feine etc. Haut besitzen, besieht das Euter l'asl nur aus Driisensubstanz und diese ist von einer weichen feinen Haut überzogen, die nur mit kurzen leinen Haaren besetzt ist. Der Milchspiegel ist gross und erstreckt sich soweit, wie vor dem Senken des Filters die Milchdrüsen nach hinten sich eistreckten. Diese reichen ja bei starker Ausbildung mit ihren hinteren Ausliiuleru bis zur Scham hinauf und seitlich bis auf die Schenkel; wir linden daher bei den Thieren mil stark ausgebildeten Milchdrüsen an den genannten Körper-theilen den Abgrenzungsscheilei an den Haaren. Diese Grenzmarken bleiben an diesen Theilen . widirend das Euter in Folge der Schwere der Drüsen-
|
||
|
|
||
|
|
||||
|
Zuehl iler Milnlikiilie.
|
Ili
|
|||
|
|
||||
|
subsliinz und der in den Milchcaniilen sich ansainmelnden Milcli sicli senkt, und gewinnt. ihcUs liierdmch, theils durch die Zunahme des Körpers eine Itedeutendere Ausdebnüng. Wir (inden daher schon bei den .Starken, die sj)iittgt;r als Kübe sicli durch Miiclieiiiiel)igkeit auszeichnen, einen grossen Milciisjjiettel, lt;la die iB'sprunglicben hinteren Güng;e uiu! die hieran sich bildende DrOsensubstanz weil nach hinten und oben sich hinauferstreckt.
Weniger Sicherheil bei der Beurfbeilüng der Miiehergrebigkeil gewählt die Beschallenheit der liaiichhaut\eiien. der sogenannten Milchadern, da auch bei den Kelt- und Fleischeulern dieselben einen nicht nnbedelileiHlen Durchmesser- erreichen. Diese Venen gehen durch eine bedeutende (irösse zu erkennen . dass viel Blut von der Drüse dein Herzen wieder znfliesst. Zu welchem Zweck ihis durch die Arterie dem Euler zugefübrte Blut verWendel wird, ist aber hieraus Dicht zu ersehen. Fell und Bindegewebe sind fast ebenso reichlich, wie die Drüsen, mit Blutgefilssen versehen und veranlassen mithin einen starken Zufluss von arteriellem Blut und einen diesem entsprechenden Ablluss gebrauchten Bildungsmaterials. Daher sehen wir bei den viel von diesen Geweben enthaltenden Hütern auch starke Milchadern von dem Euter nach der Brust hin verlaufen. Bei stark entwickelten Milchdrüsen sind natilrlicli die in Rede stehenden Venen von starkem Durchmesser und, solange die Thatigfceil der Drüsen wahrt, stets mit Blut Vollständig erfüllt. Ein durchschnittliches Maass für den Durchmesser der Venen bei stark entwickelten Milchdrüsen ist jedoch nicht anzugeben, es variirt derselbe zu bedeutend schon bei Kühen, die eine gleiche Menge von Milch producireh. Die Grosse der Venen gewahrt aber noch aus einem anderen Grunde keine Sicherheit, und zwar weil nicht säiniiitliches zu dem Euter tliessendes Blut durch diese Venen wieder abfliessl; es geht vielmehr durch die iiusseren Schamvenen eine bedeutende Menge zu dem Herzen zurück , diese Gefässe entziehen sieb aber der Wahrnehmung. Sind nun die Milchadern selbst nicht unbedingt zur Erkerint-niss der Milehergiebigkeil zu verwenden, so sind es eben so wenig die durch ihren Durchtritt durch die Muskeln in diesen gebildeten Milchgruben, deren Tiefe nml Weite sich nach dem Durchmesser der Bauchhautvenen richtet.
|
6.|
|
|||
|
|
||||
|
(iegen das Beschallen der Kühe durch Aufzucht von hierzu geeigneten Kälbern sind zahlreiche Stimmen laut geworden, und von diesen besonders betont worden, dass nicht jede Gegend, nicht jede Ortschaft sich zur Aufzucht von Kälbern eignet, und dass die Mehrzahl der Güter derartig ist, dass geeignete Weiden etc., die das Aufrieben rentabel erscheinen lassen, hier nicht Vorhänden und die Kosten der künstlichen Erhaltung zu bedeutend seien, dalier der Ankauf von Kühen sich nicht nur als wohlfeil, sondern auch als das Rentabelste erwiesen habe.
Es ist nicht zu leugnen, dass viele der von den verschiedenen Autoren, die sich gegen das Aufziehen um Kälbern ausgesprochen, aufgeführten Tbal-
8*
|
||||
|
|
||||
|
|
|||
|
116
|
Hiilluns, Wartung, Kiilteruns und
|
||
|
|
|||
|
sachen Manclies für sich haben; es steht aber auch fest, dass ti-olz des Mangels an Weiden doch eine Aufzuchl von jungen Kindern zur Ausführung kommen kann, mit der nur Vortheile, und zwar pecuniiire, und keine Nacli-Iheile verbunden sind: es muss, wenn dies Resultat erzielt werden soll, jedoch ganz genau naeli den lüsher bewährten Principien verfahren werden.
Die Weide ist kein nothsvendiges Requisit für die Aufzucht junger Thiere, die Bewegung in frischer freier Luft , das fummeln der jungen Thiere auf geeigneten Plätzen, die Ernährung mit jungen, frischen, guten, grünen Pflan-zentheilen kann auch ohne Weide erfolgen, wenn in der GrQnfütlerung das Heil liegen sollte. Tummelplätze und frische, grüne Pflanzen sind überall zu beschallen, dabei- können auch überall junge Thiere aufgezogen werden, und werden auch in den verschiedensten Localitäten mit Yoitbeil producirt. Wir sind jetzt bei den so bedeutenden Verlusten, welche dns Land, das uns mit besonders guten Milchkühen bisher versehen, erlitten, und somit für einige Zeil als unsere Quelle guter Milchkühe versiegt ist, gezwungen , für eine gewisse Zeit uns selbst unsere Milchlliierc aufzuziehen.
Sollen die Resultate der eignen Zucht gute werden, so müssen bei der Producirung der jungen Thiere diejenigen Principien beobachtet werden und zur Ausführung kommen, welche die allgemeine Viehzucht gebietet.
Im Anlange dieses Abschnittes haben wir angeführt, dass alle Thiere, welche wir zur Production von Stollen verwenden, in den Kürpertheilen, in welchen die Production Sliitl hat, eine anomale Entwickelung besitzen müssen ; diese anomale Kniwickelung der Theile, die streng genommen als ein Krank-hcitszuslaml betrachtet werden muss, ist nicht erworben, sondern es liegldem-selben eine Diathese, welche angeboren, ererbt ist zu Grunde. Wir können Thiere, \\ eiche in Folge eines Krankheitszustandes der betreffenden Organe Stoff produciren, nicht als gesunde, sondern nur als von einem, wenn gehörig beachtet, nicht den Tod herbeiführenden beiden behaftete Individuen bezeichnen. Unsere Milchkühe müssen, wenn sie als gute Milchkühe betrachtet werden und einen reichen Ertrag von Milch liefern sollen anomal entwickelte Milchdrüsen besitzen und zwar eine so massige Anhäufung von Drüsensuh-stanz haben , dass beim Beginn und während der Hauptzeit der Lactations-periode das Bildungsmaterial, das Blut, seinen Strom besonders hierhin richtet-; ohne ein anhallend starkes Zuströmen des Blutes zu den Drüsen ist eine anhallend reichliche Secretion von Milch nicht möglich. Sollen die Kühe zu den vorzüglichsten Stoff producirenden Thieren gezählt werden, so muss neben der anomalen Entwickelung der Milchdrüsen ihnen auch die Diathese zur Fettsucht innewohnen, damit sie zur Zeit, wenn es gewünscht wird, in einen masligen Zustand übergeführt werden können.
Fs ist mm ein in der allgemeinen Züehtungslehre durchaus feststehender Salz, dass eine gewisse Classe von Krankheiten, Schwächen und Mängel
|
|||
|
|
|||
|
|
||||
|
n
|
||||
|
|
||||
|
Zucht der Milchkühe.
|
117
|
|||
|
|
||||
|
sich sehr leicht und sicher von den Erzeugern auf die Erzeugten übertragen, d. h. sich vererben. In der Mehrzahl der Fälle werden die Krankheitszu-stände nicht gleich als solche an dem Erzeugten in die Erscheinung treten, sondern es wird dies erst'dann erfolgen, wenn solche Mornente auf die Indi viduen einwirken , die wir als die das Hervortreten der Krankheit begilnsti-cenden bezeichnen. DieUebertragung der üiathese zu den Krankheitszuständen, welche wir hei den der Produclion von Stofl' wegen gehaltenen Thieren bedürfen, ist im Grossen und Ganzen mit keinen Schwierigkeiten verbunden, und eine Steigerung derselben leicht herbeizuführen : daher sehen wir auch, dass wenn auf die Vererbung dieser Krankhoitszustände besonders Bedacht genommen wird, sich in kurzer Zeit ganz ausserordentliehe Resultate erzielen lassen, d. h. die Diathese zu den Krankheitszuständen zeigt sich bei den Erzeugten in einem höheren Grade als bei den Erzeugern, nur hierin beruht der ausgezeichnete Erfolg. den umsichtige Zilcliter in einer sehr kurzen Zeit erreichen. Handelt es sich zunächst nur um die Erzielung von Thieren. die Milch oder Kell etc. in bedeutender Menge hervorbringen sollen , so müssen nur solche Thiere mit einander gepaart werden , welche die gewünschten Eigenschaften, d. h. Krankheilszuständc in einem hohen Grade besitzen, werden dann die aus solchen Paarungen hervorgegangenen Thiere richtig gehallen und gepflegt, so sehen wir natürlich bis zu einem gewissen Puncte das Leiden sich vergrössern, und somit bei den Thieren die Fähigkeit Stoff reichlich zu produciren sich erhöhen. Handell es sich nun um die Zucht von Milchkühen, so werden nur solche Kühe zur Producirung von jungen Thieren Verwendet werden dürfen, welche eine Hyperplasie der Milchdrüsen besitzen, diese Kühe sind mit Bullen zu paaren , welche von Kühen stammen, die sich durch ihre massig entwickeltenMlchdrtlsen und reichliche Milchsecretion auszeichneten. Die von solchen reichliche Erträge von Milch liefernden Kühen gezüchteten Bullen pflegen als Zeichen der ihnen innewohnenden, natürlich nicht zur Ausbildung gelangenden Diathese der Milchdrüsen-Hyperplasie durch einen stark entwickelten Milchspiegel zu zeigen.
Neben dieser Zucht nach Leistungen , wie eine derartige Zucht von den Ztlchlern bezeichnet wird, — eine Bezeichnung, die aus der Pferdezucht herüber genommen ist, und welche aus der Zeil stammt, wo hauptsächlich solche Thiere zur Hervorbringung von Vollblutpferden u. a. zur Verwendung kamen, die durch die kräfligo Beschaffenheit ihrer Muskeln, ihres Körpers überhaupt, auf der Rennbahn Besonderes geleistet haben —, muss aber auch entschieden auf die Ausbildung guter Körperformen Rücksicht genommen werden . damit die mit sehr ausgebildeter Diathese zur Stoffproduclion versehenen Thiere auch ein Ebenmaass in ihren Körperformen zeigen. Die Veredelung der Körperformen ist jedoch nicht so leicht herbeizuführen, wie die Diathese zu den gewünschten Krankheitszuständen, und es währt, wenn nicht gleich von
|
*M
|
|||
|
|
||||
|
|
|||
|
118
|
Haltung, Wai'tuna, Kiittpiung und
|
||
|
|
|||
|
Anlang au i'iil beide Puiiclc gpnU-ksichtiiU wii'd, oiniije Zeil, ehe nach dieser Richtung hin befriedigende Resultate erzielt werden.
Sind tlurcli die richtige Paarung von Thieren Indiviiluen er/.iell worden, so hat der Züchter dafür Scjrge zu tragen, die Ernährung, Haltung und Pflege der jungen Thiere derartig zu regein , dass die \ orliandenen Krankheitsdia-thesen nicht Schaden leiden, vielmelir ihrer iMilwiekelung all und jeder Vorseliul) geleistet wird. Die jungen Individuen müssen,, damit das Waelis-thuin des Körpers nicht nur nicht behindert, vielmehr soviel als moglicli gefördert wird, so gehalten weiden, wie die durch die Physiologie gebotenen Verhaltungsiuassrcgeln es verlangen. Die jungen Individuen müssen aeben einer reichlichen, dein Alter entsprechenden, guten Nahrung sich nach Belieben bewegen und ruhen können : wir haben mithin für sie Loculitiiten zu beschaffen, welche, da schon von den ersten Tagen der (.ieburt an für die Bewegung der jungen Thiere Sorge getragen werden muss, diesen Anforderungen genügen. Die Localitäten werden je nach der Jahreszeil verschieden sein müssen. Im Winter genügt für die jungen Thiere ein geräiuniger leicht auf die geeignete Temperatur zu bringender Stall; beim Eintritt der wärmeren Jahreszeit wird eine solche Localität mit einem Platze verbunden sein müssen, wo die Kälber im Freien sich tummeln können. Nichts ist nachtheiliger für junge Individuen, als angebunden im Stalle zu stehen, hierdurch leidet die Entwickelung ihres Körpers in sehr kurzer Zeit; die Extremitäten werden durch das fortwährende Stehen auf dem Räume zu gerade gestellt, es zeigt sich frühzeitig eine Verkürzung der an die unteren Theile der Extremitäten gehenden Sehnen u. a. m. Die Muskeln des Körpers, welche, ja nur dann, wenn sie stets in massiger Thätigkeit sich befinden, eine normale Ausbildung erlangen, entwickeln sich viel weniger bei der zuletzt angeführten Behandlung der Kälber, als wenn sie durch das Tummeln der Thiere in frischer, freier Luft zu der normalen Entwickelung angeregt werden. Die vollständige Ausbildung dieser Körpertheile ist für die der Production wegen gehaltenen Thiere von der grössten Wichtigkeit , denn durch diese wird der Werth des Thieres als Fleischproduecnl bedingt. Dass sich die Muskeln run- durch eine gehörige Benutzung derselben in der Jugend so entwickeln , wie wir sie ausgebildet zu sehen wünschen, lehrt uns der Entwickelyngsgang der das Fleisch oder die Muskeln bildenden Muskelfasern. Wir wissen, dass eine Neubildung von Muskelfasern in der .lugend in sehr energischer Weise Stall hat, und dass die Bildung dieser Formelemente vor Allem bei solchen Individuen in gewünschter Weise erfolg! , die ihre Muskehl in dieser Wachsllunnsperiode des Körpers, also im jugendliehen Lebensaller, zur Bewegung der Körpertheile energisch verwenden. Beim Stehen im Stalle kann von einer zahlreichen Muskelfaserbildung keine Uede sein , hier wird nur die geringste Zahl sieh bilden. Wir können die gewünschte Bildung dieser Theile, die wir milder wirklichen Fleischbildung zu bezeichnen haben, wenn sie sich nicht durch
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
Zucht rtiM- Milchkühe.
|
119
|
||
|
|
|||
|
einen bedeutenden Ouerdurohniessor, und hierdureh venirsachle Sctnvprver-dauliohkeit jiuszeiehnen sollen, nui- in dem jugendlichen Alter der Hinder durch eine ihnen iiiii'h ihrem Beliehen gestnllele freie Bewetiunu; hervorrufen. Jede Bewegnnt; des Körpers im (Ganzen und in den einzelnen Theilen ins Besondere, tlie mit. einer erhöhten Kraflanslreiiiiung verbunden ist, iinderl wesentlieh die Besehall'enheil der Muskelfrisern , es uehl durob eine solche Benutzung das Weiche, Saftige der raser mil der Verniehrung des Durchmessers verloren. Wir sehen, dass die Muskeln hei deii Individuen, welche sie zu Verrichtungen von Arbeiten stark benutzen , an Umfang zunehmen, fester und harter werden. Diese Zunahme an Lquot;infantz und Festigkeit erfolgt, wenn ein gewisses ilaass nicht ülierschrilten wird, durch die Veigrösserung der vorhandenen Aluskelfasern, in welche theils neue Reihen der Muskelfaser-elemente sich bilden, theils die l'mhullungsmeuibranen eine Zunahme an Durchmesser erkennen lassen. Ks tritt hier eine Hypertrophie der Muskelfaser ein, die, wenn ein gewisses Maass in der Benutzung der Muskeln anhaltend Überschritten wird, von einer Hyperplasie der Muskelfaser gefolgt sein kann. Daher liefert ein Zugochse ein viel weniger nahrhaftes und schmackhaftes Fleisch, als ein Ochse, welcher nie gearbeitet, sondern von Klein auf nur massig seine Muskeln zur Fortbewegung auf der Weide verwendet hat; daher ist das Fleisch von den Kühen, die nicht gerade den durch grobe starke Fleischfaser ausgezeichneten Schlagen und Kaien angehören, oder zum Zuge verwendet worden sind, weicher und zarter, als das von Zugochsen. Da wir nun die Kidie, nachdem sie eine gewisse Zeit Milch producirt haben als SchlacbUhiere verwerthen müssen, so ist es nicht nur zweckmässig , sondern es ist durchaus nolhwendig, dass die später zur Milchproduction aufzustellenden Thiere in der .lugend ganz gleich den der Fleischproduction wegen gezogenen gehalten und gepflegt werden: nur so werden wir im Stande sein, dem Muskelapparate des Körpers diejenige Ausbildung zu geben , welche die Thiere zuwerthvollenSchlachttbieren sich entwickeln lässt. Ks ist, wenn auf die F^ntwickelung der Muskeln die uothwendige liücksichl genommen wird, bis zu dem Zeitpuncle, wo bei den zu Milchkühen beslinimten Individuen die Milchnutzung und bei den anderen die Mästung eintritt, durchaus kein Unterschied in der Fliege, Haltung etc. der jungen Thiere zu machen. Es ist ferner leicht einzusehen , dass durch eine gehörige Fntwickelung des Muskelappa-rates die Formen des Körpers gleichzeitig mit der höheren .Nutzbarkeil der Thiere, gefalliger werden.
Werden die jungen Hinder bis zu dem Zeitpuncle, wo sie Milch produ-ciren sollen, auf die angegebene Weise gehallen , ihnen bei der entsprechenden kräftigen Nahrung nach Belieben freie Bewegung und frische Luft gestaltet, so wird ihr Körper dann geeignet sein ohne Nachtheil das spater eintretende Stehen im Stalle zu ertragen und hohe Erträge zu liefern. Bei der Füllerung der jungen Individuen, wie auch später, inuss vor Allem
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
120nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Hrtltuiii;. Wartung, FüHerung lind
darattf besonders geachtet werden, dass der Pansen sieh nicht massig entwickelt: die rebelstände, welche der grosse ßiinfang desselben herheiführt, hahen wir schon in dem Vorhergehenden näher ausgeführt, und verweisen auf das dort Gesagte. Die zweefcrnassige Grosse dieser Magenahlheilimg kann nur erreicht werden, wenn so wenig als möglich von den Futterstoffen den Kälhern von klein auf gereicht wird, die zu den voluinengehenden gehören, wie Heu, Stroh etc.; es wird durch die Beachtung dieses Punctes von Anfang an eine höhere Ausnutzung des [Kraftfutters herbeigeführt, und nur auf diesem Wege sind die Nachtheile, welche ein stark entwickelter Pansen auf den Gesundheitszustand des Muüerihieres und des im Dterns be6ndlichen Fötus ausübt, zu vermeiden, und endlich wird der Korper solche Umrisse bei einer derartigen Haltung und Pflege erlangen, dass kein Theil das Auge beleidigende Formen erhall. Es leuchtet aus dem eben Mitgetheilten ein, dass wir beim Weidegang der jungen Hinder nur schwierig die Entwickelung des Pansens auf das Maass der Ausdehnung werden erhalten können, welches als das geeignete betrachtet werden muss, da die Thiere hier nur aus volumengebenden Stoffen die Nährstoffe zu ziehen haben, Beifutter beim Weidegatig gar nicht oder doch nur selten verabreicht werden kann. Dahingegen hal der Zttchter die Ernährung der jungen Hinder vollständig in der Hand, wenn die Thiere behufs der Ausbildung ihres Körpers auf einem Tummelplatz sich befinden. Hier kann den Thieren die Mischung von kraft- und voiumen-gebenden Futterstoffen so gereicht werden , wie es zur Erziehxng kräftiger, gut gebauter Thiere nothwendig ist. Fs können hier, wie leicht einzusehen, grilne Futterstoffe mit Körnern etc. abwechselnd gegeben werden , und es werden daher auch diejenigen Züchter, die ohne den Thieren grüne Futterstoffe zu verabreichen, nichts Gedeihliches züchten zu können glauben im Stande sein, dieser Lieblingsidee zu folgen und die Ernährung der jungen Thiere hiernach einzurichten.
Ausser der Pflege des Körpers im Allgemeinen, die dahin gerichtet sein muss, dem Wachsthum der jungen Thiere soviel als möglich Vorschub zu leisten, hat man bei den jungen Hindern, welche später als Milchkühe zur Verwendung gelangen sollen, von einem bestimmten Aller an aid' eine Förderung der MilehdrüseneiUwickeluug sein Augenmerk zu richten. Wie im anatomisch physiologischen Theile dieser Abhandlung bereits milgetbeilt worden ist, zeigt sich während des ersten und beinahe hin bis zum Ablauf des zweiten Lebensjahres in der Bildung der Milchdrüsen nur eine Sehr beschränkte Thätigkeil : eigentliche Drüsensubstanz ist bis zum Alter von l'.^ Jahr wenig oder gar keine im Euter (Mithalten. Dort, wo in späterer Zeit der Milchbehälter seine Lage hat, also dicht über dem Zitzencanal, treffen wir sowohl an den vorderen, wie an den hinteren Zitzen wirkliche, Drüsenzellen enthaltende Substanz in nur unbedeutender Ausdehnung an, dahingegen sind Milcbcauäle, und zwar blind endigende, in bedeutender Zahl vorhanden.
|
||
|
|
||
|
|
|||
|
Zucht der Milchkühe.
|
121
|
||
|
|
|||
|
Namentlich erstrcckpn sich im Fettgewebe von den hinteren Zitzen aus bis an die Scliambeinc, ja über diese hinaus, zwei sehr lange, selten mehr Gänge. die als die späteren Hauptgänge der hinleren Milchdrüse betrachtet werden milssen. Im zweiten Jähre sind von diesen aus eine sehr zahlreiche Menge von Miingen nach allen Richtungen hervorgegangen, und es beginnt nun die Bildung der Dritsensubstanz, zunächst an den Knden der kleinen, feinen aus den grösseren durch Sprossung hervorgegangen Canälen. Wird zu der Zeit, wo die Drüsen diesen Grad der Kntw ickelung erreicht haben , eine erhohle Thätigkeil dieser Organe durch einen direct auf die Drüsen wirkenden Reiz hervorgerufen, so geht die Bildung von Drüsensubstanz ziemlich schnell vor sich; fileichzeitig hiermit tritt ein Secemiren der Drüse ein, so dass in kurzer Zeil Milch, nicht seilen schon 2 — ü Quart guter Milch in einem Tage gewonnen werden kann.
Die Reizung der Milchdrüsen kann durch die Hand eines gescbicklen Melkers, sicherer und mit schnellerem Erfolge aber dadurch herbeigeführt werden , dass man ein neugeborenes Kalb so in die Nähe der betretlenden Starke aufstellt, dass es leicht zu den Zitzen der letzteren gelangen und an diesen saugen kann. Durch das Saugen wird ein der Ferse angenehmes Gefühl hervorgerufen , dem sie sich nicht entzieht, dahingegen sind sie gegen das Melken zuweilen sehr widerspenstig und können in der ersten Zeit nur durch Zwang zum ruhigen Stehen veranlassl werden. Da nun sehr oft mindestens 10—\i Mal im Tage das Melken zuerst zur Ausführung kommen muss, so ist dieses Verfahren mit Umständen verknüpft, wohingegen das Saugen hissen eines Kalbes, auch ohne dass Jemand zugegen ist, vor sich gehen kann. Sobald eine nicht unbedeutende Menge des Secretes geliefert wird, sistirt man diese Vornahme und wird, wenn die Thiero kräftig genug sind, vor dem Ende des dritten Jahres die Starken in den trächtigen Zustand versetzen können. Sehr oft sieht man dort, wo mehrere Kälber für sich in einer Koppel etc. gehalten werden, das eine dem anderen am Enter saugen; sie führen diese Vornahme mit einer solchen Beharrlichkeit gegenseitig aus, dass nur die Aufnahnie der Nahrung sie zum Sistiren dieses Exercitiums zwingt. Sehr bald trill nach diesem Saugen ein Schwellen des Euters und ein Secemiren der vorhandenen Drüsensubstanz an, die Menge des Secretes mehrt sich und in dem Maasse wie dies Statt hat, saugen die Thiere mit grösserer Lust und Energie. Da jedes der Kälber am Euter des anderen saugt und das producirte Secret aufnimmt, so erwächst hierdurch gar kein Nachlheil für die Ausbildung des Körpers.
Durch das Aufstallen der Kälber wird diesem gegenseitigen Saugen ein Ende bereitet. Die Secretionsthiitigkeit sistirt bald, und der Umfang des Euters nimmt etwas ab. Untersucht man nun nach dem Erlöschen der Milchabsonderung das Euter, so findet man über jeder Zitze einen sich ein wenig fester anfühlenden Theil, der den Umfang der Drüsensubstanz erkennen lässt.
|
|||
|
|
|||
|
m^mmmmm
|
||
|
|
||
|
122nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Haltung. Wartung, Filttirung und
Es zeiaü sich hier hucIi schon dit- an den hinteren Zitzen befindliche Masse von (jrösserem Umfange, als die an den vorderen Zitzen.
Bei sehr fetten Fersen, welche durchaus keine Neigung zur Voll/.ieluing der Begaltung zeigten, oder welche mehrere Male belegt worden waren ohne .zu empfangen, die aber normal gebildete Geschlechtstheile besassen, haben wir die schon ziemlich stark entwickelten Milchdrüsen durch das Saugen eines Kalbes in Thäligkeit treten sehen. Nach Verlauf von 4 — (i Wochen war die Menge der secernirlen Milch auf '#9632;]—'i Quart gebracht worden, und ohne dass dem Kalbe noch Gelegenheit gegeben wurde an das luiter zu gelangen, stieg die abgesonderte Quantität Milch bis auf (l Quart; nachdem die Milchdrüsen einige Zeitlang so in Thätigkeit erhalten waren, trat die Brunst ein und die Thiere concipiiten sehr leicht.
Es ist die Annahme ziemlich allgemein verbreitet, dass man, um milcli-reiche Ktihe zu erlangen, die Starken schon in sehr jugendlichen) Alter in den tragenden Zustand überführen muss. Ks wird angegeben , dass hierdurch die Milchdrüsen stärker ausgebildet werden , und so Thiere mit sehr stark entwickelten Drüsen herangezogen würden. Eine Wirkung, wie die angegebene tritt nach dem eben geschilderten Verfahren und nach der Teher-führung in den trächtigen Zustand in sehr jugendlichem Alter nur dann ein. wenn der betreffenden Starke die Diathese zur Hyperplasie der Milchdrüsen innewohnl. Nie wird es einem Landwirthe gelingen, aus einer Starke, welcher diese Anlage nicht innewohnt, eine gute Milchkuh auf diese Weise heranzubilden. Wenn sie noch so früh zum Bullen gelassen wird, es wird aus ihr immer nur eine schlechte Milchkuh, wie ihre Vorfahren hervorgehen. Durch das zu frühe Benutzen der Starken zur Zucht, leidet aber das junge Thier bedeutend in seiner Kntwickelung. denn nur diejenigen Thiere können ohne körperliche Nachtheile zu erleiden. Junge zeugen, deren Körper vollständig entwickelt ist. Dieser Zeitpunct tritt aber erst nach Zurücklegung des 3ten Lebensjahres nach Beendigung des Zahnwechsels bei den Thieren ein, die gut ernährt und gepflegt worden sind ; wir sehen die Entwickelung vollendet mit :{—:iquot;2 Jahren. Wir können daher das von vielen empfohlene frühe Bedecken der Fersen durchaus nicht empfehlen, können vielmehr nur davon abrathen.
Wir haben oben ein Verfahren angegeben, welches im Alter von i'-y^, besser mit beendetem iten Lebensjahre beginnen kann . durch welches bei der geeigneten Pflege und Haltung dein Körper kein Nachtheil erwächst, und durch welches dieselben Resultate herbeigeführt werden , d. h. es werden die Milchdrüsen, welche die Anlage eine starke Ausbildung zu erlangen besitzen, zur Secrelionsthätigkeit im frühen Lebensalter angeregt.
Es unterliegt keinem Zw eifel, dass wenn bei der Paarung der Rinder auf die angeführten Puncte gerücksichtigt wird. wenn nur solche Thiere geschlechtlich mit einander vereinigt werden, denen die Krankheitsanlage zu der
|
||
|
|
||
|
|
||
|
|
||
|
1
|
||||
|
|
||||
|
Zucht iler Milchlailie.
|
123
|
|||
|
|
||||
|
Hyperplasie der Milclidrilsen innewohnt, stets gute Resttltate erzielt, werden, d. h. es wird sieh bei den aus einer geschlechtliche]] Vermischung hervorgegangenen Individuen die Krankheitsanlage vererbt vorfinden. Bei den Kühen ist sehr leielil davon Kenntniss zu erhallen, oh die Milchdrilsen von der gewünschten Beschaffenheit sind, dagegen ist bei dem männlichen Erzeuger, ohne dass man seine Äbstnmmung kennt, nicht mit annähernder Sicherheil festzustellen, ob seinen weiblichen Nachkommen die Diathese zur krankhaften KntWickelung der Milchdrüsen inuewohnt. Wir haben zwar ein ziemlich gutes Zeichen indem sogenannten Milchspiegel, den der Bulle ebenso gut zeigt, wie die Kuh, doch möchte ich nicht rathen auf ihn allein das O-theil zu bauen, die meiste Sicherheit gewahrt die Abstammung von einer sehr milchrcichen Kuh. Durch die geeignete Haltung, Pflege und dergleichen werden die in dem jungen Thiere schlummernden Keime geweckt werden, und aus den Fersen gute Milchkühe hervorgehen.
|
#9632;.r
|
|||
|
|
||||
|
|
.-#9632;#9632;'.'.
#9632;r ff
|
|||
|
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
|
||
|
IV, Krankheitszustäiide der Milchdrüsen.
|
||
|
|
||
|
Die Milchdrüsen sind nls Organe, welche während eines gewissen Zoil-raumes in einer sehr bohen Thatigkeil sich befinden , in dieser Zeil i^nnz so wie alle jene Organe, denen eme besondere Puactionsthätigkeit innewohnt, sehr häufig Krankheitszustönden, welche ihre Fnnetionen !i;iii/. oder nur (heil-weise brachlegen, ausgesetzt. Es treler bei den MilcbdrUsen so^.n' noch baldiger Störungen in der Secretionsthätigkeit auf, als hei anderen drüsigen Organen, da sie in Folge ihrer bedeutenden Ausbildung, die, vwe bereits früher dargethan, als eine hj'perplasische bezeichnet werden kann, ferner durch die periodische. mit einer gewissen Heftigkeit auftretende Thätigkeit, empfindlicher gegen änssere störende Einflüsse sind, und diesen auch leicht erliegen.
Vor allen sind die Kühe . welche wegen der grossen Milchergiebigkeit besonders gut gehalten und gepflegt worden müssen , durch diese Haltung verweichlicht and Dicht im Stande . im Allgemeinen üusseren nacktheiligen Einwirkungen den Widerstand entgegenzusetzen , den weniger milchreiche und weniger verzärtelte Thiere zu leisten vermögen. Wenn nun diese Thiere im Allgemeinen schon ausseien nachlheiligen Einflüssen nicht genügend widerstehen können, daher häufiger von Krankheiten heimgesucht werden, so ist dies noch vielmehr bei dem Organe des Körpers der Fall, welches an und für sich durch seine besonders starke Kntwickelung eine geringe Widerstandsfähigkeit besitzt, ausserdern aber noch durch das oft plötzliche Eintreten einer sehr hohen Thiitigkeit vielen Fifhrlichkeiten ausgesetzt ist. Wir sehen daher nur zu häufig Functionsslörungen etc. der Milchdrüsen bei den sehr milchreichen Thieren anfinden.
Wir wollen zunächst die Krankbeitszustände, von welchen die Milchdrüsen befallen werden, aufführen und beschreiben und sodann die das Secret be-treffende Verifndcrung, gewöhnlich Milchfehler genannt besprechen.
|
||
|
|
||
|
|
|||
|
1. Hyperämie des inlerstitiellen und subcutanen Bindegewebes des Eulers 125
1. Hyperämie des interstitiellen und subcutanen Bindegewebes des Euters.
Hyperämien des im und am Euter gelegenen Rindegewebes koiniuen bei den in der Milchperiode befindlichen Kühen oft vor, selten hei solchen Thieren, welche trocken stehen. Wir haben hier /n unterscheiden
A.nbsp; nbsp;Hyperämien, welche das subcutane Bindegewebe allein befallen und
B.nbsp; nbsp;Hyperämien, welche im interstitiellen und subcutanen Bindegewebe
gleichzeitig aul'treleu.
|
|||
|
|
|||
|
A. Hyperämie des subcutanen Bindegewebes.
Eine grpsse Zahl von Kühen, besonders diejenigen , deren Milchdrüsen einen sehr hohen Grad von Ausbildung erlangt haben, pflegen von diesem ivrankheilszuslande befallen zu werden und zwar gewöhnlich bald, oder einige Tage nach dem Geburlsacle, mithin zu der Zeit, wo das Secret sich schon mehr der normalen Beschaffenheit nähert, die Drüsen also auf dem höchsten Runcte der Thäligkeit sich befinden.
Die Ursachen sind, aussei- der durch die bedeutende Ausbildung der Drüsen bedingten Disposition das plötzlich eintretende Fuuctioniren der Organe, welches immer mit einem starken Blutzulluss zu dem Euter verbunden ist. Der Blutzufluss zu diesen Theilen muss ja, sobald hier die Thätigkeil erwacht, ein bedeutender, man möchte sagen ein profuser sein, da die Hauptrichtung des Blutstromes, die bisher nach dem Uterus Statt halte, in Folge des Gebarens plötzlich sislirte, und nun bei der zu demselben Zeilpuncte erwachenden Thäligkeit in den Milchdrüsen mit grosser Energie in diese neue Bahnen eintritt.
Beim Beginn des Leidens nehmen wir zunächst eine Anschwellung des Euters wahr, da der Umfang dieses Organes gemeinhin bedeutend vermehrt ist. Die Temperatur der die Milchdrüsen bekleidenden Haut ist ein wenig erhöhl, sie erleidet jedoch bei der Mehrzahl der Erkrankten im weiteren Verlauf des Leidens keine Steigerung, vielmehr sehen mir in den Fällen, wo eine Erhöhung wahrgenommen worden , bald das Zurückgehen auf die normale Temperatur eintreten. Eine Böthung der Haut bei den Thieren mit ungefärbter Deckhaut ist von uns nicht beobachtet worden.
Die Drüsen fühlen sich im ersten Stadium des Leidens etwas fester an, als die in normaler Thäligkeit befindlichen, die vermehrte Festigkeit beraubt dieselben jedoch nicht ganz der Elasticitäl, die ihnen stets innewohnt, wenn sie in erhöhter Thäligkeit sich befinden. Das ganze Organ erscheint etwas mehr gespannt. Die durch Druck mit dem Finger hervorgerufenen Vertiefungen verschwinden in dem Maasse, wie jener Druck, nachlässt.
|
i
|
||
|
! i
|
|||
|
L/i;
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
126nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; KrankliPilszuslandp der Milclulrüspn.
Aeusserungen von Schmerz zeigen die Thiere nicht, auch sind sie gegen den auf die Drüsen ausiieühten Druck uiieinpfindlieli, zeigen auch last nie Schmerzen beim Melken.
Die Secretion gehl iinscheinend, dem Stadium der Milchperiode entsprechend, regelniiissiii von Statten, das Secret selbst ist gelblich von Farbe, besitzt den dem Colostrum eigenthUmliehen (ieruch und rciigirl bald schwach alkalisch, bald ist es neutral ; seine Menge ist etwas verringert.
Nach Verlauf %oii 12—S4 Slunden, oft auch erst nach 48 Stunden, tritt je nach dein Grade der Hxperäniie ein in Betretl'der Ausbreitung und Stärke sehr verschiedenes (Jedem am Euter auf. und man nimmt an den Stellen, wo sich dasselbe ausbildet eine Nachgiebigkeit der Geschwulst wahr; Pinger-drttcke bleiben wahrend kurzer Zeil bestehen. Zuerst tritt das (Jedem an dem unleren , dicht über den Zitzen gelegenen Theil des Euters auf, und erstreckt sich bei bedeutenderen Graden der Krankheit von hier bis zur Scham hinauf und nach vorn unter den Leib bis weit über den Nabel fort. Bei den nicht heftigen Graden tritt nach i—5 Tagen, sobald die Thätigkeit der Drüsen sich mehr regidirt hat , eine schnelle Abnahme des Umfanges der Geschwulst ein, und die letzten Spuren verschwinden in der Kegel vor Ablauf von 8 Tagen; bei heftigeren (baden sind die letzten Spuren erst mit Ablauf von 1 4 Tagen gänzlich beseitigt.
(Jeher die Prognose und Therapie verweisen wir, da diese Hyperämie mit der des interstitiellen Bindegewebes sich gleich slelll, auf das dort Aufgeführte.
it. Hyperämie des inteixlilielleii und Milicutaneii Bindegewebes.
Während die Hyperämie des subeutanen Bindegewebes bald nach der Geburt des Kalbes bei den Kühen auftritt, sehen wir die des interstitiellen Bindegewebes bei solchen Thieren entstehen, welche schon vor längerer Zeit gekalbt, und theils in dem ersten, theils in dem zweiten Abschnitte der l.ac-talionsperiode sich belinden. Selten sahen wir sie bald nach dem Kalben auftreten. Die Krankheit tritt plötzlich ohne von uns wahrzunehmende Vorboten auf und aussei- der starken Kntwickelung des Euters, die ja eine Disposition zu den Leiden des Organen Überhaupt bedingt, geben äussere Eintlüsse, wie Erkältungen, Erhitzungen etc. hierzu die Veranlassung.
Das Leiden giebl sich durch eine Anschwellung des Euters kund , die plötzlich in die Erscheinung tritt, und sich zuerst ganz so verhidt, wie die bei der Hyperämie des subeutanen Bindegewebes auftrelenden. Es unter-seheidel sich das in Bede stehende Leiden jedoch von dem vorher aufgeführten durcli das sehr bald erfolgende Nachlassen der Geschwulst. Diese zieht sich gewöhnlich von der einen Milchdrüse ganz- und von der anderen zum Theil zurück, so dass nur ein Viertel des Kuters durch die an diesem
|
||
|
|
||
|
|
||
|
1. Hyperämie des iniersliliellcn uiul subcutanen Bindegewebes des Euters. 127
Tlieile vorluindcne (ieschwulsl, umJ (lurch die Voivinderung, die das Secret bekundet, leidend erscheint.
lgt;ie Bildung eines Oedemes hat selten SUilt, die (iesclivvulsl ist ehisliscli, die Berührung derselben den Thieren oft uniingenehui, Sclmierzen verursachend, hesonders an dein Theile des Kulers, der später als besondere al'licii't sich herausstellt. Die Temperatur ist hier nicht bedeutend, zuweilen fast gar nicht erhöht, eine Uolluing der Haut nicht wahrzunehmen. Ausser der Anschwellung eines grösseren oder geringeren Theiles des Euters ist die Verminderung, welche das von dein aflicirten Theile secernirte Secret aufnehmen liisst, das charakteristische Symptoiu dieses Leidens. Blulaustretungen in die Milchgel'iisse werden nicht selten bei dieser MilchdrUsenaH'ectioii beobachtet, sie treten gewöhnlich in der ersten Periode der Krankheit auf, selten findet sich Blut in dein Secret gegen das Ende der Krankheit, wenn es dem normalen in seiner Beschatl'enheil näher getreten ist.
Das in der Milchcisterne ties aflicirten Theiles beim Beginn des Leidens sich ansammelnde Secret, ist dem Blutserum sowohl in Farbe, wie auch in seinem sonstigen Verhalten sehr ähnlich. es coagulirt z. B. das Ganze, wenn es bis auf 7öIJCl. oder darüber erwärmt wird. In diesem Secrete finden sich rundliche Stücke, sodann Iheils fadenförmige, theils zu länglich runden Körpern aufgerollte Massen, welche Letzteren bei der näheren Untersuchung sich als geronnener Käsestoll'ergaben. Uie fadenförmigen Gerinnsel bestehen iheils aus sehr dünnen weissen lläutchen von Epithelium, in welchen blasse Zellen zu erkennen sind, deren einzelne Fetttröpfchen enthalten, theils aus structurlosen, aufgerollten Käsemassen, üie fadenförmige, rundliche Be-schatl'enheit erhallen diese Körper wohl erst beim Dmcbgang durch den Ausführungscanal in der Zil/.e. Die rundlichen kleinen festen Klümpehen bestehen aus Casein, und enthalten eine grosse Menge Milchkügelchen; einzelne in der Flüssigkeit suspendirte Milchkügelchen haben wir auch schon in der ersten Zeit des Leidens aufgefunden.
In zwei Fällen, wo das Secret der Milchdrüsen schwach gelbröthlich erschien beim Beginn der Hyperämie, fanden wir in demselben Blutkörperchen, die beim Stehen der Milch im Gefässe nach einigen Stunden sich zu Hoden gesenkt hotten. In dem Maasse wie dies erfolgte, änderte sich auch die Farbe des Secretes, das Uöthliche verschwand nach und nach. Der rothe Bodensatz liess bei der mikroskopischen Untersuchung leicht die Ursache der Rothfärbung, die Blutkörperchen, erkennen. Bei weiterem Vorschreiten der Krank-heilraquo; wird die Menge des Secretes immer geringer und der normalen Milch unähnlicher; wir finden in der Milchcyslerne eine Flüssigkeit, welche in mancher Beziehung dem Blutserum ähnlich ist.
Die Menge der sich in den Gängen etc. der Milchdrüse ansammelnden Flüssigkeit ist im Vergleich zu der sonst hier anzutreffenden Milch eine sehr unbedeutende. So erhielten wir von der vorderen Hälfte der einen von der
|
||
|
|
||
|
|
||
|
128nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; KrankheHszustände der Mitehdrüsen^
HyperäBiie berallenon BfilchdrUse i Unzen Secret, welches während eines Zeitraumes von 4 Stunden ausgeschieden worden war. Diese Flüssigkeit, welche durch Küseslotlgerinnsel etwas gelriiht war, klärte sich, nadidcm diese sich zu Boden gesenkt halten, und besass eine gelhröthliche Karbe, ähnlich dem Blutserum. Die chemische Analyse, der wir dieses Secret unterwarfen, liess folgende Bestandtheile erkennen ;
Wasser.....quot;. 93,641
Feste Bestandtheilenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . 7,;H59
100,000
Diese festen Bestandtheile enthielten :
Fell.........0,189
Milchzucker und Extractivstoffe . 0,463 Albumin und Casein .... 5,777
Salze.........___0,930
7,359.
Diese Beschaffenheit zeigt-das in den Gängen und in den Cisternen der Milchdrüse sich findende Secret nur annähernd die ersten Tage, sehr bald findet man mehr Fett und diesem entsprechend^ Casefnetc. in der secemirten Flüssigkeit, Bestandtheile, welche allmählich zunehmend, das Secret bald als ein dem Colostrum ähnliches erscheinen lassen. Die Menge des abgesonderten Secretes ist fast gar nicht vermehrt, wenn diese Umänderungen Statt haben, erst nach und nach tritt eine Vermehrung ein, die jedoch selten so bedeutend wird, dass eine der vor der Erkrankung von diesem Theile gelieferten Milch gleiche Ouanütäl erhalten wird. Die Colostrumkörperchen vermehren sich nach und nach, in grösster Menge fanden wir- sie in dem bei der Hyperämie gelieferten Secrete in der Zeit vom vierten bis zum achten Tage. Das am vierten Tage von der erkrankten Drüsenpartie ent-nomniene Secret verhielt sich ganz wie Colostrnni, es war gelblich weiss von Farbe, schleimig, coagulirte beim Erhitzen etc. In dem so beschaffenen Secrete landen sich :
Wasser......HI,7H'.t
Feste Bestandtheile . . 18,211
100,000.
Diese festen Bestandtheile waren :
Fett..........5,210
Casei'n und Allnmun .... 8,887 Milchzucker und Extractivstoffe . 3,070
Salze......., .___i,044
18,21 f.
|
||
|
|
||
|
|
|||
|
1. Hyperämie des interstitiellen uiul subculaneu Bindegewebes des Euters. 129
Die 1,044 Sake bestanden aus:
Phospliorsauren Krdeu und Eisonoxyd . 0,384
Kolilonsaurer Kalkerde.....0,108
Chloinatriuin........0,00:i
Natron..........0,549
Schwefelsäure, Spuren.....0,000
1,044r Die aus dein hintern Theile derselben Milchdrüse zu derselben Zeil entnommene Milch von normaler Beschatlenheit, bestand den von mir erhallnen Resultaten der Analyse zu Folge aus :
Wasser......88,583
Feste Bestandtheilenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;. 11,417
400,000. Die I 1,417 festen Bestandtheile enthielten :
Fett.........nbsp; nbsp; 3,405
Casein........nbsp; nbsp; nbsp;3,218
Milchzucker und Extractivstoffe .nbsp; nbsp; nbsp;4,092
Salze.........nbsp; nbsp; 0,702
11,417.
I Die mineralischen Bestandtheile waren :
Phosphorsaure Erden und Eisenoxyd . 0,317
Kohlensaurer Kalk.......0,1 *6
Chlornatrium........0,004
Natron..........0,235
Schwefelsäure, Spuren.....0,000
0,702. Die Versleichung der Bestandtheile der von der erkrankten ürüsenpartie abgesonderten Flüssigkeit mit denen der vom gesunden Theile derselben Drüse secernirten ergiebl, dass die erstere eine grössere Menge feste Bestandtheile enthält, ferner dass eine bedeutendere Quantität von Fett und den stickstoffenthaltenden Körpern, dem Casein und Albumin, in derselben enthalten war, dass aber Milchzucker und die sogenannten ExtractivstoQ'e in grösserer Menge in dem normalen Secrete sich vorfanden, die anorganischen Bestandtheile hingegen in dem Secrete der erkrankten Drüsenpaitie in bedeutenderer Menge nachgewiesen worden sind. Sicherlich trägt zur Vermehrung der letzteren das Prävaliren der Prote'i'nverbindungen wesentlich bei.
Der Verlauf der Hyperämien ist fast stets ein gutartiger, da fast immer ohne Amvendung von Arzneimitteln das Leiden bald aufhört: in 4 — 8 Tagen sehen wir die Anschwellungen , auch selbst dann, wenn sie eine bedeutende Grosse erreicht halten, verscliwinden; selten ist nach Verlauf dieser Zeiträume noch eine Spur des Üedenis in der Gegend des Nabels oder über
Fürstenberg, Milchdrüsen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 9
|
|
||
|
3
|
|||
|
m-
|
|||
|
|
|||
|
',! )
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
130nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Kmnklioitszuslänilc der Milclidriisen.
laquo;len Zil/en mn Euter wahrzunehmen. Am liingsten sind die Zeichen des pathologischen Auslandes an dem von dem erkrankten Tiieile gelieferten Secrete wahi'zutiehmen, und zwar sowohl-an der Oujintiuil, die gewöhnlich für die Dauer der Lactationsperiode geringer ;ds .sonst bleibt, als auch an der mikroskopischen Beschaffenheit des Secretes. Die Untersuchung dutch das Mikroskop ergieht, dass noch 8 — 12 Tagen nach dem Verschwinden des Oedems Golostromkörperchen in der von dem erkrankt gewesenen Theile abgesonderten Milch vorkommen.
Das Erkennen der Hyperämien bietet keine Schwierigkeiten dar. Von der Entzündung sind sie durch das Fehlen des Allgemeinleidens, durch die Abwesenheit der Iliirte der Milchdrüsen, des Schmerzes, der Itölhe elc. zu unterscheiden. Ebenso ist die Unterscheidung tier Hyperämie des intersüliellen Bindegewebes von der des subeutanen nicht schwierig; abgesehen davon, dass die letztere fast immer nur bald nach dem Gebären der Kühe eintritt und während der ganzen Dauer des Leidens über das ganze Euter gleichmässig verbreitet sich zeigt, sind auch durch das ungestörte Fortbestehen der Secretion bei dieser Symptome gegeben, die beide leicht anterscheiden lassen. Letzteres Symptom ist um so mehr in die Augen fallend, als bei dein Leiden des interstitiellen Bindegewebes die Secretion der befallenen Theile sislirt, und wenn dieselbe wieder beginnt, sehr in die Augen fallende Verschiedenheiten von dem normalen Secrete darbietet. Seihst dann , wenn die interstilielle ll\|)eräinie einige Tage schon bestanden hat und das Secret dem Colostrum gleicht, ist die Unterscheidung dann noch eine leichte, da bei dieser nur ein Theil einer Milchdrüse oder eine Milchdrüse ein so beschaffenes Secret liefert, während bei der Hyperämie des subeutanen Bindegewebes das Secret beider Drüsen ein gleich beschaffenes ist.
Die Prognose ist bei beiden Hyperämien eine günstige; selten ist man genöthigl, medicinisch einzuschreiten, llauptbedingniss zur Herbeiführung eines guten Ausganges ist das Fernhalten aller nachllieilig auf die Drüsen einwirkender Fanllüsse. Werden diese nicht ferngehalten, so treten nicht seilen Fnlzündungen der Milchdrüsen auf.
Seilen wird es sich ereignen, dass gegen die ll\ perämie, sei es, dass sie bei Kühen, die erst geboren haben , sei es, dass sie bei solchen, die schon seit längerer Zeit sich in der Milehperiode befinden, medicinisch eingeschritten werden muss. Gemeinhin genügt die Regelung des diätetischen Verhallens vollkommen, den Krankheitszustand zu beseitigen. Bei beiden Hyperämien müssen stark nährende Futtermittel während der Dauer der Krankheit vermieden werden, um eine Verminderung desBlulzutlusses zu den Drusen herbeizuführen. Nur leicht verdauliche, wenig Nährstoffe enthaltende Futterstoffe gelangen daher zu dieser Zeit zur Verwendung, und die Menge jener muss in den Fällen noch verringert werden j wo in Folge der Hyperämie (iefäss-rupturen und Blutungen innerhalb der Drüse auftreten. Sollte sich eine
|
||
|
|
||
|
|
||||
|
2. Enlzümlunü des Euters.
|
131
|
|||
|
|
||||
|
Empfindlichkeit gegon dio Boi'Uhi'un^ der Drüsen zeigen,, so sind BiiLungen von dünneni lauwarmen Leinsainensclileim, oder solche von Alikuchung des lialvenkraules indk-irl; lindert sich durch die Versvendung dieser Mittel die Kmpfindlichkeit nicht, so werden mit Nutzen denselben geringe Mengen narkotischer Infusen, wie solcher von Ihoscyamus, Belladonna etc. hiiiieugelugt. Vor allem Ist bei der Anwendung von lauwarmen Bähungen darauf zu achten, das ein Erkalten des Euters nicht Statt hat, und nicht Zugluft die Thiere trifft. Die Bähungen werden so lange Zeit fortgesetzt, als das Secret nicht die normale Bescliatl'enheil besitzt und die Menge desselben noch eine sehr geringe ist; selten wird man gezwungen sein, jene länger als -i — 4 Tage fortzuführen. Geboten ist ferner ein oft wiederholtes Entleeren der Milchcisterne, um nicht zur Vermehrung der Casein-Coagula Veranlassung zu geben.
Der Uebergang zu der gewöhnlichen, aus kräftig nährenden Futterstoffen bestehenden Nahrung darf nur ein allniähliclier sein. Achtet man hierauf nicht, sondern verabreicht den Kühen , wie dies leider nur zu häutig geschieht, gleich nach dem Zurücktreten der Atl'eclion. in reichlichem Maasse stark nährendes Kutter, so treten, abgesehen von dem gastrischen Leiden, Becidive der EuterafV'ection ein.
|
. ':
|
|||
|
|
||||
|
2. Entzündung des Euters.
Die Milchdrüsen bestehen wie inilgetheilt aus Drüsensiibslanz, gebildet durch Verästelung der Gänge und blasiger Erweiterung der letzten Knden dieser; aus Bindegewebe und Fettgewebe. In jedem dieser Gewebe kann der Process der Entzündung vor sich gehen; ob er in dem einen oder dem anderen Gewebe, oder in allen zugleich Statt tat, ist für jeden Fall nicht leicht zu entscheiden. In der Mehrzahl der Fälle scheint das Bindegewebe der llauptsitz des Leidens zu sein , und Störungen in der Milchsecretion bei dem nicht mitergriSenen Driisengewebe durch die Stärlingen des Blutlaufes der die Terminalbläschen umspinnenden Capillaren herbeigeführt zu werden. Durch die Schwellung, welche die, die Drüsenkörnchen und Diüsenläppchen etc. umgebenden Bindegewebsschichten in Folge der Entzündung erfahren, wird ein Druck auf die Driisensubstanz und ihre Gefasse ausgeübt und hierdurch Hemmungen der Blutcirculation der Milchdrüsen herbeigeführt, anderen-theils wird aber auch durch die liichtiing des Blutstromes zu dem Bindegewebe der Drüsensubstanz Material zur Herrichtung des Secretes entzogen. Beides aber bewirkt jedenfalls eine Sistirung der Secretionsthätigkeit. Es wird ferner durch die Schwellung des Bindegewebes der Umfang der betreffenden Drüsen und des Euters im Ganzen ein bedeutenderer.
Eine Störung in der Secretionsthätigkeit der Milchdrüsen tritt ebenfalls bei einer Entzündung des Drüsengewebes ein, ebenso veranlasst die Schwel-
9*
|
||||
|
|
||||
|
|
||
|
132nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; KrmiklioilsznstiüKlo dor Mllolulrüseü.
Iiiti!; dieses Gewebes cine Vermfhrunt! dos Umlandes der Drüsen ins Besondere und des Euters im Ganzen, wodurch das äussoio Erscheinen des erkiankten Organes sich hier ebenso zeigt, wie bei der Ent/.ündunu; des Bindegewebes: Wir können daher aus der Secrelionsslörung und der An-schWellung des Eulers, den Hauptsymptomen der Enl/ünduni;, nicht auf die Erkrankung des einen oder des anderen (Jewelies, oder heider (iewelte gleichzeitig schliessen: sicheren Autschiuss. ob das eine oder das andere Gewebe von der Enlzllndnng ergriffen geWesen; kann nur die anatomische Ontersuchung gpwühren, zu deren Ausführung sich nur selten (ielegenheit darbietet.
Die Ursachen, die zum luitstelien der Euterentzündung Veranlassung gelien, sind verschieden. Die Disposition zu der Entzündung ist entschieden ein Hauptmoment zum Auftreten dieses Leidens; veranlasst ist dieselbe, wie wir bereits erwähnt haben durch die Hyperplasie der Drüsen, die wegen dieser anomalen Entwickelung der einwirkenden Schädlichkeit wenig Widerstand entgegensetzen kann. Wesentlich ist hierbei der grosse Gefässreich-thiun des Organes, welcher bei Ernährungsstörungen, hervorgerufen in Folge eines Imlainents, durch die Heftigkeit, mit welcher sie auftreten , oft ein Allgemeinleiden herbeiführen. Letzteres tritt auf, wenn Einflüsse eingewirkt haben, welche den Körper im Ganzen betreuen, wie Erkältungen etc. Wir sehen die Entzündungen des Euters auftreten bei einer feuchten, nasskalten, katarrhalische und rhetunatfeche Krankheiten hervorrufenden Witterung, feiner nach jähem Wechsel der Temperatur etc. Bei den im Stalle gehaltenen Thieren , die den Ausseneinllüssen entzogen und verweichlicht sind, tritt, wenn Zugluft die Kühe trifft, die Entzündung des Euters auf. Abel- auch in Folge von anderen Krankheiten, vor allen der Exantheme, wie Maul- und Klauenseuche, der Pocken, wird das Euter von einer Entzündung befallen. Endlich fuhren äussere, mechanisch auf die Milchdrüsen einwirkende Schädlichkeiten, wie Stösse, Schlüge etc. Enlzilndinigeii dieser Organe herbei:
Die Euterentzündung ist bald eine schnell und heftig verlaufende; und gehl dann stets ein Allgemeinleiden dem Auftreten der Localaffection vorher, oder sie ist mehr schleichend, langsam verlaufend, in welchem Falle ein Allgemeinleiden nicht beobachtet wird; im ersteren Falle pflegen beide Drüsen oder der grössle Theil einer Drüse zu erkranken, im letztem ist sie anfänglich nur aul einen kleineren Theil der Drüse beschränklaquo;, pflegt aber von dem ergriffenen Theile aus nach und nach weiter über die Drüse sich auszubreiten.
Die Symptome, welche dem Eintritte der acuten Localallection vorausgehen, sind eine Verminderung der Presslust, unregelmiissig ausgeführtes Wiederkäuen, glanzloses, in die Höhe gerichtetes Deckhaar, und etwas trüber Blick. Die Schleimhaut der Nase und die Bindebaut des Auges sind durch Gefässinjection gerölhet, der Puls ist voll, wellig, ziemlich hart und beschleu-
|
||
|
|
||
|
|
||||
|
2. Entzündung des Euters.
|
133
|
|||
|
|
||||
|
nigt; das Athmcn kurz und beschleunigt. Die abgesetzten Fäces besitzen eine grösserc Consislenz ; dii^ Ausleerungen des Harns erfolgen regelruitssig, die Quantität ist eine verminderte, die Farbe gewöhnlich etwas dunkeler, wie die des von gesunden Thieren ausgeschiedenen Harnes. Von Zeit zu Zeit werden die Kilhe von Frostanfälien heinigesucht, die durch starkes Zittern der Gliedinassen und der an der .Schulter und lt;leni hinteren Thcile des Bauches gelegenen Muskeln sich kundgeben. Die Temperatur ist über dem Körper nicht stets gleichmiissig verthcill, oft tritt ein Wechsel in derselben ein, so dass wir die Ohren, die Burner, die Fussemlen etc. bald kalt, bald warm linden; ebenso wechselnd ist die Beschaffenheit des Flotzmaules, welches bald feucht, bald trocken ist. Gegen das Kneipen der Haut sind die Thiere sehr empfindlich^ ebenso suchen sie durch Biegen des Rückens sich dem nur gelind auf diesen ausgeluhrlen Drucke zu entziehen.
Das Euler zeigt zuerst in diesem Stadio des Leidens kein Zeichen des Leidens, von dem es binnen kurzem befallen wird. Die Temperatur ist hier eine der Lage des Theiles entsprechende, es ist weich, man könnte sagen welk, die Secretionsthätigkeil liegt darnieder, die abgesonderte Menge ist daher nur eine sehr massige. Die Verminderung der Menge der Milch ist, da fast bei jedem lielterhal'leii beiden sich diese sofort (quot;instellt, ein Zeichen, welches für sich allein auf das bevorstehende Leiden nicht muthmassen lässl, erst gegen Knde desselben bemerkt der Kundige schwache Symptome der bevorstehenden Entzündung.
Das Stadium der Vorläufer dauert durchschnittlich '24—U6 Stunden, selten langer, ehe das Euter sich von der Knlziliulimg befallen zeigt. Die angeführten Symptome eines AJlgemeinleidens sind Folge der Einwirkung ausserer Schädlichkeiten, die den Körper im Allgemeinen betroffen haben, und welche bei Erkältungskrankheit stets beobachtet werden, denen dann die Erkrankung des ürganes, welches den geringsten Widerstand entgegensetzen kann, folgt.
Die Eiiteraffeclion tritt beim Fortbestehen eines Theiles der Symptome, wie fies beschleunigten Kreislaufes und des beschleunigten Athems, der Appetitlosigkeit etc., zu dem genannten Zeilpunct bald mit grosser Heftigkeit, bald weniger stark auf .le nachdem das Eine oder das Andere statt hat, wird, obschon auch die zuerst nur schwach auftretende Affection schnell an Intensität gewinnen kann, von einer plötzlich auftretenden Entzündung, oder einer etwas langsamer sich ausbreitenden gesprochen. Den Be sitzein und Fliegern der Kidie entgehen nur zu oft die IVodromen der Krankheil im Allgemeinen und die Symptome des ersten Stadiums der iMitzilndung der Milchdrüsen , sie werden besonders bei der schnell sich ausbreitenden heftigen Entzündung diese erst dann gewahr, wenn das Euter bedeutend geschwollen und die Thiere w iderspeustig gegen die Berührung dieses Kör-pertheiles sich zeigen, und berichten dann dem Sachvorständigen über ein
|
h .
|
|||
|
|
||||
|
|
||
|
J34nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankhoilszustande der Milchdiüscn.
urplötzliches Kinlrelon des Leidens. Wie bereits erwähnt, tritt aber diese Entzündung nie urplötzlich auf, man kann vielmehr, vorausgesetzt, dass die Störungen, die das Allgcmeinleiden veranlassen, Wahrgenommen werden, wie das in einer guten Wirthsehaft der Fall ist, das Leiden, welches dem Alliiemcinleiden foken wird, schon erkennen durch die Bescbaffenheit der iMilchdrllscn, durch den gelinden Grad von Kmpfindliclikeil gegen die Ren'ih-ning des Euters, durch die wenn auch nur geringe Erhöhung der Temperatur am Kulcr, und durch die geringe Elaslicität des Driisengewebes, Zeichen, welche wie gesagt, dort übersehen werden, wo die Pflege der Thiere eine mangelhalte ist. Oel'ters haben v\ir (ielcgcidieil gehabt, aus diesem ersten Anlange die Milchdrttsenentzündung zu constaliren, und die binnen Kurzem auftretende heftige Anschwellung des Euters vorherzusagen. Stets wird bei den Thieren, wo die aufgeführten-Symptome des Allgemeinleidens und der geringen AlVection des Euters verbunden mit einem beschleunigten, härtlichen, vollen und welligen Pulse wahrzunehmen sind, binnen Kurzem die Entzündung jedem Laien durch eine bedeutende Anschwellung des Euters sich zu erkennen geben. In den Fallen, wo die heftige Entzündung allmählich vorschreitet, wo zuerst nur ein Theil einer oder beider Milchdrüsen affibirf ist, und die Thiere gelinde Schmerzen bei der Berührung der Theile wahrnehmen lassen, verstreichen oft 24 Stunden, ehe die Entzündung ihren llöhepunct erreicht, wohingegen sie bei dem zuerst aufgeführten Gange oft in wenigen Stunden auf diesem Puncl angelangt ist.
Der von der Entzündung befallene Theil des Euters ist angeschwollen, hart und heiss ; die Haut ist hier geröthet in den Fällen, wo das subeutane Bindegewebe initergrifien ist, die Gefässe des Theiles treten nicht so stark hervor -wie bei dem normalen Vorgänge der Milchbildung. Die Berührung der kranken Partie verursacht den Thieren bedeutende Schmerzen, sie suchen daher derselben auszuweichen oder den Berührer durch Heben des llinler-fusses und durch Schlagen mit demselben von sich fern zu hallen. Bei sehr empfindlichen;.Thieren kann man nur unter Anwendung von Zwangsmitteln die Untersuchung des Filters ausführen, Sich selbst überlassen zeigen die Blühe, wenn ein grösserer Theil des Buters entzündet ist, erosse Unruhe, sie trippeln hin und her, ruhen bald den einen bald den anderen llinterfuss, legen sich nieder, stehen, wenn hierbei auf die erkrankten Theile ein Druck ausgeübt wird, sehr bald wieder auf, oder aller Wenn letzteres beim Liegen nicht erfolgt, bleiben sie in der angenommenen Lage und geben durch Stöhnen zu erkennen, dass sie von grossen Schmerzen gequält werden. Die Milchsecretion ist an den von der Entzündung befallenen Theilen vollständig aufgehoben, und die Thätigkeil der übrigen Theile der Milchdrüsen, je nach der Ausdehnung der Affection, bald ganz darniederliegend, bald auf ein Minimum rcducirl. Ist nur die eine Hälfte einer Drüse entzündet, und in der Mehrzahl der Fälle pflegt der hintere Theil derselben aflieirt zu sein, so liefert
|
||
|
|
||
|
|
|||
|
2. Entzündung des Euters.
|
135
|
||
|
|
|||
|
der vordere Theil wenig oder gar keine Milch, und die Produclionslhätigkcit der anderen Drüse ist bedeutend vermindert, ja sie ist, wenn die Entzündung sehr heftig in dem anderen Theile auftritt, zuweilen für kurze Zeil ganz sislirt.
Ist ein grosser Theil oder das ganze Euter von der Entzündung ergrillen, so legen sich die Kühe selten, stehen vielmehr, besonders wenn die Krankheit dem Höhepuncl ziisclueilet, der Blick ist stier, das Flotzmaul trocken. Puls hart, voll und sehr beschleunigt, das Athmen ist vermehrt, das liaar glanzlos, die Haut trocken, fest anliegend, die Fresslust fast ganz verschwunden. Uahingegon ist der Begehr nach Trinkwasser ein grosser, und das Wiederkäuen unterdrückt; zuweilen stellt sich ein leichtes Aufblähen ein; der Kolli wird selten abgesetzt, ist geballt und mit Schleim überzogen. In dem Maasse wie der L'mfang des Euters sich vermehrt, und dieses nach unten sich senkt, in dem Maasse scheu wir die Zitzen, welche schon, so wie in Folge des Allgcmeinleidens die Milchsccrelion eine geringe wird, sich anscheinend verkürzen, welk herabhängen.
Die angeführten Ea'ankheitssymptome bleiben während 3 — 4 Tagen von gleicher Inlensität, die Anschwellung des Euters ninmit ständig an Umfang zu ; es bildet sich an dem unteren Theile des ganzen Euters dicht über den Zitzen, ferner vor dem Euter ein Ocdcm, welches bis zum .Nabel, ja oft bis zum Brustbeine sich nach vorn erstreckt. Sobald das Oedem auftritt, lässl sich aus den Ausfülirungsgängen der Drüsen eine geringe Menge einer sehr dünnen Emulsion ähnlichen Flüssigkeit entleeren.
Aus den Ausfülirungsgängen des kranken Theiies der Drüsen werden beim Melken Stücke geronnenen CaseTns und gelblich oder gelblichweisses Milchserum entleert, in sehr seltenen Fällen ist die aus diesen Gängen entleerte Flüssigkeil mit Blut vermischt. Zuweilen lässl sich durch Melken gar keine Flüssigkeil oder geronnener Käsesloll entfernen ; forscht man nach der l'rsachc, so gewahrt man schon durch das Gefühl von aussen oben am Grunde der Zitze das llinderniss, sicherer noch erhall man über dasselbe Auskunft (buch Einführung des Milchkatheters oder einer Sonde in den Milchcanal. Man gelangt hiermit auf feste Massen coagulirten Caseins, welche mit den genannten Instrumenten, besonders mit dem Katheter, leicht zurückzuschieben, ja unter günstigen Umständen sogar zu zerstückeln sind. Auf diese Weise wird der über derselben befindlichen Flüssigkeit ein Ablluss vcrsehaflt.
Die Entzündung pflegt am 4—6. Tage etwas an Intensität nachzulassen und dann allmählich von der Zertheilung gefolgt zu werden, oder alleres treten die Folgekrankheilen nach und nach deutlicher hervor. In den Fällen, wo der Ausgang lethal ist, beobachten wir auch das Nachlassen der Intensität der Entzündnngscrscheiniingen; dann aber zeigt sich sehr bald wieder eine Steigerung in der Stärke der Symptome , verursaclil durch eine weitere Ausbreilung der Entzündung, und zwar hier dann über beide Milch-
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
136nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheitsziistäiide der Milchdrüsen.
drüsen in ihrer ganzen Ausdehnung. Die Thiere werden in Folge dessen von den helligsten Schmerzen gequält1, sie stöhnen fortwährend, legen sieh nur selten und dann auch nur auf kurze Zeil nieder; da der Druck, der hierhei durch die Schenkel auf das Euter ausgeübt wird, ihnen sehr grosse Schmerzen bereitet, welche sie durch ein stärkeres Stfiluion zu erkennen gelten. Das Knter ist heiss, fest und hart, die Berührung den Thieren sehr unangenehm , und nur unter Sträuben derselben miszuführcn. Die die Milchdrüsen bekleidende Deckhaut erscheint bei den Kühen, wo dieselbe ungefärbt und mit dünnen, feinen Ilaaren besetzt ist, bläulich weiss von Farbe, die Milchsecrelion Ist vollständig aufgehoben, es gelingt nur selten einige Tropfen einer gelblichen, trüben Flüssigkeil durch das Melken aus den Zitzen zu entfernen, eine Vornahme , die die Kühe im höchsten (irade beunruhigt. Sehr schnell gehen die Paticnlen in ihrem Ernährungszustände zurück-, berühren weder Futter noch tielränk, sie zeigen einen hohen Grad von Thcil-nahmlosigkeit, die sich mit jedem Tage vcrniehrt. und uns die Tiefe des Leidens erkennen lässl: hierzu kommt noch die in die Augenhöhlen zurückgezogenen Augenäpfel, der stiere Blick, die Ansammlung einer zähen gelben Materie im inneren Augenwinkel, das unter Stöhnen ausgeführte, beschleunigte Athmen, das trockene, rissige Flotzmaul, der fadenförmige, beschleunigte Puls, die livide Färbimg der Schleimhäute^ Zeichen, die keinen Zweifel über den Ausgang des Leidens zulassen : ziehen wir ferner die dann und wann in diesem Sladio auftretenden Frostanfälle, die zuweilen sehr heftiger Natur sind, in Betracht, so haben wir das ausgeprägte Bild dcrPyämie, der die Kühe dann sehr bald erliegen. Die Schwäche nimmt ungemein schnell zu, die Thiere legen sieh nieder, werfen den Kopf auf die Seite hinter die Schulter und enden ohne Todeskampf. Die Todtenslarre tritt erst längere Zeit nach dem Ableben und zwar sehr allmählich ein.
Das Verschwinden der durch die Entzündung herbeigeführten Neubildungen, die sogenannte Zertheilung der Entzündung, tritt in seltenen Fällen dann , wenn während der Laclationsperiodc das Euter von der Entzündung befallen wird, ein, gemeinhin verschwinden dieselben erst während des Trockenstehen der Ktiiie, wo die Rückbildung im Allgemeinen in Drüsen Platz greift; oft aber auch sehen wir erst in der nächslfolgenden Lactationsperiode die letzten Beste schwinden. Die Rückbildung erfolgt nun entweder gleich-massig, oder nur an einzelnen Stellen. Ist letzteres der Fall, so sehen wir die neugebildeten Massen liegen bleiben und eine besondereMelamorp.hosedurch-laufen. Letzterer Vorgang hat Stall bei den sogenannten Knoten oder umschriebenen Verhärtungen , die an einzelnen Stellen der Milchdrüse angetroffen werden , und in nicht seltenen Fällen Monate lang ohne irgend eine Veränderung ihres Und'anges, ihrer Festigkeit wahrnehmen zu lassen fortbestehen. Das Eingehen eines grösseren oder kleineren Theiles oder einer oder beider Milchdrüsen für immer kann durch die in Folge der Kntziindung
|
||
|
|
||
|
|
|||
|
2. Eiilziindunp: des Euters.
|
137
|
||
|
|
|||
|
auftretende Neubildung herbeigeführt werden. Die pcrsistirende Vernichtung der Functionsthiitigkcit in einem bald grösseren bald kleineren Theile der Milchdrüsen kommt ungemein häiilig vor uikI zwar häufiger bei der langsam verlaufenden, als bei der aculen Kntzündiing. Wie viele Kilbe giebl es nicht, bei denen durch die Shtztlndüng die Hälfte einer Milehdrilse für immer verödet ist ?
Die Symptome, die den Stillstand der heftig verlaufenden I^ntzdndung bekunden, sind folgende: Die Kühe zeigen sieh munterer, der Blick wird freier, das Flolzmaul hält sieb längere Zeit feucht , das Haar ist anliegend, die Kresslusl stellt sich ein, ah und zu wiederkäuen die Thicre, der Puls ist ruhiger, und weniger wellig, das Athmen ist weniger beschleunigt und das Slöhnen wird nur während des Liegens der Kilhc bemerkt. Das Kuter fühlt sich nicht mehr so hart wie bisher an, die Temperatur ist vermindert, die Reriilirung desselben ist jedoch den Thieren noch immer unangenehm, sie weichen noch gern der Berührung aus. Die Secretionsthätigkeit erwacht in den Theilen , die nicht von der Entzündung befallen worden, und es kann daher aus den diesem Theile angehörenden Zitzen AlilHi entleert werden. Aus den Zitzen, welche dem kranken Theile angehören, ist nur etwas einer gelbliehen trüben ITiissigkeil in der ersten Zeit zu entleeren, deren Menge mit jedem Tage zuzunehmen pflegt. In dieser Flüssigkeit finden sich bei der fortschreitenden Vermehrung des Secretes Ihcils unzerscl/.le theils zersetzte Milch, besonders viele Käsecoagnla. Das Seebmiren einer gelblichen, trüben Flüssigkeit ist ein Zeichen, dass ein Theil der erkrankten Drüse wieder in Thätigkeit getreten ist.
Bei sehr günstigem Verlaufe, also dem, wo die sogenannte Zertheilnng der Entzündung erfolgt, ein Vorgang, der im Ganzen genommen zu den seltensten gehört, sehen wir die nengebildelen Massen nach und nach schwinden ; in dem Maasse wie dieses Statt hat, vermindert sieh der Umfang und die Härte der Drüse mebr und mehr, es nimmt laquo;lie Menge des Secretes zu und letzleres nähert sich immer mehr und mehr der normalen Beschatlen-heit. Selten wird bei diesem Ausgange einer heftig verlaufenden Mastitis die Menge des Secretes so bedeutend werden, dass die Quantität, die vorder Erkrankung geliefert worden, wieder erreicht uird, gemeinhin tritt die vollständige rcstilutio in integrum erst mit der nächsten baetationsperiode ein. Die Zeil, welche verstreiehl, bis die Zeichen der vorhanden gewesenen F^ntzündung, wie erhöhte Temperatur, Anschwellung, Empfindlichkeit und Härte des Eüterä, ferner anomale BcschaU'enheit des Secretes vollständig verschwinden , beträgt selten weniger als 3 Wochen , durchschnittlich 4—b Wochen.
(leht die Hiickbildung der Neubildungen nur an einzelnen Stellen nach der Sislirung der Entzündung vor sich, bleiben an verschiedenen Stellen der Milchdrüsen mehr oder weniger scharf begrenzte, feste, harte, zuweilen
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
] 3Snbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheitszustamp;nde der Milchdrüsen.
Über die Oberfläche hervorragende Stellen, sogenannte Knoten zurück, deren Berilhrung den Thieren nicht seilen noch längere Zeil nach dem Aufhören des Leidens Sehmerzon verursacht, so ist die Secrelionslhäligkeil je nach dem Umfange der Knoten bald mehr bald weniger beschränkt, und es wird daher bald eine grössere bald eine geringere Menge Milch geliefert werden. Der Process, der in dein sogenannten Milchknoten vorsieh geht, ist ein sehr verschiedener; entweder vermindert sich der Umfang desselben nur nach und nach bis zu einem gewissen Grade und bleibt dann unverändert in Härte etc. bis zum Eintritt der nächsten Laclationsperiode, wo er dann ziemlich schnell verschwindet, oder er Überdauert diese Periode, und bleibt dann gewöhnlich füi- die ganze Lebenszeit des Thieres unverändert. Die Veränderungen, die er in diesem Falle erleidet, betreffen selten seine (jrösse, fast stets nur die Härte, die durch Ablagerungen von Kalksalzen in dem Gewebe desselben herbeigeführt wird. Es verschw luden diese Knoten aber auch im Laufe der Milchperiode, in der sie entstanden, ein Vorgang, der fast ebenso häufig vorkömmt , als der des Verschw indens desselben in der folgenden Milchperiode, und zwar dadurch, dass in Folge der fettigen Metamorphose eine Erweiebung des Knotens eintritt und sich ein Abscess bildet, der seinen Inhalt nach Aussei! oder nach Innen in dieMilcheanäle entleeren kann, und sodann mit der Milch nach Anssen geführt wird. Während bei deinOefl'ncn derAbscesse nach Aussen zuweilen Fisteln sich bilden, die einen dauernden Nachtheil im Gefolge haben, wenn Milchcanäle durch dieselben ollen gelegt werden, so fuhrt die Kröfl-nung des Abscesses nach Innen keinen bleibenden Nachtheil herbei, der Verlust an Milch, der hierdurch veranlassl wird, isl in der Regel ein unbedeutender, da derartige Eiterentleerungen gewöhnlieh nur in einem Striche erfolgen, und die hier gewonnene Milch für kürzere Zeit untauglich machen.
Die Abscessbildung geht langsam von Statten, es vergehen oft Monate, ehe die Erweichung der Knoten soweit gediehen, dass die Kröfliumg hulicirt ist, oder von selbst vor sich geht; die Anschwellung der belreHenden liuter-partie nimmt hierbei nicht ab. An einer oder mehreren Stellen wird die Masse weich, die Erweichung greift immer mehr und mehr um sich, die den Knoten bedeckende Haut wird an den Stellen, wo eine Entleerung nach Aussen erfolgen wird, dünner und schliesslich berstet die dünne llautschicht, gewöhnlich beim Niederlegen der Tiiiere , worauf sich ein dicker, hellgelber Eiter nach Aussen entleert. Bei dem Kiöll'nen lies Abscesses in einen Milchcanal wird die Wand des Ganges an der Stelle, wo die Ruptur erfolgen soll, nach und nach an Durchmesser abnehmenj die Ruptur selbst und die Entleerung des Eileis in den Canal wird auch hier durch ähnliche Lrsachen, wie die nach Aussen herbei geführt.
Selten wird durch einen Abscess ein Knoten verschwinden, in der Regel bilden sich mehrere nach einander. Die Geschwulst in der Umgebung des Abscesses verschwindet nach und nach,
|
||
|
|
||
|
|
|||
|
i. Eiilziindima des Eulers,
|
139
|
||
|
|
|||
|
Der Thcil des Kuters, der am hiiufigston von dor Knoten- und Abscess-bildung heimgesurhl wird, ist der hintere, und zwjir der hinlere obere, der frei zwischen den beiden llinlerbeinen liegt.
Der bei woilem gewöhnlirhsle Nachtheil, den die Knlzllndunu; hinlerliisst, ist die Induralion des Gewebes und Vernichlung der Secretionslhiitigkeit der DrUsensubstanz. Die vermehrte Wärme, Rölhe etc. des Thciles verschwindet nachdem die lüilzilndung aufgehört hat, bald, eine Vorgrosscrung dos Um-langcs, die Ilartc, das Darniederliegen der Secretionslhätigkeit, persistirt jedoch, da \\ ie bereits angegeben, ein Schmelzen der npiigchildeton (jewobs-rnassen hier nicht eintrilt. Die Ausbreitung dieser Induration ist eine verschiedene; in der Mehrzahl der Fälle wird durch dieselbe nur die Hälfte einer Drüse, seltener eine ganze Drüse und höchst selten die Thätigkeit beider Milchdrüsen vernichtet, und zwar ist die Secretionstluiligkeit während der Dauer dorMilchperiodo, in welcher die Entzündung aufgetreten, aufgehoben. In günstigen Fällen tritt bei der allgemeinen NUckhildung, welche die Milchrttsen während des Trockenslchens dor Kübe erleiden, ein Schmolzen eines Thoilos oder des Ganzen der neugebildeton Gewebsmasson ein, wodurch mit dem Beginn der neuen Lactationsperiode die Sccrelionslhäligkcil in den Theilen Mieder erwacht. Diese günstigen l'ällc sind im Ganzen genommen nicht sehr zahlreich, bei der bei weitem grösslen Zahl wird nur ein kleiner Theil des kranken Dniscngewebes wieder zu Seiner früheren Thätigkeit gelangen.
Die langsam verlaufende, oder sogenannte schleichende Kutercntzündung wo sie selbstständig von vornherein'auftritt; ist nie von einem Allgemein-leiden begleitet, und auch in den Fällen, wo sie aus einer acut verlaufenden hervorgegangen , sistirt dies jene begleitende Allgemeinleiden, sobald dieser Debergang stattgefunden hat. Die gestörte Functionsthäligkeit, der Schmerz, den die Kühe beim Melken an dem erkrankten Theil wahrnehmen lassen, die geringe Anscluveliving sind die Zeichen, welche das Auftreten der schleichenden Entzttndong bekunden. Das Leiden befällt höchst selten die Milchdrüse in ihrem ganzen Umfange, fast stets ist, wie bereits orwühnl, zuerst nur ein kleiner Theil einer Drüse ergrillen, von dem aus das Leiden über einen grösseren Theil der Milchdrüse sich ausbreitet. Diese Ausbreitung überschreitet in seltenen Fällen mehr als die Hälfte einer Drüse, so class nur an einem Striche die Veränderungen des Secretes, welche die Entzündung hervorruft, bemerkt werden.
Die Veränderungen, welche das Secret zeigt, betreffen sowohl die Quantiläl, wie auch die Qualität und werden zuerst oft überseben. Zunächst zeigt sich die Quantität etwas vennindert und erst später die Qualität dahin verändert, dass sich in der Milch bald kleinere bald grössere Käsemassen bilden. Diese sind zuweilen so gross, laquo;lass sie das Austreten der Milch aus der Zitze verhindern, und erst nach wiederholtem Streichen und Drücken des Striches ihre Form so
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
140nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheitszustämie der Milühdrüscn.
verändern, dass sie aus dem Orificium des Ausführnnfisgiinges licraustrelen können. Wiilirend dilaquo;' (lase'inc-oagida sich zuerst noch etwas lüiufijier zeigen , vermindern sie sich in dem Maasse wie die Entzümlunii weiter fortschreitet, und kommen schliesslich, wie auch die Miichkörperchen nur in sehr geringer Menge in der aus der Zitze entleerten Flüssigkeit vor, so dass schliesslich nur noch eine geringe Menge einer schwach opalisirenden. dem Biweiss ähnlichen Flüssigkeit aus der Zilze enllecii wird.
In i —3 höchstens -i Wochen hat die Hntzündimgeinc Au.shreiUmg gewonnen , welche die Hälfte einer Milchdrüse vernichtet. Die Schrnerzensäusser-ungen . die das Thier heim Druck auf dieselbe wahrnehmen lässl, sind nicht bedeutend, ebenso ist die Vergrössernng, welche die Drüse durch die neu-gebildeten (icwebsmassen erlangt hat keine sehr bedeutende, dagegea lallt sofort die Härte des betrelVendcn Theiles auf.
Dieser schleichenden Knlzündung wird in der Hege! nicht die Anl'inerk-sämkeil von Seile der Wärter der Kühe und deren Besitzer zu l'beil, die sie verdient j da die sie bekundenden Symptome von den ersteren in der hegel bei ihrem Anftrcten übersehen werden, und erst dann das Leiden erkannt wird, wenn es beinahe den Höhepunci crreiclil hat, von den Besitzern aber, da das Thier Zeichen eines Aligemcinieidens nichl wahrneliinen liisst, als ein unbedeutendes, ohne ärztliche Hülfe verschwendendes beiden betrachtet wird. In der Mehrzahl der Fälle wird Hülfe erst dann beansprucht, wenn die Secretionsthäligkcil in dem erkrankten Theile erloschen, ein Strich eingegangen ist.
Die in derDrüse entstandenen Neubildungen können durch ein geeignetes Heilverfahren w iederum zum Schmelzen gebracht*, und so die Secrelions-Ihätigkeit reslituirl werden, und zwar noch im Verlaufe derselben l.aclalions-periode. Seltener tritt ohne irgend eine Behandlung in dem erkrankten Drilsentheile mit der allgemeinen Rückbildung in den Drüsen zur Zeil des Trockenstehens ein Verschwinden des neugebiltlcten Bindegewebes ein, und es bleibt dann mit wenigen Ausnahmen für inuner der Drüscnlheil verödet.
Die Diagnose1 deracutverläufenden Kuterenlzündimg ist nicht schwierig, wenn neben den .Symptomen des Allgemeinleidens, die* der bocalalleclion sich zu zeigen beginnen, dahingegen hat unter Umständen das Erkennen seine Schwierigkeiten, wenn das Allgenieinleiden zuerst mit Heftigkeit auftritt-, die LoealalVection aber noch nichl eingelrelcn , und daher auch jene oben angeführten schwachen Symptome, die oft schon l'i—lü Stunden nach dem Auftreten des Allgemeinleidens wahrzunehmen, noch nichl in die Frscbeinunu betreten sind. Tritt die acute Euterentzümdung 2 — 3 Tage nach dem Kalben auf, so kann während des Atileinbestehens des Allgemeinleidens eine Verwechslung mit dein Kalbesüeber Statt haben , und man hat in diesen Fällen zunächst nur eine den Svmptomen entsprechende Behandlung einzuleiten und abzuwarten, welchelaquo; Krankheit aus dem Allgenieinleiden her-
|
||
|
|
||
|
|
|||
|
-i. Eiitziirulimä des Eulors.
|
14t
|
||
|
|
|||
|
vortidien w inl, tun Algt;\vai-len , welches nur eine kufze Zeil in Anspruch niniint.
Das Erkennen der chronischen EiUereutzümlunj; bietet keine Scliw ieriii-keiten dar, die Sciinierzen beim Melken, die Case'incoaguln elc. sind S\ 111-ptome, die sich nicht leicht der Wahrnehiiimii; enl/.ichen. Je weiter die Krankheit vorjieschritten, um so leichter ist das Krkennen ilcrsclljen.
Die Yorhcrlx^sliminunii darf in all den Füllen, wo bei sehr stark entwickelten,quot; Inperplastisclicn Milchdrüsen, ein heltiiies Allgenieinieiden mit einer acuten Entzündimu; des ganzen Kuters verbunden ist, in Bezug auf die Erhaltung des Lebens nicht günstig gestellt werden. Selbst in den Füllen , wo das Allgemeinleidcn nicht sehr heftig ist, wird sie in günstig erscheinenden Fällen doch immer nur eine zweifelhafte sein können, da bei diesen Leiden sich eben nicht seilen .laucheheerde in der Tiefe der Milchdrüsen, herbeigeführt durch die Necrose einzelner Läppchen bilden, die von der Pyämie, welche dem Leben der Thiere ein Ende niachl, gefolgt wird. Bei V.ni-zündungen, die nur einen Theil der einen oder beider Milchdrüsen befallen, bei denen in der Regel das Allgemeinleiden kein sehr bedeutendes ist, wird die Prognose in Bezug auf die Erhaltung des Thieres günstig zu stellen sein. Ebenso günstig ist in dieser Beziehung die Prognose bei der chronischen EuterentzUndung. In Betreff der Beseitigung der durch die Entzündungen herbeigeführten iXeubiklungen und der Stockung der Secretionsthätigkeit ist die Vorhersagung sein- zweifelhaft, da es nur in seltenen Fällen dein Sachverständigen gelingt, die Beslitution der von der Entzündung veränderten Driisen-pat'tie vollständig herbeizuführen, und um so mehr, als beiden leichteren sowohl wie schwereren Erkrankungen fast stets dann erst die liilfe in Anspruch genommen wird, wenn die Unwegsamkeit einen hohen Grad erreicht bat. Bei den heftigen Fntzündungen, die über einen grossen Theil der Drüse sich ausgebreitet haben, gelingt es oft der frühzeitigen und zweckmüssigen Behandlung nicht, einen Theil der Drüse vor Vernichtung der Secietionsthä-ligkeit während der Laclationsperiode zu schützen; erst später während lies Trockenslehens kann in diesen Fällen eine geeignete Behandlung den Bück-bihlungsprocess unterstützen, und die Funclionslhätigkeil mit dem Beginn der neuen Laclationsperiode wieder eintreten.
Die durch die chronische Entzündung herbeigeführten Neubildungen sind in der Kegel nicht schwierig zu beseitigen, wenn früh genug gegen die Entzündung vorgeschritten wird, und daher ist die Vnrhersagung je nach der Dauer und Ausbreitung des Leidens bald eine günstige, bald eine ungünstige.
Was nun die Verringerung des Milchertrages der Euler, welche durch die Entzündung einen Theil der Milchdrüsen eingebüsst haben, anbelrifil, so soll, wie allgemein angenommen wird, in den Fällen gar keine wahrgenommen werden, wo nur ein Strich durch die Entzündung brach gelegt worden ist. Dem ist aber nicht beizustimmen, einen Verlust im Ertrage
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
^42nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Kiiinkheitszuslände der Milchtlriisen.
führt das Eingehen eint's Stpicbes stlaquo;gt;ts hcrlgt;ei, wenn er auch unter Umständen kein sein- bedeutender zu sein braucht. Bei den weniger milchreiclien Kühen ist freilich der Verlust kein grosser, wohl aber hei den sehr reichlich Mileh pröducirenden Thieren. Hier kann tier Übrig gebliebene normal be-schallene Theil der Drüse den Verlust nicht ersetzen.
Die einzelnraquo;' Läppchen hei reifende Ptmctionsstömng, wie sie bei einer grossen Zahl der Milchknoten Slnlt hat, ist nicht der Art, dass eine deutlich wahrnehmbare Verminderung des Ertrages herbeigeführt wird. Diese Knoten sind durch eine zweckentsprechende rechtzeitige Behandlung in der Reiiel bald zum Verschwinden zu brmgen und daher ist die Prognose bei diesen nicht ungünstig zu stellen. Unheil die Knoten längere Zeil bestanden, und sind Kalkahlagenmgcn in die Gewehstheile erfolgt, so ist die Prognose in Bezug auf ihre Beseitigung eine ungünstige.
Störungen in der Seeretionslhäligkeil werden durch die Abscesshildung fast nie hervorgerufen, und in dieser Beziehung ist die Prognose günstig zu stellen; sie ist alter auch in Betreff des Verlaufes dann eine günstige, wenn der Abscess nach innen sieh ötfnel, oder wenn die Entleerung des Euters nach aussei! so erfolgt, dass ein Milehcanal hierdurch nach aussen nicht eröffnet werde. Wird dagegen ein Can.il eröffnet, und hierdurch der Milch ein Austritt gestattet, so bildet sich eine Milchlistel, deren Beseitigung selten während der Lactationsperiode, gemeinhin erst während des Trockenstehens zur Ausfülining kommen kann. Die Schliessung der Fistel gelingt während der Milchperiode nur dann, wenn die l'istelöffnung eine kleine ist, ist dahingegen ein grosser (lang verletzt, so erfolgt die Schliessung erst während des Trocken-stehens ; für diesen Fall kann die Prognose keine günstige sein.
Bei der acut verlaufenden und tödtlich endenden Kulerentzündung linden wir die Drüsen gewöhnlich in ihrer ganzen Ausdehnung leidend. Das Euter ist im Ganzen fest und hart, die dasselbe bedeckende Haut livide gefärbt; das unter der Haut gelegene Bindegewebe zeigt dieselbe Farbe und eben so erscheinen auch die die Drüsen umgebenden Easoien gefärbt. Die unter der Deckhaut des Kuters verlaufenden Venen, so wie die tiefer gelegenen sind ganz erfüllt mit einem schwarzen dünnflüssigen Blute. Die Drüsensubstanz ist theils tief dunkehotli, thcils röthlich grau von Farbe. Das interlohulare Bindegewebe ist dnnkdroth und mit einer rothen Flüssigkeit imbibirt, in demselben sind rundliche, theils erbsen-, theils haselnussgrosse, schmutzig gelb gefärbte Ahscesse eingesprengt, ferner linden wir lief dunkelrothe beinahe schwarze, von Bindegewebsmassen umgebene, erweichte brandige Stellen, die einen höchst übelen Geruch verbreiten, sobald sie freigelegt werden. Diese necrotischen Heerde liegen gemeinhin tief im Innern der Drüsen, und führen die Pyäinie und den Tod der Kühe herbei.
Die mikroskopische Untersuchung des die Lappen und Läppehen etc. umgehenden Bindegewebes lässt den Ncubildungsprocess in demselben deul-
|
||
|
|
||
|
|
||||
|
ä. KnlzümluiiL' des Euters.
|
143
|
|||
|
|
||||
|
lieh erkennen; Bindegewehe, Zellen und Fiisein sind in leichlicher Menge neugehildel und üben diese in Verliindunu mit dem duicli Imhihilion von Flüssigkeiten in seinem Volnmen veiineliilen Bindegewebe einen Drück auf die Drilsensubstiinz aus, die dann, wenn die Hluteiicnlation voll-sliindig liiedurch in lt;len kleinsten Theilen sislirl wird, abstirbt und zur Bildung des Brandjauehenlieerdes die Veranliissung giebt, (raquo;der mindeslens in seiner Thilligkeildurch die theilweise Vorenthallung des Kmiilirungsinaterials. w elelies seinen llauptslroni nach dem in erliölikn-Thätigkeil befindlichen Bindegewehe richtet, auf ein Minimum beschrankt wird. Die Mehrzahl der neerolisclieu ileerde rUlirte von vernichteter DrUsensubstanz her, die aatürlich auch die ihr zunächst gelegenen Biudegewebstheile mit in den Process hineingezogen hat.
Die im Bindegewebe gelagerten, erwcichlen , geUbgefiirblen Massen bestanden aus embryonalen Bindegewebszellen, Fettmolcculen und Gewebs-delrilus. In den Drüsenbliischen waren nur wenjge in der fettigen Metamorphose, begriffene Zellen wahrzunehmen , ein deutlicher Beweis, (lass die Thätigkeit in diesem Gewebe auf ein Minimum reducirt war.
Die Theile der Drüsen, deren Thätigkeit für immer durch die Entzündung aufgehoben worden ist, lassen deutlich wahrnehmen, dass die Entzündung in dem interlohiiliiren Bindegewebe der Drüse ihren Sitz gehabt hat, und dass durch die Neubildung von Bindegewehe die Drüsensubstanz in Folge des auf dieselbe ausgeübten Druckes verödete; es iiat hier ein ähnlicher Process stattgefunden^ wie bei der Cirrhose der Leber, wo in Folge der Neubildung in dem die Acini umgehenden Bindegewehe ein Schwindender Acini etc. eintritt. Dieser Kranklieilszusland der Milchdrüsen kann daher auch als eine Cirrhose dieses Organes bezeichnet werden. Die neugehildelen Bindegewehsmassen enthalten eine grosse Menge von Kernen. An vielen Stellen, namentlich dann, wenn grössere Theile, etwa die lliilfte einer Milchdrüse, durch diese Krankheit vernichtet werden, ist das Bindegewebe theil-weise den Sehnen, ja sogar dem Knorpel in (Konsistenz gleich;
Die wahrend der aenten Kntzündung des hinteren Theiles einer Milchdrüse aus der von diesem Theile abgehenden Zitze herausgeforderten Flüssigkeit ist von uns in einem Falltraquo; einer chemischen Unlersnehmm unterworfen worden. Die mikroskopische Inleisuchiing derartiger Flüssigkeiten ist dagegen häutig zur Ausführung gelangt.
Der in Rede stehende Fall betraf eine Kuh, welche im dritten Monate der Laclationsperiode sich befand, als sie von der aeulen Mastitis befallen wurde. Mechanisch wirkende Ursachen hatten das Leiden nicht hervorgerufen , vielmehr war das Auftreten durch eine eigenthümliclie Witterungs-conslitution herbeigeführt, welche nicht nur bei der in Hede stehenden Kuh, sondern auch bei einer grösseren Zahl von Kühen Fnlzündungen hervorgerufen hatte; gleichzeitig kamen bei anderen Thieren z. B. bei Pferden
|
1
|
|||
|
|
||||
|
|
||
|
144nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kiiiiiklieilszuslaiule der Milcluliüsen.
EnteUndungen ties Bindfigewsbes etc. an dor inneren Seite des Hinteischen-kels, sogenannter Kinseliuss, zieinlieli allgemein in der Gegend veihreitel vor. Das Allgemeinleiden der Kuh war nicht sein- heftig, dagegen die Symptome der örlliehen Affection von grosser Intensität, besonders leidend war die hintere rechts gelegene Milchdrüse. Die Menge der aus der Zitze dieser erkrankten Drüse entleerten Flüssigkeit war nur unbedeutend, betrug un-geliihr 2—3 Unzen, opalisirte und enthielt einige wenige Gaseincoagula und Flocken von weisser Farbe. Diese von uns unlersuchle Flüssigkeit bestand in 100 Theilen aus :
Wasser......98,976
Feste Bestandlheile . . 7/084
lt; 00,000.
Die ',ii-i'i festen Beslandtbeile enthielten:
Albumin..........nbsp; nbsp; nbsp;ö,29y
Casein ..........nbsp; nbsp; nbsp;0,604
Milchzucker und Alkoholextract . . .nbsp; nbsp; nbsp;0,298
Fett...........nbsp; nbsp; nbsp;0V423
. . (mit Albumin verbunden.....0,073
Anorganischenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; o ioi
Amt Caseinnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .....0,1 ^1
Besli,n(ltheil,'lmit dem Alkoholextract verbunden . . 0,211
7,024;
Die aus der Zitze erhaltene Flüssigkeit enthielt viel Albumin neben einer nur geringen Menge von Casein, es scheint daher der llauptmeiige nach aus transsndiilein Serum bestanden zu haben , dem eine geringe Menge Milch beigemengt \\ar. Es gehl daraus hervor, dass ein nur kleiner Theil der Drüse funclionirl hat, ferner bekundet die geringe Menge der aus der Zitze zu entleerenden Flüssigkeit, dass der Durchtritt des Serum nur an einem sehr geringen Tbeile der Drüse erfolgte.
Das Verbalten der Drüsen in Bezug auf die in den Cislernen sich un-sammelnde Vliissigkeit ist, wenn wir von der Quantität absehen, in vieler Beziebung der bei den llyperiimien des interstiliellen Bindegewebes ähnlich. Hier wie dort linden wir, als llauptbestandtheil transsudirtos Serum, die Menge der diesem beigemischten Milch ist bei der Entztindimg eine geringere, wie bei der Hyperämie.
Die Veränderungen , welche wir an dem Secrete der Milchdrüsen dort, wo eine Funclionsthätigkeit, wenn auch eine geringe, wieder eintritt, wahrnehmen, sind vollständig denen gleich, die wir bei der Hyperämie des inter-stitiellen Bindegewebes auftreten sehen. Ks vermindert sich hier wie dort nach und nach das Albumin, es tritt in dem Maasse wie dies Statt hat, das Casein etc. auf, die Flüssigkeit wird im ausseien Erscheinen dem normalen Secrete gleich; die Menge desselben bleibt jedoch eine geringere bei der Ent-
|
||
|
|
||
|
|
|||
|
i. Gnlzunilung des Guteis.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;145
Zündung wie bei der llyperärnie, oft sistirt liier, wie angegeben, die Secretion ganz.
Die mikroskopisobe Untersuchung der Flüssigkeit, die während und nach dem Aufhören der Entzündung erhalten wii-rl, hat ergeben, dass zuerst einzelne Fettmolecule neben CaseTngerinseln, welche ein Opalisiren der Flüssigkeil veranlassen, in letzterer enthalten sind, in dem Maasse, wie die Materie der Milch in Farbe ähnlicher wird , sehen wir Drüsenzellen und ihre Fragmente, Colostrnmkörperchen auf den verschiedenen Stufen des Zerfalles auftreten, und in dem Grade verschwinden, als die Theile der Drüse wieder zur normalen Thätigkeit gelangen. Ausseiquot; den von den Terxnihalbläscben stammenden Drüsenhläschcii begegnen wir Zellen aus den grösseren Canälen, ja seihst ganzen Epitheliumstücken aus der Milchcisteme und dem Zitzen-canal. Die letzleren finden sich bald nach Beginn der ßntzünduns:, wenn behufs Entleerung der Flüssigkeit ziemlich stark auf die Zitzen und den in ihnen verlaufende Canal gedrückt wird; es ist daher wohl zu vermuthen , dass durch die mechanische Einwirkung Theile des Epitheliums im Ganzen abgelöst werden, die wenn das Verfahren nicht zur Ausführung kommt in kleinen, nur nach und nach aus einigen Zellen bestehenden Stückchen sich ablösen würden.
Die Case'mcoaguia bilden sich wahrscheinlich erst in der Cislerne oder in den grösseren Gangen, sie bedürfen, \s ie es scheint nicht eines längeren Verweilens in den (längen, etc., da sich dergleichen stets in der aus der Zitze des erkrankten Theiles entleerten Flüssigkeit finden, wenn auch hier Stündlich die angesammelten Mengen entleert werden. Die Hauptveranlassung zum Cöaguliren des Caseins ist hier wohl die mangelhafte Bereitung der Milch in den Theilen der Drüse, die zwar frei von der Entzündung sind, aber nicht das Material zur Bereitung von der Beschallen hei t erhalten, wie es bei normaler Beschaffenheit der Drüse zu den Theilen gelangt, anderenlheils aber auch nicht in hinreichender Menge Blut den Drüsenläppchen zufüesst. und es dürfte hier zur Bildung eines Fermentkörpers kommen. Die Lagerung der gebildeten Stoffe ist in Folge dessen so locker , dass die Metamorphose bald weiter fortschreitet, und Stoffe gebildet werden, die den ohnehin mangelhaft bereiteten Käsestolf cöaguliren lassen. Die Reaction der gewonnenen Flüssigkeit, die in der Mehrzahl der Falle eine schwach alkalische war, giebt keinen Anhalt zur Erklärung , würden wir sie neutral oder sauer antreffen, so würde leicht der Säuregehalt als Ursache betrachtet werden können. Ich glaube, dass trotz der alkalischen Reaction der Flüssigkeil doch das Zerfallen des Milchzuckers der in einem Läppchen bereiteten Milch die Veranlassung zum Cöaguliren eines Theiles der Milch wird. Für diesen letzteren Vorgang spricht der Umstand, dass je länger wir die Milch im Sinus des Eulers bei dieser Krankheit verweilen lassen, um so grosser die Mengen coagu-lirtenKäsestoffs werden, so dass mithin, nachdem der in vollständigen Zerfall begriffene Milchzucker eines kleinen Theiles der Drüse mit dem von anderen
F ürfraquo; tenbe rg, Milchdrüsen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;fQ
|
|
||
|
B
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
J46nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; KrniikliiMlsziisliindc dor Milclulriiscn.
Tbeilen öecernirten Secrete in der Gisterne in Berührung kommtj die Umsetzung des Milchzuckers und das Coaguliren dos Caseins liier erfolgt;
Die Behandlung der an der acuten Euterentzündung leidenden Kühe muss dahin gerichtet sein, sobald als möglich die Krnähningsslöningen im Euter zu brechen. Ks ist hierbei nicht nur die örtliche Behandlnng ties Euterleidens, sondern eine allgemeine, eine Bekämpfung des Allgemeinleidens, zur Ausführung zu bringen. Hand in Hand mit diesen Vornahmen muss die Knl-femun'g und das Fernhalten der ursUchlichen Momente gehen.
In der Hegel findet man die OrsacheD noch fortwirkend vor, wie mangelhafte Abschliessung des Stallraumes gegen aussen, eine eigenthttmliche, das Auftreten dieses Leidens begünstigende Wittenmgsconstitution etc. Die ersteren Ursachen sind in der Hegel leicht zum Verschwinden zu bringen, die letzteren sind natürlich schwerer unschädlich zu machen, jedoch gelingt es in der Mehrzahl der Fälle durch Hinwegräumung der ersteren, durch ein Ahschliessen der Räumlichkeit, in welcher die Kranke sich befindet, das zweite ursächliche Moment. wenn auch nicht ganz, doch so viel als möglich unschädlich zu machen.
Ein ferneres Haupterfordemiss zur Herbeiführung der Heilung ist das Erhallen der Temperatur im Stalle auf einer gleichen Hohe, die in der kälteren Jahreszeit nicht unter I I —12 quot;K. sinken darf. Nur dann, wenn die angeführten l'uncte genau beachtet werden, kann eine von Erfolg gekrönte Behandlung in Aussicht gestellt werden.
Die Kur wird eingeleitet, wenn eine ungleich über den Körper verbreitete Temperatur wahrzunehmen ist, mit dem tüchtigen Frottiren der Haut vermittelst Stroh- oder Heuwische; besser ist durch Bürsten eine Reinigung der Haut herbeizuführen. Sobald dieser Zweck erreicht ist, wird die Kuh mit einer grossen einfachen wollenen Decke bedeckt.
Gegen das, das Allgemeinleiden documentirende Fieber sind die kühlenden abführenden Salze für sich allein, und zwar in grossen Dosen zunächst zu verwenden. Es wird hierbei mit Nutzen dasNatr. sulphuric, üOO Grammen mit Natr. nitr. 90 Grammen verbunden verabreicht. Die zweckmässigste Form ist die llüssige. Zu dem Zwecke löst man die genannten Salze in lauwarmem Wasser auf, und giebt hiervon auf einmal den vierten Theil, und in Zwischenzeiten von :i—i Stunden, den übrigen Theil der Arznei. In allen Fällen, wo ein Nachlassen derFieberbewegung sich nicht wahrnehmen lässl nach dem Verbrauch der angeführten Medicamente, wird eine Wiederholung der Dosen nolliwendig sein. Tritt hingegen eine Minderung des Fiebers ein, so wird zweckmässig der Tartar, stihiat. zu verwenden sein. Man giebt hiervon pro dosi i Grammen in etwas dünnen Leinsamenschleim aufgelöst; und wiederholt diese Gabe ;i Mal im Tage; selten wird man gezwungen sein, 2 Tage mit der Verabreichuni; dieses Mittels fortfahren zu müssen. Sollten sich Ver-
|
||
|
|
||
|
|
|||
|
ä. Kiil/iiniluiiL' des Euters.
|
147
|
||
|
|
|||
|
sclilimitierungon zeigen, so vorbindet num mit dein Brechweinstein dns Nitlr. nitr. und nimmt hiervon 22,5 bis 30 Grammeo auf 24 Stunden,
Von der frühzeitigen Einleitung der örtlichen Behundlung des Euters iiiingt sehr viel ab, und ebenso ist der gute Erfolg dieser von der exaeten Ausführung derselben abhängig. Es werden entweder nur die aflicirten Tiieile des Euters oder es wird das ganze Euter, ohne dass diese Theile eine Teinperaturerniedrigung erfahren, unausgesetzt während 24—)i6 , ja seihst bis 48 Stunden mit einer lauen schwachen Lösung von kohlensaurem Kali gebäht. Diese l'ottasehenlösung wird am zweckmässigsten durch Auflösen von i),75 Grammen kohlensauren Kalis auf I Quart abgekochten Wassers hergerichtet und auf einer Temperatur von 29—30deg; R. erhallen. Es ist einleuchtend, dass um dieses auszuführen, vorher alle die hierzu nothwendigen Einiichtnngen getroffen werden müssen, es muss sowohl für reines Wasser während dieser Zeit, wie auch für eine Ablösung der Personen, welche die Häliung auszuführen haben, Sorge getragen werden. Das Euler darf sich nicht während dieser Zeit abkühlen, sondern muss die Temperatur der l'ütlaschenlösung stets wahrnehmen lassen.
Wahrend dieses Dähens wird von den Wärlern in nicht länger als eine Stunde zu bemessenden Zwischenzeiten das Melken auszuführen sein, um die in den Gängen und der Cisterne sich ansammelnde Flüssigkeit baldigst zu entfernen.
In der Regel wird die Kranke während dieser Hähung ruhiger, da die Schmerzen nachlassen, es vermindert sich die Spannimg im Euter, es wird weicher, obschon die Röthang der Haut sich nicht mässigl. Ist dieses Nachlassen der Entzündung deutlich wahrzunehmen, so kann das Bähen sislirl werden. Um die Abkühlung und zwar die plötzliche zu verhindern, wird nun das ganze Euter mit warmen Mehlkleister bestrichen und auf diesen eine dünne Walle gebracht. Während des Trocknens des Kleisters ist dahin zu achten, dass die Walle durch die Bewegung der Extremitäten nicht vom Euler entfernt wird. Ms empfiehlt sich ferner, die wollene Decke, mit welcher das Thier bedeckt worden, so zu legen, dass son beiden Seilen das Euter durch das Herabhangen der Decke gegen die Einwirkung von Luftzug geschützt wird.
Obschon die Kühe so lange, wie sie vom Allgemeinleiden befallen sind, nicht Nahrung aufnehmen, beim Nachlassen desselben aber sofort etwas PresslUSt wahrnehuien lassen , so darf ihnen doch nur eine geringe Menge, wenig Nährstoffe enthaltendes Futter vorgelegt werden. Eine geringe Menge Häcksel in Verbindung mit wenig zerkleinerten hüben etc. genügt vollständig für die erste Zeil. Die zur Zeil vorgelegten Mengen müssen so bemessen sein, dass sie in sehr kurzer Zeit von der Kidi verzehrt sind; nach der Aufnahme dieser Mahlzeit muss eine Pause von mehreren Stunden verstreichen, ehe wieder eine ebenso kleine Pörlioti ihnen vergelegt wird. Man lasse sieh nicbl
10 •
|
|||
|
|
|||
|
m^
|
||
|
|
||
|
148nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krqnkholtszustamle der MiUtlulriisetl.
durch den Appetit derThiece verleiten, ihnen öfter Futter und namenllicli kräftige Futterstoffe zu reichen.
Im ferneren Verlaufe ties Leidens wird es genügen, die l'mhüliung mit Walle zu erneuern, wenn sich dieselbe delect zeigen sollte. Die nach Beseitigung des Leidens vorhandenen Induraliouen werden durch Einreibungen von grüner Seife, oder auch dergleichen von Liniment, ammoniat., oder durch ein aus Kali carbonic, oder Kali caustic, und 01. Rapar. hergestelltes Liniment zu beseitigen versucht werden müssen. Die Verwendung dieser genannten Mittel, selbst die Applicirung von lodquecksilbersalbe, von lodtinctur etc. ftlhrl nicht immer zur Schmelzung der Neubildung, sehr häufig wider-; •nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; stehen sie jeder Behandlung, und erleiden erst bei der nächstenLactation
eine Bückbildimg. Dort, wo zu spät eine Behandlung eingeleitet worden, bleibt ein bald grösserer, bald geringerer Theil der Milchdrüse verödet.
Die langsam verlaufende, allmählich an Ausbreitung gewinnende Euter-entzündung verlangt nur in seltenen Fällen eine Anwendung der lauwarmen Bähungen, und zwar nur in den Fällen, wo die Entzündung über einen grösseren Theil des Euters sich ausgebreitet zeigt, dann aber ebenso anhaltend, wie es bei der acuten Entzündung auszuführen angegeben worden ist. Das Entleeren der in den nicht aflicirten Theilen der Drüsen angesammelten Milch und der in den Gängen der erkrankten DrUsenportion sich ansammelnden Flüssigkeit muss in kurzen Zwischenräumen durch Melken erfolgen. Wenn durch die Bähungen ein Stillsland in dem Fortschreiten der Entzündung herbeigeführt worden , wird man zur Beseitigung der Entzün-dungsproduete Eloreibungen von Alkali oder iodhaltigen Salben oder Lini-menten verwenden. Dieselben Mittel werden wir auch von Beginn der Krankheit an bei Entzündungen von geringer Ausbreitung auf die leidenden Theile ZU bringen haben. Auch bei der schleichenden Eulerenlzündung müssen die Nahrungsmillel wenig Nährstoffe enthalten, und es darf von dieser Fütterung zu der gewöhnlichen nur allmählich der üebergang bewerkstelligt werden.
Wir haben nun noch diejenigen Euterenlzündungen einer Besprechung zu unterwerfen, welche in Folge der Maul- und Klauenseuche und der Pocken bei den Kühen auftreten. Im Allgemeinen sind die Erscheinungen, welche die Mastitis bei den genannten Krankheilen bekunden, nicht wesentlich verschieden von den durch andere Ursachen hervorgerufenen. Wir nehmen, ehe die Aphlhen oder Pusteln am Euter und den Zitzen hervortreten, die Zeichen der Entzündung, wie vermehrte Wärme, Schmerz bei der Berührung, veränderte Secretionslliäligkeil etc. wahr, denen bald die Eruptionen an den Zitzen und am Euter folgen. In den gelinden Fällen dürfte mehr eine Hyperämie des Bindegewebes, als eine Mastitis vorhanden sein, da die Anschwellung und die vermehrte Wärme in diesen Fällen nur gering ist, und beide Symptome sich nach Verlauf weniger Tage verlieren, ist die Entzündung eine hochgradige, so leiden die Thicre sehr und vor allein bei der Maul- und
|
||
|
|
||
|
|
||
|
2. Entzundunt; des Euters in Folge der .Maul- and Klamp;uensedche und der Pocken, f 49
|
||
|
|
||
|
Klauenseuche; unfahia; sich slohond zu erhalten, haben sie auch durch die Kuterentzilndung heftige Schmerzen an diesem Organe durch den Druck, den die Hinterextremitaten auf dasselbe ausüben. Wir sehen daher die Thiere bald nachdem sie sich gelegt, aufstehen, hin und her treten, sich wieder legen, und aufstehen und so fort. Gemeinhin ist das Maid in diesen Fallen ebenfalls stark afficirt: die Kühe hierdurch an der Aufnahme von Nahrungsmitteln gehindert, gehen in kurzer Zeit in ihrem Ernährungszustande bedeutend zurück und sind ein wahres Bild dos Jammers. Die Eutcrenlzündung iässt an Heftigkeit el\\as nach, sobald das Allgemeinleiden sich mässigl, welcher Zeitpuncl mit dem Hervortreten der Aphthen eintritt. Die Anschwellung, die das ganze Euter bis dahin eingenommen hat, nimmt an umfang ab, die Geschwulstwird fast an allen Stellen weicher und in günstigen Fallen ist innerhalb 14 Tagen ausser den mit einem Schorfe bedeckten Aphthenstellen nichts Krankhaftes am Euter wahrzunehmen. Doch nicht immer ist die in Folge der Maulseuche auftretende Euterentzündung so gut verlaufend , nur zu oft wird der vordere oder hintere Theil der einen Milchdrüse derartig durch die Entzündung afficirt, dass im günstigen Falle für die eine Lactationsperiode, im ungünstigen für immer die Thiiligkeit der Drüsensubstanz hier vernichtet wird.
In der Regel entstehen durch das Melken mit den Händen, das, da die Thiere bedeutende Schmerzen hierbei empfinden , oft nicht ohne Zwangs-maassregeln zur Ausführung kommen kann, aus den Aphthen geschwürige Stellen, deren Berührung durch die zarten Hände der Melker den Thieren in hohem Grade schmerzlich wird, und ausserdem die Heilung sehr verzögert. Täslich werden ja die auf den wunden Stellen sich bildenden Schorfe abgestreift, die so hervorgerufenen Geschwüre werden tiefer und tiefer und schliesslich muss eine Behandlung zur Beseitigung dieser eingeleitet werden. Nicht selten confluiren mehrere an den Zitzen gelegene Aphthen in Folge dieser Misshand-lung der Thiere, und dann ist die eine oder die andere Seite der Zitze oder die ganze Zitze eine eiternde oder jauchende Fläche. Die Heilung kann hier erst dann vor sich gehen, wenn das Melken mit der Hand unterbleibt, dasselbe dagegen mit dem weiterhin näher zu beschreibenden Milchkatheter ausgeführt wird.
Die Euteraffeclion, die bei den Pocken auftritt, ist sehr häufig eine so unbedeutende, dass sie ganz übersehen wird, in anderen Fällen aber auch eine so bedeutende, dass die Thiere lange Zeit und bedeutend hierdurch leiden , und die Thätigkeit beider Milchdrüsen In Folge derselben für immer vernichtet wird. Ob eine sehr acute Entzündung des Euters oder nur eine ganz leicht verlaufende Hyperämie die Pocken begleitet, hängt grösslentheils von dem Grade der Heftigkeil, mit welcher die Eruption der Pockenpusteln erfolgt, ab. Diese ist bei den verschiedenen Thieren der Heerde eine sehr verschiedene; während die Mehrzahl der milchenden Kühe, denn nur bei diesen tritt sie auf, an der einen oder anderen Zitze kleine unbedeutende
|
||
|
|
||
|
|
||
|
150nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Kraiiklieitszustande der Mililuliuseii.
Pusteln zeigen, sehen wir hei anderen nicht nur siinimtliche Zitzen, sondern auch den unteren Tlieil des luiters mit Pocken besetzt; auch hior jiieht, wie bei allen Krankheiten der Grad derJDispositioo zu dem Leiden das Haupt-nioment zu dem schwächeren oder heftigeren Auftreten der Krankheit.
Die Prodronien des die Pocken begleitenden Allgemeinleidens und die das letztere bekundenden Symptome werden, wenn dies Leiden zuerst in einer Heerde auftritt, stets übersehen, und erst, wenn die Anwesenheit der Krankheil in der lleerde constatirl ist, und die Thiere dann genauer überwacht werden, nimmt man seihst bei den Kühen, die nur im geringeren Grade von den Pocken befallen werden, die Prodromeo des Allgemeinleidens und das Letztere selbst Ävahr; bei den Kühen aber, die in Folge der grossen Disposition zu dem Leiden später eine bedeutende Pockeneruption wahrnehmen lassen, ist das AUgemeinleiden ein sehr bedeutendes, das auch, wenn das Auftreten der Pocken in der lleerde constatirl ist, nicht leicht mit einem anderen Leiden verwechseil werden wird. Die Zeichen des Allgemeinlcidens sind Schiit telfrost, gewöhnlich gefolgt von der Hitze, wobei das Flotzmaul trocken erscheint, die Bindehaut des Auges und die Schleimhaut sich höher röthen , der Puls und das Alhinen beschleunigt wird, die Thiere unruhig sich zeigen , in ihrem Räume hin und hertreten etc. Der Kolhabsalz ist verzögert, der Harn wird seltener abgesetzt und ist von dunklerer Farbe als gewöhnlich; die Much-secretion ist bedeutend vermindert, in einzelnen'Fallen ganz aufgehoben. Das Euter ein wenig angeschwollen und gegen die Berührung empfindlich. Nach Verlauf von 12—2't Stunden zeigen sich an den Zitzen kleine rothe Flecke, der Umfang dieser Gebilde ist vermehrt, ebenso der Umfang des Fillers, beide Theile fühlen sich fest und hart an. Bei hochgradigem Leiden steigt in dem Maasse, wie die Poeken sich entwickeln, die Anschwellung, die Schmerzen, die die Kühe quälen sind bedeutend, und dem Befühlendes Filters suchen sie sich durch Seitwärtstreten oder Sehlagen mit dem llinler-fusse zu entziehen. Die Mündung des Zitzeneanais ist durch die Anschwellung der Zitze fast ganz geschlossen, so dass bei dem Melken nur ein dünner Strahl \on Milch aus derselben hervortreten kann, oft kann in diesen Fällen die Milch nur tropfenweise aus der Gisterne durch die Hand entleert werden. Die Theile des Euters, welche von der Entzündung befallen sind, liefern kein Secret, im günstigen Falle können aus der zu dem aflicirlen Theile gehörigen Zitze nur Case'incoagula und eine der Milch an Farbe etwas gleichende Flüssigkeit entleert werden.
Aus den rolhen Flecken bilden sieh im weiteren Verlaufe rölhliebe Knöt-chen , die in i—3 Tagen sich immer mehr vergrössern und in dein Maasse ihrer Zunahme an Grosse sich über die Haul erhoben. Um diese Knötchen bildet sich ein rother Hof,.die Oberhaut auf den Knötchen wird durch eine Flüssigkeit von der Culis getrennt und in die Höhe gehoben. Bei regel-mässigem, durch äussere Einwirkungen nicht gestörtem Verlaufe, ist am
|
||
|
|
||
|
|
|||
|
i. Enlzunfiuuf; des Jiuters m Folge del' Pocken.
|
151
|
||
|
|
|||
|
S. —10. Tage die Pocke vollständig ausgebildet und orscheinl sodann als eine flache, rundliche, etwas über die Oberfläche der Haut hervorragende Krha-benheit, die in der Mille eine Vertiefung, den sogenannten Nabel der l'oeke, besitzt, durch Scheidewände, welche radienarlig vom Nabel der Pocke zur Peripherie verlaufen, in Abtheilungen gelheillisl, und durch deren Decke die im Innern befindliche', noch wasserhellc Flüssigkeit, liindurchschimiuerl. Die ganze Erhabenheit, welche im Durchmesser zwischen t—:{ Linien variirt, ist, wie angegeben, von einem rothen Hole umgeben. Oll nelimen wir, vor allem an dem unteren Theilo laquo;1er Zilze, Pocken wahr, die den doppelten oder dreifachen Durchmesser besitzen, es sind dies mehrere zu einer Erhabenheit vereinigte oder sogenannte zusammengeflossene Pocken , die sich nur durch ihre Grosse auszeichnen, im Uebrigen den einfachen Pocken gleichen. Die Farbe der Pocken, wenn sie die Acme ihrer Ausbildung erreicht haben, ist je nach der Farbe tier Oberhaut eine verschiedene. Bei weisser Oberhaut erscheinen sie bleifarben, bei sehr dünner Oberhaut leuchtet die Farbe der Flüssigkeil, die eine sehr schwach gelbliche ist, hindurch und giebt so eine Modificirung des Farbentones. Nur kurze Zeit, etwa 10—20 Stunden, ist. der Inhalt der Pocke klar; er beginnt sieh sodann zu trüben, wird gelblich und strengflüssiger, die Pocke schrumpft mehr zusammen, es bildet sich ein zuerst hellbrauner Schorf, welcher nach einiger Zeil lief dunkelbraun wird und, sich nach 14, Hi—20 Tagen ablösend, eine rölhiiche, später weiss werdende rundliche Narbe liinlerlässl.
Die Ausbildung der Pocken verläuft fast stets so, wie es geschildert his zur Bildung der Pustel, sobald aber die letztere sich gebildel, wird sie durch die Hand des Melkenden zerstört, d. h. die Oberhaut zerstört und eine eiternde Fläche freigelegt, welche, da der darauf sich bildende Sehorf keine besondere Fesligkeil erlangt in der Zeit, die zwischen den Melkzeilen gelegen, leicht beim Melken abgestreift wird und nun eine blutende Fläche wahrnehmen lässl. Durch das Melken mit der Hand wird slots die über dem Pockengrund gebildete Decke zerstört, die verletzte Stelle bedeutend irrilirt, und so in nicht seltenen Fällen tiefgehende Geschwüre gebildel, die, wenn das Melken mit der Hand fortgeführt wird, erst nach längerer Zeil verheilen, unter Zurücklassung starker Narben. Die Schorle, die sich auf dem Pockengrunde bilden, sind in Folge des darauf trocknenden Blutes dunkelrolhbraun. Die Zitzen gewähren keinen angenehmen Anblick, wenn sie so von oben bis zur Spitze mit diesen dunkelbraunen Schorfen bedeckt sind.
Aussei- den auf die Zitzen und am Grunde derselben am Euter auftretenden wirklichen Pocken treten für sich oder mil den wahren Pocken pocken-ähnlicho Erhabenheiten auf, die je nach dor Form und Farbe, verschieden benannt worden sind. Sie unterscheiden sich von den wahren Pocken dadurch , dass sie keinen Ansteckungsstoff besitzen, und durch Impfen nicht von einem Thierc auf das andere übertragen werden können. Diese falschen
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
152nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheitszustände der Milchdinsen
Pocken können daher nicht zum Impfen der Menschen zur Verwendung gelangen, nur der Lymphe der wahren Kuhpocken wohnl das Contagium inne, das auf die Menschen übertragen, sie vor den Mcnsehenpocken schützt. Wir sehen nicht selten, dass die Melker sich beim Melken pockenkranker Kühe inficiron, wenn sie Verletzungen an den Pingemhaben, —die lymphehnltigen Pocken zerstören, und Lymphe in die Wunden bringen. Gemeinhin sind dergleichen Verletzungen an den letzten Gliedern der Finger und es erleiden die Personen bedeutende Schmerzen wahrend der Kntwickelung der Pocke. Hat eine solche Infection stattgefunden, so ist die Diagnose nicht schwierig.
Von den falschen Pocken oder pockenUhnlichen Erhabenheiten, die bei den Kühen vorkommen und gewöhnlich zwischen den wirklichen Pocken sich linden, sind zu erwähnen :
i. Die Windpocken. Wir linden diese in der Mehrzahl der Fälle am Grunde der Zitzen und an dem, diesen zunächst liegenden Theile des Euters, selten treten sie an der unteren , dem freien Rnde der Zitze näher gelegenen Partie, zwischen den anderen Pocken auf, und unterscheiden sich von den Kuhpocken durch ihre (Trosse, die zwischen der einer Erbse und einer kleinen Haselnuss schwankt, ferner durch die rundliche gewölbte, blasenähnliche Gestalt, durch die dünne Wandung, die den zuerst wasserhellen, später gelblich erscheinenden Inhalt umgiebl. Wird eine solche Windpocke oder Wasserpocke geöffnet, so entleert sich der ganze Inliall sofort. Kurze Zeit nach dein Auslaufen des Inhaltes bildet sich ein dünner bald hellerer bald dunkeler gefärbter Schorf, welcher, wenn derselbe nicht vorder Heilung entfernt wird, nach #9632;quot;gt;—(i Tagen ohne eine Narbe zu hinterlassen, abfällt. Die von diesen Pocken entnommene Lymphe besitzt nicht das den wahren Kuhpocken innewohnende Contagium und bei Benützung jener Flüssigkeit zum Impfen werden keine Pocken erzielt; in der Regel tritt nach der Impfung mit jener Lymphe fast gar keine Reaction an der Iiii|ü'slelle ein.
2. Die Spi t zpocken. Diese sind im ausgebildeten Zustande kleine kegelförmige Erhabenheiten, die an verschiedenen Stellen der Zitze gleichzeitig mit den wahren Pocken sich bilden, oder aber auch erst dann auftreten, wenn die Pocken bereits in der Abheilung begriffen sind. Die Vegetationszeit dieser Eruptionen ist eine kurze, sie währt 6—8 Tage. Es treten zuerst rotbe Flecken auf, aus welchen sich kleine etwa hirsekorngrosse Erhabenheiten bilden, die bald den in ihnen sich bildenden Eiter in den in der Mitte sich spitzig erhebenden Pustelchen wahrnehmen lassen; sie gleichen in ihrem äusseren Erscheinen sehr den grösseren beim Menschen vorkommenden Comedonen. Diese Spitzpocken heilen ohne eine Narbe zu hinterlassen. #9632;i. Die Warzenpocken. Im äusseren Erscheinen gleichen diese sehr den eben besprochenen Spitzpocken ; sie erreichen ungefähr dieselbe Grosse wie jene, unterscheiden sich von ihnen jedoch in der Form und dem Verlaufe. Sie .sind meistens hart und verharren in diesem Stadium längere Zeil, da
|
||
|
|
||
|
|
||
|
2. Enlzuiiflmii; lies Eulers in Kolsje der Pocken.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 153
die neugcbildeton, den Bindegewcbszollen iihnliehen Formelemente niehl so luild schmelzon , d. h. nicht so schnell der fettigen Metiunorphose verfallen, wie der Inhalt der vorhergehenden Pocken; erst S— 10 Tage nach dein Auftreten der rothen begrenzten Fleckchen bildet sich auf dem härt-lichen Knötchen eine kleine, einer Pustel nicht unidinliche, weiche Erhabenheit, die bald ihren Inhalt austliessen liisst und dann einen dunkeln festan-silzenden Schorf trägt, welcher nach 12—li Tagen unter Zurückiassung eines weissen Fleckens, bei gefiirbter Oberhaut, sich ablöst. Werden diese Knötchen durch die Hand des Melkers sein- irritirt, so tritt eine Wucherung der Fornielemente in diesen ein, und sie können in Folge dessen noch ein Mal so gross, und noch bedeutend grosser werden, wodurch sie das Ansehen von Warzen erhallen. Nach Verlauf einiger Zeit tritt aber auch in diesen die Rückbildung ein, und sie fallen ab, nachdem die flüssigen Bestandtheile resorbirl worden sind unter Zurückiassung einer weissen llautstelle.
Die Diagnose der bei der Maul- und Klauenseuche auftretenden Euter-affection ist keine schwierige; abgesehen von dem gleichzeitigen Leiden der Maulschleinihaul und der Klauen, bieten die Aphthen an den Zitzen selbst Merkmale, durch die diese Eruptionen sich von den Pocken leicht unterscheiden lassen, so dass eine Verwechselung mit letzteren nicht leicht Statt haben kann. Auch die Pocken sind nicht schwierig zu erkennen; erschwert wird die Diagnose dieses Leidens durch die Beschädigungen, welche die Melker den Zitzen beiin Entleeren der Milch zufügen, und die Pocken gewöhnlich in geschwürige Flächen umändern. Leitend bei Stellung der Diagnose sind in diesen Fällen die am Grunde der Zitzen und auf den dicht über diesen gelegenen Theilen des Euters hervortretenden Pocken, welche nicht so häufig den Schädlichkeiten, wie die an dem unteren Theile der Zitzen, den Brustwarzen , auftretenden Pocken ausgesetzt sind , und daher ihren Typus mehr bewahren. Aber auch die Form des einzelne Pocken bedeckenden Schorfes, die rundliche Gestalt und das feste Anliegen desselben sind Momente, die bei der Feststellung dos Leidens wohl zu berücksichtigen sind. Das Auftreten des Leidens bei den anderen Kühen, und die Entwickelung des Exan'thems kann genauer verfolgt werden, wenn die Erkrankung einer oder mehrer Kühe den Verdacht, dass es sich um die Pockenkrankheit handelt, rege gemacht, und die Ueberwachung der später Erkrankenden angeordnet worden ist. Die Zerstörung der Pocken beim Melken wird dann nicht so leicht Statt haben, und das Leiden nun sicher constatirt werden können. Endlich ist das Leiden selbst, wenn die Pocken sämmtlich zerstört sind mit vollständigster Sicherheit zu constatiren, wenn die Melkenden sieh inficirt und Pocken an den Fingern oder Händen sich ausgebildet haben.
Die Vorhersagung in Bezug auf die Beseitigung der mit dem Exanlhem auftretenden EuterafTection ist bei beiden Krankheiten im Allgemeinen günstig. Bei der Maul- und Klauenseuche kommen selten Fälle vor, wo in einem
|
||
|
|
||
|
|
||
|
154nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Kranklieitsziistaiulo der Milchdrüsen.
Theilc des Eutecs für längere Zeit die Funclionsslöruni; anhält.. Bei den Pocken treten Eiitereiilzündiingcii von grossein Umfang und hefligem Grade auf, so dass in eben nicht zu seltenen Fällen beide HilchdrUsea in ihrer Tliä-tigkeil erlöschen; häufiger ist das Eingehen des einen oder anderen Theiles einer der DrUsen. ist hei den Pocken die Mastitis sehr heftii; und weit iiher das Kuter verbreitet, so ist die Prognose in Bezug auf die restitulio in inter gruin der in seiner Tbätigkeit darniederliegenden Drüsen ungünstig, ebenso ist die Vorhersagung da nur zweifelhaft zu stellen, wo ein begrenzter Theil einer Drüse von finer sehr heftigen Entzündung befallen worden ist, weil nur in wenigen Fällen das Funetioniren dieser Tlieile in der folgenden Laclations-periode wahrgenonunen worden ist.
Ein llauptangeninerk ist bei den in Hede stehenden Eutecaffectionen auf das in den Cisternen enthaltende Secret zu richten, ferner müssen diejenigen Mittel, die eine Bekämpfung der Entzündung bezwecken, zur Verwendung kommen, und endlich bei den Aplithen, besonders aber bei den Pocken alle jene Schädlichkeiten lern gehalten werden, welche die Pocken etc. zerstören, die Entzündung unterhalten oder gar steigern. Da Bähungen mit warmen, schwach alkalischen Flüssigkeilen nicht gut hierbei verwendbar sind, so empfiehlt sich die Verwendung der Alkalien in Form von Salben oder Lini-menten. Ein Liniment, welches hier sehr gute Dienste leistet, ist das aus Kali carbonic, und 01. Bapar. hergerichtete; man nimmt zu dein Zwecke die Lösung von Kali carbonic, depurat. #9632;\,~-'gt; Grammen in Aq. destil. :{0,0 Grammen und vertheilt diese Lösung in 01. Bapar I 20,0 Grammen durch Schüttein ; es bildet sich so eine gelblich weisse Flüssigkeit, die nun auf die entzündeten Partien des Euters aufgetragen wird, und zwar täglich i Mal, bis sich Excoria-tionen der Haut zeigen: auch ein Liniment bestehend aus Ungt. hydrargyr.einer. .tO,0 Grammen, .lodinae ^.OGraimncn und 01. Bapar. 120,0 Grammen leistet recht gute Dienste, nachdem durch das erstgenannte1 Liniment eine Excoriation der Haul herbeigeführt worden ist. Bei der Anwendung dieser Mittel sind die Theile, welche von Pocken und Aplithen besetzt sind, vorder Einwirkung jener zu schützen.
Die zuletzt genannten Mittel können hier zur Verwendung gelangen, da die von den Drusen bei dieser Krankheil secernirte Flüssigkeil nicht als Nahrungsmittel für Menschen zu verwerlhen ist,, bei heftigen Leiden aber die Menge des Secretes eine so unbedeutende ist, dass das Verwerfen der gewonnenen Milch nicht in Betracht kommt.
Um den Thieren bei der Entfernung der Milch nicht unnölhige Schmerzen zu bereiten, ferner um die Pocken und Aplithen in ihrem Verlaufe nicht zu stören, ist es zweckmässig, die Milch aus den sonst stets angeschwollenen Zitzen vermittelst eines Milchkatheters zu entfernen. Ein derarüges sehr emfaches Instrument habe ich aus Silber herrichten lassen, es hal sich mir in vielen Fällen als höchst zweckmässig bewährt, und lasse ich eine kurze
|
||
|
|
||
|
|
|||
|
2. Entziiinluiij; des Enteis
|
155
|
||
|
|
|||
|
Boscliioibiinii, der eine Abbildung in iialürlieher Grosso heitiefügl ist, hier folgen.
Der Katbeter besieht ;ms einer Sl Millinieler liingoii und :',•') Millhneter starken Röhre ah, deren Wunde so diimi sind, dass der llolilnium 2 Millimeter Durehniesser besil/.t. Diese Röhre liiuft an ihrem oberen Ende /; allmählich an Dmfang abnehmend in eine stumpfe Spitze ;uis, 20 Milli-meter von dieser Spitze entfernt ist an jeder Seile eine ov;ilc Oell'nung 6-, die einen I.iiniieiulurebiiiesser von i und einen Breitendurchmesser von 1,0 Millimeter besitzt. An dem unteren Kndo ist ein Stüek Drath d von I Millimeter Stärke und lö Millimeter Länge angelölbet, welches au seinem freien Ende ein Oehr e trägt, und welches so gebogen ist, dass wenn das Rphr in die Zitze eipgebrachl worden, es sich dicht an die äusser-e Wand derselben anlegt. Das Oehr ist zur Anlegung einer Schnur hergerichtet, die daran befestigt wird, um das Verlorengehen des Katheters zu verhüten.
Das Einführen dieses Instrumentes in den Zitzencanal
|
|||
|
ist selbst bei sehrwiderspenstigen Kühen mit geringer Midie verbunden. Ehe man zu der Einführung schreitet, befestigt man eine Schnur in das Oehr, deren freies Ende man in der Hand behalt, damit das Instrument, wenn es
|
|
||
|
|
|||
|
in Folge des Hin- und Hertretens und des Schiagens der Kühe der Hand entfallen sollte, nicht im Streustroh ver
|
Milobkatheter, Natur-grösse: a die untere Oeff-nnn^, h die Spitze, c eins
|
||
|
loren gehen kann, vielmehr mit Hülfe derselben der Ka-
|
|||
|
theter, wenn er der Hand entgleitet war, leicht wieder aus derbeidenraquo;mPötbernEndlaquo; dem Streustroh heraufgeholt werden kann. Soll nun der ^quot;^^quot;J^tu^fl Milchkatheter in die Zitze eingebracht werden, so erfassl laquo;'^ oehr z..r ucf.-ätigunS
Qnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Schnur.
man sie mit der einen Hand, hebt die Spitze derselben so weil nach oben und aussen, dass man die Oellnung des Auslührungsganges deutlich sehen kann und fühlt 'nun die Spitze' des Katheters mit der anderen Hand in die Oellnung ein. Da mit der stumpfen Spitze den Hauten des Canals keine Verletzungen zugefügt werden können, so ist man im Stande die Röhre schnell bis an das Ende hineinzuführen. Gewöhnlich suchen die Thiere den geringen Sclimerzon, die ihnen hierdurch zugefügt werden, durch Seitwärls-treten, Sehlagen mit dem llinterfuss sieh zu entziehen, und man hat bej einem solchen Benehmen der Kühe darauf zu achten, keinen Schlag von dein Hinterschenkel, mit welchem sie, wie bekannt, geschickt nach vorn und seitwärts schlagen können, zu erhalten. Ist man gezwungen, den Katheter eher loszulassen als er vollständig eingebracht ist, so lässl man die Thiere einige Zeit unbehelligt, und sucht erst nach einiger Zeit, nachdem sie siefi'
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
156nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Kraiiklieilszuslande tlpr Milclxh-useii.
heruhigt baben, das Instnimpnt weiter eiiiziilillircn. Sobald man die Röhre in die Zitze eingebracht hat, wird die aia das Öehr befestigte Schnur nach vorn und oben gehalten und hier spiiler an einen um die Brust gelegten Gurt oder an einen hier umgelegten Strick befestigt.
Der Katheter nmss stets soweit in den Zilzeneanal eingeführt werden, dass der am unteren Ende desselben befindliche Dräth fest an der iiusseren Wand der Zitze zu liegen kommt. Bei sehr stark angeschwollenen Zitzen sind die Kühe nach dem Einbringen zuweilen sehr unruhig, treten hin und her, schlagen gegen das Kuler und suchen sich so des Katheters zu entledigen, was ihnen in den seltensten Fallen gelingt; sollten sie endlich denselben herausgefordert haben, So kann er nicht tief in das Stroh gerathen, weil man ihn sofort mit der an dem Oehr befestigten Schnur aus dem Stroh heraufbringen kann. Werden die Kühe nach dem Einbringen unruhig, so sucht man durch Zureden oder durch Zwangsmittel sie zu beruhigen.
Nachtheilige Folgen hat das Kinfübren des Katheters nicht im Gefolge, ja selbst wenn täglich diese Procedur wahrend einigen Wochen fortgeführt wird, tritt keine Erschlafiung des Schliessmusfcels ein.
Es ist leicht ersichtlich, dass durch Verwendung des Katheters zur Kniziehung der Milch alle die nacht heiligen Einfbisse , die das Melken mit der Hand mit sich führt, fern gehalten werden, und somit eine Vermehrung der Entzündung etc. vermieden wird, wodurch die Krankheiten einmal schneller beseitigt werden, die Thiere daher weniger leiden, und nicht so sehr in ihrem Ernährungszustände zurückgehen.
|
||
|
|
||
|
3. Neubildungen im und am Euter.
Die an der Deckhaut der Milchdrüsen und den Zitzen auftretenden Neubildungen kommen nicht nur sehr hantig vor, sondern sie sind auch oft in bedeutender Zahl und von bedeutender Grosse an den verschiedenen Stellen des Euters anzutreffen. Es giebt nur eine geringe Zahl von Kühen, die frei von diesen Neubildungen, den sogenannten Warzen, Verrucac, am Euter sind. Die Mehrzahl besitzt dergleichen an den Zitzen , selten beobachten wir sie auf der die Drüsen bedeckenden Haut, und noch seltener treten sie auf der inneren Oberfläche des Ausfiihrungsganges und des Sinus auf. Die auf der Oberhaut der Zitzen und auf der Schleimhaut des Canals auftretenden Warzen sind je nach der Färbung der Haut, der sie entsprossen, bald hell bald dunkel von Farbe; die Grosse, welche sie erreichen, ist eine sehr verschiedene, die Länge variirt zwischen 2 Millimeter und 1,8 Centimeter, der Durchmesser an der Basis zwischen I — 1 Millimeter; an der Spitze ist derselbe in der Regel ein geringerer, doch kommen auch Warzen vor, wo das freie Ende einen stärkeren Durchmesser an der Basis besitzt, wie wir dies
|
||
|
|
||
|
|
||
|
3. NenbildunKcn im und um EuliM'.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;457
bei den sogenannten gesliellen wahrnahmen. Die Seilenfliichen dieser (Je-bilde sind in der Kegel plall, nur die am freien Ende hetindliche Flüche ist durch Fortsätze raub. In Folge der Beschaffenheit der sie bildenden Fonn-elemente, besonders der sie bedeckenden äussern Haul, die durch eine starke Knlwickelung der Epidermisschicht ausgezeichnet ist, besitzen sie einen hohen Grad von Festigkeit. Aulquot; dein Durchschnitt kann man die Mächligkeil der Haut der Warzen deutlich wahrnehmen.
Verschieden von diesen an den Zitzen der meisten Kühe auftretenden Warzen sind die meist nur auf der Überfläche der das Euter bedeckenden Haul vegetirenden, sowohl in Grosse, wie auch in Form und Beschaffenheit Es sind diese vollständig den Warzen gleich, die an den verschiedenen Stellen der allgemeinen Deckhaut bei einzelnen Individuen in ungeheurer Zahl und von bedeutender Grosse auftreten. Ihr Sitz ist in der Mehrzahl der Fälle auf der Haut zwischen den Zitzen , seltener treten sie auf den Seitenflächen auf und erreichen hier gewöhnlich keinen bedeutenden Umfang, wohingegen die zwischen den Zitzen sich entwickelnden in nicht seltenen Fidlen die Grosse eines kleinen Kinderkopfes erreichen. Wir finden diese Warzen höchst selten gestielt, meist sind sie mit einer breiten Basis versehen. Hue Oberfläche ist mit einer homartigen aus verschiedenen, an einzelnen Stellen sich loslösenden Oberhaut versehen, so dass sie schuppig erscheinen, das freie Ende ist fast immer mit einem Schorfe bedeckt. Diese letzteren erschweren, wenn sie eine bedeutende Grosse erreicht haben, das Melken, indem sie den Grund der Zitze bedecken, das Umfassen derselben verhindern, und so dem Melkenden ein Hinderniss bereiten. Wir sehen in den mit grossen oder einer grossen Zahl dieser weicheren Warzen besetzten Euter die Zitzen ganz nach der Seite gedrängt, und die Thiere sich beim Melken unruhig zeigen, in Folge der Schmerzen, die ihnen dasselbe verursacht; selbst schon das Berühren des Eulers ist den kühen, deren Euter mit diesen weichen Warzen in hohem Grade besetzt ist, unangenehm, sie trippeln hin und her und schlagen nach der Hand des Untersuchenden. Die Structur dieser Warzen ist im Grossen und Ganzen der der kleinen festen oder homartigen gleich, sie unterscheiden sich von ihnen jedoch durch einen stark entwickelten Gefässapparat, durch eine grössere Menge eines reichen Bindegewebes , und durch Heerde, welche mit erweichten, gelben, dem Eiter ähnlichen Massen erfüllt und an verschiedenen Stellen der Warzen gelagert sind. Der an der freien Fläche befindliche Schorf wird theils durch das Entleeren der dem Eiler ähnlichen Masse nach aussei! hin herbeigeführt, anderentheils aber wird die Bildung desselben durch das Scheuern und Beiben veranlasst, welches die Thiere in Folge des Juckens, das mit der Bahnung des Weges dieser erweichten Massen nach aussen verbunden ist, ausführen. Das Auftreten von Warzen auf der Schleimhaut des Canals und des Sinus ist im Ganzen selten, sie führen in den meisten Fällen Störungen
|
||
|
|
||
|
|
||||
|
irgt;8
|
Kranklicilsziiständc ilcr Milcliilriispn.
|
|||
|
|
||||
|
K:l
|
beim Melken HerBei, und zwar-wiM je nach lt;lem Sitze dorselhen bald nnr das Aiisslröinen der Mil eh aus dein Canal, bald das Eintreten der Milch in den Canal, wenn sie oben ihren Sitz aufgeschlagen, verhindert. Diese Warzen .variiren in (irösse zwischen einem Nadclkopfund einer kleinen Haselnuss.
Die Ursachen, welche die Bildung der harten und weichen Warzen hervorrufen, sind in vielen Fällen Heizungen, die durch äussere Einwirkungen veranlasst weiden, in anderen Füllen können wir die Ursachen durchaus nicht ermitteln, welche auf die Haut eingewirkt und eine Wücherütig des Papillarkörpers hervorgebracht haben. Die auf den Zitzen auftretenden harten , hornigen Warzen werden wohl grSsstenlheilS durch die Reizungfenj welche die Haut bei dem Melken erleidet, hervorgerufen, dahingegen ist die Ursache der weichen Warzen, welche, wie angeiführl eine bedeutende Grosse erreichen, nicht zu ermitteln, hier scheint eine besondere Disposition zu diesen Wucherungen vorhanden zu sein.
Ebenso haben wir für das Aufsprossen von Warzen an der inneren Oberfläche des Milchcanals und des Sinus keine sichere Ursache ermitteln können, l^s können im Canal beim Melken Zerrungen und Heizungen statthaben ; jedenfalls sind sie nicht so starker Natur, wie die auf die äussere Haut einwirkenden.
Das Erkennen der hornigen und weichen Warzen ist leicht, dahingegen das der auf der Schleimhaut vegetirenden etwas schwieriger. Bei den ersferen genügt die Ocularinspection, bei letzteren muss theils durch Fühlen vermittelst der Sonde etc. erst eine eingehende Untersuchung angestellt werden.
Die Beürtheilung dieser Neubildungen ist im Allgemeinen eine günstige, da sich der Entfernung derselben nur dann ein llinderniss in Weg stellt und Recidiven schwer fernzuhalten sind, wenn die Warzen von sehr grossem Umfang sind, und zu den weichen Warzen gehören. Die Beseitigung der letzteren kann immer erst zur Zeit des Trockenstehens herbeigeführt werden, wohingegen die kleinern harten eine Zerrung beim Melken erleidenden während der Lactalionsperiode operirt werden können.
Während die an den Lippen, im Maule etc. auftretenden hornigen Warzen in vielen Fällen obne irgend eine Behandlung verschwinden, ist dies bei den an den Zitzen sich bildenden höchst selten der Fall. Gegen diese wird auch in den wenigsten Fallen curativ eingeschritten, da nur selten Behinderungen durch sie herbeigeführt werden. Die mit einem dünnen Stiele versehenen hornigen Warzen an der Oberfläche der Zitzen, ferner die sehr grossen geben durch die Schmerzen, die beim Melken durch ihre Zerrung hervorgerufen werden, Veranlassung zur Widerspänstigkeit der Kit he; in diesen Fällen müssen dieselben entfernt werden. Die gestielten würde man durch Umlegung eines Fadens vernichten können, jedoch empfiehll sich dieses Verfahren nicht, da die Berührung derselben, die beim gewöhnlichen Melken stets Statt hat, den Thieren Schmerzen verursacht. Soll die Entfernung
|
|||
|
|
||||
|
|
||||
|
|
||
|
S. Neutiililungen im und iim Euligt;r.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;159
durch Abbinden herbeigefifhrt werden, so wird die Milcli, solang^ die Warze mit der Haul noch in Verbindung ist, durcli den Milchkalheler entfernt, auch kann die Entleerung noch an den folgenden Tagen innegehalten werden und zwar bis die Vernarbung erfolgt ist. Zweckmässiger ist die Abtragung der Warzen durch das Messer, die Trennung wird dicht an der Haut auszuführen sein ; gleich nach Entfernung der Warze betupft man die blutende Fläche mit Lap. infern., wodurch die Blutung gestillt und ein flacher festanlicgender Schorf gebildet wird , der auch nicht leicht beim Melken der Kühe entfernt wird. Ist der Schorf durch den Melker losgetrennt^ worden, oder hat er sich von selbst gelöst, so wird, falls noch eine Bildung Statt hat, oder sich hervorstehende Spitzen zeigen, das Aetzen vermittelst tap.'infernal, noch ein Mal ausgeführt, und so oft wiederholt , bis der letzte Rest der Warzen vertilgt worden ist. Auch bei dem Actzen empfiehlt sich zur Entleerung der Milch die Verwendung des Katheters, da so jede nachlheilige Einwirkung auf die wunden Flüchen fern gehalten wird. VeruAreinigung der Zitzen mit Koth und Jauche dürfen nicht Statt haben, und muss daher für eine reichliche Streue und für sofortige Entfernung der Faces Sorge getragen werden.
Die Beseitigung der weichen Warzen wird am zweckmässigsten während des Trockenstehens der Kühe herbeigeführt. Die sehr grossen, das Melken öfters hindernden Warzen sind während der Milchperiode nicht gut einer Behandlung zu unterwerfen, da bei der grossen Fläche, welche sie einnehmen, die durch die Behandlung hervorgerufene Entzündung eine bedeutende ist, welche leicht bei der Thätigkeit, in welcher die Milchdrüsen während der Lactationsperiode sich belinden , sich über einen grösseren Theil des Euters verbreiten und so einen Milchverlust herbeiführen kann. Auch bei diesen Warzen wird entweder die ganze Warze entfernt, wobei tier Theil der Haut, auf welchem sie steht, mit abgetragen wird, oder es wird die Masse bis auf die Haut Fortgeschafft. Bei dem Gefässreichthum dieser Neubildung ist die Blutung gewöhnlich eine sehr starke, oft eine so bedeutende, dass durch die Betupfung mit Argent, nitric, eine Stillung derselben nicht herbeigeführt werden kann, class vielmehr durch das glühende Eisen eine Beseitigung der Blutung erst erfolgt. Es ist daher zwecktnässig in den Fällen, wo es sich um Entfernung grosser weicher Warzen handelt, das Glüheisen schon bereit zu haben, um einen Blutverlust zu vermeiden, der sicher eintritt, wenn erst nach geschehener Operation das Eisen glühend gemacht werden soll. Die Nachbehamlhing ist sehr einfach, man wartet die Abstossung des Brandschorfes ab, und streut, falls sich eine üppige Granulation an der Stelle zeigen sollte, Alumen. ust. aid' diese auf; gelingt es dtirch dieses Mittel nicht die Wucherung im Zaume zu halten, so wird Argent, nitr. zur Verwendung kommen müssen. Sollte die Entzündung sich auf das Fauler ausdehnen , so wird diese nach dem früher bereits angegebenen Verfahren beseitigt.
Die im Innern der Drüse gewöhnlich auf der Schleimhaut des Zitzencanals
|
||
|
|
||
|
|
|||
|
160
|
Krankhcitszuslamlp der Milclulrüsen.
|
||
|
|
|||
|
auftretenden Warzen, die ich nur den hornigen auf der Deckhaul der Zitze vurkonmieiulen in Stärke ähnlich angetroffen habe, sind während der Lacta— tionsperiode nicht zu entfernen. Wahrend dieser Zeil wird ihre Anwesenheit dadurch, dass man vermittelst des Milchkatheters die Milchcisterne entleert, unschädlich geiuacht. Während des Trockenstehcns kann dann nach Eiöll-nung des Milchcanals an der betreffenden Stelle die Warze entfernt werden. Das Schliessen der Wunde erfolet bald.
|
|||
|
|
|||
|
Ausser diesen auf der ausseien Haut und der Schleimhaut auftretenden .Neubildungen kommen auch im Innern der Drüse dergleichen vor. die theils gutartiger, theils bösartiger, das Leben der Thiere gefährdende sind.
Zu den gutartigen gehören die Gysten, Bildungen, welche im Ganzen genommen seilen in den Milchdrüsen der Kühe angetroffen werden, und meist erst nach dem Ableben der Thiere zur Wahrnehmung kommen. Sie bilden sich fast immer im Innern der Drüse und werden dann von aussen nicht wahrgenommen; entwickeln sit; sieh dagegen mehr der äusseren Oberfläche zu, so ist ihre Anwesenheil nicht schwierig zu constaliren. An der betreifenden Stelle bildet sich allmählich eine abgegrenzte Geschwulst., ohne dass hier Zeichen einer Entzündung sich ducumeuliren , die Berühnmg verursacht den Kühen keine Schmerzen. Eine Fluctuation lässt sicii nicht constaliren, da die Geschwulst sich ziemlich fest gespannt anfühlt, jedoch nicht das feste eines Knotens besitzt.
Die Gysten entwickeln sich in der Mehrzahl der Fälle aus den Acinis der Drüse, und wahrscheinlich in Folge der Verscbliessung des Ausführungsganges, es häuft sich in Folge dessen das Secret an, dehnt den Acinus immer mehr und mehr aus, das Secret erleidet Veränderungen dahin , dass es bald wässriger, bald weniger wässrig, mehr oder weniger Fett enthaltend und daher bald trüben, bald mehr opalisirenden Inhalt zeigt, zuweilen ist der Inhalt colloider Natur. Dergleichen Inhalt bergende Gysten sind im Ganzen selten.
Die Wand der Cyste ist äusserlich von verdichtetem Bindegewebe umgeben, im Innern mit einem Epithelium bekleidet, dessen Zellen sich nicht von den Milchdrüseuzellen unterscheiden lassen.
Diese Gysten werden, wenn sie im Innern der Drüse gelegen sind, erst wie angegeben, nach dem Abiehen der Thiere, beim Zerlegen des Euters wahrgenommen. Die der Oberfläche nahe gelegenen können bei Lebzeiten der Kühe erkannt werden, doch pllegen sie meistens von den Besitzern übersehen zu werden , nur in seltenen Fällen kommen sie zur Gognilion des Sachverständigen, da ein Nachtheil durch ihre Anwesenheit nicht herbeigeführt wird.
Die Beseitigung der oberflächlich gelegenen Gysten ist nicht mit besonderen Schwierigkeiten verbunden, wird dieselbe aber nicht vorzunehmen sein, da die Function der Drüse eine Behinderung durch sie nicht erleidet.
|
|||
|
|
|||
|
I
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
3. Neubildungen im und am Euler. Sarkoma.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Ißl
k Eine andere hierher gehörige Neubildung ist die von Sarkomen, welche
im Ganzen genommen auch nur seilen in diesem Organe Statthat, ul/schon die Sarkomalosis der Kühe ein häufig auftretendes Leiden ist. An verschiedenen Stellen der Milchdrüsen und zwar in den die einzelnen Lappen und Läppchen umgehenden Bindegewehe und zuweilen auch in dem submucosen Bindegewebe der (Junge kommen Sarkome von der (Jrösse eines llirsekurncs bis zu der einer Bohne variireiul vor , tue auf den verschiedensten Stufen der Lnlwickelung befindlich angetroffen werden. Wir sehen hier solche nur aus den die Sarkome bildenden Zellen und wenigen Bindegewebsfasern bestehende Neubildungen, ferner solche , in denen die zelligen Elemente der fettigen Metamorphose verfallen sind, und endlich solche, wo die Fette entweder theilweise oder ganz resorhirl, und Kalksalze in dem Maasse wie das Fett entfernt, ihre Stelle theilweise oder ganz eingenommen haben. Diese .Neubildungen sind, wenn letzteres Statt hat, entweder im Innern von einem käsigen Inhalt oder von testen Kalkmassen erfüllt.
Nicht immer hat die Bildung dieser Sarkome ohne dass eine Anschwellung des Eulers hierbei beobachtet wird. Statt; in der Mehrzahl der Fälle tritt ein der Entzündung Uhnliches acutes Leiden der Milchdrüse auf, das dann, wenn die Neubildungen an vielen Stellen des Euters hervorsprossen mit einem ticberhaften Allgemeinleiden verbunden, und wobei der Puls sehr beschleunigt und massig voll ist. Die Fresslust ist nicht so beeinträchtigt wie die Pulsfrequenz es erwarten Hesse, der Kothabsatz ist nur wenig verzögert; das Flotzmaul linden wir trocken und das Athmen nur wenig beschleunigt. Es entspricht diese Form der acuten Sarkomalose, die nicht selten hei den bindern auftritt, und dann besonders die Brust und Bauchhaut etc. befällt. Das Euter ist an der einen Seite, bei grösserer Ausbreitung des Processes auch wohl in seiner ganzen Ausdehnung etwas in seinem Umfang vermehrt, und die Temperatur in diesem Organe etwas hoher., Die Drüsen fühlen sich härl-lich und gespannt an , besondere Schmerzen scheinen dem Thiere durch (.las Befühlen nicht zu erwachsen. Die Secrefionsthätigkeil der Milchdrüsen wird bei einer bedeutenden Entwickelungjvon Sarkomen sehr beeinträchtigt, besteht jedoch fast immer trotz der Anschwellung im massigen Grade fort. Die am hinteren Ende der Milchdrüsen gelegenen Lymphdrüsen sind angeschwollen und massig fest, zuweilen sind auch die Inguinaldrüsen und die in der Kniefalte gelegenen Lymphdrüsen bedeutend vergrössert. Da diese Neubildungen in der Mehrzahl der Fälle bei solchen Kühen auftreten, die an der Sarkoma-tosis im Allgemeinen leiden, so werden auch die diese documentiremlen Zeichen sich hierbei wahrnehmen lassen. Treten diese Neubildungen nur in geringer Zahl im Euter auf, so sind die Symptome so geringer Intensität, dass sie stets übersehen werden, und erst nach dem Tode wird beim Zerlegen des Eulers die Anwesenheit der Neubildunsen constatirt werden können.
Ist die Sarkomalosis der Milchdrüsen hochgradig, so pflegen Becidive,
F ü r = t e 11I1 o r g, Milrbdrüsen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;LI
|
||
|
|
||
|
M
|
||
|
|
||||
|
102
|
KrankluMlsziisliindlaquo;' der Milehdrüsen'.
|
|||
|
|
||||
|
|
wie z. B. bei dor der Zuniic aufzutreMi, mul sohliesslich die Funolionen der Drüsen zu ('#9632;runde zu gehen. Die nüchste Pölge der hedentenden Vermehrung der Neubildunuen im Bttter sind bedeutende FunelionssUiruiiiien, Versiegen der Mileii etc.; ferner wird eine oder Werden beide Milchdrüsen ver— grösserl und lühlcn sieh fest an.
Die Neubildungen, im Bindegewebe gelagert, Üben einen Druck auf die Drtisensubstanz aus, so dass diese atrophirt-, anderntheils aber leidet auch die Tliätigkeit derselben durch die sieh bildenden Geschwülste, durch Entziehung von Bildungsmaterial ,und durch beides werden die Functionsstörun— gen, die Verringerung resp. das Versiegen der Milch herbeigeführt.
Bei der Untersuchung der von der Sarkotnatose befallenen Milchdrüse linden wir daher in der Nähe der Sarkome Drüsenpartien zwar noch vor, jedoeli sind hier die Zeilen in den Aeinis in geringer Zahl vorhanden und fast stets ohne das sonsl in ihnen enthaltene Secret, das, wenn auch nur in geringer Menge, selbst in den Aeinis trocken stehender Kühe angetroffen wird.
Das Erkennen der Sarkomatose der Milchdrüsen ist nicht leicht. Die Diagnose ist namentlich sehr schwierig bei geringen Graden des Leidens, wenn nicht zufällig Neubildungen in den der Haul nahe gelegenen Drüseh-partien auftreten : hier werden kleine begrenzte Knoten, ferner die Anschwellung der Lymphdrüsen am hinteren Theüe des Euters und die anderer diesem Organe nahe gelegner zur Feststellung der Krankheit zu verwenden sein, biegen die Neubildungen liefer in der Drüse, so entziehen sie sich der Wahrnehmung; Isl das Leiden von bedeutender Ausbreitung, so werden die in den Drüsen gelagerten Knoten im Verein mit den sarkomatösen Lymphdrüsen dazu beilragen, die Diagnose sicher zu stellen. Zu verwechseln ist die acute Sarkomatose dieses Organes mil der Entzündung, doch pflegen die begrenzten [ndurationen, die in Folge der letzteren auftreten, grosser und fesler zu sein, als die der Sarkomatosis, auch isl die Zahl der Knoten bei dieser eine grössere als bei der Entzündung. Der Festigkeitsgrad isl bei den durch die Entzündung und durch Sarkome veranlassten Geschwülste ein sehr verschiedener. Während die nach Entzündungen auftretenden Knoten gleich einen hohen Grad von Festigkeit besitzen, ist dies bei den Sarkomen nicht der Fall. Eine vermehrte Dichtigkeit tritt bei diesen erst später ein. Während die letzteren beim Pravaliren der Zellen zuerst eine dem Fleische ähnliche Festigkeit zeigen, ist diese später beim IVävalireu von Fasern eine bedeutendere, jedoch dann immer noch nicht eine so grosse. wie bei den durch Entzündung hervorgerufenen Bindegewebsneubildungen.
Die Prognose ist in Bezug auf die Beseitigung des Leidens stets ungünstig, da es nie gelingt, die in der Drüse vertheillen Sarkome zum Verschwinden zu bringen. Ja selbst in Bezug auf die Sislinmg der Lntw ickelung der gebildeten Sarkome und auf die Femhallung von Recidiven kann die Vorhersammg nur eine ungünstige sein, denn selten gelingt es. das Fort-
|
|||
|
|
||||
|
|
||
|
3. Nouhikluiii-'cn im und iiin Euter. Ciircinoma.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1G3
stlireiten in der Entwickehmg zu heTiunen. Die Recidive liänfi;en mit der Dia-these zusainmon, und ebenso wedig wie diese duivli Mittel zu beseitigen ist, wird es gelingen die Recidive lern zu halten.
Die Belunullung kann nur eine pallintive sein ; es handelt sich hier um die Beeinträchtigung der Kntwickelung der aufsprossenden Neubildungen, und es werden mithin innerlieh nur Mittel zu geben sein, die berabstimmend wirken, bei Fieberbewegungen daher die Doppelsalze für sich oder in Verbindung mit Tart. stibiat.; nach Beseitigung dieser kann Kali carbonic, oder Kali hydrojodic. zur Verwendung kommen. Uas erkrankte Organ wird mit schwacher Lauge gebiiht, ausserdem die Haut mit lodquecksilbersalbe, die mit Oei zu einem Linimente hergerichtet worden, eingerieben. Die Milch darf während der Verwendung dieser Einreibungen nicht genossen werden. Das zweckmassigste ist, die Kuh wenn sie beim Auftreten der acuten Sarkomatose des Euters In einem guten Ernährungszustände sich befindet, sobald als möglich zu schlachten, da die Abmagerung des Thieres bei diesem Leiden sehr schnell erfolgt.
s
Höchst selten tritt an den Milchdrüsen das Carcinoma auf, eine Neubildung, die zu den bösartigen Geschwülsten gehört. Bisher ist nur der sogenannte Markschwanmi, aber nicht der Scirrhus beobachtet werden.
Die Kntwickelung des Markschwanmies geht in der Begel sehr schnell vor sicli; an der einen oder anderen Stelle der Drüse tritt eine kleine nicht scharf umschriebene Geschwulst auf, die in sehr kurzer Zeit an Umfang zunimmt, und in Folge dieser Vermehrung der Grosse mehr von den anliegenden Theilen abgegrenzt erscheint. Schmerzen schein! diese Neubildung den Thieren nicht zu verursachen, so lange die Grosse keine bedeutende ist, und eine Bildung von Geschwüren nicht erfolgt ist. Ein Allgcnieinleiden tritt ein unter den Zeichen der Abmagerung, jedoch in der Regel nicht eher als die Neubildung sehr an Grosse zugenommen bat. Der Bau dieser Geschwulst zeichnet sich durch eine unebene Oberlläche, durch knotenähnliche Frba-benheiten aus, welche keine besondere Festigkeit, vielmehr eine dem Fleische ähnliche Consistenz besitzen. Kömmt es zur Geschw ürsbildung an diesen Geschwülsten, so nehmen wir leicht, blutende geschwürige Stellen wahr, auf deren Grund sich schwammige Massen linden und eine Jauche ausfliessen lassen, welche einen iibelen Gerach besitzt. Die in der Nähe des Euters gelegenen Lymphdrüsen'erkranken ebenfalls, sie nehmen an Umfang zu, werden carcinomatös; zuweilen können die dahin führenden Lymphgelasse deutlich wahrgenommen werden. Die Textur des Markschwamines ist die bei den Krehsgeschwiilslen im Allgemeinen gefundene; wir sehen bei der makroskopischen Untersucimng ein, zuweilen etwas heller als die Übrige Masse gefärbtes, resistenles, aus Itindegewebsl'asern bestehendes Netzwerk, welches eine weichere Masse in ihren Maschen beherrbergt. Drückt man
II -
|
||
|
|
||
|
|
||||
|
164
|
Kranklicilsziislümli' der Milclidrüsen.
|
|||
|
|
||||
|
ml I
|
iiuf die Geschwulst, so Irin eine trübe bald weisslich , bald rolhlich gefiirbte Flüssigkdt hervor; Bei mikroskopischer Ontersüohung zeitsl sich der weiche Inhalt der Maschen, oder Brnlriiuine, aus Zeilen bestehend, die auf den verschiedensten Stufen der Entwickelung stehen, Zellen in der felligen Mela-Diorphose begriffen, Zeilen mit einer, gewöhnlich mehreren Tochterzellen im Innern etc. Die aus der Geschwulst ausdrückbare Flüssigkeit, Krebssaft oder Krebsmilch genannt, enthüll neben Fettmolecüleo Zellen , die sich gleich den in den Brulräumen befindlichen verhalten ; ebenso gewahren wir in der von den Geschwüren aussickernden Flüssigkeit Zellen nebst Faser- und Zellen-detritus.
Der Verlauf dieser Krankheit wird in der Regel nicht abgewartet, sondern die Thiere so früh als möglich, um sie noch zu nutzen, gelödtet.
Die Ursachen sind nicht gekannt, neben einer Diathese zum Krebs werden auch äussere Verletzungen, wie Stösse, Schlage, überhaupt Quetschungen, welche das Ruter treffen, als Ursachen beschuldigt. Wir sehen aber, dass oft dem Euter ziemlich lief eindringende Verletzungen zugefügt werden, ohne dass die Krebsbiklung Stall bat, und dort, wo sich das beiden zeigt, st die Einwirkung solch einer Ursache nicht nachgewiesen.
Die Diagnose des Leidens ist sehr schwierig, so lange Krebsgeschwüre nicht das Erkennen erleichtern. Die mikroskopische Untersuchung der aus-lliessenden Jauche gewährt in den meisten Fidlen sichere Anhaltspuncle. Befinden sich keine Geschwüre an der Geschwulst, so sind die weiche Beschaffenheit der .Neubildung, die mit Knoten besetzte Oberfläche, und das Erkranktsein der Lymphdrüsen, Zeichen, die bei der Diagnose die grösste Beachtung verdienen, da durch das Vorhandensein dieser der Verdacht des Garcinoms erregt wird. Sicher zu unterscheiden ist aber auch durch diese das Carcinoma nicht son dem Sarkom. Lrsl die mikroskopische Untersuchung liisst mit Sicherheit die Diagnose feststellen.
Die Prognose ist immer ungünstig zu stellen, die K.xstirpalion der Geschwulst führt zu Nichts, da die Thiere in Folge der Operation zu sehr herabkommen, Recidive aber sehr bald eintreten, und zwar bevor der Ernährungszustand ein solcher ist, dass es sich lohnte die Thiere zu schlachten.
Die Behandlung der in Rede stehenden Neubildungen ist nicht rathsain; die Entfernung derselben auf operativem Wege ist, wie eben dargethan nicht zu empfehlen; das Beste ist die Thiere zu schlachten, sobald das Leiden erkannt ist, und sie sich noch in einem gedeihlichen Körperzusland befinden.
|
|||
|
i
|
||||
|
|
||||
|
4. Verletzungen des Euters.
|
||||
|
|
||||
|
Das Euter erleidet nicht seilen Verletzungen durch von Aussen auf dasselbe einwirkende Körper, die entweder eine Trennung des Zusammenhanges in der Drüsensubslanz. ohne dass der Zusammenhang der sie be-
|
||||
|
|
||||
|
ill
|
||||
|
|
||||
|
|
||
|
4. Veilotzungen des Euters.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;(ßß
deckenden Haut an der Stelle, wo die Einwirkung stalt.Kefnnden hat, aufgehoben ist, hervorrufen, wie das sehr häufig bei Quetschungen der Fall ist, oder die Haul für sich allein, oder Haut und Drttsensubstanz in ihrem Zu-sammenhange an einer Stelle trennen, so dass liefer) gehende Wunden an diesen Theilen sich finden. Endlich können die Schädlichkeiten auf die Zitzen allein eingewirkt, und Trennungen in dem Zusammenhange dieses Organtheiles vcranlassl haben. Je nach der Beschaffenheit der mit diesem Organe in Berührung gekommenen Körper wird die Verletzung bald eine Quetschung, bald eine gequetschte Wunde, bald eine reine Schnitt- oder ähnliche Wunde sein. Herbeigeführt werden diese Beschädigungen des Ruters, durch Stösse, Schläge, Tritte von anderen Thieren, durch Gegenlaufen gegen spitzige etc. Körper, durch Bisse von Hunden, seltener werden durch das Eindringen von schneidenden oder spitzigen Instrumenten Verletzungen des Euters hervorgehen. Die spröde Beschaffenheit der Haut der Zitzen im Verein mit den heim Melken stalthabenden Einwirkungen geben zuweilen Veranlassung zu tief gehenden Trennungen des Zusammenhanges der Deck-haul dieses Organtheiles. Die Folgen der Verletzungen sind stets ImiIzüh-dungen, die je nach dem geringeren oder heiligeren Grade der Einwirkung bald mehr bald weniger heftig auftreten.
Die Erscheinungen, welche die in Rede stehenden Euterleiden begleiten, sind derartig, dass sie sich nicht leicht der Wahrnehmung entziehen. An der einen oder anderen Stelle nehmen wir bei den einfachen Quetschungen eine Anschwellung an der von der Einwirkung eines fremden Körpers betroffenen Stolle wahr, die bei ungefärbter Oberhaut rothgefärbf erscheint: Blut-austretungen der Haut bezeichnen dann gemeinhin genau den Puncl, wo die Einwirkung erfolgte. Uie Berührung des kranken Thciles verursacht den Tino-ren Schmerzen und die Temperatur an denselben ist erhöht. Ist die Einwirkimg der Art gewesen, dass die Haut in ihrem Zusammenhange getrennt wurde, so finden wir je nach dem mehr oder weniger tieferen Eindringen des Körpers eine grösscre oder kleinere, flachere oder liefer gehende Wunde am Euter oder an den Zitzen. Befindet sich die Wunde an dem unleren Theile der Milchdrüse unweit der Basis der Zitzen, so stehen, wenn die Verletzung nicht blos die Haut, sondern auch die tiefer gelegenen Theile betinnen hat, und nicht durch ein stechendes, geringen Durchmesser besitzendes Inslrument zugefügt worden, die Wundränder von einander entfernt; d. h. sie klaffen; es haben, da hier Blutgefässe von nicht unbedeutendem Durchmesser verlaufen, in Folgt! der Verletzung nicht unbedeutende Blutungen Stall. Ist die Milchci-storne oder einer der grösseren Gänge durch den eingedrungenen fremden Körper verletzt worden, wie dies fast stets, wenn der untere Theil der Drüse versetzt wird, statthat, da diese hier dicht an das subeutane Bindegewebe herantreten, so Qiossl Milch aus der Wunde mit dem Blute. Bei den, den oberen Theil der Milchdrüsen treffenden Verletzungen ist selbst bei ziemlich tiefen
|
||
|
|
||
|
|
||||
|
Ibö
|
Krankheitszustände der Milebdrüsen.
|
|||
|
|
||||
|
Mi
111
1
|
Wunden die Blutunt; keine sehr starke, es miissle denn zufällig eines der grösseren Blutgefässe vorletzt uorden sein. Mitch fliesst in der Regel nur in geringer Meoge aus diesen Wunden, da mir kleinere Canäle hier in ihrem Zu-sammenhangegetrennt werden können. Bei Stidiwunderi, welche den Grund der Zitze oder den unteren, diesem nahe liegenden Theil der Drüsen Betreffen, ist gemeinhin die Blutung eine geringe, ebenso ist die Quantität der durch die Wunde austretenden Milrli eine geringe. Das Austreten der Milch presislirt nach dem Aulliören der Blutung, und verhindert-, wenn nicht besondere Vorkehrungen getroffen werden, das Verkleben der Wundränder.
Die Verletzungen der Zilzen zeigen sich, je nachdem bios die Haul oder tue tiefer gelegenen Theile verletzt sind, verschieden. Bei Quetschungen, die Folge von Schlagen u. a. sind, nehmen wir mir eine Anschwellung der ganzen Zitze wahr, und sind, wenn nicht die Haut an der Steile der Einwirkung eine Wunde zeigt, seilen in der Lage, den hauptsächlich al'licirten Theil sofort zu erkennen. Die ganze Zitze ist in diesen Fallen angeschwollen, bei weisser Oberhaut geröthet, vermehrt warm etc. Obcrlläcliliche. nur die Dcckhaul betreffende Aufhebung gen des Zusammenhangs sind selten von starken Blutungen begleitet; dahingegen sind die letzteren nicht ganz unbedeutend, wenn sie so tief eingedrungen, ilass der in der Zitze verlaufende Canal von der Verletzung betroffen wurden ist; ans solchen Wunden träufelt ausserdem die Milch aus:
Die nach Quetschungen auftretenden Entzündungen sind oft sehr bedeutend und beschränken sich, wenn heftige Einwirkung sie hervorgerufen haben, selten auf einen kleineren Theil der Druse. Gewöhnlich ist die eine Hälfte des Euters afficirt, doch sind die Fülle nicht selten, wo das ganze Euler in Millei-densebai't gezogen wird. Die Symptome sind bei der Betrachtung der Euter-entzündung bereits aufgeführt worden ; wir wollen hier nur der grossen Em-ptindlichkeit, welche die Tliiere gegen die Berührung des Euters, namentlich des Theiles, auf welchen der Stoss oder Aehnliches eingewirkt hat, erwähnen, und den Verlauf der in Folge der Quetschungen auftretenden Entzündung beschreiben. Die grosso Empfindlichkeit an einer begrenzten Stelle des Eulers, zuweilen auch die Färbung der Haut an dieser, sind Symptome, welche die durch Quetschung lierbeigefuhrlen Euterentzündung von der durch andere Einflüsse hervorgerufene unterscheiden lassen; weniger sichere Zeichen bieten die im ferneren Verlaufe des Leidens auftretenden. Die durch die Entzündung veranlasste Geschwulst der Drüsen nimmt bei zweckentsprechender Behandlung imVerlauf einiger Tage im Allgemeinen ab, es bildet sich am unteren Theile des Euters und vor demselben in der Nabclgegend ein Oedcni. Der Theil der Drüse, welcher eine Trennung des Zusammenhanges erlitten, aufweichen die Ursache unmittelbar eingewirkt hat, tritt dadurch, dass hier eine Abnahme des Umfanges nicht erfolgt, starker hervor, und liisst nun seine (irenzen deutlich erkennen. Diese Gesehwulst ist hart, heiss und bei der Berührung aussein die Thiere Schinerzen, im fernem Verlauf tritt
|
|||
|
.(
|
||||
|
|
||||
|
I
|
||||
|
|
||||
|
11
|
||||
|
|
||
|
4. Yerlotüungeii der. Euters.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 167
nun eine Rückbildung ein , der Umfang der Geschwulst wird nach und nach ein geringerer und verschwiiulet sehliesslich ganz; dies ist dec gewünschte Ausgang selten jedoch eiefolgt dieser nach heftigen Einwirkungen, wir sehen hier vielmehr, dass die Geschwulst wahrend längerer Zeit sich erhall. sodann nach, und nach durch Schmelzen der neugehildeten Massen weicher wird, und ein Abscess, tier entweder nach aussei! oder nach innen in die Milchcanäle hinein seinen Inhalt entleert, sich bildet. Erfolgt das Er-slere, so finden wir bei näherer Untersuchung der Geschwulst eine weichere über die Oberfläche etwas hervortretende Stelle, die deutlich ein Fluctuiren wahniehmen lässt. von der aus das Schmelzen der an diese angrenzenden Theile leicht zu verfolgen ist; durch die Vermehrung des Umlanges des Abscesses giebt sich dies zu erkennen; immer mein' Theile der Gesehw ulsl werden in diesen Process hineingezogen bis endlich auch die Haut an der einen oder anderen Stelle des Abscesses dünner wird, die Haare ausfallen und sehliesslich eine Entleerung vom Eiler nach Aussen erfolgt. Diese Entleerung nach Aussen sehen wir in vielen Fällen während des Melkens des Thieres auftreten, indem die Erschütterungen des Eulers. die Spannung, welche die Haut beim Melken erleideU ein Bersten des Abscesses veranlassl. Da bei dieser von selbst erfolgenden üelliiung des Abscesses selten ein Mileh-eanal verletzt wird , sehen wir auch fast nie Milch aus der üeühung hervortreten, wohingegen bei einer durch die Kunslhilfe herbeigeführten Erölliumg Milelieanäle nicht selten verletzt werden, und ein Hervortreten von Milch aus der gernachten Oefliumg Statt hat. Ebenso erwünscht wie das Oelinen nach Aussen nach Verletzung eines Canales, wenn nicht erwünschter, ist die Entleerung des Erterabscesses in einen Milcheanal, wodurch beim Eiflziehen der Milch der Eiler mit nach Aussen gefördert wird. Der Eiter isl leicht in der Milch zu erkennen durch seine Farbe, auch durch Beimischung einer geringen Menge Blutes, letzteres isl jedoch nicht immer in der entleerten Flüssigkeit wahrzunehmen. Ganz sicher und leicht isl die Gegenwart des Eiters in der Milch durch das Mikroskop zu erkennen.
Die Oefihuug, welche durch das Erollnen des Abscesses nach Aussen entsteht, schliessl sich nicht leicht, der Auslluss eines wässrigen Eiters währt 6, 8—10 Tage fort; es bildet sich eine üppige Granulation, die jedoch ohne kunsthülfe in nicht zu langer Zeil zur Vernarbung führt.
Seltener nach Schnitt-, fasl slels aber nach Risswunden tritt, je nachdem die Einwirkung eine heftige oder minder heftige gewesen, eine bald stärkere bald schwächere Reaction von Seile des Organes ein. Selbst nach Wunden, die nur die Haut betreffen, sehen wir rosenartige Ijilzündungen auftreten-; die sich über einen grossen Tlieil des Euleis ausbreiten und den Thieren dann viele Schmerzen verursachen. Ist die Substanz der Drüse verletzt, so wird in derBegel ein grosser Theil derselben von der Entzündung befallen und wir nehmen dann die bei der Entzündung slels auftretenden S\ m-
|
||
|
|
||
|
Ji.
|
||
|
|
|||
|
168
|
Kraokbeitszustände der Milrhiiriisen.
|
||
|
|
|||
|
ptome, wie Anschwollung etc. wahr. Diese traumatischen Entzündungen werden gleich im Anfange von den Molkern und Wärlern der Thiere bemerkt und daher wird in der Regel viel früher, wie hei den rheumatischen Entzündungen eine Behandlung eingeleitet, welches für die Bekämpfung von wesentlichen) Nutzen ist; es bleiben selbst nach sehr heftigen traumatischen Entzündungen viel seltener Theile der Drüse für längere Zeit unwegsam. In den Fällen, wo grössere Milchcanäle verletzt sind, verursacht das Anslröpfeln von Milch eine Verzögerung der Heilung, ja in einzelnen Fällen gelingt die Schliessung der Wunde während der Milchporiode gar nicht, es bleibt, so lange diese letztere währt, eine Milchfistel zurück; besonders häufig haben die den unteren Theil der Drüse betroffenen Verletzungen diesen Ausgang im Gefolge.
Die Zitzenverletzungen, in der Mehrzahl der Fälle durch Bundebisse herbeigeführt, pflegen in den seltensten Fällen von bedeutenden Knlzündungs-erscheinungen begleitet zu sein. Je nach der Grosse und Tiefe der Wunde ist die Anschwellung eine verschiedene, bald mehr bald minder bedeutend, ebenso zeigen die Übrigen Symptome einen verschiedenen Grad der Intensität. Selten breitet sich die Entzündung bis zur Drüsensubstanz hin aus, wir sehen dies nur in den Fällen, wo der-Grund der Zitze von der Verwundung betroffen worden ist. Obschon die Zitze reichlich mit Rliitgel'ässen versehen ist, so pflegen die Blutungen bei Wunden dieses Organtheiles seilen stark zu sein, nur bei Verletzung der am Grunde der Zitze gelegenen grossen Gelasse ist der Blutverlust ein bedeutenderer. Alle Verwundungen, welche nicht so lief gehen, dass der in der Zitze verlaufende Canal getroffen wird, verursachen geringen Nachtheil, sobald aber dieser bei einer auf der Höhe der Mi Ichpcrimle befindliche Kuh durch eine Verletzung geöffnet wird, ist der Verlust in der Kegel kein unbedeutender, da durch die Wunde stets Milch abträufelt. Ein Schliessen der so tief gehenden Zitzenverwundungen ist nur in seltenen Fällen während der Laclationsperiode zu bewirken , gewöhnlich bildet sich hier eine Milehlistel aus, deren Beseitigung erst beim Trockenstehen herbeizuführen ist.
Eine spröde Beschaffenheit der Zitzenhaut führt zu Wunden, welche den Thieren Schmerzen bereiten, und sie leicht widerspänstig gegen das Melken werden lassen. In der Regel finden sich tief in die Substanz der Zitze eindringende Trennungen des Zusammenhanges an dem mittleren Theile der Zitze, dem Theile, welcher den Einflüssen der drückenden, zerrenden Finger des Melkers am meisten ausgesetzt ist. Die spröde Beschaffenheit der Haut wird wohl in vielen Fällen durch die Verunreinigung, welche dieser Theil durch die Mistjauchc, den Mist etc. erleidet, ferner durch die Unterlassung der Reinigung herbeigeführt; wir können dies als Hauptbeförderungsmitte] betrachten, da dort, wo durch Reinigung der Theile die Einwirkung dieser Momente fern gehalten wird, dieses Leiden der Zitze nur selten zur Beobachtung gelangt. Kühe, deren Zitzen mit einer ziemlich starken Ober-
|
|||
|
|
|||
|
m
|
||
|
|
||
|
4. Verletzungen des Euters.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;169
haut versehen waren, haben wir in solchen Loralitiilen, wo beim Liegen die unteren Theilo des Euters durch Beschinutzung von Harn und .lauehe in einen feuehten Zustand versetzt waren, und dann nach dem Aufstehen der Thiere trocken wurden, bald durch diese abwechselnde Einwirkung von
Feuchligkeit in das in Rede stehende Leiden verfallen sehen; wie leicht tmls-sen sieh daher nicht Schrunden bei den Kühen bilden, deren Zitzen mit einer feinen, den ausseren Einflüssen weniger widerstehenden Haut versehen sind. Die Kühe, die einmal an solchen wunden Zitzen gelitten haben, zeigen wahrend längerer Zeil ein Widerstreben beim Melken; untersucht man bei solchen die Zitzen, so findet man die nach der Heilung durch jene tiefgehenden Wunden zurückgebliebenen Narben.
Das Erkennen der Verletzungen bietet keine Schwierigkeiten dar, wohl aber die Feststellung über die Tiefe, bis zu welcher der eingedrungene Körper gelangt ist; die Tiefe ist besonders schwierig dann zu ermitteln, wenn stechende Inslrmnenle von geringem Durchmesser in das Euter eingedrungen sind. Entweder gelangt man bei der Weichheit der Drüsensubstanz nicht tief in die Wunde hinein, indem die Theile sich dicht an einander gelegt haben, ein Umstand, der nach eingetretener stärkerer Entzündung das Sondiren sehr beeinträchtigt, oder aber man kann mil der Sonde ziemlich tief in die Drüse eindringen, wobei man fast stets, da man in einen Milchcanal gelangt ist, auf falscher Fährte sich befindet, wovon man sich erst später bei der Bildung von Knoten und Abscesscn, die an den tiefsten Stellen sich entwickeln, sich zu überzeugen Gelegenheit erhält.
Die Vorhersagung bei den Verletzungen, welche das Euter treffen, sind in Relreff der'Beseitigung der Entzündung und Eiterung im Ganzen günstig zu stellen, [n Betreff der Schliessung der Wunden ist, je nachdem Milchcanälc von der Verwundung mit betroffen wurden, sind sie dann ungünstig zu stellen, wenn die Kühe auf der Höhe der Milchperiode sich befinden, da es bei Verletzung grosser Canäle selten nelin^t. die Wunde bald zum Verheilen zu bringen; gemeinhin bilden sich für die Dauer der Lactationsperiode Milch-lisleln aus: vor allem ist bei tiefgehenden Verwundungen der Zitzen, bei denen sieh so leicht Fisteln bilden, die Prognose sehr vorsichtig zu stellen.
Die Behandlung der Quetschungen, bei welchen die Haut und Drüse keine Verwundung erlitten, beschränkt sich einfach darauf, das in die Inler-stitien der Gewebe eingetretene Blut zur Resorption zu bringen und die eingetretene Entzündung sobald als möglich zu beseitigen. Beides wird durch Anwendung von Waschungen mit einer schwach lauwarmen Lösung kohlensauren Natrons oder Kalis erweicht. Die Lösungen dürfen nur geringe Mengen der genannten Alkalien enthalten, vom Natron können etwa l'i Grammen, von Kali i—S Grammen auf ein Quart Wasser genommen werden. Die Bähungen werden während des Tages unausgesetzt ausgeführt und zur Nacht der leidende Theil mit 01. Rapar. bestrichen.
|
||
|
|
||
|
|
||||
|
170
|
Kraiikheit.szuslunde der Mileluirüsen.
|
|||
|
|
||||
|
Hi: I
|
Köinmt ps trotz einer zeitig eingeleitetes BehaneBoiig zu lt;ler Bildung eines Aliscesses, so ist (Ins kimslliche Oudhen desselben döi't Qbehill zu untei-litsson, wo grosse Milcln-aniilc verlaufen, wie am Grunde der Zitze etc/, und nur dort auszuluhren, wo diese nicht vorhanden sind, v\ie am oberen Theile des Euters. Das Kröflhen lieillegender Ahscesse wird, wenn es ausgeführt werden muss, wozu jedoch selten eine Veranlassung vorliegen dürfte, mit Hülfe eines Trocärls vollzogen, um nicht inmöthiger Weise Milehcanalc zu durchschneiden, was sicherlich geschieht, wenn hierzu ein spitzes Bistourie zur Verwendung gelaugt: stets muss man bestrebt sein, die Kröüriung des Abscesses nach Aussen nicht zu bcgiuisU'gen , vielmehr eine solche in einen Milchcanal, also nach Innen erfolgen zu lassen. Daher sind alle Mittel, die die Haut corrodiren und sie (liinncr machen, zu vermeiden; Am zweckmässig-sten hat sich uns die von selbst erfolgende Eröffnung des Abscesses erwiesen. Bei künstlicher Oefihnng trat stets Kntztmdimg des Drüsengewebes ein, wodurch die Heilung nur verzögert wurde, wogegen bei der \on Selbst erfolgenden Entleerung nie eine Heizung der.in der Nähe liegenden Drüsen-parlieen wahrgenommen worden ist. In den selteneren Fallen ist eine Erweiterung der von selbst entstandenen Oell'iumg, behufs Entleerung des Eiters vorzunehmen: bei dickem zähen Eiter ist durch lauwarmes Wasser das Entleeren zu bclönleru , die Reinigung geschieht am leichtesten durch Einspritzen der eben von dem Euter entnommenen MQch. Das Einbringen von Gharpie, Werg etc., so das von reizenden Tiuctnren, wie Myrrhen-, Aloetinetur etc. ist zu vermeiden, es gewahrt keinen Nutzen, hingegen fast stets Nachtheil, da eine üppige Granulation nur zu leicht sieh hier einstellt, und nur zu oft längere Zeit den angewendeten Mitteln trotzt. Bei grossen Schnittwunden und seihst auch bei gerrissenen Wunden müssen unter allen umständen durch Hefte die Wundrönder genähert werden, um bei Schnittwunden, wo möglich per primam intentionem die Heilung herbei-zulühren. bei beiden angeführten Verwundungen aber das Klaffen der Wunden und die Bildung grosser.Narben zu verhindern. Zur Bekämpfung der Entzündung bei den Wunden mit glatten Bändern, und solchen, wo eine Quetschung der Theile nicht erfolgt ist, müssen L'mschläge von Bleizuekerlöstmgen oder Bleiwasser zur Verwendung kommen. Diese Umschläge sind bei diesen nut kalter Lösung, bei den gerissenen Wunden, überhaupt bei den Verwundungen, wo die Weichtheiie eme Quetschung erlitten halten, werden diese Waschungen von Anfang an mit lauwarmen Bleiwasser etc. oder Bleizueker-lösimg ausgeführt. Zeigen die Thicre hedeutende Schmerzen, so kann der Bleisalzlösungein narkotisches Inlusum \ou Herb. Belladon. etc. beigefügt werden. Nicht thenrer w ird die Verwendung der Lösung eines narkotischen Evtrac-tes, da ein Mal genau die Menge des Narcoticums bestimmt werden, und zweitens Vergiftungen des Geflügels durch Aufnahme des zum Infnsum verwendeten Krautes nicht statt haben kann, Vergiftungen, welche auf dem Lande
|
|||
|
ill
|
||||
|
|
||||
|
i
|
||||
|
|
||||
|
|
|||
|
w
|
|||
|
|
|||
|
4. Verletzunyon (kquot;s Euters.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 171
durch clits Ausschütten dor zu derartigen Infusen benutzten Kriiuter auf don Mislhof etc. nicht seilen vorjiekominen sind. Zu dor von 7—8 Grtiinmon Bteizücker und I Qaart weichen Wassers bergeriebteten Ltfsung setzt man 15 Grammen von derails Extract. Belladonn. I,?-quot;) Grammen und Aq. destii. 180 GratniruMi bereitete Fitissiiikeil. Ist die Kilornnji (•inüclrolon, so wird, wenn diese nicht profus ist, die Wunde nur gereinigt, ist sie jedoch profus, so wird eine concentrirte Bleizackerlösung liier Abhülfe schallen.
Die aus dem Ehiter gewonnene Milch muss, da sie wahrend der Waschungen mit Blcisalzlösuniien und narkotischen Infusen sehr leicht mil diesen Stollen verunreinigt werden kann, bei Seite geschafft werden, damit nicht durch diese Vergiftungen herbeigeführt werden.
|
|||
|
|
|||
|
Di^ angelegten Helle sind, sobald diciHeilung durch die erste Vereini-
|
|
||
|
|
|||
|
gung erfolgt ist, zu entfernen ; bei den Wunden, wo durch Eiterung die Heilung stall hat, lässt man sie längere Zeil in der Wunde, um wie bereits angeführt, das Klallen zu vermeiden ; ist dieses nicht mehr zu befürchten, so entfernt man sie auch hier. Um so wenig wie möglich die Wunden zu irritiren, ist es zweckmiissig, die Milch durch einen Milclikatheler zu ent/.ieben . die Thiere hissen das Einbringen des Instrumentes sehr bald ohne dagegen zu reagiren, geschehen.
Sehr schwierig ist das Schliessen der Wundon, aus welchen Milch aus-Iröpfelt, sich Milchfisteln ausgebildet haben. Wunden, wo dieses Aiisliiesson von Milch Statt hat, schliessen sich nach und nach bis auf einen kleinen Theil, welcher weissliche, callöse glatte Ränder, über welche die Milch hin-weefliesst, zeiat. Selbst den stäiksl(gt;n Aetzmitleln pflegen während der Lac-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . 1
tationsperiode dei^leichen Pistelöffhangen zu widerstehen, wenn nicht durch ein besonderes Verfahren das Auslliessen der Milch hier verhindert werden kann. Dies Letztere wird aus den Fisteln am sichersten dadurch vorhindorl, dass der Milchcanal ollen gehallen wird und die Milch, so wie sie in den Sinus trill, abtliessen kann. Dies Verfahren ist aber nur ,dann in Anwendung zu bringen, wenn an der Zitze sich eine Milchtistel ausgebildet hat; ist diese dagegen am Kuler selbst, durch Eröffnung eines grösseren (ianges voranlasst, so leistet dieses Verfahren nur wenig. Ferner leistet diese Vornahme auch Mehls, wenn die Oellhung sich ganz unten an der Zitze tindet, wenn der Schliessmuskel in seinem Zusanunenhange getrennt ist, da die Heilung hier in Folge der Anwesenheit des Katheters nicht erfolgt.
Vielfach ist das Schliessen der Oefihung durch ein Klebpflaster empfohlen worden, jedoch ist dies nicht so leicht ausführbar, als es auf den ersten Blick erscheint, da. wie die Wahmehmunaen uns sclohrt, das Pllasler sich bald an der einen oder anderen Stelle löst, und die Milch dann aus diesen Stelion hervortritt. Dieses bösen wird hauptsächlich durch den Wechsel, welchen das Euler in seinem Unifango erleidet, lierbeigeführt. Wird das Pllasler auf die Fislelöflhung gebracht, sobald die vollständige Er-
|
|||
|
|
|||
|
|
||||
|
172
|
Kiankheitszustancle der Milchtlrüsen.
|
|||
|
|
||||
|
l'i^
|
fülliing des Sinus und dor Gange mit Milch Statt hat, so lösen sich Thcile des Pflasters los, nachdem die Milch dem Kater entzogen worden ist; wird das Pflaster bei leerem Euter aufgelegt, so erleidet es hei der Füllung des Killers mit Milch wiederum eine Ortsveränderung. Das einzige Mittel, das Pflaster in der bestimmten Lage zu erhalten, wiire, ein stetes Abfliessen der Milch aus dem Gange herbeizuführen , dies aber leistet auch nur in gewissen Fällen Abhülfe, in Fällen, deren wir weiter oben bereits Krwähnung gethau haben. Das aufzulegende Pflaster besteht aus Harzmassen wie Terpentin mit Gummi ammoniac, und dergleichen, welche auf feines weiches Leder oder auf Leinwand aufgetragen werden. Die Stelle., aufweiche das Pilaster gebracht werden soil, muss von Ilaaren, durch Abrasiren derselben, von Scbmutz und Feuchtigkeit befreit sein, wenn es sich laquo;licht an die Haut anlegen soll.
Hat sich am oberen oder mittleren Thcile der Zitze eine Fistel gebildet, so wird diese durch Scarificiren oder Aclzen der Wundränder während der Lactationsperiode zum Verheilen zu bringen sein, wenn ein Ansammeln von Milch in dem Gange verhindert wird durch das EinbringeD eines Katheters, welcher, da er die Milch ständig nach aussen führt, das Eintreten der Milch in die FistelöfiEhung verhindert. Man kann auch hier das Klebepflaster anwenden, nachdem die Wundränder vorher gereizt worden sind. Mit der Hand darf in diesen Fällen das Melken nicht ausgeführt werden, da hierbei das Pilaster von der Oefihung entfernt wird; man entzieht den Cisternen vielmehr die Milch vermittelst des Katheters.
1st nun aber das untere Ende der Zitze so verwundet worden, dass der Schliessimiskel seine Functionen nicht verrichten kann, so muss, da hier der Milchkatheter in der Mehrzahl der Fälle nichts leistet, während der Milchperiode ein Verschluss durch einen Gunimiüberzug Über die Zitze herbeigeführt werden; hierzu eignen sich die sogenannten Gummilingerlinge am besten', welche einfach über den unteren Theil der Zitze gezogen werden. Man hat bei der Verwendung dieser Fingerlinge darauf zu sehen, dass sie nicht zu eng sind; sie dürfen nur massig fest an die Zitze sich anlegen.
Diese Fingerlinge, von welchen man das untere Ende abschneidet, oder auch ein Stück einer Gummiröhre, die weit genug ist., um auf die Zitze gebracht zu werden, können mit Nutzen auch zum Verschluss der höher gelegenen Zitzenmilchlisleln verwendet werden; liegen diese massig fest an, so kann das Melken mit der Hand, ohne sie zu verschieben, ausgeführt werden; sie eignen sich daher hier bei weitem mehr zu einem Verschlussmittel als die Klebpllaster.
Die Milchfisteln, welche während der Lactationsperiode nicht geschlossen werden können, sind bald nach dem Beginn des Trockenstehens zur Heilung zu bringen. Die Heilung erfolgt in der Hegel schon nach dem Scariliciren der Wundränder oder nach Applicirung des Argent, nitr. fits.
|
|||
|
|
||||
|
|
||||
|
|
||
|
5. Verschluss der Zitzenöffnung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ] 73
Die Risse und Schrunden in der Zitzenhaul sind nicht schwierig zu beseitigen, wenn die veranlassenden Ursachen fern gehalten werden. Zu dem Ende muss die Milch aus dein Sinus der betreffeoden Zitze nicht durch die Hand des Melkers, sondern vermittelst des Milchkatheters entfernt werden. Die Reinigung der verletzten Hautstellen ist täglich mehrere Male auszuführen, wenn eine Verunreinigung durch Jauche etc. nicht fern gehalten werden kann; nach der Reinigung wird, ehe die Schrunden ganlaquo; voll-stiindig betrocknet sind, 01. Rapar. , welches bekanntlich nicht leicht ranzig wird, auf die betreffenden'Stellen gebracht. Tritt ein dünnflüssiger Eiter oder Jauche an dieser Stelle zu Tage, so ist das L'ngl. Zinc, zu verwenden, oder es wird Zinkweiss, oder Zinkvitriol auf die Stellen gebracht, und das ganze sodann mil Oel überstrichen. Werden Zinkpräparate zur Heilung der Schrunden verwendet, so muss die Milch vor Verunreinigungen mit diesen Zinkpräparaten behütet werden.
|
||
|
|
||
|
5. Verschluss der Zitzenöffnung.
Das Entleeren der Milch aus dem Euter wird verhindert durch den Mangel einer Oeflhung am unleren Ende der Zitze. Dieser Verschluss kann herbeigeführt sein durch verschiedene Momente. Entweder hat sich die Oeffnung vor der Geburt des Thieres geschlossen, so ist der Verschluss angeboren, oder aber er ist in späterer Zeit durch eine Entzündung geschlossen worden, wie dies durch Bildung von Aphthen oder Pocken an dem freien Ende der Zitze oder durch Verletzung dieses Theiles, nicht selten zu geschehen pflegt.
1st der Verschluss der Zitzenöll'nung angehören, oder vor dem Gebären des Thieres entstanden, so kann man die Anwesenheit desselben erst dann wahrnehmen, wenn die Drüsen in Thäligkeit treten. Es zeigt sich aji der betreffenden Drüsenpartie eine Anschwellung, herbeigeführt durch die Ansammlung des Secretes in den Cislcrnen und Gängen, und ist dann je nach der Menge der hier angesammelten Flüssigkeit die Spannung der Geschwulst eine verschiedene. Ferner wird der Melker vermittelst des Druckes, den er auf die Zitze ausübt, keine Milch nach aussen fördern können , die Milch tritt bis gegen das unlere Ende der Zitze und gleitet ihm wieder unter die Finger Dach oben. Die Kühe werden bei dem Drücken dieses Striches unruhig und schlagen, wenn das Drücken der Zitze einige Zeil fortgeführt wird, in Folge der Schmerzen, die ihnen durch das Treiben der Milch gegen das Zitzenende etc. verursacht werden. Untersucht man die Spitze der Zitze genau, so ver-misst man hier die Oellnung des Ausführungsganges; wird nun Milch nach unten in die Zitze getrieben und hier durch Druck auf den oberen Theil derselben erhalten, so kann man sehr bald wahrnehmen, ob der Verschluss nur
|
||
|
|
||
|
|
||||
|
t74
|
KninkheitszusUinde der Milchdrüsen.
|
|||
|
|
||||
|
r
|
durcfa die Haul der Zitze veranlasst ist, oijer ob ein Theil des Ganges hierbei in Jlitleülenschaft gezogen worden ist. Ist Ersteres der Fäll, so wird die Haul an der Stelle, wo der Ausführunijsgang sich an diese ansetzt, etwas durch die dagegen gepresste Milch hervorgedrängt, und man sieht deutlich, wie ein dünnes, \veisses lliiutchen hier den Verschluss bildet; hat Letzteres Stall, so kann die Milch nur soweit nach unten treten , als der Gang nicht verwachsen oder verschlossen ist, und man kann dann sehr deullicli die Stelle herausfinden, bis wohin der Canal gangbar ist.
Tritt in Folge von Verletzungen der Membran des Ausluhrungsganges, wie diese leicht durch unvorsichtiges Kinschieben von Stricknadeln in den Gang herbeigeführt wird, oder in Folge von Pocken, Apldhen, Warzen elc. ein Scbliessen des unteren Tbeiles des Ausluhrungsganges withrend der l.acla-lionsperiode ein, so gewahrt man, dass in dem Sfaasse, wie die Verengerung des Ganges erfolgt, der Strahl der ausgetriebenen Milch kleiner wird, bis scbliesslieh nur noch einzelne Tropfen Milch heraustreten. Wird nun durch eine geeignete Behandlung diesem Leiden nicht Einhall gelhan, so erfolgt der vollständige Verschluss der Zitze. Sind die Pockenkrankheil oder die Aphthen-seuche die Veranlassung, so wird gemeinhin der Eintritt des Verschlusses von Seilen der Melkenden Übersehen, d. h. es wird, da fast stets eine Euter-entzündung bei dem genannten Leiden vorhanden ist, einer Veränderung des Secretes die Schuld gegeben , und somit die eigentliche Ursache der Verminderung der Milch nicht wahrgenommen ; constalirt wird der Verschluss erst beim Beginn der nächsten LacUttionsperiöde, wenn er Überhaupt zur Kennt-niss des Melkers gelangt. In der Hegel wird, wenn nicht Milch aus der Zitze erhallen werden kann, in diesem Falle ein Einziehen der Thätigkeit des be-treffenden Drüsenlheiles angenommen, und weiter keine Versuche der Gang-barmachung ausgeführt. Oft nur zufallig erhall der Besitzer Kunde von dem Leiden . und Trägt dann einen Sachversländigen um Ualh , der in Folge einer genauen Untersuchung den Verschluss des Ganges constatirl und das Leiden hebt.
Weil hinauf in den Gang erstreckt sich selten die Verwachsung der Wände, gemeinhin ist diese nur am untersten Theile vorhanden, ja in der Mehrzahl der Fälle scheint nur der untere Theil des Ausführunsssanses lei-dend, da die Flächen dieses Tbeiles der Zitze ganz nahe aneinander liegen und nach Verletzungen sich fest mit einander vereinigen.
Das.Erkennen der Atrcsie des Ausführungsganges ist leicht, wenn die Drüse functionirl ; hier giebl das Verhallen der in der Zitze enthaltenen Milch einen Anbaltspuncl. Schwieriger isl die Feststellung, wenn die Drüse nicht functionirl, dann kann nur die Untersuchung vermittelst der Sonde Aufschluss geben über die An- oder Abwesenheit des Verschlusses. Isl bei Pocken oder Aphthen, welche am unleren Ende der Zitze aufgetreten sind, ein Verschluss der üellnung zu befürchten, so wird das Verhallen des Strahles der heraus-
|
|||
|
|
||||
|
i
|
||||
|
|
||||
|
|
|||
|
S. Verschluss der Zitzeaöflouhe.
|
17.r
|
||
|
|
|||
|
gefitrderteii Milch loitend sein, (st eine Yenviiclisuns? dJas unlfirn Tlieilos der Zitze die l'rsaehe des Verschlusses, so erkennt man diese an der Irichter-ffirmigen Verliefilng des unteren Zilzenendes.
Erstreckt sieh der Verschluss des Canales weil nach oben, so ist die Vorhecsagung eine nicht gttnst^ej da es mit grosses Seliwierigkeiten verlraquo;un-den ist, den Canal so gangbar zu erhallen , wie er bei der normalen Beschaf-lenheil ist, d. h. dass der Schliessniuskel hier seine Funclionen versieht. Günstig ist in Bfezug der Gaaagbarmacbüng des Canales die Prognose, wenn entweder die Haut den Verschluss bildet, oder dieser durch Narbenbildung an der iiussercn Haut der Zilze etc. herbeigefUhrl ist: schwieriger ist es. den Gang oflen zu erhalten.
Zur Beseitigung des Leidens sind zwei Fndicalioneu zu erfüllen, ein Mal ist die Atresie zu liehen und zweitens die gemachte Oeffnung gangbar zu erhalten. Ist der (lang, wie dies bei den Brstgebürenden nicht seilen vorkommt, durch eine dünne Membran geschlossen , so zerstört man diese mit llülle eines schneidenden Instrumentes, und zwar dadurch, dass man einen Kreuzschnitl in dieselbe macht. Das geeignetste Instrument zur Ausführung dieser Ope-ralion isl die (mpfnadel, es kann aber auch jedes spitzige Instrument, wie Bistouri, Tenotoni etc. hierzu verwendet werden. Man mag das eine oder das andere Instrument zur Operation verwenden, stets ist es nothwendig, die Zilze mit Milch zu füllen, und diese gegen die Oetlhung zu treiben, um genau an der Stelle, wo der Canal endet, die Operation vornehmen zu können.
Ist, der Ausführungsgang verwachsen, lässl sich die Milch nicht bis zum Ende der Zitze berabdriingen. so muss zur Eröffnung des Canals ein sehr feiner Trocart verwendet werden-; der sogenannte Himdurchwühler Störigs ist von geeigneten) Durchmesser. Der Trocart wird dort, wo die Oeöhung des Canals an dem Zitzenende sich markirt eingesetzt und nun vorsichtig sow eil nach oben gefördertj bis man in den mit Milch erfüllten Kaum gelangt. Durch das Gefühl überzeugt man sich bald , ob das Inslrument weil genug eingeführt worden ist, und entfernt, sobald der l'unct erreicht ist, das Slilet: isl der Trocart weil genug eingeführt worden, so lliesst die Milch durch die Hülse ab. Hat Letzteres nicht Statt, so muss man das Slilel wieder einführen, und das Inslrument soweit hinauflordern, bis der Milch enthaltende Raum erreicht ist. Man hat in den Fällen, wo nicht zu beseitigende Hindernisse sich vorfanden, die Amputation der Zitze empfohlen, der ich jedoch nicht das Wort reden kann, da üebelstände in Folge; der Operation eintreten-, die in der Mehrzahl der Fälle diese überflüssig erscheinen lassen. Die zweite Indication, die gemachte Oellnung offen zu erhalten, isl nicht so leicht; trotz des Ablliessens der Milch durch die gemachte Wunde schliesst diese sich sehr schnell, so dass schon während einer Nacht ein vollständiger Verschluss wieder erfolgen kann. Um dies zu verhüten, lässl man dort, wo der Trocart verwendet wurde, die Hülse mehrere Tage in der Wunde, oder führt
|
|||
|
|
|||
|
|
||||
|
176
|
Kranklieilszustande der Milchdrüsen.
|
|||
|
|
||||
|
|
Stall dieser den Milchkiitheler ein, welchen man unten durch Kork etc. ver-sehliessl, um die Milch nicht fortwährend ablriiufeln zu lassen. Fliesst aus der gemachten Oefinung ohne Verwendung des Katheters beim Melken die Milch ab, so kann man solange, bis eine Verschliegsung nicht mehr zu fürchten ist, einen von Guttapercha gefertigten kurzen Stift, welcher oben spitz unten mil einem Plüttchen versehen ist, einfuhren, und diesen bis zur vollständigen Heilung, oder bis zu der Zeil, wo eine Verwachsung nicht mehr bevorsteht, in dem gemachten Canal belassen: nur während des Melkens wird dieser Still zu entfernen sein. In den Fällen, wo eine dünne Membran den Ausführungsgang schloss. wird, nachdem dieselbe durch einen Kreuzschnitt zerstört worden, die Milch mit Hülfe des Katheters entfernt, und sodann ein Stift von Guttapercha in die Oefinung gebracht. Selten wird dieses Stiftchen länger als i — 'i Tage in der Oelfnung gehalten zu werden brauchen, eine Vernarbung der gemachten Wunde ist bis dahin erfolgt. Während der Lactatlonsperiode tritt eine Schliessung der Oelfnung nicht wieder ein, wohl aber haben wir dieselbe ich in diesen Fällen während des Trockenstehens eintreten sehen , so dass beim Beginn der folgenden Milchperiode die Operation wiederholt werden musste.
Das Guttaperchastiftchen ist leicht herzustellen: man erweicht in warmen Wasser etwas Guttapercha und rollt dies zu einem Sliflchen von I li4 bis I'/.j Zoll Länge und 3 Millimeter Stärke aus, spitzt es oben und führt durch einen Druck auf das unlere Ende die Bildung einer kleinen Platte herbei; nach dem Erkalten ist das Sliflchen zur Verwenduni; geeignet.
|
|||
|
|
||||
|
v
|
6, Erschlaffung des Tragapparates des Euters.
Ein eigenthümlichesAnsehen zeigen die Kühe, bei denen die Aponeu-rosen und das Ligament, suspens. mamniar., welche bestimmt sind, das Euter in der normalen Lage zu erhalten, erschlafft sind, und das Euter je nach clem tirade der Erschlaffung, mehr oder weniger tief herabhängen lassen. Wir beobachten diesen Krankheilszustand sowohl bei jungen, wie bei älteren Kühen, häufiger bei letzteren, wie bei ersteren, und zwar in den Gegenden, wo die Ernährung der Kühe im Allgemeinen eine mangelhafte, unzureichende ist, wieder häufiger als dort, wo die Thiere in einem guten, gedeihlichen Zustande sich befinden. Fernerwerden nicht immer Kühe, die ein stark entwickeltes Futer haben, von diesem Leiden befallen, sondern auch Thiere, deren Euter durchaus keine zu starke Belastung für das Ligament etc. bildet. Oefters entwickelt sich dieses Erschlaffen der Ligamente bei den Kühen rnit starkem Euter, Euter, die 20 — 2ö Pfd. wiegen, wenn die Milchsecretion nach dem Gebären eintritt, wenn sie, gewöhnt kräftig ernährt zu werden, plötzlich ein wenig nährende Beslandtheile enthaltendes Futter
|
|||
|
|
||||
|
|
|||
|
T
|
|||
|
|
|||
|
|
C. Erschlaffung des Tragapparates ties Euters.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;177
erhalten, und zwar während des ersten Stadiums der Laclalionsperiode, hier wird das zur Mileliproduclion Nothvvendige dem Blute entnonmien , den übrigen Tbeilen des Körpers entzogen uud so ein Zurückgehen des Körper-umfanges und der .Fesligkeil seiner Faser herbeigeführt. Die Ligamenle besitzen nicht mehr die Festigkeit und Straffheit der Faser, die sie [geeignet inachle, das bedeutende Gewicht des Euters zu tragen, sie geben der Belastung nach, und dehnen sich, wodurch natürlich das Euter sich tiefer herabsenken muss.
Während wir in diesem Falle und dort, wo die Kühe ülierhaupt ninngel-hal'l ernährt werden, die mangelhafte Fanährung als Ursache der Erschlaffung betrachten können und müssen, fällt diese Ursache bei den jungen gut genährten Kühen mit verhältnissmässig schwach entwickeltem Euter fort; wir können hier nur eine mangelhafte Bildung des Ligament, suspens. als die Ursache des Leidens betrachten.
Bei dem im hohen Grade ausgebildeten Leiden sehen wir das Euter lief herabhängen, und zwar so tief, dass die freien Zitzenenden den Boden beinahe berühren. Untersucht man das Euter genauer, so findet man einen Zwischenraum zwischen dem oberen Theile der Drüse und den Bauclnvan-dungen ; in den exquisiten Fällen kann man mit Leichtigkeit die Hand bis zum Ligament, suspens. fortschieben; es hat somit eine Lostrennung der Milchdrüsen von den Bauchwandungen stattgefunden. Ist die Dehnung des Ligamentes nur unbedeutend. so tritt in der Regel eine Dehnung derjenigen bindegewebigeu Faserhäute ein, die vom äusseren Bande etc. der oberen Fläche an die Bauchmuskeln geben, und zwar in einem Grade, der mit der Dehnung des Ligament, suspens. in keinem Verhältnisse steht. Sehr deutlich ist ohne manuelle Untersuchung die Senkung der Milchdrüsen dadurch zu erkennen, dass die Zitzen, die gewöhnlich ein wenig nach aussen gestellt sind, entweder gerade herab, oder ein wenig mit ihren freien Enden nach der Milteliinie zugericbtel sich zeigen. Je mehr das Ligament, suspens. sich dehnt, um so mehr entfernt sich natürlich die Milchdrüse von den Bauchmuskeln und es zeigt sich hier eine Art Vertiefung zwischen Bauchwanduny und Euter.
Das Erkennen des Leidens ist immer leicht, wenn die Erschlaffung des Tragapparales eine bedeutende ist, hingegen entziehen sieh die niederen Grade sehr leicht der Wahrnehmung; sie sind an der Richtung der Zitzen zu erkennen, jedoch isl hier stets noch durch eine eingehende Untersuchung die Beschaffenheit der vom Euler an die Bauchmuskeln herantretenden Faserhäute, und die Entfernung des Euters von den Bauchwandungen zu erforschen.
Die Vorhersagung bei diesem Leiden ist in Betreff der Beseitigung höchst ungünstig zu stellen, selbst niedere Grade sind nicht zu heilen, nur ihre weitere Entwickelung ist in einzelnen Fällen zu verhüten.
Eine Behandlung, welche dahin gerichtet ist, auf medicinischein Wege
F u r s le n b e rg, IfUclidramp;sen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i2
|
||
|
|
|||
|
w
|
|||||
|
|
|||||
|
178
|
Kriiiiklii'ilszustiindf der .Miloluliüsen.
|
||||
|
|
|||||
|
#9632;
|
den Tonus der erschlafiten Theile zu beben, leistet durchaus Nichts, spiri-tuose Einreibungen etc. haben sich stets nutzlos erwiesen. Ist die Dehnung des Apparates so weit gediehen, dnss die Zitzen beinähe den Boden berühren, so werden hierdurch den Thieren bei der Bewegung Hindernisse bereitet, aüsserdem sind Verletzungen des Buters nicht zu venneidon. Tiiiere mit einem so hochgradigen Leiden können nur auf dein Stalle gehallen werden, und werden, wenn sie nicht besonders gute Milchkühe sind, deren Erhaltung geboten scheint, gemästet und veriiussert werden müssen. Ein Suspensorium liisst sich schwer für das Euler anbringen, und fuhrt manche üebelstände, wie Druck auf das Euler und in Folge desselben ein Ausströmen der Milch aus den Zitzen herbei. Zeigen sich bei mangelhaft ernährten Thieren die Symptome des Leidens, so kann man versuchen, durch eine bessere Ernährung dor Kühe dem Fortschreiten Einhall zu thun; doch auch hier wird selten ein Erfolg erzielt, und so ist es das Beste, die Thiere, ehe sich das Leiden bis zu einem hohen Grade ausgebildet hat, zu mästen und zu veräussern. Tritt bei jungen gut genährten Kühen diese Kr.schla(Vimg des Bandes auf, so scheint es das Zweckmässigste, sie, nachdem die Milchperiode beendet, abzuschaffen.
|
||||
|
I
|
#9632;
r
|
||||
|
If;
|
|||||
|
|
|||||
|
|
|||||
|
f
|
7. Das Ausfliessen der Milch aus den Zitzen.
Verschiedene pathologische Veränderungen an den Zitzen können ein Ablliessen oder Abtiöpfcln der .Milch veranlassen. Wir können hierher nicht das bei der Bewegung der Kühe, die ein sehr mit Milch erfülltes Euter haben, erfolgende Ausspritzen zählen, auch nicht jene Falle rechnen, wo absichtlich ein starkes Ansammeln von Milch durch das Nichtmelken der Kühe herbeigeführt worden ist, und nun die .Milch von Zeil zu Zeil aus der Zitze iti einem Strahle ausströmt. wie wir dies bei Thiersebauen zu beobachten Gelegenheil haben ; hier kommen nur die Fälle in Betracht, wo schon bei massiger Ansammlung von Milch das Auslröpfcln vor sich gehl.
Ein mangelhafter Verschluss des Ausführungsganges ist das Ilauptmo-menl, welches durch verschiedene Ursachen herbeigeführt werden kann. Eine mangelhafte Ausbildung der Muskelfasern, die als Sphincter hierzu fun-giren haben, ist eine der Ursachen, die am häufigsten vorkommen. Wir sehen diese Ursache schon bei jungen Thieren, die das erste Mal geboren haben, das Leiden bedingen ; schon bei sehr massiger Ansammlung von Milch in dem Ca-nale tritt hier das Ablröpl'cln der Milch ein. Seilen findet sich diese geringe Entwickelung der Muskelfaser an allen vier Zitzen, gewöhnlich nur an einer oder zwei. Dahingegen sehen wir, wenn bei älteren, sehr milchreich gewesenen Kühen dieses Ablliessen von Milch Statt bat, es an allen vier Zitzen or-folgen. Während bei ersteren das Leiden als ein angebornes sich herausstellt.
|
||||
|
|
|||||
|
|
|||
|
7. Das Ausfliesseii dor Milch aus deraquo; Zitzen.
|
179
|
||
|
|
|||
|
ist es bei den letzteren ein erworbenes. Bei allen Kühen Hill es dort am liiiuügsten auf, wo das Melken nur zwei Mal des Tages ausiiefülul wird, hier ist eine bedeutende Menge Milch in der Drüse enthalten , und der Druek dem der Sebliessmuskel einen Widerstand zu bieten hat, kein unbedeutender. Mit dem zunehmenden Alter, \no die Energie nach und nach abnimmt, sehen wir das Leiden sich naeh und nach entwickeln, und zwar in dem Maasse, wie die Energie naehlässl.
Eine nach und nach erfolgende Entleerung des mit Milch theilweise erfüllten Sinus und Milchcanales sehen wir femer aus solchen Zitzen erfolgen, deren unteres Ende mit Warzen besetzt ist, und wo durch solche ander Oetliumg befindliche Warzen der Schliessmuskel verhindert ist, den vollständigen Verschluss durch seine Zusammenziehimg herbeizuführen. Endlich hfil ein Abtröpfeln der Milch an den Zitzen Statt, deren Ausfülnungs-gang und die Zitze selbst unten gespalten sind und nun die üetVnung nicht geschlossen werden kann, da der Scliliessnmskel in seinem Zusammenhange getrennt ist. Diese Verletzungen der Zitzen sind nicht selten, sie werden gewöhnlich durch Bisse junger noch nicht vollständig abgerichteter Hunde herbeigelührt.
Die Symptome, welche das Leiden bekunden, sind so in die Augen lallend, dass sich dasselbe nicht leicht der Wahrnehmung entzieht und daher leicht zu erkennen ist.
Die Prognose ist in der Mehrzahl der Fülle nur ungünstig zu stellen. Ist dasAhtröpfeln die Folge einer angebomen Schwäche der den Auslührungsgang umgebenden Muskelfaserschichten , des Schliessmuskelapparates, so kann die Prognose nur eine ungünstige sein , da es last nie gelingt, eine auch nur vorübergehende Besserung herbeizuführen. Der Verlust an Milch ist hierbei nicht unbedeutend, wenn dieser mangelhafte Verschluss an allen vier Zitzen sich lin-det, wie dies zuweilen der Fall ist: weniger bedeutend natürlich ist er, wenn eine Zitze von dem Leiden befallen ist. In diesen Fällen gelingt es höchst selten durch Arzneimittel, die leiden den Theile so zu bethätigen, dass der Verschluss ein vollkommener wird, da hier das beiden weniger in der mangelhaften Energie der vorhandenen Fasern, als vielmehr in einer zu geringen Mächtigkeit der Muskelfasersehicht zu beruhen schdnt; diese letztere zu vermehren, besitzen wir noch keine Mittel. Bei Kühen, die in Folge von allgemeiner Schwäche, sei diese durch Krankheiten oder durch eine mangelhafte Ernährung herbeigelührt, in dieses Leiden verfallen, ist die Prognose günstiger, da nach Kräftigung des Körpers im Allgemeinen, und naeh Anwendung örtlich wirkender Mittel, das Uebel nach und nach zu verschwinden pflegt.
Ist das Uebel eine Folge; des Allers, so ist die Vorhersagung ungünstig, da die Beeinträchtigung der Energie jener Muskelfasern fast nie zu beseitigen ist. Hei der Anwesen heil von Warzen kann leicht durch Knlfernung dieser, das Schliessen verhindernden Korper, die Heilung herbeigeführt weiden, und
12*
|
|||
|
|
|||
|
|
||||
|
180
|
Kiniikhoilszusliimli' der Milchdrüsen.
|
|||
|
|
||||
|
i
|
daher die Aussiclil auf Beseitigung des Ablröpfelns eine günstige sein. Nicht ganz so günstig ist dieVorhersagung; wenn diis imtereEüde der Zitze, gespalten ist, da hier, wie wir bereits dort, wo von den Verlelzungen des Euters und seiner Tlioile gesprochen , angefahrt haben, nicht eher eine Verringerung erfolgt oder lierbeizulüliren ist, bis die Laclalionsperiode ihr Ende erreicht hat.
Die Beseitigung des Leidens wird in der Mehrzahl der Fälle, wo eine solche überhaupt zu erzielen ist, erst nach Beendigung der Milchperiode zu bewirken sei. Zunächst stellt sich die Verhinderung eines Verlustes an Milch als die Bauptindication heraus, und erst in zweiter Linie tritt die Kinleitung der Behandlung, weiche eine Heilung herbeiführen soll an den Sachverständigen heran.
Die Verhinderung des Abfliessens der Milch kann ein Mal veranlassl werden durch Abmelken der Milch zu dem Zeitpuncte, wo die Ansammlung im Sinus eine so bedeutende ist, dass der Schliessmuskel der Zitze dem Drucke nachgehen muss, wie dies bei angebomer Schwäche des Schliess-muskels oder in Folge mangelhafter Energie der Fasern Statt hat. Ist das Entleeren des Eulers, um Verluste an Milch zu verhindern, zu oft auszu-führen, und würde daher während der Nacht eine bedeutende; Menge Milch verloren gehen , da hier das Melken nicht ausgeführt wird, so ist es geboten, einen künstlichen Verschluss der Zil/.e durch Anlegen eines mehr oder weniger breiten Kautschukringes oder durch das üeberstreifen eines aus diesem Stoffe aefertisten Fineerlinaes herbeizuführen, wie wir dies bei Besprechung der Fisteln angeführt haben. Arzneistoffe, welche auf Vermehrung des Tonus in den Fasern wirken, sind, da sie leicht die Milch verunremigen können, erst nach Beendigung der Milchperiode anzuwenden. Das Einzige, welches wahrend der Lactalionsperiode anzuwenden wäre, sind Einreibungen von Spirit, rectificat. , auch Hesse sich ohne einen Einlluss auf den Geschmack etc. der Milch auszuüben, der galvanische Strom zur Hebung des Tonus in den Muskelfasern verwenden; ob letzlerer viel leisten wird, kann ich nicht sagen , da ich selbst ihn noch nichl bei diesem Leiden verwendet habe, entschieden ist er aber eins tier kräftigsten EiTegimgsmillel für die genannten Organe. Nach Beendigung der Milchperiode sind Waschungen der Zitzen mit adstringirenden oder aromatischen Musen auszuführen, auch dürften Aelzun-gen am unteren Ende der Zitze versucht werden, obschon letztere bisher weniger geleistet haben. Diese Aetzungen sind gewöhnlich an der äusseren Oberfläche mil Argent, nitr. ausgeführt worden, das unlere Ende der Zitze jedoch, besonders der die Oeflhung des Auslührungsganges umgebende Tbeil verschont worden aus Furcht, ein Verchliessen des Ganges herbeizuführen, ich glaube jedoch, class eine Verengerung dieser üellhung schon eine wesentliche Verbesserung des Zuslaiules herbeiführen dürfte.
Bilden die am oder im unleren Ende des Auslührungsganges gelegenen Warzen die Ursache des mangelhaften Verschlusses, so wird durch die Lnl-
|
|||
|
S!quot; '
|
||||
|
|
||||
|
11
|
||||
|
|
||||
|
|
||
|
8. Die Milclisleinp.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 181
fernung dieses dem Ucbcl bald abgeholfen werden können. Die Warzen werden einfach mit einem scharfen Instrument an der Anhcflungsstellc losgelöst und die blutende Fläche mit Argent, nitr. bestrichen. Das Abbinden dieser Neubildungen empfiehlt sich an diesen Stellen nicht, weil hierdurch nicht sofort das das Abtröpfeln der Miloh Bedingende entfernt wird, sondern erst nach einigen Tagen erfolgt, in den meisten Fällen sitzen diese Warzen mit breiter Basis an den Membranen, seilen sind sie gestielt und daher zum Abbinden geeignet.
Bei Verletzungen des unleren Zitzentheiles und dem hierdurch herbei-geführlen Auströpfeln von Milch , wird das bei den Verletzungen und Fisteln aufgeführte Verfahren zur Ausführung kommen müssen.
|
||
|
|
||
|
8. Die Milchsteine.
Aehnlich, wie die in den Gängen auftretenden organischen Neubildungen, wie Warzen etc. das Ausströmen der Milch hindern, sehen wir auch die verschiedenen Arten der Milchsteine dem Austreten der Milch aus dein Aus-(ulirungsgniige ein Hinderniss bereiten. Die Bildung von Concremenlen und Steinen ist bisher nur selten von Sachverständigen beobachtet und Millheilun-gen hierüber veröffentlicht worden; ich möchte hieraus aber nicht auf ein seltenes Vorkommen dieser Bildungen schliessen. Bei dem so häufigen Erkranken der Milchdrüsen glaube ich annehmen zu dürfen, dass die Steinbildung öfter auftritt, als es durch die mitgelheilten Beobachtungen der Fall zu sein scheint.
Die Symptome, welche die Anwesenheit eines Concremenles oder Steines in dem Sinus oder dem Ausführungsgange bekunden, sind eine Behinderung des Abflusses der Milch aus dem Ausführungsgange. Diese Behinderung ist eine vollständige, wenn der Stein so in den Canal getreten ist, dass die Milch neben ihm nicht vorüber treten kann, sie ist eine unvollständige, wenn der durch den Körper herbeigeführte Verschluss kein vollständiger ist.
Steine von geringer Grosse werden ohne Schwierigkeit bis zu dem Ende des Ausführungsganges gelangen und hier nur vorübergehend einen Verschluss herbeiführen. 1st ihr Durehmesser gleich der OeH'nung des Ganäles, so treten sie mit dem Strome der Milch nach aussen, ist ihr Durchmesser bedeutender als der der Oefihung, aber geringer als der Zitzencanal, so wird heim Melken der Stein bald oben in der Zitze bald unten am Ende des Ganges sich zeigen. Ist der fremde Körper aber so gross, dass er nicht bis lief hinab in die Zitzen treten kann, so hat beim Melken eine Einklemmung des Steines in den Ganal Statt und die Entleerung der Milch wird nicht vermittelst der Hand des Melkers herbeigeführt werden können. Schwierig ist in diesen Fällen das Zurückbringen des Steines in den Sinus der Drüse vermittelst der
|
||
|
|
||
|
|
||||
|
182
|
KrankheitszustSnde der Milchdrüsen.
|
|||
|
|
||||
|
w
|
Finger auszuführen. Bleibt der Stein in dieser Lage, so sehen wir den darüber liegenden Milchbeliiiller immer mehr In Folge der hinzulretenden frisch be-iviloteu Milch sich misdehnen, untl schliesslich auch die Giinge sich mil Milch lullen , so diiss das Euter fest und straff wird. Die Kühe sind nun eesen die Berührung des so mit Milch erlulltcn Euters sehr empffüdlich, und es treten, wnn die Milch nicht bald entfernt wird, EntzUiidimgserscheinungen auf; der afScirte Theil des Euters zeigte vermehrte Wärme etc., die Kühe heben oft den llinterl'uss der Seile in die Höhe, an welcher die kranke Euterparlie lt;m-licgt, ruhen auch wohl diesen, damit kein Druck von dem Schenkel auf diesen Theil ausgeübt wird. Untersucht man das Euter, so findet man eiiu' Erfüllung der Zitze mil Milch bis zu dem fremden Körper, unterhalb desselben ist die Zitze leer und zusammengefallen. Den Stein ermittelt man bald durch das Gefühl. Selten wird der Verschluss eines Theiles einer der Milcbdrüsen dui'ch Steine und Concremente längere Zeil, ohne beachtet zu werden , bestehen, so dass der in seiner Function beeinträchtigte Theil zu Grunde geht. Die Ursachen, welche die Bildung der Concremente und Steine herbei-lübi-en, sind verschieden; während zur Bildung der Concremente Krankheits-zustände des Euters, durch welche ein Coaguliren des Käsesloll's in dem Sinus oder den Gängen herbeigeführt wird, die Veranlassung geben, sind zur Bildung der Steine noch andere Momente nothwendig. Bei der Bildung der letzteren muss sich nämlich eine bedeutendere Menge von Kalksalzen in der Milch linden, wenn diese zur Ausscheidung während des Verweilens dor Milch im Sinus kommen sollen. Eine solche üeberladung der Milch mit Kalksalzen kann aber nur Stall haben, wenn im Blute bedeutende Mengen dieser anorganischen Körper vorhanden sind; ausserdem alter müssen diese Erdsalze den Milchdrüsen zugeführl werden, um hier zur Ausscheidung zu kommen. Wir finden in der Ernährungsflüssigkeit des Körpers dann grosse Mengen von Erdsalzen, wenn in den Nahrungsmitteln dergleichen in bedeutender Mengeraquo; vorhanden sind, wie dies z. li. bei den Leguminosen etc. der Fall ist, ferner wird eine bedeutende Menge von Erdsalzen durch ein mit solchen reichlich versehenes Trinkwasser in den Körper geschafft,
Ist die Milch von Kalksalzen überladen, so werden an sich geringfügige Umstände zur Ausscheidung Veranlassung geben , z. B. längeres Verweilen der Milch im Sinus und den Gängen. Die zuerst ausgeschiedenen Kalksalze durch organische Materie verbunden . werden den Kern zu einem wirklichen Stein liefern, und dieser kann in den vielen kleineren und grösse-ren Ausbuchtungen, welche im Sinus sind, ruhig lagern, ohne mit der Milch abgeführt zu weiden. Die kleineren Steine und vor allen die sich bildenden Nuclei haften an den Wänden des Sinus so stark an, dass weder die in den Sinus eintretende', noch die aus ihm austretende Milch eine Trennung beider hervorzubringen im Stande ist; sie üben auf laquo;lie in der Milch suspemlirten Knlkmoleeüle eine Attraction aus, wodurch diese an die zusammcngekitlelen
|
|||
|
[
I
I
|
||||
|
if
|
||||
|
#9632;
|
||||
|
|
||||
|
taki
|
||||
|
f^
|
|||
|
|
|||
|
8. Die Milclisteine.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 183
Massen herantreten und den Umfang der kleinen Sterne vergrössern. Diese von Zeil zu Zeit sich anlagernden Massen sehen wir Schichten bilden, die auf den Durchschnitten deutlich zu erkennen sind, und über deren Mächtigkeit wir weiter hinten Näheres mittheilen werden.
Etwas anders ist der Vorgang bei den von mir Pscudomilchstcine genannten Körpern. Diesen dient ein Käseeoagulum zur Grundlage, um welches dann wie bei wahren Milchsteinen dasWachsthuiu der Kalksalze erfolgt. Das Coagulum bildet sich in Folge eines Leidens des Euters, wie bei der Hyperämie oder der Entzündung, und wird entweder, wenn es keine bedeutende Grosse besitzt, durch Anhaften an den Wänden des Sinus in diesem zurückgehalten werden , oder es kann in Folge der Grosso in den Canal nicht eintreten, muss daher im Sinus verbleihen und nun zur Bildung der Pseudo-milehsteine beitragen. Sollen sich Kalksalze an diesen Körper anlagern, so muss, wie wir bereits bei der Bildung der wahren Milclisteine dargothan haben, eine bedeutendere Menge von Kalksalzen als sich in der normalen Milch findet, vorhanden sein; die Anlagerurig erfolgt dann hier ebenfalls in Schichten.
Bei den Concrementen, wo wir keine Anhäufung von Kalksalzen wahr-nehmen, sind Krankheilsprocesse des Eulers die alleinige Ursache, und zwar diejenigen, welche ein Coaguliren des Caseins in dem Sinns und den Gängen veranlassen. Der coagulirte Käsestoff wird nach und nach fester und nimmt zuweilen geringe Mengen organischer Bestandtheile auf, wenn er in Folge seiner Grosse in den Zitzencanal nicht eintreten und so nach aussen entfernt werden kann.
Die Diagnose der Steine ist eben nicht schwierig, wenn sie ,in den
|
|||
|
|
|||
|
j\
|
usführungscanal getreten sind, schwieriger ist sie dagegen , wenn sie im
|
||
|
|
|||
|
Sinus liegen. Von den Warzen und kleinen an den Gängen aufsprossenden Sarkomen sind sie dadurch zu unterscheiden , dass sie eine grössere Härte wie jene besitzen, ferner dass sie in den Fällen, wo die Steine nicht eingeklemmt sind, von dem Orte fortgeschoben werden können. Sitzt ein Stein fest in dem Ausführungsgange, so wird die Härte dieses Körpers ihn schon als Stein erkennen lassen, ganz sicher aber ist seine Natur durch die Sonde zu erforschen, die in den Ausführungsgang eingeführt wird.
Die Concremente sind nicht so hart wie laquo;lie Steine und daher bei einer oberflächlichen Untersuchung nicht leicht von den genannten Neubildungen zu unterscheiden ; da aber die Concremente sich nicht so festsetzen , wie die Steine , sondern forlbewegt werden können , da ferner durch Druck auf dieselben ihre Gestalt eine Veränderung erleidet, so sind hierdurch Momente gegeben, sie richtig zu erkennen.
Die Prognose ist immer eine günstige, da eines Theils die Steine und Concremente für die Zeit der Milchperiode anschädlich gemacht werden können , ohne dass sie entfernt werden, anderen Theils sind sie auch durch
|
|||
|
|
|||
|
|
||||
|
|
||||
|
184
|
Kranklieitszustamle der Milchdrüsen.
|
|||
|
|
||||
|
'•,..
|
die Operation zu jeder Zeit zu entfernen , ohne dass bedeutende Störungen in der Function der Drüse herheigeführl werden.
Die Mittel, welche zur Beseitigung der Steine zur Verwendung konunen, sind chirurgischer Natur. Kleine Steine sucht man aus dein Gange durch Vor-wärtsschieben bis an die Oeflmmg des Ausführungsganges zu bringen , und sie aus diesen durch Druck mit den Fingern herauszutreiben. Die Membran des Gauges erträgt ziemlich starke Einwirkungen und man darf dalier nicht befürchten, bei nur elnigermaassen vorsichtigem Handeln Verletzungen herbeizuführen. Gelingt das Herausbringen des Steines durch den Druck mit den Fingern nicht, so sucht man den bis zur Oellnung herangeschafl'len Stein mit der Pincette zu erfassen und ihn so nach aussen zu fördern.
Ist der Stein an irgend einer Stelle des Ganges eingeklemmt, so bringt man ihn, wenn die Operation wegen hoher Milchergiebigkeit der Milchdrüsen oder aus anderen Ursachen zur Zeit nicht geboten erscheint, nach dem Sinus zurück, was in der Regel durch den Druck mit den Fingern ausgeführt werden kann. Gelingt es hierdurch nicht. den Stein aus seiner Lage zu bringen, so wird er mit Hülfe einer in den Canal eingeführten Sonde, durch welche man einen Druck auf ihn ausübt, in den Sinus zurückgefördert werden können. Sobald dies geschehen, lliesst die durch den Stein zurückgehaltene Milch aus dem Canal ab. Wird durch Melken mit der Hand die Entleerung der Milchcislerne nun herbeigeführt, so tritt der Stein sehr bald wieder ans dem Sinus in den Canal zurück, und verhindert wiederum den Aus-fluss. Um diesem Uebelslande zu entgehen, [ässt man die Milch vermittelst des Milchkatheters ab. Dieses Instrument muss zum Entfernen der Milch natürlich so lange Zeit benutzt werden, wie die Milchperiode wahrt.
Will man die Operation ausführen, so wird auf der Stelle, wo der Milchstein sich festgesetzt hat, ein Einselmitt in die Zitze bis auf den Stein gemacht, und dieser vermittelst der Pincette aus der Wundöflhung nach aussen gefördert. Bei dieser Operation suchl man die Milch von dem Steine zurückzudrängen und zurückzuhalten, und hebt den Druck erst auf, nachdem der Stein entfernt und man den Milchkatheter in den Zilzencanal eingelührt hat, durch welchen die Milch ablliessen muss. Die Wundränder werden durch die Finger so lange geschlossen gehallen, bis die Entleerung des Sinus erfolgt ist, damit Milch nicht in die Wunde tritt.
Ist sämmtliche Milch aus dem Behälter entleert, so werden die Wundränder durch Helle oder durch Klebpllasler vereinigt; die ersteren sind vorzuziehen. Damit die Heilung schnell erfolgt, die Wunde vor dem Eindringen der Jauche überhaupt vor Verunreinigung geschützt wird, ziehe man über die Zitze einen massig l'csi anliegenden Gummifingerling, von welchem das unten geschlossene Ende entfernt wird, oder ein Stück einer dünnwandigen. in ihrem Durchmesser dem der Zitze gleichkommenden Gummiröhre. Die Milch wird bis zur vollständigen Vereinigung der Wundränder durch den
|
|||
|
'
|
||||
|
i :,
|
||||
|
i't
|
||||
|
|
||||
|
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
8. Die Milotistcine.
|
185
|
||
|
|
|||
|
Milchkatheter entleert. Die Hefte verbleiben in der Wunde 3—5 Tage, früher dürften sie in den seltensten Füllen zu entbehren sein.
Nur zu leicht bildet sich an der Operationsstelle eine Milchfistel aus, wenn wtihrend der Milchperiode die Operation ausgeführt wird, und aus diesem Grunde schon allein ist die Vornahme der Operation bis zum Trockcnslehen zu verschieben ; ausserdem ist aber auch die Entzündung um die letztere Zeit nicht so heftig, als zur Zeit der Lactation, auch das Eintreten einer rosenartigen Entzündung des Euters um die Zeit des Trockcnslehens nicht zu befürchten.
Die Entfernung der Concremente ist mit weniger Schwierigkeiten verbunden, da diese nicht so fest wie die Steine sind und eine Operation nur ausnahmsweise ausgeführt werden muss. In der Mehrzahl der Fälle gelingt es, diesen Caseincoagulis im Gange durch Druck eine zum Austrelen geeignete Gestalt zu geben, oder sie mit Hülfe einer in den Gang eingeführten Sonde zu zerstückeln und die Concremente zu entfernen.
Die in den Gängen und in den Milchbehiillern der Drüsen vorkommenden fremden Körper, welche sich liier aus Beslandtheilen der Milch bilden, sind, wie weiter oben bereits angeführt, entweder wahre Milchsteine, Pseudorni 1 chstei ne oder Conore mente.
Wahre Milchsteine sind solche, welche aus einem aus Erdsalzen bestehenden, also festen Nucleus und urn denselben abgelagerten Schichten der Erdsalze zusammengesesetzt sind; die Psc udomi I clisle in c hingegen diejenigen, welche im ausseien Erscheinen den Milchsteinen gleichen, aber im Innern keinen aus Erdsalzen gebildeten Kern besitzen, sonclern einem CaseTn-coagnlum ihren Ursprung verdanken. Dieses aus dem Coagulum gebildete Concrement kann hohl sein oder aber aus einer compaclen Masse bestehen. Die Concremente endlich sind Körper, welche weder Kern noch Schichtenlagerung wahrnehmen lassen und eine grosse Menge organischer Substanz besitzen.
Die w a h ren Mile h s te i n e sind kleine, theils länglichrunde, theils der Kugelform sich nähernde, oft auch eckige Körper von der Grosse eines Hirsekornes bis zu der einer grossen Bohne. Eckige, oder theils eckige, theils runde, faceltirtc Sleinchen finden wir dort, wo mehrere dergleichen in einem Sinus zusammengelagert angetroffen werden, mithin durch das Aneinander-gelagertsein die eckige Gestalt veranlassl wird.
Die Oberfläche der Steine ist entweder glatt, glänzend und eben, oder durch kleine Erhabenheiten uneben und von ganz weisser, schmutzig vveis-ser oder grauer Farbe.
Der Durchschnitt zeigt eine um einen soliden Nucleus erfolgte Scliiehten-lagerung, deren Durchmesser Ü,ü:U Mill, diirehsclmittlicli beträgt. Die Färbung der Schichten ist bald eine weisse, bald schmutzig weisse, bald gelblich weigse oder gelbe.
|
|||
|
|
|||
|
B
|
1
|
||||
|
|
|||||
|
186
|
KranklicitszuslämU' der Milchdrüsen.
|
||||
|
|
|||||
|
;
|
In Härte stehen die wahren Milchsleinc dem Kalkspalh nahe. Das absolute Gewicht variiil bei den mir bis jetzt bekannt gewordenen zwischen 0,01 und 1,172 Grammen ; das speeifische betrug durchschnittlich 2,186.
Die Pseudomilchsteine verhalten sich in ihrem äusseren Erscheinen den wahren Milchsteinen ähnlich ; der Durchschnitt lässt ihren Ursprung erkennen, indem man liier ein bald grösseres , bald kleineres Concromenl an-tiillt, um welches die Schichtenlagerung erfolgte. In Härte stehen diese den wahren Milchsteinen nicht nach, das absolute Gewicht des bis jetzt aufgefundenen Steines betrug 0,120 Grammen.
Die Cone reinen te bestehen aus einer amorphen Masse, die auf dem Durchschnitt weder eine Schichtenlagerung noch sonst eine regelmässige Anordnung in der Lagerung der Tlieile zeigt; sie besitzen eine unregelniässige Gestalt und sind an verschiedenen Stellen der Oberfläche mit Erhabenheiten versehen. Von diesen Gebilden kommen entweder einzelne grössere oder mehrere kleinere in den Milchcisternen vor. Das specilische Gewicht der Concremenle betrug 2,114.
Die in den Milchsteinen und Concrementen abgelagerten Erdsalze sind nicht in kiyslaliiniseliem, sondern in amorphem Zustande vorhanden. Die organischen Bestandtheile der Steine bestehen aus den , den dünnen Schichten entsprechenden Lagen von Käsestoffpartikeln in welchen Korper von bestimmter, Form eingelagert sich linden; nämlich runde Fettmolecüle von verschiedener Grosse, ausserdem rundheheKörper von 0,01 !(gt;—0,0174 Mill. Durchmesser, die aus mehreren Zellen zusammengesetzt sind und den in der fettigen Metamorphose begriffenen Drüsenzellen gleichen; ferner kleine scheibenförmige mit einem eine Vertiefung umgebenden Rande versehene, runde, zuweilen ein wenig längliche, theils farblose, theils schwach gelblich gefärbte Körperchen von 0,0058 — 0,0087 Mill. Durchmesser. 4 — 5 solcher Körper sind in der Kegel zusaiiimengelagerl, sie stimmen in Grosse, Form etc. ganz mit den Blutkörperchen überein. Endlich kommen noch Epillielium-zellen, die theils eine länglich rundliche, theils eckige Gestalt haben und von dem Epithelium der Gänge oder Cislerne stammen.
Während die Milchsteine bei der Behandlung mit Wasser wenig davon aufnehmen , imbibimi sich die Massen der Concrementc leicht hiermit und vermögen grosse Mengen aufzusaugen. In dem Maasse wie dies geschieht, erweicht die Masse, und lässt sich breit drücken. In der so bebandelten Masse gewahrt man mit dem Mikroskope Milchkügelchen von 0,0019—0,003 Mill. Durchmesser, das Uebrige ist amorph und verhält sich wie coagulirte.s Casein.
Die anorganischen Bestandtheile der Steine etc. sind kohlensaure und phosphorsaure Kalkerde, kohlensaure und phosphorsaure Magnesia. Alkalien, und Eisen. Von den organischen Hestandtheilen werden ausser den ange-führlen Zellen : Casein, Albumin und Fett angetroffen.
|
||||
|
^
|
|||||
|
%.'
|
|||||
|
|
|||||
|
|
|||||
|
***
|
|||
|
|
|||
|
8. Die Milchsteine.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Jg7
Aus den Ergobnisson dor von mir ausgeführten Analysen, welche ich sogleich auffuhren werde, geht hervor, dass der kohlensaure Kalk, dessen Partikel durch die organischeMaterie zusammengekittet werden, in den Steinen den Hauptbestandtheil bildet. Das absolute Gewicht des sub 1 aufgeführten Milchsteins betrüg 1,173 und das sub U 1,05 Grammen; das speci-Gsche Gewicht des ersten ?, 192, das des zweiten 2,281. Die Bestandtheile waren folgende ;
1.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 11.
Kohlensaure Ealkerde..........91,03nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 92,30
Phosphorsaurc Erdsalze......... 1,13nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2,78
OrganischeMaterie . ,.........ö/iOnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3,14
Fei*.............. 1,30nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,lt;)3
Wasser.............. \y\i.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; o,85
liisen, kohlensaure Magnesia und Alkalien-Spurennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,00nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,00
~l 00,00nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;iöö^kT
Das von mir untersuchte Concrenienl besass eine rauhe mit Erhabenheiten besetzte Oberfläche von weisser Farbe und stumpfem glanzlosen Ansehen und glich hierin einem Kreidestiick, das absolute Gewicht betrug 0,85 Grammen, das specilische 2,1 I i. Die Durchschnittslliielie zeigte keine Schichten lagerung.
Die Bestandtheile waren:
Phosphorsaure Kalkerde und Magnesia .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 53,08
Kohlensaure Kalkerde.......l7,io
OrganischeMaterie........18,55
Fett.............2,69
Wasser, Spuren von Alkalien und Eisen . . ö,83
100,00.
|
#9632;
|
||
|
I
|
|||
|
#9632;i
i
|
|||
|
|
|||
|
:
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
gt;
|
|||
|
|
|||
|
Vquot;.
|
|||
|
|
|||
|
V. üimntitative und qualitative Verändenmgen des Secretes der Milchdrüsen.
|
|||
|
|
|||
|
r
i #9632;
|
Die Vcriinderungen, welche die Milch in Betreff der Quantität und der Qualität wahmehmon lässl, Veränderungen, die gewöhnlich Milchfehler genannt werden, sind durch Störungen veranlasst, welche entweder den Körper der Kühe im Allgemeinen, oder einzelne Organe desselben betrbffeo haben, oder solche, welche das Secrelionsorgan allein in seiner Thäligkeil behindern. In einzelnen Füllen finden wir, daSS iiussere Einflüsse, welche auf die Milch direct einwirken, Zersetzungen hervorrufen, welche denen gleichen, die in einem manselhaft gebildeten Secrete ihren Grund haben.
Kein Secrelionsorgan des Körpers ist so empfindlich gegen Störungen, sie mögen so geringfügig sein, wie sie wollen, welche den Körper im Allgemeinen oder einzelne Systeme, z. li. die der YerdauungsthiUigkeit, betreffen, als die Milchdrüsen. Dieser hohe Grad von Empfindlichkeit ist erst seil jener Zeit in ihrem ganzen Umfange ermittelt worden, seitdem man genaue Messungen der producirten Milch ausführt. Anscheinend ganz geringfügige Veränderungen in der Haltung und Pflege führen stets eine nur zu deutlieh wahrnehmbare Veränderung der Quantität herbei; die Thiere lassen auch nicht das geringste Zeichen eines Unwohlseins oder Unbehagens wahrnehmen, im Gegentheil sind froh und mnthig, nichts destoweniger zeigt das Milchdrüsensecret eine Abnahme in der Quantität. Werden Kühe, die gewöhnt sind im Stalle zu stehen, hinausgelassen, um Trinkwasser aufzunehmen, oder werden sie des Ausdüngens wegen, oder aus irgend einem Grunde ins Freie gebracht, nur für kurze Zeit auf den Hof gelassen, so wird die Verringerung der Milchmenge sehr deutlich von den Besitzern empfunden. Werden ferner Kühe, die im Stalle an der Kette gestanden, von dieser gelöst und ihnen eine freie Bewegung im Stalle gestattet, so tritt sofort eine Veränderung in der Menge der Milch ein. In diesen Fällen wird nur dadurch eine derartige Veränderung der Milch herbeigeführt, dass Organe, die sonst in
|
||
|
li
|
|||
|
•
|
|||
|
:
|
|||
|
|
|||
|
ii:
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
Quantitative uml qualitative Veriindciungeii dor Milch.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1S9
Ruhe sich befanden , und auf ein Minimum des Stoffverhrauches sich beschränkten, jelzl mit einem Miile in Thiitigkeil versetzt, aus (Jem allgemeinen Borne Erniihrungsinaterial schöpfen, das den sonst alles zufliessonden Mileh-(Jriisen entzogen wird.
Jede Futtervei'änderung ruft sofort eine Veriindenmg des Milchdrüsen-secretes hervor, es mögen die Stoffe mehr oder weniger NiilirstoHe als die bisher dargeroiclilen eifthallen. Der Ausfall ist in dem Falle, wo eine niihr-stollreichere den Tbieren zusagende Nahrung dargereicht wird, nicht so bedeutend, und die Verringerung der Menge der Milch hält nicht solange Zeit an, als wenn diese Putterstofife zuerst mit Widerwillen von ihnen aufgenommen werden; im letzleren Falle währt die Verringerung so lange, bis die Kühe sich ganz an die ihnen neuen und ungewohnten FuUerstoH'e gewöhnt haben, und sie mit Appetit vorzehren. Ehe dies erreicht wird, vergeht oft längere Zeil, und führt somit eine Veränderung oft bedeutende pecu-niärc Nacblheile herbei. Dalier darf man, wenn nicht besonders zwingende Ursachen es verlangen, mit den Milchkühen während der Milchperiode einen Wechsel in den Futterstoffen nicht vornehmen.
Noch mehr als die eben aufgeführleu Einwirkungen üben Störungen, die in den Verdauungsorganen auflrelen, ihren Einlluss auf die Secretionsthälig— keil der Milchdrüsen aus; nicht nur ilass hier verhällnissmässig geringe Leiden schon sehr bedeutende Veränderungen in der Menge der Milch herbeiführen , sondern es gelangen auch die einzelnen Bcslandlheile der Milch mangelhaft gebildet in die Milch. Durch Störungen der Verdauung erfolgt eines Theils eine geringere Ausnutzung der Eullerslolle, es worden geringere Mengen der in denselben enthaltenen Nährstoffe aufgelöst und es gelangen davon weniger in das Hlul, so dass sich die Verhältnisse im Allgemeinen so gestalten, als wenn die Thiere weniger Nahrungsmittel erhallen hüllen; anderen Theils aber werden die aufgelösten und in das Blut gelangten StolTe, besonders die ProleTnkürper, nicht die Lagerung der Atome besitzen , w:ie sie ihnen bei dem normalen Vorgang innewohnl, und hierdurch ist den aus diesen mangelhaften Verbindungen bereiteten Stoffen der Keim des Zerfalls in einem hohen Grade eigen , der bei der Milch sich leicht zu erkennen giebl. Störungen der Verdauungslhätigkeil sind daher diejenigen, welche die nach-theiligslen Folgen auf die Quantität und Qualität der Milch ausüben.
Die Störung in den Verrichtungen der anderen Systeme des Körpers gehen aber auch nicht, ohne ihren Einlluss auf die Milchdrüsen auszuüben, vor sich, sie führen nur in der Hegel, wenn nicht ein hochgradiges Leiden vorhanden, keine so bedeutende lieduetion der Thätigkeit herbei. Die Thä— tigkeit wird vollständig berabgedrückt bei jeder tief in den Organismus eingreifenden Krankheit.
Es ist somit die leicht zu controlirende Thätigkeit der Milchdrüsen ein sehr emplindlicber Messer des körperlichen Befindens der Kühe, wir können
|
||
|
|
||
|
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
J:
|
190 Quantitative und quaÜtattVe Veraadecungen des Secretes der Milciidrüseii.
mit vollständigster Sicherlioit nnnehmon , däss irgend eine Slorung in irgend emem Organe Slult bat, oder dnss irgend eine Veriinderang in der Fütterung, Pflege, Haltung der Külie Statt gefunden bat, wenn eine Veränderung in der Secretionslhäligkeil der IVUlchdrttsen constatirt wird. Bei Krankheiten der Kühe können wir aus dem Grade der Verminderung der Milch auf den Grad des Leidens , von welchem das Individuum befallen , schliessen, immer aber sind die Krankheilen, die Leiden der Milchdrüsen ausgenommen, bedenklich, wenn die Thätigkeil der letzleren bedeutend beeinträchtigt isl, oder gänzlich darniederliegt.
Je nach den Ursachen , welche die Veränderung der Milchmenge herbeiführen, muss auch das Verfahren ein verschiedenes sein. Sind unzureichende Quantitäten von Nährstoffen die Ursache, so wird eine Vermehrung dieser das Uebel beseitigen. Sinti unbedeutende Störungen in der Verdauung Veranlassung zu dem Minderertrage an Milch, wie z. B. ein gelinder Magenkatarrh etc. , Leiden, die in der Regel sehr schnell vorübergehen, so wird man medicinisch nicht einzuschreiten haben, da ein diätetisches Verhallen, wie Entziehung einer Futterration, in der Regel das Leiden zum Verschwinden bringt. Nur zu häufig sehen wir gegen das Nachlassen in der Milchergiebigkeil bei geringen Graden von Gastricismen, die Samen, welche ein ätherisches Oel enthalten, empfehlen, so vor allem den Fenchel etc. oder aber Thee von Pflanzen, die ein [ätherisches Oel enthalten, wie Thymian etc. Durch dieseraquo; Mittel, von denen behauptet wird, dass sie eine speeifisehe Wirkung auf die Milchdrüsen ausüben, was jedoch nicht der Fall ist, wird eine Anregung auf den Magen ausgeübt, und so die geringen Störungen, die in der Thäligkeil vorhanden sind, beseitigt, und somit die llauplursache der Verminderung der Milch entfernt. Vollständig überflüssig isl aber bei solchen Zuständen, wie das eben Mitgetheille ergiebt, die örtliche Behandlung der Milchdrüse, welche durch Bähungen mil aromatischen Inl'usen zur Ausführung kommt.
Ist das Nachlassen der Secrelionslhäligkeil der Milchdrüsen ein bedeutendes', so wird je nach dem Leiden, welches dasselbe veranlasst, die Behandlung eine verschiedene sein müssen. Eine Anwendung von Arzneimitlein auf diese selbst wird nur dann erfolgen können, wenn diese Organe von Krankheiten befallen sind.
Die Veränderungen, welche die Qualiläl der Milch durch die angeführten Einflüsse erleidet, sind sehr verschiedenartig. Die Milch kann gehaltreicher an dem einen oder anderen der llauplbestandlheile werden, ohne dass die Stolle in ihrer Atomenlagerung eine Lockerung oder Achnliehes erlitten haben. Diese Veränderung wird sich der quot;Wahrnehmung in den seltensten Fällen entziehen. Es kann aber auch eineraquo; lockere Lagerung der Atome erfolgen, ohne dass im äusseren Erscheinen der Milch eine Veränderung ein-
|
||
|
B
m
|
|||
|
#9632;
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
Quantitative und qualitative Veranclerangen der Milch.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 191
getrolen wiiro, orsl (Ins fernere Verhalten dor Mücfa liisst dann das Mungel-hafte der einzelnen Stolle ersehen.
Was die Vermehrung dos einen oder anderen nonnalen Stofferaquo;anbetrifft, so kann eine solche durch die Fütterung his zu einem gewissen Gradraquo;! herbeigiefUhrt werden, immer muss abet', wenn durch die Erstere das Lotziere veranlassl werden soll, eine Neigung in den Milchdrüsen vorhanden sein, don einen oder den anderen Stoll' in grössercr Menge in dem Secrete auftreten zu lassen. Diese sogenannte Neigung kann einer liinderrace eigen-thtimlich sein, so dass z. B. die eine eine fettreichere, die andere eine easein-halligcre und eine drille eine mehr Wasser enthaltende Milch liefen. Nicht der'Baceneigenthümlichkeit entspringend müssen wir die Veränderungen in don Mengenverliidlnissen der einzelnen Bestandtheile betrachten, wenn sie plötzlich oder allmählich bei einer glcieiimässigen Fiillernng und Pflege in dem Secrete bei Kühen auftreten, die bisher eine derartig zusammon-gosolzte Milch nicht geliefert haben. So sehen wir, dass die Milch wäss-rigerwird, und zwar dadurch, dass nicht nur der Wassergehalt derselben sich vermehrt zeigt, sondern auch der Gehalt an Fett gleichzeitig ein geringerer wird, der CäseTngehalt sich jedoch nicht verändert Diese Veränderungen beruhen in der Mehrzahl der Fälle in dem Leiden irgend eines Or-ganos oder Systems, am häufigsten der Yerdauungsorgane. Fast ebenso häulig zeigt sich die erhöhte Thäligkeit in den Geschlechtsorganen als Ursache derartiger bald vorübergehender Veränderungen der Qualität der Milch.
So wie die Vermehrung eines der llauptheslandtheiie der Milch eintritt, bemerken wir auch die Verminderung dos einen oder mehrer der anderen Bestandtheile. Ks versteht sich von selbst, dass wir hierher nicht diejenige Veränderung in den Mengenverhältnissen der einzelnen normalen Bestandtheile rechnen , die sich im Laufe der Laclalionsperiode bei allen Kidion geltend machen, sondern nur solche meist plötzlich, zuweilen etwas langsamer erfolgende Veränderungen.
Wir wollen hier nur die Vermehrung des Wassers mit gleichzeitiger Verminderung des Fettgehaltes, eine Veränderung, die nicht seilen und gemeinhin plötzlich auftritt, aber auch bald verschwindet, besprechen.
Die Kühe, deren Milch den angegebenen Wechsel in dem Gehall an Wasser und Fett wahrnehmen lässt, befinden sich anscheinend ganz wohl, sie verzehren mit Appetit das ihnen dargereichte Futter, lassen in ihrem Benehmen bei oberflächlicher Betrachtung auch nicht das Mindeste wahrnehmen , was auf Krankheil, Verstimmung oder dergleichen schliessen liisst. Die Milchdrüsen zeigen in Bezug auf die Quantität des Secretes keine Veränderung, wohl aber in Bezug auf die Qualität; das äussere Ansehen der Milch ist verändert, während sie bisher eine weisse oder gelblich woisse Farbe zeigte, besitzt sie nun mit einem Male eine mehr bläulich woisse. Wird die Milch behufs Ausscheidung des Folios aufgestellt, so scheidet sich nur eine dünne
|
||
|
|
||
|
|
|||
|
192 Quantitative und qnalilalive Verändeiunsen des Secretes der Milchdrüsen.
|
|||
|
|
|||
|
I
|
Schicht oiiu^s leicht gelb gefärbten Folles aus, die darunter stehende MUcb Ist bläulich von Farbe.
Die blaue Farbe rührt von der geringeren Menge von Fett, welches im enuiisiven Zustande sieh befindet, her. Je weniger Fettmoiecüle in der ca-semhaitigen Flüssigkeit suspendirl sind, um so mehr durchscheinend ist die Flüssigkeit, wodurch die bläuliche Farbe herbeigeführt wird.
Unterwirft man die Thiere einer genauen Untersuchung, die. diese Ver-iimlerung in der Milch wahrnehmen lassen, so findet sieh, dass in der Mehrzahl der Fälle die Kühe den Eintritt der Brunst wabinehmen lassen, bei einer geringeren Zahl hingegen geringe Yerdauungsstörungen sieh als die Ursache der Veränderung des Secretes herausstellen. Kühe, bei welchen das Auftreten der Brunst sich nur durch äusserst schwache Zeichen bekundet, Zeichen, die bei oberflächlicher Beobachtung der Thiere leicht übersehen werden, liefern in der Zeit eine bläuliche, fettarme Milch, deren gemeinhin plötzliches Auftreten auffällt, da die Kühe anscheinend durchaus nichts Abnormes wahrnehmen lassen. Bei solchen Kühen hingegen, wo die Brunst durch deutliche, ziemlich heftig auftretende Zeichen in die Erscheinung tritt, erklärt sieh die Milcbveränderung sehr leicht, und wird daher weiter nicht besonders berücksichtigt.
Ganz ebenso, ja noch unerklärlicher ist dem Melkenden die Veränderung der Milch, wenn nur geringe Verdauungsstörungen dieselbe verursachen ; liier hören wir vom Besprechen etc. der Thiere, wodurch die Milch die Umänderung erhallen haben soll; oder aber es wird angegeben , es sei der Kuh etwas in das Futter gethan . was die Wirkung auf die Milch ausübe. Dieses Letztere ist nicht ganz von der Hand zu weisen , da durch Metallsalze in Gaben mittlerer Stärke Störungen in der Verdauung hervorgerufen werden können, die eine Veränderung der Milch sofort zur Folge haben. So werden z. B. Cupr. sulphuric., auch selbst Zinc, sulphuric, in einzelnen Gegenden als die Stoffe betrachtet, welche den Kühen beigebracht, die erwähnten Nachtheile zufügen sollen.
Es mag nun die eintretende'Brunst, oder eine Verdauungsstörung die Ursache der Milchveränderung sein, immer wird in diesen Fällen medieinisc.h Nichts zu geschehen brauchen, da in wenigen Tagen das Leiden sich bei einer richtigen diätetischen Haltung verliert. Die Entziehung der schwer verdaulieben stark nährenden Futterstoffe während 1 — 2 Tagen, die Darreichung von Heu und als Getränk reines Wasser wird genügen die Thiere herzustellen.
Die Vermehrung der Kalksalze in der Milch kommt iti Folge des reich-lieben Gehaltes der Nahrung an dergleichen Salzen vor, jedoch soll sich auch einigen kachcctischen Krankheiten wie Lecksucht, Knoehenbrüchigkeil, Sar-komatose die Menge dieser Körper bedeutend vermehren; wir haben über die Vermehrung des Gehalles von Kalksalzen schon bei Betrachtung der Milchsteine gesprochen.
|
||
|
|
|||
|
I
|
|||
|
i
|
|||
|
#9632;r
|
|||
|
|
|||
|
'
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
Quantitative und qualitative Veränderungen des Secretes der Milchdrüsen. 193
Die grösste Z;ilil (JerMildifehler, und zwar solche, die sich unangenehmer liemorkbar als die eben aufgeführten machen, rühren von mangelhaft bereiteten Bestandtheilen der Milch her. lgt;as Erscheinen der Körper so wie wir es in der frisch aus dem Euter entleerten Milch wahrnehmen, liisst, wie bereits angelührl, durchaus nicht Abnormes an denselben erkennen. Es ist daher die mmigelhafte ßeschaHenhi'il in der Lagerung der Atome dieser Körper nur zu suchen. Die Anordnung muss hier derartig sein, dass in Folge der Einwirkung des Sauerstoffes der Luft eine [Imlagerung der Atome und Bildung von Körpern eintritt, die entweder gewöhnlich nicht entstehen, oder wenn sie sich bilden, doch nicht so früh wie bei der mangelhaften Ausbildung der Stoffe es Statt hat, auftreten. Je nachdem ein grosseier oder geringerer Theil der Stolle mangelhaft gebildet ist, und je nachdem die Lockerung der Atome im höheren oder niederen Grade vorhanden ist, werden auch die Zersetzungen in bald minderer bald stärkerer Ausbreitung und bald diese, bald jene Körper aus den Zersetzungen hervorgehen. Es werden daher die Körper, die den geringsten Widerstand den auf sie einwirkenden Potenzen entgegenzusetzen im Stande sind, eher diesen erliegen, als diejenigen, welche vermöge der fesleren Lagerung ihrer Atome den Einwirkungen Trotz bieten kömien. im Allgemeinen sind die Bestandtheile der Milch mehr als die Bestandtheile der Secrete anderer Drüsen zur Zersetzung geneigt, da sie fast siinimtlicli Producte einer Zersetzung, der fettigen Meta-morphose der Drüsenzellen sind.
Wird durch irgend einen Vorgang im Körper, z. B. durch eine mangelhafte Verdauung aus den Nahrungsmitteln ein Mal nicht Nährstoff in hinreichender Menge aufgelöst und dem Blute zugeführt, ist ferner die Umla-gerung der Atome in den zur Aufnahme gelangten Stollen eine mangelhafte, so wird auch die Bildung der Milchdrüsenzeilen und ihres Inhaltes nur mangelhaft sein können, die in ihnen enthaltenen Stolle werden, da sie nicht von normaler Beschaffenheit sind, Producte von einer Beschaffenheit liefern, die sie nicht geeignet macht, den linsseren Einflüssen einen energischen Widerstand entgegenzusetzen, vielmehr bald in nicht gewünschte Körper, in die entfernteren Bestandtheile zerfallen. Wir können in einigen Fällen durch das Mikroskop nachweisen, dass die Umwandlung oft eine mangelhafte ist. Wir finden nicht selten in der zum schnellen Zerfall geneigten .Milch Colostrum-körpereben, oder vielmehr sogenannte Milchkörperchen, die an einander kleben, und so den ersteren im Susseren Erscheinen gleichen, ein Zeichen, dass die Protennerbindung, die den feltmolecülen die Hüllen liefert, nicht von normaler Beschall'enheit war.
Die Drsachen, die solche mangelhafte Bestandtheile der Milch entstehen lassen, sind wie bereits erwähnt, durch geringe; Verdauungsstörungen, also Störungen, welche einzelne Organe der Körper befallen, oder es sind schädliche Potenzen, die den Körper im Ganzen treffen, wie namentlich hohe
Forste nberg, Milchdrüsen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ^3
|
||
|
|
||
|
|
||||
|
k
|
194 yuantitative und qualilalive Wiiindcruniien des Secretes der Milchdrüsen.
Tempera I ur^nide, (icwillei'sehwiiie, dunstige heisse Ställe und dergleielraquo;en, welche die Umbildungen nicht normal vor sich gehen lassen, und daher zu einer mangelhaflcn Bildung der in der Milch enthaltenen Körper die Veranlassung geben. In der wärmeren Jahreszeit seilen wir ziemlich allgemein verbreitet und nicht selten die Milchfehlcr, denen immer eine schnelle Zersetzung der Milchheslandtheile zu Grunde liegt, auftreten.
Wir werden in dem Folgenden einzelne hierher gehörige Zersetzungen der Milch aufl'ühren.
|
|||
|
|
||||
|
1
|
1. Frübes Gerinnen der Milcb.
Das Conguliren des Caseins hat, wie wir dies bei Krankheiten der Milch— drQse fast stets wahniehinen, oft schon im Sinus des Eulers Statt; ohne ein Drüsenleiden Irin dieses Gerinnen des Käsestoffes im Euler nicht ein. Wir haben diese Veränderung liier keiner Erörterung zu unterwerfen, da hierüber schon weiter vorn bei Besprechung der Drüsenleiden das Nölhige milgetheill worden ist.
Es tritt aber eine Gerinnung der Milch , ähnlieh der, die wir nach Hinzufügen des Laabes walirnehnien, und zwar plötzlich vor dem Zeilpuncle ein, wo diese gewöhnlich einzutreten pflegt. Bei heisser, schwülerGewitters-lufl sehen wir anscheinend normal beschafltene Milch einige Stunden nach dem Aufstellen in Satten gerinnen; Ursachen, die gewöhnlich als dergleichen hervorrufend beschuldigt werden, und als niangeliiafle Reinigung der Milch-gefässe etc. bekannt sind, lassen sieh als vorhanden nicht annehmen.
Die geronnene Milch schmeckt zuerst nicht sauer, ist aber auch nicht so süss, wie gewöhnlich, so ilass hier eine Umsetzung sämmtlichen Milchzuckers in Milchsäure noch nicht stattgefunden hat; immerhin aber genügt eine nur im geringen Grade erfolgte Säurebildung, um jene Umlagerung der Atome des Käsestoll's herbeizuführen. Dass eine verhältnissmassig nur geringe Menge von Milchsäure diese Umänderung bewirken kann, beruht in der mangelhaften Beschaffenheit des Caseins. Es scheint hier nur ein Anstoss erfolgen zu brauchen, um die Gerinnung eintreten zu lassen. Nicht immer coagulirt sämint-liches Casein der Milch, es erfolgt dieses oft nur stellenweise, so dass wir in der Milch kleine Klüiiipchen von geronnenem Käseslolf, umgeben von anscheinend normal beschaffener Milch sehen. In dieser Milch ist entweder nur ein Theil des Caseins so beschaffen gewesen , dass geringe Säuremengen zu seiner Coagulation genügten, oder aber es war nur eine geringe Menge Milchsäure gebildet, eine Menge, die nicht hinreichend war, den sämmtlichen oder doch einen grüsseren Theil des Caseins zu coaguliren. Ks kommen überhaupt vielerlei Abänderungen hier vor, die aber immev auf ein und demselben Vorgänge beruhen, nur die Mengen der umgeänderten Stolle sind verschieden.
|
|||
|
M\-
|
||||
|
iP
|
||||
|
il
|
||||
|
r i
|
||||
|
|
||||
|
; %.
|
||||
|
|
||||
|
:
|
||||
|
|
||||
|
#9632; :
|
||||
|
|
||||
|
|
|||
|
). Frühes Gerinnen der Milch.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;195
-Die Ursachen, welche die mangelhafte Bereitung der Milchbestandtlieile
herbeiführen, die hier nicht nur das CaseYn, sondern auch den Milchzucker
betroffen haben , sind wohl nur theiTweise in einer anomalen Herrichtung der
Nährstoffe, hauptsäcblieh in einem mangelliaften Verlauf des Processes, dem
jene Körper ihre Entstehung in den Milchdrüsen verdanken, zu suchen. Sehr
häufigist die Witterung die Veranlassung, und zwar eine warme, schwüle
Gewitterluft, ferner warme dunstige Sliille etc.
Die Beseitigong isl nur dann mit geringen Schwierigkeiten verknüpft, wenn geringfügige Leiden der Yerdauungsorgane , die mangelhafte Bereitung #9632; des Ghylus etc. die Ursache sind und die Prognose ist in diesen Fallen günstig; weniger günstig ist dieselbe, wenn Witterung und mangelhafte Stiille die Veranlassung gehen, da Durchgreifendes hiergegen sich nicht immer ausführen lässt.
Die Behandlung wird bei Leiden der Verdauung dahin zu richten sein, dass man die Alloction des Magens, welche gewöhnlich eine katarrhalische zu sein pflegt, durch Darreichung von doppelt kohlensaurem Natron für sich, oder in Verbindung mit bitteren Mitteln zu beseitigen trachtet; aussei- der Verabreichung dieser Arzneien muss für eine passende Diät Sorge getragen werden, namentlich vermeide man während einiger Tage den Genuss sehr prote'inreicher Nahrungsmittel, beschränke die Thiere auf leicht verdauliches Grünfutter, oder bei Trockeufutter auf Wiesenheu.
Sind die Ställe heiss und dunstig, so muss man, wenn es irgend möglich ist, eine Erniedrigung der Temperatur herbeizuführen suchen; vor Allem sei man bestrebt, den Thieren nicht zu viel voluminöse Futterstoffe zu verabreichen, damit der Pansen nicht zu sehr mit Futterstoffen erfüllt und das Alhmeii hierdurch nicht noch mehr beeinträchtigt werde. Kühles, frisches Trinkwasser für sich, oder mil etwas salpetersaurem Natron versetzt, etwa i Grammen pro dosi, den Thieren öfters während der heissen Tageszeit dargereicht, trägt etwas zur Kühlung der Kühe bei. In vielen Fällen bleibt nichts weiter übrig, als die Kühe im Freien an schattigen Orten lagern zu lassen; durch einen Wechsel des Aufenthaltsortes wird man in den Stand gesetzt, den Stall gehörig lüften zu können.
Die Räume, in welchen die Milch aufgestellt wird, müssen kühl gehalten werden, und ist dies mit der Bäumlichkeii im Ganzen nicht zu erzielen, so ist es zweckmässig, die Milch enthaltenden Satten in kaltes Wasser zu stellen, um so die Wonne, ein das Gerinnen begünstigendes Moment, unschädlich zu machen. Es verhindert das Coaguliren der Milch der Zusatz einer geringen Menge von kohlensaurem Natron; man wird dieser Uülfsmittel sich bedienen können bis zu der Zeit, wo durch das oben angegebene Verfahren die Grundursachen des Uehels gehoben sind.
|
|
||
|
|
|||
|
13'
|
|||
|
|
|||
|
|
||||
|
: 1 I'
|
|
196 Quantitative und qüaUtatlve Veränderungen des Secretes der Mllchdramp;sen.
|
||
|
|
||||
|
ib
|
2. Schleimige oder fadenziehende Milch.
Audi bei der schleimigen Milch ist eine mangelhafte Bildung des ProteTn-körpers die Hauptursache der fadenziehenden Beschaffenheit. Die Milch ist entweder gleicb hei der Entleerung aus dem Euter fadenziehend, schleimig, oder sie wird es Dach Verlauf einiger Zeit. Fadenziebend oder schleimig sehen wir die Müch, welche kurz vor und bald nach dem Gebären aus dem Euter entleert wird, ein Secret, das gewöhnlich Colostrum genannt wird; femer wird bei Hyperämien etc. des Euters ein ähnliches Secret von den Drüsen abgesondert;
Der Bestandtheil, welcher in diesen Fällen die Milch schleimig und fadenziehend erscheinen liissl. ist das Albumin, welches oft 15 - 30 Procent der Milch aasmacht, wie dies in einem früheren Abschnitte mitgetiieilt worden ist. Hier ist mithin der ProteTtakörper nicht von der Beschaffenheit, wie er in der normalen Milch sein soll. Wir können aber die fadenziehende Milch, welche bei den hier angeführten Zuständen auftritt, nicht als einen Milchfehler bezeichnen, sondern nur eine solche hierherzählen, welche ohne ein ätftserlich wahrnehmbares beiden der Milchdrüsen und nachdem ein längerer Zeitraum nach dem Gebären verstrichen ist, auftritt und aus Ursachen entspringt , welche gemeinhin in dem Verdauungsapparate ihren Sitz haben. Das Verhalten der Milch in diesen Fällen ist wesentlich von dem des Colo-strums etc. verschieden, vor Allem fehlt letzterem die Eigenschaft, normaler Milch, die mit dieser schleimigen in Berührung kuinmt, d. b. solcher anomalen .Milch zugesetzt wird, auch diese Eigenschaft bald zu ertheilen. Man spricht in diesen Fällen von einer schleimigen GHhrung. Oh dieser Process als ein Gährungsprocess bezeichnet werden kann, lasse ich dahin gestellt, ich halte ihn den Producten zu Folge für einen Fäulnissprocess. Die Milch nämlich, welche ein so eigenthümliches Verhallen des ProteTnkörpers wahrnehmen lässt, enthält der Untersuchung zu Folge neben einem etwas grösseremGehalt an Kali und Natronsalzen eine stets nachweisbare nichl unbedeutende Menge kohlensauren Ammoniaks, also ein Product desjenigen Zerfalls organischer stickstoffhaltiger Körper, welcher mitHülfe des Wassers vor sich geht und mit Fäülniss bezeichnet wird. Der l'role'inkörper in dieser Milch besitzt grössteh-Iheils vom Hause aus eine anomale Beschaffenheit, d. h. die Lagerung seiner Atome ist eleich bei seiner Bildung vermuthlich manselhafl erfolgt, sie ist eine so lockere, dass sehr bald ein Zerfall desselben eintritt, der sich zunächst bei der mikroskopischen Untersuchung der frisch entleerten Milch durch das Aneinanderkleben einer grösseren Menge von Fellmolecülen zu erkennen giebl und documentirl, dass ein ProteTnkörper sich in der Milch findet, welcher die Eigenschaften des Caseins nicht besitzt. Ein Theil der Protelfnkörper erlangt durch die Einwirkung des koblensavu%n Ammoniaks, welches beim Zerfall
|
|||
|
|
||||
|
|
||||
|
B v
|
||||
|
:
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
[
|
||||
|
|
||||
|
|
||
|
2. Srhlcimigp oder I'adi.'nziohomlp Milch.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; | 97
eines Theiles des Prote'inkörpers sich gebildet, Jene fadenziehondc Beschaften-heil schon in dem Sinus der Milchdrüse. Bei der mangelhaften Bildung des ProteTnkörpers dieser Milch wird eine geringere Menge des kohlensauren Ammoniaks schon genügen, dem Process des Zerfalls schnell anheimzufallen und so ist eine ständige Quelle zur fortschreitenden Umänderung des Prote'inkörpers gegeben. Dieses Zerfallen währt natürlich nach der Entleerung der Milch aus dein Euter fort. Wird nun solche kohlensaures Ammoniak enthaltende Milch, Milch , deren Proteinkörper noch fortdauernd zerfallen, normaler Milch zugesetzt, so übt das kohlensaure Ammoniak seinen Einfluss aid'das Casein aus, und wandelt sie hierdurch in schleimige fadenziehende Milch um. Setzt man kohlensaures Ammoniak frischer Milch oder dem Casein zu, so sieht man, dass auch hier sich eine schleimige Fadenziehende Masse in dein Grade bildet, als durch jenes Salz der Proteinkörper umgeändert war. Dass eine solche Milch wenig und schlechten Kahm ausscheidet, dieser Rahm sich schlecht buttern lässt und eine Butter von schlechtem Geschmack liefert, liegt auf der Hand.
Die Diagnose ist bei der frisch gewonnenen Milch, welche erst nach Verlauf von mehreren Stunden allmählich die fadenziehende Beschaffenheit annimmt, nicht leicht, die mikroskopische l:ntetsuchiing giebt hier zuweilen Aufschluss, das Zusammenkleben eines Theiles der Futtermolecüle ist ein Zeichen, welches den Eintritt jener ömwandlung der Milch voraussehen lässt. Ist aber die Umwandlung eines Theiles der Milrh schon im Sinus erfolgt, so kann die Beschaffenheit der Milch nicht leicht übersehen werden.
Die Prognose ist in den Fällen günstk. wo neben der Verabreichung von Arzneien ein Wechsel in den Nahrungsmitteln und eine gute Hallung und Pflege zur Ausführung kommen kann. Gestatten die Verhältnisse keine Änderung, besonders in Bezug auf die Futtermittel, so ist die Vorhersagung nicht ganz günstig.
Je nach den Ursachen werden die Maassregeln, welche zur Beseitigung dieses Leidens ereriflfen werden müssen, verschiedene sein. Ist die.fehler-hafte Milch anfgetrelcn in Folge, von Verdauungsstörungen, so sind diese durch die geeigneten Mittel zu lieben. In den meisten Fällen wird die Ver-abfolgung von Chlorwasserstollsäurc in Leinsamschleim und zwar (i — 7 Grammen pro dosi während mehrer Tage genügen, die Verdauungsstörung zu beseitigen ; diese Säure kann auch mit einem Infusum von VVermulh oder einem anderen bittcraromatischen Kraute gegeben werden. Ist das Leiden der Verdauungsorgane durch Nahrungsmittel vermüassl, welche durch Pilzvegetation oder durch Fäulniss verdorben sind, so kann es nur dann beseitigt werden, wenn solche verdorbene Nahrungsmittel nicht mehr verabfolgt werden. An der Nichtbeseiligung derartig beschaffener Nahrungsmittel scheitert oft der Erfolg der medicinischen Behandlung.
Tritt dieser Milchfehlcr dort auf, wo mehrere oder eine grösserc Zahl
|
||
|
|
||
|
|
|||
|
#9632;
i
|
19S Quantitative und qualitative Veränderungen des Secretes der Milchdrüsen.
von Kühen gehalten wird, und ist das Futter tadellos, so dass Ursache zu der Annahme vorhanden ist, die seidechte Beschaffenheit der Milch rühre von einer oder mehreren Kühen , die von einem Verdauungsleiden befallen , her, so hat man eine L'ntersuehimsi des Gesundiieilszustandes der einzelneu Kühe vorzunehmen, und wenn eine solche kein Resultat liefert, was sehr leicht der Fall sein kann, wenn nur imhedeutende Störungen vorhanden sind, so ist man gezwungen, einen Theil von der Milch einer jeden Kuh besonders aufzustellen, um das Thier resp. die Thiere zu ermiUelu, deren Milch mangelhaft hereilet wird. Nachdem die Thiere, deren Milch die mangelhafte Beschaffenheit besitzt, ermittelt worden ist, wird die von diesen Thieren nicht der von den anderen Thieren erhaltenen Milch beigemischt, und so dem Verderben des ganzen Milchquantuins vorgebeugt. T)ie sich als krank erwiesenen Thiere werden zur Beseitigung des Leidens einer diesem entsprechenden Kur unterworfen.
1st das Leiden durch schlechte Nahrungsmittel oder schlechte Haltung und Pflege herbeigeführt und produciren daher sammtliche Kühe schlechte Milch, so muss für bessere? Futtermittel und eine bessere Pflege Sorge getragen werden. Sind schlechtes Heu, oder verdorbene Körnerfrüchte, die dadurch , dass sie den Kühen gegeben werden, genutzt werden sollen, die Veranlassung, so müssen diese mit den Külieu nicht mehr verfüttert, sondern durch andere tadellose Futterstoffe ersetzt werden, was jetzt, wo eine so grosseZahl vonFabriealionsrüekstanden den Landwirtiien zu Gebote stehen, keine grossenSchwierigkeiten bereitet DieNährstofie, welche dem verdorbenen Heu etc. innewohnen sollen, sucht man durch Oelkuehen, Kleie und Äehnliches, gemischt mit Strohhäcksel den Thieren dargereicht, zu ersetzen.
|
||
|
^.
|
|||
|
|
|||
|
m
|
3. Die blaue, gelbe und rothe Milch.
Keiner der sogenannten Milchfelder hat so häulig zu Besprechungen Veranlassung gegeben, wie der, welcher als blaue Milch bezeichnet wird. Es kommt auch keiner in solcher Ausdehnung vor, und führt so bedeutende Verluste herbei, wie dieser. Gleichzeitig mit der blauen Milch trill auch die gelbe uud zuweilen die rothe Milch auf, und zwar so, dass in dem Gef'asse, in welchen sich die blaue Milch wahrnehmen lässl, an einzelnen Stellen gelb und roth gefleckte Stellen auf der Milch sieh linden.
Die Milch, welche, nachdem sie aus dem Euter entfernt und in Saiten aufgestellt worden , blau , gelb oder roth wird, lässt bei ihrer Entnahme aus den Sinus der Milchdrüsen 'durchaus keine Merkmale wahrnehmen, aus welchen auf das spatere Auftreten der in Rede siehenden Milchfebler geschlossen werden kann. Die Milch enthalt weeler zu wenig, noch zu viel Fett, ist auch nicht wässn'g etc. Nachdem sie in den Molkereikammern in Satten aufgestellt,
|
||
|
|
|||
|
|
|||
|
|
||||
|
9. Die blaue, gelbe und rothe Milch.
|
199
|
|||
|
|
||||
|
geht die Ausscheidung des Rahmes regelmassig vor sich, und in dem erslen Zeilraum ist nicht die geringste Abweichung in dem Verhalten der später sieh bliiuiiirbonden Milch wahrzunehmen. Nach Verlauf von 12, 18—ü Stunden sehen wir auf der einen
|
||||
|
|
||||
|
oder anderen Stelle der Sahne bald einen blauen, bald mehrere blaue und zwischen diesen gelbge-fiirbte und zuweilen auch einzelne kleine rothe Flecken von der (jrösse eines Sandkornes bis zu der eines Stecknadelkopfes auftreten, von denen die Idaugefarbten sehr schnell an Umfang zunehmen, und (5 bis 8 Stunden nach dem ersten Auftreten bereits einen Durchmesser von ;1/4 — I Zoll und darüber erreicht haben. Die Zunahme an Urnfang schreitet
|
|
|||
|
immer weiter, bis nach
|
||||
|
|
||||
|
Verlauf von weiteren 24 bis 26 Stunden die ganze Oberfläche blaugefärbt ist. In den Füllen, wo eine Gelbfärbung eintritt, finden
|
Fig. 30.
Pil/ (PcuicJUium) del blauen Milch, n uml I) Myreliiunfnclen, c Coni-üienreihe, rf obrfer Theil eines PitafadenB, :m weichem eine in der Bildung begriffene Conidienreihe *\lt;:h befindet, (? einzelne Conidien-
glicder. Vergrösserung ^quot;ji. /l einzelne altere Conidienglieder mit SchAvärnikürpeiehen erfüllt. \ ergrössermiir ä0,)i'i, aus dem einen treten die Schwärmer hervor. / 2. Dieses letztere Glied 62U Mal vergrGwert. g Schwärmer jenes Conidiengliedes. VergrGesferung S(,0ii.
|
|||
|
|
||||
|
wir Inseln von dieser Farbe
in der blauen Masse. Die Verbreitung des gelben Farbstoffes erfolgt nicht so rapide wie des blauen, und noch langsamer als der gelbe, vergrössert der rothe seinen Umfang.
Die blaue Färbung, welche die Milch, wenn der'Process sehr schnell und intensiv verlauft, zeigt, gleicht der des Indigo: das Gelb sieht zwischen dem Orange und Chromgelb.
Die Färbung der Milch erfolgt zunächst auf der Oberfläche und dringt von hier aus in die Tiefe. Man kann sich sehr leicht von diesem Vorgange überzeugen , wenn man die Milch in einem Glasgefäss aufgestellt hat. Je nachdem der Process schneller oder langsamer verläuft, je nachdem erfolgt die Verbreitung des blauen Pigmentes mehr oder weniger in die Tiefe.
Die blaue Milch reagirl stets sauer, besitzt einen säuerlich stechenden der Buttermilch ähnlichen Geruch, und der coagulirle Käsestoff zeigt nicht
|
||||
|
|
||||
|
|
|||
|
w
|
200 Qnantitntivp und qualitntivo Vprönilerimsen des Secretes der Milchdrüsen,
die Festigkeit, welche normale Milch gewöhnlich zu dieser Zeit wahrnehmen lässt. Die von der blaueo Milch entnommene Sahne hat einen unangenehmen ranzigen Geschmack, ebenso die aus dieser bereitete Butter, aus welcher durch Auswaschen nie ganz vollständig der Farbstoff entfernt werden kann.
Untersucht man die auf der Oherlläche der blauen Milch vorhandenen, und etwas über diese hervorgetretenen blauen Massen mit Hülfe des Mikroskops, so findet man, laquo;lass sie zum grössten Theile aus Pil/.mycelium zusammengesetzt sind, über welches aus Conidien bestehende Fäden hervorragen, und dass diese Pilzmassen blau gefärbt sind. Zwischen den Myccliumtaden liegen die die Rahmschicht bildenden Fettkügelchen. Ausser diesen Göni-dienreihen haben wir eine grosse Zahl von einzelnen Gliedern jener Reihen angetroffen, in welchen kleine Körper, die sich in sehr lebhafter Bewegung befinden, enthalten sind.
In vorstehender Figur quot;iO geben wir die Abbildung solcher von uns in den erwähnten, auf der Oberfläche befindlichen blauen Massen angetroffenen Pilzformen, a und b sind Pilzfragmente, welche das Mycelium bilden, c eine Conidienreihe und r/ein Faden, an welchem sich eine Reihe Gonidien-glieder befindet, e sind einzelne Conidien und /Conidien mil denkleinen Zellen bei stärkerer Vergrösserung abgebildet, welche sich in lebhafter Bewegung befinden. Aus dem einen dieser Conidien treten die kleinen Gebilde, die sich sofort noch lebhafter, als in der Zelle bewegten, hinaus. Wir ge-wahrlen unter diesen Körpern solche, welche nur aus einer kleinen Zelle bestehen, solche, welche aus i, und solche, wo -i Zellen aneinandergereiht waren.
Die blaugefärbte Rahmschicht zeigte bei der mikroskopischen Untersuchung eine grosse Zahl Conidien, theils einzelne, (beils aneinander gereihte, ferner eine ungeheuere Zahl jener kleinen Körper, welche aus den Conidien hervorgegangen, sich in der lebhaftesten Bewegung begriffen zeigten, und eine langen1 Zeil bedurften, ehe sie zur Ruhe kamen. Die grössere Menge dieser Körper bestand aus 3 aneinander gereihten kleinsten Zellen, eine geringe aus 2 und aus einem solchen Gebilde. Die ersteren erscheinen als feine kleine Stäbchen, die durch 2 Querwände in '.\ Abtheilungen oder Zellräume gelheilt waren, auch die aus i Zeilchen bestehenden waren von länglicher Form. Die Bewegung dieser Stäbchen ist eine sehr schnelle und dadurch eine eigenlhümliche , dass sie nicht um ihren in der Lange gelegnen Mittel-punet, sondern sich anscheinend schraubenförmig um ihre Längsachse drehen. Es ist nicht dies eine ihnen, durch die kleinen in der Flüssigkeit in Bewegung befindlichen Molecule inilgetheille, oder durchdiese hervorgerufene, sondern eine von ihnen selbst ausgeführte Bewegung.
Die Conidien sowohl, wie die aus ihnen hervorgegangenen kleinen Kör-perchen, die gewöhnlich als Schwärmer bezeichnet werden, sind überall dort, wo der Farbstoff vorhanden ist, tincirt. Ausser diesen eben beschrie-
|
||
|
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
8. Die blaue, gelbe und rothe Milch.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;201
bpnen Schwärmern hpobarhteton wir noch in diesem tingirten Wasser Lep-lolhrixrcihen von verschiedener Liinge, Fäden, welche aus 10—20 und mehr einzelner kleiner Zellen beslanden, und thcils in Bewegung waren, theils sich ruhie; verhielten, und nur durch die Schwärmer bald nach der einen bald nach der anderen Seite gelegt wurde. Einem Theile derselben, namentlich den aus einer geringen Zahl von Zellen bestehenden Fäden konnte die selhslständiiie Bewegung nicht abgesprochen werden. Die kleinen aus •2—:i Zellen besiehenden, sich hin und her bewegenden Körperchen hat schon Fuchs l] wie er in seiner so vorzüglichen Arbeit über die blaue Milch angiebt, wahrgenommen, und eine Abbildung derselben in Fig. 2:1 gegeben. Er nannte diese kleinen Körperchen. die Professor Elirenber;/ als zur Gattung Vibrio gehörend erkannte, Vibrio oyanögenus. Die AbbildmigJKgses Vibrio zeigt Körperchen, die aus:?, :$—1 an einander gelagerten ZeÄBI bestehen, mit hin ganz so gebildete Körperchen sind, wie die von mir in derblauen Milch wahrgenommenen.
Ganz ebenso beschaffene Körperchen habe ich in den rothen Massen vorgefunden, die auf roth gewordenem Fleisch, Semmel etc. sich finden, welchen Vorgang ich ISfHi im Spätsommer hier und in Berlin zu beobachten Gelegenheit hatte. Schon vor einer Reihe von Jahren untersuchte ich derartig roth gefärbtes Brot und bewahre von jener Zeil her noch eine Semmel, auf welche ich die von Ehrenbery Monas prodigiosa genannten Körper übertragen und die liothfärbung der Semmel her vorgerufen hatten.
Diese auf fleisch und Brot vorkommende rothe Fälumg wird auch auf der Milch zuweilen beobachtet. Es treten hier rothe Flecken neben den blauen und gelben auf und gewinnen selten eine grosse Ausbreitung; diese rollie Milch zeigt durchaus dieselben Körperchen wie die blaue und die gelbe.
Diese kleinen Körper, welche ich, wie ich weiter oben angeführt, nicht nur in den Gonidiengüedern von bestimmtem Alter beobachtet, sondern auch aus ihnen heraustreten gesehen habe, und welche in der tingirten Flüssigkeit sich hin und her bewegen, kann ich, da ich ihren Ursprung zu beobachten Gelegenheil hatte, nicht den Thieren zuzählen: es sind und bleiben Körperchen, welche dem Pflanzenreiche angehören, und daher ist die Bezeichnung Vibrio, wenn man hiermit eine niedere Thierart benennen will, für diese Körper eine entschieden unrichtige.
Ich muss aufrichtig bekennen, dass ich die Vibrionen und Bacterien soweit ich sie kennen gelernt, und ich hatte hierzu hinreichende Gelegenheit, nicht für Thiere, überhaupt nicht als besondere Thier— oder Pllanzcnindi-viduen anerkennen kann. Sie sind mir stets als Keime von Pflanzen und zwar von Pilzen erschienen, die vermöge des Substrats, in welchem sie sieh bewegten und vegelirlen, auf die Bildung einiger junger Zellen sich bcschrän-
1) Magazin für die gesammte Thioiheilkundc VII, 1841.
|
||
|
|
||
|
|
|||
|
|
202 QuantUaUVe pad qualitative Veränderungen des Secretes der Milchdrüsen.
ken müssen, ganz sowie wir dies bei der Hefe, der Leptothrix sehen, die unter gleichen ausseien Umstünden fort und fort, ihnen gleiehe Zellen und Zellenreihen entwickeln.
Die Ursache suche ich, wie angeführt, in dem Substrate, dein, wie wohl anzunehmen ist, dadurch, dass Millionen solcher kleiner Körper in dem gegebenen Räume sich schnell entwickeln und nicht Stolle in hinreichender Menge zu Gebote stehen, um wie die zuerst hineingelangten jKörpen zu vollständig entwickelten Pilzen sich ausbilden zu können. Wir haben ja in der blauen Milch die verschiedenen Stufen der EntWickelung vor uns, wir haben diese kleineu Körper, die Leplolhrixreihen , die Reihen von Conidiengliedcrn und die ausgebildeten Schimmelpilze.
Die neueren und neuesten Untersuchungen und Beobachtungen haben ergeben, dass unter dem Einflüsse derVegetatipn dieser Pllanzen je nach dem Substrat verschiedene Zersetzungen hervorgerufen werden können und werden. Erdmann ') hat in seiner Arbeit über den reihen Farbstoff, der durch derartige kleinlaquo;; Körper hervorgerufen wird, dargethan, dass derselbe aus den Proteinkörpern hervorgehl, die er als eine Anilinverbiudung erkannte.
Den blauen Farbstoff, den wir in der Milch linden, halten wir in Folge der Reaclionen, die wir bei unserer Untersuchung über die Ursache der blauen Milch ausgeführt und weiter hinten mitlheilen werden, auch für eine aus den Prole'inkörpern durch die Einwirkung der Pilzkeime hervorgegangene Anilinverbiudung. Die Pilze, die Ober die Oberfläche der Milch hervorwachsen, und blau gefärbt sind , erhallen ihre Farbe nur durch Aufnahme des in ihrem Substrate durch die Vegetation ihrer Keime hervorgerufenen Farbstoffs, ebenso die in der blau gefärbten Flüssigkeil befindlichen Leptolbrivreihen und Keime. Die Entfärbung, oder die Umänderung der Farbe , welche der Farbstoff der blauen Milch durch die Einwirkung verschiedener Reagentien erleidet, können wir durch die Einflüsse derselben Reagentien auch in den Pilzen und ihren Keimen hervorrufen.
Der Farbstoff ist sehr intensiv, geringe Mengen rufen schon eine intensive Färbung der mit ihm in berührung gelangenden Körper hervor. Dies ist eine Eigenschaft desselben. welche aussei- anderen seiner Isolirnng die grössten Schw ierigkeiten entgegensetzt
Ich habe, um zu erforschen, wie lange Zeil durch Impfung normaler Milch die blaut1 Milch fortgeführt werden kann, ferner um über die Fortpflanzung der die Zersetzung der Milch hervorrufenden Körpereben eine Einsicht zu erlangen, und endlich, um, wenn es möglich wäre, den Farbstoff in grösseren Mengen darzustellen , blaue Milch während eines Jahres fortgezüchtet, vorn August des Jahres IMifi bis zum August ISti? und folgende Resultate erhalten :
II Durch Uebcrtra^ung der auf der Oberfläche der blauen Milch befind-
|
||
|
it
|
|||
|
ü;
|
|||
|
|
|||
|
1 Journal für praktische Ghemie XCIX, 7. |iiiy. 385.
|
|||
|
|
|||
|
U;;
|
|||
|
|
|||
|
^^^^^teHMM^HMM^
|
|||
|
|
|||
|
3. Die blaue, Reihe und rothe Milch.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;203
liehen blauen Massen lässt sich der Process in normaler Milch hervorrufen, (lurch welche diese bald mehr bald weniger blau wird.
Die normale Milch verhüll sich sehr verschieden gegen die den blauen Farbstoir hervorrufenden Körperchen. Während in einzelnen Fällen der Pro-i-ess sehr rapid verlief und in i'i Slunden nach geschehener Debertragaog der blauen Massen sich beinahe die ganze überlläche mit den hlauen Massen von dunkler Fache überzogen halle und die Färbung sich ziemlich lief nach unten in die Milch fortsetzte, war in anderen Fällen die Ausbreitung an den geimpflen Stellen eine sehr geringe, es bildete sich um die, 1 —l'/j Linien Durchmesser besitzende Impfmasse eine Zone von blauer Milch, deren Durchmesser in vielen Fidlen nicht ',.gt; Zoll, in andern \l:2 Zoll errcicble. In letzteren Füllen war ich oft genöthigl, grosse Mengen der blauen der normalen, frischen Milch beizufügen, um hinreichende Mengen blauer Milch zu erhallen. In den lelzlen Monaten trat höchst seilen die Bildung so schnell fortschreitend auf, dass intensiv blau gefärbte Massen sich zeigten, vielmehr war In fast allen Fällen eine nur schwache Klaui'iirbunc vorhanden, die Inten— siläl der Farbe nahm ständig ab und schliesslich erfolgte nach Uebcrtragung selbst bedeutender Masse blauer Milch keine Forlenlw icke hing. Am sicheisten verfährt man, wenn man abgerahmte Milch zu den Versuchen verwendet, wenigstens habe ich in mebt seltenen Fällen bei nicht abgerahmter Milch eine Forlenlw ickelunü nicht eintreten sehen, wohingegen die abgerahmte Milch stets, wenn auch zuweilen nur schwach, die Hlaufürbung eintreten liess.
2)nbsp; nbsp;Nur dann erfolgte die Bildung blauer Milch in frischer Milch, wenn die lingirle Käsemasse und mil ihr die kleinen Körperchen und Glieder der (lonidienreihen, welche Schwärmer enthielten, übertragen wurden. Dagegen war die L'ebertragung von den über der Oberfläche hervorgewachsenen, blau gefärbten Pilzmassen, in welchen sich eine nicht unbedeutende Menge von rundlichen, mit Sporen erfillllen Sporangien und Pinselsiioren fanden, stets ohne Erfolg, es kam nie zur Bildung des blauen Farhstofts.
3)nbsp; Der Farbstoff haflel nicht nur an dem geronnenen Küscstotf, sondern auch an dem in der Region der Färbung befindlichen Milchscmru.
Wurden die blaugefärblen Massen auf ein Fillrum gehrachl, so zeigte sich das abfillrirle Serum blau von Farbe, und in den meisten Fällen inlen-siver gefärbt, als der auf dem Filier helindliche käsesloff; der letztere konnte durch Wasser nicht vollständig entfärbt werden.
4)nbsp; Der Farbstoff konnte aus dem Serum nicht isolirl werden; heim Eindampfen der Flüssigkeit ging die blaue Farbe in eine hellrolhe über; alkalische Erden wurden lingirt; eine unlösliche Verbindung bildeten die Salze der Erden mit ihnen jedoch nicht.
5)nbsp; nbsp;Die ätzenden Alkalien, Kali und Natron, rufen in der Lösung des blauen Farbstoffes eine Rolhfärbung hervor, welche durch Hinzufügen von Sauren wieder verschwindet, und die blaue Farbe wieder herstellen; Am-
|
|
||
|
|
|||
|
|
|||
|
202 OoantUatlve unil qualitative Veiitnderungen des Secretes der Milchdrüsen.
|
|||
|
|
|||
|
11
|
ken müssen, ganz so wie wir dies bei der Hefe, der Leptothrix sehen, die unter gleichen iiusseren Umstanden fort und fort, ihnen gloiehe Zeilen und Zellenroihen entwickeln.
Die Ursache suche ich, wie angefühlt, in dem Substrate, dem, wie wohl anzunehmen ist, dadurch, dass Millionen solcher kleiner Körper in dem gegebenen Räume sieh schnell entwickeln und nicht Stolle in hinreichender Menge zu Gebote stellen, um wie die zuerst hineingelangten jKCrpec zu vollständig enUyickellen Pilzen sich ausbilden zu können. Wir haben ja in der blauen Milch die verschiedenen Stufen der Entwiekelung vor uns, wir haben diese kleinen Körper, die Leptothrlxreihon , die Reihen von Conidiengliedern und die ausgebildeten Schimmelpilze.
Die neueren und neuesten Untersuchungen und Beobachtungen haben ergeben, dass unter dem Einflüsse der Vegetation dieser Pllanzen je nach dorn Substrat verschiedene Zersetzungen hervorgerufen werden können und werden. Erdmann ') hat in seiner Arbeit über den rothen Farbstoll', der durch derartige kleine Körper hervorgerufen wird, dargetlum, dass derselbe aus den Proteinkörpern hervorgeht, die er als eine Anilinverbindnng erkannte.
Den blauen Farbstollquot;, den wir in der Milch finden, halten wir in Folge der Hoaetionen, die wir bei unserer Untersuchung über die Ursache der blauen Milch ausgeführt und weiter hinten mittheilen werden, auch für eine ans den Proteinkörpern durch die Einwirkung der Pilzkeime hervorgegangene Anilinverbindung. Die Pilze, die Ober die Oberfläche der Milch hervorwachsen, und blau gefärbt sind, erhalten ihre Farbe nur durch Aufnahme des in ihrem Substrate durch die Vegetation ihrer Keime hervorgerufenen Farbstoffs, ebenso die in der blau gefärbten Flüssigkeil befindlichen Leptothrkreihen und Keime. Die Entfärbung, oder die Umiinderung der Farbe , welche der Farbstoll' der blauen Milch durch die Einwirkung verschiedener Reagentien erleidet. können wir durch die Einflüsse derselben Reagentien auch in den Pilzen und ihren Keimen hervorrufen.
Der Farbstoff ist sehr intensiv, geringe Mengen rufen schon eine intensive Färbung der mit ihm in Berührung gelangenden Körper hervor. Dies ist eine Eigenschaft desselben, welche aussei' anderen seiner Esolirung die grössten Schwierigkeiten entgegensetzt.
Ich habe, um zu erforschen, wie lange Zeit durch Impfung nornialcrMilch die blaue Milch fortgeführt werden kann, feiner um über die Fortpflanzung der die Zersetzung der Milch hervorrufenden Körperchen eine Einsieht zu erlangen, und endlich, um, wenn es möglich wäre, den Farbstoll' in grösseren Mengen darzustellen , blaue Milch während eines .labres fortgezüchtet, vom August des Jahres IHfifi bis zum August 1867 und folgende Resultate erhalten:
1) Durch Uebertragung der auf der Oberfläche der blauen Milch hefind-
|
||
|
.h
|
|||
|
l:
|
|||
|
i.
|
|||
|
i
|
|||
|
|
|||
|
t Journal für praktische Uicniie XCLX, 7. pag. 3b5.
|
|||
|
|
|||
|
fc
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
3. Die blaue, gelhe und rothe Milch.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;203
lichen blauen Massen lüsst sich der Process in normaler Milch hervorrufen, durch welche diese b;ild mehr bald weniger blau wird.
Die normale Milch verhält sich sehr verschieden gegen die den blauen Farbstoff hervorrufeodeB Körperchen. Während in einzelnen Fällen der Process sehr rapid verlief und in 2i Slnnden nach geschehener rehertragung der blauen Massen sich beinahe die ganze Überfläche mit den blauen Massen von dunkler Farhe überzogen hatte und die Färbung sich ziemlich lief nach unten in die Milch fortsetzte, war in anderen Fällen die Ausbreitung an den goimpften Stellen eine sehr geringe, es bildete sich um die, I—1'/^ Linien Durchmesser besitzende Impfmasse eine Zone von blauer Milch, deren Durchmesser in vielen Fällen nicht l/2 Zoll, in andern M/a Zoll erreichte. In letzteren Fällen war ich oft genöthigl, grosse Mengen der blauen der normalen, frischen Milch beizufügen, um hinreichende Mengen blauer Milch zu erhalten. In den letzten Monaten trat höchst seilen die Bildung so schnell fortschreitend auf, dass intensiv blau gefärbte Massen sich zeigten, vielmehr war in fast allen Fällen eine nur schwache Blaufärbung vorhanden, die Inten-sität der Farbe nahm ständig ab und schliesslich erfolgte nach Uebertragung selbst bedeutender Masse blauer Milch keine Fortentw ickeIuns. Am sicher-sten verfährt man, wenn man abgerahmte Milch zu den Versuchen verwendet, wenigstens habe ich in nicht seltenen Fällen bei nicht abgerahmter Milch eincFortentvvickelunii nicht eintreten sehen, wohinseeen die abiierahmle Milch stets, wenn auch zuweilen nur schwach, die Blaufärbung eintreten liess.
21 Nur dann erfolgte die Bildung blauer Milch in frischer Milch, wenn die tingirte Käsemasse und mit ihr die kleinen Körperchen und Glieder der Conidienrcihen, weiche Schwärmer enthielten, übertragen wurden. Dagegen war die Uebertragung von den über der Oberfläche hervorgewachsenen, blau gefärbten Pilzmassen, in welchen sich eine nicht unbedeutende Menge von rundlichen, mit Sporen erfüllten Sporangien und Pinselsporen fanden, stets ohne Erfolg, es kam nie zur Bildung des blauen Farbstoffs.
3)nbsp; Der Farbstolf haftet nicht nur an dem geronnenen Käsestoff, sondern auch an dem in der Region der Färbung beündlichen Milchserum.
Wurden die blaugeiarbten Massen auf ein Filtrum gebracht, so zeigte, sich das abfiltrirte Serum blau von Farbe, und in den meisten Fällen intensiver gefärbt, als der auf dem Filter befindliche Käsestoff; der letztere konnte durch Wasser nicht vollständig entfärbt werden.
4)nbsp; Der Farbstolf konnte aus dem Serum nicht isolirt werden; beim Eindampfen der Flüssigkeit ging die blaue Farbe in eine hellrothe über; alkalische Erden wurden tingirl; eine unlösliche Verbindung bildeten die Salze der Erden mit ihnen jedoch nicht.
ö) Die ätzenden Alkalien, Kali und Natron, rufen in der Lösung dos blauen Farbstoffes eine Bothfärbung hervor, welche durch Hinzufügen von Säuren wieder verschwindet, und die blaue Farbe wieder herstellen; Am-
|
;
|
||
|
|
|||
|
|
|||
|
I
II
|
201 Quantitative und qualitative Veränderungen des Secretes der Milehdrüsen.
|
||
|
|
|||
|
M-
|
moniak verwandelt das Blau auch in ein Roth, dieses ist jedoch mehr ein Blauroth , durch Qinzuftlgen von Säure vcrsohwindel jedoch auch dieses wieder, und es tritt das reine Blau wieder auf. Von Mineralsänren vernichtet die Salpetersäure den blauen Farbstoff, während Ghlorwasserstoffsäure ohne ihn zu zerstören, darauf einwirken kann. Lässl man das blaügefSrbte Serum, oder die blaue Milch einiiie Tage stellen, nachdem sie den Hühepunct ihrer Enl-wickelung erreicht hat, so geht die blaue Farbe sehr bald in eine schmutzig rollte über.
Die aufgeführten lleactionen des Farbstoffs in der blauen Milch stimmen mit den von Haubner, Schulze^ Trommer und Erdmann angegebenen Reac-lionen fast vollständig überein , so dass ich die Angaben der Letzteren wie bereits'angegeben dahin vollständig theile, dass den Reactionen zufolge das Blau ein Anilinblau sei, welches, wie Erdmann in seinem oben eitirten Aufsätze anführt, nach Prof. A. II'. Hoffmann's Untersuchungen als Triphenyl-rosanilin bezeichnet werden kann.
Im Jahre 18132 veröffentlichte mein Vorgänger hier in Eldena Professor Haubner1] eine ausgezeichnete Arbeit über blaue Milch, in welcher er sich ganz entschieden dahin aussprach , dass die blaue Milch weder durch Pilze noch durch Vibrionen herbeigeführt werde, und doch stimmen dieErgebnisse der Versuche mit den Resultaten der von mir ausgeführten Versuche im Grossen und Ganzen Oberem. So wie Haubner bin ich zu dem Resultate gelangt, dass die Bildung des Farbstoffs auf Kosten des Caseins vor sich geht, liauhner nimmt ein Ferment an, ich halte, wie ich dies weiter unten ausführen werde, die Filzkeime (Schwärmer, Vibrionen), und besonders ihr Vegeliren, für das Moment, welches in einem mangelhaft gebildeten Case'fn Spaltungen hervorruft, deren Ergebniss das Anilinblau ist.
Die Ursachen, welche das Blauwerden der Milch herbeiführen, liegen llieils, ja wir können sagen hauptsächlich, in der Milch selbst, theils in der Anwesenheit von denjenigen Pilzkeimen, welche wir in und auf der Milch entstehen sehen, und endlich in der Witterung. Das erste Moment muss unbedingt vorhanden sein, wenn die Bildung der blauen Milch erfolgen soll. Ebenso wird, wenn wir das zweite Moment, die Pilzkeime und deren Fortpflanzung zur Spaltung des Proleinkörpers als unbedingt nothwendig erachten, die Bildung derselben mil der eigenlhümlichen Milchbeschallenheil zusammentreffen müssen, wenn der blaue Farbstoff als Pioducl der Entmischung entstehen soll. Die Witterung übt einen Binfluss auf den Körper der Thiere aus und kann unter Umständen die Veranlassung zu einer mangelhaft bereiteten Milch geben, sie ist ferner von Einlluss auf das Mehr oder Weniger der Energie, mit welcher die Bildung des Farbstoffs vor sich gehl. Isl die Milch derartig beschallen, wie die Bildung von blauer Milch es verlangt, kommen die nie
|
||
|
lt;;
|
|||
|
is
|
|||
|
|
|||
|
l Magazin für die gesammte Thierheilkunde Will. ISS2.
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
S. Die blaue, gelbe und PotKe Milch.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;205
fehlenden Pilzkeime mit der Milch in Berührung und ist die Lockerung der Pilsivegetalion lainstisj, wirken milhin alle :i Momenle zusammeD, so geht der Process der Zersetzung, der hierbei Sliill hat, sehr schnell \oii Stallen. Wir sehen dann, dass schon innerhalb 36 — 40 Stunden nach dem Aufstellen der Milch, diese mit einer lief indigüblauen Masse bedeckt ist, und die Farbe sich tief ins Innere hineinerstreckt.
Wir haben angeführt, dass nur dann in normaler Milch der blaue Farbstoff .durch Zerfall der ProteXnkörper.auftritt, wenn wir blaue Milch in gesunde bringen , dass die Einführung der schwilnuerlosen Couidien und der Sporen für sich allein die Spaltung durch ihreyese^tjou nicht hervorzurufen im Stande ist. Es geht hieraus hervor, dass geringe Mengen der sich entmischenden PröteYnkörper genügen eine grössere Menge des normal be— sehaffenen Protetokörpers der Milch zu einem ähnlichen Zerfall zu dispo-niren. und dass erst, wenn eine Lockerung in der Lagerung der Atome erfolgt ist, und zwar in der Richtung, dass das Endergebniss die Bildung des Farbstoffes sein muss. diePilzkeime die Spaltung der Stoffe vollenden.
Ziehen wir die Pastewr'sche Ansicht in Betracht, und wollen wir dessen Ansicht über die Bolle, welche die kleinen Organismen bei der Umsetzung der Körper spielen, adoptiren , so würden die Pilzkeime allein die Spaltung hervorrufen, oder da dies, wie wir dargelhan nicht der Fall sein kann, viel— mehr die Protelfnstoffe der Milch eine besondere Beschaffenheit besitzen müssen, wenn aus dem Zerfall der blaue Farbstoff hervorgehen soll, so würden sie beschleunigend auf diesen Vorgang einwirken müssen. Dass die Vegetation der parasitischen kleinen Pflanzen nicht unbedingt nuthwendig ist zur Bildung hestimmlcr Korper, obschon Pasteur eine solche ;ds vorhanden wahrgenonunen und hiezu nothwendig erachtet hat, dafür liefert uns die Bildung der Milchsäure einen Beleg. Diese bildet sich oft schon in den Milchcisternen bald nach dein Eintritt der Milch in diese, ohne dass die kleinen Pilzkeime vorhanden sind, sie entsteht aber auch ausserhalb vielleicht in Folge ihrer Anwesenheil.
Die Bildung von Körpern, die der Benzolreihe angehören, gehl im Körper stündig vor sich, wir treffen sogar im Binderhara mehrere solche, wie die Carbolsäure oder den Phenylalköhol, die Hippursliure etc. Die Anilinverbin— düngen gehören auch zu den Benzolen. Daher kann das Auftreten dieser als Zersetzungsproduct nicht auffallen. Ivs bleibt dahingestellt, ob, da ohne eine Disposition des Proteinkörpers der Milch, (der sich ja ohnehin durch seine lockere Lagerung oder durch, die Beweglichkeit seiner Atome auszeichnet^ sich nach dieser Richtung hin zu spalten, es zur Bildung der Anilinkörper nicht kommen kann, ob die Bildung möglicherweise nicht auch ohne diePilzkeime, Vibrionen genannt, oder um mit Haubner zu reden, AÜme die Wirkung eines Ferments vor sich gehl. Ks spricht für die letztere Ansicht der1 Umstand, dass die Vibrionen, welche wir in der blauen und der normalen Milch wahrnehmen, wohl von denselben Fllanzen stammen; dies letztere bekundet
|
i
|
||
|
|
|||
|
|
|||
|
(I-
i
|
206 Quantitative und qualitative Veraodarangen des Secretes der MUohdrüsen.
(Jas IlervorsprosstMi gleichenquot; Pilze bei beiden. Die Fiirbung der auf der blauen Milch hervorlrelenden Filze bedingt keine Verschiedenheit, da diese nur durch Aufnahme des vorhandenen Farbstoffs herbeigeführt ist.
Aber nicht allein bei der blauen Milch, wo wir die Disposition der Stoffe, in eine gewisse Richtung hin sich zu spalten, als vorhanden nachgewiesen zu halien glauben, sondern auch Überall dort, wo es sich am Körper um das Ve-getiren von Filzen handelt. muss das Substrat, auf welchem die Vegetation erfolgt, eine Neigung zum Zerfall nach einer bestimmten Richtung hin haben. Ohne eine solche erfolgt keine Vegetation; wir bezeichnen diese Neigung zum Zerfall der Stoffe nach einer beslimrnten Richtung hin mit Disposition, und sagen von einem Individuum, dessen einzelne Korperlheile oder dessen ganzer Körper ein lebhaftes Vegetiren der Pilze zuliisst, es habe eine Disposition zu dem beiden , wie z. B. beiFavus, Trichophyton etc. Wir müssen eine solche Disposition bei den von solchen Leiden befallenen Individuen annehmen , da nur sie bei der Berührung mit jenen Parasiten von dein Leiden hefallen werden, und nicht auch andere, die in eben solche Berührung, vielleicht in eine noch innigere gekommen sind, und bei denen es zu keiner Forl-enlwiekelung. oder nur einer spärlichen, von selbst sich sislirenden, kommt.
Jedenfalls ist die Angelegenheit der parasitischen Pilze noch nicht soweit gediehen, um die jetzt herrschenden Ansichten, als auf imumstössiiche That-saehen beruhend, anerkennen zu können.
Wodurch das CaseTn der Milch die Beschaffenheit erhalt, theilweise in die erwähnte Richtung zu zerfallen, ist nicht in allen Füllen sicher festzustellen, in der grossen Mehrzahl der Fälle ist eine gewöhnlich nicht sehr tiefgreifende Störung der Verdauung als Ursache nachzuweisen, in anderen Fällen gelingt diese Nachweisung nicht, da ein schnell vorübergehendes, von den Besitzern zur Zeil der.Anwesenheit nicht bemerktes, gastrisches Leiden vorhanden gewesen, und erst nach der Beseitigung der Producte des Leidens, die Bildung der blauen Milch zur Wahrnehmung kommt. Im günstigsten Falle tritt die Blaufärbung der Milch -iü Stunden nach dem Aufstellen der Milch ein und nur dann erst kann eine Recherche über das Befinden der Kühe stattfinden, bis zu diesem Zeitpuncte kann aber der Krank-heitszustand schon soweit wieder beseitigt sein, dass Störungen des Appetits nicht mehr wahrgenommen werden.
In der Hegel vergeht nach dem Auftreten der blauen Milch längere Zeit, ehe in dieser Richtung Erkundigungen eingezogen werden , die gewöhnlich erst nach der Befragung eines Sachverständigen zur Ausführung kommen. Daher ist der von einigen Seiten gemachteraquo; Einwand , dass tiergleichen Störung nicht vorhanden gewesen, gar nicht zu beachten, richtig ist nur, dass die Thiere so und so lange Zeil nach dem Auftreten der blauen Milch sich nicht mehr krank zeigten.
Die gestörte Verdauung wird eine mangelhaft bereitete Albuminose oder
|
||
|
n
;, 11
m
|
|||
|
|
|||
|
i.
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
3. Die lilnui', gelbe und rothfl Milcli.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 207
Peptone zur Folge linhen; es werden die mifgeselilossenen und in die Blut-imi.sse einiierulirlen Proleinkörper schon von Diaitgelhafter Hescliall'enlieit und zu einem Zeil'iill nucU der einen oder anderen Richtung liin geneigt sein. In den Secretionen, besonders in solchen wie die Milch, welche durch eine hesondere iMclaniorphose zu Stande koumil, wird sich die mangelhafte Beschaffenheit der Protemkörper am auffallemlslen zu erkennen gehen.
Aher auch die Witterung als solche kann einen Einfluss auf die Berei-lung der Ailiuminose dahin ausüben dass diese von mangelhafter Beschaffenheit ist. Wir sehen, dass hei besonders schwüler feuchter Witterung im Sommer, wo der Respiialionsprocess nur mangelhaft ausgeführt svird , das Blauwerden der Milch auftritt, und zwar oft sehr energisch und schnull von Statten seht. Betrachtet man die Pilzhildunü als ein die Blaufarhuni' hedin-gendeS'Moment, so wird man annehmen können, dass die Witterung derselben gerade sehr günstig ist, und die ilauptscbuld der Wärme und Feuchtigkeit beimessen.
Die Pilze, welche wir in der blauen Milcli linden, können wir in den Molkereikammern als vorhanden nachweisen. Bei genauer Untersuchung der hiiumlicbkeit trclTen wir namentlich dort, wo Milch an die Wand gespritzt worden ist. schon blaugefärbte Pilzmassen, und es ist daher nichts einfacher, als anzunehmen, dass von hier aus die Pilzkeiine in die Milch gelangten und die Blaufärbung herbeiführten;
Jüs tritt nun aher nicht allein im Sommer diese in Hede stehende Zersetzung des Caseins auf, sondern auch im Winter. Wir halten erst noch im .lanuar dieses Jahres Gelegenheit gehabt, das Auftreten der blauen Milch zu beobachten. Hier waren die die Pilzvegetation begünstigenden änsseren Momente nur in sehr geringem Grade vorhanden. Das Leiden der Kuh wurde einer Behandlung unterzogen; das Blauwerden der Milch sistirte angeblich nicht, trotzdem, wie mitgetheilt wurde, eine gründliche Desinfeclion der Milchgelasse zur Ausführung gekommen war. Während beim Besitzer die Milch der Kuh sich blaufälble, trat in der von uns dem Euter der Kuh entnommenen, und an einem entfernten Orte aufgestellten Milch diese Färbung nicht ein, ein Zeichen, dass die Desinfeclion wohl keine gründliche gewesen ist.
In der Mehrzahl der Fälle, wo wir das Auftreten der blauen Milch wahrgenommen, ist nicht die Milch sämmllicbcr dem Viehstande angehörender Kühe von anomaler Beschaffenheit, sondern es zeigte sich nur die Milch einer, höchstens zweier Kühe mangelhaft, wenn nicht allgemeine Einflüsse wie Witterungseinflüsse etc. die Production mangelhaft bereiteter Milch bedingten, so dass dann die Milch sämmtlicher Kühe zur Bildung blauer Milch disponirt war. Trotzdem die Milch von nur einer Kuh solche Beschaffenheit besitzt, dass der blaue Farbstoff in ihr sich entwickelt, zeigte doch, da diese Milch der anderen beigemischt worden, sämmtliehe aufgestellte Milcli nach Verlauf von 24—36 Stunden die charakteristischen blauen Flecke. Wir
|
||
|
|
||
|
|
|||
|
208 Quanfilatlve und qualitative Verttnderimgen des Secretes der UilcMrusen.
|
|||
|
|
|||
|
sect;
I
|
hniuclien , um uns diesen Vorgang zu erklären , in solchen Füllen nicht an-zunelmien, dass dufcli die Beimischung der zum Zerfall geeigneten Milch der einen Kuh, im Kiisestotl' der Milch der Übrigen Kühe durch die Einwirkung des ersteren auch der Zerfall nach jener Richtung hin erfolgt sei. Bei einer gleichiniissigen Yerlheilung der mangelhaft bereiteten Milch in der normalen Milch der anderen Kühe wird in jedem (Jelasse , in welches die Milch zum Aussahnen aufgestellt, eine hinreichende Menge jener Milch enthalten sein. um das Blauwerden auftreten zulassen. Die aufgeführten Vereuche jedoch haben ergeben. dass allerdings eine Umänderune des normalen Käsestoffs eintritt, wenn wir ihn mit dem anomalen in Berührung hringen, und somil können wir die Einwirkung des anomal beschaffenen Caseins auf das normale nicht in Abrede stellen.
Die blaue Milch tritt nicht in jedem Jahre allgemein verbreitet auf, es vergeht oft eint- Keihe von Jahren, ehe sie sich an vielen Orten gleichzeitig zeigt. In grösseren Viehhaltungen, wo wir sie besonders in den Jahren 1-845—1847 in der Neumark herrschen sahen, tritt sie jetzt seltener auf, gewöhnlich zeigt sie sich jetzt nur auf den Gütern, die wenige Kühe halten, und wo die Butterbereitung nach dem früheren Verfahren ausgeführt wird. Seil der Einführung des frühen Absahnens werden in den grösseren Viehhaltungen Klagen über das Auftreten der blauen Milch nicht mehr laut. Es liegt auf der Hand, dass wenn die Milch 2 Tage früher zur Verwendung kommt, als es nach demallen Verfahren erfolgte, auch das Blauwerden, welches erst 21—rSG Stunden nach dem Aufstellen der Milch sich zeigt, nicht mehr eintreten kann, da die Milch bereits zur Verwendung gelangt ist. Es könnte dort, wo die Sahne mehrere Tage stehen muss, ehe sie irur Herricblung der Butter verwendet wird, diese blau werden oder aber auch die Butter; ersteres ist noch nicht beobachtet, wohl aber letzteres.
Das Erkennen der blauen, gelben oder rothen Milch hat durchaus keine Schwierigkeiten, die blauen, gelben oder reihen Flecke, die sich auf der Oberfläche, auf dem Rahme zeigen, sind so in die Augen fallend, dass sie der Wahmehmung nicht leicht entgehen können.
Die Prognose ist günstig, da einestheils sehr bald das Thier auszuniitteln ist, dessen Milch die mangelhafte Beschaffenheit, welche das Blauwerden bedingt, besitzt, anderentheils die Ursachen, welche bei einem Thiere oder bei vielen die mangelhafte Beschallen heil des Secretes bedingten, zu ermitteln ist, und beseitigt werden kann. Endlich kann laquo;lurch ein früheres Verwenden der Milch zu bestimmten Zwecken die Nutzung der Milch, ohne Nachtheile zu erleiden, erfolgen.
Die erste Maassregel, welche zur möglichst baldigen Unschüdlichmachung des in Bede stehenden Milchfehlers ergriffen werden muss, ist die Ausmittlung derjenigen Kühe, deren Milch den zum Zerfall geneigten KasestofV onthült. Zu dem Ende muss ein kleiner Theil der Milch von jeder Kuh in einem
|
||
|
W
|
|||
|
r I
|
|||
|
u
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
8. Die blaue, gelbe und die rothe Milcb.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 209
besonderen Gefilsse aufgestellt werden, es gelingt dann sehr bald zu erforschen, ob die Milch zur Zeit noch die mangelhafte Beschaffenheit besitzt, und welche Kuh die mangelhaft bereitete Milch liefert. Es hat die Ausführung dieser Vornahme keine Schwierigkeit, da Gefusse zur Aufnahme der kleinen, aus etwa '/i Quart Milch bestehenden Quantität leicht zu beschaffen sind. Es versteht sich von selbst, dass hierzu nicht die Milchsatten zur Verwendung gelangen können, da diesen sehr leicht, namentlich bei ungenügender Reinigung Partikel blauer Milch anhaften können, und durch diese die Bildung des blauen Farbstoffes in der sonst normalen Milch veranlasst werden kann. Die Gefiisse, wie Teller etc. mit der zu beobachtenden Milch dürfen nicht in der gewöhnlichen Milchkammcr, sondern müssen in einer anderen Räumlichkeit zur Beobachtung aufgestellt werden. Das Blauwerden tritt in dem Gefiisse zunächst auf, welches die Milch der Kuh enthält, deren Secret mangelhaft bereitet ist, und es wird dann bei dem nächsten Melken die Milch der betreffenden Kuh von der der anderen Kühe getrennt aufzustellen, und die Kuh einer besonderen diälelischen Fliege oder einer Behandlung zu unterwerfen sein. Tritt an die besonders aufgestellten Milchproben das Blauwerden nicht auf, zeigt es sich aber noch bei der nach der Aufnahme der Proben in den Milchstuben aufgestellton Milch, so folgt hieraus, dass die Milchgefässe nicht gehörig gereinigt sind, und die Stoffe bergen, welche jene Umsetzung herbeiführen. In diesem Falle muss dann für eine gehörige üesinfection der Gelasse Sorge getragen werden.
Die Untersuchung der das mangelhafte Secret der Milchdrüsen liefernden Kühe wird sehr bald den Krankheitszustand erkennen lassen. Gewöhnlich sind leichte Verdauungsstörungen. ein gelinder Magenkatarrh etc. die Ursache, und in der Mehrzahl der Fälle genügt entweder die Regelung der Diät, wie Entziehung der schwer verdaulichen Futterstoffe, oder man wird durch Darreichung von Natrum hicarbonicum in Gaben von lö — 20 Grammen pro dosi für sich oder in Verbindung mit einem bitteren, oder bitter aromatischen Infusum, wie das von Wennutb , Hainfarrn , Schafgarbe in Verbindung mit Fenchel etc. bereitete, die Störungen zu beseitigen suchen; bei tiefgehenden Leiden werden die Mittel, die das Leiden indirect heben, zur Verwendung kommen müssen.
Die Milch der Kranken wird so lange Zeil für sich aufgestellt werden müssen , bis derselben nicht mehr die Neigung zur Bildung des blauen etc. Farbstoffes innewohnt.
Eine gründliche Reinigung sämmtlicher Milchgefässe ist gleich nach der Erforschung der Ursache zur Ausführung zu bringen. Sie wird am sichersten durch Scheuern und Reinigen der mit einer durch gebrannten Kalk kaustisch gemachten Aschlauge herbeigeführt. Ferner sind in den Milchkammern sämmlliche Gegenstände mit Lauge abzuwaschen, der Fussboden zu reinigen und die Wände mit Kalk zu übertünchen.
Fürsten b erg, Milchdrüsea.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 14
|
||
|
|
||
|
|
||
|
210 Quantitative und qualitative Veränderungen des Secretes der Milchdrüsen.
Bis zur AusfÜbrmtg respect. Vollendang dieser Reinigungen dürfte es sich empfehlen, die Milch früher als sonst abzurahmeB und Butter zu bereiten, die Residuen hingegen, wie es diequot;Oertlichkeft gestattet, so bald als möglich /.u verwerthen. Um im Rahm das Eintreten der Blaufärbung, wenn dieser niclit gleich zur Butterbereitung verwendet werden soll, zu verhindern, genügt der Zusatz von etwas saurer Buttermilch. Die Milchsäure verhindert den Zerfall des Casetas dahin, dass der blaue Farbstoff sich bildet.
|
||
|
|
||
|
4. Die faulige Zersetzung der Milch.
Die Milch, welche innerhalb der Zeit von i8— 72 Stunden, der Zeit, welche ihr nach dem alten Verfahren zum Aussahnen gelassen wird, die Zeichen der Fäulniss wahrnehmen lässt. Ist entweder eine mangelhaft bereitete, oder aber es tritt diese Zersetzung in Folge einer schlechten Beschaffenheit der Molkereiräume ein; endlich kann dieselbe herbeigeführt werden durch faulende Milch, die in den Ritzen und Fugen der Milchgeschirre bei mangelhaft ausgeführter Reinigung sich findet.
Wir sehen diesen Zerfall der in der Milch enthaltenen Stolle nur dort auftreten, wo die Milch längere Zeil stehen und sauer werden muss, ehe zur Entfernung des Rahmes geschritten wird. In den Molkereien, wo die Sahne 12 —24 Stunden nach dem Aufstellen der Milch von dieser entfernt wivd. mithin die Milch noch siiss ist, wird die faulige Zersetzung der Milch nicht beobachtet; freilich herrscht auch in solchen Molkereien die grtfsste Reinlichkeit und es werden hier die /.weckinässigslcn Gelasse zum Aufstellen der Milch verwendet.
Die faulige Zersetzung der Milch bekundet sich 48 — 60 Stunden nach dem Aufstellen der Milch durch Blasen , welche auf der Oberfläche sich finden, durch die schmierig gelbe Farbe der, in Folge der Blasenbildung zerrissenen Balimschiclit. der schUckrigen Beschaffenheit des Käseslolfes, und durch den Schwefelwasserstoff, der in Folge der Zersetzung sich gebildet hat, und frei wird. Ist eine mangelhafte Bereitung des Secretes die Ursache der Zersetzung, so ist die Milch zuweilen etwas wässriger als sie sonst zu sein pflegt, im Geschmack jedoch, so wenig wie im Gerüche ist bei der frischen eben aus dem Euter entleerten Milch irgend etwas Anomales wahrzunehmen. Nachdem die Milch 48 Stunden gestanden, sieht man die ersten Zeichen der Fäulniss auftreten; die zuerst gleichmässig auf der Milch abgelagerte, meist dünne Rahinschicht wird durch die aufsteigenden Gase, die hier Blasen und Bläschen bilden, zerrissen, gleichzeitig entzieht sich das Ausströmen der Gase nicht der Wahrnehmung. Zwischen den einzelnen mit Pilzen bedeckten Stellen der gelblichen, dünnen Hahinscliieht sehen wir die etwas ins Blaue spielenden, von Milchserum umgebenen Käsemassen hindurchscheinen.
|
||
|
|
||
|
|
||
|
4. Die faulige Zersetzunp rtcr Milch.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 211
Nichl viel früher, wie die Fäulniss sich in der mangelhaft secernirten Milch zeigt, tritt sie dort auf, wo sie durch Unreinigkeiten hervorgerufen worden ist, auch ist im Verlaufe dos Processes keine Verschiedenheit bei
diesem wahrzunehmen.
y
Die Ursachen, welche die mangelhafte Beschaffenheil des Milclulriisen-secretes hervorrufen, liegen grösstenlheils in einer Darreichung schlechter, verdorbener und ungenügender Mengen von Nährstoffen enthaltender Nahrung, verbunden mit einer schlechten Wartung, Fliege etc. der Kühe. Ferner zeigt sich dieser Milchfehler bei den Kühen solcher Viehbesitzer, die in Bezug auf die Reinhaltung der Milchgefeisse und der Räumlichkeiten, in welchen die Milch zum Aussahnen aufgestellt wird, eben nichl scrupulös sind. In fast allen Fällen, wo über die faulige Zersetzung der Milch Klage geführt wurde, haben wir stets den Mangel an Reinlichkeit zu urgiren gehabt, gleichzeitig war auch eine schlechte Ernährung und Haltung der Kühe vorhanden. Nur selten konnten wir die letzteren Ursachen als für sich allein wirkend
feststellen.
I Uie Beseitigung der fauligen Zersetzung der Milch stösst natürlich dort
auf Schwierigkeiten, wo die Ursachen nichl unschädlich zu machen sind. Dieses Letztere ist, da gewöhnlich in Folge der Indolenz und in Folge des Vorurtheils der Leute eine Aenderuns in der Behaiullunir der Milch nur schwierig vorübergehend herbeizuführen ist, nur seilen zu erreichen. Leisten die Besitzer willig den Anordnungen Folge, besitzen sie Mittel, den Thieren eine andere Behandlung angedeihen lassen zu können, so isl das Uebel bald zu beseitigen.
Ueberall dort, wo der alte Weg der Butterbereitung verlassen, wo neben der Beobachtung einer grossen Reinlichkeit auch geeignete Molkereilocaliliilen hergerichtet worden sind , ist seit dein Aufgeben jenes alten Verfahrens dies Auftreten der fauligen Zersetzung der Milch nicht mehr beobachtet worden; seihst dann nicht, wenn den Thieren Stolle verabreicht worden sind, welche eine im Euter mangelhaft bereitete Milch zur Folge hallen. Dahingegen tritt dieser sogenannte Milchfehler noch dort auf, wo die oben aufgeführten Ursachen fortwähren. Die faulige Zersetzung der Milch wird leicht beseitigt (lurch eine sehr gründliche Reinigung der Milchgefässe und der Räumlichkeil, in welcher die Milch aufgestellt wird, ferner durch ein früheres Absahnen und Verwenden der Molkereiproducte. Ist eine mangelhafte Ernährung der Kühe als die Ursache erkannt worden, eine Ursache, die, wie wir bereits angeführt, für sieh allein, wenn Überhaupt, nur in den*eltenslen Fällen Veranlassung zu dem Auftreten dieses Milchfehlers die Veranlassung giebt. so wird durch eine zweckmässige Ernährung und Pflege, die faulige Zersetzung der Milch bald zu beseitigen sein.
|
||
|
|
||
|
u-
|
||
|
|
||
|
|
||
|
YI. Besondere Mangel milchender Kühe.
Wir haben schliesslich noch zwei Mängel dor Milchkühe zu besprechen, welche der Entfernung des Secretes der Milchdrüsen aus dein Euter Schwierigkeilen bereiten. Es sind dies das Hnrtmelkon und das Verhalten der Milch. Das erstere kommt für sich allein oder im Verein mit dem Letzteren vor, dieses ist ohne das Erstere jedoch nur höchst seilen beobachtet worden.
|
||
|
|
||
|
1. Das llartmelken.
Kühe, deren Milch nur unler grösserer als der gewöhnliehen Anstrengung von Seiten des Melkenden aus dem linier entfernt werden kann. werden als hartmelkende bezeichnet. Wir sehen, dass bei den harlmelkenden Kühen, trotz der geeigneten Vornahmen beim Melken, die Milch nur in einem dünnen Strahle nach aussen gefördert werden kann. und dass somit das Melken eine längere Zeit in Anspruch nimmt, als das einer ebenso milchreichen, jedoch mit diesem Fehler nicht behafteten Kuh.
In der Mehrzahl der Fülle nmss aus dem Benehmen der Thiere beim Melken auf die Empfindung \on Schmerzen, die ihnen durch die Entfernung der Milch aus dem Euter verursach! wird . geschlossen werden. Die Kühe stehen nicht ruhig beim Melken, sie trippeln hin und her, schlagen mit dem Schwänze den Melker ins Gesiehl, ja sie schlagen selbst mit dem llinterfusse nach dem Euter, und nicht selten wird der Melker oder der Melkeimer getroffen ; in beiden Fallen pflegt die bereits dem Kuter entzogene Milch verschüttet zu werden. Die Widerspenstigkeit der Kühe kann mir durch Zwangsmaassregeln unschädlich gemacht werden.
Die Behinderung des Ausfliessens der Milch hat entweder an einer, an mehreren, oder an sämmllichen Zitzen statt.
Es ist die Behinderung nicht durch den zu geringen Durchmesser der äusseren Oeffnung des Ausführungscaiiiils verursacht, sondern wir finden den unteren in der Brustwarze gelegenen , mit der Fortsetzung der äusseren
|
||
|
|
||
|
|
||
|
I. Das Harltnelken. S. Das Verhalten der Milch.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;213
Deckhaul versehenen Theil des Ausfülirungsganges von zu geringem Durchmesser.
Die Beseitigung dieses Mangels kann nach und nach in der Art herbeigeführt werden , dass die Secretionslhatigkeit der Drüse nicht leidet, daher ist die Prognose günstig zu stellen.
Die Hauptaufgabe der Behandlung ist, eine Erweiterung des verengten Theiles des Auslührungsgimges herbeizuführen, und zwar auf eine Art und Weise, durch die eine Benachtheiligung der DiHscnthätigkeil nicht herbeigeführt wird. Gleichzeitig muss der Behandelnde dahin bestrebt sein, dem Thiere die Schmerzen zu ersparen, die es beim Melken gewöhnlich empfindet. Durch die Erfüllung dieser Indication wird die Widerspenstigkeil des Thieres beseitigt.
Um die Milch, ohne dass die Kuh Schmerzen empfindet, aus dem Euter zu entleeren, bedient man sich des von mir construirten Milchkatheters. Dieser ist vermöge seiner Construction leicht in die engsten Oeffnungen der Brustwarze einzuführen, so dass diese Operation dem Thiere keine Schmerzen verursacht. Durch die Application des Katheters wird die Erweiterung des Canals nach und nach herbeigeführt. Um jedoch schneller zum Ziele zu gelangen, um in kurzer Zeit den Milchcanal soweit, als er zur leichten Entleerung der Milchcisterne nothwendig, zu weiten, ist es zweckmiissig nach Entfernung des Milchkatheters eine kurze, im Durchmesser diesem gleichkommende, mit einem Köpfchen versehene Guttaperchasonde einzuführen und diese in dem Gange zu belassen, bis die Milch vermittelst des Katheters wiederum entzogen wird. Diese Operation mass solange Zeit ausgeführt werden, bis der Zweck erreicht ist.
Die Gultaperchasonde ist leicht herzurichten. Man erweicht gewöhnliches Guttapercha im warmen Wasser und rollt die Masse aus bis zu der nothwendigen Stärke, spitzt das eine Ende zu und fügt an das andere Ende ein Köpfchen. Die Sonde muss I raquo;/4 — 11/2 quot; Länge besitzen und wird so tief eingeführt, dass der Kopf derselben dicht an der unteren Fläche der Brustwarze liegt.
Diese Voi-nahme ist dem operativen Einschreiten vorzuziehen, da abgesehen von der nach dem Spalten des Ganges eintretenden Entzündung in Folge der Vernarbung eine bedeutendere Strictur als bisher vorhanden gewesen, zu leicht eintritt. Zuweilen kommt es in Folge des ständigen Abüiessens der Milch zu einem Offenbleiben der unteren OefTnung der Zitze und dann tröpfelt die Milch ständig ab, wodurch Verluste herbeigeführt werden.
2. Das Verhalten der Hilch.
Dem Ausströmen der Milch beim Melken kann durch den Willen der Kuh nicht während einer längeren Zeit ein Hinderniss bereitet werden, es
|
||
|
|
||
|
|
|||
|
214
|
i. Das Verhalten iler Milch.
|
||
|
|
|||
|
wird vielmehr dureh dasselbe eine, in der Regel nur kurze Zeit wiihrende willkiirlii'he Unterbrechung Statt haben, wodurch der Process des Melkens in Folge der wiederholentlich iniftrelonden Unterbrechungen eine längere Zeit, als hei anderen Kühen beansprucht.
Gewöhnlich sind Schmerzen, welche die Thiere in Folge der Verengung des unteren Endes des Ausfuhrungsganges oder eines andern Verfahrens beim Melken erleiden, die Ursache, welche sie zum Verhalten der Milch vcranlasst. zuweilen jedoch mögen auch, besonders kurze Zeil nach dem Kalhen, andere Motive die Kuh zur Sistirung des Milchabflusses Veranlassung geben.
Bei der Beschafl'enheit des Muskelapparats der Brustwarze kann von einem Einwirken des Willens auf diesen und zwar dahin, dass die Muskelfasern sich in Folge des Einflusses des Willens bald zusammenziehen hald erschlaffen können keine Rode sein. Dem Muskel.ipparale liegen sogenannte vegetative Muskelfasern zu Grunde, durch die der Wille keinen solchen Kin-fluss, wie auf die willkürlichen oder quergestreiften Muskelfasern ausüben kann. Fgt;s muss somit durch eine andere Vornahme das Verhalten der Milch bewirkt werden.
Wir haben bei der Betrachtung der Blntgefässe des Euters (pag. 12) erwähnt , dass die Venen der Zitze in den die Basis der Zitze umgebenden Venenkranz (Taf. 1, Fig. 7, S), welcher unmittelbar auf der Schleimhaut liegt, einmünden. Dieser Gefässkranz verengt das Lumen des Milchcanals schon bedeutend bei gewöhnlicher Erfüllung der Venen. Wird nun aber der Abfluss des Blutes aus diesen Gelassen verhindert, tritt eine Stauung, und in Folge dieser eine bedeutendere Vermehrung des Uinfanges der Venen ein, so werden durch die Venen die Wände des Milchcanals so nahe an einander geführt, dass dies einem Verschlüsse gleichkommt. Gleichzeitig mit der Stauung des Blutes in dem Venenkranze tritt auch eine in dem Venen-nelze der Zilze, das ähnlich einem Schwellkörper beschaffen ist, ein, dem ein Hart- und Festwerden der Zitze und Brustwarze folgen muss. Durch diese Blutanhäufungen in den Venen erhält die Zitze eine solche Beschaffenheit, dass durch den Druck der Hand auf diese, Milch aus dem Ausführungsgange nichl ausgetrieben werden kann. Diese Behinderung persistirt natürlich nur so lange Zeil, als die Stauung des Blutes anhält.
Es fragt sich nun , durch welche Vornahme ist eine Kuh im Stande, derartige Blutanhäufungen in den Venen des Euters herbeizuführen?
Die Stauungen in den Venen tics Falters können zu jeder Zeil von den Kühen dadurch voranlassl werden, dass sie den Ablluss aus den äusseren Bauchhaulvenen, den Milchadern, und den äusseren Schamvenen hemmen. Diese Hemmung wird herbeigeführt durch Zusammenziehung der Bauch-inuskel und des Zwerchfellsmuskels.
Die Milchadern durchbohren die Bauchmuskeln, quot;um in die innere Brust-
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
St. Das Verhallen der Milcli.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;215
venen zu gelangen, durch welche der eine Tlieil des vom Euter kommenden Blutes dem rechten Herzen zugeführt wird. Werden die Bauchmuskel con-trahirt, wie dies bei der sogenannten Bauchpresse, ferner beim Äusatbmen geschieht, so weiden die Milchadern comprimirt und der Abfluss des Blutes aus ihnen gehemmt. Um von der Schamvene aus eine Stauung des Blutes eintreten zu lassen, wird ein Druck auf den Stamm der hinteren Hohlvene erfolgen müssen, der durch Feststellung des Zwerchfelles veranlasst wird, womit die Sistirung der Athmungsbewegungen verbunden ist. Werden beide Vornahmen nun gleichzeitig ausgeführt, so ist die Stauung in den Venen des Euters eine bedeutende, und der Verschluss des Milchcanals und die Sistirung des Milchausstromens ins Werk gesetzt.
Aus dem Milgetheillen geht nun hervor, dass die Milch nur kurze Zeil verhalten, und dass beim Ausalhmen der Thiere, da die Stauung sofort beseitigt wird, die Milcli entzogen werden kann. Die Kuh kann jedoch das Verhalten der Milch sofort wiederholen. Dies bedarf keiner sehr bedeutenden Anstrengung von Seite der Kuh, wenn sie hartmelkend ist, dahingegen müssen diese bedeutender sein, wenn letzteres nicht der Fall ist. Das Verhalten der Milch kann den mitgetheilten Gründen zu Folge nur intermiltirend zur Ausführung kommen, wie dies ja auch der Fall ist, und daher nimmt, wie \\ ir angeführt, das Melken solcher Thiere eine längere Zeil in Anspruch.
Diese Vornahmen von Seile der Kühe können keinen Erfolg haben, wenn zur Entleerung der Milchcisterne der bereits öfter erwähnte Milch-kalheter verwendet wird. Die beiden am oberen Ende desselben befindlichen Löcher werden zu dem Ende bis in den Sinus hineingeführt, und die Milch wird trotz des Widerstrebens der Kuh durch ihn nach aussen fliessen. 1st eine Zeillang auf tliese Weise die Milch aus dem Euter entfernt worden, so sehen wir, dass die Kühe, auch wenn der Katheter nicht eingeführt wird, die Milch sich durch das Molken mit der Hand entziehen lassen. Nur dann verfallen sie wieder in ihre frühere Gewohnheit, den Abfluss der Milch zu hemmen, wenn sie wieder hartmelkend werden, da das Melken mit der Hand ihnen unangenehm ist, und ihnen früher erlittene Schmerzen ins Gedachlniss zurückruft. In diesen Fällen ist das beim Hartmelken selbst angegebene Verfahren zur Ausführung zu bringen.
|
||
|
|
||
|
(raquo;rurk von Breitkopf amp; HartPl in Leipzig.
|
||
|
|
||
|
|
||||
|
Berichtigungeu.
|
||||
|
|
||||
|
Seite 7, Zeile 11 von oben statt raquo;ill NaturgTÖSSW — % der Naturgrösse.
|
||||
|
|
||||
|
11,
14. 64,
|
9 20 23 12
|
Art. mamm. arter. — Art. mainm. anterior.
die Zitze — der Zitze.
Milcbcysterne — Milchoisterne.
einen vorderen u und einen hinteren w spalten — einen
vorderen to und einen liinteren u spalten, durch das geringere oder grössere Geschick — von dem
geringeren oder grösseren Geschicke.
|
||
|
|
||||
|
•if.
|
||||
|
|
||||
|
|
||
|
Tafel -Erklärungen.
|
||
|
|
||
|
|
||
|
|
||
|
|
|||
|
Tafel I. flg. i.
|
|||
|
|
|||
|
Uli 1
|
Die Milchcisterne und der Ausführungägang einer Milchdrüse geöffnet, 2/3 der natürlichen Grosse: a Basis der Zitze, b oberes Ende der Milchcisterne, d unteres Ende derselben und oberes Ende der Brustwarze, *? Ausbuchtungen im Zitzencanal, / Rosette am Ende des weiten Theiles des Zitzencanals , ff Ende des Ansführungsganges der Milchdrüse, M kleine und 00 grosse Drüsengänge.
Fig. 2.
Gypsabguss des in der Zitze und Brustwarze verlaufenden Canals in Natur-grösse: a Basis der Zitze, d unteres Ende der Milchcisterne und oberes der Brustwarze, e kleine Drüsengänge , i Ausbncbtuugen des Zitzencanals, / Rosette an dem unteren Ende des weiten Theiles des Zitzencanals, ff unteres Ende des Ansfilhrungsganges der Milchdrüse.
Fig. 3. Gypsabguss der hinteren Milchcisterne mit dem Zitzencanal der linken Seite von dem Euter einer Ayrshire - Kuh, welche 1200 — 1300 Quart Milch per Jahr lieferte. Vj der Naturgrösse.
Fig. 4. Gypsabguss der hinteren Milchcisterne mit ihrem Zitzencanal der linken Seite von dein Euter einer im Jahre 3000 Quart Milch liefernden holländischen Kuh. '^ ^er Naturgrösse.
Fig. 4raquo;.
Milchcisterne und Milchgänge der hinteren Hälfte der Milebdrtise von einer holländischen Kuh. ^Naturgrösse. Abbildung nach einem aus leichtflüssiger Metalllegirung hergerichteten Injectionspräparat.
Fig. 7.
Venennetze an der Zitze des Euters einer holländischen Kuh. Naturgrösse. Das tief, fast dicht an der Schleimhaut gelegene Venennetz sendet Stämmchen an den die Basis der Zitze umgebenden, aus weiten Venen a a a a bestehenden Gefässkranz c, welche in den Stamm der inn.eren Milchdrüspnvene i Fig. 6, Taf. 11; münden ; // Zweige des oberflächlichen unter der äussereu Haut verlaufenden Venennetzes.
Fig. 8.
Der die Basis der hinteren Zitze der linken Seite des Euters umgebende Venenkranz. Naturgrösse ; an die grösseren , den Grund der Zitze umgebenden Venen (ad Fig 7), welche in die innere Milchdriisenvene i münden, e Venenzweig . welcher oben von der Milchcisterne kommt, und ebenfalls in die innere Milchdrüsenvene eintritt, c der von der inneren Seite der vorderen Zitze derselben Seite kommende Zweig der inneren Milchdrüsenvene, d die Stelle , wo die innere Milchdrüsenvene I nach innen und oben sich wendet, und zwischen das Auf-bängeband und die Milchdrüse der anderen Seite tritt.
|
||
|
|
|||
|
|
||||
|
F$.l.
|
|
|
||
|
o-H-
|
||||
|
Vh
|
||||
|
|
||||
|
|
||||
|
|
|||
|
FafJ.
|
|||
|
|
|||
|
|
J
|
||
|
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
|
|||
|
|
||
|
|
||
|
^quot;
|
||
|
|
||
|
Tafel 13.
FiR. 5.
Die linke Seite des Euters einer holländischen Kuh. Die Deckhaut ist entfernt , um den Verlauf der an der Oberfläche der Drüse gelegenen Arterien und Venen, su wie einen Theil der Lymphgefasse und den an die Drüse tretenden Nervenstamm zu zeigen. ?/3 der Naturgrösse; a äussere Schamarterie, Arter. pudenda externa, Jäussere Schamveue, Vena pudenda externa, c ein zum hinteren Theile dlaquo;r Milchdrüse, zur Lymphdrüse etc. gehender Zweig der Arterie a, d die hintere Milchdritsenarterie, Art. mammae postica, e fortlaufender Stamm der äusseren Schainarterie, welcher in der Brustbeingegend in der Haut und dem subcutanen Bindegewebe endet, g ein starker vom hinteren Theile der Milchdrüse , von der Lymphdrüse, der Scham etc. kommender Venenzweig, /; die hintere Milchdrüsenvene, Vena mammae postica, / die am hinteren Ende auf der äusseren Fläche der Milchdrüse gelegene Lymphdrüse, m die Bauchhautvene oder Milchader, Vena subcutanea abdominis, o die vordere Milchdrüsenvene, gt;#9632; ein, einen Theil der auf der Oberfläche der Milchdrüse verlaufenden Lymphgefasse aufnehmender Lymphgefässstamm , t der aus dem hinteren Ast des Darmbeinbauchnerven, Nerv, iliohypogastricus und einem Aste des äusseren Samennerven, Nerv, spermatic, extern, gebildete Nervenstamm der Milchdrüse, m hinterer Zweig dieses Nerven, x der fortlaufende, am Nabel in der Haut endende Nervenstamm.
|
||
|
|
||
|
|
||
|
|
||
|
|
||
|
-
|
||
|
|
||
|
|
||
|
|
||
|
|
||
|
Tafel m
Fig. 0.
Linke Hälfte des Euters einer holländischen Kuh mit den oberflächlich und tiefer gelegenen Blutgefässen und Nerven, ',;! der natürlichen Grosse : a äussere Schamarterie, b äussere Schamvene. c Zweig der äussereu Schamarterie an den hinteren Theil der Milchdrüse, an die Lymphdrüse / etc. . d hintere Milch-drüsenarterie, e innere Milchdrüsenarterie, Arteria mammae interna , laquo; fortlaufender Stamm der äusseren Sehamarterie, / vordere Milchdrilsenarterie . Arteria mamm. anterior, r? Venenast der Vena pudenda externa. welcher von der Scham, dem hinteren Theile der Milchdrüse, der Lymphdrüse etc. kommt, M die hinteren Milchdrüsenvenen , i die innere Milchdrüsenvene, k Einraiinduugsstelle des inneren Zweiges der inneren Milchdrüsenvene in die Bauchhautvene oder Milchader , l Lymphdrüse am hinteren Ende der Milchdrüse , m Bauchhautvene oder Milchader, n oberflächliche Venenzweige, uo vordere Milchdrüsenvenen, t Stamm des Milchdrüsennerven, laquo; hinterer Zweig des Nerven, w vorderer Zweig und x der fortlaufende Stamm des Nerven.
|
||
|
|
||
|
'l/ö *quot;
|
||
|
|
||
|
|
||
|
|
||
|
|
||
|
|
||
|
H
|
||
|
|
||
|
|
||
|
|
||
|
|
|||
|
|
|
||
|
|
|||
|
|
||
|
|
||
|
|
||
|
'i
|
||
|
|
||
|
|
||
|
|
||
|
|
||
|
m
|
||
|
|
||
|
ylaquo;gt;?*
|
||